Griechische Denker: Band 2 [3., durchgeseh. Aufl. Reprint 2020]
 9783112347720, 9783112347713

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GRIECHISCHE DENKER EINE

GESCHICHTE DEK ANTIKEN PHILOSOPHIE VON

THEODOR GOMPERZ ZWEITER DRITTE

BAND

DURCHGESEHENE

AUFLAGE

LEIPZIGV E R L A G V O N V E I T & COMP. 1912

Das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen hat sich der Verfasser vorbehalten.

Druck von A u g u s t P r i e s in Leipzig.

DEM ANDENKEN MEINER SCHWESTER

JOSEPHINE VON WERTHEIMSTEIN (19/11 1820—16/7 1894)

WIDME ICH DIESEN BAND

Vorwort. Es ist dem Verfasser nicht möglich gewesen, in diesem Bande außer Sokrates, den Sokratikern und Piaton auch dessen Schüler, darunter Aristoteles und seine Nachfolger, zu behandeln. Der dafür erforderliche Raum wurde durch die eingehende Erörterung der Werke Piatons in Anspruch genommen, die sich mehr und mehr als unbedingt notwendig herausstellte. Freilich stand es dem Verfasser von vornherein fest, daß die Herausschälung eines platonischen Systems aus den Schriften des Philosophen untunlich, und daß jeder derartige Versuch nur dazu angetan sei, ein unzulängliches Bild zu erzeugen, Aber erst die Ausführung des Unternehmens hat ihn gelehrt, wie unerläßlich es ist, dasselbe nicht in allzu enge Grenzen einzuschließen. Gilt es doch nicht nur die Entwicklung Piatons annähernd verläßlich zu ermitteln und möglichst anschaulich zu schildern. Die volle Würdigung nicht bloß des literarischen Künstlers kann nur durch die Einsicht in den Gang und Bau mindestens der größeren Werke selbst erzielt werden. Dann erst gewahren wir das, was an Piaton das wahrhaft Anziehendste und überragend Bedeutendste ist: die innere Bewegung seines gewaltigen Geistes und tiefen Gemütes, die mannigfachen Strömungen des Denkens und Fühlens, die mitunter zusammenfließen, mitunter auch, wie es z. B. im „Philebos" der Fall ist (vgl. das achtzehnte Kapitel), sich kreuzen und wider einander fluten. Möchte es der Darstellung gelungen sein, hinter der immer deutlicher erkannten Größe der Aufgabe nicht allzu weit zurückzubleiben! W i e n , im März 1902.

VI

Vorwort. In der zweiten Auflage,

gefolgt ist, wird niemand warten.

welche

der ersten in so kurzer Frist

tiefgreifende Änderungen

anzutreffen

er-

Doch war der Verfasser an nicht gar wenigen Stellen, und

hoffentlich nicht ohne jeden Erfolg, bemüht, an seine Darstellung die bessernde Hand zu legen. W i e n , im Dezember 1902.

Wenn diese dritte Auflage in Form und Inhalt eine nicht allzu geringe Zahl von Verbesserungen aufweist, so ist dies in nicht geringem Maße der freundschaftlichen Mitwirkung Adolf Wilhelms zu danken, der die sämtlichen Korrekturbogen des Textes gelesen und bei diesem Anlaß zur Vervollkommung des Buches nicht wenig beigesteuert hat.

In gleicher Weise

und mit ähnlichem Erfolge hat mein Sohn Dr. Heinrich Gomperz die Druckvorlage des Bandes durchmustert. W i en, im Juli 1912.

Th. Gomperz.

Inhalt. V i e r t e s Buch: Sokrates und die Sokratiker. E r s t e s K a p i t e l : Wandlungen des Glaubens und der Sitte . . . Zweites K a p i t e l : Athen und die Athener D r i t t e s K a p i t e l : Leben und Wirken des Sokrates V i e r t e s K a p i t e l : Die sokratische Lehre F ü n f t e s K a p i t e l : Das Ende des Sokrates Sechstes K a p i t e l : Xenophon S i e b e n t e s K a p i t e l : Die Kyniker Achtes K a p i t e l : Die Megariker und verwandte Richtungen. . . Neuntes K a p i t e l : Die Kyrenaiker F ü n f t e s Buch: Piaton. E r s t e s K a p i t e l : Piatons Lelir- und Wanderjahre Zweites K a p i t e l : Die Echtheit und Zeitfolge der platonischen Schriften D r i t t e s K a p i t e l : Piaton als Begriffs-Ethiker V i e r t e s K a p i t e l : Piaton als Begriffs-Ethiker (Fortsetzung) . . . F ü n f t e s K a p i t e l : Der platonische „Gorgias" Sechstes K a p i t e l : Piatons „Euthyphron" und „Menon" . . . . S i e b e n t e s K a p i t e l : Das platonische „Symposion" Achtes K a p i t e l : Piatons Seelen- und Ideenlehre N e u n t e s K a p i t e l : Piatons „Phädros" , . . . . Z e h n t e s K a p i t e l : Der „Phädon" und Piatons Unsterblichkeitsbeweise E l f t e s K a p i t e l : Piatons „Staat" Z w ö l f t e s K a p i t e l : Piatons „Staat" (Fortsetzung) D r e i z e h n t e s K a p i t e l : Plätons Moral-, Staats- und GesellschaftsIdeal V i e r z e h n t e s K a p i t e l : Piatons zweiter und dritter sizilischer Aufenthalt F ü n f z e h n t e s K a p i t e l : Piatons „Euthydem" und „Parmenides" . S e c h z e h n t e s K a p i t e l : Der „Theätet" und der „Kratylos" . . . S i e b z e h n t e s K a p i t e l : Der „Sophist" und der „Staatsmann" . . A c h t z e h n t e s K a p i t e l : Piatons „Philebos" N e u n z e h n t e s K a p i t e l : Der „Timäos" und „Kritias" Z w a n z i g t e s K a p i t e l : Piatons „Gesetze" E i n u n d z w a n z i g s t e s K a p i t e l : Bückblicke und Vorblicke . . . Anmerknngen und Zusätze . . . . -

Seite 3—24 24—36 36—53 53—74 74—95 96—112 112—139 139—170 170—200 203—223 224—233 233—251 251—265 265—290 290—306 306—320 320 —332 332- 342 343-356 356—379 379—403 403—424 424—432 432—441 441—450 450—464 464—475 475—496 496—525 526—533 534—624

Berichtigungen. S. 136 Z. 10 y. u. fehlt das Anmerkungszeichen 1 S. 190 fehlt am Schlüsse des § 6 das Anmerkungszeichen 1 S. 342 hat das Anmerkungszeichen 1 s t a t t am Ende der 4. in der Mitte der 7. Zeile zu stehen S. 383 fehlt am Ende der letzten Zeile das Anmerkungszeichen 1

Viertes Buch.

Sokrates und die Sokratiker. Sid xal K?.edv9-r]q iv xöj StvxtQü) tcsqI ¿¡¿ov>]q tov SwxQartjv tprjoi nag' exaaxa ¿Maxeiv, 6 avxoq ötxaiöq rs xal sväai/twv avrjQ, xal zw nQ)v thté).

