Geschichte Des Nahe-hunsruck-raumes Von Den Anfangen Bis Zur Franzosischen Revolution 3515078789, 9783515078788


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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT UND EINLEITUNG. DIE LANDSCHAFT DES NAHE-HUNSRÜCK-RAUMES UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER TERRITORIALSTRUKTUR
I. AUSBLICK AUF DIE VOR- UND FRÜHZEIT
II. VOM FRÜHEN BIS ZUM SPÄTEN MITTELALTER
III. DIE TERRITORIEN DES NAHE-HUNSRÜCK-RAUMES VOM AUSGANG DES MITTELALTERS BIS ZUR FRANZÖSISCHEN REVOLUTION
IV. ANHANG
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Geschichte Des Nahe-hunsruck-raumes Von Den Anfangen Bis Zur Franzosischen Revolution
 3515078789, 9783515078788

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Winfried Dotzauer Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur Französischen Revolution

Winfried Dotzauer

Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur Französischen Revolution

Franz Steiner Verlag Stuttgart 200 1

Umschlagabbildung: Bad Kreuznach mit Nahebriicke, Wörthkircheund Kauzenburg. Zeichnung nach einem Merian-Stich.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Dotzauer, Winfried: Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur Französischen Revolution 1 Winfried Dotzauer. - Stuttgart : Steiner, 2001 ISBN 3-515-07878-9

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urhebenechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherungin Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. O 2001 by Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Druck: Druckerei Peter Proff, Eurasburg. Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort und Einleitung. Die Landschaft des Nahe-Hunsrück-Raumes unter besonderer Berücksichtigung der Territonalstruktur ............................... 9 I.

.................................... 19 Die Anfänge der Besiedlung .................................................................... 19 Römische Zeit ..........................................................................................28 AUSBLICK ALTF DIE VOR- UND FRÜHzEIT

Frühes Christentum als Brückenschlag zwischen der gallo-romanischen und der fränkischen Bevölkerung ............................................................ 46

Franken und Romanen in der Zeit der Merowingerherrscher .................. 52 .Die Verwaltung in der frühen fränkischen Zeit ................................... 59 Karolinger ................................................................................................63 Der Besitz der großen Klöster: Prüm. Fulda. Lorsch. St. Maxirnin. Weißenburg im Elsaß. St. Alban vor Mainz. Kölner Fernbesitz ............. - Prüm .................................................................................................... - Fulda .................................................................................................... - Lorsch .................................................................................................. - St. Maximin ......................................................................................... - Weißenburg ......................................................................................... - St. A l b a .............................................................................................. - Erzbistum Köln .................................................................................... - Nivelles ................................................................................................ Die Ottonenzeit ........................................................................................97 Die Gaugrafen und ihre Erben. Die Wildgrafen ...................................... 112 Salische Bezüge zum Nahe-Hunsrück-Raum

........................................139

Die Erzbischöfe von Mainz und der Nahe-Hunsrück-Raum in salischer und früher staufischer Zeit. Das Auftauchen der rheinischen 141 Pfalzgrafen ............................................................................................... Die Anfänge der Grafen von Sponheim. Die Gründung des Klosters Sponheim ................................................................................................. 148 .Die Gründung der Stadt Kreuznach durch die Grafen von Sponheim .............................................................................................157

Inhaltsverzeichnis

Die Grafen von Sponheim in der Zeit der staufischen Herrschaft (bis zur sponheimischen Teilung von 1223139). Nähe zum deutschen Herrscherhaus. Albert von Sponheim. Sayner Erbe ................................. 161 - Die Besitzentwicklung und politische Entwicklungstendenzender Sponheimer im Mittelalter ................................................................... 169 Die Rheingrafen ....................................................................................... 174 Die Herren von Bolanden

........................................................................ 178

1789) ........................................... 182 Die Grafschaft Veldenz (1 11311135 . Die Städte Bingen und Kreuznach ...........................................................185 1. Die Stadt Bingen. das deutsche Königtum und die Erzbischöfe von Mainz ...................................................................................................185 2 . Die sponheimische Stadt Kreuznach ...................................................208 Die Grafschaften Sponheim-Kreuznach und Sponheim.Starkenburg . Die Vordere und die Hintere Grafschaft Sponheim bis zum Aussterben des Grafengeschlechtes 1437 ...................................................................218 1. Sponheim Kreuznach (Vordere Grafschaft Sponheim)....................... 218 2 . Sponheim-Starkenburg (Hintere Grafschaft Sponheim) ..................... 255 111. DIE TERRITORIEN DES NAHE-HUNSRÜCK-RAUMES BIS ZUR FRANZÖSISCHEN REVOLUTION ......................................................297 Bingen unter der Herrschaft des Mainzer Domkapitels ...........................297

.Die Verwaltung durch Domkapitel und Stadt ..................................... 300 .Handel.

Politik und Kriege .................................................................. 302

Simmern von der raugräflichen Herrschaft zum pfalzgräflichen 307 Herzogtum ................................................................................................ .Exkurs: Der weitere kurpfälzische Hunsrück.Besitz . Das Amt Stromberg ............................................................................................ 321 Die Vordere Grafschaft Sponheim als Kondominat 1437-1707108 und 321 die Zeit vor 1789 ...................................................................................... .Exkurs:Der kupfalzische Soonwald ....................................................343 Die Hintere Grafschaft Sponheim als Kondominat und dessen Auflösung (1776) ....................................................................................................... 347 Die Wild- und Rheingrafen seit dem späten Mittelalter .......................... 355 Die Herrschaft Oberstein (1075-1794)

....................................................369

Kleine Herrschaften ................................................................................. 373 Franz von Sickingen. Ein Symptom für die Nahe-Hunsrück-Region ...... 378 Überterritoriale Erscheinungen ................................................................ 385

Inhaltsverzeichnis

IV . ANHANG

................................................................................................ 389 389 Literatur .................................................................................................... Gedruckte Quellen ................................................................................... 405 408 Archivnachweise. Repertorien ................................................................. Ortsregister ............................................................................................... 409 Verzeichnis der Veröffentlichungen ........................................................428

VORWORT UND EINLEITUNG. DIE LANDSCHAFT DES NAHE-HUNSRÜCK-RAUMES UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNGDER TERRITORIALSTRUKTUR Die deutschen Landschaften, große und kleinere, finden nach und nach, nachdem Verwaltungsgrenzen die noch von dynastischen Raumgebilden gestalteten willkürlichen Einheiten ablösen, im Zeichen neuer Regionalisierungsvorstellungenihre monographischen Darstellungen. Schon im 19. Jahrhundert konnte dies da erfolgen, wo sich in idealer Weise das von einer einzigen Dynastie beherrschte Land mit der naturräumlichen Gliederung deckte. Nun folgen auch solche, die bis 1945 durch Ländergrenzen zerschnitten waren. Die Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, ohne eine dauerhaft herrschende und beherrschende Dynastie oder zentrale Residenz, konnte vor dem 20. Jahrhundert nicht geschrieben werden, sie ist trotz ausgezeichneter Vorleistungen in den Teilabschnitten der Landkreise, Städte und ländlichen Kommunen noch immer Desiderat. Die vorliegende Arbeit kann diesen Anspruch lediglich für einen bestimmten thematischen Ausschnitt und nur bis zum Jahr 1789 erfüllen. Nicht mehr verantwortlich thematisiert wurden die Auswirkungen der sich mit dem Endjahr der Titelangabe 1789 verbindenden gedanklichen Assoziationen der Ereignisse und der Analyse der Französischen Revolution. Das hier vorzustellende Werk nimmt sich eines Vorhabens an, das einer besonderen Erläuterung der Zielsetzung bedarf, um sich nicht vorschnell einer Kritik von Lesern beugen zu müssen, denen das Verhältnis zwischen den Ableistungen und den Defiziten des Erreichten und nicht Erreichten in die falsche Kehle kommen könnte. Gleich vorweg, eine Geschichte der Landschaft im umfassenden Sinn soll nicht abgeleistet werden, dafür ist unter der gewandelten geschichtswissenschaftlichen Konzeption und dem in allen Teilbereichen erarbeiteten hohen wissenschaftlichen Niveau der ganzheitliche Ansatz nicht mehr eigentlich ableistbar, es sei denn, man ginge das umfassende komplexe Gebilde ,,Landschaftu mit einem Team von Spezialistenan. Diese wegweisenden Teamleistungen mit wissenschaftlichem Durchbruchscharakter hat es gegeben und gibt es immer wieder, für die ehemalige preußische Rheinprovinz im Verständnis der Rheinlande, dann für einen größeren rheinischen Raum, der vom Niederrhein bis zur Pfalz reicht, und dann für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Landkreise als den sehr praktikablen Bausteinen auf der mittleren Ebene. Erinnert sei an die Reihe „Die deutschen Landkreise" und an die ,,Kreischroniken", aber auch die „Kunstdenkmäleru spielen eine wesentliche, nicht nur flankierende Rolle. Als überraschend fruchtbar hat sich in den letzten Jahrzehnten die Gattung der Ortschronikenoder Ortsgeschichten erwiesen, deren Ansatz zwar - meist durch die Erstnennung der Gemeinde gegeben - im Mittelalter liegt, allerdings eine wirklich bereichernde Darstellung meist erst mit der Frühen Neuzeit einsetzt und die Zeitgeschichte den eigentlichen Akzent trägt.

Vorwort und Einleitung

Schon die Abgrenzung des Bereichs Nahe-Hunsrück erscheint diskussionswürdig, obwohl für Jahrhunderte als Grundzug deutlich wird, daß die Nahelandschaft ihre politische und kirchliche Zielrichtung auf den Vorderen Hunsrück, den Soonwald und die Hochflächen des Hunsrücks ausgerichtet hat, wobei sie nur selten den Mosellauf erreichte bzw. sogar überspringen konnte. Wenigstens gilt dies für den Unter- und Mittellauf der Nahe, und besonders für die Frühzeit der historisch faßbaren Entwicklung, wobei im Gegensatz zum Oberlauf der Nahe und dem HunsrückHochwald-Gebiet mit direktem trierischen Einfluß eher Westimpulse über den ,,Osten", Mainz und Worms, bezogen worden sind. Originäre westliche Einflüsse der westfränkischen und lothringischen Kirchen, zu denen auch Trier zu zählen ist, erreichten die moselnahen Gebiete und die obere Nahe, die bereits einen Übergangsraum mit eigenen Strukturen darstellt, sowie Teile des Westrichs. Die Einzugsgebiete von Alsenz und Glan sind in ihrer Zuordnung gleichermaßen problematisch, wobei man von der abwertenden Einschätzung des Gebietes als Neben- und Hinterland, das es durch die Grenzziehung seit 1815 und den Verlauf der Eisenbahnlinien und Straßenanbindungen erhalten hatte, absehen muß. Die Grenzen zwischen Hinterland und Aktivlandschaften waren im Mittelalter, abgesehen von einem gewissen patrizischen Dünkel der Bewohner größerer Städte, nie eigentlich diskriminierend. Das ,,nordpfälzische" Gebiet erhielt Impulse aus Worms und Speyer und aus dem Westen, später von Zweibrücken, Veldenz, dem eigentlichen pfälzischen Bereich des alten Reichslandes um Kaiserslautern sowie den jüngeren Dynasten- und arrivierten Dienstmannengeschlechtern der Nachbarräume. Auch die Einflüsse der fränkischen Reiche und Teilstaatlichkeiten haben sich auf dem Umweg über Worms und Mainz in einer schließlichen Ost-West-Bewegung bemerkbar gemacht, die sich irgendwo im waldreichen Hochflächen-Gebirge vor dem Einschnitt des Moseltals festlief. Die römische Provinz, das Frankenreich und das Karolingerreich haben den Raum, von allerdings nicht zu vernachlässigenden Übergangsphasen abgesehen, vereinheitlicht, obwohl ethnische, rechtliche, soziale und kulturelle Unterschiede bestanden. Der Teilungsvertrag von Verdun (843) hat diese immerhin Richtungen aufzeigende Vereinheitlichung schmerzlich auseinandergerissen. Über den detaillierten Verlauf dieser spätkarolingischen Grenzen, die wichtige Entwicklungen grundgelegt haben, wissen wir wenig Exaktes, aber sie haben vermutlich auch linear unseren Raum in seinen Waldgebieten durchzogen. Eine eigentliches Mittelpunktzentrum für unsere Landschaft hat sich nicht entwickeln können, die Zentralen lagen in Worms, Mainz, Trier und auch Metz, gelegentlich sogar in Köln. Die Verwaltungsspezifika waren entsprechend den Belangen der repräsentierten Reiche ausgelegt und trugen den kleinregionalen Besonderheiten nur bedingt Rechnung. Bingen mit seinen in die römische Zeit weisenden urbanen Traditionen, lag - trotz gewisser Vorteile für eine mittlere regionale Verwaltungskonzeption -, den Rhein als grundlegende transportierende Komrnunikationsachse begreifend, zu randlich für den Naheraum. Die Pfalz Ingelheim blieb auf den Strang des Reichsgutes beschränkt, der sich kompakt in Richtung Schwabsburg und Oppenheim erstreckte, während sich die alten königlichen Fisci an der unteren Nahe und im vorderen Hunsrück dem Zugriff entzogen, die kleine Pfalz Cruciniacum-Kreuznach nur einen untergeordneten Verwaltungsposten für die Ingelheimer Jagd- und Forstrechte im Soonwald bildete.

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Vorwort und Einleitung

setzt, daß die Grafen von Sponheim als Newcomer-Dynastie die Wild- und Rheingrafen in den Schatten gedrängt haben. Das biologische Erlöschen der Sponheimer führte dazu, daß das gleichwohl in mühevollen Regentenleistungen angehäufte territoriale Kapital fast ausschließlich den Pfalzgrafen zufiel, die ebenfalls relativ spät auf dem Hunsrück und an der Nahe aufgetaucht waren, aber unter Zuhilfenahme von institutionsspezifischen Privilegien und unter rigorosem Einsatz der salischen Erbkomponente eine rechtliche und schließlich auch besitzmäßige Vorherrschaft an der Nahe und auf dem Hunsrück anmelden konnten, zumal die trierischen und die mainzischen Ansprüche hinsichtlich einer raumbeherrschenden Stellung bereits von den einheimischen Dynasten, die praktisch ohne es zu ahnen in der langfristigen Systematik einer pragmatischen Entwicklung ihre Köpfe als Schildträger für die Pfalzgrafen hinhielten, abgeblockt worden waren. Selbstverständlich haben nicht die Grafen von Sponheim-Kreuznach über die Erzbischöfe von Mainz militärisch gesiegt, die Wild- und Rheingrafen und die Grafen von Sponheim-Starkenburg nicht den Erzbischof von Trier entscheidend bezwingen können, es war vielleicht eher die cum grano salis gleichwertige Eigendynamik der beiden geistlichen Kurfürsten, die das Entstehen einer Pufferzone, eines fürstlichen Herrschaftsvakuums wie es fürs erste schien, zuließen und somit den hierarchisch distanzierten raumeigenen Kräften erst einmal Chancen gaben. Erstarrt waren diese Fronten nicht, trugen doch die Erzbischöfe aus den standesgleichen nichtfürstlichen Familien, die nachgeborenen Grafen- und Herrensöhne als gelegentliche Inhaber des Erzbischofsstuhls selbst oder häufiger noch als Domkapitelsmitglieder dazu bei, daß die hierarchischen Gräben nicht unüberwindlich waren. Es ist müßig, darüber Spekulationen anzustellen, ob die als einzige im Verlauf des weiteren Mittelalters zeitweilig größere regionale Fühiungsansprüche anmeldenden Grafen von Sponheim, hätten sie weiter regiert und sich den sicheren Fürstenhut erworben, es ihrerseits verstanden hätten, sozusagen noch in letzter Minute ihre insularen Außenpositionen in Rheinhessen, der Pfalz, dem Odenwald, dem Elsaß, in Luxemburg, in der Eifel, am Niederrhein und im Westerwald so mit dem Kernterritorium an der Nahe und auf dem Hunsrück zu verschmelzen, daß daraus eine die kleinräumige territoriale Normalität übersteigende reale Vormacht entstanden wäre. Dieser hätten dann ihrerseits dynastische Abgänge in der Verwandtschaft und Nachbarschaft, Pfandübernahmen, Käufe und Eroberungen Zubringerdienste leisten können, wie die Kurpfalz es vorexerzierte. Ohne eine territoriale und damit herrschaftsimmanente Revolution, die 1789 dann in eine ganz andere Richtung erfolgte, wäre das nicht möglich gewesen. Die Nahe-Hunsrück-Region im Spätmittelalter eine Landschaft der verspielten Chancen und „ohne Schuld" entgangener Möglichkeiten? Bleibt da noch die seit der großen pfälzischen Teilung von 1410 entstehende und in die Frühe Neuzeit hineinwirkende Hunsrückresidenz Simmern und das dazugehörige Herzogtum in der Hand von Pfalzgrafen, die sich nicht am Gängelband der älteren Brüder und Vettern in Heidelberg führen lassen. Mit erfolgreichem Engagement in der Verwaltung des Reiches, in der Gunst Maximilians I. und Karls V., mit funktionierender Landesadministration, Landesordnungen und Münzpolitik, hoher Blüte der Kunst und der humanistischen Gelehrsamkeit. Nicht umsonst werden in Simmern bei den Überlegungen über die Gestaltung des weltlichen Ausschreibeamtes des Oberrheinischen Reichskreises die Traditionen der Sponheimer Grafen be-

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wußt wieder aufgegriffen und nostalgisch überhöht. Mit Hilfe der sponheimischen Kondominatsverklammerungen vermag das von Haus aus winzige Herzogtum bis zur Nahe, zur Mosel und in den Hochwald hinein zumindest mitzuregieren und einem wesentlichen Teil der Landschaft seinen Stempel aufzudrücken. Indem sich der in Simmem ansässigen pfalzgräflichen Teillinie die faszinierende Chance eines Zugriffs auf die Heidelberger Kur selbst eröffnete, mußte das Herzogtum zurückstehen, das nun erst eigentlich die Nachteile eines Ausstattungsobjektes zur Apanagierung erfuhr. Aber ohne Simmern kann die Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes nicht geschrieben werden. Der Grad der Mitgestaltung der Landschaft seitens der Kirche und ihrer Institutionen ist wechselhaft gewesen. Gehen kirchlicher und politischer Einfluß bei der Einführung und Ausbreitung des Christentums in Spätantike und Frühem Mittelalter durch die episkopalen Gewalten Hand in Hand, so haben die weit entfernten Reichsklöster und die kleineren monastischen Einrichtungen eigentliche Herrschaftsansprüche nicht anmelden können, es seien denn solche grundherrschaftlicher Natur, wenn auch die großen Klöster infolge ihres bedeutenden Grundbesitzes insbesondere im Frühen Mittelalter die Landschaft seelsorgerisch, sozial, wirtschaftlich und kulturell prägend mitbestimmten, auch Einfluß auf den Aufbau von Gerichtsbezirken, Blut- und Hochgerichtsbarkeit hatten und die Transportwege für den Absatz der Naturalleistungen organisierten. Durch ihre Vogteipolitik verstärkten sie oft gegen ihren Willen und Vorteil die Zugriffsmöglichkeiten der entstehenden weltlichen Territorien. Letzteres gilt natürlich auch für die kleineren, aber streckenweise äußerst wichtigen Hausklöster und -stifte des Raumes selbst, die ihren Stiftern und Vögten selbstredend verpflichtet waren: Ravengiersburg,Sponheim, Pfaffen-Schwabenheim, Kumbd und Johannisberg bei Dhaun. Die Reformation hat dadurch, daß fast alle weltlichen Territorien des Raumes protestantisch wurden, keine Dualisierung geschaffen, die ernsthaft den Charakter der Region verändert und bestimmt hätte. Die schließlich katholisch bleibenden Erzstifte Trier und Mainz hatten ihre dominierende Kraft längst eingebüßt. Sie beschränkten sich auf die Verteidigung ihrer mittelalterlichen Territorialpositionen unter Verlust ihrer geistlichen Sprengelrechte in den evangelisch gewordenen Territorien. Bingen als undiskutabler Mainzer altgläubiger Bastion hätte die völlige Abschnürung mit seinem unmittelbaren Umland gedroht, wenn es nicht mit seinem Rheinhafen eine konkurrenzlose Position des Umschlagens der Getreide- und Weinexporte aus den pfälzischen und sponheimischen Gebieten längs der Nahe geboten hätte, die konfessionelle Bedenken zurückdrängen konnte. Im Rahmen des durch die Politik des Schwedenkönigs wieder gekräftigten Luthertums in Südwestdeutschland und am Mittelrhein konnten für eine kurze Zeit die Wild- und Rheingrafen mit der Vorstellung kokettieren, ein evangelisches Großterritorium unter schwedischem Protektorat mit Elementen der Kreisverfassung und der Militärverwaltung zu schaffen, das auch Nahe und Hunsrück eingeschlossen hätte. Die allmählig raumbehemchende Kurpfalz hatte durch die Reformation noch an konsolidierender landesherrlicher Kraft gewonnen, die allerdings durch die böhmische Katastrophe bis 1648 auf einen absoluten Tiefpunkt reduziert wurde. Die Kurpfalz wurde bis 1685 protestantisch regiert, wobei der mehrmalige Wechsel von Luthertum und Kalvinismus mit seinen Verbindlichkeiten für die Untertanen zu Kollisionen mit den Lutheranern der Nach-

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Vorwort und Einleitung

bargebiete führen konnte. Die pfalzgräflichen Nebenlinien folgten nicht den Heidelberger Religionsänderungen, so daß die Hintere Grafschaft Sponheim lutherisch wurde und blieb, in der Vorderen Grafschaft Sponheim aber schließlich neben der kalvinistischen Mehrheit sich lutherische und katholische Minderheiten halten konnten. Der in lokale und mentale Nischen zurückgedrängte Katholizismus erfuhr eine gewisse Schützenhilfe durch die schließlich wieder katholischen Markgrafen von Baden, speziell durch die Teillinie von Baden-Baden, als gelegentlich ausgeschlossene Mitregenten der Grafschaften Sponheim, durch die katholische gefürstete Linie von Salm in der Wild- und Rheingrafschaft, durch die gegenreformatorische Aktivität der Erzbischöfe von Mainz, sekundiert durch die zuwartende oder fördernde Haltung der spanischen, kaiserlichen und französischen Besatzungen während des Dreißigjährigen Krieges, und schließlich durch die Reunions- und Okkupationspolitik Ludwigs XIV. von Frankreich, die die verspätete gegenreformatorische Aktivität der katholischen Pfalz-Neuburger in den kurpfalzischen Gebieten erst ermöglichte. Die Rekatholisierungserfolge haben die Existenz der evangelischen Territorialstaaten nie in Frage gestellt und auch das religiöse Gewissen der Bevölkerung keinem despotischen Zwang ausgesetzt, wenn auch die gewachsene konfessionspolitische Empfindlichkeit dergestalt formulierte Klagen an das Corpus Evangelicomm, den Reichstag, den Kaiser und an die evangelische Schutzmacht Preußen einreichte. Es wird durch das bisher Gesagte unter Berücksichtigung der generellen Strukturen der Raumvorstellung für Nahe und Hunsrück schon deutlich, es bleibt die grundsätzliche Frage, wie und wo hier die - nur als Krücken zu begreifenden Grenzen für dieses sich in ständiger Bewegung befindliche Geflecht von politischen, administrativen, kirchlichen, sozialen, religiösen, wirtschaftlichen und kulturbezogenen Vorgängen zu finden sind. Je nach den einwirkenden Gesamtzusammenhängen und den lokalen vektoriellen Veränderungen wird sich auch der eher vordergründige geographische Ausschnitt zu ändern haben, unterschiedliche die betreffende Epoche jeweils prägende Kräfte erfordern ihre Berücksichtigung. Die Grafen von Sponheim und die Wild- und Rheingrafen halten sich nicht an die von Nahe, Rhein und Mosel vorgegebenen bequemen Begrenzungen, sie greifen aus bis Lothringen, Luxemburg, Eifel, Niederrhein, Niederlande, in den Westerwald, nach Rheinhessen, in die Pfalz, den Odenwald und in das nördliche Elsaß. Dynastengeschichte und die Geschichte eines Raumes folgen durchaus auch Eigengesetzlichkeiten. Verbindend ist die jeweilige Persönlichkeit eines bzw. mehrerer aufeinander folgender Landesherren. Die Entwicklung wäre anders verlaufen, wenn etwa andere Herrschernaturen die Grafschaft Sponheim bestimmt hätten als die Grafen Johann IV. und Johann V. von Sponheim-Starkenburg. Große Persönlichkeiten und ihre Wirkungen treten außerhalb der Familien der Landesherren hinzu. Wieder ist es der Irrealis bzw. Potentialis: Ein erfolgreicher Franz von Sickingen hätte die Territoriallandschaft vor den Bastionen seiner Ebernburg und darüber hinaus sicher von Grund auf verändert. Die vorliegende Arbeit hat, obwohl dies durch die besondere Beschäftigung dieser einführenden Gedanken mit der Territorialstruktur fast verdeckt wird, auch Vor- und Frühgeschichte, Antike, Früh- und Hochmittelalter im Blick. Aber unter Berücksichtigung unseres Hier und Heute fallen im Spätmittelalter wichtige Ent-

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scheidungen. Es geht um Dynast und Territorium, Burg, Residenz, Stadt, Stadtrecht und die ,,Ämter6'in ihrer Bedeutung als Verwaltungsbezirke, um die Beziehungen zu den Nachbarn sowie zu Kaiser und Reich. An diese undiskutablen Grundlagen kommt man nicht, wenn man sozialgeschichtlicheUntersuchungen frei in den Raum stellt. Auch der frühneuzeitliche Abschnitt war ursprünglich wie auch die einleitenden Kapitel nur als randliche zusammenfassende Überblickssituation ohne größeren eigenen Ehrgeiz der Einbeziehung bisher unbekannter Quellen oder der NeubeWertung bekannten Stoffes gedacht. Die frühneuzeitliche Situation wird selbstredend differenzierter und umfänglicher in wichtigen Teilsektoren wie Wirtschaft, Militärgeschichte, Bildungsgeschichte, Sozialgeschichte, Kunst und Kultur, nicht unbedingt in der Verfassungs- und Rechtsgeschichte. Der gewaltige Stoff stellt die neuen Anfordemngen, nicht die Reflexion und die gedankliche Durchdringung. Die Dynastengeschichteverliert ihre mittelalterliche Würze. Der Akzent der Arbeit wurde weiter wie schon im Spätmittelalter, aber nun in seiner Griffigkeit weniger repräsentativ wirkend, auf die Territorialgeschichte in ihrer Verfassung gelegt, obwohl diese Verengung nach 1648 „langweilig" zu werden droht. Kurze Ausblicke auf kirchen-, sozial-, wirtschafts- und kunstgeschichtliche Erscheinungen lassen den anzustrebenden Umfang einer den Rahmen sprengenden Gesamtuntersuchung erahnen und mögen dem Leser wie widerstrebende Konzessionen des Autors erscheinen. Um wieder auf die Gesamtkonzeption zu kommen, ist mir der nochmalige explizite Hinweis wichtig, daß die Einleitungsabschnitte eben als solche gedacht sind, ohne Ehrgeiz und Vermögen, die sich rasend schnell verändernde Forschungssituation nach dem Stand des heutigen Tages ebenso schnell korrigieren zu können. Besonders gilt dies für die längste Zeitspanne überhaupt, die Vor- und Frühgeschichte. Hier lassen sich die Vorgänge auch häufig nicht an den kleinräumigen Situationen allein festmachen, zudem muß kontroversen Hypothesen Tribut gezollt werden. Der Autor möchte dem historisch gebildeten Leser und dem interessierten Laien gleichermaßen ein Bild der Entwicklung, oft recht knapp, vorstellen. Eine Einbindung in die wissenschaftliche Beleg-Technik hätte den Umfang der Arbeit verdoppelt und damit unfinanzierbar gemacht. Auf Anmerkungen und damit auf Archiv- und Literaturhinweise im laufenden Text wurde verzichtet. Das ist besonders für die Verortung der Zitate in wörtlicher Rede hinderlich, aber nicht unlösbar. Arkan- und Verhüllungstechniken der frühen wissenschaftlichen Artikulationsstufen können damit nicht mehr gemeint sein. Wer die zitierte Quelle sucht, kommt auch zum Ziel. Die daher besonders wichtigen Titelangaben für Literaturen gehen, selbst wenn man von lediglich zu zitierenden aber nicht mehr zu lesenden Werken absieht, in die hunderte. Auf literarischen, vielleicht fast schon poetischen Schwung, der viele frühere Publikationen, die sich an einen breiteren Leserkreis wendeten, auszeichneten, wurde verzichtet. Nicht nur daß dem Verfasser offensichtlich diese Gabe abgeht, es hat sich auch das Wissenschaftsideal der Geschichte so gewandelt, daß der von Leidenschaften bestimmte Stil mit seinen Anleihen aus dem Historismus des 19. Jahrhunderts verdächtig gworden ist. Im Sinne der Vorrangigkeit des informativen Anliegens der Arbeit habe ich mich auch in der Versprachlichung gelegentlich an die vorhandenen Darstellungen der einzelnen Teilbereiche aus fremder Fe-

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Vorwort und Einleitung

der gehalten. Wenn deren Formulierungen und inhaltliche Einsichten zu der Überzeugung führen, daß diese praktisch optimal erarbeitet sind, sollte nicht durch Eitelkeit und wissenschaftliche Empfindlichkeit bedingt versucht werden, den Sachverhalt unbedingt mit eigenen Worten zu reklamieren, de facto aber zu verwässern. Wesentlich war es mir auch, obwohl scheinbar keineswegs für die Insider des Aufheben~wert, die jeweils wichtige Literatur überhaupt ,,vor Ort" zu ermitteln, ausgehändigt zu erhalten, zu sichten und gegebenenfalls auszuwerten. In diesem Zusarnmenhang habe ich der Mainzer Universitätsbibliothek, der Bibliothek des Fachbereichs 16 Geschichtswissenschaft der Mainzer Universität und der Bibliothek des Vereins für Heimatkunde in Bad Kreuznach besonders zu danken. Ein formalistisch hochrangiges wissenschaftliches Unternehmen also nicht, bei dem die Lektüre zusätzlich durch die schwerfälligen Arbeitstechniken, die Dissertation und Habilitationsschrift erfordern, erschwert wird, ohne Gang auch in die Archive, - frühere Archivbesuche, deren Ergebnisse einbezogen werden konnten, natürlich selbstverständlich -, soll ein schlichter Beitrag zur Orientierung, gefiltert durch gesunden Menschenverstand, fachspezifische gesammelte Erfahrung und veränderten gesellschaftlichen Gegenwartsbezug geliefert werden. Ein Baustein zu einer Darstellung des Nahe-Hunsrück-Raumes eigentlich, nicht mehr und nicht weniger. Besonders erschwert wurde das Vorhaben dadurch auch, daß ein lang gewachsenes regionales Verständnis im Sinn eines landsmännischen engeren Zusarnmenhaltes, wie es andere Regionen aufweisen, noch bis dato unterentwickelt ist. Die in den Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit gerückten historischen Erarbeitungen könnten einen Teil dieses Problems von langer Hand her historisch erklären. Aufzuarbeitende überterritoriale Grundzüge, die sich unterhalb der Interpretationsmodelle Mittelrhein, Rhein-Main-Gebiet, Südwestdeutschlandund Rheinland-Pfalz ergeben sollten, lassen oft die entsprechenden Vorgängerpublikationen vermissen, die man auf dem Wege einer inneren Diskussion und exemplarischen Anregung ausschöpfen könnte. Die älteren Arbeiten endeten mit den Grenzen der preußischen Rheinprovinz, der großherzoglich-hessischen Provinz Rheinhessen, des Bayerischen Rheinkreises, des Großherzogtums Oldenburg für Birkenfeld, der einzelnen Landkreise und Kommunen, nicht an den Grenzen der historischen Einzelterritorien. Das Bild des Nahe-Hunsrück-Raumes in allen seinen Tiefendimensionen ist noch nicht erstellt, obwohl zahlreiche Einzeluntersuchungen sozusagen musterprozeßartig vorangetrieben worden sind. Aber wie mag es aussehen? Vieles gehört dazu, die Landschaft, die Menschen, Sitten, Gebräuche, Haus- und Siedelformen, Handwerk, Industrie, Verwaltung, soziale Verhältnisse, Religion, historisches Schicksal, die Pflege der Künste, die Repräsentation im übergreifenden Staat, der Vergleich mit den Nachbarn usw. Wo liegen die Eigenheiten und Unterschiede? Diese Arbeit möchte dazu über die historischen Bausteine informieren. Dabei wird deutlich, daß viele Erscheinungen, besonders des Mittelalters, sich der urkundlichen und chronikalischen Verschriftlichung entzogen haben, bzw. die Überlieferung wohl auch zerstört worden ist. Die soziale Vernetzung der Menschen in den klimatisch und ertragsmäßig bevorzugten Tallandschaften mit dem ,,armen Mann" in den Wäldern muß beispielsweise komplizierter gewesen sein als es die Quellenzeugnisse verraten. Wie stand es mit dem interkommunalen Konnex zwischen den Leibeigenen der

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einzelnen Herrschaften? Die Einrichtungen auf dem Hunsrück scheinen in der Frühen Neuzeit noch mehr die früh- und hochmittelalterlichen Verfassungseinrichtungen abzuspiegeln als die wirtschaftlich prosperierenden Dörfer des Nahetals und des offenen Gaues. Die Temtorien umfaßten alie diese Typologien. Liegt in dieser Bezogenheit noch mehr? Gibt es Reflexe dieser Spannungsverhäitnisse im Menschen dieser Landschaft? Gibt es Lösungen für Rätsel, denen man nur mit Hilfe des sensiblen Abklopfens der Quellen auf die Spur kommen kann, die sich möglicherweise hinter den politischen und rechtlichen Mitteilungen in den Urkunden verbergen? Obwohl gerade der Hunsrücker seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes Thema der rheinischen Volkskundeforschung geworden war und sich inzwischen forschungsmäßig weitgehend emanzipert hat, bleiben Fragen, die in die Psychologie, die Soziologie und Philosophie und die Dichtung, auch heute in die Mediengestaltung hineinreichen, aber doch auch immer wieder den Historiker ansprechen. Gibt es vieles, was den Menschen des Hunsrücks mit dem ,,Kreuznacher" oder - wieder im Verwandten ganz anders - mit dem „Kimer" verbindet und diese alle drei vom ,,Mainzer6'unterscheidet? Haben die historischen Konditionen hier einen Einfluß, der nicht mystischer und romantisierender Natur zu sein hat und auch nicht ausschließlich von naturwissenschaftlichen Bedingungen geleitet wird, der aber eben vorrangig aus dieser Welt und ihrer Vergangenheit bezogen wird? Die zementierte Langzeitsituation einer stabilen homogenen Landschaft erweist sich historisch gesehen als eine Fiktion. Aber gerade auch die heutigen Fluktuationserscheinungen sprechen dieser Ansicht Hohn. Fortwährende Bewegung und Veränderungen bestimmen. Nur mit Hilfe von verbalen, ideologischen, institutionellen und biologischen Adoptionen und Patenschaften und mit didaktisch zu rechtfertigenden sorgsam gepflegten Mißverständnissen scheint man paradoxerweisenoch Reste von Kontinuität bewahren zu können. Im Blick auf die heutigen Globalisierungstendenzen im Zusammenhang mit den multikulturellen Bestrebungen haben gerade Informationen aus dem scheinbar gegensätzlichen Bereich der heimatverbundenen Landesgeschichte einen aufklärenden und relativierenden Charakter, der unserer Zeit das Stigma einer außergewöhnlichen Situation mit Endzeitmerkmalen nehmen kann, wenn man von dem traditionellen ideologischen Überhang von Monarchie, Patriarchentum,Untertanengeist und mentalen Feudalismusresten wegkommt. Schätzt man etwa das Faktum der Spätaussiedler aus Rußland, die in gewisser Weise in die Lücken getreten sind, die die Amerikaner mit ihrem Abzug hinterlassen haben, unter dem Aspekt der Kenntnis der Bevölkerungsschübe in der historischen Frühzeit doch sicher schon etwas weiser und toleranter ein. Neuentdeckungen, die etwa der optimistisch gestimmte junge Wissenschaftler jeweils tätigen zu müssen glaubt, um seinen Anspruch auf fachliche Befähigung zu unterstreichen, sind - soweit wirklich grundlegender Natur - außerordentlich selten und erfordern tunlichst den Einsatz einer ganzen Gruppe von Experten über mehrere Jahre mit ungewissem Ergebnis arn Ende. Nicht abzusprechen ist dagegen die Erwartung, da5 die Neubewertung bereits bekannter Ergebnisse einen echten wissenschaftlichen Nutzen bringen kann. Nur in einem geringen Maß kann der Autor den Wünschen und Hoffnungen entsprechen, falls seine Leser profunde Beauskunftungen über geradezu modisch gewordene Forschungsfragen von der Lektüre erwarten: Urspünge der Dynastnegschlechter, besonders der Grafen von Sponheim,

