Grammatik und Vokabularium der Bongu - Sprache: (Astrolabebai, Kaiser - Wilhelmsland) [Reprint 2016 ed.]
 9783111639383, 9783111256757

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Archiv für das

Studium d e u t s c h e r Kolonialsprachen. Herausgegeben v o n dem

Direktor des Seminars für Orientalische Sprachen

Prof. Dr. Eduard Sachau, Geh. Oberregierungsrat.

Band VIII.

Druck und Kommissionsverlag von Georg Reimer. Berlin 1909.

Archiv für das Studium deutscher Kolonialsprachen.

Band VIII.

Grammatik und Vokabularium der

Bongu-Sprache (Astrolabebai,

Kaiser-Wilhelmsland)

von

A. H a n k e , Rheinischer Missionar in Deutsch-Neuguinea.

Mit einer Karte, einer wortvergleichenden Tabelle von neun Orten des Astrolabegebietes

Druck

und

und

einem

Vokabularium

Kommissionsverlag Berlin

1909.

der Sungumana - Sprache.

von

Georg

Reimer.

Vorwort. D i e Kenntnis der Bongu-Sprache ist das Ergebnis eines nahezu elfjährigen Aufenthaltes in diesem Gebiete. Die Zeit, die der geniale Bantu-Forscher, Herr Professor M e i n h o f - B e r l i n , für das Zustandekommen einer Grammatik der Sprache eines neuen Missionsgebietes meint festsetzen zu müssen, ist also bedeutend überschritten. In einem Vortrage auf der sächsischen Missionskonferenz im Jahre 1906 hat er nämlich folgendes ausgeführt: „Wenn Leute sieben Jahre in einem neuen Missionsgebiete sind und noch keine G r a m m a t i k zustande gebracht haben, so wäre es wohl geraten zu untersuchen woran das liegt." 1 ) D a ß die hier vorliegende Grammatik nicht früher erschien, hat mancherlei Gründe. An erster Stelle kommt das Fehlen jeglicher nennenswerter Hilfsmittel zum Studium der Sprache in Betracht. A u f eine Anfrage bei dem Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin wegen Literatur der Papua-Sprachen erhielt ich folgende Antwort: „Im Seminar ist niemand vorhanden, der sich mit Papua-Dialekten beschäftigt, und auch in der Seminar-Bibliothek sind diesbezügliche Materialien nicht vorhanden." Das war ein halbes Jahr vor meiner Abreise nach Neuguinea im Jahre 1894. E s blieb also nichts anderes übrig, als den Eingeborenen jedes Wort der Sprache vom Munde abzulauschen. Zum andern fällt schwer ins Gewicht der Umstand, daß in einem L a n d e wie Neuguinea, in dem keinerlei Handwerker und sonstige Hilfskräfte zu haben waren, und auch jetzt vielfach noch nicht zu haben sind, der Missionar a l l e s sein muß. Die rein äußerlichen missionarischen Nebenarbeiten: wie das Bauen, das Anlegen von Wegen, Behandlung von Kranken u. dgl. verschlingen außerordentlich viel Zeit und Kraft. Dazu kommen ') A l l g e m . Missionszeitschrift X X X I I I , p. 255. Archiv f. d. Stud. dtsch. Kolonialspr. B d . VIII.

b

VI die häufigen Malariaerkrankungen, denen der Europäer in dem L a n d e ausgesetzt ist, das nach dem Urteil des Geheimen Medizinalrates Prof. Dr. R. K o c h zu den schlimmsten Malariaherden der Welt zu zählen, ist; 1 ) das zeitraubende Reisen in einem Lande ohne Straßen und andere Verkehrsmittel — wenn man von den K a n u s der Eingeborenen absieht, u. s. w. Bringt man alle diese Umstände in Anrechnung, so wird es m. E. nicht mehr so besonders verwunderlich erscheinen, wenn statt sieben Jahren elf bis zum Erscheinen der Grammatik vergingen. Außerdem hat doch in Bezug auf solche Veröffentlichungen, wie die vorliegende, das alte „nonum prematur in annum" auch sein gutes. Recht. Bestimmt ist die Grammatik in erster Linie für die im Gebiet der Bongu-Sprache arbeitenden Missionare der Rheinischen Mission, aber auch für alle die, die von Amts wegen oder aus sonst einem Grunde mit den dortigen Eingeborenen zu tun haben. Denn mit dem Volke in seiner eigenen Sprache verkehren zu können, ist immer und überall von der grösten Wichtigkeit. Von wirklichen Kennern unserer kolonialen Verhältnisse ist gerade das immer wieder ausgesprochen und betont worden. Noch auf dem letzten deutschen Kolonialkongreß im Jahre 1905 wurde folgende Resolution mit großer Majorität angenommen: „ D i e Sektion IV muß es als notwendig bezeichnen, daß die „Kolonialbeamten mehr als dies bisher der Fall ist, sich „mit der Erlernung von Eingebornensprachen befassen, „denn die Kenntnis der Sprache ist die erste Bed i n g u n g für das Verständnis der Verhältniße der Eingeb o r e n e n . . ." 2 ) Daneben hoffe ich, auch der Linguistik als solcher einen Dienst geleistet zu haben durch Beibringung von Material „zur Entscheidung wichtiger prinzipieller Fragen, die, wie es scheint, grade hier bei den Papua-Sprachen sich zur Lösung drängen". ') Prof. Dr. R. Koch sagt in der Dtsch. Medizin. Wochenschrift 1900, No. 7, p. 283 wörtlich folgendes: „In Bezug auf Kaiser Wilhelms L a n d sind wir durch unsere Untersuchungen nur

über

können

den

kleinen Bezirk

sagen, daß derselbe

der

Astrolabe-Bai

hinreichend

orientiert und

keinem anderen Gebiete der Tropen in Betreff

der Malaria etwas nachgibt." Verhandlungen des deutschen Kolonialkongresses 1905. Dietr. Reimer,

p. 459.

III. Sektion angenommen.

Berlin 1906.

Eine ähnliche Resolution wurde außerdem von der C f . 1. c. p. 364.

VII A l s erster Versuch ist die Grammatik natürlich unvollkommen. K e i n e m kann das deutlicher sein als mir selbst. Handelt es sich doch um eine Sprache, die erst zur Schriftsprache erhoben werden mußte. Dessenungeachtet hielt ich es für meine Pflicht, die A r b e i t durch den Druck der Öffentlichkeit zu übergeben damit, wie L a g a r d e einmal gesagt hat, die Arbeit getan würde, die E i n e r getan haben muß, damit hundert Andere sie nicht von neuem zu tun brauchen. Jeder sachlichen Kritik, der es darum zu tun ist, daß die mannigfachen Probleme, die die Papua-Sprachen noch bieten, gelöst werden, werde ich darum von H e r z e n dankbar sein und von ihr zu lernen mich bemühen. Schließlich sei es mir gestattet, denen wärmsten Dank zu sagen, die mich bei dieser Arbeit mit R a t und T^t unterstützt haben: So der R h e i n i s c h e n Missionsgesellschaft zu B a r m e n ; Herrn Missionsinspektor Pastor W e g n e r , der die Freundlichkeit hatte, einen Teil des Manuskriptes vor der Drucklegung durchzusehen, und dem auf dem Gebiete ozeanischer Sprachforschung allgemein bekannten englischen Sprachgelehrten S i d n e y H. R a y , dem ich wertvolle Fingerzeige und Anregungen verdanke. E b e n s o gereicht es mir zur angenehmen Pflicht, Herrn Prof. Dr. E d u a r d S a c h a u , Direktor des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin, für sein freundliches Entgegenkommen meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Auf Ersuchen und mit Unterstützung des R e i c h s k o l o n i a l a m t e s hat er bereitwilligst meine Arbeit in die Serie seiner Veröffentlichungen aufgenommen und mich so in den Stand gesetzt, die Früchte meines Studiums mit anderen zu teilen. M ö g e nun das Buch sich brauchbar erweisen und an seinem Teile unter Gottes Segen dazu beitragen, daß der oft verhängnisvollen Mißverständnisse zwischen Weißen und den farbigen Schutzbefohlenen in Kaiser-Wilhelmsland, die zum größten T e i l e auf Unkenntnis der Sprache beruhen, weniger werden, die freundlichen Beziehungen dagegen Förderung und Befestigung erfahren zum H e i l e von Mutterland und K o l o n i e . Mettmann, im Juni

1909.

A. Hanke.

Inhaltsverzeichnis. Seite V

V orwort Einleitung: 1 . Allgemeines

i

2. Die linguistische Stellung der Bongu-Sprache

7

Erster Teil. I.

Laut- und Formenlehre.

Der Laut best and.

A. Das Alphabet § 1

10

B. Die einfachen Vokale § 2 — 3

10

C. Die Diphthonge § 4 .

11

-

D. Die Konsonanten § 5

11

E . An-, In- und Auslaut § 6—8

12

F. Silbenabteilung § 9

12

G. Akzent § 1 0 — n

13 II.

Die

Wortbildung.

A. Allgemeines § 1 2

13

B. Form und Bedeutung der Wurzelwörter (Stämme) § 1 3 — 1 4 C. Die Hilfsmittel der Wortbildung § 15 1. Die Reduplikation § 1 6 Beim Verbum § 1 7 Beim Nomen substantivum § 1 8 — 1 9 Beim Adjectivum § 20

. . . .

14 14 15 15 15 15

Beim Pronomen § 2 1 2. Die Gemination § 22:

16 16

Beim Verbum | Beim Substantivum i

16

Beim Adjektivum

J

3. Die Zusammensetzung § 23 a) der Verba b) der Substantiva c) der Adjektivs

16 16 17 17

X Seite 4. D i e P r ä f i g i e r u n g § 24

18

5. D i e Suffigierung § 25

18 18

B i l d u n g von Substantiven B i l d u n g adjektivischer P o s s e s s i v p r o n o m e n § 27

19

B i l d u n g der Verben § 28

19

S t a m m b i l d e n d e Suffize b e i Verben § 29

19 19

1. B i l d u u g der V e r b a factitiva o d e r causativa 2. B i l d u n g der Verba_communicativa u. c o n s u m a t i v a j 3. B i l d u n g der v e r b a a d m i r a t i v a 4. B i l d u n g der v e r b a c o n t i n u a t i v a o d e r iterativa III.

>.

.

.

20

J

D i e R e d e t e i l e § 30

21

Ersatz f ü r d e n Artikel § 3 1 — 3 2

21

A. D a s N o m e n Substantivum § 33

21

Das Genus § 34—37

22

D e r N u m e r u s § 38

22

1. B e z e i c h n u n g der Einzahl § 39

23

2. B e z e i c h n u n g der Zweizahl § 40

23

3. B e z e i c h n u n g der Mehrzahl § 4 1

24

Die Casus § 42—43

24

N o m . declarativus § 44

25

N o m . activus § 45

25

Accusativus § 46

26

Genetivus § 47—48

26

Dativus § 49—53

27

Instrumentalis § 54

28

L o c a t i v u s § 55—58

29

Vocativus § 59

30

B. D a s A d j e k t i v u m § 60—70

30

C. D a s P r o n o m e n ] . P r o n o m e n personale § 7 1

33 36

Identitäts u. Reflexivpronomen 2. P r o n o m e n Possessivum § 72

36

3. P r o n o m e n demonstrativum § 7 3 — 7 5

37

4. P r o n o m e n relativum § 76

38

5. P r o n o m e n interrogativum § 7 7 — 7 9

38

6. P r o n o m e n indefinitum § 80

39

Ü b e r s i c h t der P r o n o m i n a . N o m i n a t i v f o r m § 8 1

40

D . D a s N u m e r a l e § 82

41 41

1. C a r d i n a l i a 2. O r d i n a l i a § 83

,

42

XI Seite 3. Distributiva § 84 Das interrogative Zahlwort § 85

1

42

Die unbestimmten Zahlwörter § 861 E. Das Verbum: (Vorbemerkungen) § 8 7 — 9 9 :

42

Das Passivum § 90

43

D i e Personen § 9 1 — 9 2

43

Die Tempora § 9 3 — 9 5

44

Der Verbalstamm § 96

44

D i e Modi § 97

45

D e r Infinitiv § 98

45

Die Participialia § 99

45

1. Das Verbum substantivum § 1 0 0 — 1 0 7

46

2. Das Verbum intransitivum § 1 0 8 — 1 0 9

50

Paradigma der objektlosen Konjugation: a) Positive Aussage § 1 1 0

50

b) Negative Aussage § 1 1 1

54

Weitere Formen von ginar § 112

55

3. Das Verbum transitivum § 113

56

Die Objekt-Konjagation § 1 1 4

58

Paradigma § 1 1 5

60

Die Verba gagalar, müraf, önar § 1 1 6 — 1 1 7

68

U. Das Adverbium § 118 — 1 2 0 Adverbia interrogativa § 121

69

Adverbia loci § 122

70

Adverbia temporis § 123

71

Adverbia modi § 124

72

Beispiele zu den Adverbien § 125

72

E . Postpositionen § 126

72

F. Konjunktionen § 1 2 7 — 1 2 9

73

G . Interjektionen § 130

74

H. Grussformeln § 1 3 1

75

I.

Jäübalan § 132 — 1 3 4

76 Zweiter Teil.

Syntax.

A . Allgemeines § 1 3 5 — 1 3 6

81

B. Die W o r t f o l g e :

82

Das Subjekt § 137 D a s Akkusativobjekt §

82 138—139

Das indirekte Objekt § 140 Das attributive Adjektiv § 141

82 .

.

83 83

D a s prädikative Adjektiv § 142 —143

83

Der Genetiv § 144

8

D i e Wortfolge in Fragesätzen § 145 — ' 4 9

3

84.

XII Seite C. Gebrauch der Numeri § 150 85 D. Gebrauch der Tempora: Der Durativ § 151 Das Präsens § 152 86 Das Perfektum Präsens § 15 3 Aorist I und II § 154 Futurum instans u. Futurum indefinitum § 155 —157 . . . . 87 E. Gebrauch der Modi Der Potentialis § 158 87 Der Irrealis § 159 88 Der Dubitativ § 160 88 F. Der Imperativ § 161 — 164 88 G. Der Infinitiv § 165 89 a) Inf. absolutus b) Inf. constructus. H. Participia § 166—167 90 I. Relativsätze § 168 91 J. Konditionalsätze § 169I K. Finalsätze § 170 | 92 L. Konsekutivsätze § 1711 M. Einige Bemerkungen über den eigentümlichen Gebrauch einiger Kasussuffixe und Adverbien § 172 93 Dritter Teil. Die Literatur der Sprachen des Gebietes der Rheinischen Mission in der Astrolabebai 94 Sprachproben 96 Vergleichendes Verzeichnis einiger Worte von neun Orten des Astrolabegebietes 115 Vierter Teil. Vorbemerkungen A. Bongu-IJeutsch B. Deutsch-Bongu

Vokabularium der Bongu-Sprache. 118 119 220

Anhang. Bemerkungen: a) zu Sungumana-Deutsch 247 b) zu Vergleichendes Verzeichnis einiger Worte von neun Orten des Astrolabegebietes 247 Sungumana-Deutsch (Vokabeln) 249