2 0 5 1) Aristoteles: Rhet. III, 16, 1416b 62 ff. Dieser Ausspruch („wollte man Kritias loben, so müßte man gar viel erzählen, denn wenige kennen ihn") lälit kaum eine andere Deutung zu, als daß ihm Kritias als ein Verkannter gegolten hat. Auffälligerweise hat Aristoteles, wie an dieser Stelle den Kritias, so ein andermal auch den Alkibiades mit Achilleus verbunden (Anal. post. B 13, 97 b 17). Hier wie dort sucht er den Anlaß, die zwei Männer zu nennen und wie Heroen zu nennen, während er in der 'A&r¡vaíwv nolixtia ihrer Erwähnung geflissentlich aus dem Wege geht. Er muß wohl das politische Wirken beider als verderblich erkannt, in ihnen aber weit über das gewöhnliche Maß hinausragende, wahrhaft geniale Persönlichkeiten erblickt haben. 2) Die A n f ü h r u n g aus Niebuhr entnehme ich dessen Kleinen historischen und philologischen Schriften, 1. Sammlung 475 f. 3) Daß Kritias und Charmides mit Sokrates vertrauten Verkehr pflogen, erhellt aus Xenophon Mein. I I I 6 und 7; I 2, 16; auch Symp. i n . — Dämon: vgl. I 311. 2 0 6 1) Über Kratylos vgl. Aristoteles Met. A c. 6 in. und T 5 1010» 10. Ferner Piaton Theätet 189a und Kratylos 440«. 2) Daß Piaton Kriegsdienste geleistet hat, ist selbstverständlich, wenn auch die einzelnen Angaben hierüber „Wahres mit Falschem gemischt" haben; vgl. W. Christ Platonische Studien S. 58, der es wahrscheinlich zu machen sucht, daß Piaton in der Reiterei gedient hat. 207 1) Die Möglichkeit, daß ein oder das andere der rein sokratischen Gespräche noch bei Lebzeiten des Meisters verfaßt sei, vermag ich nicht so unbedingt abzulehnen, wie Grote es tat, mit der B e g r ü n d u n g : e n t w e d e r enthielt solch ein Dialog einen treuen Bericht; dann mußte das Abbild neben dem Original verblassen — o d e r er legte dem Sokrates unsokratische Gedanken in den Mund; dann verstieß er gegen die Pietät, die wir von Piaton zu erwarten berechtigt sind (Plato 1199). Dieses Dilemma besitzt nicht zwingende Beweiskraft. Denn alle Pietät der Welt brauchte Piaton nicht zu hindern, Anlässe und Teilnehmer eines Gesprächs gleichwie deren Reden frei zu erfinden oder auch die letzteren nach Belieben umzugestalten und anzuordnen, wodurch ein über die Zufälligkeit des empirisch Gegebenen weit emporragendes Kunstwerk entstehen konnte. 2) Diese Meldung von Piatons Mißerfolg im Gerichtssaal entlehnt L. Diog. (II 41) einem späten Schriftsteller, Justus von Tiberias (um 100 v. Chr. G.). 2 0 8 1) Zwischenaufenthalt im nahen Megara: diesen bezeugt Hermodoros

Zu Buch

V, Kap. 1, S.

208—211.

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bei L. Diog. II 106 und III 6. Die Reihenfolge der Reisen Piatons nach Cicero de fin. V 29, 87 u. de republ. I 10, 16. Doch gab es darüber schwerlich eine unbedingt verläßliche Überlieferung; jedenfalls sind Zwischenaufenthalte in Athen sehr wohl möglich, da sich niemand ohne Not für so viele Jahre von der Heimat entfernte. — Über die damalige Lage Ägyptens vgl. Ed. Meyer, Geschichte des alten Ägyptens S. 394. 209 1) Die Anführungen aus Piatons „Timäos" 22b ('EXktjvss asl natöeq dare), aus Herodot II 84 und aus Piatons „Gesetzen" II 656 a ff., VII 799» u.819 b. 2) Strabo: XVII 806. Über die Örtlichkeit von Heliopolis vgl. Dümichen, Geschichte Ägyptens 256 f.; Maspero, Histoire ancienne des peuples de l'Orient classique I p. 505; Aus Mehemet Alis Reich vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen (Fürst Pückler-Muskau) I 356; Jul. Braun, Historische Landschaften S. 56; Meyers Reisebücher, Ägypten S. 206 f. — Zugleich mit Piaton läßt Strabo a. a. O. den Eudoxos nach Heliopolis gelangen und bestimmt die Dauer ihres Aufenthaltes, freilich nicht ohne Vorbehalt (tu? eiQ-qtai tiai), auf 13 Jahre, wobei eine Verwechslung der Gesamtdauer von Piatons Reisen mit jener seines ägyptischen Aufenthaltes vorzuliegen scheint. Weit glaublicher ist die Angabe bei L. Diog. VIII 87, Eudoxos habe 1 Jahr und 4 Monate in Ägypten geweilt. Die chronologische Unmöglichkeit des gleichzeitigen Aufenthaltes beider hat neuerlich Susemihl, Rhein. Mus. LIII 626 ff., erhärtet. 210 1) Das über Theuth und Dhuti Gesagte beruht auf Piatons Phädros 274o und dem, was Brugsch, Religion und Mythologie der alten Ägypter S. 440 und 446ff. mitteilt. — Piaton im Staatsmann: 2904-e. Nach einer mündlichen Mitteilung meines verstorbenen Universitäts-Kollegen Krall ist der ägyptische König in Wahrheit„der oberste Priester sämtlicher ägyptischer Gottheiten". Krallverweist auch auf die Riten beim Regierungsantritt, wie Nigidius Figulus, S. 124 der Ausgabe von A. Swoboda, sie schildert. 2) Vgl. L. Diog. III 6. Theodoros ist Gesprächsperson in Piatons Theätet, Sophist und Staatsmann. Seinen Übergang „von der reinen Spekulation" (ix r&v ipiXcöv Xöytov) zur Fachwissenschaft erwähnt er selbst Theätet 165». Die sonstige Selbstcharakteristik ebd. 143 b-e und 145». Piaton mochte ihn in Athen kennen gelernt haben, wo er kurz vor dem Tode des Sokrates geweilt zu haben scheint (vgl. Theätet 143» und Xenophon Mem. IV 2, 10) und wo Theätet sein Schüler ward. Als Mathematiker wird Theodoros neben Hippokrates von Chios genannt; vgl. Allman Greek Geometry p. 58; das wichtigste Zeugnis ist jenes des Eudemos (Fragmenta p. 114 Spengel); dann Jamblichus de communi mathem. scientia c. 25 (p. 77 f. Festa). Er wird dem Kreise der Pythagoreer beigezählt von Jamblichus de vita Pyth. c. 36 (p. 193, 4 Nauck). Freund des Protagoras nennt ihn Piaton Theätet 161b und 168 e. 211 1) Die Namen zahlreicher in Tarent heimischer Pythagoreer bei Jamblichus de vita Pyth. c. 36 (p. 198 Nauck). Tagantvoi hießen Komödien des jüngeren Kratinos und des Alexis (II 291 und 378 Kock). Es wurden, nebenbei bemerkt, wie in diesen, so auch in anderen Lustspielen die Pythagoreer vielfach verspottet. Die beiden genannten Dichter hatten jeder eine Hv&ayoQiC,ovoa, Aristophon einen nvO-ayo^iatr/q gedichtet (II 279, 280, 290, 370 K.). Vgl. auch des Antiphanes Mvfuuxxa ebd. p. 76. — Tarent zur Karnevalszeit: vgl. Piaton Gesetze I 637 b. Über die sozialen und politischen Verhältnisse vgl. Aristoteles Pol. Z 1320b 9. Die Lage Tarents schildert Verf. aus Autopsie. Über ihre Vorteile und die Geschichte Tarents vgl. Strabo VI 278 ff. und Polybios X 1. Die

560

Zu

Buch

V, Kap. 1, S.

211—215.

