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German Pages 380 [428] Year 1973
ULRICH WILCKEN GRIECHISCHE GESCHICHTE
ULRICH WILCKEN
GRIECHISCHE GESCHICHTE IM RAHMEN DER ALTERTUMSGESCHICHTE
Mit 32 Bildtafeln und zwei Karten
R.OLDENBOURG
VERLAG
M Ü N C H E N W I E N 1973
10. Auflage 1973 (unveränderter Nachdruck der 9. von Günther Klaffenbach neu durchgesehenen Auflage, München 1962) Alle Rechte, einschließlich des Ubersetzungsrechtes, vorbehalten © 1973 R . Oldenbourg München Drude: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Einband: Dingeldein, Darmstadt-Arheilgen Printed in Germany
ISBN 3-486-47690-4
V O R B E M E R K U N G Z U R 7. A U F L A G E Das Wagnis, diese neue Auflage zu betreuen, entspringt einmal dem ehrenden Vertrauen des Verfassers, der noch kurz vor seinem am 10.12.1944 erfolgten Tode eingehend mit mir über etwaige weitere Auflagen seiner Griechischen Geschichte gesprochen hat, sodann aber dem verpflichtenden Gefühl der tiefen Dankbarkeit gegenüber dem Verstorbenen, der mir nicht nur zu seinen Lebzeiten vielfache Förderung zuteil werden ließ, sondern auch durch eine letztwillige Bestimmung mir nach dem Verlust des größten Teiles meiner Bibliothek die wesentlichste Grundlage zum Aufbau einer neuen und damit erst wieder die Möglichkeit zu wissenschaftlicher Arbeit verschafft hat. Auch war es der eigene dringende Wunsch, diesem Buche, über dessen Wert nichts gesagt zu werden braucht und das mir ein unentbehrlicher Begleiter geworden ist, den Dank für die ständigen Dienste dadurch abzustatten, daß ich es versuchte, es auf dem Stande der Wissenschaft zu halten. Die unbedingte Absicht, nur Diener am Werke Wilckens zu sein, hat das Verfahren meiner Arbeit bestimmt. Dem darstellenden Texte gegenüber habe ich mich der größten Zurückhaltung befleißigt und nur dort geändert, wo sachliche Irrtümer vorlagen oder neuere gesicherte oder wenigstens mir gesichert erscheinende Forschung zu anderen Ergebnissen gelangt ist; erschien mir diese Sicherheit nicht gegeben, habe ich meine abweichende Auffassung in die Anmerkungen verwiesen. Um die Lesbarkeit des Buches nicht zu beeinträchtigen, sind die Änderungen, die bezeichnenderweise, im ganzen gesehen, gering sind, als solche nicht gekennzeichnet, was höchstes Verantwortungsbewußtsein bedingte. Die sprachliche Fassimg hat nur gelegentlich, wo es wünschenswert erschien, eine leichte Änderung erfahren, häufiger dagegen sind Fremdwörter, für deren Verwendung der Verfasser eine starke Vorliebe hegte, beseitigt worden. Die „Quellen und Literatur" sowie die „Anmerkungen" verlangten naturgemäß eine stärkere Überarbeitung; auch hier sind die Zusätze meist nicht kenntlich gemacht, sondern nur dort, wo ich es für angebracht hielt (durch die Sigle: Kla.). Entsprechend der ausdrücklichen Billigung Wilckens hat das „Register" eine erhebliche Erweiterung erfahren. Die beiden Karten sind unverändert geblieben.
Noch zu Lebzeiten des Verfassers hatte der Herr Verleger diesem eine Bebilderung künftiger Auflagen in Vorschlag gebracht, was die lebhafte Zustimmung Wilckens fand. Sie erfolgt in dieser Auflage mit einer Großzügigkeit, über die er selbst die größte Freude empfunden hätte, und für die auch jeder Benutzer Dank wissen wird. Das Verdienst der Auswahl der Abbildungen gebührt in der Hauptsache der Umsicht von Dr. Hans Aüendorf (München), dem auch die Fassung der Erläuterungen dazu verdankt wird. Er hat sich bemüht, nicht einen „angehängten" Bildteil der ins Landläufige der Betrachtung gezogenen Funde zu geben, sondern eine gewisse Einheit aus frisch Ansprechendem des weithin Unbekannten und doch auch einiger „traditionsreicher" Stücke zu erreichen, in dem Bestreben, so zu wählen, daß sich die Beziehungen zum Text durch knappe Erläuterung in klarer, von der Lektüre des Buches her bestimmter Art herstellen lassen. Möge also das Buch auch in seiner neuen Gestalt nichts eingebüßt haben von seinem bisherigen Wert und Nutzen, und möge es weiter dem Zwecke dienen, den der Verfasser ihm in seinem letzten Vorwort, dem zur 4. Auflage (1939), gesetzt hat: „Verständnis und Liebe für die alten Griechen zu verbreiten, denen unsere deutsche Kultur so viel zu verdanken hat." Mit warmem Herzen ist es geschrieben; bewahren wir uns die Empfänglichkeit dafür in aller Schwere der Zeit! Zu danken bleibt vor allem der treuen Fürsorge des Herrn Verlegers und Herrn Dr. Aüendorf, aber auch manchen anderen freundlichen Helfern, nicht zuletzt Frl. Ellen und Margret Wilcken, den Töchtern des verstorbenen Verfassers, die mir jede mögliche Erleichterung meiner Arbeit aus dem Nachlaß ihres Vaters gewährt haben. In allen bibliographischen Fragen habe ich mich der unermüdlichen Hilfsbereitschaft von Herrn Prof. Rudolf Keydeü (Berlin) erfreuen dürfen. Berlin-Weißensee, im März 1951
Günther Klaffenbach
V O R B E M E R K U N G Z U R 8. A U F L A G E Als mir der Herr Verleger im Dezember 1956 mitteilte, daß die Vorräte der 7. Auflage (die Bezeichnung als 6. in der Überschrift der Vorbemerkung war ein bedauerliches Versehen des Setzers) in absehbarer Zeit zu Ende gingen und er daher eine Neuauflage vorbereiten möchte, war mir das eine sehr erfreuliche Nachricht; denn ich durfte ihr die Erfüllung meiner Hoffnung entnehmen, daß das Werk von Wilcken auch in seiner neuen Gestalt nichts eingebüßt haben möge von seinem bisherigen Wert und Nutzen. Die Nachricht war aber zugleich Verpflichtung, auf eine weitere Neuauflage mindestens das gleiche Maß an Sorgfalt zu verwenden wie für die zu Ende gehende. Und dazu sah ich mich im Zeitpunkt der Anfrage mit Rücksicht auf andere Arbeiten und dienstliche Verpflichtungen nicht in der Lage und konnte mich auch nicht für einen baldigen Termin festlegen. Zugleich war es aber auch ein anderer sehr gewichtiger sachlicher Grund, der mir damals eine Neuauflage alles andere als geraten erscheinen ließ. War die revolutionierende Feststellung zutreffend, daß das eine der beiden kursiven kretischen Schriftsysteme (vergleiche S. 49) sowohl in Griechenland wie in Kreta die griechische Sprache wiedergibt, war unsere Kenntnis der griechischen Frühgeschichte auf eine ganz neue Grundlage gestellt. Die Entzifferung der entsprechenden Schriftdenkmäler stand aber erst in ihren Anfängen, und vieles, sehr vieles war noch problematisch, ja es regte sich schon Einspruch gegen die Richtigkeit der Entzifferung überhaupt, so daß wir hier noch weit von gesicherten Erkenntnissen und damit auch solchen auf dem Gebiete der Geschichte entfernt waren. Hier galt es also noch zu warten, wenn man die so bedachtsam abgewogene Darstellung Wilckens nicht mit noch ungenügend fundierten Hypothesen belasten wollte. Damit standen Verlag und Herausgeber vor der Frage, ob sie das Werk von Wilcken für einen gewissen Zeitraum vergriffen sein oder in einem unveränderten Abdruck der letzten Auflage erscheinen lassen wollten. Sie haben sich nach reiflicher Überlegung für das letztere entschieden in Rücksicht auf die steigende Nachfrage nach dem Buche und die Tatsache, daß außer etwa einigen Partien der Frühgeschichte die Darstellung auch heute noch keiner bedeutenderen Änderung bedarf, solche vielmehr die Anmerkungen betrifft. Verlag und Herausgeber hoffen, bereits die nächste Auflage in neubearbeiteter Form vorlegen zu können. Berlin, Dezember 1957
Günther Klaffenbach
V O R B E M E R K U N G Z U R 9. A U F L A G E Wenn auch die in der Vorbemerkung zur 8. Auflage geäußerte Hoffnung, in der Zwischenzeit zu einer größeren Sicherheit in der Frage der Entzifferung der sogenannten kretischen Linear-B-Schrift zu kommen, m. E. enttäuscht worden ist (vgl. dazu unten S. 332 f.), so war es doch geboten, nachdem nun nach der Mitteilung des Herrn Verlegers auch die 8. Auflage, die ein unveränderter Abdruck der 7. Auflage vom Jahre 1951 war, vergriffen ist, die 9. Auflage in Neubearbeitung vorzulegen. Für diese ist dieselbe Verfahrensweise maßgebend geblieben, wie sie in der Vorbemerkung zur 7. Auflage dargelegt ist. Wiederum waren es natürlich die „Quellen und Literatur" und die „Anmerkungen", die stärker überarbeitet werden mußten. Galt es doch, den wichtigsten Erscheinungen iojähriger Forschungsarbeit nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Dabei war es notwendig, daß veraltete Literatur neuer Platz machen mußte, um bloße Anhäufung, mit der dem Benutzer nicht gedient ist, zu vermeiden. Andererseits mußten natürlich Angaben solcher Literatur, die durch die nachdrückliche Bezugnahme von Wilcken zum Verständnis seiner Darstellung notwendig ist, erhalten bleiben. Möchte ich da mit der richtigen Pietät verfahren sein! Diese mehr oder weniger starken Eingriffe in die „Anmerkungen" ließen es nun auch geraten erscheinen, die bisherige Ich-Form Wilckens, die nur zur noch größeren Kennzeichnung meiner eigenen Zusätze gezwungen hätte, im Interesse der Einheitlichkeit aufzugeben und das im Text der Darstellung angewandte Verfahren auch auf die „Anmerkungen" auszudehnen. Eine weitere Neuerung, die sich hoffentlich bewährt, sind die durch das Zeichen • am Rande des Textes der Darstellung beigefügten Verweisungen auf die „Anmerkungen". Das „Sachregister" hat nur geringfügige Erweiterungen erfahren. Die Bebilderung und die Karten sind unverändert geblieben und so gut wie ganz auch die „Erläuterungen zu den Bildtafeln". Ihr Verfasser, Dr. Hans AUendorf, ist inzwischen der Wissenschaft durch den Tod entrissen, ein Verlust, den auch die Benutzer dieser neuen Auflage mit dem Herausgeber schmerzlich bedauern werden. Wiederum habe ich dem Herrn Verleger für alles Verständnis und Entgegenkommen aufrichtig zu danken, auch F. Dollnig (Klagenfurt) für den Hinweis auf ein paar frühere sprachliche und orthographische Versehen. Berlin-Weißensee, im Juni 1961
Günther Klaffenbach
INHALTSVERZEICHNIS I. D I E URZEIT Pie Griechen und der Orient Ägypten bis zur Wende zum zweiten Jahrtausend Babylonien bis auf die Dynastie Hammnrabis Kleinasien und die „Kleinasiaten" Die Einwanderung der Griechen Die griechischen Stämme II. DIE MYKENISCHE ZEIT GRIECHENLANDS Ägypten und Vorderasien im zweiten Jahrtausend bis zur Zeit der nördlichen Völkerwanderungen Die kretische Kultur im zweiten Jahrtausend Die Griechen in der mykenischen Zeit
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III. AUSGANG DER MYKENISCHEN ZEIT. DIE GRIECHISCHE KOLONISATION UND DIE VÖLKERWANDERUNGEN Anfänge der griechischen Expansion und die phrygische Wanderung . . . . 51 Die Kolonisierung der Westküste Kleinasiens 54 Die Dorische Wanderung und andere Bewegungen im Mutterlande 56 IV. DAS GRIECHISCHE MITTELALTER Wirkungen der Wanderungen Die politische Entwicklung Die Kultur des Mittelalters V. DIE ÜBERGANGSZEIT Der Orient vom Ende des zweiten Jahrtausends bis auf Darius Die griechische Kolonisation des 8. bis 6. Jahrhunderts Aristokratie und Tyrannis Sparta bis zu den Perserkriegen Athen bis zu den Perserkriegen Die Kultur der Übergangszeit VI. DIE FREIHEITSKRIEGE Der Ionische Aufstand Marathon Der Feldzug des Xerxes Der Freiheitskampf der Westhellenen VII. ATHENS HEGEMONIE Die Gründung des attisch-delischen Bundes Der Sturz des Areopags und der Zweifrontenkrieg Die Friedenszeit
60 62 65 75 88 95 99 109 118 131 133 136 143 146 148 152
VIII. D E R PELOPONNESISCHE K R I E G Gründe und Anlässe Der Archidamische Krieg Der faule Friede Die sizilische Expedition Der Ionische Krieg IX. D I E KULTUR D E S 5. J A H R H U N D E R T S Religion und Wissenschaft Die Sophistik und Sokrates Die Literatur Die Kunst
159 161 169 171 175 185 188 191 194
X. H E L L A S UNTER PERSISCHEM DRUCK UND D E R AUFSCHWUNG MAKEDONIENS Die orientalischen Feinde in Ost und West Die Hegemonie Spartas Die Hegemonie Thebens und der II. Attische Seebund Philipp von Makedonien Die Kultur des 4. Jahrhunderts bis auf Alexander
200 202 207 212 227
X I . A L E X A N D E R D E R GROSSE Die Vorbereitungen zum Perserzuge Der panhellenische Rachekrieg Die Eroberung Irans und Indiens Alexanders letzte Taten und sein Ende Alexanders Lebenswerk
236 239 249 255 260
X I I . D I E H E L L E N I S T I S C H E ZEIT Die politische Entwicklung bis zur römischen Eroberung Alexandriens im Jahre 30 v. Chr Die wirtschaftliche Entwicklung Die hellenistische Kultur
263 292 299
QUELLEN UND L I T E R A T U R
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ANMERKUNGEN
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E R L Ä U T E R U N G E N ZU DEN B I L D T A F E L N
359
ZEITTAFEL
368
SACHREGISTER
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I. D I E U R Z E I T
Die Griechen und der Orient Die einzigartige Bedeutung, die das griechische Volk des Altertums für die Weltgeschichte besitzt, liegt in der Kultur, die es geschaffen hat. Diese griechische Kultur, die eine der Grundlagen der abendländischen geworden ist, ist langsam und verhältnismäßig spät erblüht, nachdem schon lange vorher im Orient, im besonderen in Ägypten und Babylonien, hohe Kulturen entstanden waren. Diese hatten sogar schon den Höhepunkt ihrer Entwicklung überschritten, als zu Beginn des zweiten Jahrtausends. v.Chr. die Vorfahren der Griechen in noch primitivem Kulturzustand von Norden her in die Balkanhalbinsel einwanderten. Während früher die einen jeden Einfluß fremder Kulturen auf die griechische leugneten, die anderen ihm eine übertriebene Bedeutung zuschrieben, ist ein Einblick in die wahren Beziehungen erst ermöglicht worden, seitdem im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Entzifferung der Hieroglyphen und der Keilschriften die Geschichte des alten Orients mehr und mehr erschlossen und anderseits durch systematische Ausgrabungen die Urgeschichte Griechenlands aufgehellt worden ist. Dadurch hat sich herausgestellt, daß die Griechen, wiewohl sie ihr Bestes und Höchstes aus sich selbst geschaffen haben, doch auch manche fremde Kulturelemente übernommen und sich angepaßt haben. So sind die Kulturen Ägyptens und Vorderasiens, namentlich auch Kleinasiens, in gewissen Perioden der griechischen Geschichte, besonders auf künstlerischem und technischem Gebiet, nicht ohne Einfluß auf die griechische Kultur gewesen, während umgekehrt die griechische Kultur, vor allem nach Alexander dem Großen, auf den Orient stark eingewirkt hat. Zumal auch die Außenpolitik Griechenlands in gewissen Jahrhunderten sich eng mit dem Orient berührt hat, ist daher ein Einblick in die orientalische Geschichte zum Verständnis der griechischen ebenso notwendig, wie für den Ausgang der griechischen Geschichte die Kenntnis der römischen unerläßlich ist. Nur durch eine universalhistorische Betrachtung kann man daher zu einer vollen Würdigimg der einzigartigen Leistungen des griechi-
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I. Die Urzeit
sehen Volkes zu kommen hoffen. Es hat sich denn auch immer mehr die Einsicht durchgesetzt, daß die „AUe Geschichte" die gesamte Mittelmeerwelt einschließlich des alten Orients zusammenfassen muß. So soll hier zunächst die älteste Geschichte des Orients bis zur Wende zum zweiten Jahrtausend, also etwa bis zur Zeit der Einwanderung der Griechen in Hellas, kurz umrissen werden. Ä g y p t e n bis zur W e n d e zum z w e i t e n J a h r t a u s e n d •
Die wissenschaftliche Erforschung der ägyptischen Geschichte ist erst dadurch ermöglicht worden, daß im Jahre 1822 François Champollion den Grund zur Entzifferung der Hieroglyphen gelegt hat, wodurch die unzähligen Schriftdenkmäler des Niltals erst zum Reden gebracht werden konnten. Die dadurch bekanntgewordene Sprache der Ägypter, die zu den nordafrikanischen Hamiten gehören, zeigt enge Verwandtschaft mit den semitischen Sprachen. Das für das Leben des Volkes wichtigste Naturereignis, die jährliche Nilüberschwemmung, die ohne einheitliche Regulierung statt Segen Verderben bringen kann, hat hier so früh wie nirgends auf der Erde zu größeren staatlichen Bildungen geführt. Nachdem sich aus den Kleinstaaten der Urzeit das Reich von Unterägypten und das von Oberägypten gebildet hatte, war es König Menes (um 2850), der Begründer der I. Dynastie, der die beiden Reiche zu einem Einheitsstaat vom Mittelmeer bis zum 1. Katarakt (bei Elephantine) zusammenschloß. Im sogenannten „Alten Reich" von Memphis (III. bis VI. Dynastie, etwa 2650 bis 2190) stand dieser Staat auf seiner Höhe. Es war ein straff zentralisierter Beamtenstaat, an dessen Spitze der absolute König stand, der als Inkarnation der Gottheit göttliche Verehrung genoß. Als gegen Ende des Alten Reiches die hohen Gaubeamten, die durch Belehnungen vom König zu mächtigen Grundbesitzern geworden waren, sich zu lokalen Feudalherren entwickelten, zerfiel das Reich und sank unter den folgenden unbedeutenderen Dynastien immer mehr, bis um 2050 vom oberägyptischen Theben aus durch die XI. Dynastie ein neuer Einheitsstaat entstand, der dann unter der XII. Dynastie seinen Höhepunkt erreichte. Doch dieses „Mittlere Reich", wie diese Neuschöpfung genannt wird, fällt mit der XII. Dynastie schon in das zweite Jahrtausend hinein (s. S. 28).
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Eine der ältesten Kulturleistungen der Ägypter ist ihr Kalender. Sie rechneten ursprünglich das Jahr vom ersten Ansteigen des Nils, das an den noch erhaltenen Nilmessern festgestellt wurde, bis zum nächsten, was eine durch-
Das Alte Reich Ägyptens - Kalender - Schrift
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schnittliche Länge von 365 Tagen ergab. Da dieses Jahr aber hinter dem Sonnenjahr jährlich um */« Tag zurückblieb, fiel bald der Beginn der Nilschwelle nicht mehr mit dem Neujahrstag zusammen. Die Beobachtung daß der Frühaufgang (der erste sichtbare Aufgang in der Morgendämmerung) des Sothisstemes, des Sirius, annähernd mit dem Beginn der Nilschwelle zusammenfiel, führte dann dazu, neben dem bürgerlichen Wandeljahr von 365 Tagen das Sothisjahr als Normaljahr, freilich nicht in der Praxis sondern nur in der Theorie, einzuführen, um nunmehr den Beginn der Nilschwelle, den bürgerlichen Neujahrstag, ansagen zu können. Die astronomische Beobachtung des Frühaufganges des Sirius ist also nicht das Ursprüngliche, sondern erst als ein sekundäres Hilfsmittel eingeführt. Da das Sothisjahr 365V4 Tag betrug, so fiel der Frühaufgang des Sirius erst in 4 X 365 = 1460 Jahren (die sog. Sothisperiode) wieder auf den offiziellen, bürgerlichen Neujahrstag, d.h. 1460 Sothisjahre entsprachen 1461 bürgerlichen Jahren. Es ist klar, daß diese beiden Jahre nur in einem Jahre in Verbindung gebracht werden konnten, wo der bürgerliche Neujahrstag wirklich auf den Tag des Siriusaufganges (19. Juli jul.) fiel. Für diesen Schritt hat von den astronomisch berechneten Daten des Zusammenfalles der 19. Juli 2776 v. Chr. die größte Wahrscheinlichkeit. Dieses ägyptische Jahr von 365 Tagen ist später durch den Diktator Cäsar durch Schaltung fixiert und zur Grundlage seines „julianischen" Kalenders gemacht worden, den wir mit der vom Papst Gregor XIII. 1582 eingeführten Modifikation als „gregorianischen" Kalender noch heute führen. Neben dem Kalender steht als große Kulturtat die Erfindung der Schrift, deren allmähliche Entstehung aus symbolischen Zeichnungen wir jetzt an den ältesten Denkmälern verfolgen können. In ihrer Vollendung war dies eine Bilderschrift (Hieroglyphen), die Begriffsbilder (Ideogramme), Zweikonsonantenzeichen (früher Silbenzeichen genannt) und rein alphabetische Lautzeichen (Einkonsonantenzeichen, 24 an der Zahl) sowie Deutezeichen (Determinativa) nebeneinander verwendete. Ob und wie weit sie später als Vorbild gedient hat bei der Entstehung anderer Bilderschriften, wie der der Hethiter und Kreter, ist noch ein Problem. Umstritten ist auch noch, ob sie von irgendwelchem Einfluß auf die Erfindung der phönikischen Buchstabenschrift gewesen ist, die dann die Griechen übernahmen und durch Schaffung von Vokalzeichen erst für sich verwendbar machten (S. 66) und auf die in letzter Instanz (durch Vermittlung der lateinischen) auch unsere „deutsche" Schrift zurückgeht. Auch die kunstvolle Herstellung des vortrefflichen Schreibmaterials, des Papyrus, aus dem Mark der Papyrusstengel ist schon in sehr frühen
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I. Die Urzeit
Zeiten geübt worden. Mit Tinte und Rohrfedern beschriebene Papyri sind uns im Original schon aus dem dritten Jahrtausend erhalten. Später, wohl seit dem 6. Jahrhundert v. Chr., ist dieser Papyrus dann auch den Griechen bekanntgeworden, und in der hellenistischen Zeit ist er das verbreitetste Schreibmaterial der antiken Kulturwelt geworden. So waren in Ägypten schon in sehr früher Zeit die äußeren Bedingungen zur Entwicklung eines Schrifttums gewonnen. •
Was wir an Literatur aus dem dritten Jahrtausend kennen, hat vorwiegend religiösen Charakter. Das Wichtigste sind die Pyramidentexte der V. und VI. Dynastie; das sind für den Totenkult bestimmte Texte, die, in ihren ältesten Bestandteilen wohl noch aus einer Zeit lange vor Menes stammend, seit König Onnos (um 2350) in die Wände der Grabkammern der Könige eingemeißelt waren. Dazu kommt eine sehr reiche religiöse Tradition (Texte und Bilder) in den Gräbern der Magnaten, so daß ein großes Material
• zur Erforschung der ägyptischen Religion vorhegt, die im Leben dieses Bauernvolkes eine außerordentlich große Rolle gespielt hat. Von den fetischistischen Vorstellungen der Urzeit haben die Ägypter neben dem Baumund Steinkult (Obelisken) vor allem den Tierkult festgehalten. Während die meisten Tiere nur lokale Verehrung genossen, wurden der Apisstier von Memphis und der Mnevisstier von Heliopolis im ganzen Lande verehrt. Wie in der Urzeit jeder Kleinstaat neben zahlreichen Göttern und Dämonen einen Hauptgott gehabt hatte, so hatte in der historischen Zeit jeder Gau seinen Gaugott, der sein „Herr" war und für die Verehrer seines Gebietes wohl eine universale Bedeutung hatte. Erst die Gründung des Einheitsstaates brachte den Polytheismus zur vollen Blüte, indem nun alle diese Lokalgötter nebeneinander traten, was zur Aufstellung genealogischer Systeme führte. Seit der V. Dynastie trat an Stelle des falkengestaltigen Horos der Sonnengott Re als Herr der Welt an die Spitze, der weder in Tier- noch Menschengestalt verehrt wurde und daher auch keinen Tempel als Wohnhaus hatte, sondern unter freiem Himmel in einem gewaltigen Obelisken in jenen eigenartigen Re-Heiligtümern verehrt wurde, deren eines 1898/99 durch eine deutsche Expedition bei Abusir freigelegt wurde. Dieser Re-Kult ist ausgegangen von den Priestern von Heliopolis, die ihren Lokalgott Atum als Erscheinungsform des Re erklärten und als Atum-Re bezeichneten. Dieser Vorgang sowie die sich daran anschließende Geheimlehre sollte später für die Weiterentwicklung der ägyptischen Religion zum solaren Monotheismus hin von großer Bedeutung werden (S. 29 und 34f.).
Ägyptische Literatur, Religion und Kunst
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Neben dem Kult der Götter tritt uns der Totenkult stark entwickelt entgegen. Der Ägypter glaubte an ein Weiterleben der Seele im Jenseits, das er sich sehr verschieden, aber immer sehr realistisch ausmalte. Damit die Seele bzw. der Ka (die von Geburt an den Menschen als Doppelgänger begleitende Lebenskraft) nicht hungere oder dürste, mußten Speise und Trank als Totenopfer dargebracht werden. Allmählich wurden in den Gräbern die realen Gaben ersetzt durch ihre bildliche Darstellung, die durch Zauberformeln für den Toten genießbar gemacht werden konnten, was sehr zur Ausbreitung des Totenkultes auch auf das niedere Volk beigetragen hat. Während die zusammengezogenen Hockerleichen der Urzeit noch keine Spuren künstlicher Erhaltung zeigen, ist in historischer Zeit die Balsamierung der ausgestreckten Leichen üblich geworden, wodurch der Leib für das Weiterleben im Jenseits erhalten werden sollte. Die Vorstellung, daß der Tote eins werde mit Osiris, der vom Lokalgott von Busiris im Delta allmählich zum Herrn und Richter der Unterwelt wurde, ist zur Zeit der Pyramidentexte noch auf die Könige beschränkt. Erst später geht sie auch auf die Magnaten über und zuletzt (im zweiten Jahrtausend) auch auf das Volk. Außer der religiösen Literatur hat es im dritten Jahrtausend auch eine profane Literatur gegeben. Die mathematischen und medizinischen Schriften, die uns erhalten sind - sie verfolgen alle nur praktische Zwecke - , gehören zwar erst dem zweiten Jahrtausend an, gehen aber inhaltlich z.T. schon auf das dritte zurück. Ebenso stammt von der sehr bemerkenswerten Unterhaltungsliteratur, die aus dem Mittleren Reich erhalten ist (S. 29 f.), einzelnes, wie manche Weisheitssprüche, die auch Weisen des Alten Reiches zugeschrieben wurden, wohl schon aus dieser frühen Zeit. Listen der Könige und gleichzeitige Aufzeichnungen ihrer Taten, namentlich ihrer Kriege, sind schon früh angelegt worden. Der Stein von Palermo aus der V. Dynastie gewährt uns einen Einbück in die Entstehung von Reichsannalen. Höher aber als alles, was die Ägypter in Wissen und Literatur geleistet haben, steht ihre Kunst, die auch eine viel bedeutendere Wirkung auf die Griechen ausgeübt hat; denn die Ägypter waren unter den orientalischen Völkern zweifellos das künstlerisch begabteste Volk. Dank den Funden der letzten Zeit können wir jetzt die ganze Entwicklung ihrer Kunst von der Steinzeit an überblicken. Schon die Waffen und Werkzeuge aus Stein sowie die buntfarbigen Steingefäße zeigen eine meisterhafte Technik. Sehr primitiv sind noch die Bemalungen der Tongefäße und ein Wandgemälde (aus Hierakonpolis) aus der Urzeit, die uns Szenen aus dem damaligen Leben (Schiffs-
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I. Die Urzeit
verkehr und Jagden) vor Augen führen und u. a. noch Tiere darstellen, die es in historischer Zeit dort nicht mehr gegeben hat, wie Elefanten, Giraffen und Strauße. Dem Ende der ältesten Periode gehören die zum Anreiben der Schminke bestimmten Schiefertafeln an, deren Reliefschmuck bei den für Könige bestimmten Stücken (Siegesdarstellungen usw.) eine hochentwickelte, ja, schon manirierte Kunst zeigen, wie wir sie niemals vor der Pyramidenzeit erwartet hätten. Erst in der II. Dynastie haben sich die Ägypter von diesem Stil allmählich losgemacht und unter Rückkehr zur Natur den besonderen „ägyptischen" Stil geschaffen, dessen Geschichte wir dann durch die Jahrtausende verfolgen können. Die gewaltigsten Bauwerke des Alten Reiches sind die Pyramiden, die Königsgräber, deren Entwicklung von dem rechteckigen Lehmziegelbau (Mastaba) des Menesgrabes von Nagida über die gleichfalls noch rechteckige, aber schon steinerne Stufenpyramide des Zoser (bei Sakkära) bis zu den aus mächtigen Steinblöcken errichteten, vom Quadrat aufsteigenden Pyramiden des Cheops, Chephren und Mykerinos bei Gizeh jetzt deutlich vor uns steht. Zu jeder Pyramide gehörte ein östlich vorgelagerter Totentempel des betreffenden Königs, von dem ein verdeckter Gang zu einem Torbau am Wüstenrande hinabführte. Die ältere rechteckige Mastabaform wurde nunmehr für die Gräber der Magnaten angewendet. Während in der IV. Dynastie, wie beim Torbau des Chephren (sog. Sphinxtempel), der Künstler noch auf äußeren Schmuck der Wände verzichtete und nur durch die massive Wucht des mit wunderbarer Präzision behandelten vornehmen Materials (roten Granits) einen tiefen Eindruck erzielte, tritt uns seit der V. Dynastie die Freude an reichstem bildnerischem Schmuck entgegen, wie denn die bemalten Reliefs der Grabkammern dieser Zeit eine Fundgrube für die Anschauung vom damaligen Leben sind. Auch die für die ägyptische Architektur so charakteristischen Pflanzensäulen (mit Papyrus-, Lotos- oder Palmenkapitellen) sind schon in der V. Dynastie verwendet worden. Ja, eine Vorstufe zu den Papyrus• bündelsäulen kann man schon in den Dreiviertelsäulen der prächtigen Empfangshalle aus der Zeit des Zoser (III. Dynastie) sehen, die bei seiner Stufenpyramide freigelegt wurde. Große Aufgaben fanden die Künstler in diesem mächtigen Kulturstaat zur Genüge; denn jeder neue König baute sich eine neue Residenz und daneben seine Pyramide, in der V. Dynastie auch noch ein Re-Heiligtum der obenerwähnten Art. - Auch die Rundplastik können wir von den primitivsten Versuchen der Urzeit bis zu ihrem Gipfel im Alten Reich verfolgen. Statuen wie die des Königs Chephren (IV. Dynastie), des
Ägyptische Kunst-Beziehungen zum Ausland
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Prinzen Rahotep und seiner Gemahlin Nofret, die Holzstatue des sog. Dorfschulzen und manche andere gehören zu den größten Meisterwerken aller Zeiten. Die eingesetzten Augen erhöhen den Eindruck vollsten Lebens. Technisch sehr bemerkenswert sind die Kupferstatuen eines Königs der VI. Dynastie und seines Sohnes, die aus dünnen Kupferplatten zusammengenagelt sind. Gerade auf dem Gebiet der Skulptur hat Ägypten später Einfluß auf die Anfänge der griechischen Kunst gewonnen. Freilich, diese Meisterwerke der alten Zeit haben die Griechen kaum geschaut, da die meisten, in einer abgeschlossenen Grabkammer (dem Serdäb) im Interesse des Totenkultes eingemauert, jeglicher Betrachtung entzogen waren. - Auf bewunderungswürdiger Höhe stand auch das Kunsthandwerk. Gerade hier tritt uns entgegen, wie in Ägypten die Kunst immer mehr das ganze Leben durchdrang. Während man früher annahm, daß Ägypten in diesen alten Zeiten völlig isoliert gewesen sei, ist jetzt bekannt, daß es schon damals Handelsverkehr nach allen Seiten gehabt hat. Fahrten nach dem Lande Punt an der Somaliküste sind ebenso bezeugt wie solche nach dem Norden. Schon König Snofru (IV. Dynastie) ließ auf vierzig Schiffen Zedern vom Libanon für seine Bauten kommen. Uralt sind die Beziehungen zu Byblos (Phönikien), dessen Göttin als „Hathor von Byblos" früh ägyptisiert worden ist. Die ägyptischen Funde aus Byblos reichen bis zur I. Dynastie hinauf. Wahrscheinlich hat Palästina und die phönikische Küste schon im Alten Reich zu Ägypten gehört. So wird es schon im dritten Jahrtausend begonnen haben, daß Ägypten auf die Kultur des südlichen Syriens einwirkte wie Babylonien (s. unten) auf die des nördlichen. Im Rahmen der griechischen Geschichte sind aber von noch höherem Interesse die uralten ägyptischen Beziehungen zu Kreta, die durch beiderseitige Funde sichergestellt sind (S. 21 f.). Doch läßt sich ein bedeutenderer Einfluß auf die Kultur nach der einen oder anderen Seite für das dritte Jahrtausend noch nicht erkennen. Aber die Wege waren schon geebnet, auf denen im zweiten Jahrtausend in stärkerem Maße die ägyptische und kretische Kultur aufeinander einwirken sollten.
B a b y l o n i e n bis auf die D y n a s t i e H a m m u r a b i s Auch für Babylonien ist eine tiefere Forschung, die über die Erzählungen • der Bibel vom Lande Sinear und der griechischen Autoren hinausgehen konnte, erst durch die Entzifferung der einheimischen Schrift ermöglicht
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I- Die Urzeit
worden. Den ersten Grund zu dieser hat ein deutscher Gymnasiallehrer gelegt, Georg Friedrich Grotefeni, dem 1802 durch eine geniale Kombination die Entzifferung der persischen Keilschrift gelang. Hieran hat sich später die Entzifferung der babylonisch-assyrischen und der elamitischen (susischen) Keilschrift durch Henry Rawlinson und andere hochverdiente Gelehrte angeschlossen. Zu der sprachlichen Erforschung der Texte kam die Erschließung der monumentalen Tradition durch die epochemachenden englischen und französischen Ausgrabungen in Babylonien und Assyrien, denen erst in neuerer Zeit deutsche und amerikanische Ausgrabungen in erfolgreichster Weise sich angeschlossen haben. So sind uns im Verlauf der letzten hundert Jahre die unter gewaltigen Schutthügeln versteckten wichtigsten Städte Babyloniens - wie Babylon, Sippar, Kutha, Nippur, Uruk, Ur, Lagasch u. a. - sowie Assyriens - Ninive, Kalach, Assur - mit ihren Tempeln und Palästen bekanntgeworden. Die ältesten datierbaren Funde reichten bis vor kurzem bis in das vierte Jahrtausend hinein, aber die deutschen Ausgrabungen • in Uruk-Warka haben uns jetzt in noch frühere Zeiten hinaufgeführt, so daß man nicht mehr sagen kann, daß sich eine höhere Kultur in Babylonien erst später als in Ägypten entwickelt habe. Trotzdem ist nicht daran zu denken, wie man gelegentlich vermutet hat, daß die ägyptische Kultur von der babylonischen abzuleiten sei, ganz abgesehen davon, daß das Gesamtniveau der ägyptischen ein höheres ist. In Wirklichkeit sind beide Kulturen durchaus bodenständig. Gewisse Übereinstimmungen mögen durch frühe, für uns noch nicht erkennbare Beziehungen zueinander ihre Erklärung finden. Sehen wir von der prähistorischen Urbevölkerung ab, deren Spuren u. a. in einer primitiven Keramik entdeckt wurden, so sind das älteste Kulturvolk • Babyloniens die Sumerer, ein Volk von unbekannter Herkunft, dessen Sprache wir jetzt verstehen, aber keiner der bekannten Sprachfamilien mit Sicherheit zuweisen können. Wenn gelegentlich die Ansicht vertreten wurde, daß die Sumerer Indogermanen gewesen seien, so scheitert dies u. a. schon an den plastischen Menschendarstellungen der alten sumerischen Kunst, die eine durchaus andere Rasse zeigen. Zu der Zeit, wo unsere Kunde beginnt, finden wir sie nur noch im südlichen Babylonien an den damals und noch lange getrennten Mündungen des Euphrat und des Tigris, während sie aus der Herrschaft über das nördliche Babylonien bereits von semitischen Stämmen, den Akkadern, verdrängt waren. Die plastischen Darstellungen lassen darüber keinen Zweifel, daß es sich hier um zwei völlig verschiedene Rassen handelt.
