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German Pages 372 Year 1889
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Königlich Pt eauftisch2n
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1880
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Im Afra: 2 Lie 13m ents Gy den Grb.auc< der Unteroffiziere und Tetannschäften vesselbon im Jahve 1884 dargesrellt-und bis zur Zettzeit fortgesett "1ycr* du.
von VYagensky
Hanptnmann im Generatlsto"os der 2. Garde-Infanterie-Divisio-
2. Liitfsage.
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Königlich Preußischen
4. Garde-Regiments zu Fuß +
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1860-1889.
Im Auftrage des Regiments
für den Gebrauch der Unteroffiziere und Mannschaften desselben im Jahre 1884 dargestellt und bis zur Jettzeit fortgesetzt uu dr“
von Yagensky
Hauptmann im Generalstabe dex 2, Garde-Infanterie-Division.
2. Auflage.
5. bis 8. Tausend. Mit einem Bildniß Seiner Majestät des Kaisers und Königs in der Uniform ves Regiments, einem farbigen Uniformbilde und Skizzen.
Berlin 1889. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Koclin v. Bölins8au, habe ih mich, =- unter Benutzung bezüglicher Aufzeichnungen des Sekondlieutenants v. Dri-
galski des Regiments, = gern der ehrenvollen Arbeit einer Fort-
sezung der Regimentsgeschihte bis auf den heutigen Tag unterzogen. Und so übergebe ich denn dieses Buch in seiner neuen Gestalt
meinem lieben alten Regiment mit dem von Herzen kommenden
Wunsc
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Pp:
d. 2. Bat3.
2. Garde-Ldw. Regts.,
vordemi. Kaiser Franz
Bernhard v. Conta o
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11 | 12 -
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14
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2. Garde-Cdw. Regts., 1. Bats. (Berlin)
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„Maior
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3. Bats. (Kottbus)
Führung
der
Maioxr Johan v. Oe3feld (ebe BRAT REDUU .
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Gren. Regt.
zweiter Kommandrx. des
SII i. Garde-Res. mittelst A.K.-O. v.
d. 1. Bat3.
5
einstweilen beauftragt, vordemi. Kaiser Franz
Hauptm.
5
2. Garde-Ldw. Regts.,
Gustav Graf von der
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Hugo v. Loo3
*
Arthur v. Petery ü
Otto v. Stülpnagel
Hugo v. Wolffradt
Oskar v. Shachtmeyer Rudolph v. Shwemlexr
Bodo Herwarth v. Bittenfeld .
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FE: Ble>en v. Shme- 12 ing
Friedrich v. Holhendorff Rudolph Bar. v. Buhl gen.
Schimmelpenninz
von der Oye
zweiter Kommandx. des
vordemi. Kaiser Franz
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Schulenburg
ESER DeL27201:
ZUN des
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Vilhelm Graf v. Sclief-| 2 ew
2
Gren. Regt. de-
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" Bataillone
des
9 xomb. Garde-
Inf RIE Regts kom
nandirt
durch A. K.-O. v:
Major befördert
mittelst A. K--O.
vom 7. Juni 1860
3. Dienstleistung De 2. FERI
. “Zie ommandirt; mittelst A. K.-O.
vom 1.Juli 1860 definitiv zu dem-
felben verseht
SPIA2
18|
Nr. |
19
Charge
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Heinrich Frhr. v. Ledebur
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Z
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Früheres Verhältniß
Zuname
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Ludwig v. Werthern
-
23 24
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2
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Ruf- und
harg
-
30 |
Hugo Graf v. Lüttichau
-
August v. Graevenis 1.
11
Robert v. Scholten I. Werner v. AlvenSleben
9 3
Ferdinand v. Esebe> George Lyons
.
6
Alfred v. Scholten I].
12
Hermann v. Rhaden
31)
HermannFrhr. v. Dobene>|
7
Hermann v. Chappuis
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38 * 39
3. Dienstleistung
Garde-Ref. Regt.
bein 2: kombin:
WuRReh
:
definitiv zu demselbe neren?
3
Albrecht v. Carlowitz
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Georg v. Graeveniß Il.
-
Wilhelm v. Clausewiß
vom 7. Juni 1860
- 2. Garde-Regt. zu Fuß
Fritaeim 9erwar v.Bitense Hermann. v. Bor>e Carl v. Schmidt
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mittelst A. K.-O.
4
Rudolph v. Bünau
32
Bemerkungen
mittelst A. K.Ovom 1. Juli 1860
Hermann Frhr. v. Plotho| 1 Carl Frhr. zu Inn- und 10
40 |
Knyphausen Carl v. Ramm
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Otto v. Grone Friedrich v. Trotha
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Unterstab.
Dr. Rudolph Hesse .
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Bemerkungen
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Assist Aratim Dr. Albert Hoerling
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Schon dur< Allerhöchste Kabinet8-Ordre vom 3. Mai 1860 war
dem jungen Regiment die alte brandenburgische Havelfestung Spandau als Garnisonort angewiesen worden und gleichzeitig au8gesprochen, daß zwei Kompagnien des Regiments eventuell später in Charlottenburg stehen sollten.
Der Zusammentritt des Regiments erfolgte hier am
25. Mai 1860, und zwar trafen die Bataillone dort folgendermaßen ein: am 24. Mai 1860 1. Bataillon, bi8her Berlin, in Stärke von:
43 Unteroffizieren, 3 Spielleuten und 195 Mann;
am 25. Mai 1860 2. Bataillon, bisher Magdeburg, in Stärke von: 27 Unteroffizieren, 10 Spielleuten, 188 Mann und 2 Lazareth-
Gehülfen;
am 25. Mai 1860 Füsilier-Bataillon, bi8her Kottbus, in Stärke von: 29 Unteroffizieren, 4 Spielleuten, 201 Mann und 1 Lazareth-
Gehülfen.
Was die äußere Erscheinung unseres Regiments anbelangt, so
erhielten wir die Uniform der Garde zu Fuß, den blauen Waffen-
rxo> mit rothem Kragen und gleichfarbigen schwedischen Aufschlägen,
beide besetzt mit weißen Gardelizen; von dem 2. Garde-Regiment bekamen wir außerdem die gelben Knöpfe und als einziges Unter-
scheidungszeichen von demselben anstatt der rothen Achselklappen solche in blauer Farbe.
Der Ersatz des Regiments sollte grundsätzlich aus dem Bezirke
16
--
des 3. und 4. Armeekorps ausgehoben werden, und bis zum Jahre 1868 waren e8 auch wirklich) nur die Söhne des Stamm-
landes Brandenburg und der Provinz Sachsen, welche sich um unsere Fahnen schaarten. Von 1868 ab erhielten jedoch auch wir, wie die anderen Garde-Regimenter, unsere Rekruten aus allen Theilen des Landes und seit 1871 auch aus Elsaß und Lothringen. Das 4, Garde-Regiment zu Fuß. 4. Juli 1860.
Am 4. Juli 1860 erließ Seine Majestät an den Kriegsminister
die nachfolgende Allerhöchste Kabinet8-Ordre:
Bei der nun vollendeten Reorganisation der Armee verleihe
J< den Truppentheilen aller Waffen die aus der beiliegenden
Zusammenstellung ersichtlichen Benennungen, bei denen J< theils die ruhmwürdige Vorgeschichte und den Ursprung der Regimenter2c.,
theils ihre besondere taktische Bestimmung im Auge gehabt habe.
Sie haben hiernach der Armee das Weitere bekannt zu machen. Baden-Baden, den 4. Juli 1860,
Im Namen Seiner Majestät des Königs gez. Wilhelm, Prinz von Preußen, Regent. Das 2. kombinirte Garde-Jnfanterie-Regiment erhielt hierdurch
seine gegenwärtige Benennung: „4. Garde-Regiment zu Fuß“.
Der Name des 4. Garde- Regiments zu Fuß hat sich einen guten Klang erworben. ES ist daher die Pflicht jedes Einzelnen, der demselben anzugehören die Ehre hat, dafür Sorge zu tragen, daß dieser Name auch in Gegenwart und Zukunft vein und flekenlos erhalten bleibe, damit wenn von treuen und braven Soldaten ge-
sprochen wird, auch fernerhin und zu allen Zeiten der Name des 4. Garde-Regiment8 zu Fuß mit Auszeichnung genannt werde! Der Truppenverband des Regiments,
Jn dem Truppenverbande, in den das junge Regiment ein-
gereiht wurde, lag für dasselbe die Aufforderung zu besonderer Auszeichnung, Unser Regiment ist, wie wir gesehen haben, aus Truppen-
theilen der Garde =- als ein „Garde-Regiment"“ errichtet worden
und gehört zum Garde-Korps.
Ausgewählter Ersaß aus allen
Theilen unseres Vaterlandes, reicher gesten Führung desselben zu verdanken war, sehr zufrieden sein. Während das Füsilier-Bataillon auf Vorposten zog, kamen das
1. und 2. Bataillon ins Quartier nach Eritsoe, nur 4000 Schritt
von den äußersten Festungswerken entfernt. Es dauerte auch nicht lange, so scen des vorliegenden verschanzten Lagers an mehreren Stellen in hellen Flammen. Der Feind ant-
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-
wortete fast nur mit Bomben schwersten Kalibers, welche tief in den
aufgeweichten Boden einschlugen und daher meist gar keine Spreng-
wirkung hatten.
Um 10 Uhr, nac< dem Abkochen, löste das Regiment die Vorposten ab. Man stand nun dem Feind unmittelbar gegenüber, und
fortwährende Neereien der Patrouillen verriethen die Lust, sich endlich mit demselben ernstlich zu messen. Bei einer dieser Patrouillen hatte sich der Unteroffizier Conrad der 8. Kompagnie dem Feinde
zu sehr genähert und wurde 250 Scritt vor der feindlichen Stellung s und die Entschlossenheit, mit denen sich unsere
Offiziere und Mannschaften bei diesem energischen Vorstoß benahmen, verdienen alle Anerkennung. Besonders hoch ist e8 denselben anzurechnen, daß man dem Feinde, ohne zu schießen, zu Leibe ging, ein
Beweis hohen Muthes und großer Kaltblütigkeit.
In eine zwischen den Zügen der 6. und 7. Kompagnie ent-
standene Lücke hatte sich schnell ein Zug der 3. Kompagnie unter
Lieutenant v. Chappuis eingeschoben, und zur Deung unseres weit vor dem rechten Flügel der Nebenvorposten befindlichen linken Flügels wurde Lieutenant v. Hellermann mit einem Zuge der 4. Kompagnie
auf der Chaussee vorgeschikt. Besonders ausgezeichnet hatten sich von den Mannschaften des
2. Bataillons Unteroffizier Nosenau und Gefreiter Kleemann,
sowie der Unteroffizier Reiner 6. und die Grenadiere Res ung in der Mulde fand, doch den größten Theil ihres Sturmlaufes bis nach Schanze I =- es waren etwa 800 Schritt --
nicht allein ungede>t im Frontalfeuer von Schanze 1, sondern auch im Flankenfeuer von Schanze Il zurücklegen.
Vom Meere aus drohte
überdies das dort postirte Panzerschiff „Rolf Krake", welchem der Soldatenwitz abwechselnd die Namen „Wolf Racer“ oder „Rudolph Arrak“ gegeben hatte, und dessen unheimliche Nähe uns Flankenfeuer auch von der anderen Seite versprach. Schanze I selbst war ein fünfseitiges geschlossenes, mit einem
hölzernen Blockhause versehenes Werk, welches mit sechs Geschüßen besezt war.
Die ungefähr 12 Fuß hohe Brustwehr umgaben ein
15 Fuß tiefer Graben, hohe Pallisaden und alle erdenklichen Hinder-
nisse. Nach dem Meere zog sich von der Schanze aus ein Laufgraben,
vor welchem sich ein durch Pallisaden verstärkter Hindernißgraben befand, der mit zwei Espignolen, Geschüßen älterer Art, besezt war.
Ein besonderer Laufgraben verband Schanze I und I]; er war eben-
falls zur Jufanterie-Vertheidigung eingerichtet und mit zwei Feld-
geschützen besekt.
- Die zweite Schanzenreihe, etwa 800 Schritt hinter der ersten,
war schon mit Geschüßen versehen, jedoeh im Bau noch nicht vollendet und bestand in ihrem südlichen, für uns wichtigen Theile aus drei in der Kehle offenen Werken, welche ungefähr hinter den Schanzen I, I] und III gelegen waren.
Berbunden wurde die erste
und die zweite Sc. Bei dieser Kompagnie standen zur Zeit des Sturmes an
Offizieren:
Premierlientenant v. Möller,
Sekondlieutenant The Losen, Sekondlieutenant der Landwehr Jacobi v. Wangelin,
Portepeefähnrich Richter.
3) aus den Sturm-Kompagnien: der 4. Kompagnie unseres Regiments unter Hauptmann v. Stülpnagel und der 5. Kompagnie
des 3. Garde-Regiment8 zu Fuß unter Hauptmann v. Petery. Bei unserer 4. Kompagnie nahmen folgende Offiziere an dem
Sturme Theil: Premierlieutenant der Garde-Landwehr v. Puttkamer, -
der Landwehr Gläser,
Sekondlieutenant Schüßk,
v. Müller vom Garde-Füsilier-Regiment,
welcher Letztere die Erlaubniß erbeten hatte, sich an dem
Sturm auf die Schanzen freiwillig betheiligen zu dürfen. 4) den Reserve-Kompagnien: der 1. Kompagnie 3. Garde-Regi-
ments unter Hauptmann v. Seegenberg und der 5. Kompagnie
des Regiments Elisabeth unter Hauptmann v. Hahnke.
Diesen
Kompagnien war ein Artillerie-Offizier, Lieutenant Schmölder, mit
15 Kanonieren zugetheilt.
Die Nacht vom 17. zum 18. April war milde.
Auf beiden
Seiten schwieg das Artilleriefeuer fast völlig. Zwischen 1 und 2 Uhr früh rückten die Sturmfkolonnen, lautlos,
um nichts zu verrathen, in die 3. Parallele ein.
Mütze, gerollter Mantel, ohne Gepä>.
Ihr Anzug ist
L] 53
Formation der Sturmkolonne Nr. 1 zum Sturm.
Kommandeur: Major v. Conta,
M
Adjutant; Lieutenant v. Ramm, ) vom 4. Garde-Regiment zu Fuß.
Schütßen-Kompagnie. |
L
4. Komp. 3. Garde-Regts. z. F-
Hauptm. v. Reinhard.
Arbeiter-Kompagnie. |
5. Komp. 4. Garde-Regts. z. F-
E 1/5 Pionier-Kompagnie.
..
5. Komp.3. Garde-Regt3.3.F.
5 Artilleristen,
Sturm-Kompagnien. !
Hauptm. v. ID 53
„
Reserve-Kompagnien.
1.Komp.3.Garde-Regt8.3.F. + .
Hau ptm. v. Seegenberg.
.
, 4.Komp.4. Garde-Regt3.3.F.
-.. Hauptm. v. Stülpnagel.
Reperbeegyi Hauptm. v. Hahnke.
maa 15 Artilleristen.
Beim Dämmern des entscheidenden Tages beginnt das Feuer
aller preußischen Batterien, sleigert sich fortwährend an Stärke und Heftigkeit, und allmälig verstummen ihm gegenüber die niedergefämpften dänischen Geschüße.
Die Stunde des Sturmes naht heran. Jn den Schanzen scheint
sich nichts zu regen, der Feind also den nahe bevorstehenden Angriff nicht zu ahnen. Um 9?/4 Uhr ist Alles vollständig bereit und auch diejenigen, die, wie der faltblütige Lieutenant The Losen, bis zu diesem Augenblike ruhig hatten schlafen können, erheben sich und harren gespannt der Stunde, welche ihnen die ersehnte Gelegenheit zu besonderer Auszeichnung bieten soll. Es ist 10 Uhr! |
Plöklich verstummen alle Geschüße.
Aus der 3. Parallele
steigen die Sturmfolonnen gleichzeitig heraus und stürzen mit lautem, weithin schallendem Hurrah gegen die Schanzen vor. ;
Die Schützen- Kompagnie der Kolonne 1 wirft im Lausschritt
einen Zug gegen den Verbindungs8graben der Schanzen I und 1, die beiden anderen Züge stürmen gegen die linke Flanke von
158 YAprir.
en, dann, auf 200 Schritt herangekommen, macht die ganze dänische Linie Halt und eröffnet hinter den Knicks das Feuer.“ Lieutenant v. Ramm, welcher sich einen Zug aus den Mannschaften der Sturmfkolonne gesammelt hat, giebt bei dieser Gelegenheit seinen Leuten ein heldenhaftes Beispiel von Verachtung der Gefahr, indem er, jede De>ung verschmähend, von der Höhe der
Brustwehr den Feind beschießt.
3Sr.255. zu Kni> wurden nun die letzten Reste des 20. Regiments, geführt von einem der jüngsten Offiziere, bis an den Brücken-
fopf gedrängt und dem von Schrecken ergriffenen Feinde noch an 400 Gefangene abgenommen.
Bis zu dem letzten Knick vor dem
feindlichen Brückenkopf folgten die tapferen Angreifer. Hier gebot das Feuer des starken, mit Jnfanterie und Artillerie besezten Werkes, wie auch das unterstüßende Feuer vom Alsener Ufer und vom
Sonderburger Schlosse dem Siegeslaufe der schwachen, jezt aus Mannschaften aller sechs Sturmkolonnen zusammengesetzten Abthei-
lung endlich Halt.
Sehen wir nun, was die anderen sechs Kompagnien des Regiments an diesem Ehrentage geleistet hatten. Die Garde- Division, welhe mit der Brigade v. Röder die
8
BEB,
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lezte Reserve bildete, hatte sich am 18. April Morgens bei Satrup versammelt. Mit unserem Regiment an der Spitze, marschirte sie gegen 10 Uhr, bald heftiges Feuer vernehmend, nach Düppel, woselbst die Tornister abgelegt wurden. Schon unterwegs wurde die Einnahme der Schanzen 1 bis VI bekannt, und die endlosen Züge
von Gefangenen, welhe man aus den Schanzen nach rückwärts
führen sah, gaben Zeugniß von dem glücklichen weiteren Fortschreiten
des Gefechts. Deutlich konnte man vom Ostaus8gange von Düppel erfennen, wie die Schanzen VIT, IX und X von ihren dänischen
Besatzungen verlassen wurden.
Es schien, als sollte das Regiment abermals in unmittelbarer
Nähe des Feindes und eines sich dicht vor ihm abspielenden Gefechts
dennoch nicht zum Kampfe gelangen.
Es war 11?/4 Uhr, als das Regiment von dem General von der Mülbe den Befehl erhielt, „den die Schanzen besetzenden Truppen als Reserve zu folgen“. Oberst v. Korth. läßt die Fahnen entrollen und rückt sofort nach Schanze IX. Es ist dies die erste eroberte feindliche Position, vor der man steht. Die Umgebung trägt
alle Spuren des eben stattgehabten Kampfes. Dem Gefühl des Sieges, der Aller Herzen stolz und froh machte, Ausdru> zu geben, schi>t Oberst v. Korth die Regiments8musik unter dem Stabshoboisten Roßberg auf die Brustwehr, läßt von derselben „Heil Dir im Siegerkranz" spielen und bringt Seiner Majestät dem Könige ein
jubelndes Hurrah.