Vorwort und Einleitung

Hexenprozesse,jüdische Minderheiten, Wirken des Magiers Faust, Auswanderungsbewegungen, Geschichte der Frauen usw., denen damit nicht die Berechtigung abgesprochen werden will. Es gibt derlei Untersuchungen auch bereits. Wie interessant wäre eine Dissertation über die politische, rechtliche und soziale Stellung der sponheimischen Grafenfrauen und besonders der hintersponheimischen Grafenwitwen, etwa unter besonderer Berücksichtingung der Gräfin Loretta von SponheimStarkenburg? Auch eine Untersuchung über den politischen, fiskalischen und geistigen Einfluß der angeheirateten Dynastenfrauen der Wild- und Rheingrafen der Grafen von Sponheim und der Herzöge von Pfalz-Simmern (z.B. auch im Blick auf die Einführung der Reformation) wäre von Interesse und könnte traditionelle Forschung mit neuen Gesichtspunkten verbinden. Jede von einer Ideologie getragene Aktivität hat ihre eigene große Zeit, die vielleicht noch über Jahrhunderte nachwirken kann. In diesem Zusammenhang werden einzelne nicht historische Wissenschaftsdisziplinen im engeren Sinne gelegentlich stärker berücksichtigt werden müssen. Die Einführung des Christentums und die Reformation werden so auch zu einer Art politischer Geschichte. Aber selbstverständlich ist die politische Geschichte des Reformationszeitalters auch Kirchengeschichte. Mainz, Rüdesheim an der Nahe, Münster in Westfalen im Sommer und Herbst des Jahres 2000

Die Anfange der Besiedlung

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weiter entfernten Flomborn (Kreis Alzey) wurden sogar Pflöcke aus möglichweise afrikanischem oder orientalischem Elfenbein gefunden. Auch über die religiöse Einstellung der Bewohner läßt sich nun schon etwas mehr mutmaßen als es der älteste Jagdzauber der Hordenschamanen zuließ. Schutz von Familie und Besitz, Fruchtbarkeit, wurden wohl in der Verehrung einer Muttergöttin herbeibeschworen. Die Beigaben (Gefäße u.a.) zu den oft in Hockerlage bestatteten Verstorbenen sind Indizien für einen Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode. Die alten bandkeramischen und Rössener Kulturen wurden in der späteren Jungsteinzeit von der Michelsberger Tulpenbechergruppe abgelöst. Nach einem oberrheinischen Fundplatz benannt, sich an Ober- und Mittelrhein ausdehnend, aber hinsichtlich Entstehung und Herkunft noch offene Fragen aufweisend. Rundbodige Becher, solche in Tulpenform, Schüsseln (Schulterknick) und flache Backteller sowie trapezförmige Steinbeilchen sind charakteristisch. Die Michelsberger Siedlungen sind oft befestigt oder befinden sich auf leicht zu verteidigenden Höhen, was auf häufige kriegerische Bedrohungen hinweist, die ihrerseits den Zwang zu einer gewissen Verfestigung des Wohnortes bedingen. Vielleicht im Zusammenhang mit der Zuwanderung von weiteren Bechergruppen liegen die Fundorte: in Bingen, Weiler bei Bingen, Sarmsheim, Laubenheim, Dromersheim, Hackenheim, auf dem Wißberg (Gau-Bickelheim), dem Martinsberg (Siefersheirn/Eckelsheim/Wonsheim)und auf dem Galgenberg (Neu-Bamberg), im weiteren Verlauf der Nahe bei Kreuznach (Martinsberg, Nauberg, Rotenfels, Talsohle) und im Vorderen Hunsrück in Bockenau (Stromberg). Vielleicht diese neuen Situationen Auswirkungen der Kriege und Völkerwanderungen des späten 3. Jahrtausends in Kleinasien und im Vorderen Orient, die ihrerseits zur Indogermanisierung Europas geführt haben könnten. Am Ende der Jungsteinzeit (um 1 800 v.Chr.) treten die Glockenbecherleute, aus Westeuropa zugewandert, sich als Jäger, Nomaden und Hirten schnell ausbreitend, glockige und reich verzierte Becher als Gefäße aufweisend, und weiter - aus Mitteldeutschland über die Wetterau zugewandert - die Schnurkeramiker (zusammen mit einer Mischgruppe) auf. Funde wurden in diesem Zusammenhang in GauAlgesheim, Ockenheim, Dorsheim, Langenlonsheim und Kreuznach gemacht, alle Fundstellen in etwa im Zug der Nahe, sowie in Pferdsfeld im Vorderen Hunsrück. Für die Hochfläche des eigentlichen Hunsrücks und den Hochwald weist ein Fund aus der Glockenbecherkultur vom Ringskopf bei Allenbach neben Funden, die den spätsteinzeitlichen Becherkulturen zugehören, darauf hin, daß die Besiedlung des östlichen Hochwaldes in ihren Anfängen vom Rhein her, im westlichen Teil von der Saar aus erfolgte. Irn Verlauf dieser bewegten Zeit wurde auch die Kenntnis von Metallverarbeitungen, des Kupfers und vielleicht auch schon von Legierungen (Bronze) in das Rheingebiet und in das linksrheinische Bergland vermittelt. Die Glockenbecherleute verfügten über Waffen aus Metall. Uralte Handelswege, die in die ,,Metallzeit6' zurückreichen dürften, nimmt man aus der Gegend von Baumholder über NohenThalfang zur Mosel hin an, wie auch von Sien über Bergen-Rhaunen-Büchenbeuren an diesen Fluß. Auf der Grundlage der Glockenbecherkultur erwuchs um 1 800 v.Chr. die frühe Bronzezeit-Kultur. Die Schnurkeramiker waren mit Pfeilen ausge-

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I. Ausblick auf die Vor- und Frühzeit

rüstet. Unter den neuen kulturellen und ethischen Einflüssen wurde die Gepflogenheit der Grabhügelbestattung eingeführt. Der von jungsteinzeitlichen Funden markierte Raum erfaßt Örtlichkeiten, die bisher noch nicht genannt werden konnten: in Waldalgesheim, Waldlaubersheim, Rümmelsheim, Genheim, Waldhilbersheim, Lauschied, Stromberg, Spabrücken, Neupfalz, Entenpfuhl, Dörrebach, Mandel, Sponheim, Braunweiler, Weinsheim, Boos, Sobernheim, Seesbach, Kellenbacher Wald, Hochstätten, Hennweiler, Jekkenbach, Johannisberg, Löllbach, Medard, Raunbach. Die meist als Einzelstücke auftretenden Funde bedeuten noch nicht unbedingt tatsächlich existierende Siedlungen. In den Zusammenhang mit der Rössener Kultur werden die Hinkelsteine gebracht, die für Rheinhessen und die Pfalz typischen monolithischen Steindenkmale, die an die monumentalen Konstruktionen in der Bretagne und im Süden Englands erinnern. Mit einer möglichen Ausnahme, dem „Hunnenstein" bei Mittelreidenbach, sind diese Hinkelsteine an der Nahe nur noch aus Flurnamen und schriftlichen Quellen zu erschließen: Windesheim, Bretzenheim, Planig, Kreuznach, Niederhausen, Rehborn und Pferdsfeld (Christmann, Pfalzatlas). Über die kultischen Hintergründe zu diesen Steinen (heiliger Bezirk, Totenkult) bestehen unterschiedliche Auffassungen. Eine gewisse Ausnahmesituation stellt der ,,Heidenpütz" an der Ausoniusstraße dar. Die Steinwälle und Mauerreste des sog. Judenkirchhofs, eines Quellheiligtums, standen wohl in kultischem Zusammenhang mit der ,,Grauen Lei", einer prähistorischen Opferstätte mit dem größten Monolithen des Raumes. Die neue Kultur der Hügelgräberbronzezeit (1 600 - 1 200 v.Chr.) erhielt ihren Namen deshalb, weil die Toten nun unter Grabhügeln bestattet wurden, eine Sitte, die von den Zuwanderern mitgebracht wurde. Noch immer kann man für unseren Raum nicht von einer bestimmten Völkergruppe sprechen. Die sog. Mittelrheingnippe siedelte von Koblenz bis zum Neckar und vom Vogelsberg bis zur Nahe. Nun wird das bewaldete Bergland erstmals eigentlich besetzt, das Lößgebiet der Naheniederung gemieden. Funde weisen auf: der LangenlonsheimerWald, die Soonwald-Vorstufe (Braunweiler), das Gebiet um Simmern noch kaum, aber das Birkenfeldische mit reichlichen Beilfunden. Ein Hortfund in Nohen (3 Randleistenbeile), der auf einen alten Handelsweg hindeutet, Funde von Oberhosenbach, Wickenrodt und Niederhambach (Beile) sowie von Berschweiler (Schwert) und Oberhosenbach (Schmucknadel) sind jedoch als Einzelfunde zu bewerten. Die Zusammensetzung und Verteilung der Grabfunde deutet auf eine Bevorzugung von Jagd und Viehhaltung hin, eine Folge der durch nomadisch organisierte Gruppen bestimmten ethnischen Umschichtung. Die Grabbeigaben für die unverbrannt bestatteten Toten, über die Erdhügel errichtet wurden, bestehen aus Bronzebeil und -dolch, Kurzschwert, Pfeil und Bogen, die zur Ausstattung des Mannes gehörten, eine Bronzenadel rnit kräftigem Kopf hielt das Gewand. Diesem Bild widerspricht in etwa eine Fundsituation in dem rheinhessischen Bereich in der Nähe des Flusses, die das Aufsuchen von Niederungen in Wassemähe anzeigt (Aspisheim, Horrweiler, Gensingen rnit goldenem Armreif, Planig), wo keine Jäger, sehr wahrscheinlich aber Viehzüchter sich ansiedelten. Gegen Ende der Bronzezeit wurde - wohl unter dem Einfluß kultureller und ethnischer Bewegungen aus Südosteuropa - auch das Nahegebiet mit den es umge-

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benden Landschaften in die Urnenfelderkultur (Zeitstufe: Hallstatt A - C, 1 200 600 v.Chr.) einbezogen. Die Brandbestattung und die damit verbundene Aufgabe des Hügelgrabes zugunsten ganzer ,,Urnenfelder" lassen auf eine gewandelte religiöse Vorstellung schließen. Die aus dem südöstlichen Mitteleuropa (Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Südostdeutschland) einrückenden Urnenfelderleute bildeten eine rheinische Gruppe aus (mit Mittel- und Oberrhein, Teilen Ostfrankreichs, der Schweiz und Süddeutschland). Obwohl sich die Urnenfelderleute gegen die Hügelgräberbestatter durchsetzten, wurden die letzteren nicht ausgerottet. Es gibt vor- und frühgeschichtliche Forscher, die bereits in diesem Zeitraum die frühesten Wurzeln der Kelten (,,Urkelten") ansetzen, die sich auf der Grundlage der HallstattKultur mit frühen Ansätzen im westlichen Urnenfelderkreis entwickelt haben mögen. Das untere Nahetal und das Kreuznacher Lößhügelland wurden wie auch die Nebentäler und -höhen, das Sobernheimer Talgebiet und das Glantal (Meisenheim) von den ackerbautreibenden Menschen besetzt, während das Bergland eher gemieden wurde. So sind urkeltische bzw. urnenfelderzeitliche Fundstellen aus Bingerbrück, Waldalgesheim, Münster-Sarmsheim, Rümmelsheim, Laubenheim, Langenlonsheim, Roxheim, St.Katharinen, Sponheim, Bockenau, Weinsheim, Traisen, Waldböckelheim, Boos und Meisenheim bekannt. In großen Graburnen aus Ton setzte man die verbrannten Knochen der Verstorbenen bei, wozu kleinere Tongefäße oder Bronzen beigegeben wurden. Ein sehr schönes Grab wurde in Gau-Algesheim gefunden, eine trockengemauerte Grabkammer von 3,60 m X 2,40 m Grundfläche sowie 1 3 0 m Höhe, worüber sich wohl eine Art von Scheingewölbe befunden hat. In der Kammer fand man eine große kunstvolle Urne, eine Lanzenspitze und ein Bronzering. Sicher einen ehemaligen Grabfund haben wir mit einem bei Bingen im Rhein gefundenen bronzenen Schild vor uns. Im Simrnerner Gebiet wird die Urnenfelderkultur erst in der spätesten Ausprägung (Laufelder Stufe, Hallstatt C, 700 - 600 v.Chr.) greifbar. Jetzt erst beginnt die eigentliche Besiedlung des Hunsrücker Berglandes (Grabfunde von Bell und Pleizenhausen). Die Waldweidewirtschaft bildete die dort vorherrschende Wirtschaftsform. Auch im Birkenfeldischen sind die Funde aus der Zeit der Rheinischen Urnenfelderkultur spärlich. Brandgräber bei Baurnholder, Aulenbach und Enzweiler, Tonscherben in Grumbach (an der Wende zur nachfolgenden Hunsrück-Eifelkultur), ein Hortfund in Lauterecken und ein bronzenes Rasiermesser (Idar) liegen in diesem Zeitraum. Die Ausrüstung der Urnenfelderleutebzw. der Urkelten bestand in Langschwert, Lanze, Schild und Helm. Für das Bronzehandwerk werden komplizierte Gußverfahren entwickelt. Die keramische Manufaktur erhält belebende Impulse, werden doch bei der Bestattung ganze Geschirrsätze beigegeben. Die Gefäßformen scheinen Metallvorbilder zu imitieren. Um 600 v.Chr. entwickelte sich im Gebiet von Südeifel und Hunsrück eine Sondergruppe der Urnenfelderkultur, die ältere Hunsrück-Eifel-Kultur, eine regionale Ausprägung der südwestdeutschen Hallstattkultur (Hallstatt D, 600 - 500 v.Chr.). Die Grabhügelfelder von Oberkostenz, Oppertshausen und PleizenhausenMiederkumbd gehören größtenteils dieser Kulturstufe an. Die Urnenfeldereinflüsse wur-

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Fehden lösten keltische Wanderungen nach Süden aus. Die wohlhabenden Farnilien, Händler und Großgrundbesitzer im Hunsrück, die diese ,,FürstengräberL'einrichteten, mögen auch den Handel mit Eisen, möglicherweise auch mit Edelsteinen aus den Fundstellen des oberen Naheraumes, betrieben haben. Neben den Körperbestattungen, die einfacheren in Baumsärgen, lebte in der jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur die Brandbestattung wieder auf. Aber auch in diesem Zusammenhang vermehrte sich die Zahl der Fundplätze, wurden die Grabbeigaben im allgemeinen noch reichhaltiger. Die Männergräber enthalten häufig mehrere Waffen: Lang- und Kurzschwert, Lanze oder Speer und Pfeile. Beim Schmuck bestimmen die Armringe (Knotenarmringe),Halsringe, Beinringe, weiter finden sich Raupenarmbänder, bronzene oder eiserne Fibeln. Mehrere Gefäße, Schüssel und Napf, bilden die keramischen Beigaben. Der Katalog der Fundstellen weist in die Gemarkungen von Auen, Bingen, Braunweiler, Gau-Algesheim, Heddesheim-Guldental, Hennweiler, Kreuznach, Langenlonsheim, Laubenheim, Medard, Münster a.St., Planig, Sarmsheim, Seesbach, Sobernheim,St.KatharinenlSommerloch,Stromberg, Traisen, Waldalgesheim,Waldlaubersheim und Weinsheim. In der Kreuznacher Ebene befanden sich spätestens seit der La-Tene-Zeit drei Gräberfelder und mithin auch drei Siedlungen: jeweils an den Nordhängen von Kauzenberg und Ellerbachmündungsbereich sowie an einem Hang südlich der Bosenheimer Straße. Im Bereich der Planiger Straße lag vielleicht die keltoromanische Siedlung Cruciniacum. Im Kreis Birkenfeld kommen zu den bereits für die Stufe der älteren HunsrückEifel-Kultur genannten Fundplätzen hinzu: Baurnholder, Berschweiler bei Niederhosenbach, Birkenfeld, Dickesbach, Freisen, Georg-Weierbach, Hirstein, Marnbächeler Hof, Meckenbach, Pfeffelbach, Pinsweiler, Reichweiler-Schwarzerden,Rimsberg, Rückweiler, Schwarzenbach und Weierbach. Keltische Freude an verschwenderischem Luxus, prächtige Feste, mögen die Zeit neben militärischem Engagement und Handlungserfolg gekennzeichnet haben. Die von Feudalismus geprägte Epoche dauerte vom 5. Jahrhundert bis in das 3. Jahrhundert v.Chr. Kunst und Gewerbe wurden belebt. Eine spezialisierte Konsumgüterindustrie in den keltischen Zentrallandschaften wurde in den ländlichen Gebieten durch ähnliche Erscheinungen ergänzt. In der Zeit Julius Cäsars hatte sich beispielsweise in dem von Wald- und Weidewirtschaft geprägten Nahebergland eine bedeutende Pferdezucht entwickelt. Der Aufschwung von Gewerbe, Handel und Verkehr führte zur Bildung von sog. oppida, stadtähnlichen Zentren, die mit starken Trockenmauern und breiten Gräben versehen waren. Weniger als Herrensitze oder -burgen, sondern als Fluchtburgen, dienten die zumeist frühgeschichtlichen, aber nicht sicher datierbaren Ringund Abschnittswäile: Damianskopf und Ohligskopf (Binger Wald), Gretingsburg (bei Dörrebach), Altenburg (Forst Entenpfuhl), Haidberg, Gans und Rotenfels (bei Kreuznach), Schanzhübel (bei Waldlaubersheim) und Marialskopf (bei Medard). Im Birkenfelder Raum bilden eine Reihe dieser Befestigungen eine regelrechte Kette auf dem südlichen Hochwaldhöhenzug. Der „HunnenringU,ein oppidum der Treverer und eine der größten frühgeschichtlichen Wehranlagen, wies neben dem 1360 m langen und noch heute bis zu 10m hohen Hauptwall einen 850 m langen Vorwall bei 15 ha Fläche auf. Der Ringwall war in der charakteristischen murus-gallicusTechnik errichtet, eine Holz-Steinbauweise mit genagelter Holzrahmenkonstruk-

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tion. Außer dem auch heute noch imposanten Hunnenring sind zu nennen: Das Vorkastel bei Börfink, der Ringkopf (zwischen Allenbach und Kirchweiler), der Silberich (bei Kirschweiler) und die Wildenburg (bei Kempfeld), im oberen Nahegebiet der Weiselberg (bei Oberkirchen), der Momberg (bei Selbach), der Elsenfels (bei Nohfelden), die Altburg (bei Hoppstädten) und die Ringmauer bei Fischbach. Bei Bundenbach befand sich auf schmalem Bergsporn oberhalb der späteren Schmidtburg eine vorrömische Bergbefestigung, die Altburg, gesichert mit einem Graben von 7 m Breite, einem Wall von 80 m Länge und 7 m Höhe. Man fand über 3 600 Pfostengruben und konnte über 200 Haus-, Hütten- und Baugmbenrisse feststellen. Neben großen Pfostenbauten wurden ein Holztempel und eine Zisterne ausgemacht. Die Besiedlung erfolgte von der Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. bis in die Zeit Julius Cäsars, die Konstmktionen wurden zwei bis fünf mal erneuert bzw. repariert. Die zahlreichen, von den Treverern besiedelten Wehranlagen, sind Zeugnisse einer Zeit voller Gefahren, Die römische Okkupation hat schließlich die militärische Funktion dieser Verteidigungsanlagen auf eine Anordnung des Kaisers Augustus hin beendet. Als Kultstätten für keltische und römische Gottheiten wurden sie zum Teil weiter aufgesucht. Weiter sind als Siedlungsformen unseres Gebietes die vici (größere dorfartige Siedlungen) und die aedificia (Einzelhöfe, Hofgmppen) zu nennen. Als urgeschichtliche Verkehrswege, unbefestigte Höhenwege, die die feuchten Talniederungen umgingen, waren von Bedeutung: 1. die ,,Salzstraßel' von der oberen Nahe zum Rhein (Sötern-Birkenfeld-Idar-Ochsenheck bei Bergen-HennweilerIOberhausenWaldböckelheimer Wald-Gauchsberg-LangenlonsheimerWald-Waldlaubersheimer Wald). 2. die schon erwähnte Vorläuferin der Ausonius-Straße Trier-Bingen in ihrem Abschnitt von Dichtelbach am erzreichen Kandrich vorbei nach Bingen. 3. im Nahetal von Bingen bis Kreuznach, dann unter Umgehung des Tals im Abschnitt Hüffelsheim-Waldböckelheimweiter über Sobernheim-Kirn bis Kirchberg auf dem Hunsrück. 4. eine Vorläuferin der römischen Fernstraße Metz-Mainz im naheländischen Bereich über Sien-Hundsbach-Judenkopf-Lauschied-Staudemheim-Waldbökkelheim bzw. über Löllbach-Meisenheim-Lettweiler nach Nordosten. Im Binger Raum verliefen Straßen von Mainz (entlang des Rheinhochufers), Wörrstadt und Alzey sowie von Planig aus. Dem Handel kamen wichtige Neuerungen zugute. Über die Fertigkeit des Schriftverkehrs verfügten wenigstens die großgriechischen Zwischenhändler. In die späte La-Tkne-Zeit fallt die Einfühning von gemünztem Geld. Der Schatzfund von Odenbach enthielt 150 keltische Goldmünzen, weitere stammen aus Sien, Meisenheim, Roschberg und Thallichtenberg (Goldmünzen), Marpingen bei St.Wende1 (Silbermünzen) und Otzenhausen (Potin-Münzen mit einer Kupfer-Blei-Legierung). Die Spät-La Tkne-Zeit (100 v.Chr. - Christi Geburt) steht im Zeichen der römischen Expansion von Westen und einer germanischen von Osten her. Sie wird etwas plastischer hinsichtlich der Stammes- und Siedlungsverteilung durch die schriftlichen Zeugnisse der Römer. Vom Hunsnick und seinem Vorland bis zur Nahe und über diese hinaus lassen Nachrichten die sichere Gewißheit über die Existenz der keltischen Treverer zu, vielleicht ein keltisch-germanisches Mischvolk. Die Gebiete östlich der unteren und mittleren Nahe wurden wohl noch nicht von den germanischen Wangionen eingenommen, auch diese können als germanisch-treverische

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Mischgmppe angesehen werden. Die Wangionen wurden wohl erst im 1. Jahrhundert n.Chr. (nach der Niederlage des Ariovist 58 v.Chr. gegen Cäsar und dessen Erfolgen über die germanischen Usipeter und Tenkterer) mit römischem Einverständnis westlich des Mittelrheins angesiedelt. Worms (Borbetomagus, Vorort der civitas Vangionum) wurde in der römischen Zeit ihr Hauptort. Bingen könnte dagegen eine Gründung der Spät-La-Tkne-Zeit mit keltischer Bevölkemng zur Zeit Cäsars oder früher (125 v.Chr. - Christi Geburt) gewesen sein (Behrens). Auch Planig war damals schon eine keltische Siedlung. Die Naheregion, besonders auch das Land an der Unteren Nahe, war ein Kerngebiet der spätkeltischen Kultur. Fundmassiemngen finden sich besonders in den Niedemngen bei Bingen und Planig. Große dichtbelegte Friedhöfe weisen auf entsprechende Siedlungen hin. Grabhügel, „Fürstengräber", individuell gearbeitete kostbare Schmuckstücke, sind nicht mehr konstitutiv, ebenso nicht weitgestreute Einzelsiedlungen. Die Grabbeigaben bestehen aus serienmäßig hergestellter Konsumware. Die mit der Töpferscheide hergestellte Keramik weist auf größere Produktionsstätten hin. Das Eisen verdrängt die Bronze immer weiter. RÖMISCHE ZEIT Die eigenständige keltische bzw. keltogermanischeWelt an Mosel, Rhein und Nahe wurde mit der Erobemng Galliens durch Julius Cäsar (58-5 1 v.Chr.) und durch das Vordringen der Römer zum Rhein beendet. Zu Cäsars Zeit reichten die Gebiete der keltischen Treverer (Trier) und der keltischen Mediomatriker (Metz) über den Lauf der Nahe weiter nach Osten bis zum Rhein. Die Mediomatriker hielten in der caesarianischen Zeit Elsaß, Südpfalz, Bliesgau und als Kemraum Lothringen in Besitz. Unter den Siedlungslandschaften des Treverergebietes sind Rheinhessen, der Nordteil der Pfalz und das Gebiet zwischen Oberlauf der Nahe und Hochwald zu nennen. Ein treverischer Teilstamm, wie man annimmt, die Aresaces, war wohl schon im 1. Jahrhundert v.Chr. in Rheinhessen ansässig. Im engeren Gebiet der Treverer lassen sich 6 oppida und 8 kleinere Bergfestungen (castella) archäologisch nachweisen. Die oppida dienten mit ihren größeren Einwohnerzahlen handwerklicher Produktion und Handel. Der Ringwall von Otzenhausen gehört mit Ca. 10 Hektar Fläche noch zu den kleineren Anlagen. Der nächstgrößere Siedlungstyp, das castellum, bot in seinen Burgwällen mit 1-2 ha Innenfläche Platz für die Höfe von Adelsfamilien und die dorfartige Ansiedlung von Hintersassen mit kleineren Wohnbauten und Speichern. An der oberen Nahe und im Hunsrück gehören dazu Bundenbach, Kempfeld, Weiersbach und Kreimbach. Kleinere Höfe und Weiler auf dem flachen Land bildeten die aedificia. Schließlich sind die Bestattungsplätze der Treverer mit ihren zahlreichen Grabfunden zu nennen, z.B. Hoppstädten-Weierbach, Horath, Wederath, in Rheinhessen Bingen-Sponsheim, Dromersheim, Wöllstein, Wallertheim usw., die den sozialen Status und die Wirtschaftskrafi der Bevölkemng zeigen. Ausdruck der feudalen Lebensweise sind die Wagengräber von Hoppstädten. Rivalisierende Adelsparteien kennzeichnen die Herrschaftssituation der Treverer. Um 56 v.Chr. standen die Treverer vermutlich im Bündnis mit den Römern.

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Erstere haben in der Folge mehrfach versucht, die römische Herrschaft abzuschütteln. Die Stoßkraft der römischen Besetzung wies über den Rhein hinaus. Seit 13 v.Chr. bildeten feste Standlager die Basis für die römischen Militäroperationen östlich des Rheins (Moguntiacum-Mainz mit 2 Legionen). Nach der Katastrophe der Varusschlacht (9 n.Chr.) konnte zwar die Rheinlinie gehalten werden, aber die vorherigen weiterreichenden Anstrengungen waren in den Sand gesetzt. Mit der Festigung des augustäischen Prinzipats wurde die römische Neuordnung Gailiens wieder energisch in Angriff genommen und der Rhein in den Jahren 16- 13 v.Chr. als Operationsbasis gegen das freie Germanien ausgebaut. Unter den von dem Stiefsohn des Augustus, Drusus (t 9 v.Chr.) errichteten 50 Erdkastellen entlang des Rheins wird ein solches für Bingen angenommen. Die militärstrategisch günstige Lage an der Mündung der Nahe in den Rhein, der Übergang vom Gebirge (Hochfläche des Hunsrücks) in das rheinhessische Hügelland sowie ausreichendes Gelände arn Fluß selbst, boten sich dafür an. Spuren des Kastells wurden bisher noch nicht nachgewiesen, aber für das Hilfstruppen-(Auxiliar-)Lager von Bingenmingerbrück lassen sich für das 1. Jahrhundert nach Christus vier römische Truppenteile nachweisen: die Legio 1111 Macedonica, die cohors I sagittariorum (Sidon, Tripolis, Syrien), die cohors I11 Delmatiarum, die cohors I Pannoniorum (mittlere Donau) und die Legio XXII primigenia pia fidelis [anders Küppers]. Die Friedhöfe und Grabsteine der an der Nahemündung garnisonierten Einheiten fanden sich zu beiden Seiten der Nahe längs der Straße mit zum Teil aufwendigen Konstruktionen. Der in Kreuznach aufbewahrte Grabstein des Annaius gehörte einem Soldaten der vierten dalmatischen Kohorte (1. Jhdt.v.Chr.), der nach 15 Dienstjahren verstorben war. In der ersten Phase der römischen Inbesitznahmedes Gebietes standen die Maßnahmen militärischer Eroberung und Sicherung im Vordergrund. Aber die Durchdringung des Gebietes mit der provinzialrömischen Zivilisation schloß sich nahtlos an, ohne daß aber die einheimische keltische Kultur abrupt verdrängt wurde. Das Nahe-Mündungsgebiet als unmittelbares römisches Front- und Grenzgebiet bildete gewissermaßen einen Vorreiter. Bingen und Bingerbrück waren wichtige Stationen auf dem Weg von Innergallien nach Germanien, das betraf den Transport in den Sektoren Handel und Militär, aber auch die Übermittlung von Nachrichten bezüglich Politik und Verwaltung. Die Nahe-Hunsrück-Region erhielt zu einem guten Teil über die Nahemündung ihre Impulse aus den sich entwickelnden Metropolen Trier, Metz und Mainz. Das römische Recht setzte Energien frei. Nach 25 Jahren erhielt der römische Auxiliarsoldat das volle römische Bürgerrecht, Abfindungen und steuerliche Vergünstigungen, konnte heiraten oder seine wilde Ehe legalisieren. Auch seine Kinder erhielten das volle Bürgerrecht. Damit waren Hilfestellungen für die Romanisierung der provinzialrömischen Bevölkerung gegeben. Um das Kastell Bingen bildete sich seit dem 1. Jahrhundert eine blühende Zivilsiedlung in der Bedeutung als Straßenknotenpunktund Handwerkersiediung (Metzger, Häfner, Geschirrhändler, Arzt usw. zu ermitteln), mit den Fundindizien von insgesamt drei Friedhöfen. Die erste Nekropole befand sich entlang der Mainzer Straße, mit Brandgräbern und Bestattungen (1.-4.Jhdt.), auch Grabsteinen von Soldaten der Binger Garnison. Die zweite Begräbnisstätte lag im Osten und Süden der

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Burg Klopp, mit einem Arztgrab vom Beginn des 2. Jahrhunderts (1.-3.Jhdt.). Den dritten Friedhof deckte man beim Bau des Bahnhofs Bingerbrück an der Römerstraße nach Koblenz-Bonn auf. Neben den Soldatengrabsteinen fand man auch hier solche für Zivilpersonen. Die Brandgräber und Sarkophage gehören in das 1 . 4 . Jahrhundert. An wichtigen Inschriften wurde in der Binger Pfarrkirche St. Martin ein Merkurrelief mit der Widmung des Mercurius Tou(temus) gefunden. dem wohl ein Tempel mit Standbild geweiht war. Auf die Ausübung des Mithraskultes weisen gleich zwei Denkmäler hin: Von dem Altar eines Mithrasheiligturns (236 n.Chr.) ein Relief mit der Felsgeburt des Gottes und ein weiterer Altar für den Sol Invictus Mithras mit der Büste des Sonnengottes. Die militärische Bedeutung Bingens ging zurück, als der Limes die Rheingrenze ablöste (8 1 - 268 n.Chr.). Die vier erwähnten Kohorten wurden in flavischer Zeit abgezogen, die Nahebrücke von Mainzer Detachements bewacht. Nach Trajan (98117) entstand die Befestigung der Stadt, und mit dem Germaneneinbruch des Jahres 355 erhielt Bingen durch Kaiser Julian 359 eine Festungsmauer, die der Dichter Ausonius in seiner ,,Mosella" erwähnt (ungefährer Verlauf: Norden: Kirchstraße, Westen: Nahe, Süden: Nahestraße, Osten: westlich der Burg Klopp bzw. diese einbeziehend). Außer Ausonius, Mosella 2 (,,Vinco", Mommsen: ,,Vingo") ist Bingen bei einer Reihe von weiteren antiken Schriftstellern und Geographen genannt: Tacitus, Histor. 4,70 (Bingium), Itinerarium Anton. (S.253 Vingio, S.37011 Vinco, S.374 Vingio), Ammianus Marcellinus 18,2,1 (Bingio), Tabula Peutingeriana (Bingium), Notitia Dignit. Occ. 41 Bingio ... praef. militum Bingensium (codd. Bingentium) und Geographus Ravennas 4,24 (Bingium). Weiter nennt ein römischer Meilenstein von Tongern (CIL XIII, 11.2 Nr.9158) [. ..]ingium, die Inschrift eines Grabsteins aus Bingen-Büdesheim (nur noch in Abschrift vorhanden, benennt milit[um] Bing[iensium] (Germania I 1917, S.84 ff.) und ein in Schloß Dhaun bei Kirn aufgefundener Sarkophag, dessen Original verschollen ist, spricht von einem praeflectus] Bin [gii oder -giensium], ein Hinweis auf die Zeit um 400, als die milites Bingiensium (Bingenses) unter einem Praefekten standen ( C E XIII,II,l Nr.6211). In Vingum, Vingium, Vincum, Vincus liegt die gallische Form des Wortes Bingen vor, während Bingium die latinisierte Wortform darstellt. Die Nahe wird von Ausonius in seiner ,,Mosella" (1) natürlich ebenfalls erwähnt: ,,transieram celerem nebulos0 flumine navam", wobei das griechische Adjektiv v ~ $ o c= neblig, durchaus einen assoziativen - keinen ethymologischen - Paten gestanden haben mag. Eher wird die indogermanische, keltische und lateinische Form aqua, acha für Wasser damit in Zusammenhang stehen. Die ländliche Besiedlungssituation im Zeichen der römischen Provinzialisierung schloß sich der Schrittmacherleistung des Kastellortes Bingen, der seinerseits wieder im Schatten von Mainz stand, mehr oder weniger schnell an. Kehren wir wieder in die frühe Kaiserzeit zurück. Im Zeichen der Grenzsicherung siedelte Tiberius germanische Sueben, die von Cäsar unter ihrem Stammesführer Ariovist geschlagen worden waren, westlich des Rheins an. Die im Aufgebot der Sueben kämpfenden Triboker, Nemeter und Vangionen bildeten ein wesentliches Element der Bevölkerung auf dem linken Rheinufer seit dieser Zeit, nicht schon seit Julius Cäsar. Man kann sich vorstellen, daß diese germanischen Siedler in Landlose eingewiesen wurden, die entweder unbewohnt waren, oder von den keltischen Be-