Babylonische Geschichte bis Naramsin
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Diese nordbabylonischen Semiten waren aus dem Inneren Arabiens, der Urheimat aller Semiten, hervorgedrungen, aus der im Laufe der Jahrtausende in mehreren großen Völkerwanderungen immer neue Massen semitischer Beduinenstämme in die lockenden Kulturgebiete sowohl Syriens wie Mesopotamiens und Babyloniens vorgestoßen sind. So sind diesen Akkadern, die schon vor Beginn unserer Kunde eingewandert waren, im dritten Jahrtausend die kanaanäischen Stämme gefolgt, die sich teils in Syrien, teils in Babylonien niederließen, unter ihnen die Amoriter, denen die HammurabiDynastie von Babylonien angehört. Dann folgten dieser Schicht im zweiten Jahrtausend die Aramäer, die eine ungeheure Ausbreitung gewannen. Die letzte derartige Völkerwanderung stellt das Hervorbrechen der Araber mit dem Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. dar. Doch mit Sumerern und Akkadern sind die Rassen des Zweistromlandes noch nicht erschöpft; denn im nördlichen Mesopotamien, auch in Assyrien, scheinen ursprünglich „Kleinasiaten" (S. 19) gesessen zu haben. Im Gegensatz zu Ägypten ist Babylonien mit seinen verschiedenartigen miteinander ringenden Völkerstämmen erst spät zu einem einheitlichen Staatswesen von größerer Dauer gekommen, wiewohl auch hier die Sorge um die Regulierung der Überschwemmung und die Kanalisation des Landes an sich eine einheitliche Regierung erforderte. Der Kampf der Kleinstaaten untereinander, den wir in Ägypten für die Urzeit nur vermuten können, spielt sich in Babylonien durch das dritte Jahrtausend hindurch vor unseren Augen ab. Gelang es einem dieser Stadtkönigreiche, zur Oberherrschaft zu gelangen, so bestand sie doch meist nur kurze Zeit. Von allgemeinerem Interesse ist, daß hier zuerst die Idee der Weltherr- • schaft aufgetaucht ist. Nachdem schon ein sumerischer König (Lugalzaggisi von Uruk) bis zum Mittelländischen Meer vorgedrungen war, hat sein Besieger, Sargon /., der König des semitischen Akkad, um 2350 ein großes Reich von längerer Dauer begründet, indem er nach Unterwerfung des Südens, Nordmesopotamiens (Subartu) und Elams auch Nordsyrien bis an den Libanon sowie das östliche Kleinasien und Cypern eroberte. Dieser Sargon ist der erste, von dem es heißt, daß er „die vier Erdteile" unterworfen habe. Sein Ruhm tritt uns darin entgegen, daß die Sage von ihm zuerst jene Aussetzungsgeschichte erzählte, die wir auch von den großen Reichsgründern Kyros, Romulus und Remus u. a. (auch von Mose) kennen. Titular aber wurde „der König der vier Erdteile" erst bei Naramsin von Akkad (um 2270), dessen Zeit einen Höhepunkt der babylonischen Kultur bedeutet (S. 18). Er zog die
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letzte Konsequenz aus dem Weltherrschertum, indem er sich als den „Gott von Akkad" verehren ließ. So ist in diesen frühen Tagen die Idee der Weltherrschaft entstanden, die hier im Orient von einem Eroberervolk auf das andere übergegangen ist und später auch im Abendlande Wurzel gefaßt hat und bis auf den heutigen Tag noch ihren für die Welt verderblichen Zauber ausübt. Freilich im Vergleich zu den modernen Weltherrschaftsaspiranten erscheinen die alten orientalischen Weltherrscher als sehr bescheiden, da sie sich mit der Beherrschung des vorderasiatischen Kontinents (in verschiedener Ausdehnung, gegebenenfalls auch einschließlich Ägyptens) immer begnügt haben, indem die Welt, die jenseits lag, stillschweigend als untertänig betrachtet wurde, ohne daß sie jemals über das Meer hinüber - etwa nach Griechenland hin - praktische Forderungen aus ihrem stolzen Titel abgeleitet hätten (S. 86f.). Auf die glänzende Zeit der Sargon-Dynastie mit ihrer fast zweihundertjährigen Regierung und auf die Fremdherrschaft der Gutäer aus dem Zagrosgebirge, die etwa 100 Jahre arg im Lande gehaust hatten, folgte das Reich von „Sumer und Akkad" unter der III. Dynastie von Ur (etwa 2050), in der noch einmal die Sumerer zur Herrschaft über ganz Sinear und Elam, wahrscheinlich auch Nordsyrien, kamen. Auch diese Herrscher von Ur führten den Titel „König der vier Erdteile". In die Zeit des Anfangs der III. Dynastie von Ur fällt die zeitweilige Unabhängigkeit von Lagasch unter seinem bedeutenden Priesterkönig Gudea, dem uns am besten bekannten sumerischen Herrscher. Als sich dann um 1950 das Reich von „Sumer und Akkad" auflöste und wieder sumerischen Kleinstaaten Platz machte, benutzte auch der alte elamitische Feind die Wirrnis, um sich in Südbabylonien festzusetzen. Sagenhafte Erinnerungen an diese Elamitenherrschaft spiegeln sich im GilgameschEpos in der Erzählung vom furchtbaren Chumbaba und vielleicht auch in der Legende vom König Kedorlaomer von Elam im 1. Buch Mose 14 wieder. Dieser Fremdherrschaft hat dann der zur amoritischen I. Dynastie von Babylon (seit 1830) gehörige König Hammurabi (1728 — 1686) ein Ende gemacht, der einen semitischen Einheitsstaat begründete. Von da an haben die Sumerer politisch keine Rolle mehr gespielt, wie dies Volk von den Semiten überhaupt völlig aufgesogen worden ist. Durch Hammurabi hat Babylon, das in früheren Zeiten noch keine Bedeutung gehabt hatte, die zentrale Stellung in Asien erhalten, die es bis auf Alexander den Großen bewahrt hat. Von nun an war es Marduk, der Stadtgott von Babylon, der die Weltherrschaft über „die vier Erdteile" verlieh. Aber die göttliche Verehrung, die seit Naramsin mit ihr verbunden gewesen war, wurde bald nach dieser I. Dynastie von B a b y l o n
Babylonische Geschichte von Naramsin bis Hammurabi
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allmählich aufgegeben. So ist von da an dem orientalischen Großkönigtum, bis zu den Persern einschließlich, im Gegensatz zu den Pharaonen die Apotheose fremd gewesen. Der Ruhm, den der Name Hammurabi heute genießt, ist begründet durch sein großes Gesetzbuch, den „Kodex Hammurabi", der 1901 o in Susa auf einem schwarzen Stein (mit fast 3000 Zeilen) gefunden wurde - das bei weitem älteste Gesetzbuch der Welt, das uns nicht nur einen tiefen Einblick in die babylonischen Rechts- und Kulturzustände gewährt, sondern vor allem für die Rechtsvergleichung, für die Würdigung anderer Kodifikationen des Altertums ein Dokument von ganz unschätzbarem Wert ist. Inzwischen hat die juristische Forschung ergeben, daß dieser Kodex nicht eine Neuschöpfung des Königs war, sondern eine Kompilation älterer, namentlich auch sumerischer Gesetze, mit manchen humanen Milderungen des älteren Rechts, die z.T. wie bei Justinian in Form von Interpolationen gegeben sind. Trotz solcher Milderungen erscheint uns das Strafrecht, das durchaus noch den Charakter des Vergeltungsrechtes trägt (Auge um Auge, Zahn um Zahn begegnet in § 196 und 200 des Kodex wie im Mosaischen Gesetz), in manchen Bestimmungen, so bei der Haftung unschuldiger Kinder für den Vater (Familienhaftung § 230), als furchtbar streng. Anderseits ist es etwas Großes, daß überhaupt schon ein staatliches Strafrecht bestand und von der Blutrache keine Spur mehr vorhanden ist, wie übrigens auch in Ägypten, an beiden Stellen offenbar, weil dank der frühen Seßhaftigkeit die Blutsverbände, Stämme und Geschlechter schon längst keine Rolle mehr spielten und sich schon sehr früh eine staatliche Gewalt entwickelt hatte. Mit welcher Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit Hammurabi in seinem Kabinett in persönlicher Arbeit die Verwaltung des Reiches leitete, zeigt uns seine Korrespondenz mit seinem Beamten Siniddinam, die ein interessantes Gegenstück zu der Korrespondenz des Kaisers Trajan mit dem Jüngeren Plinius darstellt. Auch in das wirtschaftliche Leben lassen der Kodex wie diese Korrespondenz tiefe Einblicke tun, und Tausende von Kontrakten auf Tontafeln über die verschiedensten Rechtsgeschäfte kommen als wertvolles Material hinzu. Im Gegensatz zu dem damals noch tief in Naturalwirtschaft steckenden Ägypten sehen wir in Babylonien neben ihr die Geldwirtschaft schon stark entwickelt. Hier ist bereits der entscheidende Schritt getan, die Edelmetalle Gold und Silber als Wertmesser zu nehmen, und nicht nur dies, sondern sogar schon als Zahlungsmittel, indem man sich nach einem feststehenden Gewichtssystem - 1 Talent = 60 Minen, 1 Mine = 60 Sekel - das Edelmetall, sei es in Barren oder Ringform, auch im Kleinhandel auf der Waage zuwog. Hierin ist
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Babylonien der übrigen Welt weit vorangegangen und ihre Lehrmeisterin geworden, bis durch die Erfindung der Münze von anderer Seite (S. 96) auch dieses Stadium überholt wurde. Die babylonische Kultur,
wie sie sich im Laufe des dritten Jahrtausends
herausgebildet hat, ist eine Mischkultur aus sumerischen und semitischen Elementen. Die Grundlagen sind zum größten Teil von den Sumerern gelegt, von den Semiten dann übernommen worden, die sie nach ihren besonderen Anlagen umgebildet haben; anderes wieder haben die Semiten den Sumerern gebracht. Im allgemeinen wird in den Anfängen der sumerische Einfluß stärker gewesen sein, nachher wächst der semitische. Die gegenseitige Einwirkung ist so stark, daß es auf manchen Gebieten schwer ist, die sumerischen und die semitischen Fäden des Gewebes auseinanderzulegen. Jeder Zweifel über den sumerischen Ursprung ist, wie bei dem obenerwähnten Sexagesimal•
system, bei der Schrift, dem wichtigsten Faktor der höheren Kultur, ausgeschlossen. Schon daß diese Schrift zur Bezeichnung gerade der für das Semitische eigentümlichen Laute schlecht paßt, zeigt, daß sie nicht von Semiten erfunden sein kann. Die Sumerer haben diese Schrift zu einer Zeit, als ihre Kultur noch in den Anfängen war, erfunden. Wie wir bei den Ägyptern jetzt die Vorstufen kennengelernt haben, so führen uns die Funde der deutschen Ausgrabungen von Uruk in die Anfänge der sumerischen Schriftentstehung hinein. Die ursprünglichen Bilder vereinfachten sich mit der Zeit und lösten sich allmählich in Strichfiguren auf, und als man anfing, auf weichen Ton mit dreikantigem Griffel zu schreiben, nahmen die Striche von selbst Keilform an. Die Bilderschrift haben die Sumerer, nachdem sie sie überwunden hatten, ganz aufgegeben, während die Ägypter neben der auf Papyrus entwickelten Kursive (dem Hieratischen und dann dem Demotischen) auf Stein ihre Hieroglyphen immer weiter geschrieben haben. Das sumerische Schriftsystem ist über Begriffsbilder (Ideogramme) und Silbenzeichen nicht hinausgekommen. Den bewunderungswürdigen Schritt der Ägypter zu den reinen Lautzeichen haben sie nicht getan. Durch die Übernahme dieser Schrift seitens der Semiten ist sie noch komplizierter, die Polyphonie der Zeichen noch größer geworden, da zu den sumerischen Lautwerten nun auch noch die semitischen hinzukamen. Für die Sprachforschung aber ist es von unschätzbarem Wert, daß in dieser babylonischen Schrift die Vokale mitgeschrieben werden, während uns durch die phönikische Schrift (wie durch die ägyptische) sonst nur die Konsonanten der semitischen Sprachen überliefert sind. Diese Keilschrift, die zu den Nachbarvölkern, wie den Assyrern und Elamiten, schon früh übergegangen ist, hat
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sich im zweiten Jahrtausend allmählich, im besonderen im diplomatischen Verkehr, fast über den ganzen Orient ausgebreitet (S. 34). Sehr schwierig ist die Trennung des sumerischen und des semitischen Gutes 0 in der Religion. Hier ist noch sehr vieles dunkel, denn die gegenseitige Beeinflussung ist auf diesem Gebiet sehr stark gewesen. Die Durchführung dieser Trennung ist noch ein großes Problem der Forschung. Die Vorstellung, daß die ganze Natur angefüllt sei mit freundlichen und besonders mit bösen Geistern oder Dämonen, die das Menschenschicksal beeinflussen, ist nicht nur den Sumerern eigen gewesen, denn wir kennen sie auch in der Religion der semitischen Völker. Aber die besonderen Formen, in denen man sich diese Dämonen vorstellte, diese furchtbaren Mischgestalten, die aus Menschen und Tieren oder aus verschiedenartigen Tieren zusammengesetzt sind, wie sie uns schon in den ältesten Darstellungen begegnen, scheinen der Phantasie der Sumerer entsprungen zu sein. Gerade diese mischgestaltigen Fabelwesen haben sich später weithin über Vorderasien ausgebreitet und sind auch den Griechen nicht unbekannt geblieben. Von diesen Dämonen unterscheiden sich die Götter, die sich in den großen Naturerscheinungen in Luft (Himmel), Erde und Wasser offenbaren. Schon in den ältesten Darstellungen erscheinen sie in Menschengestalt, doch erinnern uns die heiligen Tiere, die ihnen vielfach eigen sind und die sie symbolisch vertreten können, und auch die heiligen Bäume und Pflanzen, mit denen sie in Verbindung stehen, an den ursprünglichen Fetischismus der Urzeit. Gemeinsam scheint beiden Völkern gewesen zu sein, daß jede Stadt ihren besonderen Stadtgott gehabt hat, der als ihr „Herr" verehrt wurde, so der Sonnengott Schamasch in Sippar, der „Prophet" Nebo in Borsippa, der Marduk in Babylon, die Nanai, die Göttin des Liebeslebens, in Uruk, der Ea, der Herr der Wassertiefe, in Eridu usw. Trat eine Stadt an die Spitze eines größeren Reiches, so wuchs auch die Bedeutung ihres Gottes. Nur durch den politischen Aufschwung von Babylon am Anfang des zweiten Jahrtausends ist Marduk zu seiner überragenden Machtstellung gekommen. Wenn daher zu Beginn der historischen Kunde der sumerische Gott Ellil von Nippur, „der Herr des Sturmes", als der, der das Oberkönigtum verleiht, eine dominierende Rolle spielt, so daß auch die semitischen Herrscher, wie Sargon I., ihm huldigen, so hat Nippur in den Urzeiten vielleicht doch einmal, wenn es auch nicht bezeugt ist, im Staatsleben Sinears eine besondere Rolle gespielt. Die Bildung größerer Reiche hat auch hier wie in Ägypten zur Systematisierung der Götterwelt geführt, wie die Trias von Anu, Ellil und Ea erst im sumerischen Reich von „Sumer und Akkad"
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gebildet zu sein scheint. Ein lehrreiches Beispiel für die Übernahme sumerischer Gedanken durch die Semiten bietet die Geschichte der babylonischen Tempeltürme (Zikkurrat). Sie stammen im ganz besonderen aus dem Kult des Ellil. Da die Sumerer ihn, den „König der Berglande", den sie einst in ihrer offenbar gebirgigen Urheimat auf Bergeshöhen angebetet hatten, auch in der babylonischen Tiefebene in derselben Weise verehren wollten, errichteten sie ihm in Nippur einen künstlichen Berg in Gestalt eines sich verjüngenden Turmes mit einem Tempel auf der Spitze (Gipfeltempel), zu dem Rampen hinaufführten. Später dann sind solche Türme, deren Konstruktion erst durch die Ausgrabungen in Babylon, Ur und Uruk geklärt worden ist an sie denkt die Legende vom Turmbau zu Babel I - , auch neben die Tempel anderer Götter und so auch der semitischen Götter gesetzt worden. Zu den großen Naturmächten, in denen sich die Babylonier ihre Götter wirkend dachten, gehören u.a., wie bei allen Völkern, auch die Himmelskörper, Sonne, Mond und Sterne, aber die weitverbreitete Ansicht, daß der • Sternkult die Grundlage der babylonischen Religion gewesen sei und daß schon in den Urzeiten Astronomie und Astrologie dort geblüht hätten, ist durchaus abzulehnen mit allen weitgreifenden Konsequenzen dieser „Astrallehre", da sie in der Tradition keine Stütze findet. Im dritten Jahrtausend ist nur eine der Gottheiten mit einem Stern in Verbindung gesetzt, die Nanai von Uruk mit dem Venusstern. Im übrigen ist die Verbindung der einzelnen großen Götter mit den anderen Planeten erst das Ergebnis einer sehr viel jüngeren Spekulation, und der Tierkreis ist erst im ersten Jahrtausend v. Chr. ausgebildet worden. Die Astronomie und die Astrologie sind erst damals durch die semitischen Chaldäer (etwa seit dem 7. Jahrhundert) allmählich zu größerer Vertiefung gekommen. Im Gegensatz zu Ägypten spielt der Totenkult in Babylonien keine große Rolle. Wohl werden den Toten, die man vielfach in den Häusern bestattete, auch hier Speise und Trank gebracht, aber der Glaube an ein glückliches Weiterleben im Jenseits fehlt hier ganz. Darum tritt in den Mythen und Epen immer wieder der schmerzliche Gedanke auf, daß der Mensch sterben muß, und trüb und pessimistisch sind die Vorstellungen von der Unterwelt mit ihrer Finsternis und ihrem Staub, wie der Dichter der „Höllenfahrt der Istar" sie packend zur Darstellung bringt. Ein schöner Zug ist es, der uns fast an gewisse spartanische Auffassungen erinnert, daß nur dem Helden, der im Kampf gefallen ist, ein besseres Los im Jenseits winkt. Von ihm h e i ß t es am Schluß des Gilgamesch-Epos: „Er ruht im Schlafgemach und
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trinkt reines Wasser". Wie irrig war es doch, wenn man gelegentlich die Babylonier zu Pazifisten machte, die nur dem Ausbau der Kultur gelebt hätten! Einen trüben Eindruck macht auch der starke Fatalismus, der aus dem Glauben an die beständige Beeinflussung des Menschenlebens durch die Götter entsprang. Der König wie der Mann aus dem Volke befragen bei jedem Unternehmen, oft dem geringfügigsten, den Willen der Götter, den diese in Orakeln und Vorzeichen der verschiedensten Art kundtun. Ungeheuer ist die Literatur über diese dunklen Künste. Unter ihnen hat die Leberschau, die aus den Besonderheiten der Leber der Opfertiere den Willen der Götter zu erforschen suchte und an Tonmodellen solcher Lebern gelehrt wurde, ein besonderes historisches Interesse, da sie später über Kleinasien, wo gleichfalls solche Modelle gefunden sind (in Bogazköy), zu den Tyrsenern kam und von diesen dann in Etrurien an ganz ähnlichen Modellen gelehrt wurde (Haruspizin) (S. 59), in noch späterer Zeit aber von Kleinasien aus auch zu den Griechen gelangt ist (Hieroskopie). Es versteht sich, daß durch die Ausübung dieser Künste die Priesterschaft einen ungeheuren Einfluß im Staat und Volksleben Babyloniens gehabt hat. Sehen wir ab von den öden Orakel- und Ominatexten, von den Beschwörungen und Zaubertexten, so bietet die Literatur der Babylonier viel Erfreu- • liches, ja auch Großes. Zwar haben sie eine profane Unterhaltungsliteratur, wie die Ägypter, nicht entwickelt, aber ihre religiöse Lyrik bietet namentlich in den Hymnen und den sog. Bußpsalmen manches Schöne und tief Empfundene; vor allem aber haben sie in ihren großen Epen etwas geschaffen, dem die Ägypter Gleichartiges nicht an die Seite zu setzen haben. Wir kennen die ältere Literatur meist nur aus Abschriften aus der Bibliothek des Assurbanipal aus dem 7. Jahrhundert (S. 83), aber hie und da sind auch schon Fragmente aus dem dritten Jahrtausend bekanntgeworden, die dann zeigen, wie stark die ursprünglichen Formen im Laufe der Jahrhunderte überarbeitet worden sind. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Grundlagen der großen Epen schon von den Sumerern geschaffen sind, und daß die Semiten sie übernommen und in ihrem Sinne überarbeitet haben. Mehrfach läßt sich erkennen, daß die sumerischen Götter, die ursprünglich im Mittelpunkt der Mythen standen, später von dem semitischen Marduk verdrängt worden sind, was besonders auf Verarbeitung in Babylon hinweist. Als Beispiele dieser Epen seien hier nur das Weltschöpfungsepos, die Sintfluterzählung und das Gilgameschepos genannt.
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Der Weltschöpfungsmythus ist ursprünglich in verschiedenen Städten in verschiedener Weise besungen worden, wobei jede Stadt sich selbst in naiver Weise an den Anfang der Dinge stellte (wie Eridu in einer erhaltenen Version). Das große Siebentafelwerk aus der Bibliothek Assurbanipals ist im besonderen die Version von Babylon; denn Marduk ist es hier, der, nachdem die Götter aus dem Chäos geschaffen sind und die alten Götter die Vernichtung der neuen Götter beschließen, den Kampf gegen die furchtbare Tihamat aufnimmt, unter der Bedingung, daß die anderen Götter ihm die Weltherrschaft und die Schicksalsbestimmung zuerkennen. Nachdem er die Tihamat gespalten hat, schafft er aus ihren beiden Teilen Himmel und Erde und darauf die Menschen aus Blut und Lehm. Hier hegt die semitische Überarbeitung, die den Anspruch Babylons auf die Weltherrschaft durch die Göttergeschichte legitimieren will, auf der Hand; denn die Zahl50, die zum Schluß eine Rolle spielt, zeigt, daß ursprünglich der sumerische Ellil von Nippur, dem die 50 heilig war, im Mittelpunkt dieses Epos gestanden hat, und merkwürdigerweise hat noch ein griechischer Autor des 6. Jahrh. n. Chr. (Damascius) eine Tradition gekannt, in der statt Bei (= Marduk) vielmehr Ellil ("IAÄivos) stand. Auch der Sintflutmythus ist ursprünglich, gewiß auch zuerst von Sumerern, in sehr verschiedenen Formen erzählt worden. Am eingehendsten ist die Darstellung in der XI. Tafel des Gilgameschepos, hier übrigens in manchem Detail so übereinstimmend mit der Erzählung im Alten Testament, daß diese als eine israelitische Umgestaltung der babylonischen Dichtung erscheint. Aber diese Sintfluterzählung hat ursprünglich mit dem Gilgameschepos nichts zu tun. Dies ist das große Nationalepos der Babylonier, in dem die Abenteuer des mythischen Helden Gilgamesch von Uruk nebst seinem urwüchsigen Freunde Engidu, seine Kämpfe gegen schreckliche Ungeheuer und gegen den furchtbaren Chumbaba (s. S. 10), seine Abweisung der Liebe der Göttin Istar und ihre Feindschaft und sein vergebliches Suchen nach dem Lebenskraut, das ihm das ewige Leben bringen soll, mit großer dichterischer Kraft dargestellt sind. Das große Zwölftafelwerk, das wir aus der Bibliothek des Assurbanipal in großen Fragmenten besitzen, dessen zwölf Teile zu den zwölf Sternbildern des Tierkreises in Beziehung stehen, ist in dieser Form wiederum nur eine junge semitische Überarbeitung; ist doch der Tierkreis, wie oben bemerkt wurde, erst im ersten Jahrtausend gebildet worden. In der Tat läßt sich noch erkennen, daß erst, um diese Beziehungen zum Tier-
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kreis zu ermöglichen, manche fremde Epen hineingezogen sind - so die Sintfluterzählung (für den Wassermann und die Fische) - und daß, wie ein Fragment des dritten Jahrtausends zeigt, die ursprüngliche Dichtung sehr stark verändert ist (wie z.B. die Skorpionmenschen nachträglich hineingebracht sind wegen des Sternbildes des Skorpion). Auch von diesem Epos wird der ursprüngliche Kern schon von den Sumerern geschaffen sein. Wenn, wie hier für das Gilgameschepos, so für die uns nur in ihrer endgültigen jüngsten Gestalt vorliegenden homerischen Epen ältere Fassungen gefunden würden, was leider ausgeschlossen ist, so würde die „homerische Frage" wohl keine Frage mehr sein. Wohl auf keinem Gebiet läßt sich das sumerische und das semitische Gut • so sicher trennen wie auf dem der Kunst; denn hier kommt zu der leicht erkennbaren Verschiedenartigkeit der dargestellten Rassen noch die des Geschmacks und des Stils hinzu. Im allgemeinen ist die Entwicklung, soweit wir nach unserem noch sehr lückenhaften Material urteilen können, wohl die gewesen, daß in den ersten Anfängen die Semiten von den Sumerern manches gelernt haben, daß sie bald aber jene weit überflügelt haben, um nunmehr ihrerseits auf sie zu wirken. An Bauwerken sind uns in Babylonien nur Trümmer von Tempeln, seltener von Palästen, erhalten, die in dem steinarmen Lande aus Luftziegeln (zur Bekleidung auch aus gebrannten Ziegeln) erbaut wurden. Das eigenartigste architektonische Gebilde sind jene Tempeltürme, über deren sumerischen Ursprung schon oben (S. 14) gesprochen ist. Die ältesten plastischen Arbeiten, um die Wende des vierten und dritten Jahrtausends, zeigen das primitive Stadium der damaligen sumerischen Kunst, wie die rohen Götteridole aus Nippur und auch die plumpen Darstellungen von Sumerern, deren Köpfe, fast ohne Hals, tief zwischen den Schultern stecken. Unter den Reliefs ragt die „Geierstele" des Königs Eannaturn von Lagasch (etwa 2500) nicht nur künstlerisch wegen ihrer großzügigen Komposition hervor, sie ist auch von historischem Interesse durch die Darstellung einer mit Schild und Lanze über Leichen vorrückenden geschlossenen Phalanx, die uns durch die mit beiden Händen (wie die Sarisse!) gefaßte Lanze fast an die makedonische Phalanx erinnert und ein ganz überraschendes Licht auf die Kriegführung wirft. Einen gewaltigen Fortschritt zeigt die prächtige Silbervase des Entemena (um 2450), des Neffen des Eannatum, auf der schon jenes Motiv der Löwen, die Hirsche oder Steinböcke anpacken, begegnet, das sich weithin verbreitet hat und auch im „orientalisierenden" Stil der Griechen (S. 74) erscheint. In derselben Zeit tritt auf einem Relief
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(des Dudu) als raumfüllendes Ornament schon jenes Flechtband auf, das in der griechischen Kunst später viel angewendet und wohl durch die hethitische Kunst vermittelt ist. Nicht allzu weit vor Entemena (nicht ins vierte Jahrtausend) gehören wahrscheinlich auch die bewunderungswürdigen Arbeiten des Kunstgewerbes, im besonderen der Goldschmiedekunst, die die Engländer • in den Königsgräbern von Ur gefunden haben und die zusammen mit jener ihnen verwandten Silbervase den Gipfel der alten sumerischen Kunst bedeuten. Einen neuen Höhepunkt erreicht dann die babylonische Kunst in der semitischen Kunst des akkadischen Reiches. Im besonderen ist die Siegesstele des Naramsin (um 2270), die seinen Sieg über ein Bergvolk verherrlicht, ein Meisterwerk, das jedem Zeitalter und jedem Volke Ehre machen würde. Wie hier der König, in überragender Größe, schlank aufgerichtet, auf der Paßhöhe des Berges vor dem überwundenen Feind zum Zeichen der Begnadigung den Speer senkt, während aller Augen auf ihn gerichtet sind, das kann nur ein ganz genialer Künstler geschaffen haben. Unter dem Einfluß dieser semitischen Kunst hat auch die sumerische wieder Fortschritte gemacht und in den Statuen aus der Zeit des Gudea (um 2050) einen neuen Höhepunkt erreicht. Die semitische Kunst aber zeigt dann in den Reliefs des klugen, etwas verschmitzten Beduinenkopfes des Hammurabi noch einmal ihr Können. Danach kommt ein starker Rückschritt. Und das gilt von allen Gebieten der babylonischen Kultur, die sich im dritten Jahrtausend völlig erschöpft zu haben scheint, so daß sie später nichts Neues mehr zu sagen hatte - ganz anders als die ägyptische, die auch im zweiten Jahrtausend noch zu neuen Höhepunkten gekommen ist (s. S. 35). Hierdurch wird es, von anderem abgesehen, begreiflich, daß die lebendige ägyptische Kunst auf die kretische Kunst des zweiten Jahrtausends viel stärker eingewirkt hat als die damals abgestorbene Kunst Babyloniens. Dagegen hat die alte große Kultur Babyloniens auf die Nachbarländer schon in der Frühzeit einen großen Einfluß ausgeübt. Das gilt von Elarn im dritten Jahrtausend, wo neben vielem Eigenen (so der bemalten Keramik, dem Dezimalsystem usw.) auch babylonische Einwirkungen erkennbar sind (so in der Schrift usw.), vor allem aber von Assyrien. Politisch scheint Assyrien in dieser Frühzeit keine selbständige Rolle gespielt, sondern sich meist in Abhängigkeit von den jeweiligen größeren Reichen Sinears befunden zu haben. Um so begreiflicher ist der starke von dort ausgehende Kulturein• fluß. Die deutschen Ausgrabungen von Assur, die einen uralten Istartempel
Babylonische Kunst-Ausbreitung der babyl. Kultur - Kleinasien
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und plastische Werke aus dem Ende des vierten Jahrtausends zutage gefördert haben, zeigten zu unserer Überraschung, daß die sumerische Kunst dieser Frühzeit aufs stärkste hier gewirkt hat. Manche der dort gefundenen Statuen sind von den sumerischen nicht zu unterscheiden. Auch im nördlichen Mesopotamien lassen sich früh babylonische Einflüsse erkennen, ebenso auch schon in Kleinasien im Verfolg des Vordringens Sargons (S. 9). Hier hat es dann nach Ausweis der bei Kayseri (Kappadokien) und jetzt auch in Bogazköy gefundenen Tontafeln im 19. und 18. Jahrhundert assyrische Handelskolonien gegeben - eine Tatsache von großer Bedeutung für die Ausbreitung der mesopotamischen Kultur nach dem Westen! Über das östliche Kleinasien wird sie aber zunächst kaum hinausgegangen sein. Auch auf das nördliche Syrien, das ja lange Zeit unter babylonischer Herrschaft gestanden hat, wie auch auf Cypern, wird schon damals die babylonische Kultur gewirkt haben, wie die ägyptische auf das südliche Syrien, so daß sich die spätere Mischung der beiden auf syrischem Boden schon damals vorbereitet haben wird. Anderseits haben neuere englische Ausgrabungen im Industal es wahrscheinlich gemacht, daß im dritten Jahrtausend ein Handelsverkehr zwischen dem Industal und Babylonien bestanden hat.
K l e i n a s i e n u n d die „ K l e i n a s i a t e n " Die kleinasiatische Halbinsel nimmt eine ganz besondere Stellung in der orientalischen Welt ein, schon insofern, als hier keine semitischen Völker gesessen haben. Die Sprachforschung hat gelehrt, daß, wenn man von den nachweislich später eingewanderten indogermanischen Völkern absieht, die übrigen Bewohner trotz aller lokaler Verschiedenheiten eine eigene Sprachfamilie bilden, die weder mit der indogermanischen noch der semitischen irgend etwas zu schaffen hat, sondern völlig selbständig neben sie tritt. In Ermangelung eines besseren Namens nennt man sie „Kleinasiaten" im prägnanten Sinne. In den Texten von Bogazköy (S. 32) finden sich jedoch auch Sprachen, die nicht zu diesen „kleinasiatischen" gehören, sondern indogermanischer Herkunft sind (die hethitisch-luwische Sprachgruppe). Während die Luwier (im Süden und Südwesten Kleinasiens) zu imbekannter, jedenfalls sehr früher Zeit eingedrungen sind, kamen im 19. Jahrhundert (wohl über den Kaukasus) die indogermanischen Scharen, die man heute (recht ungeschickt) „Hethiter" nennt, weil sie sich dann die kleinasiatischen Chatti (= Hethiter)
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im Norden und Osten der Halbinsel unterworfen haben. Auch Thraker, gleichfalls Indogermanen, sind wohl schon früh über die Dardanellen in die Troas eingerückt. Im 13. Jahrhundert folgte dann der große Einbruch der Phryger (gleichfalls aus Thrakien), später kamen die Bithyner, denen weitere Indogermanen folgten (vorübergehend Kimmerier und Skythen im 7. Jahrhundert, dauernd Kelten seit dem 3. Jahrhundert). Der Name „Kleinasiaten" für die Urbevölkerung paßt um so schlechter, als Teile dieser Völkerfamilie weit über die Grenzen Kleinasiens hinaus gesessen haben. Wie schon oben (S. 9) erwähnt wurde, haben „Kleinasiaten" wahrscheinlich die Urbevölkerung von Syrien, Nordmesopotamien und Assyrien gebildet, wohl auch von Cypern. Anderseits haben sie sich in frühen Zeiten nach Westen über die Inseln des Ägäischen Meeres bis nach Griechenland ausgedehnt, eine neuere Erkenntnis, durch die sie ein ganz außerordentliches Interesse für die griechische Geschichte gewonnen haben. Von der Kultur Kleinasiens im dritten Jahrtausend ist für die östliche Hälfte wenig bekannt. Eine Einzelheit ist, daß, wie schon erwähnt wurde, wohl seit dem 19. Jahrhundert die assyrischen Kolonien in Kappadokien mesopotamische Kultureinflüsse (u. a. die Keilschrift) vermittelt haben. Mehr wissen wir von der damaligen Kultur im westlichen Kleinasien. Wir verdanken das o Heinrich Schliemann, diesem Mann von vorbildlichem Idealismus, der durch seine Ausgrabungen in Troja, Mykene, Tiryns, Orchomenos (seit Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts) zwar nicht, wie er als Nichtfachmann glaubte, die Realität der homerischen Schilderungen erwiesen, wohl aber die vorhomerische Welt, das griechische „Altertum" erschlossen hat. In dem Schutthügel von Hissarlik, südlich von der Mündung des Simoeis in den Skamander, deckte er die Reste von neun Stadtanlagen auf, die im Laufe von Jahrtausenden hier übereinandergeschichtet waren, von denen die VI. Stadt (von unten gezählt) Wilhelm Dörpfeld nach Schliemanns Tode als die von Homer besungene Burg aus der Mitte des zweiten Jahrtausends bezeichnet hat; nach den jüngsten Ausgrabungen müßte aber vielmehr die Stadt VII a dafür gelten. Während die I. Stadt, nach ihren Funden noch der Stein-Bronzezeit angehörig, mindestens bis 2600 zurückgeht, wird die II. Stadt, eine kleine Burg, etwa der Zeit von 2400 bis 2200 angehören. Welches Volk damals dort gewohnt hat, ist strittig. Aber manches, wie nament• lieh der Hausbau (Vorhalle, langgestreckter Saal mit Herd in der Mitte), der mit dem griechischen (nordischen) Hause durchaus übereinstimmt, macht e s wahrscheinlich, daß es Indogermanen aus Thrakien gewesen sind. Während
Kleinasien - Troja - Kreta
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die Funde der I. Stadt noch die primitive Kultur der Stein-Bronzezeit zeigen, sind in der II. Stadt Waffen und Hausrat (abgesehen von einigen steinernen Prunkstücken) bereits aus Bronze hergestellt. Gold und Silber sind zu kunstvollem Schmuck wie auch zu Bechern verarbeitet. Als keramische Formen sind die Schnabelkanne, die verkoppelten Gefäße und namentlich die Gesichtsurnen charakteristisch. Die Ornamente sind meist noch eingeritzt und oft mit weißer Masse ausgefüllt (inkrustiert). Überseeischer Verkehr ist für diese am Eingang der Dardanellen gelegene Stadt zweifellos anzunehmen, wie denn die Kultur auf den Inseln des Ägäischen Meeres der ihrigen verwandt ist. Einzelne Funde (Fayencen usw.) weisen auf Beziehungen zu Ägypten hin, anderes, wie ein Bleiidol der nackten Göttin, in letzter Instanz auf Sinear, aber ob das auf dem Seeweg über Cypem oder auf dem Landweg quer durch Kleinasien (vgl. Kayseri!) dorthin gelangt ist, läßt sich nicht sagen. Anderseits liegen Beziehungen zu den Funden in thrakischen Tumuli und im Donaugebiet vor, was zu der Annahme einer thrakischen Bevölkerung gut paßt. Unter den Inseln, die seit den ältesten Zeiten von Kleinasiaten bewohnt wurden - noch Thukyd. I, 8, i weiß davon, daß einst Karer auf den Inseln gesessen haben - , spielt Kreta für uns die wichtigste Rolle wegen der über- • ragenden Bedeutung, die es im zweiten Jahrtausend für die griechische Kultur gewonnen hat. Die epochemachenden Ausgrabungen von Arthur Evans in Knossos im Norden und von italienischen Gelehrten in Phaistos und Hagia Triada im Süden sowie von den Franzosen in Mallia (östlich von Knossos) haben uns eine neue Welt erschlossen. Vieles spricht dafür, daß die Kreter, die bis zur Besetzung der Insel durch die Griechen (um 1400) die kretische Kultur geschaffen haben, „Kleinasiaten" waren. In wie frühe Zeiten die über sechs Meter dicke steinzeitliche (neolithische) Schicht, die unter dem alten Palast von Knossos gefunden ist, hinaufreicht, läßt sich auch nur annähernd nicht bestimmen. Jedenfalls beginnt mindestens um 2600 auf Kreta die Kupferzeit. Schon damals sind die Häuser rechteckig, während die runde Form sich nur in den von Lehmkuppeln auf Steinringen überwölbten Gräbern findet. Die Gräber enthielten z. T. reichen Goldschmuck, Elfenbeinarbeiten und herrliche bunte Steingefäße. Die Herstellung der letzteren hörte erst auf, als man dann lernte, durch Zusatz von Zinn Bronze aus Kupfer herzustellen und hieraus kostbare Gefäße zu bilden. Die Tongefäße zeigen bereits eine ständig fortschreitende Bemalung. Auf Verkehr mit den Inseln weisen die sogenannten Inselidole. Wichtig ist, daß jene bunten Steingefäße, ferner Fayenceperlen und Skarabäen u. a. einen Verkehr mit Ägypten schon für
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I. Die Urzeit
diese „frühminoische" Zeit bezeugen (S. 7). Wer die auf Sinear hinweisenden Siegelzylinder vermittelt hat, wissen wir nicht. Eng ist allezeit der Verkehr mit der kleinasiatischen Urheimat gewesen.
Die E i n w a n d e r u n g der Griechen Die Vorfahren der Griechen, die wohl zu Beginn des zweiten Jahrtausends (um 1900) von Norden her in den Südzipfel der Balkanhalbinsel eingewandert • sind, gehörten zur indogermanischen Sprachfamilie, waren also Verwandte der Italiker, Kelten, Germanen und Slawen, wie anderseits der Iranier und Inder. Ihnen sind noch andere indogermanische Stämme gefolgt, zunächst die Thraker, die die Griechen weiter nach Süden drängten und sich quer über den Balkanrumpf, vom Ionischen (Adriatischen) Meer bis zum Schwarzen Meer, ausbreiteten. Diesen folgten spätestens im 13. Jahrhundert die Illyrier, die Vorfahren der heutigen Albanesen, die dann die Thraker aus dem westlichen Balkangebiet am Ionischen Meer verdrängten (S. 52). Inwieweit diese verschiedenen indogermanischen Völker von Hause aus verschieden veranlagt waren, wissen wir nicht. Doch können die natürlichen Lebensbedingungen der von ihnen besetzten Gebiete und deren Lage im Verhältnis zu den Ländern älterer Kulturen nicht ohne Einfluß auf ihre Entwicklung gewesen sein. Jedenfalls sind die Thraker und die Illyrier, die im rauhen Norden zurückblieben und von der Berührung mit den Kulturvölkern des Südens abgeschnitten waren, keine Kulturschöpfer und keine Staatenbildner geworden, wenn auch die Thraker auf religiösem Gebiet später den Griechen manches geben konnten. Für die Entwicklung der Griechen ist es anderseits von größter Bedeutung geworden, daß sie bei ihrem Einbrechen in die Balkanhalbinsel hier auf ein Volk stießen, das ihnen, die damals noch auf primitiver Kulturstufe standen, kulturell überlegen war. •
Dies Urvolk Griechenlands waren nicht, wie sie selbst später erzählten, die Pelasger, denn diese sind erst spät von der historischen Spekulation (Logographen) zum Urvolk gemacht worden, während es echte Pelasger nur im südlichen Thessalien gab; vielmehr waren es, wie oben (S. 20) schon erwähnt wurde, Stämme der „Kleinasiaten", im besonderen vielleicht Karer, die auf den Inseln ja sicher gesessen haben, und Leleger, von deren einstigem Aufenthalt in Mittel- und Südgriechenland noch die Sagen künden. Diese ungeheuer wichtige Erkenntnis ist durch den Nachweis gewonnen worden, daß
Die Einwanderung der Griechen - Die vorgriechische Bevölkerung
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die zahlreichen ungriechischen Orts-, Berg- und Flußnamen von Hellas, namentlich die Bildungen auf -nth und -nthos (wie Tiryns, Korinthos usw.) sowie auf -assos und -essos (Parnassos, Brilessos usw.) in Kleinasien ihre Analogien haben. Nach historischen Parallelen ist anzunehmen, daß die einbrechenden Indogermanen dieses Urvolk, das sie wohl erst in langwierigen Kämpfen besiegt haben werden, nicht völlig ausgerottet oder vertrieben, sondern zum Teil auch als Unterworfene in ihren Wohnsitzen belassen haben. Schon die Übernahme der Ortsnamen durch die Griechen macht einen längeren friedlichen Verkehr wahrscheinlich. So wird sich mit der Zeit hie und da auch eine rassische Vermischung der Sieger und der Besiegten vollzogen haben, und o um so mehr werden die Griechen sich manches von der Kultur ihrer Vorgänger angeeignet haben, und so vollzog sich, zugleich unter dem Einfluß des südlichen Klimas, ihr Übergang von der nordischen Kultur zur Mittelmeerkultur. Diese „Karer", wie wir sie der Kürze wegen nennen wollen, werden den vorher auf der Wanderung begriffenen Indogermanen schon deswegen überlegen gewesen sein, weil sie seit Jahrhunderten ansässig waren, Seßhaftigkeit aber kulturfördernd wirkt. So hatten sie schon Städte oder doch stadtähnliche Niederlassungen und Burgen gegründet, deren kleinasiatische Namen die Griechen nun von ihnen ebenso übernahmen wie die Namen von sehr vielen Bergen und Flüssen. Aber auch sonst sind viele kleinasiatische Lehnwörter in die griechische Sprache eingedrungen, wie bei Annahme einer Mischung und eines friedlichen Verkehrs begreiflich ist. Nicht nur für Pflanzen und Tiere, die ihnen hier zuerst begegneten, haben sie die Namen entlehnt, sondern namentlich auch für die Erzeugnisse höherer Kultur haben sie zugleich mit diesen selbst die Namen übernommen. Von den zahlreichen kleinasiatischen Lehnwörtern, die man neuerdings im Griechischen nachzuweisen versucht hat, werden manche freilich nicht sogleich von diesen „Karern" übernommen worden, sondern erst im Laufe der Zeit von Kreta aus nach Hellas gedrungen sein, als dieses unter dem Einfluß der hohen kretischen Kultur stand (wie etwa ¿uja/iiv&og die Badewanne); andere haben vielleicht auch erst später die griechischen Kolonisten in Kleinasien übernommen. Das Kulturniveau, das die Griechen vorfanden, wird aus den oben angedeuteten Gründen im Norden und im Süden verschiedenen gewesen sein. Die Ausgrabungen haben als älteste Hausform die kreisrunde oder ovale Hütte mit dem Herd in der Mitte ergeben, von einer Lehmkuppel auf einem Steinring überwölbt, daneben aber auch sehr unregelmäßig angelegte recht-
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• eckige Häuser. Die Griechen haben schon aus ihrer nordischen Urheimat das den Herd umschließende rechteckige Haus mit schmaler Front und mit der auf einfachen Holzstützen ruhenden Vorhalle sowie mit dem schrägen Giebel mitgebracht, wie es im nördlichen Europa verbreitet war, diesen Typus, den sie später kunstvoll zum Megaronstil entwickelt haben (S. 43). Der Rundstil tritt uns u. a. noch in dem mächtigen kreisrunden Herrscherhaus aus dem dritten Jahrtausend auf der Burg von Tiryns entgegen, von dem unter dem späteren griechischen Palast einige Reste freigelegt sind. Die Griechen haben ihn nur noch bei den Kuppelgräbem des zweiten Jahrtausends und den späteren Tholoi angewendet. An ihrem rechteckigen Haustypus mit dem wärmenden Herd haben sie auch dann festgehalten, als sie im Verlaufe des zweiten Jahrtausends das ganz andersartige kretische Haus kennenlernten (S. 39), soviel sie damals auch sonst von den Kretern übernommen haben; denn ihr eigenes nordisches Haus entsprach viel besser den Anforderungen des kühleren Klimas von Hellas. Die Verschiedenheit der Kulturbedingungen in Nord und Süd hat dann natürlich auch auf die griechische Entwicklung eingewirkt, und dazu kam weiter die in Ost und West. Während die Ostund Südküste Griechenlands eine außerordentlich reich gegliederte Küste mit trefflichen Häfen aufweist, die selbst diese Hirten und Bauern zur Seefahrt und zum Verkehr mit der ägäischen Inselwelt verlocken mußte, fehlt eine derartige Küstenbildung vielfach auf der Westseite, die zudem den höheren Kulturgebieten abgewandt liegt. So verkehrt es auch ist, die Leistungen eines Volkes lediglich aus den äußeren Lebensbedingungen ableiten zu wollen, wird es doch hierauf zurückzuführen sein, daß die Weststämme, wie die Akarnanen und Ätoler, ebenso wie auch die im höchsten Norden zurückgebliebenen Stämme, wie die Makedonen, in der Kultur hinter den Stämmen der Ostseite weit zurückgestanden und im Staatsleben wie in der Kultur viel Primitives bewahrt haben (S. 213). So wird man auch sagen dürfen, daß erst die besonders günstigen Lebensbedingungen, die die einwandernden Indogermanen namentlich in Ost und Süd vorfanden, ihnen die Anregung und die Möglichkeit gegeben haben, die in ihnen schlummernden Keime voll zu entfalten. Erst auf griechischem Boden sind sie zu den „Griechen" geworden, die dann später die Schöpfer der höchsten Kultur des Altertums werden sollten.