Einleitung. 1. Allgemeines. Die im folgenden zur Darstellung kommende Sprache wird heute rein nur von den Bewohnern des Dorfes Bongu (Bonu) gesprochen. Bongu ist ein Stranddorf der größten Insel der Welt, Neuguinea. Es liegt an der Nordostküste in der unter dem Namen Deutsch-Neuguinea oder Kaiser-Wilhelmsland bekannten deutschen Kolonie, und zwar in der Astrolabebai auf etwa 5° 30' südlicher Breite und 145 0 48,7' östlicher Länge. Die Bevölkerung der Astrolabebai muß einmal viel bedeutender gewesen sein als heutzutage. Weite Strecken alten Kulturlandes, die heute nur zu einem geringen Bruchteil benutzt werden, legen davon Zeugnis ab. Pocken- und Ruhrepidemien, die Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre dort wüteten, haben die Bevölkerung auch in neuester Zeit stark dezimiert. Noch im Jahre 1896, als ich meine missionarische Tätigkeit in Bongu begann, machten sich die Folgen dieser Epidemien stark fühlbar. Kinder im Alter von etwa 7 — 1 0 Jahren fehlten fast ganz. Bongu erlangte eine gewisse Berühmtheit durch den russischen Naturforscher Dr. N. von Miklucho Maclay. Maclay, wie ihn die Eingeborenen kurz nennen, landete am 20. (8.) September 1871 in der Astrolabebai und blieb dort bis zum 19. (7.) Dezember 1872. Er wohnte in der Nähe der heutigen Station der Neuguinea-Kompanie, Konstantinhafen. Von seiner Anwesenheit zeugt dort noch eine Tafel aus Messingblech, die die ausgestanzte Mitteilung enthält: VITIAZ: MICLOVHO M A C L A Y ^ SEPT. 1871 T V DEC 1872 IZOVMROVD (cf. auch A. Haga: Nederlandsch Nieuw Guinea en de Papoesche Eilanden. Tweede deel, Batavia 1884, p. 244). Das war der erste Besuch, den Maclay in dem heutigen Deutsch-Neuguinea machte. Zum zweiten Male kam er in die Astrolabe im Jahre 1876 und blieb vom 9. August desselben Jahres bis zum November des Jahres 1877. Während seines A r c h i v f. d. Stud. dtsch. Kolonialspr. B d . VIII.

i

2

zweiten Aufenthaltes wohnte er in unmittelbarer Nähe des Dorfes Bongu. Reste einer an einem Baume sich befindlichen Blechtafel — sie mag Ähnliches enthalten haben, wie die oben genannte —• bezeichnen den Ort seines zweiten Aufenthaltes. Sonstige Erinnerungen an seine ehemalige Anwesenheit sind in Bongu der Name eines jungen Mannes, der Maclay heißt, und eine Anzahl russischer Wörter, z. B.: tapor, Beil, Axt; gugrus, Mais; abrus, Wassermelone usw. Auch sind der Konstantinhafen und der Konstantinberg von Maclay nach einem russischen Großfürsten so benannt worden. Zur Zeit, als Maclay sich in der Astrolabe aufhielt, befand sich östlich von Konstantinhafen das Dorf Gumbü und westlich davon Gurendü. Beide Dörfer waren bis in die neunziger Jahre hinein noch vorhanden und redeten — wie das aus Zöller hervorgeht — dieselbe Sprache. »Die in nächster Nähe von Konstantinhafen gelegenen Dörfer Bongu, Korrendu, Gumbu, die zusammen einige Hundert Einwohner zählen, bilden insofern eine Art Einheit, als sie sich eines und desselben Idioms (der sogenannten Bongu - Sprache) bedienen.« (Hugo Zöller: Deutsch-Neuguinea und meine Ersteigung des Finisterre-Gebirges. Berlin 1891, p. 162.) Die beiden Dörfer Gurendü und Gumbü waren im Jahre 1896 schon nicht mehr vorhanden. Auf Veranlassung eines Herrn Kubary, der Beamter der Neuguinea-Komp, war, hatten die Bewohner sich mit denen von Bongu zu einer Niederlassung vereinigt, so daß Bongu heute, mit Einschluß dieser beiden Ortschaften, rund 200 Seelen zählt. Verständlich machen kann man sich mittels der BonguSprache westlich bis Bogad'im {Bogadjim), östlich bis Kap Rigny und mit folgenden mehr oder weniger landeinwärts gelegenen Dörfern: Gambangä (Mäle). Koliko, Büramana, Sungümana, Gadaibl, Ban, Sand'imbI, Jenglamana, Maragum, Rimba und Kül. Das Volk besaß keinerlei eigene Schriftzeichen. Was H. Zöller 1. c. p. 151 und 152 über »Schriftzeichen der Eingeborenen aus dem Dorfe Tsiringi im Hinterlande der Astrolabai« und weiter über »Namenszeichen eines Eingeborenen aus Tsiringi« mitteilt, ist absolut unzutreffend. Die evangelische Mission — in der Astrolabe die Rheinische, in Finschhafen die Neuendettelsauer — war es, die die lateinische Schrift einführte und so den Eingeborenen zuerst die Kunst des Schreibens brachte. Der Russe Maclay war der erste Europäer, der sich mit den Sprachen der Astrolabebai beschäftigte. Da er in. der Nähe des

3 größten Dorfes Bongu lebte, war es naturgemäß, daß er die Bongu - Sprache am besten kennen lernte. Seine sprachlichen Aufzeichnungen sind durch die Herren Georg von der Gablentz und Adolf Bernhard Meyer in »Beiträge zur Kenntnis der Melanesischen, Mikronesischen und Papuanischen Sprachen, Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der Königl. Sächsischen Gesellschaft derWissenschaftenNr.il!, Leipzig 1882«, bearbeitet worden. Sie bieten, wie das gar nicht anders sein kann, neben manchem Richtigen viel Falsches und bildeten lange Zeit hindurch die Basis, auf der die Sprachforscher vom Fach ihre Hypothesen über Papuasprachen in Deutsch-Neuguinea aufbauten. Nach Maclay heißt »der Bach« ibarinja (p. 122). Der Eingeborene hat wahrscheinlich gesagt: t baginar = das Wasser fließt schnell; denn Bach heißt einfach i, Wasser. Die nähere Sonderbezeichnung teilt das »Wasser« mit dem Stück Lande, das es durchfließt. Diese ist demnach bei den Bächen eine sehr mannigfaltige. »Bauch« heißt nach Maclay »tinam« (p. 124); richtig aber: mine. »Niedrige Hütte«, -»barla« (p. 124); richtig: sapa. »Große Männerhütte«, »buamramra«; richtig: bödö. »Sack der Männer über die linke Schulter getragen«, »telrun, karun« (p. 126); richtig: gägun. »Klein«, »keni« (p. 126); richtig: kenenen. »Schlechtes«, »Unbrauchbares«, »djigort (p. 126); richtig: bogole (»djigor« ist wohl djugore = wirf's fort!). »Fertig« (von Speisen), •¡>aue«. (p. 126); richtig: jauen. »Nicht gar«, »jawen« (p. 126); richtig: gaue. »Zubinden«, »urenger«; richtig: gosar. »Beißen«, »otangere« (p. 127); richtig: gatangar. »Kleiner Finger der linken Hand«, »jamba«; richtig: ibon ingri, d. h. letzter Finger. »2. Finger der linken Hand«, »aliü*) richtig: taumbli page, d.h. nahe beim Mittelfinger. »3. Finger der linken Hand«, »atwao«.; richtig: taumbli, Mittelfinger. Zu den drei letzten Beispielen fügt Maclay in einer Anmerkung hinzu: »Dieselben Namen sind auch Benennungen der Tage, sie werden ebenfalls zuweilen als Zahlwörter gebraucht.« — Das erstere ist insofern richtig, als »jamba«, morgen; naltü«., übermorgen; »aluaü« (nicht alwao), über drei Tage bedeutet; das letztere ist jedoch durchaus unzutreffend. Maclay ist freilich auch bescheiden genug, seinen sprachlichen Aufzeichnungen keinen besonderen Wert zuzumessen. Er betont ausdrücklich, daß er »kein Sprachforscher« sei (1. c. p. 121). Als Zweiter hat sich mit der Bongu-Sprache der schon genannte Hugo Zöller beschäftigt. Sein Vokabular, von dem er rühmt, daß es von einem Herrn Yelliot und »von der auf den



4 Karolinen gebürtigen Frau Kubary, welche die Sprache so fließend wie ihre Muttersprache redet, zusammengestellt worden sei« (1. c. P- 365), ist nichts weiter als eine etwas erweiterte, aber mit allen Fehlern behaftete Abschrift der Maclayschen Aufzeichnungen. Dasjenige, was von Herrn Yelliot und Frau Kubary hinzugefügt worden ist, ist ebenso — wenn nicht noch fehlerhafter als die Wörtersammlung von Maclay. Einige Proben werden das Gesagte bestätigen. V o k a b u l a r v o n H. Z ö l l e r . Richtige Bezeichnung »Abend, gumberan«. (Mcl.: singgumberan 1. c. p. 122) büla. »Arbeiten (auf dem Felde), nötigeren« wauar. »Er (3. Pers. Sing.), uadi« (Mcl. p. 26) andü. »Mache Feuer an, ni bia netigeren« ni bla due. »Frau, kringa« nanglt. »Gemeindehaus, buamratnra« (Mcl. p. 125) bödö. »Kind, malasiv. (Mcl. p. 125) gemor. »Messer, tsckeras« sirau. »Sein (Pron. poss.), nadin« andam. »Setz dich her, meiak« mee. »Trinken, juja« 1 üjar. Diese wenigen Beispiele mögen zur Charakterisierung des Zöllerschen Materials genügen. Da P. W. Schmidt in seiner sehr instruktiven Arbeit »Die sprachlichen Verhältnisse von DeutschNeuguinea« in »Zeitschrift für afrikanische und ozeanische Sprachen« V.p. 355 die vollständige Unhaltbarkeit der Zöllerschen Hypothesen überzeugend dargetan hat, so erübrigt es sich, hier noch weiter darauf einzugehen. Im Verfolg der angezogenen Arbeit zieht P. W . Schmidt in VI. p. 52 und 53 auch die Bongu-Sprache in den Kreis seiner Betrachtungen, ohne jedoch etwas Nennenswertes darüber zu sagen, da ihm nur das überaus dürftige und mangelhafte Material von Maclay und Zöller vorlag. Bei dieser Gelegenheit möge auch ein Werk Erwähnung finden, das sich freilich nicht mit sprachwissenschaftlichen Dingen beschäftigt, aber nichtsdestoweniger den eingestreuten Vokabeln u n b e d i n g t e R i c h t i g k e i t und Geltung beimißt. Ich meine »Ethnographische Sammlungen des Ungarischen Nationalmuseums III. Beschreibender Katalog der Ethnographischen Sammlungen Ludwig Biro's aus Deutsch-Neuguinea (Astrolabebai).« Budapest 1901. Der Herausgeber obigen Werkes, Dr. Willibald

5

Semayer, sagt von Herrn Ludwig Biro, der etwa sechs Jahre in Neuguinea war, im Vorwort p. 3: »Sein« (Biro's) »linguistisches und aus diesem ausschälbares völkerpsychologisches Material ist ungemein reich, und es steigert den Wert seiner diesbezüglichen Daten, daß er das sprachliche Material nicht lexikalisch, sondern im Zusammenhang mit den durch die betreffenden Namen bezeichneten Ethnographica's sammelte, was nur dadurch möglich wurde, daß er mehrere der g e b r a u c h t e n D i a l e k t e , am besten w a h r s c h e i n l i c h die von B o g a d j i und B o n g u , g r ü n d l i c h kennt«. — Und weiter: »Bogadji wird bald Bagadjim, bald Bogadschi usw. geschrieben. N a c h d e m das r i c h t i g e S p r a c h g e f ü h l L u d w i g B i r o ' s i n f o l g e seiner g r ü n d l i c h e n S p r a c h k e n n t n i s s e u n b e d i n g t Vertrauen verdient, 1 ) werde ich mich auch im deutschen Texte der Form Bogadji bedienen.« (Einleitung p. 7.) Bei dem mit den Verhältnissen nicht Vertrauten muß hierdurch unwillkürlich der Eindruck erweckt werden, als habe er in den Biro'schen Mitteilungen unbedingt zuverlässiges sprachliches Material vor sich. Vor dieser bona fides kann jedoch nicht dringend genug gewarnt werden. Denn unter allen mir bis jetzt über Neuguinea bekannt gewordenen Veröffentlichungen, die sich auch mit den dortigen Sprachen beschäftigen, ist mir nichts zu Gesicht gekommen, das unbrauchbarer gewesen wäre als das »linguistische Material« dieses »ungarischen Neuguineaforschers Ludwig Biro«. Dem vom Biro mitgeteilten Sprachgut gegenüber sind die Vokabulare von Maclay und Zöller wahre Musterleistungen philologischer Akribie. Zur Erhärtung des Gesagten seien im folgenden einige Stichproben aus dem oben angeführten Werke gegeben. N a c h B i r o heißen in B o n g u : »Versammlungshäuser,ghelagmt« (p. 20); die richtige Bezeichnung

ist bödö.

»Haarnadeln, gassem-gotschin« (p. 31). Das erste könnte bedeuten, »Kamm«, das zweite ist nicht zu enträtseln. »Einfache Haarnadeln, gassem-goshogeraj.« Ein derartiges ist mir nie vorgekommen. »Bejahrte Männer, tamo bileet (p. 34); gemeint ist wohl bilen = guter Mann. »Ansehnliche Männer, tamo koovaji. (p. 34); wahrscheinlich kawai, alter, gebückt gehender Mann. ') Der Sperrdruck ist von mir.

gasen Wort tämo tämö

6 Seite 48 berichtet Biro, daß ihm ein »Bogadji Tamol« einen »Lendenschurz für Männer« mit »wagia-mel« bezeichnet habe, und setzt dann erläuternd hinzu, daß der Lendenschurz »den Namen von dem Material, aus dem er verfertigt wurde, erhielt: wagia-tamu = Wagia-Holz«. Dabei ist >>tvagia wem?, welchem?, für wen?

degä g-a j

Instr. Loc.

den, durch wen? de adamgü, bei wem?

39 Nom. decl. dä, wer? usw., was für ein?, gie, was, was für ein. Nom. act. dän gien. Gen. dä andam gie andam. Acc. dä gte. Dat. dägä gigäInstr. dän gien. Loc. dägü gigüBeispiele: Ni de?, du wer?, d. h. wer bist du? ni dunum de? du Name welcher?; andü de andamgü?, bei wem (ist) er?; dän ati maren?, wer hat das gesagt?; dädän ateben? wer alles hat gemacht? (d. h. welche alle haben mitgearbeitet); tämö dädä gineben ? was für Leute sind gekommen ?; ni gie, du was ?, d. h. was willst du?; andü balan gie maren?, was für eine Rede sagte er? 6. D a s P r o n o m e n

indefinitum.

§ 80. Als unbestimmte Pronomina finden einige Wörter Verwendung wie buge, einige; degar, alle; gase, ein anderer. Außerdem dann noch be, irgend einer; irgend etwas; etwas, und die Ausdrücke: tämö be für »jemand«; tämö aren für »niemand«; tämö mömaki oder mömömaki für »jedermann«; gäbin aren für »nichts«. Die Flexion ist die gleiche wie beim Nomen. Nom. decl. Nom. act. Gen. Acc. Dat. Instr. Loc.

be, irgend einer. ben, irgend einer. be andam, irgend eines. be. usw. begä. ben. begü.

Beispiele: Kas be ibe, gib mir etwas Tabak; tämö be ginett, es ist jemand gekommen; tämö de be sien? tämö aren, ist da irgend jemand? (nein) niemand; gäbin be undi sien? andi gäbin aren, ist dort irgend etwas? hier ist nichts.

4o § 81. Pronomen

Übersicht der Pronomina, Singular

Nominativform. Dual

Plural

jal, wir beide (inkl.). jig, wir (inkl.). gal, wir beide (exkl.). gä, wir (exkl.). ml, ihr beide. nidi, ihr. nal, sie beide. nadi, sie. Identitäts- adi briii, ich selbst. jal brin, wir beide jtg brin, wir selbst (inkl.). und Re- ni brin, du selbst. selbst (inkl.). flexivpro andü brin, er selbst. gal briii, wir beide gä brin, wir selbst nomen. (exkl.). selbst (exkl.). nil brin, ihr beide nidi brin, ihr selbst. nadi briii, sie selbst. selbst. nal brin, sie beide selbst. Pronomen adim, mein. jalim, unser beider\jigum, unser (inkl.). (inkl.). 1 gam, unser (exkl.). possessi- nam, dein. vum. galim, unser beider indam, euer. atidam, sein. indam, ihr. (exkl.). iiidalim, euer beider. indalim,ihrer beider. Pronomen ande, dieser, diese, nal, diese beiden. nadi, diese, jene. demondieses. strativum. andü, dieser, jener. Pronomen Nicht vorhanden. relativum. Pronomen de, wer? welcher? galde, wir beide vitr\\dede, wer alles? interroga- dä, wer? welcher?; nilde, ihrbeide vext'dädä, wer alles? was was für ein? nal de, sie beide wer ? für welche ? ti vum. gie, was, was für ein? dätii, was für ein? buge, einige, etliche. Pronomen be, irgend einer; irindefinigend etwas; etwas, degar, alle. tum. gabin aren, nichts. gase, ein anderer. tämö be, jemand. tämöaren, niemand. tämö ntomaki, j edermann. Pron. correlativa und reciproca fehlen. Pronomen adi, ich. personale. ni, du. andü, er, sie es.

