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German Pages 543 [544] Year 2001
Johann Jacob Bernoulli Griechische Ikonographie im klassischen Altertum
Antiquariat auf Datenträger
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Griechische Ikonographie im klassischen Altertum von Johann Jacob Bernoulli
Band 1
Digitalisierung Duehrkohp & Radicke Edition Ruprecht 2007
Vorwort Nachdem ein Zeitraum von beinahe neunzig Jahren verflossen seit E. Q. Visconti der griechischen Ikonographie zum erstenmal eine den Anforderungen der Wissenschaft entsprechende Gestalt gegeben, wird es wohl nicht als verfrüht erscheinen, wenn eine Revision derselben unternommen wird. Das Interesse für diesen Gegenstand, das lange Zeit hinter dem der anderen Disziplinen der Archäologie zurückstand, hat sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren zunehmend gesteigert, und wenn schon 1876 Heydemann (in der Jen. Litteraturzeitg. p. 475) den lebhaften Wunsch ausdrückte nach einer neuen Sammlung und Sichtung der griechischen und römischen Bildnisse, so darf der Verfasser um so eher hoffen, jetzt nach Ablauf eines weiteren Vierteljahrhunderts kein überflüssiges Buch geschrieben zu haben. Allerdings hat sich derselbe, um zu einem Abschluss zu gelangen, veranlasst gesehen, auf die ursprünglich beabsichtigte Vollständigkeit zu verzichten und Alexander den Grossen mit den Diadochen von seiner Aufgabe auszuschliessen. Das Buch umfasst nur denjenigen Stoff, den Visconti im 1. Bande seiner Ikonographie bearbeitet hat: Die Staatsmänner und Feldherrn des freien Griechenlands (inc]. ein paar voralexandrinische Dynasten), die sämtlichen litterarischen und künstlerischen Berühmtheiten und was ausserdem in verwandten Kreisen noch zu historischer Geltung kam, von der Vorzeit bis in das Nachleben des Griechentums unter den Römern. Und auch auf diesem so abgegrenzten Gebiet hat sich der Verf. noch eine doppelte Beschränkung auferlegt. Bei dem monumentalen Charakter der griechischen Porträtkunst kann man annehmen, dass jedes Bildnis, das in mehrfachen Exemplaren erhalten ist, eine berühmte Person darstellt. Es giebt deren eine ausserordentlich grosse Zahl: manche, bei denen ein glücklicher Zufall uns den Namen offenbart hat, andere, bei denen wir uns mit mehr oder weniger begründeten Vermutungen begnügen müssen, aber wohl die grössere
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Hälfte von fast hoffnungsloser Deutung. Wir haben diese letzteren ausser Betracht gelassen, teils wegen der Schwierigkeit ihrer Einreihung - sie wären eher in einem besonderen Teil zusammenzustellen -, teils weil eine nochmalige, vielleicht Jahre in Anspruch nehmende Durchmusterung der Sammlungen dazu nötig gewesen wäre. Und ferner sind nicht, wie man nach dem Titel erwarten könnte, alle Persönlichkeiten aufgeführt, von denen zufälliger Weise die Aufstellung oder das einstige Vorhandensein von Bildnissen durch Schriftsteller oder Inschriften überliefert ist, sondern nur die, von denen jetzt noch Darstellungen existieren, resp. nachgewiesen werden können. - Genauer präzisiert sind es also die identifizierbaren historischen und litterarischen Bildnisse der Griechen mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen, welche den Gegenstand und den Inhalt des vorliegenden Buches ausmachen. Was die ,Anordnung betrifft, so haben wir der bei Visconti beliebten nach Gattungen oder Kategorieen die chronologische vorgezogen, d. h. die nach den Lebenszeiten der betreffenden Personen, die einzige unseres Erachtens, welche zu keinen grösseren Unzukömmlichkeiten führt. Die nach Gattungen hat den Charakter des Willkürlichen oder des Gemachten. Sie hat nur in den wenigen Fällen Wert, wo sie zugleich eine typische ist, wie etwa bei den Strategen und bis zu einem gewissen Grad bei den Philosophen, von denen jene meist durch den Helm, diese durch den langen Bart gekennzeichnet sind. Als allgemeines Einteilungsprinzip ist sie nicht logisch durchführbar. Die Kunst hat keine besonderen Dichter-, Rednerund Gelehrtentypen geschaffen, so wenig wie im Leben eine solche Unterscheidung möglich ist. Wer würde den Pseudo-Seneca ohne den Kranz für einen Dichter nehmen, und wer sähe es dem Herodot und Thukydides ohne die Aufschriften an, dass sie Geschichtsschreiber sind? Nun kann freilich nicht gesagt werden, dass die chronologische Anordnung viel wissenschaftlicher sei. Auch sie ist eine äusserliche. Aber sie beruht doch auf bestimmten unverrückbaren Thatsachen und ist nicht von subjektiven oder willkürlichen Entscheidungen abhängig. Bei Anaxagoras kann man schwanken, ob er zu den alten Weisen oder zu den Philosophen zu stellen, bei Aesop, ob zu eben jenen oder zu den Dichtern, bei Sokrates, ob zu dieser oder zu jener Philosophengruppe u. s. w., und die Kategorieen selbst können verschieden aufgestellt und ins Unendliche zersplittert werden. Die chronologische ist im Ganzen gegeben, und es handelt sich höchstens darum, wie man die Zeitgenossen ordnen will, ob Alkaeos oder Sappho,
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Pindar oder Korinna, Aristoteles oder Demosthenes voranzustellen, was für die Sache ziemlich gleichgiltig. In den wenigen Fällen, wo die Lebenszeit zweifelhaft oder unbekannt, musste die Wahrscheinlichkeit oder dann auch hier das Gutdünken entscheiden. Eines allerdings darf man dabei nicht erwarten, dass dieseAnordnung ein richtiges Bild der Entwicklung der Porträtkunst bei den Griechen gewähre; jedenfalls nicht in diesem ersten Teil, wo auch die Männer der Vorzeit aufgeführt sind. Bildnisse nach dem Leben scheinen vor dem 5. Jahrhundert in der öffentlichen Kunst nicht oder nur ausnahmsweise vorgekommen zu sein. Das erste mit grösserer Wahrscheinlichkeit auf Naturtreue und also auf gleichzeitiger Darstellung beruhende historische Porträt ist das des Perikles, bei früheren lassen sich nur vage Vermutungen machen. Meist sind dieselben erst in alexandrinischer Zeit entstanden, und bilden insofern stilistische Anachronismen.. Aber es liegt uns überhaupt ferne, eine Geschichte der Porträtkunst zu schreiben. Wir haben es nur mit den Identifikationen der Bildnisse zu thun. Wenn gleichwohl etwas dabei für die Geschichte abfällt, um so besser. Nach dem Verzeichnis der behandelten Persönlichkeiten zu urteilen, könnte es scheinen, als ob sich die Zahl der ermittelten B i 1d n i ss e in dem verflossenen Jahrhundert bedeutend vermehrt hätte. Statt der (ohne die Mediziner der Dioskurideshandschrift) 66 bei Visconti aufgeführten Berühmtheiten, von denen noch einige als unhistorisch auszuscheiden, figurieren bei uns deren 108. Damit ist indes bloss gesagt, dass für ungefähr so viele historische Personen noch ikonographische Denkmäler in Anspruch genommen werden. Ob es überall mit Recht geschieht, ist eine andere Frage, die eben hier untersucht und beantwortet werden soll; der Entscheid ist häufig genug ein negativer. Wie bedenklich es mit vielen Bildnisbenennungen bestellt ist, Weiss jeder Archäologe. Ist doch die Ikonographie das richtige Feld für Hypothesen und Mutmassungen. Sicher beglaubigte Bildnisse historisch bekannter Griechen, die zugleich physiognomischen Wert haben, giebt es kaum dreissig. Dazu gehören hauptsächlich nur diejenigen, von denen plastische Denkmäler mit der Namensaufschrift erhalten sind: So die des Bias, des P eriander, des Perikles, des Aeschines, des Antisthenes, die in den siebzigerJahren desvorigen Jahrhunderts durch den Fund beiTivoli bekannt geworden, und die des Demosthenes, des Epikur, des Hermarch, des Zeno, von denen 1753 kleine Bronzeexemplare in Herculaneum gefunden wurden. Ferner die Bildnisse des Anakreon,
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des Sophokles, des Euripides, des Herodot und Thukydidest des Sokrates, des Plato, des Metrodor, des Theophrast, des Posidipp, des Karneades. Aus typischen Gründen können ausserdem Homer, Aesop und vielleicht Diogenes als gesichert angesehen werden. Bei Archidamos, Lysias, Isokrates, Maussolos, Posidonios, Asklepiades machen sich schon leise Zweifel, sei’s die Aufschrift, sei? die Person betreffend, geltend; Modiu s Asiaticus aber kann kaum noch zu den berühmten Griechen gerechnet werden. Alle anderen sind mehr oder weniger bestritten, oder, wie die Bildnisse der Münzen, der Mosaiken und Gemälde, in Beziehung auf ihre Treue anfechtbar. Gercke meinte irgendwo, in einer neu zu schreibenden Ikonographie sollte ein strenger Unterschied zwischen dem Sichern und dem Unsichern gemacht werden. Nur das Sichere gehöre in den Text, das Unsichere in die Anmerkungen. Dann hätten freilich drei Viertteile des hier Gesagten in die Anmerkungen müssen verwiesen werden. Das Sichere über Sappho, Hippokrates, Menander, Aratos, Chrysippos, um nur ein paar Persönlichkeiten zu erwähnen, die in grösseren Abschnitten behandelt sind, hätte leicht auf zwei bis drei Seiten Platz gehabt; von Aeschylos, Aristophanes, Alkibiades und Andern dürfte kein Wort im Texte stehen. Ich kann nicht sehen, dass damit dem Leser gross gedient wäre. Sicheres und Unsicheres geht häufig in einander über und Beides hat vielfache Gradunterschiede: Das absolut Sichere (Perikles, Antisthenes, Demosthenes, Epikur etc.), das mehr oder weniger Wahrscheinliche (Archidamos 11, Diogenes), das von der Sicherheit gewisser Voraussetzungen Abhängige (Sappho, Aspasia, Maussolos), das nahe Liegende (Alkibiades, Chrysippos, Plutarch), das bloss Mögliche (Deutungen des sog. Apollonios von Tyana, des Pseudo-Seneca). Wie soll das mit all seinen Zwischenstufen an Text und Anmerkungen verteilt werden? Ich habe mich bemüht, ohne eine solche Sonderung den Grad der Sicherheit jeweilen nach bestem Urteil zu bestimmen. Ganz Veraltetes oder Ueberkühnes und Unhaltbares ist nur kurz erwähnt oder mit kleinerem dagegen blieben im Druck beigefügt worden. Die Anmerkungen Durchschnitt den Litteraturangaben und den Verweisungen auf weitere Abbildungen vorbehalten. Die bildliche Ausstattung, für welche wir mit Erlaubnis des Verlegers die griechischen und römischen Porträts herausgegeben von Arndt-Bruckmann in ausgiebiger Weise als Vorlagen benützen durften, umfasst c. sechzig Lichtdrucktafeln und ebenso viele Text-
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illustrationen, eine bei den Ansprüchen, die heutzutage an dergleichen Publikationen gestellt werden, eher mässige Zahl. Weiter zu gehen schien jedoch die Rücksicht auf den Preis des Buches, det auch für kleine Bibliotheken leicht erschwingbar sein sollte, nicht zu gestatten. Dafür ist überall auf die sonst vorhandenen Abbildungen, wenigstens auf eine Anzahl derselben, verwiesen, im Text selber, um nicht zu verwirren, nur je auf Eine, wo es möglich war, auf die des genannten Porträtwerks. Die Verweisungen auf unsere eigenen Tafeln und Illustrationen sind in eckige Klammern gesetzt. Das Buch war ursprünglich, wie es seinem Umfang angemessen, auf einen einzigen Band berechnet. Die Teilung erfolgte nur, um das fertiggestellte Manuskript der ersten Hälfte nicht länger als nötig ungedruckt liegen zu lassen. Nun ist aber über dem Druck so viele Zeit verstrichen, dass der zweite Teil in kürzester Frist nachfolgen kann. Da bei der Anordnung der Münztafeln die Teilung noch nicht vorgesehen war, und einige Nummern der zweiten Tafel noch zu dieser ersten Hälfte gehören, so werden jetzt schon beide Tafeln mitgegeben. Ein Sach- und Ortsregister für beide Teile folgt am Schluss. Für vielfache Unterstützung und Förderung meiner Arbeit bin ich vor Allem Herrn Dr. Paul Arndt in München, der mir geraume Zeit sein ganzes photographisches Material zur Durchsicht und Benützung überliess und mich auf Vieles aufmerksam machte, was mir sonst entgangen wäre, zum grössten Dank verpflichtet. In zweiter Linie Herrn Prof. Studniczka in Leipzig, der mich namentlich übel die Menanderfrage in uneigennützigster Weise auf dem Laufenden erhielt. Weitere Dienstleistungen und Gefälligkeiten, die ich biet nicht im Einzelnen aufzähle, verdanke ich den Herren Imhoof-Blumer, Amelung, Löwy, Winnefeld, Milchhöfer, Benndorf, Babelon, Sal. Reinach, Jakobsen, Robinson, Warren, sowie den Verwaltungen der Basler Universitäts-, der Münchner und der Wiener Hofbibliothek und der Direction des Museums Wallraf-Richartz in Köln. Basel, im Nov. 1900. J. J. BERNOULLI.
BIBLIOGRAPHIE Die ersten Ikonographieen, von denen wir Nachricht haben, waren die jetzt leider verlorenen des M. Varro und des Atticus. Die Hebdomades vel de imaginibus des VARRO erschienen im Jahr 44 v. Chr. und enthielten 700 Porträts berühmter Männer von Homer und Hesiod abwärts, denen je ein kurzes Epigramm und eine prosaische Beschreibung beigegeben war. S. Plinius H. N. XXXV. 11: lnsertis voluminum suorum fecunditati septingerztorum illustrium aliquo modo imaginibus non passus intercidere figuras aut vetustatem aevi contra homines valere, inventor muneris etiam dis invidiosi, quando immortalitatem non solum dedit verum etiam in omnes terras misit, ut praesentes esse ubique ceu di possent. Auch die Annalk des Arrrcus war so abgefasst, ut sub singulorum imaginibus facta magistratusque eorum non amplius quaternis quinisque versibus descripserit. Nepos Att. 18. Vgl. Plin. a. a. 0. Aus diesen beiden Werken mehr als aus den vorhandenen plastischen Denkmälern scheinen dann die Miniaturmaler der Kaiserzeit und des früheren Mittelalters geschöpft zu haben, wo sie Bildnisse griechischer Dichter und Gelehrter publizierten. Eine Zusammenstellung von vierzehn Ärzten und Botanikern hat sich noch in dem Wiener CODEX DES DIOSKURIDESerhalten (s. den letzten Abschnitt’ dieses Buches). Die weitere Litteratur beginnf erst im sechzehnten Jahrhundert. Wir geben hier eine Übersicht der hauptsächlichsten Werke und Schriften. Mustrium viror. ut exstant in Urbe expressi vultus. Romae 1569, formis Ant. Lafrerii. Ohne Text, bloss mit Widmung des ACHILLES STATIUSan den Cardinal Granvella vom Jahre 1568. - Wir citieren
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das Buch zum Unterschied der ebenfalls bei Lafreri gedruckten folgenden Ausgabe unter dem Namen Statiusl imagines et elogia illustrium et eruditor. ex antiquis Lapidibus et nomismatib. expressa cum annotationib. ex bibliotheca Fulvi Ursini. 1570. Romae Ant. Lafrerii formis. Mit praefatio des URSINUS. Uustrium imagines ex antiquis marmoribus, numismatibus et gemmis expressae, quae exstant Romae, major pars apud Fulv. Ursinum. THEY~DORUS GALLAEUSdelineabat Romae ex archetypis, incidebat Antwerpiae, 1598. Ohne erklärenden Text. Davon erschien einige Jahre später eine zweite Ausgabe mit begleitendem Text des Arztes JOH. FABER aus Bamberg: IIlustrium imagines etc. Editio alters, aliquot imaginibus et J. Fabri ad singulas commentario auctior atque illustrior. Antwerpiae ex off. Plantiniana, 1606. Wir citieren dieselbe, wo nicht speziell von den Zeichnungen des Gallaeus die Rede ist, unter dem Namen Faber. Eine dritte Ausgabe in französischer Übersetzung (des Baudelot) erschien 1710 in Paris. GIOV. AUG. CANINI Iconografia cio2 disegni d’imagini de famosissimi monarchi, filosofi, poeti ed oratori dell’ antichitd etc. data in Luce da M. A. Canini, fratello dell’ autore. Roma, 1669. Ludwig XIV gewidmet. (Giebt wesentlich nur Münzen und Gemmen.) PIETRO BELLORI lmagines veterum illustrium philosophorum, poetarum, rhetorum ac oratorum. Partes 111. Romae, 1685. Mit ausgiebiger Benützung der lafrerischen Stiche. JAC. GRONOUUS Thesaurus graecarum antiquitatum. Vol. II., 111. 1698. Mit entsetzlich schlechten Abbildungen, soweit sie nicht aus früheren Werken wiederholt sind, und mit völlig kritiklosem Text. GIOV. BOTI-ARI /L Museo capitolino T. I, contenente immagini d’uomini illustri. Roma 1741. LE ANTICHITAD’ERCOLANO.Vol. V. Bronzi 1. Napoli, 1767. Zum ersten Mal Face und Profil der Köpfe nebeneinander abgebildet. WINCKELMANN Geschichte der Kunst des Alterthums. 1764. Wird citiert nach der Dresdener Gesamtausgabe seiner Werke, 1808 bis 1820. J. GURLITT Versuch über dit! Büstenhunde. 1800. (Alphabetisch geordnet.) E. Q. VISCONTI IL Museo Pio Clementino. Vol. VI. 1792; ed. Milan. 1821. 1 Ein Neudruck erfolgte 1648 in Padua mit dem willkürlichen August% b’eneti. Vgl. Kekule Bildnisse des Herodot. p. 34.
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BIBLIOGRAPHIE
DERSELBEIcorzographie grecque. Paris. 1811. 3 Bände in 4.q die Hommes Uustres im ersten Band. Dazu 37 planches in fol.; ed. Milan in 8. 1823. EM. BRAUN Die Ruinen und Museen Roms. 1853. 0. JAHN Über DarsteLlungen griechischer Dichter auf Vasenbildern, in den Abhh. der k. sächs. Ges. der Wissensch., philol.-historische Cl. 111. 1861. H. DüTscHKE Antike Bildwerke in Oberitalien. 5 Teile. Lpz. 1874- 1882. P. SCHUSTER Über die erhaltenen Porträts der griechischen Philosophen, mit 4 Taf. Lpz. 1876. J. J. BERNOULLI Die erhaltenen Bildnisse berühmter Griechen. Eine ikonographische Skizze. Basler Gymnasialprogr. 1877. MATZ-DUHN Antike Bildwerke in Rom, mit Ausschluss der grösseren Sainmlungen. 1. Bd. (Statuen, Hermen, Büsten, Köpfe.) Lpz. 1881. A. MICHAELIS Ancient marbles in Great Britain. Cambr. 1882. BüRcHNER GriechischeMünzen mitBildnissenhistor&herPrivatpei-sonen. In der Zeitsehr. für Numismatik. IX (1882), p. 109, mit Taf. IV. COMPARETTIE DE PETRA La Villa Ercolanese dei Pisoni, i suoi monumenti e la sua biblioteca, con XXW Tavole. Torino, 1883. 1 monumenti del MUSEO TORLONIA riprodotti con la fotogr-afia. Roma, 1884. fol. FRIEDERICHS-WOLTERS Die Gipsabgüsse im neuen Museum zu Berlin. 1885. A. BAUMEISTERDenkmäler des classischen Altertums zur ErLäuterung des Lebens der Griechen und Römer. 3 Bde. München und Lpz. 1885. KAIBEL Inscriptiones graecae SiciLiae et ltaliae 1890 (wovon hauptsächlich n. 1128- 1224: Hermae vel simulacra Romae et vicin. für die Ikonographie in Betracht kommen). Wir citieren das Werk mit dem blossen Autornamen. WINTER Über die griechische Porträtkunst. 1894. Griechische und Römische Porträts, nach Auswahl und Anordnung von H. BRUNN und P. ARNDT, herausgegeben von F. Bruckmann. München. 1891 ff., nach dem Tode Brunns fortgesetzt von Arndt. Bis jetzt 51 Lief. mit 510 Tafeln. Wir citieren das Werk unter dem Namen ARNDT-BRUCKMANN.
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Phofograph&he Einzelaufnahmen antiker Skulpturen, Ser. 1 (1893) mit Auswahl und Text von P. ARNDT. Ser. 11-IV, von P. ARNDT und W. AMELUNG. Bis jetzt 1200 Nummern. W. HELBIG Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Alterthiimer in Rom. 2 Bde. 1891. Zweite Aufl. 1899. Von wichtigeren oder häufiger citierten Katalogen nennen wir: GERHARD und PANOFKANeapels antike Bildwerke. 1828. Gewöhnlich nur unter ersterem Namen citiert. GIOV. LABUS Museo della reale acad. di Mantova. 3 Bde. 1839. CLARAC Descviption des antiques du Mus&e du Louvre. 1848. CHABOUILLET Cataal. g&&al des camt%es et pierres grav. dans le cabinet des m&dailles. Paris (1858). E. HÜBNER Die antiken Bildwerke in Madrid. 1862. MORCELLI-FEA-VISCONTILa Villa Albani descrita. 1869. Descrizione dei Musei Vaticani (C. J. M.), 34. ed. 1870. Britisch Museum. A guide to the gvaeco-roman sculptures (C. T. NEWTON),sec. ed. 1879. P. ERC. VISCONTI Catalogo del Museo Torlonia. 1881. H. BRUNN Beschreibung der Glyptothek in München. 5. Aufl. 1887. (Die neue Beschreibung von Furtwängler konnte ich noch nicht benützen). Nuova Descrizione des Museo capitoolino. Sec. ed. 1888. K. Museen zu Berlin. Beschreibung der antiken Skulpturen (A. CONZE). 1891. Muse’e du Louvre. Catalogue sommaire des marbres antiques ( HERON DE VILLEFOSSE1896). A. FURTWÄNGLERBeschreibung der geschnitt. Steine im Antiquarium zu Berlin. 1896. Guida del Museo nazionale romano nelle Terme Diocleziane (VAGIJERI ET M.WIANI). 1896.
Homer’ [Taf. 1-111; Miinztaf. 1, lmmS]
Es liegt in der Natur der Sache, dass bei den Darstellungen des Homer, wie bei denen aller berühmten Männer des hohen Altertums, nicht von Bildnisähnlichkeit die Rede sein kann. Ihre Typen wurden wie die der Götter frei aus der Phantasie geschaffen nach den Vorstellungen, die man sich von ihrer Persönlichkeit machte. Bei Homer beruhte diese Vorstellung teils auf dem Charakter seiner Gedichte, teils auf den legendären Zügen seiner Blindheit und seines greisen Rhapsodentums, obgleich im Grunde die letzteren ebenfalls aus jenen abgeleitet sind.’ Die Erfindung oder Feststellung des später allgemein acceptierten Typus fällt, wie wir sehen werden, in nachalexandrinische Zeit. Doch war Homer schon viel früher zum Gegenstand von Darstellungen gemacht worden, u. A. gleich nach den Perserkriegen durch den argivischen Künstler Dionysios in einem der Weihgeschenke des Mikythos für Olympia, mit Hesiod zusammen.s Ein Bild des Homer schmückte mit denen anderer Dichter das Grab des ca. 340 v. Chr. verstorbenen Dichters Theodektes von Phaselis an der 1 Hauptsächlichste Litteratur: Visconti Iconogr. grecque 1. p. 55; Arndt Griech. und röm. Porträts zu No. 1; Magnus Die antiken Büsten des Homer, eine augenärztlich-ästhetische Studie, lS96; Bernoulli Ikonographisches, im Jahrb. des Instit. XI. 1896. p. 160ff. ” Als blinden Sänger bezeichnet sich bekanntlich der Verfasser des Hymnus auf den delischen Apo11011 v. 172: Tu+hir; ivtp Lw.E?3 Sc;) EV! xzrzzho6m~, den schon Thukydides (111. 104) und Aristophanes (Aves. 575) mit Homer identifizierten. Auch die Blindheit des Phäakensängers Dernodokos (Odyss. VIII. 64) scheint der Tradition Vorschub geleistet zu haben. Später sprechen von seiner Blindheit II. A. Cicero Tuscul. V. 39; Pausan. IV. 33. 7, X. 7. 3; Hesych. Etymol. s. v. “O~~pos; ablehnend Lucian Encom. Demosth. 9 und Verae histor. 11. 20. 3 Paus. V. 26. 2. Bernoulli,
Griech.
Ikonographie.
1. Teil
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heiligen Strasse, die nach Eleusis führte.] Erwähnt werden ferner, ungewiss aus welcher Zeit, ein Bildnis Homers mit langen Haaren (xx8q~.Cvov r& x+.cq) in At h en, rechts vom Tempel der Ptolemäer, ein ehernes in der Vorhalle des delp hischen Tempels,:’ eine Erzstatue mit metrischer Aufschrift in Argos,4 ein Bild im Homereion zu Smyrna”, dem ohne Zweifel ähnliche in den ihm geweihten Heiligtümern zu Chios, Jos und Kolophon entsprachen. Ans Ende des 3. Jahrhunderts v. C. fällt der thronende Homer in dem von Ptolemäos Philopator (222.-204) erbauten Tempel zu Alexandria, umgeben von den Personifikationen der sieben Städte, die sich um die Ehre seiner Geburt stritten.” Ein Gemälde des Galaton ebenda (?) war satirischer Natur und stellte den Homer dar, wie er sich übergiebt, während die Dichterlinge begierig seinen Auswurf schlürfen.Y Endlich besitzen wir noch eine doppelte ziemlich einlässliche Schilderung von einer Bronzestatue des Homer, welche in der Spätzeit des römischen Altertums im Zeuxippos ZLI Constantinopel stand: eine poetische, rhetorisch ausgeschmückte bei Christodor, und eine prosaische, die aber erst nach dem Untergang der Statue abgefasst ist*, bei Cedrenus. - Nach Christodor war der Dichter dargestellt als milder, ehrwürdiger und zugleich anmutsvoller Greis, mit gebücktem Nacken, auf dem die zurückgeworfenen Locken ruhten. Um die Ohren hieng das Haar in losen ßüscheln herab, auf die Brust fiel in breiter Fülle ein weicher gerundeter Bart. Die Stirn war kahl, die Augen von vorspringenden Brauen beschattet und des Lichtes beraubt, ohne doch den Eindruck der Blindheit zu machen, weil die Charis in ihnen sass; die Wangen etwas hohl und durchfurcht. In Betreff der Haltung geht aus der Beschreibung nicht deutlich hervor, ob er sitzend oder stehend gebildet war. Es wird bloss gesagt, dass er beide Hände übereinander gelegt auf einen Stab stützte, einem Sinnenden gleich, mit nach rechts geneigtem Haupte.” 1 Pseudo-Mut. Vit. X. orat., Isokrates 10 = * Lucian Enconl. Dem. 2. 3 1 Vgl. ‘0i*7;‘pJ zat ‘Il~!&U L+v. a ‘i G Aelian Var. histor. XIII. 21. b Der Zeuxippos wurde beim Nikaaufstand ’ Christod. Ecphr. v. 320ff. : %/o[pos '!;mo
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IKONOGRAPHISCHE
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Cedrenus giebt ihm, zum Teil im Widerspruch mit Christodor, einen schlichten (oder ungepflegten?) Bart, gleichmässiges, über den Schläfen gelichtetes Haar, geschlossene Augen und eine wohlproportionierte Nase. Auch nach ihm war er in Gedanken versunken und hatte die Hände unter der Brust zusammengelegt1
IkonographischeQuellen Abgesehen von der Beschreibung der letztgenannten Statue kommen als Quellen für die Ikonographie des Homer noch einige Monumente in Betracht, welche entweder durch den beigeschriebenen Namen als Darstellungen des Dichters bezeichnet sind, oder aus gegenständlichen Gründen dafür genommen werden müssen. Doch stellen sich alle bei näherer Untersuchung als bedeutungslos oder wenig verlässlich heraus. A. Werke der Plastik und Malerei Die älteren Antiquare und so noch Visconti berufen sich a. auf eine an der via Ostiensis bei Rom gefundene2, später mit
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der farnesischen Sammlung nach Neapel gekommene Hermenbüste, deren Schaft mit dem Namen des Homer und mit mehreren auf ihn bezüglichen griechischen Epigrammen beschrieben war. l Der angeblich dem Pariser Homer [abgeb. Taf. I] ähnliche Kopf war erst etwas später gefunden worden, aber am gleichen Orte” und, wie VisConti versichert ‘i, nach Marmor, Bruch und Proportionen vollkommen zur Herme stimmend. Gegenwärtig und schon lange ist dieses Denkmal aber verschollen und wenn der Kopf, wieder von der Herme getrennt und mit einem anderen Bruststück verbunden, sich noch im Museum befindet, so kann es nicht der bekannte Homer im Corridor der Meisterwerke (unten p. 9 No. 6) sein - denn dieser ist schon bei Bellori (1685) mit seiner jetzigen Gewandbüste abgebildet4 -, sondern nur etwa der Homer-Sophokles im Saal der Flora Inv. No. 6413.s Dann durfte aber Visconti nicht von einer testa similissima alla presente (der Parigina, Taf. 1) sprechen, und dürfen auch seine übrigen Angaben (von der Korrespondenz der Bruchflächen etc.) nicht mehr auf unbedingtes Zutrauen Anspruch machen. Die bei Ursinus (Imag. p. 21)” abgebildete arm- und fusslose Statue, über deren Beglaubigung nichts Näheres mitgeteilt wird, und ebenso die kleine von Faber (Imag. p. 45) erwähnte Marmorstatuette mit der Tänie (imaguncrcla marmorea), auf deren Basis der Name des Homer geschrieben sein soll, sind, so viel ich sehe, vollkommen verschollen. b. Fragment einer Stuck- oder Kalksteinplatte im Berliner Antiquarium, früher im Besitz Bellori’s,’ beidseitig mit Reliefs geschmückt. Auf der einen Seite Homer [Abb. l]* mit vorgebeugtem Nacken, eine breite Binde ums Haar, auf einem runden Altar sitzend, in beiden Händen eine aufgerollte Schrift haltend, als ob er recitieren wollte (also nicht blind). Dass es Homer, geht aus der beschriebenen Stelle hinter ihm (Inhaltsangabe der Ilias) unzweifelhaft hervor. Von der ihm einst gegenüberstehenden Figur ist nur noch 1 Der Schaft mit den Inschriften abgeb. bei Statius. 16; Fulv. Ursinus Imag. 21 ; Bellori Illustr. imag. 53. Die Abbildung des Schaftes mit dem aufgesetzten Kopf in den Marmora Taurinensia 1. p. 169. Taf. 13 scheint eine willkürliche Kombination der zwei verschiedenen bei Fulv. Ursinus gegebenen Denkmäler zu sein, nämlich der kopflosen Inschriftherme und des Kopfes der Gewandstatue. y Faber Imag. p. 46. 3 Visconti Icon. gr. 1. p. 60. I Bell. Imag. poet. 52. 5 S. bei Sophokles, farnes. Typus No. 1. ü Beilori 53; Gronov. Thes. 11. 19. 7 Bell. Imag. Poet. p. 6. s Jahn Bilderthron. Titelvign., vgl. p. 6 G, wo die weiteren Abbildungen angegeben.
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ein Arm \whanden, mit einem reifartigen Gegenstand in der Hand, womit sie ihn zu bekrrinzen scheint. c. Sog. Apotheose des Homer auf dem Relief des Archelaos im brit. Museum No. 159 (abgeb. Rrurtn-l~rucktll~ttltl Denkm. iO).’ Auf dem untersten Streifen Honlertht-ollelid mitSceptcr und Rolle, von Oikumene bekränzt, mit Ilias utldOdysseiazurSeite:alle Figuren mit darunter heschriebenen Namen. Homer Zeus- oder hadesartig in einem Chiton poderes mit kurzen Ärmeln, nicht weisenhaft und ohne et-h sichtliche Beziehung zu den Küstentypen. Die Etitstehut~gfiilltbekat~tttlich itt den Anfang der Kaiserzeit. d. Ohne Zweifel auch t-lomer die verschleierte biirtige Figur auf einem Silbcrbccher VOII Herculaneum in Neapel, InL,etlt. No. 25301 (abgeb. Overheck-Mau I’ompeji p.624).Er wird nach dem Vorbild der kaiserlichen Apotlteosen von einem Adler zum Olymp getragen. Die allegorischen Figuren zu beiden Seiten, Ilias mit Helm, Schild und Schwert, und Odyssee tnitSchiffermütze und Ruder, scheinen dieDeutung zu sichern. e. Ziemlich belanglosdas Bruchstückeines südfranzösischen Reliefs (abgeb. Millin (iall. myth. pl. 131 bis, No. 547): Homer mit beigeschriebenem Namen zwischen zwei Musen, von ersterem bloss der Kopf sichtbar.‘: 1 Gronm~. Thes. 11. 21 ; Visconti 130 Clem. 1. Tnh. f1. 1 ; Miiller-\Y’ieselel- DUI~III. II. No. 742; Haumeister Denkm. 1. p. 112. Vgl. W’olters (iipsahg. Ko. 1WS. - Tischbeimp Homer Taf. 3; hlilli~lgcrl AIIC. llned. hIon. II. 1’3; \,gl. W’olters Gilxnbq. i-i». lW0. y jh Kildercfiron. 11,59.
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f. Pompejanisches Wandgemälde, 1875 ausgegraben (publ. von Dilthey in den Mon. d. Inst. X. pl. 35.2, vgl.Annal. 1876. p. 294ff.): Homer und die Fischer, welche ihm das Rätsel stellen. Homer, durch Namensbeischrift (OMHPOC) bezeichnet, auf einer Bank sitzend, die Hand sinnend ans Kinn gelegt, mit langem vernachlässigtem Haupthaar und entsprechendem Bart, das Haar von einer Binde oder einem Reif umgeben. g. Auf dem Mosaik des Monnus in Trier (abgeb. Ant. Denkm. 1. Tf. 48. 11)l war Homer in dem mittleren Octogon zwischen der Figur des Ingenium und der Kalliope dargestellt. Ausser den Namensbeischriften ist aber wenig mehr erhalten, von Homer bloss der obere Teil des Kopfes, das Haar wie gescheitelt und von einer Binde umwunden. Darüber OMERVS. B. Münzen
und geschnittene
Steine
Keines Dichters Bild ist so häufig auf die Münzen geprägt worden, wie das des Homer, und zwar sowohl die ganze Figur als der blasse Kopf. h. In ganzer Figur sitzend erscheint er auf Münzen von Smyrna, Kolophon, Chios, Nikaea, Kyme u. and., die von Smyrna noch dem 3. u. 2. Jahrhundert v. Chr. angehörig. Eine der letzteren abgeb. Münztafel 1. 6’: Homer mit der Rechten das Kinn stützend, in der Linken eine Rolle. Ähnlich die von Kolophon (abgeb. Jahn Bilderthron. Taf. 11. 2). Auf der Münze von Chios [abgeb. Münztaf. 1. 81s hält er mit beiden Händen eine Tafel (IAIAE) vor sich. Auf der von Nikaea [Münztaf. 1. 71 stützt er sich mit der Linken auf den Sitz, in der vorgestreckten Rechten wieder eine Rolle. Überall ist er mit einem Mantel bekleidet, zum Teil ähnlich wie auf dem Berliner Kalksteinrelief (M. von Smyrna); auf den Münzen von Nikaea ist der Oberleib manchmal nackt. Auch die Darstellungen des blossen Kopfes sind je nach den Prägestätten (Jos, Nikaes, Amastris) und der Prägezeit sehr verschieden. i. Die Münzen 1 on J OS, der angeblichen Grabstätte des Homer, welche bis ins 4. Jahrhundert zurückgehen, zeigen gewöhnlich einen ’ Vgl. Bunnell Lewis The mosaik of Monnus im Archaeological 1898. - Eine andere bei Gardner Types of gr. coins XIII. 22. 3 Jahn a. a. 0. 11. 1.
Journal,
Sept.
MÜNZEN
UND GESCHNITTENE
STEINE
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Zeus- oder poseidonartigen Kopf ohne Merkmale höheren Alters, mit griechischem Profil, vorquellender Unterstirn, flatterndem Nackenhaar und in parallele Büschel auslaufendem, nicht anliegendem Bart. Hinter dem Stirnhaar, das zuweilen gescheitelt, läuft eine mittelbreite Binde um den Kopf. [Eine Silbermünze von Berlin abgeb. Münztafel 1. No. 3l, eine bronzene ibid. No. 4.7 k. Auf den Bronzemünzen von Amastris in Paphlagonien, welches wahrscheinlich als Kolonie von Smyrna den Homerkultus übernommen hatte, ist der Kopf porträtartiger dargestellt, ebenfalls mit Binde, von etwas höheren Proportionen, der Bart massiger und anliegender und über das Kinn vorgewölbt, das Nackenhaar meist lang, aber ruhig herabfallend, Profil und Nasenform variierend. Die Münzen gehören sämtlich der Kaiserzeit an. [Ein Exemplar von Arolsen abgeb. Münztaf. 1.1 8; eines von Löbbecke in Braunschweig Münztaf. 1. 2.4.] - Etwas beiden Typen (von Jos und von Amastris) Gemeinsames tritt, abgesehen von der Binde, höchstens in den parallelen Locken oder Strähnen des ein wenig vorgewölbten Bartes hervor. 1. Der Typus der Contorniaten endlich [Münztaf. 1. No. 57 schliesst sich in der Hauptsache, namentlich in den Proportionen des Kopfes und im Charakter des Bartes, dem der Amastrismünzen an. Doch ist das Haar ohne Binde und im Nacken weniger lang. Eine kahle Stirn hat Homer nirgends auf den Münzen. m. Eine Gemmendarstellung mit Homer (OMHPOC) in ganzer Figur in Berlin (Furtwängler Besehr. d. geschn. St. Taf. 62. No. 8683) entspricht den Münzbildern von Smyrna, die Rechte ans Kinn gelegt; ein von Faber (Imag. p. 46) erwähnter Karneol denen von Chios, mit der Ilias in den Händen. n. Die angebliche Homerbüste eines Sardonyx-Cameo zu Neapel No. 25, auf deren Gewand in griechischen Majuskeln der Name des Dichters geschrieben ist, zeigt in so ausgesprochener Weise die Züge des Epikur, dass man das Porträt mit der Aufschrift kaum 1 Imhoof Porträtköpfe Taf. VIII. 24. ? Zwei der letzteren Art bei Visconti Icon. g-r. 1. Taf. 11. 1. 2. Für den ZeusCharakter vgl. die tarentinischen Miinzen bei Gardner Types pl. V. 39. ; Imhoof Porträtköpfe VIII. 25. A Zeitsehr. f. Num. X. Taf. 111. 5. 6. Ein Pariser Exemplar Visc. Ic. g-r. 1. Taf 1. No. 5; zwei im brit. Museum Cat. of gr. coins, Pontus etc. pl. 20. 4. 5. S Sabatier Med. Contorn. pl. VI. 3, VIII. 1; zwei andere bei Visc. Ic. gr. 1. Taf. 11. 3. 4.
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HOMER
zusammenreimen kann. Wahrscheinlich ist die letztere im 16. oder 17. Jahrhundert darauf gesetzt worden, zu einer Zeit, wo man das Bildnis des Epikur noch nicht kannte, während eine entfernte Ähnlichkeit mit den Münztypen von Amastris die Beziehung auf Homer zu empfehlen schien.’
1. Der Blindentypus Bloss auf Grund dieser äusseren Hilfsmittel könnte heute das Bildnis des Homer nicht mehr sicher bestimmt werden. Die Beschreibung der Zeuxipposstatue ist zu rhetorisch gefärbt und zu dehnbar, um feste Anhaltspunkte zu bieten; die Reliefs und Gemälde haben im Durchschnitt keinen typischen Wert oder dieserwert kann nur durch Rückschlüsse von typisch beglaubigten Bildnissen ermittelt werden; das einzige plastische Denkmal, das vielleicht unmittelbare Beweiskraft hätte, die Neapler Herme (a), ist verschollen; die Münzen endlich widersprechen sich gegenseitig, und keiner ihrer Typen deckt sich in überzeugender Weise mit einem vorhandenen Marmorkopf. Glücklicherweise hilft uns das Moment der überlieferten Blindheit über alle Zweifel hinweg und lässt uns das Bildnis des Dichters sicher und unwidersprochen in dem schönen milden Greisenkopf mit den eingesunkenen verkümmerten Augen und dem täniengeschmückten Haar erkennen, der noch in folgenden Exemplaren erhalten ist: 1. Herme im Capitol, Philos. Zimmer No. 46, auf ungebrochenem nacktem Bruchstück; daher nicht die im Pal. Caetani zu Rom gefundene, deren Kopf durch die Hacke des Maurers abgeschlagen wtirde (Bottari 1. p. 33) und die später nach Paris kam, sondern wahrsch’einlich die vierte der zu Bottari’s Zeit im Capitol befindlichen (neL nostro Museo ne sono quattro). Der Kopf gradaus gerichtet, die Schläfenlocken weniger ausladend als beim Pariser (No. 10) und die Stirn breiter, aber im Profil demselben sehr ähnlich. Die Zeichen des Greisenalters diskret angegeben. Die Augen blind, der Mund geschlossen, die Tänie hinten tief ins Haar einschneidend. Der Ausführung nach wohl die beste der drei capitolinischen Büsten- und, 1 Fiir die Namensaufschrift der Gemme bei Ursinus (Imag. p. 21 unten) haben wir so wenig Gewähr wie bei denen des Hesiod (p. 23) und des Plato (p. 53). B Dass E. Braun (Ruin. und Museen p. 175) No. 44 als die beste bezeichnet, beruht wohl auf einem Druckfehler.