Nach kurzem, etwa viertelstündigem Aufenthalt in der Schanze
fommt die Nachricht, daß die Brigade v. Schmidt das Gefecht wieder begonnen habe. Jufolge. dessen avancirt der Oberst v. Korth unter den Klängen des Yorkschen Marsches mit den beiden Bataillonen (das 1. unter Major v. Oesfeld, das 2. unter Hauptmann v. Holtzen-
dorff) bis zu einem Kni> 800 Schritt westlich des Brückenkopfes. Hier wird gehalten und die Verbindung mit dem links stehenden 18. Regiment gewonnen, welches Schüßzen gegen den am jenseitigen
Ufer des Alsensundes stehenden Feind vorgenommen hat. Um diese Zeit war den dänischen Brigaden der Rückzug nach
Alsen gelungen; nur allein der Brückenkopf, besetzt mit vier Bataillonen und vier Geschüßen, war noch in den Händen der Dänen. Dieselben
schienen diese Verschanzung halten zu wollen. Mindestens 50 Geshükßze richteten von Alsen her ihr Feuer gegen den Angreifer; die dänische Garde und die 3. Brigade hatten die Laufgräben am Ufer
59
und die zur Vertheidigung eingerichteten Häuser von Sonderburg
besetzt. Jhnen gegenüber befanden sich 71 preußische Geschükße im
Feuer, denen es aber noch nicht gelungen war, das Gewehr- und Geschüßfeuer des Feindes zu dämpfen.
Die vorderste, dem Brückenkopf zunächst befindliche Abtheilung
war in dieser Zeit der jezt etwa 70 Mann starke Schüßensce nach Alsen unter Feuer nahmen. Links
schlossen sich die übrigen Theile der ersten Sturmkolonne, untermischt
mit Leuten des 60., 35. und 18. Regiments, an, hinter ihnen zwei Kompagnien des Leibregiment8. An der Chaussee stand ein Zug des 35. Regiments unter Lieutenant Graf Schulenburg und nördlich der Chaussee, etwa 600 Schritt vor dem Werke, Abtheilungen des 18., des 13. und des Leibregiments. Nach kaum 10 Minuten langem Halt, in dem Augenbli>, als eine kleine Abtheilung Dänen den Brückenkopf wegen des darin aus-
gebrochenen Feuers verläßt und Lieutenant Graf Schulenburg mit seinem Zuge gegen denselben voreilt, faßt der Oberst v. Korth den
Entschluß, den Brücenkopf zu erstürmen und womöglich mit dem
geschlagenen Feinde zugleich nach Alsen hinüber zu dringen. Das 1. Bataillon tritt, in Kompagnie-Kolonnen hintereinander,
in der Reihenfolge: 2., 3., 1. Kompagnie an.
Hauptmann v. Kro-
sigk, der Chef der 2. Kompagnie, läßt den Zug des Premierlieutenants
v. Scholten in der Front und den Scüßenzug des Lieutenants v. Trotha in der rechten Verlängerung ster Stellung an der Chaussee bis zum Ende des Gefechts. -
Das 1. Bataillon geht mit sung in den Chausseegräben findend. Lieutenant der Landwehr Schultze und der erst 17jährige Lieutenant v. Pfuhlstein, der vor wenigen Tagen aus dem Kadetten-Korps zum Regiment gekommen war, werden hier verwundet.
Infolge der durch das mörderische Feuer entstehenden Verluste
schwanken Tritt und Richtung in der nur noch aus vier hintereinander
aufmarschirten Zügen bestehenden Angriffskolonne. Jn diesem Augenbli> dreht sich der Regiment8kommandeur Oberst v. Korth nach
derselben um und tadelt heftig die schle im rechten Oberschenkel ge-
troffen, schwer verwundet zusammen, mit seinem Blute die Erfüllung seiner Pflicht und seine Treue gegen den König besiegelnd. Neben ihm fallen todt und verwundet viele brave Grenadiere seines Regiments. Mehrmals wird die Sturmfahne von feindlihen Geschossen umgerissen, aber immer von den tapferen Mannschaften der 3. Kom-
pagnie, von denen sih Sergeant Hildebrandt und Gefreiter Stitz durch Ruhe und gutes Schießen besonders auszeichnen, als Zeichen ihres Sieges und ihres unerschro>enen Muthes wieder aufgerichtet. Fast ohne Gegenwehr bleiben die Reste der tapferen Sturmfolonne dem Feuer der hinter Erdaufwürfen und in Häusern gedeckt stehenden
Dänen auf Alsen überliefert; namentlich ein in der Verlängerung des Grabens auf Alsen dicht am Ufer eingegrabenes Geschütz wirst mit entsetzlicher Sicherheit Granate auf Granate in den Brückenkopf. Ziemlich zur selben Zeit mit der Verwundung des Obersten v. Korth war durch den Lieutenant v. Clausewitz an das 2. Ba-
taillon der Befehl gelangt: „dem 1. Bataillon zu folgen". Das Bataillon hatte sich eben wieder, mit der 8. Kompagnie an der Tete,
in raschem Tempo in Bewegung geseßt, als der Brigadeadjutant, Premierlieutenant Freiherr v. Ende, den Befehl überbringt; „zu halten". Das Kommando zum Halten erreicht jedoch nicht mehr die vorderste Staffel, und so kommt es, daß ein Theil der 8. Kompagnie
mit den an der Tete befindlichen Lieutenants Herwarth v. Bitten-
feld, Baron de la Motte Fouqu6, Graf Clairon d'Haussonville und Portepeefähnrich v. Wolffradt ebenfalls bis in den
Brückenkopf vordringt. Fast gleichzeitig hiermit stürmen nocwärts, --
ohne Gebrauch machen zu können von der eigenen Waffe, =- eine schwere, wohl die schwerste Probe! =- Sie wurde bestanden. Gegen 9 Uhr traten die drei Kompagnien des 1. Bataillons
den Rückmarsch nach der dritten Parallele an, wo sie abkochten und biwakirten. Die drei Kompagnien des 2. Bataillons hatten, Dank ihrer mehr gede>ten Stellung an der Chaussee, schon gegen 5 Uhr aus dem Feuer gezogen werden können. Nachdem sie hinter Schanze IV
abgefo geben. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz forderte sich drei Amputirte zu lebenslänglicher leichter Beschäftigung im kronprinzlihen Dienst; zahlreich waren gleiche Wünsche von Seiten des Adels
und des Gutsbesiterstandes. Künstler, Fabrikanten und Handwerker erboten sich, erwerbsunfähig gewordenen Soldaten unentgeltlich die Fertigkeit zu neuem Erwerbe zu lehren, und Mancher, der selbst mit
Glücsgütern wenig gesegnet war, theilte durc, das Regiment vor dem Feinde fommandiren zu können, und führte es in schneidigster Weise zum
Siege!
Das Zusammenschließen der neuen Familie, an deren Spitze er
gestellt war, lag dem Oberst v. Korth besonders am Herzen.
Er
gab dieser Empfindung Ausdru> durch wiederholten Hinweis auf das Wort: „Fest sei der Bund!" einen Keryspruch, dem sein Geschlecht durc< Jahrhunderte nachgelebt hatte, welcher dann im Regiment als ein theures Vermächtniß bewahrt blieb und noch heute als dessen Devise in Ehren gehalten wird.
Nach einigen Märschen bestiegen die drei Bataillone am 12. Dezember in Büchen die Eisenbahn und langten in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember in Spandau an. Jhr Empfang war ein
überaus herzlicher. Dicht gedrängt, Kopf an Kopf, standen die Einwohner auf dem Bahnhofe und begrüßten bei Fackelbeleuchtung mit nicht endenwollenden Hochs die nach so rühmlichen Thaten zurückkehrenden Bataillone.
Schon die im August und September vom
Kriegsschauplatze heimkehrenden Reservisten hatte Spandau freundlich aufgenommen und festlich bewirthet, jezt bei der Rückkehr des ganzen
Regiments gab die Stadt ihren Gesinnungen für dasselbe zur Erinnerung an das gute Einvernehmen, welches stet8 zwischen beiden geherrscht hatte und zum bleibenden Andenken ihver Anerkennung für
die dem Vaterlande von dem 4. Garde-Regiment zu Fuß geleisteten
Dienste durch die Ueberreichung eines prachtvollen Ehrengeschenkes
Ausdru>. Am 18. Dezember wurde dasselbe, ein mit der Widmung:
„Den heimkehrenden Kriegern des 4. Garde-Regiment8 zu Fuß, Spandau 1864" versehener silberner Schellenbaum, dessen Mahomets-
fahne von den liebenSwürdigen Jungfrauen der Stadt kunstreich gestikt worden war, auf dem Marktplatze in feierlicher Weise übergeben. Dieser Schellenbaum hat uns in den Kriegen 1866 und 1870/71
auf allen unseren Zügen begleitet.
Am folgenden Tage hielt die kombinirte Garde-Division in
Berlin ihren Einzug. Hierzu versammelten sich die Truppen auf dem jetzigen Königsplae, wo um 12 Uhr Seine Majestät der
König eintraf und, die Fronten abreitend, Seine Garden in der Heimath begrüßte. Sodann rief Allerhöchstderselbe die dekorirten Offiziere und Mannschaften und die Fahnen inmitten der Aufstellung zusammen und sprach denselben Seinen Königlichen Dank für die von
hausen--Langensalza bis an die Nesse vor-
geschoben, sezten hier Vorposten aus; die 11. Kompagnie (Hauptmann v. Shachtmeyer) verblieb geschlossen auf dem Bahnhofe.
Die Lage des Bataillons war bei der Nähe des so überlegenen
Feindes eine sehr bedenkliche; dennoch dachte Niemand daran, den wichtigen Posten wieder aufzugeben, wohl aber suchte Oberst
von der Osten-Sac>en eine baldige Verstärkung zu erreichen. Von den im Hessischen vorrückenden Truppen unter General v. Beyer war wegen zu großer Entfernung für die nächsten Stunden, ja vielleicht Tage, noch keine Hülfe zu erwarten, und so wurde daher, als wider die in Gotha getroffene Abrede unser 1. Bataillon am
Abend noch nicht eingetroffen war, der Regimentsadjutant Premier-
lieutenant v. Carlowitz per Lokomotive dorthin gesandt, um unsere Lage zu schildern und Verstärkungen herbeizuholen. Der Stand der Dinge bei Eisenach erschien in Gotha so bedenklich, daß man anfangs nicht allein das 1. Bataillon dort festhalten, sondern auch das FüsilierBataillon wieder nach Gotha heranziehen wollte. Der von Premierlieuntenant v. Carlowitz vertretene Wunsch des Obersten von der
Osten- Saen, das 1. Bataillon nach Eisenach heranzuziehen, drang
jedoch durch; zwar wurden uns aus Gotha keine weiteren Verstärkungen gesandt, doch traf um 2 Uhr Nachts das 1. Bataillon nach
abermals glücklich überwundener Trennung in Eisenac) ein und biwakirte auf dem Bahnhofe.
Die Fahrt desselben von Gotha nach Eisenach hätte leicht auf
unangenehme Art unterbrochen werden können, da während der Nacht ein hannöverscher Generalstabsoffizier mit einer Eskadron und einem Pionier-Detachement gegen Mechterstedt entsendet worden war, um
westlich dieses Ortes, also dicht bei Sättelstedt, die Eisenbahn und
Telegraphenleitung zu zerstören.
Dies Detachement langte, =- un-
mittelbar nachdem das 1. Bataillon die bezeichnete Stelle passirt hatte, =- an der Bahn an, verrieth sich jedot und von einer Sektion der unter Lieutenant v. Renouard
an der Bahn stehenden Feldwache der 9. Kompagnie durch kurzes
Schnellfeuyer vertrieben. Den hannöverschen Pionieren, welche auf
dem Bahnkörper shon bei der Arbeit gewesen waren, wurde bei diesem kleinen Gefecht eine Tonne mit Pulver und einiges Sc, daß die
Eisenbahn bis Kassel fahrbar sei, von preußischen oder feindlichen
Truppen auf der ganzen Strecke aber nichts zu bemerken wäre. Gegen 8*/2 Uhr Morgens wurden von den Vorposten gegen
Langensalza feindliche Dragoner bemerkt, welche sich in Sto>hausen
festsezten.
(Es war dies gewissermaßen die Spitze der ganzen han-
növerschen Armee, welche nach Rückkehr der schon erwähnten Patrouille und infolge der Meldung derselben, daß Eisenach unbesezt sei, noch am Abend des 23. Juni den Befehl erhalten hatte, nicht über Gotha,
sondern über Eisenach abzumarschiren. Allerding8, natürlih ohne daß wir Kenntniß davon hatten, wurde der Vormarsch der Armee infolge erneuter Unterhandlungen
mit Preußen am Morgen des 24. Juni einstweilen aufgeschoben, doch war troßdem der Oberstlieutenant Rudorff vom hannöverschen
Generalstabe mit einer Schwadron Dragoner auf eigene Hand gegen
Eisenach vorgegangen. Derselbe ritt bis an unsere Feldwache an der Nesse-Brücke vor und verlangte den Oberst von der Osten-Sacen zu sprechen, von dem er im (angeblichen) Auftrage seines Königs den
freien Durchzug der hannöverschen Armee verlangte. Als ihm hierauf erwidert wurde, daß nach den diesseits gegebenen
24. Inni.
ie EREN
Befehlen ein solcher freier Durchzug nicht gestattet werden könne,
zeigte er dem Oberst von der Osten-Sacen die Stellungen beider an
Zahl so ungleichen Theile auf der Karte und äußerte, daß der König
von Hannover sich bei der Armee befinde, und daß sie sich unter
seinen Augen zu schlagen gedächte; daß es ganz bei dem Herrn Oberst von der Osten-Saden stände, einen Zusammenstoß der preußischen und hannöverschen Armee zu vermeiden, daß aber im Falle des
Beharrens auf der Verweigerung des Durchmarsches Eisenach bom-
bardirt werden und die 20 000 Mann starke hannöversche Armee
sih noc< an demselben Tage den Weg durch Eisenach gewaltsam öffnen werde! --
Oberst von der Osten-Sac>en gab ihm darauf die Antwort: „Wie viele Feinde uns gegenüberstehen, ist gleichgültig; i< werde mit meinem Regiment Eisenach halten bis auf den lezten Mann!“ Diese schneidigen Worte, durch welche unser Kommandeur gegenüber dem Drohen des Feindes der dauernden Gesinnung unseres Regiments so treffenden Ausdru> gab, sollen im 4. Garde-Regiment zu Fuß unvergessen bleiben; stet8 wollen wir uns der in so ernster
Lage bewiesenen, über jedes Lob erhabenen, ritterlichen Haltung des Oberst von der Osten-Sa>en dankbar erinnern!
Oberstlieutenant Rudorff zeigte hierauf an, daß vor Beginn
des Bombardements um 3 Uhr Nachmittags noh einmal eine Auf-
forderung zum freien Durchlaß ergehen werde; würde dieselbe wiederum abgeschlagen, so werde das Bombardement unverzüglich beginnen.
Unsererseits wurden sofort die Vorbereitungen zu dem bevorstehenden harten Kampfe getroffen, über die Aenderung der Verhält-
nisse Seiner Majestät dem Könige und dem General v. Moltke
telegraphisch Meldung gemacht und die Truppen in Gotha, Kassel und Münden telegraphisch um Verstärkung gebeten.
Die Stellung selbst, für die vorhandenen sieben Kompagnien
viel zu ausgedehnt, verstärkte man, so gut es ging; von den vorgeschobenen Kompagnien wurden Verhaue und Schützengräben angelegt, die Ausgänge von Eisenach verbarrikadirt und die an denselben
belegenen Häuser zu hartnäckiger Vertheidigung eingerichtet. Gegen
eine etwaige Umgehung wurde auf der Straße nach Gotha die 2. Kompagnie vorgeschoben und die 1. als Soutien dahintergestellt;
es blieb somit als lekzte Reserve auf dem Bahnhofe nur die 4. Kompagnie. Oberst von der Osten-Sad>en beabsichtigte nicht nur, vor und
95
in Eisenacenden preußischen Truppen noch rechtzeitig in den Kampf eingreifen und einen Durchbruen gehandelt, den der Premierlieutenant v. Carlowitz in Gotha zum Ausdru>k gebracht, und der das ganze
Regiment beseelte, troß seiner geringen Stärke den Feind durch einen Angriff in seinem Vorhaben zu stören. Da er auf Unterstützung zunächst nicht rechnen konnte und das wichtige Defilee bei Sättelstedt
besetzt bleiben mußte, so konnte vorerst nur ein Zug unter dem Lieute-
nant v. Dervs-
lihe Schüsse zu langsamerem Vorgehen veranlaßt. Als derselbe darauf etwa zwei schwache Kompagnien auf der Bahn und der Chaussee und in den angrenzenden Getreidefeldern entwickelte, verstärkte Lieutenant v. Derschau seine Schüßzen um zwei weitere Sektionen, doh blieb das Feuer auf beiden Seiten immer no wurde auf 26 Wagen fortgeschafft. Nach wiederum sehr heißem Marsche langten wir dort um 11 Uhr anz wenn wir aber geglaubt hatten, dort ins Quartier zu kommen und
dem mitgebrachten Hunger und Durst Genüge thun zu können, so hatten wir uns sehr getäuscht. Anr Eingange von Dingelstedt hielt
nämlich unter Führung einiger Landgendarmen eine Koloune von
200 Wagen, auf welchen die Bataillone nach einstündiger Ruhe rasch nach Mühlhausen befördert wurden und dort gerade zur Mittagszeit eintrafen. Die Mannschaften erhielten hier zur Entschädigung für ihre in Dingelstedt getäuschten Hoffnungen eine vorzügliche Ver-pflegung in den auf vier Stunden bezogenen Quartieren und fanden bei den patriotischen Mühlhauser Bürgern eine so gute Aufnahme, daß, als man um 4 Uhr zum Weitermarsch antrat, eine sehr gehobene Stimmung herrschte und alles mit Blumen und Kränzen geschmückt:
101
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war. Das Regiment marschirte an diesem Abend noch bis Bollstedt, wo dasselbe mit dem Füsilier-Bataillon 25. Regiments zum Schlusse dieses abwechslungsreihen Tages ein Biwak an der Unstrut bezog. Die drei Bataillone sollten für den zum folgenden Tage befohlenen
Angriff die Reserve-Fnfanterie des Korps Manteuffel bilden.
Am 29. Juni 5 Uhr Morgens stand das Regiment zum Vor-
marsch nac< Groß-Gottern-=- Langensalza im Biwak bereit, als der Befehl eintraf, daß dasselbe im Biwak verbleiben und abkochen solle. Statt des erwarteten Kugelregens überraschte uns hier ein heftiger, von Gewitter begleiteter Wolkenbruch, unter welchem wir bei dem aufgeweichten Lehmboden sehr zu leiden hatten. Trotz des Ungemachs der Witterung rief aber die Nachricht von der Kapitulation unseres von allen Seiten umschlossenen Gegners, der tapferen hannöverschen
29- Iumi-
Armee, großen Jubel hervor.
Die Bedingungen der Uebergabe waren für dieselbe sehr ehrenvoll und milde; Seine Majestät der König Wilhelm I]. gerühte
derselben Seine Allerhöchste Anerkennung für ihre tapfere Haltung
auszusprechen, gestattete dem König von Hannover sich in das Ausland zu begeben und entließ die Offiziere unter Belassung ihres
Degens, sowie Unteroffiziere und Mannschaften nach Abgabe ihrer Fahnen, Waffen, Pferde und alles übrigen Kriegsmaterials gegen das Versprechen, niht mehr gegen Preußen dienen zu wollen, in
ihre Heimath.
Gegen Abend des 29. Juni bezog unser Regiment Quartiere
in Körner, Oster-Görna und Grabe und hatte dort am 30. Juni
einen nach so vielen Kreuz- und Querzügen und so großen Erfolgen
wohlverdienten Ruhetag.