4i D. Das N u m e r a l e . § 82. Die Bongu-Sprache besitzt nur Kardinalia (Grundzahlen). Das System ist quinär, d. h. man zählt bis fünf und beginnt dann wieder von vorne bis zum zweitenmal fünf erreicht ist. »Fünf« heißt iboii gudi (ibon benti), eine Hand. Darauf fährt man fort mit ibon e{n)gele gudi »eine Hand (zähle) hinzu eins« = sechs, und so fort bis »zehn« erreicht ist. »Zehn« wird ausgedrückt mit: iboii alali, zwei Hände. Auf diese Weise verfährt man auch mit den Zehen bis hinauf zu »zwanzig« = ibon alali samba alali, zwei Hände und zwei Füße. Was weit darüber hinausgeht, wird mit dem in infinitum wiederholten Ausdrucke für 20 bezeichnet, also: ibon alali samba alali, ibon alali samba alali usw. 1. C a r d i n a l i a . Eins gudi, zwei all (aliti), drei galub (galubtt), vier gogole (gogoleti, fünf ibon gudi (ibon benti = eine Hand), sechs ibon e(n)gele gudi (eine Hand zähle hinzu eins), sieben ibon e(ii)gele ali {alili), acht iboii e(n)gele galub (galubtt), neun ibon e(n)gele gogole (gogoleti), zehn ibon alali (zwei Hände), elf ibon alali samba e(n)gele gudi, zwölf iboii alali samba e(fì)gele alt, dreizehn ibon alali samba e(n)gele galubti, vierzehn ibon alali samba e[n)gele gogoleti, fünfzehn ibon alali samba gudi, sechzehn iboii alali samba be e(n)gele gudi, siebzehn ibon alali samba be e(n)gele ali(ti), achtzehn iboii alali samba be e(n)gele galub(ti), neunzehn ibon alali samba be e{n)gele gogole(ti), zwanzig ibon alali samba alali. Der Modus beim Zählen ist ganz verschieden von dem unseren. Wir zählen die ausgestreckten Finger der Hand, der Papua dagegen die in die Handfläche niedergebeugten. Daher der Irrtum mancher Reisenden, däß die »Wilden« nur bis 4 zählen könnten. Die beliebteste Art zu zählen besteht darin, daß man die zu zählenden Gegenstände berührt und dazu sagt: be agai.

42 Dabei drückt man dann immer einen Finger zur Handfläche nieder. Z. B.: be agai, be agai, be agai\ be agai; gogoletl, (es sind) vier. 2. O r d i n a l i a . § 83. Eigentliche Ordinalia sind nicht vorhanden. Es gibt aber einige Ausdrücke, die die Bedeutung von Ordinalzahlen haben. Z. B.: matü, erster (eigtl. erstgeborener), ambilindi, zweiter (mittelster), bingrt, letzter. 3. D i s t r i b u t i v a . § 84. Einteilungszahlwörter antworten aui die Frage »wie viele jedesmal?« oder »wie viel für jeden?«; gebildet werden sie durch Reduplikation. Z. B.: gügudi, je einer; alali, je zwei; gagalub, je drei usw. § 85. Als i n t e r r o g a t i v e s Z a h l w o r t und Zahladverbium kann gonguntl »wie viel?«, »wie oft?« betrachtet werden. Bul galeban? O! Habt ihr Schweine erlegt? ja! gonguntlf, wie viele?; mongi gonguntl eginban? wie viele Kokusnüsse habt ihr gebracht? § 86. U n b e s t i m m t e Z a h l w ö r t e r . Außer lambe, viele; buge, einige; degar, alle werden auch alKtl), zwei undgalubiti), drei in unbestimmter Weise gebraucht. Anmerkung. Da die einheimischen Zahlwörter ihrer Umständlichkeit wegen beim Rechnen nicht zu gebrauchen sind, haben wir in den Missionsschulen die malaiischen eingeführt. Sie eigneten sich ihrer Einfachheit und leichten Aussprechbarkeit wegen für die Papua am besten als Ersatz. Hier und da sind auch deutsche und englische Zahlwörter — letztere durch das Pidjinenglisch eingeführt — im Gebrauch. E. Das Verbum. § 87. Der am meisten entwickelte Redeteil der BonguSprache ist das Verbum. Es ist außerordentlich formenreich; denn es begreift alle die Verhältnisse in sich, welche in europäischen Sprachen mittels Verwendung von Konjunktionen und Präpositionen zum Ausdruck kommen. § 88. Das Verbum drückt entweder einen Zustand oder eine Handlung aus; es ist also entweder intransitiv (neutral) oder transitiv. I n t r a n s i t i v e oder n e u t r a l e V e r b e n : natiar, schlafen; ürüar, fliegen; ogar, hinaufsteigen; ponar, zerspringen, möar, sterben. T r a n s i t i v e V e r b e n : önar, sehen; gagalar,

43

schlagen; üjar, essen; gosar, binden; auar, nehmen; badinar, stehlen. § 89. Bei der F l e x i o n des Verbums der Bongu-Sprache sind zu unterscheiden: 1. Drei bzw. nur zwei Personen. 2. Drei Numeri: Singular, Dual und Plural. 3. Sieben Tempora: Durativ, Präsens, Perfektum präsens, Aorist I, Aorist II, Futurum instans und Futurum indefinitum. 4. Fünf Modi: Indikativ, Dubitativ, Potentialis, Irrealis und Imperativ. 5. Zwei Infinitive: Inf. absolutus und Inf. constructus. 6. Partizipialia. 7. Zwei Konjugationen: a) eine objektlose und b) eine objektive Konjugation. Bei der Objekt-Konjugation wird das vom Verbum abhängige pronominale Objekt nicht wie das Substantivum behandelt, sondern mit dem Verbum verbunden, und zwar in Form eines Präfixes. § 90. Die Bongu-Sprache besitzt kein Passivum, sondern nur ein Aktivum. Die nach unserer Auffassung passive Konstruktion muß also in eine aktive umgewandelt werden. § 91. Die Personen. Die Unterscheidung dreier Personen am Verbum gilt nur in bezug auf den Singular des Präsens, Perfektum präsens, der beiden Aoriste und der beiden Futura. Im Dual und Plural unterscheiden diese Tempora nur zwei Personen nämlich: 1. »ich und die mit mir sind« = wir; und 2. »andere«. Z. B.: jigginmusen, ich und die mit mir sind — wir kommen. nädi öeinbesen, ihr kommt 1 , . . , . , > andere kommen. naat ginbesen, sie kommen J Für die übrigen Tempora gilt diese Unterscheidung von nur zwei Personen für alle drei Numeri. Singular: Ich oder du und der andere.

Dual:

jal

| ginmuslan, wir beide kommen. | ginbeslan, die andern beiden kommen.

44 Die P e r s o n kann also, wie aus obigem hervorgeht, nur durch die Personalpronomina klar zum Ausdruck gebracht werden. § 92. Obwohl für den Dual besondere Formen vorhanden sind, werden dennoch häufig die Pluralformen dafür verwandt. Die in- und exklusive Form der 1. pers. dualis und pluralis wird am Verbum nicht bezeichnet, sondern findet nur durch das Pronomen entsprechenden Ausdruck. § 93. T e m p o r a . Die Tempora der Gegenwart und Vergangenheit werden nicht, wie beispielsweise im Griechischen, durch verschiedene Tempusstämme zum Ausdruck gebracht, sondern die Personalendungen wechseln, um Tempus und Numerus anzudeuten. Z . B . : adi ginmesen, ich bin kommend. adi gintnem, ich komme. gä ginmum, wir kommen. adl ginman, ich bin (jetzt) gekommen. adi gine'men, ich bin früher gekommen (kam). adi ginme'ren, ich bin früher gekommen (kam). Nur die F u t u r a haben eine eigene Stammform; sie gehen beide auf den Inf. abs. zurück und bedeuten somit: ich bin jetzt im Begriff zu kommen, ich bin willens später zu kommen. Z. B.: adi ginarmem, ich werde (jetzt) kommen. adi ginarman, ich werde später kommen. § 94. Der D u r a t i v (adi ginmesen) drückt eine in der Gegenwart unvollendete fortdauernde Tätigkeit aus. Er hat außerdem die Funktion eines Partizipum Präsentis und kommt damit dem engl. I am learning, I am blaming nahe. § 95. Ein bestimmter Gebrauch der einzelnen Tempora läßt sich nur für den Durativ, das Präsens und die beiden Futura feststellen; der Gebrauch der übrigen ist sehr schwankend. Aorist I und II drücken die absolute Vergangenheit aus und haben im allgemeinen die Bedeutung des Perf. historicum im Lateinschen. § 96. V e r b a l s t a m m . Den reinen Stamm des Verbums zeigt die zweite pers. s. imperativi. Dieser Grundform werden die einzelnen formativen Elemente suffigiert. Der vokalische Auslaut — meist »e« — wird teils beibehalten, teils assimiliert oder auch ausgestoßen. ate, mache, tue; Verbalstamm: ate, ate-mcsen, machend, at-armem, ich werde machen. gule, gehe hinab; Verbalstamm: gule, gulc-mei'en, ich bin hinabgegangen. gina, komm; Verbalstamm: ginc, gi?i-i-ba, kommt.

45 § 97- Modi. Die Modusverhältnisse werden auf mehrfache Weise bezeichnet. a) Durch besondere Endungen, welche dem reinen V e r b a l stamm angefügt werden: I n d i k a t i v . Ind. durat.: gin{e)-mesen; Ind. praes.: gin(e)mem; Ind. perf. praes.: gin(e)-man; Ind. aorist. I: gine-metr, Ind. aorist. II: gin(e)-mereti. P o t e n t i a l i s : gine-ram, ich könnte kommen. gagale-ran, er könnte schlagen. I m p e r a t i v : gin-i-ma, er soll kommen. b) Durch Endungen, welche dem Tempusstamm (Futurum) angehängt werden: Ind. fut. ginar-mem, ich werde kommen; ginaf-man, ich werde (später) kommen. c) Durch Suffixe, welche weder dem Verbal- noch dem Tempusstamm, sondern einer konjugierten Verbform angefügt werden: D u b i t a t i v : adi ginafmanbö, ich werde vielleicht kommen; andü ginenbö, er ist vielleicht gekommen. I r r e a l i s : adi simerendun galemandtin, würde ich dagewesen sein, würde ich (das Schwein) erlegt hahen; adi gulemandun andü be gulendun, würde ich hinabgegangen sein, würde er auch hinabgegangen sein. § 98. I n f i n i t i v e : Von den Infinitiven endigt der Inf. absolutus auf -ar: añ-ar, fortgehen; ogar, hinaufsteigen; ön-ar, sehen usw.: adi Suñgnm ogar gimem, ich komme, um nach S. hinaufzugehen. Der Inf. constructus ist gleich dem Verbalstamme: añe, fortgehen; oge, hinaufsteigen; öne, sehen; andü oge ginen, er kam herauf, wörtlich: er heraufsteigen kam er; gä añe bögole ömum, wir können unmöglich fortgehen. § 99. P a r t i c i p i a l i a . Ein Partizipium Präsentis wird mittels des Suffixes -bt gebildet. Es kann adjektivisch gebraucht werden und drückt eine mit dem Prädikatbegriffe gleichzeitige Handlung aus. Wie es scheint, kommt es nur in reduplizierter Form vor und hat dann kontinuative Bedeutung. Z. B.: koiar, rudern, kokoibi, in einem fort rudernd; tämö kokoibi, rudernde Männer; ñamar, suchen, nanambi, suchend. Als Partizipien sind wahrscheinlich auch die Formen auf •mesen, esen, musen, besen; —• mes, es, mus, bes aufzufassen. Dabei muß freilich bemerkt werden, daß der Terminus »Partizipium« nicht in dem gewöhnlichen Sinne verstanden werden darf, weil alle diese Formen an der Natur des Adjektivums durchaus nicht

46

partizipieren. Sie sind etwa mit dem lateinischen Gerundium zu vergleichen. Diese Formen finden sehr häufige Anwendung und müssen meistens mit Temporalsätzen wiedergegeben werden. Die Zeit, in die durch das Partizipium ausgedrückte Tätigkeit fällt, wird durch das immer am Ende des Satzes stehende regierende Verbum bestimmt. Z . B . : nadl ninir atabes, ginbes, eben, wörtlich: »sie Fischreuse legend kommend, nahmen« = nachdem sie die Fischreuse gelegt hatten, nachdem sie gekommen waren, nahmen sie; tabir dagebes, ginlba, wenn ihr die Schüsseln zusammengesucht habt, kommt; nal gines, anarmun, wenn sie beide gekommen sind, werden wir fortgehen; andü gines, anain, nachdem er gekommen war, ging er fort; andü ginesen, nl ginmegen, wörtlich: »er kommend, du kommst« = während er noch im Kommen begriffen ist, kommst du (auch). i. V e r b u m s u b s t a n t i v u m . § 100. Die Bongu-Sprache besitzt ein verbum subst. in suar (sej, sein. Wie in anderen Sprachen, dienen die Formen dieses Verbums als Kopula bei nominalem Prädikate, suar kann jedoch auch als selbständiges Verbum fungieren; denn neben »sein« (esse) hat es auch die Bedeutung von »existieren«, »dasein«, »bleiben«. § i o i , Die K o n j u g a t i o n des Verbums suar, sein. Inf. a b s o l u t u s suar, sein, dasein, bleiben. Inf. c o n s t r u c t u s se (si), sein, dasein, bleiben. Participium ses, seiend, bleibend. Sing.

Plur.

5>

Imperativ 2. nl suar nln \ nl sintere > sei du, bleibe du. nl sem j 3. andü simerima, er möge sein, bleiben. 2. nidi suar nldin \ nidl siberiba > seid, bleibet. nldl sibün ] 3. nadi siberiba, sie mögen sein, bleiben.

47

Anmerkung. Die negativen Formen des Imperativs werden mit äkwar »nicht wollen« umschrieben: ni suar äke, sei, bleibe nicht; nidi suar äktba, seid, bleibt nicht. Durativ. Sing. n Dual. 11

n y> Plur. r> 7) v

1. adi simesen, ich seiend, ich bleibend. 2. ni simesen, du seiend, du bleibend. 3. andü siesen, er, sie, es seiend, er, sie, es bleibend. 1. jal simuslan, wir beide seiend, wir beide bleibend (inkl.). 1» gal simuslan, wir beide seiend, wir beide bleibend (exkl.). 2. nil sibeslan, ihr beide seiend, ihr beide bleibend. 3. nal sibeslan, sie beide seiend, sie beide bleibend. 1. jig simusen, wir seiend, wir bleibend (inkl.). 1. gä simusen, wir seiend, wir bleibend (exkl.). 2. nidi sibesen, ihr seiend, ihr bleibend. 3. nadi sibesen, sie seiend, sie bleibend. Praesens.

Sing. n n Dual. »

Plur. n n v

1. 2. 3. 1. 1. 2. 3. 1. 1. 2. 3.

adl simem, ich bin usw. ni simegen, du bist. andü sieti, er, sie, es ist. jal simum, wir beide sind (inkl.). gal simum, wir beide sind (exkl.). nil sibeb, ihr seid. nal sibeb, sie sind. jig simum, wir sind (inkl.). gä simum, wir sind (exkl.). nidi sibeb, ihr seid. nadi sibeb, sie sind. A o r i s t I.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

1. adi semen, ich bin gewesen. 2. ni semen, du bist gewesen. 3. andü seren, er, sie, es ist gewesen. 1. jal semulen, wir beide sind gewesen (inkl.). 1. gal semulen, wir beide sind gewesen (exkl.). 2. nil seblan, ihr beide seid gewesen. 3. nal seblan, sie beide sind gewesen. 1. jig semun, wir sind gewesen (inkl.). 1. gä semun, wir sind gewesen (exkl.). 2. nidi sehen, ihr seid gewesen. 3. nadi seben, sie sind gewesen.