Vorgriechen und Griechen - Die griechischen Stämme
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D i e g r i e c h i s c h e n Stämme Von den drei großen Stämmen, die wir später nebeneinander finden, den Ioniern, Äolern und Doriem (Icoveg, AloXeTg, Acogiecg), sind in der hier betrachteten Urzeit nur die beiden erstgenannten bis nach Süden vorgerückt, während die Dorier noch bis zum Ausgang des zweiten Jahrtausends im Norden verweilten. Die Namen der Ionier und Äoler sind erst sehr viel später, drüben im kleinasiatischen Kolonialland, zu umfassenden Völkerbezeichnungen geworden (S. 55). So kann man für diese Urzeit, genau genommen, nur von den Vorfahren der späteren Ionier und Äoler reden. Statt von Äolern spricht man heute fürs Mutterland im Anschluß an Homer gern von Achäern. Die Verteilung der griechischen Dialekte über das Griechenland der historischen Zeit macht es wahrscheinlich, daß zuerst nur die Vorfahren der Ionier von Norden eingebrochen und in langsamem, stoßweisem Vorrücken allmählich bis nach Süden vorgedrungen sind und daß erst nach ihnen die Vorfahren der Achäer nachgerückt sind, um aich gleichfalls bis zum Süden auszudehnen, wobei sie die Ionier vielfach aus ihren neuen Wohnsitzen verdrängten. Die Achäer finden wir auch in historischer Zeit noch über die ganze Halbinsel verteilt, namentlich in Thessalien und im Peloponnes, während die Ionier sich, abgesehen vom Peloponnes, vor allem in Attika und auf Euböa rein erhalten haben. Diese Wanderungen und die Kämpfe mit der kleinasiatischen Urbevölkerung und untereinander bis zur endlichen Verteilung des Bodens mögen mehrere Jahrhunderte gedauert haben. Die einwandernden Völker waren in Stämme (qiv\a.i) gegliedert, die anfangs meist größer als später gewesen sein werden. Die Zersplitterung in die vielen kleinen Stämme der historischen Zeit ist auf die geographischen Verhältnisse, im besonderen auf die durch die vielen Gebirgszüge verursachte Gliederung des Landes in die vielen kleinen Täler und Kantone zurückzuführen. Diese lokalen Spaltungen sind ein Hauptgrund für die politische Zersplitterung und für jenen verhängnisvollen Partikularismus gewesen, der wie ein Erbübel die ganze Geschichte des griechischen Volkes durchzieht. Anderseits ist nicht zu verkennen, daß diese Zersplitterung auf den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der kulturellen Entwicklung außerordentlich fördernd eingewirkt hat. Nach beiden Seiten eine Parallele zu unserer deutschen Geschichte! Von einem „Staat" kann für die Urzeit natürlich noch nicht gesprochen werden. Es gab nur eine primitive Organisation der Stammesverbände. Der
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Stamm, der durch gemeinsame Stammeskulte zu einer religiösen Kultgenossenschaft zusammengeschlossen war, wurde politisch vertreten durch die Gesamtheit seiner waffenfähigen freien Männer, die, rechtlich einander gleichstehend, in der Heeresversammlung zusammentraten und über wichtige Stammesfragen beraten und entscheiden konnten. Waren die Stammesgenossen auch prinzipiell einander gleichberechtigt, so mußten sie sich doch im Kriegsfall einer einheitlichen Führung unterstellen, da die Masse ohne Führung nichts vermag. Für den von ihnen erwählten Häuptling, den „König" oder „Oberführer" (ßaaihvg, dp^ay&ras), wurde nach siegreichem Kampf aus dem eroberten Gebiet, ebenso wie für die Götter, ein besonders bevorzugtes Stück Land „herausgeschnitten" (re/nevog), während die Stammesgenossen alle gleiches Anrecht auf die Beute hatten, unbeschadet besonderer Belohnung für besondere Tapferkeit. Dieser Heerkönig oder Volkskönig, der nur ein primus inter pares, ein Beauftragter, ein Beamter war, ordnete dann auch im Frieden zusammen mit den Ältesten des Stammes die gemeinsamen Angelegenheiten, soweit sie nicht vor die Stammesversammlung gehörten, und schlichtete als Schiedsrichter auch Streitigkeiten, aber nur soweit sie vor ihn gebracht wurden; denn das Aufspüren des Unrechts lag jener Zeit noch völlig fern. Um so mehr bestand für die Stammesgenossen die Nötigung, sich untereinander zu schützen. Dies geschah durch die „Bruderschaften" (die Phratrien, aka.y£) liegt darin, daß in dem Offensivflügel die Hauptenergie des Heeres so massig zusammengefaßt wird, daß der Durchstoß durch die feindliche Linie gelingen muß, während der schwächere Defensivflügel möglichst so lange zurückgehalten wird, bis die Entscheidung auf dem anderen Flügel gefallen ist und nun nach Schwenkung des siegreichen Flügels und Übergang des Defensivflügels zum Angriff der Feind von beiden Seiten gepackt werden kann. Bei Leuktra ist Epaminondas, nachdem die böotischen Reiter die feindliche Reiterei auf die Phalanx zurückgeworfen hatten, mit dem linken Flügel seines Fußvolkes, den er in der ganz außerordentlichen Tiefe von 50 Mann aufgestellt hatte, auf den völlig überraschten feindlichen rechten Flügel, wo Kleombrotos kommandierte (12 Mann tief), im Sturmschritt mit solcher Wucht losgegangen, daß der Durchstoß vollkommen gelang, während er seinen rechten Flügel sogar etwas hatte zurückgehen lassen. Der Durchstoß wirkte hier so katastrophal - der König und 400 Vollspartiaten blieben auf dem Schlachtfeld I - , daß die Schwenkung des siegreichen Flügels, wie sie bei Mantinea und noch deutlicher später in den Alexanderschlachten durchgeführt wurde, nach den freilich mangelhaften Berichten hier nicht nötig gewesen zu sein scheint. Als Schöpfer dieser neuen Taktik bedeutet Epaminondas, einer der genialsten Feldherrn aller Zeiten, eine Epoche in der Kriegskunst. Die „schiefe Schlachtordnung" ist dann von Philipp weiter ausgebildet worden (S. 214 f.) und hat auch noch in der Neuzeit, so bei Friedrich dem Großen (bei Leuthen), eine Rolle gespielt. Der Sturz der spartanischen Vormacht hatte ein Erstarken des demokratischen Gedankens gegenüber den von Sparta begünstigten Oligarchien zur Folge. Dieser Umschwung führte an vielen Orten zu leidenschaftlichen
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Parteikämpfen und blutigen Revolutionen, die wirtschaftlich verheerend wirkten, ganz besonders im Peloponnes. Der Sieg von Leuktra führte die • mittelgriechischen Staaten außer Athen auf Thebens Seite, das einen thebanischen Bund mit ihnen begründete, dessen Bündner wie im athenischen Seebund in einem in Theben tagenden Synhedrion vertreten waren. Als die Arkader, die einen eigenen Bundesstaat bilden wollten, Theben um Hilfe angingen, zog Epaminondas (370) in den Peloponnes und verwüstete die lakonische Landschaft. Nun löste sich der spartanische Staat auf, indem die messenischen Heloten sich erhoben und unter Epaminondas' Leitung ein messenischer Einheitsstaat mit der bei Ithome jetzt neubegründeten Hauptstadt Messene gebildet wurde. Damit hatte Sparta sein fruchtbarstes Gebiet, auf dessen Einkünften seine ganze Staatsordnung beruhte, verloren. Im selben Jahre 369 kam, gleichfalls von Epaminondas gefördert, auch der arkadische Bundesstaat zustande, dessen Zentrum die damals durch Synoikismos zahlreicher Ortschaften begründete Stadt Megalopolis wurde. Auch dies war ein tödlicher Schlag gegen Sparta. Auf einem späteren Zuge des Epaminondas schlössen sich auch die achäischen Städte an Theben an. Aber auch nach Norden hin dehnte Theben seine Macht aus, indem es in die nach der Ermordung des Iason von Pherä (370) in Thessalien ausbrechenden Wirren und auch die damit verbundenen makedonischen Wirren eingriff, wobei Pelopidas 364 sein Leben verloren hat. Immer deutlicher trat zutage, daß Epaminondas nach einer Hegemonie über ganz Griechenland strebte. Zu diesem Zweck mußte, nachdem Sparta niedergerungen war, Athens Seemacht, die unter Timotheos' Führung immer weitere Fortschritte machte, überwunden werden. In diesem Ziele, zu dessen Erreichung der Ackerbaustaat Böotien zu einer maritimen Macht umgewandelt werden mußte, berührte sich Epaminondas mit den Wünschen des Großkönigs, dem der Aufschwung der attischen Seemacht ein Ärgernis war, und so ist auch Epaminondas dem Fluch seiner Zeit erlegen und hat sich unter Benutzung des „Königsfriedens" nicht gescheut, ebenso wie die anderen Staaten seine Gesandten am Hofe von Susa antichambrieren zu lassen und die Unterstützung des Großkönigs zu erbetteln. Es war daher eine irrige Einschätzung, wenn man früher den Epaminondas als den Vertreter einer panhellenischen Nationalpolitik gefeiert hat. So sehr wir ihn auch als genialen Feldherrn und als edle Persönlichkeit bewundern dürfen, • sein politisches Ziel war doch genau so partikularistisch, wie das von Sparta und Athen gewesen war: er erstrebte die „Hegemonie Thebens" über Griechen-
Auflösung des Peloponnesischen Bundes - Thebens Hegemonie
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land, wenn nötig mit persischer Hilfe. Diese „Hegemonie" aber bedeutete nicht eine freie Vereinigung aller Griechenstämme unter einer die Gesamtinteressen aller Griechen vertretenden Führung, sondern die Herrschaft eines Volkes über die anderen, die man durch die politische und wirtschaftliche Schwächung oder gegebenenfalls gar Vernichtung der Hauptrivalen zu gewinnen und aufrechtzuerhalten dachte. Doch die hochfliegenden Pläne des Epaminondas haben sich nicht verwirklicht. Als er auf seinem letzten peloponnesischen Zuge -362 als nochmaliger Sieger über Sparta und seine Verbündeten in der genial von ihm angelegten Schlacht bei Mantinea fiel, brach die Großmachtpolitik Thebens zusammen, da sie nur von seiner überragenden Persönlichkeit getragen war, den realen Kräften des thebanischen Staates aber nicht entsprach. So hat diese Episode des thebanischen Aufschwungs keine positiven Werte von bleibender Bedeutung geschaffen, sondern nur zur Schwächung von Sparta und Athen geführt und zur ohnmächtigen Zersplitterung der Nation beigetragen. Auch Athens Seemacht sollte sich nicht mehr lange halten. Gereizt durch das immer herrischer werdende Auftreten Athens und verlockt durch die Intrigen des persischen Satrapen Maussollos von Karien, fielen 357 Chios, Rhodos und Kos von Athen ab. Vergeblich hat Athen in dem sogenannten Bundesgenossenkrieg versucht, die Abtrünnigen in den Bund zurückzuführen. Auf persische Drohungen hin mußte es sich 355 dazu verstehen, sie aus dem Bundesverhältnis loszulösen. Das bedeutete die Abdankung Athens als souveräner Großmacht. Die allgemeine Ohnmacht und Erschöpfung der griechischen Staaten fand ihren Ausdruck in einem prinzipiellen Pazifismus, der auf alle Machtansprüche verzichtete, wenn nur die materiellen Interessen gefördert wurden. Diesem Ziel diente in Athen die an sich verdienstliche Finanzpolitik des Eubulos (354), während diese Ideale theoretisch in Xenophons Schrift über die Einkünfte Athens (IIOQOI) gepriesen wurden. Ebendorthin drängte jetzt auch die bis zum äußersten Extrem radikalisierte Demokratie Athens, die vor allem den unteren Schichten ein behagliches Dasein, möglichst prächtige Feste, Schaugelder u. dgl. verschaffen wollte. Auch das schon obenerwähnte Sinken des Staatsgedankens in der Bürgerschaft, das in dem Zurücktreten des Gedankens der allgemeinen Wehrpflicht zugunsten eines immer stärker entwickelten Söldnertums in die Erscheinung trat, gehört zu den Kennzeichen der Erschlaffung und des moralischen Niederganges der Gemeindestaaten jener Zeit. Es war das Ubergewicht der materiellen Interessen und der staatszersetzende Individualismus dieses Jahrhunderts, der
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die alte strenge Unterordnung des Individuums unter den Staat untergraben hatte. Und doch fehlte es nicht an panhellenisch gesonnenen Kreisen im griechischen Volke, die die persische Suprematie als Schmach empfanden und von einem einmütigen Griechenland träumten, das in einem gemeinsamen Feldzuge den Befreiungskampf gegen Persien führen würde - ein Gedanke, dem schon Gorgias in einer olympischen Rede Ausdruck gegeben hatte. Das Sprachrohr dieser Kreise wurde der Athener Isokrates, dessen Bedeutung als Publizist erst von der neueren Forschung gewürdigt worden ist. Schon in seiner ersten großen Broschüre, dem Panegyrikos von 380 - sechs Jahre nach dem Schmachfrieden des Antialkidas - , war er für einen panhellenischen Nationalkrieg eingetreten, damals noch hoffend, daß Athen nach Wiederbelebung des Seebundes die Führerrolle übernehmen werde. A l s ihn aber die politische Entwicklung der folgenden Zeit immer mehr enttäuschte und er alles Zutrauen zu den sich immer leidenschaftlicher gegenseitig zermürbenden Gemeindestaaten verlor, kam er wie viele der Besten jener Zeit immer mehr zu der Uberzeugung, daß nur die starke Hand eines Monarchen aus diesem Jammer der Kleinstaaterei retten und jenes panhellenische Programm durchführen könne. So hat er denn zunächst von Iason von Pherä, von dem man hörte, daß er einen Perserkrieg plane, die Erfüllung dieses Programms erhofft, und als dieser bald danach ermordet wurde (370), hat er es dem Dionysios I. von Syrakus nahegelegt, als dieser sich Athen näherte, der aber auch gleich danach aus dem Leben schied (367). Doch Isokrates verstand zu warten. Wenn er auch unter dem Eindruck des unglücklichen Ausganges des Bundesgenossenkrieges in seiner Broschüre „Über den Frieden" der oben charakterisierten unbedingten Friedenspolitik Athens das Wort redete, hielt er doch fest an jenem großen panhellenischen Gedanken, und er sollte es im höchsten Greisenalter noch erleben, daß ein genialer Monarch, dem er seine Hoffnungen vorgetragen hatte, daran ging, jenen Gedanken zu verwirklichen. Dieser Mann war Philipp von Makedonien.
Philipp von Makedonien Deutlicher als die recht dürftigen Reste der makedonischen Sprache zeigen es die Staatseinrichtungen, die Religion und Sitten der Makedonen, daß diese nicht, wie mehrfach angenommen ist, illyrische oder thrakische oder
Isokrates - Makedonien bis auf Philipp II.
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sonstige „Barbaren" waren, sondern einen hellenischen Stamm darstellten. Nur haben sie, im hohen Norden abgeschnitten von dem großen Aufschwung der südlicheren Stämme, ihre ganz eigenartige Entwicklung durchgemacht, haben durch Jahrhunderte hindurch festgehalten an ihren alten, ursprünglich gemeingriechischen Einrichtungen, haben freilich auch manches von den illyrischen und thrakischen Nachbarn, auf deren Boden sie sich allmählich vorschoben, übernommen, so daß sie, als sie dann im 5. Jahrhundert in die Geschichte der anderen Griechen eingriffen, auf diese - ähnlich wie die Ätoler vielfach einen „barbarischen" Eindruck machten. So hat sich bei ihnen das alte patriarchalische Königtum der homerischen Zeit bis auf Philipp und Alexander erhalten; fehlte doch hier das zersetzende Moment der Polis (S. 95). Diesem Volkskönig, der zugleich Feldherr, Richter und Priester war, waren die großgrundbesitzenden Adligen als Reiter zur Heeresfolge verpflichtet als seine Gefolgschaft, die man noch unter Alexander mit dem a'ten homerischen Ausdruck „Hetären" (¿TOÜQOI) bezeichnete, wie einst die Myrmidonen des Achill. Ferner besaß die makedonische Heeresversammlung noch von der • Urzeit her gewisse Rechte, wie sie denn beim Thronwechsel, wiewohl dieser an die Dynastie der Argeaden, die sich von Herakles ableitete, und an ein Erbfolgerecht gebunden war, den neuen König durch Akklamation bestätigte oder berief und in Fällen von Hochverrat sich als höchster Gerichtshof konstituierte. Für die Geschichte der Makedonen ist es aber von entscheidender Bedeutung geworden, daß sie den Griechen als Stammfremde erschienen sind. Von den früheren Königen hatte nach dem Urteil des Thukydides (II, 100) Archelaos (413-399) durch Anlage fester Plätze und Heeresstraßen sowie durch bessere Ausrüstung des Heeres für Makedoniens Größe mehr getan als seine acht Vorgänger zusammen. Der gleichzeitige Niedergang Athens durch die sizilische Katastrophe hatte diesen Aufschwung gefördert. Derselbe König hatte auch der griechischen Kultur Eingang zu verschaffen gesucht, indem er die ersten Dichter und Künstler seiner Zeit, wie Euripides, Timotheos, Zeuxis u.a., an seinen Hof in der neuen Residenz Pella berief. In den nächsten vier Dezennien hatte Makedonien schwere Zeiten zu bestehen, Thronwirren wechselten mit äußeren Verwicklungen. Als 359 Perdikkas III. in einer unglücklichen Schlacht gegen die Illyrier fiel, schien das Reich fast auseinanderzufallen: Illyrier und Päonier bedrohten das Land, und mehrere Prätendenten erhoben sich gegen Philipp, den Sohn des Amyntas, der zuerst als Vormund seines Neffen Amyntas, dann bald vom Heer
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zum König ausgerufen, den Thron bestieg. Mit erstaunlicher Energie und Klugheit gelang es dem jungen, 24jährigen Fürsten, in kurzer Zeit Thron und Reich zu sichern. Ob damals oder schon vorher die Mediatisierung der Fürsten der obermakedonischen Stämme (Lynkesten usw.) gelang, ist strittig. Jedenfalls war jetzt der makedonische Einheitsstaat vollendet. Es hat dem Andenken Philipps sehr geschadet, daß man ihn - namentlich in der klassizistischen Periode - vom Standpunkt der athenischen Politik o oder gar von dem seines leidenschaftlichen Gegners Demosthenes aus beurteilt hat. Da war er denn der „Barbar", der nur auf die Vernichtung Athens ausgegangen sei, wie Demosthenes seinen Athenern vorredete, der Zerstörer der griechischen Freiheit. Erst allmählich ist man ihm gerecht geworden, indem man ihn, den König Makedoniens, vom makedonischen Standpunkt aus beurteilt. Da steht er denn freilich in anderem Licht vor uns - als der große Herrscher, der danach strebte, das überkommene Reich zu einem großen Balkanstaat auszubauen, dem dann auch Griechenland in irgendeiner Form angegliedert werden sollte, unter möglichster Schonung Athens, dessen Kultur die geistige Grundlage seines Großstaates werden sollte, und der alle diese unendlich schwierigen Probleme in glänzender Weise gelöst hat. Die erstaunlichen Erfolge Philipps beruhen in erster Reihe auf seiner militärischen Überlegenheit. Es ist sein persönliches Verdienst, daß das makedonische Heer zur ersten Armee der Welt wurde. Die treffliche adlige Reiterei, die er vorfand, machte er erst zu einer wirklichen Kavallerie, indem er sie in Regimenter (Ilen, Ifau) teilte, taktische Körper, die die Aufgebote der Landschaften zusammenfaßten (Angriffswaffe: Stoßlanze). Vor allem aber bildete er aus den noch wenig organisierten Aufgeboten der Fußtruppen die makedonische Phalanx, die er in Anlehnung an die Neuerungen des Iphikrates, des Schöpfers der Peltastentruppe (S. 206), mit den mächtigen, langen, „Sarissen" genannten Speeren und dem kleinen runden Schild {neXrrj, am linken Arm) ausrüstete. Es war politisch von großer Bedeutung, daß jene Vorrechte der Heeresversammlung, die bisher nur von adligen Hetären ausgeübt wurden, nun auch auf diese sogenannten „Hetären zu F u ß " {net,irxiQOi) übergingen. Neben dieser gleichfalls in Regimentern (rageig) geordneten schwereren Infanterie standen die leichter beweglichen Hypaspisten sowie Söldnertruppen. Die Ausrüstung und Ausbildung aller dieser Truppenkörper war durch ihre taktische Verwendung bedingt. Philipp hat in genialer Weise die „schiefe Schlachtordnung" des Epaminondas (S. 209), die er schon in seiner Jugend als Geisel in Theben kennengelernt hatte, als König auf sein
Philipps Heeresorganisation - Philipp als Feldherr
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ganz anders geartetes Heer angewendet. Während Epaminondas den Offensivstoß mit seinem Fußvolk ausgeführt hatte, übertrug Philipp den Angriff seiner hierzu weit besser geeigneten Hetärenreiterei, während die Phalangiten mit ihren schweren langen Sarissen vorzüglich zum Defensivflügel geeignet waren. Je nach den besonderen Umständen (Gelände usw.) wurde die Attacke auf dem rechten oder dem linken Flügel geritten. Um die glänzenden kavalleristischen Leistungen zu würdigen, darf man nicht vergessen, daß damals Steigbügel noch nicht bekannt waren, weshalb denn auch die Stoßlanzen nicht, wie von den mittelalterlichen Rittern, unter den Arm geklemmt werden konnten, sondern aus freier Hand geführt werden mußten, wie es uns zum Beispiel das Mosaik der Alexanderschlacht veranschaulicht. Insofern uns hier zum erstenmal eine Taktik der verbundenen Waffen in organischer Verbindung aller Waffengattungen vorliegt, ist Philipp epochemachend für die Kriegsgeschichte geworden. Die ungeheuren Leistungen, die Philipp von seinem Heer verlangte, waren nur durch strammen Drill und ständiges Exerzieren und Marschieren und Manövrieren zu erreichen. Ob Sommer oder Winter, ob Tag oder Nacht, machte für Philipps Operationen keinen Unterschied, wie selbst Demosthenes staunend anerkennen mußte. Das Heer hing mit Begeisterung an seinem König, der alle Strapazen und Gefahren mit ihm teilte, dessen Körper mit Narben bedeckt wurde. So konnte er sich als König auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht aus dem Adel und den freien Bauern ein Heer schaffen, dem kein anderes gleichkam. Hier tritt uns deutlich der Vorzug der Monarchie über jene griechischen Freistaaten entgegen, deren stolze Bürger fürs Exerzieren damals schwer zu haben waren (S. 206), sondern lieber Söldner warben. Für die Makedonen war ihr König eben etwas anderes als jene Kondottieri, deren Autorität von ihrer Zahlungsfähigkeit abhing, für die Griechen dieser Zeit. Aber nicht nur für die Taktik, sondern auch für die Strategie bedeutete Philipp einen Markstein; denn er ist wohl der erste gewesen, der mit voller Absicht grundsätzlich die Vernichtungs- oder Niederwerfungsstrategie durchgeführt hat, wenn man nicht schon dem Epaminondas diese Absicht zuschreiben darf. Zu diesem Zweck setzte sich Philipp nach errungenem Siege ah die Spitze seiner Kavallerie und verfolgte den Feind bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Diesem Prinzip zuliebe führte er auch statt der früheren zeitraubenden Aushungerung der Städte die Bezwingung durch die modernen Belagerungsmaschinen ein (Geschütze verschiedener Art, bewegliche Türme usw.), die Dionysios I. von Syrakus durch griechische und
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karthagische Ingenieure hatte konstruieren lassen (S. 201). Philipps Belagerungen von Perinth und Byzanz (340), bei denen er nach einem auf einem Berliner Papyrus bekanntgewordenen Autor schon eine Riesenmaschine, genannt „die Städtebezwingerin" (lAe'jroAi?), verwendet hatte, galten als epochemachend in der Belagerungskunst. Eine Folge dieser Einführung der modernen Geschütze durch Philipp war, daß man in Athen und anderwärts daranging, die alten Lehmmauern nach und nach durch Steinmauern zu ersetzen. Eine andere Folge dieser Erfindungen, die sich aus der Bestückung der Kriegsschiffe mit den modernen Geschützen ergab, nämlich daß größere Typen von Kriegsschiffen (Tetreren und Penteren) gebaut werden mußten, hat sich in der östlichen Mittelmeerwelt erst allmählich herausgestellt. Die finanziellen Mittel für diese großartige Heeresorganisation sowie für die Schöpfung einer makedonischen Flotte gewann Philipp durch die Besetzung der Goldbergwerke im Pangaiongebirge, östlich vom Strymon. Damit war ein großes politisches Programm auf eine feste Grundlage gestellt. Die von ihm geprägten Philippischen Goldstatere (im Wert von 20 attischen Silberdrachmen) gewannen in der ganzen Griechenwelt schnell anerkannten Kurs. Man hat ihn wohl öfter getadelt, daß er manche seiner Erfolge auch durch Bestechung errungen hat, sollte doch aber lieber diejenigen Griechen tadeln, die sein Gold genommen haben. Jedenfalls verdankt er seine Haupterfolge dem ehrlichen Kampf mit seinem guten Schwert. Doch seine militärische und finanzielle Überlegenheit erklären noch nicht zur Genüge die wunderbare Sicherheit seiner Erfolge. Es kommt als Letztes noch hinzu, daß in seinem Ringen mit Griechenland, das von Demosthenes nicht mit Unrecht als ein Kampf zwischen Monarchie und Demokratie aufgefaßt wurde, die Überlegenheit der Monarchie darin hervortrat, daß nicht nur, wie schon bemerkt, die militärische, sondern auch die politische Leitung dauernd und ausschließlich in seiner Hand lag, während die Politik der innerlich zerrissenen griechischen Freistaaten von den wechselnden Mehrheitsbeschlüssen der Ekklesien abhängig war. Diese Überlegenheit war in diesem Fall um so größer, als Philipp nicht nur ein genialer Feldherr, son• dem auch ein großer Staatsmann und dazu ein Meister der verschlagensten Diplomatie war. Der tiefe Eindruck, den diese gewaltige Persönlichkeit auf die Zeitgenossen gemacht hat, spiegelt sich in dem Ausspruch des Theopomp wider, der in seinem großen Werk über Philipp ihn als den größten Mann bezeichnet hat, den Europa jemals hervorgebracht habe.
Die modernen Geschütze - Philipp als Staatsmann - Der Heilige Krieg
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Wollte Philipp den ihm überkommenen Binnenstaat, der durch die griechischen Kolonien an der Küste vom Meer abgesperrt war, wirtschaftlich unabhängig machen, so mußte er ihm den Zugang zum Meer erkämpfen. Das brachte ihn notwendig mit den dort interessierten Mächten, vor allem mit Athen, in Konflikt. Athen war ihm von vornherein feindlich entgegengetreten, indem es einen der Prätendenten (Argaios) unterstützt hatte, wenn auch ohne Erfolg. Philipp hatte bei der von ihm darauf herbeigeführten Verständigung mit Athen in einer geheimen Klausel die Auslieferung von Amphipolis in Aussicht gestellt, wogegen ihm Pydna zugesagt war. Als er aber 357 die Stadt eroberte, behielt er sie für sich. Die Athener erklärten ihm daraufhin den Krieg, waren aber die nächsten Jahre über durch den Bundesgenossenkrieg (S. 211) in Anspruch genommen. Inzwischen besetzte Philipp Pydna und zerstörte Potidäa (356), dessen Gebiet er den Olynthiern übergab. Glückliche Kämpfe mit den Thrakern führten zur Besetzung des Pangaiongebietes und zur Gründung von Philippoi, wie Philipp überhaupt auf Kolonisierung der eroberten Gebiete ausgegangen ist. Während der König gegen Thrakien immer weitere Fortschritte machte, war in Griechenland wieder einer jener unseligen sogenannten „heiligen" a Kriege ausgebrochen. Die Phoker hatten, nachdem ihren Führern auf Betreiben Thebens von den Amphiktionen eine unerschwingliche Geldbuße auferlegt war (356), unter Philomelos' Führung Delphi besetzt, worauf der Heilige Krieg gegen sie beschlossen wurde. Athen und Sparta standen auf Seiten der Phoker; Theben, Thessalien u.a. kämpften gegen sie, ganz Griechenland war in zwei Lager gespalten. Die Phoker gewannen anfangs durch eine Anleihe beim delphischen Tempel, später durch direkte Plünderung der Tempelschätze die Mittel zur Werbung großer Söldnermassen. Es war ein furchtbarer Bruderkrieg, der Griechenland viele Jahre in Schrecken versetzt hat. Als im Verfolg dieser Ereignisse der alte Streit zwischen den Tyrannen von Pherä und von Larissa wieder entbrannte, riefen die ersteren die Phoker, die letzteren, die Aleuaden, den Philipp zur Hilfe herbei, und so war ihm durch die Zwietracht der Griechen Gelegenheit gegeben, sich in Thessalien einzumischen und Pläne aufzunehmen, die schon sein Bruder Alexander verfolgt hatte; lag doch der Anschluß Thessaliens in der Linie der natürlichen Entwicklung Makedoniens. Nachdem Philipp nach Eroberung Methones (354) nach Thessalien eingerückt war, wurde er zwar von dem Söldnerheer des Phokers Onomarchos in zwei Schlachten geschlagen und zum Rückzug gezwungen, aber im nächsten Jahr (353) errang er auf
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X . K e l l a s unter persischem Druck und der Aufschwang Makedoniens
dem „Krokosfelde" im südlichen Thessalien einen vollen Sieg über Onomarchos, worauf Pherä kapitulierte und die Tyrannis beseitigt wurde. So war Philipp, dem das Oberkommando über das thessalische Bundesheer gegen die Phoker verblieb, Herr in Thessalien geworden; Pagasä und die festen Plätze in Magnesia erhielten makedonische Garnisonen. Als er dann zum Kampf gegen Phayllos, den Bruder und Nachfolger des Onomarchos, die Thermopylen durchziehen wollte, mußte er freilich davon absehen, da er sie durch ein großes Truppenaufgebot seiner Gegner, namentlich Athens, gesperrt fand, aber diese Gewinnung Thessaliens war ein Erfolg von grundlegender Bedeutung. Als Philipp, während der Heilige Krieg von den Thebanern weitergeführt wurde, von neuem den Kampf gegen Thrakien aufnahm und den Kersebleptes, der vergeblich auf athenische Unterstützung gehofft, besiegt hatte, dehnte sich sein Machtbereich von den Thermopylen bis zum Bosporus aus. Durch das Anwachsen seiner Macht beunruhigt, hatten die Chalkidier, in Verletzung ihres mit Philipp geschlossenen Vertrages, auf eigene Faust Frieden und Freundschaft mit Athen geschlossen, und als er nun die Auslieferung eines von ihnen beschützten Prätendenten (seines Halbbruders Arrhidaios) vergeblich forderte, rückte er 349 ins chalkidische Gebiet ein und begann den Kampf gegen Olynth, das von Athen durch ein Söldnerheer unterstützt wurde. Von weiterer Betätigung wußte Philipp die Athener durch den von ihm begünstigten Abfall von Euböa abzuhalten: der Feldzug des Phokion konnte die Losreißung dieser Insel nicht verhindern. In Athen trat in dieser Zeit Demosthenes, der sich vom Advokaten zum Politiker entwickelte, mehr und mehr als Führer der Opposition auf, die sich gegen die prinzipielle Friedenspolitik des Eubulos (S. 211) richtete. Schon in seiner ersten Philippischen Rede hatte er das Volk gegen Philipp scharf zu machen gesucht. Jetzt trat er in seinen Olynthischen Reden für rechtzeitige tatkräftige Unterstützung Olynths, und zwar mit Bürgertruppen, ein. Aber als das entsendete Bürgerheer vor Olynth anlangte, war die Stadt eben in Philipps Hand gefallen (348) und wurde nun dem Erdboden gleichgemacht; die anderen chalkidischen Städte wurden in den makedonischen Staat aufgenommen. So war dieses reichgegliederte Küstengebiet makedonisch geworden, was auch für die Entwicklung der jungen makedonischen Seemacht von großer Bedeutung war. Nach diesen großen Erfolgen und weiteren Fortschritten in Thrakien lag es in Philipps Interesse, durch einen Frieden mit Athen sich das Gewonnene bestätigen zu lassen und das seegewaltige Athen, das mit seinen 350 Trieren
Der Heilige Krieg - O l y n t h - D e r Philokrateische Friede
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zur See ihm weit überlegen war, womöglich zu einem Bündnis zu gewinnen; denn seine ganze Politik zielte auf eine Verständigung mit Athen, nicht auf dessen Vernichtung, wie Demosthenes glaubte. Da auch die athenische Kriegspartei unter Demosthenes jetzt eine Ruhepause, schon zur Sanierung der Finanzen, wünschen mußte, ging man dort auf Philipps Anregung ein, und so kam es im Jahre 346 zu dem durch Philokrates redigierten sogenannten Philokrateischen Frieden, über dessen verwickelte Geschichte wir durch die Rede des Demosthenes über die Truggesandtschaft (negl TtxgoatQeaßeixg) sowie durch die Gegenrede des Äschines (II) unterrichtet werden. Die große diplomatische Überlegenheit Philipps über die athenischen Delegierten tritt uns hier aufs deutlichste entgegen, ebenso auch der tiefe Eindruck, den die Persönlichkeit Philipps selbst auf Demosthenes gemacht hat. Der Friede wurde auf Grund des staius quo geschlossen, womit Athen auf Amphipolis endgültig verzichtete. Ein Defensivbündnis zur Garantie der beiderseitigen Gebiete wurde gleichzeitig geschlossen, das nachträglich auch auf Philipps Nachkommen ausgedehnt wurde. Die Phoker wurden, abweichend vom ursprünglichen Entwurf, nicht ausdrücklich vom Frieden ausgeschlossen, was Philipp ruhig gewähren konnte, da sie ja zu den Bündnern des Attischen Seebundes, in deren Namen Athen den Vertrag schloß, nicht gehörten. Als Philipp dann gegen sie vorrückte, brach die Macht der nun völlig isolierten Phoker zusammen; ihr Führer Phalaikos kapitulierte und übergab die festen Plätze in Phokis an Philipp, der nun, da Athen sich mißtrauisch zurückzog, auf Theben gestützt, nach Beendigung des zehnjährigen Bruderkrieges die Neuordnung Mittelgriechenlands durch die Amphiktionen vornehmen ließ. Die Phoker, durch Philipps Fürsprache vor gar zu grausamer Bestrafung bewahrt, wurden zur allmählichen Rückzahlung der geraubten Tempelschätze verurteilt und aus dem Amphiktionenrat ausgestoßen. König Philipp aber wurde mit ihren zwei Stimmen in die Amphiktionie aufgenommen (346). Der Versuch Athens, dies nicht anzuerkennen, führte nur zu einer neuen Demütigung. So hatte Philipp Ungeheures erreicht: alle Eroberungen waren anerkannt, die Thermopylen in seiner Hand, die hellenische Amphiktionie tatsächlich unter seiner Leitung. Auch Thessalien, wo er nach Ablauf seines phokischen Oberbefehls zum Herzog des Bundes (&Q%CÜV) gewählt wurde, hatte er fest in der Hand. Welchen gewaltigen Eindruck seine Erfolge auf Griechenland machten, tritt uns wohl am stärksten darin entgegen, daß die panhellenisch Gesinnten, die von einem Nationalkrieg gegen Persien träumten, nunmehr
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ihre Augen auf ihn als den Retter richteten. In ihrem Namen trat 346 Isokrates (s. S. 212) mit der ungemein interessanten Flugschrift „Philippos" hervor, in der er dem König ans Herz legte, die Griechen miteinander zu versöhnen und das versöhnte Griechenland zum Nationalkrieg gegen Persien zu führen. Womöglich solle er die ganze Perserherrschaft beseitigen oder doch wenigstens Kleinasien bis Kilikien und Sinope erobern und hier Städte gründen und das zahlreiche in Not umherirrende Proletariat, das für die Ruhe Griechenlands eine Gefahr sei, daselbst ansiedeln. Zum mindesten aber solle er die Griechenstädte Kleinasiens von der persischen Fremdherrschaft befreien. Es ist bemerkenswert, daß Isokrates nicht nur mit nationalen, sondern auch mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten sein Programm begründete. Diese Aufforderung durch den berühmten Rhetor, dessen Broschüren in der ganzen Griechenwelt gelesen wurden, bedeutete einen großen moralischen Erfolg für Philipp und mußte ihm von großem Wert sein. Er ist denn auch nach Chäronea an die Verwirklichung jenes Programms herangetreten, freilich in anderen Formen und mit anderen Absichten, als Isokrates es gemeint hatte; denn selbstverständlich hat er damit nicht eine panhellenische, sondern nur seine makedonische Politik betrieben, da auch seine imperialistische Reichspolitik ihn schließlich in Konflikt mit dem persischen Nachbar führen mußte. So berührten sich die panhellenischen und die makedonischen Interessen, und Philipp konnte als offizieller Vertreter jenes panhellenischen Programms zum Zuge gegen Persien rüsten, der in seinem Sinne nur seiner makedonischen Machtpolitik dienen sollte. Doch ehe es dazu kam, sollte noch viel edles Blut fließen. Das war die Wirkung der Politik des Demosthenes, der in völliger Verkennung der wahren Ziele des Philipp in ihm den Todfeind Athens sah, der nur auf die Vernichtung Athens ausgehe. Im Gegensatz zu Isokrates stand Demosthenes nicht auf panhellenischem, sondern auf rein athenischem Standpunkt und erhoffte immer noch eine Wiederherstellung der athenischen Hegemonie. Nur vom Standpunkt dieser Lokalpolitik aus ist es zu begreifen, daß er in den nächsten Jahren sogar nicht davor zurückscheute, mit demselben Persien einen Bund zu suchen, gegen das Philipp zum panhellenischen Nationalkrieg aufrufen sollte. Trotz allem können wir die von Haß flammenden Reden des Demosthenes gegen Philipp nicht ohne Bewegung lesen, und auch heute noch können wir den tiefen Eindruck nachempfinden, den sie auf unsere Vorfahren gemacht • haben, als in Napoleons Zeit Niebuhr die erste Philippische Rede verdeutschte. Spricht doch aus diesen gewaltigen Kundgebungen ein glühender Patriotis-
Isokrates' „Philippos"- Demosthenes' Politik - Philipps Fortschritte
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mus und ein bis zum Letzten bereiter Opferwille fürs Vaterland, der für alle Zeiten vorbildlich ist. So wird auch der, der die Prämissen der Demosthenischen Politik für irrig hält, diesem letzten Aufbäumen Athens nur mit Ergriffenheit folgen können, und auch er wird, begreifend, daß ein Staat mit einer so stolzen Vergangenheit wie Athen nicht kampflos dem Stärkeren den Platz räumen mochte, den ruhmvollen Abschluß, den die Geschichte des freien Athens auf dem Schlachtfelde von Chäronea gefunden hat, nicht missen wollen. Mit Bewegung lesen wir noch heute die schönen Worte, die im Kera- o meikos zu Athen auf einem Grabe von Chäroneakämpfern geschrieben standen: „Zeit, du überschauest alles Menschenschicksal, Freud' und Leid, das Geschick, dem wir erlagen, künde du der Ewigkeit. Auf Böotiens Schlachtfeld sanken wir, gefällt vom Feindesspeere: was wir wollten, war zu wahren unsres heil'gen Hellas Ehre." (Übersetzt von U. v. Wilamowitz.) Während Philipp, seinem Ziel entsprechend, nur den Wunsch hatte, mit Athen auf gutem F u ß zu stehen, hat Demosthenes in den nächsten Jahren alles getan, um ein verständnisvolles Einvernehmen mit ihm zu stören. Diejenigen, die unter dem packenden Eindruck von Philipps Persönlichkeit sich diesem genähert hatten, wurden als Verräter und Bestochene gebrandmarkt. Philokrates wurde in absentia zum Tode verurteilt, Äschines, der sich in einer uns erhaltenen Rede (II) verteidigte, wurde zwar freigesprochen, aber nur mit knapper Stimmenmehrheit, und immer mehr beherrschte Demosthenes die Volksversammlung. Inzwischen machte Philipp immer weitere Fortschritte. Im geheimen bereitete er schon den Perserkrieg vor, indem er mit Hermias,
dem Herrscher von Atarneus, dem Freunde des Aristoteles, ein
Abkommen
traf, wonach
dieser den asiatischen
Brückenkopf
ausliefern
sollte. Bald gelang es ihm, seinen Einfluß auch in Epirus zu festigen, indem er seinen Schwager Alexander, den Bruder der Olympias, auf den Thron setzte. Auf der anderen Seite wurde nach Entthronung des Kersebleptes das thrakische Reich seinem Balkanstaat einverleibt (341), und durch die Gründung von Philippopolis die Kolonisierung des neuen Gebietes in Angriff genommen. Damit war Philipp der unmittelbare Nachbar der athenischen Herrschaft auf dem thrakischen Chersonnes geworden, die für Athen wegen der
Sicherung
der pontischen
Getreidezufuhr
ein Lebensbedürfnis
war.
