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German Pages 951 [966] Year 2004
Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation
Rainer Kuhlen, Thomas Seeger und Dietmar Strauch (Hrsg.)
Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation Begründet von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck und Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried 5., völlig neu gefasste Ausgabe Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis
KG
Säur München 2004
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© Gedruckt auf säurefreiem Papier
© 2004 by K. G. Saur Verlag GmbH, München Alle Rechte vorbehalten In diesem Buch werden eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet. Auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen. Printed in the Federal Republic of Germany Satz: Heiko Hanschke, Progris Berlin Druck/Binden: Strauss GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-11675-6
Geleitwort 30 Jahre ist es her, dass das Programm der damaligen Bundesregierung zur Verbesserung der Lage von Information und Dokumentation, das so genannte I u D - P r o g r a m m , vcrabschicdct wurde. Trotz mancher Kritik an dem flächendeckenden Anspruch dieses Programms — es sollte reichen von der Informationsversorgung von Wissenschaft/Technik und Wirtschaft über Politik, Verwaltung, Medien bis zum mündigen Bürger - ist unbestritten, dass damit die Professionalisierung des bis dahin leicht verschlafenen, a u f j e d e n Fall aber stark fragmentierten Dokumentationsgebietes in die Wege geleitet wurde. H e u t e sind die Informationsmärkte mit einer leistungsstarken Informationswirtschaft, unterstützt durch eine weltweit anerkannte professionelle, auch weiterhin von der Öffentlichkeit unterstützte Informationsinfrastruktur, ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor. O b aberdiejetzigen Strukturen in derweiteren Z u k u n f t den Fortschritt von Wissenschaft und Ausbildung und die Informationsbcdürfnissc der Bürgerinnen und Bürger sichern können - das ist die Frage und zugleich Herausforderung an die Politik. U n d da ist in der Tat durch die Neupositionierung der Fachinformationspolitik mit ihrer starken Ausrichtung auf die Nutzerbedürfnisse und auf den offenen Zugang zur Information Einiges in Bewegung geraten. Fast zeitgleich mit d e m I u D - P r o g r a m m ist das H a n d b u c h der praktischen Grundlagen von Information und Dokumentation in seiner ersten Auflage erschienen und hat sich sofort und über die verschiedenen Auflagen hinweg als das Standardwerk der Disziplin etabliert. Trotz mancher im Detail unvermeidbarer Fachkritik ist ebenfalls unbestritten, dass ohne das H a n d b u c h der angesprochene Professionalisierungsschub des Fachgebietes nicht eingetreten wäre. Ganze Generationen von Studierenden haben v o m H a n d b u c h N u t z e n gezogen und damit auch die Berufspraxis (und die Fachpolitik). Professionalisierung bedeutet in gewissem Ausmaß unvermeidbar auch Verwissenschaftlichung. Information und Dokumentation ist weiter Praxis, sie muss aber zun e h m e n d theoretisch fundiert werden. Das ist das Anliegen dieser f ü n f t e n Auflage. Der wissenschaftliche Anspruch ist höher geworden. Die Artikel und der Kreis der Autoren wurden beträchtlich ausgeweitet. Damit wird, nicht zuletzt durch den Ε-Teil des Handbuchs, auch die Fachperspektive erweitert, ohne den klassischen Dokumentationsbereich zu vernachlässigen. Im strategischen Positionspapier des Bundesministeriums f ü r Bildung und Forschung aus dem Jahr 2002 zur Z u k u n f t der wissenschaftlichen Information wird als wesentliches Ziel formuliert: „Den Zugang zur weltweiten wissenschaftlichen Information f ü r j e d e r m a n n zu jeder Zeit und von j e d e m O r t zu fairen Bedingungen sicherstellen." Z u m Zugang gehört auch Informationskompetenz. Google-Wissen wird da nicht ausreichen. Ich wünsche der f ü n f ten Auflage, hoffentlich mit ihrer bald folgenden elektronischen Bereitstellung, allen Erfolg. Dieser kann gemessen werden am Professionalisierungsgrad der aktiv im Informationsgebiet Arbeitenden.
Ministerialdirektor Dr. Peter Krause Leiter der Abteilung 5 „Information und Kommunikation; N e u e Technologien" Bundesministerium für Bildung und Forschung
Vorwort der Herausgeber Die „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation" erschienen erstmals 1972 (642 Seiten), herausgegeben von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck und Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried, eine zweite Ausgabe dieser Herausgeber folgte 1980 (826 Seiten). Im Jahre 1990 erschien dann die völlig neu überarbeitete, dritte Neuausgabe - erstmals in zwei Bänden (1230 Seiten) und herausgegeben von Marianne Buder, Werner Rehfeld und Thomas Seeger. Das um Dietmar Strauch verstärkte Herausgeber-Gremium konnte dann 1997 die vierte, völlig neu gefasste Ausgabe fertig stellen (1069 Seiten).
Kurzdarstellungen der institutionellen Teile des Informationswesens (Archiv, Bibliothek, Buchhandel, Technische Redaktion, Verlagswesen etc.) im Hauptkapitel D. Gänzlich neu ist Kapitel Ε „Information im Kontext", das der Entwicklung Rechnungträgt, dass „Information" immer mehr in vielen Fachgebieten thematisiert wird. Hier muss die Entwicklung zeigen, was davon in unser engeres Fachgebiet übernommen werden kann, das ja immer schon vom Methodenimport aus anderen Fächern gelebt hat und auch immer schon andere Fächer mit Themen und Fragestellungen angeregt hat.
Seit dem Erscheinen der vierten Ausgabe sind erhebliche technische, methodische und organisatorische Veränderungen auf den Gebieten Information, Dokumentation und Informationswissenschaft zu verzeichnen. Die rasanten Entwicklungen der letzten Jahre machen die Neuausgabe der „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation" erforderlich.
Ergänzend wird diesem I landbuch ein Glossarband beigegeben, in dem wichtige Begriffe und Konzepte der Informationsarbeit definiert und beschrieben werden; ein englisches Register erleichtert den Zugang.
Für diese Neuausgabe stand Werner Rehfeld, der ständig an die Notwendigkeit innovativer Herangehensweisen und unkonventioneller Strategien erinnert hat, nicht mehr hilfreich zur Verfügung. Er ist am 25. Mai 2001 nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Sein Engagement in der Sache „Informationsarbeit" hat bleibende Spuren hinterlassen. Frau Marianne Buder hat sich aus der aktiven „Herausgeberschaft" zurückgezogen. Mit dem neuen Mitherausgeber Rainer Kuhlen ist die informationswissenschaftliche Komponente, auch durch Einbeziehung vieler neuer Autoren, noch einmal verstärkt worden, ohne dass die praktische Zielsetzung der „Grundlagen" damit vernachlässigt wurde. Kontinuität in der Struktur und bei den Autoren der Beiträge ist auch für ein Handbuch, das die Grundlagen des Fachgebietes vermitteln will, wichtig. Daher konnten einige bewährte und „gewohnte" Teile aus den Vorauflagen beibehalten und vervollständigt werden. Die Hauptkapitel Abis D sind erhalten geblieben. In Kapitel Α werden die begrifflichen Grundlagen des Fachgebiets abgehandelt sowie die historischen und professionellen Entwicklungen nachgezeichnet. Kapitel B, das die methodischen Aspekte von „Informationsarbeit" behandelt, wurde allerdings stark ausgeweitet. Fortgeschrieben wurden in Kapitel C die früher unter dem Titel „Informationssysteme" behandelten besonderen Fachinformationsbereiche, ebenso die
Die Herausgeber hoffen, dass die jetzt vorgelegte Struktur überzeugt. Letztlich muss die Fachwelt entscheiden, ob sie dem aktuellen Stand der Entwicklung des Informationsgebietes gerecht wird. Wir haben in die einzelnen - mehr als 70 - Beiträge nur sehr behutsam an wenigen Stellen eingegriffen und die Fachleute unseres Gebietes selber sprechen lassen. Dadurch konnten gewisse Überschneidungen - vielleicht sogar Inkonsistenzen nicht ganz vermieden werden. Entsprechend sind auch die Literaturhinweise bei den einzelnen Beiträgen geblieben. Als erster Schritt zu einer möglichen zukünftigen Online-Version des Handbuchs hat sich der Verlag entschlossen, die Beiträge aus Kapitel Ε und das Glossar in einem Internet-Forum der Herausgeber zugänglich zu machen. Die Herausgeber möchten an dieser Stelle all denen danken, die mit Rat, Kritik und Tatkraft an dem Gelingen der Ncuausgabc ihren Anteil hatten. Das sind an erster Stelle natürlich die Autorinnen und Autoren, ohne die das Werk nicht möglich gewesen wäre. Aber danken wollen wir auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlages für ihre exzellente Kooperation und Unterstützung und für ihre Beharrlichkeit, dass diese „Grundlagen" fortgeschrieben werden konnten. Rainer Kuhlen Thomas Seeger Dietmar Strauch
Gesamtübersicht
Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis Geleitwort Vorwort der Herausgeber Inhaltsverzeichnis Band 1 Abkürzungsverzeichnis Α Grundlegendes
V VII XI XXXV 1
Β Methoden
125
C Systeme - Produkte - Dienstleistungen
377
D Bereiche der Fachinformation und -kommunikation
495
Ε Information im Kontext
681
Sachregister
751
Autoren- und Herausgeberverzeichnis
759
Band 2: Glossar Einleitung
V
Glossar A - Z
1
Englisches Register zum Glossar
139
Inhaltsverzeichnis Band 1 Abkürzungsverzeichnis
Α
Grundlegendes
A 1 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.2.7 1.2.8
1
Rainer Kuhlen: Information
A A A A A A A A A A A A A A
XXXV
3
Sichten R e d u k t i o n o d e r Z u w a c h s an U n g e w i s s h e i t ? Interdisziplinäre Sichten Variationen I n f o r m a t i o n f ü r eine W i s s e n s c h a f t o d e r f ü r viele W i s s e n s c h a f t e n ? I n f o r m a t i o n in der I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t W a r u m n i c h t Wissenswissenschaft? „ I n f o r m a t i o n s . . . " o d e r „Wissens..."? I n f o r m a t i o n im institutionellen Bereich des Faches G r e n z e n der T e r m i n o l o g i e d e b a t t e n Jenseits der I n f o r m a t i o n s t h e o r i e Sprachspiele u n d G e s c h i c h t e n D i e D I K W - H i e r a r c h i e u n d ihre i n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t l i c h e R e - I n t e r p r e t a t i o n I n f o r m a t i o n e l l e P r a g m a t i k - A k t i o n u n d Kontext Weitere I m p l i k a t i o n e n der P r ä f e r e n z f ü r „ I n f o r m a t i o n " Literatur
3 3 4 4 5 5 5 6 7 8 9 11 14 16 17
A 2
Thomas Seeger: Entwicklung der Fachinformation und -kommunikation
21
A A A A A A A A
Einleitung I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n als Tätigkeit u n d System Fachliche K o m m u n i k a t i o n u n d professionelle I n f o r m i e r u n g s p r o z e s s e D i e Q u a n t i f i z i e r u n g des Wissens u n d seiner N u t z e r Von der „ D o k u m e n t a t i o n " z u m I n f o r m a t i o n s m a r k t D i e P i o n i e r e d e r D o k u m e n t a t i o n in Brüssel ( O t l e t u n d La Fontaine) Der Aufbruch zur Dokumentation Institutionelle E n t w i c k l u n g e n in der I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n in D e u t s c h l a n d I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g in D e u t s c h l a n d zu B e g i n n der 90er J a h r e Das A u f k o m m e n des I n f o r m a t i o n s m a r k t e s / I n f o r m a t i o n s w i r t s c h a f t S t r u k t u r v e r ä n d e r u n g e n d u r c h die I n f o r m a t i o n s - u n d Kommunikationstechnologien D i e Q u a l i t ä t e n der I n f o r m a t i o n s a r b e i t Die Organisationsstruktur der Informationsvermittlung Literatur
32 32 33 34
A 3
Thomas Seeger: Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf und Ausbildung in Deutschland
37
A 3.1 A 3.2 A 3.3.
Z u r Professionalisierung des B e r u f s f e l d e s I n f o r m a t i o n s a r b e i t Z u m Stand der Professionalisierung i m I u D - B e r e i c h in D e u t s c h l a n d A u s b i l d u n g in der I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n
37 39 44
2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3
A 2.5.4 A 2.5.5 A 2.6 A 2.6.1 A 2.6.2
21 21 23 25 25 25 27 29 31 31
XII
A 3.3.1 A 3.3.2
A 4 A A A A A
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
A 5 A A A A
5.1 5.2 5.3 5.4
A A A A A
5.5 5.6 5.6.1 5.6.2 5.7
A 6 A A A A
6.1 6.2 6.2.1 6.2.2
A 6.2.2.1 A 6.2.2.2 A 6.2.2.3 A 6.2.2.4 A 6.3 A 6.4
A 7 A 7.1 A 7.2 A 7.2.1
Inhaltsverzeichnis
Entwicklungen seit Mitte der 70er Jahre in der Ausbildung Information und Dokumentation Die Ausbildungskapazitäten im Informationsbereich Literatur
44 47 50
Marlies Ockenfeld: N a t i o n a l e u n d internationale Institutionen Vereinigungen und Verbände der Information und Dokumentation in Europa Fachlich ausgerichtete Vereinigungen und Verbände in Deutschland Außereuropäische und internationale Institutionen und Verbände Politische Institutionen und Fördereinrichtungen Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Deutschland (Auswahl)
55 55 56 58 58 59
Rainer Kuhlen: Informationsethik Informationsethik, Cyberethik, Computerethik Informationsethik als Grundlage der Professionalisierung des Informationsgebiets . . . . Universalisierung der Informationsethik Informationsethik - Formen des Umgangs mit Wissen und Information in elektronischen Räumen Informationsethische Diskurse Gegenstände der Informationsethik Aktuelle Themen der Informationsethik Methodische Alternativen Schluss Literatur
61 61 62 63 65 65 66 67 68 69 70
T h o m a s Seeger: (Fach-)Informationspolitik in D e u t s c h l a n d (Bundesrepublik D e u t s c h l a n d ) . . .73 Vorbemerkung 73 Etappen in der Formulierung der deutschen luD-Politik (Fachinformationspolitik) . . . 73 Indirekte Einwirkungen auf die Dokumentation im frühen 20. Jahrhundert 73 Direkte Einwirkungen auf die Information und Dokumentation nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland 74 Projektionen zu einem gesamtstaatlichen System der Information und Dokumentation 74 Realisierung eines gesamtstaatlichen Systems durch institutionelle Förderungen 76 Deregulierung und Privatisierung der Information, Stärkung der Rahmenbedingungen für private Initiative 80 N e u e strategische Ziele im Rahmen übergreifender Konzepte von Informationsgesellschaft und Wissensgesellschaft 84 Ausblick 84 Die Internationalisierung der (Fach)-Informationspolitik 85 Literatur 87 Jürgen W Goebel: Informationsrecht - R e c h t der Informationswirtschaft Einführung Einschlägige Rechtsmaterien und Gesetze Informationsrecht - eine homogene Materie?
91 91 91 91
Inhaltsverzeichnis
XIII
A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A
92 92 93 94 94 95 96 96 96 97 98 98 99 100 100 100 100 101 102 103 103
7.2.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.3.5 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4 7.4.5 7.4.6 7.5 7.5.1 7.5.2 7.5.3 7.5.4 7.5.5
A8 A 8.1 A 8.2 A 8.3 A 8.3.1 A A A A A A A A A A
8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.3.4.1 8.3.4.2 8.3.4.3 8.3.5 8.3.5.1 8.3.5.2 8.4
A 9 A A A A A A A
9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.2 9.2.1 9.2.2
Übersieht Schwerpunkt „Urheberrecht und gewerblicher Rechtsschutz" Grundlagen des Urheberrechts Vervielfältigung und sonstige Verwertung Grenzen des Urheberrechts Urheberschutz für Informationsdienste und -produkte Gewerblicher Rechtsschutz Schwerpunkt „Daten- und Knowhow-Schutz" Grundlagen des Datenschutzrechts Zulässigkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten Rechte des Betroffenen Kontrollorgane und -instanzen Datensicherheit Knowhow-Schutz Schwerpunkt „Vertragliche Aspekte" Vertragstypologische Einordnung von Informationsgeschäften Rechte und Pflichten der Vertragspartner Typische Verträge in der Informationswirtschaft Wirksamkeit Allgemeiner Geschäftsbedingungen „Online-Verträge" Literatur
Rainer Kuhlen: Wissensökologie 105 Wissensökologie im Zusammenhang der Informationsethik 105 Über das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit hinaus in Richtung einer Wissensökologie 105 Sichten aufWissensökologie 106 Die funktionale Perspektive - Produktion und (freier) Transfer von Wissen unter der Nachhaltigkeitssicht 106 Die kommunikationsökologische Perspektive 107 Die zukunftsethische Perspektive 108 Die ökosoziale Perspektive 108 Der Rebound-Effekt 108 Politische Perspektive der ökosozialen Marktwirtschaft 109 Erweiterung der ökosozialen Marktwirtschaft durch Elemente von Wissensökologie . . 109 Die wissensökologische Perspektive 110 Wirtschaften in elektronischen Räumen 110 Wissen erschöpft sich nicht im Gebrauch 110 Bausteine einer Wissensökologie 111 Literatur 112
Wolfgang Ratzek: Informationsutopien - P r o a k t i v e Zukunftsgestaltung. Ein Essay Informationsutopien Utopie - was ist das? Information - was ist das? Informationsutopien - Vorbereitung auf die Zukunft Die Utopie von der Informations- und Wissensgesellschaft Utopie N u m m e r eins: Zahlenfetischismus Utopie N u m m e r zwei: IT-Innovation gleich Erkenntniszuwachs?
115 115 115 115 116 116 116 117
XIV
A 9.2.3 A A A A A A A A A A A
9.2.4 9.2.5 9.2.6 9.2.7 9.2.8 9.2.9 9.2.10 9.2.11 9.2.12 9.2.13 9.2.14
A 9.3 A 9.4
Inhaltsverzeichnis
Utopie Nummer drei: Internet-Hype - verändertes Rechercheverhalten und Wissensgenerierung Utopie Nummer vier: Information als Inspektionsgut tarnen Utopie Nummer fünf: Problemlösen leicht gemacht Utopie Nummer sechs: „Anything goes" Utopie Nummer sieben: Antipodische Strategie Utopie Nummer acht: Privatheit und informationelle Selbstbestimmung Utopie Nummer neun: „Ubiquitious Computing" Utopie Nummer zehn: Unsere Realität - eine Mixtur multipler Welten Utopie Nummer elf: Die tabulose Gesellschaft Utopie Nummer zwölf: Mit „Retro" in die Zukunft Utopie Nummer dreizehn: Umzingelt von Utopien Utopie Nummer vierzehn: Die Rolle von Informationsprofis Partner und nicht Zulieferer Welchen Nutzen haben Informationsutopien? Schluss Literatur
117 117 118 119 119 120 120 121 121 122 122 122 123 123 124
Β
Methoden
Β 1
H a n s - J ü r g e n Manecke: Klassifikation, Klassieren Allgemeines Grundlagen von Klassifikationssystemen Strukturelemente Strukturen. Begriffsbeziehungen Begriffsbezeichnungen Typen, Eigenschaften und Pflege Zusammenfassung. Regeln und Normen Verwendung. Klassieren Beispiele von Klassifikationssystemen Internationale Dezimalklassifikation (DK) Internationale Patentklassifikation Colon-Klassifikation (nach Ranganathan) RIS Klassifikation (nach Soergel) Weitere Entwicklungen Literatur
127 127 127 127 129 129 130 131 131 132 132 135 136 138 139 139
Margarete Burkart: Thesaurus Funktion und Merkmale Thesaurusaufbau Eingrenzung des Bezugsrahmens Wortgutsammlung und Bezeichnungskontrolle Terminologische Kontrolle Synonymkontrolle Polysemkontrolle Zerlegungskontrolle Aquivalenzklasse - Deskriptor Begriffliche Kontrolle Beziehungsgefüge des Thesaurus
141 141 141 141 142 142 143 143 144 145 146 147
Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.4
Β 2 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
2.1 2.1.1 2.1.1.1 2.1.1.2 2.1.2 2.1.2.1 2.1.2.2 2.1.2.3 2.1.3 2.1.4 2.1.4.1
125
Inhaltsverzeichnis
Β Β Β Β Β Β Β Β Β
2.1.4.2 2.1.4.3 2.1.4.4 2.1.4.5 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 2.4
Β 3
Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.1.6.1 3.1.6.2 3.1.6.3 3.2 3.2.1 3.2.2 3.3
Β 4 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
4.1 4.2 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.4.6 4.4.7 4.4.8 4.4.9 4.5 4.5.1 4.5.2
XV
Äquivalcnzrclation Hierarchische Relation Assoziationsrelation Begriffskombination Darstellung des Thesaurus Darstellung innerhalb der Deskriptorensätze Gesamtpräsentation des Thesaurus Thesauruspflege Elektronische Thesaurusunterstützung Literatur
147 148 149 149 150 150 151 151 153 154
U l r i c h Reimer: Wissensbasierte Verfahren der Organisation u n d Vermittlung v o n Information Thematische Beschreibung von Dokumentinhalten Traditionelle Verfahren Anforderungen an eine ausdrucksmächtigere Dokumentationssprache Terminologien und Ontologien Beschreibungslogiken Repräsentation von Dokumentinhalten und Suchanfragen Das „Semantic Web": Beschreibungslogiken und das „Web" XML RDF Topic Maps Repräsentation von Dokumentinhalten Repräsentation von Fakten Repräsentation von regelhaften Zusammenhängen Ausblick Literatur
155 155 155 156 157 157 158 160 161 161 162 163 163 163 164 165
H e i d r u n Wiesenmüller: Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung Formale Erfassung als zentrale Aufgabe der Information und Dokumentation Grundlagen und Vorüberlegungen Wichtige Regelwerke im Überblick Die Anglo-American Cataloguing Rules Die Entwicklung in Deutschland und Osterreich: PI und RAK Internationale Entwicklungen Prinzipien der Formalerschließung Bibliographische Beschreibung International Standard Bibliographie Description (ISBD) Erfassung der bibliographischen Beschreibung Haupt- und Nebeneintragungen Sucheinstiege Zusammenführen, was zusammengehört Ansetzungsformen für Sachtitel, Personen und Körperschaften Verweisungen, Stammsätze und Normdateien Ordnungsregeln Bibliographische Datenformate MAB und MARC Einflüsse aus dem Internet: Dublin Core und X M L Literatur
167 167 167 168 168 168 169 170 170 170 171 171 172 172 173 174 174 175 175 175 176
XVI
Β 5 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
5.1 5.2 5.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.3.1 5.4.3.2 5.4.3.3 5.4.4 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3
Β 6
Β Β Β Β Β Β Β Β Β
6.1 6.1.1 6.1.2 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.3
Β 7 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
7.1 7.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4
Β 8 Β 8.1 Β 8.2 Β 8.3
Inhaltsverzeichnis
Gerhard Knorz: Informationsaufbereitung II: Indexieren Einleitung Indexieren als Problemlösung Indexieren ist von Anforderungen und Randbedingungen abhängig Entwurfsentscheidungen bei der Auslegung eines Indexierungsverfahrens Prä- und Postkoordination Indexierungsverfahren Art der Indexierungssprache Indexierungsvokabular Indexierungssprachen-Syntax Indexierungsregeln Grundlage des Indexierens Qualität von Indexierung Indexierungstiefe Fehlerstatistiken und Konsistenzbewertungen Retrievaltestbewertung Literatur
179 179 180 181 182 182 183 183 183 184 185 186 186 186 186 187 188
Rainer Kuhlen: Informationsaufbereitung III: Referieren (Abstracts - Abstracting - Grundlagen) Grundbegriffe Abstracts Abstracting Entwicklung und Stand des Abstracting Historische Entwicklung Typen von Abstracts Merkmale von Abstracts und Regeln zu ihrer Erstellung Abstracting und Online-Banken Automatische Verfahren des Abstracting Literatur
189 189 189 191 192 192 193 196 199 201 203
N o r b e r t Fuhr: T h e o r i e des Information Retrieval I: M o d e l l e Einführung Boolesches und Fuzzy-Retrieval Vektorraummodell Basismodell Relevanzrückkopplung Probabilistisches Retrieval Probabilistisches Ranking-Prinzip Retrievalmodell mit binärer Unabhängigkeit Retrieval als unsichere Inferenz Statistische Sprachmodelle
207 207 207 208 208 209 211 211 211 213 214
H o l g e r Nohr: T h e o r i e des Information Retrieval II: A u t o m a t i s c h e Indexierung Einleitung Manuelles vs. automatisches Indexing Verfahrensansätze der automatischen Indexierung
215 215 216 217
Inhaltsverzeichnis
Β Β Β Β
8.3.1 8.3.2 8.3.3 8.4
Β 9 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
9.1 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.2.5 9.3 9.4 9.4.1 9.4.2 9.4.3 9.4.4 9.4.5 9.5
Β 10 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6 10.7 10.8 10.9 10.10
Β 11 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
11.1 11.1.1 11.1.2 11.2 11.2.1 11.2.2 11.2.3 11.2.3.1 11.2.3.2 11.2.3.3
XVII
Statistische Ansätze Informationslinguistische Ansätze Begriffsorientierte Ansätze Information Extraction Literatur
217 219 223 224 225
Christa Womser-Hacker: T h e o r i e des Information Retrieval III: Evaluierung Grundbegriffe Effektivitätsmessung Relevanz Elementarparameter zur Effektivitätsbewertung Effektivitätsmaße Mittelwertbildung Die Uberprüfung der Signifikanz Retrievaltests als Bewertungsinstrument Aktuelle Evaluierungsinitiativen Text REtricval Conference (TREC) Cross-Language Evaluation Forum (CLEF) NII-NACSIS Test Collection for IR Systems ( N T C I R ) Initiative for the Evaluation o f X M L retrieval (INEX) Lessons Learned Ausblick Literatur
227 227 227 227 228 228 231 231 231 232 232 233 233 233 234 234 234
Walther Umstätter: S z i e n t o m e t r i s c h e Verfahren Szientometrie und das Wissenswachstum Historische Begriffsentwicklung Die Menge publizierter Information Das Zipfsche Gesetz Die Abschätzung der Menge publizierten Wissen Szientometrie und Marktwert des Wissens Die Zitationsanalyse Die Halbwertszeit Der Trend zur Mehrautorenschaft Der Impact-Factor Literatur
237 237 237 238 239 239 240 241 241 242 242 243
Josef Herget: Informationsmanagement Informationsmanagement - Ein schillerndes und vieldeutiges Konzept Die Wurzeln des Informationsmanagements Ist ein integriertes Informationsmanagementverständnis in Sicht? Integriertes Informationsmanagement - Elemente und Bausteine eines Modells Grundannahmen des integrierten Informationsmanagements Modell eines integrierten Informationsmanagement Elemente des Informationsmanagements Ziele und Strategien der Organisation Informationspotentiale Informationssysteme und Informationsdienste
245 245 245 247 . . . . 247 248 249 249 249 250 251
XVIII
Β Β Β Β Β
11.2.3.4 11.2.3.5 11.2.3.6 11.3 11.4
Β 12 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
12.1 12.2 12.3 12.4 12.4.1 12.4.1.1 12.4.1.2 12.4.1.3 12.4.2 12.4.3 12.5
Β 13
Β 13.1 Β 13.2 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
13.3 13.3.1 13.3.2 13.3.3 13.3.4 13.3.5 13.3.6 13.3.7 13.3.8 13.4 13.5 13.5.1 13.5.1.1 13.5.1.2 13.5.1.3 13.5.1.4 13.5.1.5 13.5.2 13.5.3 13.6 13.6.1 13.6.2
Inhaltsverzeichnis
Informationsinfrastruktur Informationsverhalten Informationscontrolling Empfehlungen zur Implementierung eines integrierten Informationsmanagements Informationsmanagement und Untcrnchmcnscrfolg Literatur
251 251 252 ..252 253 254
H o l g e r Nohr: Wissensmanagement Anlass für ein Wissensmanagement Grundbegriffe und Aufgaben Strategisches Wissensmanagement Operatives Wissensmanagement Interventionsebene Organisation Prozessperspektive Perspektive der Wissensorganisation Unternehmenskulturelle Perspektive Interventionsebene Mensch Interventionsebene Technik Aktuelle Trends der Forschung Literatur Michael Kluck: M e t h o d e n der Informationsanalyse E i n f ü h r u n g in die empirischen M e t h o d e n für die Informationsbedarfsanalyse u n d die Markt- u n d B e n u t z e r f o r s c h u n g Einleitung: Empirische Methoden und ihr Einsatz in der Informationsarbeit Abfolge des Untersuchungsprozesses und Betrachtungsebenen der empirischen Untersuchung Grundprobleme einzelner Stufen des Erhebungsprozesses bei Primäruntersuchungen I Iypothesengenerierung Variablen und Kodierung Analyseebenen Auswahlverfahren Messinstrumente Methoden der Datenerhebung Pretest Interpretation und Darstellung der Ergebnisse Kriterienkatalog zur Planung einer empirischen Untersuchung Spezielle Probleme wichtiger Untersuchungstechniken Die Befragung Fragen-und Fragebogengestaltung Schriftliche Befragung Telefonumfrage Persönliche Interviews Online-Befragung Gruppendiskussion und Gruppeninterview Inhaltsanalyse Anwendungsfälle in der Informationspraxis Benutzerforschung Marktforschung (Produktgestaltung, Verbesserung des Service, Qualitätsmanagement)
257 257 257 259 261 261 261 263 264 264 265 268 269
271 271 271 273 273 273 274 274 276 276 277 277 277 279 279 279 282 282 283 283 283 284 284 284 285
Inhaltsverzeichnis
XIX
Β 13.6.3 Β 13.6.4.
Informationsbedarfsanalyse Kommunikationsanalyse (Informationsquellen, Informationswege) Literatur
285 286 286
Β 14
Michael Kluck: D i e Informationsanalyse i m Online-Zeitalter. B e f u n d e der B e n u t z e r f o r s c h u n g z u m Informationsverhalten i m Internet . . . Einleitung und Begriffsklärung Allgemeines Suchverhalten im Internet Suchverhalten spezieller Benutzergruppen: Kinder, Schüler und Studenten Untersuchungen im Bibliotheksbereich Studien zur Benutzung und Benutzerfreundlichkeit im kommerziellen Kontext . . . . Benutzung von Internetangeboten im Kontext von Information Retrieval Zusammenfassung und Ausblick Literatur
289 289 290 291 293 293 294 296 296
Alfred Kobsa: Adaptive Verfahren - B e n u t z e r m o d e l l i e r u n g Motivation Gegenwärtige adaptierbare und adaptive Systeme Erwerb von Annahmen über den Benutzer Arten von Informationen über Benutzer Datenschutz Empirische Evaluierung Zusammenfassung und Ausblick Literatur
299 299 299 299 300 300 301 301 302
Stefan Grudowski: Innerbetriebliches Informationsmarketing Informationsproduktplanung Zielgruppenanalyse Produktkatalog Informationspreisplanung Kostenorientierte Preisbildung Nachfrageorientierte Preisbildung Preisdifferenzierende Preisbildung Konditionale Preisbildung Informationsdistributionsplanung Distributionstechnologien Zentrale oder dezentrale Organisation? Planung der Informationsbeschaffung - Beschaffungsmarketing Externe Vermarktung Kunden-Präferenzen bezüglich der Distribution Abhängigkeit vom Distributionsweg Informationstools zur Selbstrecherche von Mitarbeitern Marketingkommunikation Persönliche Kundenkommunikation Innerbetriebliche Werbemaßnahmen Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit Verkaufsförderung Literatur
303 303 303 303 305 306 306 306 306 306 306 307 307 307 308 308 308 309 309 310 312 312 313
Β Β Β Β Β Β Β
14.1 14.2 14.3 14.4 14.5 14.6 14.7
Β 15 Β Β Β Β Β Β Β
15.1 15.2 15.3 15.4 15.5 15.6 15.7
Β 16 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
16.1 16.1.1 16.1.2 16.2 16.2.1 16.2.2 16.2.3 16.2.4 16.3 16.3.1 16.3.2 16.3.3 16.3.4 16.3.5 16.3.6 16.3.7 16.4 16.4.1 16.4.2 16.4.3 16.4.4
XX
Β 17 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
17.1 17.1.1 17.1.2 17.1.3 17.1.4 17.2 17.2.1 17.2.2 17.2.3 17.3 17.3.1 17.3.2 17.3.3 17.3.4 17.4 17.4.1 17.4.2 17.5 17.6
Β 18 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
18.1 18.1.1 18.1.2 18.1.3 18.1.4 18.1.5 18.2 18.2.1 18.2.2 18.3 18.3.1 18.3.2 18.3.3 18.4 18.4.1 18.4.2 18.5 18.5.1 18.5.2 18.5.3
Β 19 Β 19.1 Β 19.1.1 Β 19.1.2
Inhaltsverzeichnis
Marc Rittberger: Informationsqualität Einleitung Definition Objektive und subjektive Qualität Kunden-, produkt-, herstellungs- und wertorientierte Qualität Qualitätsmanagement Dienstleistungsqualität Kriterien der Dienstleistung Bewertung von Dienstleistungen Modelle der Dienstleistungsqualität Informationsqualität Warencharakter von Information Definition Informationsqualität Informationsqualität in der Informationswissenschaft Modelle der Informationsqualität Management von Informationsqualität Ebenen des Managements von Informationsqualität Messmethoden für Informationsqualität Informationsqualität-Framework Fazit Literatur
315 315 315 315 315 316 316 316 316 316 317 317 317 317 318 318 318 318 319 319 320
Bernard Bekavac: Informations- u n d K o m m u n i k a t i o n s t e c h n o l o g i e n Meilensteine der Informations- und Kommunikationstechnologie Geeignete Zahlensysteme Die ersten Rechenmaschinen Die Notwendigkeit von Programmen Einzug der Elektrotechnik und Elektronik Das Internet Das binäre System Zahlendarstellung Textdarstellung Rechncrarchitckturcn Die Von-Neumann-Architektur Die zentrale Recheneinheit ( C P U ) Sonstige Rechnerarchitekturen Hard- und Softwaresysteme Hardwarekomponenten Softwaresysteme Internet-Technologie Das Schichtcnmodell TCP/IP Domain N a m e System (DNS) Literatur
323 323 323 323 324 324 325 326 327 328 329 329 330 330 331 332 333 335 335 336 337 338
T h o m a s Schütz: Dokumentenmanagement Grundlagen des Dokumentenmanagement Historische Entstehung und Umfeld von Dokumentenmanagementsystemen Eigenschaften von Dokumenten
339 339 339 339
Inhaltsverzeichnis
XXI
Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
340 342 342 342 343 344 345 345 345 346 346 346 348 348 349
19.1.3 19.2 19.3 19.3.1 19.3.2 19.3.3 19.3.4 19.3.5 19.4 19.5 19.5.1 19.5.2 19.5.3 19.6
Β 20 Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β Β
20.1 20.1.1 20.1.2 20.2 20.2.1 20.2.2 20.2.3 20.3 20.3.1 20.3.2 20.4 20.4.1 20.4.2 20.4.3 20.5
Β 21 Β Β Β Β Β Β Β Β
21.1 21.1.1 21.1.2 21.2 21.3 21.4 21.5 21.6
Β 22 Β 22.1
Metadaten im Dokumentenmanagement Ziele der Dokumentenmanagementsysteme Funktionen und Technologien von Dokumentenmanagementsystemen Funktionsbereiche Eingabe und Indexierung Funktionsbcreichc Archivierung und Verwaltung Funktionsbereiche Ausgabe und Recherche Funktionsbereich Administration Weitere Funktionsbereiche Architektur von Dokumentenmanagementsystemen Standardisierungen in Dokumentenmanagementsystemen Standardisierte Schnittstellen Dokumentenorientierte Standardisierungen SGML/XML-basierte Dokumentenstandards Stand und Perspektiven des Dokumentenmanagement Literatur
N i c o l a Döring: C o m p u t e r v e r m i t t e l t e Kommunikation, Mensch-Computer-Interaktion Computervermittelte Kommunikation (CvK) Endgeräte, Computernetze, Kommunikationsdienste Formen der CvK Modelle der computervcrmittelten Kommunikation Theorien der Medienwahl Theorien zu Medicnmerkmalen Theorien zum medialen Kommunikationsverhalten Mensch-Computer-Interaktion (MCI) Benutzereingaben, Systemausgaben Formen der M C I Modelle der Mensch-Computer-Interaktion Ergonomie Usability Screen Design Fazit Literatur
D a n i e l Α. Keim: Datenvisualisierung u n d D a t a M i n i n g Einleitung Vorteile der visuellen Datenexploration Das Paradigma der visuellen Datenexploration Klassifizierung Visueller Data-Mining-Techniken Z u visualisierende Datentypen Visualisierungstechniken Interaktions-und Verzerrungstechniken Zusammenfassung und Ausblick Literatur
Jürgen Krause: Software-Ergonomie Natürlichsprachliche Frage-Antwort-Systeme versus grafische Benutzungsoberflächen und Etablierung der Disziplin
. . . . 351 351 351 353 354 355 356 356 357 357 358 359 359 360 360 361 362
363 363 363 364 364 365 368 368 369 369
371 371
XXII
Β 22.2 Β 22.3 Β 22.4
Inhaltsverzeichnis
WWW, Design, Visualisierung und Gcbrauchstauglichkcit: die neue Ausweitung der Fragestellungen Styleguides, N o r m e n und zentrale Problembereiche Fazit Literatur
373 373 374 374
C
Systeme -Produkte -Dienstleistungen
C 1
Marlies Ockenfeld: Gedruckte Informations- u n d Suchdienste Zielsetzung von Informations- und Suchdiensten Die traditionellen IuD-Dienste Aspekte zur Typisierung der Dienste Klassische gedruckte Dienste Current Contents Titellisten Bibliographien, bibliographische Verzeichnisse Zitierindex Kataloge und Verzeichnisse Referatedienste und Register Referatedienste (Abstracting Services) Register und Suchhilfen Das Beispiel Chemical Abstracts Verdichtete höherwertige Dienste Dienste aus Datenbanken Profildienste Standardrecherchen Qualität der Dienste Ausblick Literatur
379 379 379 379 380 380 380 381 382 382 383 383 383 383 384 385 385 385 386 387 387
J o a c h i m Kind: Praxis des Information Retrieval Definition und Abgrenzung Grundlagen des Online Retrievals Arten von Online-Datenbanken Webbasierte Online-Datenbanken Praktische Recherchen in webbasierten Online-Datenbanken Recherche in einer bibliographische Datenbank Recherche in einer Firmen-Datenbank Recherche in einer Volltextdatenbank Ausblick
389 389 389 391 393 396 396 396 397 398
Bernard Bekavac: Metainformationsdienste des Internet Einleitung Suchverfahren im Internet Lokale Suche - Gateways zu Datenbanken Katalog-und verzeichnisbasierte Suche Roboterbasierte Suche - Suchmaschinen
399 399 400 400 400 401
C C C C C C C C C C C C C C C C C C C
1.1 1.1.1 1.1.2 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.2.6.1 1.2.6.2 1.2.6.3 1.2.7 1.2.8 1.2.8.1 1.2.8.2 1.3 1.4
C 2 C C C C C C C C C
2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.6
C 3 C C C C C
3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3
377
Inhaltsverzeichnis
C C C C C
3.2.4 3.2.5 3.3 3.3.1 3.3.2
C 4 C4.1 C 4.2 C 4.2.1 C 4.2.2 C 4.2.3 C 4.2.3.1 C 4.2.3.2 C 4.2.4 C 4.2.4.1 C 4.2.4.2 C 4.2.4.3 C 4.3 C 4.4
C 5 C C C C C C C C
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8
C 6 C C C C C C C C C C C C C
6.1 6.1.1 6.1.2 6.2 6.3 6.3.1 6.3.1.1 6.3.1.2 6.3.1.3 6.3.1.4 6.3.2 6.4 6.4.1
XXIII
Mctasuchdicnstc Ranking der Trefferliste Kommerzialisierung der Metainformationsdienste Paid Submission und Paid Inclusion Positionsersteigerung (Paid Placement, Paid Listing) Literatur
403 404 406 406 407 407
Elke Lang: D a t e n b a n k e n und D a t e n b a n k - M a n a g e m e n t - S y s t e m e Definition des Begriffs „Datenbank" Organisation von Datenbasen Dateiverwaltungssysteme Prärelationale Datenbank-Management-Systeme Relationale Datenbank-Management-Systeme Charakteristika der RDBMS Modellierungsverfahren Postrelationale DBMS Objektorientierte Datenbank-Management-Systeme ( O O D B M S ) Objektrelationale Datenbank-Management-Systeme (ORDBMS) Non-Standard-DBMS für bestimmte Anwendungsgebiete Einbettung von DBMS in Informationssystem-Architekturen Resümee und Ausblick Literatur
409 409 409 409 410 411 411 412 413 413 414 415 416 417 417
Rainer H a m m w ö h n e r : Hypertext Einleitung Was ist Hypertext? Wie hat sich Hypertext entwickelt? Texttheoretische Grundlagen Strukturen des Hypertexts - Hypertext-Modelle Informationssuche und Inhaltserschließung im Hypertext Gestaltung von Hypertext-Angeboten Ausblick Literatur
419 419 419 420 421 422 424 425 427 427
Ralph Schmidt: Informationsvermittlung Informationsvermittlung und Informationsarbeit Informationsvermittlung als Dienstleistung Informationsvermittlung als Wissenstransfer Agenturen der Informationsdienstleistung Zur Typologie der Informationsvermittlung Z u r Komplexität von Vermittlungsleistungen Standardisierte Informationsvermittlung Modifizierende Informationsvermittlung Qualifizierende Informationsvermittlung Evaluierende Informationsvermittlung Institutionelle Einbindung der Informationsvermittlung Methoden der Informationsdienstleistung Informationsanfrage
429 429 429 430 431 431 432 432 432 433 433 434 434 434
XXIV
C C C C C C C C C C C C
6.4.2 6.4.2.1 6.4.2.2 6.4.3 6.4.4 6.5 6.5.1 6.5.2 6.5.3 6.5.4 6.5.5 6.6
C 7 C C C C C C C C C C C C C C
7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.5.1 7.5.2 7.5.2.1 7.5.2.2 7.5.3 7.5.4 7.5.5 7.5.6 7.5.7
C 8
C C C C C C C C C C
8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 8.6.1 8.6.2 8.6.3 8.6.4
C 9 C 9.1 C 9.2
Inhaltsverzeichnis
Informationsbcratungsintcrvicw Ziele des Interviews Ablauf des Interviews Informationsbeschaffung Informationsaufbereitung und -bewertung Erfolgsfaktoren der Informationsvermittlung Zur Qualifikation von Informationsvermittlern Qualität der Informationsvermittlung Wirtschaftlichkeit der Informationsvermittlung Marketing für Informationsvermittlung Bedarfs- und Akzeptanzstrukturen Informationsvermittlung in Zeiten des Internet Literatur
435 435 436 437 437 438 438 438 439 439 440 440 441
Rainer Bohnert: Technologietransfer Zur theoretischen Begründung des Technologietransfers Technologietransfer aus informationswissenschaftlicher Sicht Der Zusammenhang von Technologietransfer und Technologietransferpolitik Zur praktischen Begründung des Technologietransfers Formen des Technologietransfers Personaltransfer: Technologietransfer „über Köpfe" Informationsvermittlung Online-Datenbanken Patentinformation Technologietransfer durch Kooperation Technologietransfer durch Technologienetzwerke Institutionen des nationalen Technologietransfers Technologietransferpolitik in der E U Ausblick und Trends Literatur
445 445 445 446 447 448 448 449 449 449 449 450 450 451 451 452
H o l g e r Nohr: Rechnergestützte Gruppenarbeit. C o m p u t e r - S u p p o r t e d Cooperative Work (CSCW) Einleitung Begriffe und Grundlagen Klassifizierung Rechnergestützte Gruppenarbeit Medienwahl und Mediennutzung in der Gruppenarbeit CSCW-Funktionsklassen Funktionsklasse Kommunikation Funktionsklasse Gemeinsame Informationsräume Funktionsklasse Workflow Management Funktionsklasse Workgroup Computing Literatur
453 453 453 454 455 456 457 458 458 458 459 460
Jiri Panyr: Technische Redaktion Einleitung Technische Dokumentation und technische Redaktion
461 461 461
Inhaltsverzeichnis
C C C C C C C C C C C C C C C C C C C
9.3 9.3.1 9.3.2 9.3.3 9.3.4 9.3.5 9.4 9.4.1 9.4.2 9.4.3 9.5 9.5.1 9.5.2 9.5.3 9.5.4 9.5.5 9.5.6 9.6 9.7
C 10 C 10.1 C 10.2 C 10.3
Cll C C C C C C C C
11.1 11.2 11.3 11.4 11.5 11.6 11.7 11.8
C 12 C C C C C C C C C
12.1 12.1.1 12.1.2 12.1.3 12.2 12.2.1 12.2.1.1 12.2.1.2 12.2.1.3
XXV
Traditionelle Vorgehensweise und ihre Engpässe Seiten- und Dokument-Metapher Dokument-Management-Systeme Information Retrieval World Wide Web und Elektronisches Publizieren Konsistenzproblematik / Dokumentenaustausch Neue Randbedingungen Kundenforderungen Qualitätsmanagement durch ISO 9000 Content Management Systeme (CMS) N e u e Wege in der Technischen Dokumentation / Redaktion Inhaltsorientiertes Strukturieren von Dokumenten Konsistenzproblematik Auffinden von Information Durchgängigkeit im Prozess durch Dokumentenaustausch Automatisierte Erzeugung von Dokumentation Single Source Publishing / Single Source Information Notiz zu Produkten und Systemen Notiz zum Studiengang „Technische Redaktion" Literatur
462 462 462 463 463 463 463 463 464 465 465 465 465 466 466 466 466 467 467 468
Wolfgang F. Finke: E-Learning Lernen und zielgerichtetes Handeln Ε-Learning: Definitionen Ε-Learning als Erkenntnisgebiet Literatur
469 469 469 471 473
Harald H. Z i m m e r m a n n : Maschinelle und C o m p u t e r g e s t ü t z t e U b e r s e t z u n g Begriffliche Grundlagen Argumente für den Einsatz von M T / C A T Status der Entwicklungen Zur betrieblichen Integration von M T Hilfswerkzeuge Darstellung eines modernen CAT-Verfahrens Vorstellbare kurzfristige Ziele (bis 2005-2010) Längerfristige Ziele (bis 2015-2020) Literatur
475 475 475 475 476 477 478 478 479 479
Franziskus G e e b und Ulrike Spree: Wörterbücher u n d E n z y k l o p ä d i e n Wörterbücher und Enzyklopädien in der Informationspraxis Abgrenzung Wörterbücher, Enzyklopädie, Nachschlagewerk Kurzer historischer Rückblick: Lexika und Lexikonherstellung Lexika als Produkte auf dem Informationsmarkt Nachschlagewerke als spezielle Formen des organisierten, strukturierten Wissens Typologie der Wörterbücher Auswahl der Artikel, Lemmatisierung Strukturbegriffe Nutzertypologien
481 481 481 482 483 . . . 485 485 486 486 488
XXVI
C 12.3 C 12.4 C 12.4.1 C 12.5
Inhaltsverzeichnis
Onlinc-Lcxika Einsatz von lexikographischen Nachschlagewerken in der Praxis der Information und Dokumentation Qualitätskriterien „Hands on"-Tipps zur Erstellung eigener Informationsmaterialien in lexikographischer Form Literatur
489 489 491 492 492
D
Bereiche der Fachinformation und -kommunikation
495
D 1
Angelika Menne-Haritz: Archive
497
D 1.1 D 1.2 D 1.3 D 1.3.1 D 1.3.1.1 D l 3.1.2 D 1.3.1.3 D 1.3.1.4 D 1.3.2 D 1.3.3 D 1.4 D 1.4.1 D 1.4.2
Die Institution Bestände Die Benutzung von Archiven Die Findmittel Beständeübersichten Findbücher Andere Formen von Findmitteln Wurzeln der archivischen Findmittel Online-Findmittel Internationale Standardisierung: Encoded Archival Description (EAD) Digitalisierung und Langfristzugang Die Digitalisierung des Archivguts Digitale Aufzeichnungen aus Verwaltungsarbeit Literatur
497 497 498 499 499 499 500 500 500 501 501 501 502 503
D 2
Hans-Christoph Hobohm: Bibliotheken
505
D 3
Günter Peters: Medien, Medienwirtschaft
515
D3.1 D 3.2 D 3.2.1 D 3.2.2 D 3.3 D 3.3.1 D 3.4 D 3.4.1 D 3.4.2 D 3.4.3 D 3.4.4
Vorbemerkung 515 Medienwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland 515 Dokumentationen in Medienbetrieben 515 Dokumentationen in Pressehäusern 516 Funktionen der Mediendokumentation 516 Speicherung und Retrieval 516 Technische Entwicklung in den Mediendokumentationen seit Mitte der 90er Jahre . . 517 Digitalisierung 517 Volltext 517 Internet 518 Automatische Verfahren 518
D 2.1 D.2.2 D 2.3 D 2.4
Abgrenzung Definition Trägerschaft und Typologie Bibliothekarische Arbeitsfelder Literatur
505 508 509 511 513
Inhaltsverzeichnis
D D D D D D
3.5 3.5.1 3.5.2 3.6 3.7 3.8
D 4 D4.1 D 4.2 D 4.3 D 4.4 D 4.5 D 4.6 D 4.7
D 5
D5.1 D 5.1.1 D 5.1.1.1 D 5.1.1.2 D 5.1.1.3 D 5.1.2 D 5.1.3 D 5.1.4 D 5.2 D 5.2.1 D 5.2.2 D 5.2.2.1 D 5.2.2.2 D 5.2.2.3 D 5.2.3 D 5.3 D 5.3.1 D 5.3.2
D 6 D D D D
6.1 6.2 6.3 6.4
XXVII
Ökonomische Einflüsse auf die Mediendokumentation Dokumentationen und Ökonomie Aufschwung und Krise der Medien Dokumentationen und Urheberrecht Zusammenfassung Ausblick Literatur
519 519 519 520 521 521 522
Ulrich Riehm: Buchhandel Begriff und Funktion Geschichte des Buchhandels und Entwicklung seiner Betriebsformen Besonderheiten des Buchhandels Direkte und indirekte Vertriebsformen Mehrstufigkeit der Absatzorganisation des Buchhandels Entwicklung der Vertriebswege seit 1980 Ausblick Literatur
525 525 525 527 528 529 529 529 531
H e l m u t Wittenzellner: Transformationsprozcssc für die Druckbranche auf d e m Weg z u m Mediendienstleister Standortbestimmung der Druckbranche Unternehmenstypen Print Factory Document Manager Media Provider Marktsegmente und Produktpalette Prozesstiefe Medientiefe Handlungsalternativen in der primären Wertschöpfungskette Konzeption Produktion Vorstufe: Repro und Prepress Druck Weiterverarbeitung/ Veredelung Distribution Optimierung und Erweiterung der Medientiefe Arbeitsfelder zur Optimierung und Erweiterung der Medientiefe Entwicklungstendenzen der Druckindustrie Literatur
533 533 533 533 534 534 534 536 536 536 537 537 537 538 538 539 539 539 540 541
D i e t m a r Strauch: Verlagswesen Begriff Definitionen, Funktion Historische Entwicklung Kennziffern für das Verlagswesen in Deutschland Das digitale Verlagsgeschäft als Herausforderung der Zukunft Literatur
543 543 543 545 546 547
XXVIII
D 7 D7.1 D 7.1.1 D 7.1.2 D 7.1.3 D 7.1.4 D 7.1.5 D 7.1.6 D 7.2 D 7.2.1 D 7.2.2 D 7.2.3 D 7.2.4 D 7.2.5 D 7.3
D 8
D 8.1 D 8.2 D 8.3 D 8.4 D 8.5 D 8.6
D 9 D D D D D D D D D D D
9.1 9.1.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 9.7 9.7.1 9.7.2 9.8
D 10 D 10.1 D 10.2 D 10.3
Inhaltsverzeichnis
Ulrich Riehm, Knud B ö h l e und Bernd Wingert: Elektronisches P u b l i z i e r e n Begriffe und Differenzierungen Publikationsbegriff Publizieren in der Fachkommunikation Elektronisches Publizieren Phasen des Elektronischen Publizierens Medien der Distribution Potenziale Elektronische Publikationen Elektronische Nachschlagewerke Elektronische Zeitungen E-Prints Elektronische Zeitschriften Elektronische Bücher Elektronisches Publizieren - Eine Bilanz Literatur H e i k e Andermann: Initiativen z u r R e f o r m i e r u n g des Systems wissenschaftlicher K o m m u n i k a t i o n Hintergrund für die Entstehung der Initiativen des open access Initiativen des open access - Budapest Open Access Initiative, Public Library of Science, BioMed Central u.a Open Archives - Publikationsinfrastrukturen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Strategien der Kostensenkung für wissenschaftliche Fachinformation - SPARC Entwicklung nutzungsfreundlicher Lizenzen in elektronischen Räumen GNU/Creative C o m m o n s Ausblick Literatur
549 549 549 549 549 550 550 550 551 551 552 553 554 555 557 558
561 561 562 562 . . . . 563 564 564 565
U t e Schwens u n d Hans Liegmann: Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen Die digitale Welt, eine ständig wachsende Herausforderung Langzeitarchivierung im digitalen Kontext Substanzerhaltung Erhaltung der Benutzbarkeit Infrastruktur digitaler Archive Technische Metadaten Vertrauenswürdige digitale Archive Verteilte Verantwortung bei der Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen National Internationale Beispiele Rechtsfragen Literatur
567 567 567 567 568 568 569 569 569 569 570 570 570
A c h i m Oßwald: D o c u m e n t Delivery / Dokumentlieferung Bedarfssituationen für Dokumentlieferung Vorlageformen von Publikationen für die Dokumentlieferung Document Delivery Services: eine funktionale Analyse
571 571 571 573
Inhaltsverzeichnis
D D D D D D D D
10.3.1 10.3.2 10.3.3 10.3.4 10.3.5 10.3.6 10.4 10.5
D 11 D 11.1 D 11.2 D 11.3 D 11.4 D 11.5
D 11.6
D 12 D D D D
12.1 12.2 12.3 12.4
D 13 D D D D D D D D
13.1 13.2 13.3 13.4 13.5 13.6 13.7 13.8
D 14 D D D D
14.1 14.2 14.3 14.4
Bcstellvcrfahrcn Lieferfristen Lieferverfahren und -formate Lieferorte Kostenfaktoren und Preisbildung Abrechnungs- und Bezahlverfahren Dienstleistungen im Kontext der Dokumentlieferung Entwicklungsperspektiven der Dokumentlieferung Literatur Willi B r e d e m e i e r und Patrick Müller: Informationswirtschaft Fünf Definitionsvorschläge für „Informationswirtschaft" Der pluralistische Ansatz: Notwendige Vielfalt, Ausnutzung heuristischer Potenziale und Beschränkung auf kurzfristige Relevanz Der pragmatische Ansatz: Z u r optimalen Abgrenzung informationswirtschaftlicher Probleme - Der Bezugsrahmen „Informationswertschöpfungskette" Der betriebswirtschaftliche Ansatz: Das Effizienz- und Rationalisierungsparadigma und seine notwendigen Ergänzungen Das gesamtwirtschaftliche („makroökonomische") Paradigma: Unabgeschlossene Liste der Definitionsversuche - Abgrenzung von Informationswirtschaft und Informationsgesellschaft Der cmpirischc Ansatz: „Monitoring Informationswirtschaft" und „Elektronische Informationsdienste" Literatur
XXIX
573 574 574 575 575 576 577 577 578
579 579 580 581 584
586 588 589
Martin Michelson: Wirtschaftsinformation 591 Charakter und Bedeutung von Wirtschaftsinformation 591 Das Angebot an Wirtschaftsinformation 592 Wirtschaftsdatenbanken 595 Branchen-, Markt- und Wettbewerbsanalysen als Beispiel für Wirtschaftsinformation 599 Literatur 601 Ulrich Kämper: Chemie-Information Einleitung Patent-Information in der Chemie Faktenbanken Reaktions-Datenbanken Sequenz-Datenbanken Chemie-Information aus dem Internet Die Chemical Abstracts ISI Literatur
603 603 603 603 604 605 605 606 606 607
W i l h e l m Gaus: Information u n d D o k u m e n t a t i o n in der M e d i z i n Medizinische Literaturdokumentation Befund- und Datendokumentation Aufgaben und Ziele der klinischen Dokumentation Warum ist Medizinische Dokumentation heute wichtiger als früher?
609 609 609 610 612
XXX
D 14.5 D 14.6
Inhaltsverzeichnis
Informationsfluss im Krankenhaus - Krankenhausinformationssystem Verflechtung der medizinischen Dokumentation mit Informatik, Statistik und Linguistik Dokumentation bei klinischen und epidemiologischen Studien Dokumentation bei Einrichtungen des Gesundheitswesens Ordnungssysteme Berufe der medizinischen Dokumentation Literatur
613 614 616 618 618 619
D 15
Gottfried Herzog und Hans-Jörg Wiesner: Normung
621
D 15.1 D 15.2 D 15.3 D 15.4 D 15.5 D 15.6 D 15.7 D 15.8 D 15.9 D 15.10 D15.ll D 15.12 D 15.13 D 15.14 D 15.14.1 D 15.14.2 D 15.14.3 D 15.14.4 D 15.14.5
Weltweite N o r m u n g als Wirtschaftsfaktor Beteiligung des D I N an internationaler und europäischer N o r m u n g Grundgedanken der N o r m u n g Normenausschüsse als fachliches Forum Ziele der Normungsarbeit Organisation und Koordination der Normungsarbeit Die Finanzierung der Normungsarbeit Organisation der Internationalen N o r m u n g Die Organisation der Europäischen N o r m u n g N o r m u n g in Wissenschaft und Technik Aufgaben im Bereich Information und Dokumentation Konsensbildung national und international N o r m u n g für die Informationswirtschaft Schwerpunktthemen Codierungssysteme Strukturierung elektronischer D o k u m e n t e Datenelemente Physische Erhaltung von D o k u m e n t e n Statistik und Leistungsmessung Literatur Anhang 1: D I N - und I S O - N o r m e n zur Transliteration (Auswahl) Anhang 2: D I N - u n d I S O - N o r m e n Informationswissenschaften, Dokumentation, Bibliothekswesen und Archivsysteme (Auswahl) Anhang 3: D I N - und I S O - N o r m e n zur Terminologie (Auswahl)
630 633
D 16
Jürgen Krause: Standardisierung und Heterogenität
635
D D D D
Standardisierung in einem polyzentrischen D o k u m e n t e n r a u m Verbleibende inhaltliche Heterogenität: Bilaterale Transfermodule Schalenmodell Fazit Literatur
635 637 639 640 640
D 17
Reinhard Schramm: Patentinformation
643
D D D D D D
Aufgabe der Patentinformation Patentdokumente Internationale Patentklassifikation Patentrecherchearten Patentdatenbanken Patentometrie
643 643 649 650 650 653
D D D D
14.7 14.8 14.9 14.10
16.1 16.2 16.3 16.4
17.1 17.2 17.3 17.4 17.5 17.6
613
621 621 621 621 622 622 622 623 623 624 624 625 626 626 626 627 628 629 629 629 629
Inhaltsverzeichnis
D 17.7
D 18 D D D D D D D D D D D D D D D
18.1 18.2 18.3 18.3.1 18.3.2 18.3.3 18.4 18.5 18.5.1 18.5.2 18.5.3 18.5.4 18.5.5 18.5.6 18.5.7
D 19 D D D D D D D D D D D D D D D D
19.1 19.1.1 19.1.2 19.1.3 19.1.4 19.2 19.2.1 19.2.1.1 19.2.2 19.2.2.1 19.2.2.2 19.2.3 19.3 19.3.1 19.3.2 19.4
D 20 D 20.1 D 20.2 D 20.3
XXXI
Patcntinformationsdienstlcistungcn Anhang A: Deutsche Patentzentren Anhang B: Internetadressen wesentlicher Patentämter und kommerzieller Anbieter von Patentdatenbanken Literatur
654 655 655 655
Wolfgang Semar: E-Commerce Elektronische Märkte und deren Akteure Begriffsbestimmung Organisationsformen elektronischer Märkte Elektronische Einkaufsplattformen Elektronische Marktplätze Elektronische Fachportale Erlös- und Geschäftsmodelle Erfolgsfaktoren E-Commerce-Strategie Strategische Partnerschaften E-Branding Vertrauens-Management Differenziertes Preismanagement Virtual Communities Strategischer IuK-Einsatz Literatur
657 657 658 659 659 660 660 660 662 662 662 663 663 664 664 665 665
Wolfgang Semar: Kryptografie Grundlagen Vertraulichkeit Integrität Authentizität Verbindlichkeit Verfahren zur Gewährleistung von Vertraulichkeit Symmetrische Verschlüsselung DES und seine Varianten Asymmetrische Verschlüsselung RSA ElGamal Hybride Verschlüsselung Verfahren zur Gewährleistung der Integrität und der Authentizität Symmetrische Authentifikationssysteme Asymmetrische Authentifikationssysteme Zertifizierungsinstanzen Literatur
667 667 667 667 667 668 668 669 669 670 670 670 670 671 671 671 672 672
Knud Böhle: Elektronische Zahlungssysteme Einleitung U m b r u c h und Herausforderungen des elektronischen Zahlungsverkehrs Grundbegriff Zahlungsverkehr
673 673 674 675
XXXII
Inhaltsverzeichnis
D 20.4 D 20.5 D 20.6
Klassifikation der Intcrnct-Zahlungssystcmc Das Micropayment-Problem Weiterführende Informationsquellen Literatur
676 677 678 679
Ε
Information im Kontext
681
Ε 1
Herbert Stoyan: Information in der Informatik
683
Gerhard Roth und Christian Eurich: Der Begriff der Information in der Neurobiologie
693
Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε
1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.3.1 1.1.3.2 1.1.3.3 1.1.4 1.1.5 1.1.6 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.3.6 1.3.7 1.3.8 1.4 1.5 1.6
Ε 2 Ε Ε Ε Ε Ε
2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
Lexika Taschenbuch der Nachrichtenverarbeitung, 1962 Lexikon der Datenverarbeitung, 1969 Lexikon der Informatik und DV 1. Auflage 1983 3. Auflage 1991 4. Auflage 1997 Wirtschaftsinformatik-Lexikon, 1986 Duden Informatik, 1989 Informatik-Lexikon der Gl Lehrbücher Lehrbücher ohne Bezug zu Information F. L. Bauer und G. Goos: Informatik F. Kröger: Einführung in die Informatik, 1987 Informatik für Ingenieure J . Blieberger etc.: Informatik, 1990 Rembold und Levi: Einführung in die Informatik, 1999 Diskussion in Ethik und Sozialwissenschaften Deussen zu Information Gitt zu Information Haefner zu Information Hesse zu Information Krause zu Information Luft zu Information Marko zu Information Nake zu Information Mensch und Maschine Die Äquivalenzrelationen Zusammenfassung Literatur
Vorbemerkungen Sinnesphysiologie und neuronale Verarbeitung Qualitative Aspekte der Informationsverarbeitung im Gehirn Neuronale Codes Zusammenfassung Literatur
683 683 684 684 684 685 685 685 686 686 686 686 686 687 687 687 688 688 688 689 689 689 689 689 689 690 690 690 691 691
693 693 694 695 697 697
Inhaltsverzeichnis
Ε3 Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε
3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3
Ε4 Ε 4.1 Ε 4.2 Ε 4.3
Ε5 Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8
Ε6 Ε Ε Ε Ε Ε Ε
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6
Ε 7
Ε Ε Ε Ε Ε
7.1 7.2 7.3 7.4 7.5
XXXIII
Margarete Boos: Information in der Psychologie Informationsverarbeitung beim Individuum Teilprozesse der Informationsverarbeitung Gcdächtnissystcmc Gedächtnistypen Zusammenfassung Informationsverarbeitung in Gruppen Gruppengedächtnis: transaktives Gedächtnissystem Informationsaustausch in Gruppen: Collective Information Sampling Ausblick Literatur
699 699 699 699 701 701 701 701 702 703 703
Harald H. Z i m m e r m a n n : Information in der Sprachwissenschaft Die „Informationstheorie" von Shannon und Weaver Die „Theorie der Information" von Kunz und Rittel Semiotik/Sprachwissenschaft und Wissenstransfer Literatur
705 705 705 707 709
Ulrich Glowalla: Information u n d Lernen Information und Wissen Vom Reiz zur Wissensstruktur Repräsentation von Bedeutungen Vorwissen und Lernen Repräsentation von Wissen Aufbau von Wissensstrukturen Lernstrategien Fazit Literatur
711 711 711 711 711 712 713 714 715 715
Eric Schoop: Information in der Betriebswirtschaft: e i n neuer Produktionsfaktor? Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft Planung, Entscheidung und Information Betriebliche Informationssysteme Informationsmanagement als betriebliche Querschnitt-Funktion Aktuelle Anforderungen an das Informationsmanagement Zusammenfassung Literatur
717 717 717 718 719 720 720 721
Gerhard Vowe: D e r InformationsbegrifF in der Politikwissenschaft eine historische u n d systematische Bestandsaufnahme Einleitung: Z u m Stellenwert des Informationsbegriffs in der Politikwissenschaft . . . . Der Informationsbegriff in der Geschichte des politischen Denkens „Information" in den Paradigmen der modernen Politikwissenschaft Systematik der informationsrelevanten Forschungsfelder in der Politikwissenschaft . . „Informationsgesellschaft" aus politikwissenschaftlicher Sicht Literatur
723 723 723 725 727 730 730
XXXIV
Ε 8 Ε Ε Ε Ε Ε Ε
8.1 8.2 8.3 8.3.1 8.3.2 8.4
Ε 9 Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε Ε
9.1 9.2 9.3 9.3.1 9.3.2 9.3.3 9.4 9.4.1 9.4.2 9.5
Ε 10 Ε 10.1 Ε 10.2 Ε 10.3
Inhaltsverzeichnis
Jürgen Krause: Information in d e n Sozialwissenschaften Frühe Ansätze und die Informationssoziologie von Wersig Cognitive viewpoint Informationsbegriff und Informationsgesellschaft in der Soziologie Soziologischer Informationsbegriff in Degele Informationsgesellschaft Heterogenitätsbehandlung als Beispielbereich und Fazit Literatur
733 733 734 734 735 735 736 736
H o l g e r Lyre: Information in d e n Naturwissenschaften Vorbemerkungen Algorithmische Informations- und Komplexitätstheorie Information in der Physik Thermodynamik Quantentheorie Raumzeit-Theorien Information in der Biologie Der genetische Code Evolution Information in den kognitiven Neurowissenschaften Literatur
739 739 739 739 739 740 741 742 742 742 742 743
N o r b e r t Henrichs: Information in der P h i l o s o p h i e Ontologisch-erkenntnistheoretische Aspekte Hermeneutisch-daseinsanalytische Aspekte Begriffslogische Hinweise Literatur
745 745 747 748 749
Abkürzungsverzeichnis AACR Anglo-American Cataloguing Rules AAP Association of American Publishers AAPOR American Association for Public Opinion Research Abb. Abbildung A B D Archiv, Bibliothek, Dokumentation ADSL Asynchronous Digital Subscriber Line AES Advanced Encryption Standard AFNOR Association francaise de Normalisation AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen AHCI Arts and Humanities Citation Index AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen AIIM Association for Information and Image Document ALA American Library Association ALU Arithmetic and Logical Unit ANSI American National Standards Institute API Application Programming Interface ARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland ARIST Annual Review of Information Science and Technology
BL British Library BLDSC British Library Document Supply Centre BLOB Binary Large Object BMB + F Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMFT Bundesministerium für Forschung und Technologie BMWA Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit BOAI Budapest Open Access Initiative BRD Bundesrepublik Deutschland BS Benutze Synonym BSU Benutze spezifischen Unterbegriff BSZ Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg CA Chemical Abstracts CALS Continuous Acquisition and Life-Cycle Support CARB California Air Resources Board CAS Chemical Abstracts Service CASSI Chemical Abstracts Service Source Index
ARL Association of Research Libraries
CAT Computer Added Translation
ARPA Advanced Research Projects Agency
CATI Computer Assisted Telephone Interviewing
ASCII American Standard Code for Information
CAWI Computer Assisted Web Interviewing
Interchange
CC Colon Classification
B2B Business to Business
C D Compact Disk
B2C Business to Consumer; Business to Costu-
CD-ROM Compact Disk Read Only Memory
mer
C D U Classification Decimale Universelle
BAT Bundesangestelltentarif
CEN Comite Europeen de Normalisation
BDSG Bundesdatenschutzgesetz
CENELEC Comite Europeen de Normalisation Electrotechnique CERN Organisation Europccnne pour la Recherche Nucleaire CHABLIS Charging, Accounting and Billing for
BF Benutzt für BfAI Bundesagentur für Außenwirtschaft BFK Benutzt für Kombination BGB Bürgerliches Gesetzbuch BID Bibliothek, Information, Dokumentation
Digital Library Services
BIK Benutzt in Kombination
CI Coded Information
BIOS Basic Input Output System
CIO Chief Information Officcr
Bit Binary Digit
CISC Complex Instruction Set Comptuer
BK Benutze Kombination
CKM Customer Knowledge Management
XXXVI
Abkürzungsverzeichnis
CLEF Cross Language Evaluation Forum
DLL Dynamic Link Library
CMC Computer Mediated Communication
D M A Document Management Alliance
C O L D Computer Output to Laser Disk
D M L Data Manipulation Language
CoP Community of Practice
DMS
CORBA Common Object Request Broker Ar-
D N A Deutscher Normenausschuss
chitecture
Dokumenten-Management-System
D N S Domain Name System
CPS Chemistry Preprint Server
D O I Digital Object Indentifier
C P U Central Processing Unit
D P C Digital Preservation Coalition
CSCL Computer Supported Collaborative
D P C I Derwent Patents Citation Index
Learning
D P M A Deutsches Patent- und Markenamt
CSCW Computer Supported Cooperative Work
DRAM Dynamic Random Access Memory
CSS Cascading Style Sheets
DSA Digital Signature Algorithm
C T Computer-Tomographie
DSS Digital Signature Standard
CUI Command-Line User Interface
dt. deutsch
CUI Character-based User Interface CvK Computervermittelte Kommunikation d.h. das heißt DAML/OIL DARPA Agent Markup Language/ Ontology Interface Layer DAML/OWL DARPA Agent Markup Language/ Ontology Web Language DARE Digital Academic Repositories DARPA Defense Advanced Research Projects Agency D B M S Datenbankmanagementsystem D C Dublin Core Metadata Element Set D C L Data Control Languages D D C Dewey Decimal Classification D D L Data Definition Lanuage D D R Deutsche Demokratische Republik DEPATIS Deutsches Patent-Informationssystem DES Data Encryption Standard DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft D F N Deutsches Forschungsnetz D G D Deutsche Gesellschaft für Dokumentation DGI Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis DIMDI Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information D I N Deutsches Institut für Normung DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung D K Dezimalklassifikation; Internationale Dezimalklassifikation
D T D Document Type Definition D T P Desktop Publishing D V D Digital Versatile Disk EAD Encoded Archival Description EASCII Extended American Standard Code for Information Interchange ECIN Electronic Commerce Info Net EDI Eletronic Date Interchange EDIFACT Eletronic Date Interchange For Administration, Commerce and Transport EDV Elektronische Datenverarbeitung EFTA European Free Trade Association EFTI European Forum für Telecom Industry Information Interchange EG Europäische Gemeinschaft EIV Economist Intelligence Unit EMS Electronic Meeting System E N Europäische Norm ENIAC Electronic Numerical Integrator And Computer EPA Europäisches Patentamt EPC Europäische Patentklassifikation EPROM Erasable Programmable Read Only Memory ePSO electronic Payment Systems Observatory ERP Electronic Resource Perservation; Enterprise Resource Planning ERPANET Electronic Resource Preservation and Access Network
Abkürzungsverzeichnis
XXXVII
etc. et cctcra
H T M L Hypertext Markup Language
EU Europäische Union
H T T P Hypertext Transfer Protocol
EUROSTAT Statistisches Amt der Europäischen Genmeinschaften EUSIDIC European Association of Information Services
HWK Handwerkskammer HWWA Hamburger Welt-Wirtschafts-Archiv i.d.R. in der Regel
EZB Elektronische Zeitschriftenbibliothek
IAO Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation
F + E Forschung und Entwicklung
IBIS Issue-Based Information System
F2F Face to Face Communication
I C A N N Internet Corporation for Assigned Na-
FAMI Fachangestellte(r) für Medien- und Informationsdienste FAW Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung FH Fachhochschule FID Federation internationale d'information et de documentation FIZ Fachinformationszentrum FRBR Functional Requirements for Bibliographie Records
mes and Numbers ICAT Interactive Computer Added Translation I C D International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems ICH International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use ICPM International Classification of Procedures in Medicine ICR Intelligent Character Recognition
FtF Face to Face Communication
IDEA International Data Encryption Algorithm
FTP File Transfer Protocol
IDF Inverse Document Frequency
G2B Goverment to Business
IDS Informationsverbund Deutschschweiz
G2C Government to Citizen GBl Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information
IDW Institut für Dokumentationswesen
GDSS Group Decision Support System
neers IFIP International Federation for Information Processing
GERHARD German Harvest Automatical Retrieval and Directory GG Grundgesetz
IEC International Electrotechnical Commission IEEE Institute of Electrical and Electronics Engi-
GIF Graphic Interchange Format
IFLA International Federation of Library Associations and Institutions
G i l Global Information Infrastructure
ifo Institut für Wirtschaftsforschung
G K D Gemeinsame Körperschaftsdatei
IHK Industrie- und Handelskammer
G M D S Deutsche Gesellschaft für Medizinische
IIB Institut International de Bibliographie
Informatik, Biometrie und Epidemiologie
H D Institut für Information und Dokumentation
GPL General Public License
IIE Institute for Information Economics
GPS Global Positioning System
I K T Informations- und Kommunikationstechno-
GUI Graphical User Interface HAM Hypertext Abstract Machine HAT Human Aided Translation H C C Human Computer Communication H C l Human Computer Interaction
logie I M A P Internet Message Access Protocol IMPACT Information Market Policy Actions Service
HI Hochschulverband Informationswissenschaft
I N E X Initiative for the Evaluation o f X M L retrieval
H Q M T High Quality Machine Translation
Int. Cl. Internationale Patentklassifikation
HSA Hardware System Architecture
IP Internet Protocol
XXXVIII
Abkürzungsverzeichnis
IPC International Patent Classification
LAMP Linux, Apache, MySQL, PHP
IPSI Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme
L A N Local Area Network
IQ Informationsqualität
L C D Liquid Crystal Display
IR Information Retrieval
LID Lehrinstitut für Dokumentation
IRS Information Retrieval System
LISP LISt Processing language
ISA Instruction Set Architecture
Lit. Literatur
ISAD (G) International Standard for Archival Description (General) ISBD International Standard Bibliographie Description
LoC Library of Congress
ISBN International Standard Book Number I S D N Integrated Services Digital Network ISMN International Standard Music Number ISO International Organization for Standardization ISP Internet Service Provider ISRC International Standard Recording Code ISRN International Standard Technical Report Number ISSN International Standard Serial Number IT Informationstechnologie I T U International Telecommunication Union IuD Information und Dokumentation IuK Information und Kommunikation IuKDG
Informations- und Kommunikations-
dienstegesetz IVS Informationsvermittlungsstelle IW Institut der deutschen Wirtschaft IWF Internationaler Währungsfond I Z Informationszentrum JCMC Journal of Computer Mediated Communication
LC Library of Congress
LOM Learning Objects Metadata MARC Machinc-Rcdable Cataloging MCI Mensch-Computer-Interaktion MCK Mensch-Computer-Kommunikation M D Message Digest; Medizinischer Dokumentär MDA Medizinische(r) Dokumentationsassistent(in) MedDRA Medical Dictionary for Regulatory Activities Terminology MEDLARS Medical Literature Analysis and Retrieval System M e D o c Multimedia electronic Documents MIMD Multiple Instruction - Multiple Data MIME Multipurpose Internet Mail Extensions MISD Multiple Instruction - Single Data MKS-System Meter - Kilogramm - Sekunde (Maßsystem) M o D e l D o k Mobilisierungskampagne zur Imageförderung dokumentarischer Berufsbilder M P 3 MPEG 2.5 Audio Layer III MPEG Motion Picture Experts Group MPG Max-Planck-Gesellschaft MRF Master Reference File MS Microsoft
JCR Journal Citation Reports
MS-DOS Microsoft Disc Operation System
JHEP Journal of High Energy Physics
MSR Messen, Steuern, Regeln
JPEG Joint Photographie Experts Group KB Kombinationsbegriff KI Künstliche Intelligenz KIS Krankenhausinformationssystem K M K Kultusministerkonferenz KMU Kleine und mittlere Unternehmen KWIC Keyword In Context KWOC Keyword Out of Context
MT Machine Translation M U C Message Understanding Conference MUI Mental User Interface MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels N A B D Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen NACE Nomenclature dActivites de la Communaute Europeenne
Abkürzungsverzeichnis
N A T Normenausschuss Terminologie N C I Non-Coded-Information
XXXIX
PARSIFAL PARtnerSchaft InternetFähige ArchivLösungen
N G O Non-Governmental Organization
P C Personal Computer
N I S T National Institute of Standards and Technology
P D A Personal Digital Assistant
NITF News Industry Text Format
P E M Privacy Enhanced Mail
N S A National Security Agency
PI Preußische Instruktionen
N T New Technology
P N D Personennamendatei
N T C I R NII-NACISIS Text Collection for Infor-
P N G Portable Network Graphics
mation Retrieval Systems
P D F Portable Document Format
P O P Post Office Protocol
N V T Network Virtual Terminal
P O S Point of Sale
NWIKO Neue Weltinformations- und Kommu-
POSIX Portable Operating System Interface
nikationsordnung o.a. oben angegeben OA Oberbegriff/Abstraktionsrelation OAI Open Archives Initiative OAIS Open Archival Information System OB Oberbegriff ÖB Öffentliche Bibliothek OCR Optical Character Recognition O D A Open Document Architecture O D B C Open Database Connectivity ODIF Open Document Interchange Format O D I N Objektorientierte Dynamische Benutzungsoberflächen O D M A Open Document Management O E C D Organisation for Economic Co-operation and Development OIL Ontology Inference Layer OLE Object Linking and Embedding OMS Organisational Memory System O O D B M S Object-Oriented Data Base Management System O O P Objektorientierte Programmierung OPAC Online Public Access Catalogue OPL One Person Library ORDBMS Object-Relational Data Base Management System OSF Open Software Foundation OSI Open System Interconnection; Open Society Institute P 2 P Person to Person PADOK Patentdokumentation
PS Payment Server p W positive Vertragsverletzung r2c right to communicate RAK Regeln für die alphabetische Katalogisierung RAK-Musik Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Ausgaben musikalischer Werke RAK-NBM Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Nichtbuchmaterialien RAK-OB Regeln für die alphabetische Katalogisierung in öffentlichen Bibliotheken RAK-PB Regeln für die alphabetische Katalogisierung in Parlaments- und Behördenbibtiotheken RAK-UW Regeln für die alphabetische Katalogisierung: Sonderregeln für unselbständig erschienene Werke RAK-WB Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlchen Bibiotheken RAM Random Access Memory R B U Repertoire Bibliographie Universel RDBMS Relational Database Management System RDF Resource Description Framework RDFS Resource Description Framework Schema RICA Regole Italiane di Catalogazione Autori RIPE RACE Integrity Primitives Evaluation RIPEMD RIPE Message Digest RIS Review of Information Science RISC Reduced Instruction Set Computer R N A Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen ROM Read Only Memory
XL
Abkürzungsverzeichnis
RSA Rivcst, Shamir and Adclman encryption algorithm
TKG Telckommunikationsgesctz
RSWK Regeln für den Schlagwortkatalog
TREC Text Retrieval Conference
s.u. siehe unten
T T Top Term
SC Sub Committee
T U Technische Universität
SCI Science Citation Index
u.a. unter anderem
SDI Selective Dissemination of Information
u.U. unter Umständen
SDR Spoken Document Retrieval
UA Unterbegriff/Abstraktionsrelation
T M Translation Memory
SGML Standard Generalized Markup Language
U B Unterbegriff
SHA-1 Secure Hash Algorithm 1 SHERPA Securing a Hybrid Environment for Research Preservation and Access
U D C Universal Decimal Classification U D C C Universal Decimal Classification Consortium
SIC Standard Industrial Classification
U D K Universale Dezimalklassifikation
SigG Signaturgesetz
U D P User Datagram Protocol
SIMD Single Instruction - Multiple Data
UdSSR Sowjetunion
SISD Single Instruction - Single Data
UI User Interface
SLA Special Libraries Association
U M C S Unified Medical Language System under Construction U M T S Universal Mobile Telecommunications System U N E S C O United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
SMART Simple Modular Architecture Research Tool SMPT Simple Mail Transfer Protocol S N O M E D Systemized Nomenclature of Medicine SOP Standard Operating Procedures SPARC Scholary Publishing and Academic Resources SQL Structured Query Language SRAM Static Random Access Memory StGB Strafgesetzbuch SUI Speech User Interface TAN Transaktionsnummer T C Technisches Komitee T C P Transmission Control Protocol TCP/IP Transmission Control Program/Internet Protocol T C S Text Catagorization Shell T D D S G Teledienstedatenschutzgesetz TDSV TelekommunikationsdienstunternehmenDatenschutzverordnung T E I Text Encoding Initiative T E L N E T Terminal Emulation for TCP/IP TFIDF Term Frequency Inverse Document Frequency TIFF Tag Image File Format
UrhG Urheberrechtsgesetz URI Uniform Resource Identifier U R N Uniform Resource Name USA United States of America USB Universal Serial Bus USMARC Machine-Redable Cataloging (USA) USP Unique Selling Proposition V3D2 Verteilte Verarbeitung und Vermittlung digitaler Dokumente VB Verwandter Begriff V D A Verein Deutscher Archivare V D D Verein Deutscher Dokumentare VDI Verein Deutscher Ingenieure vgl. vergleiche V1B Verzeichnis lieferbarer Bücher W3C World Wide Web Consortium WAN Wide Area Network WB Wissenschaftliche Bibliothek WfMS Workflow Management System WG Working Group WIPO World Intellectual Property Organization
Abkürzungsverzeichnis
WORM Write Oncc Read Many WTI Wissenschaftlich-Technische Information WTO Work Trade Organization WWW Word Wide Web WYSIWIS What you See Is What I See XLS extensible Style Sheet XML extensible Markup Language XML-DOM extensible Markup Language - Document Object Model
XLI
XSL-FO extensible Stylesheet Language Formatting Objects XSL-T extensible Stylesheet Language Transformations z.B. zum Beispiel Z D B Zeitschriftendatenbank Z M D Zentralstelle für Maschinelle Dokumentation
A Grundlegendes A
1
Rainer Kuhlen:
Information A 2
T h o m a s Seeger:
Entwicklung der Fachinformation und -kommunikation A 3
... 91
Rainer Kuhlen:
Wissensökologie A 9
... 73
J ü r g e n W. Cioebel:
Informationsrecht - Recht der Informationswirtschaft A 8
... 61
T h o m a s Seeger:
(Fach-)Informationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland) A 7
... 55
Rainer Kuhlen:
Informationsethik A 6
... 37
Marlies Ockenfeld:
Nationale und internationale Institutionen A 5
... 21
T h o m a s Seeger:
Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf und Ausbildung in Deutschland A 4
... 3
... 105
Wolfgang Ratzek:
Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung. Ein Essay
... 115
A l
Information Rainer Kuhlen
A 1.1
Sichten
A 1.1.1
Reduktion oder Zuwachs an Ungewissheit?
Dieses Handbuch und speziell dieser erste Beitrag soll Wissen über Information vermitteln. Dazu folgen hier viele Informationen über „Information". Viele Autoren haben diese Informationen dadurch in die Welt gesetzt, dass sie ihr Wissen - oft sind es nur Meinungen oder Vermutungen, oft aber auch empirisch, logisch oder kommunikativ/kollaborativ gesicherte Aussagen (zu dieser Unterscheidung Lit. 35) - in eine wahrnehmbare und damit für andere aufnehmbare Form gebracht, also in der Regel publiziert haben. O b das nach der Lektüre dieses Artikels zu einer Reduktion von Ungewissheit führen wird, wie man es j a lange als Definition von Information angenommen hat (Lit. 72) oder - ob der Vielfalt oder sogar Widersprüche in den Aussagen über „Information" - eher zu einem Z u wachs an Unsicherheit, hängt von dem Vorwissen und der Erwartungshaltung des jeweiligen Lesers ab. Zur Information werden die Informationen erst, wenn j e m a n d sie in einem bestimmten Kontext aufnimmt, sie verstehen, interpretieren, etwas mit ihnen anfangen kann, sei es direkt, z.B. um eine anstehende Entscheidung zu fällen, oder verzögert durch Aufnahme der Informationen in den schon vorhandenen eigenen Wissensbestand, mehr oder weniger damit rechnend, dass er/sie später auf sie wird zugreifen und sie dann wird verwenden können. Schon in diesen eher essayistischen Anfangsbemerkungen stecken so viele unterschiedliche Annahmen über „Information" (und „Wissen"), dass die Aussage von Wersig aus den 70er Jahren „Informationsbegriffe gibt es nahezu so viele, wie es Autoren gibt, die darüber schreiben" (Lit. 72, S. 28) nicht übertrieben zu sein scheint. Kein Wunder. Kaum etwas ist theoretisch so komplex und damit schwierig terminologisch festzulegen wie die Begriffe „Information" und „Wissen", nicht zuletzt auch deshalb, weil beide Begriffe in so gut wie allen wissenschaftlichen Disziplinen eine Rolle spielen und weil jede Disziplin eigene Interessen an diesen B e griffen hat und weit davon entfernt ist, verbindliche Anleihen bei der Disziplin zu nehmen, die schon von der Fachgebietsbezeichnung zumindest
für „Information" zuständig sein sollte. Weit entfernt vielleicht auch deshalb, weil die skeptische Bemerkung von Fox „information science is in the rather embarassing position o f lacking any clear understanding o f its central notion" (Lit. 27, S. 3) lange Zeit zutreffend war. Wir wollen allerdings plausibel machen, dass sich in den letzten Jahren, trotz weiter bestehender Unterschiede im Detail, zumindest in der akademischen deutschsprachigen Informationswissenschaft (Lit. 65 bis Lit. 69) ein Konsens in Richtung einer pragmatischen Sicht auf Information herausgebildet hat (Lit. 40, S. 37ff). Also konsensual gilt, dass es aus informationswissenschaftlicher Sicht um die Bedeutung, die Handlungsrelevanz und damit um den Nutzen von Information geht. Das soll im Zentrum dieses Beitrags stehen. Schauen wir aber noch einmal auf die Aussagen im ersten Absatz. Dahinter kann man das in vielfachen und immer komplizierter gewordenen Variationen verwendete allgemeine Kommunikationsmodell erkennen, nach dem Sender Informationen in einem Zeichensystem darstellen/kodieren, über einen Kanal welcher medialen Art auch immer schikken, der bei einem Empfänger dieser Informationen endet. Geglückt ist die Kommunikation dann, wenn bei der Übertragung nicht zu viel Information verloren geht (der Kanal also sicher ist bzw. die Kodierung Redundanz zulässt). Aber das reicht wohl noch nicht. Glücken kann die Kommunikation nur dann, wenn über die Übertragung hinaus Sender und Empfänger über das gleiche Zeichensystem oder Übersetzungsmöglichkeiten verfügen oder vorsichtiger ausgedrückt: wenn die unvermeidbaren Asymmetrien in der Darstellung und in der Aufnahme von Wissen über die übertragenen Informationen durch Sender (Autoren) und Empfänger (Leser/Rezipienten) nicht zu stark werden. Darüber hinaus sind weitere Gemeinsamkeiten erforderlich, z.B. an kulturellem Hintergrundwissen und Bildungsstand - das, was wir später „Weltwissen" nennen wollen. In diesem einfachen Modell stecken aber schon viele der Gründe für die divergierenden Informationsverständnisse, j e nachdem, ob exklusiv die Sender-, die Kanal- oder die Empfänger-Perspektive eingenommen wird. Das wird im Verlauf der Diskussion deutlicher werden.
4
A 1.1.2
Rainer Kuhlen
Interdisziplinäre Sichten
„Information" ist kein Besitzstand des engeren Gebiets von Information und Dokumentation. Eine Zusammenstellung der verschiedenen fachlichen Sichten haben Machlup und Mansfield schon 1983 unternommen (Lit. 47), ohne dabei eine Synthese anzustreben. Eine spannende neuere interdisziplinäre Diskussion u m den Informationsbegriff hat in verschiedenen Beiträgen der Zeitschrift „Ethik und Sozialwissenschaften" stattgefunden (1998, Heft 2 und 2001, Heft 1), angestoßen durch den Artikel von Janich (Lit. 34). Janich, Philosoph und Physiker, argumentiert nicht aus physikalisch-informationstheoretischer Perspektive, sondern stellt Information in den Zusammenhang von Kommunikation, bevorzugt menschlicher Kommunikation, mit Ansätzen, Informationsbereitstellung auch Maschinen zuzubilligen. Diese kommunikative Sicht veranlasste einen der Replikanten, den Informationswissenschaftler Krause (Lit. 36; vgl. Kap. Ε 8), Janichs Ansatz im Sinne des pragmatischen Primats (s. unten) als informationswissenschaftlich zu verstehen. Auch Wilson verwendete den interdisziplinären Ansatz, u m ein grundlegendes Konzept für Information (hier Informationsverhalten) zu gewinnen (Lit. 75). Wir setzen diese Tradition der interdisziplinären Diskussion in Kapitel Ε dieses Handbuchs fort.
A 1.1.3
Variationen
Wie breit die Diskussion um Definitionsversuche für „Information" ist, zeigt auch ein kleiner Ausschnitt aus Beats Biblionetz (Lit. 03): (1-1) „Information ist der Veränderungsprozess, der zu einem Zuwachs an Wissen führt - Christian Schucan im Buch Effektivitätssteigerung mittels konzeptionellem Informationsmanagement (1999) im Text Begriffliche Abgrenzung auf Seite 25. (1-2) Information ist eine nützliche Veränderung der nutzbaren abstrakten Strukturen aufgrund zusätzlicher Daten und/oder abstrakter Strukturen oder aufgrund zusätzlicher N u t z u n g bereits verfügbarer abstrakter Strukturen. Information kann rationale Handlungen auslösen und/oder die Interpretation des Wissens verändern (ebda.) (1-3) Information ist nutzbare Antwort auf eine konkrete Fragestellung - Carl August Zehnder im Buch Informationssysteme und Datenbanken im Text Leben mit Information auf Seite 14.
(1-4) Information ist natürlich der Prozess, durch den wir Erkenntnis gewinnen - Heinz von Foerster im Buch Wissen und Gewissen im Text Z u kunft der Wahrnehmung: W a h r n e h m u n g der Zukunft (1971). (1-5) Unwahrscheinlicher, nichtprogrammierter Sachverhalt - Vilem Flusser im Buch Die Revolution der Bilder (1995) im Text Die lauernde schwarze Kamera-Kiste. (1-6) Ich verstehe hier unter Information und Bedeutung eines Signals die Wirkung, die dieses Signal auf die Struktur und Funktion eines neuronalen kognitiven Systems hat, mag diese Wirkung sich in Veränderungen des Verhaltens oder von Wahrnehmungs- und Bewusstseinszuständen ausdrücken - Gerhard Roth im Buch Gedächtnis (1991) auf Seite 360. (1-7) Das spezifische Wissen, das man in einer bestimmten Situation benötigt, um beispielsweise ein Problem zu lösen, wird Information genannt - W e r n e r H a r t m a n n , M i c h a e l N ä f , Peter Schäuble im Buch Informationsbeschaffung im Internet (2000) auf Seite 15. (1-8) Informationen sind kontextualisierte Daten (z.B. der Satz: „Am 3. August 1999 hat es am Cap d'Antibes u m 11 U h r vormittags 30 Grad Celsius") - ThinkTools AG , erfasst im Biblionetz am 24.05.2000. (1-9) When organized and defined in some intelligible fashion, then data becomes information D o n Tapscott im Buch Growing U p Digital (1997) im Text T h e Net Generation auf Seite 32. (1-10) Informationen sind Antworten auf Fragestellungen; Informationen füllen Informationslücken (des meist menschlichen Anwenders) Kurt Bauknecht, Carl August Zehnder im Buch Grundlagen für den Informatikeinsatz im Text Vielfältiger Einsatz - einfache Grundlagen auf Seite 34. (1-11) Wird eine Zeichenfolge übertragen, so spricht man von einer Nachricht. Die Nachricht wird zu einer Information, wenn sie für einen Empfänger eine Bedeutung hat - 1 1 . R. I Iansen, G. N e u m a n n im Buch Wirtschaftinformatik I (1978) im Text Planung, Entwicklung und Betrieb von Informationssystemen auf Seite 132. (1-12) Für die Wirtschaftsinformatik [gilt]: Information ist handlungsbestimmendes Wissen über historische, gegenwärtige und zukünftige Z u -
A 1 Information
s t ä n d e d e r Wirklichkeit u n d Vorgänge in d e r Wirklichkeit, mit anderen Worten: I n f o r m a t i o n ist R e d u k t i o n v o n U n g e w i s s h e i t - L. J. H e i n rich im B u c h I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t im Text E i n f ü h r u n g in das I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t auf Seite 7. (1-13) I n f o r m a t i o n ist ein Fluss v o n zweckorientierten N a c h r i c h t e n , d.h K n o w - w h a t - Margrit O s t e r l o h , Ivan v o n Wartburg im Buch Technologie-Management - Idee u n d Praxis (1998) im Text Organisationales L e r n e n u n d TechnologieM a n a g e m e n t auf Seite 150. (1-14) I n f o r m a t i o n („informare": „formen, bilden, mitteilen") ist in der Publizistikwissenschaft im U n t e r s c h i e d etwa z u r I n f o r m a t i k keine a u s schließlich technische Signalübertragung, sondern ein sinnhaftes soziales H a n d e l n . In der Ind i v i d u a l k o m m u n i k a t i o n bezieht sich die I n f o r mation auf bekannte u n d in der M a s s e n k o m m u nikation meist auf gegenseitig u n b e k a n n t e E m pfänger (Rezipienten). I n f o r m a t i o n k a n n beispielhaft definiert w e r d e n als Reduktion von U n gewissheit - H e i n z Bonfadelli im Buch E i n f ü h r u n g in die Publizistikwissenschaft (2001) i m Text Was ist (Massen-)Kommunikation? auf Seite 22."
A 1.1.4
Information für eine Wissenschaft oder für viele Wissenschaften?
Die Vielfalt der Informationsbegriffe bzw. die Beschäftigung vieler Disziplinen mit I n f o r m a t i o n hat A u t o r e n wie Kunz u n d Rittel 1972 bewogen, v o n „ I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t e n " zu s p r e c h e n (Lit. 43). Allerdings haben sie daraus gleich d e n Schluss gezogen, dass „die Informationswissenschaften keine Wissenschaft im engeren, h e r k ö m m l i c h e n Sinne" seien, u n d zwar mit der B e g r ü n d u n g , dass „die G e n e r i e r u n g v o n Erkenntnissen ... f ü r sie n u r M i t tel z u m Z w e c k " sei: „Das Ziel [sei] die Planung, der E n t w u r f u n d der Betrieb v o n Informationssystemen" (Lit. 43, S. 19). Dass, was wir h e u t e als Informationswissenschaft ansprechen, ist f ü r Kunz/ Rittel ein Spezialfall der allgemeinen Informationswissenschaften. D e n Pluralbegriff hat die Fachdisziplin in D e u t s c h land nicht ü b e r n o m m e n , w e n n auch im wissenschaftspolitischen Kontext zuweilen „Informationswissenschaften" als O b e r b e g r i f f f ü r alle Einricht u n g e n verwendet wird, die mit Informatik, I n f o r mationswissenschaft, I n f o r m a t i o n Engineering etc. zu t u n haben (Lit. 45). M a n hat sich bei den w e n i -
5
gen H o c h s c h u l c i n r i c h t u n g c n des Fachgebietes auf den Singularbegriff verständigt. A u s n a h m e n gibt es auch hier: So heißt der FB 5 an der F H S Potsdam „Informationswissenschaften", u n d das Institut f ü r Informationswissenschaft der F H Köln ist in der Fakultät f ü r I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s w i s s e n s c h a f t e n angesiedelt. U n d auch Kuriositäten gibt es: So den Fachbereich I n formationswissenschaften a m Staatlichen Seminar f ü r Didaktik u n d Lehrerbildung (Berufliche S c h u len, Karlsruhe). A u c h in den U S A ist „information sciences" eher ungebräuchlich - auch w e n n der Plural v o r k o m m t , z.B. in der r e n o m m i e r t e n inform a t i o n s · u n d bibliothekswissenschaftlichen Pittsb u r g h „School of I n f o r m a t i o n Sciences" - , ist m a n in den amerikanischen H o c h s c h u l e n doch eher an konkreten A u s b i l d u n g s p r o g r a m m e n als an ü b e r greifenden Super-Fakultätsbezeichnungen interessiert. I m angelsächsischen Bereich ist LIS (Library and I n f o r m a t i o n Science), n e b e n C I S ( C o m p u t e r and I n f o r m a t i o n Science), die verbreiteste A b k ü r z u n g geworden; systematisch dazu B u d d (Lit. 11), historisch M c C r a n k (Lit. 50) u n d Buckland/Liu (Lit. 10), ebenfalls historisch, z u r ü c k g e h e n d bis z u r „ D o k u m e n t a t i o n " des 19. J a h r h u n d e r t s Day (Lit. 19). M i t LIS u n d C I S sind auch die beiden zentralen ( m e t h o d i s c h e n u n d t e c h n i s c h e n ) N a c h b a r schaften bzw. I Ierkünfte benannt, die entsprechend das Informationsverständnis der I n f o r m a t i o n s w i s senschaft b e s t i m m t haben, ergänzt u m die klassische d o k u m e n t a r i s c h e Tradition u n d die auch stark e m Wandel unterliegenden K o m m u n i k a t i o n s t r a d i t i o n e n . O b n u n „Wissenschaft" o d e r „Wissenschaften" - die Informationswissenschaft hat schon f ü r sich genügend Schwierigkeiten mit ihrem Kernkonzept.
A 1.2
Information in der Informationswissenschaft
A 1.2.1
Warum nicht Wissenswissenschaft? „Informations..." oder „Wissens..."?
G r u n d l e g e n d f ü r die Informationswissenschaft ist natürlich der Begriff der I n f o r m a t i o n . Eine Wissenswissmschajt existiert als akademische W i s s e n schaft nicht, obgleich der Begriff auch verwendet wird, so - w o h l eher tentativ als konstruktiv-systematisch - im Titel eines Seminars v o n G e r n o t Wersig im W S 1996/97.
6
Rainer Kuhlen
D i e S u c h m a s c h i n c G o o g l e zeigte 1/2004 n u r s e c h s
W i r w o l l e n n u r n o c h a n m e r k e n , dass in d e n l e t z -
halbwegs einschlägige Treffer f ü r d e n deutschspra-
t e n J a h r e n d i e lange a u c h p o l i t i s c h f a v o r i s i e r t e „ I n -
c h i g e n B e g r i f f a n . Knowledge
science s c h e i n t w e l t -
f o r m a t i o n s " - K o m p o n e n t e in B e g r i f f e n w i e „ I n f o r -
w e i t s c h e i n t w e i t e r v e r b r e i t e t z u sein. D a z u n u r drei
mationsmanagement", „Informationswirtschaft",
Beispiele. I n d e n USA g i b t es a n d e r U n i v e r s i t y o f
„Informationsgesellschaft" starke
C a l g a r y e i n Knowledge
Science Institute, dass sich al-
d u r c h „Wissen" b e k o m m e n hat. „ W i s s e n s m a n a g e -
Konkurrenz
len A s p e k t e n d e r W i s s e n s ö k o n o m i e w i d m e t ( h t t p : /
m e n t " h a t K o n j u n k t u r , „Wissensgesellschaft" w i r d
/ k s i . c p s c . u c a l g a r y . c a / K S I / K S I . h t m l ) . I n J a p a n gibt es
als k r i t i s c h e r B e g r i f f g e g e n ü b e r e i n e r ü b e r w i e g e n d
i m Advanced Institute of Science and Technology (JAIST)
technisch bestimmten Informationsgesellschaft
e i n e School of Knowledge Science, d i e sich m i t F r a g e n
v e r w e n d e t , so z.B. v o n d e r U N E S C O u n d v i e l e n
des W i s s e n s m a n a g e m e n t beschäftigt
(http://
z i v i l g e s e l l s c h a f t l i c h c n G r u p p e n (Lit. 80) i m K o n -
w w w j a i s t . a c . j p / k s / i n d e x - e . h t m l ) . I n England g i b t es
text d e s U N - W e l t g i p f e l s z u r I n f o r m a t i o n s g e s e l l -
a n d e r Newcastle
s c h a f t - W S I S (Lit. 42, K a p . 1). „Information
University ein Centre for Research in
society"
Knowledge Science and Society, bei d e m - d i e ö k o n o -
h i e ß es b e i W S I S v i e l l e i c h t d e s h a l b , w e i l e i n e t e c h -
m i s c h e Sicht übersteigend u n d d e n G e d a n k e n der
nische U N - O r g a n i s a t i o n , n ä m l i c h die I T U
Nachhaltigkeit a u f n e h m e n d - der Einfluss gegen-
ternational T e l e c o m m u n i c a t i o n U n i o n ) , die Feder-
(In-
wärtiger durch Informationsverarbeitung gesteu-
f ü h r u n g b e i d e r O r g a n i s a t i o n v o n W S I S h a t t e (Lit.
e r t e r W i s s e n s p r o d u k t i o n u n d - V e r t e i l u n g a u f alle
33). W i r wollen diese „Wende" nicht ü b e r i n t e r p r e -
B e r e i c h e d e r G e s e l l s c h a f t u n t e r s u c h t w e r d e n soll.
t i e r e n , s e h e n a b e r in d e r V e r w e n d u n g v o n „Wis-
A u c h in d e r A r b e i t s g r u p p e u m C h r i s t i a n e F l o y d
sens..." einen Versuch der R ü c k g e w i n n u n g der
w u r d e der Begriff im Z u s a m m e n h a n g einer k o n -
H u m a n k o m p o n e n t e beim U m g a n g mit Wissen
struktivistischen Sicht auf Softwareentwicklung
u n d I n f o r m a t i o n , v i e l l e i c h t als R e a k t i o n a u f d i e
v e r s c h i e d e n t l i c h v e r w e n d e t (Lit. 25).
d o c h n i c h t so ü b e r z e u g e n d e i n g e l ö s t e n E r w a r t u n g e n a n stark t e c h n i s i e r t e s u n d m e d i a l i s i e r t e s I n f o r -
W a r u m es die W i s s e n s w i s s e n s c h a f t n i c h t z u e i n e r
m a t i o n s m a n a g e m e n t in O r g a n i s a t i o n e n , a n g l o b a -
s e l b s t ä n d i g e n D i s z i p l i n g e s c h a f f t hat u n d a u c h n i c h t
le I n f o r m a t i o n s m ä r k t e , d i e d u r c h N e t z e u n d C o m -
zu einer Art Metawissenschaft w i e etwa die K o g n i -
p u t e r die digitalen Spaltungen ü b e r w i n d e n sollten
tionswissenschaft, darüber kann durchaus speku-
( u n d das n i c h t geleistet h a b e n ) . W i r w o l l e n m i t d e r
liert w e r d e n . W i r t u n es h i e r n i c h t - w e r d e n a b e r
pragmatischen Fundierung von Information, durch
d e n B e g r i f f d e s W i s s e n s in u n s e r e f o l g e n d e A n a l y -
die die I n f o r m a t i o n s h o h e i t , m a n k a n n auch sagen:
se v o n „ I n f o r m a t i o n " n a t ü r l i c h e i n b e z i e h e n . I n f o r -
die E n t s c h e i d u n g ü b e r d e n M e h r w e r t v o n I n f o r -
m a t i o n k a n n j a k a u m e t w a s a n d e r e s s e i n als e i n
m a t i o n , an d e n M e n s c h e n z u r ü c k g e b u n d e n bleibt,
R e f e r e n z b e g r i f f . I n f o r m a t i o n existiert n i c h t f ü r sich.
die gegenüber T e c h n i k d o m i n a n z kritische N u t -
Information referenziert auf Wissen. Information
zungs- u n d N u t z e n s i c h t wieder herstellen. Aus d e n
w i r d in d e r R e g e l als S u r r o g a t bzw. R e p r ä s e n t a t i o n
aus d e r f o l g e n d e n A r g u m e n t a t i o n h o f f e n t l i c h n a c h -
oder Manifestation von Wissen verstanden: „know-
v o l l z i e h b a r e n G r ü n d e n sollte d e u t l i c h w e r d e n , dass
l e d g e is p e r s o n a l , i n d i v i d u a l a n d i n a c c e s s i b l e . It
Begriffe wie „Informationsmanagement", „Infor-
d o e s , h o w e v e r , m a n i f e s t itself in ( a n d is c r e a t e d a n d
mationsgesellschaft", „Informationsmarkt" weiter-
m o d i f i e d by) i n f o r m a t i o n " (Lit. 02). D a s g e s c h i e h t
h i n m e h r S i n n m a c h e n , als d i e k o r r e s p o n d i e r e n -
j a seit B e g i n n d e r D i s k u s s i o n u m das I n f o r m a t i -
d e n „Wissens"-Begriffe, v o r a l l e m d a n n , w e n n „Wis-
o n s f u n d a m e n t der
Informationswissenschaft
s e n " , w i e es in d e r R e g e l b e i d e r W i s s e n s f a v o r i s i e -
d u r c h g ä n g i g , v o n F a r r a d a n e (Lit. 2 1 ) , M e a d o w s
r u n g gilt, a u f i n t e r n e kognitive S t r u k t u r e n d e s M e n -
(Lit. 51), B r o o k s (Lit. 08), B e l k i n (Lit. 04), L u f t
s c h e n b e z o g e n w i r d - „ D e r M e n s c h ist d a s W e s e n ,
(Lit. 46), ü b e r d i e A r t i k e l in F e e n e y / G r i e v e s (Lit.
das sich i m W i s s e n u n d d u r c h das W i s s e n bzw. i m
23) bis h i n z u B u d d (Lit. 11), C h e c k l a n d / H o l w e l l
D e n k e n u n d d u r c h das D e n k e n o r i e n t i e r t " (Lit. 53,
(Lit. 15), C a s e (Lit. 14), W a r n e r (Lit. 71), C a p u r r o /
S. 7 5 ) . W i e k a n n es d a f ü r e i n e n M a r k t g e b e n ? W i e
H j o r l a n d (Lit. 13) u n d o f t g e n u g m i t e h e r m y s t e -
kann m a n das „managen"?
riösen u n d bewusst verdunkelnden Differenzierungen wie bei G r e g o r y Bateson aus d e n 70er J a h r e n , w o I n f o r m a t i o n d e f i n i e r t w i r d als „a d i f f e r e n c e t h a t m a k e s a d i f f e r e n c e " , u n d W i s s e n : „ k n o w l e d g e is a difference that makes a difference that makes a diff e r e n c e " (zit. a u s Lit. 7 4 ) .
A 1.2.2
Information i m institutionellen Bereich des Faches
„Information" m u s s auf den Websites der i n f o r m a tionswissenschaftlichen Einrichtungen natürlich
A 1 Information
7
angcsprochcn werden. Auch w e n n eine grundle-
Wissens sowie der Vermittlung und Präsentati-
gende konzeptionelle Diskussion dort kaum ge-
on dieses Wissens behandelt" (Lit. 69).
führt wird, ist doch der anfangs angesprochene pragmatische Konsens erkennbar: - Bei Hildesheim, Schwerpunkt Angewandte I n formationswissenschaft, findet sich: „Dabei wird Information definiert als Wissen, das von einer bestimmten Person oder Gruppe in einer k o n kreten Situation zur Lösung von P r o b l e m e n b e nötigt wird und daher erarbeitet werden m u s s " (Lit. 67).
- Ahnlich auch beim Fachbereich Informationswissenschaften Potsdam: „Erfassung, Speicherung und Vermittlung von Informationen. M i t der digitalen Revolutionierung der Informationsund Kommunikationstechnologien rücken die drei Berufe Archivar, Bibliothekar und D o k u mentär näher z u s a m m e n " (Lit. 2 2 ) . - Zuletzt nur noch ein Beispiel aus den U S A v o m Department of Information Studies von U C L A : „In-
- In Konstanz wird a u f der Website des Verfassers angeführt: „Information ist Wissen in Aktion ... [Informationswissenschaft zielt] ... a u f die E i n lösung des pragmatischen Primats bei der Sicht a u f Information, d.h. die aktuelle N u t z u n g und die Handlungsrelevanz bzw. der N u t z e n von I n formation stehen im Vordergrund. Informations-
formation professionals have the expertise n e cessary to manage the acquisition, organization, preservation and retrieval o f all types o f information. T h e y have the knowledge that enables t h e m to make best use o f information - both w h e n making individual decisions and w h e n meeting the needs o f society" (Lit. 63).
wissenschaft ist gleichermaßen die Reflexion a u f die sozialen, kognitiven, politischen, ö k o n o m i schen, ethischen, kulturellen R a h m e n b e d i n g u n gen bei der Produktion und N u t z u n g von I n formation und die konstruktive Realisierung von Verfahren und Systemen zur Produktion und N u t z u n g von I n f o r m a t i o n " (Lit. 68). - Bei der Informationswissenschaft in Düsseldorf heißt es: „Informationswissenschaft befasst sich mit (digitalen) Informationen sowie allen Tätigkeiten, die solche I n f o r m a t i o n e n betreffen ... wobei sich die Informationswissenschaft a u f den Informationsinhalt (.Content') konzentriert und ökonomische bzw. informatische Aspekte nur am Rande bespricht" (Lit. 65). - A h n l i c h Graz: „Die Informationswissenschaft
A 1.2.3
Grenzen der Terminologiedebatten
N o c h eine kurze A n m e r k u n g zu Terminologiedebatten allgemein: Obgleich die Informationswissenschaft in ihrer G e b i e t s b e z e i c h n u n g das Wort „Information" führt - anders als die Informatik, die sich mit der bloßen S t a m m f o r m zufrieden geben muss, aber trotz dieser Schwundstufe als D i s ziplin durchaus erfolgreicher war -, kann man b e zweifeln, ob es Sinn macht, Festlegungen von fundamentalen Begriffen (wie hier von „Information") v o r z u n e h m e n , die zwangsläufig nur zu Kontroversen und oft unproduktiven Terminologiediskussionen führen. Wissenschaften gewinnen ihre R e p u tation kaum über definitorische Festlegungen ihrer Grundbegriffe (z.B. die Biologie über Leben oder
beschäftigt sich mit Informationsprozessen und
die Psychologie über Seele), sondern über die m e -
-problemen in Wirtschaft, Wissenschaft und G e -
thodisch kontrolliert erzielten Ergebnisse bei der
sellschaft. Sie setzt sich mit Produktion, Spei-
U n t e r s u c h u n g der von der Disziplin für einschlä-
cherung, Übertragung, Suche, Aufbereitung und
gig reklamierten Objektbereiche.
Präsentation von Information auseinander. Darüber hinaus beschäftigt sich die Informationswissenschaft mit dem
sozio-ökonomischen
D i e O b j e k t b e r e i c h e des Informationsgebietes sind relativ deutlich bestimmt, auch wenn sich das I n -
U m f e l d dieser Informationstätigkeiten" (Lit. 66).
formationsgebiet hier viele U n t e r b e r e i c h e (zum
- D i e Informationswissenschaft Saarbrücken führt
Psychologie, Sprachwissenschaft, Wirtschaftswis-
an: „Information wird hierbei (eingeschränkt) als
senschaft - u m nur diese zu nennen - zu teilen hat
Prozess des Transfers und/oder E r g e b n i s des
und auch wenn diese Objektbereiche seit den er-
Transfers von Wissen (zwischen M c n s c h c n ) ver-
sten Gegenstandsbestimmungen starkem Wandel
standen. Zentral ist der B e g r i f f der .Informati-
unterworfen waren. Das reicht von in der doku-
onsarbeit'; es werden Fragen der Erschließung,
mentarischen Traditionen stehenden Arbeiten (Lit.
S p e i c h e r u n g und A u f b e r e i t u n g v o r h a n d e n e n
07, Lit. 30, Lit. 70, Lit. 16), über kommunikations-
G l ü c k ) mit anderen Disziplinen wie Informatik,
8
t h c o r c t i s c h c (Lit. 73) u n d kognitive Ansätze (Lit. 08, Lit. 04) u n d ü b e r t e c h n i s c h e , der I n f o r m a t i k n a h e s t e h e n d e n A r b e i t e n aus d e m U m f e l d des I n f o r m a t i o n Retrieval (Lit. 26, Lit. 55, Lit. 30, Lit. 59) u n d der K ü n s t l i c h e n Intelligenz, ü b e r A u s d i f f e r e n z i e r u n g e n u n t e r d e m G e n e r a l t h e m a des I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t (Lit. 49, Lit. 20), h e u t e des W i s s e n s m a n a g e m e n t (Lit. 78), bis h i n zu Analysen des I n f o r m a t i o n s m a r k t e s bzw. d e r I n f o r m a t i o n s w i r t s c h a f t (Lit. 40, Lit. 61, Lit. 62, Lit. 60) u n d d e r globalen I n f o r m a t i o n s i n f r a s t r u k t u r zu Z e i t e n des I n t e r n e t (Lit. 06) u n d d e n E i n o r d n u n g e n in a k t u ellen G e s a m t d a r s t e l l u n g e n (Lit. 19, Lit. 71, Lit. 14, Lit. 13). Z u viel scheint u n s d a h e r n i c h t auf d e m Spiel zu s t e h e n , w e n n selbst in d e r e n g e r e n Fachdisziplin f u n d a m e n t a l e U n t e r s c h i e d e im Verständnis von I n f o r m a t i o n b e s t e h e n - diese D i f f e r e n z e n aber n i c h t d a r a n h i n d e r n , dass k o n k r e t e ( z u w e i l e n d u r c h a u s g e m e i n s a m e ) F o r s c h u n g , z.B. zur Q u a lität v o n S u c h m a s c h i n e n o d e r I n d e x i e r u n g s v e r f a h r e n , b e t r i e b e n w i r d . Z w a r kreist die Fachdiskussio n seit d e n t e r m i n o l o g i s c h e n B e m ü h u n g e n d e r A n f ä n g e (z.B. Lit. 52, Lit. 72, Lit. 07, Lit. 12, die Artikel in Lit. 70) i m m e r w i e d e r u n d a u c h h e u t e g r u n d s ä t z l i c h u m d e n I n f o r m a t i o n s b e g r i f f z.B. Manecke/Seeger in der vierten Auflage der „ G r u n d lagen" (Lit. 14, Lit. 19, Lit. 71). A u c h i m S t a n d a r d j a h r b u c h der Informationswissenschaft (ARIST) w u r d e in B a n d 3 7 , 2 0 0 3 , vielleicht veranlasst d u r c h die n e u e H e r a u s g e b e r s c h a f t ( C r o n i n ) , seit längerer Z e i t w i e d e r eine g r u n d s ä t z l i c h e I n f o r m a t i o n s d i s k u s s i o n g e f ü h r t , ü b e r e i n e spezielle S e k t i o n „Theorizing I n f o r m a t i o n and I n f o r m a t i o n U s e " m i t vier Artikeln, v o r allem d u r c h Capurro/Hj0rland (Lit. 13). Faktisch aber k ü m m e r t sich die D i s z i plin, w i e eine Einsicht in die f ü h r e n d e n Fachzeits c h r i f t e n zeigt, u m k o n k r e t e F r a g e s t e l l u n g e n in ihren klassischen G e b i e t e n w i e I n f o r m a t i o n Retrieval, B e n u t z e r f o r s c h u n g , P u b l i k a t i o n s f o r m e n , W i s sensrepräsentation/Inhaltserschließung, I n f o r m a t i on Management, Wissensmanagement, Internetdienste, Q u a l i t ä t s m a n a g e m e n t o d e r a u c h u m aktuelle T h e m e n w i e H y p e r t e x t , E - C o m m e r c e , Visualisierung oder Wissensontologie, Metadaten, globale M ä r k t e , I n f o r m a t i o n s e t h i k u n d - p o l i t i k . Das spiegeln j a a u c h die Artikel in d i e s e m I l a n d b u c h wider, v o r allem die in d e n H a u p t k a p i t e l n Β und C. T r o t z d e m soll i m F o l g e n d e n v e r s u c h t w e r d e n , d e n sich seit einigen J a h r e n i m e n g e r e n Fachgebiet e n t wickelten K o n s e n s ü b e r das I n f o r m a t i o n s v e r s t ä n d -
Rainer Kuhlen
nis - n ä m l i c h I n f o r m a t i o n in erster Linie u n t e r d e m W i r k u n g s a n s a t z , g e n a u e r gesagt: u n t e r d e m pragm a t i s c h e n P r i m a t zu b e g r e i f e n - zu r e k o n s t r u i e r e n u n d plausibel zu m a c h e n . D i e s schließt, w i e gesagt, keineswegs aus, dass m i t a n d e r e n Verständnissen ebenfalls informationswissenschaftliche Forschung und Lehre betrieben werden kann.
A 1.2.4
Jenseits der Informationstheorie
W i r f ü h r e n d a f ü r n u r als Beispiel die i m m e r n o c h verbreitete F o r d e r u n g der F u n d i e r u n g der I n f o r m a t i o n s w i s s c n s c h a f t aus der d u r c h S h a n n o n / W e a ver b e g r ü n d e t e n I n f o r m a t i o n s t h e o r i e an (vgl. Lit. 57, Lit. 79, Lit. 64). D i e I n f o r m a t i o n s t h e o r i e w o l l te aber z u m i n d e s t in i h r e n A n f ä n g e n nie eine allg e m e i n e T h e o r i e v o n I n f o r m a t i o n sein, s o n d e r n r e d u z i e r t e - u n d in dieser R e d u z i e r u n g h ö c h s t erfolgreich (vgl. Kap. Ε 9) - das I n f o r m a t i o n s p r o b l e m auf das S p e z i a l p r o b l e m d e r Ü b e r t r a g u n g v o n I n f o r m a t i o n in e i n e m t e c h n i s c h e n Kanal. Systematisch b e d e u t s a m ist f ü r diesen Z u s a m m e n h a n g hier, dass d a m i t I n f o r m a t i o n gleich v o n M e h r f a c h e m losgelöst w u r d e (zur Kritik vgl. Lit. 71). In t e c h n i scher H i n s i c h t interessierte hier w e d e r der S e n d e r n o c h d e r E m p f ä n g e r , s o n d e r n n u r der Weg der I n f o r m a t i o n e n i m Kanal. In m e t h o d i s c h e r Sicht f o l g e n r e i c h e r w a r d e r Verzicht auf j e d e Interpretation der I n f o r m a t i o n e n : S e m a n t i k , also die B e d e u t u n g der „ I n f o r m a t i o n e n " , u n d erst recht die P r a g m a t i k der I n f o r m a t i o n e n , also die I n t e n t i o n der I n f o r m a tion auf Seiten des S e n d e r s u n d die W i r k u n g e n a u f Seiten des E m p f ä n g e r s , w u r d e n systematisch ausg e k l a m m e r t , w e n n m a n vernachlässigt, dass es n a türlich die I n t e n t i o n des S e n d e r s ist, I n f o r m a t i o n e n z u ü b e r t r a g e n u n d auf d e n E m p f ä n g e r n a t ü r lich eingewirkt w i r d , w e n n er I n f o r m a t i o n e n e m p fängt. Informationstheoretisch ausgerichtete Wissenschaftler w i e U m s t ä t t e r , der sich als Bibliotheksw i s s e n s c h a f t l e r v e h e m e n t f ü r eine F u n d i e r u n g d e r I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t ü b e r die I n f o r m a t i o n s t h e o r i e e i n s e t z t (Lit. 64), a n e r k e n n e n n a t ü r l i c h auch, dass die s e m i o t i s c h e n D i m e n s i o n e n der Semantik und Pragmatik für N u t z e n u n d N u t z u n g v o n I n f o r m a t i o n e n t s c h e i d e n d sind, s e h e n d a r i n aber keine H e r a u s f o r d e r u n g f ü r das I n f o r m a t i o n s verständnis. Kategorien wie „ I n t e r p r e t a t i o n " o d e r „Wert" seien d e r i n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t l i c h c n T h e o r i e nicht i m m a n e n t : „Interpretation ist... eine R a n d b e d i n g u n g der I n f o r m a t i o n , sie darf aber nicht m i t I n f o r m a t i o n verwechselt w e r d e n (Lit. 64)." D i e
A 1 Information
K o n s e q u e n z e n aus d e r I n f o r m a t i o n s t h e o r i e d ü r f ten nicht m i t d e r T h e o r i e d e r I n f o r m a t i o n selber verwechselt werden. K e i n e s w e g s k a n n u n d soll generell a n g e z w e i f e l t w e r d e n , dass d e r i n f o r m a t i o n s t h e o r e t i s c h e Begriff v o n I n f o r m a t i o n n i c h t a u c h in der I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t v e r w e n d b a r w ä r e (Lit. 64), z u m a l w e n n quantitative Aussagen z u m I n f o r m a t i o n s g e halt bei d e r S p e i c h e r u n g u n d der Ü b e r t r a g u n g v o n W i s s e n s o b j e k t e n g e m a c h t w e r d e n sollen (vgl. Kap. Β 10), aber er k a n n nicht z u r a l l g e m e i n e n F u n d i e r u n g einer auf N u t z u n g u n d N u t z e n ausgerichteten Informationstheorie v e r w e n d e t w e r d e n . Aussagen wie, dass das U n i v e r s u m 2 x - B i t - I n f o r m a t i o n e n , das m e n s c h l i c h e G e h i r n Potential f ü r 2 y - I n f o r m a t i o n e n o d e r ein N e t z w e r k eine Ü b e r t r a g u n g s k a p a z i tät v o n 2 Z -Baud (bit/sec)-Informationen haben, sind i m K o n t e x t e n t s p r e c h e n d e r T h e o r i e n sinnvoll entsprechend d e m informationswissenschaftlichen Erkenntnisinteresse wird m a n j e d o c h nicht von „Information" sprechen. A u f d e n radikal i n f o r m a t i o n s t h e o r e t i s c h e n Ansatz hat sich die M e h r h e i t der Disziplin nicht v e r s t ä n digen k ö n n e n , allerdings aus d u r c h a u s vielfältigen G r ü n d e n , a u c h w e n n die K o n z e n t r a t i o n a u f die I n f o r m a t i o n selber f ü r die I n f o r m a t i o n s w i s s e n schaft d u r c h a u s p r o d u k t i v als t h e o r e t i s c h e F u n d i e r u n g d e r Disziplin sein k a n n . So ist der b e r ü h m t e Artikel v o n J a s o n Farradane aus d e m J a h r 1979 „The n a t u r e of i n f o r m a t i o n " a u c h h e u t e n o c h H e r a u s f o r d e r u n g u n d nicht eingelöste F o r d e r u n g (Lit. 21). F ü r Farradane w a r I n f o r m a t i o n „the w r i t t e n or s p o ken surrogate o f k n o w l e d g e " . So simpel sich das a n h ö r t , so w i c h t i g ist es. Wissen - w i r w e r d e n das weiter a u s f ü h r e n - ist eine i n t e r n e kognitive S t r u k t u r des M e n s c h e n u n d als solche nicht direkt z u gänglich - bislang nicht, das m a g sich ä n d e r n (Lit. 54). Farradane, vergleichbar h e u t i g e n Kritikern an einer n i c h t i n f o r m a t i o n s t h e o r e t i s c h f u n d i e r t e n I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t , wies die vielen, s c h o n d a mals d o m i n i e r e n d e n r e z i p i e n t e n - o r i e n t i e r t e n A n sätze v o n I n f o r m a t i o n z u r ü c k , die I n f o r m a t i o n auf Kriterien wie „novelty, u s e f u l n e s s , increasing t h e state of k n o w l e d g e of a recipient, resolving u n c e r tainity, value in decision m a k i n g " b e g r ü n d e t e n (Lit. 21, S. 5). D a s hat n a t ü r l i c h I n f o r m a t i o n s w i s s e n schaftler bis h e u t e m i t g u t e n G r ü n d e n nicht daran g e h i n d e r t , gerade diese M e r k m a l e als w e s e n t l i c h f ü r eine Informationsklassifikation herauszustellen, z.B. i m Reader v o n Walker (Lit. 70): „ s o m e t h i n g that is c o m m u n i c a t e d " (transmission - verträglich m i t Farradane), „ s o m e t h i n g previously u n k n o w n " (no-
9
velty); s o m e t h i n g t h a t c h a n g e s w h a t o n e already k n o w s " (effectiveness); „ s o m e t h i n g n e e d e d b y t h e receiver" (usefulness); „an i n t e r p r e t a t i o n and s y n t h e sis of factual data" (transformation). A u c h der pragm a t i s c h e Ansatz der I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t ist ja gewissermaßen d e m rezipienten-orientierten Ansatz z u z u r e c h n e n . F ü r Farradane sollte der A u s g a n g s p u n k t f ü r eine wissenschaftliche B e s c h ä f t i g u n g m i t I n f o r m a t i o n i m m e r die F u n k t i o n v o n I n f o r m a t i o n als Surrogat f ü r W i s s e n sein. D a v o n a u s g e h e n d sollten - u n d d a m i t k ö n n t e die B r ü c k e v o m i n f o r m a t i o n s t h e o retischen z u m p r a g m a t i s c h e n T h e o r i e v e r s t ä n d n i s geschlagen w e r d e n - d u r c h a u s die R e a k t i o n e n u n d Verhaltensweisen von N u t z e r n von Information a u c h in quantitativer Absicht u n t e r s u c h t w e r d e n , a u c h w e n n es n a c h w i e v o r schwierig ist, die B e z i e h u n g z w i s c h e n „objektiver" I n f o r m a t i o n u n d b e o b a c h t b a r e r Reaktion des B e n u t z e r s a u s z u m a c h e n , z u m a l eine Reaktion auf eine a u f g e n o m m e n e I n f o r m a t i o n in vielen (vielleicht sogar d e n m e i sten) Fällen erst w e i t zeitverzögert erfolgt (zwis c h e n g e s p e i c h e r t ü b e r Erfolge des L e r n e n s ) . W i e realistisch das F o r s c h u n g s p r o g r a m m des M e s sens v o n R e a k t i o n e n a u f I n f o r m a t i o n a u c h sein m a g , die K o n z e n t r a t i o n auf I n f o r m a t i o n als S u r r o gat, w i r w ü r d e n h e u t e sagen als mediale u n d d a m i t k o m m u n i z i e r b a r e R e p r ä s e n t a t i o n v o n Wissen, hat praktische Relevanz. W i r k ö n n e n h e u t e d u r c h a u s feststellen, in w e l c h e m A u s m a ß z.B. in d e n Instit u t i o n e n des k o m m e r z i e l l e n u n d ö f f e n t l i c h e n I n f o r m a t i o n s m a r k t e s Wissen als I n f o r m a t i o n bzw. als I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e v o r h a n d e n ist. H i e r k a n n u n e n d l i c h Vieles g e m e s s e n u n d verglichen w e r d e n . Attraktiv scheint dies v o r allem in d e r Bibliotheksw i s s e n s c h a f t z u sein, w o w e i t e r h i n (bibliometris c h e / i n f o r m e t r i s c h e ) A r b e i t e n in g r o ß e r Z a h l e n t s t e h e n (vgl. Lit. 17, Lit. 28). T r o t z d e m m u s s festgestellt w e r d e n , dass sich e n t s c h e i d e n d e p r a g m a t i s c h e D i m e n s i o n e n v o n I n f o r m a t i o n w i e „Wert" o d e r „ N u t z e n " (Lit. 23, Lit. 48) w e i t e r h i n d e m Farradane'schen A n s p r u c h auf Q u a n t i f i z i e r u n g u n d damit der Messbarkeit entziehen.
A 1.2.5
Sprachspiele und Geschichten
K o m m e n w i r n o c h kurz auf die skeptische A n m e r k u n g z u r T e r m i n o l o g i e d e b a t t e z u r ü c k . E i n e Alternative z u r t e r m i n o l o g i s c h e n F i x i e r u n g w ä r e das Vertrauen darauf, dass j e d e r s c h o n in etwa weiß, was u n t e r „Wissen" u n d „ I n f o r m a t i o n " z u versteh e n ist. D a r a u f k a n n m a n a u f b a u e n , d u r c h a u s a u c h
10
unter einer wissenschaftstheorctischen Begründ u n g der Ordinary Language Philosophy, unter der A n n a h m e , dass die natürliche Sprache bzw. die Wortverwendung in dieser die letzte, nicht weiter hintergehbare Metasprache auch f ü r j e d e fachsprachliche Kommunikation ist. Theoretische Legitimation bekam dieser Ansatz des Rekurses auf die Sprachverwendung durch die späte Philosophie von Ludwig Wittgenstein (Lit. 77), der, in Absetzung von seinem eigenem, ursprünglich neopositivistischen, der präzisen Definitionsforderung verpflichteten Denken im Tractatus logico-philosphicus (Lit. 76), die Idee des Sprachspiels vorschlug, w e n n es darum geht zu verstehen, worüber ein Begriff handelt. Man solle sich nicht durch die Sprache verführen lassen, in der Benennungsidentität eines Wortes einen durchgängig gemeinsamen Begriff zu v e r m u t e n . Wenn man wissen wolle, was denn ein Begriff bedeute, solle man ein Sprachspiel spielen, also den Begriff in den realen Kontext seiner Verwendung stellen. Ähnliches hatte Wilhelm Schapp in der Tradition der philosophischen Phänomenologie vor, w e n n er anregte, man solle eine Geschichte erzählen, wenn man wissen wolle, was unter einem Begriff zu verstehen sei (Lit. 56). Das narrative M o m e n t der Geschichte ist sozusagen die Repräsentation der realen Lebenswelt, die, vergleichbar der F u n k t i o n der natürlichen Sprache, das letzte nicht weiter hintergehbare M e taobjekt jedes wissenschaftlichen Objektbereichs ist. Beide realen Verwendungen oder Vorkommen die Sprachspiele in der natürlichen Sprache und die Geschichten in realen Lebenswelten - können daher als Indikatoren für die Verwendung von Begriffen auch in der Wissenschaft gebraucht werden, zumindest dann, wenn man die Annahme zugrundelegt, dass die Aussagen und Ergebnisse der Wissenschaft etwas mit den Objekten und Vorgängen in der realen Welt zu tun haben oder zumindest Auswirkungen auf diese haben und nicht nur, in einem extrem kognitivistischen bzw. konstruktivistischen Verständnis, Simulation und Modelle von möglichen Welten sind. Die Informationswissenschaft - u n d mit ihr das professionelle Gebiet von Information und D o k u mentation - bindet sich funktional zurück an die Verwendung von Information in allerdings durchaus sehr heterogenen praktischen und theoretischen Anwendungssituationen und sieht es weniger als ihre primäre Aufgabe an, über Information an und
Rainer Kuhlen
f ü r sich nachzudenken. Daher geht der Rekurs auf Sprachverwendung über Sprachspiele bzw. die Einb i n d u n g von realen Lebenswelten über Geschichten durchaus konform mit der hier im Folgenden vertretenen pragmatischen Sicht auf Information, durch die, wie wir näher herausarbeiten wollen, der Bezug zu Wissen dadurch hergestellt wird, dass Information als Wissen in Aktion verstanden wird. Versuchen wir doch einmal, den Sprachspielgedanken für Information und f ü r die Unterscheidung von Wissen und Information produktiv zu machen. Das kann ein jeder machen, w e n n er einmal darauf achtet, in welchen Zusammenhängen „Wissen" und „Information" wie verwendet werden. (2-1) Das ist keine Information, das weiß ich schon. (2-2) Ich habe eine Information für dich. (2-3) Mit dieser Information kann ich nichts anfangen. (2-4) Diese Information verstehe ich nicht; dazu fehlt mir das Hintergrundwissen. (2-5) Diese Information hätte ich gestern gebraucht - heute ist sie nutzlos. (2-6) O h n e weitere Information kann ich nicht handeln und erst recht nicht entscheiden. (2-7) Diese Information gehört nicht hierher. (2-8) Dieser Information vertraue ich, da ich weiß woher sie stammt. (2-9) Deiner Information vertraue ich, da ich dir vertraue. (2-10) Diese Informationen bestätigen alle meine Vorurteile. (2-11) Durch diese Information wird mir nun endlich klar, wieso es zu diesem Unfall gekommen ist. (2-12) Vor lauter Informationen weiß ich n u n überhaupt nichts mehr. (2-13) Ich weiß genug, ich will keine weiteren Informationen. (2-14) Diese Information ist mir 500 Euro wert. (2-15) Dieser Rechner hat eine Informationsverarbeitungskapazität von 120 MIPS. (2-16) Das U n i v e r s u m besteht aus maximal 2" Informationen.
A 1 Information
Vcrsuchcn wir in diesem Beispielen, Information durch Wissen zu ersetzen, so werden wir feststellen, dass dadurch zwar nicht gänzlich unsinnige Aussagen entstehen, aber dass sie zumindest ungewöhnlich sind. Kaum jemand würde z.B. sagen: Ich habe Wissen für dich, und als Antwort würde man kaum sagen: Das ist kein Wissen, das weiß ich schon. Wirklich passend wäre eine Ersetzung wohl nur in (2-9), absurd würde es vor allem in (2-16). Wenden wir den Substitutionstest noch einmal an: In einigen Beispielen ist es durchaus akzeptabel, Information durch Daten zu ersetzen. So gut wie immer entstehen sinnvolle Sätze - wohl kaum bei (2-15) und (2-16) - , wenn wir anstatt Information Nachricht verwenden. Interpretieren wir in einem ersten Ansatz diese Beispiele und die Vermutung der geringen Substituierbarkeit von Information durch Wissen, der partiellen durch Daten und der weitgehenden durch Nachricht/en, so gewinnen wir die folgenden Aussagen: (3-1) Information ist adressatenbezogen. (3-2) Information ist durch einen Neuigkeitswert gekennzeichnet. (3-3) Information ist kontextabhängig - zum Kontext gehört auch die Zeit. (3-4) Information wird erst verständlich, wenn sie in einen existierenden Wissensbestand eingebunden werden kann. (3-5) Der Zuverlässigkeitsgrad von Information hängt von der Verlässlichkeit der Quelle bzw. des übermittelnden Senders ab. (3-6) Information ist Vertrauenssache, da Information für sich nichts über den Wahrheitswert der zugrundeliegenden Aussagen aussagt. (3-7) Information hat Auswirkungen auf Handeln und Entscheidungen. (3-8) Information verringert Unsicherheit. (3-9) Z u viel Information kann neue Unsicherheit hervorbringen. (3-10) N e u e Information wird in einem Zustand von (oft nur vermeintlicher) Sicherheit abgeblockt. (3-11) Information hat ökonomische Relevanz. (3-12) Informationen und die Kapazität, sie zu speichern und zu verarbeiten, können quantitativ erfasst und gemessen werden.
11
Diese Aussagen haben natürlich eher indikatorischen Wert, basieren nicht auf einer systematischen Theorie. Ein rezipienten-orientiertes Verständnis in den umgangssprachlichen Verwendungen und damit in den daraus abgeleiteten Aussagen ist jedoch nicht zu verkennen. Darauf kann man aufbauen. Wir wollen das in einer Re-Interpretation der gängigen DIKW-Hierarchie (Daten, Information, Wissen - Data, Information, Knowledge, Wisdom) unternehmen. A 1.2.6
D i e DIKW-Hierarchie u n d ihre informationswissenschaftliche Re-Interpretation
Systematisch wird „Information" in der Regel in den Zusammenhang von „Daten" und „Wissen" gestellt (Lit. 46), wobei die Abgrenzung der Information („has meaning") von Daten („individual facts") eher unproblematisch ist (Lit. 18). Die Trias wird zuweilen ergänzt u m andere epistemologische Kategorien, vor allem Weisheit (wisdom) oder Verstehen (understanding) (Lit. 05). Checkland/Holwell (Lit. 15) fügen zwischen Daten und Wissen sogar noch so etwas wie „capta" ein, das sollen Daten sein, denen man Interesse schenkt - eine originelle Kennzeichnung des pragmatischen Aspekts von Information. Begnügt sich die allgemeine Semiotik in der Regel mit einem Ebenenmodell (vgl. Lit. 24), so spricht man in der Literatur des Wissensmanagement von einer Wissenshierarchie (zuweilen auch Wissenspyramide) (Lit. 58). Der Kredit für das Konzept der Wissenshicrarchic wird in der Regel Ackoff gegeben, der 1988 diesen Begriff verwendet hat (Lit. 01). Dabei verstand er „Daten" als Symbole, „Informationen" als Daten, die zum Zwecke der N u t z u n g verarbeitet wurden und welche Antworten auf die Fragen „wer", „was", „wo", und „wann" gäben. „Wissen" gäbe auf der G r u n d lage von Daten und Informationen Antworten auf „wie"-Fragen; „Verstehen" könne erklären, „warum" etwas sei, während Weisheit Verstehen bewerten könne. Bellinger et al. sehen die Hierarchie eher als Funktion des Zuwachses sowohl von Verstehen als auch des Vernetzungsgrades (connectedness) der einzelnen Objekte (Lit. 05; Abb. 1). Früher (1982) hat Harlan Cleveland aus informationswissenschaftlicher Sicht diese Hierarchie als „Informationshierarchie" angesprochen und diese schon auf T. S. Eliot 1934 zurückgeführt (Where is the wisdom we have lost in knowledge? Where is the know-
12
Rainer Kuhlen
b e d e u t e n f ü r sich g e n o m m e n n i c h t s . Sic s i n d a b e r
connectedness
wisdom
d i e V o r a u s s e t z u n g d a f ü r , dass ü b e r h a u p t K o m m u nikationsprozesse entstehen können.
knowledge
understanding priciples
In e i n e m erweiterten Verständnis w e r d e n aber auch alle Z e i c h e n e i n h e i t e n , d i e in e i n e m R e c h n e r s y s t e m nach festgelegten syntaktischen Regeln gespeichert s i n d , z.B. e n t s p r e c h e n d e i n e m f ü r e i n e D a t e n b a n k -
understanding patterns
s p e i c h e r u n g f e s t g e l e g t e n D a t e n m o d e l l , als D a t e n
information / /
data
b e z e i c h n e t . I n d i e s e m S i n n e ist a u c h e i n e L i t e r a t u r - R e f e r e n z d a t e n b a n k , also e i n S y s t e m f ü r d e n
understanding relations
Nachweis publizierter Information, eine Datensammlung, genauso wie Zusammenstellungen anunderstanding
Abb. 1: Vemetzungs-/Verstehensmodell
d e r e r m e d i a l e r O b j e k t e , w i e in e i n e r B i l d d a t e n b a n k
von Bellinger et al.
o d e r t e m p o r a l e r O b j e k t e in M u s i k - , V i d e o - D a t e n banken.
- zit. I n Lit. 58).
I n d e r Praxis ist h i e r d u r c h a u s e i n e g e w i s s e t e r m i -
C l e v e l a n d h a t sich n a t ü r l i c h m e h r f ü r d i e M e r k -
n o l o g i s c h e U n s t i m m i g k e i t a u s z u m a c h e n , da s o l -
ledge we have lost in information?
m a l e v o n I n f o r m a t i o n i n t e r e s s i e r t u n d d a b e i „ex-
c h e D a t e n s a m m l u n g e n in d e r R e g e l als
pandable, n o t resource-hungry, substitutable, trans-
onssysteme b e z e i c h n e t w e r d e n , o b w o h l sie i m s t r e n -
Informati-
portable, diffusive, and shareable" herausgearbei-
gen pragmatischen Sinn keine Informationen ent-
tet (zit. in Lit. 70, S. 3).
h a l t e n . S o l a n g e n i e m a n d e i n e A b f r a g e a n d a s Sys t e m startet u n d n i e m a n d m i t d e n d a r a u s e r m i t t e l -
Abweichend von der üblichen DIKW-Hierarchie
t e n E r g e b n i s s e n e t w a s a n f ä n g t , s i n d es e b e n n u r
b z w . - P y r a m i d e s i e h t m a n in d e r I n f o r m a t i o n s w i s -
Daten. Die gebräuchliche Verwendung von „Infor-
senschaft, zumindest im deutschsprachigen
Um-
mationssystem" geht aber durchaus k o n f o r m m i t
f e l d in d e n l e t z t e n 2 0 J a h r e n , d i e Z u o r d n u n g d e r
der informationstheoretisch begründeten präferier-
drei Grundbegriffe zu den semiotischen E b e n e n
t e n S i c h t a u f d i e I n f o r m a t i o n s o b j e k t e selber. D i e
e t w a s a n d e r s (vgl. A b b . 2; Lit. 37, Lit. 3 8 ) .
v e r m i t t e l n d e P o s i t i o n k ö n n t e d a r i n b e s t e h e n , dass
D a t e n ( f ü r das F o l g e n d e vgl. v o r a l l e m Lit. 4 2 , Kap. 5) s i n d n a c h d i e s e r H i e r a r c h i e g e m e s s e n e E i n h e i t e n , d i e d u r c h B e o b a c h t u n g v o n n a t ü r l i c h e n bzw. konstruierten oder simulierten Gegenständen oder Ereignissen g e w o n n e n u n d nach syntaktisch w o h l g e f o r m t e n R e g e l n in e i n e m v e r e i n b a r t e n Z e i c h e n s y s t e m dargestellt w e r d e n . „ D a t e n " w i r d also in d e r R e g e l s y n o n y m m i t „ M e s s d a t e n " v e r w e n d e t . Sie
D a t e n - u n d d a m i t r e c h t f e r t i g t sich d i e V e r w e n d u n g v o n „Informationssystem" - virtuelle Inform a t i o n e n s i n d . Sie h a b e n das P o t e n z i a l , z u r I n f o r m a t i o n z u w e r d e n . So g u t w i e alle c o m p u t e r g e s t ü t z t e n S y s t e m e s i n d also real D a t e n s p e i c h e r ,
virtuell
Informationssysteme. Z u I n f o r m a t i o n e n w e r d e n D a t e n , w e n n sie a) g e zielt a u s D a t e n - / I n f o r m a t i o n s s y s t e m e n a b g e r u f e n u n d b ) in e i n e m b e s t i m m t e n K o n t e x t u n d / o d e r z u einem bestimmenden Zweck
wahrgenommen
w e r d e n . G e b e n w i r z u n ä c h s t e i n Beispiel f ü r (a): D a t e n w e r d e n a u s e i n e m S y s t e m z.B. v o n e i n e m Ingenieur abgerufen, der eine Brücke zu k o n s t r u ieren hat u n d sich Klarheit d a r ü b e r verschaffen m u s s , o b das M a t e r i a l , das e r f ü r t r a g e n d e Seile v e r w e n d e n will, d e n z u e r w a r t e n d e n B e l a s t u n g e n s t a n d hält. F i n d e t er d i e f ü r i h n p a s s e n d e n D a t e n , so sind diese f ü r ihn zu I n f o r m a t i o n e n geworden. Sie h a b e n n u n f ü r i h n e i n e spezielle B e d e u t u n g . E r k a n n sie z.B. f ü r s e i n e n K o n s t r u k t i o n s p l a n v e r w e n d e n , a n g e e i g n e t e r Stelle e i n t r a g e n , d a m i t a n d e r e d a n n a u c h t a t s ä c h l i c h dieses M a t e r i a l v e r w e n Abb. 2: Semiotische
Ebenen
d e n , u n d e r k a n n sie d a n n w i e d e r v e r g e s s e n . H ä l t
A 1 Information
13
er sic a b e r ü b e r d e n k o n k r e t e n A n l a s s h i n a u s f ü r
ellen V e r w e n d u n g v o n I n f o r m a t i o n a u c h als nach-
w i c h t i g , z.B. w e i l er E x p e r t e f ü r R e i ß f e s t i g k e i t v o n
haltig z u b e z e i c h n e n . E s ist d e m a k t u e l l e n
B a u m a t e r i a l i e n ist u n d e r d a h e r w a h r s c h e i n l i c h
z u n g s k o n t e x t e n t z o g e n u n d ist o f f e n f ü r w e i t e r e
i m m e r w i e d e r m i t Fällen k o n f r o n t i e r t w e r d e n w i r d ,
A n w e n d u n g e n in d e r Z u k u n f t . N a c h h a l t i g o r g a -
Nut-
bei d e n e n d i e R e i ß f e s t i g k e i t dieses M a t e r i a l s e i n e
nisiertes W i s s e n hält d i e O p t i o n e n f ü r E n t w i c k l u n -
R o l l e spielt, d a n n w i r d er d i e g e w o n n e n e I n f o r m a -
g e n in d e r Z u k u n f t o f f e n (Lit. 3 1 , Lit. 42, Kap. 8).
tion speichern. I n d e m er diese n e u e I n f o r m a t i o n in s e i n e b i s h e r i g e i n t e r n e W i s s e n s s t r u k t u r ü b e r
N e u e W i s s e n s e i n h e i t e n , e i n g e b r a c h t ü b e r d i e akt u e l l e I n f o r m a t i o n e n , e r w e i t e r n n i c h t n u r das W i s -
Baumaterialien einordnet, hat er etwas gelernt.
sen eines Wissensobjekts, v i e l m e h r k ö n n e n die Wissen entsteht durch U m s e t z u n g von Daten über
neuen Wissensmerkmale/-werte aufWissensobjek-
I n f o r m a t i o n e n in i n t e r n e W i s s e n s s t r u k t u r e n . D a s
te, d i e als U n t e r b e g r i f f e s c h o n e x i s t i e r e n , v e r e r b t
ist n i c h t s a n d e r e s als L e r n e n . E i n e I n f o r m a t i o n w i r d
werden. N e u e s Wissen entsteht z u d e m durch Po-
d u r c h d i e E i n b e t t u n g in b e s t e h e n d e s W i s s e n z u
l y h i e r a r c h i e n u n d d u r c h vielfältige A s s o z i a t i o n s r e -
e i n e r W i s s e n s e i n h e i t . L e r n e n h e i ß t in e r s t e r L i n i e
l a t i o n e n , so dass das n e u e W i s s e n n i c h t n u r r e l e -
das Bilden v o n s e m a n t i s c h e n Relationen v o n d e n
v a n t f ü r eine V e r w e n d u n g ( i m Beispiel o b e n : R e i ß -
n e u e n Wissenseinheiten zu b e s t e h e n d e n oder auch
festigkeit), s o n d e r n a u c h f ü r viele a n d e r e sein k a n n .
n u r die E r w e i t e r u n g o d e r E i n e n g u n g v o n bisherigen Werten schon vorhandener Wissenseinheiten.
Isolierte I n f o r m a t i o n w i r d k a u m g e l e r n t . V i e l l e i c h t g i b t es bei M e n s c h e n so e t w a s w i e e i n e n S p e i c h e r
w i r d v o r a l l e m in d e r L i t e r a t u r d e r
kontext- u n d relationsloser I n f o r m a t i o n e n , die so-
Künstlichen Intelligenz u n d der Psychologie mit
z u s a g e n a u f V o r r a t g e s p e i c h e r t w e r d e n , bis sich a u s
d e m sperrigen u n d eigentlichen unpassenden Be-
ihnen ein neues Relationengeflecht u n d n e u e k o m -
g r i f f d e s W i s s e n s s t ü c k s ( e i n e k o g n i t i v e S t r u k t u r ist
p l e x e W i s s e n s o b j e k t e a u f b a u e n lassen. S e h r l e i c h t
Wissenseinheit
ange-
ist A u f n e h m e n b z w . d a u e r h a f t e s S p e i c h e r n / L e r n e n
s p r o c h e n . D i e s ist d i e d i r e k t e U b e r s e t z u n g d e s in
v o n kontext- u n d relationslosen I n f o r m a t i o n e n f ü r
der angelsächsischen Literatur der Psychologie u n d
M e n s c h e n n i c h t , s e h r p r o d u k t i v u n d kreativitäts-
K ü n s t l i c h e n I n t e l l i g e n z g e b r ä u c h l i c h e n chunk
fördernd o h n e h i n nicht.
j a e i g e n t l i c h g e r a d e k e i n m a t e r i e l l e s Stück)
of
knowledge. W i r u n t e r s c h e i d e n W i s s e n s e i n h e i t e n v o n Wissensobjekten. D a m i t sind nicht etwa die O b -
G e b e n w i r e i n z w e i t e s Beispiel f ü r d e n a n g e s p r o -
j e k t e d e s W i s s e n s g e m e i n t , a u f d i e sich also W i s s e n
c h e n e n Fall, dass D a t e n erst d u r c h d e n K o n t e x t z u
bezieht, s o n d e r n die G e s a m t h e i t der zu e i n e m b e -
Informationen werden:
stimmten Zeitpunkt bestehenden Wissenseinhei-
I n B e r l i n w u r d e n i m S o m m e r 2 0 0 3 als Initiative
t e n , d i e sich a u f e i n (reales o d e r fiktives) O b j e k t
d e s S t a d t t e i l m a r k e t i n g B u s s e m i t d e r A u f s c h r i f t „In
o d e r e i n (reales o d e r fiktives) E r e i g n i s b e z i e h e n ,
M o a b i t w o h n e n 44870 E i n w o h n e r , davon 1482
also z.B. alle a u f D a t e n sich b e z i e h e n d e W i s s e n s -
u n f r e i w i l l i g " plakatiert. D a s ist g l e i c h in m e h r f a -
einheiten zu einem b e s t i m m t e n Material, v o n d e m
c h e r H i n s i c h t i n t e r e s s a n t . Z u m e i n e n legt d i e
d i e R e i ß f e s t i g k e i t e b e n n u r e i n e W i s s e n s e i n h e i t ist.
G r a m m a t i k d e r d e u t s c h e n S p r a c h e e i n d e u t i g fest,
Wissensobjekte sind jeweils die G e s a m t h e i t der zu
dass m i t 1 4 8 2 e b e n f a l l s E i n w o h n e r v o n M o a b i t
e i n e m Z e i t p u n k t (gesicherten) Wissenseinheiten
g e m e i n t s i n d . D a s D a t u m 1482 w i r d d u r c h I n f e -
ü b e r G e g e n s t ä n d e o d e r E r e i g n i s s e d e r Welt.
renz zur Information, d.h. seine B e d e u t u n g kann leicht entschlüsselt w e r d e n . Von großer Relevanz
D i e I n f o r m a t i o n e n , d i e als s o l c h c s c h o n e i n e B e d e u t u n g in d e r a k t u e l l e n N u t z u n g s s i t u a t i o n b e k o m m e n haben, ändern d u r c h die dauerhafte Aufn a h m e ihren epistemologischen Stellenwert. D a -
ist d i e s e I n f o r m a t i o n , a n d e r s als i m e r s t e r e n Fall, allerdings nicht, jedenfalls nicht i m aktuellen K o n text, in d e m d e r B u s z u f ä l l i g w a h r g e n o m m e n w u r de.
d u r c h dass I n f o r m a t i o n e n in e i n e n g r ö ß e r e n k o g n i t i v e n K o n t e x t gestellt w e r d e n , w e r d e n sie z u
A n d i e s e m M o a b i t - B e i s p i e l ist f ü r d i e D i s k u s s i o n
W i s s e n , Teile v o n g r ö ß e r e n W i s s e n s o b j e k t e n . W i s -
der g r u n d l e g e n d e n Begriffe von Wissen u n d In-
s e n s o b j e k t e s i n d m e h r als die S u m m e i h r e r e i n z e l -
f o r m a t i o n w i c h t i g , dass w i r z u r v o l l s t ä n d i g e n E n t -
n e n K o m p o n e n t e n . D u r c h d i e vielfältige V e r k n ü p -
schlüsselung v o n „1482" nicht n u r unser Sprach-
f u n g m i t a n d e r e n Wissenseinheiten bzw. - o b j e k -
wissen, sondern auch Weltwissen b e m ü h e n m ü s -
ten entsteht ein semantischer M e h r w e r t . Wissen
s e n . F ü r j e m a n d e n , d e r das h i e r e i n s c h l ä g i g e W i s -
(als g e l e r n t e I n f o r m a t i o n ) ist g e g e n ü b e r d e r a k t u -
sen nicht hat, bleibt unverständlich, wieso 1482
14
Personen in Moabit unfreiwillig leben. Verständlich wird es für den, der, wie jedermann in Berlin - und die Busse mit dem Aufdruck fahren nur in Berlin - , weiß, dass in Moabit das größte Berliner Gefängnis ist. Stellen wir dieses Beispiel in den Zusammenhang von Daten, Wissen und Information. Bislang haben wir Information aus bestehendem Wissen abgeleitet, das sozusagen durch den aktuellen Kontext dynamisiert wird. Wir nehmen jedoch laufend neue Information aus unserer U m w e l t auf, die zunächst nur als reine Daten oder Signale auf uns einströmen. Erst durch das in unserem Gehirn gespeicherten, also schon vorhandenen Wissen bekommen die heterogenen Daten die Struktur, die uns dann veranlasst, sie als Information anzusprechen. Das ist ein hochselektiver und interpretierender Prozess. Wissen als Gesamtheit von Wissensobjekten, die zu einem gegebenen Zeitpunkt als Aussagen über Objekte und Ereignisse der realen oder fiktiven/ virtuellen Welt von einem Individuum erworben/ gelernt worden sind, entsteht also durch Aufnahme von Informationen, die aus Daten dadurch zu Informationen geworden sind, dass sie in einem bestimmten Kontext oder aufgrund eines aktuellen Bedarfs aufgenommen oder gezielt gefunden und durch Vergleich mit bestehendem Wissen interpretierbar und anwendbar wurden.
Rainer Kuhlen
bestehendem Wissen sichcrlich unzulässig verkürzen. Wissen aktualisieren mussja nicht in dem Sinne als finalisierte Handlung verstanden werden, dass das vorhandene und reaktivierte Wissen für einen aus der Welt entstandenen Zweck verwertet wird. Aktualisierungen von Wissen können auch spielerischer und vor allem sichernder Art sein. Sich Erinnern, das Repetieren von „auswendig" Gelerntem (z.B. in Form von Gedichten) muss nicht in diesen direkten Finalisierungszusammenhang gestellt werden, ebenso natürlich nicht spontane, nicht willentliche beherrschte Aktivierungen, z.B. in Träumen oder spontanen Assoziationen. Welche Zwecke diese im Einzelnen haben, ist sicher noch nicht ausreichend erforscht (bzw. uns nicht bekannt), aber unsinnige Produktionen oder Reproduktionen sind sie sicherlich nicht. Sie können daher durchaus auch in den pragmatischen Zusammenhang eingeordnet werden, wenn auch deutlich diffuser als bei Gelegenheiten, in denen die Z u o r d n u n g von aktiviertem Wissen und erfolgter Handlung eindeutig bzw. leichter nachzuvollziehen ist. Wir können nun das Ebenen- oder Hierarchiemodell vor allem im Verhältnis von Wissen und Information ablösen durch ein dynamischeres doppeltes Transformationsmodell (Abb. 3). A 1.2.7
Informationelle Pragmatik A k t i o n u n d Kontext
Wissen als Netzwerk von aus aktuellen Informationen gewonnenen Wissensstücken, die in größere Wissensobjekte relational eingebunden werden, ist aber nicht nur ein kohärentes Geflecht von Wissenseinheiten mit bestimmten semantischen Merkmalen, sondern gewinnt auch pragmatische Dimension dadurch, dass Wissensobjekte oder Teile von ihnen als einzelne Wissenseinheiten oder O b jektpartitionen in neu entstehenden problematischen (Bedarfs-)Situationen aktiviert und dann genutzt werden können. Das ist ja wohl der Sinn des Lernens, nicht Abspeichern als Selbstzweck, auf dass man viel weiß, sondern Abspeichern in Erw a r t u n g einer möglichen N u t z u n g . Gebildete Menschen verfügen nicht nur über ein reiches Wissensgeflecht, sondern können aus aktuellem Anlass (welchem auch immer) Teile davon aktiv werden lassen. Aktiv werden heißt hier, auch eigenes Wissen zur Information werden lassen.
Fassen wir die bisherige Diskussion zusammen: Der Informationsbegriff nimmt seinen Ausgang nicht von den Daten, sondern von Wissen. Information gibt es nicht als Objekt für sich. Information ist eine Referenzfunktion. Information kann nur über eine repräsentierte/kodierte Form von Wissen aufgenommen werden. Informationen referenzieren nicht nur auf repräsentiertes Wissen, sondern entfalten diese Bedeutung nur mit Berücksichtigung der aktuellen Benutzungssituation. Informationen bedeuten etwas, aber - und das macht das pragmatische Grundverständnis aus — sie existieren nicht losgelöst von ihrer Nutzung. Von Information kann man nur im aktuellen Kontext ihrer Verwendung sprechen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Rahmenbedingungen ihrer Benutzung. Die Rahmenbedingungen wirken auf die in Abb. 3 angesprochenen Transformationsprozesse ein.
Wir sind uns bewusst, dass wir durch Abheben auf aktuelle Bedarfssituationen das Aktualisieren von
Z u den Rahmenbedingungen gehören die individuelle Befindlichkeit des die Information verwen-
A 1 Information
15
Abb. 3: Transformationsmodäl Wissen - Information
denden Subjekts (z.B. sein bisheriger Wissensstand, seine Gcdächtnisleistung, seine Informationsverarbeitungskapazität bzw. allgemein: seine Intelligenz) und situative Faktoren (z.B. die Verfügbarkeit über Zeit und andere Ressourcen wie Geld f ü r die Informationsverarbeitung, Verwendungszweck, organisationeller Hintergrund, allgemeine Informationskultur der aktuellen U m g e b u n g ) . Dieses pragmatische Verständnis von Information - als aktiv gewordenes Wissen - , kann knapp (und damit sicher verkürzt) in den Formeln „Information ist Wissen in Aktion" und „Information ist Wissen in Kontext" ausgedrückt werden. Entsprechend diesem pragmatischen Verständnis ist Information die Menge an Wissen, das in aktuellen Handlungssituationen benötigt wird, das der aktuell Handelnde in der Regel aber nicht selber besitzt oder über das er zumindest nicht direkt verfügen kann. Durch Information als handlungsrelevantes Wissen wird keine Aussage über den Wahrheitswert gemacht. Information kann aus dem gesamten Kontinuum an Wissensausprägungen, also auch aus M e i n u n gen oder sogar aus falschen Aussagen entstehen. Unabhängig von ihrem Wahrheitswert können In-
formationen in bestimmten Situationen und von Personen, die deren Wahrheitswert nicht einschätzen können, Konsequenzen für aktuelles Handeln haben. Diese Situation des Handelns ohne Einschätzung der Validität von Information sollte natürlich vermieden werden, vor allem dann, wenn andere Personen von den Konsequenzen des Handelns betroffen sind oder w e n n ein Anspruch auf wissenschaftlich gesicherte Aussagen erheben wird. Die Leistung der U m w a n d l u n g von Information in Wissen besteht dann also darin, nicht jede aufgen o m m e n e Information gleich zu behandeln, für gleich wahr anzusehen, sondern den unterschiedlichen Wahrheitswert und seine unterschiedliche Handlungsrelevanz einschätzen zu können. Dies setzt Informationskompetenz voraus (s. unten) und ausgeprägtes Orientierungswissen, nämlich die aktuelle Information in das N e t z w e r k bestehenden Wissens nicht nur einordnen, sondern sozusagen auch mit einer Gewichtung bzw. Beurteilung versehen zu können. Daraufwollen wir mit einer Diskussion über Informationsautonomie kurz eingehen.
16
A 1.2.8
Rainer Kuhlen
Weitere Implikationen der Präferenz für „Information"
Die traditionelle Auffassung der Hierarchie von „Information" und „Wissen" steht im Zusammenhang eines Autonomieverständnisses des Menschen und damit eines Bildungsbegriffs, der darauf abzielte, durch Aus- und fortlaufende Weiterbildung jeden Menschen in die Lage zu versetzen, das Wissen zu erwerben, das er in seinen professionellen, öffentlichen und privaten Angelegenheiten benötigt. Autonomie bedeutete immer auch schon Wissensautonomie, zumindest als regulatives Ziel, obwohl faktisch niemand j e hat behaupten können all das zu wissen, was in realen Situationen an Wissen gebraucht wird. In dieser regulativen Funktion ist Wissensautonomie auch ein (informations-)ethisches Konzept (vgl. Kap. A 5), das entscheidend menschliche Autonomie an sich begründet. Dieses Autonomieverständnis ändert sich grundlegend durch die gegenwärtigen medialen und technologischen Revolutionen. Das hat Konsequenzen für das, was allgemein Informationsarbeit genannt wird und damit - durch die Auslagerung der Informationsarbeit (in unserem Modell in Abb. 3 in erster Linie „Informationserarbeitung") an (intelligente) Maschinen auch für das Autonomieverständnis. Wissen aus Informationen erarbeiten war bislang das Privileg des Menschen. Immer war es bis in die jüngste Vergangenheit nur der Mensch, der Wissen produziert und der sich Wissen aus externalisierten Informationsprodukten aneignen kann. Dieses Privileg des Menschen hat sich durch die Entwicklung und durch fortschreitenden Einsatz von Informationsmaschinen geändert. Die Frage der Autonomie des Menschen verwandelt sich damit auch in eine der Autonomie von Technik, hier in Form von Informationsmaschinen bzw. technischen Informationsassistenten. Informationsmaschinen sind perfektionierte Speicher- und Distributionsmaschinen, also zunächst nur Fortschreibungen der bisherigen, schon immer existierenden Wissenssurrogate/-prothesen. Aber sie sind darüber hinaus und vor allem informationsverarbeitende Apparate. Sie besitzen damit reflexive Fähigkeiten, d.h. sie können sich auf sich selber beziehen und Operationen über die in ihnen eingelagerten und aus externen Quellen erworbenen Informationen durchführen. O h n e damit die Diskussion darüber zu eröffnen, ob diese reflexiven Tätigkeiten schon als Intelligenz angesprochen werden sollen und ob
die Maschinen damit schon Dcnkmaschinen sind (Lit. 44), leisten sie zumindest teilweise das, was bislang als Privileg von Menschen beim Umgang mit Wissen und Information angesehen wurde, z.B. gezieltes Suchen und Wiederfinden, Ableiten von Wissensstrukturen durch Vergleich oder Inferieren oder Planen und Durchführen von durchaus schon komplexen Handlungen auf der Grundlage des maschineninternen Wissens. Galten solche Fähigkeiten bislang als Merkmale menschlichen autonomen Informationshandelns, so werden sie bei der maschinellen Übernahme zu Merkmalen autonomer Technik. Die angesprochene Auslagerung von Wissens- und Informationsarbeit b e k o m m t damit eine neue Qualität. Nicht mehr wird nur das an Wissen ausgelagert, was das einzelne Gedächtnis nicht mehr speichern kann, schon allein weil es nie davon Kenntnis bekommen hat, sondern der Prozess der Erarbeitung von Information aus vorhandenen externen Wissensquellen als Basis der Aneignung von neuem Wissen beginnt sich ebenfalls zu verselbständigen. Man muss kein Verfechter der Künstlichen Intelligenz sein, u m zu prognostizieren, dass die kontinuierlich angestiegene und weiter ansteigende Speicher- und Verarbeitungskapazität von Rechnern in Dimensionen kommt, die menschlichem Assoziationsvermögen gleichkommen. Wir werden nicht darum kommen, Maschinen gleiche, beim M e n schen auf kognitiven Strukturen beruhende Leistungen zuzugestehen. Das muss nicht beunruhigend sein, denn dass Maschinen dadurch nicht zu Menschen werden, ist evident. Menschen haben nicht nur Verstand, sie produzieren nicht nur Wissen, sie tauschen nicht nur Wissen aus ..., sondern können und tun vieles anderes, was Maschinen, weil sie eben Maschinen sind, nicht tun und auch nicht können. Offen ist allerdings durchaus die Frage, ob die erweiterte Maschinenintelligenz und die damit zusammengehende weitere Auslagerung von Informationsarbeit zu einem Verlust an Autonomie oder zu einem neuen Gewinn, jetzt informationeller Autonomie führen wird. Z u m Informationsbegriff gehört daher auch die Reflexion auf die Folgen technisierter Informationsarbeit. Versuchen wir zu bestimmen, was informationelle Autonomie (gegenüber dem alten Bildungsideal der Wissensautonomie) bedeuten kann.
A 1 Information
17
Informationell autonom z u sein, b e d e u t e t n i c h t , all das
W i c h t i g f ü r d i e I n f o r m a t i o n s p r o f e s s i o n ist, dass z u
W i s s e n p r ä s e n t z u h a b e n , das z u r L ö s u n g e i n e s ak-
d e n u n t e r (b) a n g e s p r o c h e n e n
t u e l l e n P r o b l e m s g e b r a u c h t w i r d (das w ä r e W i s -
sourcen auch die Informationsassistenten
s e n s a u t o n o m i e ) , w o h l a b e r in d e r Lage z u s e i n , sel-
- m i t t l e r (in p e r s o n a l e r u n d t e c h n i s c h e r A u s p r ä -
ber a u f d i e I n f o r m a t i o n s r e s s o u r c e n , d i e a u f d e n
g u n g ) g e h ö r e n . Es spricht nichts dagegen, diese
M ä r k t e n o d e r in s o z i a l e n B e z i e h u n g e n v e r f ü g b a r
Mittler zu den Informationsressourcen zu zählen,
s i n d , z u g r e i f e n u n d sie p r o d u k t i v n u t z e n z u k ö n -
ü b e r d i e verfügen z u k ö n n e n , e b e n f a l l s A u s d r u c k i n -
n e n (oder diese Arbeit bewusst u n d kontrolliert an
f o r m a t i o n e l l e r A u t o n o m i e ist. D a r a u f z u s e t z e n ,
entsprechende Ressourcen delegieren zu können).
d a s s m a n I n f o r m a t i o n s a r b e i t in j e d e r S i t u a t i o n
Informationelle Ressourcen w e r d e n benötigt, u m
s c h o n alleine w i r d leisten k ö n n e n , ist e i n e g e f ä h r -
a u f k o n s t r u k t i v e u n d r e z e p t i v e Weise I n f o r m a t i o n s -
liche Illusion. I n f o r m a t i o n s k o m p e t e n z bedeutet
a r b e i t d u r c h f ü h r e n z u k ö n n e n (Lit. 41, S. 1 5 2 f f ) .
a u c h , so p a r a d o x es k l i n g e n m a g , d i e e i g e n e I n f o r -
Informationsresund
dient der Darstellung
mationsarbeit an I n f o r m a t i o n s m i t t l e r des eigenen
v o n Wissen u n d der aktiven Teilhabe an D i s k u r -
V e r t r a u e n s k o n t r o l l i e r t d e l e g i e r e n b z w . sich a u f
sen. Rezeptive
Konstruktive
Informationsarbeit
dient der A u f n a h -
deren Leistung abstützen zu können. Informati-
m e d e s W i s s e n s a n d e r e r , sei es p e r s o n a l o d e r v e r -
o n s a u t o n o m i e schließt die Delegation v o n I n f o r -
mittelt über medial ausdifferenzierte Informations-
m a t i o n s a r b e i t n i c h t aus, j a b e r u h t e n t s c h e i d e n d a u f
produkte, aber a u c h der A b w e h r , d e m Ausfiltern
ihr, a l l e r d i n g s w o h l n i c h t a u f d e r Basis v o n b l i n -
u n d A b b l o c k e n v o n W i s s e n , das m a n n i c h t a u f sich
d e m Vertrauen. Die Fähigkeit zur kontrollierten
Informationsarbeit
e i n w i r k e n lassen will.
B i l d u n g v o n V e r t r a u e n in d i e s y s t e m a t i s c h n i c h t gänzlich beherrschbare Delegation von Informati-
I n f o r m a t i o n e l l e A u t o n o m i e ist d i e V o r a u s s e t z u n g
onsarbeit an technische Informationsassistenz ge-
dafür, nicht absolut, aber m i t Rücksicht auf aktu-
h ö r t z e n t r a l z u r I n f o r m a t i o n s k o m p e t e n z als B e d i n -
elle S i t u a t i o n e n , w i s s e n s a u t o n o m z u w e r d e n . I n -
g u n g informationeller A u t o n o m i e . M a n sollte
f o r m a t i o n e n , die wir aus Ressourcen erarbeitet h a -
schon wissen, w a r u m m a n w e m für Informations-
b e n o d e r die u n s aus Ressourcen vermittelt w o r -
a r b e i t V e r t r a u e n s c h e n k e n will. W e r s o n s t als d i e
d e n s i n d , k ö n n e n , w i e w i r gezeigt h a b e n , d a n n z u m
I n f o r m a t i o n s p r o f e s s i o n e l l e n (die klassischen I n f o r -
e i g e n e n W i s s e n w e r d e n , w e n n sie d a u e r h a f t i m e i -
matoren), die die Grundlagen für Information u n d
genen Gedächtnis gespeichert werden. W e n n wir
D o k u m e n t a t i o n e r w o r b e n haben, k ö n n e n diese
diese n e u e n aus I n f o r m a t i o n e n g e w o n n e n e n W i s -
sein?
s e n s e i n h e i t e n d a n n s e l b e r in i h r e m W a h r h e i t s w e r t u n d in i h r e r H a n d l u n g s r e l e v a n z b e u r t e i l e n k ö n nen, haben w i r ein Gutteil an W i s s e n s a u t o n o m i e zurückgewonnen.
Literatur
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I n f o r m a t i o n s g e s e l l s c h a f t e n , in d e r e r e r b t e , also nicht selber e r w o r b e n e Privilegien nicht zählen sollen, d a r i n g e s e h e n w e r d e n , i m P r i n z i p j e d e m d i e Voraussetzung f ü r i n f o r m a t i o n e l l e A u t o n o m i e zu s c h a f f e n . W i s s e n , z u m a l es sich n i c h t i m G e b r a u c h v e r b r a u c h t , g e h ö r t j e d e m / a l l e n , w e n n es d e n n e i n m a l in d i e W e l t g e s e t z t w o r d e n ist. A b e r es k a n n n u r z u m Besitz w e r d e n , a) w e n n m a n in t e c h n i s c h e r H i n s i c h t d a r a u f z u g r e i f e n k a n n bzw. b ) ü b e r haupt Kenntnis von der unüberschaubar geworden e n Vielzahl der im Prinzip v e r f ü g b a r e n I n f o r m a tionsressourcen auf den internationalen I n f o r m a t i o n s m ä r k t e n sich v e r s c h a f f e n k a n n u n d w e n n m a n c) Validität ( d i e S e m a n t i k ) u n d d) R e l e v a n z (die Pragmatik) der selber erarbeiteten oder v o n anderen bereitgestellten Informationen einschätzen k a n n (also i n f o r m a t i o n e l l e U r t e i l s k r a f t h a t ) .
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18
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Rainer Kuhlen
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20
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Rainer Kuhlen
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A 2
Entwicklung der Fachinformation und -kommunikation Thomas Seeger
A 2.1
Einleitung
Der Düsseldorfer Informationswissenschaftler N . Henrichs (Lit. 36, S. 945) stellt rückblickend auf die Entwicklung der Informationspraxis und -Wissenschaft in Deutschland ernüchternd und schnörkellos fest; „Das ,Henne-Ei-Problem' stellt sich nicht: Die Praxis der modernen Fachinformation kann gegenüber ihrer Theorie, genauer gesagt, gegenüber ihrer explizit und systematisch erforschten, entwikkelten und beschriebenen Theorie im Sinne einer Wissenschaft von der Information, unzweifelhaft auf einen erheblichen zeitlichen Vorlauf verweisen. Im Anfang war also, darüber kann es wenigstens hierzulande keinen Zweifel geben, die Praxis." Er erinnert weiterhin an die Tatsache, dass sich das Interesse der Berufspraktiker an einer Theorie (d.h. an der Reflexion ihrer Arbeit, ihrer Arbeitsmittel und -mcthoden) zunächst in den Organisationsstrukturen von Komitees der fachlich zuständigen Gesellschaften und Berufsverbände des Bibliotheks- und Dokumentationsbereichs artikulierte und nicht in wissenschaftlich motivierten InsiderZirkeln. Als Verbindungsglied zwischen praktischer Informationsarbeit und dem wissenschaftlichen Interesse an ihr fungierte in den 60er Jahren eine zunehmende Professionalisierung der Informationsfachkräfte, die überwiegend durch äußere Einwirkungen und Entwicklungen gefördert wurde. Dazu zählten insbesondere die durch die Arbeit im Deutschen Institut für N o r m u n g ( D I N ) vorangetriebenen Standardisierungen der Arbeitsmethoden und -Instrumente, das aufkommende Verlangen nach theoretischer Absicherung und Evaluierung der eingesetzten Verfahren und Produkte, und eine - leider nur von Wenigen geführte - Diskussion über die „Verwissenschaftlichung von Information" (Lit. 45). Dazu kamen - verstärkt in den 1970er Jahren - eine zunehmende staatliche „Aufmerksamkeit" für den Bereich durch staatlich finanzierte, langjährige Förderungsprogramme sowie eine ständige Verunsicherung der Informationspraxis durch die sprunghafte und risikoreiche (weil in ihren Konsequenzen kaum absehbare) Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnologien.
A 2.2
Information und Dokumentation als Tätigkeit und System
Dokumentation (Lit. 29; Lit. 54), Dokumentation und Information (Lit. 50), Information und Dokumentation (Lit. 21), Fachinformation (Lit. 19; Lit. 20; Lit. 22), Informationsvermittlung (Lit. 05; Lit. 04; Lit. 38; Lit. 69), Informationsmanagement (Lit. 78) oder Information-Resources-Management, Informationsmarkt (Lit. 06; Lit. 07; Lit. 44), Informationswirtschaft (Lit. 24; Lit. 77): Mit diesen in chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung aufgeführten Bezeichnungen wird seit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert ein Bereich praktischer und professioneller Tätigkeit beschrieben, welches sich der Vermittlung von Wissenswertem verschrieben hat. Neben dem Archivund Bibliothekswesen tritt zum Ende des vergangenen Jahrhunderts (Lit. 29) eine dritte „Spezialität" der Informationsarbeit auf den Plan, die es sich primär zum Ziel setzt, ihre Nutzer mit dem Nachweis von oder direkt mit fachlichem Wissen aus Wissenschaft und Technik zu versorgen. Noch 1954 wurde diese Spezialität, die in der Herausbildung zum Beruf sehr unterschiedliche N a men angenommen hat, folgendermaßen beschrieben: „Bibliothekare und Archivare haben damit zu rechnen, dass eine Art jüngerer Bruder zu ihnen tritt: der Dokumentär. So nennen sich jetzt die Dokumentalisten." (Lit. 26, S. 416) Auf ihrem langen Weg zum Beruf hin wurde diese Berufsgruppe auch als „Literaturingenieure" oder „Literarurchemiker" o. ä. bezeichnet; die Institutionen, in denen sie arbeiteten, auch als „Literarische Büros" (Lit. 03, S. 79) oder „Schrifttumsauskunftsstellen" bezeichnet. U m fachliches Wissen (d.h. Fakten, Erkenntnisse, Gedanken über Prozesse der Natur und Gesellschaft) an andere Personen unter professionellen Kriterien weiterleiten zu können, sind spezielle Methoden, Verfahren, Instrumente und Regeln sowie Techniken und Technologien notwendig, mit deren Hilfe der Prozess des kontinuierlichen „Informierens" aufrecht erhalten werden kann. Dieses Verständnis einer professionellen Tätigkeit, die zweckdienlich das „Wissen der Welt" anderen verfügbar macht, wird deutlich in den klassischen
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D e f i n i t i o n e n (Lit. 74), wie sie die internationale Dachorganisation F I D f o r m u l i e r t hat: „ D o c u m e n t a t i o n c'est reunir, classer et distribuer des d o c u m e n t s de t o u t genre dans t o u t les d o m a i nes de l'activite h u m a i n e . " ( u m 1930) „ D o c u m e n t a t i o n is the collection and storage, classification and selection, dissemination and utilisation of all types of information." ( u m 1960) D e r „Gründungsvater" der D o k u m e n t a t i o n , Paul Otlet, ging 1907 über dieses Basisverständnis h i n aus u n d sah in ihr eine gesonderte F o r m wissens c h a f t l i c h e r Arbeit: „ M a n v e r s t e h t h e u t e u n t e r D o k u m e n t a t i o n die Bearbeitung der Gesamtheit aller schriftlich fixierten u n d graphischen Q u e l l e n unseres Wissens, soweit dieses d u r c h D o k u m e n t e aller Art u n d vor allem d u r c h gedruckte Texte gebildet wird. Sie ist die E r g ä n z u n g der anderen Fors c h u n g s m e t h o d e n : d e r B e o b a c h t u n g , des E x periments, der D e d u k t i o n . " (Lit. 54, S. 354) Das Wort D o k u m e n t a t i o n selbst kann vielerlei Bedeutungsnuancen annehmen: - Beweisführung durch Urkunden - B e z e i c h n u n g f ü r B e r e c h n u n g s g r u n d l a g e n oder Z e i c h n u n g e n usw. - S e n d e f o r m bei R u n d f u n k u n d Fernsehen, in der Tatsachenmaterial unterbreitet wird - Verfahren zur Auswahl und inhaltlichen Erschließung (Bearbeitung) v o n D o k u m e n t e n u n d Verarbeitung v o n faktographischer I n f o r m a t i o n (als Arbeitsstufe der Information u n d D o k u m e n tation) (Lit. 32, S. 23). I m Selbstverständnis der d o k u m e n t a r i s c h Tätigen war es v o n Beginn an unbestritten, dass es sich bei der D o k u m e n t a t i o n u m die systematische Beschäftigung des N a c h w e i s e s v o n Wissen in der F o r m v o n S c h r i f t t u m aller Art handelt (Lit. 18; Lit. 03). Aus diesem G r u n d e w u r d e n die Anfänge der D o k u m e n t a t i o n auch oft als „bibliographische Beweg u n g " bezeichnet u n d charakterisiert. D a sich professionelle Tätigkeiten auch i m m e r in einer organisatorischen U m g e b u n g abspielen, kann mit der B e z e i c h n u n g I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n tation (IuD) auch ein Institutionentyp bezeichnet w e r d e n . Dies f i n d e n wir ζ. B. in der G a t t u n g s b e zeichnung Informations- und Dokumentationsstellen, kurz I u D - S t e l l e n (Lit. 28; Lit. 40). Sie k ö n nen als selbständige Organisationen auftreten, wie
Thomas Seeger
z.B. ein F a c h i n f o r m a t i o n s z c n t r u m (FIZ) oder D a tenbankanbieter, sie k ö n n e n als innerbetriebliche Informationsabteilungen eine abgrenzbare Einheit im Gesamtbetrieb bilden, es k ö n n e n w i e d e r u m mit einer davon verschiedenen Organisationsform I n formationsvermittlungsstellen (Lit. 04; Lit. 05) sein. D a r ü b e r hinaus existieren bereits selbständige I n formationsvermittler und -berater (Information Broker, Information Consultants) sowie - als n e u e ste E n t w i c k l u n g - spezielle informationelle F u n k t i o n e n im o r g a n i s a t i o n s ü b e r g r e i f e n d e n Z u s a m m e n h a n g , wie etwa das „strategische I n f o r m a t i o n s management". Dieser organisationsbezogene Blickwinkel auf die I u D wird angesichts der rapiden Fortschritte in der telekommunikativen Vernetzung von Instanzen der I u D u n d der f u n k t i o n a l e n Arbeitsteilung z u n e h m e n d unübersichtlicher, weil die I n f o r m i e r u n g s f u n k t i o n e n sich nicht m e h r eindeutig mit einer eigenständigen Organisationsform in D e c k u n g b r i n gen lassen. Deutlich wird dies etwa bei der virtuellen Organisation von Informierungsprozessen, wie sie sich z.B. im Internet abspielen. D i e aus betriebswirtschaftlichen Effizienzerwägungen vorgebrachten Konzepte des s o g e n a n n t e n „ O u t - S o u r c i n g s " v o n ehemals innerbetrieblichen Informationsabteilungen zu eigenständigen privatwirtschaftlich agierenden I n f o r m a t i o n s u n t e r n e h m e n , sowie Konzepte der U m w a n d l u n g v o n Informationsstellen in sogenannte „ P r o f i t - C e n t e r " belegen, dass I n f o r m a t i onsarbeit primär eine notwendige Funktion in allen d e n k b a r e n O r g a n i s a t i o n s z u s a m m e n h ä n g e n b e d e u t e t u n d eine B i n d u n g an b e s t i m m t e O r g a n i sationsformen das S p e k t r u m der Informationsarbeit unzulässigerweise einengen w ü r d e . Die allgegenwärtige Verfügbarkeit der leistungsfähigen I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s t e c h n o l o g i e n in F o r m v o n direktem Z u g a n g zu O n l i n e - D a t e n b a n ken u n d Internet-Informationsangeboten ist in der Lage, wesentliche F u n k t i o n e n d e r „klassischen" Informationsinstanzen auf die E n d n u t z e r zu verlagern. Dies bedeutet, dass f r ü h e r e „gesicherte" p r o fessionelle T ä t i g k e i t e n obsolet w e r d e n k ö n n e n . N e u in die Diskussion u m die effektive Gestaltung v o n Informationsprozessen sind Schlagwörter wie „Buisiness Re-engineering", „Workflow-Organisation" u n d „ L e a n - M a n a g e m e n t " v o n I n f o r m a t i o n s flüssen, die w i e d e r u m belegen, dass der I n f o r m i e r u n g s p r o z e s s in sehr u n t e r s c h i e d l i c h e n F o r m e n u n d hinsichtlich verschiedener betriebswirtschaftlicher M o d e l l e organisiert w e r d e n bzw. stattfinden kann. D e n n o c h kann m a n - blickt m a n auf die I u D
A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
heute - mit Fug und Rccht vom IuD-Wcsen sprechen als der S u m m e aller Institutionen, Organisationen, deren U n t e r g l i e d e r u n g e n u n d virtuelle Organisationsformen, in denen die Funktion des professionellen Informierens w a h r g e n o m m e n wird. Als dritte Betrachtungsmöglichkeit kann die I u D in einer abstrakteren, systemtheoretischen Auffassung angesehen werden. Ein IuD-System in diesem Sinne besteht aus materiellen und konzeptionellen Elementen, die so aufeinander abgestimmt sind, dass eine optimale Informierung der Benutzer gewährleistet ist. Unabhängig von der jeweiligen organisationellen Einbindung ist ein IuD-System beschreibbar durch den Z u s a m m e n h a n g von technisch-apparativen (d.h. materiellen) Ressourcen, dem fachlich zuständigen Personal, den konzeptionellen Elementen (d.h. Methoden, Instrumente, Regeln, Prozesse) und den N u t z e r n des Systems. Das nutzergerechte Zusammenwirken dieser Einzelelemente bildet Voraussetzung und Gewährleistung f ü r optimale Informierung. Diese dritte Betrachtungsart, die nicht mehr von einer direkten Entsprechung der Organisationsform im Sinne einer festgefügten Institution und einer Informierungsfunktion ausgeht, ist in der Lage Informationflüsse zu beschreiben, wie sie beispielsweise durch den Zugriff einer innerbetrieblichen Informationsvermittlungsstelle auf externe O n l i n e - D a t e n b a n k e n eines anderen Landes in Gang gesetzt werden. Da das Geflecht der Informationsflüsse durch die Möglichkeiten der elektronischen Ü b e r m i t t l u n g von Daten z u n e h mend undurchsichtiger wird, hat diese „systemische" Betrachtungsweise Vorteile, weil sie flexibler ist u n d den n e u e r e n Entwicklungen R e c h n u n g trägt, die sich in den letzten Jahren besonders stark in den Bereich der N u t z u n g der Telekommunikationsdienste (Online-Dienste, Internet, Intranet und innerbetriebliche Vernetzung ) verlagert hat.
A 2.3
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Fachliche Kommunikation und professionelle Informierungsprozesse
Die Existenz professioneller Informierungsprozesse, so wie sie heute uns in Form der Dienstleistungen von Informations- und Dokumentationsstellen, der Online-Abfrage von Datenbanken und anderen Informationsdienstleistungen begegnen, lässt sich aus der z u n e h m e n d e n Komplexität fachlicher Kommunikationsprozesse erklären. Ganz vordergründig betrachtet, sind fachliche K o m m u nikationsprozesse aus dem Bedürfnis der Gesellschaft nach Austausch und Vermittlung von Wissen über Natur und Gesellschaft zur Bewältigung und vor allem der Verbesserung der jeweils geltenden Lebenssituationen entstanden. Zunächst soll eine weitere Besonderheit des Stoffes „Wissen" kurz erläutert werden, u m deutlich machen zu können, dass dem „Wissen" selbst und in seiner aktiven, d.h. vermittelten Form, also auch „Information", zwei verschiedene Eigenarten anhaftet. „Wissen" im Sinne der fachlichen Erkenntnis (Lit. 48) hat kumulativen Charakter, d.h. dass neues Wissen, neuere Erkenntnisse in der Regel nur gewonnen werden können, wenn es auf dem bis dahin Gedachten und Gewussten aufbaut. Mit der Entstehung neuen fachlichen Wissens einher geht auch sein Austausch und seine Vermittlung im internationalen Maßstab. Dies verlangt, dass es in entwickelten Gesellschaften eine Instanz geben muss, die die Funktion des „historischen Gedächnisses" des Wissens wahrnimmt, über raumzeitliche Grenzen und ideologische Barrieren hinweg.
- als eine Menge von Organisationen und/oder Institutionen (IuD-Wesen)
Ü b e r viele H u n d e r t e von Jahren hindurch hat das Bibliotheks- u n d Archivwesen die Aufgabe übern o m m e n , den immer größer werdenden Berg des zu kumulierenden fixierten Wissens zu ordnen, zu verwalten und im Falle der Nachfrage dieses Wissen an andere weiterzuleiten. Da es sich ohne Schaden wohl keine Gesellschaft auf Dauer leisten kann, den materiellen und ideellen Wert, der in diesen Bemühungen steckt, zu vernachlässigen, haftet dieser kumulierenden und bewahrenden Funktion im Wissensumgang ein besonderer Kulturwert an, der in der gegenwärtigen politischen Diskussion über Informationsgesellschaft oder Wissensgesellschaft (Lit. 42) immer mit reflektiert werden sollte.
- als das Zusammenwirken von Technik, M e t h o den, Regeln und Menschen (im Sinne des „virtuellen" IuD-Systems).
Wissen ist andererseits - aus der Warte des Individ u u m s - auch kein jeweils vollständig zu verzehrendes Gut, wie dies bestimmte Waren sein kön-
Somit ist die I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n beschreibbar - als Funktion im Sinne zweckgerichteter Tätigkeiten (IuD-Tätigkeiten)
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nen, die nach G e b r a u c h oder Verzehr eben aufgebraucht sind. Identisches Wissen wird i m m e r wieder - auch w e n n es von neueren Erkenntnissen laufend u n d in i m m e r schnelleren Innovationszyklen aktualisiert wird - v o n M e n s c h e n nachgefragt w e r den, weil sie dieses sich nach ihrer individuellen Sozialisation, ihren B e r u f s a n f o r d e r u n g e n oder ihren Interessen laufend aneignen m ü s s e n . Dieser A n e i g n u n g s p r o z e s s w i r d als eine h e r a u s r a g e n d e Kulturleistung angesehen (Lit. 31). Dies aber angesichts der i m m e r größer w e r d e n d e n M e n g e an Wissen in B e z u g auf die Vielzahl der Wissen n a c h f r a g e n d e n Individuen zu organisieren u n d zu gestalten, stellt an die k o m m u n i k a t i v e Verm i t t l u n g dieses Wissens i m m e r h ö h e r e Ansprüche. Wissen als solches wird also in i m m e r wieder veränderten Z u s a m m e n h ä n g e n u n d Erscheinungsform e n m e h r f a c h u n d wiederholt b e n u t z t u n d verw e n d e t u n d d a d u r c h in n e u e Erkenntnisse u m g e f o r m t u n d weiterentwickelt. Die N o t w e n d i g k e i t , stabile Systeme der Wissensv e r m i t t l u n g vorhalten zu müssen, ist z u m einen plausibel b e g r ü n d b a r d u r c h die Bevölkerungsdynamik. Es wachsen f o r t w ä h r e n d n e u e Generationen nach, die sich vorliegende Erkenntnisse aneignen m ü s s e n . D e r historisch k u m u l i e r t e F u n d u s an n o t w e n d i g e m Wissen wächst also in der F u n k t i o n v o n Zeit, die Zahl der E m p f ä n g e r dieses Wissens v e r m e h r t sich ebenfalls in großen S p r ü n g e n . Z u d e m verschiebt sich die Qualifikationspyramide in m o d e r n e n Zivilisationen in g r o ß e m M a ß e z u g u n sten der Bevölkerungsanteile, die höhere u n d h ö c h ste Qualifikationen e r w e r b e n k ö n n e n , deren Ber u f s · u n d Alltagswelt also z u n e h m e n d v o n f r e m d erzeugtem Wissen abhängig wird (Lit. 25; Lit. 51; Lit. 52; Lit. 76). Z u m Z w e i t e n ist sie b e g r ü n d b a r d u r c h die ständig komplexer w e r d e n d e n Lebenszusammenhänge, ein hervorstechendes M e r k m a l der nachindustriellen Gesellschaften. D e r Modernisierungsprozess verlangt d e m E i n z e l n e n i m m e r m e h r an W i s s e n , Kenntnissen u n d kognitiver Flexibilität ab, u m sich im Arbeits- u n d Alltagsleben orientieren u n d mit den Veränderungen Schritt halten zu k ö n n e n . Die Lebenswelt des Einzelnen wird aber erst mit der A u f n a h m e v o n „ n e u e m Wissen" transparent, beherrschbar u n d strukturierbar. Dieser Prozess hat der B e f ü r c h t u n g A u s d r u c k gegeben, dass nicht alle G r u p p e n in d e n entwickelten Gesellschaften an diesem ständigen Wissensaufnahmeprozess teilhaben w e r d e n u n d dass große Teile der Bevölkerung
Thomas Seeger
daraus „ausgeblendet" w e r d e n k ö n n t e n . Dies hat zu der T h e s e des z u n e h m e n d e n Auseinanderfallens der Bevölkerungsgruppen in die sogenannte „ I n f o r m a t i o n - R i c h " u n d „ I n f o r m a t i o n - P o o r " gef ü h r t . N e b e n der sozialen O r i e n t i e r u n g v o n Teiln a m e a m Berufs- u n d Erwerbsleben scheint also in der „Informationsgesellschaft" Besitz v o n u n d Z u g a n g zu I n f o r m a t i o n eine z u n e h m e n d wichtigere Rolle zu spielen. Es ist d e m z u f o l g e vorstellbar, dass sich k ü n f t i g die Teilhabe an I n f o r m a t i onsprozessen als zentrale gesellschaftliche O r i e n t i e r u n g n e b e n die am Erwerbsleben stellen wird. Z u m Dritten wird - besonders in Wirtschaft u n d Industrie - die Verfügbarkeit v o n I n f o r m a t i o n als strategisches Mittel z u r E r l a n g u n g v o n W e t t b e werbsvorteilen erkannt (Lit. 02; Lit. 71). H o c h arbeitsteilig organisierte G e s e l l s c h a f t e n e r z e u g e n durch ihr z u n e h m e n d e s Spezialistentum eine K o m p l i z i e r u n g d e r L e b e n s u m s t ä n d e u n d d a m i t die G e f a h r der z u n e h m e n d e n Intransparenz v o n Verwaltungs- u n d Entscheidungsprozessen. Dies wirkt nicht n u r in die hochspezialisierte Arbeitswelt h i n ein, s o n d e r n erfasst auch i m m e r m e h r das „Alltagsleben" u n d breiteste Bevölkerungsschichten. Dass dieser Funktionsbereich der Informationsverm i t t l u n g auch ganz bewusst als ein Mittel zur Effektivierung v o n Wissenschaft, Wirtschaft u n d Verw a l t u n g eingesetzt u n d staatlich gefördert w u r d e , lässt sich f ü r die Bundesrepublik Deutschland bis in die Zeit des 1. Weltkrieges zurückverfolgen (Lit. 03; Lit. 23). Es wird in den Zitaten v o n Eppelsheimer, ab 1951 als Vorsitzender der D G D , deutlich ausgesprochen: Aufgabe der D o k u m e n t a t i o n sei es, „Schritt zu halten mit der steigenden Fülle der Literatur, daneben alles abgelegte, schon Geschichte gewordenes Wissen nach mannigfaltigen Gesichtsp u n k t e n in griffbereite O r d n u n g zu bringen. Das sind, auf kurze Formel gebracht, die F o r d e r u n g e n , die wir erfüllen müssen, w e n n wir u n s e r e n Platz im wissenschaftlichen u n d wirtschaftlichen Leben b e h a u p t e n wollen". U n d : „...soll es zu einer k o n stanten E r h ö h u n g v o n ö k o n o m i s c h e r Produktivität k o m m e n , so bedarf es einer rationellen Beherrs c h u n g des akkumulierten Wissens" (Lit. 27, S. 4). Beide Seiten des Charakters von Wissen, historisch k u m u l i e r e n d e s Kulturgut u n d Organisationsproblem der bedarfsgerechten Wissensvermittlung z u r ü c k in die Gesellschaft, bildeten eigentlich v o n Beginn an die Legitimation f ü r die Existenz v o n I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n , der I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g u n d angrenzender Bereiche.
A 2 Entwicklung der Fachinformation und -kommunikation
A 2.4
Die Quantifizierung des Wissens und seiner Nutzer
Die für die Begründung der Information und D o kumentation so häufig angeführte quantitative Analyse von Publikationen - auch unter den Stichworten Informationslawine und Literaturflut bekannt - hat ihre Ursprünge in der Wissenschaftssoziologie der 1950er und 1960er Jahre. Bereits 1962 veröffentlichte Fritz Machlup (Lit. 51) erstmals eine umfassende ökonomische Analyse der Wissensproduktion (und ihrer Produzenten), der verschiedenen M e t h o d e n der G e n e r i e r u n g von Wissen. Er beschreibt dann später die verschiedenen Berufe, die in diesem komplexen Bereich tätig sind (Lit. 52). Mit der weiteren Quantifizierung von Veröffentlichungen, d e m Anwachsen der B e völkerungsgruppc der wissenschaftlich-technisch Tätigen, der Kosten für Wissenschaft u n d Forschung und weiteren Indikatoren für das Ansteigen der fixierten Q u e l l e n von Wissen verbunden sind die Arbeiten von de Solla Price (Lit. 76) für die U S A und G. M . Dobrov (Lit. 25) für die damalige U d S S R . Diese Autoren haben mit Hilfe statistischer Analysen die Output-Indikatoren der Wissensproduktion analysiert, sich dabei auf den engeren Bereich der Wissenschaft und Technik beschränkt. Hinter diesen sehr aufwendigen B e mühungen stand die Erkenntnisabsicht, den B e reich der wissenschaftlich-technischen Forschung und Entwicklung, einer der Eckpfeiler der Erkenntnis- und Wissensproduktion, in seiner gesellschaftsverändernden Kraft und seiner Leitungsfähigkeit zu untersuchen (und dies auch im Vergleich der beiden damaligen Supermächte). Im Verlauf der Weiterführung dieser Arbeiten hat sich ein recht umfassendes Bild der „Vermessung der Forschung" (Lit. 80) ergeben, welches im Ablauf des Z u s a m menhanges wie in Abb. 1 dargestellt werden kann (statistische Daten und empirische Belege sind in den Vorauflagen dieses Kapitels nachzulesen) (Lit. 53; Lit. 74).
A 2.5
Von der „Dokumentation" zum Informationsmarkt
Abgesehen von einer u m f a s s e n d e n Darstellung über der E n t w i c k l u n g der D o k u m e n t a t i o n in Deutschland bis 1945 (Lit. 03) ist nur wenig über die Entstehung und Entwicklung der Information und Dokumentation für den deutschen Sprachraum veröffentlicht (Lit. 18; Lit. 35; Lit. 70). B e -
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sonders erwähnenswert sind die jüngeren angloamerikanischen Arbeiten, die die Geschichte der Dokumentation in Europa aufarbeiten (Buckland, Rayword, Rieusset, Hahn, Richards, Shera). S o mit gilt die Feststellung aus d e m Jahre 1995 für den deutschen Sprachraum: „Die Dokumentationsgeschichte oder, weiter gefasst, die Geschichte des Informations- und D o k u m e n t a t i o n s w e s e n s m u s s recht eigentlich erst geschrieben werden." (Lit. 03, S. 4)
Abb. i: Vermessung der Forschung
A 2.5.1
Die Pioniere der Dokumentation in Brüssel (Otlet und La Fontaine)
Die Anfänge der Dokumentation in Brüssel bestechen auch heute noch durch die Konzeption des Universalrepertoires mit ihren weitgespannten Projektionen und auch zukunftweisenden Ansätzen (Lit. 10 bis 16; Lit. 33; Lit. 59 bis 67). Das von den beiden Gründern geleitete „Institut International de Bibliographie" (IIB) in Brüssel war von 1898 bis in die 1930er Jahre richtungsweisend für die Einführung der Methoden und Verfahren der dok u m e n t a r i s c h e n Informationsarbeit, für deren Technologie, Suchstrategien, Informationsdienste, das Konzept des Weltwissens, der Informationseinrichtungen und deren Kommunikationsstrukturen in Wissenschaft und Technik und vieles mehr. Der Otletsche Ansatz des Konzepts „Dokumentation"
26 war von Beginn an viel breiter und umfassender gefasst, als er bislang zumeist verstanden wird. 1891 trat Ρ Otlet (1868-1944), ein junger Rechtsanwalt, in die Belgische „Gesellschaft für Soziale und Politische Studien" ein. Henri La Fontaine (1854-1943) war für die bibliographischen Arbeiten der Gesellschaft verantwortlich. Er verfügte über weitreichende gesellschaftliche und politische Verbindungen und war ab 1895 für fast 30 Jahre Mitglied des Senats des Belgischen Parlaments. Uber diese Arbeiten hinaus war La Fontaine sehr aktiv in der „Friedensbewegung" (wie wir heute sagen würden), so dass ihm 1913 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Otlet assistierte zunächst La Fontaine in der bibliographischen Sektion der Gesellschaft. Aus dieser Sektion heraus wurde 1893 das „Internationale Büro für Soziologische Bibliographie" gegründet. Bei der praktischen bibliographischen Arbeit entwickelte sich die zentrale Idee, wie durch die Trennung von den Inhalten eines Dokumentes von den (immer auf das ganze Dokument verweisenden) Autorenangaben ein Gesamtrepertoire von ständig kumulierendem neuen Wissens erstellt werden kann. Die aus den Büchern und Dokumenten herausgezogen Extrakts und Inhaltskomponenten sollten auf Karteikarten gesammelt, thematisch zusammengeführt in synoptischer Form präsentiert werden. Was dazu fehlte, war ein umfassendes, alle Gegenstände der materiellen und ideellen Welt abdeckendes Instrument zur Erschließung dieser Wissenskomponenten - oder wie es Otlet beschrieb - „...sehr differenzierte synoptische Umrisse von Wissen". Dieses Instrument sollte sowohl die Anordnung der Katalogkarten strukturieren als auch die Arbeit an der Kompilierung des Gesamtrepertoires des Wissens organisieren helfen. Was mit diesen Worten ausgedrückt werden sollte, war die schlichte Tatsache, dass eine umfassende Klassifikation für alle Gebiete des menschlichen Wissens benötigt wurde, die zu der Zeit vermeintlich nicht existierte. Der Legende nach soll 1895 Otlet anlässlich eines Besuches einer Tagung in England ebenso zufällig auf die „Dewey Decimal Classification" ( D D G ) gestoßen sein, die sich für das oben genannte Problem als Lösung erweisen sollte. Der US-amerikanische Bibliothekar Melvil Dewey (1851-1931) hatte bereits 1876 die erste Ausgabe seiner Klassifikation vorgelegt. Diese dekadische (d.h. in 10er-Stufen unterteilte) monohierarchische
T h o m a s Seeger
Klassifikation wurde für den Einsatz in amerikanischen Öffentlichen Bibliotheken (und gleichzeitig auch als Aufstellungsordnung für die Bücher) entwickelt und ist heute noch in vielen Bibliotheken im Einsatz. Derzeit ist die 22. Ausgabe der D D C in Benutzung; eine deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung. 1895 veranstalteten Otlet und La Fontaine die legendäre Internationale Konferenz für Bibliographie, denen bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges noch vier weitere folgten. Anlässlich dieser Konferenz wurde als konkretes Organisationsergebnis beschlossen, das „Institut International de Bibliographie" (IIB) zu gründen mit dem Ziel, das Wissen der Welt mit Hilfe eines sehr großen Kataloges zu erschließen. Dieser Katalog wurde „Repertoire Bibliographique Universel" ( R B U ) genannt - ein in systematischer Ordnung aufgebauter Katalog, dem als Klassifikation eine völlig neu bearbeitete Fassung zugrunde lag. Diese wurde nun „Classification Decimale Universelle" ( C D U ) (englisch „Universal Decimal C l a s s i f i c a t i o n " ( U D C ) und deutsch „Internationale Dezimalklassifikation" (DK)) genannt und hat sich eigentlich bis heute als universelles Erschließungsmittel als tauglich erwiesen (vgl. auch Kap. Β 1). Das „Repertoire Bibliographique Universel" nahm recht bald stattliche Größe an; waren im Jahre 1897 im Katalog noch ca. 1,5 Mio. Einträge zu verzeichnen, verdoppelte sich ihre Zahl bereits zwei Jahre später, um dann 1912 auf 9 Mio. Einträge anzuwachsen. Mit ca. 40 Mio. Einträgen (Lit. 59) hatte vor dem Abbrechen des gesamten Unternehmens das Repertoire seinen Endausbau erreicht, welches im wesentlichen aus einem Autorenverzeichnis und einem Sachkatalog bestand. Ü b e r diese in engeren Sinne dokumentarische Schrifttumsauswertung hinaus waren Otlet und La Fontaine auch damit beschäftigt, eine diesem,Weltentwurf" angemessene Organisationsform und Behausung zu geben. Mit der Gründung einer internationalen Gemeinschaft aller Fachgesellschaften - „Union of International Associations" - war die Errichtung eines dieser Idee angemessenen Weltzentrums verbunden. Dieser Weltbund sollte Gewähr dafür bieten, dass aus allen internationalen Fachorganisationen die relevanten Informationen dem Gesamtsystem zugeführt werden. D e m Weltzentrum, das in Brüssel dann auch einen Bau erhielt und später dann „Mundaneum" genannt wurde, sollte neben der internationalen Bibliothek, dem internationalen bibliographischen Katalog,
A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
noch das universelle Dokumentationsarchiv und ein internationales Museum angegliedert werden. Ein großartiges intellektuelles „Warenhaus" aus Büchern, Dokumenten, Nachweisen, Objekten stellt dies dar, welches die ideologischen Hintergründe des Promotors Otlet deutlich werden ließ: Eine zentralistische Konzeption und ein gleiches Organisationskonzept, gespeist aus der Idee der Einheit der Wissenschaften, untermauert durch eine positivistische und optimistische Weitsicht, dass man alles zusammenführen und zusammenhalten könne. Darin aber sehen manche Autoren auch einen Hang zum Monumentalismus. Grundsätzliche Kritik an dem Konzept wurde im Jahre 1935 von Fritz Prinzhorn, einem der deutschen Pioniere, vorgebracht. Er erklärte, dass die Idee eines Weltrepertoriums der Literatur als gescheitert anzusehen sei. Als Beleg für das Scheitern führt er an, dass jährlich bereits über 100.000 Büchcr und mehr als 1 Mio. Zcitschriften-Aufsätze erscheinen. Dies sei nicht mehr in globalem Maßstab zu leisten. Erforderlich seien deshalb dezentrale Fachdokumentationen (Bibliographien und Referateblätter) auf nationaler Ebene, um eine Vollständigkeit erreichen zu können. Die Nachweisinstrumente müssten darüber hinaus mit der Literaturversorgung verbunden werden. Nützlich wäre ein (Methoden-)koordinierendes nationales Referralzentrum (Lit. 58). Uber den für die Zeit recht imposanten quantitativen U m f a n g der geleisteten Arbeiten hinaus ist es wichtig, die Grundidee der Dokumentation und die Dienste des IIB (ab 1931 dann HD „Institute Internationale de Documentation") ins Bewusstsein der Profession zurück zu bringen. So wurden beispielsweise mit der Organisation der Karten und Kataloge bereits sehr moderne Prinzipien entwikkelt, die eine Vervielfältigung des Repertoires (oder Teilen davon) mit den reprographischen Mitteln der Zeit erlaubten. Das System erlaubte es zudem, umfangreiche Recherchen durchzuführen; Rayward (Lit. 59) berichtet über die Gebührensätze für Recherche und Vervielfältigung der Katalogkarten. Sehr interessant (und vielleicht ein wenig euphorisch) sind die Aussagen über die Vorwegnahme des H y p e r m c d i a - P r i n z i p s d u r c h verschiedene Dienste, die Otlet und La Fontaine im IID anboten. In einem besonderen Informationsdienst für die Polarregionen und das Fischen und Jagen wurden neben den ausführlichen bibliographischen Text-Nachweisen, -ausschnitten und -Zusammen-
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stellungen auch alle relevanten bildlichen Dokumente verzeichnet: Photographien, Zeichnungen, Karten usw. Sie alle wurden in eine Datei eingestellt und konnten auch so nachgewiesen und mit den damaligen Mitteln vervielfältigt werden. Damit seien bereits die Grundprinzipien von Hypertext (auf manuelle Weise) realisiert, die Ent-Textlichung und Ent-Linearisierung von Wissen durch Aufnahme und Darstellung aller Formen und Typen von Dokumenten in die Datenbasis mit ihren jeweiligen inhaltlichen Bezügen zueinander. Am deutlichsten aber werden die Verdienste von Otlet und La Fontaine aber durch ihre enzyklopädischen Konzeptionen, die sowohl die Notwendigkeiten internationaler Standards für die Informationsarbeit einschlossen, wie auch neue Organisationseinheiten (Dokumentationzentren) außerhalb der traditionellen Bibliotheken vorsahen und dieses auch schrittweise (oder zumindest in Ansätzen) realisierten. So erinnern die Vorstellungen des weltumspannenden dokumentarischen (Kommunikations-) Netzwerkes unter Wissenschaftlern und Technikern, an dem jeder teilhaben könne, an die Infrastruktur, die heute im Internet zur Verfügung steht (Lit. 13; Lit. 67). A 2.5.2
D e r Aufbruch z u r D o k u m e n t a t i o n
Die „Dokumentation" als eigenständiges Arbeitsfeld in Europa ist u m die Jahrhundertwende entstanden aus der bibliographischen Nachweisarbeit und als „Protesthaltung gegen das die Bedürfnisse der Zeit nicht befriedigende Bibliothekswesen", wie es in der ersten Auflage dieses Buches 1972 formuliert wurde. Sie entwickelt sich als spezielle Ausdifferenzierung und Abspaltung vom damals bestehenden „monolithischen" Bibliothekswesen. Letzteres hatte wesentliche Entwicklungen im Gefüge der Informationsinstanzen und das Reagieren auf neuartige Informationsbedürfnisse der Industrie und Wirtschaft nicht nachvollziehen können, oder es konnte diesen anstehenden Wechsel aus Kostengründen nicht mittragen. Gerade hinsichtlich des vielgestaltigen Aufkommens naturwissenschaftlich-technischer Daten, der immer wichtiger w e r d e n d e n naturwissenschaftlich-technischen Zeitschriftenliteratur, der geringen Beachtung sogenannter „Grauer Literatur" und der fehlenden Entwicklung zutreffender Erschließungsmittel waren Akzeptanz- und Nutzungsbarrieren für das industriell-technische Klientel eingetreten, die auf Lösungen warteten: „Nicht zuletzt die Versäumnisse auf selten der Bibliotheken und ihrer Biblio-
28 thekare haben zur Verselbständigung eines Teils des Informationsbereichs, nämlich des Dokumentationswesens geführt" (Lit. 03, S. 4). Spannungen, Rivalitäten und Missverständnisse, Technik-Begeisterung und Technik-Furcht, Modernität und Stillstand zwischen Bibliothekaren und Dokumentaren haben seit den Anfängen der Dokumentation in Deutschland eigentlich bis heute die Auseinandersetzungen der Berufsgruppen geprägt (Lit. 68). Für die 1920er und 1930er Jahre fasst Buder (Lit. 18, S. 41) die Situation für Deutschland zusammen: „Während die praktische Dokumentationstätigkeit aus der Bibliographie hervorgegangen ist, entwickelt sich das Selbstverständnis der D o k u mentation aus der Abhebung gegenüber dem Bibliothekswesen in der Formulierung spezifischer Aufgabenstellungen, Arbeitsmethoden und Zielsetzungen." Dabei waren die folgenden Punkte in der traditionellen bibliothekarischen Arbeit ausschlaggebend für diese Abspaltung: - Nicht-Berücksichtigung der (zunehmend wichtiger werdenden) Zeitschriftenliteratur und anderer unselbständiger Veröffentlichungen. Fast vollständige Vernachlässigung von Dokumenttypen wie Bilder, Filme, Schallplatten, Modelle, M u s e u m s - und Ausstellungsgegenstände usw. (Lit. 18). Rasant steigende Publikationszahlen z u m Ende des 19. Jahrhunderts und neue Publikationsformen wie z.B. die „graue Literatur", technische Schriften, Patente, Firmenschriften, Kataloge usw., die zu einer enormen D o k u m e n tenflut führten, für die effiziente Erschließungsmethoden, verlässliche Zugriffsverfahren fehlten. Unter funktionalen Gesichtspunkten der Informationsarbeit ist mit der Orientierung auf den Nachweis eines Dokuments eine weitere Arbeitsteilung in der Informationsarbeit beobachtbar: die Trennung von Dokumentenbeständen und ihren inhaltlich erschlossenen und zusammengehörenden Nachweisen. - Mangel an übergreifenden und fein-erschließenden Systematiken, Ordnungsmitteln oder sonstigen Verfahren, w i e inhaltlich bestimmtes Wissen zusammengeführt werden könnte, u m einen Gesamtüberblick über das menschliche Wissen zu erhalten. Das verkörpert die Idee des U n i versalrepertoires, w i e Otlet es verstand. In dieser Hinsicht wird die anfängliche Entwicklung der Dokumentation auch international bis in die 1950er Jahre hinein von der Anwendung der DK weitgehend bestimmt.
Thomas Seeger - Eine frühe H i n w e n d u n g (wenn nicht gar Begeisterung) für die Techniken und Technologien der Speicherung, Wiedergabe und Vervielfältigung von Dokumenten und deren Verschlüsselung und Wiederfinden. Hier sind im Einzelnen angesprochen die reprographischen Verfahren, die die 1920er und 1930erJahre beherrschten. Dann folgte die Vielgestaltigkeit der verschiedenen Lochkartenverfahren und ihr Einsatz zur Verschlüsselung von Inhaltskomponenten in den 1930er bis 1950er J a h r e n als beherrschendes T h e m a ; und ab den 1960er Jahren war die Faszination des computergestützten Information Retrieval das Thema, das die Diskussion belebte. - Dokumentarische Arbeit sollte von fachwissenschaftlich vorgebildetem Personal geleistet werden, das die fachliche Kompetenz im Inhaltsbereich hatte. Dies war i m traditionellen Bibliothekswesen der Zeit eher die Ausnahme als die Regel; es war in dieser Zeit dominiert von geisteswissenschaftlicher Denkungsart und Qualifikation. - Notwendigkeit zu einer aktiven Informationsvermittlung durch Auskunftstätigkeit und U m setzung von Benutzeranforderungen in Aufbau und Struktur der Informationsdienste. - Notwendigkeit zu fachlicher, nationaler und vor allem internationaler Kooperation. - Eine Vision zu entwickeln, die über das Verwalten von Büchern und Dokumenten hinaus deutlich macht, dass Wissen, ihre Zusammenfassung und kreative Weiterverarbeitung eine selbständige und zentrale kulturelle Aufgabe bedeutet und in die Tradition geistlicher Fortschritte einzuordnen ist (Lit. 11 bis Lit. 16). In Deutschland sind diese frühen Visionen dann vor dem ersten Weltkrieg aufgegriffen worden und nach dem 2. Weltkrieg unter dem Vorzeichen der Potentiale der neuen Informationstechnologien mit der Formel von der „Mechanisierung geistiger Arbeit" wieder neu erstanden (Lit. 23; Lit. 79). Betrachten w i r die inhaltliche Seite der Informationsarbeit der frühen Dokumentationsbewegung in Deutschland, so schält sich im Vergleich zur „normalen" Bibliotheksarbeit ein wcscntlichcr Unterschied heraus. Der dokumentarisch Tätige „begann zunehmend eine aktive Rolle zu spielen: Statt die Wissenschaftler auf die Quellen zu verweisen, erschloss er selbst die relevanten Dokumente, wertete sie kritisch aus und stellte die Ergebnisse zur
A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
Verfügung. Im Mittelpunkt der Arbeit stand nun nicht mehr das Schrifttum an sich, sondern die durch die literarischen Dokumente vermittelten Daten und Fakten" (Lit. 03, S. 79). Auf der Seite der industriell-technischen Benutzergruppen hatte sich ebenfalls ein Wandel in den Arbeitsmethoden vollzogen, auf den die Dokumentare reagierten: „Neben der D u r c h f ü h r u n g von Versuchen im Laboratorium wurde die Literatur auch für die in der Industrie tätigen Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker zu einem unerlässlichen Hilfsmittel ihrer Arbeit. Diesem gestiegenen Informationsbedarf seitens der Industrie und Wirtschaft konnten die bestehenden Universalbibliotheken nicht gerecht werden. Diese Haltung der staatlichen Bibliotheken war sichcrlich auch ein Grund, der die Herausbildung von Industrie- und Vereinsbibliotheken beförderte. Die Hauptursache ihrer Gründung liegt aber vielmehr in den spezifischen Anforderungen, die Industrie und Wirtschaft an die Informationsbereitstellung stellten." (Lit. 03, S. 33) Besondere Berücksichtigung beim Bestandsaufbau erfuhren daher vor allem in- und ausländische Zeitschriften, die sich zum Vermittler der aktuellsten Forschungsergebnisse entwickelt hatten. Auch hinsichtlich der Erschließung der Literatur wurden neue Wege beschritten: Zunächst wurden die oftmals gedruckten Kataloge nicht weitergeführt, sie hatten sich als unrentabel und unflexibel erwiesen. Statt dessen wurde an der Entwicklung von Schlagwortsystemen gearbeitet. Anders als in anderen Ländern (der Schweiz etwa) wurde nur in wenigen Fällen die DK als Ordnungsmittel für den „Sachkatalog" eingeführt. Zumeist handelte es sich um pragmatisch denjeweiligen Industriezweig repräsentierende Grob-Klassifikationen, die gleichzeitig auch Grundlage für die Aufstellungsordnung der Dokumente im Magazin waren. Dies alles erleichterte die Orientierung der Benutzer, denen zumeist ein freier Zugang zu den Beständen ermöglicht wurde. Hinsichtlich der formalen Erfassung (Formalkatalogisierung) wurden (aus Warte des „klassischen" Bibliothekswesens) ungewöhnliche Formen und Ansätze verfolgt. In einigen Fällen wurden „Kreuzkataloge" angelegt, in denen Autoren und Sachtitel in einem Alphabet mit den Schlagwörtern „gemischt" wurden. Entstanden war die Dokumentation (zumindest in Deutschland) ja als qualitativ neuer Aspekt von Wissensvermittlung aus den Bedürfnissen der in-
29
dustricll-tcchnischcn Praxis heraus. Die Dokumentation entwickelte sich daher zum „Kern" der Aufgaben der frühen Industrie- und Vereinsbibliotheken, die ihrem Charakter nach Spezialbibliotheken waren mit zusätzlichen Informationsleistungen. Sehr praktisch greifbar formuliert das A. Predeek, einer der Pioniere der Dokumentationsbewegung in den 1920er Jahren, nachdem er die Situation in England studiert hatte: „Die Spezialbibliothek beginnt dort, wo die allgemeine Bibliothek endet: Sie ist eine Sammlung besonderer Literatur, die nach fachlichen Verfahren und durch besondere Fachleute geleitet wird. Die allgemeine Bibliothek liefert ihrem Benutzer .Literatur', die Spezialliteratur aber auch Auskunft aus der Literatur; jene soll den Bestand nachweisen, diese aber bis zur einzelnen Tatsache vordringen, die Literatur also aufschließen." (Lit. 57, S. 1254) Die Ansprüche der Industrie und Wirtschaft führten zu vielfältigen und fortschrittlichen Organisationsformen der Literaturarbeit. Oftmals eingegliedert in das so genannte „literarische Büro" stellte die Bibliothek nur einen Teil des sich innerhalb der industriellen Firmen allmählich herausbildenden Informationssystems dar. Zu diesem Informationssystem gehören die Bereiche Public Relation, Werbung, Patentabteilung, Firmenarchiv, Nachrichtendienst, allgemeine Werksbücherei und zunehmend auch Zeitschriftenausschnittssammlungen, Wirtschaftinformationen über Konkurrenzunternehmungen, wirtschaftliche und soziale Probleme, die mit dem Wirtschaftshandeln der Unternehmen in Beziehung stehen, Werkszeitungen, Werbeschriften, Prospekte, Preislisten, Kataloge, ZeitschriftenUmläufe usw.
A 2.5.3
Institutionelle E n t w i c k l u n g e n in der Information und D o k u m e n t a t i o n in D e u t s c h l a n d
Obwohl die frühe bibliographische Bewegung und die beginnende Dokumentation nicht notwendigerweise über eigenständige Organisationsstrukturen verfügen musste, da sie sehr oft Untergliederungen oder Abteilungen von Spezial- oder Werksbibliotheken bildeten, ist es doch wichtig festzuhalten, dass bereits Anfang der 30er Jahre Verzeichnisse über diese dokumentarischen „Zellen" angelegt wurden. Dies unterstreicht ein wachsendes professionelles Selbstbewusstsein für die Sonderheit des dokumentarischen Arbeitens.
30
T h o m a s Seeger
D e r D c u t s c h c N o r m c n a u s s c h u ß ( D N A ) , heute
U n t e r den Vorzeichen der staatlichen Förderung,
Deutsches Institut für N o r m u n g ( D I N ) , hatte b e -
insbesondere des ersten B u n d e s f ö r d e r u n g s p r o -
reits 1931 ein Verzeichnis mit d e m Titel „Vermitt-
gramms ( I u D - P r o g r a m m von 1974, vgl. Kap. A 6)
lungsstellen für den Technisch-wissenschaftlichen
wurden Strukturdaten über die „IuD-Landschaft"
Quellennachweis" herausgegeben (Lit. 18). Im J a h -
für Planung und Steuerung i m m e r wichtiger. I m
re 1937 erschien dann das gedruckte „Verzeichnis
Jahre 1974 ist die Zahl der ausgewiesenen I u D - S t e l -
von Schrifttums-Auskunftsstellen der Technik und
len in der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d ( o h n e
verwandter Gebiete". D u r c h dieses Verzeichnis ist
D D R ) auf 507 angewachsen (Lit. 40). Von denen
es ermöglicht worden, eine grobe Ubersicht über
waren ca. 1 0 % d e m Öffentlichen Dienst, ca. 5 1 %
die D o k u m e n t a t i o n zu gewinnen, weil diese D a -
der Wissenschaft und Forschung und ca. 3 9 % der
ten durch eine detaillierte F r a g e b o g e n e r h e b u n g
Privatwirtschaft zuzurechnen. U b e r die Hälfte der
gewonnen wurden. Es konnten zunächst ca. 7 0 0
I u D - S t e l l e n verfügte nur über 5 und weniger M i t -
Institutionen ausgemacht werden, die in irgend ei-
arbeiter/innen; nur knapp 1 0 % aller Einrichtungen
ner Form Bibliotheks- und Dokumentationsarbei-
verfügten über m e h r als 2 0 Personalstellen.
ten ausführten. Von diesen wählte man 2 5 4 Stellen aus, die die Bedingungen einer „Schrifttumsausk u n f t s s t e l l e " erfüllten. 9 3 % der erfassten A u s kunftsstellen waren mit einer Bibliothek v e r b u n den; 9 7 % verfügten über eigene Zeitschriftenbestände. 1938 wurde eine Neuausgabe vorbereitet, die allerdings erst 1952 als dritte vollständig überarbeitete Auflage erschien.
1 9 7 4 - also kurz vor dem Anlaufen der ersten offiziellen staatlichen F ö r d e r p r o g r a m m e (Lit. 2 1 ) folgendermaßen dar: Viele kleine und kleinste E i n heiten - mit zumeist sehr speziellem Wissensausschnitt - stehen wenigen größeren Einheiten gegenüber, die eine gewisse Leistungsfähigkeit und einen breiteren thematischen Bereich abzudecken
D i e nächste verlässliche Strukturübersicht nach d e m 2. Weltkrieg erfolgte 1961 und vermittelt einen breiten, aber recht oberflächlichen Eindruck über die Aufbau der I u D nach d e m 2. Weltkrieg:
Gründungsdatum
D i e Struktur der I u D - S t e l l e n stellt sich im J a h r e
BRD
DDR
GESAMT
vor 1945
67
2
69
1 9 4 5 - 1949
62
-
62
1 9 5 0 - 1955
158
49
207
1 9 5 6 - 1961
70
107
177
357
158
515
Abb. 2: Gründungen von IuD-Stellen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR bis 1961 (Lit. 01)
in der Lage sind. Z u d e m ist der I u D - B e r e i c h - zumindest in seinem institutionellen Gefüge - dadurch gekennzeichnet, dass die M e h r h e i t der Stellen im Öffentlichen Dienst (und hier besonders im Bereich Forschung und Wissenschaft) angelagert ist, ein kleinerer Anteil aller Stellen dagegen in der Privatwirtschaft. Diese verschiedenen Organisations- und R e c h t s f o r m e n bildeten auch die w e sentlichen Probleme, die bei N e u o r d n u n g der I u D Landschaft durch die staatlichen Förderprogramm e anzugehen und zu lösen waren. W i e d e r u m knapp 10 J a h r e später ( 1 9 8 2 ) wird die Zahl der I u D - S t e l l e n mit ca. 6 5 0 beziffert (Lit. 2 8 ) . D u r c h die Auswirkungen der Förderungsmaßnahm e n wird bei der differenzierten Betrachtung der Einrichtungen des Jahres 1982 deutlich, dass sich
In dieser ersten umfassenden Institutionenerheb u n g konnte bis Ende 1961 die Zahl von 3 5 7 I u D Stellen für die Bundesrepublik Deutschland und 158 für die D D R ermittelt werden. Auffällig ist, dass im Z e i t r a u m 1 9 5 1 - 1 9 5 5 (den Anfängen des Wirtschaftsaufschwunges in der Bundesrepublik Deutschland also) der größte Anteil von N e u g r ü n dungen in der Bundesrepublik feststellbar ist, w ä h rend der Ausbau in der D D R dann ca. 5 J a h r e später erfolgte. A u f die weitere Entwicklung der I n formation und D o k u m e n t a t i o n in der D D R soll hier nicht eingegangen werden (vgl. hierzu Kap. A 2 . 6 . 2 in der Vorauflage dieses B u c h e s ) .
die G r ö ß e der Stellen - gemessen in Personal, Arbeitsleistung usw. - durchschnittlich erhöht hatte. D e s weiteren ist erwähnenswert, dass besonders die Technologieausstattung der Stellen, die n o c h zu Beginn der 1970er J a h r e n nur in ganz geringem U m f a n g vorhanden war, zu diesem Zeitpunkt erheblich verbessert und der Z u g r i f f zu den internen und externen Datenbanken in fast allen E i n richtungen realisiert war. Die vorläufig letzte Institutionenerhebung der I u D Stellen der Bundesrepublik Deutschland datiert aus d e m J a h r 1 9 8 9 / 1 9 9 0 und weist insgesamt ca. 6 0 0 Stellen nach (Lit. 3 0 ) . I h r e m Status nach wird die
A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
IuD dominiert von staatlichen und staatlich finanzierten Stellen, der Anteil der privatwirtschaftlich verfassten IuD-Stellen ist auf ca. 20% gesunken. Der Personalbestand je Stelle erhöhte sich merklich. Circa 23% aller erfassten Stellen verfügten über 15 und mehr Mitarbeiter-Stellen. A 2.5.4
Informationsvermittlung in D e u t s c h l a n d z u B e g i n n der 90er Jahre
Die hier in groben Umrissen aufgezeigte Entwicklung verwendete in ihren Analysen durchgehend das Konzept der IuD-Einrichtung oder IuD-Stelle, welches nahelegte, dass nur und ausschließlich organisatorisch selbständige oder zumindest organisatorisch gut isolierbare Einheiten in Betracht gezogen wurden. Diese starre, auf einen Typus von Organisationsstruktur gerichtete Betrachtungsweise, ließ eine Reihe von informationellen Tätigkeiten unberücksichtigt, die eben nicht über diese oben beschriebenen Organisationsmerkmale verfügten: z.B. den gesamten Bereich der Informationsvermittlung im innerbetrieblichen Zusammenhang, den man unter der Bezeichnung Informationsvermittlungsstellen (Lit. 04; Lit. 05;) zusammen fasst. Darüber hinaus gilt es die Bereiche der Technologie-Transferstellen oder Innovations-Beratungsstellen, den Aufgabenbereich des Informations-Managements in organisationeilen Umgebungen und den neuen - auf die Vermarktung von Informationen - ausgerichteten Berufsrollen, wie etwa Information Broker, Informations-Berater, die qualifizierte Informationsarbeit bei Datenbank-Anbietern, im Internet oder in der informationsvermittelnden Tätigkeit anderer technologischer Konfigurationen mit in den Blick zu nehmen. Durch eine Mitte des Jahres 1991 durchgeführte flächendeckende empirische Untersuchung (Lit. 38) sind wertvolle Strukturdaten über den organisatorischen, personellen und technischen Zustand der Instanzen der Information und Dokumentation und der Informationsvermittlung im wieder vereinten Deutschland erhoben worden. Sie sind zu verstehen als Teil der Analyse des Informationsmarktes, stellen sie doch eine wesentliche Menge der Partizipanten dieses Marktes. Insgesamt sind 1200 Leiter dieser Stellen oder Abteilungen nach Strukturdaten, Erfolgsfaktoren, Wirtschaftlichkeit und nach Problemzonen befragt worden. Mehr als 80% der antwortenden Informationsvermittlungsstellen (IVS) hatten ihren Standort in den
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alten Bundesländern (386 Antworten); von diesen waren nach ihrer Organisationsverfassung rechtlich selbständig 12,5%, unselbständig 87,5%. Nach der Trägerschaft (Status) der IVS aufgeschlüsselt, können wir annähernd gleiche Anteile von privatwirtschaftlicher und öffentlicher Trägerschaft feststellen, wie dies bei den IuD-Stellen auch anzutreffen ist: öffentlich-rechtlich 48%, privatwirtschaftlich 42%, Mischform 10%. Hinsichtlich der Dauer ihres Bestehens ergibt sich folgendes Bild (Summe 373): bis 2 Jahre 10%, 2 bis 6 Jahre 23 %, > 6 bis 15 Jahre 24%, über 15 Jahre 43%. Die Tatsache, dass zwei Drittel aller erfassten Stellen älter als 6 Jahre und fast die Hälfte über 15 Jahre alt sind, deutet darauf hin, dass ein großer Teil der „klassischen" IuD-Stellen sich zu dem Konzept der IVS gewandelt haben muss. Die Zahl der Mitarbeiter in den IVS zu Beginn der 90er Jahre verteilt sich bei den antwortenden IVS wie folgt (Summe 377): 16,5% bis 1 Mitarbeiter/ in, 31% bis 3,28% bis 7,20,5% bis 20, 5% mehr als 20. Auffällig hierbei ist, dass der Anteil der kleinen und kleinsten Einheiten (bis 3 Mitarbeiter/innen) mit zusammen 47,5% deutlich unter den Durchschnittswerten der IuD-Stellen liegt. A 2.5.5
D a s A u f k o m m e n des Informationsmarktes / Informationswirtschaft
Profilierung und Professionalisierungder Informationsvermittlung als gesellschaftlich notwendiger Funktions- und Arbeitsbereich, verbunden mit dem zunehmend größer werdenden Verkauf von Datenbank-Inhalten, haben dazu geführt, dass seit Beginn der 1990er Jahre sich ein Informationsmarkt - im Sinne eines eigenständigen privatwirtschaftlich verfassten Erwerbssektors - herausgebildet hat. Dieses Marktsegment ist national und E U weit sowohl empirisch (Lit. 06 bis Lit. 08) wie auch theoretisch (Lit. 44) analysiert worden. Obwohl die internen Strukturen dieses Marktes sehr vielschichtig und komplex sind, mehren sich die Anzeichen, dass dort der Schlüssel für die künftige Gestaltung der Informationsgesellschaft in Europa verborgen liegt (Lit. 09; Lit. 41). Unter dem Gesichtspunkt der strategischen Bedeutung der Information für die Unternehmen wird allerdings seit langem von der „Produktivkraft Information" (Lit. 55) gesprochen, die das Bild eines neu aufkommenden Marktes von der Abnehmerseite her abrundet.
32
Die Konturen dieses neuen Marktes, der die Vermarktung der Information zum Ziel hat, zeichnen sich im nennenswerten U m f a n g auch in der Bundesrepublik Deutschland ab. Unbestritten ist, dass die Bundesrepublik Deutschland im Weltmaßstab als Datenbank- und Datenbasenproduzent über ein noch vergleichsweise kleines Marktsegment verfügt, was der gesamtökonomischen Stellung nicht entspricht (Lit. 08; Lit. 72). Andererseits sind die Umsätze, die in Deutschland am Informationsmarkt erzielt werden, schon recht stattlich. Durch die Entwicklungen der letzten Jahre bedingt, ist es - zumindest innerhalb der Europäischen Union - üblich geworden, dem Informationsmarkt nicht nur die klassischen Online-Datenbanken zuzurechnen, sondern auch die Realtimc-Datenbanken und Offline-Datenbanken mit C D - R O M und Disketten- sowie Magnetband-Diensten. Der Teilbereich der Wirtschaftinformation (Information e n aus der u n d f ü r die Wirtschaft) stellt den Hauptanteil der realisierten Umsätze (Lit. 08). Mit Wachstumsraten von durchgängig über 10% pro Jahr im Zeitraum der letzten 12 Jahre und Umsätzen, die bald die Milliarden Euro-Grenze überschreiten werden, stellt dieser Teil der Informationsarbeit zweifellos einen Wachstumsfaktor dar. Fasst man die Institutionenentwicklung der Zeit nach dem 2. Weltkrieg zusammen, so kann man die folgenden drei Entwicklungsstränge analytisch trennen. Dabei stehen diese Institutionentypen nicht statisch nebeneinander, sondern in ihnen sind auch jeweils der Wandel und die veränderten Anforderungen an Wissen und deren Verteilung inkorporiert. Auf der stabilen Grundlage der „klassischen" IuD-Stellen und -Einrichtungen der 1950er bis 1970er Jahre entstanden in den 1980er Jahren besondere Funktionseinheiten in der Vermittlung von Informationsdienstleistungen, die man global als Informationsvermittlung bezeichnete. Als weitere arbeitsteilige Differenzierung in der Informationsarbeit gesellt sich in den 1990er Jahren der Bereich der Informationswirtschaft / des Informationsmarktes hinzu.
Thomas Seeger
A 2.6
Strukturveränderungen durch die Informations- und Kommunikationstechnologien
A 2.6.1
D i e Qualitäten der Informationsarbeit
Seit Beginn der 1970er Jahre wurden in der IuD in großem Umfang IuK-Technolgien (Online-Datenbanken) eingeführt und aufgebaut, die schrittweise die manuellen und mechanischen Verfahren ersetzten (z.B. Kataloge, Karteien, Handlochkarten etc.). Nach manch zögerlichem Anfang war der Siegeszug nicht aufzuhalten und die neuen Technologien haben der „alten" I u D einen neuen Glanz gegeben. Betrachtet man aber die Veränderungen genauer, die sich durch das Anwenden dieser IuK-Technologien beobachten lassen, so kann man ihre grundlegenden Wirkungen auf folgende kurze Formel b r i n g e n . Diese Technologien sind imstande, menschliche Arbeit mit maschineller Intelligenz auszustatten, wie sie andererseits imstande sind, aus der geistigen Arbeit Anteile herauszuziehen und diese zu mechanisieren. Im großem U m f a n g stand also das gesamte Arbeitsfeld der „geistigen Arbeit" - und der immer größer werdende Dienstleistungssektor - vor einer grundlegenden Umstrukturierung, die tief in die Domäne der dem menschlichen Denken vorbehaltenen Arbeit eingreift. Es sei an dieser Stelle noch einmal an die formelhafte Vision von Pietsch (Lit. 23; Lit. 56; Lit. 79) erinnert, die der „Mechanisierung geistiger Arbeit". IuK-Technologien sind also tendenziell in der Lage, aus den Arbeitsprozessen bestimmte Anteile geistiger Tätigkeiten herauszuziehen und diese in die Maschine zu verlagern. Dies kann im trivialsten Fall eine alphabetische Sortierfunktion in Katalogen und Registern sein oder bestimmte Funktionen der systematischen oder chronologischen Ablage oder komplexe Recherchefunktionen des Auffindens von Informationen oder gar Entscheidungsfunktionen über die Relevanz und Stichhaltigkeit von Informationen. Das alles hat folgerichtig nun erhebliche Auswirkungen auf die Qualifikationsstruktur und -anforderungen der Profession und ist in besonderem Maße dafür verantwortlich, dass sich Arbeitsinhalte und -qualitäten in der Informationsarbeit ständig verändern. Arbeitsqualitäten werden zudem auch durch die zunehmende Informationsfülle komplizierter und auch technikorientierter werden.
A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
Darüber hinaus kann die Verlagerung von Teilen geistiger Arbeitsprozesse auf die Maschine damit verbunden sein, dass eine Reduktion der vorher bestehenden Komplexität stattfindet. Dies kann zur Folge haben, dass die informationellen Daten keine „wahre und wahrhaftige" oder nützliche und angemessene Abbildung des Realitätsausschnittes darstellen. Dinge, die die menschliche Wahrnehm u n g in Beziehung zu anderen sieht, sie ganzheitlich und imjeweils gegebenen Verwertungszusammenhang erkennt, sind eben - auch wenn man die leistungsfähigen Systeme der Künstlichen Intelligenz, der Expertensysteme und der „Informationsassistenten" (Lit. 47) hier berücksichtigt - nur ausschnitthaft und unvollkommen im technischen System abbildbar. Beide genannten Faktoren Qualifikation und „Entrücktheit" von Realitäten stellen Risiken und Herausforderungen der Informationsgesellschaft dar. Dass mit der intelligenten Anwendung von IuK-Technologien erhebliche Leistungssteigerungen und Qualitätsverbesserungen der Informationsprodukte und Dienstleistungen und der effizienten Informationsvcrmittlung erst ermöglicht wurden, ist wohl in diesem Zusammenhang nicht weiter erklärungsbedürftig.
A 2.6.2
D i e Organisationsstruktur der Informationsvermittlung
Außerhalb der qualifikatorischen und arbeitsplatzbezogenen Dimension der IuK-Technologien ist eine strukturelle - über die Einwirkungsmöglichkeit des Einzelnen hinausgehende - Tendenz absehbar. Diese ist in der These der drohenden „Entinstitutionalisierung" der klassischen IuD-Stellen zusammengefasst worden (Lit. 74). War der Informationsvermittlungsprozess in den Anfängen in der Regel dadurch bestimmt, dass der Benutzer sich physisch zur IuD-Stelle begab, um recherchieren zu lassen oder es selbst zu tun und dann auch Dokumente oder Kopien mitzunehmen, so wandelte sich dieser Prozess durch die Einschaltung von Kommunikationstechniken. Schon das Telefon machte die Anwesenheit für Anfragen nicht mehr nötig, Kopier- und Übertragungstechniken waren in der Lage, auch den Weg zur Institution überflüssig werden zu lassen. Dennoch blieb die zentrale Funktion der Informationsrecherche Hauptaufgabe der Stelle. Mit d e m A u f k o m m e n der online zugreifbaren Datenbanken setzte eine Entwicklung ein, die nicht mehr notwendigerweise eine fest installierte I u D -
33
Stcllc verlangt. Texte, Bilder usw. und die Daten über sie können nun direkt ohne die Sammlungsund Aufbereitungsfunktion einer Bibliothek oder einer etablierten IuD-Stelle verfügbar gemacht werden. Nicht nur der Verleger, sondern auch ganz andere Personen und Institutionen, etwa spezielle Datenbank- und Datenbasen-Anbieter, Vereine, Hochschulen, Firmen, informelle Gruppen etc. (die Content Provider) tretenjetzt als Anbieter elektronisch gespeicherter Information auf den Plan. Die Benutzer sind durch die direkte Verfügbarkeit der elektronischen Information nicht mehr gezwungen, ihren Bedarf an Informationsdienstleistungen durch die IuD-Stelle o. ä. abzudecken. Durch die zunehmende weltweite telekommunikative Vernetzung ist es möglich, von fast jedem O r t j e d e Information abzurufen, wenn die entsprechende technische Ausstattung und das „KnowH o w " verfügbar ist. Der Gang zur IuD-Stelle wird somit tendenziell überflüssig. Die IuD-Stellen selbst verlieren in diesem Prozess der zunehmenden Auflösung des Zugangs zu den Informationsdienstleistungen einen Teil ihrer Output-gerichteten Funktionen in der Informationsvermittlung. Andererseits werden sie diesen schrittweisen Wegfall der Funktionen dadurch wettmachen können, wenn sie das Informationsangebot durch die N e u Konzeption neuer Dienste und neuer (direkt auskunftsgebender) Datenbasen qualitativ bereichern oder sich auf andere Host-spezifische Funktionen konzentrieren (Nutzerwerbung, Entwicklung neuer elektronischer Mehrwert-Dienste usw.). Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von elektronisch gespeicherten Informationen, zu denen nun nicht mehr nur der Teil der wissenschaftlich-technischen Fachinformation gehört, sondern auch eine Vielzahl von wirtschaftlichen, statistischen, publizistischen und administrativen Datenbankangeboten, hat nun andererseits den Bereich der Informationsvermittlung differenziert und diesem den Informationsmarkt bzw. die Informationswirtschaft an die Seite gestellt. Das nun u m eine Vielzahl von Typen angereicherte Datenbasen-Angebot verlangt professionellere und differenziertere Vermittlung zu den jeweiligen Benutzerkreisen und ihren besonderen Informationsbedürfnissen. Das Angebot reicht von klassischen Nachweissystemen (Referenz-Systemen) über Volltext-, statistisch-numerische und Faktendatenbanken bis hin zu aktuellen Produkt-, Hersteller- und Firmeninformationen, klammert die große Gruppe der Real-Time-Wirtschaftsdatenban-
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T h o m a s Seeger
ken nicht aus u n d schließt andere n e u e i n f o r m a tionelle M e h r w e r t d i e n s t e (e-mail, Internet) m i t ein. D i e s e s riesige W i s s e n s p o t e n z i a l , a u f das n u n in kürzester Zeit zugegriffen werden kann, bedarf der professionellen Bearbeitung u n d B e t r e u u n g sowie auch der Vermittlung v o n Personen, die i m Bereich der Informationsarbeit M e t h o d e n u n d Techniken b e h e r r s c h e n u n d s i c h in d i e s p e z i f i s c h e n I n t e r e s senlagen der A b n e h m e r von Information hineind e n k e n k ö n n e n . D u r c h die verschiedenen Q u a l i täten des D a t e n b a n k - A n g e b o t s u n d ihrer teilweise unstrukturierten Inhaltspräsentation w e r d e n Kriterien der Qualitätsbewertung, der Selektion u n d Verifizierung von Information und Daten
eine
wahrscheinlich i m m e r größere Bedeutung einnehm e n (Lit. 3 7 ; Lit. 3 9 ) . D i e s e I n f o r m a t i o n s f u n k t i o n w i r d d u r c h die Berufsrollen I n f o r m a t i o n s v e r m i t t ler/in u n d I n f o r m a t i o n B r o k e r o d e r C o n s u l t a n t b e s c h r i e b e n . N i c h t explizit e r w ä h n t , aber h i e r z u g e h ö r e n d , ist d i e i n n e r b e t r i e b l i c h e I n f o r m a t i o n s vermittlung u n d die Funktion des Information M a n a g e m e n t s , die einen U b e r s c h n e i d u n g s b e r e i c h zu d e n internen D a t e n b a n k e n bildet. D i e hier skizzierten S t r u k t u r ä n d e r u n g e n bei Erstell u n g v o n u n d Abfrage aus Wissensspeichern zeig e n d e u t l i c h in e i n e R i c h t u n g : D i e I n s t a n z e n d e r Informationsarbeit sowie die Informationsspezialisten w e r d e n sich a u f D a u e r n i c h t m e h r m i t d e r Rolle der professionellen Abfrager aus Informatio n s s y s t e m e n o d e r als b l o ß e I n p u t - L i e f e r e r z u d i e s e n z u f r i e d e n g e b e n , sie m ü s s e n s t ä r k e r als b i s h e r als „ M a s t e r o d e r B e h e r r s c h e r d e r I n f o r m a t i o n s s y s t e m e " in E r s c h e i n u n g t r e t e n . Literatur 01 Barlen, S.: D e r Stand der D o k u m e n t a t i o n in Deutschland. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 13, 1962. S. 30-36 02 Becker, J.: Von der Informations- zur Wissensgesellschaft. In: ik-Report. Bd. 7, 1994. S. 12-23 03 Behrends, E.: Technisch-wissenschaftliche D o k u m e n t a t i o n in Deutschland v o n 1900 bis 1945: unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses v o n Bibliothek u n d D o k u m e n t a t i o n . Wiesbaden: Harrassowitz, 1995. VIII, 337 (Buchwissenschaftliche Beiträge aus d e m Deutschen Bucharchiv M ü n c h e n ; 51) 04 Bernhardt, U.: Bestandsaufnahme der in der Bundesrepublik Deutschland existierenden Stellen mit Informationsvermittlungs- u n d -beratungsf u n k t i o n . Karlsruhe: B M F T 1980. 149 S. 05 Beyer, W.: Informationsvermittlung in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a. M.: I D D Verl. 1982. 70 S.
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A 2 Entwicklung der Fachinformation u n d - k o m m u n i k a t i o n
Bundesregierung 1990-1994. Bonn: B M F T 1990. 210 S. 21 Bundesministerium f ü r Forschung u n d Technologie ( B M F T ) : P r o g r a m m der Bundesregierung zur F ö r d e r u n g der Information u n d D o k u m e n t a t i o n 1974-1977. Bonn: B M F T 1974. 147 S. 22 Bundesrechnungshof: Gutachten über die Fachinformation in der Bundesrepublik D e u t s c h land. B o n n 1983. 105 S. u. Anh. (Typoskript) 23 Butzek, E.; Windel, G.: Z u m Verhältnis von Staat u n d I u D in der Bundesrepublik Deutschland. In: Buder, M . ; Windel, G . (Hrsg.): Z u m Verhältnis von Staat, Wissenschaft zu I u D . M ü n c h e n : Verl. D o k u m e n t a t i o n 1978. S. 65-136 24 Cogito (Hrsg.): H a n d b u c h der Informationswirtschaft. 1994/95. Firmen - P r o d u k t e - Dienstleistungen. Darmstadt: H o p p e n s t e d t 1994. 455 S. 25 Dobrov, G. M.: Das Potential der Wissenschaft. Berlin: Akademie-Verl. 1971. 157 S. 26 Eppelsheimer, H . W. : Bibliotheken u n d D o k u m e n tation. In: Lit. 29, S. 416-429 27 Eppelsheimer, H . W.: Die D o k u m e n t a t i o n als Organisation geistiger Arbeit. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 1. 1950. S. 4-6 28 Frahn, S. (Red.): Verzeichnis deutscher Informations- u n d Dokumentationsstellen. 4. Ausgabe. M ü n c h e n : Saur 1982. 586 S. 29 Frank, Ρ R. (Hrsg): Von der systematischen Bibliographie zur D o k u m e n t a t i o n . Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 1976. 556 S. 30 Gesellschaft f ü r Mathematik u n d Datenverarbeit u n g ( G M D ) (Hrsg.): Verzeichnis deutscher Informations- u n d Dokumentationsstellen. Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West). Ausgabe 5 - 1989. M ü n c h e n : Saur 1990. 518 S. 31 Goody, J.; Watt, I.; G o u g h , K.: E n t s t e h u n g u n d Folgen der Schriftkultur. Frankfurt/M: S u h r k a m p 1986. 161 S. 32 Haake, Rudolf; Josef Koblitz; Friedrich Nestler; Georg Schmoll (Hrsg.): H a n d b u c h der Information u n d D o k u m e n t a t i o n . Leipzig: Bibliogr. Inst. 1977. 342 S. (M) 33 H a h n , T . Bellardo; Michael Buckland (Eds.): Historical Studies in Information Science. Washington D . C.: ASIS 1998 34 H a h n . T . Bellardo: Pioneers of the online Age. In: Information Processing and M a n a g e m e n t . Vol. 32. 1996. N o . 1. S. 33-48 35 Hapke. T.: History of Scholary Information and C o m m u n i c a t i o n . Α Review of Selected G e r m a n Literature. In: Journal of the American Society of Information Science. Vol. 50, 1999. S. 229-232 36 Henrichs, N . : Informationswissenschaft. In: Buder, M . ; W. Rehfeld; T. Seeger, D . Strauch [Hrsg]: Grundlagen der praktischen Information u n d
35
D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n , N e w York: Saur 1997. S. 945-957 37 Herget, J.: Qualitätsmanagement f ü r Information Services: Strategische u n d konzeptionelle Ansätze. In: ik-Report. Vol. 8, 1995. S. 23-38 38 Herget, J.; Henseler, S.: Informationsvermittlung zu Beginn der 90er Jahre. T. 1-3. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 43. 1992. S. 143-158, S. 293-299, S. 385-392 39 Herget, J.; Schwuchow, W. (Hrsg.): Informationscontrolling. Konstanz: UVK-Universitätsverlag 1995. 200 S. (Schriften zur Informationswissenschaft Bd. 19) 40 I D W - Institut f ü r D o k u m e n t a t i o n s w e s e n (Hrsg.): Verzeichnis Deutscher Informations- u n d D o k u mentationsstellen. Ausgabe 1 - 1974. Wiesbaden: Reichert 1974. 396 S. 41 Kommission der Europäischen Gemeinschaften (KEG): E u r o p e and the Global Information Society. In: C O R D I S F O C U S . Suppl. 2. 15. Juli 1994. S. 530 42 Krause, Peter: A u f b r u c h in die Wissensgesellschaft Wissenschaftliche Information in Deutschland. In: Information - Wissenschaft u n d Praxis. Vol. 54, 2003. N r . 5. S. 289-292 43 Kuhlen; R.: Hypertext. Ein nicht-lineares M e d i u m zwischen Buch u n d Wissensbank. Heidelberg: Springer 1991. 362 S. (Edition SEL Stiftung) 44 Kuhlen, R.: Informationsmarkt. C h a n c e n u n d Risiken der Kommerzialisierung v o n Wissen. Konstanz: UVK-Universitätsverlag 1995. 608 S. (Schriften zur Informationswissenschaft Bd. 15) 45 Kuhlen; R.: Die Verwissenschaftlichung von Information. In: Bruder, W. (Hrsg.): Forschungsu n d Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen: Westdeutscher Verl. 1986. S. 264-291 46 Kuhlen, R.; Rittberger, M . (Hrsg.): Hypertext Information Retrieval — Multimedia. Konstanz: UVK-Universitätsverlag 1995. 342 S. (Schriften zur Informationswissenschaft Bd. 20) 47 Kuhlen, R.: Die Konsequenzen von Informationsassistenten. Frankfurt/M.: S u h r k a m p 1999. 440 S. 48 Kunz, W.: Wissen u n d Information. In: Informationswissenschaft. D o k u m e n t a t i o n eines Kolloquiu m s am 7. Juli 1978 in Konstanz. Konstanz: Universität Konstanz 1978. S. 33-52 49 La Fontaine, H.; Otlet, P.: Die Schaffung einer Universalbibliographie. In: Lit. 29, S. 143-169 50 Lutterbeck, E. (Hrsg.): D o k u m e n t a t i o n u n d Information. Auf d e m Weg ins Informationszeitalter. Frankfurt/M.: U m s c h a u Verl. 1971. 322 S. 51 Machlup, F.: T h e Production and Distribution of Knowlwdge in the U n i t e d States. Princeton, N . J . : Princeton Univ. Press 1962. 395 S.
