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German Pages 81 Year 1885
355.0943.G378 C.1 Geschichte des 6. pomm Stanford University Libraries
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GeTchichte bes 6. Pommerichen
Infanterie-Regiments Nr. 49
1860-1885
Geschichte des
Germany. Armee. 6. Fommerschen
Infanterie-Regiments
Nr. 49
1860-1885 .
Auf Veranlassung des Regiments dargestellt für die Unteroffiziere und Mannſchaften.
AML
Mit einem Portrait und sieben Skizzen im Text.
Berlin 1885. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbachhandlung Kochstraße 68-70.
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Inhalts-Verzeichniß.
Anlagen. Die Gefallenen des Regiments Ranglisten von 1860 und 1885 Die Dekorirten des Regiments
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Die Regimentskommandeure Die Stiftung des Regiments Grenzbesehung 1863 und 1864 Feldzug 1866 Schlacht bei Königgrät Rückmarsch . Feldzug 1870/71 Schlacht bei Gravelotte Einſchließung von Mek Belagerung von Paris . Gefecht bei Mesly Schlacht bei Champigny Auf Vorposten an der Seine Von Paris bis zur schweizer Grenze Gefecht bei Frasne Gefecht bei Pontarlier Okkupation 1871/73 Friedensjahre .
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Regimentskommandeure.
1860-1865 .
Malotki v. Trzebiatowski.
1865-1866.
v. Wietersheim .
1866-1870.
v. Bothmer.
1870-1875 .
Laurin .
1875-1879.
Bleibtreu .
1879-1884.
v. Olszewski.
1884-
Ziegler.
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Wer hörte nicht gerne erzählen von der Vergangenheit seiner Familie von dem, was Vater und Großvater erlebt? Auch alle die Tausende, deren Schultern die Nummer Neun und Vierzig" geschmückt hat und noch schmücken wird, bilden innerhalb des Ehrenstandes , auf welchen nicht nur alle Deutschen, sondern die ganze Welt mit Achtung und Bewunderung blickt, eine Familie und es ist sicher, daß fie Alle bis in ihr hohes Alter hinein sich gerne der bei ihr zugebrachten Soldatenzeit erinnern werden. Wer von ihnen hörte deshalb nicht gerne erzählen von der nun 25jährigen Vergangenheit des Regiments - von dem, was all' die Tausende von Kameraden und die für ihren König und das Vaterland Dahingegangenen erlebt haben.
Die Stiftung des Regiments.
Als in Folge der Erkrankung des Königs Friedrich Wilhelm IV. der Prinz von Preußen , unser jeßiger Kaiser und König , die Regierung übernommen , war die Weiterentwicklung des Heerwesens Seine erste Sorge. Mit flarem Blick hatte Er erkannt, daß unser Heer zu klein sei, um ein scharfes Schwert in Seiner Hand zu werden zur Erreichung des Ziels : das Deutsche Vaterland geeint, geachtet und stark zu machen. 1 Gesch. d. 6. Pomm. Jnf.-Regts. Nr. 49.
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Um die Entwicklung der ganzen im Volke ruhenden Wehrkraft zu ermöglichen , würde die Zahl der Regimenter beinahe verdoppelt; dafür schied die Landwehr aus der FeldArmee aus. Unser Regiment sourde aus dem in vielen Kriegen und Schlachten berühmten Grenadier - Regiment (Colberg) Nr. 9 gebildet ― allerdings nicht unmittelbar. Es war bereits während der Kriegsbereitschaft gegen Frankreich 1859 aus Mannschaften desselben, sowie der Landwehr - Stammbataillone Stargard, Cöslin und Schifvelbein ein Regiment zusammengesetzt worden, welches zuerst 9. kombinirtes Infanterie - Regiment hieß und am 4. Juli 1860 unseren jeßigen Namen erhielt:
6. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 49. Dasselbe kam nach Stargard in Garnison ; die älteren Mannschaften wurden entlaſſen , dafür von nun ab der Erfah aus obengenannten drei Bezirken eingestellt. Wir bildeten mit dem Grenadier - Regiment Nr. 9 die 6. Infanterie-Brigade und gehörten zur 3. Diviſion , welche noch kurze Zeit Seine Königl. Hoheit Prinz Friedrich Karl führte. Fahnenfest. Aber noch fehlten unserm Regiment die Feldzeichen. Die Beleihung mit denselben fand kurze Zeit, nachdem Seine Majestät als König Wilhelm I. den preußischen Königsthron bestiegen hatte, zu Berlin am Tage des großen 2. Fahnenfestes statt. So knüpft sich die Geschichte unserer Fahnen eng an die erhabene Person unseres Kriegsherrn und die mit Ihm beginnende ruhm und ehrenreichste Geschichte unseres Vaterlandes an. Der Krönungstag, der 18. Januar 1861 , war dazu bestimmt worden. Die Trauer für den hochseligen König wurde für diesen Tag abgelegter sollte ein Freudentag sein für die Armee und das Land. Eine Deputation unseres Regiments, bestehend aus dem Regimentskommandeur Oberst Malotki von Trzebiatowski und den drei zu Trägern der neuen Fahnen bestimmten Unteroffizieren, ging nach Berlin ab.
--Nachdem am Tage vorher im Königlichen Palais die Nagelung des Fahnentuches an die Stange durch Seine Majestät und die Mitglieder des Königlichen Hauses vollzogen worden war, hatten sich am Festtage auf dem Flag vor dem Palais im Angesicht des großen Königs Friedrich, des alten Friß dessen erzenes Denkmal die schönste Straße Berlins !!Unter den Linden" abschließt Seine Majestät und alle Königlichen Prinzen sowie die höheren Offiziere der Garnison Berlin versammelt; die Fahnenunteroffiziere mit ihren Feldzeichen in Reih´ und Glied. Auf einer bei dem Denkmal angebrachten Kanzel stand der Feldpropst der Armee, Thielen, und erflehte nach weihevoller Predigt von Gott den Segen über unsere Feldzeichen. Dann setzten sich über 100 Fahnen und Standarten in Bewegung und traten zum Parademarsch vor Seiner Majestät dem Könige an. Es war ein herrlicher Wintertag. An den vergoldeten Spigen und Beschlägen in den Strahlen der Sonne glänzend, die prachtvollen Tücher von einem leichten Wind gewellt, so zog der Fahnenwald in geheimnißvollem Rauschen und im strammen Tritt seiner Träger bei den Tönen der Nationalhymne an seinem erhabenen König und Kriegsherrn vorüber, der in freundlich ernstem Stolz fest vertrauend auf die ruhmreiche Zukunft der Feldzeichen - sie vorbei und dahinziehen ließ. Ueber die ehernen Züge des alten Frit schien ein Lächeln der Freude zu gleiten, und jedes Herz schlug hoch auf in der Begeisterung des Augenblicks. Zum Empfange der Fahnen stand das Regiment auf dem Markt in Stargard in Paradeaufstellung bereit. Nach einer zündenden Ansprache des Regimentskommandeurs wurden sie von den Bataillonen in die Mitte genommen, und zum ersten Mal im Angesicht der heiligen Zeichen brauste ein tausendstimmiges Hoch auf Seine Majestät den König aus treuer 49er Brust gen Himmel.
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1863/64 . Die Grenzbeſekung. 3ur Uebung im strammen Friedensdienst hatte das Regiment nicht lange Zeit. Als Anfang 1863 im Königreich Polen ein Aufstand alle geordneten Zustände über den Haufen zu werfen drohte, beschloß Seine Majestät der König damit das böse Wesen nicht auch auf vaterländische Gebietstheile übergriffe die Ausführung von militärischen Maßnahmen zur Absperrung der Grenze und ersah unser Regiment zur Verstärkung der Truppen dortselbst aus. Am 11. Februar traf der Befehl zur Kompletirung ein. Die Rekruten blieben zurück und wurden durch Reserven ergänzt. Mobil war das Regiment nicht ; auch nahmen. die Bataillone nur die Patronen- und Montirungswagen mit. Eine Woche später erfolgte die Abfahrt über Kreuz 7/49 über nach Bromberg, wo das 1. Bataillon verblieb, während das 2. nach Inowrazlaw, das Füsilier - Bataillon nach zum ersten Mal jahen wir die Städte, Gnesen marschirte Die später unsere Garnisonen werden sollten. Gnesen Das Grenzgebiet war in Militärdistrikte eingetheilt, und Detachements aus je einem Bataillon mit Kavallerie zuerst 4. Ulanen , später Neumärkische Dragoner - be= wachten bestimmte Grenzstrecken. Damit Insurgentenbanden und Zuzügler am Uebertritt verhindert würden, mußte Tag und Nacht gegen die Grenze und die Nebenabtheilungen mit Aufmerksamkeit patrouillirt werden. An verkehrreichen Stellen waren Feldwachen aufgestellt, und häufig beobachteten auch Horchpatrouillen die Gegend. Sie waren vier bis sechs Mann stark und legten sich an einem wichtigen Punkt in Versteck; ein Mann spähte oder horchte aus. Bald nach unserer Ankunft traten oft Insurgententrupps , welche vor den russischen Truppen flüchteten, über. Sie wurden sofort entwaffnet und abgeliefert. So auch Ende Februar im Powidzer Walde, der ihnen einen vorzüglichen Zufluchtsort bot. Es war ihnen schwer bei-
Posen na
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zukommen; aber der 9. Kompagnie unter Hauptmann von Stojentin mit den beigegebenen Dragonern gelang es am 3. März nach fünftägigen großen Anstrengungen doch, ihrer habhaft zu werden. Es kam dabei auch zu Zusammenstoßen mit kleinen Trupps und Patrouillen, deren eine vom Füsilier Werner so gut geführt wurde, daß er das AllDie betheiligten Truppen gemeine Ehrenzeichen erhielt. wurden darauf durch folgende Allerhöchste KabinetsOrdre erfreut: Ich habe von dem Bericht des GeneralKommandos vom 4. d. M. mit Interesse Kenntniß genommen und aus demselben gern ersehen, daß die betreffenden Anordnungen ganz sachgemäß waren und daß von den Truppen Thätigkeit und Umsicht bewiesen worden ist. Ich beauftrage das General -Kommando , den betreffenden Truppen = theilen dies zu eröffnen. " Die Thätigkeit im Grenzdienst war feine leichte. Auch manche Einwohner diesseits leisteten den Gefeßesübertretern Vorschub, und ein Irreführen durch falsch ausgesprengte Nachrichten war nicht selten. Sogar Bestechungsversuche wurden gemacht. die Da kamen sie aber schlecht an Denkzettel, von pommerscher Hand geschrieben, blieben dann noch lange im Gedächtniß. Wenn auch Alle sich gern den nothwendigen Anstrengungen unterzogen, so sei doch noch besonders einer Leistung der 7. Kompagnie gedacht, welcher von Inowrazlaw aus Sie die Unterstützung der vorderen Linie aufgegeben war. marschirte am 20. Februar früh aus und wurde nach einem Marsche von 3/2 Meilen einquartiert. Abends 8 Uhr alarmirt, marschirte sie des Nachts durch bis 7 Uhr Morgens und empfing an der Grenze übergetretene Insurgenten. Am 22. rückte sie, ohne einen Mann zurückgelassen zu haben, wieder in Inowrazlaw ein und bot in ihrer guten Sie zeigte frischen Haltung ein höchst erfreuliches Bild. da den strammen Soldatengeist, der auch große Anstrengungen äußerlich nicht verräth. Im April kam der Befehl , daß wir in unsere Garnison zurückkehren sollten und am 8. dampften wir dem
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6 Pommerlande zu, um bald dauernd in den Oſtmarken des Vaterlandes zu verbleiben. Ende Juli kam die Nachricht, daß unsere Division die an der Grenze ablösen sollte. - Wir mußten unsere Sache doch gut gemacht haben. Am 30. fuhren wir nach Posen, von wo die Stellungen an der Grenze von Wreschen bis Inowrazlam bezogen wurden, und wo bald die frühere Thätigkeit begann. Einzelne Zuzügler und legitimationslose Personen wurden täglich abgefangen. Als Musketier Schröder 1. der 7. Kompagnie einmal einen Insurgenten abliefern wollte, sprang dieser ihm über den Zaun ; er aber schnell nach, holte ihn ein, schlug die Pistole, die ihm der Insurgent auf die Brust fette, aus der Hand und faßte ihn wieder. Für die bewiesene Geistesgegenwart wurde er zum Gefreiten befördert. Bis auf den unausgefeßten Patrouillengang herrschte im Winter größere Stille. In den Kantonnements wurde die Ausbildung gefördert. Eines Tages sah der Unteroffizier Gründemann der 8. Kompagnie beim Exerziren, wie ein verdächtiger Trupp in ziemlicher Entfernung der Grenze zueilte. Er theilte seine Abtheilung schnell in Patrouillen, die ihre Sache so gewandt machten, daß in kurzer Zeit 18 3Zuzügler eingebracht wurden.
1864. Mit Eintritt des Frühjahrs 1864 wurde es wieder lebendiger. Im März waren zahlreiche Verhaftungen von 1871 dolity Zuzüglern und Helfershelfern erforderlich. Durchsuchungen von Ortschaften und Gehöften führten zur Beschlagnahme 14744 5. zahlreichen Kriegsmaterials , welches hinübergeschmuggelt in mart werden sollte; die Scheunen mit Getreide und Stroh, verhnsniery , mauerte Kellerräume und Kochherde, Verstecke in Gärten waren die Plätze zur Verheimlichung. Einen größeren Fang that die 10. Kompagnie unter Hauptmann Laurin : Auf 6 Wagen wurden 200 Gewehre, 150 Sensen, Fulver und fonstiges Kriegsgeräth, auch 2 Laffeten heimgebracht -- die Kanonenrohre zu letteren waren nicht zu finden. Ein besonderer Diensteifer des Unteroffizier Meyer der 5. Kompagnie, welcher nach Rückkehr von einem Ge-
7 fangenentransport den Strzelnower Forst abpatrouilliren ließ, wurde durch Auffinden zahlreicher Waffen belohnt. Die 5. Kompagnie hatte in diesen Tagen einen besonders anstrengenden Dienst. Der Bericht des Distrikts -Kommandos sagt, sie habe einen anerkennenswerthen Eifer, große Ausdauer und Umsicht an den Tag gelegt. Mit wenigen Ausnahmen haben die Mannschaften binnen 36 Stunden das Gewehr nicht aus der Hand gelegt und bis zum letzten Augenblick nicht die mindeste Ermüdung gezeigt. Der Vorabend zu Königs-Geburtstag wurde durch ein Gollejewo. frisches Renkontre gefeiert. Am 21. März Abends verbreitete sich die Nachricht, daß in Gollejewo ein großer Insurgententrupp gesammelt würde. Lieutenant v. Blomberg mit 4 Unteroffizieren und 14 Mann der 8. Kompagnie, und Lieutenant v. Dewig mit 8 Ulanen rückten aus dem nächsten Kantonnement schnell dorthin. Es dunkelte schon, als die vorausgehende Kavallerie bemerkte, wie ein Trupp von ca. 50 bewaffneten Reitern und etlichen Fußgängern mit einem Wagen ein Gehöft verließ. Ein Ulan sprengte in den Haufen und seßte ihn durch feste rechts und links ausgetheilte Hiebe in große Verwirrung. Der Wagen wurde umgedreht und fortgefahren. Als die Insurgenten merkten, daß man ihnen nicht folge, kamen sie wieder, worauf sich am Wagen ein heftiges Reitergefecht entspann. Von der schnell folgenden Infanterie war Unteroffizier Klemm mit vier Mann nach links abgeschickt und kam gerade an, als die Reiter in wildem Knäuel herbeijagten. Zuerst verhinderte er mit Ruhe das Schießen, um bei dem unsicheren Lichte nicht die Ulanen zu treffen ; dann ließ er mit Erfolg feuern. Feldwebel Graef wollte einen Gefangenen nach dem Wagen bringen, als ein frischer Reitertrupp von ca. 20 Pferden vorbricht. Legen Sie die Waffen ab", rief der Führer, worauf der Feldwebel : „ Niemals ! Wenn Sie näher kommen, geht es Ihnen schlecht. " Da rückt auch Lieutenant v. Blomberg im Laufschritt heran, um auf den Trupp mit dem Bajonett loszugehen. Dieser schoß mit Pistolen, aber sehr schlecht, und rannte dann in wilder Flucht ab. Das Gehöft wurde mit 11 Mann besetzt und um daſſelbe
patrouillirt, aber die zersprengten Insurgenten kamen nicht wieder; sie wurden an den folgenden Tagen in der Umgegend zum größten Theil gefangen. Unsere kleine Abtheilung hatte gegen den überlegenen Haufen Recheit und Gewandtheit bewiesen, und wurde daIm . für durch die den beiden Offizieren verliehenen rothen Adler-Orden mit Schwertern ausgezeichnet. Feldwebel Varma Braefund zwei Ulanen erhielten das Militär - Ehren1.04.0.4. zeichen 2. Klasse. Vom Mai ab ward es ſtiller. Da ging im folgenden Monat eine freudige Botschaft von Mund zu Mund. Seine Königl Hoheit der Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte das Bommersche Armee-Korps erhalten. Als Korpstom= mandeur bereiste Höchstderselbe Ende Juni die Grenze und inspizirte zum ersten Mal unser Regiment. Nach Pommern kehrten wir nicht zurück. Wir folgten dem Befehl unseres Kriegsherrn, als Wacht an der Öst11. grenze zu verbleiben, und rückten am 11. November 1864 November. in unser neues Heim das 1. und Fusilier-Bataillon nach 26. . . Gnesen , das 2. nach Inowraz law. Schon vorher war 29.11. I, unsere Brigade als 7. der 4. Division zugetheilt. Um in den verlassenen Gebieten die Anwesenheit der 25. //. F. militärischen Autorität in stete Erinnerung zu bringen, wurden allmonatlich fliegende Kolonnen mit mehrtägigen Marschrouten abgesandt. Auch dies hörte im Dezember 1865 auf, da die Ruhe überall erhalten blieb. So hatte unser Regiment die vaterländischen Grenzgebiete mit Erfolg geschüßt. 3war marschiren wir Soldaten lieber gegen einen äußeren Feind, der auf den Schlachtfeldern in regelrechtem Kampf zu Boden geworfen wird ; aber auch durch die Erfüllung unserer Aufgabe in den verfloffenen zwei Jahren haben wir die Anerkennung unseres Allergnädigsten Königs und Herrn in nachstehender Allerh. Kabinets - Ordre erworben : Ich nehme bei der nunmehr vollständigen Einstellung der durch die Unruhen im Königreich Polen hervorgerufenen Maßregeln gern Veran=
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lassung, den Truppentheilen Meine ganze 3ufriedenheit mit ihren Leistungen in einem oft sehr beschwerlichen und anstrengenden Dienste auszusprechen. Berlin, den 2. Dezember 1865.
gez. Wilhelm ."
1866 .
Feldzug gegen Oesterreich.