48 A o r i s t II. Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

i. adl simeren, ich bin (früher) gewesen; ich war. 2. ni simeren, du bist (früher) gewesen usw. 3. andü sieren, er, sie, es ist (früher) gewesen. 1. jal simurlan, wir beide sind (früher) gewesen (inkl.). 1. gal simurlan, wir beide sind (früher) gewesen (exkl.). 2. tili siberlan, ihr beide seid (früher) gewesen. 3. nal siberlan, sie beide sind (früher) gewesen. 1. jlg simuren, wir sind (früher) gewesen (inkl.). 1. gä simuren, wir sind (früher) gewesen (inkl.). 2. nidl siberen, ihr seid (früher) gewesen, 3. nadi siberen, sie sind (früher) gewesen. Futurum instans.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

1. adl suarmem, ich werde sein. 2. ni suarmegen, du wirst sein. 3. andü suaregen, er, sie, es wird sein. 1. jal suarmumlan, wir beide werden sein (inkl.). 1. gal suarmumlan, wir beide werden sein (exkl.). 2. tili suarbeblan, ihr beide werdet sein. 3. nal suarbeblan, sie beide werden sein. 1. jlg suarmum, wir werden sein (inkl.). 1. ga suarmum, wir werden sein (exkl.). 2. nidl suarbeb, ihr werdet sein. 3. nadl suarbeb, sie werden sein. Futurum indefinitum.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ » „ „ „

1. adl suarman, ich werde (später) sein. 2. nl suaremen, du wirst (später) sein. 3. andü suaren, er wird (später) sein. 1. jal suarmulen, wir beide werden (später) sein (inkl.). 1. gal suarmulen, wir beide werden (später) sein (exkl.). 2. nll suarbaleti, ihr beide werdet (später) sein. 3. nal suarbalen, sie beide werden (später) sein. suarmun, wir werden (später) sein (inkl.). 1. gä suarmun, wir werden (später) sein (exkl.). 2. nidi suarban, ihr werdet (später) sein. 3. nadl suarban, sie werden (später) sein. Dubitativ.

Sing. „

1. adl suafmanbo, ich werde vielleicht sein. 2. ni suaremenbo, du wirst vielleicht sein usw.

49 Irrealis. Sing. Sing.

i. adi simesendun, w e n n i c h sein würde usw. i. adi simerendun, wäre ich dagewesen usw.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

Potentialis. r. adi seram, ich könnte sein. 2. ni seram, du könntest sein. 3. andü seran, er, sie, es könnte sein. 1. jal seramu, wir beide könnten sein (inkl.). 1. gal seramu, wir beide könnten sein (exkl.). 2. ml serab, ihr beide könntet sein. 3. nal serab, sie beide könnten sein. 1. jtg seramu, wir könnten sein (inkl.). 1. gä seramu, wir könnten sein (exkl.). 2. nidi serab, ihr könntet sein. 3. nadi serab, sie könnten sein.

B e m e r k u n g e n zu d e m v e r b u m

substantivum.

§ 102. Die Bongu-Sprache braucht »sein«, »ich bin« nicht überall da, wo wir im Deutschen es anwenden müssen. So kann beispielsweise der Satz: »ich bin ein Mann« wiedergegeben werden mit: adi tämö »ich Mann«; »was ist das für ein Ding?« mit: gäbin ande gie »Ding dieses was für ein?« ande nam gate Uli, dieses (ist) dein Kopfhaar. § 103. Auch in den Fällen braucht die Bongu-Sprache nicht immer suar »sein«, wo wir es nötig haben, um in Verbindung mit einem Substantiv oder Adjektiv einen Zustand auszudrücken. Z. B. krank sein, hungrig sein usw. Das betreffende Wort, Subst. oder Adj. wird in solchem Falle in einfachster Weise zu einem Verbum umgestaltet, indem -ar oder -war suffigiert wird. Z.B.: mam, Hunger; mamwar, hungrig sein; adi mamibogon, ich bin hungrig; mö, Krankheit, möibogon, ich bin krank, eigentlich Krankheit ist mir gegeben; bileii, gut; bilenar, gut sein, wohl sein; andü bilenen, er ist wohl; aber auch andü bilen sien. § 104. Durch suarviird auch unser »haben« wiedergegeben und zwar meistens durch die 3. pers. sing, der verschiedenen Tempora. Z. B.: adi tal sien, ich habe ein Haus; mir ist ein Haus; ni tal sien, du hast ein Haus, dir ist ein Haus; gä nami gitanpat sieren, wir hatten früher Steinbeile. Diese Ausdrucksweise erinnert an die lateinische Konstruktion von esse mit dem Dativ der Person um »haben«, »besitzen« Archiv f. d. Stud. dtsch. Kolonialspr.

Bd. VIII.

A

So auszudrücken: suus cuique mos est-, est mihi nometi; und an das Malaiische, wo das Verbum »haben« auch mit ada, sein und dem Dativ des Besitzers wiedergegeben wird. Z. B.: ada anak sa-orang perampuan sama sahaja, mir ist eine Tochter = ich habe eine Tochter. § 105. Die N e g a t i o n von suar »sein« ist aren, »nicht sein«. Z. B.: adi aren, ich (bin, war es) nicht; adi tal aren, mir ein Haus ist nicht = ich habe kein Haus; gä mongt aren, uns sind keine Kokosnüsse = wir haben keine Kokosnüsse; nadl ingi aren, sie haben keine Speise. § 106. Eine merkwürdige Erscheinung ist, daß das Suffix des Lokativs mit den flektierten Verbformen verbunden werden kann. Z. B.: Kumunde sien-gü andt sien, wo K. ist, dort ist es, wörtlich: am Seinsorte des K. ist es; nadi sibebgü andi ateman, wo sie sind, da habe ich es hingelegt. Derartige Formen zeigen, daß die Sprache den Unterschied zwischen Stamm und flektierter Wortform nicht deutlich empfindet. § 107. Von serar, verb. c o n t i n u a t i v u m , welches ein andauerndes Bleiben ausdrückt, sind nur Futurformen bekannt. 2. D a s V e r b u m i n t r a n s i t i v um. § 108. Ein deutlicher, äußerlich erkennbarer Unterschied zwischen transitiven und intransitiven Verben ist nicht vorhanden. Z. B.: önar, sehen; ginar, kommen; gagalar, schlagen, gulaf, hinabgehen. § 109. Intransitive Verben können jedoch zu transitiven bzw. kausativen Verben umgewandelt werden durch das Kausativsuffix -t(e), welches dem Verbal stamm angefügt wird. Z. B.: balar, überfließen, baltar, überfließen machen, ausschütten; brüar, angehen (vom Feuer), brütaf, angehen machen; doiiar, brechen (von selbst); dontar, brechen machen, zerbrechen. — Häufig werden die kausativen Verben jedoch mit dem Suffix -war gebildet: ogar, hinaufsteigen, heraufkommen; ogitewaf, heraufkommen lassen; ginar, kommen, ginitewar, kommen lassen; wülar, aufwachen, wültewaf-, aufwecken. § 110.

P a r a d i g m a der o b j e k t l o s e n

Konjugation,

a) P o s i t i v e A u s s a g e . ginar, kommen. Inf. a b s o l u t u s : ginar, kommen. Inf. c o n s t r u c t u s : gine, kommen. P a r t i c i p i u m ; gi?iebi (giginebi), kommend (cf. § 99).

5i Sing. „ „ „ „ „ Dual. n Plur. „

2. 2. 2. 2. 2. 3. 2. 32. 3.

Imperativ. gina ginar mti ginambe komm! ginare gine gina ginima, er möge, soll kommen! ginibla, kommt ihr beide! ginibla, sie beide mögen, sollen kommen! giniba, kommt! giniba, sie mögen, sollen kommen! Durativ.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur.

„ »

»

1. adi ginmesen, ich bin kommend (ich komme). 2. ni ginmesen, du bist kommend usw. 3. andü ginesen, er, sie, es ist kommend. 1. jal ginmuslan, wir beide sind kommend (inkl.). 1. gal ginmuslan, wir beide sind kommend (exkl.). 2. nil ginbeslan, ihr beide seid kommend. 3. nal ginbeslan, sie beide sind kommend. r. jtg ginmusen, wir sind kommend (inkl.). 1. gä ginmusen, wir sind kommend (exkl.). 2. mdi ginbesen, ihr seid kommend. 3. nadi ginbesen, sie sind kommend.

s

Praesens. Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

1. adi ginmem, ich komme. 2. ni ginmegen, du kommst. 3. andü ginegen, er kommt. 1. jal ginmumla7i, wir beide kommen (inkl.). 1. gal ginmumlan, wir beide kommen (exkl.). 2. nil ginbeblan, ihr beide kommt. 3. nal ginbeblan, sie beide kommen. 1. jtg ginmum, wir kommen (inkl.). 1. gä ginmum, wir kommen (exkl.). 2. mdi ginbeb, ihr kommt 3. nadi ginbeb, sie kommen.

Sing. „ „

1. adi ginman, ich bin gekommen. 2. ni ginemen, du bist gekommen. 3, andü ginen, er, sie, es ist gekommen.

P e r f. p r a e s e n s .

4*

52 Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

i. i. 2. 3. 1. 1. 2. 3.

jal ginmulen, wir beide sind gekommen (inkl.). gal ginmulen, wir beide sind gekommen (exkl.). nil ginbalen, ihr beide seid gekommen. nal ginbalen, sie beide sind gekommen. jig ginmim, wird sind gekommen (inkl.). gä ginmun, wir sind gekommen (exkl.). nidi ginban, ihr seid gekommen. nadi ginban, sie sind gekommen.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. » „ „

A o r i s t I. 1. adl gine'men, ich bin (früher) gekommen, kam. 2. nl ginemen, du bis (früher) gekommen. 3. andü ginen {ginain), er, sie, es ist (früher) gekommen. x. jal ginemulen, wir beide sind (früher) gekommen (inkl.). 1. gal ginemulen, wir beide sind (früher) gekommen (exkl.). 2. nll gineblan, ihr beide seid (früher) gekommen. 3. nal gineblan, sie beide sind (früher) gekommen. x. jig ginemun, wir sind (früher) gekommen (inkl.). ginemun, wir sind (früher) gekommen (exkl.). 2. nidi gineben, ihr seid (früher) gekommen. 3. nadi gtneben, sie sind (früher) gekommen. A o r i s t II.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. v „ „

1. adl ginmeren, ich bin (früher) gekommen, kam. 2. ni ginmeren, usw. 3. andü gineren. 1. jal ginmurlan (inkl.). 1. gal ginmurlan (exkl.). 2. nil ginberlan. 3. nal ginberlan. 1. jig ginmuren (inkl.). 1. gä ginmuren (exkl.). 2. nidi ginberen. 3. nadi ginberen.

Sing. „ „ Dual. „ „ „

Futurum instans. 1. adt ginarmem, ich werde (jetzt) kommen. 2. ni ginarmegen, du wirst (jetzt) kommen. 3. andü ginaregen, er, sie, es wird (jetzt) kommen. 1. jal ginarmumlan, wir beide (inkl.) usw. 1. gal ginarmumlan, wir beide (exkl.) usw. 2. nil ginarbeblan, ihr beide werdet (jetzt) kommen. 3. nal ginarbeblan, sie beide werden (jetzt) kommen.

53 Plur. „ „ „

i. jig ginarmum, wir werden (jetzt) kommen (inkl.). i. gä ginarmum, wir werden (jetzt) kommen (exkl.). 2. nidi ginarbeb, ihr werdet (jetzt) kommen. 3. nadi ginarbeb, sie werden (jetzt) kommen.

Futurum indefinitum. Sing. 1. adi ginarman, ich werde (später) kommen. „ 2. ni ginaremen, du wirst (später) kommen usw. „ 3. andii ginaren. Dual. 1. jal ginarmulen (inkl.). „ 1. gal ginarntulen (exkl.). „ 2. nll ginarbalen. „ 3. nal ginarbalen. Plur. 1. jig ginarmun (inkl.). „ 1. gä ginarmun (exkl.). „ 2. ntdi ginarban. „ 3. nadi ginarban. Das Plusquamperfectum wird mit Hilfe des Verbums gurataf »fertig sein« umschrieben; ebenso das sog. Futurum exactum. Sing. „ „

Plusquamperfectum. 1. adi gine gurateman, ich war gekommen. 2. ni gine guratemeti, du warst gekommen. 3. andii gine guraten, er, sie, es war gekommen, usw. wie Perf, praes.

Sing. „ „

Futurum exactum. 1. adi gine guratarman, ich werde gekommen sein. 2. ni gine gurataremen, du wirst gekommen sein. 3. andü gine, gtirataren, er, sie, es wird gekommen sein, usw. wie Futurum indef.

Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

1. 2. 3. 1. 1. 2. 3. 1. 1. 2. 3.

Modus potentialis. adi gineram, ich könnte kommen. ni gineram, du könntest kommen. andü gineran, er, sie, es könnte kommen usw. jal gineramu (inkl.). gal gineramu (exkl.). nll ginerab. nal ginerab. jig gineramu (inkl.). gä gineramu (exkl.). nidl ginerab. nadi ginerab.

54

Sing. „ „

M o d u s irrealis. i. adl gitimandun, ich würde gekommen sein. 2. nl ginemendun, du würdest gekommen sein. 3. andü ginendun, er, sie, es würde gekommen sein, usw. wie Perf. praes.

Sing. „ „

Modus dubitativus. 1. adi ginarmanbo, ich werde vielleicht kommen. 2. nl ginaremenbo, du wirst vielleicht kommen. 3. andü ginafenbo, er, sie, es wird vielleicht kommen, usw. wie Fut. indef.

b) N e g a t i v e A u s s a g e . § in. Zum Ausdruck der negativen Aussage wird die Negation gagai »nicht«, »ohne« verwandt, sie wird mit dem Inf. constructus verbunden und dann wird der so geschaffene Ausdruck ebenso konjugiert wie der positive. Eine Ausnahme hiervon macht der Imperativ. Dieser wird nicht mit gagai gebildet, sondern mit Zuhilfenahme des Verbums äkwaf „nicht wollen, nicht mögen". Sing. „ „

Sing. Sing.

Sing.

Sing.

Sing.

Durativ. 1. adi ginegagaiamesen, ich nicht kommend. 2. nl ginegagaiamesen, du nicht kommend. 3. andü ginegagaiesen, er, sie, es nicht kommend. usw. Praesens. 1. adt ginegagaiamem, ich komme nicht. Perf. praes. 1. adt ginegagaiaman, ich bin nicht gekommen. usw. A o r i s t I. 1. adl ginegagaiemen, ich bin (früher) nicht gekommen, kam nicht. A o r i s t II. 1. adt ginegagaiameren, ich bin (früher) nicht gekommen, kam nicht. Futurum instans. 1. adl ginegagaiarmem, ich werde (jetzt) nicht kommen. usw.

55 Sing.

Futurum i . adi ginegagaiarman,

indefinitum. ich werde (später) nicht kommen, usw.

Sing.

Modus irrealis. i . adi ginegagaiamandun, würde ich nicht gekommen sein, usw.

Sing.

Modus dubitativus. 1. adiginegagaiahuanbo, ich werde vielleicht nichtkommen. usw.

Sing.

2. 0srinar äke,

Imperativus. V

Dual. » Flur.

n

.

• -l

l

1 ,

...

> komme nicht!

2. gmar akembc, j

3. ginar äkima, er möge, soll nicht kommen! 2. ml ginar äklbla, ihr beide kommt nicht! 3. nalginar äklbla, sie beide mögen, sollen nicht kommen!

2. nidl ginar äkiba, kommt nicht!