36
52 Machlup, F.: Knowlwdge. Its Creation, distribution and E c o n o m i c Significance. Vol. 1-3. Princeton, N . J.: Princeton Univ. Press 1980-1984 53 Manecke, H.-J.; Seeger, Τ.: Z u r Entwicklung der Information u n d D o k u m e n t a t i o n in Deutschland. In: Buder, M.; W. Rehfeld; T. Seeger, D. Strauch [Hrsg]: Grundlagen der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n , N e w York: Saur 1997. S. 16-60 54 Otlet, E: Die D o k u m e n t a t i o n . In: Lit. 29, S. 353362 55 Pieper, Α.: Produktivkraft Information. Köln: G r e w e n 1986. 115 S.
T h o m a s Seeger
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A3
Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf und Ausbildung in Deutschland Thomas Seeger
A 3.1
Zur Professionalisierung des Berufsfeldes Informationsarbeit
Das Konzept der professionellen „Informationsarbeit" im hier gemeinten Sinn soll verstanden werden als ein spezifischer, eigenständiger und von anderen abgrenzbarer Ausschnitt gesellschaftlicher Arbeitsleistung. Im Zuge der fortschreitenden Arbeitsteiligkeit erfüllt Informationsarbeit die immer wichtiger werdende Funktion, Wissen, Erfahrungen, Anschauungen und Werte als Kulturleistungen über die Barrieren Zeit und Raum zu Informationen zu transformieren und diese über geeignete Organisationen und Kanäle in angemessenen Formen und Diensten und mit Hilfe zeitgemäßer Technologien an die gesellschaftlichen Akteure zu vermitteln. Mag diese Funktion in früheren Zeiten nicht von zentraler Bedeutung für die Gesellschaft gewesen sein, weil einfachere und klarere Lebenswelten die Verhältnisse transparent hielten und urwüchsige (d.h. auch spontane, instabile und unorganisierte) Vermittlungs- und Benachrichtigungsformen für den notwendigen Wissenstransfer ausreichten, so kann mit Beginn der ersten wissenschaftlich-technischen Revolution im 19. Jahrhundert ein qualitativer Sprung in dieser Entwicklung angenommen werden. Der enorme Zuwachs an Wissen und Information und die zunehmende Abhängigkeit der Akteure von Wissen und Information findet in den Schlagwörtern „Informationskultur" (Lit. 25), „Informationsgesellschaft" oder „Wissensgesellschaft" (Lit. 04, Lit. 48) ihren deutlichen Ausdruck. Informationsarbeit, an die mit den wissenschaftlich-technischen Innovationsschüben der letzten beiden Jahrhunderte immer größer werdende Anforderungen gestellt wurden, hat sich im Verlauf der Entwicklung durch Hinzutreten neuer Kommunikationsformen und Technologien intern differenziert. Aus dieser Differenzierung sind verschiedene Institutionen und Berufsrollen (später auch Berufsgruppen) entstanden, die verschiedene Funktionen im Prozess der gesellschaftlichen Informierung einnehmen (ζ. B. das Bibliotheksund Archiv- und Museumswesen, der Buchhandel und das Verlagswesen, oder die Instanzen der
weltweiten elektronischen Kommunikationsnetze wie Internet; Lit. 10, Lit. 13). War es zu Beginn der 1970ger Jahre noch möglich und sinnvoll, das gesamte Tätigkeitsfeld „Informationsarbeit" in seiner horizontalen Gliederung in Kategorien der drei Institutionentypen Archiv, Bibliothek, Information und Dokumentation (sog. ABD-Bereich) oder M u s e u m zu beschreiben (Lit. 93), so sind angesichts des umgreifenden Einflusses der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Funktionsbereiche neben und anstelle der alten Institutionen getreten. Mit dem Aufkommen und der breiteren Nutzung von elektronisch gespeicherten Daten bzw. Informationen sehr unterschiedlichen Zuschnitts ist eine Strukturveränderung innerhalb der Informationsarbeit vollzogen worden, die neben den „klassischen" Berufsfeldern, vor allem auch im anglo-amerikanischen Raum neue Felder haben entstehen lassen (Lit. 05, Lit. 75, Lit. 31, Lit. 56). Zu den inzwischen „klassisch" gewordenen Information Retrieval Systemen sind Multi-Media-Systeme, Daten/ Fakten-Retrievalsysteme, Volltextdatenbanken, das riesige Internet-Angebot hinzu getreten und haben das erheblich angewachsene Datenbankangebot für die Bcreichc Wissenschaft, Wirtschaft, Publizistik oder Statistik deutlich erweitert. Dies bewirkt eine ständige Verbreiterung in der horizontalen Differenzierung des Tätigkeitsfeldes Informationsarbeit. Durch die Tatsache, dass Informationsarbeit durch die Flexibilität von Informations- und Kommunikationstechnologien nun nicht mehr ausschließlich in den Institutionen erbracht wurde, wie etwa in der Bibliothek oder der IuD-Stelle, setzte eine schrittweise Entinstitutionalisierungein. Besonders hinsichtlich der Recherche nach Informationen und ihrer Bereitstellung bildeten sich außerhalb der Institutionen neue Funktionen heraus, die sehr allgemein als (professionelle) Informationsvermittlung (Lit. 71) bezeichnet wurden. Die im „klassischen" ABD-Rollenverständnis von Informationsarbeit angelegte Selbstbeschränkung auf die Auswertung und Zurverfügungstellung von zumeist wissenschaftlich-technischer Literatur (Input-Orientierung) hat zunächst schrittweise einem übergreifenden Verständnis von Wissenstransfer
38
Platz gcmacht und dann die umfassenden Konzepte des Information Management (IM) und Information Ressourcen Management (IRM) entstehen lassen. Diese Strategien hatten sowohl die optimale Organisation von Informationsprozessen und -ablaufen als auch den funktionsgerechten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie im Auge und fanden besonders auch im Bereich von Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit Anwendung (Lit. 21, Lit. 23, Lit. 61, Lit. 92). War der Blickwinkel auf die Informationsarbeit bis in die 1980ger Jahre überwiegend gekennzeichnet durch eine Focussierung auf den Staat, d.h. den Öffentlichen Dienst und seine Regeln, so zeichnet sich heute eine übergreifende Betrachtungsweise ab, die besonders auch im internationalen Maßstab die Informationsarbeit als eigenständigen privatwirtschaftlichen Erwerbssektor im internationalen Zusammenhang der Informationsmärkte in den Vordergrund stellt (Lit. 73, Lit. 85). Als Stichworte seien hierfür innerbetriebliche Informationsvermittlung (Lit. 59, Lit. 33, Lit. 71), Informationsmarkt, Vermarktung von Informationsdiensten, Erzeugung informationellen Mehrwertes, Informationsmanagement, Wissenstransfer usw. genannt. Die schrittweise Abkehr in der Orientierung auf Tätigkeitsstrukturen und -ebenen des Öffentlichen Dienstes sowie die zunehmende Entinstitutionalisierung - weg von dem starren Institutionengefüge und hin zu den virtuellen, auf Flexibilität der Informations- und Kommunikationstechnologien beruhenden Konzepten der Organisation des Wissenstransfers - hat dem Berufs- und Tätigkeitsfeld ständig neue Impulse gegeben, ihm aber ebenfalls und gleichermaßen neue interne Differenzierungen aufgenötigt. Dies brachte in großem U m f a n g die Notwendigkeit des U m d e n k c n s und der Verlagerung und Umorganisation überkommener Arbeitsroutinen mit sich, die oft zu Irritationen im Berufsfeld führten. Somit kann nach den technischen Entwicklungen und konzeptionellen Veränderungen das Berufs- und Tätigkeitsfeld Informationsarbeit nicht mehr auf bestimmte Institutionentypen ausgerichtet werden. Statt dessen muss die Funktion und der Prozess des Informierens in sehr unterschiedlichen organisatorischen Umgebungen unter Verwendung von beliebigen Systemen der Informations- und Kommunikationstechnologien in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt werden (Lit. 34).
T h o m a s Seeger
Hinsichtlich der horizontalen (auf die innere Gliederung des Berufsfeldes bezogenen) Differenzierung des Berufsfeldes Informationsarbeit lassen sich analytisch unterscheiden: - Institutionelle Bereiche: Archiv, Bibliothek, IuDStelle, Museum, Buch- und Verlagswesen - Sachorientierte Bereiche: Medizinische Dokumentation, Technische Redaktion, Medieninformation, Chemieinformation, Wirtschaftsinformation - Informationsmanagement (Lit. 44) und innerbetriebliche bzw. innerorganisatorische Informationsvermittlung und -aufbereitung - Informationswirtschaft (Lit. 33, Lit. 86), Informationsmarkt, Erstellung und Vermarktung von Dienstleistungen und Produkten - Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien, Informationsdesign, Information Engineering. Die hier vorgenommene Unterteilung ist bei der Analyse der Funktionen und Tätigkeiten in den Arbeitsbereichen der Informationsarbeit (IuD-Stellen, Informationsvermittlungsstellen usw.) nicht in jedem Falle trennscharf; jedoch ist global der Trend beobachtbar und durch empirische Erhebungen belegbar, dass Input-Funktionen (z.B. Erstellung von Datenbank-Angeboten) sich von sog. OutputFunktionen (z.B. Informations-Brokerage, Lit. 05), Informationsmarkt, Informationsvermittlung) trennen und dahin tendieren, sich in unterschiedlichen Organisationszusammenhängen neu zu etablieren Ein in diesem Sinne typischer Umorganisationsprozess ist in dem derzeit oft praktizierten „Outsourcing" auszumachen. Ehemals innerbetriebliche Informationsvermittlungsstellen werden in kleine, unabhängige privatwirtschaftliche Betriebe verwandelt, die dann im Informationsmarkt ihre Dienstleistungen anbieten. Hinsichtlich der berufs- und tätigkeitsinternen Differenzierung der sog. vertikalen Differenzierung wird davon ausgegangen, dass die Wertigkeit von Arbeitsverrichtungen in der Informationsarbeit durch die erworbene professionelle Qualifikation begründet ist. Die Ebenendifferenzierung findet somit ihre Entsprechung in den fachlichen Ausbildungen und Qualifikationsabschlüssen, da sie Voraussetzung für die Wahrnehmung von Funktionen (und Arbeitsstellen) bildet:
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
- 1. Ebene: Postgraduale Qualifikation, z.B. Aufbaustudium, Berufsbegleitende Weiterbildung etc., z.B. Wissenschaftliche(r) Dokumentar(in) - 2. Ebene: Hochschul- bzw. Universitätsstudium der Informationswissenschaft oder Bibliothekswissenschaft als H a u p t - oder Nebenfach; - 3. Ebene: Fachhochschulstudium (z.B. D i p l o m Dokumentar(in), Diplom-Bibliothekar(in), D i plom-Informationswirt(in) - 4. Ebene: Fachschulstudium bzw. Ausbildung Medizinische(r) Dokumentationsassistent(in), Dokumentationsassistent(in) - 5. Ebene: Berufsausbildung, z.B. Fachangestellte(r) f ü r M e d i e n u n d I n f o r m a t i o n s d i e n s t e (FAMI).
A 3.2
Z u m Stand der Professionalisierung im IuD-Bereich in Deutschland
Aus Platzgründen kann die gesamte Breite der Informationsberufe hier nicht weiter dargelegt werden. Es muss auf die Bereiche IuD, Informationsmarkt, -Wirtschaft und Informationswissenschaft beschränkt werden. Zentrales Anliegen jeder Profession sollte es sein, das f ü r sich beanspruchte Berufsfeld möglichst vollständig mit Personen zu besetzen, die bestimmte Merkmale (z.B. Handlungscharakteristika, Q u a lifikationen, Fähigkeiten professionelles Z u g e h ö rigkeitsbewusstsein u.ä.) aufweisen können. Ziel einer so verstandenen Professionalisierung muss es sein, die Zugangswege (zumindest in der Regel) von dem Nachweis bestimmter, besonders auch qualifikatorischer Erfordernisse abhängig zu machen. Dies ist natürlich ein langwieriger, über viele Berufsgenerationen gehender Prozess, der z u m i n dest den Berufszugang regeln sollte, u m somit dem Zustand der Beliebigkeit in der Rekrutierung von Fachpersonal ein Ende zu bereiten. Somit wird den Angehörigen des Tätigkeits- und Berufsfeldes ein übergreifendes Zusammengehörigkeitsgefühl vermittelt. Auf diesem langen Weg der Entstehung und Festigung von Berufen sind folgende Meilensteine zu durchlaufen, die auch den Entwicklungsstand oder die Reife der Professionalisierung anzeigen (Lit. 38). Verfolgt man die Entwicklung der ältesten akademischen „Professionen" (Geistliche, Juristen, M e -
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diziner etwa), dann können wir zwei wesentliche Merkmale ausmachen: a) Diese Professionen hatten exklusiv zentrale gesellschaftliche Eckwerte zu ihrer Aufgabe gemacht, die im weitesten Sinne systcmcrhaltcnd u n d herrschaftsstabilisierend waren und sind (Gerechtigkeit, Gesundheit, Sinnfrage des Lebens usw.). Dies müsste auf lange Sicht auch f ü r das Konzept Information zutreffen können. b) Diese Professionen haben im langen Verlauf ihrer Festigung Mechanismen entwickelt, die neue Mitglieder nur dann in diese Berufsgruppen aufg e n o m m e n haben, wenn sie durch bestimmte strenge Verfahren und Regularien (Qualifikationen, Zulassungen, Kollegenkontrolle usw.) ihre Expertise und Zugehörigkeit (auch in subjektiver und moralisch-ethischer Hinsicht) zu diesem Tätigkeitsfeld unter Beweis gestellt haben. Dafür wurden und werden ihnen (durch die Herrschaftsinstanzen) das exklusive Recht zugestanden, dass nur sie und keine „Artfremden" diese Tätigkeiten exklusiv verrichten dürfen. U m dieses zu erreichen, ist es aber auch erforderlich, organisatorische, strategische und bewusstseinsfördernde Aktivitäten anzugehen, u m das besondere Anliegen der Profession in der Gesellschaft und Öffentlichkeit deutlich herauszustellen und ihre Anerkennung einzufordern. Von einer vollständigen Professionalisierung ist die Berufsgruppe der Informationsspezialisten noch recht weit entfernt. Ausgangspunkt einer beginnenden Professionalisierung ist zunächst ein (zumeist von den „Pionieren" vorgebrachtes) allgemeineres Bewusstsein, welches die spezifischen Aufgaben und Funktionen des Berufslebens als originär und unverwechselbar begreift, weil diese eben verschieden sind und gleichermaßen bedeutsam von denen anderer Tätigkeitsbereiche. Dementsprechend müssen diesen besonderen und herausgehobenen Tätigkeiten (und besonders auch den Trägern dieser Arbeit) Geltung und längerfristig gesellschaftliche Anerkennung verschafft werden. In diesem B e m ü h e n werden dann eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die ganz typisch und notwendig sind für die Verankerung der Profession in Staat und Gesellschaft. Palmquist (Lit. 63) beschreibt den Prozess der Professionalisierung der Informationsberufe in den U.S.A. ebenso, wie er in Deutschland stattgefun-
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den hat, als einen gleichartigen, stabilen und vorhersehbaren Vorgang von aufeinander abgestimmten Maßnahmen: - Bildung einer Berufsvereinigung - G r ü n d u n g von Ausbildungseinrichtungen - Entwicklung eines universitären Ausbildungsprogramms - Zusicherung der Akkreditierung von Ausbildungsanstrengungen (ob sie nun durch staatliche Anerkennung der Ausbildung erreicht wird oder - wie in anglo-amerikanischen Bildungssystemen üblich - durch große professionelle Organisationen, ist von nationalen Geflogenheiten abhängig) - Etablierung von (berufs)ethischen Regeln (code of ethics).
B i l d u n g v o n Berufsvereinigungen (oder wissenschaftlichen Vereinen) Ziel der Gründung eines Vereins oder Verbandes ist es, Gleichgesinnte um sich zu versammeln, einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zu organisieren und „Unbefugten" (d. h. nicht dem Berufs- und Tätigkeitsfeld Zugehörigen) den Zugang zu diesem zu verwehren oder zumindest von bestimmten Kriterien abhängig zu machen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, eine gewisse Kontrolle über den Zugang zu den Berufspositionen zu erhalten. Als 1943 in Deutschland und dann 1948 nochmals die Deutsche Gesellschaft für D o k u m e n t a t i o n (DGD) gegründet wurde (Lit. 06), hatte diese sich zunächst mit methodischen, organisatorischen und institutionellen Problemen des Aufbaus der Information und Dokumentation zu beschäftigen. Ihrem Anspruch nach hatte die Gesellschaft sowohl wissenschaftlich als auch praktisch Interessierte an der Dokumentation zu sammeln beabsichtigt. Die U m b e n e n n u n g in Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI) erfolgte - nach einer jahrelangen Diskussion um die Bezeichnung - erst 1998 (Lit. 50). Eine wirksame berufspolitische Interessenvertretung der in der Dokumentation Arbeitenden war in den Anfängen in der Konzeption der D G D zunächst nicht explizit angelegt. Als etwa um das Jahr 1960 der Auf- und Ausbau der Dokumentation in der Bundesrepublik Deutschland in seinen wesentlichen Zügen abgeschlossen war, drang die Tatsa-
Thomas Seeger
che in das Bewusstsein der Profession, dass es unter denen, die sich diesem Arbeitsfeld zugehörig fühlten, eine Reihe von sozialen und statusmäßigen Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten gab, die sich besonders an Einkommens- und Besoldungsfragen sowie den Festlegungen von Tätigkeitsmerkmalen (Eingruppierung in den Bundesangestelltentarif; BAT) festmachten (VDD 1965). Diesem Mangel suchte eine Studiengruppe der D G D abzuhelfen, indem sie zunächst Tätigkeitsmerkmale des Fachpersonals für die Dienststufen des öffentlichen Dienstes festlegte, damit sie dem Bundesangestellten-Tarif zugeordnet werden konnten. Damit erfolgte ein erster Vorstoß in Richtung staatlicher Anerkennung des Berufes ( D G D 1961). So war eine wesentliche Vorarbeit für den am 14.4.1961 in Bonn gegründeten berufsständigen Verein Deutscher Dokumentare e.V (VDD) geleistet, der von nun an die berufs- und ausbildungspolitischen Interessen seiner Mitglieder vertreten sollte. Für die Mitgliedschaft im V D D sind der Abschluss einer IuD-spezifischen Ausbildung oder gleichwertige Kenntnisse Voraussetzung. Sehr wichtig für die Pionierzeit der IuD wurde die laufende Verbesserung und Aktualisierung von Tätigkeitsmerkmalen für den Bereich IuD. In der 3. Ausgabe von 1987 (Lit. 91) wurde eine grundlegende N e u e r u n g eingeführt. Erstmals wurden neben die Tätigkeitsbeschreibungen im öffentlichen Dienst analoge Beschreibungen für die Informationsarbeit in der Privatwirtschaft formuliert. Darüber hinaus ist eine wesentliche Aufgabenverbreiterung in den Tätigkeitsbeschreibungen vorgenommen worden, die der veränderte Berufswirklichkeit Rechnung trug. Des Weiteren wurde durch den V D D die Formulierung des Berufsbildes „Dokumentar/in" auf allen horizontalen Ebenen initiiert (Lit. 02). Im Herbst 1985 erfolgte die U n b e n e n n u n g des V D D in „Berufsverband Dokumentation, Information und Kommunikation" (VDD). Damit ist ähnlich wie bei der D G D , die etwa zeitgleich dem traditionellen Kürzel den Untertitel „Vereinigung für Informationswissenschaft und -praxis" gab, deutlich zu machen versucht worden, dass die Perspektive der Informationsarbeit ein breiteres Spektrum als die Dokumentation allein abdeckt. Der V D D ist dann u m 1993 aufgelöst worden; seine Funktionen sollten vom Komitee „Human Resources" in der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD) übernommen werden.
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf und Ausbildung in Deutschland
Ende der 80ger Jahre ist dann - auf besondere Initiative der Hochschulen - der „Hochschulverband Informationswissenschaft" (HI) gegründet worden, der die besonderen Bedürfnisse der Informationswissenschaft und der Hochschulen nach gemeinsamen Kongressen und Tagungen sowie einer eigenen Schriftenreihe abdecken sollte. Uber diese drei allgemeinen Verbände hinaus wurden drei weitere Verbände, die spezielle Teilaspekte des Berufsfeldes Information und Dokumentation abdekken, gegründet: - Gesellschaft der Medizinischen Dokumentation, Statistik und Datenverarbeitung ( G M D S ) , - Fachgruppe 7 (Medienarchivare und -dokumentäre) im Verein Deutscher Archivare (FG 7 im VDA), eine Vereinigung der Mitarbeitern/innen von Presse, Rundfunk und verwandten Bereichen, - Informationsring Kreditwirtschaft (ik), der von Mitarbeitern der Informationsstellen deutschsprachiger Kreditinstitute 1970 gegründet wurde.
Qualifikationsanstrengungen und staatliche Anerkennung Aufgabe ist es, durch Etablierung und Ausbau von Qualifikationsmaßnahmen über alle funktionalen Ebenen eine staatliche (oder sonstige autoritative Instanz) Anerkennung und den Schutz der Berufsbezeichnungen, Ausbildungen und Abschlüsse zu erlangen und die Einführung neuer akademischer Grade durchzusetzen. Dies erleichtert die Zugangskontrolle zum Berufs- und Tätigkeitsfeld in ganz entscheidendem Maße. Eng im Zusammenhang mit der Gründung von Verbänden stehen die Maßnahmen, die zur staatlichen Anerkennung führen. Die sind gerade in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die beginnenden 1990ger Jahre von ihnen getragen und veranlasst worden. Dazu zählen insbesondere: Beteiligung und Beratung für die Konzeption neuartiger Ausbildungsgänge, die unter dem Stichwort „integrierte Ausbildung" bibliothekarische und IuD-spezifische Ausbildungsgänge in gemeinsamen Curricula in staatlich anerkannten Fachhochschulen zusammenzuführen bemüht waren (Lit. 10, Lit. 13). Seit 1957 wurden am Lehrinstitut für Dokumentation (LID, Frankfurt a. M.) Qualifikations-Lehr-
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gänge durchgeführt. Die Forderung, die „vorstaatlichen" Ausbildungsbemühungen in das staatliche Bildungssystem zu überführen, wurde schon Anfang der 1960ger Jahre erhoben. Das LID wurde von der D G D getragen und weitgehend von staatlichen Wissenschaftsförderungen finanziert (Lit. 01, Lit. 49, Lit. 69). In den 1980ger und 1990ger Jahren ist es gelungen, alle Qualifikationsgänge des LID in staatliche Bildungssysteme zu überführen. Bereits 1985 konnte die Ausbildung zum/r diplomierten Dokumcntar(in) unter vollständiger Neuorientierung an die Fachhochschule Darmstadt überführt werden, und 1992 konnte die berufsbegleitende Ausbildung zum/r „Wissenschaftlichen Dokumentar/in" an das neu gegründete Institut für Information und Dokumentation (IID) zunächst an die Universität Potsdam (Lit. 82) und später dann an die Fachhochschule Potsdam verlagert werden. Mit der Genehmigung der Ausbildungsund Prüfungsordnung des IID wurde auch diese Bezeichnung staatlich anerkannt ( Lit. 89). Die weitere Absicherung der IuD-spezifischen Ausbildung im Kanon der Studienrichtungen erfolgte vordringlich an Fachhochschulen und Universitäten (Lit. 83, Lit. 01). Dazu zählen die staatlichen Anerkennungen der neuen akademischen Abschlüsse Diplom-Dokumentar/in ( F H ) an der Fachhochschule Hannover Anfang der 1980ger Jahre und Diplom-Informationswirt(in) (FH) an der Fachhochschule Darmstadt 1986 (Lit. 78), sowie die E i n f ü h r u n g des postgradualen Studienabschlusses „Diplom-Informationswissenschaftler/ in" an der Universität Konstanz zu Beginn der 1980ger Jahre und zu Beginn der 1990ger Jahre die U b e r f ü h r u n g der postgradualen A u s b i l d u n g „Wissenschaftliche(r) Dokumentar(in)" von Frankfurt a. M . nach Potsdam (Lit. 82, Lit. 89). Durch diese Aktionen konnte die bereits in den 60ger Jahren geforderte staatliche Anerkennung der IuDAusbildung zu großen Teilen verwirklicht werden. Entsprechende Initiativen zur Konsolidierung des Berufsbildes von Dokumentar/in; Informationswissenschaftler/in; Informationswirt/in; Informationsmanager/in auf den verschiedenen Funktionsebenen sind in dem Zeitraum unternommen worden. Besonders ist hier die Anpassung des Berufsbildes an die rasch fortschreitende Berufswirklichkeit und die (teilweise den traditionellen Berufsbildern vorauseilenden) Ausbildungsmöglichkeiten zu erwähnen ( Lit. 02, Lit. 05).
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Einen neueren Vcrsuch, die Profession in der Ö f fentlichkeit bekannt zu machen und nachhaltig im Bewusstsein der potentiellen Arbeitgeber zu verankern w u r d e 1997 von den Fachhochschulen Hamburg und Potsdam durchgeführt (Lit. 64, Lit. 17). Ziel des gemeinsamen Projekts Mobilisierungskampagne zur Imageförderung dokumentarischer Berufbilder (MoDelDok) war es, den Beruf des Dokumentars im Multimedia-Bereich vorzustellen und damit bekannt zu machen. Erwartet wurde durch die empirische Befragung (qua Fragebogen oder persönlichen Interviews und DelphiStudie) von 20 Firmen, Aufschluss darüber zu erhalten, welche Ergänzungen zu den derzeit bestehenden Ausbildungsinhalten vorzunehmen sind, u m Dokumentare/innen für das Tätigkeitssegment „Multimedia" attraktiv zu machen. Auch interessant in diesem Zusammenhang ist die Initiative aus der Hochschule der Medien, Stuttgart, die die Vorgehensweisen bei der Existenzgründung im Informationswesen zum Gegenstand hatte (Lit. 58). Hinsichtlich der fachschul- und berufsbezogenen Qualifikationen im Bereich der I u D wurde versucht, eine staatliche Anerkennung der Ausbildung und des Berufes Dokumentationsassistent/in / Informationsassistent/in (Lit. 09, Lit. 18, Lit. 51, Lit. 86) zu erreichen. Die staatlich anerkannte Einführ u n g der n e u e n Q u a l i f i k a t i o n s e b e n e Fachangestellte(r) für Medien und Informationsdienste (FAMI) für die Fachrichtung Information und Dokumentation, neben denen für Archive, Bibliotheken, Medizinische Dokumentation, Bildagenturen (Lit. 28), markiert überdies die volle Ausgestaltung des Berufes in vertikaler Sicht. Mit der Einführung der Qualifikation Fachangestellte(r) für Medien und Informationsdienste (FAMI) für die Fachrichtung Information und Dokumentation ist auch eine dritte Qualifikationsebene, die am LID noch Dokumentationsassistent/ in genannt wurde, in staatliche O b h u t genommen worden. Auch über die nationalen Grenzen hinaus wurde auf europäischer Ebene eine Anerkennung der Informationsberufe realisiert. Unter der Bezeichnung Zertifizierung werden informationsspezifische Qualifikation (durch formelle Aus- und Fortbildung oder durch Berufspraxis erworben) von ausgewählten nationalen professionellen Vereinigungen bestätigt und durch Zeugnis anerkannt. Die Deutsche Gesellschaft für Informationswissen-
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schaft und -praxis (DGI) schloss im Oktober 2001 erstmals eine Zertifizierung von deutschsprachigen I n f o r m a t i o n s s p e z i a l i s t e n ab. D a m i t war Deutschland - nach Frankreich und Spanien - das dritte europäische Land, das diese Zertifizierung mit den dazu gehörigen Bewerbungsreglements und Bewertungskriterien durchgeführt hat. Das Verfahren sieht eine professionelle Anerkennung auf drei professionellen Ebenen vor, die folgendermaßen genannt werden: Niveau 4: Informationsexperte Niveau 3: Informationsspezialist Niveau 2: Informationsanalytiker (ehemals Informationsassistent). Die Zertifizierungsidee wurde im Rahmen eines Bildungsprogramms von der Europäischen U n i on gefördert mit dem Ziel, für alle europäischen Länder eine professionelle Gleichrangigkeit innerhalb der Informationsberufe durch eine Zertifizierung herzustellen (Lit. 32, Lit. 67).
Berufsbezeichnung Einheitliche Berufsbezeichnungen (wenn nötig und sinnvoll) sollen gewählt werden, mit denen gleichzeitig ein exklusiver Anspruch auf ein Tätigkeitsgebiet angemeldet wird. Der ältesten Bezeichnung „Dokumentar/in" (Lit. 02; überwiegend in der Bundesrepublik gebräuchlich) steht der „Dokumentarist/in" oder „Dokumentalist/in" (in Österreich und in der D D R gebräuchlich) gegenüber. Aus der ehemaligen D D R (Lit. 54) sind zudem die Bezeichnungen „Informator" bzw. „Fachinformator" überkommen. Die neueren Benennungen wie „Informations-Manager" (Lit. 19), „InformationsBroker" (Lit. 05), „Information Consultant" oder in den letzten Jahren zunehmend „Informationsvermittler", Informationsdesigner (Lit. 90) sollen besondere Berufsrollen im aufkommenden Informationsmarkt (Lit. 31) ausdrücken. Vorschläge wie etwa „Wissensingenieur" oder „Wissensvermittler" haben sich im Bereich der Information und D o kumentation nicht durchsetzen können. Jedoch sind Bezeichnungen wie etwa „Informationspraktiker" oder „Informationsspezialist" und „Informationswissenschaftler", die die Arbeitsschwerpunkte verschiedener Berufsgruppen zusammenfassen, immer noch gebräuchlich und werden (mit guten Gründen übrigens) oft auch global unter dem Begriff „Informationspersonal" zusammengefasst.
A 3 P r o f e s s i o n a l i s i e r u n g in der I n f o r m a t i o n s a r b e i t : B e r u f u n d A u s b i l d u n g in D e u t s c h l a n d
Immer mehr aber scheint sich die Bezeichnung „InformationsspezialisVin" (in Anlehnung an den anglo-amerikanischen „information specialist") durchzusetzen, wenn man nach einer übergeordneten Bezeichnung sucht. Somit besteht in der Zukunft noch die Aufgabe, eine übergreifende Bezeichnung für die Berufsgattung im Bewusstsein der professionell Tätigen und der Öffentlichkeit zu verankern, was aber nicht bedeuten soll, dass es für bestimmte Teilberufsrollen innerhalb der Profession andere Benennungen existieren können. Ethisch-moralische B e r u f s r e g e l n (Verhaltenskodex) (Zu ethischen Aspekten von Information allgemein siehe besonders Kap. A 5) Bezüglich der Ausarbeitung der eingangs beschriebenen moralisch-ethischen Verankerung in professioneller Hinsicht ist festzuhalten, dass seit Beginn der 1990ger Jahre Vorschläge zur Verankerung von ethischen Grundlagen der Informationsarbeit vorliegen (Lit. 03, Lit. 14, Lit. 20, Lit. 26). Auch bedeutsam in diesem Zusammenhang ist zudem das Konzept der „Informationskultur", welches in einer kleinen Schrift, die von einem guten halben Dutzend Vereinigungen im Bereich der Informationstechnik und -arbeit herausgegeben wurde (Lit. 30). Der wohl umfassendste Verhaltenskodex (berufsethische Regeln und Verhaltensnormen) für Informationsvermittler liegt bereits seit 1994 vor (Lit. 20). Erarbeitet von der European Association of Information Services (Europäische Gesellschaft für Informationsdienste, E U R O S I D I C ) werden darin die Qualitätsmerkmale der Informationsvermittlungsleistungen dargestellt und Normen für Informationsvermittler genannt. Er gilt für Informationsvermittler, worunter folgende Berufsrollen gefasst werden: Information Broker, Informationsvermittler, Informationsberater, Informationswirt, Informationsfachmann. Ein Informationsvermittler in diesem Verständnis ist „eine natürliche oder juristische Person, die Informationsdienstleistungen anbietet". Dieser Kodexwurde für Personen aufgestellt, die selbständig oder in einem Beschäftigungsverhältnis als Informationsvermittler tätig sind und trifft Aussagen zu folgenden Punkten: a. Ethische Grundsätze a 1. Moralische Anforderungen a 2. Diskretion gegenüber den Kunden
a 3. a 4.
Geschäftsmoral Objektivität
b. b 1. b 2. b 3. b 4. b 5.
Qualität der Dienstleistungen Regeln für die Geschäftspraxis Berufliche Fähigkeiten Diskretion Haftung Werbung und Wettbewerb.
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An vielen Stellen wird der Hinweis auf die dringende Einhaltung geltender Rechtsnormen gegeben, wie etwa Datenschutz-, Urheber-, Vertrags-, Haftungsrecht u.v.m., ansonsten werden Verhaltensregeln des ideellen Geschäftgebarens detailliert beschrieben und auf die Notwendigkeit der Erhaltung des Ansehens des Berufes hingewiesen. Auf dem Weg der professionellen Festigung sind Bestandsaufnahmen in der Berufspraxis und Befragungen von professionell Tätigen ebenso notwendig, wie die empirisch saubere - möglichst flächendeckende und kontinuierliche - Erhebung von Berufsverläufen von Absolventen professionsspezifischer Qualifikationsmaßnahmen, sowie Zustandsberichte und Prognosen über den Arbeitsmarkt (Lit. 35). Leider ist in der Bundesrepublik Deutschland in dieser Hinsicht immer noch zu wenig und zu wenig Systematisches getan worden, obwohl gerade in den letzten Jahren einige Studien vorgelegt wurden, die uns gute Einblicke in den Zustand der Profession gestatten (z.B. Lit. 15, Lit. 88, Lit. 37). Empirische Erhebungen werden zumeist nur vereinzelt durchgeführt. Sie sind in der Regel untereinander methodisch und strukturell nicht direkt vergleichbar und über weite Zeiträume verteilt (über die älteren Studien zum Beruf und Arbeitsmarkt wurde in den Vorauflagen dieses Buches ausführlicher berichtet; Lit. 80, Lit. 81). Verbleibstudien u n d Absolventenbefragungen Im Zusammenhang mit der Aus- und Fortbildung am Lehrinstitut für Dokumentation (LID) und deren Nachfolgeeinrichtung Institut für Information und Dokumentation (HD) liegen die meisten empirischen Einzelbelege vor. Abgesehen von der kleinen Befragung zweier Absolventenjahrgänge der Diplom-Ebene im Jahr 1982 (Lit. 52) wurden besonders hinsichtlich der postgradualen Ausbildung zum/r Wissenschaftlichen Dokumentar/in Verbleibstudien durchgeführt:
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- Absolventenjahrgänge: Bcrufscinmiindung 1981-1991, veröffentlicht 1992 (Lit. 68); - Absolventenjahrgänge 1978-1992, Ausbildungsbewertung und Berufsfindung, veröffentlicht 1993 (Lit. 43) - Absolventenjährgänge 1990-1999, Ausbildungsbewertung und Berufsfindung, veröffentlicht 2001 (Lit. 07, Lit. 08).
Thomas Seeger
eines bleibt festzuhalten: im Gegensatz zu den sehr betrüblichen Arbeitsmarktchancen für DiplomBibliothekare in den 1990ger Jahren (Lit. 57, Lit. 66, Lit. 87) sind die Chancen für Informationswirte und Dokumentäre der Fachhochschul-Ebene deutlich günstiger und von den Einsatzmöglichkeiten her gesehen vor allem in Wirtschaft und Verbänden erheblich breiter (Lit. 88).
Eine gewisse Kontinuität haben die Absolventenbefragungen der Diplom-Informationswirte/innen (FH) an der Fachhochschule Darmstadt erreicht, wenngleich die Erhebungsinstrumente für die Befragungen im Verlauf der Zeit etwas verändert wurden:
A 3.3
Ausbildung in der Information und Dokumentation
A 3.3.1
E n t w i c k l u n g e n seit Mitte der 70er Jahre in der Ausbildung Information und D o k u m e n t a t i o n
- Ausbildungsbewertung und Berufseinmündung der Jahrgänge 1989-1991, veröffentlicht 1991 (Lit. 79)
Vergleicht man die Ausbildungsstrukturen Mitte der 70er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland mit den heutigen, dann ist eine recht beachtliche Ausweitung und eine Schwerpunktverlagerung innerhalb der einzelnen Teilbereiche des Informationswesens (Archiv, Bibliothek, Museum, Buch und Verlag, Information und Dokumentation, Informationswissenschaft, Medizinische Dokumentation) zu konstatieren.
- Ausbildungsbewertung und Berufseinmündung der Jahrgänge 1989-1993, veröffentlicht 1993 (Lit. 84, Lit. 65) - Ausbildungsbcwertung und Berufsverläufe der Jahrgänge 1989-1999, veröffentlicht 2000 (Lit. 42). Aus der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Archiv, Bibliothek, Dokumentation (ABD), seit 2002 umbenannt in Fachbereich Informationswissenschaften (Lit. 39) ist ebenfalls eine Absolventenbefragung der Diplom-Dokumentare der Abschlussjahrgänge 1995-2002 im Jahr 2003 veröffentlicht (Lit. 69). Darüber hinaus ist 1997 eine weitere Studie erarbeitet worden, in der potentielle Arbeitgeber (Informationsstellen) nach Arbeitsplatzprofilen und wünschenswerten Qualifikationen befragt wurden (Lit. 37). Sehr großrahmig und methodisch gründlich ist die Studie über die kurz- und mittelfristigen Arbeitsmarktchancen für Informationswirte, die gleichsam vorlaufend und begleitend zum neuen Studiengang Informationswirtschaft 1997 an der Fachhochschule Köln durchführt wurde (Lit. 59, Lit. 60, Lit. 15). Zwei Expertengruppen wurden nach den gegenwärtigen und künftigen (in 6 -9 Jahren) Arbeitsmarktchancen befragt, wobei die Antworten der befragten Industriemanager im Schnitt weniger positiv ausfielen als die der Informationsfachleute (Lit. 16). Es ist sicher schwierig aus den punktuellen Einzelbelegen einen genauen Trend zu erkennen; jedoch
Neben dem qualifikatorisch recht gut ausgebauten Bibliotheks- und Archivwesen, gekennzeichnet zur der Zeit durch beamtenrechtliche Laufbahnvorschriften des mittleren, gehobenen und höheren Dienstes, waren die Ausbildungsbemühungen im Teilfeld der Information und Dokumentation eher bescheiden. Der Bereich der Medizinischen Dokumentation und Statistik befand sich in den Anfängen (1968 wurde in U l m die erste Schule für Medizinische Dokumentation gegründet), im Bereich der Museen war keine höhere (d.h. Hochschul- oder Fachhochschul- oder höhere Fachschulausbildung) spezielle Ausbildung vorhanden, ebenso verhielt es sich im Bereich Verlag und Buch (Lit. 76). Mitte der 70er Jahre waren im Wesentlichen nur vier Institutionen mit der kontinuierlichfüren Qualifizierung im Bereich IuD befasst: - Das Lehrinstitut für Dokumentation (LID) bei der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation, einer zwar staatlich unterstützten, aber privaten wissenschaftlichen Gesellschaft angelagert. 1957 nahm diese Ausbildungsinstitution ihren Betrieb auf und bot (im Wesentlichen) berufsbegleitende theoretische Lehrblöcke für die drei qualifikatorischen Ebenen an: Dokumentationsassi-
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
stcnt/in; diplomicrtc(r) Dokumcntar(in); und postgradual Wissenschaftliche(r) Dokumentären). Im Zeitraum von 1957 bis 1975 konnten am LID ca. 650 Fachleute der IuD qualifiziert werden. - Freie Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften, Informationsund Dokumentationswissenschaft. 1967 konnte das Fach als Nebenfach studiert werden, dann ab 1969 im Rahmen der Magisterstudiengänge als Hauptfach. Im Sommersemester 1973 studierten 12 Studenten/innen im Hauptfach, 20 im ersten Nebenfach und weitere 14 im zweiten Nebenfach. Bis dahin waren neben je einer Habilitation und Promotion drei Magisterprüfungen im Hauptfach und sechs im Nebenfach abgenommen worden (Lit. 77). - Universität Düsseldorf; Philosophisches Institut, Forschungsabteilung für philosophische Information und Dokumentation, Haupt und Ncbcnfachstudium im Rahmen der philosophischen A u s b i l d u n g . G e r i n g e S t u d e n t e n z a h l e n im Hauptfach. - Zentralstelle für Maschinelle Dokumentation (ZMD). Die durch die Max-Planck-Gesellschaft getragene Forschungseinrichtung bot ab 1971 einigen wenigen pro Jahr eine 2-jährige postgraduale Ausbildung mit Forschungsschwerpunkt Information Retrieval und verwandte Bereiche an. Betrachtet man die Vielzahl der Orientierungen und Spezialisierungen in der heutigen „Informationslandschaft", so lassen sich drei große Felder unterscheiden. Dabei steht es in Frage, ob die Q u a lifikationsfelder Medizin-Informatik, Computerlinguistik und sachlich nahestehende Richtungen wie Linguistische Datenverarbeitung zum professionellen Kern des Konzeptes „Informationsarbeit" gerechnet werden sollten. Sie werden hier aber aus Platzgründen nicht weiter berücksichtigt: a) Der institutionalisierte Zugang zu Information, die traditionelle Orientierung auf eine bestimmte Organisationsform der Informationsarbeit wie Archiv, Bibliothek, Informations- und Dokumentationseinrichtung, Museum, Buch- und Verlagswesen, Technische Redaktion b) Der fachinhaltliche Zugang zu Information, der ent-institutionalisierte Kern der Informationsarbeit, der in die verschieden Fachinhalte hinein ragt, wie
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etwa Chemie-Information, Wirtschaftsinformation, Medieninformation, Biowissenschaftliche Information, Medizin-Information c) Der methoden- und verfahren-orientierte Z u gang zu Information, der eigentliche informationswissenschaftlich fundierte Zugang zu Information: - Informationswissenschaftliche Studien- oder Teilstudiengänge - Information (Ressourcen) Management - Information Engineering - Informationswirtschaft - Informationsdesign - Informationsverarbeitung. Dieser Vielfalt gewordenen Differenzierung steht eine nicht minder vielfältige Zahl an Berufsbezeichnungen/Abschlussgraden zur Seite (die für diese Ausbildungsgänge zuständigen Institutionen werden in Klammern genannt): ASSISTENTEN-EBENE (Berufs- u n d Fachschulebene) - Archivassistent/in - Archivsekretär/in (Bayerische Archivschule, München) - Assistent/in an Bibliotheken - Bibliotheksassistent/in - Bibliothekssekretär/in (Niedersächsische Bibliotheksschule, Hannover, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, Bayerische Staatsbibliothek, München) - Dokumentationsassistent/in (nicht m e h r gebräuchlich), d a f ü r Informationsassistent/in (Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und -praxis, DGI, Frankfurt a.M.) - Mcdizinischcr Dokumcntationsassistcnt/in (im Jahre 2002 wurde diese Ausbildung an 20 vers c h i e d e n e n A u s b i l d u n g s i n s t i t u t i o n e n in Deutschland durchgeführt, 2-jährige Ausbildungszeit in der Regel nach Realschulabschluss. In Einzelfällen auch 3-jährige Ausbildung. Sehr häufig werden diese Ausbildungen als U m s c h u lungen durchgeführt; insgesamt 465 Neuzulassungen pro Jahr) - Museums- und Ausstellungstechnikcr/in - Fachangestellte(r) für Medien und Informationsdienste (FAMI), 2- 3 jähriger Lehrberuf theore-
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tischc A u s b i l d u n g erfolgt in einer Berufsschule. Es w e r d e n innerhalb dieser n e u e n Berufsqualifikation folgende Fachrichtungen angeboten: - Fachangestellte(r) für M e d i e n u n d Informationsdienste (FAMI) Fachrichtung Archiv - Fachangestellte(r) f ü r M e d i e n u n d Informationsdienste (FAMI) Fachrichtung Bibliothek - Fachangestellte(r) f ü r M e d i e n u n d Informationsdienste (FAMI) Fachrichtung I n f o r m a t i o n u n d Dokumentation - Fachangestellte(r) für M e d i e n u n d Informationsdienste (FAMI) Fachrichtung Bildagentur - Fachangcstellte(r) f ü r M e d i e n u n d Informationsdienste (FAMI) Fachrichtung Medizinische D o kumentation
FACHHOCHSCHULEBENE - Diplom-Archivar/in ( F H ) (Archivschule M a r b u r g ; F H Potsdam, Bayerische B e a m t e n f a c h hochschule, M ü n c h e n ) - D i p l o m - B i b l i o t h e k a r / i n ( F H ) Allgemein ( F H P o t s d a m , H A W H a m b u r g , F H Köln, H T W K Leipzig) - D i p l o m - B i b l i o t h e k a r / i n ( F H ) an ö f f e n t l i c h e n Bibliotheken (verschiedene Fachhochschulen)
- Diplom-Informationswirt/in ( F H ) S c h w e r p u n k t M e d i e n i n f o r m a t i o n ( F H Darmstadt) - Diplom-Informationswirt/in ( F H ) S c h w e r p u n k t Wirtschaftsinformation ( F H Darmstadt) - Medizinischer D o k u m e n t a r / i n (Freiburg, G i e ßen, Greifswald, M a r b u r g , Rostock, U l m ) - Dipl.-Ing. (B.A.) Medizinisches I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t (Berufsakademie H e i d e n h e i m ) - Diplom-Redakteur/in (FH) (FH Hannover) - D i p l o m - M u s e o l o g e / i n ( F H ) ( H W T K Leipzig u n d F H f ü r Technik u n d Wirtschaft, Berlin) - Diplom-Buchhandelswirt/in (FH) Leipzig)
(HWTK
- Magister/Magistra f ü r I n f o r m a t i o n s b e r u f e ( F H ) Eisenstadt, Osterreich - Informations- u n d Dokumentationsspezialist(in) ( F H ) in C h u r , Schweiz - Diplom-Medizininformatiker/in (FH), ( F H Gieß e n - F r i e d b e r g , F H Stralsund, Technische F H Berlin) - D i p l o m - I n f o r m a t i k e r / i n Studienrichtung M e d i zinische Informatik ( F H D o r t m u n d , F H H e i l bronn) - M a s t e r of I n f o r m a t i o n a n d C o m m u n i c a t i o n ( H D M Stuttgart)
- Diplom-Bibliothekar/in ( F H ) an wissenschaftlichen Bibliotheken (verschiedene F a c h h o c h schulen)
- Bachelor of I n f o r m a t i o n and C o m m u n i c a t i o n mit Zusatz Informationsdesign (I I D M Stuttgart)
- D i p l o m - D o k u m e n t a r / i n ( F H ) Allgemein ( F H Potsdam)
- Bachelor of I n f o r m a t i o n and C o m m u n i c a t i o n Fachrichtung Medien- und Kommunikationsm a n a g e m e n t ( H D M Stuttgart)
- Diplom-Dokumentar/in (FH) Fachrichtung Mediendokumentation (HAW Hamburg)
UNIVERSITÄTSEBENE - Diplom-Dokumentar/in (FH) Fachrichtung Medizin (FH U l m ) - Diplom-Dokumentar/in (FH) Fachrichtung Biowissenschaften ( F H H a n n o v e r ) - Diplom-Informationswirt/in ( F H ) Allgemein ( F H Köln, H D M Stuttgart, F H H a n n o v e r )
I m R a h m e n der Studiengänge Bachelor oder M a ster oder Magister A r t i u m / M . A . u n d zusätzlicher P r o m o t i o n (in der Regel Dr. phil.) in den Fächern: - Bibliothekswissenschaft ( H u m b o l d t - U n i v e r s i t ä t Berlin)
- Diplom-Informationswirt/in ( F H ) S c h w e r p u n k t Bibliothek ( F H Darmstadt)
- Informationswissenschaft (Universität Düsseldorf, Universität Regensburg, Universität des Saarlandes)
- Diplom-Informationswirt/in ( F H ) S c h w e r p u n k t C h e m i e - I n f o r m a t i o n ( F H Darmstadt)
- I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t (Universität Hildesheim, Universität Koblenz-Landau)
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
- Informationsverarbeitung (Universität zu Köln) - Buchwissenschaft/Buchwesen (Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Mainz)
47
- Aufbaustudium Buchwisscnschaft (Universität München)
- Diplom-Informationswissenschaftler/in (Konstanz)
A 3.3.2
- Diplombuchwissenschaftler (Universität M ü n chen)
Betrachten wir die jährlichen Aufnahmezahlen der drei akademischen Ausbildungsebenen, dann ist festzuhalten, dass seit 1995 eine deutliche Steigerungin den Ausbildungskapazitäten stattfand. 1995 begannen pro Jahr ca. 1400 Personen ihre Ausbildung; 2002 waren es bereits über 2000. Aus systematischen Zuordnungsgründen werden hier die beachtlichen Ausbildungsbemühungen im Bereich der Assistenten-Ausbildung (Fachschul-Ausbild u n g ) u n d der B e r u f s q u a l i f i k a t i o n e n für Fachangestellte(r) für Medien und Informationsdienste, FAMI) der Fachgebiete Archiv, Bibliothek, Information und Dokumentation, Bildagenturen, Medizinische Dokumentation nicht berücksichtigt, da diese Berufsausbildungen noch relativ neu sind und verlässliche Zahlen derzeit nicht verfügbar sind.
- Linguistische Informatik/Computerlinguistik/ Linguistische Datenverarbeitung (Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Freiburg, Universität Heidelberg, Universität Leipzig, Universität München, Universität Potsdam, Universität des Saarlandes, Universität Stuttgart, Universität Trier) POSTGRADUALE EBENE - Archivar des höheren Dienstes (Referendariatsausbildung) (Archivschule Marburg und Bayerische Archivschule München) - Wissenschaftlicher Bibliothekar (Referendariatsausbildung) (Bayerische Staatsbibliothek, Bayerische Bibliotheksschule, München) - Aufbaustudium Wissenschaftliche(r) Bibliothekar/in (Humboldt-Universität, Berlin) - Master-Aufbaustudium Bibliotheks- und Informationswissenschaft (FH Köln) - Wissenschaftliche(r) Dokumentar/in, Information Specialist (Institut für Information und Dokumentation (HD) an der F H Potsdam) - Master-Aufbaustudium für Mediziner: MSc Inf o r m a t i o n s m a n a g e m e n t ( U n i Heidelberg in Koop. mit F H Heilbronn) - Master-Aufbaustudium Musikinformationsmanagement (Hochschule der Medien, Stuttgart) - Aufbaustudium für Mediziner, Diplom-Medizininformatiker/in (FH) (Technische F H Berlin) - Master-Aufbaustudium Information Engineering. Schwerpunkt Informationswissenschaft (Uni Konstanz) - Weiterbildungsstudium Wirtschafts- und Fachinformation. Universitätszertifikat: Fachinformator/in ( T U Ilmenau) - Ergänzungsstudium Information und Multimedia, Diplom-Informationswirt (FH) (FH Ansbach)
D i e Ausbildungskapazitäten i m Informationsbereich
Im inneren Gefüge der Teilbereiche des Informationswesens lassen sich folgende Trends erkennen: - Im postgradualen Bereich hat der Bibliotheksbereich deutlich Zuwächse zu verzeichnen, während alle anderen Bereiche relativ konstant blieben. - Im Bereich der Universitätsausbildung ist der weitere Zuwachs im Bibliotheksbereich auffällig, ebenso wie die Z u n a h m e an (offenbar) N e benfach-Studierenden in der Informationswissenschaft. - An den Fachhochschulen, die ohnehin quantitativ das Hauptkontingent der Informationsfachkräfte stellen, ist eine starke Z u n a h m e im M u seumswesen, eine Verdopplung der Kapazitäten in Bereich IuD und der Medizinischen Dokumentation bemerkenswert. Andererseits ist im Berichtszeitraum die sehr hohe Ausbildungskapazität im Bibliothekswesen auf eine knappe Hälfte zurück gegangen, was sicher auch mit der schlechten Arbeitsmarktsituation in den 90er Jahren zusammenhängt (Lit. 87). Die folgende Aufstellung zeigt die Ausbildungskapazitäten (Aufnahmequoten pro Jahr) im Gesamtbereich des Informationswesens 1995, 1998 und 2002 (Lit. 27, Lit. 28, Lit. 29, Lit. 81):
48
Thomas Seeger
Postgraduale Ebene: Ausbildung Informationswesen Bereich
1995
2002
1998
Archiv
13
18
18
Bibliothek
33
35
115
0
15
30
108
94
ca. 100
Museum
0
0
0
Techn. Redakt.
0
0
0
Medizin. Dok.
k.A.
k.A.
ca. 30
Buch-/Verlag IuD; Inf.-Wiss.
Hochschul-Ebene: Ausbildung Informationswesen Bereich
1995
1998
2002
0
0
0
ca. 30
ca. 120
120
0
ca. 70*
110
ca. 70
ca. 200**
240**
Museum
0
0
0
Techn. Redakt.
0
0
0
Medizin. Dok.
0
k.A.
k.A.
Archiv Bibliothek Buch-/Verlag IuD; Inf-Wiss.
Fachhochschul-Ebene: Ausbildung Informationswesen Bereich
1995
1998
2002
33
38
43
813
558
416
Archiv Bibliothek Buch-/Verlag
50
50
ca. 40
195
277
403
Museum
20
20
55
Techn. Redakt.
40
40
30
Medizin. Dok.
k.A.
112
280***
IuD; Inf-Wiss.
* ohne
Nebenfach-Studierende
** inklusive
Nebenfach-Studierende
*** davon Medizinische gen pro Jahr, DiplomMedizinische Jahr
Dokumentären) Dokurnentar(in)
Dokumentation
176
Neuzulassun-
Ein großer Teil der in den 1990er Jahren entstandenen neuen Ausbildungsstrukturen ist direkt oder indirekt durch die Wiedervereinigung Deutschlands beeinflusst oder initiiert worden. Dazu zählen: Gründung des Fachbereichs ABD an der Fachhochschule Potsdam (Lit. 36), Aufbau bzw. Weiterführung der Studienangebote im Fachbereich Buch und Museum an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH) in Leipzig, Überführung des Instituts für Bibliothekarausbildung der Freien Universität in die Humboldt-Universität bei gleichzeitiger Einstellung der Ausbildungsgänge zum/r Diplom-Bibliothekar/in. Im gleichen Z u g ist jedoch auch zu konstatieren, dass ein recht großer Teil der ehemaligen Aus- und Fortbildungsaktivitäten in den neuen Bundesländern begrenzt, beschnitten oder gar ganz eingestellt wurde (Lit. 11, Lit. 41, Lit. 53; Lit. 54). Die noch in den 1980er Jahren bestehenden verwaltungsinternen Studiengänge für Beamte des gehobenen und höheren Dienstes sind abgebaut worden und auf „freie" Studien im Rahmen der staatlichen Bildungsinstitutionen, besonders an Fachhochschulen, umgestellt worden (Lit. 83). Darüber hinaus sind neue Ausbildungs- bzw. Studienangebote mit spezifischen Schwerpunkten und Ausrichtungen hinzu gekommen. Dabei ist bemerkenswert, dass in dieser relativ kurzen Zeit die Ausbildungsstrukturen und -inhalte in ganz erheblichen U m f a n g geändert wurden, was zum einen an der Innovationsgeschwindigkeit der Informationsund Kommunikationstechnologien liegt, zum anderen an den bildungs- und hochschulpolitischen Strukturveränderungen (ζ. B. Anpassungen an Regelstudienzeiten, Verkürzungen der Praktikumsphasen, Einpassung von Ausbildungsangeboten in Hinblick auf das duale System, Anerkennung der akademischen Abschlüsse und Titel, Europäisierung und internationale Anerkennung von Abschlüssen usw.; Lit. 21). Strukturell neu ist - mit Blick auf die Europäisierung der Ausbildungsstrukturen im terziären Bildungsbereich - die Einrichtung von Bachelor und Master Studiengängen an Fachhochschulen. So sind an der Stuttgarter „Hochschule für Medien", Fachbereich Information u n d Kommunikation neben den teilweise gleichnamigen Diplom-Studiengängen (FH) folgende neue Studienangebote eingerichtet worden (Lit. 24):
Fachrichtung
und Biowissenschaften
105 pro
- Bachelor und Master Studiengang Medienmanagement,
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
- Master Aufbaustudium Musikinformationsmanagement, - Master Studiengang Informationsdesign (Lit. 90), - Master Studiengang Informationswirtschaft. Als wichtige und besondere N e u e r u n g e n und Veränderungen gegenüber den entsprechenden Kapiteln der Vorauflagen dieses Buches sind anzumerken (Lit. 80, Lit. 81): - An fast allen Hochschulen sind in den letzten Jahren neue Bezeichnungen für die Hochschulen, Fachbereiche oder die akademischen Abschlüsse eingeführt bzw. umgestellt worden. So haben die Fachhochschulen in Potsdam, Köln, Hamburg, Darmstadt u n d Hannover den N a m e n ihrer Fachbereiche oder den Hochschulnamen geändert. - An der Fachhochschule Darmstadt, Fachbereich Informations- und Wissensmanagement (neuer N a m e ) w u r d e neben den Schwerpunkten C h e mie, Medien- und Wirtschaftsinformation auch ein Schwerpunkt Bibliothek angeboten (Lit. 62, Lit. 72). Mit Beteiligung des Fachbereichs und in Kooperation mit drei weiteren Fachbereichen der F H Darmstadt (Gestaltung, Informatik, Sozial- und Kulturwissenschaften) w u r d e 1997 ein neuer Studiengang „Multi-Media-Design" eingerichtet (Lit. 46, Lit. 47).
49
Qualifikationszwcig quantitativ eher als bescheidener Anfang anzusehen. Neben der Ausbildung zum/r Diplom-Museologen/in (FH) in Leipzig (Lit. 25) ist an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, Fachbereich Gestaltung ein zweiter gleichnamiger Studiengang mit einer jährlichen Aufnahmekapazität von 25 angelaufen. - An den Universitäten Erlangen und Mainz werden als Haupt- und Nebenfach das Magister- und Promotionsstudium „Buchwissenschaft" angeboten. Mit d e m Wintersemester 1996/97 ist an der Universität M ü n c h e n der Aufbaustudiengang „Buchwissenschaft" angelaufen. Er schließt mit dem neuen akademischen Grad „Diplombuchwissenschaftler" ab und ergänzt den seit 1989 bestehenden, zweisemestrigen postgradualen Aufbaustudiengang Buchwissenschaft, der mit einem Zertifikat abgeschlossen wird. - Seit Beginn des Wintersemesters 1996/1997 gibt es an der Fachhochschule U l m , Fachbereich Informatik den Studiengang „Medizinische D o k u mentation und Informatik". Mit 30 N e u a u f n a h men pro Jahr wird das achtsemestrige Studium mit den Abschluss „ D i p l o m - D o k u m e n t a r / i n (FH) Fachrichtung Medizin" abgeschlossen.
- An der Fachhochschule Hannover, Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen (neuer N a m e ) ist der Abschluss D i p l o m - D o k u mentar (FH) durch den Diplom-Informationswirt/in (FH) ersetzt worden.
- In Eisenstadt in Österreich an der dortigen Fachhochschule w u r d e ab 1998 ein integrierter und umfassender Studiengang „Informationsberufe" eingerichtet, der das IuD-Wesen, das Bibliothekswesen und das betriebliche Informationsmanagement einschließt. Einer dieser Bereiche kann als Schwerpunkt gewählt werden. Im Jahr 2000 konnten die ersten Diplomprüfungen abgenommen werden (Lit. 40, Lit. 55).
- An der Fachhochschule Köln, Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen ist ab Wintersemester 1998/99 ein neuer Studiengang mit der Bezeichnung „Informationswirtschaft" eingerichtet worden (Lit. 59, Lit. 60); am in der Zwischenzeit u m b e n a n n t e n Fachbereich Informationswissenschaft (neuer Name) wurde zudem ein Master Aufbaustudium Bibliotheks- und Informationswissenschaft eingerichtet.
- Im schweizerischen C h u r ist 1998 an der H o c h schule für Technik und Architektur ein Studiengang Information und Dokumentation eingerichtet worden, der auf drei Jahre angelegt ist und mit d e m Grad „Informations- u n d D o k u m e n t a tionsspezialist/in (FH)" abschließt. U b e r diesen grundständigen Studiengang hinaus wird ein berufsbegleitendes Studium von vierjähriger D a u er angeboten (Lit. 22).
- Im Bereich des Museumswesens wird ab 1999 an der Berufsschule f ü r Landesfachklassen und Fachschule f ü r Technik in Gelsenkirchen der theoretische Ausbildungsteil zum „staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung M u s e u m s - und Ausstellungstechnik" begonnen. Mit ca. 20 Teilnehmern/innen alle zwei Jahre ist dieser neue
- An der Freien Universität Berlin hat die Fachrichtung „Informationswissenschaft" ihr H a u p t fach-Studienangebot im R a h m e n der Magisterfächer des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft eingestellt. Seit Sommersemester 1995 werden keine Studienanfänger mehr aufgenommen (Lit. 77, Lit. 74).
50
-
T h o m a s Seeger
D e r Bcrufsbcrcich dor M c d i z i n i s c h c n
Doku-
m e n t a t i o n ( u n d teilweise a u c h der M e d i z i n i s c h e n I n f o r m a t i k ) h a t s i c h in d e n l e t z t e n J a h r e n - b e sonders auf der Ebene der Medizinischen
Do-
kumentationsassistenten - sehr gut cntwickclt. Die Ausbildung zur(m) „Medizinischen D o k u -
08 Bertram, J.; T h o m a s , C.: Wissenschaftliche D o k u m e n t a r / - i n n e n in den 90er Jahren: Arbeitsmarktchancen, Tätigkeitsfelder u n d Berufverläufe. In: Schmidt, R. (Hrsg.): Wissen in Aktion. Wege des Knowledge Managements. Proc. der 22. Online-Tagung der D G I 2.-4.Mai 2000 in Frankfurt/Main. Frankfurt/M.: D G I 2000. S. 345-357
mentationsassistenten(in)" wird an 7 verschiedenen Ausbildungsinstitutionen (zumindest der t h e o r e t i s c h e Teil) d u r c h g e f ü h r t , i n s g e s a m t w e r d e n p r o J a h r 193 ( i m J a h r 1 9 9 8 ) P e r s o n e n z u r A u s b i l d u n g zugelassen. -
F ü r die A u s b i l d u n g z u m / r „Medizinischen D o k u m e n t a r / i n " b i e t e n seit E n d e d e r 9 0 e r J a h r e 6 verschiedene „Schulen für Medizinische D o k u m e n t a t i o n " (sie w e r d e n i n e i n i g e n F ä l l e n a u c h unter anderen Bezeichnungen geführt) insges a m t m i n d e s t e n s 112 A u s b i l d u n g s p l ä t z e p r o J a h r an.
Literatur 01 Anders, Α.; Buder, M.; Seeger, T.: 25 Jahre Ausu n d Weiterbildung in der D G D . In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n , vol. 33, 1982. S. 237-245 02 Anders, M.: D i p l o m - D o k u m e n t a r / D i p l o m D o k u m e n t a r i n . 5. Aufl. Stand: März 1994. Bielefeld: Bertelsmann 1994. 46 S. (Blätter z u r Berufskunde. Bd. 2- X C 30) 03 Artus, M.; Lossow, W. von: Ethik u n d Information: Brauchen wir einen Verhaltenskodex f ü r Informationsvermittler. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n , vol. 45, 1994. S. 325-334 04 Becker, J.: Von der Informationsgesellschaft zur Wissensgesellschaft. In: ik-Report. Bd. 7. 1994. S. 12-23
09 Birkmann, S.; Stock, W.: Das Berufsbild des Dokumentationsassistenten. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n , vol. 45, 1994. S. 230-232 10 Bock, G.; H ü p e r , R.: Informationstransfer als B e r u f 2. Aufl. Hannover: F H H a n n o v e r 1986. 165 S. 11 B r a c h m a n n , B.: Die Ausbildung wissenschaftlicher Archivare in Potsdam u n d Berlin 1950 bis 1995/96. In: Archiv f u r Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel u n d Wappenkunde, vol. 39. 1993. S. 387-492 12 Buck, Η.: Die Bibliothekarische Ausbildung in Deutschland. Von der Isolation zur Integration. In: Seeger, T. [Hrsg.]: Aspekte der Professionalisierung des Berufsfeldes Information. Konstanz: U V K Universitätsverlag Konstanz 1995. S. 377-388 13 Buder, M.; Skalski, D.; Wersig, G. et al.: Bibliothek, Information u n d D o k u m e n t a t i o n als gegenwärtiger u n d künftiger Berufs- u n d Tätigkeitsbereich (Modellversuch FIABID). Karlsruhe: B M F T 1980. 393 S. 14 C a p u r r o , R.: Ethik im Cyberspace. In: Buder, M., Seeger, T.; Strauch, D.: (Hrsg.): G r u n d l a g e n der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n : Saur 1997. S. 1000-1007 15 Dehnert-Kleibring, D.; W. G. Stock: D e r Studiengang Informationswirtschaft. Geforderte Qualifikation u n d Beschäftigungschancen. In: Deutscher D o k u m e n t a r t a g 1997. Information u n d D o k u m e n tation - Qualität u n d Qualifikation. Regensburg 24.-26. Sept. 1997. Frankfurt/M.: D G D 1997. S. 263-284
05 Beer, C.: Information-Broker i m deutschsprachigen R a u m . Branchenanalyse der freien, erwerbswirtschaftlich ausgerichteten Informationsvermittler. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 52. 2001. N r . 8. S. 488-490
16 Dehnert-Kleibrink, D.; Stock, W. G: Informationsspezialisten in der Informationsgesellschaft. Köln: F H Köln, Nov. 1997. 223 S. (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- u n d Informationswissenschaft. N r .
06 Behrends, E.: Technisch-wissenschaftliche D o k u m e n t a t i o n in Deutschland v o n 1900 bis 1945: unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses v o n Bibliothek u n d D o k u m e n t a t i o n . Wiesbaden: Harrassowitz, 1995. VIII, 337 S. (Buchwissenschaftliche Beiträge aus d e m Deutschen Bucharchiv M ü n c h e n ; 51)
17 Dokumentarische Kompetenz in der MultimediaBranche. Eine H a m b u r g e r Delphi-Studie. Hrsg. von Mitarb. des Fachbereichs Bibliothek u n d Information der F H H a m b u r g . Projektbericht. H a m b u r g : F H H a m b u r g j u l i 1997. 186 S.
07 Bertram, J.; T h o m a s , C.: Berufsbilder in der Informationsgesellschaft - Wissenschaftliche D o k u m e n t a r e der neunziger Jahre. Eine Befragung der Absolventen des Instituts f ü r Information u n d D o k u m e n t a t i o n (IID). Potsdam: Verl. f BerlinB r a n d e n b u r g 2001. 187 S.
9)
18 Doering, Α.; Dettweiler, G.: Berufsausbildung f ü r Fachangestellte an Archiven, Bibliotheken, Bildagenturen sowie Dokumentationsstellen. Berlin: BIBB 1992. 258 S. (Vorabdruck) 19 Drotos, R V: Beyond O n l i n e . Vom O n l i n e Spezialisten z u m Informationsmanager. In: Cogito 1994. Η . 1. S. 16-19
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
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51
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T h o m a s Seeger
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64 Poetzsch, E.; Weber, C.: Mobilisierungskampagne zur Imageforderung dokumentarischer Berufbilder. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 49, 1998. H . l . S . 25-29 65 Portillo Hellvoigt, E.; Przemeck, R.: Die Absolventenbefragungen u n d der Fachbereich Information u n d D o k u m e n t a t i o n aus der Sicht der Darmstädter Diplom-Informationswirte. In: Seeger, T. [Hrsg.]: Aspekte der Professionalisierung des Berufsfeldes Information. Konstanz: U V K Universitätsverlag Konstanz 1995. S. 23-41 66 Ridder, C.; M . Müller: Berufliche Situation der bibliothekarischen Studiengänge. In: Bibliotheksdienst. 35. Jg. 2001. Η . 1. S. 19-27 67 Rittberger, M . et al.: Das Projekt D E C I D o c in Deutschland. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n , vol. 5 1 . 2 0 0 0 . S. 147-156 68 Rother, M.: Wo sind sie geblieben? ... die L I D Absolventen. In: Info 7, vol. 7. 1992. S. 81-83 69 Samulowitz, H . : Geschichte des Lehrinstituts f ü r D o k u m e n t a t i o n (LID). Von den Anfängen bis zu seiner Auflösung 1991. Frankfurt/M.: D G D 1992. 61 S. 70 Schaefer, J.: Ausbildung u n d Arbeitsmarkt f ü r Information Professionals. Eine Befragung der Absolventen des Studienganges D o k u m e n t a t i o n an der Fachhochschule Potsdam. Potsdam: Verlag f ü r Berlin-Brandenburg 2003. 125 S. 71 Schmidt, R.; Wellems, C.: D e r Modellversuch Informationsvermittlung. Τ. 1. u n d T. 2. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 42. 1992. S. 413-419. u n d Vol. 43. 1993. S. 3-10 72 Schöhl, W.: Die Darmstädter F H - A u s b i l d u n g z u m D i p l o m - I n f o r m a t i o n s w i r t mit S c h w e r p u n k t I u D in den M e d i e n . In: Deutscher D o k u m e n t a r t a g 1993. Frankfurt/M.: Deutsche Ges. f ü r D o k u m e n t a t i o n 1994. S. 399-412 73 Schröder, Τ. Α.: Informationswissenschaftliche Ausbildung in Europa - Stand u n d Perspektiven. In: Seeger, T. [Hrsg.]: Aspekte der Professionalisierung des Berufsfeldes Information. Konstanz: U V K Universitätsverlag Konstanz 1995. S. 261- 272 74 Schuck-Wersig, Petra (Hrsg.): Informationswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ein Facit über 30 Jahre. Aachen: Shaker Verl. 2000. 96 S.
A 3 Professionalisierung in der Informationsarbeit: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland
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89 Strauch, D.: Wissenschaftlicher D o k u m e n t ä r u n d Wissenschaftliche D o k u m e n t a r i n staatlich anerkannt. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n , vol. 44, 1993. S. 120-121
81 Seeger, T.: Z u m Stand der Professionalisierung: Beruf u n d Ausbildung in Deutschland. In: Buder, M . ; Seeger, T.; Strauch, D.: (Hrsg.): G r u n d l a g e n der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n : Saur 1997. S. 927-944
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A4
Nationale und internationale Institutionen Marlies Ockenfeld
Im U m f e l d von Information und Dokumentation, W i s s e n s m a n a g e m e n t , I n f o r m a t i o n s t e c h n i k , Multimedia und den zugehörigen Aus- und Fortbildungseinrichtungen gibt es eine Vielzahl von Institutionen, Vereinigungen und Verbänden. Die folgende Auflistung verzeichnet diejenigen, die zum Kernbereich der Fachinformation gehören oder zu denen enge Beziehungen bestehen. Geographisch liegt der Schwerpunkt auf Deutschland u n d der Europäischen U n i o n .
A 4.1
Vereinigungen und Verbände der Information und Dokumentation in Europa
• Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V (DGI), O s t bahnhofstraße 13, 60314 Frankfurt am Main, Telefon: 069 430313, Fax: 069 4909096, E-Mail: [email protected], http://www.dgi-info.de Die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis veranstaltet diejährliche DGI-Online-Tagung verbunden mit der Fachmesse für Wissensmanagement comlnfo sowie eine Reihe weiterer Fachveranstaltungen, ζ. T. gemeinsam mit anderen nationalen u n d internationalen Vereinigungen. Innerhalb der D G I gibt es folgende Fachgremien: • Arbeitsgruppe Elektronische Medien in der Patentinformation (AGM) • Arbeitskreis Geschichte des Informationswesens in Deutschland
• AIT, Arbeitskreis der Informationsvermittler in Thüringen e.V • AKI Hamburg, Arbeitskreis f ü r Information H a m b u r g • AKI L, Arbeitskreis f ü r Information Leipzig
• AKI Stuttgart, Arbeitskreis f ü r Information Stuttgart < http ://aki-stuttgart.de > • AKRIBIE, Arbeitskreis für Information Bielefeld/Ostwestfalen-Lippe e. V
• Arbeitskreis für Information Magdeburg
• Arbeitskreis für Information Rheinland
• Arbeitskreis für Information RheinMain e. V
• Arbeitskreis für Information Rhein-NeckarDreieck e. V. • BÄK Information, Berliner Arbeitskreis Information
• BRAGI, Brandcnburgischc Arbeitsgemeinschaft Information
• InfonetzBayern e.V
• AG Infobroker • Komitee Praxis der Inhouse Informationsvermittlung (KPI) • Kommission Wirtschaftlichkeit der Information und Dokumentation (KWID)
• Infotreff Ruhrgebiet
• Online Benutzergruppen in der D G I (OLBG)
• MAID, M ü n c h n e r Arbeitskreis für Information und Dokumentation
Auf regionaler Ebene organisieren mit der D G I verbundene Arbeitskreise den Erfahrungsaustausch und Fortbildungsveranstaltungen:
Auf internationaler Ebene arbeitet die D G I eng mit ihren Schwesterverbänden in Osterreich und in der Schweiz zusammen:
• ADI, Arbeitskreis Dresdner Informationsvermittler e. V.
• O G D I , Osterreichische Gesellschaft f ü r Dokumentation & Information
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Marlies Ockenfeld
c/o Wirtschaftsunivcrsität Wien, Augassc 9, 1090 Wien, Ö S T E R R E I C H Telefon: + 4 3 1 31336-5107, Fax: + 4 3 1 31336905107, E-Mail: [email protected], http://www.oegdi.at • SVD, Schweizerische Vereinigung für Dokumentation Schmidgasse 4, 6301 Zug, S C H W E I Z , Telefon: + 4 1 41726450-5, Fax: + 4 1 41726450-9 E-Mail: [email protected], http:// www.svd-asd.org Ferner verfolgt sie als Mitglied von ECLA (The European Council of Information Associations) gemeinsame Projekte mit acht weiteren dort zusammen geschlossenen europäischen Informationsverbänden: • A B D - B V D , Association Beige de Documentation Chaussee de Wavre 1683, 1160 Bruxelles, B E L G I E N , Telefon: + 3 2 26755862 Fax: + 3 2 26727446, E-Mail: [email protected], http://www.abd-bvd.be
• S E D I C , Sociedad cspanola de documcntacion cientifica c/Santa Engracia 17-3°, 28010 Madrid, S P A N I E N , Telefon: + 3 4 915934-059 Fax: + 34 915934-128, E-Mail: [email protected], http://www.sedic.es • T L S , The Swedish Association for Information Specialists Grev Turegatan 14, P O Box 55580, 102 04 Stockholm, S C H W E D E N Telefon: + 4 6 8678 2320, Fax: + 4 6 8678 2301 E-Mail: [email protected], http://www.tls.se • Tietopalveluseura, The Finnish Society for Information Services Harakantie 2, 02600 Espoo, F I N N L A N D , Telefon: + 3 5 8951 8138, Fax: + 3 5 8951 8167, E-Mail: [email protected], http:// www.tietopalveluseura.fi/index-eng.htm
A 4.2
Fachlich ausgerichtete Vereinigungen und Verbände in Deutschland
• A D B S , Association des professioneis de l'information et de la documentation 25, rue Claude Tillier, 75012 Paris, F R A N K R E I C H , Telefon: + 3 3 1 43 72 25 25, Fax: + 3 3 143723041, E-Mail: [email protected], http:// www.adbs.fr
• AK D O K , Arbeitskreis Dokumentation c/o Prof Dr. Claus O. Köhler (Vorsitzender), Grünlingweg 1, 69168 Wiesloch-Frauenweiler, Telefon/Fax: 06222 537 20 E-Mail: [email protected]
• AIDA, Associazione Italiana per la Documentazione Avanzata c/o C A S P U R , via dei Tizii 6 B, 00185 Roma, ITALIEN, Telefon: + 3 9 649913845 Fax: + 3 9 649913837, E-Mail: [email protected], http://www.aidaweb.it/ingaida.html
• AKEP Arbeitskreis Elektronisches Publizieren des Verlegerausschusses des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Großer Hirschgraben 17-21, 60311 Frankfurt am Main, Telefon: 069 1306-517 Fax: 069 1306-399, E-Mail: [email protected], http://www.akep.de
• Aslib IMI, The Association for Information Management Temple Chambers, 3-7 Temple Ave, London EC4Y0HP, G R O S S B R I T A N N I E N , Telefon: + 4 4 207583 8900, Fax: + 4 4 207583 8401 E-Mail: [email protected], http:// www.aslib.com • I N C I T E , Associagäo Portuguesa para ο Desenvolvimento da Informagäo Cientifica e Tecnica, Edificio Ο - I N E T I Sala 2.40, Estrada do Ρ3ςο do Lumiar, 22, 1649 - 038 Lisboa, P O R T U G A L Telefon: + 3 5 121 7156091, Fax: + 3 5 121 7156091, E-Mail: [email protected], http:// www.terravista.pt/Ancora/7170
• AspB, Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken c/o Forschungszentrum Jülich G m b H , Zentralbibliothek, 52425 Jülich, Telefon: 02461 612907, Fax: 02461 616103, E-Mail: [email protected], http://www.aspb.de • BIB - Berufsverband Information Bibliothek e.V Gartenstraße 18, 72764 Reutlingen, Telefon: 07121 3491-0, Fax: 07121 300433, E-Mail: [email protected], http://www.bib-info.de • Bibliothek & Information International c/o Staats- und Universitätsbibliothek H a m burg Carl von Ossietzky, Von Melle Park 3,
A 4 Nationale u n d internationale Institutionen
20146 Hamburg, Telefon: 040 42838-5696, Fax: 040 42838-3352, E-Mail: [email protected], http://www.bi-international.de • BMVI, Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V Postfach 10 13 08, 69003 Heidelberg Telefon/Fax: 06224 950855, E-Mail: [email protected], http:/ /www.bvmi.de • D I N Deutsches Institut f ü r N o r m u n g e. V, Normenausschuss Bibliotheks- und D o k u mentationswesen ( N A B D ) Dr.-Ing. Winfried Hennig, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, Telefon: 030 2601-2305, Fax: + 4 9 42784, E-Mail: [email protected], http://www.nabd.din.de • D V M D , Deutscher Verband Medizinischer Dokumentare e. V. Postfach 10 01 29, 68001 Mannheim, Telefon: 06205 102604, E-Mail: [email protected], http:/ /www.dvmd.de • GAFLID, Gesellschaft der Absolventinnen und Freundinnen des LID und des IID e.V. c/o Michael Rother, A m Pferchelhang 21, 69118 Heidelberg-Ziegelhausen Fax: 06221 892834, E-Mail: [email protected], http://www.gaflid.de • GBDL, Gesellschaft f ü r Bibliothekswesen und Dokumentation des Landbaues in der AspB c/o Forschungszentrum Jülich G m b H , Zentralbibliothek, 52425 Jülich, Telefon: 02461 612907, Fax: 02461 616103, E-Mail: [email protected] http://hal.weihenstephan.de/gbdl • GfKl, Gesellschaft f ü r Klassifikation e.V. c/o Prof. Dr. Otto Opitz (Vorsitzender), Lehrstuhl f ü r Mathematische M e t h o d e n der Wirtschaftswissenschaften, Universität Augsburg, 86135 Augsburg, Telefon: 0821 598-4150, Fax: 0821 598-4226, E-Mail: [email protected], http://www.gfkl.de • gGFFD, gemeinnützige Gesellschaft für Fortbildung, Forschung und Dokumentation Potsdam m b H Am N e u e n Markt 8, 14467 Potsdam, Telefon: 0331 29835-0, Fax: 0331 29835-99, E-Mail: [email protected], http://www.ggffd.de • G M D S , Deutsche Gesellschaft f ü r Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V.
57
Schcdestraße 9, 53115 Bonn, Telefon: 0228 2422224, Fax: 0228 3682647, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.gmds.de • Gl, Gesellschaft f ü r Informatik, Fachgruppe Information Retrieval c/o Prof Dr. Christa Womser-Hacker, Universität Hildesheim, Angewandte Informationswissenschaft, Marienburger Platz 22, 31141 Hildesheim, Telefon: 05121 883-833, Fax: 05121 883-802, E-Mail: [email protected], http://www.fg-ir.de • GIL, Gesellschaft f ü r Informatik in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft A m Tierpark 66, 10319 Berlin, Telefon/Fax: 030 51069877, E-Mail: [email protected], http://www.agrarinformatik.de • HI, Hochschulverband Informationswissenschaft e.V. Prof. Dr. Rainer Kuhlen (Vorsitzender), Universität Konstanz, 78457 Konstanz, Telefon: 07531 88-2879, Fax: 07531 88-2048 E-Mail: [email protected], http:/ /is.uni-sb.de/quellen/verbaende/hi • IK, Informations- und Kommunikationsring der Finanzdicnstleister e. V Stegstraße 79, 60594 Frankfurt am Main, Tclcfon/Fax: 069 615266, E-Mail: [email protected], http://www.ikinfo.de • ISKO, International Society for Knowledge Organization, Deutsche Sektion e.V Peter Ohly, Informationszentrum Sozialwissenschaftcn, Lennestraße 30, 53113 Bonn, Telefon: 0228 2281-142, Fax: 0228 2281-121, E-Mail: [email protected], http:// www.bonn.iz-soz.de/wiss-org/ • Fachgruppe Dokumentation beim Deutschen M u s e u m s b u n d (DMB) Monika Hagcdorn-Saupc, Institut f ü r M u s e umskunde, In der Halde 1, 14195 Berlin, Telefon: 030 8301460, Fax: 030 8301504 E-Mail: [email protected], http://www.museumsbund.de/fgdoku/ dmbfgdoku.html • KIBA, Konferenz der Informatorischen und Bibliothekarischen Ausbildungseinrichtungen, Sektion 7 im DBV c/o Prof. Dr. Hans-Christoph H o b o h m ,
58
Marlies Ockenfeld
Fachhochschulc Potsdam, Fachbcrcich Informationswissenschaften, Friedrich-EbertStraße. 4, 14406 Potsdam, Telefon: 0331 5801514, Fax: 0331 580-1599, E-Mail: [email protected], http:// www.bdbibl.de/html/sektionen.html • PAID, Pharma Arbeitskreis Information & Dokumentation Weismüllerstraße 45, 60314 Frankfurt am Main, Telefon: 069 4001-2522 Fax: 069 4001-1244, E-Mail: [email protected], http:// www.paid.de • tekom, Gesellschaft für technische K o m m u n i kation e.V Eberhardtstraße 69-71, 70173 Stuttgart, Telefon: 0711 65704-0, Fax: 0711 65704-99 E-Mail: [email protected], http://www.tekom.de • V O I Verband Organisations- und Informationssysteme e.V Postfach 180160, 53031 Bonn Telefon: 0228 9082090, Fax: 0228 9082091 E-Mail: [email protected], http://www.voi.de
A 4.3
Außereuropäische und internationale Institutionen und Verbände
• ALISE, Association for Library and Information Science Education 1009 C o m m e r c e Park Drive, Suite 150, P O Box 4219, Oak Ridge, T N 37839 USA, Telefon: + 0 1 865 425 0155 Fax: + 0 1 865 481 0390, E-Mail: [email protected], http://www.alise.org • ASIS&T, American Society for Information Science and Technology 1320 Fenwick Lane, Suite 510, Silver Spring, Maryland 20910, USA, Telefon: + 0 1 301-495-0900, Fax: + 0 1 301-495-0810 E-Mail: [email protected], http://www.asis.org • E U C L I D , European Association for Library & Information Education and Research c/o Hogskolen i Oslo, Avd. for journalistikk, bibliotek-og informasjonsfag, Bibliotek-og informasjonsstudiene, Prof. Ragnar Audunson, Pilestredet 52, 0617 Oslo, N O R W E G E N , Telefon: 0047 22452600, Fax.: 0047 22452605, E-Mail: [email protected], http:// wwwjbi.hio.no/bibin/euclid/index.html
• E U S I D I C Sekretariat c/o FIZ Karlsruhe, 76344, EggensteinLeopoldshafen, Telefon: 07247 808403, Fax: 07247 808114, E-Mail: [email protected], http://www.eusidic.org • EBLIDA, European Bureau of Library, Information and Documentation Associations Grote Marjtstraat 43, 2511 B H D e n Haag, N I E D E R L A N D E , Telefon: + 3 1 70 3090551, Fax: + 3 1 70 3090558, E-Mail: [email protected], http:// www.eblida.org • ICSTI, International Council for Scientific and Technical Information 51 boulevard de Montmorency, 75016 Paris, F R A N K R E I C H , Telefon : + 3 3 1 45256592, Fax : + 3 3 1 42151262, E-Mail: [email protected], http://www.icsti.org
A 4.4
Politische Institutionen und Fördereinrichtungen
• Bundesministerium f ü r Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) Rochusstraße 1, 53123 Bonn. Zuständig f ü r die Fachaufsicht über das D I M D I Deutsches Institut f ü r Medizinische D o k u m e n t a tion und Information ist einerseits die Projektgruppe (PG 1) des B M G S im Hinblick auf Telematik im Gesundheitswesen und andererseits das Referat 216 (Wirtschaftliche Fragen der Krankenhäuser) hinsichtlich der Weiterentwicklung der Klassifikation und damit f ü r die medizinischen Inhalte. • Bundesministerium f ü r Bildung und Forschung (BMBF), Abteilung 5 Information und Kommunikation, N e u e Technologien M i n D i r Dr. Peter Krause, Heinemannstraße 2, 53175 Bonn, Telefon: 01888 57-3333 Fax: 01888 57-83333, E-Mail: [email protected], http:// www.bmbf.de • Bundesministerium f ü r Wirtschaft und Arbeit (BMWA), Abteilung VI Technologie- und Innovationspolitik; N e u e Bundesländer, Unterabteilung VT Β Informationsgesellschaft, Medienrecht, Referat VI Β 4 Informationswirtschaft; IT-Anwendungen; elektronische Medien
A 4 Nationale u n d internationale Institutionen
Ministerialrat Dr. Rolf Hochrcitcr, Scharnhorststraße 34 - 37, 10115 Berlin, Telefon: 030 2014-6230, Fax: 030 2014-7041, E-Mail: [email protected], http:// www.bmwa.bund.de • DLR Projektträger N e u e Medien in der Bildung + Fachinformation Dolivostraße 15, 64293 Darmstadt, Telefon: 06151 869-728, Fax: 06151 869-740, E-Mail: [email protected], http://www.pt-dlr.de/PT-DLR/ nmbf • Deutsche Forschungsgemeinschaft Kennedyallee 40, 53175 Bonn, Telefon: 0228 8852358, Fax: 0228 8852272, E-Mail: [email protected]. http://www.dfg.de/lis • Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Generaldirektion Informationsgesellschaft, Direktion E: Interfaces, Wissens- und Inhaltstechnologien. Anwendungen. Informationsmarkt Rue Robert Stumper, 2557 Luxembourg, L U X E M B O U R G , Telefon: + 3 5 2 4301 32123, Fax: + 3 5 2441012 22-48, E-Mail: [email protected], http://europa.eu.int/ information_society/index_de.htm
A 4.5
Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Deutschland (Auswahl)
• G B l - the content machine Freischützstraße 96, 81927 M ü n c h e n Telefon: 089 9928790, Fax: 089 99287999 E-Mail: [email protected], http://www.gbi.de • G E N I O S Wirtschaftsdatenbanken Eschersheimer Landstraße 50-54, 60322 Frankfurt am Main, Telefon: 069 2424-4610 Fax: 069 2424-4646 E-Mail: [email protected], http://www.genios.de • D I M D I Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation Waisenhausgasse 36-38 a, 50676 Köln Telefon: 0221 47241, Fax: 0221 4724444 E-Mail: [email protected], http:// www.dimdi.de • D I T R Deutsches Informationszentrum für technische Regeln im D I N Deutsches Institut
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für N o r m u n g c.V Burggrafenstrasse 6, 10787 Berlin, Telefon: 0190 002600, Telefax: 030 2628125, E-Mail: [email protected], http://www.ditr.din.de • D P M A , Deutsches Patent- und Markenamt Zweibrückenstraße 12, 80331 M ü n c h e n , Telefon: 089 2195-0, Fax: 089 2195-2221, E Mail: [email protected], https://dpinfo.dpma.de • Fachinformationssystem (FIS) Bildung, Koordinierungsstelle im Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Schloßstrasse 29, 60486 Frankfurt am Main, Telefon: 069 24708-331, Fax: 069 24708-328, E-Mail: [email protected], http://www.fisbildung.de • FIZ Chemie Berlin Franklinstraße 11, 10587 Berlin, Telefon: 030 399770, Fax: 030 39977134, E-Mail: [email protected], http://www.fiz-chemie.de • FIZ Karlsruhe Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen, Telefon: 07247 808555, Fax: 07247 808131, E-Mail: [email protected], http://www.fizkarlsruhe.de • FIZ Technik e.V. Ostbahnhofstraße 13, 60314 Frankfurt am Main, Telefon: 069 4308227, Fax: 069 4308215, E-Mail: [email protected], http://www.fiz-technik.de • HWWA, Hamburgisches Welt-WirtschaftsArchiv, Informationsdienstleistungen N e u e r Jungfernstieg 21, 20347 Hamburg, Telefon: 040 42834-256, Fax: 040 42834-360, E-Mail: [email protected], http:// www.hwwa.de • IRB, Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart, Telefon: 0711 970-2500, Fax: 0711 970-2507, E-Mail: [email protected], http:// www.irb.fraunhofer.de • Informationszentrum für Informationswissenschaft und -praxis Fachhochschule Potsdam, Friedrich-EbertStraße 4, 14406 Potsdam Telefon: 0331 580-2210, Fax: 0331 580-2229 E-Mail: [email protected], http://www.fhpotsdam.de/~BiB/neu/iz/l/iz.htm
60
• I n f o r m a t i o n s z e n t r u m Sozialwisscnschaftcn Lennestraße 30, 53113 Bonn, Telefon: 0228 2281-0, Fax: 0228 2281-121, E-Mail: [email protected], http://www.gesis.org/iz • juris G m b H Gutenbergstraße 23, 66117 Saarbrücken, Telefon: 0681 5866-0, Fax: 0681 5866-274 E-Mail: [email protected], h t t p : / / w w w j u r i s . d e • LexisNexis(r) D e u t s c h l a n d G m b H Feldstiege 100, 48161 M ü n s t e r Telefon 02533 9300-0, Fax: 02533 9300-50 E-Mail: [email protected], http:// www.lexisnexis.de • Umweltbundesamt, Information und D o k u mentation
Marlies Ockenfeld
Bismarckplatz 1, 14193 Berlin Telefon:030 8903-2756, Fax: 030 8903-2285 E-Mail: [email protected], http:// www.umweltbundesamt.de/uba-datenbanken/ d-db-uba.htm • Zentralstelle f ü r A g r a r d o k u m e n t a t i o n u n d Information ( Z A D I ) Villichgasse 17, 53177 B o n n Telefon: 0228 9548-0, Fax: 0228 9548-111 E-Mail: [email protected], http://www.zadi.de • Z e n t r u m f ü r Psychologische I n f o r m a t i o n u n d Dokumentation (ZPID) Universität Trier, 54286 Trier Telefon: 0651 201-2877, Fax: 0651 201-2071 E-Mail: i n f o @ z p i d . d e , http://www.zpid.de
A
5
Informationsethik Rainer K u h l e n
A 5.1
Informationsethik, Cyberethik, Computerethik
I n f o r m a t i o n s e t h i k ist E t h i k v o n u n d f ü r M e n s c h e n , d e r e n Verhalten u n d Werte sich allerdings i m m e r m e h r in der Infosphere, in d e n I n f o r m a t i o n s Umgebungen (Lit. Ol), e n t w i c k e l n . Diese w i e d e r u m w e r d e n i m m e r m e h r v o n d e m geprägt, was Telemediatisierung aller, a u c h u n d gerade der intellektuellen L e b e n s w e l t e n g e n a n n t w e r d e n k a n n , also d i e D u r c h d r i n g u n g dieser L e b e n s w e l t e n m i t I n f o r m a tions-, K o m m u n i k a t i o n s - , u n d M u l t i - / H y p e r m e dia-Technologien. D a h e r k a n n in e i n e m ersten Z u g r i f f I n f o r m a t i o n s ethik b e s t i m m t w e r d e n als ein o f f e n e s E n s e m b l e v o n Aussagen ü b e r normatives Verhalten gegenüber W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n , das sich in f o r t s c h r e i t e n d telemediatisierten L e b e n s w e l t e n u n d in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t d e n in bisherigen L e b e n s w e l ten gültigen W e r t e n u n d n o r m a t i v e n Verhalten e n t wickelt. Die Abhängigkeit v o n d e m Telemediatisierungsprozess k ö n n t e d a z u verleiten, I n f o r m a t i o n s e t h i k m i t Computerethik (Lit. 02, Lit. 03) o d e r Netzethik (Lit. 04) g l e i c h z u s e t z e n . N i c h t alles, was a m T h e m a Computer ethisch relevant sein k ö n n t e , sollte die I n f o r m a t i o n s e t h i k f ü r sich r e k l a m i e r e n - so w i e die I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t j a auch e i n e n spezifischer e n Begriff v o n I n f o r m a t i o n hat als die I n f o r m a t i k (vgl. Kap. A 1). I n f o r m a t i o n s e t h i k ist E t h i k in e l e k t r o n i s c h e n R ä u m e n . D a s klingt spektakulär, ist aber d o c h keine C y b e r e t h i k (Lit. 05, Lit. 06), k e i n e E t h i k v o n epers(ons) (electronic personas), d u r c h die in der v i r t u ellen Realität z.B. R e c h t e u n d P f l i c h t e n v o n intelligenten I n f o r m a t i o n s a s s i s t e n t e n ( C y b o r g s , Bots, A g e n t e n ) (Lit. 07, Lit. 08) geregelt w e r d e n k ö n n ten. Solche R e c h t e v o n epers, wie z.B. „epers' rights include those o f privacy, a u t o n o m y and a n o n y m i t y " w u r d e n u n d w e r d e n d u r c h a u s f o r m u l i e r t , so in e i n e r A C M - K o n f e r e n z z u m T h e m a Ethics in the Computer Age v o n 1995 (Lit. 09). R e f e r e n z i e r t w e r d e n k o n n t e diese C y b e r - / E p e r - E t h i k auf die drei A s i m o v s c h e n G e s e t z e f ü r R o b o t e r , die sich aber letztlich, anders als die C y b o r g s and anders als die den M e n s c h e n ablösenden Maschinen von Hans M o r a v e c (Lit. 10), n o c h n i c h t v o n i h r e n S c h ö p -
fern, den Menschen, emanzipieren durften, sondern, im Sinne der ersten beiden Asimovschen R o b o t e r - G e s e t z e , sich an d e n Interessen der M e n schen a u s z u r i c h t e n hatten. Erst d a n n , w e n n diesen I n t e r e s s e n G e n ü g e geleistet ist, d ü r f t e n die R o b o t e r a u c h an sich d e n k e n u n d R e c h t e u n d Freih e i t e n f ü r sich r e k l a m i e r e n . F ü r M a r t h a M . S m i t h in i h r e m Information-EthicsArtikcl aus d e m 32. B a n d der Annual Review of Information Science and Technology (ARIST) ist I n f o r m a t i o n s e t h i k „ c o n c e r n e d w i t h t h e ethical conflicts and issues that arise in t h e use of i n f o r m a t i o n , i n f o r m a t i o n technologies, and i n f o r m a t i o n systems" (Lit. 11, vgl. Lit. 12), u n d zwar will sie dabei vor allem professionelle Aspekte a n g e s p r o c h e n s e h e n , n i c h t Fragen p e r s ö n l i c h e r Ethik. Letztere k ö n n e n w i r hier i m J a h r 2004 n i c h t m e h r so d e u t l i c h ausg r e n z e n , z u m a l die Bereiche professioneller Fachi n f o r m a t i o n u n d informationeller Alltagswcltcn auf d e n P u b l i k u m s m ä r k t e n d u r c h die Telemediatisier u n g , d u r c h die U b i q u i t ä t des I n t e r n e t i n e i n a n d e r übergehen. D e r U n i v c r s a l i s i e r u n g der I n f o r m a t i o n s e t h i k h a b e n a u c h die drei U N E S C O - I N F O e t h i c s - K o n f e r e n z e n ( 1 9 9 7 , 1 9 9 0 u n d 2000) R e c h n u n g getragen, bei d e n e n das E t h o s der I n f o r m a t i o n s s p e z i a l i s t e n n u r a m R a n d e e i n e Rolle spielte. V i e l m e h r spiegelten die I N F O e t h i c s - T h e m e n die e t h i s c h e n ( u n d - i m S i n n e einer auf Aristoteles b e z o g e n e n Trias zugleich die politischen u n d ö k o n o m i s c h e n ) H e r a u s f o r d e r u n g e n der (globalen) I n f o r m a t i o n s g e s e l l schaft w i d e r - die U N E S C O b e v o r z u g t eher d e n Plural u n d Wfeeitsgcscllschaften: H e r a u s f o r d e r u n g e n d e r Digital divide u n d d e r Globalisierung, Universal Access ( Z u g a n g u n d Z u griff auf Wissen u n d I n f o r m a t i o n ) , B e d r o h u n g u n d S i c h e r u n g der Public Domain v o n Wissen u n d I n f o r m a t i o n , R e c h t auf Privatheit, Schutz v o r u n billigen Sicherheitsansprüchen, aber auch Schutz v o n M i s s b r a u c h der Freiheiten i m I n t e r n e t (Kinderpornographie, Diskriminierung, C o m p u t e r kriminalität, Spam,...), S i c h e r u n g u n d M a n i p u lation v o n Vertrauen auf e l e k t r o n i s c h e n M ä r k ten, Kulturelle u n d sprachliche Vielfalt, A m b i valenz der I n t e n s i v i e r u n g d e r intellektuellen Eigentumsrechte.
62
Rainer Kuhlen
Trotz dieser offensichtlichen Transzendierung des
Ethics d e r Society of Professional Journalists:
informationsprofessionellen Verständnis von Ethik
lists s h o u l d b e h o n e s t , fair a n d c o u r a g e o u s in ga-
w o l l e n w i r k n a p p r e k a p i t u l i e r e n , w a s in d e r K o n -
t h e r i n g , r e p o r t i n g a n d i n t e r p r e t i n g i n f o r m a t i o n (Lit.
„Journa-
solidierungsphase des I n f o r m a t i o n s g e b i e t e s ab
16)". D a n n f o l g t e i n e g a n z e Liste v o n „ s h o u l d s " ,
A n f a n g der 80er J a h r e - das I n f o r m a t i o n s g e b i e t
z . B . „Test t h e a c c u r a c y o f i n f o r m a t i o n f r o m all
w u r d e ü b e r die I n f o r m a t i o n s m ä r k t e z u a u t o n o m e n
s o u r c e s . " O d e r d i e A n w e i s u n g d e r Association
B e s t a n d t e i l e n d e r V o l k s w i r t s c h a f t e n - sich als n o r -
Information Management
for
Professionals, w o es u . a. heißt:
matives Selbstverständnis der Disziplin entwickelt
„Support the creation, maintenance, and use of ac-
hat.
curate information and support the development o f i n f o r m a t i o n m a n a g e m e n t s y s t e m s w h i c h place t h e h i g h e s t p r i o r i t y o n a c c u r a c y a n d i n t e g r i t y (Lit.
A 5.2
Informationsethik als Grundlage der Professionalisierung des Informationsgebiets
17)." P r a x i s b e i s t a n d gibt a u c h d i e Association dent Information
of
Indepen-
Professionals in i h r e m Code of Ethical
Professionelle Aspekte der Informationsethik, ver-
Business Practice: „ G i v e clients t h e m o s t c u r r e n t a n d
s t a n d e n als B e r u f s e t h i k d e r I n f o r m a t i o n s p r o f e s s i o -
accurate i n f o r m a t i o n possible w i t h i n t h e b u d g e t a n d
n e l l e n , w u r d e n 1992 z u m e r s t e n M a l in A R I S T v o n
time frames provided by the clients" u n d fordert
T h o m a s F r o e h l i c h b e h a n d e l t (Lit. 13).
Information
z u m E i n h a l t e n e x i s t i e r e n d e n R e c h t s auf: „ R e c o g n i -
ethics w a r e n t s p r e c h e n d als B e g r i f f s c h o n seit e i n i -
ze intellectual p r o p e r t y rights. Respect licensing
g e n J a h r e n in d e r F a c h w e l t e i n g e f ü h r t , s o dass e i n e
a g r e e m e n t s a n d o t h e r c o n t r a c t s . E x p l a i n t o clients
e r s t e B e s t a n d s a u f n a h m e in A R I S T n ö t i g w u r d e .
w h a t their obligations might be with regard to in-
Martha M . Smith macht für den Beginn der Dis-
tellectual p r o p e r t y r i g h t s a n d l i c e n s i n g a g r e e m e n t s
k u s s i o n d a s J a h r 1 9 8 8 aus, in d e m v o n v e r s c h i e d e -
(Lit. 18)."
n e n A u t o r e n (z.B. v o n R o b e r t H a u p t m a n n i m a n g e l s ä c h s i s c h e n B e r e i c h ; Lit. 14), Rafael C a p u r r o i m e u r o p ä i s c h e n , d e u t s c h s p r a c h i g e n B e r e i c h (Lit. 15) G r u n d z ü g e einer professionellen Ethik formuliert wurden. Die pragmatische und philosophische
A u s d e m e n g e r e m F a c h g e b i e t ist n a c h w i e v o r d e r Code of Ethics for Information Society for Information
Scientists d e r
American
Science (Lit. 19) r i c h t u n g s w e i -
send, der zwischen der Verantwortung der Informationswissenschaftler gegenüber einzelnen Per-
ethische
( G r u n d l a g e n - ) D i s k u s s i o n fällt also in d i e P h a s e d e r Professionalisierung des Fachgebietes — i m Ausgang u n d g l e i c h z e i t i g in d e r E m a n z i p a t i o n v o m t r a d i t i o n e l l e n B i b l i o t h e k s w e s e n u n d in d e r A u s r i c h t u n g auf das informationelle M a r k t g e s c h e h e n : Wissen u n d I n f o r m a t i o n e i n e r s e i t s als R e s s o u r c e f ü r m a -
s o n e n (z.B. „ p r o t e c t e a c h i n f o r m a t i o n user's a n d p r o v i d e r ' s r i g h t t o privacy a n d c o n f i d e n t i a l i t y " ) u n d der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft u n t e r s c h e i d e t (z.B. „play active r o l e s in e d u c a t i n g society t o u n d e r s t a n d a n d appreciate t h e i m p o r t a n c e of information p r o m o t i n g equal opportunity for access t o i n f o r m a t i o n " ) .
terielle G ü t e r u n d W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n a n d e -
I n E u r o p a h a b e n d i e Ethical Principles for
rerseits als A u s g a n g f ü r g e n u i n e m a r k t f ä h i g e I n -
and Documentation
formationsprodukte. Welche Konflikte entstehen
for Information
dadurch? Wie k ö n n e n diese Konflikte ethisch ge-
Vorschlägen ebenfalls eine gewisse Leitfunktion,
löst w e r d e n ? W e l c h e s ist d i e R o l l e d e r I n f o r m a t i -
z.B. ü b e r F o r m u l i e r u n g e n w i e : „ I n d i c a t e t o t h e d i -
o n s p r o f e s s i o n e l l e n in d i e s e r z u n e h m e n d k o m m e r -
e n t , in s o f a r as is p o s s i b l e , t h e d e g r e e o f reliability
zialisierten I n f o r m a t i o n s u m w e l t ?
o f each s o u r c e i n c l u d i n g w h e t h e r a n y data u s e d will
V o n so g u t w i e allen m i t I n f o r m a t i o n i m w e i t e r e n Sinne befassten F a c h v e r b ä n d e n liegen
solche
Information
Professionals d e s European
Associations
Council
mit ihren praktischen
c h a n g e w i t h t i m e (Lit. 2 0 ) . " S o l c h e Texte h a b e n d u r c h d i e n o r m a t i v e n H a n d -
Codes of Ethics vor. D o r t w i r d E t h i k bzw. I n f o r m a -
lungsanweisungen wesentlich zur Herausbildung
t i o n s e t h i k in d e r R e g e l n i c h t w e i t e r t h e o r e t i s c h als
eines nötigen b e r u f l i c h e n E t h o s beigetragen. Es
Reflexion auf das faktische normative moralische
entwickeln sich spezifische informationsethische
Verhalten behandelt. Vielmehr w e r d e n meistens
W e r t e , z u n ä c h s t n u r in d e r F a c h w e l t , ü b e r w i e g e n -
direkte H a n d l u n g s a n w e i s u n g e n gegeben, die die
d e r d e r I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l e r , d a n n a b e r a u c h als
M a ß s t ä b e d a f ü r setzen, w a s als p r o f e s s i o n e l l e t h i s c h
P r i n z i p i e n a u f d e n sich in d e r g l e i c h e n Z e i t e n t -
a n g e s e h e n w i r d . B e i s p i e l e h i e r f ü r s i n d d e r Code of
wickelnden kommerziellen Informationsmärkten
A 5 Informationsethik
und auf den frei Information austauschenden Informations- und Kommunikationsforen. Dazu gehören z.B. Werte wie Wahrhaftigkeit, Fachkompetenz, Informativität, Kommunikationsfähigkeit, Verlässlichkeit (reliability), Vertraulichkeit, Vertrauen, Vertrauenswürdigkeit, H a n d l u n g s r e l e v a n z / Pragmatizität im U m g a n g mit bzw. in der Vermittlung und dem Austausch von Information.
A 5.3
Universalisierung der Informationsethik
Lange Zeit waren es also die Informationsprofessionellen (natürlich einschließlich der Informatikprofessionellen, vgl. den A C M Code of Ethics and Professional Conduct, Lit. 21) oder die Ethischen Leitlinien der Gesellschaft f ü r Informatik, Lit. 22), die das Verhalten u n d damit auch das normative Verhalten in diesen elektronischen Räumen bestimmt haben. Ironischerweise melden sich aber zu der gleichen Zeit, in der das weitere Informationsgebict (Bibliotheken, Archive, Dokumentationen und entstehende Informationseinrichtungen) sich auf ihre ethischen Grundlagen und ihren Wertekanon zu besinnen beginnt, die ersten Stimmen, die von einer Post-Professionalisierung sprechen (Lit. 23). Informationsethik verlässt schon im M o m e n t ihrer Entstehung - in erster Linie provoziert durch den umfassenden medialen und technologischen Wandel, durch den alles, was mit Information und Wissen zusammenhängt, in die Gesellschaft allgemein eindringt - den engen R a u m der Fachprofession. Informationsethik hat den Anspruch, das normative F u n d a m e n t von Informationsgesellschaften allgemein, w e n n schon nicht zu errichten, so doch zumindest zu reflektieren. Informationsethik hat somit z u m Gegenstand das normative Verhalten aller Menschen beim U m g a n g mit Wissen und Information: - O b es ethisch unzulässig oder doch konform mit ethischen Prinzipien ist, w e n n über die Anwendung der Peer-to-Peer-Technologie freizügig elektronische Musik- oder Video-Objekte von Millionen laufend und unter Vernachlässigung von reklamierten Rechtsansprüchen ausgetauscht werden (Lit. 24), — ob es ethisch unzulässig oder doch konform mit ethischen Prinzipien ist, wenn der Zugriff zu Informationsobjekten fortschreitend durch technische M a ß n a h m e n wie das Digital Rights Management (Lit. 25, Lit. 26) verknappt wird,
63
— ob es ethisch unzulässig oder doch konform mit ethischen Prinzipien ist, w e n n Staaten beginnen, ihre Sicherheits- und damit Uberwachungsinteressen in der Wertehierarchie als dominant gegenüber klassischen bürgerlichen Rechten wie das Recht auf Privatheit einzuschätzen. All das sind auch und heute vor allem informationsethische Überlegungen. Was ist das Fundament dafür? Rechte und Freiheiten, die auch schon vorher in den menschenrechtlichen Texten formuliert waren, wie Informations- und Meinungsfreiheit in Art. 19 der Universal Declaration of Human Rights der U N von 1948 bzw. in Art. 10 der entsprechenden Convention for the Protection of Human Rights and Fundamental Freedoms von 1950 oder in Art. 5 des Deutschen Grundgesetzes - , erhalten seit Anfang der 80er Jahre im Prozess der Herausbildung von formalen computerabhängigen Ressourcen (z.B. Online-Informationsbanken, F o r m e n elektronischer Kommunikation) und deren breite N u t z u n g über weltweite Netze eine neue politische und vor allem ökonomische Dimension. Damit wird auch zugleich fraglich, ob die ethische Referenz auf diese großen Texte der Menschheit, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg formuliert wurden, im Informationszeitalter noch ausreichend ist. U m den Zugriff zu den Ressourcen der Information, u m M i t b e s t i m m u n g bei den Inhalten, u m kulturelle Vielfalt bei der Entwicklung von lokalen u n d regionalen Informationsgesellschaften, u m persönliche, nicht mehr allein an die professionellen Medien delegierte Teilhabe an Kommunikationsprozessen - und dies alles z u n e h m e n d im globalen Maßstab - wird seit Mitte der 80er und dann noch einmal verschärft durch die Entwicklung des Internet Mitte der 90er Jahre weltweit gestritten. Der Streit, die Konflikte bei divergierenden Interessen sind Ausgang und Gegenstand informationsethischer Diskurse, in der H o f f n u n g , diese Konflikte, wenn schon nicht auflösen, so doch durch Diskurse transparent machen zu können. Global ausgetragen w u r d e n diese Prozesse u n d Konflikte im Z e n t r u m der außerordentlich kontrovers geführten Diskussion u m eine neue Weltinformations- und Kommunikationsordnung (NWIKO) noch zu Zeiten des Blockdenkens und der Blockrealität (um die Mitte der 80er Jahre), in zum Teil erbitterten Kämpfen zwischen den sich gerade von der Kolonialphase befreiten Entwicklungsländern, die meistens von den kommunistischen Staaten unterstützt wurden, und den u m ihre
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Rainer Kuhlen
Besitzstände besorgten demokratischen Staaten des Westens und N o r d e n s (Lit. 27, Lit. 28, Lit. 29). Dieser Streit hatte natürlich in erster Linie ökonomische Ursachen - Wer dominiert die entstehenden globalen Informations- und Medienmärkte? Wie wehrt man sich gegen einen neuen Informationskolonialismus? - , aber er machte auch die Problematik der Beharrens auf einen weltweiten Wertekonsens beim U m g a n g mit Wissen und Information aus, der vermutlich nicht m e h r mit Rekurs auf die klassischen westlichen Ethiken der Piaton, Aristoteles, T h o m a s von Aquin, Locke, Kant, H e gel, Nietzsche oder Rawls zu erzielen ist. Informationsethik, schon im M o m e n t des Entstehens Mitte, Ende der 80er Jahre, ist nur noch in der globalen Perspektive und unter Anerkennung der kulturellen Vielfalt denkbar. Z u welchen Problemen die Wertediskussion im globalen Kontext führen kann, belegt die folgende Stellungnahme aus dem Jahr 1983 in der heißen Phase des NWIKO-Streits (ähnliche Argumente tauchen aber auch heute in der Auseinandersetzung u m die gegenwärtige Welto r d n u n g im Z u s a m m e n h a n g des Weltgipfels WSIS wieder auf):
Weltkrieg, zweifellos auf den christlichcn-jüdischcn Traditionen und dem Menschenbild der durch die Aufklärung ethisch fundierten bürgerlichen Gesellschaft beruhte. O b der damit verbundene Wertekanon, einschließlich der Prinzipien der Marktwirtschaft und der demokratischen Politikformen, global, ohne Alternative von allen akzeptiert werden wird, wie es z.B. Francis Fukuyama prognostiziert und postuliert (Lit. 32), muss die Geschichte zeigen.
"...like truth, neutrality and objectivity, freedom was not a permanent, immutable quality which could be defined for all times. It was neither the heritage nor the monopoly of any people or any block. It had neither the same meaning nor the same content in Western and Eastern Europe, in Asia and in Oceania, in N o r t h Africa and south of the Sahara, in N o r t h and South America. ... from a philosophical point of view, freedom was only a recognized need. According to Western tradition, the freedom of an individual ended where the freedom of another began. In the African tradition, the freedom of an individual was contingent on that of his neighbour. Freedom was not purely individual and personal. M a n could not realize his full potential as a man without social involvement, without becoming part of the community. Moreover, freedom was inseparable f r o m responsibility. Freedom without responsibility led to abuse of freedom, anarchy and chaos. It was the antithesis of all established and freely accepted order an all life in society (Lit. 31, S. 186)."
Mit den neuen Rechten sind vor allem das right to communicate oder allgemeiner die Kommunikationsrechte angesprochen, die schon im Z e n t r u m des erwähnten NWIKO-Streits standen und heute in der WSIS-Auseinandersetzung wieder in h o h e m Maße konfliktär eingeschätzt w u r d e n und wohl auch noch weiter zu interessengeleiteten und informationsethisch begründeten Auseinandersetzungen f ü h r e n werden (Lit. 29). Zwar bestreitet niemand das genuin menschliche Bedürfnis nach Kommunikation. Menschen können nicht nicht kommunizieren, aber von (großen Teilen aus) Politik, Wirtschaft und den Medien wird mit Vehemenz bestritten, dass Kommunikationsrechte als Menschenrechte faktisch kodifiziert werden sollen, wie es aus weiten Teilen der Zivilgesellschaft (Lit. 33, Lit. 34) gefordert wird. Z u bedrohlich scheinen freigesetzte u n d menschenrechtlich gesicherte Kommunikationsrechte eines jeden f ü r etablierte Strukturen zu sein.
Trotzdem — w e n n überhaupt etwas, dann ist es das Ensemble der Menschenrechte, das heute den universalen Anspruch erheben kann, der ethische Konsens der Weltgemeinschaft zu sein, w e n n auch dieser, zur Zeit der Entstehung nach dem Zweiten
Z u den spannendsten Problemen der Informationsethik gehört jedenfalls heute, wie die Universalität der Menschenrechte mit der Forderung nach kultureller und informationeller Unabhängigkeit der verschiedenen Regionen der Welt kompatibel zu machen ist. Ebenfalls, ob der bisherige Wertekanon ausreicht und nur interpretierend an die jetzigen Gegebenheit angepasst werden muss oder ob sich in den U m g e b u n g e n der elektronischen Räum e nicht doch neue Rechte und Freiheiten entwickeln bzw. frühere, wie z.B. das Recht auf Privatheit, in ihren universalen Ansprüchen zurückg e n o m m e n werden müssen.
Kommunikation hat im Kontext der elektronischen Räume des Internet durchaus andere Dimension angenommen, als es in dem traditionellen Kommunikationsverständnis, sei es der Sozialwissenschaft (Jw-to^/äce-Kommunikation), der Informatik und Nachrichtentheorie (technische N e t z k o m munikation) oder der Kommunikationswissenschaft (Medienkommunikation) der Fall gewesen
A 5 Informationsethik
ist und vor allem eine andere Dimension gegenüber den bisherigen Informationsfreiheiten, die sich auf Meinungsfreiheit, Rezipientenfreiheit, auf den Zugang zur Information und auf Verteilungsfreiheit bezogen haben (entsprechend der Formulierung aus Art. 19 der Menschenrechte: „seek, receive and impart information and ideas"). Vor allem der technologisch/medial bedingte Wechsel vom Distributions- zum Interaktions- und Kommunikationsparadigma macht neue Formen der Bildung von Öffentlichkeit und in Ergänzung zu den traditionellen Medien, neue Formen kooperativer Partizipation in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt, neue Formen deliberativer, also transparenter, offener und partizipativer Demokratie, aber auch kollaborativer Erarbeitung von Wissen und Information und dessen Verteilung in der Wissenschaft, aber auch bei der Publikumsinformation, z.B. von M u s i k oder Kunst allgemein, möglich. Mit diesen neuen, die bisherigen Organisations· und Geschäftsmodelle des Umgangs mit Wissen und Information sprengenden Formen entstehen neue normative Verhaltensmuster und damit auch neue Ansprüche auf neue Rechte und neue Freiheiten. Entsprechend scheint eine konstruktive Erweiterung der Menschenrechte, nicht nur ein interpretierender Stillstand, zu den zukünftigen Aufgaben der Informationsethik zu gehören.
A 5.4
Informationsethik - Formen des Umgangs mit Wissen und Information in elektronischen Räumen
Informationsethik ist Ethik in elektronischen Räumen, keine Ethik, die aus Religion, Metaphysik oder Naturrecht abzuleiten wäre. Die U m g e b u n gen, in denen wir leben, bestimmen, wie wir uns verhalten. U n d das sind mehr und mehr die elektronischen Räume. Natürlich leben wir nicht wie in vielen Darstellungen der Science Fiction als virtuelle Körper in real elektronischen Räumen, wie Case in der Matrix des Neuromancer von Gibson, aber doch vor dem Bildschirm - emotional und intellektuell damit beschäftigt, Information aufzunehmen, Wissen zu erwerben, sich zu unterhalten, zu bilden, mit anderen zu kommunizieren, Handel zu treiben, einzukaufen oder einfach nur die Zeit tot zu schlagen. Systematisieren wir die Konsequenzen dieser Aussage (ausführlicher in Lit. 35): Das Internet ist der
65
Raum, das Ensemble der intellektuellen Lcbcnswelten, in dem neue Umgangsformen, neue Normen - eine neue, noch unsichere und noch unentschiedene Moral entstehen. Die aus analogen Wissenswcltcn stammenden Normen und ethischen Grundlagen bleiben sicherlich weiterhin einflussreich, leben wir doch nach wie vor auch in den normalen, realen Lebenswelten. Aber dass die mediale Grundlage für Informationsethik eine andere ist als für eine Ethik, die an die Bedingungen der Industrialisierung und der bürgerlichen Gesellschaft geknüpft war, ist sicher. Es hat einiges an Plausibilität für sich, dass dadurch andere Aussagen zum Wertesystem und zum normativen Verhalten in telemediatisierten Lebenswclten zu erwarten sind. Unverkennbar, dass sich über die weiterhin bestehenden Lebenswelten und über das in ihnen bestehende Ethos neue globale elektronische Lebenswelten mit neuen Verhaltensformen stülpen, die von den in diesen Welten/Räumen agierenden Menschen geteilt werden. Es sollten sich dabei schrittweise, vergleichbar dem in der bürgerlichen Gesellschaft geschehenen Prozess bis hin zum Konsens der Menschenrechte, neue Ausprägungen von Werten und normativen Verhaltensformen entwikkeln. Wie könnte das auch anders sein, wenn wir Ethik nicht mehr auf ewiggültige und kulturunabhängige Prinzipien gründen können, die dann nur auf Informationsethik anzuwenden wären? Normen und ethische Prinzipien entwickeln sich im Interessenausgleich, häufig gerade durch die Widersprüche und die Konflikte, die dadurch entstehen, das normatives Verhalten, das sich aus anderen medialen Kontexten entwickelt hat, einfach übertragen wird auf normatives Verhalten, das sich in elektronischen Umgebungen beginnt zu entwikkeln. Die dadurch entstehenden Konflikte sind Gegenstand ethischer Diskurse, an denen die verschiedenen, anWissens-/Informations-Produktion, -Aufbereitung, -Verteilung und -Nutzung sowie deren Steuerung betroffenen Akteure und Interessenten teilnehmen sollen. N u r über sie können sich aus oft noch vagen und widersprüchlichen Verhaltensformen neue Normen und Prinzipien, neues normatives Verhalten, eine neue Moral des Umgangs mit Wissen und Information entwickeln.
A 5.5
Informationsethische Diskurse
Informationsethik wird im Diskursansatz verstanden werden als praktizierte Aufklärung. Das Instrument für Aufklärung ist der informationsethische
66
Diskurs. D e r Bedarf nach informationscthischcn Diskursen entsteht, w e n n bei wichtigen Fragen des U m g a n g s mit Wissen u n d I n f o r m a t i o n divergier e n d e Interessen aufeinander prallen u n d u n t e r schiedliche Z i e l e m i t e i n a n d e r k o n f l i g i e r e n u n d w e n n die Interessen u n d Ziele d u r c h jeweils f ü r sich durchaus plausibel a n m u t e n d e A r g u m e n t a t i o nen d u r c h a u s auch moralischer Art gerechtfertigt zu sein scheinen. Diskurse b e r u h e n auf der nicht weiter hinterfragbaren A n n a h m e , dass diese rational ablaufen. D i e se setzt voraus, dass Interessen in den Diskurs n u r eingebracht u n d anerkannt w e r d e n , w e n n sie sich argumentativ b e g r ü n d e n können. Weiterhin b e d e u tet Rationalität im Diskurs, d a s s j e d e m Teilnehmer die gleichen Rechte u n d damit die gleiche G e w i c h t u n g im a r g u m e n t a t i v e n Austausch zugestanden w e r d e n , u n d schließlich bedeutet Rationalität im Diskurs, dass E n t s c h e i d u n g e n n u r z u g u n s t e n des besten A r g u m e n t s oder der besten A r g u m e n t a t i onskette getroffen w e r d e n d ü r f e n . I n f o r m a t i o n s ethische Diskurse dienen auch dazu, ethische F u n k t i o n a l i s i e r u n g u n d I n s t r u m e n t a l i s i e r u n g auf zu decken, also den Missbrauch moralischer u n d ethischer A r g u m e n t e f ü r Partikularinteressen. Informationsethische Diskurse können entsprec h e n d wie folgt ablaufen: - Identifikation der an der speziellen informationsethischen Fragestellung beteiligten Akteure oder Gruppierungen. - Offenlegen der unterschiedlichen Interessen u n d Ziele; da diese Interessen u n d Ziele d u r c h a u s nicht i m m e r eindeutig sind, auch nicht i n n e r halb einer ansonsten h o m o g e n e n G r u p p e , kann es sinnvoll sein, dabei Interessen- u n d Zielhierarchien oder -Vernetzungen anzuzeigen.
Rainer Kuhlen
durchaus unterschiedlich f u n d i e r t e cthischc Beg r ü n d u n g e n geben kann, entsprechend der Vielfalt der ethischen Theorieabsätze, kann es dabei auch d u r c h a u s zu W i d e r s p r ü c h e n k o m m e n . - D e r Versuch - u n d hier kann m a n darüber streiten, ob das n o c h zur Informationsethik gehört, w e n n sie d a m i t in Praxis e i n z u g r e i f e n u n t e r n i m m t - d u r c h Rekurs auf ethische Prinzipien Vorschläge zur Lösung der Widersprüche bei den Interessen u n d Zielen u n d d e n F o r m e n der n o r mativen B e g r ü n d u n g vorzulegen, u m ausbalancierte E n t s c h e i d u n g e n u n d H a n d l u n g e n erreichen zu k ö n n e n . Dass reale A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n normalerweise nicht nach Prinzipien informationsethischer Diskurse ablaufen, weiß ein jeder. Interessen w e r d e n nicht oder n u r teilweise offengelegt bzw. andere als wirklich verfolgte w e r d e n deklariert. N o r m a t i v e Verhaltensweisen o d e r W e r t e p r i o r i t ä t e n w e r d e n nicht im Diskurs zur Disposition gegenüber Arg u m e n t e n a n d e r e r gestellt, s o n d e r n bleiben i m Diskurs gesetzt. W i d e r s p r ü c h e w e r d e n nicht ausgehandelt, s o n d e r n ü b e r M a c h t p o s i t i o n e n entschieden. All das sind keine A r g u m e n t e gegen die G ü l tigkeit informationsethischer Diskurse, genauso wie P r i n z i p i e n der Inklusivität, G e r e c h t i g k e i t o d e r Nachhaltigkeit nicht außer Kraft gesetzt w e r d e n , w e n n die Realität diesen P r i n z i p i e n n i c h t e n t spricht, w e n n also einzelne M e n s c h e n oder Regier u n g e n v o n Staaten sich so verhalten, dass sie e n t gegen den Inklusivitäts-, Gerechtigkeits- u n d Nachhaltigkeitsprinzipien m e h r Rechte (oder ein e n h ö h e r e n bzw. exklusiveren Verbrauch/Gebrauch an Ressourcen, auch intellektueller Ressourcen) für sich b e a n s p r u c h e n als sie anderen zubilligen u n d sich nicht d a r u m k ü m m e r n , dass künftige G e n e rationen ü b e r gegenwärtiges Wissen auch so o f f e n v e r f ü g e n k ö n n e n , wie die G e g e n w a r t es mit vergangenem getan hat.
- O f f e n l e g e n des den Interessen u n d Zielen z u grundeliegenden n o r m a t i v e n Verhaltens, w o b e i versucht w e r d e n muss, zwischen offiziellen u n d verdeckten N o r m e n u n d Verhaltensformen zu unterscheiden.
A 5.6
- Aufweis, an welchen Stellen Konflikte oder Wid e r s p r ü c h e zwischen den verschiedenen Interessen u n d Zielen u n d den verschiedenen n o r mativen Vcrhaltcnsformcn auftreten.
Es ist n o c h v e r f r ü h t , eine verbindliche Systematik der I n f o r m a t i o n s e t h i k v o r z u l e g e n (Lit. 35). Die allgemeine G e g e n s t a n d s b e s t i m m u n g
- Ü b e r p r ü f e n der normativen Verhaltensformen auf ihre ethischen Begründungsmöglichkeiten, i n w i e w e i t sie also aus a l l g e m e i n e n e t h i s c h e n P r i n z i p i e n abgeleitet w e r d e n k ö n n e n . D a es
Informationsethik handelt u m die K o n s e q u e n zen des U m g a n g s mit Wissen u n d I n f o r m a t i o n , oder, fast schon transzendentalphilosophisch gesprochen, u m die B e d i n g u n g e n der Möglichkeit
Gegenstände der Informationsethik
A 5 Informationsethik
67
eines gerechten, inklusiven u n d nachhaltigen
freien, universalen Zugangs u n d Zugriffs auf
U m g a n g s mit Wissen u n d Information, nicht
Wissen u n d Information?
n u r , a b e r v o r a l l e m in e l e k t r o n i s c h e n , d u r c h d e n Vorgang der Telemediatisierung
bestimmten
- Was an W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n soll n i c h t p r i v a t a n g e e i g n e t u n d v e r w e r t e t w e r d e n , s o n d e r n in d i e
Räumen
Public domain gehören? kann aber vielleicht s c h o n d a d u r c h konkretisiert w e r d e n , dass e i n i g e d e r P r i n z i p i e n z u s a m m e n g e -
-
M a c h e n U r h e b e r r e c h t e u n d C o p y r i g h t in e l e k t r o n i s c h e n U m g e b u n g e n n o c h S i n n ? S t ö r e n sie
stellt w e r d e n , d i e g e g e n w ä r t i g das a u f W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n b e z o g e n e n o r m a t i v e V e r h a l t e n vieler
i n d i v i d u e l l e , soziale, w i r t s c h a f t l i c h e u n d p o l i t i -
M e n s c h e n in e l e k t r o n i s c h e n U m g e b u n g e n b e s t i m -
s c h e E n t w i c k l u n g , o d e r s i n d sie w e i t e r - in b e -
men:
s t e h e n d e n oder n e u e n F o r m e n der Balance zwi-
- Teilen v o n W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n ;
verzichtbar?
schen privatem u n d öffentlichem Interesse - u n -
- direkte Kontakte (P2P) zwischen Netzteilnehm e r n unter Z u r ü c k n a h m e von Mittlerleistun-
-
N a c h w e l c h e n M o d e l l e n sollen Wissen u n d I n f o r m a t i o n e n in e l e k t r o n i s c h e n R ä u m e n p r o d u -
gen;
ziert, a u f b e r e i t e t , v e r t e i l t u n d g e n u t z t w e r d e n ?
- kollaboratives Erarbeiten v o n Wissen u n t e r Z u rückstellung individueller Besitz- u n d Verwer-
-
H a t das klassische, a u f d e r i n d i v i d u e l l e n L e i s t u n g
tungsansprüche direkt, nicht über M e d i e n ver-
b e r u h e n d e u n d diese ü b e r B e l o h n u n g s - u n d A n -
mittelte F o r m e n der Erstellung von Öffentlich-
r e i z s y s t e m e a n e r k e n n e n d e V e r s t ä n d n i s e i n e s Au-
keit;
tors v o n W i s s e n w e i t e r B e s t a n d ? W e r d e n k o l l a b o r a t i v e F o r m e n d e r P r o d u k t i o n v o n W i s s e n in
- A b b a u statischer P r ä s e n t a t i o n s f o r m e n z u g u n s t e n
Z u k u n f t überwiegen? Welche F o r m e n der Q u a -
interaktiver F o r m e n ; -
R ü c k n a h m e d e s D i s t r i b u t i o n s p a r a d i g m a (klassischer M e d i e n ) z u g u n s t e n des K o m m u n i k a t i -
l i t ä t s k o n t r o l l e e n t w i c k e l n sich h i e r b e i ? -
onsparadigmas; -
Ist das P r i n z i p d e r N a c h h a l t i g k e i t v o n d e n n a türlichen Ressourcen auch auf Wissen u n d Information zu übertragen? Wird eine Wissensökologie, e r g ä n z e n d z u r W i s s e n s ö k o n o m i e ,
langfristige S i c h e r u n g des erarbeiteten Wissens;
ge-
b r a u c h t ? (vgl. K a p . A 8) - h o h e Transparenz u n d prinzipielle O f f e n h e i t f ü r alle b e i allen P h a s e n d e r P r o d u k t i o n , V e r t e i l u n g
- W o d u r c h ist N a c h h a l t i g k e i t v o n W i s s e n u n d I n -
und N u t z u n g von Wissen und Information;
formation bedroht? Wie kann Nachhaltigkeit von Wissen u n d Information gesichert w e r d e n ?
- Vorrang reputativer Anerkennungsverfahren gegenüber monetärer Belohnung/Gratifikation.
- W i e s i n d Ü b e r w a c h u n g s - , Filter-, A b b l o c k - u n d
Diese ( u n d v e r m u t l i c h weitere) Prinzipien sollten,
Rating-Verfahren aus ethischer Sicht einzuschät-
z u s a m m e n m i t d e n Leitideen der Inklusivität, G e -
zen?
rechtigkeit u n d Nachhaltigkeit, bei i n f o r m a t i o n s ethischen D i s k u r s e n ü b e r die T h e m e n des U m -
- Wie sind die W i d e r s p r ü c h e zwischen I n f o r m a t i onsfreiheit u n d Missbrauch dieser Freiheit auf-
gangs m i t Wissen u n d I n f o r m a t i o n berücksichtigt
zulösen?
w e r d e n . W i r stellen e i n i g e d i e s e r T h e m e n z u s a m men.
-
Besteht ein Recht auf a n o n y m e N u t z u n g v o n Wissen u n d Information?
A 5.6.1
Aktuelle T h e m e n der Informationsse thik
- Wie sind f u n d a m e n t a l e Informations- u n d K o m munikationsrechte ethisch zu b e g r ü n d e n
in k e i n e m Fall a u c h n u r a n n ä h e r n d e r s c h ö p f e n d (Lit. 3 5 ) :
und
rechtlich zu verankern?
D e r f o l g e n d e T h e m e n - / F r a g e - K a t a l o g ist n a t ü r l i c h -
Ist das R e c h t z u k o m m u n i z i e r e n (right to communicate - r2c) m e h r als M e d i e n f r e i h e i t , d i e sich
- W e m g e h ö r t W i s s e n ? Soll ü b e r h a u p t j e m a n d W i s s e n b e s i t z e n ? Was b e d e u t e t „ f r e i " i m P r i n z i p d e s
bislang u n t e r d e m Distributionsparadigma organisiert hat?
68
- Wclchc neuen interaktiven und kollaborativen Formen medialer Öffentlichkeit entwickeln sich in elektronischen Räumen? Können/sollen daneben die traditionellen (die kommerziellen und öffentlich-rechtlichen) Medienformen weiter bestehen? - U b e r welche Maßnahmen können die katastrophalen globalen, aber in der näheren Umgebung der Gesellschaften auszumachenden digital divides überwunden werden? Gibt es einen ethischen Anspruch der Länder des Südens auf auch finanzielle Unterstützung durch den Norden/Westen? Wie sollen entsprechende Ausgleichsmodelle aussehen? - G e h e n ökonomische Interessen und ethische Pflichten bei der barrierefreien Gestaltung von Websites zusammen? - Gibt es genderspezifische informationsethische Prinzipien? - Was bedeutet informationelle Autonomie, was informationelle Bildung in elektronischen Räumen? - Sind Privatheit, Anonymität, Vertrauen weiterhin auch in elektronischen Räumen gültige Werte, oder sind sie nur obsolete Relikte aus dem 19. Jahrhundert? - Hören Privatheit und persönliche Rechte am Arbeitsplatz auf, oder sind gerade hier private und persönliche Rechte, wie Recht auf Anonymität, Informations- und Kommunikationsfreiheit, eher noch auszuweiten als Ausdruck der Mitbestimmung am Arbeitsplatz? - Wie sollen Kompromisse, Balancen zwischen Sicherheitsinteressen (von Staaten oder von Seiten der Informationswirtschaft) und erworbenen und in den großen Texten abgesicherten Informations- und Kommunikationsfreiheiten aussehen? - Ist kulturelle Vielfalt für persönliche und gesellschaftliche, politische Entwicklung das, was die Artenvielfalt, die Biodiversität für die Entwicklung der Natur ist? Gehören damit Erhalt und Förderung kultureller Vielfalt zu den ethischen Prinzipen oder gar zu den Menschenrechten? - Muss - entgegen unserer Skepsis zu Beginn eine Ethik für Roboter, für Epers, Cyborgs, intelligente Assistenten, Agenten ... formuliert werden?
Rainer Kuhlen
A 5.6.2
Methodische Alternativen
Fragen wie die aufgelisteten können methodisch unterschiedlich bearbeitet und beantwortet werden: - In einem quasi soziologischen ethnologischen Ansatz wird das normative Verhalten von Menschen oder Kulturräumen auf seine psychologischen, biologischen, sozialen und historischen Grundlagen zurückgeführt. Hierbei werden Verhaltensweisen, Sitten, Gepflogenheiten oder moralische Vorstellungen empirisch ermittelt, ohne dass Aussagen über die Berechtigung der verschiedenen, die Moral beeinflussenden kulturellen Standards gemacht werden. Besonders erhellend sind hier angesichts der Globalisierung aller aufWissen und Information bezogenen Vorgänge interkulturelle, auf die Gegenwart bezogene, aber auch historisch vergleichende Studien. - Solche Studien können zu einem kulturellen Relativismus führen. Hierbei ist die Ansicht bestimmend, dass das Umfeld das moralische Verhalten und seine ethische Rechtfertigung prägt (Lit. 36). Die zugrundliegende Annahme ist, dass moralische Überzeugungen und Werte jedes einzelnen Menschen nicht aus individuellen Motiven oder Gefühlen abgeleitet werden können, sondern abhängig sind von der Gruppe bzw. von größeren Einheiten ganzer Gesellschaften oder Kulturen, in denen sie leben. Moralität ist dann nichts anderes als die S u m m e der sozial gebilligten, aktuell geltenden, aber auch auf lange Traditionen sich aufbauende Verhaltensformen. M o ralität wäre dann mit geltender Sitte (custom) gleichzusetzen. Universale moralische Standards, die für alle Kulturen gleich seien, sind aus einem relativistischen Ansatz her nicht begründbar, da Kulturen sich divergent und, in globaler Sicht, oft unabhängig voneinander entwickelt haben. Entsprechend wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich eingeschätzt, was gut und was böse ist, erst recht was nachhaltig oder gerecht, vielleicht sogar inklusiv bedeutet bzw. welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. - Der Anspruch der Relativität der Kulturen wird quasi geschichtsphilosophisch, teleologisch über einen kulturellen und moralischen Evolutionsansatz kritisiert (Lit. 32). Dies unter der Annahme, dass sich die Geschichte auf für alle Menschen gültige Verhaltensformen, Werte und damit auf gemeinsam von allen anerkannten ethischen Prinzipien hinzubewegt, so dass, zumindest in ihren
A 5 Informationsethik
69
gegenwärtigen politischen u n d ö k o n o m i s c h e n
moralisch begründeten Aussagen oder auch ethi-
A u s p r ä g u n g e n u n d in d e r F o r m u l i e r u n g d e r
schen Prinzipien, aufgewiesen werden.
M e n s c h e n r e c h t e , die G e s c h i c h t e zu e i n e m E n d e
U b e r p r ü f u n g der Aussagen k a n n aber d u r c h a u s
g e k o m m e n sei. M i t W i d e r s t ä n d e n g e g e n e i n e
a u c h in R ü c k g r i f f a u f d e n n o r m a t i v e n A n s a t z
quasi geschichtsphilosophisch, evolutionstheo-
geschehen, i n d e m versucht wird, die empirisch
retisch oder historisch-soziologisch b e g r ü n d e t e
a u s g e m a c h t e n A u s s a g e n in E i n k l a n g o d e r W i d e r -
Auflösung v o n kulturell u n d moralisch begrün-
spruch mit ethischen Prinzipien zu bringen oder
Die
d e t e n G e p f l o g e n h e i t e n ist j e d o c h v e r m u t l i c h
i n d e m Aussagen auch daran zu messen sind, in-
w e i t e r z u r e c h n e n - z u m a l , w e n n d u r c h sie f a k -
w i e w e i t sie a u f n a c h h a l t i g e E n t w i c k l u n g (als
tische ö k o n o m i s c h e u n d politische D o m i n a n z
Prinzip einer Verantwortungsethik)
l e g i t i m i e r t w e r d e n soll.
nehmen.
- G a n z a n d e r s g i n g e e i n normativer Ansatz
vor, b e i
Rücksicht
Wir haben hier vorgeschlagen, Informationsethik
d e m Fragen w i e die z u s a m m e n g e s t e l l t e n d u r c h
k o n s t r u k t i v ü b e r Diskurse z u f u n d i e r e n , d u r c h die,
allgemeine, v o m historischen Wandel nicht tan-
wie erwähnt, divergierende Interessen, normatives
gierte e t h i s c h e P r i n z i p i e n u n d M a ß s t ä b e b e g r ü n -
Verhalten u n d die i h m (offen oder verdeckt) z u -
d e t bzw. b e u r t e i l t w ü r d e n . S o l c h e w e r d e n a u s e i -
grundeliegenden ethischen Prinzipien ausgemacht
n e m theoretischen Ethikkonzept oder einer ein-
w e r d e n u n d d u r c h die A n g e b o t e f ü r konsensfähi-
heitlichen Moralphilosophie, oft auch n o c h aus
ge L ö s u n g e n e r a r b e i t e t w e r d e n . Ü b e r s o l c h e L ö -
religiösen Vorstellungen abgeleitetet w e r d e n .
s u n g e n u n d K o n s e n s e w i r d a b e r d a n n in d e r R e g e l in a n d e r e n K o n t e x t e n , z.B. d e s R e c h t s , d e r Politik,
- I n e i n e m n o r m a t i v e n gesinnungs-
und
pflichtenethi-
schen Verständnis w e r d e n e n t w e d e r m e t a p h y s i s c h ,
der Wissenschaft oder der Wirtschaft, nach zuweilen d u r c h a u s a n d e r e n K r i t e r i e n e n t s c h i e d e n .
religiös o d e r a u c h n a t u r r e c h t l i c h a b g e l e i t e t e materiale Wertvorstellungen
z u g r u n d e g e l e g t , o d e r das
H a n d e l n w i r d e n t s p r e c h e n d e i n e m f ü r alle M e n s c h e n v e r b i n d l i c h e n (formalen) K a n t i s c h e n kategorischen
Prinzip wie d e m
Imperativ
A 5.7
Schluss
beurteilt
E s s p r i c h t vieles d a f ü r , dass I n f o r m a t i o n s e t h i k g e -
(„handle n u r nach derjenigen M a x i m e , d u r c h die
nauso öffentliche Aufmerksamkeit beanspruchen
d u z u g l e i c h w o l l e n k a n n s t , dass sie e i n a l l g e m e i -
u n d e r h a l t e n w i r d , w i e es m i t B i o e t h i k seit g e r a u -
nes Gesetz werde").
m e r Zeit geschieht. Beiden Ethiken, Bio- u n d Inf o r m a t i o n s e t h i k , ist g e m e i n s a m , dass sie keinesfalls,
- A u s g e h e n d v o n e i n e m verantwortungsgenethischen
Ansatz
bziv.
werden Handlungen
fol-
und
Bio
oder
n a h e legen k ö n n t e n , n u r Ethiken m i t partikularem
Aussagen danach eingeschätzt, welche Auswir-
A n s p r u c h sind - ganz im Gegenteil: D i e Fragen,
k u n g e n sie a u f a n d e r e M e n s c h e n ( o d e r d i e G e -
die d u r c h I n f o r m a t i o n s e t h i k u n d d u r c h Bioethik
sellschaft z u r G ä n z e ) in d e r G e g e n w a r t o d e r , in
a u f g e w o r f e n w e r d e n , sind die g r u n d l e g e n d e n Fra-
einer zeitlichen Perspektive, auf nachfolgende
gen v o n Ethik überhaupt: Wie wollen wir leben?
Generationen haben können. Informationsethi-
W i e w o l l e n wir, dass u n s e r e N a c h k o m m e n l e b e n ?
sche Fragen müssten dann entweder nach d e m
Was m a c h t M e n s c h s e i n aus? Was ist e i n e g e r e c h t e ,
Nachhaltigkeitsprinzip
w a s e i n e n a c h h a l t i g e G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g ? Was ist
(vgl. K a p . A 8) b e a n t w o r t e t
w e r d e n o d e r - in e i n e m utilitaristischen,
in d e r a n -
gelsächsischen Welt d o m i n i e r e n d e n Verständnis - d a n a c h , w e l c h e r d e r in d e r R e g e l v i e l f ä l t i g e n H a n d l u n g s a l t e r n a t i v e n zu d e m g r ö ß t m ö g l i c h e n Wohl der größtmöglichen Anzahl der M e n s c h e n beitragen (können). -
w i e es d i e E i n s c h r ä n k u n g e n Information
S c h l i e ß l i c h k ö n n e n alle d i e s e F r a g e n metaethisch u n t e r s u c h t w e r d e n . H i e r b e i sollen A u s s a g e n ü b e r moralisch begründetes H a n d e l n überprüft werd e n . D a s k a n n in sprachanalytischer,
diskurstheoreti-
scher oder logischer Absicht d a d u r c h g e s c h e h e n , dass K o n s i s t e n z e n o d e r I n k o n s i s t e n z e n , z.B. in d e n
g u t e s , r i c h t i g e s , v i e l l e i c h t a u c h n u r faires V e r h a l ten?
70
Literatur 01 L. Floridi: Information ethics: O n the philosophical foundation of computer ethics. Proceedings E T H I C O M P 9 8 T h e Fourth International Conference on Ethical Issues of Information Technology, Erasmus University, T h e Netherlands, 25 to 27 March 1998 (Langversion: http:// www.wolfson.ox.ac.uk/~floridi/ie.htm) 02 Α. Kastendiek: C o m p u t e r und Ethik statt C o m p u terethik. Reihe Technikphilosophie Bd. 12. LIT Verlag: M ü n s t e r - H a m b u r g - L o n d o n 2003 03 D. G. Johnson: C o m p u t e r ethics. Prentice Hall: Upper Saddle River, NJ 3rd 2001 04 T. Hausmanninger; R. Capurro (Hrsg.): Netzethik. Grundlegungsfragen der Internetethik. Schriftenreihe des ICIE, Band 1, M ü n c h e n 2002 05 R. A. Spinello: Cyber ethics. Morality and law in cyberspace. Jones and Bartlett Publishers: Boston 2000 06 Baird, Robert M.; Ramsoweer, Reagan; Rosenbaum, Stuart E. (Eds.): Cyberethics. Social & moral issues in the computer age. Amherst, N Y 2000 07 R. Kuhlen: Informationskompetenz und Vertrauen als Grundlage informationeller Autonomie und Bildung. Was bedeutet die fortschreitende Delegation von Informationsarbeit an Informationsassistenten? In: T. Christaller; J. Wehner (Hrsg.): Informationsagenten. Verlag Delbrück Wissenschaft: 2003, S. 186-206 08 A. Leonardo: Bots. T h e origin of new species. Hardwired. San Francisco 1997 09 S. Torrance: Towards an ethics for epersons. AISB00 Symposium on AI, Ethics and ( Q u a s i - ) H u m a n Rights - http://www.cs.bham.ac.uk/~jab/AISB-00/ Rights/Abstracts/torrance.html 10 H . Moravec: M i n d children. T h e future of robot and h u m a n intelligence. Harvard University Press: Cambridge, MA; London 1988 11 Μ . M . Smith: Information ethics. Annual Review of Information Science and Technology (ARIST) Vol. 32, 1997, S. 339-366
Rainer Kuhlen
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A 5 Informationsethik
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71
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A 6
(Fach-) Informationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland) T h o m a s Sccgcr
A 6.1
Vorbemerkung
Eine wesentlich detailliertere Darstellung der einzelnen staatlichen Förderprogramme zur Entwicklung der Information und Dokumentation (Fachinformation) in der Bundesrepublik Deutschland bis Mitte der 1990er Jahre ist in entsprechenden Kapiteln der Vorauflagen dieses Buches gegeben (Lit. 61, Lit. 62). Darüber hinaus sind Angaben über die finanziellen Aufwendungen des Bundes für die staatlichen Förderprogramme zusammengetragen worden. Dort werden auch Hinweise zu wissenschaftspolitischen Einordnungen sowie die allgemeinen forschungs- und technologiepolitischen E n t w i c k l u n g e n (Lit. 06) der B u n d e s r e p u b l i k Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg gegeben. Im folgenden werden chronologisch die zentralen Entwicklungen in der Formulierung dieses Politikbereiches zusammengefasst. Auf eine Darlegung der Stellungnahmen aus der Fachöffentlichkeit zu den staatlichen Förderprogrammen muss aus Platzgründen verzichtet worden (vgl. dazu etwa Lit. 23, Lit. 26, Lit. 50, Lit. 39, Lit. 45, Lit. 56, Lit. 57, Lit. 63, Lit. 64, Lit. 60). Gleiches gilt auch f ü r die Darstellung der Entwicklungen in der Deutschen D e mokratischen Republik (Lit. 51).
A 6.2
Etappen in der Formulierung der deutschen luD-Politik (Fachinformationspolitik)
A 6.2.1
Indirekte Einwirkungen auf die Dokumentation im frühen 20. Jahrhundert
Betrachtet man zunächst die Entwicklung der staatlichen Eingriffe und Mittelvergabe für die D o k u mentation in Deutschland vor der Formulierung allgemeiner wissenschaftspolitischer Programme, so wird ein zentrales Motiv f ü r die staatliche „Fürsorge" deutlich: Sorge zu tragen f ü r die Verfügbarkeit von wissenschaftlich-technischen Informationen für eigene staatliche und gesamtökonomische Zwecke. Dies galt in besonderen Maße in Krisenund Kriegszeiten, in denen die Verfügbarkeit von ausländischen wissenschaftlich-technischen Informationen zu gewährleisten und ggf. auch mit konspirativen Mitteln zu organisieren war (Lit. 54, Lit. 02).
Erste bekannt gewordene staatliche Ein- und Z u griffe in bzw. auf die Dokumentation in Deutschland rcichcn bis in die Zeiten des ersten Weltkrieges zurück. I m zweiten Kriegsjahr 1916 erhöhte sich der D r u c k auf die industrielle Produktion, besonders die mit militärischem N u t z e n . Ständig w u r d e n neue effizientere und effektivere Verfahren und Produkte erforderlich und damit wuchs auch die Notwendigkeit der Bereitstellung neuester und umfassender technisch-wissenschaftlicher „Berichterstattung", u m die Produktion zu optimieren. Es stand in erster Linie die Sichtung und Aufbereitung von ausländischen Veröffentlichungen im Vordergrund mit Ubersetzungen in die deutsche Sprache. So richtete das Kriegsministeriu m zu Beginn des Jahres 1916 an das Kultusministerium die Aufforderung, Sorge dafür zu tragen, dass das kriegstechnisch bedeutsame ausländische Schrifttum aufzubereiten u n d den militärischen Stellen zuzuleiten sei. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hatte zu diesem Zeitpunkt bereits umfängliche Erfahrungen in der „technischen Berichterstattung" gesammelt und war demzufolge prädestiniert, diese Aufgabe zu übernehmen. Mit Mitteln u n d Beteiligung der beiden Ministerien wurde die „Technische Zeitschriftenschau" gegründet, die bis Kriegsende im Jahre 1918 insgesamt 70 Ausgaben mit fast 3.000 Referaten veröffentlichte und diese an ca. 1.000 Bezieher weiter gab (Lit. 03, S. 54f). Auch nach dem Ersten Weltkrieg war Unterstützung und Förderung notwendig. So wird unter der Leitung von Karl Kerkhof ab 1. Januar 1920 die „Reichszentrale für naturwissenschaftliche Berichterstattung" in Berlin gegründet. Finanzielle Förderung erhält diese Institution durch das Innenund Kultusministerium. Mit angestoßen wurde die G r ü n d u n g durch die Tatsache, dass Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg aus vielen internationalen akademischen Organisationen ausgeschlossen wurde; die ehemals guten Kooperationsbeziehungen zu ausländischen Einrichtungen waren abgeschnitten u n d mussten n u n m e h r im eigenen Lande neu organisiert werden, u m den Anschluss an internationale Entwicklungen aufrecht erhalten zu können. Zentrale Aufgabe der Reichszentrale war die Beschaffung ausländischen Schrifttums und ihr Standortnachweis.
74
Ein tiefer Eingriff des Staates in die Aufgaben der Dokumentation erfolgte dann im zweiten Weltkrieg durch die erste Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Dokumentation" (DGD) im Jahre 1941. Durch diese von staatlichen Stellen vorangetriebene Gründung gelangte die Dokumentation in die Sphäre der direkten Einflussnahme durch den nationalsozialistischen Staat und dessen Kriegszielen (Lit. 54). I Iintergrund dafür bildete die verheerende Wissenschaftspolitik im Faschismus, die durch den Exodus politisch und rassisch Verfolgter zu einem qualitativen Verlust und zu einem Verfall deutscher Forschung führte. Deutsche Wissenschaftler wurden von den Foren der internationalen Fachkommunikation ausgeschlossen, was naturgemäß zu einem Abbruch der Informationsströme führen musste (Lit. 03, S. 161). Dies führte zu einer Situation, die es zunehmend schwieriger werden ließ, den Informationsbedarf in Industrie und Wissenschaft mit neueren ausländischen Forschungsergebnissen zu befriedigen. Der zunehmende Mangel wiederum steigerte den Wert der gedruckten Informationsquellen und schuf gleichzeitig die Notwendigkeit, sich Informationen über die neuesten wissenschaftlich-technischen Entwicklungen des Auslands zu beschaffen. Aufgrund der großen Devisenknappheit im autarken Wirtschaftsbereich Deutschland und entsprechendem InformationsEmbargo der Alliierten (Lit. 54) wurde es immer schwieriger, dieser Informationen habhaft zu werden. Aus dieser Lage heraus wurde ab Mai 1943 die D G D beauftragt, den „Zentralnachweis für ausländisches Schrifttum" zu führen und entsprechende Informationen nur an (im Sinne des Regimes) „einwandfreie" Personen abzugeben (Lit. 03, S. 214). „Obwohl der Nationalsozialismus Bedeutung und Nutzen der Dokumentation für Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie (besonders natürlich für die gesamte Kriegswirtschaft, Anmerkung des Autors) erkannt hatten, wurden die Vorschläge zur Schaffung einheitlicher Organisationsformen erst relativ spät gemacht." (Lit. 03, S. 167) Die Erwartungen, die die staatlichen Stellen an die Dokumentation zu der Zeit geknüpft hatten, wurden zu weiten Teilen nicht erfüllt, da die meisten Arbeiten über Planungsstadien nie hinaus kamen (Lit. 03, S. 146).
T h o m a s Seeger
A 6.2.2
D i r e k t e E i n w i r k u n g e n a u f die I n f o r m a t i o n und D o k u m e n t a t i o n nach d e m Z w e i t e n Weltkrieg in der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d
A 6.2.2.1
Projektionen zu einem g e s a m t s t a a t l i c h e n System der I n f o r m a t i o n und D o k u m e n t a t i o n
Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich eine erste staatliche Befassung mit dem damals noch Wissenschaftliche Dokumentation" genannten Gegenstandsbereich in das Jahr 1962 zurückverfolgen. Der Präsident des Bundesrechnungshofes legte, in seiner Funktion als Beauftragter für Wirtschaftlichkeit für die Verwaltung, ein Gutachten vor, in dem Dokumentation als kostensparendes I Iilfsmittel für die Wissenschaft charakterisiert wurde (Lit. 53). Hervorstechendes Merkmal dieser Studie ist die eindeutige Bestimmung, dass Dokumentation staatliche Aufgabe sei und dies sowohl hinsichtlich der Organisation der „Landschaft" als auch der Förderung der Dokumentationsleistungen, auch wenn finanzielle und praktische Beteiligungen der Wirtschaft explizit nicht ausgeschlossen wurden. Als Organisationsprinzip wird ein Modell der koordinierten Dezentralisation empfohlen, welches an das vorhandene Institutionengerüst der luD anknüpfen und dieses übergreifend und flächendeckend weiterentwickeln sollte. Als Kernaussagen des Gutachtens sind festzuhalten: - Dokumentation wird als Mittel der Leistungssteigerung in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gesehen. - Organisation und Förderung der Dokumentation werden wegen des allgemeinen übergreifenden Nutzens als staatliche Aufgabe erklärt, was aber eine Beteiligung Privater nicht ausschließt. - Internationale, arbeitsteilige Kooperation mit anderen Ländern wird aus ökonomischen Gründen für sinnvoll und notwendig erachtet. - Der vorherrschenden Zersplitterung und dem strukturlosen Zusammenhang unter den luDStellen soll durch ein nationales Dokumentationsnetz entgegengewirkt werden. Ein Jahr vor der Veröffentlichung dieses Gutachtens war unter dem Namen „Institut für Dokumentationswesen (IDW)" bei der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Frankfurt am Main eine Einrichtung der Infrastruktur gegründet worden. Da-
A 6 (Fach-)Infbrmationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
mit war bereits ein Grundstein für die Förderung des Dokumentationswesens, seiner Koordination und seines institutionellen Zusammenhaltens entstanden. Der G r ü n d u n g dieser Einrichtung folgte dann 1964 eine weitere: Die „Zentralstelle f ü r M a schinelle D o k u m e n t a t i o n ( Z M D ) " , ebenfalls in Frankfurt am Main ansässig, w u r d e mit der Ausrichtung auf die organisatorisch-methodische Beratung EDV-gestützter Verfahren im D o k u m e n t a tionsbereich gegründet. Beide Institutionen waren auf Initiative der Grundlagenwissenschaft gegründet worden, wobei das I D W sich z u n e h m e n d als Initiator von Kooperation durch Projektmittelvergabe profilierte (Lit. 57). Die nächste Etappe in der Festigung staatlichen Interesses an der Dokumentation kann in der Einrichtung eines Referates für die Dokumentation im damaligen Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung (später B M F T ) im Jahre 1963 ges e h e n w e r d e n (Lit. 23, S. 114ff). Aus diesem Referat sind dann 1964 (Lit. 46) und vor allem 1967 (Lit. 47) durch den Referatsleiter H . Lechmann zwei Beiträge entstanden, die die Vorstellung über die Gestaltung einer nationalen luD-Politik z u m Gegenstand hatten. War der Beitrag von 1964 noch von dem Bemühen gekennzeichnet, nachzuweisen, dass die luD für die effektive Organisation von Wissenstransfer in die Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung N u t z e n bringen w ü r d e und folgerichtig der Staat für diese allgemeine nutzenstiftende Aufgabe die erforderlichen organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen schaffen müsse, stellt der Beitrag zwei Jahre später (Lit. 47) eine Reihe von konkreten Ansätzen für die Entwicklung der luD-Landschaft vor. In 20 Leitsätzen zur nationalen Dokumentationsund Informationspolitik werden die Konturen eines nationalen Gefüges der luD-Organisationsstruktur vorgestellt sowie die Bedingungen genannt, die zu erfüllen sind, u m auch international eingebunden w e r d e n zu k ö n n e n . Vorausgesetzt werden dabei einige Positionen, die im Verlauf der weiteren Entwicklungen Ansatzpunkte zur Kritik gegeben haben: l u D - F ö r d e r u n g als Staatsaufgabe, Entwicklung eines nationalen Systems, das auf bestehenden IuD-Stellen aufgebaut werden sollte auf überregionaler Ebene, Einbindung in das internationale l u D - G e f ü g e durch das Prinzip der arbeitsteiligen Kooperation. N e b e n den Aussagen zur organisatorischen Gliederung dieses Systems, d e m ein Muster der koor-
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dinierten Dezentralisation zugrunde gelegt wurde, sind diejenigen Aussagen auch heute noch wichtig, die auf die Barrieren f ü r eine weitere Entwicklung hindeuten. Dies waren: - Zuwächse in der Produktion von Wissen erzwingen maschinelle Verfahren zu deren effektiverer Bewältigung. - Der Förderung von theoretischen und praktischen Methoden der l u D müsse besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, u m die m e t h o dische Rückständigkeit auszugleichen. - N u t z u n g von Dienstleistungen ist durch Aufklärung der Informationsverbraucher zu fördern. - Aus- und Fortbildung sei zu entwickeln, ebenso wie der Professionalisierungsgedanke weiter voranzutreiben sei. Mit diesen kurz zusammengefassten Leitsätzen sind - ausgehend von den Vorstellungen, die im G u t achten des Bundesrechnungshofs bereits vorformuliert waren - Eckpunkte f ü r das erste nationale l u D - F ö r d e r u n g s p r o g r a m m 1974 (Lit. 17) aufgezeigt. Begleitend und die staatliche Informationspolitik beeinflussend war sicher auch die Initiative v o m „Gemeinschaftsausschuß der Technik" (GdT). Der GdT, bereits 1949 gegründet, war ein Z u s a m m e n schluss von Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft, die der Stellungvon Wissenschaft und Technik o h n e Sonderinteressen Geltung verschaffen sollte. Am 20.1.1969 wird eine Entschließung verabschiedet mit dem Titel „Information und D o kumentation in Wissenschaft und Technik" (Lit. 29), in der der Aufbau eines umfassenden deutschen Informations- u n d Dokumentationsnetzes f ü r Wissenschaft und Technik gefordert wird. Dieses Netz habe die vordringliche Aufgabe, geeignete Einrichtungen zur gezielten Bereitstellung von Informationen über Ergebnisse der Forschung und Entwicklung an wissenschaftliche Institutionen, an die Industrie, an politische und wirtschaftliche O r ganisationen, an Parlamente und Behörden zu entwickeln. Dabei wird ausdrücklich daraufhingewiesen, dass es f ü r sämtliche Bereiche des Wissens, für politische und juristische und soziologische Daten und nicht nur für die Technik und das Patentwesen einenjeweiligen Informationsbedarf gäbe. Die Aktivitäten des G d T haben besonders durch personelle Verflechtungen zu Ministerien in h o h e m Maße Einfluss auf die Formulierung von politi-
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sehen Entscheidungen im Fördcrbcreich Information und Dokumentation genommen (Lit. 57). Zuvor sollte jedoch eine für die Gestaltung des Informationswesens wichtige Initiative erwähnt werden, die von der Bundesregierung angeregt wurde. Am 9.4.1970 wurde durch Kabinettsbeschluss die Bildung einer interministeriellen Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesinnenministeriums beschlossen, in der Vertreter aus den wichtigsten beteiligten Bundesressorts Vorschläge erarbeiten sollten, wie ein nationales arbeitsteiliges Informationsbankensystem (unter Einsatz modernster Technik und unter Einschluss aller Wissensgebiete und aller denkbaren Nutzerkreise) geplant und realisiert werden könne. Darüber hinaus sollten die Bezüge zu den ebenfalls in Planung befindlichen supranationalen Daten- und Informationsbanken berücksichtigt werden (Lit. 20). Hervorstechendes Merkmal dieses Konzeptes, das nie über das Planungsstadium hinaus entwickelt wurde, war die Tatsache, dass ein eher technisch definiertes Konzept eines „Informationsbankensystems" als Planungsansatz gewählt wurde und nicht etwa die unstrukturierte Vielfalt bestehender IuD-Stellen. Bemerkenswert weiterhin ist der Organisationsvorschlag, wonach die Trägerschaft eines solchen Systems keinesfalls ein staatliches Monopol darstellen müsse. Das Organisationsmodell ging von einer Zentralstelle für die Definition der allgemeinen Ziele und der gesamten Koordination aus und setzte sich über ein System von Leitstellen und Fachinformationsbanken, über Bereichsgliederungen bis zu den einzelnen Institutionen in viergliedrigem hierarchischen Aufbau fort. Obwohl es sich bei diesem Systemdesign um ein gemäßigt dezentrales System auf freiwilliger Basis handeln sollte (so zumindest der Anspruch der Planer), ist doch auffallend, dass die Struktur des Organisationskonzeptes eine hierarchische ist. Die Festlegung der Zielvorgaben sollte auf der obersten Leitungsebene erfolgen und stufenweise sollten die Zwischenebenen soweit aufgebaut werden, bis die Systemvorgaben realisiert waren; dann wären die bereits vorhandenen Institutionen der praktischen luD einzubeziehen. A 6.2.2.2
Realisierung eines gesamtstaatlichen Systems durch institutionelle Förderungen
Mit der Verabschiedung des luD-Programms 1974 (Lit. 17), welches genau als „Programm der Bun-
desregierung zur Förderung der Information und Dokumentation 1974-1977" bezeichnet ist, liegt nun erstmals ein Handlungsmuster für die Entwicklung der luD-Landschaft in der Bundesrepublik Deutschland vor. Aus der Analyse der zentralen Hemmnisse für eine moderne Entwicklung der luD im Sinne dieser Programmabsichten werden Ziele genannt, an denen konkrete Förderungen einsetzen sollen. Z u m Zeitpunkt der Verabschiedung dieses Programms wurden Mängel der luD-Landschaft festgemacht an: - der strukturlosen Vielfalt der luD-Einrichtungen, - ihrer unterschiedlichen Leistungsfähigkeit, - der mangelnden Zusammenarbeit zwischen Dokumentations- und Bibliotheksdiensten, - dem unzureichenden Einsatz moderner technischer Hilfsmittel, - dem erheblichen Forschungs- und Entwicklungsrückstand auf dem Gebiet der luD, - dem Mangel bzw. der NichtVerfügbarkeit an qualifiziertem Fachpersonal. Als Globalziele, die durch die Förderung erreicht werden sollten, werden genannt: Steigender Wissenszuwachs und zunehmender Informationsbedarf erfordern einen Ausbau der Informationsdienstleistungen, zu denen ein leichter Zugang sichergestellt werden müsse, damit das weltweit erarbeitete Wissen zur Lösung der Probleme in der Gesellschaft fruchtbar eingebracht werden kann. Weitere Ziele: - Erhöhung der Effizienz von Forschung, Entwicklung und Ausbildung, - Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Technik, - Unterstützung der Planungs- und Entscheidungstätigkeit von Parlament, Regierung, Verwaltung und Rechtsprechung, - Verbesserte Informationsmöglichkeit für Bürger und die gesellschaftlichen Gruppen. U m die wenig stimulierende Ausgangssituation der luD-Praxis mit ihren noch nicht sehr weit entwikkelten Methoden und Techniken in Einklang mit den weitgespannten Zielen bringen zu können, müssen Förderungsansätze auf zwei Ebenen gleichzeitig ansetzen:
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1. Die Umorganisation und Umgestaltung der „strukturlosen" luD-Landschaft durch Schaffung leistungsfähiger Betriebseinheiten (Fachinformationssysteme), die sich zudem a u f k o m patible M e t h o d e n und Technologien für die Erstellung der Informationsdienstleistungen einzustellen haben. 2. Die Schaffung bzw. Verbesserung der Infrastruktur auf breiter Basis, welche im Einzelnen bestehen soll aus - einer zentralen Einrichtung für Infrastruktur mit dem N a m e n „Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID)", die die bisher vom Bund geförderten zentralen Einrichtungen des luD-Bereiches zusammenfasst, - Stärkung der Forschung und Entwicklung ( F + E ) im Rahmen eines umfassenden F + E Programm für die luD (welches zu einem späteren Zeitpunkt ausgearbeitet w u r d e und Starthilfen für die Entwicklung der Informationswissenschaft an Hochschulen geben sollte; vgl. dazu genauer Lit. 30, Lit. 31, Lit. 33, Lit. 34, Lit. 45), - Realisierung einer geschlossenen Ausbildungskonzeption für den Gesamtbereich Dokumentation, Bibliothekswesen und Archivwesen. Hiermit ist also unter der Bezeichnung „Strukturkonzept" die anspruchsvolle Aufgabe formuliert, durch organisatorische und methodische Innovation die bestehenden luD-Stellen in ein nationales virtuelles Gesamtsystem einzubringen und gleichzeitig F+E-Kapazität aufzubauen, die an der Verbesserung der Methoden und Technologien für das wirkungsvollere Funktionieren dieses noch gar nicht existierenden Gesamtsystems arbeiten sollte. Darüber hinaus war -jedenfalls in nicht nennenswertem U m f a n g - die Verfügbarkeit der fachlichen Qualifikation, die benötigt wird, um diese neuen Systeme fachgerecht betreiben zu können, nicht sichergestellt. Die „Aktionsprogramm" genannte Sach- und Finanzierungsplanung setzte sich zum Ziel - eine Ü b e r f ü h r u n g der bestehenden luD-Aktivitäten in das Strukturkonzept zu leisten, - für die Schaffung der Grundlagen (technisch, methodisch, organisatorisch) für den Auf- und Ausbau effizienter Informationssysteme in Wirtschaft und Technik zu sorgen,
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- die Voraussetzungen für die Erfüllung internationaler luD-Aktivitäten zu schaffen. Im Mittelpunkt des Aktionsprogramms steht - abgesehen von der Schaffung des infrastrukturellen Vorlaufs - der sukzessive Aufbau von 16 nach Wissenschaftsdisziplinen ausgerichteten Fachinformationssystemen und 4 weiteren Informationssystemen, die quer zur Wissenschaftsorientierung nach Ziel- und Zwecksetzung organisiert werden sollten; sie wurden als Systeme mit besonderer Zweckbindung bezeichnet. Die neue Organisationsstruktur sollte die genannten Ziele der flächendeckenden Informationsvermittlung und -Versorgung für alle Bürger und die gesellschaftlichen Gruppen einlösen. Instrument der Umsetzung von Modellvorstellung in Realität bildeten die für jedes Fachinformationssystem gebildeten „Fachplanungsgruppen", die sich mit methodischen, technischen, rechtlichen, organisatorischen und bürokratischen Problemen bei der Findung eines gemeinsamen Nenners beschäftigen mussten. Die Ergebnisse dieser Planung wurden in Planungsberichten zusammengefasst. Von den ursprünglich 20 geplanten Informationssystemen hatten Anfang 1978 (dem Zeitpunkt des Auslaufens des ersten luD-Programms) lediglich einige die formelle Gründung vollzogen - lediglich 10 der 20 Planungsberichte waren zu diesem Zeitpunkt fertig gestellt. Die wesentlichen Problemzonen bei der Realisierung des Programms zentrierten sich u m zwei Fragestellungen, die im späteren Verlauf an Bedeutung gewannen: — Der politisch-rechtliche Komplex, der im wesentlichen mit dem Problem der Abgrenzung von Bundes- und Länderkompetenzen skizziert werden kann und vielfältige Regelungen notwendig gemacht hatte (z.B. der Gesellschaftsvertrag der GID). Darüber hinaus war das Axiom der Gründerzeit, „luD ist Staatsaufgabe", auch unter dem Eindruck des Einspruchs der Verleger und Buchhändler ins Wanken geraten u n d hatte den Grenzverlauf von Staatsaufgaben versus privatwirtschaftlichen Aktivitäten im Sinne eines neuen Schuhes der Deregulation neu zu bestimmen (Lit. 49, Lit. 50). Daneben ist auch für die Zeit Anfang der 80er Jahre festzuhalten, dass die zentrale Zuständigkeit für die luD auf der Ebene des Bundes nicht mehr weiter wirkte. Es hat eine Rückverlagerungvon luD-Verantwortlichkeiten
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in die fachlich zuständigen Bundesressorts stattgefunden, die dem ehemaligen geschlossenen luD-Strukturkonzept natürlich widersprach. - Der Komplex der langfristigen Finanzierung der Dienstleistungen, der mit Einsetzen der allgemeinen Rezession besonders geballt diskutiert wurde. Durch die Veränderung der politisch-ökonomischen Verhältnisse Ende der 70er Jahre und der schrittweisen Abkehr von sozialstaatlichen Grundsätzen (etwa im Sinne luD ist als Ganzes Staatsaufgabe) ist der Weg hin zu marktwirtschaftlichen Überlegungen gekennzeichnet. Auf der Grundlage eines sich langsam entwickelnden, bescheidenen Marktes für luD-Dienstleistungen bildete das zunehmend marktwirtschaftliche Denken den Ansatzpunkt dafür, die ehemaligen Verpflichtungen für die luD-Landschaft über eine gestaffelte Preispolitik von luD-Leistungen abzumildern, wobei unbestritten ist, dass der Finanzierungsbedarf für eine Vollunterstützung des luD-Bereiches langfristig nicht durchzuhalten war (Lit. 01, Lit. 28, Lit. 35, Lit. 52, Lit. 63, Lit. 64). Nachdem die oben skizzierte, vitale Diskussion Ende der 1970er Jahre und Anfang der 1980er Jahre geführt war und die Zwischenphase bis zur Formulierung der folgenden Förderprogramme durch Fortschreibungen des luD-Programms überbrückt wurde, wurde 1982 der „Leistungsplan Fachinformation - Planperiode 1982-1984" veröffentlicht (Lit. 15).
- den Leistungsstand der durch das luD-Programm zusammengefassten Einrichtungen und Dienste solange zu sichern, bis über höhere Erlöse und breitere Nutzung der Zuschussbedarf entfällt, - Lücken im bestehenden Dienstleistungsbereich dadurch zu füllen, dass neue Daten- und Fakteninformationsdienste neben den Literaturdatenbanken aufgebaut werden, - den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken für die Erstellung und die Vermittlung von Diensten vorantreiben, - die informationswissenschaftliche Forschung und Entwicklung in ihren praxisrelevanten Fragestellungen zu fördern. Keine Erwähnung finden mehr das informationswissenschaftliche Forschungsprogramm sowie die drängenden Fragen der fachspezifischen Ausbildung. Statt dessen wird, gerade in Bezug auf das Aufgabenbündel informationswissenschaftliche F + E , deutlich daraufhingewiesen, dass über das Instrument der Projektförderung Unternehmen und Forschungseinrichtungen aufgefordert werden, sich um entsprechende auf den Kanon der Teilprogramme beziehende Aufträge zu bewerben.
Offenbar als Brücke zu einem späteren Programm angelegt, beschränkt sich das Programm in seinen politischen Zielorientierungen auf die Einführung des Konzeptes privatwirtschaftliches Engagement und konstatiert erstmalig die Existenz eines Informationsmarktes. Zudem ist eine Einengung im Gegenstandsbereich zu konstatieren: Es fehlen die expliziten Erwähnungen der Wirtschaft (als potentielle Abnehmer), der Politik und der gesellschaftlichen Gruppen. Der Leistungsplan enthält darüber hinaus Hinweise über das Ausmaß des staatlichen Engagements in Abgrenzung zu kommerziell erschließbaren Teilmärkten. Für den Teilmarkt der privatwirtschaftlichen Bestätigung gelte es, Investitions- und Risikobarrieren zu vermindern, um ein Engagement des privaten Kapitals zu fördern.
Innerhalb von weniger als acht Jahren haben sich die Prämissen und Ansatzpunkte für staatliche Förderungen erheblich gewandelt. Vom globalen, vielleicht recht idealistischen Ansatz, alles Wissen allen zugänglich machen zu wollen in einem Organisationskonzept, welches als zentralen Ansprechknoten die zuständige luD-Stelle vorsah, ist nicht viel Ubergreifendes übrig geblieben. Der neue Leistungsplan und spätere Programme vermitteln eher den Eindruck eines defensiven Stückwerkes, welches aus den Lektionen der Wandlungen in Politik und Wirtschaft Rücksicht zu nehmen gelernt hat, dem aber (auch aus finanziellen Mitteln) die längere Perspektive fehlt. Deutlich wird dies in dem „Gutachten des Bundesrechnungshofes über die Fachinformation in der Bundesrepublik Deutschland" (Lit. 22). In diesem 1983 veröffentlichten Gutachten werden - unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit - die luD bzw. Fachinformation allgemein (und nicht das luD-Programm im besonderen) bewertet und Vorschläge für eine Neugestaltung unterbreitet.
Aus dieser vorsichtigen Zweiteilung der Ziele ergeben sich dann folgerichtig die Aufgaben:
Die im Gutachten angeführten Kritikpunkte zusammen mit der Stellungnahme der Bundesregie-
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rung zu diesem Gutachten vom gleichen Jahr (Lit. 18) und eine v o m Wissenschaftsrat gefertigte Stellungnahme zur Gesellschaft für Information und Dokumentation im Jahre 1984 (Lit. 68) bilden die Marksteine der Demontage der informationspolitischen Weichenstellung der 70er Jahre und m ü n den über die N e u f o r m u l i e r u n g der Forschungsund Technologiepolitik (Lit. 16, Lit. 55) in das 1985 veröffentlichte Fachinformationsprogramm (Lit. 12). Im Gutachten des Bundcsrcchnungshofes von 1983 geht es im wesentlichen u m folgende Grundsatzfragen, von deren Beantwortung eine Neugestalt u n g der Informationspolitik abhängig gemacht werden müsse: - Die Notwendigkeit eines staatlichen Engagements ist in der Vergangenheit nicht im gebotenen Maße begründet worden. - Es w u r d e in der Vergangenheit von einem Bedarf an D o k u m e n t a t i o n ausgegangen, der nie hinreichend untersucht wurde. - Das l u D - P r o g r a m m von 1974 habe zu weitreichende Ziele formuliert (etwa flächendeckende Erschließung der gesamten relevanten Fachliteratur), deren Nichteinlösung eine N e u f o r m u lierung der Fachinformationspolitik erfordere. - Zunächst müssen die Grundzüge einer neuen Fachinformationspolitik die Frage klarstellen, ob luD als Infrastruktur öffentliche Aufgabe sei oder ein privatwirtschaftlicher Teilmarkt, f ü r den der Staat lediglich die Rahmenbedingungen setzen soll. - Mit der durch das Scheitern des Strukturkonzeptes verursachten Aufgabe des flächendeckenden Ansatz muss die Frage beantwortet werden, welche Felder der Privatinitiative vorbehalten bleiben, u m Verlegern, Datenbankanbietern, Informationsvermittlern langfristige Orientierungen und Handlungssicherheit zu geben. - Staatlich finanzierte Datenbankangebote müssen darauf geprüft werden, inwieweit der Bund daf ü r über Zuständigkeiten verfügt, inwiefern vergleichbare Angebote bereits am Markt existieren; w e n n diese nicht existieren, sollten sie in Kooperation mit dem Ausland nach den Kriterien der Kosten-Nutzen-Abwägung und unter finanzieller Beteiligung der Nachfrager erstellt werden.
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- Z u r Frage der Finanzierung der luD-Dienstleistungen wird das Modell der nachfrageorientierten Finanzierung vorgeschlagen, wobei kostendeckende Entgelte nur in wenigen Bereichen erreichbar sind. - Die Aufgaben der Gesellschaft f ü r Information und Dokumentation (GID) werden im Sinne der weiteren Standardisierung der Arbeitsmittel und Methoden präzisiert. - Die Ausbildung von qualifiziertem Fachpersonal wird als notwendig und wichtig dargestellt, jedoch auf die Nichtzuständigkeit des Bundes für Ausbildungsfragen verwiesen. Die in diesem Gutachten genannten Erklärungsund Entscheidungsdefizite der luD-Politik stellten n u n - nicht unvorbereitet durch Fachbeiträge in der Öffentlichkeit - die Grundlagen und G r u n d annahmen in Frage, auf denen dieser Politikbereich n u n einmal aufgebaut war. U n d dies in einer D e u t lichkeit und Dringlichkeit, die es einer Widerlegung durch das Bundesministeriums für Forschung u n d Technologie im gleichen Jahre sehr schwer machte (Lit. 18). Waren im Gutachten des Bundesrechnungshofes die Passagen über die Leistungen der Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID) noch recht neutral auf die Präzisierung der Arbeitsschwerpunkte hin ausgerichtet, spricht das 1984 fertiggestellte Gutachten des Wissenschaftsrates „Stellungnahme zur Gesellschaft f ü r Information und Dokumentation" schon eine sehr viel deutlichere Sprache (Lit. 68). Es war zu prüfen, ob die G I D noch die Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder erfülle. Die Stellungnahme k o m m t zu dem Schluss, dass die G I D die Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder nicht erfülle. Die G I D w u r d e schrittweise aufgelöst und - neben anderen kleineren institutionellen N e u z u o r d n u n g e n - in einen Dienstleistungsbereich mit dem N a m e n „Gesellschaft f ü r Elektronische Medien" und einen Forschungsbereich in die „Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung" ( G M D ) überführt. Der Forschungszweig der Fachinformation wurde als „Institut für integrierte Publikations- und Informationssysteme" (IPSI) ein Forschungsinstitut bei der G M D . In der 1983 erschienenen Broschüre „Neuorientierungen der Forschungs- und Technologiepolitik" legt das Bundesministerium f ü r Forschung und
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Technologic die neuen Ziele und Grundsätze dar (Lit. 16), die im Großen und Ganzen darauf abzielten, institutionelle und projekt- bzw. programmorientierte Förderungen zurück zu fahren und auf indirekte (z.B. steuerliche Erleichterungen) Maßnahmen umzupolen. Als neue programmatische Ideen sind die Punkte Infrastrukturverbesserung in der Forschung und Innovationsbelebung für die Wirtschaft anzusehen, die den Grundsatz der „Notwendigkeit einer konsequent marktwirtschaftlich orientierten Politik" mit verlässlichen wirtschafts-, gesellschafts- und forschungspolitischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der Eigeninitiative (Lit. 16, S. 10) bekräftigen. Entlang dieser Linie der Argumentation neuer Schwerpunkte und wirtschaftsnaher Förderungsmaßnahmen ist dieser Schrift auch der neue Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der Fachinformation zu entnehmen. Mit Hinweis auf das bereits behandelte Gutachten des Bundesrechnungshofes von 1962 (Lit. 53) und der Stellungnahme der Bundesregierung zu diesem Gutachten (Lit. 18) wird sehr deutlich gesagt, - dass die „vollständige Verfügbarkeit der Fachinformation für Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft eine Voraussetzung sein (wird), die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten und zu verbessern", - dass aber andererseits im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft Produktion und Vertrieb von Fachinformationen in der Regel Aufgabe der privaten Wirtschaft ist und damit privater Initiative unterliegt. Diese Dichotomie von Vollständigkeitsanspruch und partiellem Engagement privater Anbieter wird aufgelöst durch die folgende Feststellung, die abgerundet wird durch die Ankündigung, dass der Staat selbst Fachinformation produzieren, verwalten und vertreiben kann: „Staatliche Förderung der Fachinformation zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Infrastruktur für Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft ist in Teilbereichen in Betracht zu ziehen, wenn die im öffentlichen Interesse wünschenswerten Ergebnisse über den Markt nicht zu erzielen sind." (Lit. 16, S. 74)
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A 6.2.2.3
Deregulierung und Privatisierung der Information, Stärkung der Rahmenbedingungen für private Initiative
Diese Leitgedanken finden dann in dem 1985 vorgelegten „Fachinformationsprogramm 19851988 der Bundesregierung" (Lit. 12) ihre Präzisierung in der Abgrenzung des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft. Die Zuständigkeiten des Bundes sind hier auf die im Grundgesetz ausdrücklich genannten und die ungeschriebenen verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten sowie jene Aufgaben begrenzt worden, die sich auf die Zusammenarbeit mit den Ländern beziehen (Lit. 12, S. 15). Die Ziele der neuen Fachinformationspolitik sind im Sinne der oben genannten Begrenzungen ausgerichtet auf - die Verbesserung der Rahmenbedingungen des Fachinformationsmarktcs, - die Stärkung des Informationstransfers innerhalb der Wissenschaft und zwischen Forschung und Wirtschaft (über Technologietransfer und Innovationsförderung), - die Sicherung des grenzüberschreitenden Datenverkehrs, - die Erhöhung der Nutzung und Akzeptanz der Fachinformation in allen Bereichen der Gesellschaft, - die Verbesserung der Marktchancen der deutschen Wirtschaft und der Zukunftssicherung der Arbeitsplätze auch in der Informationswirtschaft. Aus diesen allgemeinen Zielen werden dann fünf Schwerpunkte abgeleitet, die die Grundlage für die neue Ära der Förderung bilden: - Produktion und Herausgabe von Fachinformation mit Schwerpunkt der Förderung von Faktenbanken in den Bereichen Chemie, Physik, Gesundheitswesen und Umweltschutz (ca. 45% der im Berichtszeitraum vorgesehenen Förderungsmittel); - Angebot der elektronischen Fachinformation mit dem Schwerpunkt der Förderung von internationalen Verbundsystemen für Fachinformation und der Verknüpfung mit dem Deutschen Forschungsnetz (ca. 13% der vorgesehenen Förderungsmittel);
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- N u t z u n g der Fachinformation mit b e s o n d e r e m S c h w e r p u n k t auf Modellversuchen innovationsf ö r d e r n d e r I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g (ca. 32%); - Informationswissenschaft mit d e m S c h w e r p u n k t auf Projekten über U n t e r s u c h u n g e n zu Produktu n d Verfahrensinnovation sowie rechnergestützte U b e r s e t z u n g s s y s t e m e (ca. 11%); - Internationale Z u s a m m e n a r b e i t zur Vermeidung v o n Abhängigkeiten u n d Verletzlichkeit der Fachinformationsversorgung in der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d (hier sind keine gesonderten M i t tel ausgewiesen) (Lit. 02). D e r neu eingeführte Förderungsansatz „innovatio n s f ö r d e r n d e Informationsvermittlung", welcher i m m e r h i n 32% des F ö r d e r v o l u m e n s dieses Fachi n f o r m a t i o n s p r o g r a m m s ausmachte, w u r d e d u r c h den „Modellversuch Informationsvermittlung" realisiert. Ab M i t t e der 1980er J a h r e w u r d e n insgesamt ca. 135 verschiedene staatliche u n d private Informationsvermittlungsstellen d u r c h regressive Förderungszuschüsse an die freie Existenz im d e u t schen I n f o r m a t i o n s m a r k t heran geführt. M i t der E i n r i c h t u n g dieser zunächst ü b e r w i e g e n d , d a n n nach einigen J a h r e n n u r n o c h geringgradig geförderten, zumeist kleinen Informationsvermittlungsstellen, sollte die N a c h f r a g e u n d N u t z u n g nach Fachinformation (im engeren Sinne) stimuliert u n d d e m a u f k e i m e n d e n deutschen I n f o r m a t i o n s m a r k t die ersten staatlich unabhängigen Akteure h i n z u g e w o n n e n w e r d e n . Die Ergebnisse aus diesem gut f ü n f j a h r e w ä h r e n d e n Modellversuch sind zugleich interessant u n d e r n ü c h t e r n d (Lit. 58, Lit. 59, Lit. 24, Lit. 37): Es existiert kein n e n n e n s w e r t e r M a r k t f ü r spezielle k o m m e r z i e l l e I n f o r m a t i o n s d i e n s t e (Fachinformation) in Deutschland mit A u s n a h m e des Bereichs Wirtschaftsinformation. Es existiert k a u m N a c h f r a g e nach O n - l i n e - I n f o r m a t i o n im Bereich der Kleinen u n d Mittleren U n t e r n e h m e n ( K M U ) , da die I n f o r m a t i o n s v e r s o r g u n g als ausreic h e n d e m p f u n d e n wird, die Innovationen zu selten sind, A u f m a c h u n g u n d A n m u t u n g der Informationsdienstleistungen nicht akzeptiert w e r d e n , sowie wenig Bereitschaft vorhanden ist, diese D i e n ste zu vergüten. Die wichtigste Lehre j e d o c h , die m a n aus diesen F ö r d e r u n g e n s c h l u s s f o l g e r n k o n n t e , ist die E r kenntnis, dass sich die Tätigkeit der „reinen" I n formationsvermittlung o h n e zusätzliche Beratungsdienstleistungen auf d e m deutschen I n f o r m a t i o n s markt der ausgehenden 1980er J a h r e nicht als ausschließliche u n d sichere Erwerbsgrundlage eigne.
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Deshalb sei es sinnvoll, die Dienste der I n f o r m a t i o n s b e s c h a f f u n g u n d -Vermittlung m i t anderen informationellen M e h r w e r t schaffenden Dienstleistungen zu v e r k n ü p f e n . Dies gäbe G e w ä h r f ü r eine längerfristige Verankerung im I n f o r m a t i o n s m a r k t außerhalb staatlicher Verantwortung . Zeitlich e i n h e r g e h e n d mit d e n Prozessen der Auflösung der ehemaligen D e u t s c h e n Demokratischen Republik u n d den Vorbereitungen zur Wiedervereinigung Deutschlands w u r d e das vorläufig letzte F a c h i n f o r m a t i o n s p r o g r a m m der B u n d e s r e g i e r u n g f ü r die Planperiode 1990-1994 d a n n 1990 erarbeitet (Lit. 13). N o c h ganz auf die Belange der E n t w i c k l u n g e n d e r a l t e n B u n d e s l ä n d e r abgestellt k o n n t e das P r o g r a m m - gleichermaßen in allerletzter M i n u t e vor der Verabschiedung - die Belange der n e u e n Bundesländer n u r global in d e m S o n derabschnitt „Innerdeutsche Z u s a m m e n a r b e i t " ansprechen. In dieser kurzen Passage w u r d e j e d o c h versucht, die H a r m o n i s i e r u n g der verschiedenen I n f o r m a t i o n s s y s t e m e im e u r o p ä i s c h e n R a h m e n anzugehen u n d d u r c h g e m e i n s a m e Projekte u n d unterschiedliche F o r m e n der Z u s a m m e n a r b e i t die spezifischen i n f o r m a t i o n s p o l i t i s c h e n Z i e l e u n d P r o g r a m m a t i k e n auch auf das Beitrittsgebiet zu erweitern. D e n n o c h kann es w o h l als unbestritten gelten, dass es im R a h m e n dieses F ö r d e r u n g s p r o g r a m m s S c h w e r p u n k t e im Ausbau des Angebotes u n d der N u t z u n g v o n F a c h i n f o r m a t i o n in d e n N e u e n B u n d e s l ä n d e r n gegeben hat. Insbesondere wird die m o d e r n e I n f o r m a t i o n s - u n d Literaturversorgung f ü r Forschung, Lehre, Wissenschaft u n d Wirtschaft als essentiell eingeschätzt, u m die „ u n befriedigende wissenschaftliche u n d wirtschaftliche Leistungsfähigkeit rasch zu steigern" (Lit. 11, S. 62 ). Als weitere wichtige Tendenz ist festzuhalten, dass sich die d e u t s c h e nationale I n f o r m a t i o n s p o l i t i k z u n e h m e n d den R a h m e n b e d i n g u n g e n u n d P r o g r a m m e n der E u r o p ä i s c h e n G e m e i n s c h a f t (EG) u n d ab 1995 dann der Europäischen U n i o n ( E U ) a n z u p a s s e n hat. Diese E n t w i c k l u n g g r e n z t d e n A k t i o n s r a u m einer selbständigen nationalen Politik ein u n d wird längerfristig sogar die Eigenständigkeit ablösen. E n t s p r e c h e n d e i n f o r m a t i o n e l l e E U - P r o g r a m m e , wie I M P A C T 1 - 3 (Lit. 38, Lit. 25, Lit. 41, Lit. 42) zeigen deutlich, dass die übergreifenden europäischen Initiativen deutlicher berücksichtigt w e r d e n m ü s s e n (Lit. 65). D e r im F a c h i n f o r m a t i o n s p r o g r a m m 1985-88 (Lit. 12) eingeschlagenen R i c h t u n g der D e r e g u l i e r u n g
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und Privatisierung von Informationsprozessen folgend, versucht das gleichnamige Folgeprogramm für die Jahre 1990-1994 (Lit. 13, Lit. 25) zunächst die Frage der Verantwortung des Staates für die Fachinformation zu klären. Staatliche Eingriffe in die Informationsvermittlung und -Versorgung dürfen grundsätzlich nur dort geschehen, w o die Informationsversorgung über den Markt nicht regulierbar ist. Darüber hinaus ist es natürlich angezeigt, wenn der Staat mit der Fachinformation hoheitliche Aufgaben oder übergreifende, gesamtgesellschaftliche Aufgaben wahrnimmt, die von keiner anderen gesellschaftlichen Instanz erfüllt werden können. Von daher sind Herstellung und Angebot von elektronischen Informationsdiensten grundsätzlich privatwirtschaftlichen Aktivitäten vorbehalten; der Staat wird keinen Einfluss darauf nehmen. N e b e n d e m Eigenbedarf an Information der staatlichen Einrichtungen (sog. ressortspezifische Informationen) wird er sich lediglich in solchen Bereichen engagieren, die im allgemeinen und gesamtgesellschaftlichen Interesse liegen, wie etwa für Z w e c k e der Grundlagenforschung, der D a seinsvorsorge und ähnlichen Bereichen. Diese zunächst recht allgemein gehaltene Abgrenzung des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft, die angesichts der flächendeckenden Konzeption des ersten I u D - P r o g r a m m s von 1974 unter zentralistischer staatlicher Regie die fast genaue Kehrtwendung darstellt, wird im Folgenden durch eine Zweiteilung des Informationsmarktes begründet. Der Teilmarkt der „Aktuellen Information" (Buchhandel, Verlage, Datenbank-Anbieter etc.) sei gut ausgebaut und privatwirtschaftlich organisiert. Der Teilmarkt der „Nicht-aktuellen Information" (d.h. der retrospektiven Information) bestehe aus dem Segment der Wirtschaftsinformation, der privatwirtschaftlich verfasst ist und d e m Teil der wissenschaftlich-technischen Information (WTI), der neben den Fakteninformationen als staatliche Infrastruktur für die Garantie einer leistungsfähigen Forschung und Entwicklung angesehen wird und deshalb auch staatliche Unterstützung genießen kann. N a c h dieser Legitimation und der recht klaren Abgrenzung werden dann im Programm die Ziele dieses selbstbegrenzten Gegenstandsbereiches W T I und Faktendokumentation genannt: - Auf- und Ausbau einer leistungsstarken Infrastruktur z u m Nachweis und zur Bereitstellung von Fachinformation,
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- Sicherung des Z u g r i f f s auf das internationale Fachinformationsangebot durch geeignete Kooperationsformen bei der Produktion und beim Vertrieb, - Erweiterung des deutschen Fachinformationsangebots durch besonders hochwertige Produkte für das In- und Ausland, - Steigerung der N u t z u n g der Fachinformation im Bereich der Hochschulen und hier besonders in den Naturwissenschaften (Lit. 66, Lit. 67, Lit. 24) und in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), - Förderung der Aus- und Fortbildung im Bereich der Fachinformation, - Förderung der Forschung und Entwicklung in der Fachinformation. Diesen f ü n f Förderzielen wurden dann die folgenden sechs Förderschwerpunkte an die Seite gestellt, deren Fördervolumen in den J a h r e n 1989-1994 insgesamt 2.216,7 M i o D M ausmachen sollten: 1) Fachinformationseinrichtungen (Nachweis und Bereitstellung von Fachinformation), 32% der Mittel; 2) Wissenschaftliche Bibliotheken (Dokumentversorgung), 35% der Mittel; 3) N u t z u n g s s t e i g e r u n g in H o c h s c h u l e n u n d K M U , 4% der Mittel; 4) Produktion und Angebot von neuen hochwertigen Fachinformationsdiensten, 22% der Mittel; 5) Forschung und Entwicklung in der Fachinformation, 6% der Mittel; 6) Maschinelle Übersetzung, 1% der Mittel. Auffällig ist, dass die Positionen 1 und 2 zusamm e n bereits zwei Drittel des gesamten Fördervolumens beanspruchen, obwohl im Programm selbst sehr genau Nachweis darüber geführt wird, dass der Kostendeckungsgrad der Fachinformationszentren sich auf etwa 50% habe steigern lassen. Obwohl es die Deutsche Gesellschaft für D o k u mentation ( D G D ) in ihrer Stellungnahme Endes des Jahres 1994 (Lit. 26) nicht für dringend geboten erachtet, dass ein weiteres eigenständiges Fachinformationsprogramm aufgelegt werden sollte, wenn nur zentrale (überwiegend marktwirtschaftliche) Kernpunkte künftiger informationspoliti-
A 6 (Fach-)Infbrmationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
schcr Ziele berücksichtigt werden, legt das (inzwischen umbenannte) Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) ein neues Programm vor. Am 14.8.1996 beschließt das Bundeskabinett das Programm „Information als Rohstoff für Innovation 1996-2000", durch das bis 1999 1,9 Milliarden D M in die folgenden Förderbereiche investiert werden sollen (Lit. 08, Lit. 25): - Integriertes Chemieinformationssystem, - Nutzungssteigerung in Hochschulen und Forschungseinrichtungen, - Nutzungssteigerung in Kleinen und Mittleren U n t e r n e h m e n einschließlich des Handwerks, - Integration der neuen Länder. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf die Weiterentwicklung des wissenschaftlich-technischen Publikationswesens im Bereich Wissenschaft und Technik gelegt. Für die staatliche Förderung ergibt sich aus dieser neuen Orientierung, dass die institutionelle Förd e r u n g der staatlichen Fachinformationseinrichtungen langfristig eingestellt werden wird, w e n n der Kostendeckungsgrad einmal die 100%-Hürde g e n o m m e n haben wird und Informationsdienste zu marktwirtschaftlichen Bedingungen angeboten werden können. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Kostendeckungsgrad der Fachinformationseinrichtungen von 39% (1988) auf 58% (1994) steigern lassen. D u r c h befristete Anschubfinanzierungen sollen Entwicklungsprojekte gefördert werden, die das wissenschaftlich-technische Publikationswesen auf eine neue Stufe der Entwicklung heben sollen. Hierbei sind insbesondere die Aufbereitung und N u t z u n g der Information und die damit verbundene Software-Entwicklung angesprochen. Aus diesen globalen Fördcrungsziclen w e r d e n dann folgende Förderbereiche im einzelnen ausgeführt: - Wissenschaftlich-technische Information u n d Kommunikation in Datennetzen, - Elektronische Publikation und multimediale wissenschaftlich-technische Information, - Literatur- und Faktendatenbanken, - Elektronische Bibliothek, - N u t z u n g der wissenschaftlich-technischen Information.
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Mit den neuen Förderbcreichen wird offenbar versucht, den Blick f ü r die Entstehung und Verbreitung wissenschaftlich-technischer Information zu verbreitern und dieses Konzept mit den technischen und organisatorischen Erfordernissen der Informationsgesellschaft in Einklang zu bringen. Die Beibehaltung der Förderbereiche Literaturund Faktendatenbanken sowie der Verstärkung der N u t z u n g der Informationsangebote lässt auf eine (offenbar mehr erzwungene als gewollte) Kontinuität schließen, die darin begründet liegt, dass der „Rohstoff" wissenschaftlich-technische Information noch immer zu großen Teilen in Form von Literatur (in welcher medialen Form auch immer) verbreitet wird. Zweifellos wird der Bereich der Förderung f ü r die N u t z u n g von Information auch künftig sinnvoll und notwendig sein, denn schon die N u t z u n g traditioneller Formen wissenschaftlich-technischer Informationsdienste ließ zu w ü n schen übrig und verlangte nach M a ß n a h m e n zur Verbesserung von „Informationsbewusstsein". U m wie viel größer müssen künftig die M a ß n a h m e n zur N u t z u n g veranschlagt werden, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass diese Information n u n in sehr verschiedenen elektronischen und multimedialen Formen erscheinen werden (Online-Datenbanken, C D - R O M , Datennetze mit unterschiedlichsten Zugriffssystemen usw.). D a f ü r müssen nicht nur das Informationsbewusstsein sensibilisiert werden, sondern auch u n d vor allem sehr konkret N u t z u n g s - u n d Z u g r i f f s h i l f e n gestellt werden. Konzeptionell betreibt dieses P r o g r a m m einen weiteren Rückzug aus der direkten staatlichen Verantwortung für die Erstellung und Vorhaltung von Information, setzt dabei aber auf die Entwicklung einer Informationsinfrastruktur, die in der Lage sei, die Informationsversorgung durch möglichst große wissenschaftliche und wirtschaftliche Initiativen und Selbstverwaltung zu lösen. Dabei werden folgende Ziele verfolgt und durch entsprechende Fördermaßnahmen unterfüttert: 1) D e n effizienten Zugang zu den weltweit vorhandenen elektronischen u n d multimedialen Volltext-, Literaturhinweis-, Fakten- und Software-Informationen v o m Arbeitsplatzrechner zu eröffnen und zu sichern; 2) den durch Technologien verursachten Strukturwandel in der wissenschaftlichen und technischen Informationsinfrastruktur neu zu gestalten durch Einbindung aller Beteiligten;
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Thomas Seeger
3) die institutionelle Förderung in den Fällen zurückzuziehen, in denen langfristig kostendeckende Preise für Informationsprodukte und -dienstleistungen erreicht werden können. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen (Urheberrecht, Datenschutz und Datensicherheit, Standards und Normen) genannt sowie die befristete Anschubförderung von innovativen Entwicklungsprojekten. Zusätzlich werden die folgenden Schwerpunkte genannt:
Der bereits teilweise vollzogene Einstieg in die vernetzte, virtuelle Informationswelt, die mit Ausdrükken wie „Kulturrevolution des 21. Jahrhunderts" (Lit. 10) oder „Aufbruch in die Wissensgesellschaft" (Lit. 43) paraphrasiert wird, stelle einen Paradigmenwechsel von gedruckten Produkten zu interaktiven, multimedialen Informationen dar, der neue strategische Ziele erfordere: - Zugang für jedermann zu jeder Zeit an jedem Ort sicherzustellen,
- Wissenschaftliche und technische Information und Kommunikation in Datennetzen,
- den Paradigmenwechsel vom Anbieter zum N u t zer durch den Einsatz der IuK-Technologien zu ermöglichen,
- elektronische Publikation und multimediale Information der Fachverlage,
- die Informationsversorgung im Rahmen des Ausbaus der Wissensgesellschaft zu verbessern,
- Literatur- und Faktendatenbanken der Fachinformationseinrichtungen,
- den Aufbau von I n f o r m a t i o n s s y s t e m e n mit hochwertigen Dienstleistungsprodukten zu fördern,
- Wissenschaftliche Bibliotheken und elektronische Information, - stärkere N u t z u n g der Information in Wissenschaft, Wirtschaft und Staat, - Aus- und Fortbildung, - Internationale Zusammenarbeit, insbesondere in der Europäischen Union. A 6.2.2.4
N e u e strategische Ziele i m R a h m e n übergreifender K o n z e p te v o n Informationsgesellschaft und Wissensgesellschaft
Bereits 1995 hatte das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) unter dem Titel „Informationsgesellschaft. Chancen, Innovationen und Herausforderungen" (Lit. 10) ein Positionspapier veröffentlicht, das getragen von einer Vielzahl wissenschaftlicher und professioneller Verbände - eine breite Perspektive technologischer, wissensbezogener, wirtschaftlicher und sozialer Aspekte einer aufkommenden neuen Gesellschaftsstruktur formulierte. Darüber hinaus brachten zwei vom Ministerium in Auftrag gegebene Studien (Lit. 69, Lit. 70) über die Z u k u n f t der wissenschaftlich-technischen Information ein klareres Bild über die an Wissensproduktion und -konsumtion beteiligten Institutionen und Individuen. Auf dieser Grundlage w u r d e dann vom BMBF das strategische Positionspapier formuliert mit den Titel „Informationen vernetzen - Wissen aktivieren" (Lit. 09, Lit. 43).
- die staatlichen Informationseinrichtungen effizienter zu gestalten und strategisch neu auszurichten. Demzufolge hätte die Erhöhung von Informationskompetenz, die Fähigkeit sich methodisch und kritisch zu informieren, förderpolitisch hohe Priorität. Ebenso wird die Entwicklung neuer intelligenter Werkzeuge für den Zugriff auf Informationen und deren Weiterverarbeitung am Arbeitsplatz sowie die Transformation der traditionellen Infrastruktur von Bibliotheken und Fachinformationseinrichtungen in neue, vernetzte Organisationssysteme gefördert.
A 6.3
Ausblick
Sehen wir von den - zumeist durch die Verknappungssituationen in Krisenzeiten hervorgerufenen - punktuellen Eingriffen des Staates einmal ab, so können wir erstmals in der Wiederaufbauphase nach dem 2. Weltkrieg ein umfassendes gesamtstaatliches Interesse am Ausbau der IuD konstatieren. Waren die 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland gekennzeichnet durch ein stetig anwachsendes gesellschaftliches und politischen Bewusstsein um die Bedeutung von Information, zeichnen sich die 1970er Jahre durch den Versuch der Schaffung einer staatlichen zentralen institutionellen Infrastruktur aus. Nach einem knappen Jahrzehnt der Förderung in diesem fest definierten Bereich staatlicher Zuständigkeit und Einfluss-
A 6 (Fach-)Informationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
n ä h m e z u m N u t z e n der Allgemeinheit setzt zu Beginn der 1980er Jahre eine z u n e h m e n d e Deregulierung ein, die die G r u n d a n n a h m e n bisheriger staatlichen Förderungen radikal in Frage stellt und schrittweise den Rückzug des Staates aus den von i h m geschaffenen S t r u k t u r e n z u g u n s t e n einer marktwirtschaftlich orientierten subsidiären Förderpolitik einleitet. Die zweite Hälfte der 1980er Jahre sind dann förderpolitisch gekennzeichnet von den Konzepten der (privatwirtschaftlich zu organisierenden) Informationsvermittlung und der Vermarktung von Online-Diensten. Die 1990er Jahre sind in der nationalen Perspektive getragen von dem Bemühen, die Konzepte der alten Bundesländer auch in die neuen zu übertragen und beim Aufbau u n d Ausbau entsprechender gleichartiger Strukturen der Informationsvermittlung zunächst die technischen Voraussetzungen zu schaffen und zu fördern. Hierin ist sicher ein faktischer Förderschwerpunkt zu sehen, der auch sicher seine Notwendigkeit u n d Berechtigung hat (Lit. 11.); ein programmatischer Schwerpunkt im Fachinformationsprogramm ist er aber nie explizit gewesen. Z u d e m werden nationale Orientierungen in der Informationspolitik z u n e h m e n d stärker auf die europäische I n f o r m a t i o n s p o l i t i k abgestimmt. Gleichzeitig ist ein Rückzug bei der Bes t i m m u n g des Förderungsbereiches auf den Gegenstand der wissenschaftlich-technischen Information (WTI) festzustellen, wie er in den Anfängen der I u D bereits sehr üblich war. Deutlich festgeschrieben sind die Förderbereiche, in denen der Staat künftig tätig werden soll. Die hier genannten Bereiche sind eben die „klassischen" und tradierten Literaturnachweis- und -bereitstellungssysteme, die die Pionierzeit der Information und D o kumentation ausgemacht und gestaltet haben. Das Fachinformationsprogramm 1990-1994 ist somit faktisch gekennzeichnet durch Rückzüge aus vielen Sparten und Segmenten der Information. Es ist eher durch eine Verwaltung der historisch überkommenden „Altlasten" aus früheren Programmen gekennzeichnet als durch eine irgendwo erkennbare Vorwärtsstrategie. Im vorläufig letzten Programm „Information als Rohstoff f ü r Innovation 1996-2000" wird ein weiterer Rückzug aus der direkten staatlichen Verantwortung für die Erstellung und Vorhaltung der Information ersichtlich. D u r c h die ausgewiesenen Förderungsziele des Programms wird offenbar auf die stürmische Entwicklung der überquellenden Datenangebote auf den internationalen Netzwerken reagiert. So werden in diesem
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Programm n u n nicht m e h r Informationsdienste selbst als förderungswürdig charakterisiert, sondern es werden effektivere Zugangswege und -prozeduren und die Gestaltung von entsprechenden Arbcitsplatzrcchncrn gefördert. Ebenso wird dem Wandel in der Informationsinfrastruktur und den neuen N u t z u n g s f o r m e n größere Aufmerksamkeit geschenkt. Die jüngsten, unter den Signaturen „Wissens- und Informationsgesellschaft" geführten Projektionen aus dem Ministerium lassen durch ihre großrahmigen Ansätze H o f f n u n g a u f k o m m e n , dass der schrittweise eingeschränkte Zuständigkeitsbereich n u n wieder ausgeweitet werden kann auf die ganze Fülle der Informationsdienste und -produkte. Das wird sich n u n nicht m e h r auf die konkrete Erstellung dieser Dienste beziehen können, sondern in der abgehobenen Form der Zugangsmöglichkeiten u n d -mittel.
A 6.4
Die Internationalisierung der (Fach) -Informationspolitik
Die bislang dargestellte fast ausschließlich auf den nationalen Einzugsbereich abgestellte Entwicklung hat unberücksichtigt gelassen, dass es eigentlich von Beginn an auch - zunächst politisch nur f o r m u lierte, dann aber später auch z u n e h m e n d praktizierte - Integrationsbestrebungen zu den internationalen Entwicklungen gegeben hat. Dies war bereits durch die in den 1960er Jahren begonnenen internationalen Kooperationsvorhaben der klassischen Information und Dokumentation angelegt (Lit. 48) und wird angesichts der ökonomischen und technischen Entwicklungen der Informationsu n d Kommunikationssysteme von Wissenschaft, Technik, Verwaltung und Wirtschaft in der Folgezeit z u n e h m e n d deutlicher. So ist es in den 1990er Jahren wohl kaum noch möglich, die Entwicklung der deutschen nationalen (Fach-)Informationspolitik unabhängig von den übergreifenden Entwicklungen in der Europäischen U n i o n und anderen internationalen und multinationalen Organisationen sehen zu können. Ebenso wie es kaum noch möglich ist, eine klare Abgrenzung von Telekomm u n i k a t i o n s - u n d Kommunikationspolitik von dem hier behandelten Bereich der (Fach-)Informationspolitik vorzunehmen, da die (zumindest in der nationalen Perspektive) ehemals getrennten Politikbereiche nun ineinander verschmolzen sind. Die stürmischen technischen Errungenschaften in den
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Informations- und Kommunikationstcchnologicn der letzten 20 Jahre und die massenweise Ausbreitung von Online- und Telekommunikationsdiensten gehen einher mit dem Hineinwachsen masscn- und multimedialer Dienste und Systeme in die internationale Telekommunikationsinfrastruktur, die einen neuen gemeinsamen Bereich von Telekommunikation, Massenkommunikation und Information geschaffen hat. D i e s e übergreifende Sichtweise von I n f o r m a t i o n s p o l i t i k als gesellschaftsbcstimmende Zukunftsperspektive findet bereits 1994 ihren deutlichen Ausdruck im so genannten „Bangemann-Bericht" (Lit. 40, Lit. 04). Unter d e m Titel „Europa und die globale Informationsgesellschaft" legt die Kommission der E u ropäischen Gemeinschaften einen übergreifenden Aktionsplan vor, der für die Akteure der Informationsgesellschaft folgende positive Entwicklungen in Aussicht stellt: - Telekommunikations-, Kabel- und SatellitenBetreiberwerden durch Deregulierung und Privatisierung ihre Marktanteile ausweiten können; - Dienste-Anbieter und Inhaltsproduzenten (Content Provider) können attraktive Produkte zu günstigen Preisen anbieten; - B ü r g e r u n d N u t z e r profitieren v o m breiten Spektrum konkurrierender Angebote; - Telekommunikations-Anbieter und SoftwareHersteller profitieren v o m expandierenden Markt. Als strategische Ansatzpunkte werden unter ordnungspolitischem Aspekt die Liberalisierung und Deregulierung der Telekommunikation gewählt, die als zentral für die Entstehung und Weiterentwicklung für einen künftigen Informationsmarkt angesehen werden. Der Telekommunikationssektor soll zunächst eine Ö f f n u n g z u m freien Markt ermöglichen durch die Auflösung monopolartiger (staatlicher) Behinderungen des Kommunikationsmarktes. D e s weiteren wird ein Abbau nicht-kommerzieller (d.h. politischer) Lasten gefordert und eine Festlegung von klaren Zeiträumen angemahnt, in denen die schrittweise H e r a n f ü h r u n g an eine Wettbewerbsumgebung geschehen soll. Schon im ersten nationalen I u D - P r o g r a m m von 1974 wurde deutlich gemacht, dass durch die damals bestehenden ca. 40 Verbundsysteme der internationalen arbeitsteiligen Datenbasis-Produktion auf den verschiedensten Gebieten eine Interna-
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tionalität vorhanden sei, wobei die Bearbeitung der i m m e n s e n Informationsflut die ö k o n o m i s c h e n Ressourcen eines einzelnen Landes überfordert hätte. Der zweite wichtige Hinweis auf die (im Gegenstand implizit angelegte) Intcrnationalität wurde im A u f k o m m e n der damals als „Informationsnetze" bezeichneten technischen Telekommunikationssysteme gesehen und in diesem Z u s a m menhang besonders deutlich an das im Entstehen befindliche europäische Informations- und D o k u mentationsnetz E U R O N E T der E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaften ( E G ) Mitte der 1970er Jahre. Im Fachinformationsprogramm 1985-1988 komm e n dann zu den bereits vorgestellten Zielen der internationalen Kooperation und der Weiterentwicklung der Verbundsysteme noch hinzu, dass es auch gelte, die Bedingungen für ein weltweites Angebot an deutscher Fachinformation zu verbessern und für die deutschen N u t z e r den Z u g a n g zu den weltweiten Fachinformationen zu sichern. Dieses habe sich auf alle übernationalen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen zu beziehen. Im Einzelnen ist j e d o c h in den Aussagen über die Kooperationsziele innerhalb der E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaft deutlich eine Ö f f n u n g zu innovativen und kreativen Informationsdiensten und deren V e r b r e i t u n g zu e r k e n n e n . D i e s e s w u r d e „Fachinformationsmarkt" genannt und hat im Kern bereits das umschrieben, was heute mit Begriffen wie etwa Mehrwertdienste und Informationsmarkt (Lit. 07, Lit. 32) beschrieben wird. Hier wolle man - besonders angeregt durch die Aktionspläne der Europäischen Gemeinschaften - die Rahmenbed i n g u n g e n f ü r die E n t w i c k l u n g eines solchen M a r k t e s d u r c h B e s e i t i g u n g der t e c h n i s c h e n , sprachlichen oder kommerziellen Hindernisse verbessern (Lit. 04, Lit. 05, Lit. 07). Der Aspekt der Internationalität der staatlichen Förderprogramme aus der Sicht der deutschen Informationspolitik konzentriert sich recht klar auf die Entwicklungslinien, die durch die Perspektiven des Rates der Europäischen Gemeinschaft aufgezeigt worden waren. U n t e r den Prämissen eines europaweiten Binnenmarktes ist bereits ab 1988 ein Aktionsplan zur Schaffung eines Marktes für Informationsdienste mit d e m N a m e n I M P A C T (Information Market Policy Action) verabschiedet worden (Lit. 41, Lit. 42, Lit. 38). Entlang dieser marktwirtschaftlichen Sichtweise auf das Informationsgefüge, seiner N u t z u n g , Vermittlung und Vermarktung waren die Ziele dieses Programms dar-
A 6 (Fach-)Informationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
auf gcrichtct, den EG-wcitcn Binnenmarkt für Informationsprodukte zu etablieren. Die Angebote der europäischen Informationsanbieter sollten durch entsprechende Förderungen soweit ausgebaut werden, dass fortschrittliche und zukunftsweisende neue Informationsdienste entwickelt werden, die im internationalen Wettbewerb bestehen können.
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10 Bundesministerium fur Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie ( B M B F ) , Rat für Forschung, Technologie und Innovation: Informationsgesellschaft. Chancen, Innovationen und Herausforderungen. Bonn: B M B F Dez. 1995. 60 S. 11 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Deutsche Einheit in Forschung und Technologie. Stand Nov. 1991. Bonn: B M F T 1991. 63 S. 12 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Fachinformationsprogramm 19851988. Bonn: B M F T 1985. 127 S.
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13 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Fachinformationsprogramm der Bundesregierung 1990-1994. Bonn: B M F T 1990. 210 S. 14 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Informationstechnik. Forschung und Entwicklung. Förderkonzept 1993-1996. Bonn: B M F T 1992. 135 S.
03 Behrends, E.: Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945: unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Bibliothek und Dokumentation. Wiesbaden: Harrassowitz, 1995. VIII, 337 S. (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München; 51)
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04 Beiz, Dorothcc: Europa und die globale Informationsgesellschaft. Rahmenrichtlinien der Europäischen Union. In: Hessische Staatskanzlci (Hrsg.): Forum N e u e Informations- und Kommunikationstcchnologicn. Dokumentation des Forums vom 12. Dez. 1994 in Frankfurt am Main. Wiesbaden: Hessische Staatskanzlei März 1995, S. 29-39
17 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Programm der Bundesregierung zur Förderung der Information und Dokumentation 1974-1977. Bonn: B M F T 1974. 147 S.
05 Breede, W. E.: N e u e Marktstrategien. A u f dem Wege in die globale Informationsgesellschaft. In: Cogito, 1995, H . 4. S. 35-40 06 Bruder, W.; Dose, N . : Forschungs- und Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bruder, W. (Hrsg.): Forschungs- und Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen: Westdeutscher Verl. 1986. S. 11-75 07 Bruine, Reiner-Frans de: Der europäische Informationsmarkt. Konzepte auf dem Weg ins Jahr 2000. In: Cogito. 1994. Η. 1. S. 39-43 08 Bundesministerium für Bildung und Forschung ( B M B F ) : Information als Rohstoff für Innovation. Programm der Bundesregierung 1996-2000. Bonn: B M B F 1996. 161 S. (www.bmbfde) 09 Bundesministerium fur Bildung und Forschung.(BMBF): Information vernetzen Wissen aktivieren. Strategisches Positionspapier zur Zukunft der wissenschaftlichen Information in Deutschland. Bonn: B M B F 2002. 12 S. (www.bmbf.de)
16 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Neuorientierungen der Forschungsund Technologiepolitik. Bilanz 1983. Bonn: B M F T . 80S.
18 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Stellungnahme der Bundesregierung zum Gutachten des Präsidenten des Bundesrechnungshofes als Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung. Bonn: B M F T 1983. 73 S. (Typoskript) 19 Bundesministerium für Forschung und Technologie ( B M F T ) : Zwischenbilanz 1986 zum Fachinformationsprogramm. In: Bundesministerium fur Forschung und Technologie ( B M F T ) , Fachinformationsprogramm der Bundesregierung mit Zwischenbilanz 1986. Bonn: B M F T 1987. S. 6-84 20 Bundesministerium des Inneren (BMI): Das Informationsbankensystem. Bericht der innerministeriellen Arbeitsgruppe beim Bundesministerium des Inneren an die Bundesregierung. Bd. 1. Bonn: Heymanns 1971. 157 S. 21 Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi): Info 2000. Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft. Bericht der Bundesregierung. Bonn: BMWi 1996.138 S. 22 Bundesrechnungshof: Gutachten über die Fachinformation in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1983. 105 S. und Anhang (Typoskript)
88
23 Butzek, Ε.; Windel, G.: Z u m Verhältnis von Staat und IuD in der Bundesrepublik Deutschland. In: Buder, M.; Windel, G. (Hrsg.): Z u m Verhältnis von Staat, Wissenschaft zu IuD. München: Verl. Dokumentation 1978. S. 65-136 24 Czermak, J. M.: Zwischenbilanz zum Fachinformationsprogramm 1990-1994. In: Cogito 1993. H. 4. S. 18-21 25 Czermak, J. M.: Information als Rohstoff für Innovation. Programm der Bundesregierung 19962000. In: Nachrichten für Dokumentation. Vol. 48, 1997. S. 31-36 26 Deutsche Gesellschaft für Dokumentation (DGD): Stellungnahme der D G D zur künftigen Fachinformationspolitik der Bundesregierung. In: Nachrichten für Dokumentation. Vol. 45,1994. S. 298-303 27 Donth; Η. H.: Das Programm der Bundesregierung zur Förderung der IuD. In: GutenbergJahrbuch. Vol. 56, 1981. S. 21-45 28 Donth, Η. H.: Grundsätze für die Preispolitik von Fachinformationszentren. In: Deutscher Dokumentartag 1978. München: Saur 1979. S. 141-161 29 Gemeinschaftsausschuß der Technik (GdT): Information und Dokumentation in Wissenschaft und Technik. In: GdT-Schriften. Nr. 1. Düsseldorf: G d T 1969. S. 36-37 30 Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID): Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Informationswissenschaft und -praxis. 1981. Frankfurt/M.: I D D Verl. 1981. 271 S. 31 Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID): Verzeichnis geförderter Einzelvorhaben der Information und Dokumentation 1978-1979. Frankfurt/M.: GID 1980. 197 S. 32 Geisendörfer, U.: Der Informationsmarkt und seine europäischen Dimensionen. In: Deutscher Dokumentartag 1988. 40 Jahre DGD. Perspektive Information. Frankfurt/M.: Deutsche Ges. für Dokumentation 1989. S. 15-22 33 Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID): Verzeichnis geförderter Einzelvorhaben der Information und Dokumentation 1978-1979. Frankfurt/M.: GID 1980. 197 S. 34 Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID): Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Informationswissenschaft und -praxis. 1981. Frankfurt/M.: I D D Verl. 1981. 271 S. 35 Güntsch, F. R.: Zur Fortschreibung des IuDProgramms aus Sicht des BMFT. In: Deutscher Dokumentartag 1979, Willingen. München: Saur 1980. S. 273-294 36 Hapke, T.: Bausteine zur Geschichte des deutschen Informationswesens im 20. Jahrhundert. In: Information Research and Content Management.
Thomas Seeger
Proc. der 23. Online-Tagung der DGI und 53. Jahrestagung der DGI vom 8.-10. Mai 2001 in Frankfurt/Main. Frankfurt/ Main: DGI 2001, S. 498-506 37 Herget, J.; Henseler, S.: Informationsvermittlung zu Beginn der 90ger Jahre. In: Nachrichten für Dokumentation. Vol. 43. 1992. S. 143-158, S. 293299, S. 385-392 38 Huber, W.: Die EG-Politik im Bereich des Informationsmarktes. In: Kallenberg, H.; Kuhlen, R.; Manecke, H.-J. (Hrsg.): Wissensbasierte Informationssysteme und Informationsmanagement. Proc. des 2. Intern. Symposiums fur Informationswissenschaft 1991 (ISI 1991). Konstanz: Universitätsverlag 1991. S. 11-25 39 Keren, C.: Staat und Informationspolitik der Zukunft. In: Strohl-Göbel, H. (Hrsg): Von der Information zum Wissen, vom Wissen zur Information. Deutscher Dokumentartag 1987. 23.25.Sept.1987. Frankfurt/M.: Deutsche Ges. für Dokumentation 1988, S. 25-33 40 Kommission der Europäischen Gemeinschaften (KEG): Europe and the Global Information Society. In: CORDIS F O C U S . Suppl. 2. 15. Juli 1994. S. 530 41 Kommission der Europäischen Gemeinschaften (KEG): Impact Information Day. Luxembourg 6. Nov. 1991. Proceedings. Luxembourg: Dir. XIII, Nov. 1991. getr. Pag. 42 Kommission der Europäischen Gemeinschaften (KEG): IMPACT 2. Information Market Policy Actions. Arbeitsprogramm 1991-1992. Luxembourg: Dir. XIII, 1992. 37 S. 43 Krause, Peter: Aufbruch in die Wissensgesellschaft Wissenschaftliche Information in Deutschland. In: Information - Wissenschaft und Praxis. Vol. 54, 2003. Nr. 5. S. 289-292 44 Kuhlen, R.: Informationsmarkt. Chancen und Risiken der Kommerzialisierung von Wissen. Konstanz: UVK Universitätsverlag 1995. 608 S. (Schriften zur Informationswissenschaft, Bd. 15) 45 Kuhlen, R.: Die Verwissenschaftlichung von Information. In: Bruder, W. (Hrsg.): Forschungsund Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen: Westdeutscher Verl. 1986. S. 264-291 46 Lechmann, H.: Dokumentation und Information als Anliegen der Bundesrepublik Deutschland. In: Nachrichten für Dokumentation. Vol. 15, 1964. S. 157-166 47 Lechmann, H.: Leitsätze für eine nationale Dokumentations- und Informationspolitik im Bereich der Wissenschaft und Technik. In: Nachrichten für Dokumentation. Vol. 18, 1967. S. 16-19
A 6 (Fach-)Informationspolitik in Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
48 Lechmann, Η.: Nationale u n d internationale Aspekte des I u D - P r o g r a m m s . In: N a c h r i c h t e n für D o k u m e n t a t i o n . Vol. 28, 1977. S. 3-10 49 Lenk, K.: Fachinformationsversorgung im Zeichen des technischen Wandels. In: N a c h r i c h t e n f u r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 33, 1982. S. 3 - 8 50 Lenk, K.: Information u n d D o k u m e n t a t i o n als öffentliche Aufgabe. In: Schwuchow, W. (Hrsg.): Ö k o n o m i s c h e Aspekte der Fachinformation. M ü n c h e n : Saur 1981. S. 37-54 51 Manecke, H.-J.; Seeger, T.: Z u r Entwicklung der Information u n d D o k u m e n t a t i o n in Deutschland. In: Buder, M.; W. Rehfeld; T. Seeger, D . Strauch (Hrsg): G r u n d l a g e n der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n , N e w York: Saur-Bowker 1997. S. 16-60 52 Pflug, G.: Preispolitik f ü r I u D - D i e n s t l e i s t u n g e n aus Sicht der Bibliotheken. In: Deutscher D o k u m e n t a r tag 1978. Frankfurt/Main. M ü n c h e n : Saur 1979. S. 181-193 53 Präsident des Bundesrechnungshofes (Hrsg.): U n t e r s u c h u n g über die wissenschaftliche D o k u mentation in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Feb. 1962. 128 S. 54 Richards, Ρ S.: Scientific Information in Wartime. T h e Allied-German Rivalry 1939-1945. Westport: G r e e n w o o d 1994 55 Riesenhuber, Α.: Z u k u n f t s k o n z e p t Informationstechnik 2000. In: G M D - S p i e g e l . 1988. N r . 2/3. S. 41-47 56 Samulowitz, II.: I u D - P r o g r a m m u n d die I n f o r m a tionsgesellschaft. In: N a c h r i c h t e n f ü r D o k u m e n t a t i on. Vol. 31, 1980. S. 144-146 57 Samulowitz, H.. Von der Schwierigkeit in D e u t s c h land Informationspolitik zu betreiben. In: N a c h richten f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 51, 2000. S. 435440 58 Schmidt, R.; Wellems, C.: D e r Modellversuch Informationsvermittlung. In: N a c h r i c h t e n flir D o k u m e n t a t i o n . Vol. 42. 1992. S. 413-419 u n d Vol. 43. 1993. S. 3-10 59 Schmidt, R.: Die Modelle verlassen den Laufsteg. D e r BMFT-Versuch „Informationsvermittlung" nähert sich seinem Ende. In: Cogito. Vol. 5, 1988. N r . 2. S. 28-32 60 Schwab, H.: Das I u D - P r o g r a m m aus heutiger Sicht. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 32, 1981. S. 165-171
89
61 Seeger, T.: Informationspolitik - I u D - P o l i t i k Fachinformationspolitik. In: Buder, M.; W. Rehfeld; T. Seeger (Hrsg): Grundlagen der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 3. Aufl. M ü n c h e n , London: Saur 1990. S. 855-877 62 Seeger, T.: Informationspolitik - I u D - P o l i t i k Fachinformationspolitik. In: Buder, M.; W. Rehfeld; T. Seeger; D . Strauch (Hrsg): G r u n d l a g e n der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . 4. Aufl. M ü n c h e n , L o n d o n : Saur 1997. S. 846-880 63 Stegemann, H . : Einige B e m e r k u n g e n zur Preispolitik f ü r Dienstleistungen von I u D . In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n . Vol. 30, 1979. S. 231-236 64 Stegemann, H.: T h e s e n zur Finanzierung von I u D Dienstleistungen über Preise. In: Deutscher D o k u m e n t a r t a g 1978. Frankfurt/M. M ü n c h e n : Saur 1979. S. 141-154 65 Stock, W G.: Die Informationspolitik der Europäischen U n i o n . In: ABI-Technik. Vol. 16, 1996. N r . 2. S.111-132 66 Weisel, L.: Fachinformation u n d die Fortschritte in der Physik. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n , Vol. 44, 1993. S. 363-367 67 Weisel, L.: Elektronische Datenbanken in der Physik. In: Cogito 1994. 11. 3. S. 22-25 68 Wissenschaftsrat: Stellungnahme zur Gesellschaft f ü r Information u n d D o k u m e n t a t i o n (GID). Berlin: Nov. 1984. 83 S. (Typoskript) 69 Z u k u n f t der wissenschaftlichen u n d technischen Information in Deutschland. Z u s a m m e n f a s s u n g der Analyse der W T I - L a n d s c h a f t Deutschland. Zwischenbericht an das Bundesministerium f u r Bildung, Wissenschaft, Forschung u n d Technologie (BMBF). N o v e m b e r 2001. D u r c h g e f ü h r t von A r t h u r D . Little International Inc. Wiesbaden: A. D. Little N o v e m b e r 2001. 16 S. (Manuskript) 70 Z u k u n f t der wissenschaftlichen u n d technischen Information in Deutschland. Ergebnisse der empirischen U n t e r s u c h u n g e n über Informationsverhalten von Wissenschaftlern u n d U n t e r n e h m e n . Zwischenbericht an das Bundesministerium f ü r Bildung, Wissenschaft, Forschung u n d Technologie (BMBF). O k t o b e r 2001. D u r c h g e f ü h r t v o n A r t h u r D . Little International Inc. Wiesbaden: A. D . Little N o v e m b e r 2001. 10 S. (Manuskript)
Informationsrecht - Recht der Informationswirtschaft Jürgen W. Goebel
A 7.1
Einführung
Informationsprozesse in allen gesellschaftlichen Bereichen schaffen bisweilen ebenso wie die Produktion und der Vertrieb von Waren und die Erbringung von Dienstleistungen eine Reihe von Konflikten, die aus der unterschiedlichen Interessenlage der daran Beteiligten oder davon Betroffenen natürlicherweise herrühren. Je mehr sich diese Interessengegensätze im Zuge des Ausbaus des Informationsmarktes und dessen verstärkter Kommerzialisierung zuspitzen und je mehr wir uns tatsächlich von einem hochindustrialisierten Gemeinwesen zu einer Informationsgesellschaft entwikkcln, um so mehr ist die Schaffung und Anwendung eines rechtlichen Regelwerkes zu deren Befriedung erforderlich. Gleiches gilt für die Bereitstellung gesellschaftlich akzeptierter rechtlicher Rahmenbedingungen, die als Strukturvorgabe für diese Informationsgesellschaft unerlässlich sind.
formationsrecht" fungieren können. Aus Gründen der Bedeutung dieser Rechtsmaterien und der Übersichtlichkeit der folgenden Ausführungen wollen wir uns dabei hier auf drei Schwerpunkte beschränken: das Urheberrecht, das Datenschutzrecht und das Vertragsrecht. U m die Spannweite des Gesamtbereichs einschlägiger Rechtsaspekte aufzuzeigen, seien aber zuvor kurz noch einige Problemfelder erwähnt, denen in der Praxis der Informationswirtschaft ebenfalls eine herausgehobene Bedeutung zukommt.
A 7.2
Einschlägige Rechtsmaterien und Gesetze
A 7.2.1
Informationsrecht - eine h o m o g e n e Materie?
Von Seiten der Rechtswissenschaften - aber auch des Gesetzgebers — ist dabei allerdings nach wie vor im Hinblick auf die Bereitstellung eines spezifischen Instrumentariums in manchen Bereichen ein regulatives Defizit zu verzeichnen. Sicherlich lassen sich durch einzelne Gesetzesnovellierungen punktuelle Probleme beseitigen und bei entsprechender Neukonkretisierung herkömmlicher Rechtsnormen und Rechtsinstitute diese dann auch auf Probleme des Informationswesens anwenden. Eine durchgängige praxisorientierte Vermittlung zwischen der normativen und der tatsächlichen Ebene wurde in diesem Bereich aber bisher kaum in Ansätzen erreicht.
Vielerorts spricht man unter Juristen aber auch in der einschlägigen Technikszene heute bereits von „IT-Recht", „EDV-Recht" oder gar „Informationsrecht", wenn es um die rechtlichen Rahmenbedingungen von informationstechnischen Anwendungen oder u m einzelne Rechtsfragen daraus geht. Vereinzelt gibt es sogar schon an Hochschulen Studienangebote im „Informationsrecht" (so etwa an der Fachhochschule Darmstadt/Dieburg). Steckt hinter dieser Begrifflichkeit ein dogmatisch anerkanntes übergreifendes und theoretisch fundiertes Gesamtkonzept, das irgendwann sogar einmal in ein kompaktes Informationsgesetzbuch m ü n d e n könnte, oder haben wir es insoweit mit einem Sammelsurium unterschiedlichster Problemkreise und Einzelfragen zu tun?
Erst rccht kann bisher auch nur unter Vorbehalt von einem Recht der Informationswirtschaft oder gar, insgesamt auf die Informationsgesellschaft bezogen, von einem in sich geschlossenen dogmatisch stimmigen „Informationsrecht" gesprochen werden. Auch die zahlreichen Veranstaltungen und Publikationen, die allenthalben zu T h e m e n wie „Multimedia-Recht", „IT-Recht", „eCommerceRecht" etc. zu verzeichnen sind, können daran nichts ändern. Es lassen sichjedoch einige Rechtsmaterien identifizieren und spezielle Rechtsfragen verorten, denen in einem „Informationsmarkt" eine hervorragende Bedeutung zukommt und die als Grundstock für ein pragmatisch verstandenes „In-
Für letzteres spricht auf den ersten Blick, dass die damit beschriebene Materie sowohl auf der tatsächlichen als auch auf der rechtlichen Seite äußerst vielgestaltig und uneinheitlich erscheint. Dagegen ist aber eingewendet worden, dass alle diese tatsächlichen Phänomene und rechtlichen Regeln doch eine so genannte Querschnittmaterie bilden, die einer übergreifenden Betrachtung zugänglich ist. Mehrere Überlegungen bestätigen dies: Z u m einen sei an die zunehmende Bedeutung von Information für alle Bereiche von Staat und Gesellschaft erinnert. Diese Gleichzeitigkeit und Gleichgerichtetheit des Bedeutungszuwachses, die letztlich zu dem geführt hat, was wir heute Informati-
92
Jürgen W. Goebel
onsgcscllschaft n e n n e n , spricht dafür, dass insoweit auch gleichartige, v e r b i n d e n d e inhaltliche P h ä n o m e n e verantwortlich sind u n d n e u entstehen, die auch einer in etwa gleichen rechtlichen Beurteil u n g zugänglich sind. Es k o m m t z u m anderen h i n zu, dass die B e d e u t u n g der Information inzwischen einen Stellenwert überschritten hat, der d u r c h a u s einen Vergleich mit anderen Bereichen wie etwa d e m U m w e l t s c h u t z , der sozialen Sicherung, der Situation im Arbeitsmarkt usw. zulässt. Es liegt dann aber nahe, auch in rechtlicher H i n s i c h t eine Vereinheitlichung u n d Strukturierung der derzeit noch i m m e r sehr v e r s t r e u t e n M a t e r i e v o r z u n e h m e n . Eine übergreifende Betrachtung informationeller P r o b l e m e aus rechtlicher Sicht e r s c h e i n t f e r n e r auch deshalb zulässig u n d notwendig, weil die insofern bisher existenten einschlägigen Rechtsvorschriften doch gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Geleistet w e r d e n kann dies auf lange Sicht ü b e r die E n t w i c k l u n g eines an generellen u n d einheitlichen Leitlinien orientierten „Informationsrechts". Solange ein solches aber noch nicht durchgängig anerkannt ist, empfiehlt es sich, n u r v o n d e n „Rechtsfragen des Informationsmarkts bzw. der I n f o r m a tionswirtschaft" zu sprechen.
A 7.2.2
Übersicht
Rechtliche Problemstellungen u n d Einzelfragen in der I n f o r m a t i o n s w i r t s c h a f t k ö n n e n sich aus d e n unterschiedlichsten Rechtsmaterien ergeben. Blendet m a n dabei die S c h w e r p u n k t b e r e i c h e U r h e b e r recht, Datenschutzrecht u n d Vertragsrecht aus u n d w e n d e t m a n sich d a n n Regelungen auf der obersten E b e n e unserer R e c h t s o r d n u n g , nämlich d e m Verfassungsrecht, zu u n d sichtet die insoweit einschlägigen Vorschriften des Grundgesetzes f ü r die B u n d e s r e p u b l i k Deutschland (GG), so wird m a n bereits dort Regelungselemente feststellen, die auch f ü r den Bereich der I n f o r m a t i o n s w i r t s c h a f t v o n g r o ß e m Interesse sind. Das beginnt mit organisationsrechtlichen Aspekten, die sich aus der g r u n d gesetzlichen K o m p e t e n z o r d n u n g im Hinblick auf die W a h r n e h m u n g v o n I n f o r m a t i o n s a u f g a b e n d u r c h staatliche u n d andere öffentliche Funktionsträger ergeben (hierher gehört etwa die Frage, ob der B u n d kompetenzrechtlich in der Lage ist, ein umfassendes juristisches Informationssystem, das B u n d e s - u n d Länderrecht enthält, zu betreiben), u n d endet mit der Frage, ob j e d e r m a n n nach Art. 5 Abs. 1 S. 1 G G berechtigt ist, j e d e beliebige staatliche oder private I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g zu n u t zen. Z u t r e f f e n d e r w e i s e gilt letzteres entsprechend
d e m Wortlaut dieser Vorschrift n u r f ü r I n f o r m a t i onsquellen, die nach d e m Willen ihrer B e g r ü n d e r u n d Betreiber als „allgemein zugänglich" definiert sind. Das verstärkte kommerzielle Begreifen v o n Information als „ R o h s t o f f " oder ,Ware" w i r f t auch eine ganze Reihe wirtschaftsrechtlicher P r o b l e m e vor allem aus d e m g e w e r b l i c h e n R e c h t s s c h u t z auf. Dabei fragt es sich zunächst, ob der „Stoff" I n f o r mation u n d daraus hergestellte I n f o r m a t i o n s p r o dukte u n d -dienstleistungen grundsätzlich den gleichen rechtlichen Regeln u n t e r w o r f e n w e r d e n k ö n nen, die auch f ü r den W a r e n - u n d Dienstleistungsverkehr v o m Gesetzgeber geschaffen w u r d e n . Ist I n f o r m a t i o n , sind I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e e i n e m dieser Sektoren rechtlich z u r e c h e n b a r o d e r sind insofern neuejuristische Kategorien zu entwickeln? I m einzelnen ergeben sich Fragen, die v o m Wettb e w e r b s r c c h t (etwa d e m Verbot v o n Preis- u n d Gebietsabsprachen) bis w i e d e r u m in das Verfassungsrecht hinein reichen. Ferner ergeben sich vielfältige Einzelfragen im Hinblick auf den U n t e r n e h m e n s - , N a m e n s - u n d Produktschutz. Steuerrechtliche Fragen stellen sich bei der Tätigkeit v o n I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g e n ebenso (verm i n d e r t e r Umsatzsteuersatz in H ö h e v o n 7 % f ü r gedruckte Dienste, Regelsteuersatz v o n 16 % f ü r alle anderen Informationsprodukte), wie sich im Einzelfall d u r c h Missbrauchs- u n d Schädigungsfälle Bezüge zu den Vorschriften über die C o m p u ter-Kriminalität (Beispiele: §§ 263a, 303a, 303b Strafgesetzbuch = StGB) herstellen lassen. Telek o m m u n i k a t i o n s r e c h t l i c h e Fragestellungen k ö n n e n in der täglichen Arbeit des „ I n f o r m a t i o n s - P r o fis" ebenso auftauchen wie solche aus d e m Teledienstegesetz oder d e m sonstigen Presse- und Medienrecht.
A 7.3
Schwerpunkt „Urheberrecht und gewerblicher Rechtsschutz"
Besondere B e d e u t u n g f ü r die tägliche Arbeit im Informationsbereich k o m m t aus juristischer Sicht d e m U r h e b e r r e c h t zu. Es tangiert diesen Bereich nicht n u r im H i n b l i c k auf die sogenannte Kopierproblematik, sondern hat beispielsweise auch Ausw i r k u n g e n f ü r die B e a n t w o r t u n g der Frage, u n t e r w e l c h e n Voraussetzungen dort geschaffenen P r o d u k t e n ihrerseits u r h e b e r r e c h t l i c h e r Schutz z u k o m m t u n d in w e l c h e m Fall U r h e b e r v e r g ü t u n g e n zu zahlen sind. G e r a d e im H i n b l i c k auf elektro-
A 7
Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
nisch geführte Datensammlungen ergeben sich dabei vielfältige Probleme. Auch über das klassische Urheberrecht hinaus, wirft der gewerbliche Rechtsschutz zahlreiche Fragen auf.
A 7.3.1
Grundlagen des Urheberrechts
Schutzgegenstand des Urheberrechts ist traditionell das literarische und künstlerische Werk und das daran bestehende „geistige Eigentum" ihrer Schöpfer. Dieses wird begründet durch die persönliche geistige Schöpfung (§ 2 Abs. 2 U r h G ) als eine Entäußerung der Persönlichkeit des Urhebers. Daraus resultieren die Individualität und damit die engen geistigen Beziehungen zwischen dem U r heber und seinem Werk. Deshalb ist es ihm letztlich auch ideell und materiell zugeordnet. Verfassungsrechtlich ist der Schutz der ideellen Interessen des Urhebers in der Würde des Menschen (Art. 1 Abs. 1 GG) und der freien Entfaltung seiner Persönlichkeit (Art. 2 Abs. 1 GG) verankert. Urheber kann dementsprechend auch nur eine natürliche Person sein; bei ihr entsteht originär das Urheberrecht. Die materiellen Interessen des Urhebers finden in vermögensrechtlichen Befugnissen ihren Ausdruck und sind verfassungsrechtlich als Eigentum im Sinne des Art. 14 Abs. 1 GG anerkannt. Seine konkrete Ausgestaltung hat das Urheberrecht im Gesetz über Urheberrechte u n d verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz = U r h G ) vom 09. September 1965 gefunden. Danach genießt der Urheber Schutz für seine Werke, oder wie das Gesetz dies nennt: für seine persönlichen geistigen Schöpfungen (§ 2 Abs. 2 U r h G ) . Betont sei an dieser Stelle, dass der Schutz des Urheberrechts nur für die Formgebung und Gestaltung des Werkes gilt, nicht aber für die in dem Werk verarbeiteten Ideen. Die chemische Formel beispielsweise, die ein Forscher im Labor erarbeitet hat, ist als Gegenstand naturwissenschaftlicher Erkenntnisse urheberrechtlich nicht geschützt, wohl aber die Beschreibung der Experimente, die zu ihrer Entdekkung geführt haben. Keinen urheberrechtlichen Schutz genießen Lebensweisheiten, wohl aber Erzählungen, in denen sie verdeutlicht werden. Dasselbe gilt etwa für Zahlenwerte und andere Einzelinformationen. Im Gegensatz zu diesen selbst kann deren Darstellung in tabellarischer Form und deren Gliederung nach verschiedenen inhaltlichen Gesichtspunkten aber durchaus schon als eine persönliche geistige Schöpfung anzusehen sein.
93
Entscheidend für die Urhcberschutzfähigkcit eines Werkes ist jedenfalls eine geistige Leistung, die das Werk über die Trivialität alltäglicher Erscheinungsformen hinaushebt. Voraussetzung dafür ist, dass Möglichkeiten zu individueller Entfaltung bestehen und vom Urheber auch genutzt werden. Darin drückt sich die „Schöpfungshöhe" eines Werkes aus; für diese ist allerdings ausreichend, dass der individuelle Geist des Schöpfers erkennbar wird. Allzu strenge Anforderungen werden insoweit nicht gestellt, wie die im Urheberrecht anerkannte so genannte kleine Münze deutlich macht. Diese dogmatische Figur besagt, dass Urheberschutz schon dann gewährt wird, wenn ein anderer das Werk möglicherweise anders geschaffen hätte. Das kann bereits auf Tabellen, Formulare, Firmenschriften u.ä. zutreffen, denen eine bestimmte Eigenheit zukommt (siehe § 2 Abs. 1 Nr. 7 U r h G ) . Auch elektronische Produkte sind in den letzten Jahren in den Kanon urheberrechtlich geschützter Gegenstände aufgenommen worden, wie etwa Computerprogramme (§§ 69a ff. UrhG), Datenbankwerke (§ 4 Abs. 2 U r h G ) und Datenbanken (§§ 87a ff. UrhG). Die Position des Urhebers eines Werkes besteht aus zwei rechtlichen Komponenten, dem Urheberpersönlichkeitsrecht und den sogenannten Verwertungsrechten. Ersteres beruht darauf dass das Werk Ausdruck der Persönlichkeit des Urhebers ist. Deshalb kann auch nur er darüber entscheiden, ob und wenn ja, in welcher Form sein Werk veröffentlicht wird. Solange dies nicht geschehen ist, ist es dem Urheber vorbehalten, den Inhalt des Werkes öffentlich mitzuteilen oder zu beschreiben (§ 12 UrhG). Ferner hat der Urheber das Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft nach § 13 U r h G . Dieses Recht schlägt sich etwa in der Pflicht zur Quellenangabe im Rahmen der gesetzlich verbürgten Zitierfreiheit (§ 51 U r h G ) nieder. Schließlich kann sich der Urheber auch gegen Entstellungen seines Werkes wehren, zum Beispiel gegen eine inhaltlich fehlerhafte Darstellung (§ 14 U r h G ) . Bei den Verwertungsrechten, dem anderen wichtigen Element des Urheberrechts, sind zu unterscheiden das Recht der Verwertung eines Werkes in körperlichen Form (§15 Abs. 1 U r h G ) und das Recht, ein Werk in unkörperlicher Form öffentlich wiederzugeben (§ 15 Abs. 2 U r h G ) . Zu den erstgenannten Rechten gehören das Vervielfältigungsrecht (§16 U r h G ) und das Verbreitungsrecht (§ 17 UrhG), von der zweiten Gruppe sei nur das
94
Jürgen W. Goebel
allgemeine Recht der öffentlichen Wiedergabe genannt (§ 15 Abs. 2 U r h G ) . Diese Rechte sind dem Urheber zur ausschließlichen N u t z u n g zugewiesen. Er allein ist berechtigt, Dritten die N u t z u n g zu gestatten oder zu verwehren. Diese Verwcrtungsrechte kann der Berechtigte jedoch auf Dritte (etwa einen Verlag oder Serviceprovider) übertragen. Tut er dies im Hinblick auf ein „einfaches Verwertungsrecht" (Beispiel: einmalige Veröffentlichung eines Beitrags in einer Fachzeitschrift), so kann der Dritte dieses Recht seinerseits nicht weiterübertragen. Wird dem Dritten aber ein „ausschließliches Verwertungsrecht" eingeräumt, so kann er wie ein Autor frei über die einzelnen Verwertungsarten bestimmen und auch einzelne Rechte oder seine gesamte Rechtsposition an Dritte weiterübertragen. Diese Grundregeln können allerdings durch das Urhebervertragsrecht modifiziert werden.