Am 1. Juli begann der Vormarsch der jekt in weitem Umfkreise um Langensalza versammelten Truppen des Generals Vogel
v. Fal&>enstein gegen die Bayern, deren Avantgarde in der Stärke von 10 000 Mann in Meiningen stehen sollte. Am 2. Juli wurden
unsere beiden Bataillone mit dem Eskadron8 5. Dragoner und einer hannöverschen Batterie zu allgemeiner und Mannschaften unter den Befehl
36. Infanterie-Regiment, zwei in Stade eroberten, ehemals herzlicher Freude von Offizieren des Generals v. Korth, ihres
hochverehrten, ehemaligen Regiment8kommandeurs, gestellt.
Unter seinem Kommando hatten sie vor zwei Jahren in Schles8wigHolstein und Dänemark, namentlich beim Sturm der Düppeler Scanzen, Lorbeeren errungen, jetzt hofften sie gegen Bayern und die
1. Zu. 2. Iuii.
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anderen süddeutschen Staaten unter ihm eben so ruhmvoll kämpfen zu können, wie die preußischen Heere in Böhmen, von denen täglich
siegreiche Gefechte gemeldet wurden. Um das Regiment völlig feldmarschmäßig auszurüsten, entnahm
der Regiments8adjutant am 1. Juli zur Neuformation der vom Re-
giment abgegebenen, jedoch bei längerer Dauer des Kriegsverhältnisses unentbehrlichen Trains aus den bei Langensalza zurücgelassenen
hannöverschen Beständen: 3 Stabs8wagen, 8 Kompagnie-Packkarren
und 2 Munitions8wagen nebst 53 Pferden. 3. Juli.
Ein beritten gemachter
Gefreiter des Füsilier-Bataillons brachte dieselben mit Hülfe requirirter Arbeiter nac) Nazza, dem Marschquartier des 1. Juli. Am 3. Juli Morgens, als das Regiment aus der Gegend von
Marksuhl, wie befohlen, auf Mora und Waldfisch den Vormarsch
fortsezen wollte, traf kurz vor dem Ausrü>en ein Armeebefehl ein,
nach welchem dasselbe unverzüglich nach Berlin zurückzukehren hatte und welcher alle Hoffnungen auf weitere kriegerische Erfolge wiederum
zerstörte.
Beide Bataillone marschirten infolge dessen nach Eisenacen zu können, war das eine Bataillon viel zu schwach. Dasselbe hatte nur den Zwe,
die in Leipzig einzusezenden preußischen Post-, Eisenbahn- und Telegraphenbehörden zu schüßen und die Eisenbahnen, welche sich hier vereinigen, vor Zerstörung zu sichern; außerdem sollte es Nachrichten über die Maßnahmen der Bayern einziehen und nöthigenfalls den Zuzug derselben dur< Zerstörung der südlich Leipzigs führenden
Schienenwege verhindern. Das Bataillon traf die hiernach erforderlichen Maßregeln 5-2die
sächsischen Behörden wurden angewiesen, sich allen an sie ergehenden Anforderungen zu fügen, die sächsischen Kassen mit Beschlag belegt, die von Oesterreich bezahlte und auf die Preußen räsonnirende Zeitung: „Leipziger Abendpost" unterdrückt und täglich mit kleinen Eisenbahn-
zügen Rekognos8zirungen nach Werdau, Gößnitz und Zwickau gemacht und die zu einer etwaigen Zerstörung geeigneten Stellen ausgesucht. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurden der 1500 Mann
starken Leipziger Bürgerwehr ihre Waffen gegen das Versprechen,
sie nur zur Unterstüzung der Polizei verwenden zu wollen, belassen; diese Maßregel ging aus dem durch das fortdauernd gute Verhältniß zwischen Garnison und Bevölkerung erwachsenden Vertrauen und die durchaus friedfertige Gesinnung Leipzigs und seiner braven Bürger-
wehr hervor.
Da auch dies Bataillon unseres Regiments allein auf weit
vorgeshobenem Posten stand und daher die größte Vorsicht geboten
war, so veranlaßten anfangs übertriebene Meldungen über die Nähe und Stärke der Bayern Alarm und größere Vorsichtsmaßregeln. Als sich jedoch die Möglichkeit eines überraschenden Angriffes von Seiten der Bayern als unwahrscheinlich herausgestellt hatte, wurde in den Kompagnien der geregelte Dienstbetrieb wieder aufgenommen.
Exerziren und Uebungsmärsche, deren Ziel meist einzelne durch die Bölkerschlacht bei Leipzig (18. Oktober 1813) bekannt gewordene Oxtschaften der Umgegend waren, wechselten miteinander ab.
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Am 22. Juni traf zur Verstärkung der Besatzung von Leipzig das 2. Pommersche Landwehr-Bataillon ein; Generallieutenant v. Glisczinski übernahm die Kommandantur, ernannte den Lieutenant v. Ramm unseres Regiments zum Platßzmajor und verlegte am 23. Juni das Bataillon in Bürgerquartiere. Die Verpflegung in denselben war gut, denn die Wirthe mußten täglich an
jeden Grenadier
3/4 Pfd. Fleisch, !/8 Pfd. Reis, Graupen oder Hülsenfrüchte oder 4 Pfd.
Kartoffeln,
1 Loth Kaffee,
1!/» Loth Salz,
1/19 Quart Branntwein,
liefern.
1 Quart Bier, 2 Pfd. Brot und 3 Loth Rauchtabak oder 6 Cigarren
Die Ruhe der noh vier Wochen währenden Besezung wurde
nur durch weitere Eisenbahnpatrouillen und die Fortnahme der in
den benachbarten sächsischen Kavallerie-Garnisonen zurückgelassenen bedeutenden Hafervorräthe unterbrochen.
Bei der Wiedervereinigung mit dem Regiment trat das Bataillon gleichfalls in den Verband des 2. Reserve-Armeekorps. Dasselbe war, wie schon erwähnt, von Seiner Majestät dem Könige Wilhelm I. Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge Friedrich Franz Il. von Meclenburg-Sclenburgische Division.
Die Königlich Preußischen Truppen, unter Befehl des Generallieutenants v. Horn, bestanden aus zwei Jnfantevie-Brigaden, zwei Landwehr-Kavallerie-Regimentern und acht Batterien; denselben waren
außerdem no< zwei Anhaltinische Jufanterie-Bataillone zugetheilt.
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Zur fkombinirten Garde-Brigade unter Oberst v. Tre8>ow
gehörten außer unserem vier Bataillone starken Regiment noch die
vierten Bataillone des 1., 2., 3. Garde-Regiments zu Fuß und des 4. Garde-Grenadier-Regiment8 Königin unter dem Namen „Kom-
binirtes Garde-Regiment".
In Summa zählte das 2. Reserve-Armeekorps 24 Bataillone,
14 Eskadrons und 64 Geschütze, oder 25 000 Mann.
Die Offiziere des Regiments waren um diese Zeit folgender-
maßen vertheilt:
Regimentskommandeur: Oberst Baron von der Osten gen. Saen. Adjutant: Sekondlieutenant Frhr. v. Rechenberg. 1. Bataillon.
Kommandeur: Major v. Grawert.
Adjutant: Sekondlieutenant v. Pfuhlstein 1.
Hauptmann v. Kuczkowskfi, -
v. Scholten,
v. Wallhoffen. Premierlieutenant v. Chappuis. Sekondlieutenant v. Grone,*)
bv. Trotha, **) der Landwehr Schwießtke, -
-
Süße, Richter,
Thiele,
der Landwehr Hannemann,
Frhr. v. Rheinbaben, der Landwehr Dudy. Portepeefähnrich v. Hellermann, Schmidt v. Knobelsdorff. 2. Bataillon.
Kommandeur: Oberstlieutenant v. Conta. Adjutant: Sekondlieutenant v. Dewitz gen. v. Kreb3.
Hauptmann aggregirt dem Regiment v. Mach, v. Kunowski,
*) Kommandirt als Adjutant der kombinirten Garde-Jnfanterie-Brigade. **) Kommandirt als Adjutant beim Kommando der Königlich Preußischen Truppen des 2. Reservekorp3.
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107
Hauptmann Frhr. v. Esebe>. Premierlieutenant Lyons.
Sekondlieutenant v. Ramm, der Landwehr Jacobi v. Wangelin, v. Hellermann,
der Landwehr Wesemeyer,
| :
v. Bonin, v. Renthe-Fink, v. Wolffradt,
der Landwehr Beseler, v. Pfuhlstein I].,
v. Hünerbein.
Portepeefähnrich v. Bose,
v. Shweinit,
Füsilier-Bataillon.
Kommandeur: Major v. Loo8. Adjutant: Sekondlieutenant v. Daum.
Hauptmann v. Shwemler, -
Ble&Fen v. Schmeling,
Graf v. Schlieffen. Premierlieutenant v. Carlowiß. Sekondlieutenant Bres8cius, -
v. Derschau,
Schmidt v. Osten, v. Zweiffel,
!
.
der Landwehr v. Raumer, -
-
Heimerdinger,
-
-
v. Kleist,
v. LEstocq,
v. Renouard.
Portepeefähnrich v. Schulenburg,
Weißker,
v. Nickisch-Rosenegk. 4. Bataillon.
Kommandeur: Hauptmann v. Shac trat, befanden sich von aktiven
Offizieren des Regiments: Hauptmann Frhr. v. Ledebur, Premierlieutenant v. Maliszewstki. Bei demselben war auch Zahlmeister Sasse verblieben. Abkommandirt waren:
Major v. Wolffradt (als Kommandeur)
Hauptmann v. Krosigk
Zun Garde
;
Premierlieutenant Herwarth v. Bittenfeld ( Landwehr-Bataillon 6
ins
(als Kompagnieführer)
,
Magdeburg.
Premierlieutenant v. Rhaden (als Kompagnieführer) zum GardeLandwehr-Bataillon Berlin. Sekondlieutenant Baron de la Motte-Fouqu« zum Garde-Land-
wehr-Bataillon Graudenz.
Premierlieutenant v. Clausewitz (als Kompagnieführer) zum 4. Bataillon 2. Garde-Regiments zu Fuß.
--
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Premierlieutenant v. Möller als Adjutant zur 6. LandwehrKavallerie - Brigade ( Detachement des Generals Grafen
zu Stolberg-Wernigerode). Premierlieutenant v. Graevenitz bei der Unteroffizierschule Jülich. Sekondlieutenant Westphal zum Kadettenhaus Kulm.
Die Regimentsmusik, welcher gegen Ende des Jahres 1864
vier Posaunen hinzugefügt worden waren, und die im Oktober des
Jahres 1865 durch die Vermehrung ihrer Stärke auf 36 Mann und die Hinzufügung der Holzinstrumente zu der biSherigen Besezung den großen Schritt zur wirklichen Jnfanteriemusik gemacht hatte, wurde wiederum durch den Stabshoboisten Roßberg*) ins Feld geführt.
Dex Titel „Regiment8-Hornist" war nun in „Hoboist" um-
gewandelt worden. Bei der Mobilmachung auf 42 Köpfe verstärkt, trat unsere Regiments8musik jetzt ebenbürtig in die Reihe der anderen und erwarb sich während des Feldzuges einen vorzüglichen Ruf und namentlich die wiederholt ausgesprochene Anerkennung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg Friedrich Franz I]. Als am 19. Juli der größte Theil des Korps um Leipzig
versammelt war, befahl Seine Königliche Hoheit der kommandivende General den Vormarsch für den nächsten Tag. Da die Mecklenburger als Kopfbede>ung eine Müße trugen, ließen wir, der Gleihmäßigkeit wegen, unsere Helme auf der Pleißenburg zurück. Unser Füsilier-Bataillon war, während die anderen drei Bataillone des Regiments im Gros verblieben, der Avantgarde, der Großherzoglich Metlenburgischen Division, zugetheilt worden; es bildete mit einer
19. Zuli.
medlenburgischen Kompagnie, einer meclenburgis stehen, dampfte
aber dann sofort unter ängstlichem Pfeifen und mit möglichster Be-
s, die erste sehr schön gelegene
Mainstadt, weiter vor. Auf dem Marsche erhielt Major v. Loos von Seiner König-
lichen Hoheit dem Großherzoge den Befehl, sofort mit der auf Wagen zu setzenden 9. Kompagnie (Hauptmann Graf v. Schlieffen) und der Dragoner-Eskadron auf Bayreuth vorzugehen und dieses bis zu dem am nächsten Tage erfolgenden Einrücken der Division zu beseßen; die anderen Theile der Avantgarde sollten die ihnen schon früher angewiesenen Quartiere Geseß und. CotterSreuth beziehen. Vom Feinde hatte man auf dem Marsche bi8her nichts gesehen. Derselbe sollte über Bayreuth auf Werdau zurückgegangen und dort unter General v. Fuchs in der Stärke von etwa fünf Bataillonen v. Bagensky, Gesch. des 4. Garde-Regts. 3. F. 5.8. Tausend.
3
28. Ju.
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-
versammelt sein und nur wenig Kavallerie und Artillerie bei sich haben. Um 3 Uhr Nachmittag8 traf Major v. Loos mit der Schwadron und anfänglich nur 10 Mann der 9. Kompagnie in
Bayreuth ein, da die der 9. Kompagnie gestellten Wagen größtentheils
mit Ochsen bespannt waren und daher nur sehr langsam von der Stelle kamen. Schon waren die Au8gänge der vom Feinde verlassenen Stadt
beseßt und Patrouillen entsendet worden, als ein bayerischer Parlamentär erschien, welcher behauptete, es sei ein Waffenstillstand abgeschlossen und erkläre General v. Fuchs jedes Vorrücken preußischer-
seits für völkerrehtswidrig.
Da dem Major v. Loo8 befannt war, daß ein Waffenstillstand
mit dem Königreich Bayern zur Zeit nicht bestehe, daß aber allerdings Verhandlungen wegen eines solchen stattfänden, so wurde der bayerische Offizier veranlaßt, eine einzuholende Entschließung Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs abzuwarten.
Fast unmittelbar nach diesem Vorgange wurde der Anmarsch einer bayerischen Kompagnie auf der Straße von Creußen gemeldet.
Nun galt es, den Ort bis zur Ankunft der 9. Kompagnie in Besitz zu behalten. Major v. Loos begab sich daher schleunigst mit den Dragonern nach dem bedrohten Stadteingange und fand die feindliche Kompagnie (es war die 8. Shützen-Kompagnie des Leib-Regiments) 300 Schritt von demselben entfernt, mit zahlreichen Schützen in einer sehr vortheil-
haften Stellung. Als dem hier befehligenden Hauptmann v. Parseval
das Unangemessene seines Anrückens8 auf die Stadt vorgehalten wurde, während ein bayerischer Parlamentär Waffenruhe geltend machen wolle, gab er an, er befinde sich auf dem Marsche nach dem ihm für die Dauer des Waffenstillstandes angewiesenen Quartier Bayreuth,
sein Bataillon folge ihm in gleicher Absicht.
Major v. Loos veranlaßte denselben, mit seiner Kompagnie bis Ober-Connersreuth zurückzugehen, dort die Entschließung des kom-
mandirenden Generals abzuwarten und seinen Bataillonskommandeur zu bewegen, ein Gleiches zu thun. Der Avantgarde und dem Seiten-
detachement der Division war unterdessen Nachricht gesandt worden,
um sie zu alarmiren und auf Bayreuth in Marsch zu setzen. Nach kurzer Zeit wurde dem Major v. Loos das Anrücen eines feindlichen Bataillons auf der Straße von Colmdorf gemeldet. Es war das 4. Bataillon des bayerischen Leib-Regiments (bayerische
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115
-
Garde), dessen Kommandeur, Major Graf v. Joner, erklärte, er wolle bis Ober-ConnerSreuth zurückgehen, wenn ihm folgende Bedin-
gungen erfüllt würden: 1. seine Leute aus der Stadt verpflegen zu dürfen; 2. von der Stadt aus dem General v. Fuchs telegraphische
Nachricht geben zu dürfen;
3. ihm zu verbürgen, daß eine weitere Verstärkung der Besazung von Bayreuth nicht stattfinden werde.
Major v. Loos verwarf sämmtliche Punkte auf das Entschiedenste und drohte im Falle der Festhaltung derselben mit dem Wiederbeginn
der Feindseligkeiten. Der Feind unternahm hierauf zwar nichts, verblieb jedoch dicht
vor der Stadt.
Gegen 8 Uhr Abends endete dieser gefahrvolle Stand der Dinge, als das Seitendetachement unter Oberst v. Lützow und kurz nach
ihm die Avantgarde in Bayreuth erschienen.
Auf die in der Dämmerung in die Stadt einrükenden Kompagnien machte es einen befremdlichen Eindru>, beim Vorbeirücken vor dem Lazareth eine Wache vorzufinden, deren Mannschaften die bayerische Uniform trugen. Als die Leute mit Erstaunen gefragt wurden, was sie wären und was sie dort thäten, antworteten sie
höchst harmlos: „Wir spielen nicht mit, wir sind bloß Landwehr!"
Ungefähr um 9 Uhr Abends wurde Graf v. Joner aufgefordert,
sich zurückzuziehen, und ihm angezeigt, daß widrigenfall8 binnen einer halben Stunde die Feindseligkeiten beginnen würden.
Da der Feind nach abgelaufener Frist dieser Aufforderung nicht
Folge geleistet hatte, sandte Major v. Loo8 um 92/5 Uhr die medlen-
burgische Jäger- Kompagnie vor, welche bei Ober- Connersreuth auf den Feind stieß. Hier entwickelte sich bei Mondenschein ein zeitweise
sehr lebhaftes Schütengefeht, in welches die 10., 11. und 12. Kompagnie zu beiden Seiten der Ober-Connersreuther Straße eingreifen
sollten. Dieselben kamen jedoch nicht mehr zum Schuß, sondern nahmen, nachdem der Feind abgezogen war, eine Vorpostenstellung ein. Lieutenant v. Zweiffel mit einem Halbzuge der 10. Kompagnie
besetzte Ober-ConnerSsreuth.
Gegen 2 Uhr Morgens wurden die drei Füsilier-Kompagnien
durc< medlenburgische Jnfanterie abgelöst, in Alarmhäuser am Südausgange von Bayreuth zurückgezogen und dort verpflegt. Q+
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116
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Uebersichts]kine des Gefechts von Seuboftenreuth,*)
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Erklärung.
A Ort der Gefangennahme der bayerischen Kompagnie durch 2 Eskadrons
mecklenburgischer Dragoner.
B Das bayerische Bataillon im Anmarsch von Döberschüß auf Seubottenreuth. !? Angriff der beiden Eskadrons gegen den den Goldhügel besezenden Feind, unterstüßt vom Schüßenzuge der 11. Kompagnie. PD Zwei Züge der 11. Kompagnie beschießen das im Rückzuge auf Würnzreuth
begriffene bayerische Bataillon.
E Die 12. und 10. Kompagnie und zwei Geschüße greifen vom Rande des Kulm-Holzes in das Gefecht ein. PF Vorgehen des Gros von Lehen aus.
*) Siehe auch Uebersichtskarte des Feldzuges 1866.
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Gefecht von Seubottenreuth, 29. Juli 1866.
Schon um 42 Uhr Morgens trat das Füsilier-Bataillon, mit Ausnahme der 9. Kompagnie, welche zur Besekzung des Bahnhofes in Bayreuth verblieb, zu einer Rekognoszirung über Emtmannsberg wieder an; die hierzu bestimmten Abtheilungen unter Befehl des Obersten v. Lüßow waren:
3 Kompagnien unseres Füsilier-Bataillons (10., 11. und 12.), 1 medlenburgische Jäger-Kompagnie, 2 medlenburgische Bataillone,
2 Eskadrons Dragoner, 2 Geschütze. Jn Emtmannsberg, wo das Detachement gegen 7 Uhr Morgens
anlangte, wurde in Erfahrung gebracht, daß sich ungefähr 60 Mann bayerischer Infanterie auf dem Bahnhofe von Seubottenreuth befänden
und von dort nicht befördert werden könnten. Umdieselben aufzuheben, wurden die beiden Eskadrons8 und die 11. Kompagnie nach Seubottenreuth entsendet, während das Gros unter dem Kommando des Majors v. Loo8 nach Lehen (nordöstlich Emtmannsberg) in Marsch gesetzt wurde, um dort für alle Fälle bereitzustehen.