3. nadi ginar äklba, sie mögen, sollen nicht kommen! Anmerkung: W o es angängig ist, wird die negative Aussage einfach mit aren, es ist nicht, gebildet: Z. B : adi ginar aren, »ich kommen nicht«.

ni ginar aren, »du kommen nicht«. andü ginar aren »er, sie, es kommen nicht«, usw. § 112. W e i t e r e F o r m e n v o n ginar. gineürar ( v e r b . c o n s u m a t i v u m ) , alle kommen. gä gineürmusett, wir (exkl.) sind alle kommend. nidl gineürbesen, ihr seid alle kommend. nadi gineürbesen, sie sind alle kommend. usw. ginmäar ( v e r b . a d m i r a t i v u m ) , unerwartet kommen. adi ginmäaman, ich bin unerwartet schnell gekommen ich bin zu spät gekommen. adi gimäarmanbö, ich werde vielleicht zu spät kommen.

und

ginerar ( v e r b . c o n t i n u a t i v u m ) , immerwährend kommen. adi ginerarman, ich werde immerwährend kommen. gä ginerarmum, wir (inkl.) werden immerwährend kommen. nadi ginerarban, sie werden immerwährend kommen, usw. Anmerkung: Einzelne Formen von ginar lassen sich nirgends recht unterbringen z. B.: ginam; andu ginam Sinn: wenn er

56 gekommen ist; ginbun-, nadi ginbun, wenn sie gekommen sind; ginbusen wird ebenfalls in der Bedeutung »wenn sie gekommen sind« gebraucht. 3. D a s V e r b u m t r a n s i t i v u m . § 1 1 3 . Die Abwandelung der transitiven Verben, auch der kausativen und anderen, geschieht, sofern sie mäßig sind, in ganz derselben Weise wie bei ginaf. a) P o s i t i v e

Aussage.

ataf, machen, tun, legen. Inf.

absolutus.

ataf, machen. Inf.

constructus.

ate, machen. Participium.

atebi (atatebi) machend. Imperativ. Sing.

2. atc,

|

2. ataf nln, > mache!

2. atembe, )

»

3. atlma, 2. atibla, 3. atibla,

•n

3. attba, sie mögen machen!

•n

Dual. Plur.

er möge, soll machen! ihr beide macht! sie mögen machen!

2. atiba, macht! Durativ.

Sing. » Plur.

1. adi atemesen, ich machend usw.

2. ni atemesen 3. andü atesen 1. jig

atemusen,

wir (inkl.) machend.

3. nadi atebesen, sie machend. Praesens. Sing. Plur.

1. adi, atemem, ich mache usw.

Sing. »

1. adi ateman, ich habe gemacht. 2. ni atemen, du hast gemacht.

1. jig

atemum,

wir (inkl.) machen Perf.

n

usw.

praesens.

3. andü aten, er, sie, es hat gemacht usw.

sowie regel-

57

Sing.

A o r i s t I. i. adi citemen, ich habe (früher) gemacht, usw.

Sing.

A o r i s t II. i. adi atemcrcii, ich habe (früher) gemacht, usw.

Sing.

F u t . instans. i. adi aiarmem, ich werde (jetzt) machen, usw.

Sing.

Fut. i n d e f i n i t u m . i. adi atarman, ich werde (später) machen, usw.

Sing.

Plusquamperfectum. i. adi ate gurateman, ich hatte gemacht.

Sing.

Futurum exactum. i. adi ate guratarman, ich werde gemacht haben. b) N e g a t i v e Aussage. ategagaiar, nicht machen, tun usw. Durativ. atcgagaiamesen usw. Praesens. Perf. praesens. atcgagaiamem usw. ategagaiaman usw.

Sing,

A o r i s t I. ategagaiemen usw.

A o r i s t II. ategagaiameren usw.

Fut. instans. ategagaiarmem usw.

Fut. i n d e f i n i t u m . ategagaiarman usw.

atar äke usw.

Imperativ.

Plur.

atar akiba usw.

A n d e r e Form des N e g a t i v - A u s d r u c k e s . adi atar aren, ich tue nicht, mache nicht, wörtl.: ich tuen nicht, machen nicht. Plur. gä atar aren, wir (exkl.) tuen nicht, usw. Sing,

Verbum consumativum. ateürar. gä ateürmun, wir haben alles getan. Verbum admirativum. atemäar. nt manau atemäamegen, du machst das auf unerwartet schlechte Weise.

5« Verbum

continuativuui.

aterar. adi all aterarman, so werde ich es immer wieder machen. Die

Objekt-Konjugation.

§ 114. Die Objekt-Konjugation unterscheidet, sich von der objektlosen dadurch, daß das pronominale Objekt dem Verbalstamme präfigiert wird. Z . B . : i-be, »mir gib«; ü-je, »ihm gib«. Diese Präfigierung des pronominalen Objektes findet nun aber nicht ohne weiteres bei jedem beliebigen Verbum statt, das ein solches Objekt zu sich nehmen kann, sondern nur- bei dem Verbum war {bar) »geben«. Dieses wird zum Hilfsverbum und seine Formen werden nun als formative Elemente dem oft sehr verstümmelten Verbalstamme anderer Verben angefügt. Oft bleibt von dem Stamme, zu welchem war {bar) als Hilfsverbum hinzutritt, nur ein einziger Konsonant übrig. Z. B.: mibon »er sagte mir« ist zurückzuführen auf den Infinitiv mibar = mare-ibaf »sagen mir geben«; nembar »dich sehen« ist one-imbar, »sehen dir geben«. Durch die Gleichheit einiger Formen des Verbums war (bar) — tbcsen »du gibst mir«, — »ihr gebt mir«, — »sie geben mir« — einerseits und durch die Übereinstimmung vieler Formen von war »geben« mit solchen von ujar »essen« andererseits entstehen mancherlei Unklarheiten. Diese können nur dadurch behoben werden, daß den Formen der Objekt-Konjugation die selbständigen Pronomina beigefügt werden (adi umcm »ich esse« und adi andü umem »ich gebe ihm«) und der Zusammenhang beachtet wird. V o n vornherein ist anzunehmen, daß diese Objektpräfixe mit den Personalpronomen zusammenhängen, wenn das auch nicht gerade deutlich hervortritt. Bei der 1., 2. und 3. Singularis ist eine Anpassung des Anlautes der Objektpräfixe an den A u s l a u t der Personalpronomen festzustellen. Den Formen igar »uns geben« (inkl. u. exkl.) ingar »euch geben«, scheint die inklusive Form des Pron. pers. (jig) zugrunde zu liegen. Bei der Form undar »ihnen geben« (3. Plur.) weist der Laut d auf den Zusammenhang mit dem Pronomen hin. Die Formen des Dual sind vollständig denen des Plural gleich. Die folgende Übersicht wird das näher veranschaulichen. 1. S i n g u l a r f o r m e n des pronominalen Objektes. Anpassung des Anlautes der Objektpräfixe an den A u s laut der Personalpronomen:

59 Pron. pers., Objektformen: mich adl dich ni ihn, sie, es andü

Auslaut Anlaut des Pron. p e r s . der O b j e k t p r ä f i x e -l J-i t-ü ü-{w) Infinitive mit Objektpräfixen. l-b-af, mir geben. im-b-af, dir geben. (ii)w-ar, ihm, ihr, ihm geben.

2. P l u r a l f o r m e n des pronominalen Objektes a) Erste Pluralis in- und exklusive Form des pronominalen Objektes und zweite Pluralis. Pron. pers. Objektformen: uns jig (inkl.) uns gä (exkl.) euch nidt

Anlaut des Objektpräfixes, IIiInfinitive mit Objektpräfixen. l-g-af ((j)ig-af) uns geben. ig-ar ({J)ig-ar) uns geben. in-g-ar {(j)i(n)g-ar) euch geben. b) Dritte Pluralis. Pron. pers., Infinitiv mit Objektformen: Objektpräfix, sie nadl un-d-ar ihnen geben. 3. Sämtliche Infinitive von ivar (bar): i-b-ar, mir geben. im-b-af, dir geben. u(zu)-ar, ihm, ihr, ihm geben. l-g-af, uns beiden geben (inkl.). l-g-af, uns beiden geben (exkl.). in-g-af, euch beiden geben. un-d-ar, ihnen beiden geben. i-g-af, uns geben (inkl.). l-g-af, uns geben (exkl.). in-g-af, euch geben. un-d-af, ihnen geben.

6o Anmerkung. Auffallend ist bei diesen Infinitiven die Veränderung des Bestandteiles, den man als den V e r b a l s t a m m ansehen möchte. Bald erscheint b bald g bald d. Ich nehme war [bar) als Stamm an für die Singularformen. Das b in der i. und 2. Singularis erklärt sich aus der nahen Verwandtschaft der Laute w und b (cf. § 5), die vielfach gegeneinander ausgewechselt werden. Man hört sowohl tabir als auch tawir »Schüssel«; üban und üwan »sie haben gegessen«. Dem j in der 3. Singularis liegt der Stamm ujar »essen« zugrunde. Aus Dissimilationsrücksichten hat wahrscheinlich ein Austausch zwischen den Formen von war (bar) und ujar stattgefunden; denn we eigentl. »geben« wird für »essen« und uje »essen« für »geben« gebraucht. Also: niwe, »du iß!« und andtt üje »ihm gib«. Wie dagegen b in der 1. und 2. plur. zu g und in der 3. zu d wird, das ist schwer zu sagen. Eine Erklärungsmöglichkeit wäre aber vielleicht noch in dem folgenden zu finden. Zieht man nämlich den Umstand in Betracht, daß w auch Halbvokal ist, also w=u, so käme man zu der Form u-ar (war) — ([and]u-ar) »ihm geben«. Ebenso wäre es bei der 1. Plur. (in- und exkl.) nicht schwer, anzunehmen, daß tgar »uns geben« aus ( j ) i g a r entstanden sein könnte. Träfen diese beiden Vermutungen zu, so würde die andere, daß diese Infinitive alle verbalisierte Pronomina sein könnten, sehr viel an Wahrscheinlichkeit gewinnen und der Wechsel des Lautes, den man als Verbalstamm bezeichnen möchte, fände auf diese Weise seine Erklärung. § 115.

Paradigma. a) P o s i t i v e

Aussage.

war (u-ar) (bar), geben ihm. Inf. c o n s t r u c t i : ibe, mir geben. imbe, dir geben. üje, ihm, ihr, ihm geben. ige, uns geben. tilge, euch geben. unde, ihnen geben. Inf. a b s o l u t i : ibar, mir geben. imbar, dir geben. war, ihm geben.

6i igar, uns geben. iñgar, euch geben. undar, ihnen geben. Anmerkung. Die Formen für den Dual sind gleich denen des Plurals. Auch die in- und exklusiven Formen der i. pers. dual, und plur. werden nicht unterschieden. Substantiva verbalia. ibiü (ibü) das Mirgeben. imbiü (imbü) das Dirgeben. üjiü (üjü) das Ihmgeben. igiü (igü) das Unsgeben. iñgiü (iñgu) das Euchgeben. undiü (undü) das Ihnengeben.

Sing. „ „ „ Sing. „

Imperative, r. Pers. sing, als O b j e k t . 2. (ni adi) ibaf nin 2. (ni adi) ibe ¡ gib mir! 2. (ni adi) ibetnbe > 2. (m adi) tbima, du mögest mir geben! 2. Pers. sing, als O b j e k t . 2. [ni nam brtn) imbar nin, gib dir; wörtl.: du deiner selbst geben dir! 2. (nt nam brin) imbima, du mögest dir selbst geben!

Sing. „ „ „

2. 2. 2. 2.

(ui {tii (ni (ni

3. Pers. sing, als O b j e k t . andu) war nin 1 andií) üje i gib ihm! andu) üjembe ' andií) üjima, du mögest ihm geben!

Sing. „ „ „

2. 2. 2. 2.

(nt (ni (ni {ni

gä) gä) gä) gä)

1. Pers. plur. als O b j e k t . igar ni?i -1 ige i gib uns! igembe > igima, du mögest uns geben!

Sing. „ „ „

2. 2. 2. 2.

(ni (ni (ni («2

nidi nidi nidi nidi

2. Pers. plur. a l s O b j e k t brin) iñgar nin \ brifi) iñge > gib euch! brin) iñgembe > brin) inginia, du mögest euch geben!

62

3- Pers. p l u r . a l s O b j e k t .

Sing. „

2. (nt nadt) undar ntn ] 2. (ni nadt) unde > gib ihnen!



2. (ni nadt) undembe



2. (nt nadt) undtma,

Sing.

„ „ „

J du mögest ihnen geben!

3. Pers. s i n g , a l s S u b j e k t . 3. andü adi ibima, er möge mir geben!

3. andü ni irnbtma, er möge dir geben! 3. andün andü üjima, er möge ihm geben! 3. andü andam. brin ujima, er möge sich (ihm selbst) geben!

Plur.

„ „ „ Plur.

2. Pers. p l u r . a l s S u b j e k t . 2. ntdi adi ibiba, »ihr mir gebt«!

2. nidi andü üjlba, gebt ihr ihm! 2. nidi indam brin ingiba, gebt euch selbst! 2. nidl nadt undiba, gebt ihr ihnen! 3. Pers. p l u r . a l s S u b j e k t . 3. nadi adi ibiba, sie mögen mir geben!

„ „

3. nadt ni imbiba, sie mögen dir geben! 3. nadi andü üjiba, sie mögen ihm geben!

„ „ „ „

3. nadi gal igibla, sie mögen uns beiden (exkl.) geben! 3. nadi nil ingibla, sie mögen euch beiden geben! usw. 3. nadi jig igiba, sie mögen uns (inkl.) geben! 3. nadt gä igiba, sie mögen uns (exkl.) geben!

„ „ „

3. nadt nidt ingiba, sie mögen euch geben! 3. nadi nadi undiba, sie mögen ihnen geben! 3. nadi nadi brin undiba, sie mögen ihnen selbst geben!

Sing.

Durativ. 1. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t . 1. adi adi (brin) ibesen, ich (gebend) gebe mir (selbst),

„ » Dual.

Plur.

2. ni adi ibesen, du gibst mir. 3. andü adi ibesen, er gibt mir. 1. 2. nil adi tbeslan, ihr beide gebt mir. 3. nal adi tbeslan, sie beide geben mir. 1.

2. nidi adi ibesen, ihr gebt mir. 3. nadi adi ibesen, sie geben mir.

2. Pers. sing, als Objekt. Sing.

„ „

Dual. „ „



Plur. „

„ „

i. adi ni inteseti, ich dir (gebend) gebe.

2. ni navi brin inteseti, du gibst dir (selbst). 3. andü ni imbosen, er gibt ihm, ihr, ihm.

1. jal ni imuslan, wir beide (inkl.) geben dir. 1. gal ni imuslan, wir beide (exkl.) geben dir. 2. nil.

3. tial ni imbeslan, sie beide geben dir.

1. jig ni imuseti, wir (inkl.) geben dir. 1. gä ni imusen, wir (exkl.) geben dir.

2. nidi. 3. nadi ni imbesen, sie geben dir.

3. Pers. sing, als O b j e k t . Sing.

1. adi atidü ütnesen, ich (gebend) gebe ihm.

„ „

2. ni andü ümesen, du gibst ihm. 3. andün andü üjesen, er, sie, es, gibt ihm, ihr, ihm.

„ „

2. nil andü übeslan, ihr beide gebt ihm. 3. nal andü übeslan, sie beide geben ihm.

„ „ „

1. gä andü ümusen, wir (exkl.) geben ihm. 2. nidi andü übesen, ihr gebt ihm. 3. nadi andü übesen, sie geben ihm.

Dual. „ Plur.

1. jal andü ümuslan, wir beide (inkl.) geben ihm. 1. gal andü ümuslan, wir beide (exkl.) geben ihm.

r. jig

andü ümusen, wir (inkl.) geben ihm.

1. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . Sing.

„ „

Dual. „ „ Plur. »

„ „

x. adi gä {brin) igemesen, ich (gebend) gebe uns (selbst).

2. ni gä 3. andü gä 1. 2. 3. 1.

igemesen, du gibst uns. igesen, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm.

jal nil gä igebeslan, nal gä igebeslan, jig jig ipriti) Tgemusen, gà (bfin) tgemusen,

2. nidi gä 3. nadi gä

ihr beide gebt uns. sie beide geben uns. wir (inkl.) geben uns (selbst). wir (exkl.) geben uns (selbst).

igebesen, ihr gebt uns. igebesen, sie geben uns.