N u n drängte Demosthenes zum Krieg, ehe Philipps Macht noch gefährlicheren
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Umfang annahm. In seiner gewaltigen III. Philippica trat er offen für den Krieg ein und warb bei den Neutralen, bei Byzanz und Abydos nicht ohne Erfolg, um ein Bündnis gegen Philipp. Aber auch er verfiel dem Fluch seiner Zeit, indem er auch den persischen Großkönig, der inzwischen Ägypten zurückerobert (Winter 343/2) und sein Reich gefestigt hatte, um Unterstützung anging. Offiziell wurde das Gesuch in Susa schroff abgewiesen, da ein Annäherungsversuch Persiens vor kurzem (344/3) vom athenischen Volk abgelehnt war. Im geheimen aber soll persisches Gold an die athenischen Staatsmänner, auch an Demosthenes, zur Unterstützung des Krieges geflossen sein. Während Demosthenes einen hellenischen Defensivbund mit Euböa, Megara, Korinth u. a. gegen Philipp zustande brachte, eröffnete dieser den Kampf gegen Byzanz und das mit diesem verbündete Perinth (340). Aber die Belagerung von Perinth mußte er aufgeben, als der persische Satrap von Kleinphrygien es mit Truppen unterstützte, und als Philipp sich • dann gegen Byzanz wandte, erklärten die Athener, daß er den Frieden gebrochen habe, schlugen mit den entsendeten Schiffen seine Flotte ins Schwarze Meer zurück und zwangen ihn, auch diese Belagerung aufzugeben. Während Philipp auch jetzt noch nicht gegen Athen vorging, sondern im Interesse seines Reiches siegreich gegen die Skythen und Triballer kämpfte (339), kam es in Griechenland durch Intrigen hüben und drüben wieder einmal zu einem „heiligen" Krieg, und zwar gegen die Lokrer von Amphissa. Auf Beschluß der Amphiktionen wurde Philipp als dem „Hegemon der Amphiktionen" die Exekution übertragen. Von einer schweren Verwundung kaum genesen, brach er nun in Eilmärschen nach Süden auf und stand zum Erstaunen der Griechen plötzlich diesseits der Thermopylen in Elatea in Phokis (November 339). In einer berühmten Stelle seiner Kranzrede (§ 169ff.) hat Demosthenes geschildert, welchen ungeheuren Eindruck diese Kunde in Athen machte. Jetzt kam alles darauf an, ob Theben sich auf Philipps oder auf Athens Seite stellen würde. Es war ein Triumph für Demosthenes, daß es ihm gelang, Theben auf seine Seite zu ziehen. Nach anfänglichen kleineren Erfolgen der Verbündeten eroberte Philipp im Frühling 338 Amphissa und bestrafte es im Sinne seines amphiktionischen Auftrages. Nach langem Hinund Herziehen der beiden Gegner kam es dann im Hochsommer 338 zur Ent• scheidungsschlacht in der Kephissosebene bei Chäronea. Auch hier wendete Philipp die „schiefe Schlachtordnung" an. Den linken Offensivflügel überwies er diesmal seinem 18jährigen Sohne Alexander, während er selbst den rechten Flügel befehligte. So hat Alexander hier die entscheidende Attacke
Philipp gegen Byzanz und Perinth - Chäronea - Der Korinthische Kongreß
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gegen die Heilige Schar der Thebaner geritten, während Philipp durch einen verstellten Rückzug die Athener überwand. Nach tapferster Gegenwehr waren die Verbündeten vollständig geschlagen. Wenn Philipp hier entgegen seiner sonstigen Gewohnheit keine Verfolgung ausführte, sondern sich mit der Errichtung eines Tropaion begnügte, so geschah dies, weil ihm, dem so recht, nach dem Wort des Generals v. Clausewitz, der Krieg nur eine Fortführung der Politik mit anderen Mitteln war, schon vor der Schlacht die Absicht feststand, sich im Falle des Sieges mit dem geschlagenen Gegner zu versöhnen. Theben freilich mußte für seinen Abfall gestraft werden, mußte eine makedonische Besatzung in die Kadmea aufnehmen und der Wiederherstellung von Platää und Orchomenos zustimmen. Die Athener dagegen, bei denen jetzt Phokion die Leitung übernahm, erhielten über alles Erwarten gnädige Friedensbedingungen: Freiheit und Autonomie wurden zugesagt, ebenso die Rückgabe der Gefangenen von Chäronea ohne Lösegeld; freilich den Seebund, soweit er noch bestand, mußten sie auflösen und den Chersonnes abtreten, wofür sie aber Oropos zurückerhielten. Die Athener waren durch diese Milde, die zu dem von Demosthenes ihnen immer vorgehaltenen Bilde des Königs so gar nicht stimmte, so freudig überrascht, daß sie eine Statue Philipps auf dem Markt errichteten und ihm und seinem Sohne Alexander, der die Asche der bei Chäronea gefallenen Athener in ihre Heimat überführte, das Bürgerrecht verliehen I Schon bei diesem Separatfrieden hatte Philipp seine letzten Pläne zum Teil angedeutet, indem er die Athener, mit denen er „Freundschaft und Bündnis" schloß {yitta. xxi ov/iftaxtoi), aufforderte, wenn sie wollten, dem gemeingriechischen Frieden und dem Synhedrion, deren Einführung er plante, beizutreten. Im Peloponnes von den meisten freudig begrüßt, stieß er allein bei Sparta auf den festen Willen, sich ihm nicht unterzuordnen. Er begnügte sich damit, die Spartaner auf die Lakonike, die er verwüstend durchzogen hatte, durch ein allgemeines griechisches Schiedsgericht beschränken zu lassen, indem ihre sonstigen Besitzungen an die feindlichen Nachbarn aufgeteilt wurden. Nun konnte er an das große Friedenswerk gehen, das die Krönung seiner Politik werden sollte. Er berief die Gesandten der sämtlichen souveränen griechischen Staaten des Festlandes (von der makedonischen Grenze an) sowie der Inseln nach Korinth, damit er gemeinsam mit ihnen eine neue Ordnung Griechenlands aufrichte. Auf diesem denkwürdigen Korinthischen • Kongreß wurden in einer konstituierenden Versammlung, die unter Philipps Vorsitz in angestrengter Arbeit bis ins Jahr 337 hinein tagte, die gesamten
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X. Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
hier vertretenen Griechenstaaten (nur Sparta fehlte) auf Philipps Geheiß durch einen gemeingriechischen Frieden (xoivrj elQrjvrj Tolg"EXhjoiv) - eine Vertragsform, die die Griechen schon seit den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts mehrfach untereinander in Anwendung gebracht hatten - zu einem Hellenenbunde, genannt ol "EXbjveg, zusammengeschlossen. Diese politische Einigung der Griechen untereinander war aber für Philipp, der schon lange nach der Hegemonie über Hellas strebte, nur die notwendige Voraussetzung, um durch Abschluß einer Symmachie mit den so geeinten Griechen ihr Hegemon werden und als solcher über ihre Streitkräfte für seine makedonische Politik verfügen zu können. So schloß sich an diesen ersten A k t unmittelbar ein zweiter Vertrag an, den Philipp als König von Makedonien mit den einzelnen Mitgliedern jenes Hellenenbundes über ein ewiges Schutz- und Trutzbündnis (ovfifiocxtot) abschloß, kraft dessen er die Garantie für den gemeingriechischen Frieden übernahm und als lebenslänglicher Hegemon das Kommando über die griechischen Kontingente erhielt. Wegen der innerlichen Verbundenheit dieser beiden diplomatischen Akte waren in den Symmachievertrag (owfrrjxoii) außer den aus diesem sich ergebenden beideiseitigen Pflichten (wie z.B. von griechischer Seite der der militärischen Unterstützung Philipps im Falle eines Angriffs auf ihn sowie dem Versprechen, Philipps und seiner Nachkommen (!) Königtum nicht zu stürzen) auch mindestens die Grundzüge des gemeingriechischen Friedens als der Voraussetzung der Symmachie mit aufgenommen, weil ja der König als der Garant dieses Friedens für die Achtung seiner Bestimmungen zu sorgen hatte. In dem Friedensvertrag der Hellenen untereinander war ebenso wie in den früheren Verträgen dieser Art vor allem die Freiheit und Autonomie aller Mitglieder des Hellenenbundes ausgesprochen. Ferner war bestimmt, daß alle Fehden zwischen den Bündnern künftig untersagt seien. Alle zur Zeit bestehenden Verfassungen wurden einander garantiert und gegen Umwälzungen jeder Art geschützt, wie auch aller derzeitiger Besitz gewährleistet wurde. Unter Verbot alles Kaperns wurde den Bündnern die Freiheit der Meere garantiert. Für den Fall der Übertretung dieser Paragraphen waren harte Sanktionen festgesetzt. Zur Führung der Bundesgeschäfte wurde ein „gemeinsamer Bundesrat" (ro xoivov ovviÖQiov rcöv ' E^J.ijvcov) aus den Beisitzern der Bündner gebildet, die jeder Bundesstaat in einer seiner militärischen Bedeutung entsprechenden Zahl zu den Sitzungen entsenden sollte. Der Beschlußfassung dieses Synhedrions, das zugleich das Bundesgericht darstellte, war auch die Entscheidung über Krieg und Frieden unterstellt. Mochte
Bild
23: Attisches
Grabrelief
Bild 24: Bronzestatue eines Athleten
Der Korinthische Bund
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der persönliche Einfluß Philipps tatsächlich auch noch so groß sein, rechtlich war dieser Bundesrat durchaus unabhängig vom Hegemon, der, außerhalb des Synhedrions stehend, an der Beschlußfassung keinen Anteil hatte. Die Exekutive aber lag kraft der Symmachie bei Philipp, der als Bundesfeldherr die von den einzelnen Bündnern zu stellenden Kontingente im Falle eines gemeinsamen Krieges zu bestimmen und zu führen hatte. Daß ihm tatsächlich auch die Leitung der auswärtigen Politik zufiel, ergab sich aus der politischen Situation von selbst. Auf den Gedanken Philipps, einen gemeingriechischen Frieden zu schaffen, mag der Rat des Isokrates, die innerliche Eintracht unter den Griechen herzustellen (S. 220), von Einfluß gewesen sein; freilich war die praktische Ausführung ganz anders, als Isokrates es gedacht hatte; denn den Gedanken an eine politische Einigung der Nation hat man dem Isokrates, der nur eine Versöhnung der Griechen von Philipp erhofft hatte, mit Unrecht zugeschrieben. Sie hat ihm völlig ferngelegen. So ist die Schaffung des Korinthischen Bundes, wie man heute das Ergebnis von Korinth zu nennen pflegt, nicht aus der panhellenischen Idee, sondern aus der Machtpolitik Philipps abzuleiten. Nachdem alle hier vertretenen Griechenstaaten in ihren Volksversammlungen die beiden Verträge angenommen und beschworen hatten (Philipp hat natürlich nur den Symmachievertrag beschworen), wurden sogleich die von ihnen erwählten Beisitzer nach Korinth zu einer ersten Synhedrionsitzung berufen (337). Hier erfüllte nun Philipp das Hauptziel des Programms des Isokrates, indem er den panhellenischen Feldzug gegen Persien beantragte, und zwar um Rache zu nehmen für die Frevel, die Xerxes einst an den Tempeln der Götter begangen hatte. Dieser Gedanke, den Perserkrieg zum heiligen Kreuzzug zu stempeln, stammt nicht, wie man bisher angenommen hat, von Isokrates, sondern von Philipp, der damit ein geistiges Band zwischen seinem Unternehmen und der großen Zeit der alten Perserkriege knüpfte und seine makedonischen Eroberungsziele mit dieser ehrwürdigen panhellenischen Flagge deckte. Das erste Ziel sollte, entsprechend dem Minimalprogramm des Isokrates (S. 220), die Befreiung der kleinasiatischen Griechen vom persischen Joche sein. Indem Philipp diese panhellenischen Gedanken aufnahm, warb er um die Sympathien der Griechen und gab seiner Hegemonie über die Griechenstaaten eine moralische Legitimation. Das Synhedrion stimmte seinem Antrag begeistert zu und übertrug ihm eigens für diesen Rachefeldzug ein außerordentliches Kommando mit dem Titel eines „bevollmächtigten Feldherrn" (crTgar^yö; OLVXOXQ&XWQ).
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X. Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
Nach diesen glänzenden Erfolgen zog Philipp nach Makedonien zurück, um zum Perserkrieg zu rüsten. Im nächsten Frühling (336) sandte er einen Voraustrupp von 10000 Mann unter Parmenion und Attalos nach Kleinasien hinüber, dem er selbst mit dem Hauptheer später folgen wollte. Aber dies war ihm nicht beschieden; denn im Hochsommer 336 wurde er in Aigai beim Hochzeitsfest seiner Tochter ermordet, im Alter von erst 47 Jahren. So klar im großen und ganzen sein gewaltiges Lebenswerk vor uns steht, so schwer wird es durch dies jähe frühe Lebensende, zu beurteilen, wie seine Neuordnung Griechenlands bei längerem Leben gewirkt hätte, zumal sein Sohn Alexander, wiewohl er zunächst an die Politik seines Vaters anknüpfte, doch bald in andere Bahnen eingelenkt ist. Wohl war zum erstenmal in der Geschichte eine politische Einigung Griechenlands erreicht, aber nicht aus eigenem Willen - wie denn das Ideal eines politischen Einheitsstaates den Griechen, auch den panhellenischen Kreisen, immer fremd gewesen ist - , sondern unter dem Druck der makedonischen Waffen. Wenn auch Freiheit und Autonomie den Griechen verbürgt waren, so war doch die politische Führung wie das militärische Kommando an den Makedonenkönig übergegangen, und wenn wir heute auch berechtigt sind, in den Makedonen gleichfalls einen griechischen Stamm zu sehen (S. 212 f.), so wurden sie doch von den Hellenen als Fremde empfunden, und dies war entscheidend für- die kühle Aufnahme, die Philipps Werk bei den Griechen gefunden hat. Und doch hätte jener hellenische Friedensvertrag, der die seit Jahrhunderten geführten partikularistischen Fehden zum Schweigen bringen und einen dauernden Landfrieden schaffen sollte, zum mindesten wirtschaftlich segensreich wirken müssen, wenn er in Philipps Sinne lange Zeit durchgeführt wäre. Im Sinne der Panhellenisten war es aber jedenfalls ein großer Erfolg, daß der beherrschenden Rolle, die schmählicherweise viele Dezennien hindurch der Großkönig bald mehr, bald weniger in Hellas gespielt hatte, ein Ende bereitet war. Die persische Suprematie mit Waffen niederzuwerfen, ist Philipp zwar nicht mehr vergönnt gewesen, aber den „Königsfrieden" hat er bereits, und zwar mit voller Absicht, zerrissen, indem er statt des Großkönigs die Garantie für die Freiheit und Autonomie der Griechen übernahm und sie damit sozusagen unter das makedonische Protektorat stellte.
Philipps Ende - Die Ausbreitung der griechischen Kultur
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D i e K u l t u r des 4. J a h r h u n d e r t s b i s auf A l e x a n d e r Im 4. Jahrhundert hat die griechische Kultur weithin an Boden gewonnen. Nicht nur, daß dank der sophistischen Bewegung im griechischen Volke selbst immer weitere Kreise nach höherer Bildung strebten, sondern auch über die Grenzen hinaus begann schon jetzt hie und da ein Hinausstreben der griechischen Kultur sich bemerkbar zu machen, schon vor Alexander, der diesem Expansionsbedürfnis dann in ungeahnter Weise freie Bahn verschaffen sollte. Solch Vordringen läßt sich im Westen wie im Osten beobachten, dort in Italien und Karthago, hier an den Höfen mancher Satrapen und Fürsten, wie des Maussollos von Karten und des Euagoras von Cypern, die griechische Künstler und Denker an ihren Hof beriefen und nicht mit Unrecht als Vorläufer der hellenistischen Fürsten bezeichnet worden sind. Auch an der nördlichen Peripherie des Griechentums, in Makedonien, hat, wie vorher schon Archelaos, so jetzt Philipp die griechische Kultur weiter einzuführen sich bemüht. Daß er den Aristoteles zur Erziehung seines Sohnes Alexander berief, redet eine deutliche Sprache, mögen auch politische Rücksichten auf dessen Beziehungen zu Hermias von Atarneus mitgespielt haben (S. 221). Durch diese Ausbreitung des griechischen Wesens, die zur Hellenisierung mancher „Barbaren" führte, verschob sich etwas der alte Gegensatz der Hellenen und Barbaren, doch blieb er lebendig in der panhellenischen Bewegung. Wenn Isokrates in seinem Panegyrikos von 380 sagt, daß Athens zentrale a Stellung als Lehrmeister der anderen im Denken und Reden bewirke, daß man „Hellenen" jetzt eher diejenigen nenne, die an der attischen Bildung teilhätten, als diejenigen, die von gemeinsamer (griechischer) Abstammung seien (§ 50/1), so will er damit nicht, wie vielfach angenommen wurde, jene hellenisierten Barbaren in die Hellenen einschließen; denn für ihn bleiben die Barbaren, im besonderen die Perser, doch immer noch die „natürlichen" Feinde der Griechen (§ 158, vgl. Panathen. § 163), vielmehr besagen jene Worte nur, daß er die wahren Hellenen nur in den attisch gebildeten Hellenen sieht. So steht er bezüglich der Barbaren im Gegensatz zu dem Sophisten Antiphon, der nach einem Papyrusfund vom Standpunkt des Naturrechtes • aus bereits die physische Gleichartigkeit der Hellenen und Barbaren verkündet hatte. Im übrigen ist das, was Isokrates hier über die zentrale Stellung Athens sagt, keine Übertreibung: Athen war wirklich trotz seines politischen Niederganges der geistige Mittelpunkt geblieben, und zwar nicht nur, wenn auch besonders, für Philosophie und Rhetorik.
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X. Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
Auf wissenschaftlichem
Gebiet laufen in diesem Jahrhundert
mehrere
Strömungen nebeneinander, die sich aber mehrfach berühren und aufeinander wirken. Einmal setzt sich die Sophistik fort, von der einige Hauptvertreter noch bis in dieses Jahrhundert gelebt und gewirkt haben, wie Gorgias und Thrasymachos, und in ihren Schülern ihre Fortsetzer gefunden haben. Wie lebendig auch jetzt noch diese Richtung gewesen sein muß, zeigt vielleicht am deutlichsten die leidenschaftliche Polemik des Piaton. Am nachhaltigsten wurde ihr Einfluß auf die Rhetorik, deren berühmtester Vertreter Isokrates wurde, ein Schüler des Gorgias. Ebenso wie er wirkten auch die bedeutendsten Vertreter der praktischen Redekunst, die die Gerichtsrede und die Volksrede pflegten, in Athen, wie Lysias,
Demosthenes, Äschines,
Hype-
reides, Demades u.a. Diese Namen besagen, daß die Redekunst im 4. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hat. Anderseits ragt in dies Jahrhundert auch noch die gewaltige Gestalt des Demokrit hinein, des großen Universalgelehrten, der nicht nur die Naturwissenschaft umfaßte (S. 187), sondern angeregt von den Forderungen der modernen Zeit auch ethische Probleme behandelt hat. Die exakten Wissenschaften wurden, abgesehen vom Mutterlande, auch in Unteritalien durch die pythagoreische Schule gefördert, die unter Archytas von Tarent zu neuer Bedeutung kam. Im besonderen waren es die Mathematik
und die Astro-
nomie, die hier gepflegt wurden. Archytas fand u. a. die Lösung des Problems der Verdoppelung des Würfels und begründete die wissenschaftliche Mechanik. Die alte pythagoreische Lehre von der Kugelgestalt der Erde fand nun auch im Mutterlande Eingang und ermöglichte ein Fortschreiten der wissenschaftlichen Erdkunde. So begann man jetzt mit den eisten Versuchen, den Erdumfang zu berechnen. Dagegen fand die neue pythagoreische Lehre von der Umdrehung der Erde um ihre Achse, wobei freilich die Erde noch im Zentrum der Welt gedacht wurde, nur vereinzelte Zustimmung, so bei Piaton
(Timaios 40 b), dessen Schüler Herakleides
Pontikos
sequenzen gezogen hat. Dagegen Eudoxos von Knidos,
weitere
Kon-
einer der bedeutend-
sten Mathematiker und Astronomen dieser Zeit, der Begründer der analytischen Methode, der in Kyzikos eine fruchtbare Schule errichtete, lehnte sie ab. Auch die Medizin
machte weitere Fortschritte. Neben der hippo-
kratischen Schule von Kos, die im Banne des kanonischen Ansehens ihres Begründers stand, wirkte die Schule von Knidos weiter. In der Geschichtsforschung blieb das große Vorbild des Thukydides unerreicht. Das gilt im besonderen auch v o n
den Fortsetzungen des thukydideischen Torso, die
Sophistik, Rhetorik,'Einzelwissenschaften, Geschichtschreibung- Sokratik-Piaton
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Xenophon, Kratipp und Theopomp wagten. Die einzigen uns hiervon erhaltenen „Hellenika" des Xenophon, die er bis zur Schlacht von Mantinea geführt hat, stehen nicht auf der Höhe seiner äußerst frisch geschriebenen „Anabasis". Von den „Hellenika von Oxyrhynchos", die sich in wertvollen Bruchstücken auf Papyrus fanden, ist immer noch umstritten, ob sie dem Theopomp oder dem Kratipp oder wem sonst gehören. Leider ist uns auch das großangelegte zeitgeschichtliche Werk, das Theopomp unter dem Titel „Philippika" geschrieben hat, bis auf Fragmente verloren; dasselbe gilt von der großen sizilischen Geschichte, die Philistos, der sizilische Staatsmann und Freund des älteren Dionysios, unter dem Eindruck des Thukydides geschrieben hat. Im Gegensatz zu ihm war Ephoros von Kyme, der eine griechische Universalgeschichte, von der Rückkehr der Herakliden an, meist in engem Anschluß an seine jeweilige Vorlage schrieb, ein Rhetor, der für das Politische und Militärische wenig Verständnis besaß. Anderseits blühte die Lokalgeschichte auf, wie in Athen, im Anschluß an Hellanikos, die Atthidographen ihre wertvollen Aufzeichnungen machten. Ein Vertreter der ionischen romanhaften Geschichtschreibung war Ktesias von Knidos, der mehrere Jahre als Leibarzt des Artaxerxes II. am Perserhof gelebt hatte und darauf (um 390) eine assyrisch-persische Geschichte schrieb, die zwar gutes orientalisches Lokalkolorit zeigt, aber zum größten Teil aus alten ionischen Sagen und aus Selbsterfundenem zusammengedichtet ist. Erst durch Alexander haben die Griechen den wahren Orient kennengelernt. Neben der Sophistik und den Einzelwissenschaften steht endlich die Sokratik. Der Märtyrertod des Sokrates, mit dem das neue Jahrhundert beginnt (399), entfesselte eine große Literatur über ihn und seine Lehre, während er selbst kein schriftliches Wort hinterlassen hatte. Unter den Schulen, die von seinen Schülern begründet wurden, kamen zu selbständiger Bedeutung die des Antisthenes, der die Bedürfnislosigkeit des Weisen predigte, im Gymnasion des Kynosarges zu Athen, daher die kynische genannt, aus der dann Diogenes hervorgegangen ist, sowie die kyrenäische Schule des Aristipp, des Künders des Hedonismus. Aber hoch über ihnen allen ragt die ganz eigenartige Persönlichkeit des Piaton und seine „Akademie" hervor, die er nach der Rückkehr von seiner ersten italischen Reise um 387 beim Gymnasion in der Feldmark Akademeia begründet hat. Die Schule, auf deren Gründung und Organisation das Vorbild der pythagoreischen Schule Unteritaliens entscheidenden Einfluß gehabt hat, war ein Kultverein, dessen Genossen dem Kult der Musen huldigten. Piaton (427-347) ist von seinem Lehrer
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X. Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
Sokrates, dem er namentlich im Phaidon und im Symposion Denkmale von ergreifender, unvergänglicher Schönheit gesetzt hat, ausgegangen, ist aber mehr und mehr über ihn hinausgewachsen. Sein Eigenstes ist die Lehre von den Ideen, den Urformen der Dinge, denen er allein wahres Sein zuerkannte, der Gipfel seiner Philosophie. Mit zunehmendem Alter hat, abgesehen von der eleatischen Lehre, die orphisch-pythagoreische Richtung, die er in Italien kennenlernte, mit ihrer Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und der SeelenWanderung und ihrer Mystik immer größeren Einfluß auf ihn gewonnen. Auch die pythagoreische Zahlenmystik hat er mit seiner Ideenlehre verschmolzen. Doch ist ihm von jener Seite, im besonderen durch seinen Freund Archytas von Tarent, auch die grundlegende Bedeutung der Mathematik nahegebracht worden, auf deren Pflege er dann in der Akademie, in engen Beziehungen zu Eudoxos von Knidos stehend, großes Gewicht gelegt hat. Ein Hauptproblem war für ihn das Staatsproblem. Nach Geburt und Uberzeugung Aristokrat, fühlte er sich von dem Treiben der radikalen Demokratie seiner Zeit, aber auch von dem Schreckensregiment der Dreißig abgestoßen (Epistel 7). Da im politischen Leben der Heimat für ihn kein Platz war, hat er versucht, auf die Entwicklung der Monarchie in Syrakus, wohin er dreimal gereist ist (zu Dionysios I. und II.), zusammen mit Dion Einfluß zu gewinnen (S. 202), hat aber nur bittere Enttäuschungen erlebt. Auf der Höhe seines Lebens schrieb er sein größtes Werk, die „Politeia", auch diese in Dialogform, in der er unbekümmert um die Realitäten dieser Welt seinen Idealstaat, den Staat der Gerechtigkeit, gezeichnet hat, in dem die Philosophen regieren sollten. Als er sich später davon überzeugen mußte, daß dieser Staat nur „für Götter oder Göttersöhne" passe, hat er zuletzt im höchsten Greisenalter in seinen „Gesetzen", die erst nach seinem Tode herausgegeben wurden, in Resignation ein neues Idealbild entworfen, in dem er der Wirklichkeit mehr Zugeständnisse machte. Das Einzigartige seiner Persönlichkeit liegt in der Verbindung des tiefen Denkers mit einer dichterischen und künstlerischen Natur. Piaton ist kein Dogmatiker, sondern ständig ein Werdender und Wachsender gewesen und hat sein Leben lang die Wahrheit und das Gute gesucht. •
Sein größter Schüler ist Aristoteles von Stagira (384-322). Schon als 17jähriger (367) trat er in die Akademie ein und ist hier bis zum Tode Piatons (347), also volle 20 Jahre, bis zu seinem 37. Jahre (!), ein begeisterter Schüler des Piaton gewesen. Schon damals ist er mit Dialogen, wie dem Protreptikos, hervorgetreten. Wohl hat er sich dem Meister nicht in allem anschließen können, namentlich nicht dessen letzter, z.T. mystischen Richtung, aber die
Platon — Aristoteles
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Liebe und Verehrung für Piaton hat ihn sein ganzes Leben begleitet, und diese „platonische Periode" ist grundlegend für ihn geworden, so sehr er dann auch über sie hinausgewachsen ist. Auf diese Lehrjahre folgten nach Piatons Tode die Wanderjahre, die ihn zunächst nach Assos (in der Troas) führten, das Hermias, der Herrscher von Atarneus, zwei Piatonikern, die ihn philosophisch und politisch beraten hatten, als Dank zum Geschenk gemacht hatte. Schon hier in Assos, in diesem Ableger der platonischen Schule, hat Aristoteles bedeutende Schüler um sich versammelt (wie Kallisthenes, Theophrast) und hat hier ebenso wie in Mytilene, wohin er nach drei Jahren übersiedelte, eine fruchtbare Lehrtätigkeit entwickelt. Seine wachsende
Selb-
ständigkeit gegenüber Piaton tritt bereits in seinem in Assos geschriebenen Dialog „Über die Philosophie" hervor, in dem er an der Ideenlehre, besonders an der Lehre von den Idealzahlen, Kritik übte. Seine Freundschaft mit dem mitten in der großen Politik stehenden Hermias scheint sein Interesse und Verständnis für die Realpolitik geweckt und gefördert zu haben, wie es uns schon in den damals in Assos entstandenen ältesten Teilen der „Politik" entgegentritt. So ist diese Ubergangszeit für die Entwicklung des Aristoteles nach verschiedenen Seiten von großer Bedeutung gewesen. Die politischen Beziehungen des Hermias zu Philipp von Makedonien (S. 221) sind vielleicht nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß Philipp den Aristoteles als Erzieher seines Sohnes Alexander berief. So ist Aristoteles 343/2 nach Pella gegangen und hat hier in etwa dreijährigem Unterricht in Alexander die Liebe zur griechischen Kultur entfacht und ihn auf seinen königlichen Beruf vorbereitet. Als Alexander dann den Thron bestiegen hatte, ist Aristoteles 335/4 nach Athen
übergesiedelt, wo
er in
den Wandelhallen
(iteginaxoi)
des
Lykeion-Gymnasions am Lykabettos nach dem Muster der Akademie seine eigene Schule begründet hat, in der er 13 Jahre lang gelehrt hat, bis er nach Alexanders Tode aus Athen vertrieben wurde, worauf er bald danach in Chalkis gestorben ist (322). Hier in Athen, in seinen Meisterjahren, hat er sich in der Hauptsache der Lehrtätigkeit gewidmet, so daß die literarische Betätigung mehr zurücktrat; denn seine großen systematischen Werke, sowohl die naturwissenschaftlichen wie die geisteswissenschaftlichen, die in dieser Zeit ihren Abschluß fanden, gehören eigentlich nicht zur Literatur, da sie nur die Unterlagen für seine Lehrvorträge waren, woraus sich ihr eigenartiger Stil erklärt. Was seine Arbeit in dieser Zeit ganz besonders von der platonischen A r t unterscheidet, ist, daß er jetzt zur empirischen forschung
überging, um die allgemeinen philosophischen
Einzel-
Grundgedanken,
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X . Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
mit denen er im wesentlichen schon in seiner mittleren Periode fertig war, nachträglich induktiv durch ein möglichst großes Tatsachenmaterial zu stützen oder auf Grund dieses weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck ließ er durch seine Schüler für Natur- und Geisteswissenschaften ein ungeheures Forschungsmaterial zusammentragen, wie auch er zuerst in seiner Schule für einen Lehrapparat, eine Bibliothek, Anschauungsmaterial usw. gesorgt hat, und so ward er der große Organisator der wissenschaftlichen Arbeit. Wie seine Lehre hierdurch umgestaltet wurde, möge an dem Beispiel seiner „Politik", die den Historiker am nächsten angeht, kurz angedeutet werden. Nach Werner faeger steckt in den uns vorliegenden acht Büchern dieses Werkes eine „Urpolitik", die schon in den vierziger Jahren bald nach Erscheinen von Piatons „Gesetzen" geschrieben war, in der er noch ganz in platonischer Weise seinen Idealstaat aufbaut. Es sind die Bücher II, III und VII, VIII, die diesem Thema gewidmet sind und ursprünglich zusammenhingen. Nachdem er dann in Athen von seinen Schülern die gewaltige Materialsammlung der 158 Staatsverfassungen {noXiTelai) hatte zusammentragen lassen von denen er die Verfassung der Athener ('A&rjvxicov nokirda), die uns auf einem Londoner Papyrus beschert worden ist, für weitere Kreise selbst dargestellt hat -, schob er auf Grund dieses Tatsachenmaterials die Bücher IV-VI ein, in denen er nicht den Idealstaat, sondern den historischen Staat behandelt und seine Krankheiten und ihre Heilungsmethoden darlegt. Da so aber aus einem Idealstaatsentwurf eine allgemeine Staatslehre wurde und das II. Buch mit seiner Geschichte der Utopien nicht mehr als Einleitung paßte, schrieb er nun Buch I als Einleitung zu dem neuen großen Thema. Ahnlich lassen sich auch in anderen Lehrschriften ältere und jüngere Schichten unterscheiden. So sehen wir auch den Aristoteles, wie oben den Piaton, als einen ständig Werdenden und Wachsenden vor uns, nicht als den ein für allemal fertigen, entwicklungslosen Meister, der er für die Scholastik und bis in unsere Tage gewesen ist. Wie dieser einzigartige Universalgelehrte, mit dem bis auf Leibniz hin niemand zu vergleichen ist, die gesamten Naturund Geisteswissenschaften beherrscht und einheitlich organisiert hat, ist eine nur schwer zu begreifende, geradezu wunderbare Leistung. Aber gerade die Vertiefung, die er den einzelnen Zweigen der Wissenschaft gegeben hat, mußte nach seinem Tode, da es keinen Ersatz für ihn gab, notwendig zur Entwicklung der Fachwissenschaften führen, die dann charakteristisch für die hellenistische Zeit geworden ist, - ähnlich wie Alexanders Weltreich sich nach seinem Tode in Territorialreiche auflösen mußte.
Aristoteles - Poesie und Musik - Kunstbauten
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Das allgemeine Interesse an der Philosophie und an der Rhetorik war im 4. Jahrhundert so vorherrschend, daß die Poesie dagegen zurücktrat. Geschaffen worden ist zwar viel, aber nach dem wenigen, das wir davon kennen, kann es den Vergleich mit den Schöpfungen des 5. Jahrhunderts nicht aushalten. Daß gleichwohl das poetische Empfinden nicht gesunken war, zeigen manche der Dialoge Piatons. Nachdem Choirilos von Samos am Ende des 5. Jahrhunderts die Perserkriege unter Verherrlichung Athens in einem Epos besungen hatte, kehrte jetzt der Epiker Antimachos in seiner „Thebais" wieder zum Mythos zurück. Im Mittelpunkt des poetischen Interesses stand aber die Tragödie. Sie blieb nicht mehr auf Athen beschränkt, sondern auch andere Städte begannen, sich mit Theatern zu schmücken. Wenn es auch Sitte wurde, an den Festen zunächst ein Drama aus dem 5. Jahrhundert aufzuführen, meist von Euripides, dem Dichter der modernen Weltanschauung, der die Bühne beherrschte, so wurde hinterher doch wie früher die Konkurrenz von drei Trilogien verlangt, so daß die Zahl der Werke sehr groß gewesen sein muß. Wir wissen aber wenig davon. Der politische Niedergang Athens führte zur Entpolitisierung der Komödie, wie es schon die letzten Schöpfungen des Aristophanes zeigen (S. 193). Indem sie sich immer mehr den Szenen des Alltagslebens zuwendete und höchstens philosophische Theorien oder literarische Erscheinungen verspottete, daneben auch Göttermythen lächerlich machte, entwickelte sie sich zu der sogenannten „Mittleren Komödie", die auch außerhalb Athens gedichtet und aufgeführt wurde. Während die Poesie deutlich einen Abstieg zeigt, erlebte die Musik einen großen Aufschwung und fesselte das Publikum in steigendem Maße. Wir kennen leider nur Bruchstücke von den Textbüchern - wie die „Perser" des Timotheos (aus dem Anfang des Jahrhunderts) durch den ältesten griechischen Papyrus aber da wir die Noten nicht kennen, können wir uns von dieser neuen Musik keine Vorstellung machen. Der weiteren Ausschmückung Athens mit staatlichen Kunstbauten war durch den unglücklichen Ausgang des Peloponnesischen Krieges für längere Zeit ein Ziel gesetzt. Der Wiederaufbau der „Langen Schenkel" und der Piräusmauem durch Konon (S. 205), die übrigens wie früher als Lehmmauern auf Steinsockeln aufgeführt wurden, zeugt für den Ernst der Zeit. Erst unter Eubulos (S. 211) nahm man wieder Kunstbauten in Angriff, die aber erst zur Zeit der Finanzwirtschaft des Lykurgos unter Alexander vollendet wurden, wie der steinerne Bau des Dionysostheaters. Trotzdem ist Athen auch im 4. Jahrhundert der Mittelpunkt des künstlerischen Lebens
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Hellas unter persischem Druck und der Aufschwung Makedoniens
geblieben, nur daß seine einheimischen Künstler jetzt meist auswärts ihre Aufträge erhielten. Unter den Tempelbauten dieser Zeit verdienen der Athenatempel zu Tegea (Werk des Skopas), nächst dem olympischen Zeustempel der größte im Peloponnes und als der schönste dort geltend, ferner der Athenatempel von Priene (Werk des Pytheos) und der gewaltige Neubau des 356 von Herostratos abgebrannten Artemistempels von Ephesos genannt zu werden. Herrschend blieben auch jetzt der dorische und der ionische Stil, während die korinthischen Säulen (S. 198) meist nur erst im Inneren angewendet wurden, wie in dem Rundbau (#oAo;) von Epidauros, dessen ornamentaler Schmuck von unübertroffener, bezaubernder Feinheit ist (Werk des jüngeren Polyklet). Rein korinthischen Stil zeigt zuerst das zierliche private Monument des Lysikrates zu Athen (335/4). Das berühmteste Bauwerk dieser Zeit ist aber das gewaltige, zu den Sieben Weltwundern gezählte Grabmal des Maussollos von Karien (f 353), ein von einem Viergespann gekrönter ionischer Bau (Werk des Pytheos und Satyros), an dessen Ausschmückung die ersten Meister (wie Skopas und Bryaxis) gearbeitet haben. Unter dem Einfluß der Malerei, die am Ausgang des 5. Jahrhunderts zur Wiedergabe des seelischen Lebens übergegangen war (S. 199), wendete sich auch die Plastik im 4. Jahrhundert dieser Richtung zu. Dies führte allmählich zu Charakterdarstellungen und später zum Porträt. Zu menschlichen Darstellungen bot viele Gelegenheiten die jetzt aufkommende Sitte, verdienten Männern bei Lebzeiten Ehrenstatuen an öffentlicher Stelle zu errichten (S. 205). Hervorragend Schönes wurde in den attischen Grabreliefs geleistet. Attische Künstler haben auch die herrlichen Särge gearbeitet, die in • Sidon (Phönikien) zutage gekommen sind. Auf die Darstellung der Götter wirkte die Zersetzung der Religion durch die moderne Weltanschauung in der Richtung, daß die Götter immer menschlicher aufgefaßt und gern in einer bestimmten Handlung dargestellt wurden, wodurch die Statuen etwas Genrehaftes bekamen, wie der Apollon Sauroktonos des Praxiteles, der einer Eidechse auflauert, oder sein mit dem Dionysosknaben tändelnder Hermes, den die deutschen Ausgrabungen in Olympia zutage förderten, oder seine knidische Aphrodite, die sich zum Bade bereitet, wodurch zugleich ihre Nacktheit, die etwas Neues war, motiviert wird. Es waren eben keine religiösen Schöpfungen mehr. Neben Praxiteles dem Athener, in dem die rein attische Kunst ihren letzten, feinsten Ausdruck fand, steht der Parier Skopas, dessen Gestalten mehr einen pathetischen Ausdruck haben, beide den Marmor b e v o r z u g e n d v o r dem E r z . A u s s c h l i e ß l i c h Erzgießer war dagegen
Lysippos,
Kunstbauten — Plastik — Malerei
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der größte Meister der sikyonischen Schule, der noch in Alexanders Zeit hineinragt. Die Malerei endlich bewegte sich weiter auf den Bahnen, die ihr am Ende des 5. Jahrhunderts namentlich durch Parrhasios erschlossen waren. Neben der ionisch-attischen Schule erstand die Schule von Sikyon (Pamphilos u.a.). Technisch wurde die enkaustische Malerei (mit erweichten Wachsfarben auf Marmor oder Holztafeln) vervollkommnet. Der berühmteste Maler des Jahrhunderts war der Ionier Apelles, der auch in Sikyon bei Pamphilos gelernt hatte. Sein gepriesenstes Werk war die Aphrodite Anadyomene im Asklepiostempel zu Kos. Auch er fand wie Lysippos den höchsten Beifall bei Alexander, der durch diese beiden Künstler sich am liebsten darstellen ließ. Zusammenfassend hat man die Kunst des 4. Jahrhunderts als „die zweite Klassik" bezeichnet, die dem Kultus des Schönen den vollendeten Ausdruck gegeben hat.