Oberst v. Lützow schloß sich für seine Person dem über Würnsreuth gegen Seubottenreuth vorgehenden Detachement an. Beim Herannahen der vorangetrabten Dragoner versuchten die Bayern (e8 war der größte Theil einer am Abend vorher von ihrem
Bataillon abgekommenen Kompagnie des Leib-Negiments in der Stärke von 2 Offizieren und 84 Mann) anfänglich an dem nordwestlich
von Seubottenreuth gelegenen Bahnhofe Widerstand zu leisten, zogen sich jedoch bald in südlicher Richtung über die Pötzelmühle nach dem Pfarrwalde ab.
Die Dragoner waren ihnen über das Defilee der Pötzelmühle zu Dreien gefolgt und aus dieser Formation sogleich zur Attacke übergegangen; es gelang ihnen, die Bayern noch vor der Aufnahme
durch den schützenden Wald zu erreichen und dieselben, während sie Knäuel formirten, über den Haufen zu reiten. Die ganze Infantevie-
Abtheilung , welche sehr brav atta>ixrt worden war, selber aber sehr
schlecht geschossen hatte, wurde gefangen genommen.
Wären die Bayern, da es zur Besetzung des Waldes zu spät
war, ruhig stehen geblieben und hätten mit richtigem Visir und Abkommen die anreitende Kavallerie beschossen, statt durch Knäuelformiven
=
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-
die kostvarste Zeit zum Schießen zu verlieren, so wäre ihr Sce auf dem Gefechts-
felde südlich der Pötzelmühle anfam, erhielt sie von dem Oberst
v. Lüßzow den Befehl, das Gelände rechts und links des Seubotten-
reuth--Bayreuther Weges sowie das Dorf Seubottenreuth selbst
abzusuchen und demnächst den Abzug auf Bayreuth zu deen. Nachdem die von dem schnellen und durch den aufgeweichten Boden sehr beschwerlichen Marsch ermüdete Kompagnie etwa */4 Stunde geruht hatte, wurde Lieutenant Schmidt v. Osten mit seinem
Schützenzuge zum Absuchen des Dorfes Seubottenreuth vorgeschi>t. Derselbe erhielt die Weisung, nachdem dies geschehen, am nördlichen
Ausgange des Dorfes seinen Zug wieder zu sammeln; von hier aus sollte dann die weitere Aufklärung des Terrains vorgenommen werden.
Bald darauf setzte sich das Detachement in Bewegung, um über
Seubottenreuth den Rückweg nach Bayreuth anzutreten. Die Marsch-
ordnung war folgende: Zuerst ein Zug Dragoner, dann die Gefangenen und die Wagen mit den Verwundeten, begleitet von zwei Sektionen der 11. Kompagnie, dann der Rest der Dragoner und
zuleßt die beiden anderen Züge der 11. Kompagnie, um den Trans8port gegen den südlich angenommenen Feind zu deen. Nachdem Alles in Bewegung gesetzt war und die Marschkolonne
sich eben in die sehr enge Dorfstraße von Seubottenreuth eingefädelt hatte, ritt Premierlieutenant v. Carlowitz zum Schüßenzuge, welcher si am Nordausgange sammelte, vor und gab demselben den Befehl, wieder anzutreten. Kaum hatte der Schüßenzug den Durchschnitt des Eisenbahndammes erreicht, als sich eine starke Abtheilung feindlicher Jufanterie im Anmarsche von Döberschüßz her zeigte. Obgleich der Feind nur nocke mit den von der Queue der Kolonne herbeigeholten beiden anderen
Zügen seiner Kompagnie erschien, sah er die größere Masse des Feindes nach einem westlich gelegenen Wäldchen abziehen; er trat daher, anfangs eine parallele Bewegung mit dem Feinde machend,
mit den beiden Zügen ebenfalls westlich aus dem Dorfe, und gelang es ihm unter dem Schuke eines bewaldeten Rückens, den Feind in der Flanke zu fassen, als derselbe das erwähnte Gehölz wieder verließ und eben im Begriff war, die Richtung auf Würnsreuth
einzuschlagen.
Ungefähr auf 500 Schritt vor sich sah hier die 11. Kompagnie plöglich das in ziemlich geschlossener Ordnung abziehende Bataillon, und während man wahrnahm, wie jenseits der Bahn der Lieutenant Schmidt v. Osten gegen den Goldhügel vorlief und die dort no
, wo sie der jetzt bei diesem kesseltreibenartigen Gefecht von Lehen her ein-
greifenden 12. Kompagnie in die Hände fielen; dieselbe machte hier und später in Würnsreuth allein 4 Offiziere und 105 Mann zu
Gefangenen. Durch umsichtiges, unerschro>enes und bestimmtes Be-
nehmen bei der Gefangennahme derselben zeichneten sich von den
Mannschaften der Kompagnie Feldwebel Adix, Unteroffizier Meyer 1.,
Gefreiter Helm, Hornist Kornisch und die Füsiliere Müller 1.
und Tegtmeyer besonders aus.
Die 11. Kompagnie hatte nach etwa fünf Minuten ihr Sc (der shon 1864 mit der österreichischen
Tapferkeit8medaille dekorirt worden war) und Unteroffizier Sperling, welche durch große Ruhe und gutes Sießen ihren Leuten zum Vorbilde dienten, und die Gefreiten Spindler und Kersten, sowie die
Füsiliere Karvenke und Banse durch besonders unerschro>enes Benehmen vühmlich bemerkbar gemacht.
Nach der Absuchung des Gefechtsfeldes, bei welcher noch viele Versprengte und Verwundete gefunden wurden, rückten die drei FüsilierKompagnien unter strömendem Regen in das ihnen als Quartier an-
gewiesene Dorf Emtmannsberg.
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Das Ergebniß des Gefechts, an dem sich die mecklenburgischen Dragoner und unsere 11. Kompagnie in erster Linie betheiligt hatten,
war die völlige Zerstreuung des bayerischen Garde - Bataillons. Dasselbe verlor an diesem Tage 5 Offiziere und 44 Mann an Todten und Verwundeten und 4 Offiziere und 210 Mann an
Gefangenen. Hauptmann v. Parseval, welcher für den verwundeten Major Graf v. Joner das Kommando übernommen hatte, konnte
in Creussen nur 300 Mann des Bataillons sammeln, mit denen er
no; an demselben Tage nach Kiren
müssen. Diese Abtheilungen hätten den Zwe&> derselben: „zu sehen
und zu melden", bei der nöthigen Aufmerksamkeit jedenfalls so frühzeitig erfüllt, daß das Bataillon in einiger Entfernung vom Feinde
zum Halten gekommen und ihm ein so verlustvolles, unmittelbares Hineinmarschiren in unser Feuer und zwischen unsere Truppen erspart worden wäre.
Am 30. Juli hatte das Füsilier-Bataillon mit Rücksicht auf die
ertragenen Anstrengungen einen Ruhetag in Emtmannsberg; ein altenburgisches Bataillon trat an seiner Statt zur Avantgarde,
welche noch an demselben Tage den Vormarsch fortsetzte. Es handelte
sich jezt darum, noch vor Beginn der für den 2. August vereinbarten Waffenruhe möglichst viel vom feindlichen Lande in Besitz zu nehmen. Namentlich war die Besezung der alten Reichsstadt Nürnberg von großer Bedeutung, und so kam es, daß ihr Name die Losung der
nächsten Tage wurde.
30. Zuli.
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31. Juli.
Ze
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Am 31. Juli zogen die ersten Truppen dort ein. Das schöne Nürnberg, =- dessen Burggrafen die ruhmreichen Hohenzollern einst waren, =- mit seinen festen, wohlerhaltenen
Mauern und Thürmen, seinen stattlichen alterthümlichen Kirchen und Häusern und mit seiner die Stadt beherrschenden hochragenden Burg, war jekt in unserm Besitz! Welc, wo
die siegreichen Königlich preußischen Regimenter 1866 ihren Einzug in
Nürnberg hielten! =- Kraftvoll und zielbewußt war der Ahnherr vor
Fahrhunderten gen Norden gezogen, kraftvoll und zielbewußt hatten seine Söhne und Enkel einen neuen Kern und Mittelpunkt für das
deutsche Vaterland geschaffen. Jetzt wehte, die baldige Erfüllung der
Sendung, die das Sci>fsal den Hohenzollern übertragen hat: „Deutschland aufs Neue kraftvoll zu einigen“, verkündend, das preußische Banner siegreich auf Nürnbergs uralter Burg. Am 31. Juli hatte auch unser Füsilier-Bataillon den Marsch nach Nürnberg angetreten; derselbe sollte auf das Aeußerste beschleunigt 1. August.
werden, und so wurde denn am 31. von Morgens 6 Uhr mit nur vierstündiger Ruhe bis Abend8 um 9 Uhr marschirt und am 1. August Nachmittags mit Zuhülfenahme von Fuhrwerk die Stadt
erreicht.
Wenn das Bataillon auch erst am 10. August wieder in den Verband des Regiments zurücktrat, so hört do< schon mit dem
1. August seine selbstständige Thätigkeit auf, und erscheint es an der Zeit, jezt die Thätigkeit der drei anderen Bataillone nachzuholen. Diese, dem Gros zugetheilt, traten am 20. Juli ebenfalls aus der Umgegend von Leipzig an, waren aber der Avantgarde nicht in
das altenburger Land gefolgt, sondern marschirten durch Königlich sächsisches Gebiet über Borna, Frohburg, Penig, Glauchau, Zwickau
und Reichenbach, bis sie :am 26. Juli Plauen erreichten. Die Quartiere und die Verpflegung waren meistens sehr gut; nur die
landschaftlihe Schönheit der durchzogenen, an sich reizvollen Gegend der genannten, dichtbevölkerten sächsischen Fabrikorte, welche durch die meilenlangen Häuserreihen am Wege, die vielen Fabrikschornsteine und die zahlreiche, durch den Krieg arbeitslose Bevölkerung einen befremdlichen und unerfrenlichen Eindru> machten, ließ Manches zu wünschen
übrig.
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Am 27. Juli ging es über die bayerische Grenze nach Hof. Vor dem Einmarsche in die Stadt besichtigte Seine Königliche Hoheit der Großherzog das auf der Chaussee in Linie aufgestellte Regiment, ließ dasselbe an si< vorbeimarschiren und sprach seine besondere Zufriedenheit und Bewunderung über die Haltung der Mannschaften nach längeren anstrengenden, mit vollem Gepä> und
ohne Ruhetag zurückgelegten Märschen aus.
Lobend verdient hier der sehr geringe Krankenstand des Regiments hervorgehoben zu werden; jeder Mann desselben hatte den Ehrgeiz, sct. Dieselben stellten fest, daß der gemeldete Feind (versprengte bayerische Jnfanterie und Kavallerie) im Abzuge auf Bamberg begriffen sei.
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Ueber Pottenstein und Jgensdorf marschirte das Regiment am 2. August in die ihm während des Waffenstillstandes zunächst angewiesenen Quartiere. Unser Regimentsstab mit dem 1., 2. und 4. Bataillon kam nach Fürth, das Füsilier-Bataillon kam nach KleinNeuth, Weiker8hof und Höfen. Die Quartiere waven jedoch so schlecht (6 Offiziere lagen auf Streu in einem kleinen Zimmer und 50 Mann in einem kleinen Hause), daß das Bataillon schon am
3. August naß Schwabach, dem südlichsten Punkt, den wir in Bayern erreichten, verlegt wurde. In dieser Zeit wurden die Waffen und Sachen gründlich in Stand gesetzt und sehr bald wieder mit dem Detailexerziren in den
8. August.
Kompagnien begonnen.
Am 8. August fand bei Nürnberg eine Parade des ganzen 2. Reserve-Armeekorps8 vor Seiner Königlichen Hoheit dem Groß-
herzoge Friedrich Franz I]. statt.
Nach dem Abreiten der Auf-
stellung ließ Seine Königliche Hoheit diejenigen Offiziere und
Mannschaften vortreten, welche für das Gefecht bei Seubottenreuth Ordensaus8zeichnungen bekommen sollten, und händigte denselben persönlich das Mecklenburgische Militär-Verdienstkreuz aus.
Die Dekorirten (Major v. Loos, Premierlieutenant v. Car-
lowiß, Lieutenant Schmidt v. Osten, Sergeant Petri>, Unteroffizier Sperling, die Gefreiten Spindler und Kersten und Füsilier Banse) traten hierauf nicht wieder ein, sondern erhielten während des nun folgenden Vorbeimarsches einen Platz neben Seiner
Königlichen Hoheit angewiesen, auch wurden dieselben an diesem Tage sämmtlich zur Tafel bei Seiner Königlichen Hoheit dem Groß-
herzoge befohlen.
Bei der Parade erschien no< Alles in Müßte, aber schon am
10. August.
8. August ging ein Kommando nach Leipzig, um die Helme wieder zu holen. Am 10. August erfolgte ein allgemeiner Quartierwechsel; das
Regiment erhielt bei dieser Veränderung folgende Kantonnements: Regimentsstab und 1. Bataillon in Nürnberg; 2. Bataillon in Allmos8hof und Gegend;
Füsilier-Bataillon in Nürnberg;
- Bataillon in Gründlach und Gegend. Die jetzt eintretende Ruhe wurde fleißig benutzt. Die Kompagnien exerzirten bei ihren Ortschaften, die in Nürnberg liegenden auf der
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Deutsch-Herrenwiese und anderen freien Plätzen; hin und wieder
wurden auch Uebungsmärsche und JFelddienstübungen gemacht.
Um sich von der guten Verfassung dev Bataillone und dem
Zustande der Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaften zu überzeugen, besichtigte der Oberst von der Osten-Sac>en die Kompagnien bataillon8weise vom 18. bis 22. August. Um möglichst allen Mannschaften Gelegenheit zu geben, Nürn-
berg kennen zu lernen, tauschte am 18. August das 1. Bataillon mit 138. August. dem 2. die Quartiere.
Der „Aufenthalt in Nürnberg war sehr angenehm, die Quartiere gut, die Aufnahme sehr freundlich und die Berpflegung =- namentlich das Bier =- vorzüglich. Jn den zahlreichen öffentlichen Gärten saßen alltäglich beim Klange der Regimentsmusik Soldaten und Bürgev in gemüthlichem Gemisch und Verkehr, als wäre von Krieg nie die Rede
gewesen.
Am 23. August war die Nachricht von dem mit Bayern geschlossenen Frieden eingetroffen, am 29. begann der Rückmarsch des 29. August.
Regiments. Mit dem durch Seine Königlihe Hoheit den Großherzog an die Bayern gerichteten Abschied8gruße: „Möge das freudige Erkennen echt deutschen Wesens bei allen Stamme8genossen aus Nord
und Süd, die sich hier begegneten, ein dauerndes Band gegenseitiger
Achtung und Eintracht begründet haben!" schieden auch wir.
Bis Hof und Gegend ging es mit der Bahn, von dort marschirten wir in den nächsten Tagen über Plauen, Reichenbach, Krimmitschau, Altenburg, Rötha, Leipzig, Eilenburg, Düben und Zahna.
Am 9. September hatten die Bataillone in Zahna, Kroppstädt 9- September. und Umgegend Nuhe; mit dem 10. September trat das 4. Bataillon aus dem Verbande des Regiments und gelangte am 15. dieses Monats
in Spandau zur Auflösung. Das Regiment erreichte in wie bisher anstrengenden Märschen
über Niemegk, Buchholz, Behlit und Pot8dam am 16. September wieder seine alte Garnison, vor welcher es von Bürgerschaft und
Behörden feierlich empfangen und eingeholt wurde.
Am 19. September Abends trafen die Bänder des für den 19. September.
Feldzug 1866 gestifteten Erinnerungskreuzes, sowie die von Seiner
Majestät dem Könige Wilhelm 1. Allergnädigst verliehenen Orden und Ehrenzeichen ein; dieselben sollten am nächsten Tage beim Einzuge bereits angelegt werden.
Berlin hatte sich zu demselben auf das Festlichste geschmückt,
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namentlich die Straße Unter den Linden, die Siegesstraße, war mit
zahllosen Inschriften, Blumen und Fahnen versehen; ihren schönsten
Schmu aber bildeten 208 im Feuer eroberte feindliche Kanonen, welche zu beiden Seiten des Mittelweges aufgefahren waren und vom Brandenburger Thor bis zum Standbild König Friedrich des 20. September.
Großen reichten.
Wir marschirten am Morgen des 20. September nach dem Königsplaß, von wo aus an diesem Tage die siegreiche 1. Garde-
Infanterie-Division ihren feierlihen Einzug halten sollte.
Unter lautem Jubel einer aus allen Theilen de8 Vaterlandes
herbeigeströmten Menge, welche ihrem Dank und ihrer Freude durch begeisterten Zuruf und Blumenspenden Ausdru> zu geben trachtete,
zogen wiederum auch wir die Linden hinunter, und wieder grüßten nach allseitig siegreichem Kriege unsere Fahnen am Standbilde des
Fürsten Blücher im Parademarsch unseren ruhmgekrönten obersten Kriegsherrn, Seine Majestät den König.
Am anderen Tage, nach dem Einzuge der 2. Garde-Division, fand ein allgemeiner Dankgottesdienst statt, an welchem vom Regiment die 1. Kompagnie und unsere drei Fahnen theilnahmen. Nach dem
Gesange des Lutherliedes „Ein' feste Burg ist unser Gott" sprach
der Feldpropst der Armee über Psalm 118, Vers 23: „Das ist vom Herrn geschehen und ein Wunder vor unseren Augen." Ein Gebet und das Lied „Herr Gott, Dich loben wir" schlossen die erhebende Feier, welche neues Zeugniß ablegte von der wahrhaft
gottesfürchtigen Gesinnung des Königlichen Siegers.
Der beendete Feldzug hatte für Preußen unerwartet große Errungenschaften von weltgeschichtlicher Bedeutung gebracht. Im Frieden zu Prag schied Oesterreich aus dem Deutschen Bunde, trat alle
seine Ansprüche auf Schleswig- Holstein an Preußen ab, gab seine Zustimmung zu einer heilvolleren, kräftigeren Neugestaltung Deutschlands und zahlte 20 Millionen Thaler Kriegskosten.
Von den
übrigen deutschen Staaten wurden Hannover, Kurhessen, Nassau und
Frankfurt a. M. mit Preußen vereinigt, und sämmtliche nordddeutsche Staaten, mit Einschluß Sachsens, verbanden sich auf das Engste im Norddeutschen Bunde, der Preußen an die Spie von 30 Millionen
Deutschen brachte. Immer und immer wieder gab König Wilhelm 1. in diesen Tagen das Beispiel freudigen Bekennen8 und demüthigen Dankes für so große Erfolge und so viele gewonnene Schlachten und Gefechte.
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„Es ist Gottes Werk, was wir heute vor uns sehen! =- Gott allein die Ehre! Wir aber sind Gottes Werkzeug gewesen“, =so hatte Er bei der Heerschau auf dem Marchfelde vor Wien am 30. Juli zu Seinen Generalen gesagt, und jetzt sprach Er es in einer
Thronrede aus, „es dränge Jhn, Seinen und Seines Landes Dank
auszusprechen für Gotte8 Gnade, welche Preußen geholfen habe, unter schweren, aber erfolgreichen Opfern nicht nur die Gefahren feindlicher Angriffe von unseren Grenzen abzuwenden, sondern im raschen Siegeslauf des vaterländischen Heeres dem ererbten Ruhm neue Lorbeeren hinzuzufügen und der nationalen Entwi>elung Deutschlands die Bahn zu ebnen."