Es kommandirten : das Regiment: Oberst v. Wietersheim ; 1. Bataillon : Major v. Salpius gen. v . Oldenburg; 1. Kompagnie: Hauptmann Buek; = 2. v. Berge; 3. Premierlieutenant v. Unruhe; = = 4. Freiherr v. Bönigt. 11
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Während wir die Ostgrenze sicherten, hatten 1864 andere Regimenter im Verein mit Desterreichischen Truppen in schnellem Siegeszug nach Norden ein unterdrücktes deutsches Land, Schleswig - Holstein, das meerumschlungene, aus fremder Hand befreit. Der gemeinsame Besit dieser Herzogthümer führte aber zu Streitigkeiten zwischen Desterreich und Preußen. Als alle unsererseits zur Erhaltung des Friedens gemachten Vorschläge sich erfolglos zeigten, und schon geraume Zeit von bedeutenden Rüstungen in Oesterreich berichtet worden war, zögerte Seine Majestät der König nicht länger, das Schwert zu ziehen, und befahl die Mobilifirung der Armee.
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2. Bataillon : Major v. Tiedewiß; 5. Kompagnie : Hauptmann v. Lichtenstein ; 13 = 6. v. Schon; ፡ = 7. v. Rothenburg; 8. Premierlieutenant v . Arnim I. Füfilier-Bataillon : Major v. Rechenberg ; 9. Kompagnie: Premierlieutenant v. Brauchitsch ; = = 10. v. Gorczkowski ; = 11. Hauptmann v. Wedell ; = = 12. Graeff. 21. Mai.
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Am zweiten Pfingstfeiertag, den 21. Mai, traten wir zum Feldzuge gerüstet, die scharfen Patronen in Tasche und Tornister aus den Quartieren ; die Kompagnien und Bataillone mit den Fahrzeugen formirten sich auf dem Markt, auf dem sich auch viele Einwohner im Pfingststaat zum Abschied eingefunden hatten. Der Regimentskommandeur Oberst v. Wietersheim sprengte vor die Bataillone und brachte zum Beginn unserer kriegerischen Thätigkeit ein dreifaches kräftiges Hoch auf Seine Majestät aus. Dann ging es in freudiger Stimmung unter den Klängen eines lustigen Marsches zur Posener Vorstadt hinaus in das wechselvolle fröhliche Kriegsleben . Nach neuntägigem Marsche quer durch die Provinz Posen wurde das märkische Städtchen Woldenberg erreicht, und von dort am 30. Mai des Nachts über Stettin nach der Hauptstadt Berlin abgedampft. Vom Stettiner Bahnhof mit der Verbindungsbahn nach dem Anhalter befördert, langte das 1. Bataillon daselbst zu Mittag an und fand ein kräftiges Essen vorbereitet. Nachher sah man in der nächsten Umgebung die Hauptstadt und das Berliner Treiben an , als sich plöglich durch einen Flügeladjutanten eine hochfreudige kunde verbreitete: Troß der vielen Regierungsforgen in dieser Zeit wollte Seine Majestät doch - bevor sie in den Krieg zogen Seine Neunundvierziger bei der Durchfahrt sehen und begrüßen. Schnell machte sich Jeder so propre und schön wie nur möglich; dann trat das Bataillon in Linie in der
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11 རིན་་ .. Bahnhofshalle an und erwartete mit aufs Höchste gespannter Freude die Ankunft seines Königs und Kriegssehohoyo herrn. Um 4 Uhr erschien Seine Majestät der König in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen welcher unser Korps mit dem Kommando einer Armee im bevorstehenden Kriege gewechselt hatte ―― des Generallieutenants v. Schmidt unseres nunmehrigen Korpskommandeurs und des Gouverneurs von Berlin und schritt die Front des Bataillons herunter. Allerhöchstderselbe sprach Seine Zufriedenheit mit der Haltung und dem Aussehen der Neunundvierziger, die Er zum ersten Male in geschlossener Truppe sah, und das Vertrauen aus , daß das Regiment sich wie die alten auf dem Schlachtfelde Ruhm und Ehren erkämpfen werde. Oberst v. Wietersheim sagte : „Ja wohl , Euer Majestät , das Regiment wird ein Loch machen !" Ein kräftiges Hurrah aus tausend Kehlen war die Antwort, und in den leuchtenden Augen war die Gewißheit zu lesen, daß Jeder für die Erfüllung des Vertrauens zu kämpfen und zu sterben bereit sei. In der gehobensten Stimmung verließ das 1. Bataillon, in welchem unser König das ganze Regiment begrüßt und 12 geehrt hatte, um 4. Uhr Berlin und langte 11 Uhr Abends ― in Jüterbog an etwas später das Füsilier-Bataillon ; Workerkünft ? das 2. war bereits anwesend. Auf eine Woche wurden jest Kantonnementsquartiere 31.5 ? um Alt -Herzberg bezogen und dann vom 7. - 9. Juni der Marsch in die Kantonnements um Finsterwalde, vom 14. - 18. nach Görlig , der am Eingange nach Böhmen freundlich gelegenen schlesischen Stadt, ausgeführt . Da bei der ungewöhnlich starken Hiße die Märsche sehr beschwerlich waren, ließen die Vorgesetzten alle nur irgend möglichen Erleichterungen eintreten, und Jeder sette in Wahrheit eine Ehre darin, die oft sehr großen Strapazen guten Muths zu überwinden. Die freundlichen Bewohner Schlesiens und der Mark thaten ihr Möglichstes , um uns für die kommenden Ent= behrungen zu pflegen.
12 Unser Regiment war nun in die zum Einmarsch in Desterreichs Land bereitstehenden Armeen eingereiht. Das 2. Korps bildete mit dem 3. Brandenburger - und dem 4.- Sachsen sowie einem Kavallerie- Korps die erste Armee unter dem Oberbefehl Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl ; links in Schlesien stand die zweite unter dem Kronprinzen, rechts die Elbarmee unter General Herwarth v. Bittenfeld. Diese Armeen sollten selbständig über die hohen Gebirge , welche Böhmen umschließen , eindringen und sich in der Gegend von Jicin vereinigen. In den Kantonnements und auf den Straßen herrschte ein bewegtes Leben ; überall sah man Kameraden des brandenburgischen und fächsischen Korps mit ihren rothen Achselklappen, alle Arten Kavallerie - auch die der schmucken Garde; Artillerie mit ihren rasselnden Batterien, der Train in langen Wagenkolonnen fuhr oft an uns vorüber.
20. Juni. 18.6. Jy38DOTH 71mon.
Am Tage nach unserer Ankunft, den 20. Juni , wollte Seine Königl. Hoheit Prinz Friedrich Karl das Regiment sehen. Auf der Chaussee nach Görlih war die 7. Brigade in rechts abmarschirter Sektionskolonne aufgestellt und marschirte in einem trotz des starken Regens strammen Parademarsch an dem hohen Heerführer , der Worte freudiger Zuversicht und ehrenden Vertrauens , aber auch großen Ernstes im Hinblick auf die bevorstehende Aufgabe an uns richtete, vorüber. Freudige Begeisterung erregte der am 21. Juni Vormittags bekannt gewordene, einen Jeden mächtig ergreifende Aufruf des Königs an Sein Volk.
22.6 . Am folgenden Tage wurde nach Sachsen hineinmarschirt, 23. Juni. und am 23. sollte die Böhmische Grenze überschritten werden. Auf dem Rendezvous- Platz der Division, 1/2 Meile von der Grenze entfernt das 49. Regiment im ersten Treffen , hörten wir die Kriegserklärung an Oesterreich und den Armeebefehl , in welchem Seine Königliche Hoheit die Soldaten der I. Armée unter Anderem anredet : „Laßt Eure Herzen zu Gott schlagen und Eure Fäuste auf den Feind, wie in der heiligen Schrift geschrieben stehi“ und
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zum Schluß : „ Und nun vorwärts mit unserm alten Schlachtruf: Mit Gott für König und Vaterland . Es lebe der König!" Ein begeistertes Hoch wurde gerufen und dann scharf geladen. Unser Regiment hatte die Ehre, mit 1 Batterie Z und 2 Eskadrons 4. Ulanen als Avantgarde den Marsch nach Desterreich anzutreten. Mit dreimaligem brausenden Hurrah wurde die Grenze überschritten und das Preußenlied gesungen. Losung und Feldgeschrei lauteten : Frisch drauf! und Wilhelm! Schon auf dem nächsten Halt begegneten uns die ersten Gefangenen: 2 fesche Radezky-Husaren. madelyki Nach ziemlich engen Quartieren führte der Marsch am folgenden Tage in Kantonnements , in denen für den 25. und 26. Ruhetag befohlen war. Es fah hier anders aus als bei uns. Durch das Lausitzer Gebirge bergauf und bergab führte der Weg in Ortschaften, die häufig wie Vogelnester an den Hängen lagen. Bald begann auch der Wechsel im Kriegsleben, der die Willenskraft stählt im Ertragen von Strapazen und Entbehrungen, welche bei so großen Maſſen in Feindes Land unvermeidlich wurden. Geregelte Verpflegung war unmög lich, und die angeordneten Requisitionen hatten dürftigen Erfolg. Um so wichtiger war das Haushalten mit den drei eisernen Portionen, die nur auf besonderen Befehl angegriffen werden dürfen. Wer es vorzeitig that, hatte im Nothfall nichts zu beißen. Der weitere Verlauf des Vormarsches bis zur Entscheidungsschlacht war folgender : 27. Juni bei großer Hiße Vormarsch auf Reichen- 27. Sunt bis berg, wo zuerst das 2. Bataillon , später nur die 5. Kompagnie als Besaßung dieses wichtigen Etappenortes zurück- 2. Juli. bleiben muß. 1. und Füsilier-Bataillon beziehen sehr enge Quartiere, ein Theil biwakirt. 17 Langenbrück Am 28. Marsch der Division bei Hiße und sehr viel Staub nach Sichrom , von wo das Gefecht von München- 3 gräß nach rechts hin zu hören iſt. Änkunft 4 Uhr Nach-
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starkes Gewitter - Verpflegung aus mittags im Biwak dem eisernen Bestande . Am 29. ist vor uns das Gefecht von Jicin zu hören. Die Division tritt bei schwebender Hize um 1 Uhr den Vormarsch an, um die kämpfende 3. Division zu unterſtüßen ; findet aber leider nur gethane Arbeit. Erst Abends 9 Uhr wird gehalten und abgekocht es regnet. Nachts 2 Uhr am 30. Juni wird wieder aufgebrochen und nach einem durch Gefangene und Wagenkolonnen sehr erschwerten Marsch um 9 Uhr bei Jicin im ganzen ArmeeKorps ein Biwak bezogen. Die Kameraden der anderen Diviſion erzählen von ihren Gefechtserlebnissen. Am 1. Juli 9 Uhr bei starkem Regen Marsch in Kantonnements, in denen abgekocht wird ; um 3 Uhr vorgerückt und um 11 Uhr Abends ein Biwak bei Wostromer bezogen. Der 1. Kompagnie wird bis zum folgenden Tage die Ehre zu Theil, in das Hauptquartier Seiner Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl kommandirt zu werden. Höchstderselbe erschien im Biwak und erzählte, daß auch der Kronprinz in mehreren scharfen Gefechten die Desterreicher geschlagen und daß die Hannoveraner bei Langensalza die Waffen gestreckt hätten. Am folgenden Tage blieben wir in dem Biwak bei Wostromer. So hatte das Regiment eine an Entbehrungen und Anstrengungen reiche Woche hinter sich, ohne das Glück gehabt zu haben, die Fäuste auf den Feind schlagen lassen zu können. Die drei Armeen hatten den gefährlichen Uebergang über die ſie trennenden Gebirge glücklich vollzogen und nach hartnäckigen Gefechten sich bis auf einige Meilen genähert, bereit und vereint zu weiterem Angriff. Am 2. Juli langte Seine Majestät der König mit dem großen Hauptquartier in Jicin bei der Armee an, die glücklich und stolz war, daß Er selbst den Oberbefehl über die gesammten Heere übernommen . Am folgenden Tage sollte Ruhetag sein. Da aber alle Meldungen auf die Anwesenheit der ganzen Oesterreichischen Armee unter Benedek an der Bistrit die Elbe im
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Rücken deuteten, so befahl der König, den Angriff mit Wir allen Kräften bereits an diesem Tage auszuführen. ahnten nicht, daß wir am Vorabend einer Schlacht ſtanden. Alles schlief nach den Anstrengungen ruhig und fest.
Die Schlacht von Königgräk. Am 3. Juli um 12 Uhr Nachts wurde zu dem be- 3. Juli. fohlenen Divisions - Rendezvous bei Bristan aufgebrochen. 12 Uhr. leichter Nebel schwebte Es war ein ungemüthliches Wetter in der Luft und fiel nässend herab. Um 62 Uhr rückte das Regiment auf das Dorf Mzan vor. Der lehmige Boden - durch den Regen der legten Tage aufgeweicht und das hohe naſſe Getreide, das sich bei jedem Schritt um die Beine wand , machten den Marsch sehr beschwerlich. Als wir die Höhe erreichten , welche bisher die Fernsicht gesperrt, da öffnete sich ganz grau in dem stärker gewordenen Regen vor uns das Gelände, das heute Es war still ringsum ; unser Schlachtfeld werden sollte. fein Rauch stieg aus den Dörfern_empor. Vor der ganzen Front zog sich eine breite Niederung entlang mit einem infolge des Regens angeschwollenen Bach, der Bistrik. Da lag gerade vor uns ein Dorf Unter- Dohalih , links davon eine Zuckerfabrik mit großen Gebäuden und das Dorf Sadowa, über welches die Kaiserstraße von Jicin auf Königgräß führt, rechts die Orte Dohalica und Mokromous. Von der Bistrit stieg das Terrain und schien dem Vertheidiger eine mächtige Stellung zu bieten. Hinter Unter- Dohalik sah man auf dem Abhange Ober - Dohalik nahe an dem Sadowa-Walde liegen. In der Ferne wurden die Schattenrisse der Orte Chlum, Langenhof und Streſetih bemerkbar. - 7 Uhr. --Plöglich löste sich es war 10 Minuten nach 7 Uhr ein Rauchball von dem dunklen Hintergrund vor uns, und fast gleichzeitig mit dem herüber hallenden Knall zischte die
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erste Granate heran, die, den Boden hoch aufschleudernd, zersprang --- der erste Schuß wurde mit lautem Hurrah begrüßt. Das Regiment - dicht aufgefchloffen, an der Tete das Füsilier -Bataillon nahm Stellung auf einem großen Meierhof in Mzan, gedeckt gegen das von unserer Avantgarden-Batterie erwiderte Feuer der österreichischen Artillerie jenseits der Bistrik. Gegen 8 Uhr hörte man links an der Kaiserstraße, von hinten näher kommend, jubelnden Hurrahruf: Seine Majestät der König war gekommen, um die Leitung der Schlacht selbst zu übernehmen , und befahl, alsbald zum Angriff vorzuschreiten und ſich in Beſih der Biſtriglinie zu sehen.
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Mit Donnerstimme rief Oberst v. Wietersheim über das Regiment: Fahnen entrollen!" und nun zeigten sie sich das erste Mal enthüllt zur höchsten Feier, zur Schlacht. Um 8 Uhr 30 Minuten rückte das Regiment zum 8½ Uhr. Gefecht auseinandergezogen, die Fahnenkompagnien mit ihren Schüßen vorn - aus Mzan vor und zwar das 2. Bataillon auf die Zuckerfabrik, das Füsilier-Bataillon auf Unter- Dohalik ; dieſem folgend das 1. Bataillon. Sausend flogen beim Herabsteigen in das Thal die Granaten herüber , wobei die Meisten nicht versäumten, durch unwillkürliches Verbeugen den Desterreichern für den guten Morgen" zu danken ; nach einem lauten Juch" ging es dann unter Gelächter weiter. Aus den schwach_besetten Ortschaften und Hopfenplantagen ward von öſterreichischen Kaiser- Jägern ein lebhaftes Feuer eröffnet, das indeß wenig Verluste verursachte. Das 2. Bataillon nahm in der Zuckerfabrik 25 KaiserJäger gefangen und folgte dann auf Unter - Dohalis zu dem Füsilier-Bataillon, welches die Bistrit überschritten und das Mit den Schüßen der 10. und Dorf genommen hatte. 11. Kompagnie vorn war dasselbe an den Grund, den die Granaten gefurcht hatten , gekommen . „ Na , dat is doch unverantwortlich, dat se hier keene Warnungstafel anjebracht haben!" ruft ein munterer Füsilier, und unter Lachen wird die Wiese überschritten, die Gräben und die Bistrit, deren
17 Waſſer bis an die Taschen reicht, durchwatet. Die 11. Kompagnie machte in den Scheunen von Unter-Dohalik noch Gefangene . Vom 1. Bataillon war die 2. Kompagnie rechts herausgezogen und kam an eine tiefe Stelle des Baches , der den zuerst Hineinspringenden fast bis an die Köpfe schlug ; der übrige Theil des Bataillons überschritt die Brücke von Unter- Dohalik und wandte sich dann auf Dohalica , das bereits von Truppen der 3. Division - 54 er besett war. Es schwenkte daher links und kam in gleiche Höhe mit dem Füsilier-Bataillon , welches inzwischen von UnterDohalik auf Ober- Dohalig vordrang; lezterem folgte das von der Zuckerfabrik kommende 2. Bataillon. So avancirte das Regiment in dem immer heftiger werdenden Granat- und Schrapnelfeuer ruhig und geordnet wie auf dem Ererzirplay auf fast ebenem, sanft ansteigendem Terrain gegen die mit zahlreicher Artillerie besezten Höhen. Plöglich wurden hinten die Klänge des Avancirmarsches angestimmt : der alte Rössel , wie der Kapellmeister genannt wurde, war mit der Musik nachgekommen und blies den vorgehenden Kompagnien zum Angriff auf - in die Weise mischte sich wie donnernder Bautenschlag der Knall der Geschütze. Auch der Regimentstambour Kühnast munterte durch seinen Spielmannshumor auf, indem er, mit dem Stock den Parademarsch dirigirend, den Schüßenzügen voranschritt. Auf etwa 300 Schritt am Feinde machten die Schüßen Halt und eröffneten dem Terrain gemäß sowohl stehend, als knieend und liegend gegen die Batterien und die zwischen diesen heraustretenden Infanterie -= Kolonnen ein lebhaftes Feuer. Sergeant Wagner der 10. Kompagnie schoß einen bei den Geschüßen haltenden Führer vom Pferde. Des trüben, nebligen Wetters wegen waren die Resultate schwer zu erkennen ; sie müssen indeß nicht unbeträchtlich gewesen sein, denn die Kolonnen, welche einen Vorstoß gegen die Schüßen der 2. und 3. Kompagnie unter Lieutenant Willmann unternehmen zu wollen schienen , wurden von ihnen energisch zurückgewiesen und zum Verschwinden hinter die Höhe genöthigt. 2 Gesch. d. 6. Pomm. Juf.-Regts . Nr. 49.