DIE ERHALTENEN
EXEMPLARE
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wie es scheint, noch von griechischer Arbeit. Nur die Nase neu, und diese etwas zu gerade und zu spitz ergänzt. 2. Gewandbüste im Capi tol, ebenda No. 44 (abgeb. Bottari 1. 54).l Die Augen blind, der Kopf aufwärts gerichtet, aber die Büste neu; daher die Richtung nicht verbürgt. Die Arbeit ziemlich roh. 3. Schleierherme im Capitol, ebenda No. 45. Der Schleier ist aus mehreren Stücken zusammengesetzt, was für sein Altertum spricht; doch ist keines der Stücke mit Sicherheit zugehörig. Visconti nimmt ihn für alt und fasst ihn als Zeichen der Apotheose. 1 Der Vorderteil des Kopfes bildet ein besonderes Stück. Das Gesicht sehr schmal, die Tänie breiter als gewöhnlich, die Brauen stark zur Nasenwurzel herabgezogen, der Schnurrbart in fast schablonenhaftem Halbkreis den geöffneten Mund umgebend. Aber trotz dem Schleier und der breiten Binde geht der Kopf deutlich auf das gleiche Original zurück wie der vorige. Die Ausführung etwas besser. 4. Kopf einer Doppelherme, sog. Homer und Archilochos, in der Galleria geografica des Vaticans [abgeb. unten p. 28]?, gefunden in Villa Fonseca auf dem Monte Celio. Sehr verwaschen und geflickt. Die Augen blind. 5. Wo die kürzlich in Rom gefundene, aus vielen Bruchstücken zusammengesetzte Büste (abgeb. Bullet. comunale XXVI. 1898. Taf. 3. 4) aufgestellt ist, Weiss ich nicht.” 6. Kopf in Neapel, Corr. d. Meisterwerke, Gerb. No. 424, Inv. 6023, auf moderner Gewandbüste (abgeb. Tischbein Horn. nach Antiken, Taf. 1) J; aus der Sammlung Farnese. Die Augen halb von den Lidern bedeckt, mit tiefen Höhlen unter den Brauen. Nach vortrefflichem Vorbild, aber nachlässig ausgeführt. Wahrscheinlich iden: tisch mit dem schon bei Ach. Statius 1569 Taf. 28 abgebildeten Kopf des Cardinals von Carpi, der allerdings auf nackter Herme. Ab& ich wüsste nicht, welcher andere unter dem letzteren gemeint sein könnte.O 2 Visc. Icon. gr. 1. p. 60. 1 Righetti 1. 15; Christ Griech. Littgesch. Taf. 1. 3 Visc. Pio Clem. VI. 20; Icon. gr. 1. Taf. It. 5; Pistolesi VI. 99. 4 Vgl. Jahrb. d. Inst. XIV. Anz. p. 60. 6 BeIIori Itnag. 52; Gronov. Thes. 11. 18; Gargiulo Racc. 26 oder 43; Sybel Weltg. der Kunst p. 332. a Der ausserdem von Magnus Die ant. Büsten des Horn. p. 12 als in Neapel befindlich citierte Homer mit der Nummer 306 ist der tnutmassliche Sophokles im Saal d. Flora (s. Sophokles, farnes. Typus No. l), der aber weder klein noch unbedeutend ist noch als Stele bezeichnet werden kann.
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HOMER
7. Bronzekopf in Florenz, Mus. archeol. (Amelung Führer durch Florenz No. 272), auf Bruststück mit Gewandrand, etwas vorgebeugt. Die Blindheit nicht speziell angedeutet. Von geringer Arbeit und sehr beschädigt; im Meer bei Livorno gefunden.l 8. Kopf in Mantua No. 287 (Dütschke IV. 761; ganz schlecht abgeb. Labus 11. 14), auf einem Steinklotz, der durch Gips zu einer Gewandherme umgeformt ist. Wenig geöffnete Augen, schmale Kopfform. Sehr verwaschen. 9. Kopf in Veron a, Biblioteca capitolare, J bei Rom gefunden. ,,Am nächsten dem Neapler (No. 6) verwandtif. 10. Herme im Louvre, Saal der Pallas von Velletri, Descr. No. 528, Cat. somm. No. 440, früher im Capitol [abgeb. Taf. 11;” mit nacktem Bruststück. Sie wurde gefunden in Rom an der Strasse, die von S. Maria Maggiore nach dem Lateran führt, in die antike Gartenmauer des Pal. Caetani eingelassen.+’ Der Kopf gebrochen, aber zugehörig und wohlerhalten, leicht aufwärts gerichtet, mit schmaler Binde. B Die Augen sehr wenig geöffnet, unverkennbar als blind gebildet. Haar und Bart etwas weniger symmetrisch angelegt als gewöhnlich. Der Schnurrbart nur auf der rechten Seite über die Mundwinkel herabgehend und sich dort mit dem Bart verbindend; die Büschel des letzteren wie nach links geweht. 11. Büste in Madrid (Hübner No. 185), mit halbgeöffneten Augen, die aber nicht bestimmt als blind charakterisiert sind. In allem Wesentlichen der des brit. Museums (No. 12) ähnlich. 12. Herme mit nackter Brust im brit. Museum No. 117 [abgeb. Taf. 11. 21’; 1780 zu Bajae gefunden. Der Kopf gradaus gerichtet mit stark durchfurchtem Gesicht und reifartiger Tänie. Nur die Nasenspitze ergänzt. Auf der Brust die moderne Inschrift: Ille custodiet mihi spem. b 1 Der angebliche Homerkopf im Pal. Riccardi (Dütschke 11. No. lS7), hat mit dem vorliegenden Typus nichts gemein, weder Blindheit noch Tänie noch ausladendes Seitenhaar. 1 Thiersch Reisen in Italien 1.1). 95; Heydemann Drittes Halle’sches Winckelmannsprogramm 1879. p. 7. 3 Bott. 1. 55; Visc. lcon. gr. 1. 1. 2; Bouillon 11; Mus. Nap. 11. 66; Clarac pl. 1085; Baumeister Denkm. 1. p. 698. ’ Vgl. Bott. 1. 12.33 und Labus Mus. di Mant. 11. p. 101. 0 Die breite Binde in der Abbildung bei Visconti (Vorderansicht), die auch Baumeister wiedergiebt, beruht auf einem Zeichnungsfehler. ti Anc. Marbles of the brit. Mus. 11. ‘25. Vgl. Wolters Gipsabg. No. 1627.
DIE ERHALTENEN
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EXEMPLARE
13. Büste in Wilton House (Michaelis Anc. Marb. p. 680, No. 46), gering und sehr ergänzt. 14. Kleine Herme im Pantheon von Blundell Hall (Michaelis p. 362, No. 115; abgeb. Engrav. 64. 1). Ihr Altertum früher mit Unrecht von mir angezweifelt (bei Michaelis). 15. Büste in Sanssouci zu Potsdam [abgeb. Taf. 11. l]l; mit leichter Richtung nach oben und mit geöffnetem Mund. Von mildem Greisentypus; der Bart sehr zerklüftet. 16. Herme in Schwerin (Schlie Katal. der Gipsabg. No. 369; Phot. Arndt), 1868 bei Terracina gefunden, gut und wohlerhalten, nur die Hälfte der Nase ergänzt. Sehrähnlich dem Pariser Kopf No. 10. 17. Auch die ehemals im Besitz Rembrandts befindliche Büste, aufgeführt im Inventar von 1656, dargestellt auf einem Rembrandt’sehen Gemälde des Herrn Rud. Kann in Paris (publ. von Six in OudHolland 1897, Fig. 6. 7)‘, scheint unseren Typus wiederzugeben, ist aber der Abbildung nach nicht als Kopie oder Abguss einer der capitolinischen zu fassen, wie S. Reinach meint. Der Kopf sitzt auf einer hässlichen (modernen?) Gewandbüste mit runder Plinthe. Er diente als Vorlage für den von Rembrandt gemalten Homer im Besitz des Herrn Bredius, der gegenwärtig im König]. Museum vom Haag ausgestellt ist. Zweifelhaft: 18. Büste oder Statuenoberteil in Villa Albani, Kaffeehaus No. 721. Der grösste Teil des Gesichts neu. Haar und Bart nicht homerisch. 19. Kopf in den Uffizien zu Florenz, im Inschriftensaai eingemauert bei No. 282 (Dütschke 111. 392). Weder blind noch mit ausladendem Seitenhaar, die Stirn sehr hoch und ohne Runzeln, das Haupt von einem fast blätterlosen Epheukranz umwunden. Nicht ganz lebensgross, jetzt clipeusartig aus der Wand vorspringend. 20. Unterlebensgrosser Kopf der ehemaligen Sa m m 1u n g Schubart in München, jetzt durch Auktion in anderweitigen Privatbesitz nach Meran gekommen (abgeb. Jahrb. d. Inst. VI. Anz. 1891.S. 25 und 26; Gipsabg. in Berlin und München), von schmaler Form und stark durchfurcht, sonst dem vorigen nahe verwandt, ebenfalls mit
1 Krüger Antiqu. du roi de Prusse 1. 1; Arndt-Rruckmann Inst. XI. 1896. S. 161. Vgl. Wolters No. 1628. ? Römische Mitth. XIII. 1897. p. 65.
1. 2; Jahrbuch
des
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hoher, epheubekränzter Stirn, und ohne die starken Schläfenlocken, so dass die Ohren von vorn sichtbar. Namentlich Letzteres giebt dem Kopf etwas Unhomerisches.’ 21. Kopf eines bärtigen Dichters mit Binde über der kahlen Stirn, auf Hermenschaft, bei H e em s k e r k Röm. Skizzen Bd. 1.Der bei d’Escamps Collection Campana pl. 44 abgebildete sog. Homer, der meines Wissens weder in Paris noch in Petersburg, ist der Abbildung nach falsch benannt. Modern: Büste im Hof des Pal. Giraud zu Rom. Kopf im Pal. Doria zu Rom (abgeb. Magnus Die Büsten des Homer, Titelblatt), mit Epheukranz. Büste in Aranjuez, Casa del labrador (Hübner p. 163. 9*). Kopf in Blundell Hall, Gartenhaus (Michaelis S. 369. No. 168; ganz schlecht abgeb. Mon. Matth. 11. 9. 4), auf Gewandbüste. Kleines Alabasterbüstchen in Cambridge, Trinity College. Bronzekopf in Braunschweig (Riegel Führer durch d. Mus. 1887. S. 12. No. 257). Herme in Stockholm (Wieseler im Philologus 1868. p. 209), mit Namensaufschrift. Wenn Plinius” als Beispiel eines von der Phantasie geschaffenen Bildnisses gerade das des Homer hervorhebt und von den übrigen schweigt, so dürfen wir daraus entnehmen, dass schon im Altertum diese Schöpfung als eine in ihrer Art besonders geniale und zutreffende angesehen wurde. In der That steht sie auf der vollen Höhe der griechischen Idealbildungen. Der Erfinder hat der Überlieferung und der allgemeinen Vorstellung gemäss den Dichter als blind gewordenen Greis dargestellt. Das hohe Alter giebt sich namentlich in den Runzeln des Gesichts, den tief eingesunkenen Augen, den fleischlosen Wangen und der Beugung des Nackens kund, während allerdings keine übermässige
1 Die Ungleichkeit der Gesichtshälften erklärt Magnus in der o. a. Schrift p. 49ff. als Darstellung einer pathologischen Affektion (Lähmung des linken nervusfacialis). Der Verfertiger der Büste, meint er, habe wahrscheinlich einen blinden Greis, der diese Lähmung besessen, als Modell benützt, im Glauben, dass diese pathologische Erscheinung ein wesentlicher Bestandteil des Blindenausdrucks sei. ? Michaelis Jahrb. d. Inst. VI. 1891. p. 152. 64.V. ü Plinius H. Nat. XXXV. 2.
DER BLINDENTYI’US
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Kahlheit vorhanden und das Haar nur über der Stirn bis zur Höhe Die Blindheit, für die es genau des Scheitels gelichtet erscheint. genommen keinen plastischen Ausdruck giebt, ist durch die Verkümmerung der Augen angedeutet, teils durch die Kleinheit der Augäpfel und der Lidöffnung, teils durch den Schwund der Fettpolster unter den Brauen und die dadurch entstandenen, von der eingeschrumpften Haut bedeckten Höhlungen in den Augenwinkeln,l zugleich aber durch den leeren, nicht fixierenden, sondern ins Unbestimmte gerichteten Blick. Dazu kommt dann als Drittes, für den Ausdruck ganz besonders Massgebendes die leichte Hebung des Kopfes nach oben, welche zusammen mit den hoch nach auswärts emporgezogenen Brauen und dem etwas geöffneten Mund die Verzückung und Weltvergessenheit des der Gegenwart entrückten, weit zurück in die Vergangenheit schweifenden Dichters bezeichnet. Und zwar giebt sich diese Verzückung, wie richtig bemerkt worden ist (Arndt), als die des epischen Dichters zu erkennen, bei dem die persönliche Empfindung und Anteilnahme ganz hinter dem objektiven Schauen verschwindet. Der Ungleichheit im Zug der Brauen wird man kaum eine bestimmte psychologische Bedeutung zuschreiben dürfen.” Sie dient wie die der Runzeln mehr nur dazu, den senilen Charakter des Antlitzes zu verstärken. - Um den Kopf läuft jene schmale, manchmal reifartig gebildete Binde, durch die auch Anakreon, Sophokles und andere berühmte Männer des Altertums ausgezeichnet sind. Sie zieht über dem Nacken eine tiefe Furche ins Haar, während sie an den Seiten die Grenzlinie bildet zwischen dem dünn bewachsenen Scheitel und den reich vorquellenden Schläfenlocken; diese letzteren in ihrer Fülle ähnlich wie das Zeushaar ein Ausdruck der innewohnenden schöpferischen Kraft und zugleich plastisch von höchst lebendiger Wirkung. Nach unten ist das Gesicht durch einen in stramme Büschel gegliederten, etwas wirren und zerklüfteten, aber nicht langen Bart abgeschlossen, von dem die Unterlippe und der vordere Teil des Kinns frei bleiben. Die genannten Merkmale und Charakterzüge sind mit wenigen Ausnahmen sämtlichen Exemplaren gemein und dürfen daher als die
1 Der Schwund des Augenhöhlenfetts hat nach Magnus (Büsten des Homer p. 29) mit der Erblindung nichts zu thun, ,,giebt aber dem Gesicht einen eigentiimliehen Zug von Wehmut und Leiden, weshalb seine Hervorhebung ein wirksames Mittel für die plastische Darstellung des Blindenantlitzes”. B ,,Ausdruck angestrengten Denkens”. Arndt.
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HOMER
normalen und kanonischen angesehen werden. Wesentliche Verschiedenheiten kommen nur vor in Beziehung auf die Form der Nase, auf die Haltung des Kopfes und, wenn man will, auf die deutlichere oder undeutlichere Angabe der B1indheit.l Über die Form der Nase ist zwar schwer zu urteilen, da dieses Glied fast überall ergänzt ist. Grösstenteils erhalten ist sie an der Londoner Herme (12) und wenigstens noch im Ansatz an der Schleierherme des Capitols (3); beidemal deutlich, wenn auch mässig gebogen. Und da dies im Einklang mit der realistischen Behandlung und den überall gebrochenen Linien, so könnte man geneigt sein, es für das Ursprüngliche zu halten. Indes zeigt eines der besten Exemplare, das in Schwerin (16), ebenso deutlich den Ansatz (die Hälfte) einer geraden Nase, wie sie ähnlich und anscheinend richtig an denen in Paris (10) und im Capitol (1) ergänzt ist. Eine Erklärung dieser Verschiedenheit vermag ich nicht zu geben; ich kann sie bloss konstatieren. In der Haltung abweichend ist sodann die Herme des britischen Museums (12), deren Kopf nicht sowohl gehoben als vielmehr gesenkt ist. Zugleich entbehrt sie der spezifischen Andeutung der Blindheit und ist ihr Gesichtsausdruck durch übertriebene Betonung der Runzeln modifiziert. Doch kann deswegen nicht von einem besonderen Typus gesprochen werden.’ Sie geht deutlich auf das gemeinsame Original zurück. Die Modifikationen scheinen mehr auf Mangel an Verständnis und auf Streben nach Effekt als auf bewusster künstlerischer Charakterisierung zu beruhen, wie denn die genannte Herme dem Ideal des Dichters viel weniger gerecht wird als dieKöpfein Neapel(b), Potsdam(15), Paris(l0) undSchwerin(l6). An Stelle der poetischen Verzückung ist hier Unruhe und Erregtheit und etwas Wieverdrossenheit getreten,Züge,die etwa dem Archilochos
* Letztere fehlt bisweilen ganz, aber gewiss nur, weil es dem Kopisten so beliebte, und nicht immer da, wo es Magnus annimmt. Ich beuge mich natürlich vollkommen vor den Ausfiihrungen des Mediziners, soweit sie sich innerhalb der Schranken seiner Disziplin bewegen. Da es sich aber bei der Darstellung des Homer nicht um die objektive Konstatierung der Blindheit, sondern um den subjektiven Eindruck, den seine Augen auf den Betrachter hervorrufen, handelt, so wird es nicht als Überhebung taxiert werden, wenn ein Laie in der Beurteilung von dem Mediziner abweicht. So scheint mir z. B. bei den zwei capi tolinischen Hermen (1 u. 2) trotz der gegenteiligen Meinung von Magnus die Blindheit wirklich angedeutet. 2 Typus des abwärts blickenden Homer. Arndt.
VERSCHIEDENHEITEN
IM EINZELNEN
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oder Hipponax zukämen, die aber bei Homer im Gegenteil fast befremden. Auch bei den Hermen im Capitol (l), in Paris (10) und Schwerin (16), die wir in Beziehung auf dieNasenbildungzusammengestellt haben, ist der Kopf nicht aufwärts, sondern nur gradaus gerichtet. Aber hier wird der Mangel der Hebung durch die stärkere Beugung des Nackens einigermassen ersetzt, so dass die Wirkung im Grunde die gleiche. - In Beziehung auf die plastische Behandlung der Formen bildet die capitolinische(l)zu der des brit. Museums (12) gleichsam den entgegengesetzten Pol: Höchste Diskretion in der Wiedergabe der Gesichtsfalten, geringe Ausladung der Seitenlocken, milder und ruhiger Ausdruck. Die Mehrzahl der Exemplare halten zwischen beiden die Mitte. Die Runzelung der Gesichtshaut ist bei ihnen das natürliche Merkmal des Alters und der geistigen Konzentration, die Haare umrahmen in ehrwürdiger, aber nicht ungeordneter Fülle das schma,le Antlitz, und eine stille, in episches Schauen aufgelöste Begeisterung belebt die greisenhaften Züge. Ausser den genannten Modifikationen kommt einmal auch die Verhüllung des Hinterhauptes bei einem Hermenbildnis vor (im Capitol, 3) was mit Bezug auf die vielfach dem Dichter gespendeten göttlichen Ehren und die betreffende Darstellung des N eap 1er Silberbechers (d) als Zeichen der Vergötterung gefasst wird.l Wenn das gewöhnlich als Apotheose des Homer bezeichnete Relief des brit. Museums (c) ihn unerhüllt zeigt, so spricht dies nicht gegen jene Deutung, sondern höchstens gegen die Genauigkeit seiner eigenen Bezeichnung. Es stellt eben mehr die Ehrung und Verherrlichung des Dichters als den Akt der Apotheose dar. Allein es ist zweifelhaft, ob die Schleierherme des Capitols als solche ein antikes Werk. So viel ich sehe, besteht der ganze Schleier aus früher abgetrennten und nirgends sicher zugehörigen Teilen. Es kann daher sehr wohl der Fall sein, dass der Vorderteil des Kopfes erst bei seiner Überarbeitung in neuerer Zeit (etwa 17. Jahrhundert) mit dem ihm ursprünglich fremden Schleier verbunden worden ist. Jedenfalls ist das Motiv etwas nachträglich Hinzugekommenes, im besten Falle etwas Römisches, nicht der typische Ausdruck für die in den griechischen Städten aufgekommene Vergötterung. 1 Visconti Icon. gr. 1. p. 60. 2 Bei dem Kopfe an eine andere Person zu denken, etwa an Tiresias (mit Bezug auf das albanische Relief bei Winckelmann Mon. ined. 157, jetzt im Louvre) lässt die handgreifliche Übereinstimmung des Typus mit dem des Homer nicht zu.
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HC)~lEK
Die Beigabe des Epheukranzes findet sich nur an den zweifelhaften Köpfen in Florenz (19) und in Meran (20), was nicht gerade zu Gunsten ihrer Hornerbedeutung spricht. Dass der Epheu als Abzeichen der dionysischen Dichter gelten kann, ist nicht zu bestreiten. Bei epischen wird er wohl kaum nachzuweisen sein. Obgleich mindestens fünf Wiederholungen, im Capitol (l), im Vatican(4),im Louvre(lO), im britMuseum(l2),in Schwerin (16), von Anfang an als Hermen gearbeitet sind und andererseits keine sicheren Überreste von Statuen auf uns gekommen sind, ist doch aus der Beugung des Nackens und der Hebung des Kopfes mit Wahrscheinlichkeit zu schliessen, dass das Urbild eine Statue war und zwar eine sitzende. Die Reliefs, Gemälde und Münzen zeigen den Homer mit einer einzigen zweifelhaften Ausnahme (Homer zwischen Ilias und Odyssee im Louvre, unten p. 24) alle sitzend, die meisten freilich in einer Schriftrolle lesend, was sich mit dem Blindentypus nicht verträgt. Aber auf diesen kleinern Denkmälern musste die Charakterisierung der Blindheit von selbst wegfallen. Ob die Zeuxipposstatue stehend oder sitzend gebildet war, bleibt trotz der wortreichen und detaillierten Schilderung unklar. Wir erfahren bloss, dass sie beide Hände über einandergelegt auf einen Stab stützte, einem Sinnenden gleich: also ungefähr wie es bei aufrechter Stellung an einer zu Homer restaurierten herculanischen Statue in Neapel, Gerh. No. 332, Inv. 6126 (abgeb. Comparetti e de Petra La Villa Erc. XVIII. l)‘, der Fall ist.’ Doch konnte das gleiche Motiv ebensogut bei einer sitzenden Statue vorkommen; vgl. das unten (am Schluss des Abschnitts) erwähnte Relief in Lansdowne House. Das ~SXTO~ELO:.‘~,u.qpo; _ (Christod. 321) schliesst eine solche nicht aus. Im Allgemeinen müssen wir, auch abgesehen von der Analogie der Denkmäler, die sitzende Stellung als die passendere für den greisen Homer und demgemäss für die wahrscheinlichere des Urbildes unserer Hermen halten. Dass die Entstehungszeit nach Alexander fällt, geht aus der naturalistischen Darstellung des Greisenalters und der Blindheit mit Sicherheit hervor”. Aber innerhalb der Periode des Hellenismus wird 1 Gargiulo Racc. Tav. 26; Clarac pl. 846. - Der aufgesetzte Kopf ist meinen Notizen nach modern und eine freie Wiederholung des Homer-Sophokles, obgleich ich Zweifel an seinem Altertum sonst nirgends ausgesprochen finde, auch nicht bei Comparetti e De Petra. 8 Vgl. Helbig Campan. Wandgemälde p. 209; Rev. Archeol. 1894. p. 358f. Anders J. Six. in den Röm. Mitth. XlIl. 1897. p. 60f., der aus vermeintlichen Spuren
SONSTIGE
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HOMERTYPEN
man nicht zu weit hinabgehen dürfen, schwerlich bis zum Laokoon, an den ja der Kopf allerdings stilistisch erinnert. Aus allgemein kunst- und litterarhistorischen Gründen muss man vielmehr geneigt sein, ihn moglichst an den Anfang der Periode zu setzen. Denn so Treffliches und Glänzendes die griechische Plastik damals noch produzierte, so ist doch vom 3. Jahrhundert an deutlich eine Abnahme ihrer Schöpferkraft bemerkbar. Auch war das Bildnis Homers gewiss eines der ersten Dichterporträts, an dem sich die von Lysippos angeregte Kunstrichtung versuchte. Der Ort der Erfindung aber war höchst wahrscheinlich Alexandria, wo Kunst und Homerkultus gleichermassen eine Heimstätte gefunden hatten.l
2.
Sonstige Typen
Neben diesem sicheren und unangefochtenen Bildnis werden nun häufig noch ein paar weitere Typen auf Homer bezogen, über deren Berechtigung das Urteil schwankt, nämlich die früher oder anderweitig als Apollonios von Tyana, als Epimenides und als Hesiod oder Sophokles gedeuteten Köpfe: nach dem Schmuck der Tänie oder des Haarreifs sowie nach dem mehrfachen Vorkommen der Exemplare lauter Bildnisse hervorragender Persönlichkeiten, aber diese dem Stil nach nicht der hellenistischen, sondern der voralexandriniZeit angehörig. Der präsumptive Entwicklungsgang der Homerdarstellungen steht der Annahme keineswegs entgegen, dass es im Altertum verschiedene Porträttypen des Dichters gegeben habe. Die Statuen des Homer und Hesiod im Weihgeschenk des Mikythos, wenn auch viel-
von Stilisierung des Haares am Pariser (10) und Londoner Kopf (12) und mit Bezug auf die Greisendarstellung einer Euphroniosvase im brit. Museum (abgeb. a. a. 0. Fig. 4), auf ein älteres Vorbild (Dionysios von Argos) schliessen möchte. Ich habe keine Gelegenheit mehr gehabt, jene Spuren an den Originalen nachzuprüfen. Doch begreife ich nicht, was die Verfertiger der Büsten damit bezweckt haben sollten. Sie arbeiteten doch jedenfalls nicht nach einem archaischen Vorbild. Was hatte es also für einen Sinn, an Stellen, die nicht ins Auge fallen, Reminiscenzen an frühere Homerdarstellungen anzubringen. 3 Aus den Vasenbildern kann meines Erachtens absolut nichts geschlossen werden. 1 Vgl. Michaelis Über alexandrinische Kunst, in den Verhandlungen der Philologenversammlung zu Zürich 1888 p. 42f. Bemoulli,
Griech.
Ikonographie.
1. Teil
2
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HOMER
leicht noch nicht typisch durchgebildet und mehr nur durch Attribute und Beigaben oder durch Beziehungen als solche gekennzeichnet, beweisen, dass beide Persönlichkeiten schon am Anfang des 5. Jahrhunderts zum Vorwurf von plastischen Darstellungen gemacht wurden; und es ist völlig unglaublich, dass in der darauf folgenden künstlerischen und litterarischen Blüte nicht ähnliche und dann gewiss gelungenere Versuche stattfanden, welche zur vorläufigen Feststellung eines Typus führen mussten. Auch das Erzbild im Zeuxippos, dessen Haare zurückgenommen (~iao;iiriw x~o?~~;L~voc)auf dem Nacken ruhten, muss, wenn die Beschreibung des Christodor zuverlässig, im Typus von unseren Hermen verschieden gewesen sein. Aber es ist auch schwer zu glauben, dass der Urheber des alexandrinischen Homer sein Werk ganz auf neuer Grundlage geschaffen, ohne alle Berücksichtigung des bisher acceptierten Formencharakters, so dass wir es mit zwei unabhängig voneinander entstandenen, formell beziehungslosen Bildnissen oder Bildnisgruppen zu thun hätten. Die gestaltende Phantasie durfte, wenn sie etwas Glaubwürdiges hervorbringen wollte, nicht willkürlich verfahren. Sie musste sich an die Tradition und an die üblich gewordene Vorstellung halten. Nur dann konnte die neue Schöpfung auf Verständnis und Anerkennung rechnen. Wenn wir also, rückwärts schliessend, es für höchst wahrscheinlich halten, dass der Homer der Blütezeit in seinem allgemeinen Formencharakter eine gewisse Verwandtschaft mit dem späteren uns bis jetzt allein sicher bekannten alexandrinischen Typus hatte, so wird man doch vielleicht zwei sehr wesentliche Züge noch nicht dort suchen dürfen, den Ausdruck der Begeisterung und das Merkmal der Blindheit. Das Porträt des 5. und 4. Jahrhunderts, wie es uns in den erhaltenen Denkmälern vorliegt, beschränkt sich im Durchschnitt auf die Wiedergabe des Ethos. Momentane Stimmungen oder gar leidenschaftliche Erregungen treten kaum bei ihm zu Tage. Und was das Merkmal der Blindheit betrifft, so lässt sich die Existenz der bezüglichen Tradition allerdings schon für das 5. Jahrhundert nachweisen ‘; aber es lag nicht im Sinne der damaligen Kunst, auf dergleichen körperliche Gebrechen. Rücksicht zu nehmen oder gar sie zum Ausgangspunkte der Darstellung zu machen. Beides, das Moment der Begeisterung und das der Blindheit, scheint eben das Neue zu sein, was der alexandrinische Künstler in das Homerideal einführte, und ’ S. oben
11. 1. Anm.
2.
TYPEN DES ALTEN
SOPHOKLES,
was immerhin auch eine Umgestaltung men im Gefolge haben mochte.
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DES SOG. EI’I,1IISNIDES
und Modifizierung
der For-
Geht man mit diesen Voraussetzungen an die Beurteilung der oben erwähnten angeblichen Homerbildnisse, so dürfte zunächst nur eines davon wegen typischer Verwandtschaft in Betracht kommen, ab& gerade dasjenige, das wir jetzt aus äusseren Gründen ziemlich sicher ausscheiden müssen, der sog. Hesiod oder alte Sophokles [Taf. XIV]. Die Verwandtschaft zeigt sich in der Anlage und in der gleichen Länge des von einer Tänie umwundenen, bloss auf der Stirn etwas gelichteten Haares, in den frei darunter hervortretenden Ohren, im Zug der nach den Schläfen emporgewölbten Brauen, in dem mässig langen, allerdings hier in weichere Locken gegliederten Bart. Man könnte sich dieses bescheidene, aber nicht zu übersehende Mass von Ähnlichkeit, das auch längst die Hornerbenennung einer Anzahl von Exemplaren (Neapel, Vatican, V. Albani) 1 veranlasst hat, sehr gut durch die Annahme erklären, dass hier ein älterer Typus vorliege, wo der Dichter einfach als ein Weiser der Vorzeit charakterisiert war. Zu den 17-21 erhaltenen, resp. mir bekannten Hermen und Büsten des (blindenj Homer kämen auf diese Weise noch etwa ebenso viel weitere, so dass die Zahl auf einige 30 stiege, was bei der Stellung, die der Dichter im Leben und in der Litteratur des Altertums einnahm, immer noch keine auffallend grosse ist. Man müsste sich eher wundern, wenn es bei den 17 oben angeführten sein Bewenden hätte, während doch manche Dichter und Philosophen viel stärker vertreten sind. - Allein die ganze Kombination fällt dahin, weil gewichtige Gründe, darunter zwei Aufschriften mutmasslicher Repliken des Typus, den Beweis zu liefern scheinen, dass nicht Homer, sondern Sophokles dargestellt sei.” Der sog. Epimenides [Taf. VI] mit dem langen gescheitelten Stirnhaar, dem geraden Profil und dem schlichten, spitz zulaufenden Bart bietet ausser der Tänie, die hier viel höher über dem Ohr hinläuft, im Grunde keine Vergleichungspunkte mehr. Aber er zeigt die sonst bei Porträts nicht wieder vorkommende Eigentümlichkeit der geschlossenen Augenlider, welche neben Schlaf oder Tod, wie Einige * S. Typus des farnes. Sophokles No. 1, 3, 5. o S. Sophokles, farnesischer Typus. 2’
20
KOMER
meinen, vielleicht doch auch Blindheit ausdrücken könnten; wie denn Cedrenus der von ihm beschriebenen Homerstatue in der That gePatholoschlossene Augen giebt (”op -1J.CXTLX G~Jv~;J~;J.&z roh $‘h~y+o~v). gisch liesse sich diese Deutung insofern rechtfertigen, als ein Blinder, der mit dem Stab seinen Weg tastet, die erloschenen Augen unwillkürlich durch Schliessen der Lider beschützt; während gegen die Deutung der Herme auf einen Schlafenden eingewendet werden kann, dass beim Schlaf die Sehnen abgespannt werden und der Kopf auf die Schulter oder die Brust zu sinken pflegt, was hier nicht der Fall. Trotzdem glaube ich, muss man doch Bedenken tragen, in den geschlossenen Augen der Herme die Bezeichnung der Blindheit zu sehen. Eine so unbestimmte und irreführende Formensymbolik scheint mir nicht im Sinne der frei gewordenen griechischen Kunst zu liegen. Der antike Betrachter konnte so wenig wie wir erkennen, ob damit Schlaf oder Blindheit gemeint sei. Er musste im Gegenteil zunächst an Schlaf denken, und wird sich durch die Erwägung, dass nicht alle realen Konsequenzen des Schlafes dargestellt sind, in diesem Eindruck kaum haben stören lassen. Wer durfte bei einem ldealporträt des 4. Jahrhunderts dergleichen erwarten oder verlangen? Auf Blindheit konnte der Betrachter erst raten, wenn der Kopf durch andere Indizien (Namensaufschrift oder Ähnliches) als Homer bezeichnet war. Dann war aber die Symbolik der geschlossenen Augen im Grunde überflüssig. l - Was endlich die ~~J.~YKC G~JV~~J.~J.&VCX TOLV $1~ &OLV des Cedrenus betrifft, so können dieselben kein grosses Gewicht beanspruchen, da sie im Widerspruch stehen mit den XEVEOTS Z!J./J.XOLV des Christodor, dessen Zeugnis doch immerhin noch mehr Vertrauen verdient, als das des Cedrenus, der seine Schilderung der ZeuxipposStatue erst schrieb, als letztere schon zu Grunde gegangen war. Ziemlich irrelevant scheint mir, was Six neuerdings zu gunsten der Blindheit geltend macht,2 die Augen seien hier nicht in natürlicher Weise wie im Schlaf geschlossen, sondern sie seien krankhaft gebildet mit viel zu hoch liegendem Spalt. Denn dass dies eine Darstellungsform der Blindheit und eben diejenige, welche in der älteren Zeit üblich war, ist eine ganz unbegründete Behauptung.
1 Auch der von Babelon in der Gazette arch. X. 1885. pl. 1. publizierte Marmorkopf im Museum von Or 1ea n s (les paupiires baisseh et les yeux ferm&), der als das Ex-voto eines geheilten Blinden erklärt wird, ist gewiss nur ein Schlafender. Und ebenso der Jünglingskopf im Magazzino comunale zu Rom (hinten rechts). 2 Röm. Mitth. XIII. 1897. p. 65.
DER SOG. APOLLONIOS
VON T\IANA
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Ich bin daher nach wie vor der Meinung, dass die geschlossenen Augen unserer Herme nicht auf Blindheit und die Herme selber nicht auf Homer zu deuten sei.l Am wenigsten formenverwandt von den dreien ist der sog. Apollonios von Tyana [Taf. Ul], den Visconti zu einem Homer umtaufte und dem blinden als gleichberechtigt an die Seite stellte.’ Es ist, wenn man die beiden besten und übereinstimmendsten Exemplare im Capitol (Hesiod. 1) und in Neapel (Hesiod. 3) zu Grunde legt, ein ehrwürdiger Greisenkopf mit noch vollem Stirn- und langem Nackenhaar, um welches statt der Tänie ein wulstiger Reif gelegt ist. Seitwärts (wenigstens links) quillt eine grössere Locke über den Reif. Die vordern Bartsträhne laufen von den Mundwinkeln in zwei symmetrischen Bogen- oder Schlangenlinien unter dem Kinn zusammen, um sich in ihren Spitzen wieder zu trennen. Man mag dieses Bildnis betrachten, von welcher Seite man will, nirgends treten uns Berührungspunkte mit dem Typus des blinden Homer entgegen. Was hier zu der Deutung veranlasst hat, ist denn auch nicht der aus der Physiognomie sprechende Charakter, sondern die angebliche Ähnlichkeit mit dem Homerkopf der Amastrismünzen und nebenbei mit der Statue des Christodor. Indes sind die Münzen wegen ihrer wechselnden Typen bekanntlich ein schlechtes Kriterium für Porträtbestimmungen. Die einen gleichen und die andern gleichen nicht, und man ist niemals sicher, ob die Ähnlichkeit nicht zufällig. Die Zeuxipposstatue aber mag immerhin das lange Nackenhaar mit diesem Typus gemein haben. Durch Anderes wie die kahle Stirn, die vorspringenden Brauen, den nach unten breiter werdenden Bart, unterscheidet sie sich wieder deutlich von ihm, so dass es reine Willkür, sich auf sie zu berufen. Ohne daher zu behaupten, dass die Apollonioshermen unmöglich Homer darstellen können, müssen wir doch die geltend gemachten Empfehlungsgründe für diese Deutung als überaus schwach und hinfällig und die Deutung selbst, da sie auch nicht durch die mindeste typische Verwandtschaft unterstützt wird, als unwahrscheinlich bezeichnen. 8 Eventuell wäre es eine dem alexan-
1 Vgl. Jahrb. d. Inst. XI. p. 169f. Ähnlich Helbig (Fiihrer 12. No. 283) und Brunn (Münchener Sitzungsberichte 1892. p. 669) gegeniiber Winter (Jahrb. d. Inst. V. 1890. p. 164). ” Vgl. den Abschnitt über Hesiod, wo die Repliken aufgezählt sind (p. 26. Anm. 4). 3 Vgl. Jahrb. XI. 1896. p. 165.
drinischen Homer vorangegangene Schöpfung, etwa von einem Künstler der zweiten attischen Schule, wo sich am ehesten Analogieen zu der malerisch arrangierten Anlage des Haares finden möchten. Völlig ausserhalb des Kreises der bisher besprochenen Typen steht das kleine, nur 5 cm hohe Terracottaköpfchen von Smyrna, jetzt im Louvre (vergrössert abgeb. in den Melanges Weil 1898, 1). 409), welches S. Reinach für eine Darstellung des blinden Homer in Anspruch nimmt. Es weicht von allen vorigen schon darin ab, dass die Haare (oder die Stelle derselben) mit einem Tuch bedeckt sind, welches von einer Binde umwunden zu beiden Seiten steif und ausladend über die Ohren fällt. Die halbgeschlossenen Augen und die zusammengezogenen Brauen geben ihm, wenn man will, das Ansehen eines Blinden, was zusammen mit dem Fundort Smyrna die Deutung veyanlasst hat. Allein das bei Homer sonst ganz unbekannte und unmotivierte Kopftuch und der Mangel an irgend welchen Spuren eines solchen Typus in der monumentalen Kunst lassen die Deutung höchst prekär erscheinen. Das Ergebnis wäre also das, dass zwar im Altertum sehr wahrscheinlich verschiedene Typen des Homer existiert haben, dass sich aber mit Sicherheit nur noch einer aus verhältnismässig später, jedenfalls nicht voralexandrinischer Zeit nachweisen lässt, derjenige, wo er als blinder Sänger charakterisiert ist. Was für andere Darstellungsversuche daneben gemacht wurden oder früher gemacht worden waren, ob solche mit sehenden oder mit blinden Augen, und ob einer oder einige davon mit Erfolg gekrönt waren, und sich vielleicht unerkannt noch unter unseren Denkmälern vorfinden, entzieht sich bis jetzt unserer Kenntnis. Der sog. Epimenides und der sog. Apollonios dürften schwerlich dazu gehören.
Von den durch Beischriften oder allegorische Beigaben beglaubigten Homerdarstellungen auf den Reliefs, Gemälden und Münzen (S. oben p. 4 ff.) erweist sich keine als direkt abhängig weder vom Blindentypus noch überhaupt von einem uns bekannten plastischen Vorbild. Sie sind zum Teil offenbar willkürlich behandelt, meist ohne den geringsten Anklang an die besprochenen Hermen und ohne gegenseitige Verwandtschaft untereinander. Das eine Mal Homer zeusartig, mit majestätischem Lockenkranz und krausem Bart
RELIEFS UND GEMÄLDE
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(Relief des Archelaos im bri t. Museum. c), das andere Mal mit verhülltem Hinterhaupt (Silberbecher von Herculaneum in Neapel. d), wieder ein anderes Mal mit um die Stirn flatterndem, ungepflegtem und bis auf die Schultern hängendem Haar (Wandgemälde von Pompeji. f). Nur die sitzende Figur auf der Berliner Kalksteinplatte [Abb. l] bietet im Charakter von Haar und Bart und in der ausge-sprochenen Greisenhaftigkeit Berührungspunkte mit dem Blindentypus, die vielleicht auf ein Abhängigkeitsverhältnis schliessen lassen, obwohl sie ohne die Inschriften kaum hinreichten, die Deutung sicher zu stellen. Fast noch eher könnte man bei einer Relieffigur der ehemal. SammlungBeugnot,jetzt im Cabinet des medailles zu Paris, Chab. No.3308 (publ. von Ch. Lenormant in den Annal. d. Instit. 1841, Tav. L. p. 310),’ welche sonst nicht als Homer beglaubigt ist, eine typische Verwandtschaft erkennen und sie dem entsprechend deuten: Ein sitzender Greis mit nackter Brust, den Mantel über die Schultern und um die Beine geschlagen, mit beiden Händen eine geöffnete Rolle haltend. Das Haar ist von einem schmalen Reif umgeben und fällt in einem starken Büschel vor den Ohren herab. Die Stirn hoch, aber nicht kahl, die Nase gerade, der Bart kurz und gelockt. Die hohlen, einst eingesetzten Augen und die geöffnete Schriftrolle, die einen Sehenden voraussetzen, würden an sich noch nicht gegen Homer sprechen, da die Reliefs und Münzen ihn fast durchgängig so zeigen. Indes ist nicht zu leugnen, dass der Typus im Allgemeinen ungefähr in gleichem Masse wie mit Homer auch mit dem farnesischen Typus des Sophokles (s. d.), für den ihn Lenormant erklärt, verwandt ist, so dass eine diesbezügliche Entscheidung fast nicht möglich. Vollends prekär sind die Deutungen einiger Litteraten- oder Dichterfiguren auf Wandgemälden und Sarkophagen, bei denen man des Gegenstandes halber an Homer gedacht hat, wenn auch der Typus in keiner Weise darauf hindeutet, ja gar damit im Widerspruch steht. So fassen Avellino, Comparetti u. A. den sitzenden lorbeerbekränzten Dichter auf den pompejanischen Bildern bei Helbig Wandgemälde Campan. No. 1378. 1378 b. 1379 (das eine abgeb. im Atlas, Taf. XVIII. 2) als Homer der Kalliope oder zwei Musen gegenüber.? Helbig denkt wohl richtiger an einen musikalischen Wettstreit nicht näher zu bezeichnender Persönlichkeiten. 1 Und danach bei Jahn Bilderchroniken Taf. 11. 4. e Vgl. Comparetti La Villa Ercol. p. 36. Anm. 5.