Freundschaft Piatons und Archytas' wird neben jene von Dämon und Phintias gestellt von Jambl. de vita Pytb. c. 27 (p. 92 f. Nauck). 2) Über Archytas handelt L. Diog. V I I I c. 4. Eine Biographie hatte Aristoxenos (nach Athenaeus X I 545A), drei Bücher über seine Philosophie und überdies einen Auszug aus seinen Schriften Aristoteles verfaßt (L. Diog. V 25). An sein Flötenspiel (Athenaeus IV 184 E) schließen sich seine musiktheoretischen Forschungen (vgl. v. J a n in Pauly-Wissowas Real-Enzyklopädie II, 1, 600 f.). Über seine Güte gegen Kinder und Sklaven vgl. Aelian Varia bist. XII 15 und Athenaeus X I I 519 B, wozu die Nachricht, daß er die Kinderklapper erfunden habe (Aristoteles Pol. 0 6. 1340 b 26), aufs beste stimmt. 212 1) Archytas an der Spitze eines Städtebundes: nach Suidas s. v. A p / r r a ; . Über sein Ende vgl. Horaz Oden I 28 mit Kießlings Bemerkungen. 2) Schöpfer der Mechanik heißt er bei L. Diog. a. a. 0. An der Erfindung jener fliegenden Taube (über welche neben Favorinus, wörtlich angeführt von Aulus Gellius Xoct. Att. X 12, 9 f.. ..viele und hervorragende" Schriftsteller affirmatissime scripserunt) ist zu zweifeln kein Grund vorhanden, wenngleich die Verwendung komprimierter L u f t uns erst geraume Zeit später bei Ktesibios, dann freilich in großem Maßstabe, begegnet (vgl. Susemihl. Alexandr. Lit.-Gesch. 735, A. 153). — Das Zeugnis des Eudemos in seiner Geschichte der Geometrie bei Spengel Eudemi fragmenta p. 115. Das Nähere über seine mathematischen Leistungen, desgleichen über die Unechtheit der ihm beigelegten philosophischen Schriften findet man bei E. Wellmann (Pauly-Wissowa a. a. O.). 3) Das erste der hier erörterten Bruchstücke stammt aus Porphyrios' Kommentar zur Harmonik des Ptolcmäos (p. 23G sqq.), neu bearbeitet von Blaß in seinem wichtigen Aufsatze De Archytae . . . fragmentis mathematicis, Mclanges Graux 573 ft'.; das zweite aus Aristoteles' Problemen XVI 9, 915a 25. Beiläufig, Aristoteles führt aus Archytas noch zweierlei an: die Definitionen der Windund Meeresstille (Metaph. II 2, 1043a 21 ff.) und einen sinnigen Vergleich (Rhet. r 11, 1412 a 12). — Zur Charakteristik des Archytas dienen auch die seine Selbstbeherrschung, seine Geselligkeit, seine Standhaftigkeit schildernden Anekdoten und Apophthegmen bei Jamblich, de vita Pytli. 31, 197 (141, 8ft'. Xauck), bei Cicero, Cato maior XII 41 und Laelius XXIII, 88 (der Rest sind Wiederholungen). 2 1 3 1) Über die zwei Phasen der Tyrannis vgl. das jetzt verschollene, durch manche Einzelirrtümer verunstaltete, aber im großen und ganzen vortreffliche W e r k : Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen . .. von H. G. Plaß, 2 Bände, Bremen 1852. Es ist, soviel ich weiß, der erste Versuch, das große geschichtliche Phänomen der Tyrannis mit Einsicht und Billigkeit zu beurteilen. Man vgl. z. P>. I 130 ff. Über Gelon und seine Söldner vgl. Beloch Gr. Gesch. I 443. Im übrigen vgl. Grote's Hist. of Greece, dessen Neigung zur Abschwäehung demokratischer Gewalttaten uns jedoch nicht irreführen darf. So spricht die Meldung des Thukydides V 4, bei Grote VII2 191, entscheidend gegen die Darstellung p. 163 f. Vgl. auch Aristoteles Polit. E 5 1305 a 4. Daraus erhellt, daß Landverteilungen keineswegs unerhörte Vorkommnisse waren. Z. 9 v. u. in sprichwörtlicher Fülle: SixeXoq axQaxiöirriq bei Zenob. V 89 (Paroemiogr. graeci I 157, 3, vgl. II 208, 1; 641, 9 u. 770, 7). 2 1 4 1) Treitschke: Politik II 238. — Alkibiades bei Thukydides: VI 17, 2. Eine Rede, welche gleichsam die Philosophie der sizilischen Tyrannis enthält. 2 1 5 1) Über Syrakus spricht der Verf. aus persönlicher Anschauung. 2) Die Überreste der Mimen des Sophron und Xenarchos jetzt am vollständigsten gesammelt und erläutert von Georg Kaibel, Com. Graec. fragm. I 1,

Zu Buch V, Kap. 1, S.

216—220.