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Schon wollten sich in dem altpreußischen Drang nach vorwärts die vordersten Züge und ihre Soutiens mit Hurrah auf die Batterien werfen, als ein Adjutant Seiner Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl, welcher von einer Höhe bei Sadowa das schnelle Vorgehen des Regiments bemerkt hatte, mit dem Befehl erschien , nicht über Ober- Dohalik und die Bistrik - Linie vorzugehen; diese sollte festgehalten werden, bis der Kronprinz die Entscheidung in der Flanke brachte.
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Es war gegen 11 Uhr, als deshalb die vorgeschobenen 11 Uhr. Theile des Füsilier-Bataillons in die Lisiere von OberDohalik zurückgenommen wurden, die von der 10. und 11. Kompagnie beseht ward ; links in einer Vertiefung längs des Waldes stand die 12., rückwärts die 9. Kompagnie. Vom 2. Bataillon ging inzwischen die 6. und 7. Kompagnie, mit dem Schüßenzug des Fähnrich Frenzel voran, in den Sadowa-Wald. Bald aber traten sie wegen der Verlust bringenden herabfallenden Aeste heraus und besetzten vorwärts eine Anhöhe, auf welcher sich der von der 9. Kompagnie vorgegangene Schüßenzug unter Lieutenant v. Blomberg ihnen anschloß. Das 1. Bataillon hatte bei dem Avanciren auf nacktem Felde in den Gräben, deren Entfernung die österreichischen ―― Kanoniere genau kannten, saß Schuß auf Schuß schwere Verluste erlitten. Es wurde in der auf Mokrowo us führenden Allee zurückgezogen und hinter der Bistrit ge= sammelt. In diesen Stellungen folgten für das Regiment lange Stunden geduldigen Feststehens. Der Artilleriekampf tobte 300 Geschütze -- bei uns nur 42 -in ganzer Gewalt. standen im Gefecht. Es zischte fortwährend in der Luft, die Erde dröhnte unter dem Donner so vieler Kanonen, und der Pulverdampf wogte, mit den Nebeln des trüben Tages gemischt, in ungeheuren Wolken über dem Bistrißthal. Aber einmal an die betäubende Musik gewöhnt, faßten die braven 49er, ohne den feindlichen Geschossen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, nur ihre Aufgabe ins Auge, welche hier in festem, unbewegtem Ausharren bestand wenn's sein mußte, bis zum letzten Mann. Zahlreich waren hier die Beispiele todesmuthiger Entschlossenheit und Kaltblütigkeit im heftigsten Kugelregen bei eigner Unthätigkeit. Die zweite Mittagsstunde brachte den Glanzpunkt unseres 2 Uhr. fünfstündigen Wartens. Von der Höhe bei der Artillerie lösten sich große Infanteriemassen ab und kamen auf den Wald sowie in einer Mulde auf Ober- Dohali zu .. Schnell traten die Schüßen der 6., 7. und 9. Kompagnie auf die Höhe, von der 11. Kompagnie wurde ein Zug vorgenommen und der anrückende Feind in schußgerechter 2*
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Nähe mit einem so nachdrücklichen Schnellfeuer empfangen, daß er Kehrt machte und unter großen Verlusten zurückeilte. Wie sich nachher herausstellte, hatte das tapfere österreichische Regiment unserer eignen Nummer Nr. 49 den Angriff auf uns ausgeführt. Von den großen Brummstimmen begann dann das alte Spiel. Kurz nach 3 Uhr befand sich der Oberst v. Wietersheim vor dem vom Fähnrich Proß geführten Schüßenzuge der 12. Kompagnie . Er glaubte die Zeit zu einem allgemeinen Angriff gekommen und besah sich eben den Punkt der feindlichen Stellung, an welchem er ein Loch machen“ wollte, als eine Granate ihn am rechten Oberschenkel traf und zerplaßend den Füsilier Oldenberg am Knie schwer verwundete. Schnell leisteten die Umstehenden und der Lazarethgehülfe Bethke die mögliche Hülfe. Auf Tragen aus Leiterwagen brachte man sie nach dem Verbandplay. Nach einigen Tagen kam die Kunde, daß Oberst v. Wietersheim im Lazareth zu Horsiz am 5. Juli 6½ Uhr Morgens seinen Wunden erlegen und Oldenberg am folgenden Tage als guter Soldat seinem Kommandeur zur großen Armee gefolgt sei. So verloren wir an der Spiße des Regiments unsern tapfern Kommandeur in dem Augenblick, als er das Seiner Majestät gegebene Versprechen, mit seinem Regiment ein Loch zu machen, auszuführen im Begriffe stand - geehrt von seinem Könige und dem Prinzen - Heerführer, die ihm durch Ihre Anwesenheit am Sterbelager die leßte Freude bereiteten, und betrauert vom ganzen Regiment. Deſſen Führung übernahm Major v. Tiedewik. Auch der Adjutant des 2. Bataillons v. Putlig wurde durch eine Granate zu Tode getroffen. Lieutenant Grigner von der 11. Kompagnie und Fähnrich Detert von der 10. waren schwer verwundet worden.
Ebenso wie unser Regiment hatten die anderen Truppenbesonders die 7. Division unter unserm späteren Korpskommandeur einen schweren Stand gegen drei- bis vierfache Uebermacht.
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Da schweiften Aller Blicke oft nach links hin, von wo der Kronprinz die ersehnte Erlösung bringen follte. Und Er war so schnell wie möglich aus den sehr entfernten Quartieren mit der II. Armee aufgebrochen, um der bedrängten I. zu Hülfe zu eilen . Allmälig wurde das Artilleriefeuer vor uns immer schwächer, und als es gegen 4 Uhr hieß: Hurrah, Jungens, 4 Uhr. der Kronprinz ist da!" und die dem Soldatenohr liebsten Töne Schnell avanciren" erschallten - da war alle Müdigfeit, aller Hunger und Durst vergessen, vergessen die Leiden Anderer, vergessen für die nächste Zeit die Trauer um die gefallenen Kameraden - Alles dies löste sich in der stolzen, gewaltigen Empfindung des Siegs. Während die Füsiliere ſich sammelten, schlossen sich die 6. und 7. Kompagnie mit Theilen des Füsilier - Bataillons dem allgemeinen Vorgehen auf Langenhof und Streſetih an. Sie fanden Gelegenheit, einmal einzugreifen in die sich bald entspinnende gewaltige Reiterschlacht, in der 12 000 Reiter mit blizenden Schwertern auf dem Gefilde bald vor , bald rückwärts durcheinander wirbelten. Seine Majestät war, nachdem von Ihm selbst der Befehl Kavallerie vor ! " gegeben , über Sadowa an die Spike feiner Truppen geeilt überall von unbeschreiblichem Jubel begrüßt. Als Er zu uns herangeritten kam , war fein Halten mehr Alles drängte sich heran, um der unbegrenzten Liebe zu seinem siegreichen König Ausdruck zu geben, und wie Er dann weiter ritt, dachte wohl Jeder: Wer gäbe nicht gern sein Leben für unsern König und Herrn." Da schlugen wie heute schon öfters -- wieder Granaten in Seiner Nähe ein, und erleichtert athmete man auf, wenn man den geliebten König unversehrt weiterreiten sah : Ja, das ist auch unser König", sagte sich Jeder mit Stolz , das ist mein König“, als ob er jedem Einzelnen ganz allein gehörte. Südlich Stresetih kamen wir mit Truppen aller drei Armeen zusammen : Pommern und die Garden, Ostpreußen und Rheinländer, alle Stämme des Vaterlandes waren hier auf engem Raum vereinigt. An dem Siegeskranze, den sie Alle gewunden , hatte sich unser Regiment sein Theil mit Ehren erstritten. Es
22 hatte die schwerste Aufgabe für den Soldaten, ohne das " Vorwärts" stundenlang auszuharren, mit rühmlichster Ausdauer und einem Verlust von 5 Offizieren , 327 Mann, deſſen Größe nur wenige Regimenter der Armee außer denen der 7. Division erreichten, gelöst. Doch sie bluten nicht umsonst, sondern zur Verherrlichung des Vaterlandes !" hatte Seine Majestät gesagt , als Er an den Lazarethen anhaltend zur Linderung der Schmerzen den Aerzten die höchsten Anstrengungen empfahl .
8 Uhr. /
Während die letzten Kanonenschüsse verhallten, bezog das Regiment ſein Freilager bei Mzan, dem Ausgangspunkt des heutigen Siegeszuges ; das 2. Bataillon biwakirte am Sadowa - Wäldchen. Die Sonne war durch die Wolken gebrochen und mischte ihre Strahlen mit den Flammen der brennenden Dörfer und zahllosen Lagerfeuern ringsum. Nachdem die nothwendigsten Bedürfnisse gestillt und die Pflichten gegen die leidenden Kameraden erfüllt_waren, wurde es regsamer und heiterer in den Lagern. Die Regimentsmusiken spielten die alten preußischen Weisen , die schon unsern Vätern auf ihren Siegesfeldern geklungen, und als zum Zapfenstreich angetreten war, ertönte der Choral " Nun danket Alle Gott" und pflanzte sich mit seinen hehren Klängen bis zu den äußersten Flügeln des Lagers fort: ein Schlummerlied denen, die zur ewigen Ruhe gebettet lagen, ein Trostgesang den Leidenden, den Lebenden ein Dankgebet.
Der 4. Juli war ausschließlich der Ruhe und Herstellung der taktischen Ordnung gewidmet. Das Regiment sammelte sich des Morgens am Sadowa - Wäldchen und rückte Nachmittags in ein Biwak bei Nechaniß. Lieutenant v. Blomberg mit 30 Mann war zur Bestattung unserer Todten zurückgelassen worden. An derselben Stelle im Garten von Ober - Dohalik , an welcher unsern tapferen Regimentskommandeur das tödtliche Geschoß traf, würden unter einem hohen Baume unſere daneben andere Preußen und östertreuen Gebliebenen reichische 49er zur letzten Ruhe gebettet . Ein Holzkreuz
23 mit der Inschrift: Hier ruhen in Gott 41 tapfere Krieger des 6. Pommerschen Infanterie - Regiments Nr. 49. Sie starben den Heldentod für König und Vaterland" ragte auf dem Hügel, und nach einem für das ganze Regiment verrichteten Gebet tönten drei Salven über die ruhmumrauschte Grabstätte. Am 3. Juli folgenden Jahres seßte das Regiment hier und am Grabe des Oberst v. Wietersheim im Garten von Horsit mit Kreuz und Kranz geschmückte steinerne Denkmale zu dauernder Erinnerung.
Marsch auf Wien, Friede, Rückmarsch. Die Armeen folgten jezt schnell dem fliehenden Feinde. Nachdem das Regiment am 7. auf einer Pontonbrücke die Elbe überschritten hatte, ging es zuerst auf Olmüş, dann auf Wien vor - unter Führung des neuernannten Kommandeurs Oberstlieutenant v. Bothmer. Fast im Angesicht der Kaiserstadt an der Donau 5 Meilen von ihr entfernt traf am 22. Juli der Befehl 22. Juli. ein, daß die Waffen ruhen sollten. vom Auf den anhaltenden, beschwerlichen Märschen 14. 5.-20. Juli war nur ein Ruhetag gewesen hatte das /6. Inli. Regiment im Ertragen von Strapazen und Entbehrungen aller Art Tüchtiges geleistet. In der That beschleunigte das schnelle Vorgehen den Frieden wohl ebenso sehr wie eine gewonnene Schlacht. Bis zum 29. lagen wir vor Wien in Spannberg und hon ? Umgegend. Da begann die schreckliche Cholera ihren grausigen Einzug zu halten. In wenigen Stunden war oft das blühendste Leben vernichtet, und nur der Sorgfalt der Aerzte und der peinlichsten Aufmerksamkeit der Kompagniechefs, welche gleich bei den ersten Anzeichen ernstlich einschritten, war es zu danken , daß die Zahl der Opfer nicht größer war. Die 5. Kompagnie, welche am 28. von ihrem Kommando in Reichenberg eingetroffen war, hatte die meisten Verluste zu betrauern. Nachdem die Friedensbedingungen festgestellt waren, durften wir am 30. Juli den Rückmarsch antreten.
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1. August.
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Noch einmal wurde dem Regiment beim Durchmarsch durch das große Hauptquartier zu Nikolsburg am 1. August die hohe Ehre zu Theil , vor seinem ruhmreichen Könige im Parádemarsch vorbeidefiliren zu dürfen. An demselben Tage sprach Seine Königl. Hoheit der Kronprinz in einem Erlaß Seine Freude aus, daß das Korps den Erwartungen, die Höchstderselbe von uns gehegt, in vollem Maße entsprochen und die Erbtugenden der Pommern: Unverdrossenheit, Mannszucht und Tapferkeit, den Vätern gleich, von Neuem bewährt hat.
Durch Mähren und Böhmen ging es mit einer längeren Ruhe vom 17. bis 30. August in der Gegend von Brag dem lieben Heimathlande zu, zuletzt durch bekannte Gegenden über Reichenberg nach Görlig. Schon beim Einmarsch in Preußen, der kleinen Grenzstadt Seidenberg , schallte uns ein herzerquickendes "Willkommen im Vaterlande !" entgegen. Von Görlig fuhren wir nach Gnesen und Inowrazlaw, wo die Bataillone am 15. bezw. 20. Sep= tember, von den Bürgern der Stadt festlich bewillkommnet, anlangten. 15. In Gnesen hielt das Regiment nach einer Begrüßung September. durch die Stadtbehörden um 12 Uhr seinen Einzug in die mit Kränzen, Guirlanden und Ehrenpforten geschmückte Stadt. In den Quartieren fand Jeder eine freundliche, gastfreie Aufnahme, und wurde der Festtag durch Vergnügungen in vielen Lokalen und eine große Illumination beschlossen. Die Demobilmachung wurde beendet, und in dem gewohnten Geleise begann wieder jene straffe Schule altpreußischen Waffendienstes , welche in dem eben glorreich geführten Kriege so herrliche Früchte getragen hatte.
Am 20. September stiftete Seine Majestät das Erinnerungsfreuz für den Feldzug 1866, und am 11. NoNovember. vember, der Feier des Friedensfestes, fand - nachdem dem Herrn der Heerschaaren, der unsere Waffen so sichtlich gesegnet hatte, in feierlichem Gottesdienste gedankt worden war auf dem Markt die Uebergabe der von Seiner Bury.
11 .
7.3.76
7
25 Majestät dem Könige verliehenen Auszeichnungen statt ; es waren : 17 Rothe Adler-Orden mit Schwertern, 1 Kronen-Orden 3. Kl., = = 8 4. Kl. mit Schwertern, 6 Militär- Ehrenzeichen 1. Kl., ፡ ፡ 96 2. Kl. Mittelst Allerhöchster Kabinets - Ordre vom 12. Dezember wurden die Fahnen der drei Bataillone mit dem Bande des Erinnerungskreuzes für 1866 mit Schwertern dekorirt, die am 3. März des nächsten Jahres angelegt und im folgenden Sonntags -Gottesdienst feierlich geweiht wurden.
1870/71.
Der Feldzug gegen Frankreich. Die Erfolge des Jahres 1866 hatten Neid und Eifersucht der Franzosen in hohem Grade erregt. Das eitle, verblendete Volk glaubte seinen äußeren Glanz durch unsern raschen Siegeszug verdunkelt und drängte ungestüm zum Kriege. Der Vorwand dazu war bald gefunden. Troßdem der Erbprinz von Hohenzollern die ihm angebotene Königskrone von Spanien abgelehnt hatte, verlangte die französische Regierung von Seiner Majestät dem Könige eine besondere Bestätigung der Ablehnung für jezt und künftig. Die einfache Zurückweisung dieser dreisten Forderung gab den Grund zur franzöſiſchen Kriegserklärung. Wie ein Blig aus heiterem Gewölk, so zündete König Wilhelms Ruf zu den Waffen im ganzen deutschen Vaterlande und fand von der Ostsee bis zu den Alpen, von der Weichsel bis zum Rheine einen einzigen mächtigen Wiederhall rauschender Begeisterung. Tausende von Freiwilligen
26 strömten zu den Waffen, und an allen Orten, in jedem Stande wetteiferte man in Bethätigung der Vaterlandŝliebe und Opferwilligkeit. Seine Majestät der König aber stiftete in Erinnerung an die Heldenthaten unserer Vorfahren während der großen Jahre des Befreiungskrieges zum Kampf fürs Vaterland das ernste Kreuz von Eisen mit hellem Silberrand. 16. Juli.
Am 16. Juli 8 Uhr 25 Minuten Morgens traf in Gnesen das die gewohnte Tagesordnung wie mit einem Zauberschlage verändernde ,, Mobil " ein. In den Quartieren, den Bureaus, auf den Kammern, überall herrscht dann eine nach dem vorgeschriebenen Plane sich abspielende ungeahnte Thätigkeit; keine Minute bleibt unausgefüllt. Kommandos gehen ab, Reserven treffen ein, die Augmentationswaffen werden abgeholt, das Schleifen der Seitengewehre beginnt, die Truppenfahrzeuge fahren auf, und, was besonders an den Ernst der Zeit gemahnt, die KriegsChargirung wird vertheilt; die noch nie berührte beste Garnitur aber schmückt den Soldaten zum Waffentanz. Unterbrochen wird diese Thätigkeit in der Garnison nur durch Ererziren, Schießen und Gefechtsübungen, welche die Reserven wieder an den Dienst gewöhnen und die neu zusammengestellten Kompagnien und Bataillone gefechts- und marschtüchtig machen sollen. In zehn Tagen war das Regiment kriegsbereit . An Stelle des zum Brigadekommandeur ernannten Oberst v. Bothmer sollte Oberstlieutenant Laurin , welcher von Anbeginn dem Regiment angehört hatte, dasselbe ins Feld führen. Es kommandirten :
1. Bataillon: Major Cyl. 1. Kompagnie : Premierlieutenant v. Vormann ; ፡ 2. Hauptmann v. Mach; = 3. Premierlieutenant Laurin; = = 4. v. d. Often.