24
HOMER
Ebenso unbestimmbar die sitzende bärtige Figur auf dem chigisehen Musensarkophag dervilla Cetinale bei Si en a (publ. von Petersen in den röm. Mitth. 1893. Taf. 11. 111, vgl. p. 66), unter welche eine moderne Hand den Vers geschrieben : Non Parnasum sed Cetinalem adamavit Homerus. Die ähnliche, etwas jüngere auf der Schmalseite des ehemals capitolinischen Musensarkophags im Louvre, Descr. 307, Cat. somm. No. 475 (abgeb. Bouillon 1. 79)l, mit entblösstem Oberleib und noch vollem Haar, einer stehenden weiblichen Figur gegenüber, welche durch das Scepter als göttliches Wesen, durch die Rolle als Klio oder Kalliope charakterisiert ist. Unter der männlichen ist nach dem demonstrierenden Gestus der vorgestreckten Rechten wohl eher ein Philosoph als ein Dichter gemeint, wie ja auch das Gegenstück Sokrates ein Philosoph. Die stehende Mantelfigur mit der Rolle auf der Schmalseite eines anderen Sarkophags ebenda, Descr. 776 (abgeb. Bouillon 111, basreliefs pl. 24)?, angeblich Homer zwischen Ilias und Odyssee, von denen die letztere durch die Prora charakterisiert sein soll. Von Welcker auf Homer gedeutet, aber wahrscheinlich nur das Sepulcralmonument eines Dichters, das grosse Marmorrelief in Lansdown e H ouse (Michaelis Anc. Marbl. p. 437, No. 2; abgeb. Welcker A. D. 11.Taf. 11)“: Ein sitzender bärtiger Mann, der den linken Ellenb.ogen auf einen mit der Rechten gehaltenen Knotenstock stützt. Vor ihm ein Baum mit Vogelnest und Schlange, was mit Ilias 11. 312 in Verbindung gebracht wird: Homer über das Wahrzeichen von Amis, d. h. über den Verlauf des trojanischen Krieges nachsinnend. Der Kopf ist alt, aber nicht zugehörig, sondern der eines Hades.4 Auch das von R. Rochette und Welcker als ,,Homer und Penelopeil publizierte veroneser Relief (abgeb. Welcker A. D. 11. Taf. XI, 18, vgl. p. 217) ist ohne allen Zweifel sepulcraler Natur.j
1 Clar. pl. 205. 45; Jahn Bilderchroniken Tf. 11. 5. Vgl. Fröhner, Not. de la sc. ant. 1. No. 378, wo die übrige Litteratur. 2 Clarac. pl. 226, 253. 3 Jahn Bilderchroniken 111. 1. ’ Vgl. Michaelis bei Jahn a. a. 0. p. 127. ” S. Conze in d. Arch. Ztg. 1867. Anz. p. 102.
HESIOD.
EINSTIGE
DENKMÄLER
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Hesiod Hesiod von Askra in Böotien lebte, wie gewöhnlich angenommen wird, etwa ein Jahrhundert später als Homer. Er trat in seiner Heimat als epischer Dichter auf und scheint niemals weit über die Grenzen derselben hinausgekommen zu sein. Als er in hohem Alter, wahrscheinlich im Lande der Lokrer, starb, wurden seine Gebeine nach Orchomenos gebracht, wo ihm auf dem Markt ein öffentliches Denkmal errichtet wurde. Die älteste überlieferte Darstellung seiner Person ist wie bei Homer die des Dionysios von Argos im Weihgeschenk des Rheginers Mikythos für Olympia (c. 470 v. Chr.). Beide Dichter waren, wie es scheint, nebeneinander aufgestellt in unterlebensgrossem Massstab. l si Von späteren kennen wir: Die sitzende Statue mit der Kithara im Museion auf dem Helikon” und Eine eherne Bildsäule auf dem Markt von Thespiae.s Eine ebensolche im Zeuxippos zu Constantinopel, wo er singend dargestellt war. 4 Im 16. Jahrhundert existierte im Pal. Valle Capranica zu Rom noch ein kopfloser Hermenschaft mit der Aufschrift HIEIOAOZ AIOY AEKPAIOZ (abgeb. Fulv. Ursinus Imag. 23)5, der später mit der ganzen Sammlung in mediceischen Besitz überging” und seitdem verschollen ist. Der am gleichen Ort abgebildete Gemmenkopf mit der Beischrift HCIOAOC,nach welchem auch eine Büste des Urs i n u s (abgeb. Imag. a. a. 0.) und ein angeblich ursinischer Reliefkopf (abgeb. 1 Paus. V. 26. 2, vgl. 5 u’nd 6. - E. Braun Ruin. u. Mus. Roms p. 244 spricht von einer berühmten Statue des Hesiod, die zu Delphi stand. Wohl eine Verwechslung mit der obigen? g Paus. IX. 30. 3. ü Paus. IX. 27. 5. * Christod. Ecphr. v. 38 ff.: ‘IldOhOj c:“.h.~“o: ip&L U&ro Iahm!; +&‘“o;, pdJ.tv OB ß!X Zeitsehr. f. Num. IX. Taf. IV. 10. Nach einem anderen bei Torremuzza num. Taf. 90, 13; Visc. Ic. gr. 1. Taf. 111. 7; Baumeister Denkm. 111.p. 1711. 6 Cicero Verr. 11. 35. 87.
Sic.
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ALKAEOS
Eine Erzstatue des Stesichoros in Co n st a n t i n op e 1 beschreibt Christodor Ecphr. 125 ff. ohne nähere, das Motiv betreffende Angaben. Erhalten ist noch ein Hermenfragment im Vati tan mit der Aufschrift Z]qui~op[o~ F,U]it‘h~iSo[UI]l,~~px~o[s. l
Al kaeos
’
[ Miinztaf. 1. 131
Alkaeos, der patriotische Liederdichter von Lesbos und der Vorkämpfer des Adels gegen die Tyrannis des Pittakos, blühte um 595. Er war von heftiger Gemütsart, voll Leidenschaft und Sinnlichkeit, zeitweise für seine Landsmännin Sappho entflammt, die ihn spröde zurückwies. ‘2 Ein Münchener Vasen bi 1d (abgeb. Welcker A. D. 11. Taf. XII. 21)3 stellt das lesbische Dichterpaar mit Beischrift der Namen vereinigt dar: Alkaeos mit langem Spitzbart, das Haar von einer Binde umwunden, gesenkten Hauptes vor Sappho stehend. Von Welcker auf den Liebesantrag des Alkaeos gedeutet. In der Kaiserzeit wurde sein Bildnis wahrscheinlich nach freier Erfindung als Revers des Pittakoskopfes auf eine Bronzemünze von Mytilene geprägt [abgeb. Münztaf. 1. 1314: Ein bärtiger, etwas aufwärts gerichteter Kopf nach links, in welchem man die leidenschaftliche, herausfordernde Heftigkeit des Dichters im Gegensatz zu der ruhigen Würde und weisen Besonnenheit des Pittakos erkennen will.” Das einzige erhaltene Exemplar, einst im Besitze des Fulvius Ursinus, ist nach mannigfachen Wanderungen (Sammlung Gotofredi in Rom, Königin Christine von Schweden, Prinzessin Odescalchi, Pius VI.) in das Cabinet des medailles nach Paris gekommen. Eckhel hatte seine Echtheit mit Unrecht bezweifelt. Nach dieser Münze, meinte Visconti, könne etwa die Pariser Herme in der Salle du sarcoph. d’Adonis, Descr. 678 (abgeb. Bouillon * Kaibei No. 1213. ? Aristot. Rhet. 1. 9. p. 1367. 3 Baumeister 111, p. 1543. Vgl. Jahn Darst. griechischer Dichter auf Vasenbildern p. 706 ff. 4 Faber imag. 3; Visc. Icon. gr. 1. Tf. 3. 2 und 3; Imhoof Porträtköpfe Tf. VIII. 28; Bürchner in der Zeitsehr. f. Num. IX. Tf. IV. 3. r>Jahn Darst. gr. Dichter p. 724. Anm. 70; Biirchner a. a. 0. p. 113.
ANGEHL.
ALKAEOSHILDNISSE.
SAPPHO
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111 bustes pl. 4)l, die seitdem diesen Namen trägt, Alkaeos genannt werden. Es war schon der Grundlage wegen eine prekäre Deutung. Aber der Kopf zeigt auch keineswegs die charakteristischen Merkmale der Münze: die kurze Stirn, die eher dicke Nase, den runden Contour des Bartes. E. Braun wollte des Motivs wegen den nackten borghesischen Lyraspieler (jetzt Anakreon) in Ny Carlsberg zu Ko p e n h agen auf ihn beziehen, wobei er, wie sich herausgestellt hat, vom Richtigen nicht so gar weit entfernt war. Sollte er sich nur in der Alternative geirrt haben, indem statt des stehenden der sitzende ebenda (abgeb. Brunn-Bruckmann Denkm. 477) dafürgenommen werden muss, dessen starke, fast herausfordernde Bewegung die Leidenschaftlichkeit des Alkaeos so treffend charakterisieren würde? Aber die Statue ist nachalexandrinisch und scheint auf kein frühes Original zurückzugehen. Wir werden es bei ihr wohl eher mit einem dem Künstler gleichzeitigen hellenistischen Dichter zu thun haben.’
Sappho’ [ Miinztaf. 1. 16. 201
Sappho von Mytilene oder von Eresos auf Lesbos, die beriihmteste lyrische Dichterin der Griechen, die Zeitgenossin des Alkaeos und Pittakos (Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr.), gehörte den aristokratischen Kreisen an und war mit einem wohlhabenden Edelmann verheiratet. Die politischen Wirren zwangen sie wie den Alkaeos zur Auswanderung nach Sicilien. Doch kehrte sie, nachdem Pittakos das Gemeinwesen geordnet, wieder nach ihrer Heimat zurück, und scheint erst in höherem Alter ihr Leben beschlossen zu haben. - Ein paar gelegentliche Notizen über ihr Äusseres sind ohne Beglaubigung und schon deswegen wertlos, weil sie sich gegenseitig widersprechen. Einerseits rühmende Epitheta wie ,,die veilchenlockige, süsslächelndell ’ Clarac. pl. 1070; Weisser Bilderatlas 20. 16. B Über die 1881 zu Pergamon gefundene Irrschriftbasis eines Bildnisses des Alkaeos vgl. Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 111.IJ. 87. 3 Li tteratur: Welcker Alkaeos und Sappho, A. D. 11. p. 225; Jahn Über Darstellungen griech. Dichter auf Vasenbildern p. 717; Stark Arch. Zeitg. 1870. p. 67; Bötticher ibid. 1871. p. 83; Winter Jahrb. d. Inst. V. p. 151; Furtwängler Meister-w. p. 98 ff.; Biirchner Zeitsehr. f. Num. IX. p. 113; Arndt Gr. LI. röm. Portr. 147 ff.
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SAPPHO
(Alkaeos bei Aristoteles), ,,die schöne Sappholi (Plato), ,,die männliche Sapphoil (Horaz).l Andererseits der Vers des Ovid in der allerdings bestrittenen Epistel Sappho-Phaoni v. 31 ff. : Si mihi diffciiis formam natura negavit, ingenio formae damna reprendo meae, und die Behauptung des Maximus Tyrius, sie sei klein und schwärzlich gewesen.’ Ihre Person wurde, wie uns die erhaltenen Vasen zeigen, schon im Anfang des 5. Jahrhunderts zum Gegenstand von künstlerischen Darstellungen gemacht, wobei freilich das Ikonische noch nicht in Betracht kam. Aber auch bei den wohl bald nachfolgenden Statuen konnte es sich nicht um ein treues Bildnis, sondern nur um einen frei erfundenen Typus handeln. Das älteste überlieferte plastische Denkmal ist die Erzstatue des Si lan i on im Rathaus von Syracus (gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts),g hoch gepriesen von Cicero wegen seiner vollendeten Ausführung, ,und wohl mit Recht, da Verres sein Augemnerk darauf gerichtet hatte und sie in seine Wohnung entführte.4 - Eine andere Statue befand sich in P erg am o n, beschrieben mit einem Epigramm des Antipater. .j. Eine sitzende im Zeuxippos zu Constantinopel erwähnt Christoder.” Eine malerische Darstellung der Sappho von Leo n, einem Künstler der Diadochenzeit,’ ist möglicherweise identisch mit dem von Darnocharis (unter Justinian) beschriebenen Bild in der Anthologie.” Auf ein ikonisches Denkmal in Mytilen e weisen die Münzen dieser Stadt mit Darstellung der Sappho in ganzer Figur (s. unten.)
Beglaubigte Darstellungen Die bei Bellori (Imag. 63)D aus den Scheden des Pirro Ligorio abgebildete Inschriftherme (ZAll@R EPEZIA) Io mit dem zweimal von einer Binde umwundenen Haar und den dicken Schultersträngen
1 Hor. Epist. 1. 19. 28. 3 Max. Tyr. Or. 24. 7: pp&/ &rav zz? I+WWL * Über d. Zeit des Silanion s. Michaelis in der Festgabe für Curtius 1884. p. 107. I Cie. in Verr. IV. 57. 125. 8 C. 1. Gr. 3555. 6 Ecphr. 69- 71. ‘i Plin. 35. 141. B Anthol. Palst. ed. Dübner. XVI. 310. Vgl. Jahn a. a. 0. p. 720. 9 Und danach bei Gronov Thes. 11. 34. Io Kaibel Inscr. falsae 253.
AUF VASENBILDERN
UND RELIEFS
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scheint nicht mehr zu existieren; es müsste denn die die gleiche lnSchrift tragende im Conservatorenpalast zu Rom sein (Besehr. d. St. Rom Ill. 1. p. 123), mit der aber allerdings die Abbildung wenig stimmt. Die letztere hat das Stirnhaar in drei Reihen altertümlicher Löckchen geordnet, ähnlich wie die zwei Hermen im PhilosophenZimmer des Cap i t o 1s No. 11 und 12, die ebenfalls früher untei diesem Namen gierigen.’ An Echtheit ist bei der Inschrift der Herme des Conservatorenpalastes nicht zu denken. Gegenständlich beglaubigte Sapphobilder sind uns nur auf Vasen und Münzen erhalten, denen sich einige vermutungsweise auf sie gedeutete Reliefs und event. ein paar Gemmen anschliessen. Wir schicken eine Übersicht derselben voraus, ohne speziell auf ihre Darstellungsweise einzugehen, ausser soweit es zur Bestimmung des Sapphotypus notwendig erscheint. A. Vasenbilder
und Reliefs”
a. Vase der Sammlung D zi a 1i ns k y in Paris (abgeb. Comparetti Tav. Ill. 1): Sappho mit der Lyra einherschreitend, mit beigeschriebenem Namen; das Haar zweimal von einer Binde umwunden, über der Stirn vorquellend, hinten sackartig auf den Nacken fallend. Aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts. b. Vase von Agrigent in M ü n c h e n, schon bei Alkaeos erwähnt (abgeb. Comp. Tav. IV. 1)“: Sappho und Alkaeos stehend mit beigeschriebenen Namen, erstere mit diademartiger Binde; beide mit Lyra und Plektron in den Händen. Etwas jünger als die vorige. c. Vase der Sammlung Mi d d 1et o n in Paris (abgeb. Comp. Tav. Ill. 2)“: Sappho sitzend, wiederum mit Beischrift, von Eros bekränzt; das Haar zweimal von einer schmalen Binde umwunden, hinten ein Knauf. Mitte des 4. Jahrhunderts. d. Vase in B er 1i n (abgeb. Compar. Tav. V).5, von bestrittener Deutung. Michaelis bezieht die Beischrift EAO auf die oben sitzende Figur mit dem Eros, Comparetti wohl richtiger auf die an ihren
1 Vgl. Bottari 1. 58 und 60. B Vgl. Jahn a. a. 0. Taf. l--4; Comparetti Saffo nelle rappresent. vascol. im Museo ital. di ant. class. 11. 1886, mit 4 Tafeln. 3 Welcker A. D. 11. Taf. 12. 21; Jahn Taf. 1. 4; Baumeister 111. p. 1543. 4 Jahn Taf. 1. 1. 5 Michaelis Thamyris und Sappho. Lpz. 1865.
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< SAPPHO
Schoss lehnende, welche mit der Rechten das Viigilein lockt. Dem Stil nach wieder etwas später als die vorige. e. Hydria in Athen (abgeb. Camp. Tav. VI): Sappho sitzend, gefeiert von drei Frauen; mit Binde ums Haar. f. Attische Hydria (wo?), beschrieben von Mylonas im Buh. de corr. hell. IV. 1880, p. 373 f.: Sappho sitzend mit der Lyra. Überall trägt Sappho das Haar unverhüllt oder nur mit einer Binde umwunden. Aber etwas speziell Typisches lässt sich in den Darstellungen nicht erkennen. Zweifelhaft: g. Ein Terracottarelief strengen Stils im bri t. Museum (abgeb. Welcker A. D. 11. Taf. 12. 20) l: Sitzende Leierspielerin, das Haar um die Stirn in kurze Locken geordnet, hinten gerollt, im Gespräch mit einer vor ihr stehenden Mantelfigur: wieder als Liebesantrag des Alkaeos gedeutet. ,,Irgend ein ausreichendes Kennzeichen, dass in dem Relief Sappho und Alkaeos dargestellt seien, möchte sich schwerlich anführen lassen’l (Kekule). h. Römisches Terracottarelief aus Steinhäuser’schem Besitz in Rom (abgeb. Welcker, Annal. 1858. Tav. B)“: Eine Frau mit Leier, in Liebesschmerz aufgelöst, das Haar, wie es scheint, in ein Kopftuch gehüllt, der Oberieib nackt: ,,Sappho das Lied an Aphrodite singendll (?) Welcker. i. Bronzerelief im bri t. Museum (Guide to the bronze room 1871. p. 36. 7): kleine liegende Figur mit der Leier. B. Münzen
und geschnittene
Steine
Zwei Städte von Lesbos, Mytilene und Eresos haben ihre berühmte Landsmännin auf den Münzen verewigt, wie dies für Mytilene schon Pollux” bezeugt; und zwar prägten sie teils die ganze Figur, teils bloss den Kopf.4 k. Die Darstellungen in ganzer Figur zeigen sie meist sitzend und leierspielend [Münzen von Mytilene, abgeb. Münztaf. 1. 20]“, 1 Jahn Taf. 11. 2; Overb. Plast. 1”. p. 162; vgl. KekuE Akad. Kunstmus. 1872. p. 4. 12. 1 Jahn Taf. 11. 1. 7,; vo,uioi*arr &qapd~avro. 3 Pall. Onom. IX. 84 RIur~hrp&o~ @v XCr%? * Vgl. Wroth Cat. of the gr. coins in the br. Mus., Troas etc. p. LXX ff.; Bürchner Zeitsehr. f. Num. IX. Tf. IV. 4-9. p. 113ff. 5 Visc. Icon. gr. I. Tf. 37. 3; Wroth Cat. pl. 39. 6. 8; Zeitsehr. f. Num. IX. Tf. IV. 8.
AUF I.IGNZEN
63
manchmal auch nur die Leier haltend (Münze von Eresos, abgeb. Zeitsehr. f. Num. a. a. 0. IV. 9), seltener stehend, mit beiden Händen die auf eine Säule gestellte Lyra haltend (M. von Mytilene in Wien, Zeitsehr. f. Num. a. a. 0. p. 116). Sie datieren alle aus der späteren Kaiserzeit. 1. Von den Münzen mit dem blossen Kopf stellen nur diejenigen sicher Sappho dar, welche die Namensbeischrift haben (‘i-‘a~cpo~ oder G~rqw). Sie gehören ebenfalls der Kaiserzeit an und differieren stark von einander, so dass man sie nicht auf einen einheitlichen Typus zurückführen kann. - Auf der Pariser Münze von Mytilene z. B. [abgeb. Münztaf. 1. No. 161 It wie auf einer des brit. Museums 2, sind die Haare am Wirbel oder Hinterhaupt in ein flaches, nicht vorstehendes Nest geordnet, welches von einer Haube bedeckt zu sein scheint; man könnte auch meinen, sie seien in parallel laufenden Flechten um, den Hinterkopf gelegt.” Auf einem Imhoof’schen Abdruck [Münztaf. 1. 171, ungewiss ob von Eresos oder von Mytilene, sind die Haare um die Stirn zu einem besondern Wulst abgetrennt, hinten in eine Sphendone gefasst, unter der noch ein kleiner Nackenknauf sichtbar. Auf der von Eresos endlich [abgeb. Münztaf. 1. 19]*, die unter Commodus geschlagen, wo auch Pollux lebte, sind sie nach hinten frei in einen Knoten geknüpft. ~ Alle, ausser der letzteren, haben als Revers das dichterische Symbol der Schildkrötenlyra. m. Daneben giebt es nun auch Frauenköpfe auf älteren lesbischen Münzen ohne Beischrift, bloss mit dem Revers der Schildkrötenlyra, und einige Numismatiker glauben diese ebenfalls auf Sappho beziehen zu dürfen. - So die kleine Elektronmünze von Lesbos (abgeb. Zeitsehr. für Num. a. a. 0. No. 4)” aus der Zeit der Kunstblüte, und die etwas grösseren und späteren Bronzemünzen von Mytilene [abgeb. Münztaf. 1. 18113 aus der Zeit Alexanders oder der ersten Diadochen. Beide zeigen einen Kopf von schönen Formen, an dem die Haare fast vollständig unter einer Haube verhüllt sind, wie dies wohl auch bei dem sichern Sapphokopf der Kaiserzeit auf Münztaf. 1. No. 16 der Fall. 1 Jahn a. a. 0. Taf. VIII. 1. J Bei Wroth Cat. pl. 39. 10. 8 Die ausserdem nach Sestini bei Jahn Taf. VIII. 2 abgebildete Münze mit der Beischrift 3&pu; ist nicht sicher echt. Vgl. Bürchner a. a. 0. p. 115. * Jahn a. a. 0. VIII. 5; Zeitsehr. f. Num. a. a. 0. No. 7. r> Wroth Cat. pl. 33. 5 7. G Wroth Cat. pl. 38. 4 --7; Arch. Ztg. 1871. Tf. 50; Zeitsehr. f. Num. No. 5, 6; Jahrbuch d. Inst. V. Tf. 3.
64
SAPPHO
Man sollte allerdings meinen, dass der Prägeort Mytilene, die Schildkrötenlyra und die Haubentracht zusammen ein starkes Präjudiz für Sappho bilden. Die Schwierigkeit ist nur die, dass in so früher Zeit sonst keine Darstellungen historischer Personen auf den Münzen nachzuweisen sind. Furtwänglerl, dem auch Wroth und Imhoof beistimmen, lässt daher bloss die Köpfe mit Namensbeischrift als Sappho gelten. Die Notiz des Pollux beziehe sich ausschliesslich auf diese letzteren, von denen eine gerade zu seiner Zeit (unter Commodus) geprägt wurde. Der Kopf der andern stelle ein göttliches Wesen, vielleicht Aphrodite, dar. Endlich sind noch zwei mit Beischriften versehene Gemmen zu nennen, über deren Echtheit ich nicht urteilen kann: n. Karneol der ehemaligen Sammlung Marlborough (abgeb. Marlb. Gems 11. 5) dx\ TWYyovXrwv iv&~y$~ov p$Aiov. Vgl. Welcker A. D. 1. p. 473. ‘i Winter (Jahrb. d. Inst. V. p. 159) setzt sie ins 4. Jahrhundert. 4 Paus. IX. 23.2. fi Humann-Puchstein Reisen in Kleinasien und Nordsyrien p. 344. 2; Winter Österreich. Jahreshefte 111. (1900) p. 91. u Visc. Pio Clem. 1. p. 51; Lanciani Rendic. dell’ acad. dei Lincei 1897, class. mor. p. 6; Kaibel. 1194.
KEINE
PINDAKBILDN.
NACHZUWEISEN.
ION V. CHIOS?
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Wo die kopflose Inschriftstatue des Fulv. Ursinus mit dem unförmlichen Fragment einer Lyra (?) in den Händen (abgeb. Urs. Imag. p. 37) l hingekommen ist, vermag ich nicht zu sagen. Sie scheint in einer gewissen formellen Correlation zu der ähnlichen und ebenfalls verschollenen des Euripides (Ursin. p. 37) zu stehen. Die Versuche, die in neuerer Zeit gemacht worden sind, um die Lücke auszufüllen, sind sicher verfehlt. Der Arundel’sche Bronzekopf im bri t. Museum [abgeb. Taf. XV], bei dem Taylor Combe an Pindar dachte, stellt höchst wahrscheinlich den alten Sophokles dar (s. d.); und die Dichterstatue der Villa Borghese, jetzt in Ny Carlsberg zu Kopenhagen [abgeb. Taf. IX], welche Brunn als Pindar deutete2, hat sich als Anakreon entpuppt.
Auch von den anderen berühmten Lyrikern dieser Zeit haben sich keine Bildnisse erhalten. Von Bakchylides wiederum nur eine Hermenaufschrift”; von Sim onides, Pindars grossem Rivalen, nicht einmal das. Und doch befindet sich im Louvre Sahe du Tibre No. 588 seit einiger Zeit die wohlerhaltene Statue eines schreitenden Leierspielers (publ. von Winter in den Jahresheften des Österreich. Instit. 111. 1900. p. 79 und Taf. 1 u. II), die ihrem Stil nach kaum anders als in die Mitte des 5. Jahrhunderts datiert werden kann, und die, wie eine Replik im Conservatorenpalast (der Kopf abgeb. ebenda p. 82) bezeugt, jedenfalls einen berühmten Dichter darstellt. Winter erörtert einlässlich die verschiedenen Möglichkeiten der Deutung und glaubt schliesslich mit Benndorf der Beziehung auf 1o n von C h i o s den Vorzug geben zu müssen. Es lässt sich nicht viel dafür sagen, obwohl auch nicht viel dagegen. Der Hauptgrund ist der, dass keiner der berühmteren recht passen will : Bakchylides nicht, weil der Stil anscheinend attisch, jener aber keine engeren Beziehungen zu Athen hatte; Simonides nicht, weil er nach Plutarch (Themist. 5) von hässlichem Gesichtstypus war, wovon an der Pariser Statue nichts zu sehen; Pindar endlich nicht, weil das Motiv des Tanzschrittes bei zierlich gehobenem Gewande der für ihn vorauszusetzenden Würde und Feierlichkeit ermangelt. Ich gestehe, in der relativ doch mässigen Berühmtheit des Ion ein grösseres Bedenken zu finden, als in alle dem, was gegen die 1 Im Gegensinn Faber Imag. 110. 2 Arch. Ztg. 1859. Anz. p. 131. z Pio Clem. 1. p. 52 und VI. 132; Bennd. und Schöne Die ant. Bildw. des Lat. p. 85.
88
KORINNA
drei Lyriker vorgebracht wird. Zudem wäre bei ihm nur die eine Seite seiner litterarischen Thätigkeit charakterisiert, und nicht einmal da er in erster Linie Tragiker war. An die hauptsächlichste, Bakchylides allerdings ist kaum zu denken. Aber Simonides wenigstens und von den älteren Dichtern Alkaeos scheinen mir Ion voranzugehen.
Korinna Die Dichterin Korinna von Tanagra in Böotien war wie Myrtis eine etwas ältere Zeitgenossin des Pindar, mit dem sie in musischen Wettkämpfen um den Preis gestritten und mehrmals gesiegt haben soll. Einer’ dieser Siege war im Gymnasion zu Tanagra durch ein Gemälde verherrlicht, das zugleich von ihrer Schönheit besonderes Zeugnis ablegte. l Sie war darauf dargestellt, wie sie sich das Haupt mit einer Binde umwand. Ein anderes Denkmal von ihr stand auf einem freien Platz der Stadt*, wahrscheinlich das von Tatian’ dem S i 1an i o n zugeschriebene. Während früher der Name Korinna nur ganz willkürlich einigen unbekannten Hermen, wie z. B. denen in Villa Albani No. 333 und 1041, gegeben war, hat Furtwängler4 kürzlich versucht, eine nicht ganz lebensgrosse Statue im Conservatorenpalast (abgeb. Arndt - Bruckmann No. 143) 5, von der noch eine bessere Replik (Torso) in der Sammlung Somzee zu Brü ss e 1 (abgeb. S. Somz. pl. XX)‘, aus Gründen des Motivs und des Stils als Darstellung der Dichterin zu erweisen.-Auch diese wird jetzt als beseitigt betrachtet werden müssen durch die von Sal. Reinach ans Licht gezogene Irrschriftstatuette des Museums von Co m p i 6 g n e [Abb. 14]‘, bei der es sich nicht mehr um eine Vermutung, sondern, wenn auf 1 Paus. IX. 22. 3. I Paus. ibid. 3 Overb. Schriftqu. No. 1357. 4 Samml. Somzee 1897. p. 27. 5 Bullet. Comun. 1878. tav. 1. p. 1 ff. ” Beide auch bei Reinach Repertoire de la statuaire 11. p. 305, 6 und p. 675.6. Eine dritte Replik, ebenfalls kopflos, befindet sich im Pal. Rospigliosi zu Rom (Matz-Duhn No. 863). 7 Nach Rev. archeol. 1898. Janv.-juin. pl. V, vgl. p. 161; wiederholt in der Rev. des etudes gr. 1899. p. 199 (Lechat); der Kopf in Lichtdruck Face und Profil Rev. arch. 1900. Janv.-juin. pl. 11 II. 111,vgl. p. 169.
DIE STATUETTE
VON COhll’IEQNE
die Inschrift Verlass (Zweifel Helbigs), um eine Thatsache handelt: Eine stehende weibliche Figur unbekannten Fundorts, 48 cm hoch, in Chiton und Mantel, mit beiden Händen eine geöffnete Rolle vor sich haltend, links zu ihren Füssen ein Skrinium von der Form eines kleinen Altars. Auf der Vorderseite der Plinthe in verhältnismässig grossen Lettern der Name KOPINNA. Der aufgesetzte und etwas überarbeitete Kopf, für dessen Zugehörigkeit sich Reinach verbürgt l, ist der eines erwachsenen jungen Mädchens mit der bekannten Melonetifrisur, am Hinterkopf ein Nest. Die Gesichtszüge haben wenig Individuelles; ohne die Aufschrift könnte man zweifeln, ob Porträt oder Idealtypus. Deshalb wird auch auf diese Züge nicht viel zu geben sein. Es ist die flüchtige römische Kopie eines Werkes des 4. Jahrhunderts, von grosser Anmut, Natürlichkeit und Einfachheit, stilistisch am nächsten mit den Musen von Mantinea und den schönen Terracotten von Tanagra verwandt. Man kann schwanken zwischen der Schule des Praxiteles und der Zeit unmittelbar Abb. 14 Statuette von Compikgne vor diesem Künstler. Reinach entscheidet sich für Letzteres und zwar bestimmt für den als Korinnabildner genannten Silanion. Die praxitelischen Köpfe, meint er, 1 Nach der Profilabbildung des Kopfes in der Rev. arch. 1900 pl. 111. scheint sich allerdings die Linie des Halses hinten nicht genau in der des Riickens fortzusetzen. Aber Reinach (a. a. 0. p. 173) macht darauf aufmerksam, dass hier die Oberfläche beim Bruch stark gelitten hat, und nachher am Torso mit einem scharfen Instrument abgefeilt wurde (u t?%&&videeet aplufie). Der alabasterartige Marmor des Kopfes stimme vollkommen mit dem des Oberteils der Statuette; nur der untere Teil bis zum Gürtel sei von violetten Adern durchzogen. In der That ist schwer zu
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KORINNA
TELESILLA
zeigen eine andere Haartracht (Diana von Gabii). Indes in einer Kopie nach Silanion würde doch der Porträtcharakter schwerlich so ganz verwischt sein. Auch ist nicht gesagt, dass einer der grossen uns bekannten Künstler der Urheber dieser Statuette resp. ihres Originals sein musste. Wohl aber ist es wahrscheinlich, dass dieselbe für Tanagra, die Vaterstadt der Korinna und die Heimat so vieler verwandten Darstellungen, gemacht wurde. Ob Repliken vorhanden sind, Weiss ich nicht. Die bei ArndtAmelung Einzelaufnahmen No. 1188 und 1189 aus dem rö m i sc h en Kunsthandel abgebildete Herme’ und die weiter angeführten im Museo C h i ar am o n t i No. 256 (abgeb. Guattani Mon. ant. 1785.2.3), und in Athen (Phot. beim arch. Inst.) kann ich nicht als solche anerkennen. Sie unterscheiden sich, abgesehen von dem tiefer sitzenden Haarknauf sowohl durch die Binden als durch die viel zahlreicheren Melonenfurchen und, soweit derselbe in Betracht kommt, auch durch den Gesichtstypus. Besser würden der schöne Kaulbach’sche Kopf in München, den Arndt kürzlich publiciert hat (Ztschr. des Münchn. Alterthumsvereins XI. 1900. p. lff.) und seine Wiederholungen im Musensaal des Vaticans 524, auf Monte Pincio und in Athen übereinstimmen. Die pompejan ischen Bilder, die vermutungsweise auf den Wettstreit zwischen Pindar und Korinna bezogen werden (Helbig Wandgemälde No. 1378 u. 1378 b), sind wohl eher genreartiger Natur.
Telesilla Telesilla von Argos, die Dichterin von Schlachtliedern, soll an der Spitze der argivischen Frauen ihre Vaterstadt gegen Kleomenes von Sparta verteidigt haben (510 v. Chr.). Ein Reliefbild im Tempel der Aphrodite daselbst stellte sie dar im Begriff sich einen Helm aufs Haupt zu setzen (Paus. 11. 20. 8). Eine Statue von ihr von der Hand des Atheners Nikeratos erwähnt Tatian (Tat. orat. ad Graec. 11. 53).
. glauben, dass der moderne Restaurator einen nach Charakter, Material und Grösse so vollkommen passenden Kopf, welcher der Statue fremd war, zur Hand gehabt hätte. Und an seinem Altertum scheint ein Zweifel nicht zulässig. 1 Wiederholt Rev. arch. 1900. p. 170 und 171.
MILTIADES
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Arndt schlägt die Benennung Telesilla wegen des männlichen Charakters der Züge für einen epheubekränzten und daher auf eine Dichterin zu beziehenden Kopf von Catajo, Dütschke V. 433 (abgeb. Arndt-Bruckmann Portr. 141. 142), vor: bei der Unwahrscheinlichkeit, dass überhaupt noch Denkmäler von ihr vorhanden, eine allzu schwach begründete Vermutung.
Miltiades Miltiades von Athen war 524 Archon gewesen, musste also wohl schon vor der Mitte des 6. Jahrhunderts geboren sein. Um 518 begab er sich nach dem thrakischen Chersonnes und begründete dort ein unabhängiges Fürstentum, kehrte aber 494 vor dem siegreichen Andrang der Perser nach seiner Vaterstadt zurück. Als Sieger bei Marathon (490) stand er in den sechziger Jahren seines Lebens; sein Tod fällt c. 488. Zu seinen Lebzeiten scheint ihm keine Statue gesetzt worden zu sein. Auf die Schlacht bei Marathon, die gegründeten Anlass dazu gegeben hätte, folgte unmittelbar sein verunglückter Zug nach Paros und sein Prozess. Die auf jenen Sieg bezüglichen Ehren datieren erst aus der Zeit des Kimon oder wurden wenigstens erst ausgeführt, nachdem durch Kimon sein Andenken rehabilitiert war (20 bis 30 Jahre nach seinem Tod). Es ist daher anzunehmen, dass die Bildnisähnlichkeit der betreffenden Denkmäler keine sehr grosse gewesen sei. Im Altertum freilich glaubte man an eine Tradition der echten Züge des Feldherrn, wie ja Plinius (wahrscheinlich nach Varro) ausdrücklich berichtet, dass der Miltiades auf dem Gemälde der Marathonschlacht in der Poikile zu Athen samt den übrigen Anführern ikonisch dargestellt gewesen sei.l Aber schon die Ausdehnung der Bildnisähnlichkeit auf ,,die übrigen Anführerdl benimmt der Nachricht einen guten Teil ihrer Glaubwürdigkeit. Für eine solche Darstellung der Marathonkämpfer fehlte dem Mikon und Panainos ohne Zweifel vollständig das Material.z War nichtsdesto1 Plin. 35. 57: Adeo ars perfecta erat, ut in eo proelio (Panaenas) iconicos duces Callimachum, Cyneagirum, barbapinxisse tradatur, Atheniensiutn Miltiadem, rorum Datim, Artaphernem. ” C. Robert (Die Marathonschlacht in der Poikile. Achtzehntes Halle’sches Winckelm. Progr. lS95. p. 27) meint, beide Künstler könnten als Knaben den Mil-
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MILTIADES
weniger bei Miltiades eine gewisse Tradition vorhatiden, so muss dann derselbe Grad von Ähnlichkeit auch bei den anderen Darstellungen desselben vorausgesetzt werden: bei der angeblichen Bronzestatue des Phidias im Weihgeschenk für Delphi (Miltiades mit Apollon und Athena, im Halbkreis von den attischen umgeben) ‘, Landesheroen und bei der Statue im Prytaneion zuA%hen, die späte1 durch Änderung des Titels und wahrscheinlich auch des Kopfes in einen Römer umgewandelt wurde.’
KIlW-lNLl~ i ABHNAICIC .-.d”
-Abb. 15
Herme
Die eine von
des F. Ursinus
idealen
Formen,
Fulvius Ursinus p. 11 und 12 publizierte als Miltiades zwei Hermen von verschiedenem Typus, welche beide die Namensaufschrift dieses Feldherrn trugen. an gewisse Köpfe des bärtigen
tiades, Kallimachos und Kynaegiros noch gesehen haben und folgert daraus, dass sie authentische Porträts gaben. Authentisch wäre dann nur so viel als nicht ganz aus der Luft gegriffen. - Über Stellung und Motiv der Miltiadesfigur s. ebenda p. 17: Auf die Feinde zeigend und die Seinigen ermahnend. 1 Pausanias X. 10.2. - Was die Urheberschaft des Phidias betrifft, so macht Furtwängler Meisterw. p. 55 nicht ganz unerhebliche Zweifel gegen dieselbe geltend. Da das Weihgeschenk als &.&v aus der Beute von Marathon bezeichnet wird, müsse es bald nach der Schlacht errichtet worden sein, zu einer Zeit, wo Phidias (geb. frühestens um 500) noch nicht arbeiten konnte. Auch der Charakter der Gruppe, eine Serie von einzelnen völlig handlungslosen neben einander stehenden Figuren sei mehr der älteren Zeit angemessen und die ganze Auffassung setze einen noch in Ansehen stehenden Miltiades voraus. Später wäre die Gruppe eher auf der Akropolis als in Delphi aufgestellt worden. S. Nachtrag. 2 Paus. 1. 18. 3.
DIE ZK’EI HERMEN
DES URSINCS
ßacchLlsl erinnernd, mit langem, gescheiteltern Haar und herabhängendem Schnurrbart; ohne Gewand, unter der Brust in quadraten Lettern dreizeilig die Aufschrift MIATIAAHE
KIMRNUE
[Abb. 15].? Die andere, auf dem Caelius gefundene (ubiin Villa quadam inter multos alias herrnasposituseraL Faber) individueller, mit leicht gelocktem Haar und Bart, ein Gewand auf der rechten Schulter, auf der Herme der Name MIATIAAHC nebst einem lateinischen und einem griechischen auf ihn bezüglichen Distichon [Abb. 161.” Beide Hermen waren frühzeitig verschollen, so dass wir ganz auf die AbbildAbb. 16 Herme des F. Ursinus ungen verwiesen sind. Da es nun bei aller Rücksicht auf die notorische Ungenauigkeit der letzteren nicht wohl möglich ist, beide Köpfe für Darstellungen der gleichen Person zu nehmen, so wird man zum voraus geneigt sein, bloss einen von ihnen als Miltiades gelten zu lassen. Und zwar wird man sich, vor die Wahl gestellt, für die Gewandherme entscheiden müssen, die wenigstens den Vorzug hat, ein deut-
ABHNAIOZ
1 Z. B. Mus. Chiaramonti Taf. 30; Pio Clem. VI, 7. p Visconti Icon. gr. 1. Taf. 13. 1: :; In der Ausgabe der Illustr. vultus des Statius von 1569 Taf. 2 war nur die erstgenannte nackte Herme mit der Bezeichnung in ho& Cardinalis de Medicis gegeben, und diese ausser mit der längeren Namensaufschrift auch noch mit den Distichen der Gewandherme, was ohne Zweifel eine Willkür des Zeichners. Gallaeus bei Faber No. 92 gab umgekehrt nur die Gewandherme, und liess die Distichen weg. Vgl. Kaibel No. 1185 und 1186.