„Unter dem sichtbaren Segen Gottes", sagte der ruhmgekrönte Königliche Held ferner, „folgte die waffenfähige Nation mit Begeisterung dem Rufe in den heiligen Kampf für die Unabhängigkeit
des Vaterlandes", und endete mit dem bittenden Wunsche: „Möge
die Vorsehung ebenso gnadenreich Preußens Zukunft segnen, wie sie sichtlich die jüngste Bergangenheit segnete! Das walte Gott!"
Nach mehreren in festliher Bewirthung verbrachten Tagen kehrte
das Regiment am 23. September wieder nag Spandau zurü> und machte am 24. September demobil.
Die Worte Seiner Majestät waren für dasselbe in Erfüllung
gegangen.
Wenn auch nicht hinter Wall und Graben, sondern in der Besezung einer aus8gedehnten Stellung gegen zehnfache Uebermacht war das Regiment zum äußersten Widerstande bereit gewesen, und nachdem
Seine Majestät Sein Versprechen Allergnädigst erfüllt und uns
nach Beseitigung aller Gefahr für Preußens Städte und Festungen der Feldarmee zugetheilt hatte, waren wir weit vorgedrungen in
feindliches Land.
War der 24. Juni 1866, der Tag von Eisenach, auch kein Gefecht8tag, so wird er doch stet8 ein Ehrentag für uns bleiben. Das Regiment hat zwar nicht so unmittelbar an dem gewaltigen,
blutigen Ringen des Jahres 1866 theilnehmen können, wie ihm
dies 1864 und 1870/71 vergönnt war, es ist sich aber bewußt, dort, wo es hingeschi>t worden ist, in vollem Maße seine Pflicht gethan. zu haben! --
Fünfter Abschnitt.
Die Friedenszeit bis zum Veginn des DeutkschIiranzösischen Krieges 1870/71.
Friedenszeit brachte, wie im Jahre 1865,. Die Demobilmachung und die dem Kriege unmittelbar folgende
Arbeit. Kaum in der Garnison angelangt, rüstete man, eingedenk des soldatischen Wahlspruches: „Allzeit bereit!" Alles für den Augenbli, in dem der König sein Heer aufs Neue zu den Waffen rufen würde.
Im Jahre 1867 fielen die größeren Frühjahr38- und Herbst-
übungen und das Manöver aus.
Das Regiment marschirte nur
einmal, Mitte Juni, zur großen Parade vor Seiner Majestät dem Kaiser Alexander Il. von Rußland nac< Berlin. Die Parade wurde von Seiner Majestät dem Könige Wilhelm 1. persönlich kommandirt, und nahmen de8halb der Kriegsminister und der Chef des Generalstabes mit dem Großen Generalstabe ebenfalls an dem BVorbei-
marsche Theil. Die Fahnen unseres Regiments erschienen an diesem Tage zum ersten Mal mit den ihnen durch Allerhöc in der Offizierspeiseanstalt an.
Nachdem die 1. und 3. Kompagnie einige
Uebungen im Turnen vorgeführt hatten, begaben sich beide Prinzen
mit ihrem Gefolge in das Kasino und nahmen dort im Kreise des
Offizier-Korps ein einfaches Frühstück ein.
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Nach der Einstellung der Rekruten begann der Dienstbetrieb wieder wie in früheren Jahren.
Aus allen Theilen der Monarchie, auch aus den neu erworbenen
Provinzen, erschienen =- wie alljährlich =- junge Leute allev Stände
und aller Berufsarten, um in der Truppe, in ihnen völlig neuen
Verhältnissen, lo8gelöst von Familie und Freundschaft, also ganz auf sich selbst gestellt, die Pflichten und Obliegenheiten des militärischen Dienstes zu erlernen. Die erste Soldatenzeit ist für den Rekruten und seine Lehrer
eine Zeit angestrengtester, mühseliger Arbeit; aber sie trägt sichtbar
reiche Frucht, denn bald, nach zwei oder drei Jahren, sind aus den unreifen, mit ihren eigenen Fähigkeiten und mit der Welt no, Sekondlieutenant Wer>meister, der Landwehr Otto,
Portepeefähnrich Baron von der Osten gen. Saen.
6. Kompagnie: Hauptmann v. Kunowski,
Sekondlieutenant der Garde-Landwehr Graf York v. Wartenburg,
der Landwehr Haude,
Portepeefähnrich v. Scmeister.
Sekondlieutenant der Landwehr Otto. Portepeefähnrih Baron von der Osten Sacen.
gen.
6. Kompagnie: Sekondlieutenant Schmidt v. Osten. Sekondlieutenant der Landwehr Hauce. 7. Kompagnie: Sekondlieutenant Schütze.
8. Kompagnie: Sekondlieutenant v. Pentz.
Sekondlieutenant der Reserve Hannemann.
Füsilier-Bataillon;:
Führer: Hauptmann v. Scholten 11. Adjutant: Sekondlieutenant v. Ni>isch-Nosenegk.
*) Lieutenant v. Perbandt war als Adjutant zur 2. Garde-Infanterie-
Brigade kommandirt worden.
te Ziel, die Erkämpfung eines dauerhaften
Friedens für das Vaterland, erreichen werden."
Wilhelm.
Seine Königliche Hoheit Prinz August von Württemberg fügte
demselben noch hinzu:
„Durch Armeebefehl vom 21. d. Mts. haben Seine Majestät
der König sämmtlichen, dem großen Armeeverbande angehörigen Truppenkorps für die in den siegreichen Kämpfen des jetzigen
Krieges überall an den Tag gelegte ausgezeichnete Bravour und Hingebung den tiefgefühltesten Dank ausgesprochen; in einem
Privatschreiben aber haben Allerhöchstdieselben mich autorisirt, dem
Garde-Korp8, welches wie immer, so auch am 18. d. Mts. der Armee wiederum ein glänzendes Beispiel aller Kriegertugenden
gegeben hat, die Allerhöchste Anerkennung ganz speziell auszu-
m.
21. August.
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=
sprechen, was mich glü>lich macht, hierdurch zur Kenntniß des Korps bringen zu können." Am 21. August erreichte das Regiment die Kantonnements
Charrey, Dommartin, Haumont und Dampvithou. Auf dem Marsche
begrüßte der am Kopfe verwundete General v. Medem, welcher
wieder zur Truppe zurückgekehrt war, seine Brigade in kürzer Anrede, welche e und Schlachtvieh besorgen und löste seine oft sehr schwierige Aufgabe mit großer Gewandtheit. Nach dem um 5*/5 Uhr erfolgten Aufbruch findet am 24.-August
ein Marsch von zunächst 2!/» Meilen ohne Rendezvous in lebhaftem Tempo bei erheblichen Steigungen des Weges statt. Bei St. Mihiel wird die Maas überschritten, und auf Befehl der Division bleiben hier die Kranken und die Tornister der Gefallenen unter Bedeckung
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unserer 7. Kompagnie zurü>. Nach einem beschwerlichen Marsche
von im Ganzen 4*?/2 Meilen werden sehr enge Quartiere in dem armen Dorfe Longchamp und vom Füsilier-Bataillon in Pierrefitte
bezogen. An diesem Tage übernahm der aus Dieulouard zurükgefehrte Hauptmann v. Clausewitz die Führung des 2. Bataillons,
der von seinem Kommando als Adjutant der Etappen-Inspektion zum Regiment zurügetretene Lieutenant v. Derschau die Führung der 6. Kompagnie und Lieutenant Schmidt v. Osten die Adjutantengeschäfte beim 2. Bataillon. Premierlieutenant v. Plotho trat wieder als Kompagnieführer zur 11. Kompagnie zurü>. In dieser Zeit kam die Nachricht von der Bildung französischer Franktireurs *)-Banden. Da sie keine Soldaten waren und auch keine
äußerlihen Abzeichen trugen, sondern im Gegentheil die Aufgabe hatten, im Gewande des friedlichen Bürgers einzeln marschirende Nachzügler, Kranke und Verwundete zu überfallen und zu ermorden, jo sollten dieselben sofort an die Division8-Stabs8quartiere abgeliefert
werden, um dort dem Kriegs8gesez == und somit dem Tode =- zu
verfallen.
Nach Ueberschreitung der Maas hatten wir das Bergland der
Argonnen betreten, dessen Gipfel sich zwar nirgends über die Höhe von 1200 Fuß erheben, das aber durch die starken Abhänge seiner tief eingeschnittenen Thäler, sowie den kalkigen und lehmigen Boden der Wege bei der eingetretenen nassen Witterung das Marschiren sehr erschwerte.
Jn Belval, wo das Regiment am 25. August 25. August.
kantonnirt, läuft die Meldung ein, daß ganz nahe = bei Braux =
zwei feindliche Mobilgarden- Bataillone stehen. Die Wälder werden abpatrouillirt, doch stößt man nirgends auf den Feind, welcher, wie am Abend mitgetheilt wird, von der 6. Kavallerie-Division theils
zusammengehauen, theils gefangen worden ist.
Der von seinem Kommando als Kommandeur der Stabswache
des Garde-Korps zum Regiment zurückgetretene Lieutenant v. Trotha übernahm an diesem Tage die Führung der 1. Kompagnie. Am 26. August sollte das Regiment um 5 Uhr Morgens über 26. Auguft.
St. Menehould nach Neufville marschiren und stand hierzu schon
bereit, als es den Gegenbefehl erhielt, in den Quartieren zu warten
und abzufochen. Um 11 Uhr wird Generalmarsch geschlagen und sofort über Charmontois und Autreville nach Brigeaux marschirt, *) Freischüßen.
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wo die Division sich sammelt und zum Gefecht rangirt.
Allgemein
war wiederum das Erstaunen über den abermaligen Wesel der Marschrichtung, die wie vor dem 18. August von Westen plötzlich gegen Norden scenden deutschen Heere zu umgehen und auf diesem Wege den Entsaß von Metz und die Ber-
einigung mit Bazaine herbeizuführen. Diese Nachricht hätte gewiß
auch am wenigsten Glauben gefunden, denn die Freigebung der
Straße nach Paris durch die letzte feindliche Feldarmee war unwahr-
scheinlich und die Gefahr, bei diesem Unternehmen nicht allein von
den stärkeren deutschen Heeren geschlagen, sondern auch bei der großen Nähe der belgischen Grenze gefangen oder entwaffnet zu werden, lag auf der Hand. Die deutsche HeeresSleitung hatte nur widerstrebend die unwahr-
scheinlichen Nachrichten über den Marsch Mac Mahons8 aufgenommen; als jedoch die Gewißheit erlangt war, daß der Feind schon am 23. August zu seinem abenteuerlichen Zuge aufgebrochen sei, zögerte man keinen Augenbli&, alle Vortheile, die die Sachlage bot, zu ergreifen. Der Befehl, daß die gewaltigen, im Vormarsch gegen Westen begriffenen Massen der Maas- und 11]. Armee sich gegen Norden zu wenden hätten, wurde unter großen Anstrengungen
aber mit außerordentlicher Schnelligkeit und Gewandtheit ausgeführt. Das Ergebniß dieser so klug und weitsichtig geleiteten und treu und
pflichteifrig ausgeführten schwierigen Bewegungen war ein Sieg ohne
Gleichen:
Der Tag von Sedan! Der Marsch am 26. August war für das Regiment, das wir im Divisionsverbande bei Brigeaux verlassen hatten, einer der an-
strengendsten des ganzen Feldzuges. Nach etwa einstündiger Rast bei Brigeaux wird der Marsch auf die Argonnen angetreten. Ein unerhörter Wolkenbruch, der in einem Augenbli> Alles bis auf die
Haut durcen bleiben und vielfach ihre Stiefel
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in demselben verlieren, während die Fahrzeuge nur mit großer An-
strengung die steilen Berge hinaufgeschafft werden können. Infolge dessen tritt, da die ganze Division, dicht aufgeschlossen, auf einer einzigen schmalen Straße marschiren muß, ein fortwährendes Sto>en und Stußen ein, welches den Marsc< noc< ermüdender macht. Von
der Höhe von Beaulieu, wo die 4. Kompagnie zur Bedeckung der
Bagage abkommandirt wird, folgt das Regiment dem schmalen Waldweg nach Futeau, wo es bei tiefer Dunkelheit ankommt.
Es wird
versucht, Wein und Stroh im Orte zu requiriren und nach kurzem Rendezvous geht es über Les Jsölettes durch Clermont en Argonnes,
wo Seine Majestät der König in dunkler Nacht den trotz der
grenzenlosen Müdigkeit in flottem Tempo stattfindenden Vorbeimarsch der Truppen sieht.
Ju Dombasle, wo wir um 2 Uhr Nachts beziehung8weise am
27. August Morgens eintreffen, biwakirt das 1. Bataillon, die beiden anderen kantonniren. Jn 15stündigem Marsch, davon 6 Stunden
Nachtmarsch, hatte das Regiment auf schlechtesten Gebirg8wegen mehr
wie sechs Meilen zurückgelegt. Niemals im Feldzuge ist die Freude, endlich am Ziele und vor Allem im Quartier zu sein, größer gewesen wie an diesem Tage, an welchem die unerhörten Anstrengungen des
Marsches von Clermont an zahlreiche Fußkranke zusammenbrechen ließen. Soldaten und Pferde sind bis an die äußersten Grenzen der
Leistungsfähigkeit erschöpft, selbst die Offiziere schließlich kaum mehr
im Stande zu gehen oder sich auf den Pferden zu halten; dabei hat Niemand seit dem Morgen etwas genossen und im Kantonnement ist
das Wasser spärlich und durch Ausnußung der Brunnen lehmig trübe. Wenn auch das schlechteste Quartier noch besser ist als das schönste Biwak, so waren doch hier die Quartiere kaum noch als Behausungen zu bezeichnen und gewährten nur wenig Ruhe während des Restes der
Nacht. So liegt beispiel8weise der Regimentsstab zusammen mit dem größten Theile der Regimentsmusik in offener Küche auf den Fliesen, in der der einzige wasserhaltige Brunnen die ganze Nacht hindurch von anderen Truppentheilen beansprucht wird. Aus dieser wenig beneiden8werthen Lage weckt um 5*/2 Uhr Alarm. =- Es wird jedoch erst um 11 Uhr angetreten, um an
diesem Tage, dem 27. August, bis in die Höhe von Montfaucon zu 27. Augutt.
gelangen. Ueber Esnes und Malancourt erreiht das Regiment nach
sechsstündigem Marsch bei gutem Wetter aber noch sehr aufgeweichtem
Boden Septsarges8, wo es mit der ganzen Brigade und dem Division8-
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stabe kantonnirt, während die 1. Brigade neben dem Dorfe biwakirt.
28. August.
Die im Laufe dieses Tages eingegangenen Nachrichten ergaben, daß der Feind die Maas bei seinem Marsche auf Metz noch nicht erreicht habe, und eröffneten die Aussicht, ihn noch diesseits derselben mit überlegenen Kräften angreifen zu können. Am 28. August marschirten wir im heftigsten Regen über Nantilsoi8s und Cunel nach) Bantheville, wo die Brigade biwakiren sollte,
jedoch infolge des Unwetters in dem vom Generalkommando und
dem Garde-Jäger-Bataillon belegten Dorfe ebenfalls ein Unterkommen
fand. Die Quartiere waren ein wenig eng; so kamen 3. B. der Stab des 1. Bataillons und zwei ganze Kompagnien mit dem Stabe der 9. Garde-Jnfanterie- und dem Stabe der Garde- Artillerie- Brigade
zusammen in ein einziges Gehöft; der Regimentsstab richtete sich auf
einem Kornboden ein, und die Offiziere der 5. Kompagnie wohnten in einer ziemlich kleinen Bacstube, in die das Regenwasser von der
Straße reichlich hineinfloß und die sie mit ihren Burschen und einem
Dutend Kaninchen theilen mußten.
Der nicht weit entfernte Kanonendonner, den man am Abend
hört, macht die Vermuthung, daß uns eine große Schlacht (wie man damals glaubte, die letzte) bevorstehe, zur Gewißheit. Unsere
Kavallerie- Division war im Laufe des Tages bei Buzancy auf den
Feind gestoßen und hatte sich vergewissert, daß bedeutende Truppenmassen sich dicht vor unseren Spitzen von Osten nach Westen bewegten. Es war wirklich wahr: Mac Mahon wollte versuchen, sich über Stenay und nördlich hiervon gewissermaßen zwischen unserer Armee und der belgischen Grenze hindurc. Von diesen Schäken, namentlich von dem allgemein begehrten Brote, wird bei dem hier stattfindenden großen Nendezvous an alle Truppentheile
ausgegeben.
Endlich um 9 Uhr wird Es8combres, das Kantonnements8quartier
der ganzen Brigade, erreicht.
Auch dieser gewaltige Marsch auf
durenheit die Verwundeten im feindlichen Gewehrfeuer verband, und der Lazarethgehülfe Baumann der 3. Kompagnie besonders aus. Da Letterer bei seiner Kompagnie, die
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ganz ohne Verluste blieb, seine Berufsthätigkeit nicht auSüben konnte,
nahm er ein Gewehr und ging als Kombattant mit der Schüßenlinie vor.
Gegen 8 Uhr Abends verstummte allmälig der Kanonendonner auf der ganzen Linie -und das Regiment biwakirte nach seiner Vereinigung in einer Schlucht des Bois de la Garenne.
Noc< ahnten wir nicht den vollen Umfang des erfochtenen
Sieges, doch konnten wir mit den von uns erreichten Erfolgen,
namentlich in Rücksicht auf die fast unglaublich gering erscheinenden
Verluste von nur einem Offizier und 9 Mannsehr zufrieden sein. Dem Regimente, welches von Morgens bis Abends im feindlichen Feuer gestanden hatte, waren 6 Geschüße und gegen 5000 Ge-
fangene in die Hände gefallen!
Gegenüber den noch frischen Ein-
drücken von St. Privat, welch anderes freundlicheres Bild eines
großen Sieges!
Man wird sich den Jubel denken können, der Abends im
Biwak herrschte; Jedem drängte sich der Gedanke auf, daß mit diesem zweiten großen Erfolge unserer Waffen die Entscheidung des Krieges gefallen sei, und Jeder dankte Gott, der durc< unser Heer so Großes hatte geschehen lassen. Besonders stolz aber waren wir. darauf, daß die 1. Garde-Division wiederum so ruhmvollen Antheil am Kampfe genommen hatte. Diesen überwältigenden Gedanken gaben die Regimentsmusifen Ausdru>. Wie auf dem Schlachtfelde von Leuthen die Grenadiere König Friedrichs des Großen vor 117 Jahren gesungen hatten, so erflang auch heute von den Grenadieren König Wilhelms des Siegreichen der schöne Choral: „Nun danket Alle Gott! Das Schlachtfeld , von dessen Ausdehnung wir uns am andern Morgen = wir hatten am 2. September Ruhetag im Biwak =-
überzeugen konnten, bot dem Auge ein erschütterndes Bild, das
eigentlich jeder Beschreibung spottet. Die Verheerungen, welche unsere Artillerie in den Reihen der Franzosen angerichtet hatte, waren
wahrhaft entsetßlich. Zerfetzte Leiber und abgerissene Glieder lagen überall zahlreich umher; man sah Batterien, welche sämmtliche Mannschaften und Pferde durch Granaten verloren hatten, =- ganze Neihen von Fufanteristen und Kavalleristen waren unter den entsetzlichsten
Verstümmelungen dahingestreckt. Besonders ergreifend war der An-
bli> eines Generals und seines Adjutanten, = sammt ihren Pferden
von einer Granate buchstäblich zerrissen! Am Vormittage wurden die in Unzahl umherliegenden Waffen
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gesammelt und die Wälder nac< Gefangenen duren, Kochkessel und sonstiger brauchbarer Dinge sehr behaglich
eingerichtet hatten und sic), mit französischen Ausrüstungsstü>ken verkleidet, die Zeit wie im Manöver mit Biwakscherzen verkürzten. Zu diesen werden auch die erbeuteten Berberhengste, welche ein wüthendes Geschrei ausstoßen, und die sie hierin unterstüßenden Maulthiere hinzugezogen. Eines der letzteren hatte wegen seines Unternehmung8-
geistes den Namen Palifao bekommen, es war nämlich inmitten der
Nacht von einem Wegesrain mit kühnem Satze zu unangenehmster Ueberraschung der Insassen in das. Stabs8zelt des 2. Bataillons
gesprungen.