27 2. Bataillon : Major v. Knobloch. 5. Kompagnie : Premierlieutenant v. Blomberg ; = 6. Hauptmann Schneider; = Bremierlieutenant Olberg ; 7. = 8. Hauptmann v. Lukomis. Füsilier-Bataillon : Major v . Schon. 9. Kompagnie : Hauptmann v. Dufay ; = ፡ 10. Freiherr v. Bönigk ; = 11. Premierlieutenant Barkow; = 12. Hauptmann Graeff. Das Kommando der 7. Brigade, zu welcher wir mit dem Kolbergschen Regiment gehörten, hatte Generalmajor du Trossel, das der 4. Diviſión Generallieutenant Hann v. Weyhern. Mit Schmerzen sahen wir unsern geliebten Korpskommandeur, Seine Königl. Hoheit den Kronprinzen, nun für immer von unserm pommerschen Korps, das wie Höchstderselbe in einem Abschiedserlaß sagte während eines Zeitraumes von sechs Jahren Ihm so theuer und werth geworden war, scheiden und das Kommando in die Hände des berühmten Führers der Magdeburger Division im Swiepwald bei Königgräg, Generallieutenant v. Fransecky , legen. ,,Ich weiß, was Seine Majestät der König von dem II. Armee-Korps erwarten kann, wenn Er, wie heute, Sein Volk zur Vertheidigung und zum Schuße seiner heiligsten Güter zu den Waffen ruft", sagte unser scheidender Korpskommandeur. Wie ein Gefühl alle Räume unseres großen und schönen Vaterlandes vereint, so dringt ein Ruf durch alle seine Gauen, der Ruf : Vorwärts zum Kampf für Deutschland und unsern König ! " Mit dieſem, lauten Wiederhall in unsern Herzen finden- 28. Juli. den . Ruf zogen wir am 28. Juli 3 Uhr früh, fröhlich und von Siegeszuverſicht erfüllt, hinaus und erreichten nach zwei
28 sehr heißen Marschtagen und dann per Bahn die preußische Hauptstadt, in und um welche sich das II. Korps sammelte. Die soldatenfreundlichen Berliner wetteiferten, ihre Einquartierung auf das Beste aufzunehmen ; sogar bis weit in den Feldzug hinein spann sich das gute Verhältniß mit unsern Wirthen durch direkte Sendung zahlreicher Liebesgaben fort, welche durch die Erinnerung an die in Berlin verlebten Tage einen besonderen Werth erhielten. Auf dem Tempelhofer Felde, dem Exerzirplay der Garden, hatte das Regiment ſeine Ererzir- und Gefechtsübungen -1 infolge der herrschenden Hiße eine gute Vorbereitung für den Kriegsdienst. Seine Majestät der König hatte Berlin bereits verlassen und am 2. August den Oberbefehl über die Armee übernommen. Da trafen Schlag auf Schlag die Nachrichten siegreichen Gefechten bei Saarbrücken , Weißenburg, Wörth und Spicheren ein und wurden von uns wie von der Hauptstadt mit immer erneutem Jubel und steigender Begeisterung aufgenommen. Die Frage: Was wird für uns übrig bleiben ? vergaß man, als die freudige Nachricht eintraf, das Korps solle nach dem Kriegsschauplah folgen. Vom 7. August ab verließen die Bataillone das gaſtliche Berlin. Viele gaben das Geleit und entließen uns mit Begeisterung und fröhlichem Glückauf. Von den Pommern schien Jeder etwas ganz Besonderes erwarten zu dürfen. Geht Napoleon nicht willig, die brauchen Gewalt!" war die allgemeine Ueberzeugung. Durch die zahlreichen Truppen-, Verwundeten und Gefangenentransporte - von letteren erregten die Turkos mit ihren schwarzen Gesichtern und phantastischen Kleidungen besonderes Intereſſe verzögerte sich die Fahrt, so daß wir erst am 11. nach 70 Stunden, aber auf allen Stationen mit Erfrischungen jeder Art versorgt, an unserm Ausschiffungspunkt Homburg in der Pfalz anlangten. Unser Korps gehörte zur II. Armee unter unserm Oberbefehlshaber von 1866, Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl. Die vorderen Korps verfolgten
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im Verein mit der I. Armee die französische Rhein-Armee unter Bazaine auf Meh, während links von uns Seine Königl. Hoheit der Kronprinz mit der III. Armee den fliehenden Franzosen unter Mac Mahon auf den Fersen blieb. Am 13. erreichten wir Saarbrücken und überschritten 13. Auguft. um 912 Uhr Morgens angesichts des Gefechtsfeldes von 10 Spicheren mit dreimaligem begeisterten Hurrahruf unter den Klängen des Preußenliedes die französische Grenze ; ein eigenthümliches Gefühl durchwogte die Brust des jungen Soldaten : man war in Feindes Land. Um rechtzeitig zur Schlacht zur Stelle zu sein, mußten jezt starke Märsche zurückgelegt werden, die Verpflegung wurde durch Requisitionen von Vieh und Wein ergänzt, die Nächte meist unter freiem Himmel, häufig ohne Holz und Stroh, zugebracht. Leider kamen die Naturschönheiten der herrlichen Landschaft, welche das Regiment durchzog, nicht recht zur Geltung, da die außerordentliche Hize die Anstrengungen erhöhte. Troß der sich immer mehr steigernden Strapazen war die Haltung und Marschfähigkeit des Regiments eine vorzügliche. Auch den Schwächeren gelang es, die Ermattung und den Schmerz durchgelaufener Füße zu bemeistern; in recht erfolgreicher Weise half hier die Kameradschaft aus, indem den Ermüdeten durch Andere das Gewehr und sogar das Gepäck getragen oder im geeigneten Moment ein Labetrunk aus der Flasche gespendet wurde. Die frischen Weisen heiterer Marschlieder verkürzten die Länge des Weges und belebten Geist und Gemüth der unverdrossen dahinschreitenden Mannschaften. Selten, troh Ermüdung, Staub und brennender Sonne verließ uns der gute Soldatenhumor, und das muntere Lachen über manch' launigen, gelungenen Scherz bewies, daß die frohe Stimmung im Regiment auch unter solch erschwerenden Verhältnissen aushielt. Die blutigen Schlachten vom 14. und 16. Auguſt hatten die französische Rhein - Armee am Abmarsch nach Westen verhindert; es kam noch darauf an, ſie nach Meh hineinzuwerfen.
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17. August. Am 17. August schlugen wir die Richtung auf das Moselthal ein und passirten hier eine herrliche Gegend : reich bebaute Thäler wechselten mit fruchtbaren Höhen, prachtvolle Schlösser und reiche Höfe lagen wie ausgestreut in der üppigen Flur. Schon erblickte man von den die Mosel beherrschenden Höhen die gewaltige Festung Mek, umgeben von dem Kranze der Forts, in der Ferne. Den schönen Moselfluß selbst, der sich mit seinen silberklaren Fluthen zwischen grünenden Weinbergen hindurchwindet, überschritten wir um 11 Uhr bei dem schmucken Städtchen Pont à Mousson auf einer Pontonbrücke unter den General Klängen der Kolberger Regiments - Kapelle. v. Fransecky hielt dort, um sich von unserem Aussehen nach den vorhergegangenen Strapazen zu überzeugen. Er meldete die Ankunft des Korps Seiner Majestät dem Könige, welcher das große Hauptquartier in Pont à Mousson zu einem Rekognoszirungsritt auf das Schlachtfeld von Mars la Tour verlassen hatte, und empfing die Befehle für den folgenden Tag. Auf die Frage des Königs , ob die Pommern noch munter seien, antwortete der General : O , Majestät , wir können Alles, wenn wir nur dürfen." Nach einem Marsch von fünf Meilen langte das Regiment in Griscourt jenseits der Mosel an, aus dessen großen Weinvorräthen ein Theil des stärkenden Tranks an die Kompagnien vertheilt wurde. Die Ruhe war heute furz.
Schlacht bei Gravelotte.
18. August. Noch ehe die Mitternachtſtunde den Beginn des neuen Tages verkündete, weckte der langgezogene Ruf der Hörner und das Rasseln der Trommeln die Truppen aus der Ruhe; es war der erste Alarm dieses Feldzuges. Nachdem schnell die Gewehre in Stand gesezt, die Patronen und das Verbandzeug nachgesehen, trat das Regiment, von Landeseinwohnern mit Laternen geführt, seinen
31 Marsch nach Pont à Mousson, dem Versammlungspunkt des II. Korps an, woselbst während eines einstündigen Rendezvous Kaffee gekocht und einer anhaltenden Feldpost flüchtig hingeworfene Grüße an die Heimath übermittelt wurden. Dann schloß sich das Regiment den langen Kolonnen des auf der Chaussee nach Meß und später in der Richtung auf Rezonville vormarschirenden Korps an. Die steigende Sonne fandte ihre Strahlen mit erdrückender Gluth auf die dorrende Erde, und undurchdringliche Staubwolken begleiteten den meilenlangen Weg der rüstig vorwärts ſchreitenden Truppen. Nach 13stündigem Marsch wurde gehalten. Ein in der Nähe befindliches Kartoffelfeld bot seine eben gereiften Früchte im Verein mit dem Speck der eisernen Portion zu einem schnell bereiteten vorzüglich mundenden Mittagsmahl, nachdem der brennende Durst nothdürftig gestillt worden; kurze Ruhe kräftigte für den Weitermarsch. Als er um 22 Uhr fortgesetzt wurde, hörte man rechts vorwärts Kanonendonner immer deutlicher herübertönen. Nun erst wurde es zur freudigen Gewißheit, daß die Mühen der lezten Tage uns mit der Feuertaufe in diesem Feldzuge belohnt werden würden. Zeitweise kühlere Waldluft einathmend, ging es an parkirenden Munitionskolonnen und Feldlazarethen vorbei, dann über das Schlachtfeld von Mars la Tour, auf welchem man überall die Spuren des heißen Kampfes sah, der hier zwei Tage vorher gewüthet. Doch bald wurde unsere ganze Aufmerksamkeit bean= sprucht : Die Brigade -— unser Regiment im zweiten Treffen formirte sich füdlich Rezonville zur Schlacht. Die durch diesen Ort auf Meß führende Chaussee überschreitet hinter Gravelotte einen steilen, bewaldeten Grund - rechts zur Seite, etwa 500' lang, ein schroff, bis 20' tief abfallendes , aus Steingeröll gebildetes Ravin, links eine steile Felswand von 30-40′ Höhe, stellenweis zerklüftet durch Steinbruch. Jenseits erreicht sie bei der Ferme St. Hubert ein Plateau , welches sich festungsartig gegen die Gehöfte Moscou und Point du Jour erhebt
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und von den Franzosen durch Schanzen und etagenförmige Schüßengräben zur Vertheidigung hergerichtet war.
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33 Hier standen sich seit dem Vormittag die beiderseitigen Heeresmassen in gewaltigem Ringen gegenüber. Alle tapferen Angriffe der an der Ferme und dem Waldrand fechtenden Regimenter des VII. und VIII. Korps scheiterten an dem überwältigenden Feuer aus der mächtigen feindlichen Stellung. Da unternahmen die Franzosen mit frischen Kräften einen allgemeinen Vorstoß, und schon fing die Lage an bedenklich zu werden, als zur rechten Zeit das Pommersche Korps auf dem Kampfplat eintraf und die heiß ersehnte Hülfe brachte, indem zuerst die 3. Division auf der Chaussee und über den Grund zur Unterſtüßung gegen das Plateau vorging. Als die Fahnen enthüllt, über die Baumwipfel hinweg die langen, weißen Linien des Schüßenkampfs sichtbar und das Gewehrgefnatter durch den Donner der Kanonen und das fremdartige Knarren der Mitrailleusen übertönt wurde, da hätte man noch die größten Anstrengungen von uns fordern können ; alle Müdigkeit , aller Hunger und Durst waren wie fortgeblasen. Bei Gravelotte, in dessen Nähe König Wilhelm auf einer Anhöhe bis in das feindliche Gewehrfeuer vorgeritten war, um das Eingreifen des II. Korps zu be= obachten, erhielt die Brigade gegen 8 Uhr den Befehl zum Vorstoß. In Halbzügen, dicht aufgeschlossen, bewegte sie sich wie eine eherne Schlange auf der Chauſſee im Sturmmarsch vorwärts, von immer stärkerem Gewehr- und Mitrailleusenfeuer empfangen, das indeß meist über unsere Köpfe hinweg mit lautem Geprassel gegen die Felswände schlug. Infolge der großen Ansammlung von Truppen häufig gelockert, schlossen sich die Glieder an freier Stelle unter dem ermunternden Zuruf der Vorgesetzten -- der kommandirende General hielt mitten im heftigsten Feuer , der Offiziere und gewandteren Leute immer wieder zuſammen, um unter dem Schmettern der Trompeten und Sturmmarsch der Trommeln auf das Plateau zu stürmen. Die hereinbrechende Dunkelheit und der Befehl zum Abbrechen der Schlacht machten dem weiteren Vorgehen ein Ende. 3 Gesch. d. 6. Pomm . Inf. Regts. Nr. 49.
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Als die Kompagnien sich formirten, waren verschiedene Achselklappen, Regiments- und Kompagnienummern vertreten. Muß sich ein Jeder sorgfältig hüten, seine Truppe zu verlieren, so kennzeichnet es doch das Streben des braven Soldaten, der in der Hitze des Kampfes abgekommen wieder den Weg findet , den ihm der preußische Soldatengeist zeigt: den Weg der Ehre, dahin führend, wo kämpfende Kameraden in vorderer Linie eines jeden Armes bedürfen und einen jeden Tapferen in ihren Reihen freudigst willkommen heißen . Unser Verlust betrug 1 Offizier (Lieutenant Schwarz ), 4 Mann todt, 2 Offiziere, 83 Mann verwundet, von denen leider noch Viele ihren Wunden erlagen. In der Nähe eines brennenden Gehöftes von Gravelotte meldete dem Könige der große Schlachtenlenker General v. Moltke : " Euer Majestät, die Schlacht ist entschieden, der Sieg ist unser." Auf einem Sattel ſizend diktirte Allerhöchstderselbe dann die Siegesbotschaft, welche aller Welt von dem neuen großen Erfolge erzählen sollte, den deutsche Tapferkeit errungen. Unter dem Schuße von dichten Schüßenlinien mit Gewehr in Arm lagerten unsere Bataillone rechts der Chaussee in der Höhe von St. Hubert. Noch einmal erhellte starkes Geschütz- und Gewehrfeuer das Dunkel der Nacht. Als es stille wurde, fand bald ein Jeder nach den gewaltigen Anstrengungen und Entbehrungen des Tages eine kurze Ruhe. Die Franzosen aber räumten noch in der Nacht die Riesenposition und zogen sich auf Mez zurück.
19. August. Mit Tagesanbruch beseßte das Regiment das Schlachtfeld nördlich St. Hubert, das 2. Bataillon bei der vollständig ausgebrannten und von unserer Artillerie gleich einem Siebe durchlöcherten Moscou - Ferme auf Vorposten. Um dieselbe herum sah man Unmengen gefallener und auch schwer verwundeter Franzosen selbst bis in den einzigen Tümpel hinein liegen, dessen trübes Wasser troßdem zum Stillen des anhaltenden Dürstes nicht zurückgewiesen wurde.
35 Der etwas heruntergekommene Anzug wurde in Stand gesetzt, fehlende Ausrüstungsstücke sofort durch solche Gefallener ergänzt und von einer Proviantkolonne Reis_und Kaffee empfangen. Den bei Moscou lagernden Kompagnien fiel noch ein besonderer Leckerbissen zu, als aus dem Gehöft, in welchem man kaum noch ein lebendes Wesen vermuthete, plöglich ein dickes Grunzthier heraussprang und als den Kugeln entgangene Beute schleunigst vor das Schlachtmesser mußte. Die Ruhe dieses Tages und der folgenden Nacht, theilweise unter zurückgelassenen französischen Zelten, stärkte für die kommende Cernirungsarbeit .
Einſchließung von Mek. Die gewaltige Festung, welche noch nie einem Angreifer ihre Thore geöffnet hatte, wurde nun umschlossen. Am 20. Nachmittags rückte das Regiment ab, um den 20. Auguft. ihm zugewiesenen Abschnitt von Saulny bis Norroy einzunehmen. Nachdem die Orte ohne Kampf geräumt worden, besetzte bei hereinbrechender Dunkelheit das 1. Bataillon Saulny und den daranstoßenden Wald, die Füsiliere Plesnois und Norroy ; das 2., zuerst an der Chaussee im Gros, bezog nach einigen Tagen die Vorposten auf der Waldhöhe bei Saulny , während das 1. durch Kolberger abgelöst wurde. Am nächsten Tage sahen wir eine hochgelegene Schanze Fort Plappeville rechts vor uns liegen; man konnte die Feuerschlünde, die sich übrigens nur selten hören ließen, und mit Erdarbeiten beschäftigte Franzosen deutlich erkennen. Täglich gingen gegen das Fort und besonders auf Woippy größere und Schleichpatrouillen vor, bei deren Erscheinen von den Franzosen viel geknallt, aber wenig ge= troffen wurde; nur den Musketier Türk der 2. Kompagnie, welcher mit einer Patrouille sehr gewandt an die feindliche 3*
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Linie herangeschlichen war , traf bei einem derartigen Geknalle ein verlorenes Geschoß und streckte den braven Patrouillenführer nieder.
Umgegend von Metz. Auboué
Norroy Plesnois
Saulny
Woippy Fort Plappeville شع Fort St. Quentin
Villers aux Bois se
Gravelotte
Mo
Metz
Vaux Rezonville
Ars
Fleißig wurden die Arbeiten zur hartnäckigen Vertheidigung des Abschnitts fortgesetzt, daneben auch an der Einrichtung der Biwakräume gearbeitet. Die in das Gehölz eingeschnittenen Lagerpläge vermochten mit ihren Laubdächern gegen das eingetretene kalte, unfreundliche Wetter und den anhaltenden Regen nur dürftigen Schuß zu gewähren. Meist durchnäßt auf dem durchweichten, schmütigen Boden kampirend, sehnte man sich nach einem sonnigen Tage.
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Einen höchst angenehmen Klang hatte deshalb die Nachricht, daß unser Korps am 27. nach Westen abrücken solle, um zur Verwendung gegen die Armee Mac Mahons, welche an der belgischen Grenze entlang Meß entsetzen wollte, bereit zu stehen. Der letzte Tag half durch Entladen mehrerer heftiger Gewitter den Abschied von dieser Gegend noch erleichtern. In der nächsten Zeit konnte sich Jeder mal ordentlich austrocknen. In der Gegend von Auboué , wo das Regiment kantonnirte, zum Theil biwakirte, verbreitete sich am 3. September die Nachricht : " Unter Führung unseres Heldenfönigs und Seines erhabenen Sohnes ist der Kaiser Napoleon mit seiner ganzen Armee bei Sedan gefangen. “ Von Mund zu Mund getragen, eilte die Botschaft gleich einem Lauffeuer durch die Truppen : Unbeschreiblich war der Jubel, der sich erhob. In nicht enden wollenden Hochs auf des Königs Majestät und das geliebte Vaterland machten sich die bewegten Gemüther Luft, und folgenden Tags brachten wir in feierlichem Feld-Gottesdienst dankbaren Herzens die Ehre Goit in der Höhe. Vom 7. September ab half eine dreiwöchentliche Ruhezeit in Villers aux Bois und Rezonville zur Auffrischung des Körpers, der Waffen und Sachen, sowie des Ererzir und Gefechtsdienstes . Leider begannen hier Ruhr und Typhus manche Opfer zu fordern. Es gehörte die ganze Aufmerksamkeit und Anstrengung im Reinhalten der engen Quartiere und deren Umgebung, Entfernung der Ueberbleibsel auf den nahen Schlachtfeldern und unbedingte Vorsicht im Genuß von Getränken und Lebensmitteln --besonders von Obst und unreifen Kartoffeln - dazu, daß die Krankheiten nicht noch weiter um sich griffen. Vorzüg liche Dienste leisteten der nie versagende Kaffee und zahlreiche Liebesgaben aus der Heimath, wie magenstärkende Spirituosen und wollene Kleidungsstücke jeder Art. Am 1. Oktober wurde das Korps wieder in die vordere 1. Oktober. Linie südlich Meß zu beiden Seiten der Mosel berufen.