XI. A L E X A N D E R D E R
GROSSE
Die Vorbereitungen zum Perserzuge o
„Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen." Mit diesen treffenden Worten hat einst Joh. Gust. Droysen, der erste, der die welthistorische Bedeutung Alexanders voll erkannt hat, sein Alexanderbuch eingeleitet. In der Tat hat der junge König in den noch nicht dreizehn Jahren seiner Regierung dadurch, daß er den Orient der griechischen Kultur und dem griechischen Handel bis nach Indien hin erschlossen hat, völlig neue Grundlagen für die ganze weitere Entwicklung der orientalischen und der okzidentalischen Welt geschaffen, die direkt über tausend Jahre, indirekt bis auf den heutigen Tag nachgewirkt haben. Während die Klassizisten (auch noch Emst Curtius) die griechische Geschichte gern mit der Schlacht von Chäronea schlössen, hat Droysen gezeigt, daß die von Alexander heraufgeführte „hellenistische" Zeit als die Periode, in der die griechische Kultur zur Weltkultur wurde, auch für die Geschichte des griechischen Volkes von allergrößter Bedeutung gewesen ist. Wohl konnten wir oben in der Geschichte des 4. Jahrhunderts auf einzelne Erscheinungen im politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben hinweisen, die auf eine Lösung des griechisch-orientalischen Problems hindrängten, aber die Lösung, die Alexander schließlich gegeben hat, ist doch nur aus seinem persönlichen Wollen und Können zu erklären, und wenn irgendwo, so tritt uns in Alexander die ungeheure Bedeutung der Persönlichkeit für die Geschichte, trotz aller modernen Versuche sie abzuleugnen, handgreiflich entgegen. Ist die Anerkennung der Genialität Alexanders wohl allgemein, so muß doch
• im übrigen die Beurteilung seiner Person und seines Lebenswerkes sehr verschieden sein, je nachdem man ihn wie wir (S. 212 f.) für einen Hellenen oder aber für einen hellenisierten Barbaren hält, je nachdem man ihn vom Standpunkt seines weltpolitischen Wirkens oder von dem engen Gesichtskreis der durch ihn überwundenen griechischen Kleinstaaten betrachtet, und je nachdem man seine namentlich von der Mutter ererbte Leidenschaftlichkeit als
Alexanders Bedeutung und Persönlichkeit - Gärung in Griechenland
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einen notwendigen Bestandteil seines genialischen Wesens anerkennt, ohne die seine fast übermenschlichen Leistungen unverständlich wären, oder aber gewisse schrankenlose in den späteren Jahren auftretende Äußerungen derselben zur Grundlage einer moralisierenden Beurteilung seiner Gesamtperson macht. So schwankt sein Bild noch heute wie einst in der Antike im Urteil der Generationen. König Philipp hatte den 356 von der Olympias geborenen Alexander mit größter Sorgfalt und Liebe erzogen. Dem dreizehnjährigen, schwer zu bändigenden Knaben hatte er keinen Geringeren als Aristoteles zum Lehrer gegeben (S. 231), der ihm die hellenische Bildung vermittelte und im besonderen in ihm die Liebe zur griechischen Poesie, vor allem zu Homer, dem Sänger seines Vorfahren Achilleus, erweckte. Dem Sechzehnjährigen hatte Philipp während seines Feldzuges gegen Byzanz die Reichsverweserschaft anvertraut, was der junge Kronprinz zu einem Streifzug gegen die thrakischen Maider und zur Gründung seiner ersten Alexanderstadt ('AXe^avÖQov nöhs) benutzte. Dem Achtzehnjährigen hatte er bei Chäronea Gelegenheit gegeben, durch die Führung der entscheidenden Reiterattacke sich die Herzen des Heeres zu gewinnen. Wohl war Alexander dann bei dem elterlichen Zwist der Mutter nach Epirus gefolgt und war dann sogar zu den Illyriem gegangen, aber bald war er doch wieder zum Vater zurückgekehrt. Als nun Philipp 336 ermordet war, wurde Alexander, damals zwanzig Jahre alt, von der makedonischen Heeresversammlung als Thronfolger anerkannt und war damit legitimer König. Prätendenten, die ihm bei der Führung des vom Vater ihm hinterlassenen Perserkrieges hätten gefährlich werden können, wurden beseitigt, die Ermordung des Vaters durch Hinrichtung der Schuldigen gerächt. Kaum war die Nachricht von der Ermordung Philipps nach Hellas gekommen, als hier an mehreren Stellen in Mittel- und Südgriechenland freiheitliche Bewegungen mit dem Ziel der Loslösung von der makedonischen Hegemonie einsetzten, namentlich in Athen, wo Demosthenes in Unterschätzung des jugendlichen Königs Hoffnungen auf Errichtung einer athenischen Hegemonie erweckte, und doch waren die Hellenen rechtlich an Alexander als ihren Hegemon gebunden, da sie mit Philipp einen „ewigen" Vertrag geschlossen hatten (S. 224). Auf diese Nachricht hin rückte Alexander, gewillt, sich sein Recht, wenn nötig, zu erkämpfen, mit der ihm eigenen Entschlossenheit und Schnelligkeit des Handelns sogleich an der Spitze seines Heeres in Griechenland ein, ließ sich von den Thessalern zum Herzog
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XI. Alexander der Große
(ägxcov) ihres Bundes machen, erhielt von ihnen und ihren südlichen Nachbarn ihre Stimmen zum Hegemon des hellenischen Bundes und erschien so unerwartet in Böotien, daß jeder Gedanke an Abfall unterdrückt wurde und die Athener um Verzeihung baten. Hierauf berief Alexander die Syn• hedroi des Bundes zu einer Tagung nach Korinth, wo der mit Philipp beschworene Symmachievertrag auf den Namen Alexanders als des Hegemon des Bundes mit einigen formalen Änderungen umgeschrieben und er außerdem, wie im vorigen Jahre sein Vater, zum
bevollmächtigten Feldherrn
(oTQxrr]yoQ ccvToxgarcoQ) des
Rachezuges
panhellenischen
ernannt
wurde
(336). Nur die Spartaner schlössen sich auch jetzt wieder aus. So sehr es den Alexander, der gewiß mit Begeisterung dies Kommando übernahm, nach Asien drängte, unternahm er mit der ihm trotz seiner Jugend eigenen Besonnenheit und kühlen Überlegung im Frühling 335 zunächst einen Feldzug gegen die noch nicht gebändigten thrakischen Nordstämme, um sich für die asiatische Expedition den Rücken zu decken. Dieser feldzug
Balkan-
zeigt uns in der sorgfältigen Vorbereitung, der vorsichtigen Auf-
klärung, den feinen taktischen Manövern, der meisterhaften Ausnutzung des Geländes und dem festen Draufgehen im geeigneten Moment schon alle Vorzüge der Alexandrischen Kriegführung. Gegenüber den völlig haltlosen modernen Versuchen, Alexanders Erfolge immer dem Parmenion zuzuschreiben, sei hervorgehoben, daß letzterer damals, abkommandiert nach Kleinasien, am Balkanfeldzug gar nicht teilgenommen hat. Uber den Schipkapaß drang Alexander durch das Land der Triballer siegreich bis an die Donau vor, wo er die durchs Schwarze Meer entsendeten Kriegsschiffe vorfand, und erreichte durch den Schrecken, den die überraschende Demonstration eines bei Nacht meisterhaft ausgeführten Donauüberganges gegen die jenseitigen Geten hervorrief, das politische Ziel dieses Feldzuges, die Unterwerfung der Triballer. Auf die Nachricht von einem gefährlichen Aufstand der Illyrier
zog er in
Eilmärschen an den Makedonien und Illyrien verbindenden Pellionpaß, wo er sehr schwere Kämpfe zu bestehen hatte. In dem Moment, wo er endlich den Sieg in der Hand hatte, erfuhr er, daß in Griechenland ein gefährlicher Aufstand ausgebrochen war. Der Großkönig hatte versucht, den ihm drohenden Feind durch Ausstreuen persischen Goldes in Griechenland zu fesseln. E s war Darius III.,
der erst vor kurzem (336) den
Thron bestiegen hatte. Demosthenes hatte das Geld genommen und hatte Theben mit Geld und Waffen unterstützt und durch die falsche Nachricht vom Tode Alexanders zum Kampf gegen die makedonische Besatzung der
Der Balkanfeldzug - Die Zerstörung Thebens - Die Zustände im Perserreich
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Kadmea aufgehetzt. Alexander zögerte keinen Augenblick, die in dem korinthischen Vertrage vorgesehene Bundesexekution gegen die bundesbrüchigen Bündner auszuführen. Nach bewunderungswürdigen Eilmärschen (durchschnittlich dreißig Kilometer täglich) stand der totgeglaubte Alexander am vierzehnten Tage nach dem Aufbruch von Pellion vor den Mauern Thebens. Nachdem sein gnädiges Angebot, gegen Auslieferung der Rädelsführer die Reuigen wieder in den Bund aufzunehmen, höhnisch abgelehnt worden war, wurde Theben nach einer offenen Feldschlacht vor dem südlichen ElektraTor gestürmt. Als Hegemon des Bundes übertrug Alexander, wie es vertragsmäßig auch später in ähnlichen Fällen geschah, die Bestimmung der Strafe den anwesenden Synhedroi, Böotern und Phokern. Als diese unter Hinweis auf die damaligen und einstigen Beziehungen Thebens zum Perser zur Befriedigimg ihres alten Hasses die Vernichtung der Stadt verlangten, wurde das alte heilige Theben bis auf den Grund zerstört und die Einwohner in die Sklaverei verkauft; nur das Haus des Pindar wurde auf Alexanders • Befehl geschont. Wenn der König in Erfüllung des Bundesbeschlusses durch die die ganze Griechenwelt erschütternde Katastrophe Thebens ein Exempel statuierte, das ihm in Asien den Rücken decken sollte, so konnte er die anderen Aufrührer um so eher schonen. Im besonderen hat er den intellektuellen Hauptschuldigen, Athen, sehr gnädig behandelt, teils aus besonderer Verehrung für Athen, der er noch oft Ausdruck gegeben hat, teils aus Politik, um die immer noch seemächtige Stadt nicht dem Perser in die Arme zu treiben; auch drängte es ihn, nun endlich die Bahn für den Zug nach Asien frei zu haben. So verzichtete er auf die anfangs geforderte Auslieferung ihrer antimakedonischen Redner und Feldherren und zog nach Makedonien zurück, um den Winter über gegen Asien zu rüsten.
Der panhellenische Rachekrieg Das Perserreich, gegen das Alexander zu Felde zog, war durch die eiserne Energie des Artaxerxes III. Ochos vor dem Zerbröckeln gerettet und noch einmal in seinem alten Umfang wiederhergestellt worden (S. 200f.), freilich nicht ohne die Hilfe griechischer Söldner und Offiziere, unter denen die beiden rhodischen Brüder Mentor und Memnon hervorragten. Auf diesen Söldnern beruhte neben den Kerntruppen der herrschenden Perser die Hauptkraft des asiatischen Heeres. Doch stand dem Großkönig außerdem in den anderen
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XI. Alexander der Große
Völkerschaften des Reiches, namentlich den kriegerischen Iraniern, ein an sich unerschöpfliches Truppenmaterial zur Verfügung; es fragte sich nur, ob und wie weit es bei den gewaltigen Entfernungen und dem wenig entwickelten Aushebungswesen gelingen würde, zur rechten Zeit sie am rechten Ort zusammenzuziehen. Es rächte sich schwer, daß die bedeutenden Einnahmen des Reiches seit Jahrhunderten zu totem Kapital in den Schatzkammern der Residenzen aufgehäuft worden waren (zu Goldklumpen, von denen das zur Ausmünzung Nötige abgeschlagen wurde), statt sie zum Schutz und Ausbau des Reiches zu verwenden. Aber wenn auch die für die Alexanderschlachten überlieferten Riesenziffern der Perserheere (bis zu einer Million bei Gaugamela) wiederum sinnlose Übertreibungen sind, so darf doch nicht bezweifelt werden, daß Alexander bei Issos und Gaugamela einer bedeutenden Übermacht gegenübergestanden hat, in geringerem Maße auch am Granikos. Vielleicht noch gefährlicher war aber für Alexander die quantitative und qualitative Überlegenheit der persischen Flotte, durch die der Großkönig absoluter Herr des Meeres war. Verfügte er doch über die ausgezeichnete Marine der Phöniker und Cyprier, während Alexander den etwa 400 Schiffen der Perser nur 160 entgegenstellen konnte, die zudem meist mit den politisch unsicheren Griechen bemannt waren. Es bestand daher die Gefahr, daß der Großkönig durch seine Flotte den Krieg nach Hellas hinübertrug und durch Erweckung eines griechischen Aufstandes die asiatische Expedition unmöglich machte. Aus dieser Notlage erwuchs der geniale strategische Grundgedanke Alexanders, zunächst mit dem Landheer die gesamten persischen Küsten am Mittelmeer zu erobern, ehe er in das Innere eindringen würde, um so die persische Flotte durch Wegnahme ihrer Basis lahmzulegen. Die Rücksicht auf das unsichere Griechenland nötigte ihn ferner, die Hälfte seiner Makedonen (12000 Phalangiten, 1500 Reiter) unter dem treuen Antipater in Makedonien zurückzulassen, den er für die Zeit seiner Abwesenheit als seinen Stellvertreter mit dem Titel eines „Strategen für Europa" bevollmächtigt hatte. So ist er mit einem Heer von nur etwa 30000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern nach Asien hinübergegangen. Zu dem makedonischen Kern kamen die thrakischen und anderen Hilfsvölker sowie die griechischen Kontingente, unter denen die trefflichen thessalischen Reiter (1500) hervorragten. Trotz der Kleinheit seines Heeres war er durchdrungen von einer unerschütterlichen Siegeszuversicht, durch die uns seine Handlungen und Erfolge erst verständlich werden. Begründet war sie auf der Selbstsicherheit des Genies und auf dem Vertrauen zu dem Heere, das ihm sein
Bild 2 5 :
Euripides
Bild 26:
Sokrates
Alexanders Kriegsplan - Die Schlacht am Granikos
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Vater Philipp als die erste Armee der Welt hinterlassen hatte. So kümmerte es ihn auch nicht, daß die Finanzlage seines Landes durch die vielen Kriege der letzten Zeiten ungünstig geworden war; rechnete er doch mit Sicherheit darauf, daß das Feindesland sein Heer ernähren würde. Im Frühling 334 führte Alexander sein Heer an den Hellespont, an dessen asiatischem Ufer die von Philipp vorausgesandte Abteilung stand, die von dem Rhodier Memnon zwar inzwischen bis hierher zurückmanövriert worden war, doch aber den Brückenkopf hielt. So vollzog sich der Übergang nach Asien ganz glatt, da der Perser ihn trotz seiner Flotte nicht wehrte. Der Besuch Alexanders in Ilion, wo er als Nachkomme des Achilleus in Erinnerungen an die homerische Vergangenheit in Begeisterung schwelgte, enthüllt uns einen romantischen Zug in seiner vielseitigen und tiefen Natur. Während er an der Spitze seiner Truppen vorrückte, hatten die Satrapen Kleinasiens im Kriegsrat zu Zeleia den genialen Plan des Memnon, den Alexander in ein verwüstetes Kleinasien hineinzulocken und inzwischen mit der Flotte den Krieg nach Griechenland hinüberzutragen, stolz abgelehnt. Sie erwarteten Alexander am östlichen Ufer des Granikos, und zwar in der recht verkehrten Aufstellung, daß ihre Reiterei auf dem Uferrand stand, so daß sie nicht attackieren konnte, und ihre griechischen Söldner weiter hinten hielten, so daß sie an dem Entscheidungskampf nicht teilnahmen. Alexander, der im Widerspruch zu der Abmahnung des Parmenion sogleich aus den Marschkolonnen die Schlachtreihe entwickelte, stürmte in Durchführung der schon von Philipp geübten „schiefen Schlachtordnung" (S. 214 f.) an der Spitze der makedonischen Reiter seines rechten Flügels durch den Fluß mitten in die feindliche Reiterei hinein, selbst tapfer mit dreinhauend, während die Abteilungen der Phalangiten, staffelförmig vorrückend, sowie die Reiterei des linken Flügels unter Parmenion langsamer folgten, um dann nach und nach gleichfalls das jenseitige Ufer zu gewinnen. Die Entscheidung brachte der gelungene Durchstoß des rechten Flügels unter Alexander. Bei der Verfolgung der persischen Reiter stieß Alexander auf die bisher imbeteiligten griechischen Söldner, die umzingelt und zum großen Teil niedergehauen wurden. Nach diesem ersten glänzenden Siege betonte Alexander aus politischen Gründen stark seine Stellung als Oberbefehlshaber des panhellenischen Rachezuges: die gefangenen griechischen Söldner schickte er zu schwerer Zwangsarbeit nach Makedonien, weil sie entgegen dem Bundesbeschluß als Griechen gegen Griechen gekämpft hätten, und den Athenern, um deren Sympathien er immer besonders warb, sandte er 300 persische Rüstungen
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XI. Alexander der GroQe
für die Athena auf der Burg mit der Weihung: „Alexandras, der Sohn des Philippos, und die Hellenen außer den Lakedämoniern (d.h. der Korinthische Bund mit seinem Bundesfeldherrn, s. S. 224!) von den Barbaren, die Asien bewohnen." So ward der Sieg den Griechen gegenüber als ein Sieg des Korinthischen Bundes hingestellt. Aber in Wirklichkeit war Alexander nicht nur als Bundesfeldherr hinübergegangen, sondern auch und vor allem als König von Makedonien, der seine Herrschaft erweitern wollte, und so fing er, sobald infolge dieses Sieges das vordere Kleinasien ihm nach und nach zufiel, als König der eroberten Gebiete sofort zu regieren an: die persischen Tribute (v) hervor, zu dem er die Kykladen zusammenschloß (315/4). So ist denn in den nächsten Jahren in Asien wie in Griechenland bei annähernd gleicher Verteilung der Kräfte mit wechselnden Erfolgen gekämpft worden. Von großen Folgen war, daß nach der Niederlage des Demetrios, des Sohnes des Antigonos, bei Gaza (312) Seleukos nach Babylon zurückkehren konnte, worauf er dort in den Kampf um die Oberen Satrapien eintrat. Der Friede, der 311 geschlossen wurde und den Griechen die Freiheit verhieß - wofür Antigonos in Skepsis göttliche Ehren erhielt! - , war mehr ein Waffenstillstand. Die Friedensbestimmung, daß Kassander nur bis zur Regierungsfähigkeit des kleinen Alexander als Stratege in Europa anerkannt sei, hatte zur Folge, daß Kas sander ihn mit seiner Mutter Roxane bald danach umbringen ließ (310/9).
Der Koalitionskrieg gegen Antigonos bis 306
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So war denn Alexanders Dynastie ausgerottet, das Königtum, in dem der Gedanke der Reichseinheit sich noch immer verkörpert hatte, beseitigt, und ungehemmt konnten die ehrgeizigen Diadochen um die Trümmer des Reiches kämpfen. Während Seleukos, der in den Frieden nicht eingeschlossen war, mit Anti- a gonos um Babylon stritt, trat Ptolemaios als Vollzieher des Friedens auf, indem er 310 und 309 für die Befreiung der Griechenstädte Kleinasiens von den Besatzungen des Antigonos gegen dessen Sohn Demetrios kämpfte. Im Jahre 308 fuhr er, nach Verständigung mit Demetrios, nach Griechenland hinüber, um hier den Korinthischen Bund wiederzuerwecken und für sich selbst die Hegemonie des Bundes zu gewinnen. Als er aber nach Korinth und Sikyon seine Besatzungen legte, erkannten die Griechen seine wahren Absichten, und so scheiterten seine Bundesbestrebungen. So kehrte er, nachdem er Frieden mit Kassander geschlossen, nach Ägypten zurück. Mit besserem Glück hat es Antigonos unternommen, Griechenland von den Besatzungen des Kassander zu befreien und für sich zu gewinnen. Sein Sohn Demetrios vertrieb 307 den Demetrios von Phaleron aus Athen und stellte die Demokratie wieder her, wofür er und sein Vater mit überschwenglichen Ehren gefeiert wurden: ihre vergoldeten Statuen wurden neben denen des Harmodios und Aristogeiton aufgestellt, Altäre wurden ihnen als den „Rettern" (Z(DTT¡QES) errichtet und zwei neue Phylen Antigonis und Demetrias nach ihnen benannt. Die weiteren Operationen in Griechenland mußten zunächst abgebrochen werden, da Demetrios 306 nach Cypern fahren mußte, um gegen Ptolemaios zu kämpfen, der die Insel annektiert hatte. Der glänzende Seesieg, den er 306 bei Salamis (auf Cypern) erfocht, hatte zur Folge, daß Antigonos von seinem Heer zum König ausgerufen wurde. Antigonos, der den Titel auch auf Demetrios übertrug, sah in ihm den Ausdruck der Königsherrschaft über das ganze Alexanderreich, während die anderen Diadochen, die nach einiger Zeit gleichfalls den Königstitel annahmen - Ptolemaios (305), Lysimachos, Kassander, Seleukos (der „König" von Babylon schon seit 309/8 war) und ihrem Beispiel folgend auch Agathokles von Syrakus - , sich nur als Könige ihres Territorialreiches betrachteten. Hiermit war die Idee der Reichseinheit von diesen auch formell aufgegeben. Der schlecht angelegte Versuch des Antigonos, den Ptolemaios nun auch im eigenen Lande anzugreifen, scheiterte an der schweren Zugänglichkeit Ägyptens. Um diesen Mißerfolg wiedergutzumachen und den Ptolemaios
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X I I . Die hellenistische Zeit
durch die Bezwingung von Rhodos, das mit Ägypten in engsten Handelsbeziehungen stand, zu schädigen, ließ er den Demetrios den Kampf gegen die Insel aufnehmen. Aber wiewohl dieser die großartigsten Maschinen auffahren ließ und alle seine Künste, die ihm den Beinamen des „Belagerers" (Poliorketes) eingebracht haben, spielen ließ, hat er doch die heldenmütig verteidigte Stadt nicht bezwingen können. Als er nach einem Jahre die Belagerung abbrechen mußte (304), erlangte Rhodos in einem ehrenvollen Frieden Freiheit und Autonomie. Diese ruhmvolle Verteidigung wurde die Basis zu einem Aufschwung von Rhodos zu einer Großmacht, die, gestützt auf eine ansehnliche Kriegsmarine und im Besitz einer sehr verständig gemäßigten demokratischen Verfassung, nach der nicht die besitzlosen Massen, sondern die Großkaufleute das Staatsruder lenkten, einer glänzenden Zukunft entgegenging. Das Griechentum tritt uns in diesen Jahrhunderten kaum irgendwo so gesund, so tüchtig, so sympathisch entgegen wie in dieser stolzen Handelsrepublik Rhodos, deren Geschichte uns in vielem an die glänzenden Tage unserer Hanse erinnert. Den Anlaß zum Abbruch der Belagerung hatten die Hilferufe aus Athen gegeben, das von Kassander belagert wurde. Sobald Demetrios Ende 304 o in Hellas landete, zwang er den Kassander zur Aufhebung der Belagerung und gewann Mittelgriechenland bis zu den Thermopylen. Nachdem er 303/2 auch den größten Teil des Peloponnes gewonnen hatte, konnte er an den Isthmien von 302 endlich den seit langem von seinem Vater gehegten Wunsch erfüllen und einen Hellenischen Bund und eine Symmachie mit diesem unter seiner und des Antigonos Hegemonie nach dem Muster des Korinthischen Bundes ins Leben rufen. Doch dieser Schöpfung war nur eine kurze Dauer beschieden. Wohl konnte Demetrios noch 302 die griechischen Kontingente in Thessalien gegen Kassander führen, aber inzwischen kam es zu einer neuen Koalition von Ptolemaios, Lysimachos, Seleukos und Kassander gegen Antigonos. So zogen sich in Kleinasien die Heere der Alliierten zusammen gegen den nach Phrygien vorgerückten Antigonos. Ende 302 kam auch Seleukos aus Indien zurück, der nach Wiedergewinnung der Oberen Satrapien nach Indien gezogen war gegen König Tschandragupta (ZocvdgóxoTrog), den Begründer der Mauryadynastie, der das Indusland und das Gangesland mit der Hauptstadt Pataliputra (IhxXißo&ßx) zu einem großen Einheitsstaat zusammengefaßt hatte. Auf die Nachricht von den Verwicklungen im Westen hatte Seleukos Friede und Freundschaft mit dem Inder geschlossen, hatte ihm zwar die indischen
Von 305 bis zur Schlacht bei Ipsos - Der Koalitionskrieg gegen Demetrios
Provinzen lassen, ja sogar darüber hinaus die iranischen Grenzgebiete abtreten müssen, hatte aber 500 Kriegselefanten von ihm erhalten, mit denen er nun in Kappadokien überwinterte. So kam es 301 zu der Entscheidungsschlacht bei Ipsos in Phrygien, in der die Alliierten namentlich durch diese indischen Elefanten den Sieg davontrugen. Mit Antigonos, der 81 jährig tapfer kämpfend fiel, verschwand der Mann, der als Vertreter des Einheitsgedankens die Alexandermonarchie hatte herstellen wollen. Jetzt standen vier Territorialreiche nebeneinander, die sich gegenseitig anerkannten, das makedonische Reich des Kassander, das jetzt zum erstenmal wieder ein eigenes Königreich bildete und nicht mehr das Aushebungszentrum für ein Gesamtreich war, ferner das Reich des Lysimachos, der zu Thrakien Kleinasien bis zum Tauros hinzubekam, das des Seleukos, dem Syrien und Mesopotamien zu seinem Ostreich zugesprochen wurden, und das des Ptolemaios, der jetzt leer ausging, weil er an der Schlacht nicht teilgenommen hatte. Aber diese Aufteilung barg Konfliktstoffe in sich, wie denn Ptolemaios sich weigerte, den von ihm besetzten Teil Syriens zu räumen, und vor allem war Demetrios, der aus der Schlacht von Ipsos entkommen war, unermüdlich im Kampf um die Macht, so daß die nächsten zwanzig Jahre noch voll von Streit und Kampf gewesen sind. Auch als er nach Beseitigung eines Sohnes des 298/7 verstorbenen Kassander vom Heer zum König von Makedonien ausgerufen war (294), genügte diese Machtstellung seinem Ehrgeiz noch nicht. Als er rüstete, um das väterliche Reich in Asien wiederzugewinnen, taten sich Lysimächos, Seleukos und Ptolemaios, denen sich Pyrrhos von Epirus anschloß, zu einer Koalition gegen ihn zusammen, und als er, 288 aus Makedonien vertrieben, mit ungebrochenem Mut den Kampf in Kleinasien aufnahm, wurde er von Agathokles, dem Sohn des Lysimachos, nach dem Süden gedrängt, wo ihn Seleukos gefangennahm (286). So starb er 283 als ein Internierter, ein Mann von bewunderungswürdiger Elastizität, der durch viele • Jahre hindurch die Welt in Atem gehalten hatte. Es liegt eine Gerechtigkeit der Geschichte darin, daß schließlich doch seinem Sohne, Antigonos Gonatas, der Thron Makedoniens zugefallen ist und sein Geschlecht, die Antigoniden, ihn besessen haben, solange es überhaupt ein Königreich Makedonien gegeben hat. Im selben Jahre 283 starb der alte Ptolemaios /., der „Retter" (Soter), wie er nach seinem Tode als Gott im Staatskult hieß, nachdem er schon • vorher als „Retter" gefeiert worden war. Um die Thronfolge zu sichern, hatte er schon 285 seinen Sohn von der Berenike, Ptolemaios (II.), den man später
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XII. Die hellenistische Zeit
Philadelphos nannte, zum Mitregenten erhoben, worauf sein älterer Sohn von der Eurydike, Ptolemaios Keraunos (der „Donner"), ins Ausland gegangen war. Ähnlich hatte aus demselben Motiv schon vorher Seleukos seinen Sohn Antiochos (I.) zum Mitregenten gemacht, hatte aber eine lokale Scheidung eingeführt, indem er ihm die Herrschaft über die Oberen Satrapien überwiesen hatte. In beiden Reichen hat sich die Thronfolge denn auch ruhig vollzogen. Dagegen führte die Thronfolgefrage im Reich des Lysimachos zu einer Katastrophe. Als dieser unter dem Einfluß der für ihre Söhne den Thron erstrebenden Arsinoe, der Tochter des Ptolemaios I., seinen allgemein beliebten Sohn aus erster Ehe Agathokles hatte hinrichten lassen, gingen viele der Anhänger dieses Sohnes - darunter der Eunuch Philhetairos, der auf der Burg von Pergamon einen Schatz des Lysimachos hütete zum Seleukos über und bewogen ihn zu einem Rachekrieg. So kam es Februar 281 zu einer Schlacht, der letzten, die zwischen Kampfgenossen Alexanders geschlagen wurde, bei Kurupedion (in Lydien), in der Lysimachos, etwa 75 Jahre alt, tapfer kämpfend fiel. Dem Sieger Seleukos fiel damit nicht nur Kleinasien und Thrakien zu, sondern sein Heer rief ihn auch zum König von • Makedonien aus. Als er aber den Hellespont überschritt, wurde er (Aug./Sept. 281) bei Lysimacheia von Ptolemaios Keraunos ermordet, der nun seinerseits den Thron von Makedonien bestieg, das mit Thrakien wieder vereint wurde, während Kleinasien dem Antiochos I. verblieb. Diese Ereignisse haben auch auf den endgültigen Entschluß des Pyrrhos, dem Hilfsgesuch der Tarentiner nachzukommen, Einfluß ausgeübt, da hiemach in Makedonien und Asien kein Raum mehr für seinen Ehrgeiz war. So ist er im Frühjahr 280 voll hochfliegender Pläne nach Italien hinübergegangen, mit Truppen unterstützt von Keraunos, den er dafür als König anerkannte. So sind diese Vorgänge in der hellenistischen Welt auch für die westliche und im besonderen die römische Geschichte von Bedeutung geworden (S. 277).
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Um dieselbe Zeit entlud sich ein schweres Gewitter über die Balkanhalbinsel. Die Kelten oder Galater (.TaAaTat), die auf ihrer Wanderung von Westen her schon zu Alexanders Zeit bis an die untere Donau vorgedrungen waren, brachen auf die Kunde vom Zusammenbruch des Reiches des Lysimachos, der bis dahin die Wacht im Norden gehalten hatte, im Jahre 280 nach Süden gegen Thrakien auf. Damit griff ein neues Volk in die griechische Geschichte ein, das, nach Beute lüstern, tapfer im Kampf, im turbulenten ersten Ansturm wohlerprobte Heere wie die Römer (an der Allia) und die Makedonen zu überrennen vermochte, aber keine Befähigving zur
Staaten-
Der Krieg gegen Lysimachoa und die Schlacht bei Kurupedion - Der Keltensturm
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bildung bewies - „die Landsknechte des Altertums", wie Mommsen sie genannt hat. Als sie 279 in mehreren Schwärmen vorstießen, erlag ihnen das makedonische Heer in einer Schlacht, in der Ptolemaios Keraunos das Leben verlor, worauf völlige Anarchie in Makedonien entstand. Der Einbruch des Brennos in Griechenland führte zum Zusammenschluß der mittelgriechischen Stämme. Wohl haben die Galater in diesem Jahre, nachdem sie den Durchbruch durch die Thermopylen erzwungen hatten, in Mittelgriechenland arg gehaust, wurden aber, wie eine Inschrift gelehrt hat (im Wider- o spruch zu der Tempellegende), durch eine siegreiche Schlacht der verbündeten Hellenen verhindert, Delphi zu plündern, und wurden schließlich gezwungen, wieder nach dem Norden zurückzufluten. Zur Erinnerung an „die Rettung der Hellenen" wurde in Delphi das Soterienfest gestiftet, das dann später zu einem großen penteterischen Fest erweitert wurde. Schlimmer erging es den Griechenstädten an den thrakischen Küsten, die schwer gebrandschatzt wurden. Während im nördlichen Thrakien größere Massen von Kelten zurückblieben, was zur Gründung des Reiches von Tylis führte, errang Antigonos Gonatas 277 bei Lysimacheia einen entscheidenden Sieg über andere Keltenscharen, der in der ganzen Griechenwelt mit Jubel begrüßt wurde und ihm den Weg auf den Thron Makedoniens geebnet hat (276). Von weittragenden Folgen war, daß größere Teile der Kelten nach Kleinasien hinübergingen (278), wo sie lange Zeit der Schrecken der Griechenstädte waren. In dem nach ihnen benannten Lande Galatien im Herzen Kleinasiens sind die drei Stämme der Trokmer, Tektosagen und Tolistoagier unter Einführung ihrer keltischen Gauordnung seßhaft geworden. Als Söldner aber haben die Galater in den Heeren der hellenistischen Fürsten noch lange Zeit, ja noch bei den Römern als Hilfstruppen eine große Rolle gespielt. Alles in allem hat dieser Keltensturm doch frische Luft in die griechische Geschichte gebracht, indem er die Griechen daran erinnert hat, daß hoch über allem Streit der Stämme und dem Gezänk der Parteien die Forderungen der auswärtigen Politik, voran die Sicherheit des Vaterlandes, stehen. Auch hat er, was im besonderen in der pergamenischen Geschichte hervortritt, den nationalen Gegensatz der „Hellenen" und der „Barbaren" neu belebt zu einer Zeit, in der er im übrigen vor kosmopolitischen Anschauungen hatte zurücktreten müssen (S. 301). So sind denn schließlich aus den wilden Stürmen der Diadochenzeit nach dem Zusammenbruch des Reiches des Lysimachos drei Monarchien hervorgegangen, die nun nebeneinander die Politik der östlichen Hälfte der Welt
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XII. Die hellenistische Zeit
beherrscht haben, bis sie eine nach der anderen in Rom ihren Meister fanden, • das Reich der Ptolemäer oder Lagiden (Hauptland Ägypten), das der Seleukiden (Asien) und das der Antigoniden (Makedonien). Die Struktur dieser drei Reiche war sehr verschieden. Ein Nationalstaat war nur der makedonische, wo ein makedonischer König über das makedonische Volk herrschte. Dagegen das ptolemäische und das seleukidische Reich waren künstliche Gebilde, insofern hier makedonische Dynastien, gestützt auf eine doch nur dünne makedonisch-griechische Erobererschicht, über orientalische Völker herrschten, so daß ein nationaler Reichsgedanke hier überhaupt nicht entstehen konnte, wie es auch ein Reichsbürgerrecht hier gar nicht gegeben hat. Den Vorzug der größeren Geschlossenheit hatte unter diesen beiden das Ptolemäerreich, das, abgesehen von seinen Außenbesitzungen in Kyrene, Syrien, Cypern und den Inseln und Küstenstädten des Ägäischen Meeres, nur ein großes Untertanenvolk, die Ägypter (etwa sieben Millionen), beherrschte und dessen Hauptland Ägypten, in der Verwaltung straff zentralisiert, militärisch fast unangreifbar war. Dagegen das Seleukidenreich, das sich bis an die indische Grenze erstreckte, war ein lockeres Gemenge der allerverschiedensten Völkerschaften kleinasiatischer, semitischer und indogermanischer Zunge, mehr eine Vereinigung sehr verschiedenartiger Satrapien, die durch die Person des Königs zusammengehalten wurde und an den weiten Grenzen leicht angreifbar war. Hier hat denn auch die orientalische Reaktion gegen die hellenistische Herrschaft am frühesten eingesetzt und zur allmählichen Auflösung des Reiches geführt. Die Regierungsform dieser drei Reiche war im Prinzip die gleiche, nämlich der von Alexander im Verfolg seiner Weltherrschaft in Asien entwickelte Absolutismus, wiewohl diese Reiche die Weltherrschaft selbst alle drei ablehnten. Aber auch hierin sind Unterschiede zu erkennen. Am mildesten trat der Absolutismus in Makedonien auf, in dessen nationalem Staat doch auch jetzt noch manche alten Traditionen der patriarchalischen Zeit lebendig geblieben waren. So haben hier die alten Rechte der makedonischen Heeresversammlung eine größere Bedeutung behalten als bei den Ptolemäern und Seleukiden, wiewohl auch bei diesen Spuren von ihnen noch hervortreten. So hat auch der staatliche Königskult, dieser höchste Ausdruck des Absolutismus, der bei jenen beiden stark entwickelt wurde, in Makedonien überhaupt keinen Eingang gefunden (S. 317). Dieser gemäßigte Absolutismus der Antigoniden erinnert am meisten an den „aufgeklärten Absolutismus" des 18. Jahrhunderts, namentlich während der langen Periode, in der der philosophisch
Bild 2g: Alexander
der Große
Ptolemaios I.
Demelrios Philhetairos
Poliorketes von
Pergamon
Bild
30:
Philipp Perseus
V.
T. Quinctius Mithradates
Flamininus VI.