Die blutige Saat des für Deutschlands und Europas Geschie
2. September. so entscheidenden 1. September trug am 2. reiche Frucht! Gegen Mittag brachte der Hauptmann v. Moeller vom Generalstabe des 11. Armeekorps, den wir als alten Regimentskameraden von
1864 her kennen, die Nachricht, daß der Kaiser Napoleon und seine
ganze Armee von über 100 000 Mann mit mehreren Hundert Ge-
schüßen sich in Sedan soeben gefangen gegeben hätten. Diese Mittheilung schien fast unglaublich und wurde erst zur freudigen Gewißheit, als Nachmittags Seine Majestät der König Wilhelm 1. die Biwaks
durchritt.
Der Iubel war groß, als es hieß, wir sollten Seine Majestät
zum ersten Mal seit dem Ausmarsch aus der Heimath wiedersehen. Welche Ereignisse lagen in dieser kurzen Spanne Zeit! ---
Ju aller Eile wurden die Sachen so gut als möglich in Ordnung
gebra kracht sein Schuß, und der französische Korporal wälzt sich in seinem Blute. Bei diesem Anbli> stieben die Franzosen in größter Eile auseinander,
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De 213 ne
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die meisten stürzen in das mächste, Deckung versprechende Haus und
besetzen dasselbe vom untersten Geschoß bis zu den Dachluken, von hier aus ein heftiges Feuer unterhaltend.
Um den französischen Unteroffizier, welcher noch LebenSzeichen
von sich giebt und den seine Kameraden im Stich gelassen hatten, vielleicht zu retten, holen zwei opfermuthige Füfiliere und ein Lazarethgehülfe den aus einem 'auf Tod und Leben zu bekämpfenden Feinde zum hülfsbedürftigen Mitmenschen Gewordenen aus dem Feindlichen Feuer zurück. Hülfe und Pflege waren jedoch umsonst, denn der tapfere Mannverstarb schon auf dem Wege zum Lazareth. Erst nach einigen Stunden zogen sich die Franzosen, welche uns
troß fortwährenden Schießens gar keine Verluste verursacht hatten,
wahrscheinlich nach erlangter, nicht Übermäßig rühmlich ausgefallener Feuertaufe zurüC.
Nach erfolgter Ablösung durch das 2. Bataillon bezogen die
Füsiliere am Abend ebenfalls die neuen Quartiere in St. Brice.
Durch das Eintreffen des zum Major beförderten Hauptmanns
Frhrn. v. Ledebur von der Landwehr und des wieder genesenen Haupt-
manns v. Scholten I. trat bis zum 16. Oktober ein neuer Wechsel in
der Besetzung mehrerer Kommandostellen ein. Major Frhr. v. Ledebur übernahm die Führung des Füsilier - Bataillons, Hauptmann v. Scholten 1. die Führung des 2. Bataillons, die Hauptleute
v. Scholten IT. und v. Kunowski traten zu ihren Kompagnien
zurück, und dem Premierlieutenant v. Holbach wurde die Führung der 7. Kompagnie übertragen. In regelmäßiger Folge kamen nun die Bataillone, einander :ablösend, jeden dritten Tag auf Vorposten bis zum 18. Oktober, an welchem Tage das 2. Bataillon nac und Pa> das Kantonnement verließ. Dienst
konnte hier fast gar nicht abgehalten werden, da täglich so ziemlich
das ganze Bataillon zum Schaden der Montirungen auf Arbeit ging; dafür waren allerdings Verpflegung und Quartiere gut, und
die Drescher und Müller erhielten sogar eine täglihe Zulage von 5 Silbergroschen. Erft nach 5 Wochen, am 24. November, kehrte
==
219
das Bataillon, durch das 1. des Regiments abgelöst, nach St. Brice
zurü.
Für das 1. und Füsilier-Bataillon verlief diese Zeit verhältnißmäßig still, denn wenn sie auch häufig stark mit Gewehrfeuer belästigt und mit Granaten beworfen wurden, so kamensie doch nicht unmittelbar ins Gefecht, wie die meisten Theile der links von uns die Borposten
gebenden 2. Garde-Infanterie-Division. Die im Laufe der Zeit verbesserte Ausbildung der feindlichen Streitkräfte, sowie die Ber-
mehvung des Kriegsmaterial8 machte sich nämlich den Belagernden
um diese Zeit stets fühlbarer. Jn den ersten Wochen der Einschließung hatten die Forts nur sparsamen Gebrauch von ihver Munition gemacht, höchstens zu dem Zweck, die jungen Soldaten an das Knallen zu gewöhnen und ihren Muth durch das Vertrauen auf
die Unterstüzung durch die Artillerie zu erhöhen; ab und zu wurden auch wohl einige sogenannte „Zuerhüte“ versendet, um in der den
Franzosen eigenthümlichen Galanterie gegen das schöne Geschlecht,
ven zum Besuch in den Forts befindlichen Damen, die man mit
ihren Sonnenschirmen auf den Wällen deutlich erkennen konnte, eine kleine Freude zu bereiten; es sollen sogar förmliche Einladungen zu diesem Schauspiel ergangen sein. Seit Anfang Oktober bekamen die Vorposten jedoch regelmäßiges,
oft sehr heftiges Granatfeuer. Die größte Vorsicht gegen Auge und
Ohr ves Feindes war daher geboten, denn Reiten und Marschiren auf dem Steinpflaster, das Sichtbarwerden von Offizieren in den Stellungen oder das Aufsteigen von Rauch lenkte unwiderruflich das
Feuer der schweren Festungsgeschüße nach solchen Punkten. Die Verluste solcher Bombardement8, welche namentlich an den Tagen,
wo nach irgend einer Seite ein Ausfall stattfand, zu wüthender Heftigkeit sich steigerten, waren meist sehr gering, was umsomehr zu verwundern ist, als den gewichtigen Geschossen eigentlich keine De>ung Stand halten konnte und sie ihre Luftreisen auf unglaubliche Stre>en ausdehnten. So frepirten beispiel8weise am Nachmittage des 20. Oktober einige kolossale „Bonbons“, oder nach der Zeit ihres
regelmäßigen Erscheinens nach dem Diner „Kaffeegranaten“ genannt,
dicht bei dem Divisionsstab8quartier in St. Brice 8000 Schritt von St. Denis entfernt, und auch vor dem Stabsquartier der Brigade
in Graulay wurden eines Morgens große Sprengstücke gefunden. Wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß die fortwährende Gefahr eine gewisse gleichgültige Abspannung erzeugte, so hörte man doch vollends
--
ZS.
20
=
auf sich zu beunruhigen, als man nach den ersten Bombardements, die zu dem ununterbrochenen Rollen des Kanonendonners in völligem
Mißverhältniß stehenden geringen Verluste erfuhr. So hatte das
1. Bataillon im ganzen Monat November, häufig stark beschossen, nur einen einzigen Verwundeten, Grenadier Lammers 4. Kompagnie, welcher, bei dem heftigen Bombardement am Morgen des 12. November auf der Straße nach Garges Posten stehend, von einem
Granatsplitter schwer getroffen wurde. Unterarzt Dr. Müller, der si scwärtigen Verbindungen
verboten vorläufig deren Heranschaffung = gar nicht erwidert; auch
das Gewehrfeuer wurde auf strengsten Befehl nicht über 200 bis 300 Schritt eröffnet, denn wenn man den Vorposten auch einige
weittragende Chassepotgewehre für besondere Fälle mitgegeben hatte,
jo sollte doh ein fortwährendes Herumschießen mit dem Gegner möglichst vermieden werden, einmal wegen des geringen, für das
Ganze gleichgültigen Erfolges, und dann zur Verhütung daraus leicht entstehender, unnöthiger und aufreibender Alarmirungen der
2. und 3. Linie. Aus demselben Grunde wurde auch das Patrouilliren gegen den unmittelbar vor uns befindlichen Feind möglichst beschränkt; nur unter dem Schuße der Dunkelheit wurde die Stellung des Feindes
erfundet und die Wachsamkeit seiner und unserer Posten geprüft. Losung und Feldgeschrei spielten dabei natürlich ihre Rolle. Erstere war meist sehr bezeichnend und unserem augenblicklichen Fühlen und Denken entsprechend gewählt.
952EF
en durch Verhaue gesperrt und auf: dem Berge drei Einschnitte für zwei Kompagnien hergestellt worden. Eine zweite Vertheidigungslinie, 400 Scritt rückwärts, wurde durch, Einrichtung von Gebäuden und Mauern. geschaffen; sie zog sich bis an. die Höhe, wo man. durch gefällte Baumstämme, die mit Erde beworfen waren,
Brustwehren hergestellt hatte. Zux Unterkunft und Sicherung dev vorderen Kompagnien waren. auf der Höhe Grdhütten gebaut. - Montmagny selbst war durc&t, andererseits gestattete: jedoch: diese die Uebersicht sehr. beschränkende Ortschaft dem Feinde, einige Bataillone ungesehen bis dicht an unsere Linie voxrzuschieben und diese überraschend anzugreifen. Wir maten daher die beiden vordersten Punkte unserer Stellung besonders stark, =- die Höhe und; die westlich» derselben ebensoweit vorspringende Dorfe>e mit je einer Kompagnie besetzend.
Am 3. November wurde eine andeve Eintheilung der Vorposten 3. November,
befohlen; das Regiment bezog dieselben mit je einem Bataillon von
nun an 'abwechselnd in Montmagny und in Stains, eine willkommene Veränderung in der Einförmigleit unseres. Lebens vor. Paris. Das
Vorposten-Bataillon in dem für eine hartnäckige Vertheidigung no gehabt hatte, vor dex Front des Regiments für König und- Vaterland zu bluten.
Dex bisherige Regimentsführer Major v. Tieten übernahm
I.
ZID
=:
wiederum das Kommando des Füsilier-Bataillons und Major Frhr. v. Ledebur dasjenige des 2. Bataillons. Hauptmann v. Scholten 1. trat zu seiner 1. Kompagnie zurü>; da er jedoch nach einigen Tagen
11. November.
erfranfte, führte Hauptmann v. Trotha dieselbe auch fernerhin.
Am 11. November veranlaßte eine Mittheilung des Ober-
fommandos der Maas-Armee, „daß ein Ausfall von St. Denis auf
unsere Stellungen wahrscheinlich sei", eine Alarmirung der Division.
Es war jedoch blinder Lärm gewesen, und daher rückten, als Alles ruhig blieb, die Bataillone nach einer Stunde wieder in ihre Quartiere.
Der durc< die Unruhe in unseren Stellungen aufmerksam gemachte
Feind bewarf nun aber während des Rükmarsches das ganze Gelände mit Granaten, so daß das 1. Bataillon nur auf großen Umwegen Stains erreichen konnte und in dem unter den Geschüßen von Fort
de l'Est und Double Couronne liegenden Dorfe während der ganzen Nacht beunruhigt wurde. Das Ergebniß der Beschießung war wiederum gering; ein Grenadier der 4. Kompagnie wurde durch ein Sprengstück verwundet. Nachdem durc< das Kommando des 1. Bataillons auf das Ungenügende der Befestigungen von Stains hingewiesen worden war, wurde die Stellung durch die Pioniere der 2. Division verstärkt. Das am Südrande gelegene, gleich einer Bastion vorspringende Schloß wurde zur Vertheidigung eingerichtet und bildete mit den steinernen Gartenmauern und den Barrikaden an dem Ausgange des
Dorfes die erste Vertheidigungslinie; diese wurde durch Laufgräben
mit der Orangerie, dem Mittelpunkt des Dorfes und der die zweite
Vertheidigungslinie bildenden Häuserreihe der Hauptstraße verbunden. Nördlich fand diese starke Stellung ihren Abschluß am „Epheu-
hause" an der Straße nach Pierrefitte. Auf dem seit dem Zufrieren der Jnundation gefährdeten linken Flügel wurden die Gehöfte der Mühle von Romaincourt durc< Einschlagen von Schießscharten in die Mauern und durch die Errichtung von Barrikaden und Verhauen
befestigt.
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Vorpostengefecht bei Stains. 30. November 1870.
Die Nachrichten von dem Vorrücken der Loire-Armee hatten in
Paris die Hoffnung auf Entsatz wieder aufs Neue belebt und forderten dazu auf, no< einmal den Versu), zu machen, die eiserne Umklammerung der deutschen Jnfanterie zu durchbrechen und der erwarteten
sa Rolande Einhalt gethan,. 225
Hülfs-Armee die Hand zu reichen. Zwar war dem Vorschreiten der Loire-Armee shon am 28. November durch die Schlacht von Beaune
von dem abermaligen Schiffbruch ihrer Pläne, am 30. November 100 000 Mann aus Paris in südöstlicher Richtung aus, um der
in nächster Nähe vermutheten Entsatz-Armee entgegen zu gehen.
Ein
unerhörtes Feuer von allen Forts auf der ganzen weiten Ein-
scung gewährende Barrikade geschlossen.
Die Kompagnie,
welche mit dem Jäger-Detachement gemeinsam diese und eine auf etwa 300 Schritt auf derselben Straße vorgeschobene (aus einer Barrikade, Schützengräben und gedeckten Verbindungswegen nah rück-
wärts bestehende) Stellung beseßte, hieß die „Barrikaden-Kompagnie".
Der Dorfrand war an der Süd- und Ostseite durch Einschlagen von Scharten in die Mauern und Errichtung von Banketts hinter den-
selben sowie durc; Ausfüllung aller Lücken mit Schüßengräben in
eine starke, 1600 Schritt lange, zusammenhängende Vertheidigungs-
linie umgewandelt worden, hinter welcher eine gede>te Kommunikation möglich war.
Die Eisenbahn Pari8--Creil war durch einen Graben
mit Aufwurf durchschnitten und östlich derselben eine Jufanterie-
stellung geschaffen worden. Um die von Granaten bestrichene Dorfsträße vermeiden zu können, war östlich derselben eine Verbindung
durc nicht übermäßig brauchbaren Möbeln auch ein Klavier benutzt, dessen sehr verstimmte Saiten bisweilen von einem musikalischen Grenadier bearbeitet wurden.
Durch die vorstehend geschilderten Anlagen, wie durch die ein
gutes Annäherungs8hinderniß bildenden Weinpflanzungen war die Sicherheit der Truppen hier eine bei Weitem größere wie in den
meisten anderen Vorpostenstellungen; auch die Unterkunftsräume sowohl für Offiziere, wie für Mannschaften waren hier besser. Einer der Kompagniechefs der beiden Kompagnien des linken Flügels wohnte regelmäßig in „Onkel Toms Hütte", einem sehr schönen Pferdestalle, dessen ehemaliger vierfüßiger Bewohner den Namen Tom geführt hatte. Auch die weiter zurü> gelegene, dem Amerikaner Stevens gehörige sogenannte „englische Villa" mit ihren herrlichen Kunstshäßen, welche nach einem Bombardement gänzlich ausbrannte und von unserer 5. Kompagnie zur Notiz für die wiederkehrenden Bewohner mit der Aufschrift: „Brüle par un obus frangais“*) verx) Verbrannt durch eine französische Granate.
u.
35
DY
aman
sehen wurde, wird Allen unvergeßlich sein, die so manchen Tag auf Vorposten in Pierrefitte zugebracht haben. Wegen der strengen Kälte, die mit Ausnahme einiger Tage
von Mitte November bis in den Januar hinein anhielt, so daß der Thermometerstand bis 10 Grad unter den Gefrierpunkt sank, war den Mannschaften gestattet worden, ihre De>en und andere Schukmittel gegen die Kälte mit auf Vorposten zu nehmen. Eine dorthin marschirende Kolonne bot hierdurch dem Auge ein buntes Bild, denn jede nur denkbare Gattung von Deen sah man vertreten; außer den bei Beaumont und Sedan erbeuteten grauen, den als Liebes8gaben
empfangenen roth, gelb, lila oder orange glänzenden, waren auch die
Felle der unschuldigen, selbstgeschlachteten Hammel und eine reiche Zahl von Tisch- und Bettde>en in vielfarbigen Mustern vorhanden, die nac) mancherlei Anfeuchtungen schließlich) in allen Regenbogen-
farben schillerten.
Jn den Vorpostenstellungen selbst war nicht nur der Bau der
Verhaue und Barrikaden, welche aus nützlichen und unnüen Möbeln,
aus Billards und Klavieren, Erde und Steinen hergestellt waren, sondern namentlich wieder die Erscheinung der Mannschaften höchst komisch. Es gab kein Kleidungsstü>, das nicht Verwendung gefunden hätte, wenngleich oft in einer seiner eigentlichen Bestimmung ganz widersprechenden Weise. Jemand, der unsere Leute biSher nur in der zur
höchsten Gleichmäßigkeit vervollkommneten Kleidung und Ausrüstung des Friedens gesehen hatte, würde diese abenteuerlichen Gestalten kaum für preußische Soldaten gehalten haben. Da standen Figuren auf den Bankett8, den spähenden Bli> nach dem Feinde gerichtet, ein mächtiges Federkissen auf den Rücken gebunden, Filzschuhe über den hohen Stiefeln und eine große weibliche Pelzkappe über den Kopf gezogen, und dies fabelhafte Wesen meldete dann: „J< bin der Doppelposten Nr. 1 von der Feldwache Nr. 2 des Herrn Lieutenant v. X. an der und der Straße!"
Die Fürsorge, welche sich in diesen Vermummungen aussprach, hatte aber ihve ernste Begründung, denn die Kälte war sehr streng und der Aufenthalt in den nac Regen oder Schneewetter schlammig werdenden Schützengräben oder in den niedrigen, mit nassem Stroh gefüllten Bara>en, in denen kein Feuer angezündet werden durfte, höchst ungemüthlich und ungesund und machte das Streben nach Erhaltung der Gesundheit doppelt zur Pflicht. Die Kälte war so bitter und machte si< den in der Heimath doch an niedrige Tempe-
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95,
„BO
==
raturen gewöhnten Mannschaften derart fühlbar, daß beispielsweise
die Tranchee-Kompagnie in Pierrefitte alle 12 Stunden abgelöst werden mußte. Besonder8 schmerzlich vermißten wir die heimischen Oefen; der offene Kamin trägt wohl zur Behaglichkeit eines Zimmers bei, wärmt aber nur schlecht, und während man in seiner Nähe fast verbrennt, erfriert man beinahe am Fenster. Bald kam hierzu auch
ver Mangel an Heizmaterial, denn obgleich man alles irgend entbehrliche trodene Holz =- mochte es nun Diele, Thüre, Fensterladen oder sonstwie heißen =- verbrauchte, so daß in einzelnen unbelegten
Häusern auch nicht das geringste Stü>wärtigen Verbindungen zu stören und uns durch Aufhebung der Post und kleiner Trans8porte Unbequemlichkeiten zu
bereiten; e8 wurde ihnen jedoch bald mit dem nöthigen Ernste das Handwerk gelegt und die Ruhe in den bedrohten Landstrichen wieder hergestellt. Unser Regiment nahm an den hierzu nöthigen Unter-
nehmungen keinen Antheil, sondern verblieb im einförmigen Vorpostendienst, im Kampfe mit der Ungunst der Witterung und der Mangelhaftig-
feit der Unterfunftsräume, gezwungen, den regelmäßigen Bombardements ruhig als Zielscheibe zu dienen, ohne daß =- wegen des Fehlens schwerer Geschüße =- zu unserem lebhaften Bedauern von deutscher
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231
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Seite der eiserne Tode8gruß der Franzosen Erwiderung gefunden hätte. Dem gegenüber ist es für den Offizier des Negiment8 noch heute ein beglü>endes Gefühl, der wirklich ganz vorzüglichen Haltung unserer Mannschaften gedenken zu können, denen in dieser außerordentlich anstrengenden und entbehrungsreichen Zeit an keiner Stelle und in keinem Augenbli>e Disziplin, Thatkraft und Humor abhanden gefommen sind. Da gab es Viele, die -- wie der tapfere Unteroffizier
Knauth (4. Kompagnie), der, beim Sturm von St. Privat schwer verwundet, sich, noc< nicht völlig geheilt, beim Regiment vor Paris wieder meldete, um weiter zu kämpfen, oder wie die Unteroffiziere Däni>e (6. Kompagnie) und Dabers (11. Kompagnie) -- in allen
Sclachten und Gefechten ihren Kameraden ein nachahmungswerthes
Vorbild gewesen waren und sich nun bestrebten, das Schwerste und
Höchste zu leisten, indem sie den Wunsch äußerten, stet8 den gefährlichsten Posten zu erhalten, um hier ihre Umsicht und Kaltblütigleit
zeigen zu können.