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Das Regiment marschirte zur Ablösung der Hessen durch Ars , schon von Weitem durch die großen Brummer aus dem Fort St. Quentin begrüßt, und besetzte mit dem 1. und Füsilier-Bataillon das Dorf und die Höhen bei Vaux, von denen man eine prächtige Aussicht auf das schöne Moselthal und die Festung hatte, derartig, daß je zwei Kompagnien die Vorposten übernahmen und Feldwachen auf den Hängen und an der Chaussee aussetzten ; später wurde ein Bataillon nach Ars gezogen und von Zeit zu Zeit durch das andere abgelöst. Das 2. Bataillon blieb bis zu Ende der Cernirung vor Ars und hielt das Moselthal vor den Eisenwerken bis zu der auf der Höhe am Walde gelegenen Eremitage. Der Verlauf der Tagesarbeiten war wenig verschiedenartig. Fortdauernde Verstärkung der Stellungen durch Anlage sturmfreier Gebäude, Schanzen, Schüßengräben, Barrikaden und bombensicherer Räume, zu denen das Eisenwerk vorzügliches Material lieferte, wechselte mit aufmerksamem Postenstehen und Patrouillengang. Nicht wenig erstaunt mögen die Franzosen gewesen sein, als aus ihren eigenen an die Kompagnien vertheilten weittragenden Chassepotgewehren blaue Bohnen hinübergesandt wurden. Am besten schoß indeß unser Gewehr, das dem Feinde, der sich mehr als gewöhnlich zu zeigen wagte, sicher den Garaus machte. Ausgabe und Zubereitung der Magazinverpflegung gingen Hand in Hand mit dem täglichen Empfang der ,,eisernen Portion", welche der St. Quentin mit unheim licher Pünktlichkeit in Gestalt seiner zuckerhutähnlichen Geschosse mit bekanntem „ Wum-m- m“ nach Vaux und Ars fandte. Das Mitte des Monats von Neuem losgebrochene schauderhafte Regenwetter erschwerte den Dienst sehr. Wenn erhöhte Gefechtsbereitschaft befohlen war , lagen die Schüßen oft stundenlang in den halb mit Wasser gefüllten Gräben. Aber die häufig anlangenden Liebesgaben, unter denen neben wollenen Sachen auch Kapuzen, Seife, Lichte, Tabak und Cigarren selbst wenn ihr Geruch die Franzosen zu vertreiben im Stande nicht unwillkommen
39 waren, erhielten im Verein mit der regelmäßigen Verpflegung einen guten Geſundheitszuſtand. Gegen Ende des Monats mußte etwas Besonderes vorgehen : Parlamentäre verkehrten fortwährend auf der Chauffee über Ars nach dem Hauptquartier zu Corny. Da, am 27. Oktober, zeigte sich in der jungfräulichen 27. Oktober. Feste die weiße Fahne. Meß, das nie zuvor genommen, 180 000 hatte mit der letzten Feldarmee Frankreichs Mann - kapitulirt. Seine Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl, zum Generalfeldmarschall ernannt, sagte in dem das große Ereigniß verkündenden Armeebefehl : „Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferfeit an; aber nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichmuth, die Freudigkeit und Hingebung im Ertragen von Beschwerden allerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten." Schon am Vorabend der Kapitulation ward unsere Division abberufen zu einer nicht minder schwierigen Aufgabe dorthin, wo Frankreich allein entscheidend geschlagen werden konnte : Nach Paris!
Die Belagerung von Varis. Nach Paris, der Riesenstadt und Festung mit zwei Millionen Seelen und einer Besaßung von 400 000 Mann, welche seit Mitte September der Generalfeldmarschall, Seine Königl. Hoheit Kronprinz Friedrich Wilhelm mit kaum 150 000 Deutschen umschlossen hielt. In gehobenster Stimmung ging es am 29. von Pont à 29. Oktober. Mousson nach dem Westen. Eilgut nach Paris " war scherzweise auf mancher Waggonthür zu lesen. Ein bedauerlicher Unglücksfall traf bei einem Zusammenstoß mit einem Güterzuge die 1. Kompagnie 4 Mann würden leicht, Musketier Howe tödtlich verlegt. Nach zweitägiger Fahrt marschirte das Regiment von Nanteuil aus bei herrlichstem Herbstwetter in die Gegend
40 von Monthery. Hier und später bei Orsay blieb das Korps längere Zeit als Reserve der Cernirungs-Armee stehen. Dem Füsilier-Bataillon war während dieses Aufenthalts die Bewachung des Belagerungsparks bei Petit Jouy übertragen; alle vier Lage zog eine Kompagnie auf Parkwache. Ein Armeebefehl, in welchem Seine Königl. Hoheit der Kronprinz uns unter rühmlicher Anerkennung des bisher Geleisteten unter Seinem Befehl herzlich willkommen hieß, erregte große Freude. Der Wunsch, unter seinem Oberbefehl zu kämpfen, sollte bald in Erfüllung gehen. Als Ende November große Ausfälle in Aussicht standen, wurde unser Korps näher herangezogen. Das 1. und 2. Ba= taillon besetzten Villeneuve St. Georges , die Füsiliere Limeuil. Ein merkwürdiges Bild boten diese von ihren Einwohnern verlassenen und von uns beseßten Ortschaften um Paris herum. Man denke sich ein stadtähnliches Dorf, schon vor der Ankunft der Preußen verwüstet, wenig Fenster und Thüren, im Innern der Häuser nichts an seiner Stelle jezt nur von Soldaten bewohnt. Keine Weiber und Kinder eilen durch die Straßen, am Brunnen keine geschwäßigen Mädchen, kein Kaufmann am Ladentisch, keine Köchin in der Küche. Jede Verrichtung, die versehen werden muß, vom Stubenreinigen, Straßenkehren, Pferdeputen, Schlachten, Kochen, Backen, Wasserholen, Kartoffelausgraben bis zum ärztlichen und polizeilichen Beruf und dem Briefeaustragen; was herumsteht, lacht oder arbeitet ― thut der Soldat. Uebertönt wurde hier und da das Geräusch des Tages durch das Gefnatter des Gewehrfeuers und das Dröhnen der Kanonen, das in den letzten Tagen des Monats an Heftigkeit stetig zunahm. 29. Am 29. standen die Bataillone in den ihnen zugeNovember. wiesenen Stellungen gefechtsbereit: das 2. in Schüßengräben an der Eisenbahn und Chauffee, das 1. als Reserve am Nordausgang von Villeneuve, das Füsilier-Bataillon im Park von Valenton. Da gegen die vor uns stehenden württemberger Vorposten bis zu Mittag nichts unternommen. worden, kamen die Kompagniewagen mit der Lieferung, und nachdem abgekocht, rückten wir mit Dunkelwerden wieder in die Quartiere.
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Gefecht bei Mesly. In der Nacht und am Morgen des 30. November hatte 30. der Kanonendonner aus allen Forts seinen Höhepunkt November. erreicht. Wir standen schon geraume Zeit in unseren Stellungen, als die Batterien allmälig verstummten und gegen 9 Uhr eine auffällige Stille herrschte. Kurz darauf knatterte Gewehrfeuer vor uns in der Richtung auf Dorf und Berg Mesly , den zwei französische Regimenter in mehreren Kolonnen angegriffen hatten. Die Besatzung eine Komman pagnie Württemberger- vertheidigte sich hartnäckig konnte es an den Pulverwölkchen auf dem Berge erkennen. Dann aber verschwanden diese, und dunkle Massen fran= zösischer Tirailleurs erschienen oben ; die Württemberger wichen der Uebermacht in der Richtung auf Valenton. Als die dicken Kolonnen des Feindes den Berg hinabstiegen, nahm unsere Artillerie sie aufs Korn, gleich der erste Schuß saß, dann noch mehrere. Wie die Bienen stoben die Franzosen auseinander, nur ein Theil gelangte bis in ein vor der Stellung des Füsilier-Bataillons gelegenes Wäldchen. Nun ging Major v. Schon mit der 9. und 10. Kompagnie, bei welcher sich eben noch der als Fleischer kommandirte Füsilier Belling mit den Worten eingefunden hatte : Heute kann ich aber nicht zurückbleiben, Herr Lieutenant, heute muß ich mitmachen", und der 6. Kompagnie der Kolberger Grenadiere unter Premierlieutenant v. Blomberg gegen das Wäldchen vor lettere in der Front, die 10. und der Schüßenzug der 9. rechts, die beiden anderen Züge links flankirend. Bald waren die Seiten des Wäldchens gewonnen, und mit Hurrah - Vizefeldwebel Goede und die Lieutenants Speichert und Rochlit voran - der überlegene Feind attackirt. Beim Zurückeilen unter verheerendem Flankenfeuer brachen plößlich einige Züge württembergischer Kavallerie vor und verlegten den Rückzug. Es blieb den Franzosen kein Ausweg: 6 Offiziere, 141 Mann des 114. und 115. Linien-Regiments mußten sich ergeben.
ris n.Pa
42 Gefecht bei Mesly.
Merly
La Folie
La Tuilerie
Edel Hopital S e i
Valenton
n e.
Limeil
Villeneuve St.Georges 0 500 4000M. 1000 2000 3000 Noch blieb unseren füddeutschen Kameraden, welche von rechts her bereits anrückten , bei Wiedereroberung ihrer Stellung zu helfen . In schnellem Anlauf war die 10. Kompagnie auf dem Berge, während unsere 9. und die 6. Kom= pagnie Kolberg das Dorf Mesly angriffen, dessen Mauern nebst einem sich anschließenden Graben stark besetzt waren .
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Nachdem das wohlgezielte Feuer eines Halbzugs zur Räumung des Grabens gezwungen, wurde auch das Dorf von Schüßen und Soutien tambour battant genommen ; Sergeant Schröder drang zuerst ein. Während des Angriffs und beim Rückzuge konnte die 10. Kompagnie von dem Berge vorzüglich mitwirken. Sergeant Kruggel und Unteroffizier Parthie placirten ihre Gruppen, bestimmten nach Feststellung der Distanz Visir und Haltepunkt und eröffneten trotz des heftigen Granatfeuerstheilweise stehend ein ruhiges, sehr wirksames Schüßenfeuer. Berg und Dorf blieben bis zur Aufstellung der Württemberger besetzt. Beim Beginn des Vorgehens der Füsiliere hatte auch das 1. mit zwei Kolberger Bataillonen Befehl erhalten, auf Mesly vorzurücken. Durch Bedrohung der feindlichen rechten Flanke unterstüßten sie den Angriff, der vor ihrem Herannahen bereits beendigt war. Das 2. Bataillon mußte seine Stellung bei Villeneuve, die 11. und 12. Kompagnie den Park von Valenton besett halten. Mit einem Verlust von 1 Unteroffizier, 3 Mann todt und 12 Verwundeten hatten die Füsiliere den schönen Erfolg errungen. Als der Mond aufging, waren wir in den Quartieren.
Den Hauptangriff hatten die Franzosen rechts von uns auf Champigny und Villiers geführt und aus diesen Orten die schwachen württembergischen und sächsischen Vorposten nach tapferer Gegenwehr zurückgedrängt. Den Feind am weiteren Vorgehen zu hindern, ver1. sammelte sich das Pommersche Korps am 1. Dezember früh auf dem Plateau bei Sucy. Bald loderten hier und da Dezember. Feuer zum Schuße gegen die Kälte ; zum Kochen gab es nichts, da die Wagen nicht mitkommen konnten. Als es vorne nach den Anstrengungen des gestrigen Tages ruhig blieb, rückten wir am Abend in Quartiere nahe der gefährdeten Linie, das 1. und 2. Bataillon nach Chennevières , die Füsiliere nach Ormesson -- Vorposten gegen Champigny und die Marne.
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Die Schlacht bei Champigny. Still damit die nahen Franzosen nichts merkten wurden am 2. Dezember 7 Uhr früh die Kompagnien alarDezember, mirt, und schon sandte die Sonne an dem wolkenlosen 7 Uhr früh. blauen Himmel, welcher über das heutige Ehrenfeld des Regiments sich wölbte, ihre willkommenen Strahlen_herab, als die Bataillone sich bei Chennevières sammelten Kanonen- und Gewehrfeuer tönte aus dem Marnethal herüber. Bald rückten wir, in Kompagnien auseinander gezogen. - das 1. Bataillon an der Straße nach Champigny , das 2. rechts echelonnirt vor. Die ersten eisernen Boten aus den Pariser Forts zischten über unsere Köpfe hinweg. Manche von ihnen plaßten nicht und rollten in großen Sprüngen auf die Kolonnen zu. " Alle Neune", hieß es, während der verdächtigen Kugel eine Gasse frei gelassen wurde. Das von uns durchschrittene Terrain senkte sich weiterhin zu dem Thal der Marne, welche in einem weiten Bogen das Schlachtfeld umschließt. Jenseits stachen blitzsprühende Wolken, welche mehrere kanonenbeseßte Forts umgaben, auffällig gegen den heiteren Himmel ab, und hinter ihnen dehnte sich das sonnenbeglänzte Häuſermeer von Paris in unabsehbarer Ferne aus. Von Champigny , am Fuße der weinbebauten Abhänge gelegen, war vorerst nur ein hoher von Mauern umgebener Park sichtbar. Gegen diesen Park hatten noch bei Dunkelheit Württemberger ihre Angriffe gerichtet. Sie waren eingedrungen; aber der Vorstoß einer feindlichen Division hatte bereits die nördlich angrenzenden Weinberge erreicht und bedrohte auch die Stellung im Dorfe, als unsere Brigade eingriff.
2.
-Vom 1. Bataillon gingen die 2. Kompagnie v. Mach - und die 4. v. d. Osten -- mit einem Zug 1. Kompagnie, deren Reſt auf Vorposten war, in den Park und stürmten im Verein mit Württembergern gegen die Steinbrüche und Kiesgruben vor, aus welchen sie die Franzosen nach heftigem Handgemenge herauswarfen.
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gerhof
- zuerst zur BeDie 3. Kompagnie v. Kehler, sehung einer Schanze an der Straße beſtimmt, wendete sich rechts gegen die Weinberge.
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Schlacht Champigny bei .Die
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Vom 2. Bataillon ließ die 7. Kompagnie - Olberg den 5. und 6. Zug - Feldwebel Bliese und Lieutenant die 6. Kompagnie —— Schneider - den v. Hackewiß, 4. und Schüßenzug - Lieutenants Strübing und Detert,
46 die von Vorposten etwas später anlangende 8. Komden 7. Zug Lieutenant pagnie v. Lukowit schwärmen. v. Wussow Unter Führung des Bataillonskommandeurs Major v. Knobloch wurden die stark besetzten Weinberge mit Hurrah attackirt. Den Bajonetten und Kolben der Pommern konnten die Rothhosen nicht widerstehen ; sie flüchteten theils in ein rothes Haus, theils hinter die die Weinberge nach allen Richtungen durchziehenden Mauern und Erdwälle. Die 3. und 7. Kompagnie stürmten das Haus, machten die Besatung zu Gefangenen und konnten von dort aus die Mauern mit Erfolg flankirend beschießen. Trotzdem machte die Säuberung des Abhanges harte Arbeit. Von der 3. Kompagnie waren bereits Lieutenant Grosch und v. Saher gefallen; Lieutenant Olberg war in der Schulter, Lieutenant v. Wussow im Oberschenkel schwer verwundet, Lieutenant Horn in der Brust getroffen und eine große Anzahl der tapferen Schüßen, an deren ungestümer Tapferkeit der feindliche Anprall zerschellte, deckte die Erde. Unter weit größeren Verlusten mußten die Franzosen zurückeilen und erhielten von den Weinbergen und dem Park ein verheerendes Schnellfeuer nachgesandt. Die 5. Kompagnie folgte als Reserve und befand sich in sehr heftigem Geschüßfeuer am Rande einer Hecke, als dicht hintereinander zwei Granaten eine tödtliche Ernte hielten Lieutenant Barkuski wurde der rechte Unterschenkel fortgerissen. Sie ging kurz darauf mit den Soutiens der 6. und 8. Kompagnie in den Park von Champigny vor. Die aus den Weinbergen herauskommenden Züge, im Begriff, sich in die Höhe der Kiesgruben zu sehen, wurden durch mehrere anrückende feindliche Bataillone von Neuem in der rechten Flanke angegriffen . -Hier erhielt Lieutenant Detert einen Schuß durch das Herz . - Um auszuweichen, besetzten die Kompagnien wieder den Rand der Weinberge; nur die Züge des Lieutenant Werneburg, welcher bald darauf tödtlich getroffen fiel, und des Feldwebels Bliese schwenkten nach Champigny ab, in dessen Gebäuden
47 Letterer im Verein mit Sergeant Nag und wenigen Mann 5 Offiziere und 100 Franzosen zu Gefangenen machte. Noch rechtzeitig gewahrten die 2. und 4. Kompagnie in den Kiesgruben die ihnen durch denselben Angriff von rechts rückwärts her drohende Gefahr. Auf den Zuruf ihrer Offiziere sprangen sie schnell auf und warfen sich hinter die Parkmauer. Einige Leute, welche aus den steilen Gruben nicht schnell genug hervorsprangen , wurden umzingelt und nach möglichsten Versuchen der Gegenwehr ge= fangen; sie verlebten schwere Tage in Paris. An dem von der Parkmauer abgegebenen Schnellfeuer kam der feindliche Vorstoß auf 100-150 Schritt zum Stehen, und besetzten die Franzosen nun unter großen Verlusten die Kiesgruben. Bei dieser Gelegenheit erhielt Lieutenant v. Wietersheim, welcher, sich bloßstellend, nach einem französischen Offizier auf 40 Schritt mit dem Revolver schoß, einen Schuß durch die Uhr in die Brust, an dem er 1 Jahr später verstarb. Gegen 112 Uhr war der Augenblick der Rückeroberung 11 der Kiesgruben gekommen. Als durch das Eingreifen der 2. Jäger und des 14. Regiments von den Weinbergen her die Franzosen in ihrer linken Flanke bedroht wurden, brachen die 2. Kompagnie, welche jetzt Lieutenant Willmann führte, und Theile der 4., denen sich auch ein Zug der 12. Kompagnie unter Fähnrich Herrmann angeschlossen, hervor und stürzten sich mit lautem Hurrah auf den Feind. Es kam an verschiedenen Stellen zum Einzelgefecht mit Bajonett und Kolben; aber endlich wandten sich die Franzosen zur Flucht, auf dem Rückzuge mörderische Verluste erleidend. 6 Offiziere, 165 Gefangene waren in unseren Händen, und die Steinbrüche blieben von jest ab in unserem Besit. Noch bevor sich diese letteren Kämpfe abspielten, gegen 10 Uhr, war das Füsilier-Bataillon , dessen 10. Kompagnie auf Vorposten zurückblieb, am Jägerhof eingetroffen 9. und 11. Kompagnie und ging in heftigem Granatfeuer im ersten Treffen, Schüßen vor der Front -- auf Champigny vor. Zwei Züge der 9. Kompagnie - Dufay - drangen in den Park rechts der Hauptstraße ein und verstärkten die
Uhr.