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MIL IJADES
liches Porträt zu sein. Die andere mit dem gescheitelten Stirnhaar sieht, obgleich die Haartracht als solche in der That bei Porträtköpfen des 5. Jahrhunderts vorkommt (s. Themistokles), eher einem bärtigen Bacchus gleich. Doch könnte sich Ursinus leicht bei beiden über die Echtheit und Zugehörigkeit der Aufschrift getäuscht haben. Denn auch in dem Charakter der Distichonherme liegt nichts, was unserer Vorstellung von Miltiades im Geringsten entgegenkäme.’ Miltiades war für die Griechen der Sieger von Marathon und wurde ohne Zweifel als Feldherr, d. h. durch den Helm charakterisiert. Dieser Meinung hat schon Visconti Ausdruck gegeben, indem er den Bildnissen des Ursinus als weitere Darstellung den schönen Pariser Kopf, Descr. du Louvre 594, Cat. somm. 278 (abgeb. Icon. gr. 1. T. 13. 2. 3)2, beifügte, dessen Deutung speziell auf Miltiades er durch die Ähnlichkeit mit der einen Ursinus’schen Herme (bärt. Bacchus?) und durch den (marathonischen!) Stier am Nackenschild des Helmes motivieren zu können glaubte. Allein die Ähnlichkeit der beiden Köpfe besteht mehr in der Phantasie als in der Wirklichkeit und reduziert sich so ziemlich auf die Scheitelurig der Haare. Und was den Stier betrifft, so ist derselbe ein ganz nebensächlicher Teil des Helmschmucks und durch nichts als der marathonische bezeichnet. Wenn ihm eine symbolische Bedeutung zukäme, so müsste ebendasselbe bei dem Löwen der Fall sein, der als Pendant auf der anderen Seite dargestellt ist, während doch der Löwe offenbar mit Miltiades nichts zu thun hat. Aber schon Andere” haben richtig bemerkt, dass die Zieraten des Helmes keine spezielle Beziehung zu der Persönlichkeit des Dargestellten zu haben pflegen, was man namentlich daraus sieht, dass der gleiche Schmuck bei verschiedenen Personen wiederkehrt. - Dem Stil nach haben wir es allerdings mit einer Schöpfung des 5. Jahrhunderts zu thun und zwar mit einer vorzüglichen; Furtwängler schreibt sie bekanntlich dem Phidias selber zu. Aber Helm und Stil sind immer noch kein Beweis für Miltiades, und in diesem Fa!l um so weniger, als erstens die attische Helmform nicht gerade die bei Strategenköpfen dieser Zeit übliche, und zwei1 Dieselbe scheint iudes Anlass gegeben zu haben, einen ungefähr ähnlichen Kopf auf einem modernen Karneol des Cabinet des medailles, Chab. No. 2455 (abgeb. Reinach Pierres grav. pl. 105. 93) zu einem Miltiades zu stempeln, indem auf die Rückseite der Fassung die Worte gesetzt sind : Pulma mihi Marufhon. 2 Bouillon 111.bustes pl. 4; Clar. pl. 1094; Furtwängler Masterpieces pl. IV. zu p, 90. 3 Köhler Über die geschn. Steine mit Künstlernamen p. 21; Arndt zu den photogr. Einzelaufnamen No. 437.
ANGEBLICHER
BEHELMPER
TYPUS
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tens der Porträtcharakter auch hier wieder sehr zweifelhaft. Man nimmt den Kopf jetzt wohl richtiger für die Darstellung eines Heros1 oder für die des Kriegsgottes selber.2 - Eine antike Replik unter dem Namen Masinissa befindet sich im Capitol, Philosophenzimm. No. 68 [Abb. 1713, eine andere verdächtige im Pal. Colonna.4 ~ Ausserdem glaubtevisconti einen behelmten, jetzt meines Wissens nicht mehr nachweisbaren Gemmenkopf der Samm!ung de la Turbie (abgeb. Icon. gr. Taf. XIII. 4) als Darstellung der gleichen Person bezeichnen zu dürfen. Abb. 17 Kopf im Capitol Kein Bildnis, aber vielleicht gegenständlich auf Miltiades zu deuten, der vermeintliche Perserreiter auf dem epiktetischen Teller des Ashmolean Museums in Oxford mit der Beischrift Rit‘hG8~j: xzA& (abgeb. Klein Die Vasen mit Lieblingsinschriften. 2. Aufl. 1898. p. 87)j: nach Winters nicht unwahrscheinlicher Erklärung der athenische Feldherr, bekleidet mit der Tracht der chersonnesischen Bevölkerung, unter der er seine Jugend verbrachte.’
ThemistokIes [ Münztaf. 11, 1 ]
Themistokles stand als Sieger von Salamis (480) noch in den vierziger Jahren seines Lebens, und zur Zeit seiner Verbannung (471) erst in der Mitte der fütifziger. Von da an blieb er den Augen seine] 1 3 1 li
Furtwängler Meistenv. p. 122. o Helbig Führer 1’. 497. Bottari 1. 77; Righetti 1. 141; Arndt-Amelung Einzelaufn. 437, 438. Matz-Duhn 1. No. 1743. 0 Studniczka Jahrb. d. Inst. VI. 1891. p. 239. Winter Jahrb. VIII. 1893. p. 154f.
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THEMISTOKLES
Mitbürger entrückt. Er dürfte daher, vorausgesetzt, dass man auf seine reale Erscheinung Rücksicht nahm, etwas jünger dargestellt worden sein als Miltiades. Von ehemaligen Bildnisstatuen erwähnt Pausaniasl eine im Prytaneion zu Athen (neben der des Miltiades), welche zu seiner Zeit zu der eines Thrakers umgetauft war; und Plutarch’ eine kleinere (~&rj)vtou)in dem von Themistokles gegründeten Tempel der Artemis Aristobule ebenda, ,,an welcher man sehen konnte, dass seine äussere Erscheinung nicht weniger heldenhaft als seine Seeleii. Ausserdem gab es ein Standbild auf dem Markte von Magnesia, dem Ort seines Todes, von dem schon Thukydides berichtet.3 - Auch ein von seinen Söhnen gestiftetes Gemälde im Parthenon zeigte sein Bild’, ohne Zweifel kein ganz willkürlich erfundenes. - Ob das von Philostratos” beschriebene: Themistokles vor dem Perserkönig in Babylon sprechend, jemals existierte, bleibt dahingestellt. Der neueren Forschung ist es bis jetzt nicht gelungen, das Bildnis des Themistokles oder den Typus, unter dem er dargestellt wurde, wieder aufzufinden. - Erhalten ist nur ein Hermenschaft mit der Aufschrift C+t) der einem Hermenschaftmit dem Namen Themistokles (s.oben) aufgesetzt ist und von dem vielleicht der Madrider, Hübn. No. 180, mit dem ungeschickt sitzenden Helm eine versüsslichte Wiederholung ist: der Berliner von Furtwängler 8 dem Kresilas zugeschrieben. Bei- Abb. 19 Strategenkopf in Berlin de tragen gleich Perikles den hohen korinthischen Visierhelm, dem damals bei Porträts überhaupt der Vorzug gegeben wurde, und darunter langes, über der Stirn nach links und rechts geschiedenes, seitwärts über die Ohren zurückgenommenes Haar. Ob dieses letztere als eine zeitlich begrenzte vielleicht noch vorperikleische Tracht anzusehen, Weiss ich nicht. Langes Haar haben auch noch die etwas jüngeren Strategenköpfe im Musensaal des Vati ca n s No. 518 [s. unten Abb. 371’ und in Paris (Pastoret’scher Kopf, abgeb. Arndt-
1 2 a 4
Arndt-Bruckm. Portr. No. 417, 418. Furtwängler Meisterw. Taf. X; Arndt-Bruckm. Furtw. a. a. 0. p. 275. Visc. Icon. gr. 1. Tav. 14. 3, 4; Arndt-Bruckm.
No. 273, 274. No. 271, 272. 7’
100
KIMON
Bruckmann 275, 276) ‘, von denen Visconti den ersteren auf, der trügerischen Basis der Gemmen als plastisches Paradigma des Themistokles gab.2 Aber bei ihnen ist es nicht seitlich zurückgenommen, sondern fällt in Locken oder wirren Strängen über die Ohren herab.
Kimon Von Kimon, dem Sohn des Miltiades, dessen hauptsächlichste Wirksamkeit in die siebziger und sechziger Jahre des 5. Jahrhunderts fällt, kannte Fulv. Ursinus noch eine kopflose Herme mit der Aufschrift KIMRN MIATIAAOY ABHNAItE (abgeb. Imag. p. 14), die aber wahrscheinlich modern war. 3 Auch die in seinem Besitz befindliche Münze, welche bei Faber Imag. G. und danach bei Gronov abgebildet ist, ist ein Falsum des 16. Jahrhunderts.4 Neuerdings wollte Arth. Evans 5 den interessanten Porträtkopf des Gernmenschneiders Dexamenos, jetzt im Privatbesitz zu Athen (abgeb. Furtwängler Jahrb. d. Inst. 111. 1888. Taf. 8. 8)’ auf Kimon beziehen. Seinem Stil nach wie auch aus andern Gründen sei er in die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu setzen, in die Zeit, wo Kimon eben seine ruhmreiche Laufbahn beschloss. Ausser Perikles, dessen Bildnis wir kennen, habe sich damals kein Athener eines gleichen Ansehens erfreut wie er. Habe ihm doch, wie Plutarch berichtet, schon nach der Eroberung von Eion (470) der Demos gestattet, drei Hermen mit prahlerischen Inschriften zur Verherrlichung seines Namens aufzustellen, was weder dem Miltiades noch dem Themistokles zu Teil geworden war.’ Auch der kimonische Haarwuchs 8 stimme mit dem Gemmenkopf überein, und die nicht ganz hellenischen Züge desselben liessen sich durch die thrakische Abkunft 1 Arch. Ztg. 1868. Taf. 1. 2 Vgl. den Abschn. Alkibiades. 3 Kaibei Inscr. falsae No. 218. 4 Visc. Icon. gr. 1. p. 189. a In der Rev. arch. 189E. p. 337 ff. B Rev. arch. a. a. 0. Taf. VIII. 2; Furtw. Gesch. d. Steinschneidekunst Taf. 14. 3, vergrössert Taf. 51. 8. ’ Hut. Cim. 7. 8.
DER STEIN
DES DEXAMENOS
NICHT
KIMON
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der Mutter Kimons erklären. Von diesen zum Teil sehr problematischen Argumenten würde die Übereinstimmung des Haarwuchses am direktesten für Kimon sprechen. Aber in Wirklichkeit ist eine solche gar nicht vorhanden, sondern statt dichtem und krausem Haar zeigt der Kopf des Dexamenos dünnes und schlichtes. Nach der Physiognomie vollends würde niemand auf Kimon raten. Ein Gernmenschneider, der das Bildnis des Siegers am Eurymedon verewigen wollte, musste ihn in erster Linie als Feldherrn charakterisieren, und das hätte er nicht wohl anders thun können, als durch die Beigabe des Helmes. King l denkt daher vielmehr an Dexamenos selber, Furtwängler, der den Stein etwas später datiert2, an einen vornehmen Athener aus der Zeit des peloponnesischen Krieges. Der Stein, als in Attika gefunden, stelle ohne Zweifel einen Athener dar. Das dichte, massige Haupthaar käme in ganz anders prägnanter Weise und für Kimon viel präjudizierlicher an manchen Strategenköpfen zur Erscheinung, vor Allem an dem schon erwähnten Pastore t’schen in Paris, wenn sich nur deren mutmassliche Entstehungszeit besser mit der Beziehung auf ihn vereinigen liesse. Allein ausser den im Abschnitt Themistokles genannten derartigen Köpfen datieren alle mir bekannten aus späterer Zeit, der Pastoret’sche etwa aus dem Anfang des 4. Jahrhunderts.” Und wo nicht besondere Motive vorhanden waren, eine frühere Unterlassung oder ein früher begangenes Unrecht wieder gut zu machen, schliesst sich die Entstehung der Strategenbildnisse im Durchschnitt unmittelbar der Lebenszeit der Dargestellten an. 1 Am. gems 1. p. 400. B Jahrb. a. a. 0. p. 202. 3 Eine freie Wiederholung desselben ist der Kopf in Vi 11a A 1b an i No. 40 (ArndtBruckmann 279, 280), obwohl das gescheitelte Haar über der Stirn hier nicht mehr sichtbar. - Dagegen kann die Herme in der Glyptothek zu München No. 159 (abgeb. Arndt-Bruckm. Portr. 277, 278), an der der grösste Teil des Helmes und das Gesicht von der Nase aufwärts neu, trotz dem ähnlich vollen Haar nicht als Replik bezeichnet werden, da Haar und Bartbüschel ganz anders gegliedert sind.
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AESCHYLOS
Aeschylos ’ Aeschylos (c. 525-456) stammte aus einer mit dem eleusinischen Tempeldienst betrauten Eupatridenfamilie und trat schon früh als Tragiker auf. Er kämpfte mit Auszeichnung bei Marathon, später auch bei Salamis und Plataea. Nach den Perserkriegen begab er sich zu verschiedenen Malen an den Hof des Königs Hieron von Syrakus, wo er u. A. die ,,Perserlc aufführte. Bei seinem letzten Aufenthalt in Sicilien fand er zu Gela seinen Tod, angeblich durch eine aus Adlersklauen auf seinen Scheitel herabstürzende Schildkröte’, eine Sage, auf deren Grund man ihm dann Kahlköpfigkeit zuschriebs, wenn anders dies nicht schon auf besonderer Überlieferung beruhte. * Historisch überliefert ist von Bildnissen des Aeschylos die Erzstatue, welc,he um Olympias 110 (340 v. Chr.) der Redner Lykurg im T h e a t e r v o n At h en zu errichten beantragte, zugleich mit solchen des Sophokles und des Euripides.5 Es ist kein Grund zu zweifeln, dass der Antrag ausgeführt wurde, und wahrscheinlich, dass die Statuen dieselben, welche später Pausanias sah ‘, obgleich Pausanias einen Unterschied zu machen scheint zwischen denen des Euripides und Sophokles, die er zunächst zusammen nennt, und der des Aeschylos, die er erst weiter unten erwähnt.7 - Aus eben dieser Stelle ist zu entnehmen, dass es nicht die erste Darstellung von Aeschylos war, sondern dass er wenigstens gegenständlich schon auf dem Bild der Marathonschlacht in der Poikile zu Athen vorkam*, das noch zu seinen Lebzeiten gemalt wurde. 9 Da indes, wie es scheint, keine Bei1 Li tteratur. - E. Braun Anna]. 1849. IJ. 94; Welcker Todesart des Aeschylos, A. D. 11. p. 337ff., V. p. 96; Broker: Giebt es ein Porträt des Aeschylos? in der Berliner philologischen Wochenschrift 1885. p.897; Studniczka Zum kapitolinischen Aeschylos, in den neuen Jahrb. für das klassische Altertum und fiir Pädagogik 111. 1900. p. 166ff. u Sotades bei Stobaeus Floril. 38. 9. u Val. Maximus IX. 12; Aelian Hist. Anim. VII. 16. Vgl. Welcker a. a. 0. -1 Rohde Jahrb. für Philol. 121 (1880) p. 22ff.; Crusius Rhein. Mus.37 (1882) p.308ff. j Nut. Vit. X. orat. p. 841. ü Paus. 1. 21. 2, 3. ‘i Vgl. dariiber Welcker A. D. 1. p. 465. Anm. 17 und den Commentar von Hitzig und Blümner Bd. 1. p. 235. b T+i 8i &dva r+/ XT/&U dhetra. Taf. 111.3, 1.~1. 11.31. U), mit auffallend tief sitzenden Oliren; hiiiten abgeflncllt Ce die H2lfte einer I>oppelhernie, aber, wie es scheint, zu keiner der mitgefundenen ähnlicheßt Hermen (Demosthenes, sogen. Epikul-, ;~bgcb. Camp. Ill. 2, 4) passend. l C. Kopf im Capi toi, r~llilosol,henzi:~~l~~e~No. 10 (abgeb. Bottal-i 1. 20) -; et\\,as nufwiii-ts gerichtet, mit zwei schlaffen Hautfalten am I’lltcrkintl. Die Auget~ klein, ohne Pupillen. Auf moderner Herme. S. Kopf auf nicht zugehiirigcr Togastatue im Vati ca 11, Stat. Ciall. No. 402 (nbgeb. I’io Clem. Ill. 1 i)‘:, vollkommen erhalten, abel unbedeutend. Der Toi-so stand friiher im I~alnzzo baronale ~‘011I~aIo. (1. I)ol~l~elherme in Vi Iln Alba11 i, Casino No. 67 [Abb. 191,’ friilier Seiiecn und I)osidonios geilannt. Aus Einem Stiick, nber sehr
DIE ERHALTENEN
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EXEMPLARE
geflickt; ein Bruch geht von den Augen des Seneca bis unters Kinn des Posidonios. Die Nase und das Stirnhaar des Seneca sind neu. Letzterer nicht so mager und hinfällig wie meist. - Visconti publizierte eine ganz ähnliche Doppelherme in der Iconographie rom. pl. 14.3, 4 und gab als Aufbewahrungsort derselben das vaticanische Museum an. Aber hier befindet sich keine dergleichen, auch nicht in der Galleria geografica. Obgleich nun zwischen den Abbildungen der angeblich vaticanischen bei Visconti und der photographisch aufgenommenen albanischen bei uns kleine Unterschiede bestehen zu den greifbarsten gehören die viereckigen Armlöcher an den Seiten der albanischen Herme, die geknickte Linie beim Zusammenschluss der Köpfe und die gebogene beim Brustabschluss ebenda, während bei Visconti die Köpfe durch eine gerade Linie voneinander getrennt sind und der Brustabschluss des sogen. Posidonios ebenfalls eine Gerade bilde! -, so könnte doch die Ortsangabe Visconti’s auf einem Irrtum beruhen und beidemal das gleiche Denkmal gemeint sein.* Danach wären auch Brizio (Bullet. 1872.1). 36), Matz-Duhn (zu No. 1770) und Mau (Bullet. 1883. p. 94. 3) zu berichtigen. 10. Herme e b e n da, Kaffeehaus No. 618, von verwaschener Arbeit, das Profil geflickt. 11. Büste in Villa Borghese, Zimm. des Fauns No. 230, sehr verschmiert und ergänzt. 12. Kopf im Pa1 Corsini (Matz-Duhn No. 1771), rechts aufwärts gerichtet, mit eingeschrumpften Augenwinkeln. Die Nase gebogen, bloss der untere Teil neu. Von guter Arbeit. 13. Kopf im Museo delle Terme, Guida 1896. 1).56 [abgeb. Taf. XXIII]. B In Rom oder dessen Umgebung gefunden, früher im Museum des Palatin. Er unterscheidet sich von allen übrigen durch die Beigabe eines Epheukranzes. Die Bildung der Augen erinnert an die des Homer, mit Vertiefung über den Thränenwinkeln, der Ausdruck sehr düster und leidend, die Nackenhaare bilden eine zopfartige Masse. Die Nase neu. 14. Vorderteil eines Kopfes ebenda, Guida p. 10. No. 14, aber nicht von einer Doppelherme. 1878 in einer Mauer der Casa di Rienzi gefunden.‘; Die Nase ,gebogen, nur die Spitze ergänzt. 1 Wie ungenau die viscontischen Abbildungen manchmal sind, sieht man z. B. an dem auf der gleichen Tafel gegebenen Bronzekopf des Pseudo-Seneca, verglichen mit dem Lichtdruck bei Comparetti Tav. V. - Annal. d. Inst. 1873, tav. L; Camp. e de Petra Tav. IV. 1, 2. Vgl. Matz-Duhn No. 1770. 3 Vgl. Comparetti p. 43. 11*
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PSEUDO-SENECA
15. Eine schöne Bronzereplik soll sich nach Matz-Duhn Ant. Bildw. 1. No. 1772 im Pal. Teoduli in Rom befinden. 16. Herme in den Uffizien ZLI Florenz, Zimmer des Hermaphrod. 322, Dütschke Ill. 530 [abgeb. Taf. XXII], mit kleinen, wie blinden Augen, über welche der Schläfenmuskel tief herabfallt, und mit eigentümlich dicken Lippen, zwischen denen die obere Zahnreihe sichtbar. Eine abgezehrte und magere Physiognomie, obgleich die Stirn nicht besonders durchfurcht ist. Die Nase neu, sonst von vortrefflicher Erhaltung wie auch von ausgezeichneter Arbeit; namentlich ist die Art, wie die einzelnen Haarsträhne auf- und durcheinander liegen, sehr flott und breit gegeben. Amelung (Führer durch Florenz No. 165) meint, es kömrte das Original sein. 17. Kopf eben da, im Irrschriftensaal bei No. 282 eingemauert (Dütschke 111.No. 396), bloss die vordere Hälfte erhalten mit einem Stück Hals. 18. Kopf e b en d a, Vorhalle No. 27 (Dütschke 111.No. 58; Amelung Führer No. 15), nicht so fein ausgeführt wie die Herme im Zimmer des Hermaphr. Nase, Lippen, Büsten neu. 19. Nach Vysoky (Österr. Jahresh. 1. 1898. Beibl. No. 142. Anm. 13) befindet sich auch ein Exemplar in der Casa Buonarotti zu Flo renz, in der Hausflur über der Eingangsthür. Von mittelmassiger Arbeit (nicht bei Dütschke verzeichnet). 20. Kopf in Bologna, Archiginnasio, auf nicht zugehöriger Büste. Die Nase abgeschlagen, sonst gut erhalten und von guter Arbeit. 21. Büste in Tu r i n , Dütschke IV. No. 160, nicht ganz vom gewöhnlichen Typus, mit übertrieben schlaffer und faltiger Halshaut, die Nasenlippe hoch, die Mundspalte geöffnet mit herabgehenden Winkeln. Ganz erhalten ausser dem Nasenrücken. Ob antik? 22. Togastatue im Louvre, Rotonde, Cat. somm. No. 920, aus Samml. Campana (abgeb. D’Escamps pl. 73)‘, mit eingeschlagenem rechtem Arm, die Toga ohne Sinus, unten ein Scrinium. Angeblich von Tusculum. Der Kopf wahrscheinlich nicht zugehörig. 23. Kopf eben da, Cat. somm. No. 921 (Phot. Giraudon 1329), 1860 bei Auch (Gers) gefunden. Ganz erhalten mit etwas dickem Hals.? 1 Phot. Giraudon 1353. - Nach Schreiber Athen. Mitth. X. 18S5. p. 397 könnte man meinen, dass eine weitere Replik im Louvre als Fischer ergänzt sei. Allein es verhält sich vielmehr
DIE ERHALTENEN
EXEMPI.ARE
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24. Kopf im Cabinet des medailles zu Paris, Chab. No. 3295. Ohne Büste, etwas nach rechts gewandt. 25. Kopf in Oxford, im Museum neben der Bibliotheca Bodlejana (nach Comparetti La Villa Ercol. p. 44). Bei Michaelis Anc. Marbles nicht verzeichnet. 26. Kopf in B er1 in, Besehr. No. 324 (mit Skizze). 27. Kopf ebenda, No. 325 (abgeb. bei Krüger Antiqu. du roi de Prusse a Sanssouci 1. ll), auf moderner Herme mit Namensaufschrift. Aus Rom.’ Besser als der vorige. 28. Terracottabüste in Köln (abgeb. in den Bonner Jahrbb. Heft 85. 1888. Taf. 3), vor dem Hahnenthor daselbst gefunden. In einer Gussform gemacht, wie man an den Spuren der Nähte auf dem Scheitel und am Hinterkopf erkennt. Lebensgross, mit hässlich grossem Mund und eingedrückter Hakennase. Nach Kekule echt. 29. Kopf in der Samml. Somzee in Brüs s e 1 (abgeb. Furtw. Samml. Somzee pl. 26), sehr genau und fein ausgearbeitet, mit fast übertrieben realistischen Zügen. Abgesehen von kleinen Verletzungen vollständig erhalten, auch die Nase. Der Hinterkopf senkrecht abgeflacht (Hälfte einer Doppelherme). Er soll 1640 in Griechenland erworben sein. 30. Doppelherme in Ny Carlsberg zu Kopenhagen, Kat. No. 338 (Phot. Jakobsen): Pseudo-Seneca und bartloser Römer, stark restauriert. Der obere Teil beider Köpfe neu, die unteren Teile zusammengefügt und ursprünglich einander fremd. Aber allerdings war der Seneca nach Jakobsen früher mit einem zweiten Kopf verbunden. Ausserdem erwähnt Winckelmann : 31-33. Einen Kopf im Besitz des englischen Consuls John Dyck in Li v o r n o, aus dem Haus Doni zu Florenz stammend ; ferner das Fragment eines solchen aus der Villa Hadrians beim Bildhaue1 Cavaceppi, und eine Gussmann’sche Herme, die auf der Fahrt von Rom nach Spanien nebst anderen Altertümern untergegangen.l Die letztere war kurz vorher noch von Bellori (Imag. 48) L>Ipubliziert worden. Modern oder von verdächtigem Altertum : umgekehrt: Eine Replik des Fischers ist vom Restaurator willkürlich zu einem Seneca im Bade gemacht worden, Descr. No. 595, Cat. somm. 1354 (abgeb. Clarnc. pl. 325. 2247). Mit unserem Typus hat derselbe nichts zu thun. Winckelm. W. VI. p. 252 und 253. B = Gronov Thes. 111.yyy.
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PSEUDO-SENECA
Bronzekopf im Pal. Rosp igl i osi zu Rom, Matz-Duhn 1. No. 1772, hinten abgeplattet (Hälfte einer Doppelherme?). Sehr maniriert, mit karikierten Zügen, übertriebenen Halsfalten. Ohne Zweifel modern. Sitzende Statuette mit modernem Senecakopf im Pal. Sei arra, Matz-Duhn 1. No. 1178. Ähnliche kleine Figur in Ma d r i d , Hübn. No. 84 (abgeb. Clarac pl. 848A. 2143B). Der Torso mit der schlaffen faltigen Brust weist allerdings auf einen Greis. Bronzekopf im Gartenhaus von Blundell Hall, Michaelis Anc. Marb. p. 373, No. 217e, wahrscheinlich modern. Büste in Holkham Hall, Mich. p. 305, No. 17, eine hässliche Karikatur des gewöhnlichen Typus, mit höckerig abgeplatteter Nase. Modern. Kopf in Ri c h m on d, Mich. 1). 629, No. 30, mir nicht bekannt, nach Michaelis verdächtig. Ein anderer Typus, unter dem aber möglicher Weise die gleiche Person gemeint ist: Der Marmorkopf in Vi 11a A 1b a n i, untere Gall. rechts No. 118 (abgeb. Comp. e de Petra Tav. IV. 5, 6, vgl. p. 40). Es scheint eine stilisierte Modifikation des Bildnisses zu sein. Das Haar ist von einer diademartigen Binde umwunden, voller als beim Pseudo-Seneca und symmetrisch angeordnet, was namentlich in den zwei ins Gesicht hängenden Stirnbüscheln auffällt; seitwärts bedeckt es die Ohren, hinten fällt es zopfartig auf den Nacken. Die Stirn ist von drei oder vier bogenförmigen Furchen durchzogen. Statt des Schnurrbarts sind die Nasenflügelfalten bis zu den Augenwinkeln mit Haaren bewachsen. Die rechte Schulter ist angesetzt und ein Stück der Haare an der rechten Seite ergänzt, sonst ist der Kopf vollkommen erhalten. Gewiss modern. Fälschlich als Pseudo-Seneca bezeichnet: Der Kopf im Inschriftsaal der Uffizien zu Florenz, beim Eintritt links auf einem quer gestellten Porphyrsockel (nicht bei Dütschke verzeichnet). Er hat vom Seneca nur die in die Stirn hängenden Haarbüschel, den geöffneten Mund, den schlecht sprossenden kurzen Bart und einen ebenfalls’faltigen Hals. Aber er ist jünger und stellt sicher eine andere Person dar. Der Bronzekopf im Museo arqueolog. in Madrid (abgeb. Mus. Espan. de antiguet. VII), ein haar- und bartloser Alter in rückwärts gebeugter Haltung. Übrigens modern (17. Jahrb.).
FORMENCHARAKTER
UND
AUSDRUCK
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Beurteilung der Bildnisse Wenn man diejenigen Exemplare, deren Altertum nicht vollständig gesichert ist, ausser Betracht lässt, so hat man es hier mit einem sehr bestimmt charakterisierten, keinen wesentlichen Schwankungen unterworfenen Bildnis zu thun. Es ist das eines greisen, wie es scheint, von den Mühseligkeiten des Lebens bedrückten, gebrechlichen und trübsinnigen Mannes von verwahrlostem Aussehen. Der Kopf aufwärts gerichtet mit vorgestrecktem Hals, und etwas nach rechts gewandt. Die Haare hängen lang und ungeordnet in einzelnen Strähnen oder Büscheln ins Gesicht. Die Augen liegen in tiefen Höhlen, sind klein oder wenig geöffnet und erinnern manchmal an die der Sehkraft beraubten des Homer; die Brauen sind zur Nasenwurzel emporgezogen, die Nase ist oberhalb gebogen und durch einen gerundeten Einschnitt von der Stirn getrennt, der Mund geöffnet; der Bart kurz und ungleich, am vorderen Teil des Kinnes nicht mehr keimend, wohl aber in einer besonderen Büschelreihe längs der Unterlippe, was dieser ein herabhängendes, wie geschwollenes Profil giebt. Charakteristisch endlich die schlaffen Hautfalten, welche unterhalb des Kinns zur Halsgrube hinablaufen. Der Ausdruck wird verschieden beurteilt und ist auch wirklich teilweise verschieden. Doch darf man sich bei seiner Bestimmung nicht von vorausgesetzten Deutungen influenzieren lassen. Ich halte es für Täuschung, wenn man eine besondere Fülle von Geist in den Zügen erkennen will. Man braucht den Ausdruck nicht gerade geistlos oder unbedeutend zu nennen, aber er ist so dominiert von dem des Elends und des Leidens, dass keine intellektuellen oder moralischen Eigenschaften darunter klar zur Geltung kommen. ’ Über die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Repliken zu einander, d. h. über die Frage, ob ein oder mehrere Originale zu Grunde liegen, wage ich noch nicht endgiltig abzusprechen. Amelung ? unterscheidet einen magern und einen fetten Typus (Flor. 16 und 18), Mau” einen gradaus blickenden und einen emporgerichteten (Neap. 1 und Flor. 16), und es ist nicht zu leugnen, dass 1 Sehr diplomatisch driickt sich Schreiber aus: Der eigentiimliche Reiz dieses unbekannten Gesichtes liegt allein darin, dass es uns hinter der körperlichen Ruine den ungebrochen lebendigen Geist eines bedeutenden Menschen ahnen lässt (Ath. Mitth. X. p. 396). Z Fiihrer durch Florenz No. 15. a Bull. 1883. p. 92.
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PSEUDO-SENECA
diese Variationen dem Bildnis jeweilen ein verschiedenes Gepräge geben, zumal die letzteren. Die Seelenstimmung der F 1o r e n t i n er Marmorherme (16) mit ihrem schwermütigen Aufblick ist eine ganz andere als die des herculanischen Bronzekopfes (1) mit seinen leicht abwärts gerichteten, man Weiss nicht, ob fixierenden oder ins Leere blickenden Augen. Aber ob die Unterschiede auf besondere Typen zurückgehen oder bloss den Kopieen angehören, bleibt noch zu untersuchen. Von einem fetten Typus kann doch nur insofern gesprochen werden, als der Hals bisweilen eine krankhafte Dicke zeigt (Pompeji 5, 6; Florenz 17; Louvre 22), wirklich fette Gesichtsformen finden sich nirgends. Und was die Hebung oder Richtung des Kopfes anbetrifft, so giebt es so vielerlei Nüancen derselben, dass man die Exemplare von diesem Gesichtspunkt aus kaum in zwei bestimmte Klassen teilen kann. Vorherrschend ist ganz entschieden die Richtung nach oben. Wenn das herculanische Exemplar (1) abwärts zu blicken scheint, so beruht dies mehr auf den (nachträglich?) eingeritzten Pupillen als auf der Kopfhaltung. Ausserdem sind die genannten Variationen keineswegs die einzigen. Es kommen auch recht merkbare Unterschiede im Alter, in der Augenbildung und in der Anlage des Haares, namentlich der Nackenhaare vor, und diese Unterschiede laufen nicht etwa parallel mit den obigen, sondern kreuzen sie mannigfaltig, wodurch ein Scheiden in grössere Gruppen fast zur Unmöglichkeit wird. Die Altersstufe schwankt zwischen c. 60 und 80 Jahren, doch lässt sich darin keine typische Absicht erkennen. Die flüchtigeren Kopieen erscheinen im Durchschnitt etwas jünger, weil die Merkmale des Alters weniger detailliert angegeben sind. - Die an Homer erinnernde Verkümmerung der Augen findet sich besonders ausgeprägt an dem schönen Kopf im Hermaphroditensaal zu Florenz (16) und an dem bekränzten im Thermenmuseum zu Rom (13), wird aber, wo sie vorkommt, nicht im gleichen Sinne gedeutet werden dürfen wie dort. Bei manchen Exemplaren und so auch beim herculanischen Bronzekopf (l), der an Schönheit mit dem Florentiner wetteifert und ihn an guter Erhaltung noch übertrifft, sind die Augen durchaus normal. - Die Nase ist bald entschiedener, bald sanfter gebogen, an dem eben genannten herculanischen, wo sie vollkommen erhalten, fast höckerig. Ob von den geraden Nasen eine antik, kann ich nicht sagen. - Ziemliche Unterschiede sind sodann in der Anlage des Nackenhaares zu bemerken, das bald in einzelne wirr durcheinander liegende und abstehende
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Büschel aufgelöst ist (herculan. Bronze l), bald mehr im Sinn del Marmortechnik eine einfach gegliederte Masse bildet (Muse0 delle Terme 13). Im Allgemeinen aberzeigt doch geradedas Haar, namentlich die Disposition der einzelnen vom Wirbel auslaufenden Strähne, überall eine mehr als zufällige Übereinstimmung und scheint somit für die Abhängigkeit von einem gemeinsamen Original zu sprechen. Auch der durch die Beigabe eines Kranzes von allen übrigen abweichende Kopf im T h er m en m u s e u m macht in dieser Beziehung keine Ausnahme. Ein wirklich verschiedener Typus, nämlich eine karikierte Verzerrung ins Hässliche, mit senkrechtem Profil, abgeplatteter Hakennase, breitem Mund, hohem Untergesicht, läge allerdings in dem Bronzekopf des Pal. Rospigliosi (1,. 166) und den mit ihm nahe verwandten Büsten in H o 1k h am (ibid.) und T u r i n (21), sowie in der Kölner Terracotta (28) vor, wenn wir es hier mit antiken Denkmälern zu thun hätten. Aber den Bronzekopf nennt schon Matz ,,wahrscheinlich modern ii, die Holkhamer Büste ist es ohne allen Zweifel (s. Michaelis); auch bei der Turiner habe ich mich eines Verdachtes nicht erwehren können. Unangefochten, soviel ich sehe, und sogar durch Autoritäten verbürgt, ist nur das Altertum der Terracotta in Köln (28). Indes handelt es sich bei ihr LIIII einen blossen Nachguss und es ist auffällig, dass ein römischerfig&.s gerade dieses hässliche Modell zur Vervielfältigung des Bildnisses gewählt haben soll. Wenn daher auch die Fundberichte die Annahme eine] Fälschung auszuschliessen scheinen, so werden doch die auf dieses Denkmal basierten Schlüsse mit äusserster Vorsicht zu verwenden sein. Analoge Thonrepliken, d. h. thönerne Abgüsse nach Porträts berühmter Männer sind meines Wissens sonst keine erhalten. Die des sogen. Menander in Triest (oben p. 114) ist nach Arndt eine Fä!schung. - Eventuell würde die Kölner Terracotta neben dem LWsprünglichen Typus eine mehr oder weniger karikierte Modifikation desselben repräsentieren, auf welche auch die drei modernen Wiederholungen zurückgehen. Aus der gegebenen Formenanalyse geht zur Genüge hervor, dass wir es nicht mit einem Bildnis der früheren Zeit zu thun haben, sondern mit einem solchen des bereits vorgeschrittenen Realismus, ja es darf als eines der prägnantesten Beispiele dieser nach Alexander aufkommenden und während der ganzen Periode des Hellenismus blühenden Stilrichtung angesehen werden. Es wurden damals auch Bildnisse langst verstorbener Männer, von deren Zügen keine EI--
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PSEL’DO-SENECA
irmerung und keine Überlieferung mehr vorhanden war, neu aus der Phantasie geschaffen. Aber das vorliegende macht durchaus den Eindruck, dass es unmittelbar nach dem Leben gemacht sei, weshalb auch das Urbild aller Wahrscheinlichkeit nach in dieser Zeit zu suchen ist. Und zwar führt der Vergleich mit den datierbaren Denkmälern am ehesten ins 3., spätestens ins 2. Jahrhundert v. Chr. Zwischen diesen beiden kann man schwanken, weil der Stil sich während dieser Zeit nicht wesentlich geändert hat. Die aus dem Bildnis sprechende Originalität traut man lieber dem 3. Jahrhundert zu, wo sich auch allein Beispiele eines ähnlichen Formencharakters finden.l Wenn man früher anders urteilte und sogar römischen Ursprung für möglich hielt, so geschah es unter dem Druck der herkömmlichen Beziehung auf Seneca. Aber Auffassung und Behandlung haben in der römischen Zeit keine Analogieen mehr. Der hellenistische Charakter offenbart sich auch in der unrömischen Bärtigkeit, in der mehrfach vorkommenden Hermenform (Pompeji 6, Villa Albani 9, 10, Florenz 16), in den mit dem herculanischen Exemplar zugleich gefundenen Büsten (sogen. Heraklit, Demokrit, Archytas), welche doch jedenfalls Griechen darstellen, wie in dem ganzen ausschliesslich griechischen Inhalt der herculanischen Villa. Wenn somit Person und Bildnis dem pergamenisch-alexandrinischen Zeitalter zuzuschreiben sind, so scheint allerdings die grosse Verbreitung des letzteren hauptsächlich erst unter den Römern stattgefunden zu haben, rricht nur, weil Rom und Italien fast der ausschliessliche Fundort, sondern auch, weil die meisten Köpfe ziemlich mittelmässige und voraussetzlieh späte Kopieen sind. An unmittelbar griechischen Ursprung wird man nur bei dem herculanischen Bronzekopf und bei dem F 1o r e n t i n er im Hermaphroditensaal denken dürfen. Das corsinische Exemplar (12) dürfte schon römisch sein.
Die Deutungsversuche Wer ist nun in diesem später so unzählige mal vervielfachten, also ganz ungewöhnlich beliebten Bildnis dargestellt? ‘I 1 Dies hat neuerdings Sehrader in einem noch ungedruckten Vortrag (Jahrb. d. Inst. XV. 1900, Anz. p. 200) nachzuweisen gesucht, indem er die Schöpfung des Bildnisses mit Bezug auf die Verwandtschaft mit dem Messerschleifer in der Tribuna zu Florenz der ersten pergamenischen Schule, also der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zuschreibt. Der Vortrag soll demnächst in ausfiihrlicherer Fassung erscheinen. 2 Ein einlässliches Referat iiber die verschiedenen Aufstellungen s. bei Schaaffhausen in den Bonner Jahrbb. 85 (1888) p. 56ff.
OB SENECA,
PISO, I’HILETAS?
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Die im Kreis des Ursinus aufgekommene ‘, zuerst von Winckelmann B angefochtene, aber immer wieder (anfangs auch von Visconti)‘: zu Ehren gezogene Deutung auf Sen e ca (2 - 65 nach Chr.) lässt sich mit der oben festgestellten Datierung nicht mehr vereinigen. Sie stützte sich auf einen jetzt verloren gegangenen Contorniaten des Cardinals Maffei, der einen ähnlichen Kopf mit der Beischrift Seneca zeigte4, und schien durch die Überlieferung von der Magerkeit und Kränklichkeit des alten Philosophen 0 bestätigt zu werden. Contorniaten sind aber gleich den Mosaikbildnissen schon an sich eine sehr prekäre ikonographische Basis und darauf begründete Ähnlichkeitsschlüsse haben wenig Wert, zumal wenn sie nicht mehr nachgeprüft werden können. - Im Jahr 1813 kam ausserdem in der Villa Mattei die mit den Namensaufschriften versehene Doppelherme des Sokrates und Seneca (jetzt in Berlin No. 391) zu Tage, die einen total verschiedenen Typus des letzteren aufwies, so dass jetzt, auch abgesehen von der Datierung, der angebliche Beweis des Ursinus durch einen mindestens ebenso starken Gegenbeweis aufgewogen und aufgehoben war. Nachdem dann allmählich die Überzeugung sich Bahn gebrochen, dass ein griechisches Bildnis vorliegee, machte Brizio7 auf das dichterische Abzeichen des Epheukranzes bei dem einen jetzt im Thermenmuseum befindlichen Exemplar (13) aufmerksam und stellte als notwendige Bedingung jeder Erklärung den Satz auf, dass der Dargestellte dem griechischen Parnass angehören müsse, ein Satz, an dem denn auch bis heute fast durchweg festgehalten wird. Nur Comparetti versteifte sich auf die absonderliche Idee, das Bildnis sei das des Besitzers der herculanischen Villa, L. Calpurnius Pis o Caesoninus (geb. 101 v. Chr.), des bekannten Gegners Cicero’s, und sei später für das des Seneca genommen und entsprechend vervielfältigt worden. s Brizio hatte geglaubt, das Bildnis auf den Lyriker Ph i 1et a s von Kos (letztes Viertel des 4. Jahrhunderts), den Zeitgenossen des Me? Winck. W. VI. p. 251 ff. 1 Camp. La Villa Erc. p. 41. 3 Pi0 Cl. 111. 1~.81. ’ Vgl. Faber zu No. 131; Comparetti p. 41 ff. rL Ad smmarn maciem dedacttis, Seneca Epist. i8, der anderswo auch von Atemnot und Katarrhen spricht. Epist. 54, 78. Corpus parco victa tenaaturn, Tacit. Annal. XV. 63; aeguotus, ibid. 60. Vgl. Dio Cassius 59. 19. (! Vgl. Em. Braun Ruinen und Museen Roms (1853) p. 620. i Annal. 1873. p. 98. h Siehe die gründliche Widerlegung von Mau im Bullet. 1883. a. a. 0. a
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nander und Lehrer des zweiten Ptolemaeos, beziehen zu dürfen, der körperlich gerade so hinfällig geschildert werde, wie der in unsern Büsten Dargestellte erscheine. l Aber nach Allem, was wir von Philetas wissen, und nach der Stellung, die er in der Litteratur einnimmt, ist es nicht glaublich, dass ihm ein so exceptioneller Bildniskultus gewidmet worden sei. Es kann sich, wenn nicht aussergewöhnliche Umstände zu der Vervielfältigung veranlasst haben, nur um einen der ersten und berühmtesten Dichter handeln, ja es fragt sich, ob unter den Alexandrinern überhaupt einer denjenigen Grad von Berühmtheit erlangt hat, der die Menge der erhaltenen Bildnisse erklärlich macht. - Der gefeiertste unter ihnen war der Elegiker Kallimachos von Kyrene (310 bis c. 240), der Hofpoet der Ptolemäer in Alexandria; der dichterisch bedeutendste der Bukoliker Theokrit (310 bis c. 245) ebenda und bei Hiero von Syrakus. Ihr Zeitgenosse Aratos von Soli und der nur um Weniges jüngere Apollonios von Rhodos (c. 295 bis c. 215), die zunächst nach ihnen genannt zu werden verdienen, stehen schon entschieden auf einer etwas niedrigeren und, wie wir glauben, in diesem Fall allzu niedrigen Stufe des Ruhmes. Von den beiden ersteren hat namentlich der von Dilthey - vorgeschlagene Kallimachos, der princqs elegiae”, eine Anzahl Anhänger oder Befürworter gefunden, meist freilich nicht vollkommen überzeugte, wie es bei dieser Sachlage natürlich ist. Aber wenn auch in dem relativen Ruhm des Kallimachos wie des Theokrit die Möglichkeit gegeben ist, dass einer von ihnen gemeint sein könnte, so wird dies doch dadurch wieder sehr unwahrscheinlich, dass der physiognomische Charakter des Bildnisses, weit entfernt, eine solche Deutung zu unterstützen oder ihr entgegenzukommen, vielmehr mit ihr im Widerspruch steht. Unser Dichter erscheint, wie Furtwängler mit Recht bemerkt, zu struppig und verwahrlost für den nlexandrinischen Hofpoeten. Für den liebenswürdigen Theokrit ist er zu moros und wohl auch zu alt. Der Pseudo-Seneca wäre nicht mehr das Charakterbild, als dass er sich giebt, sondern die naturalistische
i Plutarch An seni sit ger. resp. cap. 15 führt ihn als ßeispiel an fiir Einen, der schon in seiner Jugend schmächtig und kränklich und aus Schwäche meistens bett!ägcrig war. Dazu wurden seine Kräfte durch die nächtliche Gedankenarbeit aufgerieben. Vgl. die Grabschrift bei Athen. XII. 77. p. 533B:
9 Bei 8rizio
W,.C?E%c(Lvum3v *yov:ir:c; iK.p!o!. Annal. a. a. 0. p. YS. 3 Quintil. X. 50.