Die drei Königreiche der Ptolemäer, Seleukiden und Antigoniden
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gebildete Antigonos Gonatas, der Freund des Zenon, des Gründers der Stoa, regierte. Sein Ausspruch von dem „ruhmvollen Dienst" des Königs (ewSofo? • davkeix) erinnert unmittelbar an das Wort Friedrichs des Großen von dem König als dem „ersten Diener" des Staates. Aber auch bei den Lagiden kann man trotz der starken Ausbildung ihres Absolutismus von einem zum mindesten im Grundsatz beabsichtigten „aufgeklärten" Absolutismus sprechen, insofern unter philosophischem (kynischem) Einfluß das „Wohltun" gegenüber allen Untertanen auch hier Regierungsmaxime war, wenn auch in der Praxis, zumal nach der Regierung der ersten großen Könige dieser Dynastie, immer weniger davon zu spüren war. Bei den Lagiden und Seleukiden, bei denen neben dem alexandrischen Absolutismus die alten orientalischen Traditionen des Pharaonentums bzw. der Perserherrschaft nachwirkten, fand der Absolutismus, abgesehen von dem schon erwähnten Königskult, vor allem auch darin seinen Ausdruck, daß der König als Quelle allen Rechtes der Herr über Tod und Leben seiner Untertanen wie anderseits der alleinige Obereigentümer von Grund und Boden war. Für die Konsequenzen, die sich hieraus für das Ptolemäerregiment ergaben, haben wir neben den Inschriften in denTausenden von gleichzeitigen griechischen Papyrusurkunden, die uns seit längerer Zeit bekanntgeworden sind, eine außerordentlich wertvolle Quelle gewonnen, während uns für das Seleukidenregiment leider ein ähnliches Material bisher fehlt, doch erwecken die Lederurkunden und Papyri, die neuerdings in Dura am Euphrat gefunden wurden (S. 303), Hoffnungen für die Zukunft. Das Regiment der Lagiden war durchaus persönlich. In diesem zentralisierten Beamtenstaat liefen alle Fäden in der Hand des Königs zusammen, der die oberste Spitze aller Ressorts bildete, der Justiz, der Finanzen, des Militärs, des Kultus, kurz der ganzen Reichsverwaltung, und durch seine Kabinettsorders (ngoordyfutxcc, dixyQdfifiOttOi) alles nach seinem Willen bestimmte. Die Erledigung der Vorlagen der Beamten sowie der Eingaben und Bittschriften {¿VTEV^EIQ), die die Bevölkerung dem König in persönlichen Audienzen, sei es in Alexandrien im Königspalast oder auch auf seinen Reisen im Lande, überreichen durfte, verlangte, wenn die Könige ihren Beruf ernst nahmen, wie die ersten es taten, eine außerordentlich starke tägliche Arbeitsleistung, über die in den königlichen Amtstagebüchern nach dem Muster Alexanders täglich genau Buch geführt wurde. Gerade in dieser Hinsicht hat einst Mommsen das Lagi- • denregiment mit dem fridericianischen zusammengestellt. An der Spitze der fein gegliederten Beamtenschaft, die im Gegensatz zu der ehrenamtlichen
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XII. Die hellenistische Zeit
Betätigung der griechischen Stadtbürger feste Besoldung (in Naturalien und Geld) erhielt, stand der Wirtschafts- oder Finanzminister (öioixrjri]g), der oft eine allmächtige Stellung wie der Wesir im Pharaonenstaat des Neuen Reiches einnahm. Die Residenz Alexandrien wurde als außerhalb „Ägyptens" stehend betrachtet, das seinerseits als das zu dieser „Polis" gehörige „Land" (xQa) angesehen wurde. Dies Land, das in die Verwaltungsdistrikte Unter- und Oberägypten (Thebais) zerfiel, war nach altägyptischer Weise in „ Gaue" (vo/ioi) gegliedert, deren Verwaltungszentrum die Gaumetropole war, die aber keine „Polis" im griechischen Sinne, sondern staatsrechtlich ein Dorf (xco/ntj) war, genau genommen ein Dorf der Polis Alexandrien. So war die gesamte Verwaltung des Landes in Alexandrien zentralisiert. Das Regiment der Seleukiden, von dem wir sehr viel weniger wissen, weist trotz der Übereinstimmungen in den Grundgedanken doch im einzelnen viele Abweichungen auf. So ließ sich hier eine einheitliche Zentralisierung nicht durchführen. Ihr Reich war abweichend von Ägypten in Satrapien gegliedert, und zwar in viel kleinere als im alten Perserreich. Doch wichtiger ist ein anderer Unterschied. Während die Ptolemäer nur eine einzige Griechenstadt in Ägypten angelegt haben (Ptolemais in Oberägypten), haben die Seleukiden, namentlich die ersten beiden Könige, die wohl die größten Städtegründer der Weltgeschichte sind, eine außerordentlich große Zahl gegründet, bis an die indische Grenze hin, vor allem in Syrien, Kleinasien und Iran, wodurch ihr Reich eine ganz andere Struktur bekommen hat. Diese zahlreichen Städte genossen zwar, außerhalb der Satrapien stehend, eine formale Autonomie (mit ßovkrj und ärj/nog) und konnten ein reiches Gemeindeleben entfalten, waren tatsächlich aber doch vom König abhängig, der ihnen ihre grundlegenden Gesetze (die noXireia) gegeben hatte und darin das Maß ihrer Selbständigkeit bestimmte, und dem sie als • Gott ihren städtischen Königskult darbrachten. Trotzdem fand der Absolutismus durch diese Fülle autonomer Städte, deren Landgebiet durch Angliederung von Königsland (bei Schenkungen, Verkauf usw.) vielfach wuchs, eine gewisse Einschränkung, zumal die Städte mit der Zeit immer mehr nach Privilegien strebten. Doch sind sie meist Stützen des Königtums gewesen. Was diese Monarchien für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung getan haben, soll in den nächsten beiden Kapiteln behandelt werden. Was ihre äußere Politik betrifft, so war es verhängnisvoll für das Griechentum, daß sie von vornherein als Rivalen gegeneinander auftraten und im besonderen, wie schon in den Diadochenkämpfen hervortrat, sich wetteifernd um den Einfluß in Griechenland stritten, das sowohl als Werbeplatz für die Söldner
Lagiden und Seleukiden - Außenpolitik der drei Königreiche - Die Bünde in Hellas
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wie auch kraft seiner ruhmreichen Tradition als ein Bundesgenosse von besonderem Wert seine Anziehungskraft ausübte. Dadurch wurde Hellas in die Kämpfe der Könige hineingezogen, war oft der Kriegsschauplatz und kam nicht zur Ruhe. Zwischen den Lagiden und Seleukiden war das handelspolitisch so wichtige Syrien das Hauptstreitobjekt, da dies nach Ipsos dem Seleukos zugesprochen war, Ptolemaios aber sich weigerte, es herauszugeben. Anderseits bestand ein lebhafter Antagonismus zwischen den Lagiden und den Antigoniden, da beide nach der Vorherrschaft im Ägäischen Meer und in Hellas strebten. Nach Weltherrschaft hat keine der drei Monarchien gestrebt, aber eine Weltmacht wollte jede sein. So hat sich hier ein gewisses labiles Gleichgewicht der Großmächte entwickelt. Hätten diese drei Staaten, anstatt sich gegenseitig zu bekämpfen, ein Auge gehabt für das Aufkommen der römischen Großmacht im Westen, und hätten sie sich rechtzeitig zu gemeinsamem Vorgehen zusammengeschlossen, so würden sie eine so gewaltige Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande dargestellt haben, daß die Weltgeschichte wohl einen anderen Lauf genommen hätte. So aber hat ihr Rivalisieren es den Römern nur zu leicht gemacht, auch den Osten zum Westen hinzuzuschlagen und die Weltherrschaft zu vollenden. Die Kurzsichtigkeit dieser königlichen Politik stand der Griechenlands nicht nach. Auch in Hellas waren in dieser Zeit sehr interessante staatliche Neuschöpfungen entstanden. Angesichts der veränderten Zeitverhältnisse konnten die einzelnen Gemeindestaaten nicht mehr daran denken, isoliert größere Wirkungen auszuüben; nur der Zusammenschluß mehrerer zu Bünden konnte gegenüber den neuen Großmächten Eindruck machen. Unter den zahlreichen Bünden haben sich schließlich zwei zu dominierenden Mächten entwickelt, in die nach und nach der größte Teil der Griechen Aufnahme fand, der Ätolische o und der Achäische Bund. Vom Korinthischen Bunde Philipps, von dem im einzelnen manche Gedanken übernommen wurden, unterschieden sie sich einmal dadurch, daß sie nicht durch eine auswärtige Macht, sondern von innen heraus, aus eigener Kraft sich bildeten, ferner dadurch, daß es - auch im Gegensatz zu dem Peloponnesischen und den attischen Bünden - eine hegemonische Spitze hier überhaupt nicht gab. Beide stellten nicht einen lockeren Staatenbund, sondern einen Bundesstaat dar, dessen Mitglieder gleiches Bundesbürgerrecht genossen und der durch eine Bundesverfassung und Bundesgesetze organisiert war. Der Ätolische Bund (ro xoivov rcöv Alx8. Zur ägyptischen Geschichte, Literatur und Kunst s. die Anmerkungen zu S. 2.4.5. Zu S. 30. Zu dem Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele vgl. Alexander S c h ä r f t , Sitzungsb. Bayer. Akad. 1937, Heft 9. Das Volkstum der Hyksos ist umstritten; offenbar ist es kein einheitliches gewesen und die führenden Schichten Nicht-Semiten, ihre Heimat im Gebiet des späteren Reiches Mitanni, vgl. H. S t o c k , Studien zur Geschichte und Archäologie der 13. bis 17. Dynastie Ägyptens, Glückstadt 1942, der den Hyksoseinfall an das Ende des 18. Jahrh. v. Chr. setzt; gut auch der Überblick von K. G a l l i n g , „Hyksosherrschaft und Hyksoskultur" (Zeitschr. Dt. Paläst.-Ver. 62,1939,89ff.). Vgl. zuletzt A. A l t , Die Herkunft der Hyksos in neuer Sicht (Ber. Verh. Sächs. Akad., phil.-hist. Kl. 101, 6), 1954 (nach ihm aus der arabischen Wüste). Zu S. ja. Zu denChurritern vgl. A. G o e t z e , Hethiter, Churriter und Assyrer, Oslo 1936; I. J . G e l b , Hurrians and Subarians, Chicago 1944; G. C o n t e n a u , La civilisation des Hittites et des Hurrites du Mitanne, 2. Aufl., Paris 1948. Zu den Hethitern vgl. Ed. M e y e r , Reich und Kultur der Chetiter, Berlin 1914, reich illustriert. Dazu W. O t t o , Die Hethiter (Hist. Zeitschr. 117, 1917, 1890.). Historische Dokumente wurden mit deutschen Übersetzungen aus den Bogazköytafeln ediert von Bruno Meißner, Der Staatsvertrag Ramses' II. von Ägypten und Hattusils von Hatti in akkadischer Fassung (Sitzungsber. d. Preuß. Akad. d. W. 1917, X X ) ; E. F. W e i d n e r , Politische Dokumente aus Kleinasien. Die Staatsverträge in akkadischer Sprache aus dem Archiv von Boghazköi (Boghazköistudien von O. W e b e r , 8. u. 9. Heft, 1923). Vgl. jetzt V. K o r o S e c , Hethitische Staatsverträge. Ein Beitrag zu ihrer juristischen Wertung (Leipz. rechtswiss. Studien, herausg. von der Leipz. Juristen-Fakultät, Heft 60), Th. Weicher 1931. Zur Kultur vgl. vor allem A. Goetze a. O. (s. zu S. 19) S. 82ff., der 84/85 auch einen Abriß der hethitischen Geschichte gibt; dieser wird aber durch die neue Chronologie (s. zu S. 7) wesentlich modifiziert (das ältere Hethiterreich ca. 1650-1530, das jüngere ca. 1480-1200, so daß der Zwischenraum auf etwa 50 Jahre zusammenschrumpft). Vgl. auch F. Sommer, Hethiter und Hethitisch, Stuttgart 1947, E. C a v a i g n a c , Les Hittites, Paris 1950 und C. W. Ceram, Enge Schlucht und Schwarzer Berg, Rowohlt Hamburg 1955 (mit vollständigem Literaturverzeichnis). Zur kleina3iatischen Kultur vgl. H. Th. B o s s e r t , Altanatolien. Kunst und Handwerk in Kleinasien von den Anfängen bis zum völligen Aufgehen in der griechischen Kultur, Berlin 1942. Zu S. 33. Zu Bogazköy vgl. Kurt B i t t e l , Ausgrabungen in Bogazköyin: Neue deutsche Ausgrabungen (s. zu S. 8) 8gff. Zu den hethitischen Gesetzen vgl. A. Goetze, Kleinasien (zu S. 19) 109ff. Zu S. 34. Die Tontafeln von Tell-Amarna wurden zuerst entziffert und mit Übersetzungen herausgegeben von Hugo W i n c k l e r in Eberhard S c h r ä d e r s Keilschrift!. Bibliothek V, 1896. Revidierte Neuausgabe von J . A. K n u d t z o n , Die El-Amarna-Taieln, Leipzig 1915.
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Anmerkungen
Zu Amenophis IV. und zur Amarna-Zeit vgl. auch H. B r u n n e r , Historia
3, 1954/1955,
xi5f-
Zu S. 36. Für das Datum des Vertrages mit den Hethitern, den Ramses in seinem 21. Jahre geschlossen hat, vgl. L . B o r c h a r d t , Die Mittel zur zeitlichen Festlegung von Punkten der ägyptischen Geschichte und ihre Anwendung, Kairo 1935, 50. 76. Darnach auch die Änderung des Datums des Sieges von Merenptah über die Seevölker (122 iWilcken). Dieser fällt in das 5. J a h r seiner Regierung, die 1234 begann. Zu S. 37. Zu den „Seevölkern" vgl. F . S c h a c h e r m e y r , Mvijfir]£ X&elv. Gedenkschrift f. Paul Kretschmer I I (1957) u 8 f f . Die äußere Geschichte Kretas gibt Wilcken im Anschluß an Sp. M a r i n a t o s , Kreta und die hethi(ti)sche-kleinasiatische Welt im 2. Jahrtausend (II. türkischer Geschichtskongreß), Instanbul 1937. Anders F . M a t z , Dio Ägäis (s. zu S. 21) 242, der alle feststellbaren Zerstörungen mit Ausnahme der letzten und endgültigen um 1400 auf Erdbeben zurückführt; erkennbar sind Erdbeben um 1700, um 1570 und noch ein weiteres Erdbeben im 16. Jhrh., wahrscheinlich um 1520. Zu S. 38. Zur kretischen Kultur sei außer den zu S. 21 genannten Werken zitiert Arthur E v a n s , The palace of Minos a t Knossos, I - I V u n d Index Volume, London 1921 bis 1936. Dazu vgl. G. K a r o , Orient. Lit. Z. 1922, 3 7 7 s . Eine reiche Auswahl guter Abbildungen kretischer und mykenischer Kunst bietet H. T h . B o s s e r t , Altkreta. Kunst und Handwerk in Griechenland, Kreta und in der Aegeis von den Anfängen bis zur Eisenzeit, Berlin, Wasmuth, 3. verm. Aufl. 1937, und Sp. M a r i n a t o s , Kreta und das mykenische Hellas, mit Aufnahmen von M. H i r m e r (279 Tafeln), Hirmer Verlag, München 1959. Vgl. auch J . D. S. P e n d l e b u r y , T h e Archaeology of Crete. An introduction, London 1939Über das kretische wie über das gesamte Seewesen des Altertums orientiert klar und anregend August K ö s t e r , Das antike Seewesen, Berlin, Schötz und Parrhysius, 1923. Vgl. auch seine,, Studien zur Geschichte des antiken Seewesens" 1934 (Klio, Beih. 32 N. F. 19). I m übrigen siehe F . M i l t n e r , R E Suppl. V (1931), 9o6ff. (Seewesen). — Zur Ausbreitung der kretischen Kultur vgl. Claude F . A. S c h a e f f e r , Die Stellung R a s Schamras-Ugarits [in Syrien] zur kretischen und mykenischen Kultur (Jahrb. d. D. Arch. Inst. 52, 1937, S. I39fi.) und O. E i ß f e l d t , Die Bedeutung der Funde von R a s Schamra für die Geschichte des Altertums (Hist. Zschr. 168, 1943, 457ff.). Zum kretischen Außenhandel vgl. auch Joh. S u n d w a l l , Aus den Urkunden des Labyrinths (Forsch, u. Fortschr. 14, 1938, Nr. 3 S. 25). Zu S. 39. Der Thronsaal diente nicht repräsentativen, sondern kultischen Zwecken, vgl. darüber die aufschlußreichen Ausführungen von Helga R e u s c h in der SundwallFestschrift ,,Minoica" (Berlin 1958) 334s. Zu S. 40. Zur kretischen Schrift vgl. F . W . von B i s s i n g , Handbuch der Archäologie I 1939, S. I55fl. und den trefflichen Überblick von A. B a r t o n ö k , Die Silbenschriften des eilten Ostmittelmeerraums (Das Altertums, J 9 5 9 . 16 ff.). I m übrigen ist folgendes zu sagen. Die jüngere kretische kursive Schriftart (Linear B ) , von der bedeutende Funde nunmehr auch auf dem griechischen Festland gemacht worden sind, steht zur Zeit im Brennpunkt der internationalen Forschung, nachdem der junge englische Architekt Michael V e n t r i s mit seinem Aufsehen erregenden Entzifferungsversuch vor die Öffentlichkeit getreten ist, in dem er die Sprache von Linear B als griechisch erweisen will. Ventris h a t sich dabei der Methoden der Dechiffrierkunst von Geheimschriften bedient, die ihn, da es sich nach Ausweis der Zahl der Zeichen um eine Silbenschrift handelt, zur Aufstellung eines ,,Grid" führten, d.h. eines S i l b e n r o s t e s , in d e m 5 s e n k r e c h t e R e i h e n Z e i c h e n m i t
Anmerkungen
333
demselben auslautenden Vokal und 15 waagerechte Reihen Zeichen mit demselben Anfangskonsonanten enthielten. Mit Vermutungen und offenbar auch mit Einsatzwörtern (kretischen Ortsnamen wie Amnisos) ist dann dieser „Grid" zum Sprechen gebracht, aber hier setzen die Zweifel und die Unsicherheiten ein, da sich Ventris und sein Mitarbeiter, der englische Sprachwissenschaftler John C h a d w i c k , nicht mit der wünschenswerten Klarheit darüber ausgesprochen haben. Ja, Chadwick hat in seinem jüngsten Buche „The Decipherment of Linear B " auf S. 112 der deutschen Übersetzung einfach erklärt: „ E s ist jetzt von gar keiner Bedeutung mehr, zu wissen, wie die Lautwerte gewonnen worden sind; die Wörter, die sie liefern, bilden selber den Beweis der Richtigkeit.'' Wir dagegen stehen auf dem Standpunkt, daß es von der höchsten, ja der entscheidenden Bedeutung für die Beurteilung der Richtigkeit einer Entzifferung ist, zu wissen, wie die Lautwerte gewonnen worden sind. Denn was „die gelieferten Wörter" angeht, so läßt es sich zwar nicht leugnen, daß ein paar ganz vereinzelte Wörter in der Tat überraschend griechisch lauten, aber die Mehrzahl ist einfach unverständlich und kann nur unter der Annahme einer, man kann nur sagen, monströsen „Orthographie" ins Griechische gezwungen werden. Wenn wir auch unsererseits auf Grund der archäologischen Indizien die Überzeugung hegen, daß in der Tat die Sprache von Linear B die frühgriechische ist (siehe unten zu S. 47), so können wir aber den Weg der Entzifferung, den Ventris und in der Nachfolge des zu früh dem Leben' Entrissenen sein Mitarbeiter Chadwick weisen, nicht für den richtigen halten. Er bleibt noch zu finden. Es muß auch festgestellt werden, daß es nach dem ersten allgemeinen Begeisterungstaumel, von dem wir uns selbst hatten mitreißen lassen, recht still geworden ist und die ernsten Bemühungen der Sprachforscher vieler Länder, auf dem neuen Wege weiterzukommen, in keinem rechten Verhältnis zu den Ergebnissen stehen. Aus der gewaltigen Literatur, die die Entzifferung von Ventris hervorgerufen hat, seien hier nur zunächst die wichtigen drei Originalpublikationen genannt: M. V e n t r i s and J . C h a d w i c k , Evidence for Greek Dialect in the Mycenaean Archives (Journ. Hell. Stud. 73, 1953, 840.), dieselben, Documents in Mycenaean Greek. Three hundred selected tablets from Knossos, Pylos and Mycenae with commentary and vocabulary, Cambridge 1956 und J . C h a d w i c k , The Decipherment of Linear B, Cambridge 1958 (deutsch von H. Mühlestein, Linear B. Die Entzifferung der Mykenischen Schrift, Göttingen 1959), sodann von den kritischen Stellungnahmen nur die beiden Besprechungen von E. G r u m a c h , die mir die wichtigsten zu sein scheinen: Orient. Lit. Z. 1957, 2930. und Gnomon i960, 681 ff. Daß die Kreter neben diesen nur für den zeitweiligen Gebrauch von Listen, Rechnungen usw. bestimmten Tontäfelchen Papyrus und Tinte für andere Aufzeichnungen verwendet haben, dürfte außer Zweifel stehen. „Das kretische Klima erlaubt nicht wie das ägyptische deren Erhaltung. Es haben sich aber in den Palästen Tonbullen mit Siegelabdrücken gefunden, an denen sich Eindrücke von Schnüren beobachten lassen. Diese weisen auf die Verbindung mit einem leichten Gegenstand hin. Der Schluß, daß es sich um die Siegelung jetzt nicht mehr vorhandener Papyrusrollen handelt, ist unabweisbar" (F. Matz, Kreta, Mykene, Troja S. 74). Zur kretischen Religion vgl. außer den zu S. 26 genannten Werken Georg K a r o , Religion des ägäischen Kreises (Bilderatlas zur Religionsgeschichte, herausg. von Hans H a a s , 7. Lief., Deichert) 1925. Zur Schildgöttin Athena vgl. G. R o d e n w a l d t , Athen. Mitt. 37, 1912, I29ff„ und v. W i l a m o w i t z , Athena (Sitzungsber. d. Preuß. Akad. d. W. 1921, LIV = Kleine Schriften V 2, 36ff.) und in „Der Glaube der Hellenen" I, 234s. Zur Frage des Mutterrechts vgl. Ernst K o r n e m a n n , Die Stellung der Frau in der vorgriechischen Mittelmeerkultur (Orient u. Antike 4) 1927. Zu S. 42. Zu den ekstatischen Tänzen vgl. B. S c h w e i t z e r , in „Die Antike" II 1926, 302.
334
Anmerkungen
Zu S. 43. Zu Mykene vgl. Alan J. B . W a c e , Mycenae, an archaeological history and guide, Princeton N. J., 1949 und G. E. M y l o n a s , Ancient Mycenae. The capital city of Agamemnon, London 1957; zur mykenischen Kultur s. zu S. 21 und 38. Vgl. auch F. M a t z , Die Ägäis (Handb. d. Arch. II) 264fr. 275ff. - Unmöglich ist die gelegentlich vertretene Ansicht, daß die Burgherren von Mykene usw. i n . mykenischer Zeit noch Karer gewesen seien. Dann hätten die Griechen ja in ihrem Heldengesang den Ruhm der Stammfremden besungen I Einen Überblick über die Gesamtentwicklung der griechischen Kunst gibt Anton S p r i n g e r , Die Kunst des Altertums, 12 Aufl., bearbeitet von Paul W o l t e r s , Leipzig, Kröner, 1923 (enthält auch die Kunst des Orients, bearbeitet von Fr. W. v. B i s s i n g ) ; vgl. ferner A. v. S a l i s , Die Kunst der Griechen, 4. Aufl. Zürich 1953, u n d W.-H. S c h u c h h a r d t . Die Kunst der Griechen (in Geschichte der Kunst, Bd. I : Altertum, RembrandtVerlag), Berlin 1940. Vgl. auch den trotz seiner Knappheit inhaltsschweren Abriß von Franz W i n t e r in G e r c k e - N o r d e n s Einleitung in die Altertumswissenschaft II*, 1912, S. 758. Ein reiches Abbildungsmaterial bei G. R o d e n w a l d t , Die Kunst der Antike. Hellas und Rom (Propyläen-Kunstgeschichte III), 4. Aufl. 1927. Zu S. 44. Im Jahre 1951 ist ein zweiter, älterer Grabring westlich vom Löwentor aufgedeckt worden mit Schachtgräbern des 17. und frühen 16. Jahrhunderts, vgl. über die beiden Grabringe G. E. M y l o n a s , The Grave Circles of Mycenae in der Sundwall-Festschrift „Minoica" (Berlin 1958) 2760. Zu S. 45. Die Charakteristik der Griechen und Kreter stützt sich auf die Ausführungen von Georg K a r o (s. zu S. 21). Zum einheitlichen Befestigungssystem in der Argolis vgl. L e n s c h a u , Bursian 279, 150. Gegen Forrers Hypothese von einem griechischen Großreich Achchijava = 'A%ala, die noch in der 2. Auflage wenigstens als wahrscheinlich vermerkt war, sind von verschiedenen Seiten so gewichtige Einwendungen erhoben worden, daß dann Wilcken ganz von ihr abgesehen hat. Vgl. z . B . W . O t t o , Deutsch. Lit. Z. 1928, Sp. 7270.; Hist. Zeitschr. 146, 1932, 2i9f. Uber Achchijava in Kleinasien vgl. Ed. M e y e r , G. d. A. II* 1, 546 ff. Eine kritische Neuausgabe und Übersetzung der in Betracht kommenden BogazköyTexte brachte F. S o m m e r , Die Abfeijawfi-Urkunden (Abh. Bayer. Akad. N. F. 6), 1932. Dazu A. G o e t z e , Gnomon 10, 1934, I77ff. Vgl. auch G o e t z e , Kleinasien* 183 und H. B e n g t s o n , Gr. Gesch. 1 46/7. Zuletzt ist die gesamte Lokalisierungsfrage zusammenfassend behandelt von F. S c h a c h e r m e y r in der Sundwall-Festschrift (1958) S. 365s. Die Mehrzahl der Forscher denkt an Kleinasien, aber die Frage scheint zur Zeit unlösbar. [Soeben tritt auch F . C o r n e l i u s , Historia 11, 1962, H 2 f . , für Kleinasien ein, gibt aber für Ahhijawaa nicht die Umschrift Achaioi, sondern Argeiwoi.] Zu S. 46. Zu den mykenischen Waffen vgl. Carl R o b e r t , Studien zur Ilias, Berlin, Weidmann, 1901. Zu S. 47. Von der größten Bedeutung ist die von der Amerikanerin Alice E. K o b e r zuerst erkannte Tatsache, daß die Sprache von Linear B im Gegensatz zu der von Linear A Beugungsformen besitzt, daß es sich also um zwei verschiedene Sprachen handelt. Damit wird es unwahrscheinlich, daß Linear B eine Schöpfung der Kreter für ihre Sprache ist. Auf der anderen Seite begegnen wir nun aber auf dem griechischen Festland, besonders in Pylos und Mykene, aber auch an anderen Stellen wie Theben, Tiryns, Orchomenos, Eleusis, Linear B , ohne daß vorher, wie man versichert, ein Gebrauch von Linear A nachzuweisen ist. Also scheint es doch so, als ob der erste Versuch der Griechen, eine Schrift für ihre Sprache zu schaffen, eben in Linear B vorliegt. Dem widerspricht nun aber offenbar die Tatsache, daß Linear B zuerst im Palast von Knossos, und zwar bereits im L a u f e des 15. J a h r h u n d e r t s b e g e g n e t , -während d i e F e s t l a n d s f u n d e v o n L i n e a r B i n d a s
Anmerkungen
335
13. Jahrhundert gehören. Man hat daher an eine so frühe Eroberung von Knossos durch die Griechen geglaubt, die zur Schaffung von Linear B aus Linear A zwecks Verwendung für die griechische Sprache geführt hätte. Aber wie war es dann zu erklären, daß die Formen von Linear B aus dem 13. Jahrhundert noch immer identisch mit denen des 15. Jahrhunderts sind, diese Schrift also in 200 Jahren und mehr keine Veränderung oder Entwicklung durchgemacht hat? Nun hat aber C. W. B i e g e n , der erfolgreiche amerikanische Ausgräber von Pylos, in einem Aufsatz, betitelt „ A Chronological Problem" (Sundwall-Festschrift, Minoica, 61 ff.) gewichtige Bedenken gegen die bisherige Datierung von Linear B in Knossos erhoben. Sind diese richtig, und es scheint wirklich so, dann gehört auch Linear B in Knossos erst in die Zeit von etwa 1340-1200, und es schließt sich alles historisch aufs beste zusammen. Um 1400 (nach der traditionellen Datierung) haben die Griechen die Insel Kreta, erobert, und sie, die bisher schriftlos waren, haben nun, vermutlich durch die kretischen Schreiber selbst, im 13. Jahrhundert die Linear A-Schrift für ihre Sprache umbilden lassen (Linear B), die sich dann auch im griechischen Mutterlande verbreitete. Freilich wird diese schwierige Schrift immer nur auf einen kleinen Kreis beschränkt gewesen sein. Die weitere Entwicklung der Linear B-Schrift liegt für uns im Dunkeln. Im Mutterlande wird sie den durch die Dorische Wanderung bedingten Kultursturz kaum überlebt haben, aber griechische Auswanderer vorher und nachher werden sie in die neue Heimat mitgenommen haben, unter anderem nach Kypros, wo wir ihre Ausläufer in der klassischen kyprischen Silbenschrift besitzen. [ B i e g e n s Aufsatz hat zu einer lebhaften Auseinandersetzung, selbst in der englischen Tagespresse, geführt. Die Frage ist noch strittig. Hauptverfechter der Ansicht Biegens ist L . R . P a l m e r , Mycenaeans and Minoans, London 1961.] Zu S. 48. Zur mykenischen Heldensage vgl. Martin P. N i l s s o n , The Mycenaean origin of Greek mythology, Berkeley (Calif.) 1932. D e r s e l b e , Homer and Mycenae, London 1933. Vgl. auch Nilsson, Der homerische Dichter in der homerischen Welt (Die Antike 14, 1938, S. 22ff.) und in seiner „Geschichte der griechischen Religion" (s. zu S. 26) I* 26. Vgl. ferner M. B o w r a , Homer and his forerunners, Edinburgh 1955. Zur Religion s. zu S. 26. Zu S. 49. Zu den Goldmasken vgl. B. D. F i l o w , Die archaische Nekropole von Trebenischte am Ochridasee (W. de Gruyter & Co.), 1927 (dazu E. P e m i c e , Gött. Gelehrte Anz. 1929, 439ff.), und Nik. Vuliö, Neue Ausgrabungen in Trebenischte, Jahresh. österr. Arch. Inst. 28, 1933, 1640. Zu S. 51. Zu den neuen Aufschlüssen über Tiryns Kurt Müller, Tiryns, die Ergebnisse der Ausgrabungen des Deutsch. Arch. Instituts, III. Bd., Filser, 1930. Vgl. G. K a r o , Gnomon 4, 1928, 225^, und „Führer durch Tiryns", 2. Aufl., Athen 1934, sowie R E V I A (1937), 1453ff. s. v. Tiryns. Die These vom illyrischen Volkstum der Philister ist von R. H e r b i g , Archäol. Jahrb. 55, 1940, 58ff., verfochten (vgl. auch zu S. 53). Zu S- ja. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die griechischen Kolonisten Cyperns bereits im Besitze des Prototyps der cyprischen Silbenschrift dorthin gekommen, vgl. zu S. 47. Zu dem Vorstoß der Illyrier vgl K. P a t s c h , Thrakische Spuren an der Adria (Jahresh. österr. Arch. Inst. 10, 1907, iff. 169 ff.). Zu S. 53. Zerstörung Trojas durch die Thraker nimmt auch E. B e t h e an (Rh. Mus. N. F. 80, 1931, S. 221). Vgl. auch F. M a t z , Kreta, Mykene, Troja 144/145. Uber die illyrische Ausbreitung im Verlaufe der „Seevölker-Wanderung" vgl. die Zusammenfassung bei H. E. S t i e r , Grundlagen und Sinn der griechischen Geschichte, Stuttgart 1945, 1830. (mit reicher Literatur). Doch verdient die Warnung vor den „Panillyristen" (H. B e n g t s o n , Hist. Zeitschr. 171, 1951, 624) ernstliche Beachtung.
336
Anmerkungen
Zu S. 54. Zu der mykenischen Siedlung in Milet vgl. C. W e i c k e r t , Die Ausgrabung beim Athena-Tempel in Milet 1955 (Istanbuler Mitteilungen 7, 1956, 102 ff.) und Neue Ausgrabungen in Milet (Neue deutsche Ausgrabungen [s. zu S. 8] 181 ff.). Zu S. $5. Gegenüber neueren Versuchen, die Ionische Wanderung als solche überhaupt zu leugnen und die Besiedlung der Inseln und Kleinasiens fast ganz in die mykenische Zeit zu verlegen, vgl. die besonnenen Ausführungen von F. S c h a c h e r m e y r , Gnomon 32, i960, 207 fi. Zu S. 56. Uber neuere Hypothesen über die Dorische Wanderung berichtet Th. L e n s c h a u , Bursian 253, 113fr. Vgl. auch U. von W i l a m o w i t z - M o e l l e n d o r f f , Der Glaube der Hellenen I 1931, 68ff., und H . E . S t i e r a. O. (s. zu S. 53) 187fr. sowie die instruktiven Darlegungen von D a n i e l , B r o n e e r und W a d e - G e r y unter dem Gesamttitel „ T h e Dorian Invasion" im Am. Journ. of. Archaeol. 52, 1948, 107S. Zu S. 59. Die Erkenntnis, daß die Etrusker nicht von Norden her über die Alpen, sondern von Kleinasien her zur See nach Italien gekommen sind, setzt sich immer mehr durch. Zur Orientierung über die Frage vgl. Gustav K ö r t e i n R E V I (1907), 730fr., der freilich die Ankunft der Tyrsener in der Toskana mit dem 8. Jahrhundert zu spät ansetzt; A . F u r t w ä n g l e r , der sie ins I i . Jahrhundert setzte, dürfte richtiger gesehen haben. Zur kleinasiatischen Herkunft bekennt sich auch Georg K a r o , Altetruskische Baukunst (Die Antike I, 1925, 213 ff.). Zur Etruskerfrage vgl. ferner das Buch von F. S c h a c h e r m e y r , Etruskische Frühgeschichte (de Gruyter), 1929 (dazu H. B e r v e , Gnomon 7, 1931, 461 ff.); F. M e s s e r s c h m i d t , Die Etruskerforschung 1930-1939 (Klio 32, 1939, 39iff.); F. M a t z , K l i o 35, 1942, 3 1 4 s . , und J. W i e s n e r , Zur Herkunft der Etrusker (Forsch, u. Fortschr. ig, 1943, 5iff.). Zum gegenwärtigen Stand der Forschung vgl. Historia 6, 1957, 1. Heft, das 8 Aufsätze über die Etrusker vereinigt. [Der reichhaltigste Literaturnachweis über die Etrusker jetzt bei Ernst M e y e r , Römischer Staat und Staatsgedanke, 2. Aufl., Zürich und Stuttgart 1961, S. 4530. Anm. 9.] Zu S. 61. Zur griechischen Wirtschaftsgeschichte vgl. außer den betreffenden A b schnitten in B e l o c h s und M e y e r s Darstellungen den zusammenfassenden Überblick von E d . M e y e r , Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums (Kleine Schriften I, 2. Aufl., Halle 1924, S. 79ff.), auch die Skizze von O. N e u r a t h , Antike Wirtschaftsgeschichte (Aus Natur u. Geisteswelt, 258. Bändchen), 3. Aufl., Leipzig und Berlin 1926. Vgl. auch das hübsche B u c h von Hans S c h a a l , V o m Tauschhandel zum Welthandel (Teubner) 1931. Diese umstrittenen Probleme sind wieder in Fluß gekommen durch die sehr anregenden Arbeiten von Joh. H a s e b r o e k . Mit R e c h t wendet er sich gegen die zu modernen Auffassungen der antiken Wirtschaft, doch hat ihn dies Bestreben in seinem Buch „ S t a a t und Handel im alten Griechenland" (Tübingen 1928) vielfach zu weit nach der anderen Seite gezogen. Vgl. die gehaltvolle Besprechung von Friedr. O e r t e l (DLZ. 1928, 1617s.), dessen „ A n h a n g " zur 3. Aufl. von R . v. P ö h l m a n n s „Geschichte der sozialen Frage" usw. (München 1925) hier gleichfalls zu nennen ist. Bald darauf erschien von H a s e b r o e k „Griech. Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte bis zur Perserzeit", Bd. I (Tübingen 1931). Vgl. anderseits Erich Z i e b a r t h , Beiträge zur Geschichte des Seeraubs und Seehandels im alten Griechenland, Hamburg 1929. Vgl. auch F. H e i c h e l h e i m , Wirtschaftsgeschichte des Altertums v o m Paläolithikum bis zur Völkerwanderung, 2 Bände, Leiden 1938, und H . M i c h e l l , The economics of ancient Greece, Cambridge 1940. Zu S. 63. Zur Geschichte der Polis vgl. V. E h r e n b e r g , W h e n did the Polis rise?, Journ. Hell. Stud. 57, 1937, i47ff- und E . K i r s t e n , Die griechische Polis als historisch-geographisches Problem des Mittelmeerraumes (Colloquium Geographicum, Bd. 5), Bonn 1956. - Zur Geschichte des ionischen Zwölfstädtebundes v g l . v . W i l a m o w i t z , Panionion (Sitzungs-
Anmerkungen
337
ber. d. Preuß. Akad. d. W. 1906, I I I = KI. Schrift. V1, I28ff.) und Th. L e n s c h a u , Die Gründung Ioniens und der Bund am Panionion (Klio 36,1944,201 ff.); zur Ausgrabung des Buleuterions vgl. G. K l e i n e r in: Neue deutsche Ausgrabungen (s. zu S. 8), 172fr. Zu S. 6$. Adolf K i r c h h o f f s „Studien zur Geschichte des griechischen Alphabets", 4. Aufl., Gütersloh 1887, sind für das von ihm behandelte Problem auch heute noch grundlegend, aber die neuere Forschung h a t sich neue Probleme gestellt, unterstützt durch neue Funde alter Texte. Abbildungen der ältesten Inschriften bietet H. R ö h l , Inscriptiones Graecae antiquissimae praeter Atticas in Attica repertas, Berlin 1882, und d e r s e l b e , Imagines inscriptionum Graecarum antiquissimarum in usum Scholar um, 3. Aufl., Berlin 1907. Zum frühen Gebrauch des ionischen Alphabets in Athen vgl. A. K ö r t e , Ath. Mitt. 47, 1922, S. 5ff. Erschienen sind von Joh. K i r c h n e r , Imagines inscriptionum Atticarum. Ein Bilderatlas epigraphischer Denkmäler Attikas (Gebr. Mann, Berlin), 2. Aufl. 1948. Zur Einführung in die Geschichte der Schrift sei besonders empfohlen Albert R e h m , Die Schrift und die Schriftzeugnisse, Handbuch der Archäologie, Bd. I 1939, S. 182-238 (Beck, München). Vgl. auch H. B a u e r , Der Ursprung des Alphabets (Der Alte Orient, Bd. 36, H e f t 1/2), 1937, R . H ä r d e r , Die Meisterung der Schrift durch die Griechen (Das neue Bild der Antike I 1942, 91 ff.) und G. K l a f f e n b a c h , Griechische Epigraphik, Göttingen 1957, 32ff. [L. H. J e f f e r y , The loral sripts of archaic Greere, Oxford 1961], Zu S. 67. Zur Einführung in die Geschichte der Homerischen Frage wie auch in die Dichtung selbst sei empfohlen G. F i n s l e r , Homer, 3. Aufl., Leipzig und Berlin 1924. Zur Ilias vgl. v. W i l a m o w i t z , Die Ilias und Homer, Berlin, Weidmann, 1916 (2. Aufl. 1920). Zu wesentlich anderen Ergebnissen führten die Homerforschungen von Erich B e t h e . Zu seinen Zeitbestimmungen vgl. „Homer, Dichtung und Sage" II. Bd., 2. Teil, 2. Aufl. (Teubner), 1929. Neue Gedanken zur Homerischen Frage brachte Wolfgang S c h a d e w a l d t in „Iliasstudien" (Abh. Sächs. Akad., 43. Bd., Nr. VI), 1938, und „Von Homers Welt und Werk. Aufsätze und Auslegungen zur Homerischen Frage", Leipzig T 944 (3- Aufl. 1959). Über die moderne Homerforschung orientieren vorzüglich die Berichte von A. L e s k y im Anzeiger für die Altertumswissenschaft (Innsbruck) seit 1951. Zu S. 69. Zur griechischen Religion s. zu S. 26. Zu S. 70. Zum Seelenkult vgl. Erwin R o h d e , Psyche, Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen, 9. und 10. Aufl., Tübingen 1925. Zu S. 71. Über die Toleranz nach v. W i l a m o w i t z , Hellenistische Dichtung I (Berlin 1924), S. 69.