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an der Straße de la Croix stehenden Württemberger, während der Schüßenzug unter Lieutenant Rochlik und die 11. Kompagnie Barkow sich in die Gärten links wandten und mit württembergischen Jägern die zur Marne ziehende Mauer und ein günstig gelegenes Haus besetzten. Ein Zug der 11. Kompagnie unter Lieutenant Leese hatte sich beim Vorgehen nach rechts hinübergezogen, war mit Württembergern vorgestoßen und hatte später die Parkmauer im Anschluß an das 1. Bataillon besetzt. Die 12. Kompagnie Graef - dirigirte einen Zug unter Fähnrich Herrmann in den Park; er war es, der durch seine Tapferkeit den Angriff auf die Steinbrüche mit entscheiden half. Die beiden anderen Züge wurden in Reserve im Park gestellt. Die 9. Kompagnie verlor sehr bald ihre Offiziere Hauptmann Dufay und Lieutenant Rochlik verwundet - und wurde dann unter die 11. und 12. Kompagnie vertheilt.
2 Uhr.
Das Regiment stand jezt mit Württembergern und 2. Jägern in der Linie Rue de la Croix, Parkmauer, Kiesgruben und längs der nach Villiers führenden Straße ; rechts schlossen sich 14 er an. Die Kraft des Gegners war erlahmt. Aber während die vorderen Kompagnien sich in der gewonnenen Stellung durch Einhauen von Schießlöchern, Aufwerfen von Barrikaden u. f. w. zur Vertheidigung einrichteten , setzte die gesammte feindliche schwere und Feld-Artillerie ein ununterbrochenes, wüthendes Feuer auf Dorf und Park fort. Es war ein Tosen, Dröhnen und Zischen, das wohl noch den Donner des Geschützkampfes von Königgrät übertraf. Die Schüßenzüge führten ein langfames Feuergefecht mit dem etwa 200 Schritt entfernten, stark verschanzten und zahlreichen Feinde, welcher in der Kirche und einigen hochgelegenen Häusern den Mauern gegenüber eine vortheilhafte dominirende Stellung besaß. Auch mußten die Kompagnien im Parke ihre Patronen sparen, da diese infolge der Vormittagsgefechte knapp zu werden begannen. Einen famosen Anblick bot der Gefreite Besuch der 2. Kompagnie, aus Nesekom, Kreis Stolp, gebürtig, wie er auf einer an die Parkmauer gelehnten Leiter hoch oben
49 stehend, ruhig chargirend, einzelne gefährliche Gegner sich langte; gegen den Hagel von Geschossen, die ihn eine langé Seine unZeit umflogen, schien er gesichert zu sein. erschrockene verwegene Tapferkeit, durch die er sich schon bei Gravelotte hervorgethan, belohnte nach einem Monat zu gleicher Zeit mit dem Regimentskommandeur Oberst Laurin -- das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe. Aber auch alle Anderen bewiesen, wie bei dem Angriff Schneid und Kühnheit, so jezt die zähe Ausdauer, wie sie das Regiment schon bei Königgräß ausgezeichnet hatte. Ist ein solcher Schlachtentag reich an ernsten Augenblicken, so fehlt es auch nicht an launigen Zwischenfällen, welche auf lange Zeit den Bann lösen, der auf den Herzen beim Verlust guter Kameraden ruht. Schon Morgens, als die ersten Schüsse fielen, wurde ein aus seiner Ruhe aufgestörtes Häslein von einer Kugel getroffen, so daß es sich purzelnd überschlug. „ Nun kiek mal Eener an, schießen die Franzosen ihre eigenen Leute todt!" erschallte es lachend aus einem Munde. Einem Schüßen war eine Chassepotkugel durch den Tornister gefahren und hatte da die Spitzen eines Packets Cigarren glatt fortgeschossen. Unter großer Heiterkeit wurden sie sofort herumgereicht und verpafft. Als am Nachmittage die Geschosse hier und da einschlugen, und eine Granate in der Nähe krepirte, rief Einer: Nanu, det fängt hier wirklich an lebensgefährlich zu werden!" Wie eine Bombe flog auch dieses Wigwort durch die Reihen und erhielt die heitere Stimmung bis zum Ende der Schlacht. Bei Dunkelwerden besetzte das Regiment das Dorf 5 Uhr. Champigny mit Vorposten an der Parkmauer das 1. Bataillon und die 6. Kompagnie, links bis zur Marne die Füsiliere, während als Reserve die 5. , 7. und 8. Kompagnie hinter dem Park biwafirten. Zunächst galt es, noch eine heilige Soldatenpflicht zu erfüllen: der treuen Kameraden zu gedenken, die auf der Wahlstatt etwa noch unverbunden lagen. In der Schlacht muß der Soldat die Sorge für sie unterdrücken , so lange der Feind nicht besiegt ist. Es ist da die Aufgabe der 4 Gesch. d. 6. Pomm. Juf.-Regts . Nr. 49.
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Lazarethgehülfen und Krankenträger, welche sie in der aufopferndsten Weise erfüllten. Nun suchten Trupps unter Führung von Offizieren und Unteroffizieren das Schlachtfeld ab, um die Verwundeten nach den Verbandplätzen zu schaffen. Es war schon spät, als die Lehten nach gethaner Liebesarbeit ihr kaltes Lager aufsuchten, um auszuruhen von den Mühen des großen Tages. Da kam noch eine Ueberraschung : Ein früherer 49 er Unteroffizier, als Proviantbeamter 3 Meilen entfernt quartiert, hatte gehört, daß das Regiment in heißem Kampfe sei. Er lud ein Fäßchen Cognac auf und gelangte, nicht ungefährdet, mit der höchst willkommenen erwärmenden Gabe glücklich bei seinem alten Regimente an.
3. Am folgenden Morgen gegen 6 Uhr ertönte ein RiesenDezember. geknatter. Der Feind versuchte Vorstöße auf den Park, aber wir waren bereit. Die 5. und 8. Kompagnie erhielten den Befehl zur Unterstüßung ; lettere besetzte die Weinberge, die 5. - Feldwebel Röse voran - ging zu den Kiesgruben vor. Das ruhige Feuer aus dem Park und den Gruben hatte den Feind von seinem schon von Ferne hör- und sehbaren Angriffsversuch abgeschreckt . Als es heller wurde, machten sich weiterhin große Massen französischer Infanterie bemerkbar. Der Kampf an diesem Tage beschränkte sich auf ein Schüßengefecht mit dem nahen Gegner , von denen noch Mancher durch vorzügliche Treffer niedergestreckt wurde. Dem Musketier Kramp der 5. Kompagnie gelang es , bis in die Flanke einer Mauer vorschleichend , durch ein paar Schuß die Besatzung derselben zu vertreiben. Der Artilleriekampf steigerte sich zeitweise zu größter Heftigkeit ; einige Häuser loderten in Flammen auf. Unter dem Schuße der Dunkelheit verließ die geschlagene französische Armee das Schlachtfeld und zog sich nach Paris zurück. Wir wurden Abends durch das 54. Regiment abgelöst.
T A N D O R E
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So endeten die blutigen Ausfallgefechte vor Paris, welche zu den verlust aber auch ruhmvollsten des ganzen Belagerungskrieges gehören. Das Regiment hatte nuro den Heldentod von 4 Offizieren, 49 Mann und mit den Blute von 20 Offizieren, 302 Verwundeten wiederum bewiesen, wie lebendig die höchsten Soldatentugenden, Treue und Tapferkeit, in ihm fortleben. Die schönste Anerkennung aber wurde uns in den an den Korpskommandeur gerichteten Worten unseres Allergnädigsten Königs und Kriegsherrn zu Theil : „"1 Das II. Armee-Korps hat sich in den Kämpfen von Champigny und Bry zu seinem alten Rühm neue Ehren erworben. “
Auf Vorposten an der Seine. Nachdem in den letzten Tagen der kärgliche Inhalt der Brotbeutel bei aller Anstrengung und Kälte hatte hinreichen müssen, läßt sich denken, daß die erste warme Mahlzeit, noch in der Nacht des 3. im Quartier zu Boissy aus schnell empfangener Lieferung bereitet, dankbare Abnehmer fand. Am nächsten Tage wieder gefechtsbereit, bezog das Regiment Abends die Vorposten zwischen der Seine und Bonneuil in dem vom Gefecht bei Mesly her bekannten Terrain. Von nun ab nahm das Leben einen sehr geregelten Gang. Alle zwei bis drei Tage zogen die Bataillone auf Vorposten entweder in den Abschnitt von La Folie bis La Tuilerie mit dem Gros in Ferme l'Hôpital oder nach Mesly mit einer Kompagnie auf dem Berge, einer auf Feldwache in den vordersten Scheunen des Dorfes. Die nächsten französischen Vorposten befandensich auf etwa 800 Schritt von den diesseitigen Feldwachen entfernt. Die geringste Bewegung, das kleinste Geräusch auf unserer Seite. bewog fie zu einem heftigen, aber völlig zwecklosen Feuer, das selbstverständlich von uns nicht erwidert wurde. ihren Granaten waren die Franzosen auch nicht ſparſam ; 4*
52 stundenlakg schwirrten die Splitter der mächtigen Geschosse zwischen den Feldwachen umher, ohne Schaden zu thun. Während der Lagesstunden hörte man deutlich drüben das Blasen der Hörner , das Rasseln der Wagen und das Pfeifen der Lokomotiven ; häufig sah man Luftballons zu den Wolken sich erheben. Abends, wenn der rühelose Verkehr der Riesenstadt allmälig erstarb, erregten Leuchtkugeln und elektrisches Licht unsere neugierige Aufmerksamkeit. Die vorpostenfreien Tage wurden in den Kantonnements Die Verpflegung erVilleneuve oder Limeil verlebt. folgte aus Magazinen ; sie war und blieb während der ganzen Dauer der Belagerung : Erbswurst , Hammelfleisch und Reis aber reichlich und gut. Im Uebrigen wurde fleißig ererzirt, was namentlich den nur oberflächlich ausgebildeten Erfagmannschaften noch sehr noth that. Nicht selten schlug während dieser friedlichen Beschäftigung eine der Riesengranaten mit gewaltigem Krach in die nächste Umgebung ein. Von Mitte Dezember ab hatten wir auf 12 Tage die weiter rückwärts gelegenen Orte Montgeron und Calandray als Quartiere.
21.
Am 21. Dezember unternahm der Feind einen mit Dezember. großer Energie geführten Ausfall gegen die Garde und Sachsen, hinter deren Flügel unsere Division herangezogen wurde. Der zweitägige Aufenthalt war da höchst unbehaglich, da plötzlich eine schneidende Kälte eintrat. Zum Eingreifen gelangten wir nicht und erhielten am Abend des 22. den Befehl zum Rückmarsch. Möglichst vergnügt verlebten wir das schöne Weihnachtsfest. Der guten deutschen Sitte getreu, warf mancher Christbaum auch in Feindes Land seinen friedlichen Schein auf die Straßen und in die Herzen. Mit der Wende des Jahres stand uns eine neue große Aufgabe bevor.
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1871. Von Varis bis zur Schweizer Grenze. Im südlichen Frankreich hatte der französische Diktator Gambetta große Armeen geschaffen, um Paris zu entsehen und die deutschen Verbindungslinien zu bedrohen. Nachdem das brave I. Bayerische Korps , welches bei Orléans bereits harte Kämpfe durchfochten, uns auf Vorposten abgelöst hatte, traten wir am 3. Januar bei schnei- 3. Januar. dender Kälte, die durch den scharfen Ostwind noch erhöht wurde, den Marsch nach Süden in Richtung auf Montargis an, woselbst sich das II. Korps konzentrirte. Von dort wurde die Richtung nach Osten eingeschlagen, um mit dem VII. Korps und Korps Werder als Süd - Armee unter dem Oberbefehl des Generals der Kavallerie Freiherrn v. Manteuffel gegen die Armee Bourbakis , von der man wußte, daß sie Belfort entseßen und in Deutschland einfallen wollte, zu operiren. Quartiere und Verpflegung ließen nichts zu wünschen übrig. Lettere wurde durch Requisitionen vervollständigt, deren Erfolg meist in Vieh und namentlich in Rothwein bestand. Dem Genusse dieses reinen und unverfälschten Landweins ist es wohl hauptsächlich zu danken , daß der Gesundheitszustand trot Strapazen und Kälte ein vortrefflicher geblieben. Allmälig folgte dem Regiment eine kleine Heerde lebenden Viehs , die von gelernten Schlächtern getrieben wurde. Es gewährte einen erheiternden Anblick, wenn diese während des Rendezvous an der Straße rastend ihre Vierfüßler immer wieder ohne Erfolg zu melken versuchten. Durch steigendes , gebirgiges Terrain marschirte es sich bei Glatteis und Schnee sehr schwer; die Reiter mußten oft Wer überhaupt absteigen, Wagen kamen erst spät nach. ein preußisches Bataillon in der Garnison oder gar auf der Parade vorbeimarschiren gesehen hat, blizend und blinkend, sauber von der Helmspiße bis zur Fußspiße, der würde es in diesen Kolonnen allerdings kaum wiedererkannt haben, wie sie zwanglos rauchend, schwaßend oder ein Liedchen
54 fingend sich eilig vorwärts bewegten in einer Mannigfaltigfeit von Kostümen, welche die lange Kriegszeit aufzwang : Ueber dem Mantel waren Decken von allerlei Farbe und Größe, über Kopf und Schultern hängende Kapuzen zu sehen. Die Flinte trug Einer unterm Arm, der Andere am Riemen über die rechte oder linke Schulter gehängt ; der hatte den Kolben oben, jener nach unten. Feldflaschen von jeder Form, am Riemen oder Bindfaden, große Blechflaschen französischer Abstammung, preußische Lederflaschen oder langhalsige Weinflaschen im Brotbeutel klapperten bei jedem Schritt. Am buntesten aber wurde die Farbe der Hosen, als der Inhalt eines in Dôle abgefangenen Eisenbahnzuges an hellblauen und grauen Beinkleidern vertheilt und als Ersatz für die abgetragensten Stücke verwerthet wurde. So fah damals ein preußisches Bataillon aus - aber stets in strammer Marschordnung und bereit, dem Feind die Zähne zu zeigen. Während das Füsilier - Bataillon unter Beigabe von einigen Zügen 11. Dragoner vom 19. Januar ab mit der Aufgabe entsendet worden war, die Verbindung zu halten mit der gegen bei Dijon stehende Freischaaren Garibaldis vorgehenden 8. Brigade, später dem Detachement des Generallieutenants Hann v. Weyhern , hatte unsere Brigade das Cote d'or - Gebirge, das Saône- und DoubsThal überschritten und stand vor den sich immer gewaltiger erhebenden mit Schnee und Eis bedeckten Bergketten des Júra, in weiter Ferne bereits die Riesengipfel der Alpen erblickend. Inzwischen war die erfreuliche Nachricht eingegangen, daß das Korps Werder in dreitägigen, wahrhaft heldenmüthigen Kämpfen die vierfach überlegene Bourbakische Armee bei Belfort zurückgeschlagen und dieſe ſich im vollen Rückzuge an der Schweizer Grenze entlang nach Süden befände. Doch das Entwischen sollte nicht so leicht werden; unser Korps erhielt den Befehl, rechts abzumarschiren und dem Feinde die Rückzugslinie zu verlegen. Nach Zurücklassung der Bagage, nur mit Patronenund Medizinwagen ausgerüstet , ging es unter leichten Ge-
55 fechten mit Franktireurs und Streifparteien in die hohen Jura-Berge. Nach Beendigung des täglichen Marsches wurde auf den öden Schneefeldern Aufstellung genommen, um den etwa anrückenden Feind abzudrängen. Bald war die Fühlung mit demselben da ; Dragoner- und InfanteriePatrouillen brachten häufig Haufen von Gefangenen herbei. Am 30. Januar ging auf dem Marsch-Rendezvous vor Frasne die bejubelte Nachricht durch die Reihen: „Paris , die Riesenfestung, an deren Fall wir mitgearbeitet , hat am 28. Januar kapitulirt und ein Waffenstillstand ist abgeschlossen. " Wie sich bald herausstellte , galt dieser aber nicht für die Süd-Armee, welche ihre Aufgabe erst vollenden sollte.
Gefecht bei Frasne. Deshalb vorwärts ! Der Feind hatte vor uns einen 30. Wald besetzt. Ein paar Granaten und das Vorrücken Januar. des 1. und 2. Bataillons verscheuchten ihn daraus. Während wir in dem Walde das Biwak einrichteten, hatte die 2. Kompagnie unter Hauptmann v. Mach mit der 3. Eskadron 11. Dragoner unter Rittmeister v. Flemming Befehl erhalten, auf Frasne zu refognosziren. Die Kompagnie rückte auf dem Wege dorthin vor ; rechts und links lag fußhoher Schnee, und tros des Mondscheins war die Fernsicht des starken Nebels wegen beschränkt. Plöglich wurde von einer Höhe heftig gefeuert. Schüßen voran ging es mit "I Marsch, marsch" los die Franzosen, circa 2 Kompagnien , hielten nicht Stand. Da übernahm die Eskadron die Verfolgung , und bald hörte man ein lautes Hurrah der vorausgeeilten Dragoner, welche den Feind eingeholt und zu Gefangenen gemacht hatten. Aber mitten im Dorfe wurde die Eskadron lebhaft beschossen, die Gefangenen machten sich frei. Sobald die Kompagnie dies hörte , eilte sie eine lange Strecke im Laufschritt herbei , um den sehr bedrängten
56 Ein Zug schwärmte rechts gegen Kameraden zu helfen. die besezte Lisiere aus, der übrige Theil stürmte tambour battant den Eingang , rückte bis in die Mitte und fandte eine Abtheilung unter Lieutenant Rahn an den andern Ausgang sowie Patrouillen rechts und links ab , um jeden Fluchtversuch zu verhindern. Viele Häuser, besonders das Schulgebäude, mußten mit Gewalt erbrochen werden. In kurzer Zeit hatte die Kompagnie ohne eigne Verluste im Verein mit den fühnen Reitern 1500 Franzosen gefangen genommen und zwei Fahnen erbeutet, außerdem für die biwakirenden Kameraden Quartier gemacht ; denn diese konnten um 10 Uhr Abends nachrücken und waren so einer sehr kalten Nacht enthoben.