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152—182. Eine ansprechende Charakteristik bei Otto Jahn, Aus der Altertumswissenschaft S. 56. Die Nachbildungen gehören zum Teil Theokrit und Moschos., zum Teil dem sein Vorbild vergröbernden Herondas an. Piatons Vorliebe außer durch L. Diog. III 18 auch durch Duris bei Athenaeus XI 504B bezeugt. 216 1) Über Epicharm vgl. Anm. zu Kap. 8 § 3. Über den Werde-Satz {av^avöfisvoq köyoq) und seine Darstellung durch Epicharm vgl. Bernays, Rhein. Mus. N. F. VIII 280 ff. = Ges. Abhandlungen I 109 ff. Auch die Bruchstücke Epicharms findet man jetzt am besten bearbeitet bei Kaibel a. a. 0. p. 88 ff. Der von uns frei wiedergegebene Vers ebd. (frg. 170) p. 122. Nur s c h e r : K . darin geirrt zu haben, daß er, in Übereinstimmung mit v. Wilamowitz (Herakles 11 29), eine beträchtliche Anzahl von philosophischen und sentenziösen Bruchstücken Epicharm abgesprochen hat; vgl. des Verf. Gegenbemerkungen in Beiträge z. Krit. u. Erklärung griech. Schriftst. VII 5 ff., Wien 1900, jetzt in Hellenika I 338 ff. 2) Die reichbeladenen syrakusanischen Tafeln: vgl. Staat III 404 d: Svgaxooiav de . . . . tgäne^av xal ZixsUxijv noixiUccv Syov xzi. Dazu auch Gorgias 518 t . 217 1) Moralpredigten werden Piaton Dionysios gegenüber in den Mund gelegt von L. Diog. III 18, desgleichen von Plut- Dio c. 5 (1144/5 Döhner). 2) Mit dem „blutbefleckten Wesen" und „Widersacher alles Rechts" spiele ich an auf Herodot V 92 a: tov ov'tt äSixazspov ovSiv ¿an ovte /uaupovm• repov. Die Überreste der Dichtungen des Dionysios in Naucks Trag. Graec. fragm.a p. 793—796. — Das Original lautet: rj yetp zvgawlq ¿.Sixiaq ixrjtrjQ eXQ&vq noXXS> 7.QOVU> xal xolg noXXolq tzeaiv (was nicht mit Bernays Ges. Abhandlungen 1 177 in 'e&veaiv zu ändern ist, vgl. Vahlen, Zeitschr. f. österr. Gymn. XXI 829f.) a. a. 0. 1264 a 1. 2) An Goldsmiths „The world is in its infancy" erinnert z. B. Lubbock Prehistoric times p. 490: In reality we are but on the threshold of civilization. Ähnliche Wendungen begegnen in den Schriften von Guizot und J. S. Mill, von Maine und Tylor nicht selten. 3) Die zwei Äußerungen des Aristoteles a. a. 0. 1261b 22 und 1262 b 15. Grotes Polemik dagegen Plato III 220 Anm. 4) Aristoteles a. a. 0. 1264 a 24: ev /xiä yag HOXSL SVO nökeig ¿vayxatov tlvai, xal xavtag vnsvavxiag ¿XXrjXaiq, verglichen mit Staat VIII 551 d: xö /xfj jxiav aXXa Svo aväyxg eivai xfjv xoiavxtjv TtöXiv, xi)v pev ntvipcmv n)v Sh ni.ovaiiov, oixovvxag iv xS> avxü>, ael ¿nißovXevovxag uXXr/Xoig und IV 422 e: Svo /xhv .... nokefila ¿.XXrjXaig, tj fiiv nsvfjxmv, tj is nXovaitov. 415 1) Ich will das I n k a r e i c h nicht genannt haben, ohne an eine Analogie •der alt-peruanischen mit der platonischen Ehegesetzgebung zu erinnern. Nach Prescott History of the coiiquest of Peru (New York 1847) I 112—115 wurde die Gesamtheit der im Alter von 18—20 Jahren stehenden Mädchen mit den 24jährigen Jünglingen alljährlich von Staats wegen vermählt und mit einem Stück Land ausgestattet, welches nach der Geburt jedes Kindes einen Zuwachs erhielt. Aber freilich, es soll die Zustimmung der Eltern erforderlich gewesen und auch der Wunsch der Betreffenden nicht unberücksichtigt geblieben sein. 2) „Pedantokratie": dieser Ausdruck ist von J. S. Mill geschaffen und von Comte angenommen worden; vgl. deren neuerlich veröffentlichten Briefwechsel Paris 1899 an vielen Stellen. 416 1) Aus Otto Ludwigs Genofeva-Fragment (Dramat. Fragmente, Berl. 1891 S. 275), vorher aus Euripides Fragm. 21, 3/4. 417 1) Nicht mehr beispiellos nenne ich die Vergesellschaftung der Produktionsmittel auf Grund der Mitteilungen Franz Oppenheimers (in Julius Wolffs Zeitschrift f. Sozial-Wissenschaft II, 194ff.)über die gelungenen derartigen Versuche, deren Schauplatz Süd-Kalifornien noch mehr als der Mormonenstaat ist. 2) Über die Perfektionisten von Oneida vgl. Charles Nordhoff The communistic societies of the United States, London 1875, p. 259—301, insbesondere p. 276 und 291. Die sonstigen diesen Gegenstand betreffenden Publikationen, darunter eine Erwiderung J. H. Noyes' selbst auf W. Hepworth Dixons Darstellung in seinem „New America", können unberührt bleiben. Auf diese Parallele hut neuerlich (1902) auch Lewis Campbell hingewiesen in seiner kleinen, aber ungemein wertvollen Monographie: Plato's Republic, p. 103 und 115. 3) Äschines: diesen Sokratiker hat unsere Darstellung bisher nur einmal flüchtig gestreift, I 343. Über ihn handelt L. Diog. II c. 7. Die wenig zahlreichen Bruchstücke gesammelt von K. F. Hermann De Aeschinis Socratici reliquiis Göttingen 1850, ergänzt durch Hirzel Der Dialog I, 138/9.' Dort auch eine lichtvolle Charakteristik 129—140. Scheinbar kunstlose, in Wahrheit überaus kunstvolle Detailmalerei zeigen uns die Überreste seiner Dialoge. Das Altertum erblickte in ihnen das getreueste Nachbild der wirklichen Gespräche des Sokrates. Ihr Inhalt war zum Teil politisch, wie denn das Lob des Themistokles in seinem „ Alkibiades" einen breiten Kaum einnahm. In sehr üblem Lichte zeigt seine PersönG o m p e r z , Griechische Denker. II. 3. Anfl.

38

594

Zu Buch V, Kap. 13114, S.

417—426.

lichkeit der Rest einer Anklagerede des Lysias (vgl. S. 339). Danach hätte e r einer alten Frau, „deren Zähne man leichter zählen konnte als die Finger einer Hand", hofiert, sie beschwindelt und ihre Familie an den Bettelstab gebracht (bei Athenaeus XIII 611/2). Besser beglaubigt ist sein langer Aufenthalt am Hofe Dionvsios II. (L. Diog. II 63), wo er mit Piaton zusammentraf. Ihr Verhältnis wird von verschiedenen Gewährsmännern sehr verschieden dargestellt. Der Meldung des L. Diog. II 61, Piaton habe Äschines am syrakusanischen Königshofe ignoriert, steht Plutarchs Bericht (De adulatore et amico c. 26, Mor. p. 81, 14 Diibner) schnurstracks gegenüber, und dieser findet an der Tatsache, daß Piaton Äschines zweimal erwähnt — Apologie 33e und Phädon 59b —, eine gewisse Stütze. Daß sein Dialog „Aspasia" den in unserem Text ihm zugeschriebenen Inhalt besaß, scheint zweifellos; vgl. Natorp im Philologus LI,489fl'. und v.WilamowitzHermesXXXV,552. I.etzterem vermagich jedoch darin nicht beizustimmen, daß daraus für die historische Aspasia nichts folge. W ä r e es docli einem Wunder gleich zu achtcn, wenn drei Schriftsteller (Piaton, Xenophon und Äschines) sich in der Fiktion vereinigt hätten, der Lebensgefährtin des P e n k i e s eben das beizulegen, was wir von vornherein mindestens mit Wahrscheinlichkeit bei ihr erwarten können, nämlich hohe Bildung und geistige Bedeutung. Denn auch die Auskunft kann ich nicht gelten lassen, daß das Lob der Aspasia bei Xenophon (Oecon. III 13; nur ein Kompliment f ü r Aschines sei, „in dessen Dialog Aspasia dem Xenophon und seiner jungen Frau gegenübertrat". Das will mir keineswegs als ,,evident" erscheinen. Denn wäre v. Wilamowitzens Auffassung der Aspasia die objektiv richtige, so konnte es Xenophon gar nicht erwünscht sein, sich und insbesondere seine wirkliche oder fiktive j u n g e Gemahlin mit ihr in einem Gespräch vereinigt zu finden. 419 1) Xenophons Schilderung Oecon. VII 4ft'. wird gut verwertet von Ivo Bruns in seiner oben erwähnten kleinen Schrift „Frauen-Emanzipation in Athen" S. 29. Belochs Behauptung, es habe „der griechischen Frau . . . nicht an Freiheit der Bewegung gefehlt'- (Griech. Geschichte III 1, 425), scheint mir, wenigstens was Athen betrifft, so wenig begründet wie der ebd. Anm. 1 gegen Rohde gerichtete scharfe Tadel. 421 1) Der Vergleich des Individuums mit der noXiQ und die daran gek n ü p f t e Mahnung findet sich im Staat IX 591e/592a.

Zu B u c h V, Kap. 14. 424 1) Unsere Hauptquellen sind Plutarchs Lebensbeschreibung des Dion und die hierher gehörigen Abschnitte von Diodors Buch XVI. 425 1) Die hier und im Folgenden gegebenen Details sind Plutarchs Dion, c. 13/4 (Vitae 1148f. Döhner) entnommen. 2) Unhistorisch ist jedenfalls das Wort zvQavviSa bei Plut. (a. a. 0. 1149, 8), das damals längst einen gehässigen Klang besaß. Der offizielle Herrschertitel Dionysios' II wird allerdings nicht ßaadsig, sondern ap/cuv oder?¡ysfxujv gewesen sein. ZixsXiaQ agxwv heißt Dionys I in einem athenischen D e k r e t (C. I. A. II 51. Vgl. Ad. Wilhelm, Wiener Jahreshefte III 170 und U. Köhler, Athen. Mitteilungen I 19). 42(> 1) George Grote (History of Greece XI 103) beruft sich für seine Auffassung allerdings auf Piatons Brief III 315 e ; doch müßte die Authentizität des Briefes vollständig gesichert sein, wenn wir berechtigt wären, aus ihm Belehrung selbst über Piatons Gedanken und Absichten zu schöpfen.