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völkerungsresten geräumt werden mußten. Wie die Triboker und die Nemeter bildeten die Vangionen bereits früh eine civitas, die um 90 n.Chr. peregrine Selbstverwaltungsrechte erhielt, d.h. die Einwohner (incolae) galten für Rom lediglich als Ausländer. Das Territorium war Staatsbesitz. Nur römische Bürger konnten Land erwerben, ansonsten durften die Bewohner lediglich Landlose gegen Pacht und Steuer nutzen. Die von der Bürgerversarnrnlung gewählten Mitglieder des Stadtrates, die Decurionen, entstammten weitgehend der ländlichen Schicht der Grundherren des Gebietes der civitas, die von dem Hauptort Borbetomagus und weiteren Meineren Ansiedlungen (vici) gebildet wurde. Im Nordwesten erstreckte sich die civitas Vangionum bis zur Nahe, auch das rheinhessische Hügelland war unter anderem einbezogen. Im 3.Jahrhundert dürfte das Territorium der Vangionen wegen der neu geschaffenen civitas Moguntiacensis (zwischen 293 und 305 n.Chr. Stadtrechte als civitas) verkleinert worden sein. Die römischen civitas-Strukturen mit ihrem verwaltungsmäßigen Zugriff wiesen mehr in die Zukunft. Die keltischen Stammesstrukturen haben sich nördlich und vielleicht auch westlich von den Vangionen erhalten. Treverische Siedler saßen vor allem im Umfeld der Flußläufe, in einzelnen Fallen an ihren Bestattungsplätzen von der vorrömischen Zeit über die frühe Kaiserzeit zu belegen, andere keltische Nekropolen beginnen später. Da die Beigaben keltisch/treverisch sind, ist diese Bevölkerung nicht als vangionischh zu bezeichnen. Dem Stammesverband der Treverer als der freien civitas Treverorum angegliedert und nach 17 n.Chr. einem neuorganisierten Militärsprengel zugeteilt, sind die Gebiete an der unteren Nahe, Bingen, Kreuznach, das nahe Rheinhessen, die mittlere Nahe und die osttreverischen Regionen (Altenglan, Kübelberg, Enkenbach, Spesbach). Der Kernbereich der Treverer blieb in der Provinz Belgica. Die Gebiete in der Nähe des Rheins, die Räume des Hunsrücks und der unteren und mittleren Nahe, weisen keine Anzeichen von civitates oder pagi auf. Trotz der insgesamt gesehen Wahrung der keltischen Siedlungsstrukturen und des Fortbestehens einer großen Zahl von keltischen ländlichen Siedlungen gab es Bewegung. Die Höhensiedlungen aus der Zeit Cäsars wurden aufgelassen, die oppida verödeten oder schrumpften, dafür blühten etwa die Siedlungen an den Fernstraßen auf. An der sog. Ausonius-Straße lagen die Niederlassungen von Kaufleuten, Gastwirten und Handwerkern („vici6')Dumnissus (Kirchberg-Denzen), bei Simmern, in Belginum (keltisch-römisches Gräberfeld von WederathA-Iinzerath), am Heidenpütz (Elzerath) usw. Zahlreiche römische Gutshöfe sind auf dem Hunsrück durch Mauerreste und Ziegel nachzuweisen (z.B. Alterskülz mit Grabungsbericht), in erster Linie wohl Viehzuchtfarmen, die der Versorgung der römischen Rheinarmeen und der größeren Städte Mainz und Trier dienten. Unmittelbar im Binger Wald, nahe der Kreuzbachquelle, befand sich ein römischer Gebäudekomplex mit einem Hauptbau und mehreren kleineren Wirtschafts. gebäuden, die von einer fast 800 m langen Mauer umgeben waren. Das „alte Kloster" war vermutlich eine Art von Staatsdomäne. Auch das Hinterland von Bingen in Richtung mittlere Nahe bildete schon für die frühe römische Zeit keinen Durchgangsraum mehr, wie der Fund eines Inschriftentäfelchens aus einem Steinkistengrab (1.Jhdt.n.Chr.) aus Gebroth zusammen mit Funden aus Nachbarorten beweist. Eine noch relativ verkehrsgünstigerömische Sied-

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lung entstand in Stromberg mit einer römischen Brücke über den Guldenbach (1821 zerstört). Auf dem Gollenfels bei Stromberg stand wohl ein römischer Wachtturm, auf der Straße nach Dörrenbach ist ein römischer Straßentum anzunehmen. Ausgrabungen von römischen Grabhügeln im Stromberger Stadtwald (1982183) vermittelten eine erste genaue Kenntnis der Bestattungsform in dem Gebiet. Ein Steinring umgab eine gemauerte Grabkamrner im Innem. Ihre Öffnung lag im Mauerring unter der Erdoberfläche. Die Keramik bestand aus handgemachter einheimischer und römischer Töpferscheibenware (2.Hälfte d. 1.Jhdts.n.Chr.). Die keltischen einheimischen Funde spiegeln die Verehrung einheimischer Gottheiten (Hirsch und Stier in einem Kreuznacher Brandgrab einer wohlhabenden Trevererin). Auf die im Stammesgebiet der Treverer besonders verehrte Rosmerta weist eine Inschrift in Kreuznach hin. Der römische Vielgötterkult erlaubte die weitere Verehrung auch dieser Gottheiten neben dem Mithraskult (Bingen) und den römischen Gottheiten. Im Herrenhaus eines römischen Gutshofes im Ortskern von Münster-Sarmsheim wurde 1895 ein farbiges Mosaik freigelegt, den römischen Sonnengott darstellend, eingerahmt von den 12 Tierkreiszeichen (3.Jhdt.n.Chr.). Von Bingen bis Kreuznach entwickelte sich das Netz der römischen Gutshöfe wohl besonders dicht. Bingen-Kempten (Gutshof mit Heizanlage, 3.-4.Jhdt.), Münster-Sarmsheim, Bosenheim (frührömisches Gräberfeld) und Planig seien genannt. In Planig ist im Zusammenhang mit der Straße Bingen-Kreuznach neben einer kleinen Siedlung seit Beginn der Römerzeit eine Militärstation gegen Ende des 3.Jahrhunderts anzunehmen, mit Ziegelbruchstücken belegt, die Stempel der 22. Legion aufweisen. Das Netz der Siedlungen erstreckte sich weiter auch in die Seitentäler des Lößhügellandes und in das mittlere Nahetal. Kreuznach zog als Naheübergang und günstiges Siedelgelände vor der Verengung des Nahetals flußaufwärts das römische Interesse auf sich. Aber bereits in der späten Latene-Zeit existierte hier schon eine Ansiedlung. In spätestens tiberianischer Zeit werden die spätkeltischen Funde in fließendem Übergang durch römische abgelöst. Auf dem Boden des späteren Kreuznach erwuchs aus mehreren keltischen Siedlungen und Einzelhöfen eine stadtartige Ortschaft, an der sich später größere Landsitze anlehnten. Eine eindrucksvolle villa rustica palastartigen Ausmaßes gibt Zeugnis ab von dem Reichtum und wohl auch Einfluß ihres einstigen unbekannten Besitzers. Ein terrassenförmig angelegter Perestylbau mit Kryptoportikus und Portikus in der nördlichen Fassade. Vier Gebäudetrakte umschließen einen nicht überdachten Innenhof, zu dem sich die Räume über einem Portikus öffnen. Zentral in der Südfront befinden sich Empfangs- und Repräsentationssaal mit Oceanos- und Gladiatoren-Mosaikböden, Wasserspiel und Triklinium. Die Auffindung eines ersten Mosaikbodens, des Gladiatorenmosaiks, hatte bereits die Kreuznacher villa bekanntgemacht. Weiter wurden Küche, Wasserver- und -entsorgungsanlagen, Toilette, Lavarium, Vorratskeller und Badeanlagen ermittelt. Die Villa wurde nach Abriß eines Vorgängerbaus in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts errichtet, um 225 zerstört und schließ~ichim 4. Jahrhundert zu einer Wohnfestung umgebaut. Die Kirche von Boos steht auf den Mauem des Hauptgebäudes einer römischen villa rustica (2.-3.Jhdt.) über dem Kryptoportikus-Geschoß. Daher sind auf dieser

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Ebene die Fenster- und Gewölbekonstruktionen im Mauerwerk noch vorhanden. Das Herrenhaus (20 m X 17 m) ist in den Hang gebaut, die Räume weisen weiß bemalte Wandverputzreste auf sowie Opus-signinum-Estrich. In 100 m Abstand befindet sich der zugehörige Friedhof. Bevorzugte Siedlungen an der Nahestraße waren Waldböckelheim,Sobernheim mit der Paßhöhe von Steinhardt sowie Kirn, wo sich die Straßen von Kirchberg zum Rhein und von der oberen Nahe (Birkenfeld, Bergen bei Kirn) trafen. Waldböckelheim weist ein Brandgräberfeld (1.Hälfte d. 1.Jhdts.-3.Jhdt.) mit Umen-, Brandschüttungs-, Ziegel- und Steinkistengräbern auf, mit einheimischen Gefaßbeigaben. Mit zu den frühesten Fundplätzen an der Nahe gehört Kim. Grabfunde und Gebäudereste sowie eine frühere keltische Siedlung (keltischer Ortsname) geben die Vermutung der Existenz einer römischen Straßenstation zur Hand (Sarkophaginschrift eines Praefectus stationibus praesidiisque aus Dhaun). Kleinere römerzeitliche Siedlungenbzw. römische Funde sind in dem vom Unterbzw. vom unteren Mittellauf der Nahe bemessenen Abschnitt der Landschaft nachweisbar in Argenschwang, Auen (römische Wasserleitungen), Becherbach (Merkurheiligtum auf dem Roßberg, Viergötterstein), Bockenau, Bosenheim, Boos, Bingen-Büdesheim (Ziegelbrennofen),Breitenheim (Grabmalfragmente:Aktisfiguren, Tänzerin), Bretzenheim, Daxweiler, Dhaun, Dorsheim, Eckenroth, Feilbingert (Merkurheiligtum auf dem Lemberg), Gebroth, Gutenberg, Hahnenbach, Heddesheim (Guldental), Heinzenberg, Hennweiler, Hergenfeld, Hüffelsheim, Ippenschied, Jekkenbach, Krebsweiler, Langenlonsheim, Laubenheim, Lauschied, Löllbach, Martinstein (römisches Steinkistengrab), Medard, Meddersheim, Meisenheim, Merschheim, Münster-Sarmsheim, Norheim, Oberhausen, Planig, Pferdsfeld, Rüdesheim, Schöneberg, Schweinschied,Seesbach, Seibersbach,Sponheim, Staudernheim, Stromberg, Traisen, Waldböckelheim,Wald-Erbach, Waldlaubersheim, Weiler bei Bingen (römische Gebäudereste, Keramik, Mahlsteine, Teile eines Grabdenkmals und Münzen), Weinsheim, Weitersborn, Windesheim (Gutshof, älteste archäologische Feldzeichnung des Gebiets durch Merian 1645). Winterbach, Winzenheim und Wolfsheim. Es werden damit noch nicht die Gemarkungen aller heutigen Siedlungen genannt, aber doch die meisten. Fast selbstredend sind es gerade auch Gemeinden, die nach der späteren fränkischen Landnahme in der frühmittelalterlichen Situation durch Nennung in Urkunden (Schenkungen usw.) ihre Bedeutung dokumentieren, die über eine keltoromanische Vergangenheit verfügen. Weihe- und Grabdenkmälerin den ländlichen Situationen weisen auf den Wohlstand hin, den die ansässigen Grundherren in den langen Friedenszeiten erwirtschaften konnten. Besonders in den von Glan und Alsenz durchflossenen Seitentälern der Nahe sind diese zu registrieren. Im Alsenztal zeigt sich die wirtschaftliche Bedeutung in der dichten Besiedlung mit großen Gutshöfen, wobei sich Besitzflächen von mehr als 200 ha errechnen lassen. Aber auch kleinere Landlose lassen sich ausmachen, so in der Gemarkung von Rothselberg (Kusel) in der sich in 200 - 400 m Abstand 6 Gutshöfe finden. Die Wirtschaftskraft spiegelt sich in der Bauweise und in den Ausschmückungen ab. So wurden in die Kirche von Bosenbach (Kusel) zahlreiche Bildnissteine eingemauert (Sensenschleifer, Löwe mit niedergerissener Hirschkuh usw.). In Breitenbach (Kusel) wurden die Reste eines Grabmals vermauert (Tänzerin, Ranken, Vö-

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scharen (Horath Pflugtechnik), Hacken, Spaten, Sicheln und Sensen in Gebrauch. Wichtig war die Viehzucht: Pferde und Rinder (große Tiere italienische Tradition, kleinere Tiere sog. Landrasse), Schweine (Würste, Schinken), die im Wald gemästet wurden, Schafe und Hühner (Gans, Ente, Taube) wurden gehalten. Die Bodenschätze dienten dem Alltagsbedarf. Sand wurde für Mörtel, Wandputz sowie für römischen Beton benutzt, Kies und Schotter für den Bau von Straßen, Steine als Baumaterial. Dagegen wurde Marmor aus Italien, Nordafrika und von den griechischen Inseln bezogen. Eisen und Kupfer fand in den städtischen Siedlungen und auf den ländlichen Gutshöfen Verarbeitung. In Honrath lag eine Schmiede- und Eisenwerkstätte, die erst im 4. Jahrhundert ihre Tätigkeit aufnahm, in der Nähe einer Grube mit Rasenerz. Ziegeleien und Töpfereien bestimmten weiter die gewerbliche Produktion: Hausziegel, Geschirr und Grabkeramik. Schließlich ist noch die Textilproduktion zu erwähnen. Der große Bedarf an Holz wurde aus den vorhandenen Waldgebieten gedeckt. Zahlreiche Köhlereien besorgten die Holzkohle. Reste römischer Siedlungen finden sich in Bereichen, die später wieder vom Wald zurückerobert wurden (Binger Wald). Zwischen den einzelnen villae rusticae bzw. den einheimischen Dorfsiedlungen befanden sich aber auch noch weite Zonen von Öd-, Brach- oder Weideland. Auch im Birkenfelder Raum ist die Zahl der römischen Funde beträchtlich. Der steinernen Form der villa rustica haben sich auch wohlhabende Treverer bedient. In Anbetracht der dünnen Oberschicht wurden die sog. römischen Villen mehrheitlich von Einheimischen bewohnt. Reste von Landhäusern fanden sich in Birkenfeld (Emmerichsberg), Dienstweiler, Elschweiler, Eisen, Eitzweilerund Oberhosenbach. Reste von Gebäuden legte man in Algenrodt, Bosen, Breitbach, Enzweiler, Heupweiler, Mosberg-Richweiler,Leisel, Rarnberg, Schwarzenbachund Wolfersweiler frei. Ausgegraben wurde ein ausgedehnter Wirtschaftshof in Weitersbach bei Rhaunen mit einem langgestreckten ummauerten Bering (79 m X 125 m bzw. 132 m). Drei Bauphasen lassen sich unterscheiden; um 100 in der Nachfolge eines älteren Holzpfosten- und Fachwerkhauses die erste Konstruktion, in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts erfolgte der erste Umbau, ein weiterer Umbau wird nach Zerstörungen in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts angesetzt. Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts war der Hof verlassen. Straßentürme (burgi) werden auf dem Rathenhübel bei Rinsberg und in Ransthal bei Börfink vermutet. In einem römerzeitlichen Steinbruch bei Schwarzerden entdeckte man die Reste einer Hütte mit steinernem Herd aus dem 2. Jahrhundert. Auf dem Wildenburger Kopf (Kempfeld), der seit vorgeschichtlicher Zeit benutzt wurde (Reste eines zweifachen Steinwalles), befand sich ein spätrömischer Militärposten zur Sicherung des Umlandes (665 m Höhe). Kultbauten sind im Hunsrück und im oberen Naheabschnitt in diesem Zeitraum nicht selten. Das Quellheiligtum von Hochscheid war in römischer Zeit als Brunnen ausgebaut. Der Altar in dem gallo-römischen Vierecktempel trug die Weiheinschrift eines freigelassenen Tiberius Claudius Reburnus an den Gott Apollo. Ein weiterer Altar war Apollo und der Heilgottheit Sancta Sirona gewidmet, mit fast lebensgroßen Götterfiguren. Etwa 70 m vom Tempel entfernt befanden sich die Pilgerunterkünfte. Mit den großen Germanenstürmen des 3. Jahrhunderts wurde der Quellkult an dieser Stelle aufgegeben. In der Nähe von Elzerath befand sich nördlich der Au-

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sonius-Straße ein Mauergeviert, wohl eine Tempelkapelle als Fortsetzung vorrömischer Kulttradition, in der Nachbarschaft einer großen Steinsetzung aus Quarzitbrocken, dem „Judenkirchhof'. Auf dem Gelände des ausgedehnten vicus Belginum, einer römischen Straßenstation, wurde eine Weiheinschrift an die Schutzgöttin der Reisenden und der Pferdezucht, Epona, und eine dem Gott Merkur geweihte Bronzeplatte entdeckt. Weiter auch u.a. die kunstvolle Bronzefigur einer Quellnymphe. In der unmittelbaren Nachbarschaft fand sich die Umfassung eines heiligen Bezirks und eine kleine Kultkapelle. In Hermeskeil-Gusenburg befand sich in der Mitte eines ausgedehnten, mit Mauern begrenzten Bezirkes ein gallo-römischer Tempel. Verehrt wurde Mars, der hier vielleicht dem keltischen Lenus angeglichen war. Am Südhang des Röderberges bei Thalfang-Bäsch-Dhronecken standen ein gallorömischer Vierecktempel, zwei kleinere Kapellen, Pilgerhäuser und Gaststätte. Am Schloßberger Eck bei Birkenfeld lag ein größeres Heiligtum, weitere Tempelbauten sind bei Hottenbach, Oberhosenbach, Birkenfeld (Krausberg), Teisen, Hambach (am Sauerbrunnen), Kirnsulzbach und bei Wolfersweiler anzusetzen. Bei Schwarzerden stand ein weiteres Mithrasheiligtum. Auch die Göttersteine waren verbreitet: am Sauerbrunnen bei Hambach (Vier- und Achtgötterstein) sowie an der Kirche von Idar (Sechsgötterstein). In der Gegend von Tholey wurden Mars-Cnabetius, Jupiter-Taranis und Merkur mit Rosmerta verehrt. Zahlreiche Reste von Steindenkmälern ergänzen diese Erwähnungen. Wichtige Informationen liefern die Gräber, bei denen die Brandbestattung relativ lange bis in das 3. und 4. Jahrhundert vorherrscht. Anfangs Holzsärge oder einfache Erdgruben, später (2.Jhdt.) Steinkisten mit Deckblättern, neben Flach- und Hügelgräbern. Für die Körperbestattung fanden Sarkophage Verwendung. Wichtige römische Gräberfunde sind von Hirstein, Sötern, Birkenfeld, Nieder-, Oberhosenbach, Hoppstädten, Berchweiler und Enzweiler zu berichten. In Siesbach fand sich ein Grabhügel mit Ringmauer, der vier Gräber mit Resten von Scheiterhaufen und Totenmahlzeiten barg. Das monumentale Hügelgrab mit Pfeileraufbau wies einen Adler auf Pinienzapfen als Spitze auf. Von 174-176 n.Chr. wurden dort Mitglieder einer reichen Trevererfamilie bestattet. Bei Horath barg das Hügelgrab ,,Tönnchen", eine Grablege in der Nähe des Besitzers eines römischen Gutshofes (1. Jahrzehnt d.2.Jhdts.n.Chr.) eine Glasurne mit ausgelesenem Leiterbrand sowie 140 Beigaben, Spätlateneware. Im vicus Belginum erstreckte sich entlang der Römerstraße in einer Weggabelung ein Gräberfeld der Trevererbevölkerung von 400 m Länge (40 000 Quadratmeter), um 250 n.Chr. einsetzend und mit Körpergräbern bis in das 4. Jahrhudert reichend. Die meisten Gräber befanden sich im umgrenzten „Grabgärtchen6'. Fundamente und Reste von Steindenkmälern sowie reiche Beigaben traten zu Tage. Die einheimische Bevölkerung bestand in der römischen Zeit weiter. Unter den Funden steht die Keramik voran. Römische und treverische Keramik unterscheiden sich in Material, Form, Farbe usw. Für die römische Keramik sind Henkelkrug, Amphore, schlanke Becher, Tassen, Schalen, Teller und Lampen typisch. Birkenfeld (Burg) sowie Nieder- und Oberhosenbach lieferten die meisten Keramikfunde. Zur Verwendung gelangte auch italisches Bronzegeschirr, BronzeSpiegel, Fibeln (Gewandhafter) sowie Werkzeuge. Römische Münzen stammen aus Schwarzenbach (Trajan), Mörscheid (Diocletian), Münzschatzfunde aus Krumbach

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und Kirchenbollenbach. Westlich von Horath wurde der Münzschatz von „Hestert" mit 3 500 Münzen gefunden, die von Gallienus (253-268) bis Diokletian (284-305) reichen. Kennzeichen von Zeiten innerer Unruhen, marodierender Tmppen und der Bagaudenaufstände. Der Ausbau des Rheins als Operationsbasis gegen das freie Germanien, die Aufrechterhaltung des römischen Militärsystems östlich des Rheins, schließlich Handel und Zivilverkehr inachten die Einrichtung eines leistungsfähigen Straßennetzes erforderlich. Die große Straßenachse längs des Rheins (Großer St. Bernhard -Bingen - Köln) wird spätestens mit Beginn der augustäischen Militäroperation auf dem linken Rheinufer von Mainz aus für den mittelrheinischen Abschnitt errichtet worden sein. Weiter verließ bei Metz eine wichtige Querverbindung die Straße Lyon - Köln und führte nach Mainz. Dann führte in Richtung Mainz die von Trier nach Bingen verlaufende Ausonius-Straße, die dort in die Rheinstraße Mainz - Köln einmündete. Durch das aufstrebende Mainzer Legionslagererfuhr auch das Nahegebiet auf Grund der Errichtung von Nachschubstraßen, die in das römische Fernstraßensystem eingebunden waren, eine verkehrsmäßige Aufwertung. An der Mündung der Nahe liefen die von Kreuznach zu beiden Seiten der unteren Nahe führenden Straßen mit der Fernstraße von Trier über den Hunsrück, der Rheinstraße von Köln, der Straße von Worms über Alzey und mit den Verbindungen von Bingen nach Mainz zusammen. Gerade von den Straßen gingen als den Nervensträngen zu den Rheinkastellen und den großen zentralen Städten Trier und Mainz Impulse aus. Besondere Bedeutung für die Zwecke von Militär, Verwaltung und Handel sowie für die Erschließung des Hunsrückgebietes kam der sog. Ausonius-Straße zu, die von Trier über Elzerath, Hinzerath, KirchbergIDenzenund Simmern nach Bingen verlief. Bei Simmern gabelte sich die Straße in einen südlichen (großer Soon) und einen nördlichen Ast (Rheinböllen - Waldalgesheim). Die Straße ist vermutlich bereits seit augustäischer Zeit für militärische Zwecke benutzt worden und weist vielleicht schon für Claudius, sicher für Trajan-Hadrian und in der späten Kaiserzeit weitere Ausbaustufen auf. Die Ausonius-Straße zeigt die typischen Eigenschaften eines römerzeitlichen Verkehrsweges auf: geradliniger Verlauf auf Höhen und Wasserscheiden, beim Queren der Täler werden kurze Strecken mit ungewöhnlicher Steigung in Kauf genommen. Der einzige Mittelstreifen in der Längserstreckung des Gebirges, der lediglich Höhenunterschiede von 50 m bis 100 m aufweist, wird benutzt. Auch die relativ hohen Quarzitrücken werden nicht längs der antecedenten Durchbruchstäler, sondern an den höheren Einsattelungen überschritten. Im allgemeinen bildete den Unterbau ein 1,5 m, zuweilen auch bis zu 3 m hoher Damm, dessen Erde vermutlich aus den Seitengräben (gelegentlich 2,5 m - 3 m an der Sohle) stammt. Diese Seitengräben dienten zur Ableitung von Regenwasser und zum Auffangen von Schnee. Am Berg ragt der Straßenkörper im Hang oft einige Meter über das abfallende Gelände hinaus. Die Breite des Dammes kann 6,60 m bis 7,30 m betragen. Auf diesem nimmt die Fahrbahn eine Ausdehnung von Ca. 3 m bis 5,5 m ein. Die Steinpackung ist etwa 80 cm stark, bestehend aus Schieferplatten, Grauwackensteinen oder den charakteristischen großen Quarzitsteinen, aus denen die Höhenrücken des Hunsrücks bestehen, dazu kommt eine Mischung von Kalk und Sand und die Steindecke

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us Classicus Imperator in Gallien, vor den aus Rom im Namen Kaiser Vespasians heranrückenden Truppen das Oberrheingebiet aufgab und sich an Mainz vorbei mit seinen Treverern, verstärkt durch Triboker, Vangionen, Caeracaten und Mainzer Legionären an die untere Nahe bei Bingen zurückzog, dessen Auxiliarlager ihm in seiner Eigenschaft als Präfekt der Rheinufertruppen wohl zu Gebote stand. Tutor ließ die Nahebrücke abbrechen und die Hunsrückstraße nach Trier sperren (Tacitus, Hist. 4,700: ,,Tuotor.. .Bingium concessit, fidens loco, quia pontem Navae [Navas] fluminis abruperat"). Das Ende war unrühmlich. Tutor wurde von seinen Gegnern umgangen und seine Truppen liefen auseinander (70 n.Chr.). Im Zusammenhang mit den angedeuteten Vorgängen ist das Ende der Epoche der Herrschaft der treverischen Stammesaristokraten anzusetzen. Das Versagen der rheinischen Truppen hatte dem Ansehen Roms Schaden zugefügt. Unter den in die Wege geleiteten Reformen ist der Austausch der Legionen zu nennen, der auch Mainz betroffen hat. In Bingen dürften damals die einheimischen Aufgebote an Hilfstruppen durch fremde Auxiliareinheiten abgelöst worden sein. Die Schäden wurden beseitigt. Das Doppellager Mainz wurde mit steinernen Konstruktionen versehen, Bingen erhielt eine neue Nahebrücke. Die militärische Phase endete damals auch für den Nahe-Hunsrück-Raum, die zivile Periode begann. Domitian residierte anläßlich der Vorbereitung eine Kriegszuges gegen die Chatten im Jahre 83 n.Chr. mit seinem kaiserlichen Hauptquartier in Mainz. Das militärische Gewicht verlagerte sich in den Donauraum. Für 80 Jahre konnte der Friede mit den Chatten gehalten werden. Um 85-90 n.Chr. richtete Kaiser Domitian die beiden Provinzen Germania superior (Kommandant in Moguntiacum) und Germania inferior (Xanten) ein. Die neuen Provinzen blieben dem Prokurator der obersten Finanz- und Steuerverwaltung der gesamten Belgica unterstellt, der seinen Sitz in Trier hatte. Die Treverer (Trier) und die Mediomatriker (Metz) standen weiterhin unter den Statthaltern der Tres Galliae. Trotz der aus propagandistischen Gründen gewählten Provinzbezeichnung „Germania6' waren die Gebiete, so auch an der Nahe, weitgehend von keltischer Bevölkerung besiedelt. Die Landschaft von der Provinzialhauptstadt Mainz bis zum Neuwieder Becken war als ehemals treverisches Gebiet nach wie vor keltischer Siedlungsraum. Die Grenze der Provinz Germania superior (Obergermanien) führte über den Kamm der Vogesen durch das Pfälzer Bergland und schließlich weiter über den Hunsrück, aller Wahrscheinlichkeit am Siesbach entlang, der in dieser Zeit eine ganz wichtige Funktion als Grenzscheide übernommen haben dürfte. Bei Bernkastel-Kues querte die Provinzgrenze das Moseltal, um am Vinxtbach zu enden. Der Siesbach wurde von der älteren Forschung auch als Siedlungsgrenze zwischen den Treverern und den Wangionen herangezogen, was äußerst fragwürdig ist. Die Civitas Vangionum erstreckte sich zwar im Nordwesten unter Einschluß des rheinhessischen Hügellandes bis zur Nahe, der mittlere Naheabschnitt um Kreuznach wurde verwaltungsmäßig möglicherweise dieser Civitas zugeschlagen. Aber an der oberen Nahe dürften die Treverer weiterhin die einheimische Bevölkerung gestellt haben. Ethnische Veränderungen haben wir nichtsdestotrotz nicht auszuschließen, auch wenn die Quellen noch schweigen. Der Nahe-Hunsrück-Raum gehörte in römischer Zeit keiner eigenen Gebietskörperschaft an, die benachbarten Civitates zeigen nur periphäre Wirkungen. Dem

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Hunsrück eignete keine ausgesprochene Siedlungsgunst, obwohl die Kelten die Hochfläche durchaus nicht gemieden oder übergangen haben. Für das dichter besiedelte Nahetal bildeten die Vici Bingium und Kreuznach (,,Cruciniacum" in einer karolingischen Quelle) zentrale Orte, die Händler und Handwerker anzogen. Möglicherweise kam auch einer Siedlung im Stromberger Stadtwald die Funktion eines ,,Vicus" zu. Dies gilt noch deutlicher für die Straßenstation Durnnissus/Kirchberg auf der Fernstraße Mainz-Bingen-Trier. Schon der Provinz Belgica, die um 16 v.Chr. entstand (Trier allerdings erst im 3. Jhdt.n.Chr. Sitz eines Provinzstatthalters), gehörte der Vicus Belginuflederath an der Ausonius-Straße an, mit Herbergen und Gaststätten (Tabernae) und ländlichen Siedlungen im weiteren Umfeld. Vielleicht bildete der Bereich um Belginum einen eigenen Pagus (,,Ae.. ." oder ,,Ag.. .") in der Civitas Treverorum. Ohne einen erkennbaren Zentralort entwickelten sich die recht dicht besiedelten Gebiete zwischen Nahe, Alsenz und Glan sowie der westpfdzischen Moorniederung. Auch unter Zuordnung zur Civitas Vangionum fehlt ein zentraler Ort. Die Vici von Eisenberg, Kreuznach, Kirchberg und Tholey („Vicus Wareswald") waren nur in mehreren Tagesreisen zu erreichen. Vielleicht bildete die Organisation des Gebietes in Domänenbezirke des Großgrundbesitzes dafür die Ursache. Die Versorgung der Truppen in Mainz und in den kleineren Kastellorten machte den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten rentabel, waren doch schon für den Jahresbedarf einer Legion an Getreide 3 000 ha Anbaufläche nötig, was der Überschußproduktion von 30-50 villae rusticae entsprach. So konnte sich das Gebiet in einer längeren Zeit, gekennzeichnet durch die Regierungsjahre der Herrscher Trajan bis Antoninus Pius (98-161 n.Chr.), wirtschaftlich entwickeln und das zivile Provinzialleben entfalten. Steinbauten begannen die zuvor noch aus Holz gefertigten Gebäude zu ersetzen. Wohlstand und Sicherheit breiteten sich aus. Als Vorboten kommender Erschütterungen zeigten sich wieder die Chatten, die seit 162 wieder in das Rhein-Main-Gebiet einfielen und Zerstörungen anrichteten. Die alles in allem langfristig relative Ruhelage westlich des Rheins wurde erschüttert, indem die Chatten zusammen mit den erstmals in das Licht der Geschichte tretenden Alamannen in der Zeit Caracailas den Limes durchbrachen. Der römische Herrscher konnte diese zwar 2 13 n.Chr. noch einmal mehr schlagen, aber der Limes war schließlich nicht mehr zu halten. Im Zeichen des Anrennens der germanischen Stämme und der immer häufiger erzielten Einbrüche kam es zur Verwüstung der strategisch wichtigen Militär- und Zivilsiedlungen am Rhein bzw. zu deren Ummauerung als Schutz. Bingen, über dessen Auxiliarkastellkeine konkreten Aufschlüsse vorhanden sind, erhielt zwar kein Stadtrecht wie Remagen, Andernach, Koblenz und Worms, wurde aber mit Mauern versehen. Die Intensivierung der Bautätigkeit, die trotz wirtschaftlicher Probleme erfolgte, hat dem Ausbau des Straßennetzes Impulse verliehen. Durch den Rückgang der Steuereinnahmen infolge des germanischen Drucks wuchs die Belastung der Bevölkerung. Mit Maximinus Thrax (235238) begann die unruhige Zeit der Soldatenkaiser, in der die Truppen die Geschicke des römischen Reiches nahezu ausschließlich bestimmten. Die Ausrüstung der römischen Legionäre unterlag einem ständigen Wandel. Der Kampf mit der Hiebwaffe (Spatha), der Axt (Wurf- oder Hiebwaffe), mit Lanze

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und Spieß, löste den Nahkampf ab, der Schwert und Dolch erforderte. Orientalischer Einfluß brachte Schwert und Bogen. Das Prinzip der relativen Leichtigkeit der Waffe setzte sich bei Helm, Kettenhemd und Rundschild durch, die die schweren Legionswaffen ersetzten. Schließlich vervollständigten nach der Mitte des 4. Jahrhunderts breite Militärgürtel und weite Soldatenmäntel mit Zwiebelkampffibeln die Ausrüstung. So sahen auch die Truppen aus - mit Differenzierungen als Angehörigen des Feldheeres oder der Grenztruppen - die das Nahe-Hunsrück-Gebiet durchzogen oder in den Kastellorten stationiert waren. Überlegene Waffentechnik allein garantierte Überleben und Erfolg nicht mehr. Die Germanen waren infolge ihrer Masse nicht mehr zu bezähmen. Die Raubzüge der germanischen Invasoren erstreckten sich nun bereits bis nach Spanien und Rom. Die endgültige Katastrophe wurde eingeleitet, als 260 der Limes auf breiter Front überrannt wurde und die Germanen nun ungehindert in das Innere Galliens vorstoßen konnten. Die Lande am Rhein wurden insbesondere durch die wiederholten Züge der Alamannen getroffen. Die Gebiete außerhalb der ummauerten Städte hatten nicht nur unter den Germanen, sondern auch unter den Truppen der rivalisierenden römischen Teilreiche-Herrscher zu leiden. Eine Abwanderung in die Städte und in das Hinterland nordwestlich der Nahe setzte aus den exponierten Rheinpositionen ein. Fluchtsiedlungen wurden auf den Höhen errichtet. Aber gerade für die Nahe-Hunsrück-Region bildeten diese unruhigen Jahre nicht das vollständige Erlöschen der römisch-keltischen Zivilisation. In den größeren Siedlungen mußte damals noch kein Geld vor den Germanen versteckt werden (Ausweis der Verbreitung der Münzschatz-Funde). Die germanischen Beutezüge richteten sich offensichtlich noch bevorzugt auf das Innere Galliens. Allerdings war das Konzept einer linearen römischen Grenzverteidigung an Limes oder Rhein inzwischen überholt. Im Hinterland wurden auf geeigneten Höhen Verteidigungsanlagenerrichtet (der Stromberg bei Bockenau, bei Kempenich), die unter Umständen schnell wieder verlassen wurden. Erst in der Ungewißheit der Situation der Nachfolge auf Kaiser Aurelian kam es 275176 zu folgenschweren Änderungen der Taktik der Beutezüge der Germanen, Franken, Alamannen und anderer, die sich nun nicht mehr allein entlang der Fernstraßen westlich des unmittelbaren Rheingebietes bewegten, sondern flächendekkend zerstörten und kaum eine Stadt, kaum einen Vicus und selbst kaum eine Villa rustica in Ober- und Niedergermanien übersahen. Es wäre recht instruktiv, die Höfe zusammenzustellen, die damals ausliefen und die Münzfunde zu koordinieren. Nun wurde auch die Ausonius-Straße von den Invasoren benutzt, um in Gallien Beute zu machen, Die Auswirkungen auf die leichtverletzlichen wirtschaftlichen Infrastnikturen der Hochfläche, die in der Art eines Paßstraßen-Systems in unabdinglicher Abhängigkeit von dem bedeutenden Verkehrsweg der Ausonius-Straße gewachsen waren, kann man sich vorstellen^ Siedlungsflächeund Siedlungsdichteauf dem Hunsrück waren seit 275176 erheblich vermindert. Erst wieder unter dem tatkräftigen Probus (276-282) konnte das Rheingebiet von den germanischen Eindringlingen befreit und die Rheingrenze wieder gesichert werden. Die gewaltigen Zerstörungen und die verheerenden Entvölkerungen ganzer Landstriche wurden durch Zwangsansiedlungen und durch die Aufhebung auch von Anbaubeschränkungen für den Weinbau im Verständnis von Strukturhilfen zum