A 7.3.2
Vervielfältigung u n d sonstige Verwertung
Wie schon angedeutet, kann eine Verwertung eines urheberrechtlich geschützten Werkes auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Dabei ist die Vervielfältigung nach § 16 U r h G die für unseren Bereich wichtigste Art. In diesem Zusammenhang ist aber auf folgendes hinzuweisen. Das Urheberrecht bezweckt nicht nur den Schutz des Urhebers oder eines sonst Verwertungsberechtigten. Es enthält auch Regelungen, die den freien Fluss der Information gewährleisten sollen. So haben insbesondere die Regelungen des § 53 U r h G zum Ziel, einen Ausgleich zwischen den Rechten des Berechtigten und dem freien Informationsfluss zu schaffen. Daneben sind auch die §§ 54 ff. U r h G zu erwähnen, die durch ihre Vergütungsregelungen einen materiellen Interessenausgleich z u m Gegenstand haben. Das Vervielfältigungsrecht nach § 16 U r h G berechtigt in diesem Zusammenhang zur Herstellung von Vervielfältigungsstücken. Dabei ist es völlig unerheblich, welches Verfahren dabei gewählt wird und welche konkrete Gestalt dieses letztlich hat. So macht es keinen Unterschied, ob das Werk durch Abschreiben, im Fotokopierverfahren oder in gedruckter Form, auf Magnetband, Diskette oder in sonstiger Weise vervielfältigt wird. Es kommt auch nicht darauf an, dass das betreffende Trägermaterial nur das jeweilige Werk aufnehmen kann. Für die Annahme einer Vervielfältigung ist ferner nicht er-
forderlich, dass das Werk unlösbar mit dem Träger verbunden ist. Die Dauer der Fixierung spielt ebenfalls keine Rolle. Ausreichend ist selbst die von vornherein beabsichtigte nur vorübergehende körperliche Festlegung des Werkes. Auch der maschinenlesbare Datenträger, auf den ein Werk überspielt wurde, stellt mithin ein Vervielfältigungsstück dar. Für alle diese Vervielfältigungsvorgänge muss derjenige, der sie durchführt, eine rechtliche Legitimation haben. Diese kann in der Einwilligung des Rechteinhabers oder in einem Lizenzvertrag zu sehen sein. In Frage kommt aber auch ein gesetzlicher Erlaubnistatbestand, der ausnahmsweise auch ohne eine Mitwirkung des Rechteinhabers eine freie Vervielfältigung zulässt. Damit sind die Grenzen des Urheberrechtsschutzes angesprochen. A 7.3.3
G r e n z e n des Urheberrechts
§ 53 U r h G enthält eine Reihe von Einzelfällen, in denen Vervielfältigungen ohne weiteres von einem Dritten vorgenommen werden dürfen. Aus Platzgründen wollen wir uns dabei auf die „klassische Form" der Vervielfältigung literarischer Werke (Bücher, Zeitschriften etc.), etwa durch die Herstellung von Fotokopien, beschränken. Für elektronische Werke (Software, Datenbankwerke, Datenbanken etc.) sind im Falle der Vervielfältigung davon meist abweichende Regelungen zu beachten. Im disem hier exemplarisch herausgestellten Fall des Fotokopierens differenziert das Gesetz nach Vervielfältigungen zum privaten Gebrauch (§ 53 Abs. 1 U r h G ) und zum sonstigen eigenen Gebrauch (§ 53 Abs. 2 U r h G ) . Im ersten Fall dürfen einzelne Vervielfältigungsstücke eines Werkes zum privaten Gebrauch gefertigt werden. Die Vervielfältigungsstücke darf der Nutzungsberechtigte auch durch Dritte herstellen lassen. Berechtigt ist jeder, also jede natürliche oder juristische Person oder Personenmehrheit. Mit Ausnahme der Schulen (§ 53 Abs. 3 U r h G ) dürfen nur einzelne, d.h. bis zu sieben Vervielfältigungsstücke hergestellt werden. Z u erwähnen sind auch die Fälle der Vervielfältigungsfreiheit für den eigenen wissenschaftlichen, archivarischen und sonstigen Gebrauch. Eigener Gebrauch ist der betriebsinterne Gebrauch im Rahmen der Berufstätigkeit. Die Vervielfältigungsstücke dürfen dabei die Sphäre des zur Vervielfältigung Berechtigten nicht verlassen. Ausgenommen sind Zeitungen und vergriffene Bücher, die, wenn sie im Rahmen des § 53 U r h G kopiert wurden, auch verliehen werden dürfen. Dasselbe gilt auch für
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Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
Büchcr, Zcitschriftcnbändc etc., in denen beschädigte oder abhanden gekommene Seiten (kleine Teile) durch Vervielfältigungsstücke ersetzt worden sind. Zulässig ist die Vervielfältigung eines Werkes zum eigenen wissenschaftlichen Gebrauch nach § 53 Abs. 2 Nr. 1 U r h G allerdings nur, wenn die Vervielfältigung auch geboten ist. Das beurteilt sich nach dem Aufwand für die Beschaffung des Beitrags und dem Verhältnis, in dem dieser zu den Vervielfältigungskosten steht. Geboten ist danach eine Vervielfältigung, wenn beispielsweise aus einem teuren Sammelwerk nur ein oder zwei Beiträge kopiert werden sollen oder es sich u m nicht ausleihbare oder nur unter großem Aufwand beschaffbare Literatur handelt. Zulässig ist ferner die Herstellung eines Vervielfältigungsstücks zur Aufnahme in ein eigenes Archiv nach § 53 Abs. 2 Nr. 2 U r h G ; vorausgesetzt wird auch hier, dass die Vervielfältigung zu diesem Zweck geboten ist. Ferner darf als Vorlage für die Vervielfältigung nur ein eigenes Werkexemplar benutzt werden. Mit dieser Bestimmung wollte der Gesetzgeber insbesondere dem Bedürfnis der Bibliotheken nach einer raumsparenden Archivierung Rechnung tragen. Die N u t z u n g der als Archivexemplare dienenden Kopien zur Versorgung Dritter mit Fachliteratur war demgegenüber nicht beabsichtigt. Nach § 53 Abs. 2 Nr. 4a U r h G dürfen weiterhin kleine Teile (d.h. bis zu circa 20 %) eines erschienenen Werkes oder einzelne Beiträge einer Zeitung oder Zeitschrift (wiederum maximal 20 %) kopiert werden, ohne dass es auf einen bestimmten Gebrauchszweck ankommt. Allerdings müssen das Werk, die Zeitschrift bzw. Zeitung, erschienen sein. Z u m sonstigen eigenen Gebrauch dürfen ausschließlich solche Werke vervielfältigt werden, die seit mindestens zwei Jahren vergriffen sind (§ 53 Abs. 2 Nr. 4b U r h G ) . Z u m eigenen wissenschaftlichen und archivarischen Gebrauch sowie zum sonstigen eigenen Gebrauch nach § 53 Abs. 2 Nr. 4b U r h G ist auch die Vervielfältigung ganzer Werke zulässig. Für den erstgenannten Fall des wissenschaftlichen Gebrauchs (§ 53 Abs. 2 Nr. 1 U r h G ) gilt jedoch eine bedeutsame Einschränkung. Außer durch Abschreiben darf ein Buch oder Zeitschrift im wesentlichen vollständig nur mit Einwilligung des Berechtigten vervielfältigt werden (§ 53 Abs. 4b U r h G ) . Ergänzt sei, dass diese Regelung auch die Vervielfältigung
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zum privaten Gebrauch gemäß § 53 Abs. 1 U r h G betrifft. Der Gesetzgeber will damit unzumutbare Eingriffe in das Vervielfältigungsrecht des Berechtigten verhindern; insbesondere soll einer Schädigung der Primärliteratur entgegengewirkt werden. Für eine so auf der Grundlage des Gesetzes legal durchgeführte Vervielfältigung ist in der Regel eine Vergütung zu zahlen. A 7.3.4
U r h e b e r s c h u t z für Informationsdienste und -produkte
Der urheberrechtliche Schutz kommt aber nicht nur fremderstellten Werken zu. Selbstverständlich kann sich ein Dokumentär oder ein Hersteller/Provider von Informationsdiensten und -produkten auch selbst auf den Schutz des Urheberrechts berufen. Den von ihm geschaffenen Ergebnissen eigenschöpferischer Tätigkeit (Sammlung bibliographischer Hinweise, Kurzreferate, Referatedienste, D a t e n s a m m l u n g e n jeglicher Art, Link-Listen, Multimedia-Systemen etc.) kann auch selbst der Urheberschutz zukommen. Das setzt allerdings voraus, dass diese Produkte jeweils selbst den Werkbegriff des § 2 Abs. 2 U r h G erfüllen. Die Dokumentationseinheit als solche genießt dabei keinen urheberrechtlichen Schutz, da ihr Aufbau allein Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu genügen hat und für eine individuelle Gestaltung nur sehr begrenzt Raum lässt. Für ihre einzelnen Kategorien gilt dies ebenfalls, soweit ihre Ausfüllung sich eher als handwerkliche, weniger als eigenschöpferische Tätigkeit darstellt. Genannt sei hier die Vergabe von Schlagwörtern, die dem Dokument entnommen werden, oder von Deskriptoren, die aus einem Thesaurus herrühren. In der Wahl der Begriffe liegt zwar in gewisserWeise auch eine individuelle, auf Grund der verhältnismäßig beschränkten Möglichkeiten zur Vergabe von inhaltserschließenden Begriffenjedoch keine schutzwürdige eigenschöpferische Leistung. Urheberschutz ist wohl auch Annotationen und Schlagwortreferaten zu versagen. Anders verhält es sich hingegen bei Kurzreferaten als Inhaltsmitteilungen oder -beschreibungen. Zwar ist auch bei diesen informativen und indikativen Referaten bzw. deren Mischformen der urheberrechtliche Schutz angesichts ihrer Kürze bisweilen nicht unproblematisch. Soweit dies dem Urheberschutz aber nicht entgegensteht, ist zu beachten, dass sich zwar die Referate an das Original anlehnen; bei indikativen Referaten geschieht dies
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beispielsweise dadurch, dass neben dem Hinweis auf die behandelten Sachverhalte auch die Art ihrer Behandlung angedeutet wird. Bei informativen Referaten scheinen die Eigentümlichkeiten des Originals etwa in der Zusammenstellung der mitgeteilten Informationen, den Zielsetzungen und Schlussfolgerungen durch. Gleichwohl können derartige Abstracts aber nicht als „abhängige Bearbeitungen" eingestuft werden. Dafür spricht, dass die Inhaltskomponenten und Eigentümlichkeiten des Originals nur in Auswahl den Bedürfnissen des angesprochen Leserkreises entsprechend übernommen werden können. Der vom Original selbständige Charakter des Referats wird ferner auch dadurch unterstützt, dass der Referiertätigkeit in der Regel besondere Auswerterichtlinien zugrundegelegt werden. Indikative und informative Kurzreferate können danach durchaus urheberrechtlichen Schutz als vom Original selbständige Werke beanspruchen. Sie dürfen gemäß § 24 Abs. 1 U r h G ohne Z u s t i m m u n g des Urhebers des benutzten Ausgangswerkes veröffentlicht oder verwertet werden. Die verschiedentlich angebotenen Rcfcratedicnste in gedruckter oder in maschinenlesbarer Form genießen ebenfalls den urheberrechtlichen Schutz, soweit sie als Sammelwerk durch Auslese oder Anordnung der aufgenommenen Referate eine persönliche geistige Schöpfung darstellen (§ 4 Abs. 1 U r h G ) . Voraussetzung ist allerdings, dass die Gestaltung der Gliederung nicht durch fachliche Gesichtspunkte bereits derart festgelegt ist, dass für ihren eigenschöpferischen Aufbau kein Raum mehr bleibt. Auch die Zusammenstellung der Dokumentationseinheiten genießt nur dann Schutz, wenn nicht alle zu dem betreffenden Fachgebiet in einer Datenbank gespeicherten Dokumentationseinheiten aufgenommen wurden; wichtig ist, dass tatsächlich eine Auswahlmöglichkeit bestanden hat und auch in schöpferischer Weise genutzt wurde. Gegebenenfalls scheidet danach ein Urheberschutz für den Rcfcratedienst als Sammelwerk aus, wenn eine strenge fachliche Ausrichtung der Gliederung und Zusammenstellung für eine individuelle schöpferische Leistung keinen Raum lässt. Gleichwohl ist der Referatedienst geschützt, wenn er das Ergebnis wissenschaftlich sichtender Tätigkeit darstellt und sich wesentlich von bisher bekannten Ausgaben der Werke unterscheidet (§ 70 Abs. 1 UrhG). Gleiches wie für Referatedienste gilt auch für die Anfertigung von Registern und Bibliographien. Entstehen umfangreiche Datensammlungen, die in elektronischer Form zur Nutzung angeboten wer-
Jürgen W. Goebel
den, haben wir es wiederum mit einem Datenbankwerk (§ 4 Abs. 2 U r h G ) oder aber einer Datenbank (§ 87a U r h G ) zu tun, an denen der Schöpfer oder auch deren Hersteller eigene Rechte geltend machen kann.
A 7.3.5
Gewerblicher Rechtsschutz
Neben dem Urheberrecht gehören zum gewerblichen Rechtsschutz auch weitere Rechtsnormen und Regelwerke, die dem Schutz der gewerblichgeistigen Leistung und der damit verbundenen Interessen dienen. Dazu gehören beispielsweise das Patent- und Gebrauchsmusterrecht ebenso wie das Wettbewerbs- und Warenzeichenrecht.
A 7.4
Schwerpunkt „Daten- und Knowhow-Schutz"
A 7.4.1
Grundlagen des Datenschutzrechts
N a c h § 1 Abs. 1 B u n d e s d a t e n s c h u t z g e s e t z ( = B D S G ) ist es Zweck des Gesetzes, den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den U m g a n g mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird. Z u m damit angesprochenen „Recht auf informationelle Selbstbestimmung" führt das Bundesverfassungsgericht aus: "Freie Entfaltung der Persönlichkeit setzt unter den modernen Bedingungen der Datenverarbeitung den Schutz des Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner persönlichen Daten voraus. Dieser Schutz ist daher von dem Grundrecht des Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 G G umfasst. Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen." Dieser vom Bundesverfassungsgericht mit bindender Wirkung festgeschriebene Maßstab zieht eine Reihe von Konsequenzen nach sich, deren Tragweite bis heute noch nicht völlig ausgelotet ist. Unter anderem wurde es dadurch notwendig, durch gesetzgeberische Maßnahmen dafür zu sorgen, dass die informationelle Betätigung von Staat und Privaten eine ausreichende normative Grundlage erhält. Dies gilt auch und gerade für die moderne Informationsgesellschaft und die darin agierende Informationswirtschaft. Eine effektive
A 7 Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
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D u r c h s e t z u n g der einschlägigen Vorschriften stößt allerdings angesichts der Komplexität u n d Globalität der I n f o r m a t i o n s v e r n e t z u n g auch u n d gerade d u r c h das I n t e r n e t auf i m m e r n e u e Fragen u n d Probleme. Eine Novellierung, ja gewissermaßen ein grundlegendes Revirement des gesamten D a t e n schutzrechts, erscheint daher dringender d e n n je.
Begriff „Einwilligung" entspricht der T e r m i n o l o gie des B G B (§ 183: Einwilligung = vorherige Z u s t i m m u n g ) u n d auch der Tatsache, dass in der wissenschaftlichen E r ö r t e r u n g der Begriff „Einwillig u n g " v e r w e n d e t wird, w e n n ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht des B e t r o f f e n e n mit dessen Einverständnis erfolgt.
A u c h auf der n o r m a t i v e n Ebene wird die K o m p l e xität u n d Vielfalt der D a t e n s c h u t z b e s t i m m u n g e n i m m e r größer. N e b e n d e m B u n d e s d a t e n s c h u t z g e setz ( B D S G ) verfügt j e d e s Bundesland f ü r die informationelle Tätigkeit seiner B e h ö r d e n ü b e r ein Landesdatenschutzgesetz, z u m Teil ergänzt d u r c h n e u e Vorschriften, die d e n freien Z u g a n g des B ü r gers zu D a t e n s a m m l u n g e n (auch n i c h t - p e r s o n e n bezogener Art) bei den öffentlichen Stellen sicherstellen sollen. D a n e b e n gibt es spezielle Kodifikationen etwa f ü r d e n Bereich der Teledienste (das Teledienstedatenschutzgesetz = T D D S G ) , der Telekommunikation (etwa § 83 Telekommunikationsgesetz = T K G in V e r b i n d u n g mit der dazugehörigen Telekommunikations-Datenschutzverordnung = T D S V ) u n d andere informationelle Tätigkeiten sowie, verstreut über weitere Gesetze, Einzelvorschriften über den U m g a n g mit personenbezogenen D a t e n in ganz b e s t i m m t e n Fällen.
O b der Betroffene einwilligt oder nicht, m u s s seiner freien E n t s c h e i d u n g unterliegen (§ 4a). D e m g e m ä ß m u s s er wissen, w o r i n er einwilligt. Dies setzt hinsichtlich seiner Person die Einsichtsfähigkeit in die Tragweite seiner E n t s c h e i d u n g voraus. D a die Einwilligung sich auf tatsächliche H a n d lungen - nämlich den Eingriff in das Persönlichkeitsrecht - bezieht, u n d nicht rechtsgeschäftlichen Charakter hat, ist Geschäftsfähigkeit nicht erforderlich. Die Einwilligung m u s s nicht persönlich erteilt w e r d e n , sie kann d u r c h einen Vertreter erklärt w e r d e n . Eine diesbezügliche Vollmacht m u s s sich j e d o c h ausdrücklich auf die Erteilung der E i n willigung erstrecken.
A 7.4.2
Zulässigkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten
N a c h § 4 Abs. 1 B D S G ist die E r h e b u n g , Verarbeit u n g u n d N u t z u n g personenbezogener D a t e n n u r zulässig, soweit dieses Gesetz (also das B D S G ) oder eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder ano r d n e t oder der Betroffene eingewilligt hat. Kann auf eine derartige B e s t i m m u n g z u r ü c k g e g r i f f e n werden, b e s t i m m t sich die Zulässigkeit der Verwend u n g der D a t e n ausschließlich nach d e m betreff e n d e n gesetzlichen oder in sonstiger F o r m statuierten Tatbestand - das B D S G wirkt sich d a n n auf die Frage der Zulässigkeit z u m i n d e s t unmittelbar nicht m e h r aus. Erforderlich ist j e d o c h , dass die betreffende N o r m die Verarbeitung v o n p e r s o n e n bezogenen D a t e n in d e n einzelnen Phasen k o n kret anspricht. Es genügt nicht, dass die Verarbeit u n g b e s t i m m t e r I n f o r m a t i o n e n n u r „stillschweigend" vorausgesetzt wird. W e n n keine R e c h t s n o r m die Verarbeitung der D a ten erlaubt, ist die „Erlaubnis" d u r c h d e n B e t r o f f e n e n erforderlich. § 4 Abs. 1 n e n n t als dritten E r laubnistatbestand die Einwilligung, d.h. die v o r h e rige Einverständniserklärung des Betroffenen. D e r
In § 4a Abs. 1 S. 2 wird n u n m e h r die zuvor bereits in Literatur u n d R e c h t s p r e c h u n g bejahte H i n w e i s pflicht festgeschrieben. D e r Betroffene kann n u r frei über die Einwilligung entscheiden, w e n n er die vorgesehenen Verarbeitungen kennt und daher auch eine hinreichend b e s t i m m t e Erklärung abgeb e n kann. Eine Erklärung des Betroffenen, er sei mit j e d e r weiteren F o r m der Verarbeitung seiner D a t e n einverstanden, kann nicht ausreichen. D e r B e t r o f f e n e m u s s wissen, was mit den D a t e n geschehen soll. D a z u m u s s er zunächst wissen, auf welche p e r s o n e n b e z o g e n e n Daten sich die Einwilligung bezieht. G e m ä ß § 4a Abs. 1 S. 3 bedarf die Einwilligung grundsätzlich der S c h r i f t f o r m . Ein Verstoß dagegen w ü r d e in e n t s p r e c h e n d e r A n w e n d u n g der §§ 125, 126 B G B die Einwilligung u n w i r k s a m m a chen u n d zur Unzulässigkeit der darauf basierenden Datenverarbeitungen f ü h r e n . N u r u n t e r b e sonderen U m s t ä n d e n kann eine andere F o r m angemessen sein. D u r c h § 4a Abs. 1 S. 4 soll weiterhin verhindert w e r d e n , dass die Einwilligung bei Formularverträgen im sogenannten „Kleingedruckten" versteckt w i r d u n d der B e t r o f f e n e sie d u r c h seine U n t e r schrift erteilt. Die Einwilligungsklausel ist also in d e r a r t i g e n Fällen an d e u t l i c h s i c h t b a r e r Stelle d r u c k t e c h n i s c h v o n d e m a n d e r e n Text abgesetzt darzustellen. Ein H i n w e i s auf die Allgemeinen G e schäftsbedingungen, in d e n e n die Einwilligung -
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Jürgen W. Goebel
wenn auch in Fcttschrift - enthalten ist, genügt jedoch den gesetzlichen Anforderungen nicht.
A 7.4.3
Rechte des Betroffenen
Zur Sicherstellung der Verarbeitung personenbezogener Daten gemäß den datenschutzrechtlichen Vorgaben kann der Betroffene eine Reihe von Rechten geltend machen, so etwa das Recht auf Auskunft (§§ 19 und 34), auf Berichtigung, Löschung oder Sperrung (§§ 20 und 35); er hat ein Recht auf Widerspruch, wenn es um die Verwendung seiner Daten für Zwecke der Werbung oder der Marktund Meinungsforschung geht (§ 28 Abs. 4). In Einzelfällen kann er nach den §§ 7 und 8 auch Schadensersatz verlangen oder die Offenbarung personenbezogener Daten von vornherein verweigern, wenn er nicht eingewilligt hat und auch sonst keine Rechtsgrundlage für die Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten existiert. Jeder Betroffene hat nach Maßgabe des B D S G ein Recht auf Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten Daten. Zusammen mit der Angabe der einzelnen Daten muss die speichernde Stelle ihm auch mitteilen, zu welchem Zweck die Daten gespeichert werden, wo sie die Daten herbekommen hat, welche Verarbeitungsvorgänge damit bereits durchgeführt wurden und an wen die Daten weitergegeben wurden. Der Betroffene ist auch darüber zu unterrichten, wenn über seine Person keine Daten gespeichert sind. Z u m Recht des Betroffenen auf Berichtigung bestimmen die §§ 20 Abs. 1, 35 Abs. 1 lapidar, dass personenbezogene Daten zu berichtigen sind, wenn sie unrichtig sind. Was bedeutet das im Einzelnen? Der Begriff „unrichtig" ist weit auszulegen. Die Unrichtigkeit kann darin bestehen, dass gespeicherte Daten falsch, also nicht mehr in Bezug zur Realität stehen, d.h. die Realität nicht mehr zutreffend abbilden; ferner, wenn gespeicherte Daten unvollständig sind, also lückenhaft sind; gespeicherte Daten veraltet und damit überholt sind; oder gespeicherte Daten im Hinblick auf den Verwendungszweck nicht bei der richtigen Stelle gespeichert sind und damit gespeicherte Informationen entstellen. Der Berichtigungsanspruch ist gegenüber der verantwortlichen Stelle geltend zu machen. Problematisch ist dabei, wer (die verantwortliche Stelle oder der Betroffene) zu beweisen hat, dass ein Datum unrichtig ist. Da unrichtige Daten nicht gespeichert werden dürfen, hat die speichernde Stelle die Richtigkeit dann zu beweisen, wenn
sie der Betroffene bestreitet; kann die speichernde Stelle die Richtigkeit nicht beweisen, der Betroffene aber deren Unrichtigkeit, so ist zu berichtigen; im non-liquet-Fall (beide können weder Richtigkeit noch Unrichtigkeit beweisen) sind die davon betroffenen Daten zu sperren; verlangt der Betroffene, dass diese Daten gelöscht werden, muss er deren Unrichtigkeit beweisen. Die Berichtigung von Daten kann dadurch geschehen, dass gespeicherte Daten verändert und damit wieder zu einem zutreffenden Abbild der Realität gemacht werden (Meldung bei der Schufa, dass die noch offene Kreditschuld inzwischen getilgt ist; entsprechende Änderung der Schuldner-Datei); unrichtige Bestandteile eines Datensatzes können gelöscht werden (etwa bei Verjährung von Straftaten, Löschung der Angaben im Strafregister); neue, bisher noch nicht gespeicherte Informationen können in den Datensatz aufgenommen werden (etwa bei Geburt eines Kindes der Änderung des Datensatzes beim Meldeamt). Die Rechte auf Sperrung und Löschung gespeicherter Daten sind jeweils eigenständige Rechte des Betroffenen. Da sie vom Gesetz jedoch recht eng miteinander verzahnt sind, sollen sie auch hier zusammen behandelt werden. Der Betroffene hat dann das Recht auf Sperrung der zu seiner Person gespeicherten Daten, wenn die Voraussetzungen des § 20 Abs. 3 oder § 35 Abs. 3 vorliegen. Das Sperren bedeutet ein eingeschränktes ( = relatives) Nutzungsverbot; das Löschen ein uneingeschränktes ( = absolutes) Nutzungsverbot. Der Betroffene hat ein Recht auf Löschung der zu seiner Person gespeicherten Daten, wenn (nach § 20 Abs. 2 oder § 35 Abs. 2) die Speicherung unzulässig war; oder (wahlweise neben dem Recht auf Sperrung) die ursprünglich erfüllten Voraussetzungen für das Speichern weggefallen sind.
A 7.4.4
Kontrollorgane und -instanzen
Ebenso wie in anderen Bereichen gibt es auch beim Schutz personenbezogener Daten bestimmte Kontrollinstanzen, die die Ordnungsmäßigkeit der Datenverarbeitung und die zutreffende Anwendung des Datenschutzrechts überwachen. Im Einzelnen üben dabei folgende Instanzen eine Kontrollfunktion aus: der Betroffene selbst; der betriebliche oder behördliche Datenschutzbeauftragte; externe Datenschutzkontrollinstitutionen, wie etwa der Bundesdatenschutzbeauftragte, die Aufsichtsbehörden der Länder und die Länderdatenschutzbeauftragten; ferner aber auch die Gerichte.
A 7 Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
Eine Kontrolle der O r d n u n g s m ä ß i g k e i t der D a t e n verarbeitung d u r c h den Betroffenen geschieht z u nächst dadurch, dass er seine Rechte geltend macht, also n e b e n d e r I n f o r m a t i o n s v e r w e i g e r u n g die Rcchte auf Auskunft, Berichtigung, S p e r r u n g u n d Löschung. Insbesondere das Recht auf A u s k u n f t erlaubt es i h m , diese Kontrolle a u s z u ü b e n u n d e n t s p r e c h e n d e G e g e n m a ß n a h m e n (etwa e i n e n Antrag auf Berichtigung, S p e r r u n g oder Löschung) zu ergreifen. Diese M a ß n a h m e n k ö n n t e m a n als unmittelbare Kontrolle bezeichnen. D a n e b e n gibt es aber auch noch eine mittelbare Kontrolle, die darin besteht, dass sich der Betroffene an D a t e n schutzkontrollinstanzen wendet, etwa den Bundesb e a u f t r a g t e n f ü r D a t e n s c h u t z , die L ä n d e r d a t e n schutzbeauftragten, die A u f s i c h t s b e h ö r d e n , aber auch d e n betrieblichen Datenschutzbeauftragten. Bei diesen kann er anregen oder beantragen, eine Kontrolle d a r ü b e r a u s z u ü b e n , ob die verantwortliche Stelle seine p e r s o n e n b e z o g e n e n D a t e n korrekt behandelt. Die E i n r i c h t u n g u n d Befugnisse des damit auch angesprochenen betrieblichen oder b e h ö r d l i c h e n D a t e n s c h u t z b e a u f t r a g t e n bei der D a t e n v e r a r b e i t u n g n i c h t - ö f f e n t l i c h e r u n d ö f f e n t l i c h e r Stellen sind j e t z t geregelt in den §§ 4f u n d 4g, wobei die f r ü h e r e T r e n n u n g nach öffentlichen u n d nicht-öffentlichen Stellen aufgegeben w u r d e . I m einzelnen gilt z u m internen Datenschutzbeauftragten folgendes. Eine Pflicht zu dessen Bestellung besteht, w e n n bei maschineller D a t e n v e r a r b e i t u n g m i n d e s t e n s f ü n f Personen personenbezogene D a t e n verarbeiten. Bei m a n u e l l e r D a t e n v e r a r b e i t u n g gilt dies, w e n n damit m i n d e s t e n s 20 A r b e i t n e h m e r ständig beschäftigt sind. Eine externe Kontrolle der d a t e n v e r a r b e i t e n d e n Stellen wird ausgeübt d u r c h die Aufsichtsbehörd e n f ü r d e n privaten ( = nicht-öffentlich) Bereich (§ 38), den B u n d e s b e a u f t r a g t e n f ü r d e n D a t e n schutz (§§ 21 bis 26) und, entsprechend f ü r Länderstellen, d u r c h die Landesbeauftragten f ü r den D a t e n s c h u t z f ü r den öffentlichen Bereich. Die v o n den Ländern f ü r d e n nicht-öffentlichen Bereich e i n z u r i c h t e n d e n Aufsichtsbehörden nach § 38 (bei den Regierungspräsidien oder b e i m I n n e n m i n i s t e r i u m ) k ö n n e n tätig w e r d e n , w e n n der Betroffene ihnen gegenüber begründet darlegt, dass er in seinen Rechten verletzt w u r d e , oder aber auch aus eigener Initiative. Ferner hat die Aufsichtsbeh ö r d e d e n internen Beauftragten f ü r den D a t e n schutz beratend zu unterstützen. Die v e r a n t w o r t -
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lichen Stellen haben gegenüber der Aufsichtsbeh ö r d e eine Auskunftspflicht. Die A u s k u n f t ist u n verzüglich u n d in der Regel schriftlich zu erteilen. Ein Verstoß gegen die A u s k u n f t s p f l i c h t ist o r d nungswidrig. D i e Auskunftspflicht erstreckt sich auch auf solche Daten, die d e m B e t r o f f e n e n geg e n ü b e r nicht mitgeteilt w e r d e n m ü s s e n . D e r A u f sichtsbehörde steht der verantwortlichen Stelle gegenüber ein Zutrittsrecht zu. Erklärt sich diese nach Eingreifen der Aufsichtsbehörde bereit, d e n Missstand abzustellen, ist die Aufgabe der Aufsichtsbeh ö r d e beendet. Bei besonders schweren Verstößen gegen die B e s t i m m u n g e n des Datenschutzrechts k ö n n e n gegen die verantwortliche Stelle auch gewerberechtliche Sanktionen verhängt w e r d e n gem ä ß § 38 Abs. 7 (bis hin zur Gewerbeuntersagung). D e r Bundesbeauftragte f ü r den D a t e n s c h u t z ( u n d ebenso die Landesdatenschutzbeauftragten) steht als Mittler zwischen Bürger u n d Verwaltung, die er datenschutzmäßig überwacht. D e r Bürger kann sich an ihn w e n d e n , w e n n er sich in seinen R e c h ten verletzt sieht. Sofern die verantwortlichen Stellen weder auf Kont r o l l m a ß n a h m e n des B e t r o f f e n e n n o c h auf solche der nach d e m B D S G o d e r e i n e m L a n d e s d a t e n schutzgesetz vorgesehenen Kontrollinstanzen reagieren, kann der Betroffene sich zur D u r c h s e t z u n g seiner Rechte auch an die Gerichte w e n d e n . Das D a t e n s c h u t z r e c h t sieht d a f ü r keinen einheitlichen Rechtsweg vor. I m Streitfall hat das Gericht zu e n t scheiden, in dessen fachliche Z u s t ä n d i g k e i t das R e c h t s v e r h ä l t n i s fällt, f ü r das die u m s t r i t t e n e n Daten gespeichert w u r d e n . I m öffentlichen Bereich sind danach die Verwaltungsgerichte sowie die Sozial- u n d Finanzgerichte zuständig. I m privaten u n d gewerblichen Bereich f ü h r t der Rechtsweg zu den ordentlichen Gerichten u n d den Arbeitsgerichten.
A 7.4.5
Datensicherheit
H ä u f i g verwechselt wird die „Datensicherheit" mit d e m gesamten Datenschutz. N a c h § 9 versteht das Gesetz d a r u n t e r aber lediglich d e n kleinen A u s schnitt der technischen u n d organisatorischen M a ß n a h m e n , d u r c h die ein effektiver Datenschutz praktisch umgesetzt w e r d e n soll. Welche M a ß n a h m e n dabei im E i n z e l n e n n o t w e n d i g sind, hängt nicht n u r v o n der Art der Daten ab, s o n d e r n e b e n so von der Aufgabe, den organisatorischen B e d i n g u n g e n , d e n räumlichen Verhältnissen, der personellen Situation u n d anderen R a h m e n b e d i n g u n gen bei der v e r a n t w o r t l i c h e n Stelle. Das Gesetz
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Jürgen W. Goebel
verzichtet deshalb darauf, bestimmte einzelne Maßnahmen zwingend vorzuschreiben, sondern verlangt nur allgemein, „die technischen und organisatorischen Maßnahmen zu treffen, die erforderlich sind, um die Ausführung der Vorschriften dieses Gesetzes ... zu gewährleisten." Welche Wirkung diese Maßnahmen im Bereich der automatisierten Verarbeitung haben müssen, legt das Gesetz in Form einer Anlage zu § 9 katalogmäßig fest. Die Maßnahmen müssen beispielsweise geeignet sein, Unbefugten den Zutritt zu Datenverarbeitungsanlagen zu verwehren; zu verhindern, dass Datenverarbeitungssysteme von Unbefugten genutzt werden können; zu gewährleisten, dass die zur Benutzung eines Datenverarbeitungssystems Berechtigten ausschließlich im Rahmen ihrer Z u griffsberechtigung zugreifen können und personenbezogene Daten bei der Verarbeitung, N u t z u n g und nach der Speicherung nicht unbefugt gelesen, kopiert, verändert oder entfernt werden können; sowie zu gewährleisten, dass zu unterschiedlichen Zwecken erhobene Daten getrennt verarbeitet werden können. Bei den technischen und organisatorischen Maßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, dass sie als ein zusammenwirkendes Schutzsystem verstanden werden. Viele Maßnahmen des Datenschutzes wirken zugleich im Sinne einer Sicherung, des ordentlichen Betriebsablaufs. Deshalb ist es wichtig, das Datenschutzkonzeptjeweils in engem Zusammenhang mit sonstigen Sicherheitskonzepten zu entwickeln und anzuwenden. Relevant sind in diesem Zusammenhang auch die Vorschriften des § 9a (Datenschutzaudit) und § 10 (Einrichtung automatischer Abrufverfahren).
A 7.4.6
Knowhow-Schutz
Vom Datenschutz streng zu unterscheiden ist der Schutz nicht-personenbezogener Daten. Derartige Informationen, Unterlagen, Datensammlungen, Betriebsgeheimnisse oder sonstiges Knowhow unterfallen nicht dem Anwendungsbereich des Datenschutzrechts. Das bedeutet zwar nun nicht, dass derartiges Knowhow überhaupt keinen rechtlichen Schutz genießt. Insoweit können durchaus das Patentrecht, das Wettbewerbsrecht oder auch das Vertragsrecht (etwa über Geheimhaltungsvereinbarungen) schützende Wirkung entfalten. Sehr informativ ist dazu aber Lit. 03.
A 7.5
Schwerpunkt Vertragliche Aspekte"
A 7.5.1
Vertragstypologische E i n o r d n u n g v o n Informationsgeschäften
Welche Vertragsart zwischen einem Informationsanbieter und einem Nutzer vorliegt, welche Rechte und Pflichten damit den Vertragsparteien zukommen und was dies letztlich für die im Einzelfall anzuwendenden Gewährleistungs- und Haftungsregeln bedeutet, hängt vor allem von der Qualifizierung der Rechtsbeziehung zwischen Informationsanbieter und Nutzer und der Art des Informationsproduktes, u m das es geht, ab. Es soll dabei im folgenden davon ausgegangen werden, dass die zwischen Informationsanbieter und -nutzer bestehende Rechtsbeziehung (wie in der Regel) privatrechtlicher Natur ist. Denkbar sind im Einzelfall natürlich auch öffentlich-rechtliche Nutzungsverhältnisse. Nach wie vor ungeklärt ist in der juristischen Dogmatik die abschließende vertragstypologische Einordnung des Informationsgeschäfts in das Vertragssystem des Bürgerlichen Rechts. Zwar gibt es dazu einige interessante Literaturbeiträge, nicht jedoch eine einschlägige und klärende höchstrichterliche Rechtsprechung. Der Bundesgerichtshof und andere Obergerichte haben es bisher stets erfolgreich vermieden, eine eindeutige und abschließende Stellungnahme zur Rechtsnatur von Informationsverträgen abzugeben. A 7.5.2
Rechte u n d P f l i c h t e n der Vertragspartner
Diese ungeklärte Situation wirkt sich insbesondere dann aus, wenn die Fragen zu beantworten sind, welche Rechte und Pflichten die jeweiligen Vertragspartner haben und insbesondere welche Gewährleistungsrechte einem Nutzer zustehen, der fehlerhafte Informationen, Informationsprodukte oder -dienste erhalten hat, und in welchen Fällen ein Informationsanbieter oder -vermittler sogar für Schäden haften muss, die aus diesen fehlerhaften Informationen adäquat kausal entstanden sind. Denn die im Einzelfall gegebenen Ansprüche richten sich wiederum nach dem Vertragstyp, der dem jeweiligen Rechtsgeschäft zugrunde liegt. N i m m t man insoweit einen Kaufvertrag an, so stehen dem Nutzer auch die kaufrechtlichen Gewährleistungsrechte zu. Zu denken ist in diesem Zusammenhang bei mehr äußerlichen Fehlern des Dienstes
A 7
Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
etwa an die Rechte, den Vertrag rückgängig zu machen, also die Wandlung (§ 437 BGB), die Herabsetzung des Entgelts (= Minderung) oder die Neulieferung. Treten Fehler in den Inhalten des Dienstes auf, so ist dieser fehlerhaft im Sinne des § 434 BGB, wenn er für den gewöhnlichen Gebrauch untauglich ist, wenn er also die ihm beigelegten Funktionen nicht (mehr) erfüllen kann. Dem Nutzer stehen in diesem Fall ebenfalls die kaufvertraglichen Ansprüche auf Wandlung oder Neu lieferung zu. Die Haftung des Informationsanbieters für die durch die Schlechtlieferung entstandenen weiteren Schäden richtet sich grundsätzlich nach den Regeln der positiven Vertragsverletzung (so genannte p W ) . Als solche weiteren Schäden sind diejenigen anzusehen, die dem Benutzer infolge der Mangelhaftigkeit des Dienstes an anderen Rechtsgütern, etwa seinem Eigentum oder Vermögen, entstehen. Die Voraussetzungen für einen Anspruch aus positiver Vertragsverletzung eines Kaufvertrags nach § 280 BGB sind: die Lieferung eines fehlerhaften Produktes, der Eintritt eines Mangelfolgeschadens, die Ursächlichkeit des auf fehlerhaften Informationen beruhenden Verhaltens für den geltendgemachten Mangelfolgeschaden sowie das Verschulden. U m zu ermitteln, inwieweit den Informationsanbieter an der Fehlerhaftigkeit des Informationsproduktes ein Verschulden trifft, ist der zum Informationsprodukt führende Verarbeitungsprozess in seinen einzelnen Phasen auf ein mögliches schuldhaftes Fehlverhalten der Angestellten oder der externen Mitarbeiter des Anbieters hin zu untersuchen; deren Verschulden hat er sich dann gemäß § 278 BGB zurechnen zu lassen. Bei fahrlässigem Handeln der informationsverarbeitenden Stelle muss der später eingetretene Schaden schließlich auch voraussehbar und vermeidbar gewesen sein. Diese Regeln über den Kaufvertrag werden auf ein Informationsgeschäft aber wiederum nicht mehr angewendet werden können, wenn dessen Gegenstand eher die Erbringung eines individuellen Informationsservice (Datenbank-Recherche mit zusätzlicher Analyse der gefundenen Dokumente oder ähnliches) darstellt. In diesem Fall dürfte eher das Werkvertragsrecht (§§ 631 ff BGB) mit den ihm spezifischen Gewährleistungsansprüchen zur Geltung kommen. In einem dritten Fall mögen vielleicht eher das Dienstvertragsrecht (§§ 611 ff BGB) oder die Regelungen der Miete (§§ 535 f£ BGB)
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einschlägig sein. In jedem Fall ist eine individuelle Würdigung des Informationsgeschäfts im Hinblick auf seine vertragstypologische Einordnung unumgänglich. U m diese unsichere Rechtssituation zu beseitigen, sind viele Informationsproduzenten, -anbieter und -vermittler dazu übergegangen, sich für die mit ihren Kunden abzuschließenden Verträge eine eigene Rechtsordnung zu schaffen. Dies geschieht in der Praxis durch die Formulierung und Verwendung standardisierter Verträge (so genannte Formularverträge) oder durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Ein Beispiel dafür sei im Folgenden kurz skizziert. A 7.5.3
Typische Verträge in der Informationswirtschaft
Man findet in der Informationsszene immer wieder Muster- und Formularverträge sowie Allgemeine Geschäftsbedingen vor, die sich auf die jeweils angebotenen Produkte und Dienstleistungen beziehen. Als Beispiele seien etwa genannt: Lizenzverträge, Online-Nutzungsbedingungen, AGB von Informationsvermittlern, Verträge mit InternetProvidern, Wartungs- und Pflegeverträge und vieles andere mehr. Einschlägige Nachschlagewerke (Lit. 07) präsentieren einen „bunten Strauß" solcher Klauselwerke. Dabei sei die Lektüre derartiger Sammlungen durchaus empfohlen. Allerdings sei auch ausdrücklich davor gewarnt, solche Muster 1:1 auf den konkreten Fall anwenden zu wollen. Es ist bei jeder Übernahme eines solchen Musters für das jeweilige Rechtsverhältnis unabdingbar, selten kleine aber meist umfangreiche Anpassungen vorzunehmen. Dazu sollte man sich eines professionellen Rechtsberaters bedienen. Als Beispiel für derartige Klauselwerke sei auf die folgende Checkliste hingewiesen, die die wichtigsten Regelungspunkte für AGB eines Online-Benutzungsvertrags anspricht. Prinzipiell können in Online-AGB beliebige und zahlreiche Punkte geregelt werden, vorausgesetzt es liegt kein Verstoß gegen zwingende Gesetzesvorschriften, insbesondere die §§ 305 ff. BGB vor. In jedem Fall sind aber die folgenden Aspekte regelungswürdig und meistens auch -bedürftig. (1) Leistungsbeschreibung: Hier ist in generalisierter Form festzulegen, welche Leistungen des Informationsanbieters der Nutzer erwarten kann. Zur näheren Ausgestaltung kann auf Datenbankbe-
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Schreibungen und ähnliche Unterlagen verwiesen werden, die dann als Anlage zum Vertrag zu nehmen sind und damit auch Vertragsinhalt werden. (2) Rechte und Pflichten des Nutzers: Hierher gehört die grundsätzliche Pflicht des Nutzers, die für die Datenbank-Recherche anfallenden Entgelte zu bezahlen ebenso wie sein Recht, in diesen Datenbanken (etwa zu bestimmten Zeiten oder rund um die Uhr) zu recherchieren, die Datenbanken aber nicht zu zweckfremden Zielen zu verwenden. (3) Erteilung der Zugriffsberechtigung: In diesem Punkt ist festzulegen, wie die Prozedur zur Erlangung des Passwort erfolgt; gegebenenfalls kann hier auch klargestellt werden, dass der Nutzer für die Schaffung der technischen Infrastruktur zur Online-Recherche selbst verantwortlich ist. (4) Nutzungsrechte: Ein zentraler Punkt von Online-AGB ist die Festlegung, in welchem U m fang und zu welchen Zwecken der Nutzer in den Datenbanken recherchieren darf. Dabei ist auch zu regeln, ob Recherche-Ergebnisse an Dritte weitergegeben werden dürfen und ob dies entgeltlich oder unentgeltlich geschehen darf. Auch die Zulässigkeit/Unzulässigkeit einer professionellen Informationsvermittlung aus den Datenbanken ist hier festzulegen. In der Praxis finden sich häufig zu diesem Aspekt sehr detaillierte Regelungen, die allerdings ebenso häufig den Nachteil haben, dass ihre Einhaltung nicht kontrolliert werden kann. (5) Downloading: Als Spezialfall der DatenbankNutzung kann das Downloading separat geregelt werden. Darunter versteht man das langfristige Speichern von Recherche-Ergebnissen in maschinenlesbarer Form beim Nutzer, um später in anderen Zusammenhängen wieder auf die gefundenen Dokumente zurückgreifen zu können. (6) Urheberrecht: In dieser Klausel behält sich der Informationsanbieter üblicherweise alle Rechte an den Datenbanken vor. (7) Preise und Verzug: Unter dieser Uberschrift werden in der Praxis die Preislisten der Informationsanbieter in den Vertrag mit einbezogen. Außerdem werden der Fälligkeitszeitpunkt für Entgeltforderungen sowie die Folgen des Zahlungsverzugs des Nutzers (Zinsen, Sperrung des Anschlusses etc.) geregelt. (8) Einstehen für Pflichtverletzungen: Dieser Klausel kommt häufig ebenfalls eine zentrale Be-
Jürgen W. Goebel
deutung zu. Einerseits werden hier die Gewährleistungsrechte des Nutzers festgelegt (meistens ein Recht auf Nachrecherche = Nachbesserung und im Falle des Scheiterns der Nachbesserung auf Wandlung des Vertrags). Andererseits versuchen in dieser Klausel die Informationsanbieter ihre Haftung für Schäden aus fehlerhaften Informationen so weit als möglich einzuschränken (Haftung nur für vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln). (9) Vertragsdauer/Beendigung: Da Online-Verträge in der Regel auf Dauer angelegt sind, bedarf die Frist für eine Beendigung des Vertrags durch ordentliche Kündigung der Festlegung. Das Recht zur außerordentlichen fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund bleibt selbstverständlich vorbehalten. (10) Datenschutz/Vertraulichkeit: In dieser Klausel wird dem Nutzer häufig eine vertrauliche Behandlung seiner Suchanfragen und -profile zugesichert. Außerdem wird er auf die Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten im Rahmen des Vertragsverhältnisses hingewiesen. (11) Sonstiges: Schließlich findet man in OnlineAGB häufig noch Regelungen über das anzuwendende Recht, den Gerichtsstand für Rechtsstreitigkeiten, das Schriftformerfordernis für Vertragsänderungen und -aufhebungen sowie Regelungen über die Teilnichtigkeit einzelner AGB-Klauseln. A 7.5.4
Wirksamkeit Allgemeiner Geschäftsbedingungen
Werden Allgemeine G e s c h ä f t s b e d i n g u n g e n (= AGB), Lizenzbedingungen oder ähnliches zur Anwendung gebracht, entfalten diese jedoch nur dann rechtliche Wirkung, wenn sie einerseits materiellrechtlich unbedenklich sind und sie andererseits korrekt in den jeweiligen Vertrag einbezogen werden. Die rechtliche Zulässigkeit von AGB bzw. einzelner Klauseln richtet sich im wesentlichen nach den Bestimmungen der §§ 305 f£ BGB. Nach § 307 Abs. 1 BGB sind Bestimmungen unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders (hier also den Nutzer) entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Das ist nach § 307 Abs. 2 BGB im Zweifel anzunehmen, wenn eine AGB- oder Lizenzklausel mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der durch die Klausel abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist, oder wesentliche Rechte oder
A 7 Informationsrecht - Recht der Informationswissenschaft
Pflichten, die sich aus der N a t u r des Vertrages ergeben, einschränkt. In den §§ 308 u n d 309 B G B sind Fälle aufgeführt, in d e n e n von einer U n w i r k samkeit der b e t r e f f e n d e n Klausel auszugehen ist. Als besonders wichtiges Beispiel sei dabei etwa auf § 309 N r . 7 B G B hingewiesen. D a n a c h ist in A G B stets u n w i r k s a m ein Ausschluss oder eine B e g r e n z u n g der H a f t u n g f ü r einen Schaden, der auf einer grob fahrlässigen Vertragsverletzung des Verwenders oder auf einer vorsätzlich oder grob fahrlässigen Vertragsverletzung eines gesetzlichen Vertreters o d e r Erfüllungsgehilfen des Verwenders ber u h t ; dies gilt auch f ü r Schäden aus der Verletzung v o n Pflichten bei den Vertragsverhandlungen. Z u r Wirksamkeit v o n A G B oder L i z e n z b e d i n g u n gen ist n e b e n der B e a c h t u n g dieser inhaltlichen A n f o r d e r u n g e n aber a u c h in f o r m a l e r H i n s i c h t n o t w e n d i g , dass diese in rechtlich einwandfreier Weise in das jeweilige Vertragsverhältnis einbezogen w e r d e n . N a c h § 305 Abs. 2 B G B ist dazu erforderlich, dass der AGB-Verwender bei Vertragsschluss die andere Vertragspartei ausdrücklich oder d u r c h deutlich sichtbaren Aushang a m O r t des Vertragsabschlusses (also im Geschäftslokal) auf sie hinweist. D e r Verwender m u s s ferner der anderen Vertragspartei die Möglichkeit verschaffen, in z u m u t b a r e r Weise v o n i h r e m Inhalt Kenntnis zu n e h m e n . Schließlich u n d endlich m u s s die andere Vertragspartei mit der G e l t u n g der A G B einverstand e n sein. Besondere P r o b l e m e bei der Einbezieh u n g v o n A G B in den Vertrag entstehen häufig bei telefonischer Auftragserteilung oder gar b e i m A b schluss v o n Verträgen über O n l i n e - S y s t e m e . A u c h hier m ü s s e n in spezifischer Weise die Einbeziehungsvorschriften der §§ 305 u n d 305a B G B beachtet w e r d e n , w o b e i auf das typische Gepräge des jeweiligen technikgestützten K o m m u n i k a t i o n s v o r gangs R ü c k s i c h t zu n e h m e n ist. K a n n etwa ein N u t z e r einen Vertrag über eine D a t e n b a n k r e c h e r che im O n l i n e - D i a l o g abschließen, so m u s s er vor d e m eigentlichen Abschluss die Möglichkeit haben, sich auch die e n t s p r e c h e n d e n N u t z u n g s b e d i n g u n gen a m Bildschirm ansehen zu k ö n n e n u n d zwar kostenlos.
A 7.5.5
„Online-Verträge"
Z u n e h m e n d w i r d die O n l i n e - I n f r a s t r u k t u r (EMail-Systeme, Mailboxen, Internet u n d ähnliche Netzwerke) nicht n u r zur Informationsbeschaffung oder -Verteilung sowie z u m Austausch u n v e r b i n d licher N a c h r i c h t e n u n d Nettigkeiten v e r w e n d e t .
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Vielmehr w e r d e n über derartige K o m m u n i k a t i o n s wege i m m e r m e h r rechtlich relevante Erklärungen abgegeben, Verträge abgeschlossen und, soweit dies technisch möglich ist, auch sogleich abgewickelt. Dabei stellen sich aus rechtlicher Sicht u.a. folgende Fragen: - Sind online abgegebene rechtsrelevante Erklär u n g e n ü b e r h a u p t wirksam? - Wie u n d zu w e l c h e m Z w e c k u n d mit w e l c h e m Inhalt können Verträge online abgeschlossen werden? - Welchc Rechtsvorschriften gelten, w e n n es bei derartigen Vertragsschlüssen zu ( r e c h t l i c h e n ) Störungen kommt? - K ö n n e n online „schriftliche" Erklärungen abgegeben w e r d e n ? - W e n n es bei derartigen Verträgen zu gerichtlichen Auseinandersetzungen k o m m t , ergeben sich d a r ü b e r hinaus häufig schwerwiegende beweisrechtlichc Fragen. Internet-Angebote, die auch einen Online-Vertragsschluss erlauben, unterliegen inzwischen b e s t i m m ten A n f o r d e r u n g e n (Impressumspflicht, H i n w e i s auf W i d e r r u f s r e c h t bei K o n s u m e n t e n v e r t r ä g e n , Vorgaben f ü r die „bildschirmgerechte" Einbezieh u n g v o n A G B in denjeweiligen Vertrag u.a. mehr). Werden diese beachtet, bestehen gegen die rechtliche Wirksamkeit solcher Verträge keine Bedenken.
Literatur 01 Bull, Η. E: Die Grundprobleme des Informationsrechts, Alfred Metzner Verlag, Frankfurt a. M. 1985. 02 Fromm, F. K./Nordemann, W.: Urheberrecht, Kommentar Kohlhammer, 9. Aufl., Stuttgart 1998. 03 Harke, D.: Ideen schützen lassen? Beck-Rechtsberater, 1. Auflage, München 2000. 04 I Ioeren, T.: Grundzüge des Internetrechts, Beck, 2. Aufl., München 2002. 05 Kloepfer, M.: Informationsrecht, Beck, 1. Aufl., München 2002. 06 Loewenheim, U./Koch, F.: Praxis des OnlineRechts, Beck, 1. Aufl., München 2001. 07 Mehrings, J. : Vertragsabschluß im Internet. In: Multimediarecht = MMR 1998, S. 30f£ 08 Redeker, H. (Hrsg.): Handbuch der IT-Verträge, Köln 2003. 09 Schneider, J.: Handbuch des EDV-Rechts, O. Schmidt Verlag, 3. Auflage, Köln 2002. 10 Simitis, S. (Hrsg.): Kommentar zum Bundesdatenschutzgesetz, Nomos, 5. Aufl., Baden-Baden 2003.
A 8
Wissensökologie Rainer K u h l e n
A 8.1
Wissensökologie im Zusammenhang der Informationsethik
Wissensökologie ist i m Z u s a m m e n h a n g v o n I n f o r m a t i o n s e t h i k zu sehen. D e r e n zentrale Zielsetzung, n ä m l i c h die B e d i n g u n g e n d e r M ö g l i c h k e i t eines inklusiven u n d gerechten U m g a n g s m i t Wissen u n d Information auszuloten, kann n u r dann erreicht w e r d e n , w e n n der G e d a n k e der N a c h h a l t i g k e i t z u r A n w e n d u n g k o m m t . D e r nachhaltige U m g a n g m i t W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n soll Wissensökologie g e nannt werden. Wissensökologie bezieht die f ü r Ökologie allgemein g r u n d l e g e n d e Idee der N a c h h a l t i g k e i t nicht allein auf die n a t ü r l i c h e n R e s s o u r c e n , s o n d e r n schließt d e n nachhaltigen U m g a n g m i t d e n intellektuellen Ressourcen m i t ein. D a z u m u s s das klassische D r e i S ä u l e n - M o d e l l der (sozialen, ö k o n o m i s c h e n u n d ökologischen) Nachhaltigkeit u m die kulturelle u n d i n f o r m a t i o n e l l e D i m e n s i o n erweitert w e r d e n . N a c h h a l t i g k e i t ist seit d e m E i n z u g des K o n z e p t s in die allgemeine ökologische Diskussion so etwas wie eine m o r a l i s c h e N o r m i m S i n n e v o n inter- u n d intragenerationeller Gerechtigkeit u n d V e r a n t w o r t lichkeit g e w o r d e n (Lit. Ol, S. 203ff). Viele E n t s c h e i d u n g e n , die a u c h i m Bcrcich v o n Wissen u n d I n f o r m a t i o n g e t r o f f e n w e r d e n , h a b e n globale K o n s e q u e n z e n . Sie lassen h e u t e u n d z u k ü n f t i g e n G e n e r a t i o n e n die O p t i o n e n o f f e n , sich auf der G r u n d lage ü b e r l i e f e r t e n Wissens f o r t z u e n t w i c k e l n , o d e r aber sie verstellen i h n e n diese O p t i o n e n , i n d e m bislang erarbeitetes Wissen verknappt oder der Z u g a n g zu i h m n i c h t m e h r (oder n u r einer j e w e i l s spezifizierten Elite) m ö g l i c h g e m a c h t w i r d . D i e s zu analysieren u n d d a z u beizutragen, dass Letzteres nicht geschieht, ist A u f g a b e der W i s s e n s ö k o l o gie.
A 8.2
Über das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit hinaus in Richtung einer Wissensökologie
D a s T h e m a Nachhaltigkeit hat seit ca. 10 J a h r e n i m G e f o l g e d e r UN Conference on Environment and Development in Rio 1992 K o n j u n k t u r . G e h t m a n 20 J a h r e z u r ü c k , so w a r e n w e d e r Begriff n o c h B e n e n -
n u n g der Nachhaltigkeit (als Ü b e r s e t z u n g des e n g lischen sustainable development, später v o n sustainability) in der Ö f f e n t l i c h k e i t e i n g e f ü h r t . In L a n g e n scheidts New College German-English Dictionary v o n 1995 w i r d das d e u t s c h e Adjektiv nachhaltig n u r m i t lasting übersetzt. E n t s p r e c h e n d f i n d e n sich i m e n g lischen Teil w e d e r sustainable n o c h sustainability. D e r N a c h h a l t i g k e i t s b e g r i f f geht auf das 18. J a h r h u n d e r t z u r ü c k u n d s t a m m t aus d e r F o r s t w i r t schaft. E r beinhaltet das Prinzip, n i c h t m e h r H o l z zu schlagen, als n a c h w a c h s e n kann (Lit. 02): „ D e r A u s d r u c k Nachhalt o d e r nachhaltig b e z i e h t sich also u r s p r ü n g l i c h auf R e s s o u r c e n , d e r e n o p t i m a l e langfristige N u t z u n g n u r d a n n gewährleistet ist, w e n n ihr Bestand gegen kurzfristige Interessen n o r m a t i v a b g e s c h i r m t w i r d " (Lit. 03, S. 213; vgl. Lit. 04). Es ist erst gut 15 J a h r e her, dass m i t d e m B r u n d t l a n d R e p o r t Nachhaltigkeit breiter b e k a n n t w u r d e als „a process of c h a n g e in w h i c h t h e exploitation of resources, t h e direction of i n v e s t m e n t s , t h e orientation of technological d e v e l o p m e n t , a n d institutional c h a n g e are all in h a r m o n y a n d e n h a n c e b o t h c u r r e n t and f u t u r e potential t o m e e t h u m a n needs and aspirations" (Lit. 05, S. 46). S e i t d e m u n t e r s c h e i d e t m a n u n t e r d e m P r i n z i p der N a c h h a l t i g k e i t systematisch z w i s c h e n d e n ö k o n o m i s c h e n , ökologischen u n d sozialen A s p e k t e n gesellschaftlicher E n t w i c k l u n g u n d spricht e n t s p r e c h e n d v o n d e m D r e i - S ä u l e n - M o d e l l der N a c h h a l tigkeit bzw. auch z u n e h m e n d v o n ökologisch n a c h h a l t i g e n , ö k o n o m i s c h n a c h h a l t i g e n u n d sozial nachhaltigen I n f o r m a t i o n s g e s e l l s c h a f t e n (Lit. 06). Das D r e i - S ä u l e n - M o d e l l liegt auch d e m u m f a s s e n d e n Bericht der E n q u e t e - K o m m i s s i o n Schlitz des Menschen und der Umwelt des 13. D e u t s c h e n B u n destages (1998) z u G r u n d e (Lit. 07). E i n e ganz n e u e D i m e n s i o n k o m m t in das Verständnis v o n W i s s e n s ö k o l o g i e , w e n n m a n die U n t e r s c h e i d u n g v o n schwacher u n d starker N a c h h a l t i g k e i t a u f n i m m t , die u.a. in Lit. 01 diskutiert w i r d . Bei einer P o s i t i o n i e r u n g zu G u n s t e n starker N a c h h a l tigkeit w i r d gefordert, dass das N a t u r k a p i t a l d a u erhaft, also a u c h f ü r z u k ü n f t i g e G e n e r a t i o n e n , k o n stant b l e i b e n m u s s . N u r so viel d a r f v e r b r a u c h t w e r d e n , w i e sich w i e d e r r e g e n e r i e r e n k a n n . Bei einer s c h w a c h e n N a c h h a l t i g k e i t k o m m e n Wissen u n d I n f o r m a t i o n ins Spiel, weil sie die w e s e n t l i -
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Rainer Kuhlen
c h c n Rcgcncrationsfaktorcn sind, d u r c h die Verlu-
D e r B e g r i f f d e r W i s s c n s ö k o l o g i c soll in E r g ä n z u n g
ste b e i d e n n a t ü r l i c h e n R e s s o u r c e n d u r c h S u b s t i -
z u m etablierten Begriff der W i s s e n s ö k o n o m i e ein-
tute kompensiert w e r d e n k ö n n e n : „Das Konzept
g e s e t z t w e r d e n . Wissensökologie w i r d g e g e n ü b e r In-
[der s c h w a c h e n Nachhaltigkeit] geht v o m G r u n d -
formationsökologie
satz e i n e r z w a r n i c h t v o l l s t ä n d i g e n . . . , a b e r d o c h
Wissen der cntschcidcndc Aspekt der Nachhaltig-
f ü r passender gehalten, da ü b e r
weitgehend, im Prinzip i m m e r statthaften Substi-
keit b e s s e r b e s e t z t w e r d e n k a n n als ü b e r I n f o r m a -
t u i e r b a r k e i t aller S o r t e n v o n Kapital aus. S u b s t i t u -
tion, die sich auf die aktuelle V e r w e n d u n g v o n
i e r b a r k e i t d a r f i m m e r in E r w ä g u n g g e z o g e n w e r -
Wissen bezieht. Wissen, nachhaltig gesichert, kann
d e n . Es w ä r e d a n n in d e r K o n s e q u e n z a u c h e i n e
a u c h in Z u k u n f t f ü r i m m e r n e u e A u f g a b e n v e r -
w e i t g e h e n d artifizielle W e l t m i t G r u n d s ä t z e n i n -
w e n d e t w e r d e n . A l l e r d i n g s g e h ö r t es a u c h z u m
t c r g c n e r a t i o n c l l e r G e r e c h t i g k e i t v e r e i n b a r , d . h . es
Nachhaltigkcitspostulat, dass e i n m a l erarbeitete
w ä r e nicht prinzipiell unfair, eine Welt o h n e N a t u r
I n f o r m a t i o n nicht nach G e b r a u c h quasi w e g g e w o r -
zu hinterlassen. In der Konzeption
schwacher
f e n u n d vergessen wird, s o n d e r n m i t Blick auf eine
N a c h h a l t i g k e i t ist W i s s e n d i e e n t s c h e i d e n d e R e s -
mögliche spätere W i e d e r v e r w e n d u n g e n t w e d e r in-
source..., die u n s d a b e i h i l f t , n e u a r t i g e S u b s t i t u t e
dividuell gelernt o d e r v o n e i n e m Informationssy-
f ü r v e r b r a u c h t e s N a t u r k a p i t a l zu entwickeln."
stem gespeichert wird. D a h e r kann eine Organisa-
S c h w i e r i g , d i e s e s c h w a c h e N a c h h a l t i g k e i t in das
t i o n , d i e d i e in i h r a u s i n t e r n e n u n d e x t e r n e n R e s -
Konzept der Wissensökologie zu integrieren.
sourcen erarbeiteten Informationen nicht n u r (einm a l i g ) n u t z t , s o n d e r n a u c h lernt, als nachhaltig b e -
D e r B e g r i f f d e r N a c h h a l t i g k e i t d r o h t h e u t e aller-
zeichnet w e r d e n . D e r s c h o n e n d e U m g a n g mit er-
d i n g s fast in t e r m i n o l o g i s c h e u m g a n g s s p r a c h l i c h e
arbeiteter I n f o r m a t i o n k a n n d u r c h a u s ö k o n o m i s c h e
Beliebigkeit zu verfallen. N a c h h a l t i g k a n n danach alles sein, w a s e i n e l ä n g e r e W i r k u n g h e r v o r b r i n g t o d e r n u r durchschlagend e r f o l g r e i c h ist. E i n e U n t e r n e h m e n s s t r a t e g i e o d e r selbst e i n e W e r b e k a m p a g n e
R e l e v a n z h a b e n , z.B. w e n n e i n e f ü r e i n e n a k t u e l len Z w c c k n o t w e n d i g e a u f w ä n d i g e P a t e n t r e c h e r c h e anlässlich e i n e r s p ä t e r e n m o d i f i z i e r t e n F r a g e stellung reaktiviert w e r d e n kann.
k a n n d a n n n a c h h a l t i g sein, w e n n sie d e n e r w ü n s c h ten Erfolg kurzfristig vielleicht zwar bringt - aber gerade nicht nachhaltig im ursprünglichen Sinne
A 8.3
Sichten aufWissensökologie
ist. Z u r Präzisierung des Verständnisses v o n WissensM i t d e m B e g r i f f d e r W i s s e n s ö k o l o g i e soll e i n e R e vitalisierung des Begriffs u n t e r n o m m e n w e r d e n , g e r a d e d u r c h die Ü b e r t r a g u n g d e r u r s p r ü n g l i c h e n
ökologie kann zwischen f ü n f Sichten aufWissensökologie bzw. auf nachhaltige Wissensgesellschaften unterschieden werden:
B e d e u t u n g auf die n e u e n O b j e k t b e r e i c h e v o n Wis-
- Die funktionale Perspektive (Produktion u n d
sen u n d I n f o r m a t i o n . Dieser B e z u g bedeutet o f -
Vermittlung von Wissen unter der Nachhaltig-
fenbar aber eine f ü r klassische Ö k o l o g i e -
keitssicht)
und
Nachhaltigkeitsvertreter problematische oder sogar als g e f ä h r l i c h e m p f u n d e n e A u s w e i t u n g d e r klas-
- D i e kommunikationsökologische Perspektive
s i s c h e n N a c h h a l t i g k e i t s d i s k u s s i o n . E s w i r d als p r o -
- D i e zukunftsethische Perspektive
blematisch angesehen, den nachhaltigen U m g a n g m i t d e n natürlichen Ressourcen d u r c h die intel-
- D i e ökosoziale Perspektive
lektuellen Ressourcen von Wissen u n d Informati-
- D i e wissensökologische Perspektive.
on zu erweitern. In der I n f o r m a t i o n s - , aber auch in d e r W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t w i r d a l l e r d i n g s d e r Begriff der Ressource selbstverständlich auch auf W i s s e n u n d I n f o r m a t i o n a n g e w e n d e t . Als g e f ä h r lich k ö n n t e d i e s e A u s w e i t u n g a n g e s e h e n w e r d e n , weil d a m i t die öffentliche A u f m e r k s a m k e i t f ü r die
A 8.3.1
D i e funktionale Perspektive Produktion und (freier) Transfer von Wissen unter der Nachhaltigkeitssicht
B e d e u t u n g d e s U m w e l t s c h u t z e s i m klassisch ö k o -
D e r Z u s a m m e n h a n g von Nachhaltigkeit u n d Wis-
logischen Sinne zu G u n s t e n des m o m e n t a n spek-
sen u n d I n f o r m a t i o n wird bislang überwiegend
takuläreren T h e m a s der Informationsgesellschaft
u n t e r f u n k t i o n a l e r P e r s p e k t i v e g e s e h e n (Lit. 0 8 , S.
verringert werden könnte.
187). D a s Z i e l d a b e i ist in erster L i n i e e i n s o z u s a -
107
A 8 Wissensökologie
gen primär-ökologischcs, also die Sicherung der natürlichen Ressourcen, und dazu sollen Wissen und Information beitragen, z.B. - indem Wissenschaft und Technik den Wissensstand über den Zusammenhang des Verbrauchs natürlicher Ressourcen und der Umweltbeschädigung erhöhen, - indem über die Medien und die Ausbildung Wissen über nachhaltige Entwicklung in die allgemeine Öffentlichkeit, aber auch in die politischen Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen gebracht wird (insbesondere muss die Vermittlung ökologischen Wissens und Erwerb von ökologischer Kompetenz Bestandteil aller Curricula im Bildungssystem sein), - indem Wissenschaft und Technik durch die Entwicklung geeigneter Verfahren nachhaltige und finanzierbare Entwicklungen in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft begünstigen. Gegenwärtig trifft zu, dass das verfügbare Wissen über die langfristige Beeinträchtigung der Umwelt durch von Menschen verursachte Belastungen genauso wie das Wissen darüber, wie diesen Entwicklungen gegengesteuert werden kann, noch sehr unvollständig bzw. unterkomplex ist (Lit. 09). Daher sollen alle Bereiche von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft aus sich heraus, aber auch gefördert über politische M a ß n a h m e n (Programme, Normen, Richtlinien, finanzielle Anreize etc.), das Postulat der Nachhaltigkeit stärker als bisher in den Fokus ihres Interesses und ihrer Maßnahmen stellen. Wurden dafür zunächst in erster Linie (Natur) Wissenschaft und Technik nach dem aktuellen Paradigma westlicher Kulturen für zuständig erklärt, so setzt sich z u n e h m e n d die Erkenntnis durch, dass für einen ökologisch nachhaltigen Nutzen kulturelle und soziale Faktoren ebenfalls eine gewichtige Rolle spielen und daher sozialwissenschaftliche Forschung stärker in die Nachhaltigkeitsdebatte einzubringen ist (Lit. 04, Lit. 09, Lit. 10, Lit. 11). Das geht zusammen mit der Einsicht, dass traditionelles indigenes Wissen durchaus mit ökologischen Maximen verträglicher ist als das westliche naturwissenschaftliche Verbrauchs- und Gebrauchswissen. Nicht umsonst wird heute lokales biologisches Wissen als Ressource für moderne Produkte z.B. der Pharmaindustrie interessant (was im Übrigen dann sofort die Frage nach dem Besitz und der Verfügung von Wissen aufwirft.).
Wirksam werden kann erarbeitetes Wissen über ökologische Zusammenhänge natürlich nur, wenn der Zugriff auf dieses Wissen für jedermann möglich ist. Nachhaltig wirksames Wissen ist daher in bevorzugter Weise als öffentliches, alle Menschen angehendes Wissen anzusehen, das nicht aus privaten Interessen verknappt werden darf Das informationsethische Postulat des freien Zugriffs auf Wissen muss in der Wissensökologie ohne Einschränkung zur Anwendung kommen. A 8.3.2
D i e kommunikationsökologische Perspektive
Als Vorläufer der Wissensökologie ist die Kommunikationsökologie anzusehen, die sich als Analyse der wechselseitigen Durchdringung von technisierter Kommunikation und menschlicher Natur, Kultur und Gesellschaft versteht (Lit. 12). Kommunikationsökologische Vorarbeiten hat es in Deutschland schon in den 80er Jahren gegeben, vor allem im Umfeld des Ende der 80er Jahre in Essen gegründeten Instituts für Informations- und Kommunikationsökologie. Kommunikationsökologie stellt sich damit in die Tradition der allgemeinen Technikfolgenabschätzung. Heute versteht man unter Kommunikationsökologie in erster Linie eine Disziplin im Schnittfeld von Kommunikationswissenschah und H u m a n Ökologie. Entsprechend werden die Auswirkungen technisierter Kommunikation auf Mensch, Natur und Gesellschaft untersucht und unter dem Leitbild der ökologischen Kommunikation Vorschläge zur Entwicklung nachhaltigen und humanen Austauschs von Information entwickelt (Lit. 13). Theoretisch stützt sich die Kommunikationsökologie u.a. auf Gedanken von Neil Postman ab, der mediale Entwicklung in Analogie zur Ökologie der Umwelt betrachtet (Lit. 14), und leitet sich allgemein theoretisch u.a. aus der Medientheorie von M. McLuhan ab. Deren Grundgedanke besteht darin, dass Medien nicht sozusagen neutral auf gesellschaftliche Strukturen reagieren, sondern diese mitprägen (vgl. Lit. 15). Angesichts der weitgehenden Eingriffe technisierter Kommunikation in alle individuellen und gesellschaftlichen Lebensbereiche/Umwelten wird in Lit. 13 die Forderung nach einer allgemeinen ökologischen Perspektive für die Wissenschaft aufgestellt. Wissenschaft sei verpflichtet, sich auf eine ökologische Theorie der Kommunikation zu verständigen.
108
A 8.3.3
Rainer Kuhlen
D i e zukunftsethische Perspektive
Eine spezielle Sicht auf Nachhaltigkeit von Wissen wurde am Lehrstuhl für Technikphilosophie der B T U Cottbus entwickelt. In Lit. 16 wird die wissensethische Frage untersucht, unter welchen Bedingungen Auswahl und Weitergabe von Wissen an Menschen zu organisieren sind, die die gegenwärtige Generation nicht mehr persönlich kennen lernen werden. Verantwortlich für diesen Aspekt der Nachhaltigkeit sind entsprechende Informations-, Dokumentations- und Langzeitarchivierungssysteme, die sichern, dass der Wissenstransfer in eine ferne Zukunft gelingen kann (Lit. 17, Lit. 18). A 8.3.4
D i e ökosoziale Perspektive
Wissens-/Informationsökologie wird unter dieser Perspektive verstanden als Beitrag zu einer ökosozialen Marktwirtschaft im Zeichen der Globalisierung. Theoretisch ist dieser Ansatz fundiert durch die Arbeiten im Umfeld des Ulmer Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) (Lit. 19 bis Lit. 22). Die ökosoziale Marktwirtschaft stellt explizit den Zusammenhang zwischen der klassischen Ökologie als Theorie (und Praxis) eines schonenden Umgangs mit den natürlichen Ressourcen und dem Ressourcenverbrauch durch Informations- und Kommunikationstechnologien her. Praktisches Ziel dieser Ausprägung von Wissens-/Informationsökologie ist es, a) den Verbrauch natürlicher Ressourcen und von Energie bei der Verwendung von IKT zurückzuschrauben (z.B. durch global organisierte Recycling-Verfahren oder der Verlängerung des „Lebenszyklus von IKT-Geräten) und b) die Entwicklung der Länder des Südens und Ostens zu fördern, um die verschiedenen Ausprägungen des digital divide zu überwinden. Sprengkraft bekommt dieser Ansatz dadurch, dass der klassische ökologische Ansatz, wie er unter (a) angesprochen wird, mit der globalen politik-ökonomischen Analyse (als Folge von b) verbunden wird. D.h. die Ursache sowohl für die eher zunehmende Armut in den Ländern des Südens als auch für die Z u n a h m e der weltpolitischen Spannungen zwischen den Reichen des Nordens und den Armen des Südens wird in der systemimmanenten, gerade auch bei IKT (entgegen der intuitiven Erwartung) deutlich w e r d e n d e n Ressourcenverschwendung des gegenwärtigen globalen ökonomischen Systems gesehen.
A 8.3.4.1
Der Rebound-Effekt
Die bisherigen Erwartungen an IKT gingen dahin, dass sie umweltfreundliche Technologien seien, da sie zum einen sparsam mit natürlichen Ressourcen umgingen, zum andern die Hypermobilität in gegenwärtigen Gesellschaften durch Formen elektronischer Kommunikation einschränkten. Dieses lange der Informationstechnik zugebilligte Image einer umweltfreundlichen Technologie können Computer kaum noch für sich reklamieren. Dies beruht auf der empirisch gesicherten Annahme (Lit. 21), dass das Internet (stellvertretend für elektronische Räume schlechthin) den Ressourcenverbrauch eher erhöhen wird, falls der Umgang mit den Gütern sich ähnlich weiterentwickelt wie in der Vergangenheit. Erklärt wird das zum Teil mit dem Rebound-(oder auch Bumerang-)Effekt. Dieser Effekt beruht allgemein darauf, dass der technische Fortschritt (in allen Bereichen der Wirtschaft) zwar durchaus zu umweltschonenden Verfahren der Produktion beitragen kann, dass dieser Fortschritt aber dadurch häufig zunichte gemacht wird, dass wegen der in der Regel damit verbundenen Kostenreduktion bei jedem einzelnen Exemplar der Konsum insgesamt derart angestachelt wird, dass die Gesamtsumme der Belastung wieder crhcblich größer wird. Dieser allgemeine, auf technische Güter bezogene Rebound-Effekt erweist sich auch und insbesondere als zutreffend auch für IKT-Geräte, die für sich zwar in der Produktion immer umweltfreundlicher geworden sind, aber die durch die immer größer werdenden Stückzahlen und den fortlaufend notwendig werdenden Wiederkauf bei immer kürzeren Technologieschüben die Umwelt insgesamt immer mehr belasten. Für die Umwelt zählen eben nur die absoluten Werte, nicht die relativen Erfolgsquoten pro einzelnes Objekt. Die Stückzahlen, hier bei den Computern, insbesondere steigend bei den Laptops/Notebooks, die in der Gesamtheit mehr Ressourcen verbrauchen als früher die (wenigen) energie- und materialintensiven Großrechner, fressen die singulären Gewinne auf. Man unterscheidet zwischen dem primären ReboundEffekt, der sich direkt auf den Ressourcenverbrauch (Elektrizität oder Material) bezieht, und dem sekundären Rebound-Effekt, der durch die Veränderung in den Lebensstilen entsteht. Bezüglich des letzteren muss man bislang feststellen, dass die elektronische Kommunikation den realen Mobilitätsbe-
109
A 8 Wissensökologie
darf eher erhöht und insgesamt eher additiv als substitutiv wirkt. Erhöhte, durch Kommunikation induzierte physische Mobilität geht durchaus einher mit erhöhter kommunikativer Mobilität, so dass auch k o m m u nikative Rebound-Effekte mit gleichermaßen steigendem Ressourceneinsatz und drastisch ansteigender Kommunikationszeit zu verzeichnen sind. Der ressourceneinsparende Vorteil einer einzigen Email gegenüber einem traditionellen Kommunikationsmittel wird längst durch die Überflutung mit einer Vielzahl der täglich, ja stündlich eingehenden elektronischen Nachrichten (nicht nur Emails) hinfällig. Mit Internetzugriff ausgestattete Benutzer verbringen derzeit weitaus mehr Zeit mit Kommunikation als mit klassischen Medien, ohne dass sich dies unbedingt effizienz- noch effektivitätssteigernd auswirkt. Dieser kommunikative Rebound-Effekt kann allgemein auf den Umgang mit Wissen und Information übertragen werden. Wurde in der Vor-InternetZeit die Informationsarbeit überwiegend an Spezialisten delegiert (z.B. an Bibliothekare oder Informationsvermittler, an Assistenten jeder Art oder auf den Publikumsmärkten an Reisebüros, TicketCenter oder Makler), so bedeuten die endnutzerausgerichteten Informationsleistungen im Internet zunächst in j e d e m Einzelfall einen Zuwachs an Informationsautonomie jedes Einzelnen. Sie sind in der Summe aber sicherlich eher zu einer Belastung geworden. Anders formuliert, sie sind zu einer Ressourcenverschwendung dergestalt geworden, dass vergleichsweise triviale Tätigkeiten von hochqualifizierten und entsprechend teuren Personen durchgeführt werden.
A 8.3.4.2
Politische Perspektive der ökosozialen Marktwirtschaft
Umsetzen lässt sich eine nachhaltige Wissensökologie nach Vertretern der ökosozialen Marktwirtschaft nur durch eine neue Weltordnung, jenseits der r e s s o u r c e n v e r b r a u c h e n d e n gegenwärtigen Weltwirtschaft (Lit. 19, Lit. 20, Lit. 22). Ausgangspunkt der Überlegungen eines Marshall-Plans zugunsten der Länder des Südens (als Teil eines neuen Weltgesellschaftsvertrags im Rahmen eines Global-Governance -Systems) sind grundlegende ethische Prinzipien wie die der Inklusivität und Gerechtigkeit, die nur zusammen mit Nachhaltigkeit wirken können.
Die gegenwärtig ungerechte Verteilung der Inanspruchnahme von Ressourcen jeder Art sollte durch global wirksam werdende Ausgleichsmodelle überwunden werden (Lit. 19, Lit. 22). Solche Modelle, wie sie auch das europäische System des Ausgleichsverfahrens zwischen den unterschiedlich entwikkelten Staaten in der E U anwendet, sollen bestehende Inbalancen, Klüfte oder Asymmetrien zu Gunsten einer kohärenten Integration überwinden. Das bedeutet aber nicht, dass alle Menschen auf das gleiche Niveau der Menschen mit dem höchsten Ressourcenverbrauch gebracht werden sollen - dies könnte nur katastrophale Wirkungen für die Ökobilanz der Welt haben. Unter der Annahme einer prinzipiell pro Kopf gleichen Rcssourcen-Inanspruchnahme bedeutet das, dass diejenigen, die einen höheren Verbrauch und Gebrauch für sich reklamieren, denjenigen eine Ausgleichszahlung leisten müssen, die, aus welchen Gründen auch immer, in geringerem Ausmaß knappe, also nicht beliebig vermehrbare oder nicht beliebig belastbare Ressourcen in Anspruch nehmen. Eine solche Belastung, sozusagen in Form einer globalen Ökosteuer (Lit. 20), die die Ressourcennutzung verteuert, könnte den doppelten Effekt einer Reduzierung der Ressourcenbelastung einerseits und der sukzessiven Angleichung der Verteilung von Reicht u m andererseits bewirken.
A 8.3.4.3
Erweiterung der ökosozialen Marktwirtschaft durch E l e m e n t e v o n Wissensökologie
Bislang ist in dem Modell der ökosozialen Marktwirtschaft das klassische ökonomische und ökologische Denken dominierend, den Ressourcenverbrauch in erster Linie mit den Mitteln der Verknappung (z.B. private Verfügung oder Ökosteuer) zu steuern. Z u einer umfassenden Wissensökologie kann die ökosoziale Marktwirtschaft entwickelt werden, wenn stärker noch berücksichtigt wird, dass das Marktgeschehen selber insgesamt immer mehr von immateriellen Wissens- und Informationsprozessen bestimmt wird, die, obgleich auch nach nachhaltigen Prinzipien zu steuern, gerade nicht dem Verknappungs- oder Begrenzungsprinzip unterliegen. Das schließt aber natürlich nicht aus, sondern macht es insbesondere erforderlich, dass der andere zentrale Gedanke der ökosozialen Marktwirtschaft, nämlich die Umverteilung der Ressourcenbeanspruchung über Ausgleichsmodelle auch bei einer expliziten Wissensökologie zum Tragen kommen muss.
110
A 8.3.5
Rainer Kuhlen
D i e wissensökologische Perspektive
Wissen und Information unter dem Prinzip der Nachhaltigkeit direkt zu betrachten, geht über die skizzierten bisherigen Ansätze und Perspektiven hinaus. Nachhaltigkeit muss nicht nur ökonomisches, ökologisches, soziales und kulturelles Prinzip mit Blick auf die natürlichen Umgebungen und Ressourcen sein, sondern muss auch den Umgang mit Wissen und Information, nicht zuletzt in elektronischen Räumen, steuern. A 8.3.5.1
Wirtschaften in elektronischen Räumen
Versuchen wir den wissensökologischen Ansatz zunächst mit einer begriffstheoretischen Überlegung zu fundieren. Für Wissensökologie spielen zunächst die konkreten, auf die physikalische Welt bezogenen Konzepte des Raumes und der Umwelt die entscheidende Rolle. Rekurrieren kann man auf das griechische Wort Oikos, das gleichermaßen die etymologische Grundlage für Ökonomie und Ökologie darstellt. Oikos umreißt, in der Regel auf das konkrete „Haus" bezogen, den gemeinsamen Lebensraum z.B. einer Familie oder im übertragenen Sinne, den Raum als Teil der Welt, in dem sich eine Gemeinschaft bewegt und in der sie Wirtschaft betreibt. Sein Haus (seinen Haushalt) in O r d n u n g zu halten, bedeutet also, mit den finanziellen und natürlichen Ressourcen effizient und effektiv u m zugehen. Effizienter Umgang schließt bei knappen natürlichen Gütern immer auch ein, dass man vorausschauend den Ressourceneinsatz plant, damit nicht eine Uberverknappung oder gar Erschöpfung eintreten kann. Heute sind zunehmend die elektronischen Räume die Umgebungen, in denen wir uns unabhängig von räumlichen und zeitlichen Beschränkungen bewegen und aus denen wir unser intellektuelles Leben reproduzieren. Sie bestimmen unsere Sicht von Welt. Auch diese Umgebungen müssen unter Prinzipien der Nachhaltigkeit gestaltet werden. Wir hängen von Wissen und Information genauso ab wie von Wasser, Luft und Energie. Das galt immer schon, aber genauso, wie die natürlichen Ressourcen heute durch Uber- oder falsche N u t z u n g verbraucht oder verschmutzt werden, so kann heute Wissen und Information in einem bislang ungekannten Ausmaß durch künstliche Verknappung verschmutzt und nicht mehr brauchbar gemacht werden.
Zwar gilt auch weiter in der Informationsgesellschaft, dass die natürlichen Ressourcen die entscheidenden Grundlagen für die Entwicklung industrieller Produkte sind - Autos, Kühlschränke, Lebensrnittel etc. verwenden weiter die natürlichen Ressourcen. Aber zunehmend werden Produktion, Vertrieb und N u t z u n g von Gütern (welcher Art auch immer) über immaterielle Ressourcen bestimmt. In der allgemeinen Wirtschaft werden Wissen und Information zudem schon länger nicht mehr alleine unter dem Aspekt gesehen, wie durch sie Produktion, Distribution und N u t z u n g materieller Güter befördert werden, sondern auch, wie durch sie genuine immaterielle Informationsprodukte als Zweck in sich selbst erzeugt werden. Eine Gesellschaft, die mit diesen intellektuellen Ressourcen nicht nachhaltig umgeht, verbaut sich die Entwicklung in die Zukunft.
A 8.3.5.2
Wissen erschöpft sich nicht i m Gebrauch
Wie soll nun Nachhaltigkeit mit Blick auf Wissen und Information begründet werden, wenn das entscheidende A r g u m e n t der Knappheit u n d Erschöpfbarkeit natürlicher Ressourcen, das die ökologische Initiative so leicht nachvollziehbar und schließlich auch akzeptierbar gemacht hat, für Wissen und Information zunächst nicht anwendbar zu sein scheint? Wir werden in der Argumentation ein Stück weiterkommen, wenn zwischen Knappheit und Erschöpfbarkeit unterschieden wird. Natürliche Ressourcen müssen knapp gehalten werden, weil sie sich erschöpfen, wenn sie nicht nachwachsen können (wie Rohstoffe aus der N a tur) oder weil sie sich durch Uber- oder falsche N u t z u n g dergestalt erschöpfen, dass sie Menschen und anderen Lebewesen nicht mehr von Nutzen sind oder sie sogar schädigen (wie die Skipisten in den Alpen, verschmutztes Wasser oder unsaubere Luft). Auf dem Z u s a m m e n h a n g von Knappheit und Erschöpfbarkeit beruht auch das von Garrett Hardin ins Spiel gebrachte Argument des tragedy of the commons (vgl. Lit. 23). Es besagt, dass öffentliche Güter ohne Kontrolle und ohne Regulierung nicht nachhaltig Bestand haben können, sondern tendenziell durch Ubernutzungvernichtet werden. Dies wird in der Regel als Gegenargument zu einer Allmendewirtschaft verwendet, in der das öffentliche Weidegut jedermann zur freien N u t z u n g zur Verfügung steht. Verhindert werden kann das nur, so das Argument, dass entweder die Gemein-
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A 8 Wissensökologie
schaft insgesamt über Verordnungen der Regierungen bzw. Volksvertretungen, Verknappungsstrategien entwickelt oder dass über den Weg der Privatisierung und der damit ebenfalls einher gehenden V e r k n a p p u n g der v o r m a l s ö f f e n t l i c h e n G ü t e r Schutzmechanismen gegen U b e r n u t z u n g eingebaut werden. Entweder regelt der Staat die N u t zung öffentlicher Güter oder die Wirtschaft die Verwendung n u n privat in Besitz g e n o m m e n e r Güter. Dieses Argument ist aber k a u m auf Wissen (als gewiss öffentliches Gut) zu übertragen. Wissen erschöpft sich nicht im Gebrauch (Lit. 24, Lit. 23). Die Verknappung dient hier nicht der Verhinderung von Erschöpfung, sondern sichert den privaten N u t z e n . Die der privaten Wirtschaft zugestandene Schutzfunktion - Erhalt eines an sich öffentlichen Gutes - „Weltgesellschaftsvertrag" im Rahmen eines Global-Governance-Systems hat sich in den letzten Jahren zur Legitimation der privaten Aneignung verselbständigt. Das ging so lange gut, wie trotz des n u n weitgehend privat gewordenen Charakters des Gutes Wissen und Information die Mehrheit in der Gesellschaft einen größeren N u t zen aus dem G u t ziehen kann, und sei es nur indirekt d u r c h positive Nebenfolgen, als es bei der Gefahr oder gar der Realität einer U b e r n u t z u n g oder bei staatlicher Reglementierung der Fall ist. Erst auf den Fundamenten einer Wissensökologie, also unter Anerkennung des Prinzips der N a c h haltigkeit auch f ü r Wissen und Information, werden sich die neuen, elektronischen U m g e b u n g e n angemessenen U m g a n g s f o r m e n mit Wissen und Information entwickeln lassen. Nachhaltigkeit setzt einen Akzent gegen die derzeit dominierende Kommodifizierung von Wissen und Information, die eher auf kurzfristige Verwertung und künstliche Verknappung des an sich freien Gutes des Wissens abhebt als auf langfristige Absicherung der Freizügigkeit beim U m g a n g mit Wissen und Information (Lit. 25). Nicht umsonst beruft sich die O p e n Access Initiative mit der Berliner Erklärung von Oktober 2003, die sich gegen die Kommerzialisierung und proprietäre Publikationsverwertung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen wendet, auf das Prinzip der Nachhaltigkeit - auf den offenen, freien Zugriff auf wissenschaftliches Wissen u n d auf die Langzeitsicherung des publizierten Wissens (vgl. Kap. D 8 und Kap. D 9).
A 8.4
Bausteine einer Wissensökologie
Wir stellen im Folgenden erste materiale Bausteine einer Wissensökologie unter nachhaltigen Prinzipien zusammen: 1. Freier Zugriff auf Wissen und Information: Zentrales Ziel einer nach nachhaltigen Prinzipien organisierten Wissensgesellschaft ist, dass in der Gegenwart, aber auch f ü r zukünftige Generationen der freie Z u g r i f f auf Wissen u n d I n f o r m a t i o n gesichert bleibt. Es muss die Chance erhalten bleiben, das Wissen der G e g e n w a r t u n d Vergangenheit zur Kenntnis n e h m e n u n d davon N u t z e n ziehen zu können. Freier Zugriff muss nicht kostenloser Zugriff heißen, aber der Zugriff auf Wissen in jeder m e dialen Art muss für jedermann, zu jeder Zeit, von j e d e m O r t u n d zu fairen Bedingungen möglich sein. 2. Diskriminierungsverbot - Uberwindung der digital divides: Nachhaltige Wissensgesellschaften können sich nur entwickeln, w e n n bestehende Klüfte im Zugriff und in der N u t z u n g von Wissen beseitigt werden. Solche Klüfte bestehen z.B. aus der Gender-Perspektive vor allem in der Benachteiligung von Frauen in der Verfügung über Wissen und Information; im Bildungsbereich, hier vor allem hinsichtlich der Entwicklung von Informations- und Kommunikationskompetenz; aber vor allem in globaler Perspektive in der ungleichen, ungerechten Verfügung über die Wissensressourcen der Welt, gleichermaßen hinsichtlich des Zugriffs auf diese, aber auch bezüglich der Möglichkeit, das eigene Wissen (den eigenen kulturellen content) in die elektronischen Ressourcen einspeisen zu können. 3. Sicherung des Commons: Wissen ist Erbe und Besitz der Menschheit und damit vom Prinzip her frei. Das kommerziell verwertete Wissen ist dem gegenüber die Ausnahme. Wissen gehört allen und wird in der gegenwärtigen amerikanischen Diskussion (Lit. 23, Lit. 24, Lit. 26) als Commons (synonym mit public domain information) angesprochen. Commons ist etwas, was nicht in die vollständige private Verfügung gestellt werden kann bzw. nicht darf, denn es stellt das Reservoir dar, aus dem n e u es Wissen geschaffen wird. Sicherung des Commons Wissen ist zentrale Zielsetzung einer nachhaltigen Wissensökologie. 4. Sicherung kultureller Vielfalt: Die Diskussion u m das Nachhaltigkeitsprinzip des Wissens als Com-
112
motis wird konkret u.a. auch über das Konzept der kulturellen Vielfalt geführt. In seinen Anmerkungen zu der auf der UNESCO-Generalkonferenz in Paris 2001 verabschiedeten Universal Declaration on Cultural Diversity (Lit. 27) erhob der Generaldirektor Koichiro Matsuura „cultural diversity" in den Rang eines „common heritage of humanity", das für die Menschheit und ihre evolutionäre Entwicklung genauso wichtig sei wie die Bewahrung von „bio-diversity in the natural realm". 5. Beivahrung von Kreativität und Innovation: Ö k o n o mische Nachhaltigkeit, also die dauerhafte Absicherungwirtschaftlicher Entwicklung, ist nur dann möglich, wenn eine vernünftige, faire und nachhaltig wirksam werdende Balance zwischen privater (kommerzieller) Verfügung und öffentlicher freier N u t z u n g von Wissen und Information gefunden wird. 6. Sicherung medialer Vielfalt: Wissensökologie bedeutet auch Sicherung medialer Vielfalt und öffentlicher Meinung als Bedingung der Entwicklung demokratischer Gesellschaften. In einer nachhaltigen Wisscnsgcsellschaft muss der Gefahr, dass wenige globale Medienakteure unter Einsatz digitaler Techniken die Inhalte und damit die öffentliche Meinung bestimmen, gegengesteuert und der Bedeutung medialer Vielfalt und des Angebots auch nichtkommerzieller medialer Information für den Erhalt einer aufgeklärten Öffentlichkeit Rechnung getragen werden (Lit. 28). Wissensökologie ist in diesem Sinne Medienökologie. 7. Neue Modelle von Öffentlichkeit: Mediale Vielfalt bedeutet auch das Recht auf Kommunikation. Die neuen direkten partizipativen Potenziale der Informations- und Kommunikationstechnologien erlauben das Experimentieren mit neuen Modellen von Öffentlichkeit (agenda setting) und Meinungsvielfalt. Nicht zuletzt auch in öffentlicher Verantwortung müssen sich neue Formen der Ausgestaltung der Potenziale der digitalen Medien entwickeln können, z.B. durch erweiterte Public-Service-Anbieter, Kommunikationsforen und durch offene, direkte, zivilgesellschaftliche Organisationsformen mit freier Beteiligung aller Bürger. 8. Kontrolle technischer Informationsassistenz durch Entwicklung von Informationskompetenz: In elektronischen Umgebungen werden immer mehr technische Informationsassistenten eingesetzt (in der einfachen Form als Suchmaschinen im Internet, in fortgeschrittenen Formen als intelligente Software-Agen-
Rainer Kuhlen
ten), die uns die eigene Informationsarbeit der Suche, der Auswahl und sogar der Bewertung und Entscheidung, abnehmen. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass diese Delegation nicht zu einer Entmündigung und zu einem Verlust von Informationsautonomie führen wird (Lit. 19). N u r informationell kompetente Personen können ihre Z u k u n f t autonom gestalten. Z u m Programm der Wissensökologie gehört die Entwicklung eines nachhaltigen Bildungssystems, das die Entwicklung von Informationskompetenz in das Zentrum stellt. 9. Langzeitarchivierung/sicherung von Wissen: Angesichts des flüchtigen Charakters elektronischer Information und des raschen Wechsels von Hardware und Software müssen geeignete Verfahren entwikkelt und entsprechende Organisationsmaßnahmen getroffen werden, u m die Langzeitverfügbarkeit auch des elektronisch repräsentierten Wissens und damit das kulturelle Erbe zu sichern. Bei der Langzeitsicherung ist in erster Linie auf Konvergenz und Interoperabilität der verschiedenen Systeme auch in temporaler Sicht zu achten. Dies ist nicht zuletzt durch die Entwicklung und den Einsatz entsprechender Metadaten zu erreichen. Langzeitarchivierung ist also nicht nur ein technisches (Gerätekompatibilität), sondern auch ein Ordnungsproblem. Langzeitarchivierung ist Bestandteil einer nachhaltigen Wissensökologie. 10. Sicherung von Freiräumen privater Entwicklung: Nicht zuletzt gehört zu einer Wissensökologie, dass grundlegende Werte moderner bürgerlicher Gesellschaften, wie Recht auf den Schutz der Privatsphäre, bewahrt und gesichert werden können (Lit. 30). Eine Gesellschaft, in der jedes Handeln in privaten, professionellen und öffentlichen Angelegenheiten Gegenstand von Überwachung durch staatliche Organe oder der Auswertung durch Interessen der Informationswirtschaft werden kann, kann sich nicht nachhaltig entwickeln. Die Spielräume zur freien, unkontrollierten Entwicklungjedes einzelnen Menschen in der Gegenwart und Zukunft müssen offen bleiben.
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A 8 Wissensökologie
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113
cottbus.de/ztg/Techphil/ Forsch/Download/ wfdz99band2.doc 17 O E C D / N E A (ed.): Environmental and ethical aspects of long-lived radioactive nuclear waste disposal, Proceedings of an International Workshop, Paris, September 1-2, 1994, O E C D , Paris 18 R. Posner: Mitteilungen an die ferne Z u k u n f t . H i n t e r g r u n d , Anlaß Problemstellung u n d Resultate einer U m f r a g e . Zeitschrift f ü r Semiotik 6, 1984, S. 195-228 19 F. J. Radermacher: Balance oder Zerstörung. Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung. Ökosoziales F o r u m Europa Wien: Wien 2002 20 Weltweiter O r d n u n g s r a h m e n f ü r eine nachhaltige Informationsgesellschaft. In: D. Klumpp; H . Kubicek; A. Rossnagel: N e x t generation information society? Notwendigkeit einer N e u o r i e n t i e r u n g , Tahlheimer: Mössingen-Talheim 2003, S. 66-78 21 T. Schauer: T h e sustainable information society. Vision and risks. Universitätsverlag: U l m 2003. 22 Τ. Schauer; F.J. Radermacher: Gleichheit & Vielfalt im Informationszeitalter. Universitätsverlag: U l m 2003 23 C. Hess: E. O s t r o m : Artifacts, facilities, and content: Information as c o m m o n - p o o l resource. Paper presented at the C o n f e r e n c e on the Public D o m a i n . D u k e Law School, D u r h a m , N o r t h Carolina, N o v e m b e r 9, 2001, S. 44-79 24 J. Boyle: T h e second enclosure m o v e m e n t and the construction of the public domain. Law and C o n t e m p o r a r y Problems 66, 1&2, 2003, S. 33-74 25 Charta der Bürgerrechte f ü r eine nachhaltige Wissensgesellschaft (Charter of Civil Rights for Sustainable Knowledge Societies), (http:// www.worldsummit2003.de/) 26 L. Lessig: T h e f u t u r e of ideas: T h e fate of the c o m m o n s in a connected world. R a n d o m H o u s e : N e w York 2001
12 B. Mettler von M e i b o m ; M . D o n a t h (Hrsg.): Kommunikationsökologie: Systematische u n d historische Aspekte. Reihe Kommunikationsökologie. LitVerlag: M ü n s t e r etc. 1998
27 U N E S C O : Declaration o n cultural diversity. (Generalkonferenz 2.11.2001) - http:// www.unesco.org/culture/pluralism/diversity/ html_eng/decl_en. shtml
13 M . Donath: Kommunikationsökologie. Eine E i n f ü h r u n g . In: Lit. 12
28 V W i e d e m a n n : Gesamtziel: Vielfalt. Audiovisuelle M e d i e n in den GATS-Verhandlungen, epd medien 92, 23.11.2002, S. 3 - 3 8
14 Ν . Postman: Das Technopol. Die M a c h t der Technologien u n d die E n t m ü n d i g u n g der Gesellschaft. S. Fischer Verlag: Frankfurt/Main 1992 (engl. Originalausgabe 1991) 15 R. J. Deibert: Parchment, printing, and hypermedia. C o m m u n i c a t i o n in world order transformation. C o l u m b i a University Press: N e w York 1997
29 R. Kuhlen: Informationskompetenz u n d Vertrauen als Grundlage informationeller A u t o n o m i e u n d Bildung. Was bedeutet die fortschreitende Delegation von Informationsarbeit an Informationsassistenten? In: T. Christaller; J. Wehner (Hrsg.): I n f o r m a tionsagenten. Verlag D e l b r ü c k Wissenschaft: 2003, S. 186-206
16 K. Kornwachs; S. B e m d e s : Wissen f u r die Z u k u n f t . Lehrstuhl f ü r Technikphilosophie. B T U C o t t b u s 1999 (ISSN 1436-2929) - w w w . p h y s i k . t u -
30 R. Grötker (Hrsg.): Privat! Kontrollierte Freiheit in einer vernetzten Welt. Heise Zeitschriften Verlag: H a n n o v e r 2003
A 9
Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung Ein Essay „Die Zukunft wird ίο aussehen, wie
Wolfgang Ratzek
A 9.1
Informationsutopien
„Informationsutopien" - was soll das heißen? Wo ansetzen? Bei Gutenberg (Buchdruck mit beweglichen Lettern), bei Daniel Bell (nachindustrielle Gesellschaft), beim Weinberg-Report (Lit. 25; Rolle von Informationsspezialisten), bei McLuhan (Gutenberg-Galaxis) oder bei Simon Nora und Alan Mine (L'informatisation de la societe/Telematik)? Vielleicht sollten wir umwälzende Ereignisse zum Ausgangspunkt nehmen, wie den Sputnik-Schock von 1957 oder den Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001? Denn obwohl 44 Jahre zwischen beiden Ereignissen liegen, die Bundesregierung mit Millionenbeträgen zahlreiche Förderprogramme finanziert hat, die Informations- und Kommunikationstechnologie eine rasante Entwicklung genommen hat, viele spezifische Studiengänge ins Leben gerufen worden sind, ist uns eines immer noch nicht gelungen: Daten, Information und Wissen zu so managen, dass Katastrophen, Pleiten oder Flops vermieden werden können. Wie dem auch sei, auf jeden Fall sollten wir uns erst einmal darüber verständigen, was wir unter „Utopie", „Information" und „Informationsutopie" verstehen wollen. Dann hätten wir eine Basis für einen Diskurs.
A 9.1.1
U t o p i e - was ist das?
„Utopie" besitzt eine Wurzel im Griechischen und Lateinischen mit der Bedeutung „nirgendwo". In dem Roman „Utopia" (1516) kritisiert Thomas Morus (1478-1535) die europäische Staats- und Gesellschaftsordnung und entwirft ein ideales Gemeinwesen, das er auf die Insel Utopia verlegt. Es liegt auf der Hand auch gleich nach einer Interpretation von „Vision" zu fragen. Eine Vision ist allgemein „eine im Hinblick auf die Zukunft entworfene, oft träumerische Vorstellung, ζ. B. die Vision einer völlig konfliktfreien Welt". Eine Utopie (oder Vision) ist somit ein Zukunftsbild oder Wunschbild. Da auch Utopien eine Basis brauchen, wollen wir uns hier nicht der völligen Beliebigkeit hingeben. Warum? Weil der Unterschied zwischen einem „Spinner" und einem „Visionär" ein gravierender ist. Ersterer wird belächelt und nicht ernst
wir
sie gestalten" Jean Fourastie
genommen, der Visionär wird bewundert, hofiert und gelegentlich verehrt, aber auch manchmal gehasst. All das trifft beispielsweise auf Bill Gates zu. Utopien (Visionen) bergen auch Gefahren: Die Auswirkungen durch die Ausbeutung der Natur, Ikarus' Höhenflug oder der Nationalsozialismus sind Beispiele dafür.
A 9.1.2
Information - was ist das?
In dem vorliegenden Handbuch geht es um das komplexe und variantenreiche Etwas, das da „Information" heißt. Aber was ist „Information"? Die Antwort auf diese Frage dürfte Informationsprofis leicht fallen, beschäftigen wir uns doch jeden Tag damit, außerdem gibt es doch zahlreiche Ausbildungsangebote, deren Abschlüsse in irgendeiner Weise „Information" im Titel tragen. Da wären zum Beispiel zu nennen Informatik (und deren diverse fachliche Varianten wie Bioinformatik, Geoinformatik, Medieninformatik, Rechtsinformatik oder Wirtschaftsinformatik), Informationswissenschaft, Informationswirtschaft, Informationsdesign, der Ausbildungsgang „Fachangestellter für Medienund Informationsdienste (FAMI)" u.v.a.m. Jede dieser Disziplinen besitzt seine Sicht. Da es keine einheitliche Definition gibt, unterlassen es viele Informationsprofis einfach, darüber zu „informieren", was den Kern ihrer Tätigkeit bildet. Aufschlussreich ist das Ergebnis von Lehner/Hildebrand/Maier (Lit. 10, S. 272), die nach 107 Seiten über Daten, Information, Wissen zu dem Ergebnis kommen: „Von den Autoren wird jedoch nicht beabsichtigt, allgemeingültige, d.h. auch außerhalb der Wirtschaftsinformatik brauchbare Definitionen zu entwickeln. Dies erscheint aufgrund der vielschichtigen Bedeutungsinhalte des Begriffs Information und aufgrund der unterschiedlichen Blickwinkel verschiedener Wissenschaftsdisziplinen als (derzeit) nicht angebracht." Unsere Profession, die häufig mit dem Akronym BID (Bibliothek, Information, Dokumentation) oder der Abkürzung IuD (Information und Dokumentation) umschrieben wird, darf sich dieser Auffassung nicht anschließen, wollen wir uns doch in der scientific community, in der Wirtschaft, in
116
Wolfgang Ratzek
der Politik oder in der allgemeinen Öffentlichkeit als kompetente Partner positionieren, wenn es u m den sinnvollen Umgang mit Daten, Information, Wissen und Innovation geht. Aus der Fülle der Interpretationen orientieren wir uns an Rainer Kuhlens „Wissen in Aktion" und Gernot Wersigs „Reduzierungvon Ungewissheit". Der Vollständigkeit wegen benötigen wir noch eine Interpretation von „Wissen". Mein Vorschlag: Wissen ist die höchste Instanz zur Generierung von geprüften und ständig aktualisierten Informationskontexten (Lit. 21).
A 9.1.3
Informationsutopien Vorbereitung auf die Z u k u n f t
Nach diesem Vorlauf können wir „Informationsutopien" umschreiben als „Entwürfe für den U m gang mit Information und Wissen, die einen, mehrere oder alle Teilbereiche einer Informationsgesellschaft betreffen und den aktuellen Erkenntnisstand widerspiegeln". Denn: O h n e Menschen ist das T h e m a Information sinnlos, deshalb gehört Information und Wissen in einen Kontext von Gesellschaft, Kultur, Politik, Technik, Wirtschaft. Hieraus resultiert eine Tätigkeit, die von BID-Profis ausgeübt wird: die qualitative Umwandlungvon Daten - Information - Wissen - Innovation. Das Ziel heißt dann: Menschen mit Informationsbedarfen im Berufsalltag (Fachinformation), in sozialen Bewegungen (,,Kampagnen"-Information), aber auch für das persönliche Befinden (Wellness, Bildung, Esoterik), bei der Bewältigung ihrer Informationsprobleme zu begleiten.
A 9.2
Die Utopie von der Informations· und Wissensgesellschaft
Unser Erkenntnisgegenstand selbst ist bereits eine Utopie/Vision. Denn: Es existiert keine Informations- und Wissensgesellschaft, sondern nur Pläne (d.h. die geistigen Vorwegnahmen von zukünftigen Zuständen). So unterscheidet sich - global betrachtet und ohne Wertung - die Entwicklung in den USA von der in Deutschland, von der in den afrikanischen u n d nordischen Ländern. H i n z u kommt noch, dass innerhalb jeder Nation zum Teil unterschiedliche Entwicklungsniveaus herrschen, wie das beispielsweise in Indien oder in der ehemaligen Sowjetunion der Fall ist. Jede Nation hat somit ihre eigenen Vorstellungen bei der Setzung
von Prioritäten für die Entwicklung von dem, was allgemein mit Informations- und Wissensgesellschaft bezeichnet wird. Da wären Fragen der Ausbildung, der präferierten IT-Systeme, der Verantwortlichkeiten, der Zugangskosten u.v.a.m. zu klären. Vielleicht wäre es dann doch realistischer von einer Informations- und Wissenswirtschaft zu sprechen, die sich durch eine förderliche Wirtschaftsund Sozialpolitik entfalten kann. Für einen Visionärwäre auch die Beantwortung von Fragen durch die Promotoren einer Informations- und Wissensgesellschaft interessant, wie: Leben wir bereits in einer Informationsgesellschaft oder leben wir erst auf einer Vorstufe? Worin unterscheidet sich eine Informations- von einer Wissensgesellschaft? Offen ist auch die Frage: Werden wir mit einer früher oder später realisierten Informations- und Wissensgesellschaft einen Endzustand erreicht haben? Was könnte danach kommen? Leo Nefiodow propagiert bereits den 6. Kondratieff (psychosoziale Gesundheit), der damit den 5. Kondratieff („Informationsgesellschaft") ablöst (Lit. 13; Lit. 14).
A 9.2.1
U t o p i e N u m m e r eins: Zahlenfetischismus
Am besten wirken Zahlen: Statistiken, Kennzahlen, Prognosen. Sie suggerieren Genauigkeit. Sie vermitteln Sicherheit. Wer wagt zu widersprechen, wenn beispielsweise ein Kanzler aufgrund einer Prognose den bevorstehenden wirtschaftlichen Aufschwung verspricht, obwohl die Prognosen der Vorjahre nicht hielten, was sie versprachen. Mit der ceteris-paribus-Methode lässt sich im Prinzip alles (weg-)erklären. Am prägnantesten soll das einmal Sir Winston Churchill formuliert haben: Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe. Die Erwerbslosenstatistik ist ein hervorragendes Beispiel für diese These. Sie suggeriert, dass bei einer Erwerbslosenquote von 10 Prozent 90 Prozent in Lohn und Brot stehen. Das ist Zahlenkosmetik. Das ist solange legitim, wie die Basisdaten korrekt sind. Das ist unseriös, wenn die Daten geschönt bzw. gefälscht sind, wie das im Falle einiger Unternehmen der N e w Economy der Fall war. Wir werden mit Daten in Form von Z a h l e n - R e i hen) überhäuft, die im Prinzip als „Pseudo-Information" daherkommen, weil wir kaum in der Lage sind, den „Wahrheitsgehalt" zu prüfen, sei es, weil wir keine Zeit haben oder weil uns das nötige H i n tergrundwissen fehlt.
A 9 Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung
Diese R e d u z i e r u n g der Sichtweisc findet m i t d e m
117
A 9.2.3
„Internet" eine F o r t f ü h r u n g : Die Digitalisierung u n s e r e r ( L e b e n s - ) W e l t s c h r e i t e t v o r a n u n d verstellt o f t d e n B l i c k f ü r A l t e r n a t i v e n , z.B. f ü r d i e F a c e - t o -
Utopie N u m m e r drei: Internet-Hype - verändertes Rechercheverhalten und Wissensgenerierung
f a c e - K o m m u n i k a t i o n , f ü r das O r i g i n a l anstelle d e s ( r e d u z i e r t e n ) A b b i l d s . U l r i c h B e c k s Beispiel legt
Ein Information overload oder Information over-
das P r o b l e m o f f e n : „ E l t e r n w e i s e n n a c h , dass M e s s -
kill s e n k t d e n W e r t v o n I n f o r m a t i o n u n d W i s s e n .
ergebnisse n u r deshalb i m R a h m e n des .Zulässi-
E s ist k a u m m ö g l i c h — w a s die I u D - W i s s e n s c h a f t
g e n ' liegen, w e i l d i e S p i t z e n w e r t e a u s h o c h b e l a s t e -
e i n s t b e f l ü g e l t e - d e n S t a n d d e r D i n g e i m Blick z u
ten Stadtbezirken mit Werten aus g r ü n e n W o h n -
haben, die Mittel u n d Wege zu d e r e n E r s c h l i e ß u n g
vierteln gemittelt w e r d e n u n d damit .weggerech-
im Griff zu haben. Wir bewegen uns auf eine Zeit
n e t ' w e r d e n . . U n s e r e K i n d e r ' , s a g e n sie, . e r k r a n -
z u , in d e r n u r n o c h das gilt, w a s in e l e k t r o n i s c h e n
k e n a b e r n i c h t a m M i t t e l w e r t ' . (Lit. Ol, S. 8 2 ) "
Speichern vorgehalten wird. Das von Vint Cerf e n t w i c k e l t e W W W h e r r s c h t als „global b r a i n " d e r
A 9.2.2
Utopie N u m m e r zwei: IT-Innovation gleich Erkenntniszuwachs?
Wie k o m m e n wir zu Erkenntnissen oder wie er-
Informations- und Wissensgenerierung. Mit d e m „ I n t e r n e t - H y p e " v e r ä n d e r t sich a u c h u n s e r R e c h e r c h e v e r h a l t e n . H i e ß es f r ü h e r n o c h R e c h e r c h e - i m S i n n e v o n S u c h e n , E r f o r s c h e n - h i e ß es d a n n in den späten 1970ern O n l i n e - R e c h e r c h e u n d heute
langen w i r Wissen? Kognitionswissenschaftler, Psy-
„surfen" wir (im Internet), oder reduzierter: wir
chologen, Informationswissenschaftler, Biologen,
betreiben „Web-Search".
P h i l o s o p h e n oder die A n h ä n g e r der Künstlichen I n t e l l i g e n z b e s c h ä f t i g e n sich m i t d i e s e m t r a n s d i s -
Bildeten bei der klassischen R e c h e r c h e u n d bei der
ziplinären Forschungsfeld. Eine trügerische Sicher-
Online-Recherche noch mehr oder weniger kon-
h e i t g e b e n sich j e n e h i n , d i e g l a u b e n , dass das I n -
t r o l l i e r t e B e s t ä n d e das P o t e n z i a l , so h a b e n w i r i m
ternet - genauer: das W W W - eine Art Z a u b e r m i t -
W W W keine A h n u n g von der Grundgesamtheit.
tel b e d e u t e t . V e r e i n f a c h t gesagt, a b e r cum grano sa-
E i n N a c h t e i l , w e n n es u m d e n N a c h w e i s d e r R e -
lts: w a s „ G o o g l e " n i c h t w e i ß , existiert n i c h t . W e n n
c h e r c h e q u a l i t ä t g e h t : H a b e n w i r w i r k l i c h alle r e l e -
d i e s e A u f f a s s u n g v o m „ G o o g l i n g " u m sich g r e i f t ,
v a n t e n D o k u m e n t e (Recall) g e f u n d e n ? B e w e r t e t
u n d d a f ü r g i b t es H i n w e i s e , d a n n s t e h t es n i c h t
e i n A u f t r a g g e b e r d i e g e f u n d e n e n D o k u m e n t e als
besonders gut u m die C o n t e n t orientierten Infor-
relevant?
m a t i o n s b e r u f e (Lit. 16). Des Weiteren bewegen wir uns sehr häufig auf d e m Viele v o n u n s v e r b i n d e n m i t d e m I T - F o r t s c h r i t t a u c h g l e i c h e i n e n F o r t s c h r i t t in d e r W i s s e n s g e n e r i e r u n g . I n d e r Praxis s i e h t es d a n n g a n z a n d e r s aus: die Vielzahl der Q u e l l e n (Quantität) b e d e u t e t n i c h t in j e d e m Falle e i n e n q u a l i t a t i v e n E r k e n n t niszuwachs; ganz im Gegenteil, der S u c h a u f w a n d u n d die Verbreitung identischer Botschaften n i m m t z u . Viele V e r t r e t e r e i n e r I n f o r m a t i o n s - u n d W i s s e n s w i r t s c h a f t v e r f o l g e n e i n e Strategie, d i e d a r a u f
S u r f a c e - W e b u n d das D e e p - W e b b l e i b t d a b e i v e r s c h l o s s e n . U m s o b e d a u e r l i c h e r ist es, w e n n e i n i g e S t u d i e r e n d e d e r I n f o r m a t i o n s b e r u f e als E r g e b n i s e i n e s R e c h e r c h e a u f t r a g e s das S t a t e m e n t a b l i e f e r n : „Es gibt n i c h t s , w e i l ich i m I n t e r n e t n i c h t s g e f u n d e n h a b e . " E i n B i b l i o t h e k s l e i t e r b e k l a g t e sich n e u lich, dass S t u d i e r e n d e h ä u f i g e r in d i e B i b l i o t h e k k o m m e n , ü b e r d e n O P A C die Signaturen erhalten u n d d a n n f r a g e n : „ H a b e n Sie n i c h t s o n l i n e ? "
h i n a u s l ä u f t , dass u n s „Alter W e i n in n e u e n S c h l ä u c h e n " o d e r e i n e „ s t ä n d i g e Variation d e s G l e i c h e n " als P a t e n t l ö s u n g o f f e r i e r t w e r d e n . I n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g g r e i f t a u c h das S c h l a g w o r t „ P r o d u k t i o n s p a r a d o x o n " , das besagt, „ D i e U n m ö g l i c h k e i t , einen direkten, regelhaften Bezug zwischen Informationstechnik u n d M e h r w e r t zu entdecken..."
A 9.2.4
Utopie N u m m e r vier: Information als Inspektionsgut tarnen
Daten-Chaos, Informationsflut, Information over-
(Lit.15, S. 196). A u s m e i n e r S i c h t k o m m t es hier,
load o d e r overkill usw. signalisieren, dass w i r t r o t z
w i e bereits m e h r f a c h betont, auf das Leistungsver-
leistungsfähiger IT-Systeme ein P r o b l e m nach wie
m ö g e n v o n I n f o r m a t i o n s p r o f i s an, d i e a u s d e n v e r -
v o r n u r u n z u r e i c h e n d b e w ä l t i g t h a b e n : D u r c h ziel-
schiedensten Q u e l l e n etwas f o r m e n , das zur Be-
gruppengerechte Dienstleistungen zur Bewältigung
w ä l t i g u n g v o n I n f o r m a t i o n s p r o b l e m e n beiträgt.
von Informationsproblemen beizutragen.
118
Wolfgang Ratzek
Eine neue Sicht der Dinge lenkt von diesem Problem ab. Nach dem Motto „Wir machen Ihnen Informationsangebote - Sie müssen entscheiden, was Sie wollen", wird das Problem auf die Nutzer abgeschoben. Das ist genauso problematisch wie der Uralt-Slogan der Onliner: Das gesamte Weltwissen in Sekundenschnelle per Knopfdruck zu Ihrer Verfügung. Damit noch nicht genug. Weil es sich um „hochwertige" Angebote handelt, geht die Tendenz dahin, dass die Nutzer bereits für den Teaser zahlen müssen, und dann selbstverständlich noch für das Ansehen des Dokuments und für das Downloaden. Das ist im Prinzip in Ordnung. Hochwertige Information hatte und hat ihren Preis. Wie steht es aber um die Bewertung des Informationsgehalts durch den Nutzer? Die folgende Einteilung in Inspektions-, Erfahrungs- und Vertrauensgut ist hier hilfreich und könnte als Grundlage für eine qualitäts- und content-orientierte BID-Kampagne dienen (Lit. 09, S. 139f; Lit. 20): - Bei einem Inspektionsgut ist für den Nutzer sofort erkennbar, ob das (Medien-)Angebot nützlich ist. In der Boulevardpresse wird das beispielsweise durch Headlines und/oder Fotos erzielt. - Bei einem Erfahrungsgut kann ein Nutzer erst durch die Verwendung in einem Handlungskontext feststellen, ob der Erwerb eine nützliche Investition war. Aktienempfehlungen wären hier zu nennen. Das Problem liegt jedoch tiefer. - Informationsprodukte im Sinne von Content sind Vertrauensgüter, d.h. für Nutzer und immer häufiger auch für Anbieter sind in der Regel Authentizität, Reliabilität und Validität des Angebots nur sehr schwer einzuschätzen. Marketingspezialisten finden immer wieder neue Wege, (Informations-) Produkte zu variieren oder zu recyceln. Die hier nur angedeutete Problematik wird sich noch verschärfen, wenn die Tendenz zum Content-Syndications und Content-Sharing umgeht. Die ständige Variation des Gleichen führt zu einem erhöhten finanziellen Aufwand bei einer geringeren Trefferquote. A 9.2.5
Utopie N u m m e r fünf: Problemlösen leicht gemacht
Die IT-Industrie besetzt mit „Problemlösung" den Schlüsselbegriff der Informations- und Wissenswirtschaft und vermarktet diesen in hervorragen-
der Weise. Ebenso wie viele Informationsprofis nicht hinterfragen, was denn nun der qualitative Unterschied zwischen Daten - Information - Wissen - Innovation sei, „lösen" sie tagtäglich „Probleme", ohne zu hinterfragen, - ob es einen qualitativen Unterschied zwischen Aufgabe und Problem gibt, - welche Auswirkungen eine Komplexitätsreduzierung auf die „Problemlösung" hat. Problemdefinition nach Heinz Vetter (Lit. 24, S. 178): „Unter einem Problem versteht man die Barriere zwischen einem unerwünschten, problematischen Anfangszustand (Ist-Zustand) und einem gewünschten mehr oder weniger problemfreien Endzustand (Soll-Zustand). Und für die Uberwindung der Barriere ist im Moment kein Weg bekannt." Komplexität ist „... gekennzeichnet durch eine Vielzahl von miteinander in Wechselbeziehung stehenden Einflußfaktoren, die in der Zeit veränderlich sind und in nicht vorhersagbarer Weise aufeinander einwirken. Komplexe Systeme sind dauernd in Bewegung.... Sie besitzen eine Eigendynamik." (S. 181) Entscheidung: „ 1. Eine Entscheidung ist die Wahl einer Handlungs- oder Reaktionsmöglichkeit in einer Situation, in der mehrere Möglichkeiten bestehen. 2. Eine Entscheidung ist ein Schritt im Rahmen einer Problemlösung, bei dem nach der Bewertung von Handlungsalternativen eine Alternative ausgewählt wird." (S. 209ff) Aufgabe: Eine zielorientierte Handlung, bei der alle Variablen zur Zielerreichung bekannt sind. In diesem Fall wäre es sinnvoll auch von Lösungen zu sprechen und von Bewältigung, wenn es sich um Problem handelt. Anstelle des inflationären Gebrauchs von „Problemlösung" wäre es sinnvoller von „Problembewältigung" zu sprechen. Der Grund: Eine Problembewältigung führt zu einer Reduktion von Komplexität, sodass für den Akteur eine lösbare Aufgabe entsteht, wobei jedoch ein mehr oder weniger bewusster Teils des Problems unberücksichtigt bleibt, dieser aber unter Umständen eine unkontrollierte Eigendynamik entwickeln und damit eine neue Problemlage auslösen kann. Wir haben es dann mit einer Pseudo-Lösung zu tun. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, welche Aufgabe ein Frühwarnsystem übernimmt. In einer IT-orientier-
A 9 Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung
ten Welt, in der nur noch das zur Geltung kommt, was in digitaler Form zur Verfügung steht, gehen die so genannten „schwachen Signale" (Ansoff) verloren. Denn: Katastrophen und andere Problemlagen werfen ihre Schatten voraus; sie treten selten abrupt ein, sie sind häufig Folgen von Entscheidungen auf der Basis von Komplexitätsreduzierung. Daraus ergeben sich für alle Individuen, vor allem aber für Entscheider in Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft, N o n Governmental Organisations ( N G O ) vier miteinander vernetzte Gebiete (s.o.), auf denen sich Informationsprofis mit zielgruppengerechten Informationsdienstleistungen etablieren können.
A 9.2.6
U t o p i e N u m m e r sechs: „Anything goes"
Wenn wir uns mit zukünftigen Entwicklungen beschäftigen, sollten wir uns fragen: Was war gestern? Was ist heute? Was wird morgen sein? Das Problem besteht eben nur darin, dass die Zukunft und das ist entscheidend - kein Gedächtnis und kein Bewusstsein besitzt. Zukunft ist Projektion von Menschen, in der Hoffnung, dass die geistige Vorwegnahmen eines zukünftigen Zustandes (eine plausible Definition für Planung) auch eintreten wird. Paul Feyerabends „anything goes" (Lit. 06), das heraklitische „panta rhei" oder Laotses „der Weg ist das Ziel" erscheinen als eine gute Basis für dieses Vorhaben. Da unser physisches Dasein von unbestimmter Dauer, aber mit Sicherheit begrenzt ist, sind wir gezwungen, uns Lebensentwürfe oder Handlungsoptionen für uns und nicht selten auch für andere auszudenken und dafür Mitstreiter zu finden. Wohlwissend, dass es keinen verlässlichen Blick in die Zukunft geben kann, werden trotzdem mit hohem finanziellen und personellen Aufwand Zahlenwerke produziert, Prognosen genannt, was dann sehr selten tatsächlich so eintritt. Es kann dann nicht überraschen, dass neben den (wissenschaftlich basierten) Prognosen, deren Herleitungen kaum j e mand im Detail versteht, auch ein Markt für Prophezeiungen entsteht. Hexen, Sekten, Außerirdische haben Konjunktur. Welche Kraft dahinter steht, wissen wir aus dem Hörspiel „Der Krieg der Welten" (1938) von O r son Welles. Die amerikanische Bevölkerung geriet in Panik, als im Radio über den Angriff von Marsbewohnern auf der Erde berichtet wurde. Die lite-
119
rarische Vorlage gleichen Titcis (1898) lieferte H. G. Wells (1866-1946). Wären noch die Trendforscher zu erwähnen, wie zum Beispiel Daniel Bell, Mathias Horx, Li Edelkoort. Bei den Trendsettern geht es erst einmal um eine produktlose Inszenierung für eine b e s t i m m t e Zielgruppe. Ist ein (Markt)-Potenzial erkennbar, werden Produkte als Trendverstärker offeriert (Prosumer-Philosophie). Auf den Standpunkt kommt es eben an! Was in einer bestimmten Zeit, in einem Kulturkreis oder in einem Paradigma als „wahr" oder „falsch", was als „akzeptabel" oder „inakzeptabel" gilt, was „umgesetzt" oder „blockiert" wird, bestimmen Opinion Leader, Multiplikatoren, Gesetzgeber, Pressure Groups. Alles wird einer gewissen Beliebigkeit preisgegeben. J e nach Standpunkt herrscht Chaos, „neue Unübersichtlichkeit" (Habermas), Eklektizismus. Die etablierten Institutionen wie Familie, Wissenschaft, Politik, Kirche verlieren an Bedeutung und an Glaubwürdigkeit. Die hier nur angedeutete Thematik rückt Informationsdienstleister in ein besonderes Licht, da sie Datenquellen als auch deren Inhalte auswählen, bewerten und anbieten, und somit auch Verantwortung dafür tragen, was sie verbreiten. Durch die Fokussierung aufvirtuelle Quellen entsteht eine besondere Problematik. Während bei einer Fachzeitschrift oder einem Fachbuch durch den Verlag, Redaktion (Peer Review) und die Autorinnen (Reputation) eine bestimmte Qualität erwartet werden kann, ist das bei Linksammlungen und elektronischen Dokumenten kaum möglich. Damit sprechen wir ein heikles Thema an: Wer oder was genießt einen Marktwert: eine Datenbank, ein Host oder ein Rechercheur? A 9.2.7
U t o p i e N u m m e r sieben: Antipodische Strategie
„Antipoden" sind Menschen, die auf der anderen Seite des Erdballs leben, aber auch Menschen mit einer entgegengesetzten Geisteshaltung. Aus dem Letztgenannten lässt sich gut Kapital schlagen. Eine antipodische Strategie verfolgt jemand, der das Gegenteil dessen propagiert, was gerade aktuell ist. So leb(t)en Meinungs- und Marktforschungsinstitute sowie Unternehmensberater lange Zeit sehr gut davon, dass sie Manager verunsicherten, indem sie in der Gegenwart ein Zukunftsbild - eine Vision also - mal(t)en, das für einen Auftraggeber und/ oder für die Öffentlichkeit als Orientierung dient(e) oder eine Rechtfertigung für das eigene Handeln
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Wolfgang Ratzek
bot/bietet. Ein Prinzip, dass auch in Zukunft seine Wirkung zeigen wird. Vereinfacht dargestellt, wird das Gegenteil dessen propagiert, was noch als Paradigma gilt. Wer seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollte, musste diversifizieren, später war dann „Lean" angesagt, dann wurde mal wieder die Parole „auf Uberlebensgröße wachsen" ausgegeben, nun stehen (wertschöpfende) Kernkompetenzen im Mittelpunkt. Der antipodische Ansatz lässt sich auch bei den Organisationsprinzipien nachvollziehen. War lange Zeit die zentrale Organisation das Non-plus-ultra, wurde dieses Prinzip von der dezentrale Organisation abgelöst, um nun die virtuelle Organisation auszurufen, also eine über IT-Netzwerke realisierte dezentral-zentrale Organisation. All diese Ansätze verursachen einen enormen Beratungs- und Implementierungsaufwand. In dem Büro eines Werksleiters eines optoelektronischen Werkes am Bodensee, wo ich als Berater tätig war, hing ein Spruch an der Wand, der das hier Gemeinte verdeutlicht: Die Unternehmensberater gehen, die Probleme bleiben. A 9.2.8
U t o p i e N u m m e r acht: Privatheit und informationelle Selbstbestimmung
Hier soll nicht vom zunehmenden Verzicht auf „Privacy" die Rede sein, wie das bei Reality-Formaten wie Big Brother oder bei den Osbournes der Fall ist, sondern im Sinne der Trueman-Show, des Panopticons von Jeremy Bentham und Michel Foucault oder George Orwells' Big Brother in dessen Roman „1984". Nach den terroristischen Anschlägen der jüngsten Zeit entstand ein erhöhter Bedarf an „intelligenten" Sicherheitssystemen zur Überwachung von Räumen (Luftraum, öffentliche Einrichtungen), zur Kontrolle von Zugangsberechtigungen (biometrische Verfahren wie Iris-Scanner, Finger-PrintSysteme) und zur Identifizierung von Verhaltensmustern (Rasterfahndung). Der gläserne Bürger, in anderen Ländern wie den USA und den skandinavischen Ländern weitgehend realisiert, wird auch in Deutschland keine Vision bleiben. Videoüberwachung in Kaufhäusern, auf öffentlichen Plätzen, am Arbeitsplatz (Kassenbereich) stehen für die mehr oder weniger offen sichtliche Überwachung und Kontrolle. Dabei gehören Online-Regierun-
gen, Teilnahme an Bonusprogrammen, Einsatz der smart card als Gesundheitspass, Personalausweis und ID-card im e-Commerce, die DNA-Analyse oder Nannycams zu den mehr oder weniger freiwilligen Verfahren und Anreizsystemen zur Preisgabe von persönlichen Daten, wobei Eltern ihre Kinder frühzeitig - durch Nannycams - vermitteln, dass Überwachung und Kontrolle zum Alltag gehört. Eine andere Problemlage entsteht durch Überwachungs-, Identifizierungs- und Ortungssysteme, die von den Betroffenen nicht wahrgenommen werden. Ein Bereich, in dem sowohl autorisierte Institutionen (Geheimdienste, Staatsanwaltschaft) agieren als auch illegale Akteure ihr Unwesen treiben. Geheimdienste beispielsweise investieren erhebliche Summen für die FuE „intelligenter" Informations· und Kommunikationstechnologien zur (teilweisen) Substitution von Agenten aus Fleisch und Blut. Seit langem wissen Physiker, dass elektromagnetische Wellen und Mikrowellen vom Hörsystem direkt im Gehirn aufgenommen, aber vom empfangenen Mcnsch nicht wahrgenommen werden. Provokativ gewendet besitzen diejenigen in einer Informations- und Wissensgesellschaft einen potenziellen Vorteil, wenn sie über exklusive I Iandlungsinformation verfügen. Das geht über Innovation, aber auch durch Spionage. Im Extremfall versucht dann jeder jeden auszuspionieren. Damit entsteht nicht nur ein Markt für Spyware (Schnüffelsoftware), sondern auch zur Abwehr von Intrudern (Hackern, Crackern, Virenattacken), z u m Beispiel durch eine Firewall bzw. durch ein Virenabwehrprogramm. Mit anderen Worten: die Informations- und Wissensgesellschaft ist eine sehr verwundbare, zumindest dort, wo wettbewerbsstrategische, sicherheitspolitische und FuE-relevante Aspekt im Mittelpunkt stehen. A 9.2.9
U t o p i e N u m m e r neun: „Ubiquitious Computing"
Informations- und Kommunikationssysteme diffundieren in praktisch alle Bereiche der Berufs- und Alltagswelt. Jürgen Böhm u.a. führen dazu aus: „Mit der weiter zunehmenden Miniaturisierung der Computertechnologie werden in absehbarer Zukunft Prozessoren und kleinste Sensoren in immer mehr Alltagsgegenständen integriert, wobei die traditionellen Ein- und Ausgabemedien von PCs, wie etwa Tastatur, Maus und Bildschirm verschwin-
A 9 Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung
den und wir stattdessen direkt mit unseren Kleidern, Armbanduhren, Schreibstiften oder Möbeln kommunizieren und diese wiederum untereinander und mit den Gegenständen anderer Personen (Lit. 02, S. 195)." Für diese „Allgegenwart des Computers" prägte M a r k Weiser den Begriff „ U b i q u i t i o u s Computing",eine Entwicklung, die „dem Menschen im Alltag und Beruf unsichtbar und unaufdringlich im Hintergrund dient, mit der Zielsetzung, ihn bei seinen Arbeiten und Tätigkeiten zu unterstützen bzw. ihn von lästigen Arbeiten und Tätigkeiten zu befreien (Lit. 02, S. 196)." Trendverstärkend wirken hierbei auch die FuEErgebnisse aus den Ingenieurs- und Naturwissenschaften: Lichtemittierende Polymere ermöglichen Displays aus hochflexiblen, dünnen und biegsamen Plastikfolien. Die Entwicklung einer elektronischen Tinte und eines „smart paper" würden das Papier quasi zum Computer verwandeln. Aber auch die Ergebnisse der Mikrosystemtechnik und Nanotechnik tragen zum „Ubiquitious Computing" bei. Bei aller Euphorie über den technischen Fortschritt dürfen die Folgen nicht außer Acht gelassen werden. Jürgen Böhm u.a. kommen zu der Schlussfolgerung: „Ubiquitious Computing wird langfristig wahrscheinlich weitaus umfassendere Konsequenzen für unseren Alltag und unsere ethischen Werte nach sich ziehen, als es das Internet mit all seinen Diskussionen um Spam-E-Mails, Cybercrime und Kinderpornographie jemals haben wird (Lit. 02)."
A 9.2.10
Utopie N u m m e r zehn: Unsere Realität - eine Mixtur multipler Welten
Das, was wir als reale Welt wahrnehmen, ist ein Produkt unserer Imaginationskraft. Wir sehen das, was wir sehen wollen. Die Psychologen nennen das selektive Wahrnehmung. Optische Täuschungen, Vexierbilder, Gestaltgesetze und Piatons Höhlengleichnis zeigen uns, dass wir auch dazu neigen, Zusammenhänge zu sehen, die so an sich nicht existieren. Deshalb ist es mit der Objektivität so eine Sache. Es kann eben nicht ausgeschlossen werden, dass auch zwei, drei, hundert oder mehr Menschen einem „Trugbild" folgen können. Das reichhaltige Spektrum der Medienkonvergenz bringt ständig neue Formen mit realem Bezug hervor. Computergestützte Simulationen treten im-
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mer stärker in den Vordergrund. Entwicklungen im Bereich von Virtuellen Realitäten gehen in Richtung Cyberspace (Überwindung der Mensch-Maschine-Barriere) sowie Joined Reality (Vernetzung von realer und virtueller Welt) und Mixed-Reality (Synthese aus realer und virtueller Welt) (Lit. 18). So treibt beispielsweise MIT-Professor Marvin Minski die Vision von einem maschinellen Geist an, der dem menschlichen Geist überlegen sei. Marvin Minski ist davon so besessen, dass er sich gerne selbst substituieren würde. KI-Forscher und Technologiekritiker Joseph Weizenbaum (ELIZA) nimmt Bezug auf Moravecs These in dessen Buch „Mind Children", wenn er ausführt, „dass in so ungefähr 30 Jahren die Roboter entdecken werden, dass sie besser ohne uns auskommen können, und das wird dann der Anfang vom Ende der menschlichen Rasse sein. Wir kommen zu einer Welt, in der es keine Biologie gibt. (Lit. 12, S. 7)"
A 9.2.11
Utopie N u m m e r elf: D i e tabulose Gesellschaft
Im Brockhaus finden wir unter „Tabu" folgenden Eintrag: „Funktion des T(abus, W R.) ist der Schutz der Tradition und der Gemeinschaft. Dies führt zu Meidungen aller Art, aber auch zu Vorstellungen von Unreinheit und Unberührbarkeit." Mit anderen Worten: Es geht um Bereiche und Dinge, über die jemand möglichst nicht sprechen sollte bzw. die jemand nicht tun sollte. Das Klonen von Menschen, Pornographie, aktive Sterbehilfe, Nekrophilie, Sodomie u.v.a.m. wären hier zu nennen. Häufiger betreten auch „Science Comedians" die Bühne. Vertreter dieser Richtung wären unter anderem der Pathologe Gunther von Hagens und dessen Körperwelten, der Fortpflanzungs-Medizincr Severino Antinori und Clonaid-Direktorin Brigitte Boisselier, die angeblich Klonbabies produziert haben will und der Raelianer-Sekte (UFO-Sekte) angehört. Ebenso wird das Muster einer Unterwelt, Halbwelt und Oberschicht, in der sich, stark verallgemeinert, Gangster, Gauner und die Elite bewegen, durchlässiger. So kann es nicht verwundern, dass auch die „Stützen der Gesellschaft" (Henrik Ibsen) in den Blickpunkt der Ermittlungsbehörden geraten. Der investigative Journalismus wird hier in Zukunft noch weitere Intrigen, Skandale und Straftaten aufdecken. All diese Entwicklungen überschwemmen, wegen ihrer auf Wirkung abzielenden Inszenierung, die Medienlandschaft und erschweren eine Orientierung.
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A 9.2.12
Wolfgang Ratzek
U t o p i e N u m m e r zwölf: Mit „Retro" in die Z u k u n f t
Es geht voran, indem wir Vergangenheits-Revival betreiben. Das Zauberwort heißt „Retro". RetroDesign, Retro-Katalogisierung, aber auch Remake, Remix bestätigten die zahlreichen Aktivitäten auf diesem Gebiet. Totgeglaubte leben länger. Das trifft zum Beispiel auf die Vinylschallplatte zu. Durch die CD-Audio in eine Nische gedrängt, erlebt sie nun wieder ein Revival als Massenmedium. High-Speed-Marketing und Time-to-Market-Strategic betonen das „Time ist money" und bergen die Gefahr des sich selbst Uberholens (Innovationsfalle). Wer dagegen eine Strategie der neuen Langsamkeit (Paul Virilio) verfolgt oder lange genug wartet und das nötige Kapital besitzt, kann irgendwann einmal up-to-date sein. Ein aktuelles Beispiel sehen wir in der N e w und Old Economy, wo die Tendenz besteht, dass Unternehmen der N e w Economy zunehmend von Unternehmen der Old Economy geschluckt werden. A 9.2.13
U t o p i e N u m m e r dreizehn: Umzingelt von Utopien
Wir leben bereits mit Utopien. Wir glauben, dass stetes Wirtschaftswachstum möglich ist, obwohl die Realität uns etwas anderes lehrt. Radioastronomen suchen nach Leben auf anderen Planeten. Vulkanologen stellen immer wieder überrascht fest, dass ein Vulkan ausgebrochen ist. Anhänger der Künstlichen Intelligenz versuchen, Computer Intelligenz einzuimpfen. Unser eigener Lebensentwurf enthält auch utopische Elemente. Die einen leben in der Vergangenheit (die goldenen Zwanziger Jahre), die anderen in der Z u k u n f t („Phantasten", „Träumer"), wiederum andere genießen das hier und jetzt in vollen Zügen (Hedonisten). Einige sind zumindest für eine gewisse Zeit erfolgreich, andere sind nicht in der Lage ihren Lebensentwurf zu realisieren und träumen von einer Karriere als Popstar, Schauspieler, Schriftsteller, Maler. In einer Zeit mit unübersichtlichen bis chaotischen Strukturen bietet eine Erfinde-Deine-eigene-Zukunft-Strategie, oder konkreter, ein Trendsetting, eine Orientierung: Trendsetting besitzt den Vorteil, dass vorerst „nur" in Visionen und Kommunikationsarbeit investiert werden muss, während in der Entwicklung von (physischen) Produkten im Gegensatz zur immateriellen Dienstleistung die Produktion für einen chaotischen Markt mit
vielen Ungewissheiten anläuft. Beim Trendsetting geht es erst einmal um Atmosphäre. Wenn es genügend „Mitläufer" gibt, dann benötigen sie Trendverstärker.
A 9.2.14
U t o p i e N u m m e r vierzehn: D i e Rolle v o n Informationsprofis - Partner u n d nicht Zulieferer
Ebenso wie unsere Vorfahren wollen auch wir wissen, was uns die Z u k u n f t bringt. Waren damals Schamanen, Hexen und Seher am Werke, so sind das in der Informations- und Wissensgesellschaft Trendforscher, Trend-Scouts, Meinungsforscher, Science-Fiction-Autoren, Wissenschaftler und vielleicht auch Informationsprofis. Im Prinzip sind wir alle Informationsprofis, wir beweisen dies tagtäglich, andernfalls wären wir nicht überlebensfähig. Was ist dann unsere Aufgabe als BID-Professionals? Was ist unser Ziel? Was in früheren Jahrzehnten noch einigermaßen funktionierte, mit Vergangenheits- und/oder Gegenwartsdaten eine zukünftige Entwicklung zu beeinflussen (Extrapolation), erweist sich in der Gegenwart zunehmend als unhaltbar. Problemlagen wie soziale Gerechtigkeit, Globalisierung, Erhalt der individuellen (Employability) und nationalen Wettbewerbsfähigkeit sind derart komplex, vernetzt und chaotisch, dass die Voraussage eines nächsten Entwicklungszustandes im Prinzip, wenn überhaupt, sich nur auf kürzeste Zeiträume beziehen kann. „Wissen ist Macht", aber nichts Wissen macht auch nichts, weiß der Volksmund zu berichten. Ist der ideale Informationsprofi vielleicht auch ein Prophet, ein Guru, eine Schamane? Wir nennen uns nur anders: Information Broker, Information C o n sultant, Information Manager, Knowledge-Engineer. Während die einen die Kommunikationsmittel Glaskugel, Pendel oder Tarotkarten einsetzen oder mit fremden Mächten kommunizieren, entwickeln wir unsere magische Aura um den C o m puter, der uns einen Zugang zu einer Welt ermöglicht und per Mouseclick Lösungen für all unsere Probleme hervorzaubert. Aber, so müssen wir uns fragen: Was tun wir, wenn handlungs- und/oder entscheidungsunterstiitzend für Kunden aktiv werden? Unser Problem: Ein Paradoxon. Es besteht darin, dass wir trotz einer „Informations"flut an einer Wissensarmut leiden (Lit. 08; Lit. 17; Lit. 22). Die
A 9 Informationsutopien - Proaktive Zukunftsgestaltung
Vision lautet: Wir legitimieren uns dadurch, weil wir FuE-Vorhaben begleiten, im Datenchaos für Orientierung sorgen, Unsicherheit reduzieren, positive und negative Marktentwicklungen erkennen, soziale Bewegungen unterstützen. Kurz: weil wir sinnstiftend wirken. Aber das behaupten auch Wirtschaftsinformatiker, Controller, Betriebswirte. Wo ist also der Unterschied zu anderen Professionen? Die Antwort lautet: Wir Informationsprofis tragen Verantwortung dafür, dass wir uns für den sinnvollen Umgang mit Information und Wissen engagieren. Dazu gehört - eine vernetzte BID-Forschungslandschaft auf mindestens dem bestehenden Niveau, - eine fundierte „handwerkliche" Ausbildung von BID-Fachleuten, ergänzt durch Controlling-, Marketing-, Organisations- und ManagementKenntnisse,
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fis gehören, um die Vcränderungsprozcssc zu initiieren, zu begleiten und eventuell zu korrigieren. Die Entwicklung von Informationsutopien ermöglicht den Informationsprofessionals, mit den ihnen zugänglichen Quellen, Zukunft zu gestalten, indem sie Visionen (Szenarien) entwickeln und für diese Mitstreiter gewinnen, die dann aus dieser Vision Realität entstehen lassen. Die Devise heißt: Anything goes (Feyerabend), panta rhei (Heraklit) und „der Weg ist das Ziel" (Laotse). All das hat auch etwas mit Charisma, mit Kommunikation zu tun. Ein Ansatz, der im Management bereits bei Max Weber beschrieben ist und in den 1990er Jahren unter dem Label „New Leadership Approach" zu neuer Blüte kommt. Das Potenzial, aus dem proaktive BID-Profis schöpfen können, ist riesig. Eine fundierte Ausbildung und ein ausgeprägtes Interesse für Trends in Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft prägen den BID-Profi.
- BID-Professionals mit einem Interesse für Entwicklungen in der Lebens- und Systemwelt, - eine konzertierte Public Awareness-Kampagne, u m den Unterschied zu den Informatik-Professionen herauszustellen, in der wir wieder C o n tent den Vorrang vor IT einräumen. Informationsprofis sind keine beliebig substituierbaren Zulieferer. BID-Verbände, aber auch wir Informationsprofis, müssen stärker in die Imagebildung investieren, mit einer angemessenen Wertschätzung unser Leistungen. Wie oben angedeutet, dürfen wir unsere handwerklichen Kompetenzen nicht zugunsten eines „Googling" aufgeben. Denn ein Problem der Informations- und Wissenswirtschaft nimmt in Z u k u n f t noch zu: Das Erschließen, Strukturieren u n d Präsentieren von Daten aus den verschiedensten Quellen zur Schaffung, Erhaltung und zum Ausbau wertschöpfender Prozesse.
A 9.3
Welchen N u t z e n h a b e n Informationsutopien?
Marketingfachleute definieren „Nutzen" als einen objektiv wie subjektiv wahrgenommenen Vorteil. Wie ernst sind dann (Informations-)Utopien zu nehmen? Sic sollen ein Gefühl dafür vermitteln, dass es keine dauerhaft stabilen Strukturen gibt und das einzig verlässliche in unserer Zeit der ständige Wandel ist. Das damit verbundene Veränderungsmanagement (Change Management) braucht Change Agents, zu denen auch Informationspro-
A 9.4
Schluss
Nach wie vor leben wir mit der Vision (Ideologie) der ubiquitären Beherrschbarkeit. Wir glauben fest daran, dass durch den Einsatz von (IT-)Technologien alles machbar wird, obwohl wir erfahren müssen, dass komplexe Problemlagen selten mit einfachen Lösungen zu bewältigen sind, die Natur zunehmend aggressiver auf unsere Operationen reagiert, die kontinuierlich sprudelnden Informationsquellen zu einer „Informationsflut", zu einer „Wissensarmut" führen und eine Orientierung zunehmend erschweren, das „Science Comedians", bestimmte TV-Formatc, Künsticr, Moderatoren, Politiker den Weg in die tabulose Gesellschaft ebnen und somit die Gefahr eines destabilisierenden Werteverfalls bergen, das der dramatische Abbau durch IT-induzierte Rationalisierungsmaßnahmen durch den Einsatz des Wundermittels IT kompensiert werde. Einfallsreiche Menschen (er-)finden immer wieder neue Variationen, neue Verbindungen oder völlig neue Sichtweisen, Produkte und Dienstleis t u n g e n . Das sorgt f ü r w i r t s c h a f t l i c h e n Aufschwung, soziale Gerechtigkeit, kulturelle und gesellschaftliche Impulse. Was hier so euphorisch klingt, hat auch seine Tücken. Vielleicht wäre es besser, hätten wir bestimmte Innovationen nicht. Dass sich hinter der Konzeption einer Informations· und Wissensgesellschaft eine von wirtschaftlichen Interessen getriebene IT-Orientierung ver-
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birgt, verraten S y n o n y m e wie Global I n f o r m a t i o n Infrastructure (GII), Information
Superhighway.
Trend-Scouts, Visionäre, Trendforscher, M a r k f o r s c h e r u.v.a. s o l l t e n a u c h F r a g e n b e s c h ä f t i g e n w i e d i e f o l g e n d e n : W a s w i r d a u s d e m I n t e r n e t ? W i r d es in z e h n , z w a n z i g o d e r gar f ü n f z i gJ a h r e n n o c h e i n e d o m i n i e r e n d e R o l l e s p i e l e n ? W i r d es z u e i n e r M a r g i n a l i e ? O d e r w i r d es g a r v e r s c h w i n d e n , w i e es anderen einst innovativen Verfahren u n d Technol o g i e n e r g a n g e n ist. D e r u n s c h l a g b a r e V o r t e i l v o n B I D - P r o f e s s i o n a l s ist, d a s s sie g e l e r n t h a b e n - i m Gegensatz zu (Wirtschafts-) I n f o r m a t i k e r n beispielsweise - I n f o r m a t i o n s p r o b l e m e inhaltlich zu bewältigen. Dabei bildet die Online-Welt nur eine Ressource. Persönliche Gespräche mit Kollegen, Interviews mit Wettbewerbern, Konferenzteilnahm e n , d a s L e s e n v o n P r i n t - D o k u m e n t e n aller A r t gehören z u m U S P ( U n i q u e Selling Proposition) eines proaktiven B I D - P r o f i s . D e n n : eine h y p e r m o derne IT-Infrastruktur besitzt keinen
Nutzen,
w e n n es n i c h t m i n d e s t e n s z w e i M e n s c h e n g i b t , d i e s i c h w a s z u s a g e n h a b e n . E s sei d e n n , w i r g e h ö r e n zu d e n A n h ä n g e r n einer leblosen
Maschinc-Ma-
schine-Kommunikation.
Literatur 01 Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf d e m Weg in eine andere M o d e r n e . Frankfurt am M a i n 1986 02 B ö h m , Jürgen; C o r o a m a , Vlad; Marc Langheinrich; Mattern, Friedemann; Rohs, Michael: Allgegenwart u n d Verschwinden des C o m p u t e r s . Leben in einer Welt smarter Alltagsdinge. In: Lit. 07, S. 195-245 03 Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden. 19. völlig neu bearb. Aufl. 1993, Bd. 21 04 Dörner, Dietrich: Problemlösen als Informationsverarbeitung. 3. Aufl. Stuttgart 1987 05 D o k u : High-Tech-Spinne. Vorstoß ins U n b e k a n n t e . N 2 4 v o m 22.07.2003 06 Feyerabend, Paul: Wider den M e t h o d e n z w a n g . Frankfurt am M a i n 1976 07 Grötker, Ralf (Hrsg.): Privat! Kontrollierte Freiheit in einer vernetzten Welt. I Iannover 2003 08 H e n n i n g s , Ralf- Dirk; Grudowski, Stefan; Ratzek, Wolfgang (Hrsg.): (Über-)leben in der Informationsgesellschaft. Zwischen Informationsüberfluss u n d Wissensarmut. Wiesbaden 2003 09 Kiefer, Marie Luise: M e d i e n ö k o n o m i k . M ü n c h e n , Wien 2001 10 Lehner, Franz; Maier, Ronald; Hildebrand, Knut: Wirtschaftsinformatik. Theoretische Grundlagen. M ü n c h e n 1995
11 Lester, Tobby: Die Wiederentdeckung der Privatsphäre. N e u e Geschäftsfelder im Kampf u m den „Privacy Space". In Lit. 07, S. 121-137 12 M e d i e n f o r u m Folge 13/2001: Goodbye Gutenberg. Vortrag von Prof. Dr. Joseph Weizenbaum. Manuskript zur S e n d u n g am 4. N o v e m b e r 2001. Baden-Baden 2002 13 Nefiodow, Leo Α.: D e r sechste Kondratieff 4. aktual. Aufl. St. Augustin 2000 14 Nefiodow, Leo Α.: D e r f ü n f t e Kondratieff 2. Aufl. Wiesbaden 1991 15 Picot, Arnold; Reichwald, Ralf; Wigand, R.T. (Hrsg.): Die grenzenlose U n t e r n e h m u n g . Information, Organisation u n d Management. 4. Auflage. Wiesbaden 2001 16 Ratzek, Wolfgang: Public Awareness im B D I Bereich - Wider den Informatik-Mimikry. In: Information - Wissenschaft u n d Praxis 6/2001, S. 315-320 17 Ratzek, Wolfgang: Informationsdienstleistungen f ü r den Fortschritt. Informationswissenschaftliche Überlegungen zu einem unterbelichteten Bereich. In: horizonte 18/2001, S. 22-23 18 Ratzek, Wolfgang: Virtual N e t w o r k i n g - Navigation zwischen realen u n d virtuellen Welten. In: Information - Wissenschaft u n d Praxis 7/2002, S. 401-410 19 Ratzek, Wolfgang: S u u m Q u i q u e - J e d e m das Seine. In: Lit. 08, S. 33-64 20 Ratzek, Wolfgang: Synopse einer Informations- u n d Wissensgesellschaft. Teil 1: zeichenbasierte Kommunikation. In: B.I.T. online 2/2003, S. 137144 21 Ratzek, Wolfgang: Synopse einer Informations- u n d Wissensgesellschaft. Teil 2: das IT-geprägte Paradigma. In: B.I.T. online 2/2003, S. 223-224, 226, 228-232 22 Ratzek, Wolfgang: G u t sein reicht heute nicht m e h r aus: der Erfolgsfaktor Mitarbeiter gewinnt an Bedeutung. In: Buch u n d Bibliothek 9/2003, S. 561-567 23 Ratzek, Wolfgang; Zwicker, Marietta: Integriertes Wissensmanagement als strategischer Erfolgsfaktor der Z u k u n f t ? In: Information - Wissenschaft u n d Praxis 6/1999. S. 339-353 24 Vetter, Heinz: Systematisches Problemlösen. In: Steiger, T h . ; Lippmann, E. (Hrsg.): H a n d b u c h angewandte Psychologie für Führungskräfte. 2 Bde. 2. Aufl. 2003, Bd. 1, S. 177-228 25 Seeger, T h o m a s : D e r Weinberg-Bericht v o n 1967. Ein deutscher Rückblick nach 40 Jahren. In: Information - Wissenschaft u n d Praxis 2/2003, S. 95-98 26 Zach, M a n f r e d : M o n r e p o s oder Die Kälte der Macht. T ü b i n g e n 1996
Β Methoden Β 1
Hans-Jiirgen M a n e c k e :
Klassifikation, Klassieren Β 2
Margarete Burkart:
Thesaurus Β 3
... 271
Michael Kluck:
Die Informationsanalyse im Online-Zeitalter. Befunde der Benutzerforschung zum Informationsverhalten im Internet Β15
... 257
Michael Kluck:
Methoden der Informationsanalyse - Einführung in die empirischen Methoden für die Informationsbedarfsanalyse und die Markt- und Benutzerforschung Β14
... 245
Holger Nohr:
Wissensmanagement Β13
... 237
Josef I Icrget:
Informationsmanagement Β12
... 227
Walther Umstätter:
Szientometrische Verfahren Β11
... 215
Christa Womser-I lacker:
Theorie des Information Retrieval III: Evaluierung ΒΙΟ
... 207
Holger Nohr:
Theorie des Information Retrieval II: Automatische Indexierung Β 9
... 189
Norbert Fuhr:
Theorie des Information Retrieval I: Modelle Β 8
... 179
Rainer Kuhlen:
Informationsaufbereitung III: Referieren (Abstracts - Abstracting - Grundlagen) Β 7
... 167
Gerhard Knorz:
Informationsaufbereitung II: Indexieren Β 6
... 155
Heidrun Wiesenmüller:
Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung Β 5
... 141
U l r i c h Reimer:
Wissensbasierte Verfahren der Organisation und Vermittlung von Information Β 4
... 127
... 289
Alfred Kobsa:
Adaptive Verfahren - Benutzermodellierung
... 299
126
Β 16
Stefan Grudowski: Innerbetriebliches Informationsmarketing
... 303
Β 17
Marc Rittberger: Informationsqualität
... 315
Β 18
Bernard Bekavac: Informations- und Kommunikationstechnologien
... 323
Thomas Schütz: Dokumentenmanagement
... 339
Nicola Döring: Computervermittelte Kommunikation, Mensch-Computer-Interaktion
... 351
Daniel A. Keim: Datenvisualisierung und Data Mining
... 363
Jürgen Krause: Software-Ergonomie
... 371
Β 19 Β 20 Β 21 Β 22
Klassifikation, Klassieren Hans-Jürgen Manecke
Β 1.1
Allgemeines
Unter Klassifikation wird ganz allgemein eine Gruppierung oder Einteilung des gesamten Wissens, der Wissenschaft und ihrer Disziplinen nach einheitlichen methodischen Prinzipien verstanden (Lit. Ol). Die Elemente (Bestandteile) der Klassifikationen werden als Klassen bezeichnet. Bei der Verwendung des Begriffs „Klassifikation" ist zu unterscheiden zwischen - dem Prozess der Klassifikationserarbeitung (d.h. der Klassenbildung); - dem Klassifikationssystem als Ergebnis des Klassenbildungsprozesses; - dem Prozess des Klassierens bzw. des Klassifizierens, d.h. dem gegenseitigen Zuordnen von Objekten und Klassen des Klassifikationssystems. Dieses Zuordnen erfolgt auf der Grundlage mindestens eines gemeinsamen klassifikatorischen Merkmals (Klassem), das den einzelnen Objekten einer bestimmten Klasse eigen ist und sie von O b jekten anderer Klassen unterscheidet. Gleichartige O b j e k t e bzw. Sachverhalte, d.h. diejenigen, die mindestens ein identisches Merkmal haben, werden in einer Klasse zusammengefasst. Eine derartige Objektklassifikation ist Grundlage beispielsweise der Faktendokumentation, bei der Daten über Objekte, Sachverhalte etc. direkt gespeichert und abgefragt werden können. Ein Klassifikationssystcm ist insgesamt das Ergebnis eines schrittweisen Strukturierungsprozesses, bei dem jeder Klasse in dem System ein bestimmter Platz zugeteilt wird. So erfüllen die Klassifikationen vor allem eine Ordnungsfunktion (Gleiches zu G l e i c h e m ) , die ganz o f f e n s i c h t l i c h e i n e m Grundbedürfnis des Menschen entspricht. Bereits in den Ländern des alten Orients und in der antiken Welt gab es Klassifikationen. Hinter jeder Klasse verbirgt sich ein dreistufiger Abstraktionsprozess, d.h. zunächst die Abstraktion vom Objekt bzw. Sachverhalt einer Klasse zum Begriff, der die Merkmale bestimmt, die diese Klasse von einer anderen unterscheidet. Dieser Begriff ist dann in einer nächsten Abstraktionsstufe durch eine äquivalente Bezeichnung auszudrücken.
In diesem Abschnitt stehen Klassifikationssysteme für die Referenzdokumentation, d.h. ihr Einsatz als Dokumentationssprache bei der Erarbeitung von Referenzbeschreibungen für Wissensquellen, im Vordergrund. Sie zählen zu den am weitesten verbreiteten Dokumentationssprachen und zeichnen sich durch die ihnen innewohnende Systematik aus. Ein derartiges Klassifikationssystem ist eine strukturierte Zusammenstellung von Begriffen ( B e griffssystematik), in der die Beziehungen zwischen den Begriffen (meist Uber- und Unterordnung) durch systemabbildende und von natürlichen Sprachen unabhängige Bezeichnungen (Notationen) dargestellt sind (Lit. 02). Eine Notation ist demnach eine nach bestimmten Regeln gebildete Zeichenfolge, die eine Klasse (Systemstelle) repräsentiert und deren Stellung im systematischen Zusammenhang abbildet. Diese Notationen werden bei der Inhaltserschließung als inhaltskennzeichnende Merkmale (Indexterms) vergeben und sind somit Grundlage für das Speichern und Wiederauffinden. Hauptfunktion von Klassifikationen dieser Art ist also das Ordnen der Sachverhalte und Aussagen (der Essenz), die bei der Analyse von Publikationen und anderer Wissensquellen als wesentlich erkannt und mit Hilfe von Notationen repräsentiert worden sind. Die Erläuterung der nachfolgenden Grundlagen bezieht sich vor allem auf die Verwendung von Klassifikationen als Begriffsystematik. Sie gelten aber auch in analoger Weise für die o.a. Objektklassifikation, beispielsweise für die International Classification o f Diseases ( I C D ) . Sie dient weltweit für die Verschlüsselung von Diagnosen. Ausführlichere Erläuterungen enthält ein kürzlich zum Selbststudium entwickeltes einführendes Lehrbuch zum T h e m a Wissensorganisation (Lit. 03).
Β 1.2
Grundlagen von Klassifikationssystemen
Β 1.2.1
Strukturelemente
Grundlage für die Einordnung von Sachverhalten in das jeweilige System ist vor allem die hierarchi-
128
Hans-Jürgen Manecke
SCHIFF
Gattungsbegriffe 1 FAHRGASTSCHIFF
Artbegriffe
FRACHTSCHIFF
FRACHTSCHIFF
Gattungsbegriff
1 MASSENGUTSCHIFF...
Unterteilung
sehe U n t e r t e i l u n g der einzelnen Begriffe (meist nach d e m Prinzip G a t t u n g - A r t ) . Dabei m u s s beachtet w e r d e n , dass mindestens ein M e r k m a l f ü r die U n t e r t e i l u n g m a ß g e b e n d sein muss, d e n n n u r so schließen die gebildeten U n t e r b e g r i f f e einander aus. A u f einen Gattungsbegriff folgt so eine Reihe v o n Artbegriffen, die in der nächsten Hierarchieebene ihrerseits zu Gattungsbegriffen w e r d e n k ö n nen, u m dann weiter unterteilt zu w e r d e n (vgl. Abb. 1)· In diesem Beispiel w e r d e n klassifikatorische Ketten ( S c h i f f - F r a c h t s c h i f f - K ü h l s c h i f f . . ) u n d E b e n e n ( F a h r g a s t s c h i f f - F r a c h t s c h i f f - Fischereischiff .. bzw. T a n k s c h i f f - K ü h l s c h i f f - Massengutschiff) sichtbar, die in ihrer Gesamtheit eine Art Koordinatensystem bilden, auf d e m das Hierarchiegefüge des Klassifikationssystems abbildbar ist. H i n s i c h t lich dieses Gefüges kann zwischen Monohierarchie u n d Polyhierarchie unterschieden w e r d e n . Eine starke Hierarchie ( = M o n o h i e r a r c h i e ) liegt vor, w e n n zu j e d e m Begriff m e h r e r e U n t e r b e g r i f fe existieren. Es entsteht eine Art Begriffspyramide, bei der j e d e r Artbegriff u m g e k e h r t n u r einen O b e r b e g r i f f hat (vgl. Abb. 1). Eine Recherche ist hier logischerweise n u r nach e i n e m Aspekt m ö g lich ( = eindimensionale Suche). Eine schwache Hierarchie ( = Polyhierarchie) liegt vor, w e n n ein u n d derselbe Begriff auf G r u n d der Berücksichtigung mehrerer unterschiedlicher
Gattungsbegriffe
Artbegriffe Abb. 2: Polyhierarchische
I 1 KÜHLSCHIFF
1 TANKSCHIFF
Artbegriffe Abb. 1: Monohierarchische
1 FISCHEREISCHIFF...
Unterteilung
M e r k m a l e jeweils zwei oder m e h r O b e r b e g r i f f e n z u g e o r d n e t wird (vgl. Abb. 2). Das ermöglicht eine gleichzeitige Recherche u n t e r m e h r e r e n Aspekten ( = m e h r d i m e n s i o n a l e Suche). Polyhierarchien k ö n n e n in den typischen hierarchischen Klassifikationen beispielsweise d u r c h das E i n a r b e i t e n v o n V e r w e i s u n g e n o d e r d u r c h die M e h r f a c h e i n o r d n u n g eines Begriffs dargestellt w e r d e n . D i e bisherige Konzentration auf m o n o hierarchische S t r u k t u r e n u n d damit auf e i n d i m e n sionale Recherchen ist d u r c h den verstärkten EDVEinsatz bei der Erarbeitung, Pflege u n d A n w e n d u n g v o n Klassifikationen vielfach in R i c h t u n g auf flexiblere S t r u k t u r e n aufgegeben w o r d e n . Die E i n o r d n u n g der Begriffe in das I Iierarchiegefüge m u s s u n t e r B e a c h t u n g der G r u n d r e g e l n der f o r m a l e n Logik geschehen, u m widerspruchsfreie Klassifikationen zu erhalten. Derartige Regeln sind beispielsweise: - D i e Extension, d.h. der Begriffsumfang des Gattungsbegriffs, m u s s mit den Extensionen der Artbegriffe ü b e r e i n s t i m m e n ; - D i e Artbegriffe m ü s s e n disjunkt sein, d.h. dass ihre Extensionen sich nicht überschneiden d ü r fen; - es darf n i c h t gleichzeitig nach v e r s c h i e d e n e n M e r k m a l e n gegliedert w e r d e n ; - die G l i e d e r u n g darf keine Sprünge m a c h e n .
PERSONENTRANSPORT
SCHIFF
FAHRGASTSCHIFF
FRACHTSCHIFF
FISCHEREI
FISCHEREISCHIFF...
129
Β 1 Klassifikation, Klassieren
Diese idealtypischen Postulate k ö n n e n in der Praxis nicht i m m e r eingehalten werden. Nützlichkeitserwägungen stehen oft gegenüber Unterglieder u n g s f o r m a l i s m e n i m Vordergrund.
Β 1.2.2
Strukturen. Begriffsbeziehungen
Die S t r u k t u r der Klassifikationen wird nicht n u r d u r c h das v o r h e r r s c h e n d e Einteilungsprinzip, sond e r n auch d u r c h die Anzahl der in ihr z u s a m m e n g e f ü h r t e n E l e m e n t e bestimmt. Bei der Erarbeitung v o n Klassifikationen w e r d e n in der Regel viele Begriffe u n d Begriffskombinationen v o n v o r n h e r e i n festgelegt ( = Präkoordination), u m f ü r alle bei der inhaltlichen Erschließung a u f t a u c h e n d e n Sachverhalte über eine möglichst vollständige Begriffssystematik zu verfügen. D a d u r c h haben Klassifikationen vielfach einen geschlossenen, starren C h a rakter, der eine Weiterentwicklung u n d Anpassung an die E n t w i c k l u n g e n auf d e m jeweiligen Gebiet erschwert. In e i n e m engen Z u s a m m e n h a n g zur Struktur der Klassifikation stehen die in ihr realisierbaren Begriffsbczichungcn (paradigmatische bzw. syntagmatische) als wichtiges Charakteristikum f ü r die Ausdrucksstärke einer D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e . Klassifikationen gelten im allgemeinen als relativ ausdrucksschwache D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e n , da v o n d e n Möglichkeiten paradigmatischer Begriffsb e z i e h u n g e n (z.B. Äquivalenz, Hierarchie, Assoziation) meist n u r - wie weiter oben erläutert - die hierarchischen Beziehungen ihr Systemgefüge bes t i m m e n . Z u m Teil w e r d e n aber auch Assoziationen (durch Verweise) ermöglicht. D u r c h das bei Klassifikationen v o r h e r r s c h e n d e P r i n z i p d e r P r ä k o o r d i n a t i o n (im Gegensatz z u r Postkoordination, w o erst bei der Inhaltserschließ u n g Begriffe u n d BegrifFskombinationen entsprec h e n d d e m Inhalt des D o k u m e n t s als Indexterms z u s a m m e n g e f ü h r t w e r d e n ) sind in i h n e n auch die Möglichkeiten syntagmatischer Begriffsbeziehun-
gen (z.B. Funktionsanzeiger, Verknüpfungsanzeiger, R e k t o r e n , Modifikatoren) eher schwach e n t wickelt. D e n n Klassifikationen, bei d e n e n dieser V e r k n ü p f u n g s a p p a r a t (zu vergleichen m i t einer primitiven G r a m m a t i k ) weit ausgebaut w o r d e n ist, k ö n n e n leicht unübersichtlich u n d damit u n h a n d lich w e r d e n .
Β 1.2.3
BegrifFsbezeichnungen
Innerhalb von Klassifikationssystemen werden üblicherweise zwei Bezeichnungsarten n e b e n e i n ander verwendet. Z u m einen sind das die verbalen B e z e i c h n u n g e n (oder B e n e n n u n g e n ) der in der Systematik z u s a m m e n g e f ü h r t e n Begriffe. Diese B e z e i c h n u n g e n k ö n n e n auch aus m e h r e r e n Worten zusammengesetzt sein. Im Interesse einer praktikablen u n d widerspruchsfreien H a n d h a b u n g von Klassifikationen ist eine sorgfältig gewählte u n d kontextfrei verständliche B e z e i c h n u n g zu f o r d e r n . H ä u f i g f i n d e n sich aber in der Praxis e h e r vage U m s c h r e i b u n g e n v o n Begriffen. D i e andere Bezeichnungsart sind künstliche Bez e i c h n u n g e n in F o r m v o n N o t a t i o n e n . Ergänzt w e r d e n die B e z e i c h n u n g e n e r f o r d e r l i c h e n f a l l s d u r c h (meist kurze) E r l ä u t e r u n g e n oder D e f i n i tionen (vgl. Abb. 3). D i e N o t a t i o n e n e n t s p r e c h e n inhaltlich d e n Begriffsbezeichnungen. Sie bilden insgesamt ein die jeweilige Klassifikation repräsentierendes u n d charakterisierendes Notationssystem. Von der Kapazität u n d Mächtigkeit des Notationssystems hängt letztlich ab, in w e l c h e m M a ß e die klassifikatorischen Ketten u n d E b e n e n entwickelt w e r d e n k ö n n e n . B e s t i m m e n d e Faktoren sind dabei der Zeichenvorrat der N o t a t i o n u n d die d u r c h sie gegebenen U n terteilungsmöglichkeiten in j e d e r Ebene. Z u m üblichen Zeichenporrat einer N o t a t i o n g e h ö ren Buchstaben, Z i f f e r n u n d Sonderzeichen sowie K o m b i n a t i o n e n dieser Zeichen. Je nach ihrer Verw e n d u n g w e r d e n A l p h a - N o t a t i o n e n (nur B u c h -
Begriff
SCHIFF
N o t a t i o n (aus der D K )
629.123
Verbale B e z e i c h n u n g
S C H I F F E FÜR SEESCHIFFFAHRT. S E E S C H I F F E
Erläuterung
E I N S C H L I E S S L I C H S C H I F F E FÜR G R O S S E S E E N UND S T R Ö M E
D K = Internationale Dezimaiklassifikation Abb. 3: Begriffsbezeichnungen
in einer
Klassifikation
130
Hans-Jürgen Manecke
Sachverhalt
VERHÜTUNG VON HAUTKRANKHEITEN BEI CHEMIEARBEITERN
Notation
CgHeMbi
Erläuterung
Cg He Mbi
Abb. 4: Beispiel aus einer
= HAUTKRANKHEITEN (Aus der Facette C = Berufskrankheiten) = VERHÜTUNGSMASSNAHMEN (Facette Η = Arbeitsschutz) = CHEMIEARBEITER (Facette Μ = Berufsgruppen)
Facettenklassifikation
Stäben), Z i f f e r n n o t a t i o n e n (nur Z i f f e r n , vgl. Abb. 3) u n d a l p h a n u m e r i s c h e N o t a t i o n e n (Buchstaben u n d Z i f f e r n ) unterschieden. F ü r Notationssystem e w e r d e n sehr häufig folgende U n t e r t e i l u n g s möglichkeiten genutzt: - Dezimale U n t e r t e i l u n g : Z u r N o t a t i o n s b i l d u n g w e r d e n die Z i f f e r n 0 bis 9 verwendet, pro E b e n e wird eine Stelle beansprucht. Die Hierarchie ist gut überschaubar, nachteilig ist häufig die Bes c h r ä n k u n g auf maximal z e h n U n t e r t e i l u n g e n . Wichtigster Vertreter dieser dezimalen Klassifikationen ist die Internationale Dezimalklassifikation (DK). - Nonische Unterteilung: Z u r Notationsbildung w e r d e n auch hier Z i f f e r n verwendet, w o b e i in der Regel auf die N u l l verzichtet wird. Ihr w e r den in d e n e n t s p r e c h e n d e n n o n i s c h e n Klassifikationen andere F u n k t i o n e n z u g e o r d n e t (z.B. eine V e r w e n d u n g als Anhängezahl). - P o l y d e z i m a l e U n t e r t e i l u n g : M i t ihr w e r d e n m e h r als z e h n U n t e r t e i l u n g e n ermöglicht, z.B. d u r c h die V e r w e n d u n g v o n Buchstaben an Stelle v o n Z i f f e r n (26 Möglichkeiten im d e u t s c h e n Alphabet) oder d u r c h die V e r w e n d u n g m e h r e rer Stellen pro Position u n d Ebene. Polydezimale Klassifikationen mit zwei Stellen haben bei der V e r w e n d u n g v o n Z i f f e r n bereits 100 M ö g l i c h keiten, bei der V e r w e n d u n g v o n zwei Buchstaben insgesamt 676 Möglichkeiten zur weiteren Unterteilung.
Β 1.2.4
Typen, E i g e n s c h a f t e n u n d P f l e g e
Bei der E n t w i c k l u n g u n d A n w e n d u n g v o n Klassifikationen wird i m Allgemeinen zwischen zwei Typen, den analytischen u n d den analytisch-synthetischen Systemen, u n t e r s c h i e d e n . In einer typischen, starr strukturierten analytischen Klassifikation w e r d e n die in der Systematik z u s a m m e n g e f ü h r t e n Begriffe e n t s p r e c h e n d den Gegebenheiten des Wissensgebietes v o n o b e n nach u n t e n , v o m Allgemeinen z u m Speziellen, i m m e r feiner u n t e r -
gliedert (vgl. Abb. 1). Bei der Vergabe v o n Indext e r m s darf n u r das v e r w e n d e t w e r d e n , was in der Klassifikation präkoordiniert enthalten ist. I m Gegensatz dazu gehen analytisch-synthetische Klassifikationen (auch Facettenklassifikationen gen a n n t ) (vgl. Lit. 04) v o n d e n in einer Systematik zusammengestellten, gleichrangigen M e r k m a l s b e griffen eines Wissensgebietes aus (z.B. O b j e k t e , Eigenschaften, Personen, Zeit), d e n e n entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) z u g e o r d n e t w e r d e n . Derart entstandenen Begriffsg r u p p e n w e r d e n als Kategorien oder Facetten bezeichnet. D i e n o t w e n d i g e U n t e r g l i e d e r u n g erfolgt d u r c h weitere (Unter-)Facetten. Klassifikationen dieser Art sind in der Regel ahierarchisch u n d m e h r dimensional. M i t i h n e n k ö n n e n postkoordinativ, d.h. erst bei der Erschließung v o n Wissensquellen, auch sehr komplexe Sachverhalte, deren Bestandteile analytisch ermittelt w u r d e n , d u r c h Z u s a m m e n f ü h r e n ( = Synthese) v o n Begriffen aus vers c h i e d e n e n Facetten (meist mit H i l f e einer sog. „Facetten- oder Kategorienformer') wiedergegeben w e r d e n (vgl. Abb. 4). In der Praxis sind Prinzipien beider Klassifikationstypen o f t miteinander vermischt w o r d e n . Wir finden z.B. streng hierarchische Klassifikationen, bei d e n e n m i t u n t e r nach b e s t i m m t e n M e r k m a l e n w e i ter untergliedert wird. D a m i t w i r d versucht, die Vorteile beider Arten zu vereinen u n d systemspezifische Nachteile (z.B. Starrheit) zu vermeiden. Bei den vorgestellten Beispielen finden sich d a f ü r viele Belege, wie etwa bei der Internationalen D e zimalklassifikation (DK). D i e große Verbreitung, die viele Klassifikationen als Begriffssystematik in der Praxis der I n f o r m a t i onsarbeit g e f u n d e n haben, b e r u h t vor allem auf drei Eigenschaften: - Universalität, d.h. die O r i e n t i e r u n g auf den gesamten Bereich der Wissenschaft (als Universalklassifikation) bzw. auf viele ihrer Teilgebiete (als Fachklassifikation);
131
Β 1 Klassifikation, Klassieren
- Kontinuität, d.h. die Verwendbarkeit über einen längeren Zeitraum hinweg; - Aktualität, d.h. die Fähigkeit zur Berücksichtigung neuer Erkenntnisse. Diese fachliche Aktualität von Klassifikationen ist eng mit den Möglichkeiten zu einer systemgerechten Pflege verbunden. Ziel ist eine erhöhte Flexibilität der Systeme. Diese wird vor allem durch Erweiterungsmöglichkeiten in der Kette und in der Ebene (auch als Hospitalität bezeichnet), durch Möglichkeiten zur Streichung von Begriffen und zur Bildung neuer Begriffsklassen erreicht. Die Expansivität, d.h. die Fähigkeit, das Klassifikationssystem in unterschiedlichen Gliederungsebenen darzustellen und zu benutzen, ist ein weiteres Flexibilitätskriterium.
Β 1.2.5
Zusammenfassung. Regeln und Normen
Die speziellen Merkmale typischer hierarchischer Klassifikationen werden vor allem im Vergleich zu den Merkmalen eines Thesaurus deutlich. Das zeigt folgende Gegenüberstellung der beiden hauptsächlichen Begriffssysteme: KLASSIFIKATIONEN
THESAURI
sind systematisch (meist monohierarchisch)
sind alphabetisch geordnet
sicht, dass Klassifikationen an eine Verwendung in traditionellen Retrievalsystemen (beispielsweise Steilkarteien) gebunden sind und dass nur Thesauri sich für einen Einsatz in rechnergestützten Retrievalsystemen eignen, längst nicht mehr aufrecht zu halten. Diese Ansicht war aber die Ursache, dass Klassifikationen lange Zeit dem Konkurrenzdruck der natürlichsprachigen Thesauri ausgesetzt waren. N o c h bis in die 70er Jahre gab es - j e nach Verwendungszweck - ein heftiges Pro und Kontra. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass beide Dokumentationssprachen oft gemeinsam eingesetzt werden, beispielsweise bei der sog. Hybriderschließung (s.u.). Da auch die früher beschränkten rechentechnischen Möglichkeiten zur Handhabung von Dokumentationssprachen im PC-Bereich wesentlich verbessert worden sind, spielt es heute praktisch keine Rolle mehr, ob Klassifikationen oder T h e sauri zur Erschließung von Wissensquellen herangezogen werden. Entscheidend ist allein die Zweckmäßigkeit, nicht mehr das technische Mittel. Die in Deutschland gültigen Regeln zur Erarbeitung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen sind in folgender N o r m festgelegt: D I N 32705. Klassifikationssysteme. Erstellung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen. Berlin,Januar 1987, 12 S.
geordnet sind von natürlichen Sprachen unabhängig
benutzen einen natürlichsprachigen Zugang
verfügen über viele Wortkombinationen
verfügen über wenige Wortkombinationen
sind präkoordiniert und starr
sind flexibel, lassen sich postkoordiniert nutzen
sind weniger ausdrucksfähig
sind ausdrucksfähiger
Aus diesen Merkmalen kann nicht unbedingt auf die wesentlichen Verwendungsgebiete der einzelnen Dokumentationssprachen geschlossen werden, vor allem, weil bei neueren Entwicklungen durchaus mit Erfolg versucht worden ist, Flexibilität und Ausdrucksfähigkeit von Klassifikationen zu verbessern. Somit ist die noch Vorjahren verbreitete An-
In ihr werden Klassifikationssysteme als Hilfsmittel zur O r d n u n g von Gegenständen oder Wissen über Gegenstände definiert. Sie zeigt im Einzelnen, wie Begriffe, Arten von Beziehungen sowie Merkmale identifiziert, geordnet, zusammengestellt und ausgedrückt und wie den Bezeichnungen Notationen zugeordnet werden. Außerordentlicher Wert wird dabei auf eine eindeutige Zuweisungjedes Eintrags zu einer bestimmten Stelle in der Uber- und U n terordnung der Elemente gelegt. Damit wird den oben skizzierten neueren Überlegungen zur Weiterentwicklung in Richtung auf flexiblere Klassifikationen aber kaum Rechnung getragen. Β 1.2.6
Verwendung. Klassieren
Verwendet werden die Klassifikationen vor allem zum Klassieren, d.h. zur Zuteilung von Notationen zu Objekten (Lit. 02). Angewendet auf die Inhaltserschließung hat das Klassieren die Gesamtheit des Inhalts einer Wissensquelle im Blickfeld und ord-
132
Hans-Jürgen Manecke
net aus dem Vorrat an Notationen des jeweilig verwendeten Klassifikationssystems diejenigen zu, die den Inhalt am besten und vollständigsten wiedergeben. Insofern handelt es sich beim Klassieren um eine spezielle Variante des Indexierens, um das sog. additive Indexieren.
sprachigen Deskriptoren indexiert werden. Eine derartige Verknüpfung von Klassieren und Indexieren wird als Hybriderschließung bezeichnet. Auch sie führt in diesem speziellen Fall zu einer wesentlichen Verbesserung (Präzision) der Retrievalergebnisse.
Beim Klassieren k o m m e n folgende wesentliche Eigenarten einer Klassifikation zum Tragen, die sich insgesamt positiv auf die Leistungsfähigkeit von Retrievalsystemen auswirken:
Β 1.3
Beispiele von Klassifikationssystemen
Β 1.3.1
Internationale Dezimalklassifikation (DK)
- Klassifikationsnotationen ermöglichen eine „mechanisierte" Gruppenbildung. Das bedeutet, dass beim Retrieval mittels eines Oberbegriffs im allgemeinen auch alle Wissensquellen gefunden werden, die richtigerweise mit detaillierten U n terbegriffen klassiert worden sind. Es muss daher nicht jede einzelne Notation als Suchmerkmal festgelegt werden, es genügt die Notation des gemeinsamen Oberbegriffs. - Klassifikationsnotationen erleichtern die Bedeutungsklärung von Fachausdrücken (= Desambiguierung). In dieser Eigenschaft tragen sie zur Ballastvermeidung beim Retrieval bei. - Mit Hilfe von Klassifikationsnotationen wird vermieden, dass scheinbare Verwandtschaftsbeziehungen beim Retrieval wirksam werden können (Die Suche nach dem Metall Silber mit Hilfe des Fragments *silber* ergibt z.B. auch „Silberne Hochzeit" oder „Silbertanne". Derartige Fehler sind bei der Verwendung von Notationen nicht möglich. - Mit Notationen lassen sich rascher Begriffe eindeutig beschreiben, insbesondere dann, wenn es noch an von der Allgemeinheit akzeptierten Wortschöpfungen für die verbale Bezeichnung mangelt oder wenn bestimmte Begriffe nur mit längeren Paraphrasen beschrieben werden können (beispielsweise entspricht in der DK die Notation „663.432" der Paraphrase „Waschen und Weichen von Gerste zur Malzbereitung in der Brauerei. Weichwasserbehandlung"). Mitunter wird bei der Inhaltserschließung das Klassieren mit dem Indexieren verknüpft, beispielsweise bei Patentschriften. Das Klassieren mit Hilfe der Notationen der IPC führt zu einer Grobbeschreibung des Objekts der Erfindung. Die Ergänzung u m Lösungsdetails, Problemdetails und Objekteigenschaften führt zur Feinbeschreibung der Erfindung. Diese Ergänzungen können mit natürlich-
Deutschsprachige Standardwerke zum Thema Internationale Dezimalklassifikation stammen von Karl Fill (Lit. 05) und Peter Herrmann (Lit. 06). Sie stellen noch heute unentbehrliche Hilfsmittel für diejenigen dar, die sich näher mit dieser am weitesten ausgebauten und international anerkannten Klassifikation befassen wollen. Neueren Datums ist der Leitfaden von Mcllwaine (Lit. 07). Die Internationale Dezimalklassifikation (DK) ist eine auf dem Prinzip der Zehnerteilung basierende, im wesentlichen monohierarchische Universalklassifikation (UDK), deren Notationen aus Ziffern und Zeichen bestehen. In ihr wird das gesamte aufgezeichnete Wissen (das „Universum der Information") als System von zueinander in Bezieh u n g stehenden Teilen ( = kohärentes System) betrachtet. Deswegen enthält die DK an vielen Stellen auch durch Verweise auf ähnliche Fachgebiete und durch Kombinationsmöglichkeiten mit Hilfe sogenannter Anhängezahlen eine facettenartige Komponente. Entwicklung: Die DK geht auf den Amerikaner Melvil Dewey (1851-1931) zurück, der 1876 die erste Ausgabe seiner Dewey Decimal Classification ( D D C ) vorlegte. Noch heute (derzeit wird mit der 22. Ausgabe gearbeitet) ist die D D C in den Bibliotheken der USA weit verbreitet. Seit einigen Jahren gibt es auch verstärkte Bemühungen um die Einführung der D D C im deutschen Sprachraum (Lit. 08). Die Eigenständigkeit der DK begann 1904 mit der Herausgabe des „Manuel du repertoire bibliographic universel" durch die Belgier Paul Otlet (18681944) und Henri La Fontaine (1854-1943). Sie enthielt damals 33000 Begriffe. Seit 1938 wird die DK durch die International Federation for Information and Documentation in Den Haag (FID) betreut.
Β 1 Klassifikation, Klassieren
133
Eingcrcichtc Ergänzungsvorschläge w u r d e n zun ä c h s t als P - N o t e s ( P r o p o s a l s f o r r e v i s i o n o r e x t e n s i o n ..) v e r ö f f e n t l i c h t u n d s o d e r F a c h w e l t z u r D i s k u s s i o n gestellt. E r s t n a c h m e h r m o n a t i g e r E i n -
51
Mathematik
52 Astronomie. Geodäsie 53
Physik
s p r u c h s f r i s t w a r e n sie v e r b i n d l i c h u n d d u r c h d i e jährlich erscheinenden „Extensions and Corrections to the U D C " b e k a n n t gemacht w o r d e n .
54 C h e m i e . Mineralogische Wissenschaften 55 Geologie u n d v e r w a n d t e Wissenschaften.
I n A b s t i m m u n g m i t d e r F I D e r s c h i e n e n in v i e l e n
Meteorologie
Ländern nationale DK-Ausgaben. Die Gesamtausg a b e b z w . T e i l a u s g a b e n g i b t es i n z w i s c h e n in 2 3 Sprachen. Die Erstauflage der zehnbändigen D e u t -
56
Paläontologie
57 Biologische Wissenschaften
s c h e G e s a m t a u s g a b e w u r d e 1953 a b g e s c h l o s s e n . Sic e n t h ä l t r u n d 1 8 0 0 0 0 B e g r i f f e . E t w a e i n Viertel d i e ses U m f a n g s ( 3 7 0 0 0 B e g r i f f e ) e n t h ä l t d i e z w e i b ä n dige H a n d a u s g a b e der D K , k n a p p ein Z e h n t e l (12000 Begriffe) die d e u t s c h e bzw. a u c h die dreisprachige (Deutsch-Englisch-Französisch)
Kurz-
ausgabe. Verschiedene Fach- oder Teilausgaben (z.B. f ü r G e o d ä s i e o d e r E l e k t r o t e c h n i k ) e n t h a l t e n spezielle A u s z ü g e a u s d e r G e s a m t a u s g a b e d e r D K . Seit d e m 1. J a n u a r 1992 ist das U D C C o n s o r t i u m
58
Botanik
59
Zoologie
E s f i n d e t also e i n e f o r t s c h r e i t e n d e U n t e r t e i l u n g v o m A l l g e m e i n e n z u m B e s o n d e r e n statt. D i e D K - Z a h l ( = Notation) für den Begriff „Kernrea k t i o n e n d u r c h D e u t e r o n e n " b e i s p i e l s w e i s e ist das E r g e b n i s f o l g e n d e r U n t e r g l i e d e r u n g s h i e r a r chie: 5
Mathematik. Naturwissenschaften
( U D C C ) m i t Vertretern aus der F I D u n d aus einigen nationalen O r g a n i s a t i o n e n f ü r die W e i t e r e n t -
53
Physik
wicklung u n d Verbreitung der D K verantwortlich.
539
Physikalischer A u f b a u der Materie
S t r u k t u r : D a s g e s a m t e m e n s c h l i c h e W i s s e n ist b e i
539.1
Kernphysik. Atomphysik.
d e r D K in 10 H a u p t a b t e i l u n g e n g e g l i e d e r t , d i e Molekülphysik
n a c h e i n a n d e r v o n 0 bis 9 b e z e i c h n e t w e r d e n : 0 Allgemeines
539.17
Kernreaktionen
1 Philosophie
539.172
Individuelle Kernreaktionen
2 Religion. Theologie
539.172.1
Kernreaktionen durch Atomkerne
3 Sozialwissenschaften. Recht. Verwaltung 4 z.Z. frei (früher: Sprachwissenschaft u n d Philologie)
539.172.13 Kernreaktionen d u r c h D e u t e r o n e n D i e so g e b i l d e t e n D K - Z a h l e n h a b e n , n u m e r i s c h bctrachtct, d e n Wert v o n D e z i m a l b r ü c h c n , bei d e n e n d i e a m A n f a n g s t e h e n d e N u l l (0,..) w e g g e l a s -
5 Mathematik. Naturwissenschaften 6 Angewandte Wissenschaften. Medizin. Technik 7 Kunst. Kunstgewerbe. Photographie. Musik. Spiel. S p o r t 8 Sprachwissenschaft. Philologie.
sen w u r d e . D u r c h A n h ä n g e n beliebig vieler Z i f fern kann d a n n nie die zur Ausgangszahl stelleng l e i c h e n ä c h s t h ö h e r e Z a h l e r r e i c h t w e r d e n . S o ist die D K i m Prinzip u n b e g r e n z t erweiterungsfähig. Die E i n f ü h r u n g neuer Unterabteilungen zerstört das G e s a m t s c h e m a n i c h t . Z u r b e s s e r e n Ü b e r s i c h t w i r d h i n t e r j e d e r d r i t t e n Z i f f e r e i n P u n k t gesetzt.
S c h ö n e Literatur. Literaturwissenschaft 9 Heimatkunde. Geographie. Biographien. Geschichte
D i e D K b e s t e h t a u s e i n e r Haupttafel
und den
Hitfs-
tafeln. A u s i h n e n k ö n n e n d i e D K - Z a h l e n e n t n o m m e n bzw. n a c h b e s t i m m t e n R e g e l n z u s a m m e n g e -
J e d e H a u p t a b t e i l u n g e n t h ä l t w i e d e r bis z u 10 A b -
setzt w e r d e n . D a b e i e n t h ä l t d i e H a u p t t a f e l d i e a u s
teilungen, zu deren Bezeichnungjeweils eine zweite
d e n 10 H a u p t a b t e i l u n g e n d u r c h i m m e r w e i t e r e
Z i f f e r h i n z u g e f ü g t w i r d usw. B e i s p i e l s w e i s e w i r d
U n t e r g l i e d e r u n g abgeleiteten sogenannten H a u p t -
die H a u p t a b t e i l u n g 5 w i e folgt weiter unterteilt:
D K - Z a h l e n . Bestimmte Begriffe w e r d e n - j e nach
134
Hans-Jürgen Manecke
Sachverhalt
WARTUNG VON HEISSDAMPFTURBINEN
Notation
621.165.52-7
Erläuterung
Haupt-DK-Zahl (für Heißdampfturbinen) 621.165.52 Anhängezahl (für Wartung und Pflege von Maschinen) -7
Abb. 5: Beispiel für die Anwendung der Dezimalklassifikation Gesichtspunkt - an verschiedenen Stellen in der Haupttafel eingeordnet ( = Doppelstellen). Außerdem enthält die Haupttafel die Besonderen Anhängezahlen, die j e nach Geltungsbereich den entsprechenden Abteilungen vorangestellt sind (gekennzeichnet durch einen senkrechten Strich am Seitenrand) und die an die entsprechenden HauptDK-Zahlen im Wesentlichen mit der Zeichenfolge .0 bzw. - angehängt werden können. Sie sind Notationen für Begriffe, die sich innerhalb eines Fachgebietes häufig wiederholen und die - wie Modifikatoren - die durch Haupt-DK-Zahlen ausgedrückte Begriffe weiter spezifizieren (vgl. Abb. 5). Die Hilfstafeln enthalten einmal die für die sachliche Verbindung mehrerer Haupt-DK-Zahlen anzuwendenden Symbole, zum anderen die sog. Allgemeinen Anhängezahlen, die durch bestimmte Zeichen oder Zeichenfolgen erkennbar sind und an jede Haupt-DK-Zahl angehängt werden können. Die Verbindung, durch die die Ausdrucksfähigkeit der D K in starkem Maße erhöht wird, kann j e nach Sachverhalt interpretiert werden als - Beiordnung bzw. Zusammenführung von nicht aufeinander folgenden Begriffen Symbol + Beispiel: Theoretische und angewandte Chemie 541 + 66 - Erstreckung bzw. Zusammenführung von aufeinanderfolgenden Begriffen Symbol / Beispiel: Chemische Dynamik 541.124/.128 - Beziehung zwischen Begriffen, wobei die Reihenfolge auch umkehrbar ist Symbol : Beispiel: Lastkraftwagen in der Landwirtschaft 629.114.4:631 - Kennzeichnung von Komplexbegriffen, bei denen die Reihenfolge bestimmt ist Symbol:: Beispiel: Autoscheinwerfer 628.946::629.113 bzw. Scheinwerferauto 629.113::628.946
- Zusammenfassung (Synthese) von Teilnotationen der gleichen Hierarchie Symbol' Beispiel: Natriumchlorid 546.33Ί3 Die Allgemeinen Anhängezahlen kennzeichnen sehr allgemeine Begriffe, die, wenn es sinnvoll ist, an jede Haupt-DK-Zahl angehängt werden können. Es gibt sie für - Sprache Symbol = Beispiel: 860 = 2 0 , d.h. Spanische Literatur in Englisch - Form Symbol (0...) Beispiel: 31(058), d.h. Statistisches Jahrbuch - Ort Symbol (...) Beispiel: 622.33(493), d.h. Kohlenbergbau in Belgien - Rassen und Völker Symbol ( = ...) Beispiel: 2 9 9 . 9 ( = 9 9 5 ) , d.h. Religion der Papuas - Zeit Symbol "..." Beispiel: 9 4 3 Ί 8 4 8 " , d.h. Deutsche Geschichte 1848 - Gesichtspunkt Symbol .00 Beispiel: 674.004.8, d.h. Abfallnutzung in der Holzindustrie - Person Symbol -05 Beispiel: 655.1-05, d.h. Buchdrucker Außerdem können Buchstaben bzw. Namen wie Anhängezahlen verwendet werden. So kennzeichnet die Notation 929.2"Bismarck" die Familiengeschichte der Bismarcks.
135
Β 1 Klassifikation, Klassieren
Für die Bildung zusammengesetzter DK-Zahlen und für die Ordnung in Speichern gelten feste Regeln. Neben der Haupttafel und den Hilfstafeln gehört zur DK auch ein alphabetisch geordnetes Sachwortrcgistcr. Zusammenfassend sind drei Konstruktionsprinzipien der DK erkennbar: - Das hierarchische Fundament wird durch die in den Klassen der Haupttafeln aufgeführten DKZahlen dargestellt. - Die Hilfstafeln mit ihren Anhängezahlcn, die den DK-Zahlen angehängt werden können, bilden die facettierte Ergänzung. - Mit Hilfe der Sonderzeichen können zwei oder mehrere DK-Zahlen/DK-Notationen in Beziehung/Relation gesetzt werden. Sie bilden die Syntax. Vor- und Nachteile: Als Vorteile der DK gelten vor allem ihre Universalität, ihre theoretisch fast unbegrenzten Erweiterungsmöglichkeiten, die international organisierte Aktualisierung, eine relativ gute Ausdrucksfähigkeit durch Verknüpfung von Dezimalprinzip (das außerdem zu einer rasch überschaubaren Struktur führt) und Facettierungselementen sowie die durch die Verwendung von Ziffernnotationen international gute Verständlichkeit. Zu den immer wieder genannten Nachteilen zählen die heute veraltete Hauptgliederung, die dadurch bewirkten Disproportionen bei der Verteilung der Sachinhalte auf die Hauptabteilungen (beispielsweise stehen für die in der Gegenwart expandierenden Zweige nur die Klassen 5 und 6 zur Verfügung), Mängel in der hierarchischen Anordnung der Begriffe, relativ viele Doppelstellen trotz monohierarchischen Aufbaus und die vielen Anwendungsregeln, die große Sachkenntnis erfordern, um Fehlklassifikationen zu vermeiden. Hauptmangel ist aber die durch internationale Abstimmung immer wieder herausgezögerte Aktualisierung, die dazu führte, dass trotz intensiver Bemühungen viele Abteilungen der DK dem jeweiligen Entwicklungsstand nicht mehr gerecht wurden. Z u m Teil waren sie fast hoffnungslos veraltet. Anwendung: Die DK war in den 60er Jahren vor allem für die systematische Ordnung in Literaturkarteien favorisiert und in mehr als 50 Ländern zum verbindlichen Ordnungssystem erklärt worden. Mit dem Ubergang zu rechnergestützten Retrievalsystemen büßte sie an Bedeutung ein. Lange war
es aber mehr die mangelnde Aktualität, die einer möglicher Renaissance der DK als Universalklassifikation enge Grenzen setzte. Eine Reform der DK schien dringend erforderlich, und sie ist auch seit Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts das Hauptanliegen des U D C Consortiums. Die Revisionen stützen sich auf dem jährlichen Update des elektronisch gespeicherten Master Reference File (MRF). Diese Datenbasis wird konsequent und effektiv weiterentwickelt werden (Lit. 09). Im Jahre 2002 waren beispielsweise folgende Revisionen geplant oder in Arbeit: Psychologie (Neuordnung), Klasse 53 Physik (Neuordnung), Klasse 54 Chemie (umfangreiche Nachbesserungen), Klasse 61 Medizin (Neuordnung) und Klasse 77 Fotografie (umfangreiche Nachbesserungen). Β 1.3.2
Internationale Patentklassifikation
Die Internationale Patentklassifikation (IPC bzw. Int. Cl.) gehört zu den monohierarchischen, präkoordinierten Klassifikationssystemen. Mit ihr können technische Gegenstände sowohl funktionsorientiert als auch anwendungsorientiert eingeordnet werden. Sie dient weltweit einheitlich zur Klassifikation der Schwerpunkte oder der wichtigsten Bestandteile von Erfindungen, die entsprechenden Notationen werden auf den Patentschriften aufgedruckt. Die IPC umfasst in ihrem Begriffsumfang die gesamte Technik und solche Teile der angewandten Naturwissenschaften, die in den meisten Ländern dem Patentschutz zugänglich sind. Sie ist somit ein wesentliches Hilfsmittel für das Einordnen und Auffinden von Patentdokumenten. Entwicklung: Die IPC, die auf eine internationale Ubereinkunft aus dem Jahre 1954 zurückgeht, löste im Laufe der Zeit die nationalen Patentklassifikationen ab, z.B. die seit Arbeitsaufnahme des Kaiserlichen Patentamtes im Jahre 1877 eingeführte deutsche Patentklassifikation. Etwa seit Mitte der 1970er Jahre verwenden die meisten Patentämter die IPC, die heute rund 70000 Unterteilungen aufweist. Betreuung, Revision und laufende Ergänzung der IPC erfolgen entsprechend dem Straßburger Klassifikationsabkommen von 1971 in internationaler Zusammenarbeit durch den IPC-Verband bei der Weltorganisation zum Schutz des geistigen Eigentums (WIPO), Genf Die Revisionsarbeit ist straff organisiert, so dass in regelmäßigen Abständen (etwa alle fünfjahre) neue Fassungen der IPC vorgelegt werden konnten, die
136
Hans-Jürgen Manecke
sowohl das System verbesserten als auch der technischen Entwicklung Rechnung trugen. Die erste Fassung stammte vom 1. September 1968, die siebente galt vom 1. Januar 2000 an. Die IPC ist in mehrere Sprachen (u.a. Deutsch, Japanisch, Chinesisch, Russisch, Spanisch) übersetzt worden, als offizielle Versionen gelten die englische und die französische Fassung. Struktur: In der IPC, die über vier Einteilungsebenen verfügt, werden alphanumerische Notationen benutzt. Die erste Ebene wird von folgenden 8 Sektionen gebildet: Sektion Sektion Sektion Sektion Sektion Sektion
A Β C D Ε F
Sektion G Sektion Η
Täglicher Lebensbedarf Arbeitsverfahren Chemie und Hüttenwesen Textil und Papier Bauwesen, Bergbau Maschinenbau, Beleuchtung, I Ieizung, Waffen, Sprengen Physik Elektrotechnik
Die weiteren Ebenen sind: Klasse
(z.B. A 41 - Bekleidung)
Unterklasse
(z.B. A 41 Β - Unterbekleidung)
Innerhalb des Klassifikationssystcms sind noch sogenannte Querverweise angeordnet, die daraufhinweisen, dass bestimmte Sachverhalte an einer anderen Stelle angeordnet sind. Von genereller Bedeutung ist auch die bereits erwähnte Trennung von Funktion und Anwendung. Verfahren und Einrichtungen „zum Messen allgemein" werden in der Unterklasse G 01 Β behandelt, während spezielle Messverfahren, wie z.B. das Maßnehmen, in der „Bekleidungsklasse" (A 41 Η 1/00) untergebracht sind. Bewertung: Die IPC ist eine für ein spezielles Anwendungsgebiet (Patentklassifikation) entwickelte Dokumentationssprache, die dieser Spezifik in allen wesentlichen Belangen entspricht und die durch ständige Überarbeitung der technischen Entwicklung laufend angepasst wird. Dem Verlangen nach einer detaillierteren Inhaltskennzeichnung von Patentschriften (z.B. Fragen nach dem Erfindungsgegenstand) wird dagegen erst die Hybriderschließung gerecht. Das Europäische Patentamt hat durch das Hinzufügen von Untergruppen die IPC verfeinert. Dieses verfeinerte System, Europäische Patentklassifikation (EPC) genannt, wird außerdem jährlich revidiert.
Hauptgruppen (z.B. A 41 Β 1/00 - Hemden) Β 1.3.3 Die Hauptgruppen (oder /00-Gruppen) sind weiter in Untergruppen aufgeteilt: Untergruppen (z.B. A 41 Β 1/02 - Hemden mit Vorhemdeinsätzen) Innerhalb der Untergruppen kann die Hierarchie noch weitergeführt werden, beispielsweise in der Hauptgruppe „Start- und Landegestelle" nach folgendem Schema: Hauptgruppe Β 64 C 25/00 Start- bzw. Landegestelle 1 -Punktuntergruppe Β 64 C 25/02 . Fahrgestelle 2-Punktuntergruppe Β 64 C 25/08 .. Nicht fest angeordnet, z.B. abwerfbar 3-Punktuntergruppe Β 64 C 25/10 ... Einfahrbar, ... o. dgl. 4-Punktuntergruppe Β 64 C 25/18 .... Betätigungsmittel usw.
Colon-Klassifikation (nach Ranganathan)
Die Colon-Klassifikation (CC) ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, bei der der Doppelpunkt (englisch: colon) und andere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der Notation bilden. Sie verfügt lediglich über eine knappe, an wenigen Stellen entwickelte Hierarchie, danach werden die Einzelbegriffe in ihren jeweiligen Facetten aufgeführt. Entwicklung: Die Entwicklung der CC geht auf den Inder Shiyali Ramamrita Ranganathan (18921972) zurück. Er führte in den 1920er Jahren das Prinzip der Facettierung in die Klassifikationspraxis der Universitätsbibliothek Madras ein, bevor die C C 1933 in ihrer ersten Auflage erschien. Im Jahre 1972 wurde die siebente der ständig verbesserten und erweiterten Ausgaben vorgelegt. Struktur: Die CC besteht aus mehr oder weniger logisch angeordneten Klassen, zu deren Bezeichnung meist die Großbuchstaben des Alphabets verwendet werden, z.B.
137
Β 1 Klassifikation, Klassieren
Α Wissenschaft (allgemein) Β Mathematik C Physik L Medizin Μ Nützliche Künste usw. Diese Klassen werden systematisch in Unterklassen geteilt, als Notationen dabei über mehrere Ebenen hinweg arabische Ziffern benutzt. Das führt beispielsweise zu folgender Gruppierung bei den „Nützlichen Künsten": Μ Ml Μ13 M14
Nützliche Künste Buchproduktion und -beschreibung Papierherstellung Drucken usw.
Μ143 M1435
Druck Offsetdruck
Klassen können auch zu Doppelklassen zusammengefasst werden, dementsprechend mit Doppelbuchstaben bezeichnet. Danach folgen die in Facetten unter einem Oberbegriff zusammengefassten Einzelbegriffe (Foci oder Isolate), die beispielsweise für das Gebiet der Medizin (Klasse L) in Ausschnitten wie folgt aussehen: Facette O: Organe des menschlichen Körpers 1 Organismus insgesamt 2 Verdauungsorgane 23 Speiseröhre 24 Magen 25 Darm 3 Kreislaufsystem 32 Herz 35 Blut Facette P: Probleme der Medizin 1 Allgemeine Probleme 2 Morphologie Physiologie 3 4 Krankheiten 41 Allgemeine Krankheiten 411 Atrophie 42 Infektionskrankheiten 421 Tuberkulose Facette H: Pflege und Heilung 1 Ernährung 3 Diagnostik 4 Heilung Die Facetten lassen sich folgenden fünf G r u n d bzw. Fundamentalkategorien zuordnen:
Kategorie
Abkürzung
verbindendes Symbol
Personality (Individualität)
Ρ
,
Matter (Material)
Μ
;
Energy (Energie)
Ε
:
Space (Raum)
S
Time (Zeit)
Τ
Z u den Facetten zählen ferner auch allgemeine, für alle Klassen geltende genormte Reihen von formbeschreibenden, chronologischen und geographischen Begriffen sowie Unterteilungen nach Sprachen ( = divisions). Bei den zwischen den Begriffen bestehenden Beziehungen (phases) werden fünf Arten unterschieden, nämlich: Allgemeine, unbes t i m m t e B e z i e h u n g e n (general), A u s r i c h t u n g (bias), Vergleich (comparison), Unterschied (difference) und Einfluss (influence). Sie erhalten Kennzeichnungen durch Kleinbuchstaben. Als Indikator wird die Null vorangestellt. Für die Anwendung der Facettenmethode, d.h. für die Kombination der Einzelbegriffe aus den Facetten entsprechend den Inhalten der zu erschließenden Wissensquelle, ist die Folge der fünf G r u n d kategorien (Ρ - Μ - Ε - S - T) als verbindliche Reihenfolge (citation order) festgelegt worden. Ein Beispiel aus dem Gebiet der Volksgesundheit (Diagnostik der Lungentuberkulose in Frankreich im Jahre 1989) ist unter Verwendung der o.a. Facetten in Abb. 6 wiedergegeben. Bestandteile: Hauptbestandteile sind die Tafeln der Klassen, der ihnen zugeordneten Facetten, der allgemeinen formbeschreibenden, chronologischen, geographischen und sprachlichen Unterteilungen sowie ein alphabetisches Register. Bewertung: Die C C wird wegen ihrer ausgeprägten Bezüge auf die nationale indische Thematik international nicht und selbst in Indien in nur geringem U m f a n g benutzt. Ihr Einfluss aber auf die Entwicklung von Klassifikationssystemen ist unübersehbar, wurde doch mit ihr der Typ der Facettenklassifikation begründet und damit ein entscheidender Schritt in Richtung auf verbesserte Mög-
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Hans-Jürgen Manecke
Sachverhalt
Diagnostik der Lungentuberkulose in Frankreich 1989
Notation
L,45:421:3.53.N89
Erläuterung
Fachgebiet (Klasse) P-Facette E- Facette E-Facette S-Facette (=division) T-Facette (=division)
L 45 421 3 53 N89
Medizin Lunge (Organe ...) Tuberkulose (Probleme...) Diagnostik (Pflege und ...) Frankreich 1989
Abb. 6: Beispiel für die Anwendung der Colon-Klassifikation lichkeiten zum postkoordinativen, mehrdimensionalen Erschließen und Beschreiben selbst neuer und komplexer Sachverhalte getan. Erwähnenswert sind bei der C C auch die ihr eigene Phasen- und Facettenanalyse, ihre Erweiterungsfähigkeit und ihr gut ausgebautes Regelwerk. Weitere wesentlich Impulse zur Verbesserung der Facettenklassifikation kamen insbesondere von der im Jahre 1952 in Großbritannien gegründeten Classification Research Group, zu der auch Brian Campbell Vickery (Lit. 04) gehörte. Hingewiesen sei außerdem auf das Standardwerk von Krishan Kumar (Lit. 10) zum Thema Klassifikation indischer Schule. Β 1.3.4
Struktur: Die RIS Klassifikation ist ein recht geschlossenes, alle Gebiete der Informationswissenschaft umfassendes System mit alphanumerischen Notationen. Die Benennungen sind englischsprachig, z.T. mit deutschsprachigen Entsprechungen. Für die sechs Hauptklassen werden Großbuchstaben des Alphabets wie folgt verwendet: A
Foundational themes
Β
Information in society and organizations Information systems, services, and techniques
D
Information technology
Ε
Application areas
F
C5.
Information functions and techniques
C5.1.
Knowledge representation. Index languages and classification. Data modeling - Wissensrepraesentation
C5.2.
Data structure
C5.3.
Information generation
C5.4.
Information acquisition
C5.5.
Content analysis (indexing/abstracting) / Inhaltserschliessung (Indexieren/Referieren)
C5.5.1.
Intellectual Content analysis (indexing/abstracting) / Inhaltserschliessung (Indexieren/Referieren)
C5.5.2.
Automatic indexing
RIS Klassifikation (nach Soergel)
Seit Juli 1996 verfügt die Informationswissenschaft über ein begutachtetes e-journal, die Review of Information Science (RIS). Z u dieser elektronischen Zeitschrift entwickelte Dagobert Soergel eine Klassifikation, die u.a. der Auswahl der Gutachter zugrunde gelegt wird.
C
Z u r weiteren Unterteilung dienen Ziffern. Untergruppen werden bei Bedarf hinzugefügt. Als Beispiel sind die Gruppen C5.1. bis C5.5 wiedergegeben:
Information scicncc as a field. Related disciplines
Bewertung: Die RIS-Klassifikation ist eine übersichtliche, das Fachgebiet auf dem neuesten Stand gut repräsentierende Klassifikation moderner Prägung. Sie ist allerdings für die Inhaltserschließung spezifischer Dokumente weniger gut geeignet als für den Zweck, für den sie entwickelt wurde: Der Auswahl geeigneter Gutachter zur Bewertung der Beiträge zur Review of Information Science.
Β 1 Klassifikation, Klassieren
Β 1.4
Weitere Entwicklungen
Klassifikationen gehören zu den ältesten D o k u mentationssprachen. Auch viele der heute noch verwendeten wurden bereits vor rund hundert Jahren geschaffen (DDG, DK), damals überwiegend als streng monohierarchische Begriffssysteme mit all ihren Beschränkungen. Im Laufe der Zeit war eine ständige Weiterentwicklung zu verzeichnen, mit der insbesondere versucht wurde, sie - erstens den Fortschritten in Wissenschaft und Technik anzupassen, - z w e i t e n s ihre Ausdrucksfähigkeit zu erhöhen, u m so eine immer bessere Erschließung des Inhalts von Wissensquellen zu ermöglichen und - drittens zu Instrumenten einer immer besseren Erschließung der Internet-Inhalte zu machen (Beispiel: CyberDewey, d.h. die Anwendung der D D C als Ordnungs- und Navigationsinstrument im World Wide Web). Gleiches gilt für die DK, während der Suchdienst Yahoo! (und andere) auf dem Prinzip der Navigation in einer eigens für diesen Suchdienst entwikkelten Klassifikation beruht. Gute Ubersichten über die Verwendung von Klassifikationen bei der Erschließung von Internetressourcen stammen von Traugott Koch (Lit. 11), Wolfgang W Stock (Lit. 12) und V. Broughton (Lit. 13). Auch die InternetPortale sind am Prinzip der Klassifikation orientiert. Insgesamt waren bei der Verwendung als Dokumentationssprache folgende Trends erkennbar: - Umwandlung der DK zu einer „Vielfacettenklassifikation"; - Erarbeitung anderer universeller Dokumentationssprachen, die vor allem als „Schaltsprache" ( = Verbindungsmechanismus) zwischen Informationssystemen mit unterschiedlichen Dokumentationssprachen, beispielsweise zwischen Klassifikationen und Thesauri, fungieren (z.B. das Broad System of Ordering, seit 1973 von der U N E S C O und der FID entwickelt und 1978 erstmals herausgegeben) (Lit. 14; Lit. 15); - Entwicklung von polyhierarchischen und mehrdimensionalen Fachklassifikationen (z.B. die Fachordnung Technik). In den letzten Jahren verstärkten sich aber vor allem Konvergenztendenzen, d.h. Bemühungen zur
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Überwindung der Trennung zwischen den natürlichsprachig (Thesauri) und künstlichsprachig (Klassifikationen) basierten Dokumentationssprachen. Auch hier ging die Entwicklung in verschiedene Richtungen: - Ansätze zu exakteren Klassenbeschreibungen unter N u t z u n g thesaurusartiger Strukturen (z.B. Integration von Synonymen); - Vermischung von Thesaurus- und Klassifikationselementen in einer Dokumentationssprache, wobei an der (Benutzer-)Oberfläche wahlweise der eine oder der andere Typ erscheinen kann; - Entwicklung von Thesauri höherer Ordnung, bei denen Begriffe der natürlichen Sprache als Deskriptoren zur Verfügung stehen, die Beziehungen zwischen ihnen aber nach strengeren klassifikatorischen Prinzipien hierarchisch dargestellt sind (z.B. Classaurus) (Lit. 16). Ahnlich angelegte Entwicklungen sind für die Z u kunft vermehrt zu erwarten. Standard ist es inzwischen geworden, Klassifikationen zur Ordnung und zur Navigation in Hypertext-Systemen einzusetzen (Lit. 17; Lit. 18).
Literatur ü l Dahlberg, Ingetraud: Grundlagen universaler Wissensordnung. P r o b l e m e u n d Möglichkeiten eines universalen Klassifikationssystems des Wissens. Pullach: Verl. D o k u m e n t a t i o n 1974 ( D G D - S c h r i f t e n r e i h e Bd. 3) 02 F u g m a n n , Robert: Theoretische Grundlagen der Indexierungspraxis. Frankfurt/Main: Indeks-Verl., 1992 03 Kiel, Ewald u. Friedrich Rost: E i n f u h r u n g in die Wissensorganisation: G r u n d l e g e n d e Probleme u n d Begriffe. W ü r z b u r g : Ergon Verlag, 2002 04 Vickery, Brian Campbell: Facettenklassifikation. Pullach: Verl. D o k u m e n t a t i o n 1969 05 Fill, Karl: E i n f ü h r u n g in das Wesen der Dezimalklassifikation. 4. Aufl. Berlin, Köln: Beuth 1981 ( F I D - P u b l . 437) 06 H e r r m a n n , Peter: Praktische A n w e n d u n g der Dezimalklassifikation. 6. Aufl. Leipzig: Bibliogr. Inst. 1970 07 Mcllwaine, la C.: T h e Universal Decimal Classification: guide to ist use. T h e Hague: U D C C o n s o r t i u m , 2000 ( U D C Publ. P035)
140
Hans-Jürgen M a n e c k e
0 8 Gödert, Winfried: „Die Welt ist groß - W i r bringen O r d n u n g in diese Welt": Das D F G - P r o j e k t D D C Deutsch. In: Information - Wissenschaft und Praxis (nfd) 53 (2002) H . 7, S. 3 9 5 - 4 0 0 0 9 Mcllwaine, la C . : U D C in the twenty-first century. In: T h e future o f classification, ed. R Marcella and A. Maltby. Aldershot: Gower, 2 0 0 0 , S. 9 3 - 1 0 4 . 10 Kumar, Krishan: T h e o r y o f classification. 4. Ed.
16 Fugmann, Robert: Subject Analysis and Indexing. Frankfurt/Main: Indeks -Verl., 1993. S. 1 5 4 - 1 5 5 17 Aboud, M . : Querying a hypertext information retrieval system by the use o f classification. In: I n f Proc. & Manag. 2 9 (1993) Η . 3, S. 3 8 7 - 3 9 6 18 H o f f m a n n , Martin und Lothar S i m o n : Problemlösung Hypertext: Grundlagen, Entwicklung, Anwendung. M ü n c h e n , Wien: Hanser, 1995
N e w Delhi: Vikas 1988 11 Koch, Traugott: N u t z u n g von Klassifikationssystem e n zur verbesserten Beschreibung, Organisation und Suche von Internetressourcen. In: B u c h und B i b l i o t h e k 5 0 (1998) I I . 5, S. 3 2 6 - 3 3 5 12 Stock, Wolfgang W.: Informationswirtschaft: M a n a g e m e n t externen Wissens. M ü n c h e n u.a.: Oldenbourg, 2000. S. 178 f f 13 Broughton, V , Lane, Η : Classification schemes revisited: applications to web indexing and searching. In: T h o m a s , A. and Shearer, J . : Internet searching and indexing; the subject approach. N e w York; Haworth Press, 2000. S. 1 4 3 - 1 5 5 14 Coates, Eric u.a.: B S O : Broad System o f Ordering: schedule and index. 3. Rev. T h e Hague: F I D , U N E S C O , 1978 ( F I D - P u b l . 5 6 4 ) 15 Coates, Eric u.a.: T h e B S O Manual: the develop-
Als eine der führenden Fachzeitschriften ist zu empfehlen: K n o w l e d g e O r g a n i z a t i o n (früher: International Classification; Untertitel: C o n c e p t Theory, Classification, Indexing and Knowledge Representation), herausgegeben von der International Society o f Knowledge Organization ( I S K O ) . Hinzuweisen ist auch a u f die Tagungsberichte der 1989 gegründeten Deutschen Sektion der I S K O sowie a u f die Tagungen und Publikationen der 1977 in Deutschland gegründeten Gesellschaft fur Klassifikation (GfKl). Sie ist auch Mitglied in der International Federation o f Classification Societies ( I F C S ) . International wirksam ist darüber hinaus das C l a s s i f i -
ment, rationale and use o f the Broad System o f
cation Research Committee (FID/CR) der
Ordering. T h e Hague: F I D , U N E S C O , 1979
International Federation for Information and D o c u -
( F I D - P u b l . 580)
mentation ( F I D ) .
Thesaurus Margarete Burkart
Β 2.1
Funktion und Merkmale
Der Thesaurus als Dokumentationssprache wird in der D I N 1463-1 (Lit. 02) in seinen wesentlichen Merkmalen beschrieben. Dort wird der Thesaurus im informationswissenschaftlichen Sinne so definiert: "Ein Thesaurus im Bereich der Information und Dokumentation ist eine geordnete Zusammenstellung von Begriffen und ihren (vorwiegend natürlichsprachigen) Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet zum Indexieren, Speichern und Wiederauffinden dient. Er ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: a) Begriffe und Bezeichnungen werden eindeutig aufeinander bezogen („terminologische Kontrolle"), indem - Synonyme möglichst vollständig erfasst werden, - Homonyme und Polyseme besonders gekennzeichnet werden, - für jeden Begriff eine Bezeichnung (Vorzugsbenennung, Begriffsnummer oder Notation) festgelegt wird, die den Begriff eindeutig vertritt, b) Beziehungen zwischen Begriffen (repräsentiert durch ihre Bezeichnungen) werden dargestellt." Diese Definition wäre zu ergänzen u m folgende: c) Der Thesaurus ist präskriptiv, indem er für seinen Geltungsbereich festlegt, welche begrifflichen Einheiten zur Verfügung gestellt werden und durch welche Bezeichnungen diese repräsentiert werden. Im Folgenden sollen die wichtigsten Elemente und Prinzipien von Thesauri und die Thesaurusmethodik vorgestellt werden. Dies kann in diesem Rahmen nur auf eine sehr kursorische und allgemeine Art und Weise geschehen. Außerdem beschränkt sich die Darstellung auf den Thesauruseinsatz im klassischen Bereich von Information und Dokumentation. Auf die Behandlung von Spezialproblemen oder auf besondere Thesaurusformen (z.B. mehrsprachige Thesauri; vgl. hierzu Lit. 03) kann hier nicht eingegangen werden, ebenso auf die erweiterten Anforderungen, die an Thesauri im Kontext von Wissensrepräsentation oder Hypertext zu stellen sind. Allerdings überschneidet sich der klas-
sische IuD-Bereich zunehmend mit erweiterten Formen (etwa im Rahmen von Internetanwendungen). Da der Thesaurus im dokumentarischen Sinn alle Grundelemente des Thesaurusprinzips in klarer Form aufweist, wird dieser Bereich für eine Einführung gewählt. Für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Thematik wird die Lektüre von Wersig (Lit. 08) empfohlen, auf den sich auch die folgenden Ausführungen in weiten Teilen stützen. Eine weitere grundsätzliche E i n f ü h r u n g in diesen Bcrcich, allerdings eher ausgerichtet auf die Spezifika des englischen Sprachraums, findet sich bei Lancaster (Lit. 06).
Β 2.1.1
Thesaurusaufbau
U m von der natürlichen Sprache als Ausgangsmaterial zum kontrollierten Vokabular eines Thesaurus zu gelangen, müssen mehrere kontrollierende und definierende Prozesse durchlaufen werden: Β 2.1.1.1
E i n g r e n z u n g des B e z u g s r a h m e n s
Während die natürliche Sprache für grundsätzlich alle T h e m e n und Situationen Vokabular zur Verfügung stellt, kann ein Thesaurus den Anforderungen bezüglich Eindeutigkeit, Verbindlichkeit und Übersichtlichkeit nur dann gerecht werden, wenn der Kontext (universe of discourse), den er abdekken soll, klar umrissen ist. Ein universaler Thesaurus ist zwar zugegebenermaßen faszinierend, aber alle bisherigen Versuche dazu müssen als fehlgeschlagen oder nicht vollendet betrachtet werden. Die folgenden Elemente des Bezugsrahmens sollten zu Beginn der Thesaurusarbeit abgesteckt werden: - Gegenstandsbereich oder Thematik des Thesaurus (Schwerpunkte, Randgebiete) - Spezifität des Thesaurus (Begriffe bis zu welcher Spezifität oder bis zu welchem Allgemeinheitsgrad sollen einbezogen werden) - Sprachstil des Thesaurus (mehr wissenschaftlich orientiert oder auch für Nichtfachleute verständlich) - U m f a n g des Thesaurus (Umfang des Vokabulars, U m f a n g der ausgewiesen Begriffsbeziehungen und Beziehungsarten).
142
Margarete Burkart
Für diese Parameter können keine allgemeingültigen Angaben gemacht werden, vielmehr hängen sie v o m Benutzerkreis, den zu erschließenden D o kumenten, der angestrebten Erschließungstiefe ab. Wenn dieser R a h m e n festgelegt ist, kann mit dem eigentlichen Erarbeiten des Thesaurus begonnen werden.
Bezeichnungen zugeordnet werden. Da eine größere Menge Vokabular kaum überblickt werden kann, sollen dadurch kleinere Einheiten von Vokabular f ü r die weiteren Bearbeitungsschritte entstehen. Die Klassifikation sollte so gewählt werden, dass die einzelnen Klassen voraussichtlich mit ca. 50 bis 150 Bezeichnungen belegt werden.
Β 2.1.1.2 Wortgutsammlung und Bezeichnungskontrolle
Das aus den Quellen selektierte Wortgut sollte nach einem einheitlichen Erfassungsschema erfasst werden, das als Kategorien umfasst:
Entsprechend der aufgestellten Kriterien für Spezifität, Sprachstil und U m f a n g des Thesaurus sind die Quellen auszuwählen, denen Wortgut e n t n o m men werden kann. Geeignete Quellen können sein (nach D I N 1463-1): a) potentielle Benutzer u n d Fachleute b) international oder national verbindliche Fachwörterbücher und N o r m e n c) die aktuelle Fachliteratur d) terminologische Abhandlungen oder Bezeichnungslisten e) existierende Therauri oder klassifikatorische Systeme f) Nomenklaturen g) Register zu Fachzeitschriften h) Referatedienste
- Bezeichnung - Quelle(n) - Z u o r d n u n g zur Grobklassifikation. Soweit in der Quelle bereits vorhandene Begriffsbeziehungen ausgewiesenen werden, sollten sie ü b e r n o m m e n werden. Weiter ergänzt werden kann das Schema durch zusätzliche Angaben wie Definitionen, Belegungshäufigkeit, Status (Deskriptor oder Nicht-Deskriptor) in der Quelle, Bearbeiterkommentare etc. Außerdem können auch bereits bestimmte formale Anpassungen (z.B. Vereinheitlichung von Singular/Plural, Auflösung von Abkürzungen) v o r g e n o m m e n werden. Dieses erfasste und einer Bezeichnungskontrolle unterzogene Vokabular sollte alphabetisch und möglichst zusätzlich nach der Grobordnung sortiert werden. In dieser Form bildet das Vokabular die Grundlage für die terminologische Kontrolle.
i) Lehrbücher, Handbücher und Standardwerke k) Ergebnisse experimentellen Indexierens von Dokumenten. Dabei bringt jeder Quellentyp Vokabular unter seinem spezifischen Schwerpunkt ein. Deshalb ist eine gesunde Mischung wichtig: N e b e n Quellen, die die notwendigen G r u n d b e g r i f f e eines Gebietes recht systematisch, aber eher traditionell, einbringen (z.B. b, d, e, f, i,) sollten auch ausreichend Quellen berücksichtigt werden, die die aktuellen und zukunftsorientierten Bereiche vertreten (z.B. a, c und k). Ergänzend zu den Vorschlägen von D I N 1463-1 können die in Datenbanken des entsprechenden Sachgebietes f o r m u l i e r t e n Suchfragen eine wertvolle Quelle sein. Bei der Durchsicht der Quellen wird das Wortgut einer ersten Bezeichnungskontrolle unterworfen u n d über A u f n a h m e einer B e z e i c h n u n g in die Wortgutsammlung entschieden. Es ist empfehlenswert, eine Grobklassifikation zu entwickeln, der die
Β 2.1.2
Terminologische Kontrolle
Die erstellte Wortgutsammlung enthält noch alle Mehrdeutigkeiten und Unschärfen der natürlichen Sprache. Durch die terminologische Kontrolle sollen die Mehrdeutigkeiten aufgelöst und die beziehungslos nebeneinander stehenden Bezeichnungen in das feste Raster der Aquivalenzklassen eingeordnet werden. Hierzu sind als Kontrollläufe notwendig: - Synonymkontrolle - Polysemkontrolle - Zerlegungskontrolle. In der Regel laufen diese drei Schritte jedoch nicht nacheinander, sondern gemeinsam ab, da erst die nähere Analyse der Bezeichnungen zeigt, welche Kontrollen hier notwendig sind. Ein erster Schritt wird aber immer das Zusammenbringen von Gleichem oder Ahnlichem sein.
Β 2 Thesaurus
Β 2.1.2.1
Synonymkontrolle
Synonymie erscheint in unterschiedlichen Abstufungen: a) Vollständige Synonymie tritt in Reinform sehr selten auf, in der Regel handelt es sich dabei um Schreibweisenvarianten, z.B. Photographie - Fotografie Friseur - Frisör Otto-Motor - Ottomotor oder die Alternierung zwischen Kurzform und Vollform, z.B. U N - U N O - Vereinte Nationen b) In den meisten Fällen weisen die Synonyme zumindest unterschiedliche Konnotationen auf, gehören verschiedenen Sprachstilen an oder haben eine unterschiedliche räumliche oder zeitliche Verbreitung, z.B. P f e r d - G a u l Myopie - Kurzsichtigkeit Samstag - Sonnabend Schüler - Pennäler c) Der Bedeutungsunterschied ist so geringfügig, dass er kaum wahrgenommen oder beachtet wird, bzw. eine pars-pro-toto-Ubertragung zwischen Ober- und Unterbegriff stattgefunden hat, z.B. Schauspiel - Theaterstück Rundfunk - Hörfunk
143
- Glcichsetzung von Verb und Substantiv bzw. Tätigkeit und Ergebnis oder Gegenstand, ζ. B. Wohnen - Wohnung. Die Entscheidung, ob zwei Bezeichnungen als Quasisynonyme zu behandeln sind, ist daher immer nur thesaurusspezifisch zu treffen. Mit der Zusammenfassung von Bezeichnungen in einer Aquivalenzklasse wird das Rastermaß bestimmt, nach dem die inhaltliche Erschließung der Dokumente erfolgt. Werden zu viele Bezeichnungen in einer Aquivalenzklasse zusammengefasst, besteht die Gefahr, dass das Raster zu grob gerät, wird zu stark in verschiedene Äquivalenzklassen differenziert, besteht die Gefahr der Fehlinterpretation und des Informationsverlustes bei der Recherche. Β 2.1.2.2
Polysemkontrolle
Dabei handelt es sich um den der Synonymkontrolle entgegengesetzten Vorgang: eine Bezeichnung weist unterschiedliche Bedeutungen auf, die auf mehrere Äquivalenzklassen aufgeteilt werden. Sprachwissenschaftlich ist zu unterscheiden zwischen - Homonymen, das sind verschiedene Bezeichnungen, die durch die sprachliche Entwicklung „zufällig" zur gleichen Zeichenfolge geworden sind. In der Regel liegen ihre Bedeutungen weit auseinander. Homonymie kann nur auf lautlichen Ebene vorliegen als Homophonie (Homophone: Lehre - Leere), nur auf der graphischen Ebene als Homographie (Homographe: T e n o r Tenor) oder auf beiden Ebenen (Tau, Reif usw.).
Diese Bezeichnungen werden auch in der natürlichen Sprache als synonym empfunden. Im Rahmen eines Thesaurus werden darüber hinaus auch Bezeichnungen als Synonyme behandelt, die zwar unterschiedliche Bedeutung haben, diese Bedeutungsdifferenz ist aber unter dem Blickwinkel des im Thesaurus behandelten Gegenstandsbereiches so wenig relevant, dass beide Bezeichnungen zu einer Einheit (d.h. einer Äquivalenzklasse) zusammengefasst werden sollen. Man spricht in diesem Fall von Quasisynonymen. Dabei kann es sich handeln um
- Polysemen, das sind Bezeichnungen, die ausgehend von einer Bedeutung, durch Übertragung, Analogie, geschichtliche oder regionale Auseinanderentwicklung zu unterschiedlichen Bedeutungen geführt haben (z.B. Fuchs, Leitung), oder so allgemein sind, dass sie in ganz unterschiedlichen Kontexten verwendet werden (z.B. Verfahren, System). Polysemie entsteht häufig auch durch umgangssprachliches Weglassen eines ursprünglich vorhandenen spezifizierenden Elements (z.B. Schirm für Regenschirm, Bildschirm usw.).
- unterschiedliche Spezifität, ζ. B. Sprachwissenschaft - Linguistik
Im Thesaurus werden Homonyme und Polyseme jedoch gleich behandelt, weshalb eine eindeutige Zuordnung zu einem der beiden Typen nicht ausschlaggebend ist. Daher wird in der Regel einheitlich vom Polysemieproblem gesprochen und Homonymie mit darunter subsumiert.
- Antonyme, ζ. B. Härte - Weichheit - zu spezieller Unterbegriff, ζ. B. Weizen - Winterweizen
144
Margarete Burkart
Eine Behandlung der Polysemie wird erst dann notwendig, wenn innerhalb des Gegenstandsbereichs des Thesaurus beide bzw. alle Bedeutungen auftreten können. Ist dies der Fall, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Polysemie aufzulösen: a) Nur ein Bedeutungsteil wird im Thesaurus beibehalten, die anderen werden explizit ausgeschlossen. Dies muss für die Benutzer in einer Hinweiskategorie genau erläutert werden (s. u.). b) Die verschiedenen Bedeutungsteile werden jeweils durch Synonyme ersetzt, z.B. „Boxen" durch „Boxsport" und „Stereoboxen". Fehlt für einen Bedeutungsteil ein geeignetes Synonym, kann dafür auch die polyseme Bezeichnung beibehalten werden, muss dann aber in ihrem Bedeutungsumfang erläutert werden. c) Liegen keine geeigneten nicht polysemen Bezeichnungen vor, auf die man ausweichen kann, muss die polyseme Bezeichnung durch einen ergänzenden Zusatz (Qualifikator) in verschiedene Bezeichnungen aufgespalten werden. Als Qualifikator bietet sich entweder der Bereich an, in dem die Bedeutung auftritt, oder ein formales Zeichen. Im letzteren Fall muss die Bedeutung allerdings in einer Erläuterung dargestellt werden, z.B. oder
Morphologie Morphologie Morphologie Morphologie
(Biologie) (Sprachwissenschaft) 1 2.
Während im Synonymfall jede Bezeichnung auf genau eine Äquivalenzklasse verweist, ist dies im Polysemfall nicht mehr gegeben. Β 2.1.2.3
Zerlegungskontrolle
Theoretisch besteht die Möglichkeit, bis hinunter zur spezifischsten begrifflichen Einheit, alles in den Thesaurus zu integrieren - gerade eine Sprache mit einer starken Tendenz zur Kompositabildung (Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän) verführt dazu. Dies würde jedoch zumindest zwei Nachteile mit sich bringen: - Der Thesaurus wird sehr umfangreich und damit sehr unübersichtlich. - Zu den einzelnen Aquivalenzklassen können keine oder nur sehr wenige Dokumente nachgewiesen werden.
Die Gegenposition wurde bei dem als Thesaurusvorläufer geltenden UNITERM-Verfahren (von Mortimer Taube 1950 entwickelt) vertreten. Dort versuchte man, alle Komposita zu vermeiden und nur Wörter zu verwenden, die nicht weiter in Bedeutungsbestandteile zerlegbar sind; diese Einheiten nannte man Uniterms. Zur Wiedergabe eines Sachverhaltes wurden dann die entsprechenden Uniterms miteinander verkettet (Postkoordination). Nachteil dabei ist, neben oft sehr künstlichen Wortbildungen, eine große Unscharfe beim Retrieval, da aus den Uniterms ganz verschiedene Kombinationen gebildet werden können. Im Nachhinein ist jedoch nicht mehr rekonstruierbar, welche der möglichen Kombinationen in einem konkreten Dokument gegeben war. So kann z.B. Baum + Stamm für Baumstamm ebenso wie für Stammbaum stehen. Die Thesaurusmethode versucht daher, eine mittlere Position zwischen der völligen Postkoordination des UNITERM-Verfahrens und einer extremen Präkombination zu finden. Wann zerlegt werden, wann präkombiniert werden soll, ist daher in den einzelnen Thesauri systemspezifisch zu entscheiden und muss bis zu einem gewissen Grad immer eine subjektive Entscheidung bleiben. Deshalb ist es besonders wichtig, dies im Thesaurus möglichst weitgehend nachvollziehbar zu verankern. Bei der Zerlegung ist es wichtig zu beachten, dass die vorliegenden Bezeichnungen nur die Repräsentanten der Begriffe sind. Was eigentlich zu zerlegen ist, ist der Begriff in Begriffskomponenten, nicht das Wort in Wortteile. Die morphologische Zerlegung bleibt auf der Wortebene und teilt ein zusammengesetztes Wort in seine Grundwörter auf Im Thesaurus sollte diese Zerlegungsart nur dann angewendet werden, wenn die Kombination der zerlegten Bestandteile tatsächlich den Begriff des zusammengesetzten Wortes wiedergibt. Dies ist seltener der Fall, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Ein günstigeres Ergebnis liefert die semantische Zerlegung, die den von der Bezeichnung repräsentierten Begriff in seiner Begriffsteile zerlegt. Diese Begriffsteile werden durch im Thesaurus vorhandene Bezeichnungen ausgedrückt. Es ist daher in den meisten Fällen wenig sinnvoll, einen Begriff zu zerlegen, wenn eigens für diese Zerlegung neue Deskriptoren in den Thesaurus eingeführt werden müssten.
Β 2 Thesaurus
Vorteil der Zerlegungen ist, dass - ohne die Anzahl der Äquivalenzklassen des Thesaurus zu erhöhen - eine Bereicherung des Zugriffsvokabulars erreicht wird. Die Probleme dieser Methode sollten allerdings nicht unterschätzt werden: - Bei der „Rückübersetzung" der zerlegten Teile können falsche Kombinationen entstehen. - Die mit den beiden Zerlegungsteilen indexierten Dokumente werden auch bei jeder Suche nach nur einem der Teile mitgefunden. Besonders bei morphologischen Zerlegungen wird dies als störend empfunden. - Die Thesaurusstruktur wird dadurch komplizierter, Indexierer und Benutzer müssen das Zerlegungsprinzip beherrschen. Β 2.1.3
Aquivalenzklasse - Deskriptor
Durch die terminologische Kontrolle wurde die Sammlung von natürlichsprachlichen Bezeichnungen, die den Ausgangspunkt bildete, künstlich verändert: - Durch die Synonymkontrolle wurden mehrere Bezeichnungen zu einer begrifflichen Einheit zusammengefasst. - Durch die Polysemkontrolle wurden Bezeichnungen, die mehrere begriffliche Einheiten beinhalten, entsprechend dieser Einheiten auf voneinander differenzierte Bezeichnungen aufgeteilt. - Durch die Zerlegungskontrolle wurde versucht, ein für den Gegenstandsbereich des Thesaurus angemessenes Spezifitätslevel der begrifflichen Einheiten zu erreichen und zusätzliche sprachliche Einstiegsmöglichkeiten zu schaffen. Die so entstandenen begrifflichen Einheiten werden als Äquivalenzklassen bezeichnet, da in ihnen alle für den Geltungsbereich des Thesaurus als in etwa gleich bewerteten Bezeichnungen zusammengefasst sind. Sie bilden eine Art Schleuse, durch die alle Indexierungsergebnisse und Suchfragen hindurchgeführt werden. Für die Behandlung und Darstellung der Äquivalenzklassen im Thesaurus bestehen folgende Möglichkeiten: In einem Thesaurus ohne Vorzugsbenennung werden alle Elemente der Äquivalenzklasse gleichbehandelt und können unterschiedslos für Indexierung und Retrieval genutzt werden. Die Äqui-
145
valcnzklassc wird in diesem Fall von einer Begriffsnummer repräsentiert, die das Bindeglied zwischen den verschiedenen Bezeichnungen bildet. Diese Darstellungsform hat als Vorzüge: - Bei Indexierung und Retrieval können alle Bezeichnungen direkt verwendet werden. - Bei einigen Systemen ist es möglich, mit einer gewählten Bezeichnung wahlweise über die gesamte Äquivalenzklasse oder über nur genau diese Bezeichnung zu recherchieren. - Änderungen innerhalb der Äquivalenzklasse können schnell und einfach vorgenommen werden. Verloren geht jedoch bei Thesauri dieses Typs weitgehend der präskriptive, sprachnormierende Charakter. Außerdem kann der Bedeutungsumfang der Äquivalenzklasse, der sich ja aus der Summe der Bedeutungen ihrer Elemente zusammensetzt und von der natürlichsprachlichen Bedeutung wegentwickelt haben kann (s. u. Begriffliche Kontrolle), von den einzelnen Elementen mehr oder weniger gut repräsentiert werden. Da der Gesamtumfang nicht ohne weiteres einsehbar ist, sind Fehlinterpretationen der Bezeichnungen hier leichter gegeben. Bei Thesauri mit Vorzugsbenennung wird ein Klassenelement der Äquivalenzklasse als Vorzugsbenennung ausgewählt. Dieses ausgewählte Element wird als Deskriptor bezeichnet. Alle anderen Elemente haben den Status von Nicht-Deskriptoren oder Synonymen. Sie werden in den Thesaurus aufgenommen, bilden einen Bestandteil des Zugangsvokabulars, können aber selbst nicht zur Indexierung und Recherche verwendet werden, sondern verweisen auf den entsprechenden Deskriptor. In diesem Fall sind an die zum Deskriptor gewählte Bezeichnung besondere Anforderungen zu stellen und bestimmte formale Kriterien zu erfüllen: Der Deskriptor sollte - seine Äquivalenzklasse möglichst umfassend, zweifelsfrei und genau darstellen, - am Sprachgebrauch des Fachgebietes orientiert sein, - einprägsam und möglichst unkompliziert sein. Je besser diese Kriterien erfüllt werden, desto mehr selbsterklärend ist der Thesaurus und kann auf
146
Margarete Burkart
zusätzliche Erläuterungen wie Scope notes und Definitionen verzichten. Im Gegensatz zum UNITERM-Verfahren können auch Komposita oder Syntagmen als Deskriptoren benutzt werden, es ist jedoch zu beachten, dass je komplizierter die Wortform, desto schlechter die Reproduzierbarkeit, d.h. das spontane korrekte Erinnern bei Indexierung und Retrieval des Deskriptors. Für den deutschen Sprachraum hat sich als präferierte Deskriptorenform das Substantiv im Singular durchgesetzt (englische Thesauri bevorzugen häufig den Plural). Daneben sind auch Adjektive und Verben als Deskriptoren möglich, sie sollten bei der Indexierungjedoch nur zusammen mit einem anderen (substantivischen) Deskriptor verwendet werden, da sie meist modifizierenden Charakter haben. Auch bei Schreibweisenvarianten ist einheitlich zu verfahren (z.B. immer f oder immer ph, Transliteration nach einem Schema). Alle sprachlichen Varianten, die nicht durch eine grundsätzliche Regel ausgeschlossen sind, sollten als Nicht-Deskriptoren in den Thesaurus einbezogen werden. Eine einheitliche Regelung innerhalb des Thesaurus ist auch erforderlich bezüglich der Einbeziehung von (Eigen-)Namen. Je nach Fachgebiet kann die Einbeziehung von N a m e n den U m f a n g des Thesaurus stark ausweiten. Besonders bei Personen- und Institutionennamen ist die Abgrenzung, welche N a m e n aufgenommen werden sollen und welche nicht, schwierig zu treffen und wird von den Benutzern dann vielfach als willkürlich empfunden. Wenn N a m e n erfasst werden, müssen sie ebenso einer terminologischen Kontrolle unterzogen wer-
den wie Allgemcinbcgriffc. Gerade bei Institutionsbezeichnungen erweist sich das Synonymproblem als besonders komplex. Beispiel: Bundesminister des Innern Der Bundesminister des Innern Bundesinnenminister Innenminister (Bundesrepublik Deutschland) Bundesministerium des Innern Bundesinnenministerium Innenministerium Otto Schily Innenminister Schily usw. N a m e n sollten innerhalb des Thesaurus als besondere Einheiten selektiert werden können, daneben können sie zusätzlich an den entsprechenden sachlichen Stellen eingebunden werden. Β 2.1.4
Begriffliche Kontrolle
Bei der terminologischen Kontrolle wurde bereits deutlich, dass innerhalb des Thesaurus eine Bedeutungsverlagerung auftreten kann zwischen einer Bezeichnung χ der natürlichen Sprache und dem Deskriptor χ eines Thesaurus. Häufig handelt es sich dabei sogar um einen mehrstufigen Prozess (vgl. Abb. 1). Diese Bedeutungsverschiebungen müssen im Thesaurus behandelt und die in seinem Bereich gültige Bedeutung muss explizit dargelegt werden. Fachsprachliche Bedeutungen, die vom eigenen Gebiet weit entfernt sind, können zwar häufig von einer Behandlung ausgeschlossen werden. Umgangssprachliche Bedeutungen können zumindest die Präferenz einer Bezeichnung beeinflussen (z.B. bei positiv oder negativ belegten Konnotationen). Z u -
Bedeutung der Bezeichnung χ (allgemeinsprachlich,
lexikalisch)
Bedeutung der Bezeichnung χ
Bedeutung der Bezeichnung χ
(umgangssprachlich)
(Fachsprache
2)
Bedeutung der Bezeichnung χ (Fachsprache
Bedeutung der Bezeichnung χ (Dokumentationssprache Abb. i: Begriffliche Kontrolle
1)
1)
Bedeutung der Bezeichnung χ (Dokumentationssprache
2)
Β 2 Thesaurus
147
mindest die Differenz zwischen Fachsprache und Dokumentationssprache muss aufgezeigt werden, wenn ein Begriff im Thesaurus eingegrenzt oder erweitert wurde. Zum Teil geschieht dies indirekt, indem alle zur Aquivalenzklasse gehörenden Bezeichnungen und alle mit diesem Begriff in Beziehungen gesetzten Begriffe angezeigt werden. Reicht dies nicht aus, muss die Bedeutungsveränderung in einem Erläuterungsfeld für den Begriffssatz erklärt werden.
mit Vorzugsbenennung grundsätzlich in der Form Nicht-Deskriptor—> Deskriptor. Die Aquivalenzrelation sollte immer reziprok dargestellt werden, d.h. nicht nur vom Nicht-Deskriptor auf den Deskriptor verweisen, sondern zu jedem Deskriptor alle Nicht-Deskriptoren aufweisen, um den vollen Bedeutungsumfang der Aquivalenzklasse darzustellen. Unter Verwendung der Standardkürzel ergeben sich als Einträge: Sonnabend Samstag
Β 2.1.4.1
Samstag Sonnabend
Beziehungsgefüge des Thesaurus
Als Ergebnis der terminologischen Kontrolle erhält man eine Menge von Aquivalenzklassen, die zunächst nochjeweils für sich isoliert stehen. Bei der begrifflichen Kontrolle treten Beziehungen zwischen den Begriffen zu Tage. Diese Bezüge sind in einem weiteren Schritt zu einem umfassenden Beziehungsgefüge auszubauen, so dass ein semantisches Netz über den Gesamtbereich des Thesaurus entsteht. Dieses semantische Netz ist nicht zur Befriedigung eines sprachwissenschaftlichen Perfektionismus gedacht, sondern soll primär von einem Einstiegsbegriff ausgehend alternative, für den Sachverhalt möglicherweise zutreffendere Begriffe aufweisen und so zu besseren Ergebnissen bei Indexierung und Retrieval führen. Beziehungen zwischen Begriffen können vielfältiger Natur sein, im Rahmen von Thesauri beschränkt man sich meistens aufwenige Beziehungsarten. D I N 1463-1 (Lit. 02) sieht folgende Beziehungsarten oder Relationen vor: - Aquivalenzrelation - Hierarchische Relation - Assoziationsrelation. Für die Darstellung der Relationen werden in den meisten Fällen Alphakürzel verwendet (DIN 14631 schlägt hier Standardkürzel vor), es ist aber auch möglich, Symbole oder graphische Mittel dafür zu verwenden. Alle Relationen eines Deskriptors bilden gemeinsam mit den ergänzenden Angaben den Deskriptorensatz.
Β 2.1.4.2
BS BF
Aquivalenzrelation
Die Aquivalenzrelation ist streng genommen keine Begriffsrelation, sondern eine innerbegriffliche Relation zwischen Bezeichnungen. Bei Thesauri
Dabei steht BS für „Benutze Synonym" und BF für „Benutzt für". Im obigen Beispiel verweist also das Synonym Sonnabend auf den Deskriptor Samstag. Es ist auch möglich, für bestimmte Formen von Synonymen jeweils eigene Synonym-Kategorien und Kürzel festzulegen, z.B. für - Abkürzungen - fremdsprachige Synonyme - Deskriptoren anderer Dokumentationssprachen - Quasi-Synonyme - Hinweis auf den Oberbegriff (s. u.), der für diese Bezeichnung verwendet werden soll. Durch die Aufsplittung der Aquivalenzrelation ergibt sich eine komplexere, aufwändigere Thesaurusstruktur, andererseits sind Überarbeitungen des Thesaurus so oft einfacher und nützliche Nebenprodukte (z.B. Abkürzungsliste oder fremdsprachiges Register) können erzeugt werden. Ein besonderer Fall von Aquivalenzrelation ergibt sich bei Polysemen. Von der polysemen Bezeichnung ausgehend muss nicht auf eine, sondern auf mehrere Vorzugsbenennungen verwiesen werden, die je nach Kontext alternativ zu benutzen sind: Morphologie BS Morphologie (Biologie) oder BS Morphologie (Sprachwissenschaft) Eine analoge Struktur ergibt sich auch, wenn ein allgemeiner Begriff durch einen spezifischeren Unterbegriff ersetzt werden soll. Dann kann statt dem Standardkürzel BS auch das exaktere B S U „Benutze spezifischen Unterbegriff" und reziprok BFO „Benutztfür Oberbegriff" verwendet werden (vgl. Lit. 08, S. 119), z.B.
148
Margarete Burkart
Naturwissenschaft
Biologie
B S U Biologie Chemie Physik BFO Naturwissenschaft
(weitere) Begriff (Verbandsbegriff) einem Ganzen entspricht und der untergeordnete (engere) Begriff (Teilbegriff) einen der Bestandteile dieses Ganzen repräsentiert" (DIN 1463-1), z.B.
Β 2.1.4.3
Hierarchische Relation
Durch die hierarchische Relation wird eine begriffliche Uber-/Unterordnung ausgedrückt. Es können folgende Typen der hierarchischen Relation unterschieden werden: a) Die Generische Relation (oder Abstraktionsrelation) wird von DIN 1463-1 definiert als „eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, von denen der untergeordnete Begriffe (Unterbegriff) alle Merkmale des übergeordneten Begriffs (Oberbegriff) besitzt und zusätzlich mindestens ein weiteres spezifizierendes Merkmal". Damit entspricht dieser Relationstyp ziemlich genau der Klassenbildung von Klassifikationssystemen. Das Verfahren, die Unterordnung durch ein zusätzliches Merkmal zum Ausdruck zu bringen, d.h. die Blickrichtung von oben nach unten, ist jedoch problematisch, da jeder Begriff eine Fülle von Merkmalen aufweist. Das Herausgreifen eines Merkmals als Unterteilungskriterium muss immer mit einer gewissen Subjektivität behaftet sein. Angesichts der polyhierarchischen und polydimensionalen Möglichkeiten, die die Thesaurusstruktur bietet, ist dies eine vermeidbare Engführung. Dem Thesaurusprinzip besser angemessen scheint die Blickrichtung von unten nach oben, bei dem ausgehend vom (merkmalsreicheren, komplexeren) Unterbegriff die (merkmalsärmeren, einfacheren) Oberbegriffe gesucht werden. Diese Methode mag zuerst weniger systematisch und vordergründig pragmatischer erscheinen als das Vorgehen über Merkmalsspezifikation, kann sich aber auf eine lange systematische wissenschaftliche Tradition berufen. So empfiehlt bereits Thomas von Aquin: „Aber weil die Wesen jener (einfachen) Substanzen für uns verborgener sind, daher muss man mit den Wesen der zusammengesetzten Substanzen beginnen, damit das Verfahren vom Leichteren her angemessener wird." (Lit. 07) b) Die Partitive Relation (oder Bestandsrelation) ist „eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, von denen der übergeordnete
Baum - Baumstamm - Krone - Wurzel
Die partitive Relation ist durch ihre Definition deutlich abgehoben von der generischen. Die meisten Thesauri fassen beide Relationen in einer allgemeinen hierarchischen Beziehungsart zusammen, D I N 1463-1 schlägt für diese Beziehungsart die Kürzel UB für Unterbegriff und OB für Oberbegriff vor, so dass sich als Einträge ergeben: Obstbaum U B Steinobstbaum Steinobstbaum OB Obstbaum Baum Baumstamm
U B Baumstamm OB Baum
Die Beziehung ist grundsätzlich reziprok zu gestalten. Eine getrennte Ausweisung der beiden Relationen kann jedoch durchaus vorteilhaft sein, zumindest in Bereichen, in denen partitive Untergliederungen ein gebräuchliches Denkmuster bilden. Bei einer Aufspaltung auf zwei Beziehungsarten sieht D I N 1463-1 für die genetische Relation vor: Obstbaum
UA Steinobstbaum
(für Unterbegriff/
Steinobstbaum (für Oberbegriff/
Baum
Abstraktionsrelation)
OA Obstbaum Abstraktionsrelation)
TP
Baumstamm
SP
Baum
(für Teilbegriff)
Baumstamm (flir
Verbandsbegriff)
Die Entscheidung, ob die beiden Relationsarten gemeinsam oder getrennt dargestellt werden, ist thesaurus- bzw. fachspezifisch zu treffen. Es gibt Bereiche, die stark partitiv orientiert sind und daher eine Trennung nahelegen (z.B. Chemie), bei anderen Gebieten wirkt eine Trennung oft künstlich. Wichtig ist, dass die gewählte Darstellungsform dann auch im gesamten Thesaurus einheitlich durchgehalten wird.