Zu Buch V, Kap. 14, S.

428—431.

595

428 1) Speusipp: vgl. Plutarch Dion c. 22, 2 (Vitae 1153, 28 D.). Helikon: Die von ihm vorhergesagte Sonnenfinsternis (Plutarch a. a. 0.19, 3 = 1152, 11D.) muß mit der in Oppolzers Kanon der Finsternisse als Nr. 2035 verzeichneten, vom 12. Mai 360 identisch sein. Des Xenokrates Zechsieg am Kannenfest wird kurz berührt von L. Diog. IV c. 2, 8, ausführlich geschildert im Index acad. Herc. col. 8 u. 4 (behandelt vom Verf. in den Zeller gewidmeten philosophischen Aufsätzen S. 143). 2) Im historischen Detail weist Diodors Erzählung erstaunliche Abweichungen von der plutarchischen auf. Eine Hauptquelle Diodors war Ephoros. Plutarch hat insbesondere Timonides benutzt, daneben führt er für einzelnes Ephoros und Theopomp an und mit wohlberechtigtem Mißtrauen den tadelsüchtigen Timäos. Daß dieser eine Quelle des Cornel. Nepos war, ist anerkannt (vgl. Holm Sizilien im Altertum II 374 f.) auf Grund der Übereinstimmung von C. Nepos Dio, 2 mit Plutarch c. 6, wo Timäos angeführt wird. Unsere Überzeugung jedoch, daß die bei Nepos allein vertretene ungünstige Beurteilung Dions nur der Gehässigkeit des Timäos entstammt, vermögen wir hier nicht eingehend zu begründen. 3) Eudemos: vgl. S. 57 § 2. Auch von einem EvSrjfioq rj Tie gl tfivx^? betitelten Gespräch des Aristoteles sind uns nicht unansehnliche Reste erhalten (Berliner Akademie-Ausgabe 1479b ff.). — Timonides: vgl. Plutarch a. a. 0. c. 35, 3 (1161, 22 D). Daß Kallippos zum platonischen Kreise gehörte, ist unbestritten. Der platonische Brief VII 333 e u. danach Plutarch a. a. 0. c. 54 in. (1170, 37) will diese Zugehörigkeit einschränken, der übelwollende Athenäus (XI, 508 E) hingegen die Einschränkung nicht gelten lassen; das eine ist so begreiflich wie das andere und volle Sicherheit in solch einem Falle kaum erreichbar. 429 1) Je größer die Abweichungen in der Darstellung Plutarchs und Diodors sind, um so schwerer wiegt ihre Übereinstimmung in der Beurteilung von Dions Charakter. Ja die Äußerungen des, so viel man sehen kann, nicht von Platonikern beeinflußten Diodor klingen noch enthusiastischer als diejenigen Plutarchs. Man vgl. Diodor XVI 6, 4; 20, 2. Grotes Darstellung XI, 172 beruht ausschließlich auf jener von uns als völlig unzuverlässig erkannten und jedenfalls vollständig vereinzelten Darstellung des Cornelius Nepos. 431 1) Vgl. Plutarch a. a. 0. 53,1 (1170,14 D.) fiexansfinsxai de ¿x KOQIV&OV ovf/ßovXovlq mit avxtjq zu verbinden, genau so wie es an der dasselbe Problem (die Anteilnahme der Dinge an den Ideen) behandelnden Stelle des Parmenides heißt: xal ovóév xi fiäXXov avrìj avxfjg yuQk iaxiv (131b). Was hier in Wahrheit für unmöglich erklärt wird, ist die Selbstentäußerung der Idee, die ebensowenig ganz und gar ihrer selbst ledig werden, wie sie unter Behauptung ihres selbständigen Daseins zugleich in die unendliche Fülle der Einzeldinge eingehen

Zu Buch V, Kap. 17, S. 455.

61)5

kann. Genauer gesprochen: ihr Eingehen in die Einzeldinge ist unglaubhaft, ihr vollständiges A u f g e h e n in diese das Allerunmöglichste. Frei von diesem Mißgriif der Interpretation, aber ebenso unhaltbar ist die verwandte Behauptung Ritters (Piatos Gesetze, Kommentar S. 355f.), daß „in all den umfangreichen Schriften Piatos", die man mit Grund seinem höheren Alter zuweisen darf, im „Sophistes, Politicus, Philebus, Timäos ebenso wie in den Gesetzen eine ,Ideenlehre', derjenigen ähnlich, welche uns die Darstellung Zellers bietet, überhaupt nicht zu entdecken" sei, mit alleiniger Ausnahme des „Sophistes, wo 246bff. eben die Vorstellung von unbewegten und unkörperlichen Ideen, die keine Gemeinschaft haben mit den veränderlichen Dingen der Erscheinungswelt und keiner sinnlichen Wahrnehmung zugänglich, sondern nur mit der Vernunft zu erfassen seien, gründlich abgetan wird". 3) Was ich Piatons Befreiung von den Banden des Eleatismus nenne, wird eingehend und gründlich erörtert von Campbell in seiner Introduction to the Sophist LIXff. — Gegen die hier vertretene, insbesondere von Bonitz (a. a. 0.) befürwortete Ansicht von der Umgestaltung der Ideenlehre läßt sich ein plausibler Einwand erheben. Im Staat, den wir dem Sophisten zeitlich voranstellen, war bereits eine der Ideen, jene des Guten, mit Wirksamkeit ausgestattet (darauf spielt Campbell an, Republic II p. 42), ja als das höchste wirkende Prinzip angesprochen worden (vgl. S. 386f.). Wie kann dann, so mag man fragen, jene prinzipielle Umwandlung der Ideen erst im Sophisten stattfinden? Wir antworten: an jenem einen und obersten Punkte hat Piaton die Schranken seiner ursprünglichen Doktrin z u e r s t durchbrochen. Er mag sich zunächst von der Tragweite dieser Neuerung nicht volle Rechenschaft gegeben haben, nachträglich aber wird dieser unwillkürliche Beginn einer Umbildung der Ideenlehre ihn zu weiteren Konsequenzen gedrängt, das Streben nach Folgerichtigkeit und innerer Übereinstimmung wird sich mit den anderen von uns namhaft gemachten Faktoren vereinigt haben, um diese Umgestaltung zu bewirken. Was vorher die Ausnahme war, wird nunmehr zur Regel erhoben. Aus dieser Umbildung der Ideenlehre flössen von selbst jene Wandlungen, die uns später begegnet sind: das Fallenlassen der Ideen von Relationsbegriffen und von Kunstprodukten, desgleichen der Theorie der „Anteilnahme" (des /¿eze/eiv). Vgl. zu S. 512 f. Auf Otto Apelts großenteils abweichende Behandlung dieser Punkte (Beiträge zur Geschichte der griech. Philos., S. G7ff., und Einleitung zu der von ihm besorgten Neuauflage der Stallbaumschen Ausgabe, p. 27—32) vermag ich an diesem Orte nur andeutungsweise einzugehen. Gerne nehmen wir von ihm die Belehrung an, daß die xoivwvia TOJV ysv&v nicht eine v o l l s t ä n d i g e Neuerung des Sophisten ist. Es wird ihr vielmehr schon im Phädros 265 d ff. und im Staat V 476» präludiert. Als ganz und gar hinfällig aber gilt uns sein Hauptargument (Beiträge S. 84): „Substanzen können nur entweder Körper oder geistige Wesen sein; für die Ideen, wenn sie Substanzen sind, bleibt also nichts anderes übrig, als daß sie geistige Wesen sind"; woraus also folge, daß die Ideen für Piaton immer das waren, was sie ihm im Sophisten sind. Hier liegt eine, gewiß unabsichtliche, Äquivokation vor. Eine Substanz kann als unkörperlich und nicht sinnlich wahrnehmbar gedacht werden, ohne darum als geistig im Sinne der Bewußtseinsbegabung zu gelten. Daß das itavreXws Sv ein atfivov xal ayiov, vovv ovx %%ov sei — diese Annahme v e r w i r f t Piaton im Sophisten 249a; aber daß sie eine ungereimte, in sich w i d e r s p r u c h s v o l l e sei, das deutet er mit keinem Worte an. Ebensowenig, fast hätten wir gesagt noch weniger, gilt ihm das von der Behauptung, daß jenen Substanzen Leben und Bewegung abzusprechen sei. Und wie hätte er etwa das Urbild des Tisches

606

Zxi Buch V, Kap. 17, S.