Immer kleiner wurden am 31. Januar die Kreise, welche die Süd-Armee zog. Das Gefecht von Frasne hatte den Franzosen die lehte größere Straße entrissen , und am nächsten Tage sollte Pontarlier , ihr letter Stükpunkt, gestürmt werden.
Gefecht bei Pontarlier. 1. Februar.
An schönem Wintertage, 2 Bataillone Kolberg in der Avantgarde, marschirte die Brigade in einem breiten Thale, dessen rechte Seite die felsigen Massen des Juragebirges begleiten, auf Pontarlier. Schon von Weitem zeigten sich auf den strahlenförmig zusammenlaufenden Straßen die Spigen der übrigen Korps der Süd-Armee, welche fast zu gleicher Zeit im Mittelpunkt der ohne Schuß von den Franzosen geräumten Stadt zusammentrafen. Die Avantgarde folgte dem abziehenden Feinde gegen die Schweizer Grenze. Man fand die Chaussee durch französisches Armeefuhrwerk aller Art versperrt, und nur mit der größten Mühe konnte in dem tiefen Schnee zur Seite Bahn geschafft werden. Etwa / Meile von der Stadt wendet sich die Straße zwischen steilen Felswänden oftwärts dem Dorfe La Cluse
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zu. Das Doubs thal erweitert sich hier zu einem Kessel, welchen zwei auf fast senkrechten Felsen gelegene Forts Fort Neuv und Fort de Jour vollständig beherrschen. Beim Austritt aus dem Engpaß von heftigem Kanonenund Gewehrfeuer empfangen, dann von französischer LinienInfanterie angegriffen, konnten die tapferen Grenadiere nur unter großen Verlusten die Straßenbiegung festhalten. Nachdem die Füsiliere des Regiments Kolberg auf die Höhe am Engpaß gesandt worden , wurde das Gros , welches gegen Mittag in Pontarlier eingetroffen war und die Stadt besetzt hatte, herangezogen, um den Feind in seinen Flanken zu überflügeln. Von unserm 1. Bataillon erhielten die 1., 3. und 4. Kompagnie den Befehl, die Höhen östlich zu nehmen, die 2. Kompagnie, den Doubsfluß zu überschreiten und den Feind von Etwas später den jenseitigen Bergen aus zu beschießen. wurde das 2. Bataillon Kolberg, dem unsere 5. Kompagnie `zugetheilt war, nach dem linken Flügel gesandt. Die 6. und 8. Kompagnie waren Reserve; auch sie rückten gegen 4 Uhr, als auf den Bergen das Gefecht heftiger wurde, links vom 1. Bataillon vor. - Die 7. war seit einigen Tagen zur Deckung der Bagage abkommandirt.
Die drei Kompagnien des 1. Bataillons stießen, als sie die Höhe mühsam erklettert hatten, auf Widerstand an einem von feindlichen Tirailleurs beseßten Waldsaum. Von der 4. und den Schüßen der 1. und 3. Kompagnie in schnellem Anlauf genommen, ging es unter lebhaftem Feuergefecht vor. Quer über die mit Wald und Gebüsch bestandenen Höhen zog sich eine 22 Fuß hohe, sehr hartnäckig vertheidigte Mauer, an die der Schüßenkampf bis auf nächste Nähe 30 Schritt herankam ; Lieutenant Gellhaus fiel hier schwer verwundet. Als sich einige Leute vergeblich bemühten , einen durch sein wohlgezieltes Feuer auffallenden Franzosen zu treffen, rief Unteroffizier Taube 3. Kompagnie: " Nun laßt mich mal schießen", stellte sich in regelrechtem freihändigen Anschlag hin und streckte ihn mit dem nächsten Schuß nieder; gleich darauf traf ihn ein Geschoß schwer, aber nicht tödtlich,
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in der Brust. Seine Todesverachtung belohnte das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Gefecht bei Pontarlier.
Pontarlier
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Nachdem die Mauer mit dem Bajonett genommen, flüchteten die Franzosen unter großen Verlusten und Zurücklassen mehrerer Gefangener eiligst den Abhang herunter dem Dorfe La Cluse zu. Auch die anderen Züge der 3. Kompagnie Lieutenant Lieutenant Schneider v. Kehler ― und der 1.
59 hatten den Feind von Höhe zu Höhe vor sich hergetrieben, und weiter links waren die Kompagnien des 2. Bataillons, nachdem sie den schneetiefen Berghang erklommen und den Wald gesäubert hatten, am Rande des Kessels angelangt. Inzwischen hatte die 2. Kompagnie und mit ihr die 12. Kompagnie Kolberg den Doubs überschritten, einen Zug unter Vizefeldwebel Krüger längs den Höhen vorgeschickt und mit den andern den von Gestrüpp und Felsenstücken bedeckten Hang unter großen Anstrengungen erstiegen. Nach 11/2 Stunden waren sie oben und konnten von einem 400 Fuß steil abfallenden Felsen mehrere französische Bataillone, die sich im Kessel sicher glaubten, bemerken. Nachdem Jeder das Visir gestellt und sich schußbereit gemacht Wie vom hatte, begann auf ein Zeichen Schnellfeuer. Schrecken gelähmt, rührte sich der Feind zuerst nicht von der Stelle; dann als auch die Schüßen östlich der Straße am Höhenrande des Kessels erschienen und runde Salven von oben durch die Berge hallten , jagten die Massen in Unordnung zurück. Lieutenant v. Puttkamer mit zwei Zügen der 8. und Lieutenant Venske mit je einem Zug der 3. und 4. Kompagnie waren mit großer Energie den Abhang hinunter bis jenseits der Forts vorgegangen, um La Cluse anzugreifen. Sie konnten den zurückeilenden Feind aus nächster Nähe beschießen und hielten sich troß der Anstrengungen der Franzosen, sie zu vertreiben, bis zum Abend. Im Verein mit den Kolbergern hatte das Regiment die schneebedeckten Höhen erobert und den Feind aus seiner vorzüglichen Stellung unter eigenem Verlust von 7 Tödten, 4 Offizieren und 30 Verwundeten vertrieben. Zur Nacht bezogen die Bataillone den Forts gegenüber Vorposten. Schwierig war das Zurückschaffen der Verwundeten aus der Nähe des Dorfes. Musketier Wendtland, 1. Kompagnie, vertrieb eine französische Patrouille von einem schwer verwundeten Grenadier und trug ihn dann allein, in seinen Mantel gewickelt, bis nach Pontarlier. Sergeant Knop , 4. Kompagnie, bestätigte später die Räumung des Dorfes La Cluse und brachte zugleich den in dessen Nähe auf dem Abhang liegenden verwundeten Lieutenant v. Puttkamer in Sicherheit.
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Am nächsten Morgen durch Landwehrtruppen abgelöst, zogen wir in den folgenden Tagen weiter gegen Süden bis Lons le Saunier, wo auch das Füsilier-Bataillon am 16. Februar beim Regiment eintraf. In der Gegend von Mirebeau und Nuits hatte dasselbe unter schwierigen Verhältnissen in mehrwöchentlichem anstrengenden Vorposten und Patrouillendienst bei häufiger Berührung mit Freischbärlern seine Aufgabe, Verbindung mit Dijon zu halten, trefflich gelöst.
Die letzten Kanonenschüsse, welche bei Pontarlier auf Frankreichs Boden verhallten, bezeichneten auch den Abschluß unseres Kriegszuges von Paris bis an die Ostgrenze. In 30 Tagen 100 Meilen bei ſtrenger Kälte und Glatteis, zuletzt in hohen Gebirgen bei fußtiefem Schnee unter fortwährender Berührung mit dem Feinde zurücklegend, hatte das Korps die der Süd-Armee zugewiesene Aufgabe - von Seiner Majestät selbst als mühe- und beschwerdevoll bezeichnet glänzend lösen helfen : Die Armee Bourbakis , auf welche Frankreichs lezte Hoffnungen gerichtet waren, existirte für uns nicht mehr. Nach Verlust von 15 000 Gefangenen war der Reſt 80 000 Mann auf Schweizer Gebiet zu flüchten gezwungen und dort entwaffnet worden. 14. Am 14. Februar kam die Nachricht von dem auch für Februar. die Süd - Armee abgeschlossenen Waffenstillstand.
Der Krieg war beendet. So groß und ohne Gleichen die Erfolge der deutschen Waffen auf den siegreichen Schlachtfeldern Frankreichs in der Geschichte dastehen, so hoch und hehr war auch der errungene Preis : neben der Vereinigung der seit 200 Jahren entrissenen deutschen Provinzen Elsaß und Lothringen mit dem Mutterlande die Wiedererstehung des Deutschen Reichs unter einem HohenzollernKaiser.
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In dem Schlosse der französischen Könige zu Verfailles angesichts der feindlichen Hauptstadt nahm König 18. Wilhelm am 18. Januar 1871 in Anwesenheit von zahlreichen Fürsten, Staatsmännern, Offizieren und Mann- Januar 1871. schaften, umgeben von den Fahnen der vor Paris_lagernden Truppen, die Deutsche Kaiserwürde an. Das Hoch, welches dem Ersten Kaiser dort galt, es brauste über alle deutschen Lande fort und fand gewaltigen Wiederhall in Millionen Deutscher Herzen, welche die Kunde von der so heiß ersehnten Einigung des gemeinsamen theuren Vaterlandes mit dem begeisterten, jubelnden Rufe begrüßten : „ Unser Kaiser Wilhelm tebe hoch! " Und was die Armee unter Führung ihres ruhmreichen Kaisers errungen, was das Herzblut so vieler treuer Deutschen fest gekittet - das wer vertheidigen gegen alle den wir erhalten und Feinde bis in die fernsten Zeiten! Bei Gravelotte, vor Meß und Paris , bei Mesly , Champigny, Frasne und Pontarlier hatte unser Regiment seine stets siegreichen Fahnen entfaltet. Dort starben den Tod der Helden 5 Offiziere und 60 Mann ; den erhaltenen Wunden erlagen 2 Öffiziere und 43 Mann. 31 Offiziere und 490 Mann waren verwundet worden. 5 Eiserne Kreuze 1. Klasse und 215 Eiserne Kreuze 2. Klasse schmückten im Laufe des Feldzuges die Reihen des Regiments, und durch Allerh. Kabinets -Ordre vom 16. Juni 1871 wurden die Fahnen in der Spiße und auf der Seite der Ueberzugklappe durch das Eiserne Kreuz in Größe und Form des Großkreuzes ausgezeichnet.
Okkupation 1871-1873. Anfang März 1871 rückte das Regiment von Lons le Saunier in die Gegend von Poligny. In einem Armeebefehl vom 15. März sagte Seine Majestät der Kaiser und König den Soldaten der
62 deutschen Armee mit Seinem Königlichen Danke für Alles, was sie in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet, Lebewohl und verließ den Boden Frankreichs, im Vaterlande von unendlichem Jubel begrüßt. General v. Fransecky erhielt den Auftrag, das neuformirte XV. Korps in den wiedereroberten Reichslanden zu übernehmen, und übergab mit einem uns ehrenden Abschiedsbefehl sein Korps an den Nachfolger, unsern bisherigen Divisionskommandeur, Generallieutenant Hann v. Weyhern. Die deutschen Truppen hatten bereits ihren Rückmarsch nach der Heimath begonnen. Die 4. Division sollte mit anderen bis zur Regelung der von Frankreich zu zahlenden Kriegsentschädigung französisches Gebiet als OkkupationsArmee unter dem Oberbefehl des Generals der Kavallerie Freiherrn v. Manteuffel besezt halten. Je nach der Abzahlung wurden die Truppen zurückgezogen, und befand sich das Regiment deshalb vom Juni bis Oktober in Dijon, blieb dann ein Jahr lang in Chaumont Füsilier-Bataillon, St. Dizier 2. Bataillon, Joinville und Jassy 1. Bataillon , vom Oktober 1872 bis zum Ende in Epinal 1. und 2. Bataillon, Remiremont Füsilier-Bataillon. Es war ein Friedens - Garnisonleben in dem besiegten Lande. Die sauberen großen Städte mit schöner Umgebung boten einen angenehmen Aufenthalt, bei dessen längerer Dauer auch die Bewohner gute Miene zu machen sich genöthigt sahen. Allerdings ließ sich der verhaltene Groll auch in schnöden Thaten an einzelnen Deutschen aus. So mußten die 9. und 11. Kompagnie im September 1870 nach Gray zu strenger Maßregelung marschiren, weil ein Attentat auf Stabsarzt einen Dragoner dort verübt worden war. Dr. Liewenow wurde in Dijon hinterrücks verwundet, der Thäter indeß gefaßt und kriegsrechtlich erschossen. Dagegen bietet der edle Opfermuth, welcher zur Rettung von Menschen ohne Rücksicht auf die Nation das eigene Leben nicht schont, ein erhebendes Gegenbild. Gefreiter Grulke, 6. Kompagnie, stürzte am 15. Juli 1872, als er in der Marne einen französischen Arbeiter mit den
63 Wogen kämpfen sah, rücksichtslos in die reißenden Fluthen. Hauptmann Schneider sprengte auf einem Ritt´ in Nähe der Schwimmanstalt bei Epinal in den durch Regen angeschwollenen Fluß, ließ sein Pferd, als es nicht weiter schwimmen wollte, los und brachte glücklich einen mit dem Tode ringenden Mann ans Ufer. Mit Ausnahme der vom Ersatz-Bataillon besorgten Rekrutenausbildung hatten wir den Dienst einer FriedensGarnison. Schießstände, Exerzir- und Turnpläge wurden, wo sie nicht vorhanden, angelegt, auch französische KaferDurch die Brigade- und Divisionsnements benutzt. Manöver lernte man noch weitere Theile des okkupirten Landes kennen. Unter den besonderen Verhältnissen wurde der große Festtag der deutschen Nation, der Geburtstag ihres Kaisers, auf französischem Boden dreimal besonders festlich gefeiert. Dann kam nach dreijähriger Abwesenheit, in welcher das Regiment so Viel und Großes erlebt hatte, auch für uns der schöne Tag, wenn der Soldat ins Vaterland zurückkehrt, zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch. Am 2. Auguſt 2. Auguft 1873 überschritt das Regiment die Grenze - nicht die 1873. Bayerns oder Preußens , sondern die Grenze des gemeinsamen deutschen Vaterlandes westlich der wiedergewonnenen alten deutschen Stadt Straßburg, fuhr von Hagenau aus nach dem Often, überall freudig empfangen, und hielt am 13. August ſeinen festlichen Einzug in Gnesen. Das 13. Auguft. 2. Bataillon mußte wegen der in Inowrazlaw herrschenden Cholera Kantonnements beziehen und konnte erst später einrücken.
Friedensjahre. Da seien einzelne Vorkommnisse besonders erwähnt. Von denen, welche bei der Stiftung dem Regimente angehörten, haben wir noch Einen : Zahlmeister Willasch,
64 deſſen Jubiläum einer 25jährigen ehrenvollen Amtsthätigkeit im Regiment am 25. Februar 1885 festlich gefeiert wurde. Seinen Erfaß erhielt das Regiment bis 1873 nur aus den Bezirken Stolp und Schlawe, dann auch aus den Provinzen Westfalen, Preußen, Hannover, Posen, Brandenburg und aus Berlin. 1866 gaben wir die 2. und zwei neuformirte Kompagnien zur Bildung des 2. Hanseatischen Infanterie-Regi11. April ments No. 76 , am 11. April 1881 die 3. Hauptmann 1881. Hantelmann zur Bildung des Infanterie - Regi = ments Nr. 129 nach Bromberg ab. --- nach AusMit diesem Regiment stehen wir seitdem scheiden des Kolbergschen Grenadier- Regiments Nr. 9, mit welchem wir 21 Jahre Kriegs- und Friedenszeit kameradschaftlich verlebt im Verbande der 7. InfanterieBrigade. Bis 1873 war das Regiment mit dem Zündnadelgewehr M/41, dann M/62 und seit 1874 mit dem Infanteriegewehr M/71 bewaffnet. Wir waren früher in Bürgerquartieren einquartiert, nur zwei Kompagnien in Inowrazlaw wohnten in dem von der ehemaligen Kavallerie- Garniſon herſtammenden Gebäude. Da bezog das 2. Bataillon gleichzeitig mit seiner 15. Uebersiedelung von Inowrazlaw hierher am 15. SepSeptember tember 1878 die erste Kaserne unseres schönen Kasernen1878. baues. Das Regiment war nun in Gnesen vereinigt und besaß bald darauf sein eigenes Heim. Aus der Friedenszeit leuchten aber zwei Jahre hell hervor. Es sind die, wenn in einer Provinz sich Alles : Stadt und Land, Hoch und Niedrig, Soldat und Bürger zum festlichen Empfange des geliebten Monarchen vereinigt - unseres Obersten Kriegsherrn , welcher aus eigener Anschauung sehen will, was seine Soldaten können. 1869 und 1879 hatten wir Königsmanöver bei Stargard und Stettin. Wer von denen, welche in dieser Zeit dienten, wird nicht immer sich jener Tage - besonders jener erhebenden Augenblicke erinnern, wenn er bei der großen Parade des Korps seinen Kaiser mit glänzender
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Suite heransprengen sah, vieltausendstimmiges Hurrah durch --vielleicht zum ersten und die Lüfte brauste und dann einzigen Mal im Leben -- das freundliche, aber auf die Haltung der Truppe aufmerksame Auge des Kaisers und Kriegsherrn auf sich ruhen ſah.
Inschrift: Dem Andenken seiner in den Feldzügen 1866, 1870/71 gefallenen Kameraden das 6. Pommerſche InfanterieRegiment Nr. 49. Gesch. d. 6. Pomm. Inf.-Regts. Nr. 49.
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An den Thaten des Regiments in den großen Kriegsjahren Theil zu nehmen war nur Wenigen vergönnt . Eins aber kennen Alle, welche ihre Dienstzeit als Neunundvierziger verlebt : die stramme Friedensschule, welche die deutsche Armee fähig macht, der Schutz und feste Hort des Vaterlandes zu sein; den geregelten Dienst des Jahres, bei dem auch das Kleinste nicht mißachtet wird, Pflichttreue bewiesen, Willenskraft und Ausdauer gestählt werden. Manch Einem war diese Zeit schwer geworden, aber sie Alle Wenige ausgenommen kehren gefestigt an Körper und Charakter als brave Reservisten in ihr Heimathshaus zurück und halten auch im Bürgerkleide fest an dem Geist, welcher sie in des Königs Rock beseelt : jenes treuen, ernsten, festen, lieber in Thaten als in Worten sich kundgebenden Sinnes, welcher, wie ihre Tapferkeit und Königstreue, bei den pommerschen Truppen althiſtoriſch iſt. Mit Gott für Kaiser und Reich haben diese Treue mit dem Heldentod besiegelt : 205 Neunundvierziger. Das Denkmal, welches zuerst auf dem Plak der Kaserne, dann von den Bäumen an der evangelischen Kirche beschattet, zu dauernder Erinnerung errichtet ist, hat das 6. Pommersche Infanterie-Regiment Nr. 49 dem Andenken seiner gefallenen Kameraden gewidmet. Sie sind gefallen auf den siegreichen Schlachtfeldern : Königgräs, Gravelotte, Mesly , Champigny, Frasne und Pontarlier , sind gestorben für den Ruhm unserer Fahnen, zur Ehre des Vaterlandes und für die Kaiserkrone auf dem Haupte unseres Königs ; ihr Tod ist ein gesegneter Tod, und bei aller Trauer um sie macht es doch unsere Herzen höher und stolzer noch schlagen. Mögen sich als ein heiliges Vermächtniß bis in die fernsten Zeiten forterben die Tugenden, welche das Regiment in den verflossenen 25 Jahren ausgezeichnet : die Hingebung, Heldenmuth und Treue Treue bis an's Ende.