Β 2 Thesaurus
149
c) Ein weiterer Typ von hierarchischer Relation wird von Jansen (Lit. 04) mit der Z u g e h ö r i g keitsrelation vorgeschlagen, bei der er Begriffe vorstellt, bei denen der zweite Begriff im Z u sammenhang mit dem ersten zu sehen ist, z.B.: Tier - Tierernährung Diese Relation kann hier ein Beispiel für einen allgemein festzustellenden Trend sein, das starre Beziehungsgefüge des Thesaurus durch zusätzliche Relationsarten zu erweitern. Benutzerspezifisch definierte zusätzliche Relationen können eine hilfreiche Ergänzung sein, wenn es gelingt, allen Anwendern des Thesaurus die Art der Relation zu verdeutlichen, und wenn nicht durch zu viele Relationsarten der Uberblick verloren geht. Β 2.1.4.4
Assoziationsrelation
„Eine Assoziationsrelation ist eine zwischen Begriffen bzw. ihren Bezeichnungen als wichtig erscheinende Relation, die weder eindeutig hierarchischer Natur ist, noch als äquivalent angesehen werden kann." (DIN 1463-1) Bereits in dieser Definition, die letztlich nur aussagt, was nicht als Assoziationsrelation verstanden wird, kommt die Problematik dieser Relationsart zum Ausdruck. Häufig gerät sie zu einem Sammelbecken, in das alles hineingepackt wird, was im weiteren Sinne mit dem Ausgangsbegriff zu tun hat. Die Beziehungen, die hier verankert sein können, haben ganz unterschiedlichen Charakter (z.B. instrumental, kausal, temporal, Antonymie, Vorgänger-Nachfolger, Rohstoff-Erzeugnis) und oft entstehen lange Reihen solcher „verwandter Begriffe". Dabei wird verkannt, dass es im Thesaurus nicht darum gehen kann, möglichst vollständig alle Zusammenhänge auszuweisen, in die ein Begriff gestellt sein kann. Vielmehr ist der eigentliche Sinn dieser Relation, zusätzlich zur hierarchischen Struktur Querbeziehungen zu anderen, für die Formulierung des Sachverhaltes möglicherweise geeigneten Deskriptoren anzubieten. Z u r Darstellung der Assoziationsrelation schlägt D I N 1463-1 das Kürzel VB (Verwandter Begriff) vor, das in beiden Richtungen verwendet wird: Obst Obstbaum
VB VB
Obstbaum Obst
Da die eigentliche Assoziationsbeziehung ungerichtet ist, wird in manchen Thesauri auf die Auswei-
sung der reziproken Beziehungen verzichtet. Das Beziehungsgefüge wird dadurch jedoch leicht unübersichtlich und besonders beim Updating können Probleme auftreten, so dass auch verwandte Begriffe immer reziprok dargestellt werden sollten.
Β 2.1.4.5
Begriffskombination
Ein weiterer Relationstyp ergibt sich im Thesaurus, wenn von der Möglichkeit der Begriffskombination Gebrauch gemacht wird. Der zusammengesetzte Begriff, der im Thesaurus durch die Kombination von zwei Deskriptoren wiedergegeben werden soll, ist formal ein Nicht-Deskriptor. Er gehört jedoch nicht den Äquivalenzklassen der Deskriptoren an, durch die er kombiniert wird, vielmehr wäre seine Äquivalenzklasse eine Schnittmenge der beiden Äquivalenzklassen der Deskriptoren. Diese existiert im Thesaurus als solche a priori nicht, sondern wird erst bei der Benutzung einer Kombination gebildet. Deshalb ist es wichtig, die Begriffskombination von der Äquivalenzrelation getrennt zu halten. D I N 1463-1 schlägt dafür die Kürzel B K (Benutze Kombination) und KB (Kombinationsbegriff) vor. Die entsprechenden Einträge sehen dann so aus: Botschaftsgebäude B K Verwaltungsgebäude + Diplomatische Vertretung Verwaltungsgebäude KB Botschaftsgebäude Diplomatische Vertretung KB Botschaftsgebäude Dies ist der Mindeststandard an expliziter Darlegung, der auf jeden Fall eingehalten werden sollte. Aufwändiger, aber exakter und daher zu präferieren, ist die von Wersig (Lit. 08, S. 118) vorgeschlagene Darstellungsform. Dabei wird der reziproke Eintrag in drei Teile zerlegt (für die beiden Kombinationselemente und für den zusammengesetzten Begriff), so dass von jedem der drei Teile aus der vollständige Zusammenhang erkenntlich ist. (Bei der Kurzform des einteiligen reziproken Eintrags bleibt offen, welches das weitere Kombinationselement ist. Dazu wäre ein weiteres Nachschlagen unter „Botschaftsgebäude" notwendig.) Der ausführlichere Kombinationseintrag sieht dann so aus:
150
Margarete Burkart
Botschaftsgebäude BK Verwaltungsgebäude + Diplomatische Vertretung Verwaltungsgebäude B I K Diplomatische Vertretung BFK Botschaftsgebäude Diplomatische Vertretung B I K Verwaltungsgebäude BFK Botschaftsgebäude Hier steht BIK für „Benutzt in Kombination" und BFK für „Benutzt fiir Kombination". Da bei der Verwendung eines Deskriptors in mehreren Kombinationen der Bezug zwischen BIK und BFK verwirrend werden kann, sollten die Einträge entweder alternierend dargestellt oder mit Indikatoren versehen werden.
Β 2.2
Darstellung des Thesaurus
Die verschiedenen Relationen und sonstigen Angaben zur Äquivalenzklasse werden in einem gemeinsamen Satz zusammengefasst. Da die meisten Thesauri mit Vorzugsbenennungen arbeiten, hat sich dafür die Bezeichnung Deskriptorensatz durchgesetzt. Sowohl für die Darstellung der einzelnen Elemente innerhalb eines Deskriptorensatzes als auch für die Gestaltung des Thesaurus insgesamt sind verschiedene Punkte zu berücksichtigen. Β 2.2.1
Darstellung innerhalb der Deskriptorensätze
Neben den vorstehend beschriebenen Elementen können noch weitere Angaben im Deskriptorensatz hinzutreten. Für die Handhabung des Thesaurus, besonders beim Updating, ist es sinnvoll, jedem Deskriptorensatz eine eigene Begriffsnummer zuzuordnen. Maschinell erzeugte Datensatzn u m m e r n können hierfür verwendet werden, wenn sichergestellt ist, dass diese bei Update-Läufen nicht automatisch geändert werden. Außerdem ist es zumindest bei umfangreicheren Thesauri empfehlenswert, eine Notation zu verwenden und den Thesaurus klassifikatorisch zu erschließen. Dafür kommen primär Grobklassifikation oder facettierende Systeme in Frage. Uber die Klassifikation ist es möglich, den Thesaurus bei Bedarf in kleinere Subthesauri zu portionieren, die dann besser überschaut werden können. Hier kann
auch die Verknüpfung mit einem externen Klassifikationssystem erfolgen. Dadurch wird es möglich, von einem Erschließungsmittel auf das andere überzuwechseln; damit wird das Potential beider Systeme erhöht (vgl. Lit. 01). Einige Thesauri geben an Stelle einer Notation oder auch zusätzlich neben dem direkten Oberbegriff eines Deskriptors den obersten Begriff innerhalb der hierarchischen Kette an. Dafür wird das Kürzel T T (vom englischen Top Term) verwendet. Obwohl dies eigentlich eine hierarchische Beziehung ist, wird sie nicht reziprok ausgewiesen, sondern hat nur erläuternden Charakter. Ein Einfiihrungs- oder Anderungsdatum ist für die Thesauruspflege hilfreich und kann vor allem bei retrospektiven Recherchen die Auswahl geeigneter Deskriptoren erleichtern. In der Scope note oder Erläuterungskategorie werden Hinweise zum spezifischen Gebrauch eines Deskriptors festgehalten entsprechend der bei terminologischer und begrifflicher Kontrolle erfolgten Abweichungen, Einschränkungen oder Ausweitungen im Vergleich zum Sprachgebrauch in der natürlichen Sprache. Während die Definitionen oder Festlegungen in der Scope note immer nur für den jeweiligen Thesaurus Gültigkeit haben, werden in der Definitionskategorie Begriffsdefinitionen angegeben, die für das Fachgebiet allgemeine Verbindlichkeit haben (etwa aus Normen, Lexika, Handbüchern, Terminologiesammlungen). Weitgehend durchgesetzt hat sich etwa die folgende Reihenfolge der Angaben im Deskriptorensatz: -
Begriffsnummer* Notation(en)* Scope note Definition* Synonyme Oberbegriffe Unterbegriffe Verwandte Begriffe Kombinationsbegriffe* Einführungs- / Streichungsdatum*
Gemäß den Gegebenheiten kann diese Reihenfolge modifiziert werden, die mit * gekennzeichneten Kategorien haben nur fakultativen Charakter. Für die Orientierung innerhalb der Begriffssätze ist es jedoch notwendig, eine verbindliche Abfolge der Angaben beizubehalten.
Β 2 Thesaurus
Normalcrwcisc wird im Deskriptorensatz nur j e eine Hierarchieebene nach oben und unten angezeigt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, alle Ebenen aufzuführen, dann wird vergleichbar dem Ebenenindikator bei Notationssystemen das Beziehungskürzel um die Ebene ergänzt (OB-1, O B - 2 usw.). Eine vollständige Einbeziehung der Hierarchieebenen ist allerdings nur zu empfehlen, wenn die Anzahl der Ebenen im Thesaurus beschränkt ist (z.B. maximal nur 7 Ebenen).
Β 2.2.2
Gesamtpräsentation des Thesaurus
Auch wenn heute die meisten Thesauri elektronisch geführt werden, ist parallel dazu eine gedruckte Ausgabe des Thesaurus empfehlenswert, weil eine Orientierung über größere Mengen an Einträgen hier leichter als am Bildschirm möglich ist. Für die Anlage des gedruckten Thesaurus bieten sich alphabetische und/oder systematische Form an. Ist der Thesaurus nicht zu komplex oder umfangreich, kann auch eine graphische Darstellungsform gewählt werden. Alphabetische und systematische Ausgaben sind komplementär; wenn der Aufwand einer Ausgabe in beiden Formen nicht geleistet werden kann, sollte zumindest ein Register in der nicht gewählten Form angelegt werden. Die systematische Thesaurusausgabe kann nach der für den Thesaurus gewählten Klassifikation erfolgen. Innerhalb der Klassen werden die Einträge dann wieder alphabetisch geordnet.
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Β 2.3
Thesauruspflege
Dass das einzig Beständige der Wandel ist, gilt gerade auch für Thesauri. Im Gegensatz zur natürlichen Sprache, wo Sprachwandel allein durch Sprachbenutzung mehr oder weniger unbemerkt geschieht, muss im Thesaurus jeder Wandel explizit initiiert und in die Thesaurusstruktur eingepasst werden. U m im Thesaurus rechtzeitig die erforderlichen Änderungen einbringen zu können, ist zuerst genaues Beobachten nötig und zwar - Beobachtung der Entwicklung der Forschungsschwerpunkte des Faches - Beobachtung der fachsprachlichen Entwicklung - Beobachtung des Indexierungsverhaltens - Beobachtung der Indexierungsergebnisse - Beobachtung des Benutzerverhaltens - Beobachtung der Rechercheergebnisse. Eine grundlegende Thesaurusrevision sollte in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. In dem Intervall zwischen den Revisionen kann mit einem Kandidatenvokabular gearbeitet werden, d.h. fehlendes Wortgut kann mit einem provisorischen Status eingebracht werden, eine endgültige Einbindung in den Thesaurus bzw. eine Eliminierung muss bei der nächsten Revision erfolgen. Damit das Kandidatenvokabular seinen Zweck erfüllen kann und nicht nur eine ad-hoc-Lösung eines Indexierungsproblems bleibt, muss das Kandidatenvokabular der gesamten Sprachgemeinschaft (Indexierern und Benutzern) des Thesaurus bekannt gemacht werden.
In einer vollständig hierarchischen Thesaurusausgabe wird die gesamte hierarchische Struktur des Thesaurus bei der Anordnung nachvollzogen. Polyhierarchien können hierbei zu Problemen bei der Darstellung führen, da immer nur eine hierarchische Kette sukzessive nach unten verfolgt werden kann. In diesem Fall sind für die an einer Stelle nicht direkt weiterverfolgten Ketten zumindest Verweisungen anzubringen. Außerdem führen die Polyhierarchien dazu, dass Deskriptorensätze entsprechend ihrer polyhierarchischen Einbindung mehrfach erscheinen, wodurch der U m f a n g des gedruckten Thesaurus stark erweitert werden kann.
Dafür eignen sich Listen oder spezielle Hinweise beim Systemstart. Daneben sollten die Kandidaten wenigstens ansatzweise mit vorhandenen Deskriptoren verknüpft werden, da nur so die Notwendigkeit des Deskriptorvorschlages im Gesamtkontext beurteilt werden kann.
Die übersichtlichste Lösung für eine systematische Anordnung ist sicher die graphische (Diagramme oder Beziehungsgraphen).
- Deskriptoren, die sehr häufig bei Indexierung und Retrieval verwendet wurden, sollten durch mehr Vokabular im U m f e l d entlastet werden
Bei der Revision ist neben der letztlichen Entscheidung über das Kandidatenvokabular das gesamte Wortgut zu überprüfen: - Deskriptoren und Nicht-Deskriptoren, die nicht oder fast nicht benutzt wurden, sollten gelöscht werden.
152
Margarete Burkart
Accra W1230 O B Ghana Hauptstadt Afrika W0010 U B Afrika südlich der Sahara BIK Anglophones Land BFK Anglophones Afrika BIK Frankophones Land BFK Frankophones Afrika BIK Lusophones Land BFK Lusophones Afrika Afrika südlich der Sahara WO 120 O B Afrika U B Westafrika Anglophones Afrika BK Afrika + Anglophones Land A n g l o p h o n e s Land S0010 U B Ghana BIK Afrika BFK Anglophones Afrika Bissau W1230 O B Guinea-Bissau Hauptstadt Burkina Faso W1230 O B Frankophones Land Westafrika U B Ouagadougou
U B Accra VB Golf von Guinea G o l f v o n Guinea M0500 VB Ghana Guinea Guinea W1230 O B Frankophones Land Westafrika U B Conacry VB Golf von Guinea Guinea-Bissau W1230 O B Lusophones Land Westafrika U B Bissau Hauptstadt U6000 O B Stadt U B Accra Bissau Conacry Ouagadougou Lusophones Afrika BK Afrika + Lusophones Land Lusophones Land S0030 U B Guinea-Bissau BIK Afrika BFK Lusophones Afrika BF Portugiesischsprachiges Land
Conacry W1230 O B Guinea Hauptstadt
Ouagadougou W1230 O B Burkina Faso Hauptstadt
Frankophones Afrika BK Afrika + Frankophones Land
Portugiesischsprachiges Land BS Lusophones Land
Frankophones Land S0020 U B Burkina Faso Guinea BIK Afrika BFK Frankophones Afrika
Stadt
Ghana W1230 O B Anglophones Land Westafrika
UB
U6000 Hauptstadt
Westafrika W1230 O B Afrika südlich der Sahara U B Burkina Faso Ghana Guinea Guinea-Bissau
Abb. 2: Alphabetischer Ausdruck eines polyhierarchischen Thesaurus
Β 2 Thesaurus
(zusätzliche U n t e r b e g r i f f e , verwandte Begriffe) bzw. d u r c h eine E i n s c h r ä n k u n g des B e d e u t u n g s u m f a n g s spezifiziert w e r d e n . - Fehlende Deskriptoren sind zu ergänzen. - Veraltetes oder nicht benutztes Z u g a n g s v o k a b u lar ( N i c h t - D e s k r i p t o r e n ) ist zu e n t f e r n e n . - Fehlendes Zugangsvokabular ist zu ergänzen. - Fehlende Relationen sind zu ergänzen. - Ü b e r h i e r a r c h i s i e r u n g e n u n d zu extensive Assoziationsrelationen sollten e n t f e r n t w e r d e n . Hierbei ist zu berücksichtigen, dass j e d e Veränder u n g nicht n u r auf der sprachlichen Ebene erfolgt (etwa einer Textkorrektur vergleichbar), s o n d e r n einen Eingriff in das begriffliche G e f ü g e darstellt. Deshalb sollte beachtet w e r d e n : - J e d e L ö s c h u n g eines Deskriptors entspricht d e m Herausschneiden eines Knotens aus einem Netz. D a n a c h m ü s s e n die losen E n d e n n e u v e r b u n den w e r d e n . - J e d e E i n f ü g u n g erfordert einen U m b a u der hierarchischen Verkettung. - Alle Ä n d e r u n g e n m ü s s e n reziprok a u s g e f ü h r t werden. - W e n n bereits D o k u m e n t e mit d e m zu löschenden u n d zu ä n d e r n d e n Deskriptor indexiert w u r den, sollte der Sachverhalt n e u indexiert w e r d e n . Wo dieser A u f w a n d nicht geleistet w e r d e n kann, sollte im Deskriptorensatz z u m i n d e s t das Ä n d e r u n g s d a t u m angegeben w e r d e n . Gelöschte D e skriptoren müssen o h n e N c u i n d e x i e r u n g f ü r die Suche t r o t z d e m vorrätig gehalten w e r d e n .
Β 2.4
153
bzw. auch Druckausgabcn des T h e s a u r u s zu erstellen. Ein Beispiel f ü r eine solche L ö s u n g stellen Kunkel, Klos u n d Stys (Lit. 05) vor. Die wichtigsten Vorteile bei T h e s a u r u s a u f b a u u n d T h e s a u r u s p f l e g e sind folgende: - Beim T h e s a u r u s a u f b a u kann schon vorliegendes Vokabulars zur weiteren Bearbeitung i m p o r tiert w e r d e n . - Plausibilitätskontrollen nach d e m D a t e n i m p o r t o d e r bei der Eingabe v e r h i n d e r n s t r u k t u r e l l e Fehler. Z i r k u l ä r e u n d b l i n d e Verweise sowie Doubletten werden dadurch vermieden. - Reziproke Einträge w e r d e n automatisch erzeugt (Abb. 3). - K o r r e k t u r e n w e r d e n in allen b e t r o f f e n e n D e skriptorensätzen ausgeführt. - Ganze Zweige des Thesaurus k ö n n e n umgehängt w e r d e n u n d an einer anderen Stelle der Hierarchie eingefügt w e r d e n . Bei einer solchen U m o r d n u n g w e r d e n alle Relationen automatisch mit geändert. - Z u r dezentralen Bearbeitung v o n T h e s a u r u s t e i len d u r c h Fachspezialisten k ö n n e n T h e s a u r i gesplittet u n d wieder z u s a m m e n g e f ü h r t w e r d e n . - Bei mulitlingualen T h e s a u r i k ö n n e n Ü b e r s e t z u n g e n dezentral bearbeitet u n d anschließend zusammengeführt werden. - Flexible A u f b e r e i t u n g e n des T h e s a u r u s f ü r alphabetische u n d systematische Ausgaben sind möglich.
Elektronische Thesaurusunterstützung
Sowohl T h e s a u r u s a u f b a u u n d -pflege als die Arbeit m i t T h e s a u r i verlagert sich z u n e h m e n d auf elektronische Systeme. O b w o h l die G r u n d e l e m e n te des Thesaurusprinzips davon nicht b e r ü h r t w e r den, ergeben sich in der Praxis n e u e Aspekte der H a n d h a b u n g v o n Thesauri. Eine Auslagerung v o n T h e s a u r u s a u f b a u u n d T h e sauruspflege auf eigene, darauf spezialisierte Softwarepakete bietet die Möglichkeit, den T h e s a u r u s losgelöst v o m Informationssystem u n d dessen Beschränkungen zu bearbeiten u n d das Arbeitsergebnis d a n n in das Informationssystem einzuspielen
Deskriptor Ghana
W1230
OB Anglophones Land Westafrika
UB Accra BF VB Golf von Guinea Abb. 3: Thesauruseditor zur Erfassung und Änderung von Thesauri
154
Margarete Burkart
Deskriptor! [ G h a n a
L©Afrika L
Ö A f r i k a s ü d l i c h der S a h a r a L
& Westafrika -©Burkina Faso L
El O u a g a d o u g o u
-©idWIM L
i
Accra
-©Guinea L 1 Conacry -©Guinea-Bissau L Ii Bissau
L © A n g l o p h o n e s Land L
Β Accra
Abb. 4: Präsentation der Systematik mit Navigationsmöglichkeit - Die Verwaltung u n d Pflege v o n Thesauri in elektronischen Systemen bietet die Chance, auch sehr große Aquivalenzklassen anzulegen u n d somit ein breites u n d vielfältiges Zugangsvokabular f ü r Benutzer zur V e r f ü g u n g zu stellen. - D e r elektronische Thesauruszugrifferfolgt in der Regel m e h r punktuell, so dass alphabetische u n d systematische Darstellung nicht so stark ins G e wicht fallen. Ein alphabetischer Zugriff mit Trunkierungsmöglichkeiten bietet einen flexiblen Einstieg in das Vokabular. - Graphische B a u m - D a r s t e l l u n g e n lassen auf den ersten Blick e r k e n n e n , auf w e l c h e r E b e n e der Term in der Hierarchieleiter steht, d.h. wie er in eine Struktur von O b e r - u n d UnterbegrifFen eingebettet ist. Eine Hypertextstruktur bietet die Möglichkeit zur komfortablen Navigation innerhalb des Vokabulars. Dies e r h ö h t die Transparenz des semantischen N e t z e s f ü r den Benutzer (Abb. 4). Die A u f b e r e i t u n g von H T M L - A n w e n d u n g e n ist f ü r die Thesauruspräsentation u n d die p l a t t f o r m unabhängige N u t z u n g v o n zentraler B e d e u t u n g . T h e s a u r i k ö n n e n so in beliebige Web-Applikationen integriert u n d lokal, in N e t z w e r k e n oder dezentral als Ressource verfügbar gemacht w e r d e n .
Werden T h e s a u r i in elektronischen I n f o r m a t i o n s systemen zur Recherche eingesetzt, kann ihr hierarchischer A u f b a u gezielt genutzt w e r d e n , u m die Präzision der Recherche zu variieren: Abgesehen v o n der direkten Suche nach Deskriptoren besteht z u m Beispiel auch die Möglichkeit, alle U n t e r b e griffe eines Deskriptors in die Suche einzubeziehen. In elektronischen Systemen kann bei mehrsprachigen Thesauri eine flexible S p r a c h u m s c h a l t u n g angeboten w e r d e n . Grundsätzliche E r w ä g u n g e n zur Erstellung u n d Weiterentwicklung mehrsprachiger Thesauri f i n d e n sich in D I N 1463-2 (Lit. 03). Trotz der Vorteile elektronischer Thesauri stellen sie keinen Ersatz f ü r die konventionellen Präsent a t i o n s f o r m e n dar: N u r f ü r gedruckte Ausgaben v o n Thesauri ist ein Regularium v o r h a n d e n , das deren Archivierung auf die D a u e r in der D e u t s c h e n Bibliothek u n d d e n N a c h w e i s in der N a t i o n a l b i bliografie sichert.
Literatur 01 Burkart-Sabsoub, Margarete; Wersig, G.: Kombinatorischer Einsatz von Dokumentationssprachen. Berlin 1982, 23 S. (PROGRIS PKS 7/82) 02 D I N 1463-1: Erstellung und Weiterentwicklung von Thesauri. Einsprachige Thesauri. Berlin: Beuth 1987, 12 S. 03 D I N 1463-2: Erstellung und Weiterentwicklung von Thesauri. Mehrsprachige Thesauri. Berlin: Beuth 1993, 20 S. 04 Jansen, Rolf: Thesaurusrelationen als instrumentelle Hilfsmittel für Hypertext und Wissensbanken? In: N f D 44. 1993, S. 7-14 05 Kunkel, Paul; Klos, A. J.; Stys, Thomas: Thesauri entwickeln und anwenden mit MIDOS-Thesaurus. In: Information - Wissenschaft und Praxis ( N f D ) 5. 2003, S.273-280 06 Lancaster, F.W.: Vocabulary Control for Information Retrieval. 2.ed. Arlington, Vir., 1986, 270 S. 07 T h o m a s von Aquin: De ente et essentia. Das Seiende und das Wesen. Stuttgart: Reclam. 2. Aufl. 1987, S. 9 08 Wersig, Gernot: Thesaurus-Leitfaden. 2. erg. Aufl. M ü n c h e n u.a., 1985, 394 S.
Β3
Wissensbasierte Verfahren der Organisation und Vermittlung von Information Ulrich Reimer
Dieses Kapitel befasst sich mit neueren, wissensbasierten Verfahren für die Ablage und Bereitstellung von Information. Diese Verfahren haben ihren Ursprung im Gebiet der wissensbasierten Systeme, das sich mit der formalen, von einem Rechner interpretierbaren Repräsentation von Wissen befasst, um „intelligente" Systeme zu realisieren (Lit. 29).
Β 3.1
Thematische Beschreibung von Dokumentinhalten
Unter der thematischen Repräsentation von Dokumentinhalten verstehen wir die Beschreibung, worüber ein Dokument handelt - im Gegensatz zur formalen Darstellung des Dokumentinhalts selber. Thematische D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g e n (oder Dokumentindexierungen) erlauben leistungsfähigere Retrieval-Systeme als das zur Zeit verbreitete Freitext-Retrieval, das lediglich die in einem D o kument auftretenden Wörter berücksichtigt. Die Erstellung von Dokumentbeschreibungen erfordert jedoch einen zusätzlichen, in der Regel manuell zu leistenden Aufwand, der bei Freitext-Retrival nicht anfällt. Je detaillierter eine Indexierung ist, desto genauere Retrieval-Ergebnisse lassen sich erzielen (im Sinne von Precision und Recall - siehe Kapitel Β 9). Eine Indexierung sollte deshalb möglichst nicht auf eine Liste von Schlagwörtern beschränkt sein, sondern dokumentspezifische Beziehungen zwischen den Schlagwörtern zulassen. Β 3.1.1
Traditionelle Verfahren
Z u den traditionellen Verfahren der inhaltlichen Erschließung von Dokumenten gehören die Klassifikationsverfahren. Die Dezimalklassifikation (vgl. Kapitel Β 1) legt alle für eine Inhaltsbeschreibung verwendbaren Kategorien im voraus fest. Man bezeichnet sie deshalb auch als präkoordinierend. Diese Kategorien sind in einer Hierarchie immer spezieller werdender Begriffe angeordnet, wobei die der Hierarchie zugrundeliegende Spezialisierungsbeziehung eine wenig klare Semantik aufweist (z.B. sind die Begriffe Flüsse sowie Ufer und Böschungen und Entstehimg von Wasserläufen dem Begriff Bin-
nengewässer (627.1) untergeordnet). Die Nachteile der Dezimalklassifikation sind ihre (für eine manuelle Ablage konzipierte) monohierarchische Ordnung, die eine in vielen Sachgebieten auftretende polyhierarchische Begriffsordnung nur unzureichend wiedergeben kann, sowie ihre geringe Aktualität für sich schnell entwickelnde Sachgebiete. Die Facettenklassifikation (vgl. Kapitel Β 1) ist postkoordinierend und gibt Begriffskategorien vor, die nach bestimmten Regeln (z.B. unter Berücksichtigung einer Rangfolge zwischen verschiedenen Facettcntypcn) zur Kennzeichnung eines Dokumentinhalts zusammen gesetzt werden (z.B. Instrument:Glas:Herstellung für Die Herstellung von Glasinstrumenten). Eine Schwäche der Facettenklassifikation besteht in der weitgehenden Ignorierung der Art der Beziehungen zwischen den Einzelbegriffen - lediglich die Benennung des Facettentyps macht hierzu gewisse Angaben. So kann in dem einfachen Beispiel Industrieroboter (P): Herstellung (E) sowohl die Herstellung von Industrierobotern als auch die Herstellung mit Industrierobotern gemeint sein. Beider Verwendung von Schlagwörtern zur Dokumentbeschreibung besteht die Möglichkeit, einzelne Schlagwörter u m Rollcnindikatoren (vgl. Kapitel Β 1) zu ergänzen, sowie durch Satzbildung oder durch Verwendung von Indexzahlen (Lit. 16) die Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t von Schlagwörtern deutlich zu machen. Auch hier ist eine Angabc zur Art der Beziehung zwischen den Schlagwörtern nicht möglich. Beispielsweise können die folgenden beiden, jeweils durch Satzbildung aus zwei Schlagwörtern zusammengesetzten Schlagwortgruppen für denselben Sachverhalt der Herstellung mit Industrierobotern stehen: (Herstellung, Industrieroboter) für Herstellung mit Hilfe von Industrierobotern (Industrieroboter, Herstellung) für Industrieroboter für die Herstellung Die erste Schlagwortgruppe kann aber auch die Bedeutung Herstellung von Industrierobotern haben.
156
Ulrich Reimer
A u c h d i e in e i n e m T h e s a u r u s (vgl. Kapitel Β 2)
D a b e i s i n d Staatsbesuch, Diktator u n d
beschriebenen semantischen Relationen zwischen
Staat B e g r i f f e , w ä h r e n d besuchender Politiker u n d be-
Demokratischer
Deskriptoren k ö n n e n nicht für die Beschreibung
suchtes Land B e z i e h u n g e n z w i s c h e n d e n B e g r i f f e n
v o n D o k u m e n t i n h a l t e n h e r a n g e z o g e n w e r d e n . Sie
sind.
d i e n e n e i n e r k o n t r o l l i e r t e n Vergabe v o n S c h l a g w ö r tern, sind s o m i t begriffsorientiert u n d u n a b h ä n g i g von dokumentspezifischen Beziehungen zwischen
2. M e r k m a l e v o n B e g r i f f e n : S o w i e B e z i e h u n gen zwischen Begriffen mögliche Bestandteile ein e r D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g s i n d , so k a n n d i e A u s -
Schlagwörtern.
sage, dass e i n D o k u m e n t e i n b e s t i m m t e s M e r k m a l Als w e i t e r e V a r i a n t e d e r I n h a l t s e r s c h l i e ß u n g b i e -
eines Begriffs behandelt, wesentlich f ü r dessen In-
ten Abstracts zwar eine große U n t e r s t ü t z u n g , w e n n
h a l t s b e s c h r e i b u n g sein. A n a l o g w i e f ü r B e z i e h u n -
es d a r u m g e h t , a u s m e h r e r e n D o k u m e n t e n e i n i g e
gen zwischen Begriffen sind im kontrollierten Vo-
(manuell) auszuwählen, d o c h sind Abstracts d u r c h
k a b u l a r f ü r j e d e n B e g r i f f d i e M e r k m a l e , d i e in e i -
R e c h n e r e b e n s o s c h l e c h t i n t e r p r e t i e r b a r w i e Voll-
n e r I n h a l t s b e s c h r e i b u n g v e r w e n d b a r sind, f e s t g e -
texte u n d tragen f ü r ein automatisches D o k u m e n t -
legt.
Retrieval n i c h t bei. Beispiel: W i r f a s s e n z u s a m m e n , dass t r a d i t i o n e l l e V e r f a h r e n
E i n D o k u m e n t , das ü b e r die I n f l a t i o n s r a t e v e r s c h i e -
der Inhaltserschließung die S c h w ä c h e aufweisen,
dener Industrienationen handelt, könnte folgender-
lediglich rein syntaktische G r u p p i e r u n g e n v o n
m a ß e n b e s c h r i e b e n sein:
S c h l a g w ö r t e r n v o r z u n e h m e n , w e s h a l b in e i n e r D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g v e r s c h i e d e n e Arten Beziehungen
von
zwischen Schlagwörtern nicht differen-
ziert w e r d e n k ö n n e n .
Industrienation:
Inflationsrate
Hierbei wäre im kontrollierten Vokabular onsrate als M e r k m a l d e s B e g r i f f s Industrienation
Inflativor-
gesehen. 3. B e g r i f f s h i e r a r c h i e : D a s k o n t r o l l i e r t e V o k a b u -
Β 3.1.2
lar f ü r d i e S c h l a g w ö r t e r sollte in e i n e r B e g r i f f s h i e r -
Anforderungen an eine ausdrucksmächtigere Dokumentationssprache
a r c h i e a n g e o r d n e t sein, u m d u r c h d i e d a m i t g e g e b e n e O r i e n t i e r u n g s h i l f e das A u f f i n d e n r e l e v a n t e r B e g r i f f e in e i n e m u m f a n g r e i c h e n V o k a b u l a r z u e r -
A u s d e r k r i t i s c h e n B e t r a c h t u n g t r a d i t i o n e l l e r Ver-
l e i c h t e r n . D i e s gilt s o w o h l f ü r d i e ( m a n u e l l e ) E r -
f a h r e n i m v o r a n g e g a n g e n e n A b s c h n i t t lassen sich
s t e l l u n g e i n e r D o k u m e n t i n d e x i e r u n g als a u c h f ü r
die f o l g e n d e n F o r d e r u n g e n an e i n e a u s d r u c k s -
d i e F o r m u l i e r u n g e i n e r S u c h a n f r a g e . F e r n e r las-
mächtigere D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e ableiten:
s e n sich A n f r a g e n s o d u r c h A u f s t e i g e n in d e r B e -
1. Dokumentspezifische B e z i e h u n g e n zwis c h e n B e g r i f f e n : Z u r Beschreibung eines D o k u -
g r i f f s h i e r a r c h i e bei B e d a r f g e n e r a l i s i e r e n . Beispiel:
m e n t i n h a l t s sind nicht n u r die Schlagwörter relevant, sondern auch, welche B e z i e h u n g e n zwischen i h n e n das D o k u m e n t t h e m a t i s c h c h a r a k t e r i s i e r e n .
D e r B e g r i f f Umweltkatastrophe
ist O b e r b e g r i f f z u
B e g r i f f e n w i e Ölpest, Erdbeben u n d
Hochwasser.
E i n e D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e sollte diese M ö g l i c h -
Eine Suchanfrage nach D o k u m e n t e n über den
keit d e r I n h a l t s b e s c h r e i b u n g z u l a s s e n . E n t s p r e -
Z u s a m m e n h a n g zwischen Rückversicherungsprä-
c h e n d legt e i n k o n t r o l l i e r t e s V o k a b u l a r n i c h t n u r
mien u n d Umweltkatastrophen kann den Begriff
die als S c h l a g w ö r t e r z u r V e r f ü g u n g s t e h e n d e n B e -
Umweltkatastrophe
g r i f f e fest, s o n d e r n z u s ä t z l i c h , w e l c h e B e z i e h u n -
f a l l e n d e n B e g r i f f e explizit (in e i n e r O d e r - V e r k n ü p -
g e n als Teil e i n e r I n h a l t s b e s c h r e i b u n g v e r w e n d e t
fung) aufzuzählen.
v e r w e n d e n , a n s t a t t alle d a r u n t e r
werden können.
4. Instanzen und Unterbegriffe bestehender Begriffe als neue Schlagwörter: Das kontrol-
Beispiel: E i n D o k u m e n t , das ü b e r d e n S t a a t s b e s u c h e i n e s
lierte V o k a b u l a r gibt d i e als S c h l a g w ö r t e r z u r Ver-
D i k t a t o r s in e i n e m d e m o k r a t i s c h e n L a n d h a n d e l t ,
f ü g u n g s t e h e n d e n B e g r i f f e vor. N i c h t d a r i n e n t -
könnte (zunächst noch vereinfacht) folgenderma-
h a l t e n s i n d I n s t a n z e n d i e s e r B e g r i f f e , z.B. P e r s o -
ß e n beschrieben sein:
n e n des öffentlichen Lebens, Nationalstaaten, o d e r
Staatsbesuch: besuchender Politiker:
F i r m e n . U m g e n ü g e n d detailliert sein z u k ö n n e n ,
Diktator
Staatsbesuch: besuchtes Land: Demokratischer
Staat
m ü s s e n in e i n e r D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g
auch
Β 3 Wissensbasierte Verfahren der Organisation und Vermittlung von Information
Schlagwörtcr zulässig sein, die Instanzen von Begriffen daraus sind, auch wenn sie selber nicht zum kontrollierten Vokabular gehören. Aus dem gleichen Grund können auch neue Begriffe, die U n terbegriffc von Begriffen aus dem kontrollierten Vokabular sind, als Schlagwörter verwendet werden. Beispiel: Das oben gegebene Beispiel einer Inhaltsbeschreibung verwendet die Begriffe Staatsbestich, Diktator und Demokratischer Staat. Die Angabe des besuchenden Diktators und des besuchten Landes (beides sind Instanzen) vergrößert den Detaillierungsgrad. Ein kontrolliertes Vokabular, welches den Anforderungen der obigen Ausführungen genügt, entspricht von der Idee her einem Thesaurus, geht aber weit darüber hinaus: Die in einem Thesaurus enthaltenen Relationen sind nicht als Teil einer Dokumentbeschreibung gedacht, sondern dienen der Auswahl geeigneter Schlagwörter. Ebensowenig sehen Thesauri Merkmale für Begriffe vor. Wenn wir im weiteren von einem kontrollierten Vokabular sprechen, meinen wir deshalb nicht einen Thesaurus, sondern eine Ontologie. Β 3.1.3
157
male und Beziehungen zu anderen Begriffen näher charakterisiert, während man allein die Festlegung einer Menge von Begriffen und ihrer Bezeichner schon als Terminologie bezeichnen kann. Formale Begriffsdefinitionen, wie sie für Ontologien erforderlich sind, benötigen eine formale Sprache. Hierfür haben sich die so genannten Beschreibungslogiken (oder terminologischen Logiken) herausgebildet. Sie entstanden aus den frühen Ansätzen wissensbasierter Systeme, wie z.B. semantische Netze und Frame-Repräsentationssprachen, und beheben deren grundlegendes Defizit, dass lediglich ihre Syntax, jedoch nicht ihre Semantik explizit festgelegt war (Lit. 27). Ein Austausch von semantischen Netzen oder Frame-Repräsentationen zwischen unterschiedlichen Systemen war deshalb nicht ohne weiteres möglich, denn das Zielsystem wusste nicht, wie es eine solche Repräsentation zu interpretieren hatte. Erst eine verbindliche (formale) Semantik eröffnet die Möglichkeit, dass mehrere unabhängige Systeme eine Ontologie (inklusive der damit erstellten Repräsentationen wie Dokumentbeschreibungen) teilen können. Im Zeitalter der Vernetzung von Systemen ist das eine zentrale Anforderung. Beschreibungslogiken spielen deshalb eine wichtige Rolle im Semantic Web (siehe Abschnitt Β 3.1.6).
Terminologien und Ontologien
Unter einer Terminologie versteht man eine Menge von Begriffen und die ihnen zugeordneten Bezeichnen Ein Begriff ist eine gedankliche Einheit, die durch einen Bezeichner identifiziert wird. Ein Begriff besitzt eine Extension und eine Intension. Die Extension ist die Menge aller Objekte, die unter den Begriff fallen, während die Intension eine Definition ist, die festlegt, wann ein Objekt als zugehörig zu der Extension des Begriffs anzusehen ist, also eine Instanz des Begriffs ist. Eine Ontologie ist die formale, explizite Spezifikation einer Konzeptualisierung eines Weltausschnitts, die innerhalb einer Gemeinschaft geteilt wird (vgl. Lit. 11). Unter Konzeptualisierung versteht man dabei die Bildung eines Modells der realen Welt. Im Gegensatz zum Begriff einer Terminologie verlangt der Begriff einer Ontologie den formalen Charakter der Begriffsdefinitionen und betont den Aspekt, dass die Definitionen von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft akzeptiert sind und von ihnen in glcichcr Weise verstanden werden. Ferner sind Begriffe in einer Ontologie durch ihre Merk-
Β 3.1.4
Beschreibungslogiken
Beschreibungslogiken (Lit. Ol) wurden für die Repräsentation von Begriffen und Begriffshierarchien entworfen. Von ihrer Ausdrucksmächtigkeit her sind sie eine Teilmenge der Prädikatenlogik erster Ordnung. In der prädikatenlogischen Sicht stellen Begriffe einstellige Prädikate dar, die als eine Menge von Objekten interpretiert werden, während Beziehungen zwischen Begriffen als zweistellige Prädikate für binäre Relationen zwischen Objekten interpretiert werden (solche Beziehungen heißen in Beschreibungslogiken Rollen, wir werden hier aber weiter von Beziehungen sprechen). Eine Beschreibungslogik verfügt über eine Menge von Sprachkonstrukten, durch die Begriffe und Beziehungen zwischen Begriffen definiert werden können. Unter den Begriff Beschreibungslogik fällt eine Familie von konkreten Logiken, die über verschiedene Sprachkonstrukte verfügen und deshalb unterschiedliche Ausdrucksmächtigkcit aufweisen. Im Folgenden beschränken wir uns auf die Konstruk-
158
Ulrich Reimer
t c z u r B c g r i f F s d c f m i t i o n , m i t d e n e n sich d i e in A b -
Staatsbesuch-Clinton:
s c h n i t t Β 3.1.2 a u f g e s t e l l t e n A n f o r d e r u n g e n an e i n e
w o b e i Clinton
D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e a b d e c k e n lassen. K o n -
e i n g e f ü h r t ist:
s t r u k t e z u r D e f i n i t i o n v o n B e z i e h u n g e n als e i g e n -
Clinton
besuchender Politiker:
als I n s t a n z d e s B e g r i f f s
instanz-von
Clinton US-Politiker
US-Politiker
s t ä n d i g e E n t i t ä t c n w e r d e n n i c h t b e h a n d e l t , d a sie d e n R a h m e n dieses Kapitels sprengen w ü r d e n .
B e g r i f f s h i e r a r c h i c n e n t s t e h e n in B e s c h r e i b u n g s -
Zugleich wird auf jegliche formale Darstellung
logiken auf zweierlei Weise. Einerseits k a n n ein
verzichtet zugunsten einer Vermittlung der wesent-
n e u e r B e g r i f f explizit als U n t e r b e g r i f f e i n e s a n d e -
lichen Ideen.
r e n e i n g e f ü h r t w e r d e n . D i e s b e d e u t e t , dass alle I n -
a) E i n e E i g e n s c h a f t s k l a s s e f ü r e i n e n B e g r i f f legt fest, dass alle z u m B e g r i f f g e h ö r e n d e n I n s t a n z e n e i n e n b e s t i m m t e n Typ v o n E i g e n s c h a f t b e s i t z e n . E i n k o n k r e t e r W e r t d e r E i g e n s c h a f t ist n i c h t b e s t i m m t , j e d o c h welches die m ö g l i c h e n Werte sind.
mit eine Teilmenge der Extension des Oberbegriffs ist. Daneben können Ober-/Unterbegriffsbeziehungen, die nicht e i n g e f ü h r t w u r d e n , aber aus d e n
Beispiel: D i e D e f i n i t i o n d e s B e g r i f f s Nationalstaat
sieht die
E i g e n s c h a f t s k l a s s e lnflationsrate vor. E i n e I n s t a n z des B e g r i f f s w e i s t als E i g e n s c h a f t e i n e positive P r o z e n t angabe auf: Nationalstaat:
s t a n z e n d e s U n t e r b e g r i f f s a u c h I n s t a n z e n des O b e r begriffs sind, die Extension des U n t e r b e g r i f f s so-
Inßationsrate:
vorliegenden Begriffsdefinitionen folgen, u . U . m i t t e l s so g e n a n n t e r t e r m i n o l o g i s c h e r I n f e r e n z e n h e r g e l e i t e t w e r d e n (Lit. 02). D a s ist d e r Fall, w e n n a u f g r u n d d e r B e g r i f f s d e f i n i t i o n e n alle I n s t a n zen des einen Begriffs notwendigerweise a u c h I n -
[ > 0% ]
s t a n z e n d e s a n d e r e n sind, d e r e r s t e r e d a m i t e i n U n -
b ) E i n e E i g e n s c h a f t f ü r e i n e n B e g r i f f legt fest, dass
t e r b e g r i f f d e s z w e i t e n ist. D e r O b e r b e g r i f f m u s s in
alle z u m B e g r i f f g e h ö r e n d e n I n s t a n z e n d i e s e E i -
e i n e m s o l c h e n Fall so detailliert d e f i n i e r t sein, dass
genschaft besitzen.
er n o t w e n d i g e u n d h i n r e i c h e n d e
Bedingungen
angibt, die eine zugehörige Instanz erfüllen muss. Beispiel:
N o t w e n d i g e Bedingungen m a c h e n Aussagen dar-
D e r B e g r i f f , d e r f ü r alle i m J a h r 2 0 0 3 e r f o l g t e n
über, welche Eigenschaften u n d B e z i e h u n g e n ein
S t a a t s b e s u c h e steht, k a n n f o l g e n d e r m a ß e n d e f i n i e r t
O b j e k t a u f w e i s t , falls es e i n e I n s t a n z d e s B e g r i f f s
sein:
ist, z.B. f ü r d e n B e g r i f f e i n e s J u n g g e s e l l e n , dass j e d e
Staatsbesuch-2003:
Jahr:
2003
I n s t a n z d i e E i g e n s c h a f t männlich
c) Beziehungen zwischen Begriffen: Eine Beg r i f f s d e f i n i t i o n k a n n f e s t l e g e n , dass j e d e z u d e m Begriff gehörende Instanz eine b e s t i m m t e Bezieh u n g zu einer Instanz eines b e s t i m m t e n a n d e r e n Begriffs aufweist.
besitzt. H i n r e i -
chende Bedingungen charakterisieren eine Instanz d e r a r t , dass bei V o r l i e g e n e i n e s O b j e k t s g e s c h l o s s e n w e r d e n k a n n , o b es e i n e I n s t a n z d e s b e t r e f f e n d e n B e g r i f f s ist o d e r n i c h t . F ü r d e n B e g r i f f e i n e s J u n g g e s e l l e n m u s s d a z u z u s ä t z l i c h d e f i n i e r t sein, dass j e d e I n s t a n z d i e E i g e n s c h a f t unverheiratet
be-
sitzt.
Beispiel: D i e Definition des Begriffeines Staatsbesuchs sieht e i n e B e z i e h u n g besuchender
Politiker
z u m Begriff
Politiker v o r s o w i e e i n e B e z i e h u n g besuchtes z u m Begriff
Land
g e n spielt e i n e w i c h t i g e R o l l e b e i m A u f b a u g r o ß e r B e g r i f f s h i e r a r c h i e n , d e n n sie h i l f t , d i e s e k o n s i s t e n t
Nationalstaat:
Staatsbesuch: besuchender Politiker: Staatsbesuch: besuchtes Land:
Die Herleitungvon Ober-/Unterbegriffsbeziehun-
Politiker
Nationalstaat
u n d vollständig zu halten. A u c h die A u s w e r t u n g v o n S u c h a n f r a g e n basiert a u f der H e r l e i t u n g v o n Ober-/ Unterbegriffsbeziehungen.
d) B e z i e h u n g e n z u B e g r i f F s i n s t a n z e n : S c h l i e ß lich k a n n e i n e B e g r i f f s d e f i n i t i o n v o r s e h e n , dass j e d e Instanz des Begriffs eine b e s t i m m t e B e z i e h u n g zu einer angegebenen Begriffsinstanz aufweist.
Β 3.1.5
Repräsentation von Dokumentinhalten und Suchanfragen
Beispiel:
Die oben beschriebenen Konstrukte einer Bcschrei-
D e r Begriff, d e r f ü r alle S t a a t s b e s u c h e d e s a m e r i -
bungslogik erlauben die E i n f ü h r u n g einer O n t o -
k a n i s c h e n Politikers C l i n t o n s t e h t , w ä r e f o l g e n d e r -
logic, die das Vokabular f ü r die E r s t e l l u n g v o n
m a ß e n zu repräsentieren:
D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g e n festlegt. E i n e D o k u -
Β 3 Wissensbasierte Verfahren d e r O r g a n i s a t i o n u n d V e r m i t t l u n g v o n I n f o r m a t i o n
m e n t b e s c h r e i b u n g kann nun bestehen aus einer Menge von - Begriffen aus der vorgegebenen Ontologie, - neuen UnterbegrifFen zu Begriffen aus der O n tologie, - neuen Instanzen zu Begriffen aus der Ontologie, - zusätzlichen Beziehungen zwischen Begriffen, die sich nicht aus den Definitionen der zugehörigen Begriffe ergeben, sondern darüber hinaus gehende Aussagen über den Dokumentinhalt machen. Abb. 1 illustriert die Beschreibung eines D o k u ments, das über eine Ölpest in der Nordsee handelt, die durch eine Tankerhavarie verursacht wurde. Dort sind die Begriffe Ölpest-i und Havarie-1 neu eingeführte Unterbegriffe zu den Begriffen Ölpest und Havarie der zugrundeliegenden O n t o logie. Bei bewirkt-1 handelt es sich um eine Kausalbeziehung. Es ist eine zusätzliche Beziehung, die nicht Teil einer bestehenden Begriffsdefinition ist wie die Beziehungen Ort und Beteiligte. Es handelt sich vielmehr um eine Aussage über die beiden relationierten Begriffe. Obwohl bewirkt-1 für eine Beziehung steht, behandeln wir sie hier darstellungsmäßig wie einen Begriff. Das ist möglich, denn es ist letztlich eine reine Sichtfrage, ob eine Entität als ein Begriff oder eine Beziehung aufgefasst wird. Es gibt oft kein absolutes Entscheidungskriterium, ob eine Entität als eine Instanz oder ein Begriff aufzufassen ist, z.B. ob der Euro-Wechselkurs bereits eine Instanz ist oder erst der Wechselkurs zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dagegen ist Euro sicherlich eine Instanz des Begriffs Währung. In den folgenden Beispielen sind im Zweifelsfall immer Begriffe statt Instanzen dargestellt. Olpest-1 is-a Ölpest Havarie-ί is-a Havarie Ölpest-ί: Ort: Nordsee Havarie-ί: Beteiligte: Tanker bewirkt-1 is-a bewirkt bewirkt-1: Verursacher: Havarie-1 beivirkt-1: Verursachtes: Ölpest-1 Abb. 1: Beispiel für eine
Themenbeschreibung
Ebenso ist die Unterscheidung zwischen Beziehungen und Eigenschaften nicht absolut, sondern eine
159
Frage der Sichtweise. So kann der Ort einer Ölpest eine Eigenschaft sein oder als eine Beziehung aufgefasst werden. Im ersten Fall wäre Nordsee in Abb. 1 eine Eigenschaft, in dem anderen eine Instanz. Die Wahl zwischen der Modellierung einer Eigenschaft oder einer Beziehung ist eine Frage des Detaillierungsgrads der Ontologie. Ist Nordsee als eine Instanz modelliert (und Ort somit eine Beziehung), liegen Aussagen darüber vor. Ist Nordsee dagegen eine Eigenschaft, so wird nichts weiter darüber ausgesagt. Ein zweites Beispiel einer thematischen D o k u mentrepräsentation in Abb. 2 steht für ein Dokument, das den Einfluss der Konjunkturentwicklung und des Wechselkurses des Euro auf die europäischen Börsen behandelt. Die Beschreibung übernimmt den Begriff Konjunkturentwicklung aus der Ontologie, führt den Begriff europäische Börse als neuen Unterbegriff ein und spezifiziert eine Beziehung zwischen beiden Begriffen. Es könnte der Begriff europäische Börse auch schon in der Ontologie vorhanden sein und würde dann direkt in die Dokumentbeschreibung übernommen werden (wie der Begriff Konjunkturentwicklung). Analogwird der Begriff Euro-Wechselkurs eingeführt, der den Begriff Wechselkurs aus der Ontologie spezialisiert, und es wird eine Beziehung zu europäische Börse dargestellt. Konjunkturentwicklung europäische Börse is-a Börse europäische Börse: Ort: [London, Paris, Frankfurt, ...] einfluß-1 is-a einfluß einfluß-1: Beeinflussendes: Konjunkturentwicklung einfluß-1: Beeinjlujhes: europäische Börse Euro-Wechselkurs is-a Wechselkurs Euro-Wechselkurs: Währung: Euro Euro instanz-von Währung einfluß-2 is-a einfluß einjluß-2: Beeinflussendes: Euro-Wechselkurs einfluß-2: Beeinflußtes: europäische Börse Abb. 2: Zweites
Beispiel einer thematischen
Dokumentreprä-
sentation
Eine Suchanfrage ist im Prinzip nichts anderes als eine Dokumentbeschreibung. Die Auswertung der Anfrage identifiziert alle Dokumente, deren Beschreibung unter die in der Suchanfrage angegebene Beschreibung fällt, also von ihr subsumiert werden. Die folgenden Suchanfragen identifizieren die Dokumentbeschrcibung in Abb. 1 als relevant:
160
1. Alle Dokumente über Umwcltkatastrophcn: Umweltka tastrophe Es wird angenommen, dass in der zugrundeliegenden Ontologie folgende Beziehung modelliert ist: Ölpest is-a Umweltkatastrophe Dann enthält diese Anfrage einen Begriff, der genereller ist als ein Begriffin der Dokumentbeschreibung, in diesem Fall Ölpest-1, welcher Unterbegriff von Ölpest ist und somit auch Unterbegriff von Umweltkatastrophe. Die Anfrage subsumiert deshalb die Dokumentbeschreibung, und das zugehörige Dokument qualifiziert sich als Ergebnisdokument. 2. Alle Dokumente über eine Ölpest: Ölpest Diese Anfrage subsumiert mit der gleichen Argumentation die Dokumentbeschreibung aus Abb. 1. 3. Alle Dokumente über eine Ölpest in der N o r d see: Ölpest-2 is-a Ölpest Ölpest-2: Ort: Nordsee Der Begriff Ölpest-2 entspricht dem Begriff Ölpest1 in der Dokumentbeschreibung, so dass diese von der Suchanfrage subsumiert wird. Die N a m e n von Begriffen, die in einer Dokumentbeschreibung oder einer Suchanfrage neu eingeführt werden, spielen keine Rolle bei der Anfrageauswertung. Es ist lediglich von Bedeutung, zu welchen Begriffen in der Ontologie sie Unterbegriff sind, und welche weiteren Beschreibungsmerkmale sie aufweisen. 4. Alle Dokumente über eine Ölpest, die durch eine Tankerhavarie verursacht wurden: Tankerhavarie is-a Havarie Tankerhavarie: Beteiligte: Tanker bewirkt-2 is-a bewirkt bewirkt-2: Verursacher: Tankerhavarie bewirkt-2: Verursachtes: Ölpest Auch diese Anfrage subsumiert die Dokumentbeschreibung aus Abb. 1. Damit sind die wesentlichen Aspekte der Repräsentation von Dokumentinhalten durch Beschreibungslogiken eingeführt. Der folgende Abschnitt geht auf neuere Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Semantic Web ein und setzt die oben gemachten Ausführungen dazu in Beziehung.
Ulrich Reimer
Β 3.1.6
D a s „Semantic Web": Beschreibungslogiken u n d das „Web"
Unter dem Schlagwort Semantic Web (Lit. 04) versteht man eine Erweiterung des bestehenden Internets, in der jedes Dokument (bzw. jede Informationseinheit) um Meta-Informationen angereichert ist, die Angaben zum Inhalt des Dokuments und zu seinem Kontext machen, z.B. für welchen Zweck es von wem und wann erstellt wurde, worüber es handelt, bis hin zur expliziten Darstellung darin enthaltener Aussagen. Solche ergänzenden Angaben zu einem Dokument nennt man A n n o tationen. Die Idee, Seiten auf dem Internet mit Annotationen semantisch anzureichern, w u r d e erstmalig mit den Systemen Shoe (Lit. 23) und Ontobroker (Lit. 08) verfolgt. Die Meta-Informationen liegen in einem Format mit festgelegter Syntax und Semantik vor, so dass sie von rechnergestützten Informationssystemen automatisch verarbeitet werden können. Gemeinsam mit der Bereitstellung von Ontologicn, die ebenfalls über das Internet zugreifbar sind, bilden diese Meta-Informationen die Basis für völlig neuartige Informationsdienste. Autonome SoftwareA g e n t e n , sogenannte (Semantic) Web-Services (Lit. 24), stellen unter Verwendung der Meta-Informationen unterschiedlichste Dienste bereit, wie die Kombination von Informationen aus verschiedenen Wissensquellen, die Induktion neuen Wissens (Data Mining und Text Mining), die Suche weiterer Agenten, deren Dienste anschließend in Anspruch genommen werden, bis hin zur automatischen Aushandlung der Bedingungen, unter denen ein Agent seine Dienste einem anderen zur Verfügung stellt. Die Ansätze des Semantic Web sind nicht auf das Internet beschränkt, sondern auch für Intranets anwendbar. Meta-Informationen, die spezifizieren, worüber ein Dokument (oder generell eine Informationseinheit) handelt, basieren auf den in den vorangegangenen Abschnitten vorgestellten Ansätzen. Sie sind im wesentlichen nur um geeignete „syntaktische Verpackungen" zu ergänzen. Im folgenden gehen wir kurz auf zwei solcher Verpackungen ein: X M L und RDF.
Β 3 Wissensbasierte Verfahren der Organisation und Vermittlung von Information
Β 3.1.6.1
XML
a b s c h n i t t , in d e m es u m d i e B e s c h r e i b u n g e i n e s
Analog wie H T M L ein D o k u m e n t mit Formatier u n g s a n g a b e n v e r s i e h t , e r l a u b t X M L (Lit. 03) d i e inhaltliche S t r u k t u r i e r u n g von D o k u m e n t e n d u r c h Hinterlegung entsprechender
Markierungen
(„tags"; vgl. A b b . 3).
< W o c h e n t a g > M o n t a g < /Woe h e ntag > 8. September < Uhrzeit >18:30 Tannhäuser < Dirigent >Welser-Möst < R e g i e > Herzog Kringelbom, Kabatu, Jankova, Seiffert, Muff, H a m p s o n < / S ä n g e r >
Abb. 3: Ausschnitt inhaltlich
161
eines Opernprogramms
mit
XML
S t a a t s b e s u c h s g e h t , m i t H i l f e d e s in A b b . 4 e i n g e f ü h r t e n Typs Staatsbesuch
m a r k i e r e n (vgl. A b b . 5 ) .
D a m i t w i r d eine automatische Interpretation des Textabschnitts möglich. < Staatsbesuch > Der Besuch des « b e s u c h e n d e r Politiker> «Nationalitätfranzösischen «/Nationalität Ministerpräsidenten «/besuchender Politikern in«besuchtes Land>Deutschland «/besuchtes Land> begann mit... «/Staatsbesuch > Abb. 5: Ein XML-Text
mit dem in Abb. 4 definierten
Typ
Da X M L entworfen wurde, D o k u m e n t e und Daten nach inhaltlichen Kriterien zu strukturieren u n d so e i n e r m a s c h i n e l l e n V e r a r b e i t u n g z u g ä n g l i c h z u m a c h e n , e r g i b t sich e i n e A b h ä n g i g k e i t z w i s c h e n
markiert
den M a r k i e r u n g e n u n d der Textoberfläche. F ü r eine D a d u r c h k ö n n e n die D o k u m e n t e d u r c h R e c h n e r
t h e m a t i s c h e D o k u m e n t b e s c h r e i b u n g e i g n e t sich
i n h a l t l i c h i n t e r p r e t i e r t w e r d e n , w a s i m Falle r e i n e r
X M L d e s h a l b k a u m . B e i s p i e l s w e i s e s i e h t die D e f i -
T e x t d o k u m e n t e k a u m m ö g l i c h ist. U m die k o r r e k t e
n i t i o n d e s Typs Staatsbesuch e i n U n t e r e l e m e n t be-
Interpretation eines X M L - D o k u m e n t s d u r c h u n -
suchtes
terschiedliche Software-Agenten sicherzustellen,
Deutschland,
m u s s e i n e v e r b i n d l i c h e D o k u m e n t s t r u k t u r u n d das
v o n A b b . 5 statt d e r Z e i c h e n f o l g e „ D e r B e s u c h [...]
für die inhaltlichen M a r k i e r u n g e n verwendete Vo-
in D e u t s c h l a n d b e g a n n m i t ..." d i e Z e i c h e n f o l g e
Land
vor, dessen Werte mit
Frankreich,
etc. a n g e g e b e n s i n d . E n t h ä l t d e r Text
k a b u l a r v e r e i n b a r t u n d diese V e r e i n b a r u n g z u r Ver-
„ D e r B e s u c h [...] b e g a n n in B e r l i n m i t ...", ist
f ü g u n g gestellt w e r d e n . X M L w u r d e d a z u u m d i e
D e u t s c h l a n d n u r implizit ü b e r Berlin e r w ä h n t u n d
S p r a c h e X M L - S c h e m a e r w e i t e r t (Lit. 3 1 ) . A b b . 4
d e r Text passt n i c h t m e h r in das d u r c h d e n Typ
zeigt e i n Beispiel.
v o r g e g e b e n e starre S t r u k t u r i e r u n g s r a s t e r .
c c o m p l e x T y p e name="Staatsbesuch">
«restriction base="string"> «enumeration value="Frankreich"/> «enumeration value="Deutschland"/>
n e s D o k u m e n t s v o m D o k u m e n t t e x t w ü r d e dieses P r o b l e m lösen. I n d i e s e m Fall s i n d j e d o c h n u r n o c h d i e v o n d e n M a r k i e r u n g e n e r f a s s t e n Tcxtteile r e l e v a n t u n d n i c h t m e h r d e r g e s a m t e Text. E s e r g i b t sich e i n e i n h a l t l i c h e B e s c h r e i b u n g des D o k u m e n t s , d i e v o n d e m e i g e n t l i c h e n D o k u m e n t t e x t losgelöst b e h a n d e l t w e r d e n k a n n . E i n e S p r a c h e f ü r das S e m a n t i c W e b , d i e dieses leistet, ist R D F .
Β 3.1.6.2
RDF
R D F (Lit. 25) e r m ö g l i c h t , M e t a - I n f o r m a t i o n e n z u «/restriction >
einem D o k u m e n t vollkommen unabhängig von seiner Textoberfläche u n d seiner Strukturierung d a r z u s t e l l e n . D i e M e t a - I n f o r m a t i o n e n k ö n n e n in
Abb. 4: Typdefinitionen
mit
XML-Schema
das D o k u m e n t e i n g e b e t t e t s e i n u n d w e r d e n b e i
Das mit X M L - S c h e m a definierte Vokabular (dort
seiner Präsentation ignoriert oder sind getrennt
T y p e n g e n a n n t ) k a n n in e i n e m X M L - D o k u m e n t
d a v o n , z.B. in e i n e r D a t e n b a n k g e s p e i c h e r t , w o b e i
v e r w e n d e t w e r d e n , u m T e x t a b s c h n i t t c inhaltlich z u
d a n n n a t ü r l i c h e i n e R e f e r e n z a u f das D o k u m e n t
markieren. Beispielsweise k ö n n t e m a n einen Text-
m i t abgelegt sein m u s s (Lit. 0 7 ) .
162
Die R D F zugrundcliegcndc Idee ist an sich einfach: R D F erlaubt die F o r m u l i e r u n g v o n Aussagen, die einer Entität (in R D F spricht m a n v o n einer „Resource") f ü r eine Eigenschaft bzw. Bezieh u n g einen b e s t i m m t e n Wert z u o r d n e n , beispielsweise der Entität Staatsbesuch-ί f ü r die B e z i e h u n g besuchtes Land den Wert Deutschland. In der a u f X M L basierenden Syntax v o n R D F lässt sich diese Aussage v e r e i n f a c h t f o l g e n d e r m a ß e n n o t i e r e n (wir lassen hier u n d im f o l g e n d e n die Angabe der so g e n a n n t e n N a m e Spaces weg, die angeben, aus w e l c h e m Kontext syntaktische Elem e n t e wie Description oder besuchtes Land stammen):
Deutschland
M i t R D F lassen sich auf diese Weise in e i n e m D o k u m e n t beliebige Aussagen als M e t a - I n f o r m a t i o n hinterlegen. M i t Hilfe der Ontologiesprache R D F Schema (Lit. 25) wird das f ü r die F o r m u l i e r u n g v o n Aussagen zur V e r f ü g u n g stehende Vokabular festgelegt. D i e in X M L - S c h e m a dargestellte Typdefinition aus Abb. 4 ist in Abb. 6 in R D F - S c h e m a formuliert. Es w e r d e n dort Begriffe (über das K o n strukt Class) sowie Eigenschaften u n d B e z i e h u n gen (über das Konstrukt Property) definiert. Die E i n f ü h r u n g v o n Instanzen geschieht nicht mit H i l f e v o n R D F Schema, s o n d e r n ist Angelegenheit v o n R D F . Die E i n f ü h r u n g v o n Frankreich als Instanz des Begriffs Nationalstaat w ü r d e in R D F f o l g e n d e r m a ß e n aussehen: < Description about="Frankreich">
Die B e z i e h u n g type zeigt dabei die Instanz-Bezieh u n g an. cClass ID="Staatsbesuch"> < subClassOf = "Resource"/>
< range resource="Nationalstaat"/>
Ulrich Reimer
Abb. 6: Typdefmitionen
in RDF-Schema
(syntaktisch
verein-
facht)
Abb. 7 illustriert, wie sich die in Abb. 1 gegebene T h e m e n b e s c h r e i b u n g in R D F darstellt. Es w e r d e n die nicht in der Terminologie v o r h a n d e n e n Begriffe Ölpest- ί, Havarie- ί u n d bewirkt- i e i n g e f ü h r t u n d mit d e m D o k u m e n t , dessen Inhalt sie beschreiben, v e r k n ü p f t . Das referenzierte D o k u m e n t wird über seine U R L identifiziert.
Ölpest Nordsee
< Description about="Havarie-1 "> Havarie Tanker
< Description about="bewirkt-111 > bewirkt Havarie-1 Ölpest-1
< Description about="http://archiv/2002/ artikel249.doc"> Ölpest-1 Havarie-1 bewirkt-1
Abb. 7: Die Dokumentbeschreibung
aus Abb. 1 in RDF
(syn-
taktisch vereinfacht)
F ü r das Retrieval v o n in R D F notierten Aussagen stehen verschiedene A n f r a g e f o r m a l i s m e n zur Verf ü g u n g , m i t d e r e n H i l f e sich a u c h t h e m a t i s c h e Suchanfragen an D o k u m e n t e f o r m u l i e r e n lassen (für einen Ü b e r b l i c k siehe Lit. 20).
Β 3.1.6.3
Topic Maps
Als ein weiterer Ansatz zur Beschreibung v o n D o k u m e n t i n h a l t e n haben sich in den letzten J a h r e n die Topic M a p s herausgebildet (Lit. 26). Eine To-
Β 3 Wissensbasierte Verfahren der Organisation u n d Vermittlung von Information
pic Map besteht aus einer Menge von Begriffen und Begriffsinstanzen, „Themen" genannt, die über verschiedene Beziehungen, so genannte Assoziationen, miteinander verbunden sind. Die T h e m e n sind mit den Dokumenten (über Vorkommensangaben oder „Occurrences") verbunden, deren Inhalt sie charakterisieren. Eine Topic Map enthält somit thematische Beschreibungen mehrerer Dokumente, wobei die Themenbeschreibungen miteinander in Beziehung stehen. Auf diese Weise lässt sich eine themenorientierte Navigation über eine beliebig große Menge an Dokumenten realisieren. Die aufgrund der schieren Größe solcher Netze resultierende Unübersichtlichkeit ist jedoch ein potenziell ungelöstes Problem. Da große Überlappungen zwischen RDF und Topic Maps bestehen, gibt es Bestrebungen, beide Ansätze miteinander zu verbinden. Unabhängig davon, welchen Ansatz man für die Repräsentation von Dokumentinhalten bevorzugt, ist in allen Fällen eine Ontologie Voraussetzung. Die Entwicklung von Ontologien, ihre Bereitstellung über das Internet, ihre fortlaufende Weiterentwicklung und die Kombination mehrerer O n tologien sind deshalb wichtige Themen (Lit. 21). Als Standard für eine Ontologie-Sprache des Semantic Web etabliert sich gegenwärtig OWL, eine Beschreibungslogik, die (im Wesentlichen) RDFSchema als Teilsprache enthält u n d somit ausdrucksmächtiger als dieses ist (Lit. 17).
163
werden kann - entweder an ein Dokument gekoppelt oder losgelöst davon in einer Datenbank, wo es effizient abfragbar ist. Diese Möglichkeit ist besonders interessant in Kombination mit Verfahren zur automatischen Faktenextraktion aus Dokumenten wie Text Mining bzw. Information Extraction (Lit. 05, Lit. 15). Die durch solche Verfahren aus einem Dokument extrahierten Fakten können mit Hilfe von RDF abgelegt und so zur Verfügung gestellt werden. Darauf basierend ließen sich komfortable Frage-Antwort-Systeme realisieren (wie z.B. das in Lit. 18 beschriebene). Obwohl es aufgrund der Komplexität natürlicher Sprache sehr schwierig ist, automatisch Fakten aus Texten zu extrahieren, gewinnt diese Entwicklung zunehmend an Bedeutung.
Β 3.2.2
Repräsentation v o n regelhaften Zusammenhängen
Wissen über einen Weltausschnitt zeichnet sich neben dem reinen Faktenwissen vor allem durch die Kenntnis genereller Zusammenhänge aus. Für die formale Repräsentation solchen Wissens sind Formalismen nötig, die ausdrucksmächtiger und allgemeinerer Natur sind als die bislang behandelten. Hier lassen sich im wesentlichen auf mathematischer Logik basierende Formalismen sowie Termersetzungssysteme unterscheiden. Wissen über regelhafte Zusammenhänge kann man in zwei Kategorien einteilen, wobei die Unterscheidung eine Sichtfrage ist:
Β 3.2
Repräsentation von Dokumentinhalten
Anders als die Referenzdokumentation befasst sich die Datendokumentation mit der Darstellung von Sachverhalten. Klassische Anwendungen der Datendokumentation sind Faktendatenbanken, in denen beispielsweise Werkstoffeigenschaften, Patente, D I N - N o r m e n und Wirtschaftsdaten erfasst und abfragbar sind. Im Zeitalter des Internets und des neu entstehenden Semantic Web eröffnen sich hier gänzlich neue Anwendungsszenarien.
Β 3.2.1
Repräsentation v o n Fakten
In Abschnitt Β 3.1.6 haben wir mit der Diskussion von R D F aufgezeigt, wie Faktenwissen im Internet (oder in einem Intranet) verfügbar gemacht
- Wissen über regelhafte Z u s a m m e n h ä n g e sind von der Form wenn Aussage Α zutrifft, dann trifft auch Aussage Β zu. - Wissen über einschränkende B e d i n g u n g e n bezieht sich auf die (Un-) Zulässigkeit von Z u ständen oder Zustandsänderungen. Einschränkende Bedingungen kann man auch als regelhafte Zusammenhänge auffassen und umgekehrt. Der regelhafte Zusammenhang „wenn die Erde zwischen Sonne und Mond steht, dann besteht eine Mondfinsternis" kann als eine einschränkende Bedingung angesehen werden, die besagt, dass kein Zustand möglich ist, wo die Erde zwischen Sonne und Mond steht und keine Mondfinsternis besteht. Für die Repräsentation von Wissen über regelhafte Zusammenhänge eignen sich vor allem logikbasierte Formalismen (Lit. 10).
164
Ein wcscntlichcs Merkmal logikbasierter Formalismen besteht darin, dass aus einer Menge gegebener Aussagen unter Zuhilfenahme so genannter Inferenzregeln neue Aussagen hergeleitet werden können, die in der bisherigen Aussagenmenge nur implizit enthalten waren. Auf diese Weise lässt sich mit Hilfe des logischen Schließens menschliches Schlussfolgern nachbilden (Lit. 10). Die Auswahl eines logikbasierten Formalismus für die Repräsentation von Wissen sollte davon geleitet sein, nicht mehr an Ausdrucksmächtigkeit bereitzustellen, als für die Anwendung benötigt wird (z.B. einen Hornklausel-Formalismus statt einer Prädikatenlogik erster Ordnung; Lit. 10). Der Grund liegt darin, dass mit steigender Ausdrucksmächtigkeit die Schlussfolgerungen komplexer und zeitaufwändiger werden - bis hin zur Situation, dass bestimmte Aussagen formal nicht herleitbar sind, obwohl sie eigentlich in einer Menge von Fakten und Regeln enthalten sind. Man spricht dann von fehlender Entscheidbarkeit (Lit. 30).
Ulrich Reimer
gcln eine auszuwählen. Diesen Vorgang nennt man Konfliktauflösung. Im dritten und letzten Schritt wird die selektierte Produktionsregel angewandt, also ihr Aktionsteil ausgeführt. Eine wichtige Teilklasse von Produktionsregeln sind Regeln, die als Aktionen nur das Hinzufügen und das Löschen von Fakten zulassen. Solche Regeln nennt man Termersetzungsregeln (Lit. 27), da ihre Anwendung die auf der linken Seite (die Vorbedingung) aufgelisteten Fakten durch die Fakten der rechten Seite ersetzt. Abb. 9 zeigt Beispiele für Ersetzungsregeln, wie sie in einem elektronischen Laden (e-shop) auf dem Internet eingesetzt werden könnten. Sie illustrieren, wie in Abhängigkeit von schon vorhandenen Fakten weitere Fakten hinzugefügt werden können. Ersetze lieferfrist( Produkt, 24h ) durch
lieferfrist( Produkt, 24h ), zusatzporto( Produkt, 8euro )
Ersetze kundenkategorie( Kunde, frequent)
Neben den logikbasierten Formalismen gibt es die Produktionsregeln (Lit. 27). Unter einer Produktionsregel versteht man eine mit einer Vorbedingungversehene Aktion. Die Aktion gilt als ausführbar, wenn die Vorbedingung erfüllt ist. Die Vorbedingungen werden auf einer Menge bekannter Fakten ausgewertet. Eine durch eine Produktionsregel angestoßene Aktion kann in der Faktenmenge Änderungen vornehmen. Eine Menge von Produktionsregeln, eine zugehörige Faktenmenge und ein Mechanismus, der Produktionsregeln aufAusführbarkeit testet und ihre Aktionsteile bei erfüllter Vorbedingung zur Ausführung bringt, nennt man ein Produktionssystem. Ein Beispiel für eine Produktionsregel zeigt Abb. 8. fristüberschreitung(X) und instanz-von(X,Rechnung) und ist-debitor(X.Y) dann führe aus schreibe-mahnung(X.Y)
durch
kundenkategorie( Kunde, frequent), rabatt( Kunde, 4prozenf)
Abb. 9: Beispiel für Ersetzungsregeln nen mit
(Variablennamen
begin-
Großbuchstaben)
Die Bereitstellung von Wissen über regelhafte Zusammenhänge über das Internet ist z.B. für Anwendungen in den Bereichen E-Business (z.B. für Geschäftsbedingungen, Weisungen, Produktkonfiguration) und Ε-Government (z.B. für Gesetze und Vorschriften) notwendig. Im Rahmen des Semantic Web werden deshalb hierfür geeignete Regelsprachen entwickelt - analog zu den in Abschnitt Β 3.1.6 diskutierten Sprachen zur Repräsentation von Faktenwissen (Lit. 06, Lit. 22).
Wenn
Abb. 8: Einfaches Beispiel einer Produktionsregel
Ein Ausführungszyklus eines Produktionssystems besteht aus drei Schritten. Im ersten Schritt wird festgestellt, welche Produktionsregeln ausführbar sind. Dazu wird geprüft, ob ihre Vorbedingungen in Bezug auf die vorgegebene Faktenmenge erfüllt sind. Enthält eine Vorbedingung Variablen, sind sie derart zu belegen, dass sie erfüllt wird. Der zweite Schritt eines Ausführungszyklus besteht darin, aus mehreren ausführbaren Produktionsre-
Β 3.3
Ausblick
In diesem Kapitel wurden Ansätze für die Formulierung detaillierter Dokumentindexierungen vorgestellt, die genauere Retrieval-Fragen ermöglichen und so helfen, der Informationsflut I Ierr zu werden. Ferner wurden Ansätze zur Annotation von Dokumenten diskutiert, die eine gewisse automatische Interpretation ihrer Inhalte erlauben. Basis aller Ansätze ist die Verwendung von Ontologien. Der Einsatz ausdrucksstärkerer Dokumentationssprachen bringt neben den diskutierten Vorteilen jedoch auch Nachteile mit sich:
Β 3 Wissensbasierte Verfahren der Organisation und Vermittlung von Information
- A u f g r u n d der g r ö ß e r e n Ausdrucksmächtigkcit gegenüber einfacheren Verfahren, wie Schlagwortlisten, ist die Erstellung der D o k u m e n t b e schreibungen aufwändiger. - I m Vergleich zur W a r t u n g einfacher Schlagwortlisten ist auch der A u f w a n d f ü r die Erstellung u n d kontinuierliche Pflege einer Ontologie deutlich höher. Verfahren der automatischen I n d e x i e r u n g k ö n n e n helfen, den ersten der beiden Nachteile zu mildern. D e r gegenwärtige Stand der Technologie e r m ö g licht die automatische Erstellung v o n I n d e x i e r u n gen, die aus einer Liste relevanter Begriffe bestehen. D i e zusätzliche Berücksichtigung d o k u m e n t spezifischer Beziehungen zwischen d e n Begriffen e r h ö h t die Komplexität der Aufgabe j e d o c h so sehr, dass sie n u r manuell möglich ist, außer in stark eingeschränkten Anwendungsgebieten u n d u n t e r E i n satz v o n formal repräsentiertem D o m ä n e n w i s s e n (Lit. 13). U m den A u f w a n d f ü r A u f b a u u n d Pflege v o n O n totogien zu reduzieren, wird zur Zeit an semi-aut o m a t i s c h e n V e r f a h r e n gearbeitet, die aus einer M e n g e v o n vorgegebenen Texten einen ersten Vorschlag f ü r eine Ontologie erstellen (Lit. 09, Lit. 14). U m den G e s a m t a u f w a n d in G r e n z e n zu halten, sollte der U m f a n g u n d die Komplexität einer O n tologie in j e d e m Fall so klein gehalten w e r d e n , wie f ü r die intendierte A n w e n d u n g n o c h sinnvoll ist (siehe auch Lit. 12). D e r A u f w a n d f ü r den A u f b a u einer O n t o l o g i e u n d eine darauf basierende manuelle Indexierung lohnt sich i m m e r dann, w e n n das damit bereitgestellte Wissen v o n e n t s p r e c h e n d g r o ß e m N u t z e n ist. In Frage k o m m e n d e A n w e n d u n g s s z e n a r i e n lassen sich oft auf einen b e s t i m m t e n Weltausschnitt einschränken, so dass sich der A u f w a n d f ü r die O n t o logie-Erstellung in G r e n z e n hält (vgl. Lit. 19, Lit. 28). A u f g r u n d ihrer zentralen Stellung f ü r T h e m e n wie Semantic Web, E-Business u n d Wissensmanagem e n t ist zu erwarten, dass die in diesem Kapitel vorgestellten Ansätze erheblich an B e d e u t u n g h i n zugewinnen werden.
165
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166
Ulrich Reimer
14 Hahn, U.; Romacker, M.: O n 'Deep' Knowledge Extraction from Documents. In: RIAO'2000 Conference Proceedings of the 6th RIAO Conference. Content-Based Multimedia Information Access. Vol. 2. Paris, April 12-14, 2000.
22 Lee, J. K.; Sohn, Μ . Μ.: T h e extensible Rule Markup Language. In: Communications of the A C M , Vol. 46, N o . 5, pp. 59-64, 2003.
15 Hearst, M.A.: Untangling Text Data Mining. In: Proc. of ACL'99: T h e 37th Annual Meeting of the Association for Computational Linguistics, 1999. San Francisco: Morgan Kaufmann, pp. 3-10.
23 Luke, S.; Spector, L.; Rager, D.; Hendler, J.: Ontology-based Web Agents. In: Proceedings of First International Conference on Autonomous Agents 1997. A C M Press, 1997.
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Β 4
I n f o r m a t i o n s a u f b e r e i t u n g I: F o r m a l e E r f a s s u n g Heidrun Wiesenmüller
Β 4.1
Formale Erfassung als zentrale Aufgabe der Information und Dokumentation
Formale Erfassung wird auch als formale Analyse, Formalerschließung, Formalkatalogisierung, alphabetische Katalogisierung oder Titelaufnahme bezeichnet. Dabei wird der letzte Terminus nicht nur für den Vorgang der Erfassung verwendet, sondern kann auch sein Ergebnis beschreiben. Andere Bezeichnungen dafür sind Katalogisat oder Metadaten (Daten über Daten). U n t e r formaler Erfassung versteht man die konsistent nach bestimmten Regeln erfolgende Beschreibung und das Wiederauffindbar-Machen von Objekten nach äußerlichen, formalen Kriterien. Gegenstand einer formalen Erfassung können Objekte aller Art sein, also beispielsweise auch die Produktionspalette eines Industrieunternehmens. Im Informations- u n d D o kumentationswesen bezieht sich die formale Erf a s s u n g ü b l i c h e r w e i s e auf D o k u m e n t e (ζ. B. Druckschriften, audiovisuelle Materialien, Archivalien, Internet-Ressourcen, Museumsobjekte), w o b e i j e nach D o k u m e n t t y p u n t e r s c h i e d l i c h e Merkmale zu erfassen sind. Die Formalcrschlicßung (grundlegende Einführungen: Lit. Ol, Lit. 02, Lit. 03) stellt seit jeher eine zentrale Aufgabe von IuD-Institutionen dar. Sie bildet sozusagen das Fundament, auf d e m die inhaltliche Erschließung aufsetzt. Diese erfolgt im deutschsprachigen Raum oft erst in einem zweiten, deutlich getrennten Arbeitsschritt. Im angelsächsischen Gebiet werden hingegen formale und sachliche Erschließung typischerweise gleichzeitig und durch denselben Bearbeiter vorgenommen.
Β 4.2
Grundlagen und Vorüberlegungen
Eine wichtige Vorüberlegung bei der formalen Erfassung ist die Frage nach der Erschließungstiefe: Soll ζ. B. eine M u s i k - C D nur als Ganzes erfasst werden oder auch die einzelnen Musikstücke, die sich darauf befinden? Universalbibliotheken erschließen im Print-Bereich traditionell nur M o n o graphien und Periodika, Dokumentationsstellen und Spezialbibliotheken hingegen auch unselbst-
ständig erscheinende Literatur wie Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden oder Zeitungsartikel. Allerdings findet man auf G r u n d der Integration von Regional- oder Fachbibliographien mittlerweile in manchen Verbundkatalogen auch Aufsatzliteratur. D u r c h verstärkte Einbeziehung von Internet-Ressourcen wird sich die Unterscheidung künftig weiter verwischen: D e n n im Internet wird vieles formal monographisch publiziert, was unter den Bedingungen der Printwelt als Zeitschriftenbeitrag erschienen wäre. Welche D o k u m e n t e zu erschließen sind, hängt zudem von der jeweiligen Intention ab: Soll eine Bibliographie oder ein Katalog erstellt werden? Erstere sind der Theorie nach unabhängig v o m Bestand einer bestimmten Sammlung. D u r c h den Paradigmenwechsel von „ownership" zu „access" werden aber verstärkt auch für Kataloge D o k u m e n te verzeichnet, die die betreffende Institution nicht selbst besitzt, zu der sie jedoch einen Zugang vermitteln kann. Auch die Form, in der die Bibliographien oder Kataloge vorliegen - ob konventionell (ζ. B. in Listenform oder als Zettelkartei) oder als Datenbank - wirkt sich auf die Art und Weise der Erfassung aus. Trotz der inzwischen allgegenwärtigen Erfassung in Datenbanken orientieren sich bibliothekarische Regelwerke wie RAK und AACR (vgl. Β 4.3) noch weitgehend am Kartenkatalog. M a n c h e B e s t i m m u n g e n sind deshalb eigentlich obsolet, wohingegen in anderen Bereichen N o r mierungen fehlen, ζ. B. bei der Gestaltung von Kurz- und Volltitelanzeigen in bibliographischen Datenbanken. Bei der Entscheidung, welches Regelwerk und ggf welches Datenformat (vgl. Β 4.5) für die Formalerschließung zu Cirunde gelegt wird, sind mehrere Aspekte abzuwägen: Hausregeln sind flexibler und können exakt an die speziellen Bedürfnisse angepasst werden, jedoch bedeutet ihre Entwicklung und Pflege zusätzlichen Aufwand. Die Benutzung anerkannter Standards erleichtert zudem den Datenaustausch u n d trägt damit zur Rationalisierung bei. Fremddatenübernahme und kooperative Formalerschließung in Form von Verbundkatalogen war bisher zwar meist auf größere wissenschaftliche Bibliotheken beschränkt, der Trend geht jedoch zu einem verstärkten Datenaustausch auch
168
Heidrun Wiesenmüller
für kleinere Bibliotheken und Dokumentationsstellen. Von immer größerer Bedeutung wird überdies künftig der Aufbau von Metasuchinstrumenten und umfassenden Informationsportalen sein; auch in diesem Zusammenhang sind „Insellösungen" eher kontraproduktiv.
Β 4.3
Wichtige Regelwerke im Überblick
Trotz aller Standardisierungstendenzen dürfte die Zahl der im IuD-Bereich tatsächlich angewendeten Regelwerke zur Formalerschließung auch heute noch unübersehbar sein, wobei die Benutzung zum Teil nur auf eine einzige Institution oder gar nur eine bestimmte Datenbank beschränkt ist. Andere Regelwerke wie ζ. B. das „Regelwerk Hörfunk Wort" (Lit. 04) der A R D haben einen größeren Nutzerkreis gefunden. Ein speziell auf die Bedürfnisse im Dokumentationsbereich zugeschnittenes Regelwerk wurde 1976 von der „Zentralstelle für Dokumentation" vorgelegt (Lit. 05). Von zentraler Bedeutung sind jedoch die seit den 1960er Jahren entstandenen nationalen bibliothekarischen Regelwerke - etwa die französischen AFNOR-Regcln, die „Regole italiane di catalogazione per autori" (RICA), die russischen Katalogisierungsregeln (RKP) oder die spanischen „Reglas de catalogacion". Sie alle orientieren sich mehr oder weniger stark an den Prinzipien internationaler Katalogisierungskonferenzen (Pariser Konferenz 1961, Kopenhagener Treffen 1969) und haben daher trotz aller Unterschiede gewisse gemeinsame Wurzeln.
Β 4.3.1
Die Anglo-American C a t a l o g u i n g Rules
Die weiteste Verbreitung haben die „Anglo-American Cataloguing Rules" (AACR) gefunden, die keineswegs nur in den U S A und Großbritannien zur Anwendung kommen. Uber 30 Länder (darunter viele afrikanische) haben sie uneingeschränkt übernommen, einige weitere - u. a. die skandinavischen Länder und die Türkei - setzen sie in adaptierter Form ein, wiederum andere haben nur einzelne Teile des Regelwerks übernommen, ζ. B. Indien und Irland (!). Seit 2001 katalogisieren auch die Schweizerische Landesbibliothek in Bern und der Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) nach AACR - allerdings in zwei unterschiedlichen Regelwerksvarianten.
Die erste Ausgabe (AACR1) stammt von 1967; die zweite Ausgabe (AACR2) erschien 1978. Seither gab es drei Revisionen des Textes (1988, 1998 und 2002; derzeit gültige Fassung: Lit. 06, deutsche Übersetzung: Lit. 07, Einführung: Lit. 08). Die AACR gelten als sehr komplexes und eher konservatives Regelwerk. Der Text besteht aus zwei Teilen (I. Description, II. Entry and Heading). Im Gegensatz zu den RAK sind die Bestimmungen für Sondermaterialien wie Nicht-Buch-Materialien oder Landkarten in das Hauptwerk integriert. Β 4.3.2
D i e E n t w i c k l u n g in D e u t s c h l a n d u n d Österreich: P I u n d R A K
In Deutschland und Österreich sind die „Regeln für die alphabetische Katalogisierung" (RAK) seit den 1980er Jahren weit verbreitet. Sie lösten die „Preußischen Instruktionen" (PI) (Lit. 09, Kommentar: Lit. 10) von 1908 ab, deren Kenntnis heute fast nur noch zur Benutzung älterer Bibliothekskataloge nötig ist. Die auffälligsten Kennzeichen der PI sind die Ordnung der Einträge nach der grammatischen statt nach der mechanischen Wortfolge (ζ. B. ordnet „Bibliothekarisches Grundwissen" unter „Grundwissen" und nicht unter „Bibliothekarisches") sowie das Fehlen von Eintragungen unter Körperschaften. Die erste Ausgabe der RAK erschien 1976 für die D D R und 1977 für die Bundesrepublik; ab 1983 folgte eine mehrbändige Ausgabe. Die zweite Auflage der RAK-WB, der Version für die wissenschaftlichen Bibliotheken (Gegenstück: RAK-ÖB), wurde 1993 als Loseblattausgabe publiziert (Lit. 11, Einführung: Lit. 12) und erfuhr seitdem vier Ergänzungslieferungen (1995, 1996, 1998, 2002). Zusätzlich sind folgende gesonderte Teile zu nennen, die mehr oder weniger eng zur RAK-Familie gehören (jeweils mit dem Jahr der aktuellsten Fassung): - RAK-Karten: Sonderregeln für kartographische Materialien (1987) - RAK-UW: Sonderregeln für unselbständig erschienene Werke (Entwurf 1986) - RAK-NBM: Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Nichtbuchmaterialien, früher RAK-AV (1996-) - RAK-Musik: Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Musikdrucken, Musiktonträgern und Musik-Bildtonträgern (1997-)
Β 4 Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung
- Regeln für die alphabetische Katalogisierung in Parlaments- und Behördenbibliotheken (RAKPB, 1989) - Regeln f ü r die Katalogisierung alter Drucke (1994) - Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA, 1997) Der Stand des Regelwerks ist bei den Sondermaterialien also durchaus uneinheitlich. Besonders unbefriedigend ist, dass die RAK-UW im Entwurfsstadium stehengeblieben sind, weshalb in der Praxis viele Varianten angewendet werden. Dringend nötig wären zudem fixierte Regeln für die Erfassung von Homepages und ähnlichen Online-Publikationen, für die derzeit nur Empfehlungen vorliegen (Lit. 13). Die RAK-WB sind ebenso komplex wie die AACR2 und wie diese wenig geeignet für Online-Kataloge. Unter dem Arbeitstitel „RAK2" wurde deshalb seit Mitte der 1990er Jahre an einer umfassenden Revision des Regelwerks gearbeitet (vgl. Lit. 14). Diese sollte neben Vereinfachungen, größerer Wirtschaftlichkeit und Online-Fähigkeit auch bessere internationale Kompatibilität sowie Vereinheitlichung mit den „Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK) erreichen. Im Jahr 2001 kam es jedoch zu einer Kehrtwende: Der Standardisierungsausschuss, in dem primär die regionalen Verbünde und einige sehr große Bibliotheken vertreten sind, stoppte die Arbeit an den RAK2 und sprach sich stattdessen für einen Umstieg auf die AACR2 aus. Dies löste heftige Diskussionen aus (vgl. Lit. 15) und wurde von vielen Seiten kritisiert. In der Tat muss man sich fragen, ob der gigantische Aufwand in einem sinnvollen Verhältnis zum erhofften N u t zen stünde bzw. ob nicht auf anderen Wegen ebenso gute Ergebnisse erzielt werden könnten. In einer Studie wird derzeit die Möglichkeit eines Regelwerkswechsels geprüft; wie die endgültige Entscheidung ausfallen wird, ist noch unklar. Sehr eng an die RAK lehnen sich die vom „Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen" (NABD) im Deutschen Institut für Norm u n g (DIN) erstellten Bestimmungen an. Hier ist besonders die N o r m D I N 1505 Titelangaben von Dokumenten (Lit. 16 bis Lit. 20, vgl. auch Angaben in Lit. 02) zu nennen.
169
Β 4.3.3 Internationale E n t w i c k l u n g e n Die Weiterentwicklung der nationalen bibliothekarischen Regelwerke wird seit einigen Jahren im Rahmen der „International Federation of Library Associations" (IFLA) wieder intensiv diskutiert. U . a. ist eine Art Neuauflage der internationalen Katalogisierungskonferenzen geplant, die 2003 mit einer Vorkonferenz in Frankfurt eingeleitet wurde. Die Vision weltweit einheitlicher Bestimmungen wurde mittlerweile aufgegeben, doch bleiben gegenseitige Annäherung und Harmonisierung der Regelwerke ein erklärtes Ziel. Neben gemeinsamen Basisstandards wird dabei die Entwicklung von Metainstrumenten wie ζ. B. virtuellen Normdateien (vgl. Β 4.4.8) von Bedeutung sein. Als grundlegendes Datenmodell für zukünftige Entwicklungen gelten die „Functional Requirements for Bibliographie Records" (Funktionale Anforderungen an bibliographische Daten; FRBR). Eine unter diesem Titel 1998 veröffentlichte IFLAStudie (Lit. 21) untersucht mit Blick auf unterschiedliche Benutzerbedürfnisse, Dokumenttypen und Anwendungsarten, welche Aufgaben die Formalerschließung erfüllen muss. Auf dieser Basis wird eine strukturierte Konzeption zur Darstellung bibliographischer Informationen entwickelt. Ein zentrales Element dieser neuen Katalogtheorie ist die Unterscheidung von vier Ebenen, auf denen ein Werk identifiziert werden kann: - work (Werk): „a distinct intellectual or artistic creation" - expression (Ausgabe, Ausprägung): „the intellectual or artistic realization of a work" - manifestation (Version): „the physical embodiment of an expression of a work" - item (Exemplar): „a single exemplar of a manifestation" Ein Werk ist nach diesem Verständnis also etwas gänzlich Abstraktes, das in unterschiedlichen Ausgaben realisiert werden kann (ζ. B. Original und Übersetzung). Die Ausgaben wiederum können in verschiedenen physischen Formen, den Versionen, vorliegen (ζ. B. Buch und Hörbuch), von denen es jeweils ganz konkret einzelne Exemplare gibt. Mit der bisher in den Regelwerken verwendeten Terminologie stimmt dies derzeit erst zum Teil überein; entsprechende Überarbeitungen sind zu erwarten.
170
Β 4.4
Heidrun Wiesenmüller
Prinzipien der Formalerschließung
Unabhängig davon, für welches Regelwerk man sich entscheidet, bleiben die Prinzipien der formalen Erschließung stets dieselben. Der Vorgang kann in mehrere Schritte zerlegt werden: Erstens die Anfertigung der bibliographischen Beschreibung (vgl. Β 4.4.1 bis Β 4.4.3), zweitens die Festlegung der Elemente, unter denen das Dokument suchbar sein soll (vgl. Β 4.4.4 bis Β 4.4.5), drittens die Bestimmung der Ansetzungsformen (vgl. Abschnitt Β 4.4.6 bis Β 4.4.8) und schließlich das Einordnen der Titelaufnahme (vgl. Β 4.4.9).
Β 4.4.1
Bibliographische Beschreibung
Die bibliographische Beschreibung stellt eine Charakterisierung des zu G r u n d e liegenden D o k u ments nach seinen formalen Merkmalen - ζ. B. Verfasser, Sachtitel oder Erscheinungsjahr - dar. Sie soll knapp sein, jedoch ausführlich genug, um einerseits eine gute Vorstellung vom beschriebenen Dokument zu vermitteln und dieses andererseits von etwaigen ähnlichen Dokumenten (ζ. B. einer anderen Auflage desselben Werkes) eindeutig zu unterscheiden. Beschreibungsregeln legenje nach Dokumenttyp die zu erfassenden Merkmale (sogenannte Auswertungselemente), ihre Reihenfolge und die Art ihrer Wiedergabe fest. Zu klären ist beispielsweise bei Sachtiteln, inwieweit die Typographie des zu beschreibenden Dokuments — der sogenannten Vorlage - erhalten bleiben soll, wie mit Ziffern, Symbolen, Formeln oder nichtlateinischen Alphabeten umzugehen ist, ob Abkürzungen aufzulösen oder offensichtliche Schreibfehler zu verbessern sind etc. Manche Auswertungselemente werden sinnvollerweise in normierter Form erfasst (ζ. B. das Erscheinungsjahr stets mit vier arabischen Ziffern). Ebenso muss definiert werden, woraus die Informationen zu den einzelnen Auswertungselementen zu ziehen sind. Beispielsweise stellt die primäre Informationsquelle f ü r den Hauptsachtitel gemäß RAK die Haupttitelseite dar, und nicht etwa der (meist gekürzte) Rückentitel.
durch 'ch'. Für einige Sprachen liegen D I N - N o r men vor (Lit. 22 bis Lit. 25), die ζ. T. auch den Transliterationstabellen der RAK-WB (Anlage 5) zu Grunde liegen. Die Transkription geht hingegen von der Aussprache aus, so dass sich in Abhängigkeit von der Zielsprache jeweils unterschiedliche Formen ergeben (ζ. B. dt. Tschechow vs. engl. Chekhov). Während nach RAK transliteriert wird, bevorzugen die AACR die Transkription. Ziel der künftigen Entwicklung muss es sein, neben einer (oder mehreren) Umschriften auch die Originalschrift zu erhalten. Dies wird derzeit noch durch die beschränkten Zeichensätze behindert; Besserung wird vom verstärkten Einsatz von Unicode erwartet. Grundsätzlich soll die Beschreibung nach Autopsie erfolgen, d. h. unter Vorliegen des Dokuments selbst. Ausnahmen gibt es, wenn das Dokument noch gar nicht vorliegt (ζ. B. beim „Cataloguing in Publishing") oder wenn der Aufwand dafür zu hoch wäre, ζ. B. bei der Retrokonversion von PI-Zettelkatalogen in maschinenlesbare Form. Β 4.4.2
International Standard Bibliographie D e s c r i p t i o n (ISBD)
Für die Darstellung der bibliographischen Beschreibung gibt es einen internationalen, von allen wichtigen bibliothekarischen Regelwerken übernommenen Standard, die „International Standard Bibliographie Description" (ISBD). Sie geht auf das Kopenhagener Treffen von 1969 zurück und wird seitdem von der IFLA stetig weiterentwickelt. Die Grundversion definiert acht bibliographische Bereiche, die in einer verbindlichen Reihenfolge aufzuführen und jeweils durch die Deskriptionszeichen Punkt, Spatium, Gedankenstrich, Spatium voneinander zu trennen sind: - Sachtitel- und Verfasserangabe - Ausgabevermerk - materialspezifische Angaben - Erscheinungsvermerk - physische Beschreibung
Bei Dokumenten in nichtlateinischen Schriften kann die Umsetzung in lateinische Schrift entweder als Transliteration oder als Transkription erfolgen. Bei der Transliteration werden die Zeichen der Originalschrift nach einer festgelegten Konkordanz mit lateinischen Buchstaben (teils mit diakritischen Zeichen) wiedergegeben, ζ. B. das griechische 'χ'
- Gesamttitelangabe - Fußnoten (auf neuer Zeile) - Standardnummern u. ä. (auf neuer Zeile) Standardnummern (vgl. Lit. 03) sind international verbindliche Codes, die ein Dokument eindeutig
Β 4 Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung
kcnnzcichncn. Am bekanntesten sind die ISBN (International Standard Book Number) für M o nographien und die ISSN (International Standard Serial N u m b e r ) für Zeitschriften. Daneben gibt es die I S M N (International Standard Music N u m ber) für Musikalien, die ISRC (International Standard Recording Code) für Ton- und Bildaufzeichnungen und die I S R N (International Standard Technical Report Number) für Forschungsberichte. Mit einer U R N ( U n i f o r m Resource Name) oder einem D O I (Digital Object Identifier) sollen künftig auch Internet-Ressourcen eindeutig identifizierbar sein. Ein großer Vorteil der ISBD ist, dass sie bibliographische Beschreibungen übersichtlich präsentiert und unabhängig von ihrer Beschreibungssprache verständlich macht. Derzeit liegen folgende ISBDVersionen vor (Übersicht: Lit. 26): - ISBD(G): General - ISBD(M): Monographie Publications - ISBD(CR): Serials and Other Continuing Resources, früher ISBD(S): Serials - ISBD(CM): Cartographic Materials
171
Bundesverwaltung (Lit. 27). Jede Kategorie verfügt über Feldkennung, B e n e n n u n g und Definition ihres Inhalts. Beim in Deutschland weit verbreiteten MAB-Format (vgl. Β 4.5.1) wird etwa der Ausgabevermerk in die Kategorien 410 (Erscheinungsort), 412 (Verlag) und 425 (Erscheinungsjahr) geschrieben, ζ. B.: 410 Köln 412 Greven 425 2000 Die Deskriptionszeichen für eine ISBD-gerechte Anzeige in der Form „Köln : Greven, 2000" werden automatisch vom Programm erzeugt. Allerdings werden die Treffer in bibliographischen Datenbanken oft nicht mehr fortlaufend im ISBDFormat, sondern nach Kategoriengruppen aufgegliedert angezeigt, wodurch die ISBD an Bedeutung verlieren könnte. Bei EDV-gestützter Erfassungwerden über die eigentliche bibliographische Beschreibung hinaus außerdem häufig noch zusätzliche Informationen in codierter Form erfasst (ζ. B. Dokumenttyp, Sprachkennung, Erscheinungsland). Diese können bei der Recherche zur Einschränkung der Treffermenge verwendet werden.
- ISBD(PM): Printed Music - ISBD(A): Older Monographie Publications (Antiquarian) - ISBD(NBM): Non-Book Materials - ISBD(ER): Electronic Resources, früher ISBD(CF): Computer Files Β 4.4.3
Erfassung der bibliographischen Beschreibung
Bei Erfassung in konventioneller Form - ζ. B. auf einer Katalogkarte - wird die bibliographische Beschreibung en bloc gemäß den verwendeten Regeln und mit den vorgeschriebenen Deskriptionszeichen aufgeschrieben; sie stellt das sogenannte „Korpus" der Karte dar. In einer bibliographischen Datenbank entspricht der Katalogkarte ein Datensatz. Die einzelnen Elemente werden dafür nicht fortlaufend, sondern in strukturierter Form erfasst: Alle Auswertungselemente werden bestimmten nummerierten Datenfeldern (Kategorien) zugeordnet. Orientieren kann man sich dabei an der N o r m D I N 31631 „Kategorienkatalog für Dokumente" mit sieben Teilen (vgl. Angaben in Lit. 02) sowie dem „Allgemeinen Datenerhebungskatalog" der
Β 4.4.4
Haupt- und Nebeneintragungen
Ist die bibliographische Beschreibung angefertigt, so müssen im nächsten Schritt die Zugriffspunkte - die so genannten „Eintragungen" - für das beschriebene Dokument festgelegt werden. Deren Zahl ist bei konventionellen alphabetischen Verzeichnissen und Karteien aus praktischen Gründen eng begrenzt: Bei einer gedruckten Bibliographie etwa steigt mit der Zahl der Eintragungen auch der U m f a n g und die H ö h e der Druckkostcn. Bei einem Zettelkatalog bedeutet jede weitere Suchmöglichkeit eine zusätzliche Katalogkarte, die angefertigt und in den Katalog eingelegt werden muss. Gemäß den auf der Pariser Konferenz von 1961 aufgestellten Grundsätzen können Eintragungen unter N a m e n von Personen, N a m e n von Körperschaften sowie Sachtiteln angelegt werden. O f t sind an einem Werk mehrere Personen (ζ. B. Verfasser, Herausgeber, Übersetzer) oder mehrere Körperschaften beteiligt; auch können mehrere Titel vorkommen (ζ. B. Übcrsctzungstitel oder Paralleltitel in anderen Sprachen). Die Regelwerke unterscheiden detailliert zwischen verschiedenen Fällen und legen mit zum Teil sehr komplexen Regelungen
172
fest, wclchc Eintragungen zu machcn sind. Im Folgenden können daher nur einige grundlegende Beispiele angeführt werden. Z u unterscheiden ist jeweils zwischen dem primären Sucheinstieg-der Haupteintragung-und etwaigen Nebcnein tragungen. Die Haupteintragung stellt in konventionell g e f ü h r t e n Verzeichnissen den vollständigsten Nachweis eines Dokuments dar, da etwaige Nachträge und Ergänzungen nur hier angebracht werden - ein Nachführen aller Nebeneintragungen wäre zu aufwändig. In der Mehrzahl der Fälle wird die Haupteintragung unter einem Personennamen angelegt, nämlich dem N a m e n des Verfassers. Gemeint ist dabei ein Verfasser im engeren Sinn, also nicht ein Herausgeber, Bearbeiter o. ä. (unter diesen können nur Nebeneintragungen angelegt werden). Ein von zwei Autoren verfasstes D o k u m e n t erhält nach RAK die Haupteintragung unter dem hervorgehobenen bzw. ersten Verfasser; unter dem anderen wird eine Nebeneintragung gemacht. Nach konventioneller Arbeitsweise wird dafür zunächst die Katalogkarte, auf die die bibliographische Beschreib u n g getippt wurde, mit einer Ordnungszeile (Kopf) für den ersten Verfasser versehen. Diese Karte (nach RAK auch als „Einheitsaufnahme" bezeichnet) wird nun für die Nebeneintragung vervielfältigt und erhält einen neuen Kopf. Im beschriebenen Fall besteht die Ordnungszeile der zweiten Karte aus dem N a m e n des zweiten Verfassers und dem Sachtitel. Das Dokument kann also auch gefunden werden, wenn nur der zweite Verfasser bekannt ist. Dagegen ist eine Eintragung unter dem Sachtitel nach RAK nicht vorgesehen wer also keinen der beiden Verfasser kennt, wird im Zettelkatalog nicht fündig. Anders in der angloamerikanischen Tradition: Weit verbreitet ist hier der Kreuzkatalog (dictionary catalogue), in dem neben den Verfassern grundsätzlich auch alle Titel gesucht werden können. Nach AACR2 wird deshalb bei Verfasserwerken stets eine Nebeneintragung unter dem Sachtitel gemacht. Bei mehr als drei Verfassern (ζ. B. einem Aufsatzsammeiband) gilt das D o k u m e n t als „anonym" nach RAK. Die Haupteintragung wird dann entweder unter einer Körperschaft gemacht, wenn diese als Urheber gilt oder — falls es keinen solchen Urheber gibt - unter dem Sachtitel. Urheberschaft definiert sich nach RAK dadurch, dass eine Körperschaft eine Veröffentlichung veranlasst und herausgegeben hat. Formale Kriterien wie bestimmte
Heidrun Wiesenmüller
Formulierungen (ζ. B. „Schriftenreihe des Stadtarchivs Augsburg") helfen bei der Entscheidung, ob eine Körperschaft als Urheber gilt und damit die Haupteintragung erhält; unter dem Sachtitel wird in diesem Fall eine Ncbcneintragung gcmacht. Die AACR2 entscheiden hingegen eher nach inhaltlichen Kriterien, ob eine Körperschaft die Haupteintragung erhält (ζ. B. wenn das Dokument über die Körperschaft handelt). Gibt es weder Verfasser noch Urheber, so wird nach RAK die Haupteintragung unter dem Sachtitel angelegt, ebenso bei einigen besonderen Typen von Veröffentlichungen wie völkerrechtlichen Verträgen oder Bildbänden.
Β 4.4.5
Sucheinstiege
Unter den Bedingungen einer Datenbank ist das aus der Welt der Zettelkarteien übernommene Konzept der Eintragungen nur noch bedingt sinnvoll: Z u m einen können hier nicht nur diejenigen Elemente recherchiert werden, die gemäß den Regeln eine Eintragung erhalten haben, sondern - j e nach Architektur des Systems - meist noch weitere Auswertungselemente: Auch bei einem Verfasserwerk ist beispielsweise jederzeit die Suche nach dem Sachtitel oder Stichwörtern daraus möglich, oft kann man ζ. B. ebenso nach einer I S B N - N u m m e r oder einem Verlag suchen. Z u m anderen gibt es faktisch keinen Unterschied zwischen Haupt- und Nebeneintragungen. D e n n unabhängig davon, über welches Auswertungselement man auf ein Dokument stößt, wird immer derselbe Datensatz mit den vollständigen bibliographischen Informationen angezeigt. Die RAK2-Entwürfe (vgl. Β 4.3.2) sprechen deshalb nicht mehr von Eintragungen, sondern von „Sucheinstiegen". Sie bieten dem Erfassenden außerdem die Möglichkeit, zusätzliche Sucheinstiege anzulegen, die nach RAK-WB nicht vorgesehen sind - z.B. Sucheinstiege auch unter vier oder mehr Verfassern. Auch bei einem Verzicht auf das Konzept der Eintragungen muss es freilich weiterhin Zitatregeln geben, die eindeutig festlegen, wie ein bestimmtes Dokument etwa in einer Literaturliste oder Bibliographie anzugeben ist. Β 4.4.6
Z u s a m m e n f ü h r e n , was zusammengehört
Eine typische Situation bei der Verwendung bibliographischer Werkzeuge ist die so genannte „knownitem search": In diesem Fall weiß der Benutzer
Β 4 Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung
schon, was er sucht — ζ. B. weil ihm bereits ein Zitat des D o k u m e n t s aus einer Literaturliste vorliegt. U m diese Aufgabe zu erfüllen, muss die Formalerschließung sich möglichst eng an der Vorlage orientieren. Kataloge und Bibliographien haben j e doch auch die Aufgabe der „collocation search" zu erfüllen: Sie sollen Zusammengehöriges zusammenführen, beispielsweise alle Werke eines Verfassers oder alle Ausgaben eines bestimmten Werkes. Deshalb ist bei der formalen Erschließung nicht nur zu entscheiden, welche Eintragungen für ein D o k u m e n t anzulegen sind, sondern auch, wie die Eintragungen genau auszusehen haben. Denn u m sicher zu gehen, dass beispielsweise alle Werke eines Verfassers in einem Zettelkatalog an derselben Stelle auffindbar sind, m u s s dieser in der O r d nungszeile immer gleich geschrieben werden unabhängig davon, ob er in einem D o k u m e n t vielleicht mit abgekürztem und im nächsten mit ausgeschriebenem Vornamen genannt wird. D i e j e weils maßgebliche Schreibung (so genannte Ansetzungsform) für eine Person, eine Körperschaft oder einen Sachtitel wird nach Ansetzungsregeln bestimmt, die in den bibliothekarischen Regelwerken breiten R a u m einnehmen.
Β 4.4.7
Ansetzungsformen für Sachtitel, Personen und Körperschaften
Erscheint ein Werk in mehreren Ausgaben mit unterschiedlichen Sachtiteln - beispielsweise im Original und in Ubersetzungen - so wird ein Einheitstitel bestimmt. Agatha Christies Roman „Murder on the Orient Express" wurde ζ. B. in Deutschland zumeist als „ M o r d im Orientexpress" aufgelegt; es gibt aber auch eine Version mit d e m Titel „Der rote K i m o n o " ; in Frankreich heißt der Roman „Le crime de l'Orient express". Alle diese Ausgaben erhalten - zusätzlich z u m tatsächlich in der Vorlage verwendeten Titel - nach R A K eine Eintragung unter d e m Einheitstitel „Murder on the Orient Express" (mit Zusatz für die Sprache, ζ. B. < d t . > ) . Durch die zweifache Erfassung - einmal Einheitstitel, einmal Vorlagetitel - kann der Katalog oder die Bibliographie sowohl die Frage nach allen Ausgaben des Romans beantworten (Sucheinstieg: Einheitstitel) als auch die Frage nach einer bestimmten Ausgabe (Sucheinstieg: Vorlagetitel). Bei Personen k o m m e n häufig mehrere N a m e n s formen vor - man denke an ausgeschriebene und abgekürzte Vornamen, P s e u d o n y m e , M ä d c h e n und Ehenamen, unterschiedlich transkribierte For-
173
men, lateinische und nationalsprachliche N a m e n s formen (ζ. B. lat. Horatius, dt. Horaz, engl. Horace), N a m e n von Fürsten (ζ. B. Friedrich der G r o ße vs. König Friedrich II. von Preußen) oder geistlichen Herrschern (ζ. B. Papst Johannes Paul II. vs. Karol Wojtyla) etc. In solchen Fälle m u s s eindeutig geregelt werden, welche Variante als Ansetzungsform zu verwenden ist. N a c h R A K gilt die Grundregel, dass eine Person in der von ihr selbst gebrauchten N a m e n s f o r m anzusetzen ist. N u r wenn diese nicht eindeutig festzustellen ist, wird ersatzweise der gebräuchlichste N a m e für die fragliche Person verwendet. A A C R 2 folgen hingegen generell d e m Prinzip, Personen unter d e m N a m e n anzusetzen, unter d e m sie (im eigenen Sprachraum) am bekanntesten sind. Deswegen wird beispielsweise Horaz im angelsächsischen R a u m gemäß der gebräuchlichen englischsprachigen Variante als „Horace" angesetzt, während er in Deutschland und Osterreich unter der vollständigen lateinischen F o r m „Horatius Flaccus, Q u i n t u s " firmiert. D o c h wie lässt sich überhaupt herausfinden, welcher N a m e der gebräuchlichste ist? Hier spielt das Nachschlagewerkprinzip eine große Rolle, d.h. man wählt diejenige N a m e n s f o r m , die in N a c h schlagewerken zu finden ist. Freilich darf nicht ein beliebiges Lexikon verwendet werden, sondern es existiert eine Liste von Nachschlagewerken, die in einer b e s t i m m t e n , ebenfalls genau festgelegten Reihenfolge zu konsultieren sind. Darüber hinaus gibt es in den Regelwerken zahlreiche zusätzliche Regeln für bestimmte Personengruppen. Regierende Fürsten werden beispielsweise nach R A K unter ihrem persönlichen N a m e n angesetzt. Territorium und Fürstentitel (jeweils in der Sprache des regierten Landes) sowie evtl. die Zählung folgen als Ordnungshilfe in Winkelklammern (ζ. B. Louis ) . N a c h A A C R 2 lautet die Ansetzung in diesem Fall: Louis XI., King o f France. Bei m o d e r n e n Personen ist u. a. die Ansetzung von N a m e n mit Präfixen zu klären. Sowohl die R A K als auch die A A C R 2 machen das Vorgehen dabei von der Nationalität der anzusetzenden Person abhängig (sogenanntes „Staatsbürgerprinzip"). S o wird der Franzose Louis de Broglie nach R A K und A A C R 2 angesetzt als „Broglie, Louis de",jedoch der Italiener Eduardo de Filippo als „ D e Filippo, Eduardo" (RAK). Ein wichtiger Unterschied zwischen den A A C R 2 und den R A K betrifft den U m g a n g mit gleichnamigen Personen. Erstere sehen in solchen Fall ei-
174
Heidrun Wiesenmüller
ncn Zusatz vor (ζ. B. die Lebensdaten), u m die Personen unterscheidbar zu machen. Der Dichter T h o m a s M a n n wird ζ. B. angesetzt als „Mann, Thomas, 1875-1955", der Bibliothekar gleichen Namens als „Mann, Thomas, 1948-". Hingegen ist eine solche Individualisierung nach RAK nur für Gestalten der Antike und des Mittelalters sowie Herrscher vorgesehen; bei modernen Personen wird der Ermittlungsaufwand für zu hoch gehalten. In einem RAK-Katalog gibt es daher nur eine Ansetzungsform („Mann, Thomas") - die Werke des Dichters und des Bibliothekars werden einfach ineinander geordnet. Noch größer als bei den Personen sind die Regelwerksunterschiede bei der Ansetzung von Körperschaften, zu denen auch Geographika gehören (die RAK sprechen in diesem Fall von „Gebietskörperschaften"). Ein unterschiedliches Verständnis von dem, was eine Körperschaft ist, führt dazu, dass etwa nach dem einen Regelwerk Körperschaften angesetzt werden, die es im anderen überhaupt nicht gibt, oder dass im einen eine selbstständige Körperschaft vorliegt, die gemäß dem anderen nur die Unterabteilung einer anderen Körperschaft ist etc. Es gibt also keine Ll-Ubereinstimmung, sondern je nach Regelwerk entstehen ganz unterschiedliche „Entitäten". Auch bei den Ansetzungsformen differieren RAK u n d AACR2 deutlich, wobei auch hier die Vorliebe der AACR2 für die eigene Sprache eine wichtige Rolle spielt. So wird etwa Rom angesetzt als „Rome (Italy)", nach RAK hingegen in der originalsprachlichen Form als „Roma". Werden die AACR2 in einem nicht englischsprachigen Land eingesetzt, ist entsprechend die dort vorherrschende Sprache zu verwenden. Β 4.4.8
Verweisungen, S t a m m s ä t z e u n d Normdateien
Ist die Ansetzungsform bestimmt, so wird von anderen Formen auf diese verwiesen. In einem Zettelkatalog wird dafür jeweils eine Verweisungskarte eingelegt, ζ. B. „Horaz s. Horatius Flaccus, Quintus". Die Benutzer werden also von Alternativformen zur Ansetzungsform geleitet, unter der sämtliche zugehörige Werke im Katalog eingeordnet sind. Erfolgt die Erfassung in einer Datenbank, so legt man Ansetzungs- und Verweisungsformen in eigenen Datensätzen (so genannten Stamm- oder Normdatensätzen) ab. Uber ihre I d e n t n u m m e r werden diese mit den zugehörigen Titeldatensät-
zen verknüpft. Diese Tcchnik ist sehr effizient: Soll ζ. B. eine Verweisung ergänzt werden, muss dies nur an einer einzigen Stelle geschehen, nämlich im Stammdatensatz. Automatisch sind dann alle damit verknüpften Titeldatcnsätze auch unter der neuen Form suchbar. Im angelsächsischen Bereich ist es stattdessen üblich, Ansetzungs- und Verweisungsformen direkt in die Titeldatensätze hineinzukopieren. Jede Änderung oder Ergänzung muss folglich in allen zugehörigen Datensätzen nachvollzogen werden, was mittlerweile meist durch maschinellen Abgleich erfolgt. Von besonderer Bedeutung für die Standardisierung sind die überregionalen Normdateien - in Deutschland und Osterreich vor allem die „Gemeinsame Körperschaftsdatei" (GKD) für die Ansetzungs· und Verweisungsformen von Körperschaften sowie die „Personennamendatei" ( P N D ) . Die Anfänge der G K D reichen in die 1970er Jahre zurück; sie hat einen sehr großen U m f a n g und hohen Qualitätsstandard erreicht und ist ζ. B. in alle Verbundkataloge integriert. Die P N D ist j ü n ger und noch recht heterogen; sie wird daher meist nur als Informationsdatei genutzt. Auch die Zeitschriftendatenbank (ZDB) kann als eine Art N o r m datei für die Titel von Periodika betrachtet werden. Die zentrale Normdatei im angelsächsischen Bereich sind die „Library of Congress Authorities", die neben N a m e n von Personen und Körperschaften auch Normdatensätze für Einheitstitel und Serien enthalten. Seit einigen Jahren verfolgt die IFLA in verschiedenen Projekten die Vision einer „virtuellen internationalen Normdatei". Dafür sollen die Datensätze der nationalen Normdateien auf Metaebene miteinander verknüpft werden (vgl. Lit. 28). Ein solches Instrument wäre ausgesprochen nützlich, allerdings stößt seine Entwicklung immer dann auf Schwierigkeiten, wenn sich nach den Regelwerken unterschiedliche Entitäten ergeben (vgl. Β 4.4.7).
Β 4.4.9
Ordnungsregeln
Bei der formalen Erfassung eines Dokuments nach konventioneller Methode, ζ. B. im Zettelkatalog, müssen schließlich noch die entstandenen Karten für Haupt- und Nebeneintragungen sowie Verweisungskarten an der jeweils richtigen Stelle eingelegt werden. Dafür gibt es Ordnungsregeln, die u. a. die Einheiten festlegen, nach denen die Eintragungen anzuordnen sind. Beispielsweise werden Personennamen zunächst nach ihrer ersten O r d -
Β 4 Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung
nungsgruppc ( N a c h n a m c ) und dann nach der zweiten Ordnungsgruppe (Vornamen) geordnet. Geregelt wird aber ζ. B. auch, wie Umlaute und Akzente behandelt werden oder dass bei Sachtiteln einleitende Artikel zu übergehen sind. Bei den RAK sind die Ordnungsregeln ins Regelwerk integriert, für AACR gibt es separate „filing rules". In Datenbanken werden die Sortierungen (ζ. B. für die Anzeige in Registern) programmtechnisch gesteuert.
175
260 SaKöln : $bGrcvcn, $c2000. Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, dass MARC generell keine Verknüpfung von Datensätzen vorsieht. MAB hingegen ermöglicht hierarchische Bezüge, ζ. B. bei einem mehrbändigen Werk die Verknüpfung eines Hauptsatzes für das Gesamtwerk mit Untersätzen für die einzelnen Bände. Β 4.5.2
Β 4.5
Bibliographische Datenformate
Β 4.5.1
MAB u n d M A R C
U m Dokumente in einer Datenbank erfassen zu können, muss zunächst ein entsprechendes Datenformat definiert werden. Dieses bestimmt nicht nur die verschiedenen Datenfelder, in welche die Auswertungselemente eingetragen werden (vgl. Β 4.4.3), sondern legt auch Funktions- und Steuerzeichen fest und ordnet ggf. die Bezüge von Datensätzen untereinander (ζ. B. Verknüpfungen von Titel- und Stammdatensätzen). Man unterscheidet Austausch- und Internformate (Übersicht: Lit. 29). Erstere sind für den Austausch von Datensätzen zwischen IuD-Einrichtungen gedacht; sie sind daher standardisiert und auf das Wesentliche beschränkt. Bei den Internformaten herrscht weit größere Vielfalt, denn jede eingesetzte Datenbank kann ihr eigenes Format haben. Internformate sind außerdem komplexer als Austauschformate, weil sie zusätzliche Aufgaben erfüllen müssen (ζ. B. Verwaltung von Exemplardaten und Verknüpfung zu Ausleihsystemen). Formate sind theoretisch unabhängig vom verwendeten Regelwerk, in der Praxis werden jedoch die RAK zumeist mit dem Austauschformat MAB (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken) und AACR2 mit M A R C (Machine-Readable Cataloguing) betrieben. M A R C existiert seit 1969 in zahlreichen Varianten. Die heute wichtigste wird als MARC21 (früher USMARC) bezeichnet. Die erste Version von MAB (MAB1) wurde 1972 entwickelt; seit 1995 liegt MAB2 vor. Typisch für MARC-Formate ist die Aufgliederung von Kategorien in Teilfelder. So wird ζ. B. ein Ausgabevermerk „Köln : Greven, 2000" nicht wie bei MAB in drei Felder aufgesplittet (vgl. Β 4.4.3), sondern alle Auswertungselemente werden - durch bestimmte Zeichen getrennt - in dasselbe Feld (Kategorie 260) eingetragen:
Einflüsse aus d e m Internet: D u b l i n Core u n d X M L (vgl. auch Kapitel Β 19)
Seit den 1990er Jahren werden Online-Ressourcen verstärkt mit Metadaten versehen, u m sie im Internet besser auffindbar zu machen. Von den Anbietern selbst wird dafür (typischerweise im Kopf des Dokuments) eine Art bibliographischer Beschreibung angebracht. Weit verbreitet ist das 1995 auf einem Workshop in Dublin/Ohio entwickelte „Dublin Core Metadata Element Set" (DC) mit mittlerweile 15 Datenelementen, die für die Beschreibung von Dokumenten für wichtig gehalten werden (vgl. Lit. 30): - Title (Sachtitel) - Author or Creator (Verfasser, Urheber, Produzent) - Subject and Keywords (Schlag- oder Stichwort) - Description (inhaltliche Beschreibung) - Other Contributors (sonstige beteiligte Personen) - Date (Datum) - Resource Type (Objekt- / Dokumenttyp) - Format (Format) - Identifier (Identifizierungskennzeichen) - Source (Datenquelle) - Language (Sprache) - Relation (Beziehung zu anderen Dokumenten / Objekten) - Coverage (Räumliche oder zeitliche Maßangaben) - Rights (Copyright-Angaben, Benutzungsbedingungen) D C ist außerhalb der bibliothekarischen Welt entstanden und trifft keinerlei Regelungen für die in-
176
H e i d r u n Wiesenmüller
haltlichc F ü l l u n g dieser Datenfelder. Bei i m Internet vorliegenden Metadaten kann man
deshalb
n i c h t d a v o n a u s g e h e n , d a s s sie b i b l i o t h e k a r i s c h e A n f o r d e r u n g e n wie die V e r w e n d u n g v o n N o r m d a t e n s ä t z e n e r f ü l l e n . V o r e i n e r Ü b e r n a h m e in K a taloge u n d Bibliographien m ü s s e n
vorliegende
M e t a d a t e n d a h e r stets g e p r ü f t u n d b e a r b e i t e t w e r d e n . N i c h t s d e s t o w e n i g e r ist d e r Q u a s i - S t a n d a r d D C auch für IuD-Institutionen von großer Bedeut u n g . S o w i r d e t w a in v i e l e n
bibliothekarischen
I n t e r n e t - P r o j e k t e n d i e D C - S t r u k t u r in K o m b i n a t i o n m i t e i n e m R e g e l w e r k a n g e w e n d e t , ζ . B. b e i Hochschulschriftenservern (Software O P U S ) . Vergleichsweise w e n i g hat m a n sich h i n g e g e n n o c h m i t d e r seit 1 9 9 6 e n t w i c k e l t e n „ E x t e n s i b l e M a r k u p Language" (XML) beschäftigt, einer Ableitung der S G M L („Standard Generalized M a r k u p Languag e " ) . X M L ist e i n e D a t e n b e s c h r e i b u n g s s p r a c h e , d i e - ebenso wie die „Hypertext M a r k u p Language" ( H T M L ) - m i t Tags a r b e i t e t , w e l c h e w i e d e r u m v o n entsprechenden Werkzeugen verstanden und aufbereitet werden können. W ä h r e n d jedoch
bei
H T M L d i e Tags r e i n f o r m a l e n I n h a l t h a b e n (ζ. B. Tags f ü r U b e r s c h r i f t , Tabellenfeld,
Zeilenum-
b r u c h ) , w e r d e n in X M L a u c h i n h a l t l i c h e Tags b e nutzt; d e n k b a r sind ζ. B. < a u t h o r > , < t i t l e > o d e r auch < M A B 2 - K a t e g o r i e 4 1 0 > . Freilich
müssen
diese Tags f ü r die e i n z e l n e n A n w e n d u n g e n
zu-
nächst definiert (sogenannte D o k u m e n t t y p d e f i n i tionen) u n d entsprechende Verarbeitungssoftware z u r V e r f ü g u n g g e s t e l l t w e r d e n . X M L ist d a h e r k e i n eigenes Format, sondern vielmehr eine n e u e M e thode zur Verpackung und Übertragung von strukt u r i e r t e n I n h a l t e n (ζ. B. e i n e m D a t e n s a t z in M A B 2 ) i m I n t e r n e t (vgl. Lit. 3 1 ) . Z u e r w a r t e n ist, dass k ü n f t i g a u c h i m I u D - B e r e i c h v e r s t ä r k t D a t e n in X M L Struktur angeboten werden.
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13 E m p f e h l u n g e n f ü r ' C o n t i n u i n g integrating resources'. E m p f e h l u n g e n f ü r die Katalogisierung v o n Online-Ressourcen mit fortlaufender, integrierender Erscheinungsweise / Arbeitsstelle f ü r Standardisierung ; Zeitweilige Expertengruppe Elektronische Ressourcen. - Frankfurt: Die Deutsche Bibliothek, 2002. - U R L : http:// www.ddb.de/professionell/pdf7empf_cir.pdf
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Β 4 Informationsaufbereitung I: Formale Erfassung
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177
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Β5
Informationsaufbereitung II: Indexieren Gerhard Knorz
Β 5.1
Einleitung
Im Zeitalter der Volltextretrievalsysteme und der Suchmaschinen in Internet und Intranet scheinen dem inhaltsorientierten Zugriff auf D o k u m e n t e kaum Schranken gesetzt zu sein: U b e r jedes inhaltstragende Wort kann ein D o k u m e n t per Suchanfrage gefunden werden. U n d dennoch: Selbst wenn wir uns genau an ein spezifisches D o k u m e n t erinnern, das wir neulich am Bildschirm überflogen haben, auch w e n n wir genau wissen, dass die Suchmaschine das D o k u m e n t kennt, erweist es sich oft als sehr schwierig und manchmal als praktisch unmöglich, es mit vertretbarem Aufwand wieder zu finden. Eine ganz andere Ausgangssituation liegt vor, wenn beispielsweise papiergebundene Informationsbestände nicht direkt, sondern nur bibliographisch erschlossen zur Verfügung stehen. Wie soll man ein Buch „Feuer, Farben und Fontänen: Bilder aus der Welt der ruhelosen Berge" finden können, wenn man Material über Vulkane sucht? AN Tl AU
SO CY DT TC
Das Problem tritt beim Suchen auf und ein Lösungsansatz liegt in der Entwicklung leistungsfähigerer Retrievalverfahren - ein Weg, auf dem gerade in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt wurden, der aber Grenzen hat. Es liegt auf der Hand, dass geeignete Strategien bei der A u f n a h m e des D o k u m e n t s in ein maschinelles Retrievalsystem einen wirksamen Beitrag zur Verbesserung der Retrievalqualität leisten können. Es geht also u m die Frage, wie D o k u m e n t e (oder auch andere später zu suchende Objekte) so aufbereitet, so inhaltlich „erschlossen" werden können, dass sie später zuverlässig gefunden werden können. Klassieren (siehe Kap. Β 1) und Indexieren sind solche Strategien, und insbesondere u m Letztes geht es in diesem Beitrag. Es erscheint hilfreich, das T h e m a „Indexieren" an einem klassischen Beispiel einzuführen und zu diskutieren. Die exemplarische Dokumentationseinheit aus dem Bereich der Physik-Datenbasis (Abb. 1) illustriert den Gegenstandsbereich dieses Kapitels:
87(17):81072 PHYS O x y g e n c o n t e n t of s u p e r c o n d u c t i n g B a 2 Y C u 3 0 6 . 5 + χ. H a u c k , J.; B i c k m a n n , K.; Z u c h t , F. (Inst, für F e s t k ö r p e r f o r s c h u n g , K e r n f o r s c h u n g s a n l a g e Jülich ( G e r m a n y , F. R.)) Z. Phys., b. (Jul 1987)v. 6 7 ( 3 ) p. 2 9 9 - 3 0 2 ISSN 0722-3277; C O D E N ZP880 GERMANY, FEDERAL REPUBLIC OF Journal Experimental
LA
English
AB
S i n g l e - p h a s e n o n - s t o i c h i o m e t r i e B a 2 Y C u 3 0 6 . 5 + χ with - 0 . 2 4 8 < χ < 0 . 3 0 0 c a n be o b t a i n e d by a n n e a l i n g p r e r e a c t e d s a m p l e s at 0 . 0 1 - 1 bar o x y g e n parial p r e s s u r e . S a m p l e s w i t h χ = - 0 . 2 4 8 are s e m i c o n d u c t i n g , s a m p l e s at 0 . 2 3 9 < χ < 0 . 3 0 0 a r e metallic with T c i n c r e a s i n g f r o m 9 2 . 2 to 9 4 . 0 Κ for a n n e a l i n g in 0 . 0 2 - 1 bar 02. (orig.)
CC CT
*7470;7410; 8140 b a r i u m o x i d e s ; *yttrium oxides; c o p p e r o x i d e s ; q u a t e r n a r y c o m p o u n d s ; c u p r a t e s ; s t o i c h i o m e t r y ; a n n e a l t i n g ; electric conductivity; ^superconductivity; transition t e m p e r a t u r e ; low t e m p e r a t u r e ; x - r a y diffraction; t h e r m a l g r a v i m e t r i e analysis; t e m p e r a t u r e d e p e n d e n c e ; q u a n t i t y ratio
ET
B a * C u * 0 * Y ; Ba sy 4; sy 4; C u sy 4; 0 sy 4; Y sy 4; B a 2 Y C u 3 0 6 . 5 + x; Ba cp; cp; Y cp; C u cp; 0 cp; 0 2
Abb. 1: Dokumentationseinheit
einer Physik-Datenbasis
(PHYS,
FIZ
Karlsruhe)
180
Die Beschreibung dos Dokuments in einer bibliographischen Datenbasis setzt sich aus verschiedenen Kategorien (Attributen) zusammen, von denen die meisten (formalen) Kategorien A N , A U , SO, CY, DT, und LA im folgenden nicht weiter interessieren (siehe dazu Kap. Β 4). Stattdessen konzentrieren wir uns zunächst auf die Kategorien C C und C T : C C : Jedes Dokument wird in einige wenige Klassen (hier: durchschnittlich in 2 bis 3) eingeordnet, die durch eine formale Zeichenfolge, eine Klassifikationsnotation bezeichnet werden. Grundlage ist ein 3-stufiges analytisches Klassifikationssystem, bestehend aus der ersten, der zweiten und den beiden folgenden Dezimalen. Insgesamt stehen über 500 verschiedene Klassen zur Verfügung. C T : Jedem Dokument werden nach den für die Datenbasis zuständigen Indexierungsregeln (hier) durchschnittlich ca. 12 Deskriptoren aus einem Thesaurus (siehe Kap. Β 2) mit über 20.000 Begriffen zugeordnet. Das CT-Feld ist demnach des Ergebnis des Indexierens, bei dem Index Terms einer dokumentarischen Bezugseinheit nach einem vorgegebenem Indexierungsverfahren zugeordnet werden (Lit. 10). Das C C - F c l d ist das Ergebnis des Klassierens, bei dem Elemente (hier: Dokumente) Klassen (hier: benannt durch Klassifikationsnotationen) zugeordnet werden (Lit. 10). Drei Eigenschaften des hier gezeigten CT-Feldes sind für das Weitere bemerkenswert: - Die Index Terms, hier im vorliegenden Fall D e skriptoren, entstammen aus einem kontrollierten, verbindlichen Vokabular. Wie beispielsweise hier „electric conductivity" müssen sie im Text des Dokumentes nicht notwendigerweise explizit vorkommen (Additionsmethode). - Die zugeteilten Deskriptoren stehen offensichtlich völlig gleichrangig und ohne gegenseitige B e züge nebeneinander (gleichordnende Indexierung). Tatsächlich ist esjedoch so, dass (hier nicht sichtbar) einige Deskriptoren als so genannte „Main Headings" ausgezeichnet sind, denen jeweils noch ein anderer Deskriptor als „Qualifier" zugeordnet ist. Diese reduzierte und in der Form komplexere Indexierung hat jedoch nur für ein zusätzlich gedrucktes Register Bedeutung.
Gerhard Knorz
- Die Deskriptoren wurden in einem zweistufigen Prozess zugeteilt: Ein Programm (das AIRSystem; siehe dazu Lit. 08 und Kap. Β 8) analysiert Titel und Abstract und ermittelt auf der Grundlage eines umfangreichen Regel-Wörterbuchs die potentiell relevanten Deskriptoren. Ein Indexer kontrolliert die automatisch erzeugte Indexierung anhand des Originaldokumentes und modifiziert sie gegebenenfalls. Ziel dieses maschinell gestützten Ergehens war die Verbesserung der Qualität gegenüber sowohl rein automatischer als auch manueller Bearbeitung (siehe dazu Lit. 09). Als Ergebnis einer speziellen Art automatischer Indexierung kann das E T - F e l d aufgefasst werden: Es enthält die im Titel oder Abstract vorkommenden Formeln in einer standardisierten und damit besser recherchierbaren Form. Im Gegensatz zum C T - F e l d entstammen die Index Terms direkt aus dem Text (Extraktionsmethode), und die zugeteilten Ausdrücke haben auch eine syntaktische Struktur. Der Treatment-Code im T C - F e l d ordnet die Arbeit in die Klasse der experimentellen, theoretischen oder sonstigen Dokumente ein (Klassifikation einfachster Art). Die Tatsache, dass alle sinntragenden Textwörter im Titel ( T I ) und in der Kurzfassung ( A B ) recherchierbar sind, kann ebenfalls als eine vom Verfahren her triviale, wenngleich zweifellos effektive Art von „automatischer Indexierung" aufgefasst werden. Die für dieses Kapitel einschlägigen N o r m e n sind die drei Teile der D I N 31623 (Lit. 02), auf die sich Terminologie und Darstellung im Folgenden ohne Zitierung im Einzelnen abstützen. Die zusätzliche Lektüre dieser N o r m wird dem Leser empfohlen. Darüber hinaus soll auf folgende Literatur hingewiesen werden: Lit. 01, Lit. 03, Lit. 04, Lit. 07, Lit. 11.
Β 5.2
Indexieren als Problemlösung
Der Shift von bibliographischen Datenbanken zu Volltextdatenbanken und Suchmaschinen hat den Stellenwert des (manuellen) Indexierens deutlich verändert. Die personalintensive Standard-Investition klassischer Informationsdienstleister steht unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten in vielen Fällen auf dem Prüfstand. Was heißt Indexieren genau und wann werden wir uns dafür entscheiden? Indexieren drückt den In-
Β 5 Informationsaufbereitung II: Indexieren
halt eines Dokumentes mit den Mitteln einer D o kumentationssprache (Vokabular und Syntax) aus. Indexieren ist demnach ein zentraler Teil der inhaltlichen Erschließung und erfordert ein analytisches Lesen des Dokumentes. Bei Fehlen ausreichender Fachkenntnisse sind n u r oberflächliche und qualitativ minderwertige Ergebnisse zu erwarten. Gutes Indexieren erfordert Antworten auf folgende Fragen: Was sind die wesentlichen/wichtigen T h e m e n des Dokumentes, w o f ü r wird sich der spätere N u t z e r interessieren, für welche Suchanfragen würde der Nutzer das D o k u m e n t als Treffer erwarten/wünschen. Indexierungsregeln können spezifische Fragenkataloge vorgeben. Beispielsweise: Was wird untersucht, wer f ü h r t die U n t e r suchung durch, welche Methoden werden angewandt, welche Ergebnisse werden erreicht? Implizite T h e m e n dürfen nicht übersehen werden, triviale randständige T h e m e n sollten ausgeschlossen bleiben, u m nicht bei der Recherche den Ballast zu produzieren, der typisch für Freitextretrieval ist. In einem zweiten Schritt müssen die selektierten T h e m e n in die Dokumentationssprache „übersetzt" werden. Dies kann bedeuten, die treffenden Begriffe einer Ontologie, die passenden Deskriptoren aus einem Thesaurus, die zuständigen N o t a tionen eines Klassifikationssystems auszuwählen oder ein einfaches oder zusammengesetztes Schlagw o r t zu formulieren. A n h a n d des verwendeten Ordnungssystems sollte nun überprüft werden, ob nicht vielleicht (noch) treffendere, spezifischere Index Terms zur Verfügung stehen, die stattdessen zu verwenden sind. Gegebenenfalls müssen anschließend die gefundenen lexikalischen zu k o m plexeren Einheiten weiterentwickelt werden. Indexieren war u n d ist i m m e r dann z u m i n d e s t wünschenswert, wenn anderenfalls kaum ein inhaltsorientierter Zugriff auf Objekte möglich ist, die später gefunden werden sollen. Dies gilt natürlich weiterhin f ü r D o k u m e n t e bibliographischer Datenbanken, auf die anderenfalls nur über formale Attribute u n d Titelstichwörter zugegriffen werden kann. Das gilt darüber hinaus auch für alle weiteren Systeme, die sich im Wesentlichen auf Metadaten abstützen. Ein Beispiel ist der Standard I E E E / L O M (Learning Objects Metadata, http:// ltsc.ieee.org/wgl2/), der Suche, Bewertung, Beschaffung u n d Verwendung von (elektronischen) Lernobjekten unterstützen soll. Neben zahlreichen klassifikatorischen Datenfeldern umfasst er ein Datenelement „keyword": Hierüber soll und muss
181
vorhersehbar mittels Indexieren Lehrmaterial inhaltlich referenzierbar gemacht werden. Ähnlich ist die Sachlage, w e n n etwa Personen (Experten) oder Veranstaltungen in einem Wissensmanagementsystem mit T h e m e n und Begriffen in Verbindung gebracht werden sollen. Darüber hinaus bleibt (manuelle) Indexierung eine teure, aber ernstzunehmende Option, w e n n Recherchequalität einen ganz besonderen Stellenwert hat, wie etwa in der klinischen Dokumentation. Standard-Recherchemöglichkeiten genügen den Ansprüchen nicht, w e n n - die Trefferquote zu gering ist, weil eine Reduktion auf das Wesentliche nicht möglich ist; - die Vollständigkeit der Suchergebnisse mangelhaft ist, weil sich nicht vorhersehen lässt, wie die gesuchten Sachverhalte sprachlich ausgedrückt w u r d e n oder weil das T h e m a aus den verwendeten Worten nicht in einfacher Weise hervorgeht. Indexieren bietet sich auch dann an, w e n n die Nutzerperspektive sehr speziell ist und das Retrievalsystem auf die zu erwartenden Anfragen zugeschnitten werden soll. In einem Intranet beispielsweise w ü r d e eine Information über die Rückgabe von Bahnkarten in erster Linie unter dem Suchwort „Dienstreise" gesucht, auch w e n n die originale Information diesen Kontext gar nicht hat. Ein manuelles Indexieren lohnt sich für Retrievalzwecke nur dann, wenn nach der Additionsmethode gearbeitet wird oder aber eine syntaktische Indexierung benötigt wird. O h n e ein Verständnis des Dokumentinhaltes, o h n e ein Erkennen der f ü r das Retrieval wesentlichen Sachverhalte u n d T h e m e n kann auf (aufwendiges) manuelles Arbeiten zugunsten alternativer maschineller Verfahren in j e d e m Falle verzichtet werden. Die Tätigkeit des Indexierens mit dem (abschließenden) Aussuchen bzw. Formulieren passender Deskriptoren gleichzusetzen, wäre unzulässig verkürzt gesehen.
Β 5.3 Indexieren ist von Anforderungen und Randbedingungen abhängig Entscheidend f ü r die Auslegung eines Indexierungsverfahrens, auch hinsichtlich der Entscheid u n g zwischen manueller und automatischer Indexierung, sind die Anforderungen, die an das aufzubauende Informationssystem gestellt werden:
182
Gerhard Knorz
- Wclchcn Stellenwert hat die Aktualität der nachgewiesenen Dokumente?
- Welche Werkzeuge (Ontologicn, Thesauri, Klassifikationssysteme, Wortlisten) sind vorhanden?
- Gibt es a priori Präferenzen hinsichtlich Toleranz gegenüber Ballast oder gegenüber unvollständigen Suchergebnissen?
- Inwieweit ist maschinelle Unterstützung (für Wörterbuchzugriff, Eingabe, Ergebniskontrolle, Vorbereitung der Indexierung) verfügbar?
- Gibt es spezielle Problemklassen für die Formulierungvon Suchfragen? Beispielsweise Schulenabhängige Begriffsysteme (wie etwa in der Politikwissenschaft), sehr präzise definierte Sachverhalte (die auch entsprechend präzise selektiert werden sollen) wie in der Kernphysik oder der Chemie, oder aber unscharf definierte Zielinformation (wie etwa bei der Recherche nach N a men, die nur lautsprachig bekannt sind).
- Welche Möglichkeiten automatischer Indexierung sind verfügbar? Welcher Aufwand für Einführung und Betrieb fällt an, welche Kosten und Qualität ist zu erwarten?
- In welcher Weise geht das Retrievalsystem mit dem Ergebnis der Indexierung um? Welche Retrievaloperationen lässt es zu? Wichtige Gesichtspunkte bei der Auswahl eines Indexierungsverfahrens liefern Eigenschaften der zugrundeliegenden (bzw. der zu erwartenden) Dokumentenmenge: - Die Größe und vor allem die inhaltliche u n d formale Heterogenität der Sammlung: Sie bestimmt wesentlich die Trennschärfe, mit der bei der Indexierung gearbeitet werden muss. Mehrsprachigkeit und multimediale Dokumente erschweren die Suche und können Erschließungsaufwand notwendig machen. - Der Stellenwert, den P r o b l e m e sprachlicher B e n e n n u n g e n in dem vorgegebenen Textmaterial haben: Homonymie, Polysemie, Wortformen-Varianten (z.T. sprachabhängig), Formulierungsvarianten, Abkürzungen (speziell: Ad-hocAbkürzungen!), implizite Darstellungen, verschleiernde Darstellungen (wie z.T. etwa im Patentbereich), besonders standpunktabhängige Beschreibungen (z.B. in den Sozialwissenschaften). - Die Selbständigkeit des e i n z e l n e n D o k u mentes: Bürodokumente oder WWW-Dokumente nehmen vielfach Bezug auf andere D o kumente. Weiterhin ist nach den verfügbaren Ressourcen zu fragen: - Sind qualifizierte Indexierer(innen) vorhanden? Inwieweit ist eine manuelle Indexierung vom Zeitaufwand und der organisatorischen Einbettung her überhaupt möglich?
Die neben allen fachlichen Aspekten entscheidende Frage nach dem insgesamt akzeptiertem Aufwand für Inhaltserschließung schließt den Kreis: Inhaltserschließung ist Mittel z u m Zweck und wenn der resultierenden Informationsdienstleistung geringe Bedeutung zugemessen wird, kann beim Aufwand für den Input nur entsprechend knapp kalkuliert werden.
Β 5.4
Entwurfsentscheidungen bei der Auslegung eines Indexierungsverfahrens
Welches sind nun die methodischen Freiheitsgrade, mit denen auf unterschiedliche Zweckbestimmungen und Ausgangsvoraussetzungen reagiert werden kann? Β 5.4.1
Prä- u n d Postkoordination
Der Benutzer heutiger Textdatenbanken versucht, seine Suchfrage als Kombination von einzelner Index Terms auszudrücken. Damit setzt er das komplexe Suchthema zum Retrievalzeitpunkt aus einfacheren Suchbegriffen zusammen: Post-Koordination. Die Alternative ist, die einzelnen Index Terms bereits zum Indexierungszeitpunkt zu komplexen Themenbeschreibungen zusammenzusetzen: Präkoordination. Sind solche Themenbeschreibungen bereits im Vokabular verankert (als Komposita oder Nominalgruppen), so spricht man von Präkombination. - Ein Beispiel präkombinierter Systeme ist die Analytische Klassifikation, die in allen Fällen, in denen nachvollziehbare Einteilungsgesichtspunkte in einer natürlichen Reihenfolge gefunden werden können, durch ihre einfache und effiziente S t r u k t u r besticht. Wenn ein Weltauschnitt jedoch - was die Regel ist - tatsächlich vielschichtiger ist, dann wirken sich die U n b e weglichkeit und die vielfach nicht vermeidbaren
Β 5 Informationsaufbereitung II: Indexieren
inneren Widersprüche des Klassifikationssystems für die Anwendung negativ aus. - Beispiele für präkoordinierte Systeme sind Facettenklassifikationen oder auch komplexe Nominalgruppen zur Darstellung der in Dokumenten behandelten Themen. Der Weg von einer Suchfrage zu einer zugeteilten Nominalgruppe kann aber wegen der größeren Flexibilität und des größeren Variantenreichtums natürlicher Sprache nicht ganz so einfach sein wie der zu einer zugeteilten Klassifikationsnotation. Das Prinzip der Postkoordination wurde in den frühen 1950er Jahren als Reaktion auf die damals gebräuchlichen Klassifikationssysteme und deren grundsätzliche Beschränkungen von Mortimer Taube eingeführt. Er entwickelte für Forschungsberichte der US ASTIA ein System von elementaren Basisbegriffen (Uniterms), von denen einem Dokument etwa 10 bis 20 zugeordnet wurden. Für Speicherung und spätere Postkoordination war ein spezielles Karteikartensystem notwendig. Dass der Rechner das geeignete Instrument für die Anwendung und Weiterentwicklung dieses Ansatzes war, liegt auf der Hand. Die Nachteile des puristischen Uniterm-Verfahrens sind ebenfalls leicht einzusehen: Eine auf elementaren Basiskonzepten beruhende Indexierung ohne zusätzliche syntaktische Ausdrucksmittel muss notwendigerweise bei steigender Dokumentenanzahl eine unzumutbare Zahl von Fehl-Koordinationen provozieren: Maschine, Mensch, Indexierung, Anwendung, Test lässt völlig offen, ob es um „die Anwendung manueller Indexierung und den Test automatischer Indexierung" oder um „Test und Anwendung einer maschinell gestützten Indexierung" geht. Weitere Interpretationen des Beispiels sind möglich.
Β 5.4.2
Indexierungsverfahren
Bei der E x t r a k t i o n s m e t h o d e werden die Index Terms direkt dem Text entnommen. Viele automatische Indexierungsverfahren arbeiten so. Manuelle Stichwortextraktion macht gegenwärtig nur noch in speziellen Anwendungskontexten Sinn. Sie kann leicht während der Texterfassung als zusätzliche Markierung von Textwörtern etwa zur Aufnahme in ein Register mit erledigt werden und enthält, im Gegensatz zu gängigen maschinellen Alternativen, eine tatsächliche dokumentbezogene Relevanzentscheidung. Ein für den Dokumentinhalt nebensächliches oder gar irreführendes Wort
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wird ein Mensch in keinem Fall indexieren: Beispiel „Sackgasse" in „Autobahnen -eine Sackgasse der Verkehrspolitik?" Auch die Vereindeutigung und Hervorhebung von Passagen einer Nachrichtenmcldung im Kontext eines XML-Formats (News Industry Text Format, NITF), Beispiel: < P E R S O N > < F U N C T I O N > Brandenburgs Ministcrpräsident < N A M E . G I V E N > Manfred < / NAME.GIVEN > < NAME.GIVEN > Stolpe < / NAME.GIVEN> < PERSON > kann als eine spezielle, wenngleich komplexe Art von Stichwortindexierung angesehen werden (Lit. 06). Bei der A d d i t i o n s m e t h o d e können die Index Terms direkt aus dem Text stammen, müssen es aber nicht. Die Schlagwörter, Deskriptoren, Klassifikationsnotationen werden also frei zugeteilt. Wenn von manueller Indexierung die Rede ist, wird normalerweise die Additionsmethode vorausgesetzt. Lässt man dasselbe Dokument testweise unabhängig parallel indexieren, so ist Konsistenz zwischen konkurrierenden Extraktionsverfahren offensichtlich leichter sicherzustellen als zwischen Additionsverfahren. Dies wird (oft auch in Zusammenhang mit maschineller Indexierung) missverständlicherweise als Qualitätsargument vorgebracht. Zwar ist es richtig, dass schlechte Konsistenz (Aspekt: Vorhersehbarkeit) sich negativ beim Retrieval auswirken muss. Gute Konsistenz wirkt sich aber nur dann positiv auf das Retrieval aus, wenn damit gemeint ist, dass ähnliche Sachverhalte in verschiedenen Dokumenten konsistent indexiert sind. Ob die systembedingte gute Konsistenz bei Extraktionsverfahren dieses Ziel erreicht, oder aber wegen der Fixierung auf den Sprachgebrauch des Autors eher verfehlt, kann nicht allgemein entschieden werden. Als die einfachere Methode hat das Extrahieren in jedem Fall den Vorteil der schnellen und nachvollziehbaren Bearbeitung für aktuelle Informationsdienste.
Β 5.4.3
Art der Indexierungssprache
Β 5.4.3.1
Indexierungsvokabular
Beim Vokabular einer Indexierungssprache ist ein kontrolliertes, verbindliches von einem offenen, freien Vokabular zu unterscheiden.
184
Gerhard Knorz
Ein kontrolliertes Vokabular, wie es etwa die Notationen eines Klassifikationssystems, die Begriffe einer Ontologie oder die Deskriptoren eines Thesaurus darstellen, vermeidet viele Probleme offener Systeme, die sich etwa der in den D o k u m e n ten vorkommenden Fachbegriffe bedienen: Die Form der Benennung und die systembezogene Bedeutung kann grundsätzlich soweit erforderlich festgelegt werden. Andererseits muss jedes Mehr an Kontrolle (beispielsweise in Form einer Relationierung von Deskriptoren) mit recht hohem Aufwand für Erstellung und Pflege bezahlt werden. Die Analyse von Indexierungsfehlern zeigt, dass bei Verwendung umfangreicher Thesauri auch der erfahrene und spezialisierte Indexierer ohne Nachschlagen in keinem Falle auskommt. Die Nachteile aus fachlicher Sicht zeigen sich, wenn zur Indexierung eines Sachverhalts keine adäquaten Deskriptoren zur Verfügung stehen: Dies geschieht schon deshalb zwangsläufig, weil die fachliche Entwicklung eines Gebietes auch dem aktuellsten (verbindlichen) Vokabular (mindestens) einen Schritt voraus ist. Es empfiehlt sich daher, neben verbindlichem Vokabular auch freies Vokabular ergänzend zuzulassen. Bei einem freien Vokabular gilt es j e nach Erschließungstiefe zu entscheiden, ob mit weiten Schlagwörtern (z.B. hihaltserschließung, Bibliothek, Gesetz) oder engen Schlagwörtern (automatische Indexierung, öffentliche Bibliothek, Studienguthabensgesetz) gearbeitet werden soll. Bei unterteilten Schlagwörtern (mit H a u p t und Nebenschlagwort) kombiniert man Robustheit bei gleichzeitig größerer Detaillierung (Indexierung, automatische; Bibliothek, öffentliche). Detaillierte Richtlinien für die Begriffs- und Benennungsanalyse bei der Formulierung freier Deskriptoren sind in Lit. 02 zu finden. Β 5.4.3.2
Indexierungssprachen-Syntax
Die Syntax (zur Darstellung syntagmatischer Beziehungen) ist bei den meisten Indexierungssprachen sehr schwach ausgeprägt. Der Einsatz syntaktischer Sprachmittel dient primär der präziseren Darstellung von T h e m e n und damit (beim Retrieval) der Reduzierung von Ballast. Er erfordert ein tieferes Verständnis des Dokumentinhalts und eine besondere Sorgfalt, wenn ein in sich konsistentes Indexierungsergebnis erreicht werden soll, das den erhöhten Aufwand rechtfertigt. - Bei der g l e i c h o r d n e n d e n Indexierung (coordinate indexing) fehlt jede Art von (syntagmati-
schen) Beziehungen zwischen Deskriptoren: Die Indexierung besteht aus einer Menge (im mathematischen Sinn) von gleichberechtigten Index Terms. - Wann immer eine Indexierung zugeteilte Index Terms nicht völlig gleichberechtigt meint, sind mehr oder weniger ins Auge fallende syntaktische Mittel unverzichtbar, um die Relationen zwischen den Zuteilungen auszudrücken. Aus diesem Grund hat sich die unglückliche Bezeichnung syntaktische Indexierung etabliert (und findet sich so auch in der D I N wieder), die nicht den Charakter des Gemeinten ausdrückt, sondern ein damit verbundenes Oberflächenphänomen. Als treffendere Bezeichnung könnte strukturierte Indexierung gewählt werden. Als strukturierte Indexierung der einfachsten Form kann bereits ein Text verstanden werden, der im „Freitext" unter Verwendung von Kontextoperatoren recherchierbar ist: Jedes bedeutungstragende Wort ist ein suchbares Stichwort, und so besteht die Indexierung aus einer Folge (Sequenz) von Index Terms. Die Nachbarschaftsbeziehungen der einzelnen Wörter bleiben erhalten und können bei der Suche berücksichtigt werden. Eine andere Interpretation einer Reihung liegt vor, wenn Index Terms nach Wichtigkeit geordnet sind. Vor allem automatische Indexierungsverfahren ordnen Deskriptoren oft Gcwichtc zu, die eine weitere Differenzierung darstellen (siehe Kap. Β 8). Indexierung, Linguistisches Verfahren, Evaluierung oder: Indexierung (1.00), Linguistisches Verfahren (0.8), Evaluierung (0.4) Genauso wie man in der natürlichen Sprache über die Neubildung zusammengesetzter Wörter (Präkombination) hinaus komplexe Begriffe als N o m i nalphrasen oder Teilsätze konstruieren kann, so können mehrere Index Terms durch syntaktische Mittel zu einer neuen Einheit zusammengesetzt werden, u m den gemeinten Begriff präziser zu benennen: Filter, Reinigung, Wasser als gleichordnende Indexierung lässt offen, ob es u m „Filter zur Reinigung von Wasser" oder aber u m „Wasser zur Reinigung von Filtern" geht. Mit einer Klammerstruktur, die die Abhängigkeitsstruktur nachzeichnet, lässt sich das Gemeinte klarlegen:
Β 5 Informationsaufbereitung II: Indexieren
(Filter C. Wenn wir n u n ein Verfahren zur Schätzung der Relevanzwahrscheinlichkeit P(R\q,d) haben, so können wir auch den Erwartungswert der Kosten berechnen, die durch das Retrieval des Dokumentes d e n t s t e h e n würden:
EC(q,
d) = C- P(R\q,
d) + C - (1 - P{R\q,
d))
Führt ein Benutzer nun Retrieval durch und bricht das sequenzielle Durchschauen der D o k u m e n t e der Rangliste an beliebiger Stelle ab, so sollen die Gesamtkosten aller angeschauten D o k u m e n t e minimiert werden. Dies ist offensichtlich dann der Fall, w e n n wir die D o k u m e n t e nach absteigenden (Erwartungswerten f ü r die) Kosten ordnen: Wenn EC(q,d) < EC(q,d'), dann muss d vor d' ausgegeben werden; da C > C, ist diese Bedingung äquivalent zu P(R\q,d)> P(R\q,d'), also eine Rangordnung nach fallender Relevanzwahrscheinlichkeit.
Β 7.4.2
Retrievalmodell mit binärer Unabhängigkeit
Es gibt eine ganze Reihe von probabilistischen Retrievalmodellen, die dem probabilistischen RankingPrinzip genügt. Hier soll nur das bekannteste davon kurz vorgestellt werden. Das Retrievalmodell mit binärer Unabhängigkeit basiert auf folgenden Annahmen: 1. Eine Anfrage besteht aus einer Menge von Termen (lineare Anfragestruktur) 2. D o k u m e n t e haben eine ungewichtete (binäre) Indexierung. 3. Die Verteilung der Indexierungsterme in den relevanten und den irrelevanten D o k u m e n t e n wird jeweils als unabhängig angenommen. Anstelle der Relevanzwahrscheinlichkeit berechnet das Modell die Chancen 0(R\q ,d), dass d zu q relevant ist, wobei die Chancen als Quotient von Wahrscheinlichkeit und Gegenwahrscheinlichkeit definiert sind: 0(R\q ,d)= P(R\q,d)/P(R\q,d) (hier bezeichnet R das Ereignis, das das zugehörige Frage-DokumentPaar als nicht relevant beurteilt wird).
212
Norbert Fuhr
Im Folgenden steht qT für die Menge der Fragetcrme und dT für die Menge der im Dokument d vorkommenden Terme; tt bezeichnet das Ereignis, dass der Term im Dokument vorkommt, und t, das Gegenteil. Dann berechnen sich die Chancen, dass d relevant zu q ist, wie folgt:
Hierbei läuft das erste Produkt über alle Terme, die Frage und Dokument gemeinsam haben, und das zweite Produkt bezieht sich auf alle Fragetcrme, die nicht im Dokument vorkommen.
In dieser Formel kommen folgende Parameter vor: 0(R\q) bezeichnet die Chancen, dass ein zufälliges Dokument der Kollektion relevant ist. Da dieser Faktor konstant ist für alle Dokumente zu einer Anfrage, wird er für bloßes Ranking der Antwortdokumente nicht benötigt. P(ti\R,q) ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Term ί, in einem (zufälligen) relevanten Dokument vorkommt; P(tj\R,q) = 1 - P(tj\R,q) ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Term nicht in einem solchen Dokument vorkommt. P(tj |R,q) bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass der Term in einem (zufälligen) nichtrelevanten Dokument vorkommt; P(t,\R,q) = 1 - P(t,\R,q) ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Term nicht in einem solchen Dokument vorkommt. Obige Formel lässt sich in eine einfache log-lineare Form überführen, wenn man nur die Dokumentabhängigen Faktoren berücksichtigt. Sei uf =P(tt \R,q) und v, =P(tt |Λ, q), dann erhält man
ti€qTC\dT
V A
Ul
>
Die einzelnen Summenglieder kann man als Fragetermgewichte auffassen. Für ein einzelnes Dokument muss man also nur die Gewichte der darin vorkommenden Frageterme aufsummieren, u m das Retrievalgewicht zu berechnen. Es bleibt das Problem der Schätzung der Parameter uf und v,. Letzteren kann man auch ohne Relevanzrückkopplung wie folgt schätzen: Sei Ν die Anzahl der Dokumente in der Kollektion und n, die Anzahl derjenigen Dokumente, in denen t, vorkommt. Da in der Regel nur sehr wenige Dokumente der Kollektion relevant zu einer Anfrage sind, nimmt man näherungsweise an, dass alle Dokumente irrelevant sind, und schätzt v, durch die relative Dokumenthäufigkeit ab: v( = P(tf q) nt/N. Bei fehlender Relevanzinformation kann man für u, einen konstanten Wert annehmen, wobei sich für m, = 0.5 die diesbezüglichen Faktoren in Zähler und Nenner gegenseitig aufheben, so dass man eine Gewichtung entsprechend der inversen Dokumenthäufigkeit (inverse document frequency, idf) erhält:
1 Qidf{q,d)=
°gJ^rL= Σ
Σ T
tteq nd
T
N
T
ti€q nd
T
Σ %
iiGgTndT
1
Diese Formel lässt sich somit für die initiale Anfrage anwenden. Beurteilt der Benutzer dann einige der Antwortdokumente bezüglich ihrer Relevanz, dann kann man die Parameter wie folgt schätzen: Sei r die Anzahl der als relevant beurteilten Dokumente, von denen rf den Term tt enthalten, dann kann man Uj = P(tj\R,q) rt!r als die relative Häufigkeit des Terms in den relevanten Dokumenten abschätzen.
Β 7 T h e o r i e des I n f o r m a t i o n Retrieval I: M o d e l l e
213
Experimente haben gezeigt, dass aufgrund der kleinen Stichproben diese Schätzungen systematisch falsch sind und sich bessere Resultate mit der Schätzung = (rj+0.5)/(r+l) ergeben. Tabelle 2 zeigt ein Beispiel für die Anwendung des Retrievalmodells mit binärer Unabhängigkeit bei einer Frage mit zwei Termen und t2, wobei allerdings die unmodifizierten Schätzformeln angewandt wurden (also Uj und v, als relative Häufigkeiten der Terme in den relevanten bzw. irrelevanten Dokumenten). Man erhält hier ut = 8/12, V/ = 3/8, u2 = 7/12 und v2 = 4/8. Zusammen mit 0(R\q) = 12/8 ergeben sich dann aus Formel 1 und über die Beziehung P(x) = 0(x)/(l+0(x)) die Relevanzwahrscheinlichkeiten für die vier verschiedenen Dokumentklassen (je nachdem, welche der beiden Terme im Dokument vorkommen) zu P(R\q,( 1,1)) = 0.76, P(R\q,(\ß)) = 0.69, / γ % , ( 0 , 1 ) ) = 0.48 und P(R\q,(0,0)) = 0.4; somit würden zuerst alle Dokumente ausgegeben, die beide Anfrageterme enthalten, dann alle, in denen nur t/ vorkommt, dann alle mit t2 und zum Schluss diejenigen, die keinen der beiden Anfrageterme enthalten.
di t\ ti r(q,di)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 0 0 0 R
R
R
R
R
R
R
R
R
R
Tabelle 2: Beispiel für das Retrievalmodell mit binärer
Β 7.4.3
R
R
R
R
R
R
R
R
R
R
Unabhängigkeit
Retrieval als unsichere Inferenz
Als eine Erweiterung der probabilistischen Modelle hat Rijsbergen eine logische Sicht auf IR-Systeme vorgeschlagen. Analog zur logischen Sicht auf Datenbanken wird hier (zunächst ohne Berücksichtigung von Unsicherheit) angenommen, dass man beim Retrieval nach Dokumenten sucht, die die Anfrage logisch implizieren, also die Formel rf— q gilt. Ein einfaches Beispiel für Boolesches Retrieval möge diese Sichtweise verdeutlichen: Nehmen wir an, wie hätten ein Dokument d;, das mit den Termen 'Rodeln', 'Abfahrtsski', 'Skilanglauf und 'Alpen' indexiert sei, und die Anfrage qt laute 'Rodeln A N D Skilanglauf. Betrachtet man das Dokument nun als logische Konjunktiom der darin enthaltenen Terme, so ist klar, dass das Dokument die Anfrage impliziert: Wenn die Formel 'Rodeln A N D Abfahrtsski A N D Skilanglauf A N D Alpen1 wahr ist, dann ist natürlich auch 'Rodeln A N D Skilanglauf wahr, also d/ q/. Der Vorteil der logischen Sichtweise wird klar, wenn man zusätzliche Wissensquellen berücksichtigen möchte. Laute unsere Anfrage q2 etwa "Wintersport A N D Alpen', dann würde das Dokument zunächst nicht gefunden. Steht aber ein Thesaurus zur Verfügung, so kann man die darin enthaltenen hierarchischen Beziehungen als logische Implikationen auffassen, also etwa 'Rodeln — Wintersport'. Mit diesem zusätzlichen Wissen impliziert das Dokument auch die neue Anfrage. U m über Boolesches Retrieval hinauszugehen, muss man unsichere Inferenz zulassen. Nehmen wir etwa an, ein zweites Dokument d2 sei nur mit dem Term Wintersport' indexiert, und die Anfrage laute 'Abfahrtsski'. Auch wenn der Anfrageterm nicht direkt im Dokument vorkommt, so besteht dennoch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Dokument auf die Anfrage relevant ist. Daher sollte man auch unsichere Inferenz berücksichtigen, etwa in der Form /"(Wintersport — Abfahrtsski) = 0.5. Mit solchem unsicheren Wissen würde das Dokument wieder die Anfrage (unsicher) implizieren: P(d2 — qj) = 0.5. Die wesentliche Innovation von Rijsbergen besteht nun darin, die Wahrscheinlichkeit für die Implikation als bedingte Wahrscheinlichkeit zu interpretieren, also P(d q) = P(q\d) = P(d η q)/P(q). Abbildung 2 verdeutlicht dies an einem Beispiel: Nehmen wir an, die Terme seien alle gleich wahrscheinlich, aber disjunkt, dann können wir die bedingte Wahrscheinlichkeit als Quotient der entsprechenden Termanzahlen berechnen, und wir erhalten P(d —* q) = 2/3. Man kann zeigen, dass sich durch Variation der Annahmen über die Unabhängigkeit / Disjunktheit der Terme, die Wahrscheinlichkeitsverteilung über die Terme sowie die Implikationsrichtung (P(d —» q) vs. P(q —• d)) die meisten bekannten Retrievalmodelle als Spezialfälle dieses allgemeinen Modells erklären lassen.
214
Norbert Fuhr
A l l e r d i n g s bleibt die Frage n a c h d e m Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n d e r I m p l i k a t i o n s w a h r s c h c i n l i c h k e i t P(d — q) u n d d e r R e l e v a n z w a h r s c h e i n l i c h k e i t P(R\q,d)
n o c h o f f e n . I m e i n f a c h s t e n Fall kann m a n diese
gleichsetzen, o d e r m a n k a n n ü b e r die totale Wahrscheinlichkeit e i n e n linearen Z u s a m m e n h a n g herleiten: P(R\q,
d) =
P(d
q)P{R\d
- > g) +
(1 -
P(d
-> q)) P{R\d
q)
H i e r b e i sind P(R\d —> q) u n d P(R\d -Λ- q) zwei zusätzliche Faktoren, d i e die 'Strenge' der Relevanzurteile w i d e r s p i e g e l n ( m i t w e l c h e r Wahrscheinlichkeit beurteilt der B e n u t z e r ein D o k u m e n t als relevant, w e n n es seine A n f r a g e impliziert, bzw. nicht impliziert?).
Β 7.4.4
Statistische Sprachmodelle
M i t d e r H i n w e n d u n g z u statistischen M o d e l l e n in der C o m p u t e r l i n g u i s t i k sind in d e n letzten J a h r e n a u c h i m I R s o g e n a n n t e language models sehr p o p u l ä r g e w o r d e n - nicht zuletzt a u f g r u n d ihrer hervorrag e n d e n Retrievalqualität. E i n statistisches S p r a c h m o d e l l θ ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung ü b e r die T e r m e d e s betrachteten Vokabulars, g e g e b e n als Wahrscheinlichkeiten P(tt \θ) f ü r t/,
,t„. N u n n i m m t m a n an, dass j e d e s D o k u -
m e n t d d u r c h ein d e m j e w e i l i g e n D o k u m e n t z u g r u n d e liegendes S p r a c h m o d e l l 9d e r z e u g t w u r d e ( w o b e i verschiedene D o k u m e n t e unterschiedliche Sprachmodelle haben). E i n e A n f r a g e q ist w i e d e r als M e n g e v o n T e r m e n qT g e g e b e n . A n a l o g z u Retrieval als u n s i c h e r e r I n f e r e n z P(d — q) = P(q\d) b e r e c h n e t m a n n u n die Wahrscheinlichkeit, d a s s diese A n f r a g e v o m gleichen S p r a c h m o d e l l e r z e u g t w u r d e , das a u c h d e m D o k u m e n t z u g r u n d e liegt: P W d )
=
Π
P W d ) .
ti£qT
D a s H a u p t p r o b l e m besteht in der B e s t i m m u n g der Wahrscheinlichkeiten d e s S p r a c h m o d e l l s θ ώ f ü r das m a n j a nur spärliche D a t e n in F o r m eines einzelnen D o k u m e n t e s z u r V e r f ü g u n g hat. U m dieses P r o b l e m zu entschärfen, b e s t i m m t m a n 9 d als M i s c h u n g aus d e n D o k u m e n t - s p e z i f i s c h e n u n d d e n K o l l e k t i o n s s p e z i f i s c h e n H ä u f i g k e i t s d a t e n . F ü r e i n e n T e r m t b e z e i c h n e tf d e s s e n V o r k o m m e n s h ä u f i g k e i t i m D o k u m e n t d, \d\ die L ä n g e v o n d, Ν die A n z a h l der D o k u m e n t e der K o l l e k t i o n u n d η d i e A n z a h l der D o k u m e n te, in d e n e n t v o r k o m m t . D a n n b e r e c h n e t m a n
w o b e i α das M i s c h u n g s v e r h ä l t n i s z w i s c h e n D o k u m e n t - u n d K o l l e k t i o n s - s p e z i f i s c h e n H ä u f i g k e i t e n a n gibt.
Β 8
Theorie des Information Retrieval II: Automatische Indexierung Holger N o h r
Β 8.1
Einleitung
Ein großer Teil der Informationen - Schätzungen zufolge bis zu 80% - liegt in Organisationen in unstrukturierten D o k u m e n t e n vor. In der Vergangenheit w u r d e n Lösungen f ü r das M a n a g e m e n t strukturierter Informationen entwickelt, die es n u n auch zu erreichen gilt f ü r unstrukturierte Informationen. N e b e n Verfahren des Data Mining f ü r die Datenanalyse treten Versuche, Text Mining (Lit. 06) auf die Textanalyse anzuwenden. U m gezielt D o k u m e n t e im Repository suchen zu können, ist eine effektive Inhaltserkennung und -kennzeichnung erforderlich, d.h. eine Z u o r d n u n g der Dokumente zu Themengebieten bzw. die Speicherung geeigneter Indexterme als Metadaten. Z u diesem Zweck müssen die Ookumenteninhalte repräsentiert, d.h. indexiert oder klassifiziert, werden.
Input
Dokumentanalyse dient auch der Steuerung des Informations- und Dokumentenflusses. Ziel ist die Einleitungeines „Workflow nach Posteingang". Eine Dokumentanalyse kann anhand erkannter Merkmale Eingangspost automatisch an den Sachbearbeiter oder die zuständige Organisationseinheit (Rechnungen in die Buchhaltung, Aufträge in den Vertrieb) im U n t e r n e h m e n leiten. Dokumentanalysen werden auch benötigt, wenn Mitarbeiter über einen persönlichen Informationsfilter relevante D o k u m e n t e automatisch zugestellt b e k o m m e n sollen. A u f g r u n d der Systemintegration werden Indexierungslösungen in den F u n k t i o n s u m f a n g von D M S - bzw. Workflow-Produkten integriert. Eine Architektur solcher Systeme zeigt Abb. 1. Die Architektur zeigt die Indexierungs- bzw. Klassifizierungsfunktion im Z e n t r u m der A n w e n d u n g . Dabei erfüllt sie Aufgaben für die Repräsentation von D o k u m e n t e n (Metadaten) u n d das spätere Retrieval.
Speicherung
Abb. 1: Architektur eines Dokumenten-Managementsystems
Output
216
Holger N o h r
Damit werden Verfahren des Information Retrieval relevant. In einer Studie gaben 20% befragter Unternehmen an, Werkzeuge zur automatischen Indexierung /Klassifizierung in der Dokumentenverwaltung zu nutzen (Lit. Ol). Ca. 15% der U n ternehmen setzen Werkzeuge zur automatischen Extraktion von Informationen ein (Rechnungsnummer und -betrag, Kundennummer usf.). Automatische Verfahren der Dokumenterschließung lassen sich unterschieden in automatische Zusammenfassung von Dokumenten (Automatic Text Summarization) und automatische Indexierung von Dokumenten (Automatic Indexing).
Β 8.2
Manuelles vs. automatisches Indexing
Indexierung gilt klassisch als manuelles und intellektuelles Verfahren der inhaltlichen Dokumenterschließung, das die Arbeitsschritte begriffliches Erfassen des Inhalts eines Dokuments (Inhaltsanalyse) und Repräsentation dieses Inhalts durch sprachliche Elemente einer Indexierungssprache (Deskriptoren eines Thesaurus, Notationen einer Klassifikation) umfasst. Der intellektuelle Vorgang bedingt eine Inhaltsanalyse, d.h. ein Verstehen des Dokuments. Diese Form der Indexierung ist weit verbreitet und unumgänglich dort, wo Texte in nicht-elektronischer Form vorliegen oder Dokumente aus nicht-sprachlichen Darstellungsformen (Bilder, Fotos, Filme) bestehen, eine Textanalyse also nicht möglich ist.
vollautomatisch Dokumente analysieren und abgeleitet aus dieser Analyse entweder ausgewählte Terme aus dem Dokument extrahieren und als Indexterme abspeichern (Extraktionsverfahren) oder Deskriptoren einer Indexierungssprache dem Dokument als Inhaltsrepräsentanten zuweisen (Additionsverfahren). Seit der Verfügbarkeit automatischer Verfahren stehen intellektuelle und automatische Ansätze in Konkurrenz. Dieses Konkurrenzverhältnis scheint unauflösbar, da beiden Verfahren unterschiedliche Ausgangspositionen und Grundannahmen zugrunde liegen (Lit. 14): - Intellektuelle Verfahren streben die korrekte und konsistente Repräsentation von Dokumenteninhalten (der Bedeutungsebene) an, indem sie die durch Inhaltsanalyse erkannten Gegenstände durch normierte Benennungen einer Indexierungssprache wiedergeben. - Automatische Verfahren wollen Dokumente in einer Weise aufbereiten, dass sie für ein Retrieval über Indexterme eine bestmögliche Wiederauffindbarkeit herstellen. Kritiker der Automatisierung führen die sprachliche Vielfalt und den Variantenreichtum sprachlicher Produktionen an. Diese seien durch maschinelle Verfahren nicht erkenn- oder gar verstehbar. Nicht jedes Thema könne daher korrekt und konsistent repräsentiert werden. Automatischer Indexierung liege die irrige Annahme zugrunde, es genüge aus Termen eines Dokuments eine Auswahl für die Generierung eines Index zu treffen. Eine Rückführung sprachlicher Ausdrücke auf ihre Bedeutung unterbliebe ebenso wie die Lexikalisierung von Paraphrasen oder die Ausweisung begrifflicher Relationen. Kurz, Indexierung sei kein formalisierbarer Prozess und daher nicht geeignet für eine Automatisierung. Folgt man sprachwissenschaftlichen Theorien, die eine Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken aus dem Kontext ableiten, so kann dieser Argumentation sicher gefolgt werden.
Indexieren erfüllt den Zweck der inhaltlichen Repräsentation von Dokumenten durch Metadaten mit dem Ziel, sie für das Retrieval such- und findbar zu machen. Indexterme werden i.d.R. einer kontrollierten und normierten Indexierungssprache entnommen, die nicht nur Strukturen der Sprachoberfläche abbildet sondern Begriffe eindeutig repräsentiert. Der intellektuelle Ansatz verfolgt eine begriffliche Wiedergabe des Dokumenteninhalts, Anhänger automatischen Indexierens verweisen d.h. er verlässt die sprachliche Ebene eines Textes. dagegen auf die Unmöglichkeit der intellektuellen Behandlung der Dokumentmengen und versuchen Im Gegensatz zu intellektuellen Verfahren arbeidurch empirische Untersuchungen (Retrievaltests) ten automatische Methoden mehr oder weniger mit zu belegen, dass automatische Verfahren, verglichen der sprachlichen Oberfläche von Dokumenten mit intellektuellen, mindestens gleich gute Resulmit Termen (im Sinne von Zeichenketten) und tate bei der Wiederauffindung von Dokumenten nicht bzw. zunächst nicht mit der Bedeutung dieerzielen. Dieser Nachweis gelingt in einer Vielzahl ser Terme bzw. ganzer Texte. Unter automatidurchgeführter Tests (Lit. 14, Lit. 18). scher Indexierung verstehen wir Verfahren, die
Β 8 T h e o r i e des Information Retrieval II: Automatische Indexierung
Β 8.3
Verfahrensansätze der automatischen Indexierung
- E i n f a c h e Stichwortextraktion/Volltextinvertierung: Obwohl dieses Verfahren vollautomatisch arbeitet, indem es alle Wörter (Zeichenketten) eines Textes in invertierten Listen ablegt, kann es nicht zu den Indexierungsverfahren gezählt werden. Weder trifft dieses Verfahren eine Auswahl, noch werden Wörter bearbeitet. - Statistische Verfahren: Für die statistischen Verfahren der Indexierung stehen die klassischen Ansätze von Luhn, Salton oder Sparck Jones. Unter den Indexierungsverfahren sind statistische Methoden historisch die ersten Ansätze. In der Praxis stellen die statistischen Verfahren die verbreitetste und ausgereifteste Verfahrensklasse dar. - Informations- bzw. Computerlinguistische Verfahren: Informationslinguistische Verfahren analysieren und bearbeiten Texte in linguistischer Hinsicht. Sie können in regelbasierte und wörterbuchgestützte Ansätze unterschieden werden. Kombinationen beider Ansätze sind sinnvoll und können in der Praxis vorkommen. - Begriffsorientierte Verfahren: Begriffsorientierte Ansätze schließen aufgrund einer Textwortbzw. Textanalyse auf Inhalte, u m diese durch zugeteilte Indexierungsterme einer Indexierungssprache zu repräsentieren. Β 8.3.1
Statistische A n s ä t z e
Die „Initialzündung" statistischer Indexierung geht von Luhn aus, der 1958 (Lit. 11) folgende Prämisse formulierte: „It is here proposed that the frequency of word occurrence in an article furnishes a useful measurement of word significance." Luhn ging es um die Erzeugung von Abstracts, wenn er über die Wortfrequenzen auf die Signifikanz von Sätzen abhebt. Seine Grundannahme, die Signifikanz von Wörtern für die Bedeutung eines Textes auf statistischem Wege ermitteln zu können, wurde zur Ausgangsthese statistischer Indexierung. Voraus ging die Erkenntnis, dass Sprachen unabhängig von Sprecher, Autor oder Thema gewissen statistischen Gesetzmäßigkeiten folgen. Eine wichtige Erkenntnis geht auf Zipf zurück (Lit. 22); in dem nach ihm benannten Zipfschen Gesetz konnte er eine konstante (C) Beziehung zwischen dem Rang (r) eines Wortes in einer Häufigkeitsliste und
217
der Frequenz (f), mit der dieses Wort in einem Text vorkommt nachweisen: r χ f = C. Die statistischen Indexierungsansätze gehen von den folgenden zwei Grundpositionen aus: a) Nicht alle Terme eines Dokuments sind als Indexterme geeignet - es muss daher eine geeignete Auswahl getroffen werden. b) Nicht alle ausgewählten Indexterme besitzen bzgl. der inhaltlichen Bedeutung die gleiche Wertigkeit - es muss daher eine Gewichtung der Indexterme vorgenommen werden. Diese Differenzierung zwischen Termen wird anhand der Häufigkeit ihres Auftretens ermittelt (Termfrequenzen). Statistische Maßzahlen werden als semantische Indikatoren verwendet, d.h. die Frequenz eines Terms in einem Dokument bzw. einer Dokumentsammlung wird als Anhaltspunkt für eine geringere oder höhere Bedeutung bzgl. des Inhalts gesehen. D e m Termfrequenzansatz liegen zwei grundsätzliche Annahmen zugrunde: 1. Häufig auftretende Wörter haben bzgl. der Bedeutung für ein Dokument eine höhere Signifikanz als Wörter mit geringer Frequenz. 2. Seltener auftretende Wörter haben in der Dokumentenkollektion einen höheren Diskriminanzeffekt als häufig auftretende Wörter und sind aus dieser Sicht bessere Indexterme. Sparckjones nimmt daher an, dass die Bedeutsamkeit eines Terms proportional zur Häufigkeit des Terms im Dokument i ist (analog zu Luhn), aber umgekehrt proportional zur Gesamtanzahl der Dokumente, in denen dieserTerm auftritt (Lit. 21). U m in der Praxis der Indexierung beide Faktoren in ein Verhältnis zu setzen, wird die inverse Dokumenthäufigkeit (IDF) herangezogen. Die Frequenz eines Terms (t) in einem Dokument (d) wird ermittelt zu der Anzahl der Dokumente, in denen (t) auftritt: IDF(t) = FREQtd/DOKFREQt. „Gute Indexterme" (i.S. der Entscheidungsstärke) weisen eine hohe Frequenz bei gleichzeitig niedriger Dokumentfrequenz auf, d.h. sie kommen relativ häufig in einzelnen Dokumenten vor, zugleich nur in wenigen Dokumenten der Kollektion. Je höher der Wert der IDF ist, desto entscheidungsstärker ist ein Indexterm. Die Entscheidungsstärke beschreibt die Fähigkeit eines Indexterms, im Retrievalprozess relevante Dokumente aus einer Kol-
218
Holger Nohr
sollen. A c h t u n g ist geboten vor falschen Z u s a m m e n f ü h r u n g e n (Wie w i r d „ M o n o p o l y " b e h a n delt?). H i e r ist die V e r b i n d u n g statistischer mit informationslinguistischen Verfahren angedeutet. Als Terme w e r d e n meist G r u n d f o r m e n definiert, d.h. vor einer B e r e c h n u n g sind W o r t f o r m e n auf ihre G r u n d f o r m z u r ü c k z u f ü h r e n . Im Beispiel w ü r d e die W o r t f o r m Monopole in die B e r e c h n u n g der G r u n d f o r m Monopol eingehen.
Ε
Terme
A Β C abnehmende Häufigkeit
Abb. 2:
Termhäufigkeitsverteilung
lektion zu selektieren u n d zugleich irrelevante D o k u m e n t e zurückzuweisen. Entscheidungsstärkste Terme liegen im mittleren Frequenzbereich (B). H o c h - (A) u n d niedrigfreq u e n t e (C) Terme erfüllen das Kriterium der E n t scheidungsstärke nicht, sie w e r d e n ü b e r Schwellenwerte (D), (E) ausgeschlossen. Niedrigfrequente Terme sind nicht signifikant, h o c h f r e q u e n t e Term e (Artikel, P r o n o m e n , Adverbien) sind f ü r die Syntax eines Textes relevant, tragen allein aber k a u m B e d e u t u n g . H o c h f r e q u e n t e T e r m e k ö n n e n auch domänenspezifisch typische Wörter sein, die in vielen D o k u m e n t e n der D o m ä n e auftreten u n d daher w e n i g entscheidungsstark sind ( „ C o m p u t e r " in der Informatik). Die Ermittlung geeigneter Schwellenwerte ist eine wichtige Aufgabe bei der A n w e n d u n g statistischer Verfahren. Diese B e r e c h n u n g s m e t h o d e w u r d e vielfältig m o difiziert u n d verfeinert, besteht im Kern aber fort (Lit. 19). Als Verfeinerung k ö n n e n in die Berechn u n g e i n g e h e n d e T e r m e bereits einer W i c h t u n g unterzogen w e r d e n , i n d e m ihr V o r k o m m e n s o r t im D o k u m e n t berücksichtigt w i r d . T e r m e aus Titel oder Kapitelüberschriften k ö n n e n h ö h e r gewichtet w e r d e n als T e r m e aus d e m Textkörper. Entsprec h e n d e Abschnitte m ü s s e n d u r c h A u s z e i c h n u n g identifizierbar sein. E n t s c h e i d e n d e r Faktor der G e w i c h t u n g s f u n k t i o n ist die D e f i n i t i o n der Terme. Die F o r m e n eines Wortes k ö n n e n als verschiedene Terme oder als ein Term angesehen w e r d e n . So ist zu klären, o b Monopol, Monopols, Monopole, Monopolisierung f ü r die Berechn u n g der T e r m f r e q u e n z zu einem Term z u s a m m e n z u f ü h r e n sind u n d wie entsprechende Bestandteile v o n Komposita (Angebotsmotiopol, N a c h f r a g c monopol, Mono^o/kapitalismus) b e h a n d e l t w e r d e n
Als notwendige Voraussetzungen f ü r eine statistische A n w e n d u n g gelten: a) Mindestens Referate: Es wird eine f ü r statistische Analysen ausreichende Textbasis j e D o k u m e n t benötigt, die d u r c h Volltexte oder Referate gegeben ist. Inhaltsorientierte Referate f ü h r e n zu besseren Ergebnissen als Volltexte. b) Ein homogener Diskursbereich: D . h . ein T h e m e n bereich, in d e m Terme ein grundsätzlich ähnliches G e w i c h t f ü r den fachlichen Diskurs besitzen. Bei einer A n w e n d u n g in sich thematisch ü b e r s c h n e i d e n d e n Diskursbereichen bieten die Ergebnisse statistischer Verfahren tendenziell keinen M e h r w e r t , z u d e m steigt die G e f a h r der Mehrdeutigkeit. c) Grojie Dokumentsammlung: Kleine D o k u m e n t k o l lektionen bieten keine h i n r e i c h e n d e Basis f ü r eine statistischen Auswertung u n d f ü h r e n zu u n praktikablen Ergebnissen. Statistische Verfahren e r k e n n e n keine H o m o g r a p h e n u n d k ö n n e n folglich verschiedene B e d e u t u n gen nicht unterscheiden. Problematischer erscheint n o c h die N i c h t b e h a n d l u n g v o n M e h r w o r t b e g r i f fen. „Total Q u a l i t y M a n a g e m e n t " oder „Kostenu n d Leistungsrechnung" w e r d e n nicht als begriffliche Einheit erkannt, in ihre Einzelworte aufgelöst u n d separat behandelt. Dabei w ü r d e f ü r „Kos t e n - " auch keine W o r t b i n d e s t r i c h e r g ä n z u n g zu „Kostenrechnung" durchgeführt. Komposita bilden einen weiteren Problembereich. „Qualitätsinformat i o n s s y s t e m " k a n n d u r c h statistische V e r f a h r e n nicht zusätzlich u n t e r „Qualität" u n d „Informationssystem" indexiert w e r d e n . Abhilfe k ö n n e n informationslinguistische Verfahren schaffen, w e n n sie einer statistischen Analyse vorgeschaltet w e r d e n . E i n w e i t e r f ü h r e n d e s M o d e l l entsteht, w e n n auf Basis der T e r m f r e q u e n z e n D o k u m e n t ä h n l i c h k e i ten b e r e c h n e t w e r d e n . D a m i t wird ein Vektorraummodell erzeugt. Das M o d e l l w u r d e in den 60er J a h ren v o n Salton entwickelt u n d in S M A R T getestet (Lit. 19), es ist in zahlreichen IRS im Einsatz.
Β 8 Theorie des Information Retrieval II: Automatische Indexierung
219
I m Vcktorraummodcll wird der D o k u m e n t e n r a u m
u n d gcspcichcrt w e r d e n . Es wird a n g e n o m m e n ,
d u r c h η I n d e x t e r m e aufgespannt. Vektorräume sind
dass d i e Ä h n l i c h k e i t z w i s c h e n D o k u m e n t e n ü b e r
v i e l d i m e n s i o n a l e R ä u m e , in d e n e n j e d e s D o k u m e n t
d i e R e l e v a n z v o n D o k u m e n t e n bzgl. e i n e r gestell-
a u f g r u n d d e r g e w i c h t e t e n I n d e x i e r u n g als D o k u -
t e n S u c h a n f r a g e e n t s c h e i d e t (Lit. 04, Lit. 16). D i e
m e n t v e k t o r r e p r ä s e n t i e r t w i r d (Abb. 3 zeigt e i n e n
Ähnlichkeit zwischen D o k u m e n t e n wird aufgrund
dreidimensionalen Raum). Jedes D o k u m e n t wird
von gegebenen Merkmalen berechnet. Merkmale
als P u n k t i m V e k t o r r a u m dargestellt. S u c h f r a g e n
s i n d a u c h in d i e s e m Fall t y p i s c h e r w e i s e d i e Text-
an ein vektorraumbasiertes IRS w e r d e n analog der
terme.
D o k u m e n t e behandelt u n d ebenfalls d u r c h einen Vektor repräsentiert. Z w i s c h e n
Dokumentvekto-
ren u n d Anfragevektoren kann ein Ahnlichkeits-
Β 8.3.2
abgleich v o r g e n o m m e n w e r d e n , w o b e i eine grö-
Informationslinguistische Ansätze
Informationslinguistische Indexierungsverfahren
ßere N ä h e einer größeren Ähnlichkeit entspricht
sind auch Extraktionsverfahren, g e h e n aber inso-
(Lit. 04, Lit. 19). A u f d i e s e W e i s e k ö n n e n r e l e v a n -
f e r n e i n e n S c h r i t t w e i t e r , als sie a u f d i e B e a r b e i -
t e r e u n d w e n i g e r r e l e v a n t e D o k u m e n t e bzgl. e i n e r
t u n g der T e r m e setzen. Informationslinguistik hat
A n f r a g e in e i n e m s t u f e n l o s e n R a n k i n g e r m i t t e l t
ü b e r d i e I n d e x i e r u n g h i n a u s B e d e u t u n g f ü r das
werden.
Retrieval, d e n n es ist g l e i c h g ü l t i g , o b e i n S u c h w o r t z u allen W o r t f o r m e n e x p a n d i e r t w i r d o d e r o b W o r t f o r m e n bei d e r I n d e x i e r u n g auf G r u n d f o r m e n re-
Indexterni] Dokument,
duziert werden. Statistische I n d e x i e r u n g s v e r f a h r e n b e r ü c k s i c h t i g e n Dokument2
keine P h ä n o m e n e der Sprachebene. So w ü r d e n f o l g e n d e T e r m e bei d e r F r e q u e n z e r m i t t l u n g j e w e i l s
—* lndexterm?
eigenständig behandelt: Beispiel 1: Z a h l u n g , Z a h l u n g e n , Z a h l u n g s t e r m i n , bargeldlose Z a h l u n g Beispiel 2: H a u s , H ä u s e r , H a u s m a k l e r , B ü r o h a u s Beispiel 3: N i e d e r s c h l a g , n i e d e r s c h l a g e n , N i e d e r -
Indexterm,
schlagung, niedergeschlagen Abb. 3:
Vektorraummodell D i e Beispiele z e i g e n s p r a c h l i c h e P r o b l e m e , d i e sich
Paarweise
Dokument-Dokument-Ähnlichkeiten
b e t r a c h t e n lassen v o r d e m H i n t e r g r u n d ,
k ö n n e n ü b e r das S k a l a r p r o d u k t b e r e c h n e t w e r d e n , d.h. die T e r m g e w i c h t e w e r d e n jeweils paarweise
a) i n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i s c h e L ö s u n g e n in V o r b e -
miteinander multipliziert u n d aufsummiert: N i e d -
r e i t u n g f ü r eine statistischen I n d e x i e r u n g ein-
rigfrequente T e r m e verringern die Ähnlichkeit
z u s e t z e n (bspw. in V o r b e r e i t u n g a u f d e n T e r m -
z w i s c h e n D o k u m e n t e n , d a sie s e l t e n e r a u f t r e t e n .
frequenzansatz) oder
H o c h f r e q u e n t e T e r m e steigern die Ähnlichkeit, da
b ) i n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i s c h e L ö s u n g e n allein z u r
sie in v i e l e n D o k u m e n t e n a u f t r e t e n . T e r m e m i t t -
automatischen Indexierung anzuwenden.
lerer F r e q u e n z g l i e d e r n e i n e K o l l e k t i o n in i n h a l t lich v e r w a n d t e C l u s t e r . Das Vektorraummodell erlaubt mittels automatischer C l u s t e r u n g eine Klassifizierung der D o k u -
Bei i n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i s c h e n V e r f a h r e n g e h t es d a r u m , folgende A u f g a b e n zu lösen: -
gesetzt, u m k o m p l e x e S t r u k t u r e n (Klassen, H i e r a r c h i e n v o n C l u s t e r n ) in h o c h d i m e n s i o n a l e n R ä u -
- grammatische Flexionsformen auf eine G r u n d f o r m o d e r S t a m m f o r m zu bringen,
m e n a u f z u f i n d e n , w e n n diese m i t e i n e m D i s t a n z m a ß ausgestattet w e r d e n k ö n n e n . D e m Verfahren
N i c h t s i n n t r a g e n d e W ö r t e r e l i m i n i e r e n , u m sie d a m i t aus der I n d e x i e r u n g auszuschließen,
mente. Clusteranalytische Verfahren w e r d e n ein-
-
K o m p o s i t a in s i n n v o l l e B e s t a n d t e i l e z u z e r l e g e n ,
liegt die A n n a h m e z u g r u n d e , dass e i n e S t r u k t u r v o n Klassen i n n e r h a l b dieses M e r k m a l s r a u m e s existiert.
-
bereits bei d e r A n l e g u n g der Kollektion ermittelt
Phrasierungen (Mehrwortbegriffe) zu erkennen sowie
Cluster sind M e n g e n ähnlicher D o k u m e n t e , die -
Pronomina korrekt zuzuordnen.
220
I n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i k u n t e r s u c h t sprachlichc P r o b l e m e der Textanalyse, w i e sie i m I n f o r m a t i o n R e trieval a u f t r e t e n . Sie befasst sich m i t der Verarbeit u n g n a t ü r l i c h e r Sprache in bzw. f ü r I n f o r m a t i o n s systeme. I n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i k u n d I n d e x i c r u n g sind a b h ä n g i g v o m g e g e b e n e n S p r a c h s y s t e m . So t r e t e n f ü r die d e u t s c h e Sprache P r o b l e m e auf, die f ü r das Englische keine Rolle spielen (Lit. 22) w i e L e m m a t i s i e r u n g o d e r die K o m p o s i t u m s z e r l e g u n g . Graphemisch-phonologische Verfahren sowie Schreibfehlerkorrektur sollten der I n d e x i e r u n g voraus g e h e n . F ü r die E r k e n n u n g u n d Z u s a m m e n f ü h r u n g v o n Schreibvarianten bzw. die K o r r e k t u r v o n S c h r e i b f e h l e r n liegen Verfahren bereit, w i e das S O U N D E X - V e r f a h r e n (Lit. 14, Lit. 22) u n d die N-Gramm-Analyse. L i n g u i s t i s c h e A n a l y s e v e r f a h r e n k ö n n e n a u f drei E b e n e n der Sprache ansetzen, m o r p h o l o g i s c h , syntaktisch u n d semantisch. D u r c h die L ö s u n g dieser A u f g a b e n e r r e i c h e n i n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i s c h e Verf a h r e n eine U n a b h ä n g i g k e i t v o n der j e w e i l s v e r w e n d e t e n sprachlichen Ausdrucksform zur Dars t e l l u n g v o n S a c h v e r h a l t e n . D i e s e r Ansatz trägt d a m i t d e m V a r i a n t e n r e i c h t u m sprachlicher A u s drucksformen Rechnung. Realisierte I n d e x i e r u n g s s y s t e m e b i e t e n k e i n e ers c h ö p f e n d e n L ö s u n g e n (Lit. 07). Perfekte L ö s u n gen f ü r k o m p l e x e Analysen b e d ü r f t e n der Realis i e r u n g aller drei Analyseschritte, dabei e n t s t e h e n u n v e r h ä l t n i s m ä ß i g a u f w ä n d i g e Verfahren. Das o.a. dritte Beispiel, m i t seinen k o n t e x t a b h ä n g i g e n sem a n t i s c h e n D i f f e r e n z i e r u n g e n , ist o h n e a u f w ä n dige V e r f a h r e n unlösbar. Eine A n n ä h e r u n g an p e r f e k t e L ö s u n g e n k a n n in Ansätzen gesehen w e r d e n , eine Syntaxanalyse (Parsing) d u r c h z u f ü h r e n (Lit. 20). Syntaktische A n a lysen d i e n e n der k o r r e k t e n G r u n d f o r m e n r e d u k t i o n u n d der Identifizierung v o n H o m o g r a p h e n . D e r w e i t e s t g e h e n d e A n s p r u c h liegt in der E r s c h l i e ß u n g k o m p l e t t e r syntaktischer S t r u k t u r e n . D a b e i w i r d versucht, ü b e r die W o r t e b e n e hinaus, E i n h e i t e n der Sprache zu identifizieren, die aus m e h r e r e n Elementen („Mehrwortgruppen") bestehen. Folgende oberflächensyntaktische S t r u k t u r e n m ü s sen e r k a n n t w e r d e n , u m N o m i n a l g r u p p e n als I n d e x t e r m e zu g e w i n n e n ; Adjektivattribut - S u b s t a n tiv, Substantiv - G e n i t i v a t t r i b u t , Substantiv - Präpositionalattribut, S u b s t a n t i v - b e i g e o r d n e t e s S u b stantiv. Es ist z.B. A u f g a b e einer Analyse, aus d e m Satz: „... w e n n sie unvollständige o d e r e n t s t e l l e n d e
Holger N o h r
Angaben e n t h a l t e n " , die A d j e k t i v a t t r i b u t - S u b s t a n t i v - S t r u k t u r „unvollständige A n g a b e " zu identifizieren. In d e r Syntaxanalyse k ö n n e n Ansätze des vollständigen u n d des partiellen Parsing unterschieden w e r d e n . Vollsyntaktische Ansätze h a b e n sich j e d o c h n i c h t b e w ä h r t , da sie schnell zu a u f w ä n d i g e n u n d hochkomplexen Lösungen führen, o h n e befriedig e n d e I n d e x i e r u n g e n zu e r r e i c h e n (Lit. 15, Lit. 05). Informationslinguistische Verfahren sind heute meist p r a g m a t i s c h ausgelegt, sie stellen „bereinigte" W o r t f o r m e n f ü r ein Retrieval bereit. D a f ü r stellt die Morphologie d e n t h e o r e t i s c h e n H i n t e r g r u n d b e reit, sie beschäftigt sich m i t Regularien der i n n e r e n S t r u k t u r v o n W ö r t e r n u n d der B i l d u n g v o n Wortklassen. Die F l e x i o n s m o r p h o l o g i e beschäftigt sich m i t der A b w a n d l u n g v o n W ö r t e r n , u m g r a m m a t i k a l i s c h e K o n t r a s t e in Sätzen a u s z u d r ü c k e n (z.B. Singular/Plural), die D e r i v a t i o n s m o r p h o l o gie u n t e r s u c h t P r i n z i p i e n , die d e r K o n s t r u k t i o n n e u e r W ö r t e r z u g r u n d e liegen. D i e S u c h m a s c h i n e S c o u t M a s t e r setzt das System E X T R A K T f ü r W o r t f o r m r e d u k t i o n / - e x p a n s i o n ein. D i e S u c h e i n g a b e „automatische i n d e x i e r u n g " w i r d in f o l g e n d e A n f r a g e u m g e s e t z t ( O D E R - V e r k n ü p f u n g in einer Zeile, U N D - V e r k n ü p f u n g z w i s c h e n den Zeilen): S u c h e i m ganzen Text automatische indexierung, automatisch, automatische, a u t o m a t i s c h e m , a u t o m a t i s c h e n , a u t o matischer, a u t o m a t i s c h e s u n d in + / - 1 Z e i l e a u t o m a t i s c h e i n d e x i e r u n g , Indexierung, Indexierungen
I n f o r m a t i o n s l i n g u i s t i s c h e V e r f a h r e n lassen sich u n t e r s c h e i d e n in regelbasierte u n d w ö r t e r b u c h b a sierte V e r f a h r e n ( M i s c h f o r m e n sind m ö g l i c h ) . Regelbasierte Ansätze v e r s u c h e n Regeln einer Sprac h e in A l g o r i t h m e n zu fassen. D i e I m p l e m e n t i e r u n g v o n Regeln ist eine „einmalige", generalisier e n d e Aufgabe. D i e s e r Ansatz ist relativ w e n i g a u f w ä n d i g , da keine individuelle A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t W ö r t e r n o d e r W o r t g r u p p e n stattfindet u n d die Pflege implementierter Lösungen unterbleiben k a n n . N e u e W ö r t e r w e r d e n d u r c h Regeln k o r r e k t analysiert u n d b e a r b e i t e t . G l e i c h w o h l k a n n d i e U m s e t z u n g sprachlicher Regeln in A l g o r i t h m e n ein k o m p l e x e s P r o b l e m darstellen. L i m i t i e r u n g e n r e -
Β 8 T h e o r i e des Information Retrieval II: Automatische Indexierung
gclbasicrtcr Verfahren bestehen in der Bearbeitung unregelmäßiger sprachlicher P h ä n o m e n e . Schwer lösbar ist die regelbasierte Z e r l e g u n g a u f t r e t e n d e r Komposita. W ö r t e r b u c h g e s t ü t z t e Verfahren b e r u h e n auf „Einzelfalllösungen", d.h. zu analysierende Terme m ü s sen m i t allen M ö g l i c h k e i t e n der B e h a n d l u n g in W ö r t e r b ü c h e r n abgelegt sein. Dies gilt auch f ü r M e h r w o r t b e g r i f f e . D a m i t sind diese V e r f a h r e n d u r c h kontinuierliche W ö r t e r b u c h p f l e g e arbeits-, zeit- u n d kostenintensiv, i.d.R. aber zuverlässiger d u r c h individuelle Berücksichtigung sprachlicher Unregelmäßigkeiten. D u r c h die praktisch u n e n d liche K o m b i n a t i o n s m ö g l i c h k e i t d e r S p r a c h e zu n e u e n Komposita u n d M e h r w o r t b e g r i f f e n bleiben lexikalische Lösungen in diesen Bereichen m e h r oder weniger unzulänglich. F ü r die m o r p h o l o g i s c h w e n i g komplexe englische Sprache sind regelbasierte Verfahren mit E r f o l g entwickelt w o r d e n , f ü r die morphologisch k o m plexere deutsche Sprache bleiben sie unzureichend. Die v o n Kuhlen (Lit. 09) beschriebenen Algorithm e n f ü h r e n unterschiedlich weitgehende R e d u k t i o n e n d u r c h . D i e R e d u k t i o n e n k ö n n e n auf die Formale Grundform, die Lexikalische Grundform oder die Stammform ausgeführt w e r d e n . Die G r u n d f o r m e n r e d u k t i o n dient dazu, verschied e n e W o r t f o r m e n auf f o r m a l e o d e r lexikalische G r u n d f o r m e n zu reduzieren. Die Reduktion auf die S t a m m f o r m findet nach der G r u n d f o r m r e d u k tion statt. Das Beispiel einer R e d u k t i o n zeigt Abb. 4. Es wird die unterschiedlich w e i t g e h e n d e Wirk u n g v e r s c h i e d e n e r Reduktionsalgorithmen d e u t Formale Grundform
Lexikalische Grundform
absorbancy absorbancies absorbent
absorption absorptiv
^absorbancy
- absorbent —absorbent - absorbents ^y 1 absorbently ' • absorption ^ ^ absorption ' absorptions 7 absorptive ~ absorptive - absorptively
Abb. 4: Reduktionsalgorithmen und ihre Wirkungsweise nach Kuhlen (Lit. 09)
221
lieh. Alle Varianten der R e d u k t i o n f u n k t i o n i e r e n nur, w e n n die W o r t f o r m e n b i l d u n g regelmäßig ist, d.h. keine Veränderung des Wortstamms impliziert. Z u r D e m o n s t r a t i o n betrachten wir f ü r die englische Sprache einen einfachen aber wirkungsvollen A l g o r i t h m u s f ü r eine lexikalische G r u n d f o r m e n reduktion. D i e Bearbeitungsregeln a) bis e) bezieh e n sich auf Substantive, die Regeln f) bis h) auf Verbformen.
Notation % * ! / §
alle Vokale, einschl. Y alle K o n s o n a n t e n Länge des Wortes „oder" Leerzeichen
\
„zu „aus" „nicht"
Regeln des Algorithmus a) b) c) d)
IES —> Y ES —> § nach * O / C H / S H / S S / Z Z / X S § nach * / E / % Y / % 0 / 0 A / E A S' —» § IES' —> Y ES' —> §
e) '->S f) g)
h)
ING § nach **/%/X ING Ε nach % * IED -> Y E D —> § nach**/%/X E D —> Ε nach % *
D i e Regeln w e r d e n sequenziell d u r c h l a u f e n , die erste passende Regel findet A n w e n d u n g . Die Wortf o r m making w ü r d e bspw. d u r c h den zweiten Fall der Regel f) bearbeitet w e r d e n , da die fragliche Z e i c h e n f o l g e ing nach einer K o m b i n a t i o n aus Vokal (a) u n d Konsonant (k) auftritt. D u r c h die Bearbeitungsregel wird die Z e i c h e n f o l g e ing ersetzt d u r c h das Z e i c h e n e u n d so die G r u n d f o r m make generiert. Es m u s s b e t o n t w e r d e n , dass auch dieser A l g o r i t h m u s nicht fehlerfrei arbeitet, es in Einzelfällen zu falschen R e d u k t i o n e n k o m m e n kann. Analysefehler resultieren aus zwei Fehlerklassen (Lit. 07): a) Aus einer zu w e i t g e h e n d e n R e d u k t i o n (Overstemming), d.h. verschiedene W o r t f o r m e n mit gleicher G r u n d - bzw. S t a m m f o r m w e r d e n falsch
222
z u s a m m e n g e f ü h r t : das E i s ~ c n => eis, des Eis~es => eis b) Aus einer Reduktion, die im konkreten Fall nicht weit genug operiert (dem Understemming), verschiedene Wortformen mit gleicher Grund- bzw. Stammform werden nicht zusammengeführt: die T h e m ~ e n => them, des Thema— => thema. Beispiel für ein wörterbuchbasiertes Indexierungssystem ist IDX, das umfangreiche Wörterbücher benötigt, da Erkennungs- und Indexierungsfunktionen an entsprechende Einträge gebunden sind. Grundsätzlich geht IDX von einer Freitextindexierung aus, wobei eine Reihe informationslinguistischer Funktionen bereitstehen, u m Textwortformen zu bearbeiten: - Markierung und Eliminierung von Stoppwörtern. - Reduktion von Textwortformen auf relevante Grundformen. - Komposita werden zusätzlich mit ihren sinnvollen Bestandteilen für die Indexierung bereitgestellt (Dekomposition). - Wortableitungen (Derivationen) werden zusätzlich in ihrer Grundform bereitgestellt. - Soweit lexikalisiert, identifiziert IDX Mehrwortbegriffe und Wortbindestrichergänzungen. - Soweit lexikalisiert, können diskontinuierliche Verbteile ihrem Hauptbestandteil zugeordnet werden. - Einbindung von Wortrelationen, bis hin zu der Funktion eines „echten" Thesaurus. - Außerdem bietet das IDX-Verfahren eine wortbezogene Ubersetzung an. Damit sind einsprachige Indexierungen für eine mehrsprachige Dokumentenkollektion möglich. Die Erkennung von Mehrwortgruppen (elektronischer Marktplatz, Frankfurter Neuer Markt) ist eine wichtige Aufgabe informationslinguistischer Analysen. Eine Erkennung dieser sprachlichen Formen als Einheit und ihre Aufnahme in den Index kann über die Implementierung von Mehrwortgruppen-Wörterbüchern erfolgen. Eine wörterbuchgestützte Lösung hat den Nachteil, nur enthaltene Mehrwortgruppen erkennen zu können und überaus pflegeaufwändig zu sein, sie funktioniert insbesondere bei neuen Ausdrücken nicht.
Holger N o h r
Eine Lösung der Erkennung von Mchrwortgruppen besteht in der Zerlegung des Textes in „Klumpen" (Lit. 22). U m dies zu erreichen, wird eine ausführliche Stoppwortliste erstellt, die u.a. Adverbien, Hilfsverben und Verben enthält. Diese werden als Begrenzer interpretiert, die eine mögliche Mehrwortgruppe einleiten und abschließen (Begrenzerverfahren). Im Text bleiben zwischen den Begrenzern Textklumpen übrig. Sind dies Einzelwörter, spielen sie keine Rolle. Bleiben mehrere nacheinander stehende Wörter übrig, sind dies mögliche relevante Mehrwortbegriffe. Ein Beispiel: „Das Konzept der drei KonkurrenzKonzerne zielt hingegen auf einen elektronischen Marktplatz für die Zulieferindustrie." Der Mehrwortbegriff „elektronischen Marktplatz" wird links- und rechtsbündig von Stoppwörtern begrenzt. Tritt dieser Mehrwortbegriff häufiger in diesem oder anderen Dokumenten auf und überschreitet er dabei einen definierten Schwellenwert, wird er als Indexbegriff zugelassen und automatisch in ein entsprechendes Lexikon aufgenommen. Dieses Verfahren ist bei Lexis-Nexis (für die englische Sprache) erfolgreich implementiert (Lit. 22). Im beschriebenen Verfahren wird die Welt der Mehrwortgruppen auf einen einfachen Ausschnitt möglicher Vorkommensformen reduziert. Stellen wir uns vor, der o.g. Satz lautete: „Das Konzept der drei Konkurrenz-Konzerne zielt hingegen auf einen Marktplatz für die Zulieferindustrie in elektronischer Form." Beide Sätze geben die inhaltlich identische Information wieder, geändert hat sich die Stellung der Komponenten der Mehrwortgruppe. Das geschilderte Verfahren führt hier nicht zum Erfolg. Z u r Lösung dieses Problems kann eine Verfahrenskombination aus einem Mehrwortgruppen-Wörterbuch und einem einfachen Parsing eingesetzt werden: Zunächst werden einzelne Komponenten einer Mehrwortgruppe identifiziert. Anschließend wird überprüft, ob die weiteren Komponenten innerhalb eines definierten maximalen Abstandes ebenfalls im Text auftreten. Ist dies der Fall, muss eine Bewertung anhand der folgenden formalen Kriterien vorgenommen werden: - Abstand zwischen den einzelnen Komponenten der potenziellen Mehrwortgruppe. - Für jede Komponente der potenziellen Mehrwortgruppe wird geprüft, ob die gefundene Wort-
Β 8 Theorie des Information Retrieval II: Automatische Indexierung
223
f o r m mit der G r u n d f o r m im Wörtcrbuch oder
w i s s e n a u s u n d s i n d in d e r Lage, i h r e W i s s e n s b a s i s
n u r mit der S t a m m f o r m übereinstimmt.
selbst z u e r w e i t e r n ( W i s s e n s a k q u i s i t i o n ) . P r a k t i s c h sind diese Ansätze h e u t e n u r f ü r begrenzte u n d
- Es w i r d geprüft, o b die Reihenfolge der K o m -
-
h o m o g e n e D o m ä n e n geeignet, da die d i s k u r s u n -
p o n e n t e n i m Text gleich der R e i h e n f o l g e d e r
abhängige I m p l e m e n t i e r u n g v o n Weltwissen bis-
M e h r w o r t g r u p p e i m W ö r t e r b u c h ist.
l a n g n i c h t g e l u n g e n ist. B e r e i t s f ü r k l e i n e D o m ä -
Schließlich w i r d geprüft, o b die K o m p o n e n t e n
n e n sind diese Systeme e x t r e m aufwändig. In der
i m g l e i c h e n Satz a u f g e f u n d e n w e r d e n .
Praxis s p i e l e n d i e s e A n s ä t z e z . Z t . k a u m e i n e R o l l e . E i n I n d e x i e r u n g s s y s t e m dieses Typs ist T C S (Text C a t e g o r i z a t i o n Shell) (Lit. 07).
Β 8.3.3
BegrifFsorientierte Ansätze
Begriffsorientierte Verfahren abstrahieren von der g e g e b e n e n W o r t w a h l a u f d i e B e d e u t u n g d e r Texte. Die erkannte B e d e u t u n g (der Inhalt) eines D o k u m e n t s wird anschließend auf eine kontrollierte Indexierungssprache abgebildet u n d durch deren D e s k r i p t o r e n r e p r ä s e n t i e r t . BegrifFsorientierte Verf a h r e n sind Additionsverfahren, die inhalts- u n d n i c h t t e r m z e n t r i e r t a r b e i t e n . D a h e r k o m m e n sie e i n e r i n t e l l e k t u e l l e n I n d e x i e r u n g n ä h e r als E x t r a k t i o n s v e r f a h r e n . Tatsächlich simulieren b e g r i f f s o r i e n -
A I R / X ist e i n probabilistisches I n d e x i e r u n g s m o d e l l , das v e r s u c h t d i e W a h r s c h e i n l i c h k e i t z u e r m i t t e l n , m i t d e r ein D e s k r i p t o r e i n e m D o k u m e n t z u z u t e i l e n ist (Lit. 07; Lit. 12). D a n e b e n b e i n h a l t e t d e r AIR-Ansatz auch den weitgehend automatischen A u f b a u der benötigten Wörterbücher. Voraussetz u n g d a f ü r ist, dass b e r e i t s e i n e u m f a n g r e i c h e K o l lektion m a n u e l l indexierter D o k u m e n t e vorliegt, aus d e m das a u t o m a t i s c h e V e r f a h r e n „ l e r n e n " k a n n , d.h. W ö r t e r b u c h r e l a t i o n e n a u f b a u e n kann.
tierte Verfahren die Arbeitsweise eines m e n s c h l i -
Eine Indexierung läuft nach d e m
c h e n I n d e x i e r e r s i n s o f e r n , als sie v e r s u c h e n d i e
d e n f o l g e n d e n S c h r i t t e n ab:
Bedeutung
A I R - A n s a t z in
e i n e s Textes z u e r m i t t e l n u n d z u r e p r ä -
sentieren. D a auch hier ein wirkliches Verstehen vorliegender D o k u m e n t e nicht implementiert werd e n k a n n , w i r d letztlich ü b e r d i e S p r a c h o b e r f l ä c h e a u f B e d e u t u n g e n geschlossen. F ü r diese Analyse
1. E r k e n n u n g aller T e r m e , d i e e i n e n r e l e v a n t e n B e griff darstellen k ö n n t e n . 2. A u s w a h l d e r T e r m e , d i e t a t s ä c h l i c h e i n e n r e l e vanten Begriff darstellen.
w i r d m e i s t w i e d e r a u f statistische u n d / o d e r i n f o r mationslinguistische M e t h o d e n zurückgegriffen. D i e a n g e s t r e b t e Simulation
menschlichen Indexie-
3. R e p r ä s e n t a t i o n d i e s e r B e g r i f f e d u r c h D e s k r i p toren des T h e s a u r u s .
r e n s ist d a m i t lediglich e i n e S i m u l a t i o n d e s A r b e i t s -
I m ersten Schritt w e r d e n auftretende Terme mit
ergebnisses, nicht des Arbeitsprozesses.
e i n e m W ö r t e r b u c h verglichen, das aus T e r m e n
Die A n n a h m e einer Korrelation zwischen sprachlichem Ausdruck u n d B e d e u t u n g des Ausgesagten g e w i n n t bei d i e s e n V e r f a h r e n a n G e w i c h t , d a sie explizit e i n e R e p r ä s e n t a t i o n v o n D o k u m e n t e n i « halten a n s t r e b e n a u f d e r G r u n d l a g e s p r a c h o b e r f l ä c h -
(Einzelwörter, M e h r w o r t g r u p p e n ) u n d den D e s k r i p t o r e n e i n e s T h e s a u r u s b e s t e h t . Z w i s c h e n Term e n u n d Deskriptoren bestehen verschiedene Relationen: Deskriptor-Deskriptor-, T e r m - D e s k r i p tor- (Use), Term-Deskriptor-Relation.
licher Analysen. D i e m o d e r n e sprachwissenschaft-
I m Z u g e der Indexierung wird für j e d e n T e r m ge-
liche P o s i t i o n g e h t h i n g e g e n v o n d e r A n n a h m e aus,
prüft, ob im W ö r t e r b u c h eine Relation auf einen
die B e d e u t u n g v o n W ö r t e r n k ö n n e n u r aus d e m
D e s k r i p t o r e i n g e t r a g e n ist. N i c h t j e d e R e l a t i o n
Kontext ihres jeweiligen G e b r a u c h s erschlossen
zwischen Term und Deskriptor bedingt automa-
werden. Analyseverfahren müssten daher den Kon-
tisch die Z u t e i l u n g des Deskriptors. I m zweiten
text a u f t r e t e n d e r W ö r t e r b e r ü c k s i c h t i g e n . Statisti-
Schritt w e r d e n nicht-relevante Begriffe erkannt.
sche Analysen erfüllen diesen A n s p r u c h nicht, in-
Die Zuteilungsentscheidung beruht auf der Be-
formationslinguistische M e t h o d e n nur unzurei-
r e c h n u n g d e r Wahrscheinlichkeit
c h e n d (Lit. 15). E i n e L ö s u n g w i r d v o n M u s t e r e r -
e i n D e s k r i p t o r s z u z u t e i l e n ist, w e n n e i n T e r m t
kennungsverfahren erhofft.
i m Test a u f t r i t t .
( P r o b a b i l i s t i k ) , dass
I m Bereich begriffsorientierter Verfahren wird auch
H i e r w i r d d i e P r o b l e m a t i k d e r Simulation
in e i n e w i s s e n s b a s i e r t e R i c h t u n g g e f o r s c h t . D i e s e
lichen Indexierens deutlich: Indexierer entschei-
mensch-
Analysemodelle aus der Künstlichen Intelligenz
den nach einer auf Verstehensprozessen b e r u h e n -
z e i c h n e n sich d u r c h d i e E i n b e z i e h u n g v o n W e l t -
den Inhaltsanalyse. Das automatische Verfahren
224
Holger N o h r
m a c h t die E n t s c h e i d u n g einer Z u t e i l u n g v o n D e skriptoren a m Vorhandensein b e s t i m m t e r Textterm e fest. Die Analyse in AIR b e r u h t auf statistischen u n d heuristischen Ansätzen (Lit. 12). G E R H A R D ( G E R m a n Harvest Automated Retrieval and Directory) ist ein Web-basiertes I n f o r m a t i onssystem f ü r den N a c h w e i s d e u t s c h e r w i s s e n schaftlicher WWW-Seiten. D i e d u r c h den Harvest Gatherer gesammelten u n d nachgewiesenen Seiten w e r d e n automatisch einer oder m e h r e r e n Klassen der Universellen Dezimaiklassifikation ( U D K ) zugeordnet (Lit. 14). Das Verfahren der automatischen Indexierung in G E R H A R D basiert auf informationslinguistischen u n d statistischen M e t h o d e n . Ziel ist es, d e n Inhalt der D o k u m e n t e auf die U D K abzubilden u n d damit eine Klassifikation der D o k u m e n t e zu erreichen. D e r I n d e x i e r u n g s p r o z e s s besteht aus d e n Verfahrensschritten: Erstellung eines U D K - L e x i kons, A u f b e r e i t u n g der zu indexierenden (klassier e n d e n ) D o k u m e n t e , Analyse der N o t a t i o n e n .
Β 8.4
Information Extraction
Bei der Informationsextraktion (Information Extraction) handelt es sich u m eine Forschungsrichtung, deren A n f a n g mit d e n Message Understanding Conferences (MUC) E n d e der 1980er Jahre in Verb i n d u n g gebracht wird (Lit. 02). Ziel v o n I n f o r mation Extraction ist es, in semi- oder u n s t r u k t u rierten Texten domänenspezifisch relevante I n f o r m a t i o n e n zu identifizieren, diese zu extrahieren u n d in ein formales M o d e l l zu übertragen (Lit. 14). Welche Informationen als relevant gelten, wird über d o m ä n e n s p e z i f i s c h e W ö r t e r b ü c h e r o d e r Regeln definiert (Lit. 13). U m f a n g u n d Korrektheit der extrahierten I n f o r m a t i o n e n hängt v o n der G e n a u igkeit dieser Festlegungen ab. Typische I n f o r m a t i o n e n , die aus semi-strukturierten D o k u m e n t e n (Rechnungen, Auftrags- oder Bestellf o r m u l a r e n usf.) extrahiert w e r d e n sollen, sind K u n d e n - , Produkt-, Bestell- oder R e c h n u n g s n u m m e r n , M e n g e n a n g a b e n o d e r Liefer- u n d R e c h nungsadresse. Diese Angaben f i n d e n sich i.d.R. in standardisierter u n d auch maschinell identifizierbarer F o r m auf f o r m u l a r ä h n l i c h e n Schreiben u n d k ö n n e n identifiziert, extrahiert u n d in operative Systeme eines U n t e r n e h m e n s u n d / o d e r ein Data Warehouse ü b e r n o m m e n und weiterverarbeitet werden.
Anspruchsvolicr wird die Aufgabe, w e n n unstrukturierte D o k u m e n t e wie Wirtschaftsmeldungen v o n Nachrichtendiensten, Marktforschungsberichte oder E-Mails vorliegen. Analysen k ö n n e n in diesen Fällen nicht auf vorstrukturierte D o k u m e n t e aufsetzen, sondern m ü s s e n relevante I n f o r m a t i o n e n aus e i n e m F l i e ß t e x t f i l t e r n . E r s c h w e r e n d k o m m t h i n z u , dass es selten u m relativ eindeutige N u m m e r n f o l g e n geht, s o n d e r n vielmehr u m textsprachig kodifizierte Informationen, wobei Z u s a m m e n h ä n g e v o n b e s o n d e r e m Interesse sind. An folg e n d e r M e l d u n g k ö n n e n wir diese Aufgabe erläutern: Bonn, 16. Jul (Reuters) - Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Telekom, H e l m u t Sihler, wird für eine Zeitdauer von längstens sechs M o naten Vorstandschcf des U n t e r n e h m e n s und soll einen neuen C h e f suchen. Der amtierende Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus sagte am Dienstag nach einer mehrstündigen Aufsichtsratssitzung, Sillier solle das U n t e r n e h m e n nach dem Rücktritt des bisherigen Vorstandschefs Dr. Ron Sommer für längstens sechs Monate führen.
Aus der M e l d u n g m ü s s e n die D e u t s c h e Telekom ( U n t e r n e h m e n ) , die Position des Vorstandschefs, R o n S o m m e r als Vorgänger u n d H e l m u t Sihler als Nachfolger auf dieser Position erkannt w e r d e n . Die Z u s a m m e n f ü h r u n g einzelner D a t e n zur relevanten I n f o r m a t i o n wird erschwert, da sie ü b e r m e h rere Sätze verstreut sind. Es handelt sich bei d e n r e l e v a n t e n I n f o r m a t i o n e n i.d.R. u m k o m p l e x e , zusammenhängende Antwortmuster bezüglich wer, was, w e m , w a n n , w o u n d eventuell w a r u m (Lit. 13). D i e identifizierten I n f o r m a t i o n e n w e r den in F o r m von Templates spezifiziert, also B ü n deln v o n Attribut/Wert-Paaren. F ü r unser Beispiel: Organisation Position PersonOut Personin TimeOut Timein
D e u t s c h e Telekom A G Vorstandsvorsitzender Ron Sommer H e l m u t Sihler 16.07.2002 16.07.2002
Ü b e r W ö r t e r b ü c h e r k ö n n e n ggf. Informationen aus M e l d u n g e n in standardisierter F o r m in das T e m plate ü b e r n o m m e n w e r d e n (bspw. Vorstandschef = Vorstandsvorsitzender). Ein I n f o r m a t i o n Extraction-Tool ist ein Werkzeug, das unstrukturierte I n f o r m a t i o n e n aus Text überf ü h r t in strukturierte Datenbankeinträge. N a c h der U b e r f ü h r u n g in die strukturierte F o r m , k ö n n e n Analysen d u r c h g e f ü h r t w e r d e n (Lit. 14).
Β 8 T h e o r i e des Information Retrieval II: Automatische Indexierung
D a es a u c h d a r u m g e h t , k o m p l e x e S z e n a r i e n z u e r k e n n e n , reicht eine statistische E r m i t t l u n g v o n Auftrittshäufigkeiten nicht aus. F ü r die Identifizier u n g relevanter I n f o r m a t i o n e n in e i n e m Text b e d a r f es u.a. e i n e r l e x i k a l i s c h e n A n a l y s e , d i e B e z u g a u f e i n e D o m ä n e n i m m t . W i c h t i g ist d i e E r k e n nung von N a m e n . Bezugnahmen und Abhängigkeiten w e r d e n ü b e r eine partielle Syntaxanalyse u n d über die Analyse von R e f e r e n z e n erreicht. D a diese l i n g u i s t i s c h e n T e i l a u f g a b e n n u r m i t h o h e m A u f w a n d umsetzbar sind, w e r d e n pragmatische Lösung e n b e v o r z u g t , d i e u.a. m i t H e u r i s t i k e n a r b e i t e n . Abhängig von der Komplexität der Extraktionsaufgabe erreichen Tools unterschiedliche Ergebnisse. N e u m a n n (Lit. 13) b e r i c h t e t ü b e r T e s t e r g e b n i s s e i m R a h m e n v o n M U C - 7 , dass bei e i n f a c h e n A u f gaben, wie der E r k e n n u n g v o n N a m e n , die m e i sten Systeme sowohl bei der Vollständigkeit (recall) als a u c h b e i d e r P r ä z i s i o n W e r t e ü b e r 9 0 % e r reichten. D i e schwierigste Aufgabe w a r die Z u s a m menstellung von Szenario-Templates. Die Ergebnisse lagen hier lediglich bei r = 40 bis 5 0 % u n d ρ = 60 bis 70%.
Literatur 01 Altenhofen, Christoph; Stanisic-Petrovic, Mirjana; Junker, Markus; Kieninger, T h o m a s : Werkzeugeinsatz in der D o k u m e n t e n v e r w a l t u n g . In: C o m p u t e r world 15/2002, S. 6-11 02 Appelt, Douglas E.; Israel, David: Introduction to Information Extraction Technology: IJCAI-99 Tutorial; August 2, 1999, Stockholm. M e n l o Park, CA: SRI International 03 Eikvil, Line: Information Extraction f r o m World Wide Web - A Survey. N o r w e g i a n C o m p u t e r G r o u p , Report 945, 1999, 40 S. 04 Ferber, Reginald: I n f o r m a t i o n Retrieval: S u c h m o delle u n d Data-Mining-Verfahren f ü r Textsammlungen u n d das Web. Heidelberg: dpunkt-Verlag, 2003, 340 S.
225
08 Krause, Jürgen: Principles of C o n t e n t Analysis for Information Retrieval Systems: An Overview. In: Zuell, C.; Harkness, J.; H o f f m e y e r - Z l o t n i k , J. (Hrsg.): Z U M A - N a c h r i c h t e n Spezial: Text Analysis and C o m p u t e r s . M a n n h e i m : Z U M A , 1996. S. 76100 09 Kuhlen, Rainer: Morphologische Relationen durch Reduktionsalgorithmen. In: Nachrichten f ü r D o k u m e n t a t i o n 25 (1974) 4, S. 168-172 10 Lepsky, Klaus: Automatische Erschließung v o n Internetquellen: Möglichkeiten u n d Grenzen. In: B u c h u n d Bibliothek 50 (1998) 5, S. 336-340 11 Luhn, H . R: T h e Automatic Creation of Literature Abstracts. I B M Journal of Research and Developm e n t 2 (1958) 2, S. 159-165 12 Lustig, Gerhard: Automatische Indexierung u n d Information Retrieval — Erfahrungen u n d Perspektiven. In: Wille, R. (Hrsg.): Klassifikation u n d O r d n u n g . Frankfurt a.M.: Indeks Verlag, 1989. S. 137-148 13 N e u m a n n , G ü n t e r : Informationsextraktion. In: Carstensen, K.-U. (Hrsg.): Computerlinguistik u n d Sprachtechnologie - Eine E i n f ü h r u n g . Heidelberg: S p e k t r u m Akademischer Verlag, 2001. S. 448-455 14 N o h r , Holger: G r u n d l a g e n der Automatischen Indexierung: Ein Lehrbuch. Berlin: Logos Verlag, 2003, 153 S. 15 Reimer, Ulrich: Verfahren der automatischen Indexierung. Benötigtes Vorwissen u n d Ansätze zu seiner automatischen Akquisition. In: Kuhlen, R. (Hrsg.): Experimentelles u n d praktisches I n f o r m a tion Retrieval. Konstanz: Universitätsverlag, 1992. S. 171-194 16 Rijsbergen, C. J. van: Information Retrieval. 2. Auflage - London: Butterworths, 1979 17 Riggert, Wolfgang: Betriebliche Informationskonzepte. 2. Aufl. Braunschweig: Vieweg, 2000. 350 S. 18 Sachse, Elisabeth; Liebig, Martina; Gödert, Winfried: Automatische Indexierung unter Einbeziehung scmantischcr Relationen: Ergebnisse des Retrievaltests z u m M I L O S - I I - P r o j e k t . Fachhochschule Köln 1998, 65 S. 19 Salton, Gerard; McGill, Michael J.: Information Retrieval - Grundlegendes f ü r Informationswissenschaftler. H a m b u r g : M c G r a w - H i l l , 1987, 465 S.
05 Goeser, Sebastian: Linguistik u n d Wissensrepräsentation im Information Retrieval. In: it + ti Informationstechnik u n d Technische Informatik 36 (1994) 2, S. 19-26
20 Schneider, Christine: Automatische Indexierung u n d Syntaxanalyse: Z u r Entwicklung sprachanalytischer K o m p o n e n t e n von Informationssystemen auf empirischer Grundlage. H a m b u r g : Buske, 1985, 231 S.
06 G r o t h e , Martin; Gentsch, Peter: Business Intelligence: Aus Informationen Wettbewerbsvorteile gewinnen. M ü n c h e n : Addison-Wesley, 2000
21 Sparck Jones, Karen: Α Statistical Interpretation of Term Specifity and its Application in Retrieval. In: Journal of D o c u m e n t a t i o n 28 (1972), S. 11-21
07 Knorz, Gerhard: Automatische Indexierung. In: Wissensrepräsentation u n d Information Retrieval. Potsdam, 1994. S. 138-196
22 Stock, Wolfgang G.: Informationswirtschaft: M a n a g e m e n t externen Wissens. M ü n c h e n : O l d e n b o u r g , 2000, 532 S.
Β
9
Theorie des Information Retrieval III: Evaluierung Christa Womser-Hacker
Information-Retrieval-Systeme w u r d e n bereits sehr f r ü h aus einer b e w e r t e n d e n Perspektive b e trachtet. J e d e n e u entwickelte K o m p o n e n t e sollte efFektivitätssteigernd f ü r das gesamte S y s t e m w i r ken u n d m u s s t e ihre Funktionalität u n t e r Beweis stellen o d e r d e n Vergleich zu existierenden Verfahr e n a n t r e t e n (z.B. a u t o m a t i s c h e I n d e x i e r u n g vs. manuelle Erschließung von Informationsobjekten). 1963 f a n d e n die C r a n f i e l d - I I - E x p e r i m e n t e statt u n d b e g r ü n d e t e n die E v a l u i e r u n g s p r i n z i p i e n i m I n f o r m a t i o n Retrieval. S o m i t h a b e n a u c h B e w e r t u n g s verfahren, -ansätze u n d - m e t h o d e n bereits eine lange Tradition. D i e v o n Sparck J o n e s (Lit. 20) eingeb r a c h t e Feststellung, dass die g e n a u e n G r ü n d e f ü r das Verhalten v o n I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l - S y s t e m e n o f t i m D u n k l e n lägen, f ü h r t e z u d e r F o r d e r u n g nach einer exakten u n d expliziten E v a l u i e r u n g s m e thodologie u n d experimentellen Uberprüfbarkeit. Als generelle H e r a n g e h e n s w e i s e hat sich ein i n d i rektes Verfahren z u r B e w e r t u n g v o n I n f o r m a t i o n R e t r i e v a l - S y s t e m e n etabliert, bei w e l c h e m das Sys t e m an sich als black box g e s e h e n u n d n u r d e r R e trievaloutput als G r u n d l a g e f ü r die B e w e r t u n g h e r a n g e z o g e n w i r d . In d e n E x p e r i m e n t e n stand die Systemperspektive i m V o r d e r g r u n d , u m zu einer b e w e r t e n d e n Aussage zu gelangen. Es w u r d e gem e s s e n , wie gut die S y s t e m e in der Lage sind, die an sie gestellten A n f o r d e r u n g e n z u erfüllen, relevante D o k u m e n t e zu liefern u n d n i c h t - r e l e v a n t e z u r ü c k z u h a l t e n . D u r c h die z u n e h m e n d e K o m p l e xität der S y s t e m e sowie die i m m e r stärkere E i n b e z i e h u n g v o n B e n u t z e r n , die n i c h t ü b e r die K o m p e t e n z u n d Professionalität v o n I n f o r m a t i o n s f a c h l e u t e n v e r f ü g e n , w u r d e es i m m e r schwieriger, E i n zeleigenschaften v o m G e s a m t s y s t e m zu isolieren u n d experimentell zu b e w e r t e n . Erst i m Zeitalter der S u c h m a s c h i n e n ist m a n zu der A n s i c h t gelangt, dass d e n B e n u t z e r n der S y s t e m e eine e n t s c h e i d e n de Rolle bei der B e w e r t u n g z u k o m m t . D i e Verfahr e n der Q u a l i t ä t s b e w e r t u n g m ü s s e n - w i e dieses Beispiel zeigt - ständig w e i t e r e n t w i c k e l t w e r d e n . Die B e n u t z e r m e r k m a l e k ö n n e n h e t e r o g e n sein u n d sich einer g e n a u e n K e n n t n i s e n t z i e h e n , was eine vollständige F o r m a l i s i e r u n g bzw. Q u a n t i f i z i e r u n g erschwert. N e u e r e n D a t u m s sind S t u d i e n , die sich a u f i n t e r aktive I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l - S y s t e m e o d e r auf die Qualitätsbestimmung bestimmter Teilkomponen-
ten spezialisiert h a b e n wie z.B. die E r s c h l i e ß u n g s o d e r V i s u a l i s i e r u n g s k o m p o n e n t e , die G e s t a l t u n g der Benutzungsschnittstelle aus s o f t w a r e e r g o n o m i scher Sicht o d e r a u c h die M u l t i l i n g u a - F ä h i g k e i t .
Β 9.1
Grundbegriffe
Bei der B e w e r t u n g v o n I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l - S y s t e m e n u n t e r s c h e i d e t m a n z w i s c h e n zwei prinzipiellen Sichtweisen, die auf v e r s c h i e d e n e n G ü t e kriterien a u f b a u e n . Z u m e i n e n w e r d e n w i r t s c h a f t liche F a k t o r e n m i t d e n R e t r i e v a l e r g e b n i s s e n in Relation gesetzt (Kosten p r o D o k u m e n t , A n t w o r t zeitverhalten, m a s c h i n e l l e u n d m e n s c h l i c h e Ress o u r c e n u.a.), w o b e i m a n d a n n v o n E f f i z i e n z b e w e r t u n g o d e r K o s t e n - N u t z e n - A n a l y s e spricht. A n dererseits steht die Qualität der A n t w o r t d o k u m e n t e im Z e n t r u m des Interesses. Diese A r t der B e w e r t u n g w i r d als E f f e k t i v i t ä t s b e w e r t u n g b e z e i c h n e t u n d ist die in der Tradition des I n f o r m a t i o n R e trieval meist entwickelte F o r m . G e r a d e in letzter Z e i t k o m m t der Begriff d e r P e r f o r m a n z h i n z u , der Effizienz u n d Effektivität verbindet. J e d o c h hat sich bisher keine standardisierte Art der F o r m a l i s i e r u n g etabliert.
Β 9.2
Effektivitätsmessung
E i n effektives I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l - S y s t e m verf ü g t ü b e r die Fähigkeit, relevante D o k u m e n t e w i e d e r a u f z u f i n d e n u n d gleichzeitig n i c h t - r e l e v a n t e z u r ü c k z u h a l t e n . Bei R a n k i n g - S y s t e m e n wie d e n gängigen S u c h m a s c h i n e n spielt die P o s i t i o n i e r u n g der E r g e b n i s o b j e k t e zusätzlich eine wichtige R o l le. Es geht d a r u m , die relevantesten D o k u m e n t e in d e n v o r d e r s t e n R ä n g e n der Ergebnislisten zu p r ä s e n t i e r e n . D a h i n t e r steht die A n n a h m e , dass ein derartiges System d e n B e n u t z e r a m besten z u f r i e d e n stellen w i r d .
Β 9.2.1
Relevanz
E i n G r o ß t e i l d e r B e w e r t u n g s m a ß e basiert auf der D i f f e r e n z i e r u n g d e r E r g e b n i s d o k u m e n t e in relevant u n d nicht-relevant. H ä u f i g ist es j e d o c h gerade die R e l e v a n z b e s t i m m u n g , w e l c h e Kritik an der R e t r i e v a l m e s s u n g h e r v o r r u f t . Es w i r d ein W i d e r -
228
Christa Womser-Hacker
spruch zwischen der statistisch-quantitativen A n w e n d u n g v o n M a ß e n u n d der relativ unscharfen, n u r schwer in quantitativen Kategorien fassbaren Basis der Relevanzbewertung gesehen. Das traditionelle Verständnis des Relevanzbegriffs geht v o n einer Relation zwischen einer b e s t i m m t e n A n f r a ge u n d den E r g e b n i s d o k u m e n t e n aus. Die F o r d e r u n g nach objektiver R e l e v a n z b e s t i m m u n g d u r c h einen unabhängigen J u r o r ist schwer einlösbar. Einige wenige U n t e r s u c h u n g e n analysieren die Relevanzurteilc sowie die U m s t ä n d e ihrer Abgabe, aber auch die Kategorie der „subjektiven Relevanz", die d u r c h verschiedene B e n u t z e r b e d ü r f n i s s e u n d Relevanzvorstellungen entstehen kann (Lit. 12; Lit. 15). M a n begegnet dieser Problematik d u r c h den Einsatz komparativer Evaluierungsverfahren, w e l che die beteiligten Information-Retrieval-Systeme gleich behandeln, so dass die Ergebnisse im Vergleich ihre Gültigkeit b e w a h r e n , j e d o c h nicht als E i n z e l b e w e r t u n g pro System valide sind. In d e n neueren Studien hat m a n sich intensiv mit der S u b jektivität v o n Relevanzurteilen u n d deren Konseq u e n z e n auseinandergesetzt (Lit. 22).
Dokumentenbestand D Abb. 1: Grundmengen für die Bewertimg von Information-Retrieval-Systemen Aus diesen G r u n d m e n g e n w e r d e n die elementaren Parameter f ü r die B e w e r t u n g abgeleitet, was zu d e n folgenden S c h n i t t m e n g e n b i l d u n g e n f ü h r t :
selektiert nichtselektiert Σ
nichtrelevant / R* b = |R*nS|
Σ
relevant / R a = |RnS|
c = |RnS*| a + c = |R|
d = |R*nS*| b + d = |R*|
c + d = |S*| η
a + b = |S|
Tab. 1: Elementarparameter
Β 9.2.2
Elementarparameter zur Effektivitätsbewertung
Wie so o f t im I n f o r m a t i o n Retrieval w u r d e die G r u n d l a g e der Effektivitätsbewertung im Bereich des Booleschen Retrieval entwickelt u n d anschließ e n d o h n e großen Paradigmenwechsel an die Bedürfnisse v o n Ranking-Verfahren angepasst. So liegt nach wie vor meist eine zweistufige Relcvanzskala z u g r u n d e , d.h. ein D o k u m e n t ist bezüglich einer A n f r a g e e n t w e d e r relevant o d e r n i c h t - r e l e v a n t . M e h r s t u f i g e Skalen w u r d e n zwar m a n c h m a l eingesetzt, aber f ü r die eigentliche B e r e c h n u n g wieder zu einer binären Aufteilung z u s a m m e n g e f ü h r t . I m einfachsten Fall der zweistufigen Skalen w i r d der D o k u m e n t e n b e s t a n d im Booleschen Retrieval in vier Teilmengen zerlegt: - S ist die M e n g e der v o m System selektierten Dokumente. - S* ist die M e n g e der v o m System nicht-selektierten D o k u m e n t e . - R ist die M e n g e der als relevant eingestuften D o kumente. - R * ist die M e n g e der als nicht-relevant eingestuften D o k u m e n t e .
Β 9.2.3
Effektivitätsmaße
D i e vielen im I n f o r m a t i o n Retrieval entwickelten M a ß e zur B e w e r t u n g der Retrievaleffektivität sind sich z u m großen Teil sehr ähnlich, da sie fast alle auf d e n s o g e n a n n t e n S t a n d a r d m a ß e n recall u n d precision basieren oder ähnliche Parameter a n w e n den. Recall u n d precision w u r d e n bereits 1966 benutzt. C l e v e r d o n f ü h r t sie u n t e r d e n sechs messbaren G r ö ß e n zur Evaluierung auf (Lit. 03). Die anderen G r ö ß e n wie Zeitverhalten der Systeme, Benutzungsaufwand, Input- und Outputgestaltung etc. lassen sich nicht alle d u r c h rein quantitativstatistische Verfahren erfassen u n d w u r d e n in k o m plexen E v a l u i e r u n g s s t u d i e n j e nach Z i e l s e t z u n g additiv eingesetzt. F ü r die V e r w e n d u n g der M a ß e recall u n d precisio n gibt es auch in heutiger Zeit gute G r ü n d e . Sie sind a m weitesten verbreitet, einfach zu interpretieren u n d ihre Schwachstellen sind bekannt. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist dies zu berücksichtigen. F ü r B e n u t z e r stellt es ein wesentliches Qualitätskriterium dar, wie viele relevante D o k u m e n t e ein I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l - S y s t e m a u f eine A n f r a g e nachweist, d.h. wie vollständig das Retrievalergebnis ist. Diese Fähigkeit des Systems, relevante D o -
Β 9 Theorie des Information Retrieval III: Evaluierung
k u m c n t c z u s e l e k t i e r e n , w i r d d u r c h d e n recall g e -
229
h a n d e n s i n d , speziell b e t r a c h t e t w e r d e n . R e c h n e -
m e s s e n . D e r recall stellt d a s V e r h ä l t n i s z w i s c h e n
risch f ü h r t e r z u e i n e m Q u o t i e n t e n 0/0, d e r m a -
selektierten relevanten D o k u m e n t e n u n d im D o -
t h e m a t i s c h n i c h t d e f i n i e r t ist. U m d i e s e L ü c k e in
kumentenbestand vorhandenen relevanten D o k u -
der B e w e r t u n g zu füllen, m ü s s e n heuristische Er-
m e n t e n dar. Setzt m a n d i e e n t s p r e c h e n d e n E l c m e n -
s a t z l ö s u n g e n g e f u n d e n w e r d e n (Lit. 25).
t a r p a r a m e t e r a u s o b i g e r Tabelle e i n , e r g i b t sich f ü r d e n recall f o l g e n d e F o r m e l : r
=
Als k o m p l e m e n t ä r e s M a ß z u m recall w i r d d i e p r e cision z u r M e s s u n g d e r G e n a u i g k e i t e i n e s R e t r i e -
a
valergebnisses herangezogen. D i e precision bezieht
^ ü
sich a u f d i e F ä h i g k e i t e i n e s I n f o r m a t i o n - R e t r i e v a l -
D e r W e r t e b e r e i c h d e s recall liegt z w i s c h e n 0 u n d
Systems, u n e r w ü n s c h t e Ballastdokumente auszu-
1, w o b e i 0 das s c h l e c h t e s t e E r g e b n i s u n d 1 das b e s t -
f i l t e r n . Sie ist d e f i n i e r t als d e r Q u o t i e n t a u s d e r
m ö g l i c h e darstellt. D u r c h M u l t i p l i k a t i o n m i t 100
A n z a h l d e r selektierten r e l e v a n t e n u n d d e r G e s a m t -
lässt sich d e r recall als P r o z e n t w e r t i n t e r p r e t i e r e n .
anzahl der nachgewiesenen D o k u m e n t e : a
D i e Kritik, d i e a m recall g e ü b t w u r d e , b e t r i f f t i m Ρ
w e s e n t l i c h e n die f o l g e n d e n P u n k t e : a) D e r recall b e z i e h t die B a l l a s t q u o t e n i c h t m i t ein. Sollte d e r a b s u r d e Fall e i n t r e t e n , dass e i n I n f o r -
~
J+b
W i e a u c h b e i m recall liegt d e r W e r t e b e r e i c h w i e d e r u m z w i s c h e n 0 u n d 1.
mation-Retrieval-System den gesamten D o k u m e n t e n b e s t a n d als A n t w o r t m e n g e a u f e i n e A n -
D a d i e p r e c i s i o n f ü r sich alleine z u e i n e r e b e n s o
f r a g e ausgibt, s o e r z i e l t es d a m i t e i n e n h u n d e r t -
unvollständigen B e w e r t u n g des Retrievalergebnis-
p r o z e n t i g e n recall. D i e s v e r d e u t l i c h t , dass d e r
ses f ü h r t , w e i l sie n u r d i e F i l t e r f u n k t i o n a l i t ä t m i s s t ,
recall alleine n i c h t a u s r e i c h t , u m e i n e u m f a s -
liegt e i n e p a a r w e i s e V e r w e n d u n g d e r M a ß e recall
s e n d e B e w e r t u n g e i n e s Retrievalergebnisses v o r -
u n d p r e c i s i o n n a h e . D a s f o l g e n d e Beispiel soll d a s
zunehmen.
Z u s a m m e n s p i e l der beiden M a ß e aufzeigen:
b ) D a es b e i u m f a n g r e i c h e n R e t r i e v a l e x p e r i m e n -
G e g e b e n sei e i n S y s t e m , das als M i t t e l w e r t ü b e r
t e n n i c h t m ö g l i c h ist, d e n g e s a m t e n D o k u m e n -
eine signifikante M e n g e an Suchaufgaben einen
t e n b e s t a n d bzgl. j e d e r Anfrage/Aufgabe einer
recall v o n 0 , 7 u n d e i n e p r e c i s i o n v o n 0,3 e r g i b t .