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Besseren zu wenden versucht. Vielleicht wurde erst in diesen Jahren der Weinbau an der Nahe und im Mündungsbereich ihrer Nebengewässer ermöglicht. Den Kraftakt der eigentlichen neuen Sicherung des römischen Reiches hat Kaiser Diokletian (284-305) vollbracht. Die energischen Reformen Diokletians gaben der römischen Herrschaft am Rhein noch einmal Halt. Die zemittete Situationmachte die völlige Umgestaltung der noch prinzipatzeitlichen Organisation von Verwaltung und Militär erforderlich. Die Provinz Belgica wurde in Belgica prima und Belgica secunda geteilt. Trier wurde Hauptstadt der Belgica I. Die Provinz Germania I (Obergermanien) ist in ihrem Grenzverlauf zur Belgica I noch ebenso ungewiß wie bei der älteren Gestaltung unter Domitian, obwohl nicht einsichtig ist, daß hier große Veränderungen nötig waren. Wenn Heinemeyer im Zusammenhang mit Überlegungen zum Verlauf der frühmittelalterlichen Bistumsgrenzen vermutet, daß sich die römische Provinzgrenze von der Höhe des Hunsrücks zur Moselschleife bei Bernkastelmraben-Trarbach ausgedehnt habe, so trifft dies bereits den Tatbestand um 85190 n.Chr. Die obergermanischen Grenzgebiete wurden duces unterstellt. Das mittlerer Nahegebiet unterstand der militärischen Aufsicht des dux Moguntiacensis, der in Mainz seinen Sitz nahm. Bingen erhielt damals wieder Auxiliartruppen, die milites B(r)ingenses. Man darf der Zivilsiedlung Bingen für diese Zeit eine quasimunizipale Stellung einräumen. Eine besondere Aufwertung erfuhr Trier als Sitz der neueingerichteten Präfektur Gallien, die Britannien, Gallien, die Viennensis und Spanien als Diözesen umfaßte. Bei der Abwehr der Germanengefahrtaten sich insbesondere der Mitregent Diokletians, Maximinian, und nach ihm Maximians Schwiegersohn Konstantius hervor, der zum Caesar Galliens erhobene Gardepräfekt Diokletians. Er residierte, wie schon vorher einige westliche Teilherrscher, in Trier, das das zerstörte Köln als ehemalige Residenz des gallischen Sonderreichs (260-274) abgelöst hatte. Unter Konstantin I. und Konstans (305-350) wuchs Trier in die Rolle einer weströmischen Metropole, zeitweilig sogar des Mittelpunktes des römischen Reiches insgesamt, hinein. Das Christentum wurde Staatskraft. In Trier und Mainz leiteten Bischöfe die Gemeinde der Stadt und der sich entwickelnden Bistümer. Die Bischöfe übernahmen aber auch politische Mandate, so als Vorsteher der Civitates. Die inneren und äußeren Wirren ließen erst zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen Wiederaufbau und die Neubelebung von Handel und Wirtschaft in Stadt und Land greifen. Unter Konstantin erfolgte der Neubau von Befestigungen im Hinterland. Koblenz und Boppard erhielten Mauern, während dies von Bingen in diesem Zusammenhang nicht bekannt ist. Der vicus Bingen wurde in konstantinischer Zeit durch eine Festung ersetzt, in der auch die Zivilbevölkerung leben konnte. Die Germaneneinfälle von 275176 hatten die gesamte Infrastruktur vernichtet. Aus Mangel an Bevölkerung wurden weite Flächen nicht mehr besiedelt, wenn es auch nicht generall zu Wüstungen in der Germania I gekommen ist. Die Gebiete an Nahe und Glan wurden weiter besiedelt. Gelegentlich scheinen sich die damaligen Invasoren nicht schlechter und nicht besser als ihre Vorgänger und Nachfolger in der Weltgeschichte verhalten zu haben. Bis in das Mark getroffen war der Hunsrück, wo sich nur die Straßensiedlungen nach den Katastrophen erholten. Für das Treverergebiet wird die Ansiedlung germanischer Bevölkerungsgruppen (laeti) bezeugt. Bereits unter Maximian waren Fran-

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ken und Alamannen als Laeten auf dem Hunsrück angesiedelt worden. Ausonius erwähnt in seiner poetischen ,,Mosella" die Ansiedlung von zu den Alanen zählenden sarmatischen Laeten unter Konstantin 11. auf dem Hunsrück. Die sarmatische Gruppe, wohl angesiedelte Kriegsgefangene, gehörte zu einem nichtgermanischen Volksstamm, der ursprünglich in den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres siedelte und sich im 4. Jahrhundert vor der panonischen Donaugrenze aufgehalten hatte. Die Ortsnamen Sohrscheid, Sohren und Niedersohren (auch Sarmsheim) wurden von den kulturhistorischen Schriftsteller-Historiographen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts mit diesem Phänomen in Zusammenhang gebracht. Man wollte sogar physiognomischeund andere Körpermerkmale bei Gruppen der späteren Hunsrücker Bevölkerung ausgemacht haben, die auf diesen Einschlag zurückzuführen sein sollten. Die Germanen kamen nicht nur durch den Militärdienst in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel, sondern übernahmen auch aufgegebene Hofstellen (Wehrbauern). Der Rückgang der angesessenen Bevölkerung und der Siedlungsfläche betraf auch Städte und Vici wie Borbetomagus (Boppard), Alzey, Belginum und Dumnissus, die im frühen 4. Jahrhundert ohne Ummauerung waren. Die Palastvilla in Kreuznach wurde damals in eine Festung umgebaut. In der Zeit des Constans erfolgte der Bau der großen Festung Boppard. Allerdings zeigte die konstantinische Zeit noch einmal den Wohlstand von Schichten, die zu Besitz gelangt waren und sich aufwendige Begräbnisstätten erlauben konnten (Grabkammern, Sarkophage, Erdgräber mit z.T. reichen Glasbeigaben). Der Staat suchte die innere Sicherheit und Stabilität wieder zu steuern. Aus Dhaunmahe stammt der Grabstein eines Praefectus arcendi latronicis (Leiter eines Räuberbekampfungs-Kommandos).Dieser war vielleicht in Bingen stationiert. Von kulturhistorischem Interesse ist, daß unter Constans der Kult der heidnischen Heiligtümer untersagt wurde und schon in diesen Zeiten zahlreiche Kultplätze dem Zerstörungsdrang der christlichen Eiferer zum Opfer gefallen sein dürften. Die Krisen ließen sich schließlich nicht mehr auf längere Zeit eindämmen. Nachfolgekämpfe unter den Usurpatoren (337) und Germaneneinfalle (35 1-55) wurden wieder symptomatisch. Die in Bingen gefundenen römischen Münzen brechen bezeichnenderweise mit solchen des Magnentius (350-352) ab. Ähnliches gilt auch für Münzfunde von Glan-Münchweiler, Katzenbach und Reichweiler. Dem entsprechen auch die aufgegebenen römischen Landgüter in Medard, Odenbach und Weitersbach. Nur die Münzfunde in Rockenhausen und am Röderberg (Thalfang-Bösch-Dhronecken) reichen weiter bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Während die meisten Siedlungen der Westpfalz die Magnentius-Zeit nicht überdauerten, gilt dies nicht für Rothselberg, auch der Tempelbezirk von Hermeskeil-Gusenburg wurde erst Ende des 4. Jahrhunderts aufgelassen. Infolge der Ausdünnung der römischen Truppen wurde 352153 das linke Rheinufer vom Hochrhein bis zur Nahemündung von den Alamannen unter Fürst Chrodomar erobert. Chrodomar besiegte 353 vielleicht bei Bingen den Cäsar Decentius. Damals ist wohl auch Bingen zerstört worden. Wieder einmal endete von Basel bis Mainz und darüber hinaus alles römische Leben. Ein breiter Gebietsstreifen zwischen Rhein, Nahe und Saar ist für 7 Jahre der römischen Herrschaft entzogen. Das Land befand sich in der Hand der Barbaren. Worms, Mainz und Bingen waren zer-

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stört, das galt auch für die weiteren Militärlager an der Rheinlinie. Aber noch einmal gelingt eine römische Konsolidiewng infolge erfolgreicher Militäroperationen von Constantin 11. und Julian gegen Alamannen und Franken. Der Rhein sollte auf seiner ganzen Länge wieder zu einem sicheren Schiffahrtsweg gemacht werden. Bingen erhielt 359 wieder neue Mauem und wurde als Proviantlager genutzt. Nicht nur die Uferorte am Rhein erhielten wieder - in stark verringertem Umfang - Kastelle, auch im Hinterland wurden Verkehrsknoten wie Alzey, Kreuznach, Horburg und Altrip mit fortartigen Kleinkastellen versehen, wie das Festungsbauprogramrn bekundet (Valentius I. um 369170). Die Festung Altaiensium (Alzey) ist mit Sicherheit eine Neugründung Valentinians, Kreuznach dürfte zeitgleich sein. Die Kreuznacher ,,Heidemauer" im Bereich des alten gallorömischen Vicus war eine quadratische Festung von 163 m Länge. Die Mauem wiesen eine Dicke von fast 3 m auf. Eine Anzahl von Türmen verstärkte die Verteidigungskraft. Für Bingen nennt die Notitia dignitatum (um 400) die milites Bingenses unter einem Praefectus. Die römischen Usurpatoren und Herrscher Konstantin, Julian, Valentinian und Gratian bemühten sich im 4. Jahrhundert um die Verteidigung der Rheinlinie. Die Feldzüge des Julian bewirkten immerhin für die bescheidene Frist von 361-364 Ruhe vor den Germanen am Rhein. Durch eine Konzentration der römischen Truppen in Trier war es dem Alamannenfürsten Rando möglich, 368 das ungeschützte Mainz zu überfallen. Neben Kaiser Valentinian nahmen auch der neunjährige Kaisersohn Gratian und dessen Erzieher Ausonius an einem Kriegszug gegen die Alamannen teil, der dem Prinzenerzieher eine alamannische Sklavin bescherte, die er in einer angeregten Wagenfahrt mit über die Ausonius-Straße nahm. Die Behauptung des Rheins als Grenze unter Valentinian I. bescherte der westlich gelegenen Zone noch einmal für drei Jahrzehnte Ruhe. Aber infolge der doch latenten Unsicherheit konzentrierte sich das Leben hinter den Mauem der städtischen Siedlungen (Mainz, Alzey, Bingen, Kreuznach) und auf dem Lande in den größeren Gutshöfen mit gewissen Befestigungen. Für Kleinbauern gab es keine Chancen mehr, nur die großen Güter, wie sie um Mainz lagen, prosperierten. Sogar ein gewisser Wohlstand konnte sich noch einmal in dieser Zeit vor dem Ende bemerkbar machen. Das Gebiet zwischen Rhein und Mosel war bereits im 3. Jahrhundert nach der Katastrophe von 275 stark von Germanen aufgesiedelt worden. Nun, nach dem Einbruch von 352155, erwies sich das als noch dringlicher, um das drohende Vakuum zu verhindern. Germanen hatten weiterhin wichtige Aufgaben im Heer, auch bei den Militärposten in den Städten und in den rückwärtigen Höhensiedlungen. Nun kam ihnen auch eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft zu. Nach Valentinians Tod (375) hatten kurze Konsolidiemngsphasen mit solchen der Bedrohung durch Alamannen und andere Völker gewechselt. Bis 381 war Trier die ständige Residenz des zeitweilig erfolgreichen Kaisers Gratian, nach dessen Tod (383) konnte sich Gratians jüngerer Bruder Valentinian 11. in Mailand als rechtmäßiger Herrscher im Westen betrachten (T 392). Dessen Tod verursachte eine komplizierte Situation. Trotzdem hielt die Rheingrenze noch einmal bis 406. Alamannen und Franken hielten sich an die Verträge. Dagegen bewegten sich nun die Vandalen, Quaden und Alanen zum Rhein. Neujahr 406107 überrannten Vandalen, Alanen und Sueben bei Mainz den Rhein, das heißt die mit den Römern föderierten

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Franken. Bingen und Seltz wurden damals ebenfalls zerstört. Bald danach erfolgte die Auflösung des Mainzer Dukats. Die restlichen Militärverbände wurden dem römischen Bewegungsheer unterstellt. Die Städte am Rhein und im Hinterland wurden wohl lediglich geplündert und nicht, wie Hieronymus notiert, völlig zerstört. Aber die gleichermaßen grausamen Unterschiede sind wohl fließend. Die römische Macht war am Rhein allerdings erloschen. Der Raum zwischen Rhein und Nahe wurde von den Burgunden eingenommen, die eine noch weitgehend intakte Siedlungslandschaft vorfanden. Rechtlich gesehen nahmen die Burgunder den römischen Föderatenstatus ein. Ihre Ansiedlung als Feinde der Alamannen in den ehemaligen Civitates der Vangionen und Nemeter entsprach noch den römischen Interessen. Zu den Aufgaben der Burgunden gehörte nicht nur die Instandsetzung und Verteidigung der Grenzfestungen, sondern auch die Nutzung der burgi und Festungen, so von Alzey und Kreuznach. Das Reich der Burgunder bei Worms und Mainz hatte nur kurzen Bestand (413437). Es wurde 435 durch den römischen Heermeister Aetius, dann zwei Jahre später endgültig durch die verbündeten Hunnen bezwungen. Die Reste des Volkes wurden bis 443 am Rhein belassen und dann in der Sapaudia in der Nähe des Genfer Sees angesiedelt. Die Alamannen rückten am Mittelrhein in Rheinhessen nach, wurden aber ihrerseits von den Franken bedrängt. Die Franken, ca 425132 - 459161 mit den Römern föderiert, waren in die Germania I eingezogen und hatten vielleicht damals schon Bingen besetzt. Die Meinung geht in der Forschung hinsichtlich der Entwicklung der fränkischalamannischen Einflußzone nicht konform. Nach Ewig dürfte der Abschnitt zwischen Brohl und Oppenheim, der nach dem Kosmographen von Ravenna zur Francia rinensis gehörte, also der rheinfränkischen Herrschaft, bereits um 455156 rheinfränkisch geworden sein. Staab meint dagegen, daß die Alamannen ihre Herrschaft im Mittelrheingebiet zuerst sogar noch festigen konnten. Auch Wirtz Iäßt die Alamannen um die Mitte des 4. Jahrhunderts ihre Wohnsitze bis zur Nahe ausdehnen, bis dann nach dem Sieg Chlodwigs im Jahre 496 die Macht der Alamannen am Mittelrhein geschwunden sei. Jedenfalls besetzte Chlodwig nach dem schwer errungenen Sieg über die Alamannen bei Tolpiacum (Zülpich - oder vielleicht war es doch Zahlbach bei Mainz, was E. Christmann überlegte?) mit seinen Gefolgsleuten aus den führenden fränkischen Familien Rheinhessen und die weiteren sich westlich anschließenden Gebiete. Die Episode des hunnischen Vorstoßes bis auf die katalaunischen Felder ist für unseren Raum nur insofern von Bedeutung, als dieses Steppenvolk, das sich 451 von Pannonien aus gegen Gallien in Bewegung setzte, die großen Städte Mainz, Trier und Metz auf seinem Zug nach Gallien zerstörte, bevor es in der Champagne vernichtet wurde. Inwieweit hunnische Zerstörungen das Land zwischen Nahe und Mosel betroffen haben und hunnische Splitter des geschlagenen Heeres sich hier niedergelassen haben, gehört noch der Spekulation an. Nachhaltige Auswirkungen sind von dieser nahezu exotischen Seite nicht mehr erfolgt. Es ist ungewiß, ob die Alamannen gleich 496197 die später eingefrankten Gebiete der Civitates Worms und Speyer abtreten mußten, - zu ersterer gehörte das Gebiet an der unteren und mittleren Nahe-, oder erst im zweiten fränkisch-alamannischen Krieg 506, in dem

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der Alamannenkönig fiel und die ethnische Einfrankung von Worms und Speyer ungehindert erfolgen konnte. Obwohl es nicht überall deutlich ist, daß man bei der regionalen Neuordnung an Grenzen der spätrömischen Militärsprengel anknüpfte, war das Hunsrück-NaheGebiet auch im Bereich der oberen Nahe von den Franken in Besitz genommen worden. Spätestens für die 70er Jahren des 5. Jahrhunderts ist anzunehmen, daß auch die Moselprovinz in den Machtbereich der niederrheinischen Franken einbezogen gewesen ist. Das Nahe-Hunsrück-Gebiet wurde nun fränkisch. Alamannische Gräberfunde in Rheinhessen und einzelne Namen, die in das Alamannische weisen, erlauben den Schluß, daß es vielleicht doch eine längere alamannische Vorphase gegeben hat als man annehmen möchte. Gewässernarnen auf -bur können im Zusammenhang mit der alamannischen Besiedlung vor dem endgültigen Zusammenbruch der römischen Herrschaft gesehen werden: Rehborn? Auch der Orts- und Personenname „SchwabeG',der an die Stelle von „Alemanne" tritt (6.Jhdt.) und im Gegensatz zu Franco, franc gebraucht wird, weist in diese komplizierten Zusammenhänge (Staab). Schon die alamannisch-fränkischen Kämpfe um die Vorherrschaft am Mittelrhein, dann die Zeit der innerfränkischen Wirren und die Konsolidierung des Frankenreichs führen in das Frühe Mittelalter. Einen Brückenschlag bildet die Entwicklung des Christentums, das unter der römischen Herrschaft westlich des Rheins Fuß gefaßt hatte und auch die Franken seit dem Sieg Chlodwigs 496 als Religion allmächlich erfaßte.

FRÜHES CHRISTENTUM ALS BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN DER GALLO-ROMANISCHEN UND DER FRÄNKISCHEN BEVÖLKERUNG Die Kirche mit ihren Gemeinden, dem Klerus und mit den sakralen Gebäuden trug wesentlich dazu bei, daß die römische Kultur und die Strukturen der Verwaltung in das Frankenreich übertragen wurden. Reliquienkult und Heiligenverehning gaben dem christlichen Kult neue Dimensionen, die den Bischöfen eine herausragende Stellung in ihren Civitates brachte. Ja, Bischöfe konnten seit der spätrömischen Zeit an der Spitze der Verwaltung der Civitates, der Städte mit ihrem Umland, stehen. Sie waren Herren über das kirchliche Vermögen, die Klerikergemeinschaften und die Klöster in ihrer Diözese. Das Vermögen der Bischofskirche wuchs durch zahlreiche Schenkungen. In den Randgebieten des Reiches hatten die Bischöfe öffentliche Aufgaben übernommen. Die Weiterentwicklung der Elemente des spätantiken Rechts, die Immunitäten im Bereich der Steuern und der Rechtsprechung machten die Bischöfe mächtig und vermögend. Der Mainzer Bischofssitz ist seit 343 (346) mit einem Bischof Martinus greifbar. Die christlichen Grabsteine von st. Alban vor Mainz reichen in ihrer ältesten Phase vom 4. bis in das frühe 8. Jahrhundert. Ein halbes bis ein volles Säkulum nach dem Einsetzen der Nachrichten für die Mainzer Bischöfe war das Christentum über die Stadt und vermutlich auch über das Territorium der Civitas hinaus getragen worden und hatte seine ersten Außenposten mit Mittelpunktsfunktionen in den Kastellorten Alzey, Bingen und Kreuznach gefunden. Diese deuten damit an, daß ihre qualitative zivilisatorische und kulturelle Funktion nicht unterschätzt werden darf

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und so gesehen die begrenzten Möglichkeiten einer militärischen Schutz- und Abwehrfunktion bei weitem überstieg. Als Mainz in der Mitte des 5. Jahrhunderts oder etwas später in die fränkische Herrschaft einbezogen wurde, erstreckte sich der Amtsbereich des Bischofs wahrscheinlich bis vor die Höhen des Soonwaldes und zum Nordpfalzer Bergland im Südwesten. Jenseits des Hunsrücks hatte sich das Bistum Trier im unteren Moseltal bis an den Rhein vorgeschoben. Die Bischöfe von Trier, die in der Hauptstadt der Provinz Belgica I ihren Sitz hatten und ihre christliche Tradition weiter zurückführen konnten als ihre Mainzer Amtsbrüder, breiteten ihren Amtsbereich aus, ohne daß die äußere Einteilung in Provinzen eine Rolle gespielt zu haben scheint. Allem Anschein nach ist Trier in die Breche gesprungen, als Mainz seinen Aufgaben im 5. und frühen 6. Jahrhunder nicht mehr genügen konnte. Die Landmission hatte von Trier aus wesentlich früher als von den Bischofssitzen am Rhein aus eingesetzt. Trier, eine der Metropolen des spätrömischen Reiches, wies auch als Bischofssitz ein höheres Alter auf als Mainz, damit verbunden eine höhere Ausstrahlungskraft der Trierer Kirche in ihren Anfangen. Auch in der Merowingerzeit erhielt die Trierer Kirche große Landschenkungen, unter anderem die Mark Thalfang. Jedenfalls bildete sich die kirchliche Aufteilung der Landschaft am Mittelrhein in ihren Grundzügen bereits in der spätrömischen Zeit aus. Der nördliche Teil der römischen Provinz Germania I blieb dem Einfluß der Mainzer Bischöfe schon früh entzogen (Mosel, Rheintal), um entlang des Rheins nach Süden die Trierer Einflußzone bis fast an die Nahemündung zu tragen. Aus Aquitanien kam in der Zeit nach 5 1 1 der hl. Goar. Sein alanischer Name kann dorthin weisen, denn in Aquitanien standen sarmatische Truppenkontingente. Da sarmatische Laeten in spätrömischer Zeit auch auf dem Hunsrück angesiedelt waren, gab es vielleicht noch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Franken haben diese nun als romanisch geltende Zelle des Goar am Mittelrhein mit Mißtrauen behandelt. Von einer linearen Grenze zwischen den beiden kirchlichen Sprengeln konnte insbesondere auf dem Hunsrück noch keine Rede sein. Weite Zonen dünnbesiedelten oder noch nicht christianisierten Gebietes trennten die Einflußbereiche von Trier und Mainz. Für den Fortbestand christlicher Traditionen über die Katastrophen der Germaneneinbrüche hinaus spielen an der Nahe die beiden Kastellorte Bingen und Kreuznach eine Rolle, insbesondere als das Bistum Mainz als kirchliche Organisation bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts nicht mehr bestand. Siedlungskontinuität ist für die Kastellbereiche Bingen und Kreuznach anzunehmen. Wenn die römische Provinzialverwaltung nicht mehr bestand, wurde die eingesessene keltoromanische Bevölkerung nur noch durch die Kirche repräsentiert. In Bingen und in Kempten finden sich so Grabsteinfragmente aus der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts oder wenig später, die christlichen Kultus unter Beweis stellen. So der christliche Grabstein der Aiberga: t in hoc sepulchr[um rlequiescat in Pace puella [nolmine Aiberga q[uae] vixit annis XXXII et menses V et dies X. Zur Herrenschicht in Bingen gehörte der Romane Paulinus, dessen christliche Grabinschrift zum Teil überkommen ist. In Bingen wurde, wohl in den bewegten Zeiten der fränkischen Landnahme, eine frühchristliche Kirche in einem heidnischen Tempelbezirk errichtet. Aus ihr ist schließlich die Stiftskirche St. Martin hervorgegangen. In die Krypta der Martinskirche eingemauert fanden sich die Grabsteine einer Mauri-

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cia und des Presbyters Aetherius, später an der Nordwand der Martinskirche, aus einem Gräberfeld östlich der Stadt: [Aletherius presl[bi]ter tegitur hocltomulo caries ornlnibus moribus etl gratia sed max[ime]l Chr[ist]ol fede et religionel probatus. (Der Priester Aetherius wird bedeckt von diesem Grab, durch alle Sitten und Huld teuer, am meisten aber in seiner Bindung an Christus und seinem Glauben bewährt.) Deutlicher Hinweis auf eine organisierte christliche Gemeinde in Bingen. Der christliche Name Aetherius deutet das Erbe griechisch sprechender Christen an. Die merowingische Klerikergemeinschaft, die für Bingen ebenso wie für Boppard anzunehmen ist, betrieb Seelsorge im weiteren Umkreis. Auf sehr frühen wiederbelebten Mainzer Einfluß in der merowingischen Zeit dürften die Martinspatrozinien in Bingen und in Kreuznach hinweisen. Die Mainzer Bischofskirchehatte wohl als einzige Kathedralkirche der alten Römerstädte an Rhein und Mosel den fränkischen Heiligen St. Martin (Martin von Tours) als Patron. Man darf für das Mainzer Martinspatrozinium die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts annehmen. Es wurde vielleicht von Bischof Sidonius (ca 550 - nach 580) eingeführt. Die mit Mainz von Anfang an verbundene Martinskirche in Bingen dürfte als eine frühe Klerikerstation des Mainzer Bistums entstanden sein. Für die Georgskirche in Alzey und die Martinskirche in Kreuznach, in den römischen Kastellbezirken entstanden, ist das frühe 5. Jahrhundert oder jedenfalls das 6. Jahrhundert als GründungsZeit durchaus möglich, wenn auch die Kreuznacher Martinskirche erst in die fränkische Zeit weist. Irgendwann also, spätestens um die Mitte des 6. Jahrhunderts, bald nach dem aktiven Wiederbeginn des Bistums Mainz, haben die Bischöfe die christlichen Gemeinden in den ehemaligen Kastellorten Bingen, Kreuznach und Alzey unter ihre geistliche Aufsicht gestellt und Bingen ihre besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Galloromanische christliche Tradition hielt sich über die Katstrophe der Völkerwanderungszeit besonders in den christlichen Gemeinde-Inseln. Die frühchristlichen Grabsteine in und um Bingen zeigen zuerst nichtgermanische Namen auf. Seit der Merowingerzeit wird die galloromanische Bevölkerung von der fränkischen Sprachgemeinschaft langsam absorbiert, um in den Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts fast ganz verschwunden zu sein. Auf Grund archäologischer Zeugnisse lassen sich bereits wenige Jahre nach Chlodwigs Übertritt zum Christentum, der sich im übrigen nicht direkt als der Auslöser schlechthin ausgewirkt zu haben scheint, die ersten Christen unter den Angehörigen der fränkischen Führungsschicht nachweisen, die außerhalb der Kastellorte lebte. Ein grundsätzlicher Unterschied wird deutlich. Während sich die spätrörnische Diözese mit den Städten und Kastellen zufriedengab, wurde in der fränkischen Zeit das flache Land einbezogen. Die Kirchen der Kastellorte haben dieses wohl mitbetreut. Das gilt im Binger Umland besonders für Planig, dessen fränkische Funde in Königsnähe weisen. Der bekannte Planiger Helm, aus einer byzantinischen oder vielleicht ostgotischen-italienischen Werkstatt wurde zuletzt von einem Christen getragen, das Kreuz ist nachträglich punziert. Christliche Besitzer verrät auch eine in Dietersheim gefundene Gürtelschnalle mit Kreuz. In Rheinhessen hat der fränkische hohe Adel bereits vor der Mitte des 6. Jahrhunderts erste Kirchen als Eigenkirchen auf seinen Besitzungen errichtet. Auch das Königtum legte schließlich im ausgehenden 6. Jahrhundert auf seinen Gütern Siedlungen und Kirchen an. Der Mainzer Bischof förderte die kirchliche Erschließung

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gischen Großkönig Chlodwig getauft hatte, von den merowingischen Herrschern übertragen. Der Hof Kusel wurde mit einem großen Teil des umliegenden königlichen Waldgebietes zwischen 575 und 590 von König Childebert 11. dem Bistum Reims überlassen. Im Anschluß daran haben die Bischöfe die Grundherrschaft ausgebaut. Auch die Verduner Rechte um Wolfersweiler, Baumholder und St. Medard stammen wohl aus königlicher Übertragung und reichen in das 6.17. Jahrhundert zurück. Die Güter um Baumholder und Medard, die erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnt werden, können als die Mittelpunkte ihrer Grundherrschaften zwischen 575 und 588 von Childebert 11. - aber auch später - an das Bistum Verdun übertragen worden sein. Der frühe Ansatz ist auch für den Moselort Dusemont mit dem Gebiet von Veldenz gültig. Kirchliche und kulturelle Einflüsse aus dem fränkisch-austrasischen Westen sind damit angedeutet. Das Interesse dieser Bistümer an einem derart entfernten Besitzerwerb wird nicht besonders groß gewesen sein, da weder die landwirtschaftlichenProdukte, noch die Bodenschätze, die dort abgebaut wurden, dies wirtschaftiich rechtfertigten. Eher wird die Missionsidee bzw. die seelsorgerische Hilfestellung dabei vorrangig gewesen sein. Das Nahe-Hunsrück-Gebiet wurde ansonsten weder vom irofränkischen Mönchtum, noch von Luxeuil oder seitens des Benediktinerordens mit frühen Klostergründungen bedacht. Für adelige Hausklöster, die im Herrschaftsbereich ihrer vornehmen Gründer entstanden, war noch keine Veranlassung. Wenn die ersten Klöster im 7. Jahrhundert auch gerade die arn wenigsten kultivierten Landschaften erfaßten, so hatte das auch seine Grenzen. Lediglich der Kreis der Einsiedler, der sich um Magnerich scharte (Wulfilaich, Wendelin, Ingobert, Disibod, Bantus und Beatus), hat auch die Nahe berücksichtigt. Das Gebiet von Nahe und Hunsrück bot den Adelsklerikem, wenn es darauf ankam, unter den zur Disposition stehenden Landschaften eine Auswahl zu treffen, nicht die Vorteile von Mosel, Saar oder Rhein, war aber auch im Blick auf einen angestrebten Märtyrertod bei den Heiden schon zu sehr mit christlichen Inseln durchsetzt. Die christliche Missionierung des mittleren Nahegebietes wird dem hl. Disibod und seinen Mönchen zugeschrieben. Der Franke oder Angelsachse Disibod lebte im ausgehenden 6. oder beginnenden 7. Jahrhundert mit einigen Gefährten in einer Mischung zwischen Klerikergemeinschaft und Einsiedlertum auf dem Disibodenberg und gründete auf diesem Berg an der Mündung des Glan in die Nahe seine Zelle. Disibod lebte mit seiner Gründung vermutlich schon innerhalb der Mainzer Diözese, obwohl er von Trier gekommen ist und Trier möglicherweise die mittlere Nahe anstrebte. Die schriftlichen Zeugnisse für den heiligen Einsiedler, die Lebensbeschreibung des Trierer Bischofs Magnerich (561185 - nach 587) von Eberwin, das Martyrologium des Hrabanus Maurus als älteste Mainzer Quelle, und eine Trierer Überlieferung um l 000 lassen viele Fragen offen. Seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert entstand ein Mainzer Schwerpunkt an der Glanmündung. Die christliche Missionierung der mittleren Nahe wird zwar Disibod und seinen Mönchen zugeschrieben, aber die kirchliche Aktivität von Mainz ist gesicherter. Mittelpunkt einer verhältnismäßig geschlossenen bischöflichen Grundherrschaft seit der Merowingerzeit und zugleich kirchliches Zentrum war bis zur späteren Gründung des Kanonikerstiftes auf dem Disibodenberg, Sobernheim, dessen alte Pfarrkirche, eine der ersten in dieser Landschaft, bischöfliche Eigenkirche

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war. Der Mainzer Bischof konnte seinen Amtsbereich zwischen Nahe und Glan vergrößern, also früher als an der oberen Nahe und am Glan. Die mittelalterliche Diözese Mainz umfaßte nicht den gesamten Mittel- und Oberlauf der Nahe bis zu ihrer Quelle, sie endete bereits wenig jenseits des bei IdarOberstein mündenden Idarbachs. Der Oberlauf der Nahe unterstand kirchlich Trier. Das Gebiet an der oberen Nahe wurde wahrscheinlich im Verlauf des 7. Jahrhunderts in den Amtsbereich des Trierer Bischofs einbezogen. Die bischöfliche Grundherrschaft Birkenfeld-Brombach diente zur Grundlage für die Trierer weitere Erschließung. Die Eigenkirchen an der oberen Nahe, die das Entstehen der dortigen bischöflichen Amtsbereiche grundlegten, waren Gründungen des grundbesitzenden Adels, nicht des Bischofs oder des Königs. Der Mainzer Schwerpunkt an der Glanmündung wurde vielleicht durch Kim an der mittleren Nahe ergänzt. Als Mainzer Vorposten zur oberen Nahe ist Sobernheim wie die Kirche auf dem Disibodenberg eine der ältesten bischöflich Mainzer Landkirchen des Raumes, mit der Mainz seit dem Ende des 6. Jahrhunderts über die Organisation der Kastellkirchen hinaustrat. Sobernheim gewann erhöhte Bedeutung als zu Anfang des 7. Jahrhunderts auf den bis dahin weitgehend unbesiedelten Gebieten des Hunsrücks der Landesausbau einsetzte. Möglicherweise schon im 7. Jahrhundert errichtet, war die Kirche von Kirchberg wohl die älteste im näheren Umkreis, mit einem sehr großen Pfarrbezirk, für den wie schon für den römischlfränkischen Fiskus Denzen Simmer- und Külzbach die Grenzen bildeten. Die für die spätere Zeit bezeugte Zugehörigkeit des Gebiets jenseits des Soonwaldes zur Diözese des Bischofs von Mainz beruhte auf der Pfarrkirche zu Kirchberg, die den Bereich des königlichen Fiskus Denzen erfaßte. Von Bingen aus und in zweiter Linie von Sobemheim aus schob der Bischof von Mainz entlang der Römerstraßen (Ausonius-Straße) seinen Amtsbereich über den Soonwald auf den Hunsrück vor. Die angrenzenden Pfarreien des nördlichen Hunsrücks wurden von den zu Trier gehörenden Mutterkirchen an Mosel und Rhein aus begründet. Der Trierer Sprengel reichte rheinaufwärts bis vor den Binger Wald bei Heimbach, vermutlich entsprechend der Ausdehnung des Fiskus Oberwesel. St. Goar, ursprünglich ein xenodochium, das der Einsiedler dieses Namens aus Aquitanien begründet hatte, bildete ein christliches Ausstrahlungszentrum. Die Kirche hatte sich nicht nur um das Seelenheil zu kümmern, sondern war Kulturträgerin und staatstragende Kraft und Ideologie. Sie stand nicht allein. Königtum und Adel hatten ihrerseits weitere Aufgaben übernommen. Der Bischof von Mainz war von den fränkischen Königen schließlich so reich mit Grundbesitz und Kirchen beschenkt worden, daß er bis zum Aufkommen des Adels im 12. Jahrhundert als die eigentliche Macht im Naheraum angesprochen werden darf (Seibrich).