.Die nicht ausbleibende Anerkennung des Allerhöchsten Kriegsherrn sprach sich durc, den diese
feindlichen Truppen machen, ist geradezu widerlich; zum größten Theil betrunken, in schmußigen, zerrissenen Uniformen, jeder MannSszucht
entbehrend, gaben sie ein Bild von /der Auflösung, in der sich die
Pariser Armee befand. Unter klingendem Spiel und mit fliegenden Fahnen vückt dann um 3 Uhr das Regiment in das Fort de VEst ein, und während der französische Kommandant dem Oberst v. Neumann die Sc sich zu Gunsten der deutschen Fahnen völlig entschieden hatte, indem der nach seiner
Niederlage an der Lisaine durch General v. Werder verfolgte und vom General v. Manteuffel gegen die schweizerische Grenze gedrängte General Bourbaki mit seiner Armee vor die Wahl zwischen der
schweizerischen und der deutschen Gefangenschaft gestellt, die erstere vorgezogen hatte und das feste Belfort nach hartnäckiger Vertheidigung übergeben war, wurde man endlich über die Frieden8bedingungen einig.
„Keinen Stein unserer Festungen, keinen Fußbreit unseres
Boden38!“" =- war Monate lang die Parole des verblendeten Landes
gewesen, Ströme Blutes waren seit Sedan unnütz geflossen, Tausende von Menschenleben in dem „Kriege bis aufs Messer" geopfert worden, ohne ein anderes Resultat, als die gänzliche Erschöpfung und Niederwerfung aller Kräfte des Landes und den völligen Triumph des
Siegers... Wohl kann man voller Achtung und Bewunderung der
Vaterlandsliebe, welche sich in der zähen, entbehrungsreichen Bertheidigung von Paris und dem Entstehen zahlreicher neuer Heere in allen Provinzen ausspricht, seine Anerkennung nicht versagen; ebenso muß man aber auch die Kurzsichtigkeit derjenigen Leute bedauern, welche glaubten, daß man nur Hunderttausende von jungen patriotischen
Männern in Uniform zu ste>en und zu bewaffnen brauche, um ein
Heer von ebensoviel kriegsfertigen Soldaten zu schaffen. Der Zahl
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-=-
nach stet8 unterlegen, schlugen unsere, einer sorgfältigen langjährigen Ausbildung sich erfrveuenden Truppen überall diese Massen junger Soldaten, denen es wahrlich nicht an persönlichem Muth, wohl aber
an allen anderen Eigenschaften und Kenntnissen mangelte, die den
Mann zum Krieger machen.
Jn einem Lande wie Frankreich, in dem nur Wenige militärisch vorbereitet waren, das Vaterland im Fall der Noth zu vertheidigen, und in dessen Heere sogar Viele als Stellvertreter der Reicheren ihre Haut für Geld zu Markte trugen, wird ein allgemeines Volksaufgebot zum nußlosen Opfer, -- bei uns, im Lande der allgemeinen Wehrpflicht, bleibt es des Thrones und des Baterlandes lekter, unbesiegbarer Schutz!
- Die Friedens8bedingungen, welche in dem bis zum 6. März ver-
längerten Waffenstillstande festgesezt worden waren, lauteten in ihren
wesentlichsten Punkten:
„Franfreich giebt Elsaß und Lothringen an Deutschland zurü. Es zahlt demselben innerhalb dreier Jahre 5 Milliarden *) Francs Kriegskosten, und bis zur Erlegung dieser Summe halten 50000Deutsche die französischen Grenzprovinzen besetzt. Die Deutschen ziehen in
Paris ein.“ Jn St. Denis rüstete nun Alles zum Einzuge, dem eine Parade
vor Seiner Majestät dem Kaiser und Könige vorangehen sollte; der Griff „Präsentiren" und der Parademarsch wurden wieder eifrig
geübt, um auf dem Longen, Schießen, Trommeln, Blasen und das wilde Heulen der Menge tönten wirr durcheinander, so daß noch in der Nacht unter dem Platzmajor, Lieutenant Frhrn. v. Mirbach und dem Lieutenant v. Bagensky unseres
Füsilier-Bataillons Patrouillen vorgingen, um festzustellen, ob die
von Seiten des Maire von St. Denis mitgetheilten Gerüchte, daß
die Volk8wuth sich in einem Ausfalle gegen uns Bahn brechen wolle,
der Wahrheit entsprächen. jedoch bald heraus.
Die Grundlosigkeit derselben stellte sich
Während in Paris die Zustände stet8 schre>licher wurden -- so
hatte man alle Berbrecher aus den Gefängnissen entlassen =- und
die schlechtesten Leidenschaften und Begierden des Menschen zügellos
in der unglücklichen, so tief gesunkenen Stadt zur Herrschaft gelangten,
bemühte sich die allmälig erstarkende Versailler Regierung, in täg-
lichen Kämpfen des Aufruhrs Herr zu werden. Das deutsche Heer schaute mit Gewehr bei Fuß diesem mord- und branderfüllten
Schauspiel in Ruhe, aber von Ekel erfüllt, zu.
Von der Höhe von
Orgemont und anderen Punkten der Umgegend sahen wir wie auf einem Theater den täglichen Kampf beider Parteien. Die feindlichen Truppen kamen uns hierbei so nahe, daß wir die einzelnen Leute
unterscheiden konnten, und ihre Geschosse gefährdeten häufig unsere
Vorpostenstellungen oder flogen über dieselben, wie auf der Jle St. Denis, sausend hinüber und herüber. Die zuschauenden Franzosen benahmen sich meist würdelos, über den Donner des Geschükes und den Flug der Granaten ihre witzelnden Bemerkungen machend oder mit der Bemerkung „Paris caput, oh malheur, malheur, Paris caput“, dasjenige Wort verwerthend, das aus dem deutschen in den französischen Sprachschatz völlig übergegangen war; auf der Brücke bei St. Ouen benukten einige Franzosen ihr Elend sogar zum Gelderwerb, indem sie sich mit Fernrohren dort aufstellten und für einige Sous Jedem Gelegenheit gaben, die Batterien zu be-
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trachten und zuzusehen, wie die „VBersaillai8" den „Communards“ und umgekehrt den Garaus machten.
Welche lautredenden Gegensätze! =- Während --- Frankreichs
Schmad verfündend = der unaufhörliche Kanonendonner, der das
Zählen des einzelnen Schusses häufig unmöglich machte, zu uns
herübertönte, übten die Sieger von St. Privat, Sedan und Paris
langsamen Schritt oder machten den Griff der Chargirung „ohne
Oeffnen der Kammer" nach Zählen in 14 Tempos. =-
Je schlimmer die Zustände in Paris wurden, eine desto größere Zahl seiner Einwohner flüchtete nach und durc< St. Denis; es sollen auf diesem Wege im März und April eine halbe Million Menschen die Riesenstadt verlassen haben. Die Einwohnerzahl der
kleinen Stadt, die sich dadurch von 30 000 auf 60 000 vermehrt
hatte, forderte zur Borsicht auf; alle nicht Ort8angehörigen wurden
daher ausgewiesen, die Vorposten verstärkt, stet8 einige Kompagnien in Bereitschaft gehalten und Alles nach Waffen durchsucht. Das Verhältniß zu den Bewohnern wurde durch diese Maßregel jedoch nicht getrübt, im Gegentheil, der Verkehr mit ihnen wurde immer
gemüthlicher, nachdem sie einsehen gelernt hatten, welch' ein Segen
für ihre Stadt unsere Besazung geworden, und was für „bons gargons“*) diese strammen Grenadiere und Füsiliere der „garde bleue“***) und der „garde hanneton“***) doch eigentlich seien. In der letzten Hälfte des Mai ging die Schre>ensherrschaft der Kommune, welche alle Männer bei Todesstrafe zu den Waffen gerufen, das Eigenthum für abgeschafft erklärt und Mord, Brand
und Plünderung gegen Anders38denkende erlaubt hatte, zu Ende.
Die
Versailler Truppen, täglich verstärkt, hatten mit Hülfe ihver über-
legenen Artillerie die Aufständischen aus einer Stellung nach der
andern vertrieben, so daß sie nach Aufgabe der von ihnen besetzten Fort8 nur no< auf die Stadtumwallung beschränkt waren.
Um
etwaigen Durchbruchsversuchen der Kommunisten auf unserer Seite
wirksam entgegentreten zu können, war gegen Mitte des Monats eine Versammlung der 11]. Armee bewerkstelligt worden und, als am 21. Mai die Versailler in die Umwallung von Paris eingedrungen
waren, die Absperrung jeglichen Verkehrs befohlen. Häufig kamen in diesen Tagen höhere Würdenträger der Kom*) Brave Burschen. XX) Blaue Garde. XXX) Garde-Maikäfer.
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mune, in militärischen Trachten und mit Waffens überladen,
nac, als er in der Unterhaltung mit den Offizieren der Vorposten-Kompagnie,
immer vertrauliher werdend, plötzlich seinen Ro> aufknöpfte und, auf die darunter befindliche Blechweste schlagend, mit den Worten:
„Moi je n'ai pas peur, =- moi je guis cuirass6!“*) leuchtenden
Auges seinen Muth betheuerte.
Eine ganze Woche lang, vom 22. bis 29. Mai, wüthete der Häuser- und Barrikadenkampf in Paris. Das Donnern der Kanonen und das Knattern des Gewehrfeuers hörte man ohne Unterbrechung,
und aus den Fenstern oder von den Dächern unserer Häuser konnten wir das blutige Schauspiel bis in die Einzelheiten des Gefechts
in Brand geste> oder in-
verfolgen. Von Abschnitt zu Abschnitt vertheidigten die Kommunisten auf das Hartnäckigste Straßen und Viertel, die von ganzen Bataillonen
bewaffneter Weiber =- den „Petroleusen“ -=- durch Petroleum zur
Zerstörung vorbereitet, bei der Einnahme durch die Regierungstruppen
mehr die Versailler täglich an Boden gewannen, um so größer wurde
die Vernichtungs8wuth der Unterliegenden. Am 16. Mai stürzten sie die Vendömesäule, ein Denkmal eigener nationaler Ehre und Größe. Riesige Feuers8brünste und der dumpfe Knall ungeheurer Explosionen bezeichneten stet8 die Stelle des Kampfes.
- Allnächtlih war der Himmel durch die zu ihm hinauf züngeln-
den gewaltigen Flammen blutig geröthet und tageShell erleuchtet, so daß man Geschriebenes lesen konnte, während bei Tage ungeheure Rauchwolken die Sonne verfinsterten. Das Eigenthum vieler Tausende,
die Arbeit von Jahrhunderten, die ehrwürdigsten Denkmäler, wie das Königsschloß der Tuilerien und andere unersetzliche Schätze der Kunst und Wissenschaft, gingen hier unrettbar zu Grunde. Die Asche der *) „I< habe keine Furcht, ich bin gepanzert."
v. Bagensky, Gesch. des 4. Garde-Regts. 3. F. 5.8. Tausend.
358
verbrannten Archive und Bibliotheken wurde durch die Luft meilen-
weit fortgetragen und bedeckte den Boden um die unglückliche, einem
einzigen Feuermeere gleichende Stadt in weitem Umfkreise.
Der mehrere Tage und Nächte währende Brand von Paris --
der großartige Sct, so vor dem Ueberwinder entehrt, wie hier das französische vor dem deutschen Volk. Unwillfürlich fragte man: also das sind die Früchte des zum Ueberdruß wiederholten, sogar an die Kirchen und Dome angeschriebenen
Wahlspruches der französischen Republik: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" und gedachte mit Stolz und Freude der Erfolge der alten preußischen Losung: „Mit Gott für König und Vaterland!", die uns so herrlic< und so weit geführt hatte. Welch erfreulichen, einem Jeden in die Augen springenden Gegensatz zu diesem Bilde
menschlicher Verirrungen bildeten auch die gesegneten Zustände unseres
lieben Baterlandes, das wir nun bald wiedersehen sollten! Hier das Ringen vieler meist unwürdiger Männer um die Herrschaft, dort der
feste Thron des seit Jahrhunderten das Volk weise und segensreich
führenden Herrscherhauses, =- hier die Zerstörung alles von den
Bätern Ueberkommenew in blinder Wuth, dort der stetige Ausbau des Vaterlandes zu immer größerer Macht und Stärke unter dank-
barer Heilighaltung ruhmreicher, geschichtlicher Ueberlieferungen, hier Gesetzlosigkeit und Unfreiheit, ja Unsicherheit des Lebens und des Eigenthums, dort allgemeine Wohlfahrt in höchster Ruhe und Ord-
nung, =- hier bei diesem dem Glauben und der Sitte entfremdeten,
gespaltenen Volke der Bürgerkrieg, dort freudig begrüßte und neu
gefestigte Einheit und der tiefste Friede, == wer fände es nicht natürlich, daß denen da drüben die Niederlage, uns aber der Sieg beschert worden war!
Noc< während der lezten Zu>kungen des Aufstandes traf für das Garde-Korps bereits der lang ersehnte Befehl zur=Rükehr in die Heimath ein; dieselbe sollte am 1. Juni per Eisenbahn erfolgen. Seine Königliche Hoheit der Oberbefehl8haber der 111. Armee
sandte dem scheidenden Garde-Korps folgenden Abschied8gruß:
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Tagesbefehl.
Seine Majestät der Kaiser und König ruft Euch nach vollbrachter Arbeit in die Heimath zurü>! Mit stolzer Befriedigung
könnt Jhr auf Euren Antheil an dem glücklich beendeten Werke
zurückbli>en. Jhr habt den alten wohlbegründeten Ruhm der Garde vermehrt, seiner denkwürdigen Geschichte glänzende Blätter hinzugefügt und Euch unter allen Verhältnissen Euren ehrwürdigen Traditionen entsprechend als Muster aller militärischen Tugenden bewährt. Die fröhliche Heimkehr zu den Eurigen ist Euer wohlverdienter Lohn.
Indem J< Euc
Feinde befähigten. Bewahrt Euch diese Schätze in fortgesetztem
Streben und laßt uns, erfüllt von sol und Wiederhall bei allen Anwesenden erwekenden Ansprache das Wort:
„Meine Herren vom Regiment! „I< habe Mich sehr gefreut, das Regiment gesehen zu haben
und einige Stunden in Jhrer Mitte verweilen zu dürfen.
Hat
doh gerade der heutige Tag eine besondere Bedeutung für Unsere Brigade, also auch für das 4. Garde-Regiment. „Heute vor einem Jahre marschirte die Brigade unter Meiner Führung, das Regiment unter seinem damaligen Kommandeur, Oberst v. Wilcze>, vor Seiner Majestät dem Hochseligen Kaiser
Friedrich vorbei.
In dieser schweren Zeit des vergangenen
Jahres ist Uns dieser Tag unvergeßlich.
Auf diesen Truppen
ruhte das brechende Auge des kranken Helden, Dem, mit Leib und Seele Soldat, es nicht vergönnt- war, Sich des Anbli>es Seines Heeres zu erfreuen.
„Es ist denn auch Unsere Brigade der einzige Truppentheil geblieben, welchen Er gesehen hat. „Die hohe Freude, welche Er dabei empfunden, kam in den
Worten zum Ausdruck:
„Ih habe Mich unendlich gefreut, die Truppen gesehen zu
haben und J< freue Mich, daß es jezt die Meinen sind. „Jedem Einzelnen von Jhnen, Meine Herren, werden die Gefühle unvergeßlich sein, die der Anbli> des brechenden Auges des sterbenden Helden, des Streiters von Weißenburg, des Siegers von Wörth, des Bezwingers von Sedan, in Uns erweckt hat. v. Bagensky Gesch. des 4. Garde-Regts. 3. F.
5.--8. Tausend.
“3
296
0
=
So wird Uns dieser Tag als einer Unserer bedeutendsten geschichtlichen Gedenktage unvergeßlich bleiben. Lassen Sie Uns, Meine Herren, im Andenken an den heimgegangenen Kaiser ein stilles Glas leeren!“
Den Empfindungen des Offizierkorps gab der Regimentsführer
Oberstlieutenant Freiherr BöFlin von Bölin3au in dem mit
begeistertem Jubel aufgenommenen Gelöbniß Ausdru>k, daß das Re-
giment zu allen Zeiten, wie im Frieden, so auch im Kriege, die Treue zu Seiner Majestät wie zu Allerhöchstseinen Vorfahren mit seinem Blute besiegeln werde.
In diesen Tagen übertrug Seine Majestät dem Oberst Frei-
heren v. Wilcze> das Kommando der 2. Garde-Jnfanterie-Brigade
und ernannte den Oberstlieutenant Freiherrn Bölin von Bö>-
lindau, unter Beförderung zum Obersten, zum Kommandeur des
Regiments.
Auch der Letztere wohnte dem Feldzuge 1870/71 als Hauptmann und Kompagniechef im Großherzoglich Badischen JnfanterieRegiment König von Preußen mit Auszeichnung bei und kehrte nach der Theilnahme an zwei Schlachten, sieben Gefechten und einer Belagerung, mit dem Eisernen Kreuze geschmückt, aus dem Kriege zurück.
Mit dem Hinweise auf eine neue hohe und außerordentliche
Gnade, welche Seine Majestät dem Regiment erwiesen hat, kann
dieses Buch -- glüverheißend -- heut geschlossen werden.
Auf dem Bilde, das Seine Majestät zur Verewigung des Gedächtnisses an den Charlottenburger Vorbeimarsc wiedergeben, in welchem Oberst Freiherr v. Wilcze> die Tete des
4. Garde-Regiments zu Fuß bei Seiner Majestät Kaiser Friedrich
und Seinem Kaiserlichen Sohne vorüberführt ! Und so darf das auf die Anerkennung seines Allerhöchsten Kriegsherrn stolze Regiment hoffen, wenn es eifrig bestrebt bleibt, sich die Allerhöchste Zufriedenheit =- wo und mit welchen Opfern es auch immer sei -- stet8 auf8 Neue zu erringen, daß der
belebende Sonnenstrahl beglü>ender und ehrender Kaiserlicher Gnade auch fürderhin auf seinen Bahnen leuchten wird! -
Cbrentafel des
4. Garde-Negiments zu Fuß.
I. Yerluslte.
Feldzug 1864 gegen Dänemark,
AufVPorposteninderStrandbatterie beiStenderup am 23. Februar 1864.
Verwundet: 3. Kompagnie.