2. Pers. plur. als Objekt. Sing. „



1. adi nidi ingemesen, ich (gebend) gebe euch. 2. ni.

3. andü nidi ingesen, er, sie, es gibt euch.

64 Dual. „ „ „ Plur. „

i . jal nidi ingebeslan, wir beide (inkl.) geben euch. i . gal nidi ingebeslan, wir beide (exkl.) geben euch. 2. nil. 3. nal nidi ingebeslan, sie beide geben euch. i . jig nidi ingemusen, wir beide (inkl.) geben euch. 1. gä nidi ingemusen, wir beide (exkl.) geben euch.

Sing. »

1. 2. 3I. I. 2. 31. 1. 2. 3-

Plur. „

Dual.

y> n n

Plur.

n r> y>

2. nidi nidi (brin) ingebesen, ihr gebt euch (selbst). 3. nadi nidi ingebesen, sie geben euch.

3. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . adi nadi undemesen, ich ihnen gebend, ich gebe ihnen. ni n undemesen, du gibst ihnen. andü n undesen, er, sie es gibt ihnen. jal n undemuslafi, wir beide (inkl.) geben ihnen. gal n undemuslan, wir beide (exkl.) geben ihnen. nil » undebesla?i, ihr beide gebt ihnen. nal n undebeslan, sie beide geben ihnen. » undemusen, wir (inkl.) geben ihnen. ßg gä n undemusen, wir (exkl.) geben ihnen. mdi n undebesen, ihr gebt ihnen. nadi n nndebesen, sie geben ihnen. Praesens.

Sing.



1. adi

1. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t . adi {brin) imem, ich gebe mir (selbst).

2. Iii adi

imegen, du gibst mir.

Dual. „ „ Plur.

1. 2. nil adi 3. nal adi 1.

ibeblan, ibeblan,

Sing.

2. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t . 1. adi ni imem, ich gebe dir.



„ „

3. andü adi

2. nidi adi 3. nadi adi

ibegen, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm. ihr beide gebt mir. sie beide geben mir.

ibeb, ihr gebt mir. ibeb, sie geben mir.

„ „

2. ni nam {brin) imegen, du gibst dir (selbst). 3. andü ni imbogon, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm.

Sing. „ „

1. adi andü ümem, ich gebe ihm. 2. 711 andü ümegen, du gibst ihm. 3. andün atidü üjegen, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm.

usw.

3. P e r s . s i n g , a l s

Objekt.

65 Dual. Plur. „ Sing. „ „ Plur. „ Sing. „ „ Plur. „ Sing. „ „ Dual. „ „ „ Plur. „ „ „

Sing. „ „ Dual. „

i. jal

andü ümumlan, wir beide (inkl.) geben ihm. usw. i. jig andü ümum, wir (inkl.) geben ihm. usw. 3. nadi andü übeb, sie geben ihm. 1. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . 1. adl {jig) gä igemem, ich gebe uns. 2. ni (jig) gä igemegen, du gibst uns. 3. andü (jig) gä igegen, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm. 1. jig jig (briii) igemum, wir (inkl.) geben uns (selbst). usw. 3. nadi (jig) gä igebeb, sie geben uns. 2. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . x . adi nidi ingemem, ich gebe euch. 2. ni nidi ingemegen, du gibst euch. 3. andü nidi ingegen, er, sie, es gibt ihm, ihr, ihm. usw. 1. jig nidi ingemum, wir (inkl.) geben euch. usw. 3. nadi nidi ingebeb, sie geben euch. 3. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t 1. adi nadi undemem ich gebe ihnen. 2. ni „ undemegen, du gibst ihnen. 3. andü „ undegen, er, sie, es gibt ihnen. 1. jal „ undemumlan, wir beide (inkl.) geben ihnen. 1. gal „ undemumlan, wir beide (exkl.) geben ihnen. 2. nll „ ufidebeblan, ihr beide gebt ihnen. 3. nal „ undebeblan, sie beide geben ihnen. 1. jig „ undemum, wir (inkl.) geben ihnen. 1. gä „ undemum, wir (exkl.) -geben ihnen. 2. nidi „ undebeb, ihr gebt ihnen. 3. nadln „ imdebeb, sie geben ihnen.

1. 2. 3. 1. 2.

Perf. p r a e s e n s , x . Pers. sing, als O b j e k t . adi adi (brin) iman, ich habe mir (selbst) gegeben. ni adi iman, du hast mir gegeben. andü adi ibon, er, sie, es hat mir gegeben. jal — nil adi ibalen, ihr beide habt mir gegeben. usw.

A r c h i v f. d. S t u d . d t s t h . K o l o n i a l s p r .

Bd. VIII.

5

66 Plur.

Sing. „ „

Sing. „ „ Dual. Plur. „

Sing. „ „

Sing. Plur. Plur. Sing. Plur, „ Sing. „ Plur.

3. nadi adi tban, sie haben mir gegeben. usw. A o r i s t I. 2. Pers. sing, als O b j e k t . 1. adi ni imbe'men, ich habe dir (früher) gegeben, gab. 2. 111 nambrin imbe'men, du hast dir (früher) gegeben, gabst. 3. andün andü üje'men, er, sie, es hat (früher) gegeben, gab. usw. A o r i s t II. 3. Pers. sing, als O b j e k t . 1. adi andü ümiircn, ich gab ihm; habe ihm früher gegeben. 2. ni andü ümeren, du gabst ihm usw. 3. andün andü üjeren, er, sie, es gab ihm, ihr, ihm. 1. jal andü ümurlan, wir beide (exkl.) gaben ihm. usw. 1. gä andü ümuren, wir (inkl. gaben ihm. usw. 3. nadi andü überen, sie gaben ihm. F u t u r u m instans. 1. Pers. sing, als O b j e k t . 1. adi adi (brifi) ibarmem, ich werde mir (selbst) geben. 2. ni adi ibarmegen, du wirst mir geben. 3. andü adi ibaregen, er, sie, es wird mir geben. usw. 2. Pers. sing, als O b j e k t . 1. adi ni imbarmem, ich werde dir geben. usw. 1. jig ni imbarmum, wir (inkl.) werden dir geben. usw. 3. nadi ni imbarbeb, sie werden dir geben. 3. Pers. sing, als O b j e k t . i. adi andü warmem, ich werde ihm, ihr, ihm geben. usw. 1. gä andü warmum, wir (exkl.) werden ihm, ihr, ihm geben. 3. nadi andü warbeb, sie werden ihm geben. 1. Pers. plur. als O b j e k t . 1. adi gä igarmem, ich-werde uns geben. 3. andü gä igaregen, er, sie, es wird uns geben. 2. nidi gä igai'beb, ihr werdet uns geben.

67 Sing.

„ Plur.

„ Sing. Plur.

i . adi

2. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . ingarntem, ich werde euch geben.

nidi

3. andü nidi ingaregen, er wird euch geben. 1. gä

nidi

iiigarmum,

3. nadi nidi ingarbeb,

wir (exkl.) werden euch geben.

sie werden euch geben.

3. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . undarmem, ich werden ihnen geben. usw. 1. j i g nadi imdafmiim, wir (inkl.) werden ihnen geben. usw. 1. adi

nadi

2. nidi nadi undarbeb, ihr werdet ihnen geben, usw.

Sing.

„ Plur.



1. adi

Plusquamperfectum. 3. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t . andü üje güräteman, ich hatte ihm gegeben. usw.

3. andün andü üje güräten, er hatte ihm, ihr, ihm gegeben. 1. j i g andü üje gürätcmun, gegeben.

wir (inkl.) hatten ihm, ihr, ihm

3. nadi andü üje güräteben, sie hatten ihm, ihr, ihm gegeben Futurum exactum. 3. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t .

Sing.

1. adi

ich werde ihm, ihr, ihm

andü üje gürätarman,

gegeben haben. Plur.



usw. 1. gä andü üje gürätarmun, ihm gegeben haben. usw.

wir (exkl.) werden ihm, ihr,

3. 7iadi andü üje gürätarban,

sie werden ihm, ihr, ihm

gegeben haben. Modus Sing. Plur.



Sing.

potentialis.

3. P e r s . s i n g , a l s O b j e k t . 1. adi andü üje'ram, ich könnte ihm, ihr, ihm geben. usw. 1. j i g andü üjeramü, wir (inkl.) könnten ihm, ihr, ihm geben.

3. nadi andü üjerab, sie könnten ihm, ihr, ihm geben.

Modus'irrealis. 3. P e r s . p l u r . a l s O b j e k t . x . adi nadi undcmandun, ich würde ihnen gegeben haben. usw.

5*

68 Plur. „

i . gä nadi undetnundun, wir würden ihnen gegeben haben. 3. nadl nadi undebandun, sie würden ihnen gegeben haben.

Sing.

Modus dubitativus. 2. P e r s . plur. als O b j e k t . 1. adi nidi ingarmanbö, ich werde euch vielleicht geben. usw. 3. nadi nidi iiigarbanbö, sie werden euch vielleicht geben,

Plur.

b) N e g a t i v e A u s s a g e (cf. § i n ) . I n f i n itive. ibar aren ] . . ,^ , . . . > mir nicht 0geben. ibe gagai J imbar arcn ] ,. . . , . z. . . . } dir nicht 0geben. mibe gagai (?) J war aren 1 .. . ,^ , . . . \ ihm. ihr, ihm nicht geben. uje gagai J usw. Imperative. ibar äke, gib mir nicht! war äke, gib ihm, ihr, ihm nicht! undar äke, gib ihnen nicht! usw. Durativ. 3. Pers. sing, als O b j e k t . Sing. 1. adi andü üjegagaiamesen, ich ihm, ihr, ihm nicht gebend. Plur. 2. nidiandüüjegagaiabesen, ihr ihm, ihr, ihm nicht gebend. „ 3. nadi andü üjegagaiabesen, sie ihm, ihr, ihm nicht gebend. Die übrigen Tempora und Modi werden nach Analogie von ginar gebildet (cf. § 110.) Wenn die Aussage ohne die Personalendungen deutlich wird, werden diese bei den negativen Formen weggelassen Man sagt also statt nadi adi tbegagaiabesen einfach: nadi adiibegagai, sie geben mir nicht; statt gä nidi ingegagaiavmm sagt man: gä nidi ingegagai, wir geben euch nicht. § 1x6. Am häufigsten kommen mit dem Objekt verbunden vor die Verben gagalar, mürar, mar. I. gagalar,

s c h l a g e n (ihn), töten. Infinitive. lebe, lebaf, schlagen mich; töten mich. lembe, lembar, schlagen dich usw.

69 gagale, gagalar, schlagen ihn. lege, legar, schlagen uns. lenge, Ichgar, schlagen euch. agre, agragar, schlagen sie [agcragarf) II. mürar, s a g e n (ihm). Infinitive. mibe, mlbar, sagen mir. mimbc, mimbar, sagen dir. müre, mürar, sagen ihm. mige, mtgar, sagen uns. miiige, mingar, sagen euch. ¡mindere, munderar, sagen ihnen. III. önar,

s e h e n (ihn); h e l f e n (ihm). Infinitive. nebe, tiebar, sehen mich; helfen mir. nembe (?), nembaf, sehen dich usw. önc, önar, sehen ihn. ttege, negar, sehen uns. nenge, neiigar, sehen euch. ondc, ondar, sehen sie. § 117. Konjugiert werden diese Verben von war bzw. ginar (cf. § 1 1 0 — 1 1 3 u. 115).

nach

Analogie

D. D a s A d v e r b i u m . § 118. Kine besondere Form haben die Adverbien in der Bongu-Sprache nicht. Die Unterscheidung anderen Redeteilen gegenüber ist infolgedessen nur eine rein syntaktische. § 119. Abgesehen von einigen primitiven Partikeln — de und dä, wo?, wohin?; äl, jetzt; bff, vielleicht — sind die Adverbien aus anderen Redeteilen hervorgegangen, die dann ohne jede Veränderung adverbialiter gebraucht werden können, z. B.: a) N o m i n a s u b s t a n t i v a : galü, die Nacht; »nachts« ganam, der Mittag; »mittags«. b) N o m i n a subst. mit K a s u s s u f f i x e n : äre-gü, an, auf der Brust = »vorn«; gorö-gü, an, auf dem Rücken = »hinten«. c) P r o n o m i n a l e K a s u s : gigü, wo? wohin? eigentlich: an was, auf was? — andegü dort; eigentlich: an diesem, auf diesem; — andggä, deshalb; eigentlich: für dieses; — gigä, warum? weshalb? eigentlich: für was?



d) A d j e k t i v a : gom sogal, weiter Weg; sögal afiar, weit fortgehen; vi miau bileii, gute Weise, adi bilen atemcm, ich habe (es) gut hingelegt. e) I n f i n i t i v i c o n s t r u c t i : gule, herabkommen; andügale ginain, er kam herab; oge, hinaufsteigen; andü oge ginain, er hinauf stieg. § 120. Durch Reduplikation und Gemination wird eine Intensität des adverbiellen Ausdrucks bewirkt, z. B.: arogü, draußen; ararogü, ganz draußen; beregü, oben, beberegü, zu oberst; langü, hoch; lalaügü, zu h ö c h s t ; — n a n t i , früher; naminamt, vor langer Zeit; mete, zuerst; metemete zu allererst. § 121.

Adverbia interrogativa.

Sie fragen:

a) nach dem O r t e : dä, däi, de, dei, dägü, gigü »wo?« »wohin?« und meistens auch »woher?« Das letztere ist deshalb möglich, weil der Papua nicht fragt wie wir: woher, von welchem Orte kommt das Ding?, sondern a n welchem Orte kommt das Ding hierher? a n welchem Orte fängt das Ding sein Kommen an? Z. B.: nl de (dei) simegen? »wo bist du?« und nl de (dei) ginmegen »an welchem Orte kommst du her?« = woher kommst du? de-i ist Lokativ der Ruhe; cf. gögümü-i = im Dorfe. — Beispiele: Andü dä aüafenf wohin will er gehen? Niiiir däi atarbanr wo werden sie die Fischreuse versenken? Am, pat de atement Mutter, wohin hast du das Beil getan? Nil glgü goUi gagalebcs kubercni wo (an welchem Orte) habt ihr beide den Fluß überschritten ? gäbin ande nid'i gtgü atarban i wohin wollt ihr diese Sachen tun. b) nach der Z e i t : gembü (gombü) »Wann?« tämö andü gembü giften? wann kam jener Mann? c) nach der A r t und W e i s e , wie etwas geschieht. Tatatc, dälü, wie? auf welche Weise? Nil tatate ogebalen? auf welche Weise seid ihr beide hinaufgekommen? gada be dätü be dätü sien? wie (beschaffen) ist der eine Speer und wie der andere? d) nach dem G r u n d e : gigä, warum? Nt gtga ginmegerit warum kommst du? e) nach der Z a h l : gongunti, wieviel? mougl gongunlil wieviel Kokosnüsse (sind es)? § 122. agai, hier andi, hierher, von hieraus undi, dort, von dorther, her

Adverbia

loci.

langü, oben, in der Höhe gate utürgü, oben Uber dem Kopfe

7* nahm

undi,

damügü,

dogonem ° „

) . } nahe andi )

sögal, sögall,

fern von fern

namega

; vorn

name

laragn0 _ mogaln

dorthin

hinein, drinnen

arogü, draußen uleö, am Strande liit, längs des Strandes gule, herab

\

regit

o g e , hinauf .

j

gorögü, bcregü,

angufmi

hinten oben

givaingü, äigali, § 123.

Adverbia

nantt

in sechs Tagen

(von heute an) in sieben Tagen gestern

vorgestern

a l ü w ä ü , vor drei Tagen

nantt, bineö

mondoii

früher, einst, ehemals

\

> später

nondontem

j

uabalga,

zuweilen,

mitunter,

manchmal gudit, für immer

zvaunabal,

temporis.

beim

ersten

Hahnenschrei

übermorgen

allü,

links zurück.