11. VOM FRÜHEN BIS ZUM SPÄTEN MITTELALTER FRANKEN UND ROMANEN IN DER ZEIT DER MEROWINGERHERRSCHER Die fränkische Landnahme erfolgte unter der Weiterbenutzung bzw. der Neuerrichtung von Kastellen, mit der Anlage von Siedlungen und unter Zugrundelegung von planmäßigen Flurbereinigungen, wobei Erfahrungen aus der eigenen fränkischen Situation als Verbündete und Söldner der Römer genutzt werden konnten. Die Franken ließen am Mittelrhein den Galloromanen, da wo diese verblieben und nicht vertrieben oder getötet worden waren, Sprache, Namensitte und auch teilweise ihren Besitz. Auch das spätrömische Notariatswesen arbeitete zum Teil weiter. In der Regel dürften die königlichen Beamten, nicht die jeweiligen fränkischen Sippenältesten, das eroberte Land den fränkischen Siedlern und Siedelgruppen angewiesen, entstehende Gemarkungsgrenzen genehmigt und unter königlichen Schutz gestellt haben. Gelegentlich - man kann an das rheinhessische Umland von Bingen denken - mögen sich auch römische Flureinteilungen gehalten haben. In den unmittelbar bei der Landnahme dichter besiedelten Gebieten des Nahe-Hunsrück-Bereichs, also im Tal der unteren und mittleren Nahe bis Kirn und in ihren Seitentälern in den Hunsrück und im Glantal bis Meisenheim hat man an eine geregelte Landzuteilung zu denken. An der oberen Nahe sind kaum fränkische Funde aus der frühen Phase zu ermitteln, insofern hat man dort von anderen Bedingungen auszugehen. Bestimmte Gepflogenheiten, Vorlieben und Abneigungen werden deutlich, die zeigen, daß man nicht mechanisch und unüberlegt verfahren ist. Die siedlungsungünstigen Räume im mittelrheinischen Schiefergebirge, wozu der Hunsrück gehörte („Vogesen"), wurden in der Merowingerzeit von den Franken nicht besiedelt, es ging diesen nur um das flache Land. Das heißt nicht, daß der Hunsrück damals menschenleer gewesen ist. Unbewohnt blieben bis in die Gegenwart die Höhen von Idanvald, Lützelsoon und Soonwald. Erst im Zuge des mit Anfang des 7. Jahrhunderts einsetzenden ersten frühen mittelalterlichen Landesausbaus begann die fränkische Erschließung der Bergländer zwischen Rhein und Mosel, die dann von den weiteren Siedlungsbewegungen des Mittelalters fortgesetzt wurde. Die Franken waren in kleinen ländlichen Siedlungen zuhause, während die römischen Provinzen westlich des Rheins städtisch geprägt waren, größere Städte, Landstädte und bedeutendere Ansiedlungen bei den Kastellen aufwiesen. Landwirtschaft wurde in der römischen Spätzeit von den großen Villen aus betrieben. Die Franken haben sich erst einmal in den Offenlandschaften niedergelassen, die schon in römischer Zeit besiedelt, aber auch schon zum Teil im Zusammenhang mit den Germaneneinfällen verlassen worden waren. Sie legten jedoch ihre eigenen Höfe an und mieden die aufgegebenen villae rusticae. Da eine keltoromanische bäuerliche Bevölkerung verblieb, erhielten sich auch keltische und römische Siedlungsnamen, Flurnamen, Namen von Bergen und Gewässernamen. Vorgermanischen Siedlungsnamen, die nach der Völ-

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kerwanderungszeit noch gebräuchlich waren, haben sich insbesondere in den Gewässemamen gehalten (Nahe, Glan, Alsenz, Appelbach, Morgenbach, Kyr, Hahnenbach, Ekerbach, Simmerbach, Bieber, Lameth, Eckenbach usw.). Weniger massiert als im Mosel- und im Rheinengtal weisen Nahegebiet und Hunsrück doch beträchtliche Häufungen von Siedlungsnamen auf. Keltische Ortsnamen können darauf hinweisen, daß mit Siedlungskontinuität zu rechnen ist. Es kann durchaus auch zu keltisch-fränkischen Doppelformen kommen, wie das Beispiel des markanten Rotenfels-Massivs an der Nahe zeigt, von dem die Ortsnamen Traisen und Norheim bestimmt werden. Nar, kelt.in der Bedeutung von Fels, wurde mit dem fränkischen -heim wohl in einer Art von Systemzwang verbunden, ist aber ohne fränkische Anwesenheit nicht gut vorstellbar. Bei Kreuznach wurde das acum-Suffix (Cruciniacum) zu fränkisch -ach. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien die wichtigsten vorgermanischen Siedlungsnamen genannt: Bingen, Kempten, Gensingen, Planig, Bretzenheim, Windesheim (Windenissa), Kreuznach, Traisen, Boos, Monzingen (Munzaha), Kirn, WassenachIBergen, Sien, Moschel, Idar, Tholey, Simmem, Dhaun, Rhaunen, Sohren, Schauren, Dill, Denzen, Kumbd, Veldenz, Kastellaun, Kostenz, Rödem, Altley, Külz, Alterskülz, Bell, Uhler, Biebern, Würrich, Belg, Ellern, Bacharach, Oberwesel, St.Goar, Boppard. Vorgermanische Flurnamen sind, wie das Beispiel der Kreuznacher Gemarkung zeigt, durchaus relikthaft vorhanden: Ellerbrunnen, Gans, Kauzenberg, Krainch, Narrenkappe, Spreitel, Hungriger Wolf (Nur zurückhaltend angedeutet in der Historischen Topographie von Kar1 Geib. II.Tei1. Kreuznach 1937. Ndr. 1981, die noch beweisen möchte, daß die Flurnamen in der Gemarkung Kreuznachs ausnahmslos deutschen Ursprungs sind.S.94). Gegen die festgefahrenen Anschauungen über die verödeten höher gelegenen Räume, die erst im Lauf des mittelalterlichen Landesausbaus wieder besiedelt worden sind, macht Seibrich auf die Existenz der romanischen und keltoromanischen Ortsnamen auf der Hunsrück-Hochfläche zwischen Ausonius-Straße und Mosel aufmerksam. Die Siedlungen mit keltischen Ortsnamen wurden die Muttersiedlungen großer Pfarrbezirke. Diese sind für Seibrich Siedlungsinseln, die durch großräumige Zehntbezirke geographisch abgegrenzt wurden. Teile der provinzialrömischen Bevölkerung mögen sich also gerade in unwirtlichen Gegenden gehalten bzw. dorthin zurückgezogen haben. Damit würde der ,,akademisch" wirkenden These Christmanns die Berechtigung entzogen, daß für die Überlieferung der vorgermanischen Namen die weiterbenutzten Kastellorte Bingen und Kreuznach verantwortlich seien, also die ländlichen und die durch Höhenlage und Klima benachteiligten Räume siedelleer gewesen sind, als die Franken den linksrheinischen Großraum eroberten. Etwas anders ist es mit den zwischen Nahe und Mosel vorhandenen WalenOrten (Wahlbach, Wahlenau, Wallhausen?), die keine Eigenbenennungen darstellen, sondern ihre Bezeichnung von den sich in der Nachbarschaft ansiedelnden Franken erhalten haben, die die ethnische Eigenart der Kelto-Romanen als solche benannten. Der Name soll ursprünglich von dem keltischen Stamm der „Volcae" auf die Walschen, Welschen übertragen worden sein. Ähnlich werden die in der Merowingerzeit durch angesiedelte Thüringer und Slawen entstandenen Wohnsitze benannt: Dürkheim, wüst bei Sprendlingen in Rheinhessen und das slawische Flumamenrelikt Cherminbizia (,,Bitzelbach") bei Frei-Laubersheim (Codex Laureshamensis

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899, S.262). Allerdings haben Thüringer bereits früher irgendwo westlich des Rheins gesiedelt, wo sie um 492 von Chlodwig besiegt wurden und nicht wieder auftauchen. Die Franken haben ihre Neugründungen mit der Kennzeichnung -heim versehen. Mit der Entstehung der heim-Namen ist seit Beginn der fränkischen Landnahme zu rechnen. Vielleicht schon seit dem ausgehenden 5. Jahrhundert, sicher seit der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war diese Namengebung in Gebrauch. Erst im 8. Jahrhundert treten andere Gmndworte an die Stelle. Die heim-Namen dehnen sich von der unteren Nahe und den Mündungsgebieten ihrer westlichen Zuflüsse (Guldenbach, Gräfenbach, Ellerbach) bis Kirn sowie an den unteren Glan, im Südwesten bis zu einer Linie Kreuznach - Kirchheimbolanden - Eisenberg aus. Die auftretenden Personennamen beziehen sich auf die gmndbesitzende Herrenschicht und teilweise auf Angehörige des fränkischen Adels. Über die frühe Festigung bzw. die Mobilität der Ortsnamen in der urkundenarmen Privaturkundenzeit sind noch viele Fragen offen. Rückschlüsse auf Besitzkontinuität von den karolingerzeitlichen Erstbenennungen, die erstmals zahlreich in den Klostertraditionen auftreten, zu den Ortsgründern der fränkischen Frühzeit sind immerhin möglich, obwohl man im allgemeinen in diesem Zusammenhang empfindlicher und mißtrauischer reagiert als bei der schnellen Unterstellung von Verwandtschaft bei verschiedenenorts auftretenden gleichnamigen Personen. In der Regel wird der in der karolingischen Urkunde genannte Traditor nicht mit den Vorfahren der für den Ort namengebenden Franken in unmittelbarem Namenszusammenhang stehen, obwohl doch allerdings Übereinstimmungen gelegentlich geradezu verblüffend sind. Bringen die karolingerzeitlich beurkundeten Traditionen von Grundbesitzern an die Klöster natürlich zeitgeschichtliches -spätes - prosopographisches Material, so sind die Nennungen von Ortsnamen und die damit verknüpfte Benennung einer vornehmen Person als Ortsgründer oder zeitweiliger Besitzer durchaus in der Mehrzahl bereits merowingischen Urspmngs. Die Urkunden unserer Landschaft können also unter diesem Gesichtspunkt bereits in diesen frühen fränkischen Zusammenhang hineingenommen werden, indem sie über die lokalen Situationen wichtige Aussagen treffen. Daher seien diese herausgenommen und hier ausgewertet. Aus dem Lorscher Codex ergeben sich für unseren Raum als der frühesten Quelle mit bereits relativ breiter Streuung Ortsnamen, die auf einen möglichen fränkischen Lokator hinweisen können: Alagastesheim (766 XI 22) Gau-Algesheim, Alagastesheim (MRR I,28 1,784796 V111 28) Waldalgesheim, Ascmundesheim (767 I11 6) Aspisheim, Blitheresheim (769-778,776? V1 16) Pleitersheim, Brittenheim (767 XI-768 X 8) Bretzenheim, Folkesheim (782 V1 12) Volxheim, Graolfesheim (771 IV 26) Grolsheim, Guileubisheim (770 XI1 12) Gaulsheim, Lefritesheim (774 V1 12) Rüdesheim, Leiberesheim (767 XI1768 vor X) Frei-Laubersheim, Longistisheim (769 V11 15) Langenlonsheim, Suaboheim (775 XI 5) Schwabenheim?, Tribunisheim (770 XI1 12) Trebelsheim NÖ Bingen, Uffiliubesheim (767 V 21) Hüffelsheim, Wendilsheim (766 XI-767 XI) Wendelsheim, Wigmundisheim (770 I 14) Weinsheim. Dazu treten aus der Fuldaer Überliefemng: Hrocchesheim (773 I11 3) Roxheim, Grauvolfesheim (Grolsheim), Tmthmaresheim (754 V1 15) Dromersheim. Auch die Überlieferung von Prüm und von st. Maximin, obwohl in den betreffenden Belegstellen spä-

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ter anzusetzen, gehört in diesen Zusammenhang, da die Ortnamen jeweils entschieden älter sind als die Nennungen. Mandel (Mannental?) weist wohl auf eine Sippengründung hin. Simmem unter Dhaun fallt in die Reihe der vorgermanischen Ortsnamen, die - obwohl in den Traditionen von Lorsch, Fulda, Prüm und St. Maximin erwähnt, nicht aufgenommen sind. Bei Bretzenheim könnte durchaus ein keltischer Personenname, etwa Bretzo, Brizzo, der Ausgangspunkt sein, wie bretonische Beispiele zeigen. Die Benennung „in villa, que dicitur Brizzenheim" (CL 775, XI 13) ist dafür gesprächiger als die etwas ältere erste Erwähnung. Auch die für MainzBretzenheim herangezogene Erklärung ,,villa Britannorum" weist nicht unbedingt auf die römische Zwangsansiedlung von Britanniem hin. Die Unvollständigkeit der Suche nach frühen fränkischen namengebenden Lokatoren zeigt der Ort Böckelheim an der Nahe auf, der natürlich älter ist als die erste urkundliche Erwähnung von 824 (I1 15). Die genannte uilla Becchilenheim enthält sicher den Personennamen Becelin, Bezzilo, der zu einem Leitnamen für ein Gaugrafengeschlecht im Nahe-Hunsrück-Raum wird. Bezelin ist der italienische Kosename für Berthold. Ein Rätsel gibt der italienische Bezug auf. Die zugrundeliegenden Vornamen finden sich zu einem geringen Teil noch in den späteren Beurkundungen der karolingischen Traditoren bzw. ihres Umkreises oder sind zu rekonstruieren. So waren vielleicht in der frühen fränkischen Zeit Gründer von, oder Grundbesitzer in den Gemeinden des Nahegebietes: ein Alagast, Ascmund, Bretzo, Volker, Graolf, Guntleib, Lefrit, Leiber?, Longist, Suabo, Tribun, Uffiliub, Wendil, Wigmund, Hrocolf, Grawvolf, Druhtmar und Blitger! Wohl in der Regel gestandene Leute, Anführer von Sippen, Offiziere, Beamte, vielleicht auch Kaufleute. Durch die Historiographie der Zeit sind diese Personen nicht bekannt geworden. Die Quellenarmut ist dafür vielleicht eher der Grund als die Bedeutungslosigkeit der betreffenden Personen. Die weniger hiiufigen weiler-Namen gehören bereits der späten ersten Phase des fränkischen Landesausbaus (bis in die Mitte des 8. Jhdts.) an. Die weiler-Namen nehmen ebenfalls auf die Siedlungsform Bezug (villare). Häufiger stehen sie allein, ohne einen Personennamen (Weiler bei Bingen, Weiler bei Monzingen). Gelegentlich belegen diese wohl Örtlichkeiten, an denen sich einst römische Villen befanden, aber als alleiniges Kriterium reicht dies nicht aus. Schließlich liegen auch die hausen-Siedlungen, wenigstens in ihren Anfangen, noch in einem relativ frühen ~ e i t r a u m(Geboldeshusun = Göbelshausen bei Hergenfeld, 801 V 3 1). Lage und Umfang der neuen fränkischen Siedlungen läßt sich aus den archäologisch ermittelten Reihengräberfriedhöfen erschließen, die auf Hügeln oder Anhöhen in der Nähe der Siedlungen von den Franken angelegt wurden. Die Höfe errichtete man bevorzugt in Talauen bei Wasserläufen, wo es gute Weidegründe gab, denn Viehzucht hatte noch Vorrang vor Ackerbau. Untersuchungen über die Anteile von Groß- und Kleinviehzucht, Pflanzenanbau, Waldnutzung, Garten-, Obst- und Weinkulturen bewegen sich dabei noch in den Anfangen. Man kann aber für den typischen fränkischen Bauem und seine Familie einen arbeitsreichen Jahresablauf erkennen. Unter den Haustieren wuchs der Anteil an Schweinen und Geflügel, die weniger von den Zyklen der Feldnutzung abhängig waren. Die Dreifelderwirtschaft sah jährlich drei Pflugsaisonen (Winter, MailJuni, nach der Ernte), Sommersaat und Ernte vor. Gearbeitet wurde mit einem schweren,

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mit Rädern versehenen Pflug. Der Diebstahl des Kehrpflugmessers wurde besonders streng bestraft, da ein solcher das kostbare Gerät unbrauchbar machte. BreitSaat und Egge konnten beim Anbau von Saatweizen und Roggen als Wintergetreide eingesetzt werden. Sommergetreide, zweizeilige Gerste, Hirse und Hafer wurden immer stärker angebaut. Das Getreide schnitt man mit der gezähnten Sichel, es wurde zu Gaben gebündelt, getrocknet, eingelagert und im Winter gedroschen. Für den Schnitt der Wiesen wurden seit dem ausgehenden 5. Jahrhundert Langsensen eingesetzt. Obst- und Gemüsebau fußten auf der Entwicklung durch die römischen Siedler. Für das Getreide und die übrigen Feldfrüchte benötigte man Speicher, die zu den Ställen, dem Wohnhaus und hauswerklichen Gebäuden traten. Neben dem Einraum- und Wohnstatthaus gab es die vielgliedrige Anlage des Gehöfts. Haus und Hof, Vieh, Weide- und Ackerland befanden sich im Sondereigentum der freien Franken, den Wald benutzten die Nachbarn (vicini) gemeinsam. Letztere bildeten eine Siedlungsgemeinschaft. Die Freien zeichneten sich durch nicht eingeschränkte Rechtsfähigkeit und Rechtsfreiheit bei durchaus sehr unterschiedlichenVermögensverhältnissenaus. Die Freien hatten dem König Kriegsdienst zu leisten, zahlten das höchste Wergeld, das auf der Entschädigung bzw. dem Strafmaß für den Totschlag beruhte, hatten am Ding teilzunehmen, das unter dem Vorsitz eines Grafen Recht sprach und waren verpflichtet, öffentliche Arbeiten und bestimmte Naturalabgaben abzuleisten. Das Finanzsystem ruhte auf der Einheit der villa, die in ihrem Erscheinungsbild einem Dorf glich. Die Fiskalrechte einer villa ließen sich verkaufen. Steuern wurden in Form von Naturalien oder als Dienstleistungen eingezogen, über Geld verfügten die Bauern nicht. Viele dieser Bemerkungen gelten nicht nur für die engere Region des NaheHunsrück-Raumes, sondern sind typisch für die Rheinlande westlich des Rheins bis zu den fränkischen Siedlungsgrenzen. Das ist auch zu den anzusprechenden Zahlenstatistiken anzumerken. Wir können annehmen, daß sich auch bei den fränkischen Neugründungen an der Nahe kleine und mittlere Gruppen bis zu 35 und größere Gruppen von 60 - 110 Bewohnern zusammengefunden haben. Die Gemarkungen der Einzelsiedlung umfaßten 200 ha und mehr, die Gruppensiedlungen entsprechend ein Vielfaches. Die Siedlungsgemeinschaft der rechtlich gleichgestellten Nachbarn und die grundherrliche Siedlung sind die zwei Wurzeln des mittelalterlichen Dorfes. Die Grundherrschaft, ob ein Erbe der spätrömischen Gesellschaft oder die Wirkung der germanischen Leibherrschaft, bedeutete grundsätzlich Herreneigentum des Königs, der Kirche oder des Adels am Land, das von diesen nicht selbst bewirtschaftet, sondern gegen Ertragsanteil und Dienstleistungen verliehen wurde. Die dabei zu beobachtende Ausbildung eines Leiherechtes und eines vom Eigentum losgelösten Nutzungsrechtes bedurften eines weniger ausgeprägten Eigentumsbegriffs zugunsten eines Treueverhältnisses zwischen dem Grundherm und dem Grundholden (Schutz, Fürsorge, Hilfe). Der Grundherr übte die höhere soziale Funktion aus, er war für bestimmte höherrangige Aufgaben freigestellt. Erst die Karolingerzeit hat eine Steigerung der Intensität des Prozesses der Vergrundherrlichung erbracht, mit einer Ausbildung des Villikationssystems (villa, curtis, mansus). Grundherrschaft bedeutete nicht Herreneigentum am Menschen. Neben den volksrechtlich Freien, wobei zu den großen Grundherren (Großbauern) auch die Meinen zählen, sind die

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freien Bauern (ingenui) mit oft kleinem Besitz, die Freigelassenen und die Unfreien (semi, Mancipia) zu erwähnen. Letztere können als Bestandteil einer Schenkung übertragen werden. Knechte haben kein eigenes Land zu bebauen, Hörige sind an die Scholle gebunden, eine andere Frage ist es, ob sie Leibeigene sind. Eine eigene soziale Gruppe bilden die Halbfreien, Liten (Laeten), die gelegentlich massiert nach Ausweis späterer Urkunden in mittelrheinischen Kleinlandschaften auftreten können. Das entspricht insgesamt einer Schichtung der Bevölkerung in Freie, Minderfreie, Freigelassene (Leti) und Unfreie (Servi). Entsprechend der Lex Salica gab es sowohl sippengebundeneWohngemeinschaftenals auch Siedlungsgruppenvon Freien und Unfreien sowie von Franken zusammen mit Keltoromanen. Die Großen des Reiches waren mit ihren Sippen in unterschiedlichen Landschaften begütert. Das wird insbesondere für die karolingische Reichsaristokratie deutlich, setzt aber schon früher an. So kann man nicht unbedingt auf Grund der Nennung von hochbedeutenden Persönlichkeiten des politischen, militärischen oder kulturellen Bereichs auf deren ständigen Aufenthaltsort etwa im Naheraum schließen. Die Macht der großen Adelsfamilien beruhte auf einem Netz von Staats- und Kirchenämtern, Klientelen und schließlich reichem Grundbesitz. Sie prägten Münzen, kontrollierten Märkte und Brücken. Wesentlicher Motor für den sozialen Aufstieg war der Königsdienst. Der König belohnte mit Ämtern und Land, das ihm noch in beträchtlichem Umfang zur Verfügung stand. Im Gegensatz zur keltoromanischen Bevölkerung pflegten die Franken ihre Friedhöfe auf Anhöhen anzulegen. Die Gräber waren in einer Reihe geordnet (Reihengräberfriedhöfe). Aus diesen Gründen finden sich selten ländliche Friedhöfe, die kontinuierlich aus der spätrömischen Zeit im die Zeit der Landnahme und weiter belegt worden sind (ausgeommen bei den Kastellen). Die Franken übernahmen die römische Sitte des Körpergrabes. Die Toten wurden unverbrannt in einem Erd-, Steinplatten- oder Trockenmauergrab bestattet. Völlig unrömisch ist der fränkische Brauch, Waffen mit in das Grab gelegt zu bekommen. Die Gräber weisen Beigaben auf, die Rückschlüsse auf die soziale Zugehörigkeiterlauben. An sich war der Brauch, den Toten Beigaben mitzugeben, heidnisch. Die Waffenbeigaben waren Reflex des Statussymbols. In den Männergräbern finden sich zweischneidiges Langschwert (Spatha), die Klinge gut 80 cm lang und 6 cm breit, einschneidiges Kurzschwert (Sax), - der Kurzsax wurde in der Mitte des 7. Jahrhunderts zum Breitsax - ,Lanze (bei der Blatt, Schaft und Tülle der eisernen Spitze in ihren Proportionen ständig verändert wurden), Speer, Pfeilspitzen und Messer sowie die Streitaxt (Fanziska) und schließlich die eisernen Schildbuckel der Holzschilde. Ausschließlich Adelsgräber wiesen Panzer und Helme aus Metall auf. Die Lanzen hatten besonderen Symbolwert. Statussymbol des freien Franken war das lange Haar, daher war der Kamm eine häufige Schmuckbeigabe. Mit zunehmendem Einfluß der Kirche gingen die Waffenbeigaben l.angsam zurück. Ein Prunkstück fränkischer Militärausstattung ist der Spangenhelm aus Planig (18 cm hoch, mit 6 Eisenspangen und breitem Stirnreif), mit vergoldetem Bronzeblech überzogen. Daß der Helm, wie schon erwähnt, byzantinischer Herkunft sein könnte, wird durch die engen diplomatischen Beziehungen der Franken zum oströmischen Kaiserreich im 6. Jahrhundert unterstrichen. Byzantinische Waffen und

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schen vorfränkischen Bevölkemng hielten sich über die fränkische Landnahmezeit. Zu der Zone der castra mit mutmaßlicher Bevölkemngs- und Siedlungskontinuität gehörten als ursprüngliche Bestandteile der spätrömischenrheinischen Befestigungslinie die Kastelle Kastellaun (Tricorium), Bingen, Kreuznach und Alzey. Diesen Kastellen war auch ein Umland zugeordnet, auf dem sich villae msticae und Friedhöfe sowie Straßen und Wege befanden. Eine römerzeitliche Kastellkirche ist in Kreuznach archäologisch nachgewiesen, in Bingen ist eine solche durch Grabdenkmäler zu belegen. Fränkischer Zuzug ist im Kastellbereich von Kreuznach durch Frankengräber nachzuweisen. Auf dem Lande wechselte die bäuerliche Bevölkemng, die wohl doch zu einem beträchtlichen Teil nicht auf Dauer geflüchtet war oder ausgerottet wurde, nur ihre Herren. Die Ortsnamen sind wichtige Zeugen der fränkisch-keltoromanischen Symbiose auf dem Land. Neben dem isolierten Nebeneinander finden sich Namenwechsel, aber auch Mischformen und Weiterentwicklungen. Die vorgermanischen ethnischen Substrate haben sich im Nahe-Hunsrück-Raum eben nicht nur in den wenigen stadtähnlichen bzw. städtischen Siedlungen gehalten. Aber Kontinuität läßt sich am überzeugendsten im Kastellbereich nachweisen. In Kreuznach ging das Kastell nach der Landnahme in den Besitz der fränkischen Könige über, die im Lauf der Zeit unter Verwendung der noch vorhandenen römischen Gebäude- und Mauerreste ein Palatium anlegen ließen. Der Friedhof des Kreuznacher Kastells wurde über die Völkerwandemngszeit kontinuierlich belegt. Auch die vielleicht im frühen 5. Jahrhundert erbaute christliche Kirche fand weiter Verwendung. Ein Teil der vorfränkischen Bevölkemng hielt sich wohl neben den fränkischen Neusiedlern in und beim Kastell. Die politisch, militärisch, ethnisch (sprachlich, religiös, zivilisatorisch und kulturell) durcheinandergeschüttelte Landschaft formierte sich neu, wobei auch Handel und Verkehr wieder eine bescheidene Rolle zu spielen begannen. Für die Merowingerzeit sind die Nachweise natürlich äußerst schwierig, die Hinweise spärlich. Der Aufbau eines Handelsverkehrs mußte auf der Basis der Reste der spätrömischen Straßensituation erfolgen, wobei Pflege und Aufsicht über viele Jahre völlig zum Erliegen gekommen sind. Weitere gravierende Schäden blieben nicht aus. Das Nahegebiet war mit Bingen an den Rhein angebunden. Bingen ist wahrscheinlich zu einem fränkischen Rheinzollort geworden. Vielleicht stammt der linksrheinische Treidelpfad sogar noch aus der römischen Zeit. Für das karolingische Weinsheim bei Kreuznach werden Mannschaften deutlich, die Transporte über den FischbacMEllerbach zu Wasser ausführen mußten. Als Wasserweg diente in der fränkischen Zeit zweifelsohne auch die Nahe, aber auch auf den Nebengewässern konnte mit flachen Booten gestakt werden.

Die Verwaltung in der frühen fränkischen Zeit. Der Mittelrhein und das Nahe-Hunsrück-Gebiet gehörten politisch zu dem merowingischen Reichsteil Austrasien mit Champagne, Maas, Mosel und Rhein an. Nach einer Bemerkung des fränkischen Hofchronisten Gregor von Tours haben sich die Franken nach Überschreitung des Rheins ,*er pagos et civitates" niedergelassen.

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Für das Gebiet zwischen Mosel und Nahe ist aus der merowingischen Zeit kein Landschaftsname belegt. Es gab hier keine eigene zentrale Position mit administrativer Mittelpunktfunktion, die diesen nicht nur terminologischen Prozeß in den Quellen transparent gemacht hätte. Nur randliche Einflußnahmen werden deutlich (Worms), oder lassen sich vermuten (Mainz). Von der im Osten angesiedelten Rheinachse ist ein größerer administrativer Einfluß auf die Nahe und ihre Nebengewässer ausgegangen als von Trier, das sich auf die Mosel und die sich unmittelbar anschließende Hunsrück-Höhe sowie die obere Nahe beschränkte und nur da rheinaufwärts von Boppard und Oberwesel nach Süden ausgriff, wo die kirchliche organisatorische Anbindung im Vordergrund stand. Das durch die Franken übernommene Land wurde, soweit es als Fiskalgut des zusammengebrochenen römischen Staates zu betrachten war und nicht andere Eigentümer aufwies, als Königsgut behandelt, das auf der mittleren Ebene in mehr oder weniger geschlossene Bezirke, fisci, eingeteilt wurde. Der Fiskus, Instrument königlicher Herrschaft, diente nicht nur zur Versorgung des Königshofs oder der Königsherberge. Es gab geschlossene Komplexe von Königsgut, etwa um Kreuznach und Kirchberg (Denzen), neben solchen, die bereits mit kirchlichen und privaten Gütern durchsetzt waren, wie Bingen. Das Kastell Bingen war wie das Kreuznacher Kastell als römisches Fiskalgut bei der fränkischen Landnahme mit dem zugehörigen Umland Königsgut geworden. Mittelpunkt der fränkischen Fiskalverwaltung an der mittlerenlunteren Nahe war das Königsgut von Kreuznach. Weiteres Königsgut war naheaufwärts um Windesheim, Böckelheim, Sobemheim und Kirn konzentriert. Im dünnbesiedelten Hunsrück und an der oberen Nahe sind die überlokalen Vernetzungen noch weniger deutlich. Fiskus und kleinere Königsgutsblöcke sowie Gerichts- und Pfarrbezirke begegnen sich in Mischformen, wie bei Rhaunen, Sohren, Simmem und Sien, die Ansätze für die Land- und Hochgerichte und relativ selbständige Teile der Gaugrafschaften, wenn es überhaupt schon für überörtliche administrative Gliederungen ausreichte. Es spricht vieles dafür, daß die Kirche, die in diese Gebiete mit der Dynamik des missionarischen Sendungsbewußtseins aus den Bischofszentren vorstieß, zu einer zeitweilig ausschließlichen Verwalterin auch der politischen Aufgabenstellungen wurde, führt man die von Seibrich erarbeiteten und angelegten Gedanken weiter. Seine Beobachtung, daß der Umfang der Fisci häufig in engem Zusammenhang mit sehr ausgedehnten Urpfarreien stehe, ist typisch für das dünner besiedelte, wenig fruchtbare Waldgebiet, während in Rheinhessen ganz anders die Eigenkirchen des Adels zu Pfarrkirchen wurden. Im Rheintal, daß infolge der günstigen Verkehrslage an den Entwicklungen früher und intensiver teilnehmen konnte, bildeten die königlichen Fisci in der Merowingerzeit eine Kette von Bingen bis Koblenz (Bingen, Bacharach, Oberwesel, Boppard, Koblenz). Im Uferland des Rheins von Worms bis Bingen ist neben gehäuftem Königsgut ältestes Kirchengut als Schenkung aus Fiskalbesitz vorhanden. Es scheint, daß die Fisci am Mittelrhein vielleicht ursprünglich nicht in die Gauund Grafschaftsverfassung einbezogen waren, sondern selbständige Bezirke bildeten. Vielleicht trifft dies auch für derartige Gebilde in der Nahe- und HunsrückRegion zu. Die merowingische Fiskalverwaltung band sich an die stadtähnlichen regionalen Mittel- und Kleinzentren. Die Wirkung der römischen Civitates, die Stadt und Umland erfaßte, war im Naheraum weitgehend verblaßt. Die Mainzer Civitas

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war als politischer Bezirk untergegangen, die Wormser, die sich in den Zeiten der Völkerwanderung ihre Bedeutung als administrativer Ordnungsfaktor entsprechend den günstigen Umständen noch bewahren konnte, blieb für das Nahegebiet randlich, für den Hunsrück nicht mehr wirksam. Wichtige austrasische Residenz war seit Childebert 11. (575-596) Metz, eine wichtige Rolle hatte zuvor auch Köln neben Metz gespielt. Mainz lag im Schatten der merowingischen Aktivität, wenn es auch über eine - allerdings umstrittene Königspfalz Dagoberts (623-638) verfügte und Witwensitz einer merowingischen Prinzessin war. Die wichtige Verbindung führte von Metz nach Worms, - die betreffende Straße ist mit nach Metz weisenden Patrozinien besetzt. Von Wonns wurde das rheinhessische Umland erfaßt. Bereits für die obere Nahe war der direkte Weg zur oberen Mosel schlüssiger als der Wormser Umweg. Der in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstandene Wormsgau, dem das Gebiet von unterer und mittlerer Nahe zugeordnet ist (Erstnennung 754), konnte an die antike Civitas Vangionum anknüpfen. Der Name Nahegau, der in der Karolingerzeit mit dem Wormsgau teilweise überlappt, hat keine Verbindung zur Antike. Mainz, das in der Völkerwanderungszeit Worms überflügelt hatte, verfügte über keinen Gaubereich, der sich auch nur kurzfristig bewährt hätte. Die im 6. Jahrhundert entstandenen Gaue sind raumordnerische Größen, nicht nur bloße Landschaftsnamen. Pagus (Gau) meint natürliche Landschaft und politischen Distrikt. Von der Wortbildung her scheint z.B. Wormsfeld eher das landschaftliche, Wormsgau das politische Moment zu betonen. Aber das Feld gewinnt in der fränkischen Zeit zunehmend an Bedeutung (Märzfeld, dann Maifeld). Bei den Gaugrenzen bildete der Rhein die natürliche lineare Begrenzung. Im Falle des sich nördlich an Worms- bzw. Nahegau anschließenden Trechirgaues, der seinen Namen von dem Vorort Trigorium (für Kastellaun) bezogen hat, ist die Anlehnung an eine römische Vorgängersituation, vielleicht auf einer Civitas aufruhend, nicht unwahrscheinlich. Relativ im Dunkeln bewegen wir uns bei den Institutionen, die zu den politischen Bezirken der Grafschaft und ihrer Untereinheiten führen, da diese erst in den späteren Urkunden mit lokalem Bezug benannt werden und die Grafschaften schon nicht mehr die frühere Stabilität als Sprengel für wechselnde Bevollmächtigte mit direktem königlichen Auftrag aufzeigten. Seit Chlodwig wurde der ,,grafioUals Bevollmächtigter des Königs eingeschaltet, der den König in der Ausübung der Exekutionsgewalt vertrat, den Vorsitz im Gericht übernahm und für die Durchführung der Urteile sorgte. In den Kleinlandschaften wurden durch die Grafen, - die noch keine dauerhafte Bindung an die Grafschaft aufzeigten, die sich etwa auch über mehrere Generationen erstrecken konnte -, centenae (Hundertschaften, Zenten) unter der Leitung von Centenarii eingerichtet, die ihrerseits die Verfolgung von Verbrechern (Räuber, Diebe) zu besorgen hatten. Ansätze für die Wirksamkeit dieser Einrichtungen lassen sich für Bingen, vielleicht für Böckelheim und Kim annehmen. Hundertschaftsbezirke scheinen in den Gebieten des Hunsrücks und des Bereichs von Sien (obere Nahe) aus ihren Spätformen erkennbar. Gebiete mit geschlossenem Königsbesitz sind noch im Hochmittelalter besonders waldreich (Bingen, Ingelheimer Forst im Soonwald, Kirchberg-Denzen). Das Königtum rodete nicht selbst, sondern überließ seine Rodungen privaten Grundher-

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sich dabei vomehmer Zeugen, so des Grafen Hatto bedient. Ratbodo, ein vomehmer Grundbesitzer, vielleicht der von Karl dem Großen als Träger einer Gesandtschaft zum Kalifen Harun Alraschid ausersehene missus imperatoris dieses Namens, weist Verbindungen zu dem bedeutenden Wackemheimer Kreis auf. Eng verwandt sind die Gründersippen von Mettlach und von Hombach im Bliesgau. Letztere verfügt auch an der Nahe über Besitz. Der Gründer von Hombach (740), Graf Wemer, ist Ahnherr des künftigen salischen Kaiserhauses. Im 9. Jahrhundert bekleideten diese Salier die Ämter von Fiskalverwaltern und Grafen. In Heddesheim (Guldental) übten die Pfalzgrafen später in der Nachfolge im salischen Erbe die Vogtei über Hombacher Klosterbesitz aus. Verschiedene Verwandte und andere Nahestehende der Stifter des Klosters finden sich in der Umgebung von Heddesheim: Adalhard in Roxheim und in Langenlonsheim (773,776), Adalger in Norheim (766) und Guntlant, Abt des Klosters Lorsch, in Hüffelsheim (772). Ein Amalhard (803-8 13) erhält die Widmung einer Stiftung durch seinen Bruder Ediram (801) in Langenlonsheim, Hüffelsheim, Gebolshausen und Grolsheim. Eine weitere Spur aus dem Hombacher Kreis führt nach Münster am Stein. Eine Gruppe von Adeligen, die die Politik des rheinischen Großraumes in der karolingischen Zeit mit bestimmt, ist eine auf den dux Chrodebert von Hasbanien und seinen Vater Landibert zurückzuführendeFamilie. Landrats, vielleicht die Schwester Chrodeberts, ist die Mutter des bedeutenden Bischofs Chrodegang von Metz und von dessen Bruder Gundeland, dem ersten Abt des 764 gegründeten Klosters Lorsch. Abt Gundeland von Lorsch (765-778) schenkt in Person für das Seelenheil von Wolfhardus 772 (V 17) an Lorsch in pago Nachgowe in Vffiliubesheim (Hüffelsheim). Man kann annehmen, daß die Familie dort mit weiterem Besitz ansässig war. Mit diesen Hochadeligen verwandt ist der Olierrheingaugraf Chancor, der zusammen mit seiner Mutter Williswinth die Abtei Lorsch gründete. Chrodebert erscheint als Leitname bei den Nachkommen der Williswinth und als Hrotbert-Chrodebert bei einer mittelrheinischen Familie, mit der der Rupertsberg bei Bingen in Verbindung steht. Die Rupertiner sind das führende Geschlecht am Mittelrhein bis in die Zeit des karolingischen Bruderkrieges und des Teilungsvertrages von Verdun (840-843), als sie in den Westen überwechselten. Aus ihnen ging das westfränkisch-französische Königsgeschlecht der Kapetinger hervor. Ein weiteres großes Adelsgeschlecht schließlich wird auf die Mitstifter der Abtei Prüm (721) Bemarius, Chrodelind und Theoderich zurückgeführt, nahe Verwandte der Prümer Gründerin Bertrada. Die Gründungen bedeutender Klöster und Kirchen, die von den adeligen Grundherren bei ihren bevorzugten Besitzungen erfolgten, haben den Naheraum nur in der Form von Schenkungen an diese Klöster und Kirchen berührt. Die Ausweitung des fränkischen Regnum zum christlich-abendländischen Großreich unter Karl dem Großen (768-814) hat mit der Akzentsetzung auf die Außenpolitik die Nahe-Hunsrücklandschaft relativ krisen- und katastrophenfrei gehalten. Der Mittelrhein gehörte nicht zu den Ausgangslandschaftender Karolinger, gewann aber als Aufmarschraum gegen Sachsen, Langobarden und Bayern Bedeutung. Der Vater der Gemahlin Karls des Großen, Hildegard, stammte aus einer alteingesessenen Familie des rheinhessischen Umlandes von Mainz. Die mittelrheinische Basis wurde erweitert durch den Aufstieg des karolingischen Königsklosters Lorsch wie