Relevanzbewertung zu unterziehen, m u s s für
F ü r d e n B e n u t z e r h e i ß t das, dass er i m M i t t e l m i t
die G r ö ß e c im N e n n e r der recall-Formel ein
7 r e l e v a n t e n v o n i n s g e s a m t 10 r e l e v a n t e n D o k u -
Schätzwert a n g e n o m m e n werden.
m e n t e n r e c h n e n k a n n , a b e r e i n e n Ballast v o n ca. 2 D o k u m e n t e n f ü r j e d e s r e l e v a n t e in K a u f n e h m e n
Verschiedene M e t h o d e n w u r d e n entwickelt, u m
muss.
e i n e m ö g l i c h s t g e n a u e A n n ä h e r u n g an die G e s a m t zahl aller r e l e v a n t e n D o k u m e n t e v o r z u n e h m e n .
Recall u n d p r e c i s i o n k ö n n e n s o w o h l v o n S e i t e n d e r
N e b e n der sogenannten known-item-search (Su-
I n d e x i e r u n g als a u c h v o n Seiten d e s Retrieval d u r c h
che nach bekannten D o k u m e n t e n ) , der Generali-
die Wahl der D e s k r i p t o r e n beeinflusst w e r d e n . D i e
s i e r u n g a u f d e r Basis e i n e s g e n a u b e w e r t e t e n , r e -
A u s w e i t u n g d e r I n d e x i e r u n g s t i e f e ist t h e o r e t i s c h
präsentativen Subset u n d der Schätzung durch
m i t e i n e r E r h ö h u n g d e s recall v e r b u n d e n
E x p e r t e n h a t sich v o r a l l e m d i e sog. P o o l i n g - M e -
gleichzeitig mit einer
und
t h o d e b e w ä h r t (Lit. 06), d i e sich b e i d e r v e r g l e i -
U m g e k e h r t n i m m t m a n bei e i n e r S p e z i f i z i e r u n g
precision-Reduzierung.
c h e n d e n E v a l u i e r u n g e i n s e t z e n lässt. D a b e i w e r -
der Indexierung eine precision-Erhöhung z u u n -
d e n p r o S y s t e m z.B. d i e 1000 v o r d e r e n R ä n g e d e r
g u n s t e n d e s recall a n . H i e r liegt also e i n i n v e r s e s
Ergebnislisten d u r c h unabhängige J u r o r e n bewer-
V e r h ä l t n i s vor, w a s d i e g e m e i n s a m e N u t z u n g b e i -
tet. A u s d e r G e s a m t a n z a h l d e r r e l e v a n t e n D o k u -
d e r M a ß e n a h e legt (Lit. 0 3 ) . I n e m p i r i s c h e n Ver-
m e n t e ü b e r d i e S y s t e m e e r g i b t sich d e r S c h ä t z w e r t
t e i l u n g e n lassen sich d i e s e t h e o r e t i s c h e n A n n a h -
f ü r c. V a r i a n t e n d i e s e r M e t h o d e f i n d e n sich z.B.
m e n n i c h t i m m e r n a c h v o l l z i e h e n . Vor a l l e m ist es
i m C r o s s - L a n g u a g e E v a l u a t i o n F o r u m ( C L E F ; Lit.
d i e S u c h s t r a t e g i e d e r B e n u t z e r (z.B. in b e z u g a u f
16).
d i e A n f r a g e e x p a n s i o n ) , d i e sich a u f d i e M a ß e recall u n d precision auswirkt.
Bei d e r B e r e c h n u n g d e s recall m u s s d e r Fall, dass keine relevanten D o k u m e n t e gefunden w u r d e n
Z u r K o o r d i n a t i o n v o n recall u n d p r e c i s i o n h a b e n
u n d a u c h k e i n e in d e r D o k u m e n t g r u n d l a g e v o r -
sich i m B o o l e s c h e n R e t r i e v a l s o g e n a n n t e
single-
230
Christa Womser-Hacker
number measures u n d zur B e w e r t u n g v o n rankingListen r e c a l l - p r e c i s i o n - G r a p h e n bewährt, die gleichzeitig ein Visualisierungsinstrument darstellen. D e n größten Bekanntheitsgrad hat w o h l das Ε - M a ß nach Van Rijsbergen (Lit. 21) erzielt, das n e b e n recall u n d precision eine Konstante einbezieht, welche eine G e w i c h t u n g v o n recall u n d precision ermöglicht:
e
_
,
~
1
Lß2+1)pr ~
ß2P+r
Das Ε - M a ß kann einige Ausprägungen der M a ß e nicht abbilden u n d darf daher nicht unkontrolliert eingesetzt w e r d e n (Details vgl. Lit. 25). Die B e w e r t u n g v o n ranking-Ergebnissen ging z u nächst v o n der E i n f ü h r u n g sogenannter B e n u t z e r standpunkte („elementary viewpoints") aus, die intuitive Vorstellungen der Benutzer über die Systemgüte m i t f o r m a l e n Kategorien in Einklang brachten (Lit. 02). Benutzer w u r d e n z.B. über folgende Stereotypen modelliert: a) D e m Benutzer genügt ein relevantes D o k u m e n t . b) D e r Benutzer m ö c h t e alle relevanten D o k u m e n te zu einem T h e m a u n d ist bereit, Ballast in Kauf zu n e h m e n . c) D e r Benutzer m ö c h t e einen Ü b e r b l i c k zu ein e m T h e m a u n d begnügt sich mit einer relativ g e r i n g e n Anzahl relevanter D o k u m e n t e ; d e r Ballast soll dabei so gering wie möglich sein. Bei der B e w e r t u n g v o n ranking-Systemen wird die Positionierung der D o k u m e n t e in die Formalisier u n g der B e n u t z e r s t a n d p u n k t e einbezogen:
In der Praxis der laufenden Evaluationsinitiativen T R E C , C L E F u n d N T C I R hat m a n zur Bewert u n g v o n ranking-Ergebnissen a u f g r u n d der gen a n n t e n Eigenschaften w e i t g e h e n d auf eine Ber e c h n u n g des recall verzichtet u n d den Fokus auf die precision gelegt. Dies hängt auch d a m i t z u s a m m e n , dass sich die Vorstellungen v o n Qualität in den Augen der B e n u t z e r verschoben haben. W ä h rend in den Anfängen des Booleschen Retrieval der S c h w e r p u n k t auf d e m W i e d e r a u f f i n d e n des relevanten Materials lag, steht h e u t e die Fähigkeit der Systeme, d e n Ballast herauszufiltern, i m Vorderg r u n d . D a m i t g e w i n n t die precision eine stärkere Bedeutung. G e m e s s e n wird die precision in ranking-Systemen vor allem an b e s t i m m t e n P u n k t e n , den cut-offs. Es w e r d e n z.B. precision-Werte nach R a n g 5, 10, 15, 20, 25 etc. b e r e c h n e t u n d anschließend gemittelt (frozen-ranks m e t h o d ) . Alternativ oder ergänzend findet eine M e s s u n g an standardisierten recall-Punkten (z.B. 0.1, 0.2, 0.3 etc.) mit anschließ e n d e r M i t t e l w e r t b i l d u n g statt. D i e folgenden beiden A b b i l d u n g e n visualisieren solche Retrievalergebnisse: Frozen Ranks Graph 0.50 0.45 0,40
\
\
0,35
•
g 0,30 1
0,25
l
0.20
• •
0,15
•
0,10 0,05 0,00
a) D e r B e n u t z e r inspiziert 20 Ränge.
0
200
400
600
800
1000
1200
Anzahl Dokumente
b) D e r B e n u t z e r bricht nach f ü n f aufeinanderfolg e n d e n irrelevanten D o k u m e n t e n ab.
Abb. 2: Frozen-Ranks-Graph
c) D e r Benutzer inspiziert die Liste solange, bis er f ü n f relevante D o k u m e n t e g e f u n d e n hat. Verschiedene Projekte wie z.B. P A D O K zur Bew e r t u n g des Patentretrieval (Lit. 13) h a b e n gezeigt, dass diese f o r m a l e n S t a n d p u n k t e oft sehr weit v o n den Bcnutzcrvorstellungcn in der Realität e n t f e r n t sind. Tradition h a b e n auch der normalisierte recall sowie die normalisierte precision, welche die tatsächliche Rangverteilung einer idealen (alle relevanten D o k u m e n t e in den vordersten Rängen) gegenüberstellen u n d auf der Basis der D i f f e r e n z die Qualität des ranking beurteilen.
Recall-Precision Graph 1 0,9 0,8
= .9 •S S
χ.
0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0
r •
0
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
1
Recall
Abb. 3: Recall-Precision-Graphen im Vergleich
run 1 run 2 run 3
Β 9 T h e o r i e des Information Retrieval III: Evaluierung
Β 9.2.4
Mittelwertbildung
Die nächsten Schritte im Fortgang der statistischen Bewertung nach der Berechnung der Maße sind in der Auswahl geeigneter Mittelwertbildungsverfahrcn und Signifikanztests zu sehen. Z u n ä c h s t ist die Frage zu klären, auf welcher Grundlage die Mittelwertbildung erfolgen soll. Hier haben sich die Makro- und Mikromittelung etabliert: - Bei der Makromethode wird das gewählte Bewertungsmaß fürjedes Rctricvalcrgebnis (d.h. für jede Anfrage/Aufgabe) getrennt berechnet; anschließend werden die erzielten Werte arithmetisch gemittelt. - Bei der Mikromethode werden die Elementarparameter des Retrievalergebnisses (d.h. die Anzahl der relevanten und nicht-relcvantcn Antwortdokumente) über den gesamten Aufgabenbestand addiert; dann erfolgt auf dieser Basis die verallgemeinernde Berechnung des entsprechenden Bewertungsmaßes. Bei der dokumentorientierten Mikromethode fallen überdurchschnittlich hohe Rctrievalergebnisse stärker ins Gewicht als bei der anfragenorientierten Makromethode. Werden z.B. 10 von 10 möglichen relevanten Dokumenten bei einer Aufgabe erzielt, so wird ebenso ein recall von 1.0 vergeben, als wenn sich nur ein relevantes Dokument bei einem möglichen ergibt. Bei der Makromethode geht jede Anfrage/Aufgabe gleichgewichtig in den Mittelwert ein, während bei der Mikromethode jedes Antwortdokument gleich stark einbezogen wird. Problematisch sind bei der Mittelung die Nullantworten. Falls bei derartigen Aufgaben, die keine relevanten Dokumente liefern, intellektuell Werte für Maße wie recall und precision zugewiesen werden, so gehen diese in die Makrobewertung, nicht aber in die Mikrobcwertung ein. Als konkretes Berechnungsverfahren findet bei der Retrievalbewertung das arithmetische Mittel am häufigsten Verwendung, da es i.d.R. zuverlässige Schätzwerte für die Grundgesamtheit liefert. Bei einer geringen Anzahl ordinalskalierter Messwerte in asymmetrischen Verteilungen sollte man auf den Median ausweichen.
231
Β 9.2.5
D i e Ü b e r p r ü f u n g der Signifikanz
Bei der Überprüfung der Signifikanz werden die Ergebnisse bzgl. ihrer Generalisierbarkeit auf die Grundgesamtheit bewertet. Es wird dabei entschieden, ob ermittelte Unterschiede zwischen Systemen für die Annahme einer realen und nicht-zufälligen Differenz ausreichen. Nach der Operationalisierung der Fragestellung sind Nullhypothese und Alternativhypothese aufzustellen, die es zu verifizieren bzw. falsifizieren gilt. Die Nullhypothese H 0 wird dabei in der Forschungspraxis meist entgegen der bestehenden Theorie formuliert. Unter Beachtung verschiedener Parameter ist ein geeignetes Testverfahren samt Signifikanzniveau α auszuwählen. H 0 wird dann zurückgewiesen, wenn der Signifikanzwert einen Kennwert liefert, dessen Überschreitungswahrscheinlichkeit bei Gültigkeit von H 0 gleich oder kleiner ist als das festgelegte Signifikanzniveau a . Die Auswahl eines geeigneten Signifikanzprüfverfahrens ist von der Verteilung der Grundgesamtheit, dem U m f a n g der Stichprobe, der Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit der zu vergleichenden Stichproben, der Stärke des Tests sowie nicht zuletzt der inhaltlichen Adäquatheit abhängig. Bewährt haben sich der Wilcoxon-VorzeichenrangTest sowie der Friedman-Test (Lit. 25). In der Evaluierungspraxis sind Signifikanzüberprüfungen relativ selten. Das bedeutet, dass die Ergebnisse im strengen Sinn nur als Tendenzen, nicht aber als zuverlässige Werte angesehen werden dürfen. Sollten sich allerdings weitreichende Entscheidungen an die Evaluierung anschließen, sind Signifikanzüberprüfungen unabdingbar.
Β 9.3
Retrievaltests als Bewertungsinstrument
Retrievaltests verfolgen das generelle Ziel, die reale Situation und die Wirkungsweise von Information-Retrieval-Systemen möglichst genau abzubilden. Bei der Durchführungsmethodik und Architektur von derartigen Tests konkurrieren zwei Positionen, die in unterschiedliche Verfahrensweisen münden: das Experiment und die Untersuchung. Während Experimente unter Laborbedingungen einer strengen Kontrolle im Hinblick auf die einflussnehmenden Variablen unterliegen, legen U n tersuchungen den Schwerpunkt auf möglichst große Realitätsnähe in allen den Testaufbau betreffen-
232
d e n F a k t o r e n : z.B. „ e c h t e " B e n u t z e r , r e a l i s t i s c h e
Christa Womser-Hacker
Β 9.4
G r ö ß e n v e r h ä l t n i s s e bei der Testkollektion, „natür-
Aktuelle Evaluierungsinitiativen
liche" F o r m u l i e r u n g der Aufgabenstellung. D i e E v a l u i e r u n g h a t i m I n f o r m a t i o n Retrieval e i n e Das Design eines Retrievaltests m u s s der Zielset-
lange T r a d i t i o n . D i e f r ü h e n Tests w i e z.B. C r a n -
z u n g , d i e e r r e i c h t w e r d e n soll, f o l g e n . So b e s t a n d
f i e l d - I I , S M A R T , M E D L A R S (Lit. 04, Lit. 2 0 , Lit.
die A u f g a b e n s t e l l u n g i m P A D O K - P r o j e k t (Lit. 13,
18) w u r d e n w e g e n i h r e r I n k o m p a r a b i l i t ä t u n d d e s
Lit. 2 5 ) d a r i n , d i e a d ä q u a t e s t e F o r m d e r i n h a l t l i -
g e r i n g e n U m f a n g s kritisiert, d i e n t e n a b e r d e n n o c h
chen E r s c h l i e ß u n g f ü r die D e u t s c h e Patentdaten-
als A u s g a n g s b a s i s f ü r d i e n e u e n Initiativen, d i e sich
bank auf e i n e m zuverlässigen empirischen F u n d a -
A n f a n g der 90er J a h r e etablierten. In D e u t s c h l a n d
m e n t zu ermitteln.
s i n d in erster Linie d i e E v a l u i e r u n g e n i m R a h m e n
Bei d e r P l a n u n g d e s Retrievaltests m u s s t e m a n sich mit folgenden praktischen Fragestellungen auseinandersetzen:
d e r P r o j e k t e A I R (Lit. 14, Lit. 0 1 ) u n d
PADOK
(Lit. 25, Lit. 13) z u n e n n e n . A I R b e z o g sich a u f d i e P H Y S D a t e n b a n k des F a c h i n f o r m a t i o n s z e n t r u m s Karlsruhe, P A D O K verfolgte das Ziel, auf e m p i r i -
- Wie kann ein T e s t - D o k u m e n t e n b e s t a n d selek-
scher G r u n d l a g e ein geeignetes automatisches Er-
tiert w e r d e n , d e r in G r ö ß e , S t r u k t u r u n d I n h a l t
s c h l i e ß u n g s v e r f a h r e n f ü r das D e u t s c h e P a t e n t i n -
m ö g l i c h s t r e p r ä s e n t a t i v ist, so dass G e n e r a l i s i e -
formationssystem zu selektieren.
r u n g e n der Ergebnisse zugelassen sind? - Wie werden Test-Aufgaben „formuliert" u n d den Testpersonen vermittelt, w e l c h e die Bandbreite der (späteren) Anwendungssituationen abdekken? - W e l c h e u n d w i e viele T e s t p e r s o n e n s i n d z u b e teiligen u n d w i e lässt sich i h r K o m p e t e n z n i v e a u erfassen?
Β 9.4.1
Text REtrieval Conference (TREC)
T R E C b e g a n n 1992 u n t e r d e r L e i t u n g v o n D o n n a H a r m a n als offizielles, v o n d e r D A R P A g e f ö r d e r tes P r o j e k t a m N a t i o n a l I n s t i t u t e o f S t a n d a r d s a n d T e c h n o l o g y ( N I S T ) in G a i t h e r s b u r g , M a r y l a n d u n d e t a b l i e r t e sich s e i t h e r als d y n a m i s c h e P l a t t f o r m z u r E v a l u i e r u n g v o n R e t r i e v a l v e r f a h r e n (Lit. 0 6 , Lit.
- Wie u n d von w e m w e r d e n Relevanzurteile gefällt u n d w i e w i r d i h r e K o n s i s t e n z s i c h e r g e s t e l l t ? - Wer koordiniert d e n gesamten Retrievaltest u n d w i e kann die objektive Neutralität der Evaluierer sichergestellt w e r d e n ?
07, Lit. 2 4 , Lit. 2 3 ) . T R E C v e r f o l g t d a s Z i e l , u m fangreiche, standardisierte Testkollektionen
und
B e w e r t u n g s p r o z e d u r e n a u f d e r G r u n d l a g e realistischer Anwendungsgebiete bereitzustellen. Die H a u p t a u f g a b e ( m a i n task) w i r d i m s o g e n a n n t e n Adhoc Retrieval g e s e h e n , w o b e i e i n e s t a t i s c h e M e n -
I m Fall v o n P A D O K w u r d e ein D o k u m e n t e n b e -
ge v o n D o k u m e n t e n a n h a n d v e r s c h i e d e n e r A u f g a -
s t a n d b e s t e h e n d a u s 10.000 P a t e n t e n m i t d e n a u f
b e n , sog. topics, d u r c h s u c h t w i r d . P r o J a h r stellt
dem damaligen Markt zur Verfügung stehenden
T R E C ca. 2 G B D o k u m e n t e ( Z e i t u n g s a r t i k e l , k u r -
automatischen Erschließungsverfahren indexiert.
ze D e p e s c h e n m e l d u n g e n , Regierungsberichte, Pa-
D i e 300 A u f g a b e n bestanden jeweils aus der ersten
t e n t e etc.) u n d 5 0 t o p i c s z u r V e r f ü g u n g , w e l c h e d i e
Seite v o n O f f e n l e g u n g s s c h r i f t e n , so dass sich e i n e
t e i l n e h m e n d e n S y s t e m e als A u s g a n g s b a s i s f ü r die
„natürliche" Aufgabenstellung ergab, nämlich eine
F o r m u l i e r u n g i h r e r A n f r a g e n n u t z e n k ö n n e n . Bei
A u s w a h l g e e i g n e t e r P a t e n t e als E n t g e g e n h a l t u n g
d e r Z u s a m m e n s t e l l u n g a c h t e t m a n darauf, dass e i n e
a u f z u f i n d e n . Als T e s t p e r s o n e n w u r d e n a u s s c h l i e ß -
große Breite v o n D o k u m e n t e i g e n s c h a f t e n bzgl.
lich E x p e r t e n aus d e n P a t e n t ä m t e r n , P a t e n t a n w a l t s -
V o k a b u l a r , Stil, L ä n g e etc. v e r t r e t e n ist. D i e t o p i c s
kanzleien, industriellen Patentstellen sowie den
basieren auf natürlichen Informationsbedarfen u n d
F a c h i n f o r m a t i o n s z e n t r e n beteiligt. D i e R e l e v a n z -
w e r d e n in s t r u k t u r i e r t e r F o r m (title, d e s c r i p t i o n ,
u r t e i l e fällte u n a b h ä n g i g e i n P a t e n t p r ü f e x p e r t e , d e r
n a r r a t i v e etc.) p r ä s e n t i e r t . , w o b e i m i t v e r s c h i e d e -
n i c h t a n d e n Tests beteiligt w a r . D i e Ü b e r p r ü f u n g
n e n A u s p r ä g u n g e n e x p e r i m e n t i e r t w u r d e ( k u r z e vs.
der Konsistenz dieser Urteile w u r d e d u r c h M e h r -
lange topics). P r o topic w e r d e n die Ergebnisse
f a c h b e w e r t u n g u n d Vergleich v e r s c h i e d e n e r E x p e r -
m e h r e r e r Retrievalläufe (runs) an die T R E C - E v a -
t e n s i c h e r g e s t e l l t . Als n e u t r a l e I n s t a n z lag d i e K o -
luierer zurückgesandt u n d v o m N I S T einer Rele-
o r d i n a t i o n in d e r H a n d e i n e r i n f o r m a t i o n s w i s s e n -
v a n z b e w e r t u n g u n t e r z o g e n . I n e i n e m standardisier-
schaftlichen Universitätsinstitution.
ten statistischen Verfahren w e r d e n verschiedene
Β 9 T h e o r i e des Information Retrieval III: Evaluierung
233
Maßzahlen ermittelt und ein Vergleich der Systeme in visualisierter Form bereitgestellt. Einmal im Jahr findet eine TREC-Konferenz statt, wo die Ergebnisse im Kreis der Teilnehmer und Evaluierer präsentiert und diskutiert werden. Im Laufe der Zeit kamen zu den zentralen Zielsetzungen der Adhoc- und Routing-Aufgaben weitere sog. tracks hinzu, die sich auf Filtering, Web-Retrieval, Q u e stion-Answering, Natural Language Processing, Cross-Language Retrieval, monolinguales Retrieval (insbesondere Spanisch und Chinesisch) u.v.m. spezialisierten.
Le M o n d e , Schweizerische Dcpcschenagentur, Frankfurter Rundschau, Der Spiegel, Los Angeles Times, Algemeen Dagblad. Die Parallelität wurde durch die Wahl eines einheitlichen Jahrgangs und umfassende Vorrcchcrchen hergestellt. Außerdem waren Texte aus verschiedenen Fachdisziplinen (z.B. der Soziologie) vertreten. Die teilnehmenden Systeme kamen zum größten Teil aus den europäischen Ländern, aber auch aus Asien und den USA.
Β 9.4.2
Ähnliche Ziele wie T R E C und CLEF verfolgt seit Ende 1997 das japanische Projekt N T C I R (Lit. 10, Lit. 11, Lit. 09, Lit. 08), das durch das National Institute of Informatics (Nil) in Tokyo betrieben wird. Auch hier soll in erster Linie eine Infrastruktur für Retrievalevaluierungen in umfassendem Rahmen zur Verfügung gestellt werden, um Technologien zu erproben, die sich mit dem Zugriff auf Information (Information Retrieval, Text Summarization, Question Answering, Text Mining etc.) befassen. Der Schwerpunkt liegt auf den ostasiatischen Sprachen wie z.B. Japanisch, Chinesisch und Koreanisch, die Information-Retrieval-Systeme im Vergleich zu den europäischen Sprachen aufgrund ihrer vollkommen anderen Struktur vor völlig andere Herausforderungen stellen. Auch Englisch wurde als „Pivot-Sprache" zwischen Asien und den europäischen/indogermanischen Sprachen von Anfang an mit einbezogen.
Cross-Language Evaluation Forum (CLEF)
Da sich T R E C nur sehr rudimentär auf mehrsprachiges Retrieval bezog, entwickelte sich als Europäische Initiative das Cross-Language Evaluation Forum (Lit. 16, Lit. 17). Seit 2000 wird ebenso in einjährigen Phasen mehrsprachiges Information Retrieval erprobt und evaluiert. Trotz der starken Analogie zwischen den beiden Projekten standen bei CLEF neue Herausforderungen im Vordergrund, die sich vor allem auf die Etablierung mehrsprachiger topics und mehrsprachiger Dokumentgrundlagen bezogen. Für die Relevanzbewertung mussten Juroren gefunden werden, die über u m fassende Sprachkenntnisse in den beteiligten Sprachen verfügten. Ausgehend von den europäischen Kernsprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Deutsch wurde die Menge der Sprachen beständig erweitert, und im Laufe der Zeit kamen folgende weitere Sprachen hinzu: Finnisch, Niederländisch, Schwedisch und Russisch. Eine Schlüsselrolle nahm der Topic-Generierungsprozess ein, der jede Sprache beteiligte. D.h., es wurden topics in jeder Sprache formuliert, in einem iterativen Verfahren mit allen beteiligten Sprachgruppen diskutiert und in die jeweiligen Zielsprachen übersetzt. Auf dieser Ausgangsbasis konnten mehrsprachige Information-Retrieval-Systeme aufsetzen, u m die Aufgaben auszuführen. Zentral war dabei das cross-linguale Retrieval, das ausgehend von einer Sprache Retrieval in anderen Sprachen zulässt. Zusätzlich konnten Systeme unter bestimmten Bedingungen auch mit bilingualen oder monolingualen Zielsetzungen teilnehmen. Im Laufe der Zeit wurde CLEF um weitere Aufgabengebiete angereichert, wie z.B. interactive CLEF, SDR (spoken document retrieval), imageCLEF etc. Die beteiligten Korpora umfassten Presseartikel verschiedensprachiger Zeitungen wie z.B. La Stampa,
Β 9.4.3
N I I - N A C S I S Test C o l l e c t i o n for IR Systems ( N T C I R )
Die im Abstand von 18 Monaten stattfindenden N T C I R Workshops befassen sich mit Disziplinen wie Cross-Language Information Retrieval, Patentretrieval, Question Answering, Text Summarization und Web IR. Die Teilnehmeranzahl hat bei der vierten N T C I R - R u n d e 100 überschritten, wobei alle Disziplinen intensiv vertreten sind. Hinsichtlich Format und Struktur unterscheiden sich topics und Testkollektionen kaum von T R E C und CLEF, allerdings erhält bei N T C I R die domänenspezifische Fachinformation (z.B. Einbeziehung von Patenten) einen größeren Stellenwert. Β 9.4.4
Initiative for the Evaluation o f X M L retrieval (INEX)
I N E X ist eine Evaluicrungsinitiative, X M L - D o k u m e n t e spezialisiert, wie R a h m e n digitaler Bibliotheken die Unter der Leitung von Norbert Fuhr
die sich auf sie z.B. im Regel sind. startete die-
234
Christa Womser-Hacker
ses Evaluicrungsprojckt i m April 2002 (Lit. 05). Die Prinzipien sind analog zu den großen Studien wie T R E C u n d C L E F gewählt, j e d o c h liegt das spezielle Interesse hier auf der B e w e r t u n g v o n I n f o r mation-Rctricval-Systcmcn, die sich mit s t r u k t u rierten D o k u m e n t e n befassen. Die Kollektion umfasst wissenschaftliche Publikationen der IEEE C o m p u t e r Society in X M L - c o d i e r t e r F o r m . Bisher besteht die D o k u m e n t g r u n d l a g e aus m e h r als 12.000 Artikeln aus 18 verschiedenen Zeitschriften aus der Zeit v o n 1995 bis 2002, w o b e i ein Artikel ca. 1.500 X M L - K n o t e n umfassen kann. I N E X verfolgt ein kollaboratives, methodisches Konzept, d.h. die t e i l n e h m e n d e n Systeme beteiligen sich bei der T o p i c - G e n e r i c r u n g sowie bei der Relevanzbew e r t u n g . Verschiedene Topic-Typen w e r d e n einbezogen, solche, die ausschließlich auf d e n Inhalt ausgerichtet sind, u n d solche, die Inhalt u n d Strukt u r z u m Ziel haben. E n g e u n d breite Fragestellungen aus realistischen Informationsbedürfnissen sind erwünscht.
Β 9.4.5
Lessons Learned
Die dargestellten Evaluierungsinitiativen umfassen mittlerweile eine i m m e n s e Z a h l an Einzelexperim e n t e n u n d f i n d e n nach wie vor große Resonanz bei d e n Systementwicklern, was sich in der ständig w a c h s e n d e n Z a h l der t e i l n e h m e n d e n Systeme u n d H e r k u n f t s l ä n d e r niederschlägt. Das Wissen über eingesetzte Verfahren, Technologien u n d Ressourcen sowie über deren Qualität u n d Verfügbarkeit ist in d e u t l i c h e m M a ß e gewachsen. Insbesondere Bereiche wie die Termgewichtung, die automatische Anfrageexpansion, die Fusion verschiedener Bereiche (Ranking-Listen, Sprachen etc.) h a b e n eine klare E r k e n n t n i s e r w e i t e r u n g erzielt. A u c h haben die beteiligten Systeme e n o r m v o n der Diskussion u n d v o m Austausch profitiert u n d fast alle Effektivitätssteigerungen erfahren. U m j e d o c h der Komplexität u n d Heterogenität der verschiedenen Systeme gerecht zu w e r d e n , m u s s sich a u c h die E v a l u i e r u n g s m e t h o d i k b e s t ä n d i g w e i t e r e n t w i c k e l n u n d hinterfragt w e r d e n . A u c h hier gibt es deutliche Hinweise, an w e l c h e n Stellen E r w e i t e r u n g e n u n d M o d i f i k a t i o n e n im Testdesign n o t w e n d i g sind (z.B. K o n s i s t e n z e r h ö h u n g bei Relevanzurteilen, E i n b e z i e h u n g v o n B e n u t zern).
Β 9.5
Ausblick
D i e Evaluierung v o n Information-Retrieval-System e n hat sich im Laufe der J a h r e stetig w e i t e r e n t wickelt u n d kann ein solides F u n d a m e n t vorweisen. D i e wichtigsten H e r a u s f o r d e r u n g e n w e r d e n z u k ü n f t i g in der Bereitstellung realistischer Kollektionen u n d geeigneter Evaluierungsverfahren im M u l t i m e d i a - (Image-, Video-, Musikretrieval etc.) u n d Multilinguabereich liegen. Ein wesentlicher Fortschritt kann auch d u r c h die Integration realer B e n u t z e r erzielt w e r d e n . Die zentrale Aufgabe im Sinne einer M e t a - E v a l u i e r u n g besteht n u n darin, die vielen erzielten Ergebnisse einer detaillierten Analyse zu unterziehen, sie zu interpretieren u n d zusammenzuführen.
Literatur 01 Biebricher, R; Fuhr, N.; Niewelt, B. (1986), Der AIR-Retrievaltest. In: Lustig, Gerhard (Hrsg.), Automatische Indexierung zwischen Forschung und Anwendung, pp. 127-143. 02 Bollmann, R; Cherniavsky, V S. (1980), Probleme der Bewertung von Information-RetrievalSystemen. In: Kuhlen, R. (Hrsg.), Datenbasen, Datenbanken, Netzwerke. Praxis des Information Retrievals. Band 3: Nutzung und Bewertung von Retrievalsystemen. München et al., pp. 97-121. 03 Cleverdon, C.W (1972), On the inverse Relationship of Recall and Precision. Journal of Documentation 28 (1972), pp. 195-201. 04 Cleverdon, C.W; Mills, J. (1963), The Testing of Index Languages Devices. ASLIB Proceedings 15, pp. 106-130. 05 Fuhr, Ν.; Gövert, Ν.; Kazai, G.; Lalmas, Μ. (Eds.) (2003), Initiative for the Evaluation of XML Retrieval (INEX). Proceedings of the First INEX Workshop. Dagstuhl, Germany, December 8-11, 2002. 06 Harman, D. K. (Ed.) (1993), The First Text REtrieval Conference (TREC-1). NIST Special Publication, pp. 500-207. 07 Harman, D. K. (Ed.) (1994), Proceedings of the second Text REtrieval Conference (TREC-2). 08 Kando, N. (Ed.) (1999), NTCIR Workshop 1: Proceedings of the First NTCIR Workshop on Research in Japanese Text Retrieval and Term Recognition. Tokyo Japan, 30 August - 1 September, 1999. ISBN: 4-924600-77-6. 09 Kando, N. (Ed.) (2001), NTCIR Workshop 2: Proceedings of the Second NTCIR Workshop on Research in Chinese and Japanese Text Retrieval and Text Summarization. Tokyo Japan, June 2000 March 2001. ISBN: 4-924600-96-2.
Β 9 Theorie des Information Retrieval III: Evaluierung
10 Kando, N . (Ed.) (2002), N T C I R Workshop 3: Proceedings of the Third N T C I R Workshop on Research in Information Retrieval, Question Answering and Summarization, Tokyo Japan, October 2001 - October 2002. ISBN: 4-86049-016-9. 11 Kando, N. (2002), CLIR system evaluation at the second N T C I R workshop. In: Proceedings of the second Cross-Language Evaluation Forum (CLEF 2001), Darmstadt, Germany, September 3-4, 2001, Springer, 2002, pp. 371-388 (Lecture Notes in Computer Science; 2406). 12 Karlgren, J.; Hansen, R (2003), SICS at iCLEF 2002: Cross-Language Relevance Asessment and Task Context. In: Peters, C.; Braschler, M.; Gonzalo, J.; Kluck, M. (Eds.) (2003), Advances in Cross-Language Information Retrieval. CLEF 2002, Rome, Italy, September 2002, Springer 2003, pp. 383-391 (Lecture Notes in Computer Science 2785).
235
17 Peters, Carol; Braschler, Martin; Gonzalo, Julio; Kluck, Michael (Eds.) (2002), Evaluation of CrossLanguage Information Retrieval Systems. Second Workshop of the Cross-Language Evaluation Forum, CLEF 2001, Darmstadt, Germany, September 3-4. Lecture Notes in Computer Science 2406, Springer 2002. 18 Saltan, G. (1981), The SMART Environment for Retrieval System Evaluation - Advantages and Problem Area. In: Sparck Jones, K. (Ed.), Information Retrieval Experiment. London et al., pp.316329. 19 Sparck Jones, Karen (1995), Reflections on TREC. Information Processing &c Management, 31 (3) 291314. 20 Sparck Jones, Karen (Ed.) (1981), Information Retrieval Experiment. Butterworth: London et al. 21 Van Rijsbergen, C.J. ( 2 1979), Information Retrieval. London - Boston.
13 Krause, J.; Womser-Hacker, Ch. (Hrsg.) (1990), Das Deutsche Patentinformationssystem. Entwicklungstendenzen, Retrievaltests und Bewertungen. Köln et al.
22 Voorhees, Ε. M. (1998), Variations in relevance judgements and the measurement of retrieval effectiveness. In: Proceedings of ACM SIGIR '98, pp.315-323.
14 Lustig, G. (Hrsg.) (1986), Automatische Indexierung zwischen Forschung und Anwendung. Hildesheim et al.: Olms Verlag.
23 Voorhees, E.; Buckland, L.E (Eds.) (2002), Proceedings of the Eleventh Text REtrieval Conference (TREC-11). N I S T Special Publication 500-251.
15 Moser, A. (1977), Zur Analyse und Bewertung informationaller Prozesse und Systeme. StuttgartBad Canstatt. 16 Peters, Carol (Ed.) (2001), Cross-Language Information Retrieval and Evaluation. Workshop of the Cross-Language Evaluation Forum, CLEF 2000, Lisbon, Portugal, September 21-22. Lecture Notes in Computer Science 2069, Springer 2001.
24 Voorhees, E.; Harman, D. (Eds.) (2000), Proceedings of the Eighth Text REtrieval Conference (TREC-8). N I S T Special Publication 500-246. 25 Womser-Hacker, C. (1989), Der PADOKRetrievaltest. Zur Methode und Verwendung statistischer Verfahren bei der Bewertung von Information-Retrieval-Systemen. Hildesheim et al.
BIO
Szientometrische Verfahren Walther U m s t ä t t e r
Β 10.1
Szientometrie und das Wissenswachstum
Die Szientometrie beschäftigt sich m i t der Messbarkeit wissenschaftlicher L e i s t u n g e n a n h a n d bibliothekarisch n a c h w e i s b a r e r P u b l i k a t i o n s e r g e b n i s s e (Lit. 01). Bei g e n a u e r B e t r a c h t u n g ist es ihr Ziel, die W i s s e n s z u n a h m e der W i s s e n s c h a f t zu m e s s e n . D i e w i s s e n s c h a f t l i c h e P r o d u k t i o n in F o r m v o n P u b l i k a t i o n e n w ä c h s t seit ü b e r d r e i h u n d e r t J a h r e n k o n s t a n t m i t ca. 3,5% p r o J a h r . Das e n t s p r i c h t einer Verdopplungsrate v o n 20 J a h r e n , die zuerst d e m Bibliothekar F r e m o n t Rider 1948 bei B ü c h e r n a u f fiel u n d die 1963 v o n D e r e k J. de Solla Price (Lit. 02) a u c h f ü r das W a c h s t u m v o n Z e i t s c h r i f t e n u n d Bibliografien bestätigt w u r d e . D i e K o n s t a n z dieser E v o l u t i o n , u n a b h ä n g i g aller sich e r e i g n e n d e n Kat a s t r o p h e n , ist n u r z u m Teil v e r s t a n d e n (Lit. 03, Lit. 04), m a c h t aber d e n u n a u f h a l t s a m e n Fortschritt d e r W i s s e n s c h a f t d e u t l i c h . Alle 20 J a h r e w i r d so viel publiziert w i e in allen J a h r h u n d e r t e n davor. E i n e etwa gleiche Z u n a h m e v e r z e i c h n e n die W i s senschaftler, die d a m i t etwa gleich p r o d u k t i v bleib e n . Von i h n e n allen sind d a m i t ca. 87% u n s e r e h e u t i g e n Z e i t g e n o s s e n . Aus d i e s e m W a c h s t u m h e r aus k ö n n e n w i r abschätzen, dass in 100.000 lauf e n d e n Z e i t s c h r i f t e n h e u t e etwa 10 M i o . P u b l i k a t i o n e n j ä h r l i c h e r s c h e i n e n , die v o n 10 M i o . W i s senschaftlern verfasst w e r d e n . Dabei definieren sich n u r die als Wissenschaftler, die d u r c h s c h n i t t l i c h e i n e P u b l i k a t i o n j ä h r l i c h verfassen. D i e g e s a m t e P r o d u k t i o n an Buchtiteln, die bisher erschien, d ü r f te bei etwa 100 M i o . liegen. D a v o n sind etwa 20 M i o . als wissenschaftlich e i n z u s t u f e n . W e n n folglich 87% aller Wissenschaftler n o c h h e u t e leben, so b e t r u g die G e s a m t z a h l d e r W i s s e n s c h a f t l e r in d e r W e l t b i s h e r 11,5 M i o . , die in i h r e m L e b e n d u r c h s c h n i t t l i c h 1,5 B ü c h e r p r o K o p f verfassten, u n d etwa das 10-20fache an Z e i t s c h r i f t e n b e i t r ä g e n leisteten. E i n Teil dieser B ü c h e r s i n d allerdings Neuauflagen und Übersetzungen. N a c h Lotka, A. J . (Lit. 05) ist die Produktivität der W i s s e n s c h a f t l e r e i n e schiefe V e r t e i l u n g v o n d e r F o r m A/n 2 , w o b e i Α die Z a h l der A u t o r e n m i t n u r einer P u b l i k a t i o n ist u n d η die P u b l i k a t i o n e n p r o Autor. W ä h r e n d Price in seinen „ N e t w o r k s of Scientific Papers" (Lit. 06) Vergleichswerte v o n n 2 5 bis n 3 angab, zeigten U n t e r s u c h u n g e n a m Science C i -
tation I n d e x (SCI), die auf die gesamte n a t u r w i s senschaftliche Literatur hochgerechnet w u r d e n , e h e r e i n e n W e r t v o n n ' 1 (Lit. 07). A u f die Tatsache, dass eine V e r d o p p l u n g s r a t e d e r Wissenschaftler v o n 20 J a h r e n u n d eine solche d e r M c n s c h h c i t v o n etwa 50 J a h r e n d a z u f ü h r t , dass eines Tages alle M e n s c h e n Wissenschaftler w e r d e n , hat Price bereits 1963 hingewiesen. Dieser Z u s t a n d m ü s s t e bei 10 M i o . W i s s e n s c h a f t l e r n u n d 6 M r d . M e n s c h e n in etwa 300 J a h r e n e i n t r e t e n , ein n u r scheinbar a b s u r d e r G e d a n k e , w e n n m a n b e d e n k t , dass m a n sich v o r 3 0 0 J a h r e n a u c h k a u m vorstellen k o n n t e , dass alle M e n s c h e n Lesen, S c h r e i b e n u n d R e c h n e n l e r n e n k ö n n e n , u n d dass w i r u n s ungebildete M e n s c h e n i m m e r w e n i g e r leisten k ö n nen.
Β 10.2
Historische Begriffsentwicklung
S z i e n t o m e t r i e , Bibliometrie u n d I n f o r m e t r i e sind n a h e v e r w a n d t e Teilgebiete m i t u n t e r s c h i e d l i c h e n S c h w e r p u n k t e n . D e r Begriff „Bibliometrie" b r e i tete sich seit 1969 d u r c h A. Pritchard (Lit. 08) aus, o b w o h l er s c h o n 1934 bei Paul O t l e t in dessen Traite de Documentation a u f t a u c h t e . Als b i b l i o m e t r i s c h e E i n h e i t k a n n eine d u r c h s c h n i t t l i c h b e d r u c k t e Seite m i t r u n d 2.000 bis 3.000 Z e i c h e n , d e r Z e i t s c h r i f tenaufsatz m i t durchschnittlich 10 Seiten, o d e r auch das B u c h m i t ca. 2 0 0 - 3 0 0 Seiten a n g e s e h e n w e r den. D e r T e r m i n u s „Librametry", d e n R a n g a n a t h a n 1948 vorschlug, k o n n t e sich auch n o c h nicht d u r c h setzen. N a c h A n g a b e n v o n E. G a r f i e l d (Lit. 09) b e t r i e b bereits E. W i n d h a m H ü l m in seinen L e h r v e r a n staltungen ü b e r „statistical bibliography" (1922) in d e r U n i v e r s i t y o f C a m b r i d g e B i b l i o m e t r i e . Bis h e u t e b e r u h e n alle s z i e n t o m e t r i s c h e n M e t h o d e n auf Statistik u n d Wahrscheinlichkeitstheorie, e b e n so w i e die „mathematical t h e o r y of c o m m u n i c a t i o n " v o n C . S h a n n o n (Lit. 10). Als eine d e r f r ü h e sten s z i e n t o m e t r i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n gilt die Arbeit v o n F. J . C o l e u n d N . Eales: „The history of c o m p a r a t i v e a n a t o m y " v o n 1917, in d e r P u b l i k a t i o n e n z u m T h e m a gezählt u n d die E n t w i c k l u n g a u f g e z e i c h n e t w u r d e . N a l i m o v b e n u t z t e das W o r t N a u k o m e t r i a = s c i e n t o m e t r i c s 1966.
238
Walther Umstätter
Die Kalibrierung von Dokumenten ist nicht unproblematisch. Sie sind als Oberbegriff verschiedener Dokumenttypen wie Akten, Bilder, Briefe, Bücher, C D - R O M s , Ton- und Videoaufzeichnungen oder Zeitschriften handhabbare informetrische Einheiten, die sich auf verschiedenen Informationsträgern befinden können und damit sehr unterschiedlichen Umfang und variable Gestalt zeigen. Ihre Archivierbarkeit kann aufgrund hoher Authentizität beim Kopieren, aber auch durch hohe Haltbarkeit des Informationsmediums gewährleistet sein. Bedingt durch das äußerst weite Spektrum an D o kumenttypen muss insbesondere die Informetrie (Lit. 11) aufVergleichbarkeit desjeweils untersuchten Materials achten. Unter diesem Aspekt ist die Bibliometrie im Gegensatz zur Szientometrie nicht ausschließlich auf wissenschaftliche Publikationen und die Informetrie nicht nur auf Bücher, Zeitschriften und andere Publikationen beschränkt, sondern bezieht auch Dokumente aus Archiven, Dokumentationseinrichtungen und dem Internet mit ein. Speziell mit der Untersuchung von Patenten beschäftigt sich die Patentometrie. Zu den untersuchten Materialien der Informetrie gehören in den letzten Jahrzehnten insbesondere die Dokumente in maschinenlesbarer Form, bei denen sich speziell die Cybermetrics oder Webometrics der Analyse der Internetangebote widmen. Beide werden bisher synonym verwendet, wobei Cybermetrics bevorzugt wird. Bei ihr stehen Analysen von Hyperlinks, Evaluation und Nutzung der e-Books bzw. e-Journals sowie das kooperative Informationsmanagement im Internet im Vordergrund. Bei letzterem ist zu berücksichtigen, dass das internationale Knowledge Mangagement in der Wissenschaft in Richtung einer Fließbandproduktion des Wissens voranschreitet (Lit. 12). Diese weltweite elektronische Kooperation der neuen „invisible colleges" ermöglicht den Einsatz neuer automatischer Verfahren der Szientometrie.
Β 10.3
Die Menge publizierter Information
Die Messung jedweder Information erfolgt im Rahmen der Infometrie bzw. Kommunikationstheorie in Bit. J . W Tukey prägte dieses Akronym für „binary digit" und versuchte 1963 im Weinberg Report die Menge an Information in der Library o f Congress (LC) mit 1 0 ° Bit erstmals abzuschät-
zen. Sic ergab sich aus der cinfachcn Multiplikation der Zahl an Büchern (ca. 2 Mio.), mit den Seiten (ca. 250), den Zeichen pro Seite (ca. 2500) und den Bit pro Zeichen (8). Auch wenn die Angabe in Bit zunächst sehr viel exakter erscheint, so enthält sie natürlich die gleiche Fehlertoleranz, die wir in der Bibliometrie in Kauf nehmen müssen. Diese Abschätzung enthielt zwei Fehler. Sie vernachlässigte alle grafischen Elemente in den B ü chern sowie die Bild- und Tondokumente, womit sich der Wert von 10 13 auf das etwa Hundertfache ca. 10' 5 erhöht hätte. Andererseits ließe sich mit entsprechenden K o m p r e s s i o n s p r o g r a m m e n in heutigen Computern die Information der L C auf etwa 1% konzentrieren. Im Jahre 2000 schätzte man den Informationsgehalt der L C auf etwa 20 Terabyte (Ι,όχΙΟ 14 Bit), was bei ebenso grober Schätzung im gleichen Jahr auch der Größe des Internets entsprach. Trotzdem sind beide insofern kaum vergleichbar, da sich das Internet mit etwa 1,8 J a h ren verdoppelt und die Digitalisierung der L C ein kaum zu bewältigendes Problem darstellt. Große Teile des Internets sind inhaltlich und qualitativ mit denen der L C auch nicht vergleichbar. Sie können als ephemer publik gemacht, aber nicht als Publikationen, im Sinne verlegter Werke angesehen werden. Allein Google bearbeitet täglich ca. 150 Mio. Suchanfragen in diesem Netz (2003). Dazu kommt noch das sogenannte Deep Net, das nach heutigen Schätzung ein Hundertfaches betragen soll, aber nicht allgemein zugänglich ist. Der wirkliche Anteil an Information, sowohl in der L C als auch im Internet dürfte auch heute noch weit unter 10' 3 Bit liegen, wenn man die Redundanz und das Rauschen stärker als bisher herausfiltern würde. Szientometrisch betrachtet muss der Anteil an Wissen um mehrere Potenzen niedriger sein. Da Information im Sinne der Kommunikationstheorie nichts mit der Bedeutung von Bezeichnungen zu tun hat, erwächst daraus die Frage, wie hoch zunächst der begriffliche Anteil ist. Er ergibt sich neuerdings aus der Einführung von Ontologien. Erst die Relation von Benennungen zueinander, sowie wir sie in der Dokumentation aus den T h e sauri kennen, schafft Bedeutungsinhalte (Lit. 13). Dabei ordnet die Semiotik, die sich aus Semantik, Syntaktik und Pragmatik ergibt, in der Semantik bestimmten Objekten Benennungen zu, während die Pragmatik eine Rekonstruktion der Bedeutung von Objekten aus der Beziehung der Benennun-
Β 10 Szientometrische Verfahren
239
g e n u n t e r e i n a n d e r zulässt. I n s o f e r n ist es a u f d e r
k a n n dieses „es" i m s e l b e n Text a u c h f ü r d a s „ B i -
B e d e u t u n g s e b e n e bei O n t o l o g i e n präziser v o n se-
b l i o t h e k s - " o d e r a u c h das I n f o r m a t i o n s w e s e n ste-
miotischen Thesauri zu sprechen, w e n n m a n nicht
hen. Aus d e m Prinzip des geringsten (Sprach)auf-
die h e r k ö m m l i c h e n T h e s a u r i der D o k u m e n t a t i o n
w a n d s e r g i b t sich, w a r u m b e s t i m m t e W o r t e b e s o n -
zur Erschließung v o n D o k u m e n t e n meint.
ders häufig V e r w e n d u n g finden. Ihre B e d e u t u n g w e c h s e l t m i t d e r j e w e i l i g e n Syntax.
In e i n e m Gedankenaustausch m u s s die Z u o r d n u n g von Z e i c h e n zu O b j e k t e n (Semantik) auf der Sen-
S o l c h e F o r m e n d e s R a n k i n g s , in d e n e n W o r t e , a b e r
derseite mit der Pragmatik auf der Empfängerseite
a u c h Klassen v o n O b j e k t e n n a c h H ä u f i g k e i t g e o r d -
weitgehend übereinstimmen. Wir k ö n n e n damit im
n e t w e r d e n , stellen als A q u i v a l e n z k l a s s e n i m m e r
G r u n d s a t z d e r T e r m i n o l o g i e v o n C . W. M o r r i s (Lit.
eine Abstraktion u n d d a m i t einen gewissen Verlust
14) f o l g e n , d e r d i e S e m a n t i k als „ r e l a t i o n s o f signs
a n I n f o r m a t i o n dar. G e n a u b e t r a c h t e t w i r d bei d e r
t o t h e o b j e c t s t o w h i c h t h e signs are a p p l i c a b l e " u n d
B i l d u n g v o n Klassen g r u n d s ä t z l i c h I n f o r m a t i o n in
d i e P r a g m a t i k als „ r e l a t i o n o f signs t o i n t e r p r e t e r s "
R e d u n d a n z u m g e w a n d e l t . In der D o k u m e n t a t i o n
definierte. Semiotische Thesauri k ö n n e n im Sinne
ist d a m i t d a s P r o b l e m d e r H o m o n y m e a n g e s p r o -
des Konstruktivismus beliebig erzeugt w e r d e n u n d ,
c h e n . S o l c h e H o m o n y m e , d i e als W o r t e in e i n e r
i m Sinne des radikalen K o n s t r u k t i v i s m u s , völlig
Klasse z u s a m m e n g e f a s s t w e r d e n , h a b e n d u r c h i h r e
fiktive W e l t e n d a r s t e l l e n .
s y n t a k t i s c h e B e z i e h u n g i m Text u n t e r s c h i e d l i c h e B e d e u t u n g e n . D i e s e B e d e u t u n g e n k ö n n e n a b e r in s e m i o t i s c h e n T h e s a u r i zu Aquivalenzklassen z u -
Β 10.4
Das Zipfsche Gesetz
s a m m e n g e f a s s t u n d so e r h e b l i c h k o m p r i m i e r t w e r den.
I m s p r a c h l i c h e n B e r e i c h h a t sich G . K. Z i p f s c h o n 1 9 2 9 in s e i n e r D i s s e r t a t i o n u n d 1 9 4 9 in s e i n e m b e r ü h m t gewordenen Buch „ H u m a n behavior and t h e p r i n c i p l e o f least e f f o r t " m i t d e r H ä u f i g k e i t s v e r t e i l u n g v o n W o r t e n beschäftigt. E r o r d n e t e W o r t e
Β 10.5
Die Abschätzung der Menge publizierten Wissen
v o n T e x t e n n a c h i h r e r H ä u f i g k e i t u n d stellte fest, dass d i e s e d e r R e g e l A / x u n d d a m i t d e r F u n k t i o n
N o c h weiter oberhalb der Informations- u n d der
e i n e r H y p e r b e l folgen. I n e r s t e r N ä h e r u n g ist s o -
s e m i o t i s c h e n E b e n e m ü s s e n wir, w i e e r w ä h n t , d i e
m i t das W o r t „ t h e " in d e r e n g l i s c h e n S p r a c h e e b e n s o
W i s s e n s e b e n e als e i n e h e r a u s r a g e n d e F o r m d e r
h ä u f i g w i e alle W o r t e z u s a m m e n g e n o m m e n , d i e
B e d e u t u n g s e b e n e a n s e h e n . Sie v e r s e t z t u n s in d i e
n u r ein e i n z i g e s m a l in e i n e m B u c h e r s c h e i n e n .
Lage b e s t i m m t e E r e i g n i s s e m e h r o d e r m i n d e r e x -
D a d i e d e u t s c h e S p r a c h e a n Stelle d e s e n g l i s c h e n
akt v o r h e r z u s a g e n . W i s s e n als b e g r ü n d e t e I n f o r m a -
„the", „ d e r " , „die" u n d „das" u n t e r s c h e i d e t , k o m -
t i o n bzw. als evidence based information
m e n diese vergleichsweise seltener vor. A n d e r e r -
K o m m u n i k a t i o n s t h e o r i e k a n n d a m i t leicht g e m e s -
im Sinne der
seits g i b t es h i e r s e h r viel m e h r W o r t e , d i e n u r e i n -
sen w e r d e n , i n d e m eine zu erwartende I n f o r m a t i -
mal v o r k o m m e n , weil im D e u t s c h e n z u s a m m e n -
o n m i t d e r real e i n t r e f f e n d e n Bit f ü r Bit v e r g l i c h e n
geschriebene Worte häufiger sind. Das Zipfsche
w i r d (Lit. 15). D a m i t ist n u r e i n B r u c h t e i l a n b e -
G e s e t z b e s c h r e i b t dieses P h ä n o m e n , d e s s e n G r ü n -
d e u t u n g s t r a g e n d e n Z e i c h e n als W i s s e n e i n z u s t u -
de noch nicht ganz verstanden sind m i t d e m ver-
fen u n d szientometrisch relevant.
b r e i t e t e n P o t e n z g e s e t z A/x b , w o b e i b i m D e u t s c h e n Z u berücksichtigen sind bei dieser M e s s u n g des
< 1 ist.
Wissens mit Hilfe von C o m p u t e r n n e b e n der U b e r W i e k o m m t es z u d i e s e m P h ä n o m e n ? Alle M e n -
e i n s t i m m u n g d e r Bits d i e P r ä z i s i o n , m i t d e r e i n e
schen betreiben meist unbewusst eine Informati-
V o r h e r s a g e getätigt w i r d , d i e Z u v e r l ä s s i g k e i t , m i t
o n s k o m p r e s s i o n bei d e r sprachlichen K o m m u n i -
d e r dieses W i s s e n r i c h t i g e E r g e b n i s s e zeitigt u n d
k a t i o n , d i e sie m i t H i l f e d e r S y n t a x e r r e i c h e n . Sie
d e r A u s s a g e n b e r e i c h , f ü r d e n das W i s s e n G ü l t i g -
b e s c h r e i b e n k o m p l e x e G e g e n s t ä n d e , d i e sie i m
keit h a t . H i n z u k o m m t d i e K o m p r e s s i o n , m i t d e r
Folgenden mit n u r zwei o d e r drei Buchstaben, wie
e i n W i s s e n d a r s t e l l b a r ist. So ist es i n s b e s o n d e r e
„er", „es", „sie" ... b e n e n n e n . S o k a n n d a s g e s a m t e
f ü r narrative Wissenschaften typisch m i t u m f a n g -
Buch von Zipf mit mehreren Megabyte, mit den
reichen Beschreibung zu arbeiten, w ä h r e n d ande-
b e i d e n B u c h s t a b e n „es" (2 B y t e ) b e z e i c h n e t w e r -
re B e r e i c h e das W i s s e n m i t m ö g l i c h s t k n a p p e n c h e -
den. In a n d e r e m syntaktischen
m i s c h e n o d e r m a t h e m a t i s c h e n F o r m e l n darstellen.
Zusammenhang
240
Walther Umstätter
Das hat dazu g e f ü h r t , dass W i s s e n s c h a f t l e r in d e r G e s c h i c h t e w i e d e r h o l t zu der E r k e n n t n i s gelangten, dass die Wissenschaftlichkeit v o n Fächern weitg e h e n d auf d e m Einsatz m a t h e m a t i s c h e r M e t h o d e n b e r u h t . M a n f r e d v o n A r d e n n e hat 1969 (Lit. 16) d o k u m e n t i e r t , w i e o f t diese Aussage inhaltlich n e u entdeckt w o r d e n ist. Wissenschaft b e g i n n t aber i m m e r narrativ, b e v o r sie i m S i n n e v o n Galilei das U n m e s s b a r e messbar m a c h t . D i e M e s s u n g v o n Wissen ist e b e n s o w i e die der I n f o r m a t i o n eine w a h r s c h e i n l i c h k e i t s t h e o r e t i s c h e , in der d u r c h statistische Signifikanz g e p r ü f t w e r d e n m u s s , w i e weit zufälligerweise richtige V o r h e r sagen g e t r o f f e n w e r d e n k ö n n e n . M i t der M e s s u n g v o n Wissen in Bit e r g e b e n sich f ü r die S z i e n t o m e trie in Z u k u n f t völlig n e u e Perspektiven d e r E r f a s sung von Wissenszuwächsen. D e r Wert, i n s b e s o n d e r e d e r M a r k t w e r t v o n Wissen bzw. wissenschaftlichen Ergebnissen hat m i t der M e s s u n g v o n Wissen e b e n s o w e n i g zu t u n w i e die Länge mit d e m M a r k t w e r t eines Meters. D e m M K S - S y s t e m g e g e n ü b e r ist b e i m Bit a u c h n o c h b e m e r k e n s w e r t , dass dies keine lineare, s o n d e r n eine l o g a r i t h m i s c h e Skalierung hat (Lit. 17). D i e K o m p r e s s i o n v o n I n f o r m a t i o n d u r c h Wissen ist es, die u n s die M ö g l i c h k e i t gibt, in der i m m e r g r ö ß e r e n M e n g e gespeicherter I n f o r m a t i o n nicht u n t e r z u g e h e n . Szientometrisch betrachtet ist die o f t beklagte I n f o r m a t i o n s f l u t n i c h t real. Sie e n t s t e h t v i e l m e h r aus d e r J a g d n a c h I n f o r m a t i o n , u m i m W i s s e n s w e t t b e w e r b schneller zu sein als die w e l t w e i t e K o n k u r r e n z . N e b e n d e n geschätzten < 10'° Bit Wissen in der L C m u s s n o c h das so g e n a n n t e tacit knoivledge der M e n s c h h e i t , a u f d e m das p u b l i zierte W i s s e n a u f b a u t , g e s e h e n w e r d e n . U b e r sein e n U m f a n g h a b e n w i r bisher n o c h keine klare Vorstellung, weil es sich u m u n t e r - u n d u n b e w u s stes Wissen handelt. Sein Betrag ist aber vergleichsweise groß, w e n n w i r berücksichtigen, m i t w i e viel Aktivitäten w i r täglich u n s e r Ü b e r l e b e n seit J a h r m i l l i o n e n gesichert h a b e n .
Β 10.6
Szientometrie und Marktwert des Wissens
S z i e n t o m e t r i e ist ein w i c h t i g e r Teil der m o d e r n e n Bibliothekswissenschaft g e w o r d e n , weil Bibliotheken der wichtigste Rationalisierungsfaktor zur Senk u n g d e r Kosten in B i l d u n g u n d Wissenschaft sind, o d e r w i e es A. v. H a r n a c k 1921 a u s d r ü c k t e , Biblio-
thekswissenschaft die „ N a t i o n a l ö k o n o m i e des G e i stes" v e r k ö r p e r t . Ihr m a r k t w i r t s c h a f t l i c h e r Anteil w i r d seit l a n g e m e r h ö h t , a u c h w e n n es a u ß e r Z w e i fel steht, dass Wissen n u r in s e h r b e g r e n z t e m M a ß e eine m a r k t w i r t s c h a f t l i c h e Ware sein k a n n u n d d a r f 1. Weil Wissen beliebig oft reduplizierbar ist, in d e n Köpfen von Menschen, im Internet oder auf C D - R O M s . D a s gilt f ü r keine a n d e r e Ware wie Rohstoffe, Nahrungsmittel oder Verbrauchsgüter. 2. Weil publiziertes wissenschaftliches Wissen i m m e r n u r einmal weltweit entdeckt werden muss u n d d a n n der g e s a m t e n M e n s c h h e i t z u r V e r f ü g u n g steht. 3. Weil es vier diametral u n t e r s c h i e d l i c h e F o r m e n v o n Wissen gibt. Solches, - das m i t seiner V e r b r e i t u n g d e m U r h e b e r G e w i n n bringt - das m i t seiner V e r b r e i t u n g d e n E m p f ä n g e r n G e w i n n bringt - das m i t seiner V e r b r e i t u n g d e m U r h e b e r Verluste b r i n g t u n d - das m i t seiner V e r b r e i t u n g d e n E m p f ä n g e r n Verluste bringt. W i s s e n s c h a f t darf d a r a u f z u n ä c h s t keine R ü c k sicht n e h m e n . 4. Weil Wissen fast beliebig o f t parallel erzeugt u n d n u r m i t g r o ß e r A n s t r e n g u n g so v e r k n a p p t w e r d e n kann, dass es m a r k t f ä h i g w i r d . D i e gezielte V e r k n a p p u n g v o n Wissen u n d I n f o r m a t i o n ist o f t t e u e r u n d verstößt gegen die f u n d a m e n t a l e A u f g a b e des Bibliotheks- u n d D o k u m e n tationswesens, das gleichzeitig der G a r a n t gegen v e r s e h e n t l i c h e D o p p e l a r b e i t u n d geistigen D i e b stahl ist. S z i e n t o m e t r i e m a c h t e r k e n n b a r , w a r u m wissenschaftliche P r o d u k t i o n n u r in sehr g e r i n g e m M a ß e m a r k t f ä h i g ist, weil sich i m S C I d e u t l i c h zeigt, dass nicht die P r o d u k t e , die d e n g r ö ß t e n Wissensanteil enthalten, die g r ö ß t e n Zitationsraten auf sich vereinigen, s o n d e r n die, die a m m e i s t e n w i d e r s p r ü c h l i c h o d e r u m s t r i t t e n sind. D e m e n t s p r e c h e n d w ü r d e n , w e n n es keine B i b l i o t h e k e n gäbe, die h ö c h s t e n E i n k ü n f t e m i t d e n z w e i f e l h a f t e s t e n P r o d u k t e n erzielt, weil sich die Fachwelt m i t ihrer Falsifikation a m e i n g e h e n d s t e n beschäftigen m u s s , u m sie zu w i d e r l e g e n . A u c h w e n n dieser E f f e k t d u r c h das B i b l i o t h e k s w e s e n nicht gänzlich v e r h i n dert w e r d e n k a n n , so trägt es z u m i n d e s t d a z u bei, die d a m i t v e r b u n d e n e n G e f a h r e n e i n z u d ä m m e n .
Β 10 Szientometrische Verfahren
Als Beispiel sei hier Niklas Luhmann genannt, der im S C I sogar als deutscher Autor mit Büchern hoher Auflagenzahl aufZitationsraten von etlichen Tausend kommt. Dieses hohe Interesse beruht erkennbar auf der Widersprüchlichkeit Luhmanns, der selbst vom Labyrinth seiner Gedanken sprach und eine große Zahl von Gegnern und Anhängern hat. Auch bei Darwin ist der Bekanntheitsgrad und damit seine wiederholte Zitation auf die Umstrittenheit der Evolutionstheorie und weniger auf das Maß an Wissen darin zurückzuführen.
Β 10.7
Die Zitationsanalyse
Im Arts and Humanities Citation Index ( A H C I ) wurden 1980-1992 am häufigsten Zitiert: 1. Marx, 2. Lenin, 3. Shakespeare, 4. Aristoteles, 5. die Bibel, 6. Plato, 7. Freud, 8. Chomsky, 9. Hegel und 10. Cicero. Auch in den Geisteswissenschaften stehen damit eher spekulative denn wissenschaftlich fundierte Werke an der Spitze der Zitationen. Die am häufigsten zitierte Arbeit, war „The Structure o f Scientific Revolutions" von Τ. S. Kuhn von 1962. Die dort geäußerte Vorstellung über die Ausbreitung von Theorien und die damit verbundenen Paradigmenwechsel sind bis heute umstritten und beziehen sich eindeutig noch auf die Zeit der Little Science. N u r wenige der vielen umstrittenen H y pothesen in der Wissenschaft erweisen sich später als wirkliche Theorien. Das ist kein Widerspruch zu der Feststellung E. Garfields, dass ein durchschnittlicher Nobelpreisträger etwa das fünffache dessen erzeugt, was ein durchschnittlicher Wissenschaftler im S C I nachweisbar publiziert, wobei seine Arbeiten ca. 3 0 mal so häufig zitiert werden. Das ergibt sich insbesondere dadurch, dass 95% der Nobelpreisträger mindestens eine Publikation hatten, die zu den „most cited articles" im S C I gehören. H. Zuckerman hat in den 1960er Jahren Interviews mit Nobelpreisträgern geführt, die wiederholt äußerten, dass hervorragende Wissenschaftler überproportional bekannt sind. Daraus ergab sich die Hypothese des Matthäuseffekts, nach der bekannte Autoren immer bekannter werden. Er ist eine von Merton 1968 (Lit. 18) postulierte Erscheinung, die auch Price mit den Worten „success breeds succes" umschrieben hat.
241
Β 10.8
Die Halbwertszeit
Eine zunehmende Zitationsrate für bestimmte Aufsätze findet sich im S C I so gut wie nicht. Im Gegenteil, die am häufigsten zitierten Arbeiten haben eine Halbwertszeit von nur 3,6 Jahren, während die allgemeine Halbwertszeit bei ca. 5 Jahren liegt; d.h. 50% aller Zitationen erstrecken sich auf die letzten 5 Jahre, der Rest auf die gesamte Zeit davor. Damit im Zusammenhang steht auch die Benutzung der zitierten Literatur mit ebenfalls 5 Jahren. Dies ist, wenn man nicht zu kleine Spezialgebiete wählt, für alle Disziplinen etwa gleich. Wobei es für die oft geäußerte Annahme, in den Geisteswissenschaften sei die Halbwertszeit erheblich größer als in den Naturwissenschaften, keine Anhaltspunkte gibt. Sie beträgt sogar für Belletristik in Öffentlichen Bibliotheken 5 Jahre (Lit. 19). Die Beschäftigung mit der Halbwertszeit zitierter Literatur geht auf die Untersuchungen von Burton und Kebler 1960 zurück. Seitdem finden wir auch Halbwertszeiten bei der Durchsicht der neusten Literatur von etwa 5 Tagen (Lit. 20) und beim Studium der bereits kopierten Literatur von etwa 5 Monaten (Lit. 21). Eine erkennbare Abweichung von der Halbwertszeit zitierter Literatur finden wir bei den „ciatation classics", die um etwa 5% häufiger zitiert werden, als es eine reine Halbwertszeitfunktion von 5 Jahren vorhersagt. Bei den „citation classics" beobachten wir Halbwertszeiten von etwa 20 Jahren, so dass es, in Relation zur Verdopplungsrate der Literatur, zu einer etwa konstanten Zitation von Klassikern wie Plato, Galilei oder Descartes kommt. Das Phänomen wurde erstmals an den Untersuchungen zu den Chladnyschen Klangfiguren beschrieben und ergibt sich im Prinzip daraus, dass wir seit langem offene Fragen als solche wach halten. Anders gesagt, haben wir dem „cogito ergo sum" von Descartes bis heute nichts wesentlich neues an Wissen hinzuzufügen. Folglich werfen wir diese Frage immer wieder neu auf. Mit dem Veralten der Literatur (engl, obsolescence) hat die Halbwertszeit nur wenig zu tun, denn ein wissenschaftliches Ergebnis, wie die Erkenntnis der Gravitation, erfordert heute nicht, dass man auf Newton oder Galilei zurückgehen muss. Sie ist bereits in den Lehrbüchern enthalten .Ihre Antipoden, die most oder highly cited articles, die Ε. Garfield in seinen „Essays o f an Information Scientist" synonym behandelt, haben dagegen, wie erwähnt eine Halbwertszeit von 3,6 Jahren.
242
Β 10.9
Walther Umstätter
Der Trend zur Mehrautorenschaft
Seit d e m Beginn der Big Science, den wir in zeitlichen Z u s a m m e n h a n g mit d e m Big Bang der A t o m b o m b e in der M i t t e des letzten J a h r h u n d e r t s b r i n gen k ö n n e n , beobachtet m a n in der Wissenschaft a l l g e m e i n e i n e Z u n a h m e an Z u s a m m e n a r b e i t . W ä h r e n d f r ü h e r vereinfacht gesagt ein Autor ein e n wissenschaftlichen Aufsatz pro J a h r schrieb, sind es h e u t e statistisch 3 Autoren, die 3 Aufsätze pro J a h r g e m e i n s a m schreiben. Die Produktivität pro Autor ist damit w e d e r gewachsen noch g e s u n ken. Sie ist aber, wie Price (Lit. 23) vermerkte, eine F u n k t i o n der Projektgröße, an d e n e n die Wissenschaftler t e i l n e h m e n . Extremes Beispiel sind die Publikationen v o m europäischen Forschungszent r u m C E R N , v o n d e m wiederholt Z e i t s c h r i f t e n aufsätze mit h u n d e r t e n v o n beteiligten A u t o r e n an einem einzigen Zeitschriftenaufsatz erscheinen. D u r c h die M e h r a u t o r e n s c h a f t w e r d e n Ergebnisse rascher veröffentlicht. A u ß e r d e m k ö n n e n u n t e r schiedliche Spezialisten z u s a m m e n a r b e i t e n . D i e Interdisziplinarität in der Wissenschaft ist d a m i t aber keinesfalls gestiegen. Sie war s c h o n i m m e r hoch. Es sei n u r an Universalgelehrte wie Leibniz u n d G o e t h e , aber auch an Schiller erinnert, der in der M e d i z i n mit e i n e m eher biologischen T h e m a 1780 promovierte. D e r U b e r g a n g v o n der Little Science zur Big Science, die H a r n a c k als G r o ß f o r s c h u n g mit d e m so g e n a n n t e n H a r n a c k - P r i n z i p in Deutschland gefördert hat, war szientometrisch betrachtet ein ü b e r viele J a h r z e h n t e ablaufender Prozess. Er hat die Little Science, zu der nach Price n u r 6-8% der G e sellschaft g e n ü g e n d Begabung haben, nicht beseitigt, sondern n u r ergänzt. W ä h r e n d das H u m b o l d t sche Prinzip der Wissenschaft typisch f ü r die Little Science war, in d e m m a n hervorragenden Wissenschaftlern Geld f ü r die F o r s c h u n g gibt u n d i h n e n frei überlässt, welche P r o b l e m e sie damit wie angehen, war das H a r n a c k - P r i n z i p eine Ü b e r g a n g s lösung, in der m a n u m hervorragende Persönlichkeiten Arbeitsgruppen mit b e s t i m m t e n Zielricht u n g e n etablierte. In der Big Science w e r d e n f ü r P r o b l e m e , bei d e n e n deutlich wird, dass sie m i t b e s t i m m t e m finanziellem A u f w a n d lösbar sind, ad hoc Projektgelder an eigens d a f ü r z u s a m m e n g e stellten Teams vergeben. Die Wissenschaft selbst wird in diesen Bereichen z u r planbaren Wissenschaft.
Es lässt sich szicntomctrisch zeigen, dass mit j e d e m gelösten P r o b l e m die Z a h l der P r o b l e m e keinesfalls kleiner wird, s o n d e r n dass damit n e u e u n d größere P r o b l e m e lösbar w e r d e n (Lit. 03). Dies f ü h r t zu d e m beobachteten konstanten W a c h s t u m der wissenschaftlichen Publikationen. Versuche die Wissenschaft zu beschleunigen f ü h r e n d a m i t zu i m m e r größeren n e u e n P r o b l e m e n , w ä h r e n d eine Abstinenz die v o r h a n d e n e n P r o b l e m e i m m e r vir u l e n t e r w e r d e n lässt, bis m a n sich gezwungen sieht sie zu lösen.
Β 10.10
Der Impact-Factor
Im D u r c h s c h n i t t hat eine Publikation in einer Z e i t schrift 10 Referenzen (im SCI heute 15), w ä h r e n d sie, j e nach Impact Factor, in d e m U n t e r s u c h u n g s zeitraum n u r etwa 2 Zitationen auf sich zieht. D a bei ist diese Zahl i m Z e i t r a u m 1945-1995 im S C I v o n 1.3 auf 2.3 gestiegen. Dies hängt allerdings mit der Auswahl der Zeitschriften im SCI z u s a m m e n , die z u n e h m e n d Reviewcharakter haben. Etwa die H ä l f t e der e r s c h e i n e n d e n Aufsätze w e r d e n nicht zitiert, w ä h r e n d andererseits etwa 10% keine Refer e n z e n enthalten. I m R a h m e n der Zitationen sind die Selbstreferenzen in der Szientometrie umstritten. W ä h r e n d einerseits abschätzig v o n I n z e s t - R a t e g e s p r o c h e n wird, gibt es ebenso Fälle, in d e n e n Autoren eigene f r ü h e r e Arbeiten verschweigen, d e r e n Z i t i e r u n g wissenschaftlich unabdingbar wäre. Das sind die Fälle, f ü r die Einstein den A u s d r u c k der Eselei verwendete, als er einen f r ü h e r e n I r r t u m selbst erkannte. Negative Selbstzitate sind k a u m zu f i n d e n . I n sofern wird eher zu w e n i g selbst zitiert als zu viel. O h n e Z w e i f e l ist das wichtigste I n s t r u m e n t der Szientometrie der S C I (Science Citation Index), den es seit 1963 gibt. I h m folgten 1973 Social Sciences Citation Index u n d 1978 der Arts and H u manities Citation Index. 1998 erreichte der S C I einen U m f a n g v o n ca. 20 Millionen „source d o c u ments", die m e h r als 300 M i o . Zitate enthielten. Garfield u n d Sher h a b e n d a m i t s c h o n 1963 d e n J o u r n a l Impact-Factor b e s t i m m t , der sich aus der Anzahl aller Zitate, die sich im Zitierungsjahr auf ein betrachtetes J o u r n a l beziehen, geteilt d u r c h die Anzahl der dort erschienen Artikel berechnet. D a bei w u r d e die Aussagekraft dieses Faktors d a d u r c h optimiert, dass n u r die beiden letzten J a h r e vor d e m Zitierungsjahr Berücksichtigung finden. D e r I m -
Β 10 Szientometrische Verfahren
pact Factor ist in den Journal Citation Reports ( J C R ) für etliche Zeitschriften jährlich verzeichnet und ist ein interessanter Vergleichswert, weil er eine Aussage darüber macht, wie oft ein durchschnittlicher Aufsatz in einer Zeitschrift zitiert wird.
243
14 Morris, Charles William: Foundation o f the theory o f signs. Chicago. (1938) 15 Umstätter, Walthcr: U b e r die M e s s u n g von Wissen. Nachrichten für Dokumentation 4 9 (4) S. 2 2 1 - 2 2 4 (1998) 16 Ardenne, Manfred v.; Reball, S.: D i e D o k u m e n t e n -
Literatur 01 Ewert, Gisela und Umstätter, Walther: Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung. Hiersemann Verl. Stuttgart ( 1 9 9 7 ) 0 2 Price, D e r e k J . de Solla: Little Science Big Science. C o l u m b i a Univ. Press. (1963) - deutsche Ausgabe Suhrkamp Frankfurt a.M. ( 1 9 7 1 ) 03 Umstätter, Walther: Ergebnisse anwenden bevor sie entdeckt sind. Computerunterstützte Dokumentationssysteme erleichtern Entscheidungen. U m s c h a u 84 (5) S . 1 3 0 - 1 3 1 (1984) 0 4 Umstätter, Walther: Die Rolle der Bibliothek im modernen Wissenschaftsmanagement. H u m b o l d t Spektrum 2 (4) 3 6 - 4 1 (1995) 05 Lotka, Alfred J a m e s : T h e frequency distribution o f scientific productivity. J . o f the Washington Academy o f Science 16, 1926. 0 6 Price, D e r e k J . de Solla: N e t w o r k o f Scientific Papers. Science 149, S. 5 1 0 - 5 1 5 (1965) 0 7 Umstätter, Walther und R e h m , Margarete: Bibliothek und Evolution. Nachr. f D o k . 35 (6) S. 2 3 7 - 2 4 9 (1984) 0 8 Pritchard, Alan: Statistical Bibliography or
flut und die Wege zur U b e r w i n d u n g der gegenwärtigen Informationskrise. Informatik 16 (4) 2 1 - 2 6 (1969) 17 Umstätter, Walther: D i e Skalierung von Information, Wissen und Literatur. Nachr. f Dok. 43 (4) 2 2 7 - 2 4 2 (1992) 18 M e r t o n , Robert K.: T h e M a t t h e w Effect in Science. T h e reward and communication systems o f science are considered. Science, 159 ( 3 8 1 0 ) 5 6 - 6 3 , January 5, 1968 19 Umstätter, Walther: Öffentliche Bibliotheken und ihre Nutzung. U n b e l i e b t e Gedanken zu Rationalisierungsmaßnahmen. ABI-Technik 6 (1) S. 1 - 1 2 (1986) 20 Umstätter, Walther und R e h m , Margarete: Ü b e r die Zeitschriftenbenutzung in einer Freihandbibliothek. Beobachtungen in der Universitätsbibliothek U l m . D F W 3 0 (1) S. 1 7 - 1 9 (1982) 21 Umstätter, Walther; R e h m , Margarete und Dorogi, Z.: D i e Halbwertszeit in der naturwissenschaftlichen Literatur. Nachr. f. D o k . 33 (2) S. 5 0 - 5 2 (1982) 22 Garfield, Eugene: Historiographs, Librarianship and
Bibliometrics? Journal o f Documentation. London.
the History o f Science ( 1 9 7 3 ) . Reprint in Essays o f
25 (4) S. 3 4 8 - 3 4 9 (1969)
an Information Scientist, ISI Press Vol. II S. 136-
0 9 Garfield, Eugene: Citation Frequency as a Measure o f Research Activity and Performance. C u r r e n t Contents 3 1 . 1 . 1 9 7 3 10 Shannon, Claude: A Mathematical T h e o r y o f C o m m u n i c a t i o n . T h e Bell System Technical Journal, 27, S. 3 7 9 - 4 2 3 , 6 2 3 - 6 5 6 , July, October, 1948. 11 Nacke, O t t o : Informetrie: ein neuer N a m e für eine neue Disziplin. Nachrichten für Dokumentation 3 0 (6) S. 2 1 9 - 2 2 6 ( 1 9 7 9 ) 12 Umstätter, Walther: D i e N u t z u n g des Internets zur Fließbandproduktion von Wissen. In: Organisationsinformatik und Digitale Bibliothek in der Wissenschaft. Wissenschaftsforschung J h b . 2 0 0 0 Hrsg.: Fuchs-Kittowski, K.; Parthey, H . Umstätter, Walther und Wagner-Döbler, R . S. 1 7 9 - 1 9 9 (2001) 13 Schwarz, Iris und Umstätter, Walther: D i e
150 (1977) 23 Price, D e r e k J . de Solla: Multiple Authorship. Science 212, S. 9 8 6 (1981) 2 4 Umstätter, Walther und R e h m , Margarete: Einführung in die Literaturdokumentation und Informationsvermittlung. K . G . Saur Verl. M ü n c h e n (1981) 25 G o f f m a n , W.: Mathematical approach to the spread o f scientific ideas - the history o f mast cell research. Nature 2 1 2 , S. 4 4 9 - 4 5 2 (1966) 26 Avramescu, Α.: Modelling scientific information transfer. International F o r u m on Information and D o c u m e n t a t i o n 1 (1) S . 1 3 - 1 9 (1975) 27 Umstätter, Walther: Bibliothekswissenschaft als Teil der Wissenschaftswissenschaft - unter dem Aspekt der Interdisziplinarität. In: Interdisziplinarität -
vernachlässigten Aspekte des Thesaurus: d o k u m e n -
Herausforderung an die Wissenschaftlerinnen und
tarische, pragmatische, semantische und syntakti-
Wissenschaftler. Hrsg. Umstätter, Walther und
sche Einblicke, nfd Information - Wissenschaft und
Karl-Friedrich Wessel, Kleine Verlag, Bielefeld, S.
Praxis 50 (4) S. 1 9 7 - 2 0 3 ( 1 9 9 9 )
1 4 6 - 1 6 0 (1999)
Β11
Informationsmanagement Josef Herget
Β 11.1
Informationsmanagement Ein schillerndes und vieldeutiges K o n z e p t
Seit etwa 1980 e r f r e u t sich d e r T e r m i n u s I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t einer z u n e h m e n d e n Beliebtheit: D i e A n z a h l der t h e m e n r e l e v a n t e n P u b l i k a t i o n e n stieg stetig u n d hält sich seit d e m auf e i n e m h o h e n N i v e a u , unzählige K o n f e r e n z e n z u m T h e m a find e n mittlerweile seit gut 20 J a h r e n statt u n d zahlreiche A u s b i l d u n g s p r o g r a m m e in I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t w u r d e n an H o c h s c h u l e n weltweit etabliert. I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t scheint folglich unterstellt m a n obige I n d i k a t o r e n als Beleg - ein tragfähiges u n d z u k u n f t s w e i s e n d e s Konzept zu sein. D i e B e d e u t u n g s i n h a l t e in Wissenschaft u n d Praxis sind aber, wie a u c h j ü n g s t e U n t e r s u c h u n gen a u f z e i g e n (Lit. 25), n o c h i m m e r d i f f u s u n d mehrdeutig.
Β 11.1.1
Die Wurzeln des Informationsmanagements
I m F o l g e n d e n w e r d e n die u n t e r s c h i e d l i c h e n E n t s t e h u n g s k o n t e x t e des I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t s skizziert u n d die w e s e n t l i c h e n Charakteristika h e r aus gestellt. D i e s e sind z u m e i s t relativ u n a b h ä n g i g v o n e i n a n d e r e n t s t a n d e n , a u c h w e n n natürlich die auslösenden Faktoren u n d Treiber die gleichen sind: e i n e u n g e b r o c h e n e I n n o v a t i o n s d y n a m i k in d e r Entwicklung von Informationstechnologien und n e u e n M e d i e n , eine z u n e h m e n d e G l o b a l i s i e r u n g der Märkte einhergehend mit erhöhtem Informat i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s b e d a r f , ein ö k o n o m i scher S t r u k t u r w a n d e l in w i s s e n s i n t e n s i v e r e Bereiche, eine sich m i t m o d e r n e n M a n a g e m e n t k o n z e p ten ä n d e r n d e K u l t u r d e r I n f o r m a t i o n u n d K o m m u n i k a t i o n in U n t e r n e h m e n u n d z u n e h m e n d besser ausgebildete M i t a r b e i t e r m i t spezifischeren I n formations- und Kommunikationsbedürfnissen, u m n u r einige Aspekte des a l l g e m e i n e n Wandels zu n e n n e n . D i e I n f o r m a t i o n s - u n d W i s s e n s i n t e n sität der P r o d u k t e u n d D i e n s t l e i s t u n g e n , aber a u c h d e r Anteil des I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i onssektors an der volkswirtschaftlichen W e r t s c h ö p f u n g n i m m t in entwickelten Volkswirtschaften k o n tinuierlich zu. Das M a n a g e m e n t v o n I n f o r m a t i o n u n d Wissen rückt folgerichtig m e h r in d e n V o r d e r g r u n d u n d entwickelt sich zu e i n e m Schlüsselfak-
t o r e r f o l g r e i c h e n W i r t s c h a f t e n s . Die z u n e h m e n d e B e t r a c h t u n g d e r Rolle der I n f o r m a t i o n s a r b e i t u n d des Einsatzes v o n I n f o r m a t i o n s t e c h n o l o g i e n m i t ihren m a n n i g f a c h e n A u s w i r k u n g e n auf O r g a n i s a t i o n e n (die Begriffe O r g a n i s a t i o n u n d U n t e r n e h m e n w e r d e n in d i e s e m Beitrag s y n o n y m v e r w e n det) aller Art w u r d e v o n v e r s c h i e d e n e n Disziplin e n aufgegriffen, die zu jeweils u n t e r s c h i e d l i c h e n Perspektiven f ü h r e n .
Zunehmender Einsatz und Verbreitung von Informationstechnologien in Organisationen: Seit B e g i n n der 60er J a h r e des letzten J a h r h u n d e r t s b e f i n d e t sich die I n f o r m a t i o n s t e c h n o l o g i e in allen O r g a n i s a t i o n e n auf d e m Vormarsch. D i e I n f o r m a t i o n s t e c h n o l o g i e (IT) als S a m m e l b e g r i f f f ü r H a r d ware, S o f t w a r e u n d N e t z w e r k e w u r d e in d e n A n f ä n g e n in e i n e r A b t e i l u n g f ü r die E l e k t r o n i s c h e D a t e n v e r a r b e i t u n g (EDV), a u c h R e c h e n z e n t r u m g e n a n n t , in O r g a n i s a t i o n e n etabliert. In Folge w u r d e n i m m e r m e h r Arbeitsprozesse d u r c h I n f o r m a tions- und Kommunikationstechnologien unterstützt, d u r c h d r u n g e n o d e r gar vollständig a u t o m a tisiert. D e r Begriff I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t w u r de in d e n 80er J a h r e n z u n e h m e n d v e r w e n d e t als m o d e r n e r e r Begriff f ü r die F o r t e n t w i c k l u n g d e r b e t r i e b l i c h e n D a t e n v e r a r b e i t u n g i m S i n n e eines Managements der Informationstechnologie. S o w o h l die Investitionen in I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s t e c h n o l o g i e n als a u c h das Personal, m i t I n f o r m a t i k a u f g a b e n in v e r s c h i e d e n e n Organisationsstellen betraut, n a h m e n stetig zu u n d v e r e i n n a h m e n mittlerweile e i n e n h o h e n Kostenblock an d e n G e s a m t a u s g a b e n einer O r g a n i s a t i o n . D e r Anteil an d e n G e s a m t k o s t e n s c h w a n k t j e n a c h B r a n c h e zwischen ca. 1,5% bis 15%, dabei h a n d e l t es sich aber lediglich u m die Kosten f ü r die I T u n d das IT-Personal. D i e „versteckten" Kosten d e r I n f o r m a t i o n s arbeit, betrachtet m a n dabei j e d e n Arbeitsplatz, liegen weitaus höher. Die Bedeutung von Informationstechnologien für das F u n k t i o n i e r e n v o n O r g a n i s a t i o n e n w u r d e i m m e r wichtiger, strategische Gestaltungsoptionen f ü r die k ü n f t i g e M a r k t s t e l l u n g r ü c k t e n im Sinne der Erzielung von Wettbewerbsvorteilen z u n e h m e n d in d e n Fokus. D u r c h die erreichte Komplexität dieser G e s t a l t u n g s a u f g a b e w u r d e n w i s s e n s c h a f t l i c h b e g r ü n d e t e M e t h o d e n u n d I n s t r u m e n t e benötigt. I m d e u t s c h s p r a c h i g e n R a u m etablierte sich v o r al-
246
lcm die Wirtschafsinformatik, im englischsprachigen Umfeld die Disziplin (Management) Information Systems, zu deren zentralen Forschungsobjekten sich der Einsatz von Informationstechnologien in Unternehmen entwickelte. Das Informationsmanagement als ein Teilgebiet der Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich mit der zielgerichteten Anwendung und N u t z u n g von Potentialen der Informationstechnologie zur Erreichung von organisatorischen Zielen und Zwecken. In dieser technologisch orientierten Ausprägung wird die Bezeichnung Informationsmanagement vor allem für drei unterscheidbare Ausrichtungen verwendet (Lit. 25, S. 55ff): a) Datenmanagement: hier stehen die Datenadministration, das Datenbankmanagement und die Datenmodellierung im Vordergrund; b) Informationstechnologiemanagement: behandelt den Einsatz von Informationstechnologien und -anwendungen in Unternehmen und c) Strategische Informationssystemplanung: thematisiert die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch den Einsatz von Informationstechnologien und -systemen. Diese unterschiedlichen Orientierungen verdeutlichen den Gegenstandsbereich des technologisch orientierten Begriffsverständnisses des Informationsmanagements. Informationsinhalte als Ausgangspunkt: Die Informationswissenschaft entwickelte parallel zu der oben beschriebenen Entwicklung ein eigenes Verständnis des Informationsmanagements. Der Ursprung der informationswissenschaftlichen Ansätze im hier betrachteten Kontext liegt in den Bereichen Informations- und Dokumentationsstellen, Bibliotheken (organisationsinterne Spezialbibliotheken), Archive und Schriftgutverwaltung (Records Management), die in vielen grösseren U n ternehmen vorhanden sind. Dabei werden als Bezugsobjekte vor allem D o k u m e n t e und externe Informationen betrachtet, die zumeist in unstrukturierter Form vorliegen. Im Z e n t r u m des hier dominierenden Verständnisses steht das Management von Informationen, also der Beschaffung, Organisation, Distribution und N u t z u n g der Ressource Information zur organisationalen Aufgabenerfüllung. Dieses Verständnis stützt sich denn auch in den Organisationen - im Unterschied zum wirtschaftsinformatischen Aufgabenverständnis - auf andere Funktionsbereiche: neben den oben bereits aufge-
Josef Herget
führten sind es beispielsweise noch Knowledge Center, Competitive Intelligence Einheiten, Patentdokumentationen und weitere Einrichtungen der betrieblichen Informationswirtschaft. Diese Stellen bezwecken, die Ressource Information (in der oben beschriebenen Ausprägung) im organisationalen Leistungserstellungsprozess möglichst optimal bereitzustellen und einer N u t z u n g zuzuführen. Hier wird häufig der Terminus Fachinformation verwendet, der verdeutlichen soll, dass es sich dabei vor allem um eine an den Inhalten (und nicht Transaktionen) orientierte Ausprägung von Informationsarbeit handelt. Auch für diese Aufgabenkomplexe, obwohl als einzelne Funktionsbereiche in der Praxis zumeist parzelliert, wurde zunehmend die Bezeichnung Informationsmanagement verwendet. Information Resources Management - der Paperwork R e d u c t i o n A c t als die administrative Orientierung: Eine weitere Entwicklungslinie kann in der US-amerikanischen Verwaltung Mitte der 70er Jahre ausgemacht werden. Z u m Ausgangspunkt des hier entstehenden Informationsmanagements führte unter anderem der politisch wahrgenommene Umstand, dass die Verwaltungen zun e h m e n d die U n t e r n e h m e n und Bürger durch zahlreiche unkoordinierte Erhebungen mit Informationssammeltätigkeiten belastet haben. U m Vorschläge zur Minimierung des von der Verwaltung induzierten Aufwandes für die Öffentlichkeit (und Unternehmen) zu erarbeiten, wurde vom amerikanischen Kongress die Federal Paperwork C o m mission einberufen. Diese sollte Ursachen für Ineffizienzen im Umgang mit Daten und Informationen identifizieren und Lösungskonzepte erarbeiten. Im 1977 erschienenen Endbericht stellte der Leiter dieser Kommission, F. W Horton, die Forderung auf, Informationen nicht länger als freies und unentgeltliches Gut zu betrachten, sondern als Ressource, ebenso wie die klassischen Wirtschaftsgüter Kapital, Arbeit und Boden (oder im betriebswirtschaftlichen Sinne: Betriebsmittel, menschliche Arbeit und Werkstoffe) (Lit. 14, S. 4). Dies führte in US-amerikanischen Behörden zur Einführung des Paperwork Reduction Act und damit zusammenhängend zur Etablierung der Funktion Information Resource(s) Management. So trivial die formulierte Forderung auch anmutet, so zentral wurde sie für das Verständnis des Informationsmanagements: Der Umgang mit Information (individuell, in Organisationen und Gesellschaften) muss geplant, organisiert und kontrolliert werden. Die
Β 11 I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t
informationsbczogenen Tätigkeiten in Unternehmen müssen koordiniert und gesteuert werden. Zur optimalen Ressourcenallokation ist die Bewirtschaftung der Ressource Information den gängigen Managementprinzipien zu unterwerfen. Häufig wurde die Funktion mit Resources im Plural beschrieben, dabei wurde dann Information als eine Ressource des Informationsmanagements betrachtet, die anderen Ressourcen daneben sind: Personal, Technologien, Anwendungen und Daten. Die mittlerweile eher übliche Bezeichnung Informationsmanagement (Information Management) konzentriert sich dabei nicht nur auf die optimale Ausschöpfung der Ressource Information, sondern verbreitert die Perspektive u m die weiteren zur Bewirtschaftung des Produktionsfaktors Information notwendigen Strukturen und Prozesse und eröffnet damit eine integrative Sichtweise. Dieser Ansatz, der bereits früh Eingang in die informationswissenschaftliche Diskussion fand, kommt einem umfassenden, integrierten Informationsmanagement-Konzept am nächsten. Dennoch blieb seine Verbreitung zunächst sehr begrenzt und er wurde auch - gemessen am eigenen Anspruch nur unzulänglich umgesetzt, wie eine Uberprüfung in den 90er Jahren aufgezeigt hat (Lit. 20), die dann auch zu einer Neuformulierung führte (Lit. 28). Vom Konzept her blieb dieser Ansatz vor allem auf US-Verwaltungen begrenzt. Dennoch erfreute er sich gerade in der Informationswissenschaft einer großen Popularität und wird auch als die bestimmende Grundlage für ein integriertes Informationsmanagement betrachtet. Wir werden später zentrale Elemente dieses Konzeptes im vorgeschlagenen Informationsmanagement-Modcll aufgreifen. P e r s ö n l i c h e s I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t als Reaktion auf die z u n e h m e n d e Digitalisierung der Arbeitsumgebung: Schließlich wird der Begriffinformationsmanagement auch zur Beschreibung des persönlichen Informationsmanagements verwendet. Dies als Reaktion darauf, mit der zunehmenden Informationsflut, der elektronisch gestützten Kommunikation und der voranschreitenden Digitalisierung der persönlichen Arbeitsumgebungen mit den zur Verfügung stehenden computergestützten Werkzeugen besser umgehen zu können (siehe z.B. Lit. 26). Dieser Ansatz, der sich auf die individuelle Informatik-, Medien- und Informationskompetenz abstützt, stellt somit eine transfunktionale Betrachtung dar; die Beherrschung von Methoden und Prinzipien des Infor-
247
mationsmanagements wird für jeden modernen Informationsarbeiter zum notwendigen Repertoire, u m erfolgreich wirken zu können. Β 11.1.2
Ist ein integriertes Informationsmanagementverständnis in Sicht?
Das Konzept Informationsmanagement wird also in unterschiedlichen Kontexten von verschiedenen Berufsgruppen und akademischen Disziplinen mit jeweils eigenem Verständnis verwendet. Die unterschiedliche organisatorische Zuordnung der mit Informationsaufgaben betrauten Stellen, eine anders gewachsene berufliche Sozialisation und Professionalität der Akteure, der unterschiedliche Informationsarten und -quellen umfassende Ansatz führen in den meisten Organisationen zu einer Koexistenz verschiedener Informationsmanagementverständnisse. Ein integriertes, koordiniertes Management sämtlicher mit Informationsaufgaben betrauten Stellen in einer Organisation findet in der Praxis auch nicht statt, wie empirische Untersuchungen (Lit. 03, Lit. 25) belegen. Im folgenden Abschnitt wird der Versuch unternommen, in einem Modell die unterschiedlichen Ausprägungen des Informationsmanagements in einer integrativen Sicht darzustellen.
Β 11.2
Integriertes Informationsmanagement - Elemente und Bausteine eines Modells
Das verbindende Element der unterschiedlichen Konzepte des Informationsmanagements stellt die Betrachtung des Umgangs mit Information in organisational Kontexten dar: Gegenstandsbereich des Informationsmanagements ist die effektive und effiziente Bewirtschaftung des Produktionsfaktors Information in Organisationen. Effektivität bezieht sich auf die Zielgerichtetheit der informationsbezogenen Aktivitäten, die sich an den Organisationszielen zu orientieren haben. Effizienz stellt die Rahmenbedingungen des ökonomischen Kalküls: Der Nutzen des Informationsmanagements sollte die Kosten übersteigen. Information als Betrachtungsgegenstand kann aus internen oder externen Quellen stammen. Dabei ist die Repräsentationsform der Information unerheblich: sie kann u.a. vorliegen papiergebunden (Akten, Dossiers, Zeitschriften, Berichte, Bücher etc.), auf optoelektronischen Trägern (CD, DVD),
248
Josef Herget
in clcktronischcr Form (Officc-Systcmc, Datenbanksysteme, Internet) oder gar als Know-how in den Köpfen der Mitarbeiter (Wissen). Informationen sind entweder in verschiedenen Abteilungen innerbetrieblich oder außerhalb der Organisationsgrenzen lokal, regional oder global in verschiedenen Formaten und auf unterschiedlichen Trägern gespeichert, organisiert und zugreifbar. All diese informationellen Ressourcen erfordern, folgt man dem integrierten Ansatz, eine gemeinsame Sichtweise. Eines der zentralen Probleme ist es folglich, wie die organisationsinternen Informationen (oder Wissensbestände), die in verschiedenen Zuständigkeitsbereichen organisiert sind, als eine Ressourcenkategoric zu begreifen und zu einer möglichst optimalen Ausschöpfung durch die Organisationsmitglieder zu bringen. Gleichrangig gilt es, die organisationsexternen Informationen für die Organisationsmitglieder nutzbar zu machen. Koordination und Kooperation stellen daher wichtige Anknüpfungspunkte dar. Allerdings findet bis jetzt eine integrierte Betrachtung sämtlicher
Informationsres-
- Organisation des gesamten Prozesses der Informationsversorgung (Wie kann die Erreichung der Organisationsziele durch professionelle Informationsarbeit optimiert werden?). Im Zuge dieser Betrachtung hat sich auch der Gedanke der Informationslogistik (Lit. 01, Lit. 27) immer mehr zum Leitprinzip des Informationsmanagements entwickelt. Unter Informationslogistik werden die Verfahren subsumiert, die die optimale Bereitstellung der Informationsgüter zum Nutzer gewährleisten sollen: - die richtige Information - im richtigen Umfang - in der richtigen Qualität - zur richtigen Zeit - mit möglichst geringem Aufwand - bei der richtigen Person. Β 11.2.1
Grundannahmen des integrierten Informationsmanagements
sourcen in Organisationen in der Funktion des Informationsmanagements bis jetzt so gut wie gar nicht Aus dem Konzept des Information Resource Mastatt (Lit. 03, Lit. 16, Lit. 25). nagements lassen sich folgende vier Grundannahmen heraus destillieren (Lit. 02, S. 270 ff), die für Informationsmanagement stellt also den Umgang unsere integrierte Sicht wichtig sind: mit Informationen in Organisationen ins Zentrum 1. Anerkennung und Bewirtschaftung von Inder Betrachtung. Damit greift das Informationsformation als eine Ressource: Die Anerkenmanagement in sämtliche Phasen des Informatinung von Information als eine wichtige unteronslebenszyklus ein: nehmerische Ressource wird mittlerweile allge- Informationsbedarfsbestimmung (Welche Informein akzeptiert. Aussagen wie: Information ist mationen werden in der Organisation benötigt?) der vierte Produktionsfaktor oder Information als Wettbewerbsfaktor legen den Schluss nahe, - Suche und Beschaffung von Informationen (indie Ressource Information ebenso wie andere tern und extern) betrieblichen Ressourcen zu behandeln und ihrer Planung, Organisation und Steuerung die - Erschließung und Organisation der Informatigleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. onsressourcen - Produktion von Informationsgütern (Wie und in welcher Qualität sollen Informationsprodukte hergestellt, aufbereitet und als Informationssysteme oder -dienste angeboten werden?) - Distribution (Aufweichen Kanälen soll wer welche Informationsprodukte und Informationsdienste erhalten, respektive zugreifen können?) - Nutzung und Verwertung der zur Verfügung stehenden Informationen (Wie können eine Informationssensibilität gefördert, vorhandene Informationsbarrieren abgebaut und eine Nutzung in Problemlösungs- und Entscheidungssituationen verbessert werden?)
2. Integrierter Managementansatz: Wenn die Information in all ihren Erscheinungsweisen und ihren verschiedenen Entstehungsorten als unternehmerische Ressource betrachtet wird, sollte sie koordiniert und integrativ gemanaged werden. Dies ist allerdings in kaum einer Organisation der Fall, wie mehrere Untersuchungen (Lit. 03, Lit. 16, Lit. 25) belegen. Zu fragen bleibt daher, ob eine integrierte Betrachtung überhaupt sinnvoll ist und die unterschiedlichen Träger der Informationsmanagement-Aufgaben, zum Beispiel die klassische EDV und die Bibliothek, einer Koordination zu unterstellen sind, denn sowohl das Selbstverständnis als auch die Aufgaben kön-
Β 11 Informationsmanagement
ncn in der Praxis so unterschiedlich sein, dass die Vorteile einer Koordination durch die möglicherweise entstehenden Nachteile mehr als aufgewogen werden. Aber gerade dieses Beispiel zeigt: die Integration auf der technologischen Ebene wird mittlerweile praktiziert (die Bibliothek als Funktion auf dem Intranet) und durch die zunehmende Vernetzung und Integration der unterschiedlichen Informationsfunktionen stellt sich die Frage nach einer Koordination zukünftig eher verschärft. Die Integration der Informationen in gemeinsamen Plattformen verlangt geradezu nach einer Koordination. Die Lösung muss keinesfalls eine Zentralisierung bedeuten, begreift man jedoch die Information als unternehmerische Ressource, wird das Management von Informationen gesamthaft betrachtet werden müssen, wie dies auch bei den anderen unternehmerischen Ressourcen schon lange selbstverständlich geworden ist. 3. Management des Informationslebenszyklus (Information-Life-Cycle): Information durchläuft verschiedene Phasen des Lebenszyklus: a) die aktive Phase, b) die semi-aktive Phase und c) die inaktive Phase. In der aktiven Phase wird Information für die tägliche Aufgabenerfüllung benötigt. Die aktuelle Information erreicht ihren höchsten Wert. In der semi-aktiven Phase wird Information zum Beispiel aus rechtlichen, administrativen oder finanziellen Gründen vorgehalten, aber nicht für den täglichen Gebrauch. In der inaktiven Phase schließlich verliert Information an Wert und wird aus der Organisation ausgeschieden (vernichtet, gelöscht, entsorgt) oder sie wird aus anderen Gründen zum Beispiel historischen oder wissenschaftlichen - archiviert, also aus nicht primär unternehmerischen Gründen. Das Management des Informationslebenszyklus betrachtet alle Phasen der Information in einer Organisation und trifft entsprechende Dispositionen. 4. Verknüpfung m i t strategischer Planung: Eine weitere Forderung des Informationsmanagements ist die Ableitung und Abstimmung aller Informationsaktivitäten mit der strategischen Planung der jeweiligen Organisation. Die Betrachtung von Information als einer unternehmerischen Ressource bedingt, dass ihr Vorhandensein und ihre Nutzung von organisatorischen Zielen und Zwecken bestimmt wird. Dies wird durch eine in der Regel explizite Informationsstrategie gewährleistet. Diese gilt als der Rahmen
249
für sämtliche Informationsaktivitäten in einer definierten Periode und stellt sicher, dass sämtliche Informationsaktivitäten einen Mehrwert für die Organisation erbringen. Diese Forderung wird zunehmend in der Praxis erfüllt, auch wenn hier die Informationsmanagementeinheiten des informationswissenschaftlichen Verständnisses (Bibliotheken, Informations- und Dokumentationsstellen, ...) eher weniger repräsentiert sind und im unternehmerischen Planungsprozess kaum Berücksichtigung finden.
Β 11.2.2
Modell eines integrierten Informationsmanagements
Im Folgenden wird ein Modell eines integrierten Informationsmanagement-Konzepts vorgestellt. Zur Erklärung des Wirkens und der Zusammenhänge im Informationsmanagement findet vor allem das Referenzmodell von Wollnik (Lit. 30) eine große Verbreitung. Dieses Modell liegt als Basis dem hier vorgestellten Modell zu Grunde, es wurde jedoch in der Perspektive erweitert und vor allem durch zusätzliche Bausteine ergänzt. Vor allem die Perspektiven der Informationspotentiale und des Informationsverhaltens sind neu, die Berücksichtigung der Ziele und Strategien der Organisation (als Organisationskontext) und das Informationscontrollingwerden als integrale, koordinierende Bestandteile des Informationsmanagements ebenfalls explizit als Gestaltungsobjekte neu eingeführt. Β 11.2.3
Elemente des Informationsmanagements
Im folgenden werden die sechs Elemente eines integrierten Informationsmanagements näher betrachtet. Β 11.2.3.1 Ziele und Strategien der Organisation Das Informationsmanagement ist immer in einen organisatorischen Kontext eingebettet, es hat keinen Selbstzweck. Das dem Informationsmanagement immanente Leistungspotential hat die Organisation wirkungsvoll zu unterstützen. Es ist daher unabdingbar, das wettbewerbliche Umfeld, die Ziele und die Strategien zu kennen. Aus diesen leiten sich die Anforderungen an die Gestaltung der Informationsmanagement-Funktion ab, diese hat durch die bereitzustellenden Potentiale die Wett-
250
Josef Herget
ZIELE / STRATEGIEN DER ORGANISATION
Ο ζ
UnterstützungsLeistung
-I
Ο
cc
2001
4273
Format | Free
Show Database Details for: 1202: Information S c i e n c e & T e c h n o l o g y A b s t r a c t s • |
(DIALOG)
3
Number ofRecords
ΓΓο 418 M,IU-IUM
S3 SI AMD S2
Abb. 14: Suchformulierung in der Datenbank 202
fünf
sollen als Tabelle ausgege-
C 2 Praxis des Information Retrieval
397
C 2.5.3
SemliHitloiy
Recherche in einer Volltextdatenbank
TennSeanlied S1 CY=NEWYORK .. SC=8742 (MANAC SERVICES)
In der F A Z - D a t e n b a n k bei Datastar soll nach einigen Artikeln z u m T h e m a Evaluierung von Professoren durch Studierende gesucht w e r d e n . Abb. 18 zeigt die v e r w e n d e t e S u c h f o r m u l i e r u n g .
53 SA=10CM600M Foimal |Shon 3 Numbtt of Records
54 S1ANDS2ANDS3 55 EM>100 56 S4 AND S5 57 Son S6M1L/SA.D
Abb. 16: Suchformulierung in der Datenbank 516
(DIALOG)
Dialog R e s p o n s e
D I A L O G ( R ) F i l e 5 1 6 :D & Β - Duns H a r k e t I d e n t i f i e r s ( C o p r . 2003 DSB) A l l r e s . r e s e r v . Company Name
Sales Dollars
B o v i s Lend L e a s e H o l d i n g s , I n c Polygram Holding, Inc Mercer I n v e s t m e n t C o n s u l t i n g , V e r i z o n S e r v i c e s Group I n c First Investors Consolidated C
449,100 427,000 351,700 349,000 33S,S00
Total Employees
000 000 000 000 000
2,020 3,500 6,449 6,400 1,400
Dabei ist zu beachten, dass in einer V o l l t e x t d a t e n b a n k bei der V e r k n ü p f u n g der Suchbegriffe an Stelle des A N D sinnvolle Abstandsoperatoren (hier: same, with) verwendet w e r d e n . M i t d e m Abstandsoperator same w e r d e n D o k u m e n t e g e f u n d e n , die die beiden S u c h w o r t e evalu$ u n d professor$ i m selben Absatz enthalten, mit d e m Abstandsoperator with w e r d e n D o k u m e n t e g e f u n d e n , die die beiden Suchworte im gleichen grammatikalischen Satz enthalten. D a d u r c h wird die Trefferzahl reduziert u n d die Relevanz e r h ö h t (siehe die letzten drei Zeilen in Abb. 18). Abb. 19 zeigt einige g e f u n d e n e Titel.
€> 2003 The Duleg Copccttion
Abb. 17: Suchergebnis zur Suchfrage 2
segmentauswahl
Erweiterte Suche:
•
datenbanken
Frankfurter Allgemeine Zeitung - 1 9 9 3 to date ( F A Z A )
H I I . . U J J-IJJ.IA , ^ • π ί Ξ Ι Μ I
Suchstrategie: 1 Nr. I Datenbank
m y m a i
|
Suchbegriff
Info seit
Ergebnis
FAZA
evalu$
uneingeschränkt
850
Titel a u s a e b e n
|
FAZA
professor$
uneingeschränkt
24870
Titel a u s a e b e n
1
FAZA
1 AND 2
uneingeschränkt
218
Titel a u s a e b e n
1 4
|
FAZA
1 SAME 2
uneingeschränkt
188
Titel a u s a e b e n
1
|
FAZA
|l W I T H 2
uneingeschränkt
24
Titel a u s a e b e n
1 Γ 1 2 1
3
5
Suchtabelle a u s b l e n d e n
Abb. 18: Suchformulierung bei FAZA
Γ
3
Γ
4
Γ
5
Γ
6
Γ
7
Γ
8
(Datastar)
Dokument anzeiaen (FAZA) F r e i w i l l i g e r V e r z i c h t v o n L i b o r . K o m m i s s i o n f ü r S e g e l r e v i e r e b e r u f e n , Dokument anzeiaen (FAZA) F o r s c h u n g ? Evaluation! Die H o c h s c h u l e n d ü r f e n sich j e t z t w a r r n a n z i e h e n , Dokument anzeiaen (FAZA) M e r k w ü r d i g e S u c h e n a c h P r o f i l e n in d e r W i s s e n s c h a f t . Die F o r s c h u n g a n U n i v e r s i t ä t e n w i r d " q u e r s c h n i t t s e v a l u i e r t " / Berge gehefteten Papiers } Erfahrungsbericht aus Baden-Württemberg, Dokument anzeiaen (FAZA) G e s c h i e d e n e L e u t e , W e n n P r o f e s s o r e n u n d P o l i t i k e r sich w i e d e r e t w a s g e l e i s t e t h a b e n : Z u r P a t h o l o g i e d e r Kommunikation, Dokument anzeiaen (FAZA) D E R RING D E R W O C H E , L ö w e n , R e c h t e , W ö l f e . V o n H a n s J ü r g e n N e u b a u e r , D e r Ring d e r W o c h e , Dokument anzeiaen (FAZA) W e n n Evaluation, d a n n d u r c h d i e L e r n e n d e n .
Abb. 19: Rechercheergebnisse zu 3
398
C 2.6
Joachim Kind
Ausblick
O n l i n e - D a t e n b a n k e n bieten qualitativ h o c h w e r t i g e I n f o r m a t i o n e n z u allen F a c h - u n d W i s s e n s g e bieten. D e r Input w i r d v o n F a c h l e u t e n sorgfältig ausgewählt, redigiert u n d m i t e n t s p r e c h e n d v o r g e g e b e n e n R e g e l w e r k e n indexiert. D i e s o a u f b e r e i teten F a c h i n f o r m a t i o n e n w e r d e n in strukturierten D a t e n b a n k e n gespeichert, die eine effiziente S u -
bieten sie den O n l i n e - Z u g r i f f z u S u c h h i l f c n w i e D a t e n b a n k b e s c h r e i b u n g e n , Klassifikationen, Z e i t schriftenlisten u n d T h e s a u r i , d i e f ü r eine p r o f e s sionelle R e c h e r c h e z u k o m p l e x e n F r a g e s t e l l u n g e n w i c h t i g sind. D i e A u s g a b e der R e c h c r c h c e r g c b n i s se ist in d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n F o r m a t e n m ö g l i c h , die g r a p h i s c h e A u f b e r e i t u n g w i r d d u r c h e n t s p r e c h e n d e W e r k z e u g e unterstützt.
che a u c h z u k o m p l e x e n F r a g e s t e l l u n g e n erlauben.
Wegen dieser g e n a n n t e n Vorteile b l e i b e n O n l i n e -
D i e W e b - S u c h o b e r f l ä c h e n erleichtern die R e c h e r -
D a t e n b a n k e n ein unerläßliches H i l f s m i t t e l f ü r die
che u n d m a c h e n das E r l e r n e n k o m p l i z i e r t e r S u c h -
Recherche und Aufbereitung v o n seriösen Fachin-
befehle weitgehend überflüssig. Darüber hinaus
formationen.
C 3
Metainformationsdienste des Internet Bernard Bekavac
C 3.1
Einleitung
Diverse Metainformationsdienste, allen voran natürlich die Suchmaschinen, ermöglichen das Auffinden von Informationen im Internet. Diese Aufgabe ist nicht leicht, denn die Problematik liegt nicht n u r darin, dass inzwischen Milliarden von D o k u m e n t e n über das Internet zugreifbar sind, sondern auch in der h o h e n Dynamik bezüglich neuer oder geänderter Inhalte, den heterogenen Datenformaten und medialen Formen und uneinheitlich strukturierten Inhalten, einer großen Vielfalt an unterschiedlichen natürlichen Sprachen zur Bildung der textuellen Daten sowie einer hohen Anzahl von Dokument-Dubletten, die u.a. durch das Kopieren (Spiegeln bzw. Mirroring) von Inhalten zu Stande k o m m e n . Die Web-Seiten der zahlreichen Anbieter sind nicht n u r inhaltlich umfangreich, sondern auch v o m Aufbau her komplex. O f t k o m m t der Text aus Deutschland, die Grafiken z.B. aus den USA. Die angegebenen Links führen dann nach England oder Japan. Die Quellen der publizierten Informationen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Kann man sich bei kommerziellen Online-Datenbanken noch weitgehend sicher sein, dass hinter den Informationsbeständen seriöse und kompetente Produzenten und Anbieter stehen, so ist die Einspeisung von Informationen in das W W W prinzipiell von jeder Person möglich, der Speicherplatz auf einem Web-Server (i.d.R. Provider oder Arbeitgeber) zur Verfügung steht. Beim Betrachten der multimedialen W W W - D o k u m e n t e ist die inhaltliche Kompetenz der dahinterstehenden Autoren daher nur schwer abzuschätzen, oft können diese nicht einmal eindeutig bestimmt werden. Von einer Konsistenz im Sinne von Wiederauffindbarkeit, Aktualität oder gar Qualität der Informationsbestände im W W W kann nicht die Rede sein. Inhalte einzelner WWW-Seiten oder deren URLs werden laufend verändert bzw. gelöscht. Die zentralen Technologien des WWW, das Ubertragungsprotokoll H T T P und die Seitenbeschreibungssprache H T M L bieten weder die Möglichkeit einer automatischen Aktualisierung der auf diese Seiten verweisenden Hyperlinks noch kann ein tatsächliches Erstellungs- bzw. Änderungsdatum f ü r die Inhalte der einzelnen D o k u m e n t e identifiziert werden.
Nützliche formal-inhaltliche Dokumentattribute wie Titel, Autor, Erscheinungsjahr usw. sind im W W W häufig nicht vorhanden oder unzutreffend und sind, w e n n überhaupt, nur über die Inhalte der WWW-Dokumente selbst ausfindig zu machen. Alle diese Eigenschaften erschweren zusätzlich zu der immensen im Web verfügbaren D o k u m e n t e n menge die Suche und Lokalisierung von Informationen. Auf der anderen Seite stehen Benutzer, die nach Eingabe weniger Suchbegriffe von den Suchmaschinen wahre Wunder in Form von relevanten D o k u m e n t e n erwarten. Jedoch ist die D o k u m e n t menge, die zu den eingegebenen Suchbegriffen passt, nicht selten so groß, dass es f ü r die Benutzer zu aufwändig wäre sich alles anzuschauen. Die von den Suchmaschinen angewandten Sortierverfahren (Ranking), welche v e r s u c h e n die relevantesten D o k u m e n t e unter den ersten Plätzen der Ergebnisseiten zu platzieren, scheitern zu oft an der großen „Ähnlichkeit" der D o k u m e n t e . Alternativ zu den Suchmaschinen k ö n n e n auch Web-Kataloge bzw. -Verzeichnisse verwendet werden, über die ganz bestimmte Interessensgebiete gezielt angesteuert w e r d e n k ö n n e n . Der größte Vorteil hierbei ist sicherlich der Kontext der gefundenen Informationen, der sich durch die ausgewählten Rubriken und Sachgebiete während der Navigation widerspiegelt. Nachteilig ist die sehr geringe Abdeckung des weltweiten Informationsraumes, da Kataloge im Gegensatz zu den Suchmaschinen die Quell-Informationen nicht automatisiert beziehen. Ganz anders hingegen Meta-Suchdienste, die selbst weder einen eigenen Index besitzen noch sich Gedanken über eine inhaltliche Strukturierung des Internet machen. Sic befragen ganz einfach andere Metainformationsdienste verschiedenster Art und sehen ihre Leistung in der benutzergerechten Z u s a m m e n f ü h r u n g der erhaltenen Treffermengen. Auch wenn die Suchoberflächen der im Internet befindlichen Suchdienste in der Regel mehrere der hier genannten Suchmöglichkeiten anbieten, die dahinter verborgenen Suchverfahren, vor allem die G e w i n n u n g von Metainformationen, sind recht unterschiedlich.
400
Bernard Bekavac
Seit der Krise in der N e w Economy und dem Rückzug der Venture Capital-Unternehmen, welche bis dahin die Finanzierung vieler Internet-Unternehmen sicherten, stehen bei den Suchdienste-Anbietern immer mehr die ökonomischen Interessen im Vordergrund. Neben der Werbung gehört die Aufnahme von Web-Sites in die Index-Datenbank sowie der Verkauf von Top-Positionen innerhalb der Trefferlisten zur Vermarktungsstrategie nahezu aller heute noch bedeutenden Suchdienste-Anbieter. Durch die Konzentration auf bestimmte Kerngeschäfte und großangelegte Unternehmensübernahmen schwindet ihre Zahl immer weiter und kann gegenwärtig auf folgende Hauptakteure reduziert w e r d e n (vgl. Lit. 05): Google (http:// google.com [9/2003]) im Suchmaschinenbereich und Yahoo! (http://yahoo.com [9/2003]) mit dem größten Web-Katalog.
C 3.2
Suchverfahren im Internet
Voraussetzung einer jeden professionellen Suche im Internet ist, neben einer gewissen Erfahrung und einer geeigneten Suchstrategie (vgl. Lit. Ol, Lit. 02, Lit. 03), auch das Wissen über den Background, und zwar sowohl der Suchtechnologie als auch der Rankingverfahren. Letztere tragen schließlich entscheidend zum Erfolg einer Suche im Internet bei. C 3.2.1
Lokale Suche Gateways z u D a t e n b a n k e n
Die Stichwortsuche innerhalb eines WWW-Servers war eine der ersten Möglichkeiten, dem Benutzer die gezielte Suche nach Informationen im WWW zu ermöglichen. Dabei handelt es sich um eine einfache Stichwortsuche, die auf das Dokumentverzeichnis des lokalen WWW-Servers zugreift und schon von Beginn an von den WWW-Erfindern implementiert wurde. Zunächst war diese Suchmöglichkeit ausreichend. Soll die Suche jedoch nicht nur aufVolltextsuche und einfache Information Retrieval-Methoden beschränkt sein, sondern auch Dokumentstruktur, bestimmte Felder (URL, HTML-Elemente usw.) oder Relevanzgrade in die Suche miteinbezogen und dem Benutzer die Möglichkeit des Gebrauchs von Operatoren gegeben werden, so müssen zusätzliche Softwarekomponenten in Verbindung mit Datenbanken auf der Server-Seite die Anfragenbearbeitung erledigen. Über den Web-Browser können Daten über diverse Eingabefelder bzw. Formulare eingegeben und diese
Eingaben auf Server-Seite an Hintcrgrundprogramme (über CGI-Schnittstelle o.a.) weitergeleitet werden. Wird dieses Verfahren für die Suche nach WWWDokumenten verwendet, so können fast uneingeschränkt Information Retrieval-Methoden implementiert und genutzt werden. Eine große Anzahl von Web-Servern bieten inzwischen solche sogenannten Gateways an, die den Nutzern eine professionelle Suche im lokalen Dokumentenbestand ermöglichen. Ein weiterer Vorteil der Gateway-Lösung ist, dass die Suchmöglichkeiten nicht unbedingt aufWWWDokumente beschränkt sein müssen. Viele Datenbankanbieter und Produzenten des klassischen Informationsmarktes nutzen diese Technik, um ihre Bestände über komfortable WWW-Schnittstellen anzubieten. Ein weiteres Beispiel sind Literaturrecherchen in Bibliotheken: Über ein Gateway zu den vorhandenen OPAC-Katalogen wird eine Suche unter Verwendung diverser literaturüblicher Suchfelder (Autor, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr usw.) ermöglicht. Beispiele hierfür sind der Lieferdienst der Bibliotheken für Aufsätze und Bücher (http://subito-doc.de [9/2003]) oder das Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz (http://www.nebis.ch [9/2003]).
C 3.2.2
Katalog- u n d verzeichnisbasierte Suche
Die intuitiv naheliegenden und Hypertext-erprobten Mittel textueller Übersichten, realisiert durch manuell aufgebaute Link-Sammlungen, kennzeichneten den Übergang von der lokalen zur globalen Suche im Internet. Die Entwickler des WWW bauten als erste solch eine Zusammenstellung auf, u m das WWW zu verbreiten, aber auch u m diese Verbreitung mitzuverfolgen. Daraus entstand einer der umfangreichsten WWW-Kataloge, die WWW Virtual Library (http://vlib.org [9/2003]), die auch heute noch vorhanden und auf mehrere Institutionen weltweit verteilt ist. Parallel dazu entstanden auch andere Kataloge großen Umfangs und dienten zunächst der Web-Welt als einzige globale Suchmöglichkeit. Das Suchverfahren in Katalogen basiert auf der Navigation in den hierarchisch aufgebauten Sachgebieten. Dadurch, dass nicht zu viele Dokumente auf einer Ebene sein dürfen, da sonst Benutzer schnell das Interesse durch ein informationelles
C 3 Metainformationsdienste des Internet
Überangebot verlieren könnten, sind die Organisatoren von Katalogen gezwungen, nach „guten" Startseiten zu den einzelnen T h e m e n zu suchen. So wurden vorerst nur bekannte und themenrelevante WWW-Dokumente aufgenommen. Dieser zentrale Aufbau der Web-Kataloge bzw. -Verzeichnisse musste jedoch bald aufgrund des starken Wachstums und der Unübersichtlichkeit immer neu erscheinender Web-Sites in eine dezentrale Form übergeführt werden: Web-Autoren bzw. Administratoren bekamen die Möglichkeit, über Web-Formulare ihre eigenen Angebote bei den Katalogdiensten als Link, meist mit einer Kurzbeschreibung, einzutragen. Der positive Effekt war eine rege Beteiligung und eine schnell zunehmende Anzahl von Einträgen in den vorgegebenen Rubriken. N u r so konnte die ohnehin schwache Abdeckung des WWW-Informationsangebotes etwas ausgeweitet werden. Die Richtigkeit der gemachten Angaben sowie die Aktualität der Kataloge konnte allerdings nicht mehr sichergestellt werden, da diese nur von den Eintragenden selbst abhingen. Kataloge eignen sich vor allem, wenn man zu einem gewissen Thema bzw. Sachgebiet einen Einstieg finden will, ohne dabei ganz konkret nach einer bestimmten Information zu suchen. Das Browsen des Benutzers in einem Katalog ermöglicht auch Serendipity-Effekte, die beim Einstieg in neue Gebiete durchaus wünschenswert sind und bei der reinen Stichwortsuche eher schwächer ausfallen. Aber auch die Kataloge selbst erreichten schnell eine Größe, bei der die navigatorische Suche mühsam war und nicht mehr adäquat schien. So wurden diese mit einer Stichwortsuche und diversen Suchmethoden, wie Boolesche Operatoren, innerhalb der Katalogeinträge ausgestattet. Diese Indexsuche ist aber für den Benutzer meist wenig zufriedenstellend, da die Suche nicht auf den Volltexten basiert, sondern nur auf Link-Texten der referenzierten Dokumente und deren Beschreibungen aufgebaut ist. Es gibt aber auch Kataloganwendungen, bei denen die Stichwortsuche eine größere Rolle spielt als die Navigation, wie z.B. bei Email-Adressverzeichnissen. Email-Adressen können im Gegensatz zu WebSeiten nicht automatisch bzw. nur eingeschränkt abgefragt werden: Sie werden nur dann über Suchdienste referenziert, wenn sie vom Besitzer entweder bei einem Suchdienst für Email-Adressen angemeldet wurden oder die Email-Adresse auf ei-
401
ner Homepage angegeben wird, von wo aus sie durch eine roboterbasierte Suchmaschine erfasst und auffindbar gemacht werden kann. Der Anwender ist in beiden Fällen weniger daran interessiert, in einem Email-Verzeichnis zu stöbern, sondern eher über die Stichwortsuche die gewünschte Email-Adresse schnell ausfindig zu machen. Aus den zunächst auf den allgemeinen Benutzer zugeschnittenen und mit breiten Inhalt gefüllten Web-Katalogen bzw. Verzeichnissen entstanden die sogenannten Portale. Sie bilden ebenfalls Einstiegspunkte im WWW und werden meistens von bekannten Providern oder Suchdiensteanbietern, wie z.B. AOL oder Yahoo!, bereitgestellt. Hierbei steht allerdings das wirtschaftliche Interesse im Vordergrund: Durch Bereitstellung von Angeboten und Mehrwertdiensten diverser Anbieter, wie z.B. Firmen, Banken, Kaufhäuser oder Wetterdienste werden Benutzer zu potentiellen Kunden.
C 3.2.3
Roboterbasierte Suche Suchmaschinen
D u r c h das rapide Wachstum des W W W w u r d e schnell klar, dass die Grundlage einer fortgeschrittenen Suche neben der globalen Ausrichtung auch eine wesentlich höhere Abdeckung haben sollte sowie auf Volltexten basieren muss (ähnlich dem Vorbild aus dem klassischen Retrieval). Diese Anforderung konnte mit einer bis dahin einzigartigen Weise der automatisierten Dokumentbeschaffung, kombiniert mit inhaltserschließenden Methoden des automatischen Indizierens, erfüllt werden. Für die automatische Beschaffung von Dokumenten waren die Web-Technologien geradezu prädestiniert. Prinzipiell musste nur die Navigationsmetapher, also das Folgen von Hypertextverweisen, durch ein Programm automatisiert werden (Abb. 1, rechter, grau unterlegter Bereich): Eine H T M L Seite wird geladen und einer Inhaltserschließung u n t e r z o g e n . D a n a c h w e r d e n alle von dieser HTML-Seite referenzierten Dokumente geladen und wieder das gleiche Prinzip angewendet. Da dieses rekursive Verfahren automatisierbar ist, wird auch von einem maschinellen bzw. roboterbasierten Verfahren gesprochen. Die traversierenden Programme selbst werden neben Roboter auch als Spider, Wanderer oder Worm bezeichnet, wobei die Unterschiede nur geringfügig sind. Die einen verfolgen Linkpfade über mehrere Seiten hinweg, orientieren sich also primär an der Linktiefe (DepthFirst), während die anderen zuerst allen abgehen-
402
Bernard Bekavac
den V e r w e i s e n e i n e r Seite n a c h g e h e n ( B r e a d t h -
beiten. D i e zugehörigen Volltextindizes oder auch
First). D u r c h diese Verfahren wird nach u n d nach
n u r Teilindizes der D o k u m e n t e w e r d e n in D a t e n -
die zentrale Adressenliste aufgebaut, die zusätzlich
b a n k e n gespeichert. D i e s e D a t e n b a n k e n bilden die
n o c h m a n u e l l d u r c h B e n u t z e r e i n t r a g u n g e n (bei
G r u n d l a g e für die S u c h m a s c h i n e n bzw. S u c h s e r -
einer S u c h m a s c h i n e selbst) u n d durch die S u c h -
ver, die über Benutzerschnittstellen m i t diversen
m a s c h i n e n a n b i e t e r (z.B. Ü b e r n a h m e v o n attrakti-
Abfrageformularen die S u c h e nach W W W - D o k u -
v e n U R L - L i s t e n anderer S u c h d i e n s t e ) erweitert
m e n t e n e r m ö g l i c h e n (Abb. 1, linker B e r e i c h ) .
wird. B e i der Inhaltserschließung, d e m Aufbau einer resultierenden Indexdatenbank und der S u c h e in dieser kann natürlich a u f bereits bewährte T e c h n i k e n des I n f o r m a t i o n Retrieval zurückgegriffen w e r d e n . R o b o t e r b a s i e r t e S u c h v e r f a h r e n , i n z w i s c h e n in K o m b i n a t i o n mit W e b - K a t a l o g e n , sind bis h e u t e die d o m i n i e r e n d e n W e r k z e u g e zur S u c h e im WWW
D i e Vorteile des roboterbasierten S u c h v c r f a h r c n s liegen a u f der H a n d . U b e r Abfrageformulare, m i t deren H i l f e viele S u c h m e t h o d e n u n d - o p e r a t o r e n des klassischen I n f o r m a t i o n Retrieval angewendet w e r d e n k ö n n e n , kann der B e n u t z e r d u r c h E i n g a b e v o n S t i c h w o r t e n weltweit nach I n f o r m a t i o n e n s u c h e n . D i e Suchanfrage wird in einer üblicherweise sehr kurzen Z e i t v o m S u c h s e r v e r abgearbeitet u n d das Ergebnis d e m B e n u t z e r in F o r m einer
D i e A n w e n d u n g s m ö g l i c h k e i t e n für solche R o b o terprogramme sind breit gcfächert: Von statistischen Analysen zu W e b - S e r v e r n u n d D o k u m e n t e n ü b e r das Aufspüren v o n nicht m e h r erreichbaren Verw e i s e n ( D e a d - L i n k s ) , U n t e r s t ü t z u n g der D u p l i zierung v o n W W W - S e i t e n ( M i r r o r i n g ) u n d zugehörige Transformation der absoluten/relativen Adresskonvertierung bis zu der eigentlich w i c h t i g sten A n w e n d u n g v o n R o b o t e r n , der A u f f i n d u n g weltweiter D o k u m e n t e für eine S u c h m a s c h i n e .
meist nach Relevanzgrad sortierten Trefferliste präsentiert. Teilweise w e r d e n zu den Treffern auch Teile des O r i g i n a l d o k u m e n t s oder automatisch g e nerierte Abstracts sowie andere Z u s a t z i n f o r m a t i o n e n hinzugefügt, die den B e n u t z e r n helfen sollen, die R e l e v a n z b e s t i m m u n g zu e r l e i c h t e r n . D i e s e k ö n n e n dann direkt zu den T r e f f e r d o k u m e n t e n navigieren u n d von dort aus, falls nötig, über w e i tere Navigation die g e w ü n s c h t e I n f o r m a t i o n erarbeiten.
In den letzten J a h r e n w u r d e n diverse S u c h m a s c h i -
N e b e n der traditionellen I n d e x i e r u n g v o n D o k u -
n e n (engl.: search engine)
in B e t r i e b g e n o m m e n ,
m e n t e n , die als H T M L - D a t e i e n i m W o r l d W i d e
deren R o b o t e r g r o ß e Teile des W e b s laufend abar-
W e b vorliegen, sind S u c h d i e n s t e mittlerweile auch
Abb. i: Systemaujbau einer Stichmaschine
C 3 Metainformationsdienste des Internet
in der Lage, weitere Dokumentformate wie PDF (Portable Document Format), Postscript oder von Office-Programmen zu laden und inhaltlich zu erschließen. Die z.Zt. wohl bekannteste Suchmaschine Google (http://google.com [9/2003]) war Vorreiter in diesem Bereich und verarbeitet u.a. PDF-, PS-, D O C - , XLS-, PPT-Dokumente. Aber auch Bitmaps wie Compuserve GIF (Graphic Interchange Format), P N G (Portabel Networks Graphic) und J P E G (Joint Picture Motions Expert Group) werden von Suchmaschinen verarbeitet und nach bestimmten Merkmalen nachgewiesen. Google Image (http://images.google.com [9/2003]) z.B. untersucht Bitmap-Dateien innerhalb von Web-Seiten auftextuellen Inhalt unter Verwendung von Verfahren der optischen Zeichenerkennung ( O C R - Optical Character Recognition), welche technologisch der Erkennung von Textzeichen in mittels Scanner erfassten Textdokumenten entstammen. Der große Vorteil der automatischen Verarbeitung und Referenzierung von Web-Dokumenten bei den roboterbasierten Suchdiensten birgt aber auch einen schwerwiegenden Nachteil: Die semantische Zusammengehörigkeit von Web-Seiten sowie die hierarchische Struktur beginnend ab der H o m e Page, die WWW-Kataloge wenigstens ansatzweise wiedergeben, lassen roboterbasierte Verfahren weitgehend außer Acht. So werden in den zugehörigen Trefferlisten nur einzelne Web-Seiten referenziert, ohne dem Benutzer den inhaltlichen Kontext der entsprechenden Seite liefern zu können. Aber auch die ständigen Zugriffe der Suchmaschinen sind nachteilig für die weltweiten Web-Server. Die Belastung von WWW-Servern durch Roboter hängt zum einem von der Anzahl der Roboter und ihrer Zugriffshäufigkeit ab und zum anderem von der Strategie des Zugriffs. Dabei wird unterschieden, ob parallel auf mehrere Dokumente zugegriffen wird oder ob die WWW-Seiten sukzessive abgerufen werden. Sowohl die eine als auch die andere Zugriffsstrategie kann sich bei WWW-Servern negativ auf die Performance auswirken. Natürlich spielen dabei auch weitere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die Leistungsfähigkeit einer Server-Maschine. Immerhin gibt es die Möglichkeit, über den „Standard for Robot Exclusion" (Lit. 04) Web-Server vor Roboterzugriffen zu schützen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Datei im Serververzeichnis, über die Roboter erfahren, welche D o k u m e n t e bzw. Teile des Servers gelesen werden dürfen. Dies ist
403
jedoch kein echter Zugriffsschutz, sondern eine Art Abmachung unter den Betreibern der Suchdienste. Die Popularität von Suchservern spiegelt sich in ihrem Zugriff wider: Die bekanntesten Suchmaschinen bearbeiten, laut ihren Betreibern, bis zu mehreren Dutzend Millionen Anfragen pro Tag. Die Verarbeitung und Aktualisierung einer stark wachsenden Anzahl von WWW-Dokumenten weltweit sowie die große Menge von Suchanfragen stellen die höchsten Ansprüche an I Iard- und Software des Suchservers. Meistens sind die Aufgaben in solchen Systemen auf mehrere in einem Netz verbundene Rechner verteilt. Dabei werden unterschiedliche Softwarekomponenten eingesetzt. Welche Programme dies konkret sind, ist von Dienst zu Dienst unterschiedlich. Als Hauptkomponenten kann man aber aufjeden Fall Roboter, Datenbank und die Anfragenbearbeitung herausstellen. Aber auch Suchmaschinen stoßen an ihre Grenzen: Ein erheblicher Teil an D o k u m e n t e n und Daten, die im World Wide Web für die N u t z u n g durch unmittelbaren Zugriff des Menschen bereitstehen, sind für Suchmaschinen nicht zu erreichen und können demnach auch nicht in ihren Index aufgenommen bzw. auffindbar gemacht werden. Das betrifft Dokumente, die z.B. - neu erstellt oder gerade aktualisiert wurden, - nicht verlinkt sind und so von keiner Suchmaschine gefunden werden können, - abhängig sind von Benutzereingaben (diese können Roboter nicht ersetzen), - nur über eine Benutzerkennung erreichbar sind - oder durch den Roboter-Exclusion-Standard bzw. M E T A - R o b o t s - T A G zugangsgeschützt sind. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem deep oder invisible web, welches Schätzungen zu Folge u m ein Vielfaches mehr an D o k u m e n t e n enthält als die heutigen Suchmaschinen nachweisen können (vgl. Lit. 05). Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass dieser für Suchmaschinen momentan nicht erreichbare Bereich erklärtes Ziel der Suchdienste-Betreiber ist. C 3.2.4
Metasuchdienste
Metasuchdienste (Multi-Search Engines) erlauben die gleichzeitige Suche bei mehreren Suchdiensten.
404 Wichtig dabei ist, dass diese Suchdienste nur über eine einzige Schnittstelle angesprochen werden. Denn fälschlicherweise werden auch WWW-Seiten mit einfachen Schnittstellen, d.h. mehrere Suchmasken verschiedener Suchmaschinen, als Metasuchdienste bezeichnet. Diese zwar nicht „echten" Metasuchdienste haben dennoch gewisse Vorteile: - Suchformulare mehrerer Suchmaschinen werden auf einer WWW-Seite angeboten, - erspart das Laden der H o m e p a g e s einzelner Suchmaschinen, - guter Uberblick über verschiedene aktuelle Suchmaschinen. Ebenso existieren „Pseudo-Metasuchdienste" (z.B. http://www.purge.com [9/2003 ]), die zwar nur eine Schnittstelle (Suchformular) aufweisen, bei denen aber der Nutzer die abzufragende Suchmaschine manuell auswählen muss, um dann die Suche automatisch einzuleiten. Der zusätzliche Vorteil dieser Dienste besteht darin, die Suchanfrage für die Abfrage mit evtl. mehreren Suchmaschinen nur einmal erfassen zu müssen. „Echte" Metasuchdienste (www.profusion.com) weisen hingegen folgende Charakteristiken auf: - Mehrere Suchdienste, in der Regel meist nur Suchmaschinen und Kataloge, werden automatisch über eine Schnittstelle (Suchformular) befragt. - Die verschiedenen Suchdienste werden vorgegeben, können manchmal aber auch vom Benutzer ausgewählt werden. - Funktionalität und Operatoren der verschiedenen Suchdienste werden verwendet. Hierbei wird eine Anpassung der Anfrage auf die einzelnen Suchdienste vorgenommen. Mindestens die Booleschen Verknüpfungen A N D und O R sollten zur Verfügung stehen. - Die spezifischen Eigenschaften der unter der Meta-Maschine liegenden Suchdienste dürfen für die Bedienung keine Rolle spielen, der Anwender muss nichts darüber wissen müssen. - Kurzbeschreibungen der ausgewiesenen Suchtreffer z.B. als Titel oder Inhaltszusammenfassung werden übernommen und dargestellt.
Bernard Bekavac
- Eliminierung von Mchrfachtreffcrn aus den Ergebnissen der verschiedenen Suchdienste. Die Ergebnisse werden zusammengeführt und einheitlich dargestellt. — Zeitvorgaben und maximale Treffergrenzen können gesetzt werden. Die Zeit für die Suche ist dabei so einstellbar, dass der letzte nachgewiesene Treffer eines Suchdienstes noch erfasst werden kann. Das zentrale Problem der Metasuchdienste ist das Ranking der gemischten Treffermenge. Da die Rankingwerte der einzelnen Suchdienste unterschiedlich und die Verfahren meist nicht offiziell bekannt sind, wird die Treffermenge meist nach den Suchdiensten gruppiert. Auch die Eliminierung von Mehrfachtreffern beschränkt sich bisher nur auf den Vergleich der Dokumentadressen (URL). Ein Einsatz von Inhaltsanalysen, mit denen gleiche Dokumente mit unterschiedlichen U R L s aufgespürt werden könnten, ist bisher noch nicht bekannt. Metasuchdienste eignen sich vor allem bei ganz speziellen Informationsproblemen, bei denen einzelne Suchdienste nur wenige Treffer aufweisen. Sie sind in der Regel auf dem neuesten Stand und beinhalten ganz neue Suchdienste oder ganz spezielle Datenbanken, die sonst noch gar nicht verbreitet bzw. bekannt sind.
C 3.2.5
Ranking der TrefFerliste
Das Angebot an erweiterter Funktionalität bei einem bestimmten Suchdienst ist natürlich abhängig von der Inhaltserschließung der Dokumente. J e besser die Analyse und Indizierung der H T M L Seiten ist, desto umfangreicher kann das Angebot an Suchhilfen bzw. Suchoperatoren (z.B. Boolesche Verknüpfungen, Abstandsoperatoren, Trunkierung) letztendlich werden. Bei den meisten Suchdiensten kann zwischen einer einfachen Stichwortsuche mit einem Eingabefeld und einer fortgeschrittenen Suchmaske mit diversen Funktionen ausgewählt werden. Ist die Suchanfrage abgeschickt, wird dem Benutzer sekundenschnell das Ergebnis in Form einer Trefferliste, sortiert nach einer internen Relevanzberechnung (Ranking) präsentiert. Das Ranking der Treffermenge ist wohl der (erfolgs-)kritischste Ablauf bei einer Suche im Internet. Vor allem bei den großen Suchmaschinen werden zu einer Suchanfrage meist mehrere tausend, manch-
C 3 Metainformationsdienste des Internet
mal gar mehrere hunderttausend, D o k u m e n t e gefunden, welche mit den gesuchten Begriffen übere i n s t i m m e n . Diverse B e n u t z e r b e o b a c h t u n g e n k o m m e n jedoch zu dem Ergebnis, dass in der Regel n u r die ersten ein bis zwei Trefferlisten (also 10-20 Referenzen) von den Benutzern tatsächlich betrachtet werden. Finden sich innerhalb dieser Menge keine relevanten D o k u m e n t e , dann wird meist nicht die nächste Trefferseite geladen, sondern die Suchanfrage neu formuliert und eine neue Suche gestartet. Bei den M e t h o d e n der Sortierung der Trefferliste halten sich die Betreiber der Suchmaschinen nach wie vor weitgehend bedeckt. Schließlich kann man sich genau hier von der Konkurrenz auf dem Suchdienstemarkt etwas absetzen. N a c h dem, was heutzutage bekannt ist (vgl. Lit. 05), werden aus den D o k u m e n t e n eine Reihe von statistischen Werten berechnet und im Rankingalgorithmus verwendet. Die wichtigsten Kenngrößen sind sicherlich die - Häufigkeit eines Suchbegriffs: Je häufiger ein Begriff in einem D o k u m e n t v o r k o m m t (Term Frequency), desto höher ist auch sein inhaltswied e r g e b e n d e r Wert. J e d o c h kann dieser Wert durch die Gesamthäufigkeit des Begriffes (Inverse Document Frequency) über alle D o k u m e n t e in der Datenbank wieder relativiert werden. Je höher diese Gesamthäufigkeit ausfällt, desto niedriger wird die Bedeutung des Begriffs im Allgemeinen (z.B. ist der Begriff „WWW" auf nahezu allen Web-Seiten zu finden). Diese zwei Größen bilden die Grundlage für ein verbreitetes statistisches Verfahren namens T F I D F (Term Frequency Inverse Document Frequency) f ü r die Ermittlung von Relevanz bei Suchergebnissen. - Anzahl gefundener SuchbegrifFe aus der Anfrage: Dabei wird die Gesamtanzahl aller SuchbegrifFe pro D o k u m e n t gemessen. Falls nicht durch Boolesche O p e r a t o r e n eingeschränkt, werden Dokumente, die alle Suchbegriffe beinhalten, als „besser" bewertet. - Funktion (Position) der gefundenen Begriffe: Z.B. werden Begriffe aus U R L und vorderen Dokumentbereichen (z.B. Uberschrift) stärker gewichtet, ebenso wie besonders formatierte bzw. hervorgehobene Textteile. - Proximity: Die N ä h e der Suchbegriffe untereinander innerhalb eines Textes spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
405
Die Rankingalgorithmcn der verschiedenen Suchmaschinenanbieter w u r d e n lange Zeit fast ausschließlich mit den beschriebenen rein statistischen Werten gespeist. Die Relevanz der Trefferdokumentc n a h m jedoch stetig ab. Insbesondere bei sehr wenigen Suchbegriffen in der Anfrage wurden zu viele D o k u m e n t e als gleichwertig erachtet. Z u d e m waren die statistischen Werte seitens der InhalteA n b i e t e r leicht zu m a n i p u l i e r e n . S o g e n a n n t e „Spam"-Techniken, wie die Wiederholung von Begriffen, z.T. unsichtbar gemacht durch gcschicktc Verwendung von Text- und Hintergrundfarben, sowie falsche Inhaltsangaben wurden vor allem bei den Anbietern fraglicher Inhalte eher die Regel als die Ausnahme. Zunächst konzentrierten sich die Suchmaschinenbetreiber auf die Abwehr solcher Spam-Seiten, doch nach und nach w u r d e klar, dass eine Verbesserung der Sortierung erst dann erzielt werden kann, wenn auch Kriterien außerhalb der D o k u mentinhalte betrachtet werden. In diesem Sinne w u r d e n zunächst die b e r e c h n e t e n Trefferlisten selbst analysiert und mit in die Sortierung einbezogen: Je häufiger sich ein D o k u m e n t unter den ersten Plätzen befand, desto stärker w u r d e es bei einem erneuten Rankingverfahren gewichtet. Ebenso w u r d e die Klickhäufigkeit (Click popularity) auf D o k u m e n t e aus den Trefferlisten gezählt. Hierbei liegt die Annahme zugrunde, dass solche D o k u m e n t e gegenüber anderen Web-Seiten tatsächlich auch eine höhere Relevanz haben. Dann w u r d e das Feedback einer ausgewählten Benutzergruppe zu bestimmten Suchanfragen eingeholt und die als besonders gut bewerteten D o k u m e n t e bekamen ebenfalls höhere Gewichtungen im Ranking. Auch durch die bei manchen Suchdiensten verwendete Kombination von roboterbasierten V e r f a h r e n u n d W W W - K a t a l o g e n (z.B. h t t p : / / yahoo.com [9/2003]) ergeben sich Synergieeffekte bezüglich der Relevanzbeurteilung: D u r c h die Suchmaschine nachgewiesene D o k u m e n t e , die gleichzeitig auch im Katalog verzeichnet sind, bek o m m e n einen höheren Relevanzgrad. Doch aufgrund der immer größer werdenden Anzahl referenzierter Web-Sites k o n n t e n auch mit diesen Methoden keine wesentlichen Verbesserungen erzielt werden. Erst als Google mit dem PageRank-Verfahren auch der Hyperlink-Struktur der vernetzten Web-Dok u m e n t e eine zentrale Rolle zugestand, w u r d e n merkliche Verbesserungen bezüglich der Relevanz möglich. Dabei wird vor allem die Anzahl einge-
406
Bernard Bekavac
hcndcr Verweise (Backlitiks) auf ein bestimmtes Dokument betrachtet: Je mehr dieses von anderen Web-Seiten referenziert wird, desto mehr kann man davon ausgehen, dass es sich u m ein inhaltlich hochwertiges Dokument handelt. Dies ist jcdoch nicht das einzige Kriterium, denn auch die „Qualität" der Referenzen spielt eine wichtige Rolle. Sind z.B. die referenzierenden Dokumente selbst schon als „hochwertig" erachtet worden oder werden sie von bekannten Web-Katalogen bzw. einschlägigen Web-Sites referenziert, so geht dies zu Gunsten des betrachteten Dokuments. Sogar der Text der Hyperlinks bzw. der Text im Umfeld von Hyperlinks wird auf BegrifFsebene analysiert, u m weitere Anhaltspunkte für die Relevanz der Dokumente zu erhalten, auf die verwiesen wird. Der große Erfolg von Google ist nicht zuletzt auf dieses Verfahren zurückzuführen. Gerade bei kurzen Anfragen wird auf diese Weise häufig eine sehr hohe Relevanz (Precision) im vorderen Bereich der Trefferliste erzielt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Manipulation von Web-Seiten, wie sie durch die beschriebenen Spam-Techniken bei den statistischen Kriterien möglich ist, hierbei einen vergleichsweise hohen Aufwand erfordert. Schließlich hat man kaum Einfluss auf die Referenzierung der eigenen Web-Seite durch andere Dokumente bzw. Anbieter. An Manipulationsversuchen mangelt es dennoch nicht: So genannte „Linkfarmen" bauen Netzwerke von aufeinander verweisenden Seiten auf, u m so bei Google eine bessere Positionierung zu erzielen. Ein sicherlich größerer Nachteil des Google-Verfahrens ist, dass neue Dokumente bzw. solche, die zwar hoch relevant sind, aber kaum von anderen verlinkt werden, auch selten zu den oberen Trefferpositionen gelangen. Dies führt wiederu m dazu, dass diese auch in Zukunft weniger verlinkt werden als diejenigen, die gefunden werden. Die Konsequenz daraus ist, dass sich auf diese Weise zu jeweils bestimmten Suchbegriffen eine Gruppe von Google-hochwertigen Dokumenten bildet, bei der es für neue Dokumente kaum möglich wird hinzuzukommen.
C 3.3
Kommerzialisierung der Metainformationsdienste
Die Benutzung von Suchmaschinen ist nach wie vor noch kostenlos. Auch die Anmeldung der eigenen Web-Seiten bei den Suchdiensten war bis zum Ende der 90er Jahre in der Regel frei. Such-
maschinen finanzierten sich meist über Werbung auf ihren Webseiten, indem ζ. B. bei Eingabe bestimmter Suchbegriffe entsprechend assoziierte Werbebanner eingeblendet wurden (Key Word Sponsoring). Im Laufe der Zeit hat sich allerdings gezeigt, dass vor allem erfahrene Internet-Surfer die Bannerwerbung geistig „ausblenden" und sich nur auf das Wesentliche, die Trefferliste, konzentrieren. Zusätzlich führte der Einbruch der N e w Economy zum Wegfall vieler Werbekunden. Die Werbeeinnahmen reichten letztendlich nicht aus, u m kostendeckend zu arbeiten, sogar einige bekannte Suchdienste wie z.B. Infoseek mussten ihren Betrieb einstellen. Es mussten also neue Wege zur Finanzierung der Dienste gefunden werden. Da der Nachweis durch Suchmaschinen für viele Web-Sites immer mehr über Erfolg oder Misserfolg ihres Internetauftritts entscheidet, wurden deren Anbieter als erste zur Kasse gebeten. Eine gute Positionierung innerhalb der Trefferliste ist für jeden Anbieter einer Web-Site wünschenswert. Die Suchdienste haben darin eine neue Einnahmequelle erkannt: Für die Anmeldung oder häufigere Indizierung und somit Aktualisierung einer Web-Seite (Paid Submission und Paid Indusion) wird eine Gebühr verlangt (vgl. Lit. 06). Eine andere Möglichkeit ist der Verkauf bzw. die Versteigerung von Platzierungen in der Trefferliste (Positionsersteigerung). Solange diese bezahlten Einträge in der Trefferliste deutlich erkennbar sind, ist dieses Vorgehen aus Benutzersicht weitgehend unproblematisch. Fragwürdig ist es aber, wenn der Benutzer nicht mehr zwischen objektiver Ergebnisliste und bezahlten Einträgen trennen kann.
C 3.3.1
Paid Submission u n d Paid Inclusion
Normalerweise werden Web-Seiten vor der Registrierung in einem Web-Katalog, manchmal auch vor der Aufnahme in den Index einer Suchmaschine, redaktionell begutachtet. Dieser Prozess kann bis zu mehreren Wochen dauern. Mittlerweile wird vor allem bei Webverzeichnissen und -katalogen eine Gebühr für die Bearbeitung der Anmeldung erhoben. Dieses System bezeichnet man als „Paid Submission". Je nach Zahlungswilligkeit des Anbieters kann dadurch auch die Bearbeitungszeit der Anmeldung verkürzt und die Frequenz der späteren Aktualisierung erhöht werden. Eine bestimm-
C 3 Metainformationsdienste des Internet
tc Position im Ranking wird dadurch jcdoch nicht zugesichert. Die Suchdienste-Anbieter behalten sich zudem vor, eine Seite trotz Bezahlung abzulehnen (z.B. bei fragwürdigen Inhalten oder SpamVersuchcn). Beim Wcb-Katalog Yahoo! wird beispielsweise die Gebühr allein schon für die Begutachtung einer Homepage fällig („Pay for Consideration") . O b überhaupt und unter welcher Rubrik ein Katalogeintrag erfolgt, entscheidet die Redaktion. Etwas anders ist die Situation bei den Suchmaschinen. Die Anmeldung ist in den meisten Fällen auch heute noch kostenlos. Verschiedene Suchmaschinen bieten allerdings gegen Gebühr eine schnellere Bearbeitung der Anmeldung, garantierte Registrierung im Index und manchmal auch häufigere Aktualisierung an. Z u d e m werden bei Bezahlung gleich mehrere Seiten einer Web-Site aufgenommen. Zwar wird auch hier keine bestimmte Position im Ranking der Suchmaschine zugesichert, aber wenn mehrere Seiten indiziert werden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Seite gefunden wird und verbessert somit die Position in der Trefferliste indirekt. Dieses Verfahren ist in gewissem Sinn ein Spezialfall der Paid Submission und wird als „Paid Indusion" bezeichnet. Die Suchmaschine AltaVista arbeitet nach diesem Prinzip. Der Benutzer hat das Problem, dass er in der Regel nicht erkennt, welche Web-Seiten auf normalem Weg angemeldet wurden und welche gegen Bezahlung aufgenommen wurden. Bei entsprechend sorgfältiger redaktioneller Begutachtung kann zwar die Einschlägigkeit der Ergebnisse sichergestellt werden, die Trefferliste verliert dennoch an einer gewissen Objektivität.
C 3.3.2
Positionsersteigerung (Paid P l a c e m e n t , Paid Listing)
Dass sich manche Suchdienste-Betreiber für die höhere Positionierung von Web-Seiten von deren Anbietern bezahlen lassen, wird schon lange gemunkelt, es gibt jedoch auch Anbieter, die das offiziell machen: Der US-amerikanische Suchdienst „GoTo" (inzwischen Overture, http://overture.com [ 10/2003]) war der erste, der Suchbegriffe vermarktet hat. Dabei handelt es sich um eine Veräußerung von Suchbegriffen in einer Art Versteigerung: Der Meistbietende wird bei der Suche nach dem gekauften Begriff im Ranking der Treffermenge an die erste Position gesetzt. Die Gebühr wird meistens erst dann fällig, wenn der Link in der Treffer-
407
liste tatsächlich angeklickt wird (Pay per Click). Sogar der letztendliche Kaufbetrag wird dem suchenden Benutzer in der Trefferliste offen angezeigt. Dieses zunächst sehr befremdlich wirkende System weist inzwischen vor allem im B-to-B-Bereich gewisse Erfolge auf: Unternehmen, die dafür bezahlen, u m in Trefferlisten ganz weit oben zu stehen, haben meist ein seriöses Interesse, ihre Produkte zu vermarkten bzw. Kunden- und Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Dass dafür auch nur die tatsächlich branchenrelevanten Begriffe gekauft werden, liegt alleine schon an den damit verbundenen Kosten. Einige der Pay-per-Click-Suchdienste, wie z.B. Overture, legen sogar die Kaufbeträge der auf der Trefferliste referenzierten Anbieter offen. So kann der Informationssuchende zumindest sehen, wie viel es dem jeweiligen Unternehmen wert ist, bei dem gesuchten Begriff ganz vorne zu stehen. U n t e r U m s t ä n d e n kann dieses Verfahren dem Web-Seiten-Anbieter schnell hohe laufende Kosten bereiten, denn bei Pay per Click wird der Kaufbetrag bei jedem Klick auf den Link in der Trefferliste fällig, egal, ob dadurch ein Geschäft zu Stande kommt oder nicht.
Literatur 01 Suchseiten der Informationswissenschaft (http:// www.inf-wiss.uni-konstanz.de/suche [09/2003]). Weiterführende Informationen zu der T h e m a t i k „Suche im Internet/WWW", Such-Tutorial sowie Auflistung u n d Systematisierung von Suchdiensten 02 Babiak, Ulrich: Effektive Suche im Internet. O'Reilly, Köln 2001. I S B N 3-89721-272-2 03 Karzauninkat, Stefan: Die Suchfibel: Wie findet m a n Informationen im Internet, (auch unter http:// w w w . s u c h f i b d . d e [9/2003]). Klctt Schulbuch Verlag, Stuttgart 2002, I S B N 3-12-238106-0. 04 H o m e Page des World Wide Web C o n s o r t i u m (http://www.w3.org [9/2003]). Informationen über alle technischen u n d politischen Entwicklungen bezüglich des World Wide Web - englischsprachig 05 SearchEngineWatch.com (http:// www.searchenginewatch.com [9/2003]). H i n t e r g r u n d i n f o r m a t i o n e n über Suchdienste (Suchmaschinen, Web-Kataloge etc.) sowohl aus technischer als auch ökonomischer Sicht (z.T. gebührenpflichtig) - englischsprachig 06 @ - w e b (http://www.at-web.de [10/2003]). H i n t e r g r u n d i n f o r m a t i o n e n über Suchdienste (Suchmaschinen, Web-Kataloge etc.) sowohl aus technischer als auch ökonomischer Sicht.
C 4
Datenbanken u n d Datenbank-Management-Systeme Elke Lang
Datenbanken haben inzwischen eine Tradition, die ein halbes Jahrhundert umfasst - sieht man davon ab, dass sie oft auf noch wesentlich ältere papiergestützte Datensammlungen zurückgehen. Wie sieht es aber mit D a t e n b a n k - M a n a g e m e n t - S y s t e m e n aus? Jede Datenbank braucht Programme zur Verwaltung und Suche ihrer Daten. Trotzdem hat sich der Begriff des Datenbank-Management-Systems (DBMS) erst wesentlich später entwickelt, und er wird auch nicht auf jedes Programmsystem angewendet, das zum Verwalten und Durchsuchen von Datenbanken bestimmt ist. Im Folgenden wird daher die sich gegenseitig beeinflussende Entwicklung von Datenbanken und D B M S nachgezeichnet, u m die aktuelle Situation und die sich andeutenden Entwicklungen einschätzen zu können.
C 4.1
Definition des Begriffs „Datenbank"
Nach intuitiver Interpretation des Begriffs „Datenbank-Management-System" ist ein D B M S ein System, das (mindestens) eine Datenbank verwaltet. Der Begriff „Datenbank" scheint ebenso eindeutig zu sein. Tatsächlich jedoch gibt es in den verschiedenen Disziplinen, die sich mit Datenbanken befassen, deutlich unterschiedliche D e f i n i t i o n e n . Während im Bereich der Information u n d D o k u mentation als Datenbank primär eine Datensammlung gesehen wird, deren Organisationsform nicht explizit spezifiziert sein muss, wird in der Informatik als Datenbanksystem nur eine bestimmte Architektur von Programmen und Datenbeständen betrachtet, die bestimmte formale Anforderungen erfüllen muss. Der Inhalt der Datenbestände ist f ü r diese Betrachtung zweitrangig; seine physische Organisation wird durch das Gesamtsystem bestimmt und verwaltet. Dies bedeutet im Extremfall, dass der Informationspraktiker ein Dateisystem als Datenbank bezeichnet, während der Informatiker dies nicht tut. D a f ü r betrachtet der Informatiker jedoch ein System als Datenbanksystem, das (noch) gar keine Daten enthält, aber der formalen Definition im Sinne der Informatik genügt. Gelegentlich wird zwischen „Datenbank" und „Datenbasis" unterschieden, indem man als Datenbasis die zugrundeliegenden Daten, als Datenbank dagegen diese Daten in ihrer vorliegenden physischen O r -
ganisationsstruktur betrachtet. O f t werden die Begriffe jedoch auch synonym gebraucht.
C 4.2
Organisation von Datenbasen
Die traditionellen Verfahren zur Ablage von papiergestützten Datensammlungen bildeten das „KernK n o w - H o w " für den Entwurf der ersten rechnergestützten Datenbanken vor ca. 50 Jahren. In der Folge ging die Entwicklung der Datenbanken weg von der „Karteikasten-Analogie" und brachte Implementierungsformen hervor, die in ihren vielfältigen Abfrage- und Aufbereitungsmöglichkeiten das ursprüngliche Modell weit übertrafen. Der Benutzungskomfort n a h m dabei im selben Maße zu wie die Komplexität der Software zur Verwaltung der Datensammlungen. Stark vereinfacht kann man folgende Epochen unterscheiden: -
Dateiverwaltungssysteme
- Prärelationale D B M S (Netzwerk, hierarchisch - CODASYL) - Relationale D B M S - Postrelationale (Non-Standard) D B M S (objektrelationale und objektorientierte D B M S , sonstige)· An der Nomenklatur dieser Einteilung ist deutlich zu sehen, dass die aktuelle Epoche (noch) von den relationalen D B M S als Standard geprägt wird.
C 4.2.1
Dateiverwaltungssysteme
Die Datei als sequentielle Abfolge von gleichförmig strukturierten Datensätzen war das digitale Gegenstück zum Karteikasten mit Karteikarten. In der praktischen H a n d h a b u n g gibt es weitgehende Analogien: Beide Organisationsformen haben eine physische Reihenfolge, die für den Zugriff auf einzelne Datensätze genutzt werden kann; alle anderen Suchkriterien müssen durch sequentielle Suche überprüft werden. U m dies zu vermeiden, ist die Indcxcrstellung bei beiden Formen ein wichtiges Verfahren. Dateiverwaltungssysteme zeichneten sich durch die enge Verflechtung von Dateien und Zugriffsprogrammen aus: beide Komponenten wurden für eine
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Elke Lang
b e s t i m m t e A n w e n d u n g gemeinsam e n t w o r f e n u n d entwickelt u n d w a r e n a u f e i n a n d e r a b g e s t i m m t . Ä n d e r u n g e n in einer K o m p o n e n t e verlangten die entsprechende Anpassung der anderen. Erst nach einigen J a h r e n entstanden Programmpakete f ü r die H a n d h a b u n g v o n Dateien, die g r u n d l e g e n d e A u f gaben (Einfügen, A n d e r n oder Löschen einzelner Datensätze, Sortieren v o n Dateien, Indexerstellung) als fertige A l g o r i t h m e n a n b o t e n . D i e E b e n e der A n w e n d u n g s l o g i k w u r d e v o n derartigen P r o g r a m m e n nicht unterstützt, sondern musste d u r c h dedizierte A n w e n d u n g s p r o g r a m m e bedient w e r d e n . D a h e r w e r d e n die Dateiverwaltungsroutinen dieser E p o c h e meist n i c h t als D a t e n b a n k - M a n a g e m e n t - S y s t e m e eingestuft. O b w o h l Dateiverwaltungssysteme erfolgreich auch f ü r sehr große D a tenbestände eingesetzt w u r d e n , zeigten sich allmählich Nachteile, die dazu f ü h r t e n , dass P r o g r a m m systeme entwickelt w u r d e n , die m e h r Verwaltungsaufgaben f ü r den Datenbestand ü b e r n e h m e n u n d d a f ü r die A n w e n d u n g s p r o g r a m m e b e n e entlasten. Nachteilig war insbesondere die N o t w e n d i g k e i t , b e s t i m m t e D a t e n e l e m e n t e m e h r f a c h bzw. in m e h reren Dateien abzulegen, u m ein schnelleres A u f f i n d e n b e s t i m m t e r D a t e n s ä t z e zu e r m ö g l i c h e n . Dies m a c h t e Ä n d e r u n g e n im Datenbestand k o m pliziert u n d brachte eine große Inkonsistenzgefahr mit sich. D a t e n s a m m l u n g e n , die selten Ä n d e r u n gen einzelner Datensätze e r f o r d e r n , w e r d e n dage-
Hierarchisches Modell (Baumstruktur)
Pfleger |
| Pfleger |
| Pfleger |
Tierarzt
Techniker
Tierarzt
Netzwerkmodell (Netzstruktur)
Abb. 1: Im hierarchischen Modell ist nur die Baumstruktur zugelassen. Das Netzwerkmodell erlaubt mehrfache Beziehungen.
gen auch h e u t e noch gelegentlich als Datenverwaltungssysteme realisiert.
C 4.2.2
Prärelationale DatenbankManagement-Systeme
Die E r f a h r u n g e n mit d e n Nachteilen der Dateiv e r w a l t u n g s s y s t e m e zeigten, dass die E b e n e der physischen Datenablage v o n der Ebene der A n w e n dungslogik getrennt w e r d e n muss. D a d u r c h k ö n n e n Ä n d e r u n g e n auf j e d e r d e r b e i d e n E b e n e n d u r c h g e f ü h r t w e r d e n , o h n e die andere zu b e e i n f l u s s e n . In d e n S e c h z i g e r J a h r e n w u r d e n zwei Modelle entwickelt, die in der Praxis weite Verbreit u n g g e f u n d e n haben: das hierarchische u n d das N c t z w e r k m o d e l l , beide b e n a n n t nach den Bezieh u n g e n , die sie zwischen den einzelnen Datenelem e n t e n erlauben (Lit. 01). Beide M o d e l l e sind in ihrer Struktur recht k o m plex. G r u n d p r i n z i p des hierarchischen Modells ist, dass j e d e r K n o t e n (jedes D a t e n e l e m e n t ) n u r genau einen Vorgänger in der M o d e l l s t r u k t u r haben kann, wohl aber beliebig viele Nachfolger. Im N e t z werkmodell sind sogar beliebig viele Vorgängerknoten zugelassen. Diese Eigenschaften m a c h e n die Navigation in einer derartigen D a t e n b a n k sehr aufwändig: die physische Speicherung kann n u r sequentiell erfolgen; die logische B a u m - oder N e t z w e r k s t r u k t u r m u s s d u r c h eine entsprechende Verweisstruktur (Verzeigerung) auf der logischen Ebene geschaffen w e r d e n . Besonders a u f w ä n d i g u n d fehlerträchtig ist das Einfügen u n d das Löschen v o n D a t e n e l e m e n t e n mit der e n t s p r e c h e n d e n Anpass u n g aller Verweise. Bei beiden M o d e l l e n gibt es keine vollständige T r e n n u n g v o n physischer u n d logischer Ebene: die Art der Verzeigerung, also der Vorgänger-Nachfolger-Beziehungen zwischen d e n D a t e n e l e m e n t e n , m u s s zur Navigation in der D a t e n b a n k auch auf der A n w e n d u n g s e b e n e b e k a n n t sein, e n t s p r e c h e n d kompliziert sind die Z u g r i f f s u n d M a n i p u l a t i o n s p r o g r a m m e . D i e Vorteile v o n hierarchischem u n d N e t z w e r k - M o d e l l gegenüber d e m später e i n g e f ü h r t e n relationalen Modell sind sehr schnelle Zugriffszeiten bei d e n geplanten u n d i m p l e m e n t i e r t e n Zugriffskriterien sowie platzsparende, effiziente Datenspeicherung. D a h e r h a b e n sich beide Systeme in der Praxis schnell verbreitet u n d sind auch h e u t e n o c h in m a n c h e n A n w e n dungsbereichen im Einsatz. Allerdings w u r d e n die Nachteile dieser Systeme bald nach ihrer praktischen E i n f ü h r u n g sichtbar: die i m m e r n o c h enge V e r z a h n u n g zwischen physischer E b e n e ( D a t e n -
C 4 Datenbanken und Datenbank-Management-Systeme
spcichcrung) u n d logischer E b e n e ( A n w e n d u n g ) f ü h r t e n dazu, dass Ä n d e r u n g e n auf der A n w e n d u n g s e b e n e , ζ. B. die I m p l e m e n t i e r u n g n e u e r Suchanfragen, u m f a n g r e i c h e Ä n d e r u n g e n in der Verzeigerungsstruktur (und damit oft ein U m s p e i c h e r n des Datenbestandes) u n d das Anpassen der Z u g r i f f s p r o g r a m m e erforderten. D e n prärelationalen Systemen blieben daher vor allem diejenigen A n w e n d u n g s d o m ä n e n erhalten, in d e n e n das P r o fil der Suchanfragen klar u m g r e n z t ist u n d in einer dedizierten Benutzungsoberfläche angeboten w e r d e n k a n n . Es gibt j e d o c h auch Beispiele g r o ß e r Datenbestände (z.B. F a c h i n f o r m a t i o n s - D a t e n b a n ken), f ü r die eine proprietäre Suchsprache e n t w i ckelt w u r d e , die v o n e i n e m Parser in die entsprechenden physischen Zugriffsbefehle übersetzt wird. Besonders umfangreiche Datenbestände p r o fitieren v o n der ressourcensparenden Organisatio n prärelationaler Architekturen, die sowohl mit w e n i g Massenspeicherplatz als auch mit geringem Hauptspeicher auskommen.
C 4.2.3
Relationale DatenbankManagement-Systeme
Das Konzept der relationalen D B M S w u r d e bereits 1970 v o n E. F. C o d d (Lit. 02) vorgestellt, zu e i n e m Z e i t p u n k t , als die prärelationalen Systeme sich allmählich zu marktfähigen P r o d u k t e n entwikkelt hatten. W ä h r e n d diese relativ schnell ihre Blütezeit erreichten u n d i h n e n eine h o h e M a r k t d u r c h d r i n g u n g b e s c h i e d e n war, blieb das relationale M o d e l l zunächst weitgehend unbeachtet. C h a r a k teristisch f ü r das relationale Modell ist seine k o n sistente theoretische Basis, die auf der Relationenalgebra beruht. R D B M S haben eine in drei Schichten gegliederte Architektur, die n o c h k o n s e q u e n ter als bei den prärelationalen Systemen f ü r eine vollständige T r e n n u n g zwischen A n w e n d u n g u n d D a t e n v e r w a l t u n g sorgt (Lit. 03).
Externe Ebene
Benutzersicht
411
C 4.2.3.1
Charakteristika der R D B M S
Diese theoretisch f u n d i e r t e Organisation ist in der Praxis meist weniger effizient als die der f r ü h e r e n Systeme, was in Z e i t e n knapper H a r d w a r e - R e s sourcen zunächst f ü r A b l e h n u n g sorgte. Populär w u r d e n die relationalen D B M S erst d u r c h die elegante Anfragesprache S Q L (Structured Q u e r y Language), die im Vergleich zu den Vorgängerkonzepten leicht erlernbar u n d sehr mächtig ist (Lit. 04). S Q L bot erstmals als eine v o n b e s t i m m t e n A n w e n d u n g s k o n t e x t e n völlig u n a b h ä n g i g e Sprache die Möglichkeit, Suchanfragcn ad hoc zu f o r m u l i e r e n . A n w e n d e r waren nicht gezwungen, alle g e w ü n s c h ten Suchanfragemöglichkeiten w ä h r e n d der D a t e n b a n k - E n t w i c k l u n g s p h a s e e n d g ü l t i g festzulegen; statt dessen hatten sie die C h a n c e , das A n w e n dungssystem im G e b r a u c h weiter zu entwickeln u n d auszubauen. Ein Übriges taten die auf d e m relationalen Modell basierenden P C - D a t e n b a n k systeme der Achtziger J a h r e wie z.B. DBase, die zwar als Einzelplatzsysteme zunächst gar nicht die theoretischen A n f o r d e r u n g e n an ein „echtes" D a tenbanksystem erfüllten, aber in kurzer Zeit das relationale Modell populär m a c h t e n u n d f ü r seine weitere Verbreitung auch im G r o ß r e c h n e r b e r e i c h (z.B. S Q L / D S ) sorgten. D i e physische Speicherung der D a t e n bleibt d e m Anwender, aber auch d e m Administrator, bis auf wenige A u s n a h m e n verborgen. Z u diesen A u s n a h m e n g e h ö r e n das Anlegen v o n Indizes, die aber nicht als separate Indexdateien zugänglich w e r d e n , die Festlegung der Verteilung großer D a t e n b e s t ä n de auf m e h r e r e physische Speichereinheiten sowie einige Parametereinstellungen, m i t d e n e n die Eigenschaften der physischen Speichermedien (z.B. Blockgrößen) berücksichtigt w e r d e n k ö n n e n . Ein direkter Z u g r i f f auf die gespeicherten D a t e n ist nicht mit A n w e n d u n g s p r o g r a m m e n üblicher Art möglich. Statt dessen umfasst das relationale M o dell spezielle Sprachen, die jeweils f ü r b e s t i m m t e Z w e c k e eingesetzt w e r d e n : - Data Definition Language ( D D L ) - Data Manipulation Language ( D M L )
Konzeptuelle Ebene
Interne Ebene (physikalisch)
Modell der Daten und ihrer Beziehungen Physische Speicherung, Zugriffspfade
Abb. 2: 3-Ebenen-Architektur zur Trennung zwischen physischer, konzeptueller und Anwendungs-Ebene
- Data C o n t r o l Language ( D C L ) . In der Praxis sind diese Sprachen Bestandteil v o n S Q L . E i n t y p i s c h e s D D L - K o m m a n d o ist z.B. „ C R E A T E TABLE...", der Befehl, mit d e m Tabellen angelegt u n d spezifiziert w e r d e n . Das wichtigste D M L - K o n s t r u k t ist „ S E L E C T spalteninhalt F R O M tabelle W H E R E b e d i n g u n g " . D i e D C L
412
Elke Lang
befasst sich mit der S t e u e r u n g des Arbcitsablaufs w ä h r e n d einer Datenbank-Sitzung, z.B. der Freigabe v o n Zwischenergebnissen d u r c h „ C O M M I T W O R K " . D i e logische Organisation der D a t e n erfolgt in Relationen, also in (mathematischen) M e n gen v o n Entitäten (voneinander unterscheidbare Datenobjekte) u n d ihren Attributen (Eigenschaften) sowie den Beziehungen zwischen ihnen. D i e Ergebnisdarstellung erfolgt in relationalen System e n meist in Tabellenform, daher w e r d e n die Relationen inzwischen oft als „Tabellen" bezeichnet, entsprechend w e r d e n ihre Tupel „Zeilen" u n d die Attribute „Spalten" genannt. D i e Erzeugung, Ä n d e r u n g u n d Suche von Daten erfolgt mit O p e r a t i o n e n der Relationenalgebra, die j e d o c h in d e n g e n a n n t e n Sprachen v e r b o r g e n bleibt u n d nach außen hin als leicht merkbare S Q L - B e f e h l s w ö r t e r erscheint.
Datenbank Zoo
- D i e erste N o r m a l f o r m verlangt eine flache O r ganisation der D a t e n e l e m e n t e , sie d ü r f e n keine innere Struktur wie z.B. A u f z ä h l u n g oder Z u s a m m e n s e t z u n g aus m e h r e r e n Attributen besitzen.
Tabelle Abteilung A#
A-Name
A1 A2 A3
Primaten Aquarium Raubtiere
Tabelle Personal P#
P-Name
Beruf
P1 P2 P3 P4
Meier Müller Schmidt Benri
Pfleger Pfleger Techniker Tierarzt
Tabelle Abteilung - Personal A#
P#
A1 A3 A2 A2 A1 A3
P1 P1 P2 P3 P4 P4
Abb. 3: Relationen der Datenbank Zoo. Durch die Beziehungstabelle Abteilung - Personal kann ebenso wie im Ν etzwerk-Modell dargestellt werden, dass manche Mitarbeiter für mehrere Abteilungen zuständig sind.
C 4.2.3.2
in sich schlüssiger Datcnbank-Schemata unterstützt w e r d e n soll. Ausgangspunkt war die N o t w e n d i g keit, statt der physischen Z u s a m m e n h ä n g e zwischen den D a t e n , die in d e n f r ü h e r e n Systemen prägend waren, ihre logischen Z u s a m m e n h ä n g e zu identifizieren u n d f ü r die M o d e l l i e r u n g zu nutzen. Dabei ist im relationalen M o d e l l das Konzept des Schlüsselattributs entscheidend: eine M e r k m a l s ausprägung oder eine Kombination v o n M e r k m a l s ausprägungen m u s s ein Tupel eindeutig v o n allen anderen Tupeln unterscheidbar m a c h e n (identifizieren), u m d e n Z u g r i f f auf genau dieses Tupel zu e r m ö g l i c h e n . D i e Position eines Tupels in einer physischen Reihenfolge hat damit, wie es d u r c h die E b e n e n t r e n n u n g gefordert wird, keine B e d e u t u n g m e h r . Dies bringt j e d o c h auch einige B e d i n g u n gen mit sich, die an die Struktur der D a t e n gestellt w e r d e n . Diese B e d i n g u n g e n w e r d e n als N o r m a l f o r m e n bezeichnet. Von insgesamt f ü n f N o r m a l f o r m e n sind drei in der Praxis bedeutsam:
Modellierungsverfahren
I m Laufe der Siebziger J a h r e w u r d e das u r s p r ü n g liche relationale Konzept u m einige Modellierungsregeln ergänzt, mit d e n e n die Erstellung korrekter,
- D i e zweite N o r m a l f o r m verlangt, dass alle Attribute eines Tupels in ihren Wertausprägungen vollständig d u r c h das Schlüsselattribut b e s t i m m t w e r d e n u n d nicht etwa eigenständige Schlüsselattribute sind. - D i e dritte N o r m a l f o r m verlangt darüber hinaus, dass es keine i n d i r e k t e n A b h ä n g i g k e i t e n v o m Schlüsselattribut gibt, also Abhängigkeiten, die nicht direkt sichtbar sind, sondern ü b e r eine Verk e t t u n g v o n Abhängigkeiten zwischen m e h r e r e n Attributen einer Relation auftreten. Die Identifikation geeigneter Schlüsselattribute u n d die N o r m a l i s i e r u n g k ö n n e n recht schwierig sein. I m Prinzip k ö n n e n sie n u r f ü r einen b e s t i m m t e n Tupelbestand g e p r ü f t u n d garantiert w e r d e n . Die realistische Situation b e i m D a t e n b a n k e n t w u r f ist j e d o c h , dass n u r einige konkrete Bcispicltupel bekannt sind u n d das H i n z u k o m m e n vieler weiterer mit potenziellen Duplikatwerten vorausschauend berücksichtigt w e r d e n muss. Dies m a c h t d e n D a t e n b a n k e n t w u r f zu einer anspruchsvollen H e r a u s f o r d e r u n g , die tiefes Wissen ü b e r die Semantik des Anwendungsgebiets verlangt. Als weitere Richtschnur bei der M o d e l l i e r u n g sind einige Integritätsregeln zu beachten. Sie sichern z.B.
C 4 Datenbanken und Datenbank-Management-Systeme
ab, dass Attribute nur bestimmte zulässige Werte annehmen dürfen oder sich die Werte nur auf eine bestimmte Art ändern dürfen. Die referentielle Integrität verlangt, dass Wertänderungen bestimmter Attribute zwingend die notwendigen Wertänderungen aller von ihnen abhängigen Attribute nach sich ziehen. In modernen R D B M S können diese Integritätsregeln, soweit sie nicht beim Entwurf angewendet werden, sondern die Dynamik der fertigen Datenbank beeinflussen, als Prozeduren abgespeichert werden, so dass ihre Anwendung automatisiert wird und nicht versäumt oder u m gangen werden kann. Weitgehend konsolidiert seit den Achtziger Jahren ist die Theorie der RDBMS. Ab den späten Achtzigerjahren erreichten sie eine weite Verbreitung auf dem Markt und gelten momentan als Standard. In den letzten zehn Jahren wurden jedoch zunehmend die Grenzen des relationalen Modells spürbar: komplex strukturierte Daten lassen sich wegen der Anforderungen der Ersten Normalform nicht adäquat modellieren, sie werden entweder durch die Normalisierung zerlegt, wobei ihre Z u sammenhänge aufwändig durch Metadaten konserviert werden müssen, oder sie werden unter absichtlicher Verletzung der Ersten Normalform ( N o n First N o r m a l Form) in unstrukturierten D a t e n f e l d e r n (meist als binary large objects, BLOBs, bezeichnet) abgespeichert, w o sie nicht direkt durchsuchbar sind. Daher eignen sich relationale D B M S schlecht für die Speicherung objektorientiert modellierter Daten und hierarchischer Daten, wie sie z.B. typisch für X M L sind. In diesen Bereichen wird durch die erwähnten Hilfskonstruktc (zusätzliche Speicherung der beim Zerlegen verlorenen Zusammenhänge oder physisch zusammenhängende Speicherung ohne Beachtung der inneren Struktur) die vollständige Trennung von physischer und logischer Ebene durchbrochen, und die Mächtigkeit der Sprache SQL wird auf die wenigen konservierten Z u s a m m e n h ä n g e u n d Strukturen reduziert. Heute sind daher im kommerziellen Bereich kaum noch „rein relationale" Systeme anzutreffen. Die leistungsfähigen Systeme sind vielmehr mit zahlreichen Erweiterungen versehen worden, die eine bessere Handhabung der genannten Problemfälle ermöglichen. In der Praxis am weitesten verbreitet sind objektrelationale Systeme, die durch Integration von Konzepten aus der objektorientierten Modellierung die Unzulänglichkeiten des relationalen Modells kompensieren.
413
C 4.2.4
Postrelationale D B M S
In den frühen Neunziger Jahren entwickelten sich, ausgelöst durch die zunehmend in der Praxis spürbaren Unzulänglichkeiten des relationalen Modells, allmählich alternative Konzepte. Z u m einen gab es Bemühungen, das objektorientierte Modell um das Konzept der Persistenz (dauerhafte Speicherung) zu erweitern und so den Konzeptbruch zwischen der objektorientierten Programmierung und der relationalen Datenspeicherung zu vermeiden. Z u m anderen haben sich in vielen Anwendungsbereichen mit komplex strukturierten Daten spezielle Systeme entwickelt, die interessanter Weise wieder eher den scheinbar veralteten prärelationalen Systemen und Dateiverwaltungssystemen gleichen. Diese speziellen, oft domänenspezifischen Systeme zeichnen sich nicht durch ein einheitliches Konzept der Modellierung oder Speicherung aus, sie zeigen jedoch einige Gemeinsamkeiten, die sie kennzeichnen. Objektorientierte Datenbanken, und vor allem die genannten, keinem einheitlichen Konzept zuzuordnenden Datenbanken, werden etwas vage als „Non-Standard-Datenbanken" bezeichnet, da es kein präziseres Charakteristikum gibt, das sie insgesamt beschreiben könnte.
C 4.2.4.1
Objektorientierte Datenbank-Management-Systeme (OODBMS)
Das Schicksal der objektorientierten Datenbanken glcicht ein wenig dem der RDBMS. Ihr theoretisches Konzept ist unbestritten fundiert und optimal an die objektorientierte Programmierung angepasst, jedoch wurde ihnen, lange Zeit mit Recht, geringe Praxistauglichkeit wegen des hohen Ressourcenverbrauchs und der schlechten Zugriffsgeschwindigkeiten nachgesagt. Bislang sind die rein objektorientierten Datenbanken kaum verbreitet, jedoch gibt es inzwischen einige Systeme auf dem Markt, die dieses Prinzip konsequent umsetzen und nicht als relationale Systeme mit objektorientierten Erweiterungen implementiert sind. Die O O D B M S sind aus den objektorientierten Programmiersprachen ( O O P ) heraus entstanden. Pate stand hierbei der Wunsch, die O O P um das Konzept der Persistenz zu erweitern, also eine Möglichkeit zu schaffen, Daten in ihrer objektorientierten Struktur ohne nötige Transformation in ein anderes Modell über die Laufzeit eines bestimmten Prozesses hinaus aufzubewahren und später wieder aus dem externen Speicher holen zu
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können (Lit. 05, Lit. 06). Typische Strukturen im objektorientierten Modell sind hierarchische Konstrukte („Vererbung" bzw. Generalisierung - Spezialisierung) und bestimmte Arten von Beziehungen (Assoziation mit den Untertypen Aggregation und Komposition). Darüber hinaus müssen objektorientierte Datenbanksysteme zusammengesetzte Datentypen wie z.B. Listen handhaben können, die im relationalen Modell während der Normalisierungsschritte aufgelöst werden. Während die Beziehungstypen in ähnlicher Form auch im relationalen Modell vorkommen, führt die Vererbung zu Baum-artigen Datenstrukturen, bei Zulassung von Mehrfachvererbung sogar zu Netzwerk-artigen. Damit zeigt sich eine starke Ähnlichkeit mit der Datenmodellierung der prärelationalen Systeme mit einem entscheidenden Unterschied: das objektorientierte Modell verlangt strikte Kapselung der Daten (Geheimnisprinzip, information hiding). Verzeigerte Zugriffsverfahren, die offen in den Anwendungsprogrammen zugänglich sind und physisch direkten Zugang zu Datenelementen ermöglichen, sind nach dem objektorientierten M o dell nicht zulässig. Statt dessen muss eine Zugriffssprache (z.B. die SQL-ähnliche Sprache O Q L ) den Kontakt zwischen A n w e n d u n g s p r o g r a m m u n d Datenbank ü b e r n e h m e n . Dieses Konstrukt hat nicht nur den Vorteil der strikten Einhaltung des Geheimnisprinzips, sondern es bietet auch ähnlichen Komfort wie die relationale Sprache SQL, mit der es deutliche syntaktische Ubereinstimmungen hat. Die objektorientierten Erweiterungen sind z.B. die Spezifikation von Datentypen für die Ergebnismenge (zur Wiedergewinnung komplexer Datentypen) und die Angabe von Klassenhierarchien innerhalb von Anfragen. Der Nachteil dieses Komforts ist die große Kluft zwischen der logischen und der physischen Datenorganisation. Während die prärelationalen Systeme ihre Effizienz in Zeit- und Speicherbedarf aus der engen Kopplung zwischen Anwendung und physischer Datenablage schöpften, bringt der hohe Abstraktionsgrad bei den O O D B M S starke Transformationsverluste zwischen logischer und physischer Ebene mit sich. Da die ad-hoc-Definition von Suchanfragen auch bei den O O D B M S eine grundlegende Forderung ist, können keine für bestimmte Zugriffswege optimierten physischen Speicherstrukturen implementiert werden. Die praktischen Probleme mit rein objektorientierten Datenbanken haben dazu geführt, dass zur Zeit überwiegend objektrelationale D B M S im kommerziellen Einsatz zu finden sind.
Elke Lang
C 4.2.4.2
Objektrelationale Datenbank-Management-Systeme (ORDBMS)
Wegen der Kinderkrankheiten der rein objektorientierten Systeme und wegen der großen Verbreitung der relationalen DBMS lag es nahe, statt des theoretisch durchgehend konstruierten rein objektorientierten Ansatzes ein hybrides Modell zu entwickeln, das die Beschränkungen des relationalen Modells überwindet, gleichzeitig aber dessen vergleichsweise hohe Alltagstauglichkeit erhält (Lit. 06). In diesem Fall wurde ein Konzept, das die Datenpersistenz garantiert, um objektorientierte Strategien erweitert. Die Ausgangsbasis für derartige Überlegungen sind die durchaus hohen Ähnlichkeiten zwischen den relationalen und den objektorientierten Modellierungskonzepten. Bestimmte Arten von Beziehungen sind in beiden Fällen Grundkonstrukte, auch die Generalisierungs-Spezialisierungs-Beziehungkann im relationalen Modell abgebildet werden. Das Geheimnisprinzip wird auch im relationalen Modell eingehalten, insofern entsprechen Entität und Objekt sowie Entitätentyp und Klasse sich direkt. Deutliche Unterschiede, die bei der objektorientierten Erweiterung des relationalen Modells überwunden werden mussten, sind beim objektorientierten Konstrukt der Methoden und bei der Handhabung strukturierter Daten (z.B. Listen und Vektoren) zu finden. Der dynamische Aspekt, der beim objektorientierten Modell durch die (jeweils bestimmten Klassen bzw. ihren Objekten zugeschriebenen) M e t h o d e n verkörpert wird, ist im relationalen Modell eher inkonsequent und schwach an mehreren Stellen realisiert. Standardverfahren wie Summ e n - oder Durchschnittsbildung sind im Sprachumfang von SQL enthalten. Weitere Funktionen könnenje nach SQL-Dialekt in gespeicherten Prozeduren realisiert werden; soweit dies nicht ausreicht, müssen Bearbeitungsschritte in einem aufrufenden Anwendungsprogramm erfolgen. Spracherweiterungen zur Verbesserung des relationalen Modells waren vor allem in diesen Problembereichen nötig. Entsprechend zeichnen sich leistungsfähige objektrelationale Modelle besonders durch die Fähigkeit zur H a n d h a b u n g komplex strukturierter Daten aus. Dies bedeutet eine erhebliche Reduzierung des Arbeitsaufwandes bei der Modellierung. Während objektorientierte Programmierung und N u t z u n g eines rein relationalen DBMS einen erhöhten Aufwand für die Analyse und Entwicklung in zwei verschiedenen Denk-
C 4 Datenbanken und Datenbank-Management-Systeme
weisen und die Anwendung oft komplizierter und fehlerträchtiger Abbildungsstrategien bedeutet, ist die Entwicklungsarbeit im Kontext von O O P und ORDBMS wesentlich homogener und geradliniger. C 4.2.4.3
Non-Standard-DBMS für bestimmte Anwendungsgebiete
Der Sammelbegriff für diese Kategorie lässt bereits ahnen, dass eine kurze und vollständige Beschreibung nicht möglich ist. Allgemeine Kennzeichen dieser Datenbanken sind komplex strukturierte Daten mit engen Beziehungen untereinander, oft auch Daten, die keine einheitliche Struktur zeigen (semistrukturierte Daten), mitunter auch Daten mit besonderen dynamischen Eigenschaften. Als Beispiele seien Multimediale Datenbanken, temporale Datenbanken, XML-Datenbanken, Geographische Informationssysteme und molekularbiologische Datenbanken genannt. Diese besonderen Arten von Datenbanken weisen Eigenschaften und Anforderungen auf die in wichtigen Aspekten nicht von gängigen anwendungsunabhängigen DBMS erfüllt werden können. Das Dilemma der speziellen Anwendungen ist gerade dieser enge Anwendungsbezug: für einzelne der im Folgenden aufgeführten Problemtypen sind bereits hervorragende dedizierte Lösungen entwickelt worden, die jedoch nur in einem engen Kontext eingesetzt werden können und nicht auf einen anderen übertragbar sind. Beispiele für diese besonderen Anforderungen und Kontexte sind: - Multimodale Daten. Bild-, Bewegtbild- und Audiodaten haben jeweils unterschiedliche Speicherformate. In Datenbanken müssen oft die Zusammenhänge zwischen diesen Daten (z.B. zeitliche Synchronisation zwischen Bild und Ton) konserviert werden, außerdem ist eine Suchmöglichkeit anhand inhaltlicher Kriterien erstrebenswert. Die explizite Repräsentation von Zusammenhängen und die Ableitung geeigneter Metadaten zur problemorientierten Suche sind Herausforderungen an die Konstruktion multimedialer Datenbanken. - Temporale (zeitbezogene) Daten. Viele Anwendungen erfordern das Archivieren von Zustandsbildern verschiedener Referenzzeitpunkte, seien es Quartalsberichte für bestimmte Geschäftskennzahlen oder die Messwerte und Dia-
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gnosen einer Patientcngcschichtc. Auch sehr kleinteilige Zeitreihen wie z.B. moleküldynamische Simulationen mit Zeitabständen von wenigen Femtosekunden fallen in diesen Bereich. Die gespeicherten Daten müssen immer in Bezug auf ihren Entstehungszeitpunkt, eventuell auch auf ihren Erfassungszeitpunkt, gesehen werden und besitzen dadurch eine logische Reihenfolge, die durch entsprechende Schlüsselwerte (aus Zeitmarken generiert) gesichert und bei der Verarbeitung rekonstruiert werden muss. - X M L - D o k u m e n t e . Die innere Struktur von XML-Dokumenten erlaubt ihre Vergleichbarkeit und einheitliche Bearbeitung. Diese Vorteile sollen auch bei der Ablage von XML-Dokumenten in Datenbanken erhalten bleiben. Für die Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe haben sich inzwischen mehrere Lösungsansätze etabliert, die entweder geeignete Erweiterungen bzw. Abbildungsverfahren aufweisen, wie z.B. XML-Erweiterungen für das relationale Modell, oder proprietäre Lösungen, die besondere Zugriffs- und Verarbeitungsroutinen umfassen. Beiden Lösungswegen gemeinsam ist, dass sie aus Benutzersicht komfortable Suchmöglichkeiten bieten, die in ihrer Syntax meist an bekannte Sprachen angelehnt sind, z.B. XQL. - Graphen. Bei einigen Anwendungen zeichnen sich die Daten durch eine Graphstruktur aus. Sie haben Adjazenzbeziehungen (Vorgänger, Nachfolger, Nachbarn) und bestimmte Eigenschaften der Graphknoten, z.B. räumliche Koordinaten. Sofern es sich um räumliche Gebilde handelt, muss außerdem zwischen den Beziehungen auf 2D-Graph-Ebene (Entfernungsangabe als Anzahl der zwischen zwei Knoten liegenden Knoten und Kanten) und auf 3D-Ebene (Entfernungsangabe als Differenz zwischen den Werten der Koordinatentripel) unterschieden werden. Je nach Anwendung sind bestimmte Referenz-Koordinatensysteme (z.B. geographische Referenzpunkte als Bezugspunkte oder inneres Koordinatensystem eines Moleküls basierend auf seinen Schwerpunkt-Koordinaten) zu berücksichtigen. Die Algorithmen zur Bearbeitung von Graphen sind vielfältig und aufwändig. Schon allein für den Ähnlichkeitsvergleich zwischen Graphen oder für die Suche des größten gemeinsamen Teilgraphen oder des Enthaltenseins eines vorgegebenen Graphen in einem anderen sind jeweils zahlreiche Algorithmen bekannt, die bei bestimmten Grapheigenschaften sehr effizi-
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Elke Lang
cnt sind, bei anderen j e d o c h einen h o h e n R c chenzeitbedarf haben. Derartige Datenbanksysteme w e r d e n daher auch heute noch weitgehend als Dateiverwaltungssysteme mit sehr speziellen Verwaltungsprogrammen erstellt. Diese erfüllen fast nie alle t h e o r e t i s c h e n A n f o r d e r u n g e n an D B M S hinsichtlich der T r e n n u n g v o n physischer, logischer u n d Konzeptebene, daher k ö n n e n a u c h sie i m s t r e n g e n S i n n e o f t nicht als D B M S bezeichnet w e r d e n .
b e s t i m m t e D a t e n zu finden waren. H e u t e dagegen erfordert die verteilte Speicherung u n d Verwaltung v o n Datenbeständen leistungsfähige M e c h a n i s m e n , die das Z u s a m m e n w i r k e n m e h r oder weniger aut o n o m e r lokaler Datenbestände ermöglichen. Die V e r m e i d u n g oder Kontrolle v o n R e d u n d a n z , die Koordination teilweise ü b e r e i n s t i m m e n d e r Inhalte u n d die Möglichkeit der g e m e i n s a m e n gleichzeitigen B e a r b e i t u n g b e s t i m m t e r O b j e k t e sind komplexe A n f o r d e r u n g e n auf diesem Gebiet (Lit. 07).
C 4.3
Einbettung von D B M S in InformationssystemArchitekturen
Abgesehen v o n d e n s e m a n t i s c h e n Aspekten der Datenorganisation gibt es n o c h besondere technische Aspekte, die in der letzten D e k a d e an B e d e u t u n g u n d A n s p r ü c h e n stark z u g e n o m m e n haben. K a u m ein Datenbanksystem wird noch als ein sich geschlossenes System betrieben, statt dessen sind d i e S t a n d a r d i s i e r u n g v o n S c h n i t t s t e l l e n (z.B. O D B C , O p e n Database Connectivity) zu weiteren Softwaresystemen u n d der Integrationsstrategien in C l i e n t - S e r v e r - S y s t e m e i m m e r wichtiger g e w o r d e n (z.B. C O R B A , C o m m o n O b j e c t R e quest Broker Architecture). Schon i m m e r war es der Anspruch an ein vollwertiges D B M S , verteilte Z u g r i f f e (lesend u n d schreib e n d ) d u r c h b e s o n d e r e S c h u t z m e c h a n i s m e n zu ermöglichen. Inzwischen ist auch die Verteilung in der a n d e r e n R i c h t u n g , der Z u g r i f f auf verteilte Datenbestände, zu einer wichtigen A n f o r d e r u n g g e w o r d e n . A u c h die E n t w i c k l u n g von d e n statischen H T M L - S e i t e n der mittleren Neunziger Jahre hin zu b e n u t z e r f r e u n d l i c h e n , dynamisch generierten Oberflächen f ü r Web-basierte Datenbanken war eine technische H e r a u s f o r d e r u n g , deren erfolgreiche Bewältigung das D a t e n b a n k - A n g e b o t in sein e n finanziellen u n d logistischen Aspekten tiefgreif e n d verändert hat. Beide N e u e r u n g e n w u r d e n d u r c h w e s e n t l i c h e E n t w i c k l u n g e n in der I n f o r m a t i k , vor allem im Bereich der Datenbanksysteme, der M e n s c h - M a schine-Schnittstellen u n d der Datenübertragung, ermöglicht. D i e Verteilung v o n D a t e n b e s t ä n d e n w u r d e s c h o n allein aus Mangel an Speicherplatz seit J a h r z e h n t e n praktiziert. Lange Z e i t w a r die Voraussetzung d a f ü r j e d o c h eine eindeutige Trenn u n g zwischen den einzelnen Datenbeständen, die jederzeit eine einfache E n t s c h e i d u n g d a r ü b e r ermöglichte, w o n e u e D a t e n zu speichern oder w o
Eine rasante Verbreitung h a b e n Web-basierte D a tenbanken in d e n letzten zehn J a h r e n erlebt (Lit. 08). M i t der Möglichkeit des World Wide Web, mittels eines Web-Browsers d e n graphisch basierten interaktiven Z u g r i f f v o n e n t f e r n t e n Standorten aus auf H T M L - S e i t e n zu ermöglichen, bot sich auch der einfache u n d plattformunabhängige Z u griff auf D a t e n b a n k e n an. Die technische Voraussetzung d a f ü r war die S c h a f f u n g v o n Skriptsprachen, deren Befehle in H T M L - S e i t e n eingebettet w e r d e n k ö n n e n u n d die dynamisch (abhängig v o n Ereignissen, die erst zur Laufzeit eintreten) H T M L C o d e generieren k ö n n e n . D a d u r c h war es m ö g lich, v o n H T M L - S e i t e n aus interaktive Eingaben f ü r Suchanfragen zu generieren, diese an den D a tenbank-Server zu schicken u n d das Suchergebnis w i e d e r u m auf einer dynamisch generierten H T M L - S e i t e zu präsentieren. Weiterhin m u s s ein A n w e n d u n g s - S e r v e r (application server) als Vermittler (middleware) f u n g i e r e n , u m d e n D a t e n bank-Server mit Eingaben zu b e d i e n e n ( U m s e t z u n g in die Datenbank-Sprache) u n d dessen Ergebnisse aufzubereiten. D i e erforderlichen K o m p o n e n t e n , W e b s e r v e r , S k r i p t s p r a c h e u n d als ( R ) D B M S ein Datenbank-Server, sind auch kostenlos verfügbar, z.B. in der verbreiteten L A M P (Linux, Apache, M y S Q L , P H P ) - K o n f i g u r a t i o n . Die Verfügbarkeit der Web-basierten Techniken ließ daher eine Fülle v o n D a t e n b a n k - A n g e b o t e n e n t stehen. Vor allem im wissenschaftlichen Bereich ist diese F o r m der D a t e n b a n k - A n g e b o t e , das so genannte „Deep Web" („tiefgehend", da dessen I n halte nicht von Suchmaschinen erfasst w e r d e n k ö n n e n ) , bereits sehr u m f a n g r e i c h . D i e fast i m m e r kostenlosen Angebote stellen in m a n c h e n Bereichen eine ernst zu n e h m e n d e Konkurrenz für k o m merzielle Anbieter dar, d e n n nicht wenige dieser Angebote sind qualitativ h o c h w e r t i g u n d sichern d u r c h R a h m e n v e r e i n b a r u n g e n z.B. mit Zeitschrift e n v e r l a g e n o d e r F o r s c h u n g s e i n r i c h t u n g e n die Vollständigkeit ihres Inhalts ab.
C 4 Datenbanken und Datenbank-Management-Systeme
C 4.4
Resümee und Ausblick
D i e letzten J a h r e haben eine vielfältige, dabei auch stark divergierende E n t w i c k l u n g auf d e m Gebiet der D a t e n b a n k - M a n a g e m e n t - S y s t e m e gezeigt. In der Tradition derjenigen D B M S , die eine konsistente T h e o r i e verkörpern, stehen die objektrelationalen u n d die objektorientierten D B M S . Sie sind völlig u n a b h ä n g i g v o n b e s t i m m t e n A n w e n d u n g s gebieten; der A n w e n d u n g s b e z u g entsteht erst durch Entwurf u n d Implementierung von Datenbanken f ü r b e s t i m m t e Anwendungsgebiete. D e r Nachteil derartiger D B M S sind ihre U n z u l ä n g l i c h k e i t e n gegenüber d e n A n f o r d e r u n g e n zahlreicher spezieller Gebiete. Die Komplexität u n d die b e s o n d e r e n A n f o r d e r u n gen einiger Anwendungsgebiete, die sich seit d e n Achtziger Jahren rasant entwickelt haben, lassen seit einiger Zeit v e r m e h r t dedizierte D B M S entstehen, die n u r in e i n e m b e s t i m m t e n A n w e n d u n g s k o n t e x t einsetzbar sind u n d genau auf diesen zugeschnitten w u r d e n . D a d u r c h ist inzwischen eine Vielfalt v o n proprietären Systemen entstanden, die jeweils n u r ein sehr schmales A n f o r d e r u n g s s e g m e n t bedienen. D e m Vorteil, optimal auf b e s t i m m t e Bedürfnisse zugeschnitten zu sein, stehen bei diesen D B M S die Nachteile eines sehr engen Marktes u n d oft mangelnde Transparenz der I m p l e m e n t i e r u n g s details entgegen. Sehr n e u sind die Charakteristika der gegenwärtigen Situation nicht. Trotz der inzwischen über 40jährigen Bestrebungen, umfassende, a n w e n d u n g s unabhängige u n d leistungsfähige D B M S zu k o n struieren, gab es zu allen Z e i t e n erfolgreiche D a tenbanken, die nicht auf einer dieser Standard-Architekturen aufsetzten - nicht n u r als Legacy-Anw e n d u n g e n , s o n d e r n auch als bewusst v o n G r u n d auf n e u mit e i n e m speziell entwickelten D B M S ausgestattete Systeme. Vertreter beider Prinzipien sind in der Vergangenheit o f t g e g e n e i n a n d e r zu Felde gezogen. Es erscheint i m m e r fraglicher, ob Eifer an dieser Stelle am besten eingesetzt ist. Z u r Z e i t scheint eher eine mehrgleisige E n t w i c k l u n g w a h r s c h e i n l i c h : das u m f a n g r e i c h e A n g e b o t an m e h r oder weniger anwendungsunabhängigen D B M S kann j e nach Preis u n d Leistungsumfang
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inzwischen die M e h r z a h l v o n A n f o r d e r u n g e n bedienen. D a m i t ist es f ü r die meisten A n f o r d e r u n gen möglich, mit Standardmitteln leistungsfähige D a t e n b a n k e n zu bauen. D a r ü b e r hinaus gehender Bedarf m u s s d u r c h speziellere Werkzeuge gedeckt w e r d e n , w o b e i es f ü r einige häufiger v o r k o m m e n de Fragestellungen inzwischen bereits fertige k o n textspezifische Systeme gibt. D i e Z u k u n f t wird sicher ein paar Ü b e r r a s c h u n g e n bereit halten - sei es, dass der schon lange beschworene u n d bislang n u r im Labormaßstab i m p l e m e n tierte Assoziativspeicher auf der H a r d w a r e - S e i t e einige altbekannte Speicherzugriffsprobleme löst, sei es, dass n e u e M e c h a n i s m e n den ebenfalls schon lange prognostizierten D u r c h b r u c h v o n Wissensb a n k e n ermöglichen. G a n z sicher aber wird es sow o h l eine organische Weiterentwicklung u n d Konsolidierung der heutigen S t a n d a r d - D B M S geben, als auch zahlreiche u n d vielfältige E n t w i c k l u n g e n auf d e m Gebiet der N o n - S t a n d a r d - D a t e n b a n k e n .
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C 5
Hypertext Rainer H a m m w ö h n e r
C 5.1
Einleitung
Seit d e m ersten internationalen Workshop über Hypertextsysteme 1987 in Chapel Hill hat das Hypertext-Gebiet eine außerordentlich dynamische Entwicklung erfahren. Hypertext-Komponenten sind in eine Vielzahl von Informationssystemen und Benutzungsoberflächen integriert, ohne dass sie - wie z.B. bei Dateisystemen - noch als solche w a h r g e n o m m e n w ü r d e n . Das World Wide Web (WWW) hat sich als weltumspannendes M e d i u m etabliert, dessen konsistente Weiterentwicklung durch stets erweiterte Standards von einer eigenen Organisation, dem W W W - C o n s o r t i u m (Lit. 50) gesteuert wird. Elektronische Bücher kann man auf C D - R O M in fast jeder mittelgroßen Buchhandlung kaufen. Große Firmen setzen auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter durch virtuelle, oft hypertext-basierte Lehre, f ü r die w i e d e r u m eigene Standards - z.B. das Shareable Content Object Reference Model (Scorm) (Lit. 48) - entwickelt werden. Dieser weite Einsatzbereich bringt allerdings auch ein erhebliches methodisches Problem mit sich. Hinter den disparaten Anforderungen der jeweiligen Einsatzgebiete droht eine zusammenhängende Theorie von Hypertext zu verschwinden. O b eine solche überhaupt zu formulieren ist, ist ohnehin fraglich. Schon eine umfassende Theorie von Text konnte bisher nicht oder nur auf sehr abstraktem Niveau formuliert werden. Die im Z u s a m menhang mit dem Aufbau und der N u t z u n g von Hypertexten und Hypertextsystemen auftretenden Fragestellungen sind vielfach interdisziplinärer Natur, die z.T. auch einzelwissenschaftlich mit etwas verengter Perspektive untersucht werden. Die Informatik sieht in Hypertext eine Spezialform multimedialer Systeme, die besonders unter dem Gesichtspunkt der Datenverwaltung, bestehender Kommunikationsstandards und Software-Architekturen zu untersuchen sind (Lit. 32). Lerntheorien aus Pädagogik u n d Psychologie sind die Grundlage f ü r den Aufbau und die N u t z u n g von Lchrhypcrtcxtcn (Lit. 41). Hypcrfiction - hypermediale Belletristik - profitiert von und speist sich aus den Strömungen der gegenwärtigen Literaturtheorie (Lit. 29).
Hier soll Hypertext vor allem unter informationswissenschaftlichen Fragestellungen behandelt werden. Einer kurzen definitorischen Eingrenzung des Gegenstands folgen texttheoretische Überlegungen z u m Hypertext. Sodann wird auf die Informationssuche in Hypertexten und die Gestaltung von Hypertexten eingegangen.
C 5.2
Was ist Hypertext?
Hypertext ist ein in isolierte Blöcke - Knoten, Units, Objekte, informationelle Einheiten - fragmentierter Text. Diese Einheiten werden durch textinterne Verweise, textuelle Deixis, untereinander verbunden. Aufgrund dieser Verweise stellt der Leser, ausgehend von einem vorgegebenen oder individuell ausgewählten Startknoten, eine Lesesequenz (Ergebnis einer Navigation oder eines Browsing) zusammen, die seinen persönlichen Rezeptionsgewohnheiten und seinem Informationsbedarf entsprechen. Eine vorgegebene lineare Lesefolge wie bei einem Buch ist allenfalls als zusätzliches Strukturierungsangebot vorhanden. Diese weitergehenden Anforderungen an die I Iandhabung bedingen, dass Hypertexte im Gegensatz zu konventionellen Texten elektronisch repräsentiert sein müssen und nur vermittels eines Computers oder e-books o.ä. unter Einsatz einer speziellen Software, eines Hypertextsystems gelesen und geschrieben werden können. Die Auswahl der Verknüpfungen, die im Text besonders gekennzeichnet sind, erfolgt dann durch direkte Manipulation der als Verknüpf u n g (Link) gekennzeichneten Objekte. Die elektronische Repräsentation in Verbindung mit mächtigen Interaktionswerkzeugen lässt im Hypertext die Grenzen zwischen den Medien verschwinden. O h n e weiteres können in Hypertexte weitere statische Medien wie Fotografien, Zeichnungen etc. integriert werden. Aber auch dynamische Medien, wie Film und Audio, können in den Hypertext eingebunden werden. Soll der Aspekt der Mediendiversifikation betont werden, wird häufig auch von Hypermedia gesprochen, während man eher von Hypertext spricht, w e n n man sich auf die Vernetzungsstruktur, eben auf textuelle Aspekte bezieht.
420
Durch die mittlerweile weltweite Vernetzung von Computern innerhalb des Internets ist eine Verteilung des Hypertexts über eine Vielzahl von Rechnern möglich. Hier stellt sich die Frage, ob die Gesamtheit der im Netz verfügbaren HypertextEinheiten als ein Hypertext aufzufassen ist, oder ob hier ein Netzwerk von in sich komplex strukturierten Hypertexten vorliegt. Aber das ist wohl eher eine akademische Frage. Eine Typologie von Texten stellt Aarseth (Lit. 01) vor. Dabei können Texte - Hypertexte stellen hier einen Spezialfall dar - nach folgenden Kriterien unterschieden werden: - Topologie: Welche Struktur ordnet die Menge der Text-Einheiten? Ist sie linear - dies ist der Sonderfall des konventionellen Texts - hierarchisch oder netzwerkartig? - Dynamik: Hier wird unterschieden, ob Verknüpfungen oder Inhalte des Textes statisch vorgegeben sind oder an die Rezeptionssituation angepasst sein können. Dies kann etwa durch eine regelmäßige Aktualisierung von Inhalten geschehen oder durch die Auswahl von Verknüpfungen oder Inhalten aufgrund von Benutzerprofilen. - Determinierbarkeit: Ist die Traversierungsfunktion deterministisch in dem Sinn, dass Abfolgebeziehungen unveränderlich bleiben? - Ablauf: Ist der Ablauf der Präsentation zeitgesteuert wie bei einer zeitsynchronisierten Multimedia-Präsentation, oder ist eine Aktion des Lesers erforderlich? - Steuerbarkeit: Welche Traversierungsfunktionen stehen für die Lektüre des Hypertexts zur Verfügung, wie z.B. „Verknüpfung folgen" oder „Rücksprung zum Startknoten"? Ergänzen ließe sich diese Typologie um Kriterien, welche die Medialität der Hypertexteinheiten (Text, Bild, Video,...) und die Interaktionsmodalität (deiktisch, gesprochensprachlich, ...) erfassen. Wichtig ist auch die Unterscheidung zwischen Hyperdokumenten, die sich vom Leser, etwa durch Annotationen oder eigene Verknüpfungen, modifizieren lassen, und solchen, die für ihn unveränderlich sind. Die Sichtbarkeit dieser Änderungen wiederum kann sich auf den privaten Bereich beschränken oder auch andere Leser einschließen.
Rainer Hammwöhner
C 5.3
Wie hat sich Hypertext entwickelt?
Als „Ubervätcr" aller Hypcrtcxtsystcme gelten heute Memex undXanadu, zwei Systeme, die überhaupt nicht oder nie vollständig realisiert wurden. Memex wurde 1945 von Vannevar Bush (Lit. 36), damals Berater des amerikanischen Präsidenten, konzipiert, um dem Fachexperten oder Informationsspezialisten Mittel zur Bewältigung der auf ihn einströmenden Informationsmengen an die Hand zu geben. Memex organisierte Textmengen durch Netzwerke von Trails, welche analog zu den Assoziationsnetzen der menschlichen Kognition konzipiert waren. Während die theoretische Vision des Systems sich als zukunftsweisend herausstellte, setzte die praktische Konzeption - entsprechend dem damaligen Stand der Technologie als elcktromcchanisches auf Mikrofilm beruhendes System - auf eine technische Sackgasse. Das theoretische Konzept von Memex als privatem „Kognitionsverstärker" kann aber noch heute als Grundlage von individuellen Lernsystemen und Ideenstrukturierungstools etc. angesehen werden. Ted Nelson griff Bushs Ideen auf und prägte für die entstehenden netzwerkartigen Textstrukturen den Namen Hypertext. Nelson setzte im Gegensatz zu Bush nicht nur auf die kognitive sondern auch auf die kommunikative Funktion von Text. Sein Xanadu (Lit. 33) war schon frühzeitig als weltweit vernetztes Kommunikations- und Archivierungssystem geplant. Lösungen für viele Detailprobleme, wie z.B. die Adressierungsschemata und die Gewährleistung des Copyrights für beliebig kleine Medienfragmente, waren gefunden, zumindest theoretisch. Dieser extreme Perfektionismus verzögertejedoch die RealisierungvonXanadu so weit, bis es durch den Siegeszug eines anderen, einfacheren Systems, des WWW, obsolet geworden war. Als sehr einflussreich erwies sich auch die Entwicklung des Augment-Systems, das eng mit dem Namen Doug Englebart verbunden ist (Lit. 11). Z u m einen wurden hier viele Techniken der computerbasierten Textverarbeitung im Speziellen und der Mensch-Maschine-Interaktion im Allgemeinen entwickelt - Fenstertechnik, Computermouse. Z u m anderen wurde hier das Konzept einer textorientierten computerbasierten Zusammenarbeit in Teams formuliert, wie es sich heute im System des Computer Supported Cooperative Work (CSCW) wiederfindet.
C 5 Hypertext
D i e s e I d e e n w u r d e n bis 1987 in k l e i n e r e n F o r s c h u n g s g r u p p e n w e i t e r entwickelt u n d als jeweils proprietäre Hypertextsysteme implementiert. Besonders einflussreich u n d erfolgreich w a r die G r u p pe u m A n d r i e s van D a m an der B r o w n University, aus d e r e n Arbeit die H y p e r t e x t - S y s t e m e Fress u n d Intermedia (Lit. 51) h e r v o r g i n g e n , u n d die G r u p p e u m Halasz a m X e r o x Pare m i t i h r e m N o t e C a r d s System. D i e s e S y s t e m e u n d ihre N a c h f o l g e r i m p l e m e n t i e r t e n viele r i c h t u n g s w e i s e n d e K o n z e p t e f ü r H y p e r t e x t - A n w e n d u n g e n , die bis h e u t e d e n P u b l i k u m s m a r k t des W W W n o c h n i c h t e r r e i c h t h a b e n . Beispielgebend u n d die T h e o r i e f u n d i e r e n d w a r e n a u c h die e m p i r i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n i m U m f e l d der Weiterentwicklung von NoteCards (Lit. 20). D e r internationale W o r k s h o p ü b e r H y p e r t e x t 1987 in C h a p e l Hill m i t seiner f ü r alle Beteiligten ü b e r r a s c h e n d e n internationalen R e s o n a n z gab d e m Forschungsfeld einen erheblichen Impuls. Fors c h e r g r u p p e n e n t s t a n d e n a u c h a u ß e r h a l b der U S A . N e n n e n s w e r t e F o r s c h u n g w u r d e i m Bereich der Strukturierung von Hypermedia-Dokumenten, b e n u t z e r f r e u n d l i c h e n I n t e r a k t i o n s f o r m e n , der I n tegration m i t wissensbasierten S y s t e m e n u n d zahlreichen anderen Problemfeldern betrieben. Mit HyperCard ( f ü r M a c i n t o s h ) u n d G u i d e ( f ü r P C / W i n d o w s ) w u r d e n erste S y s t e m e entwickelt, die eine breite A n w e n d e r s c h a f t a u c h im P u b l i k u m s m a r k t erzielten. Die N o t w e n d i g k e i t eines netzbasierten Z u g r i f f s auf H y p e r t e x t e u n d das Potential des I n t e r n e t w u r d e n d a m a l s aber e r h e b l i c h u n t e r s c h ä t z t . Als Resultat dieser F e h l e i n s c h ä t z u n g w u r d e das W W W ab 1992 a u ß e r h a l b der H y p e r t e x t - F o r s c h e r g e m e i n d e e n t wickelt. Wegen des u n g e h e u r e n Erfolges des W W W k a m es d a n n in Folge z u einer gewissen A u s t r o c k n u n g der ursprünglichen Forschungsszene, w o d u r c h viele der potenziell f ü r das W W W f r u c h t b a r e n F o r s c h u n g s e r g e b n i s s e nicht rezipiert w u r d e n .
C 5.4
Texttheoretische Grundlagen
H y p e r t e x t ist, z u m i n d e s t aus der Sicht einer allgem e i n e r e n S e m i o t i k , e i n e S p e z i a l f o r m v o n Text. D e n n o c h b e s t e h e n zu k o n v e n t i o n e l l e m , f ü r die lineare Lektüre v o r g e s e h e n e m g e d r u c k t e n Text h i n längliche U n t e r s c h i e d e in d e r S t r u k t u r u n d d e r Rezeptionssituation, so dass es sinnvoll erscheint, nach E r f o l g s b e d i n g u n g e n f ü r eine hypertextbasierte K o m m u n i k a t i o n zu fragen. T h e o r i e n k ö n n e n aus
421
Textlinguistik u n d Literaturwissenschaft e n t l e h n t w e r d e n (Lit. 23). D i e Textlinguistik liefert m i t i h r e n Textualitätskriterien (Lit. 09), w e l c h e w e n i g e r eine D e f i n i t i o n v o n Text als e i n e n K a n o n v o n V o r a u s s e t z u n g e n f ü r d e n E r f o l g textueller K o m m u n i k a t i o n darstellen, e i n e n ersten Anhalt. W i r w o l l e n diese hier kurz, jeweils n u r u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t spezifischer Interpretation f ü r H y p e r t e x t e a n s p r e c h e n . E i n Text ist n u r d a n n ein sinnvolles K o m m u n i k a t , w e n n er als z u s a m m e n h ä n g e n d e Z e i c h e n f o l g e w a h r g e n o m m e n w e r d e n kann. Sprachlich wird dieser Z u s a m m e n h a n g d u r c h syntaktische, s e m a n t i s c h e u n d p r a g m a t i s c h e M i t t e l hergestellt. D i e Textsyntax stellt m i t P r o f o r m e n , Deixis u n d W o r t wiederholungen, Rekurrenz, Mittel zur Herstell u n g der Kohäsion v o n Texten z u r V e r f ü g u n g . M i t A u s n a h m e der R e k u r r e n z sind diese Mittel in H y pertexten n u r innerhalb v o n H y p e r t e x t k n o t e n tauglich, da a n s o n s t e n der B e z u g s p u n k t fehlt. A u f der m a k r o s k o p i s c h e n E b e n e w i r d Kohäsion in H y p e r t e x t e n d u r c h die V e r k n ü p f u n g e n hergestellt, die e i n z e l n e n H y p e r t e x t - K n o t e n m ü s s e n kohäsiv geschlossen, d.h. o h n e A u ß e n b e z u g sein (Lit. 26, S. 34). A u f der s e m a n t o - p r a g m a t i s c h e n E b e n e w i r d Kohärenz d u r c h k o n s i s t e n t e R e f e r e n z (referenzielle K o h ä r e n z ) auf ein eingegrenztes I n v e n t a r v o n O b j e k t e n u n d d u r c h eine w i d e r s p r u c h f r e i e M e n g e v o n Aussagen (propositionale K o h ä r e n z ) im S i n n e ein e r d u r c h g ä n g i g e n K o m m u n i k a t i o n s a b s i c h t erzeugt (illokutionäre K o h ä r e n z ) . K o h ä r e n z in dies e m S i n n e ist allenfalls v o n H y p e r t e x t e n geringer G r ö ß e z u e r w a r t e n , die v o n e i n e m A u t o r o d e r v o n einem Autorenkollektiv mit einer gemeinsamen Absicht konzipiert u n d geschrieben w u r d e n . G r o ß e H y p e r t e x t e , w i e i m E x t r e m f a l l das W W ^ verfolgen keine ü b e r g r e i f e n d e Absicht u n d k ö n n e n auch inkonsistente Aussagen enthalten. Die von e i n e m Leser gelesene Abfolge v o n H y p e r t e x t - E i n h e i t e n sollte j e d o c h stets als k o h ä r e n t interpretierbar sein. H i l f r e i c h ist in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g eine A u s z e i c h n u n g der S e m a n t i k v o n V e r k n ü p f u n gen, u m so die inhaltliche B e z i e h u n g der v e r b u n d e n e n H y p e r t e x t - K n o t e n zu v e r d e u t l i c h e n . A u c h dies ist eine Funktionalität, die bis h e u t e k a u m in W W W - U m g e b u n g e n realisiert ist. Intentionalität, also das Vorliegen einer d u r c h g ä n g i g e n Ä u ß e r u n g s a b s i c h t , ist, wie o b e n s c h o n angem e r k t , v o n g r o ß e n H y p e r t e x t e n n i c h t zu e r w a r t e n ,
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w c n n g l c i c h m a n c h c A u t o r e n d e m W W W s c h o n die G r u n d s t u f e n einer „ S c h w a r m i n t e l l i g e n z " z u m e s sen (Lit. 30, S. 169 ff). Es g e h ö r t j e d o c h zu d e n Stärken v o n H y p e r t e x t , die L e s e r i n t e n t i o n e n gegenüber den postulierten Autorenintentionen höh e r z u g e w i c h t e n , als dies in k o n v e n t i o n e l l e n Text e n m ö g l i c h ist. Es g e w i n n e n deshalb die Kriterien d e r Akzeptabilität, Informativität u n d Situationalität an B e d e u t u n g , die in e i n e m w e i t g e h e n d e n Z u s a m m e n h a n g s t e h e n . Sie k ö n n e n erfüllt w e r d e n , w e n n d e r H y p e r t e x t allgemeine K o m m u n i k a t i o n s m a x i m e n erfüllt, w i e sie v o n G r i c e f o r m u l i e r t w u r d e n (Lit. 17). D i e Quantitätsmaxime betrifft die I n f o r m a t i o n s m e n ge, die genau d e m Bedarf des Lesers e n t s p r e c h e n soll. Dies betrifft z u n ä c h s t d e n Textinhalt. H i e r biet e n H y p e r t e x t e Vorteile, weil sie d e m Leser die M ö g l i c h k e i t des selektiven Lesens e r ö f f n e n . D y n a m i s c h e H y p e r t e x t e k ö n n e n diesen E f f e k t d u r c h situationsspezifische Informationsauswahl, etwa d u r c h B e n u t z e r m o d e l l e , sowie d u r c h die a u t o m a tische B e r ü c k s i c h t i g u n g aktueller I n f o r m a t i o n v e r stärken (Lit. 25). Z u r P r i m ä r i n f o r m a t i o n tritt b e i m H y p e r t e x t n o c h die e r f o r d e r l i c h e M e t a i n f o r m a t i o n , die d e m Leser erlaubt, das bisher erreichte u n d die v e r b l e i b e n d e n H a n d l u n g s o p t i o n e n e i n z u s c h ä t zen. D i e I n f o r m a t i o n s m e n g e m u s s z u d e m an die aktualen R e z e p t i o n s b e d i n g u n g e n angepasst w e r den. Dazu gehören auch ergonomische Parameter (s.u.). D i e Q u a l i t ä t s m a x i m e f o r d e r t die Verlässlichkeit der a n g e b o t e n e n I n f o r m a t i o n . P r o b l e m e e n t s t e h e n hier bei H y p e r t e x t b e v o r z u g t im Z u s a m m e n h a n g mit Aktualisierung und Res t r u k t u r i e r u n g . M a n g e l n d e Aktualität f ü h r t z u inkorrekter I n f o r m a t i o n . Inkonsistente R e s t r u k t u r i e r u n g f ü h r t - h ä u f i g im Z u s a m m e n h a n g m i t S u c h m a s c h i n e n u n d I n d e x e n - zu f e h l e r h a f t e n Verweisen. D i e Maxime der Relation f o r d e r t die Relevanz d e r Ä u ß e r u n g e n . Bezüglich der Inhalte bietet, w i e s c h o n e r w ä h n t , d y n a m i s c h e r H y p e r t e x t hier w e i t g e h e n d e M ö g l i c h k e i t e n . H i n s i c h t l i c h der p r ä s e n tierten M e t a i n f o r m a t i o n u n d V e r k n ü p f u n g s o p t i o n e n besteht die G e f a h r einer U b e r f o r d e r u n g des Lesers d u r c h ein Ü b e r m a ß an V e r k n ü p f u n g s a n g e b o t e n (cognitive overload) . D i e Modalitätsmaxime zielt auf die Klarheit des A u s d r u c k s . F ü r H y p e r t e x t e ist die Transparenz der G e s a m t s t r u k t u r zu f o r d e r n , f ü r j e d e V e r k n ü p f u n g sollte d e u t l i c h sein, w e l c h e m Z w e c k sie dient. D a r ü b e r h i n a u s fließen hier Fragen des Schnittstellendesigns ein, w i e sie v o n Seit e n der S o f t w a r e - E r g o n o m i e gestellt w e r d e n (s.u.).
Rainer Hammwöhner
A u c h k o n v e n t i o n e l l g c d r u c k t c Texte e n t h a l t e n z u sätzlich z u m „eigentlichen" Text w e i t e r e z u m e i s t textuell repräsentierte I n f o r m a t i o n , d e n s o g e n a n n ten Paratext, der die Lesbarkeit des P r i m ä r t e x t e s ü b e r h a u p t erst gewährleistet (Lit. 16). D a z u g e h ö r e n Titel, A u t o r e n a n g a b e n , U b e r s c h r i f t e n , Inhaltsv e r z e i c h n i s s e , I n d e x e , S e i t e n z a h l e n usw. D i e s e r Paratext ist f ü r g e w ö h n l i c h h o c h konventionalisiert, seine N u t z u n g e r f o r d e r t v o m Leser n u r ein M i n i m u m an intellektueller Leistung. M a n c h e dieser paratextuellen E l e m e n t e , wie z.B. Inhaltsverzeichnisse sind m i t gewissen M o d i f i k a t i o n e n a u f H y pertexte übertragbar. A n d e r e m u s s t e n n e u e n t w i k kelt w e r d e n . In d e n letzten J a h r e n hat hier bereits eine z u n e h m e n d e Konventionalisierung eingesetzt, die z u m einen, w i e bei I m p r e s s u m s a n g a b e n , a u f d e n r e c h t l i c h e n R a h m e n b e d i n g u n g e n der O n l i n e K o m m u n i k a t i o n beruhen, w ä h r e n d andere eine A n p a s s u n g an N u t z e r g e w o h n h e i t e n u n d d e n E r folg i m G e b r a u c h darstellen - m a n vergleiche z.B. d e n W W W - A u f t r i t t v o n Tageszeitungen o d e r politischen M a g a z i n e n ( S ü d d e u t s c h e Z e i t u n g , Spiegel, F o c u s etc.). E i n e b e s o n d e r e Rolle spielen Paratexte, die n i c h t f ü r die m a s c h i n e l l e A u s w e r t u n g v o r g e s e h e n sind u n d n u r selten v o n M e n s c h e n g e l e s e n w e r d e n . D a z u g e h ö r e n z.B. inhaltliche D e s k r i p t o r e n , die v o n S u c h m a s c h i n e n ausgewertet w e r d e n .
C 5.5
Strukturen des Hypertexts Hypertext-Modelle
D i e simple G r u n d s t r u k t u r v o n I Iypertexten - K n o ten u n d V e r k n ü p f u n g e n - ist i m P r i n z i p a u s r e i c h e n d , u m sehr k o m p l e x e diskursive S t r u k t u r e n a b z u b i l d e n . Allerdings sind selbst diese e i n f a c h e n Strukturen schon unterschiedlich interpretiert w o r d e n . V e r k n ü p f u n g e n k ö n n e n K n o t e n n u r in einer R i c h t u n g o d e r bidirektional v e r b i n d e n , sie k ö n n e n sogar m e h r e r e K n o t e n gleichzeitig v e r k n ü p f e n . M a n c h e Hypertextsysteme bieten die Möglichkeit, Verknüpfungen nach unterschiedlic h e n Kriterien zu u n t e r s c h e i d e n (Lit. 26, S. 113 ff). D i e s k a n n d u r c h Vergabe sinnvoller E t i k e t t e n g e s c h e h e n o d e r d u r c h die Z u o r d n u n g v o n eigen e n D a t e n t y p e n m i t spezifischen Verhaltensausprägungen und Konsistenzregeln. Grundlagen der U n t e r s c h e i d u n g e n k ö n n e n sein: - der I n h a l t der v e r k n ü p f t e n K n o t e n (Assoziatio n , B e g r i f f s e r l ä u t e r u n g etc.),
C 5 Hypertext
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- die rhetorische oder argumentative Funktion der v e r k n ü p f t e n K n o t e n (Bestätigung, W i d e r s p r u c h etc.), wie sie z.B. v o n issue based i n f o r m a t i o n systems erfasst w e r d e n (Lit. 08),
D e r j e w e i l s i m Fokus des Lesers b e f i n d l i c h e Z w e i g der M e h r f a c h h i e r a r c h i e kann auch den Kontext f ü r eine situative Auswahl v o n Verknüpf u n g s n e t z e n darstellen (Lit. 10).
- das Navigationsverhalten (Austausch v o n Inhalten, P o p - U p - W i n d o w , F l y - O u t etc.) u n d Aktiv i e r u n g s b e d i n g u n g e n (Mouseclick, B e r ü h r e n mit d e m Cursor, Ereignis aus einer A n i m a t i o n s folge etc.).
- Aggregate aus H y p e r t e x t - V e r k n ü p f u n g e n bieten die Möglichkeit, eine v o r g e g e b e n e M e n g e an K n o t e n m i t einer alternativen V e r k n ü p f u n g s m e n g e zu versehen u n d sie situativ in andere N e t z e einzubetten. Sequenzen v o n V e r k n ü p f u n gen k ö n n e n im Sinne v o n Guided Tours oder Pfad e n v o r b e r e i t e t e Wege d u r c h d e n H y p e r t e x t markieren u n d s o m i t die O r i e n t i e r u n g erleichtern. Derartige Pfade k ö n n e n wie konventioneller Text linear angelegt sein, aber auch Verzweigungen enthalten. Die Auswahl aus d e n Alternativen einer Pfadverzweigung kann dabei aufg r u n d d e r E n t s c h e i d u n g des Lesers o d e r a u f g r u n d v o n Kontextbedingungen automatisch erfolgen.
Eine Typisierung - i m Gegensatz zu einer bloßen Etikettierung - v o n V e r k n ü p f u n g e n erwies sich als wichtig vor allem f ü r Autorensysteme. W ä h r e n d die Systeme Topographie (Lit. 22) u n d W I T H (Lit. 23) einen automatischen A u f b a u v o n Hypertexten a n h a n d v o n V e r k n ü p f u n g s d e f i n i t i o n e n anstrebten, stellte SEPIA (Lit. 19) eine aufwändige, wissensbasierte E n t w i c k l u n g s u m g e b u n g f ü r den Autor zur Verfügung. A u c h die Integration m e h r e r e r M e d i e n o b j e k t e innerhalb eines Knotens findet unterschiedliche Lösungen. Schon frühzeitig erwies es sich j e d o c h als v o n zentraler Bedeutung, auch komplexe G r u p p i e r u n g e n v o n K n o t e n u n d V e r k n ü p f u n g e n als explizite Strukturen verwalten zu k ö n n e n (Lit. 20). Dies ist z u m einen d e m U m s t a n d geschuldet, dass nicht n u r Assoziation s o n d e r n auch Aggregation in der m e n s c h l i c h e n K o g n i t i o n fest v e r a n k e r t zu sein scheint. Z u m anderen k ö n n e n Hypertextsysteme auf der Basis aggregativer S t r u k t u r e n erweiterte Dienstleistungen anbieten. Es sollen die wichtigsten dieser Strukturierungsmittel hier eingeführt u n d die z u g e h ö r i g e n D i e n s t l e i s t u n g e n erläutert werden: - Aggregate aus H y p e r t e x t - K n o t e n , die als Teilv o n - B e z i e h u n g zu interpretieren sind, erlauben starke Analogien zu den traditionellen D r u c k M e d i e n mit ihren Hierarchien von Text-Segmenten (Kapitel, Unterkapitel, Abschnitt,...) oder zu den Dateistrukturen v o n Betriebssystemen. A u f grund der geringeren Komplexität erlauben H i e r archien eine schnellere O r i e n t i e r u n g als allgem e i n e G r a p h e n . Eine Ü b e r s i c h t über den Inhalt v o n H y p e r t e x t e n kann direkter g e w o n n e n w e r den. D u r c h A u s n u t z u n g inhaltlich motivierter hierarchischer S t r u k t u r e n k ö n n e n automatische Suchprozesse erheblich an Effektivität u n d Effizienz g e w i n n e n . M e h r f a c h h i e r a r c h i e n bieten eine — wenngleich komplexere, so d o c h i m m e r n o c h gut nachvollziehbare Möglichkeit einer inhaltlich differenzierten Z u o r d n u n g v o n Knoten.
- Zeitliche Aggregation v o n H y p e r t e x t - O b j e k t e n : Die Interaktion des Lesers mit d e m I IypertextSystem hinterlässt eine Spur besuchter Knoten u n d ausgewählter V e r k n ü p f u n g e n . Die d a d u r c h entstandene Dialoghistorie kann G r u n d l a g e f ü r die Analyse des Leseverhaltens u n d damit f ü r die G e n e r i e r u n g verhaltensangepasster Pfade sein. - Spezifische Aggregate k ö n n e n der Versionierung v o n H y p e r t e x t e n dienen u n d jeweils die einer Version zugehörigen O b j e k t e eines Hypertexts z u s a m m e n f a s s e n (Lit. 37). - Vorgefertigte Teilstrukturen (Templates) k ö n n e n als Standardbausteine f ü r einen effizienten u n d konsistenten A u f b a u v o n H y p e r t e x t s t r u k t u r e n dienen (Lit. 07). Die unterschiedliche Interpretation des HypertextKonzepts f ü h r t e schließlich zu P r o b l e m e n im Vergleich v o n H y p e r m e d i a s y s t e m e n sowie in der systemunabhängigen N u t z u n g v o n Hypertexten. Ein erster Versuch, ein Modell f ü r ein Hypertextsystem mit einer Kernfunktionalität zu definieren, resultierte in H A M , der Hypertext Abstract M a c h i n e (Lit. 05). Es folgten weitere, d u r c h formale Spezifikationssprachen festgelegte Modelle. Von Interesse ist heute, dass es d u r c h a u s Modelle f ü r H y pertext gibt, die auf das graphbasierte Modell v o n K n o t e n u n d V e r k n ü p f u n g e n verzichten u n d auf eine m e n g e n t h e o r e t i s c h e R e f o r m u l i e r u n g setzen. D a m i t w e r d e n B e z i e h u n g e n zwischen einzelnen H y p e r t e x t k n o t e n d u r c h solche zwischen K n o t e n m e n g e n ersetzt, die durchaus auch - etwa d u r c h
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r ä u m l i c h e N a c h b a r s c h a f t e n - u n s c h a r f definiert w e r d e n k ö n n e n (Lit. 31). Von den abstrakten H y p e r t e x t m o d e l l e n ist als einziges das D e x t e r - H y p e r t e x t - R e f e r e n z m o d e l l (Lit. 21) v o n nachhaltiger W i r k u n g geblieben. Als w i c h tigstes E r g e b n i s d e r F o r m u l i e r u n g des D e x t e r Modells kann die vollständige T r e n n u n g v o n M e dieninformation und Verknüpfungsinformation angesehen w e r d e n . Dies ist eine n o t w e n d i g e Voraussetzung f ü r die W i e d e r v e r w e n d u n g v o n M e d i eninhalten in u n t e r s c h i e d l i c h e m V e r k n ü p f u n g s kontext u n d damit zur Realisierung w ü n s c h e n s w e r t e r F l e x i b i l i s i e r u n g s m a ß n a h m e n , die w e i t e r oben schon angesprochen wurden. Auf diesem Modell aufbauend wurden Modelle für offene Hypertextsysteme definiert, die als eine M e n g e von D i e n s t e n aufgefasst w e r d e n k ö n n e n , welche ü b e r wohldefinierte Schnittstellen k o m m u n i z i e r e n (Lit. 38, Lit. 46). Spezifische Dienste sind z.B. f ü r die Datenhaltung, die Verwaltung der V e r k n ü p f u n g e n oder die I n f o r m a t i o n s s u c h e vorgesehen. An dieser Stelle sind weitere A n m e r k u n g e n über das W W W als Hypertextsystem angemessen. O h n e Zweifel ist das W W W heute das einzige Hypertextsystem, das v o n e i n e m M a s s e n p u b l i k u m genutzt, wenngleich k a u m als solches w a h r g e n o m m e n wird. Scholastische Diskussionen darüber, ob das W W W wirklich ein Hypertextsystem sei, h a b e n sich als wenig fruchtbar für den Gegenstand erwiesen. O h n e Zweifel verwaltet das W W W eine M e n g e von Hypertexten. Es blieb aber lange in der Konzeption hinter den etablierten Hypertextsystemen z u rück. Dies betraf vor allem die mangelhafte Trenn u n g v o n S t r u k t u r u n d Inhalt, sowie v o n Layout u n d Inhalt, die m a n g e l n d e n Möglichkeiten inhaltlicher Textauszeichnung usw. Dies war in erster Linie auf Eigenschaften der Textauszeichnungssprache H T M L z u r ü c k z u f ü h r e n . Diese P r o b l e m e sind aber Gegenstand von I n n o v a t i o n s b e m ü h u n g e n u m das Web, deren Vollzug allerdings wegen langwieriger S t a n d a r d i s i e r u n g s b e m ü h u n g e n u n d z u m Teil auch konzeptioneller P r o b l e m e z u m Teil auf sich warten lässt. D i e sich derzeitig abzeichnende Architektur des W W W ist j e d e n f a l l s d u r c h a u s z u kunftsfähig: D a z u trägt eine klare m o d u l a r e Strukt u r bei (Lit. 50), welche es erlaubt, n e u e H e r a u s f o r d e r u n g e n d u r c h spezifische neu standardisierte Auszeichnungssprachen zu erfassen. D u r c h URIs sind D o k u m e n t e / D o k u m e n t f r a g m e n te im N e t z eindeutig u n d m n e m o t e c h n i s c h g ü n stig a n z u s p r e c h e n . D i e A u s z e i c h n u n g s s p r a c h e
Rainer Hammwöhner
XML bietet eine Syntax f ü r eine w e i t g e h e n d e inhaltliche S t r u k t u r i e r u n g v o n D o k u m e n t e n , die d u r c h T r a n s f o r m a t i o n s s p e z i f i k a t i o n e n (XSL) in H T M L umgewandelt u n d durch Stylesheets (CSS) in ihrer E r s c h e i n u n g s f o r m b e s c h r i e b e n w e r d e n k ö n n e n . W e i t e r g e h e n d e Standards b e t r e f f e n die B e h a n d l u n g v o n Spezialtexten, etwa m a t h e m a t i schen F o r m e l n (MATHML) oder mulimediale, synchronisierte D o k u m e n t e (SMIL). D e r k ü n f t i ge N u t z e r des W W W ist auch nicht mehr, wie h ä u fig kritisiert, auf eine passive Rolle festgelegt. Er wird z.B. D o k u m e n t e mit A n n o t a t i o n e n versehen k ö n n e n , die in eigenen Annotationsservern verwaltet werden (Annotea). Besondere B e d e u t u n g f ü r den Informationsspezialisten erhalten die Standards u m die B e h a n d l u n g v o n Metadaten. A u f diese Problematik wird i m nächsten Abschnitt näher eingegangen.
C 5.6
Informationssuche und Inhaltserschließung im Hypertext
Bei der I n f o r m a t i o n s s u c h e in H y p e r d o k u m e n t e n m u s s z u n ä c h s t z w i s c h e n e h e r kleinen, in ihrer Struktur e i n e m einheitlichen Editionsplan folgenden H y p e r t e x t e n u n d großen uneinheitlichen D o k u m e n t b e s t ä n d e n unterschieden w e r d e n . Beispiele f ü r erstere sind cd-basierte Lehrtexte oder Texteditionen, w ä h r e n d das W W W oder große U n t e r n e h m e n s - I n t r a n e t s f ü r letztere stehen. Generell kann festgestellt w e r d e n , dass Hypertext m i t seinen auf d e n V e r k n ü p f u n g e n b e r u h e n d e n Interaktionstechniken - nicht v o n ungefähr spricht m a n hier v o n Browsing oder Navigation - sehr geeignet ist, explorative Techniken der I n f o r m a t i o n s suche zu unterstützen, die auch bei unscharf form u l i e r t e m Informationsbedarf z u m Erfolg f ü h r e n k ö n n e n (Lit. 03). Voraussetzung ist die Wahl eines geeigneten Startpunkts u n d das Angebot aussagekräftiger u n d konsistenter V e r k n ü p f u n g e n . Kleinere Hypertexte k ö n n e n mit einer v o m Autor vorgegebenen Zahl angemessener Startpunkte versehen u n d d u r c h intellektuell vergebene Verknüpf u n g e n vollständig vernetzt w e r d e n . Bei Ä n d e r u n gen der S t r u k t u r oder des Inhalts ist aber s c h o n hier der Einsatz eines D o k u m e n t e n m a n a g e m e n t systems anzuraten, u m Inkonsistenzen - V e r k n ü p f u n g e n o h n e Ziel oder solche o h n e inhaltlichen Bezug - zu vermeiden. D a r ü b e r hinaus sind bei kleinen Hypertexten, die n u r einen geschlossenen
C 5 Hypertext
Gegenstandsbereich behandeln, fortgeschrittene Verfahren der Volltextsuche sehr erfolgreich, um relevante Hypertextknoten zu isolieren (Vektorretrieval, Probabilistisches Retrieval). Verbessern lassen sich die Ergebnisse, wenn Information über die Verknüpfungen mit in die Suche einbezogen wird. Die vom Rechercheur gesuchte Information kann sich im Hypertext in einem Knoten konzentriert finden, sie kann aber auch auf mehrere verteilt sein. Diese relevanten Knoten werden, eine angemessene Verknüpfungsstrategie vorausgesetzt, dann untereinander verknüpft sein. Relevanzmaße, welche neben dem Volltext eines Knotens auch die Inhalte verknüpfter Knoten einbeziehen, wurden schon frühzeitig entwickelt (Lit. 45). Diese Techniken sind für große Hypertexte, unter denen das W W W den Extremfall darstellt, nur mit vermindertem Erfolg einzusetzen. Zwar sind auch hier thematisch zugeordnete Startseiten in Form von Portalen aufzufinden. Auch eine inhaltliche Verknüpfung innerhalb von Websites und darüber hinaus ist üblich. Eine vollständige Erschließung ist hier aber, aufgrund der Informationsmenge und der Änderungsfrequenz selbst mit automatischen Mitteln nicht zu erreichen. Hier sind andere Mittel einzusetzen. Ein Problem großer, heterogener Hypertexte ist auch die sehr unterschiedliche Qualität der Quellen. Dies betrifft sowohl die Inhalte der Dokumente als auch deren Erschließungstiefe. Bei der Informationssuche kann man dem mit verschiedenen Strategien begegnen. So kann man Knoten (Authorities), auf die von zahlreichen externen D o k u m e n t e n verwiesen wird, im Ranking anheben, da sie von vielen Autoren als hochwertig angesehen werden (Lit. 24). Ebenso sind Knoten (Hubs) zu bevorzugen, die auf viele weitere relevante Inhalte verweisen und somit eine gewisse referenzielle Portalfunktion wahrnehmen können. Bisher fehlten aber Instrumente, die es dem Informationsanbieter erlaubten, eine für die Informationssuchenden nachvollziehbare qualitätsvolle Aufbereitung der Information vorzunehmen. Hierzu sind technische und inhaltliche Standards zu definieren, welche von Software-Herstellern bei der Entwicklung von Informationswerkzeugen (z.B. Browsern) als auch von Informationsanbietern berücksichtigt werden. Zur Zeit vermag es vor allem das W W W - C o n s o r t i u m ( W 3 C ) , das für die Weiterentwicklung des W W W zuständig ist, die erforderliche Sach- und Entscheidungskompetenz zu bündeln und mehrere Initiativen zur inhaltlichen Verbesserung des W W W zu betreiben. Diese
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richten sich vor allem auf die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Metainformation und strukturierter Primärinformation. Damit wird dem U m stand Rechnung getragen, dass, bedingt durch die großen zu rezipierenden Informationsmengen, häufig nicht nur eine Automatisierung der Informationssuche, sondern auch einer Vorverarbeitung der gefundenen Information anzustreben ist. Die Basis für diese Ziele ist R D F (Lit. 50), das Resource Description Framework. Es erlaubt die explizite Repräsentation von Information im Netz. R D F beruht auf einer XML-basierten Syntax und einer modelltheoretisch definierten Semantik. Die vermittels R D F formulierten Ausdrücke benutzen ein Vokabular, das zuvor in einer eigenen Sprache - R D F S ( R D F - S c h e m a ) - definiert worden ist. Damit ist eine formale Basis für weitgehende Aktivitäten gelegt. R D F und R D F S eignen sich z.B., um die im Rahmen der Metasprache Dublin Core (Lit. 49) inhaltlich festgelegten Metadaten zu erfassen. Aufbauend auf R D F können aber auch komplexe Repräsentationsformalismen definiert werden, welche, anknüpfend an die strukturorientierten Repräsentationsformalismen der KI, weitergehende Schlussfolgerungen erlauben (Lit. 12). Durch formal definierte Ontologien (Lit. 43) wird eine effektivere inhaltliche Auszeichnung von D o kumenten möglich. Sie ist auch eine Voraussetzung für weitergehende Dienste, wie die Extraktion von Information aus Dokumenten, die automatische Zusammenfassung oder die Ubersetzung von D o kumenten usw. Die Grenze setzen hier vor allem die Bedingungen des WWW, vor allem große verteilte Dokumentenmengen, die eine effiziente Verarbeitung nur bei eingeschränkter Komplexität zulassen.
C 5.7
Gestaltung von Hypertext-Angeboten
Hypertextsysteme und mit ihnen die dargestellten Hypertexte unterliegen zunächst den gleichen Ansprüchen an eine benutzungsfreundliche Gestaltung, wie sie für alle Softwaresysteme gelten (Lit. 42). Auf diese allgemeinen Aspekte soll hier nicht weiter eingegangen werden. Insbesondere sollen auch Bedienelemente von Hypertext-Browsern nicht besprochen werden. Im Falle von Hypertexten sind besondere Gesichtspunkte zu beachten, die hier kurz ausgeführt werden sollen.