455-460.

oder Bettes im Staat (vgl. S. 400), wie hätte er negative oder Relationsbegriffe als bewußt, belebt oder bewegt betrachten sollen? Das hätte er nur gekonnt (so bemerkt mit Recht H. Gomperz), wenn ihm — wie etwas Augustinus — die Ideen göttliche Gedanken bedeutet hätten. Apelts Behauptung, daß die Ideenlehre im Sophisten keine Umwandlung erfahre, entbehrt u. E. aller und jeder Begründung. 457 1) Die Anführungen aus Sophist 259d—e. Bonitz scheint uns darin zu irren, daß er die positiven Lösungen, die der Dialog enthält, nur dadurch W e r t oder Bedeutung gewinnen läßt, „daß f ü r Piaton jedes logische Verhältnis eben als solches die Geltung selbständiger Realität hat" (a. a. 0. 196). Er verkennt die Tatsache, daß Piaton hier an die alten Aporien, die unabhängig von der Ideenlehre bestanden und gewirkt haben, herantritt und sich ihrer endgültigen Lösung so weit nähert, als es unter den Voraussetzungen, die sein und seiner Zeitgenossen Denken beherrschten, nur immer möglich war. 2) „Parmenides": 129 c. Von hier aus ergießt sich neues Licht auch auf die Abzweckung des Euthydem. Man möchte vermuten, Piaton sei bereits, als er dieses Gespräch verfaßte, darüber im klaren gewesen, daß eine nicht geringe Zahl von Aporien und Fangschlüssen aus der absoluten Verwendung bloß relativer Begriffe entsprungen ist, aus der Tendenz (um mit Campbell zu sprechen, (Einleitung zum Sophisten p. 60) to tieic erery subjec! in thc light of abstract alter-

natices, to apply thc language of logic immediately to the sensible irorlil. Da ich von Antizipationen spreche, so sei auch angemerkt, daß der Anerkennung und Erklärung des ,«// ov, wie der Sophist sie bietet, bereits im Theätet, 189b der Weg gebahnt ist, dort nämlich, wo das xvevSij äogayeiv auf ein aV.oäocelv zurückgeführt wird, freilich ohne daß sich Piaton diesmal dabei endgültig beruhigt. 458 1) Ein Komikerfragment: auf dieses große und wertvolle Bruchstück des Epikrates (II 287f. Kock) hat Usener (Organisation der wissenschaftlichen Arbeit S. 11) zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt. Seine volle Bedeutung erhält das Fragment jedoch nur dann, wenn wir es zur Beleuchtung der Spätzeit Piatons verwenden. Leider gestattet es keine genauere Zeitbestimmung und lohnt es daher nicht, auf die unsicheren chronologischen Angaben über die Wirksamkeit jenes Komikers (bei Meineke Com. graec. fragm. 1414 und bei Bergk Rhein. Mus. XXXV, 329) naher einzugehen. Nur daß Speusipp und Menedem (von Pyrrha) darin als Assistenten Piatons erscheinen, weist an sich auf eine Epoche hin, die von den Anfängen der Akademie recht sehr weit entfernt ist. 2) Vgl. Staatsmann 262 4-e u. Parmenides 130 o. Sehr bezeichnend f ü r die hier besprochene Wendung ist Sophist 227b, wo die Feldherrnkunst und die Kunst des Läusesuchens unter den gemeinsamen Oberbegriff der Jagdkunst gereiht werden unter ausdrücklicher Abweisung des aus dem Wertunterschiede geschöpften Einwands. Hierher gehört auch jenes Wort des Staatsmanns (272c), daß aus allem und jedem, was die Natur darbietet, etwas zu lernen sei. Vgl. Campbell's Essays I § 30 (Republic II 41), 459 1) Die Anführungen aus Soph. 254d u. 251b. 2) Vgl. J. C. Fr. Zöllner Über die Natur der Kometens (Leipzig 1872) S. 163ff. 460 1) Wie man daran zweifeln k a n n , daß der Staatsmann „die Brücke vom Staate zu den Gesetzen bildet" (um mit Rohde KI. Sehr. I 275 zu sprechen), ist mir schwer verständlich. Zu den inhaltlichen gesellen sicli die Sprachkriterien. Meine Vermutung, daß zwischen T h e ä t e t einer-, Sophist und Staatsmann andererseits Piatons 2. sizilischer Aufenthalt liegt, habe ich bereits S. 432 und 443f. angedeutet. Gute Gründe f ü r die Annahme einer Zwischenzeit auch zwischen der Abfassung von Sophist und Staatsmann giebt Rohde a.a. 0. 262Anm.l.

Zu Buch

V, Kap. 17jl8, S. 460—464.

607

2) Exkurs über das Wesen des Beispiels: Staatsmann 278»; Untersuchung des Maßbegriffes 283«ff.; Kultus der Methode 286 d: zljv fis&oSov avr'qv ziuäv zov xazy eidij Svvazov eivai Siaigslv. 4(il 1) Über die kynische Identifikation des Königs mit dem Hirten vgl. zu S. 132. Wichtiger ist es, mit Hirzel Hermes VIII 127f. darauf hinzuweisen, daß hier wieder eine Selbstberichtigung Piatons vorliegt. Und zwar eine zwiefache. Im Staat war der Herrscher III 416af. u. IV 4404 mit dem Hirten, VII 520b mit dem Bienen-Weisel verglichen worden. Gegen den ersten Vergleich kehrt sich der Staatsmann 267 ef., gegen den zweiten derselbe 301e. 2) Vgl. Staatsm. 283d, ferner Phädon 96dff. u. 102bff., Staat VII 523 e, 524a, 525 aff. Etwas anders steht es mit Theätet 154° (vgl. zu S. 349). 4(>2 1) Ergötzungsmittel: während sonst (tcfiriTixi'i bei Piaton sowohl als bei Aristoteles der Begriff ist, dem die verschiedenen schönen Künste untergeordnet werden, erscheint hier 288c das Spiel oder rcaiyviov als die höhere Einheit, welche die Malerei, die Musik und daneben Schmuck und Zier aller Art (xootxog) unter sich vereinigt. Mit Recht sagt Campbell im Kommentar: we have here the larger kind of which ¡xifirjuxt) is a part. 463 1) Die Anführung aus Demades Oratores Attici II 315b. 4(14 1) Piatons Worte sind: zö ut] anovSateiv inl zoXg ovöuaaiv, 261 e, und /LUtaziS-tfjfva elg ttl,' zwv noayuazwv [xaxyag xal /x!] pqöiovg ovD.aßag. An der ersten Stelle ist die Anspielung auf Antisthenes unverkennbar in den unmittelbar folgenden Worten: nXovotibieQog flg zo yijQag äva)asi tppovfyiEwg, verglichen mit Sophist 251 c, wo von der nevia zfjg neyi (pouvi]aiv xzt'/oewg, die noeaßvzeomg äv&gdmoig eigne, in direktem Bezug auf eine Lehre des Antisthenes die Rede ist. Auf Antisthenes zielt auch sicherlich 306 a . Mit meiner Schlufibemerkung vgl. Jowett The dialogues of Plato III 568: — but nowhere has the spirit of modern induclive philosophy beert more happily deseribed.