Gren. Ernst Kühn aus Neudorf. n
Während der Rekognoszirung vor Fridericia auf einem Patronillengang bei Pogelsang
am 17. März 1864.
Verwundet: WieRömpagute: Gefr. August Schubert aus Großburg.
Auf Yorposten vor Fridericia am 20. März 1864. Gefallen: 10. Kompagnie.
Füs. Friedrich“ Daeglow aus Buckau. Verwundet:
8. Kompagnie.
.
Unteroff. Karl Conrad aus Breslau. :
Rekognoszirungsgefecer aus Usingen.
; -
Jüs. Friedrich Haak aus Osterburg.
Wilhelm Leppler aus Waffenscheidt. Wilhelm Schweder aus Lochstedt. Gottfried
legen.
Trippler
aus
Verwundet:
Garde-
k
1. Kompagnie.
- Gottlieb Neubauer aus Kloster- Feldw. Otto Wallmann aus Plathe.
Gröningen.
Serg. Karl Kir»
2. Bat. = 2, Füs. Bat. = 7), deren Tod in der Schlac.
Martin Schumann aus Shle8wig. August Hornemann aus Wael aus Rödigen.
-
-
Carl Steuer aus Hagen.
Carl Ziegler aus Gr. Dölln.
10. Kompagnie. Unteroff. Emil Schmidt aus Selce.
Franz Andree aus Hasselbusch. Traugott Bore aus Warkers-
Ernst Liebenberg Il. aus Malchow. leben. Paul Lorke aus Neuendorf. Karl Ludwig aus Brandenburg. 11. Kompagnie. Johann Müner aus Wustrau. Serg. Karl Hartmann aus Berlin. Albert Neide> aus Belling. Gefr. Wilhelm Wartenberg aus Uenze-
303
Füs. August Kruscau aus Borne. Karl Luft aus Magdeburg. August Wegner aus Liebarschka. Friedrich Wolf aus BurzSleben. Zuliu8 Bar duni aus Leimniß. Friedrich Taubenthal ausSophienz thal. Hermann Erni>ke aus Greifenberg. Wilhelm Lißelmann aus Shöne. Paul Lamla aus Brienschowies. Wilhelm Lindenhahn aus Gottenz. Karl Maerz aus Fleserau. Leopold Müller aus Gebesee. Anton MolinSki aus Gone. August Puhlmann aus Buckow. August Pohling aus Groß-Subolz. Gustav Ritter aus Mühlberg. Anton Reini >e aus Dötliß.
Johann Bittmeier aus Steinbam.
-
August
Gottfried Holmi> aus Lütte.
-
-
Gottfried König aus Terpt.
be&.
Hermann S< warznau aus Lauchstedt. Theodor Stahr aus LodersSleben. Friedrih S aus
:
-
Waldlof.
hausen.
Adam Schreiber aus Oberdorla.
Sallef8ky
aus Mitten-
walde. - Rudolph Schulz I1. aus Scippenbeil. Friedrih Schramm aus Glinde.
KE NNINZEgePP -
Worth. Reinhold Ulrich aus Friedeberg.
-
12. Kompagnie.
Unteroff. Louis Meyer aus Jerichow 1. :
FÜs.
Franz Möbu3 aus Ammendorf.
Wilhelm Rolle aus Alsleben. Gustav Reinhardt aus Halle. Friedrich
Amselter aus
August He aus Eils8dorf.
Feldw. Waldemar Küster aus Berlin. b.
-
Ze
Julius Belling aus Greiffenberg.
5. Kompagnie.
Unteroff.. Carl Golte aus Priebrow.
Wilhelm Schulze aus Schenkendorf.
Unteroff. Gottlieb Märten aus Giesen- Laz. Geh. Petrus Nichoy aus Sorau,
brügge.
Gefr. Johann Küchler aus Spören. Gren. Carl Esse aus Teltow.
2. Kompagnie.
Gefr. Eduard Werner aus Költschen.
Gren. Wilhelm Kire aus Sonnenburg. Wilhelm Wendt aus Paskisch.
Gefr. Friedrich Zimmer aus Heßlingen.
Füs. Friedrich Knispel -
aus Lands8-
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse: Kommandeur
(Magdeburg) 2. Garde-Landw..
berg a. W. Regts. Albert Se. Hauptm. Friedrich Herwarth v. Bitten-
Feldw. Hermann Nitschke aus Frankfurt: a.4O.
Serg. Friedrih Sperling aus UAlten-
weddingen.
Unteroff. Carl Ries aus Brieg. -
2. Garde-
Sagan, Kommandeur de82.Bat3.
feld aus Berlin, kommandirt
11. Kompagnie.
-
des
Landw. Regt. Major Hermann v. Kuczkowski aus
Richard Dabers5 aus Eisleben.
Hermann Laube aus Rawitsch. Friedrich Stollorcz aus Küstrin.
Gefr. Constantin Jung aus Königsberg i. Pr.
als Generalstab3-Offiz. bei der
Garde-Landw. Div.
-
Karl v. Ramm aus Berlin, Adjut.
-
Friedrich v. Trotha aus Mühl-
beim Gen. Kommando des Garde-
Korp3.,
hausen, Kommandeur der Stab3wache des Garde-Korps. Pr. Lt. Ewald v. Hellermann 1. aus
Zeblin, Kompagnieführer beim 2. Garde-Landw. Regt.
--
3515 53
=en-
-
Friedrich v. Holhendorff
v. Shmeling
Hermann v. Kuczkows3ki Wilhelm Graf v. Shlieffen
Henrich v. Krosigk
-
Heinrich Frhr. v. Ledebuxr Robert v. Scholten Cuno v. Bredow Emil v. Wallhoffen
Pr. Lt. Moritz v. Kunowski -
-
Ferdinand v. Esebe>
George Lyons,
kom. 3. Mil, Schießschule
Alfred v. Scholten,
kom. 3, Unteroff. Schule in Potsdam.
I1 1
F
5 Pr. Lt. Camillo v. Maliszewski,
11
10
= -
12
8
3 9
-
kom. b. d. Kommandantur v, Berlin,
Hermann v. Rhaden Gustav v. Möller,
kom, 3. topogr. Abth. d. Gen, St,
Hermann v. Chappuis
St
11 6
2
Friedrich Herwarth v. Bittenfeld, kom. 3. topogr, Abth, d, Gen,St. 8
2
-
Amos v. Briesen
1
4
-
Hermann Frhr. v. Plotho, Adj.F
7 - Albrecht v. Carlowiß, öRegts.Abj. 1 Wilhelm. v. Clausewiß Adj.1 6 S. Lt. August v. Graeveniß 12
7 5
1
-
-
Maximilian Westphal,
kom. b, Kad.K&.
11
Carl v. Ramm, kom. z. Kr. Akad. 7
Otto v. Grone
Friedrich v. Trotha
Georg Frhr. v. Rechenberg
9
ä
10
329
S. Lt. Albert The Losen,
kom, 3. Kriegsschule in Potsdam, Ewald v. Hellermann 4
-
August v. Shmeling
Max v. Bonin Arthur Bre3cius
Aj. Il
Friedrich Baron de la Motte-
6 11
S. Lt. Friedrich v. Kottwitz -
-
Franz v. Pfuhlstein I.
Rudolph Wermeister Max Schmidt v. Osten
Hermann v. Wolffradt
Fouque 5 Hermann v. Ders
.
Major Alfred v. Sholten -
Friedrich v. YAsselstein Max v. Johnston
-
Arthur Frhr. v. Wangenheim, kom. b. Gen, Komm. y1. A, K.
-
3 +
Carl v. Ramm
Hauptm. Ewald v. Hellermann -
;
Friz v Steuben
Franz. v. Petersdorff
12 Hauptm. v. Holbach »1
15"
=
=
Oskar Hoyer v. Rotenheim
HSexmann v. Dersstein, kom. z. Dienstl. bei ves Prinzen Friedrich Karl v. Preußen KH, a la guite*
Oberst Alexander Sichart v. Sichart3hoff, Kommandant von Cöln. Major Rudolph v. Viebahn, Adj. b. Gouv. z. Berlin. Hauptm. Rudolph Wer>meister, Komp. Führer b. d. Unteroff. Scmann,
8 5
NRegts,. Adj.
kom. b, d. Unteroff, Sch, in Ettlingen 8
Hugo v. Zimmermann 1.
Adolf v. Re>
Otto v. Kalben-
Roderich v. Schöler
Louis v. Haine Il.
Carl v. Düring
Alfred v. Rüdiger Walter v. Hülsen
10 3
8
"2
9
2 7
11
5
€. 89.1
=-
er
S. Lt. Walther v. Plöß -
31S. Lt. Walther v. Kal>stein
Carl v. Strenge
-
Max von der Burhard
s6|
-
10
Georg v. Zimmermann Il.
1
a la Suite: Oberst Alerander Sichart v. Sichart8hoff, Kommandant von Saarlouis, Major Carl v. Ramm , Direktor der Kriegsschule in Hannover, Rudolph v. Viebahn, Adj. b. Gouv. 3. Berlin,
Hauptm. Maximilian v. L'Estocq, Plahmajor in Neiße, Pr. Lt. Oswald Frhr. Treusch v. Buttlar-Brandenfels, Adj. vb. d. 1
Kommandantur von Berlin,
Regts. Arzt: Ob. St. Arzt 1. Kl. Dr. Carl Raffel Bats. 2
-
St. Arzt Dr. Emil Buchholz :
Dr. Ewald Grimm
Assist. Arzt 1. Kl. Dr. Franz Niesse Zahlmstr.: Albert Sasse
Hermann Neff Wilhelm Bierbaum
1885.
Kommandeur: Oberst Hermann v. Lettow
Ob. Lt. Friedrich v. Ysselstein Major Fedor v. Brodo wski -
&: I:
Ludwig Frhr. Bölin v. BöFlinsau
'
Xaver v. Garnier
F
Franz v. Petersdorff
Arthur v. Bonin, Adj. d. Gen, Kom, I11, A. K.
Hauptm. Wilhelm v. Holbach -
Hermann v. Derscmeister
Guido v. Frobel,
kom, b. d. Gen, Insp. d. Milit, Erziehungs- u, Bildungs-Wesens
-
Paul v. Kleist Emil Barbenes
Ludwig Frhr. v. Eynatten Felix v. Bernuth
1 Zauptm. Constantinv.Schweinichen 7
uw 8
12
6
4 3
? 9
= -
-
Alexander v. Linsingen Anton v. Görß
Eduard Fritsch
Pr. Lt. Guido Graf v. Matusc
Ob. Lt. Ludwig Frhr. Bö>lin v. BöFlinsau Major Wilhelm v. Oertzen
St 1
Ferdinand v. Hartmann Adalbert Frhr. v. Buddenbro>
UU
Xaver v. Garnier
Wilhelm v. Holwede Hauptm. Paul v. Kleist -
Emil Barbeneäs Ludwig Frhr. v. Eynatten
4 Hauptm. Arnold Frhr. v. Amelunxen 1
3 2
-
Felix v. Bernuth 9 Constantin v. Shweinihen 7 Alexander v. Linsingen,
-
Anton v. Görtz
-
F
-
-
Adj. der 31. Div,
Mathias: von dem Knesebe> 8 Karl v. Krieg3heim 5
Wilhelm-von der Lippe 12 DOswald Frhr. Treusch v. Buttlar-Brandenfels, kom, b. Gen, St,
11 Pr. Lt. Hermann Mohs,
Eduard Fritsch
Guido Graf v. Matuschka Frhr. v. Toppolczan u. Spaetgen
10
s
: -
kom. b. d, Mil. Schießschule
Detlev v. Bülow Max v. Dechend,
4
1
6
kom. b, d, Gewehr-Fabrik in Spandau 10
341
Rr. Lt. Leopold v. Werner -
-
William Graham George v. Einem
1!'S Lt, Vollrath v. Maltzan Frhr. 8
Regts. Adj.
zu Wartenberg u. Penzlin 9
Hermann v. Heyniß
5
Curt v. Drigalski
10
4
-
kom. b, d. Kriegsschule in Potödam
5
=
Kurt v. Weller
kom, 3. Kr. Akad.
6
-
Konrad v. Jachmann
-
Sasso v. Wedell 1,
-
Eduard v. Wedell I.
-
Louis 'v. Haine Carl v. Düring
%Aji I]
S. Lt. Roderich v. Schöler
3
12 Aj.I
Carl Gräf Beißel v. Gymnich, kom. 3. Kr. Akad,
Walther v. Plötz Walther v. Kal>stein Georg v. Zimmermann 1., -
-
Eggeling Frhr. v. Strombe& Otto v. Wulffen,
-
-
kom. b. Kad, Hause 3. Oranienstein
Siegfried v. Boehn
-
-
Rudolf von der Osten
:
Friedrich v. Zedlit Max v. Balluse>
Albert v. Foller
.
11
3
Adj.F
=
1
3
11
8
Wilhelm v. Zimmermann Il. 1 Ernst v. Sell 9
Viktor v. Boeltig
12
Ulrich v. Dossow Wilhelm v. Wunsc< Hans v. Plehwe
7 2 10
Bernhard v. Dresow
1
Eduard Frhr. v. Lepel
2 7
5
Rudolf v. Kalben
6
8
Aggregirt:
Major Hermann v. Ders Sans v. Arnim Raul v. Kleist
Hauptm. Felix v. Bernuth -
:
1
Eduard Fritsch
Guido Graf v. Matus
s
Scau
Wilhelm Frhr. v. Müffling gen, Weiß
-
August Haucke Victor Hänel
Max Otto - Boguslaw Prinz Radziwill
S. Lt. Friedrich Spißner -
Carl v. Gerödorff
1885.
2. Chef.: Gen. der Kav. Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz
von Preußen K. H.
Hauptm. Paul Hesse
S. Lt. Friedrich Boehm
Otto Bo>
Joseph Di>
Max Beselexr
-
Victor Hänel Max Otto
Paul Naumann
S. Lt. Georg Mulert - Emil Dobisch
-
Ernst Rethwisch Johannes Koffka Max Hembd Franz Lindner
-
Curt Balan
Paul Boner Johannes Mühlen Ernst Kluge
Karl Frobenius
Friedrich Seidelbach
Franz Ohrtmann Julius Bohm Richard Köhler
Anhang. Verzeichniß der denkwürdigsten Tage der Regimentsgeschichte.
1859.
414. Juni.
Mobilmachung der preußischen Armee und mit ihr auch der drei Bataillone Berlin, Magdeburg und Cottbus
2. Garde-Landwehr-Regiment8; Regimentskomman-
deur: Oberstlieutenant v. Korth.
16. Juli.
Beurlaubung des größten Theils der Unteroffiziere und Mannschaften der Landwehvr-Bataillone in ihre
25. Zuli.
Demobilmachung der preußischen Armee unter theil-
28. Juli.
Befehl über die Zusammensezung der LandwehrStamm-Bataillone. Die drei Garde-LandwehrStamm-Bataillone Berlin, Magdeburg und Cottbus
Heimath.
weiser Beibehaltung der Kriegsformation.
2. Garde-Landwehr-Regiments (Führer: Oberst-
lieutenant v. Korth) werden aus Landwehr-Stamm-
10. Dezember. 0. [87
5. Mai.
mannschaften und Mannschaften des 2. GardeRegiments zu Fuß und des Ersaß-Bataillons der 2. Garde-Jnfanterie-Brigade formirt.
Nach mehrfachen Veränderungen in der Etatsfstärke wird der Stand der Garde-Landwehr-Stamm-
Bataillone auf 270 Köpfe festgesetzt. Allerhöchster Befehl Seiner Majestät des Königs zur Errichtung des 2. kombinirten Garde-InfanterieRegiments, welches unter Zurüclassung der Landwehr-Stammmannschaften aus den drei Garde-
Landwehr-Stamm-Bataillonen Berlin, Magdeburg
und Cottbus 2. Garde-Landwehr-Regiments gebildet werden soll.
324€
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Kommandeur des NRegiment8: Oberst v. Korth.
Als
Garnisonort wird demselben Spandau bezw. für
24./25. Mai. 1. Juli.
4. Zuli.
Das 2. kombinirte Garde-Jnfanterie-Regiment erhält
15. Oktober.
1861.
zwei Kompagnien später Charlottenburg angewiesen.
Eintreffen der drei Bataillone in Spandau. Zusammentritt des Regiments. Die bisher zur Führung der Bataillone und Kom-
2. Januar.
pagnien und zur Dienstleistung beim Regiment kommandirten Stabsoffiziere, Hauptleute und Lieutenants werden durch Allerhöchsten Erlaß zum Regiment versetzt. (Vom 2. Garde-Regiment z. F. 1 StabsSoffizier, 12 Hauptleute, 24 Lieutenants.)
den Namen „4. Garde-Regiment zu Fuß". Allerhöchster Befehl, welcher die Verleihung von drei neuen Gardefahnen an das Regiment ausspricht. Tod Seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV.
Das Regiment leistet Seiner Majestät dem Könige 7. Januar. 17. Januar.
Wilhelm 1. den Eid der Treue.
Beisezung Seiner Hochseligen Majestät des Königs Friedrih Wilhelm 1V. zu Potsdam in An-
wesenheit des Kommandeurs und eines kombinirten Bataillons des Regiments.
Nagelung der Fahnen des Regiments im Königlichen Schlosse zu Berlin in Anwesenheit der Aller-
höchsten und Höchsten Herrschaften, der Generalität,
des Offizierkorps des Regiments und einer De-
putation seiner Unteroffiziere und Mannschaften.
18. Januar.
Weihe und Uebergabe der Fahnen an die drei Ba-
18. Oktober.
Krönung Seiner Majestät des Königs in Königs-
taillone des Regiment8 in Anwesenheit Seiner Majestät des König8 am Denkmal König Friedrich des Großen in Berlin.
berg in Anwesenheit des Regimentskommandeurs,
der Fahne des 1. Bataillons und eines kombinirten
Zuges des Regiments.
1863. Frühjahr. Kriegsbereit wegen des Aufstandes in Russisch-Polen. 1864. 15. Januar. Mobilmachung des Regiment8 zum Kriege gegen Dänemark.
349
-
29. Januar. Besichtigung des feldmarschmäßig ausgerüsteten Regiments dur< Seine Majestät den König auf dem Hofe der Stresow-Kaserne 1. zu Spandau.
31. Januar.
Die Grenadier-Bataillone fahren über Hamburg und Altona nach Rends8burg, wo dieselben am 1. Februar
1. Februar.
Das Füsilier-Bataillon folgt den Grenadier-Bataillonen und trifft am 3. Februar in Rendsburg ein. Die Grenadier-Bataillone vor den Danewerken (Füsilier-Bataillon in Rendsburg), nach deren Räu-
Anfang Februar.
18. Februar. 19. Februar.
Ende Februar. 8. März. 19. März. 20./21. März. 22. März.
26./27. März.
eintreffen.
mung sie über Flensburg, Apenrade, Hadersleben und Christiansfeld nach Norden marschixen und am 18. Februar in die erste dänische Stadt Kolding
einrücen.
Wiedervereinigung des Füsilier-Bataillons mit dem
Regiment.
Ruhe in der Gegend südlich Kolding. Vorrücken gegen die Festung Fridericia.
Snoghoi-Gile.
Gefecht bei
(Gefangennahme einer dänischen
Kompagnie -- 2 Danebrogs3.)
Einschließung von Fridericia. Beschießung von Fridericia. =- Nächtliches Rekogno8zirung8gefecht der 9., 12. und 6. Kompagnie. Abmarsch des Regiments gegen Norden zur Dedkung
der durc< die. Oesterreicher weiter fortzusezenden Belagerung von Fridericia.
Gewaltmarsch der beiden Grenadier-Bataillone aus der Gegend von Horsens nach Apenrade, um an der
Belagerung der Düppeler S