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M e h r als bei anderen Software-Systemen steht der Entwickler v o n H y p e r t e x t e n vor Zielkonflikten. Einerseits soll j e d e V e r k n ü p f u n g ein klares N a v i gationsangebot darstellen, andererseits soll dieses Angebot die Lcsceffizienz nicht m i n d e r n , welche d u r c h visuelle Textauszeichnungen deutlich r e d u ziert w i r d . D a z u k o m m t , dass v o m B i l d s c h i r m weniger effizient gelesen wird als v o m Papier, so dass kurze u n d visuell klar gegliederte Texte e m p fehlenswert sind. Trifft ein Leser auf eine interessante V e r k n ü p f u n g , so besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er ihr u n mittelbar folgt. W i r d er d a n n aber später zur Ausgangsseite z u r ü c k k e h r e n , u m ihre Lektüre zu beenden? Wie kann erreicht w e r d e n , dass der Leser die relevante I n f o r m a t i o n eines H y p e r t e x t k n o t e n s a u f n i m m t , bevor er einer V e r k n ü p f u n g folgt? H i e r zeigt sich eine Informationsverteilung im Text als vorteilhaft, die ähnlich w i e bei k o n v e n t i o n e l l e m Text, das N e u e erst a m E n d e eines H y p e r t e x t - K n o tens e i n f ü h r t bzw. d e n eigentlich informationstrag e n d e n Text v o n V e r k n ü p f u n g s i n f o r m a t i o n frei hält. Das Desorientierungsproblem w u r d e seinerzeit als wichtige Frage der G e s t a l t u n g v o n H y p e r t e x t e n e m p f u n d e n (Lit. 26, S. 132 ff). Sind die Leser in der Lage, sich in d e n komplexen N e t z w e r k e n z u rechtzufinden? Viele Überlegungen w u r d e n auf die Vermeidung v o n Desorientierung verwendet, w ä h r e n d L a n d o w (Lit. 28) die ganze F r a g e s t e l l u n g schlicht als S c h e i n p r o b l e m bezeichnet. Ein G r o ß teil U n s i c h e r h e i t e n , die im U m g a n g mit H y p e r text entstehen k ö n n e n , w u r d e schon v o n N i e v e r gelt f ü r Informationssysteme allgemein beschrieben: „Wo bin ich? W o h e r k o m m e ich? Was kann ich hier tun?" (Lit. 34) F ü r Hypertext wäre noch zu ergänzen: „Wohin kann ich gelangen? Was sollte ich noch lesen?" Es hat sich mit der Zeit ein Kanon an O r i e n t i e r u n g s i n s t r u m e n t e n u n d Gestaltungskonventionen entwickelt, d u r c h d e n das O r i e n t i e r u n g s p r o b l e m z u m i n d e s t entschärft w e r d e n konnte: - Dialoghistorien u n d zugehörige einfache Backtrack-Funktionen erlauben d e m Leser immer, zu vormals besuchten Knoten z u r ü c k z u f i n d e n . Ein vollständiges „Verirren" ist also nicht möglich. D u r c h das „ Z u r ü c k l a u f e n " kann j e d o c h ein erh ö h t e r Interaktionsaufwand entstehen. - D u r c h besondere M a r k i e r u n g w e r d e n die K n o ten kenntlich gemacht, die schon gelesen w u r -
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den, so dass ein versehentliches m e h r f a c h e s Bes u c h e n der gleichen Seiten u n w a h r s c h e i n l i c h wird. - D u r c h Lesezeichen k ö n n e n vormals besuchte, interessante Seiten leicht w i e d e r a u f f i n d b a r gemacht werden. - J e d e r H y p e r t e x t k n o t e n sollte klar identifizierbar u n d adressierbar sein. - J e d e r H y p e r t e x t k n o t e n sollte einen Verweis auf eine Start- oder Portalseite enthalten, v o n der aus ein sinnvolles weiteres D u r c h s t ö b e r n des H y p e r text stattfinden kann. W ä h r e n d obige O r i e n t i e r u n g s m i t t e l h e u t e z u m Standard gehören, den ein Entwickler nicht o h n e b e s o n d e r e n G r u n d verletzen darf, sind folgende Mittel eher optional einzusetzen: - Viele H y p e r t e x t e besitzen eine g r u n d l e g e n d e hierarchische Struktur. In diesem Fall sollte diese Hierarchie, die eine einfache O r i e n t i e r u n g erlaubt, v o n a n d e r e n eventuell n i c h t - h i e r a r c h i schen V e r k n ü p f u n g e n gut unterscheidbar sein. Als Orientierungsmittel haben sich explizite Positionsangaben, die auf die hierarchische Struktur Bezug n e h m e n , bewährt. - Graphische Darstellungen ermöglichen einen Ü b e r b l i c k über komplexe Eigenschaften eines H y p e r d o k u m e n t s , etwa V e r k n ü p f u n g s s t r u k t u r , T h e m e n s t r u k t u r oder Navigationsverhalten etc. Einen guten Überblick über diese komplexe Fragestellungen geben Lit. 18 u n d Lit. 06. Die Verfahren unterscheiden sich dabeijeweils hinsichtlich der Auswahl der abzubildenden I n f o r m a t i on u n d des visuellen Formalismus. Fisheye Views (Lit. 15) sind paradigmatisch f ü r Verfahren, die, v o n einer vorgegebenen Position im H y p e r d o k u m e n t ausgehend, H y p e r t e x t k n o t e n bis zu ein e m gewissen Abstand berücksichtigen. Dabei wird die Detaillierung der Darstellung mit z u n e h m e n d e m A b s t a n d v e r r i n g e r t . Visualisiert w e r d e n k ö n n e n die ausgewählten Hypertextfragm e n t e d a n n als G r a p h e n , etwa als Hyperbolic Trees (Lit. 27) oder C o n e Trees (Lit. 39). D o k u mentinhalte k ö n n e n auch durch eine „ D o c u m e n t Lens" (Lit. 40) auf flächige S t r u k t u r e n - Perspective Walls (Lit. 39) - projiziert w e r d e n . F ü r große H y p e r d o k u m e n t e sind Präsentationen impliziter Strukturen, die d u r c h Clusteranalyse oder ähnliche Verfahren g e w o n n e n u n d dann als C l u ster M a p s dargestellt w e r d e n v o n großer B e d e u t u n g (Lit. 14).
C 5 Hypertext
O b w o h l die o b i g e n G e s i c h t s p u n k t e m e h r o d e r m i n d e r f ü r alle Hypertexte gelten d ü r f t e n , gelten d e n n o c h f ü r verschiedene Hypertext-Typen ganz eigene Gestaltungsregeln. D e r U n t e r s c h i e d zwischen einer L e h r - C D , die im B u c h h a n d e l e r w o r ben kann, u n d einer Web-Site besteht - ähnlich d e m U n t e r s c h i e d zwischen Z e i t u n g u n d B u c h - darin, dass im Web die A u f m e r k s a m k e i t des Lesers d u r c h besondere Gestaltungsmittel geweckt u n d gehalten w e r d e n muss, da weitere, ablenkende I n f o r m a tionsangebote lockcn. Andererseits sind im Bereich der Zeitschriften Konvergenzen zwischen O n l i n e u n d Print-Angeboten festzustellen (Lit. 04, Lit. 44). Web-Angebote richten sich - im Gegensatz zu C D basierten Hypertexten - häufig an eine weniger klar zu u m g r e n z e n d e Leserschaft. Diese Situation erschwert die D u r c h f ü h r u n g systematischer B e n u t zungstests. Ergebnisse v o n derartigen Tests haben d a r ü b e r h i n a u s n u r k u r z f r i s t i g Validität, da das M e d i u m u n d seine N u t z e r i m m e r n o c h in e i n e m gegenseitigen Anpassungsprozess begriffen sind. Dieser Effekt wird d u r c h ergänzende u n d k o n k u r r i e r e n d e A n g e b o t e a n d e r e r M e d i e n - etwa d e r M o b i l t e l e p h o n i e - verstärkt. D e r E n t w u r f v o n H y p e r t e x t e n w i r d als Folge z u m e i s t v o n e i n e m M e t h o d e n m i x aus Erfahrungswissen, E x p e r t e n u r teil u n d kleinen, w e n i g a u f w e n d i g e n B e n u t z u n g s tests getragen (Lit. 35).
C 5.8
Ausblick
M a n kann h e u t e davon ausgehen, dass Hypertext als neue, elektronisch repräsentierte F o r m v o n Text in der Medienlandschaft u n d als theoretisches K o n strukt in der T h e o r i e der Informationsverarbeitung (Lit. 02) fest etabliert ist. I n d e m das N u t z u n g s p o tential erweitert wird, wird das Erscheinungsbild ständig angepasst w e r d e n . D i e technischen Fragen der Mediengestaltung w e r d e n dabei i m m e r weiter in den H i n t e r g r u n d treten und abgelöst werden von der Problematik einer angemessenen inhaltlichen N u t z u n g des d a n n auch nicht m e h r so n e u e n M e d i u m s (Lit. 47).
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Rainer Hammwöhner
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C 6
Informationsvermittlung Ralph Schmidt
I n f o r m a t i o n e n zu v e r m i t t e l n heißt, A n t w o r t e n auf Fragen anderer zu f i n d e n . I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g ist rechercheorientierte Informationsarbeit, die darauf abzielt, aktive H i l f e s t e l l u n g bei der M i n i m i e r u n g v o n W i s s e n s d e f i z i t e n zu leisten. D i e f o r t schreitende Technisierung des Informationssektors, die u m f a s s e n d e Digitalisierung ö f f e n t l i c h z u g ä n g licher D a t e n b e s t ä n d e sowie die Z u n a h m e an elektronischen Ubertragungswegen und Zugriffsmöglichkeiten hat d a z u beigetragen, dass h e u t e m e h r Informationsangebote zur Verfügung stehen und g e n u t z t w e r d e n k ö n n e n als j e z u v o r (Lit. 07). D i e se A u s w e i t u n g des I n f o r m a t i o n s t e r r a i n s b e w i r k t j e d o c h a u c h e i n e n Verlust an Übersichtlichkeit u n d O r i e n t i e r u n g . D i e D i f f e r e n z i e r u n g u n d Spezialis i e r u n g i m I n f o r m a t i o n s m a r k t , die daraus r e s u l t i e r e n d e I n t r a n s p a r e n z des I n f o r m a t i o n s a n g e b o t s u n d d e r vielen h e t e r o g e n e n R e c h e r c h e i n s t r u m e n te s o w i e die z u n e h m e n d e K o m p l e x i t ä t v o n E r k e n n t n i s - u n d W i s s e n s s t r u k t u r e n hat a u c h die E n t w i c k l u n g u n d E t a b l i e r u n g e i n e r Vielzahl n e u e r Tätigkeiten, D i e n s t e u n d B e r u f e im U m k r e i s der I n t e r m e d i a t i o n v o n I n f o r m a t i o n b e g ü n s t i g t (Lit. 41).
C 6.1
Informationsvermittlung und Informationsarbeit
Z u r Informationsarbeit zählt j e d e Tätigkeit, die d u r c h O r g a n i s a t i o n v o n Wissen d a z u beiträgt, I n f o r m a t i o n s b e d a r f zu d e c k e n . I m w e i t e r e n S i n n e fallen d a r u n t e r alle Aktivitäten u n d M e t h o d e n der n a c h f r a g e · u n d b e d a r f s o r i e n t i e r t e n E r a r b e i t u n g , Verarbeit u n g , A u f b e r e i t u n g , Verwaltung, V e r b r e i t u n g u n d Präsentation v o n W i s s e n s o b j e k t e n bzw. W i s s e n s d a r s t e l l u n g e n . N a c h K u h l e n s T h e o r i e des I n f o r m a t i o n s m a r k t e s u m f a s s t der Begriff I n f o r m a t i o n s arbeit i n s b e s o n d e r e alle M e t h o d e n u n d Verfahren, die i m Verlauf der W e r t s c h ö p f u n g s k e t t e i n f o r m a tionelle M e h r w e r t e p r o d u z i e r e n (Lit. 23).
C 6.1.1
Informationsvermittlung als Dienstleistung
Als Informationsdienstleistung k a n n j e n e r Teil der I n f o r m a t i o n s a r b e i t aufgefasst w e r d e n , d e r zur D e k k u n g v o n I n f o r m a t i o n s d e f i z i t e n d e n professionell
b e r a t e n d e n Kontakt z w i s c h e n A u f t r a g n e h m e r u n d Auftraggeber voraussetzt. D a n a c h w e r d e n I n f o r m a tionsdienstleistungen v o n geschulten I n f o r m a t i o n s spezialisten gezielt u n d i m gegenseitigen Kontakt m i t individuellen N a c h f r a g e r n u n d in d e r e n A u f trag f ü r die B e f r i e d i g u n g aktueller u n d latenter I n formationsbedürfnisse u n d zur Lösung konkreter I n f o r m a t i o n s p r o b l e m e u n t e r A u s n u t z u n g aller verf ü g b a r e n R e s s o u r c e n des I n f o r m a t i o n s m a r k t e s a n g e b o t e n u n d ausgeführt. Informationsdienste sind h i n gegen m c d i c n g c b u n d c n u n d w e r d e n I h r e m P r o duktcharakter entsprechend f ü r einen festgelegten, meist periodisch a u f t r e t e n d e n I n f o r m a t i o n s z w e c k erstellt, sie w e r d e n in geeigneter F o r m verteilt u n d k ö n n e n v o m N u t z e r selektiv in A n s p r u c h g e n o m m e n w e r d e n (Lit. 26). D e r Begriff Informationsvermittlung w i r d in d e r R e gel n o c h e n g e r v e r w e n d e t (Abb. 1). I m Gegensatz zurjournalistischen Informationsvermittlung, wie sie sich in d e n M a s s e n m e d i e n repräsentiert, a n d e r s a u c h als in der b i l d u n g s o r i e n t i e r t e n I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g , die die didaktische A u f b e r e i t u n g v o n Wissen in d e n V o r d e r g r u n d stellt, h a n d e l t es sich bei d e r f a c h l i c h e n I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g u m Prozesse u n d D i e n s t l e i s t u n g e n , die z u r B e f r i e d i g u n g eines individuell abgrenzbaren I n f o r m a t i o n s bedarfs d e n gegenseitigen interaktiven Kontakt v o n Anbieter u n d Nachfrager erfordern. Informationsv e r m i t t l u n g u m f a s s t also die in der Regel p r o f e s sionelle T ä t i g k e i t der R e c h e r c h e , Selektion, B e s c h a f f u n g , B e w e r t u n g , A u f b e r e i t u n g u n d Weitergabe v o n D a t e n , Texten, Materialien u n d M e d i e n zur Deckung von Informationsbedürfnissen Dritter. D a m i t ü b e r n i m m t I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g eine B r ü c k e n f u n k t i o n z w i s c h e n I n f o r m a t i o n s a n gebot u n d I n f o r m a t i o n s n a c h f r a g e u n d konkretisiert sich s o w o h l als Tätigkeit u n d M e t h o d e (von I n f o r mationsspezialisten, R e c h e r c h e u r e n , I n f o r m a t i o n B r o k e r n ) als a u c h I n s t i t u t i o n u n d P r o g r a m m (z. B. in I n f o r m a t i o n s a g e n t u r e n , I n f o r m a t i o n s v e r m i t t lungsstellen, B i b l i o t h e k e n , I n f o r m a t i o n s z e n t r e n ) . Allerdings b e k o m m t die personalisierte u n d institutionalisierte I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g in d e n letzt e n J a h r e n z u n e h m e n d K o n k u r r e n z d u r c h intelligente, b e n u t z e r f r e u n d l i c h gestaltete I n t e r m e d i a t i onssysteme, die d e n E n d n u t z e r in die Lage versetzen, direkt auf i n t e r n e t - v e r m i t t e l t e I n f o r m a t i o n s quellen z u z u g r e i f e n .
430
Ralph Schmidt
Wissen
\
Informationsarbeit
\
Informationsdienstleistung
\
\ \
y
/
/
bedarfsorientierte Organisation von Wissen
auftragsgebundene Organisation von Wissen
/
Informations-X vermitt- / ^ \ lung /
Vermittlunq von Wissensobjekten auf Anfrage
Informationsbedarf Abb.J:
Informationsvermittlung
als
Informationsarbeit
D i e T e r m i n o l o g i e zur B e s c h r e i b u n g des P h ä n o -
f o r m a t i o n Broker w e i t g e h e n d v o m Verständnis ei-
m e n s I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g h a t sich i m L a u f d e r
nes beratend w i r k e n d e n Information Consultant
Jahre verändert. N a c h d e m zunächst der ursprüng-
a b g e l ö s t w o r d e n (Lit. 4 3 ) .
lich i m B i b l i o t h e k s b e r e i c h v e r a n k e r t e B e g r i f f s p ä ter a u c h in d e n p r i v a t w i r t s c h a f t l i c h e n S e k t o r E i n gang fand, nährte bald darauf der aus den U S A importierte Begriff Information Broker (Informa-
C 6.1.2
Informationsvermittlung als Wissenstransfer
tionsmakler) H o f f n u n g e n und Erwartungen auf
Mit z u n e h m e n d e r technischer Komplexität u n d
neue u n d profitträchtige Dienstleistungsnischen
struktureller Verflechtung der Informationsinfra-
(Lit. 2 5 ) . Als Information
Broker w e r d e n h e u t e k o m -
s t r u k t u r in d e n i n d u s t r i a l i s i e r t e n L a n d e r n w ä c h s t
merziell orientierte u n d privatwirtschaftlich selbst-
a u c h d e r B e d a r f an F a c h l e u t e n , d i e sich in d e n v e r -
ständige I n f o r m a t i o n s u n t e r n e h m e n bezeichnet, die
netzten Strukturen und Inhalten der Fachinforma-
auf Anfrage gegen H o n o r a r online-basierte Infor-
t i o n s b e s t ä n d e a u s k e n n e n , d i e das t e c h n i s c h e u n d
m a t i o n s r e c h e r c h e l e i s t u n g e n a n b i e t e n (vgl. Lit. 03;
methodische Informationsinstrumentarium
Lit. 3 0 , Lit. 4 4 ) . A u f g r u n d u n z u r e i c h e n d e r N a c h -
h e r r s c h e n u n d die z w i s c h e n d e n vielfältigen I n -
frage nach Dienstleistungen der Informationsver-
formationsangeboten u n d d e m aktuellen wie po-
m i t t l u n g , d i e sich a u f d i e L i e f e r u n g v o n R e c h e r -
tenziellen Informationsbedarf vermitteln k ö n n e n
be-
cheergebnissen aus D a t e n b a n k e n beschränkt, k ö n -
(Lit. 3 3 ) . Als p r o b l e m b e z o g e n e
nen Information Broker jedoch nur dann wirt-
u n d B e r a t u n g s t ä t i g k e i t ist I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g
s c h a f t l i c h o p e r i e r e n , w e n n sie d i e P a l e t t e i h r e r I n -
ein Teil d e s W i s s e n s t r a n s f e r s , in d e m alle A r t e n v o n
Unterstützungs-
f o r m a t i o n s d i e n s t l c i s t u n g e n a u s w e i t e n , ihr A n g e b o t
Daten, Informationen, Bewertungen und Progno-
d u r c h M e h r w e r t d i e n s t e ergänzen u n d so d e m tat-
sen zu e i n e m wirkungsorientierten
sächlichen Informationsbedarf beim K u n d e n an-
s u n g s k o n z e p t i n t e g r i e r t s i n d . Wissenstransfer
p a s s e n (Lit. 11). H e u t e ist d a s V e r s t ä n d n i s v o m
d a r a u f ab, d i e in w i s s e n s c h a f t l i c h e n , t e c h n i s c h e n
technisch versierten Informationsvermittlcr u n d
u n d praktischen Erkenntnissen enthaltene Infor-
ausschließlich datenbankorientiert arbeitenden In-
m a t i o n als H a n d l u n g s w i s s e n in d e n P r o d u k t i o n s -
Problemlözielt
C 6 Informationsvermittlung
431
u n d Anwendungsbereich zu ü b e r f ü h r e n u n d f ü r
o d e r P e r s o n e n , d i e als p r o f c s s i o n a l i s i e r t e I n f o r m a -
weitergehende Problemlösungen nutzbar zu m a -
t i o n s a g e n t u r e n i h r e D i e n s t e a n b i e t e n u n d flexibel a u f I n f o r m a t i o n s n a c h f r a g e n r e a g i e r e n . S o l c h e In-
chen. Die im Wissenstransfer involvierten Mittlerinstanzen ü b e r n e h m e n weitreichende
Übersetzungs-,
Vermittlungs- u n d Adaptionsaufgaben u n d befass e n sich m i t allen t e c h n o l o g i s c h e n , b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n , s o z i a l w i s s e n s c h a f t l i c h e n u n d gestalterischen Aspekten des Wissensaustausches. Im Z u g e der Globalisierung des Informationsmarktes ist ein d e u t l i c h e r T r e n d z u r E n t i n s t i t u t i o n a l i s i e r u n g von Informationsfunktionen zu beobachten. D e r S c h w e r p u n k t d e r I n f o r m a t i o n s a r b e i t h a t sich d a bei v o n der S a m m l u n g v o n D a t e n u n d d e r Pflege
formationsagenturen
z e i c h n e n sich d a d u r c h aus, dass
sie e i n e n i n t e n s i v e n K o n t a k t z u A n f r a g e r n b z w . Auftraggebern pflegen, nicht an ein Verständnis v o n klassischen Informationsinstitutionen
gebunden
sind, h a n d l u n g s o r i e n t i e r t u n d a u f I n f o r m a t i o n s w i r k u n g b e d a c h t a r b e i t e n u n d sich flexibel a u f b e s t e h e n d e u n d absehbare N u t z e r b e d ü r f n i s s e einstell e n . D a b e i n u t z e n sie vielseitig u n d m e d i e n ü b e r g r e i f e n d alle z u r V e r f ü g u n g s t e h e n d e n R e s s o u r c e n u n d Möglichkeiten des Informationszugangs u n d der Informationsgewinnung.
von Informationsbeständen hin zur Lösung wis-
I n f o r m a t i o n s a g e n t u r e n k ö n n e n als U n t e r n e h m e n s -
senschaftlicher, technischer u n d wirtschaftlicher
beratungen oder Gründer- und Technologiezen-
Probleme mit M e t h o d e n der Wissensvermittlung
t r e n a u f t r e t e n , sie k ö n n e n als I n n o v a t i o n s b e r a -
v e r l a g e r t . N u r e i n k l e i n e r Teil aller P r o z e s s e i m
tungsstellen oder Tcchnologic-Transferstellen arbei-
W i s s e n s t r a n s f e r s t ü t z t sich d a b e i a u f d i e klassische
t e n , u n d sie s i n d in I n d u s t r i e - u n d H a n d e l s k a m -
Fachinformation u n d - d o k u m e n t a t i o n . Von weit-
mern, Wirtschaftsverbänden u n d berufsständischen
a u s g r ö ß e r e r B e d e u t u n g ist in d i e s e m Z u s a m m e n -
Vertretungen angesiedelt. Diesen im Wissenstrans-
hang der Informationstransfer durch „verkörper-
fer etablierten Institutionen, Instanzen u n d A k t e u -
tes W i s s e n " w i e e r ζ. B. in d e r U n t e r n e h m e n s b e r a -
r e n ist g e m e i n s a m , dass sie ü b e r g u t e u n d b e w ä h r -
tung, d e m Personal- und Know-how-Transfer und
te K o n t a k t e z u institutionellen u n d i n f o r m e l l e n
in K o o p e r a t i o n s p r o j e k t e n z u m T r a g e n k o m m t .
W i s s e n s - u n d K n o w - h o w - Q u e l l e n aller A r t v e r f ü g e n u n d ( a n d e r s als bei d e r K o n s u l t a t i o n e i n e s t e c h nischen Informationssystems) ihre Beratungs- u n d
C 6.2
Agenturen der Informationsdienstleistung
A u s k u n f t s l e i s t u n g e n auf die Bedürfnisse ihrer a n fragenden Klienten einstellen. Informationsagent u r e n s a m m e l n im Lauf ihrer Arbeit ein reiches
In ihrer G r u n d f u n k t i o n d i e n e n die intermediären
E r f a h r u n g s w i s s e n , d a s sie w i e d e r f ü r a n d e r e A u f -
Informationsdienstleistungen der Vermittlung
t r ä g e n u t z e n k ö n n e n , u n d sie stellen sich aktiv a u f
fachlicher Information zwischen Informationspro-
z u k ü n f t i g e E n t w i c k l u n g e n u n d A n f o r d e r u n g e n in
duzenten, Informationsanbietern und Endnutzern.
i h r e m s p e z i e l l e n W i r k u n g s f e l d e i n (Lit. 42).
Darüber hinaus erfüllt Informationsvermittlung drei zusätzliche Funktionen: - Fast i m m e r soll d i e v e r m i t t e l t e I n f o r m a t i o n die L ö s u n g konkreter P r o b l e m e fördern, die o h n e
C 6.3
Zur Typologie der Informationsvermittlung
R ü c k g r i f f a u f die R e s s o u r c e n d e s I n f o r m a t i o n s marktes nicht zu lösen w ä r e n ;
Es gibt e i n e b r e i t e Palette u n t e r s c h i e d l i c h e r M o delle, K o n z e p t e u n d F o r m e n v o n I n f o r m a t i o n s -
- I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g trägt z u m h o r i z o n t a l e n u n d vertikalen Informations-, Technologie- u n d Wissenstransfer bei u n d begünstigt Innovationsprozesse; - I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g ist e i n E l e m e n t d e r fachlichen Kommunikation u n d ü b e r n i m m t dam i t eine wichtige interdisziplinäre B r ü c k e n f u n k tion.
a g e n t u r e n u n d - d i e n s t l e i s t u n g c n (Lit. 35). A u s m e h r e r e n G r ü n d e n e r w e i s t sich d a b e i e i n e S y s t e matisierung und Typisierung der Informationsverm i t t l u n g als s c h w i e r i g : - D a in e i n e r m o d e r n e n
Dienstleistungsgesell-
s c h a f t d i e m e i s t e n D i e n s t l e i s t u n g s f o r m e n in d e r e i n e n o d e r a n d e r e n F o r m d i e B e s c h a f f u n g , Verarbeitung u n d individuelle Verbreitung von In-
Träger d i e s e r F u n k t i o n e n s i n d e i n e V i e l z a h l i n f o r -
f o r m a t i o n b e i n h a l t e n , lassen sich a d m i n i s t r a t i -
mationsvermittelnder U n t e r n e h m e n , Institutionen
ve, o r g a n i s a t o r i s c h e o d e r s t r u k t u r e l l e D i e n s t l e i -
432
Ralph Schmidt
stungcn kaum von der cigcntlichcn Informationsvermittlungsleistung abzugrenzen. - Die Palette bestehender, sich entwickelnder oder noch zu etablierender Informationsdienstleistungen ist so umfangreich und reichhaltig, dass kaum geeignete Klassifizierungsmerkmale für eine logische und sachbezogene Typisierung anzugeben sind. - Zuletzt sind typische Informationsdienstleistungen in reiner Form nirgends zu finden, da Informationsunternehmen, die ihre Auftraggeber in Informationsangelegenheiten unterstützen, eine Vielzahl von sich durchdringenden Diensten anbieten, um ihr Dienstleistungsspektrum für möglichst viele Zielgruppen attraktiv zu machen. C 6.3.1
Z u r K o m p l e x i t ä t von Vermittlungsleistungen
Als geeignetes Merkmal, mit dem Leistungen der Informationsvermittlung typisiert werden können, kann deren Komplexität herangezogen werden. Dabei bezieht sich dieses Merkmal sowohl auf die Komplexität der Probleme, mit deren Lösung das Unternehmen beauftragt wird, als auch auf die bereitzustellende Informationsverarbeitungskapazität der Dienstleistungsagentur und auf die Komplexität der erarbeiteten Auskunft oder Problemlösung. Während sich ζ. B. die einzelne Auskunftsleistung in einer Bibliothek auf verhältnismäßig wenige Informationsquellen stützt, in der Regel sehr rasch erfolgt und wenig Kapazität bindet, wird im Rahmen aufwändiger und langfristiger Beratungsaufträge eine sehr differenzierte und breite Wissensbasis zu Rate gezogen. In der folgenden Einteilung sollen Beispiele für Informationsvermittlungstypen nach dem unterschiedlichen Grad ihrer Komplexität dargestellt und verdeutlicht werden. C 6.3.1.1
Standardisierte Informationsvermittlung
Die Vermittlung von nicht veränderten Fachinformationen aus konventionellen bibliothekarischen und dokumentarischen Quellen oder aus elektronisch gcspcichcrtcn Datenbeständen eignet sich als eigenständige Dienstleistung nur für spezielle Einsatzbereiche. Standardisierte Informationsdienstleistungen, bei denen schematisierbare Rechercheprozesse einen Hauptanteil des Dienstes ausmachen, können in solchen Bereichen gewinnbringend ge-
nutzt werden, in denen ein wissenschaftlich geschultes Informationsverhalten vorherrscht und wo regelmäßig größere Mengen an standardisierter Referenz- und Fakteninformation benötigt werden. Informationsvermittler, die ihre Recherchen fast ausschließlich mit der Nutzung von Online-Datenbanken realisieren und die die gefundenen Daten und Literaturreferenzen inhaltlich nicht weiterverarbeiten, sind ζ. B. als fest angestellte Rechercheure bei größeren Konzernen, Unternehmen und Institutionen tätig. Standardisierte Informationsdienstleistungen werden demzufolge in den Entwicklungsabteilungen großer Maschinenbaufirmen, in chemischen Hochschulinstituten, in Labors der Pharmaindustrie, in Marketingabteilungen internationaler Konzerne, bei der Bonitätsprüfung durch Bankinstitute oder in den Informationsabteilungen der Massenmedien genutzt. Auch bei wirtschaftsnah arbeitenden Infrastruktureinrichtungen wie Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Landesgewerbeämtern, B e rufs- und Fachverbänden oder Technologiezentren können die angeschlossenen Mitglieder standardisierte Informationsvermittlungsdienste in Anspruch nehmen. C 6.3.1.2
Modifizierende Informationsvermittlung
Als modifizierend können Informationsdienstleistungen bezeichnet werden, die recherchierte Informationen den Nutzerbedürfnissen entsprechend selektiv und strukturell verändern, ohne die Inhalte der Informationen wesentlich zu verarbeiten und zu transformieren. Rechercheergebnisse vorwiegend aus Online-Datenbanken werden einer themenkritischen Auswahl unterzogen, die gefundene themenrelevante Literatur wird beschafft und das gesammelte Material zu einem strukturierten, aber nicht bewerteten Ergebnis zusammengestellt. Diese Form der Informationsvermittlung findet sich vor allem bei selbstständigen Information Brokern, die ihre Dienstleistungen bevorzugt Nutzern aus Wirtschaft und Industrie anbieten (Lit. 02). Einen Sonderfall stellen Patentberichterstatter dar. Diese Berufsgruppe hat sich darauf spezialisiert, für Patentanwälte oder im Auftrag von Patentabteilungen größerer Unternehmen zum Teil in Patentdatenbanken, zum Teil in den Patentauslegestellen nach gewerblichen Schutzrechten zu suchen, die für Patentanmeldungen, für Stand-der-Technik-
C 6 Informationsvermittlung
Rcchcrchcn, für Einspruchsverfahren oder für Markt- und Technologieanalysen verwendet werden.
C 6.3.1.3 Qualifizierende Informationsvermittlung Das Endergebnis eines qualifizierenden Informationsdienstes trägt wesentlich zur Vorbereitung und Begründung von informationsabhängigen Entscheidungen bei. Typische Produkte dieser Form der Informationsvermittlung sind Expertisen, Dossiers, Fortschrittsberichte oder Ubersichtsstudien, die die Resultate umfangreicher Informationsrecherchen systematisieren, zusammenfassen, gewichten und dem Wissensstand des Klienten entsprechend aufbereiten. Solche Dienstleistungen müssen sich inhaltlich und intellektuell intensiv mit den Fragestellungen des Klienten auseinandersetzen und können deshalb kaum standardisiert werden. Andererseits bewirkt das Ergebnis nicht unmittelbar eine konkrete Problemlösung, sondern befähigt den Auftraggeber und Nutzer der Informationsdienstleistung zu qualifizierten Entscheidungen und Argumentationen. U m Informationsdossiers und Gutachten erstellen zu können, werden neben Online-Datenbanken und traditionellen Informationssystemen auch informelle Informationsquellen wie externes Expertenwissen, Auskünfte durch Fachverbände oder Anfragen bei anderen Informationsagenturen genutzt. Abnehmer für solche Informationsdienste sind große und mittlere Unternehmen, Marktforschungsinstitute, Untcrnchmensberatungen oder Behörden, die die zu einer Entscheidung notwendigen Daten und Informationen nicht selbst beschaffen können. Qualifizierte Informationsdienste werden von selbstständigen Informationsberatern, von Recherchebüros, von Beratungsfirmen, in besonderen Fällen aber auch von spezialisierten Forschungsinstituten, von anerkannten Fachgutachtern oder von Expertengremien übernommen. Besonders in angelsächsischen Ländern haben sich größere Informationsunternehmen etabliert, die im Rahmen ihrer Tätigkeit qualifizierende Literaturstudien, Auftragsanalysen oder Fortschrittsberichte erstellen.
C 6.3.1.4
Evaluierende Informationsvermittlung
Dienstleistungen, die dem Nutzer die problembezogene Bewertung und anwendungsorientierte
433
Transformation von nachgefragtcn Informationen abnehmen, können als evaluierende Informationsdienstleistungen bezeichnet werden. Die Bewertung von Daten und Fakten und damit die Uberführung von Information in Anwendungswissen ist neben der Umsetzung dieses Wissens in Problemlösungen die Endstufe eines Verdichtungsprozesses, den hochqualifizierte Informationsagenturen im Rahmen ihrer Dienstleistungstätigkeit durchführen. Informationsagenturen wirken dabei wie Filter, die aus den Informationsströmen, die auf sie wie auf ihre Klienten einwirken, die problemrelevanten Informationen recherchieren, selektieren und beschaffen, danach verdichten und in einer letzten Phase bewertend umsetzen. Evaluierende Informationsdienste nutzen die so transformierten Informationen als integrierten Bestandteil einer umfassenden Beratungstätigkeit. Die Integration von Informationsrecherchen in komplexere Aufgabenbereiche der Beratung und Unterstützung hat sich bei privaten Dienstleistungsunternehmen als erfolgversprechendstes Modell der Informationsvermittlung erwiesen. Technische oder betriebswirtschaftliche Unternehmensberatungen, die für größere Betriebe oder für Unternehmen der mittelständischen Wirtschaft arbeiten, sind typische Vertreter dieses Informationsvermittlungsmodells. Die Nutzung von Informationsquellen und -medien geschieht hier in der Regel nur innerbetrieblich, und oft kann der Endnutzer einer Informationsdienstleistung nicht erkennen, welche Informationen wie und wo zur Erstellung einer Beratungsleistung recherchiert worden sind. Neben den klassischen Unternehmensberatungen, die immer häufiger auf die Möglichkeiten der Online-Recherche zurückgreifen, sind in den letzten Jahren zahlreiche Institutionen entstanden, die im Rahmen der Wirtschafts-, Innovations- und Technologieförderung beraten, Informationen vermitteln und kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Die Motive der beratenen Unternehmen können dabei sehr unterschiedlich sein: Die angeforderten Beratungsleistungen erstrecken sich auf die Bewertung technischer Ideen, Entwicklungsvorhaben oder Umstellungen in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht, sie umfassen die Mithilfe bei der Lösung technischer Detailprobleme oder sie bieten zusätzliche Informationen zu bereits konzipierten oder vorgeschlagenen Lösungswegen. Oft reicht es auch aus, wenn die Be-
434
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ratungsagcnturcn Hinweise auf Hilfestellungen bei der Inanspruchnahme öffentlicher Finanzierungshilfen geben oder wenn sie einmal eingeschlagene Problemlösungswege und Geschäftsstrategien bestätigen oder nachträglich legitimieren. C 6.3.2
Institutionelle Einbindung der Informationsvermittlung
Je nach organisatorischen Einbindung, institutioneller Zuordnung und Ausrichtung lassen sich Informationsvermittlungsstellen (IVS) im Wesentlichen in vier Gruppen unterteilen: - Die interne IVS (IVS,), die sich als innerbetriebliche Abteilung in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen zur Unterstützung anderer Bereiche wie ζ. B. Beratung, Forschung, Entwicklung mit Aufgaben der Marktbeobachtung, Beschaffung produktionsrelevanter Fachinformation oder Recherchen zum Stand der Technik und Methodik befasst. IVS; finden sich in allen innovationsorientierten Bereichen u n d Branchen, insbesondere in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder Marketingabteilungen von Großunternehmen, im Bereich der technischen oder betriebswirtschaftlichen Unternehmensberatung, bei großen Ingenieurbüros oder in Unternehmen des Finanz- und Kreditwesens (Lit. 28). - Die kommerziell orientierte, externe IVS (IVSe), deren erklärtes Ziel es ist, mit der Vermittlung von Fachinformationen für externe Auftraggeber Profite zu erwirtschaften. IVSe arbeiten unter anderem in den Informationssektoren der Chemie- und Pharmaindustrie, des Patentwesens, der Rechtsprechung sowie der Marktbeobachtung und -analyse. - Mischformen (IVS m ), die sowohl innerbetriebliche Funktionen erfüllen, als auch als Profit-Center ihre Broker-Dienste für Dritte anbieten. IVS m existieren als Instrumente der Verkaufsförderung ζ. B. im Bereich der Unternehmensberatungen, der Marktforschungsunternehmen, der Kreditberatung oder der Steuer- und Anlageberatung. - Traditionelle Informatiorisunternehmen (IVS t ), die schon immer für Dritte Informationen vermittelt haben, im Zuge der IVS-Diskussion und aufgrund einer zunehmend intensiveren N u t z u n g elektronischer Instrumente der Informationsbeschaffung jetzt auch in den Verzeichnissen der Informationsbranche als IVS geführt werden.
IVSt finden sich vor allem im Patcntbcreich (Patentberichterstatter, Patentanwälte), im Bereich der Innovationsberatung (IHK, Handwerkskammer, Technologieberatungsstelle) oder im Sektor Wirtschaftsauskunft.
C 6.4
Methoden der Informationsdienstleistung
Als Bindeglied zwischen Informationsproduzenten und Informationsrezipienten schließt die Informationsvermittlung eine organisatorische Lücke zwischen Informationsangebot und -nachfrage. Der Vermittlungsprozess lässt sich j e nach U m f a n g und Komplexität des jeweiligen Auftrags in unterschiedliche Phasen zerlegen. Bezogen auf die standardisierte Informationsvermittlung, wie sie in Bibliotheken und Informationsabteilungen großer U n ternehmen Praxis ist, eignet sich das von Eisenberg und Berkoxvitz entwickelte Modell der „six big skills" zur Strukturierung des Vermittlungsprozesses (Lit. 10). In diesem Modell folgt auf die Phase der Aufgabendefinition, während der das Informationsproblem abgegrenzt und der Informationsbedarf ermittelt wird, die Entwicklung einer geeigneten Recherchestrategie, u m das Spektrum der möglichen Informationsquellen zu bestimmen und zu gewichten. In der dritten Phase werden die relevanten Quellen lokalisiert und beschafft, in der vierten gesichtet und ausgewertet, u m danach die extrahierten Informationen organisieren und präsentieren zu können. Zuletzt wird nicht nur das Ergebnis der Recherche, sondern der gesamte Rechercheprozess selbst beurteilt. Für komplexere Aufgaben der qualifizierenden und evaluierenden Informationsvermittlung soll hier eine etwas andere Unterteilung des Vermittlungsprozesses vorgeschlagen und erläutert werden. Je nach Art des Informationsauftrags und der Lösungserwartung des Auftraggebers werden die im folgenden beschriebenen Phasen der Informationsdienstleistung in unterschiedlicher Form und Intensität realisiert.
C 6.4.1
Informationsanfrage
Eine Informationsanfrage erfolgt in der Regel aufgrund eines Informationsproblems bzw. eines Wissensdefizits bei einem Auftraggeber. Bei komplexen Informationsproblemen ist oft unbekannt, welche Informationen tatsächlich benötigt und ge-
435
C 6 Informationsvermittlung
sucht werden. Meistens kann das Informationsdefizit des Nachfragers nur vage und unpräzise umrissen werden. Informationsvermittler müssen das vorliegende Informationsdefizit nicht nur erkennen, verstehen und analysieren, sondern sie müssen auch das zugrundeliegende Problem von der Denk- und Verstehenswelt des Klienten in die eigenen Denkstrukturen übersetzen. Dabei sind Fehlinterpretationen und Missverständnisse selten auszuschließen. Der Prozess des gegenseitigen Erklärens und Verständlichmachens eines Informationsproblems ist vielschichtig und kann j e nach Komplexität des Problems in mindestens e l f Phasen untergegliedert werden. Jede dieser Phasen birgt für die K o m m u -
1. Informationsbedarf Welche Information wird vom Klienten benötigt?
nikation zwischen Klient und Informationsberater eigene Hindernisse und Ubersetzungsprobleme und wirkt sich auf Erfolg und Qualität der Informationsvermittlung aus (Abb. 2).
C 6.4.2
Informationsberatungsinterview
N u r über das persönliche Gespräch in einem B e ratungsinterview lassen sich durch geeignete G e sprächstechniken die vom Klienten artikulierten Informationsbedürfnisse ergründen, die Bedeutungsgehalte einer Anfrage interpretieren, lassen sich informationelle Motive und Verwertungsabsichten des Anfragers, Bedeutungsinhalte und Konkretisierungen einer Informationsanfrage zuverlässig ermitteln und der objektive Informationsbedarf analysieren und antizipieren (Lit. 36). Voraussetzung für einen solchen verstehenden Dialog sind drei Eigenschaften des Vermittlers: - Aktives Zuhören; - Informationscmpathie verstanden als die Fähigkeit, sich in die persönliche Informationswelt und die informationsbezogenen Aufgaben anderer zu versetzen (Lit. 37);
2. Informationsbedürfnis Was wird vom Klienten als nötig empfunden?
3. Frageformulierung Wie wird die Frage, der Wunsch/Auftrag formuliert?
- die Bereitschaft zu Verstehen und Verstandenes in einfacher Form wiederzugeben. Diese Fähigkeit, im Gespräch von den eigenen Wertvorstellungen und Interessen abstrahieren zu können und gewissermaßen ein Problem durch die Augen anderer zu sehen, ist wichtige Voraussetzung dafür, Informationsanfragen verstehen und für die Nutzer befriedigend beantworten zu können (Lit. 38).
4. Frageinhalt Was war tatsächlich gemeint?
5. Interpretation des Vermittlers Was wird verstanden? Wie wird interpretiert?
6. Operationalisierung des Auftrags Wo wird wie wonach gesucht?
C 6.4.2.1
7. Codierung des Problems Wie wird die Anfrage in Retrievalsprache übersetzt?
Im Informationsberatungsinterview zwischen Vermittler und Klient machen Inhalt und mögliche Lösung eines Informationsauftrags nur einen Teil des Gesprächs aus. Gleichzeitig soll der Anfrager aufgrund des Gesprächs den Eindruck gewinnen, dass er es mit einem kompetenten und vertrauenswürdigen Informationsspezialisten und Beratungspartner zu tun hat, dem man die eigenen Informationsprobleme anvertrauen und auf dessen Verschwiegenheit, Integrität und Professionalität man sich verlassen kann.
8. Potenzial des Informationssystems Was kann ermittelt werden?
9. Form der Präsentation Was wird wie weitergegeben?
10. Interpretation des Klienten Was wird verstanden und gefolgert?
11. Resultat Was hat das Ergebnis bewirkt? Abb. 2: Kommunikationshürden -Interpretation
der Informationsanfrage
Ziele des Interviews
und
Hinzu kommt, dass Klienten die Möglichkeiten, die die Suche in Datenbanken bietet, oft nur schwer beurteilen können und dass sie sich in der Regel
436
Ralph Schmidt
ü b e r H e r k u n f t u n d Verlässlichkeit d e r r e c h e r c h i e r -
p a r a p h r a s i e r t , d . h. e i n z e l n e A u s s a g e n m i t e i g e -
t e n I n f o r m a t i o n e n i m U n k l a r e n s i n d . W e n n es d e m
nen Worten wiederholt und umschreibt, kön-
I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l e r also gelingt, i m B e r a t u n g s -
n e n beide Gesprächspartner besser kontrollie-
interview eine solide Vertrauensbasis mit d e m
ren, o b das I n f o r m a t i o n s p r o b l e m v e r s t a n d e n
K l i e n t e n a u f z u b a u e n , d a n n e n t w i c k e l t sich e i n e
u n d e r k a n n t w o r d e n ist.
o f f e n e r e G e s p r ä c h s a t m o s p h ä r e , es k o m m t i m w e i teren Beratungsverlauf zu weniger Missverständnissen, u n d die Rechercheergebnisse w e r d e n v o m Klienten bereitwilliger akzeptiert. U m dieses Ziel z u e r r e i c h e n , m u s s sich d e r I n f o r m a t i o n s v e r m i t t ler g a n z a u f d i e P e r s o n , d i e B e d ü r f n i s s e u n d das individuelle Verhalten eines Besuchers einstellen können.
3. I n e i n e m w e i t e r e n S c h r i t t sollte d e r V e r m i t t l e r e i n e Bedingungsanaljse
f ü r das z u g r u n d e l i e g e n d e
I n f o r m a t i o n s p r o b l e m anstellen. I m Gespräch versucht m a n jetzt weitere Hintergrundinformationen u n d R a h m e n b e d i n g u n g e n zu erfragen, die f ü r ein tieferes Verständnis des I n f o r m a t i o n s p r o b l e m s b e d e u t s a m sein k ö n n e n . I n d i e s e r P h a s e ist es b e s o n d e r s w i c h t i g , j e d e d e tailliertere F r a g e z u e r l ä u t e r n u n d i m K o n t e x t
C 6.4.2.2 Ablauf des Interviews
möglicher Recherchestrategien
Aus Sicht der Kommunikationspsychologie
han-
delt es sich b e i e i n e m B e r a t u n g s i n t e r v i e w z w i s c h e n Informationsanfrager u n d -vermittler u m ein diagnostisches G e s p r ä c h m i t d e m Ziel des kooperativen Problemlösens. D e r gesamte A b l a u f e i n e s solc h e n I n f o r m a t i o n s b e r a t u n g s i n t e r v i e w s lässt sich in mehrere Phasen untergliedern: 1. W ä h r e n d d e r Kontaktphase
darzustellen,
d a m i t d e r G e s p r ä c h s p a r t n e r n i c h t das G e f ü h l b e k o m m t , e r o d e r sie w ü r d e a u s g e f r a g t . Z u r Bedingungsanalyse eines Rechercheauftrags geh ö r e n auch Fragen nach formalen Kriterien wie U m f a n g , Art, Aktualität, Sprache u n d F o r m des zu erwartenden Rechercheergebnisses. 4. N a c h d e m das I n f o r m a t i o n s p r o b l e m f ü r b e i d e
m u s s der Vermittler
e i n e m n e u e n Klienten die Gelegenheit zur O r i e n t i e r u n g u n d G e w ö h n u n g geben. D e r erste Eindruck, d e n ein Besucher v o m Vermittler bek o m m t , k a n n dabei e n t s c h e i d e n d f ü r d e n ges a m t e n B e r a t u n g s e r f o l g sein. W i c h t i g s t e s Z i e l f ü r d e n V e r m i t t l e r ist es in d i e s e r P h a s e , e i n e positive G e s p r ä c h s a t m o s p h ä r e herzustellen, die vertrauensbildend wirkt u n d d e n C h a r a k t e r des
Seiten deutlicher u n d präziser herausgearbeitet w o r d e n ist, w i r d d e r I n f o r m a t i o n s b e r a t e r j e t z t v e r s u c h e n , i m R a h m e n e i n e r Zielanalyse d i e v e r schiedenen Wege u n d C h a n c e n einer Informationsrecherche zu umreißen. Der Ratsuchende k a n n sich j e t z t d a r ü b e r klar w e r d e n , o b u n d i n w i e w e i t eine I n f o r m a t i o n s r e c h e r c h e bei der L ö s u n g d e s P r o b l e m s n ü t z l i c h sein k a n n . 5. D i e Lösungsrealisation
selbst ist n i c h t Teil d e s I n -
weiteren Beratungsablaufs maßgeblich mitbe-
formationsberatungsgesprächs. Die technische
stimmt. Z u Beginn des Beratungsinterviews
u n d organisatorische P l a n u n g u n d D u r c h f ü h -
wird der Berater n o c h keine tiefergehenden in-
r u n g d e r R e c h e r c h e liegt allein b e i m V e r m i t t -
h a l t l i c h e n F r a g e n z u m R e c h e r c h e a u f t r a g stel-
ler; die B e t e i l i g u n g d e r R a t s u c h e n d e n b e i d e r
len, s o n d e r n m i t d e m A n f r a g e r ü b e r seine b e -
R e c h e r c h e t ä t i g k e i t e r s c h e i n t d a b e i als w e n i g h i l f -
rufliche Position, seine aktuellen fachlichen
reich.
A u f g a b e n o d e r bei B e d a r f ü b e r d i e k o n k r e t e n Funktionen des Informationsvermittlers spre-
6. N o c h w i c h t i g e r f ü r d e n B e r a t u n g s e r f o l g ist d i e P h a s e d e r Lösungskontrolle.
chen.
D e m V e r m i t t l e r ist
z u e m p f e h l e n , das e r a r b e i t e t e R e c h e r c h e e r g e b Problemdefinition
nis d e m A u f t r a g g e b e r p e r s ö n l i c h z u p r ä s e n t i e -
lässt sich d e r b e r a t e n d e I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l e r
r e n u n d z u e r l ä u t e r n . S o e r g i b t sich d i e G e l e -
2. I n d e r P h a s e d e r e i g e n t l i c h e n
das I n f o r m a t i o n s p r o b l e m des A n f r a g e r s b e -
genheit, die Resultate mit der ursprünglichen
schreiben. Zunächst o h n e zu unterbrechen ver-
A u f g a b e n s t e l l u n g zu vergleichen u n d die R e -
s u c h t sich d e r V e r m i t t l e r e i n Bild v o n d e r e i -
cherchequalität z u s a m m e n mit d e m Klienten zu
gentlichen Aufgabenstellung zu machen. Erst
b e w e r t e n . D u r c h die g e m e i n s a m e S i c h t u n g u n d
s p ä t e r w i r d e r o d e r sie d a z u ü b e r g e h e n , s i c h
Interpretation der Rechercheergebnisse können
g e n a u e r n a c h i n h a l t l i c h e n Details, n a c h k o n k r e -
ζ. B. g e w i s s e U n z u l ä n g l i c h k e i t e n e i n e s D a t e n -
ten Informationswünschen oder nach der Be-
b a n k a u s d r u c k s b e s s e r e r k l ä r t o d e r a u f real b e -
d e u t u n g einzelner Fachbegriffe zu erkundigen.
stehende Lücken im Informationsangebot auf-
I n d e m der Vermittler die P r o b l e m s c h i l d e r u n g
merksam gemacht werden. Die Präsentation
C 6 Informationsvermittlung
und Analyse der ermittelten Informationen schafft eine zusätzliche Klientenbindung und führt in der Regel zu einer höheren Zufriedenheit des Auftraggebers (Lit. 15). C 6.4.3
Informationsbeschaffung
Die Vielfalt der elektronischen wie konventionellen Informationsmöglichkeiten erfordert von einem qualifizierten Informationsberater ein breites Spektrum fachlicher und informationsmethodischer Kenntnisse, um die gesamte Palette der zur Verfügung stehenden Informationsmöglichkeiten effektiv nutzen zu können. Neben die traditionellen bibliothekarischen, dokumentarischen und informellen Informationsquellen sind heute zunehmend neue Verfahren der elektronischen, computergestützten und technisch vermittelten Informationsbereitstellung getreten. Zu einer umfassenden Informationsrecherche gehört die Kenntnis der Organisation des Fachinformationssystems und des geeigneten Informationszugangs ebenso wie die Fähigkeit, Retrievalsysteme zu bedienen, effiziente Recherchestrategien zu entwickeln oder relevante Informationen zu identifizieren und zu selektieren. C 6.4.4
Informationsaufbereitung und - b e w e r t u n g
Der Nachweis isolierter Daten, das Auffinden einzelner Fakten, die Recherche nach Referenzen oder die Beschaffung von Originaldokumenten reichen in der Regel nicht aus, um den gesamten Informationsbedarf eines Klienten zu befriedigen. J e nach Art der Anfrage und Vorkenntnis des Klienten müssen die recherchierten Daten zu nützlichen und brauchbaren Informationen komprimiert werden. Der Prozess der Informationsanalyse zielt darauf ab, durch Selektion, Vergleich, Bewertung, Aufbereitung und Verdichtung von Rcchcrchccrgebnissen informationellen Mehrwert zu schaffen, neues Wissen zu generieren und Wissensdefizite zu identifizieren (Lit. 04). Der Aufbereitungsgrad der Recherche hängt dabei von mehreren Faktoren ab: von den wissenschaftlichen und fachlichen Vorkenntnisse des Klienten, von dessen Auffassungsvermögen und seiner Rezeptionsbereitschaft. Zielsetzung und Verwendungszweck der Recherche sowie das zugrundeliegende Problem sollten bei der Präsentation und Gestaltung des Rechercheergebnisses ebenso berücksichtigt werden wie der zu erwartende Arbeits-
437 aufwand, die Verfügbarkeit von Informationsressourcen, zeitliche Restriktionen und Kosten/Nutzen-Uberlegungen. Nach ihrem Komplexitätsgrad können vermittelnde Informationsdienstleistungen in drei unterschiedliche, aber nicht eindeutig abgrenzbare Kategorien unterteilt werden: - Die synthetische Informationsvermittlung stellt die aufgrund einer spezifischen Anfrage recherchierten Daten zu problemorientiert strukturierten Informationssammlungen zusammen. Das Rechercheergebnis ermöglicht dem Nutzer eine systematische Orientierung in dem recherchierten Fachgebiet - eine Lösung von Informationsproblemen kann mit einer einfachen synthetischen Recherche nicht erzielt, allenfalls vorbereitet werden. Zu den synthetischen Informationsdienstleistungen ist das Information Brokering bzw. die datenbank-orientierte Informationsvermittlung zu rechnen oder die Tätigkeiten von Auskunftsdiensten und Clearing-Stellen (Lit. 34). - Die synoptische Informationsvermittlung zielt darauf ab, zu einem oft interdisziplinären Forschungsthema, zu einer fachübergreifenden Fragestellung oder zu einem spezifischen Verfahrensproblem eine aktuelle Wissensübersicht zu geben, die den anfragenden Wissenschaftler, Techniker oder Manager in die Lage versetzt, anhand einer fachlichen Positionsbestimmung eigene Arbeiten und Zielsetzungen besser dem gegebenen Stand des Wissens anpassen zu können. In Form von Literatur- oder Fortschrittsberichten, Standder-Technik-Ubersichten oder thematischen Sachstandsvergleichen liefern komplexe Informationssynopsen ein Orientierungswissen, mit dem Einzelfragen in einen umfassenderen Sachund Sinnkontext eingeordnet werden können. - Die analytische Informationsvermittlung verdichtet recherchierte Daten zu Expertisen, thematischen Studien und wissenschaftlichen Analysen, die auf der Grundlage der Fakten- und Literaturlage neue Erkenntnisse und mögliche Problemlösungen formulieren; diese Form der Wissensaufbereitung und -Verarbeitung gilt als wichtiges Element im Wissenstransfer und bereitet nicht selten weitere beratungsbezogene Dienstleistungen vor. Oft werden die Ergebnisse einer Informationsanalyse durch eine bewertende Qualitätsbeurteilung ergänzt. Dabei bezieht sich die Informationsbewertung zum einen auf die Einschätzung des monetär
438
Ralph Schmidt
bcrcchncten Wertes bestimmter Informationsressourcen (Einsparungseffekte, Rationalisierungspotenziale, Wettbewerbsvorteile durch Information), zum anderen wird auch die Relevanz, Präzision und Vollständigkeit, die Pertinenz (bedarfsbezogene Qualität) und der Wirkgehalt einzelner Rechercheergebnisse in Hinblick auf eine konkrete Problemlösung beurteilt.
C 6.5
Erfolgsfaktoren der Informationsvermittlung
Probleme der fachlichen Qualifikation, der Wirtschaftlichkeit, des Marketing sowie der Akzeptanz erschweren Markterfolg und Konsolidierung neu entstehender Informationsunternehmen. So werden die Möglichkeiten, einen neuen Markt für spezialisierte Informationsdienste zu entwickeln, oft stark überschätzt (Lit. 17). Gleichzeitig werden manche der neuen Dienstleistungen ohne Rücksichtnahme auf real existierende Bedarfsstrukturen entwickelt und angeboten. Hinzu kommt, dass kommerzielle Informationsdienste mit dem traditionellen Informierungsverhalten der potenziellen Nutzergruppen (wie ζ. B. kleine und mittlere U n ternehmen, I Iandwerksbetriebe, Ingenieurbüros) konkurrieren müssen, die ihren Informationsbedarf über bewährte Informationskanäle und informelle Kommunikationsnetzwerke decken.
C 6.5.1
Z u r Qualifikation v o n Informationsvermittlern
Die Fertigkeiten und Kenntnisse, die einen Informationsspezialisten für seinen Beruf qualifizieren, umfassen eine breite Skala methodischer, technischer, organisatorischer und sogar psychologischer Erfahrungen und Fähigkeiten. Neben dem grundlegenden methodischen Wissen über Informationstechnik, Informationsquellen und Informationsstrukturen wird auch die Fähigkeit erwartet, komplexe Informationsprobleme erfassen, analysieren, strukturieren und lösen zu können. Zusätzlich sollten Informationsberater und -vermittler vertrauensfördernde Beraterqualitäten aufweisen, sie müssen als Ubersetzer zwischen unterschiedlichen Fachsprachen und Wissensstrukturen vermitteln (Lit. 08), sie sollten als Wissensingenieure alle Spielarten der modernen Informations- und Kommunikationstechnik beherrschen, und sie müssen als Pfadfinder im Informationsdschungel alle Wege, Kanäle und Quellen der Informationslandschaft
kennen (Lit. 21). Andere Untersuchungen bescheinigen der Informationsvermittlungsarbeit als wesentliche Voraussetzung Ganzheitlichkeit, Intuition, Nicht-Linearität, Emotionalität und Erfahrungswissen (Lit. 27). Die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis vertritt den Standpunkt, dass gerade für Information Broker eine mehrjährige Berufspraxis als Informationsvermittler in einem Betrieb oder in einer Institution genauso wichtig ist wie eine qualifizierende Ausbildung in einem IuD-Hochschulstudium. Im Zuge der Integration des europäischen Arbeitsmarktes werden in jüngster Zeit außerdem Bestrebungen zur Zertifizierung von Informationsdienstleistern unternommen (Lit. 29). Z u den unabdingbaren Kenntnissen und Fähigkeiten, über die professionelle Informationsvermittler verfügen sollten, gehören: - ein fundierter Uberblick über die grundlegenden Online- und Offline-Quellen eines Fachgebiets; - Sicherheit beim Retrieval in verschiedenen Informationssystemen; - Kenntnisse der Inhalte des WWW und des U m gangs mit Datennetzen; - umfassende Kenntnisse konventioneller Datensammlungen; - Erfahrung in der Entwicklung und Praxis von Recherchestrategien; - Erfahrung in der synoptischen Aufbereitung von Rechercheergebnissen; - Erfahrung in der Kalkulation von Informationsdienstleistungcn (Lit. 09). C 6.5.2
Qualität der Informationsvermittlung
Eine nachhaltige Akzeptanz vermittelnder Informationsdienstleistung kann nur durch eine deutliche Verbesserung und damit durch eine stärkere Wertschätzung der Dienstleistungen bei den Zielgruppen erreicht werden. Als Kriterien für die Qualität von Informationsdiensten werden in erster Linie Merkmale wie Problembezug der Leistung oder Verständlichkeit des Informationsprodukts und erst im weiteren die Eigenschaften Vollständigkeit und Aktualität der Ergebnisse genannt. Versuche, Informationsunternehmen nach Qualitätsnormen (wie ζ. B. ISO 9004) zu zertifizieren, d. h. nor-
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C 6 Informationsvermittlung
micrtc Kriterien für die Qualität von Dienstleistungen zu überprüfen und zu bescheinigen, scheitern allerdings an der Schwierigkeit, den Wert vermittelter Informationen und die Qualität von Problemlösungen evaluieren zu müssen. Jedes noch so ausgefeilte betriebswirtschaftliche Bewertungsmodell wird der Komplexität der vielfältigen Informationsbeziehungen und -bedürfnisse in einem Unternehmen nicht gerecht. Informationsprozesse sind gleichzeitig Kommunikationsprozesse und damit soziale Prozesse. Es ist daher zu vermuten, dass die Qualität und damit die Effizienz von Informationsleistungen immer auch von der methodischen, kommunikativen und sozialen Kompetenz derjenigen abhängen, die Informationsaufgaben übernehmen. Der Messbarkeit der Qualität und Effizienz von Informationsdienstleistungen sind prinzipielle Grenzen gesetzt, weil die Bemessungsstandards für die Güte einer Informationsleistung zu aller erst und ausschließlich von subjektiven Werturteilen geprägt sind (Lit. 38). Auch erscheinen Bemühungen, Berufsethos, Qualitätsanspruch und Selbstwertgefühl von Informationsvermittlern durch einen freiwilligen Verhaltenskodex aufzuwerten, mehr als fragwürdig. Denn solange solide Informationsvermittlung noch auf Reputation und Vertrauen gründet, erscheinen solche Etikettierungen als überflüssig (Lit. Ol). C 6.5.3
Wirtschaftlichkeit der Informationsvermittlung
Unternehmen, die auf dem Markt Dienstleistungen der Informationsvermittlung anbieten, können nur dann wirtschaftlich operieren, wenn die Erträge aus den Informationsdienstleistungen höher sind als deren Aufwendungen. Die Nachfrage nach reinen Recherchediensten ist jedoch nach wie vor so gering, dass ein Informationsunternehmen nur dann ökonomisch arbeiten kann, wenn es das Angebot der Dienstleistungen ausweitet u n d dem Kundenbedarf anpasst. Eine Reihe von Broker-Firmen ist deshalb dazu übergegangen, den eigentlichen Umgang mit Online-Informationen zur Leistung untergeordneter Priorität zu machen und den Kunden umfassendere Beratung beim Aufbau von informations- und kommunikationstechnischen Lösungen, Unterstützung im Informationsmanagement, Rechercheschulung oder die Betreuung von Firmen-Websites anzubieten (Lit. 39). Die Ausweitung der Dienstleistungspalette und die Komplettierung des Angebots durch komplexe In-
formationsberatungslcistungen erscheint daher aus ökonomischen Gründen zwingend erforderlich. Unter Informationsberatung ist eine kommerzielle entscheidungs- und planungsbegleitende Hilfeleistung zu verstehen, die sich zur Lösung eines Informationsproblems auf die Aufbereitung und Anwendung von Informationsressourcen konzentriert. Informationsunternehmen werden sich auf lange Sicht nur dann am Markt behaupten können, wenn sie weniger auf die Menge an erbrachten Vermittlungsleistungen als vielmehr auf deren Qualität setzen.
C 6.5.4
Marketing ftir Informationsvermittlung
Der schwer darzustellende Wert der Ware Information mag auch Ursache dafür sein, dass manche Informationsdienste nicht erfolgreich genug im Markt platziert werden können. Strategien des Informationsmarketings und damit der Werbung für Informationsdienste könnten bei richtiger Gestaltung und Anwendung womöglich den Bekanntheitsgrad der Branche Informationsvermittlung fördern. Doch hat sich gezeigt, dass der Erfolg solcher flankierender Maßnahmen, die den mengenmäßig rentablen Verkauf von Informationsrecherchen unterstützen sollen, überschätzt werden (Lit. 22). Bei der Kundenakquisition führen nur solche Maßnahmen zum Ziel, die den potenziellen Kunden direkt und persönlich erreichen und die geeignet sind, eine größere Klientel langfristig an das Informationsunternehmen zu binden. Z u diesem Zweck bieten sich zur Unterstützung des strategischen Marketings von Informationsvermittlungsstellen Maßnahmen in den vier Gestaltungsfeldern Informationsstrategie, Informationsbereitschaft, Informationspotenziale und Informationsfähigkeit an (Lit. 18). Im traditionellem Beratungsbereich, wo seit jeher Informationen recherchiert, problemorientiert aufbereitet und als Dienstleistung vermarktet werden, erübrigen sich aufwändigere Marketingkonzepte. O f t wird jedoch der Verweis auf firmeninterne Möglichkeiten zur N u t z u n g von Online-Datenbanken als imageförderndes Marketinginstrument eingesetzt (Lit. 06). So versuchen manche Beratungsunternehmen sich dadurch Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, dass sie im Rahmen ihrer Akquisitionsbemühungen auf die Vorteile einer eigenen Informationsvermittlungsstelle aufmerksam machen, um dadurch potenzielle Klienten von der
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Ralph Schmidt
eigenen technischen und fachlichen Beratungskompetenz zu überzeugen.
C 6.5.5
Bedarfs- und Akzeptanzstrukturen
Als Beratungsdienstleistung, in klassischer Auskunftsfunktion oder als gutachterliche Tätigkeit ist Informationsvermittlung bekannt, bewährt und akzeptiert. Jedoch stößt die Akzeptanz neuer Dienste, die auf die Vermittlung und den Verkauf von Online-Informationen festgelegt sind, in Wirtschaft und Industrie auf Hürden. Die Nachfrage von kleinen und mittelständischen Betrieben nach onlinerecherchierten Datenbankinformationen bleibt auch deshalb verhalten, weil die Qualität und Aufbereitung standardisierter Informationsdienste den tatsächlichen Informationsbedürfnissen der Firmen oft nicht entspricht. Online-Informationsvermittlung unterschätzt die anwendungsferne Komplexität von Datenbankinhalten, sie ignoriert die informatorischen Rahmenbedingungen unternehmerischen Informationsverhaltens, und sie verkennt allzu oft den tatsächlichen Informationsbedarf der Betriebe. Die in Datenbanken recherchierbaren Fachinformationen liefern lediglich den Rohstoff, der durch intellektuelle Weiterbehandlung und problemorientierte Veredelung noch zu einem anwendbaren Informationsprodukt verarbeitet werden muss. So ist der größte Anteil der am Informationsmarkt nachgefragten Informationen Wirtschafts- und Finanzinformationen und nur zu einem geringen Teil wissenschaftlich-technische Fachinformation und Patentinformation. Deshalb wenden sich ratsuchende Unternehmen mit ihren Fragen und Problemen in der Regel nur an solche Beratungsagenturen, zu denen sich nach einer längeren Phase der gemeinsamen Problembewertung und Zusammenarbeit ein ausreichendes Vertrauensverhältnis aufbauen lässt. Als Ursache, warum die Nutzung elektronischer Fachinformation bei den meisten Unternehmen auf Akzeptanzbarrieren trifft, lassen sich sechs miteinander verknüpfte Gründe nennen: 1. Ein Bedarf an elektronisch vermittelter Fachinformation im Bereich der mittelständischen Wirtschaft und des Handwerks ist eher gering, da die bestehenden Informationsmedien und -kanäle, insbesondere nach Einführung des Internets, als ausreichend angesehen werden. 2. Situationen, in denen innovative Betriebe ein aktuelles Fachinformationsbedürfnis haben, tre-
ten zu selten und zu sporadisch auf, um die U n ternehmen an die Kooperation mit Informationsvermittlern gewöhnen zu können. 3. Die Ergebnisse der Online-Informationsvermittlung können von den Unternehmen oft nicht verwertet werden, da sie wegen der ungeeigneten Qualität (bibliographische Nachweise, fremdsprachige Literatur) abgelehnt werden oder nicht direkt in betriebliche Problemlösungen umgesetzt werden können. 4. Die privaten Anbieter von Informationsdienstleistungen genießen bei den potenziellen N u t zern in den Unternehmen nicht das erforderliche Vertrauen, das den Beratern in Kammern und Verbänden von den Betrieben entgegengebracht wird. 5. Die Bereitschaft (nicht nur) in der mittelständischen Wirtschaft, die Leistung von Information Brokern aufwandsgerecht zu vergüten, ist eher gering, da im betrieblichen Bereich Wissenserwerb traditionellerweise über eher informelle Tauschprozesse geregelt wird. 6. Statt des isolierten Tatsachen- und Faktenwissens, das die herkömmliche Informationsvermittlung anzubieten hat, benötigt das innovative Unternehmen zur wettbewerbsorientierten Weiterentwicklung vor allem Orientierungswissen, Handlungswissen sowie erfahrungsgeprüfte und bewertete Informationen.
C 6.6
Informationsvermittlung in Zeiten des Internet
Auch wenn kaum verlässliche Zahlen zur Anzahl, Struktur und wirtschaftlichen Situation der Informationsvermittlung in Deutschland vorliegen (Lit. 06; Lit. 14), so lässt sich doch mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten, - dass heute innerbetriebliche IVS gegenüber externen IVS und Information Brokern in der Uberzahl sind; - dass sich externe Informationsvermittlung nach wie vor nicht kommerziell trägt; - dass Informationsvermittlung insbesondere dort gute Chancen hat, wo Innovationen intensiv und in größerem Maßstab gedacht, erforscht, geprüft, ermittelt und transferiert werden.
C 6 Informationsvermittlung
Die n o c h in d e n 1990er J a h r e n optimistisch eingeschätzte E n t w i c k l u n g des an sich p r o b l e m a t i schen Marktes f ü r I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g (Lit. 19) zeigt sich a u f g r u n d der Etablierung des Internet u n d der vielen d a m i t v e r b u n d e n e n O n l i n e Dienste, netzvermittelten Dienstleistungen, elektronischen I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e u n d innovativen A n w e n d u n g e n wieder rückläufig (Lit. 12). Z w a r bedeutet das Internet f ü r kommerzielle Vermittler eine n e u e C h a n c e , als „cybermediaries" (Lit. 32) ihre Dienste auf den n e u e n elektronischen M a r k t plätzen auf breiter Front bekannt zu machen, anzubieten, zu v e r m a r k t e n u n d zu distribuieren (Lit. 13; Lit. 31; Lit. 40). D o c h gleichzeitig haben auch die Informationsnachfrager die erschöpfenden u n d kostengünstigen Recherchemöglichkeiten im I n ternet entdeckt. In vielen U n t e r n e h m e n g e h ö r t die so g e n a n n t e E n d u s e r - R e c h e r c h e h e u t e z u m Alltag. D i e Mitarbeiter haben Z u g r i f f auf unterschiedlichste I n f o r mationsquellen, die bislang d e m Z u g r i f f von I n formationsspezialisten vorbehalten waren (Lit. 24). Dieser als Disintermediation bezeichnete Begriff steht f ü r einen Entwicklungsprozess im O n l i n e - I n f o r mationsmarkt, bei d e m die N a c h f r a g e nach p r o fessioneller, expertengebundener Informationsverm i t t l u n g z u n e h m e n d an B e d e u t u n g verliert, weil Informationsrecherchen a u f g r u n d verbesserter u n d v e r e i n f a c h t e r Z u g r i f f s m ö g l i c h k e i t e n a u f in d e r Regel internet-vermittelte I n f o r m a t i o n s a n g e b o t e v o m E n d n u t z e r weitgehend selbstständig d u r c h g e f ü h r t w e r d e n (Lit. 16). Dabei w e r d e n als Endnutzer j e n e B e n u t z e r v o n I n f o r m a t i o n s s y s t e m e n bezeichnet, der nicht über speziell geschulte Kenntnisse u n d Fähigkeiten im U m g a n g mit der I n f o r mations- u n d K o m m u n i k a t i o n s t e c h n i k verfügen. D e r Begriff E n d n u t z u n g bringt z u m Ausdruck, dass im Rechercheprozess zwischen O n l i n e - I n f o r m a t i o n s q u e l l e n u n d I n f o r m a t i o n s n a c h f r a g e r keine professionelle Vermittlungsinstanz zur U n t e r s t ü t z u n g der I n f o r m a t i o n s s u c h e eingeschaltet ist (Lit. 24). D i s i n t e r m e d i a t i o n w u r d e nicht zuletzt a u f g r u n d der E i n f ü h r u n g der Internet- u n d IntranetTechnologie, d u r c h die E n t w i c k l u n g komfortabler Benutzungsoberflächen f ü r D a t e n b a n k e n u n d I n formationssysteme sowie d u r c h das ausgeweitete A n g e b o t intuitiv b e d i e n b a r e r Retrievalsysteme, Suchmaschinen u n d elektronischer Vermittleragenten erst ermöglicht (Lit. 20). D o c h ist zu b e f ü r c h ten, dass die E n d n u t z e r v o n d e m reichhaltigen u n d u n ü b e r s c h a u b a r e n Angebot im Internet oft ü b e r -
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fordert sind u n d dazu n u r d e n qualitativ m i n d e r wertigen (weil kostenfreien) Informationsquellen den Vorzug geben (Lit. 11). Dies w i e d e r u m m a g dazu f ü h r e n , dass sich wieder ein Bedarf an E n d n u t z e r f ö r d e r u n g u n d - S c h u l u n g d u r c h die I n f o r mation Professionals einstellt (Lit. 05).
Literatur 01 Artus, H e l m u t M.; von Lossow, Wilfried: Ethik und Information. Brauchen wir einen Verhaltenskodex für Informationsvermittler? In: Nachr. f Dok. 45 (1994) Nr. 6, S. 325-334 02 Bachmann, Jutta: Der Information-Broker. Informationen suchen, sichten, präsentieren. M ü n c h e n : Addison-Wesley, 2000 03 Bates, Mary Ellen; Bäsch, Reva (Ed.): Building and running a successful research business. A guide for the independent information professional. Medford, NJ: Information Today, 2003 04 Benz, Roger; Peterhans, Markus: Informationsmanagement. Ein Glossar wichtiger Begriffe mit deutschen und englischen Definitionen [online]. Zürich: Univ. Zürich, Institut für Informatik, Forschungsgruppe Informationsmanagement, 1993 (Institutsbericht; 93.23). - (Zugriff: 2004-01-31) 22 Klaus, H a n s G.; Schmidt, Ralph: Marketing v o n Informationsvermittlern in den U S A . In: Nachr. f D o k . 40 (1989), N r . 2, S. 87-92 23 Kuhlen, Rainer: Informationsmarkt. C h a n c e n u n d Risiken der Kommerzialisierung von Wissen. 2. Aufl. Konstanz: Univ.-Verl. Konstanz, 1996 (Schriften zur Informationswissenschaft; 15) 24 Naegeli-Frutschi, U r s H.: Information Professionals im Spannungsfeld zwischen Disintermediation u n d zentraler Informationsvermittlung. Ein Erfahrungsbericht zur N e u p o s i t i o n i e r u n g einer zentralen IVS als First Level Supportstelle f ü r Endnutzer. In: Schmidt, Ralph (Hrsg.): C o n t e n t in C o n t e x t - Perspektiven der Informationsdienstleistung. 24. Online-Tagung der D G I (Proceedings, Frankfurt am M a i n 2002). Frankfurt am Main: D G I , 2002 (Tagungen der D e u t s c h e n Gesellschaft f ü r Informationswissenschaft u n d Informationspraxis; 5), S. 19-28 25 N i n k , H e r m a n n : Informationsvermittlung: Aufgaben, Möglichkeiten u n d Probleme. Wiesbaden: Dt. Univ. Verl., 1991 (DUV: Wirtschaftswissenschaft)
C 6 Informationsvermittlung
26 Ockenfeld, Marlies: Klassische Informationsdienste. In: Buder, Marianne (Hrsg.); Rehfeld, Werner (Hrsg.); Seeger, T h o m a s (Hrsg.); Strauch, Dietmar (Hrsg.): G r u n d l a g e n der praktischen Information u n d D o k u m e n t a t i o n . Ein H a n d b u c h zur E i n f ü h r u n g in die fachliche Informationsarbeit. 4. völlig neu gefasste Ausg., Bd. 1. M ü n c h e n : Saur, 1997 ( D G D - S c h r i f t e n r e i h e ) , S. 257-279 27 Pfeiffer, Sabine: D e m Spürsinn auf der Spur. Subjektivierendes Arbeitshandeln an InternetArbeitsplätzen am Beispiel Informations-Broking. M ü n c h e n : Rainer H a m p p , 1999 28 Pörzgen, Rainer; Schreiber, Martin: Die Informationsvermittlungsstelle: Planung, Einrichtung, Betrieb. M ü n c h e n : Saur, 1993 (Bibliothekspraxis; 33) 29 Rittberger, Marc: Qualität v o n Informationsdienstleistungen als Marketinginstrument. In: Schmidt, Ralph (Hrsg.): 21. Online-Tagung der D G I . A u f b r u c h ins Wissensmanagement (Proceedings, Frankfurt am M a i n 1999). Frankfurt am Main: D G I , 1999, S. 341-354 30 Rugge, Sue; Glossbrenner, Alfred: T h e information broker's handbook. 3. ed. N e w York: M c G r a w - H i l l , 1997 31 Rusch-Feja, Diann: Informationsvermittlung, Informationsretrieval u n d Informationsqualität im Internet. In: Ztschr. f u r Bibliothekswesen u. Bibliographie 43 (1996), N r . 4, S. 329-360 32 Sarkar, Mitra Barun; Butler, Brian; Steinfield, Charles: Intermediaries and cybermediaries. A c o n t i n u i n g role for mediating players in the electronic marketplace [online]. In: Journal of C o m p u t e r - M e d i a t e d C o m m u n i c a t i o n 1 (1995), N r . 3. - yLemprozesskonzepte^
J
- c Evaluationskonzepte
C
C
Facilitator-Support· Funk tone η
Ler ne r-C omm un rty-
J
Operative Geschäft prozess-Modelle
J
E-Mail, - * File Transfer. Anwendungssoftware engl.: application
software
Oberbegriff für alle Programme, die nicht zum -*• Betriebssystem gehören. Die Programme der individuellen Anwendungssoftware lösen die aus den Zielen des Anwenders definierten Aufgabenstellungen. (siehe auch Standardsoftware; Betriebliches Anwendungssystem) Anwendungssystem, betriebliches -»• Betriebliches Anwendungssystem
AOL AOL (Abkürzung für „America Online") ist ein kommerzieller Online-Dienst; 2001 haben AOL und Time Warner das wahrscheinlich größte M e dienunternehmen der Welt geschaffen. Die neue AOL Time Warner bringt es auf einen Umsatz von 40 Milliarden Dollar und AOL hatte U n t e r n e h mensangaben zufolge Mitte 2001 mehr als 30 Millionen zahlende Online-Kunden. Z u AOL gehören zudem CompuServe und Netscape. Die Fusion macht AOL die umfangreichen Medieninhalte des Time Warner-Konzerns zugänglich und eröffnet andererseits dem Medien-Branchenführer Time Warner die weltweiten AOL-Onlinedienste. Angesichts des sich abzeichnenden BreitbandSiegeszuges mit interaktivem Fernsehen sowie mit H o c h g e s c h w i n d i g k e i t s - I n t e r n e t - , Video- u n d Kommunikationsdiensten hatten viele Verbrauchergruppen und Konkurrenten gegen den Zusammenschluss der Branchenführer protestiert. Apple Apple ist ein US-Hersteller von Computern wie Macintosh und iMAC und dem Betriebssystem MacOS. Das Unternehmen wurde am 1. April 1976 von dem 21-jährigen Steven P.Jobs und dem fünf Jahre älteren Stephen G. Wozniak in Palo Alto/Kalifornien gegründet. Im heimischen Schlafzimmer entwickelten und in der elterlichen Garage produzierten die beiden ihren ersten Computer - den Apple I. Erster Abnehmer von 50 Apple I - C o m putern war Paul Terrel, Inhaber des Byte Shops für Computerkomponenten. Für 666,66 Dollar stand der Apple I ab Mai 1976 zum Verkauf. Mit „Byte into an Apple" warb die Verkaufsanzeige für „das erste preiswerte Mikrocomputersystem mit Bildschirmanschluss und 8 Kilobyte RAM auf einer einzigen PC-Karte". Mit dieser Verkaufsanzeige, so eine der Legenden, war auch die Idee für das heutige Apple-Logo, den regenbogenfarbenen Apfel mit Biss, geboren. 1986 betrug der Umsatz knapp 2 Milliarden Dollar. 1977 stellte Apple Computer den Apple II mit 4 KByte RAM Arbeitsspeicher vor: Er kostete zusammengebaut 1.298 Dollar (798 Dollar für Bastler), bestand aus einem Plastik-Gehäuse mit Tastatur, enthielt ein eingebautes Basic zur Steuerung, verfügte über Erweiterungssteckplätze und Ports für externe Speicher, akzeptierte einen Fernseher als Bildschirm sowie einen normalen Kassettenrecorder als Speichergerät und gilt als der erste vollwertige PC. Z u m Verkaufsschlager im Einsteiger-Markt avancierte Ende des 20. Jahrhunderts der farbige, sinnlich rundliche iMac.
4
Äquivalenzklasse
Mit diesem Computer erschütterte Apple C o m puter die landläufigen Vorstellungen von einem preiswerten Internet-PC. Versehen mit einem ausgefallenen Design und überdurchschnittlichen Leistungsdaten, katapultierte sich der iMac in den Verkaufscharts sofort ganz nach oben und entwickelte sich zum bestverkauften Rechner in der Geschichte von Apple. Äquivalenzklasse Äquivalenzrelation; -»• Terminologische Kontrolle Äquivalenzrelation engl.: equivalence
relation; preferential
relation
Eine Aquivalenzrelation ist die Beziehung zwischen gleichwertigen Bezeichnungen (bedeutungsgleich oder bedeutungsähnlich), die ausgetauscht werden können, ohne die Bedeutung des Kontextes zu ändern. Diese gleichwertigen Bezeichnungen werden als Synonyme bzw. Quasi-Synonyme bezeichnet und bilden eine Äquivalenzklasse. Synonymie erscheint in unterschiedlichen Abstufungen: (a) Vollständige Synonymie tritt in Reinform sehr selten auf, in der Regel handelt es sich dabei um Schreibweisenvarianten (z.B. Photographie - Fotografie) oder die Alternierung zwischen Kurzform und Vollform (z.B. U N - U N O - Vereinte Nationen); (b) In den meisten Fällen weisen die Synonyme zumindest unterschiedliche Konnotationen auf, gehören verschiedenen Sprachstilen an oder haben eine unterschiedliche räumliche oder zeitliche Verbreitung (z.B. P f e r d - G a u l ; Samstag-Sonnabend); (c) Der Bedeutungsunterschied ist so geringfügig, dass er kaum wahrgenommen oder beachtet wird, bzw. eine pars-pro-toto-Ubertragung zwischen Ober- und Unterbegriff stattgefunden hat (z.B. R u n d f u n k - H ö r f u n k ) . Man spricht dann von Quasi-Synonymen, wenn Terme mit nur geringer Bedeutungsdifferenz synonym behandelt werden (z.B. Sprachwissenschaft - Linguistik oder Wohnen - Wohnung). Arbeitsspeicher Speicher Archiv engl.:
archives
Das Archiv ist diejenige Organisationseinheit, die die für eine dauerhafte Aufbewahrung in Frage kommenden Schriftstücke und Dokumente sammelt, erfasst, aussondert, bewertet und nach der Übernahme erschließt und zugänglich macht. Die Hauptmenge der Archivalien besteht aus U r k u n -
den, D o k u m e n t e n und Aufzeichnungen (-> Akte), die der Tätigkeit von Regierungen, Behörden oder Gerichten entstammen und im laufenden Betrieb nicht mehr benötigt werden. Im U n terschied zu gedruckten und publizierten Schriften handelt es sich hier meist um hand- oder maschinegeschriebene Einzelstücke. Die Archive ordnen und erschließen diese Materialien (-»· Archivgut-Bewertung) und stellen ihren Bestand für die historische und juristische Forschung zur Verfügung (-»• Archivgut-Auswertung). Für die Wissenschaft sind die Staats- und Stadtarchive am bedeutendsten, doch haben auch Archive anderer Träger wie Kirchen-, Firmen- oder Familienarchive eine gewisse Bedeutung. Einen Sonderfall stellen - > Pressearchiv sowie Medienarchiv dar mit vor allem praktischer Bedeutung für die tägliche Arbeit von Journalisten. Zu erwähnen sind noch die Krankenaktenarchive in K r a n k e n h ä u s e r n . (-*• Krankenakte, -»• Provenienz) Archivgut-Auswertung engl:
research
(archives)
N u t z u n g der Bestände in einem -»· Archiv. Die Auswertung setzt die -*• Archivgut-Bewertung und seine Erschließung voraus. Sie interpretiert die Z u s a m m e n h ä n g e , die an H a n d der physischen Beschaffenheit der im Geschäftsgang entstandenen Merkmale rekonstruiert werden, als Hinweise und Begründungen für mögliche Aussagen. Die jeweilige Fragestellung leitet die Auswertung von Archivgut f ü r unterschiedliche, nicht vorhersehbare Zwecke. Die Auswertung sucht meist nicht bereits bekannte Informationen, sondern interpretiert das Archivgut neu oder unter geändertem Blickwinkel und schafft damit neues Wissen. Sie ordnet die im Archivgut genannten Fakten in ihre Zusammenhänge ein und ermittelt so die Gründe. Archivgut-Bewertung engl.: appraisal
(archives)
Sie dient der Identifizierung der archivwürdigen Teile des Schriftguts, das von einer Behörde nach der Aussonderung in einem -»• Archiv angeboten wird (-»• Akte). Sie wird in der deutschen Tradition in alleiniger archivischer Kompetenz durchgeführt und umfasst vor der eigentlichen Auswahl der zu übernehmenden Unterlagen die Entscheidung auf der Grundlage einer intensiven Analyse des Schriftguts. Die Entscheidung kann entweder in der gemeinsamen Erarbeitung von Bewertungsmodellen mit der Gewährung von Pauschalgenehmigungen für Kassationen, in der Listenbewertung
5
a n h a n d der Aussonderungslisten der B e h ö r d e oder in der Einzeldurchsicht vor O r t getroffen w e r d e n . D a n a c h folgt die Ubergabe. D e r Sinn der Bewert u n g liegt in der Konzentration der Aussagemöglichkeiten d u r c h die R e d u z i e r u n g v o n R e d u n d a n zen. Archivwissenschaft engl: archival science D i e Archivwissenschaft beschreibt, typologisiert u n d erläutert die F o r m e n v o n Aufzeichnungen aus Verwaltungsarbeit u n d ihre inneren S t r u k t u ren u n d entwickelt M e t h o d e n zur Analyse der E n t s t e h u n g s z u s a m m e n h ä n g e (siehe auch - > A k t e ) . Sie liefert damit die Basis f ü r die Z i e l b e s t i m m u n g archivischer A r b e i t s m e t h o d e n u n d f ü r die E n t w i c k l u n g angemessener Verfahren. Die Archivwissenschaft hat ihre M e t h o d e der distanzierten Analyse aus der Geschichtswissenschaft ü b e r n o m m e n u n d w e n d e t sie auch auf gegenwärtige F o r m e n u n d ihre z u k ü n f t i g e n Entwicklungspotentiale in elektronischen U m g e b u n g e n an. Sie u n t e r s u c h t die F u n k tionen der verschiedenen S c h r i f t g u t f o r m e n in den E n t s c h e i d u n g s p r o z e s s e n der Verwaltung in verschiedenen Z e i t e n u n d Staatsformen u n d hat damit viele Bezüge zur Verwaltungswissenschaft. Sie ist nötig f ü r die fachliche Strategieentwicklung bei der Archivierung wie bei der B e h ö r d e n b e r a t u n g entsprechend d e m Auftrag der Archivgesetze, (siehe auch Archiv) Arithmetische Operation O p e r a t i o n , arithmetische Arzneimittel-Dokumentation engl.: pharmaceutical documentation D e r p h a r m a z e u t i s c h e U n t e r n e h m e r m u s s die Wirksamkeit u n d Sicherheit der v o n i h m hergestellten u n d vertriebenen Arzneimittel gegenüber den Arzneimittelaufsichtsbehörden nachweisen. F ü r die Z u l a s s u n g eines n e u e n Arzneimittels sind eine Reihe v o n klinischen Studien (-»· Klinische Studie) notwendig, die jeweils eine sehr a u s f ü h r l i c h e u n d detaillierte D o k u m e n t a t i o n e n t h a l t e n müssen. Aber auch bereits zugelassene A r z n e i m i t tel m ü s s e n laufend auf ihre Sicherheit ü b e r w a c h t w e r d e n , auch dies gelingt n u r über eine ausführliche D o k u m e n t a t i o n . ASCII engl.: American Standard Code for Information Interchange Das A S C I I - F o r m a t (American Standard C o d e for I n f o r m a t i o n Interchange) ist das häufigste F o r m a t f ü r Textdateien im Internet u n d auf C o m p u t e r n
Assoziationsrelation
allgemein gebräuchlich. Die Z u o r d n u n g v o n Bytes zu Z e i c h e n w i r d d u r c h d i e s t a n d a r d i s i e r t e A S C I I - C o d i e r u n g d u r c h das -»· A N S I festgelegt. Dabei ist die Z u o r d n u n g der ersten 128 Z e i c h e n (also 7 Bit) international u n d umfasst das lateinische Alphabet, die Z i f f e r n 0 bis 9, international übliche Sonderzeichen sowie einige Steuerzeichen wie Z e i l e n u m b r u c h oder Tabulator. Die restlichen 128 Z e i c h e n , auch als erweiterter A S C I I - Z e i c h e n satz (EASCII) bezeichnet, sind landesspezifisch u n d w u r d e n von der -»· I S O g e n o r m t . So enthält z.B. die A S C I I - E r w e i t e r u n g Latin-1 ( I S O 8859-1) alle schriftspezifischen Z e i c h e n f ü r w e s t e u r o p ä i s c h e u n d a m e r i k a n i s c h e S p r a c h e n . Z u m Teil ü b e r s c h n e i d e n sich auch die A S C I I - E r w e i t e r u n g e n . Latin-2 ( I S O 8859-2) e n t h ä l t s c h r i f t s p e z i f i s c h e Z e i c h e n f ü r die meisten mitteleuropäischen u n d slawischen Sprachen, die deutschen U m l a u t e sind z.B. in beiden enthalten. (-+• U n i c o d e ) ASIS engl.: American Society for Information Science and Technology Seit 1937 ist die ASIS die U S - a m e r i k a n i s c h e G e sellschaft f ü r I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t l e r u n d -Praktiker mit inzwischen r u n d 4000 Mitgliedern aus d e n Bereichen C o m p u t e r science, Linguistik, M a n a g e m e n t , Bibliothekswesen oder Ausbildung. Assembler engl.: assembler Assembler n e n n t m a n eine maschinenspezifische/ c o m p u t e r a b h ä n g i g e -»• Programmiersprache, die d e m d i r e k t e n Befehlssatz eines Prozessors sehr n a h e k o m m t . Assembler ist die P r o g r a m m i e r s p r a che, die zu der schnellsten Rechenzeit des auszuf ü h r e n d e n P r o g r a m m s f ü h r t . Sic wird daher f ü r viele H o c h l e i s t u n g s p r o g r a m m e b e n u t z t . Assoziationsrelation engl.: associative relation Eine Assoziationsrelation ist eine zwischen Begriffen bzw. ihren B e z e i c h n u n g e n als wichtig erschein e n d e - > Relation, die w e d e r eindeutig hierarchischer N a t u r ist, noch als äquivalent angesehen werden kann (Beispiel: D I E S E L M O T O R u n d O T T O M O T O R sind v e r w a n d t d u r c h g e m e i n s a m e M e r k m a l e ) . D i e B e z i e h u n g e n dieser Relation haben ganz unterschiedlichen Charakter, z.B. instrumental, kausal, temporal, A n t o n y m i e , VorgängerN a c h f o l g e r oder Rohstoff-Erzeugnis. D e r eigentliche Sinn dieser Relation besteht darin, zusätzlich zur hierarchischen Struktur Q u e r b e z i e h u n g e n zu anderen, f ü r die F o r m u l i e r u n g des Sachverhaltes
6
Asymmetrische Verschlüsselung
möglicherweise geeigneten Deskriptoren anzubieten. Im -*• Thesaurus wird diese Beziehung als Verwandter Begriff (related term) gekennzeichnet.
A u f b a u s t u d i u m Informationswissenschaft studies in information
science
Ergänzungs- und Aufbaustudiengänge im Bereich -»• Informationswissenschaft existieren an der Fachhochschule Ansbach (Ergänzungsstudium Information und Multimedia; bcrufsbcgleitendes Studium über 4 Semester; Abschluss zum DiplomInformationswirt (FH)), an der Technischen U n i versität Ilmenau (Weiterbildungsstudium Wirtschafts- und Fachinformation; Fernstudium mit Präsenztagen über 3 Semester; Zertifikat Fachinformator), der Universität Konstanz (Master-Aufbaustudium Information Engineering, Schwerpunkt Informationswissenschaft; 4 Semester; Abschluss Masterprüfung) sowie der Fachhochschule Potsdam (Berufsbegleitende Fortbildung Wissenschaftlicher Dokumentär - Information Specialist; Ausbildungsdauer 1-2 Jahre). Aufgabe engl.:
task
Eine Aufgabe beschreibt eine betriebliche Problemstellung. Sie ist definiert durch Anfangs- und Endzustände der durch die Aufgabe zu bearbeitenden betrieblichen Objekte, kann formal als Input-Output-System interpretiert werden, enthält abhängig von ihrem Komplexitätsgrad Freiheitsgrade bezüglich ihrer Durchführung und ist auf die Erreichung bestimmter Aufgabenziele (Sach- und Formalziele) ausgerichtet, (siehe auch -*• Akte und -*• Workflow-Management) Auflösung engl:
Aufzeichnungen engl:
Asymmetrische Verschlüsselung —*• Verschlüsselung
engl.: postgraduate
rend bei einer Auflösung von 800 χ 600 16,7 Mio. Farben möglich sind.
resolution
Unter Auflösung versteht man die Anzahl der waagerechten und senkrechten Bildpunkte (-> Pixel), aus denen sich ein Monitorbild zusammensetzt. Grundsätzlich gilt: j e höher die Auflösung des Bildes, desto detailreicher ist die Darstellung des Bildschirminhaltes und desto größer ist der verfügbare Arbeitsbereich auf dem Bildschirm. Die Auflösung einer Grafikkarte ist abhängig vom GrafikkartenSpeicher, der Bildwiederholfrequenz und der Farbtiefe: j e höher die Auflösung, u m so geringer die Bildwiederholfrequenz und die Farbtiefe. Grafikkarten mit 2 MByte Speicher können bei 1280 χ 1024 Bildpunkten nur 256 Farben darstellen, wäh-
records
Aufzeichnungen sind schriftlich angefertigte N o tizen, Vermerke und Texte einschließlich etwaiger graphischer Zeichen und Symbole zu ihrer Modifizierung, Korrektur oder für die Vorbereitung einer weiteren Verwendung, in analoger oder digitaler Form. Aufzeichnungen richten sich nicht unbedingt an bestimmte Adressaten und legen nicht selbst fest, wie sie verstanden werden sollen. Sie haben die Funktion von individuellen oder gemeinschaftlichen Gedächtnisstützen. Interne, koordinierende Aufzeichnungen sind der Hauptbestandteil von Unterlagen aus der Verwaltung und strukturieren das Schriftgut einer Akte. Ausbildung engl.: professional
education
Die Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe im Informationsbereich umfassen neben den Teilbereichen Archiv- und Bibliothekswesen den Tätigkeitsbereich „Information und Dokumentation", wobei die Grenzen fließend sind zu Bereichen wie Wirtschaftsinformatik, Informations- und Kommunikationstechnologien, Publizistik oder Verlagsund Buchwesen. Hinsichtlich der vertikalen Differenzierung finden wir in Deutschland Ausbildungs- und Qualifikationsabschlüsse, die den Ebenen im Öffentlichen Dienst entsprechen. Man unterscheidet vier Ebenen: (1) Berufsausbildung, z.B. -*• Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste; (2) Fachhochschulstudium, z.B. -*• M e dizinische Dokumentation oder Fachhochschulstudium zum - * Dokumentär oder -*• Informationswirt; (3) Hochschulstudium im Haupt- oder N e benfach, z.B. -*• Studium Informationswissenschaft; (4) Postgraduale Ausbildung (Aufbau- und Ergänzungsstudium, Berufsbegleitende Ausbildung). Ausgabeformat engl:
output
format
Rechercheergebnisse können in unterschiedlichen Formaten ausgegeben werden; entweder verwendet der Benutzer ein vordefiniertes Format wie z.B. F U L L (alle Felder), M E D I U M (ausgewählte wichtige Felder) oder S H O R T (nur Titel und Accession number), oder er stellt sich ein eigenes Ausgabeformat aus den verschiedenen Feldern zusammen. Weitere gängige Ausgabeformate sind -*• H T M L , -*• P D F und Text-Format.
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Avatare
Auskunftsinterview -*• Informationsberatungsinterview Austauschbarkeitsbeziehung -»• Äquivalenzrelation Auszeichnungssprache engl.: markup
language
Eine Auszeichnungssprache hat die Aufgabe, die logischen Bestandteile eines Dokuments zu beschreiben. Sie enthält daher Befehle zum Markieren typischer Elemente eines D o k u m e n t s wie Uberschriften, Textabsätze, Listen, Tabellen oder Grafikreferenzen. -+• H T M L ist eine derartige Ausz e i c h n u n g s s p r a c h e , die f ü r D o k u m e n t e im WWW verwendet wird, (siehe auch -*• SGML, -»· XML). Authentifizierung engl.:
authentification
Bei Transaktionen im -»• Internet, speziell bei allen Transaktionen mit finanziellen oder rechtlichen Konsequenzen, müssen Objekt- und Subjektidentität gesichert sein. Das heißt Sender und Empfänger müssen für die jeweiligen Partner eindeutig referenzierbar sei. Auszutauschende Objekte (Dokumente jeder Art) müssen in genau dem Zustand ankommen, wie sie abgeschickt worden sind. Zu den Verfahren der Authentifizierung in Transaktionen gehören neben den digitalen Signaturen auch Zeitstempel und biometrische Verfahren (—»• Biometrie), aber natürlich auch klassische Absicherungsverfahren wie Passwörter. - Die Authentifikation stellt sicher, dass eine Nachricht auch wirklich von dem Absender stammt, der vorgibt, der Absender zu sein, also die Echtheit der Nachricht. Erst der sichere Beweis, dass eine Person auch wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein, führt beispielsweise beim -*• E-Commerce zu befriedigenden Geschäftsabschlüssen. U m dies sicherzustellen, werden Verschlüsselungsverfahren als auch Fingerabdrucksverfahren mit Unterschriftsfunktion verwendet. Die Wichtigkeit der Authentizität für den elektronischen Geschäftsverkehr zeigt sich im Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informations- und Kommunikationsdienste (Informations- u n d Kommunikationsdienste-Gesetz, IuKDG) vom 22. Juli 1997, das in Art. 3 das Gesetz zur digitalen Signatur (Signaturgesetz, SigG)
enthält (siehe auch -*• Digitale Signatur). - Authentifikationssysteme verwenden sogenannte Hashfunktionen. Hashfunktionen sind mathematische Methoden, die aus einem beliebigen Klartext nach einem bestimmten Verfahren einen Fingerabdruck (Hash-Wert, Message Digest - M D ) der Nachricht generieren. Die Funktion verwandelt einen Klartext so in einen M D , dass auch die kleinste Veränderung des ursprünglichen Texts zu einem gänzlich anderen M D führt. Es gehört zu den Forderungen, dass aus dem einmal erzeugten M D der ursprüngliche Text nicht wieder rekonstruiert werden kann. Hashfunktionen sind nicht umkehrbar und gelten somit als Einwegfunktionen. Anders als beim Chiffrieren ist eine Wiederherstellung des Klartextes nicht möglich. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der Tatsache, dass anstatt des gesamten Textes lediglich ein kurzer M D besonders geschützt werden muss. Die zur Zeit bekanntesten Hashfunktionen sind u.a. SHA-1 (Secure Hash Algorithm One), er wurde von der NSA (National Security Agency) entwickelt und als US-Standard angenommen. Automatische Indexierung engl.: automatic
indexing
Unter automatischer «•*· Indexierung werden Verfahren verstanden, die vollautomatisch Dokumente analysieren und abgeleitet aus dieser Analyse entweder ausgewählte Terme aus dem Dokument extrahieren und - unter bestimmten Verfahrensvoraussetzungen in einer bearbeiteten Form - als Indexterme abspeichern (Extraktionsverfahren) oder Deskriptoren einer kontrollierten Indexierungssprache dem Dokument als Inhaltsrepräsentanten zuweisen (Additionsverfahren). Unterschieden werden die Verfahren: Volltext-Invertierung, statistische, regelbasierte (algorithmische), wörterbuchbasierte und begriffsorientierte Verfahren. Automatische U b e r s e t z u n g -*• Maschinelle Ubersetzung Avatare engl.: avatar
Kunstfiguren vor allem in der elektronischen U n terhaltungsbranche, die die Möglichkeit bieten, anonymisierte Rollen über Stellvcrtreterfigurcn einzunehmen.
B2B
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Β Β2Β engl.: Business to Business M i t B2B ( A b k ü r z u n g f ü r „Business-to-Business") i m e n g e r e n S i n n e ist der e l e k t r o n i s c h e H a n d e l zwischen U n t e r n e h m e n gemeint. Die Vernetzung mit Zulieferern, K u n d e n u n d Transporteuren bietet d e n U n t e r n e h m e n erhebliche Kostenvorteile. Preise f ü r Waren u n d D i e n s t e k ö n n e n w e l t w e i t abgeglichen w e r d e n . Lagerbestände w e r d e n erst g e f ü l l t , w e n n sie t a t s ä c h l i c h b e n ö t i g t w e r d e n . Gleichzeitig w e r d e n Herstellungs- u n d Vertriebsprozesse beschleunigt u n d Beschaffungs-, Lager-, Personal- u n d Informationskosten gesenkt. B2B u n d -*• E - C o m m e r c e k ö n n e n die wirtschaftlichen A b l ä u f e r e v o l u t i o n i e r e n . I m Idealfall w i r d d e r M a r k t z u g a n g zu A n g e b o t e n u n d Ausschreibungen f ü r alle F i r m e n gleich (-*• Elektronische Einkaufsp l a t t f o r m ) . V o r a u s s e t z u n g d a f ü r sind allerdings Programmstandards, die alle C o m p u t e r b e i m D a t e n a u s t a u s c h v e r s t e h e n , sowie sichere U b e r t r a gungswege. F ü r die Vertragsfähigkeit v o n D o k u m e n t e n spielt dabei die -*• Digitale Signatur eine große Rolle. Die - > Vertraulichkeit der Geschäftsbeziehungen m u s s auch im Internet garantiert w e r den. B2C engl: Business to Customer; Business to Consumer M i t B 2 C (Abkürzung f ü r „Business to C u s t o m e r " oder „Business to C o n s u m e r " ) wird im -*· E - C o m m e r c e eine G e s c h ä f t s b e z i e h u n g mit e i n e m E n d k u n d e n bzw. Konsumenten/Verbraucher beschrieben. Bachelorstudium S t u d i u m Informationswissenschaft Balkencode Strichcode Bangemann-Bericht Benannt nach d e m damaligen deutschen E G - K o m missar Martin Bangemann, in dessen Amtszeit 1994 dieser Bericht erarbeitet w u r d e . Es handelt sich u m einen thematisch ü b e r g r e i f e n d e n Aktionsplan der K o m m i s s i o n der E u r o p ä i s c h e n G e m e i n s c h a f t e n über die Z u k u n f t der —*• Informationsgesellschaft u n t e r d e m Titel „Europa u n d die globale I n f o r m a tionsgesellschaft". Er zeigt künftige Perspektiven der T e l e k o m m u n i k a t i o n , der „ D a t e n a u t o b a h n e n " u n d Entwicklungen v o n n e u e n I n f o r m a t i o n s d i e n sten u n d -systemen auf u n d dient als Entwicklungs-
perspektive f ü r eine europäische -*• I n f o r m a t i o n s politik. Banner engl.: banner Ein Banner ist ein S p r u c h b a n d , ein Transparent oder eine Balkenüberschrift; es kombiniert im -»• Internet eine grafische W e r b u n g mit einem H y p e r link zu der b e w o r b e n e n Website. D e r Bundesverb a n d Deutscher Zeitungsverleger ( B D Z V ) hat sich f ü r eine N o r m u n g v o n W e r b e b a n n e r n in O n l i n e M e d i e n ausgesprochen. Dabei w u r d e n verschieden e standardisierte F o r m a t e f ü r die B a n n e r g r ö ß e festgelegt. BASIC engl.: Beginners All purpose Symbolic Instruction Code BASIC ist eine leicht erlernbare -*• P r o g r a m m i e r sprache, die im H o b b y - u n d M i k r o c o m p u t e r b e reich verwendet wird; a u f g r u n d mangelhafter Strukturierungsmöglichkeiten wird BASIC für k o m m e r z i e l l e A n w e n d u n g e n k a u m eingesetzt. N e u e r e Versionen realisieren aber das Klassenkonzept der objektorientierten P r o g r a m m i e r u n g . Basisregister engl.: basic index Das Basisregister ist ein W ö r t e r b u c h , das alle W o r t einträge der verschiedenen D a t e n f e l d e r einer —• D a t e n b a n k (ζ. B. Titel, Abstract, D e s k r i p t o r e n ) umfasst u n d so eine registerübergreifende Suche möglich macht. Baud Baud (Bd) ist ein nach d e m französischen Ingen i e u r Emile B u d o t benanntes M a ß f ü r die Schrittgeschwindigkeit eines zeitdiskreten Signals (1 Baud = 1 Schritt/Sekunde). „Schritt" bedeutet hier eine Z u s t a n d s ä n d e r u n g des Signals bei zwei möglichen Z u s t ä n d e n , z u m Beispiel eine Ä n d e r u n g der Stromstärke v o n 0 auf 10 Milliampere oder u m g e k e h r t . Bei F e r n s c h r e i b e r n w a r lange Z e i t eine Schrittgeschwindigkeit v o n 50 Baud üblich. Ein altes M o d e m , bei d e m die Ubertragungsrate (wie viele Bits j e S e k u n d e übertragen w e r d e n k ö n n e n ) der Schrittgeschwindigkeit entsprach, schaffte schon 2400 Baud. Beat engl.: beat Das -»• W W W benötigt a u f g r u n d der z u n e h m e n den Verdichtung der Zeit d u r c h die Beschleuni-
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gung der Informationserzeugung einen neuen Taktgeber. Der Uhrenhersteller Swatch hat eine neue Weltzeit eingeführt, die den Tag nicht mehr in 24 Stunden, sondern in 1000 Takte unterteilt, die sogenannten „Swatch-Beats". Ein Beat dauert also eine Minute und 26,4 Sekunden. Die Swatch-BeatZählung beginnt u m Mitternacht mitteleuropäischer Winterzeit mit @000. Als Basis für die neue Zeit gilt ein Längengrad durch das Schweizer Städtchen Biel, der Heimat von Swatch. Zwölf U h r Mittags M E W Z entspricht beispielsweise @500 Beats. Befehlszähler -*• Zentrale Recheneinheit Befragung engl.: interview Das dominierende Verfahren in der empirischen Sozialforschung ist die Befragung. Es ist dabei zu beachten, dass die Antworten auf die gestellten Fragen in der Regel nicht unmittelbar die Ausprägungen der untersuchten Merkmale darstellen, sondern nur als Indikatoren für diese Ausprägungen verwendet werden können. Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil die Aussagen der Befragten auf ihren Kenntnissen oder ihren Annahmen und den zugehörigen Fähigkeiten und der entsprechenden Bereitschaft, sie mitzuteilen, beruhen. Die Befragung ist also ein indirektes Verfahren der Ermittlung von Aussagen über Sachverhalte bzw. über Eigenschaften von Sachverhalten. Durch eine Befragungwerden speziell für die jeweilige Untersuchung Daten „künstlich" produziert. Hinsichtlich der Validität und Repräsentativität von Befragungen ist zu berücksichtigen, dass sich trotz systematischer Auswahl mit dem Ziel, repräsentative U n tersuchungseinheiten zu erhalten, vor allem Befragte einer Erhebungssituation stellen, die über entsprechend hoch ausgebildete Komponenten der Individualebene (Motivation, Kognition, Empathie) verfügen. Entscheidend ist der Versuch mit Hilfe systematischer Auswahl von Befragten Ergebnisse zu erhalten, die für die Gesamtheit der Zielgruppe gültig sind. Die Grundlage der Befragung bildet ein ausgearbeiteter Fragebogen. Wichtige Formen der Befragung sind die schriftliche Befragung, das Telefoninterview, die persönliche Befragung und die Online-Befragung. Bei der schriftlichen Befragung entfällt die persönliche Kommunikation zwischen Interviewer und Befragtem; sie ist ein indirektes Verfahren der Kommunikation. Gegenüber dem m ü n d l i c h e n Interview ist die schriftliche Befragung wesentlich kostengünstiger.
Begriffliche Kontrolle
Dies ist besonders bedeutsam, wenn die Befragten räumlich weit verstreut sind oder die Zahl der Befragten sehr groß ist. Die Telefonumfrage ist eine in der Regel standardisierte - Befragung, bei der das Interview nicht in einer Situation von Angesicht zu Angesicht erfolgt, sondern mittels des Telefons. Spezielle Probleme des Telefoninterviews sind die Auswahl, die Ziehung der Stichprobe, die Ausfälle und zusätzliche Anforderungen an die Fragebogenkonstruktion und an die Führung des Interviews. Für den Erfolg des Interviews ist eine intensive Interviewerschulung eine wichtige Voraussetzung. Mit der steigenden Verbreitung des Internets wird zunehmend die Online-Befragung, auch CAWI (Computer Assisted Web Interviewing) genannt, eingesetzt, wenn auch wegen der unzureichenden und ungleichmäßigen Verbreitung von Internet-Anschlüssen repräsentative Erhebungen mit diesem Verfahren noch nicht möglich sind. Die starke Tendenz zur Selbstselektion und die angemessene Form der Rekrutierung von Interviewpartnern (z.B. über -»• E-Mail oder -»• Banner) sind als die wichtigsten Probleme dieses Verfahrens zu nennen. Begriff engl: concept Ein Begriff ist eine zur Umweltstrukturierung gebildete Denkeinheit; die Umweltstrukturierung wird durch Klassenbildung erreicht. U n t e r Begriffsinhalt versteht man die Gesamtheit der Merkmale, die einen Begriff konstituieren, während der Begriffsumfang die Gesamtheit aller Gegenstände bezeichnet, die die Klassendefinition eines Begriffes erfüllen. Die sprachliche Repräsentation eines Begriffes ist dessen —*• Bezeichnung. Begriffliche Kontrolle engl.: term control Bei der begrifflichen Kontrolle werden die Beziehungen zwischen den Begriffen bzw. Äquivalenzklassen in einem -»• Thesaurus zu einem semantischen Netz ausgebaut. Dieses Netz soll es dem Benutzer ermöglichen, für den gesuchten Sachverhalt einen zutreffenden - > Begriff aufzufinden. Die gebräuchlichsten Relationen in Thesauri sind die - > Äquivalenzrelation, die —*• Hierarchische Relation sowie die -*• Assoziationsrelation. Ein weiterer Relationstyp ergibt sich dann, wenn von der Möglichkeit der Begriffskombination Gebrauch gemacht wird. Der zusammengesetzte Begriff, der im Thesaurus durch die Kombination von zwei Deskriptoren wiedergegeben wird, ist formal ein Nicht-Deskriptor (Beispiel: Benutze Kombinati-
Benennung
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on „Gebäude" und „Diplomatische Vertretung" für den Sachverhalt „Botschaftsgebäude"). Diese Bedeutungsverschiebungen müssen im Thesaurus behandelt und die in seinem Bereich gültige Bedeutung muss explizit dargelegt werden. Fachsprachliche Bedeutungen, die vom eigenen Gebiet weit entfernt sind, können zwar häufig von einer Behandlung ausgeschlossen werden. Umgangssprachliche Bedeutungen können zumindest die Präferenz einer -»· Bezeichnung beeinflussen (z.B. bei positiv oder negativ belegten Konnotationen). Zumindest die Differenz zwischen Fachsprache und -+• Dokumentationssprache muss aufgezeigt werden, w e n n ein Begriff im Thesaurus eingegrenzt oder erweitert wurde. Z u m Teil geschieht dies indirekt, indem alle zur Äquivalenzklasse gehörenden Bezeichnungen und alle mit diesem Begriff in Beziehungen gesetzten Begriffe angezeigt werden. Reicht dies nicht aus, muss die Bedeutungsveränderung in einem Erläuterungsfeld für den Begriffssatz erklärt werden. Benennung Bezeichnung Benutzeradaptierbares System engl.: user-adaptable
system
Ein Benutzeradaptierbares System ist ein Anwendungssystem, das - anders als ein Benutzeradaptives System - „manuell" an die Bedürfnisse des jeweiligen Benutzers angepasst werden kann. Benutzeradaptives System engl.: user-adaptive
system
Ein Benutzeradaptives System ist ein Anwendungssystem, das sich - anders als ein -*• Benutzeradaptierbares System — weitgehend automatisch an bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen des derzeitigen Benutzers anpasst. Als Grundlage dieser Anpassung dient ein Modell des gegenwärtigen Benutzers (-*• Benutzermodell).
wird üblicherweise persistent gespeichert (d.h. es existiert über mehrere Benutzersitzungen hinweg) und wird laufend erweitert und verfeinert. Benutzerschnittstelle engl.: User Interface
(UI)
U n t e r Benutzerschnittstelle versteht man den Punkt der Interaktion oder Kommunikation zwischen dem C o m p u t e r und dem Benutzer. Gewöhnlich sind damit der Bildschirm sowie die Informationen und Graphiken, die auf ihm dargestellt werden, gemeint. Der größte Engpass, neben den Grenzen der menschlichen Aufnahmefähigkeit, stellt der Bildschirm dar. Er erlaubt den Blick auf das digitale Universum nur durch ein sehr kleines Fenster. Während die Leistungsfähigkeit von Prozessoren, das Speichervolumen von Festplatten u n d die Geschwindigkeit von Netzwerken u m Zehnerpotenzen verbessert wurden, wuchs die Bildschirmauflösung einer Normalkonfiguration im vergangenen Jahrzehnt gerade von 640 χ 480 auf 1280 χ 1024 ->· Pixel. Der Frage der Gestaltung der Benutzeroberfläche muss deshalb eine zentrale Bedeutung zugemessen werden. (-»• Graphische Benutzerschnittstelle, -*• Kommando-Benutzerschnittstelle, Mentale Benutzerschnittstelle, -»• Sprach-Benutzerschnittstelle, Mensch-Computer-Interaktion) Berufsausbildung - * Ausbildung Berufsbegleitende Fortbildung -*· Aufbaustudium Informationswissenschaft Berufsfeld Information -*· Ausbildung Berufsverband D o k u m e n t a t i o n , Information und K o m m u n i k a t i o n VDD Beschreibungslogiken
Benutzerforschung -*• Informationsanalyse Benutzerfreundlichkeit Gebrauchstauglichkeit Benutzermodell engl.: user model
Unter einem Benutzermodell (auch Benutzerprofil) versteht man die Sammlung von expliziten Informationen und/oder Annahmen über einen Benutzer, die als Grundlage zur Anpassung an den gegenwärtigen Benutzer verwendet wird (siehe - > Benutzeradaptives System). Das Benutzermodell
engl.: terminological logic
Beschrcibungslogiken (oder terminologische Logiken) sind eine Familie von Wissensrepräsentationssprachen, die in der KI ( - * Künstliche Intelligenz) in den letzten Jahren intensiv untersucht w u r d e n . Sie beheben das Defizit semantischer Netze (-»• Semantisches Netz), bei denen lediglich ihre »+• Syntax und nicht ihre Semantik explizit festgelegt war. Beschreibungslogiken sind O n t o logiesprachen, die die Formulierung komplexer Begriffsdefinitionen durch die Beschreibung ihrer Eigenschaften, ihrer Beziehungen untereinander sowie zusätzlicher Axiome erlauben. Jeder Begriff
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Betriebssystem
ist in eine Begriffshierarchic eingeordnet, und es sind verschiedene Arten von Schlussfolgerungen auf Begriffsdefinitionen u n d Begriffsinstanzen möglich, wie die Identifikation aller Ober- und Unterbegriffe eines vorgegebenen Begriffs, die Prüfung auf Konsistenz einer Begriffsdefinition oder das Auffinden aller Begriffe, zu der eine Instanz gehört. Ein Beispiel, das speziell für den Einsatz im Internet zugeschnitten ist, ist OWL. Bestand engl.:fonds;
collection; record group
Ein Bestand umfasst eine zusammengehörende Gruppe von Archivgut aus derselben Ursprungsstelle (siehe auch -*• Provenienz) und ist damit ein zentrales Strukturierungselement des Archivgutes in einem -»· Archiv. Die Gesamtstruktur der Bestände bildet die hierarchisch gegliederte -*• Tektonik eines Archivs. (-+• Beständeübersicht) - Ferner bezeichnet man mit Bestand die Sammlung von -»· Medien in einer -»· Bibliothek. Der Bestand ist wichtigstes Kriterium für viele Bibliotheken, die sich aus Zahl und Art des Bestandes definieren. Wenn nicht nur ein vorhandener Bestand weiter gepflegt werden soll (unter den Gesichtspunkten: Kontinuität, Vollständigkeit und Ausgewogenheit), geht der Bestandsaufbau von einer -»• Informationsbedarfsanalyse der zu betreuenden Zielgruppe (-»• Zielgruppenanalyse) aus und führt nach einer Marktsichtung zu einer Profilbildung meist im Kontext kooperativer Erwerbung in Zusammenarbeit mit anderen Informationseinrichtungen. Eine Sammlung bzw. ein Bestand kann mit unterschiedlichen Schemata für -»· Metadaten beschrieben werden, z.B. EAD aus eher archivarischcr Perspektive oder allgemeiner mit -+• RDF.
Prävention und aktiver Maßnahmen für die Erhaltung der Aussagekraft der Bestände umfasst. Es werden dabei Konzepte und Strategien für den Einsatz verschiedener Verfahren von der Originalerhaltung bis zur Substitution durch alterungsbeständige Aufzeichnungsformen benötigt. Die Wahrnehm u n g der Verantwortlichkeit für die Bestandserhaltung setzt eine archivfachliche Qualifikation voraus. Prävention, Konservierung, Restaurierung und Substitution sind als Erhaltungstechniken den Zielen des Gesamtkonzepts der Bestandserhaltung untergeordnet. Bei der Bestandserhaltung digitaler Ressourcen spricht man von Langzeitarchivierung. Bestandsrelation Hierarchische Relation Beta-Version engl.: beta version
Mit Beta-Version wird eine lauffähige, aber noch nicht endgültige Version eines Rechnerprogramms bezeichnet. Solche Programmfassungen werden von Fachhändlern und ausgesuchten Testpersonen getestet, um letzte Fehlerquellen zu finden. Betriebliches A n w e n d u n g s s y s t e m engl.: application; application softivare; application
Beständeübersicht
Betriebliches Informationssystem
engl.: holdings
engl.: corporate information
guide
Eine Beständeübersicht ist eine Ubersicht über den -*• Bestand in einem -*• Archiv mit einer gegliederten Liste von Kurzbeschreibungen der einzelnen Bestände, strukturiert entsprechend der Tektonik des Bestandes. Die Kurzbeschreibungen enthalten Erläuterungen der Behördengeschichte und der im Bestand vorhanden Betreffe sowie die Laufzeiten des Bestandes. Die Beständeübersicht führt zu den Findbüchern mit dem Uberblick über je einen Bestand.
system
Betriebliche Anwendungssysteme sind der Aufgabenträger-Ebene eines betrieblichen Informationssystems zuzurechnen. Sie sind speziell auf einzelne Aufgaben oder Aufgabenbereiche zugeschnitten und decken den automatisierten Teil der Informationsverarbeitungs-Aufgaben und der Abbildung der Informationsbeziehungen zwischen diesen Aufgaben und zwischen maschinellen und personellen Aufgabenträgern ab.
system
Betriebliche Informationssysteme beschreiben zusammenfassend Aufbau und Funktionsweise von Informationssystemen in Wirtschaft und Verwaltung und damit den Gegenstandsbereich der Wirtschaftsinformatik. Ein betriebliches Informationssystem verarbeitet die Objektart Information. Es besteht aus dem Lenkungssystem zur Planung, Steuerung und Kontrolle der betrieblichen Leistungserstellung, sowie aus denjenigen Teilbereichen des Leistungssystems, die mit der Erstellung informationeller Dienstleistung vertraut sind.
Bestandserhaltung engl.:
preservation
Die Bestandserhaltung ist der Arbeitsbereich im Archiv, der die Entwicklung von Konzepten der
Betriebssystem engl.: operating
system
Das Betriebssystem ist zuständig für den grund-
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Bezeichnung
sätzlichcn Betrieb der Rcchcnanlagc und bildet zusammen mit den Eigenschaften der Rechenanlage die Grundlage für die -»· Anwendungssoftware. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören unter anderem das Initialisieren des Rechners nach Einschalten der Betriebsspannung, Z u o r d n u n g von Betriebsmitteln (-+• Prozessor, ->- Speicher etc.), Betrieb und Überwachung von wichtigen Ein- und Ausgabegeräten wie Tastatur, Maus und Ausgabemedien, Verwaltung und Zugriffskontrolle auf Dateien und (Dienst-)Programme. Z u d e m ist es zuständig für die Ausführung und Überwachung von Programmen und bildet somit die Schnittstelle bzw. das Bindeglied zwischen der C o m p u terhardware und Anwendungssoftware. Die frühere relativ komplexe Bedienung eines Betriebssystems über einzelne Befehle auf Kommandozeilenebene machte eine längere Einarbeitung in das jeweilige System erforderlich und sorgte so bei vielen Computer-Novizen für eine gewisse Abneigung gegenüber dem Umgang mit den Rechnern. Erst mit der Entwicklung grafischer Benutzeroberflächen, kombiniert mit der Maus als Eingabegerät, wurden Betriebssysteme einfach bedienbar, so dass auch Benutzer ohne viel Hintergrundwissen den Zugang zu den Funktionen des Rechners praktisch spielerisch erlernen konnten. Betriebssysteme unterscheiden sich durch den Platz, den sie im Hauptund/oder Virtualspeicher belegen, durch die Betriebssystemresidenz, durch Bedienungskomfort und Leistung sowie durch Einsatzmöglichkeiten auf Rechnertypen. Im PC-Bereich sind die Betriebsysteme der Windows-Familie des U S - U n t e r n e h mens Microsoft am weitesten verbreitet. Im Workstation-Bereich dominieren Unix-Systeme, welche ihren Ursprung in den 1960er Jahren haben und von der Technologie her sogar den N T Betriebsystemen von Microsoft weit voraus waren. Unix w u r d e im wissenschaftlich-universitärem Umfeld entwickelt und lange Zeit auch nur dort eingesetzt. Verschiedene Firmen, darunter AT&T, IBM, D E C , Siemens, Sun Microsystems, H P (Hewlett & Packard), und sogar Microsoft, benutzten einen gemeinsamen Kern (Kernel) von Unix und programmierten um diesen ihre eigenen konkurrierenden Versionen, sogenannte „Derivate". Selbst Standardisierungsprojekte wie POSIX (Portable Operating System Interface for Unix), welche eine einheitliche Schnittstelle für Unix definierten, sowie ein Konsortium namhafter Firmen namens O p e n Software Foundation (OSF) mit dem Ziel einer einheitlichen Version namens OSF/ 1 konnten letztendlich keine Einheit im U n i x -
Umfeld erzielen. Nahezu alle Hersteller von Workstations bieten auch gleich ihr eigenes Unix-Derivat an (z.B. SINIX/Siemens, Solaris/Sun Microsystems, H P - U X / H P ) . Microsoft, welches einst die Entwicklung des eigenen Unix-Derivates Xenix zu Gunsten von MS D O S einstellte, spielt im Workstation-Bereich erst mit, seitdem dort auch leistungsstarke PCs eingesetzt werden. Als Betriebssystem wird allerdings Windows2000/-XP eingesetzt. Mit dem Beginn der Entwicklung von Linux durch den damals 21-jährigen Linus Torvalds Anfang der 1990er Jahre zog Unix nicht nur in den PC-Bereich ein, es formierte sich mit Hilfe des aufkommenden Internets auch ein bis dahin nicht bekanntes Phänomen einer freien weltweit-gemeinschaftlichen Softwareentwicklung. Unter dem Begriff General Public License (GPL) bzw. O p e n Source wurde ein kostenloser Zugang zum Quellcode des Linux Betriebssystems eingerichtet. Bezeichnung engl.: term Eine Bezeichnung ist die Repräsentation eines Begriffs, die als Zeichen interpretiert werden kann. Dabei wird die Benennung als Wort einer natürlichen Sprache für einen -*• Begriff unterschieden von einem Namen, der eine Bezeichnung für eine individuelle Einheit darstellt (auch: Eigenname). Eine N u m m e r wiederum ist die dem N a m e n entsprechende Bezeichnung einer künstlichen Sprache innerhalb eines definierten Bezeichnungssystems ( N u m m e r n s y s t e m , N u m m e r i e r u n g s s y stem). Beziehung -*· Relation Bibliographie engl.: bibliography Bibliographien sind Informationsmittel, die innerhalb von Fachgebieten oder Problemstellungen nach bestimmten Kriterien literarische Dokumente durch überwiegend formale Beschreibungen nachweisen. Einteilen lassen sich die Bibliographien nach dem U m f a n g ihrer Information (nur bibliographische Angaben oder mit einer -*• Annotation versehen) sowie nach ihren Ordnungsprinzipien (alphabetisch oder systematisch). Ergänzt werden sie meist durch —• Register (Sachregister bzw. Autorenregister). Hinsichtlich ihres Inhalts lassen sich unterscheiden: Nationalbibliographien (für einen Staat oder Sprachraum), Bibliographien für spezielle Publikationen (Patente, Konferenzen), von Institutionen (Universitäten, Organisationen wie
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Bildschirm-Design
z.B. U N E S C O ) . Von großer Bedeutung für den Buchhandel ist das VLB (->• Verzeichnis lieferbarer Bücher der Buchhändler-Vereinigung), eine Bibliographie aller in Deutschland erscheinenden Bücher. Bibliographien gehören zu den ältesten Informationsmitteln und sind somit so etwas wie die Wiege der -»• Dokumentation; bereits 1545-55 veröffentlichte Konrad Gesner in Zürich seine Bibliotheca universalis mit dem hohen Anspruch, „die gesamte Literatur aller Zeiten, Länder und Wissenschaften" zu kompilieren. Heute sind natürlich viele Bibliographien - wie auch das VLB - als Datenbank, als C D - R O M oder über das Internet, gegebenenfalls neben einer gedruckten Ausgabe, zugänglich. Bibliographische Beschreibung engl.: bibliographic
description
Die bibliographische Beschreibung bildet einen zentralen Teil der Formalerschließung. Sie charakterisiert das zu erschließende Dokument nach formalen Merkmalen wie z.B. Verfasser, Sachtitel oder Erscheinungsjahr. Beschreibungsregeln legen je nach Dokumenttyp die zu erfassenden Merkmale (Auswertungselemente), ihre Reihenfolge und die Art ihrer Wiedergabe fest. Einen wichtigen Standard dafür bildet die -»· ISBD. Z u definieren ist auch, welche Teile der Vorlage (d.h. des als Grundlage der Beschreibung dienenden Dokuments) als Quelle für die einzelnen Auswertungselemente heranzuziehen sind. In einer Zettelkartei bildet die bibliographische Beschreibung den Hauptteil (Korpus) der Katalogkarte. Bei Erfassung in einer -*· Referenzdatenbank werden die einzelnen Auswertungselemente nummerierten Datenfeldern (Kategorien) zugeordnet. Bibliographische D a t e n b a n k -»• Referenzdatenbank Bibliometrie engl.:
bibliometrics
Die Bibliometrie ist ein Teilgebiet der -»· Szientometrie und befasst sich mit der Anwendung von quantitativen Methoden auf Sachverhalte des Bibliothekswesens (Publikationen, Autoren, Institutionen). Sie beschäftigt sich dabei mit der Messbarkeit von wissenschaftlichen u n d nicht-wissenschaftlichen Publikationen in Bibliotheken.
lichte, meist gcdrucktc Texte (wie Büchcr und Zeitschriften) wissenschaftlichen, belehrenden oder unterhaltenden Inhalts, daneben sind aber auch andere Medien wie Mikrofilme, Plakate, Dias, Tonkassetten, CDs, C D - R O M s , Filme, Videokassctten u.a. von Bedeutung. Das Bibliothekswesen gliedert sich in zwei Bereiche: die —• Öffentliche Bibliothek und die - » Wissenschaftliche Bibliothek. Die öffentlichen Bibliotheken wie z.B. die Stadtund Gemeindebibliotheken sind aus öffentlichen Mitteln finanziert und wenden sich an die gesamte Bevölkerung, an Erwachsene, Jugendliche und Kinder und dienen der Information in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung. Die wissenschaftlichen Bibliotheken wie die Universitäts-, Staats- oder -*• Spezialbibliothek bieten ihre Dienstleistungen für wissenschaftliche und berufliche Zwecke an; sie dienen vorwiegend der Forschung, der Lehre, dem Studium oder dem Bedarf von Firmen, Behörden und Organisationen. Die Bibliothek als spezielle Informationseinrichtung unterscheidet sich von —• Archiv und —>• Dokumentation a) durch die Betonung von Ort bzw. der Institution als Einrichtung, b) durch die Art der gesammelten Information (publizierte Medien) und c) durch die Art ihrer Erschließung und Bereitstellung (synoptisch). Viele Dokumentationsstellen kann man in dieser Hinsicht als Bibliotheken bezeichnen. Darüber hinaus lassen sich drei grundsätzliche Funktionen von Bibliotheken in sozialen Systemen ausmachen: die Bibliothek als Speicher für das kulturelle oder wissenschaftliche Gedächtnis, als kultisch-hcrrschaftlicher bzw. hegemonialer Ort sowie als Werkstatt und Instrument zur Beförderung menschlicher Erkenntnis. Bibliotheksmanagement engl.: library and information
centre
management
Das Management der Informationseinrichtung an ihrem Ort und als soziale Organisation erweist sich als besondere Herausforderung der Betriebswirtschafts- und Managementlehre durch die häufig anzutreffende Einbindung von -+• Informationsarbeit in den non-profit Bereich und den Öffentlichen Dienst sowie durch die Komplexität des Wirtschaftsproduktes „Information". Bildschirm-Design
Bibliothek
engl.: screen
engl.:
Von der Computersoftware im Sinne von - > Anwendungssoftware sind die auf dem Computerbildschirm dargestellten Inhalte (z.B. Websites) zu unterscheiden. Das Bildschirm-Design beschäftigt
library
Bibliotheken sind Einrichtungen, die „Literatur" sammeln, aufbewahren und zur Benutzung verfügbar machen. Sie sammeln vor allem veröffent-
design
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Biometrie
sich mit der benutzer-, aufgaben- u n d m e d i e n g e rechten Darstellung v o n Daten auf e i n e m C o m p u t e r - M o n i t o r . Begrifflich wird - gerade im O n line-Bereich - dabei die G r e n z e zur -*• G e b r a u c h s tauglichkeit oftmals aufgeweicht. So spricht m a n im Z u s a m m e n h a n g mit der Gestaltung von Websites sowohl v o n Web Usability als auch v o n Screen Design f ü r das Web. Tatsächlich mischen sich bei der Gestaltung einer Website in der Praxis u n t e r schiedliche Anforderungen. Z u m einen geht es sehr grundlegend u m Fragen der Gebrauchstauglichkeit, weil etwa unübersichtliche Navigation, zu kleine Schriftgröße oder kontrastarme F a r b g e b u n g eine effektive N u t z u n g v e r h i n d e r n k ö n n e n . F ü r die Verbesserung der Wcb-Usability auf dieser groben E b e n e stehen im Internet zahlreiche Checklisten zur Verfügung, deren Kriterien d e n n o c h oftmals verletzt w e r d e n , (siehe auch Software-Ergonomic) Biometrie engl.: biometrics Biometrische Personen-Kontrollen e r k e n n e n eine Person a n h a n d von eindeutigen Gesichtszügen, der Lippenbewegung u n d / o d e r der Stimme. Klassische Verfahren wie Passwörter u n d C o d e - N u m m e r n haben es C o m p u t e r - H a c k e r n o f t leicht gemacht. Biometrische Systeme sind nicht n u r f ü r die N u t zer b e q u e m e r , s o n d e r n auch sicherer - da es sehr schwer ist ( w e n n nicht sogar unmöglich), spezifische Eigenschaften eines Gesichtes oder einer Stimm e nachzustellen bzw. B e w e g u n g e n zu imitieren. Biometrie ersetzt u.a. C o d e - N u m m e r n u n d Passw ö r t e r - z.B. z u m Ö f f n e n v o n T ü r e n , b e i m Aktivieren v o n Alarmanlagen, b e i m Einloggen in ein C o m p u t e r n e t z w e r k , b e i m G e l d d r u c k e n an e i n e m Bankautomaten. A u c h C o m p u t e r lassen sich mit biometrischen Systemen absichern. So w e r d e n z.B. Tastaturen mit eingebauter Fingerabdruck-Kontrolle angeboten; z u m A n m e l d e n legt der N u t z e r sein e n Finger auf ein kleines Kamerafeld. D e r Fingerabdruck wird eingelesen u n d mit d e m „Original" verglichen. Auf den Fingerabdrucksetzen auch Mobiltelefon-Herstcller. Das Telefon e r k e n n t den Besitzer i n n e r h a l b v o n S e k u n d e n u n d gibt d e n Z u g a n g z u m Telefonnetz frei. BIOS engl.: Basic Input Output System Als B I O S bezeichnet m a n den C o m p u t e r c h i p ( - > R O M ) m i t allen n o t w e n d i g e n Befehlen u n d D a ten, welche der -*• Prozessor direkt nach Einschalten der Betriebsspannung benötigt, u m den C o m puter in Betriebsbereitschaft zu versetzen.
Bit engl: binary digit D i e kleinste Einheit, u m innerhalb eines Rechners I n f o r m a t i o n e n darstellen zu k ö n n e n , ist das Bit (Binary Digit). Es kann n u r zwei Z u s t ä n d e a n n e h m e n , die technisch gesehen z.B. als S t r o m / k e i n Strom bzw. über M a g n e t p o l e realisiert u n d divers interpretiert w e r d e n k ö n n e n , z.B. wahr/falsch, ja/ nein oder einfach n u r als 1 u n d 0. Alle k o m p l e x e ren I n f o r m a t i o n e n e r f o r d e r n m e h r e r e z u s a m m e n g e h ö r e n d e Bits, s o g e n a n n t c Bitfolgcn. H a t m a n zwei Bit zur Verfügung, so kann m a n damit z.B. die vier H i m m e l s r i c h t u n g e n codieren: 00 f ü r N o r den, 01 f ü r Süden, 10 f ü r O s t e n u n d 11 f ü r Westen. In der -*• I n f o r m a t i k b e t r a c h t e t m a n eine Z u s a m m e n f a s s u n g v o n acht Bit als eine Einheit mit der B e z e i c h n u n g Byte. Es dient als die eigentliche Maßeinheit in C o m p u t e r n , da die Arbeit mit einzelnen Bit zu ineffizient wäre. Dass ein Byte genau acht Bit besitzt, hat keine N o t w e n d i g k e i t aus der Systematik heraus. Es bestand eine Zeit lang aus sechs, d a n n sieben Bit, später benötigte m a n vor allem bei Z e i c h e n d a r s t e l l u n g e n in Texten n o c h m e h r verschiedene Werte u n d so manifestierte es sich auf acht Bit. Das Byte ist zugleich auch die kleinste adressierbare Einheit innerhalb eines Rechners, auf einzelne Bit kann direkt gar nicht zugegriffen w e r d e n . N a h e z u alle Angaben in der Informationsverarbeitung, vor allem im Speicherbereich, b e r u h e n h e u t z u t a g e a u f V i e l f a c h e n v o n Bytes. Schöpfer des Begriffs „Bit" bzw. „Binary Digit" im J a h r 1946 war der M a t h e m a t i k e r J o h n Tukey v o n der Princeton University, e i n e m der bedeutendsten Statistiker des 20. J a h r h u n d e r t s . Tukey hatte eine besondere Begabung zur Prägung v o n Begriffen: er schuf auch den Begriff „Software".
Bitmap -+BMP Bitübertragungsschicht engl.: physical layer Die Bitübertragungsschicht (oder auch physikalische Schicht) ist die Schicht 1 im OSI-Schicht e n m o d e l l u n d stellt die m e c h a n i s c h e n , elektrischen, f u n k t i o n a l e n u n d prozeduralen Eigenschaften zur Verfügung, u m physikalische V e r b i n d u n gen zwischen D a t e n e n d e i n r i c h t u n g e n u n d D a t e n übertragungseinrichtungen und/oder Datenvermittlungsstellen a u f z u b a u e n , a u f r e c h t z u e r h a l t e n u n d abzubauen. Die Bitübertragungsschicht ist also f ü r die eigentliche Bitübertragung v o n D a t e n z u ständig. Abhängig v o m b e n u t z e n M e d i u m w e r d e n
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die einzelnen Bits in F o r m elektrischer oder optischer Signale versendet. BMP engl.: Bitmap B M P (Bitmap, Pixelgrafik) ist ein u n k o m p r i m i e r tes u n d damit speicherintensives Bildformat. Pixelgrafiken w e r d e n vor allem f ü r Bilder u n d Fotos verwendet. Sie lassen sich im Gegensatz zu Vektorgrafiken nicht o h n e Qualitätsverluste vergrößern. Bitmap-Dateien besitzen die E n d u n g .bmp. Das häufigste D a t e i f o r m a t f ü r Bitmap-Bilder ist TIFF. ( » J P E G , GIF) Β ΟA I Budapest O p e n Access Initiative Boolesche Algebra engl.: Boolean algebra Die Boolesche Algebra des englischen M a t h e m a t i kers v o n George Boole (1815-1864), der die Algebra der Logik u n d die f o r m a l e Logik ü b e r h a u p t begründete, findet in der Mikroelektronik A n w e n d u n g z u m Darstellen logischer Z u s a m m e n h ä n g e . In der D a t e n v e r a r b e i t u n g sowie b e i m -*• Retrieval w e r d e n Boolesche O p e r a t o r e n verwendet, u m logische Beziehungen zwischen den verschiedenen E l e m e n t e n einer Suchanfrage festzulegen. Folgend e logische V e r k n ü p f u n g e n sind g e b r ä u c h l i c h : A N D (logischer U N D - O p e r a t o r : D u r c h die Verk n ü p f u n g zweier Suchbegriffe mit d e m logischen A N D w e r d e n diejenigen D o k u m e n t e selektiert, die beide Begriffe e n t h a l t e n = S c h n i t t m e n g e ) , O R ( O D E R - O p e r a t o r . Bei der V e r w e n d u n g v o n O R m u s s m i n d e s t e n s einer der Suchbegriffe im D o k u m e n t e n t h a l t e n sein = V e r e i n i g u n g s m e n g e ) , N O T ( N I C H T - O p e r a t o r , der logische O p e r a t o r N O T selektiert die D o k u m e n t e , in d e n e n der erste, nicht aber d e r zweite Begriff g e n a n n t ist = Restmenge). Weitere O p e r a t o r e n sind N O R ( N I C H T O D E R - negierter O D E R - O p e r a t o r ) , N A N D ( N I C H T U N D - negierter U N D - O p e rator), N O R , N E ( N o t Equal, ungleich: Vergleichsoperator). D a n e b e n Insbesondere Boolesches Retrieval u n d - * Fuzzy-Retrieval arbeiten mit Boolescher Algebra. Boolesches Retrieval engl.: Boolean retrieval B e i m Booleschen Retrieval sind die Frageterme ungewichtet u n d d u r c h Boolesche O p e r a t o r e n (-»· Boolesche Algebra) v e r k n ü p f t . D i e D o k u m e n t e haben damit eine ungewichtete Indexierung. A u f g r u n d dieser I n d e x i e r u n g liefert das B o o l e s c h e
Browser
Retrieval n u r Retrievalgewichte v o n 0 u n d 1. D i e ses Verfahren liefert im U n t e r s c h i e d z u m -*• Fuzzy-Retrieval eine scharfe T r e n n u n g zwischen relevanten u n d nicht-relevanten D o k u m e n t e n , was bei der Suche nach f o r m a l e n Kriterien auch v o n Vorteil sein kann. Bei der Suche nach inhaltsbezogen e n Kriterien ist das Ignorieren v o n Vagheit u n d U n s i c h e r h e i t d u r c h die fehlende *+• G e w i c h t u n g v o n Nachteil. Börsenverein des Deutschen Buchhandels Eine Besonderheit im deutschen -*• Buchhandel ist die Organisation der Branche ü b e r alle H a n delsstufen h i n w e g - also Verlage, Z w i s c h e n b u c h handel, Bucheinzelhandel u m f a s s e n d - in einem einheitlichen Wirtschaftsverband, d e m Börsenverein des D e u t s c h e n Buchhandels. D e r Börsenverein vertritt die Interessen der B u c h b r a n c h e nach außen u n d trachtet nach innen, die d u r c h a u s u n terschiedlichen Interessen v o n Verlagen, Z w i s c h e n b u c h h a n d e l u n d Bucheinzelhandel sowie v o n großen u n d kleinen U n t e r n e h m e n auszugleichen. Branchen-, Markt- u n d Wettbewerbsanalyse engl: industry-, market- and competitor-analysis E i n e B r a n c h e o d e r ein W i r t s c h a f t s z w e i g ist die Gesamtheit der U n t e r n e h m e n mit gleichem, substituierendem, miteinander k o n k u r r i e r e n d e m Prod u k t · oder Dienstleistungsangebot. B r a n c h e n lassen sich u.a. nach der Systematik der Wirtschaftszweige des Statistischen B u n d e s a m t e s v o n e i n a n der abgrenzen. B r a n c h e n - , M a r k t - u n d Wettbewerbsanalysen untersuchen Strukturen, Marktu n d Wettbewerbsbedingungen in einzelnen W i r t schaftszweigen. Erstellt w e r d e n die Analysen von Wirtschaftsforschungsinstituten, U n t e r n e h m e n s beratungen, M a r k t f o r s c h u n g s u n t e r n e h m e n , Analysten, D a t e n b a n k p r o d u z e n t e n , B a n k e n , W i r t schaftsverbänden und größeren U n t e r n e h m e n selbst. Browser engl.: browser Als Browser (abgeleitet v o m Englischen „to b r o w se": durchblättern, schmökern, sich u m s e h e n ) werden P r o g r a m m e bezeichnet, welche Daten aus d e m weltweiten -»• W W W (vom H T T P - S e r v e r ) abrufen u n d d a n n a m heimischen C o m p u t e r (Client) verarbeiten u n d anzeigen k ö n n e n (siehe auch -*Client-Server-Architektur). M i t H i l f e der Q u e r verweise im -»· Hypertext w e r d e n die D o k u m e n t e im World Wide Web miteinander v e r k n ü p f t . N e ben Text beherrschen m o d e r n e Browser — z.T. mit Hilfe sogenannter Plugins, A d d O n s oder Viewer
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Browsing
- auch die Anzeige von Graphiken, Videoclips und weiteren Datenformaten. Oftmals unterstützen Browser auch F T P und Gopher, können -»· E-Mail versenden u n d f ü r Videokonferenzen u n d als Newsreader eingesetzt werden. Der erste für das WWW entwickelte grafische Browser hieß Mosaic. Er war der Vorläufer der heute am meisten verbreitetsten P r o g r a m m e f ü r M S W i n d o w s , -*• Microsoft -»• Internet-Explorer und Netscape Navigator. Browsing Browsing ist ein Ausdruck der Hypertextmethodologie und bezeichnet das für -*• Hypertext typische Navigationsverhalten in umfänglichen Hypertextsystemen, vergleichbar dem Herumstöbern in systematisch geordneten Buchbeständen einer -*• Bibliothek (umgangssprachlich u n d auf das -»• WWW bezogen, spricht man auch von „Surfen"), (siehe auch -»· Browser) Buchhandel engl.: book trade Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Buchhandel ein Wirtschaftszweig verstanden, der sich mit dem Vertrieb von Büchern und anderen Medien, im Wesentlichen Druckwerken, befasst. Die Buchhandlung als Ladengeschäft gilt dafür als die prototypische Betriebsform. Im fachlichen Sprachgebrauch wird der Begriff „Buchhandel" differenziert in die beiden großen Bereiche -+• Herstellender Buchhandel (auch Verlagsbuchhandel) und -*• Verbreitender Buchhandel (insbesondere Sortimentsbuchhandel) . Buchpreisbindung engl.: book price fixing Das Buchpreisbindungsgesetz, das in Deutschland am 1.10.2002 in Kraft trat und im Wesentlichen die bisherige über hundertjährige Praxis der Buchpreisbindung in Deutschland nun gesetzlich festschreibt, sieht vor, dass der Verlag den Laden- bzw. Endverkaufspreis verbindlich vorschreibt und der Letztverkäufer, in der Regel also der Buchhändler, daran gebunden ist. Das Gesetz schreibt weiter vor,
dass die Verlage bei den Preisen, die sie dem Zwischen- und Einzelhändler in Rechnung stellen, deren Beitrag zur flächendeckenden Versorgung und deren spezifische buchhändlerische Vertriebsleistung angemessen berücksichtigen müssen. N e ben der kulturpolitischen Komponente der Buchpreisbindung („Schutz des Kulturgutes Buch") verfolgt die Buchpreisbindung auch das Ziel den kleinen u n d mittelständischen Buchhandel zu schützen, da er als besonders geeignet erscheint, ein breites Buchangebot flächendeckend zu gewährleisten. Budapest O p e n Access Initiative Mit der Budapest Open Access Initiative (BOAI) aus dem Jahr 2001 liegt eine Forderung von Wissenschaftlern und Vertretern wissenschaftlicher Institutionen nach einem weltweiten freien Zugang (-> Open Access) zu elektronischen Archiven und wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur in allen akademischen Feldern vor. Open access im Sinne der BOAI heisst, dass Zeitschriftenliteratur"... kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind". Das Open Society Institute (OSI), Initiator der BOAI, unterstützt diese Entwicklung im Rahmen des „Information Program" durch die Bereitstellung finanzieller Hilfen für solche Projekte, die den freien Zugang zu wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur realisieren. Hierzu zählt auch die Entwicklung geeigneter Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für Fachzeitschriften. Von zahlreichen Initiativen und Unternehmungen wird bereits ein Geschäftsmodell angewendet, das der Forderung der BOAI nach einem freien Zugang zur wissenschaftlichen Information entspricht. (-*• E-Prints) Byte -••Bit
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Chemical Abstracts
c CA - > Chemical Abstracts
CAD engl.: Computer Aided Design Unter dem Begriff C A D (Computer Aided D e sign) werden alle zeichnerischen Aktivitäten zusammengefasst, die die ingenieurmäßige Planung und Konstruktion bis hin zur Fertigung analysieren, strukturieren und algorithmieren. AutoCAD gilt inzwischen als weltweiter Industriestandard für CAD-Software und wird von Autodesk angeboten. AutoCAD wurde auf der Comdex 1982 als erstes P C - C A D - S y s t e m vorgestellt und wird heute in den Bereichen Architektur und Maschinenbau bis hin zu Vermessungswesen und Kartographie zum Konstruieren, Modellieren, Zeichnen, Bemessen, Rendern und Verwalten eingesetzt. Die weite Verbreitung von AutoCAD mit über 1,8 Million e n v e r k a u f t e n V e r s i o n e n ( ü b e r 1 1 0 . 0 0 0 in Deutschland) gewährleistet einen einfachen Austausch von Zeichnungen zwischen Lieferanten, Partner-Unternehmen, Beratern und Kunden.
Caesar-Addition Verschlüsselung
Cascading Style Sheets Cascading Style Sheets ( C S S ) ist ein Standard des -*• W 3 C für Layoutvorlagen für Dokumente in -*• H T M L oder XML.
CBT E-Learning
CC Colon-Classification
CD-ROM engl: Compact Disc Read Only Memory Die C D - R O M ist ein Massenspeicher, der sich z.B. als Datenträger für vielfältige Zwecke eignet. Eine C D - R O M kann circa 700 M B y t e speichern, besteht aus Kunststoff und wird mit einem Laserstrahl beschrieben und gelesen. Die C D - R (Compact Disc Recordable) kann nur einmal beschrieben werden. Löschen oder Andern des Inhaltes einer C D - R ist nach Abschluss des Brennens nicht mehr möglich. Varianten wiederum der C D - R O M sind die C D - I (Compact Disc Interactive), die als ein unabhängig vom Computer arbeitendes System konzipiert war für die Aufzeichnung und das Abspielen von Daten, Audio- und Videoinformatio-
nen und direkt an ein normales Fernsehgerät angeschlossen werden konnte, sich aber in der Form nicht durchgesetzt hat; sowie die C D - M O als magneto-optische Version, deren Vorteil in der mehrmaligen Beschreibbarkeit liegt, die aber nur noch selten eingesetzt wird. (-»· D V D )
CEN/CENELEC C E N (Comite Europeen de Normalisation) bzw. C E N E L E C (Comite Europeen de Normalisation Electrotechnique) sind Vereinigungen der europäischen Mitglieder von -*· I S O und I E C und die offizielle europäische -*• Normungsorganisation zur Normung unter anderem auf dem Gebiet der Informationstechnologie.
CEPT engl: European Conference of Postal and Telecommunications Administrations Die C E P T (Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation) ist die Vereinigung der europäischen Post- und Fernmeldeanstalten. 1959 wurde die C E P T durch 19 Staaten gegründet; inzwischen hat sie 26 Mitgliedsländer. Die Aktivitäten der C E P T beziehen sich vor allem auf die Koordination der Standardisierung in Europa. 1988 gründete C E P T das E T S I (European T e l e c o m m u n i c a t i o n s Standards I n s t i t u t e ) für Zwecke der ->· Normung.
Chat boards, chat rooms Elektronische Räume für den „Schwatz" mit mehreren Benutzern, die zur gleichen Zeit anwesend sind. Chats sind ein beliebtes Kommunikationsmedium und dienen vor allem dem Zeitvertreib mit Anderen, dem Austausch von Ideen und der Kontaktanbahnung. Die Eingabe erfolgt zeilenweise über ein Eingabefeld.
Chemical Abstracts Die Chemical Abstracts (CA) sind seit 1907 als chemischer -*• Referatedienst tätig und nehmen seit dem Wegfall deutscher Konkurrenzprodukte in der Nachkriegszeit seit den 60er Jahren die führende Position ein. O b w o h l weiterhin eine gedruckte Version vertrieben wird, nutzen fast alle Chemiker direkt als Endnutzer oder bei schwierigen Fragen mit Hilfe institutions- und firmeninterner Recherchespezialisten oder externer -»· Information Broker eine der verschiedenen Online-Varianten. Die wesentlichen Vorteile der elektronischen Version sind neben ihrer Tagesaktualität die enorme Ge-
Chemie-Information
schwindigkcit, die Verfügbarkeit v o n j e d e m Internetanschluss u n d vor allem die Möglichkeit nach Substrukturen, also M o l e k ü l f r a g m e n t e n u n a b h ä n gig v o n j e d e r N o m e n k l a t u r , zu s u c h e n . Die C h e mical Abstracts w e r t e n 9.000 Zeitschriften aus u n d veröffentlichen derzeit über 700.000 Referate pro Jahr. Chemie-Information engl.: chemical information D i e C h e m i e - I n f o r m a t i o n weist eine R e i h e v o n Besonderheiten auf^ die aus d e m sehr aktiven P u blikationsverhalten der beteiligten Wissenschaftler, aus d e m h o h e n Anteil an praxisbezogenem Wissen u n d der weltweit einheitlichen Strukturformel-Tax o n o m i e resultieren. Das Publikationsverhalten der C h e m i k e r ist g e k e n n z e i c h n e t d u r c h z a h l r e i c h e kurze u n d prägnante Artikel, die oft n u r einen bes t i m m t e n Teilbereich einer E n t w i c k l u n g beschreiben. Im Patcntbereich k o m m e n n o c h die a n w e n dungstechnischen Aspekte h i n z u ( - > Patentinform a t i o n ) . Die Suche im Bereich der C h e m i e - I n f o r m a t i o n findet in der Regel in e i n e m der folgend e n Bereiche statt: Sachverhalte, V e r b i n d u n g e n , Reaktionen, Eigenschaften. Vor der Recherche in kostenpflichtigen D a t e n b a n k e n steht in der Regel ein Blick in Fachlexika wie etwa Ullman's Encyclopaedia of Industrial C h e m i s t r y oder R ö m p p ' s C h e mie-Lexikon. Zusätzlich bieten sich die einschlägigen C h e m i e - I n f o r m a t i o n e n im Internet an. (-+• C h e m i c a l Abstracts) Chiffrierung engl.: codification; encryption M e t h o d e , u m einen lesbaren Text (Klartext) in ein e n nicht m e h r lesbaren Text ( G e h e i m t e x t oder Chiffretext) mit Hilfe einer geheimen Zeichenkette (Schlüssel) u n d eines kryptografischen -*· Algorithm u s u m z u w a n d e l n . D i e D c c h i f f r i c r u n g ist die M e t h o d e , u m einen Geheimtext mit H i l f e entsprec h e n d e n Schlüssels u n d eines k r y p t o g r a f i s c h e n A l g o r i t h m u s in den Klartext z u r ü c k z u w a n d e l n . CIP-Kurztitelaufnahme engl.: cataloguing in publication Dieser Dienst w u r d e 1974 in D e u t s c h l a n d eingef ü h r t . Die Verlage liefern n o c h vor Erscheinen des D o k u m e n t s die e n t s p r e c h e n d e n D a t e n an die D e u t s c h e Bibliothek; diese fertigt d a n n die Kurztit e l a u f n a h m e an, die im D o k u m e n t selbst veröffentlicht wird. CISC "->• Prozessor
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CLEF engl: Cross-Language Evaluation Forum C L E F ist eine europäische Evaluierungsinitiative, deren S c h w e r p u n k t der Vergleich v o n cross-lingualen Rctricval-Systemen ist. Z u r B e w e r t u n g u n d E r p r o b u n g der Retrievalsysteme wird eine m e h r sprachige Testkollektion v o n D o k u m e n t e n zur V e r f ü g u n g gestellt. ( - » Effektivitätsmessung, -*• TREC) Client-Server-Architektur engl.: dient server architecture D i e Client-Server-Architektur ist das M o d e l l einer N e t z w e r k s t r u k t u r o d e r einer Datenbank, bei d e m eine hierarchische Aufgabenverteilung vorliegt. D e r Server ist A n b i e t e r v o n R e s s o u r c e n , Dienstleistungen u n d Daten, die Arbeitsstationen (Clients) n u t z e n sie. Diese Architektur b e r u h t auf e i n e m arbeitsteiligen Vorgang: N a c h d e m Eingeb e n einer Adresse oder Anklicken eines Links wird die I n f o r m a t i o n v o m Client z u m Server geschickt. Dieser erhält die Abfrage, bearbeitet sie u n d sendet d a n n die g e w ü n s c h t e I n f o r m a t i o n z u r ü c k (siehe auch -»· Browser). Ein Großteil der im -*· Internet v e r w e n d e t e n Software basiert auf dieser Struktur, der B e n u t z e r arbeitet m i t e i n e m C l i e n t u n d die Informationsanbieter mit e i n e m e n t s p r e c h e n d e n Server. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich insofern v o n den f r ü h e r gängigen H o s t - A n b i n d u n gen, als n u r ein Teil der Rechenarbeit am Client ausgeführt w e r d e n k o n n t e . Cloaking U n t e r Cloaking versteht m a n das Ausliefern u n terschiedlicher Inhalte i m -*• W W W u n t e r derselben U R L in Abhängigkeit v o n vorgegebenen Kriterien. M i t diesem Verfahren k ö n n e n die Toppositionen in den S u c h m a s c h i n e n erreicht w e r d e n . Dabei wird insbesondere zwischen verschiedenen Typen von Besuchern differenziert, d.h. j e nach Art des Besuchers w e r d e n unterschiedliche, speziell f ü r diesen Besucher optimierte Webseiten zurückgegeben. C l o a k i n g verfolgt meist den Z w e c k , bei einer S u c h m a s c h i n e h o h e Positionen in d e n Trefferlisten zu erreichen u n d wird angewendet, u m zwischen S u c h m a s c h i n e n u n d menschlichen Besuchern zu differenzieren. Dazu w e r d e n den S u c h m a s c h i n e n b e i m Spidern (siehe Roboterbasiertes Verfahren) Seiten ausgeliefert, die auf die j e weiligen R a n k i n g m e c h a n i s m e n (-*- Ranking) o p timiert sind, w ä h r e n d m e n s c h l i c h e n B e s u c h e r n u n t e r derselben U R L andere, in der Regel optisch attraktiv aufbereitete Seiten präsentiert w e r d e n .
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CMS -*• Inhaltsverwaltung Colon-Klassifikation engl.: Colon Classification (CC) Die Colon-Klassifikation (CC) ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, bei der der Doppelpunkt (englisch: colon) und andere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der - > Notation bilden. Sie verfügt lediglich über eine knappe, an wenigen Stellen entwickelte Hierarchie, danach werden die Einzelbegriffe in ihren jeweiligen Facetten aufgeführt. - Die Entwicklung der C C geht auf den Inder Shiyali Ramamrita Ranganathan (1892-1972) zurück. Im Jahre 1972 wurde die siebente der ständig verbesserten und erweiterten Ausgaben vorgelegt. Die Facetten lassen sich fünf Fundamentalkategorien zuordnen, nämlich P: Personality, M: Materiel, Ε: Energy, S: Space und T: Time (P-ME-S-T). Eine Klassenbeschreibung wird in dieser Reihenfolge gebildet, z.B. in folgendem (fiktivem) Beispiel: L (P-Facette für Medizin), 45 (M-Facette für Tuberkulose), 3 (Ε-Facette für Diagnostik), 53 (S-Facette für Frankreich) und N 8 9 (T-Facette für 1989). L,45:3:53.N89 bedeutet dann „Diagnostik der Lungentuberkulose in Frankreich 1989". Die C C wird wegen ihrer ausgeprägten Bezüge auf die nationale indische Thematik international nicht und selbst in Indien in nur geringem U m f a n g benutzt. Ihr Einfluss aber auf die Entwicklung von Klassifikationssystemen ist unübersehbar, wurde doch mit ihr der Typ der Facettenklassifikation begründet und damit ein entscheidender Schritt in Richtung auf verbesserte Möglichkeiten zur Postkoordination und zum mehrdimensionalen Erschließen und Beschreiben selbst neuer und komplexer Sachverhalte getan. Erwähnenswert sind bei der C C auch die ihr eigene Phasen- und Facettenanalyse, ihre Erweiterungsfähigkeit und ihr gut ausgebautes Regelwerk. C o m i t e E u r o p e e n de N o r m a l i s a t i o n CEN/CENELEC C o m i t e E u r o p e e n de N o r m a l i s a t i o n Electrotechnique CEN/CENELEC Compiler Programmiersprache CompuServe CompuServe ist ein globaler kommerzieller O n linedienst, zentral verwaltet und mit definierten Ansprechpartnern für die Anfragen der Benutzer.
C o m p u t e r u n t e r s t ü t z t e s kooperatives Lernen
CompuServe war einer der ersten Servicc-Provider, über den man Zugang zum Internet bekommen hatte. Mittlerweile wurde CompuServe von - * AOL übernommen. Computergestützte Ubersetzung engl: Computer Aided Translation (CAT) U n t e r computergestützter bzw. computerunterstützter Übersetzung wird einerseits eine intellektuelle Übersetzung verstanden, die auf einer maschinellen Vorübersetzung/Rohübersetzung aufbaut, die nachfolgend intellektuell nachbereitet wird (Postedition); andererseits wird darunter eine intellektuelle Übersetzung verstanden, bei der vor oder während des intellektuellen Übersetzungsprozesses ein -»• Translation Memory und/oder eine Terminologie-Bank verwendet werden. U n t e r ICAT wird eine spezielle Variante von CAT verstanden, bei der ein Nutzer ohne (hinreichende) Kenntnis der Zielsprache bei einer Übersetzung aus seiner Muttersprache so unterstützt wird, dass das zielsprachige Äquivalent relativ fehlerfrei ist. Computerlinguistik engl: computer linguistic Die zwei Pole, die das Spektrum definieren, innerhalb dessen sich die Computerlinguistik abspielt, sind die kognitive Linguistik und ingenieurswissenschaftlich orientierte Computerlinguistik. U n ter kognitiver Linguistik kann man allgemein den Versuch verstehen, Theorien über das menschliche Sprachvermögen zu erstellen. Ingenieurswissenschaftlich ausgerichtete Computerlinguistik beschäftigt sich weniger mit Fragen der menschlichen Kognition, sondern damit, wie man funktionierende Systeme zur Verarbeitung natürlicher Sprache konstruieren kann. Traditionelle Bereiche sind: -*• Maschinelle Übersetzung; Natürlichsprachliche Systeme, Frage-Antwort-Systeme; Textverstehenssysteme; Informationsgewinnung aus Volltexten; Lexikographie, Lexikonorganisation; Entwicklung von Formalismen zur Repräsentation grammatischen Wissens. C o m p u t e r u n t e r s t ü t z t e s kooperatives Lernen engl.: Computer Supported Cooperative Learning (CSCL) Mit dem Begriff des computerunterstützten kooperativen Lernens werden Ansätze beschrieben, kooperatives - > Lernen bzw. Lernen in G r u p p e n durch den Einsatz von IuK-Tcchnologien zu unterstützen. Es werden dabei Situationen unterschieden, in denen die Akteure verteilt, d.h. von unterschiedlichen Orten aus verbunden durch C o m p u -
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Computervermittelte Kommunikation
tcrnctze am Lernprozess beteiligt sind und Situationen, in denen die Akteure an einem O r t (z.B. C S C L - L a b o r e ) gemeinsam lernen. Beiträge der Forschung über -*• Rechnergestützte Gruppenarbeit, didaktische und lcrntheoretische Erkenntnisse sowie Erfahrungen mit -*• Ε-Learning bilden den Rahmen von C S C L .
Computervermittelte Kommunikation engl.: Computer Mediated Communication (CMC) Unter computervermittelter Kommunikation (CvK) versteht man soziale (d.h. im weitesten Sinne zwischenmenschliche) Kommunikation, die über Computernetzwerke vermittelt wird. Damit Botschaften computervermittelt übertragen werden können, müssen sie digital vorliegen, weshalb man computervermittelte Kommunikation auch als digitale Kommunikation bezeichnen kann. Weitere Synonyme sind Online-Kommunikation, N e t z kommunikation und Cyberkommunikation. Man unterscheidet Intrapersonale K o m m u n i k a t i o n (denkende, sprechende oder anderweitig symbolische Selbstkommunikation), Interpersonale Kommunikation (verbale und nonverbale Kommunikation zwischen Individuen in Dyaden, Kleingruppen, Großgruppen und Organisationen), U n i k o m munikation (ein Massenpublikum wird durch ein Individuum adressiert) und * + Massenkommunikation (ein Massenpublikum wird durch eine M e -
dienorganisation adressiert, wobei im -*• Internet sowohl die klassischen Medienorganisationen aktiv sind als auch neue Medienorganisationen aktiv werden, z.B. Online-Werbeagenturen).
Cross-Language Evaluation Forum -*• C L E F
Cross-Media -»• Medientiefe e s e w Rechnergestützte Gruppenarbeit
CSS -»· Cascading Style Sheets
CvK "+· Computervermittelte Kommunikation Cyberkommunikation -*• Computervermittelte Kommunikation
Cybermetrics engl.: cybermetrics; webometrics Cybermetrics bzw. Webometrics beschäftigen sich mit der Messung von elektronischen D o k u m e n ten, insbesondere mit elektronischen Dokumenten im -»• Internet. Bei ihr stehen Analysen von Hyperlinks, Evaluation und Nutzung der e-Books bzw. e-Journals sowie das kooperative -»• Informationsmanagement im Internet im Vordergrund.
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Datenbank
D Darstellungsschicht engl.: presentation layer D i e Darstellungsschicht (Schicht 6 im OSISchichtenmodell) hat die Aufgabe, den semantisch korrekten Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen u n d die Interpretation v o n Kodierungen zu ermöglichen. Die Darstellungsschicht ermöglicht zusätzlich die Repräsentation k o m p l e xer Daten. D a m i t D a t e n zwischen verschiedenen Systemen ausgetauscht u n d korrekt dargestellt werden k ö n n e n , w e r d e n hier standardisierte D a t e n f o r mate (siehe auch -*· N o r m u n g ) wie —*• ASCII, -»• Unicode, HTML, MIME, N V T (Network Virtual Terminal) etc. vereinbart u n d u . U . konvertiert (z.B. A l p h a b e t u m w a n d l u n g e n , D a t e n k o m pression). Data Encryption Standard -*• Verschlüsselung Datei engl: file Eine Datei ist eine M e n g e von Dateneinheiten oder Datensätzen m i t i d e n t i s c h e m bzw. k o m p a t i b l e m D a t e n f o r m a t , die i n n e r h a l b eines Speichers auf Datenträgern fixiert u n d nach e i n e m O r d n u n g s m e r k m a l geordnet sind. Datei-Anhang engl.: attachment Ein D a t e i - A n h a n g (Attachment) ist eine beigefügte Datei zu d e m geschriebenen Text einer M i t teilung per -»· E-Mail. Dateiverwaltungssystem engl..file organization system Die Datei als sequentielle Abfolge von gleichf ö r m i g strukturierten Datensätzen ist als digitales G e g e n s t ü c k z u m Karteikasten m i t Karteikarten a n z u s e h e n . In der praktischen H a n d h a b u n g gibt es weitgehende Analogien: Beide Organisationsform e n haben eine physische Reihenfolge, die f ü r den Z u g r i f f auf einzelne Datensätze genutzt w e r d e n kann; alle a n d e r e n S u c h k r i t e r i e n m ü s s e n d u r c h sequentielle Suche ü b e r p r ü f t w e r d e n . U m dies zu v e r m e i d e n , ist die Indexerstellung bei beiden Form e n ein wichtiges Verfahren. Dateiverwaltungssysteme zeichnen sich d u r c h die enge Verflechtung v o n Dateien u n d Z u g r i f f s p r o g r a m m e n aus: beide K o m p o n e n t e n w e r d e n f ü r eine b e s t i m m t e A n w e n d u n g g e m e i n s a m e n t w o r f e n u n d entwickelt u n d sind aufeinander abgestimmt. Ä n d e r u n g e n in ei-
ner K o m p o n e n t e verlangen die e n t s p r e c h e n d e A n passung der a n d e r e n . Spezielle P r o g r a m m p a k e t e bieten R o u t i n e n f ü r die H a n d h a b u n g v o n Dateien, die g r u n d l e g e n d e Aufgaben (Einfügen, Ä n d e r n oder Löschen einzelner Datensätze, Sortieren v o n Dateien, Indexerstellung) als fertige Algorithmen an. Die E b e n e der A n w e n d u n g s l o g i k wird v o n derartigen P r o g r a m m e n j e d o c h nicht unterstützt, sond e r n m u s s d u r c h zusätzliche dedizierte A n w e n d u n g s p r o g r a m m e bedient w e r d e n . D a h e r w e r d e n derartige Dateiverwaltungsroutinen meist nicht als D a t e n b a n k m a n a g e m e n t s y s t e m eingestuft. O b w o h l Dateiverwaltungssysteme erfolgreich auch f ü r sehr große Datenbestände eingesetzt w e r d e n , haben sie Nachteile, die dazu f ü h r t e n , dass D a t e n b a n k m a n a g e m e n t s y s t e m e entwickelt w u r d e n , die m e h r Verwaltungsaufgaben f ü r den Datenbestand ü b e r n e h m e n u n d d a f ü r die A n w e n d u n g s p r o g r a m m e b e n e entlasten. Nachteilig ist bei Datenverwaltungssystemen insbesondere die N o t w e n d i g keit, b e s t i m m t e D a t e n e l e m e n t e m e h r f a c h bzw. in m e h r e r e n Dateien abzulegen, u m ein schnelleres A u f f i n d e n b e s t i m m t e r Datensätze zu ermöglichen. Dies m a c h t Ä n d e r u n g e n im Datenbestand k o m pliziert u n d bringt eine große Inkonsistenzgefahr mit sich. D a t e n s a m m l u n g e n , die selten Ä n d e r u n gen einzelner Datensätze e r f o r d e r n , w e r d e n dagegen auch h e u t e noch gelegentlich als Dateiverwaltungssysteme realisiert. Daten engl.: data D a t e n sind die kleinsten R e p r ä s e n t a t i o n e n v o n Sachverhalten, die auf e i n e m Datenträger fixiert w e r d e n k ö n n e n u n d die in e i n e m gegebenen K o n text interpretierbar sind. (Als Singular v e r w e n d e m a n Dateneinheit statt D a t u m . ) Datenbank engl.: database Eine D a t e n b a n k ist ein rechnerverwaltetes System großer M e n g e n v o n -»• Daten, die so gespeichert sind, dass sie mit H i l f e b e s t i m m t e r Suchverfahren (-*· Retrieval) nach verschiedenen Kriterien d u r c h sucht u n d selektiert w e r d e n k ö n n e n . D a t e n b a n k systeme bestehen aus zwei Bestandteilen: D i e Datenbasis bildet die G r u n d l a g e der I n f o r m a t i o n s s a m m l u n g , die d u r c h das Datenbankverwaltungssystem organisiert u n d retrievalfähig gemacht wird. D e r Inhalt einer D a t e n b a n k ist häufig auf ein Sachgebiet oder einen A n w e n d u n g s b e r e i c h begrenzt.
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Datenbari kbeschreibung
Oft wird Datenbank gleichbedeutend mit „OnlineDatenbank" verwendet. Datenbanken lassen sich nach der Art der enthaltenen Informationen in drei Gruppen einteilen: (1) -*• Referenzdatenbank (Bibliographische Datenbank) lediglich mit Sekundärinformationen zu Veröffentlichungen und nicht die Informationen selbst. (2) Faktendatenbank mit direkten Informationen wie ζ. B. statistische Daten, chemische Formeln, Produkt- oder Firmeninformationen. (3) -*• Volltextdatenbank mit dem vollständigen Text einer Veröffentlichung. - Diese Definition im Bereich der Information und Dokumentation sieht eine Datenbank also primär als Datensammlung, deren Organisationsform nicht explizit spezifiziert sein muss. In der -*• Informatik dagegen wird als Datenbanksystem nur eine bestimmte Architektur von Programmen und Datenbeständen betrachtet, die bestimmte formale Anforderungen erfüllen muss. Der Inhalt der Datenbestände ist für diese Betrachtung zweitrangig; seine physische Organisation wird durch das Gesamtsystem bestimmt und verwaltet. Dies bedeutet im Extremfall, dass der Informationspraktiker ein Dateisystem als Datenbank bezeichnet, während der Informatiker dies nicht tut. Dafür betrachtet der Informatiker jedoch ein System als Datenbanksystem, das (noch) gar keine Daten enthält, aber der formalen Definition im Sinne der Informatik genügt, (siehe auch ->· Datenmodell, Datenbankmanagementsystem, Normalformen)
system wurde bereits ab 1970 eingesetzt, blieb aber zunächst weitgehend unbeachtet. Charakteristisch für das relationale Modell ist seine konsistente theoretische Basis, die auf der Relationenalgebra beruht. Relationale DBMS haben eine in drei Schichten gegliederte Architektur, die noch konsequenter als bei den prärelationalen Systemen für eine vollständige Trennung zwischen Anwendung und Datenverwaltung sorgt. Populär wurden die relationalen DBMS erst durch die elegante Anfragesprache ->• SQL (Structured Query Language), die im Vergleich zu den Vorgängerkonzepten leicht erlernbar und sehr mächtig ist. Ein Übriges taten die auf dem relationalen Modell basierenden PC-Datenbanksysteme der 1980er Jahre wie z.B. DBase, die zwar als Einzelplatzsysteme zunächst gar nicht die theoretischen Anforderungen an ein „echtes" Datenbanksystem erfüllten, aber in kurzer Zeit das relationale Modell populär machten und für seine weitere Verbreitung auch im Großrechnerbereich (z.B. SQL/DS) sorgten.
Datenbankbeschreibung
Datenerfassungsschema -»· Kategorienkatalog
engl.: database description;
bluesheet
Die Datenbankbeschreibung einer Online-Datenbank enthält u.a. folgende Informationen: Sachgebiete der -+• Datenbank, Suchhilfen, Indexe, U m fang, Aktualisierung, Beispieldokument und Produzent der -*• Datenbasis. Datenbankbeschreibungen sind auch online verfügbar und unerlässlich für eine effiziente Recherche. Datenbankmanagementsystem engl.: database managemant
system
Ein Datenbankmanagementsystem (DBMS) dient dem Aufbau, der Kontrolle und Verwaltung von Datenbanken. Es realisiert alle Funktionen der Datenbeschreibung und der Datenmanipulation, d.h. Schreiben, Lesen und Ändern von Daten in der ->• Datenbank. Dazu gehören auch diverse Dienstfunktionen, wie z.B. Zugriffskontrolle oder Speicherplatzoptimierung. O f t wird die Bezeichnung Datenbanksystem als Synonym verwendet. Das relationale Modell als Datenbankmanagement-
Datenbanksystem Datenbankmanagementsystem Datenbasis engl.: database
Die Datenbasis ist die Grundlage einer - v Datenbank. Sie besteht aus den Rohinformationen, die von einem Datenbankproduzenten gesammelt und in maschinenlesbarer Form abgelegt wurde.
Datenexploration engl.: data
mining
Ziel der Datenexploration bei der ->· Inhaltsanalyse von Texten ist die Erstellung einer Wörterliste. Damit verschafft man sich einen Uberblick über den Text. Dieser Uberblick erleichtert die Textkorrektur und die Bildung von Suchbegriffen. Weitere Analysetechniken sind Kreuzreferenzen, Konkordanzen und Restwörterlisten. Mit einer Wörterliste kann man ein Kategoriensystem operationalisieren, das nur aus Einzelwörtern besteht, eine Einbeziehung des Kontextes wie bei Wortfolgen oder Wortpermutationen. - Im engeren Sinne versteht man darunter die Suche in strukturierten Daten. So werden beispielsweise alltägliche Vorgänge des menschlichen Lebens, wie das Bezahlen mit Kreditkarte oder die Benutzung des Telefons, durch Computer aufgezeichnet. Dabei werden gewöhnlich alle verfügbaren Parameter abgespeichert, wo-
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durch hochdimensionale Datensätze entstehen. Die Daten werden gesammelt und mit geeigneten M e thoden des Data Mining analysiert (ζ. B. mit der ·+• Datenvisualisierung).
Datenmodell engl.: data model Mit I Iilfe von Datenmodellen werden Daten in einer -»• Datenbank strukturiert. (1) Hierarchisches Datenmodell: Das hierarchische Datenmodell ist das älteste Datenmodell, bei dem ein Datensatz mit allen hierarchisch von ihm abhängigen Datensätzen als Einheit betrachtet wird. Dieses Konzept eignet sich für Beziehungen, bei denen sich aus einem Oberbegriff viele Unterbegriffe ableiten lassen (l:n-Beziehungen). Eine Beziehung zwischen einzelnen, in verschiedenen Ebenen abgespeicherten Datensätzen ist nicht möglich, was bei komplexen Beziehungen eine hohe —• Redundanz der Daten zur Folge hat. Ein Zugriff kann nur über den Suchschlüssel des Objekts der obersten Ebene erfolgen, wobei der Anwender den Pfad zum gesuchten Datensatz kennen muss. - (2) Netzwerkmodell: Im Gegensatz zum hierarchischen Ansatz kann beim Netzwerkmodell ein Datensatz eine beliebige Anzahl übergeordneter Datensätze aufweisen (n:m-Beziehungen). Das Netzwerkmodell eignet sich zum Beispiel für die Modellierung einer Stückliste, da ein Bauteil aus mehreren untergeordneten Teilen bestehen und zum anderen in mehrere übergeordnete Baugruppen eingehen kann. Bezüglich der Daten besteht Redundanzfreiheit, da sich überschneidende Beziehungen nicht durch mehrmalige physische Speicherung, sondern durch Verkettungen realisiert werden. Der Zugriff kann über beliebige Datensätze erfolgen, allerdings muß wiederum ein möglicher Pfad zum gewünschten Datensatz bekannt sein. - (3) Relationales Datenmodell: Beim relationalen Datenmodell stehen als Strukturelemente ausschließlich Relationen, die sich durch Tabellen darstellen lassen, zur Verfügung. Die Datensätze bilden die Zeilen, und die Merkmale des Objekts bzw. die Datenfelder entsprechen den Spalten der Tabelle. Beziehungen zwischen beliebigen Datensätzen werden über gleiche Feldinhalte hergestellt. Der Zugriff auf bestimmte Datensätze wird über die Feldinhalte ermöglicht. Dementsprechend arbeitet der Benutzer nur mit logischen, mengenorientierten Abfragen, wobei die physische Speicherung und der Datenzugrifffür ihn im I Iintergrund bleiben. - (4) O b jektorientiertes Datenmodell: Das objektorientierte Datenmodell beinhaltet eine Kombination von
Datenträger
Ansätzen der klassischen Datenmodelle, der objektorientierten Programmierung und der Wissensrepräsentation. Ziel ist es, die Struktur und das Verhalten komplexer Objekte 1:1 in der Datenbank abzubilden.
Datenschutz engl: data protection Das Datcnschutzrecht ist die Gesamtheit der rechtlichen Regeln, die bezwecken, den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird. Der Datenschutz wird in Deutschland durch zahlreiche gesetzliche Bestimmungen geregelt. Das Bundesdatenschutzgesetz ( B D S G ) gibt dem einzelnen Bürger verschiedene Möglichkeiten, den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten durch Auskunft und Benachrichtigung selbst zu überprüfen und durch Berichtigung, Löschung und Sperrung von Daten zu beeinflussen. Daneben gibt es die interne Datenschutzkontrolle durch Datenschutzbeauftragte. Darüber hinaus sieht das Gesetz Kontrollinstanzen vor, die dem Betroffenen bei der Durchsetzung seiner Rechte helfen, die aber auch von sich aus in vorbeugender Weise die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen überwachen. Aufgrund des föderativen Staatsaufbaus der Bundesrepublik Deutschland und mit Rücksicht a u f die verfassungsrechtlichen Zuständigkeitsverteilungen ist die Kontrolle des Datenschutzes wie folgt aufgeteilt: Den Datenschutz bei den Bundesbehörden und anderen öffentlichen Stellen des Bundes sowie bei Telekommunikations- und Postunternehmen kontrolliert der Bundesbeauftragte für den Datenschutz. Den Datenschutz im Bereich der Verwaltungen der Länder und der Gemeinden kontrollieren Landesbeauftragte für den Datenschutz. Den Datenschutz im privaten Bereich (Unternehmen, Verbände, Selbständige usw.) kontrollieren die Aufsichtsbehörden der Länder. - Das im Amerikanischen gebräuchliche Wort für Datenschutz „Privacy" bedeutet aber mehr als das Recht „to be let alone", sondern das aktive Recht, darüber zu bestimmen, welche Daten über sich, auch solche, die beim Online-Navigieren in Web-Angeboten Spuren hinterlassen, von anderen gebraucht werden und welche Daten auf einen selber einwirken dürfen, (siehe auch - > Informationelle Selbstbestimmung)
Datenträger -*• Speicherung
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Datenvisualisierung
Datenvisualisierung engl.: data
visualation
Die Grundidee der visuellen Datenexploration ist die geeignete Darstellung der Daten in visueller Form, die es dem Mcnschcn erlauben, einen Einblick in die Struktur der Daten zu bekommen, Schlussfolgerungen aus den Daten zu ziehen sowie direkt mit den Daten zu interagieren. Die Datenvisualisierung hat einen hohen Stellenwert innerhalb des Forschungsbereichs Datenexploration. Ihr Einsatz ist immer dann sinnvoll, wenn wenig über die Daten bekannt ist und die Explorationsziele nicht genau spezifiziert sind. Dadurch dass der Mensch direkt am Explorationsprozess beteiligt ist, können die Explorationsziele bei Bedarf verändert und angepasst werden. Die visuelle Datenexploration kann als ein Prozess zur Generierung von Hypothesen aufgefasst werden. Sie ermöglicht dem Menschen ein tieferes Verständnis für die Daten, wodurch er neue Hypothesen über die Daten aufstellen kann. Die Hypothesen können dann wiederum mit Hilfe visueller Datenexplorationsvcrfahrcn untersucht und verifiziert werden. Die Verifikation kann jedoch auch mit Hilfe von Techniken aus dem Bereich der -»• Statistik und durch ->• Künstliche Intelligenz durchgeführt werden. Der zu visualisierende Datentyp wird untergliedert in: Ein-dimensionale Daten wie zeitabhängige Daten; Zwei-dimensionale Daten wie geographische Karten; Multi-dimensionale Daten wie tabellarische Daten aus relationalen Datenbanken; Text und Hypertext wie Nachrichten oder Web-Dokumente; Hierarchien und Graphen wie Telefon- oder Internetverbindungen; Algorithmen und Software wie Debugging-Operationen. Visualisierungstechniken sind: Standard 2D/3D-Visualisierungen wie zum Beispiel Balkendiagramme oder X-Y-Diagramme; Geometrische Transformationen wie künstliche Landschaften und Parallele Koordinaten; Icon-basierte Visualisierungen wie die „Strichmännchen"-Visualisierung; Pixel-Visualisierungen wie die Recursive Pattern oder Circle Segments Techniken; Geschachtelte Visualisierungen wie Treemaps oder Dimensional Stacking. DATEX-Dienste engl.: Data Exchange
Services
DATEX-Dienste sind Fernmeldedienste für den Datenaustausch. Man unterscheidet DATEX-L (leitungsvermitteltes Datenübertragungsnetz, das seit 1967 von der Deutschen Bundespost bzw. Telekom mit festen Standleitungen angeboten wird), DATEX-P (paketvermittelt; seit 1980 bestehendes
Netz, bei dem mit Datenpaketen gearbeitet wird. Die Daten mehrerer Teilnehmerwerden gleichzeitig und getrennt in kleinen Einheiten (Paketen) übers Netz übertragen. Damit kann das Netz besser ausgelastet werden.) und schließlich DATEX-J mit dem Versuch, den Ubergang zwischen Telefonnetz und Datex-P für das Massenpublikum zu erschließen. Uber Datex-J sind zum OrtstarifVerbindungen zu Online-Datenbanken wie Genios und den großen Telekommunikationsdienstleistern wie CompuServe möglich. Bildschirmtext war z.B. ein Teil von Datex-J. DBE Dokumentarische Bezugseinheit DBMS •+· Datenbankmanagementsystem DDC Dewey-Dezimalklassifikation D -»·E Dokumentationseinheit DechifFrierung -»· Chiffrierung Deklaratives Gedächtnis -»• Gedächtnis DES -»· Verschlüsselung Deskriptor engl:
descriptor
Ein Deskriptor ist ein Wort innerhalb eines Thesaurus, das für die Indexierung zugelassen ist. Alle anderen Elemente des Thesaurus haben den Status von Nicht-Deskriptoren (Synonymen); sie werden in den Thesaurus aufgenommen und bilden somit einen Bestandteil des Zugangsvokabulars, können aber selbst nicht zur Indexierung und Recherche verwendet werden, sondern verweisen auf den zugehörigen Deskriptor, (siehe auch Terminologische Kontrolle) D e s k t o p Publishing Unter Desktop Publishing versteht man das Erstellen von druckfertigen Dokumenten mit dafür speziell entwickelter Software. Desktop Publishing (DTP) ist der Oberbegriff für das Verfahren, mit Hilfe eines Personal Computers und ergänzender Hard- und Software Texte zu erfassen, layoutmäßig zu bearbeiten und für eine Vervielfältigung vorzubereiten. Gängige DTP-Programme sind: Adobe InDesign (ehemals: Adobe PAGEMAKER),
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Quark XPrcss (besonders auf Macintosch-Rcchnern eingesetzt), Adobe FrameMaker (MengentextProgramm für Bücher und Dokumentationen) und Corel Ventura. Desktop-Rechner —> Hardware D e u t s c h e Gesellschaft für D o k u m e n t a t i o n -*• DGI D e u t s c h e Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis DGI Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, B i o m e t r i e u n d E p i d e m i o l o g i e GMDS Dewey-Dezimalklassifikation engl.: Dewey Decimal Classification (DOC) Die Dezimaiklassifikation des Amerikaners Melvil Dewey ( D D C ) wurde bereits 1876 veröffentlicht und erlebte viele Auflagen bis in unsere Tage; sie ist vor allem in den Bibliotheken der USA verbreitet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie dann von Paul -*• Otlet und Henri -*• La Fontaine zur Dezimalklassifikation weiterentwickelt. Dezimalklassifikation engl.: decimal classification Eine Dezimalklassifikation ist eine -*• Klassifikation, bei der die -*• Notation durch 10 Ziffern (in der Regel 0 bis 9) dargestellt wird. Die Internationale Dezimalklassifikation (DK, auch Universale Dezimalklassifikation ( U D K ) genannt) ist eine universale Begriffsklassifikation, die im Wesentlichen als -*• Monohierarchie organisiert ist und bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen wurde; 1953 war die erste vollständige Ausgabe mit rund 130.000 Begriffen abgeschlossen und wurde von der FID als internationales Regelwerk veröffentlicht. Das gesamte menschliche Wissen ist mehr oder weniger gelungen - in 10 Hauptabteilungen gegliedert, die wiederum in 10 Abteilungen usw. weiter untergliedert werden. So ergibt sich aus der Hauptabteilung 5 = „Mathematik, Naturwissenschaften" über viele Schritte schließlich die Klasse 539.172.13 mit der Bedeutung „Kernreaktionen durch Deuteronen". Z u d e m werden durch Hilfstafeln und Anhängezahlen allgemeine Sachverhalte wie z.B. Zeitraum, Sprache oder Religion ausgedrückt; jeder Notation kann eine derartige Zahl angehängt werden. Vorteil der DK ist ihre international gute Verständlichkeit, Nachteil die
Dialoghistorie
Begrenzung auf ein starres System und die damit verbundene Schwerfälligkeit bei der Aktualisierung und der Integration neuer Sachverhalte. Mit der E i n f ü h r u n g rechnergestützter Retrievalsysteme verlor die DK mehr und mehr an Bedeutung. DGD -»•DGI DGI Die D G I (Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V., bis 1999 D G D - Deutsche Gesellschaft für Dokumentation, gegründet im Jahre 1941 und 1948 unter gleichem Namen wieder gegründet) ist der Zusammenschluss von Organisationen, U n t e r n e h m e n und Beschäftigten aus der Informationswissenschaft und -praxis (ζ. Β. Dokumentare, Bibliothekare, Informationsvermittler). Die DGI als wissenschaftliche und berufsständische Fachgesellschaft in der Informationsgesellschaft verfolgt die folgenden Ziele und Aufgaben: Förderung von Informationswissenschaft und -praxis, Kommunikationsf o r u m f ü r Anbieter u n d N u t z e r , P r o m o t i o n , Imageförderung, Public Relations für den Berufsstand, Interpretieren und Kommentieren von Fachinformationspolitik und gesetzlichen Vorschriften, Planen und Durchführen von Fachkonferenzen und Seminaren, Aus- und Weiterbildung, Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Fachverbänden, Durchführung von Forschungsprojekten, Förderung der N u t z u n g elektronischer Informationsmedien als Partner der Europäischen Kommission. Die DGI gibt -*• Information - Wissenschaft und Praxis (Fachzeitschrift) heraus. Innerhalb der D G I gibt es folgende Fachgremien: Arbeitsgruppe Elektronische Medien in der Patentinformation (AGM); Arbeitskreis Geschichte des Informationswesens in Deutschland; AG Infobroker; Komitee Praxis der Inhouse Informationsvermittlung (KPI); Kommission Wirtschaftlichkeit der Information und Dokumentation (KWID); Online Benutzergruppen in der DGI (OLBG). Auf regionaler Ebene organisieren mit der D G I verbundene Arbeitskreise den Erfahrungsaustausch und Fortbildungsveranstaltungen. Dialoghistorie engl.: dialogue history Gesamtheit der bei der Navigation besuchten -*• Knoten in einem Hypertext. Die Historie kann ungeordnet, zeitlich linear oder der Bezugnahme folgend hierarchisch organisiert sein. Dialoghistorien und zugehörige einfache Backtrack-Funktio-
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Dienstleistung
ncn erlauben dem Leser immer, zu vormals besuchten Knoten zurückzufinden. Ein vollständiges „Verirren" ist also nicht möglich. Durch das „Zurücklaufen" kann jedoch ein erhöhter Interaktionsaufwand entstehen. Dienstleistung engl.: service
Dienstleistung kann im Gegensatz zum Sachgut definiert werden. Sie wird durch die Kriterien Immaterialität, das Zusammenfallen von Leistungserstellung und -Verwertung (Uno-Actu-Prinzip), die Integration des externen Faktors, Intangibilität, Vergänglichkeit und Standortgebundenheit geprägt. Die Dienstleistungsqualität beschreibt die Bewertung von Dienstleistungen. Dabei können die Leistungsfähigkeit und das Potenzial des Dicnstleistungserbringers, der Leistungserstellungsprozess und das Dienstleistungsergebnis beurteilt werden. Dabei wird unterscheiden zwischen Suchqualität (die durch den Kunden schon vor Inanspruchnahme und vor dem Kauf der Leistung beurteilt werden kann, bspw. durch Inaugenscheinnahme der Produkte), Erfahrungsqualität (die auf den Erfahrungen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung basiert, und die erst während des Konsumptionsprozesses oder nach dem Kauf beurteilt werden kann) und Vertrauensqualität (alle jene Leistungen, die sich einer genauen, unmittelbaren Beurteilung entziehen, eventuell nur mit großem zeitlichen und inhaltlichen Aufwand bewertet werden können oder deren Wert und Nutzen überhaupt nicht genau bestimmt werden kann). Dienstleistungsnorm engl.: service Standard
Eine Dicnstleistungsnorm ist eine -*• N o r m , die Anforderungen festlegt, die durch eine -*• Dienstleistung erfüllt werden müssen, um die -*• Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen. Diffusion engl.:
diffusion
Die Ausbreitung einer - > Invention innerhalb eines begrenzten Zeitabschnittes innerhalb der Gesellschaft oder ihrer Teile im Anschluss an eine -*• Innovation. Im Zusammenhang mit dem Thema -*· Technologietransfer wird auf analytischer Ebene untersucht, w o in der Gesellschaft technisches Wissen entsteht, in welchen Bereichen es ökonomisch verwandt wird, wie die „Diffusion" des technischen Wissens zwischen verschiedenen Bereichen der Gesellschaft vonstatten geht, und vor allem welche Umstände dafür verantwortlich sind, dass
nicht alles Wissen dort zur Verfügung steht, w o ein gesellschaftlicher Bedarf besteht. Digital D i v i d e Unter Digital Divide versteht man die digitale Bildungskluft. Dieser Begriff beruht auf der so genannten Wissensklufthypothese, die im Jahr 1970 an der Minnesota University entwickelt wurde: „Wenn der Informationsfluss von den Massenmedien in ein Sozialsystem wächst, tendieren die Bevölkerungssegmente mit höherem sozioökonomischen Status und/oder höherer formaler Bildung zu einer raschcren Aneignung dieser Information als die status- und bildungs-niedrigeren Segmente, so dass die Wissenskluft zwischen diesen Segmenten tendenziell zu- statt abnimmt." Diejenigen sozialen Gruppen, die wirtschaftlich besser gestellt sind bzw. über einen höheren Bildungsabschluss verfügen, nehmen den Informationsfluss durch die Massenmedien schneller auf. Dadurch wird die Wissenskluft zwischen diesen beiden Gruppen tendenziell größer. Diese Wissenskluft verstärkt sich durch die zunehmende Verbreitung der „Neuen Medien" (wie Computer, Internet, EMail, Chat usw.). Im Vordergrund der internationalen Debatte steht vor allem die Frage des materiellen Zugangs zu Online-Medien. Studien weisen darauf hin, dass Kriterien wie der Bildungsstand bzw. das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie, das Geschlecht, das Alter sowie regionale Aspekte gravierende Bedeutung für die Entwicklung von N u t zungskompetenzen haben. Digitaldruck -»• Druck Digitale Bibliothek engl: digital library Eine Informationseinrichtung, die vorwiegend Informationsträger in digitaler (d.h. elektronischer) Form sammelt und zur Verfügung stellt. Zu unterscheiden ist zwischen solchen, die lediglich anderorts vorhandene digitale Medien spiegeln (mirror) und solchen, die selber Material in digitaler Form produzieren (ggf analoge Medien digitalisieren) und auf eigenen Servern anbieten (host). Wenige Informationseinrichtungen gehen noch einen Schritt weiter und verpflichten sich, gesammelte digitale Medien zu archivieren und auch in weiterer Zukunft durch -»• Emulation oder ·+• Migration verfügbar zu machen (siehe auch -*· Langzeitarchivierung). Gemäß dem Gesetz der Komplementarität von Medien sammeln Informationseinrichtungen im Normalfall analoge und digitale
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DIN
-*• Medien gleichzeitig und werden diesbezüglich als „hybride Bibliothek" bezeichnet, (siehe auch -*• Virtuelle Bibliothek) Digitale K o m m u n i k a t i o n -*• Computervermittelte Kommunikation Digitale Signatur engl.: digital
signature
Bei der Digitalen Signatur handelt es sich um ein Verfahren, um mittels kryptographischer Methoden die Authentifizierung des Absenders einer Nachricht sicherzustellen. Das Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informationsund Kommunikationsdienste (Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz, IuKDG) vom 22. Juli 1997, enthält in Art. 3 das Gesetz zur digitalen Signatur (Signaturgesetz, SigG). Dieses hat zum Zweck, „Rahmenbedingungen für digitale Signaturen zu schaffen, unter denen diese als sicher gelten und Fälschungen digitaler Signaturen oder Verfälschungen von signierten Daten zuverlässig festgestellt werden können". Als digitale Signatur bezeichnet man einen kurzen Datenblock (HashWert), der mit dem privaten Schlüssel des Absenders verschlüsselt ist und so die Authentizität der Nachricht bezeugt. Die Uberprüfung der digitalen Signatur erfolgt mit dem öffentlichen Schlüssel des Absenders. Die digitale Signatur sichert Objekt- und Personenidentität. Die digitale Signatur basiert auf dem asymmetrischen Public-KeyVerschlüsselungsverfahren. Jeder Benutzer benötigt ein individuelles Schlüsselpaar, das aus einem privaten (geheimen) Schlüssel und einem öffentlichen Schlüssel besteht. Beide Schlüssel können auf einer „Smart Card" gespeichert sein. Der Benutzer erzeugt mit seiner Smart Card mittels des privaten Schlüssels zu jeder Nachricht als Siegel einen fälschungssicheren Unterschriftenzusatz, der als digitale Signatur bezeichnet wird. Diese Signatur wird für jede Nachricht individuell mittels Verschlüsselungsverfahren berechnet. Sie erlaubt es, die Unversehrtheit (-*• Integrität) des Dokuments zu überprüfen und den signierenden Teilnehmer (Authentizität) nachzuweisen. Die Signatur kann nur von dem Besitzer des privaten Schlüssels erzeugt werden. Im Gegensatz zum privaten Schlüssel ist der öffentliche Schlüsscl zur Überprüfung von Signaturen allen Benutzern zugänglich. Der öffentliche Schlüssel kann entweder in einem Zertifikatsverzeichnis, ähnlich dem Telefonbuch, eingesehen werden oder mit der Nachricht übermittelt werden, (siehe auch Zertifizierungsinstanz)
Digitalisierungs-Modell engl.: digitalisation
model
Das Digitalisierungs-Modell hebt nicht wie das -»· Kanalreduktionsmodell und das -*· Filter-Modell darauf ab, dass die -*· Computervermittelte Kommunikation eine Schreiben-und-Lesen-Kommunikation ist, sondern es konzentriert sich auf das technische Datenformat. Denn erst das digitale Datenformat erlaubt es in umfassender Weise, Informationen kostengünstig und bequem in großer Geschwindigkeit über weite Strecken an vielfältige Teilnehmerkreise zu verbreiten, Dokumente automatisch zu archivieren, zu modifizieren und zu verknüpfen, Dienste parallel und kombiniert zu nutzen. Diese digitale Verarbeitung geht mit einer Reihe von genuin neuen Kommunikationseffekten einher, die oftmals in ihren sozialen Folgen ambivalent sind: Schnellere Erreichbarkeit kann soziale Netzwerke verdichten, andererseits aber auch zu Überlastung und Stress führen. Automatische Verarbeitung vergrößert einerseits unsere Kontrolle über das Kommunikationsgeschehen, erhöht gleichzeitig aber auch das Risiko einer Fremdkontrolle und Überwachung.
DIN Das D I N Deutsches Institut für N o r m u n g e. V in Berlin ist Mitglied in den Organisationen ISO und C E N / C E N E L E C , den internationalen bzw. europäischen Normungsorganisationen. Als deutsche —*• Normungsorganisation bildet das D I N die deutsche Plattform, die den interessierten Kreisen aus Wirtschaft, Verwaltung, Technik und Wissenschaft die Mitarbeit auf allen Ebenen der technischen -*• N o r m u n g ermöglicht. Das D I N orientiert seine Arbeit an den folgenden zehn Grundgedanken: Freiwilligkeit, Öffentlichkeit, Beteiligung aller interessierten Kreise, Konsens, Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit, Sachbezogenheit, Ausrichtung am Stand der Technik, Ausrichtung an den wirtschaftlichen Gegebenheiten, Ausrichtung am allgemeinen Nutzen, Internationalität. Diese Grundgedanken werden von den Normungsgrcmien für alle Normungsvorhaben auf ihremjeweiligen Fachgebiet angewendet. Das D I N versteht sich als ein neutrales Forum, dessen inhaltliche Arbeitsergebnisse ausschließlich von den Festlegungen seiner ausgewogen zusammengesetzten Expertengremien abhängen. In der Normungsarbeit stellt das D I N selbst keine Partei dar, die inhaltliche Auffassungen zur Sache gegen andere beteiligte Kreise durchsetzt.
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D i p l o m - und Masterstudium ( F H ) Informationswirtschaft
Diplom- und Masterstudium (FH) Informationswirtschaft Dokumentär
Diplom-Dokumentar —*• Dokumentär
Diplom-Informationswirt Informationswirt
Disintermediation Disintermediation steht für einen Entwicklungsprozess im Online-Informationsmarkt, bei dem die Nachfrage nach professioneller, expertengebundener -*• Informationsvermittlung zunehmend an Bedeutung verliert, weil Informationsrecherchen aufgrund verbesserter und vereinfachter Zugriffsmöglichkeiten auf in der Regel über das Internet vermittelte Informationsangebote vom Endnutzer weitgehend selbstständig durchgeführt werden. Dabei führt Disintermediation im Wesentlichen zur Befriedigung einfacher, subjektiv empfundener Bedürfnisse (Informationsbedürfnis) beim Informationsnachfrager, doch ist zu befürchten, dass der objektiv vorhandene Informationsbedarf ohne vermittelnde Beratungsleistungen meistens nicht erschöpfend abgedeckt werden kann.
DK Dezimaiklassifikation
DNS Domain-Name
Document Manager Die größte Gruppe der Druckbetriebe in der -*• Druckindustrie gehört dem Typ des D o c u m e n t Managers an. Er verfügt in der digitalen Vorstufe neben Prepress-Systemen zusätzlich über eine Reproduktion mit Text- und Bildbearbeitung. Das wichtigste Merkmal eines Document Managers ist das Datenmanagement. Es beinhaltet den Datentransfer, die Datenpflege sowie einen umfassenden Datenservice für den Kunden. Bei diesem Typ von Druckerei handelt es sich um die üblichen kleineren und mittelständischen Betriebe.
Dokument engl: document Ein Dokument ist die materielle Einheit eines Trägers dokumentarischer Daten. Dabei unterscheidet man das Primärdokument (oft auch als Quelle oder Originalquelle bezeichnet) vom Sekundärdokument, das Ergebnis eines Dokumentationsprozesses ist (z.B. eine -»· Referenzdatenbank, eine »+• Bibliographie oder ein -*• Referatedienst). Das Ter-
tiärdokument schließlich ist Ergebnis eines Dokumentationsprozesses, bezogen auf Sekundärdokumente (z.B. eine Bibliographie der Bibliographien oder ein Datenbankführer). Neben den klassischen Dokumenten - den Druckschriften - werden auch audiovisuelle und Bilddokumente, dreidimensionale Dokumente (Denkmal), Filme, Handschriften, Tondokumente oder maschinenlesbare Dokumente (z.B. Multi-Media-Dokumente) als Typen unterschieden. Jeder Dokumenttyp hat bestimmte Merkmale wie die Publikationsform (einmalig, periodisch, Entstehungsjahr), Art und Material des Datenträgers (Umfang, Abmessungen, Zustand) sowie Zweck und Anliegen seiner Publikation (Dissertation, -*• Patentschrift, Spielfilm). Diese Merkmale werden auch Auswertungsmerkmale genannt und gehen als Ordnungs- und Suchmerkmale in den Prozess der -*• Formalerschließung ein. (siehe auch " + Dokumentarische Bezugseinheit)
Dokumentalist Dokumentalist/in ist die ältere Berufsbezeichnung für -»• Dokumentär bzw. Dokumentarin, bis 1972 galt diese Bezeichnung auch in der D D R .
Dokumentär engl.: documentalist Dokumentär bzw. Dokumentarin war die frühe Berufskennzeichnung für den Bereich der I u D innerhalb der Informationsarbeit. Das Studium zum Diplom-Dokumentar ( F H ) ist vergleichbar zu dem vom Diplom-Informationswirt und wird an den Fachhochschulen Hamburg (Fachrichtung Mediendokumentation) und Potsdam angeboten. A u f der gleichen Ebene der -*• Ausbildung existieren ferner die Studiengänge zum Diplom-Informatiker ( F H ) in Kothen sowie das Diplom- und Masterstudium (FI I) Informationswirtschaft an der Fachhochschule Stuttgart (-»• Medizinischer D o kumentär) .
Dokumentarische Bezugseinheit engl.: documentary reference unit Eine dokumentarische Bezugseinheit ( D B E ) stellt das Objekt dar, dessen Merkmale im Dokumentationsprozess als Einheit behandelt werden. Es kann sich dabei um ein -»· Dokument oder ein Dokumentteil handeln, aber auch etwa um Institutionen, Werkstoffe, Produkte, Objekte oder Medien. Umgekehrt kann auch z.B. eine D o k u m e n t e n sammlung als Konvolut eine D B E bilden. Die für die D B E in ein Informationssystem eingehende Datenmenge bezeichnet man als -*• Dokumentationseinheit.
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Dokumentation engl.: documentation Die klassische Definition des Begriffs D o k u m e n tation verdanken wir Paul Otlet, der bereits 1907 diese Tätigkeit beschrieb: „Man versteht h e u t e u n ter D o k u m e n t a t i o n die Bearbeitung der G e s a m t heit aller schriftlich fixierten u n d graphischen Q u e l len unseres Wissens, soweit dieses d u r c h D o k u m e n t e aller Art u n d vor allem durch gedruckte Texte gebildet wird. Sie ist die E r g ä n z u n g der anderen F o r s c h u n g s m e t h o d e n : der Beobachtung, des Experiments, der D e d u k t i o n . " Später w u r d e D o k u mentation nach der offiziellen F o r m u l i e r u n g der internationalen D a c h o r g a n i s a t i o n „International Federation of Information and D o c u m e n t a t i o n (-»· F I D ) so definiert: „ D o c u m e n t a t i o n c'est reunir, classer et distribuer des d o c u m e n t s de t o u t genre dans tout les d o m a i n e s de l'activite h u m a i n e ( u m 1930)." U n d u m 1960: „ D o c u m e n t a t i o n is t h e collection and storage, classification and selection, dissemination and utilisation of all types of i n f o r m a tion."- In der Folgezeit w u r d e dieser Begriff erweitert auf die M e t h o d e n (Dokumentationsverfahren), den Tätigkeitsbereich (Dokumentationswesen) oder das Ergebnis des D o k u m e n t i e r e n s . D a „ D o k u m e n t a t i o n " aber z u n e h m e n d in weiteren B e d e u t u n g s z u s a m m e n h ä n g e n (z.B. im J o u r n a l i s m u s ) v e r w e n d e t u n d damit z u n e h m e n d unscharf w u r de, verständigte m a n sich etwa in den sechziger J a h ren des 20. J a h r h u n d e r t s allgemein darüber, f ü r den gesamten Tätigkeitsbereich den T e r m i n u s „Information u n d Dokumentation", kurz I u D zu verwenden. Dokumentationseinheit engl.: documentary unit Die D o k u m e n t a t i o n s e i n h e i t (DE) ist die D a t e n menge, die stellvertretend f ü r die - » D o k u m e n t a rische Bezugseinheit in den D o k u m e n t a t i o n s p r o zess bzw. in Informationssysteme eingeht. Dokumentationssprache engl.: documentary language; documentation language Eine D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e ist eine künstliche Sprache zur -*• Indexierung, Speicherung u n d z u m -*· Retrieval innerhalb von D o k u m e n t a t i o n s s y s t e m e n . H i e r z u zählen insbesondere Verfahren z u r Indexierung mit Stichwörtern (siehe auch -*• Stichw o r t ) oder Schlagwörtern (siehe auch Schlagw o r t ) sowie der -*• T h e s a u r u s u n d die -»• Klassifikation. Dokumentationsstelle engl.: documentation unit
Dokumentlieferung
Dokumentationsstelle ist die B e z e i c h n u n g f ü r eine Funktionseinheit bzw. Organisationsform (Stelle, Abteilung etc.), in der -»• D o k u m e n t a t i o n betrieben wird. Derzeit ist sie weniger gebräuchlich, sie w u r d e in den 1970er J a h r e n d u r c h die Bezeichn u n g Informations- und Dokumentationsstelle (IuD-Stelle) abgelöst. Dokumentationswürdigkeit engl: validity for documentation Auswahlkriterium bei der Entscheidung, ob ein -»· D o k u m e n t bzw. eine -»• D o k u m e n t a t i o n s e i n h e i t in ein D o k u m e n t a t i o n s s y s t e m w i e z.B. eine D a t e n b a n k a u f g e n o m m e n w e r d e n soll. Dokumentenformat engl.: document format M i t d e m D o k u m e n t e n f o r m a t wird die technische A u f b e r e i t u n g hinsichtlich der Art der C o d i e r u n g u n d Struktur der Inhalte einer -*• Datei definiert. Dokumentenmanagement engl.: document management Das D o k u m e n t e n m a n a g e m e n t u n t e r s t ü t z t eine Organisation mit geeigneten M e t h o d e n z u m Erstellen, Digitalisieren, Indizieren, Archivieren, Wied e r f m d e n , Weiterleiten u n d Vernichten aller Arten von D o k u m e n t e n . D o k u m e n t e n m a n a g e m e n t s y s t e m e unterstützen das D o k u m e n t e n m a n a g e m e n t mit hardware- u n d softwaretechnischen Werkzeugen. Dokumentlieferung engl.: document delivery D o k u m e n t l i e f e r u n g ist j e n e Dienstleistung in der Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse, die lange Zeit als zentrale Alternative zur nationalen u n d insbesondere internationalen -*• Fernleihe galt. Sie war h ä u f i g n u r gegen relativ h o h e s Entgelt u n d damit n u r eingeschränkt verfügbar. Entwicklungen in den 90er J a h r e n haben diese Situation deutlich v e r ä n d e r t . Typische B e d a r f s s i t u a t i o n e n f ü r d e n Bezug publizierter D o k u m e n t e (im Regelfall Z e i t schriftenaufsätze) oder D o k u m e n t a u s z ü g e via D o c u m e n t Delivery sind naturwissenschaftlich-techn i s c h e Arbeitskontexte. Ein d e u t l i c h e r S c h w e r p u n k t der N a c h f r a g e k o m m t dabei aus d e m m e d i zinisch-pharmazeutischen Bereich. D i e N a c h f r a ge aus anderen Wissenschafts- u n d A n w e n d u n g s bereichen wie z.B. den Wirtschafts- oder den Geistes· u n d Sozialwissenschaften ist im Vergleich dazu eher gering. Die Originalpublikationen, v o n d e n e n D o k u m e n t k o p i e n geliefert werden, sind auch heute noch überwiegend gedruckt. Folgende Trends sind erkennbar: eine z u n e h m e n d e Z a h l v o n digitalen Parallelpublikationen im Zeitschriftenbereich, w o -
Dokumenttyp-Definition
bei diese Angebotsvariante v o n d e n wissenschaftlichen Verlagen e n t w e d e r aggregiert bei D o k u m e n t lieferdiensten o d e r v o n d e n Verlagen selbst vermarktet w e r d e n ; wissenschaftliche Eigenpublikationen, die originär digital publiziert u n d z u n e h m e n d z u m i n d e s t f ü r b e s t i m m t e Z i e l g r u p p e n auf der Basis alternativer Kostenmodelle lizenzfrei bereitgestellt w e r d e n (-> Ε-Prints); digitalisierte Sek u n d ä r p u b l i k a t i o n e n zu A r c h i v i e r u n g s z w e c k e n sowie zur verbesserten Bereitstellung v o n originär gedruckten Publikationen. Dokumenttyp-Definition DTD Domain-Name engl: Domain Name System (DNS) Trotz der technischen Vorteile der Host-Adressen in F o r m v o n I P - N u m m e r n hatten diese zunächst zwei nicht zu unterschätzende Nachteile: Z u m ein e n sind sie a u f g r u n d der vielen Z i f f e r n f ü r M e n schen n u r schwierig zu m e r k e n u n d z u m anderen musste j e d e Veränderung einer I P - N u m m e r (z.B. b e i m Austausch eines Servers) den Beteiligten im Internet bekannt gemacht w e r d e n . Deshalb w u r d e in den 1980er J a h r e n ein neues N a m e n s k o n z e p t f ü r das -»• Internet mit der B e z e i c h n u n g D o m a i n N a m e System ( D N S ) entwickelt, welches d e z e n tral aufgebaut ist u n d eine einfache Adressierung auf Basis v o n Buchstaben ermöglicht. Das G r u n d konzept v o n D N S basiert auf einem eigenen hierarchischen N e t z w e r k v o n so g e n a n n t e n D o m a i n N a m e - S e r v e r n . J e d e H i e r a r c h i e e b e n e verwaltet hierbei einen b e s t i m m t e n Teil (Zone) im N a m e n s r a u m . J e d e r N a m e - S e r v e r beinhaltet eine Tabelle mit logischen N a m e n u n d zugeordneten I P - N u m m e r n . Die H o s t - bzw. D o m a i n - N a m e n selbst sind ebenfalls hierarchisch angeordnet u n d bestehen aus verschiedenen Levels, die d u r c h einen P u n k t getrennt dargestellt werden. Top-Level-Domains gliedern sich in die Bereiche Generic wie „com", „net", „org" etc. u n d nationale C o u n t r y - C o d e s wie „de", „ch", „at" etc. D i e o b e r s t e S e r v e r h i e r a r c h i e im D N S , die so g e n a n n t e n Root-Server, enthalten I n f o r m a t i o n e n über die N a m e - S e r v e r , welche diese Top-Levels verwalten. Diese w i e d e r u m verweisen auf Name-Server, die den Second-Level verwalten. Letzterer bildet den eigentlichen D o m a i n - N a m e n , der u n t e r gewissen Regeln frei wählbar ist u n d etwas über den Inhalt bzw. I n h a b e r der D o m a i n aussagt (z.B. Firmen-, Institutions- oder P e r s o n e n n a m e n ) . Ab d e m Third-Level ist d a n n der jeweilige N a m e - S e r v e r des Inhabers f ü r die Verwaltung weiter u n t e r g e o r d n e t e r D o m a i n - N a m e n ( S u b d o m a -
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in) zuständig. Die N a m c - S c r v e r selbst beinhalten eine Tabelle mit den jeweils zuständigen D o m a i n N a m e n u n d der z u g e o r d n e t e n I P - N u m m e r , w o bei einer N u m m e r auch m e h r e r e D o m a i n - N a m e n zugewiesen w e r d e n können. D N S wird häufig auch als A b k ü r z u n g f ü r D o m a i n N a m e Service o d e r D o m a i n N a m e Server verwendet. Dosenfleisch —• Spam DRGs engl: Diagnosis Related Groups A b 2004 w i r d die stationäre B e h a n d l u n g in den K r a n k e n h ä u s e r n ü b e r „Individualisierte Fallpauschalen" abgerechnet, die englisch als Diagnosis Related G r o u p s bezeichnet w e r d e n . D a d u r c h gew i n n t die D o k u m e n t a t i o n in d e n K r a n k e n h ä u s e r n stärkere Bedeutung, weil sich m a n g e l n d e D o k u m e n t a t i o n direkt in geringeren E i n n a h m e n f ü r die Klinik auswirkt. D e r Gesetzgeber hat mit der pauschalierten A b r e c h n u n g das Ziel, die B e h a n d l u n g wirtschaftlicher und konzentrierter zu gestalten u n d damit kürzere Krankenhausverweilzeiten zu erreichen. Druck engl.: print In den Bereichen der K e r n k o m p e t e n z der U n t e r n e h m e n der -*· D r u c k i n d u s t r i e v o l l z i e h e n sich weitreichende Veränderungen. Die h o h e A u t o m a t i s i e r u n g m a c h t i m m e r kleinere A u f l a g e n w i r t schaftlich. Es gilt, i m m e r bessere u n d differenzierte P r o d u k t e zu m i n i m a l e n Kosten zu ermöglichen, wobei sich bei allen Druckverfahren O p t i m i e r u n g s möglichkeiten bieten: I m Bogenoffset bietet die Vernetzung h o h e Rationalisierungspotenziale. I n ternationale Schnittstellenstandards wie C I P 3 / C I P 4 u n d J D F w e r d e n die Verbreitung der horizontalen u n d vertikalen Vernetzung entscheidend f ö r d e r n . D a r u n t e r versteht m a n die direkte E i n b i n d u n g der B o g e n o f f s e t m a s c h i n e n in den digitalen Vorstufenw o r k f l o w bzw. die V e r k n ü p f u n g mit M a n a g e m e n t I n f o r m a t i o n s - S y s t e m e n . Generell treffen die Aussagen des Bogenoffsets b e s o n d e r s auch auf d e n Rollenoffset zu. Besondere Möglichkeiten ergeben sich im Coldset. D u r c h Selected Commercials k ö n n e n an Zeitungsrotationen weitere D e c k u n g s b e i träge e r w i r t s c h a f t e t w e r d e n . D e r D i g i t a l d r u c k zeichnet sich d u r c h veränderbare Inhalte a u f j e d e r einzelnen Seite aus. Digitaldrucksysteme sind f ü r Kleinstauflagen ideal. G r ö ß e r e Auflagen w e r d e n d u r c h den proportionalen Anstieg der Verbrauchsmaterialkosten schnell unwirtschaftlich. Klassische
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O f f s e t d r u c k e r richten normalerweise ihr H a u p t a u g e n m e r k nicht auf den Digitaldruck, da sie einen anderen M a r k t bedienen. Druckindustrie engl.: print industry Druckereien lassen sich in die U n t e r n e h m e n s t y pen Print Factory, -»• D o c u m e n t Manager u n d -*• M e d i a Provider e i n o r d n e n , wobei die folgenden Arbeitsschritte anfallen: Konzeption, D a t e n h a n d l i n g ( D a t e n m a n a g e m e n t u n d die L a y o u t U m s e t z u n g ) , R e p r o d u k t i o n (Text- u n d Bildbearbeitung, C o m p o s i n g , Grafikerstellung u n d das Erstellen v o n Printdaten), Prepress (in D a t e n f o r m gelieferte Vorlagen w e r d e n in diesem Prozess zu D r u c k f o r m e n verarbeitet), D r u c k , Weiterverarbeit u n g (Falzen, Schneiden, H e f t e n usw.), Veredelung (ζ. B. Laminieren, Prägen, Stanzen oder Lackieren), Distribution (Lagerung sowie Logistik, Adressierung, Verpackung, Versand usw.). DTD engl.: Document Type Definition Die D o k u m e n t t y p - D e f i n i t i o n ( D T D ) ist die D e finition der erlaubten E l e m e n t e u n d Attribute f ü r eine Klasse v o n D o k u m e n t e n in -*• S G M L o d e r X M L . Einen D o k u m e n t e n t y p in X M L zu beschreiben heißt im Wesentlichen, aufzuzählen, welche elementaren oder zusammengesetzten Elemente er enthält (z.B. Titel, Autor, Vorname, N a c h n a m e , Bestellnummer, Preis) u n d in w e l c h e n Reihenfolgen u n d Verschachtelungen diese E l e m e n t e v o r k o m m e n k ö n n e n . Elemente w e r d e n im D o k u m e n t d u r c h so g e n a n n t e Tags als b e n a n n t e K l a m m e r strukturen kenntlich gemacht. Diese Tags w e r d e n d u r c h spitze K l a m m e r n kenntlich gemacht. Wird die D T D geändert, so wird in allen S G M L - oder X M L - D o k u m e n t e n , die mit dieser D T D arbeiten, diese Ä n d e r u n g nachvollzogen. D i e D T D kann im D o k u m e n t selbst enthalten sein oder extern gespeichert w e r d e n . Z u r U n t e r s t ü t z u n g der D T D - E r stellung w e r d e n a m Markt verschiedene SoftwareP r o g r a m m e angeboten. Sehr verbreitet ist z.B. das P r o g r a m m N E A R & FAR v o n Microstar Software Ltd. DTP - > Desktop Publishing Dublin Core Metadaten engl.: Dublin core metadata element set D a s 1995 in D u b l i n / O h i o e n t w i c k e l t e „ D u b l i n C o r e Metadata E l e m e n t Set" (Dublin C o r e , D C ) ist der am weitesten verbreitete Standard für -*· M e -
DVD
tadaten. U n t e r Metadaten im engeren Sinn versteht m a n eine Art bibliographischer Beschreibung f ü r O n l i n e - R e s s o u r c e n , die v o n d e n A n b i e t e r n im D o k u m e n t selbst (typischerweise im Kopf) angebracht wird. D a h i n t e r steht die Ü b e r l e g u n g , dass die große M e h r z a h l der W e b - D o k u m e n t e nicht von Expertinnen und Experten beschrieben werden k ö n n e n , s o n d e r n dass die M e t a d a t e n d u r c h die A u t o r i n n e n u n d A u t o r e n z u r V e r f ü g u n g gestellt w e r d e n müssen. D C definiert eine M e n g e von einfachen E l e m e n t e n , deren N a m e n intuitiv verständlich sind oder d u r c h kurze D e f i n i t i o n e n erläutert w e r d e n , mittlerweile sind es 15 Datenelemente, die f ü r die Beschreibung v o n O n l i n e - R e s s o u r c e n f ü r wichtig gehalten w e r d e n . Es enthält sowohl formale (ζ. B. Title u n d A u t h o r / C r e a t o r ) als auch inhaltliche E l e m e n t e (ζ. B. Subject and Keywords), a u ß e r d e m ζ. B. ein E l e m e n t „Rights" (CopyrightAngaben, Benutzungsbedingungen). D C ist außerhalb der bibliothekarischen Welt entstanden u n d trifft keinerlei Regelungen f ü r die inhaltliche Füllung der Datenfelder, ist also w e d e r ein Regelwerk wie - > RAK u n d -»· A A C R , noch ein D a t e n f o r m a t wie -*• M A B u n d M A R C . D e n n o c h wird die D C - S t r u k t u r i n z w i s c h e n a u c h im I u D - B e r e i c h verstärkt f ü r Internet-Projekte genutzt. DVD engl.: Digital Versatile Disc Die D V D (Digital Versatile Disc - versatile = vielseitig; D V D war f r ü h e r eine A b k ü r z u n g f ü r Digital Video Disc) will als universeller M u l t i m e d i a standard Compact-Discs, Videokassetten, C D R O M s u n d PC-Wechselplatten ablösen. Äußerlich k a u m v o n der etablierten C D zu unterscheiden, b e e i n d r u c k e n die inneren Werte. M a n unterscheidet ein- oder zweiseitige Discs mit einer oder zwei Schichten (Kapazität bis zu 17 G B , das entspricht einer MPEG-Video-Spielzeit von ca. 482 Minuten). Diese Angaben gelten f ü r D V D - R O M s bzw. D V D Video - also DVDs, die n u r gelesen w e r d e n k ö n n e n . Weitere Eigenschaften der DVD-Technologie sind: Bis zu n e u n parallele Videospuren, bis zu acht digitale T o n s p u r e n mit jeweils acht Kanälen u n d einer Auswahl v o n maximal acht v e r s c h i e d e n e n Sprachen.
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E-Business
Ε E-Business engl.: electronic business U n t e r E-Business versteht m a n die U n t e r s t ü t z u n g der v e r s c h i e d e n e n u n t e r n e h m e n s i n t e r n e n o d e r u n t e r n e h m e n s ü b e r g r e i f e n d e n Wertschöpfungsprozessc d u r c h die N u t z u n g von I n f o r m a t i o n s t e c h nologie. In A b g r e n z u n g z u m E - C o m m e r c e , der eher d e n m a r k t - u n d handclsbczogencn Blickwinkel, also d e n Absatz- u n d Beschaffungsmarkt berücksichtigt, beschäftigt sich E-Business m i t der kompletten Wertschöpfungskette im U n t e r n e h m e n u n d deren informationstcchnischcr U n t e r s t ü t z u n g . E-Business umfasst somit E - C o m m e r c e u n d ist als „ E - C o m m e r c e im weiteren Sinne" zu verstehen. E-Commerce engl.: electronic commerce D e r H a n d e l mit G ü t e r n oder Dienstleistungen, die auf einer Webseite angeboten w e r d e n , u n d bei d e m der Wertetransfer (Austausch v o n Ware u n d Geld) w ä h r e n d der -*• Transaktion stattfindet. F ü r E C o m m e r c e gibt es n o c h keine einheitliche D e f i n i tion; j e nach Perspektive reicht das S p e k t r u m der Definitionen von engeren bis sehr weitgefassten wie z.B.: „Jede F o r m elektronischer Geschäftsbezieh u n g , bei der die Beteiligten I n f o r m a t i o n e n auf elektronischem Weg u n d nicht physisch austauschen oder in direktem physischen Kontakt m i t einander stehen. „Unter E - C o m m e r c e versteht m a n im Allgemeinen d e n H a n d e l wirtschaftlicher G ü t e r auf elektronischen M ä r k t e n , bei d e m m i n destens die Informationsphase u n d die Vereinbarungsphase d u r c h g e f ü h r t w e r d e n ( E - C o m m e r c e im weiteren Sinne). U m seine volle W i r k u n g zu entfalten, sollte E - C o m m e r c e j e d o c h weiter gehen u n d die Abwicklungs- u n d After-Sales-Phase m i t einschließen (im engeren Sinne). In e i n e m so vollständig mediatisierten M a r k t w e r d e n die Interaktionen zwischen den M a r k t p a r t n e r n in allen P h a sen der marktlichen Transaktion bis zur vollständigen D u r c h f ü h r u n g in e i n e m d u r c h g e h e n d e n , integrierten elektronischen System abgewickelt. (-»• Elektronischer Markt, -»· B2B u n d -»· B2C, -»• IC o m m e r c e , "*• M - C o m m e r c e ) E-Government engl.: electronic government Ε - G o v e r n m e n t (elektronische Verwaltung) bezeichnet den Bereich des - > E - C o m m e r c e , bei d e m als Transaktionspartner eine öffentliche Verwaltung beteiligt ist.
E-Learning engl.: electronic learning; computer based training; CBT; computer based learning; eLearning Ε-Learning bezeichnet das Erkenntnisgebiet bzw. das Wissenschaftsgebiet, welches sich mit der u m f a s s e n d e n Analyse v o n W i r k z u s a m m e n h ä n g e n b e i m Einsatz v o n e i n e m -»• E - L e a r n i n g - A n w e n d u n g s s y s t e m aus i n f o r m a t i o n s t c c h n o l o g i s c h e r , lerntheoretischer u n d organisatorischer Sicht sow i e mit der E n t w i c k l u n g u n d I m p l e m e n t i e r u n g v o n Gestaltungskonzepten f ü r ein E-LearningSystcm befasst. Ε-Learning im Sinne eines Prozesses bezeichnet die N u t z u n g vernetzter c o m p u t e r gestützter Informationssysteme zur systematischen Organisation u n d U n t e r s t ü t z u n g v o n Lernen, in d e n e n ->• Lerncr das Ziel verfolgen, ihr Wissen u n d ihre K o m p e t e n z e n zu aktualisieren u n d / o d e r zu erweitern. - Ε - L e a r n i n g bezieht sich auf d e n Einsatz v o n ausschliesslich elektronischen L e r n M e d i e n . D a m i t sind alle computer-basierten M e dien gemeint. Deshalb wird Ε - L e a r n i n g oft auch als C B T bezeichnet ( C o m p u t e r - B a s e d Training). Insofern deckt er sich sowohl mit d e m Begriff des O n l i n e - L e r n e n s , schließt aber auch die so g e n a n n ten elektronischen O f f l i n e - M e d i e n m i t ein. Daru n t e r sind insbesondere L e r n p r o g r a m m e auf C D R O M gemeint, aber auch beispielsweise PowerPoint-Präsentationen o. ä. zu verstehen. E-Learning ist im Kontext von Präsenz-/Distanz- u n d O n l i n e L e r n e n zu sehen, (siehe auch Computerunterstütztes kooperatives Lernen) E-Learning-Anwendungs system engl.: eLearning application system E - L e a r n i n g - A n w e n d u n g s s y s t e m e u m f a s s e n alle H a r d w a r e - , Software- u n d K o m m u n i k a t i o n s e l e m e n t e , Datenressourcen, M e n s c h e n u n d Prozessregeln, die im R a h m e n der DV-technischen U n terstützung von ->• Lernen, d.h. Lernprozessen oder - p r o g r a m m e n eingesetzt w e r d e n . E-Learning-System engl.: eLearning system Gesamtheit v o n E l e m e n t e n u n d Subsystemen, die - im engeren Sinne - zur planmäßigen D u r c h f ü h r u n g v o n -»• Lernen d u r c h - > E - L e a r n i n g eingesetzt w e r d e n . Es u m f a s s t n i c h t n u r das -*· E Learning-Anwendungssystem, sondern auch M a nagement- und Unterstützungssysteme, Organisations· u n d Prozesskonzepte, M e n s c h e n u n d Rollen. E - L e a r n i n g - S y s t e m e sind in vielfältiger u n d
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komplementärer Weise mit anderen Funktionen, Geschäftsprozessen und IKT-Systemen der Lerndienstleistungen erbringenden Organisation verbunden, z.B. mit Personalmanagement-Systemen und Zahlungssystemen.
E-Mail engl.: electronic mail Ein privater und öffentlicher Teilnehmerdienst für Text-, Festbild- und Sprachmitteilungen, die vom Sender in das elektronische Postfach eines E m p fängers abgelegt werden und aus dem sie der E m p fänger abrufen muss. Das technische System, in dem E-Mail möglich ist, heißt Mailbox-System. E Mail gehört zu den ersten und auch bis heute weitverbreitetsten Diensten im Internet, (siehe auch -»· Datei-Anhang)
E-Prints engl.: electronic prints Elektronische Preprints (Ε-Prints) konnten sich in einigen Bereichen der Wissenschafts- und Fachkommunikation zu einem neuen Publikationstyp zwischen grauer Literatur und Zeitschriftenaufsatz etablieren. Der Umfang elektronisch zugänglicher wissenschaftlicher D o k u m e n t e umfasst schätzungsweise weltweit 12.000 Websites mit etwa einer Million Ε-Prints zum Abruf. Der Ansatz E Prints hat teilweise einen ausdrücklich „antiverlegerischen", „antikommerziellen" Impuls und propagiert den allgemeinen, freien und kostenlosen Zugang zur wissenschaftlichen Information (-»• Open Access), die eigenständige Speicherung wissenschaftlicher Publikationen in elektronischen Archiven oder „repositories" und in ihrer extremsten Variante ein vom Autor selbst gesteuertes Publizieren. Damit soll eine Verbesserung der Sichtbarkeit von Literatur und eine Förderung des wissenschaftlichen Austausches über Literatur erreicht werden. Befördert wurde diese Diskussion ganz wesentlich durch den Erfolg eines elektronischen Preprint-Archivs auf dem Gebiet der Hochenergiephysik. (->· Budapest Open Access Initiative) ΕΑΝ Strichcode
ECLA -*• Europäische Klassifikation
EDI engl.: Electronic Data Interchange Bei Electronic Data Interchange ( E D I ) handelt es sich um ein standardisiertes Datenformat (hauptsächlich in der Anwendung E D I F A C T - Electro-
Eigenname
nic Data Interchange For Administration, C o m merce and Transport) für den Austausch von Businessinformationen über Computer-Netzwerke mit einmaliger Erfassung, Übertragung und Weiterverarbeitung der Daten ohne manuelle Eingriffe. Per E D I wird ein Großteil des Business-to-BusinessDatenflusses durchgeführt (-»- B 2 B ) . Vorteile sind der Wegfall der Mehrfacherfassung von Daten, die Reduktion der Ubermittlungskosten, Reduktion der Datenerfassungskosten, die Beschleunigung der innerbetrieblichen Kommunikation, die Reduktion von Lagerbeständen und der damit verbundenen Kapitalbindung sowie eine schnelle Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Heute fungiert das -*• Internet (auch -»· Intranet und -»· Extranet) als Datenträger für des E D I . Es wirkt als Integrationstool unterschiedlicher Anwendungssysteme in und zwischen Unternehmen. Mit WebEDI, einer neuen Form der EDI-Nutzung, bieten große Untern e h m e n ihren kleinen nicht E D I - f ä h i g e n G e schäftspartnern die Möglichkeit, über das Internet und WWW-Formulare EDI-Nachrichten zu erzeugen bzw. zu empfangen. - Die Verbreitung des elektronischen Datenaustausches in nahezu allen B e reichen von Wirtschaft und Verwaltung hat auch in anderen Anwendungsbereichen zur Entwicklung von Kategorienkatalogen geführt. Der jeweilige Kategorienkatalog dient häufig nicht nur zur Erschließung, sondern auch zur Strukturierung von Dokumenten. Eine besondere Bedeutung kommt hier der Normung im Bereich E D I F A C T zu, die den elektronischen Datenaustausch für Verwaltung, Industrie und Handel regelt. (-»-E-Business)
EfFektivitätsmessung engl.: efficiency measurement Ein Retrieval-System verfügt über die Fähigkeit, relevante D o k u m e n t e wiederaufzufinden und gleichzeitig nicht-relevante zurückzuhalten. Beim Ranking der gängigen Suchmaschinen spielt die Positionierung der Ergebnisobjekte zusätzlich eine wichtige Rolle. Es geht darum, die relevantesten Dokumente in den vordersten Rängen der Ergebnislisten zu präsentieren. Dahinter steht die Annahme, dass ein derartiges System den Benutzer am besten zufrieden stellen wird. Die Bewertung der Effektivität erfolgt durch Bewertung der Relevanz, der -*• Genauigkeit, der -*• Vollständigkeit und der -*• Signifikanz sowie mit I Iilfe des -»· Retrievaltest. (siehe auch CLEF, TREC)
Eigenname Bezeichnung
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Eingabe- u n d Ausgabewerk
Eingabe- und Ausgabewerk engl.: input/output device Funktionseinheit innerhalb eines Rechners, die das Ubertragen von Daten von Eingabe- (Tastatur, Maus ctc.) und Ausgabegeräten (Drucker, Grafikkarte etc.) steuert und dabei ggf. die Daten modifiziert. Sie stellt die Schnittstelle des Rechners zur Außenwelt dar. ( - » Von-Neumann-Architektur)
durch das System durchgeführt. Bei fortgeschrittenen Systemen ist die EDV aller beteiligten Anbieter angeschlossen, so dass direkt bei Auktionsende der Lieferant, der den Zuschlag erhielt, automatisch mit der Produktion beginnen kann. Auch können etwaige Änderungen direkt über das System abgewickelt w e r d e n . (-+• Elektronischer Markt, — E - C o m m e r c e , -*• M-Commerce)
Einmalblock-Verfahren -»· Verschlüsselung
Elektronische Post -*• E-Mail
Eintragung engl: entry Nach Anfertigen der Bibliographischen Beschreibung eines Dokuments werden die Eintragungen festgelegt, d.h. diejenigen Auswertungselemente, unter denen das -»- Dokument in einem Katalog oder in einer Bibliographie suchbar sein soll. Eintragungen können - jeweils in der -*• Ansetzungsform - unter N a m e n von Personen (ζ. B. einem Verfasser), N a m e n von Körperschaften (ζ. B. einem Urheber) sowie Sachtiteln (ζ. B. bei einem anonymen Werk) angelegt werden. Bibliothekarische Regelwerke wie -»• RAK und -»• AACR bestimmen im Einzelfall, welche Elemente die Haupteintragung sowie eventuelle Nebeneintragungen erhalten. In einer Zettelkartei wird für letztere die Haupt-Katalogkarte vervielfältigt und mit einer neuen Ordnungszeile (Kopf) versehen. Unter den Bedingungen einer Datenbank ist das Konzept der Eintragungen nur noch bedingt sinnvoll, weil einerseits auch Auswertungselemente suchbar sind, die keine Eintragung erhalten (ζ. B. I S B N - N u m mer), und es andererseits bei der Anzeige keinen Unterschied zwischen Haupt- und Nebeneintragung mehr gibt. Man spricht daher besser von Sucheinstiegen (access points).
Elektronische Preprints -*· E-Prints
Elektronische Einkaufsplattform engl: electronic procurement system (EPS) Elektronische Einkaufsplattformen unterstützen den Einkauf bei der Beschaffung von Produkten mit dem primären Ziel der Kostensenkung, ebenso wie Electronic-Procurement-Systeme (EPS). EPS verbinden aber jedoch nur einen Nachfrager mit vielen Anbietern. Bei elektronischen Einkaufsplattformen haben sich jedoch einige Unternehmen als Nachfrager zusammengeschlossen und treten gemeinsam und als Organisator der Plattform mit den Anbietern in Kontakt. U n t e r anderem werden elektronische Ausschreibungen und Auktionen (derjenige bekommt den Zuschlag, der das gewünschte Produkt am preiswertesten anbietet)
Elektronische Verwaltung · • E-Government Elektronischer Markt engl.: electronic market Ein elektronischer Markt entsteht durch die M e diatisierung der Markttransaktionen, also die elektronische Abbildung der Kommunikationsbeziehungen. Eine Form der Mediatisierung von marktlichen Transaktionen besteht in der Unterstützung einzelner Phasen der Transaktion durch Informations- und Kommunikationstechnik. Elektronische Märkte sind somit Informations- und Kommunikationssysteme zur Unterstützung aller oder einzelner Phasen und Funktionen der marktmäßig organisierten Leistungskoordination. - Elektronische Märkte im engeren Sinne sind mit Hilfe der -»· Telematik realisierte Marktplätze, d. h. Mechanismen des marktmäßigen Tausches von Gütern und Leistungen, die alle Phasen der Transaktion unterstützen (-»• Elektronischer Marktplatz). In einem so vollständig mediatisierten Markt werden die Interaktionen zwischen den Marktpartnern in allen Phasen der marktlichen Transaktion bis zur vollständigen Durchführung in einem durchgehenden, integrierten elektronischen System abgewikkelt. Angebot und Nachfrage treffen sich in elektronischen Informations- und Kommunikationssystemen. In diesem System wird auch die Preisbildung - der Koordinationsmechanismus des Marktes - elektronisch unterstützt. Ziel eines derart umfassend elektronisch realisierten Marktes ist die Annäherung an den vollkommenen Markt. Ein vollständig elektronisch realisierter Markt ist jedoch ein theoretischer Grenzfall, der praktisch nicht erreichbar ist. Aktuelle Systeme unterstützen meist nur einzelne Funktionen und Phasen der marktlichen Koordination. Werden nicht alle Phasen der Transaktion unterstützt, spricht man von elektro-
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Empirischer Forschungsprozess
nischcn Märkten im weiteren Sinne, (siehe auch E-Commerce) Elektronischer Marktplatz engl.: electronic market
place
Elektronische Marktplätze stellen die Organisationsformen elektronischer Märkte dar. Ein elektronischer Marktplatz bringt viele Nachfrager auf einer neutralen Website, die von einem Organisator betrieben wird, mit vielen Anbietern zusammen. Er erfüllt die klassischen ökonomischen Funktionen eines Markts, ohne dass die Teilnehmer physisch vertreten sind. Der Marktplatz bzw. Organisator übernimmt die Mittlerfunktion, er stellt eine einheitliche Bedienoberfläche (ζ. B. Suchsystem für ein Produkt über alle Anbieter hinweg) zur Verfügung, integriert Bestell- und Bezahlungssysteme, organisiert die Auslieferung der Waren und übernimmt den After-Sales-Service, ergänzend können Mehrwertdienste wie Bonitätsprüfung, Treuhänderfunktion, Zollabwicklung u.v.m. angeboten werden. Er unterstützt somit alle Phasen der Transaktion. Elektronisches Fachportal Elektronische Fachportale werden entweder von einem Großhändler oder von einem Zusammenschluss von Fachhändlern betrieben. Elektronische Fachportale bieten den Facheinzelhändlern nicht nur die Möglichkeit sich elektronisch zu präsentieren, sondern auch ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Sie unterstützen ihre Geschäftskunden bei deren eigenen Geschäftstransaktionen wie z.B. beim Marketing, Vertrieb und Service. Fachportale decken den gesamten Bedarf ihrer Kunden ab. Dadurch wird der Facheinzelhandel in die Lage versetzt, die gleichen Dienstleistungen und Produkte wie ein Großhändler anzubieten. Die Kundenbeziehung bleibt beim Fachhändler vor Ort, aber die Internet-Shop-Lösung wird zentral vom Großhändler zur Verfügung gestellt und zwar so, dass der Fachhändler weiterhin individuell auftreten kann. (-»• Elektronischer Markt, -»• E - C o m merce, —*• M-Commerce)
zur N u t z u n g der elektronischen Publikationen technische Hilfsmittel - Software, Hardware, Anschluss an die Netzinfrastruktur - benötigt werden. Elektronisches Publizieren umfasst also öffentliche und zeitpunktunabhängige Formen indirekter Kommunikation über anerkannte Kanäle von derzeit überwiegend textlichen und grafischen Informationen in digitaler Form, wobei computerspezifische und multimediale Möglichkeiten zunehmend zum Einsatz kommen. Man kann zwei Distributionsformen für elektronische Publikationen unterscheiden: Offline- und Online-Medien, d.h. auf der einen Seite Disketten, C D - R O M , DVD und andere portable Speichermedien und auf der anderen Seite alle Distributionsformen, die über Telekommunikationsnetze abgewickelt werden. Eliza-Syndrom Die auf die Erfahrung Weizenbaums mit seinem frühen Künstliche-Intelligenz-System Eliza zurückgehende Beobachtung, dass Menschen dazu neigen, oft gegen besseres Wissen Computern Intelligenz (-»• Künstliche Intelligenz) zuzugestehen u n d sie z u m Beispiel in einem psychiatrischen Gespräch als Gesprächspartner zu akzeptieren. Empirische M e t h o d e n engl: empirical
methods
Empirische Methoden der Sozialforschung dienen der Untersuchung, Analyse und Interpretation der Wirklichkeit oder Erwartungen und Einstellungen der untersuchten Personen(gruppen). In der empirischen Sozialforschung wird zwischen quantitativen und qualitativen Methoden unterschieden. Die quantitativen Methoden versuchen, mit möglichst genauen Messverfahren Daten über die soziale Realität zu gewinnen. Die qualitativen Methoden versuchen mit interpretativen Verfahren Muster der Realität festzustellen, ohne exakte Messungen vorzunehmen. Inzwischen haben sich auch Diskussionen über die Möglichkeit und Zulässigkeit der Kombination von quantitativen und qualitativen M e t h o d e n ergeben, oft wird dabei von Methoden-Triangulation gesprochen, (siehe auch Empirischer Forschungsprozess)
Elektronisches P u b l i z i e r e n engl.: electronic
publishing
Das Spezifikum des Elektronischen Publizierens ergibt sich daraus, dass eine Klasse von Publikationen auftritt, die einerseits die Kriterien des Publizierens erfüllt, deren N u t z u n g j e d o c h andererseits an spezifische informationstechnische Mittel geknüpft ist. Das Besondere des Elektronischen Publizierens liegt so gesehen zunächst nur darin, dass
Empirischer Forschungsprozess engl.: empirical research process
Die Reflektion des empirischen Forschungsprozesses dient dazu, jeweils angemessene -*· Empirische Methoden auszuwählen. Ausgehend von der Aufgabenstellung sind alle Stufen des empirischen Forschungsprozesses daraufhin zu untersuchen, welche einzelnen Theorien, Methoden und Ver-
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Emulation
fahren im speziellen Forschungskontcxt a n z u w e n d e n sind. I m S i n n e einer ethisch e i n w a n d f r e i e n Vorgehensweise sind diese Ü b e r l e g u n g e n (insbesondere auch hinsichtlich der d u r c h die Aufgabenstellung oder den Auftraggeber sowie die finanziellen u n d institutionellen R a h m e n b e d i n g u n g e n gegebenen Restriktionen) explizit zu f o r m u l i e r e n . Emulation engl.: emulation H a r d - oder Softwareeinrichtung, mittels derer ein System die Funktionalität eines anderen w o h l d e f i nierten Systems vollständig nachzubilden in der Lage ist. Z w e c k der E m u l a t i o n ist es, auf e i n e m System D a t e n u n d P r o g r a m m e zu verarbeiten, die u r s p r ü n g l i c h f ü r ein a n d e r e s S y s t e m b e s t i m m t waren. Die A n w e n d u n g v o n Emulationsverfahren bei der -*• Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen wird vor allem dann erwogen, w e n n -»• Migration wegen h o h e r Komplexität der digitalen O b j e k t e ausgeschlossen ist. Encyclopedic Die in den J a h r e n 1751 bis 1780 v o n Denis D i d e rot u n d Jean le R o n d d'Alembert herausgegebene „Encyclopedie" war ein den G e d a n k e n der Aufklär u n g verpflichtetes Nachschlagewerk n e u e n Typs, d e m eine wichtige Rolle in der gedanklichen Vorbereitung der französischen Revolution zugeschrieb e n w i r d . D i e enzyklopädische F o r m w u r d e als politische Waffe genutzt, u m abweichende politische u n d vor allem religiöse H a l t u n g e n im Alphabet zu verstecken. D i d e r o t schreibt zu der Intentio n dieses Werks: „Tatsächlich zielt eine Enzyklopädie darauf ab, die auf der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse zu sammeln, das allgemeine System dieser Kenntnisse d e n M e n s c h e n darzulegen, mit d e n e n wir z u s a m m e n l e b e n , u n d es den nach u n s k o m m e n d e n M e n s c h e n zu überliefern, damit die Arbeit der vergangenen J a h r h u n d e r t e nicht n u t z los f ü r die k o m m e n d e n J a h r h u n d e r t e gewesen sei; damit unsere Enkel nicht n u r gebildeter, sondern gleichzeitig a u c h t u g e n d h a f t e r u n d g l ü c k l i c h e r w e r d e n u n d damit wir nicht sterben, o h n e u n s u m die M e n s c h h e i t verdient g e m a c h t zu haben." ( - > Enzyklopädie) Endnutzer engl.: end user In der online-vermittelten Informationsversorgung wird ein B e n u t z e r v o n Informationssystemen, der nicht über speziell geschulte Kenntnisse u n d Fähigkeiten im U m g a n g mit der I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s t e c h n i k v e r f ü g t , als E n d n u t z e r
bezeichnet. D e r Begriff E n d n u t z u n g bringt z u m A u s d r u c k , dass i m R e c h e r c h e p r o z e s s z w i s c h e n Online-Informationsquellen und Informationsnachfrager keine professionelle Vermittlungsinstanz zur U n t e r s t ü t z u n g der -*• I n f o r m a t i o n s s u c h e eingeschaltet ist, sondern dass ein I n f o r m a t i o n s n u t zer sich w e i t g e h e n d selbstständig der Retrievalins t r u m e n t e bedient, die den Z u g a n g zu d e n Ressourcen des O n l i n e - I n f o r m a t i o n s m a r k t e s e r m ö g lichen. Diese o f t auch als -*• D i s i n t e r m e d i a t i o n bezeichnete Entwicklung w u r d e a u f g r u n d der E i n f ü h r u n g der I n t e r n e t - u n d Intranet-Technologie, d u r c h die E n t w i c k l u n g komfortabler B e n u t z u n g s oberflächen f ü r D a t e n b a n k e n u n d I n f o r m a t i o n s systeme sowie d u r c h das ausgeweitete Angebot intuitiv bedienbarer Retrievalsysteme u n d S u c h m a schinen begünstigt. Enigma Verschlüsselung Enkodierung engl.: encoding U n t e r E n k o d i e r u n g versteht m a n die gedankliche U m s e t z u n g v o n Begriffen in k o m m u n i z i e r b a r e Z e i c h e n (Bezeichnungen). In der Psychologie ist E n k o d i e r u n g die T r a n s f o r m a t i o n eines w a h r g e n o m m e n e n Reizes (externe I n f o r m a t i o n ) in einen C o d e , den das G e h i r n verarbeiten kann (interne -»• Information), z.B. ein Bild, ein Begriff. Entität engl.: entity Eine Entität ist ein existierendes O b j e k t , das sich d u r c h die Wertausprägungen seiner Attribute v o n allen anderen gleichartig strukturierten O b j e k t e n unterscheidet. Gleichartig strukturierte Entitäten w e r d e n in e i n e m Entitätentyp (vergleichbar der objektorientierten Klasse) zusammengefasst. Entropie engl: entropy D i e Entropie gehört zu d e n Z u s t a n d s g r ö ß e n therm o d y n a m i s c h e r Systeme u n d wird in der statistischen T h e r m o d y n a m i k mit H i l f e der B o l t z m a n n Konstante beschrieben. D i e Entropie wird häufig vereinfacht als „ U n o r d n u n g " des Systems beschrieben, lässt sich aber begrifflich genauer als potentielle I n f o r m a t i o n , also U n k e n n t n i s über den M i krozustand im Makrozustand charakterisieren. Die Aussage, dass in abgeschlossenen S y s t e m e n die E n t r o p i e stets m o n o t o n steigt, w i r d als zweiter Hauptsatz der T h e r m o d y n a m i k bezeichnet, (siehe auch -*• Schwarz-Loch-Entropie)
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Erfindung
Entscheidung engl.: decision; decision process
Eine Entscheidung ist zum einen die Wahl einer Handlung aus einer Menge möglicher Alternativen (Entschluss), kann zum anderen aber auch als ein Prozess von Entscheidungsakten verstanden werden, der sich über einen längeren Zeitabschnitt erstreckt. Ein Entscheidungsprozess lässt sich in mehrere Phasen gliedern (Problemerkennung, Alternativenbildung, Wahl und Kontrolle) und setzt Information voraus. Dabei sind Rationalitätsrestriktionen zur berücksichtigen (begrenzte, kontextuelle, prozedurale, retrospektive Rationalität). Entwicklungsdokumentation engl: development
documentation
Die Entwicklungsdokumentation ist die komplette Sammlung von Dokumenten, die während der Entwicklung eines Produktes oder Systems von den Entwicklern (auch in einer Interaktion mit dem Kunden) entstehen. Dazu können z.B. die erste Beschreibung einer Produktidee, die Pflichtenbzw. Lastenhefte, die Spezifikation und die Testpläne mitgezählt werden. Die Entwicklungsdokumentation unterliegt den gleichen Regeln wie die - > Technische Dokumentation. Enzyklopädie engl.: encyclopaedia
Die definitorische Abgrenzung der Begriffe Wörterbuch und Enzyklopädie wird nicht einheitlich gehandhabt: Die auf den ersten Blick einleuchtende Unterscheidung in Wörterbücher als Nachschlagewerke, die Wörter erklären, und Enzyklopädien als solche, die Begriffe (Gegenstände, Sachverhalte, Dinge, Ereignisse) erklären, ist in der Praxis angesichts der Tatsache, dass Wörterbücher aufgrund des Verweischarakters der Sprache stets auch Sachinformationen enthalten, und Enzyklopädien auch linguistische Informationen liefern, wenig trennscharf. Vielmehr sind die Übergänge zwischen beiden Formen fließend. Die Bedeutung von Wörterbüchern und Enzyklopädien für die Informationserschließung und -Vermittlung erschließt sich aufgrund dreier gemeinsamer Charakteristika: (1) Die strukturierte Anordnung der Einträge nach einem vorgegebenen Ordnungsprinzip, die vor allem darauf abzielt, den Gebrauch als Nachschlagewerk zu erleichtern. (2) Hieraus ergibt sich die atomistische Betrachtungsweise der Inhalte, die jeden Eintrag einzeln betrachtet. Auf diese Weise machen Wörterbücher und Enzyklopädien Informationen punktuell zugänglich und sind in der Regel nicht zur linearen Lektüre vorgesehen. (3) Wörterbücher
und Enzyklopädien zcichncn sich durch ihre primär praktisch-informative Zielsetzung aus, das heißt die Orientierung an konkreten Informationsbedürfnissen des Nutzers. In ihrer Konzeption orientieren sie sich vorrangig daran, Zweifel des N u t zers in Hinblick auf den Gebrauch einzelner Worte oder Begriffe aufzulösen. Aus informationstheoretischer Sicht kann man formulieren: Wörterbücher und Enzyklopädien streben die Reduktion von Ungewissheit auf Seiten des Nutzers an. - Der Begriff Enzyklopädie lässt sich auf das griechische enkyklios paideia zurückführen, was übersetzt in etwa „Kreis des Wissens" bedeutet und mit unserem Begriff der „allgemeinen Bildung" korrespondiert. (-»· Encyclopedic, -»· Mikrostruktur, -»· Makrostruktur, -*· Verteilungsstruktur, -*• Rahmenstruktur, -»• Zugriffsstruktur, Verweisstruktur) E p i d e m i o l o g i s c h e Studie engl.: epidemiological
survey
U m gesundheitliche Risiken oder Prophylaxefaktoren herauszufinden, müssen viele Personen befragt und untersucht werden, die Befunde und Daten sind sorgfältig zu dokumentieren und statistisch auszuwerten. In epidemiologischen Studien wurden z.B. Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und Ernährung mit gesättigten Fettsäuren als Risikofaktoren für I Ierzinfarkt ermittelt. In epidemiologischen Studien werden auch Risiken am Arbeitsplatz ermittelt (z.B. Asbestverarbeitung, Gummivulkanisierung). Schließlich lassen sich auch Schutzfaktoren erkennen, wie z.B. die Verminderung von Karies durch hartes Trinkwasser. Die genaue Erfassung von Exposition und vielen medizinischen Befunden an einer Großzahl von Personen oft über mehrere Jahre erfordert einen beachtlichen dokumentarischen Aufwand. Episodisches Gedächtnis - > Gedächtnis EPROM -»ROM Erfindung engl.:
invention
Patentfähig ist eine Erfindung, wenn sie technisch, neu, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhend und gewerblich anwendbar ist. Im Patentrecht wird die Zusammenfassung der Erfindung (Abstract) in der vom Anmelder eingereichten Form veröffentlicht und dient ausschließlich der technischen Information. Die Zusammenfassung soll die Bezeichnung der Erfindung und eine Kurzfassung der in der Beschreibung, den Patentansprüchen u n d
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Ergänzungsstudium Informationswissenschaft
Zcichnungcn enthaltenen Beschreibung enthalten. (-*• Invention, -*• Patent) Ergänzungsstudium Informationswissenschaft Aufbaustudium Informationswissenschaft Erläuterungskategorie -*• Scope note ETSI -*• C E P T Europäische Klassifikation engl: European Classification (ECLA) Die Europäische -»• Klassifikation (ECLA) ist eine Erweiterung der Internationalen Patentklassifikation (IPC). Mit ca. 130.000 Notationen verfügt die ECLA über ca. 60.000 Notationen mehr als die IPC und ist damit genauer. Sie wird laufend überarbeitet und rückwirkend angewendet. Der P C T - M i n destprüfstoff (außer Japan und Russland) sowie weitere Dokumente werden im Europäischen Patentamt (EPA) nach der ECLA klassifiziert. Bei der ECLA kann sich an das IPC-Symbol noch eine ECLA-Untergruppe in Form eines Buchstabens (sowie gegebenenfalls eines weiteren Buchstabens oder einer Zahl anschließen). Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post u n d T e l e k o m m u n i k a t i o n CEPT European T e l e c o m m u n i c a t i o n s Standards Institute -*· C E P T Evidenzbasierte M e d i z i n engl.: evidence based medicine In der heutigen Medizin wird erwartet, dass jede diagnostische und therapeutische Maßnahme begründet werden kann. Die Begründungen sollen sich auf Studien stützen, aus denen evident wird, dass eine geplante Maßnahme in der vorliegenden Situation den Patienten nützt. Eine Evidence Based Medicine erfordert einen extremen dokumentarischen Aufwand. (-+• Klinische Studie) Expert R e v i e w engl.: expert review Einschätzung der Gebrauchstauglichkeit einer -*• Software durch einen Experten oder ein Expertengremium. Expert Reviews erlauben - verglichen mit Usability Tests oder gar kontrollierten Experimenten - eine schnelle und vergleichsweise kostengünstige Evaluation von Software, die schon früh
im Lebenszyklus der Software erfolgen kann. Dabei kann aus den folgenden Methoden ausgewählt werden: 1. Heuristische Evaluation (Die Experten kritisieren die Software auf der Basis einer Kollektion anerkannter Entwurfsheuristiken.) 2. Guidelines review (Es wird überprüft, ob die Software mit unternehmensspezifischen Entwurfsregeln in Ubereinstimmung ist.) 3. Konsistenzprüfung (Die Experten prüfen, ob innerhalb einer Softwarefamilie Konsistenz hinsichtlich des Einsatzen von Stilmitteln, Terminologien etc. besteht.) 4. Cognitive Walkthrough (Die Experten versetzen sich in die Lage eines 'typischen' Nutzers und versuchen dessen Aufgaben nachzuvollziehen.) Ein Problem der Expertenevaluation ist die häufig unzulängliche Kenntnis des Anwendungsbereichs und der Motivationslage der Benutzer seitens der Experten. Expertensystem engl.: expert system Ein Expertensystem ist ein wissensbasiertes System, das bereichsspezifisches Wissen eines Experten enthält und einem Anwender unter einer speziellen, erklärenden Form zur Verfügung stellt. Expertensysteme enthalten Problemstellungen und Lösungsalgorithmen nicht explizit in Form eines Programms, sondern beschreiben ein Problem deklarativ, wobei die systeminterne Problemlösungskomponente (Inferenzmaschine) selbständig Lösungen sucht und dem Benutzer anbietet. Dies wird dadurch möglich, dass Wissen von Experten in einer -*• Wissensbasis abgespeichert wird. Die Akquisition von Wissen erfolgt mit Hilfe einer Wissenserwerbskomponente, wobei die Hauptproblematik in der adäquaten Formalisierung des Wissens in die systemeigene Darstellung liegt. -»· Wissen wird dabei dargestellt als Fakten- bzw. Regelwissen. Regeln haben oft die Form „Wenn-Dann" und bilden die Grundlage für Ableitungen und Schlussfolgerungen. Explorer Internet-Explorer Extraktionsprinzip -»• Stichwort Extranet Ein Extranet ist ein firmencigenes Netz, das auf denselben Technologien wie das -»• Internet basiert, jedoch auf eine bestimmte Benutzergruppe beschränkt ist. Extranets dienen der Zusammenarbeit zwischen ansonsten selbständigenjuristischen Personen wie Unternehmen oder Verwaltungen.