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sein sollte, wäre die spätere Legitimation der Sponheimer Grafen von daher neu zu beleuchten. Nach den unsicheren Gewährsleuten Schott und Wagner stammen die Sponheimer von dem ersten Bertold ab. Nicht ohne Grund scheint der Exabt Caesarius von Heisterbach als Kommentator des Prümer Urbars (1222) die Residenz des Grafen von Sponheim nach Böckelheim gelegt zu haben, denn er spricht von „der6' Burg des Grafen, nicht von ,,einer6'solchen. In der ottonischen Zeit hat die Bedeutung Böckelheims bekanntermaßen eine weitere Akzentuierung erhalten, indem ein dux, also Herzog Cuno de Beckilnheim für die Zeit des Erzbischofs Willigis (975-101 1) erwähnt wird. Dieser Herzog Konrad von Schwaben (983-997), ein Konradiner, verfügte in Böckelheim über Familienbesitz, der möglicherweise bereits 824 in konradinischer Hand war. Der von Konrad von Schwaben nicht an das Kloster Disibodenberg vergebene Teil des Böckelheimer Gutes mag an die Salier vererbt worden sein. Es gehörte zum Erbe Kaiser Heinrichs 111. und Gottfrieds des Bärtigen von Lothringen, um das man sich gestritten hat. Die Reichschronik Hermanns des Lahmen von Reichenau meldet für Winter 1044145 die Zerstörung Beggelinheims, des ,,castellum Godefridi", durch Heinrich 111. Fabricius nahm an, daß der König, der sich auf einem Feldzug gegen Herzog Gottfried befand, schon damals an eine Schenkung des Böckelheimer Reichsgutskomplexes an den Bischof von Speyer dachte. Die bisherigen Bemerkungen und die noch zu erwähnende Episode des unfreiwilligen Aufenthalts Kaiser Heinrichs V. im Jahre 1105 auf der Burg sprechen dafür, daß Böckelheim gewissermaßen die Kreuznacher Mittelpunktsfunktion, wie diese in den Königsaufenthalten von 8 19 und 839 zum Ausdruck kam, für einige Zeit übernommen hatte. Kar1 der Große hat die Grafen in den Gauen frei ernannt, versetzt und ihres Amtes enthoben. Die Kumulation mehrerer Grafschaften in der Hand eines einzigen Mannes ist noch selten. Allerdings mußten die großen Familien bei der Besetzung der Grafschaften berücksichtigt werden. Die meisten mittelrheinischen Grafen der Karolingerzeit lassen sich einem halben Dutzend von bedeutenden Geschlechtern zuweisen. Während die Stellung des Dukats zurückgegangen war, erhielt in der administrativen Großraumgestaltungdie kirchliche Metropolitanverfassungdurch Kar1 den Großen Gewicht, wobei Mainz unter den rheinischen Metropolen infolge des Rückgriffs auf die spätrömische Provinzeinteilung für die Bistümer Worms, Speyer und Straßburg zum Metropoliten wurde und sich durch die Einbeziehung der Gebiete östlich des Rheins in die karolingische Herrschaft zu einer gewaltigen Kirchenprovinz entwickelte. Die Tatsache, daß 843 Teile der Bistumsgrenzen von Mainz, Worms und Speyer sowie von Trier und Metz zu Reichsgrenzen wurden, trug zu der neuen Verfestigung bei. Maßnahmen, die der Rechtssicherheit galten, wirkten sich auch im Nahe-Hunsrückbereich aus, ohne daß diese in jedem Falle regional und lokal urkundlich zu belegen sind. Das gilt für die Einführung der Schöffen in den Grafschaftsgerichten (vor 780) und der Vögte in den Immunitäten (vor 792). Ähnlich früh ist der Missat, die regelmäßige Kontrolle der Amtsträger durch Königsboten, zu verfolgen (seit 779). Mit der Verfestigung der Ämter wuchs die Mittelschicht der boni homines, die zu den eingesessenen grundbesitzenden Freien im Gau gehörte. Wurden bisher die Beisitzer und Urteiler im Grafengericht von Fall zu Fall vom Grafen aus den rechtskundigen Leuten bestellt, so wurden die Schöffen nun auf Lebenszeit durch den

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Grafen berufen. Es mußten im Recht erfahrene, angesessene Grundbesitzer von bewährter sittlicher Haltung sein. Bei der Schenkung der villa Wirnundesheim (Weinsheim) durch Hererich an Prüm waren neben dem Abt des Klosters und dem Grafen Megeingaut ,,proceri ac scabini pagensis" zugegen. Für die geistlichen Institutionen wurde die Vogtei als Einrichtung geschaffen. Die geistlichen Immunitätsherren mußten nun in jeder Grafschaft, in der sie über Besitz verfügten, einen Vogt auf Lebenszeit bestellen, der diese vor dem Grafengericht zu vertreten hatte. Vertreter des Grafen in den kleineren Einheiten eines Grafensprengels waren die vicarii und die centenarii. Letztere standen dem Gericht in den Zenten vor. Besonders lange scheinen sich die frühmittelalterlichen Einrichtungen auf dem Hunsrück, in den Hochgerichten der Nachfolger der Nahegaugrafen gehalten zu haben. Sie gehen z.T. bis in die Karolingerzeit zurück. Nach F.Back sind in dem sog. Hundgeding des Stiftes Ravengiersburg, das wohl aus dem Praedium Tonnense (Denzen) hervorgegangen ist, die Überreste eines Zentbezirkes zu vermuten, wie sie sich auch in den Hochgerichten Rhaunen, Galgenscheid und Kleinich gehalten haben, wo die Gerichte noch später den Namen ,,Zenting6'führten. Das Hochgericht der Zent Kirchberg wurde auf der Höhe zwischen Kirchberg und Hecken gehalten, auf dem Urtelshübel wurde das Urteil gesprochen und auf dem nahen Gerichtshübel der Spruch vollzogen. Das Hundgedinge von Ravengiersburg wurde durch den Zentgrafen abgehalten, wobei 7 Männer aus der Hundrede ihren Spruch taten. Vom Gebiet der Propstei bildeten die Dörfer der Mosel- und der Soonseite je eine besondere Hundrede. Die Moselseite versammelte sich zum Hundgeding auf der Höhe zu Itzelbach bei Bibern, das Hundgeding auf der Soonseite wurde bei der Nunkirche gehalten. Das besondere oder peinliche Gedinge trat bei Blutgerichtsfällen zusammen. Die Gerichtsrechte erfaßten zahlreiche Ortschaften, so daß es einleuchtet, daß die Ravengiersburger Vogtei recht begehrt war. Auch das Hochgericht Rhaunen dürfte wegen seiner großräumigen mittelalterlichen Einheit in die karolingische Zeit zurückführen (Seibrich). Militärisch bestimmte die Einrichtung der Vasallität die Schlagkraft des fränkischen Heeres, das großenteils aus Vasallen bestand. Der Vasall erhielt beim Eintritt in die Vasallität ein Benefizium verliehen, bei königlichen Großvasallen waren dies 50 - 200 Mansen. Der König wählte die Königsboten aus den Vasallen und den Hofkaplänen zur Kontrolle in den jeweils bestimmten Gebieten aus. Seit 802 wurden diese durch Bischöfe, Äbte und Grafen ersetzt, die die ihnen zugewiesenen Sprengel künftig jährlich zu inspizieren hatten. Nicht ohne politisch-administrative Konsequenzen waren auch die Veränderungen, die die geistlichen Reformen Ludwigs des Frommen (8 14-840) an der grundherrschaftlichen Basis bewirkten. Es ging um die Einbeziehung des EigenkirchenWesens in das allgemeine Kirchensystem zur Hebung dieser Einrichtung. Die Grundherren haben ihre Kirche mit einem Minimum an Ausstattung zu versehen. Im Interesse einer geordneten Zehnterhebung waren die Pfarrsprengel exakt abzugrenzen. So werden die Nennungen für die Pfarrorte des Nahe-Hunsrück-Raumes für das 9. und das 10. Jahrhundert nicht nur als zufällige Ergänzungen der älteren Belege aufzufassen sein, sondern verleihen den betreffenden Pfarrorten noch besondere neue Eigenschaften. Das Pfannetz ist um 1 000 jedenfalls schon relativ dicht geknüpft. Ur- und Großpfarrei-Bezirke verschwinden allmählich, nicht allerdings ohne noch

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administrative Spuren zu hinterlassen. Die Auflistung der Erstnennungen der Ortsnamen macht einen Sinn, wenn man den Schenkungsortenjeweils eine Kirche zeitgleich unterstellt. Aber nicht jede Villa verfügte über eine Kirche, was sich bei der Ausbildung der Pfarrbezirke auswirkte. Königliche Rechte, Privat- und Kirchenbesitz waren oft miteinander verflochten. Irn wesentlichen nach Seibrich ausgewählt, seien benannt: [Nahe] Bingen (753, selbständige christlicheGemeinde im 4./5.Jhdt.), Waldalgesheim (784), Kreuznach (845, Kirche im frühen S.Jhdt.), Langenlonsheim (769), Roxheim (773), Norheim (766). Hüffelsheim (767), Mandel (962), Weinsheim (770), Rüdesheim (774?), Sponheim (1044? 1124), Hergenfeld (963), Windesheim (1002) - Disibodenberg (573/754), Monzingen (779), Waldböckelheim (824), Gehinkirche (977), Sobernheim (1074), Hundsbach (um 1000?), Meckenbach (um 1000), Merxheim (1098) - Meisenheim (891) - [zwischen Idarwald und Nahe] Kirn (8,Jhdt., 841), Rhaunen (8.Jhdt.), Idar (825?), Enzweiler (825?), Simmern unter Dhaun (841), Bergen (925), Wickenroth (961), Niederhosenbach (961), Vollmersbach (962), Schwerbach (963), Sensweiler (975?), Würschweiler (973, Hennweiler (992) - [Hunsrückhochfläche]Biebem (754), Sirnrnern (846?), Sohren (846?), Denzen (995), Mörschbach (1006), Klosterchumbd (1018). Ravengiersburg (1072), Mengerschied (198 I?), Kirchberg (1 127). Die karolingische Grundherrschaft („Herreneigentum am L a n d Max Weber) gliederte sich in selbstbewirtschaftetesLand (Gutsherrschaft)und in abhängige Bauernstellen, die gegen Ertragsanteil und Dienstleistungen verliehen waren. Das Zusammenschmelzen des Krongutes im 9. Jahrhundert kam dem geistlichen und weltlichen Grundbesitz zugute. Die geistlichen Grundherrschaften wuchsen durch Schenkungen stark an. Die Schenker waren Angehörige des Herrenstandes, kleine und große Grundherren, freie Bauern (ingenui), Mundleute und Freigelassene, keine Knechte und keine Liten. Unfreie (servi, Mancipia) waren selbst Bestandteile von Schenkungen. Knechte bzw. Mägde hatten kein eigenes Land zu bebauen, Hörige waren der Scholle verhaftet. Eine andere Frage ist es, ob sie Leibeigene waren. 817 wurden die Reichsklöster auf der Aachener Synode in drei Klassen eingeteilt, die die Kriegszüge des Kaisers a) durch Geld und Soldaten, b) lediglich durch Geld und C)durch Gebet zu unterstützen hatten. Das Kloster Lorsch, das über relativ umfangreiche Eigentumsrechte in unserem Raum verfügte, gehörte zur 1. Klasse, Fulda, ebenfalls mit Besitz vertreten, zur 2. Klasse. Lorsch war Grundherr an 800 Orten. Von den 2 730 Traditionen erfolgten 940 zum eigenen Seelenheil oder dem von Familienangehörigen bzw. ohne Verwandtschaftsangabe, 180 aus eigener Befugnis (manu potestativa), 12 Dei intuitu (von Gott angeleitet) usw., l 600 ohne Angabe des Grundes, 3 durch Prekarie, 21 durch Kauf und 112 durch Tausch. Die Donatio ab eo die war die bedingungslose, sofort wirksame Schenkung, daneben erscheint die Donatio post obitum und ad usum fructuarium: Die Schenkung mit Nutznießerrecht des Schenkers, ohne Belastung von Seiten des Beschenkten und die Prekarie, die Übernahme eines Besitztitels für eine festgelegte Zeit. Die precaria data beinhaltete die Herausgabe von Land zur Leihe aus dem grundherrlichen Eigenbesitz. Bei der precaria oblata überträgt der freie Bauer zunächst sein Land dem Kloster, um dieses umgehend wieder zurückzuerhalten. oder auch ein größeres als das übertragene als Leiheland unter Einbeziehung in den Kreis der Schutzberechtig-

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ten des Klosters in Bewirtschaftung zu nehmen. Bei der precaria remuneratoria erhält der Grundholde ein anderes Gut als das tradierte zurück. Bemessungseinheit war der mansus bzw. die Hufe als Ausstattungsgröße für eine bäuerliche Familie (5-30 ha). Ein Dorf umfaßte im 9. Jahrhundert im Durchschnitt nicht mehr als 30 Mansen, die 150- 200 Personen ernähren konnten. Streubesitz unterschiedlicher Grundherren an einem Ort hatte sich bereits durch Erbteilung, Kauf, Tausch und fromme Schenkung herausgebildet. Die Ortsgemarkungen (marcae) waren nur noch selten geschlossen in einer Hand. Mehrere Herrenhöfe (curtes) konnten sich an einem Ort befinden. Königlicher Streubesitz lag an vielen Orten des Altsiedellandes neben solchem der Kirche und des Adels. Von den älteren Siedlungen aus wurden die Großmarken, größere Wald- und Ödlandgebiete, systematisch erschlossen. Die einzelnen Königshöfe wurden von Meiern (villici) verwaltet. Mehrere villae waren häufig zu einem Fiskus zusammengefaßt. Am Haupthof, dem die Nebenhöfe untergeordnet waren, residierten die Fiskalvenvalter (exactor, iudex). Der Exactor des Fiskus Ingelheim war teilweise für Bingen und Kreuznach mit zuständig. Den Fisci waren im 9. Jahrhundert häufig Forste zugeordnet, so in Bingen. Im Zuge des Landesausbaus wurde aus dem großräumigen Fiskus der Merowingerzeit der gegliederte karolingische Fiskus. Die Überschüsse aus den Fisci wurden im 8. Jahrhundert an Mainz und Worms geliefert, im 9. Jahrhundert trat Frankfurt hinzu. Die Schenkungen an die kirchlichen Einrichtungen, Bischofskirchen und Kiöster, bedeuteten die Einschaltung der Kirche in die Reichsverwaltung, da diese auch die öffentlichen Leistungen übernahmen. Die Streuung großer Güterkomplexe ist ein Charakteristikum für die Besitzstruktur von Reichsabteien, wie St. Maximin, Prüm, Lorsch, Weißenburg und Fulda, die auch an der Nahe Besitz hatten. Für die Verwaltung der Königsgüter, für den Aufenthalt des Königs und damit für die Regierbarkeit des Reiches, kam den Pfalzen zentrale Bedeutung zu. Während Worms als zentrale Landschaftspfalz um 785 seine Bedeutung verlor, begegnet Ingelheim erstmals seit 774 im Herrscheritinerar. Ingelheim lag verkehrsgeographisch weniger günstig als die Pfalzen in Frankfurt, Mainz und Worms. Die kleine Remigiuskirche eignete sich nicht für große Festveranstaltungen, und es fehlten nahegelegene große Waldungen. Innerhalb des Kreuznacher Kastellbereichs befand sich die älteste Kirche von Kreuznach. Die dem hl. Martin geweihte Kirche wurde 742146 von Karlmann zur Ausstattung des neu gegründete Bistums Würzburg verwendet (822, 845 Bestätigungen). An der Stelle des spätrömischen Kastells entstand ein Palatium, daneben ist der fränkische Fiskalhof der villa Crucenacus, wie sie 822 begegnet, ebenfalls im Kastellbereich zu suchen. Kaiser Ludwig der Fromme hielt sich 839 in Cruceniaco palatio auf und urkundete hier. Noch einmal zeigte sich Kreuznach im Zusammenhang mit den karolingischen Herrschern, als 882 Kar1 111. den Zehnten von mehreren Königshöfen, darunter von Kreuznach, an das St. Salvatorstift in Frankfurt schenkte. Nicht nur in den alten Römerstädten wie Mainz und Bingen sowie Worms entwickelten sich seit dem 8. Jahrhundert städtische Siedlungskerne, sondern auch in den alten Römerkastellen sowie bei den fränkischen Königspfalzen. In Kreuznach und Alzey haben vor den Kastellmauern angelegte fränkischen Herrensitze als Residenz des Fiskalverwaltersdie Siedlung im castrum überflügelt. Die Bewohner dieser

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nicht nur agrarischen Siedlungskonzentrationen gehörten verschiedenen RechtskreiSen an. Die Einbettung in die Grafschaft des Nahegaues war bis in das späte 9. Jahrhundert selbstverständlich. Wirtschaftlich gehörten die sich entwickelnden Märkte von Bingen und Kreuznach sowie von Alzey zum Mainzer Wirtschaftsraum. In Mainz waren Wein- und Getreidehandel sowie weitere Handelszweige und die Münzprägung konzentriert. Mainz nahm unter den rheinischen Handelsplätzen noch eine erste Stelle ein. Es hatte einen Nord- und einen Südhandel, letzteren über die Bündner Alpenpässe nach Italien, entwickelt. Die Mainzer wirtschaftliche Stellung war in einen größeren Raum integriert, der das Frankenreich (Francia), Oberitalien, England und Skandinavien umfaßte. Die Normanneneinfalle in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts haben dieses Wirtschaftsgefüge in seinen Grundfesten erschüttert. Die karolingische Reichskrise hatte im Verbund mit den Teilungen des Reiches ihre Auswirkungen auf die großen Adelsfamilien unseres Raumes. Unter den fränkischen weltlichen Großen, die Kaiser Ludwig dem Frommen besonders nahestanden, gehörten die Verwandten der Kaiserin Irmintrud aus dem Geschlecht Chrodegangs von Metz, weiter der SchwiegersohnBego von Toulouse aus einer mittelrheinischen Sippe, die schon seit König Pippin Grafen von Paris gestellt hatte, Widonen, Etichonen und die Matfride. Diese unterhieltenn noch enge Beziehungen zu den Heimatgebieten an Mosel und Rhein und waren hier selbst reichlich begütert. Kaiser Ludwigs Sohn Lothar, der die Absetzung des Vaters plante, hat sich durch die Vormundschaft dieser Großen einen Anhang an Rhein, Maas und Mosel verschafft, wozu insbesondere Erzbischof Otgar von Mainz zählte. In der Schlacht von Fontenoy (841) siegten Ludwig und Karl über Kaiser Lothar. Im Vertrag von Verdun (843) kamen Mainz, Worms und Speyer an das Ostreich, eine wirtschaftlich, strategisch und kirchlich wichtige Königsprovinz mit engen Verflechtungen mit den Gebieten östlich des Rheins. Der hohe Klerus (Otgar von Mainz) und die weltlichen Großen des Gebietes zählten zu den zuverlässigsten Anhängern Lothars, der aber im Mittelreich herrschte. Die Grenze zwischen Ost- und Mittelreich verlief somit in der Randzone des Nahe-Hunsrückgebietes im Hunsrück an der Siesbach-Grenze. Bereits 840 war Graf Gerhard von Paris aus führender Familie der Reichsaristokratie,- unter König Pippin vom Mittelrhein in den Westen gekommen -, zu Lothar übergegangen. 847 trat auch Adalhart, Bruder Gerhards, in die Dienste Kaiser Lothars. Seine in das Ostreich übergreifenden Familienbeziehungen(Verschwägerungmit den Konradinern) waren für Lothar politisch wertvoll. Auf Betreiben Ludwigs des Deutschen, des Herrschers im Ostreich, wurde Adalhard durch König Lothar 11. (855-869) seiner Ämter enthoben und ging zu Karl dem Kahlen im Westreich über. Adalhard stand in enger Beziehung zu dem konradinischen Sippenverband im Ostreich und war 861 in dessen Sturz verwickelt. Bei der Teilung des Lotharreiches 870 kamen die weiteren den Rhein anrainenden Bistümer an Ludwig den Deutschen, von Trier allerdings lediglich Maifeld, Bidgau und unterer Saargau sowie wohl die Trierer Hunsrückgebiete. Man hat sich damals im lothringischen Linksrheinischen vom Ostfrankenreich distanziert, auch wenn Ludwig der Deutsche als Herrscher anerkannt wurde. König Ludwig der Deutsche besaß nach 843 wenig Freunde unter den geistlichen und weltlichen Großen des Mittelrheins. Ein tragisches Indiz für die weiter beste-

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henden Verfeindungen ist die Ermordung des westfränkischen Grafen Adalong im Mai 895 in der Nähe von Beltheim auf dem Hunsrück, wo er auch begraben wurde. Er befand sich auf einer Gesandtschaftsreise zu König Amulf von Kärnten. Graf Adalbert von Metz, Haupt der mächtigen rheinischen Hattonensippe, war 841 gegen den Ostfrankenkönig gefallen. Die Hattonen und die Robertiner, die beiden führenden Adelsgeschlechter, die bislang die Grafen am Mittelrhein gestellt hatten, verließen das Land in Richtung Mittel- und Westreich. Die wichtigsten Anhänger Ludwigs des Deutschen westlich des Rheins wurden der kaiserliche Kaplan Grimald, Abt von Weißenburg, und Samuel, Bischof von Worms und Abt von Fulda, der Nachfolger Bischof Otgars von Mainz. Über Grimalds Verwandte, die Erzbischöfe von Trier waren, wurden für Ludwig den Deutschen Verbindungen zu den Konradinern angelegt, die mit dem Grafen Gerhard vom Lahngau in das Licht der Geschichte traten. Da die Konradiner auch über Verwandte im Mittel- und Westreich verfügten, waren sie als Parteigänger des Ostfrankenherrschers für diesen von unschätzbarer Bedeutung. Zu guten Beziehungen zwischen dem Mittel- und dem Ostreich konnten die Herren der „salischen" Hausabtei Hombach beitragen. Hombach gehörte politisch zum Lotharreich und kirchlich zur Diözese Metz. Die Familie verfügte über reichen Besitz am Mittelrhein, darunter auch an der Nahe. Graf Werinhar aus dem Gefolge König Lothars 11. geriet 870 nach dem Tod des Königs in Streit mit der Abtei Prüm wegen der Güter seines Mutterbruders Hererich im Nahegau. Nachfolger der Hattonen und der Robertiner im Worms- und im Nahegau sind die Walahonen, die ihrerseits wieder den Widonen zugerechnet werden. Megingaud, Sohn eines Walaho und Bruder eines Hruotbert (Robert), ist für 868 und 870 als Graf im Nahegau bezeugt. Verwandtschaft zu den Robertinem ist damit angedeutet. Als Erben der Robertiner sind die Walahonen arn Mittelrhein Vertrauensleute der ostfränkischen Karolinger. Megingaud dürfte ein Vetter König Odos von Paris, seinerseits Sohn des Normannensiegers Roberts des Tapferen, und Megingauds Mutter eine Robertinerin gewesen sein. König Odo besaß in Meisenheim im Nahegau ein Erbe, das er 891 an das Kloster Gorze bei Metz schenkte. Von Erzbischof Hinkmar von Reims war Megingauz (Megingaud) der Schutz des Reimser Besitzes im Remigiusland bei Kusel übertragen worden. Megeingaud war unter den lothringischen Aristokraten einer der ersten Anhänger des neuen Ostherrschers Amulf von Kärnten und wurde dessen zuverlässiger Helfer im Westen. Der Laienabt von St. Maximin, zugleich Graf im Nahegau und im Maifeld, Verwandter des Westfrankenkönigs Odo und Haupt eines mächtigen Adelshauses, wurde von dem St. Maximiner Mönch Sigehard sogar als dux bezeichnet. König Amulf hat die Regierung des Lotharreiches weitgehend auf ihn und seine Verwandten und Freunde abgestellt. Nach dem Tod des Grafen Adalhard 11.889190 gab König Amulf die Abtei Echtemach an Megingauds Bruder, den Grafen Hruotbert. Die Walahonen als Erben der Adalharde gehören in den ersten lothringischen Regierungsjahren Arnulfs zu der Spitzengruppe der Laienaristokratie des früheren Lotharingerreiches. Die auf den mächtigen Megingaud gegründete Ordnung in den lotharingischen Landen geriet ins Wanken, als Megingaud 892 bei Sierck an der Mosel einem Mordanschlag des Grafen Alberich zum Opfer fiel. Wilde Adelsfehden in den trierischen und mittelrheinischen Gebieten wurden ausgelöst. König Ar-

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nulf erschien 893 persönlich, um die Verhältnisse zu regeln. Die MaienfeldgrafSchaft wurde Megingauds gleichnamigemSohn und dem Walahonen Burkhard überlassen, der Megingauds Witwe geheiratet hatte. Einen Teil der Ausstattung des Erschlagenen behielt König Arnulf seinem eigenen Sohn Zwentibold im Blick auf ein eigenes Unterkönigtum vor. Die Megingaudgruppe, zu der mindestens 7 Grafen zählten, optierte auf der Seite des westfränkischen Königs Odo und widersetzte sich vermutlich auch der Erhebung Zwentibolds zum lothringischen König. Erzbischof Radbod von Trier, lothringischer Erzkanzler, und König Zwentibold gerieten in Streit. Der grollende Trierer ließ sich auch durch die Übertragung eines großen Bannforstes auf dem Hunsrück (897) nicht besänftigen. Der Erzbischof war vielleicht auch in eine Bluttat verwickelt, die auf die Ermordung Megingauds antwortete. Graf Stephan vom Bidgau rächte seinen Verwandten, indem er seinerseits 896 den Mörder Megingauds, Graf Alberich, erschlug. Auf der Wormser Reichsversammlung 897 versöhnte Kaiser Arnulf den Sohn Zwentibold mit den Freunden des ermordeten Grafen Alberich. In der Reichspolitik stützte sich der Kaiser auf Erzbischof Hatto von Mainz, die Konradiner und die Walahonen für die Gebiete westlich des mittleren Rheinabschnitts. An der Wormser Reichsversammlung nahm auch Graf Walaho (Nahe-, Wormsund Speyergau) teil. Schlußpunkt der mit der Ermordung Megingauds einsetzenden Adelsfehde war die Ermordung des Walahonen Stephan. Lothringen wurde durch den mächtigen dux Reginar, der 9 11 an die Spitze der lothringischen Aristokratie trat, den Westfranken wieder zugeführt. König Konrad I. (9 11-9 18) mußte den Kampf um Lothringen wenig später (9 13) aufgeben. Seine Königsgewalt beschränkte sich effektiv auf die Gebiete an Mittelrhein und Main. Die linksrheinischen Gebiete des Nahe-, Worms- und Speyergaus wurden Domäne der Salier. Kar1 der Einfältige übernahm ohne Widerstand die Herrschaft im Lotharreich, in dem er bereits über einen starken Anhang verfügte. Der Umschwung, die Angliederung Lothringens hinsichtlich der fränkischen Gebiete an das Ostreich, wurde 926 abgeschlossen, zwei Jahre später wurde Lothringen wieder in ein Herzogtum umgewandelt. Die ausführlicher abgeschilderten Vorgänge bewegen sich großenteils oberhalb der regionalen Schwelle und vermitteln enttäuschend wenig Details für unseren speziellen Untersuchungsraum. Aber in diese und andere mitgeteilten Grundzüge ist das regionale Geschehen nun einmal eingelagert. Es sind die von den Urkunden und den erzählenden Quellen her zu beziehenden Fakten, die der kleinregionalen Entwicklung am nächsten kommen. Alles andere muß der Konstruktion, der Imagination und der historischen Erzählung überlassen bleiben. Die karolingische Reichsgeschichte steckt den Rahmen ab, in dem sich die führenden Gestalten des Nahe-Hunsrückraumes noch in einer gewissen Anonymität bewegen, die Aufzeichnungen greifen noch nicht präzise vor Ort. Aber die aufgezeigten Mitteilungen rechtshistorischen Charakters und die nachfolgenden Mitteilungen sozialgeschichtlichen Bezugs zeigen, daß die Zeit weit mehr als historisches regionalgeschichtliches Niemandsland zu sehen ist. Zudem leistet die Retrospektive aus den folgenden deutlich erhellten Zeitabschnitten eine Menge an indirekter Aufklärungsarbeit.

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DER BESITZ DER GROSSEN KLÖSTER: PRÜM, FULDA, LORSCH, ST. MAXIMIN, WEISSENBURG IM ELSASS UND ST. ALBAN IN MAINZ. KÖLNER FERNBESITZ Prüm In höchste Kreise des Adels weist die 721 erfolgte Gründung der Abtei Prüm, der Grablege Kaiser Lothars I. Bertrada, eine Verwandte der Amulfinger, auch als ,,merowingische Prinzessin" angesprochen, ist die Stifterin. Ihr Sohn, Graf Charibert von Laon, war der Vater der jüngeren Betrada, der Gemahlin König Pippins. Graf Charibert bewegte sich außerdem in der Verwandtschaft zu Kar1 Martell. 762 wurde die Abtei durch Pippin und Bertrada mit einer Zelle des hl. Medardus in Altrip bei Speyer und Zubehör ausgestattet. Der umfangreiche Besitz erstreckte sich unter anderem auch in den Nahegau. Im Rahmen des späteren planmäßigen Strukturierens des Besitzes zwischen Nahe und Rhein hat Prüm 823 Altriper Mansen in Flonheim im Wormsgau gegen Güter in Grolsheim, Weiler, Laubersheim und Ockenheim eingegeben. 835 tauschten die Mönche ihren Besitz in der ,,villa Cruciniacum", dem alten Kreuznach, zwei kleine Fronhöfe mit je etwa 45 Morgen Ackerland und einem Weinberg sowie Gütem in Ingelheim gegen einen Hof mit 74 Morgen Ackerland und Weinbergen, die 5 Fuder Wein brachten, in Ockenheim ein. Der Tauschpartner war der Palastkeller Agano in Ingelheim, ein hoher kaiserlicher Pfalzbeamter. Weiter tauschte das Kloster 835 Besitzungen in Westfranken gegen solche der Brüder Hebrard und Hebrar ein: einen Herrenhof (curia), sechs Bifänge, d.h. Rodungsgrundstücke, gemeinschaftlichen Wald und weiteres in Roxheim bei Kreuznach, wozu ein Hof mit 18 Morgen Ackerland, Wiesen, die 3 Fuder Heu brachten, 8 Morgen Bifangwald und ein weiteres gemeinschaftliches Waldstück in Hüffelsheim gehörten sowie Grundbesitz in Badenheim, darunter 120 Morgen Land, das an serviles, Hintersassen, verliehen war. Im Prümer Urbar von 893 in der Abschrift des Exabtes Cesarius von Prüm (1222), eines der bekanntesten frühmittelalterlichen Güterverzeichnisse Westeuropas, fehlen diese Prümer Neuerwerbungen bereits, so daß sie möglicherweise bereits zwischenzeitlich wieder den Besitzer gewechselt haben. Ende des 9. Jahrhunderts lassen sich im Prümer Urbar noch drei Güterkomplexe in diesem aus der Sicht des Klosters südöstlichen Grenzraum seines Ausdehnungsbereichsunterscheiden: Altrip, Albisheim und untere Nahe. Eigene Abschnitte (Kapitel) erhielten im Urbar Glan, Odenbach, Eßweiler Tal, Bösodenbacher Hof, Weinsheim, Dienheim, Weiler bei Bingen (Vuilare), Albisheim, Ockenheim und Bingen (entsprechend den Richtigstellungen von Staab). Der Güterkomplex um St. Goar reichte mit Pfalzfeld, Biebernheim, Beltheim und Bubach weit in den Hunsrück hinein. Staab nimmt an, daß entsprechend der Zusammenstellung früher Güterausstattungen im Binger Raum die Entstehung des Prümer Besitzes in Bingen in die Zeit nach der Gründung der Abtei fallt und vermutlich auf Stifter aus dem Karolingerhaus zurückgeht. Eine wichtige Stellung in der Aufhellung der grundbesitzlichen Situation des Nahegebietes nimmt die Weinsheimer Schenkungssituation ein. In Weinsheim war der König mit erheblichem Besitz vertreten. 853 schenkte Kaiser Lothar I. aus dem Lehen des Grafen Adalhard dem Vasall des Königs Ludwig des Deutschen, He-

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rerich, 4 Manzipien. Die in der späteren Schenkung sich abzeichnende große villa des Hererich Uuimundasheim (Weinsheim) zeigt die Ausmaße eines fränkischen Königshofes auf. Eine königliche Schenkung an die Eltern des vornehmen Hererich, Alberich und dessen Frau Huna, könnte die Basis dieses Besitzes gebildet haben. Hererich schenkte am 21.8. 868 seinen gesamten Besitz mit Zustimmung seines Bruders Hunfried, Bischofs von Therouanne. Die Schenkung erfolgte unter dem Vorbehalt lebenslänglicher Nutznießung seitens des Schenkers (Prekarie) anläßlich einer Wallfahrt Hererichs. Genannt wird in der Urkunde auch ein Wald im Besitz Hererichs in ,,silva sana", d.h. der Weinsheimer Grundbesitz im Tal des Ellerbachs dürfte noch an den bewaldeten Gebirgszug des „Vosagus", Königsforst der karolingischen Teilungen, angegrenzt haben, dessen Teilabschnitt Soonwald auch ansonsten noch ausgedehnter verstanden wurde, wie es die Erwähnung dieses Waldes in einer Urkunde von St. Goar erkennen läßt. Im April 870 hat König Ludwig der Deutsche die Schenkung Hererichs an Prüm bestätigt, wobei sich noch ein kleiner Hof zu Bingen und Güter in Gensingen als Zugehör zu der villa erweisen. Der Grund für die königliche Bestätigung war, daß ein Neffe Hererichs, Graf Wernharius, die Weinsheimer Güter behalten wollte. Dieser Graf, Neffe und Erbe Hererichs und der Albriche, ist nach Werle vermutlich ein Salier, nämlich der Großvater Konrads des Roten. Werners Vater hatte die Schwester Hererichs geheiratet. Der Sohn könnte allerdings auch ein Konradiner gewesen sein, die die Rupertiner kurz vor der Mitte des 9. Jahrhunderts am Mittelrhein ablösten. Bischof Hunfrid von Therouanne stand später in Diensten Karls des Kahlen im Westreich. Im Prümer Urbar von 89311222 liest man zu ,,Winesheym" (Weinsheim) Kap.32 (in der deutschen Übersetzung): ,,In Weinsheim gibt es Herrenland zur Aussaat von 130 Müdden [ l Malter = 314 bzw. 213 Müdde]; zwischen diesem Ort und Bingen haben wir Weinberge für4 Fuder Wein. Dort gibt es 16Mansen. Jeder zinst 1 Schwein im Wert von 6 Denaren, 1 Huhn, 10 Eier; er dient dreimal die „14-Tage", arbeitet täglich auf dem Herrenhof, macht 1 Zaun-Abschnitt auf dem Herrenhof [Anfertigen von Zaunabschnitten um Gebäude, Felder und Wiesen, wobei die Zaunpfahle und Gerten selbst gehauen werden mußten. Entkam Vieh, so haftete der betreffende Bauer], leistet 2 Korvaden [zusätzlich ,,erbetene6' Arbeiten auf dem Herrenhof, schließlich Pflichtarbeiten]. Wenn Eicheln fehlen [wenn die Eichelernte gering war], nimmt jeder Mansus am Martinstag 3 Schweine (des Herrenhofs zu sich) und füttert sie mit eigenem Futter bis zum Mai; - er zäunt die Felder, leistet Schiffsdienst [von Bingen rheinabwärts nach St.Goar, oder auf dem Ellerbach zur Nahe und weiter nach Bingen?], wenn der Senior [Abt] kommt, trägt er genügend Brennholz, ebenfalls Wachs [Kerzenbeleuchtung], er bereitet Brot und Bier; - zu zweit fahren sie eine Fuhre heim. Zum Reinigen der Ernte sowie zur Korn- und Heuernte sendet jeder 2 Knechte, sie fahren Heu und Getreide, zur Weinernte (stellen sie) 1 Knecht.Jeder drischt 2 Müdden Getreide. Seine Frau zieht 10 Denare [Kopfzins] oder macht ein Hemd oder Leinentuch; er macht Wach- und Botendienst, eine Woche hütet jeder die Schweine im Walde" [Schweine des Herrenhofes]. Auffallend ist die wichtige Stellung, die die Schweinemast eingenommen hat. Der Name Soonwald leitet sich eben auch von sane = Schwein ab. Das Schwein ist der wichtigste Fleischlieferant. Die Schweine wurden im Spätherbst durch die Bau-