Zu Buch V, Kap. 18. 2) Die von einigen Gelehrten bestrittene Echtheit des Philebos ist schon durch die aristotelischen Anspielungen, insbesondere Nikom. Ethik K2 1172 b 28, verglichen mit Philebos 20 b und 61b, ausreichend gesichert. Oder wo hätte sonst der dort von Aristoteles genannte Piaton ähnliches geäußert? (Vgl. Überweg Untersuchungen 148 f. und Bonitz Index Aristotelicus s. Tll&zmv.) Die zeitliche Stellung des Dialogs zwischen Staatsmann und Timäos gilt uns als völlig gesichert; man vergleiche Campbell Essays (Republic II 46ff.), auch Rohde Kleine Schriften I 262. Neben Sophist und Staatsmann stellt den Philebos auch Überweg Untersuchungen 207f. und 267. Völlig unanfechtbar ist die Zusammengehörigkeit von „Sophist", „Staatsmann" und „Philebos". Daß dieser Trias der „Timäos" nicht gefolgt, sondern vorangegangen sei, glaubt H. Gomperz Archiv XVIII 490ff. wahrscheinlich machen zu können. Er weist darauf hin, daß die Mathematisierung im „Philebos" weiter fortgeschritten ist und demgemäß auch das den Ideen gegenüberstehende stoffliche Element im „Philebos" weit abstrakter gefaßt wird. — Die von uns wahrgenommene „Stileigenheit" habe ich seither (Platonische Aufsätze III) eingehender behandelt. Nur Zellers große und wohlverdiente Autorität veranlaßt uns, seine beharrlich festgehaltene Meinung, der Philebos gehe dem Staat voran, in Kürze zu bestreiten. Alles, was im Laufe der letzten Jahrzehnte über Piatons Sprach- und Stilentwicklung ermittelt ward, spricht dagegen. Unerwähnt geblieben sind bisher die auf das gleiche Ziel hinweisenden Erörterungen von Hirzel Der Dialog I 251 und von Ivo Bruns Das

608

Zu Buch V, Kap. 13, S.

464—466.

literarische Porträt usw. S. 272. Zellers Beweisführung beruht auf dem Verhältnis der Erörterungen im Staate VI 505—509 und IX 581—587 zu den verwandten Darlegungen des Fhilebos. Die Frage ist an sich eine methodisch in hohem Grade interessante. Wenn ein Autor dasselbe Problem an zwei Orten im wesentlic hen gleichartig, aber das eine Mal gedrängter, das andere Mai ausführlicher behandelt, so ist ein Zwiefaches möglich. Der Schriftsteller kann eine nachfolg ende gründlichere Erörterung desselben Themas vorweggenommen haben, oder die minder eingehende Behandlung kann später fallen und gleichsam einen konzentrierten Auszug aus der früheren und erschöpfenden Erörterung bilden. Welche dieser Annahmen die richtige ist, das muß die sorgliche und taktvolle Erwägung jedes Einzelfalles lehren. Beispiele der zweiten Art sind uns schon begegnet (vgl. S. 318). Hiergegen läßt sich der kurze Exkurs über den Maßbegriff, den der Staatsmann enthält, u. E. unmöglich als ein Resümee der umfassenden Untersuchung dieses Gegenstandes im Philebos betrachten (ähnlich, aber minder entschieden Siebeck Untersuch, z. Philos. d. Griechen2118). Zellers bestimm te Behauptungen (II 1 4 S. 548) halten u. E. einer genäuen Prüfung nicht stand. Wenn wirklich der „Staat" an all den von ihm namhaft gemachten Stellen auf den „Philebos" zurückblicken soll, so fragt man sich zunächst vergebens, wozu denn Piaton überhaupt noch die betreifenden Partien des „Staates" geschrieben hat? Hier tut allerdings eine Unterscheidung not. Die Grundfrage, welche das Thema des Philebos bildet, wird Staat VI 505b mit wenigen Worten erwähnt: äXXa /ityv xal xöSt ye olo&a, oxi zoig fiev noXXolq fjäovtj äoxeT eivac xo aya&6v, xolq Ss xofitpoxsQOiq (pgovrjoiq. Diese Kürze beweist u. E. nichts anderes, als daß Piaton auch zur Zeit, da er diese Partie des Staates schrieb, Bekanntschaft seiner Leser mit der Lehre des Eukleides voraussetzen konnte, der nach L. Diog. II 106 TO ayad-ov mit der 6vrioiq, daneben auch mit der Gottheit und mit dem vovi; identifiziert hat. Warum hier ein Rückblick auf Philebos llb-e usw. vorauszusetzen sei, vermag ich nicht einzusehen. Die größere Gründlichkeit und Tiefe ist jedenfalls auf Seiten des Philebos, während der Staat (505b-c) sich an einigen recht sehr auf der Oberfläche liegenden Einwürfen gegen beide Doktrinen genügen läßt. Die Vorkämpfer der (pQÖvrjOu; drehen sich angeblich im Kreise, weil sie nicht umhinkönnen, diese als ipQovriaig xov dya&ov wieder näher zu bestimmen; und die Verfechter der {¡Sovij sollen inkonsequent sein, da sie ja das Vorhandensein auch „schlechter" i)6ovai zu leugnen nicht vermögen. Die Stellen des 9. Buches 583b ff., die Zeller mit entsprechenden Stellen des Philebos parallelisiert, enthalten freilich,eine subtile, an Subtilität eben nur vom Philebos noch iibertroffene Erörterung der einzelnen Lustarten. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die Darlegungen im Philebos vollständiger und komplizierter sind als jene des Staates. Wir sind ganz und gar der Meinung Campbells, der die, von der ganzen Eigenart der beiden Werke geforderte, Annahme für völlig statthaft erklärt (a. a. 0. p. 23), that Plato had arrived at this general conception of the relative worth of Pleamre, Thowght, and the Qood, before giving to it the füll and eomplex eaepression whieh the Philebus eontains. 465 1) Verzicht auf die Zweiteilung Staatsmann 287 c und Phil. 16 d ; Warnung vor dem Überspringen der Mittelbegriffe 17» (xa Ss psaa avxovg ixg soixev, Xóywv xoixwv nàvxtov wv diF.S^i&Ofjev èQQiì9-))xrjv xù> Xóyoj —. yeyovi'vai —. (Gesetze I I I 702b) ( P h ä d r o s 262c-d). Eine n i c h t m i n d e r b e w e i s k r ä f t i g e Stelle ist j e n e , wo von dem „ I r r g a n g d e r R e d e " der nXàvrj xov Xóyov, g e s p r o c h e n wird, 682e—683». 2) A n einem a n d e r n Orte ( P i a t o n . A u f s ä t z e I I I ) h a b e ich mich seither mit der w e i t v e r b r e i t e t e n Meinung a u s e i n a n d e r g e s e t z t , d a s W e r k e r m a n g l e ü b e r h a u p t einer eigentlichen Komposition, es sei aus „einer Menge von Entwürfen 1 - v o n Philipp „mit w e n i g Geschick a n e i n a n d e r g e f ü g t w o r d e n " ( W i n d e l b a n d P l a t o n S. 62), mag nun (lieser viel E i g e n e s d a z u g e t a n oder sich d a r a u f b e s c h r ä n k t haben, zwei E n t w ü r f e i n e i n a n d e r z u a r b e i t e n . Die erste dieser T h e s e n h a t Ivo B r u n s ( P i a t o n s Gesetze. W e i m a r 1880), die zweite Theodor i i e r g k (Fünf A b h a n d l u n g e n usw., Leipzig 1883 S. 41—116) v e r t r e t e n . Die wirklich v o r h a n d e n e n Anstöße e r k l ä r e n sich aus d e r gewiß l a n g w i e r i g e n u n d s t o c k e n d e n A r b e i t an dem u m f a n g r e i c h e n W e r k e , dessen U n e b e n h e i t e n einer g l ä t t e n d e n und ausgleichenden Revision mehr als a n d e r e S c h r i f t e n P i a t o n s b e d u r f t h ä t t e n . Daß diese den „Gesetzen" von d e r Hand ihres V e r f a s s e r s nicht zuteil ward, ist eine w o h l b e g l a u b i g t e , o f f e n k u n d i g e T a t s a c h e . Eine sehr s o r g f ä l t i g e Z e r g l i e d e r u n g b i e t e t G e o r g H o f m a n n : „Kritische A n a l y s e d e r beiden e r s t e n B ü c h e r d e r p l a t o n i s c h e n Gesetze", München 1905. E r beweist in noch s t r e n g e r e r Weise, als es bisher g e s c h e h e n war. daß P i a t o n sich eine Revision v o r b e h a l t e n habe, zu der er nicht mehr g e l a n g t ist, d e r G e d a n k e eines Z u s a m m e n a r b e i t e n s aus v e r s c h i e d e n e n E n t w ü r f e n a b e r g a n z und g a r auszuschließen sei. D e r s e l t s a m e Einfall von Blaß, Philipp h a b e bei P i a t o n s Lebzeiten dessen „Gesetze" h e r a u s g e g e b e n , bedarf k a u m einer W i d e r l e g u n g . D a s E r f o r d e r l i c h e h a b e ich P l a t o n i s c h e A u f s ä t z e I V S. 4ff. d a r g e l e g t . 5 0 5 1) Vgl. Gesetze I V 712 d. D a s n ä c h s t e Beispiel entlehne ich dem B u c h X 802d—8941). das f o l g e n d e 1645», das letzte X 906e-d. 2) D e r p a r a d o x e A u s r u f nanai, olov Xèysig I V 704 e. Die zweite p a r a d o x e W e n d u n g V I I 789». 507 1) B e l e g e f ü r das s p a r t a n i s c h e Vorbild bei S c h ö m a n n - L i p s i u s Griech. Altert. I 4 271.