OB KALLIMACHOS,
THEOKCIT,
.ARCHII.OCHOS,
HIPPONAXS
173
Wiedergabe einer ganz trügerischen Physiognomie. Wie hätte eine solche zu der Beliebtheit gelangen können, deren sich das Bildnis erfreute? Die Schwierigkeit, um nicht ZL~ sagen die Unmöglichkeit, eine passende Lösung im alexandrinischen Zeitalter zu finden, hat neuere Gelehrte dazu geführt, sich über das Requisit der Gleichzeitigkeit hinwegzusetzen und anzunehmen, dass wir es mit dem frei erfundenen Bildnis eines älteren Dichters zu thun hätten. Arndt dachte an den Jambographen des siebenten Jahrb., Arc h i 1o c 11o s, Furtwängler (Sammlung Somzee) sehr ernsthaft an den des sechsten, H i pp o n ax. Die Stilverwandtschaft mit dem Bildnis des Homer, das ja auch eine Schöpfung der Phantasie, konnte eine solche Annahme einigermassen rechtfertigen, obgleich die grosse Naturwahrheit des Typus ihr nicht eben günstig ist. Dann müsste aber der betreffende Dichter seinem inneren Wesen nach zutreffend charakterisiert sein, was bei den genannten Vorschlägen nicht der Fall wäre. Was für ein sonderbares Charakterbild wäre der Pseudo-Seneca für den leidenschaftlichen Lanzknecht Archilochos oder für das giftige Lästermaul Hipponax! Nur das Äussere würde bei Hipponnx etwa stimmen. Denn er soll mager und hässlich gewesen sein,l weshalb die Bildhauer Bupalos und Athenis seine Gestalt spottweise zum Gegenstand einer Darstellung machten. Aber ein hellenistischer Porträtktinstler durfte nicht wie die Zeitgenossen von dergleichen Äusserlichkeiten ausgehen, sondern er musste den Geist und das Wesen der betreffenden Persönlichkeit wiedergeben. Hinter dieser trübseligen Physiognomie Furtwängler meint, vermutet kein Mensch den Spötter Hipponax. wenn ich mich recht erinnere,? es werde eben das Bupalos’sche Bild sein, nur von einem Künstler der Diadochenzeit reproduziert. Aber was kann für diese Meinung angeführt werden? Der Stil doch sicherlich nicht. Zudem wird Hipponax nicht bloss als hässlich geschildert, sondern zugleich als heissblütig und sehnig. 8 Wie stimmt dies zu dem Bild der Hinfälligkeit und des Elends, das unsere Köpfe gewahren? Dass auch die Berühmtheit der Person nicht an die mutmassliche des Pseudo-Seneca hinanreicht, ist klar. Bei diesem haben wir es ohne Zweifel mit einem volkstümlichen Dichter zu 1 \l!z-,ls rl ~wp.” %X! al3~~~l; zLx\k,:&, Aelian Var. hist. X. 6; Hipponacti notnbi.?is foeditas voltas evat, Plin. 36. 12. - Die Beschreibung der Sammlung Somzee steht mir nicht mehr zur Verfügung. ‘; Metrodar v. Skepsis bei r\then. XII. p. 552. c.
173
PSEUDO-SENECA
thun. Das war Hipponax weder in alexandrinischer noch in römischer Zeit. l Die jüngste (und nicht die unwahrscheinlichste) Hypothese ist die von Studniczka, der wieder zur Gleichzeitigkeit zurückkehrt, indem er in dem Bildnis eine Darstellung des fast 100jährig gewordenen Komödiendichters Phi 1em o n (361- 263) vermutet, dem bekanntlich unter den Vertretern der neueren Komödie der Platz gleich nach Menander zugewiesen wurde. Danach wären, wenn Studniczka auch mit Menander recht hätte, die beiden Komiker diejenigen Dichter, die neben Sophokles und Euripides unter allen litterarischen Berühmtheiten sich der grössten Gunst bei der hellenistischen und römischen Nachwelt erfreuten, ja Philemon gienge Menander sogar noch voran. Der Charakter eines Komikers ist allerdings so wenig wie der eines Jambographen in dem Bildnis verkörpert. Doch, könnte hier die äussere Erscheinung für den Künstler massgebend gewesen sein, was eventuell durch die Münze von Soli (vgl. oben p. 102) bestätigt würde. Das hohe Alter und die damit verbundene Gebrechlichkeit, der magere Typus, die Zahl der Repliken, das Alles wäre hier zur Not begründet; positive Hindernisse keine vorhanden. Immerhin liegt meines Erachtens ein ernstlicher Haken in dem Verhältnis zu dem supponierten Menanderbildnis, nicht sowohl weil Philemon danach gewissermassen als der berühmtere erscheint, als weil es sonderbar, dass zwei gleichzeitige und voraussetzlich am gleichen Ort (Athen) entstandene Bildnisse stilistisch so verschieden sollten ausgefallen sein. Analoge Zusammenstellungen von Philemon und Menander finden sich auf künstlerischem Gebiet sonst keine. Auch ist die grosse Replikenzahl bei Philemon nur im Hinblick auf die ähnliche bei Menander einigermassen acceptabel. Wenn es mit Menander nichts ist, so ist sie bei ihm grade so unwahrscheinlich wie bei Kallimachos oder Theokrit. Also eine halbwegs befriedigende Deutung ist auf Grund der Dichterhypothese bis jetzt nicht gefunden worden. Sollte am Ende doch die Aufgabe falsch gestellt und die Beschränkung auf einen Dichter gar nicht notwendig sein? Der Epheu hat bekanntlich wesentlich dionysischen Charakter, und da die dramatische Dichtkunst sich an
1 S. die Widerlegung der Furtwällbler’sche~l Aufstellung von Vysoky in den österreichischen Jahresheften a. oben a. 0. - Wegen seiner Hässlichkeit wird als Hipponax gedeutet ein Kopf mit verzerrten Zügen in Dreiviertelsprofil auf einem grossen Karneol in Neapel (Cades. 34. 11).
PHILEMON?
OB NOTWENDIG
EIN DICHTER?
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den Kult des Dionysos anlehnte, so kommt er allerdings dem tragischen und dem komischen Dichter zu l; dem Lyriker, sollte man meinen, nur dann, wenn er wie z. B. Anakreon vorwiegend die Freuden des Weines besang. Als allgemein dichterisches Abzeichen erscheint er erst bei den Römern. Ausserdem konnte er den Schauspieler bezeichnen, den dionysischen Priester, und schliesslich jeden Teilnehmer eines grösseren Festmahls.? Aber der Epheukranz scheint überhaupt kein bedeutungsvolles Merkmal unseres Typus zu sein. Er kommt ein einziges Mal bei dem Exemplar das Thermenmuseums vor. Alle übrigen, und darunter die notorisch besten, ermangeln desselben. Er gehört also offenbar nicht dem Original an, sondern ist der Zusatz eines späteren Kopisten, ein Zusatz, dem wir nicht so ohne Weiteres die Bedeutung zuerkennen können, als Ausgangspunkt für die Deutung des Bildnisses zu dienen, sondern dessen Richtigkeit erst durch andere Kriterien bestätigt werden muss. Was lässt sich in dieser Beziehung etwa noch feststellen? Comparetti hat betont, dass das Bildnis dreimal in epikureischer Gesellschaft gefunden worden sei, einmal in der Villa Ercolanese (l), deren Besitzer ein ausgesprochener Epukureer war, und zweimal in Pompeji (5, 6) als Gegenstück eines Epikur und eines Metrodor (vielmehr ebenfalls Epikur). Im Allgemeinen spricht dies eher für einen Philosophen als für einen Dichter. Doch schliesst das Eine das Andere nicht aus: es könnte ein epikureischer Dichter sein. Aber ein berühmter Dichter dieser Art findet sich erst bei den Römern. Wichtiger erscheint der Umstand, dass eines der Exemplare in der albanischen Doppelherme (9) mit einem unbärtigen Kopf in ursprünglicher Zusammengehörigkeit verbunden ist. Denn hier waltete sicher die Absicht, zwei in irgend einer Weise verwandte oder in einem Gegensatz zu einander stellende Persönlichkeiten, am ehesten Berufsgenossen, zusammenzustellen. Auch ist dieser Kopf nicht rcnicnmente nota in quest’erma, wie Comparetti p. 39 behauptet. Er kommt im Gegenteil ebenfalls recht häufig vor und muss trotz seiner verhältnismässigen Jugendlichkeit eine Berühmtheit ersten Ranges gewesen sein: es ist nach Studniczka Menander (s. d.). Diese Deu-
1 Vgl. 1. Teil p. 154. y Vgl. Comparetti La Villa Ercol. p. 36ff., der ganz richtig sagt: II cutto cli Dionysos era troppo esteso, trappe erano le sae applicazioni e troppi i saoi rapporti con Ia poesia e con Parte, rna anche con certi Vati della vita commune, perchP ans corona di edera potesse bastare a qaalificare un Poeta, sin pur dramatico.
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PSEUDO-SENECA
tung würde, wenn richtig, allerdings zunächst das bestätigen, was aus dem Epheukranz des Kopfes im Thermenmuseum geschlossen worden ist, dass es sich um einen Dichter handelt, und von den erwähnten Vorschlägen passte dann am ehesten der Zeit- und Ruhmesgenosse des Menander Phi 1em o n, für den ja auch, wie schon bemerkt, das hohe Alter und der magere Typus als Empfehlungsgründe angeführt werden können. Aber im Ganzen gewinnt die Deutung Philemon durch die Menanderhypothese nicht gerade viel, da auf der einen Seite zwar wohl der Dichtercharakter des sogen. Seneca eine weitere Stütze erhält, auf der anderen aber die Gleichzeitigkeit beide1 Köpfe aus stilistischen und kostümlichen Gründen (bärtig und unbärtig) kaum mehr aufrecht erhalten werden kann. Die beiden Bildnisse scheinen aus verschiedenen Zeiten zu stammen und erst später miteinander verbunden worden zu sein, etwa wie Sokrates und Seneca. - Aus denjenigen ehemaligen Doppelhermen, bei denen der zweite Kopf ‘jetzt fehlt oder durch einen fremden ersetzt ist (Pompeji 6, Somzee 29, Kopenhagen 30, Pal. Rospigliosi 11 166), lässt sich natürlich für die Deutung nichts entnehmen. Endlich wird es am Platze sein, noch einmal auf den ph y si og n o m i sc he n Charakter selber zurückzukommen und zu sehen, wie dieser sich zu der Frage verhalte. - Lässt sich irgend ein Zug in dem Typus erkennen, der auf einen Dichter weist, auf geistige Schwungkraft, auf Flug der Phantasie, auf Erhebung der Seele? Oder deutet der Ausdruck nicht vielmehr auf das Gegenteil, auf einen deprimierten, grübelnden Geist, auf kleinliche, am Nächsten haftende Gedanken, auf Alles eher als auf Begeisterung und Freude an der Kunst? Wir wollen nicht sagen, dass der Charakter des Dargestellten demgemäss zu beurteilen sei; denn das Bildnis kann nach dem Leben gemacht sein und sein Ausdruck über das Innere täuschen. Aber an der Physiognomie hat die Dichterhypothese entschieden keine Stütze. Sie steht mit derselben sozusagen in diametralem Widerspruch. Wenn nun ausser dem Kranz gar nichts für einen Dichter spricht, die Beigabe des Kranzes aber bei dem einen Exemplar möglicherweise auf Willkür oder Irrtum beruhen kann, so glauben wir, hat die von Brizio aufgestellte Beschränkung des Darstellungskreises keine so unbedingte Geltung, wie gewöhnlich angenommen wird, sondern es kann eventuell auch noch jemand anders als nur ein Dichter gemeint sein. Ein Staatmann oder Feldherr allerdings nicht; so weit darf man der Physiognomik oder Charakteristik wohl trauen. Und auch ein Redner scheint ausgeschlossen. Es müsste ein Philo-
soph oder Schriftst-eller sein, am ehesten ein Cielehrter oder Kritiker, wie deren der Hellenismus so viele und zum Teil so bedeutende hervorgebracht hat. Ich würde es nicht wagen, einen Vorschlag aus dieser Sphare ZLI bringen, träte uns hier nicht ungesucht eine Persönlichkeit entgegen, wie die des Eratosthenes von Kyrene (um 275 bis 195), des Nachfolgers des Knllimachos in der Vorstandschaft der nlexandrinischen Bibliothek, eines jener Alles beherrschenden und Alles umfassenden Gelehrten, die gleichsam die wissenschaftlichen Fürsten ihres Zeitalters sind. Derselbe starb bekanntlich 82jahrig durch Enthaltung von Nahrung, weil ihm völlige Erblindung drohte. Solltevielleichtdie homerische Augenbildung mancher unserer Büsten auf das Gebrechen hinweisen, das ZLI seinem Tode Anlass gab? Es ist freilich nur ein Vorschlag wie alle anderen, und physiognomisch im Grunde nicht viel besser empfohlen, obgleich man sagen kann, dass der Pseudo-Seneca in der That an einen ähnlichen Gelehrten der Neuzeit erinnert, ZLI dessen Füssen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die philologische Jugend sass. Aber warum sollte Eratosthenes hinfälliger ausgesehen haben als ein Dichter? Nicht die Gelehrsamkeit als solche, sondern das oft mit der Stubengelehrsamkeit verbundene körperliche Siechtum scheint sich in der Physiognomie ZLI reflektieren. Alles Geistige tritt hinter dem Ausdruck des kümmerlichen Alters zurück. Man wird beinahe an Typen wie an den Fische1 der Candelabergallerie (Pio Clem. 111.32) erinnert, und fragt sich, ob am Ende eine blosse Genrefigur dargestelli- sei, deren Berühmtheit utid entsprechende Vervielfältigung dann ausschliesslich auf der Vortrefflichkeit des Kunstwerks beruhte. Indes diese Annahme vermag vor dem deutlich ausgeprägten Porträtcharakter nicht stand zu halten, und würde auch die grosse Verbreitung nur ungenügend et-klären; namentlich aber ist sie unmöglich wegen der Zusammenstellung mit einem andern Porträt in der albanischen Doppelherme. Wir kommen nicht um die Thatsache herum : Es ist eine historische Persönlichkeit, die geleibt und gelebt hat. Und wenn auch durch die Erweiterung der Möglichkeiten auf das gesamte Gebiet der Litteratur kein besseres Resultat et-zielt wird, und man keiner der Berühmtheiten des hellenistischen Zeitalters diese hinfällige Erscheinung und keinem der Bettelphilosophen oder Grammatiker die notwendige Beliebtheit ZLItrauen kann, so bleibt nur übrig, einstweilen die Waffen ZLI strecken und die Lösung des Rätsels von eitlem glücklichen Zufall oder von einer glücklichen Divination zu erwarten. ßernoulli,
Griech.
Ikonographie.
11. Teil
12
178
Archimedes Auf Grund einer aufgemalten und nur teilweise noch sichtbaren Aufschrift’ wurde früher eine Panzerherme in Ne ap e 1 (abgeb. 1.Teil Taf. XII, p. 121 u. 2151 Archimedes genannt: ein bartiger Griechenkopf mit ziemlich langem, von einer Tänie umwundenem, seitwärts in Locken auslaufendem Haar, ungefähr auf die Zeit des Euripides zurückgehend; schon dieser Zeitbestimmung nach und wegen der Tänie nicht mit Archimedes zu vereinigen. Jetzt wird die Aufschrift nach Wolters Vorschlag zu Archidamos (s. d.) ergänzt und auf einen der spartanischen Könige dieses Namens, entweder auf den Verwüster von Attica (431 ff.) oder auf den Sohn des Agesilaos (Mitte des 4. Jahrhunderts), bezogen. Die Beischrift APXIMHA sodann auf dem ovalen Medaillon mit Griechenkopf im Cap i t o 1, Philosophenzimmer No. 22 (abgeb. Bott. 1. 89)‘, rührt von dem Steinschneider Nicol. Corona her, welcher Der Kopf ist ebenden Marmor dadurch kostbarer machen wollte.” falls mit einer Tänie umwunden und hat grosse Ähnlichkeit mit dem farnesischen Sophokles; doch ist es zweifelhaft, ob wirklich die gleiche Person gemeint sei.* Wegen eines in der Linken ergänzten Winkelmaasses wurde thörichter Weise eine Jünglingsstatue in Oxford (Mich. Anc. Mai-b. p. 552, No. 43; abgeb. Clarac pl. 848 A. 2143 C) früher Archimedes genannt. Dass die auf ihn bezogenen Münzen und Gemmen gefälscht sind, braucht kaum gesagt zu werden. So die zwei Münzköpfe bei Paruta (La Sicilia tav. 119): ein behelmter unbärtiger und ein unbehelmter bärtiger, wovon den ersteren auch Gronov in den Thesaurus 111. m aufgenommen. Von Gemmen u. a. die bei Maffei (Montfaucon 1’Ant. expl. Suppl. 111):6 ein Kahlkopf auf nackter Büste mit einem Zirkel in der Linken und der Beischrift 'Ap~+,S-q~. Endlich mag erwähnt werden, dass P. J. Möbius aus phrenologischen Gründen die sog. Aeschylosherme im Capi tol, PhilosZimmer 82 [abgeb. Gr. Ikonographie 1. Teil, Abb. 201 auf Archimedes deuten wollte. Die wuIstartige Bildung der linken Stirnecke, die an 1 Siehe das Facsimile bei Wolters Röm Mitth. 1888. p. 115. 3 Righetti 1. 55. 3 Vgl. Bottari 1. p. 47. I S. 1. Teil p. 131. 21. h Weisser Bilderatlas 33, 21.
DER FAUSTKÄMPFER
179
KLEITOMACHOS
ihr zu bemerken, komme hauptsächlich nur bei grossen Mathemutikern und Mechanikern vor.’ Wenn diese Beobachtung richtig, d. h. wenn sie wirklich durch eine Reihe unzweideutiger Fälle beglaubigt ist, ohne dass ihr eine ebenso grosse Reihe von Ausnahmen entgegen steht, so könnte doch Archimedes nicht in Frage kommen, weil der Stil der Herme entschieden auf eine frühere Zeit weist (Archimedes st. 212).
Der Faustkämpfer Kleitomachos Mit gänzlicher Verkennung des dargestellten Motivs hat C. Wunderer? die 1884 an der Via nazionale in Rom gefundene ßronzcstatue eines sitzenden Faustkämpfers, jetzt im Thermenmuseum (abgeb. Ant. Denkm. 1. 1886. Tf. 4)3, auf Kleitomachos von Theben, der um 200 v. Chr. zu Olympia den Ägypter Aristonikos im Faustkampf besiegte, zu deuten gesucht. Es sei der von Polybios (27. 9) erw%hnte Moment, wo Kleitomachos an das Nationalgefühl der Hellenen appellierte und sie aufforderte, keine Partei fiir den Fremden zu nehmen; eine Erklärung, zu welcher die ruhig sitzende, miide Haltung und der stumpfsinnige Ausdruck des Dargestellten in direktem Widerspruch stellen.4 Auch die nachträgliche Modification der Deutung;, wonach nicht sowohl die vom Historiker hervorgehobene Anrede an das Publikum als vielmehr der künstlerisch fruchtbare Moment vor der Rede gemeint sei, wo Kleitomachos den Kopf nach oben richtet, um den Zuschauern seine Entriistung zu zeigen, macht dieselbe nicht wahrscheinlicher. - Der Stil würde sich ja allerdings mit der Zeit des Ereignisses wohl vertragen. Für früher scheint die ganze Auffassung zu roh und brutal, für die eigentlich römische Zeit die Arbeit zu guLB Allein die mögliche Gleichzeitigkeit wäre noch kein Beweis, auch wenn das Motiv besser stimmte. Rossbach ‘j will die Statue aus dem Mythos erklären : Es sei Amykos, der im Faustkampf von Polydeukes erschlagen wurde. Er stützt sich dabei auf eine spartanische Münze, zwei etruskische Spiegel und eine Stelle des Theokrit. Aber lässt sich eine solche Deutung mit dem Realismus der Arbeit vereinigen?
1 Neue Jahrbb. für das klassische Alterth. und für Pädagogik. 111. 1900. p. 161 ff. o Im Philologus LVII. (1898) p. lff. n ßrunn-Bruckmann Denkm. 248; Collignon Hist. de Ia sculpt. gr. 11. p. 492. Vgl. Helbig Führer 11”. 1113. L Vergleiche die Zurückweisungen von E. Petersen in den Röm. Mitth. XIII. p. 93 mnd von Helbig a. a. 0. r> Wunderer a. a. 0. p. 649. u Was Winter veranlasst, sie an den Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu setzen, verstehe ich nicht. ‘i In einem an der 44. Philologenversammlung zu Dresden (1897) gehaltenen Vortrag, der nächstens in einer Festschrift erscheinen soll. S. Verhandlungen p. 87. 12’
180
ARISTARCH.
KARNE:4DES
Aristarch Aristarch von Samothrake, der gefeierte Philologe und Kritiker, dem wir hauptsächlich die Wiederherstellung der homerischen Gedichte verdanken, lebte zu Alexandria am Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. (c. 216& 114). Er soll 72jährig in Cypern gestorben sein. Im Etymologicum magnum findet sich die Notiz von einem Bildnis desselben von der Hand des Grammatikers Dionysios Thrax (Anfang des letzten Jahrhunderts der Republik), das ihn mit der Tragödie auf der Brust darstellte, angeblich weil er alle Tragiidien nus\vendig vortragen konnte. 1 Gestiitzt hierauf wollte Fr. Marx” die vor der porta Capena gefundene Büste des früher sog. Terenz im Capi tol, Philosophenzi~nmer No. 76 (abgeb. Röm. Ikonogr. 1. p. OS), auf Aristarch beziehen, indem er annahm, dass unter der aufgemalten Tragödie in jener Stelle des Etymologicums eine tragische Maske verstanden sei. Gegen die letztere Annahme 1,isst sich nicht viel sagen, da die blosse Bezeichnung Tragödie in der That ein schwankender Begriff ist, fiir den es verschiedene Auslegungen geben kann. Eher scheint die Notiz selber apokryph, weil doch Aristarch nicht einseitig und nicht einmal haupts$chlich die Tragödie behandelte, die tragische Maske also kein sehr bezeichnendes Emblem fiir ihn war. Und nun gar sollte ein so curioses Gemälde des als Kiinstler ganz unberiihmten Dionysios fiir die Folgezeit und zwar auch für die Plastik typisch geworden sein, und sollte man sich noch 21/, oder 3 Jahrhunderte spiter - denn die Biiste wird nicht vor Hadrian ,gesetzt werden diirfen ~ an den barocken Einfall eines Dilettanten fiir gebunden erachtet haben! Das widerspricht aller Wahrscheinlichkeit. Es wird sich bei der cnpitolinischen Biiste, wie schon Gercke bemerkt:‘, und wie auch Helbig annimmt*, um einen tragischen Schauspieler des2. oder3. Jahrhunderts n.Chr. handeln. Die bei einem derartigen Porträt auffallende Nacktheit der Brust aber ist vielleicht damit ZLI erklären, dass man einen ruhigen Hintergrund fiir die Maske haben wollte. Cm fiir den Pseudo-Seneca in Vorschlag gebracht werden zu dürfen j wird Aristarch trotz seinem Ansehen nicht allgemein genug berühmt gewesen sein.
Karneades [ Taf. XXIV ]
Karneades aus Kyrene (geb. um 214, gest. 129 v. Chr.), Stifter und Haupt der neueren Akademie und Teilnehmer an jener berühmt gewordenen Gesandtschaft der Athener (155 v. Chr.), welche den
ersten Anstoss zur Beschäftigung der Römer mit Philosophie gab, wird von Cicero als einer der glänzendsten Dialektiker gerühmt. Dazu hatte ihn die Natur mit einer gewaltigen Stimme begabt.l Als Schriftsteller bethätigte er sich nicht; doch lag er eifrig den Studien ob. Nach Diogenes soll er darüber sogar sein Äusseres vernachlässigt und weder Haar noch Nägel beschnitten haben.’ In der Stoa des Attalos zu Athen stand eine Bildnisstatue von ihm, deren Basis mit der Widmungsinschrift wieder aufgefunden worden ist ::, eine StiftungAttalos’ 11.von Pergamon und Ariarathes’ 11. von Kappadokien, welche beide früher seine Zuhörer gewesen waren; vielleicht dieselbe, die dem Cicero vorschwebte, wo er von seiner Reise nach Athen spricht und meint, den grossen Redner leibhaftig vor sich zu sehen.’ Ein Bildnis, das zur Zeit des Fulv. Ursinus als Karneades gieng, weil es ungeh&igerWeise auf eine Hermemit dessen Namensaufschrift (KAPNEAAHZ@IAOKRMOY KYPHNAIOE) gesetzt worden war, damals im Besitz des Cardinals Ferd. von Medici (abgeb. Statius Illustr. vir. vultus XIV), hat sich später als das des Antisthenes erwiesen. Schon Ursinus erkannte, dass Kopf und Herme einander fremd und gab daher nur die letztere (Imag. p. 66).” - Ebenso ist eine zweite Herme, welche Faber bei Ursinus sah, wo Karneades im höchsten Alter (deuepitus jam et aetatis senescentis) dargestellt sein sollte”, durchaus apokryph. Dagegen gab es bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts in einem der farnesischen Paläste zu Rom’eine mit dem Namen Karneades beschriebene Büste, wo Kopf und Bruststück, wie es scheint, wirklich zusammengehörten 5, die Aufschrift quer über die Falten des Gewandes hinlaufend.” Sie ist mit verkehrten Seiten und mit 1 Diog. IV. 9. 3: ‘11~ OBzu’1;~zyai.o~y~~,rxx~. y Diog. a. a. 0.: “03~~ za! fzo’p Z& &pqtv Ovup; 2~/,di~ ~5 qi roA5 Zpu5, was Faber zu den Imag. 42 ins Gegenteil verkehrt. 3 C. 1. Att. 11ü. No. 1406, vgl. Köhler Athen. Mitth. V. 1880. p. 284. 4 Cicero De fin. V. 2 : Eutn videre videor, est enim nota ikago; a sedeque &sa, tanta ingenii magnitudine orbata, desiderari illam vocem puto. J Vgl. Kaibel No. 1170. ü Fab. Imag. zu No. 42. i Nel piccolo Farnesse (Visc. Pio Clem. VI. p. 172. Anm. 1). Ob darunter die Farnesina in Trastevere oder der spätere Pal. Linotta bei der Cancelleria, der auch piccola Farnesika genannt wurde, verstanden ist, kann ich nicht sagen. S Quant0 al busto presente tni sono sulP originale convinto, ehe si fatto scambiarnento non ebbe luogo. Visc. Icon. gr. 1. p. 226. g C. 1. Gr. 111. No. 6070.
182
KARNEADES
Weglassung der Aufschrift abgebildet bei Faber Imag. 42. Bei der Überführung der farnesischen Sachen nach Neapel und in den paar nächsten Jahren war sie noch vorhanden, wie aus ihrer Erwähnung in den Inventaren von 1796 und 1805 hervorgeht.l Dann aber verliert sich ihre Spur, und schon Visconti, obgleich er das Original noch gesehen, musste sich, als er sie in der Iconographie (1808 - 1811) publizierte, mit einem Gipsabguss des Albaccini behelfen. Und da bald auch dieser Gipsabguss abhanden kam, so war man lange Zeit auf die beiden Abbildungen bei Faber und Visconti angewiesen, bis erst kürzlich Arndt einen anderen Abguss in Kopenhagen entdeckte, nach welchem endlich eine genaue Aufnahme gemacht werden konnte (s. unsere Taf. XXIV).” Das Bildnis stellt einen älteren Mann dar mit stark durcilfurchter Stirn, an die sogen. Aratköpfe in Neapel und im brit. Museum (oben p. 15Q) el-’mnernd; ebenfalls etwas gebückt, aber nicht so sta1.k wie jene, und der Scheitel noch von dünnem Haar bedeckt. Unter den Augen sind die Thränensäcke angegeben, Stirn und Nase durch einen Einschnitt voneinander getrennt; die Unterlippe gradabfallend, nicht convex. Von der Aufschrift ist ziemlich deutlich noch KAPNE zu lesen, worauf nach einer Lücke von ca. zwei Buchstaben noch ein H folgt. Bottari las KAPNEAA, Visconti giebt den vollständigen Namen. Nun befindet sich allerdings auch heute noch ein auf Karneades bezogener Kopf von ähnlichem Charakter in Nehpel, Gerh. No. 358, Invent. 6131, und Gercke:: hat vermutet, es möchte der verloren geglaubte sein, nur auf ein anderes Bruchstück gesetzt. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Der Neapler ist greisenhafter, hat einen kahlen Scheitel, eine niedrigere, zurückweichende Stirn, einen zahnlosen Mund mit convex bis zur Kinnkehle gewölbter Unterlippe. Er geht offenbar nicht bloss auf ein anderes Vorbild zurück, sondern auch auf eine andere Person, auf dieselbe, welche in der Florentiner Herme No. 267 (Dütschke 111.497) und wahrscheinlich auch in dem 1 Vgl. Studniczka bei Arndt-Bruckm. Gr. u. röm. Portr. zu No. 505 und 506. - Die vorhandenen Abbildungen sind also: Die schon genannte des Gllaeus in der Ausg. von 1598 und bei Faber, mit berichtigter Orientierung wiederhoit bei Sandrart IV. pl. 3. No. 2; Bellori Imag. philos. 10; Gronov Thes. 111. lit. v.; dann die bei Visconti Icon. gr. 1. Taf. 19. 1, 2, wiederholt bei Weisser Bilderatl. Taf. 33. 13, Baumeister 11. 1~.775; endlich die bei Arndt-Bruckm. gr. 11.röm. Portr. 505, 596, wonach die unsrige. 1 Jahrb. d. 1nst.V. Anz. p. 56. Anm.2.
CIIPSARGUSS
DER FARNES.
Bi’:%-E
IN KOPENHAGEN
183
etwas aufwärts gerichteten Kopf des Mus. Chi aram onti No. 598 (Phot. Arndt) dargestellt ist, welche beide ebenfalls den Namen Karneades tragen. Das Aufsetzen des Namens auf das Gewandstück bei der farnesischen Büste wird kaum als ursprünglich gelten dürfen. Doch scheint es nach dem Grad der Verwitterung der Schriftzeichen schon im Altertum stattgefunden zu haben, so dass an keine Fälschung zu denken ist. Auch vom physiognomischen Standpunkt aus liegt kein Grund zu Verdacht vor. Der lebhafte Ausdruck ist im Gegenteil sehr wohl geeignet, uns die divina quadam celeritas ingenii et dicetzdi copia, von der Cicero spricht’, in Erinnerung zu rufen. Auf die bezüglichen Angaben des Diogenes aber über sein verwahrlostes Aussehen ist nicht viel zu geben. Es wird ja nur gesagt, dass er infolge eifrigen Studiums sein Äusseres vernachlässigt habe, nicht dass diese Vernachlässigung ein allgemeiner Charakterzug von ihm gewesen sei. Die Büste wird daher einstweilen als das relativ sicherste Karneadesbildnis fortfigurieren. Eine freie Wiederholung ist der mit der gleichen Namensaufschrift versehene Kopf in der Casa del labrador zu Aranj uez (Hübner Bildw. No. 166).” Jedenfalls ist die Bezeichnung nicht willkürlich, wie Hübner sagt, sondern beruht auf ausgesprochener Ähn-lichkeit. Furtw%ngler glaubt auch den schönen Philosophenkopf in Woburn Abbey (abgeb. Statuenkopieen 1. Taf. 8, p. 47), bei dem schon Michaelis” an Karneades gedacht hatte, als Replik fassen zu dürfen. Mit Unrecht; obgleich derselbe, wie die wahrscheinliche Wiederholung in der Gall. geografica 478 (abgeb. Pistol.VI. 104)1 beweist, ebenfalls eine Berühmtheit darstellt. Die Augen sind rundlicher und tiefer gebettet, die Lippen voller, die Stirnfurchen anders gezogen, auch die in die Stirn fallenden Haarbüschel von ganz anderer Anlage. Fernere Bildnisse, bei denen Karneades vermutet wird, von denen aber keines mit der farnesischen Büste identifiziert werden kann und die also ausgeschieden werden müssen, sind: 1 Cie. De ornt. 111. ld. ? Gipsabgüsse in der EC. des beaux-arts zu Paris No. 5057 und in der Villa Medici zu Rom. i Anc. Mahl. p. 752. No. 257. ’ Abguss in der EC. des beaux-arts unter dem Namen Leodamas.
Ein Kopf im Mus. Chiaramonti No. ‘719: kahle Stirn, voller, die Oberlippe ganz bedeckender Schnurrbart und seltsam unter deni rechten Ohr hervorquellender Bart. Büstei~~derCandelabergalleriedesVaticansNo.l39(abgeb. Biondi Mon. Amaranz. 33)‘, Replik eines Kopfes der Münchener Residenz (abgeb. Arndt-Amelung Einzelaufn. IV. 970): Steile Stirn und noch volles Haar. Büste im Cap i t o 1, Philosophenzimmer No. S (abgeb. Bottal-i 1. 17).’ Die Stirn kahl und steil, die Schläfenhaare bogenförmig hinter die Ohren zurückgenommen. Auf ungebrochenem massiv gearbeitetem nacktem Bruststück mit Armansätzen. Identifizierung mit dem farnesischen Karneades” ist ganz unmöglich. HermeimMus.TorloniaNo.63 (abgeb.Mon.Torl.pl.XVI.63), allerdings an die Kopenhagener Gipsbüste erinnernd, aber jugendlicher; ein sonst nicht vorkommendes Bildnis. Der Kopf im Louvre aus der Sammlung Campana, Karyatidensaal, jetzt No.‘72 (abgeb. Arndt-Bruckmann 139), mit derAufschrift h;r.pvs& auf der modernen Herme, ist nach dem kurzgeschnittenen Bart schwerlich ein Philosoph; die jetzt beliebte Beziehung auf Demosthenes ganz verkehrt. Kopf im britischen Museum (Phot. beim arch.Inst.) ebenfalls mit Namensaufschrift auf der modernen Herme. Die Nase und linke Seite des Kofpes neu. Scheint die Replik eines der vier bei Livorno gefundenen Bronzeköpfe im Museo archeologico zu Florenz (Amelung Führer p. 276, No. 271) zu sein.
Polybios Der Geschichtschreiber Polybios von Megalopolis (c. 205 bis c. 123) war der Sohn des achäischen Strategen Lykortas. Als hervorragende Persönlichkeit wurde er unter die tausend Geiseln gewählt, welche 167 nach Rom geführt und dort 16 Jahre zurückbehalten wurden. Während dieser Zeit studierte er das römische Staatswesen und knüpfte freundschaftliche Verbindungen mit den römischen 1 Cavaceppi Racc. 11. 5. ’ Helbig Führer 1’. 474.
2 Righ. 1. 23.
Gossen an. Nach aufgehobenem Exil (150) machte er ausgedehnte Reisen, vollendete das begonnene Geschichtswerk und wirkte vermittelnd für seine besiegten Landsleute. Er starb S2jährig infolge eines Sturzes vom Pferde. Von dem Ansehen und der Verehrung, die Polybios trotz seiner römerfreundlichen Gesinnung fortwährend in seinem Vaterlande genoss, zeugen die zahlreichen Ehrendenkmäler, von denen zum Teil noch Reste auf uns gekommen sind, wie die neuerdings entdeckte Basis von Olympia mit der Aufschrift: ‘11 Al.ts 7, ‘lii,&ov ITrJA’J$trJv AIt~z+ru. _11z$oi;rJi,l~~v (Dittenberger Syll. 243). Nicht weniger als fünf Bildnisse, alle in Arkadien, werden von Pausanias erwähnt, vier davon in erhabener Arbeit auf Reliefstelen: eine in einem Tempel zu Man tin ea, 1 eine ähnliche auf dem Markte von Megalopolis”, eine dritte mit besonders ehrender Inschrift im Peribolos der Despoina bei Akakesionsund eine vierte in Tegea.” Dazu eine Statue beim Tempel der Kora in Pa 11anti o n. .5 Die auffallende Gleichheit der für Porträts nicht eben häufigen Darstellungsform wird vermutungsweise einem einheitlichen Anlass zugeschrieben, wobei sich verschiedene Städte zur Ehrung des so hoch um sie verdienten Mannes geeinigt hätten, was vielleicht durch die eigenen Worte des Polybios angedeutet ist: l‘n?c p;ILWVTY.
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Im Anschluss hieran glaubte Milchhöfer ein bei Klei tor, also ebenfalls in Arkadien, gefundenes und dort aufbewahrtes Kriegerrelief (publ. von L. Gurlitt in den Athen.Mitth.VI. 1881 Taf.V.) i auf Polybios deuten zu dürfen.” Dasselbe stellt in überlebensgrossem Massstab einen Jüngling in Exomis und Mantel dar, die Rechte wie betend erhoben, in der Linken einen Speer, zu seinen Füssen Schild und Helm. An der oberen Leiste des Reliefs ein Distichon, wovon der Pentameter noch teilweise lesbar: Milchhöfer ergänzt den fehlenden Namen in ~OUh&, mit Beziehung auf angeblich noch erkennbare Spuren (l., 2. und 4. Buchstabe), und weil der gleiche Name, hier einen späteren Polybios bezeichnend, mit dieser metrischen Wendung auf einer Widmungsinschrift der 1 ? 4 ü b
Paus. VIII. Paus. VIII. Paus. VIII. Polyb. 40. Arch. Ztg.
9. 1. 30. 8. 48. 8. 10. lSS1. 11. 153ff.
3 Paus. VIII. 37. 1. fi Paus.
VIII.
44. 5.
7 Gipsabg. in Berlin, Wolters No. 1854.
186
POLYBIOS.
HIPPARCHOS
Kaiserzeit wiederkehrt. - Nun fallen aber die Ehrendenkmäler des Cieschichtschreibers, wie Wolters richtig bemerkt, aller Wahrscheinlichkeit nach in seine spätere Zeit, am ehesten in die auf die Zerstörung Korinths (146) folgenden Jahre, wo Polybios sich durch seine Vermittlung den besonderen Dank dergriechischen Städte erwarb. Damals aber war er schon ein hoher Sechziger, während er hier als bartlose1 Jüngling ersch em . t .l Und da die Ergänzung des Pentametcrs schliesslieh denn doch keineswegs über alle Zweifel erhaben, so wird die Entscheidung in dieser Frage, wenn man anders die Deutung nicht bestimmt ablehnen will, jedenfalls noch ausgestellt bleiben müssen. Die Einwendungen von Wolters scheinen mir auch nach den weiteren Bemerkungen von Milchhöfer 1 immer noch zu Recht ZLI bestehen. Übrigens wäre es schwer, sich auf Grund dieses Reliefs einen Begriff von der Physiognomie des Polybios zu machen. Es war im besten Fall nur ein gegenständlich als Polybios gemeintes Bild, bei dem das Ikonische gar nicht in Eetracht kam.
Hipparchos [Miinztaf.
11. 15, 161
Der Astronom Hipparchos aus Nikaea in Bithynien (tun 160- 125), der Begründer der Trigonometrie, Verfasser eines Sternkatalogs und andrer zahlreicher Schriften, lebte hauptsächlich in Rhodos und Alexandria. Als selbständiger exakter Forscher stand er im Altertum in hoher Achtung. Zur Zeit des Antoninus Pius fiengen die Nikaeer an, seine Figur auf ihre Münzen zu setzen, in sitzender Stellung, bald ganz, bald halb bekleidet, neben einer Säule, auf der ein Globus ruht [Münzt. 11.151, bisweilen wie Pythagoras die Rechte an den Globus legend, odei ohne Säule den Globus auf der Rechten tragend. Daneben giebt es auch Münzen mit dem blossen Kopf, von denen aber nur wenige erhalten [ein Exemplar abgeb. Münztaf. 11. 161. 1 hlilchhiifer samt. b . ,,Nicht unter Mitte der vierziger Jahre”. Aber dann wiirde die Darstellung gerade in die Zeit fallen, wo Polybios in Rom war. Nach der Abbildung muss man ihn bedeutend jiinger schätzen. Die Bartlosigkeit wird bei dem im Feld stehenden Krieger nicht Folge dcs Rasierens, sondern das ,2lerkmal der Jugendlichkeit sein. 4 111der Festschrift zu Ehren Brunn’s 1593. p. 39. Anm. 1.