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ern im Reihendienst eine Woche oder 14 Tage lang in den Wäldern gehütet. Im DezemberIJanuar wurden dann die Schweine geschlachtet. Mitunter mußten die Bauern von November bis März Schweine des Herrn durch den Winter bringen. Jährlich erfolgte eine Schweinetrift vom Wormsgau nach Prüm, über eine Strecke von mehr als 200 km.! Bei der Weinsheimer Beurkundung von 868 waren anwesend: Abt Ansbald von Prüm (860-886), Graf Megingaud (comite pagensi) sowie Vornehme und Schöffen des Gaugerichtes. Unter den Zeugen erscheint ein Emicho (emico). Das hochadelige Geschlecht der Alberiche, aus dem der Schenkervon Weinsheim, Hererich, stammte, war wohl im Besitz des Grafenamtes (Albrichi comitis) auch in der villa Becchilenheim (Waldböckelheim) amtlich ansässig, wo ein Alberich am 15.2. 824 urkundet. Es ist müßig, über die Identität der naheländisch faßbaren Alberiche zu spekulieren. Aber der Umkreis dieses Leitnamens sollte doch angedeutet werden. Der Name Alberich begegnet in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts in der Schenkergruppe des Etichonenklosters Honau im Elsaß. Um 780 ist ein Alberich Graf im nordthüringischen Hessengau. Auf der Reichsversammlung von Nimwegen 838 sind gleich zwei Grafen mit Namen Alberich anwesend, vielleicht Vater und Sohn. Um 910115 findet sich der Name etwa gleichzeitig in Macon und in der Markgrafschaft Spoleto. Alberich I. aus dem Hause der Vizegrafen von Narbonne heiratete in Macon die Tochter des Vizegrafen Raculf und begründete das neue Grafenhaus. Einer der Vorfahren der recht bedeutenden Raculfe, Rocolfe, könnte namengebend für das in unmittelbarer Nähe von Weinsheim gelegene Roxheim [785 Hrocchesheim] gewesen sein. Markgraf Alberich von Spoleto, vom Namen her eben fränkischer oder auch langobardischer Herkunft, der das Erbe der Widonen als Markgraf von Spoleto übernommen hatte, unterstützte den 915 zum Kaiser gekrönten Berengar. Der Sohn des Alberich, „Fürsten und Senators der Römer", Octavian, hat als Johannes XII. 955 den Stuhl Petri bestiegen. In die lothringische Nachbarschaft des Nahegebietes führt 892 ein Alberich, der als Parteigänger Hugos, des Sohnes Kaiser Lothars II., den Grafen Megingaud vom Worms-, Nahe- und Maienfeldgau bei Sierck an der Mosel ermordete. Vielleicht ist der für Weinsheim genannte Alberich, der nicht allzu lange vor August 868 gestorben sein dürfte, einer der beiden namengleichen Grafen von Nimwegen 838. Nichts spricht eigentlich auch dagegen, daß Hererich ein Nachkomme jenes Albrich gewesen ist, der unter Kar1 dem Großen als servus die Freiheit erlangte und dem Karls Sohn Ludwig der Fromme 827 die Vererbung seiner Güter gestattete (Seibrich). In der Überlieferung der Abtei Lorsch schenken ein oder mehrere Albriche in den Jahren von 768-801, darunter 775 in pago Nachgowe in Kircheim, in Herstater marca. Bereits 770 (I 14) schenkte ein Haribaldus in pago Nachgowe in Wigmundisheimer marca an Lorsch. Auch bei dieser vorgestellten Beispielsammlung der Alberiche zeigt sich, daß Namensidendität schon lange nicht mehr auch auf Personenidentität bzw. Verwandtschaft schließen lassen muß. Die Weinsheimer Alberiche können demnach ebenso zur führenden Reichsaristokratie wie zu bescheideneren sozialen Aufsteigerfamilien gehört haben. Der Prümer Besitz in Weinsheim, dessen Herrenhof an die Prümer Filiale, das Stift St. Goar, verliehen war, existierte 1222 noch. Die Grafen von Sponheim waren im 13. Jahrhundert Vögte des Klosters Prüm über das Weinsheimer Gut. So haben

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Fabricius und andere versucht, eine Verbindung von der Familie des Hererich zu dem Sponheimer Grafengeschlecht herzustellen, dessen Ursprünge noch immer ein gewisses Rätsel darstellen, da die Sponheimer auch nicht an die Gaugrafen im Nahegebiet anknüpfen. Über den Besitz des Klosters in Ockenheim und in Bingen berichten Kap. 117118 des Prümer Urbars von 89311222: ,,Es gibt in Ockenheim 16 Knechts-Mansen. Von diesen besitzt Hunfridus einen, Ratarius einen, Facuit vier, davon 3 Joch Herrenland. Jeder zinst 1 Fuhre Holz und stellt einen Wagen zur Weinernte, 1 Huhn, 10 Eier, er gibt 1 Frischling zum Feste des hl. Johannes im Wert von 10 Denaren, er arbeitet 2 Tage in den Weinbergen: 1 Tag zum Rebenschnitt, 1 Tag zum Umgraben, er leistet jährlich zweimal die „14-Tage", er zäunt 3 Abschnitte um den Herrenhof. Zur Getreide- und Heuernte entsendet er 2 Knechte; zur Weinernte 1 Knecht, er drischt 5 Müdden Korn und fahrt sie nach Bingen [den nächsten Rheinhafen]. Alle zusammen schicken einen Ochsen auf den Herrenhof. 5 von ihnen zinsen jeder einen Frischling im Wert von 10 Denaren, den übrigen Dienst machen sie wie die oben Genannten. 4 von den oben Genannten zinsen jeder einen Frischling im Wert von 12 Denaren, das übrige machen sie wie die oben Genannten. Es gibt dort Weinberge für 12 Fuder Wein". ,,Es gibt in Bingen 6 kleine Höfe, wo 6 Hintersassen sitzen. Jeder zinst 1 Huhn, 10 Eier. Es gibt dort 3 Pichter-Weinberge [herrschaftlicheWeinberge, die den Bauern zur Bearbeitung anvertraut sind], von diesen hat Adelramnus einen zu Lehen. Es gibt dort auch kleine Weinbergs-Parzellen [perioles], welche jene oben genannten Leute von uns zu Lehen haben, und sie gegen die Hälfte des Ertrags bearbeiten. Es können dort Weinberge bis zu 12 Fuder sein. Sie machen Transportdienste [Schardienst] nach Cochem, nach Altrip und nach Frankfurt. Jeder zweite zinst 1 K m e Holz zur Weinernte und 5 Fackeln [zur Beleuchtung der Kelter]. Es gibt dort außerdem 1 Mansus, den ein auswärtiger Mann innehat, der zwölf Denare zinst." Der umfangreiche Besitz, den das Urbar 893 in Ockenheim und Bingen benennt, erscheint später in den Quellen nicht mehr. Die Angaben zeigen, daß eines der Hauptprobleme der grundherrlichen Verwaltung der Abtei Prüm in der Organisation des Transports über die langen Wege zu Wasser und zu Land nach Prüm bestand. Neben den wirtschaftlichen Hauptzentren St. Goar und Altrip arbeitete ein weiteres lokales Zentrum in Odenbach am Glan. Der Besitz an der Nahe war in die Vernetzung der jeweiligen wichtigeren Einzugs-Einrichtungen integriert. Bis 1222 hat Prüm seinen Besitzstand nur unter der Bedingung wahren können, daß die Dynasten des Raumes seine Lehnsträger wurden und die Güter und Rechte de facto nutzten. Abt Caesarius nennt unter anderem die Grafen von Sponheim, die Wildgrafen, die Grafen von Leiningen und von Katzenelnbogen, weiter die Ministerialen von Bolanden-Hohenfels und die Ritter von Daun-Oberstein.

Fulda Den Boden, auf dem das Kloster Fulda emchtet wurde, ,,in eremo", hatte sich Bonifatius von Karlmann schenken lassen. Die eigentliche Klostergründung erfolgte 744 durch Sturmi, einen baierischen Adelssproß, den Bonifatius aus Rom mitgebracht

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hatte. Nach der Regel des hl. Benedikt begründet, war die Rechtsstellung des Klosters von Bonifatius nicht ausdrücklich festgelegt worden. Obwohl von Papst Zacharias ein kirchliches Exemtionsprivileg erwirkt wurde, erhob der Nachfolger des Bonifatius im Bistum Mainz den Anspruch einer eigenkirchlichen Herrschaft über das Kloster. 774 wurde Fulda von Kar1 dem Großen die Immunität verliehen. Nach dem Tode des Bonjfatius (754) erfolgte im Triumphzug die Heimholung der Leiche des Märtyrers über den Rhein, von Mainz aus durch Wetterau und Vogelsberg. Im Anschluß an dieses spektakuläre Ereignis setzte ein gewaltiger Strom von Schenkungen ein. Fulda wurde zu einer der eindnicksvollsten mittelalterlichen Großgrundherrschaften, im 12. Jahrhundert über 15 000 Hufen umfassend. Die weite räumliche Ausdehnung: vom Bodensee und den Alpen bis zur Nordseeküste, von der französischen Sprachgrenze bis zum Slawenland, erfaßte auch Gebiete des mittelrheinischen Raumes, insbesondere um Mainz. Bonifatius hatte sich Fulda als Mittelpunkt der von ihm geschaffenen deutschen Kirche gedacht. Wenigstens in kultureller Hinsicht kommt dem Kloster, insbesondere unter Abt Hraban, der wohl aus Mainz stammte, ein erster Rang im geistigen Leben des fränkischen Raumes zu. Die älteste Sammlung der Fuldaer Privaturkunden, von Hrabanus Maurus 8301 40 durchgeführt, ist nur durch einen Auszug des Kopisten Eberhard (1 150160) erhalten. Die hraban'sche Sammlung erfaßt unter anderem den Worms-, Rhein- und Nahegau als Schenkungsregionen, die gesondert behandelt, also stark vertreten waren. Der Codex Eberhardi, die umfassendste Überlieferung der älteren Fuldaer Urkunden, war möglicherweise von Einfluß auf den 30 Jahre jüngeren Codex Lauresharnensis, das Inventar der Lorscher Schenkungen. Als ein herausgehobener Platz fuldischer Besitzkonzentration im Nahegebiet erscheint Bingen. In dem Streit zwischen dem Mainzer Bonifatius-Nachfolger Erzbischof Lu11 und dem Abt Sturmius um die Stellung des Klosters Fulda als Mainzer Eigenkloster oder päpstlicher Irnmunitätsbezirk wurde der Binger Besitz von Fulda einbezogen, wobei Graf Laidrat 760 für die Eigenständigkeit des fuldischen Besitzes in Bingen entschieden haben soll. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts setzte der Auflösungsprozeß des Urpfarrbezirks Bingen ein, indem 754 die Eigenkirche in Dromersheim an Fulda übertragen wurde. Graf Laidratus, seine Schwester Irminsuuinda (7 spätestens 774), deren Vater Nanthar und Irminsuuindas Mann Adalberctus sind im Wormsgau und insbesondere in und um Mainz begütert. Mitglieder des Familienverbandes besaßen in Mainz einen befestigten Herrenhof und traten als Eigenkirchenherren auf. Graf Laidrat, dem wir als Zeugen in Fuldaer Schenkungen in Unterfranken und Hessen begegnen, ist mit einer Reihe von weiteren im Binger Schenkungsbereich genannten Mitzeugen bei der Einweisung des Abtes Sturmi von Fulda in den Fiskus Hammelburg in Unterfranken (777) zugegen. Auch von Ota, deo sacrata, Tochter Theutacars, die in Bingen (754-68) und weiter im Rhein-, Worms- und Lobdengau sowie am Niederrhein geschenkt haben könnte, sind mit ihrem Sohn Hruadharius (Ratharius), dessen Frau Uulibirg (-burg) und den Söhnen Giso und Gundharius (sowie Hatto?) weitere Familienangehörige durch Fuldaer Schenkungen bekannt. Der Binger Traditor Gunberctus (Gundpraht) ist auch in Wackemheim und in Mainz begütert. Der Binger Kreis der Fuldaer Schenker weist Überschneidungen mit Lorscher Traditoren auf. Von der Mutter des Gunberctus, Gundrada (795 V 10) lassen sich möglicherweise der Ehemann Deneardus

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sowie ein weiterer Sohn Folpraht, verheiratet mit Willirath, ermitteln, aber auch andere Lorscher Traditoren kommen in Betracht. Öfters in Verbindung mit dem sog. Wackernheimer Kreis, auch mit Mainz, wird Uualramnus genannt, der 788 (V 25) die Güter seiner Frau Waltrat in Bingen-Dromersheim an Fulda schenkt. Aber auch andere in Bingen vorhandene Namen tauchen mit Udo, Reginsuuind, deren Tochter Hiltwa, deo sacrata, sowie Nordber(c)t in diesem Zusammenhang auf. Waluram, der Vater des Hrabanus Maurus, Abtes von Fulda und späteren Bischofs von Mainz, war hoher Beamter im Wormsgau. Der Bruder von Hrabanus Maurus, Gunthram, wurde Graf im Oberrheingau, ein Neffe war Kaplan am Kaiserhof. Gunthram (Gundram) gab zusammen mit seiner Frau Otthrud 84 1 weitläufige Güter in der Pfalz, am Mittelrhein sowie in Rhaunen und in Simmern unter Dhaun an Fulda. In der Zeit des Abtes Thioto (856-869) von Fulda schenkte er weiter Güter in Münsterappel, Flonheim, Langenlonsheim, Simmem unter Dhaun und in Mainz. Mit diesen fuldischen Positionen im Hunsrück zeigt sich auch Besitz des Klosters westlich der Nahe. Im Umkreis von Uualramnus, Uualtrat, Ota, deo sacrata, und der Binger Traditorin Reginswind tritt Gunthram häufig als Zeuge auf, der sich selbst als Schenker im Wormsfeld und im Nahegau begütert ausweist. In der Familie Gerolds, Grafen im Nagold- und Kraichgau, Vaters der Gemahlin Karls des Großen Hildegard (77 1/72-83), könnte die namengleiche Waltrat, Witwe des Adrianus weisen, die 821 (X 10) bzw. 824 (I1 15) Besitz im Kastell Bingen von Dromersheim bzw. von Waldböckelheim aus schenkt, dort zusammen mit dem nahen Verwandten Vodo, und kurz vorher zusammen mit Voto (Uodo) in Worms und im Lahngau an Fulda tradiert (823 IX 4). Udo bekleidet das Amt eines Grafen wie schon sein verwandter namengleicher Vorgänger (754 V11 22, V11 23). In Udo, dem Grafen im Niederlahngau oder im Wormsgau, sieht man einen möglichen Vorfahren der Konradiner oder Salier. Die Schenkung erfolgte in der villa Becchilenheim (Waldböckelheim) an der Nahe. Die Reihe der Zeugen eröffnete nach den Traditoren selbst der dort ansässige Graf Alberich. Die hohen Strafmaße der Pönformel weisen auf das Grafengericht hin. Vielleicht sind es nahe Verwandte, die mit den Namen Ermperaht und Cunihilt im Grabfeldgau genannt werden. Auch die sich in auffallender Schenkungsnäheaufhaltenden Alberiche verfügen über Besitz im Naheund im Grabfeldgau. Waltrat und Uoto übertrugen (824 I1 15) ihr Eigentum in pago uuormacinse in castello Pingua neuerlich in Anwesenheit des Grafen Albrich. Der sog. Wackernheimer Kreis, zu dem vielfache Fuldaer Bezüge aus Bingen hinweisen, stand seinerseits wieder in Verbindung zu den bairischen Unruochingern, die Kaiser Berengar I. in Italien stellten. In Bingen-Dromersheim (9 Schenkungen an Fulda) wiesen Rohing und Herimat neben dem Binger Kleriker Haripad sowie Rifrid in Sprendlingen und Ratbodo in Roxheim Verbindungen mit dem der karolingischen Reichsaristokratie zugehörigen Wackernheimer Kreis auf. Recht beträchtlich waren die Schenkungen des Grafen Landrat (763,765) an den Erzbischof Lu11 von Mainz bzw. an die Abtei Fulda, die einen Hof und 25 Joch Ackerland umfaßten. Der in Bingen-Gaulsheim schenkende Nortbertus, der sich in der Mainzer Erbengemeinschaft von St. Lambert aufhielt steht ebenfalls auch mit der Wackernheimer Besitzergruppe in Verbindung, ebenso die 8 13 (I 27) in der Dromersheimer Gemarkung an Fulda schenkende Adalsuuint.

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Im Reflex der Klosterzuwendungen zeigte sich das Engagement der ,,eingesessenen" Adelsfamilien, soweit diese Kennzeichnung für den karolingischen Adel, der seine Güter in unterschiedlichen Landschaften besaß, überhaupt brauchbar ist. Der Abt und Bischof Hrabanus Maums gehörte später zu den wenigen Großen am Mittelrhein, die König Ludwig den Deutschen nach der Reichsteilung von 843 stützten. Neben der karolingischen Reichsaristokratiesind die Angehörigen späterer edelfreier und freier Familien unter den genannten Schenkern zu vermuten. Die ledigliche Namengleichheit von allerdings ganz unterschiedlichen Personen in verschiedenen Landschaften ist jedoch erheblich häufiger als dies insbesondere die ältere Forschung anzunehmen gewillt war und ist. Auch die weiteren Nahe-Positionen Fuldas weisen die für Bingen zu beobachtenden Tendenzen auf. In Langenlonsheim treten Adelige aus der Familie der Unmochinger 769-832 im Kontext der Donationen auf. Der mehrfach erwähnte Schenker Ederam (Ediram) steht über seine Frau Waltrath mit Hrabanus Maums und dem Bistum Mainz in Verbindung. Ederam schenkt in Langenlonsheim, Hüffelsheim, Grolsheim, Geboldeshausen b. Hergenfeld und Laurenziberg. Er ist der Großonkel des jüngeren Ediram aus dem Wackernheimer Verband. Die Familie der Unmochinger war mit der Sippe der Ottokare eng verwandt, deren Mitglied Odilher 785 in Hüffelsheim an Lorsch schenkt. Vielleicht ist das um 7501892 in der Fuldaer Überliefemng im Zusammenhang mit Otacarus und Odalharius genannte Batenheim das rheinhessische Badenheim und nicht Bodenheim bei Mainz. In Rheinhessen sind noch weiter Zotzenheim (771), Badenheim (771, 775), Grolsheim (801, 832) und Gau-Algesheim (83 1) für den Nahebereich in Fuldaer Zusammenhang zu nennen. Einen wichtigen Stützpunkt für Fulda bildete Roxheim an der Nahe. Für das 8. und 9. Jahrhundert werden hier die Abteien Fulda und Prüm, das Erzbistum Trier und bedeutende Adelige in gmndbesitzlichem Zusammenhang genannt, merkwürdigerweise nicht das Kloster Lorsch. Die fuldische Traditio Hmodbaldi vom 3.3.773 nennt den Namen Roxheim: in pago Nainse in uilla Hrocchesheim, zum ersten Male. Unter den Zeugen der Beurkundung findet sich im übrigen ein Gerbold aus dem elsässischen Etichonenbereich. Nach einer flämischen Quelle wurde 745 die cella Roxem bei Brügge unter Abt Nanthar von Sithiu (St. Omer) an diese Abtei geschenkt, wobei der ursprüngliche und der später veränderte noch bewußte Bezug zu den Namengebern in der Doppelbezeichnung „Hrokashamo sive Therealdo-loco" deutlich zu tage tritt. In beiden Fallen, sowohl an der Nahe als auch in Flandern, mag der Name Rocco (Hhrocco, Rocga), Rocolf, nicht unbedingt der sprachlich erwünschte Hrocchus, den Ortsnamen gmndgeiegt haben. Die Zuweisung von älteren Ortsnamen zu noch lebenden oder noch gekannten Gmndbesitzern ist sehr gewagt, das scheint aber nicht der Fall zu sein, wenn Umbenennungen erfolgen. Von ungefähr 766 bis 843 treten in den Urkunden Fuldas und Lorschs im Wormsgau, am Neckar und im Grabfeld mehrere Rocolfe auf. Ein solcher ist beispielsweise 8 11 als Sohn eines verstorbenen Heimo und einer Berahtswind, als Bmder eines Erlolf und Neffe des Mutterbmders Wolfart in ein verwandtschaftliche Netz einzuordnen. Ähnliches gilt für einen Cunibertus in den Lorscher Schenkungstraditionen, der 802 im Lobdengau für das Seelenheil seines Baders Diatholf und seines Patruelis Rocolf urkundet.

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Wie dem auch sei, der Leitname weist jedenfalls auch auf bedeutendere Familienzusamrnenhänge hin. Roccolemus ist ein fränkischer Großer des 6. Jahrhunderts, der als Befehlshaber des Ducatus Cenomanicus (Le Mans) im Auftrag Chilperichs über die Stadt Tours herfiel. 607 wird ein Rocco als Hofbeamter König Theuderichs genannt. 677 ist ein Patricius Rocco überliefert, 8 17 ein Graf Hruocolfus von Tournai. Ein Comes (H)Roccolfus gehörte zu den ,,arnicis et ministris" Karls des Großen, die wenige Jahre vor dem Tod des Herrschers (8 11) die Verfügung über die Aufteilung der kostbaren kaiserlichen Habschaften mitunterzeichneten. Ein Roculf amtete vor 8 13 mit Adalhard von Corbie und Fulrad von St. Quintin als missus Karls des Großen. Auch ein in diesem Zusammenhang genannter Graf Unroch dürfte Roculf selbst gewesen sein, so daß sogar die Unruochinger in diesen Umkreis einbezogen werden könnten. Weiter wird ein Jerusalempilger dieses Namens im Zusammenhang mit Papst Leo III. (795-8 16) genannt. Man kann bislang nur darüber spekulieren, ob es Verbindungen von Roxheim zu einem oder mehreren dieser bedeutenden fränkischen Amtsträger gegeben hat. Auch Ratbotus und seine Frau Hruodlind, die 78 1,790 und 79 1 in Roxheim an der Nahe an Fulda schenken, werden sehr vomehm gewesen sein, da sie sich mehrere Male eines Grafen Hatto als Zeugen bedienen, der vielleicht wie im übrigen auch ein Hrocolfus in der genannten Verfügung Karls des Großen von 8 11 als Graf mitunterzeichnete. Hatto ist ein Angehöriger des lotharfreundlichen Geschlechts der Hattonen, die von 756-837 im Worms- und im Nahegau als Vorgänger der Walahonen als Gaugrafen zu fassen sind. Im Kreis der Wackemheimer Schenker an Fulda ist Graf Hatto um 785 bis 800 häufig genannt, und auch Ratbodo weist Beziehungen zu Wackemheim auf. Das Roxheim benachbarte Hargesheim wird noch im St. Maximiner Güte~erzeichnisvon 1200 mit Ratholfesdal in Verbindung gebracht (1 158 Harwesheim). Die Verbindung Ratbodo-Rathdolf bietet sich an. Auch zu den Rupertinem bestehen Verbindungen. Der Biograf Karls des Großen, Einhard, nennt einen ,,Radbertus, missus imperatoris" als Träger einer Gesandtschaft zu Kalif Hamn Alraschid. Kann man sich vorstellen, daß der in Roxheim schenkende Grundbesitzer wenige Jahre nachher im Orient weilt? Die karolingischen Personalstmkturender hohen Amtsträger haben dies bereits ermöglicht. Hruodbald, der 773 (I11 3) in Roxheim eine Hofstätte mit Hütte an Fulda schenkt, dürfte ein Verwandter Radbots gewesen sein. Der als Anrainer Ratbotos 790 genannte Bischof Wiomad von Trier (753-791), der sich 782 auf dem Reichstag an der oberen Lippe der von Kar1 dem Großen projektierten Ausdehnung Prümer Rechte am Mittelrhein widersetzt hat, schenkt 785 auf der Paderbomer Reichsversammlung Roxheimer Güter an Fulda. An Fulda schenkte die Gottgeweihte Blidrat im Jahre 800 (I 27) in pago Uuormacinse in villa, qui dicitur Ulfritesheim, wobei neben der Äbtissin Burata und dem vornehmen Uualram auch ein Hroccholf unter den Zeugen geannt wurde. Aber auch ein anderer Ort als Rüdesheim an Nahe (Waldülversheim, Waldlaubersheim) ist nicht ganz auszuschließen, wenn auch weniger wahrscheinlich. Fuldischer Besitz findet sich schließlich auch im Hunsrück. 84 1 (V 20) schenken Gunthram und seine Frau Othrud dem Kloster Fulda prekarisch Besitz in der Pfalz, in Rheinhessen und „in Simera quoque in Chiru", also in Simmern und in Kirn. Die enge Vemetzung des Naheraumes mit westfränkischem Besitz vor der Teilung von 843 wird in Rox-

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heim deutlich, wenn die Brüder Heberarius und Herbrardus 835 ihre Güter unter anderem in Roxheim gegen solche des Klosters Prüm in den Gebieten von Angers und Rouen vertauschten. Ähnlich wie der Prümer hat auch der Fuldaer Grundbesitz im Blick auf die Ausbildung der regionalen Infrastrukturen der Herrschaftsräume der späteren Dynasten eine indirekte Hilfestellung an der Basis leisten können. Eine Selbstbewirtschaftung des Fuldaer Besitzes durch das Kloster kam nicht in Frage. De facto überwogen die Prekarien, das heißt, die der Kirche geschenkten Güter wurden dem Schenker wieder verliehen. Im Prinzip düfte sich also an der Bewirtschaftsungs- und Besitzstruktur nicht viel geändert haben. Der geistliche Eigentümer saß weit entfernt. Bis um 1200 war Fulda der größte Teil der früheren Besitzungen wieder verloren gegangen. Nutznießer waren die adeligen Lehnsleute wie die Rheingrafen und die Herren von Bolanden. Lorsch Das bedeutende Kloster Lorsch wurde 764165 an einer Kreuzung alter Straßen aus der Römerzeit auf dem Stiftungsgut der Rupertiner Williswind und Graf Cancor gegründet und dem Erzbischof Chrodegang von Metz, ihrem Verwandten, übertragen. Der Oberrheingau-Graf Cancor, der das Kloster zusammen mit seiner Mutter Williswind gegründet hat, trug den Namen Chrodegang in seiner Umkehrung: Cancor, can-cronis = Gang-cro(d). Die Vita Chrodegangi machte Chrodegangs Mutter Landrata zur Schwester Pippins. In Lorsch erfolgte 765 die Einbringung der Reliquie des römischen Martyrers Nazarius, wo sie in die Verehrung eines Klosterheiligen hineinwuchs. Aus Gorze bei Metz, einer Gründung Chrodegangs, kamen die ersten Mönche nach Lorsch. Zwischen dem Sohn des Stifters Cancor, Heimrich, und dem ersten Abt des Klosters, Gundland, Bruder Chrodegangs, kam es zu einer Auseinandersetzung, ob Lorsch rupertinisches Familienkloster oder Eigenbesitz des Abtes sei. Kar1 der Große entschied 772 zugunsten Gundelands, der das Kloster dem Schutz Karls unterstellte. Damit wurde der glänzende Aufstieg des Klosters endgültig in die Wege geleitet. Der König verlieh Lorsch Immunität und freie Abtwahl und schenkte die bedeutende Mark Heppenheim (773). Lorsch konnte zum karolingischen Konkurrenzunternehmen für Fulda werden. 774 wurde die neue Basilika in Anwesenheit Karls des Großen und des Bischofs Lullus von Mainz geweiht. Die Verbindungen in den lothringischen Raum wurden 843 mit dem Vertrag von Verdun abgeschnürt. Lorsch wurde Lieblingskloster Ludwigs des Deutschen, der in dem Kloster seine letzte Ruhestätte fand. Der Codex Laureshamensis, der die päpstlichen, königlichen und die zahlreichen Privaturkunden umfaßt, bietet unter anderem Güte~erzeichnisseder Karolingerzeit. Die Schenkungen an Lorsch betreffen in beeindruckender Dichte den Raum der östlichen Pfalz und das gesamte Rheinhessen. Die Nahe bildet für den geschlossenen Streubesitz mehr oder weniger den Abschluß. Östlich der Nahe werden Lorscher Schenkungen in den Orten Saulheim (Sawileubisheim),Bingen-Kempten (Chamunda), Bingen (Binga), Gau-Algesheim (Alagastesheim), Tribelsheim (Tribunisheim, wüst), Bergen, Bingen-Dromersheim (Truchmaresheim), Grolsheim (Graol-

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te, Träger des Namens schließen, dazu kommen die verschiedenen lokalen und chronologischen Bezugszonen. Allerdings scheinen auch die Binger Donatoren Dudo und (H)Uodo im Lobdengau und in der Wingartheiba in Lorscher Urkunden aufzutreten. Der Name Dudos, der 767 (XI)-768 (X 8) in den Gemarkungen von Bingen und Bretzenheim schenkt, taucht in vielen weiteren Lorscher Beurkundungen auf. Der ,,BingerG'Dudo verfügt über einen Sohn Nanther (772 X 9, 773 X 8), dessen Name dem hochadeligen Mainzer Familienverband der Nanthare zugerechnet werden könnte, falls dieser nicht bereits schon zu häufig wäre. Die enge Verwandtschaft mit den Rupertinem würde eine Schenkung Dudos von 777 (I 23) in Wallstadt bei Mannheim zeigen, in der er das ihm von Teudra[d]a und ihrem Mann Ruotpertus übertragen Gut tradiert. Theudrata, die in Dromersheim und Ominesheim im Wormsgau (766 XI, 767 XI) begütert ist, hat einen Sohn Gerwinus (768 V111 25). Vielleicht ist sie aber auch die Theudrata, die mit ihrem Mann Wicpertus noch kurz vor ihrem Tode (767 V1 4) in Aspisheim schenkt. Der Erbe Wicberts könnte in dem 780 (I1 2) in Wachenheim schenkenden Hachbertus zu sehen sein. Für drei Generationen sind Mitglieder des Familienverbandes des Gerwinus als Lorscher Traditoren faßbar: 1. Uuictram (T vor 775), 2. Wicpertus (767-82) vermählt mit Thiudrata (T 768), 3. (Gunbertus) Rachbertus (780) und Gerwinus (768). Von den weiteren Binger Schenkern wissen wir noch weniger, wenn wir nicht unbesorgt die Register des Codex Laureshamensis auf Konkordanzen abklopfen. Die 769-778 (V11 26) in Bingen „ad Chamunder marca", wahrscheinlich dem sog. Kemptener Feld, an Lorsch schenkende und 774 auch in Rüdesheim bei Kreuznach genannte Imrnina, wäre dann möglicherweise schon bald verstorben, wenn man in Floridus, der 769 (V1 I) in Einsheim schenkt, ihren Bruder sehen möchte. Isnardus (Isenhart), der 767 (VIII 1) in der Binger Mark schenkt, ist weiter mit seinem Bruder Sigehard als Schenker in Freimersheim (771172, dann vielleicht in der Wetterau und in der Wingarheiba zu ermitteln. Das umfangreiche Namenregister Lorschs sträubt sich allerdings gegen die letzteren Zuweisungen, die bei anderen Klosterüberlieferungen vielleicht als Material für die überraschendsten Verbindungen verwendet würden. Ähnliches gilt für (H)Umbertus, der 768 (V11 18) und 771 (I 1) in der Binger Mark an Lorsch schenkt, Racolf und seine Frau Methsuuint (773 V1 23) und für die Gruppe Odolsuuint (772 V1 28), Volkmar (Odolmar) und dessen Frau Raginsuuind (T vor 793 11 2) bzw. Reginsuinda (778 IV 29) sowie für etliche weitere. Die Lorscher Schenkungen in Dromersheim setzen 763 ein. Die Lorscher Schenkergruppe in Bingen-Büdesheim wurde frühestens 767 aktiv. Teutherus, zusammen mit Geila 767-78 (183?) in Büdesheim schenkend, findet sich weiter 775 in Schwabenheim. Gaulsheim dürfte auf eine Lorscher Schenkung von 770 (XI1 12) des Nortbertus zu beziehen sein, der in den Gemarkungen von Tribunisheim (Trebelsheim, wüst bei Büdesheim) und Guileubisheim (Gaulsheim) schenkt. Das Bestimmungswort, der Personenname Gawileub, könnte auf die Familie des Feindes und Vorgängerbischofs von Bonifatius in Mainz, Gewilib, hinweisen, der nach seiner Absetzung in die Gaulsheimer Nachbarschaft Sponsheim verbannt wurde. Nortbertus verfügt allenthalben am Oberrhein über namengleiche Verwandte, er selbst tritt in Bad Dürkheim (781182) und Wahlheim (778) im Wormsgau als Schenker auf. Vielleicht ist er mit jenem Nortbertus identisch, der 787 (XI1 25) in Mainz für das Seelenheil von Rutsuuind an Lorsch schenkt und 800 (IV 16) als an der Mainzer Erbengemein-

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Schaft von St. Lambert anteilig genannt wird. Nor(t)bert weist auch in die Wackernheimer Besitzergruppe, ebenso die 8 13 (I 27) in der Dromersheimer Gemarkung an Fulda schenkende Adalsuuind. Unter den Donatoren in Alagastesheim in pago Nachgowie bzw. Wormatiense (Gau-Algesheim,Waldalgesheim) ist Willebaldus zu nennen (784-796 V111 28,797 XI 29), dem vielleicht der genannte Bmder Hel10 (772) und die Schwester Methild (793) zugehören, die in Hagenheim (Hahnheim) schenken, das unter den Donationen an das Kloster Lorsch eine Schlüsselposition einnimmt. Die Möglichkeit, Alagastesheim im Nahegau als Waldalgesheim und Alagastesheim im Wormsgau als Gau-Algesheim zu identifizieren, ist verwehrt, da bei demselben Schenker beide Gaubezeichnungen vorhanden sein können. Obwohl recht früh, könnte der eine Schenkung in Rüdesheim bei Kreuznach mitbezeugende Willibald mit dem Algesheimer Schenker identisch sein. Am 22.11.766 schenken Nanther und seine Frau Hiltmd in pago wormat. in Alagastesheim, Willebald besiegelt. Gerade am Beispiel des Namens Nanthar wird deutlich, daß die Funktion der Leitnamen, die für die karolingische Reichsaristokratie so ernst genommen wird, in den kleineren Grundbesitzerbereichen lediglich lokaler, höchstens regionaler Bedeutung nur eine sekundäre Rolle spielte. Mögen die 766-776 genannten Nanthere im Wormsgau auch alle untereinander verwandt sein, Identität in einer Person ist ausgeschlossen, da die jeweils mitgenannten Ehefrauen ganz unterschiedliche Namen haben. Selbst zwei dem Algesheimer zeitgleiche Nanthere, die in Sprendlingen mit ihren Frauen schenken, also in unmittelbarer Nähe, sind verschiedene Personen. Gerade die Bedeutung des Namens Nantharius in der Mainzer Grundbesitzeraristokratiemag ihren Einfluß in einer nicht eindeutig bestimmbaren Form der Verehrung oder der Patenschaft ausgeübt haben, daß sich dieser Name im Wormsgau besonders häuft. Nicht weit führt auch in Lorscher Zusammenhängen der 769 (I11 29) in Alagastesheimer marca schenkende Liutherus. Vielleicht ist er mit dem in Mommenheim festzustellenden Namensvetter doch identisch, dessen Frau Gibtmd 766 (V1 20) genannt ist. Es ist müßig, sich darüber auszulassen, ob und inwieweit der erst 851 (111 30) in pago wormat. in Sprendilinger marca (Sprendlingen) schenkende Liutwin (Bmder Edelwin) mit dem fast hundert Jahre früher lebenden Liuther verwandt sein könnte. In Sprendlingen schenken außer einem Erkeuram (790 V11 30) Frauen an Lorsch. Richlindis (767 XI, 768 X 8), die auch für das nicht allzu weit entfernt gelegene Frei-Laubersheim genannt wird (77 1 V1 12 (Leiberesheim super fluvium Cherminbitzia), Mila (767 IV 23), Geilrada (770 V 23), Benedicta (780 V1 24) und Emmehilt (790 IV 15). Eine Geilrada ist 790 in Bad Dürkheim im Lorscher Zusammenhang genannt. Benedicta könnte die Tochter des Lorscher Donators Odolfridus (77 1 I1 17) und die Frau eines Germunt (795 V1 24) sein und um 800 (?) noch einmal in Wendelsheim an Lorsch schenken. Weiter sind für Sprendlingen die Lorscher Donatoren Ragnems (767 IV 22) und Rifridus (767 XI - 769 V 9) zu erwähnen, deren Namen wie die der übrigen Sprendlinger vielfach in der weiteren Lorscher Überlieferung, aber ohne weitere Identifiziemngsmerkmale vorhanden sind. Schwabenheim (in pago wormat. in Suaboheimer marca) kann sich auf SauerSchwabenheim oder Pfaffen-Schwabenheimbeziehen. Der Donator Theuthar (775 XI 5) könnte im folgenden Jahr oder wenig später (767-778,783?) zusammen mit einer Geila in Badenheim oder weniger wahrscheinlich in Bodenheim an Lorsch