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Fakte ndatenbank
F Facettenklassifikation engl.: facet
classification
Eine Facettenklassifikation (auch analytisch-synthetische -*• Klassifikation genannt) geht von den in einer Systematik zusammengestellten, gleichrangigen Merkmalsbegriffen eines Wissensgebietes aus (z.B. Objekte, Eigenschaften, Personen, Zeit), denen entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) zugeordnet werden. Derart entstandene Begriffsgruppen werden als Kategorien oder Facetten bezeichnet. Die notwendige Untergliederung erfolgt durch weitere (Unter-)Facetten. Klassifikationen dieser Art sind in der Regel ahierarchisch und mehrdimensional. Mit ihnen können durch -*• Postkoordination, d.h. erst bei der Erschließung von Wissensquellen, auch sehr komplexe Sachverhalte, deren Bestandteile analytisch ermittelt wurden, durch Synthese von Begriffen aus verschiedenen Facetten (meist mit Hilfe einer so genannten „Facetten- oder Kategorienformel") wiedergegeben werden. Damit sind diese Klassifikationen synthetisch, polydimensional und kombinatorisch und unterstützen - > Polyhierarchie. Ein Beispiel hierfür ist die - > Colon-Klassifikation. Beispiele aus der Medizin sind -*• TNM-System und -*• Systemised Nomenclature of Medicine (SNOMED). Fachangestellter für Medienund Informationsdienste Der Beruf des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) existiert in den Fachrichtungen Archiv, Bibliothek, Information und Dokumentation sowie Bildagentur. Es handelt sich u m einen dualen Ausbildungsgang mit praktischer Ausbildung in einem Lehrbetrieb und theoretischer Ausbildung in einer Berufsschule. Die -*• Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre, j e nach den individuellen Voraussetzungen. Seit dem Sommer 2000 gibt es bei der Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) auch die Fachrichtung Medizinische Dokumentation. Die Anzahl der in der Fachrichtung Medizinische Dokumentation ausgebildeten FAMI ist noch verhältnismäßig klein. Fachgruppe 7 Die „Fachgruppe 7 (Medienarchivare und -dokumentäre)" im Verein Deutscher Archivare (FG 7/ VDA) ist eine Vereinigung der Mitarbeitern/innen von Presse, Runkfunk und verwandten Bereichen.
Fachhochschulstudium Dokumentär; Informationswirt Fachinformation engl.: specialized
information
Der Teil der Information, der in professionellen, bevorzugt wissenschaftlich-technischen, medizinischen und wirtschaftlichen Bereichen produziert und vor allem benötigt wird, zum andern auch das professionelle Gebiet, das dabei beteiligt ist; traditionell die Bereiche Archiv, Bibliothek (vor allem Spezialbibliothek) und Dokumentation, neuer die -*· Informationswissenschaft und Informatik/Wirtschaftsinformatik, soweit letztere Methoden zur Erstellung und Verbreitung von Informationsprodukten entwickeln und dem Fachinformationsgebiet zur Verfügung stellen. Fachinformationseinrichtung Unter der Sammelbezeichnung „Fachinformationseinrichtungen" wurden Institutionen der Information und Dokumentation (IuD-Stellen) in den 1970er Jahren zusammengefasst. Die Bezeichnung w u r d e durch das Bundesministerium f ü r Forschung und Technologie (BMFT) geprägt. Fachinformationsprogramm Das Fachinformationsprogramm 1985-1988 der Bundesregierung und das Fachinformationsprogramm der Bundesregierung für die Planperiode 1990-1994 waren Nachfolgeprogramme vom IuD-Programm von 1974. Fachinformator -»• Aufbaustudium Informationswissenschaft Faktendatenbank engl.: factual
database
Im Unterschied zur -»· Referenzdatenbank und zur -*• Volltextdatenbank besteht die Aufgabe von Faktendatenbanken in der Darstellung der als relevant geltenden Eigenschaften von Objekten, Vorgängen, Ereignissen oder Modellen. Die Datenbanken geben die benötigten Informationen direkt und unmittelbar wieder und ermöglichen den Vergleich verschiedener Objekte oder Indikatoren und/oder die Erkenntnis einer zeitlichen Entwicklung. Die Informationen sind in eine feste und einheitliche Struktur gefasst. Es dominieren numerisch und elementar ausgeprägte Werte. Die umfassenden und zugleich gezielten Selektiermöglichkeiten bei der Recherche sind eine entscheidende Stärke dieser Datenbanken. Faktendatenbanken enthalten z.B.
FAMI
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physikalische, chemische oder technische Daten. Es können Wirtschaftsstatistiken (Import- und Exportzahlen, Branchenstatistiken oder Produktionsstatistiken) oder Finanzdaten von Wertpapieren recherchiert werden, (siehe auch Datenbank) FAMI - > Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste Federation International de D o c u m e n t a t i o n - > FID
ist die Ablösung dieses Regelwerkes durch ein System namens „ M M R W - Multimediales Regelwerk"). In dieser Datenbank können alle Teilnehmer auch auf die Produktionen der anderen Partner zugreifen, was im Zusammenhang mit dem Programmaustausch wichtig ist. Die Produktionskosten im Fernsehen sind so hoch, dass der Programmaustausch und die Wiederverwertung eine größere Rolle spielen als z.B. im Hörfunk. D e m zufolge kann man im Fernseharchiv von einer „Fast-Totalarchivierung" sprechen.
Fernleihe
FID
engl.:
engl.: International
interlending
Anders als die entgeltpflichtige kommerzielle -»• Dokumentlieferung beruht die Fernleihe auf einem Rechtsverhältnis zwischen Bibliotheken unter Einbeziehung von deren Nutzern. Insbesondere von Hochschulbibliotheken erfolgt hierzu die Bereitstellung von Literatur für Wissenschaft und Forschung auf der Basis gegenseitiger, nicht verrechneter Dienstleistungen. Faktisch bietet die Fernleihe in Deutschland heute - auf der Grundlage von Online-Bestellungen und zum Teil auch O n line-Lieferungen - einen funktional optimierten Basisdienst der Dokumentlieferung. Dieses Konzept sowie seine Umsetzung erfuhr in den letzten Jahren einen grundlegenden Wandel, der sich in einer Neufassung der so genannten Leihverkehrsordnung durch einen Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 19.9.2003 ausdrückt. Deren wesentliche Änderungen sind u.a.: Das Regionalprinzip, d.h. die prioritäre Beschaffung von Dokumenten aus jener Fernleihregion, der die bestellende Bibliothek angehört, bleibt bestehen; Die Online-Bestellung ist vorrangiges Bestellprinzip; Die Lieferbibliothek erhält von der bestellenden Bibliothek einen überregional abgestimmten Betrag für jede positiv erledigte Online-Bestellung, der über die regionalen Verbundsysteme abgewikkelt wird; Vom Benutzer wird weiterhin lediglich eine Schutzgebühr/Auslagenpauschale (nach einer Empfehlung der KMK 1,50 EUR) und kein kostendeckendes Lieferentgelt erhoben. Fernseharchiv engl.: television archives
Das Fernseharchiv als Teil vom - > Rundfunkarchiv arbeitet nach dem „Regelwerk Fernsehen". Das am weitesten verbreitete Informationssystem hier ist die Datenbank FESAD (Fernseharchivdokumentation), ein Volltext-Retrievalsystem, mit dem seit 1986 viele Rundfunkanstalten arbeiten (geplant
Federation of Information
and
Documentation
Die Federation International de Documentation (FID) wurde 1931 gegründet als internationale Dachorganisation der dokumentarischen bzw. informationspraktischen und -wissenschaftlichen Verbände und Vereine. 1986 erfolgte die U m b e nennung in „International Federation of Information and Documentation". Die Deutsche Gesellschaft für Dokumentation ( D G D bzw. -»· DGI) ist seit 1958 Mitglied der FID. Die FID ist aus dem „Institut International de Documentation" (-»• HD) in Brüssel hervorgegangen. File Transfer Internetdienst zur Übermittlung großer Datenmengen, der auf dem F T P (File Transfer Protocol) basiert und zu den ersten Diensten im -*• Internet gehört. Filter-Modell engl.:filter
model
Während das -»· Kanalreduktionsmodell implizit das Vorhandensein möglichst vieler Sinneskanäle für den Kommunikationserfolg fordert, konzentriert sich das Filter-Modell auf die konkrete Bedeutung der auf unterschiedlichen Sinneskanälen übermittelten Informationen. Das Modell hebt hervor, dass bei textbasierter medialer Kommunikation vor allem Hintergrundinformationen bezüglich sozialer Kategorien (z.B. Geschlecht, Alter, Ethnizität, sozialer Status) herausgefiltert werden. Dieses Herausfiltern von markanten Gruppenzugehörigkeiten führt zu kommunikativer Enthemmung. Enthemmung wiederum hat (jeweils situationsspezifische) sozial erwünschte Effekte zur Folge (z.B. Egalisierung, soziale Unbefangenheit, verstärkte Selbstoffenbarung, Intimisierung), birgt andererseits aber auch soziale Probleme (z.B. Regellosigkeit, Egozentrismus, Aggressivität).
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Fisheye Views Fisheye Views sind eine Klasse von Visualisierungsverfahren für Graphstrukturen für -*• Hypertext, die je nach Abstand zu einem Ausgangspunkt den einzelnen informationellen Einheiten unterschiedlichen Raum in der Darstellung zuordnen. Fisheye Views sind paradigmatisch für Verfahren, die, von einer vorgegebenen Position im Hyperdokument ausgehend, -*· Knoten im Hypertext bis zu einem gewissen Abstand berücksichtigen. Dabei wird die Detaillierung der Darstellung mit zunehmendem Abstand verringert. Visualisiert werden können die ausgewählten Hypertextfragmente dann als Graphen. FIZ -*• IuD-Programm Formale Analyse -*• Formalerschließung Formalerschließung engl.: formal description; formal document description; document description; descriptive cataloguing Unter Formalerschließung (auch formale Analyse, Formalkatalogisierung, alphabetische Katalogisierung oder Titelaufnahme) versteht man die konsistent nach bestimmten Regeln erfolgende Beschreibung und das Wiederauffmdbar-Machen von Dokumenten nach äußerlichen, formalen Kriterien. Sie stellt seit jeher eine zentrale Aufgabe von -+• Bibliothek, -*· Archiv und Dokumentation dar und bildet das Fundament, auf dem die Inhaltserschließung aufsetzt. Die formale Erschließung erfolgt meist nach bibliothekarischen Regelwerken wie -+· RAK oder AACR. Sie beinhaltet nicht nur eine Bibliographische Beschreibung des Dokuments, sondern auch die Festlegung der Elemente, unter denen das Dokument suchbar sein soll (•+• Eintragung). Man nennt diese Daten auch Auswertungselemente: Beispiele sind Titelangaben, Verfasser, Ausgabe- u n d Auflagebezeichnung, I S B N - N u m m e r usw. Dafür ist jeweils auch die -»• Ansetzungsform zu bestimmen. Die konventionelle Formalerschließung (ζ. B. als Zettelkatalog) wurde mittlerweile zumeist von der Erfassung in bibliographischen Datenbanken abgelöst. Diese Auswertungselemente stellen einen Teil der so genannten -»• Metadaten dar. Als in den 1970er Jahren die rechnergestützte Arbeit auch bei der Erstellung von Bibliothekskatalogen durchsetzte, wurde der so genannte -*• Kategorienkatalog entwickelt, der eine systemunabhängige Erfassung der
Fuzzy-Retrieval
Daten unterstützt und damit auch den Datenaustausch zwischen Bibliotheken erleichtert. Formalkatalogisierung -»· Formalerschließung Formkommentar -*• Mikrostruktur Forschungsfront engl.: search front Forschungsfronten ergeben sich aus Clusteranalysen, bei denen bestimmte Arbeiten oberhalb eines Schwellenwertes gemeinsam zitiert werden. Dabei hat sich gezeigt, dass solche Cluster häufig zu so genannten hot spots, also zurzeit heiß umkämpften T h e m e n in der Wissenschaft, führen, (siehe auch -»• Zitatenanalyse und Kozitationsanalyse) Fragebogengestaltung engl: questionnaire design Der Fragebogen ist das zentrale Mittel der Befragung. Daher ist die Gestaltung des Fragebogens hinsichtlich der Art und Form der Fragen und der Antwortvorgaben oder -möglichkeiten von großer Bedeutung. Ausgehend von den formulierten Hypothesen sind die Fragen zu formulieren, die von den Befragten beantwortet werden sollen. Die Fragen sind Transformationen der Forschungsfragestellung in die Sprache bzw. den Bezugsrahmen des Befragten. Hinsichtlich der Form der Fragen unterscheidet man zwischen offenen Fragen und geschlossenen Fragen. Die offene Frage überlässt dem Befragten die Formulierung seiner Antwort in eigenen Worten. Die geschlossene Frage gibt dem Befragten feste Antwortmöglichkeiten vor, ζ. B. „ja - nein", „ist wichtig - ist unwichtig". Mitunter werden Antwortvorgaben gemacht, die eine Rangordnung beinhalten, so genannte Ratingskalen; dies kann verbal oder in graphischer Form (Zeichnung, Flächenvergleich, bezifferte Skala) erfolgen. Freitext-Methode -*• Stichwort FROM -»ROM Fundstelle Formalerschließung Fuzzy-Retrieval engl.: fuzzy retrieval Fuzzy-Retrieval ist ein Information-RetrievalModell, das die gleiche Struktur der Anfragen wie -*• Boolesches Retrieval verwendet, allerdings in
Fuzzy-Retrieval
Kombination mit -*• Gewichtung bei der -*• Indexierung, wobei die Indexierungsgewichte auf das Intervall [0,1] beschränkt sind. Als Retrievalgewich-
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te ergeben sich daher Gewichte aus diesem Intervall, wodurch eine echte Rangordnung (->• Ranking) der D o k u m e n t e entsteht.
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Gedächtnis
G Gebrauchsmuster engl.: utility model G e b r a u c h s m u s t e r k ö n n e n in ca. 50 Ländern angemeldet w e r d e n , darunter auch in Deutschland. Sie w e r d e n als „kleine Patente" bezeichnet. Die z u g r u n de liegenden E r f i n d u n g e n m ü s s e n technisch, neu, auf e i n e m e r f i n d e r i s c h e n Schritt b e r u h e n d u n d g e w e r b l i c h a n w e n d b a r sein. D e r e r f i n d e r i s c h e Schritt kann geringer sein als die erforderliche Erf i n d u n g s h ö h e bei Patenten. Verfahren sind nicht schutzfähig. N u r eine schriftliche B e s c h r e i b u n g oder eine inländische V o r b e n u t z u n g gelten als n e u heitsschädlich. N i c h t n e u h e i t s s c h ä d l i c h ist eine Beschreibung oder V o r b e n u t z u n g seitens des A n melders innerhalb v o n sechs M o n a t e n vor der G e brauchsmusteranmeldung (Neuheitsschonfrist). D e r Schutz wird mit der E i n t r a g u n g in die G e brauchsmusterrolle wirksam. Das erfolgt innerhalb weniger Wochen nach der A n m e l d u n g , o h n e dass eine P r ü f u n g auf N e u h e i t u n d E r f i n d u n g s h ö h e erfolgt. Die Schutzdauer beträgt in D e u t s c h l a n d maximal 10 Jahre. D i e Vorteile des G e b r a u c h s m u sterschutzes sind die Frühzeitigkeit der Veröffentlichung, die E i n f a c h h e i t des Verfahrens u n d die niedrigen Kosten. G e b r a u c h s m u s t c r s c h r i f t e n sind weitgehend wie Patentschriften gestaltet.
Gebrauchstauglichkeit engl.: usability Die Gebrauchstauglichkeit eines Produktes ist das Ausmaß, in d e m es v o n e i n e m b e s t i m m t e n B e n u t zer v e r w e n d e t w e r d e n kann, u m b e s t i m m t e Ziele in e i n e m b e s t i m m t e n Kontext effektiv, effizient u n d zufrieden stellend zu erreichen. Die G e b r a u c h s tauglichkeit ist international g e n o r m t in I S O 924111: G u i d a n c e o n Usability. Gebrauchstauglichkeit ist eine hypothetische Eigenschaft, die z.B. Softw a r e z u g e s c h r i e b e n w i r d , w e n n sie „ b e n u t z e r freundlich", „ a n g e n e h m zu bedienen", „geeignet zur E r f ü l l u n g einer b e s t i m m t e n Aufgabe" u n d dergleichen m e h r ist. Sie umfasst also weit m e h r als n u r die Gestaltung der so g e n a n n t e n Oberfläche, sondern auch den gesamten Arbeitsprozess wie z.B. Navigations- u n d Dialogabläufe. Messgrößen sind objektivierbare Attribute, die sich auf Effizienz, Effektivität u n d Z u f r i e d e n h e i t beziehen, ζ. B. b e nötigte Zeit, Fehlerraten usw. Kriterien zur Evaluation sind A u f g a b e n a n g e m e s s e n h e i t , Selbstbeschreibungsfähigkeit, Steuerbarkeit, E r w a r t u n g s konformität, Fehlertoleranz, Individualisierbarkeit, Lernförderlichkeit. Die Gebrauchstauglichkeit
kann z.B. d u r c h -*· Expert Review b e s t i m m t w e r den. D i e Benutzerfreundlichkeit oder G e b r a u c h s tauglichkeit ist das entscheidende M e r k m a l f ü r die Akzeptanz eines P r o d u k t e s d u r c h den B e n u t z e r oder Käufer. Studien z u r Benutzerfreundlichkeit sind ein wichtiger Gegenstand der -*• SoftwareErgonomie.
Gedächtnis engl: memory In der Psychologie unterscheidet m a n unterschiedliche Arten des menschlichen Gedächtnisses: Das sensorische Gedächtnis ist die erste Stufe der Informationsverarbeitung b e i m M e n s c h e n . Es b e w a h r t flüchtige Sinneseindrücke f ü r maximal einige S e k u n d e n auf. Im Kurzzeitgedächtnis w e r d e n I n f o r m a t i o n e n bewusst verarbeitet. Das Kurzzeitgedächtnis besitzt eine Kapazität v o n 7 p l u s m i n u s 2 b e d e u t u n g s t r a g e n d e n Einheiten, so g e n a n n t e n c h u n k s („Bündel", das sind akustische oder visuelle E i n h e i t e n aus m e h r e r e n E l e m e n t e n bei der Speicherung im Gedächtnis; S y n o n y m : Arbeitsgedächtnis). Das Langzeitgedächtnis speichert vergangene Erfahrungen und Gedanken entsprechend ihrer B e d e u t u n g . Es ermöglicht so auch die Verarb e i t u n g n e u e r I n f o r m a t i o n , i n d e m es Kategorien z u r E r k e n n u n g n e u e r I n f o r m a t i o n enthält. Das prozedurale Gedächtnis umfasst Wissen, wie H a n d lungen ausgeführt u n d Fertigkeiten e r w o r b e n w e r d e n („gewusst wie", S y n o n y m : Prozedurales Wissen). Das semantische Gedächtnis umfasst symbolisch repräsentiertes Wissen, z.B. die B e d e u t u n gen v o n W ö r t e r n , w ä h r e n d das episodische G e dächtnis autobiographische E r f a h r u n g e n speichert (Synonym: autobiographisches Gedächtnis). U n ter d e m deklarativen Gedächtnis versteht m a n den O b e r b e g r i f f f ü r das semantische u n d episodische Gedächtnis: Wissen v o n Sachverhalten (Synonym: Deklaratives Wissen). Das Transaktive Gedächtnissystem speichert Wissen, das einer G r u p p e / O r g a nisation insgesamt zur V e r f ü g u n g steht. - I m übertragenen Sinn dienen I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g e n wie -*• Archiv u n d - > Bibliothek in nicht-oralen Gesellschaften als Gedächtnis (Magazin oder Speicher) f ü r wertvolle (relevante) M e d i e n . D a z u gehört die B e u r k u n d u n g ( „ D o k u m e n t a t i o n " ) gesellschaftlich wichtiger Ereignisse wie z.B. der Beleg der Erstveröffentlichung wissenschaftlicher E n t deckungen. Dabei ist allerdings stets zu beachten, dass das Gedächtnis nicht n u r die virtuelle Fähigkeit z u m -*• Retrieval bzw. die physische Präsenz
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G e h e i m e r Schlüssel
(Ort) von Informationen erfordert, sondern auch an die Aktivität des Erinnerns selbst gekoppelt ist; gespeichert wird nur, was (aus jeweils sozial oder zeitlich unterschiedlicher Perspektive) als erinnernswert empfunden wird: Das Gedächtnis ist kein Abbild der Realität, sondern wird immer wieder konstruiert. O h n e „Retrieval" bleibt der Speicher totes Gedächtnis. Die Öffentliche Bibliothek unterscheidet hier zwischen aktivem und totem -*• Bestand. G e h e i m e r Schlüssel «+• Verschlüsselung G e m e i n s a m e Körperschaftsdatei - > Normdatei G e m e i n s a m e r Informationsraum engl: shared information space Gemeinsame Informationsräume dienen dem impliziten Informationsaustausch zwischen Gruppenmitgliedern. Gemeinsam nutzbare Informationen sind ein essentieller Teil der -*• Gruppenarbeit. Sie dienen einmal als Kommunikationsmedium zum Wissenstransfer und Transfer von Tatsachen. Eine zweite Funktion erfüllen Informationsräume, indem sie als Mittel zum Festhalten der Diskussions- u n d Arbeitsabläufe sowie Ergebnisse der Gruppenarbeit dienen (Gruppengedächtnis). Eine dritte Funktion liegt darin begründet, dass Informationsräume Informationen über die Arbeitsgruppe bzw. über die Kooperation abbilden, z.B. Informationen über die beteiligten Personen (Profile), über Rollen, über Kommunikationsbeziehungen oder über die Struktur der Arbeitsgruppe. Genauigkeit engl.: precision Als komplementäres Maß zur - > Vollständigkeit (Recall) wird die Genauigkeit (Precision) zur -»• Effektivitätsmessung eines Retrievalergebnisses herangezogen. Die Genauigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Retrievalsystems, unerwünschte Ballastdokumente auszufiltern. Sie ist definiert als der Quotient aus der Anzahl der selektierten relevanten und der Gesamtanzahl der nachgewiesenen Dokumente. Wie auch beim Recall liegt der Wertebereich wiederum zwischen 0 und 1. Da die Precision für sich alleine zu einer ebenso unvollständigen Bewertung des Retrievalergebnisses führt, weil sie nur die Filterfunktionalität misst, liegt eine paarweise Verwendung der Maße Recall und Precision nahe, (siehe auch -*• Relevanz, -*• Signifikanz)
Generische Relation Hierarchische Relation Genetische Information engl.: genetic information Die informationscodierende Struktur des Erbmoleküls D N A in Form der Abfolge der Nukleotide Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin (C) wird als genetischer Code bezeichnet. Im Rahmen der Proteinbiosynthese der Zelle werden DNA-Sequenzen als Bauanleitungen zur Herstellung von Proteinen in einem dreistufigen Prozess der Replikation, Transkription und Translation herangezogen. Je ein Triplett der vier Buchstaben A, G, T, C des genetischen Codes codiert eine Aminosäure, bei 20 proteinogenen Aminosäuren ist der Code daher redundant. Das Genom, die Gesamtmenge genetischen Materials beträgt beim M e n schen etwa 109 Nukleotide, aber nur etwa zwei bis drei Prozent sind informationstragend und bilden die Gene. Geschäftsprozessorientiertes Wissensmanagement engl.: business process-oriented knowledge management Wissensverarbeitung vollzieht sich in Geschäftsprozessen. Wissensmanagement kann in mehrfacher Hinsicht prozessorientiert betrachtet werden: (a) Wissensmanagement im engeren Sinne ist ein (aa) klassischer (Wissens-) Management-Prozess, der (ab) den Rahmen setzt für einzelne oder kombinierte Wissensprozesse z.B. Identifikation, Suche, Verteilung, N u t z u n g von Wissen. Eine zweite Sicht betrachtet (b) den wissensbasierten Gestaltungsprozess von Geschäftsprozessen, wobei Prozesswissen generiert und angewendet wird. Die dritte Perspektive (c) beschäftigt sich (ca) mit der Integration von Funktionswissen in die D u r c h f ü h r u n g von Geschäftsprozessen und (cb) die Anbindung von Wissensprozessen an Geschäftsprozesse, (siehe auch -»· Prozessorganisation, -*• Workflow-Management) Gesellschaft für Information und D o k u m e n t a t i o n Die Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID) wurde als Großforschungseinrichtung in Frankfurt am Main Ende der 1970er Jahre aus bestehenden Vorläufer-Instutionen gegründet und war die Infrastruktureinrichtung der IuD. Die GID wurde in den 1980er schrittweise aufgelöst und in einen Dienstleistungsbereich mit dem Namen „Gesellschaft für Elektronische Medien" und einen Forschungsbereich als „Institut für integrierte Pu-
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blikations- und Informationssystcmc" (IPSI) in die „Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD)" überführt. Gewichtung engl.: weighting Unter Gewichtung versteht man die aus dem Information Retrieval stammende Technik, die Bedeutungsstärke von Suchausdrücken in der Regel durch Zuweisung numerischer Werte zu definieren, damit im Retrieval Suchobjekte mit Treffern zu höher gewichteten Ausdrücken einer entsprechenden Rangfolge (-*· Ranking) angezeigt werden. GID -*• Gesellschaft für Information und Dokumentation GIF engl.: Graphics Interchange Format Das GIF-Format gilt als das „Haus"-Format von -*• CompuServe für Grafikdateien und wurde speziell für den Online-Einsatz entwickelt. Es zeichnet sich durch eine hohe Komprimierungsdichte aus (zum Vergleich: Bitmap-Dateien im BMP-Format sind bei gleichem Inhalt durchschnittlich zehn mal bis dreißig mal so umfangreich wie GIF-Dateien). Der aktuelle Standard des GIF-Formats ist das so genannte „89er-Format" und bietet verschiedene Möglichkeiten an, die das GIF-Format für den Einsatz im -»· WWW besonders interessant machen („interlaced"-Abspeicherung führt zu schichtweisem Aufbau; animierte Grafiken, transparente Farbe). Auf Grund seiner Charakteristik ist das GIFFormat für hochauflösende Grafiken wie Fotos oder fein strukturierte „Wallpaper-Hintergründe" weniger geeignet. Ideal ist das GIF-Format für Buttons, Dots, Bars, Symbole und Cliparts. (->· JPEG, BMP) GKD -»• Normdatei G l e i c h o r d n e n d e Indexierung -»• Indexierung Global System for Mobile C o m m u n i c a t i o n -»•GSM GMDS Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) ist der Berufsverband der Informationsfachkräfte im Bereich Medizin und Gesundheit.
Gruppengewahrsein
Graphische Benutzerschnittstelle engl.: Graphical User Interface (GUI) Die Usereingaben erfolgen durch Wahlen in Menüs oder direkte Manipulation von Icons (verschieben, löschen etc.) unter N u t z u n g von Zcigcgeräten (Maus, Touchpad, Joystick etc.). Großrechner —• Hardware Groupware engl.: groupware Unter Groupware werden Applikationen verstanden, die theoretische Erkenntnisse der Forschung über -*• Rechnergestützte Gruppenarbeit in konkrete Systeme umsetzen und somit eine C o m p u terunterstützung eher unstrukturierter -+• Kooperation bei der -»· Gruppenarbeit ermöglichen. Dabei wird in der Regel eine Abgrenzung zu Systemen für Workflow-Management vorgenommen, die der Unterstützung eher strukturierten Zusammenarbeitens dienen. Gruppenarbeit engl.: team work Unter Gruppenarbeit versteht man aufgabenbezogene Tätigkeiten von Mitgliedern einer Arbeitsgruppe, die an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten und ein Gruppenziel verfolgen. Während in Arbeitsgruppen Tätigkeiten individuell gelöst werden können (->· Kooperation), ist in Teams ein Zusammenwirken für die Zielerreichung (Kollaboration) erforderlich. Arbeitsteilung in der beschriebenen Form verlangt die elementaren Gruppenprozesse -»• Kommunikation, -*• Koordination und Kooperation. Ein -»• Gemeinsamer Informat i o n s r a u m u n d -*• G r u p p e n g e w a h r s e i n sind Grundlagen für Gruppenarbeit, (siehe auch -»· Workgroup Computing, -*· Groupware und -*• Rechnergestützte Gruppenarbeit) Gruppenbewusstsein Gruppengewahrsein Gruppengewahrsein engl.: awareness; group awareness Gruppengewahrsein dient der Orientierung im Gruppenprozess sowie der Einordnung und Planung der Gruppenarbeit. Gewahrsein der Anwesenheit und des Verhaltens anderer Gruppenmitglieder ist die Grundvoraussetzung für -*• Kooperation und Koordination in der Gruppe. In Awareness-Funktionalitäten liegt ein Hauptunterschied von Systemen für die -»· Rechnergestützte Gruppenarbeit gegenüber einfachen Mehrbenut-
Gruppenvorteil
zcranwendungen. U n t e r s c h i e d e n wird hinsichtlich informeller Awareness (Wissen ü b e r die G r u p p e allgemein), Awareness bezüglich d e r G r u p p e n struktur (Wissen über Rollen, Verantwortlichkeiten u n d Status von G r u p p e n m i t g l i c d c r n ) , soziale Awareness (Wissen über d e n sozialen Kontext der Gruppenmitglieder) sowie Awareness bezüglich des g e m e i n s a m e n Arbeitsbereichs (Wissen über Aktivitäten, Z u g r i f f e u n d Ä n d e r u n g e n v o n G r u p p e n d o k u m e n t e n im g e m e i n s a m e n Arbeitsbereich). Gruppenvorteil engl.: assembly bonus effect In der Psychologie bedeutet der assembly b o n u s
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effect einen potenziellen Vorteil einer G r u p p e geg e n ü b e r Einzelpersonen a u f g r u n d k o m p l e m e n t ä rer Ressourcen (z.B. I n f o r m a t i o n e n ) der G r u p p e n mitglieder.
GSM engl: Global System for Mobile Communication Das G S M ist ein internationaler M o b i l f u n k s t a n dard f ü r Mobiltelefone. G S M war das erste digitale zellulare N e t z , das auch kommerziell genutzt w u r d e . Weit verbreitet in E u r o p a u n d im Pazifikr a u m sind G S M - 9 0 0 u n d GSM-1800, in N o r d a m e rika wird G S M - 1 9 0 0 genutzt.
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Hardware
Η Halbwertszeit engl.: half life D e r Begriff der Halbwertszeit wird in der Szie n t o m e t r i e verwendet, z.B. bei der -»• Zitatenanalyse. Sie ist die Zeit, in der eine Exponentialfunktio n v o m Ausgangswert CO abgesunken ist auf CO/ 2. (siehe auch -*• Verdopplungsrate) Handlochkarte engl.: hand-operated punch cards U n t e r H a n d l o c h k a r t e n versteht m a n M e d i e n zur -*• S p e i c h e r u n g v o n Daten, die manuell oder mit einfachen technischen Hilfsmitteln (Bohrer, Lochzange, Kerbzange) bearbeitet w e r d e n . M a n u n t e r scheidet drei Typen: Die Kerbloch-, die Schlitzlochsowie die Sichtlochkarten. Kerbloch- oder R a n d lochkarte: Diese verfügt an ihren Rändern über eine oder zwei Reihen vorgestanzter Lochreihen; d u r c h einen B u c h s t a b e n - u n d / o d e r Z a h l e n a u f d r u c k ist j e d e Lochstelle auf der Karte e i n d e u t i g g e k e n n zeichnet. M i t Hilfe einer Kerbzange kann n u n die Lochstelle z u m Kartenrand h i n g e ö f f n e t (gekerbt) u n d d a d u r c h m a r k i e r t w e r d e n . J e d e r Lochstelle kann ein Sachverhalt z u g e o r d n e t w e r d e n . Bei der Suche nach e i n e m b e s t i m m t e n Sachverhalt oder nach einer K o m b i n a t i o n m e h r e r e r Sachverhalte w e r d e n eine oder m e h r e r e Suchnadeln in die e n t s p r e c h e n d e n Lochstellen eingeführt. N a c h A n h e ben des Kartenpaketes mit den Suchnadeln fallen die z u m R a n d hin geöffneten Karten, die die gesuchten Sachverhalte repräsentieren, aus d e m Kartenstapel heraus. - Schlitzlochkarte: Diese Karte entspricht in ihren Grundprinzipien der R a n d l o c h karte mit d e m U n t e r s c h i e d , dass ein Teil der Kartenfläche mit vorgestanzten L o c h u n g e n versehen ist; die Sachverhalte w e r d e n hier d u r c h Verbinden v o n zwei oder m e h r L o c h u n g e n markiert. - Sichtlochkarte: I m U n t e r s c h i e d zu Karteien u n d d e n oben beschriebenen H a n d l o c h k a r t e n ist diese Karte nicht Stellvertreter eines D o k u m e n t s , s o n d e r n eines Sachverhalts; die Z a h l der benötigten Sachverhalte ist gleich mit der Anzahl der Sichtlochkarten. D i e Karte ist mit e i n e m Raster bedruckt, das aus e i n e m Koordinatensystem mit 100 bis m e h reren tausend Lochstellen besteht. D i e zu bearbeit e n d e n D o k u m e n t e w e r d e n fortlaufend n u m m e riert; mit einem B o h r e r wird auf der Sichtlochkarte die Stelle gelocht, deren N u m m e r d e m D o k u m e n t entspricht. Bei der Suche nach einer Sachverhaltskombination w e r d e n die e n t s p r e c h e n d e n Sichtlochkarten gezogen u n d ü b e r e i n a n d e r gelegt.
D i e N u m m e r n v o n D o k u m e n t e n , die alle gesuchten Sachverhalte enthalten, sind d u r c h die d u r c h g e h e n d e L o c h u n g sichtbar (daher Sichtlochkarte), (siehe auch -»• Maschinenlochkarte) Hardware engl.: hardware Bei den h e u t e auf d e m M a r k t befindlichen C o m putersystemen wird prinzipiell zwischen drei Typen unterschieden: Personal C o m p u t e r ( P C , D e sktop-Rechner und Notebook), Workstation, M a i n f r a m e (Großrechner). D e r Begründer der traditionellen Datenverarbeitung u n d in der Vergangenheit d o m i n i e r e n d e klassische M a i n f r a m e verliert gegenüber den heutigen Rechnersystemen mit Client-Server-Architektur i m m e r weiter an Bedeutung. Seine einstigen Stärken, die Multitaskingu n d Multiuserfähigkeit sowie die große Speicherkapazität, w e r d e n inzwischen v o n m o d e r n e n Betriebssystemen auf PC-Basis u n d d u r c h die i m m e r g r ö ß e r w e r d e n d e n Speicherkapazitäten h e u t i g e r Festplatten u n d sonstiger -*· Speicher kompensiert. P C s u n d Workstations sind h e u t e die d o m i n i e r e n den C o m p u t e r s y s t e m e . Sie unterscheiden sich w e niger v o n ihrer -»• Rechnerarchitektur her, sondern vielmehr von der Leistungsfähigkeit einzelner K o m p o n e n t e n wie Prozessorgeschwindigkeit oder Speichergröße sowie im Bereich der Sicherheitsa n f o r d e r u n g e n . Ihr Einsatz ist e n t s p r e c h e n d aufgeteilt: P C s in F o r m v o n größeren D e s k t o p - R e c h n e r n u n d d e n kleinen m o b i l e n N o t e b o o k s dienen d e m E n d b e n u t z e r . D i e Workstations sind H o c h leistungsrechner und werden hauptsächlich im Serverbereich eingesetzt. Hierbei gilt es meist eine b e s t i m m t e F u n k t i o n (z.B. als Web- oder D a t e n bankserver) zu erfüllen, die mit h o h e n A n f o r d e r u n g e n an Leistungsfähigkeit u n d Sicherheit einhergeht. Aber auch in Bereichen, bei d e n e n rechenaufwändige A n w e n d u n g e n (z.B. M u l t i m e d i a p r o duktion) erforderlich sind, k o m m e n Workstations z u m Einsatz. N e b e n der technischen Ausstattung unterscheiden sich P C s u n d Workstations auch aus Sicht der eingesetzten Software. Betriebssystem u n d Softwarewerkzeuge (z.B. Datenbankm a n a g e m e n t s y s t e m - D B M S ) sind auf die jeweiligen Bereiche zugeschnitten. D i e H a r d w a r e k o m p o n e n t e n eines C o m p u t e r s k ö n n e n prinzipiell in den eigentlichen Rechner u n d die peripheren G e räte unterteilt w e r d e n (siehe auch -»· Rechnerarchitektur). Zentraler Bestandteil des Rechners ist die Hauptplatine (motherboard), auf der zahlrei-
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Harmonisierung
che elektronische Bauelemente miteinander über einen Datenbus verbunden sind. Hier ist die Zentrale Recheneinheit ( C P U ) , heutzutage selbst auf einer eigenen Prozessorkarte mit einem schnellen Zwischenspeicher (Cache) untergebracht, mit Speicherbausteinen und anderer Schnittstellenhardware (Festplattencontroller, Grafikkarte, Netzwerkkarte etc.), verbunden. In Hinblick auf den Prozessor unterscheidet man zwischen C I S C und RISC-Prozessoren, in Hinblick auf den Speicher zwischen flüchtigen Speichern ( - * R A M Random Access Memory) und festen Speichern (-*• R O M - Read Only Memory). Z u den Standardgeräten der Peripherie gehören im Eingabebereich Tastatur und Maus (bei Notebooks das Touchpad), und im Ausgabebereich Bildschirm, Drucker und Lautsprecher. Die Speichermedien können j e nach Verwendung sowohl der Ein- als auch der Ausgabe zugerechnet werden. Hierbei gehören Festplatte, die mit einem schnellem Bus über einen Controller mit der Hauptplatine verbunden, sowie Disketten- und optische Laufwerke ( - > C D - R O M , D V D ) zur Standardausstattung. Eine Vielzahl von genormten Schnittstellen ermöglichen die K o m munikation mit den peripheren Geräten, (siehe auch -*• Normung)
Harmonisierung engl: harmonization Unter Harmonisierung versteht man im Bereich der - > Normung die Vermeidung oder Beseitigung von Unterschieden im technischen Inhalt einer -*• N o r m mit gleichem Anwendungsbereich oder Zweck, insbesondere von solchen Unterschieden, die zu Handelshemmnissen führen könnten.
Hash-Wert -*• Authentifizierung
Haupteintragung Eintragung
Hauptplatine —* Hardware
Hermeneutik engl.: hermeneutics Unter Hermeneutik versteht man die Interpretationskunst, die Lehre vom Sinn- und Bedeutungsverstehen vorzugsweise von (theologischen, j u r i stischen, literarischen) Texten, aber auch von Bildern und Kunstwerken etc. Auf der Grundlage älterer Arbeiten im 19. Jahrhundert durch Schleiermacher und Dilthey ausgebaute allgemeine T h e o rie und Methode der verstehenden Geisteswissen-
schaften im Unterschied zu den „erklärenden" Naturwissenschaften; durch Heidegger zur grundlegenden Methode der menschlichen Daseinsanalyse erhoben (existenziale Hermeneutik, hermeneutischer Zirkel). Verstehen wird maßgeblich bestimmt durch das so genannte Vorverständnis, d.h. durch bestimmte Interessen, Einstellungen, Vorurteile, die den Interpreten beim Verstehen leiten. Verstehen und Auslegen werden erschwert durch die prinzipiell zwischen Autor, Text und Interpreten bestehende geschichtliche/lebensweltliche Differenz, die nicht vollständig aufgehoben werden kann. Die informationswissenschaftliche H e r m e neutik als Bereichshermeneutik befasst sich mit Verstehensprozessen im Zusammenhang von Informationstätigkeiten, z.B. bei der Selektion und —• Inhaltserschließung von Informationsquellen, bei der Analyse von Vorverständnissen, die der Konstruktion und Anwendung eines Ordnungssystems oder einer —> Dokumentationssprache zu Grunde hegen, bei Rückgewinnung von Information aus kontextreduzierter Datenspeicherung im Retrieval, bei der Relevanzbestimmung von Suchergebnissen etc.
Herstellender Buchhandel engl.: publishing company; publishing house Verlage sind die U n t e r n e h m e n im Bereich des Buchhandels, die die Schriften eines Autors vervielfältigen und dem Publikum anbieten. Die Branche der Verlage wird als „Herstellender Buchhandel" oder „Verlagsbuchhandel" bezeichnet (Gegensatz: „ - * Verbreitender Buchhandel", der den Weg von der Herstellung bis zum Kunden überbrückt). Das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder G r i m m weist im Mittelhochdeutschen das Wort „verlegen" nach mit der Bedeutung „was man hinwegsetzt, an einen anderen O r t bringt". Weiter heißt es da: „Heute hat sich Verlag besonders im Buchhandel festgesetzt, wo es das Verlegen, das Hingeben der Kosten für die Herstellung und Vertreibung des Buches, Übernahme des Aufwandes für Herstellung eines Druckwerkes bedeutet." Ein Verleger ist demnach ein Unternehmer, der Werke der Literatur, Kunst, Wissenschaft oder Musik vervielfältigt und über den Handel verkauft. Er erwirbt das Manuskript eines Autors und sorgt für Druck und Produktion des Werkes, besorgt die Werbung und den Vertrieb. Im Börsenverein des Deutschen Buchhandels sind rund 1.900 Betriebe organisiert, die ausschließlich oder überwiegend Bücher, Fachzeitschriften oder wissenschaftliche Zeitschriften verlegen.
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Heterogenität engl: heterogeneity S t r u k t u r e l l e H e t e r o g e n i t ä t b e z i e h t sich auf die U n t e r s c h i e d e in der F o r m der S p e i c h e r u n g v o n D a t e n oder der internen S t r u k t u r i e r u n g v o n D a ten. Die Sichtweise, die dabei e i n g e n o m m e n wird, ist die des Benutzers eines Informationssystems. Von Interesse ist ausschließlich die Sicht auf das D a t e n b a n k m o d e l l , die S t r u k t u r der Datenbank oder auch der darin gespeicherten D a t e n , die d e m B e n u t z e r d u r c h die Benutzungsoberfläche des I n formationssystems vermittelt wird. Technische Aspekte wie Datentypen, Feldlängen bleiben dabei außer Acht. - Semantische Heterogenität resultiert aus unterschiedlicher Formalerschließung u n d -*• Inhaltserschließung v o n D o k u m e n t e n . In der Praxis v e r w e n d e n Informationsanbieter oft an ihre Bedürfnisse angepasste Indexierungsvokabularien, die sich in der Spezifität der Begriffe unterscheiden. Dies f ü h r t dazu, dass der B e n u t z e r eine A n frage nicht in unveränderter F o r m zur Suche in zwei Informationssystemen n u t z e n kann, sondern die Suchbegriffe zwischen den Vokabularen transf o r m i e r e n muss. HI D e r I Iochschulverband Informationswissenschaft (HI) w u r d e E n d e der 1980er J a h r e als Verein gegründet mit vorwiegend akademischer Ausrichtung u n d ist Veranstalter der alle zwei J a h r e stattfindend e n Tagungsreihe „Internationales S y m p o s i u m f ü r Informationswissenschaft". Der H I ist eine wissenschaftliche Vereinigung der auf den Gebieten informationswissenschaftlicher Forschung, Lehre u n d Praxis Tätigen u n d ist auf den europäischen Bereich bezogen. D u r c h diesen Hochschulverband wird auch in institutioneller H i n s i c h t R e c h n u n g getragen, dass die Informatisierung unserer Gesellschaft nicht n u r einen technischen Aspekt hat, s o n dern insgesamt eine gesellschaftliche H e r a u s f o r d e r u n g darstellt. D i e -»• I n f o r m a t i o n s w i s s e n s c h a f t berücksichtigt deshalb alle Aspekte des I n f o r m a t i onsgeschehens, z u m Beispiel kognitive, ö k o n o m i sche, soziale u n d politische. Z u d e n wichtigsten Aufgaben des H I g e h ö r e n die Stärkung der informationswissenschaftlichen Arbeitsgruppen für Fors c h u n g u n d Lehre an den H o c h s c h u l e n . Vor allem im universitären Bereich besteht w e i t e r h i n eine starke, auch z.B. v o m Wissenschaftsrat m o n i e r t e Diskrepanz zwischen d e m unvollständigen Studienangebot bzw. der (vor allen in personeller H i n sicht) u n z u r e i c h e n d e n Ausstattung u n d der e r h e b lichen N a c h f r a g e v o n Seiten des B e r u f s m a r k t e s
Hierarchische Relation
nach wissenschaftlich ausgebildeten I n f o r m a t i o n s spezialisten. Weitere Aufgaben sind u.a. die Koordination der Ausbildungsgänge bzw. die Vereinheitlichung der Berufsbilder der Informationswissenschaft sowie die Organisation des wissenschaftlichen Austausches seiner Mitglieder. D a z u w e r d e n F a c h k o n f e r e n z e n u n d Workshops organisiert, P u blikationen in der eigenen H I - R e i h e angeregt u n d realisiert, n e u e F o r m e n der elektronischen I n f o r mation u n d K o m m u n i k a t i o n über den Mail-Service iw-link u n d das W W W zur V e r f ü g u n g gestellt sowie Arbeitsgemeinschaften eingerichtet, in d e n e n die Mitglieder aktiv w e r d e n k ö n n e n . Hierarchie engl: hierarchy Eine Hierarchie o r d n e t E l e m e n t e eines Systems so, dass z w i s c h e n j e zwei E l e m e n t e n maximal eine V e r b i n d u n g besteht. H i e r a r c h i e n w e r d e n in der Regel v o n oben nach u n t e n (z.T. auch v o n links nach rechts) als so g e n a n n t e „ B ä u m e " dargestellt. E l e m e n t e k ö n n e n d a n n „nach u n t e n " mit m e h r e ren a n d e r e n E l e m e n t e n v e r b u n d e n sein, „nach o b e n " f ü h r t j e d o c h i m m e r höchstens eine Verbind u n g (siehe auch Monohierarchie). M a n c h m a l spricht m a n auch d a n n v o n Hierarchien, w e n n die O r d n u n g ihrer E l e m e n t e w e i t g e h e n d einer hierarchischen O r d n u n g e n t s p r i c h t u n d ignoriert die A u s n a h m e n (siehe auch Polyhierarchie). Beispiel: H i e r a r c h i e n f i n d e n wir b e i m -»• Begriff (Begriffshierarchien), bei P r o d u k t e n (Teilehierarchien), in e i n e m -*• Bestand (-*· Tektonik), D a t e n modellen (Hierarchisches -»• Datenmodell), -*• Beschreibungslogiken (-»• Terminologische Inferenz) oder etwa in Institutionen (Mitarbeiterhierarchien). D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e n , wie -*• T h e s a u r u s oder -»• Klassifikation, sind ü b e r w i e g e n d hierarchisch organisiert (siehe auch -»· H i e r a r c h i s c h e Relation), ebenso Verzeichnisse (siehe -»• Web-Katalog/Verzeichnis). Hierarchische Relation engl: hierarchical relation Eine hierarchische Relation ist die Beziehung zwischen zwei Begriffen, bei der ein -»• Begriff i m Begriffsumfang den anderen umfasst. Dabei sind zwei unterschiedliche F o r m e n zu unterscheiden: D i e Abstraktionsrelation u n d die Bestandsrelation. D i e Abstraktionsrelation (auch: generische Relation) ist eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, v o n d e n e n der u n t e r g e o r d n e t e Begriff die gleichen M e r k m a l e wie der übergeordnete Begriff u n d mindestens ein weiteres aufweist (Bei-
Hierarchisches Datenmodell
spiel: Die Begriffe LASTKRAFTWAGEN u n d P E R S O N E N K R A F T W A G E N besitzen die gleichen Merkmale des Oberbegriffs KRAFTWAGEN, sind aber durch den Beförderungszweck spezifiziert). Die Bestandsrelation (auch: partitive Relation) ist eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, wobei die dem untergeordneten Begriff zugeordneten Gegenstände Bestandteile der dem übergeordneten Begriff zugeordneten Gegenstände sind (Beispiel: Die Teilbegriffe A U T O M O T O R und AUTOKAROSSERIE stehen zum Verbandsbegriff A U T O in einer partitiven Relation). Im -*• Thesaurus werden die unterschiedlichen Relationen durch ->· Begriffliche Kontrolle festgelegt und wie folgt gekennzeichnet: OBERBEGRIFF (Abstraktionsrelation; engl.: broader term generic) bzw. U N T E R B E G R I F F (Abstraktionsrelation; engl.: narrower term generic), VERBANDSBEGRIFF (Bestandsrelation; engl.: broader term partitive bzw. TEILBEGRIFF (Bestandsrelation; engl.: narrower term partitive). Hierarchisches D a t e n m o d e l l Datenmodell Hochschulverband Informationswissenschaft -»•HI Hollerith In den USA konstruierte um 1880 der Erfinder Herman Hollerith eine Methode zur -»• Speicherung von Daten, bei der die Daten auf Karten durch ausgestanzte Löcher verschlüsselt wurden. Dabei verbindet die Karte einen Stromkreis an den Stellen, an denen Löcher auftreten. Auf dieser Basis baute er dann eine Maschine, welche die „Datenkarten", auch -*• Maschinenlochkarte genannt, mittels dieser elektrischen Kontakte auslesen und die Löcher zählen konnte. Der Einsatz von Holleriths Maschine bei der Volkszählung im Jahre 1890 in den USA wurde zum bahnbrechenden Erfolg und bedeutete den Einzug von Datenverarbeitungsanlagen in die Büros und Verwaltungen. Hollerith gründete daraufhin die Tabulating Machine C o m pany, aus der später eines der bedeutendsten C o m puterunternehmen überhaupt wurde, die IBM (International Business Machines Corporation), (siehe auch - + Zuse) Homonym engl.: homonyms H o m o n y m e sind Bezeichnungen mit gleicher Form und unterschiedlicher Bedeutung. Sprachwissenschaftlich ist zu unterscheiden zwischen
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Homonymen, das sind verschiedene Bezeichnungen, die durch die sprachliche Entwicklung „zufällig" zur gleichen Zeichenfolge geworden sind. In der Regel liegen ihre Bedeutungen weit auseinander. Homonymie kann nur auf lautlichen Ebene vorliegen als Homophonie (Homophone: Lehre Leere), nur auf der graphischen Ebene als H o m o graphie (Homographe: Tenor - Tenor) oder auf beiden Ebenen (Tau, Reif usw.). Von H o m o n y m e n zu unterscheiden sind Polyseme, Bezeichnungen, die ausgehend von einer Bedeutung inzwischen unterschiedliche Bedeutungen entwickelt haben (siehe auch Polysem). Bei der Entwicklung eines -*• Thesaurus werden die verschiedenen Bed e u t u n g e n von H o m o n y m e n u n d Polysemen durch Terminologische Kontrolle identifiziert und aufgelöst, sie können z.B. durch Identifikatoren ausgedrückt werden. Homonymkontrolle Terminologische Kontrolle Host Hosts sind Datenbankanbieter, die aus den Datenbasen recherchierfähige Online-Datenbanken (siehe auch -*• Datenbank) erstellen und verwalten. Kommerzielle Hosts sind z.B. DIALOG, Datastar, FIZ Technik oder GBl. Diese Hosts bieten neben den Online-Datenbanken weitere Informationsprodukte wie C D - R O M , Intranet-Lösungen oder Datenbank-Schulungen an. HTML engl.: Hypertext Markup Language H T M L ist eine Auszeichnungssprache für Dokumente im -*• WWW und eine Untermenge von -»· SGML. H T M L weist (ursprünglich) keine direkten Attribute wie Schriftart, -färbe oder -grüße zu, sondern Strukturanweisungen für den Seitenaufbau und die Funktion der Elemente wie Überschrift, Tabellenkopf, hervorgehobener Text oder Bild und vor allem Hyperlinks zur Strukturierung von Hypertext. Wie der Benutzer die Seite sieht, bestimmt er über die Einstellungen in seinem -*• Browser. Derzeit wandelt H T M L zunehmend von einer Auszeichnungssprache mit logischen Anweisungen (wichtige bzw. große Überschriften oder z. B. hervorgehobenen Text) zu einem Instrument mit festlegbaren Formatierungen (definierte Schriftart, Größe, Farbe, Position), wie es bei jeder Textverarbeitung und beim - > Desktop Publishing (DTP) üblich ist. Gestaltungsmöglichkeiten fast wie bei Printmedien sind dabei von Vorteil, von Nachteil ist jedoch, dass H T M L zunehmend seine Platt-
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formunabhängigkcit verliert und browscrspczifisch bzw. herstellerspezifisch wird. »XML Human-Ubersetzung engl: Human Translation (HT) Unter Human-Ubersetzung wird die intellektuelle Ubersetzung eines Textes mit oder ohne maschinelle lexikalische Hilfen mit oder ohne Textverarbeitung verstanden. ( · • Maschinelle Ubersetzung, Computergestützte Übersetzung) Hybride Verschlüsselung —> Verschlüsselung Hyperbasis engl.: hyperbase - > Datenbasis, welche Inhalt und Struktur des -*• Hypertext repräsentiert und recherchierbar macht. Zur Verwaltung von Hyperbases wurde ein spezielles - > Datenbankmanagementsystem entwickelt. Hyperlink -*• Verknüpfung Hypermedia engl: hypermedia Als Hypermedia bezeichnet man -*• Hypertext, der Einheiten mit kontinuierlichen Medien (Animationen, Ton, Video) enthält. Hypertext engl.: hypertext Hypertext bezeichnet eine nicht-lineare Organisationsform zur Darstellung von Wissen und zur Erarbeitung von Informationen. Hypertext beruht entscheidend auf der Idee der -*• Verknüpfung heterogener, atomisierter Objekte. Im Allgemeinen wird unter einem Hypertext eine elektronische textuelle bzw. multimediale Ansammlung verstanden, bei der der Nutzer mit Hilfe von Links nicht zum sequenziellen Lesen gezwungen ist, sondern selek-
Hypertextmodell
tiv und rasch nur die für ihn interessanten Informationen ansteuern kann. Die Hypertextstruktur kann z.B. in H T M L dargestellt werden. (Informations-)wissenschaftlich präziser, werden in einem Hypertext Informationseinheiten (auch genannt: -»• Knoten) atomisiert (Hypertextifizierung). Mit Verknüpfungen, den so genannten Hyperlinks, können weiterführende Informationseinheiten verbunden werden, die dem Zugriff auf Informationen durch Matching und -*• Browsing dienen. Ein —>• Hypertextmodell definiert die Gegenstände und ihre Verknüpfungsmöglichkeiten. Zur Visualisierung können -»· Fisheye Views eingesetzt werden. Hypertextmodell engl.: hypertext model Hypertextmodell ist die formale oder zumindest exakte Definition der in einer Klasse von Hypertext auftretenden Gegenstände. Die simple Grundstruktur von Hypertexten - -»· Knoten und Verknüpfung - ist im Prinzip ausreichend, um sehr komplexe diskursive Strukturen abzubilden. Verknüpfungen können Knoten entweder nur in einer Richtung oder bidirektional verbinden, sie können sogar mehrere Knoten gleichzeitig verknüpfen. Manche I Iypertextsysteme bieten die Möglichkeit, Verknüpfungen nach unterschiedlichen Kriterien zu unterscheiden. Dies kann durch Vergabe sinnvoller Etiketten geschehen oder durch die Z u o r d n u n g von eigenen Datentypen mit spezifischen Verhaltensausprägungen und Konsistenzregeln. Grundlagen der Unterscheidungen können sein: der Inhalt der verknüpften Knoten (Assoziation, Begriffserläuterung etc.); die rhetorische oder argumentative Funktion der verknüpften Knoten (Bestätigung, Widerspruch etc.); das Navigationsverhalten (Austausch von Inhalten, Pop-Up-Window, Fly-Out etc.) und Aktivierungsbedingungen (Mauseklick, Berühren mit dem Cursor, Ereignis aus einer Animationsfolge etc.).
I-Commerce
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IJ I-Commerce engl.: Internet commerce I-Commerce (Internethandel) bezeichnet den Teilbereich des E - C o m m e r c e , der sich des Internet als technologischer Basis für elektronische Märkte bedient. Im Allgemeinen ist dies heutzutage der Fall, wenn von E - C o m m e r c e gesprochen wird, da sich das -*· Internet zum technologischen Standard für elektronische Märkte entwickelt hat.
ICANN TCP/IP
ICD -*• International Statistical Classification o f Diseases and Health Related Problems
IDEA (International Data Encryption Algorithm) Verschlüsselung
IDW -»• Institut für Dokumentationswesen
IIB Das Institut International de Bibliographie (IIB) in Brüssel wurde 1898 von Paul -*• Otlet und Henry -+· La Fontaine gegründet. Ziel war es, das Weltrepertoire des gesamten Schrifttums zusammenzustellen.
HD Das Institut International de Documentation (HD) ging aus dem Institut International de Bibliographie (-»• IIB) 1931 hervor und führte das „Repertoire Bibliographique Universel" (-»• R B U ) fort, welches dann in der Mitte der 1930er Jahre eingestellt wurde, nachdem es bereits 40 Mio. Einträge umfasste.
ik D e r Informationsring Kreditwirtschaft (ik) in Frankfurt am Main wurde 1970 gegründet als For u m für M i t a r b e i t e r der I n f o r m a t i o n s s t e l l e n deutschsprachiger Kreditinstitute.
Impact Factor Der Impact Factor wird durch -*• Zitatenanalyse ermittelt. Er ist ein Maß für die Häufigkeit, mit der ein durchschnittlich zitierter Aufsatz in einer Zeitschrift in einem bestimmten Jahr zitiert wird. Es werden dabei alle Zitationen der -*· Zitierungsregister Scicnce Citation Index, des Social Sciencc Citation Index und des Arts and Humanities Sci-
ence Citation Index in einem bestimmten Jahr, die auf eine Zeitschrift entfallen, durch die Zahl der darin erschienenen Aufsätze in den beiden vorhergehenden Jahren geteilt.
Index Medicus MEDLINE
Indexierung engl.: indexing Als Indexierung bezeichnet man Verfahren, M e thoden und Prinzipien der Inhaltserschließung von Texten (-*· Dokumentarische Bezugseinheit) durch Zuweisung von inhaltskennzeichnenden Wörtern, den so genannten Index-Termini. Diese werden Stichwörter (-+• Stichwort) genannt, wenn sie den Texten direkt entnommen werden, Schlagwörter (-»• Schlagwort), wenn sie einer Schlagwortliste entnommen sind, und -*• Deskriptor, wenn sie einem geordneten und strukturierten Vokabular (z.B. Thesaurus) entstammen. Intellektuellen Verfahren geht eine Inhaltsanalyse voraus, -»• Automatische Indexierung benutzt im Wesentlichen statistische Textinformation, fortgeschrittenere Verfahren greifen auch auf linguistische M e t h o den zurück, seltener auf wissensbasierte. Die Syntax von Indexierungssprachen ist meist nur schwach ausgeprägt: Bei der gleichordnenden Indexierung fehlt jegliche Syntax; die Index-Termini werden unabhängig von ihrem Niveau und ihren inhaltlichen Zusammenhängen gleichrangig zugeordnet. Dagegen wird bei der strukturierten Indexierung mit -»• Gewichtung der Index-Termini (-•• Kopplungsindikator oder Rollenindikator) gearbeitet. Indexieren erfüllt den Zweck der inhaltlichen Repräsentation von Dokumenten durch -»· Metadaten mit dem Ziel, sie für das -»• Retrieval such- und findbar zu machen. Unterschieden werden Extraktionsverfahren, die Terme aus dem Dokument (evtl. in bearbeiteter Form) übernehmen und Additionsverfahren, die eine Repräsentation des Inhalts von Dokumenten durch sprachliche Elemente einer Indexierungssprache vornehmen.
Indexierungsbreite - > Indexierungsmaße
Indexierungsgenauigkeit Indexierungsmaße
Indexierungskonsistenz -*· Indexierungsmaße
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Indexierungsmaße engl.: indexing measures Z u r B e u r t e i l u n g u n d E v a l u i e r u n g v o n Indexier u n g s m e t h o d e n u n d -verfahren existieren die folg e n d e n Kriterien: U n t e r I n d e x i e r u n g s s p e z i f i t ä t o d e r Indexierungsgenauigkeit versteht m a n d e n Grad, in d e m Index-Termini eine D o k u m e n t a r i schen Bezugseinheit bzw. ihren Inhalt repräsentieren. Die Indexierungstiefe stellt die K o m b i n a t i o n v o n Indexierungsbreite (also der Anzahl der zugeteilten Index-Termini) u n d deren Spezifität dar; eine h o h e Indexierungstiefe liegt d a n n vor, w e n n die vergebenen Index-Termini den fachlichen Inhalt des D o k u m e n t s sehr spezifisch abdecken. Bezogen auf die U b e r e i n s t i m m u n g verschiedener I n dexierungen in Hinblick auf dieselbe -*• D o k u m e n tarische Bezugseinheit spricht m a n von Indexierungskonsistenz, w o b e i unterschieden wird zwischen der Intra-Indexiererkonsistenz (der U b e r e i n s t i m m u n g einer —• I n d e x i e r u n g v o n d e m s e l b e n Indexierer zu verschiedenen Z e i t p u n k t e n ) u n d der Inter-Indexiererkonsistenz, die das M a ß der U b e r e i n s t i m m u n g bei verschiedenen Indexierern b e d e u tet. Indexierungsspezifität Indexierungsmaße Indexierungstiefe -*• Indexierungsmaße Informatik engl: information systems; computer science Z w i s c h e n 1940 u n d 1950 erkannten einige Pioniere (Konrad -+• Z u s e , Alan Turing, J o h n v o n N e u m a n n u.a.), dass die Forschungen im Bereich der Verarbeitung, Speicherung u n d Ü b e r t r a g u n g v o n I n f o r m a t i o n e n nicht n u r in eine n e u e D i m e n s i o n v o n Werkzeugen m ü n d e n , s o n d e r n dass sich n u n prinzipiell alle Arbeitsprozesse d u r c h M a s c h i n e n a u s f ü h r e n lassen. Daraus entwickelte sich die Wissenschaftsdisziplin, die in E u r o p a als I n f o r m a t i k bezeichnet wird; in den U S A wird ein Teil der Wissenschaft als „ C o m p u t e r Science" bezeichnet, ein anderer anwendungsorientierter Teil als „ I n f o r m a tion Systems". N a c h d e m „Großen W ö r t e r b u c h der deutschen Sprache" die „Wissenschaft v o n den elektronischen Datenverarbeitungsanlagen und den G r u n d l a g e n ihrer A n w e n d u n g " . A r b e i t s s c h w e r p u n k t e sind T h e o r e t i s c h e I n f o r m a t i k (Komplexitätstheorie, Formale Sprachen, Semantik, Schaltwerktheorie); Praktische Informatik (Softwaretechnik, Systemarchitektur, Informationssysteme, P r o grammiersprachen, Wissensbasierte Systeme, Par-
Information
allclvcrarbcitung, Verteilte Systeme, Simulation); Technische I n f o r m a t i k (Schaltungen, H ö c h s t i n t e gration, Rechnerarchitektur, Vernetzte Systeme); A n g e w a n d t e I n f o r m a t i k (Systemanalyse, C A D / C A M , Dialogsysteme, Lehr- u n d Lernsysteme, Integrierte Systeme); Künstliche Intelligenz (Automatisches Beweisen, Expertensysteme, sprachliche u n d visuelle K o m m u n i k a t i o n , Robotik); D i daktik der Informatik; Wirtschaftsinformatik. D i e Gesellschaft f ü r Informatik e.V. (Gl) w u r d e 1969 in B o n n mit d e m Ziel gegründet, die Informatik zu f ö r d e r n . D i e r u n d 24.000 Mitglieder der G l k o m m e n aus allen Bereichen der Wissenschaft, der Informatikindustrie, der A n w e n d u n g e n , der Lehre u n d der Ausbildung. Information engl: information I n f o r m a t i o n im philosophischen Sinne ist ein in (symbol)sprachlicher F o r m dargestellter mentaler/ begrifflicher Ausdruck mit bestimmter (lebensweltbezogener) inhaltlicher Bedeutung, der mit Trägerm e d i e n v e r b u n d e n zur (raum-zeitlichen) Ü b e r m i t t l u n g seines Bedeutungsgehaltes zwischen verstehensfähigen (menschlichen) Subjekten bes t i m m t ist. I n f o r m a t i o n hat damit eine triadische Struktur: S e n d e r / E m p f ä n g e r - R e l a t i o n ( I n t e r p r e ten), inhaltliche B e d e u t u n g (Weltbezug), sprachliche/mediale-übermittlungsfähige Gestalt. Der U m g a n g mit I n f o r m a t i o n verändert die Bewusstseinszustände der beteiligten Subjekte wie ihr Verhalten (Weltbezug). - I m engeren Sinn ist Information ein referentieller pragmatischer Begriff, der sich auf z u g r u n d e liegendes Wissen bezieht u n d seine Relevanz erst d u r c h eine aktuelle Entscheid u n g bzw. einen aktuellen H a n d l u n g s k o n t e x t gew i n n t . I n f o r m a t i o n referenziert d e m n a c h auf das Wissen, das, u m handeln zu k ö n n e n , in e i n e m aktuellen Kontext benötigt wird. G i n g es der klassischen -»• Informationstheorie (nach Shannon/Weaver) u n d über lange Zeit auch der technisch, formal b e s t i m m t e n -*• Informatik u m die syntaktische Korrektheit im U m g a n g mit d e n Daten, so geht es in der informationswissenschaftlichen Sicht u m die semantische Stimmigkeit der D a t e n u n d ihre pragmatische Relevanz. D a h e r ist der informationstheoretische Begriff v o n Information - u n d damit q u a n titative Aussagen z u m Informationsgehalt v o n Wissensobjekten - zwar auch in der -»· I n f o r m a t i o n s wissenschaft brauchbar, kann aber nicht zur allgem e i n e n F u n d i e r u n g der Informationswissenschaft verwendet werden. D e r Informationsbegriff n i m m t seinen Ausgang v o m Wissensbegriff I n f o r m a t i o n
Information - Wissenschaft u n d Praxis (Fachzeitschrift)
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gibt es nicht als Objekt für sich, sondern kann nur in einer Repräsentations-/Kodierform von Wissen aufgenommen werden. Wissen selber ist eine interne kognitive Struktur. Information ist ein referentielles Konzept. Informationen referenzieren nicht nur auf repräsentiertes Wissen, sondern entfalten diese Bedeutung nur mit Referenz auf die aktuelle Benutzungssituation. Informationen bedeuten etwas, aber - und das macht das pragmatische Grundverständnis aus - sie existieren nicht losgelöst von ihrer Nutzung. Von Information sollte man nur im aktuellen Kontext ihrer Verwendung sprechen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Rahmenbedingungen ihrer Benutzung. Dazu gehören die individuelle Befindlichkeit des die Information verwendenden Subjekts (z.B. sein bisheriger Wissensstand oder seine Informationsverarbeitungskapazität, seine Intelligenz) und die situativen Rahmenbedingungen (z.B. die Verfügbarkeit über Zeit und andere Ressourcen wie Geld für die Informationsverarbeitung, Verwendungszweck, organisationeller Hintergrund, allgemeine Informationskultur der aktuellen Umgebung) .Verschärft wird die Anforderung an Information nicht nur dadurch, dass sie relevant, also einschlägig für die aktuelle Situation, sondern auch noch in ihrem Wissensgehalt neu für den A u f n e h m e n d e n sein muss. Etwas, was man schon weiß, ist keine Information. Dieses pragmatische Verständnis von Information - als aktiv gewordenes Wissen, zuweilen ausgedrückt in der Formel „Information ist Wissen in Aktion" - kann auch auf den Begriff der Informationsarbeit übertragen werden. Zwar bedeutet die Arbeit zur Erstellung von Informationsprodukten zwar noch nicht unmittelbar deren Nutzung, aber der Zweck der Erstellung besteht doch darin, dass die Produkte in realen aktuellen Situationen einmal genutzt werden können. Sie sollen ihren Nutzern dadurch einen Nutzen verschaffen, dass die speziell daraus entnommenen Informationen neu und relevant (und hoffentlich auch richtig) sind. Je m e h r Informationsarbeit schon pragmatisch konzipiert durchgeführt werden kann, j e mehr also die Nutzungskontexte antizipiert werden können, desto wahrscheinlicher und höher ist der spätere informationelle Nutzen.
stellt sowohl thcorctischc Überlegungen des Gcsamtbereichs Information und «+• Dokumentation sowie -»• Informationsmanagement dar, gibt aber auch einen kontinuierlichen Uberblick über die Realisierungsmöglichkeiten theoretischer Ansätze u n d beschreibt den praktischen Einsatz unterschiedlicher Technologien im Bereich -+• Archiv, -*• Bibliothek und Dokumentation. Angesprochen sind Informationsfachleute und Entscheidungsträger in allen Bereichen von innerbetrieblichen und öffentlichen Informationsstellen, Bibliotheken, Archiven, Dokumentationszentren und Verlagen.
Information - Wissenschaft u n d Praxis (Fachzeitschrift) Die Fachzeitschrift der -*• D G I „Information Wissenschaft und Praxis" (bis 1997 nfd - Nachrichten für Dokumentation. Zeitschrift für Informationswissenschaft und -praxis). Die Zeitschrift
Information Broker Als Information Broker (Synonym: Informationsmakler, Informationsagent, Informationshändler) werden kommerziell orientierte und privatwirtschaftlich selbstständige Informationsunternehmen bezeichnet, die auf Anfrage gegen Honorar O n line-Informationsrechercheleistungen anbieten. Aufgrund der unzureichenden Nachfrage nach Dienstleistungen der - > Informationsvermittlung, die sich auf die Lieferung von Rechercheergebnissen aus dem Internet, aus Online-Datenbanken und aus C D - R O M s beschränkt, können Information Broker nur dann wirtschaftlich operieren, wenn sie die Palette ihrer Angebote (-+• Informationsdienstleistung) ausweiten, ihr Angebot durch Mehrwertdienste ergänzen und so dem tatsächlichen -»• Informationsbedarf beim Kunden anpassen. Information Retrieval -*· Retrieval Information-Retrieval-Modell engl.: information retrieval model Information-Retrieval-Modelle spezifizieren, wie zu einer Anfrage die Antwortdokumente aus einer Dokumentensammlung bestimmt werden. Dabei machtjedes Modell bestimmte Annahmen über die Struktur von Dokumenten und Anfragen und definiert daraus die sogenannte Retrievalfunktion, die das Retrievalgewicht (·> Gewichtung) eines Dokuments bezüglich einer Anfrage bestimmt. Die Dokumente werden dann nach fallenden Gewichten sortiert und dem Benutzer präsentiert. -*• Boolesches Retrieval bestimmt eines der Gewichte 0 oder 1. Andere Ansätze arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten, z.B. im Hinblick auf «+• Relevanz (-*• Probabilistisches Retrieval) oder verwendetes Vokabular (-»• Sprachmodell), mit gewichteter -*• Indexierung (-> Fuzzy-Retrieval) oder mit geometrischen Interpretationen (-»• Vektorraum-Modell).
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Informationelle Autonomie engl.: informational autonomy Informationelle A u t o n o m i e ist die Voraussetzung dafür, nicht absolut, aber mit Rücksicht auf aktuelle Situationen w i s s e n s a u t o n o m zu w e r d e n . I n formationelle A u t o n o m i e bedeutet nicht, alles selber zu wissen, s o n d e r n in der Lage sein, sich der (auf den I n f o r m a t i o n s m ä r k t e n v o r h a n d e n e n ) Ressourcen auf g e w i n n b r i n g e n d e Weise zu vergewissern. -»· Informationelle E n t f r e m d u n g ist das G e genteil v o n Informationeller A u t o n o m i e . Informationelle Entfremdung engl.: informational alienation U n t e r informationeller E n t f r e m d u n g versteht m a n den Verlust, den Wahrheitsgehalt u n d die H a n d l u n g s r e l e v a n z v o n I n f o r m a t i o n e n bei a u t o n o m operierenden Informationsmaschinen (Assistenten, Agenten) nicht m e h r selber b e s t i m m e n zu k ö n n e n u n d damit nicht m e h r informationell a u t o n o m zu sein. Informationelle A u t o n o m i e ist das G e g e n teil v o n Informationeller E n t f r e m d u n g . Informationelle Grundversorgung engl.: informational basic supply D e r im Begriff der informationellen G r u n d v e r s o r g u n g angesprochene Auftrag (des Staates) auf G e währleistung des Informationszugriffs m u s s ü b e r die klassischen M e d i e n hinaus auf publizierte I n f o r m a t i o n j e d e r medialen Art ausgeweitet w e r d e n , i n s b e s o n d e r e i n s o f e r n diese ü b e r e l e k t r o n i s c h e R ä u m e angeboten u n d genutzt w e r d e n . I n f o r m a tionelle G r u n d v e r s o r g u n g bezieht sich also auf die M e n g e publizierter I n f o r m a t i o n , die v o n j e d e r m a n n f ü r seinen persönlichen G e b r a u c h benötigt wird, u m sein privates, professionelles, soziales u n d politisch-öffentliches Leben informationell abgesichert bestreiten zu k ö n n e n . Diese I n f o r m a t i o n m u s s öffentlich frei zugänglich sein, insofern nicht gewichtige, ebenfalls s c h ü t z e n s w e r t e Interessen dagegen sprechen. Informationelle Selbstbestimmung engl: informational self-determination D a r u n t e r versteht m a n den Schutz des Einzelnen gegen u n b e g r e n z t e E r h e b u n g , Speicherung, Verw e n d u n g u n d Weitergabe seiner D a t e n sowie seine Befugnis, grundsätzlich selbst über die Preisgabe u n d V e r w e n d u n g seiner persönlichen D a t e n zu b e s t i m m e n . (•+ Datenschutz) Informations-Manager engl.: information manager D e r I n f o r m a t i o n s - M a n a g e r ist eine sich langsam etablierende Berufsrolle in der Informationsar-
Informationsanalyse
beit, die mit der Gestaltung, Organisation, Lenkung u n d der kontinuierlichen A u f r e c h t e r h a l t u n g v o n Informationsflüssen in Wirtschaft u n d Verwaltung beschäftigt ist. In diese Berufsrolle w e r d e n auch L e i t u n g s f u n k t i o n e n einbezogen. Informationsagent I n f o r m a t i o n Broker Informationsagentur engl: information agency U n t e r n e h m e n , Institutionen o d e r Personen, die professionalisierte, bedarfsgerecht zugeschnittene Leistungen (-> Informationsdienstleistung) anbieten u n d dabei auf ein breites Methodenarsenal der InformationsbeschafFung, -*• Informationsvermittlung, Informationsverarbeitung, Informationsaufbereitung u n d Informationsberatung z u r ü c k greifen, w e r d e n u n t e r d e m Begriff I n f o r m a t i o n s agentur zusammengefasst. I n f o r m a t i o n s a g e n t u r e n zeichnen sich d a d u r c h aus, dass sie einen intensiven Kontakt zu Anfragern bzw. Auftraggebern pflegen, nicht an ein Verständnis v o n klassischen I n f o r m a t i o n s i n s t i t u t i o n e n g e b u n d e n sind, h a n d lungsorientiert arbeiten, u m I n f o r m a t i o n s w i r k u n gen zu erzielen, aktiv arbeiten u n d sich flexibel auf b e s t e h e n d e u n d absehbare N u t z e r b e d ü r f n i s s e einstellen sowie vielseitig alle z u r V e r f ü g u n g s t e h e n den Ressourcen u n d Möglichkeiten des I n f o r m a tionszugangs u n d der I n f o r m a t i o n s g e w i n n u n g n u t z e n . Informationsagenturen k ö n n e n als U n t e r n e h m e n s b e r a t u n g e n oder G r ü n d e r - u n d Technologiezentren auftreten, sie k ö n n e n als Innovationsberatungsstellen oder Technologie-Transferstellen arbeiten, u n d sie sind in Industrie- u n d H a n d e l s k a m m e r n , Wirtschaftsverbänden u n d berufsständischcn Vertretungen angesiedelt. I m Begriff I n formationsagentur konkretisiert sich damit ein Verständnis v o n Informationsarbeit, das über die einfachen Informationsvermittlungsprozesse von explizit mit Fachinformation betrauten Einricht u n g e n hinaus auch weitergehende I n f o r m a t i o n s f u n k t i o n e n , -leistungen u n d -Wirkungen v o n b e liebigen in den -*• Wissenstransfer involvierten I n stitutionen, U n t e r n e h m e n u n d Individuen b e r ü c k sichtigt. Informationsanalyse engl: information analysis D i e Informationsanalyse umfasst die B e n u t z e r f o r schung, die Kommunikationsanalyse, die -*- I n formationsbedarfsanalyse, die Analyse der Bedienungsfreundlichkeit im Kontext v o n Informationsangeboten jeglicher Art. Sie zielt auf die U n t e r s u -
Informationsanalytiker
c h u n g der Interessen u n d der Bedürfnisse der Ben u t z e r einer I n f o r m a t i o n s d i e n s t l e i s t u n g , die N u t z u n g d u r c h u n d die Nützlichkeit f ü r die Benutzer. Dabei w e r d e n die B e n u t z e r verstärkt i m Sinne v o n K u n d e n b e h a n d e l t u n d die U n t e r s u c h u n g e n als M a r k t f o r s c h u n g betrachtet. Bestandteil der Informationsanalyse sind auch die U n t e r s u c h u n g v o n -*• Suchverhalten u n d die -*• Inhaltsanalyse, z.B. Log-File-Analyse. - D e r Prozess der Informationsanalyse als F o r m der synthetisierenden —*• Informationsvermittlung zielt darauf ab, d u r c h Selektion, Vergleich, Bewertung, A u f b e r e i t u n g u n d Verdichtung v o n Rechercheergebnissen i n f o r m a t i o n e l l e n M e h r w e r t zu s c h a f f e n , n e u e s Wissen zu generieren u n d Wissensdefizite zu identifizieren. Informationsanalytiker engl.: information analyst Informationsanalytiker/in ist eine f ü r Z w e c k e der E U - w e i t e n H a r m o n i s i e r u n g der Vergleichbarkeit i n n e r h a l b der I n f o r m a t i o n s b e r u f e analytisch geschaffene B e z e i c h n u n g f ü r eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit m i t Fachausbildung (dritthöchste Qualifikationsstufe; N i v e a u 2). Ziel der B e m ü h u n g e n u m Vergleichbarkeit in der E U ist die gegenseitige A n e r k e n n u n g von Fachabschlüssen in der E U , derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt, die Niveau genannt w e r d e n . F r ü h e re B e z e i c h n u n g dieser Qualifikation war -»• I n f o r mationsassistent. Informationsarbeit Informationsarbeit bzw. Informationstätigkeit im professionellen Sinn ist ein spezifischer, eigenständiger u n d v o n a n d e r e n abgrenzbarer Ausschnitt gesellschaftlicher Arbeitsleistung. Im Z u g e der fortschreitenden Arbeitsteilung in m o d e r n e n Gesellschaften erfüllt Informationsarbeit die i m m e r wichtiger w e r d e n d e F u n k t i o n , Wissen über die Barrieren Zeit u n d R a u m zu I n f o r m a t i o n e n zu transform i e r e n u n d an die gesellschaftlichen Akteure zu vermitteln. Z u m Begriff der professionellen I n f o r mationsarbeit g e h ö r e n u.a. die Bereiche -*• Archiv, Bibliothek, I u D , - > Informationsvermittlung, -*· Informationswirtschaft, Informationsmarkt. Informationsassistent M i t a r b e i t e r i n n e n u n d Mitarbeiter aus der W i r t schaft, der Verwaltung oder den M e d i e n , die eine zusätzliche Qualifikation im Informationsbereich w ü n s c h e n , k ö n n e n in einer Weiterbildungsmaßn a h m e (8 W o c h e n verteilt auf 3 M o n a t e ) bei der -*• D G I in F r a n k f u r t am M a i n das Zertifikat „In-
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formationsassistent" erhalten. (-*• Informationsanalytiker) Informationsaufbereitung engl.: information editing I n f o r m a t i o n s a u f b e r e i t u n g bzw. I n f o r m a t i o n s v e r dichtung ist der Prozess der Z u s a m m e n f a s s u n g u n d V e r k n ü p f u n g von Wissenselementen, die als Ergebnis einer —• Informationsanalyse aus verschiedensten Informationsquellen extrahiert u n d zu e i n e m formal, schematisch u n d sprachlich einheitlichen Resultat verdichtet w e r d e n . Informationsbankensystem U n t e r d e m N a m e n „Informationsbankensystem" w u r d e 1970 v o m B u n d e s m i n i s t e r i u m des I n n e r e n (BMI) ein G u t a c h t e n (Planungsstudie) z u m A u f bau eines nationalen Informationssystems mit weitr e i c h e n d e n t e c h n i s c h e n P r o j e k t i o n e n in Auftrag gegeben. Dieses System ist nie - auch n u r ansatzweise - realisiert w o r d e n . Statt dessen w u r d e 1974 das - > I u D - P r o g r a m m der B u n d e s r e g i e r u n g vorgelegt u n d v o m B u n d e s m i n i s t e r i u m f ü r Forschung u n d Technologie ( B M F T ) beschlossen. Informationsbedarf engl.: information demand; information requirements; information need D e r Informationsbedarf bzw. das I n f o r m a t i o n s b e d ü r f n i s wird definiert als Art, U m f a n g u n d Q u a l i tät aller Informationsressourcen, die zur zielgerichteten Bewältigung einer problematischen Situation ( D u r c h f ü h r u n g einer bestimmten Aufgabe, Treffen einer Entscheidung) zu einer b e s t i m m t e n Zeit u n d an e i n e m b e s t i m m t e n O r t benötigt w e r d e n . Von d e m a u f g a b e n o r i e n t i e r t e n , o b j e k t i v e n Informationsbedarf ist das subjektbezogene I n f o r m a t i o n s b e d ü r f n i s zu unterscheiden, das sich lediglich auf solche Informationsressourcen bezieht, die ein individueller N a c h f r a g e r b r a u c h e n kann bzw. will. Danach drückt das Informationsbedürfnis aus, was ein I n f o r m a t i o n s k o n s u m e n t zu wissen wünscht. Informationsbedarfsanalyse engl.: determination of information demand In diesem speziellen Teil der B e n u t z e r f o r s c h u n g w e r d e n das Informationsverhalten u n d der - > I n formationsbedarf v o n K u n d e n der I n f o r m a t i o n s einrichtungen untersucht. Eine probate M e t h o d e sind Gruppendiskussionen, u m Einstellungen, Präf e r e n z e n u n d Vorbehalte v o n B e n u t z e r n zu b e s t i m m t e n P r o b l e m e n der fachlichen Informationsg e w i n n u n g , -aufbereitung, u n d -Verarbeitung q u a litativ zu erfassen. D i e G r u p p e n d i s k u s s i o n e n die-
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ncn der unmittelbaren anschaulichen Information und liefern zudem Hypothesen und Fragestellungen, die später in normierten Interviews bei einem repräsentativen Sample überprüft und quantifiziert werden können. Informationsbedürfnis -*• Informationsbedarf Informationsberater engl.: information consultant Informationsberater ist eine spezielle Berufsrolle im Bereich der -»• Informationsarbeit, die sowohl mit fachinhaltlichen als auch technologischen Fragen der -*• Informationsvermittlung befasst ist. Derzeit sind wenig scharfe Konturen erkennbar. Informationsberatung engl: information consultancy Informationsberatung ist eine zumeist kommerziell angebotene entscheidungs- und planungsbegleitende I Iilfeleistung, die sich zur Lösung eines Informationsproblems auf die Vermittlung, Aufbereitung und Anwendung von Informationsressourcen beschränkt. Die Ubergänge jeweils zur Unternehmens· oder Innovationsberatung sind fließend. Eine Unternehmensberatung ist eine klassische Informationsagentur, die jedoch auch die U m s e t zung und Implementierung empfohlener Problemlösungen im Unternehmen beratend begleitet. Im Einzelnen werden im Informationsberatungsprozess Fragen dazu geklärt, welche, wie häufig, wann und in welcher Form Informationsinhalte benötigt werden. Informationsberatungsinterview engl: information interview Beim Informationsberatungsinterview handelt es ich u m eine kommunikative Situation zwischen Informationsdienstleister und Informationsnachfrager, in der im Hinblick auf eine Optimierung der bedarfsorientierten -*• Informationsvermittlung durch geeignete Gesprächstechniken das artikulierte Informationsbedürfnis des Klienten ergründet, die Bedeutungsgehalte der Anfrage interpretiert, informationelle Verwertungsabsichten ermittelt und der objektive - > Informationsbedarf analysiert und antizipiert werden. Informationsbewertung engl: evaluation of information Die Informationsbewertung ist ein Element der -*• Informationsanalyse, bei der zum einen unter betriebswirtschaftlichen Aspekten der monetäre Wert bestimmter Informationsressoucen ermittelt wer-
Informationsethik
den soll, zum anderen die Qualität und der Wirkgehalt einzelner Informationen in Hinblick auf eine konkrete Problemlösung untersucht werden. Informationsdienst Informationsdienstleistung Informationsdienstleistung engl: information service Unter Informationsdienstleistung fallen alle Prozesse zur Deckung von -*• Informationsbedarf Dritter dienenden geistigen und/oder materiellen Prozesse, die von geschulten Informationsspezialisten gezielt und im gegenseitigen synchronen Kontakt mit Informationsnachfragern und in deren Auftrag für die Befriedigung aktueller und latenter Informationsbedürfnisse und zur Lösung konkreter Informationsprobleme unter Ausnutzung aller verfügbarer Ressourcen des Informationsmarktes angeboten und ausgeführt werden. Von der Informationsdienstleistung ist der Informationsdienst zu unterscheiden, bei dem es sich u m ein im Rahmen einer Informationsdienstleistung erstelltes Informationsprodukt handelt, das in der Regel kontinuierlich und mit Bezug auf aktuelle Benutzerbedürfnisse als Dokument veräußert und verbreitet wird. Informationsdistributionsplanung engl: information distribution planning Die Distributionsplanung besteht darin, zu planen, wie die Information am besten und sinnvollsten zum -*· Endnutzer gelangt. Die Distribution ist die Brücke, über die der Informationsaustausch zwischen der IuD-Abteilung und dem Endnutzer erfolgt, also eine wichtige Entscheidungsvariable für das -»• Informationsmarketing. Hierbei sind interne Vertriebwege, Medien und interne Organisationsstrukturen der IuD-Abteilung zu berücksichtigen. Informationsempathie engl: information empathy Informationsempathie bezeichnet die Fähigkeit von Informationsvermittlern, sich bei der -*• Informationsberatung in die persönliche Informationswelt und informationsbezogenen Aufgaben anderer zu versetzen, u m deren Informationswünsche, Informationsbedürfnis und -*• Informationsbedarf verstehen, antizipieren und interpretieren zu können. Informationsethik engl: information ethics Informationsethik handelt um die Konsequenzen des Umgangs mit -*• Wissen und -*• Information,
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Informationsexperte
oder u m die B e d i n g u n g e n der Möglichkeit eines gerechten, inklusiven u n d nachhaltigen U m g a n g s mit Wissen u n d I n f o r m a t i o n , nicht nur, aber vor allem in elektronischen, d u r c h den -*• Vorgang der Tclemediatisierung b e s t i m m t e n R ä u m e n . Informationsexperte Informationsexperte/in ist eine f ü r Zwecke der E U weiten H a r m o n i s i e r u n g der Vergleichbarkeit innerhalb der I n f o r m a t i o n s b e r u f e analytisch geschaffene B e z e i c h n u n g f ü r eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit mit Hochschulabschluss (höchste Qualifikationsstufe). Ziel der B e m ü h u n g e n u m Vergleichbarkeit ist die gegenseitige A n e r k e n n u n g v o n Fachabschlüssen in der E U , derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt. Informationsextraktion engl.: information extraction Ziel der Informationsextraktion ist es, in semi- oder u n s t r u k t u r i e r t e n Texten domänenspezifisch relevante I n f o r m a t i o n e n zu identifizieren, diese zu extrahieren u n d in ein formales Modell zu übertragen. D i e identifizierten I n f o r m a t i o n e n w e r d e n in F o r m v o n Templates spezifiziert, also B ü n d e l n v o n Attribut/Wert-Paaren. Ein I n f o r m a t i o n ExtractionTool ist ein Werkzeug, das unstrukturierte I n f o r m a t i o n e n aus Text in strukturierte D a t e n b a n k e i n träge ü b e r f ü h r t . Informationsgesellschaft engl.: information society D i e Informationsgesellschaft ist die Wirtschaftsu n d Gesellschaftsform, welche hauptsächlich auf der z u n e h m e n d interaktiven G e w i n n u n g , Speicherung, Verarbeitung u n d N u t z u n g v o n I n f o r m a t i o n e n u n d Wissen basiert u n d in welcher der p r o duktive U m g a n g mit der Ressource I n f o r m a t i o n eine herausragende Rolle spielen. Informationshändler -*• I n f o r m a t i o n Broker Informationsinfrastruktur engl.: information infrastructure Z u der Informationsinfrastruktur einer U n t e r n e h m u n g zählen die E i n r i c h t u n g e n , Mittel u n d M a ß n a h m e n zur Produktion, Verbreitung u n d N u t z u n g v o n I n f o r m a t i o n im U n t e r n e h m e n . Bestandteile der Informationsinfrastruktur sind damit die K o m p o n e n t e n der informationstechnischen Infrastrukt u r (Rechner, K o m m u n i k a t i o n s i n f r a s t r u k t u r ) , -*• Betriebliches A n w e n d u n g s s y s t e m , personelle A u f gabenträger im betrieblichen -»• I n f o r m a t i o n s m a nagement, die v o n ihnen genutzten M e t h o d e n u n d
W e r k z e u g e , sowie die b e a c h t e t e n N o r m e n u n d Regeln. Informationskosten engl.: information costs I n f o r m a t i o n s k o s t e n sind Kosten, die d u r c h d e n A b b a u der I n f o r m a t i o n s a s y m m e t r i e n (zwischen Käufer u n d Verkäufer) hinsichtlich eines P r o d u k tes, wie ζ. B. Produktqualität, entstehen. Informationslinguistik engl: information linguistic Informationslinguistik befasst sich mit der Verarb e i t u n g natürlicher Sprache in bzw. f ü r I n f o r m a t i onssysteme. Sie beschäftigt sich mit linguistischen G r u n d l a g e n , M e t h o d e n , Ressourcen u n d Verfahren, die bei der E n t w i c k l u n g u n d die N u t z u n g v o n Informationssystemen überall da relevant sind, w o es u m sprachlich kodierte I n f o r m a t i o n geht, bzw. w o Sprachbarrieren zu ü b e r w i n d e n sind. M e t h o den u n d Verfahren sind etwa: Spracherkennung, Sprachanalyse (Parsing) u n d -synthese, -»- I n d e x i e r u n g (-»• L e m m a t i s i e r u n g ) , U b e r s e t z u n g . Z u den Ressourcen k ö n n e n gcrechnct w e r d e n : ( C o m puter-)Lexika, Wörterbücher, Klassifikationen, Thesauri. Als Disziplin bewegt sich I n f o r m a t i o n s linguistik auf einer Schnittstelle v o n -*• I n f o r m a t i onswissenschaft u n d Informatik. Informationsmakler -»• I n f o r m a t i o n Broker Informationsmanagement engl.: information management; information technology management; information systems management Aus funktionaler Sicht umfasst I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t das Leitungshandeln in einer Organisation in Bezug auf die Bereitstellung u n d N u t z u n g der „informationsinhaltlichen" (Datenbanken, D o k u m e n t a t i o n e n etc.) u n d „informationstechnologischen" (Hardware, Software etc.) I n f r a s t r u k tur u n d der darauf basierenden Informationssysteme. D a d u r c h soll die richtige I n f o r m a t i o n zur richtigen Zeit am richtigen O r t bereitgestellt w e r d e n u n d ein Beitrag zur E r f ü l l u n g der Organisationsziele geleistet werden. Bei einer institutionellen Betrachtungsweise wird Informationsmanagement m i t j e n e r S t r u k t u r e i n h e i t in einer O r g a n i s a t i o n gleichgesetzt, die obige Tätigkeiten w a h r n i m m t . Inf o r m a t i o n s m a n a g e m e n t (IM) wird bewusst auf das Leitungshandeln (Planung, Organisation, Kontrolle) in Bezug auf I n f o r m a t i o n u n d I n f o r m a t i o n s technologie eingeschränkt. Ein IM-Verständnis im Sinne v o n Wissen u n d K ö n n e n im persönlichen U m g a n g mit I n f o r m a t i o n ( m i t u n t e r findet m a n
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d a f ü r die B e z e i c h n u n g „persönliches IM") soll damit ausgeschlossen w e r d e n . Vielmehr besteht die Aufgabe des I M darin, das I n f o r m a t i o n s h a n d e l n in einer Organisation zu erleichtern bzw. verbessern. - I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t als betriebliche Q u e r f u n k t i o n ist das an den U n t e r n e h m e n s z i e l e n ausgerichtete L e i t u n g s h a n d e l n in der Betriebswirtschaft f ü r die Gestaltung u n d d e n Betrieb des automatisierten Teils des betrieblichen I n f o r m a t i o n s systems (siehe -*• Betriebliches I n f o r m a t i o n s s y stem). D a f ü r w e r d e n den personellen A u f g a b e n trägern des I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t s die K o m petenz u n d die Verantwortung f ü r Planung, Steuer u n g u n d Kontrolle der automatisierten Aufgabend u r c h f ü h r u n g übertragen. - In der Literatur gibt es zahlreiche Definitionsvorschläge. Von einem einheitlichen Begriffsverständnis kann aber keine Rede sein. Dies liegt z u m Teil auch darin begründet, dass die B e z e i c h n u n g „ I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t " v o n verschiedenen Disziplinen belegt wird, zwischen d e n e n es bisher k a u m zu B e r ü h r u n g s p u n k t e n gek o m m e n ist. I m Wesentlichen kann zwischen technologie- u n d informationsorientierten I M - A n s ä t zen unterschieden w e r d e n . Technologieorientierte IM-Ansätze beschäftigen sich mit d e m effizienten u n d effektiven Einsatz v o n I n f o r m a t i o n s t e c h n o l o gie. Sie w e r d e n primär von der •+· Wirtschaftsinformatik bzw. M a n a g e m e n t I n f o r m a t i o n Systems (MIS) w a h r g e n o m m e n . I m Gegensatz dazu befassen sich informationsorientierte IM-Ansätze mit I n f o r m a t i o n per se. Besonderes A u g e n m e r k liegt beim M e n s c h e n , sei dies als N u t z e r , Vermittler oder Träger von Information. Stärkere Berücksichtigung finden hier externe u n d unstrukturierte I n f o r m a tionen. Diese Ansätze fallen hauptsächlich in den Wirkungsbereich der -+· Informationswissenschaft. Informationsmarketing engl.: information marketing H i e r u n t e r wird das M a r k e t i n g innerbetrieblicher I u D - A b t e i l u n g e n verstanden. Dieses konkretisiert sich in folgenden vier Schritten: I n f o r m a t i o n s p r o duktplanung, -*• Informationspreisplanung, -»• I n formationsdistributionsplanung u n d K o m m u n i k a tionsplanung. Informationsmarkt engl.: information market D e r M a r k t f ü r kommerziell angebotene I n f o r m a tionen, meist Wirtschafts- oder G e s c h ä f t s i n f o r m a tionen. Z u d e n Anbietern gehören M e d i e n , W i r t schaftsforschungsinstitute, M a r k t f o r s c h u n g s u n t e r nehmen, Banken, Datenbankproduzenten und -anbieter sowie auch staatliche Einrichtungen. Ziel-
Informationspreisplanung
g r u p p e n des Informationsangebotes sind vor allem U n t e r n e h m e n , aber auch Organisationen u n d Privatpersonen, die f ü r eine -»• Informationsdienstleistung zu zahlen bereit sind. Informationsmedien engl.: information media I n f o r m a t i o n s m e d i e n sind die Einheit von I n f o r m a tion u n d Informationsträger, bei d e n e n die Information allerdings v o n e i n e m Träger auf einen anderen übertragen w e r d e n kann. Informationsökologie - v Wissensökologie Informationspolitik engl.: information policy Informationspolitik befasst sich u.a. mit folgenden T h e m e n f e l d e r n : —ν Informationelle G r u n d v e r s o r gung, S c h a f f u n g einer Infrastruktur f ü r die Informationsversorgung in allen Bereichen u n d E b e n e n - v o n der öffentlichen Bibliothek bis zu Fachinf o r m a t i o n s z e n t r e n ; F ö r d e r u n g der N u t z u n g v o n computervermittelter K o m m u n i k a t i o n - v o m E i n satz in Schulen bis zur Ü b e r b r ü c k u n g des -*• Digital Divide im Weltmaßstab; Regulierung des E i n satzes v o n Informationssystemen d u r c h nationale u n d supranationale Schutzvorschriften - v o m Arbeitsschutz (ergonomische Vorschriften) bis z u m Schutz der Privatsphäre (Recht a u f - » · I n f o r m a t i o nelle Selbstbestimmung); D e - R e g u l i e r u n g bei I n formationsbeschränkungen (z.B. Erlaubnis vergleic h e n d e r Werbung); D u r c h s e t z u n g regionaler u n d weltweiter Regeln f ü r technische Standards (ζ. B. von D o m a i n b e n e n n u n g e n im R a h m e n der I C A N N ) ü b e r P r o d u k t i n f o r m a t i o n e n (z.B. gen o r m t e Sicherheitshinweise u n d Inhaltskennzeichn u n g e n ) bis zu -»• I n f o r m a t i o n s r e c h t u n d soziopolitischen Rechten (ζ. B. der Gewährleistung eines G r u n d r e c h t s auf freien Z u g a n g zu I n f o r m a t i o n d u r c h die U N E S C O ) . Informationspreisplanung engl: information calculation I m R a h m e n des innerbetrieblichen I n f o r m a t i o n s marketings wird der Preis f ü r -»• I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e festgelegt. Bei innerbetrieblichen I u D - A b teilungen wird der Preis in F o r m eines internen Verrechnungspreises als Kosten auf Kostenstellen oder Kostenträger umgeschlagen oder auch innerbetrieblich v o n Projektetats oder auch I n f o r m a t i o n s b u d g e t s a b g e b u c h t . W i e h o c h der V e r r e c h n u n g s - oder Marktpreis im jeweiligen U n t e r n e h m e n sein sollte, ist sowohl eine Marketingfrage, als auch eine Frage der K o s t e n r e c h n u n g des jeweili-
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Informationsprodukte
gen Unternehmens, in das die IuD-Abtcilung eingebunden ist. Die Preise für die Informationsprodukte einer IuD-Abteilung schwanken also zwischen dem, was die Kostenrechnung des Unternehmens vorgibt und dem Markctinggcsichtspunkt der Nachfragesteuerung. Der Preis wird also zusammenfassend bestimmt durch Ertragsziele (Kostendeckung, Umsatzsteigerung, Gewinnmaximierung), im öffentlichen Bereich durch vorgeschriebene Gebühren bzw. Gebührenordnung, Nachfragestcucrung ( E r h ö h u n g der Nutzerzahl durch niedrige Preise oder Begrenzung der Nachfrage durch hohe Preise oder Schutzgebühren), Imageüberlegungen der IuD-Abteilung, Make-or-BuyÜberlcgungen und Benchmarking (Vergleich mit dem, was in der Branche üblich ist und sich als erfolgreich erwiesen hat).
werden. Es dient zur detaillierten Darstellung der Informationsqualitätsverhältnisse und -probleme und bietet einen Rahmen zur Analyse und Lösung von Informationsqualitätsproblemen.
Informationsprodukte
engl.: information
engl: information
Informationssoziologie ist ,jener Teilbereich der Soziologie, der sich mit den sozialen Bezügen und Implikationen von Informationsprozessen und systemen befasst". Die Informationssoziologie ist ein Diffusionsfeld, d.h. sie gehört zu den Wissenschaftsbereichen, „die dadurch entstehen, dass bestehende Wissenschaftsdisziplinen sich mit Komponenten von Informationsprozessen oder -systemen befassen, wobei sie dies nicht nur unter der Fragestellung ihres eigenen Kernbereichs tun, sondern gleichfalls unter der informationswissenschaftlichen Aufgabenstellung. Dies sind die Querschnittsgebiete, die sich innerhalb traditioneller Wissenschaftsdisziplinen bei Berührung mit einer neuen Fragestellung ergeben." (Wersig)
products
Der Ausdruck Informationsprodukte wird synonym mit Informationsgüter gebraucht. Darunter werden sowohl materielle und immaterielle Produkte (z.B. Bücher, Software) als auch (in der Regel immaterielle) Dienstleistungen (z.B. Nachweis von Rechercheleistungen oder informationelle Beratung) verstanden. Mit Informationsprodukten sind auch die überwiegend auf Kommunikation bezogenen Produkte gemeint, z.B. E-Mail, Konferenzsysteme oder elektronische Diskussions-/Besprechungs-Foren. Informationsqualität engl.: information
quality
Informationsqualität bezeichnet das Maß, mit dem Informationen relevant im gegebenen Kontext ein e m -»• Informationsbedarf entsprechen. Rahmenbedingungen für eine hohe Informationsqualität sind der Gehalt der - > Information, der Z u gang zur Information, die Präsentation der Information, die technische und methodische Unterstützung zur Organisation und Strukturierung der Informationen sowie die sozialen Rahmenbedingungen, die bei der N u t z u n g der Information von Bedeutung sind. Informationsqualitätsframework engl.: information quality
framework
Die Bewertung von - > Informationsqualität mit Frameworks steht unter der Annahme, dass ein globales Qualitätsurteil die Summe einer Vielzahl (Multi) systematisch bewertbarer Qualitätsmerkmale (Attribute) darstellt, die zu einem Ganzen im Sinne eines Kennzahlensystems zusammengefügt
Informationsrecht engl.: information
laws
Hierunter versteht man die rechtlichen Rahmenbedingungen und Einzelregelungen, die sich auf den Einsatz der Informationstechnik, die sich daraus ergebenden Folgen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft sowie generell auf Informations- und Kommunikationsvorgänge beziehen. (->• Informationsvertragsrecht) Informationsring Kreditwirtschaft -»· ik Informationssoziologie sociology
Informationsspezialist engl.: information
specialist
Informationsspezialist ist eine Sammelbezeichnung (in Anlehnung an den anglo-amerikanischen Begriff „Information specialist") für eine Reihe von Berufsrollen und Berufsbezeichnungen in der Informationsarbeit, etwa -*• Dokumentär, Informationsvermittler, -*· Informations-Manager, —>• Information Broker etc. Ferner eine für Zwecke der EU-weiten I Iarmonisierung der Vergleichbarkeit innerhalb der Informationsberufe analytisch geschaffene Bezeichnung für eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (zweithöchste Qualifikationsstufe; Niveau 3). Ziel der Bemühungen um Vergleichbarkeit ist die gegenseitige Anerkennung von Fachabschlüssen in der E U , derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt, die Niveau genannt werden.
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Informationssuche engl.: information seeking Die I n f o r m a t i o n s s u c h e ist der Prozess der Ausarb e i t u n g u n d F o r m u l i e r u n g eines I n f o r m a t i o n s b e dürfnisses als Suchanfrage. Die Suchanfrage wird mit H i l f e verschiedener I n s t r u m e n t e (Bibliothek, Internet, Datenbank) u n d M e d i e n realisiert. Ferner g e h ö r e n die B e w e r t u n g der Ergebnisse in H i n blick a u f - » · Relevanz, Vollständigkeit u n d Vert r a u e n s w ü r d i g k e i t u n d die R e f o r m u l i e r u n g d e r Suchanfrage zu diesem Prozess. Informationssystem, betriebliches -*• Betriebliches Informationssystem Informationstheorie engl: information theory D e r Elektrotechniker u n d M a t h e m a t i k e r S h a n n o n veröffentlichte 1948 den Artikel „A Mathematical T h e o r y of C o m m u n i c a t i o n " , d e r als A u s g a n g s p u n k t der mathematisch basierten I n f o r m a t i o n s theorie angesehen w e r d e n kann. S h a n n o n stellte sich die Aufgabe, die N a c h r i c h t e n ü b e r t r a g u n g zu optimieren: Welche m i n i m a l e Anzahl v o n S y m b o len oder Signalen erlaubt ein M a x i m u m an U b e r tragung v o n „Informationen"? Diese „Information e n " w e r d e n dazu v o n einer Q u e l l e ü b e r e i n e n sogenannten Transmitter codiert u n d über einen Kanal als technisches M e d i u m zu e i n e m Zielort transportiert. A m Z i e l o r t angelangt, w e r d e n sie d u r c h ein Empfangsgerät (Receiver) wieder in eine A u s d r u c k s f o r m gebracht, die v o n d e m vorgesehen e n E m p f ä n g e r „verstanden" w e r d e n kann. D i e t h e o r e t i s c h e n M o d e l l e u n d daraus abgeleiteten mathematischen Beschreibungen (Formalisierungen) w a r e n b a h n b r e c h e n d f ü r die E n t w i c k l u n g der Informationstechnik und beeinflussten zunehm e n d auch Bereiche außerhalb der N a c h r i c h t e n technik. Das Prozessmodell Sender — Kanal — E m p fänger bildet bis heute eine wesentliche G r u n d l a g e der Informationstechnik. Informationsvermittlung engl.: information intermediation; information brokering I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g umfasst die in der Regel professionelle Tätigkeit der Recherche, Selektion, Beschaffung, Bewertung, A u f b e r e i t u n g u n d Weitergabe v o n Daten, D o k u m e n t e n , Materialien u n d M e d i e n z u r D e c k u n g eines I n f o r m a t i o n s b e d ü r f nisses Dritter. D a m i t ü b e r n i m m t Informationsvermittlung eine B r ü c k e n f u n k t i o n zwischen I n f o r m a tionsangebot u n d Informationsnachfrage u n d k o n kretisiert sich sowohl als Tätigkeit u n d M e t h o d e (von Informationsspezialisten, R e c h e r c h e u r e n , -*•
Informationswirt
I n f o r m a t i o n Broker), als auch Institution u n d P r o g r a m m (-*• Informationsagentur, -*· I n f o r m a t i o n s vermittlungsstelle, -»· Bibliothek, Informationszent r u m ) . Die personalisierte u n d institutionallisierte I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g b e k o m m t in den letzten J a h r e n z u n e h m e n d K o n k u r r e n z d u r c h intelligent u n d b e n u t z e r f r e u n d l i c h gestaltete technische I n termediationssysteme, die den E n d n u t z e r in die Lage versetzen, direkt auf netzvermittelte I n f o r m a tionsressourcen zuzugreifen. Informationsvermittlungsstelle engl.: information unit; information agency; referral unit; referral agency U n t e r einer Informationsvermittlungsstelle (IVS) ist zunächst ein Betriebsbereich in e i n e m U n t e r n e h m e n , in einer Organisation, einer Bibliothek oder D o k u m e n t a t i o n s e i n r i c h t u n g zu verstehen, in d e m geschultes Personal auf Anfrage v o n B e n u t zern bzw. K u n d e n der IVS Recherchen d u r c h f ü h r t , Auskünfte erteilt u n d die D o k u m e n t e n b e s c h a f f u n g unterstützt. D o c h lassen sich darüber hinaus zwei weitere Typen unterscheiden: N e b e n der internen IVS, die sich als innerbetriebliche Abteilung in P r o d u k t i o n s - u n d D i e n s t l e i s t u n g s u n t e r n e h m e n zur U n t e r s t ü t z u n g anderer Bereiche wie ζ. B. Beratung, Forschung, Entwicklung, Marketing mit Aufgaben der Marktbeobachtung, Beschaffung p r o duktionsrelevanter Fachinformation oder Recherc h e n z u m - * Stand der Technik u n d M e t h o d i k befasst, v e r s u c h e n kommerziell orientierte externe IVS, m i t der -*• I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g f ü r externe A u f t r a g g e b e r P r o f i t e zu e r w i r t s c h a f t e n . D a n e b e n existieren M i s c h f o r m e n , die sowohl innerbetriebliche Informationsfunktionen erfüllen als auch als P r o f i t - C e n t e r ihre Broker-Dienste f ü r externe Dritte anbieten. Informationsvertragsrecht engl.: information contract law U n t e r Informationsvertragsrecht w e r d e n die j e weils einschlägigen rechtlichen R e g e l u n g e n b e zeichnet, die sich auf das Rechtsverhältnis zwischen einem Informationsanbieter und einem Nutzer beziehen. Informationswirt Das S t u d i u m z u m D i p l o m - I n f o r m a t i o n s w i r t ( F H ) ist vergleichbar zu d e m v o m D i p l o m - D o k u m e n tar u n d wird in verschiedenen Fachrichtungen angeboten, an d e n Fachhochschulen D a r m s t a d t (mit den S c h w e r p u n k t e n Bibliothek, C h e m i e i n f o r m a tion, M e d i e n i n f o r m a t i o n u n d Wirtschaftsinformation), Köln u n d H a n n o v e r .
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Informationswirtschaft
Informationswirtschaft engl.: information economy Der Teil der Volkswirtschaft, durch den auf elektronischen Märkten Informations-/Kommunikationsprodukte und -systcme (Online-Datenbank, M e h r w e r t d i e n s t , M e t a i n f o r m a t i o n s d i e n s t (-*• Suchmaschine), Elektronischer Marktplatz, Communities, Portale etc.) erstellt und gehandelt werden. In der Wirtschaftswissenschaft wird der Ausdruck Informationswirtschaft auch auf die innerorganisationelle Informationsarbeit unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wirtschaftlichkeit bezogen. Informationswissenschaft engl.: information science Wissenschaftliche Disziplin, die Information als ganzheitliches Phänomen ins Z e n t r u m der Behandlung rückt. -»• Information wird nicht nur als technisches Problem gesehen, vielmehr sollen alle den Informationserfolg bestimmenden Kontextbedingungen mit berücksichtigt werden (sprachliche, ökonomische, organisationelle, kognitive, ästhetische, soziale, politische etc.). Für die Informationswissenschaft ist der pragmatische Primat (Situiertheit und Handlungsrelevanz von Information) und die daraus abgeleitete Theorie informationeller Mehrwerte grundlegend. ( - * Studium Informationswissenschaft) Informationswissenschaftliche H e r m e n e u t i k Hermeneutik Informationswissenschaftliches S t u d i u m Studium Informationswissenschaft Informator Informator/in war eine in der D D R gebräuchliche Bezeichnung für IuD-spezifisches Personal mit dreijähriger Fachschulausbildung. Fachinformator/ in war die in der D D R gebräuchliche Bezeichnung für wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte, die ein zweijähriges postgraduales Studium der IuD absolviert hatten, (siehe auch - > Aufbaustudium Informationswissenschaft) Informetrie engl: informetrics Die Informetrie beschäftigt sich mit der Messbarkeit von Information in Dokumenten aller Art. Sie ist damit nicht nur auf Bücher, Zeitschriften und andere Publikationen beschränkt, sondern bezieht sich auch auf Dokumente aus Archiven, Dokumentationseinrichtungen und dem Internet. Ihre M e thoden sind grundsätzlich statistischer Art. Sie kann
als Oberbegriff der —*• Bibliomctrie, Cybcrmctrics, ->· Patentometrie und in gewissem Rahmen auch der -»· Szientometrie verstanden werden. Informetrische Einheit engl.: informetrie units Dokumente als informetrische Einheiten sind als Oberbegriff verschiedener Dokumenttypen wie Akten, Bilder, Briefe, Bücher, C D - R O M s , Tonund Videoaufzeichnungen oder Zeitschriften handhabbare informetrische Einheiten, die sich auf verschiedenen Informationsträgern befinden können und damit sehr unterschiedlichen U m f a n g und variable Gestalt zeigen. Ihre Archivierbarkeit kann aufgrund hoher Authentizität beim Kopieren, aber auch durch hohe Haltbarkeit des Informationsmediums gewährleistet sein. Infotainment Bezeichnung für ein Informationsangebot, das eine M i s c h u n g aus I n f o r m a t i o n u n d U n t e r h a l t u n g („Entertainment") bietet. Inhaltsanalyse engl: content analysis Die Inhaltsanalyse als sozialwissenschaftliche Datenerhebungsmethode befasst sich - im Gegensatz zur Befragung - mit *+• Informationsmedien über bereits abgelaufene soziale Prozesse, also mit Dokumenten verschiedenster Provenienz und auf verschiedenen Trägern (Ton, Bild, Kunstwerke, Produkte, Akten, Protokolle (-*• Log-File-Analyse) usw.), die über bereits stattgefundene Aktionen oder Aktivitäten Auskunft geben. Die Inhaltsanalyse ist darüber hinaus ein nicht-reaktives Verfahren, d.h. durch sie wird die Erhebungssituation nicht verändert. Sie kann auch wiederholt mit demselben Material durchgeführt werden. Die Inhaltsanalyse kann sich auf ein bereits vorher festgelegtes Auswertungsschema (z.B. ein Kategorienschema oder ein Begriffslexikon) stützen oder das jeweilige Dokument daraufhin untersuchen, inwieweit sich in ihm selbst Indikatoren für die Analyse finden lassen, (siehe auch -»· Informationsanalyse) Inhaltsangabe —• Annotation Inhaltserschließung engl: document analysis Die inhaltliche Erschließung ist die Gesamtheit der Methoden, Verfahren und Hilfsmittel zur inhaltlichen Beschreibungvon Dokumenten. Sie geschieht hauptsächlich mit Hilfe einzelner Bezeichnungen und/oder ganzen Sätzen in solchen Strukturen, die
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einen Zugriff zum Zwcck der B e - und Verarbeitung erlauben. Durch inhaltliche Erschließung wird informationeller Mehrwert in Form von Verdichtung, Darstellung und Ordnung der in der D B E (->• Dokumentarische Bczugscinhcit) enthaltenen Inhalte erzeugt. Dies erleichtert ihre Wiederauffindbarkeit, erhöht die Zugriffsgeschwindigkeit und beschleunigt die Relevanzentscheidung. Die inhaltliche Erschließung erfolgt u.a. mit Hilfe von Inhaltsangaben oder dem * + Kurzreferat, mit dem Register und vor allem den Verfahren der -*• Indexierung. Z u s a m m e n mit der -*• Formalerschließung liefert die Inhaltserschließung -»• M e tadaten zur Beschreibung von Dokumenten.
Inhaltsverwaltung engl.: content management; Content Management System (CMS) U n t e r Inhaltsverwaltung (oder gebräuchlicher: Content Management) wird die systematische und strukturierte Beschaffung, Erzeugung, Aufbereitung, Verwaltung, Publikation und Wiederverwendung von Inhalten verstanden. Ein Content Management System ( C M S ) ist eine Software, welche die Aufgaben des Content Management mit programmtechnischen Mitteln lösen hilft.
Innovation engl.: innovation Unter Innovation versteht man die Umwandlung neuen Wissens, einer Invention, in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen. Technologietransfer ist der steuerbare Prozess, der unternehmerische und volkswirtschaftliche Prozesse der Innovation und -*• Diffusion einleiten soll.
INPADOC -*• Patentdatenbank
Institut für Dokumentationswesen Das Institut für Dokumentationswesen (IDW) bei der Max-Planck-Gesellschaft ( M P G ) in Frankfurt am Main wurde 1961 gegründet. Das I D W fungierte bis zur Gründung der -»• Gesellschaft für Information und Dokumentation ( G I D ) in den 1970er Jahren als Förderinstitution für informationspraktische und -wissenschaftliche Projekte.
Institut International de Bibliographie -•IIB
Institut International de Documentation » H D
Institute for Scientific Information ->ISI
I n t e r n a t i o n a l Statistical C l a s s i f i c a t i o n
Integrität engl.: integrity Die Integrität ist die Sicherstellung, dass eine Nachricht auf ihrem Transportweg nicht verändert wird. Unabhängig davon, ob eine Nachricht geheim bleiben soll oder nicht, haben normalerweise der Absender und der Empfänger ein großes Interesse daran, dass sie unverändert ankommt. Ein U n s i cherheitsfaktor ist also die Integrität (Unversehrtheit) der ausgetauschten Daten. U m dies sicher zu stellen, kann der Text mit einer Art elektronischem Fingerabdruck versehen werden.
Integritätsregeln engl.: integrity constraints Integritätsregeln sind Vorschriften zur Sicherung der Datenintegrität. Es wird zwischen physischer, semantischer, referentieller und Ablauf-Integrität unterschieden. Die physische - * Integrität wird vom Datenbankmanagementsystem garantiert, die semantische durch die Anwendungslogik. Die referentielle Integrität sichert die konsistente Handhabung von logisch zusammenhängenden O b j e k te, die Ablauf-Integrität befasst sich mit dynamischen Aspekten (Wert-Änderungen).
Inter-Indexiererkonsistenz Indexierungsmaße
International Classification of Procedures in Medicine Die International Classification o f Procedures in Medicine ( I C P M ) ist eine Klassifikation, die ebenso wie die - > International Statistical Classification o f Diseases and Health Related Problems von der W H O herausgegeben wird. Sie umfasst etwa 23.000 Klassen, davon belegen die O p e r a t i o n e n etwa 21.000 Klassen. Die vom D I M D I herausgegebene deutsche und geringfügig erweiterte Form der I C P M heißt Operationenschlüssel nach § 301 Sozialgesetzbuch V und wird als O P S - 3 0 1 bezeichnet.
International Federation of Information and Documentation -»-FID
International Organization for Standardization »ISO
International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems Die International Statistical Classification o f Diseases and Health Related Problems ( I C D ) ist eine -*·
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Internationale Dezimalklassiflkation
Klassifikation, die von der W H O herausgegeben wird. Die 10. Revision der I C D (ICD-10) trat 1993 in Kraft und wird weltweit verwendet. Ihr Kernstück umfasst knapp 2.500 Klassen (Diagnosen) und wird als dreistellige allgemeine Systematik bezeichnet. Die -*• Notation besteht aus einem Buchstaben und einer zweistelligen Zahl. Bei der vierstelligen ausführlichen Systematik, die insgesamt ca. 25.000 Klassen (Diagnosen) umfasst, wird an die Notation der dreistelligen allgemeinen Systematik ein Punkt und eine weitere Ziffer angehängt. Vermutlich gibt es weltweit kein Ordnungssystem, das so stark verbreitet ist und so intensiv genutzt wird wie die ICD. (siehe auch -*• International Classification of Procedures in Medicine) Internationale Dezimalklassiflkation - * Dezimalklassiflkation Internationale Patentklassifikation engl.: International Patent Classification (IPC) Die Internationale Patentklassifikation (IPC bzw. IPK) dient weltweit einheitlich zur Klassifikation der Schwerpunkte oder der wichtigsten Bestandteile von Erfindungen, die entsprechenden Notationen werden auf den Patentschriften aufgedruckt. Mit ihr können technische Gegenstände sowohl funktionsorientiert als auch anwendungsorientiert eingeordnet werden. Die IPC umfasst in ihrem Begriffsumfang die gesamte Technik und solche Teile der angewandten Naturwissenschaften, die in den meisten Ländern dem Patentschutz zugänglich sind. Sie ist somit ein wesentliches Hilfsmittel für das Einordnen und Auffinden von Patentdokumenten. Sie gehört zu den monohierarchischen, präkoordinierten Klassifikationssystemen (siehe auch - > Monohierarchie, -»· Präkoordination). - Die IPC, die auf eine internationale Ubereinkunft aus dem Jahre 1954 zurückgeht, löste im Laufe der Zeit die nationalen Patentklassifikationen ab, z.B. die seit Arbeitsaufnahme des Kaiserlichen Patentamtes im Jahre 1877 eingeführte deutsche Patentklassifikation. Etwa seit Mitte der 70er Jahre verwenden die meisten Patentämter die IPC, die heute rund 70.000 Unterteilungen aufweist. Die Revisionsarbeit ist straff organisiert, so dass in regelmäßigen Abständen (etwa alle f ü n f j a h re) neue Fassungen der IPC vorgelegt werden konnten, die sowohl das System verbesserten als auch der technischen Entwicklung Rechnung trugen. Die erste Fassung stammte vom 1. September 1968, die siebente galt vom 1. Januar 2000 an. Die IPC ist in mehrere Sprachen (u.a. Deutsch, Japa-
nisch, Chinesisch, Russisch, Spanisch) übersetzt worden, als offizielle Versionen gelten die englische und die französische Fassung. In der Bundesrepublik löste die IPC 1975 die nationale Patentklassifikation (DPK) ab. N u r die USA benutzen weiterhin ihre nationale Patentklassifikation (U.S. Cl.) als Erstklassifikation. Die IPC wird als Zweitklassifikation verwendet, so dass ihre Notationen auf US-Patentschriften teilweise fehlerhaft sind. Eine Weiterentwicklung der IPC stellt die -*• Europäische Klassifikation ECLA dar. Internationale Standard-Buchnummer »ISBN Internationale Standard-Werknummer für Musikalien -*ISWC Internationale Standardisierte Bibliographische Beschreibung ISBD Internationale Standardnummer für fortlaufende Werke -»ISSN Internationale Standardnummer für Musikalien »ISMN Internet Das Internet verbindet weltweit verteilte und dezentral organisierte Computer und Computernetzwerke auf der Basis einer einheitlichen Protokoll(-» TCP/IP) und Adressierungsarchitektur (-» Domain-Name). Es bildet die Grundlage für diverse Dienste, die es ermöglichen über das Internet zu kommunizieren, Informationen/Daten abzurufen (download) bzw. zu speichern (upload) sowie mit entfernten Rechnern und Anwendungen zu arbeiten. Das Internet ist ein weltweiter Verbund von Computernetzwerken und dient dem Austausch von Daten und Informationen zwischen den angeschlossenen Computern. Seinen Ursprung hat das Internet in den 60er Jahren, wo es im Rahmen des ARPANet-Projekts (Advanced Research Projects Agency Network) des US-Verteidigungsministeriums entstand. Ziel war es ein Netzwerk aufzustellen, welches dezentral aufgebaut und so organisiert ist, dass Daten dynamisch weitergeleitet werden (Routing) und so das Netzwerk nicht mehr von bestimmten Rechnern abhängig ist. Als Grundlage für die Netzwerkkommunikation dient das paketorientierte Protokoll T C P / I P (Transmission Control Protocol/Internet Protocol), welches vom
ISBD
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Aufbau und seiner Client/Server-Architektur her unabhängig von Plattform und Hersteller der angeschlossenen Rechner ist. Jedem dieser Rechner wird eine eindeutige numerische Netzadresse zugeteilt (IP-Adresse), zu der dann während der Kommunikation die einzelnen Datenpakete dynamisch zugestellt werden. Damit die Netzadressen leichter zu merken und zu verwalten sind, werden zusätzlich logische Adressen, bestehend aus frei wählbaren alphanumerischen Zeichen, vergeben. Die Verwaltung und Umsetzung von logischen Adressen zu den entsprechenden numerischen Adressen übernimmt das DNS (Domain Name System). Eine Reihe von so genannten Internetdiensten übernimmt die anwendungsorientierte Übertragung von Daten zwischen den Benutzern und/oder Anwendungen (Programmen). Zu den ersten und auch bis heute weitverbreitetsten Diensten gehören E-Mail zum Austausch von Nachrichten, FTP ( - » File Transfer Protocol) zur Übermittlung großer Datenmengen, sowie der Dienst telnet, der das Arbeiten mit entfernten Rechnern ermöglicht. Das Internet populär und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat aber erst der in der Mitte der neunziger Jahren entstandene Dienst *+• W W W (World Wide Web). Auf der Basis einer grafischen Oberfläche und auf Verweisstrukturen (-»• Hypertext) aufgebauten Angeboten, können nicht nur Texte, Grafiken, Bilder, Ton und Videos per Mausklick übertragen und dargestellt, sondern auch entfernte Programme ausgeführt und bedient werden. Durch die seit Jahren weltweit exponentiell ansteigende Anzahl von Benutzern und Anbietern wird das Internet immer mehr zu einer Plattform, welche alle privaten und öffentlichen Lebensbereiche durchdringt, (siehe auch -> W 3 C )
Intra-Indexiererkonsistenz -*• Indexierungsmaße
Intranet Unter Intranet versteht man ein firmeninternes Netz, das auf denselben Technologien basiert wie das ->· Internet. Intranets dienen der Zusammenarbeit von Mitarbeitern oder Arbeitsgruppen.
Invention engl: invention Das Ergebnis von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Als Beispiel für den engen Innovationsbegriffwird häufig Schumpeter zitiert, der zwischen Erfindung (Invention), erstmaliger Nutzung (-»· Innovation) und Verbreitung (-+ Diffusion durch Imitation) unterscheidet, wobei erstmalige Nutzung mit Markteinführung gleichzusetzen ist und damit das Ende des Neuerungsprozesses beschreibt. (-»· Technologietransfer)
Inverse Dokumenthäufigkeit engl.: inverse document frequency Die inverse Dokumenthäufigkeit besagt, dass die Bedeutsamkeit eines Terms proportional zur Häufigkeit des Terms in einem Dokument vorkommt, aber umgekehrt proportional zur Gesamtanzahl der Dokumente einer Kollektion, in denen dieser Term auftritt. U m bei der -*• Indexierung beide Faktoren in ein Verhältnis zu setzen, wird die inverse Dokumenthäufigkeit herangezogen. Dabei wird die Frequenz eines Terms in einem Dokument ermittelt und in Beziehung gesetzt zu der Anzahl der Dokumente, in denen er auftritt. (-»• Sprachmodell)
IPC Internationale Patentklassifikation
Internet-Explorer Der Internet-Explorer ist der WWW-Browser von Microsoft. Auf MS-Windows-Plattformen ist dieser -*• Browser stark verbreitet, zumal er jahrelang standardmäßig zusammen mit den Betriebssystemen Windows95 und Windows N T ausgeliefert wurde und damit in den USA kostenträchtige Prozesse wegen Marktmachtmissbrauch auslöste.
Internet-Zeit -*• Beat
Internethandel -*• I-Commerce
Interpreter •->• Programmiersprache
IPK Internationale Patentklassifikation
IR-Modell Information-Retrieval-Modell
ISBD engl: International Standard Bibliographie Description Die Internationale Standardisierte Bibliographische Beschreibung geht auf eine Katalogisierungskonferenz in Kopenhagen (1969) zurück und stellt einen internationalen Standard für die -»• Bibliographische Beschreibung von Dokumenten dar, der von bibliothekarischen Regelwerken wie AACR und -»• RAK übernommen wurde. Die Grundversion der ISBD definiert acht bibliographische Bereiche (z.B. Sachtitcl- und Verfasscrangabc, Aus-
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ISBN
gabevermerk), die in einer verbindlichen R e i h e n folge a u f z u f ü h r e n u n d jeweils d u r c h die Deskriptionszeichen „Punkt, Spatium, Gedankenstrich, Spatium" v o n e i n a n d e r zu t r e n n e n sind. F ü r S o n dermaterialien wie Karten oder Musikalien gibt es e i g e n e I S B D - V e r s i o n e n , so f ü r M o n o g r a p h i e n I S B D (M), f ü r Serien u n d Periodika (S), f ü r audiovisuelle Materialien (N13M), f ü r kartographisches Material ( C M ) , f ü r N o t e n (PM), f ü r antiquarische Bücher u n d Rara (A) sowie f ü r Aufsätze aus Zeitschriften u n d B ü c h e r n (CP). D e r große Vorteil der I S B D besteht darin, dass sie bibliographische Beschreibungen übersichtlich strukturiert präsentiert u n d u n a b h ä n g i g v o n ihrer Beschreibungssprache verständlich macht.
ISBN engl.: International Standard Book Numbering Die Internationale S t a n d a r d - B u c h n u m m e r (ISBN) m u s s bei allen Titel- u n d C o p y r i g h t i n f o r m a t i o n e n auf Veröffentlichungen v o n B ü c h e r n u n d anderen m o n o g r a p h i s c h e n Werken (z.B. B r o s c h ü r e n , M i x e d - M e d i a - P u b l i k a t i o n e n ) erscheinen. Sie dient dazu, e i n d e u t i g e i n e n Titel e i n e m Verleger oder Hersteller z u z u o r d n e n . Die I S B N besteht aus 10 Z i f f e r n (z.B. I S B N 90-571-0898-5), aus d e n e n die geographische Z u o r d n u n g sowie der Verleger hervorgeht. ( - + I S S N , - > I S M N , ISWC)
ISI Das Institute for Scientific I n f o r m a t i o n (ISI) w e r tet über 16.000 Zeitschriften aus u n d gibt eine Reihe v o n D a t e n b a n k e n über C h e m i s c h e Reaktionen u n d Literatur-Zitate heraus, u.a. d e n Index C h e micus u n d C h e m P r e p . M i t 400.000 Einträgen gehört C h e m P r e p zu den großen Reaktionsdatenbanken, die ebenfalls Bestandteil v o n ISI's Web of Science sind. Inzwischen w u r d e ISI, das bereits in den 50er J a h r e n v o n d e m C h e m i k e r E u g e n e Garfield als erste bibliometrisch g e f ü h r t e u n d m a s c h i n e n lesbare D a t e n b a n k gegründet w u r d e , v o m kanadischen T h o m s o n - K o n z e r n akquiriert, zu d e m auch die H o s t s Dialog Datastar u n d P r o f o u n d sowie der Datenbankhersteller D e r w e n t gehören. - Ferner publiziert ISI die bekanntesten u n d u m f a n g r e i c h sten Zitierungsregister Science Citation Index, Social Science Citation Index (SSCI) u n d Arts & H u m a n i t i e s Citation Index ( A & H C I ) .
ISMN engl.: International Standard Music Number Die Internationale S t a n d a r d n u m m e r f ü r M u s i k a lien ( I S M N ) gilt analog zur -*• I S B N f ü r M u s i k drucke (jedoch nicht f ü r M u s i k - u n d Videoaufnah-
m e n ) u n d besteht aus d e m Buchstaben Μ sowie n e u n Ziffern (z.B. I S M N M-01-123456-3). (ISBN, ISSN, ISWC)
ISO engl.: International Organization for Standardization Die I S O ist die weltweite Föderation nationaler Standardisierungsorganisationen mit Mitgliedern aus m e h r als 140 Staaten. I S O w u r d e als nichtstaatliche E i n r i c h t u n g 1947 gegründet u n d befasst sich mit der -*• N o r m u n g auf (fast) allen Gebieten geistiger, wissenschaftlicher, t e c h n i s c h e r u n d w i r t schaftlicher Aktivität. - Interessant ist die H e r k u n f t des N a m e n s „ISO": Da wir bei K u r z f o r m e n n o r malerweise A k r o n y m e g e w ö h n t sind, müsste die K u r z f o r m I O S statt I S O h e i ß e n . Tatsächlich ist „ISO" v o m griechischen Wort „isos" abgeleitet (Bed e u t u n g : gleich), wie wir es aus d e m Präfix „iso-" z.B. bei „isometrisch" oder „Isonomie" kennen. Die Denklinie f ü h r t also von „gleich" zur „ N o r m " .
ISO 900X D i e N o r m e n r e i h e -»• I S O 900X ist eine Verfahr e n s n o r m , in welcher F o r d e r u n g e n an die A u f b a u u n d Ablauforganisation eines U n t e r n e h m e n s b e züglich des Qualitätsmanagementsystems e r h o b e n werden. Mit einem Qualitätsmanagementsystem soll sichergestellt, aber nicht ü b e r p r ü f t werden, dass die Qualitätsforderungen erfüllt w e r d e n . M i t H i l fe v o n 20 Q u a l i t ä t s m a n a g e m e n t e l e m e n t e n soll der Erstellungsprozess möglichst fehlervermeidend durchgeführt werden.
ISSN engl: International Standard Serial Number Die Internationale S t a n d a r d n u m m e r f ü r fortlauf e n d e Werke (ISSN) gilt analog zur ISBN für Veröffentlichungen, die in a u f e i n a n d e r f o l g e n d e n Teilen h e r a u s g e g e b e n w e r d e n (z.B. Z e i t u n g e n , Zeitschriften, Jahresberichte, Serien) u n d besteht aus acht Z i f f e r n (z.B. I S S N 0251-1479). ( I S B N , ->- I S M N , ISWC)
ISWC engl.: International Standard Musical Work Number Die Internationale Standard-Werknummer für Musikalien (ISWC) gilt analog zur -*· I S B N f ü r musikalische Werke wie Kompositionen, Arrangem e n t s (jedoch nicht f ü r M u s i k - u n d V i d e o a u f n a h m e n ) u n d besteht aus e i n e m neunziffrigen C o d e . (ISBN, ISSN, - v I S M N )
ITU engl.: International Telecommunication Union D i e I T U mit Sitz in G e n f ist ein internationales
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G r e m i u m z u r Festlegung v o n N o r m e n f ü r d e n T e l e k o m m u n i k a t i o n s - u n d Fernsprechdienst. Vorgängerorganisation war die C C I T T ( C o m i t e C o n s u l t a r y International T e l e g r a p h i q u e et T e l e p h o nique).
JPEG
IuD; Realisierung einer geschlossenen Ausbild u n g s k o n z e p t i o n f ü r d e n Gesamtbereich D o k u mentation, Bibliothekswesen u n d Archivwesen. IVS Informationsvermittlungsstelle
IuD Dokumentation IuD -Programm Das P r o g r a m m der B u n d e s r e g i e r u n g zur F ö r d e r u n g der I n f o r m a t i o n u n d D o k u m e n t a t i o n 19741977 (kurz I u D - P r o g r a m m ) war das erste nationale F ö r d e r u n g s p r o g r a m m f ü r den Bereich Information u n d D o k u m e n t a t i o n f ü r Deutschland; fed e r f ü h r e n d war das B u n d e s m i n i s t e r i u m f ü r Fors c h u n g u n d Technologie ( B M F T ) . Geplant waren dabei: Die U m o r g a n i s a t i o n u n d U m g e s t a l t u n g der „strukturlosen" l u D - L a n d s c h a f t d u r c h S c h a f f u n g leistungsfähiger Betriebseinheiten; die Fachinformationssysteme sollten zentral gegliedert w e r d e n mit jeweils e i n e m F a c h i n f o r m a t i o n s z c n t r u m (FIZ) an der Spitze, die sich z u d e m auf kompatible M e t h o d e n u n d Technologien f ü r die Erstellung der Informationsdienstleistungen einstellen sollten; die S c h a f f u n g bzw. V e r b e s s e r u n g d e r I n f r a s t r u k t u r d u r c h A u f b a u einer zentralen E i n r i c h t u n g f ü r I n frastruktur m i t d e m N a m e n »+• Gesellschaft f ü r Information u n d D o k u m e n t a t i o n ( G I D ) ; Stärkung der F o r s c h u n g u n d E n t w i c k l u n g ( F + E ) im R a h m e n eines u m f a s s e n d e n F + E - P r o g r a m m s f ü r die
Java Java/Java-Applet ist eine v o n der Firma S U N e n t wickelte -»· Programmiersprache f ü r H y p e r m e d i a D o k u m e n t e , die d e m Entwickler erlaubt, W W W Seiten mit verschiedenen, auch interaktiven Spezialeffekten auszustatten. Z u r A u s f ü h r u n g von J a v a - P r o g r a m m e n wird eine „Java Virtual M a c h i ne" benötigt. Diese ist h e u t e in d e n verbreiteten Browsern eingebaut. D a m i t lassen sich Java-Prog r a m m e auf nahezu j e d e m C o m p u t e r , unabhängig v o n dessen I Iardware oder Betriebssystem a u s f ü h ren. U r s p r ü n g l i c h war Java zur S t e u e r u n g v o n SetTop-Boxen auf Fernsehgeräten gedacht. JPEG engl.:Joint Photographie Experts Group J P E G ist ein Kompressionsverfahren f ü r Grafikdateien. J P E G beschränkt sich nicht auf das Pakken von Bilddaten nach den üblichen Algorithmen, s o n d e r n beinhaltet raffinierte Verfahren, die selektiv einzelne Bildinformationen löschen, o h n e dabei den optischen G e s a m t e i n d r u c k zu zerstören. J P E G eignet sich daher gut f ü r Bilder mit Farbübergängen, wie sie z.B. in gescannten Fotografien vorkommen.
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Kanalreduktionsmodell
Κ Kanatreduktionsmodell engl: channel-reduction model Das populärste Modell zur medialen Kommunikation (-»• Computervermittelte Kommunikation) ist das Kanalreduktionsmodell. Dieses kultur- und technikkritische Modell geht davon aus, dass bei technikbasierter Kommunikation im Unterschied zur Face-to-Face-Situation die meisten Sinneskanäle und Handlungsmöglichkeiten fehlen und dieser allgemeine Informations- und Aktions-Verlust den zwischenmenschlichen Austausch verarmt. Enträumlichung, Entzeitlichung, Entsinnlichung, Entemotionalisierung, Entwirklichung und schließlich auch Entmenschlichung sind Stichworte, die den defizitären Charakter medialer Kontakte unmissverständlich hervorheben sollen. Gemäß dem Kanalreduktions-Modell greifen wir wegen äußerer Zwänge, unreflektierter Gewohnheiten u n d diverser Kommunikationspathologien auf technische Kommunikationsmedien zurück, obwohl wir diese zugunsten persönlichen Zusammenseins lieber meiden sollten.
Kategorienkatalog engl.: data element directory Zur Unterstützung der -»· Formalerschließung von D o k u m e n t e n existieren Kategorienkataloge, die eine systemunabhängige Auswertung von Dokumenten ermöglichen. Für den deutschen Bereich wurden vom N A B D (Normenausschuss für Bibliothekswesen und Dokumentation im —*• D I N ) verschiedene dieser Kataloge publiziert (vgl. D I N 31631-1 bis -7), für den internationalen Bereich gibt es die I S O - N o r m 8459-1 bis -3. Auf der Basis dieser genormten Kataloge lassen sich dann für spezielle Zwecke systeminterne, kompatible Kataloge erstellen (siehe auch -»• EDI). Aus den Kategorienkatalogen werden dann wiederum Datenerfassungsschemata erstellt, bei denen jeder Kategorie ein Feldname, die zulässige Feldlänge, die zulässigen Einträge usw. zugeordnet werden, die dann wiederum mit Plausibilitätsprogrammen abgeprüft werden können. In der Praxis werden für die Erfassung Formulare (Auswertebögen) oder heutzutage meist Bildschirmmasken verwendet.
Kapselarchiv Kartei
Kerblochkarte Handlochkarte
Kartei engl.: card file Die Kartei oder Steilkartei wird heute vor allem für manuelle Bibliothekskataloge verwendet. Ihr Vorteil besteht darin, dass bei systematischer oder alphabetischer Aufstellung ein unbegrenztes Z u sortieren weiterer Karten möglich ist. Nachteil ist allerdings, dass die Karte als Stellvertreter des Dokuments nur unter einem Sachmerkmal bzw. O r d nungsmerkmal abgestellt werden kann; die Mehrfachabstellung ist nur durch Vervielfältigung der Karten möglich, was schnell zu einem unhandlichen U m f a n g führt. Es gibt (oder gab) allerdings auch Versuche, diesen Mangel auszugleichen, z.B. mit den so genannten „Kapselarchiven", wobei die vervielfältigten Karten in riesigen Regalen gelagert wurden und der Benutzer sich nach Bedarf die benötigten Karten zusammensuchte und in einer individuellen „Kapsel" (eine Art Mini-Ordner) einheftete. Aber auch in diesem Fall ist die Suche nach kombinierten Sachverhalten und unterschiedlichen Aspekten so gut wie unmöglich. Der Wunsch, in Steilkarteien einen Zugang auch zu verschiedenen Aspekten zu ermöglichen, führte zur Entwicklung der -»• Handlochkarte.
Kernkompetenz engl.: core competence Der Kernkompetenzansatz wurde im Rahmen des ressourcenbasierten Ansatzes des strategischen Managements entwickelt. Kernkompetenzen bestehen aus einem Bündel von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Technologien, die durch ihren Niederschlag in (Kern-)Prozessen einen spezifischen Kundennutzen generieren. Kernkompetenzen zeichnen sich weiterhin dadurch aus, dass sie transferierbar sind auf neue Produkte, neue Märkte oder neue Geschäftsfelder und damit Basis einer innovativen und nachhaltigen Unternehmensentwicklung sind. Damit eine Nachhaltigkeit gegeben ist, dürfen Kernkompetenzen für andere Unternehmen nur schwer oder gar nicht imitierbar oder substituierbar sein. Key Word Sponsoring Verfahren zur gezielten Werbung bei einem -»Suchdienst. Bei Eingabe bestimmter Suchbegriffe werden entsprechend assoziierte Werbebanner eingeblendet (z.B. beim Suchbegriff „Mietwagen" die Werbung einer Mietwagenfirma). (-»· Paid Submission, Paid Inclusion, Paid Placement)
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Klassifikation
KI
Klassen auf der Grundlage eines gemeinsamen Merkmals.
-*• Künstliche Intelligenz
Klassifikation Klasse -»· Klassifikation Klassieren engl.:
classing
Klassifikationen werden verwendet vor allem zum Klassieren, d.h. zur Zuteilung von Notationen zu Objekten. Angewendet auf die -»· Inhaltserschließung hat das Klassieren die Gesamtheit des Inhalts einer Wissensquelle im Blickfeld und ordnet aus dem Vorrat an Notationen des jeweilig verwendeten Klassifikationssystems diejenigen zu, die den Inhalt am besten und vollständigsten wiedergeben. Insofern handelt es sich beim Klassieren um eine spezielle Variante des Indexierens, um das so genannte additive Indexieren. Beim Klassieren kommen folgende wesentliche Eigenarten einer -*• Klassifikation zum Tragen, die sich insgesamt positiv auf die Leistungsfähigkeit von Retrievalsystemen auswirken: (1) Klassifikationsnotationen ermöglichen eine „mechanisierte" Gruppenbildung. Das bedeutet, dass beim -*• Retrieval mittels eines Oberbegriffs im allgemeinen auch alle Wissensquellen gefunden werden, die richtigerweise mit detaillierten Unterbegriffen klassiert worden sind. Es muss daher nicht jede einzelne -»• Notation als Suchmerkmal festgelegt werden, es genügt die Notation des gemeinsamen Oberbegriffs. (2) Klassifikationsnotationen erleichtern die Bedeutungsklärung von Fachausdrücken ( = Desambiguierung). In dieser Eigenschaft tragen sie zur Ballastvermeidung beim Retrieval bei. (3) Mit Hilfe von Klassifikationsnotationen wird vermieden, dass scheinbare Verwandtschaftsbeziehungen beim Retrieval wirksam werden können. Die Suche nach dem Metall Silber mit Hilfe des Fragments „silber" ergibt z.B. auch „Silberne Hochzeit" oder „Silbertanne". Derartige Fehler sind bei der Verwendung von Notationen nicht möglich. (4) Mit Notationen lassen sich rascher Begriffe eindeutig beschreiben, insbesondere dann, wenn es noch an von der Allgemeinheit akzeptierten Wortschöpfungen für die verbale Bezeichnung mangelt oder wenn bestimmte Begriffe nur mit längeren Paraphrasen beschrieben werden können (beispielsweise entspricht in der DK die Notation „663.432" der Paraphrase „Waschen und Weichen von Gerste zur Malzbereitung in der Brauerei. Weichwasserbehandlung"). Unterschieden werden muss das Klassieren vom -»- Klassifizieren, dem Zuordnen von Gegenständen zu
engl.:
classification
Eine Klassifikation ist eine strukturierte Darstellung von Klassen und der zwischen den Klassen bestehenden Begriffsbeziehungen, wobeijede Klasse durch eine (von natürlichen Sprachen unabhängige) -*• Notation repräsentiert wird (vgl. D I N 32705-2). Bei der Verwendung des Begriffs Klassifikation ist zu unterscheiden zwischen dem Prozess der Klassifikationserarbeitung (d.h. der Klassenbildung), dem Klassifikationssystem als Ergebnis des Klassenbildungsprozesses und den Prozessen - > Klassieren bzw. -*• Klassifizieren, d.h. dem gegenseitigen Zuordnen von Objekten und Klassen des Klassifikationssystems. Verwendet werden Klassifikationen unter anderem als - > D o k u m e n tationssprache zur inhaltlichen Groberschließung. Beispiele sind die Internationale -»• Dezimalklassifikation und die Internationale Patentklassifikation. - Eine Klassifikation ist ein Ordnungsmittel, das eine Einteilung eines Gegenstandsbereiches mit Hilfe von Klasseneinteilungen leistet, wobei die insbesondere hierarchische - -*· Relation zwischen den Klassen ausgewiesen wird. Die Elemente der Klassifikation werden als Klassen bezeichnet. H i n ter jeder Klasse verbirgt sich ein dreistufiger Abstraktionsprozess, d.h. zunächst die Abstraktion vom Objekt bzw. Sachverhalt einer Klasse zum -»· Begriff, der die Merkmale bestimmt, die diese Klasse von einer anderen unterscheidet. Dieser Begriff ist dann in einer nächsten Abstraktionsstufe durch eine äquivalente Bezeichnung auszudrücken. Klassifikationen gehören zu den an weitesten verbeiteten Dokumentationssprachen und zeichnen sich durch ihre Systematik aus. Die große Verbreitung, die viele Klassifikationen als Begriffssystematik in der Praxis der Informationsarbeit gefunden haben, beruht vor allem auf drei Eigenschaften: (1) U n i versalität, d.h. die Orientierung auf den gesamten Bereich der Wissenschaft (als Universalklassifikation) bzw. auf viele ihrer Teilgebiete (als Fachklassifikation); (2) Kontinuität, d.h. die Verwendbarkeit über einen längeren Zeitraum hinweg; (3) Aktualität, d.h. die Fähigkeit zur Berücksichtigung neuer Erkenntnisse. Die Stärke der Klassifikationen liegt ferner in ihrer Sprachunabhängigkeit, denn die einzelnen Klassen werden meist durch eine Notation ausgedrückt. Diese Notationen werden bei der -»• Inhaltserschließung und der -»• Indexierung als Index-Termini verwendet und sind
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Klassifizieren
somit Grundlage für das Spcichcrn und das - > Retrieval. Typische Klassifikationen sind - im G e gensatz zur ->• Facettenklassifikation - die analytischen Klassifikationen, bei denen die Untergliederung von oben nach unten erfolgt (z.B. Schiff Frachtschiff - Tankschiff). - Die in Deutschland gültigen Regeln zur Erarbeitung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen sind festgelegt in der Norm D I N 32705: Klassifikationssysteme. Erstellung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen. Berlin, Januar 1987. Z u den weltweit am weitesten verbreiteten Klassifikationen gehören die »*• International Statistical Classification o f Diseases and Health Related Problems und die International Classification o f Procedures in Medicine.
Klassifizieren engl.: classifying Unter Klassifizieren versteht man das Zuordnen von Gegenständen zu Klassen auf der Grundlage eines gemeinsamen Merkmals, (siehe auch Klassieren)
Klinische Dokumentation engl.: medical documentation In Klinik und Arztpraxis sind alle von einem Patienten erhobenen Befunde und Daten in der - * Krankenakte zu dokumentieren. Sie dient der Kommunikation der Arzte und aller an der Behandlung Beteiligten, aber auch der Darstellung des Krankheitsverlaufs. Sie ist notwendig für spätere Behandlungen und für die Abrechnung der erbrachten Leistungen, aber auch zur Sicherung der Qualität des ärztlichen Handelns, für die Wissenschaft und für juristische Zwecke.
Klinische Studie engl.: medical survey Bei einer bestimmten, wohl definierten Patientenschaft werden alternativ zwei zu vergleichende Maßnahmen (meist Varianten einer Therapie) angewandt, um herauszufinden, welche der beiden Maßnahmen zu einem besseren Therapieerfolg führt oder weniger Risiken birgt. An einer klinischen Studie werden viele Patienten meist über längere Zeit außerordentlich detailliert beobachtet und dokumentiert. Dies gilt insbesondere für Studien, mit denen ein pharmazeutischer Unternehmer die Zulassung eines neuen Arzneimittels erreichen will. Dabei muss für jede einzelne Beobachtung, für j e den einzelnen Befund, für jedes einzelne Datum nachvollziehbar sein, unter welchen Bedingungen an welchem Patienten zu welcher Uhrzeit es er-
mittelt worden ist. Für die Dokumentation bei klinischen Studien gibt es große internationale Regelwerke, deren Einhaltung eine extrem hohe Datenqualität garantiert. (-*• Evidenzbasierte Medizin)
Knoten engl.: unit Die kleinste verknüpfbare Einheit in einem Hypertext bezeichnet man als Knoten. U n t e r einem aggregierten Knoten versteht man Hypertext-Knoten, die geschlossene oder offene Teilnetze des Hypertexts enthalten. Mit Authority bezeichnet man einen Hypertext-Knoten, der von vielen anderen Knoten von anderen Servern aus referenziert wird. Mit Hub wird ein Hypertext-Knoten bezeichnet, der auf viele relevante Inhalte verweist.
Kohärenz engl.: coherence U n t e r Kohärenz versteht man die inhaltliche und strukturelle Stimmigkeit von Texten. Bei - > Hypertext ist dies insbesondere auf die Verknüpfungsstruktur zu beziehen. A u f der semanto-pragmatischen E b e n e wird Kohärenz durch konsistente Referenz (referenzielle Kohärenz) auf ein eingegrenztes Inventar von Objekten und durch eine widerspruchfreie Menge von Aussagen (propositionale Kohärenz) im Sinne einer durchgängigen Kommunikationsabsicht erzeugt (illokutionäre Kohärenz). Kohärenz in diesem Sinne ist allenfalls von Hypertexten geringer Größe zu erwarten, die von einem Autor oder von einem Autorenkollektiv mit einer gemeinsamen Absicht konzipiert und geschrieben wurden. Große Hypertexte, wie im Extremfall das -»• WWW, verfolgen keine übergreifende Absicht und können auch inkonsistente Aussagen enthalten. Die von einem Leser gelesene Abfolge von Hypertext-Einheiten sollte jedoch stets als kohärent interpretierbar sein. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang eine Auszeichnung der Semantik von Verknüpfungen, um so die inhaltliche Beziehung der verbundenen -*• Knoten zu verdeutlichen. Auch dies ist eine Funktionalität, die bis heute kaum in WWW-Umgebungen realisiert ist.
Kohäsive Geschlossenheit engl.: cohesive closedness Kohäsive Geschlossenheit ist eine Bezeichnung aus der Theorie des Hypertext. Informationelle Einheiten in Hypertexten sollen aus sich heraus verständlich sein, sollten also z.B. keine anaphorischen Elemente wie Deixis, Pronomina, die nicht aufgelöst sind, etc. enthalten, und auch keine textuellen
Kommunikationsökologie
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Rückbezüge wie: „wie ich früher gezeigt habe". Sofern doch auf Externes referenziert wird, sollte dieses direkt über Links verknüpft sein.
Kollaboratives Filtern engl.: collaborative filtering Spezielle (positive) Filtertechnik, bei der Erfahrungen früherer Nutzer, z.B. bei ihrer Navigation im Internet oder bei ihrem Einkauf auf elektronischen Marktplätzen (-•• Elektronischer Marktplatz), für neue Such- oder Einkaufsprobleme ausgenutzt werden, so dass das angeboten wird, was sich entsprechend den Erfahrungen anderer bewährt hat.
Kommando-Benutzerschnittstelle engl: character based interface; Command-line User Interface (CUI) Die Usereingaben erfolgen bei dieser -»• Benutzerschnittstelle als Kommandos, Dialog-Antworten oder Formular-Eintragungen unter Nutzung der Tastatur.
Kommunikation engl.: communication Kommunikation ist die Übertragung von Bedeutungen zwischen Zeichen aussendenden, empfangenden und interpretierenden Systemen. Im engeren Sinne versteht man darunter die Verständigung zwischen Personen. Kommunikation ist damit ein grundlegender Prozess, ohne dessen reibungsloser Ablauf1-*• Koordination und -*· Kooperation unmöglich sind. Kommunikation kann in synchroner (zur gleichen Zeit) oder in asynchroner Weise (zu verschiedener Zeit) erfolgen.
Kommunikation zwischen offenen Systemen OSI-Schichtenmodell
Kommunikationsanalyse engl.: communication analysis Bei der Kommunikationsanalyse als Teil der B e nutzerforschung ist die Methode des Expertengesprächs am sinnvollsten, da sowohl die Analyse der objektiven Zusammenhänge komplex ist, als auch vorhandene Interessenkonflikte (ζ. B. Informationszurückhaltung aus Machtaspekten, Angst vor der Aufdeckung von Unzulänglichkeiten) beachtet werden müssen. Ein standardisiertes Interview, gleichgültig ob schriftlich oder mündlich durchgeführt, würde einerseits ein Antizipieren vieler noch offener Fragen erfordern und andererseits die vorhandenen Vorbehalte nur schwer aufbrechen können. Im Expertengespräch kann flexibler auf diejeweiligen Befindlichkeiten der Akteure und die
inhaltlichen Schwerpunkte cingegangcn werden. Natürlich ist eine vorgängige Systematisierung der relevanten Problembereiche erforderlich, aber eben nur als grober Leitfaden für die Gespräche mit den einzelnen Experten der verschiedenen Organisationseinheiten. A u f die Auswahl der Experten sollte große Sorgfalt verwendet werden, um einen problemadäquaten Querschnitt der Mitarbeiter (z.B. Vorgesetzte, Sachbearbeiter) einzubeziehen.
Kommunikationsdesign engl.: communication design N e b e n informatischen und softwareergonomischen Aspekten etablieren sich im Kontext c o m putergestützter Medien aller Art zunehmend auch gestalterische Ansätze und Lösungsvorschläge. Aufgabe der visuellen Kommunikation oder des Kommunikationsdesign ist zunächst die Formulierung visueller und zunehmend auch audiovisueller Botschaften und Formate in vermittelnden Handlungszusammenhängen aller Art und damit die ästhetische Gestaltung medialer Oberflächen. J e nach Anwendungszusammenhang soll damit ein Kommunikationsziel bestmöglich unterstützt und erreicht werden. Die eigentliche Stärke des Design ist zugleich seine besondere Schwäche. Indem es im sinnlich-emotionalen Bereich siedelt, entzieht es sich rein technisch-rationaler Betrachtung. U n d doch ist es auch eine technisch-handwerklich-intellektuelle Disziplin. Design bewegt sich generell im Spannungsfeld zwischen sinnlicher Wahrnehmung, emotionaler Bewertung und rationaler B e gründung und muss insofern ganzheitlich und personenvermittelt agieren. (-»• Bildschirm-Design)
Kommunikationsökologie engl.: communication ecology Vorläufer der -*• Wissensökologie ist die K o m m u nikationsökologie, die sich als Analyse der wechselseitigen Durchdringung von technisierter K o m munikation und menschlicher Natur, Kultur und Gesellschaft versteht. Heute versteht man unter Kommunikationsökologie in erster Linie eine Disziplin im Schnittfeld von Kommunikationswissenschaft und Humanökologie. Entsprechend werden die Auswirkungen technisierter Kommunikation auf Mensch, Natur und Gesellschaft untersucht und unter dem Leitbild der ökologischen K o m m u nikation Vorschläge zur Entwicklung nachhaltigen und humanen Austauschs von Information entwikkelt. Theoretisch stützt sich die Kommunikationsökologie u.a. auf Gedanken von Neil Postman ab, der mediale Entwicklung in Analogie zur Okolo-
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Kommunikationssteuerungsschicht
gic der Umwelt betrachtet, und leitet sich allgemein theoretisch u.a. aus der Medientheorie von M. McLuhan ab. Deren Grundgedanke besteht darin, dass Medien nicht nur neutral auf gesellschaftliche Strukturen reagieren, sondern diese mitprägen. Kommunikationssteuerungsschicht engl.: session layer
Die Kommunikationssteuerungsschicht (oder auch Sitzungsschicht genannt) ist Schicht 5 im ->· OSISchichtenmodell und stellt Dienste für einen organisierten und synchronisierten Datenaustausch zur Verfügung. Z u diesem Zweck werden in der Sitzungsschicht so genannte Token eingeführt. Hier befinden sich die Protokolle der verwendeten Dienste wie z.B. H T T P beim WWW-, S M T P beim EMail-, F T P beim -*• File Transfer. Sie dienen der Sitzungs- bzw. Dialog- und Kommunikationssteuerung (Synchronisation). Auf dieser Ebene werden Verbindungen zwischen Clients und Servern aufgebaut sowie die Daten über Anfrage/AntwortNachrichten (Request/Response) übertragen. Konsens engl.: consensus
agreement
Konsens spielt bei der N o r m u n g eine Rolle. Die interessierten Kreise bringen die Themenvorschläge für Normungsvorhaben ein und erarbeiten in den Arbeitsausschüssen entsprechende N o r m e n mit der Maßgabe, einen Konsens zu erreichen, der der Öffentlichkeit zur Stellungnahme vorgelegt wird. Konsens bedeutet nach D I N E N 45020 allgemeine Zustimmung durch ein Verfahren zu erreichen, in dem versucht wird, die Gesichtspunkte aller betroffenen Parteien zu berücksichtigen und Gegenargumente auszuräumen. Auch wenn sich Einstimmigkeit nicht immer erzielen lässt, werden alle Versuche unternommen, Widersprüche auszuräumen und zu einem ausgewogenen Interessenausgleich zu kommen. Dieses Prinzip wird sowohl innerhalb des Gremiums angewendet, das einen N o r m - E n t w u r f erarbeitet, als auch beim darauf folgenden öffentlichen Einspruchsverfahren. Kontext-Operatoren engl.: proximity
operators
Kontext-Operatoren (auch Nachbarschafts-, Abstands- oder Stellungs-Operatoren genannt) werden neben den Booleschen Operatoren (-*· Boolesche Algebra) bei Retrievalsprachen in Datenbanken verwendet. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, eine Kontextabhängigkeit von den einen Suchbegriff umgebenden Wörtern zu erzielen; z.B. können
Wörter gesucht werden, die nebeneinander, im gleichen Satz, im gleichen Abschnitt usw. stehen. Besonders bei der Recherche in einer Volltextdatenbank ist der Abstands-Operator ein wichtiger Verknüpfungsoperator, weil durch ihn relevantere Suchergebnisse erzielt werden können als durch das einfache A N D . Konversationslexikon Lexikon Konzelationssystem -»• Kryptografie Kooperation engl.:
cooperation
Kooperation bezeichnet jene Kommunikation, die zur Koordination und zur Vereinbarung gemeinsamer Ziele notwendig ist. Koordination engl.:
coordination
Koordination bezeichnet jene Kommunikation, welche zur Abstimmung aufgabenbezogener Tätigkeiten, die im Rahmen von - > Gruppenarbeit ausgeführt werden, notwendig ist. Kopplungsindikator Bei der so genannten strukturierten Indexierung werden Kopplungsindikatoren eingesetzt, u m eine Verbindung von zwei oder mehreren Index-Termini herzustellen. (-+• Rollenindikator) Kozitationsanalyse engl.: co-citation
analysis
Bei der Kozitation besteht zwischen zwei Dokumenten dann ein Zusammenhang, wenn beide von einem anderen D o k u m e n t (gemeinsam) zitiert werden. Da bei Kozitationsanalysen der Zusammenhang zwischen zitierten Dokumenten ermittelt wird, ändern sich auch die Kozitationshäufigkeiten im Zeitablauf. Kozitationsmuster spiegeln daher die Ä n d e r u n g e n der jeweiligen Wissenschaftsdisziplin wider, sie können z.B. ein Indikator für eine -*• Forschungsfront sein. (-*• Zitatenanalyse) Krankenakte engl.: patient
file
Alle von einem Patienten in einer Arztpraxis oder in einem Krankenhaus gewonnenen Daten, Befunde und Beobachtungen werden in seiner Krankenakte zusammengefasst. Während einer typischen, etwa zehntägigen stationären Behandlung entsteht eine etwa 5 bis 10 m m dicke Krankenakte. O f t übertreffen die Bestände der Krankenaktenarchive ei-
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ncs Universitätsklinikums die medizinischen Bestände der Universitätsbibliothek bei w e i t e m . D i e Krankenakten sind meist nach Patientenidentifikation abgelegt. Eine w e i t e r g e h e n d e inhaltliche E r schließung, die einen Z u g r i f f nach Diagnosen, eingesetzten diagnostischen Verfahren, einzelnen Bef u n d e n oder Komplikationen ermöglicht, erfordert einen h o h e n dokumentarischen A u f w a n d u n d wird w o h l erst in g r o ß e m Stil möglich sein, w e n n die gesamte Krankenakte elektronisch geführt wird. (-»• Klinische D o k u m e n t a t i o n )
Künstliche Intelligenz
sprünglichen Text nicht m e h r e r k e n n e n . D e r Vers c h l ü s s e l u n g s v o r g a n g w i r d als C h i f f r i e r e n , der Entschlüsselungsvorgang als Dechiffrieren bezeichnet. M i t H i l f e so genannter Konzelationssysteme (lat. celare: verbergen, verheimlichen) lassen sich N a c h r i c h t e n o d e r D a t e n vor u n b e k a n n t e n Mitlesern absichern. Die Auswahl geeigneter kryptografischer Verfahren hängt dabei v o n der N o t w e n d i g keit ab, die D a t e n vor d e m Zugriff Dritter zu schützen. D e r Illusion, dass das v e r w e n d e t e Verschlüsselungsverfahren nicht knackbar ist, sollte m a n sich allerdings n i c h t h i n g e b e n . D i e Sicherheit eines kryptografischen Verfahrens b e r u h t nicht auf der G e h e i m h a l t u n g des v e r w e n d e t e n - * Algorithmus, sondern alleine auf der G e h e i m h a l t u n g des Schlüssels, der z u m Dechiffrieren benötigt wird. Aus ihr folgt, dass o h n e Kenntnis des Schlüssels kein Rückschluss v o m G e h e i m t e x t auf den Klartext möglich ist, selbst bei Bekanntsein des v e r w e n d e t e n Verschlüsselungsalgorithmus.
Krankenhausinformationssystem engl.: medical information system Ein Krankenhaus kann auch als eine „Datenerzeug u n g s - u n d N u t z u n g s f a b r i k " betrachtet w e r d e n . Fast alle in e i n e m Krankenhaus Tätigen sind sow o h l Datenlieferanten als auch Datennutzer. Die Idee eines K r a n k e n h a u s i n f o r m a t i o n s s y s t e m s ist, j e d e e i n e n Patienten b e t r e f f e n d e Angabe, j e d e n B e f u n d oder j e d e s D a t u m möglichst am O r t u n d z u m Z e i t p u n k t der E n t s t e h u n g zu erfassen u n d d a n n i m m e r wieder zu nutzen. Dabei sollte j e d e r Berechtigte j e d e g e w ü n s c h t e I n f o r m a t i o n o h n e Ballast ü b e r s i c h t l i c h p r ä s e n t i e r t b e k o m m e n . Schwierigkeiten bei der E n t w i c k l u n g eines guten K r a n k e n h a u s i n f o r m a t i o n s s y s t e m s ist die Vielfalt der A n f o r d e r u n g e n einerseits u n d eine einheitliche u n d gut verständliche B e n u t z e r f ü h r u n g a n d e rerseits. (-*• Medizinische D o k u m e n t a t i o n ; -»• Klinische D o k u m e n t a t i o n )
Kryptologie engl.: cryptology Kryptologie ist der O b e r b e g r i f f zu · * Kryptografie, die sich mit der -*• Verschlüsselung v o n D a t e n beschäftigt, u n d der Kryptoanalyse, die sich mit der Entschlüsselung beschäftigt u n d Angriffe auf Verschlüsselungsverfahren behandelt. U n t e r d e m Kryptosystem schließlich versteht m a n die G e s a m t heit eines -*• A l g o r i t h m u s u n d aller zu i h m g e h ö r e n d e n Schlüssel, Klartexte u n d Geheimtexte.
Kryptografie engl.: cryptography Kryptografie ist die Lehre v o n der -*• Verschlüssel u n g v o n D a t e n u n d den Techniken, die zur Realisierung derselben v e r w e n d e t w e r d e n (griechisch: krypto: verbergen, graphe: Schriftstück). Sie hat längst die G r a u z o n e der Spionage u n d des Militärbereichs überschritten u n d ist als Schlüsseltechnik f ü r die Absicherung weltweiter C o m p u t e r n e t z e von zentraler B e d e u t u n g . D i e Art u n d vor allem die M e n g e der Daten, die schützenswert sind, haben sich mit der Verbreitung elektronischer Datenverarbeitung deutlich gewandelt. Es w e r d e n nicht n u r im Berufs-, sondern auch z u n e h m e n d im Privatleben I n f o r m a t i o n e n vor u n b e r e c h t i g t e m Z u g r i f f u n d vor Manipulation geschützt. Verschlüsselungsverfahren k o m m e n im R a h m e n der D a t e n ü b e r t r a gung, besonders in o f f e n e n N e t z e n wie d e m -*• I n ternet, eine besondere B e d e u t u n g zu. Ein Klartext wird in eine verschlüsselte F o r m , den Geheimtext, ü b e r f ü h r t , somit kann eine f r e m d e Person d e n u r -
Künstliche Intelligenz engl.: Artificial Intelligence (AI) Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Teilgebiet der I n f o r m a t i k , das sich m i t d e r E n t w i c k l u n g v o n C o m p u t e r s y s t e m e n befasst, die Leistungen vollbringen, die m a n allgemeinhin als intelligent b e zeichnen w ü r d e . Dies wird d u r c h die Organisatio n u n d Manipulation v o n Wissen ü b e r das A n w e n d u n g s g e b i e t u n d d u r c h die V e r w e n d u n g v o n Heuristiken erreicht. Typische Gebiete der KI sind - > Wissensbasiertes System, Expertensystem, sprachverstehendes System, B i l d e r k e n n u n g u n d Robotik. D i e Technologie der —*• Semantic Web Services (siehe auch Semantisches N e t z ) basiert z u m großen Teil auf Ansätzen der KI. D i e in d e n 60er u n d 70er J a h r e n d o m i n i e r e n d e F o r s c h u n g zur Künstlichen Intelligenz (KI) versucht Kognition auf das algorithmische Abarbeiten v o n Symbollisten z u r ü c k z u f ü h r e n . KI-Systeme verarbeiten I n f o r m a tion sequenziell und lokalisiert (feste Speicheradressen) u n d ihr D a t e n f o r m a t ist symbolisch.
Kurzreferat
Kurzreferat engl.: abstract; abstracting Ein Abstract ist die Z u s a m m e n f a s s u n g eines Textes, im speziellen die nicht w e r t e n d e Angabe des wesentlichen Inhalts eines D o k u m e n t s , die das Ziel hat, d e m Benutzer die Beurteilung der Relevanz des D o k u m e n t s zu ermöglichen. In der D o k u m e n tationspraxis wird im Wesentlichen zwischen indikativen u n d informativen Abstracts unterschieden. Erstere haben im Wesentlichen eine R e f e r e n z f u n k tion, sollen also zu relevanten Texten h i n f ü h r e n ; letztere k ö n n e n auch eine substitutive F u n k t i o n haben, i n d e m sie über die wesentlichen Inhalte im Detail tatsächlich i n f o r m i e r e n . Automatische Verfahren des Erstellens von Kurzreferaten b e n u t z e n im Wesentlichen statistische Textinformation, fortgeschrittenere Verfahren greifen auf linguistische u n d wissensbasierte M e t h o d e n (-»· Wissensbasiertes System) zurück. (-»• Annotation, Referatedienst) Kurzzeitgedächtnis Gedächtnis
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KWAC-Register engl.: Keyword-And-Context Index Ein KWAC-Register ist ein alphabetisches Stichwortregister, wobei n e b e n den Einträgen der K o n text angegeben wird. (-*• Register, -*• Stichwort) KWIC-Register engl: Keyword-In-Context Index Ein KWIC-Register ist ein alphabetisches Stichwortregister, bei d e m die Einträge in einer zentralen Spalte angeordnet sind u n d der jeweils vorausg e h e n d e u n d nachfolgende Kontext innerhalb einer vorgegebenen Länge vor bzw. hinter d e m E i n trag in der natürlichen Wortfolge steht. (-»• Register, Stichwort) KWOC-Register engl.: Keyword-Out-Of-Context Index Ein K W O C - R e g i s t e r ist ein alphabetisches Stichwortregister, bei d e m anschließend an die Einträge der Kontext in der natürlichen Wortfolge steht. (-»• Register, Stichwort)
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Lemmatisierung
L La Fontaine Henri La Fontaine (1854-1943) war zusammen mit Paul - > Otlet Pionier der Idee der Dokumentation und wesentlicher ideeller und materieller Förderer der Dokumentation. Ab 1895 war er für fast 30 Jahre Mitglied des Senats des Belgischen Parlaments. 1913 wurde ihm der Friedensnobelpreis als Initiator der damaligen europäischen „Friedensbewegung" verliehen. LAN Lokales Netz Langzeitarchivierung engl.: long-term preservation Mit Langzeitarchivierung meint man mehr als die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben über Zeitspannen, während der Daten verfügbar gehalten werden müssen. „Langzeit" ist die Umschreibung eines nicht näher fixierten Zeitraumes, währenddessen wesentliche nicht vorhersehbare technologische und soziokulturelle Veränderungen eintreten, die sowohl die Gestalt als auch die Nutzungssituation digitaler Ressourcen in rasanten Entwicklungszyklen vollständig umwälzen werden. Dabei spielen nach bisheriger Erfahrung das Nutzerintcrcsse der Auf- und Abwärtskompatibilität alter und neuer Systemumgebungen eine Rolle nur dann, wenn dies dem Anbieter für die Positionierung am Markt erforderlich scheint. „Langzeit" bedeutet für die Bestandserhaltung digitaler Ressourcen nicht die Abgabe einer Garantieerklärung über f ü n f oder fünfzigjahre, sondern die verantwortliche Entwicklung von Strategien, die den beständigen, vom Informationsmarkt verursachten Wandel bewältigen können, z.B. durch Emulation oder - > Migration der Daten, (siehe auch -»• Open Archival Information System und -*• Digitale Bibliothek) Langzeitgedächtnis -*• Gedächtnis Learning Facilitator Bezeichnung für Lehrer, Tutor, Coach oder andere Unterstützungskraft, die für die erfolgreiche Bewältigung von Lernprozessen individueller ->· Lerner oder in einem ·*• Lernteam verantwortlich ist und im Rahmen von Lernprozessen Organisationsbzw. Koordinations- und -»Unterstützungsleistungen erbringt, (siehe auch -»• Computerunterstütztes kooperatives Lernen)
Learning Resource Centre Im Gegensatz zur traditionellen Rolle der - > Bibliothek als rein materieller Speicher des kulturellen und wissenschaftlichen Gedächtnis ergibt sich zunehmend ein aktiveres Selbstverständnis, bei dem Bibliotheken als -*• Ort des Wissens und für Lernen neue Aufgaben übernehmen, z.B. als -*• Teaching Library im Zusammenhang mit der eigenen aktiven Beteiligung an Schulungs- und Bild u n g s a u f g a b e n oder d u r c h K o o p e r a t i o n mit anderen informationsverarbeitenden Einrichtungen (Rechenzentrum, Medienzentren) durch den Betrieb von Dokumentenservern und die technische Betreuung von E-Learning. Lehrinstitut für D o k u m e n t a t i o n -»•LID Leistungsplan Fachinformation Unter dem N a m e n „Leistungsplan Fachinformation" wurden Folgeprogramme für die Jahre 19801984 für das - > IuD-Programm von 1974-1979 bezeichnet. Leitwerk engl: control unit Funktionseinheit eines Prozessors, welche Befehlsfolgen aus dem Speicher in den Prozessor transferiert, diese entschlüsselt und zur Befehlsausführung an andere Funktionseinheiten weiterleitet. (•+· Eingabe- und Ausgabewerk, Von-NeumannArchitektur) Lemmatisierung engl.: lemmatisation Eine umfassende Aufgabe bei der Erstellung lexikographischer Nachschlagewerke (-»• Enzyklopädie, ->• Lexikon) stellt die Lemmatisierung dar. Sie ist der Vorgang der Auswahl von Elementen für Lemmalisten (Abfolge der Artikel und damit der Lemmata im lexikographischen Nachschlagewerk). Bei der Lemmatisierung werden die verschiedenen Wortformen zu einem Lexem zusammengefasst und das Lexem als Lemma in die Lemmaliste aufgenommen (gebe, gib, gab, gegeben = Lexem geben = Lemma geben). Die Auswahl der Lemmata für ein lexikographisches Nachschlagewerk kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden, wobei diese Formen in der Praxis oft gemeinsam angewandt werden: (1) Bestehende Wortlisten aus lexikographischen Nachschlagewerken; (2) Das persönliche (Fach-)Wissen des/der Lexikographin-
Lernen
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nen und/oder hinzugezogener E x p e r t i n n e n ; (3)
Lerner
Fachliteratur/-zeitschriften (einschließlich ihrer
engl.: learner
Inhaltsangaben und Register); (4) Internetrecher-
Person, die aktiv eine Verbesserung ihres Wissens-
chen; (5) Korpusbasierte Lemmatisierung. In der
und Kompetenzniveaus anstrebt und mit diesem
korpusbasierten Lemmatisierung werden die Le-
Ziel planmäßige Lernprozesse durchführt.
x e m e für die Lemmatisierung aus einen Textkorpus ( = Textmenge) gefiltert. D i e s e r Textkorpus
Lernteam
wird in A n l e h n u n g an das zu bearbeitende Fachge-
engl.: learning team
biet aus repräsentativen Texten zusammengestellt,
Ein Lerntcam ist eine überschaubare Gruppe von
und die Definition dieses Textkorpus hat entschei-
Lernenden, die ein ähnliches Lernziel anstreben
denden Einfluss a u f die Ausprägung der L e m m a l i -
und im R a h m e n ihres Lernprozesses kontinuier-
ste. Aus diesem Textkorpus wird dann mit elektro-
lich oder auch zeitweise im Hinblick a u f die Errei-
nischen Werkzeugen und Abgleich gegen eine Li-
chung ihres Lernziels zusammenwirken. Lernteams
ste unerwünschter W ö r t e r (z.B. P r o n o m e n etc.)
bzw. die Qualität der in ihnen ablaufenden Inter-
eine Wortliste mit Frequenzangaben (Häufigkeit
aktionsprozesse können für die erfolgreiche Bewäl-
des Wortes im Textkorpus) erstellt. D e r Lexiko-
tigung des Lernprozesses von erheblicher B e d e u -
graph wählt dann aus dieser Wortliste die zu l e m -
tung sein. Häufig werden Lernteams und die ih-
matisierenden Lexeme aus. U b e r die Wortliste aus
nen zugehörigen
dem Textkorpus ist bei der Erstellung der Artikel
nen -»• Learning Facilitator unterstützt, (siehe auch
ein R ü c k g r i f f a u f die Originaltexte möglich. S o
->• Computerunterstütztes kooperatives Lernen)
Lerner systematisch durch ei-
können z.B. Kollokationen, Beispielangaben oder auch diatechnische Markierungen am Originaltext
Lesen
belegt werden.
engl:
reading
J e d e Aufnahme von Informationen in unterschiedlichen M e d i e n ist mit Lesen verbunden. Lesekom-
Lernen engl: human learning;
petenz als Alphabetisierung ist dabei die grundle-
learning
Lernen kann aufgefasst werden als der Prozess des Aufnehmens (—• Lesen) von a u f M e d i e n gespeicherten bzw. übertragenen Informationen im S i n ne der Anpassung an A n f o r d e r u n g e n durch die U m w e l t . Hierzu ist ein
O r t der K o m m u n i k a t i -
on nötig, an dem aus einem Bestand ( - > Speicher, Magazin,
Gedächtnis) - * Wissen gelesen (-»•
Retrieval) und in einen neuen Speicher übertragen wird. J e d e Organisation muss genau wie die Individuen in sich ständig wandelnden U m w e l t e n stets neu lernen. Das Lernen in/von Organisationen erfordert von diesen neben einer gemeinsamen Zielrichtung (Vision) Teamgeist, Vorurteilsfreiheit und Selbstmotivierung vor allem vernetztes und ganzheitliches D e n k e n . Dies gilt für große wie für kleine Organisationen in privater oder öffentlicher Trägerschaft und für ganze Gesellschaften. D e r geeignete O r t dafür ist die
Bibliothek als dem kultu-
rellen und wissenschaftlichen Gedächtnis der O r ganisation. - Menschliches Lernen kann im H i n blick a u f den T h e m e n b e r e i c h
Ε - L e a r n i n g ver-
standen werden als ein durch einen Lernenden aktiv betriebenen Prozess der Rekonstruktion und E r weiterung der individuellen -*• Wissensbasis sowie die darauf aufbauende Erweiterung/Verbesserung seiner Handlungskompetenz.
gende Kulturtechnik unserer Gesellschaft und die Voraussetzung für höherwertige Kommunikationsprozesse wie M a t h e m a t i k oder „ N e u e " M e d i e n (Computer, Internet etc.). Lesen ist die wichtigste Medienkompetenz und Grundlage für jedes nen. D i e nicht nur als
Ler-
Öffentliche Bibliothek versteht sich O r t zur Förderung des Lesens,
sondern auch der allgemeinen M e d i e n k o m p e t e n z und betont die Medienvielfalt in ihrem Bestand. Kulturwissenschaftliche Leseforschung ist j e d o c h bisher nicht in ausreichendem M a ß e von der B i bliothekswissenschaft rezipiert worden.
Lexikon engl.: lexicon I m Ü b e r g a n g v o m 18. zum 19. Jahrhundert e n t stand im deutschen Sprachraum aus den Zeitungslexika das Konversationslexikon, dessen erklärter Z w e c k es war, gerade so viel Wissen zu vermitteln, wie zu einer gebildeten Unterhaltung notwendig war. D i e Z u s a m m e n s t e l l u n g der Inhalte erfolgte nach dem aktuellen Interesse und spiegelte den Zeitgeist wider. Adressat war die neu entstehende Gesellschaftsschicht des gebildeten Bürgertums, speziell auch die Frauen. D i e Leipziger Verlegerfamilie Brockhaus baute das „Konversationslexikon" im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer ganzen
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Lokale Suche
Familie von allgemeinen Nachschlagewerken aus. Der Verlag war in der Produktdiversifikation und im damit eng verbundenen Aufbau einer eigenständigen Lexikonredaktion, die durch zahlreiche Experten in ncrhalb und außerhalb der Universitäten ergänzt wurde, so erfolgreich, dass der N a m e Brockhaus bis in die Gegenwart synonym für lexikographische Nachschlagewerke schlechthin verwandt wird. ( - * Enzyklopädie, Mikrostruktur, -*• Makrostruktur, -*• Verteilungsstruktur, -*• Rahmenstruktur, -*• Zugriffsstruktur, -*· Verweisstruktur)
LID Das Lehrinstitut für Dokumentation (LID), Frankfurt am Main bei der D G D , wurde 1957 gegründet als Institut, welches Qualifikationsmaßnahmen und formelle -»• Ausbildung für den Bereich der I u D durchführte. Es wurde 1992 geschlossen, nachdem zuvor die durchgeführten formellen Qualifikationsgänge in staatliche Bildungsinstitutionen überführt werden konnten.
Linguistische Datenverarbeitung - + Computerlinguistik
Link Verknüpfung
Link Popularity Unter Link Popularity versteht man eine Berechnungsmethode für -»· Ranking (z.B. im -»• Page Rank - T M ) . Dem Kern dieser Methode liegt die Theorie zugrunde, dass j e öfter ein Dokument im W W W von anderen Web-Seiten referenziert wird, desto mehr kann davon ausgegangen werden, dass das referenzierte Dokument inhaltlich hochwertig ist. Dabei wird auch die „Qualität" der referenzierenden Seiten selbst betrachtet: Sind diese schon als „hochwertig" erachtet worden oder wird von einem bekannten Web-Katalog bzw. einschlägigen Websites referenziert, so erhöht dies ebenfalls die Wertigkeit des referenzierten Dokuments.
Linux Betriebssystem
Literarisches Büro Literarisches Büro ist eine frühe Bezeichnung für eine Stelle, in der bibliographische Arbeiten oder Dokumentation im klassischen Sinne betrieben wurde.
Lochkarte -*• Handlochkarte;
Maschinenlochkarte
Lochstreifen engl.: punched strip Dieses Speichermedium von nur noch historischem Interesse war nicht so flexibel wie die ·+• Maschinenlochkarte, da die darauf gcspcichertcn Daten nicht sortierfähig waren. Verwendet wurde ein Papierstreifen mit einer Länge von 3 5 0 m und einer Breite zwischen 17,5 und 25,4 m m . Beim Schreiben mit einer Schreibmaschine, der technische Einrichtungen zum Lochen angeschlossen waren, konnten Texte beliebiger Länge auf die Lochstreifen übertragen werden. Mit Lochstreifenlesern wurden dann die Codierungen abgetastet und rückübersetzt. Hauptsächlich wurden Lochstreifen als Eingabemedium in EDV-Anlagen eingesetzt, da diese mit der für damalige Verhältnisse hohen Geschwindigkeit von 2 0 0 Zeichen pro Sekunde optisch gelesen werden konnten.
Log-File-Analyse engl.: log file analysis Die Log-File-Analyse umfasst die statistische und inhaltliche Auswertung von Protokolldaten der Recherchen der Benutzer eines Informationsangebotes. Neben ganz einfachen Listen (z.B. alphabetische Liste der bei der Suche eingegeben Zeichenketten, einschließlich aller Schreibfehler) können auch ausgefeiltere statistische Verfahren angewendet werden. Es können auch komplexe Modelle der Darstellung von „Sessions" verwendet werden, um den Interaktionsprozess einzelner Nutzer mit dem Informationssystem im Detail zu untersuchen. Die Log-File-Analyse ist eine Variante der -»· Inhaltsanalyse und der -*• Informationsanalyse.
Logische Operatoren -*• Boolesche Algebra
Lokale Suche engl.: local search Suche innerhalb eines lokal eingegrenzten Informationsraumes im - > Internet. Dabei handelt es sich meist um eine Stichwortsuche innerhalb des Dokumentverzeichnisses eines Web-Servers bzw. -Auftritts. Die lokale Suche ist jedoch nicht nur aufWeb-Dokumente beschränkt, sie kann auch auf eine über einen Web-Server angeschlossene » • Datenbank oder externe Anwendungen erfolgen und ist so für diverse Informationsräume einsetzbar. Beispielsweise nutzen viele Datenbankanbieter und Produzenten des klassischen Informationsmarktes diese Technik, um ihre Bestände über Web-Schnittstellen anzubieten, (siehe auch Suchdienst)
Lokales Netz
Lokales N e t z engl.: Local Area Netivork (LAN) Ein lokales Netz ist ein Rechnernetzwerk mit homogener Technologie, das für bitserielle Ubertragung verwendet wird und die Verbindung unabhängiger Geräte erlaubt. Es unterliegt vollstän-
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dig der Zuständigkeit eines Anwenders und ist auf dessen Grundstück beschränkt. Ein lokales Netz kann ein Subnetz sein, das mit anderen (öffentlichen oder privaten) Subnetzen über Gateways ein globales Netz bildet.
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Maschinelle Ü b e r s e t z u n g
Μ M-Commerce engl: mobile commerce M - C o m m e r c e (mobiler elektronischer Handel) bezeichnet den Bereich des -*• E - C o m m e r c e , der mit U n t e r s t ü t z u n g v o n mobilen Endgeräten u n d somit ortsunabhängig d u r c h g e f ü h r t wird. MAB engl: machine-readable interchange format for libraries F ü r den Austausch bibliographischer Datensätze zwischen verschiedenen I u D - E i n r i c h t u n g e n gibt es standardisierte Austauschformate. In D e u t s c h land u n d Österreich wird d a f ü r meist das „Maschinelle A u s t a u s c h f o r m a t f ü r Bibliotheken ( M A B ) " verwendet. D i e erste Version v o n M A B (MAB1) w u r d e 1972 entwickelt; seit 1995 liegt M A B 2 vor. Anders als -»· M A R C k e n n t das M A B - F o r m a t keine Aufgliederung v o n Kategorien in Teilfelder. Typisch f ü r M A B ist a u ß e r d e m die hierarchische Verk n ü p f u n g v o n D a t e n s ä t z e n (ζ. B. H a u p t - u n d U n t e r s ä t z e bei m e h r b ä n d i g e n Werken). Magisterstudium S t u d i u m Informationswissenschaft Mailbox-System -*• E-Mail M a i l i n g lists Elektronische Abonnement-/Verteildienste, die in der Regel auf b e s t i m m t e Interessenprofile ausgerichtet sind u n d das Verteilen von Nachrichten, z.B. über —• E-Mail, an die eingeschriebenen Mitglieder des Dienstes erlauben. Makrostruktur engl: macrostructure Die M a k r o s t r u k t u r beschreibt die allgemeinen Eigenschaften der A n o r d n u n g v o n L e m m a t a in ein e m lexikographischen Nachschlagewerk (-*• E n zyklopädie, -»• Lexikon). Die L e m m a t a w e r d e n in (mindestens) einer Liste dargestellt, d e r e n O r d n u n g s f o r m variieren kann. U n t e r s c h i e d e n w e r d e n : (1) Alphabetische Makrostruktur: Lemmata in Reihenfolge des Zugangsalphabets (Alphabet des lexikographischen Nachschlagewerks; gemäß „ n o r m a l e m " Alphabet u n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g v o n z.B. U m l a u t e n oder Sonderzeichen). (2) Systematische M a k r o s t r u k t u r : Die L e m m a t a erscheinen in fachlich/inhaltlich motivierter Abfolge. In gedruckten lexikographischen N a c h s c h l a g e w e r k e n ist in der Regel hierbei lediglich eine Ü b e r - / U n t e r o r d n u n g u n d evtl. eine G l e i c h o r d n u n g z.B. d u r c h eine Z i f fernnotation realisierbar. (-»• M i k r o s t r u k t u r )
MARC engl: Machine-Readable Cataloguing F ü r den Austausch bibliographischer Datensätze zwischen verschiedenen I u D - E i n r i c h t u n g e n gibt es standardisierte Austauschformate. Bei Einsatz des Regelwerks -»· A A C R wird dafür meist das M A R C Format verwendet. M A R C (Maschinenlesbare Katalogisierung) existiert seit 1969 in zahlreichen Varianten. Die h e u t e wichtigste wird als M A R C 2 1 ( f r ü h e r U S M A R C ) bezeichnet. Charakteristisch f ü r M A R C ist die Aufgliederung v o n Kategorien in Teilfelder. A n d e r s als MAB kennt M A R C keine hierarchische V e r k n ü p f u n g v o n Datensätzen. Marketingkommunikation engl: marketing communication Eine I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g sollte, u m erfolgreich zu sein, g e g e n ü b e r N u t z e r n , K u n d e n u n d Geldgebern auch M a r k e t i n g - K o m m u n i k a t i o n bzw. - I n f o r m a t i o n betreiben. Das b e d e u t e t verkaufsfördernde, öffentlichkeitswirksame und werbliche I n f o r m a t i o n über die Fachinformation. Die I u D Abteilung sollte gegenüber ihren Z i e l g r u p p e n (siehe auch -»· Zielgruppenanalyse) p l a n m ä ß i g u n d kontinuierlich über den N u t z e n ihrer Arbeit u n d ihre I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e i n f o r m i e r e n . Diese Informations- und Kommunikationsaktivitäten u m f a s s e n im R a h m e n des Marketings: W e r b u n g f ü r die I u D - A b t e i l u n g u n d ihre Leistungen; E i n leitung v o n Verständigungsprozessen ü b e r die Arbeit u n d die Ziele der I u D - A b t e i l u n g mit N i c h t I n f o r m a t i o n s f a c h l e u t e n bzw. Laien; Persönliche Beratung v o n N u t z e r n der I u D - A b t e i l u n g ; Erstellung u n d Verteilung v o n sachlich-technischen -»I n f o r m a t i o n s m e d i e n wie Broschüren, Ratgebern, D e m o - I n f o r m a t i o n s p r o d u k t e n ; Präsentation der I u D - A b t e i l u n g auf innerbetrieblichen Ausstellungen, V e r s a m m l u n g e n , I n f o r m a t i o n s b ö r s e n o d e r s o n s t i g e n K o m m u n i k a t i o n s a n l ä s s e n sowie Verkaufsförderungsmaßnahmen. Maschinelle Indexierung -»• Automatische Indexierung Maschinelle Ubersetzung engl: Machine Translation (MT) U n t e r Maschineller Ü b e r s e t z u n g versteht m a n die vollautomatische U b e r s e t z u n g eines Textes in natürlicher Sprache in eine andere natürliche Sprache. (siehe auch -+• H u m a n - Ü b e r s e t z u n g , Computergestützte U b e r s e t z u n g )
Maschinelles Austauschformat
Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken »MAB Maschinenlesbare Katalogisierung »MARC Maschinenlochkarte engl: machine-operated punch cards Maschinenlochkarten sind Lochkarten, auf die Daten maschinell geschrieben (gelocht, gestanzt) werden und die mit Maschinen seriell verarbeitet werden können. Die von «+• Hollerith u m 1890 entwickelte Karte war bis in die 1970er Jahre das wichtigste Medium zur Speicherung von Daten in der Elektronischen Datenverarbeitung. Die gebräuchlichste Karte enthielt 960 Lochfelder, die in 80 Reihen zu j e 12 Feldern (Zeilen) angeordnet waren. Mit entsprechenden Kartenlochern konnten Löchcr gestanzt werden, die wiederum von Kartenlesegeräten gezählt werden konnten. Mit bis zu drei Lochungen pro Zeile konnten die Buchstaben des Alphabets, die Ziffern und Sonderzeichen so kodiert werden, dass die Lochkarte als Schriftzeile mit 80 Zeichen gelesen werden konnte. Aufgrund ihrer Sortierfähigkeit konnte die Herstellung z.B. von Registern oder Literaturverzeichnissen in für die damalige Zeit hoher Geschwindigkeit realisiert werden. Maschinensprache Programmiersprache Maskierung engl.: truncation Mit Hilfe der Maskierung können beim Retrieval durch die Verwendung von Stellvertreterzeichen („Jokern" wie ζ. B. *, ?, $) morphologisch ähnliche oder verwandte Begriffen gesucht und gefunden werden. Beispiel: Der Suchterminus G?LD steht für die Deskriptoren G O L D und GELD. Massenkommunikation engl.: mass communication Die Definition von Massenkommunikation erfolgte in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in Abgrenzung zur interpersonalen Kommunikation. Ausgangspunkt war dabei die Unterscheidung in Kommunikationsarten wie direkte versus indirekte, gegenseitige versus einseitige und private versus öffentliche Kommunikation. Diese Merkmale finden sich auch in der vielzitierten Definition von Maletzkc von Massenkommunikation als „jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öf-
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fentlich (also ohne begrenzende und personell definierte Empfängerschaft) durch technische Verbreitungsmittel (Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zwischen Aussagendem und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt werden". Das Zusammenwachsen der Technologien ermöglicht neue Rezeptionsund Kommunikationsformen. Diese neue Qualität der Medien kann mit dieser Definition z.B. im Hinblick auf das dort postulierte Unterscheidungsmerkmal der Einseitigkeit bzw. Wechselseitigkeit der Kommunikation nicht erfasst werden. Der Begriff der einseitigen Kommunikation bzw. der so genannten Einweg-Kommunikation war allerdings schon immer umstritten, da der Kommunikationsprozess eine Wechselbeziehung zwischen den an der Kommunikation Beteiligten unterstellt. Weitere Kritik entzündete sich an der Bezeichnung „Masse" im Terminus Massenkommunikation, der kulturkritische Assoziationen hinsichtlich einer Massengesellschaft, in der die Majorität der Gesellschaft aus Massenmenschen besteht, die durch Persönlichkeitsverlust gekennzeichnet sind, nahelegt bzw. nicht ausschließt. Auf diese Problematik hat Maletzke auch bereits hingewiesen und hat den Terminus „disperses Publikum" eingeführt. Da der Terminus „Massenkommunikation" lediglich auf der Ü b e r n a h m e des amerikanischen Ausdrucks „mass communication" ins Deutsche beruht, sollte man diesen aufgrund der skizzierten Kritik im informationswissenschaftlichen Zusammenhang durch den Begriff „Publikumsinformation" ersetzen, wie es ja vieler Orten bereits geschehen ist. Damit wäre zunächst gewonnen, dass die oben genannten und bisher als grundlegend geltenden Kriterien der Definition von Massenkommunikation nicht ständig eingeschränkt bzw. erweitert werden müssen, wie z.B. in Form der „individualisierten Massenkommunikation". Eine Definition von Pub l i k u m s i n f o r m a t i o n w ä r e d a n n : „Ein k o m munikatives Geschehen bei dem Aussagen öffentlich (mit einer Variationsbreite hinsichtlich einer Eingrenzung der Empfängerschaft) durch technische Verbreitungsmittel (-»-Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzcitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und wechselseitig (mit unterschiedlichen Interaktionsdimensionen zwischen Aussagenden und Aufnehmenden) an disperse Publika vermittelt werden."
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Medien
Master Teacher engl.: master teacher Master Teacher haben Managementfunktionen in Bildungsdienstleistungsorganisationen. Sie sind für die Ausbildung, Koordination und Qualitätssicherung von -*• Learning Facilitator und anderer U n terstützungskräfte zuständig, nehmen die Verantwortung für die Wartung und Weiterentwicklung von Lerninhalten und -prozessen wahr und verantworten die -*• Zertifizierung des Wissens- und Kompetenzniveaus der -»• Lerner zum Abschluss einer Lernphase bzw. die Eignung der Wissens- und Kompetenzvoraussetzung der Lerner für einen geplanten Lernprozess, (siehe auch - * Computerunterstütztes kooperatives Lernen) Matching-Paradigma engl.: matching paradigm Das für eine Suchmaschine bzw. für - > Retrieval allgemein typische Verfahren, die formal bestimmten Suchanfragen in Übereinstimmung mit den Systemmöglichkeiten zu bringen, damit relevante Objekte, z.B. Web-Seiten, nachgewiesen werden können. MCI Mensch-Computer-Interaktion MDA -»• Medizinischer Dokumentationsassistent MedDRA Medical Dictionary for Regulatory Activities Media Provider Der Media Provider als bestimmter Typ eines U n ternehmens der -*• Druckindustrie erweitert sich gegenüber den anderen Unternehmenstypen um ein medienübergreifendes Datenhandling. Er ist in der Lage, Daten für die unterschiedlichsten Ausgabemedien aufzubereiten. Seine Kernkompetenz jedoch bleibt der - > Druck. Diesen Unternehmen kann zusätzlich zur Datenkompetenz auch noch die Medienkompetenz zugesprochen werden. Die Dateninformationen müssen nicht nur speziell für das Druckprodukt, sondern auch medienübergreifend aufbereitet werden. Medical Dictionary for Regulatory Activities Das Medical Dictionary for Regulatory Activities (MedDRA) ist eine Nomenklatur für die medizinischen Sachverhalte bei Studien zur Arzneimittelzulassung und Arzneimittelsicherheit. Es hat eine Reihe bereits bestehender Ordnungssysteme in sich a u f g e n o m m e n und enthält Bezeichnungen f ü r
Symptome, Befunde, Syndrome und Diagnosen, aber auch Bezeichnungen für Untersuchungsverfahren (z.B. Blutzuckertests), Lokalisationen (z.B. Reaktionen an der Applikationsstelle), therapeutische Indikationen, chirurgische und internistische Verfahren sowie Bezeichnungen zur ärztlichen und sozialen Individual- und Familienanamnese. (—• Arzneimittel-Dokumentation) Medical Subject Headings Das Ordnungssystem des Index Medicus und von - > M E D L I N E sind die Medical Subject Headings (McSH). Während Dezimalklassifikation (DK) und andere Ordnungssysteme für die Literaturdokumentation ihre Bedeutung weitgehend verloren haben, wird der MeSH immer noch gepflegt und benutzt, wenngleich Freitextsuche natürlich auch in der medizinischen Literaturdokumentation gewaltig an Bedeutung gewonnen hat. Das O r d nungssystem M e S H besteht aus den drei Teilen M e S H Trees Structures, M e S H Annotated Alphabetic List und Permuted MeSH. Es werden Main Headings, Subheadings und Entry Terms unterschieden. Die 22.000 Main Headings sind die Deskriptoren. Subheadings werden auch als Qualifier bezeichnet und haben die Aufgabe, die Main Headings näher zu spezifizieren und bestimmte Eigenschaften der Dokumentationseinheit zu erfassen. Die 23.000 Entry Terms sind Nichtdeskriptoren, von ihnen wird auf die Deskriptoren verwiesen. Insgesamt hat der M e S H etwa 45.000 Eingänge. Das Ordnungssystem M e S H ist in Jahrzehnten entwickelt worden und gewachsen, es enthält viele Eigentümlichkeiten und die Einarbeitung ist nicht ganz einfach. Würde man heute ein neues O r d nungssystem für die Medizin konzipieren, so würde man eine geringere Indexierungsgenauigkeit, aber auch weniger Deskriptoren und eine komfortablere Handhabung anstreben. Trotz der heutigen Bedeutung der Freitextsuche führt das gebundene Indexieren mit dem MeSI I und die damit verbundene Abfrage von Deskriptoren zu einem besseren Vollzähligkeits-/Relevanzverhältnis. Medien engl: media Medien (wie z.B. Licht, Luft, Schall, Geld, Tontafeln) sind Träger von Information. Es „gibt" Medien nur zusammen mit dem, was wir durch sie übermittelt bzw. zur Kenntnis bekommen (z.B. kein Geräusch ohne Schall, kein Laut ohne Geräusch) - wie es umgekehrt das medial Vermittelte nicht ohne die Vermittlung der Medien gibt. Medien sind
Medienarchiv
konstitutiv für die Handlung, die in ihrem Element ausgeführt werden (Sehen, Sprechen). Medien sind Elemente, ohne die es das in einem Medium Artikulierte nicht gibt: sie sind stets materielles Produkt und Ergebnis eines kontinuierlichen (Zeichen·) Prozesses. Insofern sind —*• Archiv und -*• Bibliothek Medien für das kulturelle und wissenschaftliche -*• Gedächtnis und den Prozess seines Erinnerns. Medienarchiv - > Rundfunkarchiv Medientiefe engl: media depth Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Printmedien ohne Konkurrenz. Erst das 20. Jahrhundert brachte durch Innovationen wie Telegrafie, Telefon, Rundfunk und Fernsehen sowie den verschiedensten Zweigen elektronischer Datenspeicherung und -Übermittlung Mitbewerber für die gedruckten Medien auf den Markt und schuf die Voraussetzungen für Cross-Media, d. h. dem Publizieren quer durch alle Medienwelten. Neben dem Medium -»• Druck sind gleichberechtigt O n line-Datenbanken, -*· Intranet, « • Internet, die -*• C D - R O M und immer mehr auch die -»• DVD getreten. Sie wiederum verknüpfen sich mit der Welt der digital übertragenen bewegten Bilder. Die Medientiefe gibt an, in welchem U m f a n g Unternehmen der Druckindustrie Inhalte über papierbasierende Medien hinaus verwerten. Inhalte werden folglich über verschiedene Medien und Plattformen mehrfach verwendet. Cross-MediaStrategien werden als Diversifikationsstrategien von Druckunternehmen definiert, die andere Medienmärktc als Zielmärkte fokussicrcn. Mediostruktur Verweisstruktur Medizingeräte engl.: medical devices Für medizinische Geräte (z.B. Prothesen, Herzschrittmacher, chirurgisches Nahtmaterial, Narkosegeräte, Röntgengeräte) muss die Funktion und Betriebssicherheit in ähnlicher Form dokumentiert und nachgewiesen werden wie die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln, (siehe -»• Arzneimittel-Dokumentation) Medizinische Dokumentation engl: medical documentation Dies Teilgebiet des Informationswesens wird vor allem an den großen Krankenhäusern, in medizi-
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nisch-wisscnschaftlichcn Instituten und bei Einrichtungen des Gesundheitswesens (Gesundheitsämter, Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen u. ä.) betrieben. Die wichtigsten Aufgaben sind -*· Inhaltserschließung und Archivieren von Patientendaten und Krankenakten in den Krankenhäusern (-+- Klinische Dokumentation). Schwerpunkt in der pharmazeutischen Industrie sind die Literatursuche sowie die Aufbereitung der bei der Arzneimittelprüfung entstehenden Daten (-*• Klinische Studie). Spezielle Berufsausbildungen oder Spezialisierungen im Rahmen der dokumentarischen Studiengänge führen zu den Berufen Medizinischer Dokumentationsassistent bzw. - * Medizinischer Dokumentär. M e d i z i n i s c h e Informatik engl: medical informatics Die medizinischen Dokumentationen müssen besonders intensiv in den Betriebsablauf eines Krankenhauses, einer Gesundheitseinrichtung oder dergleichen eingebunden sein. Deshalb ist Medizinische Dokumentation, insbesondere die Klinische Dokumentation eng mit der -»• Informatik verbunden. Auch aus Sicht der Informatiker sind in der Medizin besondere Anforderungen zu erfüllen. Deshalb wird im Informatikstudium oft das N e benfach Medizin gewählt, es gibt aber auch spezielle Ausbildungs- und Studiengänge in medizinischer Informatik. - An 21 deutschen Studiengängen für Informatik kann das Nebenfach Medizin gewählt werden. Darüber hinaus bieten drei Fachhochschulen, die Berufsakademie Heidenheim und die Universitäten Heidelberg und Leipzig Studiengänge für Medizinische Informatik an. Neben der Informatik vermittelt das Studium Kenntnisse in Medizin, in Dokumentation und Information Retrieval, Kenntnisse in Statistik sowie die speziellen Anwendungen der Informatik in der Medizin wie z.B. Biosignalverarbeitung, Bildverarbeitung, Datenbanken, Netzwerke und Krankenhausinformationssystem. Medizinischer Dokumentär Eine dreijährige Vollzeitausbildung zum Medizinischen Dokumentär gibt es seit 1969. Derzeit gibt es in Deutschland f ü n f Ausbildungsstätten, die meist von einem Universitätsklinikum getragen werden. Außerdem gibt es an der Fachhochschule Hannover die Ausbildung zum Diplomdokumentar Fachrichtung Biowissenschaften und an der Fachhochschule U l m die Ausbildung z u m Diplomdokumentar (FH) Fachrichtung Medizin.
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S c h w e r p u n k t e der A u s b i l d u n g sind M e d i z i n , D o k u m e n t a t i o n , -»• Informatik, M a t h e m a t i k u n d Statistik sowie berufskundliche Fächer. Ihre wichtigsten Tätigkeitsbereiche sind die D o k u m e n t a t i o n im Krankenhaus, das F ü h r e n v o n Spezialdokumentationen, z.B. f ü r Forschungsvorhaben, -*• Arzneim i t t e l - D o k u m e n t a t i o n , das M o n i t o r i n g v o n klin i s c h - w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t u d i e n (-»• Klinische Studie), statistische A u s w e r t u n g e n , Medizinische I n f o r m a t i k u n d Literaturdokumentation. Sie arbeiten vor allem in Universitätskliniken, T u m o r zentren, Spezialkliniken, Forschungsinstituten u n d nicht zuletzt in der p h a r m a z e u t i s c h e n Industrie. Voraussetzung f ü r die Ausbildung ist Abitur oder Fachhochschulreife, in Einzelfällen auch ein guter Realschulabschluss. Derzeit k a n n die N a c h f r a g e n a c h M e d i z i n i s c h e n D o k u m e n t a r e n d u r c h die Ausbildungsstätten bei w e i t e m nicht gedeckt w e r den. Medizinischer Dokumentationsassistent Eine reguläre Vollzeitausbildung f ü r den Beruf des Medizinischen Dokumentationsassistenten (MDA) gibt es seit 1993. Derzeit gibt es 17 Ausbildungsstätten, die meisten davon sind in den n e u e n B u n desländern u n d die meisten Teilnehmer dort sind Umschüler. Medizinische Dokumentationsassistenten sind tätig vor allem in der Datenerfassung, der Datenkontrolle, der Verschlüsselung v o n Diagnosen u n d medizinischen P r o z e d u r e n , der Textv e r a r b e i t u n g , der I n f o r m a t i o n s s p e i c h e r u n g , d e r Archivierung der ->· Krankenakte u n d der Informationswiedergewinnung. Ihre Tätigkeit g e w i n n t weiter an B e d e u t u n g d u r c h die zukünftige Abrechn u n g der K r a n k e n h a u s b e h a n d l u n g nach diagnoserelevanten G r u p p e n (-*• D R G s ) . Voraussetzung f ü r die Ausbildung ist Realschulabschluss, die Ausb i l d u n g dauert zwei oder drei Jahre. MEDLARS ->· M E D L I N E MEDLINE A u f g r u n d der Literaturflut in der M e d i z i n ist es nahe liegend, dass die Erschließung der Literatur mit d o k u m e n t a r i s c h e n M e t h o d e n zuerst in der M e d i z i n intensiv angegangen w o r d e n ist. D e r I n dex M e d i c u s ist ein periodisch erscheinendes Verzeichnis der neu erschienenen medizinischen A u f sätze, Bücher, Berichte u n d sonstiger medizinischer Literatur u n d erscheint seit 1879. Seit 1964 wird er mit d e m Medical Literature Analysis and Retrieval System ( M E D L A R S ) hergestellt. Bis 1970 w u r d e n Literaturanfragen deutscher M e d i z i n e r gesammelt,
Mensch-Computer-Interaktion
auf M a g n e t b a n d gcschricbcn, die Bänder zur N a tional Library of M e d i c i n e in Bethesda ( N ä h e Washington D . C . ) geflogen, dort bearbeitet u n d die Ausdrucke als Luftpost zurückgesandt. Seit 1971 kann online zugegriffen w e r d e n u n d seither heißt M E D L A R S M E D L I N E . Auf G r u n d des U S - F r e e d o m of I n f o r m a t i o n Act ist der Z u g r i f f seit 1997 u n t e r P u b M e d k o s t e n l o s . (-*• M e d i c a l S u b j e c t Headings) Meistzitierte Aufsätze engl: most cited articles; highly cited articles Diese Publikationen erreichen d u r c h eine b e s o n ders plötzlich a u f t r e t e n d e häufige Z i t i e r u n g überdurchschnittlich h o h e Zitationsraten, bei meist sehr kurzer -*• Halbwertszeit. Sie w e r d e n d u r c h Zitatenanalyse ermittelt. Mensch-Computer-Interaktion engl.: Human Computer Interaction (HCl); Human Computer Communication (HCC) Unter Mensch-Computer-Interaktion/-Kommunikation ( M C I / M C K ) versteht m a n die Interaktio n o d e r K o m m u n i k a t i o n zwischen M e n s c h u n d C o m p u t e r . Diese Interaktion ist kein Selbstzweck, s o n d e r n zielt auf die Bewältigung b e s t i m m t e r A u f gaben bzw. das E r r e i c h e n b e s t i m m t e r Z i e l e ab. Dabei kann es sich u m Informationsabruf, U n t e r haltung oder erfolgreiche computervermittelte zwischenmenschliche Kommunikation handeln. Als Spezialfall der M e n s c h - M a s c h i n e - K o m m u n i kation umfasst die M e n s c h - C o m p u t e r - I n t e r a k t i o n die Interpretation des C o m p u t e r s u n d vor allem der -+· Benutzerschnittstelle d u r c h die N u t z e r i n n e n u n d N u t z e r , die Eingaben der Benutzer an der Schnittstelle über entsprechende Eingabegeräte (Computer-Tastatur, Handy-Tastatur, Touchscreen, Touchpad, M a u s , Joystick, D a t e n h a n d s c h u h etc.), die Verarbeitung der B e n u t z e r eingaben d u r c h d e n C o m p u t e r u n d die Ausgaben des C o m p u t e r s y s t e m s an der Schnittstelle ü b e r die jeweiligen Ausgabegeräte ( C o m p u t e r - M o n i t o r , Handy-Display, Lautsprecher, D a t e n h e l m , D r u k ker, Plotter etc.). M e n s c h - C o m p u t e r - I n t e r a k t i o n u n t e r s c h e i d e t sich in z w e i e r l e i H i n s i c h t v o n M e n s c h - M e n s c h - I n t e r a k t i o n : W ä h r e n d zwar der M e n s c h sich auf den C o m p u t e r intentional h a n delnd, f ü h l e n d u n d d e n k e n d einlässt, reagiert der C o m p u t e r mit seinen Systemausgaben n u r nach festgelegten Algorithmen. I m M e n s c h - C o m p u t e r Dialog ist somit eine wechselseitige Verständigung im Sinne v o n E m p a t h i e oder g e m e i n s a m e r K o n s e n s - u n d Z i e l b i l d u n g w i e bei d e r z w i s c h e n -
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Mentale Benutzerschnittstelle
mcnschlichcn Kommunikation nicht möglich. Im Unterschied zu einem menschlichen Gegenüber weist der Computer als maschinelles Gegenüber dafür diverse Vorteile im Dialog auf: Er reagiert z.B. nicht mit Ermüdung, Ungeduld, unerwünschten Annäherungsversuchen, Antipathien oder Vorurteilen. Die Kommunikationscodes sind in der M e n s c h - C o m p u t e r - I n t e r a k t i o n stark e i n g e schränkt. Insbesondere die für zwischenmenschliche K o m m u n i k a t i o n zentrale m ü n d l i c h e und schriftliche Sprachkommunikation sowie die mimische und gestische Kommunikation können als Nutzereingaben vom Computer (bislang) nicht zufrieden stellend verarbeitet werden (Spracherkennung, I Iandschrifterkennung, M i m i k e r k e n nung, Gestenerkennung), stattdessen sind Steuerbefehle über die Eingabegeräte notwendig. Ebenso sind die Systemausgaben des Computers in ihren Codes und Modalitäten eingeschränkt (z.B. mangelnder Einbezug von Bewegung im Raum oder von Geruch). Die Nutzung des Computers erfordert also starke Anpassungsleistungen auf Seiten des Menschen an den Computer.
Mentale Benutzerschnittstelle engl.: Mental User Interface (MUI) Innovativ sind Mentale Benutzerschnittstellen, bei denen die Gehirnstromaktivität über Sensoren abgenommen und dazu genutzt wird, den C o m p u ter oder andere elektronische Geräte an- und auszuschalten (z.B. Mind-Switch-Technologie) oder sogar per „Gehirnfinger" die Maus zu steuern (z.B. Cyerlink-Technologie). Entsprechende Schnittstellen sind besonders hilfreich für Menschen mit anatomischen oder motorischen Handicaps. Darüber hinaus werden hierbei grundsätzlich neue Wege der direkten („freihändigen") Mensch-ComputerInteraktion deutlich. Unter Ergonomie-Gesichtspunkten stellt sich die Frage, wie entsprechende mentale Schnittstellen zu gestalten sind, damit sie leicht erlernbar, zuverlässig einsetzbar und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen nutzbar sind.
MeSH -*• Medical Subject Headings
Meta-Tag Das Meta-Tag ist ein spezielles E l e m e n t in - > H T M L , über das Autoren diverse Metadaten in strukturierter Form über die publizierte Web-Seite ablegen können. Neben inhaltlichen Zusatzinformationen wie z.B. Deskriptoren, kurzen Zusammenfassungen, Dokumentart oder Autoreninformationen (Namen, E-Mail-Adressen etc.) können
auch tcchnischc Angaben wie z.B. Zugriffscinschränkungen (-*• Standard for Robot Exclusion) für eine -»• Suchmaschine bzw. Roboter oder zur Steuerung des Web-Browsers (z.B. zum Umleiten der Zugriffe auf eine andere U R L ) hinterlegt werden.
Metadaten engl.: metadata Mit Metadaten werden die Daten bezeichnet, die semantische, strukturelle, administrative und technische Daten über andere Daten bereitstellen. Ein Metadatenstandard ist eine Sammlung von Elementen, die als Metadaten dienen können, über deren eindeutige Bezeichnung und Semantik sich eine nationale oder internationale Gruppierung geeinigt haben. Metadaten in elektronisch nachnutzbarer Form liegt eine Struktur (-»• Syntax) zugrunde, die maschinell interpretiert werden kann. Die Interpretierbarkeit der einzelnen Datenelemente und ihrer Inhalte muss durch ausreichend präzise semantische Regeln sichergestellt sein. G e genwärtig existieren Standards für bibliografische Metadaten wie z.B. Dublin Core Metadaten. Für administrative, technische, strukturelle Metadaten sowie Metadaten zur Archivierung und zur Rechteverwaltung wird an der -*• N o r m u n g gearbeitet.
Metainformationsdienst Suchdienst
Metasuchmaschine engl.: meta search engine Globale Suchmöglichkeit im Internet auf Basis von Stichworten. Metasuchmaschinen besitzen keine eigene Index-Datenbank, sondern bedienen sich den Suchschnittstellen anderer Suchdienste bzw. Suchverfahren. Die Leistung von Metasuchmaschinen beschränkt sich auf Verfahren zur Verschmelzung bzw. Sortierung verschiedener Ergebnislisten zu einer Treffermenge sowie auf die Eliminierung von Dubletten (siehe auch -»• Suchdienst).
Methoden, empirische -*· Empirische Methoden
Metropolitan Area Network (MAN) Dies ist eine spezielle Form eines lokalen C o m p u ternetzes (-*• Lokales Netz, LAN) im städtischen Bereich. Es wird ähnlich den öffentlichen Datennetzen betrieben. Das durch die N o r m I E E E 802.6 standardisierte D Q D B - V e r f a h r e n arbeitet mit Übertragungsraten von 45 bis 155 Mbit/s.
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Microsoft M i c r o s o f t ist ein Hersteller v o n «+• Software. 1975 w u r d e im U S - B u n d e s s t a a t Washington v o n Bill Gates u n d Paul Allen der h e u t e größte Hersteller v o n Software gegründet. I m J a h r e 1980 begann die Erfolgsgeschichte, als I B M die damals noch sehr kleine Firma beauftragte, das - > Betriebssystem f ü r d e n ersten P C v o n I B M zu schreiben. B e k a n n t w u r d e M i c r o s o f t zunächst d u r c h das Betriebssystem M S D O S , später auch d u r c h sein weit verbreitetes W i n d o w s - S y s t e m , welches heute in vielen verschiedenen Versionen auf d e m Markt ist. M i t W i n d o w s 95 g e l a n g M i c r o s o f t d e r w e l t w e i t e D u r c h b r u c h im A n w e n d u n g s b e r e i c h . D i e E n t w i c k l u n g von -»· Standardsoftwarc wie Word, Exel u n d Powerpoint machte Microsoft schließlich z u m Weltkonzern mit jährlichen Milliardenumsätzen. ("> Internet-Explorer) Microsoft Disc Operating System Betriebssystem Migration engl.: migration Migration ist die Ü b e r t r a g u n g digitaler Ressourcen zwischen unterschiedlichen H a r d w a r e - u n d Software-Konfigurationen oder Hardware- und Softwaregenerationen. Z w e c k der Migration ist es, die -»• Integrität u n d die Verfügbarkeit digitaler Ressourcen trotz des stetigen Wandels der technischen U m g e b u n g zu erhalten. Migration schließt das Kopieren zwischen Datenträgern gleicher G e neration ein, kann j e d o c h auch strukturelle E i n griffe in die O b j e k t e beinhalten, u m die Kompatibilität zu veränderten technischen U m g e b u n g e n herzustellen. Migration ist im A n w e n d u n g s b e r e i c h der Informationstechnologie ein bereits u m f a n g reich erprobtes Verfahren. Migration wird auch zur - * Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen eingesetzt. Mikroformen engl.: microforms M i k r o f o r m e n sind S p e i c h e r m e d i e n , a u f d e n e n Mikrobilder (optische Verkleinerungen v o n O r i ginalen) abgebildet sind, die mit e i n e m Vergrößerungsgerät gelesen w e r d e n k ö n n e n . Vor allem zwei Varianten w a r e n bis in die 1970er J a h r e v o n Bed e u t u n g : Mikrofiches u n d M i k r o f i l m . Mikrofiches sind Planfilmkarten, auf d e n e n streifenförmig Folgen v o n Mikrobildern aufgetragen sind, w ä h r e n d M i k r o f i l m e die Bilder a u f e i n e m f o r t l a u f e n d e n Rollfilm gespeichert haben. Typische Einsatzbereiche f ü r diese Speichermedien waren (und sind z u m
MIME
Teil noch) große D o k u m e n t s a m m l u n g e n wie Pressearchive oder Bildarchive, bei d e n e n es nicht n u r auf den Inhalt, s o n d e r n auch auf die äußere F o r m a n k o m m t (Layout, A b b i l d u n g e n usw.). Mikrostruktur engl.: rnicrostructure Die M i k r o s t r u k t u r beschreibt die A n o r d n u n g der E l e m e n t e eines Artikels zu d e m Eingangslcmma in einer Enzyklopädie oder e i n e m -»• Lexikon. In der Regel w e r d e n die Artikel in e i n e m lexikographischen Nachschlagewerk z u m i n d e s t jeweils einer Wortklasse nach demselben zuvor festgelegten Schema mikrostrukturell aufgebaut. Z u unterscheid e n sind v o m F o r m k o m m e n t a r ( A n g a b e n z u r schriftlichen u n d m ü n d l i c h e n F o r m des Lemmas) der Semantische K o m m e n t a r (inhaltliche Angaben). D e r F o r m k o m m e n t a r steht in der Regel direkt nach d e m L e m m a . Z u d e m F o r m k o m m e n t a r zählen vor allem Angaben zur Abkürzung, Aussprache, Formvarianten, G e n u s , G r a m m a t i k , R e c h t s c h r e i b u n g , T r e n n u n g , W o r t a r t u.a.m. A u f d e n F o r m k o m m e n t a r folgt in der Regel der semantische K o m m e n t a r u n d darin bei m e h r s p r a c h i g e n W ö r t e r b ü c h e r n auch die Äquivalente ( Ü b e r s e t z u n gen) der Lemmata. J e nach A u s r i c h t u n g des m e h r sprachigen lexikographischen Nachschlagewerks (intendierte N u t z u n g des lexikographischen N a c h schlagewerks zur Ü b e r s e t z u n g in eine oder aus einer Fremdsprache) treten hinter d e m Äquivalent weitere F o r m k o m m e n t a r e zu den Äquivalenten auf. I m semantischen K o m m e n t a r finden sich d a r ü b e r hinaus hauptsächlich u n d abhängig v o n d e m K o n zept des lexikographischen Nachschlagewerks A n gaben (Reihenfolge frei) zu A n t o n y m e n , Synonym e n , Bedeutungserklärung, Belegen, Fachgebieten, W o r t v e r b i n d u n g e n (Kollokationen u.a.) etc. In der Bedeutungsangabe oder prinzipiell an allen anderen O r t e n des Artikels sind Verweise zu W ö r t e r buchteilen (andere Artikel, U m t e x t e wie Einleitung, G r a m m a t i k etc.) möglich. Weitere Daten im semantischen K o m m e n t a r sind die verschiedenen Arten der M a r k i e r u n g e n w i e z.B. diatechnische Markierungen (abgekürzte Fachgebietsangaben, die auf eine Liste v o n Fachgebieten z.B. an anderer Stelle des lexikographischen N a c h s c h l a g e w e r k s verweisen). (-*• M a k r o s t r u k t u r )
MIME engl.: Multipurpose Internet Mail Extensions M i m e war ursprünglich f ü r E-Mails gedacht - u n d zwar f ü r E-Mails mit Attachments. So g e n a n n t e Multipart-Mails enthalten die gesamten zu über-
Modem
tragenden - > D a t e n in einer Datei. Innerhalb der Datei musste eine Konvention g e f u n d e n w e r den, wie die einzelnen Teile (z.B. Text der Mail u n d angehängte Z I P - D a t e i ) v o n e i n a n d e r zu t r e n n e n seien. Dabei w u r d e auch ein Schema entwickelt, das der i n t e r p r e t i e r e n d e n S o f t w a r e mitteilt, u m welchen Datentyp es sich bei d e m jeweils n ä c h sten Teil der Mail handelt. Das Schema erwies sich nicht n u r f ü r E - M a i l s als nützlich. Fast i m m e r , w e n n e n t f e r n t e P r o g r a m m e (z.B. W e b - B r o w s e r und Web-Server) wegen einer bevorstehenden Datenübertragung miteinander kommunizieren, geht es auch u m die Art der zu übertragenden D a ten. Dabei hat sich im gesamten Internet das Schema der M i m e - T y p e n durchgesetzt. Modem engl: modem D a C o m p u t e r n u r digitale Signale aussenden k ö n nen, benötigt m a n ein M o d e m , welches diese digitalen Signale in analoge u m w a n d e l t . D a d u r c h k ö n nen die D a t e n über h e r k ö m m l i c h e Telefonleitungen versendet w e r d e n . An der Gegenstelle ü b e r setzt ein M o d e m die analogen Signale w i e d e r in Computer-verständliche digitale Signale. Das Wort M o d e m ist aus d e n W ö r t e r n M o d u l a t o r u n d D e m o d u l a t o r gebildet. - Als Akustikkoppler bezeichnete m a n ein M o d e m , das ü b e r M u f f e n an d e n H ö r e r u n d das M i k r o f o n des Telefonapparates gekoppelt wird. D e r Akustikkoppler kann d a d u r c h a u c h in T e l e f o n z e l l e n o h n e E i n g r i f f v e r w e n d e t w e r d e n . Akustikkoppler sind überholt u n d f i n d e n heutzutage keine V e r w e n d u n g mehr. Monodimensionalität engl: monodimensionality M o n o d i m e n s i o n a l i t ä t besagt im Z u s a m m e n h a n g mit der -*• Klassifikation u n d d e m -*• T h e s a u r u s , dassjedes E l e m e n t des O r d n u n g s s y s t e m s in e i n e m U n t e r t e i l u n g s s c h r i t t n u r nach e i n e m U n t e r t e i lungsgesichtspunkt unterteilt wird. (-»• M o n o h i e r archie) Monohierarchie engl: monohierarchy M o n o h i e r a r c h i e ist ein Begriff, der in Z u s a m m e n h a n g mit der - > Klassifikation u n d d e m -*• T h e saurus gebräuchlich ist. Er besagt, dass j e d e s Elem e n t des O r d n u n g s s y s t e m s genau einen O b e r b e griffbesitzt, also eine echte Hierarchie o h n e j e d e A u s n a h m e darstellt. Eine „starke" Hierarchie ( = M o n o h i e r a r c h i e ) liegt vor, w e n n zu j e d e m -*• Begriff m e h r e r e U n t e r b e g r i f f e existieren (z.B. Schiff - Frachtschiff - Tankschiff). Es entsteht eine Art
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Begriffspyramide, bei der j e d e r Artbegriff u m g e kehrt n u r einen O b e r b e g r i f f hat. Eine Recherche ist hier n u r nach e i n e m Aspekt möglich ( = eindimensionale Suche). (-*• M o n o d i m e n s i o n a l i t ä t ) Mooresches Gesetz engl.: Moore's law Das Gesetz des I n t e l - G r ü n d e r s M o o r e besagt, dass sich die Speicherdichte auf C h i p s ( - > R A M ) seit ihrer E r f i n d u n g in den f ü n f z i g e r J a h r e n etwa alle 18 M o n a t e verdoppelt. Allerdings kann die Leistungsfähigkeit massentauglicher P C s z u k ü n f t i g n u r d a n n weiter e r h ö h t w e r d e n , w e n n die dritte D i m e n s i o n erschlossen wird, d e n n auf d e n zweidimensionalen, h a u c h d ü n n e n Siliziumscheiben ist f ü r die Integration weiterer Schaltkreise kein Platz mehr. Bereits bei der neusten Chip-Generation sind die Leitungen zwischen den Transistoren 0,18 M i k r o m e t e r d ü n n , was e i n e m F ü n f h u n d e r t s t e l der Dicke eines menschlichen Haares entspricht. N a c h M o o r e m ü s s t e n die Leitungen in drei bis vier J a h ren n u r n o c h 0,1 M i k r o m e t e r messen u n d w ä r e n somit nach heutigem Technologiestand nicht m e h r kontrollierbar. Eine Lösung h i e r f ü r bieten holographische, laserbeschriebene Kristalle, die mindestens ein Terabyte I n f o r m a t i o n a u f n e h m e n k ö n n e n u n d z u d e m eine h ö h e r e Lebensdauer haben. Morphologie engl.: morphology M o r p h o l o g i e beschäftigt sich mit Regularien der inneren Struktur von Wörtern u n d der Bildung v o n Wortklassen. Die Flexionsmorphologie beschäftigt sich mit der A b w a n d l u n g v o n W ö r t e r n , u m g r a m matikalische Kontraste innerhalb v o n Sätzen auszudrücken, die Derivationsmorphologie untersucht Prinzipien, die der Konstruktion n e u e r W ö r t e r z u g r u n d e liegen. Bei der Erstellung eines -*• T h e s a u rus bietet die M o r p h o l o g i e den theoretischen R a h m e n f ü r W o r t f o r m r e d u k t i o n e n u n d Kompositazerlegung. MP3 engl.: MPEG- J audio layer 3 M P 3 ist ein Dateiformat, mit d e m sich M u s i k in h o h e r Qualität auf kleinste Dateigröße k o m p r i m i e ren lässt. M P 3 steht f ü r M P E G - 1 Audio Layer 3 u n d ist abgeleitet v o m M P E G - S t a n d a r d , der z u m K o m p r i m i e r e n v o n Filmdaten entwickelt w u r d e . Das M P 3 - F o r m a t m a c h t es möglich, A u d i o - D a teien nahezu in C D - Q u a l i t ä t mit geringem Speicherbedarf auf e i n e m C o m p u t e r zu speichern u n d das so genannte File-Sharing zu betreiben, d.h. den Austausch v o n Daten. M a n kann M P 3 s einen D a -
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tcinamcn zuweisen, der dem Interpreten und dem Song-Titel entspricht, dadurch schneller auffinden und jeden Computer in eine Jukebox umfunktionieren. Dazu lädt man gewünschte Dateien in die Playlist (Abspielliste) eines MP3-Players und lässt diese dann in beliebiger Reihenfolge abspielen. MS D O S Betriebssystem Mundaneum Mundaneum ist der N a m e des Gebäudes in Brüssel, in dem -*• Otlet und -*• La Fontaine spezielle Sammlungen, das bibliographische Institut, eine Bibliothek und ein M u s e u m eingerichtet hatten. Der N a m e verweist auf den Anspruch, alle Aspekte und Formen des Weltwissens unter einem Dach zu versammeln. Musikarchiv Schallarchiv
Musikarchiv
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Nachbarschafts-Operatoren
Ν Nachbarschafts-Operatoren -*• Kontext-Operatoren
Nachrichten für Dokumentation -*· Information - Wissenschaft und Praxis (Fachzeitschrift)
Name Bezeichnung
Nebeneintragung Eintragung
Netiquette Unter Netiquette versteht man allgemein akzeptierte Regeln innerhalb des Internets, besonders im Umgang mit E-Mails, dem Chatten oder in Newsgroups. Danach sollen ausufernde Werbung per - + E-Mail unterbunden, große Datenmengen stets in k o m p r i m i e r t e r F o r m übertragen, verbale wie schriftliche Angriffe (so genannte Flame Wars) innerhalb von E-Mails oder Chatrooms vermieden werden und die Verbreitung verbotener Bilder oder geschützter Daten unterbleiben. Im - > Internet hat sich darüber hinaus eine Hilfsbereitschaft etabliert, die zu Shareware, Open-Source-Plattformen und Newsgroups geführt hat.
Netscape Der -*• Browser bzw. WWW-Navigator von N e t scape basiert auf den Ideen von Mosaic. Mosaic war der erste „moderne" WWW-Browser, der Text und Grafik einer H T M L - S e i t e integriert darstellen konnte. Als 28 Browser auf Mosaic-Basis in der Welt waren, stellte Mosaic Communications 1994 den 29. vor: Navigator 1.0. Geleitet wurde Mosaic C o m m u n i c a t i o n s von J i m Clark, der mit der schließlich zu Netscape umgetauften Firma einen formidablen Börsengang veranstaltete, an dem sich alle nachfolgenden Internet-Hypes orientierten. Mit 10 Millionen Kopien pro Jahr wurde Netscape aus dem Stand weg Marktführer bei den Browsern. Als 1996 der erste -»• Internet-Explorer (2.0) von Microsoft erschien, hatte Netscape einen Anteil von 86 Prozent.
Netzwerk-Computer engl.: netivork computer; NC Netzwerk-Computer ( N C s ) sind Terminals, die an das - > W W W angeschlossen sind. Sie besitzen einen lokalen Prozessor, haben aber keine Festplatte und müssen sich deshalb ihre Software aus dem -*• Internet herunterladen. Hierzu wird eine
schnelle C P U , ein dynamisches -*• R A M , ein Display, ein -*• Browser sowie ein verkleinertes -*• B e triebssystem benötigt. Für den Betrieb in einem Client-Server-Netzwerk ist ein schneller Zugriff vom jeweiligen N C über das Netz auf einen Server erforderlich. Netzwerksysteme ohne zentrale Zugriffskontrolle, d.h. ohne Serververbindungen, heißen Peer-to-Peer-Netze. Netzwerk-Computer als Desktop-NCs, Set-Top-Geräte oder N C - P h o nes können sowohl für das Internet als auch für Corporate Networks eingesetzt werden.
Netzwerkmodell -*• Datenmodell
Neuroinformatik engl.: neural computation Die Neuroinformatik fasst kognitive Prozesse unter dem Gesichtspunkt der neuronalen Informationsverarbeitung im Rahmen neuronaler Netze auf Nach Vorläufern in den 50er Jahren ist sie seit den 80er Jahren wieder dominant (Neo-Konnektionismus). Neuronale Netzwerke nutzen die Vorteile massiver Parallelverarbeitung und distributiver Speicherungsowie subsymbolischer Datenformate.
nfd -*• Information - Wissenschaft und Praxis (Fachzeitschrift)
Norm engl.: Standard Eine N o r m ist ein Dokument, das mit -»• Konsens erstellt und von einer anerkannten -»• Normungsorganisation angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt, wobei ein optimaler Ordnungsgrad in einem gegebenen Zusammenhang angestrebt wird.
Normalformen engl.: normal forms Z u r Vermeidung von Anomalien im Datenbestand einer - > Datenbank wurden die Normalformen entwickelt, die während des Modellierungsprozesses erzielt werden sollen. Von den insgesamt fünf Normalformen sind die ersten drei bedeutsam, die Atomarität der Daten fordern sowie die Vermeidung direkter und transitiver Abhängigkeit von Attributen, die keine Schlüsselattribute der betreffenden Relation sind.
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Notation
Normdatei
Normungsorganisation
engl.: authority file Bei der B i l d u n g einer -*• A n s e t z u n g s f o r m w i r d häufig auf überregionale N o r m d a t e i e n z u r ü c k g e griffen. F ü r die -*• Formalerschließung sind dies in Deutschland u n d Osterreich vor allem die „Gem e i n s a m e K ö r p e r s c h a f t s d a t e i ( G K D ) " u n d die „Personennamendatei ( P N D ) " . Erstere hat einen sehr großen U m f a n g u n d h o h e n Qualitätsstandard erreicht; sie ist in die großen bibliothekarischen Verbundkataloge integriert. Die P N D ist j ü n g e r u n d noch recht heterogen; sie wird daher meist n u r als Informationsdatei genutzt. A u c h die Zeitschriftendatenbank ( Z D B ) kann als eine Art N o r m d a t e i f ü r die Titel v o n Periodika betrachtet w e r d e n . Die zentrale N o r m d a t e i im angelsächsischen Bereich sind die Library of C o n g r e s s A u t h o r i t i e s , die n e b e n N a m e n v o n Personen u n d Körperschaften auch N o r m d a t e n s ä t z e f ü r Einheitstitel u n d Serien e n t halten.
engl.: standardizaton organization Eine N o r m u n g s o r g a n i s a t i o n ist eine n o r m e n s c h a f fende Institution, die auf nationaler, regionaler oder internationaler Ebene anerkannt ist u n d als wesentliche Funktion, dank ihrer Statuten, die Erstellung, A n e r k e n n u n g o d e r A n n a h m e v o n N o r m e n hat, w e l c h e d e r Ö f f e n t l i c h k e i t zugänglich sind. Ein N o r m u n g s g r e m i u m ist Teil einer N o r m u n g s o r g a nisation, die N o r m e n f ü r ein bestimmtes Fach- u n d Wissensgebiets erarbeitet. Das -*• D I N z.B. gliedert sich in ca. 80 N o r m e n a u s s c h ü s s e , -»• C E N / C E N E L E C u n d -»• I S O in Technische Komitees. Weitere wichtige N o r m u n g s o r g a n i s a t i o n e n sind —*• A N S I u n d -*• I T U . F ü r die Standardisierung v o n Web-Technologien spielt das *+• W 3 C eine b e d e u t e n d e Rolle.
Normung engl.: standardization N o r m e n bzw. Standards sind . j e d w e d e in e i n e m Konsensprozess entstandenen Spezifikationen, w o b e i es h i n s i c h t l i c h des K o n s e n s r a h m e n s b e trächtliche A b s t u f u n g e n geben k a n n " ( - > D I N ) . Bei den N o r m e n k o m m t die K o n s e n s b i l d u n g in einem öffentlichen Einspruchsverfahren hinzu. N a c h D I N 820 ist N o r m u n g „die p l a n m ä ß i g e , d u r c h die interessierten Kreise gemeinschaftlich d u r c h g e f ü h r t e Vereinheitlichung v o n materiellen u n d immateriellen Gegenständen z u m N u t z e n der Allgemeinheit. Sie darf nicht zu e i n e m wirtschaftlichen S o n d e r n u t z e n Einzelner f ü h r e n . Sie fördert die R a t i o n a l i s i e r u n g u n d Q u a l i t ä t s s i c h e r u n g in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft u n d Verwaltung. Sie dient der Sicherheit v o n M e n s c h e n u n d Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensb e r e i c h e n . Sie d i e n t a u ß e r d e m einer sinnvollen O r d n u n g u n d der I n f o r m a t i o n auf d e m jeweiligen N o r m u n g s g e b i e t . " Die Ziele der N o r m u n g s a r b e i t sind am G r u n d g e d a n k e n der Sachbezogenheit ausgerichtet. D I N E N 45020 legt folgende Ziele der N o r m u n g fest: ->• Gebrauchstauglichkeit, K o m p a tibilität (Verträglichkeit), Austauschbarkeit, O p t i m i e r u n g der Vielfalt (ζ. B. Festlegung v o n G r ö ß e n u n d Formaten), Sicherheit, U m w e l t s c h u t z , Schutz v o n P r o d u k t e n (ζ. B. gegen klimatische oder a n dere schädliche Einflüsse w ä h r e n d ihrer B e n u t z u n g u n d Lagerung oder b e i m Transport). (-*· I S O )
Notation engl.: notation Eine N o t a t i o n ist eine nach b e s t i m m t e n Regeln gebildete (meist n u m e r i s c h e oder a l p h a - n u m e r i sche) Zeichenfolge, die in einer -*· Klassifikation eine Klasse (Systemstelle) repräsentiert u n d in der Regel d e r e n Stellung im systematischen Z u s a m m e n h a n g andeutet. D a m i t ist eine N o t a t i o n der Ausdruck einer verkürzten Darstellung einer Klasse oder v o n Relationen zwischen Klassen. Z u m üblichen Zeichenvorrat einer N o t a t i o n gehören B u c h staben, Z i f f e r n u n d Sonderzeichen sowie K o m b i nationen dieser Zeichen. J e nach ihrer V e r w e n d u n g w e r d e n A l p h a - N o t a t i o n e n (nur Buchstaben), Z i f fernnotationen (nur Ziffern) u n d alphanumerische N o t a t i o n e n (Buchstaben u n d Z i f f e r n ) unterschied e n . F ü r N o t a t i o n s s y s t e m e w e r d e n sehr h ä u f i g folgende Unterteilungsmöglichkeiten genutzt: (1) Dezimale Unterteilung: Z u r Notationsbildung w e r d e n die Z i f f e r n 0 bis 9 verwendet, pro Ebene wird eine Stelle beansprucht. Die -*• Hierarchie ist gut überschaubar, nachteilig ist häufig die Beschränk u n g auf maximal z e h n U n t e r t e i l u n g e n . Wichtigster Vertreter dieser dezimalen Klassifikationen ist die Internationale Dezimalklassifikation (DK). (2) N o n i s c h e U n t e r t e i l u n g : Z u r N o t a t i o n s b i l d u n g w e r d e n auch hier Z i f f e r n verwendet, wobei in der Regel auf die N u l l verzichtet wird. Ihr w e r d e n in den e n t s p r e c h e n d e n n o n i s c h e n Klassifikationen andere F u n k t i o n e n z u g e o r d n e t (z.B. eine Verwend u n g als Anhängezahl). (3) Polydezimale U n t e r teilung: M i t ihr w e r d e n m e h r als z e h n U n t e r t e i lungen ermöglicht, z.B. d u r c h die V e r w e n d u n g v o n Buchstaben an Stelle v o n Z i f f e r n (26 Möglichkeiten im deutschen Alphabet) oder d u r c h die Ver-
Nummer
Wendung mehrerer Stellen pro Position und Ebene. Polydezimale Klassifikationen mit zwei Stellen haben bei der Verwendung von Ziffern bereits 100 Möglichkeiten, bei der Verwendung von zwei Buchstaben insgesamt 676 Möglichkeiten zur weiteren Unterteilung. - Die Notationen werden bei der -»· Inhaltserschließung als inhaltskennzeichnende Merkmale vergeben und sind somit Grundlage f ü r das Speichern u n d W i e d e r a u f f i n d e n .
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Hauptfunktion von Klassifikationen dieser Art ist also das Ordnen der Sachverhalte und Aussagen, die bei der Analyse von Publikationen und anderer Wissensquellen als wesentlich erkannt und mit Hilfe von Notationen repräsentiert worden sind.
Nummer Bezeichnung
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Open Access
Ο ΟΑΙ - + Open Archives Initiative Ο AIS Open Archival Information System Objektorientiertes D a t e n m o d e l l Datenmodell ODA engl.: Open Document Architecture Die O D A / O D I F (Open Document Architecture/ Office Document Interchange Format) wurde als ISO 8613 in Kraft gesetzt. Die Zielsetzung von O D A ist die Unterstützung von Austausch, Verarbeitung und Präsentation von Dokumenten in offenen Systemen. Innerhalb von O D A wird die Kombination von drei Möglichkeiten der Informationsrepräsentation unterschieden. Z u m ersten wird der Inhalt, d.h. die einzelnen Text- und Grafikelemente, getrennt von der logischen Struktur gespeichert, die als eine baumartige Darstellung der Überschriftenhierarchie, der Listen und der Fußzeilen dargestellt wird. Als dritte Element eines Dokumentes kann die Layout-Struktur als eine baumartige Beschreibung von Größe und Position der verschiedenen Layoutelemente mitgespeichert werden. (-»• Open Archives Initiative) ODIF -*• O D A Offenlegungsschrift Patentschrift Ö f f e n t l i c h e Bibliothek engl: public library Öffentlich zugängliche, von „öffentlichen" Trägern eingerichtete -»· Bibliothek, die die breite Öffentlichkeit als Zielgruppe hat. Es handelt sich meist um Kommunalbibliotheken. Ihre Rolle für die Informationsgesellschaft wird von den meisten Volkswirtschaften als zentral empfunden. Sie gilt vielfach als der Motor für Demokratie und Informationsfreiheit und als wichtiger -*• Ort für Bildung, lebenslanges -*• Lernen und lokale Kulturarbeit. Ihre Bestände werden stets aktuell gehalten (Gegensatz: -*• Wissenschaftliche Bibliothek). Der Typus der „public library" des angloamerikanischen Raumes legt viel Wert auf Dienstleistungsorientierung und versteht sich in erster Linie als -»· Informationsagentur für die breite Öffentlichkeit.
Öffentlicher Schlüssel -*• Verschlüsselung O f f i c e International de Bibliographie Das Office International de Bibliographie wurde 1895 in Brüssel durch Paul Otlet und Henry -»• La Fontaine gegründet. Das Institut gilt als Ursprung der dokumentarischen Bewegung. Es wird 1898 in Institut International de Bibliographie (-*• IIB) umbenannt. Offsetdruck -*• Druck Online-Datenbank Datenbank Ontologie engl.: ontology Eine Ontologie ist die formale, explizite Spezifikation einer Konzeptualisierung eines Weltausschnitts, die innerhalb einer Gemeinschaft geteilt wird. Unter Konzeptualisierung versteht man dabei die Bildung eines Modells der realen Welt. Im Gegensatz zum Begriff einer -»• Terminologie verlangt der Begriff einer Ontologie den formalen Charakter der Begriffsdefinitionen und betont den Aspekt, dass die Definitionen von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft akzeptiert sind und von ihnen in gleicher Weise verstanden werden. Im Gegensatz zur Terminologie sind die Begriffe in einer Ontologie formal durch ihre Merkmale, durch Beziehungen zu anderen Begriffen sowie durch Axiome näher charakterisiert, während allein die Festlegung einer Menge von Begriffen und ihrer Bezeichner schon eine Terminologie ausmacht. (siehe auch -»· Ontologiesprache) Ontologiesprache engl.: ontology language Eine Ontologiesprache ist eine formale Sprache, die die Definition von Begriffen erlaubt, indem ihre Eigenschaften, ihre Beziehungen untereinander sowie zusätzliche Axiome festgelegt werden können. -»• Beschreibungslogiken sind Ontologiesprachen. Beispiele für Ontologiesprachen sind -»· RDF Schema und -»• OWL. O p e n Access Unter Open Access ist ein Publikationsmodell zu verstehen, das wissenschaftliche Inhalte über das - » Internet frei zur Verfügung stellt. Der Zugang zu den Veröffentlichungen unterliegt keinen finan-
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O p e n Archival Information System
zicllcn, rcchtlichcn oder tcchnischcn Beschränkungen. Mit der „Berliner Erklärung" vom Oktober 2003 über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen unterstützen unter anderem die Fraunhofer-Gesellschaft, der Wissenschaftsrat, die Hochschulrektorenkonferenz, die Max-PlanckGesellschaft, die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Gedanken des Open Access. Einen fächerübergreifenden Uberblick über Open-Access-Zeitschriften bietet das Directory of Open Access Journals an der Universität Lund. (-»• Budapest Open Access Initiative) O p e n Archival Information System Open Archival Information System (OAIS - ISO 14721:2001) beschreibt ein generisches Archivsystem mit dem Ziel der - > Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen. Das Referenzmodell definiert eine Terminologie für den Anwendungsbereich, konzipiert die erforderlichen Funktionsmodule als Bausteine eines Gesamtsystems und enthält ein Prozessmodell. Auf der Ebene der Datenobjekte werden „Informationspakete" definiert, die an standardisierten Systemschnittstellen zur Ein- und Ausgabe bereitgestellt werden. O p e n Archives Initiative Im Jahr 1999 wurde die Open Archives Initiative (OAI) ins Leben gerufen mit dem Ziel, den wissenschaftlichen Kommunikationsprozess durch die Entwicklung einheitlicher Zugänge zu den elektronischen Archiven verschiedener Fachdisziplinen zu verbessern. Die Wurzeln der OAI liegen in der preprint-Kultur ( - * Ε-Prints) der naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebiete und ihrem Bedarf an beschleunigten Publikations- und Kommunikationsverfahren. Heute bezieht sich der Begriff „Archives" nicht länger nur auf preprints, sondern umfasst alle wissenschaftlichen Dokumente, z.B. qualitätsgeprüfte Fachartikel, Qualifikationsarbeiten, Lehr- und Lernmaterialien etc. Während der Begriff -»• Open Access auf den freien, d.h. kostenlosen Zugang zur wissenschaftlichen Information abzielt, verbindet sich mit dem Begriff „Open Archives" eine software-technische Lösung, die einen einheitlichen Zugang zu verteilt vorliegenden elektronischen Archiven gewährleisten soll. Diese als Interoperabilität bezeichnete technische Lösung wird durch die Anwendung der Metasprache Extended M a r k u p Language (-*• XML), den -*• Dublin Core Metadaten und dem Protokoll für -*• Metadaten Harvesting ermöglicht.