Mondviertels

undisem,

jäb,

i r echts

J

Iii se balancsen,

a l ü w ä ü , über drei Tage u n d i g ä , über vier Tage c s i n g c m ) über fünf Tage

alübüg,

i.

g a g a m g a l u , zur Zeit des letzten

äl, jetzt, gleich, eben älen, soeben alarn, heute Jamba, morgen

aliü,

1 > unten J

die Trockenzeit, zur

Trockenzeit, wörtl.: «Arbeitstag«, weil die neuen Felder angelegt werden. nabal kere 1 immer, jeden Tag malin kere J aufs neue

tumbriimbi, s i n ogescn, geht

in der Dämmerung wenn die Sonne auf-

dembcle \ dcmbcliga ) mor£ens ganam, gegen Mittag ganam dige, am hohen Mittag sin

diglcotesen,

nachmittags

gegen 3 Uhr

abends bülaiem} ' gegen Abend sin kumbufes, wenn die Sonne

untergegangen ist nachts ambllin, mitternachts ütür grimgü, während der größten Kühle n a b a l be, über lange Zeit bodtgi nabal, zur Sommerzeit, Zeit der Fülle gagam gage degeii, beim ersten Mondviertel.

galii, galü galü

72

§ 12 4-

A d v e r b i a mocli.

bagin, schnell tatrü, plötzlich, sofort talai, langsam, leise boroi, laut damü, sehr gegerc, mit Nachdruck gudit, zugleich, zusammen -bö, vielleichtj -ga, etwa )v ' agagai, aufs neue, abermals, wieder § 125.

dügum, nur, vergeblich, umsonst kcre, fertig, genug gaui, gewiß, wahrhaftig ati, so, auf diese Weise niüglante, sorgfältig be, auch «?,_ja eo, nein aren, nicht (es ist nicht), nein gagai, nicht.

Einige Beispiele

zu d e n

Adverbien.

Gom sien agai, hier ist der Weg. — Adi andi danarmem, ich will von hieraus (nach Hause) zurückkehren. — Andü Maragum undi gincn, er ist von M. her gekommen. — Tamö be beregü, be laragü sien, der eine Mann ist oben, der andere unten. — Adi äl iiigt ilmem, ich esse jetzt (mein) Essen. — Nadi aliü anarban, sie werden übermorgen fortgehen. — Nal naml aliü ginban, sie beide kamen vorgestern. — Tu se balanesen gä ginarmum, wenn der Hahn kräht (beim ersten Hahnenschrei), kommen wir. — Jäb bula atiwö gincn, gestern abend regnete es. — Galü ambllin sangringt dain, um Mitternacht fand ein Erdbeben statt. — Iiigi gä maliii kcrc ümusen, Yams essen wir immer. — Waja gä nabalgä umam, Krokodile essen wir zuweilen. — Siran tatrü egina, sofort bringe das Messer. — Lalai marc, sprich leise. — Am ginenbö, arcnbö, die Mutter ist vielleicht gekommen, vielleicht auch nicht. — Gaib amangä nl imbar, habe ich etwa Fische gefangen, um dir (solche) zu geben. — Kas ande dügum ibe, gib mir diesen Tabak umsonst. — Jamba adi gaibga aiiärman, morgen werde ich zum Fischen gehen. — Adi be, ich auch. — Ni gigä ginmegen? adi wäbgä andegä ginmem, warum kommst du? ich komme eines Topfes wegen, deshalb. E.

Postpositionen.

§ 126. Die Bongu-Sprache kennt keine Präpositionen. Um die Beziehungsverhältnisse beim Substantivum auszudrücken, wozu im Deutschen die Präpositionen in Verbindung mit einem Nomen in einem bestimmten Kasus, oder mit einem Worte, das dessen Stelle vertritt, dienen, braucht- die Bongu-Sprache die

73

Kasussuffixe und die Postpositionen. Letztere werden dem Nomen nachgestellt, üben aber keinen Einfluß auf dessen Flexion aus. Da die unsere Präpositionen teilweise vertretenden Suffixe schon beim Nomen und Pronomen ihre Behandlung gefunden haben, kommen hier nur die eigentlichen Postpositionen in Frage. § 127. Die Postpositionen bezeichnen fast ausschließlich den O r t auf die Frage »wo?« und die R i c h t u n g auf die Frage »wohin?«: langü, beregü »auf« — Gitan beregü sien, auf dem Steine ist es; — gitan beregü ate, lege es auf den Stein; — afutm langü, auf dem Baume; — mana langü, auf dem Berge. dili (IiIi). Die eigentliche Bedeutung von dili (lili) ist ein in Gemeinschaftsein ein Verbundensein mit etwas und kommt so unserem »mit« nahe. Z.B.: Patgurin ge dilit ist der Beilstiel mit einem Beil verbunden? Tämö andü aga?i lili? lebt dieser Mann in Gemeinschaft mit einer Frau = ist der Mann verheiratet? larägii »unter«. — Tal larägü, unter dem Hause. — tal larägü kwe, gehe unter das Haus! (Die Häuser stehen auf Pfählen.) damügü »in«. — Gaib wal damügü sibeb, die Fische sind im Meer. — bogcs damügü döge, stecke es in die Kiste. arcgü »vor«. — Gotoi arcgü aheman sicn, ich stehe vor Gott. mögamgü »vor«. — Are mögatngü gulain, vor der Brust (dem Herzen) kam er herab. utürgü »über«. — Sin gatc utürgü sien, die Sonne ist über dem Kopfe (steht im Zenit). arogü »außerhalb«. — gögümü arogü mcabeb, sie sitzen außerhalb des Dorfes. — tal arogü atc, lege es außerhalb des Hauses hin. tar »aufwärts«, tir »abwärts«. — Gal samba tar, gatc tir ogcntum, wir beide sind die Füße aufwärts den Kopf abwärts hinaufgestiegen. gagai »ohne«, Mangel andeutend. — Adi gaü gagai ginmem, ich komme ohne Betelnüsse. — Ni ärc gagai, du bist ohne Herz (unbarmherzig). — Tämö gagai bele andegü kwain, wörtl.: Menschen ohne (nicht) Ort dorthin ging er = er ging an einen menschenleeren Ort. § 126. Wie aus obigem hervorgeht, sind die meisten der Postpositionen isolierte Iokative Kasus, die auch (vgl. die Adverbien) adverbiell gebraucht werden können. F. K o n j u n k t i o n e n . § 127. Da in der Bongu-Sprache das Verbum durch seine verschiedenen Formen fast alle die Verhältnisse zum Ausdruck bringt, die in anderen Sprachen die Verwendung von Konjunk-

74 tionen erfordern, weil die Sätze mehr durch den Sinn als durch Worte verbunden werden, sind nur eine ganz geringe Anzahl von Konjunktionen im Gebrauch. Sätze wie: »Als er gegessen hatte, ging er fort«. — »Wir konnten gestern nicht kommen, denn der Fluß war sehr groß«, werden in folgender Weise wiedergegeben: AndU ingi wes, aiien, wörtlich: »Er Speise gegessen habend, ging fort.« — Gä jäb gine bögoleomun, go'li ahiiboro sieren, wörtlich: »Wir gestern kommen wir schlecht, Fluß sehr groß war.« § 128. A l s k o p u l a t i v e K o n j u n k t i o n e n sind zu nennen: ne »und«; be »und«; »auch«; »sowohl — als auch«. Die K o n junktionen werden immer nachgestellt. Beispiele: Tämö ne, nangli ne wau aiieürban, Männer und Frauen und sind ins Feld gegangen. Nadl bul be sibol begaleban, sie (die Leute) haben sowohl ein Schwein als auch ein Känguruh erlegt. Kokell be, Bua be, Mul be nadi ginban, K . und B. und M. und sie sind gekommen. Sä be, bul be, moiigi be undeben, Hunde und Schweine und Kokosnüsse und haben sie ihnen gegeben. Tämö ne, kamandt ne, ingi ne gudit padaleben, Menschen und Tiere und Feldfrüchte und gingen zusammen zugrunde. Adi kas ibe, gib mir T a b a k ; adl be ibe, mir auch gib. — Adl be kiuafmem, ich will auch gehen. § 129. Kausale Konjunktionen: andegä »deshalb«, »deswegen«. Adi tapor akemem, andega adl ginmein, ich habe das Beil zurückgelassen, deshalb komme ich. G. I n t e r j e k t i o n e n . § 130. V o n solchen Lauten und Worten, die als unmittelbarer Ausdruck des Gefühls in die zusammenhängende Rede eingeschoben werden, besitzt die Bongu-Sprache die folgenden: e ! »he!« wird gebraucht, um die Aufmerksamkeit jemandes zu erregen, um jemanden anzurufen. arm! »vorwärts!« »los!« »drauf!« anspornender Ausruf bei Angriff einer Tätigkeit. perel kaje! Zuruf bei der Arbeit. Vorübergehende rufen so die Arbeitenden an. ariöl Ausruf nach vollendeter Arbeit. hol Verwunderung, Staunen und Schrecken ausdrückend. alöl \ alämöl | Ausrufe des Schmerzes. alel J

75 ganll gewiß!, wahrlich! Beteuerung ausdrückend. sos! Ausruf beim Suchen verirrter Hunde. Als Interjektion muß wohl auch der Ausdruck gaugögö (wahrscheinlich gauge, o, o = o, das ist süß!) angesehen werden; er drückt Schadenfreude aus. H. G r u ß f o r m e l n . § 131. Zwei einander begegnende Personen begrüßen sich gewöhnlich mit aba! oder ö aba! Bruder! Freund! o Bruder! d. h. wenn sie in keinem näheren Verwandtschaftsverhältnis zueinander stehen. Ist das letztere der Fall, so pflegt man den Ausdruck als Gruß anzuwenden, der dies Verhältnis bezeichnet. So grüßt der Enkel den Großvater mit ö waul o Großvater! ebenso der Großvater den Enkel. Denn wau bedeutet beides: »Großvater« und »Enkel«, ja auch »Enkelin«. Ebenso akai, »Großmutter«, »Enkel« und »Enkelin«. Wau und akai sind freilich auch Worte, die alten Männern und Frauen gegenüber im allgemeinen gebraucht werden und Achtung, sowie Ehrerbietung ausdrücken. Umgekehrt bedienen sich alte Leute Kindern und jungen Leuten gegenüber dieser Ausdrücke und reden sie wall. bzw. akai an bei der Begegnung, um Freundlichkeit und Herablassung zu bezeugen. Da die Volkssitte, richtiger die animistisch bestimmten religiösen Anschauungen des Volkes, verbieten, daß nahe Verwandte mit ihrem Namen angeredet werden, ja vielfach die Namen solcher Verwandten überhaupt nicht ausgesprochen werden dürfen, so dienen die Bezeichnungen für verwandtschaftliche Verhältnisse häufig als Surrogate für die Personennamen. Schwiegersohn und Schwiegervater begrüßen sich gegenseitig mit tañar; Schwiegermutter und Schwiegertochter grüßen einander mit rauaü. Schenkt jemand einem andern ein Schwein, so nennen sich und begrüssen sich Geber und Empfänger fortan mit kobuk\ ist die Gabe ein Hund, so grüßen sich beide mit nag um. Zu übersetzen sind diese Ausdrücke nicht, man müßte dann kobuk mit »Schweinegeber« und nagum mit »Hundegeber« wiedergeben. Wendet sich jemand von einer Gruppe oder einem einzelnen zum Weggehen, so sagt er zu dem oder den Zurückbleibenden gewöhnlich, was er zu tun beabsichtigt und das gilt als Abschiedsgruß. Z. B.: Aba, adi gögümü ogarmem, Freund! (Freunde), ich will ins Dorf hinaufgehen, die Erwiderung lautet: ogembe\ geh' hinauf! Die am meisten gebrauchte, dem Scheidenden zugerufene Grußformel aber lautet: gilembe! (sing.) und gillbal {gilibe) (plur.) geh! gehet!

76

Nähert sich jemand einem andern, dessen Namen er kennt, so grüßt er ihn damit, daß er ihn mit seinem Namen anredet, z . B . : 5 Büa!, wenn der betreffende so heißt, oder mit ö tämöl wenn es ein Fremder ist. Ebenso wird eine ganze Gruppe unbekannter Männer mit ö tämöl begrüßt. Eine Gruppe von etwa g l e i c h a l t e r i g e 11 L e u t e n grüßt man, indem man sie mit abatera anredet; abatera ist eine Art Plural von Bruder (aba). I.

Jäiibalan.

§ 132. Neben der gewöhnlichen, allgemein gebräuchlichen Sprache ist bei den Bongu-Leuten noch eine Geheimsprache — man könnte sie auch Gaunersprache nennen — im Gebrauch. Für gewöhnlich bedient man sich dieser Sprache nur auf See. Daher kommt es denn auch, daß sie nur von Männern verstanden wird und am besten natürlich von denen, die öfter Seereisen machen. Der für die Sprache gebräuchliche Terminus ist jäiibalan. Die Bedeutung dieses Ausdrucks ist nicht klar. Wörtlich übersetzt würde jäü-balan bedeuten: »Rede des jäii«. Jäii ist die bekannte beim Betelkauen zur Verwendung kommende Pfefferpflanze Macropiper Betle. Es ist jedoch nicht einzusehen, welche Beziehung diese Pflanze zu der Geheimsprache haben könnte. Der Umstand, daß diese jäiibalan hauptsächlich auf See gebraucht wird, bringt es mit sich, daß die Ausdrücke, die auf den — übrigens sehr eng begrenzten — Seefahrten der Bongu-Leute vorkommen, vornehmlich vertreten sind. Es handelt sich um Benennungen von Fahrzeugen, um einzelne Teile derselben, um Naturerscheinungen: Wind, Regen usw., um Namen von Inseln, Stranddörfern, Bergen, Riffen u. dgl. Da die Wörter der jäiibalan zum größten Teile Umschreibungen sind, die das Charakteristische der Sache andeuten, gehört ein gewisses Maß von Intelligenz und — ich möchte sagen — poetischer Beanlagung dazu, um sie gut anwenden zu können. Das ist auch der Grund, daß die Kenntnis dieser Geheimsprache bei den einzelnen Individuen eine sehr verschiedene ist, und der eine einen viel ausgebreitetem! Wortschatz zur Verfügung hat als der andere. Neben der Umschreibung gewöhnlicher Ausdrücke kommen Worte vor, in denen wir, wie es scheint, Reste einer älteren Sprachschicht vor uns haben. Denn batreta, panda, kokota, tili sind keine Umschreibungen und können vorläufig auch nicht etymologisch erklärt werden. Die Umschreibungen sind insofern

77 sehr interessant, als das Volk damit gewissermaßen eine Verbalexegese der umschriebenen Ausdrücke liefert. Die jaübalan beschränkt sich auf N o m i n a l a u s d r ü c k e ; die g r a m m a t i s c h e Form erleidet keinerlei Veränderung. § 1 3 3 . Wenn man nach dem Grunde für die Entstehung einer solchen Geheimsprache forscht, so geht man wohl nicht .fehl, ihn in der animistischen Denkungsart des Volkes zu suchen. Man fürchtet nämlich, daß die Seegeister (zval buga), die immer geschäftig sind, die Menschen zu verderben, den Personen und Sachen Schaden zufügen könnten, wenn sie mit dem richtigen Namen genannt werden. Aus diesem Grunde sucht man die Geister durch Umschreibungen der Dinge und Namen der Personen über die auf See sich befindenden Menschen zü täuschen, um so ihre böswilligen Absichten zu verhindern. Ganz dasselbe findet sich auch bei indonesischen Völkerschaften (cf. Nicolaus Adriani: Sangireesche Spraakkunst, Leiden 1 8 9 3 p. 53 ff. und Joh. Warneck: Die Lebenskräfte des Evangeliums, Berlin 1908 p. 52 ff.), wenn es sich auch nicht grade in jedem Falle um eine a u f S e e gebrauchte Geheimsprache handelt. Auch in Melanesien und Polynesien ist ähnliches zu beobachten. Für Melanesien cf. Condrington: The Melanesian Languages p. 255 »Un words«; für Polynesien Rev. J. E. Newell: C h i e f s Language in Samoa, in Transactions of the Ninth International Congress of Orientalists; Vol. I I ; London 1 8 9 3 . § 1 3 4 . Nachfolgend sei nun eine Anzahl der am häufigsten gebrauchten Ausdrücke wiedergegeben. Es lassen sich, wie mir scheint, drei Gruppen unterscheiden, und zwar: 1. U m s c h r e i b u n g e n . Gewöhnliche Sprache, göbun,

Boot, Kanu.