Zu S. 7a. Die Ablehnung der Ableitung der Agonistik aus den Leichenspielen erscheint nach den eindrucksvollen Ausführungen von K. M e u l i , Der Ursprung der olympischen Spiele (Die Antike 17, 1941, 189fr.) nicht mehr haltbar. Für die von anderer Seite bestrittene Echtheit der Olympionikenliste ist mit guten Gründen eingetreten Aug. B r i n k m a n n , Rhein. Mus. 70, 1915, 622ff. Vgl. auch Ed. M e y e r , Kl. Sehr. II, Halle 1924, 301. Zu diesem Problem vgl. jetzt L. Z i e h e n , R E X V I I (1937), 25270., und Th. L e n s c h a u , Philologus 91, 1937, 396ff. Zu Olympia und seinen Denkmälern vgl. das schöne Werk von Walter H e g e und Gerhart R o d e n w a l d t , Olympia (Berlin, Deutscher Kunstverlag), 1936. Über die Ergebnisse der neuen Ausgrabungen vgl. E. K u n z e i n : Neue deutsche Ausgrabungen (s. zu S. 8), 2636. Zu S. 74. Zur Einwirkung orientalischer Vorbilder auf die archaische Kunst vgl. F. P o u l s e n , Der Orient und die frühgriechische Kunst (mit 197 Abbildungen), Teubner, 1912. S. auch zu S. 127. Zu S. 77. Für die Ausbreitung der Phöniker vgl. Ed. M e y e r , G. d. A. II S 2, 61 ff., der sich gegen B e l o c h s Datierungen wendet. Dagegen haben die jüngeren Datierungen wieder
338
Anmerkungen
einen Verteidiger gefunden in R. C a r p e n t e r , Am. Journ. Arch. 62, 1958, 35ff. (Gründung von Utica und Karthago im späten 8. Jahrh., Besiedlung von West-Sizilien im frühen 7. Jahrh., von Sardinien im späten 7. oder frühen 6. Jahrh., der Südküste von Spanien und von Gades im späten 6. Jhrh.). Zu S. 78. Zur phönikischen Kunst vgl. P o u l s e n (s. zu S. 74). Zu den obenerwähnten bedeutsamen neuen phönikischen Funden aus dem 15. und 14. Jahrh. vgl. Otto E i ß f e l d t in Forsch, und Fortschr. 15 (1939), S. 2 1 7 s . und Hist. Zschr. 168 (1943), 457s. Zum heutigen Stand der Frage nach dem Ursprung des phönikischen Alphabets vgl. H. Schmökel in Forsch, und Fortschr. 26 (1950), 1 5 3 ® . (Zur Vorgeschichte des Alphabets) und O. E i Q f e l d t ebenda 2170. (Ein Beleg für die Buchstabenfolge unseres Alphabets aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.). Vgl. im allgemeinen auch G. C o n t e n a u , La civilisation phénicienne, 3. Aufl., Paris 1939. Zu S. 79. Deutsche Übersetzungen der Königsinschriften der Assyrer und Babylonier findet man in Eberhard S c h r ä d e r s Keilinschriftlicher Bibliothek, diezwar z.T. inzwischen überholt worden sind. Vgl. F. T h u r e a u - D a n g i n , Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften, 1907 (Vorderasiat. Bibl. I, 1), und S. L a n g d o n , Die neubabylonischen Königsinschriften, 1912 (ebenda IV). Zum Reich von Urartu vgl. A. Goetze, Kleinasien' (s. zu S. 19) S. 187ff. Zu S. 80. Zu dem Siegesdenkmal, das Sanherib 696 in Kilikien errichtete, und das später als Denkmal des Sardanapal gedeutet wurde, vgl. F. H. Weißbach in R E IA (1920), Sp. 2466 (unter Sardanapal). - Zur lydischen Chronologie vgl. H. K a l e t s c h , Historia 7, 1958, 1 ff. Zu S. 81. Zur medischen und persischen Geschichte vgl. die hervorragende Arbeit von Arthur Christensen, Die Iranier, im ,,Handbuch der Altertumswissenschaft", Kulturgeschichte des Alten Orients, III. Abschnitt (Beck, München), 1933, S. 203 ff. (dazu W i l c k e n , DLZ. 1936, Sp. i868ff.). Vgl. auch G. G. Cameron, History of early Iran, Chicago 1936 (bis zur Begründung des Perserreiches), und A. T. E. O l m s t e a d , History of the Persian Empire (Achaemenid period), Chicago 1948. Zu S. 82. Zu der von C. J . G a d d entdeckten Chronik, die Ninives Fall (bisher für 606 angenommen) in das Jahr 612 setzt, vgl. Bruno Meißner, Deutsche Literaturzeitung 1924, Sp. 1360. Vgl. auch H. B e n g t s o n , Neue Quellen zur Geschichte der neubabylonischen Zeit (Historia 6, 1957, 499 fr.). Zu S. 84. Zu den zitierten Tontafeln von Uruk vgl. Hans S c h a a l , Vom Tauschhandel zum Welthandel (s. oben zu S. 61), S. 56. Zum Datum des Sieges des Kyros über Astyages (556 oder 550) vgl. F. H. W e i ß b a c h , R E Suppl. IV (1924), 1143. Zu S. 86. Über die Todesart des Kambyses W. Schulze in den Sitzungsber. d. Preuß. Akad. d. W. 1912, S. 68sff. Eine gerechte Würdigung des Kulturstaates des Darius I. bot zuerst Ed. M e y e r , G. d. A. III. Vgl. auch seinen Artikel,,König Darius I . " in den „Meistern der Politik" I I I (D. Verlagsanst. Stuttgart 1923). Vgl. ferner H. H. S c h a e d e r , Das persische Weltreich (Vorträge der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau im Kriegswinter 1940/1941), P. J . J u n g e , Dareios I., König der Perser, Leipzig 1944, und H. H. von der Osten, Die Welt der Perser, Stuttgart 1956. Zu Zarathustra vgl. E. E. H e r z f e l d , Zoroaster and his world, 2 Bände, Princeton 1947. Abschriften der Denkschrift von Behistun wurden in die Provinzen versandt, für den Westen in aramäischer Übersetzung. Reste einer solchen haben sich auf einem Papyrus von Elephantine erhalten. Die Gadatasinschrift in Dittenb. Syll.' 22. ZuS. 87. Zur Satrapienordnung vgl. C . F . L e h m a n n - H a u p t , R E I I A (1921) unter
Anmerkungen
339
„ S a t r a p " ; Oskar L e u z e , Die Satrapieneinteilungin Syrien und im Zweistromland (Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft. Geisteswiss. Kl. u , 4), Halle 1935 (dazu H . B e n g t s o n , Gnomon 13, 1937, H 3 f f . ) ; P. J . J u n g e , Satrapie und Natio, Reichsverwalt u n g und Reichspolitik im Staate Dareios' I. (Klio 34, 1942, 1 ff.). Zu der weitsichtigen Reichspolitik des Darius vgl. F r . W . K ö n i g , Der Burgbau zu Susa nach dem Bauberichte des Königs Dareios I. (Mitt. V.A. G.35,1), Hinrichs 1930 (dazu F. B o r k , DLZ. 1931,4640.). Z u S. 88. Zur persischen K u n s t vgl. das schöne Buch von Friedrich S a r r e , Die K u n s t des alten Persien (mit 150 Tafeln u n d 19 Textabbild.), Berlin, Cassirer, 1922 ( = Die Kunst des Ostens, herausg. von W. Cohn, Bd. V). Dazu W i l c k e n s Besprechung in der Deutsch. Literaturzeitung 1924, Sp. 7030. Vgl. F. W . v. B i s s i n g , Ursprung und Wesen der persischen K u n s t (Sitzungsber. Bayer. Akad. 1927, 1), u n d A. U. P o p e and Ph. A c k e r m a n . A S u r v e y of PersianArt. Vol.I:Prehistoric, Achaemenid and SasanianPeriods. Vol. I V : Plates, Oxford 1938. Über neuere Arbeiten zur Kolonisation berichtet T h . L e n s c h a u , Bursian 261, 224; 279, 158t Vgl. auch den ausgezeichneten Vortrag von H a n s S c h a e f e r , Eigenart u n d Wesenszüge der griechischen Kolonisation, abgedruckt mit reichen Literaturangaben in den Heidelberger Jahrbüchern i960, 77 ff. E r betont Not, A r m u t und Verzweiflung als bestimmende Motive der griechischen Kolonisation. [Sein jäher Tod h a t uns um die von i h m angekündigte Gesamtdarstellung der griechischen Kolonisation gebracht.] Z u S. 89. Zu den Emporien vgl. K. L e h m a n n - H a r t l e b e n , Die antiken Hafenanlagen des Mittelmeers (Klio, Beiheft XIV), 1923. Z u S. 91. Das Verhältnis der Hellenen zu den Barbaren verfolgte W i l c k e n durch die griechische Geschichte hindurch in seinem Aufsatz „Hellenen und B a r b a r e n " in Ilbergs N. Jahrbüchern 1906,1. Abt., X V I I , S. 457ff. Zur Terminologie vgl. A. E i c h h o r n , Baqßago; quid significaverit, Diss. Lips. 1904. Vgl. die eingehende Behandlung des Problems bei J . J ü t h n e r , Hellenen und Barbaren. Aus der Geschichte des Nationalbewußtseins (Das E r b e der Alten VIII), Leipzig 1923. Auf den Einfluß des lydischen Imperialismus auf die ionische Kolonisation wies T h . L e n s c h a u , Klio 13, 1913, 1758., hin. Zu den milesischen Kolonien vgl. Friedr. B i l a b e l , Die ionische Kolonisation, 1920 (Philologus, Suppl. 14, H e f t 1), zu der Kolonisation des Nordufers des Schwarzen Meeres E r n s t v. S t e r n , Hermes 50, 1915, 161 ff. Vgl. auch F. M i l t n e r , Die erste milesische Kolonisation im Südpontos (Anatol. Stud. Buckler, r 939. 191 ff.), wonach diese doch schon im 8. J a h r h u n d e r t einsetzte; s. auch W i l a m o w i t z , Der Glaube der Hellenen I, 87. Zum F u n d von Vettersfelde vgl. A. F u r t w ä n g l e r , Der Goldfund von Vettersfelde, Berlin 1883 und M. E b e r t , Reallex. d. Vorgesch. 14, 1929, 1568. Z u S. 92. An der syrischen Küste ist unlängst in AI Mina, Sueidia, (Orontesmündung) eine griechische Handelsfaktorei aufgedeckt worden, deren Anfänge bis tief in das 8. J a h r hundert hinaufgehen, vgl. C. L. W o o l l e y , Journ. Hell. Stud. 58, 1938, i f f . 133ff.; siehe auch H . B e n g t s o n , Griech. Geschichte 1 90 mit Anm. 5. Zu N a u k r a t i s vgl. Hugo P r i n z , F u n d e aus Naukratis. Beiträge zur Archäologie u n d Wirtschaftsgeschichte des 7. u. 6. J a h r h . v. Chr. (Klio, Beiheft 7, 1908), und F. W. von B i s s i n g , Forschungen zur Geschichte und kulturellen Bedeutung der griechischen Kolonie Naukratis in Ägypten (Forsch, u. Fortschr. 25, 1949, i f . ) . Z u S. 93. Zu Kyrene vgl. v. W i l a m o w i t z , Kyrene (Vortrag), Weidmann 1928. Wertvolle neue Aufschlüsse über Kyrene verdanken wir den erfolgreichen italienischen Ausgrabungen, im besonderen den Publikationen von Gaspare O l i v e r i o , Cyrenaica („Documenta antichi dell' Africa Italiana") I, I I , Bergamo 1933. 1936. Vgl. auch d e n s e l b e n .
340
Anmerkungen
Scavi di Cirene, Bergamo 1931 und v o r allem F. C h a m o u x , CyrÄne sous la monarchie des Battiades, Paris 1953. Zur Kolonisation des Westens vgl. das umfassende Werk von T. J. D u n b a b i n , The Western Greeks. The history of Sicily and South Italy from the foundation of the Greek colonies t o 480 B. C., Oxford 1948. Zu S. 94. Zu dem korinthischen Helm in Spanien Ad. S c h u l t e n , Forsch, u. Fortschr. 15. 1939. S. 44f. Zu S. 96. Die Ausführungen über die Geldwirtschaft stützen sich auf den wertvollen Aufsatz von F. H e i c h e l h e i m in Schmollers Jahrbuch 55, 1931, S. 229ff. Zum Zeitpunkt der Erfindung der Münzprägung vgl. jetzt E. S. G. R o b i n s o n , Journ. Hell. Stud. 71, 1951, 1566. und d e n s e l b e n , N u m . Chron. 1956, i f f . Zur Geschichte der Sklaverei vgl. Ed. M e y e r , Die Sklaverei im Altertum (Kleine Schrift. I, 2. Aufl., Halle 1924, S. i6gfi.). Vgl. vor allem W. L. W e s t e r m a n n , R E Suppl. VI (1935), 894ff., und d e n s e l b e n , The Slave Systems of Greek and Roman Antiquity, Philadelphia 1955, Spezialarbeiten zur Sklaverei von J . V o g t und S. L a u f f e r in den Abhandlungen der Mainzer Akademie d. Wiss. u. d. Literatur. Zu S. 97. Für das Recht von Gortyn ist grundlegend die Ausgabe von F. B ü c h e l e r und E . Z i t e l m a n n 1885 (Rhein. Mus. 40, Ergänzungsheft). Zur Tyrannis vgl. Werner J a e g e r , Paideia I 2 292ff. Martin P. N i l s s o n , The age of the early Greek tyrants (Dill Memorial Lecture 1936, The Queen's University of Belfast). T h . L e n s c h a u , R E VII A (1948), 1821 ff. H. B e r v e , Wesenszüge der griechischen Tyrannis (Hist. Zeitschr. 177, 1954, iff.). A. A n d r e w e s , The Greek Tyrants, London 1956. Zu S. 98. Zur strittigen Chronologie des Kypselos vgl. Th. L e n s c h a u , Philologus 91, 1937, 2780. [und J . D u c a t , Bull. Corr. Hell. 85, 1961, 4i8ff., der die traditionelle Chronologie für die wahrscheinlichste hält, aber ihre Daten nur als approximative gelten läßt.] Zu S. 99. Zu Sparta vgl. Werner J a e g e r , Paideia I s H 3 f f . Helmut B e r v e , Sparta, Leipzig 1937 (Meyers Kleine Handbücher 7), 2. Aufl. 1944. Th. L e n s c h a u , Klio 30, 1937, 26gff. P. R o u s s e l , Sparte, Paris 1939 (dazu H. B e r v e , Gnomon 17, 1941, i f i . nebst weiterer Literatur), 2. Aufl. 1947. S. auch B ö l t e , E h r e n b e r g , Z i e h e n , L i p p o l d in R E I I I A (1929), 1265ff. Zur Grundherrschaft und Hörigkeit in Sparta vgl. K. J. N e u m a n n , Hist. Zeitschr. 96, 1906, S. i f f . Den Einfluß der ständigen Kriegsbereitschaft auf Staat und Sitten betont R. v. P ö h l m a n n , Griech. Gesch. 5 (1914), S. 42. Ein geschlossenes System des spartanischen Staatsrechts gibt Ulrich K a h r s t e d t , Griechisches Staatsrecht. I. Bd.: Sparta und seine Symmachie, Göttingen 1922. Zu S. 101. Die Darstellung der älteren spartanischen Verfassung stützt sich namentlich auf die Arbeiten von Helmut B e r v e . Vgl. seine Rezension von Ehrenbergs Buch „Neugründer des Staates" im Gnomon 1, 1925,-3050., und seinen Aufsatz „ S p a r t a " (Hist. Vierteljahrsschrift 25,1931, 1ff.)sowie seine „Griechische Geschichte". Vgl. jetzt auch seine vortreffliche Besprechung von W. d e n B o e r , Laconian studies (Amsterdam 1954) im Gnomon 29, 1957, 7ff. Zu den Agiaden und Eurypontiden und dem Doppelkönigtum vgl. Th. L e n s c h a u , Rhein. Mus. 88, 1939, 123ff. Vgl. auch die zu S. 99 zitierte Literatur. Zu S. 10a. Uber das Primitive in der spartanischen Lebensführung handelt Martin P. N i l s s o n , Klio 12, 1912, 3o8ff. Zur Aussetzung der Kinder vgl. P. R o u s s e l , Rev. E t . Anc. 45, 1943, 5 ff. Zu S. 103. Zu den Messenischen Kriegen vgl. Th. L e n s c h a u , Philologus 91, 1937, 2890. und jetzt F. K i e c h l e , Messenische Studien. Untersuchungen zur Geschichte der Messenischen Kriege und der Auswanderung der Messenier, Diss. Erlangen 1957 (1959) ; dazu Ernst M e y e r , Gnomon 32, i960, ^ 13fT-
Anmerkungen
341
Zu S. 104. Zu Pheidon von Argos vgl. Th. L e n s c h a u , R E X I X (1938), 1939s. (Nr. 3) und W . S c h w a b a c h e r ebenda 1946s. (Pheidonischer Münzfuß); weitere Literatur bei H . B e n g t s o n , Griech. Gesch. 1 81. Seine Zeit ist durch eine Münze endgültig gesichert, vgl. J. G. M i l n e , Class. Quarterly 1944, 18 (Hinweis von H. B e n g t s o n ) . Zu S. xo8. Zum Peloponnesischen Bunde wie auch zu den früheren und späteren griechischen Bünden vgl. das auch für den Althistoriker lehrreiche Werk des Staatsrechtslehrers Heinrich T r i e p e l , Die Hegemonie. Ein Buch von führenden Staaten, 2. Aufl., Stuttgart 1943; über Hellas handelt er S. 328-436. Cheilon und Anaxandridas als Tyrannenstürzer im Papyr. Rylands I, 18 (vgl. Fr. B i l a b e l , Die kleineren Historikerfragmente auf Papyrus, 1922, S. 3, in Lietzmanns Kleinen Texten Nr. 14g). Zu Kleomenes von Sparta vgl. Th. L e n s c h a u , K l i o 31, 1938, 4I2ff. Zu S. 109. Für die Geschichte Athens hat uns die durch einen Papyrusfund 1890 bekanntgewordene Schrift des Aristoteles 'A&rpialwv JioAirel« außerordenlich wichtige neue Aufschlüsse gebracht. Aus der großen Literatur hierüber sei hier nur hervorgehoben v. W i l a m o w i t z , Aristoteles und Athen, 2 Bände, Berlin 1893. Der Fund ist von solcher Bedeutung, daß alle älteren Arbeiten veraltet sind. Die editio princeps schuf Frederic K e n y o n , London 1891. Zu S. 110. Der von manchen (wie B e l o c h ) unternommene Versuch, den Aufstand des K y l o n in die Zeit des Peisistratos hinabzurücken, ist entschieden abzulehnen. Vgl. hierzu A. L e d l , Studien zur älteren athenischen Verfassungsgeschichte, Heidelberg 1914. Die Nachricht in Aristoteles' 'Ad. noX- c. 4, daß Drakon auch eine Verfassung (nohxela) geschaffen habe, ist unhistorisch und geht wohl auf eine oligarchische Fälschung aus dem Ende des 5. Jahrhunderts zurück. Ein Interpolator hat den Bericht in c. 4 eingeschoben. Vgl. W i l c k e n , Zur drakontischen Verfassung („Apophoreton", der 47. Philologenversammlung überreicht von der Graeca Halensis, Berlin 1903, S. 85 ff.). Zu den Hektemoriern vgl. H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.* 117*, und D. L o t z e , Philologus 102, 1958, iff. Zu S. i n . Von Solon kannten die Späteren nur seine Gesetze (fieapoC) und seine Gedichte. Eine zusammenhängende Verfassungsurkunde hatte er nicht hinterlassen. Darum bestehen über seine Verfassung viele Zweifel. Über Solon als den politischen Lehrer seines Volkes vgl. W . J a e g e r , Paideia I 2 1 8 7 s . Vgl. auch W . J. W o o d h o u s e , Solon the Liberator, Oxford 1938, K . H ö n n , Solon, Staatsmann und Weiser, Wien 1948, und A. M a s a r a c c h i a , Solone, Firenze 1958. Zur Bauernbefreiung des Solon vgl. H. S w o b o d a in der Zeitschr. d. Savigny-Stift. 26 (1905), Rom. A b t . S. 245 ff. Zu S. 11a. Zur Solonischen Münzreform vgl. jetzt K . K r a f t , Jahrbuch f. Num. u. Geldgesch. 10, 1959/1960, 21 ff. Zu der Umrechnung von 1 Scheffel in 1 Drachme vgl. W i l c k e n , Hermes 63, 1928, 236ff. Zu der umfochtenen Erklärung der Bezeichnung der Zeugiten vgl. B u s o l t - S w o b o d a , Griech. Staatskunde I I 823 1 ; H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.* 108*. Zu S. 113. Zu dem Solonischen R a t der 400 vgl. Felix S t ä h e l i n , Hermes 68,1933, S. 343ff. Ein steinerner Gesetzeskegel, etwa um 600 beschrieben, ein Bruder von Solons xvgßug, wurde in Chios gefunden. Vgl. v. W i l a m o w i t z , Nordionische Steine (Abh. d. Preuß. A k a d . d. W. 1909) S. 64 s . mit Photographie Taf. II. Zu S. 114. Der erwähnte Halenser Papyrus mit dem Solonischen Recht ist ediert von der Graeca Halensis, Dikaiomata (Berlin, Weidmann) 1913. Zur Chronologie des Peisistratos und seiner Söhne vgl. B e l o c h , Gr. Gesch.* 1 2 , S. 288ff. Für die e i n m a l i g e Verbannung des Peisistratos spricht Polyaen I 21, 1. Zu Peisistratos
342
Anmerkungen
vgl. jetzt F. S c h a c h e r m e y r , R E X I X (1937) s. v. Peisistratiden Sp. 150 ff. und Peisistratos Sp. 156fr. (dazu Th. L e n s c h a u , Bursian 261, 228f.). Vgl. zuletzt F. H e i d b t i c h e l . Die Chronologie der Peisistratiden in der Atthis (Philologus 101, 1957, 7off.). Z u S. 115. Zur strittigen Chronologie der Panathenäen vgl. L. Z i e h e n , R E X V I I I 2 (1949), 457ff. und zuletzt J. A. D a v i s o n , Journ. Hell. Stud. 78, 1958, 23s. Z u S. 116. Die Ansicht B e l o c h s , dem K a h r s t e d t (RE X I [1921], 62of. s. v. Kleisthenes) folgt, daß nicht Kleisthenes, sondern Peisistratos die neuen Phylen eingeführt habe, schlägt aller Tradition ins Gesicht und ist unhaltbar. Ebenso sprechen sie mit Unrecht dem Kleisthenes die Einführung des Ostrakismos ab, vgl. zuletzt A. R . H a n d s , Journ. Hell. Stud. 79, 1959, 69 ff. Zur Benennung nach dem Vater vgl. den Ostrakafund von 443 und dazu A . K ö r t e , Ath. Mitt. 47, 1922, S. 6f. Zu S. 117. Zum Ostrakismos s. zu S. 116. Zu S. 118. Vgl. Hesiod, Erga v. 311: „Arbeit ist keine Schande, aber Nichtarbeiten ist eine Schande" (Igyov 6' ovStv iveiSoc, ¿egylrj Si T' Sveiöoi)Z u S. 119. Über „ D a s Erwachen der Persönlichkeit in der frühgriechischen L y r i k " vgl. B . S n e l l , Die Antike 17, 1941, 5ff. (Wiederabdruck auch in seiner Sammlung „ D i e Entdeckung des Geistes", 3. Aufl., Hamburg 1955, 830.). Zu S. iao. Zur Geschichte der Tragödie vgl. Konrat Z i e g l e r , R E V I A (1937) Sp. 1899-2075. Zu S. 121. Zur Religion vgl. die zu S. 26 genannten Werke. Die Sprüche in der Vorhalle des Apollontempels standen auf zwei Hermen, zu jeder Seite des Eingangs, vgl. J. B o u s q u e t , Bull. Corr. Hell. 80, 1956, 565s. Zum Orakel von Delphi vgl. H. W. P a r k e - D . E. W . W o r m e l l , The Delphic oracle. Vol. I r The history. Vol. I I : The oracular responses, Oxford 1956. Z u S. 122. Zu den Panathenäen vgl. zu S. 115. Zu S. 123. Zu dem Orientalischen in der Orphik vgl. Otto K e r n , Die Religion der Griechen I (1926), S. 297: „Bei der Orphik aber sind orientalische Einflüsse unzweifelhaft anzuerkennen". H. H. S c h a e d e r , Der Orient und das griechische Erbe (Die Antike 4, 1928), S. 238: „der unzweifelhaft von orientalischen Ursprüngen ausgegangenen orphischen Religiosität". Vgl. auch K . Z i e g l e r , R E X V I I I 1 (1942), 1369. Die Vorstellung von der Seelenwanderung war in Indien lebendig, nicht in Ägypten, wie Herodot meinte (II 123). Gegen die Herleitung aus Indien M. P. N i l s s o n , G e s c h . d. griech. Religion I 1 6948. Zu S. 124. Gegen die Annahme einer ägyptischen und babylonischen „Wissenschaft" hat sich W i l c k e n 1906 in dem zu S. 91 zitierten Aufsatz „Hellenen und Barbaren" S. 465 gewendet. In demselben Sinne hat sich mit reichem Material Max P o h l e n z , Der Geist der griechischen Wissenschaft, Berlin, Weidmann, 1923 ausgesprochen (Vortrag aus der Götting. Gesell, d. Wiss. vom. 11. Nov. 1922). Für die Beurteilung der babylonischen A s t r o n o m i e vgl. das zu S. 14 notierte Werk von K u g l e r , für die griechische Astronomie Franz B o l l , Die Entwicklung des astronomischen Weltbildes (Hinnebergs Kultur d. Gegenwart III, 3, 1). Zur ägyptischen M a t h e m a t i k vgl. Ad. E r m a n , Ägypten und äg. Leben 2 , S. 42öS. (s. oben Note zu S. 2), zur ägyptischen M e d i z i n ebendort S. 409s. Der amerikanische Papyrus Edwin Smith (s. Erman a. O. S. 419!), der Verwundungen u. ä. behandelt, steht gewiß auf höherem Niveau als die früher bekannten Texte, aber daß er nach Sethes Urteil vom Herausgeber überschätzt worden ist und „über rein empirische Beobachtungen und praktische Fertigkeiten" nicht hinausgeht, bemerkt Pohlenz 5. 4. Vgl. W i l c k e n s Besprechung von K e e s ' Ägypten in Deutsch. Lit. Zeit. 1936 Sp. 1860 ff.
Anmerkungen
343
Zu S. 125. Mit den Erzählungen der Hellenen, gegen die Hekataios in dem zitierten Proömium polemisiert, meint er die genealogischen Epen (s. S. 119), deren Stoff er rationalistisch umgearbeitet hat. Seine Genealogien behandelten nicht Zeitgeschichte, die er überhaupt nicht (auch nicht in seiner Periegese) dargestellt hat, sondern die Heroenzeit. Zu S. 127. Zu den Anfängen der archaischen Plastik und der vorausgehenden Kleinplastik und ihren Beziehungen zum Orient vgl. Valentin M ü l l e r , Frühe Plastik in Griechenland und Vorderasien, Augsburg 1929 (hierzu Friedr. M a t z , Gnomon 6, 1930, S. 245s.)' Seinen Standpunkt hat V. Müller gegen A . G o t s m i c h , Probleme der frühgriechischen Plastik, Prag 1935, verteidigt im Gnomon 13, 1937, 79ff. Vgl. auch Herrn. T h i e r s c h , Die Kunst der Griechen und der A l t e Orient (Die Antike 9, 1933, S. 203ff.). Zu S. 128. Die Datierung des Athenerthesauros in Delphi ist umfochten; es scheint mehr für den Ansatz auf 490 (Marathon) zu sprechen, vgl. G. D a u x , Pausanias ä Delphes (1936), S. 107/108. Zu S. 129. Zu Mandrokles' Historienmalerei vgl. G. R o d e n w a l d t , Gnomon 7, 1931, 295. Zu S. 130. Gegenüber den Ausführungen von H . R a n k e bei E r m a n , Ägypten und äg. Leben', S. 5 0 3 ! , betont W i l c k e n , daß auch die Darstellung des Oberbildhauers Juti in Tell-Amarna mit einer „Künstlersignatur" absolut nichts zu tun hat. Die Wiederholung seines Namens, einmal horizontal, einmal vertikal, hat mit dieser Frage nichts zu schaffen. Mit Recht sagt Ranke vorher: Kein ägyptischer Künstler hat seine Werke „signiert". Das gilt von den orientalischen Künstlern überhaupt. W o einmal der Künstler sich selbst mit abbildet (s. oben S. 130), will er damit nur teilhaben an den Wirkungen des Totenkultus (s. R a n k e S. 504). Es fehlt das dem InolrjOev entsprechende ^Bekenntnis des Schöpfers zu seinem Werk. Die bisher älteste bekannte Künstlerinschrift findet sich auf einem Tonkännchen des ersten Viertels des 7. Jahrhunderts aus Ithaka, vgl. Arch. A n z . 1933, 236 mit A b b . 11. Zu S. 131. Die ungünstigen wirtschaftlichen Folgen der Perserherrschaft hat Th. L e n s c h a u (Klio 13,1913, i8off.; vgl. auch R E I X [1916], i883f.) in sehr verdienstlicher Weise herausgearbeitet. A b e r man darf die politischen und nationalen Motive zum Aufstand darüber nicht in den Hintergrund rücken oder gar leugnen (wie Lenschau S. 183). Freiheit und Autonomie waren den Griechen immer die höchsten Ideale. Das gilt auch von den Ioniern, trotz H. B e r v e (N. Jahrbb. 1927, S. 5130., und Griech. Gesch. und wiederum Gnomon 12, 1936, 183, A . 1). Vgl. die Gegenbemerkung von W i l c k e n in den Sitzungsber. Preuß. A k a d . 1928 X X X S. 599 A . 5, wo er auf die schönen Worte eines i o n i s c h e n Ehrendekrets (III. Jahrh. v.Chr.) hinwies: cu? oir&iv (iei£6v iaxiv äv&Q(imotz "EXhjaiv Trjs ¿Aev&eelas (Inschr. v . Priene 19, 18ff.). So hatten auch die Phokäer, als der Perser Harpagos gegen ihre Stadt zog, die Heimat verlassen, nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern um der „ K n e c h t s c h a f t " zu entgehen (Herodot 1164), ebenso die Teier (Her. 1168). Auch die anderen Ionier haben damals um die Freiheit tapfer gekämpft (ävigec; aya&ol), blieben aber im Lande (Her. I 169). Auch Bias' R a t auf dem Panionion (c. 170) bezweckte die Wiedergewinnung der Freiheit als Voraussetzung zur ei'Saifiovla. - Auch 1813 war es nicht die wirtschaftliche Not, sondern die nationale Empörung über die Demütigungen der Franzosenzeit, die zur Erhebung f ü h r t e - „ w e i l e h r l o s d e r P r e u ß e u n d d e r D e u t s c h e n i c h t z u l e b e n v e r m a g " , wie es treffend in dem „Aufruf an mein V o l k " hießl Vgl. H . v . T r e i t s c h k e , Deutsche Geschichte im 19. Jahrh. I s , 431. Vgl. auch G. W a l s e r , Schweizer Beiträge z. Allg. Gesch. 17, 1959, 223 s . über die Motive des Ionischen Aufstands. Zu S. 133. Die obige Auffassung des Mardonioszuges hat B e l o c h , Gr. Gesch.* II, 2, S. 84 ff. begründet. Dagegen wird die Auffassung einer gegen Hellas gerichteten Expedition neuerdings wieder von H . U. I n s t i n s k y , Hermes 84, 1956, 477ff. vertreten.
344
Anmerkungen
Zur Vorgeschichte der Perserkriege und die politische Situation in A t h e n vgl. T h . L e n s c h a u , B u r s i a n 279, i 7 o f f , u n d v o r allem V . E h r e n b e r g , Die Generation v o n Marathon i n : Ost und W e s t (Brünn 1935), 9 7 8 . Zu S. 135. Seit der klärenden Studie v o n H . D e l b r ü c k , Perser- und Burgunderkriege (1887), ist eine große Literatur über die Marathonschlacht entstanden, die aber noch zu keiner Einigung geführt hat. Allgemein anerkannt ist wohl, d a ß der v o n H e r o d o t berichtete, physisch unmögliche Sturmlauf der A t h e n e r v o n 8 Stadien ( i 1 / , km) aus der E n t f e r n u n g des Soros v o m athenischen L a g e r herausgesponnen ist. Z u d e m Schlachtbild in der B u n t e n Halle vgl. den Rekonstruktionsversuch v o n C. R o b e r t (18. Hallisches W i n c k e l mannsprogramm 1895). Der B l i c k v o m Soros aus auf das Schlachtfeld befestigte W i l c k e n in der A n s c h a u u n g , d a ß die Stellung des Miltiades unmöglich in d e m w e i t a b liegenden V r a n a t h a l , sondern nur a m Agrieliki angesetzt werden kann. V g l . j e t z t die eingehende Studie v o n W . K . P r i t c h e t t , Marathon i n : U n i v . of California Publications in Class. A r c h . I V i960, i 3 7 f f . m i t vorzüglichem Bildmaterial. Zu S. 137. Anders beurteilt das V e r h a l t e n der delphischen Priesterschaft H. B e r v e , G n o m o n 30, 1958, 424t. Zu S. 138. D a ß es seit der Verfassungsreform i m Strategenkollegium einen Obers t r a t e g e n g e g e b e n hat, ist nicht direkt überliefert, aber durch B e l o c h (Gr. G . ' II, 1, S. 28) scharfsinnig erschlossen worden. Zustimmend auch E d . M e y e r und z u l e t z t M. H . J am e s o n , Trans. A m . Phil. 86, 1955, 63 s . , dagegen wird die A n n a h m e eines ständigen, aus der Gesamtheit der B ü r g e r s c h a f t g e w ä h l t e n Oberstrategen v o n anderen bestritten, vgl. B u s o l t S w o b o d a , Griech. S t a a t s k u n d e I I 891. A b l e h n e n d auch H. B e r v e und H . B e n g t s o n . E s ist eine Fülle v o n Originalen v o n O s t r a k a erhalten, auf denen die N a m e n v o n Xanthippos, Themistokles usw. gekritzelt sind. Photographien d a v o n findet m a n bei A l f r . B r ü c k n e r , Mitteilungen aus d e m K e r a m e i k o s (Athen. Mitteil. 40, 1915), u n d in den Bänden der ,,Hesperia", v o r allem B d . 7, 1938, 228ff. (O. B r o n e e r ) . Zur D e u t u n g vgl. A l f r . K ö r t e , A t h e n . Mitteil. 47, 1922, S. i f f . Zu S. 139. I n das F r ü h j a h r 481 will A . E . R a u b i t s c h e k , Historia-8, 1959, 1 2 7 ! . die Ostrakisierung des Aristides setzen. Z u m dexacrevetv vgl. v . W i l a m o w i t z , Sitzungsber. Preuß. A k a d . 1927, 164. A l s ein großes Aufsehen erregender F u n d wurde in aller jüngster Zeit in Troizen eine der Schrift nach aus d e m 3. Jhrh. v . Chr. s t a m m e n d e Stele entdeckt, die in den erhaltenen 47 ersten Zeilen einen auf A n t r a g des Themistokles gefaßten athenischen Volksbeschluß enthält, in d e m die E v a k u i e r u n g der S t a d t (noch v o r den ersten K a m p f h a n d l u n g e n I), die B e m a n n u n g der F l o t t e v o n 200 Schiffen in allen Einzelheiten, die E n t s e n d u n g v o n 100 Schiffen z u m Artemision v o n E u b ö a , die Aufstellung der anderen 100 Schiffe bei Salamis und die R ü c k b e r u f u n g der V e r b a n n t e n nach Salamis angeordnet wird. Die zuerst v o n M. H . J a m e s o n , Hesperia 29, 1960, 198ff. veröffentlichte Inschrift h a t sofort begonnen, eine l e b h a f t e Diskussion über ihre E c h t h e i t auszulösen, die gewiß noch länger anhalten wird, doch scheint nach den Ausführungen von L . M o r e t t i , R i v . d i F i l o l . 1960, 3 9 ö S . und ganz besonders von Chr. H a b i c h t , Hermes 89, 1961, i f f . und M. G u a r d u c c i , R i v . Fil. 1961, 48 ff. ein Zweifel an der Unechtheit k a u m möglich. Vielmehr wird sie mit R e c h t unter die Zahl der im Verlauf des 4. Jahrhs. v. Chr. in den Kreisen der Politiker fabrizierten U r k u n d e n gesetzt. [Von der inzwischen erschienenen L i t e r a t u r seien zwei A r b e i t e n h e r v o r g e h o b e n : P . A m a n d r y , Bull. F a c . des L e t t r e s de S t r a s b o u r g 38, 1961, 4 i 3 f f . (für die Unechtheit), u n d H. B e r v e , Sitzungsber. München, Phil.-hist. K l . , 1961, H e f t 3 (für die E c h t h e i t ) . E i n vollständiges Verzeichnis der bisher erschienenen L i t e r a t u r gibt S. D o w , T h e Classical W o r l d 55, 1962, 105 ff.]
Anmerkungen
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Zu S. 140. Für die Gleichzeitigkeit der Kämpfe beim Artemision und bei den Thermopylen vgl. (gegen B e l o c h ) Th. L e n s c h a u , Bursian 218 (1928, III), S. 36. Zur Seeschlacht beim Artemision vgl. August K ö s t e r in den zu S. 38 zitierten „Studien" S. 81 ff. Aus der reichen Literatur zur Topographie der Thermopylen, wo sich die Angaben des Herodot vorzüglich bewährt haben, ist vor allem zu nennen Sp. N. M a r i n a t o s , Thermopylae. An Historical und Archaeological Guide, Athen 1 9 5 1 ; wichtig auch Ernst M e y e r , Ath. Mitt. 71, 1956 (1958), i o i f f . mit einem neuen Plan des Mitteltores und W. K . P r i t c h e t t , Am. Journ. Arch. 62, 1958, 205S. (insbesondere über den Weg des Ephialtes). Zu S. 1 4 1 . Zur Schlacht von Salamis vgl. Jos. K e i l , Hermes 73, 1938, 3290.; dazu Th. L e n s c h a u , Bursian 279, 173t.; N. G. L. H a m m o n d , Journ. Hell. Stud. 76, 1956, 32ff., 77, 1937, 3 1 1 ; W. K . P r i t c h e t t , Am Journ. Arch. 63, 1959, 2 5 1 5 . ; [W. M a r g ,
Hermes 90, 1962, Ii6ff.].
Zu S. 142. Zur Schlacht von Platää vgl. W. K . P r i t c h e t t , New light on Plataia (Am. Journ. Arch. 61, 1957, 9ff.). - Zum Dankgeschenk an den delphischen Apollon, den goldenen Dreifuß mit der Schlangensäule, vgl. M. N. T o d , Greek Historical Inscriptions I« Nr. 19. Zu S. 146. Für die Geschichte des attisch-delischen Bundes ist von grundlegender Bedeutung Herbert N e s s e l h a u f , Untersuchungen zur Geschichte der delisch-attischen Symmachie (Klio, Beiheft 30, N. F. 17), 1933, und Band I I I der untengenannten Ausgabe der Tributlisten. Vgl. auch H. T r i e p e l s Hegemonie S. 377f. (s. Note zu S. 108) und J . A. O. L a r s e n , The constitution and original purpose of the Delian league (Harv. Stud. Class. Phil. 51, 1940, 175ff.); weitere Literatur bei H. B e n g t s o n , Griech. Geschichte 2 183. Für die Tributlisten vgl. die monumentale Edition von B. D. M e r i t t , H. T. W a d e - G e r y , M. F. M c G r e g o r , The Athenian Tribute Lists, I Cambridge, Mass. 1939, I I Princeton 1949, I I I ebd. 1950, I V ebd. 1953. Zu S. 147. Zur ursprünglichen Autonomie der Bündner vgl. Thukyd. I 97, 1, auch I I I 10, 6. Zu S. 148. Die Entpolitisierung des Areopags spiegelt sich auch in Aischylos' Orestie von 458 wider. Vgl. hierzu v. W i l a m o w i t z , Griechische Tragödien II s , 1901, S. 3070. Zu S. 151. An der Realität des Kalliasfriedens (ja nicht Kimonischer Friede zu nennen!) ist nicht zu zweifeln. Vgl. Ed. M e y e r , Forschungen zur Alten Geschichte I I (1899), S. 71 ff. Nachdem schon im Altertum Theopomp die Urkunde dieses Friedens für gefälscht erklärt hat (freilich sein Argument, daß sie im ionischen Alphabet geschrieben war, schlägt nicht durch, weil um die Mitte des 5. Jahrhunderts auch Staatsurkunden gelegentlich schon im ionischen Alphabet in Athen publiziert wurden, vgl. z . B . Inscr. Graec. I a , 16, ist die Diskussion über die Echtheit des Kalliasfriedens neuerdings wieder in Fluß geraten, vgl. u.a. H . T . W a d e - G e r y in den Athenian Studies presented to W. S. F e r g u s o n (Cambridge, Mass. 1940), S. I 2 i f f . ; R . S e a l e y , Historia 3, 1954/1955, 325ff.; J . H . O l i v e r , ebd. 6, 1957, 254f.; D. S t o c k t o n , ebd. 8, 1959, 6 l f f . (dazu vgl. R . S e a l e y , Journ. Hell. Stud. 80, i960,194f.) und Chr. H a b i c h t , Hermes 89, 1961, 25f., der mit Ed. Meyer nur an ein mündliches Abkommen denkt und in der dem 4. Jahrh. bekannten Urkunde eine späte Konstruktion sieht. [Zuletzt A. A n d r e w e s , Historia 10, 1961, I5ff.] Die Chronologie der Pentekontaetie ist bekanntlich umstritten, doch scheinen gegenüber den oben im Text gegebenen Ansätzen Wilckens die folgenden den Vorzug zu verdienen: 459 Entsendung der Flotte nach Cypern, 455 Zug des Tolmides, 453 Fahrt des Perikles, 450 Abschluß des fünfjährigen Waffenstillstandes, 449 Zug des Kimon nach Cypern. Ist der Waffenstillstand wirklich erst 450 geschlossen worden, war der Einfall der Spartaner im Jahre 446 vielmehr ein Bruch desselben, vgl. Ed. M e y e r , G. d. A. I V J 573°.' A. W. G o m m e , A historical commentary on Thucydides I 2 (1950), 413.
346
Anmerkungen
Zu S. 15a. Zu Perikles vgl. G. De S a n c t i s , Pericle, Milano-Messina 1944. Die neuere Forschung hat mehr oder minder starke Korrekturen an dem thukydideischen Bilde des Perikles vorgenommen, vgl. das wertvolle Buch von V. E h r e n b e r g , Sophokles und Perikles, München 1956, und besonders J . V o g t , Das Bild des Perikles bei Thukydides (Hist. Zschr. 182, 1956, 2490.). Zu S. 154. Die Ausbreitung des attischen Rechts durch den Seebund verfolgt Hans W e b e r , Attisches Prozeßrecht in den attischen Seebundstaaten (Stud. z. Geschichte u. Kultur des Altertums, herausg. von Drerup usw. I, 5. Heft), Paderborn 1908. Zum Einfluß des Kalliasfriedens auf die Ausgestaltung des attischen Reiches vgl. N e s s e l h a u f , Untersuchungen (s. zu S. 146) S. 26ff. Vgl. auch W. K o l b e , Die Anfänge der attischen ägxV' Hermes 73, 1938, 249 ff. Zu S. 155. Für das attische Münzgesetz vgl. die ausgezeichnete Bearbeitung durch Mario Segre, La legge ateniese sull' unificazione della moneta (Clara Rhodos I X , 1938, 151 ff.); für den Text vgl. jetzt Athenian Tribute Lists (s. Note zu S. 146) II 61, D 14. Zuletzt ist die Datierungsfrage eingehend behandelt worden von H. B. M a t t i n g l y , Historia 10, 1961, 1480. In eindrucksvoller Beweisführung setzt er sich für ein auch schon von anderen vertretenes späteres Datum ein, und zwar ,,the winter of 425/4 B. C. or early the next year". Zu S. 1 $6. Der Bündnisvertrag mit Segesta ist wohl nicht dem Jahre 454/453 (Wilcken), sondern 458/457 zuzuweisen, vgl. T o d , Greek Hist. Inscr. I s Nr. 31 mit Add. S. 260; doch wird die neue Lesung des Archontennamens, vgl. Suppl. epigr. Graec. X 7, von W. K. P r i t c h e t t bestritten, ebd. X I V 1. Die Verträge mit Leontinoi und Rhegion vom Jahre 433/432 sind die Erneuerung von älteren, vgl. Tod, a. O. Nr. 57/58 mit Add. S. 262/263. Der zitierte Ausspruch von D r o y s e n über die Geschworenengerichte steht in seiner Einleitung zu den Wespen: Des Aristophanes Werke übersetzt, 3. Aufl., 1 8 8 1 , 1 S. 240. Die Lektüre dieser Einleitungen ist sehr zu empfehlenI Zu S. 137. Das Datum des panhellenischen Kongresses ist umstritten, vgl. H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.8 2064 und zuletzt H. B. M a t t i n g l y , Historia 10, 1961, i62ff. (nach 438 v. Chr.). Zu S. 158. Für die Finanzen Athens ist immer noch grundlegend das geniale Werk von August B ö c k h , Die Staatshaushaltung der Athener (1. Aufl., 1817, B. G. Niebuhr gewidmet), 3. Aufl. von M. Fränkel, 2 Bände, Berlin 1886. Zu S. 159. Die Behauptung der Kriegsschuld des Perikles, die wir bisher aus Aristophanes' Acharnern (425) und Eirene (421) kannten, ist schon 430 oder 429 in dem Dionysalexandros des Kratinos erhoben worden, wie die auf einem Papyrus gefundene Inhaltsangabe zeigt (Pap. Oxyrhynch. IV, 663). Zu S. 160. Zu dem umstrittenen Datum der Schlacht bei Potidäa vgl. W. K o l b e , Thukydides im Lichte der Urkunden, Stuttgart 1930. Dagegen kehrt A. W. Gomme, Class. Review 1941, 59ff. zu dem Ansatz „Juni 432" zurück, vgl. auch A hist. commentary on Thucydides I 2 S. 421 ff. Zu S. 161. Vgl. H. N e s s e l h a u f , Die diplomatischen Verhandlungen vor dem Peloponnesischen Kriege (Hermes 69, 1934, S. 286ff.). Zu S. 162. Der Bericht des Thukyd. II, 24 über den Volksbeschluß betreffs der Verwendung der Gelder für den Krieg ist durch einen Straßburger Papyrus bestätigt und ergänzt worden. Vgl. U. W i l c k e n , Der Anonymus Argentinensis (Hermes 42, 1907, S. 387ff.). Zur Erklärung der jährlichen 600 Talente Bundeseinnahmen vgl. N e s s e l h a u f , Untersuchungen (s. zu S. 146) S. H7ff. Zu der Streitfrage über Perikles' Bedeutung als Feldherr vgl. H. D e l b r ü c k , Die Strategie des Perikles erläutert durch die Strategie Friedrichs des Großen, Berlin 1890.