HII’I’.
AUF
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UND
(iI:;hL\1EN.
ZEN0
187
Hipparch war berühmt genug, um mit Wahrscheinlichkeit noch in Büsten vertreten zu sein, aber an einen Nachweis derselben auf Grund dieser Münzen ist nicht zu denken. Die Darstellung des blossen Kopfes, die allein dazu verwendet werden könnte, giebt sich schon durch den anscheinenden Mangel des Bartes, der bei der ganzen Figur noch vorhanden, als wenig zuverlässig zu erkennen. Aus sachlichen Gründen mag Hipparch gemeint sein in der als Astronom charakterisierten, wenn auch typisch von den Münzdarstellungen verschiedenen Figur auf einer Gemme von Lapis Lazuli in Bonn (abgeb. bei Urlichs: Dreizehn Gemmen der Frau Mertens-Schaaffhausen, Bonner Winckelmannsprogr. 1846 No. VIII). Dieselbe sitzt unter einem Baume auf der Erde und hat einen Globus vor sich, an dem sie mit dem Zirkel etwas misst. Über ihr Sonne, Mond und Sterne, zu denen sie emporblickt. Der Typus ist der eines langbärtigen Mannes mit hoher kahler Stirn, der Oberleib nackt. Der allzu grosse Kopf ist dem Ungeschick des Gernmenschneiders zuzuschreiben. Von Tölken vermutungsweise, aber mit Unrecht, auf Hipparch bezogen die sitzende nackte Figur mit mathematischen Instrumenten auf dem Stosch’schen Karn eo 1 in Berlin, Tölken Verz. V. 63 (abgeb. Furtw. Cieschn. Steine 7697).’ Nach Winckelmann und Anderen Atlas.
Zeno von Sidon Zeno von Sidon, ein epikureischer Philosoph um die Wende des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. Als Cicero und Atticus ihn im Jahr 79 in Athen hörten, stand er schon in vorgerücktem Alter. Er soll von lebhaftem, streitsüchtigem Charakter gewesen sein (acviculus. Cie.).
Wir haben uns oben (p. 137 f.) zu der Ansicht bekannt, dass die mit dem Namen Zeno beschriebenen Bildnisse in Neapel aller Wahrscheinlichkeit nach den Stoiker von Kition darstellen. Einige Archäologen (die herculan. Akademiker, de Petra, Gercke) wollen an dessen Stelle vielmehr den Epikureer von Sidon setzen, weil das herculanische Bronzebüstchen aus einer fast ausschliesslich epikure1 Müller-Wieseler
11. 829
1ss
POSIDONIOS
DER HHODIER
ischen Umgebung stamme. Allein die Zahl der erhaltenen Repliken scheint auf eine grössere Berühmtheit zu deuten als die des genannten Philosophen, der mehr nur bei seinen Zeitgenossen glänzte. Die Deutung der Platoherme im Vati c a n, Musensaal No. 519 (abgeb. Taf. V.) auf diesen Zeno’ hat Visconti später selbst wieder aufgegeben.’
Posidonios der Rhodier [Taf. XXV] Posidonios aus Apamea in Syrien (c. 135 - 45 v. Chr.) lebte hauptsächlich auf Rhodos, wo er als Philosoph (Stoiker) und Rhetor eine Schule gründete. Cicero hörte ihn und Pompejus beehrte ihn mit seinen Besuchen. Später gab er sich auch mit naturwissenschaftlichen und historischen Studien ab und schrieb eine Fortsetzung des Polybios in 52 Büchern (die Zeit von 144 bis 86 umfassend). Trotz schweren Gichtleidens erreichte er ein ungewöhnlich hohes Alter. Seine Namensaufschrift trägt eine farnesische Büste zu N e a p e 1, Gei-h. No. 360, Inv. 6112 (abgeb. Taf. XXV)‘j: etwa ein Fünfziger von mageren Formen, mit flachem Scheitel und hinausgewölbtem Wirbel, anliegendem über der Stirn schon dünn gewordenem Haar und kurzgeschnittenem Bart. Auge und Mund voll Energie und von stoischer Strenge. Er ist mit Chiton und Mantel bekleidet, auf dem ersteren der Name POEIARNIOE (sic).4 Der Kopf ungebrochen, etwas nach links gewandt, die Büste massiv, möglicher Weise das Bruchstück einer Statue. Da der Rhodier der einzige dieses Namens, der zu wirklicher Berühmtheit gelangte,” so wird man trotz dem Mangel einer näheren Bezeichnung oder grade wegen dieses Mangels nur an ihn denken können. 1 Pio Clem. VI. 11.165ff. 2 Icon. gr. 1. p. 206. Anm. 2. 3 Zuerst bei Faber No. 117, und danach wiederholt bei Bellori phil. 29 und Gronov Thes. 111. SS; dann neu, aber auch nicht genügend bei Visconti Icon. gr. 1. Tf. 24. 1, 2; die Vorderansicht wiederholt bei Baumeister 111. p. 1396. - Dass schon F. Ursinus sie bekannt gemacht habe, wie Visconti sagt, kann ich nicht finden. 4 Kaibel No. 1204. 5 Es gab daneben noch einen Schüler des Aristuch und einen Historiker von Olbia, welche Posidonios hiessen, beide im 2. Jahrhundert v. Chr.
\‘isconti 1 macht darauf aufmerksam, dass die Namensaufschrift tihnlich bei zwei weiteren farnesischen Büsten auf das Gewand oder die Brust gesetzt sei [bei Karneades, abgeb. Taf. XXIV, und bei Lysias, abgeb. Taf. 11, und zieht daraus und aus der Verwandtschaft des Stils und der Gleichheit der Dimensionen den Schluss, dass alle drei wahrscheinlich ursprünglich zusammen gehörten; vielleicht ein paar von den 1s Philosophenköpfen (diecidoffo teste di filosofi riposfe), welche nach dem Bericht des Flam. Vacca (1538- 1600) hinter den Diocletiansthermen zum Vorschein gekommen waren’ und später vom Cardinal Farnese erworben wurden. Diese Vermutung scheint durch das Zeugnis des Ligorius, das Visconti unbekannt war, und wonach der Fundort der Posidoniosbüste wirklich der Esquilin, bestätigt zu werden. - Indes beschränkt sich das Gemeinsame, was die drei Büsten von anderen Bildnissen unterscheidet, doch wesentlich darauf, dass der Name auf einen Teil des Körpers oder des Gewandes statt auf. die Basis geschrieben ist, was übrigens auch bei Bildnissen des Euripides und Demosthenes vorkommt. Die ungefähre Gieichheit der Dimensionen will wenig beweisen, da dies eine Eigenschaft, welche die Büsten mit der grossen Mehrzahl der Marmorbildnisse teilen. Der Stil aber ist bei allen dreien eher verschieden als verwandt. Dagegen könnte es leicht der Fall sein, dass sämtliche Namensaufschriften posthum wären. Der Lysiaskopf ist ganz wie zum Aufsetzen auf eine Statue gernacht, bei welcher natürlich der Name nicht auf dem Halse geschrieben sein konnte. Und auch der Posidonios scheint nicht ursprünglich als Büste gearbeitet, sondern aus einem Statuenfragment zurecht gemacht worden zu sein. Beidemal liegt es nahe, anzunehmen, dass der Name erst aufgesetzt wurde, nachdem der Torso verstümmelt oder ZLI Grunde gegangen war. Ob dies schon im Altertum geschah oder erst im 16. Jahrhundert, das zu entscheiden, ist Sache der Epigraphiker. Wenn erst im 16. Jahrhundert, so wäre die Authenticität der Benennungen vielleicht einigen Zweifeln unterworfen. Denkmäler, welche auf die gleiche Person wie die Posiodoniosbüste bezogen werden dürfen, sind mir keine bekannt, wenn nicht etwa ein paar Gemmenköpfe wie der des Aquamarin bei Cades 35. 101: Dreiviertelsprofil nach links, oder wie der eines Kar1 Icon. p. 267. Anm. 3.
? Ffam. Vacca bei Fea klisc. XCVI.
190
?OSlDONlOS.
ARISTOMACHOS
n eols der Sammlung de la Turbie, den Visconti (Icon. gr. 1. Taf. 24.3.) als Posidonios mit abgebildet hat, der sich indes durch volleres Stirnhaar und durch die Bartlosigkeit am vorderen Teil des Kinns unterscheidet. Jedenfalls nicht identisch der nach der farnesischen Büste benannte jugendliche Kopf im Capitol, Philosophenzimmer No. 29 (abgeb. Bottari 1. lO).l Und auch nicht, wie Visconti meinte,” der des sitzenden Philosophen aus Villa Borghese im Louvre, Descr. 89, Cat. somm. No. 80 [abg. oben p. 1591, von dem noch eine Anzahl weiterer Repliken vorhanden, nach der Zahl derselben eine grössere Berühmtheit als Posidonios. (s. Aristoteles.) Der sogen.Posidonios derDoppelherme in Villa Albani No.67 [abgeb. oben p. 162, rechts] ist ein Exemplar des Studniczka’schen Menandertypus.
Aristomachos Als eine Darstellung des aus Plinius’; bekannten Bienenzüchters und Bienenschriftstellers Aristomachos von Soli, dessen Lebenszeit nicht näher zu bestimmen”, deuteten Leon. Agostini, Maffei, Bellori und nach ihnen Visconti die sitzende, halbnackte Figur auf einem Dolce’schen Karneol, jetzt in Florenz (Cades 35. No. llO)‘, welche nachdenklich, mit aufs Haupt gelegter Rechten, auf einige Alveare herabblickt. Die Alveare, zwei länglichte mit Bienenzellen versehene Octogone, scheinen am Obern Rand des altarähnlichen Sitzes zu hängen und als solche durch je ein hineinfliegendes Insekt bezeichnet zu sein. Daneben ein paar blätterlose Bäume mit Blüten als Material für die Honigsucher. - Wenn es mit den Alvearen seine Richtigkeit hat, so lässt sich die Möglichkeit, ja sogar die Wahrscheinlichkeit der Deutung nicht in Abrede stellen. Von einem Porträt ist natürlich keine Rede. Nur der Grieche ist durch den Bart und, wenn man will, durch den nackten Oberkörper charakterisiert. 1 Righetti 1. 71. e Icon. gr. 1. p. 268. Anm. 2. 3 Plin. h. nat. 1. 11; XI. 19; XIII. 131. 4 Zwischen Aristoteles (Hist. animal. IX.) und Hygin (lib. de apibus). bei Pauly-Wissowa. r> Abgeb. Beilori 6; Gronov. Thes. 11. 75; Visc. lcon. gr. 1. Tav. 21. a.
Weilmann
H~RIE
DES
A~KLFPIAEES
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AGCTE~?
191
Nach dieser Gemme wurde wegen angeblicher, aber schwer ZLI entdeckender Ähnlichkeit der langbärtige Philosophenkopf im Cap i t o 1 No. 50 (abgeb. Rottal-i 1. 59)’ früher Aristomachos genannt.
Asklepiades [ Taf. XXVI ]
Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde in einem Gabe an der Via Appia noch innerhalb der aurelianischen Mauer eine Inschriftherme gefunden mit dem Namen ACKAHIllAAHC, jetzt im cap i t o 1i 11 i s c h e n Museum, Philosophenzimmer No. 24 [abgeb. Tf. XXVI] ‘, vollständig erhalten und ungebrochen, nur die Nasenspitze etwas zerstossen : Bildnis eines noch nicht alten Mannes mit kahlem Scheitel, dünnem krausem Haar und kurz rasiertem, nur durch Punkte angegebenem Bart. Charakteristisch die breite, nach oben vorgewölbte Stirn, die glotzig grossen Augen und das hohe Untergesicht mit den eckigen Kinnbacken, namentlich das hässliche Profil des Kinns. Über dem Rücken und beiden Schultern liegt ein Gewand. Dem Stil nach aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Da sich verschiedene Gelehrte oder Schriftsteller des Namens Asklepiades im Altertum hervorgethan, von denen indes keiner übel sein Zeitalter hinaus zu dominierendem Ruhme gelangte, so ist es befremdlich, kurzweg dem Personennamen auf der Herme zu begegnen. Es gab Dichter, Geschichtsschreiber, Philosophen, Grammatiker, Ärzte, welche so hiessen und sie verteilen sich vom 4. Jahrhundert v. Chr. abwärts über das ganze Altertum.” Zu den nennenswertesten gehören : In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Asklepiades von Tragilos, ein Schüler des Isokrates, der die von den Tragikern benützten Mythen zusammenstellte; in der zweiten ein eretrischer Philosoph aus Phlius; am Anfang des 3. Jahrhunderts Asklepiades von Samos, ein erotischer Epigrammendichter, Lehrer und Meister des Theokrit; um 200 ein Grammatiker Asklepiades am 1 Righetti 1. 103. 2 Bottari 1. 3; Righetti 1. 47; Visc. Icon. gr. 1. tav. 32b. 4. 5; die Aufschrift Kaibel No. 1142. s Vgl. Pauly-Wissowa Realencykl. s. v. Asklepiades, wo deren 50 aufgezählt werden.
Hofe von Pergamon; dann der jüngere Grammatiker Asklepiades von Myrlea, ein fruchtbarer Schriftsteller zur Zeit des Pompejus, und eben damals der erste und beruhmteste Arzt dieses Namens, Asklepiades von Prusa, dem noch mindestens ein Dutzend anderer, weniger berühmter Ärzte bis in die spätere Kaiserzeit folgten. ’ Auch der Arzt und Freund des Augustus, hl. Artorius, führte den Beinamen Asklepiades (C. 1. Gr. No. 3285), mit welch letzterem allein er freilich auf Monumenten unmöglich bezeichnet werden konnte. Da man nach dem ganzen Charakter des Bildnisses den Dargestellten nicht wohl unter den Griechen der vorrömischen Zeit suchen darf, so können von namhaften Trägern des Namens höchstens noch die von Pompejus abwärts in Betracht kommen. Zwischen dem Grammatiker von Myrlea und dem Arzte von Prusa würde der Fundort der Herme und die grössere Berühmtheit ZLI Gunsten des Arztes entscheiden. Derselbe war von Bithynien nach Rom gekommen (c. 100 v. Chr.) und hatte sich hier durch Schönrednerei und imponierendes Auftreten eine grosse Praxis, besonders in den höheren Ständen, die ihn mit Gold überschütteten, zu erwerben gewusst.’ Da er ohne Zweifel auch zu Rom starb, würde eine daselbst gefundene Grabherme mit seinem Namen und mit rasierten Bart, wie es die Sitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. verlangte, nicht übel ZLI dieser Persönlichkeit stimmen. Auch der Mangel einer näheren Bezeichnung liesse sich bei ihm einigermassen erklären, weil der Bithynier der erste seines Berufes war, der den Namen Asklepiades zu Ruhm und Ansehen brachte und daher bei seinem Tode nicht von Andern unterschieden zu werden brauchte. Jeder spätere hatte an ihm einen Rivalen, von dem er, um nicht verwechselt ZLI werden, durch irgend eine Angabe (Vatername oder Vaterland) unterschieden werden musste. ~ Indessen ist es allerdings schwer, den Stil der Herme mit dieser Deutung zu vereinigen. Und um die blosse Kopie eines Bildnisses aus jener Zeit, welche den Charakter des Originals verwischt hätte, kann es sich bei einem Grabfund nicht wohl handeln. So dürfte es schliesslich doch richtiger sein, von dem Bithynier Asklepiades ZLI abstrahieren und das Bildnis für das einer historisch nicht näher be* Vgl. Friedliinder Sittengeschichte Roms 11”. 1,. 373. ’ Näheres iiber ihn bei Sprenge1 Vers. einer prapat. Gesch. der Arzneikunde 1. p. 331ff.; Susemihl Gesch. d. gr. Litt. in der alexandrinischen Zeit 11. p. 428ff. - Licin. Crassm bei Cicero De or. 1. 62 urteilt iiber ihn: Neque wo Asclepiades is, qno nos medico amicoque usi satnus, qai turn eloquentin vincebat ceteros medicos, in eo ipso qaod Ornate dicebat, medicinae facultate atebatur, non eloquentiae.
THEOPHANES
VON
MYTILENE.
193
KRATIPPOS
kannten Persönlichkeit, am ehesten eines Arztes aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. zu nehmen. Die kurze Namensaufschrift müsste dann durch die private Aufstellung erklärt werden.
Theophanes von Mytilene [ Münztaf. 11. 17, 181
Theophanes von Mytilene war der Vertraute des Pompejus und dessen Begleiter auf seinen Feldzügen. Er schrieb eine Geschichte des dritten mithridatischen Krieges, nicht ohne Schönfärberei im Sinne seines Gönners. Seinem Einfluss bei Pompejus verdankte Mytilene die Autonomie, was ihm seine Mitbürger dadurch lohnten, dass sie ihm göttliche Ehren zuerkannten und sein Bild auf ihre Münzen prägten [Abb. Münztaf. 11. 17, 181 l: ein unbärtiger Kopf mit schlichtem nach Römerart geschnittenem Haar, Umschrift Ooo+v-q: %&DIS.- Auf dem Revers ein verschleierter weiblicher Kopf mit der Umschrift ‘Apz&Sxpt: 8~4 (abgeb. Bürchner a. unten a. 0. 17), wahrscheinlich seine Gemahlin. Nach den scharf ausgeprägten Zügen des Theophaneskopfes auf der einen Münze (17) sollte man meinen, es wäre, wenn überhaupt noch Büsten vorhanden, ein Leichtes, dieselben zu identifizieren. Aber schon die Vergleichung mit No. 18 zeigt, dass man sich auf diese Züge durchaus nicht verlassen kann. Weitere Exemplare sind bei Visconti (Taf. 27a. 4, 7, 8) und im Catalogue of gr. coins in the brit. Museum (Lesbos pl. 39. 1) abgebildet, jedes sozusagen wieder ein verschiedenes Bildnis, sodass man sieht, dass die Stempelschneider im Einzelnen ganz willkürlich verfuhren. K~ATIPPOS. - Bei Ursinus p. 67 und Gallaeus-Faber 1. ist eine kopflose Herme abgebildet mit der Aufschrift KPATI~~III AIKIONAUY MYTIAHNAIOI, die letztere nach Fabers ausdrücklicher Angabe in quadraten Lettern, also wohl aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.2 Kratippos war Landsmann und Zeitgenosse des Theophanes, Peripatetiker in Athen, wo er den Sohn des Cicero zu seinen Schiilern zählte. 3
1 Bürchner Zeitsehr. f. Num. IX. Tf. IV. 16. - Nicht bei Kaibel. 3 Plut. Cie. 24.
Bernoulli,
Griech.
Ikonographie.
11. Teil
13
194
LESBONAX UND POTAMON
Lesbonax und Potamon [ Münztaf. 11.19 ] Der Rhetor LESBONAX von Mytilene lebte nach Suidas zur Zeit des Augustus, nach unlängst gefundenen Inschriften aber mindestens ein Menschenalter früher. Er erfreute sich solchen Ansehens bei seinen Mitbürgern, dass sie sein Bildnis auf ihre Münzen setzten mit der Beischrift h@&a.x~x ~LUGO~JOV: Ein bärtiger Kopf mit vollem, gelocktem Haar, senkrechtem Profil, ein Pallium auf der Schulter [abgeb. Münztaf. 11. 19l.l - Ebenderselbe scheint auch in dem unbärtigen, als Bacchus dargestellten Kopf einer anderen Münze von Mytilene, mit der Beischrift AEGF&xE, Gpw: VERS(abgeb. Bürchner a. unten a. 0. p. 129)2, gemeint zu sein, obwohl es sich beidemal um ganz VerschiedeneTypen handelt. Visconti, der nur die letztereMünze kannte, und zwar aus einer Publikation des Cary von 1744, hielt es für unmöglich, den bacchusartigen Kopf mit einem Philosophen zu vereinigen und erklärte ihn für Antinous als neuen Herrscher von Lesbos (hispou &‘vx[).~ Die stehende Figur auf dem Revers dieser Münzen nimmt man für den Sohn des Philosophen, POTAMON, der in die Fussstapfen seines Vaters trat und unter Augustus und Tiberius blüte, magnus declamatm-, nach Seneca Suas. p. 18. Auch hier freilich herrscht keine Ubereinstimmung der Typen, sodass vielleicht nur die halbnackte Figur mit der Rolle in der vorgestreckten Rechten auf dem Revers des bärtigen Kopfes so gedeutet werden darf.
Modios Asiatikos [ Taf. XXVII ] M. Modios Asiatikos war Arzt der sog. methodischen Schule in Rom. Wir kennen denselben bloss aus einer Marmorbüste des Cabinet des medailles zu Paris, Cat. von Chabouillet No. 3304 1 Bürchner Zeitsehr. f. Num. IX. Tf. IV. 27, vgl. IJ. 128. 2 Cat. of greec coins in the brit. Mus., Lesbospl. 39. 5. a Vgl. Icon. gr. 1. IJ. 289.
ASIATIKOS.
DIE BÜSTE
DES CABINET
195
DES MEDAILLES
[abgeb. Taf. XXVII] l, welche mit zwei verschiedenen Inschriften beschrieben ist. Auf der dicken scheibenförmigen Plinthe ist Name und Beruf des Dargestellten angegeben: M. MOAIOC ACIATIKOC IATPOC MEOOAIKOC; auf dem massiv gearbeiteten Bruststück mit den Armansätzen steht die metrische Widmung eines seiner Angehörigen oder Verehrer: IHTHP MEOOAOY IlOAAA MEN EZOAA
AZIATIKE llPOZTATA IlAORN @PEZI I-IOAAA
XAIPE, AE AYTPA.
Arzt Asiatikos, Vorsteher der methodischen Schule (oder Arzt der methodischen Schule, mein BeschützerAsiatikos), lebe wohl! Der du viel Gutes in deinem Herzen erfahren und viel Trauriges. 2 Da der zweite unfertige und halb der Odyssee entlehnte Vers” auf ein abgeschlossenes Leben hindeutet, so ist das Warpswohl in dem gewöhnlichen Sinn der Grabschriften als Abschiedsgruss, und die Büste überhaupt, ,wie schon Visconti vermutete, als Grabdenkmal zu fassen. Die medizinische Schule der Methodiker wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. im Gegensatz zu den Schulen der sog. Dogmatiker und Empiriker durch Themison aus Laodikea gestiftet. Früher kann also Asiatikos nicht gesetzt werden, und nach dem Stil der Büste nicht später als die Flavier. Vielleicht dürften einige Prinzenbüsten des augusteischen Hauses ihr zeitlich am nächsten stehen. - Ob das ngo&a der Aufschrift mit p.E8ti$oU zu verbinden (Böckh, wie schon Montfaucon und Caylus), oder ob es ein Ausdruck für sich in der Bedeutung von patronus (Visconti) oder Lehrer (Vischer)*, lasse ich dahingestellt. Für jenes scheint die sprachliche Diction, für dieses die Aufschrift der Plinthe zu sprechen. Die erstere Erklärung schliesst in sich, dass Asiatikos kein ganz gewöhnlicher Arzt gewesen ist, weshalb wir uns dem Vorgang Visconti’s angeschlossen und den sonst unbekannten Mann in die Ikonographie mit aufgenommen haben. Die Büste wurde am Ende des 17. Jahrhunderts aus Smyrna an den späteren Kanzler de Pontchartrain geschickt und kam durch 1 Nach Babelon Le cab. des Ant. a la biblioth. nationale pl. 28. Frühere Abbildungen bei Caylus Rec. d’Ant. VI. pl. 42; Visc. Icon. gr. 1. pl. 33. No. 2, 3; Bouillon 11. pl. 72; Du Mersan Not. des Ant. du cab. d. med. 1822. pl. 9. 2 Vgl. darüber Böckh C. 1. Gr. 3283; W. Vischer Über einige Gegenstände der Altertumssamml. im Mus. zu Basel, Kleine Schriften 11. p. 416. 3 Vgl. Odyss. IV. 230. 4 Kleine Schriften a. a. 0. p. 418. 13’
196
MODIOS
ASIATIKOS
zweite Hand ins Cabinet des medai1les.l Das Bildnis stellt einen jungen Mann dar, von magerer Complexion, mit vollem in gleichmässige Büschel gegliedertem Haar und wenig ins Gesicht tretendem, auf der Oberlippe und am Kinn rasiertem oder hier noch nicht keimendem Flaumbart; der Kopf stark nach links gewandt. Die Arbeit vortrefflich und die Erhaltung einerseits des Kopfes, andererseits der Büste eine nahezu vollständige, was um so merkwürdiger, als Kopf und Büste getrennt gewesen zu sein scheinen. Auch der parische Marmor fast ohne Flecken; man glaubt ein eben erst aus der Werkstatt entlassenes Porträt vor sich zu haben. Indes lässt sich am Altertum desselben nicht zweifeln. Wer sollte im 17. Jahrhundert ein solches Werk in diesem ausgesprochen julisch-claudischen oder flavischen Stil mit der dazu stimmenden Büstenform und der durchaus das Gepräge der Originalität tragenden Aufschrift geschaffen haben, ohne in irgend einem Punkte die Wahrzeichen der Echtheit zu verletzen? Die Belassung des Marmormaterials an der Büste und das Nebeneinander des 1 (in der Weihinschrift) und des C (auf der Plinthe) kommen vielfach auch bei sicher antiken Denkmälern vor, letzteres namentlich auf Münzen. Modern sind dagegen die Wiederholungen dieses Bildnisses in Wilton House (Michaelis Anc. Marb. p. 688. No. 78) und im historischen Museum von Basel (W.Vischer a. a. O.), beide mit den gleichen Aufschriften, die Basler von verkleinertem Maassstab, mit der Basis c. 24 cm hoch. Ausserdem liess de Pontchartrain durch Girardon einige Bronzeabgüsse machen, von denen einer jetzt in Stafford House in London (Michaelis p. 485.3), ein anderer in Christ Church College zu Oxford (Mich. p. 593. No. 238), ein dritter ehmals im Besitz des Marschalls d’Estrees (abgeb. bei Montfaucon Ant. expl. Suppl. t. 111.pl. S).Z Dürfte man bei Asiatikos an Gemmendarstellungen denken, so wäre der schöne Kopf eines Berliner Bergkrystalls (abgeb. Furtwängler Die geschn. Steine Taf. 13. No. 1104) hieherzuziehen, der eine viel grössere Ähnlichkeit mit der Pariser Büste, als mit dem capitolin. Bronzekopf des Jun. Brutus, nach dem er früher benannt wurde, aufweist. Allein bei der geringen Wahrscheinlichkeit, dass das Bildnis unseres Arztes auf Gemmen geschnitten wurde und dass 1 S. Du Mersan Hist. du Cab. des med. Paris. 1838. p. 9f. 2 Vischer a. a. 0. p. 416 rechnet fälschlich auch die Büste dazu.
in Wilton
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ASIATIKOS.
XENOPHON.
197
AGATHEMEROS
noch solche erhalten sind, wird man der blossen Ähnlichkeit nicht trauen dürfen. Ganz ohne Grund wird eine Man tuan er Büste No. 6 (Dütschke IV. 706; bei Labus nicht abgeb.) als M. Medio medico bezeichnet: ein unbekanntes Porträt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., ebenfalls jugendlich mit kurzem Wangenbart, aber mit lockigem in der Mitte auseinandergehendem Haar, eher an den sog. Arminius im Capitol, Philosophenzimmer No. 59, erinnernd.
Xenophon von Kos. Klaudios Agathemeros [ Münztaf.
It. 20, 21 ]
Auf ein paar koischen Münzen findet sich das Bildnis eines bartlosen Mannes mit der Umschrift Zvocph. 22 Profil des vorigen bis 175), der gefeierte Rhetor des 2. Jahrhunderts n. Chr. und als solcher eine Zeit lang Lehrer des Marc Aurel und des L. Verus, von denen ihn der erstere zu den höchsten Ehren erhob, war in Marathon geboren, und kehrte auch, nachdem er den römischen Staatsdienst verlassen, wieder in sein Vaterland zurück, wo er seine ungeheuren Reichtümer, teils zur Anlage von öffentlichen Bauten in Athen, Olympia, Delphi und andern Orten, teils zu wohlthätigen und gemeinnützigen Zwecken verwendete. Sein Landsitz in Kephisia wurde der Sammelplatz der damaligen Sophisten und Litteraten.’ Er starb zu Marathon an der Schwindsucht, nachdem er sich in seinen letzten Jahren noch mit den Athenern verfeindet hatte. Zahllos waren die Ehrenstatuen, die ihm zum Dank für seine Liberalität errichtet worden waren. Nur schon von Athen kennen wir deren 17, wovon die Basen zum Teil noch erhalten,‘: Statuen, welche ihm von den einzelnen Phylen, vom Areopag und ’ Im I’tlilologus 1S6S. p. 230. 9 \tgi. Diptmru- Herodes Atticus als Kunstmaecen , in den Blättern fiir bay. Ciymnnsialwesen. lN7. 13.657. i c. 1. Gr. 382ff.
208
HERODES
ATTIKOS
vom Volk oder von auswärts gesetzt worden waren.l Dass auch unter dem Schmuck seiner eigenen Bauten sich überall Bildnisse von ihm befanden, versteht sich bei dem ruhmsüchtigen Manne von selbst. Herodes hatte testamentarisch verordnet, dass man ihn auf seiner Villa bei Marathon begrabe. Aber die Athener wollten dies nicht zugeben und holten seine Leiche in das von ihm hergestellte panathenäische Stadion, wo sie ihm ein Denkmal setzten. Wenn daher für Marathon selber nichts Bildliches von ihm überliefert ist, so hat die Erwägung, dass er hier geboren und gestorben ist, doch Veranlassung gegeben, eine von Fauvel in einem Grab zu Probalinthos bei Marathon zusammen mit einem Marc Aurel und L. Verus gefundene Büste für das Bildnis des Herodes zu nehmen. Dieselbe war von Choiseul-Gouffier erworben worden und kam nach dessen Tod in die Gallerie Pourtales und von da in den Louvre, wo sie in der Salle des Antonins aufgestellt ist, Cat. somm. No. 1164 (abgeb. VisConti-Mongez Icon. rom. fol. additions pl. 64. 5, 6, vgl. IV. p. 163)::: Ein Mann etwa in den Fünfzigen, mit noch vollem, lockig in die Stirn fallendem Haar und etwas ungepflegtem, nicht sehr langem Bart, ziemlich steiler Stirn, zurücktretender Unterlippe und auffallend kurzem Kinn, von intelligentem Ausdruck. Der Kopf rechts abwärts gerichtet auf Büste mit griechischer Gewandung (Unter- und Oberkleid), die Nase neu. Aus dem Fundort allein dürfte vielleicht nicht allzu viel für die Bedeutung geschlossen werden. Wenn aber wirklich die Bildnisse des Marc Aurel und des L. Verus, und nur grade diese, sich mit in dem Grabe befanden 4, so ist die dritte Büste, die von gleichem Marmor und gleicher Arbeit sein soll, allerdings stark als Herodes präjudiziert. Denn alsdann muss eine gewisse Beziehung zwischen den dreien angenommen werden, und eine solche ergiebt sich ganz ungesucht in dem Verhältnis des Lehrers zu den erlauchten Schülern, sei? dass Herodes selbst aus Dankbarkeit für die bewiesene Gunst die Aufstellung verfügt hatte, sei’s dass die Hinterlassenen den Verstorbenen dadurch ehren wollten. Ja man wird förmlich zu der 1 Vgl. Stenersen De hist. stat. icon. apud Ath. p. 44. 2 Genaueres bei Hertzberg Gesch. Griechenl. unter den Röm. 11. p. 387. 3 Panofka Le cabinet Pourtales pl. 37. In demselben Saal des Lo uvre befindet sich auch die Büste des Marc Aurel, Cat. somm. No. 1161. Der L. Verus dagegen scheint verschollen. * Ein zuverlässiger schriftlicher Bericht darüber scheint nicht zu existieren.
BÜSTE
VON
PROBALINTHOS.
TORSO
209
IN ATHEN
Deutung auf Herodes gedrängt, da es sonst als ein unerklärtes Rätsel erschiene, wie die beiden Kaiserköpfe zusammen mit einem dritten nicht kaiserlichen (von gleichem Marmor und dem Stil nach ebenfalls der antoninischen Zeit angehörigen) in das Grab des abgelegenen Probalinthos gekommen. Wie sich freilich die Annahme mit der Nachricht verträgt, dass Herodes thatsächlich nicht bei Marathon, sondern in Athen begraben sei, Weiss ich nicht. Vielleicht war das Grab in Marathon schon bei seinen Lebzeiten hergestellt worden, oder die testamentarische Verfügung wurde trotz der Wegnahme der Leiche wenigstens zum Scheine ausgeführt und mit den schon vorhandenen Bildnissen geziert, oder es handelt sich überhaupt nicht um ein Grab, wie Fauvel angab und, auf ihn gestützt, ChoiseulCiouffier für sicher annahm, sondern nur um ein Denkmal. Ein mögliches Anrecht auf den Herodesnamen wird man der Büste einstweilen nicht absprechen können. Wiederholungen sind mir keine bekannt. Die ähnliche Büste des sogen. Pertinax oder Aelius Caesar im brit. Museum No. 35 (abgeb. Anc. Marbl. XI. 24) hat weder die steile Stirn noch die vorspringende Oberlippe und unterscheidet sich durch ein höheres Kinn und einen längeren Bart.l - Auch der sogen. Herodes auf einem Sardonyx des Cabinet des medailles zu Paris (Chab. No. 167) stellt eine andere Person dar. Die im Odeon zu Athen, in der Nische des westlichen Zugangs zur Orchestra ausgegrabene Figur, die von Pittakiss auf unsern Marathonier bezogen wird, ist leider kopflos, ,,in langem Chiton (?), der die Brust frei lässt, aber mit einem bequasteten Zipfel über die linke Schulter tief nach vorn herabfällt. Links ein viereckiger Kasten mit Ringen, wohl ein Scriniumil.3 - Ganz in der Luft steht der Einfall (von Lolling?), es könnte in dem interessanten ,,Christuskopftl aus dem Dionysostheater daselbst, Kavvad. No. 419 (abgeb. Arndt-Bruckmann Portr. 301, 302), Herodes gemeint sein. Die Familie des Herodes. - Die Gemahlin des Herodes und seine Tochter hiessen Annia und Elpinike Regilla. Erstere starb c. 160 und ihrem Andenken widmete Herodes einen überschwängliehen Kultus. In Athen baute er ihr zu Ehren das Odeon am FUSS 1 Vgl. m. Röm. Ikonographie 11. 3. p. 7. ‘1 In der archäolog. Ztg. 1858, Anz. p. 199. a Schillbach Über das Theater des Herodes Attikos p. 24; Hertzberg chenlands unter den Römern 11. p. 395. Bernoulli,
Griech.
Ikonographie.
11. Teil
Gesch. Grie14
210
FAMILIE
DES HERODES.
AELIUS
ARISTIDES
der Akropolis, das jedenfalls mit ihrer Statue geschmückt war. Man nimmt an, dass diese als Pendant zu der des Herodes in der Nische des östlichen Zugangs zur Orchestra gestanden habe. Auf Statuen zu Kephisia und Marathon weisen einige daselbst gefundene Inschriften.l In Italien weihte ihr Herodes auf ihrem Landgut Triopion an der Via Appia einen Tempel, in dem neben den Statuen der Demeter und der j. Faustina auch die ihrige aufgestellt war.” Alles Ikonische ist untergegangen, wenn nicht etwa ein im 0 d eo n gefundener weiblicher Porträtkopf .1 auf sie bezogen werden darf. Doch ist mir der Kopf unbekannt und aus der Beschreibung lässt sich nicht erkennen, inwiefern er ihrer Zeit entspricht. ,,Das Haar fällt in zusammengedrehten Wulsten bis tief unter die Ohren in Bogen zu beiden Seiten hinab und ist in gleicher Anordnung am Hinterkopf in eine grosse Rundung gelegt. Das Gesicht voll, mit ziemlich bemerklichem Unterkinn.li - Eine Knabenbüste ebenda wird ohne viel Wahrscheinlichkeit auf Attikos, das misratene Söhnchen des Herodes, gedeutet.’ - Auf eine Statue (?) der Tochter Elpinike Regilla weist eine beim Tempel des Apollon Ptoios in Bo eotien aufgefundene Basis, deren Inschrift im Bulletin de corr. hell. 16. 1892 p. 464 publiziert ist.
Aelius Aristides [ Taf. XXX ]
Der Rhetor Aelius Aristides (c. 129-c. 189) war zu Hadrianoi in Mysien geboren, als Sohn wohlhabender Eltern. Er bildete sich auf den Schulen von Pergamon, Smyrna, Athen zum Redner aus und bethätigte seine Kunst auf mannigfachen Reisen durch Aegypten, Kleinasien, Griechenland, Rom. Dabei war er lange Jahre (von 156 bis 172) von einer schweren Krankheit heimgesucht, die er endlich in seinem 43. Lebensjahr glücklich überwand. Ohne von höheren Ideen beseelt zu sein und ohne praktische Ziele, glänzte er durch 1 Die Belege bei Hertzberg a. a. 0. 11. p. 394. 2 Vgl. die beiden 1607 und 1617 entdeckten metrischen Inschriften, die in den Besitz des Cardinals Scipio Borghese und später nach Paris kamen. Böckh C. 1. Gr. 6280 A und B; Kaibel No. 1389 1. und 11. * Schillbach a. a. 0. 4 Schillbach a. a. 0.
DIE STATUE
DES VATICANS
UND
211
IHRE AUFSCHRIFT
formale Redegewandtheit, mit welcher er sich selbst und seine Gönner beräucherte. Er erreichte ein Alter von mindestens 60 Jahren. Als Marc Aurel auf seine Fürsprache hin das 178 durch ein Erdbeben zerstörte Sm yrna wieder herstellen liess, ehrten die Bürger der Stadt den Aristides durch eine eherne Statue auf dem Markte.l Drei andere Denkmäler, eine Büste, eine Halbfigur und eine Statue erwähnt der Sophist Libanios.’ Von einem fünften, das ihm eine Anzahl Städte Aegyptens in Alexandria setzten, hat sich noch die Basis im Museum von Verona erhalten.s Auf uns scheint sein Bildnis gekommen zu sein in einer unter Pius IV. (1559- 1565) in Rom gefundenen sitzenden Marmorstatue, welche auf der rechten Seite der Plinthe die Aufschrift APltTIAHt ZMYPNEOX trägt, aufgestellt in der vaticanischen Bibliothek am Eingang zum christlichen Museum [abgeb. Taf. XXX].” Die Aufschrift giebt allerdings in doppelter Hinsicht zu Bedenken Anlass, einmalder ungriechischen Schreibweise wegen (‘Aptori8~ui:statt’AptG4Yq: und L&VEOS statt C~J-upvcr-los) und dann weil der Beiname, streng genommen, gar nicht richtig. F> Man hätte eher einen Ausdruck wie h~i=qc Z@pvq; oder etwas Ähnliches erwartet. Doch ist es keineswegs undenkbar, dass Aristides seiner Verdienste wegen in dieser Form gleichsam zum Bürger von Smyrna gestempelt wurde. In einem Epigramm der Anthologie wird er sogar ein Smyrnäer von Geburt genannt: . . . . c;J.+q ‘&X& &&tOV “o/J.yIpOV 4 xxi ‘Ap~rsiSqv @,Topa yc~vap.Eq.” Als Analogie für ‘ApLoGq: führt Visconti IIla&&o: auf der Neapler Büste, als solche für CpUpvcos die Schreibweise ‘I’W~&wv auf einer Wiener Münze an.’ Ich muss es den Epigraphikern überlassen, ein endgiltiges Urteil darüber abzugeben.5 Der Rhetor ist nur mit dem Mantel bekleidet, der, über Rücken und rechten Arm gelegt’, den Oberleib vorn bloss lässt. Die Linke 1 Philostr. Vit. Sophist. 87. 8. e Liban. Epist. 1561; s. Visc. Icon. gr. 1. p. 353. 2. 3 Maffei Mus. Veron. p. XLI; C. 1. Gr. No. 679. 4 Bellori Imag. 72; Gronov Thes. 111.iiii; der Kopf Visc. Icon. gr. 1. pl. 31. 4, 5; Christ Geschichte d. gr. Litt. 27. Vgl. Helbig Führer 11%.999. 6 Vgl. Masson Collectanea histor. ad Aristidis vitam, abgedr. im 3. Bd. der Ausg. von Dindorf. B Anthol. gr. ed. Jakobs XII. 580; Anth. Palat. ed. Diibn. 11. Cap. XVI. No. 320. 7 Visc. a. a. 0. p. 352. Anm. 1. * Bei KaibeI steht die Aufschrift unter den Inscript. falsae No. 156’. .
14’
212
AEL. ARISTIDES.
ANGEBL.
SEXTOS
EMPIRIKOS
ist auf den Rand des Sitzes gestützt, die Rechte hält den Gewandsaum über dem Knie (beide Hände alt). An den Füssen Sandalen, die über den Knöcheln geschnürt sind. Wenn Aristides, ist er in den letzten Jahren seines Lebens dargestellt: ein breites:Gesicht mit kahler, niedriger, oben zurückweichender Stirn und mit vollem, kräftigem Bartwuchs, die Augen von buschigen Brauen beschattet. Die Erhaltung ist vortrefflich, der Kopf ungebrochen, nur die Nase ergänzt. Aber die Arbeit gering, etwa Zeit des Septimius Severus. - Eine moderne Kopie des Kopfes geht in Lowther Castle (Michaelis Anc. Marb. p. 499 No. 99) unter dem Namen Epaminondas. Verwandte, aber doch wohl nicht diegleiche Person darstellende Köpfe(mitschmaleremGesicht) befinden sich imMadriderMuseum, Vasensaal No. 179, und in Villa Albani, Casino No. 1039, dieser mit gebogener antiker Nase. - Auch der schöne Griechenkopf im Kaffeehaus eben da No. 755 erinnert noch einigermaassen an den Typus der vaticanischen Statue (kurzer Vollbart, höheres Alter und Glatze).l Dagegen stellt die Herme des sogen. Aristides im Capitol, Philosophenzimmer No. 9 (abgeb. Bottari 1. 18) 9, eine total verschiedene jüngere Person dar, die höchstens den kahlen Scheitel und den selbstgefälligen Ausdruck mit jenem gemein hat.