Ic, Ingwer (eine Zingiberacee; Zingiber amaricans). tü, Huhn. rar, Segel.

sin, Sonne. iiamgè, Auge.

Jäübalnn 1. aham agü, ein Stück Holz. 2. sugule, Knochen. aranaHii, großer Schmerz (wegen des beißenden Geschmackes). baide alni, großer Flügel. bagrl, Blatt (die Segel werden von Pandanus- Blättern gefertigt; vielleicht denkt man es sich auch als »Blatt« des Mastbaumes). biiilä ahn, große Zecke (Insekt). delam, Glühwürmchen.

73 sä, Hund. boUi, Brotfrucht. 1 moga, Banane. } kas, Tabak. gare lili, Europäer (in gare = Hülle befindlich). nauar, schlafen.

mongi, Kokospalme und Kokosnuß. gemor, Kind. gaib, Fisch.

bugagobun, europ. Boot, Ruderboot. kenaf, Kanarinuß.

bau, Taro.

den, Zuckerrohr. keu, »Kawa« (Piper methysticum). sagantm, Korallenriff. jäii, Macropiper Betle.

gägal ahii, etwas, das einen groß ansieht. gagl

ahii, sehr klebrig.

gäm, Rauch. gare a{m, große Hülle (besitzend). 1. gate iietar, den Kopf herabhängen lassen. 2. nam kabutar, die Augen zudecken. gatelagun, gate = Kopf; lagmii gäü i, unreife, einen noch wäßrigen Kern bergende Betelnuß. 1. gut gauge, süße, d. h. wohlschmeckende Suppe. 2. mer sum, Asche der Fackel von Kokosblättern (man fängt gewisse Fische nachts bei Fackelschein). iboh goliü sugule, die Hände abschälendes Boot; wegen der Blasen/ die sich beim Rudern bilden. ibon tütü, Fingerklopfer (weil man sich beim Aufschlagen der harten Nüsse leicht auf die Finger klopft). ingros ahii, großes Jucken (weil beim Schälen der Taro der Saft Jucken der Hände hervorruft). irirahii, großes Schlürfen (wegen des Einschliirfens beim Kauen des Zuckerrohrs). ise abii, sehr bitter. kakal ahii, große Härte. kokota nöga, Frau des kokota (kokota ist die Bezeichnung der Betelnuß in der Jäübalah).

79

naiigli, Frau.

gom, Name eines Vogels.

gägun, Schulterbeutel. gulumna, Ruder.

barum, große Trommel. | töra, Tritonmuschel. wuin, Riesenschildkröte. taual, schwarze (manganhaltige) Erde zum Färben der Zähne. bia, Feuer. karag, Südostwind. saman, Ausleger am Boot. gagam, Mond. auwö, Regen. tal, Haus. ahavi, Holz.

mal, Lendenschurz. äs, Vogel. bul, Schwein. 1, Trinkwasser. go'li, Fluß.

kwcnkivcii, was hin- und herschwenkt (wegen des Hin- und Herschwenkens derRöckchen). mana gobrogu, zerbrochener Schnabel (der Vogel ist bemerkenswert, weil er den nahenden Morgen durch sein Balzen ankündigt). mariii, das Umzuhängende. mcr, Fackel — mcr dogc, tauch die Fackel = das Ruder ein; rudere. momuk, Hummel; wegen des brummenden, summenden Tones. mosene ahn, großer Gestank. müb smn, Kohle des Mundes. namsarü, Blume, Blüte. ttarog tämö, Ostmann. iiöga, die Frau sc. des Bootes. rereia, was hell macht. sirita, was das Wasser steigen macht; siri, die Flut. sim, Vogelnest. iitrin, ein Stück Holz, das ans Boot stoßend den Ton Irin hervorbringt. tagiü, was umgetan wird. tili abiz, große Haare. ulita, was behaart ist. weit, das Essen, Trinken. weü a'ni, großes Essen.

2. B e n e n n u n g e n von L a n d s c h a f t e n und D ö r f e r n , und zwar a) nach den den Eingeborenen wichtig erscheinenden Erzeugnissen. Gewöhnliche Sprache. Rai, Name einer Landschaft (Maclaykiiste). Bugadim, Stranddorf.

Jäübalan. ibon tütü, Fingerklopfer (cLkenar) weil dort die Nüsse häufig sind. ingrosaHilicLbäii), großesjucken = große Taro. Es werden

8o

Gartma,

Stranddorf.

Mundere, Stranddorf Rai-Küste. Maragum,

an

der

Stranddorf.

Sambum, Constantinberg (Astrolabebai).

nämlich die Taro in Bogadim besonders groß wegen des günstigen Bodens. kokota = Betelnuß, weil diese Früchte dort zahlreich sind. 1nüb sunt = taual w. s. weil die schwarze (manganhaltige) Erde dort gefunden wird. pandente utrt, Ursprungsland der Bogen und Pfeile. sei ahif, großes Seil, wegen der großen Lianen.

b) nach anderen Gedageda, Name einer Insel — | Ragetta — und Benennung , der Bewohner der Insel. J Star, Insel und Leute von Siar.

Gambangä,

Stranddorf (Male).

Jambomba,

Jombainseln.

Koliku,

Dorf.

Bilibili,

Insel.

Merkmalen.

olamgu, im L o c h e ; Bezeichnung der L a g e der Inseln. olamgü tämö, Bezeichnung für die Bewohner = Leute, die im L o c h e sind, weil man gleichsam in ein L o c h (tiefe Bucht) hinein muß, wenn man nach Ragetta und Siar will. sinai ahn, großer Hunger, angeblich weil die Leute von dort sehr viel essen können. tinati, seine Mutter (melanesisch), Bedeutung? ult abü, viel Haare, die Leute von dort sollen besonders behaart sein vor anderen. ürakan, Bedeutung?

3. V i e l l e i c h t R e s t e ei er ä l t e r e n S p r a c h s c h i c h t . Gewöhnliche Sprache. Jä ü bala it. ival, Meer. batreta. mongt, Kokosnuß. lagün. gäü, Betelnuß. kokota. wäb, Kochtopf. maglesi. agal, Bogen (Waffe). pándente, ingi, Speise, Fcldfrüchte. pandapanda. titl. mana, Berg.

Zweiter Teil.

Syntax. A. A l l g e m e i n e s . § 135. D a vieles, was genau genommen zur Syntax gehört, bereits bei der Behandlung der einzelnen Redeteile Erwähnung gefunden hat, handelt es sich hier teils um eine Zusammenfassung des dort Gesagten, teils um ein näheres Eingehen auf die allgem. syntaktischen Regeln. § 136. Die Syntax der Bongu-Sprache ist im ganzen sehr einfach. Denn in Übereinstimmung mit dem Wesen der agglutinierenden Sprachen, welche die grammatischen Verhältnisse durch solche Bestandteile andeuten, die der stets unverändert bleibenden Wurzel prä- oder suffigiert werden, befindet sich auch die Syntax. Sie besteht nämlich im wesentlichen in einer mechanischen Aneinanderreihung der einzelnen Teile, die zu einem Satzganzen verbunden werden sollen. Die Sätze werden mehr auf dem Wege der Koordination statt der logischen Subordination gebildet. Daher rührt auch der so beschränkte Gebrauch der Konjunktionen und das Fehlen der Relativpronomen. A u s diesem Grunde kommt aber in diesen Sprachen der W o r t f o l g e eine weit größere Bedeutung zu als in den flektierenden Sprachen. Hier können die einzelnen Satzteile je nach ihrem größeren oder geringeren Werte so für den Hörer verteilt werden, daß er von vornherein einen Überblick über den Inhalt des Mitzuteilenden empfängt. Nicht so bei den agglutinierenden Sprachen; da wird ein Satzteil an den andern gereiht und erst das gewöhnlich am Ende des Satzes stehende Verbum gibt eine klare Vorstellung von dem Inhalt des Gesagten. In der Regel beginnt der Satz mit dem Subjekt und schließt mit dem Verbum. Zumeist geht das Bestimmende dem zu Bestimmenden voran: Der Genetiv dem Worte, das er bestimmt; A r c h i v f. d . S t u d . d t s c h . K o l o n i a l s p r .

B d . VIII.

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82 das Adverbium dem Verbum, der Nebensatz dem Hauptsatze. Für gewöhnlich ist es auch so, daß jeder Satz nur ein V e r b u m f i n i t u m enthält, das seine Rektionskraft auf alle anderen Verbalausdrücke geltend macht. Z. B.: Suli andü tañar andam nal ata in. Andü ginares, le es, baii garui es, aus es, ginain. Wörtl.: S. er Schwiegervater seinem l a g bestimmte. Er kommen wollend, Ingwer nehmend (genommen habend), Taro-Pflänzlinge nehmend (genommen habend), aus nehmend (genommen habend), kam er. — Suli bestimmte seinem Schwiegervater einen Tag. Als er im Begriff war (willens war) zu kommen, kam er, nachdem er Ingwer, Taro-Pflänzlinge und aus (Blutenkolben von Saccharam edule) an sich genommen hatte. Nadl keü übes, Düdü boro andü keil gamba es, keü gamba üjain, sie Kawa genossen habend, D. der Große er der Kawa Trinkgefäß genommen habend, der Kawa Trinkgefäß gab er, d. h. hier: brachte in drehende Bewegung. = Nachdem sie Kawa genossen hatten, nachdem der große Dudu den Kawabecher ergriffen hatte, bracht er den Kawabecher in drehende Bewegung. Nach diesen mehr allgemeinen Bemerkungen wenden wir uns nunmehr zu den spezielleren Regeln der syntaktischen Fügung. B. D i e W o r t f o l g e . § 137. D a s S u b j e k t . In der Regel nimmt das Subjekt die erste Stelle des Satzes ein und steht immer v o r dem Verbum. Z. B.: Andü ginegen, er kommt; — gemor nadi raraban, die Kinder haben gespielt; — adi waugü kzvafmcm, ich ins Feld will gehen; — nañgll ginhan? sind die Frauen gekommen? wörtl.: Frauen gekommen? — bul ginheb't kommen die Schweine? wörtl.: Schweine kommen? § 138. D a s A k k u s a t i v o b j e k t folgt für gewöhnlich dem Subjekt und geht dem Verbum voran. Z . B . : Adi iñgi ümesen, ich Speise essend; — nal añam göban, sie beide haben Bäume gefällt; — tämö tal atebesen, (die) Männer Haus bauend; = gä nl nemun, wir dich haben gesehen; — nid i gaib aban ? ihr Fische habt gefangen? § 139. Liegt ein besonderer Nachdruck auf dem direkten Objekt, so kann es dem Subjekt vorangehen. Z . B . : bul andü wen, iñgi andü äkiain (das) Schweinefleisch hat er gegessen, (die) Zukost hat er verschmäht; — dö gä onemun, amdam gä one gagai, (den) Knaben haben wir gesehen, seine Mutter haben wir nicht gesehen.

83 § 140. Das von dem direkten Objekt Gesagte trifft auch zu auf das i n d i r e k t e O b j e k t ; es kann v o r dem Subjekt stehen, in der Regel folgt es aber seinem Subjekte und geht immer seinem Prädikate voran. Z. B.: ntgä adiginmem, deinetwegen komme ich; wörtl.: wegen dir ich komme; — nangli ingigä aiien, (die Frau nach Feldfrüchten ging fort; — nadi andügä biinabesen, sie wegen ihm rühmend, = sie rühmen ihn. § 141. Das a t t r i b u t i v e A d j e k t i v . Tritt zu einem Substantiv ein attributives Adjektiv, so wird es seinem Substantive nachgestellt. Z. B.: Tämö bilcn, Mann guter; — tal ahn, Haus großes; — i muigut, Wasser kühles; — sä jaulbi tbe, den gelben Hund gib mir; — mohgt sanglen dugore, die reifen Kokosnüsse wirf herab. Wenn Ausdrücke sich finden, wo das attributive Adjektiv seinem Substantiv voranzugehen scheint, so haben wir das Adjektiv wohl als ein nom. subst. aufzufassen, das im Genetivverhältnisse steht: bögolc tämö, der Schlechtigkeit Mann; — badindi tämö, des Stehlens Mann, = Dieb. § 142. Das p r ä d i k a t i v e A d j e k t i v . Der prädikative Gebrauch des Adjektivums unterscheidet sich in keiner Weise von dem attributiven. Zu beachten ist beim prädikativen Adjektive, daß es nicht, wie im Deutschen, durch die Kopula von seinem Substantive getrennt werden darf. Also nicht: tal sien ahii, (das) Haus ist groß, sondern: tal ahn sien, Haus groß ist. — Wal gute sien, das Meer ist tief; — bul keneneü stberen, die Schweine waren klein; — gada torog sieren, der Speer war stumpf; — ni bilen simegcn, du bist gut. Anmerkung. In Konstruktionen wie gada ande alüe, dieser Speer (ist) spitzig; — zväb ande kcneneii, dieser Topf (ist) klein; — moga ande gagauge, diese Bananen (sind) süß, scheint das prädikative Adjektivum verbale Kraft zu gewinnen. (Wegen des letzten Satzes cf. § 20, c.) § I43. Das adjektivische Possessivum, im attributiven Sinne gebraucht, geht im Gegensatz zu dem a t t r i b u t i v e n Adjektivum seinem Substantiv stets voran. Z. B.: Adim wau sien agai, mein Feld ist hier; — gam tämö üleö sibeb, unsere Männer sind am Strande; — indäm mongi gä äkemum, eure Kokosnüsse mögen wir nicht; — galim mem main, unser beider Vater ist tot. § 144. D e r G e n e t i v . Mit wenigen Ausnahmen hat der Genetiv seine Stelle vor dem Nomen, das er näher bestimmt.

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84 Z. B.: Tämö tal, Mannes Haus; — ai tal, des Ai Haus; — mongl sungela, der Kokosnuß Schale; — nangll a?idam gemor, der Frau ihre Kinder; — bul andam orü, Schwein sein Schwanz. Die letzten beiden Genetivbildungen entsprechen den falschen Genetiven im Deutschen, z. B.: »Müller sein Sohn«. § 145. D i e W o r t f o l g e in F r a g e s ä t z e n . Die Wortfolge in Fragesätzen ist ganz dieselbe wie in affirmativen Sätzen. Die Fragepartikel bei Satzfragen, d. h. bei solchen Fragen, auf die der Fragende auf den ausgesagten Gedanken nur eine Bejahung oder Verneinung erwartet, ist »/« und steht am Schlüsse des Satzes. Diese Partikel wird leicht überhört und wird auch nur relativ selten angewandt, weil die Frage meist durch B e t o n u n g ausgedrückt wird. A f f i r m a t i v e r Satz: Andü ginaren, er wird kommen. I n t e r r o g a t i v e r Satz: Andü öginaren e ? ] . , , . , . • > wird er kommen: A Andu ginaren r J Affirmativer Satz: Göbun ande gam, dieses Boot gehört uns. I n t e r r o g a t i v e r Satz: Göbun ande gatn et I ... _ , . , ° > gehört dieses Boot uns. Gobun ande gam ? j 0 § 146. W o r t f r a g e n , d. h. Fragen, in welchen der Fragende über ein einzelnes Wort im Satze Auskunft haben will (Subjekt, Objekt, Attribut, Prädikat), werden mittels eines Adverbium oder Pronomen interrogativum gebildet. Z, B.: NT sirau de atemen ? wo hast du das Messer hingelegt? — Bul gongnntl galebanl wieviel Schweine habt ihr erlegt? — Tämo de nami ginain? welcher Mann kam früher? — Bllin ande dän aieben? wer alles hat diese Brücke gebaut: Bei solchen mit einem Adverb, oder Pronom. interrogativum gebildeten Fragen ist die Fragepartikel natürlich überflüssig. § 147. Die b e j a h e n d e Antwort auf S a t z f r a g e n wird entweder einfach mit »0!« gegeben, oder mit »