Anmerkungen
347
Zu S. 163. „Der Charakter der Krankheit ist noch heute umstritten", H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.* 222 mit Anm. 1. Zu S. 166. Vgl. Walter K o l b e , Die Kleon-Schatzung des Jahres 425/4 (Sitzungsber. Pr. Akad. 1930 X X I I S. 333s.), und B. D. M e r i t t and A. B. West, The Athenian Assessment of 425 B. C., Ann Arbor 1934. Bei Delion 424 brachten die Böoter die Entscheidung mit ihrem 25 Mann tief aufgestellten rechten Flügel. Ähnlich am Nemeabach (394). Wahrscheinlich hat Epaminondas bei seiner „schiefen Schlachtordnung" (s. oben S. 209) an diese böotische Sitte angeschlossen. Vgl. J . K r o m a y e r und G. V e i t h , Heerwesen und Kriegführung der Griechen und Römer (Handbuch d. Altertumswissenschaft IV 3,2), München 1928, S. 93ff. Zu S. 170. Vgl. J . H a t z f e l d , Alcibiade. Étude sur l'histoire d'Athènes à la fin du V ' siècle, 2. Aufl., Paris 1951, und F. T a e g e r , Alkibiades, 2. Aufl., München 1943. Zum Ostrakismos des Hyperbolos vgl. W. P e e k , Kerameikos I I I (1941), 780. i o i f f . Das Datum 417 ist neuerdings angefochten und dafür das Jahr 416 oder 415 in Anspruch genommen worden, vgl. A. G. W o o d h e a d , Hesperia 18, 1949, 788., und A. E. R a u b i t s c h e k , Trans. Am. Phil. Ass. 79, 1948, 1 9 2 ! ; Phoenix 9, 1955, i22fi. Zu S. 176. Seine Auffassung von der Begründung und dem Sturz der oligarchischen Regierung hat W i l c k e n , gefördert durch Arbeiten von V. E h r e n b e r g und W. S. F e r g u son, zu begründen gesucht in seiner Abhandlung „Zur oligarchischen Revolution in Athen vom J . 411 v. Chr." (Sitzungsber. Pr. Akad. 1935 III). Zu anderen Lösungen kam Fritz T a e g e r in seiner Besprechung im Gnomon 13, 1937, 347ff. Wilcken glaubt nach wie vor, daß wir zu völliger Klarheit über diese schwierigen Probleme, im besonderen auch über die Verfassung des Theramenes, nur durch glückliche neue Inschriftenfunde kommen können. Weitere Literatur s. bei H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.1 237t. Zu S. 180. Eine Schilderung der Schlacht bei Notion bringt auch eines der neugefundenen Fragmente des „Historikers von Oxyrhynchos", vgl. Forschungen und Fortschritte 25, 1949, 97f. und jetzt V. B a r t o l e t t i , Hellenica Oxyrhynchia (Bibl. Teubn.), Leipzig 1959, c. 4. Zu S. 182. Zu den bemerkenswerten Verhandlungen zwischen Athen und Karthago im Jahre 406, die uns durch eine Inschrift bezeugt sind, vgl. H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.' 244 mit Anm. 3. Zu S. 187. Zur Frage des metonischen Kalenders vgl. W. B. Dinsmoor, The Archons of Athens in the Hellenistic age, Cambridge (Mass.) 1931, 3091!, und W. K. P r i t c h e t t and O. N e u g e b a u e r , The Calendars of Athens, Cambridge (Mass.) 1947, 7ff. Zu S. 188. Zu Hippokrates vgl. M. P o h l e n z , Hippokrates und die Begründung der wissenschaftlichen Medizin, Berlin 1938. Zu S. 192. Zu Euripides vgl. G. M u r r a y , Euripides und seine Zeit. Ubers, von Gertrud und Erich Bayer, Darmstadt 1957. Zu S. 193. Zu Herodot vgl. den inhaltsreichen Artikel von F. J a c o b y „Herodotos" in R E Suppl. II (1913), Sp. 205-520, und Max P o h l e n z , Herodot. Der erste Geschichtsschreiber des Abendlandes (Neue Wege zur Antike, II. Reihe: Interpretationen, Heft 7-8) 1937Zu Thukydides vgl. J . de R o m i l l y , Thucydide et l'impérialisme Athénien. La pensée de l'historien et la genèse de l'oeuvre, 2. Aufl., Paris 1951, und G. B. G r u n d y , Thucydides and the history of his age, 2 Bände, London 1948. Empfehlenswert auch das hübsche Büchlein von O. R e g e n b o g e n , Thukydides' politische Reden, ausgewählt, übersetzt und eingeleitet, Leipzig 1949, und die vortreffliche Einleitung von H. S t r a s b u r g e r zu der Thukydides-Ubersetzung von A. H o r n e f f e r (Bremen 1957 = Sammlung Dieterich 170).
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Anmerkungen
Zu S. 194. Zu Ps.-Xenophons Staat der Athener vgl. die Ausgabe von E. K a l i n k a mit Ubersetzung und Kommentar, Leipzig 1913. S. auch Karl Ital G e i z e r , Die Schrift vom Staate der Athener (Hermes-Einzelschr. Heft 3), 1937, und M. V o l k e n i n g , Das Bild des attischen Staates in der pseudoxenophontischen Schrift vom Staate der Athener, Diss. Münster 1940 (dazu E. R u p p r e c h t , Gnomon 18, 1942, ifi.). Der genauere Zeitansatz bleibt unsicher, vgl. zuletzt A. W. G o m m e (Athenian Studies presented to W. S. Ferguson, Cambridge Mass. 1940, S. 211 ff.), E. H o h l , Class. Philology 45, 1950, S. 26ff. und H. B. M a t t i n g l y , Historia 10, 1961, 1 7 8 ! Zu S. 19J. Zur Datierung des olympischen Zeus vgl. B. S c h w e i t z e r , Gnomon 28, 1956. 5 6 7 I Auch der Befund des Schuttes der Werkstatt des Phidias in Olympia „spricht eindeutig für die Spätdatierung des Kultbildes", E. K u n z e in: Neue deutsche Ausgrabungen (s. zu S. 8) S. 294. Zu S. 197. Zu den Bauten auf der Akropolis vgl. Otto J a h n und Ad. M i c h a e l i s , Arx Athenarum a Pausania descripta (in usum scholarum), 3. Aufl., Bonn 1901; Walter H e g e Gerhart R o d e n w a l d t , Die Akropolis, Berlin 1930; W. J u d e i c h , Topographie von Athen (Handb. der Altertumswiss.), 2. Aufl., München 1931. - Zu Phidias' Stil vgl. Hans S c h r ä der, Zu den neuen Antikenfunden im Hafen des Piraeus (Sitzungsber. Preuß. Akad. 1931, X I , 185ff.). Bernhard S c h w e i t z e r , Prolegomena zur Kunst des Parthenon-Meisters I. I I (Jahrb. D. Arch. Inst. 53, 1938, iff.; 54, 1939, iff.); Pheidias der Parthenonmeister (a. O. 55, 1940, 170ff.).Weitere Literatur s. Gnomon 28, 1956, 561. Zu S. 198. Zur Baugeschichte des Telesterion vgl. das grundlegende Werk von Ferdinand N o a c k , Eleusis, Berlin 1927, und zuletzt O. R u b e n s o h n , Das Weihehaus von Eleusis und sein Allerheiligstes (Arch. Jahrb. 70,1955, 1 ff.). —Zu Hippodamos vgl. A. v. G e r k a n , Griech. Städteanlagen, Berlin und Leipzig 1924. Zu S. 200. Zur Geschichte der Satrapenauf stände, die oben nur kurz berührt sind, vgl. W. J u d e i c h , Kleinasiatische Studien, Marburg 1892. Zu S. aoi. Vgl. K. F. S t r o h e k e r , Dionysios I. Gestalt und Geschichte des Tyrannen von Syrakus, Wiesbaden 1958. Zu S. 202. Vgl. H. B e r v e , Dion (Abh. Akad. Mainz, Geistes- und sozialwiss. Klasse 1956 [1957]. Nr. 10). Zu S. 206. Daß die Friedensverhandlungen 392 daran scheiterten, daß Athen nicht zugeben wollte, daß die kleinasiatischen Griechen dem Perser zufielen, hat uns ein neues Philochorosfragment gelehrt. Vgl. Didymi de Demosthene commenta (ed. Diels-Schubart, Teubner 1904), 7, 17ff. Dadurch wird das vielumstrittene Kap. 17 in Piatons Menexenos geklärt. Xenophons Darstellung (Hellen. 4, 8, 12 ff.) ist ganz unzureichend und irreführend. Daß die Friedensrede des Andokides in den Anfang 392 gehört, also den Verhandlungen in Sardes vorangeht, nicht folgt, hat W. J u d e i c h , Philologus 81, 1926, 141 ff. gezeigt. Die Unbefristetheit des ,,Königsfriedens", die zu der Befristung der früheren griechischen Friedensverträge im Gegensatz stehe (doch vgl. den Bündnisvertrag zwischen Böotien und Athen vom Jahre 395 v. Chr., M. N. T o d , Greek Hist. Inscriptions I I 101), möchte W i l c k e n daraus erklären, daß ein persischer Großkönig ihn diktiert hat; denn im Orient haben die Könige, wenn er recht sehe, immer nur auf ewige Zeiten Frieden geschlossen (so in den zu S. 32 zitierten Staatsverträgen). Sei das richtig, so müsse auch der Kalliasfriede (S. 151) auf ewige Zeiten geschlossen sein. Die Richtigkeit dieses Schlusses bestätige die Nachricht des Andokides (Friedensrede c. 29), daß, als der Nachfolger Darius II. auf den Thron kam, er ihn „auf ewige Zeiten" erneuerte (424/423), vgl. dazu H. T. W a d e - G e r y in der zu Seite 151 genannten Arbeit S. 127s. - Antialkidas (statt des üblichen Antalkidas) ist die lakonische Namensform des Unterhändlers. Sie wird im
Anmerkungen
349
Didymoskommentar für ihn gebraucht und ist die urkundlich (durch Münzen, Inschr.) bezeugte Form. Mit Unrecht hat man neuerdings den Antialkidasfrieden als Beispiel einer Kotvfj elgr/vr) hingestellt (vgl. Franz H a m p l , Die griechischen Staatsverträge des IV. Jahrh. v. Chr. Geb., Leipzig 1938, S. 8ff.). Dagegen schon H . B e r v e , Gnomon 9, 1933, 304. Zu allen diesen Fragen und Problemen, insbesondere daß die Koivf) dQ^vrj nur als eine T e i l w i r k u n g des Königsfriedens aufgefaßt werden kann, hat dann W i l c k e n ausführlich Stellung genommen in seinem Aufsatz „ Ü b e r Entstehung und Zweck des Königsfriedens" (Abh. Pr. A k a d . d. Wiss. 1941 [1942] Nr. 15). Zu S. »07. Die Wirkung des Königsfriedens tritt uns am greifbarsten darin entgegen, daß in dem nächsten Viertel]ahrhundert bei fast allen Friedensschlüssen der Griechen immer wieder der Königsfriede als die selbstverständliche Grundlage genommen wird, mehrfach auf Wunsch Persiens und unter Mitwirkung persischer Gesandter. Vgl. die dankenswerte Zusammenstellung von Rud. v. S c a l a , Die Staatsverträge des Altertums I, Leipzig 1898 [vgl. jetzt S. 326]. Ebenso ist er die Voraussetzung bei den Bündnisverträgen, vgl. den Vertrag Athens mit Chios (v. S c a l a Nr. 122 vom J. 384, nicht 386, nach einem neuen Fragment = M. N . T o d , Gr. Iiist. Inscr. II 118) und den obenerwähnten Volksbeschluß über den neuen Seebund (v. S c a l a Nr. 138 = M. N . T o d , a. O.123). Später tritt Persien wegen seiner Schwäche mehr zurück, wird aber zum Schluß wieder aktiver. Daß Persien noch 334 den Königsfrieden als eine Realität betrachtete, wiewohl er schon durch Philipp 338/337 indirekt aufgehoben war (S. 226), zeigt Arrian, Anab. II, 1, 4. 2, 2. Zum Panegyrikos des Isokrates vgl. v. W i l a m o w i t z , Aristoteles und Athen II, 380ff., P. W e n d l a n d , Beiträge z. athenischen Politik und Publizistik des 4. Jahrhunderts (Nachricht, d. Gött. Gesellsch. d. W . 1910), S. 1 2 7 t Der zitierte Volksbeschluß bei D i t t e n b e r g e r , Syll. 3 147, und T o d , Gr. Hist. Inscr. II 123. Über den II. Attischen Seebund handelt H a m p l a. O. (s. zu S. 206) S. H 7 f f . , T r i e p e l , Hegemonie (s. zu S. 108) 8 . 3 8 7 0 . , S. A c c a m e , L a lega ateniese del secolo I V a. C., R o m 1941. Zu S. 209. Zur Strategie und Taktik des Epaminondas vgl. Joh. K r o m a y e r , Antike Schlachtfelder in Griechenland I, Berlin 1903. S. auch die Note zu S. 166. Zu S. 210. Daß auchÄtolien nach Leuktra auf Thebens Seite getreten ist ( W i l c k e n hatte gemeint, daß das nicht geschehen sei), ist durch Diodor X V 57, 1 bezeugt (vgl. auch I G I X i* I p. X I I 29). Den Umschwung in der Einschätzung des Epaminondas brachte die Arbeit von Ernst v. S t e r n , Geschichte der spartanischen und thebanischen Hegemonie vom Königsfrieden bis zur Schlacht von Mantinea, Dorpat 1884. Zu S. 212. Für die richtige Würdigung des Isokrates als Publizist traten ein B e i o c h und Ed. M e y e r in ihren Geschichtsdarstellungen, P. W e n d l a n d in der zu S. 207 zitierten Schrift. Weitere Literatur bei H. B e n g t s o n , Griech. Gesch. 2 292. - Zum Panegyrikos vgl. E . B u c h n e r , Der Panegyrikos des Isokrates. Eine historisch-philologische Untersuchung, Wiesbaden 1958 (Historia, Einzelschriften, H e f t 2). Zu Philipp vgl. W i l c k e n s Abhandlung „Philipp II. von Makedonien und die panhellenische Idee" (Sitzungsber. Preuß. Akad. 1929 X V I I I , S. 291 fi.) sowie sein Buch „Alexander der Große" (Das wissenschaftliche Weltbild, herausg. von P. Hinneberg), Leipzig 1931, Kap. II. Vgl. auch Fritz R . W ü s t , Philipp II. von Makedonien und Griechenland in den Jahren von 346 bis 338 v. Chr. (Münch. Hist. Abh. 1. Reihe, 14. Heft), München 1938. Zur älteren makedonischen Geschichte vgl. Fritz G e y e r , Makedonien bis zur Thronbesteigung Philipps II., München und Berlin 1930.
350
Anmerkungen
Zur makedonischen Sprache vgl. Otto H o f f m a n n . Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum, Göttingen 1906 ( d e r s e l b e auch in R E X I V , 681 fl. [1928]) und J. N. K a l l é r i s . Les anciens Macédoniens. Étude linguistique et historique. Tome I, Athen 1954. Aus den Staatseinrichtungen, Religion und Sitten hat schon Otto A b e l , Makedonien vor König Philipp, Leipzig 1847, die Makedonen richtig als griechischen Stamm erkannt. D r o y s e n s Auffassung von Alexander beruhte auf dieser Voraussetzung. Zu S. 213. Zur Heeresversammlung vgl. Friedr. G r a n i e r , Die makedonische Heeresversammlung. Ein Beitrag zum antiken Staatsrecht (Münch. Beiträge z. Papyrusforsch, und antik. Rechtsgesch. X I I I ) , München 1931. Zu S. 214. Die frühere klassizistische Beurteilung von Philipp und Demosthenes, wie sie z . B . noch dem im übrigen ganz vortrefflichen Werk von Arnold S c h a e f e r , Demosthenes und seine Zeit (3 Bände, 2. Aufl., Leipzig 1885-1887), zugrunde lag, ist namentlich von B e l o c h , Ed. M e y e r und W e n d l a n d überwunden worden. Vgl. dagegen den Rettungsversuch von W . J a e g e r , Demosthenes, der Staatsmann und sein Werden, Berlin 1939; dazu wie überhaupt für die Beurteilung des Demosthenes s. die schöne und gerechte Würdigung von H. B e n g t s o n in seiner Griech. Gesch.* S. 2g2f. Z u S. 216. Ein Muster raffinierter Diplomatie ist Philipps Brief an die Athener v o m J. 340 (erhalten im Corp. Demosth. 12), dessen Echtheit Max P o h l e n z , Hermes 64, 1929, 41 ff., nachgewiesen hat. Zu S. 217. Zu der problematischen Chronologie des 3. Heiligen Krieges vgl. Th. L e n s c h a u , Bursian 279, 189 ff. Zu S. 220. Zu Niebuhrs Übersetzung der 1. Philippica vgl. W i l c k e n s ,,Gedächtnisrede auf B . G. Niebuhr", Bonner akademische Reden, H e f t 10 (Bonn 1931), S. 10. Zu S. 221. Das Epigramm ist sowohl literarisch (Anth. Pal. V I I 245) wie auf Stein (IG II/III 5 5226) überliefert, vgl. W . P e e k , Griech. Vers-Inschriften I, Berlin 1955, Nr. 27, und Griech. Grabgedichte, Berlin i960, Nr. 15. Zu S. 222. Die Chronologie der Ereignisse, die der Kriegserklärung Athens (340) voraufgingen, ist sehr umstritten. Vgl. M. P o h l e n z a. O. (s. zu S. 216). Zur Schlacht bei Chäronea vgl. K r o m a y e r , Antike Schlachtf. I, i27ff., N. G . L . H a m m o n d , K l i o 31, 1938, i86ff. und zuletzt W . K . P r i t c h e t t , A m . Journ. Arch. 62, 1958, 307 ff. Zu S. 223. W i l c k e n s obige Darstellung des „Korinthischen Bundes" unterscheidet sich von seiner früheren u.a. dadurch, daß er die KotvJ] elg^vi} zeitlich vor die Symmachie setzt. So schon Fr. T a e g e r , Der Friede v o n 362-1, Stuttgart 1930, S. 61, und Fr. S c h e h l (österr. Jahresh. 27, 1932, S. 115ff.). Nun wird aber bestritten, daß damals überhaupt eine Symmachie geschlossen sei (Fr. H a m p l , s. Note zu S. 206; A . H e u ß , Hermes 73, 1938, 1 7 1 0 . Ihnen zustimmend F. W ü s t , Gnomon 14, 1938, 371). Wie u.a. schon die in dem Griecheneid ( T o d , Gr. Hist. Inscr. I I 177) uns erhaltenen Worte Sxe r/oi)ç SQXOVÇ roiç negl 7tj]ç elgijvriç &/ivvov ( = Ps.-Dem. 17, 10) zeigen, ist diese Annahme irrig; denn sie Zeigen, daß die Griechen, schon ehe sie den vorliegenden Eid schworen, den „ F r i e d e n " beschworen hatten. Danach kann der vorliegende Eid nur der von Arrian III 24, 5 bezeugten Symmachie gelten, wie schon S c h e h l a. O. und L e n s c h a u , Bursian 261, 253, gesagt haben. Vor allem aber sprechen manche der Vertragsbestimmungen (s. oben S. 224), die in einer von den Hellenen untereinander geschlossenen Koivf) etgr/vr) unverständlich wären, deutlich für einen außerdem mit Philipp geschlossenen Vertrag. Sehr beachtenswerte Einwendungen gegen die Streichung der Symmachie hat dann Vincenzo A r a n g i o - R u i z erhoben in seiner Epigrafia giuridica greca e romana (Studia et documenta historiae et iuris, V 1939, fasc. 2, S. 561/562). Auch V . E h r e n b e r g , Alexander and the Greeks (Oxford 1938), S. 12, hält an der Symmachie fest, ebenso Fr. G e y e r ,
Anmerkungen
351
R E X I X (1938) Sp. 2299t. (trotz Hampl), und H. B e n g t s o n , Griech. Gesch.* S. 317 mit Anm. 1. Vgl. auch K . D i e n e l t , Der korinthische Bund (öst. Jahresh. 43, 1956, Beibl. 247s.) und V. E h r e n b e r g , Der Staat der Griechen I 1957, 112. - Zum Korinthischen Bunde vgl. auch die eingehenden und lehrreichen staatsrechtlichen Ausführungen von Heinrich T r i e p e l , Die Hegemonie (s. Note zu S. 108), S. 3 9 4 s . Zu S. 227. V o n den Vorläufern des Hellenismus sprach zuerst W . J u d e i c h , Kleinasiat. Studien, 1892. Die richtige Auffassung von Isokr. Panegyr. §50/51 bei J. J ü t h n e r , Hellenen und Barbaren, S. 34f. (s. zu S. 91). Auch W i l c k e n w a r schon in der 2. Aufl. zu dieser Auffassung gekommen, noch ohne dies Buch zu kennen. Das Fragment aus Antiphon steht in Pap. Oxyrhynch. XX, 1364, vgl. H. D i e l s , Sitz. Ber. Pr. A k a d . d. Wiss. 1916, 931 ff. Zu S. 229. Zu den „Hellenika v o n O x y r h y n c h o s " vgl. insbesondere H . B l o c h , Athenian Studies presented to W . S. Ferguson (Cambridge, Mass. 1940), S. 303 ff. Die gesamte Literatur nebst den unlängst neugefundenen Fragmenten verzeichnet die neue Ausgabe von V . B a r t o l e t t i (s. zu S. 180). Zu den Atthidographen vgl. das umfassende W e r k von F. J a c o b y , Atthis. The local chronicles of ancient Athens, Oxford 1949. Zu Piaton vgl. das große Werk von v. W i l a m o w i t z , Piaton (2 Bände, 2. Aufl., Berlin 1920), dessen erster Band (Leben und Werke, 4. Aufl. durchgesehen von Br. S n e l l , Berlin 1948) sich an einen weiteren Kreis wendet. Zu S. 230. Die obigen Ausführungen über Aristoteles stützen sich auf das epochemachende Werk von Werner J a e g e r , Aristoteles. Grundlegung einer Geschichte seiner Entwicklung, 2. Aufl., Berlin 1955. Von d e m s e l b e n erschien dann „Diokles v o n Karystos. Die griechische Medizin und die Schule des Aristoteles", Berlin 1938. Zu S. 234. Zu den Götterbildern des 4. Jahrhunderts vgl. jetzt aber die feine Würdigung von G. R o d e n w a l d t , ßeoi Qelx £cúovreg (Abh. Pr. A k a d . d. Wiss. 1943 [1944] Nr. 13). Den olympischen Hermes als ein Werk des 4. Jhrh. v. Chr. und damit des berühmten Praxiteles bestreitet Carl B l ü m e l , Der Hermes eines Praxiteles, Baden-Baden 1948. Zu S. 236. Für Alexander ist grundlegend Joh. Gust. D r o y s e n , Geschichte Alexanders des Großen, 2. Aufl., Gotha 1877 (Gesch. d. Hellenismus I). Ein Neudruck der Urausgabe von 1833 mit trefflicher Einleitung von H. B e r v e über Droysen in Kröners Taschenausgabe B d . 87, Leipzig 1931 (3. Aufl. 1942). Zum tieferen Verständnis von D r o y s e n ist sehr zu empfehlen seine erst spät im Druck erschienene „Historik. Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte", herausg. von R u d . H ü b n e r (Oldenbourg, München) 1937 (2. Aufl. 1943). Von Neueren seien genannt Jul. K a e r s t , Geschichte des Hellenismus l 3 , Leipzig-Berlin 1927; B . N i e s e , Gesch. d. griech. u. mak. Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea I, Gotha 1893; Ed. M e y e r , Kleine Schriften X1 (Halle 1924), 265fr. B e l o c h wird als überzeugter Kollektivist der Größe Alexanders nicht gerecht. Vgl. weiter H . B e r v e , D a s Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage, 2 Bände, München 1926, und W i l c k e n s Buch „Alexander der Große" (s. zu S. 212). S. auch W . W . T a r n in Camb. Anc. Hist. V I 1927, 352ff. Gustave G l o t z , Pierre R o u s s e l , Robert C o h e n , Histoire Ancienne II. Histoire Grecque I V , Alexandre et l'Hellénisation du monde antique, I. partie: Alexandre et le démembrement de son empire, Paris 1938 (2. Aufl. 1945). W . W . T a r n , Alexander the Great, I : The narrative, I I : Sources and studies, Cambridge 1948. F. S c h a c h e r m e y r , Alexander der Große. Ingenium und Macht, G r a z - S a l z b u r g - W i e n 1949. Weitere Literatur bei H. B e n g t s o n , Griech. Gesch. 8 323. Zu der verschiedenen Beurteilung Alexanders vgl. Werner H o f f m a n n , Das literarische Porträt Alex. d. Großen (Leipz. Hist. Abhandl. VIII), Leipzig 1907.
352
Anmerkungen
Zu S. 2 j8. Die obigen Ausführungen über Alexander und den Korinthischen Bund stützen sich auf Wilckens Abhandlung „Alexander der Große und der KorinthischeBund" in den Sitzungsberichten d. Preuß. Akad. d. Wiss. 1922, XVI, in der er dies Verhältnis durch sein Leben hindurch untersucht hat. Vgl. auch seinen „Alexander d. Großen", S. 56g. Zu S. 239. Zur Schonung von Pindars Haus vgl. die Ausführungen von H. U. I n s t i n s k y , Historia 10, 1961, 248ff. Zu S. 242. Gegen die frühere Annahme, daß die kleinasiatischen Griechenstädte von Alexander in den Korinthischen Bund eingegliedert worden seien, vgl. nach Arbeiten von E. B i c k e r m a n n u.a. jetzt Hermann B e n g t s o n , Die Strategie in der hellenistischen Zeit I (Münch. Beiträge zur Papyrusf. und antik. Hechtsgeschichte X X V I , Beck) 1937, S.34II. Vgl. auch Victor E h r e n b e r g , Alexander and the Greeks, Oxford 1938, S. 2ff., und Th. L e n s c h a u , Klio 33, 1940, 2151!. Zu S. 243. Zur Schlacht von Issos vgl. die auf Autopsie beruhende Untersuchung des Schlachtfeldes von A. J a n k e (Oberst z. D.), Auf Alexanders des Großen Pfaden, Berlin 1904. Die abweichende Darstellung von H. D e l b r ü c k , Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der polit. Geschichte, I. Das Altertum, 3. Aufl., 1920, S. 185ff., hält Wilcken nicht für zutreffend, ebensowenig B e l o c h s Darstellung der Vorgeschichte der Schlacht (s. Wilckens „Alexander d. Großen", Anmerkung zu S. 90). Vgl. auch F. M i l t n e r , Alexanders Strategie bei Issos (öst. Jahresh. 28, 1933, 6gff.). Zu S. 245. Daß bei der Bestrafung der chiischen Hochverräter kein Übergriff Alexanders über seine eigene Bestimmung und über die Rechte der Bundesversammlung vorliege, behauptet in willkürlicher und haltloser Interpretation Th. L e n s c h a u , Klio 33, 1940, 207. Zu S. 246. W i l c k e n s Darstellung des vielumstrittenen Oasenzuges stützt sich auf seine Abhandlungen „Alexanders Zug in die Oase Siwa" und „Alexanders Zug zum Ammon. Ein Epilog" in Sitzungsb. Preuß. Akad. 1928 X X X , 57öff. und 1930 X, 1590. Vgl. seinen „Alexander d. Großen", S. m f f . Gegen neuere Mißdeutungen des Problems wendete er sich in seinem Aufsatz „Zur Entstehung des hellenistischen Königskultes" (Sitzungsber. Pr. Akad. 1938 X X V I I I ) , S. 2990. - Zur Lokalität des Ammontempels vgl. G. S t e i n d o r f f , H. R i c k e , H. A u b i n , Der Orakeltempel in der Ammonsoase (Aeg. Zeitschr. 69, 1933, S. iff.). — Zur Bedeutung des libyschen Ammon in Griechenland vor Alexanders Zug Zur Oase vgl. C. J . Classen, Historia 8, 1959, 3498. Zu S. 2ji. Die Beseitigung des Parmenion sucht C. A. R o b i n s o n Jr., Alexander the Great and Parmenio (Am. Journ. Arch. 49, 1945, 422ff., vgl. auch Am. Journ. Phil. 70, 1949, I97f.) dadurch in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen, daß er betont, Alexanders Schuld habe nur darin gelegen, daß er einem bestehenden makedonischen Gesetz, wonach die Verwandten eines Verschwörers gegen den König auch getötet werden mußten, seinen Lauf gelassen habe, weil er die makedonische Opposition brechen wollte und zudem sich Parmenion als ungehorsam gegen Alexander erwiesen habe. Zu S. 252. Das lange gesuchte Aornos wurde in Pir-sar wiedergefunden von Sir Aurel S t e i n . Vgl. sein äußerst interessantes Buch „On Alexander's track to the Indus", London 1929. Zur Heraklessage von Aornos vgl. W i l c k e n s „Alexander d. Großen", S. iÖ7f. Zu S. 255. Die Mitteilungen über die Westpläne beruhen auf W i l c k e n s Aufsatz „Die letzten Pläne Alexanders des Großen" (Sitzungsber. Pr. Akad. 1937 XXIV). Zu S. 256. Zur athenischen Kolonie an der Adria vgl. Tod, Gr. Hist. Inscr. II 200. Zu den beiden Erlassen Alexanders an die Griechen vgl. Wilckens oben zu S. 238 zitierten Aufsatz in den Sitzungsber. d. Akad. 1922 XVI, S. 114 ff., und seinen „Alexander d. Großen", S. igöff. Zu dem Erlaß über die Apotheose vgl. auch W i l c k e n s zu S. 246 zitierten Aufsatz über den Königskult S. 302ff. und Chr. H a b i c h t , Gottmenschentum (s. zu S. 317), 28ff. 225ff.
Anmerkungen
353
Zu S. 2j8. Der Ausspruch v. T r e i t s c h k e s steht in seinen „Deutschen Kämpfen", Neue Folge, 1896, S. 350. Zu der Verschmelzungspolitik vgl. Wilckens zu S. 255 zitierten Aufsatz S. 201 ff. Zu dem „Gebet von Opis" vgl. ebendort S. 198ff. Es ist durchaus irrig, hier von Weltverbrüderung zu sprechen (wie T a r n und W. Kolbe). Zur Verschmelzung der Makedonen und Perser bemerkt W i l c k e n , daß Alexander von der tatsächlichen Rassenyerwandtschaft der beiden Völker natürlich ebensowenig etwas geahnt hat wie seine Zeitgenossen (anders B e r v e , Klio 31, 1938, S. 159 und 168). Es waren rein politische Gründe, die ihn hierzu bestimmten. Zu der strengen Scheidung zwischen dem asiatischen Reich und Makedonien vgl. die staatsrechtlichen Betrachtungen in Wilckens „Alexander dem Großen", S. 229s. Zu S. 262. Die Expedition in den Sudan ist uns erst durch Jos. P a r t s c h , Des Aristoteles Buch „Über das Steigen des Nil" (Abh. Sachs. Ges. d. W. X X V I I , 1909, S. 553®.), erschlossen worden. Zum „Alexanderroman" vgl. Ad. A u s f e l d , Der griechische Alexanderroman, Leipzig 1907; F. P f i s t e r , Studien zum Alexanderroman (Würzb. Jahrbb. 1, 1946, 29ff.); dens e l b e n , Alexander der Große in den Offenbarungen der Griechen, Juden, Mohammedaner und Christen, Berlin 1956. Die beste Ausgabe des Ps. Kallisthenes von Wilhelm K r o l l (Historia Alex. Magni, vol. I, Recensio vetusta, Berlin 1926). Zu den heutigen Erinnerungen an Iskender vgl. auch Franz v. S c h w a r z , Alexanders des Großen Feldzüge in Turkestan, 2. Aufl., Stuttgart 1906, S. 95 f. Zu S. 263. Zur hellenistischen Geschichte vgl. J . G . D r o y s e n , Gesch. d. Hellenismus, 2. Aufl. II. I I I (Diadochen und Epigonen), Gotha 1877/1878, und die zu S. 236zitiertenWerke von K a e r s t (II* 1926) und Niese (II 1899, I I I 1903). Die beste Darstellung ist die v o n B e l o c h , Gr. G.'IV, bis 2i7reichend. Vgl. auch Wilckens,, Alexander d. Großen", Kap. X (Ausblick). Zur innenpolitischen Geschichte vgl. Alfred H e u ß, Stadt und Herrscher des Hellenismus in ihren staats- und völkerrechtlichen Beziehungen (Klio, Beih. 39), 1937. Hierzu F. R. W ü s t , Gnomon 15, 1939, 140:8., und H. B e n g t s o n , D. Lit. Z. 60, 1939, 561 ff. Zur Gewaltverteilung vgl. das zu S. 242 zitierte Werk von B e n g t s o n über die Strategie I S. 63«. Zu S. 266. Zu Antigonos vgl. Alfred Heuß, Antigonos Monophthalmos und die griechischen Städte (Hermes 73, 1938, 1330.). Zu S. 267. Daß Seleukos in den Frieden von 3 1 1 nicht eingeschlossen war, bestätigt (gegen B e l o c h 2 IV i, 1 3 3 ! ) eine babylonische Chronik. Danach hat Seleukos mit Antigonos um Babylonien von 311/310 bis 309/308 gekämpft. Vgl. W. Otto, Sitz. Ber. Bayer. Akad. Nov. 1925 ( = Deutsch. Lit. Z. 1925, Sp. 25110.). Vgl. zuletzt R. H. Simpson, Journ. Hell. Stud. 74, 1954, 2 5 ffZu S. 268. Die Kämpfe des Demetrios in Griechenland erwähnen zwei neue Inschriften aus Athen (N. K y p a r i s s i s - W . P e e k , Ath. Mitt. 66, 1941, 22iff. [dazu A. W i l h e l m , Wien. Jahresh. 35, 1943, i 5 7 f f ] , und W. S. F e r g u s o n , Hesperia 17, 1948, i i 2 f f . [dazu J . und L. R o b e r t , Rev. ét. gr. 62, 1949, Bull, épigr. Nr. 51]); es zeigt sich, daß die Kämpfe im Peloponnes bis in da9 Frühjahr 302 gedauert haben. — Uber den von Demetrios 302 gegründeten Hellenenbund und indirekt damit auch über den Korinthischen Bund brachte neues Licht eine Inschrift aus Epidauros (IG IV 8 1, 68). Vgl. dazu W i l c k e n s Abhandlungen in den Sitzungsber. d. Preuß. Akad. d. W. 1922 X V I I I und 1927 X X V I . Trotz Heuß (s. Note zu S. 266) S. 189 hält Wilcken daran fest, daß der Korinthische Bund hierfür das Muster war. Man dürfe nur nicht wie Heuß für den Korinthischen Bund die Symmachie leugnen. Zu dem Hellenenbund von den Isthmien 302 (das Datum ist nunmehr gesichert) vgl. auch L. R o b e r t , Hellenica I I 1946, 19ff. Zu S. 269. Zu|Demetrios vgl. G. Elkeles, Demetrioeder Städtebelagerer, Diss. Breslau 1941.
354
Anmerkungen
Z u r Apotheose der Ptolemäer v g l . W i l c k e n s zu S. 246 zitierten A u f s a t z über den K ö n i g s k u l t S. 308 ff. Philadelphos hieß ursprünglich nicht Ptolemaios II., sondern Arsinoë II., weil sie als seine Schwester ihn heiratete ('Agaivör; ikà&eX 302ff., 307, 317, 354 Seleukos I. 266ff„ 303, 353, 354 Seleukos II. 281 Sellasia (Schlacht) 282, 355 Semitische Wanderungen 9 Sexagesimalsystem 12, 41 Rachekrieg gegen Persien 225, 239-249 Sidon 77 Ramses II. 36, 332 Sizilien 93f., 99, I43ff., 156, i66f., 171 ff., Reaktion des Orients 272, 280, 283^, 288, 196, 201 f., 277f., 298f., 340 290, 301, 302 ff. Sklaverei 96f., 156, 340 Regiment der Antigoniden 272ft., der LagiSkopas 234 den 272ff., 354, der Seleukiden 272s., 354 Skythen 20, 81, 92, 131, 222 Religion: griechische: 331; Urzeit 26t; Sokrates 181, 190, 192, 229, 366 myken. 48 f.; Mittelalter 698.; Übergangs- Solon97,106, m f f . , 1 1 5 , 1 1 7 , iigf., 122, 341 zeit I2iff.; klass. 186, 189!.; hellenist. Sophistik i88ff., 227t 2 6 5 . 3i7ff- nichtgriechische: ägypt. 4f., 29, Sophokles 191 f. 34f., 42, 3i8f., 327; babyl. I3ff., 329; Sozialpolitik 153 christl. 321; kleinasiat. 32f., 319t., 320t.; Sparta: ältere Geschichte 58, 84f., 998., kret. 41 f., 333, pers. 86, 320, 321; röm. dann passim, 340 320 f., 358 Stoa 273, 301, 307, 3i7f. Rhetra 102 Sumerer 8-19 passim, 329 Rhodos 52,134, 205, 2ii, 268, 284, 285, 286, Sybaris 94, 143 293. 307. 308, 315 Sybotainseln (Schlacht) 160 Römische Geschichte 270, 277 f., 279, 282 Synhedrion des Korinthischen Bundes bis 292 passim, 298f., 305!., 311 f., 3i6f., 224f., 238, 244, 245, 257 « 32of., 355 Syrische Kriege: der Lagiden 279«., 354; Roxane 258, 263, 265, 266 der Römer 285 Salamis: Insel (Schlacht) 141, 345; Stadt Tanagra (Schlacht) 149 auf Cypern (Schlachten) 132, 151, 267 Tell-Amarna 34f., 76, 314, 331 f. Polis 63ft., 8gi., 95, 101, 336 Polybios 288f., 311, 357 Polygnot 196 Polykrates 98, 108 Polyperchon 265, 266 Pompeji 3 1 5 ! , Poseidonios 311, 3 1 7 t , 321 Praxiteles 234, 351 Protagoras 186, 188, 189 Psammetich I. 8of., 92 Psammetich III. 85 Ps.-Xenophon 194, 348 Ptolemäer s. Lagiden Ptolemaios I. Soter 251, 263-270 passim, 295. 3°7. 3 " . 3i8f., 366 Ptolemaios II. Philadelphos 269f., 278S., 295, 298f., 317, 354 Ptolemaios III. Euergetes I. 281, 282, 295, 3 " . 355 Ptolemaios Keraunos 270, 271, 277, 279 Pydna (Schlacht) 286 Pyramiden 6, 29 Pyrrhos 269, 270, 277t., 311, 354 Pythagoras 123, I25f., 187 Pytheas von Massalia 309
38O
Sachregister
Thaies 83, 84, 120, 124, 187 Theagenes von Megara 99, 110 Themistdkles 134, 138I, 141 f., 147, 149, 15°. 195. 196, 344. 363 Theognis 120 Theokrit 312 Theophrast 231, 254, 256, 259, 265, 309 Theramenes i82f., 203 Thermopylen i4of., 218, 219, 222, 268, 271, 285, 345 Theron von Akragas 143 f. Thespis i2of. Thessaler 56, dann passim Thraker 20, 20f., 22, 52 f., dann passim, 335 Thrasybul von Athen 178, 203, 206, 207 Thrasybul von Milet 84, 98 Thukydides 125, 159, 164!., 167, 169, 172, !77. i93f-> 228f., 347 Thutmosis III. 32 Tiglatpilesar I. 76 Tiglatpilesar III. 79, 82 Timoleon 202 Tiryns 24, 43, 51, 335 Totenkult: griechischer: 49, 70, 122 nichtgriechischer: ägypt. 5, 29, 327; babyl. I4f. Tragödie i2of.,i9if., 233, 313, 342 Treren 81 Troja 20f., 53, 330, 335 Tyrannis 97®., 108, 110, ii4f., 131, I43f., 201 f., 340
Tyros 77, 8o, 90, 244 f. Tyrsener s. Etrusker Tyrtaios 104, 119 Universalgeschichte i f . Ur 8, 18, 329 Urartu 79, 80, 338 Uruk 8, 12, 84, 328 f., 338 Verschmelzungspolitik
Alexanders
2581.,
353 Weltbürgertum 301 Weltherrschaft gi., 82, 86f., 248, 252, 253, 255, 258f., 272, 275, 286, 329 Wirtschaft: 336; Mittelalter 61 f., 88f.; Ubergangszeit 84, 89 ff., 96 t., i n f.; klass. i55f.; hellenist. 2925., 356 Wissenschaft 83, 95, 123s., i86ff. ( 228ff., 261 f., 30611., 342 Xenophon 211, 229 Xerxes I. i3öf., 139ft. Zakar 53 f. Zarathustra 86, 250, 338, 358 Zikkurrat 14, 17 Zweikindersystem 298
Die Wanderungen der griechischen Stämme und die griechische it)
„ h " (óarnarkand) (Q/autaka (Karsch!) •0Drapsaka^C
Baktra
ihotis /-\ r ¡tila J \ iJBukephcJa
Artakoana 330
H I £ N
I Alexandria A re ion \ (Heratij yARACHOSIEN ytáiierJjT \lexandreia Aractioton \ l( f •SKartdahar) lj) ^T 330 29 ! / "o .TÁÍeianctreia Opiane ¡ Vj» / ! Alenanc/reta_JS / ¿> Sogdianei? / v y : iís :
Pattala Rambakia. •*'Alexandrtia\ 'JÍexandrek imen