Anlagen.
Anlage 1.
Es starben den Heldentod :
1866 . Oberst und Regimentskommandeur Gustav v. Wietersheim, Sekondlieutenant und Adjutant Gebhard Frhr. Gans Edler zu Putlik.
Premierlieutenant Sekondlieutenant ፡ = = ፡ ፡ ፡
1870/71 . Adolph Olberg , May Detert, Walter Werneburg , Ed. Friedr. Karl Grosch , Gustav Schwarz , Frhr. Burscher v. Saher zum Weißenstein, Hermann v. Wietersheim , Louis Gellhaus.
1866.
1870/71. 1. Kompagnie: Unteroff. Friedr. Kunde, Ernſt Gefr. Wilh. Meißler , Leon Trams , Musketier Gustav Grymczynski, Musk. Aug. Stüwer I, Karl Schulz, Äug. Preuß, Theod. Dorfschmidt. Weißpfennig, Gottfr. Wege, Alb. Krey, Friedr. Reglin.
Frisdrid,Selike faget. Kompa gnie: 2. Gefr. Carl Zenk, Horniſt Karl Gefr. Julius Poller, Musk . Jennrich, Musk Rud. StrehWilh. Türk, Joh. Haffe, Karl Low, August Beyer, Karl Eilrich, Joh. Ringwelski, Zastrow, Joh. Bublik, Gottl. Aug. Krüger, Jul. Christoffer, Dudek, Ferd. Holz, Boas Albert Schröder I , Karl Kirsch, Karl Steinhorst, Karl Sommke. Michaelis, Herm. Geste. 5*
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1866.
1870/71. 3. Kompagnie: Unteroff. Heinr. Martens, Gefr. Sergt. Ferd. Müller , Gefr. Doepke Albert Boepke, Must. Joh. Ferd. Schoth, Herrm. Saß, Must. Karl Jagnow, Wilh. Mahnke, Joh. Manske, Joh. Böhm, Heinr. Mews, Karl Herforth, Aug. Jwer, Ed. Striebling, Christ. Bürger, Freitag, Karl SchwichtenWilh. Zühlow , Joh. Geistberg, Jul. Rosin, Alb. Zoschke, Ernst Quast, Gust. Sielaff, hardt, Mart. Leppert, Friedr. Wohlfahrt. Joh. Klezke, Lorenz Soika, Heinr. Böttcher, Karl Maichack.
4. Kompagnie: Must. Karl Marz I., Joh. Gefr. Karl Hinz, Horn. Aug. Zinke, Musk. Daniel GundOppert, Friedr. Grünewald, lack, Aug. Reglin, Herrm. Friedr. Rhode, Aug. Miſchke. Scheewe, Alb. Boeck. 5. Kompagnie: Unteroff. Karl Rewersdorff, Musk. Alb. Goldbeck, Karl Gummisch, Joh. Teifke, Karl (Abkommandirt.) Schmidt, Herm. Neuenfeldt, Aug. Woldt, Aug. Hahn, Jul. Neumann. 6. Kompagnie: Gefr. Alb. Leske, Musk. Karl Vizefeldwebel Ernst Noebel, Dummer, Aug. Grüßmacher, Unteroff. Karl Komoll, Alb. Dittberner , Musk. Julius Wilh. Golz, Ferd. Kamrad, Strizel, Mart. Schulz, Alb. Joh. Zech, Wilh. Streblow. Karus, Wilh. Grimm, Aug. Holz, Friedr. Mionske, Aug. Rademacher, Herrm . Stahlbusch. 7. Kompagnie: Unteroff. Wilh. Dummann, Musk. Karl Hoffschulz, Herrm. Nemiş , Karl Neuenfeldt, Gefr. Ludwig Dahlke, Musk. Ernst Stroede, Aug. KuchenFriedr. Scheunemann, Ernst bäcker , Ferd . Ziegelmann, Kasischke, Aug. Mischke, Karl Trebes , Karl Damaschke, Karl Sast. Joh. Ganowski, Karl Laser, Alb. Reinke , Ludw. Roenspieß, Wilh. Schaffer, Ferd. Vehlow.
69 1866.
1870/71. 8. Kompagnie : Must. Karl Rosin, Karl Wilm, ❘ Feldw. Otto Drebelow, Musk. Wilh. Winter. Friedr. Manske, Karl Jahns, Jac. Maslinski, Friedrich Moldenhauer, Reinh. Groth, Joh. Goette, Joh. Mielke, Schwuchow, Paul Karl Scheviola.
9. Kompagnie: Serg. u. Bat.-Tamb. Johann Gefr. Friedrich Venske, Pet. Mittelstaedt, Unteroff. Friedr. Slomski, Füs.Thurow,Friedr. Noerenberg, Joh. Wittnebel, Grade, Stan. Klatt, Füs. Ludw. Kopischke, Ferdinand Adr. Dymeck, Karl Schmidt, Karl Ziekowski. Koscheck, Ed. Schmidtke, Ferd. Adam , Karl Baske , Gust. Kitt, Steph. Mach, Gust. Moldenhauer, Herrmi. Krause, Wilh. Tosch. 10. Kompagnie: Füs. Karl Goldbeck, Franz Sper- Ferd. Rieck, August Griechen, Karl Voß. ling, Heinrich Bahr, Joh. Perleberg, Herm. Hoffke. 11. Kompagnie: Unteroff. Karl Schwanz, Wilh. | Vizefeldw. Oskar Feige, Gefr. Wellnik, Horn. Wilh. GrünHeinrich Gowiske , Friedr. heidt, Füs. Aug. Knoll, Franz Weber, Füs. Guſt. Wilke, Scheibe, Heinr. Junſer, Karl Aug. Kostig, Aug. Heyse, Ziske, Herrmann Stiehmke, Friedr. Rennhack, Wilhelm Wilh. Zaeske, Franz zupcke, Zachan, Friedr. Haase, Aug. Geste. Ludw. Friedrich, Stan. Goleniewicz, Gust. Knebler, Joh. Joecks, Aug. Neumann. 12. Kompagnie : Füs. Ernst Oldenburg , Karl Glasenapp.
Gefr. Heinrich Ziemann, Füſ. Alb. Noffz, Aug. Kritsch, Alb. Buhrow, Wilhelm Strauß, Wilh. Bluck, Guſt. Küſter.
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Anlage 2.
Ranglisten.
1860 .
ES
Kommandeur: Oberstlieutenant Malotki v. Trzebiatowski I Major von der Osten 3 ૐ Bar. v. Kirchbach II 3 v. Kracht St = v. Haas
276
3 S. L. Hptm. Sannow 12 ፡ ፡ Bar. v. Bock 7 ፡ ፡ v. Normann 9 ፡ ፡ v. Stojentin ፡ : Bar. von der Osten፡ gen. Sacken 4 10 = Laurin 5 ፡ v. Petersdorff 11 ፡ ፡ v. Wedell ፡ ፡ v. Vormann ፡ = v. Berge- u. Herren= dorff ፡ Leonhardi 1 : Buek 5 = P. 2. v . Lewinski 3 = ፡ Moeschke 10 : Hoffmüller 2 ፡ = v. Koenen ፡ = v. Dufay , Adj. F 8 ፡ v. Nazmer 1 = Graeff
4 v. Loefen Rgts.-Adj. v. Unruhe, Adj. I Matthiaß, D. Arnim I. 11 v. Bärenfels 6 v. Gorszkowski 9 Wernecke 4 v. Luckowiz 12 Gr. v. Gneisenau 10 v. Arnim II. 5 Manger Frhr. v. MeerscheidtHüllessem, Adj. II 1 v. Vormann 3 v. Olberg Renouard de Biville von der Osten Burchardt
Regts. Arzt: ad int. Stabs-Arzt Dr. Wustlandt Bats. ፡ Stabs-Arzt Dr. Reichel ፡ = ad int. Assist. Arzt Dr. Schlott Zahlmstr.: Kempin Tröger ፡ Willasch
F II II F I
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1885.
Kommandeur: Oberst Ziegler. Oberstlieutenant Heinrichs Major Goecke ፡ v. Oppen ፡ Graek Hoffmann
4 S. L. Hptm. v. Blomberg 10 = Arnold : ፡ = Bar. Schuler = v. Senden 9 1 = v. Hackewit = 7 ፡ Willmann : 12 ፡ Lewien ፡ 11 ፡ Poly = Brok 8 ፡ = Frenzel : ፡ v. Renzell ፡ = Trip ፡ ፡ Bernis = ፡ Engler : P. L. Zehler = Schulemann ፡ = v. Knobelsdorff 11 10 ፡ v. Paraski ፡ 4 : Sannow ፡ N. Adj. ፡ Spohn 7 = = v. Rohrscheidt 8 = Schüler ፡ 3 3 = Holder - Egger 5 = Wiedemann 12 ፡ : Röhmer 6 ፡ Grote
St I * II
፡
92261
691
Lenz I. Brückner Hoffmann Buchholz Fließ Goslich, von der Lehe Müller Raasch Lenz II. Wolff v. Schuckmann Geppert Götsch Randt v. Ernst Allardt Grell Queisner v. Puttkamer v. Stojentin Schmock v. Homeyer Horn Schelle
Ober-Stabs-Arzt Dr. Lüdicke Stabs-Arzt Dr. Huld ፡ Dr. Liegner Assist. Arzt 2. Kl. Dr. Seiffart
II F I
Zahlmeister: Willasch = Unruh ፡ Brockow
I II F
3 5 8 10 Adj. F 3 Adj. II Adi. I 7 4
7 5 8 10 11 1 12 6 9 3 10
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Anlage 3.
Es zeichneten sich aus und erhielten
Das Militär-Ehrenzeichen 1. Klaſſe : Kapellmeiſter Reſſel, ſh& brüst Sergeant und Regimentstambour Kühnaſt, Feldwebel Otto Nimz, 2. Kompagnie, Sergeant Wilhelm Braun, 4. Kompagnie, Feldwebel Karl Graefe, 8. Kompagnie, Vizefeldwebel Emil Meinhold, 11. Kompagnie. Das Eiserne Kreuz Į . Klaſſe : Gefreiter Karl Besuch, 2. Kompagnie, Sergeant Taube, 3. Kompagnie. Das Militär - Ehrenzeichen 2. Klasse :
Das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe :
1. Kompagnie: and Gruel Feldw. Aug. Engelke, Sergt. Kapellm. Ressel, Feldw. Aug. Ernst Stern , Joh. Höfs, Gruel, Sergt. u. Regimentsdügücht. Tamb. Kühnast, Unteroff. Herrm . Wendland, Unteroff. Carl Störbeck , Gefr. Ferd. Aug. Budahn, Vergin, Musk. Schwarz, Tamb. Carl Maaf, Aug. Colberg, Theod. FaMust. Beon Grymezinski. vorke, Fr. Gamradt, Aug. 10.8 Schubring, Wilh. Valentin Ĭ, lmann Joh. Wendtland, Joh. Kelch, grahln Trainsold. Wilh. Jacobi. 2. Kompagnie : Vizefeldw . Ed. Wolff, Sergt. Feldw. Julius Peplow, Sergt. Heinr. Klatt, Jul. Peplow, Alb. Krüger, Carl_Jocks, Karl Harschelke , Unteroff. Karl Voeske , Aug. Wilke, Carl Zech, Theod. Brandt, Alb. Krüger, Unteroff. Karl Jocks, Gefr. Karl Koltergahn, Peter Stüwe, Ferd. Dabronz, Bernh. Kabell, Hans Greiter, Aug. Voelz. Ja.9. Gefr. Karl Dieball, Carl Besuch, Musk. Alb. Marquardt, Friedr. Manske, Carl Schewe, Ferd. Schulz II.
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Das Militär - Ehrenzeichen Das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe : 2. Klaſſe : 3. Kompagnie: Feldw. Wilhelm Pust, Sergt. Feldw. Viktor Tuchoßki, Sergt. Heinrich Dahlke, Unteroff. Friedr. Krüger, Heinr. Wahl, Unteroff. Heinr. Birr, Aug. Stolpe, Musk. Friedr. Wachs, Frenzke, Gefr. Karl Bark, Joh. Hartwig, Friedr. Klizke, Jul. Lewin, Gust. Wedel I., Aug. Ruhmann, Alb. Friede, Karl Schramm. Ludw. Wittstock, Musk. Karl Klick II., Ludw . Ritter, Jul. 10.9. Dzur, Wilh. Sannow, Clem. Spohn, Aug. Kritsch, Karl Selchow. 4. Kompagnie : Feldm. Aug. Wittnebel, Unteroff. Feldw. Wilh. Knößel, Vizefeldw . Franz Heidemann, Franz August Bergmann, Sergt. Knüppel, Gefr. Aug. Vehlow, Heinr. Plehn, Friedr. Knopp, Must. Wilh. Schiefelbein, Karl Lawrenz, Friedr. Völzke, Christ. Ballstädt , August Unteroff. Wilh. Kalkreuth, Ninnemann, Ludw. Wendler, Gefreiter Heidenreich, Musk. Jul. Boneß. Fuhrmann, Theod. Farne, Karl Mark I., Karl Scheune$2.9 mann I., Benjam Wedell. 5. Kompagnie: Feldw. Jul. Roese, Sergt. Aug. Meier, Karl Borchardt, Friedr. Hartmann, Unteroff. Albert Höckendorf, Laz -Geh. Herm. (Abkommandirt.) Wenzel, Gefr . Alb. Klingbeil, Karl Hoppe, Musk. Albert Arndt, Eduard Kramp, Guſt. Menzel, Eugen Kritſch, Einj.Freiw. Joh. Greiter. 6. Kompagnie: Feldwebel Karl Sager, Sergt. Feldwebel Karl Sager, Sergt. Ferd. Pagel, Aug. Zirbel, Goetsch, Dan. Polzin, Friedr. Keske, Unteroff. Ferd. Pagel, Emil Roeſe, Unteroff. Karl Aug. Stresom, Aug. ReinJtner, Aug. Pieper , Aug. Baar, Gefr. Karl Schröder, hardt, Gefr. Ferd. Dummer, Gust. Silbermann , Musk. Musk. Jul. Eckert. Bernh. Kosanke, Wilh. Paeth, Karl Scheibe, Mart. Popke.
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Das Militär- Ehrenzeichen Das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe : 2. Klaſſe: 7. Kompagnie: Gefreiter Ferd. Tiefeck, Musk. Feldm. Franz Bliese, Sergt. Aug. Naat, Unteroff. Wilh. Heinr. Holz, Wilh. Lange, Schmidt, Aug. Blödorn, Karl Friedrich Merten , Heinrich Remmert, Joh. Sievert, Vehlow. Wilh. Radde, Chriſt. Grünberg, Musk. Karl Bahr I., Aug. Kaſiſchke, Ludw. Krüger, Ludw . Neizel. 8. Kompagnie: Sergt. Gottfr. Baecker, Ludw . Feldw. Karl Graefe, Vizefeldw. Walter, Sergt. Karl GraendeBoltenhagen, Unteroff. Ernst mann, Unteroff. Gottfried Dargah, Albert Schmidtke, Baecker , Schröder, Joh. Franz Voigt, Gefr. Ferd. Musk. Ernst Puscher, Alb. Krüger, Heinrich Schmidt, Must. August Fuhlbrügge, Trende, Hermann Wolff II., Friedr. Wergin. Alb. Falk, Wilh. Heering, Aug. Jaeger, Karl Nofffe, Herm. Zoske.
9. Kompagnie: Sergt. Karl Schwarz, Unteroff. Feldw. Heinrich Soltmann, Sergt. u. Bat.-Tamb. MittelWilh. Reezke, Alb. Steffen, Alb. Albrecht, Gefr. Georg staedt, Sergt. Franz Böttcher, Gottl. Schröder, Karl Haeuer, Krey, Füs. Wilh. Fichtner, Humboldt, Heinr. Riß, Gottl. Unteroff. Stanisl. Klatt, Jul. Schröder, Rud. Werner. Gomoll, Jul. Carpus, Laz.Geh. Heinr. Kutschke, Gefr. Herm. Papenfuß, Füs. Wilh. Garbe I., Osk. Karkutsch, Karl Moldenhauer I. 10. Kompagnie : Feldw. Franz Haeckel, Sergt. Feldw Friz Koeniger, Sergt. Ed. Wagner, Robert Joch, Herrm. Kruggel , Wilhelm Parthie, Unteroffiz. Karl Gefr. Alb. Haufschild, Füs. Samuel Kulik, Reinh. MoldBlätsch, Herrmann Ratheike, sahn. Laz.-Geh. Benj. Blumenhein, Gefr. Joh. Albrecht , Füs. Gust. Birr, Friedr. Belling, Heinr. Eick II., Karl Papke.
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Das Militär-Ehrenzeichen Das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe: 2. Klaſſe : 11. Kompagnie: Feldwebel Karl Gauer, Sergt. Feldw. Karl Holz , Gottlieb Wilh. Neumann, Unteroff. Schröder, Sergt. Franz von Czarnowski , Ernst Haffe, Aug. Priewe, Franz Bottke, Alb. Jennrich, Gefr. Friedr. Friedrich Wolff, Unteroffiz. Klikke, Karl Reinholz, Aug. Siegler , Alex Barr, Aug. Kroeste, Füs. Wilh. ZimmerThrun, Ernst Kohlstock, Gefr. mann. Heinr. Gowißki, Wilh. Jost, Friedr. Koenig, Füs. Joh. Kauh, Herrm. Wandtke. 12. Kompagnie: Feldm. Aug. Grunow, Sergt. Feldw. Joh. Gaecks , Sergt. Karl Nokkie, Joh. Gaecks, Aug. Marten, Friedr. Schulz, Unteroff. Aug. Marten, Gefr. Joh. Gildemeister, Wilhelm Herrm. Bolduan, Unter-Laz.Brose, Unteroff. Karl Küster, Geh. Alb. Bethke, Füs. Ludw. Friedr. Burow, Louis Hohenfeldt, Gefr. Karl Weichbrodt, Hafenstein, Karl_Tiş_III., Franz Schneider, Füs. Karl Wilh. Westphal. Arendt, Ferd. Bahlke, Joh. Grunst I., August Schmank, Ferd. Schwuchom II.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler und Sohn, Berlin, Kochstraße 68-70.