International ist der Aufbau elektronischer Archive, so genannter fachlicher und institutioneller Repositorien an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, zu beobachten. Für Wissenschaftler wird eine Publikationsumgebung bereitgestellt, in der sie ihre Dokumente selbst archivieren können (Self-Archiving). Beispiele für fachliche Repositorien sind der 1991 für das Fachgebiet Physik von Paul Ginsparg entwickelte eprint-Server ArXiv und das nach diesem Vorbild für die Kognitionswissenschaften entwickelte Repositorium CogPrints sowie RePEC, ein Archiv für das Fachgebiet der Wirtschaftswissenschaften. U m ein fachliches Repositorium mit einem erweiterten Spektrum an wissenschaftlichen Dokumenten handelt es sich bei dem Forum Qualitative Sozialforschung (FQS), einem interdisziplinären und mehrsprachigen elektronischen Archiv für qualitative Methodenforschung. O p e n D o c u m e n t Architecture -•ODA Operation, arithmetische engl.: arithmetical operation Eine arithmetische Operation ist eine Verknüpfung (z.B. Addition oder Multiplikation) von Zahlen. Man unterscheidet Operationen, die auf ganzzahligen oder reellwertigen Zahlen (Gleitpunkt- bzw. Fließkommazahl) definiert sind. Mehrere arithmetische Operationen können zu einem arithmetischen Ausdruck zusammengefasst werden. OPL engl.: One Person Library Die O P L ist eine Informationseinrichtung, die von nur einer Fachkraft (auch „Solo-Librarian") organisiert wird. Viele Einrichtungen wie die -*• Spezialbibliothek und die -»• Dokumentationsstelle zeichnen sich durch besonders geringen Personalbestand aus. Diese berufliche Situation erfordert eine breite Kompetenz und eine ausgeprägte Kommunikation mit Berufskollegen außerhalb der eigenen Institution. Entgegen weit verbreiteter Meinung erfordert eine O P L aber auch Kenntnisse im -*· Bibliotheksmanagement und sei es nur, u m sie im Unternehmenskontext besser platzieren zu können. Organisationale Wissensbasis -»• Organisationsgedächtnis Organisationsgedächtnis engl: organizational memory; Organizational Memory System (OMS)
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Die „Gedächtnis-Metapher" wird auf Organisationen übertragen, u m auf diese Weise zu beschreiben, wie diese Gebilde lernen u n d Wissen verarbeiten. Dabei wird einerseits die Organisation, die in ihren Strukturen, Prozessen, R o u t i n e n , Werten u n d N o r m e n Wissen verarbeitet u n d speichert als -+- Gedächtnis betrachtet (struktureller Ansatz), andererseits eine E r w e i t e r u n g u m I n f o r m a t i o n s s y s t e m e v o r g e n o m m e n , die als O r g a n i z a t i o n a l M e m o r y System ( O M S ) beschrieben werden (tcchnologischcr Ansatz). S y n o n y m = organisation a l Wissensbasis. Ort engl.: place Informationsarbeit hat i m m e r eine Verankerung in der physischen u n d sozialen Realität im Sinne der (semiotischen) Pragmatik. F ü r die Verarbeitung u n d S p e i c h e r u n g v o n I n f o r m a t i o n e n wird R a u m beansprucht u n d zwar f ü r die eigentliche Speicher u n g v o n I n f o r m a t i o n e n auf M e d i e n genauso wie f ü r die „Organisation" dieser Tätigkeit. J e nach z u geschriebener B e d e u t u n g der I n f o r m a t i o n s - u n d Wissensarbeit im jeweiligen sozialen Kontext (der Organisation: in der Gesellschaft als -*· Lernen u n d Bildung, im U n t e r n e h m e n als - * Wissensmanagem e n t ) wird aus d e m O r t der jeweiligen I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g ein zutiefst menschlicher O r t (ant h r o p o l o g i s c h e r O r t , „lieu a n t h r o p o l o g i q u e " im Gegensatz z u m „ N i c h t - O r t " = „lieu de passage"). Image u n d jeweiliger Stellenwert v o n I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g e n hängt so mit dieser a n t h r o p o l o gischen Konstante der Informationsarbeit z u s a m men. OSI-Schichtenmodell engl.: Open Systems Interconnection layers Von der -»· I S O w u r d e ein Schichtenmodell e n t wickelt, das die Abläufe bei der D a t e n k o m m u n i kation in funktionelle Teilabläufe gliedert u n d die Schnittstellen zwischen diesen Teilabläufen standardisiert (siehe auch -»• Schnittstelle). Das M o dell dient a u f g r u n d der o f f e n gelegten Schnittstellen zur K o m m u n i k a t i o n zwischen o f f e n e n System e n . Das O S I - M o d e l l teilt die N e t z w e r k k o m m u n i k a t i o n in s i e b e n S c h i c h t e n auf, w o b e i j e d e r Schicht eine andere Aufgabe erfüllt. Je h ö h e r die Schicht im M o d e l l angesiedelt ist, desto abstrakter sind ihre F u n k t i o n e n . D i e K o m m u n i k a t i o n ist dabei in vertikaler R i c h t u n g ausgerichtet, d.h. die zu ü b e r t r a g e n d e n D a t e n w e r d e n v o n S c h i c h t zu Schicht weitergereicht. A u f der Senderseite läuft die K o m m u n i k a t i o n v o n oben nach u n t e n u n d auf
OWL
der Empfängerseite v o n u n t e n nach oben. D i e Aufteilung der Aufgaben in Schichten hat den Vorteil, dass die Gesamtkomplexität reduziert wird u n d die einzelnen Schichten auf verschiedene Einheiten ( - * H a r d w a r e oder -»• Software) u n d Hersteller aufgeteilt w e r d e n k ö n n e n . (-*• A n w e n d u n g s s c h i c h t , -*• Bitübertragungsschicht, -»• Darstellungsschicht, -*• Kommunikationssteuerungsschicht, - * Sicherungsschicht, Transportschicht, Vermittlungsschicht) Otlet D e r belgische Bibliothekar u n d D o k u m e n t ä r Paul O t l e t hat einen nachhaltigen Einfluss auf die E n t w i c k l u n g d e r -»· D o k u m e n t a t i o n a u s g e ü b t . Z u Beginn des 20. J a h r h u n d e r t s strebte er g e m e i n s a m mit d e m Physikochemiker u n d Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald eine D o k u m e n t a t i o n des v o n der Wissenschaft als gültig verifizierten Wissens an. Ab 1893 begann Otlet, ein internationales D o k u m e n t a t i o n s z e n t r u m in Brüssel a u f z u b a u e n . Als O r d nungssystem v e r w e n d e t e er die -»· D e w e y - D e z i malklassifikation, die er zu einer universalen Wissensklassifikation, der -»· Dezimalklassifikation erweiterte. M i t dieser M e t h o d e w u r d e n viele M i l lionen Karteikarten u n d deren Verweise u n t e r e i n ander gekennzeichnet. D u r c h G r ü n d u n g des Institut International de Bibliographie (-*• IIB) im J a h r e 1898 w u r d e der organisatorische G r u n d s t o c k f ü r das Weltrepertoire des S c h r i f t t u m s „Repertoire Bibliographique U n i v e r s e l " -»• R B U gelegt. Ab 1906 setzte O t l e t bereits die damalig fortgeschrittenste Informationstechnik, nämlich Mikroform e n (Mikrofilm u n d Mikrofiche) ein. Zusätzlich zu d e m textbasierten Wissensspeicher v e r s u c h t e Otlet, ein Weltbildarchiv, ein Fotoarchiv u n d ein W e l t m u s e u m u n t e r d e m N a m e n -*• M u n d a n e u m a u f z u b a u e n . G e w i s s e r m a ß e n stellt Otlets K o n z e p tion eines nichtlinearen, globalen, multimedialen Speichers die Grundlage von Wissensspeichern dar, wir wir sie heute z.B. im Internet zur V e r f ü g u n g haben. OWL engl.: Ontology Weh Language O W L ist die v o m W 3 C standardisierte -»• O n tologiesprache, die speziell f ü r d e n Einsatz im -*• Internet zugeschnitten ist (siehe auch - > Semantisches N e t z ) . O W L erweitert die A u s d r u c k s m ä c h tigkeit v o n -*• R D F Schema. Sie basiert auf-*• Beschreibungslogiken u n d ist der E n d p u n k t der vorangegangenen Folge v o n Sprachen D A M L , O I L und D A M L + O I L .
Page Rank
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Ρ Page Rank - T M Ein von der —»· Suchmaschine Google entwickeltes Verfahren des Ranking, welches die Verlinkung zwischen Web-Dokumenten (-»• Link Popularity) mit in die Reihenfolgenberechnung der Ergebnisdokumente einbezieht. Paid Inclusion Unter dem Begriff Paid Inclusion bieten verschiedene Betreiber einer Suchmaschine gegen Gebühr eine schnellere Bearbeitung der Anmeldung einer Website, garantierte Registrierung im Index und manchmal auch eine häufigere Aktualisierung des Index-Eintrags an. Z u d e m werden bei Bezahlung gleich mehrere Seiten einer Website aufgenommen. Eine bestimmte Position im Ranking der Suchmaschine wird damit nicht zugesichert, (siehe auch -»• Paid Submission, -»· Key Word Sponsoring, —*• Paid Placement) Paid Listing Paid Placement Paid P l a c e m e n t Paid Placement (auch Paid Listing) ist die Veräußerung von Suchbegriffen in einer Art Versteigerung. Dabei wird der Meistbietende bei der Suche nach dem gekauften Begriff im -*• Ranking der Treffermenge an die erste Position gesetzt. Die zweite Position erhält derjenige mit dem zweitbesten Angebot usw. Die Gebühr wird in der Regel erst dann fällig, wenn der Link in der Trefferliste tatsächlich angeklickt wird (Pay per Click). Mit diesem Verfahren versprechen sich Suchdienste (z.B. Overture) Vorteile vor allem im Bereich B2B. Dabei liegt die A n n a h m e zugrunde, dass Unternehmen, die dafür bezahlen, um in Trefferlisten ganz weit oben zu stehen, meist auch ein seriöses Interesse haben, ihre Produkte zu vermarkten bzw. Kunden- und Geschäftsbeziehungen aufzubauen. (-»• Paid Inclusion, Paid Submission, -*• Key Word Sponsoring) Paid Submission Paid Submission (oder Pay for Consideration) ist eine Gebühr für die redaktionelle Bearbeitung (Begutachtung, Einordnung etc.) einer Referenz-Anmeldung bei einem -*· Web-Katalog/Verzeichnis. Die Gebühr garantiert nur die Bearbeitung, ein tatsächlicher Eintrag wird damit nicht erkauft. Die Aufnahme in einen Katalog hängt lctztcndlich vom Inhalt der Referenz (fragwürdige Inhalte oder -*•
Spam werden abgelehnt) und evtl. deren Qualität ab. (-> Paid Inclusion, -*• Key Word Sponsoring, Paid Placement) Partitive Relation -»• Hierarchische Relation Patent engl.: patent
Ein Patent verleiht dem Inhaber das ausschließliche, aber zeitlich und territorial begrenzte Benutzungsrecht an seiner - > Erfindung. Der Patentschutz beträgt maximal 20 Jahre, wenn man von der Möglichkeit des ergänzenden Schutzes für Arzneimittel u m fünf Jahre absieht. Die Patenterteilung belohnt den Forschungs- und Entwicklungsaufwand beim Entstehen von Erfindungen und ermöglicht dem Inhaber eine Monopolstellung zur Verwertung seiner patentierten Erzeugnisse und Verfahren. Das bedeutet Sicherheit und Wettbewerbsvorsprung. Nach Ablauf der Schutzdauer des Patents kann auch die Allgemeinheit die Erfindung nutzen. Patentanspruch engl.: patent
claim
Patentansprüche definieren den Schutzumfang, der für die -*• Erfindung begehrt wird. Z u r Auslegung der Patentansprüche werden die Patentbeschreibung und die Patentzeichnungen herangezogen. Ein Patentanspruch besteht in der Regel aus einem Oberbegriff und einem kennzeichnenden Teil. Im Oberbegriff sind die durch den -»· Stand der Technik bekannten Merkmale der Erfindung enthalten. Der kennzeichnende Teil enthält die Merkmale, für die in Verbindung mit dem Oberbegriff Schutz begehrt wird. In den unabhängigen Patentansprüchen (Haupt- und Nebenansprüche) sind die wesentlichen Merkmale der Erfindung wiedergegeben. Jeder unabhängige Patentanspruch kann von einem oder mehreren abhängigen Patentansprüchen (Nebenansprüchen) gefolgt sein, die sich auf besondere Ausführungsarten der Erfindung beziehen. Patentdatenbank engl.: patent data base
Patentdatenbanken sind dokumenten-, verfahrensoder familienorientiert. Dokumentenoricntierte Datenbanken (mit j e einem Nachweis pro -*• Patentschrift; z.B.JAPIO) oder verfahrensorientierte Datenbanken (mit j e einem Nachweis mit allen
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Patentschriften eines Patcntcrtcilungsvcrfahrens; z.B. PATDPA) basieren auf den N a c h w e i s e n der Patentschriften einzelner Länder bzw. Amter. Sie sind meist in der Landessprache recherchierbar. G r ö ß t e B e d e u t u n g besitzen f a m i l i e n o r i e n t i e r t e Patentdatenbanken (mit j e e i n e m N a c h w e i s pro -*• Patentfamilie): World Patent Index (WPI) u n d I N P A D O C . World Patent I n d e x berücksichtigt 40 wesentliche Länder bzw. Amter. D i e N a c h w e i s e besitzen eine englischsprachiges -*• Kurzreferat, einen erweiterten Titel u n d eine ausgewählte Zeichnung. Korrespondierende Patentschriften sind teilweise einbezogen. I N P A D O C erfasst 71 Länder bzw. Amter. D i e N a c h w e i s e besitzen in der Regel keine Z u s a m m e n f a s s u n g u n d Z e i c h n u n g . D i e Titel der E r f i n d u n g e n w e r d e n meist nicht ins Englische übersetzt. Korrespondierende Patentschriften fehlen. Rechtsstandsdaten sind v o n 33 L ä n d e r n bzw. A m t e r n enthalten.
Patentfamilie engl.: patent family Die Patentfamilie ist die S u m m e der Patentschriften (-»• Patentschrift), die zu einer Erfindung gehören. Patentfamilien entstehen, weil als w i c h tig eingeschätzte E r f i n d u n g e n in der Regel i n n e r halb v o n 12 M o n a t e n (Prioritätsfrist) nach der Erstanmeldung (prioritätsbegründende Anmeldung) im Ausland nachangemeldet w e r d e n u n d folglich im I n - u n d Ausland m e h r e r e Patentschriften e n t stehen. Innerhalb v o n 12 M o n a t e n nach der Ersta n m e l d u n g wird die N a c h a n m e l d u n g im Ausland bei der P r ü f u n g auf N e u h e i t so behandelt, als wäre sie z u m Tag der E r s t a n m e l d u n g eingetroffen (Prioritätsrecht). Eine rechnergestützte Familienzusamm e n f ü h r u n g erfolgt a n h a n d identischer Prioritätsangaben. Die Prioritätsangaben (Land, Aktenzeichen, D a t u m ) b e f i n d e n sich auf den veröffentlichten N a c h a n m e l d u n g e n , w e n n das Prioritätsrecht in A n s p r u c h g e n o m m e n w u r d e . D i e Z u s a m m e n f ü h r u n g der Patentschriften zu Patentfamilien reduziert die R e d u n d a n z in der Datenbank, e r m ö g licht die B e w e r t u n g einer E r f i n d u n g , signalisiert die Patentpolitik des A n m e l d e r s u n d sichert d e m N u t z e r die Auswahl eines sprachlich leicht zugänglichen Familienmitglieds.
Patentinformation engl.: patent infromation Die Patentinformation erfüllt vorrangig die A u f gabe, u n t e r A n w e n d u n g geeigneter Mittel, M e t h o d e n u n d O r g a n i s a t i o n s f o r m e n I n f o r m a t i o n e n aus Patentschriften zu erfassen, auszuwerten, zu speic h e r n , zu r e c h e r c h i e r e n , bereitzustellen u n d zu
Patentrecherche
b e w e r t e n . G c b r a u c h s m u s t c r s c h r i f t c n w e r d e n als Patentschriften besonderer Art einbezogen. N e b e n den Patentschriften als wichtigste D o k u m e n t e des gewerblichen Rechtsschutzes berücksichtigt Patenti n f o r m a t i o n im weiteren Sinne auch M a r k e n , G e schmacksmuster u n d andere gewerbliche Schutzrechte.
Patentometrie engl: patentometrics Patentometrie hat die vorrangige Aufgabe, die Flut relevanter I n f o r m a t i o n e n auf K e r n i n f o r m a t i o n e n betreffs Stand u n d Trends in Technologiefeldern, Firmenaktivitäten u.a. einzuschränken. Sie basiert auf der D u r c h f ü h r u n g u n d B e w e r t u n g i n f o r m e trischer Recherchen in Patentdatenbanken, teilweise v e r k n ü p f t mit Recherchen in Literaturdatenbanken. Bei informetrischen Recherchen w e r d e n die ermittelten N a c h w e i s m e n g e n mittels statistischer M e t h o d e n analysiert ( - > I n f o r m e t r i e ) . Als A u s gangspunkt f ü r die A n w e n d u n g statistischer M e t h o d e n dienen vor allem die Statistikbefehle der Retrievalsprachen (z.B. S E L E C T bei M e s s e n g e r u n d ANALYZE bei S T N ) . Es entstehen z.B. Rangreihen, Zeitreihen oder Patentportfolios. Patentdat e n b a n k e n sind a u f g r u n d der Frühzeitigkeit, Vollständigkeit u n d Detailliertheit ihrer Angaben f ü r i n f o r m e t r i s c h e R e c h e r c h e n b e s o n d e r s geeignet (z.B. World Patent Index - WPI, D e r w e n t Patent Citation Index - D P C I ) . Als Basis f ü r die Bewert u n g der N a c h w e i s m e n g e n dienen sowohl einfache Indikatoren wie die Publikationshäufigkeit, Pat e n t f a m i l i e n g r ö ß e u n d Z i t i e r h ä u f i g k e i t als auch komplexe Indikatoren.
Patentrecherche engl: patent retrieval Patentrecherchen sind bewertete Recherchen, die den Weltstand der Technik, die N e u h e i t technischer Lösungen oder die mögliche Verletzung f r e m d e r Patente nachweisen sollen. M a n unterscheidet deshalb in Weltstands-, N e u h e i t s - u n d Verletzungsrecherchen, die unterschiedliche A n f o r d e r u n g e n an ihre Retrospektivität, ihr L ä n d e r s p e k t r u m u n d ihren Z w a n g zur Vollständigkeit besitzen. Bei N e u heitsrecherchen wird neben der Patentliteratur auch Nichtpatentliteratur einbezogen. D i e R e c h e r c h e n w e r d e n als Inhalts- u n d Formalrecherchen d u r c h g e f ü h r t . Die F o r m a l r e c h e r c h e n u m f a s s e n n e b e n bibliographischen Recherchen Rechtsstandsrecherchen. D i e R e c h e r c h e n z u m Rechtsstand der Patentanmeldungen u n d der zugehörigen Patente sind n u r in einigen D a t e n b a n k e n u n d im amtlichen -*Patentregister (Patentrolle) möglich.
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Patentregister
Patentregister engl.: patent registry Die Patentregister (Patentrollen) der Patentämter sind in der Regel selbständige Datenbanken, die den von den Patentämtern veröffentlichten bzw. bereitgestellten Rechtsstand (Verfahrensstand) der Patentanmeldungen sowie der sie begleitenden Patentschriften enthalten. Die Registerangaben einer Reihe von Ländern bzw. Amtern werden in eine Patentdatenbank wie z.B. PATDPA, INPADOC, esp@cenet übernommen. Patentrolle Patentregister Patentschrift engl.: patent specification Patentschriften sind von nationalen, regionalen und internationalen Patentämtern im Rahmen ihrer Anmelde- und Erteilungsverfahren veröffentlichte Dokumente, die vorschriftsgemäße Informationen über Erfindungen enthalten, für die ein Patent angestrebt bzw. erteilt wurde. Patentschriften, die vor der Patenterteilung ohne Prüfung auf N e u heit und Erfindungshöhe entstehen, werden als Offenlegungsschriften oder veröffentlichte Patentanmeldungen bezeichnet. Eine Patentschrift besteht aus Titelblatt (bibliographische Angaben, Zusammenfassung, Zeichnung), Patentbeschreibung, Patentansprüchen und Patentzeichnungen. - Korrespondierende Patentschriften: Wird bei der Nachanmeldung einer -*• Erfindung im Ausland die Priorität nicht in Anspruch genommen (z.B. infolge der Nichteinhaltung der 12-Monate-Prioritätsfrist), fehlen bei der Veröffentlichung der Patentschrift die Prioritätsangaben, so dass eine rechnergestützte F a m i l i e n z u s a m m e n f ü h r u n g nicht möglich ist. Es entstehen sogenannte korrespondierende Patentschriften als Patentfamilienmitglieder, die nur intellektuell der Familie zugeordnet werden können. (-»· Patentfamilie) Pay for Consideration Paid Submission Pay per Click -*• Paid Placement PC Hardware PDF engl: Portable Document Format Das PDF-Format dient zum Dokumentaustausch, vor allem von Dokumenten mit komplexem Layout. Mit der Software von -»• Adobe lassen sich
Dokumente in das PDF-Format umwandeln. Dabei wird das Layout und der Inhalt des Originals, einschließlich Schriften und Grafiken, exakt beibehalten. PDF-Dokumente sind schreibgeschützt und können unabhängig von Browser oder -*• Betriebssystem mit dem Acrobat Reader von Adobe angezeigt werden. Das PDF-Format ist eine Weiterentwicklung des Postscript-Formats. Persistent Identifier Persistent Identifier (dauerhafte Identifikatoren) sind eindeutige Identifikatoren für digitale Ressourcen, die (im Gegensatz zum U n i f o r m Resource Locator URL) eine ortsunabhängige Identifikation ermöglichen sollen. Verschiedene konkurrierende Konzepte (Digital Object Identifier, Uniform Resource Name, P U R L - Persistent URL) werden derzeit erprobt. Allen Konzepten ist gemeinsam, dass der Zugriff vom Persistent Identifier nicht direkt auf die digitale Ressource erfolgt, sondern ein System (resolver) zwischengeschaltet ist, in dem die jeweils aktuellen Speicherorte verwaltet und für den direkten Zugriff verwendet werden. - Weiterführende Informationen werden v o n D e r D e u t s c h e n Bibliothek u n t e r http:// www.persistent-identifier.de zur Verfügung gestellt. Persistenz engl.: persistence Unter Persistenz versteht man die Dauerhaftigkeit von Daten. Programmiersprachen sichern die Erhaltung von Daten während eines Programmlaufs (transient) und können Dateien bearbeiten (erzeugen, lesen, schreiben, löschen) (persistent). U m fangreiche und strukturierte Daten müssen in Datenbanken mit speziellen Verwaltungssprachen gespeichert werden, u m ihre Persistenz zu sichern. Personal C o m p u t e r -*· Hardware Personalisierung engl.: personalization Anpassung insbesondere von webbasierten Systemen an individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse des gegenwärtigen Benutzers. (-*• Benutzeradaptives System, Benutzeradaptierbares System) Personennamendatei ·•*• Normdatei Pfad engl.: path; guided tour Ein Pfad beim Hypertext ist eine zumeist lineare, mitunter verzweigte, vom Autor vorgeschlage-
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Polysem
nc Lcscfolgc. Aggregate aus Hypcrtcxt-Vcrknüpfungen bieten die Möglichkeit, eine vorgegebene M e n ge an - > Knoten mit einer alternativen V e r k n ü p f u n g s m e n g e zu versehen u n d sie situativ in andere N e t z e einzubetten. Sequenzen v o n V e r k n ü p f u n gen k ö n n e n im Sinne v o n G u i d e d Tours oder Pfad e n vorbereitete Wege d u r c h den Hypertext markieren u n d s o m i t die O r i e n t i e r u n g erleichtern. Derartige Pfade k ö n n e n wie konventioneller Text linear angelegt sein, aber auch Verzweigungen e n t halten. Die Auswahl aus d e n Alternativen einer P f a d v e r z w e i g u n g kann dabei a u f g r u n d der E n t scheidung des Lesers oder a u f g r u n d v o n Kontextb e d i n g u n g e n automatisch erfolgen. Physikalische Schicht -»• Bitübertragungsschicht PI RAK Pixel engl.: picture element Pixel ( K u n s t w o r t f ü r „Picture E l e m e n t " ) ist das kleinste Element eines digitalen Bildes mit definierten O r t s - u n d Farbkoordinaten. Planung engl.: planning; planning process P l a n u n g (auch: Planungsprozess) ist die gedankliche V o r w e g n a h m e z u k ü n f t i g e n H a n d e l n s . Es w e r den verschiedene Handlungsalternativen verglichen u n d die -*· E n t s c h e i d u n g f ü r d e n günstigsten Weg getroffen. P l a n u n g ist also z u k u n f t s b e z o g e n , setzt das S a m m e l n v o n I n f o r m a t i o n e n über d e n Z u s t a n d der Planungsobjekte voraus u n d schätzt auf dieser Basis die E r w a r t u n g e n an d e r e n z u k ü n f t i g e E n t wicklung. PND Normdatei Polydimensionalität engl.: polydimensionality Polydimensionalität ist ein Begriff, der in Z u s a m m e n h a n g mit der Klassifikation u n d d e m - > T h e s a u r u s gebräuchlich ist. Er besagt, dass j e d e m E l e m e n t des O r d n u n g s s y s t e m s m e h r e r e U n t e r b e griffe u n t e r s c h i e d l i c h e r D i m e n s i o n z u g e o r d n e t w e r d e n k ö n n e n , z.B. generische U n t e r b e g r i f f e u n d partitive Teilbegriffe. Z.B. k ö n n e n ausgehend v o m -*• D e s k r i p t o r B A U M zwei Ketten verzweigen: BAUM > OBSTBAUM > STEINOBSTBAUM u n d B A U M > B A U M S T A M M > R I N D E , (siehe auch «•*• Hierarchische Relation) Das Prinzip der Polydimensionalität ist in der Facettenklassifi-
kation (z.B. -*• Colon-Klassifikation) stark ausgeprägt. D e r U n t e r s c h i e d zur -»· Polyhierarchie ist, dass bei der ein E l e m e n t m e h r als einen direkten O b e r b e g r i f f haben kann. Gegenteil: —• M o n o d i mensionalität wie z.B. bei der -*· M o n o h i e r a r c h i e realisiert. Polyhierarchie engl: polyhierarchy Polyhierarchie ist ein Begriff, der in Z u s a m m e n h a n g mit der -*· Klassifikation u n d d e m -*• T h e saurus gebräuchlich ist. Er besagt, dass j e d e s Elem e n t des O r d n u n g s s y s t e m s im Allgemeinen n u r einen O b e r b e g r i f f besitzt, aber in Einzelfällen ein E l e m e n t auch m e h r als einen O b e r b e g r i f f haben kann (z.B. kann die Klasse Fahrgastschiff sowohl den O b e r b e g r i f f Personentransport als auch Schiff haben). In diesen Fällen ist eine Recherche u n t e r m e h r e r e n Aspekten möglich, die Suche kann m e h r dimensional erfolgen. Eine „schwache" - > Hierarchie ( = Polyhierarchie) liegt also dann vor, w e n n ein u n d derselbe Begriff auf G r u n d der Berücksichtigung m e h r e r e r unterschiedlicher M e r k m a l e jeweils zwei oder m e h r O b e r b e g r i f f e n zugeordnet w i r d . Polyhierarchien k ö n n e n in d e n typischen hierarchischen Klassifikationen beispielsweise d u r c h das E i n a r b e i t e n v o n V e r w e i s u n g e n o d e r d u r c h die M e h r f a c h e i n o r d n u n g eines Begriffs dargestellt w e r d e n . D i e bisherige Konzentration auf m o n o h i e r a r c h i s c h e S t r u k t u r e n u n d damit auf eindimensionale R e c h e r c h e n ist d u r c h den verstärkten Einsatz der I n f o r m a t i o n s t e c h n i k bei der Erarbeitung, Pflege u n d A n w e n d u n g v o n Klassifikation e n vielfach in R i c h t u n g auf flexiblere S t r u k t u r e n aufgegeben w o r d e n . Polysem engl.: polysemes Polyseme sind B e z e i c h n u n g e n , die ausgehend v o n einer B e d e u t u n g , d u r c h Ü b e r t r a g u n g , Analogie, geschichtliche oder regionale Auseinanderentwickl u n g zu unterschiedlichen B e d e u t u n g e n g e f ü h r t haben (z.B. Fuchs, Leitung), oder so allgemein sind, dass sie in ganz unterschiedlichen Kontexten verw e n d e t w e r d e n (z.B. Verfahren, System). Polysemie entsteht häufig auch d u r c h umgangssprachliches Weglassen eines ursprünglich v o r h a n d e n e n spezifizierenden Elements (z.B. Schirm f ü r Regenschirm, Bildschirm usw.). I m U n t e r s c h i e d zu Polysemen hat bei H o m o n y m e n keine A u f f ä c h e r u n g von Bedeutungen stattgefunden, sondern eine Konvergenz v o n Bezeichnungen, (siehe auch «•*• H o m onym)
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Postkoordination
Postkoordination engl.:
post-coordination
Indexierungsprinzip, bei dem Kombinationen von Begriffen während der Suche durch Kombination von Indcx-Tcrmini gebildet werden und n i c h t - w i e bei der -+· Präkoordination - schon bei der -*• Indexierung. Dies ist die gängige Methode beim -+• Retrieval in den meisten Datenbanken: Der Benutzer beschreibt sein Suchthema mit Hilfe einfacherer Suchtermini. Historisches Vorbild für dieses Prinzip ist das von Mortimer Taube 1950 entwikkelte UNITERM-Verfahren, bei dem Komposita vermieden und nur Wörter als elementare Basisbegriffe verwendet wurden. Nachteil: Es entsteht eine große Unscharfe beim Retrieval, denn im Nachhinein ist nicht mehr feststellbar, welche der möglichen Kombinationen in einem konkreten Indexat gemeint war (so kann die Kombination aus Geschichte + Wissenschaft eben Geschichtswissenschaft, aber auch Wissenschaftsgeschichte bedeuten). Pragmatik engl.:
pragmatics
Pragmatik als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, unter welchen Bedingungen eine Äußerung in ihrem Kontext akzeptabel ist. Präkombination engl.:
pre-combination
Anders als bei der ->• Postkoordination werden bei der Präkombination die Termini bereits zum Indexierungszeitpunkt zu komplexen T h e m e n b e schreibungen zusammengesetzt; dieses Verfahren nennt man Präkoordination. Sind solche Themenbeschreibungen bereits im Vokabular verankert (als Komposita oder Nominalgruppen), so spricht man von Präkombination. Präkombination ist das Prinzip, mehrere oder viele Merkmale in einem Element einer Dokumentationssprache (-»• Klassifikation, -*• Thesaurus) zusammenzufassen. Die Tiefe einer Klassifikation könnte man als ein Maß für die Präkombination benutzen, denn mit jeder Stufe einer Abstraktionshierarchie kommt mindestens ein weiteres Merkmal hinzu. Präkoordination engl.:
pre-coordination
Indexierungsprinzip, bei dem Kombinationen von Begriffen bereits während des Indexierung gebildet werden und nicht - wie bei ·*• Postkoordination - erst während der Suche. Typisches Beispiel für Präkoordination ist die Vergabe von N o tationen einer hierarchischen ->• Klassifikation, oder
aber die Bildung von Komposita für die Beschreibung komplexer Sachverhalte. Nachteil: Gerade in der deutschen Sprache mit ihrer starken Tendenz zur Kompositabildung führen Termini wie etwa „Donaudampfschifffahrtsgcsellschaftskapitän" zu sehr umfangreichen Dokumentationssprachen. Bei Klassifikationen werden in der Regel viele Begriffe und Begriffskombinationen von vornherein festgelegt, um für alle bei der inhaltlichen Erschließung auftauchenden Sachverhalte über eine möglichst vollständige Begriffssystematik zu verfügen. Dadurch haben Klassifikationen vielfach einen geschlossenen, starren Charakter, der eine Weiterentwicklung und Anpassung an die Entwicklungen auf dem jeweiligen Gebiet erschwert. Durch das bei Klassifikationen vorherrschende Prinzip der Präkoordination sind in ihnen auch die Möglichkeiten syntagmatischer Begriffsbeziehungen (z.B. Funktionsanzeiger, Verknüpfungsanzeiger, Rektoren, Modifikatoren) eher schwach entwickelt. Denn Klassifikationen, bei denen dieser Verknüpfungsapparat (zu vergleichen mit einer primitiven Grammatik) weit ausgebaut worden ist, können leicht unübersichtlich und damit unhandlich werden. Beispiele für präkoordinierte Systeme sind die —> Facettenklassifikation oder auch komplexe N o minalgruppen zur Darstellung der in Dokumenten behandelten Themen. Pressearchiv engl: press
archive
Pressearchive gab es schon im 18. Jahrhundert. In den deutschsprachigen Ländern Europas entstanden die ersten Redaktionsarchive in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als einige bedeutende bürgerliche Zeitungen wie die Frankfurter Zeitung, die N e u e Zürcher Zeitung, das Hamburger Fremdenblatt, der Ullstein-Verlag in Berlin und die Kölner Zeitung erkannten, dass sich mit einem eigenen - > Archiv die redaktionellen Leistungen verbessern lassen, dem Leser damit aber auch schneller und gezielter Auskunft über erschienene Beiträge gegeben werden konnte. Denn von Beginn an besaß das Redaktionsarchiv eine doppelte Aufgabe: es befriedigt den Informationsbedarf der eigenen Redaktion(en), ist aber gleichzeitig eine der populärsten Anlaufstellen für Auskunftsuchende. Damit ist das Redaktionsarchiv nicht nur ein Bürgerinformationssystem, sondern zugleich ein Instrument der von den Zeitungen intensiv gepflegten Leser-Blatt-Bindung. Dies gilt noch heute, obwohl die Informationstätigkeit des Pressearchivs gegenüber Dritten durch die elektronischen Medien und
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Produktkatalog
das Internet eine neue Dimension und eine andere Qualität gewonnen hat. Dank der Kommerzialisierung der Archivdienstleistungen wurde das Redaktionsarchiv zum Profit-Center. Es entwickelte sich, in den letzten Jahren verstärkt, zu einem Teilnehmer am Informationsmarkt, auf dem es seine Dienstleistungen anbietet, und übernahm damit neue Aufgaben. Pressearchive werden nicht nur von Presseverlagen unterhalten, sondern auch von vielen anderen Institutionen. Auch viele Unternehmen der Wirtschaft, vor allem Banken und Versicherungen, verfügen über ein Pressearchiv. Auch die großen Chemieunternehmen unterhalten Pressedokumentationsstellen, oft als Bestandteil einer Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit. Die spezielle Ausprägung von Pressearchiven der Wirtschaft ist stets bestimmt durch die Interessenlage des Auftraggebers, und die Informationsdienstleistungen richten sich nach dem Bedarfsprofil des Unternehmens, in dem die - > Dokumentationsstelle angesiedelt ist. Preußische Instruktionen RAK Primärdokument -*• Dokument Print Factory Print Factories umfassen alle Unternehmen der -*• Druckindustrie, bei denen Datenhandling und Repro fehlen. Im Normalfall verfügen sie jedoch über Prepress-Systeme, um Druckformen herzustellen. Die Hauptaufgabe einer Print Factory ist das Vervielfältigen fertig angelieferter, druckreifer Vorlagen. Ihre Aufgabe besteht ausschließlich darin, die Informationen auf verschiedene Bedruckstoffe zu übertragen. Probabilistisches Retrieval engl.: probabilistic
retrieval
Die üblicherweise beim Information Retrieval verwendeten Modelle berechnen unterschiedliche Arten von Ähnlichkeiten zwischen Fragen und Dokumentbeschreibungen. Dabei wird jedoch innerhalb des jeweiligen Modells keine Aussage darüber gemacht, inwieweit die jeweilige Vorschrift zur Berechnung des Retrievalwertes das angestrebte Ziel erfüllt, eine hohe Retrievalqualität zu erreichen (siehe auch ->· Information-Retrieval-Modell). Im Unterschied dazu kann für probabilistische Modelle gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen Modell und Retrievalqualität tatsächlich existiert. Probabilistische Modelle schät-
zen die Rctrievalwahrschcinlichkcit, also die Tatsache, dass ein D o k u m e n t als relevant beurteilt wird, und ordnen die D o k u m e n t e nach dieser Wahrscheinlichkeit. Diese Vorgehensweise bezeichnet man als probabilistisches -»· Ranking. Solch eine Anordnung führt zu optimaler Retrievalqualität: Ein Benutzer sieht sich die D o k u m e n t e in der Rangordnung von oben nach unten durch und bricht irgendwann ab. Bricht er nach einer vorgegebenen Anzahl von Dokumenten ab, so sind Recall (-*- Vollständigkeit) und Precision (-»· Genauigkeit) maximal; will er eine vorgegebene Anzahl relevanter Dokumente (vorgegebener Recall), ist wiederum die Precision maximal. - Ein Beispiel für ein probabilistisches Retrieval-Modell ist das Retrieval mit binärer Unabhängigkeit. Produktionsfaktor engl.: production
factor
Produktionsfaktoren sind Input-Größen der Wirtschaft. Diese wird verstanden als planvolle menschliche Tätigkeit mit dem Zweck, die bestehende Knappheit an Gütern zu verringern und unter Beachtung des ökonomischen Prinzips menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Betrieb als Produktionswirtschaft kombiniert zur Erreichung seiner Ziele die Produktionsfaktoren Arbeitsleistung, Betriebsmittel und Werkstoffe. Die Arbeitsleistung wird dabei weiter unterteilt in dispositive (leitende) Arbeit und in ausführende (vollziehende) Arbeit. Produktionsregel engl.: production
ride
Ein -*• Wissensbasiertes System enthält neben den logikbasierten Formalismen die Produktionsregeln. Unter einer Produktionsrcgcl versteht man eine mit einer Vorbedingung versehene Aktion. Die Aktion gilt als ausführbar, wenn die Vorbedingung erfüllt ist. Die Vorbedingungen werden auf einer Menge bekannter Fakten ausgewertet. Eine durch eine Produktionsregel angestoßene Aktion kann in der Faktenmenge Änderungen vornehmen. Eine Menge von Produktionsregeln, eine zugehörige Faktenmenge und ein Mechanismus, der Produktionsregeln auf Ausführbarkeit testet und ihre Aktionsteile bei erfüllter Vorbedingung zur A u s f ü h r u n g bringt, nennt man ein Produktionssystem. Produktkatalog engl.: product
catalogue
Im Produktkatalog legt die IuD-Abteilung fest, welche -»· Informationsprodukte sie ihren Kunden anbietet. Die einzelnen Produkte werden klar de-
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Professionalisierung
finicrt, mit eindeutigen Produktnamen versehen und voneinander abgegrenzt systematisiert und auf Produktblättern hinsichtlich ihres Inhalts, ihrer Zielgruppe, ihrer Qualität, ihres Preises und ihres Mcngengcrüstes beschrieben. Der Produktkatalog enthält eine Ubersicht der angebotenen Produkte, in der Regel in Produktgruppen oder nach Kernleistungsprozessen der IuD-Abteilung gegliedert. Professionalisierung engl.: professionalization Professionalisierung ist der Prozess der Verberuflichung von besonderen, von anderen abgrenzbaren gesellschaftlichen Arbeitsleistungen. Dieser Prozess schließt ein: Kontrolle über die Zugangswege, Festlegung qualifikatorischer Erfordernisse und interner Gliederung, gültige Bezeichnungen für den Beruf/Tätigkeit, staatliche Anerkennung aller Maßnahmen. P r o g r a m m der Bundesregierung 1996-2000 Das unter dem Titel „Information als Rohstoff für Innovation" (herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologic - BMBF) veröffentlichte Programm der Bundesregierung 1996-2000 ist das vorläufig letzte Förderprogramm für die Fachinformation bzw. Information und Dokumentation. (-*• I u D Programm, Fachinformationsprogramm) Programmcode Programmiersprache Programmiersprache engl.: programming language Eine Programmiersprache ist eine künstliche Komm a n d o s p r a c h e zur K o m m u n i k a t i o n zwischen Mensch und Computersystem, die genaue Angaben zu einer Kette von internen Verarbeitungsschritten, deren Daten, Struktur und deren Verlauf in Abhängigkeit von internen oder externen Ereignissen enthält. Es wäre sehr umständlich und mühsam, die vielen Formen der Informationsverarbeitung als Binärzahlen zu kodieren. Daher hat sich schnell ein Ubersetzungsmechanismus etabliert, der häufig verwendete Zahlen und Zeichen und häufig verwendete grundlegende Operationen in symbolischen Befehlen angibt. Eine weitere technische Einrichtung übersetzt dann diese Angaben in interne Daten, einfachste Datenänderungsbefehle und Kontrollanweisungen, die der Computer dann schließlich ausführt. Wird ein Programmtext als Ganzes übersetzt, spricht man in Bezug auf den Übersetzungsmechanismus von einem Compiler
(Programm, welchcs den Maschincn-Codc liefert, der direkt vom «+• Prozessor verstanden wird; O b jectcode, EXE-Datei). Wird ein Programmtext hingegen jeweils Schritt für Schritt übersetzt und jeweils ein übersetzter Schritt sofort ausgeführt, spricht man von einem Interpreter. Eine logische Abfolge von Befehlen in einer Programmiersprache nennt man allgemein -*• Algorithmus, Programm, Programmcode, Quelltext (~*· Software). Die meisten Befehle einer Programmiersprache lassen sich auf fünf Hauptkategorien zurückführen: Eingabe, Ausgabe, mathematische Berechnung, Vergleich und Auswahl, Wiederholung. Programmiersprachen werden in verschiedene Generationsklassen eingeteilt: (1) Maschinensprachen: Binäre Prozessorbefehle, absolute (direkte) Speicheradressen; (2) Assemblersprachen: Mnemotechnische (symbolische) Abkürzungen für binäre Prozessorbefehle, Verwendung von Variablen (z.B. anstatt absoluter Speicheradressen). —• Assembler werden heute noch für systemnahe und technische Anwendungen verwendet; (3) Problemorientierte Sprachen (z.B. F O R T R A N , C O B O L , C + + , JAVA): Eigene Anweisungen unabhängig von Prozessortyp und Rechenanlage. Sie einhalten diverse Hilfskonstrukte zur Formulierung von Algorithmen wie Schleifen, Auswahl, Unterprogrammaufruf etc. sowie verschiedenartige Programmierparadigmen (imperativ/objektorientiert); (4) Spezielle (datenorientierte) Sprachen (z.B. ->• SQL, N A T U RAL): Beschreiben nicht mehr den Lösungsvorgang, sondern bestimmen nur noch Ergebniseigenschaften. Sie eignen sich nur für spezielle Bereiche wie z.B. Datenbankabfragen; (5) Wissensorientierte Sprachen (z.B. LISI! PROLOG): Anwendung im Bereich der KI ( - * Künstliche Intelligenz). Es werden Lösungen mit Hilfe von Logik-basierten Konstrukten (Regeln, Funktionen, Rekursion, Backtracking etc.) aufgestellt. PROM -*· R O M Promotionsstudium - > Studium Informationswissenschaft Protokolle engl.: protocols Protokolle regeln die Kommunikation in Rechnernetzen. Dabei gilt es diverse physikalische und logische Vereinbarungen wie Übertragungsrichtung und -geschwindigkeit, Datenformat, Fehlererkennung u.a. zu treffen. Aufgrund der dabei entstehenden hohen Komplexität werden die Aufgaben
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PubMed
in der Regel auf mehrere Protokolle bzw. Protokollschichten aufgeteilt. Das OSI-Schichtenmodell gilt hierfür als das weit verbreitetste Referenzmodell. (siehe auch - > TCP/IP)
sprachen), sind dafür aber wesentlich schneller als die der Bauart CISC. Prozessorganisation engl.: business process engineering; business process
Provenienz
reengingeering
engl.:
Die Prozessorganisation, auch als Prozessmanagement bezeichnet, ersetzt die funktionale Gliederung betrieblicher Aufgaben durch das organisatorische Leitbild bereichs- und unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse. Die betrieblichen Vorgänge werden - häufig unter Einsatz prozessorientierter Anwendungssysteme (Workflow) funktionsübergreifend organisatorisch neu ausgerichtet, wobei der Fokus auf der kundenorientierten Wertschöpfung liegt. Diese setzt bei den personellen Aufgabenträgern Service-orientierte Haltungen und gewisse Handlungsspielräume voraus.
provenance
Die Sachgemeinschaft von -»-Aufzeichnungen, die durch die Entstehungszusammenhänge begründet wird. Sie kann, muss aber nicht mit der Herkunftsgemeinschaft identisch sein. Die Provenienz in funktionalem Sinn bezeichnet die Ursache der Entstehung der Aufzeichnungen oder ihren Primärzweck, also etwa einen Aufgabenkomplex. Die Aufzeichnungen aus einheitlicher Provenienz erklären sich gegenseitig und grenzen sich in ihrem Bedeutungsumfang ein. Die Perspektive auf die Provenienz bestimmt alle Arbeitsverfahren von der Archivgut-Bewertung über die Erschließung bis zur -»• Bestandserhaltung. Sie garantiert die Erhaltung der Kontexte als Erklärungshintergrund für die -»• Archivgut-Auswertung. Prozedurales Gedächtnis - + Gedächtnis Prozessor engl.: processor
Prozessoren sind die hardwaretechnische Entsprechung für die - > Zentrale Recheneinheit. Dabei wird zwischen den Bauarten CISC und RISC unterschieden: CISC-Prozessoren (complex instruction set computer) besitzen einen umfangreichen Befehlssatz auf Maschinenebene und gelten immer noch als Standard im PC-Bereich. RlSC-Prozessoren (reduced instruction set computer) hingegen stellen zwar nur einige wenige Befehle zur Verfügung (dies bedeutet mehr Aufwand bei der Erstellung des Betriebssystems und Programmier-
Prozesstiefe engl.: process depth
Die Prozesstiefe ist ein Stufenmaß für die Fertigungstiefe eines Unternehmens der Druckindustrie. Einstufige U n t e r n e h m e n konzentrieren sich auf den Druck. Sie verfügen zumindest über eine Prepress-Abteilung für die Druckformherstellung und den Druck. Vollstufige Betriebe verfügen in der Regel über eine Vorstufe mit Repro und Prepress, Druck und Weiterverarbeitung. Die Prozesse, die ein Unternehmen nicht anbietet, können als Prozesspotenziale bezeichnet werden. Da in jeder Druckerei der Prozess „Druck" vorhanden ist, bieten vor- und nachgelagerte Bereiche besonders viele Entwicklungsmöglichkeiten. Public-Key-Verfahren -*• Verschlüsselung PubMed MEDLINE
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Qualifikation
Q Qualifikation -*• Ausbildung Qualität engl.: quality Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder vorausgesetzter Erfordernisse beziehen. Qualitätsmanagement engl.: quality management Unter Qualitätsmanagement versteht man die Z u sammenfügung verschiedener relevanter Bausteine, um unternehmensintern und -extern -*• Q u a lität systematisch zu analysieren, zu planen, zu organisieren, zu sichern und zu kontrollieren. Quantenbit engl: quantum hit (qubit) Einheit der Quanteninformation und Grundgröße der Quanteninformationstheorie. Z u den wesentlichen charakteristischen Eigenschaften von Quantenbits gehört die Uberlagerungsfähigkeit in Viel-Quantenbit-Zuständen, was auf eine Abhängigkeit der einzelnen Zustände untereinander führt.
Ferner sind Quantenbits nicht klonierbar („No cloning-Theorem"). Bei der Quantenteleportation müssen zum Ferntransport eines Quantenbits zwei klassische Bits übertragen werden. Quanteninformationstheorie engl.: quantum information theory Anwendung der Quantentheorie auf die klassische Shannonsche -*• Informationstheorie, wobei die charakteristischen Eigenschaften der Quantentheorie wie die Existenz von Uberlagerungszuständen und die Nicht-Kopierbarkeit von Quantenzuständen vorteilhaft eingesetzt werden, u m zu Informationsverarbeitungsformen und Berechnungsmöglichkeiten völlig neuartiger Komplexität und Q u a lität zu gelangen. Die Einheit der Quanteninformation ist das -*• Quantenbit. Z u den wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten gehören Quantencomputer, Quantenkryptographie und Quantenteleportation. Quelltext -»• Programmiersprache Quasi-Synonym -*· Aquivalenzrelation
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RDF
R Rahmenstruktur engl.: frame
structure
Die R a h m e n s t r u k t u r (Wörterbuchtextstruktur, Megastruktur) beschreibt die übergeordneten Elemente eines lexikographischen Nachschlagewerks (-»• Enzyklopädie, - > Lexikon) in ihrem Z u s a m menspiel: U m t e x t e und Lemmaliste (n). Umtexte enthalten alle die Teile des lexikographischen N a c h schlagewerks, die nicht Teil der Lemmaliste(n) sind: Vorwort, Benutzerführung, Einleitung, Fachliche E i n f ü h r u n g , Grammatik, Register u n d Anhänge sowie ausgelagerte längere und in Bezug auf die lemmatisierten Lexeme übergreifende Artikel. In elektronischen lexikographischen Nachschlagewerken wird bei Rahmentexten die aus dem Buch bekannte lineare Abfolge der Elemente auf G r u n d des M e d i u m s in eine horizontale Informationsarchitektur a u f g e b r o c h e n . Die R a h m e n t e x t e stehen nicht mehr in einer Seitenabfolge.
RAK engl: rules for alphabetical cataloguing; rules for descriptive
cataloguing
Die Regeln für die alphabetische Katalogisierung sind in Deutschland und Osterreich seit den 1980er Jahren weit verbreitet. Die erste Ausgabe erschien 1976 ( D D R ) bzw. 1977 (BRD). Die Version f ü r die Wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB; Gegenstück: RAK-ÖB) erscheint seit 1993 als Loseblattausgabe; darüber hinaus existieren verschiedene Sonderregeln (ζ. B. RAK-Musik für Musikalien oder R A K - N B M f ü r Nichtbuch-Materialien). Die RAK sind wie die -»• AACR sehr komplex und noch stark auf Zettelkataloge ausgerichtet. Die Vorarbeiten f ü r ein grundlegend erneuertes Regelwerk (RAK2) w u r d e n im Z u g der Diskussion u m einen möglichen Umstieg auf AACR2 im Jahr 2001 ausgesetzt. Charakteristisch f ü r die RAK sind u. a. die originalsprachliche -+· Ansetzungsform und eine Vorliebe f ü r rein formale Entscheidungskriterien, ζ. B. bei der Entscheidung, wann eine Körperschaft die Haupteintragung (-*• Eintragung) erhält. Die RAK stehen in der Nachfolge der „Instruktionen f ü r die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken - PI", die bereits aus dem Jahre 1899 stammen und 1932 durch die D I N 1505 „Titelangaben von Schrifttum" erweitert wurden.
RAM engl.: Random
Access
Memory
Schreib-/Lesespeicher in Form eines Halbleiters (Computerchip), der nur während der Betriebs-
s p a n n u n g die gespeicherten Inhalte behält. Die Adressierung erfolgt durch eine eindeutige, feste Z u o r d n u n g von Adressen zu einzelnen Speicherzellen. Die Zugriffszeit ist bei allen Speicherzellen in etwas gleich, weshalb der C h i p als Speicher mit w a h l f r e i e m Z u g r i f f ( R a n d o m Access M e m o r y ) bezeichnet wird, (siehe auch - * Speicher, Hardware, ROM)
Ranking Unter Ranking (Reihung, Sortierung) versteht man das Verfahren einer Suchmaschine, die bezüglich einer Suchanfrage ermittelte Ergebnisliste in eine aus Benutzersicht nach -*• Relevanz sortierten Reihenfolge zu bringen. Suchanfragen enthalten in der Regel nur wenige Suchbegriffe, so dass meist m e h r e r e tausend, manchmal gar m e h r e r e hunderttausend D o k u m e n t e mit den gesuchten Begriffen übereinstimmen. Benutzer betrachten hingegen meist nur die ersten ein bis zwei Ergebnisseiten (also 10-20 Referenzen). Aufgabe des Ranking ist es also, die „objektiv" relevantesten D o k u m e n t e ganz oben in die Ergebnisliste zu platzieren. N e b e n statistischen Auswertungen innerhalb der D o k u m e n t e wie z.B. die Worthäufigkeit werden bei den Rankingalgorithmen auch Hyperlink-Strukturen (-*· Page Rank - T M ) wie z.B. die Anzahl eingehender bzw. ausgehender Links (-»• Link Popularity) eines Web-Dokuments mit in die Reihenfolgenberechnung einbezogen, (siehe auch - * Probabilistisches Retrieval)
RBU Das Repertoire Bibliographique Universel (RBU) ist der N a m e des im Institut International de Bibliographie (-+• IIB), Brüssel, von Paul - + Otlet und Henry La Fontaine erarbeiteten Weltrepertoire des gesamten Schrifttums.
RDF engl.: Resource Description
Framework
R D F ist eine auf der Syntax von X M L basierende Sprache zur Beschreibung von Entitäten (die in R D F Ressourcen genannt werden). In R D F formulierbare Aussagen ordnen einer Entität eine Eigenschaft (bzw. eine Beziehung) und einen zugehörigen Eigenschaftswert (bzw. eine in Beziehung stehende Entität) zu. R D F unterscheidet nicht zwischen Eigenschaften und Beziehungen. R D F ermöglicht, beliebige Aussagen als Metadaten zu einem D o k u m e n t vollkommen unabhängig von seiner Textoberfläche u n d seiner Strukturierung
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R D F Schema
darzustellen. Die Metadaten können in das Dokument eingebettet sein und werden bei seiner Präsentation ignoriert oder sind getrennt davon, z.B. in einer Datenbank gespeichert, wobei eine Referenz auf das Dokument mit abgelegt sein muss. Mit Hilfe der -*• Ontologiesprache «+• R D F Schema wird das für die Formulierung von Aussagen zur Verfügung stehende Vokabular festgelegt, (siehe auch Topic maps)
RDF Schema engl.: RDF scheme R D F Schema ist die zu -*• R D F gehörige -*• O n t o logiesprache. Sie erlaubt, Begriffe und Eigenschaften (bzw. Beziehungen) festzulegen, die für die Formulierung von Aussagen in R D F herangezogen werden können. Typischerweise werden mit R D F Schema Begriffe beschrieben und mit R D F Aussagen über Instanzen dieser Begriffe gemacht, (siehe auch -»· O W L )
Rechenwerk engl.: arithmetic logical unit Das Rechenwerk ist die Funktionseinheit im -*• Prozessor, die Verarbeitungsbefehle ausführt. Dabei handelt es sich meist um arithmetische Operationen (-*• Operation, arithmetische) wie z.B. Ganzzahl- oder Gleitpunktberechnungen, logische Verknüpfungen ( U N D , O D E R , N I C H T ) oder Adressberechnungen. (-*· Von-Neumann-Architcktur, -*· Zentrale Recheneinheit)
Recherche Retrieval
Rechnerarchitektur engl: computer architecture U n t e r dem Begriff Rechnerarchitektur versteht man den „inneren" Aufbau, den so genannten Systemaufbau, eines Computers. Sie beschreibt die Zusammensetzung und Zusammenarbeit diverser Einzelkomponenten wie z.B. Prozessoren, Speicherbausteine, Bussysteme (interne Datenübertragung) etc. auf einer Ebene, die noch ganz unabhängig von bestimmten Hardwareprodukten und elektronischen Standards ist. Ebenso wird die -*• Schnittstelle vom Rechner zur „Außenwelt" spezifiziert, wobei diese sowohl benutzer- (z.B. Eingabe-/Ausgabegeräte) als auch systemorientiert (z.B. Speicher, Netzwerkverbindung) sein kann. Die grundlegende Architektur von Rechnern unterteilt sich in zwei Bereiche: Die Organisation der Hardware (HSA - Hardware System Architecture), welche Angaben über die -*• Zentrale Recheneinheit
( C P U , Central Processing Unit) oder das Spcichcrmanagement enthält, und die so genannte Befehlssatzstruktur (ISA - Instruction Set Architecture), welche grundlegende Anweisungen spezifiziert, die der entsprechende Rechner ausführen können soll. Diese entsprechen keineswegs den Befehlen höherer Programmiersprachen wie z.B. C oder -»• Java, sondern sind ganz „primitive" Anweisungen auf Hardwareebene, welche von Betriebssystemen und Systemprogrammierern angewandt werden, damit ein Rechner überhaupt durch Anwender oder andere Softwaresysteme genutzt werden kann. Die Trennung dieser zwei Bereiche gibt der Rechnerarchitektur eine sehr wichtige und notwendige Flexibilität: So können z.B. unter dem gleichen Befehlssatz zum Teil grundverschiedene Hardwaresysteme gebaut werden. N u r so ist es möglich, dass ein und dieselbe Software, allen voran die komplexen Betriebssysteme, sowohl auf I Iardwaresystemen verschiedener Hersteller als auch auf immer wieder neu entwickelten und leistungsstärker werdenden Prozessoren ablaufen können. Da zusätzlich die -»• Anwendungssoftware in der Regel betriebssystemabhängig erstellt wird, wäre eine N e u erstellung von Betriebssystemen bei Neuentwicklungen oder gar nur Verbesserungen von Prozessoren schlicht undenkbar. Die am weitesten verbreitete und wohl bekannteste Rechnerarchitektur wurde von J o h n von Neumann aufgestellt (-+· VonNeumann-Architektur). Die so genannten Nichtvon-Neumann-Rechner basieren auf diversen anderen Überlegungen, wie Rechnerkomponenten zusammengesetzt und zugehörige Befehlssätze effizient ausgeführt werden könnten. Dabei wird nach Art ihrer Befehlsausführung unterschieden, ob zu einem Zeitpunkt ein oder mehrere Befehle (single/multiple instruction, S I M D ) abgearbeitet werden und ob Befehle auf den gleichen oder auf unterschiedlichen Daten (single/multiple data) angewendet werden können. S I M D - R e c h n e r führen identische Befehle zu einem Zeitpunkt gleich auf mehreren Datenströmen aus. Diese Architektur wurde bei den so genannten Feld- und Vektorrechnern angewandt, welche als Höchstleistungsrechner (supercomputer) nur in geringer Stückzahl gebaut wurden.
Rechnergestützte Gruppenarbeit engl: Computer Supported Cooperative Work (CSCW); Computer aided team Rechnergestützte Gruppenarbeit steht für Systeme der Bürokommunikation, bei denen Informationsversorgung und Kommunikation innerhalb von
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Arbeitsgruppen gefördert wird. Mit der z u n e h m e n den B e d e u t u n g v o n Teams in U n t e r n e h m e n steigt auch die N o t w e n d i g k e i t zur U n t e r s t ü t z u n g kooperativer Arbeitsabläufe. Z u diesem Z w e c k w e r d e n vor allem W o r k f l o w - M a n a g e m e n t - S y s t e m e eingesetzt, die eine Automatisierung der Vorgangsbearb e i t u n g u n d d a m i t eine V e r k ü r z u n g der Arbeitsabläufe ermöglichen. U n t e r s c h e i d e n kann m a n dabei: zur gleichen Zeit am gleichen O r t (z.B. P r o t o kollierungssysteme), zur gleichen Zeit an verschied e n e n O r t e n (z.B. Internet Relay C h a t oder Videokonferenzsysteme), zu unterschiedlicher Zeit a m gleichen oder anderen O r t (z.B. e-Mail oder Bulletin Board Systeme/Newsgroups). In der I n formatik befasst sich C S C W mit der E n t w i c k l u n g v o n C o m p u t e r s y s t e m e n zur U n t e r s t ü t z u n g dieser F o r m e n der Z u s a m m e n a r b e i t . Gerade bei F o r m e n der Z u s a m m e n a r b e i t an unterschiedlichen O r t e n spielt das ->• Internet eine große Rolle. Ziel aller B e m ü h u n g e n im Gebiet C S C W ist es, u n t e r Verw e n d u n g aller zur V e r f ü g u n g stehenden Mittel der Informations- und Kommunikationstechnologie G r u p p e n p r o z e s s e zu u n t e r s u c h e n u n d dabei die Effektivität u n d Effizienz der -+· G r u p p e n a r b e i t zu e r h ö h e n , (siehe auch Workgroup Computing, -*• G r o u p w a r e ) Rechnernetzwerk engl.: computer network Netzwerksystem, welches einzelne Rechner m i t einander verbindet. Eine Verbindung bedeutet, dass zwei R e c h n e r (innerhalb v o n N e t z w e r k e n auch als H o s t bezeichnet) m i t e i n a n d e r k o m m u n i z i e r e n , d.h. D a t e n austauschen k ö n n e n . Dies geschieht in erster Linie ü b e r feste L e i t u n g e n im S i n n e v o n N e t z w e r k - bzw. Telefonkabel, es k o m m e n aber i m m e r m e h r kabellose Funksysteme, sowohl bei kürzeren ( W L A N - Wireless L A N ) als auch bei längeren Distanzen (Satellitenverbindung), z u m E i n satz. D i e K o m m u n i k a t i o n selbst wird über diverse Arten von Protokollen gesteuert. H a n d e l t es sich bei d e m R e c h n e r n e t z w e r k u m ein lokales N e t z werk, welches sich meist innerhalb eines G e b ä u des befindet u n d einer lokalen Verwaltung (Administration) unterliegt, so spricht m a n v o n e i n e m L A N (-*- Lokales N e t z ) . Als ein W A N (Wide Area N e t w o r k ) wird hingegen ein weitreichendes größeres N e t z w e r k bezeichnet, welches über grosse Distanzen (national/international) sowohl einzelne R e c h n e r als auch kleinere lokale R e c h n e r n e t z e (LAN) miteinander verbindet u n d in der Regel einer dezentralen Verwaltung unterliegt. (-»· T C P / IP)
Referatedienst
Redaktionssystem engl.: publishing system Redaktionssysteme sind Software-Systeme, die ursprünglich f ü r die Redaktionen im Print-Bereich entwickelt w u r d e n . Die Kernfunktion ist Workflow. Die G r e n z e n zur -*• Inhaltsverwaltung d u r c h C o n tent M a n a g e m e n t Systeme ( C M S ) ist fließend. Redundanz engl.: redundance U n t e r R e d u n d a n z (von lateinisch redundantia = Ü b e r f ü l l e ) versteht m a n in einer N a c h r i c h t überflüssige Z e i c h e n , die keine zusätzliche I n f o r m a t i on liefern, sondern n u r die Grundaussage stützen. D i e g e s p r o c h e n e Sprache b e n u t z t z u r stärkeren A b s i c h e r u n g ihrer Aussagen m e h r R e d u n d a n z als z.B. die Formelsprache. Bei D a t e n b a n k e n w e r d e n als r e d u n d a n t m e h r f a c h v o r h a n d e n e I n f o r m a t i o n e n bezeichnet. R e d u n d a n z kann sowohl gewollt als auch ungewollt sein. Bei D a t e n s i c h e r u n g e n ist R e d u n d a n z a u f g r u n d der h ö h e r e n Zuverlässigkeit u n d Sicherheit e r w ü n s c h t .
Referatedienst engl.: abstracting service Referatedienste oder -blätter sind Informationsmittel, die D o k u m e n t e inhaltlich d u r c h das Kurzreferat u n d weitere Mittel der inhaltlichen Erschließ u n g wie - > Register erschließen. I m U n t e r s c h i e d zu Bibliographien weisen sie auch unselbständige Veröffentlichungen (z.B. Aufsätze aus S a m m e l b ä n den) nach. Ihre H a u p t f u n k t i o n besteht darin, einschlägige P r i m ä r p u b l i k a t i o n e n z u m T h e m a des Lesers nachzuweisen, u m die E n t s c h e i d u n g zu erleichtern, ob sich die B e s c h a f f u n g des Originaldok u m e n t e s lohnt. D a r ü b e r hinaus dienen sie der oft wichtigen Frage, ob ein Sachverhalt bereits v o n ein e m anderen Autor behandelt w u r d e . D i e Frage der Priorität ist etwa bei Patenten oder c h e m i s c h e n Verbindungen von herausragender Bedeutung u n d zwar weltweit u n d so aktuell wie möglich. Deswegen g e h ö r e n die -*• Chemical Abstracts f ü r die C h e m i e oder der World Patent Index (-»· Patentdatenbank, W P I ) zu den umfangreichsten u n d aktuellsten N a c h w e i s d i e n s t e n ( h e u t e n a t ü r l i c h online). - Referateblätter v e r f ü g e n ü b e r eine sehr lange Tradition: Bereits zu A n f a n g des W . J a h r h u n derts erschienen in vielen Wissenschaftsbereichen R e f e r a t e b l ä t t e r w i e z.B. das „ S u m m a r i u m des N e u e s t e n aus der g e s a m m t e n M e d i c i n " oder das „Pharmaceutische Centraiblatt" (das als C h e m i sches Zentralblatt bis 1970 existierte).
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Referenzdatenbank
Referenzdatenbank Referenzdatenbanken (auch Bibliographische -»· Datenbank) verzeichnen Fachliteratur (ζ. B. M o nographien, Zeitschriftenaufsätze, Reports, Konferenzbeiträge, Dissertationen) zu einem Wissensgebiet. Dabei werden im Gegensatz zur - > Faktendatenbank und -*• Volltextdatenbank nur die Sekundärinformationen über die Originaldokumente angegeben: -*• Metadaten wie Autor, Titel, Quelle usw. sowie Angaben aus der -»· Inhaltserschließung (z.B. -*• Deskriptor, -*• Notation einer -*• Klassifikation, Zusammenfassung des Inhalts mit Hilfe von -*• Annotation oder - * Kurzreferat). Nach der Recherche in einer bibliographischen Datenbank folgt die Beschaffung der Originalveröffentlichungen anhand der Hinweise aus der Datenbank. Viele Hosts bieten heute die Möglichkeit des OnlineOrderings, bei der die ermittelte Literatur direkt bei einer Bibliothek bestellt werden kann. Die Referenzdatenbank tritt beispielsweise auf als Bibliographische Datenbank, Firmen-Datenbank oder Experten-Datenbank.
bereichcs (z.B. Gegenstände, Begriff oder Klasse); sie kann eine Inhaltsdefinition durch Angabe der Merkmale (intensional) oder eine Umfangsdefinition durch Festlegung der Menge der Paare, für die die Relation gilt, sein (extensional). Für eine -*• Dokumentationssprache sind vor allem die -*• Äquivalenzrelation, die Assoziationsrelation sowie die - > Hierarchische Relation von Bedeutung (siehe auch -»• Begriffliche Kontrolle). In Beschreibungslogiken spielt die Festlegung von Relationen zwischen Begriffen eine zentrale Rolle. Im weiteren Sinne ist eine Relation ein mathematisches Konzept, das im relationalen Modell zur Repräsentation von Daten und ihren Beziehungen verwendet wird. Eine Relation ist eine Menge von Tupeln (Attributwert-Mengen), deren Wertejeweils aus vorgegebenen Wertemengen stammen. Formal ist eine Relation eine Teilmenge (tatsächlich vorkommende Wertausprägungen) des Kreuzproduktes der Attribut-Wertemengen (Potenzmenge). Anschaulich ist eine Relation eine Tabelle, die aus Zeilen (Tupeln) mit bestimmten Spalteninhalten (Attributwerten) besteht.
R e g e l n für die alphabetische Katalogisierung RAK
Relationales D a t e n m o d e l l -*· Datenmodell
engl.: reference database
Register engl.:
index
Ein Register besteht aus geordneten Bezeichnungen, die formale oder inhaltliche Eigenschaften einer bestimmten Menge von Dokumenten, deren Teilen, Gegenständen oder anderen Sachverhalten beschreiben und Hinweise zur Identifizierung des Beschriebenen geben. Die gebräuchlichsten Register sind Sachregister, Autorenregister, Ortsregister oder Institutioncnregistcr. Aufgebaut sind Register aus dem Registereingang, der zur Einordnung in das Register dienst (meist die Bezeichnung) und der Registerinformation, der zur Identifizierung dient (also z.B. die Seitenzahl in einem Buchregister). Klassische Aufbereitungsformen sind - > KWAC-Register, · * KWIC-Register und KWOC-Register. Im Kontext von Online-Datenbanken wird die chronologische oder alphabetische Auflistung der Suchwörter mit der Angabe ihrer Worthäufigkeit als Index bezeichnet. Geläufige Indexe sind z.B. Autoren-, Deskriptoren-, Sprachenoder Quellen-Index. Relation engl.:
relation
Eine Relation im allgemeinen Sinne ist das Verhältnis zwischen zwei Elementen eines Gegenstands-
Relevanz engl.:
relevance
Ein Großteil der Bewertungsmaße bei der -»• Effektivitätsmessung von Retrievalsystemen basiert auf der Differenzierung der Ergebnisdokumente in relevant und nicht-relevant. Häufig ist es jedoch gerade die Relevanzbestimmung, welche Kritik an der Retrievalmessung hervorruft. Es wird ein Widerspruch zwischen der statistisch-quantitativen Anwendung von Maßen und ihrer relativ unscharfen, nur schwer in quantitativen Kategorien fassbaren Basis der Relevanzbewertung gesehen. Das traditionelle Verständnis des Relevanzbegriffs geht von einer Relation zwischen einer bestimmten Anfrage und den Ergebnisdokumenten aus. Die Forderung nach objektiver Relevanzbestimmung durch einen unabhängigen Juror wurde durch eine intensive Analyse der Relevanzurteile und der U m stände ihrer Abgabe sowie durch die subjektive Relevanz durch verschiedene Benutzerbedürfnisse und Relevanzvorstellungen relativiert. Man begegnet dieser Problematik durch den Einsatz komparativer Evaluierungsverfahren, welche die beteiligten Retrievalsysteme gleich behandeln, so dass die Ergebnisse im Vergleich ihre Gültigkeit bewahren, jedoch nicht als Einzelbewertung pro System
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valide sind, (siehe auch -*• Relevanzrückkopplung sowie -*• Genauigkeit, Vollständigkeit und -*• Signifikanz)
Relevanzrückkopplung engl: relevance feedback Relevanzrückkopplung beim Retrieval besteht darin, dass dem Benutzer einige Antwortdokumente zu einer initialen Suchfrage gezeigt werden, die er bezüglich ihrer -*· Relevanz beurteilen soll. Aus diesen Urteilen kann dann eine modifizierte Suchfrage berechnet werden, die in der Regel zu besseren Antworten führt, (siehe auch -*• Genauigkeit, Vollständigkeit und Signifikanz)
Repertoire Bibliographique Universel RBU
ROM
Retrievalsystemen möglichst genau abzubilden. Bei der Durchführungsmethodik und Architektur von derartigen Tests konkurrieren zwei Positionen, die in unterschiedliche Verfahrensweisen münden: das Experiment und die Untersuchung. Während Experimente unter Laborbedingungen einer strengen Kontrolle im Hinblick auf die einflussnehmenden Variablen unterliegen, legen Untersuchungen den Schwerpunkt auf möglichst große Realitätsnähe in allen den Testaufbau betreffenden Faktoren, z.B. „echte" Benutzer, realistische Größenverhältnisse bei der -*• Testkollektion, „natürliche" Formulierung der Aufgabenstellung.
RISC -»· Prozessor
Repositorium
Roboterbasiertes Verfahren
-*· Open Archives Initiative
engl.: robot; bot; crawler; spider; wanderer; worm Ein im · • W W W einzigartiges Verfahren zur automatischen Dokumentbeschaffung: Eine H T M L Seite wird geladen und auf Hyperlinks durchsucht. Danach werden alle von dieser Seite aus referenzierten Web-Dokumente geladen und wieder das gleiche Prinzip angewendet. Da dieses rekursive Verfahren automatisierbar ist, wird auch von einem maschinellen bzw. roboterbasierten Verfahren gesprochen. Die entsprechenden Programme selbst werden neben Roboter auch als Crawler, Spider, Wanderer oder Worm bezeichnet, wobei die U n terschiede nur geringfügig sind. Roboter bilden die Grundlage beim automatischen Indexaufbau bei einer -*• Suchmaschine.
Resource Description Framework -»RDF
Retrieval engl: retrieval Retrieval (auch Recherche oder Information Retrieval genannt) bezeichnet den Arbeitsvorgang des gezielten Suchens bzw. Wiederfindens von relevanten Daten und Fakten zu einer speziellen Fragestellung in gedruckten oder elektronischen Informationsmitteln. Im heutigen Sprachgebrauch wird Recherche häufig mit dem Online-Retrieval gleichgesetzt. Bei der Online-Recherche werden Suchanfragen mit Hilfe der Retrievalsprache unter Verwendung von Operatoren formuliert und von einem Rechner im Direktzugriff auf eine -»· Datenbank durchgeführt. Retrieval beschäftigt sich mit der Suche nach Informationen und mit der Repräsentation, Speicherung und Organisation von Wissen. Information Retrieval modelliert Informationsprozesse, in denen Benutzer aus einer großen Menge von Wissen die für ihre Problemstellung relevante Teilmenge suchen. Dabei entsteht Information, die im Gegensatz zum gespeicherten Wissen problembezogen und an den Kontext angepasst ist. (siehe auch - > Information-Retrieval-Modell) - In der Psychologie bedeutet Retrieval (Abruf) den Zugang zu der zuvor gespeicherten Information im —>• Gedächtnis (Erinnerung).
Retrievaltest engl.: retrieval test Retrievaltests dienen der -*• Effektivitätsmessung von Retrievalsystemen und verfolgen das generelle Ziel, die reale Situation und die Wirkungsweise von
Rollenindikator engl.: role indicator Bei der so genannten strukturierten -*· Indexierung werden Rollenindikatoren als Qualifikatoren eingesetzt, um Funktionen von zwei oder mehreren Index-Termini zu spezifizieren.
ROM engl.: Read Only Memory Die Bezeichnung geht aus einem Speicher in Form eines Halbleiters (Computerchip) hervor, der während der Herstellung mit Daten und Programmen beschrieben wird und danach nicht mehr veränderbar ist (Read Only Memory bzw. Factory Read Only Memory - F R O M ) . Dabei werden die gespeicherten Informationen auch ohne Strom/Spannung beibehalten. Bei dem Programmable R O M ( P R O M ) können Anwender den Speicher selbst mit Hilfe eines speziellen Programmiergerätes einmalig beschreiben. Es folgten weitere Formen die-
Rundfunkarchiv
scr Spcichcrform, deren Inhalte auch gelöscht bzw. wiederbeschrieben w e r d e n k o n n t e n : Erasable P R O M (EPROM), bei dem Inhalte mit ultraviolettem Licht gelöscht und ebenfalls mit einem speziellen Programmiergerät beschrieben werden, wozu der Chip allerdings aus dem Computer hera u s g e n o m m e n w e r d e n m u s s . D e r Electrical E P R O M ( E E P R O M ) lässt sich, wie der N a m e schon sagt, mit elektrischen Impulsen sowohl löschen als auch beschreiben und kann im Anwendungsgerät (Computer, Digitalkamera etc.) belassen werden. Bekannter ist der E E P R O M unter dem Namen Flash-Speicher. (-»· Speicher, Hardware, RAM).
Rundfunkarchiv engl.: broadcast archive
Die Vielfalt der zu behandelnden Medien - Film, Ton, Schrift, Bild - kennzeichnet die Dokumentation in den Rundfunkanstalten. Hier verschmelzen die ansonsten getrennten klassischen Berufs-
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bilder der archivarischen, dokumentarischen und bibliothekarischen Tätigkeiten zu einem eigenen Profil und erfordern neuartige Ausbildungsgänge. Die Hauptaufgabe der Rundfunkarchive ist die Bereitstellung von Materialien und Informationen für die Produktion von H ö r f u n k - und Fernsehsendungen, Nutzer sind also vor allem die programmgestaltenden Journalisten. Ein weiteres Merkmal ist der schnelle Zugriff auf das Material und die rasche Aufbereitung, denn oft liegen zwischen Anfrage und Sendung nur Stunden. Fernsehjournalisten arbeiten vorrangig mit d e m -*• Fernseharchiv, Hörfunkjournalisten mit dem Hörfunkarchiv, beide mit -*• Pressearchiv und -*• Bibliothek. Weitere Aufgaben sind die Zusammenarbeit mit den Bereichen Lizenzen und Honorare sowie Programmaustausch. Übergeordnetes Kriterium der Dokumentation als auch der Selektion (Kassation) ist die Wiederverwertung im P r o gramm. Außerdem folgen die Rundfunkanstalten dem Auftrag, ihre Produktionen als kulturelles Erbe zu bewahren.
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Scope note
S Schallarchiv engl: music archive Das Schallarchiv (Teilbereich von —• Rundfunkarchiv, auch Musikarchiv genannt) dient der Archivierung von Tonträgern und wurde zunächst von den Musikredaktionen selbst, später mit der Z u nahme der Tonträger (Schallplatten) von eigenständigen Organisationseinheiten durchgeführt. Während früher Verzeichnisse des Handels sowie Lieferkataloge der Musikindustrie wichtige Arbeitsmittel waren, wurden mit der Einführung elektronischer Systeme einheitliche Regelwerke entwikkelt. Seit 1975 ist im öffentlich-rechtlichen Hörfunk das „Regelwerk Hörfunk Musik" in Kraft, das Richtlinien für die Erschließung, Formal- und Inhaltsbeschreibung enthält. Der Datenaustausch mit dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) erfolgt ebenfalls auf der Basis dieses Werkes. Der Südwestfunk begann in den 1970er Jahren mit dem Datenbanksystem M U S I S (Musik-Informations-System), das inzwischen in M U S A D aufgegangen ist. Andere Rundfunkanstalten haben eigene System, z.B. der Westdeutsche R u n d f u n k „Archimedes Audio", der Hessische R u n d f u n k „ Z U N " . Schichtenmodell OSI-Schichtenmodell Schlagwort engl.: subject heading Ein Schlagwort ist eine Benennung, die einer dokumentarischen Bezugseinheit bei der Inhaltskennzeichnung zugeordnet wird. Dabei unterscheidet man das gebundene Schlagwort, das einer verbindlichen Liste entstammt, von einem freien Schlagwort. Unter einer Vorzugsbenennung in einem Thesaurus versteht man eine Benennung, die aus einer Äquivalenzklasse von Benennungen diejenige ist, deren Verwendung empfohlen oder vorgeschrieben wird. (•+• Deskriptor) Schlitzlochkarte Handlochkarte Schnittstelle engl: interface Schnittstellen dienen der Abgrenzung von technischen Funktionen oder von Verwaltungszuständigkeiten bei Geräten, Anlagen oder Leitungsnetzen sowie bei -»• Software. Bei der Datenübertragung ist es die Ubergabcstelle zwischen Datcncndeinrichtung und Datenübertragungseinrichtung. Sie
umfasst die Gesamtheit der Festlegungen der physikalischen Eigenschaften der Schnittstellenleitungen, der Bedeutung der auf den Schnittstellenleitungen ausgetauschten Signale und der gegenseitigen Abhängigkeiten der ausgetauschten Signale. Die Grundlage bilden die ITU-T-Empfehlungen der V-Serie für die analoge Datenübertragung über Telefonnctzc und der X-Scrie für die digitale Datenübertragung in Datennetzen. (-*· I T U ) Schriftgutverwaltung engl.: records management Records Management, verstanden als Kernelement des betrieblichen Informationsmanagements, stellt sicher, dass die aus den Geschäftsprozessen generierten Informationsinhalte in bestimmten reproduzierbaren Aufzeichnungsformen (Papierdokument, elektronisches Dokument) die Nachvollziehbarkeit des Geschäftshandelns garantieren. Schriftgutverwaltung beinhaltet - da „organisch" mit den Prozessen verknüpft - wesentlich mehr als -*• Dokumentenmanagement, da es über das reine Verwalten hinaus, die Bearbeitung und Steuerung von Geschäftsunterlagen in ihrem Lebenszyklus u m fasst. Schrifttums-Auskunftsstelle Schrifttums-Auskunftsstelle ist die Bezeichnung für Funktionseinheiten bzw. Organisationsformen (Stellen, Abteilungen etc.), in denen Dokumentation betrieben wurde. Die Bezeichnung war überwiegend bis zum 2. Weltkrieg gebräuchlich. Schwarz-Loch-Entropie engl.: black hole entropy Grundgröße der Thermodynamik schwarzer Löcher, die mit der Fläche des Ereignishorizonts eines schwarzen Lochs zusammenhängt. Der Gesamt-Informationsgehalt des Universums lässt sich demnach auf etwa 10 hoch 120 Bits abschätzen, (siehe auch -»• Entropie) Scope note Die Scope note ist eine Erläuterungskategorie mit Hinweisen zum spezifischen Gebrauch eines Deskriptors in einem ->• Thesaurus; hier werden Hinweise zum spezifischen Gebrauch eines Deskriptors festgehalten entsprechend der durch - » Begriffliche Kontrolle festgelegten Abweichungen, Einschränkungen oder Ausweitungen im Vergleich zum Sprachgebrauch in der natürlichen Sprache. Während die Definitionen oder Festlegungen in der
SDI
Scope note immer nur für den jeweiligen Thesaurus Gültigkeit haben, werden mitunter in einer zusätzlichen Kategorie - der Definitionskategorie - Begriffsdefinitionen angegeben, die für das Fachgebiet allgemeine Verbindlichkeit haben (etwa aus Terminologienormen, Lexika, Handbüchern). SDI engl.: Selective Dissemination of Information S DI-Dienste dienen der -»• Informationsdienstleistung durch gezielte Verbreitung von dokumentarischen Daten nach vorgegebenen Benutzerprofilen. Diese Dienste werden meist von den Datenbank-Produzenten erstellt, indem regelmäßig themenbezogene Auszüge zusammengestellt und als Druckerzeugnisse oder online an den Kunden weitergegeben werden. Man unterscheidet individuelle Profildienste und Standardprofildienste; letztere werden z.B. von Chemical Abstracts zu mehr als zweihundert T h e m e n oder vom FIZ Technik zu rund 150 Sachgebieten angeboten. Die individuellen Profile werden auf die Bedürfnisse einzelner Kunden zugeschnitten; der Kunde erhält beim Aktualisieren der Datenbankjeweils die N e u zugänge, die mit seiner Suchfrage abgeglichen worden sind. Sekundärdokument -*• Dokument Selbstwirksamkeit engl.: self-efficacy Selbstwirksamkeit ist der Glaube an die eigene Fähigkeit, die Aktionen organisieren und vornehmen zu können, die notwendig sind, um die erwarteten Lösungen zu erreichen. Der Begriff stammt aus der Sozialpsychologie von Bandura, der auch eine schöne Webseite zur Erläuterung des begrifflichen Umfeldes anbietet (http://www.emory.edu/EDUC A T I O N / m f p / effpage.html). Semantic Web Services Semantic Web Services gehen über die Funktionalität von - > Web Services hinaus, indem sie nach inhaltlichen Kriterien aufgefunden und zu neuen Services zusammengesetzt werden können, ohne dass ein menschlicher Programmierer involviert ist. Das Auffinden von Semantic Web Services basiert auf-»• Metadaten, die beschreiben, was der Service anbietet, wie er funktioniert und wie er implementiert ist. Anhand einer formalen Beschreibung der intendierten Funktionalität lässt sich ein neuer Web Service mittels zielbasiertem Schließen aus schon bestehenden Web Services zusammensetzen, (siehe auch -*• Semantisches Netz)
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Semantik engl: semantic Semantik als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, unter welchen Bedingungen eine sprachliche Struktur eine Bedeutung hat. Unter den Bereich der (Sprach-) Semantik fallen die Erstellung und Anwendung eines »+• Thesaurus. Thesauri werden auch wegen der Formalisierbarkeit in Form von Ontologien (-> Ontologiesprache) gestaltet. Die Problematik der semantischen Mehrdeutigkeit (-*· Polysem, Homonym), die in natürlichsprachigen Systemen und damit Texten gängig ist, und damit auch die Frage einer automatischen bedeutungsdifferenzierenden semantischen Textanalyse, ist allerdings bis heute nicht befriedigend gelöst. Semantische Heterogenität -*· Heterogenität Semantischer K o m m e n t a r - > Mikrostruktur Semantisches Gedächtnis -*· Gedächtnis Semantisches N e t z engl.: semantic web Die Semantic Web Initiative des -*• W3C hat sich zum Ziel gesetzt, „Beschreibungsstandards und Technologien zu entwickeln, mit denen im Web nicht nur die Suche nach Informationen und D o kumenten verbessert werden kann, sondern auch die automatische Verarbeitung von Daten und Wissen aus unterschiedlichen Quellen unterstützt wird. Dadurch sollen automatisierte Dienste in den unterschiedlichsten Bereichen wie digitale Bibliotheken angeboten werden können." Semantic Web ist eine Erweiterung des bestehenden Internets, in der jedes Dokument (bzw. jede Informationseinheit) u m Meta-Informationen angereichert ist, die Angaben zum Inhalt des Dokuments und zu seinem Kontext machen, z.B. für welchen Zweck es von w e m und wann erstellt wurde, worüber es handelt, bis hin zur expliziten Darstellung darin enthaltener Aussagen. Solche ergänzenden Angaben zu einem Dokument nennt man Annotation. Die Meta-Informationen liegen als Metadaten in einem Format mit festgelegter -»• Syntax und -> Semantik vor, so dass sie von rechnergestützten Informationssystemen automatisch verarbeitet werden können. Gemeinsam mit der Bereitstellung von Ontologien (-> Ontologie), die ebenfalls über das Internet zugreifbar sind, bilden diese Meta-In-
Ill
f o r m a t i o n e n die Basis f ü r völlig neuartige I n f o r mationsdienste. A u t o n o m e Software-Agenten, so genannte -»• Semantic Web Services, stellen u n t e r Verwendung der M e t a - I n f o r m a t i o n e n unterschiedlichste D i e n s t e bereit, wie die K o m b i n a t i o n v o n I n f o r m a t i o n e n aus verschiedenen Wissensquellen, die I n d u k t i o n n e u e n Wissens, die Suche weiterer Agenten, deren D i e n s t e anschließend in A n s p r u c h g e n o m m e n w e r d e n , bis h i n z u r a u t o m a t i s c h e n A u s h a n d l u n g der Bedingungen, u n t e r d e n e n ein Agent seine Dienste e i n e m anderen z u r V e r f ü g u n g stellt, (siehe auch -*· Digitale Bibliothek) Semiotik engl.: semiotics Die Semiotik als Teil der Sprachwissenschaft behandelt die Eigenschaft v o n Zeichen bzw. Z e i c h e n systemen. Gegenstand sind die Prozesse der Z e i c h e n - P r o d u k t i o n , der Z e i c h e n - S t r u k t u r u n d des Zeichen-Verstehens. In der Regel wird d e m Z e i c h e n eine strukturelle K o m p o n e n t e (Morphologie/ Syntax, a l l g e m e i n : das m i t d e n S i n n e s o r g a n e n W a h r n e h m b a r e ) , eine B e d e u t u n g (das Z e i c h e n „steht" f ü r ein Wissenssegment) u n d eine pragmatische K o m p o n e n t e ( H a n d l u n g s z w e c k ) z u g e o r d net. D i e Semiotik behandelt alle Arten v o n Z e i c h e n in der verbalen u n d vor allem auch der n o n verbalen K o m m u n i k a t i o n . Beispiele sind die Verkehrszeichen oder die Ikons in den Statuszeilen der I n f o r m a t i o n s - u n d K o m m u n i k a t i o n s s o f t w a r e . Alle Arten der W a h r n e h m u n g , vermittelt ü b e r alle Sinnesorgane, k ö n n e n z u m O b j e k t der semiotischen Betrachtung w e r d e n . Sensorisches Gedächtnis -*• Gedächtnis SGML engl.: Standard Generalized Markup Language S G M L ist ein I S O - n o r m i e r t e r S t a n d a r d ( I S O 8879:1986) f ü r p l a t t f o r m u n a b h ä n g i g e A u s z e i c h nungssprachen. Er wird sehr häufig zur Definitio n branchenspezifischer Austauschformate h e r a n gezogen. Die - > Auszeichnungssprache -*• X M L w u r d e als vereinfachte U n t e r m e n g e v o n S G M L entwickelt. Shannon -*• Informationstheorie Sicherungsschicht engl.: data link layer; link layer Die Aufgabe der Sicherungsschicht als Schicht 2 im -»· O S I - S c h i c h t e n m o d e l l ist das E r k e n n e n u n d / oder Beheben v o n Übertragungsfehlern. Dazu wird
Software
eine gewisse -*· R e d u n d a n z in F o r m v o n Kontrolli n f o r m a t i o n e n der zu übertragenden Daten in die Datenpakete eingefügt, mit deren H i l f e Bitfehler bis zu einer gewissen Anzahl korrigiert oder z u m i n d e s t erkannt w e r d e n k ö n n e n . Weitere Aufgaben sind die Flusskontrolle sowie die M e d i e n z u gangskontrolle. Die zu übertragenden D a t e n w e r den in kleinere D a t e n g r u p p e n eingeteilt u n d über ein System v o n S e n d e r - / E m p f ä n g e r q u i t t u n g e n gesichert übertragen, d.h. es wird geprüft, ob das was abgeschickt w u r d e , auch b e i m E m p f ä n g e r angek o m m e n ist. Protokollbeispiele h i e r f ü r sind Ethernet, I S D N (Integrated Services Digital N e t w o r k ) u n d A D S L (Asynchronous Digital Subscriber Line). Sichtlochkarte - > Handlochkarte Signifikanz engl.: significance Bei der Effektivitätsmessung v o n Retrievalsystemen w e r d e n bei der Ü b e r p r ü f u n g der Signifikanz quantitative K e n n w e r t e (z.B. M i t t e l w e r t e , Korrelationskoeffizienten) ü b e r p r ü f t , u m festzustellen, ob sich diese Kennwerte tatsächlich oder zufällig unterscheiden. Ein echter Unterschied liegt vor, w e n n zwei K e n n w e r t e aus zwei oder m e h r e ren Stichproben so stark v o n einander abweichen, dass die Signifikanztests den Schwellenwert einer Testkennziffer überschreiten. Ansonsten kann der Zufall nicht ausgeschlossen w e r d e n , (siehe auch —• Genauigkeit, -*• Vollständigkeit, ->· Relevanz) SINIX Betriebssystem S i t z u n g s Schicht -*• K o m m u n i k a t i o n s s t e u e r u n g s s c h i c h t S NSystemised OMED -*· N o m e n c l a t u r e of M e d i c i n e Software engl.: software B e z e i c h n u n g f ü r alle immateriellen Teile, d.h. alle Arten v o n P r o g r a m m e n , einer Rechenanlage. D a bei wird zwischen A n w e n d u n g s s o f t w a r e (auch Standardsoftware) u n d ->• Betriebssystem u n terschieden. Schöpfer des Begriffs „Software" war der M a t h e m a t i k e r J o h n Tukey v o n der Princeton University, einem der bedeutendsten Statistiker des 20. J a h r h u n d e r t s . Tukey hatte eine besondere Beg a b u n g zur P r ä g u n g v o n Begriffen: er schuf auch den Begriff „Bit".
Software-Ergonomie
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Software-Ergonomie
tung und K o m m u n i k a t i o n abzielende Eigenschaf-
engl.: human factors of software systems
ten aus.
M e n s c h e n - versus Technikzentrierung ist die eigentliche Leitlinie, die das A u f k o m m e n der E r g o n o m i e als wissenschaftliche Disziplin bestimmte.
Sortimentsbuchhandel ·•*• Verbreitender Buchhandel
D i e industrielle Revolution hatte mit ihrem ö k o -
Spam
n o m i e f ö r d e r n d e n Einsatz von M a s c h i n e n dazu
Mit dem Begriff Spam bezeichnet man uner-
geführt, dass M e n s c h e n nur noch Lücken füllten,
wünschte, massenweise verschickte E - M a i l - N a c h -
die die technologischen Werkzeuge offen ließen.
richten und Newsgroup-Artikel (z.B. nicht aus-
D i e Maschinen standen im Vordergrund, der Ar-
drücklich bestellte E - M a i l - W e r b u n g ) . D e r B e g r i f f
beitnehmer hatte sich anzupassen. D i e Folgen tra-
Spam (engl, gebildet aus spiced ham, in D e u t s c h -
ten als gesundheitliche Schädigungen zutage. D e s -
land als Dosenfleisch oder Frühstücksfleisch b e -
halb begann man über Gestaltungsrichtlinien für
kannt) w u r d e aus e i n e m S k e t c h der britischen
die Bedienung der technischen Werkzeuge und den
C o m e d y - G r u p p e M o n t y Python ü b e r n o m m e n , in
Ablauf der Arbeitsprozesse nachzudenken und sie
dem bei einem Restaurantbesuch zwei Gäste mit
zum Schutz der M e n s c h e n rechtsverbindlich fest-
einem absurden M e n ü a n g e b o t konfrontiert wer-
zulegen. M i t d e m A u f k o m m e n der C o m p u t e r
den, das überwiegend aus Gerichten mit Spam b e -
wurden diese Überlegungen a u f die neuen Werk-
steht. D i e Gäste scheitern im Sketch letztlich bei
zeuge übertragen ( H a r d w a r e - E r g o n o m i e ) . D i e
ihrem verzweifelten Versuch, etwas o h n e Spam zu
klassische Software-Ergonomie (international h u -
bestellen - ähnlich wie die I n t e r n e t - N u t z e r daran
man factors-Forschung) tat dann im Kern nichts
scheitern, ihre E - M a i l - B r i e f k ä s t e n von uner-
anderes, als den Schutzgedanken v o m Körper a u f
wünschter Werbung freizuhalten. I m Z u s a m m e n -
den Geist des M e n s c h e n , von den anthropometri-
hang mit einer
s c h e n u n d p s y c h o l o g i s c h e n F a k t o r e n a u f die
ten, die mit diversen (Spam-)Techniken (z.B. häu-
menschliche Informationsverarbeitung auszudeh-
fige Wiederholung von „populären" Schlüsselbe-
Suchmaschine werden W e b - S e i -
nen. Arbeitswissenschaft, Psychologie und Infor-
griffen, die mit dem Inhalt selbst nichts zu tun ha-
matik v e r b i n d e n sich zu e i n e m n e u e n W i s s e n -
b e n ) versuchen, lediglich die Position im - > R a n -
schaftsfeld, das den M e n s c h e n zum Ausgangspunkt
king der Suchmaschinen zu verbessern, ebenfalls
n i m m t , nicht die Technik. Negative Auswirkun-
als Spam bezeichnet. Hinter solchen Spam-Seiten
gen wie unnötige geistige Belastungen, h o h e r E i n -
stehen meist Anbieter von fragwürdigen Inhalten.
arbeitungsaufwand, erzwungenes Arbeiten gegen die gewohnten und natürliche Arbeitsweisen, sinn-
SPARC
lose Teilarbeiten als Anpassung an programmtech-
engl.: Scholarly Publishing
nische Effizienzüberlegungen, geistige Fließband-
Coalition
& Academic
Resources
arbeit und Ähnliches sollen vermieden werden.
Bei der Scholarly Publishing & Academic Resources
Benutzerfreundlichkeit und Effizienz der Bedie-
Coalition ( S P A R C ) handelt es sich um eine Initia-
nung werden zu Kernbegriffen der Softwareergo-
tive der im amerikanischen B i b l i o t h e k s v e r b a n d
n o m i e (-*• G e b r a u c h s t a u g l i c h k e i t ) . N i c h t der
„Association o f Research Libraries" (ARL) zusam-
M e n s c h soll sich an den C o m p u t e r anpassen, son-
m e n g e s c h l o s s e n e n B i b l i o t h e k e n und e i n z e l n e r
dern der C o m p u t e r an die Bedürfnisse, Fähigkei-
Wissenschaftler, die als Reaktion auf die so genannte
ten und Eigenschaften des M e n s c h e n .
Zeitschriftenkrise mit dem Ziel gegründet wurde, den Prozess wissenschaftlicher K o m m u n i k a t i o n
Software-Roboter
neu zu gestalten und neue Kooperationsformen
engl.: software robots; softbots; bots
zwischen Wissenschaftlern, Verlagen, H o c h s c h u -
Softbots (oder auch kurz Bots) erbringen informa-
len und Bibliotheken zu entwickeln. U m dies auch
tionelle Serviceleistungen in elektronischen Räu-
a u f europäischer E b e n e realisieren zu k ö n n e n ,
m e n und sind damit mobilen Agenten vergleich-
wurde im J a h r 2 0 0 2 S P A R C Europe gegründet. D i e
bar. Bots sollen allerdings i m m e r menschliche bzw.
Initiative hat drei Arbeitsschwerpunkte: S P A R C -
Avatar-Züge vorweisen (-»• Avatare), sei es im Aus-
„Leading Edge Program": Entwicklung neuer M o -
sehen oder sei es in ihrem Verhalten bzw. ihren
delle wissenschaftlicher Publikation, neuer T e c h -
Leistungen. Bots sind nicht a u f Informationsarbeit
nologien, neuer Geschäftsmodelle; S P A R C „Sci-
beschränkt, sondern zeichnen sich auch durch spie-
entific C o m m u n i t i e s " : Unterstützung von Koope-
lerische, emotionale, ästhetisierende, a u f U n t e r h a l -
rationen zwischen Bibliotheken, Wissenschaftlern,
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Fachgesellschaften u n d akademischen Institutionen, die z u r R e f o r m i e r u n g des wissenschaftlichen Publikationsprozesses beitragen; SPARC „Alternative Program". I m R a h m e n des „Alternative P r o gram" unterstützt SPARC die P r o d u k t i o n solcher Zeitschriften, die in direkter K o n k u r r e n z zu h o c h preisigen Fachzeitschriften großer kommerzieller Fachverlage herausgegeben w e r d e n . M i t der P u blikationsalternative sollen die Wettbewerbsbeding u n g e n auf d e m M a r k t wissenschaftlicher I n f o r mation wiederhergestellt w e r d e n u n d die Preissteig e r u n g f ü r die Fachzeitschriften dieser Verlage verlangsamt w e r d e n . SPARC koordiniert diesen P r o zess u n d unterstützt die k o o p e r i e r e n d e n Partner d u r c h eine offensive Informationspolitik. Speicher engl.: storage A u f b e w a h r u n g s o r t f ü r D a t e n u n d P r o g r a m m e innerhalb v o n Rechenanlagen. J e nach Z u g r i f f s h ä u figkeit, Schnelligkeit u n d Kapazität w e r d e n diverse S p e i c h e r f o r m e n u n t e r s c h i e d e n : Arbeitsspeicher w e r d e n in F o r m v o n Speicherchips gefertigt (-»• RAM, R O M ) . Sie dienen d e m schnellen sowie häufigen Z u g r i f f d u r c h den -»• Prozessor u n d e n t halten die Daten u n d P r o g r a m m e , die aktuell verarbeitet w e r d e n . Externe Speicher wie Festplatte oder optische Speicher ( - » C D - R O M ) haben große bis sehr große Kapazitäten, j e d o c h einen langsam e r e n Z u g r i f f u n d dienen eher der längerfristigen Aufbewahrung.
SQL
interne I n f o r m a t i o n s e i n r i c h t u n g e n der Privatwirtschaft handelt, ist der U b e r g a n g zur -*· D o k u m e n tation fließend. Berufsbild u n d Tätigkeitsfeld v o m deutschen -*• D o k u m e n t ä r oder ->• I n f o r m a t i o n s wirt entspricht am ehesten d e m eines „special librarian" im angloamerikanischen Bereich. Sie sind unmittelbarer in die U n t e r n e h m e n s p o l i t i k der trag e n d e n Organisation e i n g e b u n d e n als die -*• Ö f fentliche Bibliothek o d e r eine große Wissenschaftliche Bibliothek, mit der Konsequenz, dass sie oftmals m e h r als diese den Wert ihrer I n f o r m a tionsarbeit belegen müssen. Ein häufiges C h a r a k teristikum v o n Spezialbibliotheken ist, dass sie n u r v o n einer einzigen Fachkraft betreut w e r d e n u n d deshalb als „ O n e Person Libraries" (-»· O P L ) bezeichnet w e r d e n k ö n n e n . Sprach-Benutzerschnittstelle engl.: Speech-based User Interface (SUI) D i e Usereingaben erfolgen d u r c h natürliche Sprache über M i k r o f o n , was j e d o c h bislang n u r eingeschränkt funktioniert.
Speicherung engl.: storage; storing U m I n f o r m a t i o n e n gezielt s u c h e n u n d finden zu k ö n n e n , m ü s s e n sie in irgendeiner F o r m g e w o n nen, aufbereitet, geordnet u n d gespeichert w e r d e n . H i e r f ü r w e r d e n -*• Speicher, d.h. Datenträger benutzt, die eine befristete oder unbefristete Speicher u n g erlauben. D a z u zählen die auch heute n o c h bei manuellen Bibliothekskatalogen weit verbreitete Kartei, die - > Handlochkarte, die -*· M a schinenlochkarte u n d ->• Lochstreifen (nur noch v o n h i s t o r i s c h e m Interesse) sowie die m a g n e t i schen, optischen u n d magneto-optischen M e d i e n . — In der Psychologie versteht m a n u n t e r Speicher u n g die A u f b e w a h r u n g einer enkodierten I n f o r mation über die Zeit.
Sprachmodell engl: language model M i t der H i n w e n d u n g zu statistischen M o d e l l e n in der -»• C o m p u t e r l i n g u i s t i k sind z u n e h m e n d auch im I n f o r m a t i o n Retrieval so g e n a n n t e Sprachmodelle populär geworden, nicht zuletzt a u f g r u n d ihrer hervorragenden Retrievalqualität. Ein statistisches Sprachmodell als Information-Retrieval-Modell ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über die T e r m e des betrachteten Vokabulars. M a n n i m m t an, dass j e d e s D o k u m e n t d u r c h ein d e m jeweiligen D o k u m e n t z u g r u n d e liegendes Sprachmodell erzeugt wird, w o b e i verschiedene D o k u m e n t e auch unterschiedliche Sprachmodelle haben. Berechnet wird die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anfrage v o m gleichen Sprachmodell erzeugt w u r de, das auch d e m D o k u m e n t z u g r u n d e liegt. Das H a u p t p r o b l e m b e s t e h t in d e r B e s t i m m u n g der Wahrscheinlichkeiten des Sprachmodells, f ü r das n u r spärliche Daten in F o r m eines einzelnen D o k u m e n t s zur V e r f ü g u n g stehen. U m das P r o b l e m zu entschärfen, v e r w e n d e t m a n eine M i s c h u n g aus den d o k u m e n t - u n d den sammlungsspezifischen Häufigkeitsdaten, (siehe auch - + Inverse D o k u menthäufigkeit)
Spezialbibliothek engl.: special library Die Spezialbibliothek ist eine in Inhalt, M e d i e n f o r m oder Z i e l g r u p p e spezialisierte I n f o r m a t i o n s einrichtung. D a es sich häufig u m u n t e r n e h m e n s -
SQL engl.: Structured Query Language D i e Anfragesprache S Q L ist im Vergleich zu den V o r g ä n g e r k o n z e p t e n leicht e r l e r n b a r u n d s e h r mächtig. S Q L bot erstmals als eine v o n b e s t i m m -
Stand der Technik
ten Anwendungskontexten völlig unabhängige Sprache die Möglichkeit, Suchanfragen ad hoc zu formulieren. Anwender waren nicht gezwungen, alle gewünschten Suchanfragemöglichkeiten während der Datcnbank-Entwicklungsphase endgültig festzulegen; statt dessen hatten sie die Chance, das Anwendungssystem im Gebrauch weiter zu entwickeln und auszubauen. Stand der Technik engl.: state of the art
Unter Stand der Technik versteht man ein entwikkeltes Stadium der technischen Möglichkeiten in Bezug auf Produkte, Prozesse und Dienstleistungen, basierend auf den zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehenden gesicherten Erkenntnissen aus Wissenschaft, Technik und Erfahrung. Der Stand der Technik wird in der -*• N o r m u n g aufgegriffen. Standard for R o b o t Exclusion Standard for Robot Exclusion ist eine spezielle Datei („robots.txt") auf einem Web-Server bzw. eine Angabe innerhalb eines H T M L - D o k u m e n t s (über -»• Meta-Tag) mit Zugriffsinformationen für RoboterProgramme (-»• Roboterbasiertes Verfahren). In der Datei bzw. über das spezielle Meta-Tag wird festgelegt, welche Dokumente bzw. Teile des Servers durch Roboter automatisch gelesen werden dürfen und welche nicht. Der Standard for Robot Exclusion ist jedoch kein technischer Zugriffsschutz, sondern erfordert eine Einhaltung auf freiwilliger Basis und wird in der Regel von SuchmaschinenBetreibern (-*• Suchmaschine) eingehalten. Standardisierung Normung Standardsoftware engl.: Standard software
Weit verbreitete Anwendungen (-> Anwendungssoftware), die für den Massenmarkt entwickelt werden und sehr hohe Installationszahlen aufweisen wie z.B. - > Microsoft Office bei Büroanwendungen oder SAP im betriebwirtschaftlichen Bereich. Häufig kann eine Standardsoftware mit Hilfe einer Programmierschnittstelle (kurz API - Application Programing Interface) dem individuellen Einsatzzweck angepasst werden (z.B. Makroprogramme, Datenbankzugriff). Stapelbetrieb
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vorherige beendet ist. Der Batch-Betricb ist nicht dialoggeführt, es müssen also vorher schon alle benötigten Daten und Parameter zur Verfügung stehen. Statistik engl.: statistics
Statistik ist eine angewandte Disziplin der Mathematik für die Analyse und Interpretation von Daten mit Mitteln der Wahrscheinlichkeitstheorie. Sie beschäftigt sich mit Versuchsplanung/Erhebungsvorbereitung (Erhebungskonzept, Fragebogenentwicklung, Stichprobenziehung), Datengewinnung/ Erhebung (von Stichproben), N u t z u n g von Betriebsdaten, Aufbereitung (Datenprüfungen, Typisierungen/Merkmalszusammenfassungen), Auswertung (Tabellierung, Modellierung, Hoch- und Fehlerrechnung, Wahrscheinlichkeit, Fehler, Schätzen und Testen) sowie Ergebnispräsentation (Tabellen, Grafiken, Ergebnisinterpretation). O f t wird aber das -»· Retrieval eines ganzen Datenpakets gewünscht, das dann zu einer Statistik oder mehreren Statistiken zusammengefasst wird. Jede Statistik ist nur so gut wie die Dokumentation der ihr zu Grunde liegenden Beobachtungen. Statistische D a t e n b a n k engl.: statistical database
Statistische Datenbanken enthalten Zeitreihen, die den zeitlichen Verlauf bestimmter Beobachtungsgrößen wiedergeben, oder Querschnittdaten, die sich auf einen aktuellen Zeitpunkt oder einen aktuellen Zeitraum beziehen. Die besondere Bedeutung von Zcitreihcndaten liegt in der Erkenntnis bestimmter Entwicklungen sowie der Prognose möglicher Weiterentwicklungen. Inhaltlich dominieren makro- und mikroökonomische Informationen. Die Daten sind in einer Form gespeichert und abfragbar, die für die direkte Weiterverarbeitung und für die tabellarische und graphische Präsentation der Daten besonders geeignet ist. Die fehlende vorgegebene Strukturierung der Daten in Datensätzen ermöglicht dem Rechercheur die freie Auswahl von Merkmalskombinationen im Rahmen der tatsächlich verfügbaren Daten. Steilkartei - * Kartei Stellungs-Operatoren ->• Kontext-Operatoren
engl: batch mode
Stereotyp
Unter Stapelbetrieb versteht man das sequentielle Abarbeiten von Einzelfunktionen; z.B. kann ein Programm erst dann bearbeitet werden, wenn das
engl.: stereotype
Stereotype sind - meist sozial geteilte - M e i n u n gen, die sich auf die Eigenschaften einer Gruppe
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von Mcnschcn beziehen, die zu einer sozialen Kategorie zusammengefasst werden, z.B. Männer oder Frauen. (-> Stereotypenansatz) Stereotypenansatz engl.: stereotype approach Methode der Annahmenbildung über Benutzer, bei der in einem ersten Schritt empirisch Untergruppen der Gesamtbenutzerpopulation identifiziert werden, die eine Reihe von homogenen Merkmalen aufweisen. N e u e Benutzerwerden auf Grund von Schlüsselmerkmalen einer oder mehreren dieser Untergruppen zugewiesen, und ihnen deren homogenen Merkmale zugesprochen, auch wenn diese bei den neuen Benutzern noch nicht beobachtet wurden. (-*• Stereotyp) Steuerwerk - > Zentrale Recheneinheit Stichwort engl.: catchword Ein Stichwort ist eine Benennung, die zum Zweck der Inhaltskennzeichnung nach dem Extraktionsprinzip aus dem Titel, dem Text oder auch dem Kurzreferat zugeordnet wird. Während dies bei der manuellen Auswertung mit einer dokumentbezogenen Relevanzentscheidung gekoppelt ist, werden bei der Freitext-Methode alle im Text vorkommenden Wörter (eventuell gekoppelt mit einer Stoppwort-Liste) in ein -»• Register gestellt und damit als Suchtermini zugänglich gemacht.
subito
stalliert, 300.000 in Europa und weltweit etwa 1,5 Millionen. Auf der IBM-Erfindung des US-amerikanischen Barcodes U P C basieren heute weltweit alle Standard-Barcodes, d a r u n t e r auch der in D e u t s c h l a n d gebräuchliche E u r o p e a n Articel N u m b e r C o d e (ΕΑΝ) von 1997. N a c h dessen Definition erfolgte in raschen Schritten die Auszeichnung des deutschen Artikelsortiments mit dem 13-zeiligen Balkencode, und bei allen führenden Handelsunternehmen hielten Scannerkassen ihren Einzug. Der Handel war damit in der Lage, seine Warenbewegungen artikel- und tagesgenau zu erfassen u n d EDV-gestützt einen umfassenden Automatisierungsprozess seiner gesamten Warenwirtschaft einzuleiten. Strukturelle Heterogenität - > Heterogenität Strukturelle Indexierung Syntaktische Indexierung
Studium Informationswissenschaft engl.: studies in information science Informationswissenschaft als Haupt- oder Nebenfach im Magister- und Promotionsstudium wird in verschiedenen Kombinationen u n d Schwerpunkten angeboten. Im Einzelnen gibt es ->• Informationswissenschaft als Nebenfach im Bachelorund Magisterstudium sowie Promotionsstudium (Uni Düsseldorf), Bachelorstudium Informationsmanagement/Informationstechnologie sowie Magisterstudium Internationales InformationsmaStrategisches Wissensmanagement nagement (Uni Hildesheim), Bachelor- und Maengl.: Strategie knowledge management; knowledge-based sterstudium Informationsmanagement (Uni Koview of the firm blenz-Landau), Magisterstudium InformationsverStrategisches -»· Wissensmanagement beschäftigt arbeitung (Uni Köln), Magister- und Promotionssich zunächst mit der Identifizierung erfolgskritistudium Informationswissenschaft (Uni Regensschen Wissens, die so genannte -*• Kernkompetenz burg sowie Uni des Saarlandes). des Unternehmens (z.B. mittels SWOT- oder Portfolio-Analyse). Planerische Aufgabe des strategiStyle Sheets schen Wissensmanagements ist die Ableitung von Vom W3C festgelegte Layoutvorlagen für DoWissenszielen zur langfristigen Stärkung der Kernkumente in -»• H T M L oder - > XML. Beispiele sind kompetenzen sowie die Entwicklung von SteueCascading Style Sheets oder XSL. rungs- und Bewertungsinstrumenten. subito Strichcode Der Dienst subito hat sich mit jährlich über einer Million Bestellungen zum bedeutendsten Dienst engl.: barcode der Dokumentlieferung im deutschsprachigen 1973 stellte IBM den ersten Barcode ( U P C - U n i Raum entwickelt. Im Gegensatz zur -»· Fernleihe versal Product Code) für Kassensysteme vor mit steht subito allerdings allen potenziellen Nutzergleichzeitiger E i n f ü h r u n g eines entsprechenden gruppen offen - aus rechtlichen Gründen neuerelektronischen Kassensystems. Beides zusammen dings mit Einschränkungen auch jenen des Auswar der Beginn einer neuen Ära für den Alltag von lands. Subito wurde damit auch zu einer KonkurHandel und Verbraucher. Bereits 1997 waren in renz zu den Schnelllieferdiensten einzelner deutDeutschland über 50.000 IBM-Kassensysteme in-
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Suchdienst
schcr Sondersammclgcbicts- und Spczialbibliothcken, die außerhalb der Fernleihe thematisch hochspezialisierte, dringende Dokumentlieferwünsche gegen zusätzliches Entgelt bedienten. Mittelfristig ist anzunehmen, dass diese Dienste mit subito verschmelzen werden. Suchdienst engl: search service Ein Suchdienst ermöglicht das Auffinden von Informationen im -*• Internet und kann verschiedene Suchvcrfahren beinhalten. Lokale Suchvcrfahren ermöglichen dabei die Suche innerhalb eines (Web-)Servers oder angeschlossenen Datenbanken oder Anwendungen ( - » Lokale Suche). Ein redaktionell aufgebauter -»· Web-Katalog/Verzeichnis ermöglicht die globale Suche über verschiedene thematisch geordnete Rubriken. Eine globale Suche auf Basis von Stichworten ermöglicht eine -*• Suchmaschine oder -»· Metasuchmaschine. Suchdienste werden im Sprachgebrauch häufig mit Suchmaschinen gleichgestellt. (-> Paid Submission, -»• Paid Inclusion, -»• Paid Placement, Key Word Sponsoring) Sucheinstieg Eintragung Suchmaschine engl.: search engine Als Suchmaschinen werden diejenigen Webseiten oder Softwareprogramme bezeichnet, die eine große Zahl anderer Webseiten in regelmäßigen Abständen und nach bestimmten Regeln durchsuchen und deren Inhalte (vorwiegend die Texte, aber auch die Bilder u.a.) in Indexen abbilden und ablegen, um sie für inhaltsbezogene Suchen zugänglich zu machen. Suchmaschinen können sehr domänenspezifisch ausgelegt sein oder den Versuch machen, alle Informationen im -+• Internet abzubilden. Durch spezifische Algorithmen bei der Indexerstellung wird die Reihenfolge der Dokumente bei der Ergebnispräsentation (->• Ranking) beeinflusst. Als Metasuchmaschinen werden solche Suchmaschinen bezeichnet, die gleichzeitig mehrere andere Suchmaschinen abfragen und die Ergebnisse dieser Abfragen zu einem Ergebnis zusammenfassen. Suchverhalten engl: search behaviour Suchverhalten ist die tatsächliche Handhabung der Suche im Information -*• Retrieval (einschließlich der Suche im -*• Internet). Es umfasst die Formulierung der Suchbegriffe, die Verwendung logischer
oder anderer Operatorcn, die Verwendung entsprechender Suchmasken (einfache Suche, erweiterte Suche, Expertenmodus), die Zahl der Iterationen und Reformulierungen bei einer Suchanfrage, die Suchzcit und die für die Einsicht in die Ergebnismenge verwendete Zeit, die Art und die Schreibweise der Suchbegriffe. Surfmaschine engl.: sutf engine In Analogie zur Suchmaschine geprägter Ausdruck. Die Leistung von Surfmaschinen beruht nicht auf dem -»• Matching-Paradigma, d.h. nicht auf dem Nachweis von Zielobjekten, die einer Frageformulierung ähnlich sind, sondern darauf dass im Ausgang von einer Fundstelle (z.B. einer WebSeite) weitere (zum Surfen) angeboten werden, zu denen früher schon andere N u t z e r gesprungen sind. Swatch-Beat - * Beat Symmetrische Verschlüsselung -»· Verschlüsselung Synonym -+· Aquivalenzrelation Synonymkontrolle ->· Terminologische Kontrolle Syntaktische Indexierung engl: syntactic indexing Syntaktische (oder strukturierte) - * Indexierung setzt die Index Terms mit Hilfe verschiedener Verfahren in eine Beziehung zueinander (Gegensatz: Gleichordnende Indexierung). Als strukturierte Indexierung der einfachsten Form kann ein Text verstanden werden, der im „Freitext" unter Verw e n d u n g von Kontextoperatoren recherchierbar ist: Jedes bedeutungstragende Wort ist ein suchbares -»• Stichwort, und so besteht die Indexierung aus einer Folge (Sequenz) von Index Terms. Die Nachbarschaftsbeziehungen der einzelnen Wörter bleiben erhalten und können bei der Suche berücksichtigt werden. Eine andere Interpretation einer Reihung liegt vor, wenn Index Terms nach Wichtigkeit geordnet sind. Vor allem automatische Indexierungsverfahren ordnen Deskriptoren oft Gewichte zu, die eine weitere Differenzierung darstellen. Genauso wie man in der natürlichen Sprache über die Neubildung zusammengesetzter Wörter (-»• Präkombination) hinaus komplexe Begriffe als Nominalphrasen oder Teilsätze konstruieren kann, so können mehrere Index Terms durch syn-
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taktische Mittel zu einer n e u e n Einheit z u s a m m e n gesetzt w e r d e n , u m den gemeinten -*• Begriff präziser zu b e n e n n e n . O d e r mittels so genannter Links (Verbindungsdeskriptor, -*• Kopplungsindikator) wird markiert, welche Index Terms inhaltlich z u s a m m e n gehören, w e n n in einer -*· D o k u m e n t a t i o n s e i n h e i t v e r s c h i e d e n e g e t r e n n t e Sachverhalte behandelt w e r d e n . Das (technische) Z u s a m m e n fassen u n d Abgrenzen verschiedener Teilmengen von Indexierungsergebnissen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: D u r c h separate Indexierungsfelder, d u r c h andere Gliederungseinheiten des R e trievalsystems oder aber d u r c h N u m m e r n (Verbindungsdeskriptoren) .
Syntax engl.: syntax; grammar Syntax als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, wie die sprachliche Struktur beschaffen ist. In D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e n w i r d u n t e r Syntax die M e n g e der Regeln verstanden, wie die E l e m e n t e der -»• D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e m i t e i n ander kombiniert w e r d e n k ö n n e n .
Syntaxanalyse engl.: parsing Bei der automatischen I n d e x i e r u n g dient die Syntaxanalyse der G r u n d f o r m e n r e d u k t i o n sowie der Identifizierung v o n H o m o g r a p h e n (-»• A u t o matische Indexierung). Ehrgeizigere Ansätze versuchen z u d e m komplette syntaktische S t r u k t u r e n zu erschließen. Dabei wird versucht, über die Wortebene hinaus, Einheiten der Sprache zu identifizieren, die aus m e h r e r e n E l e m e n t e n (z.B. P h r a sen, M e h r w o r t g r u p p e n ) bestehen. Bei der Analyse w e r d e n beispielsweise folgende oberflächensyntaktische Strukturen erkannt, u m N o m i n a l g r u p p e n als Indexterme zu gewinnen: Adjektivattribut - S u b stantiv, Substantiv - Genitivattribut oder Substantiv - Präpositionalattribut.
Systemised Nomenclature of Medicine Das O r d n u n g s s y s t e m S N O M E D (Systemised N o m e n c l a t u r e of Medicine) wird v o m College of American Pathologists herausgegeben u n d ist wie das T N M - S y s t e m eine Facettenklassifikation. Es hat die 7 Facetten Lokalisation ( T = topgra-
Szientometrie
phy), M o r p h o l o g i e (M), U r s a c h e (E = Exposure), F u n k t i o n (F), Krankheitsgeschehen ( D = D i a g n o se), P r o z e d u r (P) u n d Beruf (J = Job). Im G e g e n satz z u m T N M - S y s t e m ist S N O M E D e x t r e m u m f a n g r e i c h , detailliert u n d schwierig zu b e n u t zen. Es hat schöne theoretische Eigenschaften, wird aber praktisch nicht benutzt.
Systemsoftware -*• Betriebssystem
Szientometrie engl.: scientometrics D i e Szientometrie befasst sich mit der A n w e n d u n g v o n quantitativen M e t h o d e n bei der U n t e r s u c h u n g der Wissenschaft. Sie ist ein Teilgebiet der „Wissenschaftswissenschaft". E n g m i t diesem Begriff hängen die beiden Termini -*• Bibliometrie u n d - > I n f o r m e t r i e z u s a m m e n . W ä h r e n d das U n t e r s u chungsobjekt der Szientometrie die Wissenschaft ist, beschäftigen sich die Bibliometrie mit P h ä n o m e n e n im Bereich des Bibliothekswesens u n d die Informetrie mit Sachverhalten des I n f o r m a t i o n s wesens. Dass die G r e n z e n zwischen diesen A n w e n dungsgebieten fließend sind, k o m m t auch d a d u r c h z u m Ausdruck, dass die drei Begriffe oft s y n o n y m v e r w e n d e t w e r d e n . Vor allem im angloamerikanischen R a u m ist die B e z e i c h n u n g „bibliometrics" üblich. Bei einer szientometrischen (bibliometrischen, i n f o r m e t r i s c h e n ) Analyse v e r s u c h t m a n , mittels Indikatoren Aussagen zu g e w i n n e n . Beispielsweise schließt m a n von der Zitierhäufigkeit auf den wissenschaftlichen Einfluss (Impact) eines Autors oder v o n der - > Halbwertszeit auf die Veralterung des Wissens in einer Disziplin. Als Q u e l l e f ü r szientometrische Studien dienen u n t e r a n d e r e m Bibliographien, Zitierindizes u n d verschieden e Verzeichnisse. In der Regel liegen diese Daten elektronisch in D a t e n b a n k e n vor, meist w e r d e n die -*• Zitierungsregister des „Institute for Scientific Information" (-> ISI) verwendet. Konkrete A n w e n dungsgebiete sind: Auswahl u n d Beurteilung v o n Buch- und Zeitschriftenbeständen; Ermittlung u n t e r s c h i e d l i c h e r C h a r a k t e r i s t i k a d e r Literatur (Wachstum, Halbwertszeit, länderweise Vergleiche); Forschungsevaluierung; wissenschaftshistorische u n d -soziologische A n w e n d u n g e n .
TCP/IP
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Τ TCP/IP engl.: Transmission Control Protocol/Internet Protocol D a s -*• O S I - S c h i c h t e n m o d e l l d e f i n i e r t n u r die Funktionalität der D a t e n ü b e r t r a g u n g u n d ist völlig u n a b h ä n g i g v o n k o n k r e t e n P r o t o k o l l e n u n d Technologien. D a m i t j e d o c h alle Rechner, die ü b e r Internet v e r b u n d e n sind, miteinander k o m m u nizieren k ö n n e n , ist eine „gemeinsame Sprache" in den Protokollschichten Transport u n d Vermittl u n g unabdingbar. W ä h r e n d der f r ü h e n Internetentwicklung einigte m a n sich diesbezüglich auf das Protokoll T C P / I P D i e E n t w i c k l u n g lokaler N e t z w e r k e (LAN) b e n u t z t e lange Zeit diverse u n t e r schiedliche -*• Protokolle, die z u m Teil nicht mit T C P / I P kompatibel waren (nur Unix-Systeme verw e n d e n i.d.R. ausschließlich T C P / I P ) . Erst seit d e m I n t e r n e t b o o m A n f a n g der 90er J a h r e w u r d e auch bei den kleineren N e t z w e r k t e c h n o l o g i e n i m m e r m e h r auf T C P / I P umgestellt, so dass eine A n b i n d u n g an das Internet relativ problemlos zu bewerkstelligen war. D e n n o c h existieren auch heutzutage n o c h S u b - N e t z e im Internet, die nicht ü b e r T C P / I P laufen. Diese w e r d e n ü b e r so g e n a n n t e Gateway-Rechner an das Internet angeschlossen, welche f ü r die n o t w e n d i g e n U m w a n d l u n g e n zur Sicherung der Kompatibilität sorgen. Das C h a r a k teristische an der Protokollfamilie T C P / I P ist die paketorientierte A u f t e i l u n g der zu übertragenden Daten u n d die Adressierung v o n R e c h n e r n ü b e r I P - N u m m e r n . Dabei ü b e r n i m m t IP zunächst die Z e r l e g u n g der D a t e n in kleinere Pakete, versieht j e d e s Paket mit der Adresse des Zielrechners u n d schickt diese ab. Auf Empfängerseite w e r d e n die Pakete a u f g r u n d der P a k e t n u m m e r i e r u n g w i e d e r in d e r richtigen R e i h e n f o l g e z u s a m m e n g e s e t z t . T C P ü b e r p r ü f t dabei über Prüfziffern, o b D a t e n fehlen oder evtl. fehlerhaft übertragen w u r d e n . Sind solche Fehler aufgetreten, so fordert T C P eine ern e u t e Versendung der e n t s p r e c h e n d e n Pakete über die IP-Schicht an. J e d e m R e c h n e r im Internet wird eine weltweit eindeutige Adresse in F o r m einer IPN u m m e r zugeordnet. D a m i t nicht zwei R e c h n e r d i e g l e i c h e I P - N u m m e r b e k o m m e n , w i r d die Adressvergabe v o n zentraler Stelle bei der Internet C o r p o r a t i o n for Assigned N a m e s and N u m b e r s ( I C A N N ) koordiniert. In der aktuellen Version wird eine IP-Adresse d u r c h eine 32-Bit-Zahl dargestellt.
Teaching Library Die Teaching Library ist eine -»• Bibliothek, die ihre Rolle als —*• O r t der -*• Informationsarbeit einer sozialen Organisation besonders ernst n i m m t u n d in d e m Sinne interpretiert, dass sie in verstärktem M a ß e Schulungen nicht n u r zur I n f o r m a t i o n s k o m petenz v o r n i m m t , s o n d e r n auf der Basis ihres Wissensspeichers zentrale aktive B i l d u n g s f u n k t i o n e n f ü r die sie tragende Organisation (Stadt, U n t e r n e h m e n , H o c h s c h u l e ) ü b e r n i m m t . (-»· Learning Resource C e n t r e ) Technische Dokumentation engl: technical documentation D i e Technische D o k u m e n t a t i o n ist die Gesamtheit aller n o t w e n d i g e n u n d zweckdienlichen I n f o r m a tionen ü b e r ein P r o d u k t u n d seine Verwendung, die in strukturierter F o r m - sei es auf Papier oder als elektronische M e d i e n - festgehalten sind. Als Produkte sind in diesem Z u s a m m e n h a n g nicht n u r Gegenstände zu verstehen, s o n d e r n auch D i e n s t leistungen j e d e r Art, die eine Beschreibung f ü r den N u t z e r oder K u n d e n b e d ü r f e n . Technologietransfer engl.: technology transfer U n t e r Technologietransfer versteht m a n den planvollen, zeitlich limitierten Prozess der Ü b e r t r a g u n g einer Technologie, sowohl inter- als auch intrasystemar, zur R e d u z i e r u n g der Diskrepanz v o n p o tentiellen u n d aktuellen N u t z u n g s g r a d einer Technologie, die beim Technologienehmer mit d e m Ziel der organisatorischen u n d / o d e r technologischen Veränderungen im Hinblick auf u n t e r n e h m e r i s c h e u n d / o d e r volkswirtschaftliche -»· Innovation oder -*· D i f f u s i o n einhergeht. Technologietransfer wird v o n einer Vielzahl öffentlicher Institutionen wie Fachhochschulen, Technologietransfer-Zentren, Technoparcs, Universitäten, Fraunhofer-Instituten, Stiftungen etc. angeboten. Technologietransferpolitik engl: technology transfer policy Die S u m m e verfügbarer oder angewandter M a ß n a h m e n der Politik (insbesondere der Wirtschaftspolitik u n d Forschungspolitik) zur Initiierung u n d U n t e r s t ü t z u n g v o n ->• Technologietransfer. Letztlich ist es das Ziel der Technologietransferpolitik, die E n t s t e h u n g v o n -*• Innovation zu f ö r d e r n . Tektonik engl: tectonics G l i e d e r u n g der übergreifenden S t r u k t u r aller Be-
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stände in e i n e m —*• Archiv in G r u p p e n o d e r Archivabteilungen, meist nach ·+• P r o v e n i e n z u n d zeitlichen Z ä s u r e n , (siehe auch - > Bestand) Telekommunikation engl.: telecommunication Begriff der klassischen N a c h r i c h t e n - u n d K o m munikationstechnik, angefangen v o m Telefon bis hin z u m Nachrichtensatelliten. J e d e Ü b e r t r a g u n g , S e n d u n g oder j e d e r E m p f a n g v o n Z e i c h e n , Signalen, Schriftbildern oder T ö n e n u n d N a c h r i c h t e n gleich welcher Art mittels Leitungen, Radio oder optischer sowie anderer, elektromagnetischer Systeme. Telematik engl.: telematics Dieser M i s c h b e g r i f f aus -*· T e l e k o m m u n i k a t i o n u n d —• I n f o r m a t i k symbolisiert die i m m e r intensivere Integration klassischer, ursprünglich analoger N a c h r i c h t e n ü b e r t r a g u n g m i t der digital orientierten C o m p u t e r t e c h n i k u n d Informatik; er steht f ü r die Integration von Sprach-, D a t e n - u n d Stand-/ Bewegt-Bild-Übertragungstechnik. Terminologie engl.: terminology U n t e r einer Terminologie versteht m a n eine M e n ge v o n Begriffen u n d die i h n e n z u g e o r d n e t e n Bezeichnungen. Ein -*• Begriff ist eine gedankliche Einheit, die d u r c h eine -»• B e z e i c h n u n g identifiziert wird. Ein Begriff besitzt eine Extension u n d eine Intension. D i e Extension ist die M e n g e aller Objekte, die u n t e r den Begriff fallen, w ä h r e n d die Intension eine Definition ist, die festlegt, w a n n ein O b j e k t als zugehörig zu der Extension des Begriffs anzusehen ist, also eine Instanz des Begriffs ist. I m Gegensatz zur O n t o l o g i e sind in einer Terminologie keine weiteren Angaben wie D e f i n i t i o n e n u n d B e z i e h u n g e n zu anderen Begriffen erforderlich. Terminologie-Datenbank engl: terminological data base Bei Terminologie-Banken bzw. elektronischen Lexika handelt es sich u m elektronische Vokabulare, die w ä h r e n d der U b e r s e t z u n g e n t w e d e r v o m menschlichen Ubersetzer individuell angesprochen oder auch bei einer maschinellen Vorlage des Q u e l l texts automatisch (im H i n t e r g r u n d ) „nachgeschlagen" w e r d e n . Es ist heute k a u m m e h r denkbar, dass ein U b e r s e t z e r o h n e diese H i l f e n arbeitet, (siehe auch -»• Maschinelle U b e r s e t z u n g , -+· C o m p u t e r gestützte U b e r s e t z u n g )
Terminologische Kontrolle
Terminologienorm engl.: terminological
Standard
Eine T e r m i n o l o g i e n o r m ist eine -»· N o r m , die sich mit -»• Terminologie, d.h. mit Begriffen u n d Bezeichnungen beschäftigt, welche üblicherweise mit ihren D e f i n i t i o n e n u n d m a n c h m a l mit erläuternden B e m e r k u n g e n , Bildern, Beispielen u n d ähnlic h e m m e h r versehen sind. Terminologische Inferenz engl: terminological inference Begriffshierarchien entstehen in Beschreibungslogiken auf zweierlei Weise. Einerseits kann ein n e u e r -»- Begriff explizit als U n t e r b e g r i f f eines anderen e i n g e f ü h r t w e r d e n . Dies bedeutet, dass alle Instanzen des U n t e r b e g r i f f s auch Instanzen des O b e r b e g r i f f s sind, die Extension des U n t e r b e g r i f f s somit eine Teilmenge der Extension des O b e r b e griffs ist (siehe auch -*• Terminologie). D a n e b e n kann eine - > Relation bzw. eine -+• Hierarchie, die nicht e i n g e f ü h r t w u r d e , auch aus den vorliegenden Begriffsdefinitionen folgen u n d mittels so gen a n n t e r t e r m i n o l o g i s c h e r I n f e r e n z e n hergeleitet w e r d e n . Das ist der Fall, w e n n a u f g r u n d der Begriffsdefinitionen alle Instanzen des einen Begriffs notwendigerweise auch Instanzen des anderen sind, der erstere damit ein U n t e r b e g r i f f des zweiten ist. D e r O b e r b e g r i f f m u ß in e i n e m solchen Fall so detailliert definiert sein, dass er n o t w e n d i g e u n d h i n reichende Bedingungen angibt, die eine zugehörige Instanz erfüllen muss. N o t w e n d i g e B e d i n g u n gen m a c h e n Aussagen darüber, welche Eigenschaften u n d B e z i e h u n g e n ein O b j e k t aufweist, falls es eine Instanz des Begriffs ist, z.B. f ü r den Begriff eines Junggesellen, dass j e d e Instanz die Eigenschaft m ä n n l i c h besitzt. H i n r e i c h e n d e Bedingungen charakterisieren eine Instanz derart, dass bei Vorliegen eines O b j e k t s geschlossen w e r d e n kann, ob es eine Instanz des betreffenden Begriffs ist oder nicht. Die Herleitung von Ober-/Unterbegriffsbeziehungen spielt eine wichtige Rolle b e i m A u f b a u großer Begriffshierarchien, d e n n sie hilft, diese konsistent u n d vollständig zu halten. A u c h die A u s w e r t u n g v o n Suchanfragen basiert auf der H e r l e i t u n g v o n O b e r - / U n t e r b e g r i f f s b e z i e h u n g e n . ( - » Hierarchie) Terminologische Kontrolle engl: terminological control Terminologische Kontrolle ist die A n w e n d u n g v o n Regeln, die die Ü b e r f ü h r u n g v o n Termini natürlicher Sprachen in eine natürlich-sprachlich basierte D o k u m e n t a t i o n s s p r a c h e ermöglicht u n d somit insbesondere S y n o n y m - u n d H o m o n y m k o n -
Tertiärdokument
trolle erlauben. Bei der Synonymkontrolle werden Synonyme und Quasi-Synonyme zu Aquivalenzklassen einer Dokumentationssprache zusammengeführt. Bei der H o m o n y m - oder Polysemkontrolle handelt es sich um den der Synonymkontrolle entgegengesetzten Vorgang. Eine «+• Bezeichnung weist unterschiedliche Bedeutungen auf, die auf mehrere Äquivalenzklassen aufgeteilt werden, (siehe -*• H o m o n y m und Polysem; Äquivalenzrelation)
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Unter einer Testkollektion im Information Retrieval wird eine repräsentative Menge an Testdokumenten, an Testaufgaben und entsprechenden Relevanzurteilen verstanden. Die Testkollektion kann für die vergleichende Evaluierung und -»· Effektivitätsmessung, aber auch für die Optimierung der Systeme eingesetzt werden. (-»• Retrievaltest)
u n d Wicderauffindcn (siehe auch -*• Retrieval) dient. Er ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: (a) -»· Begriff und -»· Bezeichnung werden eindeutig aufeinander bezogen (-*• Terminologische Kontrolle), indem Synonyme möglichst vollständig erfasst werden, Homonyme (siehe auch -»· H o m o n y m ) und Polyseme (siehe auch -»• Polysem) besonders gekennzeichnet werden, für jeden Begriff eine Bezeichnung (Vorzugsbenennung, Begriffsnummer oder -*• Notation) festgelegt wird, die den Begriff eindeutig vertritt, (b) Beziehungen zwischen Begriffen (repräsentiert durch ihre Bezeichnungen) werden dargestellt." Diese Definition ist zu ergänzen um: Der Thesaurus ist präskriptiv, indem er für seinen Geltungsbereich festlegt, welche begrifflichen Einheiten zur Verfügung gestellt werden und durch welche Bezeichnungen diese repräsentiert werden. Ein Thesaurus ist damit eine natürlich-sprachlich basierte D o k u m e n tationssprache, die die umkehrbar eindeutige Z u ordnung von Begriff und Bezeichnung der natürlichen Sprache anstrebt.
Text Retrieval C o n f e r e n c e «-»• T R E C
TIFF -*· B M P
Tertiärdokument - * Dokument Testkollektion engl.: test collection
T h e m a t i s c h e Repräsentation engl.: thematic
representation
Unter der thematischen Repräsentation von Dokumentinhalten versteht man die Beschreibung, worüber ein -*• Dokument handelt - im Gegensatz zur formalen Darstellung des Dokumentinhalts selber. Thematische Dokumentbeschreibungen (oder Dokumentindexierungen) erlauben leistungsfähigere Retrievalsysteme als das zurzeit verbreitete Freitext-Retrieval, das lediglich die in einem Dokument auftretenden Wörter berücksichtigt. Die Erstellung von Dokumentbeschreibungen erfordert jedoch einen zusätzlichen, in der Regel manuell zu leistenden Aufwand, der bei FreitextRetrival nicht anfällt. (-»• Inhaltserschließung, Topic maps) Thesaurus engl.:
thesaurus
Der Thesaurus als -*• Dokumentationssprache wird in der D I N 1463 in seinen wesentlichen Merkmalen beschrieben. Dort wird der Thesaurus im informationswissenschaftlichen Sinne so definiert: „Ein Thesaurus im Bereich der Information und Dokumentation ist eine geordnete Zusammenstellung von Begriffen und ihren (vorwiegend natürlichsprachigen) Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet zum Indexieren, Speichern
Titelaufnahme -»• Formalerschließung Titelliste engl.: Current Contents (CC);
current titles
Titellisten oder Current Contents (CC) sind bibliographische Informationsmittel, die zum schnellen Überblick durch Wiedergabe der Inhaltsverzeichnisse von Fachzeitschriften die darin enthaltenen Aufsätze nachweisen. Dabei kann man unterscheiden die Current Contents im engeren Sinne, bei denen die Inhaltsverzeichnisse der Fachzeitschriften in unveränderter Form oder formal vereinheitlicht abgedruckt werden, sowie die Titellisten, die zeitschriftenübergreifend organisiert sind und oft auch durch Autoren- und Sachregister ergänzt sind. Der umfassendste CC-Dienst wird vom -»• ISI (Institute of Scientific Information, Philadelphia) seit den 1950er Jahren wöchentlich herausgegeben und wertet mehrere tausend Fachzeitschriften aller möglichen Wissenschaftsdisziplinen aus. Beispiel für eine Titelliste sind die Chemical Titles, die seit 1991 erscheint und weltweit die erste Zeitschrift war, die vollautomatisch von einem Computer erzeugt wurde; sie enthält neben den Titeln auch ein KWIC-Register sowie ein Autorenregister.
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TNM-System engl: Tumor, Nodes, Metastasis Eine überschaubare Facettenklassifikation f ü r solide T u m o r e n ist das v o n der U n i o n Internationale contre le Cancer herausgegebene T N M - S y stem (Tumor, N o d e s , Metastasis). Z u n ä c h s t m u s s b e k a n n t sein, u m welchen T u m o r es sich handelt, z.B. u m ein M a m m a k a r z i n o m oder ein C o l o n k a r z i n o m . Das T N M - S y s t e m beschreibt eine T u m o r e r k r a n k u n g u n t e r d e n drei Facetten Art u n d G r ö ße des P r i m ä r t u m o r s (T), Befall der regionären Lymphknoten (N = Nodes = Lymphknoten) und das Vorhandensein v o n Fernmetastasen (M). F ü r die meisten T u m o r e n hat die T-Facette vier bis fünf, die N-Facette drei bis vier Klassen. Die M-Facette hat zwei Klassen, nämlich 0 = keine Fernmetastasen u n d 1 = Fernmetastasen. Das T N M - S y s t e m ist anschaulich, gut überschaubar, hat eine kurze ->• N o t a t i o n u n d ist deshalb in der Klinik a u ß e r o r dentlich weit verbreitet. Topic maps engl.: topic maps Als ein Ansatz zur Beschreibung v o n D o k u m e n t inhalten haben sich die Topic M a p s herausgebildet. Eine Topic M a p besteht aus einer M e n g e v o n B e g r i f f e n u n d Begriffsinstanzen, „ T h e m e n " gen a n n t , die über verschiedene Beziehungen, so genannte Assoziationen, miteinander v e r b u n d e n sind. D i e T h e m e n sind über V o r k o m m e n s a n g a b e n oder „Occurrences" mit d e n D o k u m e n t e n v e r b u n d e n , deren Inhalt sie charakterisieren. Eine Topic M a p enthält somit thematische Beschreibungen m e h rerer D o k u m e n t e , wobei die T h e m e n b e s c h r e i b u n gen m i t e i n a n d e r in B e z i e h u n g stehen. A u f diese Weise lässt sich eine t h e m e n o r i e n t i e r t e Navigation ü b e r eine beliebig große M e n g e an D o k u m e n t e n realisieren. Die a u f g r u n d der schieren G r ö ß e solcher N e t z e resultierende Unübersichtlichkeit ist j e d o c h ein potenziell ungelöstes Problem. D a große Ü b e r l a p p u n g e n zwischen R D F u n d Topic M a p s bestehen, gibt es Bestrebungen, beide A n sätze miteinander zu verbinden. Transaktion engl: transaction Transaktionen w e r d e n i h r e m logischen Ablauf nach in T r a n s a k t i o n s p h a s e n unterteilt. I m E i n z e l n e n handelt es sich u m folgende vier Phasen. I n f o r m a tionsphase: In der Informationsphase geht es f ü r den potenziellen K u n d e n d a r u m , sich I n f o r m a t i o n e n ü b e r Anbieter u n d zu P r o d u k t e n zu beschaffen, welche geeignet sind, seine spezifischen Be-
Transaktionskosten
dürfnisse zu befriedigen. Eine systemscitigc U n t e r s t ü t z u n g k a n n dabei v o n Verzeichnisdiensten u n d elektronischen Produktkatalogen gewährt werden. Vereinbarungsphase: In der Agreement-(Vereinbarungs-)Phase wird versucht, Einigkeit über die K o n d i t i o n e n u n d B e d i n g u n g e n , u n t e r d e n e n es z u m Abschluss eines rechtsgültigen Kaufvertrags k o m m t , zu erhalten. W ä h r e n d oft n u r eine Preisu n d Konditionspolitik nach d e m „Take it or leave it"-Prinzip unterstützt wird, ermöglichen m a n c h e Systeme, auf Basis gespeicherter Profilinformation e n kundenindividuelle Rabattsätze, Zahlungsverfahren u n d -fristen etc. zur A n w e n d u n g zu bringen. Abwicklungsphase: In der S e t t l e m e n t - ( A b wicklungs-) Phase, der letzten Phase der Geschäftstransaktion, erfolgt die eigentliche A b w i c k l u n g des Kaufvertrags. N e b e n der M e t h o d e der Bezahlung gilt es sich f ü r den Fall physischer G ü t e r auch ü b e r das Versandverfahren sowie etwaige Transportversicherungen zu einigen. A u c h sollte ein Dienst zur V e r f ü g u n g gestellt w e r d e n , der ein Verfolgen des aktuellen Lieferstatus erlaubt (Tracking-Systeme). After-Sales-Phase: In der After-Sales-Phase w e r d e n die K u n d e n auch nach d e m K a u f e i n e s Produktes weiterhin betreut, u m so die K u n d e n b i n d u n g zu festigen. Dies fängt bereits d a m i t an, dass d e m K u n d e n die Möglichkeit an die H a n d gegeben wird, online den Lieferstatus seiner Bestellung abzufragen, u n d sollte in einen professionellen C u s t o m e r S u p p o r t m ü n d e n , w e l c h e r die M ö g l i c h k e i t des Mediums Internet optimal nutzt. (-»• Elektronischer Markt) Transaktionskosten engl.: transaction costs Alle Phasen w ä h r e n d einer Transaktion verursachen Transaktionskosten, da sie Zeit benötigen, kontrolliert w e r d e n m ü s s e n u n d b e s t i m m t e Kanäle u n d Dienste nutzen, die e i n z u k a u f e n oder selbst zu produzieren sind. D e m K u n d e n entstehen z u nächst die so g e n a n n t e n -»· I n f o r m a t i o n s k o s t e n . Die U r s a c h e d a f ü r sind I n f o r m a t i o n s a s y m m e t r i e n hinsichtlich des Produktes. H a t sich der Käufer mit Hilfe der Informations- u n d Kommunikationstechnologie ü b e r ein P r o d u k t i n f o r m i e r t , e n t s t e h e n Kosten d u r c h die A u s h a n d l u n g eines Vertrages, die sogenannten Ex-Ante-Transaktionskosten. W u r d e n der Vertrag erfüllt u n d die Leistungen ausgetauscht, so ergeben sich die Ex-Post-Transaktionskosten. Sie beinhalten Nachbesserungs-Kosten, w e n n die Vert r a g s b e d i n g u n g e n nachträglich geändert w e r d e n müssen, sowie Kosten f ü r die u n d D u r c h f ü h r u n g des Leistungsaustauschs. (-> Elektronischer Markt)
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Transaktives Gedächtnis
Transaktives Gedächtnissystem Gedächtnis Translation M e m o r y Translation Memory (TM) ist ein wichtiges Hilfswerkzeug, das vor allem bei der Ubersetzung von Texten/Dokumenten genutzt wird, bei denen sich bei Produktentwicklungen nicht alle Textteile völlig ändern (Beispiel: Wartungs- und Bedienungsanleitungen). Hierbei wird vor Bereitstellung eines Textes oder Satzes bei der intellektuellen oder M T (-*• Maschinelle Ubersetzung) oder auch intellektuellen Ubersetzung ein Segment elektronisch mit einem Speicher verglichen, der einmal übersetzte (und geprüfte oder korrigierte) Segmente („Sätze") enthält. Dabei kann unterschieden werden zwischen einer völligen Ubereinstimmung und einer teilweisen U b e r e i n s t i m m u n g (sog. Fuzzy Matching). Beim Vergleich werden zum Teil mathematische Ähnlichkeitsverfahren benutzt. Unterscheiden sich das TM-Segment und das Textsegment (nur) in Datums- oder Preisangaben, Ortsnamen u.ä.m., so werden die Daten automatisch „angepasst". Das Translation-Memory-Verfahren kann bei M T wie bei CAT (-»· Computergestützte Ubersetzung) verwendet werden, es kann also den Prozess der Humanübersetzung ebenso wie den der maschinellen Ubersetzung flankieren. Transportschicht engl.: transport layer
Die Transportschicht ist die Schicht 4 im OSISchichtenmodell; der Transportdienst stellt eine transparente Datenübertragung zwischen Kommunikationssteuerungsinstanzen bereit und befreit sie von allem Wissen über die Art und Weise, wie eine
zuverlässige kosteneffektive Datenübertragung erreicht wird. Die Transportschicht optimiert die Benutzung des verfügbaren Netzdienstes, um die von den kommunizierenden Kommunikationsstcuerungsinstanzen geforderte Dienstgüte zu minimalen Kosten bereitzustellen. Die Transportschicht verbirgt vor den TS-Benutzern die Unterschiede in den Dienstgütemerkmalen, die vom Vermittlungsdienst bereitgestellt w e r d e n . Die Transportschicht ist die unterste Schicht, die eine vollständige Ende-zu-Ende-Kommunikation zur Verfügung stellt, d.h. für alle darüber liegenden Schichten ist das darunter liegende Netzwerk transparent. Die zugehörigen -»• Protokolle wie z.B. T C P (Transmission Control Protocol) oder U D P (User Datagram Protocol) übertragen Daten unabhängig von der Netzwerkart und den verwendeten Diensten/Anwendungen. Die Daten werden auf dynamische Speicherbereiche, sogenannte Ports, weitergeleitet und werden dort von den zugeordneten Diensten übernommen. TREC engl.: Text Retrieval
Conference
T R E C ist eine amerikanische Evaluierungsinitiative, die seit 1992 das Ziel verfolgt, die Forschung im Information -»• Retrieval durch Bereitstellung einer umfangreichen Testkollektion, standardisierter Bewertungsverfahren und großangelegter Experimente voranzutreiben, (siehe auch Effektivitätsmessung, CLEF) Trunkierung -»· Maskierung Tumor, N o d e s , Metastasis -»· T N M - S y s t e m
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USMARC
υ Übersetzung - + Maschinelle Ubersetzung; - > Human-Übersetzung; -*· Computergestützte Übersetzung
UDK -*• Dezimalklassifikation
UMLS Unified Medical Language System
Unicode engl.:
Unicode
Da im Internet der Zugriff aufWeb-Seiten bzw. Dokumente aus anderen Ländern und verschiedenen Sprachen alltäglich ist, der Web-Browser aber den länderspezifischen Zeichensatz des Dokuments nicht kennt, kann der Text falsch dargestellt werden. U m diesem Problem zu begegnen, hat die -»• I S O einen speziellen Zeichensatz, den Unicode, entwickelt und normiert ( I S O 10646). Das Besondere an Unicode ist, dass dieser 2 Byte als Einheit für ein Zeichen verwendet und so 65.536 verschiedene Zeichen darstellen kann. Die ersten 128 Zeichen entsprechen dabei dem „normalen" Zeichensatz -»-ASCII, die zweiten 128 der Latin-1- Erweiterung. Die restlichen Positionen enthalten alle Zeichen aus den anderen Erweiterungen, also auch griechische, kyrillische oder chinesische Schriftzeichen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Systeme, welche den Unicode benutzen, können alle D o kumente darstellen, ohne dass der Zeichensatz gewechselt werden muss. U n i c o d e enthält alle Welt-Zeichensätze und soll zukünftig die verschiedenen Versionen der Zeichensätze von A S C I I ersetzen.
Unified Medical Language System Traditionell hat die Medizin eine eigene Fachsprache, die sich aber zunehmend vom Lateinischen zum Englischen verschiebt. Außerdem haben in der
Medizin karitative und humanitäre Ideen zu einer relativ intensiven weltweiten Zusammenarbeit geführt. Deshalb gibt es ernsthafte Ansätze, zu einer weltweiten, normierten medizinischen Fachsprache zu kommen.
Universalklassifikation Klassifikation
Unix -*• Betriebssystem
Unternehmensportal engl,: enterprise information portal; corporate portal Portale sind seit längerer Zeit aus dem -*· Internet bekannt, sie integrieren und personalisieren Inhalte, Dienste und Funktionen. Unternehmensportale stellen diese Form der Integrationsleistung den Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens zur Verfügung. Hier ist ein Portal ein wesentliches Element für die Integration von Geschäftsprozessen und betrieblichen Informationssystemen. Unternehmensportale können in umfassendere G e schäftsarchitekturen integriert sein, die Lieferanten- und Kundenprozesse abbilden.
URL engl.: Uniform Resource Locator U R L ist ein Adressierungsformat (kurz Adresse) eines Internet-Angebotes, welches das zu verwendende Protokoll, den Server bzw. -»• Host und evtl. die genaue Position spezifiziert. Der Aufbau von U R L sieht folgendermaßen aus: Protokoll://Host/ Position (z.B. http://www.de/pfadl/pfad2/ index.html, ftp://ftp.de/pub/, telnet://rechnerl.de). Da die U R L meist nur mit WWW-Adressen in Verbindung gebracht wird, wird die Protokollspezifikation „http://" oft auch ganz weggelassen.
USMARC »MARC
VDD
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V VDD Der Verein Deutscher Dokumentare e.V (VDD) wurde 1961 als berufsständischer Verein gegründet, der die berufs- und ausbildungspolitischen Interessen seiner Mitglieder vertritt. 1985 erfolgte die U n b e n e n n u n g des V D D in „Berufsverband Dokumentation, Information und Kommunikation" (VDD), der dann 1993 aufgelöst wurde. Vektorraum-Modell engl.: vector space model
Beim Vektorraum-Modell handelt es sich u m ein Information-Retrieval-Modell mit einer geometrischen Interpretation, bei der Dokumente und Anfragen als Punkte in einem Vektorraum aufgefasst werden, der durch die Terme der D o k u m e n tensammlung aufgespannt wird. Anfragen besitzen eine lineare Struktur, wobei die Frageterme gewichtet sein können. Die Anfrage wird als Vektor dargestellt, als Retrievalfunktion k o m m e n VektorAhnlichkeitsmaße zur Anwendung, im einfachsten Fall das Skalarprodukt. Experimentelle Untersuchungen haben die hohe Retrievalqualität dieses Modells belegt. Viele Suchmaschinen basieren auf diesem Verfahren. Verbindlichkeit engl:
liability
Sie soll sicherstellen, dass der Absender einer Nachricht später nicht leugnen kann, dass diese, zum Beispiel eine Bestellung, tatsächlich von ihm stammt. Die Verbindlichkeit stellt somit die Beweisbarkeit des Ursprungs einer Nachricht sicher. Dazu gehört neben der Authentifizierung auch die sorgfältige Schlüsselgenerierung, die gewährleistet, dass keine andere Person geheime Schlüssel kennen kann. Hinzu kommen Zertifikate, die eine vertrauenswürdige Stelle ausgestellt hat und die untrennbar mit der Identität des Besitzers verbunden sind. Erst diese Verbindlichkeit sichert einen gelungenen Geschäftsabschluss. (-»-Verschlüsselung) Verbreitender B u c h h a n d e l
Unternehmen etc.) zusammensetzen. Folgt man der betriebswirtschaftlichen Handelstheorie, übernimmt der Buchhandel die folgenden Funktionen: Transportfunktion; Lagerfunktion; Aggregationsfunktion; Bereitstellung der Infrastruktur und Dienstleistungen der Verkaufsabwicklung; Selektions- und Sortimentsfunktion; Informations-, Bcratungs- und Scrviccfunktion; Preissetzungsfunktion; Zahlungsabwicklungsfunktion. Der Vertrieb von Büchern erfolgt grundsätzlich über zwei Stufen, den Zwischenhandel und den Bucheinzelhandcl. Der Zwischenhandel tritt im Wesentlichen in zwei Varianten auf. Einerseits die Barsortimente, das sind Buchgroßhandlungen, die auf eigene Rechnung Bücher bei den Verlagen kaufen und an den Bucheinzelhandel weiter verkaufen. Andererseits sind dies Kommissionäre, die im Auftrag von Verlagen und auf deren Rechnung eine Buchvertriebsleistung erbringen und zwar in Deutschland insbesondere in der Form der Verlagsauslieferung, des Büchersammelverkehrs und der Buchbestellanstalten. Verdopplungsrate engl.: doubling
rate
Der Begriff der Verdopplungsrate wird in der -*• Szientometrie verwendet. Sie ist die Zeit, in der eine Exponentialfunktion vom Ausgangswert CO a u f 2 C 0 angestiegen ist. (siehe auch Halbwertszeit) Verein D e u t s c h e r D o k u m e n t a r e -»VDD Verknüpfung engl.: link,
hyperlink
Eine Verknüpfung ist eine gerichtete oder ungerichtete Verbindung zwischen zwei Knoten eines -»· Hypertext. Verlag -*• Herstellender Buchhandel Verlagsbuchhandel -*· Herstellender Buchhandel
engl.: book trade
Der verbreitende - > Buchhandel nimmt eine vermittelnde Funktion ein zwischen den Produzenten von Büchern, im Wesentlichen den Verlagen (-> Herstellender Buchhandel), und den Endabnehmern von Büchern, die sich aus Privatkunden wie aus institutionellen Kunden (Bibliotheken,
Verlagsdruck engl.: printer,
bookprinter
Z u m Verlagsdruck zählen beispielsweise Anzeigenblätter, Bücher, Buchumschläge, G r u ß k a r t e n , Landkarten, Kalender, Zeitschriften und Zeitungen.
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Vermittlungsschicht engl.: network layer Die Vermittlungsschicht (Schicht 3 des -»• O S I Schichtenmodell) stellt die Fähigkeit bereit, N e t z v c r b i n d u n g c n zwischen o f f e n e n Systemen a u f z u bauen, zu betreiben u n d abzubauen. Die Vermittlungsschicht bietet den Transportinstanzen U n a b hängigkeit v o n Wegewahl- u n d Vermittlungsentscheidungen, die mit d e m A u f b a u u n d Betrieb einer N e t z v e r b i n d u n g v e r b u n d e n sind. Die Vermittlungsschicht hat also die Aufgabe, Pakete v o m Send e r - H o s t ü b e r die d a z w i s c h e n l i e g e n d e n R o u t e r z u m E m p f ä n g e r h o s t zu leiten. Dabei k ö n n e n insbesondere auch verschiedene Netzwerktypen (LANs, I S D N , A T M ) dazwischenliegen. Weitere F u n k t i o n e n der N e t z w e r k s c h i c h t sind u.a. Verbind u n g s a u f - u n d Verbindungsabbau, M u l t i p l e x i n g u n d Uberlastkontrolle. N e b e n der Adressierung u n d d e m Verbindungsaufbau der R e c h n e r findet hier auch das R o u t i n g (Weg der D a t e n e i n h e i t e n / Pakete) u n d eine evtl. F e h l e r b e h e b u n g statt. Das I n t e r n e t - P r o t o k o l l -»• T C P / I P ist dieser Schicht zuzuordnen. Verpackungsdruck engl.: package printing Dieses Segment in der D r u c k i n d u s t r i e ist eindeutig in den Bereich der „Unersetzlichen" zu rechn e n . Aufkleber, B a n d e r o l e n , Etiketten u n d Faltschachteln w e r d e n niemals d u r c h virtuelle M e d i en zu ersetzen sein. Verschlüsselung engl.: encryption Die b e r ü h m t e s t e Verschlüsselung ü b e r h a u p t d ü r f te die v o n Gaius Julius Caesar sein. Er verschob j e d e n der 20 Buchstaben des lateinischen Alphabets u m drei Stellen nach rechts. D a diese zyklische Vertauschung mathematisch wie eine Additio n v o n drei funktioniert, n e n n t m a n das Verfahren auch Caesar-Addition. Die h e u t e älteste bekannte Verschlüsselung stellt j c d o c h die Skytale v o n Sparta (5. J h . v. Chr.) dar. Ein Holzstab w u r d e mit ein e m schmalen Band aus Pergament spiralförmig u m w i c k e l t , der d a n n der Länge nach m i t einer N a c h r i c h t beschrieben w u r d e . D e n Text auf d e m abgewickelten Pergamentstreifen sollten n u r die Generäle lesen k ö n n e n , die über Stäbe v o m gleichen D u r c h m e s s e r verfügten. I m 16. J h . e n t w i k kelte Blaise de Vigenere die C a e s a r - M e t h o d e w e i ter, i n d e m er den Verschiebungsbetrag fortlaufend änderte, es wird somit eine Folge v o n Z a h l e n als Schlüssel auf d e n Klartext a n g e w e n d e t . Das Vi-
Verschlüsselung
genere-Verfahren m a c h e n sich die so genannte R o t o r m a s c h i n e n wie die Enigma zu Eigen. Die Enigm a bestand aus einer Kombination v o n bis zu acht austauschbaren R o t o r e n , die nach j e d e m Z e i c h e n jeweils u m einen anderen Betrag wcitergeschaltct w u r d e n . Zusätzlich besaß sie einen Reflektor, der d a f ü r sorgte, dass j e d e s Z e i c h e n zweimal in u n t e r schiedlicher R i c h t u n g das Gerät durchlief, h i n z u kam ein weiterer paarweiser Austausch v o n Z e i chen, der j e einmal am A n f a n g u n d a m E n d e der O p e r a t i o n d u r c h g e f ü h r t w u r d e . Z u m Schlüssel gehörte hier auch die Angabe, wie die Z e i c h e n e r setzung v o r z u n e h m e n war. Ist der Schlüssel genauso lang wie der zu chiffrierende Text, handelt es sich u m das O n e - T i m e - P a d (Einmalblock)-Verfahren. Dies ist auch das einzige Verfahren, dessen Sicherheit bewiesen w u r d e . N a t ü r l i c h m u s s bei diesem Verfahren j e d e s Mal ein n e u e r Schlüssel verw e n d e t w e r d e n . Die meisten aktuellen Verschlüsselungsverfahren arbeiten mit einem weiteren Trick. In j e d e m Verschlüsselungsschritt w e r d e n nicht Z e i c h e n f ü r Z e i c h e n , sondern ein längerer Klartextblock verarbeitet u n d d u r c h den G e h e i m textblock ersetzt, w o b e i j e d e s Klartextzeichen eines Blocks das gesamte Ergebnis beeinflusst. D a d u r c h w e r d e n Regelmäßigkeiten im Klartext über m e h r e r e Z e i c h e n h i n w e g verteilt (Diffusion). Ein Chiffrierungsschritt m u s s dabei so beschaffen sein, dass zwei Klartextblöcke, die sich n u r in e i n e m Z e i c h e n unterscheiden, zu völlig unterschiedlichen Geheimtextblöcken f ü h r e n . Diese Verfahren w e r den Blockverschlüsselungen genannt. H e u t e w e r den M e t h o d e n mit m i n d e s t e n s 8 Byte, also 64 Bit, v e r w e n d e t . S y m m e t r i s c h e V e r s c h l ü s s e l u n g ist gleichsam die G r u n d f o r m d e r Verschlüsselung. Sender u n d E m p f ä n g e r haben sich dabei auf einen Schlüssel geeinigt (Secret Key) oder der D e c h i f frierschlüssel lässt sich aus d e m Chiffrierschlüssel b e r e c h n e n u n d u m g e k e h r t . Das bekannteste u n d am weitesten verbreitete symmetrische Verschlüsselungsverfahren ist der Data Encryption Standard (DES). Es w u r d e 1976 in den Vereinigten Staaten als B u n d e s s t a n d a r d a n e r k a n n t , es b e n u t z t e i n e Blocklänge v o n 64 sowie Schlüssellänge v o n 56 Bit u n d wird 16 mal d u r c h l a u f e n . Er wird u n t e r a n d e r e m bei der Abwicklung von Bargeldauszahlungen mit einer eurocheque-Karte verwendet. D E S ist auf Standardrechnern in Wochen bis M o n a t e n zu knakken. A n f a n g 1999 war es möglich, d u r c h die N u t z u n g der Leerlaufzeit vieler per -»• Internet v e r b u n d e n e r C o m p u t e r , eine d u r c h D E S verschlüsselte N a c h r i c h t innerhalb v o n 23 S t u n d e n zu dechiffrie-
Verteilte Datenbank
rcn. Erreicht wurde dies einfach durch das Ausprobieren aller möglichen Schlüssel (Brute-ForceAttack). Spezialrechner brauchen für die gleiche Aufgabe nur einen Bruchteil dieser Zeit. Der IDEA (International Data Encryption Algorithm) ist besonders in Software effizient umzusetzen, da alle Rechenvorgänge in 16-Bit-Register durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil von IDEA ist, dass bei einer Schlüssellänge von 128 Bit Brute-Force-Attacken nicht mehr durchführbar sind. Bei der symmetrischen Verschlüsselung besteht immer die Notwendigkeit den zu verwendeten Schlüssel über einen sicheren Kanal auszutauschen. Mitte der 1970er Jahre wurde ein Verfahren entwickelt, das dieses Problem löst, indem zum Chiffrieren ein anderer Schlüssel als zum Dechiffrieren verwendet wird (asymmetrische Verschlüsselung). Wer ein solches Verfahren nutzt, muss zunächst ein Paar zusammengehörender Schlüssel generieren. Einen der beiden Schlüssel hält er geheim (Private Key), den anderen gibt er der Öffentlichkeit bekannt (Public Key). Jeder, der nun eine verschlüsselte Nachricht an diese Person schickcn will, besorgt sich deren öffentlichen Schlüssel, verschlüsselt seine Nachricht damit und verschickt den Geheimtext. Dieser so chiffrierte Text kann nur vom Empfänger mit seinem privaten Schlüssel dechiffriert werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass der Empfänger der Nachricht den Schlüssel vorgibt, nicht etwa der Sender. R S A ist das bekannteste Public-Key-Verfahren und ein Quasi-Standard im Internet. Das Prinzip beruht darauf dass es kein Problem darstellt, zwei große Primzahlen miteinander zu multiplizieren, es aber praktisch unmöglich ist, aus dem Produkt wieder die beiden Faktoren zu ermitteln. Dabei ist zu beachten, dass die beiden Faktoren sich in ihrer Länge deutlich unterscheiden. In praktischen Anwendungen variiert das Produkt zwischen 512 Bits (geringe Sicherheit) und 2048 Bits (sehr hohe Sicherheit). Das Prinzip des ElGamal-Algorithmus beruht auf dem Problem des „diskreten Logarithmus". Eine Variante des ElGamal-Verfahrens ist der 1991 entwickelte Digital Signature Algorithm (DSA), der 1994 vom N I S T zum Digital Signature Standard ( D S S ) erklärt wurde. Die Hybride Verschlüsselung kombiniert asymmetrische und symmetrische Verschlüsselungssysteme. Bei einem Verbindungsaufbau im Internet erzeugt der Sender einen zufälligen Sitzungsschlüssel (Session Key), mit dem er die Nachricht verschlüsselt. Der Session Key wird mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers verschlüsselt und
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zusammen mit der verschlüsselten Nachricht verschickt. Der Empfänger kann dann mit seinem privaten Schlüssel den asymmetrisch chiffrierten Schlüssel dechiffrieren und so die symmetrisch chiffricrtc Nachricht dechiffrieren. Durch diese Kombination (hybride Verschlüsselung) vereinigt man einen gesicherten, aber langsamen Schlüsseltausch mit einer schnellen, aber weniger sicheren Verschlüsselung, (siehe auch -»· Digitale Signatur, · • Zertifizierungsinstanz)
Verteilte Datenbank engl.: distributed database Eine Verteilte Datenbank ist eine logisch einheitliche Datenbank, die physisch auf mehrere Speichcrorte verteilt ist. Das -»· Datenbankmanagementsystem hat die Aufgabe, für die Koordination der Zugriffe auf die Datenbank zu sorgen und so schnelles Auffinden von Daten sowie Konsistenzwahrung zu sichern. Die Verteilung kann aus Speicherplatzgründen erfolgen oder die geographische Verteilung der Datenbankbenutzer abbilden.
Verteilungsstruktur engl.: distribution structure Durch die Verteilungsstruktur wird die Anordnung sprachlicher und sachlicher Daten im lexikographischen Nachschlagewerk (-*• Enzyklopädie, Lexikon) erfasst. Diese Daten existieren nicht nur in den einzelnen Artikeln, sondern auch in Einleitung, Grammatik oder auch Rahmenartikeln (Sachinformationen in einer größeren Gesamtdarstellung). Wenn die Länge der einzelnen Artikel nicht über ein zugangsfreundliches, lesbares M a ß wachsen soll, ist es vor allem in fachlich spezialisierten und inhaltlich klar definierten lexikographischen Nachschlagewerken sinnvoll, gesonderte fachliche Einleitungen oder Artikel zu erstellen. Daten zu einem T h e m a - repräsentiert durch ein Lemma lassen sich damit an verschiedenen Stellen im lexikographischen Nachschlagewerk finden.
Vertraulichkeit engl.: confidentiality Das klassische Problem beim Austausch von Daten und Nachrichten ist die Vertraulichkeit (Privatheit bzw. Geheimhaltung). Der Inhalt soll nur autorisierten Personen zugänglich gemacht und vor anderen verborgen werden (siehe auch -*• Authentifizierung). In diesem Fall kommt es darauf an, dass der Inhalt einer Nachricht vor Dritten geschützt ist. Dies lässt sich durch die Verfahren der -»• Kryptografie realisieren.
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Virtuelle Realität
Verweisstruktur
Erfolg des viralen Marketing sind das Vcrschcnken
engl.: mediostructure; cross-reference structure
von Produkten oder Dienstleistungen, die M ö g -
D i e Verweisstruktur (Mediostruktur) enthält die
lichkeit einer einfachen Übertragung, das Ausnut-
E l e m e n t e , die von lexikographischen Daten a u f
zen der allgemeinen Verhaltensmuster der Kunden,
andere (lcxikographischc) Daten verweisen in ei-
die Verwendung bestehender Netzwerke sowie das
ner -*· Enzyklopädie oder einem -*• Lexikon. Ver-
Profitieren von fremden Ressourcen.
weise können explizit (siehe) oder implizit sein. Bei impliziten Verweisen sucht der Benutzer selbständig und o h n e Hinweis an entsprechender Stelle weitere Daten; z.B. die Deklination eines Substantivs in der Grammatik. Im D r u c k b c r c i c h finden sich Verweise z w i s c h e n L e m m a t a , Verweise zu U m t e x t e n und Verweise zu Daten außerhalb des lexikographischen Nachschlagewerks. Bei elektronischen lexikographischen
Nachschlagewerken,
besonders im Hypertextbereich, ist die Verweisstruktur ein wesentlicher Faktor vor allem des sem a n t i s c h e n K o m m e n t a r s . M o n o - und b i - und multidirektionale Verweise (z.B. in -»· X M L ) lassen sich ebenfalls nach diesen Kriterien strukturieren. D i e -»• Verteilungsstruktur greift durch Verweise z.B. a u f Referenzwerke und Fachliteratur in den Artikeln auch in die Verweisstruktur über.
Verzeichnis lieferbarer Bücher Das Verzeichnis lieferbarer B ü c h e r (V1B) wird seit 1971 durch den
Börsenverein des D e u t s c h e n
Buchhandels herausgegeben und hat das Ziel, einen vollständigen Nachweis aller in Deutschland lieferbaren B ü c h e r zu geben. Es umfasst heute fast eine Million Titeleinträge. Das V1B kann als B e i spiel für die Koexistenz von gedruckter und elektronischer Publikation herangezogen werden. Seit 1989 gibt es das V1B a u f C D - R O M . Es gehörte damit zu den C D - R O M - P i o n i e r e n . Das V1B ist seit 1997 auch im Internet zugänglich und zwar in zwei F u n k t i o n e n : als endnutzerorientiertes und gebührenfreies R e c h e r c h e - und Vertriebsinstrum e n t unter dem N a m e n Buchhandel.de und für die Verlage zur direkten Neuanmeldung von B u c h titeln und der Pflege des Titelbestands.
Vigenere-Verfahren
Virtuelle Bibliothek engl: virtual library Virtuelle ( F a c h ) b i b l i o t h e k - w i e der Term bei G l o bal-Info, den D F G - S o n d e r p r o g r a m m e n und in der Literatur verwendet wird - bedeutet, dass W i s s e n schaftler von ihrem C o m p u t e r aus einen optimalen Zugang zu den weltweit vorhandenen elektronischen und multimedialen Volltext-, Literaturhinweis-, Fakten- und W W W - I n f o r m a t i o n e n haben, einschließlich der dort vorhandenen Lehrmaterialien, SpezialVerzeichnisse zu Experten etc. Virtuelle Fachbibliotheken sind somit hybride Bibliotheken mit einem gemischten Bestand aus elektronischen und gedruckten (und ggf. n o c h anderen) Daten. Letztere sind über elektronische D o k u m e n t bestell- und -lieferdienste erreichbar. A u f technischer Seite setzt dies im N e t z zugängliche verteilte Datenbanken voraus, a u f konzeptueller Seite die Integration verschiedener Informationsgehalte und - s t r u k t u r e n . - In f r ü h e n Phasen des -»• W W W wurde unter Virtueller Bibliothek ein lose organisiertes System fachlicher Linksammlungen verstanden. Bildet sich daraus eine als „dauerhafte E i n richtung" organisierte Website mit professioneller Informationsarchitektur, werden hier meist auch andere „bibliothekarische" Funktionen angesiedelt, wie die virtuelle Auskunft (ask-a-librarian-service) oder online Tutorials in Informationskompetenz etc. F r ü h e F o r m e n von virtuellen B i b l i o t h e k e n (z.B. die Internet Public Library „IPL") benutzten auch in ihrer Webpräsenz die bildliche Metapher der -*• Bibliothek. (-»· Digitale Bibliothek)
Virtuelle Realität engl.: virtual reality D i e Virtuelle Realität bezeichnet das Eintauchen
-*• Verschlüsselung
eines Benutzers in eine computergenerierte Paral-
Virales Marketing
Lanier erfand den Begriff, den T i m o t h y Lcary als
engl.: viral
marketing
Virales Marketing bezeichnet Strategien, die es E i n -
lelwelt o h n e V e r b i n d u n g zur A u ß e n w e l t . J a r o n neue F o r m der Halluzination beschrieb. U m eine virtuelle Szene abzubilden, sind Systeme mit einer
zelpersonen erlauben, M a r k e t i n g - M e l d u n g e n per
hohen Leistungsfähigkeit notwendig - so genann-
- > E - M a i l rasend schnell im -»• W W W zu verbrei-
te C o m p u t e r Graphics. D a r ü b e r hinaus müssen
ten (beste Beispiele hierfür sind der kostenlose E -
V R - S y s t e m e die Interaktion in Echtzeit ermögli-
M a i l - D i e n s t H o t m a i l . c o m und das „ M o o r h u h n " -
chen. D i e drei wesentlichen Anwendungsbereiche
Spiel). D i e strategischen Schlüsselfaktoren für den
für V R sind die -»• Datenvisualisierung, z.B. das
VIB
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Virtual Prototyping von Flugzeugen, Rcmotc-Anwendungen, z.B. entfernte medizinische Eingriffe eines Arztes sowie Trainingsanwendungen, z.B. das Astronautentraining.
VIB - * Verzeichnis lieferbarer Bücher
Vokabularkontrolle engl.: vocabulary
control
Vokabularkontrolle ist die Anwendung von Regeln, die über die Zugehörigkeit von Elementen zu dem Vokabular bzw. über die Aufnahme von Elementen in das Vokabular einer -»• Dokumentationssprache entscheiden.
Vollständigkeit engl.: recall
Für Benutzer stellt es ein wesentliches Qualitätskriterium dar, wie viele relevante D o k u m e n t e ein Retrievalsystem auf eine Anfrage nachweist, d.h. wie vollständig das Retrievalergebnis ist. Diese Fähigkeit des Systems, relevante D o k u m e n t e zu selektieren, wird durch die Vollständigkeit (Recall) gemessen. Der Recall stellt die Anzahl der gefundenen relevanten Treffer geteilt durch die Anzahl der relevanten Dokumentationseinheiten insgesamt dar. Der Wertebereich des Recall liegt zwischen 0 und 1, wobei 0 das schlechteste Ergebnis u n d 1 das bestmögliche darstellt. D u r c h Multiplikation mit 100 lässt sich der Recall als Prozentwert interpretieren. Die Kritik, die am Recall geübt wurde, betrifft im Wesentlichen die folgenden Punkte: Der Recall bezieht die Ballastquote nicht mit ein. Bei der · * Effektivitätsmessung wird deshalb die Vollständigkeit oft mit der Messung der -*• Genauigkeit (Precision) kombiniert. Da es bei umfangreichen Retrievalexperimenten nicht möglich ist, den gesamten D o k u m e n t e n b e s t a n d bezüglich j e d e r Anfrage/Aufgabe einer Relevanzbewertung zu u n terziehen, muss f ü r die Gesamtmenge im N e n n e r der Recall-Formel ein Schätzwert a n g e n o m m e n werden. (-»· Relevanz, ·*• Signifikanz)
Volltextdatenbank engl.: full-text
database
Im Unterschied zur -»• Referenzdatenbank, die nur S e k u n d ä r i n f o r m a t i o n e n über D o k u m e n t e ver-
zcichnct, enthalten Volltcxtdatcnbankcn den vollständigen Text und z.T. auch Bilder und/oder Tabellen der Originalveröffentlichung. Pressedatenbanken mit den Artikeln von Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften sind die wichtigsten Vertreter dieser -*• Datenbank.
Von-Neumann-Architektur engl.: von Neumann
architecture
Die am weitesten verbreitete und wohl bekannteste -*• Rechnerarchitektur w u r d e von J o h n von N e u m a n n aufgestellt. Sein schon 1945 z u m ersten Mal vorgestelltes Konzept hat sich bis heute bewährt und bildet die Basis nahezu aller auf dem Markt befindlichen Rechnersysteme. Nach diesem Konzept besteht ein Rechner aus verschiedenen Komponenten bzw. Funktionseinheiten: D e m -»· Rechenwerk, welches arithmetische Operationen und Befehle durchführt, dem Arbeitsspeicher, welcher Daten und Programmcode beinhaltet, dem Steuerwerk, welches Befehle und Daten zwischen den Komponenten transportiert und die Arbeitsabläufe koordiniert sowie einem -*• Eingabe- und Ausgabewerk, welches die - * Schnittstelle des Rechners nach außen bildet. Steuer- und Rechenw e r k w e r d e n dabei unter der Bezeichnung ->• Z e n trale R e c h e n e i n h e i t ( C P U ) z u s a m m e n g e f a s s t . N a c h N e u m a n n muss ein Rechner universal einsetzbar sein, d.h. völlig unabhängig von bestimmten Aufgaben. Programme und Daten befinden sich im Arbeitsspeicher u n d sind binär codiert. Alle Befehle eines Programms sind durchnummeriert und werden, von einem Befehlszähler gesteuert, einzeln nacheinander (sequenziell) ausgeführt. Spezielle Sprungbefehle innerhalb der Programme ermöglichen es von der Sequenz abzuweichen. Erst die so ausgeführten Programme definieren die bestimmten Aufgabenstellungen und machen den C o m p u t e r arbeitsfähig.
Vorgang engl.:
procedure
Vorgänge beschreiben die D u r c h f ü h r u n g von Aufgaben im Rahmen betrieblicher Abläufe. Sie werden durch Ereignisse ausgelöst u n d können selbst wiederum Ereignisse produzieren. Standardisierbare Vorgänge werden, gegebenenfalls mehrstufig, in Teilvorgänge zerlegt, deren Beziehungen in Form von Vorgangsnetzen definiert werden.
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Wertekette
w W3C engl.: World Wide Web Consortium Das W 3 C ist eine international anerkannte Institution, die sich seit 1994 mit der S c h a f f u n g v o n Standards f ü r die Web-Technologien f ü r das -*• Internet befasst. A u f das W 3 C geht beispielsweise die N o r m u n g von Auszeichnungssprachen wie -»• I I T M L oder -»· X M L , die N o r m u n g v o n -»· Style Sheets (z.B. -*• Cascading Style Sheets, XSL), die - > Ontologiesprache O W L oder die Initiative -»• Semantisches N e t z zurück. WAN Rcchncrnctzwcrk Web Design -*• Bildschirm-Design Web Services Web Services sind a u t o n o m e Software-Agenten, die im -»• Internet veröffentlicht, dort a u f g e f u n d e n u n d a u f g e r u f e n w e r d e n k ö n n e n . Sie erlauben die Bereitstellung unterschiedlichster Dienste, v o n der D u r c h f ü h r u n g einfacher Suchaufträge bis hin zu komplexen Geschäftsprozessen. Ein Web Service kann v o n anderen Web Services oder v o n i n n e r b e trieblichen A n w e n d u n g s s y s t e m e n aufgerufen w e r den. (-*· Semantic Web Services) Web-Katalog/Verzeichnis engl.: web catalogue Web-Kataloge bzw. Verzeichnisse enthalten Referenzen (Links) auf D o k u m e n t e u n d Eins tiegspunkte im Internet u n d sind thematisch in hierarchisch angeordnete R u b r i k e n organisiert. D i e verlinkten O b j e k t e w e r d e n vor der A u f n a h m e in den Web-Katalog einer redaktionellen B e g u t a c h t u n g unterzogen, so dass n u r auserwählte D o k u m e n t e bzw. Einstiegspunkte referenziert w e r d e n . I m m e r m e h r Betreiber verlangen f ü r die A u f n a h m e bzw. schon f ü r die reine B e g u t a c h t u n g (-»• Paid S u b mission) vorgeschlagener Objekte eine Gebühr. Die Suche ü b e r Web-Kataloge/Verzeichnisse verläuft in der Regel über Navigation d u r c h die verschieden e n R u b r i k e n . Bei g r ö ß e r e n A n b i e t e r n w i e z.B. Yahoo w i r d auch eine e i n f a c h e S t i c h w o r t s u c h e , basierend auf den R e f e r e n z - u n d Rubrikbezeichn u n g e n (d.h. keine Suche innerhalb der referenzierten O b j e k t e selbst) angeboten. Web-Roboter engl.: web crawler; web wanderer; web robots Die G r ö ß e des -*• W W W m a c h t die Suche nach
I n f o r m a t i o n e n zu e i n e m b e s t i m m t e n T h e m a sehr schwer. Allein d u r c h manuelles D u r c h s u c h e n v o n Web-Seiten mit e i n e m - > Browser ist eine u m f a s sende I n f o r m a t i o n s s u c h e nicht möglich. M a n hat eine bessere C h a n c e die gewünschte I n f o r m a t i o n zu finden, w e n n m a n die D i e n s t e einer -»· S u c h maschine in A n s p r u c h n i m m t . Diese verwalten in der Regel einen Index, der Stichwörter mit W e b Seiten verbindet. Eine Anfragesprache ermöglicht eine gezielte Suche in diesem Index. Die Indizes w e r d e n meistens automatisch aufgebaut. P r o g r a m m e , die diese Aufgabe ü b e r n e h m e n , g e h ö r e n zur G r u p p e der Web-Roboter. W e b - R o b o t e r k o m m u nizieren mit Web-Servern, sie k ö n n e n Web-Seiten laden, diese analysieren u n d a u f g r u n d dieser Analyse ü b e r das weitere Vorgehen entscheiden. Die wichtigsten A n w e n d u n g s f e l d e r sind: A u f b a u v o n Registern f ü r Suchdienste, Ü b e r w a c h u n g v o n Ä n d e r u n g e n v o n Web-Seiten, intelligente I n f o r m a t i onsbeschaffung. W e b - R o b o t e r g e h ö r e n zur Kategorie der -*• Software-Roboter, auch Softbots genannt. (-+• Roboterbasiertes Verfahren) Werbedruck engl.: advertising print Dieses auch häufig mit d e m Begriff Akzidenzdruck belegte S e g m e n t umfasst z u m Beispiel Anzeigenblätter, Beilagen, B r o s c h ü r e n , Kataloge, D i r e c t Mails, u n d Geschäftsdrucksachen. Diese P r o d u k te lassen sich also überwiegend den „Wachstumsstarken" in der -»• D r u c k i n d u s t r i e z u o r d n e n . D e r W e r b e d r u c k bildet das wachstumsstärkste Segment u n d bietet damit das größte Potenzial für die D r u c k medien, aber auch große C h a n c e n auf n e u e n M ä r k ten zu bestehen. Werk W e r k ist eine persönliche geistige S c h ö p f u n g im Sinne des § 2 Abs. 2 U r h G u n d damit wichtigstes Schutzgut des gesamten U r h e b e r r e c h t s . Wertekette engl.: value chain Das Modell der Wertekette systematisiert die w e r t s c h ö p f e n d e n Aktivitäten eines U n t e r n e h m e n s (Wertaktivitäten) u n d stellt ihren Beitrag zur Werts c h ö p f u n g fest. Das Ziel im - > I n f o r m a t i o n s m a n a g e m e n t ist es, d u r c h A u t o m a t i s i e r u n g der Wertaktivitäten m i t h o h e m W e r t s c h ö p f u n g s p o t e n t i a l einen deutlichen Beitrag zur K o s t e n s e n k u n g u n d / oder D i f f e r e n z i e r u n g der betrieblichen Leistungserstellung zu ermöglichen.
Wikipedia
Wikipedia Bei der online zugänglichen -*· Enzyklopädie W i kipedia handelt es sich u m ein offenes G e m e i n schaftsprojekt. Jeder kann über das -*• Internet nicht n u r Artikel lesen, s o n d e r n sogar o h n e A n m e l d u n g n e u e Artikel schreiben u n d v o r h a n d e n e Artikel bearbeiten. Die Wikipedia basiert auf d e m Konzept der so genannten Wikis, das sind im W W W veröffentlichte Webseiten, die v o n d e n B e n u t z e r n direkt am Bildschirm in einer Editbox verändert w e r den k ö n n e n . Das 2001 in den U S A ins Leben ger u f e n e Projekt arbeitet bereits an über 160.000 Artikeln u n d die deutsche Version weist i m m e r h i n über 30.000 Artikel auf. M i t der „Wikipedia" ist das E x p e r i m e n t geglückt, dass unterschiedliche A u t o ren, teilweise r e n o m m i e r t e Wissenschaftler, die sich persönlich überhaupt nicht k e n n e n , o h n e eine zentrale Redaktion z u s a m m e n arbeiten. Das B e n u t zerverzeichnis der d e u t s c h e n Version weist über 4.000 eingetragene N u t z e r auf. D i e Artikel sind nicht namentlich gekennzeichnet u n d eine redaktionelle Bearbeitung findet nicht statt. Verantwortlich f ü r den Inhalt der Artikel zeichnet vielmehr die W i k i p e d i a - C o m m u n i t y als Ganzes. Windows Betriebssystem Wirtschaftsdatenbank engl.: business database, economic database Ü b e r einen Datenbankanbieter (-»· H o s t ) oder direkt v o m P r o d u z e n t e n in e l e k t r o n i s c h e r F o r m kommerziell angebotene D a t e n b a n k mit wirtschaftlichen bzw. u n t e r n e h m e n s r e l e v a n t e n Inhalten. Wirtschaftsdatenbanken k ö n n e n als bibliographische, Volltext-, Fakten- oder statistische D a t e n b a n k e n strukturiert sein. Die Inhalte entsprechen d e m T h e m e n s p e k t r u m der -*• Wirtschaftsinformation. Wirtschaftsinformatik engl.: information systems Die Wirtschaftsinformatik befasst sich mit der Konzeption, Entwicklung, E i n f ü h r u n g , W a r t u n g u n d N u t z u n g v o n Systemen, in d e n e n die c o m p u t e r gestützte Informationsverarbeitung im U n t e r n e h m e n angewendet wird. D i e Wirtschaftsinformatik versteht sich als interdisziplinäres Fach zwischen Betriebswirtschaftslehre u n d -*· I n f o r m a t i k u n d enthält auch i n f o r m a t i o n s t e c h n i s c h e L e h r - u n d Forschungsgebiete. Wirtschaftsinformation engl.: economic information; business information U n t e r Wirtschaftsinformation versteht m a n einer-
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seits I n f o r m a t i o n e n über das Wirtschaftsgeschchen, andererseits a u c h I n f o r m a t i o n e n f ü r die „Wirtschaft". F ü r U n t e r n e h m e n bedeutet Wirtschaftsinformation in erster Linie „Geschäftsinformation", I n f o r m a t i o n e n also, die bei d e r zielorientierten U n t e r n e h m e n s f ü h r u n g , bei d e r P l a n u n g u n d S t e u e r u n g operativer Abläufe u n d bei der Beurteil u n g der M ä r k t e u n d M a r k t c h a n c e n unterstützen. Im Sinne dieser unternehmensrelevanten I n f o r m a tion umfasst Wirtschaftsinformation ein weitgefächertes T h e m e n s p e k t r u m , das Märkte, Produkte, U n t e r n e h m e n , Technologien, M a n a g e m e n t f r a g e n , Länderdaten u n d vieles m e h r umfasst, (siehe auch -*• Wirtschaftsdatenbank) Wissen engl.: knowledge U n t e r Wissen versteht m a n im Bewusstsein verfügbare Kenntnisse ü b e r Gegenstände, Sachverhalte, Personen, Ereignisse, M e t h o d e n , Regeln etc. einschließlich des z u g e h ö r i g e n lebensweltlichen (historischen) B e g r ü n d u n g s z u s a m m e n h a n g s - im U n t e r s c h i e d zu bloßen M e i n u n g e n , V e r m u t u n g e n - v e r k n ü p f t mit der Einsicht in ihre Gewissheit, die (objektiv) auf Tatsachenfeststellung, logischen, wissenschaftlichen Kriterien bzw. (subjektiv) auf Intuition oder eigener A n s c h a u u n g b e r u h t . Wissen ist intersubjektiv (in R a u m u n d Zeit) austauschbar, w e n n seine (mentale) begriffliche F o r m d u r c h ein (adäquates) Symbolsystem e i n e n sinnlich erf a h r b a r e n A u s d r u c k erhält. D a m i t k a n n Wissen auch als eine I n f o r m a t i o n interpretiert w e r d e n , die a u f G r u n d v o n E r f a h r u n g o d e r d u r c h logische Ableitung b e g r ü n d e t ist. Wissen s t a m m t e t y m o l o gisch v o n lat. videre = sehen; m h d . wizzen eigtl. = gesehen haben, d u r c h eigene E r f a h r u n g o d e r zuverlässige M i t t e i l u n g Kenntnis v o n etwas haben, so dass m a n zuverlässige Aussagen m a c h e n kann. N a c h F. Bacon bedeutet richtig zu wissen, d u r c h G r ü n d e zu wissen, u n d auch Descartes versteht u n t e r Wissen eine E r k e n n t n i s der Wahrheit aus ihren ersten U r s a c h e n . Wissen ist vorhersagbare I n f o r m a t i o n auf d e r E m p f ä n g e r s e i t e ( e i n t r e f f e n d e Information). O b w o h l das englische Wort k n o w ledge als die korrekte U b e r s e t z u n g des deutschen Wortes Wissen angesehen w e r d e n muss, darf nicht übersehen w e r d e n , dass sich im D e u t s c h e n auch das Wort Wissenschaft daraus ableitet, w o m i t das englische Science eingeschlossen ist. - Wissen wird als P h ä n o m e n kognitiver Systeme aufgefasst, das als Gesamtheit der Kenntnisse, E r f a h r u n g e n , Fähigkeiten, Fertigkeiten u n d Wertvorstellungen verstanden wird. D a m i t stellt es einerseits d e n S t r u k -
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t u r r a h m e n f ü r die A u f n a h m e , B e w e r t u n g u n d E i n gliederung n e u e r E r f a h r u n g e n u n d Informationen, andererseits ist es handlungsleitend f ü r Individuen. Wissen k a n n d a r ü b e r h i n a u s als e m e r g e n t e s P h ä n o m e n in kollektiven Systemen (beispielweise Systeme der Organisation) auftreten. In U n t e r n e h m e n wird Wissen vielfach in F o r m v o n I n f o r m a t i o n in D o k u m e n t e n u n d I n f o r m a t i o n s s y s t e m e n gespeichert, die d a m i t eine wichtige U n t e r s t ü t z u n g s f u n k t i o n f ü r das —• Wissensmanagement bieten. Auf der organisationalen Ebene fließt Wissen in Routinen, Prozesse oder N o r m e n ein. Wissensbasiertes System engl.: knoivledge based system Ein wissensbasiertes System enthält Wissen über ein Anwendungsgebiet, welches n o t w e n d i g ist, u m die intendierte Funktionalität zu realisieren. Das Wissen ist explizit in S y m b o l s t r u k t u r e n in einer dedizierten Teilkomponente des Systems - der -*• Wissensbasis - repräsentiert. Das Wissen kann deshalb inspiziert u n d verändert w e r d e n sowie d u r c h Wissen über ein anderes A n w e n d u n g s g e b i e t ausgetauscht w e r d e n . D i e U n t e r s u c h u n g von M e t h o d e n u n d Techniken zur Erstellung wissensbasierter Systeme erfolgt im Gebiet -*• Künstliche Intelligenz. Wissensbasis engl.: knowledge base Eine Wissensbasis ist eine S a m m l u n g v o n -»• Wissen, das in einer geeigneten Darstellung formalisiert wird, u m Schlussfolgerungen ziehen zu k ö n nen (-»· Expertensystem, -*• Wissensbasiertes System). Typischerweise wird dabei das Wissen in F o r m von Erzeugungsregeln ausgedrückt u n d stellt den heuristischen Z u g a n g dar, den ein Experte oder Praktiker im Verlaufe der P r o b l e m l ö s u n g e n t w i k kelt hat. Andere F o r m a l i s m e n f ü r die Wissensdarstellung sind logische Algorithmen, - > S e m a n t i sches N e t z u n d Frames. Wissenschaftliche Bibliothek engl.: academic library, scientific library Wissenschaftliche Bibliotheken sind Bibliotheken im H o c h s c h u l - u n d Wisscnschaftskontcxt oft mit historischen M e d i e n b e s t ä n d e n u n d damit mit einer expliziten A r c h i v f u n k t i o n . I m Gegensatz zur -*• Spezialbibliothek, die eher auf aktuelle Informationsversorgung einer spezifischen Wissenschaftlergruppe ausgerichtet ist, k ö n n e n vor allem größere wissenschaftliche Bibliotheken weiter gefasste Z i e l g r u p p e n als N u t z e r haben.
Wissensorganisation
Wissenschaftlicher D o k u m e n t ä r -*• A u f b a u s t u d i u m Informationswissenschaft Wissensgemeinschaften engl: Communities of Practice C o m m u n i t i e s of Practice (CoP) sind Praxis- bzw. Wissensgemeinschaften, die sich in der Regel auf informeller E b e n e bilden u n d Mitarbeiter mit gleichen fachlichen Aufgaben u n d Interessen z u s a m m e n f ü h r e n . C o m m u n i t i e s of Practice bilden ein e n relevanten Teil der informellen Organisation eines U n t e r n e h m e n . -»· L e r n e n in der betrieblic h e n Lebenswelt vollzieht sich hauptsächlich in diesen G e m e i n s c h a f t e n . D a m i t tragen sie zur Wissensentwicklung bei, i n d e m sie ein geteiltes Verständnis v o n A n n a h m e n , Aufgaben u n d Abläufen schaffen. Wissensmanagement engl.: knowledge management W i s s e n s m a n a g e m e n t bezweckt die zielorientierte E n t w i c k l u n g u n d N u t z u n g v o n -*• Wissen u n d Fähigkeiten, welche f ü r die Ziele einer Organisatio n als n o t w e n d i g erachtet w e r d e n . Das M a n a g e m e n t von Wissen verfolgt ein Interventionskonzept, das sich mit den Möglichkeiten der E i n f l u s s n a h m e auf die Wissensbasis einer Organisation ( O r ganizational M e m o r y ) beschäftigt. Als Interventio n s e b e n e n des Wissensmanagements w e r d e n die Organisation, der M e n s c h u n d die Technik angesehen. Wissensökologie engl: knowledge ecology Wissensökologie im Z u s a m m e n h a n g mit -*• I n f o r mationsethik verfolgt die Zielsetzung, B e d i n g u n gen der Möglichkeit eines inklusiven u n d gerechten U m g a n g s mit -»· Wissen u n d I n f o r m a t i o n auszuloten. Dabei spielt der G e d a n k e der N a c h h a l t i g keit eine Rolle. Wissensökologie bezieht die f ü r Ökologie allgemein g r u n d l e g e n d e Idee der N a c h haltigkeit nicht allein auf die natürlichen Ressourcen, s o n d e r n schließt d e n nachhaltigen U m g a n g mit den intellektuellen Ressourcen mit ein. Wissensorganisation engl: knowledge organization Als Wissensorganisation wird eine Kombination aus Verfahren, Techniken u n d Regeln beschrieben, die das —*• Wissen im I n n e r n einer Körperschaft organisiert. D a m i t ist die organisatorische Interventionsebene v o n -*• W i s s e n s m a n a g e m e n t angesprochen. Eine F o r m , W i s s e n s m a n a g e m e n t zu organisieren u n d e i n e n ganzheitlichen R a h m e n zu ge-
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Wissensprozess
ben, ist die Übertragung der Marktmetapher auf die intraorganisationale Ebene. Ein Unternehmen wird so als ein Wissensmarkt betrachtet und beschrieben. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Wissen eine knappe Ressource ist und nur unter Wettbewerbsbedingungen entwickelt und geteilt werden kann. Ein solches Marktmodell des Wissensmanagements definiert daher marktähnliche Regeln sowohl für den Austausch von Wissen innerhalb der Organisation, als auch entsprechende Rollen für die Mitglieder der Organisation. Dieses Szenario sieht Mitarbeiter als Anbieter und Nachfrager von Wissen sowie als Intermediäre (Knowledge Broker). Diese Akteure auf dem Wissensmarkt können nacheinander oder auch gleichzeitig verschiedene Rollen einnehmen. Darüber hinaus werden Spielregeln und regulative Rahmenbedingungen für einen Wissensmarkt definiert, die den Austausch von Wissen fördern und regeln. Zu diesen zählen in der Hauptsache ein Preissystem (Anreize) für den Wissenstausch und Bewertungsmöglichkeiten hinsichtlich der Qualität der Angebote. Wissensprozess engl.: knowledge process Direkt auf die Verarbeitung von -»• Wissen bezogene Prozesse werden als Wissensprozesse verstanden. Solche Wissensprozesse sind beispielsweise die Identifikation von Wissen, die Verteilung von Wissen oder die Suche nach Wissen. Diese Prozesse können - wie andere Geschäftsprozesse auch modelliert und in betrieblichen Informationssystemen abgebildet werden. Wissensstruktur engl.: knowledge structure Wissensstrukturen bilden eine standardisierte M e tasprache über die Wissensquellen (Dokumente, Datenbanken, Experten usf.) und ihren Beziehungen untereinander. Zugleich bilden Wissensstrukturen eine Mittlerschicht zwischen Geschäftsobjekten und Geschäftsprozessen sowie den Wissensquellen. Die Wissensstrukturen werden durch Knoten (Wissenscluster) und Kanten gebildet. Wissenscluster fassen -*• Wissen zum selben Inhalt zusammen. Die Kanten stellen Beziehungen (z.B. „ist ein", „verwendet für") zwischen den Wissensclustern dar. Wissensstrukturen werden im Rahmen von Informationssystemen in technische Verbindungen (z.B. Hyperlinks) überführt. Instrumente für die Bildung von Wissensstrukturen sind Ontologien (-*• Ontologie) oder -*• Topic maps.
Wissenstransfer engl: knowledge transfer Wissenstransfer zielt darauf ab, wissenschaftliche, technische oder praktische Erkenntnisse als Handlungswissen zwischen Produktions- und Anwendungsbereich zu transferieren und für weitergehende Problemlösungen nutzbar zu machen. Dabei befassen sich die im Wissenstransfer involvierten Mittlerinstanzen mit den technologischen, betriebswirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und gestalterischen Inhalten des Wissensaustausches und übernehmen dabei problembezogene Ubersetzungs-, Vermittlungs- und Adaptionsaufgaben. Die auf Wissenstransfer spezialisierte -*• Informationsagentur ist insbesondere an den Schnittstellen zwischen diversen Informationsbereichen mit unterschiedlichen Wissensstrukturen und Informationsstandards zu verorten. Die Prozesskette eines gelungenen Wissenstransfers stellt sich dabei wie folgt dar: Ausgangspunkt: -*· Wissen des „sendenden Akteurs" (interne Wissensrepräsentation), Erzeugung einer Wissenspräsentation (Transformation, Codierung) mit Bezug zum ausgewählten Wissenssegment, medialer Transfer, Empfang der Wissenspräsentation (Retransformation/Decodierung), Veränderung des Wissens (der internen Wissensrepräsentation) beim „empfangenden Akteur". WLAN Rechnernetzwerk Workflow-Management Workflow-Management umfasst alle Aufgaben, die bei der Modellierung, Spezifikation, Simulation sowie bei der Ausführung und Steuerung der Workflows erfüllt werden müssen. Ein Workflow ist eine automatisiert ablaufende Gesamtheit von Aktivitäten, die sich auf Teile eines Geschäftsprozesses oder andere organisatorische Vorgänge beziehen. Er hat einen definierten Anfang, einen organisierten Ablauf und ein definiertes Ende. Allgemein sind Workflows organisationsweite arbeitsteilige Prozesse, in die eine große Anzahl von Personen bzw. SoftwareSystemen einbezogen sind. Ein Workflow-Management-System (WfMS) dient der aktiven Steuerung arbeitsteiliger Prozesse. Eine Workflow-Man a g c m e n t - A n w e n d u n g ist eine implementierte Lösung zur Steuerung von Workflows auf der Basis eines Workflow-Managcment-Systcms. (siehe auch Rechnergestützte Gruppenarbeit, -»· Prozessorganisation) Workgroup C o m p u t i n g Workgroup Computing beschreibt die Computer-
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Unterstützung der -*• Gruppenarbeit, bei der die enge Kooperation von Gruppenmitgliedern bei der Bearbeitung insbesondere schwach bis mittel strukturierter Aufgaben im Vordergrund steht. Beispiele solcher Arbeitsszenarien sind gemeinsame Gruppensitzungen am selben Ort (Electronic Meeting Rooms, GDSS), verteilte Meetings (Konferenzsysteme) oder die gemeinsame und verteilte Bearbeitung von D o k u m e n t e n (Gruppeneditoren). Anwendungen der Systemklasse Workgroup C o m puting zeichnen sich vor allem durch eine hohe Flexibilität aus. (siehe auch -+· Rechnergestützte Gruppenarbeit, -»-Workflow-Management und - > Groupware) Workstation -+• Hardware World Patent Index -*• Patentdatenbank World Wide Web C o n s o r t i u m W3C Wortarchiv engl.: sound braodcasting archive Die Wortdokumentation im -*• Rundfunkarchiv befasst sich im Wesentlichen mit der sendereigenen Hörfunkproduktion. Die Inhaltserschließung erfolgt im allgemeinen klassisch mit -*· Kurzreferat und Deskriptoren. Da die Besonderheiten der Sendung mit dokumentiert werden müssen (O-Töne, Atmosphäre, Reportageteile usw.), ist die Auswertung sehr arbeits- und zeitintensiv. Das „Regelwerk Hörfunk Wort" bietet Richtlinien und Kriterien für die Feststellung der - v Dokumentationswürdigkeit, Datenelemente für die -+· Formalerschließung und Anleitungen zur strukturierten Inhaltserschließung. Wörterbuch Enzyklopädie
WWW
Wortformreduktion engl.: stemming Wortformreduktionen dienen der Z u s a m m e n f ü h rung verschiedener Formen eines Wortes auf die formale Grundform, die lexikalische Grundform oder die Stammform. Sie werden für die Automatische Indexierung eingesetzt und verwenden unterschiedliche Algorithmen. WPI —*• Patentdatenbank WWW engl.: World Wide Web WWW ist die Bezeichnung für „weltweites Netz" (auch 3W, W3, Web), gemeint ist der Dienst im Internet, der sich durch hohe Benutzerfreundlichkeit sowie multimediale Elemente auszeichnet. Nicht selten wird das „World Wide Web" mit dem Internet gleichgesetzt wird, aber tatsächlich ist es nur eine Untermenge - also einer von mehreren Diensten. Der Zugriff auf die Informationen erfolgt über -»· Browser. Das World Wide Web nahm 1989 seinen Anfang am C E R N (Europäisches Kernforschungszentrum in Genf); wissenschaftliche Texte sollten online erreichbar sein, wobei eine einfache Textformatierung und das Einbinden von Grafiken erwünscht waren. Entscheidend für den Erfolg des WWW dürften die Funktionen des Hypertext gewesen sein. Die beiden technischen Säulen des C E R N e r Projekts bildeten von Beginn an die damals neue Dokumentenbeschreibungssprache -»- H T M L und das High-Level-InternetProtokoll (HTTP). Als vollständiges Paket hatte die neue Technologie schließlich im Juli 1992 im Internet einen öffentlichen Auftritt. 1996 begannen -»• Microsoft und - > Netscape den Kampf u m die Web-Vorherrschaft. Im März 2003 nutzen 95 Prozent der Surfer weltweit den Internet Explorer, nur noch 3 Prozent verwenden Netscape-Software.
XML
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Χ XML engl: Extensible Markup Language X M L ist eine Metasprache zur Definition einer - » Auszeichnungssprache, die das -*• W 3 C in der Version 1.0 als R e c o m m e n d a t i o n als Subset v o n -*• S G M L verabschiedet hat. G r u n d l a g e der Entwickl u n g v o n X M L (seit ca. 1990) war S G M L , welches deutlich vereinfacht u n d an die B e d ü r f n i s s e der I n t e r n e t - E n t w i c k u n g e n angepasst w u r d e . D a d u r c h wird die E n t w i c k l u n g v o n X M L - W e r k z e u g e n u n d X M L - b a s i e r t e n A n w e n d u n g e n wesentlich u n t e r stützt. X M L legt mittels einer D o k u m e n t t y p - D e finition (-*· D T D ) bzw. mittels -*· X M L Schema fest, w i e D o k u m e n t e e i n e r b e s t i m m t e n Klasse strukturiert sind u n d gleichzeitig, in w e l c h e m Format D o k u m e n t - I n s t a n z e n zu handhaben sind. D o k u m e n t e , die auf die E i n h a l t u n g allgemeiner syntaktischer Regeln v o n X M L geprüft sind, w e r d e n als w o h l g e f o r m t bezeichnet. Wichtigstes Prinzip v o n X M L ist die T r e n n u n g v o n Struktur (Markup), Inhalt u n d Präsentation. Die breite A n w e n d u n g von X M L hat dazu geführt, dass n e b e n die ursprüngliche „ D o k u m e n t - P e r s p e k t i v e " des Publikationsbereiches die „Datenbeschreibungs-Perspektive" datenbankbasierter u n d verteilter A n w e n d u n g e n getreten ist. X M L stellt sich gleichzeitig als allgemeines Paradigma f ü r den U m g a n g mit D a t e n u n d I n formation dar, als Protokoll f ü r die H a n d h a b u n g v o n D a t e n u n d als Familie v o n Technologien zur Ü b e r m i t t l u n g , Speicherung, Analyse, Selektion, Transformation u n d Präsentation v o n Datensätzen bzw. D o k u m e n t e n . Wichtige begleitende Standards der XML-Familie, deren Komplexität die v o n X M L selbst deutlich übersteigen kann, sind N a m e s p a ces (Integration verschiedener D o k u m e n t t y p e n ) , XLinks (Dokument-Verknüpfungen), XPath (Adressierung von Dokumentteilen), XPointer (Lokalisierung v o n Internet-Dateien), X Q L (Abfragesprache), XSL (Transformation u n d Präsentation). Wichtige Schnittstellen f ü r die Verarb e i t u n g v o n X M L - c o d i e r t e n D a t e n sind u.a. das D o c u m e n t O b j e c t M o d e l ( D O M ) oder das S i m ple API f ü r X M L (SAX). P r o m i n e n t e X M L - A n w e n d u n g e n ( D o k u m e n t k l a s s e n ) sind z.B. X H T M L (Anpassung v o n H T M L an die X M L - K o n -
ventionen), SVG ( D o k u m e n t t y p zur Realisierung zweidimensionaler interaktiver Schnittstellen) oder M a t h M L , das die D e f i z i t e ü b e r w i n d e n soll, die gängige Textsysteme mit F o r m e l n u n d G l e i c h u n gen haben.
XML Schema engl: XML scheme M i t H i l f e der Sprache X M L Schema lassen sich Klassen v o n X M L - D o k u m e n t e n definieren (siehe -*· X M L ) . Ihre Struktur wird d u r c h die v e r w e n d baren M a r k i e r u n g e n (Tags) sowie deren R e i h e n folge u n d Verschachtelung im D o k u m e n t festgelegt. Eine S c h e m a b e s c h r e i b u n g entspricht e i n e m konzeptionellen D a t e n b a n k e n t w u r f Jedes X M L D o k u m e n t , das zu einer b e s t i m m t e n , d u r c h X M L Schema definierten Klasse gehört, m u s s der festgelegten S t r u k t u r genügen. D o k u m e n t e , die der spezifischen Strukturdefinition einer D o k u m e n tenklasse entsprechen, heißen „valide". D e r U b e r gang v o n der -»• D T D z u m X M L Schema b e d e u tet eine technische Vereinfachung insofern, dass X M L Schemata (im Gegensatz zu D T D s ) auch X M L - D o k u m e n t e sind. D a r ü b e r h i n a u s bieten X M L S c h e m a t a n e b e n g r ö ß e r e r Flexibilität die Möglichkeit, den E l e m e n t e n differenzierte D a t e n typen z u z u o r d n e n .
XSL engl: Extensible Style Sheet Language X S L ist der Standard des W 3 C f ü r eine Sprache f ü r die F o r m u l i e r u n g v o n Layoutvorlagen in -»• X M L . XSL wird primär v o n der Firma Microsoft unterstützt. Inzwischen w u r d e der Standard in X S L F O u n d XSLT aufgeteilt: X S L F O (Extensible Style Sheet Language Formatted) wird ähnlich wie XSLT verwendet, w e n n ein X M L - D o k u m e n t z.B. in eine der proprietären Sprachen (wie z.B. P D F ) konvertiert w e r d e n soll. XSLT (Extensible Style Sheet Language Transformation) erlaubt aus e i n e m X M L - Q u e l l d o k u m e n t ein umgewandeltes Z i e l d o k u m e n t zu erzeugen, das selbst wieder ein X M L - D o k u m e n t bzw. ein D o k u m e n t in einer b e liebigen -»· Auszeichnungssprache sein kann, aber nicht muss.
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Zertifikat Medizinische D o k u m e n t a t i o n
Ζ ZDB - > Normdatei Zeitschriftendatenbank ->• Normdatei Zentrale R e c h e n e i n h e i t engl.: Central Processing Unit (CPU) Die Zentrale Recheneinheit ( C P U ) ist die komplexeste Einheit eines Rechnersystems. Iiier treffen alle Befehle und Daten zusammen, egal ob diese vom -*• Betriebssystem oder von Anwendungsprogrammen stammen. Obwohl in der heutigen Zeit nahezu alle Computersysteme als Multiuser- und Multitasking-fähig bezeichnet werden und somit sowohl Benutzer als auch Programme/Prozesse parallel bedienen, findet auf der Ebene der C P U keine echte Parallelverarbeitung von Befehlen statt. Es ist nur die Geschwindigkeit heutiger Prozessoren, die es ermöglicht, innerhalb kürzester Zeit von einem Programm zum anderen zu wechseln und somit dem Benutzer eine quasi gleichzeitige Verarbeitung zu suggerieren. Bei einem ablaufenden Programm muss jeder auszuführende Befehl (Anweisung, Operation) zuerst aus dem Arbeitsspeicher in die C P U geladen werden. Falls weitere Operanden (Daten) notwendig sind, so müssen auch diese über den Datenbus in das Innere der C P U gelangen. Für den reibungslosen Ablauf dieser Transferarbeiten sorgt das Steuerwerk, es ist mit allen anderen Komponenten des Rechners verbunden. Es besitzt kleine Speichereinheiten, so genannte Register. Das Befehlszählregister (Befehlszähler) enthält die aktuelle Adresse eines Befehls im Arbeitsspeicher. Nach dem Laden des Befehls, welcher zunächst in codiertcr Form vorliegt, wird dieser im Befehlsregister abgelegt. Nach Interpretation des Befehls durch das Steuerwerk werden alle an der Ausführung beteiligten Funktionseinheiten mit denjeweiligen Informationen versorgt und die Abarbeitung der Anweisung veranlasst. Ist die Ausführung abgeschlossen, so wird der Befehlszähler u m eins erhöht (inkrementiert) u n d somit die nächstc Programmanweisung in das Befehlsregister geladen. Auf diese Weise wird das Programm sequenziell bis zur letzten Anweisung abgearbeitet. N u r so genannte Sprungbefehle können selbst den Befehlszähler mit einer anderen Adresse versehen und ermöglichen so die Unterbrechung der Sequenz. Auf diese Art können Programmteile übersprungen (z.B. bei IF-Anweisungen) oder wie-
derholt ausgeführt werden (z.B. bei Schleifen u.a.). Wie es die Bezeichnung schon sagt, ist das -*· Rechenwerk für das Rechnen innerhalb eines C o m puters zuständig. Hier werden arithmetische Operationen sowie eine Reihe logischer Verknüpfungen (z.B. U N D , O D E R , N I C H T ) durchgeführt. Auch das Rechenwerk besitzt mehrere Register, in denen Operanden sowie Zwischen- und Endergebnisse festgehalten werden. Der Ablauf einer Rechenoperation fällt allerdings recht primitiv aus: Vielmehr als einfaches Addieren und logisches Verknüpfen sowie das Verschieben von Bits innerhalb der Register ist nicht möglich. Auch hier spielt die Geschwindigkeit die zentrale Rolle: Alle komplexen arithmetischen Rechenoperationen lassen sich auf die vier Grundrechenarten zurückführen. Zentraleinheit -+· Zentrale Recheneinheit Zentralstelle fur Maschinelle D o k u m e n t a t i on Die Zentralstelle für Maschinelle Dokumentation (ZMD) wurde 1964 in Frankfurt am Main bei der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gegründet und widmete sich den Techniken der Dokumentation (Reprographie und Computertechnik). Die Z M D ist Ende der 1970er Jahre dann in die Gesellschaft für -*• Information und Dokumentation (GID) integriert worden. Zertifikat M e d i z i n i s c h e B i o m e t r i e Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (-*· GMDS) und die Deutsche Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft (IBS) verleihen unter bestimmten Voraussetzungen das Zertifikat Medizinische Biometrie. Es wendet sich an Arzte, die eine Zusatzausbildung in -*• Biometrie erhalten und an Statistiker, die eine Zusatzausbildung in Medizin erhalten. Zertifikat M e d i z i n i s c h e D o k u m e n t a t i o n Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (—• GMDS) und der Deutsche Verband Medizinischer Dokumentare (DVMD) verleihen das Zertifikat Medizinische Dokumentation. Es ist für Medizinische Dokumentationsassistenten (siehe auch Medizinischer Dokumentationsassistent) gedacht, die zum Medizinischen Dokumentär aufsteigen wollen. (siehe auch -*• Medizinischer Dokumentär)
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Zertifikat Medizinische Informatik
Zertifikat Medizinische Informatik Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (-»• GMDS) und die Gesellschaft für -*• Informatik (Gl) verleihen unter bestimmten Voraussetzungen das Zertifikat Medizinische Informatik. Es wendet sich an Arzte, die eine Zusatzausbildung in Informatik erhalten und an Informatiker, die eine Zusatzausbildung in Medizin erhalten, (siehe auch -»• Medizinische Informatik) Zertifizierung engl.:
certification
Zertifizierung beschreibt ein Qualitätsverfahren (siehe auch -*· Qualitätsmanagement), welches zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht, der zu beurteilenden Institution oder Person ein Qualitätssigel verleiht. Dieses Zertifikat dient der Institution oder der Person zur Kommunikation nach außen. Es zeigt an, dass gewisse Verfahren oder Kompetenzen erfolgreich bewertet wurden. Bekannte Beispiele sind die Zertifizierungen von Institutionen nach -»• ISO 9Ü0X oder die Zertifizierung von Personen (siehe auch - + Zertifizierungsinstanz). Beispiele für Zertifikate sind das -*• Zertifikat Medizinische Informatik, das -»• Zertifikat Medizinische Dokumentation und das -»• Zertifikat Medizinische Biometrie. Zertifizierungsinstanz engl.: certification authority;
trustcenter
Bei der Verschlüsselung besteht von vorn herein kein nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen einem Private Key und der vorgeblich zu ihm gehörenden Person. Jemand kann sich als eine andere Person ausgeben, indem er unter deren N a men einen selbst erzeugten Private Key in Umlauf bringt. Dieses Problem wird durch das Einschalten eines vertrauenswürdigen Dritten gelöst, der sich für die Identität einer Person verbürgt. Dies kann über Vertrauensnetzwerke (Web of Trust) oder offizielle Zertifizierungsinstanzen (Certification Authority, Trustcenter) geschehen. Diese liefern mit digitalen Zertifikaten und Schlüsseln die Grundausstattung zur Teilnahme am rechtsverbindlichen und vertraulichen elektronischen Geschäftsverkehr. Sie überprüfen zunächst die Identität des Nutzers und generieren einen elektronischen Ausweis, das Zertifikat, das bestätigt, dass der Public Key wirklich der beantragenden Person gehört. An dieses Zentrum kann sich der Empfänger wenden und den Public Key des Senders abrufen. Das Format solcher Zertifikate lässt sich standardisieren, so dass sie automatisch auswertbar sind.
Zielgruppenanalyse engl: target group
analysis
Mit der Zielgruppenanalyse werden klare Zielgruppen der IuD-Abteilung definiert. Denn eine I u D Abteilung kann aufgrund der Vielfältigkeit der Informationsmöglichkeiten und Spezialisierung des Personals es nicht jeglicher Gruppe bzw. Abteilung im Unternehmen Recht machen, sondern muss klare Schwerpunkte hinsichtlich der Befriedigung klar definierter Zielgruppen setzen. Für umfangreiche Zielgruppenanalysen können die Methoden der Benutzerforschung und Informationsbedarfsanalyse genutzt werden. Speziell für den I u D Bereich ist die Benutzerforschung von der Informationswissenschaft als Methode entwickelt worden. Sie stellt in einigen Teilen eine Konkretisierung der Marktforschung hinsichtlich spezieller IuD-Anforderungen dar. Die Zielgruppenanalyse ist ein I Iilfsmittel zur Erforschung der Kundenwünsche bzw. Informationsnutzerwünsche und vom -*• Informationsbedarf von bestimmten Zielgruppen. (siehe auch -»• Informationsanalyse) Ζ itatenanalyse engl.: citation
analysis
Zitatenanalysen umfassen jenes Teilgebiet von -»· Bibliometrie, Szientometrie und -*• Informetrie, das sich mit der Untersuchung der Beziehungen zwischen zitierten und zitierenden D o k u m e n ten beschäftigt. Den einfachsten Fall einer Zitatenanalyse stellt die Ermittlung der erhaltenen Zitate dar. Analyseeinheit können u. a. einzelne Artikel, Zeitschriften, Autoren, Organisationen, Institute, Universitäten oder Länder sein. In vielen Fällen ist es aus Vergleichbarkeitsgründen sinnvoll, die absoluten Zitationshäufigkeiten mit anderen Größen in Beziehung zu setzen, zum Beispiel mit dem -»• Impact Factor. Zitatenanalysen können auch dazu verwendet werden, u m den Zusammenhang zwischen den Analyseeinheiten zu untersuchen. Dies kann auf Basis der bibliografischen Kopplung oder durch - > Kozitationsanalyse erfolgen. Da Zitatenanalysen mit einer Reihe von Problemen behaftet sind (unterschiedliche Motive für ein Zitat, Selbstzitate, Gefälligkeitszitate, unterschiedliches Zitierverhalten in verschiedenen Disziplinen, schlechte Datenqualität etc.), ist bei deren Durchführung mit entsprechender Sorgfalt vorzugehen. Durch Zitatenanalysen können z.B. -»· Meistzitierte Aufsätze und -»· Zitierungsklassiker ermittelt werden und -*• Zitierungsregister erstellt werden.
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Zuse
Zitierungsklassiker engl.: citation classics
Zitierungsklassiker sind Publikationen, die d u r c h eine besonders lang a n d a u e r n d e Z i t i e r u n g ü b e r durchschnittlich h o h e Zitationsraten in ü b e r d u r c h schnittlich h o h e r -*• Halbwertszeit erreichen. Sie beziehen sich meist auf klassische Arbeiten u n d f ü h r e n d a m i t zu einer leichten A b w e i c h u n g (insgesamt etwa 5%) v o n der typischen Halbwertszeitf u n k t i o n bei weit zurückliegenden Publikationen. Sie w e r d e n d u r c h -»• Zitatenanalyse ermittelt.
Zitierungsregister engl.: citation
index
Ein Zitierungsregister beschreibt die formalen Eigenschaften eines D o k u m e n t s u n d zeigt an, in welc h e n anderen D o k u m e n t e n das b e t r e f f e n d e D o k u m e n t zitiert ist. Zitierindizes geben also Auskunft darüber, welche D o k u m e n t e in die Erstellung einer Arbeit eingeflossen sind. D e r G r u n d g e d a n k e v o n Zitierindizes besteht darin, dass aus d e n Zitaten ein inhaltlicher Z u s a m m e n h a n g zwischen zitiertem u n d zitierendem D o k u m e n t abgeleitet w e r d e n kann. Dieser Sachverhalt kann sowohl zur I n formationssuche als auch f ü r eine Zitatenanalyse g e n u t z t w e r d e n . Die bekanntesten u n d u m f a n g reichsten Zitierindizes sind j e n e des -»· ISI (Institute for Scientific I n f o r m a t i o n ) : Science Citation Index, Social Science Citation Index (SSCI) u n d Arts & H u m a n i t i e s Citation Index ( A & H C I ) dekken mit Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften sowie Geisteswissenschaften u n d Kunst das gesamte S p e k t r u m wissenschaftlicher F o r s c h u n g ab. Es handelt sich u m so genannte multidisziplinäre D a t e n b a n k e n . Diese D a t e n b a n k e n k ö n n e n online über die meisten H o s t s abgefragt w e r d e n , sind aber auch auf C D - R O M verfügbar. Z u s ä t z lich w e r d e n diese drei D a t e n b a n k e n in einer W e b Version, d e m sogenannten „Web of Science" angeboten. Dieser umfasst ü b e r 20 Millionen Q u e l l e n artikel mit m e h r als 300 Millionen Zitaten. Pro Jahr wächst die D a t e n b a n k u m 1,1 M i o . Q u e l l e n d o k u -
mente u n d 23 Mio. Zitate. Die Quellenartikel stamm e n aus 5700 naturwissenschaftlich/technischen, 1700 sozialwissenschaftlichen u n d r u n d 1100 geisteswissenschaftlichen Periodika. Zitierungsregister basieren auf der Zitatenanalyse v o n D o k u m e n t e n .
ZMD - » Zentralstelle f ü r Maschinelle D o k u m e n t a t i o n
ZugrifFsstruktur engl: access structure
Die Z u g r i f f s s t r u k t u r beschreibt die M e r k m a l e der Schritte, die ein B e n u t z e r bis z u m A u f f i n d e n der g e w ü n s c h t e n I n f o r m a t i o n e n in einer -»· Enzyklopädie oder e i n e m -»• Lexikon beschreiten muss. In der äußeren Z u g r i f f s s t r u k t u r w e r d e n dabei M e r k male des Zugriffs auf das lexikographische N a c h schlagewerk (Titel usw.) beschrieben. Die innere Z u g r i f f s s t r u k t u r beschäftigt sich mit den M e r k m a len der B e n u t z u n g innerhalb des lexikographischen Nachschlagewerks (Auffinden u n d Verstehen der Lemmaliste(n), Z u g r i f f auf U m t e x t e etc.).
Zuse D e r deutsche Ingenieur Konrad Z u s e erkannte als erster, dass sich das binäre Zahlensystem w e s e n t lich besser f ü r R e c h e n m a s c h i n e n eignet als das bisher verwendete Z e h n e r s y s t e m . Er baute daraufhin eine Rechnerfamilie, welche als die ersten m o d e r nen C o m p u t e r gelten: D e r Z I v o n 1936 arbeitete mit d e m binären Zahlensystem, war allerdings noch m e c h a n i s c h . D i e W e i t e r e n t w i c k l u n g resultierte dann im J a h r e 1941 in d e m elektromechanischen Modell Z3, welches mit circa 2.500 Relais arbeitete u n d den ersten betriebsfähigen programmgesteuerten „Digitalrechner" überhaupt darstellte. D e r Z 3 hatte eine Speicherfähigkeit v o n 64 Z a h l e n mit j e 22 Dualstellen u n d k o n n t e 15-20 Rechenoperation e n p r o S e k u n d e d u r c h f ü h r e n . A h n l i c h w i e -*· Hollerith g r ü n d e t e auch Z u s e seine eigene Firma, die Z u s e KG, welche später d a n n in der Siemens A G aufging.
Englisches Register zum Glossar A AACR AACR abstract - > Kurzreferat abstract journal = Referateblatt -*• Referatedienst abstracting -*• Kurzreferat abstracting service - * Referatedienst academic library -*• Wissenschaftliche Bibliothek access point = Sucheinstieg -*• Eintragung ADA -*• ADA added entry = Nebeneintragung Eintragung adjacency operator = Abstandsoperator -*• Kontext-Operatoren Adobe -*• Adobe advertising print -*• Werbedruck AI Künstliche Intelligenz AIC -*• Algorithmischer Informationsgehalt Algorithmic Information Content -*• Algorithmischer Informationsgehalt algorithm -»· Algorithmus American National Standards Institute ANSI American Society for Information Science and Technology -*• ASIS American Standard C o d e for Information Interchange -»• ASCII Amiga -»· Amiga Anglo-American Cataloguing Rules -*• AACR annotation -»• Annotation A N S I -»· A N S I Apple Apple application -*• Betriebliches Anwendungssystem application layer Anwendungsschicht application software -»- Betriebliches Anwendungssystem application software -*· Anwendungssoftware application system -»• Betriebliches Anwendungssystem appraisal (archives) Archivgut-Bewertung archival science Archivwissenschaft Arificial Intelligence -»• Künstliche Intelligenz arithmetic logical unit » • Rechenwerk ASCII -*· ASCII A S I S - * ASIS assembler Assembler assembly bonus effect -»• Gruppenvorteil associative relation Assoziationsrclation attachment Datei-Anhang authentification Authentifizierung author index = Autorenregister -*• Register authority -»· Knoten authority file Normdatei
AutoCAD - v CAD automatic indexing -*• Automatische Indexierung auxiliary tables = Hilfstafel -*• Dezimalklassifikation Β B2B B2B B2C B2C barcode Strichcode BASIC -»· BASIC basic index -*• Basisregister Basic Input O u t p u t System BIOS batch mode -»• Stapelbetrieb Baud -»- Baud Bd -»• Baud beat -*• Beat Beginners All purpose Symbolic Instruction Code BASIC bibliographic description Bibliographische Beschreibung binary digit -*• Bit biometrics -*• Biometrie BIOS -*· BIOS bit -*· Bit Bitmap - > B M P bluesheet -*• Datenbankbeschreibung bmp BMP BOAI ->• Budapest O p e n Access Initiative body-punched aspect cards = Sichtlochkarte -*• Handlochkarte book price fixing Buchpreisbindung book trade Buchhandel book trade -»• Verbreitender Buchhandel bookprinter —*• Verlagsdruck Boolean retrieval Boolesches Retrieval bot -*• Roboterbasiertes Verfahren bots -*• Software-Roboter broadcast archive - > Rundfunkarchiv broader term = Oberbegriff -*• Hierarchische Relation browser —* Browser browsing Browsing Budapest O p e n Access Initiative -*• Budapest O p e n Access Initiative business Information -*• Wirtschaftsinformation business process engineering Prozessorganisation business process reengingeering Prozessorganisation business process-oriented knowledge manage-
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Englisches Register
mcnt -*• Gcschäftsprozcssoricnticrtcs Wissensmanagement Business to Business B2B Business to C o n s u m e r -»• B2C Business to C u s t o m e r -»• B2C byte -»· Bit C CA - * Chemical Abstracts cache = Zwischenspeicher Hardware C A D -*- C A D CAT -*• Computergestützte Ubersetzung cataloguing in publication -*• CIP-Kurztitelaufnahme CAWI = Online-Befragung -»· Befragung C B T -*• E-Learning C C -»· Colon-Klassifikation C C -»· Titelliste C C I T T = Comite Consultativ International Telegraphique et Telephonique -*· I T U C D - I = Interaktive C D - R O M CD-ROM C D - M O = Magneto-optische C D - R O M CD-ROM CD-R = CD-Rohling-»· C D - R O M CD-ROM CD-ROM CEN CEN/CENELEC CENELEC -v CEN/CENELEC Central Processing U n i t -»• Zentrale Recheneinheit CEPT CEPT certification authority -*• Zertifizierungsinstanz channel-reduction model -»· Kanalreduktionsmodell character based interface -»· Kommando-Benutzerschnittstelle chat boards —• Chat boards, chat rooms chat rooms Chat boards, chat rooms Chemical Abstracts -*• Chemical Abstracts chemical information -»· Chemie-Information C h u n k = Bündel -*• Gedächtnis CIP CIP-Kurztitelaufnahme citation analysis Zitatenanalyse citation classics -»· Zitierungsklassiker citation index -*· Zitierungsregister classification -*• Klassifikation classification scheme = Klassifikationssystem -»• Klassifikation classifying - > Klassifizieren classing Klassieren CLEF CLEF client server architecture -»• Client-Server-Architektur cloaking Cloaking
C M C ·*• Computcrvcrmittcltc Kommunikation C M S -*• Inhaltsverwaltung codification - > Chiffrierung coherence Kohärenz cohesive closedness -*• Kohäsive Geschlossenheit collaborative filtering -*• Kollaboratives Filtern collection Bestand C o m m a n d - l i n e User Interface ->· Kommando-Benutzerschnittstelle communication -*• Kommunikation communication design -*• Kommunikationsdesign communication ecology -*· Kommunikationsökologie Compact Disc Read Only M e m o r y CD-ROM Compact Disc Recordable = C D - R o h l i n g -»· C D - R O M Compact Disk Magneto Optical = Magneto-optische C D - R O M CD-ROM Complex Instruction Set C o m p u t e r = CISC-Prozessor -»• Hardware C o m p u t e r Aided Design CAD computer aided team Rechnergestützte Gruppenarbeit C o m p u t e r Aided Translation -»• Computergestützte Übersetzung C o m p u t e r Assisted Web Interviewing = Online-Befragung -»• Befragung computer based learning -+· E-Learning computer based training -»• E-Learning computer linguistic -»- Computerlinguistik C o m p u t e r Mediated Communication Computervermittelte Kommunikation computer network -»• Rechnernetzwerk computer science Informatik C o m p u t e r Supported Cooperative Learning -*• Computerunterstütztes kooperatives Lernen C o m p u t e r Supported Cooperative Work - * Rechnergestützte Gruppenarbeit concept Begriff confidentiality -*• Vertraulichkeit consensus agreement Konsens consistency of indexing = Indexierungskonsistenz —*• Indexierungsmaße content analysis -»• Inhaltsanalyse content management Inhaltsverwaltung Content Management System Inhaltsverwaltung control unit -*• Leitwerk cooperation -*• Kooperation
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coordinate indexing = gleichordnende Indexierung Indexierung coordination Koordination C o P •+· Wissensgemeinschaften corporate information system -*• Betriebliches Informationssystem corporate portal -»• Unternehmensportal C P U -*• Zentrale Recheneinheit crawler Roboterbasiertes Verfahren cross-reference structure -*• Verweisstruktur cryptography -»• Kryptografie cryptology -*• Kryptologie C S C L -»· Computerunterstütztes kooperatives Lernen C S C W -»• Rechnergestützte Gruppenarbeit CSS -*• Cascading Style Sheets CUI Kommando-Benutzerschnittstelle Current Contents Titelliste current titles -*• Titelliste cybermetrics - > Cybermetrics
D data •+· Daten data acquisition scheme = Datenerfassungsschema -*• Kategorienkatalog data element directory -»· Kategorienkatalog Data Exchange Services -*• DATEX-Dienste data media = Datenträger -»• Speicherung data model Datenmodell data protection Datenschutz database -»• Datenbank database description -»• Datenbankbeschreibung database managemant system —• Datenbankmanagementsystem DATEX - > DATEX-Dienste DC Dublin Core Metadaten D D C -+• Dewey-Dezimalklassifikation Decimal Classification -*· Dezimalklassifikation decision -»• Entscheidung decision process = Entscheidungsprozess —• Entscheidung declarative memory = Deklaratives Gedächtnis ->• Gedächtnis depth of indexing = Indexierungstiefe Indexierungsmaße descriptive cataloguing -*• Formalerschließung desktop -*• Hardware desktop publishing -*• Desktop Publishing determination of information demand Informationsbedarfsanalyse development documentation -*• Entwicklungsdokumentation
Englisches Register
Dcwcy Dccimal Classification -*• Dewey-Dezimalklassifikation dialogue history -*• Dialoghistorie diffusion -*• Diffusion Digital Divide -*• Digital Divide Digital Versatile Disc -*· D V D digitalisation model ->- Digitalisierungs-Modell distributed database -*• Verteilte Datenbank distribution structure -*· Verteilungsstruktur D N S -*• D o m a i n - N a m e document -*• D o k u m e n t document delivery Dokumentlieferung document description -*• Formalerschließung document format -*• D o k u m e n t e n f o r m a t document management -*• Dokumentenmanagement document management system = Dokumentenmanagementsystem Dokumentenmanagement document manager - > D o c u m e n t Manager D o c u m e n t Type Definition -»• D T D documentary language •+· Dokumentationssprache documentary reference unit Dokumentarische Bezugseinheit documentary unit Dokumentationseinheit documentation -*· Dokumentation documentation language -+· Dokumentationssprache documentation unit -*· Dokumentationsstelle doubling rate -»• Verdopplungsrate DRGs DRGs D T D -»- D T D Dublin Core Dublin Core Metadaten DVD - * DVD Ε E-Commerce - * E-Commerce Ε-Government -»• Ε-Government Ε-Learning -»• Ε-Learning e-mail - > E-Mail E-prints E-Prints ECLA -»• Europäische Klassifikation economic database -»• Wirtschaftsdatenbank economic information Wirtschaftsinformation EDI EDI E D I F A C T -*· EDI efficiency measurement - > Effektivitätsmessung eLearning -»· E-Learning eLearning application system —*• E-Learning-Anwendungssystem eLearning system ->· E-Learning-System electronic business -*• E-Business
Englisches Register
electronic commercc - > E - C o m m e r c e Electronic Data Interchange -*• EDI electronic data interchange for administration, commerce and transport -*• EDI electronic government -»· E - G o v e r n m e n t electronic learning -*• E-Learning electronic mail E-Mail electronic market place -*• Elektronischer Marktplatz electronic prints -*• E-Prints electronic procurement system -*• Elektronische Einkaufsplattform Eliza syndrome —• Eliza-Syndrom empirical methods Empirische M e t h o d e n empirical research process -*• Empirischer Forschungsprozess emulation -»· Emulation encryption -*• Verschlüsselung encryption ->• Chiffrierung encyclopaedia -*• Enzyklopädie enterprise information portal -»• Unternehmensportal entity Entität entropy Entropie epidemiological survey -»• Epidemiologische Studie episodic m e m o r y = Episodisches Gedächtnis -»• Gedächtnis E P R O M -»· R O M EPS - + Elektronische Einkaufsplattform Erasable Programmable Read Only M e m o r y -»•ROM European Conference of Postal and Telecommunications Administrations -*• C E P T evaluation of information Informationsbewertung evidence based medicine -»• Evidenzbasierte Medizin expert review -»· Expert Review expert system -»• Expertensystem Extensible Markup Language XML Extensible Style Sheet Language »*• XSL Extensible Style Sheet Language Formatted -»-XSL Extensible Style Sheet Language Transformation -+-XSL extraction principle = Extraktionsprinzip - > Stichwort extranet -*· Extranet
F facet classification - > Facettenklassifikation Factory Read O n l y M e m o r y -*• R O M
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file Akte file organization system ->· Dateiverwaltungssystem file transfer -*• File Transfer filing plan -»· Aktenplan filter model Filter-Modell fisheye views -»· Fisheye Views fonds -*• Bestand form of heading Ansetzungsform formal description -*• Formalerschließung formal document description Formalerschließung frame structure Rahmenstruktur F R O M -»· R O M full-text database -»· Volltextdatenbank
G generic relation = Generische Relation I Iierarchische Relation genetic code = Genetischer Code Genetische Information GIF ->· GIF Global System for Mobile Communication -»•GSM grammar —• Syntax Graphical User Interface -»• Graphische Benutzerschnittstelle group awareness -»• Gruppengewahrsein GSM -> GSM GUI Graphische Benutzerschnittstelle guided tour -»• Pfad Η half life Halbwertszeit hand-operated p u n c h cards Handlochkarte hardware —>· Hardware harmonization -•• Harmonisierung hash algorithm = Hash-Wert ->· Authentifizierung H C C -»• Mensch-Computer-Interaktion H C l -*• Mensch-Computer-Interaktion hermeneutics in information science = informationswissenschaftliche Hermeneutik -*• H e r m e n e u t i k heterogeneity Heterogenität hierarchical relation Hierarchische Relation highly cited articles -*• Meistzitierte Aufsätze holdings guide - > Beständeübersicht Hollerith - > Hollerith homographs = H o m o g r a p h —• H o m o n y m homonym Homonym h o m o n y m control = Homonymkontrolle Terminologische Kontrolle
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homophones = H o m o p h o n - > H o m o n y m H T -*• H u m a n - Ü b e r s e t z u n g HTML HTML hub - » Knoten H u m a n C o m p u t e r Communication -*• Mensch-Computer-Interaktion H u m a n C o m p u t e r Interaction -*• Mensch-Computer-Interaktion h u m a n factors of software systems -*• Software-Ergonomie h u m a n learning -*• Lernen H u m a n Translation -*• H u m a n - U b e r s e t z u n g hyperlink Verknüpfung hypertext -»· Hypertext Hypertext Markup Language - > H T M L hypertext model -*• Hypertextmodell I I-Commerce I-Commerce ICAT - > Computergestützte Ubersetzung ICD International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems I C P M ->• International Classification of Procedures in Medicine IDEA ->• Verschlüsselung IE -*• Internet-Explorer index heading = Registereingang -»• Register index term = Index-Term -»• Indexierung indexing measures ->· Indexierungsmaße information -*• Information information agency -»• Informationsvermittlungsstelle information analysis -*· Informationsanalyse information analyst -+• Informationsanalytiker information brokering - > Informationsvermittlung information calculation -*• Informationspreisplanung information condensation = Informationsverdichtung -»· Informationsaufbereitung information consultancy -*• Informationsberatung information contract law —> Informationsvertragsrecht information costs -+· Informationskosten information distribution planning -*• Informationsdistributionsplanung information editing Informationsaufbereitung information empathy -*• Informationsempathie information ethics -»• Informationsethik information intermediation -*• Informationsvermittlung
Englisches Register
information interview -*• Informationsberatungsinterview information laws -»• Informationsrecht information linguistic -»• Informationslinguistik information manager -*· Informations-Manager information market -*• Informationsmarkt information marketing -*• Informationsmarketing information media Informationsmedien information need -»• Informationsbedarf information products -»• Informationsprodukte information quality -*• Informationsqualität information quality framework -»· Informationsqualitätsframework information requirements -»• Informationsbedarf information science -*• Informationswissenschaft information seeking -»• Informationssuche information society -+· Informationsgesellschaft information specialist Informationsspezialist information systems -»• Informatik information systems -»• Wirtschaftsinformatik information systems management •+· Informationsmanagement information technology management Informationsmanagement information unit -*· Informationsvermittlungsstelle informational alienation -+· Informationelle E n t f r e m d u n g informational autonomy Informationelle Autonomie informational basic supply Informationelle Grundversorgung informational self-determination Informationelle Selbstbestimmung informetric units -+· Informetrische Einheit infotainment -»• Infotainment innovation -*• Innovation I N P A D O C -»· Patentdatenbank Institute for Scientific Information -»• ISI integrity constraints - * Integritätsregeln inter-indexer consistency = Inter-Indexiererkonsistenz -»• Indexierungsmaße interlending -*• Fernleihe International Data Encryption Algorithm -*• Verschlüsselung International Federation of Information and Documentation -*· F I D International Organization for Standardization -»•ISO International Standard Book N u m b e r i n g -*• ISBN
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Englisches Register
International Standard Music N u m b e r - > I S M N International Standard Musical Work N u m b e r »ISWC International Standard Serial N u m b e r -*• ISSN International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems -*• International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems International Telecommunication U n i o n -»· I T U Internet commerce -*• I - C o m m e r c e Internet Explorer Internet-Explorer intra-indexer consistency = Intra-Indexiererkonsistenz - * Indexierungsmaße intranet -»· Intranet invention Erfindung invention -»· Invention inverse document frequency ->• Inverse Dokumenthäufigkeit IPC -*• Internationale Patentklassifikation ISBD -•· ISBD ISBN ISBN ISI-MSI I S M N -»· I S M N ISO 900X ISO 900X ISO ISO ISSN ISSN ISWC -»- ISWC ITU ITU
J Joint Photographic Experts Group - > J P E G J P E G - * JPEG Κ key word sponsoring Key Word Sponsoring Keyword-In-Context Index KWIC-Register K e y w o r d - O u t - O f - C o n t e x t Index -»· KWOC-Register knowledge -»• Wissen knowledge base - > Wissensbasis knowledge based system -*• Wissensbasiertes System knowledge ecology Wissensökologie knowledge management —> Wissensmanagement knowledge organization -»· Wissensorganisation knowledge process -*• Wissensprozess knowledge structure Wissensstruktur knowledge transfer -*• Wissenstransfer knowledge-based view of the firm -»• Strategisches Wissensmanagement KWAC -»· KWAC-Register KWIC -*· KWIC-Register
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L La Fontaine La Fontaine LAN -*• Lokales N e t z language model —• Sprachmodell learner Lerner learning Lernen learning resource centre -»• Learning Resource Centre learning team ->• Lernteam lemmatisation Lemmatisierung lexicon -*• Lexikon liability -+· Verbindlichkeit library Bibliothek library and information centre management -*• Bibliotheksmanagement link layer - > Sicherungsschicht Local Area N e t w o r k Lokales Netz log file analysis Log-File-Analyse long-term m e m o r y = Langzeitgedächtnis -»• Gedächtnis Μ M-Commerce M-Commerce machine-operated punch cards -*• Maschinenlochkarte Machine-Readable Cataloguing -»- M A R C machine-readable interchange format for libraries -•MAB macrostructure -*• Makrostruktur mailing lists Mailing lists main entry = Haupteintragung - + Eintragung Mainframe = Großrechner -*• Hardware MAN Metropolitan Area N e t w o r k ( M A N ) Management Information Systems Informationsmanagement MARC MARC marketing communication ->· Marketingkommunikation markup language -»• Auszeichnungssprache mass communication Massenkommunikation master teacher Master Teacher matching paradigm -+· Matching-Paradigma MedDRA -*· Medical Dictionary for Regulatory Activities media Medien Medical Dictionary for Regulatory Activities -*• Medical Dictionary for Regulatory Activities medical documentation -*· Klinische Dokumentation medical documentation -*• Medizinische Dokumentation medical informatics —• Medizinische Informatik
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mcdical information system -*• Krankenhausinformationssystem Medical Literature Analysis and Retrieval System MEDLINE Medical Subject Headings -*• Medical Subject Headings medical survey -»· Klinische Studie mediostructure -*• Verweisstruktur MEDLARS -t- M E D L I N E m e m o r y -*• Gedächtnis Mental User Interface -*• Mentale Benutzerschnittstelle M e S H «•»• Medical Subject Headings metadata Metadaten metadata set = Metadatenstandard Metadaten metadata standard = Metadatenstandard -»• Metadaten microfiches = Mikrofiches Mikroformen microfilm = Mikrofilm ->• Mikroformen microforms -»· Mikroformen Microsoft Microsoft Microsoft Internet Explorer - * Internet-Explorer microstructure -*• Mikrostruktur M I M E ->· M I M E MIS *+• Informationsmanagement mobile commerce —• M - C o m m e r c e m o d e m -»· M o d e m monodimensionality -»• Monodimensionalität monohierarchy -+· Monohierarchie Moore's law Mooresches Gesetz morphology Morphologie most cited articles -»• Meistzitierte Aufsätze motherboard = Hauptplatine -»· Hardware MP3 MP3 M P E G - 1 audio layer 3 ->- M P 3 MSIE - > Internet-Explorer M T -*• Maschinelle Ubersetzung M U I -*• Mentale Benutzerschnittstelle Multipurpose Internet Mail Extensions -»-MIME music archive -*• Schallarchiv Ν narrower term = Unterbegriff - » Hierarchische Relation NC Netzwerk-Computer Netscape · • Netscape network -*• Rechnernetzwerk network computer -*· N e t z w e r k - C o m p u t e r network layer Vermittlungsschicht normal forms Normalformen notation Notation notched cards = Kerblochkarte
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Q quality management ->- Qualitätsmanagement quantum bit -*• Quantenbit q u a n t u m information theory -*• Quanteninformationstheorie quasi-synonym = Quasi-Synonym Aquivalenzrelation qubit Quantenbit questionnaire design
Fragebogengestaltung
R RAM-»-RAM Random Access M e m o r y = RAM-Speicher —»• I Iardware R a n d o m Access M e m o r y RAM ranking -»• Ranking R D F scheme - * R D F Schema Read O n l y M e m o r y ROM Read Only M e m o r y = ROM-Speicher —*• I Iardware reading Lesen recall -»• Vollständigkeit record group -*• Bestand records Aufzeichnungen records management Schriftgutverwaltung Reduced Instruction Set C o m p u t e r = RISC-Prozessor -»• Hardware redundance -*· Redundanz reference database Referenzdatenbank referral agency —*• Informationsvermittlungsstelle referral unit - > Informationsvermittlungsstelle related term = Verwandter Begriff -*• Assoziationsrelation relation ->• Relation relevance feedback -»• Relevanzrückkopplung research (archives) Archivgut-Auswertung resolution Auflösung Resource Description Framework -»· R D F retrieval -»• Retrieval retrieval test Retrievaltest role indicator Rollenindikator ROM ROM rules for alphabetical cataloguing -*• RAK rules for descriptive cataloguing -»· RAK S Scholarly Publishing & Academic Resources Coalition SPARC
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scicntific library Wisscnschaftlichc Bibliothek scope note Scope note screen design -»• Bildschirm-Design SDI SDI search behaviour -*• Suchverhalten search front -*· Forschungsfront secondary document = Sekundärdokument -*• D o k u m e n t secret key = Geheimschlüssel Verschlüsselung Selective Dissemination of Information SDI semantic -»· Semantik semantic m e m o r y = Semantisches Gedächtnis Gedächtnis Semantic Web Services -*• Semantic Web Services semiotics -*· Semiotik sensoric m e m o r y = Sensorisches Gedächtnis -»• Gedächtnis service -*• Dienstleistung service standard ->• Dienstleistungsnorm session layer - > Kommunikationssteuerungsschicht S G M L ->· S G M L shared information space -*• Gemeinsamer Informationsraum short-term m e m o r y = Kurzzeitgedächtnis -*• Gedächtnis slotted cards = Schlitzlochkarte -»• Handlochkarte SNOMED Systemised Nomenclature of Medicine softbots •+· Software-Roboter software robots Software-Roboter SPARC -»· SPARC special library -+• Spezialbibliothek Speech-based User Interface - > Sprach-Benutzerschnittstelle spider -*• Roboterbasiertes Verfahren SQL SQL Standard for Robot Exclusion -»• Standard for Robot Exclusion standardization -*• N o r m u n g standardizaton organization -*• Normungsorganisation state of the art ->• Stand der Technik statistical database -*• Statistische Datenbank statistics Statistik stereotype « • Stereotyp stereotype approach -*• Stereotypenansatz storage -*· Speicherung storage Speicher storage media = Speichermedien -*• Speicherung storing -*• Speicherung strategic knowledge management
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