Angebl. Sextos Empirikos [ Münztaf. 11. 23 ]
Eine mytilenische Bronzemünze der Kaiserzeit [abgeb. Münztaf. 11. 231 8 zeigt auf dem Avers einen schönen bärtigen Porträtkopf mit der Umschrift HPRA CEICTON, auf dem Revers einen weiblichen Kopf mit Haartracht der jüngeren Faustina, als @AA (um) NEIKOMAXIC bezeichnet, vielleicht die Gattin des Sextos. 1 Auf eine dem Statuenkopf. ähnliche Büste im PaI. Farnese - er meint wohl den Neapler sog. Karneades (oben p. 182) - verweist Bottari (1. IJ. 18); auf zwei im Museo Bevilacqua in Verona Winckelmann (W. VI. 1. p. 319). v Righetti 11. 211. 3 Visc. Icon. gr. 1. Tf. 37. 1; Bürchner Ztschr. f. Num. IX. Tf. IV. 29. p. 131; vergrössert bei Cironov Thes. 111. hhhh; Pio Clem. 111.Tf. a. 1.
’
DER HEROS
SEXTOS
KEINE
HISTORISCH
REK. PERSON
213
Span’ und anfangs auch Visconti’ bezogen den männlichen Kopf auf den Stoiker Sextos von Chaeronea (c. 140 n. Chr.), den Neffen des Plutarch und Lehrer des M. Aurel. Da man indes nicht sieht, wie das Bildnis dieses aus Boeotien stammenden und gewöhnlich nach seinem boeotischen Heimatsort benannten Sextos auf eine mytilenische Münze sollte gekommen sein, so gab Visconti die Beziehung später wieder auf und dachte dafür an Sextos Empirikos, den Skeptiker und Arzt aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., welcher Annahme wenigstens keine positive Schwierigkeit entgegenstand und mit der auch die Datierung der Münze besser stimmte. Aber das Vaterland des Empirikos ist völlig unbekannt und könnte nur durch eine ziemlich kühne und wenig wahrscheinliche Conjectur auf den Prägeort der Münze ausgespielt werden.3 Wir müssen daher darauf verzichten, die dargestellte Person der Geschichte einzureihen. Auch die Meinung, dass der gleiche Typus in einer Porträtstatue der Sala della biga im Vatican No. 620 (als Sextos von Chaeronea abgeb. Pio Clem. 111. lS)4 wiederkehre, entbehrt jeder Begründung, wie dies Visconti, nachdem er das Original der Münze zu Gesichte bekommen, selber erkannte.5 Der aufgesetzte bärtige Kopf mag einen Römer des 2. Jahrhunderts darstellen, aber ebensogut jeden andern als den Heros Sextos der Münze. Der Torso zeigt ein griechisches Gewandmotiv.B Die farnesische Herme des sogen. Sextos Empirikos in N eap e 1, Gerh. 361, Inv. 6165, mit dem dünn sprossenden Bart und den durchbohrten Augsternen, hat weder mit dieser Statue noch mit der Münze eine nennenswerte Verwandtschaft und trägt ihren Namen ohne allen Grund. l Mist. erud. ant. sect. IV. p. 140. 2 Rio Clem. 111.p. 86. 3 Visconti meinte, die Angabe des Suidas, Sextos sei ein Libyer (@us) gewesen, was sich mit der Stelle bei Sextos Empirikos Pyrrhon. Hypotyp. 111.213 nicht verträgt, werde eine Corruption für Goßlos sein. 4 Bouillon 11; Clarac pl. 844; vgl. HeIbig P. 342. B Pi0 Clem. a. a. 0. p. 91. B Ähnlich, doch keine genaue Replik, eine neuerdings in Neapel gefundene kopflose Statue, jetzt im Hof des Museums (abgeb. Arndt-Amelung Einzelaufn. 111.766).
214
ÄRZTE
UND
BOTANIKER
Die Ärzte und Botaniker der Dioskurideshandschrift [Taf. XXXI-XXXIII
]
In derwiener Handschrift des Dioskurides xapi Llq~ iasptx+ oder de materia medica, welche für Juliana Anicia, die Tochter des Kaisers Olybrios hergestellt wurde (Ende des 5. Jahrhunderts nach Chr.), befinden sich einige Miniaturen mit Darstellungen von Ärzten und Botanikern in ganzer Figur, bei denen man, wie bei den ähnlichen Münzbildern, fragen kann, ob ihnen ikonographische Bedeutung beizumessen oder nicht. Es sind dies das Titelbild mit der Figur des Autors, und zwei Miniaturen mit je sieben sitzenden, durch Namensbeischriften bezeichneten Ärzten oder Botanikern [abgeb. auf unsern Tafeln XXXI - XXXIII].l Die Namen sind in griechischen Majuskeln auf den Rand ausserhalb der Bilder geschrieben, zum Teil etwas verwischt, namentlich auf dem Blatt mit Chiron [Taf. XXXII], wo sich später jemand bemüssigt gefunden hat, dieselben noch einmal in mittelalterlicher Cursivschrift daneben zu setzen. Die Figuren sind auf Goldgrund gemalt; jedes Bild hat eine breite, mit Arabesken verzierte Einfassung.
Beschreibungder Miniaturen A. Dioskurides Auf dem Titelbild [T. XXXI] 2 ist Dioskurides (AIOCKOYPIAHC) dargestellt, auf einem Stuhle sitzend nach links, ein offenes Buch, in welches er schreibt, auf dem Schosse haltend. Er ist in ein mantelartiges mit Ärmeln versehenes Gewand gekleidet, bärtig, mit Ieichtgelocktem Haar. Auf der linken Seite des Bildes sitzt ein Maler in kurzem gegürtetem Chiton, mit einer Palette in der Linken, damit 1 Frühere Abbildungen, wo überall viel mit der Phantasie nachgeholfen wurde, bei Lambecius Comment. de biblioth. Vindob. 11. cap. 7. p. 519ff.; Nessel Katalog der Manuscripte der Kaiserbibliothek. part. 111. No. 1. p. 3; Bellori Imag. fin; Gronov Thes. 111.1111 und m mm m, ebenda die meisten auch vergrössert auf besondern Tafeln; Visconti Icon. gr. 1. tav. 34-36. 8 Auch bei Jahn Abhandl. der sächs. Ges. d.Wiss. XII. 5, und danach bei Schreiber Bilderatl. Altert. Taf. 8. 3.
DIOSKURIDES.
ERSTE FIGURENGRUPPE
215
beschäftigt, die Wurzel des Alraun (des l~.xv8pryCpx;) abzubilden, welche die in der Mitte stehende Frauengestalt (eYP(33C)l in den Händen hält. Im Hintergrund ein korinthischer Porticus mit Nische. Unter Dioskurides ist natürlich Pedanius Dioskurides von Anazarba in Cilicien verstanden, der Verfasser des in der Handschrift enthaltenen Werkes mpi U?q: ia~ptx+, ein Zeitgenosse des älteren Plinius, der sich hauptsächlich durch die Untersuchung der medizinischen Wirkungen der Pflanzen einen Namen machte und in dieser Beziehung während des ganzen Mittelalters als erste Autorität galt.” Derselbe Gegenstand etwas modifiziert, ohne den Maler, findet sich dann noch auf einem zweiten Blatt (abgeb. bei Lambecius a. unten a. 0. zu p. 566): Dioskurides links auf einem Lehnstuhl sitzend, mit der vorgestreckten Rechten auf den Mandragoras in den Händen der vor ihm stehenden Heuresis weisend. Dazwischen ein auf den Hinterbeinen stehender verendender Hund: Kuov &&xov & pav8paydpav,
hrz
&xoBv~~xwv.~
B. Die
Chirongruppe
Von den beiden Gruppenbildern enthält das erste die Figur des arzneikundigen Kentauren Chiron, umgeben von sechs Zunftoder Berufsgenossen: Machaon, Nigros, Pamphilos, Herakleides, Xenokrates und Mantias: Chiron oben in der Mitte, die Anderen je drei und drei übereinander auf den Seiten, alle in sitzender Stellung die Sitze meist nur ein Steinblock oder die blosse Erde. C h i r o n (X~ipwv G ixxox~v~xupo:) 4, der Pflanzenkenner und Chirurg der Sage, sitzt auf den Hinterbeinen und hält in der Rechten einen keulenartigen Stab vor sich; das Motiv der Linken ist nicht ganz klar. Visconti giebt ihm in die Linke einen Mörser, in die Rechte den Stösser, mit dem er im Begriff sei, den Saft einer heilkräftigen Pflanze auszupressen ; was beides auch bei den zwei weiblichen Repräsentanten der Heilkunde auf dem Kasten des Kypselos vorUm seine Schultern ist ein flatterndes Tierfell geknüpft. komme.5 1 Was der spätere Nachschreiber als 4 +a gelesen zu haben scheint. o, Vgl. Sprenge1 Vers. einer pragm. Gesch. der Arzneikunde. 11. p. 47ff. 3 Ob ein verdorbener Hexameter? * Die ursprüngliche Majuskelschrift scheint hier untergegangen zu sein, wie teilweise auch bei den drei folgenden Figuren. 5 Paus. V. 18. 2: Aio yuvcirzas d; o”hpou5 xa8-xvouIlEvas GXEFO(S(zwei Weiber, die mit Keulen in einen Mörser stossen).
216
ÄRZTEUND BOTANIKER
Links oben Machaon (M zx Uwv), der Sohn des Asklepios, der Er sitzt in die Griechen nach Troja begleitete1 und dort starb. nachdenklicher Stellung, die auf ein Buch gestützte Linke ans Kinn gelegt. Dass nur er und nicht auch sein Bruder Podalirios im Bilde aufgeführt wird, mag sich daraus erklären, dass er allein von den Brüdern bei Homer thätig auftritt. Unter ihm Pamphilos (llr.@lAo~), ohne Zweifel der Arzt und Botaniker, den Galen verschiedentlich erwähnt, u. A. als Verfasser einer alphabetischen Pflanzenbeschreibung ?, die übrigens ziemlich wertlos war. Er ist zu unterscheiden von dem gleichnamigen Grammatiker aus Alexandria, den Lambecius mit ihm zusammenwirft.” Der Arzt scheint ein Zeitgenosse des Galen gewesen zu sein. Er ist dargestellt kurzbärtig, mit nacktem Oberleib, mit beiden Händen ein Buch vor sich haltend. Der dritte ist Xenokrates EwoKPATHC) von Aphrodisias, der Verfasser eines Werkes TE$ 7:; &xii ~(OV@ov 7po&, ungefähr zwei Generationen vor Galen.4 Er sitzt auf der Erde und blickt aufwärts zu seinen Genossen; bärtig, den Kopf von einem Tuch umwunden (S~piqtov), das freilich mit der, Binde des Asklepios keine Ähnlichkeit hat. Auch er ohne Chiton, die Rechte auf ein Buch oder eine Rolle gestützt. Oben rechts Sextius Niger (NITPOC),Schüler des Asklepiades von Prusa, am Ende der Republik in Griechenland thätig.5 Seine Werke wurden von Dioskurides und Galen benützt und gerühmt. Obgleich römischer Bürger, trägt er (in seiner Eigenschaft als Neupythagoreer?) einen Bart. Seine Linke ist in den Mantel gehüllt, mit der Rechten hält er eine Rolle vor der Brust. Unter ihm Herakleides (HPAKAIAHC) aus Tarent, zuerst Schüler des Mantias, später das Haupt der Empiriker (um 100 v.Chr.), wahrscheinlich in Alexandria.6 Er ist neben Apollonios auf dem andern Miniaturbild der einzige, der bartlos dargestellt ist, was Visconti auf seine italische Herkunft zurückführt. Endlich Mantias (MANTIAc), der Schüler des berühmten alexandrinischen Arztes Herophilos, welch letzerer unter Ptolemaeos 1. und 11.blühte. Er gehörte wie sein Meister der dogmatischen Schule * S. Sprenge1a. a. 0. 11.42. l Horn. 11.11.723. ’ Visc. Icon. gr. 1. p. 386f. 4 Sprenge1a. a. 0. 11.p. 46. 5 Susemihl Gesch.d. alex. Litt. 11.p. 440. Anm. 132. 6 Sprenge1a. a. 0. 1. p. 419ff.
ZWEI’TE
an, welche Herakleides vor Chr.
FIGURENGRUPPE
dann verliess.
Mitte
217
des 2. Jahrhunderts
C. Die Galengruppe Ganz ähnlich ist das zweite Miniaturbild angeordnet, welches uns die Figuren des Galen, Kratevas,Apollonios,Andreas, Dioskurides, Nikandros und Rufos zeigt. Die mittlere und Hauptstelle, der des Chiron entsprechend, nimmt hier Galen (TAAHNOC) ein, der gelehrteste und fruchtbarste Mediziner des Altertums (130-201 nach Chr.). Galen übte seine Kunst zuerst in seiner Heimatstadt Pergamon als Gladiatorenarzt, siedelte aber 163 nach Rom über, wo er die meisten seiner zahlreichen Werke schrieb und wo er unter Septimius Severus starb. Er ist dargestellt in einem Lehnstuhl sitzend, von ehrwürdigem Ansehen, wie vom Alter gebückt, in ein Himation eingehüllt, aus dessen Bausch bloss die rechte Hand hervorragt, mit langem, gescheiteltern Haar und vollem, leicht geteiltem Bart; der Kopf etwas nach links dem demonstrierenden Dioskurides zugewandt. Er unterscheidet sich von allen Übrigen dadurch, dass er kein Buch oder sonstiges Attribut in den Händen hält, und dass seine Füsse auf einem langen Schemel ruhen. Links oben Kratevas (. . . . EYAC), ein Zeitgenosse des Mithradates, welchem zu Ehren er eine Pflanze Mitradatica benannte; nicht sowohl Arzt als Naturforscher. Sein Hauptwerk, das’Pt[o7optxov, war mit den Abbildungen der beschriebenen Pflanzen versehen.l Er sitzt im Philosophenmantel, mit der entblössten Rechten seine Rede begleitend. Unter ihm Apollonios (AllOAAWNIOC), unbärtig, daher nach Visconti der von Galen 2 erwähnte Arzt von Memphis aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Indes werden wir die ägyptische Sitte des Rasierens nicht ohne Weiteres auf die daselbst lebenden Griechen ausdehnen dürfen, wie umgekehrt in römischer Zeit sich auch andere Griechen rasierten (Asklepiades, Theophanes, Agathemeros). Es können noch verschiedene Ärzte dieses Namens für unsere Figur in Betracht kommen, z. B. der Herophileer Apollonios Mys, der am Ende des letzten Jahrhunderts v. Chr. in Alexandria wirkte, oder Apollonios von Pergamon, dessen Lebenszeit etwa an den Anfang 1 Susemihl Alex. Litt. 11. 426.
2 Gal. XIV. 700.
218
ÄRZTE UNU BOTANIKER
des 2. Jahrhunderts nach Chr. zu setzen.l - Er sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen, wieGalen in ein Himation eingehüllt, und macht ebenfalls mit der Rechten eine rednerische Geberde. Der dritte links ist Andreas (ANAPEAC), ohne Zweifel der diesen Namen führende Leibarzt Ptolemaeos’ IV Philopator von Ägypten (222-204). Er begleitete bekanntlich seinen Herrn in den Krieg gegen Antiechos III., wo er von dem Aetoler Theodoros bei Raphia statt des Königs ermordet wurde (217). Die ärztliche Kunst scheint von ihm nicht ohne eine gewisse Charlatanerie geübt worden zu sein. Rechts oben treffen wir noch einmal den Autor der materia medica, Dioskurides (AIOCKOYPIAHC), ähnlich kostümiert wie auf dem Titelbild, aber mit lang auf den Nacken fallendem Haar, hier in eifriger Unterhaltung mit Galen. Unter ihm der alexandrinische Dichter Ni kandros (NIKANAPOC)aus Kolophon, der vom Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. bis unter Attalos 111.(138- 133 v. Chr.) lebte. Er erscheint in der Gesellschaft der Mediziner mit Bezug auf seine noch erhaltenen Or;piaxd (958 Hexameter) und ‘A~E~~~~~~~~xxx, in welchen er die Mittel gegen den Biss giftiger Tiere und gegen die Vergiftung durch Pflanzen etc. behandelt. Daher das Darstellungsmotiv, wie er mit einem Stäbchen (?) nach einer Schlange sticht. Der letzte ist der Arzt Rufos (POYOOC) von Ephesos unter Trajan, der Verfasser zahlreicher, zum Teil noch erhaltener medizinischer Schriften. Er übte namentlich die Zergliederungskunst an Tieren.” Seinem Namen nach ein römischer Bürger, trägt er gleichwohl wie Niger einen Bart. Er blickt aufwärts, indem er die Rechte sinnend ans Kinn legt, worin jedoch kaum eine besondere Charakterisierung zu erkennen, sondern, wie auch bei Andreas, nur eine Andeutung seiner Teilnahme an der oben stattfindenden Unterhaltung. Chronologisch würden sich die dargestellten Persönlichkeiten, mit Weglassung der beiden mythischen, Chiron und Machaon, folgendermaassen ordnen: (A p o 11o n i OSvon Memphis, 2. Hälfte des 3. Jahrhundertsv. Chr.) Andreas, starb 217 v. Chr. Nikander und Mantias Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. 1 Vgl. Pauly-Wissowa Realencycl. 11. p. 147. No. 49ff. * Sprenge1 a. a. 0. 11. p. 35ff.
IHRE
CHRONOLOGIE.
IHR BILDNISCHARAKTER
219
Herakleides, Schüler des Mantias, Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Kratevas, erste Hälfte des letzten Jahrhunderts der Republik. Sextius Niger, Ende der Republik. D i o s ku r i d es von Anazarba, Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Xeno krates, Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Apollonios von Pergamon (?), Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. Ruf os, unter Trajan. Pamphilos, kurz vor Galen. Galen, 130 - c. 201.
Über ihren Bildnischarakter Da von keinem der in diesen Miniaturen abgebildeten Gelehrten weitere Darstellungen nachzuweisen sind und es also vollständig an Vergleichungspunkten fehlt, so ist die Frage, ob wir es mit typisch überlieferten oder mit willkürlich erfundenen Figuren zu thun haben, nur auf Grund der Miniaturmalerei überhaupt und speziell der vorliegenden Bilder zu entscheiden. Es ist nicht zu bezweifeln, dass ähnliche Illustrationen aus dem Anfang der Kaiserzeit authentische Porträts gaben oder geben wol1ten.l Und so weit es sich um die Griechen der vorchristlichen Jahrhunderte handelte, war auch die Mühe nicht allzu gross, sich richtige Vorlagen zu verschaffen. Die in zahlreichen Kopieen verbreiteten Hebdomades des Varro %waren eine ebenso zuverlässige als leicht zugängliche und gewiss selten versagende Fundgrube. Aber sie reichten nur grade bis ans Ende der Republik. Dass für die späteren Griechen ähnliche Sammlungen existierten, hören wir nicht, und dürfen es kaum voraussetzen. Jedenfalls war es für sie mit der Einheitlichkeit der Bezugsquelle vorbei, und die fortwährende Vermehrung des gegenständlichen Materials machte die Beschaffung der Bildnisse, zumal von weniger berühmten Persönlichkeiten, wie es unsere Mediziner sind, auch nicht eben leichter. Es war daher eher eine umständliche und schwierige Aufgabe, die Porträts von einem 1 Descripta sacrorum Opera ingeniorum animi. c. 9. p S. 1. Teil Bibliogr. p.XII.
cum imaginibus
suis. Seneca De tranquill.
220
ÄRZTE UND BOTANIKER
Dutzend Gelehrter aus ganz verschiedenen Zeiten beizubringen, um sie ihren echten Zügen nach auf den Miniaturen abzubilden: für einen Illustrator des 5. Jahrhunderts n. Chr. eine fast unmögliche Aufgabe. Aber allerdings weist die Thatsache, dass keiner der Dargestellten später als Galen (Zeit der Antonine und des Severus), darauf hin, dass die Zusammenstellung schon in einer früheren Zeit, vielleicht schon am Anfang des 3. Jahrhunderts gemacht worden, und dass Julianasiebereits fertigaus einer anderen Abschrift herübergenommen, eine Annahme, die auch durch den Widerspruch nahe gelegt wird, in welchem die anmutige und keineswegs verdienstlose Composition zu der geringen und unkorrekten Ausführung steht. Nur diese wird dem 5. Jahrhundert angehören, die Composition dem Anfang oder der Mitte des 3. Und dass es damals mit einiger Mühwaltung noch möglich war, auf echte oder wenigstens überlieferte Porträts zurückzugreifen, wird man nicht leugnen können. Aber woran erkennen wir, ob dies hier wirklich der Fall? VisConti glaubt es aus folgenden Umständen oder Anzeichen schliessen zu müssen: Aus der Übereinstimmung des Galensbildnisses der Miniatur mit der vermeintlich ihn darstellenden Figur einer Commodusmünze von Pergamon (abgeb. Icon. gr. 1. tav. 35a), aus der auf eine bestimmte Typik weisenden Ähnlichkeit der beiden Dioskuridesfiguren (Taf. 31 und 33), aus der ebenfalls typisch gebildeten Figur des Chiron, endlich daraus, dass das Kostüm der Dargestellten ihrer jeweiligen Lebenszeit entspreche. Sehen wir, wie es mit dem Gewicht dieser Gründe beschaffen ist. Das Medaillon des Commodus zeigt auf dem Revers zwei sich gegenüberstehende männliche Figuren, die eine im Pallium, die andere nackt, jene eine Statuette des Asklepios, diese eine solche der Diana von Ephesos tragend. Frühere Erklärer, auf die sich Visconti beruft, deuteten die erstere auf den Pergamener Galen, den Leibarzt des Commodus. Es ist aber ohne Zweifel eine Idealfigur, nach den Herausgebern des brit. Katalogs wahrscheinlich der Heros Pergam0s.l - Die Übereinstimmung der beiden Dioskuridesfiguren geht nicht über dasjenige Maass hinaus, das auch frei erfindende Illustratoren innezuhalten pflegen, wenn sie dieselbe Person in anderer Situation wiederholen (ungefähre Gleichheit von Bart und Gewand). Die Typik des Chiron beschränkt sich, da die Kentaurengestalt gegeben war, ausschliesslich auf das Motiv der Stellung, und 1 S. die genaue Abb. im Cat. brit. Museum, Mysia pl. 33. 5.
DER
DIOSKURIDES-HANDSCHRIFT
221
das um die Schultern geknüpfte Fell, was beides etwa an das bekannte pompejanische Gemälde der Erziehung des Achilleus durch Chiron erinnert, obgleich im Einzelnen Alles verschieden; die Abwesenheit von kostümlichen Anachronismen darauf, dass Bärtigkeit und Unbärtigkeit überall zur Not bald aus der Zeit, bald durch die Nationalität erklärt werden können. - Allein das sind keine Beweise für Porträthaftigkeit, es sind nicht einmal bestimmte Hinweisungen darauf. Andere und stärkere Gründe sprechen vielmehr für das Gegenteil. Oder ist es wahrscheinlich, dass dem Verfertiger dieser Miniaturen, resp. dem Erfinder und Componisten unserer Bilder, den der Miniator kopierte, für jede Figur ein besonderes Porträt, sei’s plastischer, sei’s malerischer Natur, zum Vorbild gedient habe, und dass diese Vorbilder zufälliger Weise alle sitzend und im Einzelnen doch wieder verschieden motiviert gewesen seien? Plastische Porträts liegen den Figuren sicherlich nicht zu Grunde; denn keine von ihnen reproduciert eines der Schemata, die in römischer Zeit bei sitzenden Statuen zur Verwendung zu kommen pflegten. Namentlich ist das auf der Erde Sitzen der Rundplastik fremd. Auch an malerische Originale ist nicht wohl zu denken, da kaum anzunehmen, dass gerade sechs von ihnen nach rechts und sechs andere nach links orientiert gewesen seien. Die Stellungen und Motive sind offenbar preiszugeben; sie beruhen nicht auf überlieferten Vorbildern, sondern sind von dem Urheber der Gemälde mit dem Streben nach möglichster Mannigfaltigkeit innerhalb der einmal gezogenen Schranken entworfen. Die Porträthaftigkeit kann sich also höchstens auf die Kopftypen beziehen. Auch diese sind im Ganzen ziemlich mannigfaltig, jünger und älter, bärtig und unbärtig, mit längerem und mit kürzerem Haar, einmal das Haupt von einemTuch umwunden; dazuvon verschiedenen Seiten aufgenommen, von vorn oder im Profil oder im Dreiviertelsprofil. Es hat beinalle den Anschein, als ob in den Köpfen die gleiche Abwechslung erstrebt wurde, wie in der Haltung und in der Bekleidung. Steht das nicht eher im Widerspruch mit der von Visconti vorausgesetzten Rücksichtsnahme auf ÜberlieferteTypen? DasEinzige, was für Letzteres angeführt werden könnte, wäre die Bartlosigkeit des Apollonios und des Herakleides, wenn sie sich den Andern gegenüber in plausibler Weise begründen liese. Aber bei Apollonios ist die viscontische Begründung ein blosser Zirkelschluss; denn dass der Ägypter gemeint sei, wird selber erst aus der Bartlosigkeit gefolgert. Und bei dem Tarentiner Herakleides fragt man sich, warum
222
APOKRYPHE
BILDNISSE
nicht ebensogut Sextius Niger und Rufus unbärtig, die ja auch römische Bürger waren. Beidemal ist die Erklärung durchaus urrbefriedigend. Mit all dem soll nicht behauptet werden, dass sich in den Miniaturen unmöglich Porträtzüge können erhalten haben, sondern nur soviel, dass sich aus ihnen nichts Positives für die Entscheidung der Frage entnehmen lässt. Sollte etwas Authentisches zu Grunde liegen, so ist es für uns wertlos, weil wir es nicht mehr aus dem willkürlich Erfundenen herauszuschälen vermögen.
Eine nicht ganz unbedeutende Zahl von sonst noch auf historische Personen bezogenen Denkmälern sind, wenn überhaupt echt, so offenbar falsch oder willkürlich benannt, dass es keiner besonderen Begründung bedarf, warum sie hier weggelassen wurden. Es hiesse gegen Windmühlen fechten, wenn wir uns die Mühe nähmen, ihre Deutungen zu widerlegen. So ist von den bei uns nicht berücksichtigten angeblichen Münzbildnissen das des Cynaegirus bei Faber Imag. 51 samt dem Revers (Schiff mit zwei Händen) einfach erfunden. Der Kopf des sogen. Mi 1o auf einer Münze von Kroton bei Faber No. 93 ist ein Apollo oder ein Flussgott (Imhoof). Vgl. den ähnlichen im Catal. of gr. coins in the brit. Museum, Italy, 355. 103. Die Aufschrift Z al eu ko s unter dem lorbeerbekränzten Kopf einer lokrischen Münze bei Faber 150 ist verlesen für Zeus. Vgl. Catal. brit. Mus. a. a. 0. 364. 1. Die Frauenköpfe mit den Namen Julia Prokla und Nausikaa auf mytilenischen Sapphomünzen der Kaiserzeit (abgeb. Visc. Icon. gr. 1 tav. 37. 3, 4, p. 406 f.) sind zwar weiter nicht anzufechten und können auch ihrer Haartracht nach zeitlich fixiert werden, gehören aber keinen historisch bekannten Persönlichkeiten an. Ebensowenig kennen wir einen Metrodor von Ephesos (Inschriftstatue bei Boissard IV. 123)l oder einen in römischer Zeit 1 Gronov Thes. 111.bb. Vgl. Brunn Gesch. d. gr. Kstlr. 1. p. 576, 11. p. 293.
APOKRYPHE
BILDNISSE.
EUCHARIS
223
lebenden Agathon (Büste im Capitol mit lateinischer Aufschrift, abgeb. Bottari I.9), oder ist uns von der Tänzerin Eu Charis (Herme. bei Ursinus p. 39) etwas Anderes als die blosse Grabschrift erhalten. Indes über Eucharis mag, da Visconti sich ihrer angenommen hat, zum Schluss noch ein Wort gesagt werden. Die letzte Tafel der uomini illustri reproduciert die von Ursinus (a. a. 0.) gegebene sonderbare Herme, deren Aufbewahrungsort damals nicht mehr bekannt war. Visconti vermutete, dass sie sich irgendwo unter den farnesischen Sachen verberge’: Ein nacktes Brustbild mit stark betonten weiblichen Brüsten, unterhalb welcher noch die Aufschrift EYXAPIC AIKIN., der Hermenschaft fehlt. Der Kopf ist mit einem breiten, leicht gezackten Diadem geschmückt, auf dem ein Lorbeerkranz angedeutet; unterhalb des Diadems fallen rings wurstartige Spirallocken ins Gesicht; im Nacken sind die Haare in einen kleinen Knoten geschürzt, aus dem sich je ein Schulterstrang loslöst. Zu diesem Bildnis soll eine lateinische Grabschrift gehören, wonach Eucharis, die Freigelassene der Licinia, eine berühmte, aber schon im 14. Lebensjahr verstorbene Tänzerin und Schauspielerin war, die Zierde der Zudi nobihmz. Diese letzteren glaubt Visconti mit den Juvenalia des Nero2 identifizieren zu dürfen, wonach sich das Zeitalter der Eucharis bestimmen würde. Allein nach Mommsen ist die jetzt in Villa Altieri zu Rom befindliche Grabschrift (C. 1. L. 1. 1009) in ciceronianische oder augusteische Zeit zu setzen, und die griechische Namensaufschrift der Herme modern (von Franz mit Unrecht ins C. 1. Gr. 6053 aufgenommen); daher auch kein Grund, die Grabschrift auf die Herme zu beziehen. - Die im Museo arqueologico zu Madrid befindliche Replik (Hübner Bildw. von Madrid No. 507) scheint ein Falsifikat zu sein: Kopf ohne Brust mit Gewandsaum um den Hals, wie zum Aufsetzen auf eine Statue; auf dem Gewand die griechische Namensaufschrift. Hübner hält nicht dieses, sondern das andere Exemplar für unecht; am Ende sind es alle beide. Über die zweite von Visconti aufgeführte donna celebre (Lais) s. im Nachtrag zu Phryne p. 225. * Visc. Icon. gr. 1. p. 415. Hübner Bildw. von Madrid als Pariser Exemplar. 2 Tat. Anna]. XIV. 15; Suet. Nero 12.
zu No. 507 bezeichnet sie
NACHTRÄGE
UND BERICHTIGUNGEN
Zum 1. Teil p. 6. h. Ein sitzender Homer ist auch der angebliche Dichter Pytheos auf der Miinze von Kolaphon bei Faber Imag. 125. Pytheos ist Magistratsname. S. Cat. brit. Museum, Jonia 41 und 42 Tf. VIII. 10. p. 9. No..5. Die im Bullet. comun. Taf. 111 2 (nicht 4) abgebildete Büste ist kein Homer, sondern eine Replik des farnesischen Sophokles. 1). 40. Anm. 1 lies des M. Brutus st. der M. B. p. 57. Nach Imhoof (Berl. Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde V 1890. p. 47. 7) hält Stesichoros auf der Münze von Himera in der Rechten einen Griffel, mit welchem er auf eine in der Linken emporgehaltene Rolle schreibt. Den Stab hat er nach vorn gegen den Leib gestützt. Auf einigen Exemplaren trägt er einen Zopf. p. 62. h. Das Terracottarelief der singenden sogen. Sappho befindet sich jetzt in Strassburg und ist autotypisch abgeb. m der Festgabe von Michaelis für die archäologische Sektion der 46. Philologenversammlung 1901, S. 14. 8. p. 78. Z. 7 lies O&pz& st. ~ESOP&. p. 81. Z. 1 lies Glienicke st. Glienecke. p. 83. Anm. 4 lies XII. Anz. p. 3. p. 87. Mitte. Bei Anlass der älteren Lyriker hätte wohl auch die bei Crest (Dep. de la Drome) gefundene halblebensgrosse Büste des Ibykos (EIBYKOC ~PAEITEAHC EI-IOIE) erwähnt werden sollen. Vgl. Long in den Mem. de l’acad. des inscript. 11. 2. 1849. p. 354 f.; Brunn Gesch. d. gr. Künstler 1. Zusätze; Löwy Inschr. gr. Bildh. 488. Doch kann ich wegen mangelnder Autopsie nichts weiter darüber angeben. Die Arbeit soll auf das 3. Jahrh. n. Chr. weisen. Dass unter Ibykos der Wanderdichter des ausgehenden 6. Jahrhunderts verstanden, leidet wohl keinen Zweifel. Bei Praxiteles dagegen wird kaum an den Meister der Blütezeit gedacht werden dürfen. Vgl. Friedländer Sittengesch. Roms 11”. p. 573. Auch der zerstörte Personenname auf einer kopflosen Tivoliherme kann nach dem erhaltenen Rest der Aufschrift .. @YTIOY P(r,yi)NoC nur Ibykos gewesen sein (Kaibel No. 1167). p. 130 No. 10 lies Lansdowne st. Landsdowne. p. 150, Z. 7 und Anm. 2. Nicht das bei Statius und Ursinus abgebildete Exemplar der vermeintlichen Eu r i p i d es büste, welches gleich dem Florentiner von schwarzem Marmor, sondern eine dritte Replik von weissem Marmor wurde
NACHTRÄGE
UND
225
BERICHTIGUNGEN
von Dütschke in der Pinacoteca Estense zu Modena entdeckt. Die Annahme von Dessau und Robert (im Hermes XVII p. 139), dass jenes erstere identisch mit dem capitolinischen (abg. Bottari 1 62), wird also dadurch keineswegs erschiittert oder aufgehoben.
Zum 11. Teil p. 27. 3. Zeile von unten lies antoninisch st. autoninisch. p. 55. Zeile 3. Es versteht sich, dass auch der bestimmt ausgesprochene Hetärencharakter, wenn es einen solchen gab, zunächst nur die Sphäre bezeichnete, in welcher dieses oder jenes Porträt zu suchen, nicht die Person selbst. Doch werden ausser Phryne kaum viele Weiber dieser Art zu der Ehre der Bildsäule gekommen sein. Am ehesten vielleicht noch eine der beiden korinthischen Buhlerinnen, die den Namen LAIS trugen, entweder die Zeitgenossin und Rivalin der Phryne, die unter Anderem mit Demosthenes in Verbindung gebracht wird, oder die um eine Generation früher lebende Geliebte des Aristipp. Der letzteren hatten die Korinthier nach ihrem Tode ein ähnliches Säulendenkmal errichtet wie dem Diogenes, nur statt des Hundes eine Löwin, und diese einen Widder zerfleischend als Anspielung auf die Grausamkeit, mit der sie ihre Liebhaber ausgeplündert hatte. Dieses Denkmal erscheint verschiedentlich auf korinthischen Bronzemünzen (Imhoof-Gardner A numism. comment. on Paus. pl. E 74-76), auf deren Revers ein jugendlicher Frauenkopf (abgeb. ibid. 73; Visc. Icon. gr. 1. tav. 37. 2), unter dem ohne Zweifel Lais gemeint ist: Ein Kopf von anmutigen Formen mit nach hinten genommenem und über dem Nacken in einen Knauf zusammengestecktem Haar, wie der späte Stempelschneider sich eben die Hetäre vorstellte. An Porträtzüge ist nicht zu denken. p. 57. Anm. 2. Die Xeno kratesstatuen werden in der öfter citierten Stelle des Sidonius Apollinaris Epist. IX. 9 durch den Ausdruck crure collecto (mit angezogenem Beine sitzend) charakterisiert. p. 61. Anm. 1 lies i\a~ins st. Aaons. p. 73 nach No. 29. Guter, aber verwaschener Demostheneskopf in den Magazinen des Thorwaldsenmuseums in Kopenhagen, zum Einsetzen auf eine Statue (Mitteilung Arndts). p. 56. Zeile 12 lies rpauho’rns st. rpauhusqs. p. 89. Anm. 2 lies No. 1137 st. p. 1137. p. 112 (15) 115, 116 lies Lewes st. Lewis. p. 165. Z. 5 von unten lies Gusman st. Gussmann.
Bernoulli,
Griech.
Ikonographie.
11. Teil
.
15
NAMEN-
UND SACHREGISTER
Aerzte 11. 194, 197, 214 ff. Aeschines 11. 60 ff. Aeschylos 1. 102 ff., 144, 151 (A. 1). Aesop 1. 54 ff., 11. 50. Agathemeros 11. 197 f. Agathon 11. 223. Aglaophon 1. 208. Alkaeos 1. 58 f. Alkibiades 1. 205 ff. Alveare 11. 190. Amykos 11. 179. Anakreon 1. 77 ff. Anaxagoras 1. 118. Anaxarch 11. 98 f. Anaximander 1. 73. Andokides 11. 60. Andreas 11. 18. Anormale Bildungen 1.32,33,55,11. 135. Antisthenes 11. 4 ff. Aphrodite 1. 71. Apollodoros, Arthit. 11. 206 f. Apollodoros, Bildh. 1. 118 (A 2), 172 (A. 4), 11. 6. Apollonios, Arzt 11. 217. Apollonios v. Tyana 1. 21, 26, 76, 11. 198 ff. Aratos, Astron. 11. 145 ff. Aratos, Strateg 11. 153. Archidamos 1. 121 f., 215. Archilochos 1. 33 f., 11. 173. Archimedes 1. 121, 11. 178 f. Archytas 11. 16f. Aristarch 11. 180. Aristides, Feldh. 11. 12. Aristides, Rhet. 11. 210 ff. Aristippos 11. 8 ff.
Aristolaos 1. 107. Aristomachos 11. 146, 190 f. Aristomenes 1. 34. Aristophanes 1. 144, 173 ff. Aristoteles 11. 85 ff. Artemidor v. Perge 11. 144. Asiatikos 11. 194 ff. Asklepiades 11. 191 f. Aspasia 1. 112 ff. Asymmetrie 1. 12 (A. 1). Augen, geschlossene - 1. 19 f. Bakchylides 1. 87. Bartlosigkeit 11. 103, 116, 119, 142. Bias 1. 41, 45 ff. Binde, s. Tänie. Bindenhaube 1. 70 ff. Blindheit 1. 8, 13, 18, 11. 177. Blitz 11. 129. brachium exsertum 11. 87. Brotsack II. 101 f., 130. Chabrias 11. 13, 58. Cheilon 1. 50 f. Chiron 11. 215, 220. Chiton 11. 143. Chrysippos 11. 154 ff. Clipeus 1. 124, 11. 104 (a), 105 (b). Colossalität 1. 71, 11. 42, 118 f. contionans 1. 37. Contorniaten 1.7,75, 148, 151 (A. l), 190, 11. 99, 199. Cynaegirus 11.222. Daochos 11. 56. Delphin 1. 97. Demetrios v. Alopeke 11. 6. 15’
228
NAMEN-
UND
SACHREGISTER
Demokrit 1. 85, 163 f. Sog. Phokion 11. 59. Demosthenes 11. 66 ff., 189. Demosthenes 11. 76 (b ff.). Dexamenos 1. 100. Aristoteles 11. 90 (A. l), 93. Diadem 1. 86, 11. 223. Epikur 11. 129. Dichterinnen 1. 73 (A. 1). Archimedes 11. 178. digitis computans 11. 122, 158. Hipparch 11. 187. Diogenes 11. 46 ff. Sog. Herodes 11. 209. Dionysios von Argos 1. 1, 17 (Anm.), 25. Globus 1. 75, 118, 11. 35, 146, 186f. Dioskurides 11. 214, 218. ( Glykera 11. 115, 117. Dioskurideshandschrift 11. 214 ff. Gorgias 1. 163. Doctormiitze 11. 88 (A. 4). Gusman’sche Denkmäler 1. 154, 11. 165. Doppelte Bildnistypen 1. 147. Doppelhermen 1. 156, 175 ff., 199, 11.96 Haar, langes - 1. 93, 99, 100. (A. 4). ~ Haarreif, s. Tänie. Hände, verschlungene - 11. 67, 80, 87. Emporblicken 11. 149, 153. Hals, schiefer - 11. 135. Epaminondas 1. 107, 11. 58, 212. Hand am Kinn 11. 4, 93, 148, 151, 218. Epaphroditos 11. 200 ff. Haube 1. 65 f. Epheukranz 1. 16, 11. 116, 119, 120, 163 Hebdomades 11. 219. (13), 174, 179: Helm 1. 31, 94, 98, 111. Epikur 11. 122 ff. Herakleides 11. 216. Epimenides 1. 19, 35 ff. Heraklit 1. 84 f. Eratosthenes 11. 177. Hermarch 11. 184, 139 ff. Eucharis 11. 223. Herodes Attikos 11. 207 ff. Euklid von Megara 11. 7. Herodoros? 11. 53. Euklid, Mathem. 11. 121 f. Herodot 1. 158 ff. Eupolis 1. 170. Hesiod 1. 1, 25 ff., 11. 52 (A. 1). Euripides 1. 148 ff. Hetaerencharakter 11. 53 f., 225. Heuresis 11. 215. Hipparch 11. 103 (A. l), 186 f. Fingerrechner 11. 122, 158. Hippokrates 1. 164 ff., 11. 150. Fischer 11. 164 (A. 2), 177. Hipponax 11. 173. Homer 1. 1 ff., 135. Galen 11. 217, 220. Hund 11. 49, 52. Gallaeus 1. 133, 187 (A. 4), 11. 104. Hyperides 11. 59. Gegenstücke 11. 109 f. Geschnittene Steine: Jon von Chios 1. 87. Homer 1. 7. Jophon 1. 123, 134, 147. n. Tyrtaeos 1. 34. Iphikrates 11. 58. Sappho 1. 64 (n. 0). Isokrates 11. 14 ff., 63. Sog. Heraklit 1. 85. n. Themistokles 1. 97. Sog. Aristophanes 1. 179. Kahlköpfigkeit 1. 102, 116, 173, 11. 148. 0. des Dexamenos 1. 183. Kallimachos 11. 172. Sokrates 1. 191 f., 198, 204 ([). Karneades 11. 180 ff. n. Lysander 1. 213. Keule 1. 84. Sog. Antisthenes 11. 4. Kimon 1. 100f. Plato 11. 23 (g), 39 f. Kleitomachos 11. 179. Diogenes 11. 48 (A. 3), 50 (A. 2). Kleobulos 1. 52 f.