508 1) In den Worten oì Xéyovaiv tue tpiXoc avzw n&g avS-pwnog (V 731 e) glaube ich eine A n s p i e l u n g zu e r k e n n e n auf D i c h t e r w o r t e wie E u r i p i d e s Medea 86:

¿>g nag xig avxòv xov nÈXag fiäXXov rpiXii. Fragm. 460: cpü.wv fiàXiax èftavxòv ov x aiayj'vo/uai oder Sophokles Oed. Kol. 309: xig yàp èo&' 8? oi-/_ ab im iplXog-, Im V o r a n g e h e n d e n h a b e ich einen S a t z , wohl den ethisch w e r t v o l l s t e n , d e n P i a t o n a u s g e s p r o c h e n h a t , aus V I 777d h e r ü b e r g e n o m m e n u n d in die W i e d e r g a b e des P r o ö m i u m s des B u c h e s V v e r w e b t . E s sind die W o r t e : ómitjXog yaQ

ò v ÀV&QUMUJV tv olg avrò) QÙSLOV àòixelv. 2) V e r b o t d e r M i t g i f t e n : vielleicht nach a l t - s p a r t a n i s c h e m V o r b i l d , vgl. D a r e s t e L a science du d r o i t en Grece, P a r i s 1893, p. 61. 5 0 9 1) Mit C h a r o n d a s : T h e o p h r a s t bei S t o b a e u s Fiorii. 44,22 fin.: TJ WOKSQ XaQuivSag xal IJXMZCÜV [Gesetze X I 9 1 5 d ] ; ovzoi yàp naoa-ypr ßA xsXevovai SiSòvai

xal Xafißavav àótxiag.

éccv óé xig nioxsvay, fiìj eivai Sixijv, avzòv yàg aìxiov sivai zijg

2) Vgl. Aristoteles P o l i t i k B 12 1274a 16f.: ènei

xäxijv ànoSióòvai zw

ÓI'J/LUO

ÌÓXOJV ys soixs r/)v àvayxaioóivafiiv, xò zàg àgyàq aigctad-ai xal svdivsiv. D a ß

620

Zu Buch V, Kap. 20, S. 510—514.

die auf Drakon bezügliche Angabe in der aristotelischen'A(hivaivnoXneia c. 4 auf Interpolation beruht, hat U. Wilcken Apophoreton S. 85 ff., insbesondere S. 95 und 98, nachgewiesen. 510 1) Das über Wahlzwang Bemerkte entnehme ich Bryce American Commonwealth II * 150. Über die den Wahlzwang in sich schließenden Zusätze zur belgischen Verfassung (1898) vgl. H. Triepel, Wahlrecht und Wahlpflicht, Dresden 1900, S. 20 f. In der Auffassung der Wahl nicht als eines persönlichen Rechtes, sondern als einer staatlichen Pflicht ist Piaton der Vorläufer J. S. Mills, Gneists, Robert Mohls, Zacharias, Lassalles, Labands,Seydels, Herbert Spencers. Vgl. Leo Wittmayer Unser Reichsratswahlrecht (Wien, 1901) S. 168—177. 2) „Staatsverfassung der Athener": 'ASr/v. nohx. c. 8 in. mit Kenyons Bemerkungen p. 26 s . 512 1) Befürchtungen vor Mißbrauch der Dialektik äußert Piaton Staat VII 537 d—538». 2) Soweit diese Spuren reichen, zeigen sie freilich den Geist und die Methode der Gesprächs-Trias Sophist — Staatsmann — Philebos. Es sind die folgenden, von Campbell in seiner Introduction to the Statesman p. LH besprochenen Stellen: VI 751» , VII 814o und 824a, VIII 841c, X 894» und 895e, X I I 944b und 945«. 3) Daß und warum Piaton in den „Gesetzen" die Ideenlehre in den Hintergrund rückt, ohne sie doch aufzugeben, hat V. Brochard gezeigt (Etudes de philosophie ancienne et de philosophie moderne, Paris 1912, p. 156 ff). 4) Aristoteles: vgl. Metaph. A 9 990b 15—17 und 991b 5—7 (Leugnung der Ideen sowohl von Relationsbegriffen als von Eunstprodukten.) — Xenokrates: bei Proclus In Plät. Parmen. p. 136 Cousin = p. 691 Stallbaum: sivat xfjv ISsav 9i/ievoi ahlav Ttapadetyfiatixijv x&v xaxa a%oXi\. Das Behagen, mit welchem die von Parkanlagen umgebenen Bäder ausgemalt werden (YI 761 b-d), erinnert an die verwandte Darstellung im Kritias 117a-b; man glaubt hier eine persönliche Vorliebe Piatons durchzufühlen. 2) Der Triumph der „Misologie" und der Unduldsamkeit war auch zuletzt kein vollständiger. Ringt doch Piatons tiefgewurzelter Wahrheitssinn ihm selbst dort, wo er die Ketzerei mit Hilfe des Richtschwertes bekämpfen will, das Geständnis ab, daß Unglaube und moralische Verderbtheit nicht notwendig Hand in Hand gehen: $ yä(> av ftfj vofii'Qovxt &tov; elvai xo nagänavtf&og