NAMEN-
UND
Korinna 1. 88 ff. Krantor 11. 102, 146. Krates 11. 101 f. Kratevas 11. 217. Kratinos 1. 170. Kratippos 11. 193. Kresilas 1. 107, 109. Krone 11. 199. Künstlerporträts 1. 118. Lais 11. 225. Leodamas 11. 84. Leon 1. 60. Lesbonax 11. 194. Litteratenfiguren 1. 23. Lykurg, Gesetzg. 1. 30 ff. Lykurg, Redn. 11. 59. Lysander 1. 213. Lysias 11. 1 ff. Lysippos 1. 53, 54, 202. Machaon 11. 216. Mantias 11. 216. Maske 1. 51, 11. 114 (25), 117, 180. Maussolos 11. 41 ff. Melonenfrisur 1. 89, 114. Menander 1. 175, 176, 11. 103 ff. Methodiker 11. 195. Metrodor, Philos. 11. 130 ff. Metrodor v. Ephesos 11. 222. Milo 11. 222. Miltiades 1. 91 ff. Mithradates 11. 19. Modestus 11. 202. Mosaikbilder 1. 27, 41, 51, 52, 128, 193, 11. 47. Moschion 11. 55 f. Münzbildnisse : Homer 1. 6 f., 21, 11.224. Lykurg 1. 31. Bias 1. 45. Pittakos 1. 49. Stesichoros 1. 57, 11. 224. Alkaeos 1. 58. Sappho 1. 62 (k, 1, m). Pythagoras 1. 75. Anakreon 1. 78. Heraklit 1. 84.
SACHREGISTER
229
Themistokles 1. 96 f. Anaxagoras 1. 118. Herodot 1. 161. Hippokrates 1. 165, 166 ff. Sokrates 1. 190. Euklid 11. 7. n. Archytas 11. 16. Ang. Plato 11. 25, 27. Demosthenes 11. 76 (a). Philemon? 11. 102. Aratos 11. 146 (c) ff. Chrysippos 11. 146 (c) ff., 155. Hipparch 11. 186. Theophanes 11. 193. Archedamis 11. 193. Xenophon v. Kos 11. 197. Sextos 11. 212. n. Galen 11. 220. Julia Prokla 11. 222. Lais 11. 225. Nachträge 1. 214 f., 11. 224. Nacktheit, weibl. - 11. 53. Namensaufsehr. auf Gewand 11. 183,189. vaupdps 1. 96. Niger 11. 216. Nikander 11. 218. Nikokreon 11. 98. Pamphilos 11. 216. Panzer 1. 121. pentel. Marmor 11. 109, 204. Periander 1. 41, 42 ff. Perikles 1. 106 ff. Pherekydes 1. 56 f. Phidias, Pot-h. des - 1. 105, 116. Ders. als Künstl. 1. 82 f., 92 (A. 1) u. Nachtr., 94. Philemon 11. 102, 110, 146, 149 (A. 4), 174, 176. Philiskos 11. 143. Philetas 11. 171. Phokion 11. 57 ff. Phryne 1. 122, 11. 52 ff. Phyromachos 1. 207. Physiognomie 1. 140, 172, 11.33,97,118. pileus 1. 165, 166. Pindar 1. 86, 214.
NAMEN-
UND
Pisistratos 1. 77, 107. Pis0 Caesoninus 11. 171. Pittakos 1. 49 f. Plato, Philos. 11. 18ff. Plato, Korn. 11. 22 (A. 4). Plutarch 11. 203 ff. Poikile 1. 91, 102, 11. 135. Polybios 11. 184 ff. Polyeuktos 11. 67, 82. Polykles 1. 207. Pompejan. Gemälde 1. 6, 23, 90. porrecta manus 11. 154, 156ff. Posidippos 11. 141 ff. Posidonios 11. 188 ff. Potamon 11. 194. Praxiteles, Söhne des - 11. 107 (g), 116. Prokla (Julia) 11. 222. Protagoras 1. 162 f. Pseudo-Seneca 1’. 135, 11. 103, 160 ff. Pythagoras 1. 75, 11. 29 (12). Pythodoris 11. 203 (A. 1). Rasierens, Sitte des - 1. 206, 11.86,109, 142. Rednersitte 11. 65. Regilla 11. 209. Reliefstelen 11. 185. Replikenzahl 1. 19, 147, 11. 95. Ringellöckchen 1. 104. Rufos 11. 218. Sappho 1. 59 ff. Schild der Parth. 1. 107. Schildkrötenlyra 1. 63, 64. Schleier 1. 15, 112, 115, 165, 11.7,43,46. Schmetterling 11. 39. Schnecke 11. 19 (A. 3). Senat 11. 7. Seneca 11. 171. Serapeum v. Memphis 1. 86 u. Nachtr. Sextos v. Chaeronea 11. 213. Sextos Empirikos 11. 212 f. Silanion 1. 60, 88 f., 138 (A. 5), 160, 11.2 (A. l), 6, 19, 33. Silenstypus 1. 184, 193 (A. 1). Simonides 1. 87. Skelettfiguren 1. 130,148,158, 11.56,139. Sokrates 1. 184 ff.
SACHREGISTER Soloi 11. 146. Solon 1. 37 ff. Sophokles 1. 19, 123 ff. Spartanische Könige 1. 122. Speusippos 11. 57. Stab 1. 57, 11. 49. Standmotiv 1. 141. Stesichoros 1. 57 f., 11. 224. Strategentypus 1. 94, 98, 11. 58. Tänie 1. 13, 17, 86, 120, 123, 175, 11. 134. Tanagrafiguren 1. 89, 11. 54. Telesilla 1. 90 f. Terracottenportr. 1. 22, 47, 56, 62, 11.71, 114, 169. Thales 1. 47 f. Themistokles 1. 95 ff. Theodektes v. Phas. 1. 1. Theokrit 11. 144, 172. Theon von Smyrna 11.202. Theophanes 11. 103 (A. l), 193. Theophrast 11. 99 ff. Thukydides 1. 180 ff. Timotheos 11. 14, 58. Tiresias 1. 36. Tivolihermen 1. 40, 11. 100. Trinkschalen 1. 153. Tropaion 1. 96. Turban 1. 166, 11. 17. Tyrtaeos 1. 34. Vasenbilder 1. 56, 58, 61 ff., 78 f. Viscontische Abbildungen 1.4, 125, 133, 11. 104. Wagenlenker 11. 43. Weisen, die sieben - 1. 40 ff. Xenokrates, Xenokrates, Xenophon, Xenophon
Philos. 11. 57. Arzt 11. 216. Geschichtschreiber 11. 8. von Kos 11. 103 (A. l), 197.
Zeno v. Elea 1. 119. Zeno, Stoiker 11. 135 ff. Zeno v. Sidon 11. 137, 187 f. Zufälligkeiten 1. 32, 11. 111 (A. 1). Zwiebelkopf 1. 106.
ORTSREGISTER Wo nichts in Klammer St. =- Statue, R. =
hinzugefügt ist, sind Hermen, Büsten oder Köpfe von Marmor gemeint Relief, Br. = Bronze, 0. = geschn. Steine, n. nicht, m. = modern, A. Anmerkung.
Aix. Plato 11. 28 (9). Diogenes 11. 50. Zen0 Sto. 11. 138 (3). Aquileja. Sokrates 1. 215 (bis). Aranjuez. Casa del labrador. Homer? (m.) 1. 12. Periander? 1. (A. 2). Sog. Pittakos 1. 50. Sog. Heraklit 1. 85. Sog. Herodot 1. 161. Sokrates? 1. 190 (31), 197. Demosthenes 11. 71 (20). Sog. Theophrast 11. 101. Epikur 11. 125 (13). Sog. Theokrit 11. 144. Sog. Karneades 11. 183. Arolsen. Demosthenes 11. 72 (27). Athen. Nationalmuseum. Haubenkopf 1. 69. Pythagoras? (Depp.) 1. 76. Korinna? 1. 90 (bis). Plato? 11. 29 (12 u. 13). Demosthenes 11. 73 (31 u. 32). Aristoteles? (Dopp.) 11. 96 (5). Menanderbasis 11. 107 (g). Metrodor 11. 132 (12). Vgl. 140. Herodes Attikos? (Torso) 11. 209. Regilla? 11. 209 f.
Privatbesitz. G. des Dexamenos 1. 100. Euripides (R.) 1. 153. Basel. ~ Historisches Museum. Mod. Asiatikos 11. 195. Battlesden (Bedfordshire). ~ Ehern. Samml. Marlborough. Sokrates (G.) 1. 191 6). 11. 23 (g). Berlin. Skulpturenmuseum. Anakreon 1. 80 (3), 82. Themistokles? 1. 99. n. Aspasia 1. 115. Ang. Sophoklestypus 1. 138 (A. 5), 143 (9). Euripides 1. 153 (19). Herodot 1. 160. Sokrates 1. 188 (20). Sokrates u. Seneca 1. 189 (21). Sokr. u. Plato? 1. 189 (22), 11. 23 (f), 32. n. Xenophon 11. 8. Isokrates? 11. 15. Plato 11. 22 (c), 26, 29. n. Plato (R.) 11. 39. Strategenkopf 11. 58. Demosthenes 11. 72 (25 u. 26). Epikur 11. 125 (14). Metrodor 11. 132 (9), 140. Ps.-Seneca 11. 165 (26 u. 27). Antiquarium. Homer (R.) 1. 4 (b), 23.
232
ORTSREGISTER
Geschnittene
Steine.
Homer 1. 7 (m). Aeschylos? 1. 103. Sokrates 1. 191 (g). Sog. Plato 11. 40. Demosthenes 11. 76 (d). n. Epikur II. 130. Sog. Hipparch 11. 187. Mod. Asiatikos? 11. 196. Blundell Hall (Lancashire). Homer 1. 11 (14). Ders. (m.) 1. 12. Sophokles? 1. 131 (18). Euripides? 1. 157. Sokrates 1. 188 (18). n. Sokrates 1. 198. Philosophenstatuette 11. 51. Menander? 11. 112 (13); 113 (22). Ps.-Seneca (Br.) 11. 166. Bologna. Archiginnasio. Ps.-Seneca 11. 164 (20). Bonn. Sophokles u. Euripides 1. 106, 127 (e), 130 (16), 138 (A. 5), 153 (23). Euripides (R.) 1. 153, 156 (A. 2). Sog. Aristophanes u. Menander 1. 175, 11. 113 (23),
120.
Boston. Museum. Menander? 11. 113 (18). Braunschweig. Museum. Homer (m. Br.) 1. 12. Sog. Solon (m. Br.) 1. 39. Euripides (m. Br.) 1. 154. Brocklesby Park (Lincolnshire). Sog. Pherekydes 1. 57. n. Pisistratos (R.) 1. 77. Sog. Sophokles 1. 138 (A. 5). Sog. Alkibiades 1. 212. Demosthenes 11. 72 (24). Brüssel. Samml. Somzee. Dichterin (St.) 1. 88. Ps.-Seneca 11. 165 (29).
Bei Cades (Gemmen). Chabrias? 11. 13. Posidonios 11. 189. Cambridge. Homer (m.) 1. 12. PIato 11. 28 (lO), 141. Canosa. Demosthenes 11. 70 (11). Catajo (Schloss). Telesilla? 1. 91. Ang. Sophoklestypus 1. 142 (5). n. Sokrates 1. 198. Catania. n. Aeschines (R.) 11. 66. Ehern. bei Cavaceppi. Ps.-Seneca 11. 165 (32). Bei Caylus Thales? 1. 47. Korinna
(Rec.
Compiegne. (St.) 1. 88.
Menander?
corfu. 11. 112 (11).
Menander?
Corneto. 11. 112 (9).
Delphi. Daochos 11. 56. Plutarch 11. 204. Devonshire (Herz. v.). Sokrates (G.) 1. 191 (e), 199. Sog. PIato (Br.) 11. 25 (A. 1). Dresden. Antikenmuseum. Sophokles u. Euripides 1. 127 (8), 130 (15), 153 (22). n. Euripides 1. 157. Herodot 1. 159. Sokrates 1. 189 (24). n. Epikur (m.) 11. 127. Dublin. Demosthenes (R.) 11. 74 (36), 82. England. Sophokles u. Euripides 1. 138 (ll), 153 (25), 156 (A. 1).
ORTSREGISTER Erbach (Schloss). Herodot 1. 160. Menander? 11. 113 (16). Metrodor 11. 132 (10). Bei D’Escamps Coll. Camp. Homer? 1. 12, 214 (Nachtr. zu p. 26). Esquilin (Fundort). Sophokles 1. 138 (9). Bei Faber Imag. Alkibiades (G.) 1. 208. Archytas (Münze) 11. 17. Sog. Isokrates 11. 63. Sog. Aristoteles (R.) 11. 88, 114 (24). Florenz. U ‘ffizien. Homer? 1. 11 (19). Sog. Anakreon 1. 83. Sophokles 1. 38, 137 (5), 139. n. Sophokles 1. 138 (A. 5). Sog. Hippokrates 1. 168 (4), 170. Sog. Aristophanes 1. 178. n. Sokrates 1. 198. Sog. Alkibiades 1. 202. Plato 11. 20 (a); 25. Demosthenes 11. 70 (12 u. 13). Demosthenes? 11. 73 (34). Menander? 11. 112 (8). Sog. Aratos 11. 152. Ps.-Seneca 11. 164 (16. 17. 18). n. Ps.-Seneca 11. 166. Sog. Karneades 1. 170, 11. 151, 182. Museo archeologico. Homer (Br.) 1. 10 (7). Sog. Demeter (St.) 1. 67. Sophokles (Br.) 1. 137 (6), 139. Dichterporträt( Br.) 1.137(A.4), 11.184. Casa Buonarotti. Ps.-Seneca 11. 164 (19). Pal. Corsi-Salviati. Sokrates 1. 188 (14). Pal. Pitti. Haubenkopf 1. 70. Pal. Riccardi. Sog. Lykurg 1. 33. Anakreon 1. 80 (4), 81. Sophokles 1. 138 (12). Euripides 1. 152 (14, 15).
233
Glienicke. Anakreon 1. 81 (6). Bei Heemskerk. Homer? 1. 12 (21). Anakreon? 1. 81 (8). Herrenhausen (Hannover). Sokrates 1. 189 (25). Holkham Hall (Norfolk). Thukydides 1. 181. Lysias? 11. 2. Ps.-Seneca (m.) 11. 166, 169. Kiel. Sokrates 1. 189 (26). Bei King (Ant. gems.). n. Epikur (G.) 11. 130. Kischinew. n. Anakreon 1. 83. Kleitor. Polybios? (R.) 11. 185. Knole (Kent). Demothenes (St.) 11. 71 (22), 79. Köln. Wallraf-Richartz-Museum. Mosaik der Weisen 1. 41. Cheilon 1. 50 (1). Kleobulos 1. 52. Sophokles 1. 128. Sokrates 1. 192. Diogenes 11. 47. n. Epikur 11. 126. Ps.-Seneca (Terr.) 11. 165 (28), 169. Kopenhagen. Ny Carlsberg. Sog. Apolloniosv. T. 1.27 (A.No. 10). Anakreon (St.) 1.34,59,80 (2), 81,87. Sitz. Dichterstatue 1. 59, 79, 83. Farn. Sophokles 1. 130 (ll), 131 (19), 134. Lat. Sophokles 1. 137 (7). Euripides 1. 153 (20). Sokrates 1. 189 (27). Antisthenes 11. 5 (8). n. Xenophon 11. 8. Aeschines 11. 63 (6). Demosthenes 11. 72 (29). Menander? 11. 113 (17).
234
ORTSREGISTER Epikur 11. 125 (17 u. 18). Zen0 Sto. 11. 138 (4). Ps.-Seneca (Dopp.) 11. 165 (30). Karneades (Gips) 11. 182. Lewes Menander?
Home (Sussex). 11. 112 (15). Livorno.
Consul Dyck. Ps.-Seneca 11. 165 (31). London. British Museum. Apotheose des Homer 1. 5 (c), 15,23. Homer 1. 10 (12), 14, 17 (Anm.). Hesiod? (R.) 1. 30. Sog. Periander 1. 44. n. Bias (R.) 1. 45. Sappho? (R.) 1. 62 (g, i). Sog. Anakreon 1. 83. Arundel’scher Kopf (Br.) 1. 87. 134 f., 146 (A. 1 u. 2). Strangford’scher Schild 1. 107, 116. Perikles 1. 108 (l), 110. Sophokles 1. 130 (9). Sophokles? (R.) I. 136. Ang. Sophoklestypus 1. 138 (A. 5), 142 (7 u. 8). Sog. Euripides 1. 157. Dem Euripides ähnl. 1. 157. Sog. Hippokrates. 1. 168 (6). Sog. Aratos od. Chrysippos 1. 169. Antisthenes 11. 5 (7). n. Xenophon 11. 8 (A. 2). Maussolos 11. 41 f. Artemisia? 11. 43. Aphrodite von Ostia 11. 54. Aeschines 11. 61 (2). Demosthenes 11. 71 (21). Ders.? 11. 73 (35). Epikur 11. 125 (11, 12). Metrodor II. 132 (7). Aratos? 11. 150 (3). n. Aratos 11. 154. n. Karneades 11. 184. Sog. Pertinax 11. 209.
GeschnitfeneSteine. Sokrates 1. 191 (f). Aristippos 11. 9.
Sog. Plato 11. 40. Epikur 11. 129. Lansdowne House. Homer? (R.) 1. 24. Sophokles 1. 130 (10). Menander (m. Rel.) 11. 115 (A. 1). Lowther Castle. Sog. Plato 11. 24 (A. 2). Ael. Aristides (m.) 11. 212. Madrid. Museo del Prado. Homer 1. 10 (11). Sog. Apollonios v. T. 1. 26 (A. 4 bis). n. Solon 1. 39. Sog. Bias 1. 46. Sog. Zen0 1. 120. n. Zeno v. Kition 1. 120. Sophokles 1. 130 (14). Euripides 1. 152 (18). Ders.? 1. 157. Sog. Aristophanes 1. 179. Sog. Isokrates 11. 16. Sog. Plato 11. 23. Demosthenes 11. 71 (19). Sog. Aristoteles 11. 90, 93. Menander? 11. 112 (12). Epikur 11. 126 (25). Metrodor? 11. 134. Ps.-Seneca (St.) 11. 166. n. Ps.-Seneca (Br.) 11. 166. Eucharis 11. 223. Bibliothek. Aratos (Min.) 11. 146 (6). Samml. Anglona. Sokrates 1. 188 (17a). Majorka. Samml. Despuig. Aspasia (m.) 1. 115. n. Alkibiades 1. 212. Mantua. Museo. Homer 1. 10 (8). Sog. Apollonios von T. 1. 26 (A. 4). Sog. Aspasia 1. 115. Euripides 1. 152 (16). n. Alkibiades 1. 209 (A. 7). Demosthenes (St.) 11. 74.
ORTSREGISTER Sog. Aristoteles (R.) 11. 94. M. Modio 11. 197. Marbury Hall (Cheshire). Sophokles? 1. 131 (A. 1). Menander (Clip.) 11. 105 (b), 118. Memphis (Serap.). Pindar (St.) 1. 86, 214. Protagoras (St.) 1. 162. Plato 11. 22 (d). Meran. Homer? 1. 11 (20), 16. Bei Millin Gall. myth. Homer (R.) 1. 5 (e). Modena. Sog. Euripides 1. 150. München. Glyptothek. Sog. Epimenides 1. 35. Strategenköpfe 1. 98; 99, 111; 101 (A.3). Sog. Hippokrates 1. 168 (7), 171. Sokrates 1. 189 (23), 201. n. Sokrates 1. 198. n. Xenophon 11. 8. Frauenkopf 11. 54. Sog. Xenokrates 11. 57. Demosthenes 11. 72 (28). , Apollodoros 11. 206. Residenz. Sog. Apollonios von T. 1. 27 (a). Pittakos? 1. 49. Männl. Kopf mit Stirnkr. 1.209 (A. 7). Epikur 11. 125 (15, 16). Metrodor 11. 132 (11). Bei Hrn. Bulle. Euripides (R.) 1. 153. Samml. F. A. v. Kaulbach. Korinna? 1. 90. Neapel. Museo nazionale. Homer 1. 9 (6). Ders. (St.) 1. 16. Ders. (R.) 1. 5 (d), 15 (23). Ders. (Gern.) 1. 6 (fj; 23. Sog. Apollonios von T. 1. 21, 26 (A. 4 bis). Sog. Lykurg 1. 33 (bis).
235
Solon u. Euripides 1. 38, 154 (A. IO). Sog. Solon 1. 39. Philosophenmosaik 1. 41, 11. 3, 34ff. Sog. Periander 1. 44. Sog. Anakreon 1. 83. Sog. Heraklit (Br.) 1. 85. Archidamos 1. 121, 11. 178. Sog. Aristoph. u.Terenz I.l26(a), 177. Sophokles 1. 129 (1); 138 (A. 5), 144. Ang. Sophoklestypus 1. 142 (4). Euripides 1. 150 (l), 151 (2-4), 154. Herodot u.Thukydides 1. 159 (l), 180. Herodot 1. 160 (2). Sog. Demokrit (Br.) 1. 164. Sokrates 1. 187 (11 u. 12). n. Sokrates 1. 198. Sokrates (R.) 1. 203 (ß und y), 204. Sog. Alkibiades (R.) 1. 213. Lysias 11. 1, 189. Antisthenes 11. 5 (6). Sog. Archytas 11. 17. Sog. Plato 11. 25. Diogenes 11. 47, 50. Sog. Diogenes (R.) 11. 52. Moschion (St.) 11. 55. Strategenkopf 11. 58. Aeschines (St.) 11. 62 (4), 64. Demosthenes (Br.) 11. 70 (7 u. 8). Ders. 11. 70 (9 u. 10). Sog. Demosthenes 11. 74. Doppelherme 11. 121. Epikur (Br.) 11. 124 (6 u. 7). Ders. 11. 126 (22 u. 23). Metrodor (Br.) 11. 131 (5); 132 (13). Zeno Sto. 1. 119, 11. 136 (2), 137. Ders. (Br.) 1. 119, 11. 136 (7), 187. Sog. Zeno 11. 138 (A. 2). Hermarch (Br.) 11. 139. Aratos? 1. 169, 11. 149 (2). Sog. Karneades 1.70,II. 151,182,189. Feldherrnbüste 11. 153. Ps.-Seneca (Br.) 11. 161 (1). Ders. 11. 161 (2-6). Posidonios 11. 188. Sog. Sextos 11. 213. Geschnittene Steine. Homer? 1. 7 (n.). Epikur? 11. 129.
236
ORTSREGISTER
Newby Hall (Yorkshire). Rednerstatue 11. 81 (A. l), 126. New-York. Samml. Cesnola. Sappho (St.)? 11. 73. OrIt5ans. Blinder? 20 (A. 1). Oxford. Hetärenbildnis? 1. 72, 115. Miltiades (Vas.) 1. 95. Sokrates (Br.) 1. 188. Plato (m.) 11. 21. Menander? 11. 112 (14). Ps.-Seneca 11. 165 (25). n. Archimedes (St.) 11. 178. Agathemeros (R.) 11. 197. Pqlermo. Museo. Sokrates 1. 188 (13). Aristoteles? 11. 96 (4). Metrodor? 11. 134. Paris. Louvre. Homer 1. 10 (lO), 17 (a). Ders. (Terr.)? 1. 22. Ders. (R.)? 1. 24 bis. n. Pittakos 1. 49/ Sog. Alkaeos 1. 58. / Anakreon? 1. 81 (7)~~ Sog. Antisthenes 1. 83. / Leierspieler (St.) 1. 87. Miltiades? 1. 94. Sophokles u. Aristoph. 1. 142 (6), 144, 177. Euripides (St.) 1. 152 (17).
Lykurg (auf Amph.) 11. 59. Aeschines 11. 62 (5). / Demosthenes (St.) 11. 71 (15)/ Ders. 11. 71 (16-18). ti Sog. Demosthenes 11. 74.1.“’ Sog. Posidonios (St.) 1. 119, 11.96 (l), 156 ff., 190. Menander (R.) 11. 107 (e). Epikur u. Metrodor 11. 124 (9), 132 (6). Epikur 11. 124 (lO), 126 (24). Ders. iR.) 11. 130. ._ Zeno (R.) 11. 139.Sog. Theokrit 11. 144. ,’ Ps.-Seneca (St.) 11. 164 (22). 1 Ders. 11. 164 (23). J n. Karneades 11. 184. / Apollonios v. T. (Br.)? 11. 199. Herodes Attikos? 11. 208. Bibliotheque nationale. Hippokrates (Min.) 1. 165. Cabinet des medailles. Homer (R.)? 1. 23, 136. n. Sophokles (Silb.) 1. 136 (A. 2). Ps.-Seneca 11. 165 (24). Mod. Asiatikos 11. 194. Geschnittene Steine. Euripides? 1. 158. n. Miltiades 1. 94 (A. 1). Sokrates 1. 191 (c, d); 192 (k). Sog. Herodes 11. 209. Bibliotheque Mazarine. Sophokles 1. 130 (12). Samml. Kann. Homer 1. 11. Samml. Pastoret. Strategenkopf 1. 101.
Sog. Herodot 1. 161. Pawlowsk. Sog. Hippokrates 1. 168 (5). Euripides 1. 153 (21). Sog. Thukydides 1. 183. Sokrates 1. 183 (16 u. 17), 193 f., 200. 2 Petersburg. Ders. (Br.) 1. 188. Eremitage. Ders. (R.)? 1. 203 (a). Sog. Apollonios von T. 1. 27 (A. n. Alkibiades 1. 209. No. 11). n. Antisthenes 11. 5 (A. 5). Sokrates (St.) 1. 189 (28), 205. I Sog. Xenophon 11. 8., Aeschines (R.) 11. 63 (7). Plato 11. 28 (8). #,_ Demosthenes (St.) 11. 73 (30). n. Diogenes 11. 51.. Moschion (R.) 11. 56. A
Petworth Home (Sussex). Demosthenes (St.) 11. 72 (23).
ORTSREGISTER Potsdam. Sanssouci. Homer 1. 11 (15). n. Sokrates 1. 198.
237
Sog. Isokrates 11. 16, 125 (20). Sog. Archytas 11. 27. Platoaufschriften 11. 23, 24 (A. 2). Plato 11. 27 (2). Sog. Diogenes 11. 50, 52. Ramsgate (Kent). Aeschines 11. 62 (3). Epikur u. Metrodor (m.) 11. 125 (12a).Demosthenes 11. 69 (1). Resina (Fundort). Sog. Demosthenes 11. 74. Epikur (Br.) 11. 124 (8). Leodamas 11. 85. Richmond. Sog. Aristoteles 11. 90, 93. Ps.-Seneca 11.166. Theophrast 11. 100 bis. Rieti (March. Canali). Menander? 11. 113 (19). Sophokles 1. 137 (8). Epikur u.Metrodor 11. 123 (1) 131 (1). Euripides? 1. 157. Epikur 11. 123 (2). Metrodor 11. 131 (2). Rom. Sog. Zeno (St.) 11. 138. Capitolinisches Museum. Hermarch? 11. 140 (3). Homer 1. 8 (1). Sog. Aratos 1. 169, 11. 149 (1). Ders. 1. 9 (2 u. 3). Ps.-Seneca 11. 162 (7). Sog. ApoIloniosvonT. 1. 21,‘26(A. 4 Aristarch? 11. 180. No. 1 u. 2), 11. 199. n. Karneades 11. 184. Sog. Epimenides 1. 35, 131 (17). ~ n. Posidonios 11. 190. Sog. Periander 1. 44. n. Aristomachos 11. 191. Sog. Thales 1. 48. Asklepiades 11. 191. Sog. Sappho 1. 61. Sog. Epaphroditos 11. 202. Sog. Kleopatra 1. 72. Theon 11. 202. Sog. Pythagoras 1. 76. Sog. Aristides 11. 212. Sog. Anakreon 1. 83. Conservatorenpalast. Sog. Heraklit 1. 85 (bis). Dichterin 1. 71, 88. n. Pindar 1. 86. Sog. Aeschylos 1.103,117,11.57,178. Anakreon 1. 79 (1) 81. Dichterstatue 1. 87. Sog. Masinissa 1. 95. Sokrates 1. 186 (3). Sophokles (farn.) 1. 129 (2). n. Alkibiades 1. 208. Ders. (lat.) 1. 137 (2 u. 3). Ang. Sophoklestypus 1. 142 (1). n. Isokrates 11. 16. 100 (A. 2). n. Diogenes 11. 47. Sog.ArchimedesI. 131(21), 138(A.5), Sog. Diogenes 11. 51 (A. 3). 11. 178. Euripides 1. 151 (5-7). Vaticanisches Museum. Sog. Demokrit 1. 164 (bis). Braccio nuovo. Sog. Hippokrates 1. 167 (2). Sog. Hesiod (St.) 1. 28, 130 (13). Sog. Aristophanes 1. 179. Euripides (St.) 1. 106, 151. Sog. Thukydides 1. 183. Demosthenes (St.) 11. 69 (2) 79. Sokrates 1. 185 (1); 186 (2), 195, 196. &luseo Chiaramonti. Ders.? 1. 190 (29), 197. n. Solon 1. 39, 11. 126 (21). n. Alkibiades 1. 209 (2). Sog. Pythagoras 1. 76. Sog. Alkibiades 1. 212. n. Korinna 1. 90. Lysias 11. 2 (bis). Sog. Alkibiades 1. 209 (1) n. Lysias 11. 3. Sog. Phokion 11. 58. Antisthenes 11. 5 (3). Demosthenes 11. 69 (3).
238
ORTSREGISTER
Sokrates 1. 186 (6); 190 (30) 197. Sog. Aristoteles 11. 90. Antisthenes 11. 5 (2), 6. Ders. (St.) 11. 94. ~ Plato 11. 28 (6), 94. Menander? 11. 111 (l), 113 (20). Demosthenes? 11. 73. (33). Sog. Karneades 11. 183. Menander? 11. 111 (3). n. Karneades 11. 184. Metrodor 11. 131 (3). Museo Pio Clementino. Hermarch? 11. 140 (2). Sog. Lykurg (St.) 1. 32. Philosophenkopf 11. 183. Sog. Epimenides 1. 35. Bibliothek. Tivolihermen 1. 40. Ael. Aristides (St.) 11. 211. Periander 1. 43. Bias 1. 45. Garten. Aesop 1. 55, 214. Sog. Pythagoras 1. 76. Sophokles 1. 126 (c), 128, 132. Korinna (St.)? 1. 90. Sokrates 1. 186 (7). Perikles 1. 108 (2), 110. Plato 11. 27 (4), 32. Aspasia 1. 112. Plato 1. 120, 11. 136. Lateranisches Museum. Sophokles 1. 125 (b), 136. Sophokles (St.) 1. 137 (1). Sog. Homer 1. 129 (3), 135. Menander? (R.) 11. 114 (25), 117. Euripides 1. 152 (9). Thermenmuseum. Sokrates 1. 186 (4), 195, 196, 201. Sappho? 1.68. n. Alkibiades 1. 208. Anaximander (R.) 1. 73. Alkibiades? 1. 211. Pythagoras? 1. 76. Sog. Alkibiades (St.) 1. 212. Aspasia? 1. 115. Antisthenes 11. 5 (1) 6. Angebl. Sophoklestypus 1. 142 (3). Plato 11. 28 (7), 30, 33. Sokrates 1. 187 (10). n. Plato (R.) 11. 38. l Ps.-Seneca Kleitomachos11. (St.) 163 (13, 11. 179. 14). Diogenes 11. 47. Sog. Phokion (St.) 1. 34, 11. 58. ~ Villa Albani. Aeschines 11. 61 (1). Homer? 1. 11 (18). Demosthenes 11. 69 (4). n. Solon 1. 39. Sog. Menander (St.) 11. 108 ff. Philosophenmosaik 1. 41, 11.34 ff. Menander? 111 (2). Periander (Dopp.) 1. 44, 52. Epikur 11. 124 (3). Aesop (St.) 1. 54 ff., 204. n. Zen0 1. 119, 11. 135, 153. Sappho 1. 66. Hermarch? 11. 140 (1) Haubenstatue 1. 68. Posidippos (St.) 11. 109, 141 ff. n. Pisistratos 1. 77. Ps.-Seneca (St.) 11. 162 (8). Sog. Korinna 1. 88. Sog. Sextos v. Chaer. (St.) 11. 213. Strategenkopf 1. 101 (A. 3). Candelabergallerie. Sophokles (farn.) 1. 129 (5). Fischer 1. 164, 170, 11. 177. Ders. (lat.) 1. 137 (4). Sokrates 1. 186 (5). Ang. Sophoklestypus 1. 142. (2). n. Karneades 1. 39, 11. 184. Euripides 1. 152 (10). Ders.? 1. 157. Galleria geografica. Sog. Hippokrates 1. 168 (3). Sog. Homer u. Archil. 1.9 (4), 29,33. ~ Ders. 1. 171. Bias u. Thales? 1. 46, 47, 52. ! Sappho? 1. 67. Sokrates 1. 187 (8) 195, 201. Ders. (Clip.) 1. 187 (9). Sog. Pythagoras 1. 76, 129 (4). i Antisthenes 11. 5 (4). Sog. Hippokrates 1. 167 (1).
ORTSREGISTER Isokrates 11. 15. Diogenes (R.) 11. 48. Ders. (St.) 11. 49. Sog. Demosthenes 11. 51; 74. Theophrast 11. 99, Menander? 11. 111 (4), 120. Epikur 11. 124 (4). Hermarch? 11. 140 (4). Chrysippos? 11. 151, 155 f. Sog. Seneca u. Posidonios 11.162 (9). Ps:Seneca 11. 163 (10); 166. Pal. Altieri. Epaphroditos (St.) 11. 200. Pal. Barberini. Euripides 1. 152. Aeschines? 11. 63 (9). Samml. Barracco. Perikles 1. 108 (3). Sophokles 1. 129 (7). Demosthenes 11. 70 (6). Epikur 11. 124 (5). Villa Borghese. Sog. Periander (St.) 1. 44. Plato 11. 27 (3). Menander? 11. 112 (5). Ps.-Seneca 11. 163 (11). Pal. Colonna. Miltiades? 1. 95. Sophokles? 1. 131 (20). Euripides (m.) 1. 152. Sog. Hippokrates 1. 168. Aeschines? 11. 63 (8). Pal. Corsini. Ps.-Seneca 11. 163 (12). Pal. Doria. Homer (m.) 1. 12. Kleobulos (St.) 1. 52. Pal. Giraud. Homer (m.) 1. 12. Bias? (m.) 1. 46. Museo Ludovisi-Boncompagni. Sog. Thales 1. 48. Demosthenes 11. 69 (5). Aristoteles? 11. 96 (2). Menander? 11. 112 (6 u. 7).
239
~ Villa Mattei. Timotheos 11. 14. Aristoteles? 11. 96 (3). i Villa Medici. Perikles 1. 109 (4). ~ Sophokles 1. 130 (8). Villa Pamfili. Antisthenes? 11. 5 (5). Aeschines? 11. 63 (lO), 65. ~ Demosthenes 11. 75 (37). Samml. Piombino (Cr.). Demosthenes 11. 76 (b), 82. Pal. Rospigliosi. Dichterin (St.) 1. 88 (A. 6). Ps.-Seneca (Br.) 11. 166, 169. Pal. Sciarra. Ps.-Seneca (St.) 11. 166. Pal. Spada. Euripides 1. 153. Sog. Aristoteles (St.) 11. 10 f., 91. Sog. Pompejus 11. 113 (21), 118 f. Pal. Teoduli. Ps.-Seneca 11. 104 (15). Museo Torlonia. Sog. Epimenides 1. 35. n. Solon 1. 39. Sophokles 1. 129 (6). Sophokles u. Euripides 1. 138 (lO), 153 (24). Sog. Hippokrates (St.) 1. 168, 11. 158 (A. 3). Sog. Isokrates 1. 181, 11. 16. Sog. Alkibiades 1. 209 (3). n. Lysias 11. 3. Plato 1. 27 (5). Sog. Demosthenes 11. 74. Sog. Aristoteles 11. 90. Metrodor 11. 131 (4). n. Karneades 11. 184. Ehern. Samml. Depoletti. Epikur (G.) 11. 129. Im Kunsthandel. Korinna? 1. 90. n. Xenophon 11. 8. Leodemas 11. 85. Am Constantinsbogen. Apollodor? 11. 206.
240
ORTSREGISTER
Schwerin. Homer 1. 11 (16), 14. Sevilla. Sokrates? 1. 190 (32). Siena. Homer (R.) 1. 24. Sog. Apollonios von T. 1. 26 (A. 4 No. 5). Bei Statius (Illustr. vult.). Lysias 11. 3 (A. 1). n. Isokrates 11. 16. n. Diogenes 11. 47. Stockholm. Museum. Homer (m.) 1. 12. Anakreon 1. 80 (5). Sog. Zen0 1. ,120. Sog. Plato 11. 23. Sog. Diogenes 11. 51. Sog. Demosthenes 11. 74. Epikur 11. 125 (19). Apollodor 11. 207. Tarragona. Demosthenes (R.) 11. 75 (38). Artemidoros
Thera. (R.) 11. 144.
Tivoli. Plato 11. 23 (e). Trier. Mosaik des Monnus: Homer 1. 6 (g). Hesiod 1, 26 f. Menander 11. 105 (c), 114. Aratos 11. 146 (a). Ehern. Sammlung de la Turbie. Sog. Posidonios (G.) 11. 190. Turin. Museo d’Antichita. Sog. Zen0 1. 120. Sokrates 1. 188 (15). Demosthenes 11. 70 (14). n. Theophrast 11. 101. Ps.-Seneca 11. 164 (21).
Bei Ursinus (Imag.). Sog. Pindar (St.) 1. 87. Miltiades 1. 92. Themistokles 1. 96. Sog. Zen0 1. 120. Sophokles (Clip.) 1. 124 (a), 132. Sophokles u. Menander 1. 125 (A. 4). Euripides (St.) 1. 154. Sokrates (R.) 1. 204 (6). Lysias 11. 3. Aristipp (G.) 11. 9. Sog. Diogenes 11. 51. Phokion 11. 58. Andokides 11. 60. Sog. Aeschines 11. 61. Sog. Aristoteles 11. 88. Menander (Med.) 11. 104 (a), 108. Theokrit 11. 144. Sog. Karneades 11. 181. Venedig. Dogenpalast. Gewandstatue 11. 65. Verona. Casa Alessandri. Menander? 11. 112 (10). Biblioteca capitolare. Homer 1. 10 (9). Giardino Giusti. Homer (R.)? 1. 24. Cheilon (Mos.)? 1. 51 (2). Gewandstatue 1. 141 (A. 2). Sokrates (R.)? 1. 204 (2). Wien. Kunsthist. Hofmuseum. Sappho? 1. 67, 68. Sokrates (Br.)? 1. 190 (33). Plato? 11. 28 (ll), 31. Aristoteles? 11. 95. Krates (Br.fig.)? 11. 101. Hofbibliothek. Dioskurideshandschrift 11. 214 ff. Samml. Biehler. Sokrates (G.) 1. 191 (h). Wilton House. Homer 1. 11 (13). Sappho? 1. 68. Sog. Aristoph. u. Menander 1. 177.
241
ORTSREGISTER Sog. Aristophanes 1. 178. Sokrates 1. 188 (19). Sog. Alkibiades (m.) 1. 213 (A. 3). Sog. Plato 11. 21 (A. 2). n. Aristoteles 11. 94. Metrodor 11. 132 (8).
Woburn Abbey. Mädchen (R.) 11. 84 (A. 1). Philosophenkopf 11. 152, 183.
Mod. Asiatikos (m.) 11. 196. n. Apollonios von T. 11. 199.
Ehern. Samml. Worsley. Perikles (0.) 1. 108.
Bernoulli,
Griech.
Ikonographie.
11. Teil
Wortester (Dean of). n. Theophrast 11. 100.
16
TAF I
KOPF DES LYSIASIN NEAPEL
Inr.
-lERME DES ANTISTHENES IM VATICAt’
II
TAF. IV
HERME DES PLATO IN BERLIN
PLATO
TAF. VII
KOPF DES MAUSSOLOS IM BRIT. MUSEUM
TAF. X
STATUE DES AESCHINES IN NEAPEL
TAF. XI
DEMOSTHENES OBERTEIL DER VATICANISCHEN STATUE
TAF. XIII
INSCHRIFTHERME DES THEOPHRAST IN VILLA ALBANI
TAF. XVII
METRODOR (VON DER DOPPkILHERME IM CAPITOL)
EPIKUR
TAF. XVIII
ZEN0 DER STOIKER (MARMORHERME IN NEAPEL)
TAF. XXI
TAF. XXIII
MARMORKOPF DES PSEUDO-SENECA IM THERMENMUS. ZU ROM (a) UND BRONZEKOPF DESS. IN NEAPEL (b)
BÜSTE DES KARNEADES NACH EINEM GIPSABGUSS
IN KOPENHAGEN
TAF. XXVI
INSCHRIFTHERME DES ASKLEPIADES IM CAPITOL
TAF. XXVII
HERME DES MODIOS ASIATIKOS IM CABINET
DES MiDAItLES
ZU PARIS
STATUE DES EPAPHRODITOS IM PAL. ALTIERE ZU ROM
a
DIOSKURIDES VON ANAZARBA
TAF. XXXII