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geschenkt haben (Botensheimer marca). Weiter schenkt in pago wormat. in Suabiheimer marca 782 (X 8) ein Herlulf, 837 (I1 6-13) verkauft ein Erkanolf in Schwabenheim an Lorsch. In pago worm. in Batenheimer marca (Badenheim, Bodenheim) schenkt (771 X 9,772 X 8) Harbrecht für das Seelenheil von Erchenbert und Hildebert, wenig später (773 XI1 12) Hartbertus und Herat. Wirklich sicher ist einmal der Tatbestand, daß die beiden letzteren ebenfalls gemeint sind, wenn in der Zeit von 768 bis 78 1 Herhart zusammen mit Hatto in Scetzecheim für das Seelenheil Hartberts an Lorsch schenken. Das wüste Desenheim bei Badenheim ist gemeint, wenn 790 IX 7 Ansich und seine Schwester Rutsuint in pago Nachgowe in Dissenheimer marca schenken. Ruotsuint, Rotsuint taucht in dieser Zeit und früher als Name im Wormsgau und anderwärts auf. In Frei-Laubersheim (Leiberesheim) schenkt (767 1x1768 vor X) Wambertus an Lorsch. Dieser ist auch als Zeuge bei der schon erwähnten Schenkung der Richlind in Leiberesheim (771) anwesend. Vielleicht ist es dieser auch in Saulheim und in Steinbockenheim schenkende Wambertus (784-804, 778-784 I1 13), der über eine Ehefrau Disa und einen Sohn Germo verfügt. Sein Bruder Herimar könnte dann zu dessen Seelenheil (802 X 9 - 803 X 8) in Freimersheim und in Gau-Heppenheim an Lorsch geschenkt haben. In Folkesheim (Volxheim) schenkt 782 (IV 15) Gerhardus. Ob dieser sich um 800 neben dem Grafen Rupert im Main- und Rheingau aufhält, ist bei der Häufigkeit des Namens Gerhard sehr fraglich. In Bad Dürkheim urkunden 7841804 vielleicht Gerhards Bruder mit Frau. Nur wenig später (782 V1 12) als Gerhard schenkt Hunolf (= Hunold?) in Volxheim. Seine Mutter könnte die Ermenrad gewesen sein, die im Vorjahr bzw. gleichzeitig in Freimersheim und Wendelsheim an Lorsch schenkt. Hunolf könnte auch zusammen mit Gozdrat (Hahnheim, Köngernheim) und Irmindruth (Sausenheim, Dienheim) und seiner Frau Landrat (Mörstadt) genannt sein. Bei Sueidinc, der (78 1 X 9-782 X 8) in Volxheim schenkt, ist die Ehefrau Radtrud genannt, die vielleicht 771 (V1 12) bereits in Ebersheim als Donatorin erscheint. 796 (V1 11) schenken Irmheith und ihr Sohn Ercanbalt in Volxheim. Bei einem Gütertausch zwischen den Klöstern Lorsch und St. Maximin 855 (V11 18) waren auch Güter in Volxheim betroffen. Schenkungen in pago Nachgowe erfolgen weiter in Megelsheiml St. Johann, Welgesheim bei Sprendlingen (770), Biebelsheim (770), Pleitersheim (781) und Hackenheim, in Gimminsheimer marca (784-804) und in Kyrceimer marca (782). Die 770 (V111 3) in Langenlonsheim (in pago Nachgowe in Longistheimer marca) schenkende Richgart könnte verwandtschaftlich mit den (778-)781(?) I11 9 und 771 (V1 12) in Vlfridesheim schenkenden und bezeugenden Richart, Richliba und Adalwara zusammenhängen. Ein Rudolfus (769-778,78 1,776? I11 28) könnte vielleicht ihr Mann sein. Weiter schenken in Langenlonsheim Amalgart (769 V11 15) und Vdelhart (776 V 8). Nicht eindeutig zu bestimmen ist der Ortsname Lefritesheim (Ulfritesheim) im Worms- oder Nahegau, da sprachgeschichtlich sowohl Rüdesheim bei Kreuznach als auch Waldülversheim in Frage kommen könnten. Die 774 (V1 12) in Lefritsheimer marca schenkende Dame Imma findet namengleiche Entsprechungen in einer Reihe von Lorscher Donationsvermerken, die man gerne heranziehen möchte, weil sie im Blick auf Verwandtschaftsverhältnisse gesprächiger sind. 801 (V1 24) schenken ein Richolf und seine Frau Theotlint für das Seelenheil eine Uodallaugi in pago worm. in Ulfridesheim marc(a). Da der Name der Ehefrau

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führt, und zeitgleich im Wormsgau öfter in der Eigenschaft eines Schenkers auftritt. Hüffelsheim, Norheim, Bingen und [Pfaffen-?]Schwabenheim werden zusammen mit Kirn (Kiriu) in einer Noticia de pago wormaciense (Nr. 3660) des Codex Laureshamensis als Orte mit Lorscher Abteibesitz genannt. Trotz der insgesamt nicht unbedeutenden Zahl der Schenkungen im Nahegebiet, - der Hunsrück ist für Lorsch uninteressant -, hat man eben den Eindmck, daß die zahlreichen Donatoren nicht alle einflußreichen Grundbesitzerfamilien entstammen können. Daß sozusagen jeder halbwegs bedeutende Donator miteinander verwandt ist, wird bei näherer Analyse immer fragwürdiger. Das für Lorsch anfallende Namenmaterial westlich des Rheins verrät scheinbar eine besonders intensive Verbindung mit gleichen bzw. identischen Namen und Namenträgern östlich des Rheins, besonders im Lobdengau. Dieser Umstand hat aber einen zufälligen Zuschnitt. Der Lobdengau ist Umland von Lorsch und daher besonders oft in den Schenkungen vertreten. Von einer sich durch besonders enge verwandtschaftliche Verbindungen auszeichnenden engeren Klientel des Klosters in einer Reihe von mittel- und oberrheinischen Gauen bzw. von einem in diesen Gauen gestreuten, aber in sich eindrucksvollen Eigenbesitz einer so großen Zahl von Schenkern kann keine Rede sein. Sie tragen nur dieselben Namen, die offensichtlich nicht mehr von der Hocharistokratie gepachtet sind. Überregionale verwandtschaftliche Vernetzungsgeflechte erscheinen vom Lorscher Material her häufig nicht haltbar. Schenkungen ganzer Villen an Lorsch erfolgten an der Nahe nicht. Es waren oft nur kleinere Liegenschaften, die eine selbständige einheitliche Bewirtschaftung in Form einer marca oder eines fiscus nicht lohnten. Dazu war die Verfügungsgewalt des Klosters infolge des prekarischen Leihecharakters zu eingeschränkt. Es ist daher nicht erstaunlich, daß die wirtschaftliche Lage der großen Abteien in der Karolingerzeit trotz des Tatbestandes gewaltiger Übertragungen nicht als besonders günstig bezeichnet wird. In den Zeiten der politischen Bedrängnisse der Abtei gingen die Besitzungen an die Lehensleute verloren. Um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert verschwanden die Lorscher Besitzungen in den oben genannten Dörfern, zuletzt in Bingen. Als das Kloster 123 1/32 dem Erzbischof von Mainz verliehen wurde und seine Reichsunmittelbarkeit einbüßte, hatte es im Naheraum, in Rheinhessen und in der Pfalz bereits seine frühere wirtschaftliche und soziale Bedeutung verloren.

St. Maximin St. Maximin bei Trier kann für sich in Anspmch nehmen, das älteste Benediktinerkloster auf deutschem Boden zu sein. Wann aus der spätrömischen christlichen Kultstätte der Aufenthaltsort einer Mönchsgemeinschaft wurde, ist nicht genau festzulegen. Die Entstehung des Klosters wird von Wisplinghoff in die Zeit von 634698 gelegt. Die ersten 13 Namen der Abtsliste des Klosters, das bis in das 9. Jahrhundert bischöflich blieb, sind romanisch. St. Maximin stand in einem guten Verhältnis zu den Karolingern in der Zeit Kar1 Martells (723 große Schenkung) und Karls des Großen. In der Abtsliste findet sich unter anderem auch der Name des Trierer Oberhirten Wiomad, der an der Nahe als Gmndbesitzer anzutreffen ist (Roxheim). Das eigen-

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kirchliche Verhältnis der Abtei zur Trierer Kirche löste sich im Lauf des 9. Jahrhunderts auf Grund der Vergebung St. Maximins durch das Königtum an nichtreguläre Laienäbte. So wurde Graf Megingaud, einer der lothringischen Großen, von König Arnulf von Kärnten als Abt von St. Maximin eingesetzt. Megingaud verfügte über mehrere Grafschaften, unter anderem auch über die Nahegaugrafschaft. Als Gaugraf und Laienabt konnte er wie seine Nachfolger als St. Maximiner Äbte, die weltlichen einheimischen Großen Gerhard und Matfried, Klostergut entfremden bzw. sich gefügig machen. 934 ging St. Maximin mit Lothringen an das ostfränkische Reich über. In der neuen Situation des Reichsklosters (934-1 139) begann die Blütezeit. Der Konvent vergrößerte sich rasch, wirtschaftlicher Aufschwung und die Ausstrahlung der monastischen Lebensformen in große Teile des Reiches wurden entscheidend von den Gunstbeweisen des sächsischen Kaiserhauses getragen. Die Privilegien der Ottonen: freie Abtwahl, Königsschutz, Immunität, Reichsfreiheit, Besitz, freie Wahl der Vögte, Zollfreiheit und gute persönliche Beziehungen zum Hof der Sachsenkaiser waren Garanten eines günstigen Klimas. Die Wende erfolgte mit dem Ende der Regierungszeit Kaiser Heinrichs TI. Die Salier haben die wirtschaftliche Kraft des Klosters für eigene Zwecke benutzt und Zwangsbelehnungen vorgenommen. Auch die Begehrlichkeit der Untervögte, des Adels und der Ministerialität, wuchs. Die latente Drohung der Trierer Erzbischöfe seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, das Kloster wieder dem Erzstift Trier zu unterstellen, bewegte ersteres, an den Obervogt der Abtei, seit dem Ende des 10. Jahrhunderts die Luxemburger, näher heranzurücken. Der klösterliche Besitz stammte zum größten Teil aus der Zeit vor 893. Hintersassen des Klosters befanden sich in seiner Grundherrschaft von der Ahr bis nach Rheinhessen, von der Gegend von Metz bis in den Lahngau. Die Überlieferung des urkundlichen Materials ist vor der Vollendung der von Wisplinghoff in Angriff genommenen Edition im Rheinischen Urkundenbuch noch desperat. Das Güterverzeichnis, aus der Kopie des Goldenen Buches der Abtei im 17. Jahrhundert besorgt und in Band 2 des alten Mittelrheinischen Urkundenbuches mitgeteilt, geht auf ältere Register (1200 und früher) zurück. Der Schreiber des St. Maximiner Kopiars vom Anfang des 13. Jahrhunderts nahm an den unvollständigen Besitzlisten der getätigten St. Maximiner Fälschungen Anstoß und vervollständigte sie. Das nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene Urbar ist eine wichtige Quelle. Die Feoda S. Maximini stammen aus der Zeit um 120011230. Die frühe Klostertradition ist, soweit Urkunden in Frage kommen, durch die Normannenzerstörung 882 restlos vernichtet. Der St. Maximiner Besitz lag im Altsiedelland, Landesausbau spielte eine eher randliche Rolle. Der Besitz zeigte vielerorts eine erstaunliche Geschlossenheit, was für ein sehr hohes Alter spricht. So können die Güter des Klosters an der Ruwer bis zum Idarwald möglicherweise in Teilen bis auf den Merowingerkönig Dagobert I. zurückgehen. Der Grundstock des rheinhessischen Besitzes der Abtei wurde spätestens Mitte des 8. bis Anfang des 9. Jahrhunderts erworben. Die Schenker sind unbekannt. Schenkungen von Königsgut sind wahrscheinlich, auch solche aus privater Hand.

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In der Tradition des Klosters sollen die Güter in Rheinhessen und an der Nahe von einer Schwester Karls des Großen, Ada, stammen. Die enge Beziehung Adas zu den Karolingern, wie dies die St. Maximiner Überlieferung möchte (Ada-Kodex), ist sehr problematisch. Die Karolinger hatten in Rheinhessen keinen Hausbesitz, für die Nahe gibt es zwar einige Indizien, aber das betreffende Gut kann später an Verwandte des Herrscherhauses gelangt sein. Eine Dame aus der Verwandtschaft der Karolinger mußte aber über Reichsgut in diesem Raum verfügen. 855 (V11 18) wurde durch den Grafen Adalhardus, Provisor von St. Maximin, vom Kloster Lorsch kleinerer Besitz in Gösselsheim, Wöllstein und Volxheim gegen älteres St. Maximiner Gut in Hahnheim in Rheinhessen eingetauscht. Noch dem ausgehenden 9. bzw. beginnenden 10. Jahrhundert werden Münsterappel, Ebersheim, eine Kapelle in Mainz (893), Dienheim, Gondershausen im Hunsrück (897), Alsenz (912), Fürfeld (912), Mainz-Bretzenheim (912), Büdlich, Simmern unter Dhaun und Weiler im Hunsrück, an der Nahe und in Rheinhessen angehören, die in späteren karolingischen Diplomen genannt werden. Der größte Teil der erst im Urbar geltend gemachten Besitzungen dürfte nach Wisplinghoff gleichfalls schon vor 893 zu St. Maximin gehört haben: Albig, Alsenz, Badenheim, Bechtolsheim, Bergen (Kr.Birkenfeld),Bingen, Bosenbach (Kr.Kusel), Bosenheim (?), Büdlich, Dhaun, Dienheim, Ebersheim, Essenheim, Flonheim, Fürfeld, Gondershausen, Gosselsheim (wüst bei Alzey), Harxheim, Hilbersheim,Bingen-Kempten, Mainz, Mandel, Münchweiler (Rockenhausen), Münsterappel, Nackenheim, Niederhausen (Rockenhausen), Norheim, Rudelsheim, Schweppenhausen, Schwabenheim a.d. Selz, Simmern unter Dhaun, Stein-Bockenheim, Tiefenthal, Ülversheim, Vollmersbach, Weiler bei Monzingen, Weinheim, Wöllstein und Wörrstadt. Das Urbar zählt auch 46 Kirchen auf, die zum Kloster gehört haben, ist damit aber nicht vollständig. Kirchenrechte von Groß- und Kleinwinternheim gehörten zum alten St. Maximiner Besitz. Das Maximin-Patrozinium in Simmern unter Dhaun geht auf den Eigenkirchenherrn zurück. In der Zeit der St. Maximiner Laienäbte 853-861,888-934 mußten die Schenker befürchten, daß ihre frommen Zuwendungen für weltliche Zwecke mißbraucht wurden. Das dementsprechende Ausbleiben der Schenkungen und die Entfremdung von Klostergut schädigten die Wirtschaftskraft des Klosters. Eine erste Besitzbestätigung wurde nach der Reform von 934 von König Otto I. vorgenommen. Abt Thietfrid bemühte sich bei Otto 11. um Restitution entfremdeten Besitzes im Nahe-, Wormsund Speyergau. Abt Folcmar ließ sich von Otto III. Klostergüter in den betreffenden Gauen zurückgeben. Die wirtschaftliche Aktivität der Mönche beschränkte sich auf den Abschluß von Prekarien und von Tauschverträgen, um die Grundlagen ihrer Lebensführung zu verbreitern. Ein solcher Tauschvertrag war der am 30.12.926 mit den Edlen Nortpold und Franco abgeschlossene. Diese geben „mansos V cum iugeribus quatuor in comitatu Naahcgouuue in loco uocabulo Beregon iacentes. Acceperunt autem econtra de rebus almi Maximini montem et rupem quandam munitioni faciende aptam super ripam fluminis sitam, quod dicitur Kira, cum mansis quinque et iugeribus octo in circuitu eiusdem montis iacentibus". Franco ist als Grundherr bei Karden an der Mosel und im Maifeld zu fassen. 945 erhielt er auf Bitten des salischen Herzogs Konrad in „forasto nostro Lutera" 6 Königshufen. Man hat die Maßnahme zur Errichtung einer Fluchtburg in Verbindung mit der Ungarngefahr gebracht. Auch die

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Ravengiersburg wurde in dieser Zeit errichter. König Heinrich I. hat die Burgenbauverordnung, die gegen die Verunsicherung durch die Ungarn gerichtet war, vermutlich auf einer Reichsversarnmlung zu Worms erlassen. In Kreuznach war nach 923 die Zerstörung der ältesten Siedlung und der Martinskirche erfolgt. Man hat die Schenkung auf die alte Befestigung der Burg Dhaun bezogen. Aber nach Seibrich spricht manches dafür, daß es der Burgberg der Kyrburg gewesen ist. In St. Maximin selbst sei man jedenfalls jahrhundertelang dieser Ansicht gewesen. Im Kloster herrschte Ende des 14. Jahrhunderts die Ansicht, Simmem unter Dhaun sei durch Kaiser Otto 111. geschenkt worden. Argument für den Erwerb der Mark Simrnem unter Dhaun ist die große Zahl der sog. Scharmannen, einer geschlossenen Gruppe mit besonderem Gerichtsstand, die im Urbar von 1200 eine Besonderheit dieser Grundbesitzsituation ausmachen. Die Scharmannen stellen die Dienstmannschaft des Klosters dar, ihre ursprüngliche Stellung als Königsfreie war bereits dadurch verstellt, daß sie größere Lasten zu tragen hatten als die Inhaber der mansi serviles. Schließlich kann man in dem zur Befestigung vorgesehenen Berg der Schenkung von 925126 auch die Vorläuferin der Schmidtburg erkennen. Die Kirche St. Johann in Hausen bildete im Spätmittelalter mit 13 Dörfern neben Kirchberg den größten Pfarrbereich in der weiteren Umgebung. Salden hat den St. Maximiner Besitz im Bergland des Hunsrücks auf eine Schenkung Amulfs von Kärnten zurückgeführt, Seibrich hält dies auch für den St. Maximiner Hofbereich um Hausen für möglich. Die Kirche von Hausen erscheint seit 1051 ständig in den St. Maximiner Besitzlisten. Seit 912 zeigt sich in St. Maximiner Urkunden ein „Simera6'. Es könnte sich durchaus auf Simmern im Hunsrück und nicht auf Simmem unter Dhaun beziehen. Pauly vermutete, daß der Raum Simmern sich einmal auf St. Maximin orientiert habe und erst durch die Luxemburger Klostervögte und ihre Vasallen entfremdet worden sei. Seibrich stellt die These auf, daß das gesamte Gebiet östlich von Simmer- und Lützelbach einen geschlossenen Pfarrbezirk gebildet habe, der ursprünglich vielleicht selbst Reichsgut, auch rings von solchem umgeben gewesen sei. Vielleicht sei sogar die ganze Hunsrückhochfläche von Sohren bis Klosterkumbd ein einheitlicher Fiskalbezirk gewesen, mit Denzen als Haupthof und Sohren und Simmem als Nebenhöfen. In einer Schenkung König Amulfs von Kärnten im Jahre 893(II 11) an St. Maxirnin wird neben Münsterappel und Ebersheim auch HolzhauSen genannt, das später immer wieder auftaucht. 896 (I 28) machte der lothringische Unterkönig Zwentibold auf Bitten seines Kanzlers, des Trierer Erzbischofs Ratbod, aus den Wäldem des Erzstifts und der Abtei einen Bannforst ,,ab eo loco, in quo Hiedracha [Idarbach] de terra oritur usque in fluuuium Dronum et sicut ipsa Drona fluit in Mosellam, a uilla quoque Losma [Losheim] sicut via publica undit usque in urbem Treuirorum". Dieser König ist es auch, der der Abtei am 13.6.897 die Schenkungen seines Vaters Königs Arnulf von Kärnten bekräftigt, darunter GondershauSen. In der Bestätigung des westfränkischen Königs Kar1 111. des Einfältigen (898923) vom Jahre 912 (I 1) werden unter anderem Münsterappel, Ebersheim, Alsenz, Fürfeld, Holzhausen, eine Mainzer Kapelle, Bretzenheim bei Mainz, GondershauSen und Simrnem genannt. Im Zeichen der Reform der Organisation des Klosters selbst ging man in St. Maximin nach 934 daran, das durch die Laienäbte entfremdete oder verliehene Klo-

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stergut zurückzugewinnen. In der gefälschten Bestätigung Ottos I. von 962 werden Mandel, Norheim, Alsenz, Simmem, Gondershausen, Holzhausen und Vollmersbach genannt. 963 (V11 21) bestimmte Otto I. die Rechte des Vogtes über die Angehörigen von von St. Maximin in Schwerbach (Simmern). 966 (I 7) restituiert der Kaiser die Rechte des Klosters in Fell und ,,in prefato pago Nahgeuue in comitatu Emichonis comitis in loco, qui dicitur Gogunheim" (Jugenheim). Zu dem 966 durch Otto den Großen an Magdeburg übertragenen Königshof Oberwesel gehörten Liegenschaften in Traisen und Hüffelsheim. Letztere sicher mit St. Maximiner Besitz vemetzt. Der St. Maximiner Mönch Adalbert, Fortsetzer der Chronik des Regino, wurde Abt von Weißenburg und erster Erzbischof von Magdeburg. So konnte man den mit Oberwesel vielleicht verknüpften Maximiner Aderlaß in diesem Zusammenhang doch noch als honorabel akzeptieren. Die Restitution der Klostergüter scheint im großen und ganzen ohne große Schwierigkeiten verfolgt worden zu sein. Eine Ausnahme machten die Besitzungen des Klosters, die an den Erzbischof Ruotbert von Mainz und seine Mannen im Nahe-, Worms- und Speyergau verliehen waren. Im Frühjahr 973 in Ravenna durch Otto 11. verfügt, mußte Otto 111.992 noch einmal in der Angelegenheit bemüht werden. Als Inhaber wird nun allerdings der Graf Heribert genannt. Die Verluste in der gefährlichen Zeit des Klosters von vor 934 hielten sich damit in Grenzen. 98 1 kam es sogar zu einer Schenkung durch einen Trierer Erzbischof, indem Egbert von Trier die villa maibm dictam (Malbom bei Thalfang) an das Kloster St. Maximin schenkte. 1030 bestätigte Erzbischof Poppo von Trier die Güter der Abtei, unter anderem auch Malbom sowie Putzweiler (bei Kim). Gegen Ende der Regiemngszeit Heinrichs 11. trat wieder ein krisenhafter Wandel in der Geschichte des Klosters ein, nachdem in der Zeit seit 934 der Besitzzuwachs des Klosters noch einmal 20% (ungefähr 200 Mansen) erreicht hatte. Die seit 1050 eingetretenen Verluste überstiegen dann jedoch diesen Zugewinn beträchtlich. Allerdings ist die Behauptung im Zusammenhang mit den von dem Kloster betriebenen Fälschungen, Kaiser Heinrich 11. habe 1023 6 656 bzw. 6 750 Mansen der Abtei entfremdet und dem Luxemburger Herzog Heinrich von Bayern, dem Pfalzgrafen Ezzo und einem Grafen Otto übertragen, gewaltig übertrieben. Genannt werden u.a. Gondershausen, Sauer-Schwabenheim, Bingen, Holzhausen, Schiersfeld bei Oberwesel, Hackenheim oder Ockenheim (Hukinesheim), Alsenz, Münsterappel, Fürfeld, Simmern, Mandel, Norheim und Vollmersbach, Prostert bei Beuren, Flonheim und Fell. Die Bestätigung Konrads 11. (1026 I 11) nennt u.a. Ebersheim, Essenheim, Mandel, Norheim, Gondershausen,Münsterappel, Alsenz, Fürfeld, Holzhausen, Simmern, Vollmersbach, Prostert, Albich, Guozolfesheim (Gosselsheim), Bingen und Fell. In der Bestätigung Heinrichs 111. (1044 V11 25) werden u.a. Kirchen, Güter und Zehntrechte in Gosselsheim (Gozolfesheim), Albich, Schwabenheim, Simmem, Gondershausen, Holzhausen, Tiefenbach, Schweppenhausen und Fell genannt. In der Restitution dieses Herrschers auf Grund der Bitten Papst Leos IX. (105 1 I 21) erscheinen u.a. Münsterappel, Schwabenheim, Ebersheim, Mandel, Norheim, Simmem, Alsenz, die Kirchen von Albig, Gosselsheim und Flonheim und weiter die Dörfer Guntershausen (Gondershausen), Holzhausen, Tiefenbach, PNStert, Vollmersbach und Fell. Die Bestätigung von Heinrich IV. (1066 V11 13) nennt u.a. Gosselsheim, Albig, Ebersheim, Schwabenheim, Mandel, Norheim, Münsterap-

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pel, Sceringsfelt, Essenheim, Simmern, Gondershausen, Holzhausen und Schweppenhausen. Die villa Gondershausen wird noch einmal von Heinrich IV. (1084 X 4) eigens restituiert, ebenso (1 101 III 26) zwei Höfe (curtes) in Schwabenheim und Ebersheim. Die schwerwiegenden Verluste traten erst seit ungefähr 1050 ein. Gegen diese Entfremdungen richteten sich die Fälschungen mit ihren Übertreibungen. Die Liste der von den deutschen Herrschern verfügten Restitutionen erfaßt eine Reihe von Ortschaften unseres Raumes gleich mehrere Male: Gondershausen, Schwabenheim a.d.Selz und Ebersheim (Heinrich IV.) sowie Gondershausen und Mandel (Heinrich V. 1107 V 2, verfälschte Fassung). Mit dem genannten Cuno von Schwaben, der dem Kloster den Hof Mannendal im Gau Nachgowe (Mandel) weggenommen hatte, könnte auch der in Böckelheim erwähnte Herzog Kuno (Konrad) gemeint sein. 1113 (IV 6) restituierte Heinrich V. die Kirchen in Wöllstein, Albig, Gosselsheim und den Hof Vollmersbach, die von den Emichonen, den Nahegaugrafen, in Besitz genommen waren. Nach einer Urkunde von 1116 sollten abermals auch Mandel und Gondershausen an die Abtei zurückgegeben werden. Aus den letzten Lebenstagen Kaiser Heinrichs V. (1 125 V 7) stammt die umfangreichste Auflistung, mit u.a. Gondershausen, Mandel, Norheim, Schweppenhausen, Bosenheim, Vollmersbach und den Kirchen in Wöllstein und Albig, die auf das Konto des Pfalzgrafen Gottfried und eines Ministerialen gingen. Die ständigen Wiederholungen der verfügten Restitutionen lassen darauf schließen, daß die Annexionisten sich nicht einschüchtern ließen. Die Besitzgeschichte des Klosters wird nicht zuletzt dadurch unübersichtlich,daß fast alle Urkunden Heinrichs V. für St. Maximin gefälscht worden sind. Der hohe Adel, die Bischöfe und deren Dienstmannen sowie die Reichsministerialität haben Güter des Klosters in größerem Umfang vereinnahmt. St. Maximiner Fälschungen von Karolingerurkunden bestanden bereits seit 950. Die nächste Aktion schloß sich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts an. Man wollte einmal zeigen, daß das Kloster seit Kaiser Konstantin zur Mitgift der jeweiligen Herrscherin gehörte, dann zielte man darauf ab, die entfremdeten Besitzungen zurückzuerhalten und Erleichterungen in den Pfiichten gegenüber dem Reich auszuhandeln. Schließlich versuchte man, eine günstige Regelung der Gerichtsbarkeit der Untervögte, der Stellung der Ministerialen und der Hintersassen zu erreichen. Die Fälschungen erreichten ihre Absicht trotz des großen Aufwandes infolge der Übermächtigkeit der Faktizität der politischen Entwicklung nicht, Der Staufer Konrad 111. verdankte seine königliche Würde nicht zuletzt der Unterstützung des Trierer Erzbischofs. 1140 sprach das königliche Hofgericht auf Grund der gefälschten Diplome Dagoberts I. und Karls des Großen die Abtei dem Trierer Erzbischof zu. Papst Innozenz 11. bestätigte die Entscheidung. In den Urkunden werden u.a. Büdlich, Gondershausen, die Kirche von Thalfang, die Christophskirche in Mainz, die Kirchen in Gozolfesheim, Albig und Flonheim, die Orte und Kirchen Schwabenheim,Ebersheim, Bretzenheimbei Mainz, Essenheim, Münsterappel, Mandel und Simmern geannt. Geradezu als gegen den Trend gerichtet nimmt sich die Schenkung eines Hauses zu Bingen im Jahre 1152 an den hl. Maximin durch den Subdiakon Drusingus aus. Die Besitzbestätigungen Friedrich Barbarossas 1157 (I 6) und Rudolfs von Habsburg 1274 wiesen bereits andere Relationen

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auf. 1157 bestätigte nämlich Kaiser Friedrich I. auch dem Trierer Erzbischof Hillin den Besitz der Abtei St. Maximin. Während das Kloster für seine Besitzmassierungen ein Villikationssystem unterhielt, wurden die Besitzungen im Naheraum wegen ihrer Streulage an die einheimischen Dynasten ausgeliehen, an die Wildgrafen (Mandel, Flonheim), die Raugrafen (Wöllstein), an die Herren von Bolanden, die Ritter Boos von Waldeck und von Steinbockenheim.

Weißenburg Die älteste Klostergründungim Speyergau,Weißenburg (661 älteste Urkunde), stand hinsichtlich des Umfangs ihrer Güter Lorsch kaum nach. Weißenburg war außerhalb des Elsaß vielfach reicher begütert als im Unterelsaß selbst. Sein Besitz erstreckte sich in den Saar-, Seille-, Speyer- und Wormsgau. Die Weißenburger Güter konzentrierten sich besonders an einigen Orten, dabei handelte es sich wenigstens z.T. um Schenkungen, die aus Königsgut stammten. Die Zeitspanne, die für die Gründung der Abtei Weißenburg in Frage kommt, bewegt sich zwischen 623 und 670. Die fränkische Adelssippe der Theodarde-Chrodoine, die um 640 von Tholey aus an der Gründung des Klosters Beaulieu mit beteiligt war, trug auch die Anfänge von Weißenburg in Verbindung mit Bischof Dragebodo von Speyer entscheidend mit. Möglicherweise steht die Kiosterstiftung, wie es die lange Tradition will, mit dem Merowingerkönig Dagobert I. in Verbindung. Schon um 800 gehörte zu Weißenburg als Einzelbesitz im Naheraum einer der beiden Höfe zu Bettenheim bei Sprendlingen, das ,,Bettenheimer Feld", das in den Traditiones Wizenburgenses einigemale genannt wird, dabei auch für die Zeit Ottos 111. In Wonsheim besaß Weißenburg bis Ende des 8. Jahrhunderts Gut. 991 ging der Weißenburger Besitz bei Sprendlingen bereits an die Salier verloren. Um 1190 trugen ihn die Bolander als ,,curia apud Bettenheim cum omni iustitia pertinentem abbatie de Wizenburg" von Herzog Konrad von Schwaben zu Lehen. Noch 1280 führt der Weißenburger ,,Liber possessionum" den Bettenheimer Hof als klösterlichen Besitz.

St. Alban Die altehrwürdige Tradition von St. Alban würde sehr frühen Besitz des Klosters in der Nahe-Hunsrück-Region durchaus rechtfertigen, aber die ersten Nachrichten beruhen wohl auf einer gefälschten oder doch verderbten Überlieferung. 840 (V1 21) schenkte der ehemalige Graf Adilbert zu seiner und seiner Gemahlin Seelenheil dem Kloster St. Alban seine Besitzungen in Michelbach, Simmern und Reichweiler sowie die von seiner Schwester Ranhilt ererbten Güter in der Sohrener Mark im Nahegau. Eine gefälschte Urkunde König Lndwigs des Deutschen (868 V 22) berichtet von einer königlichen Schenkung von 3 Hufen bestellten Landes aus dem Fiskus Kreuznach an St. Alban, die vorher der königliche Vasall Reginbert zu Lehen hatte. Erzbischof Wilhelm von Mainz (954-961), Sohn Ottos des Großen, soll

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Dessen Rechte erstreckten sich weiter naheaufwärts zur Filialkirche von Münster, Rümmelsheim, und bis Laubenheim, dessen Pfarrbezirk auch Grolsheim umfaßte. Seit 1154 ist St. Albaner Klosterbesitz auch in Bingen selbst belegt. Der Umfang des ,,Albanuslandes" wird in einzelnen Besitzpositionen urkundlich weiter verdeutlicht: die Frauen- oder Klostermühle an der Nahe (1 181), die ,,Oberste Au" und weitere Naheinseln bei Sarmsheim (1357), Rümmelsheim (l360), und auch die Lage von einzelnen Grundstücken gibt Hinweise. Von dem sich nach Westen erstreckenden massiven Besitz des Klosters in Rheinhessen ist die Gemarkung „ad montibus", Laurenziberg, bei Gau-Algesheim/Ockenheim zu nennen, wo St. Alban bereits 795 über Grundbesitz verfügte. In Ockenheim beginnen die Nachrichten erst seit 1298.

Erzbistum Köln Der Kölner Fernbesitz am Mittelrhein wird der Aktivität des Bischofs Kunibert (62363) zugeschrieben, der eine führende Position unter den merowingischen Teilherrschern in Austrasien einnahm, die in Köln und Metz regierten. Kölner Besitz in .Boppard ist 643 gesichert. Die Erwerbungen von Rhens und Bacharach sind ebenfalls in diese Zeit zu setzen. An der Nahe und in Rheinhessen finden sich frühe Kölner Rechte in Langenlonsheim, Bretzenheim, Winzenheim, Norheim, Ockenheim, Oberhilbersheim, Engelstadt und in Stadecken. Es handelt sich dabei um reine Grundherrschaft, vor allem wohl um Anteile an den Weinbauerträgen. 874 (IX 28) bestätigt Erzbischof Liutbert von Mainz in einer gefälschten Urkunde dem Stift St. Kunibert in Köln dessen Zehntrechte in Dromersheim; Aspisheim (Asmundisheim), Welgesheim und Beindersheim. Am selben Tag bestimmte der Trierer Erzbischof Bertolf die entsprechenden Rechte für St. Kunibert in Boppard, Spay und Rhens. Für Langenlonsheim werden Einkünfte von St. Ursula in Köln 981 erwähnt. Die sponheimische Ortsherrschaft hat sich wohl der Vogtei über Kirchengut bedient und dabei unter anderem auf die Kölner Rechte zurückgegriffen. Die erzbischöfliche Grundherrschaft Kölns in Bretzenheim und Winzenheim ist möglicherweise bis in die Zeit Kuniberts zurückzuführen, kann aber auch auf eine ottonische Schenkung zurückgehen, wie Seibrich vermutet. Erstmals Erwähnung finden die Kölner Rechte 1057, als die villa prekarisch an die Pfalzgräfin Königinwitwe Richeza gelangt. Auch am Anfang der Norheimer Besitzentwicklung stehen wahrscheinlich Kölner Rechte, obwohl diese erst um 1200 als Lehen Werners von Bolanden vom Erzbischof von Köln erwähnt werden. Otto 111. schenkte schließlich vor 1000 das Prädium Windense (Windesheim) - also Reichsgut - an Erzbischof Heribert von Köln, der dieses 1019 der Kirche in Deutz zuwandte.

Nivelles Die Abtei Nivelles bei Brüssel steht in karolingischer Tradition. Itta, die Gemahlin Pippins des Älteren, gründete nach dem Tode ihres Mannes (640) zusammen mit ihrer Tochter Gertrud das Kloster. Das Nonnenkloster der hl. Gertrud von Nivelles

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erhielt 877 von Kar1 dem Kahlen die villa, Weinberge und Ackerland in Sprendlingen. König Zwentibold bestätigte die Schenkung 897. Damit ist Sprendlingen ein früher nachweisbarer Stützpunkt der Arnulfinger-Pippiniden. Das Besitztum umfaßte einen Hof mit Ländereien und die Gertrudenkapelle.

DIE OTTONENZEIT Im Verlauf der wilden Adelsfehden des ausgehenden 9. Jahrhunderts westlich des Rheins folgten die Konradiner, - mehr in den lothringischen Führungspositionen als am Mittelrhein -, den Walahonen für kurze Zeit (bis 913) nach, während Nahe-, Worms- und Speyergau nach kurzfristigem konradinischem Zwischenspiel im Wormsgau zu einer Domäne der Salier, Verwandten der Walahonen, wurden. Das rheinfränkische Haus der Konradiner geht möglicherweise auf einen 7721 73 im Codex Laureshamensis genannten Konrad zurück, der die Grafschaft an der mittleren Lahn besaß, gewissermaßen die hessische Stammgrafschaft der Konradiner. Ebensogut könnte er aber auch aus dem Kernraum der linksrheinischen Adelsfamilien in der Karolingerzeit kommen. Der Aufstieg des konradinischen Hauses beanspruchte nur wenige Jahrzehnte. Die zwei Pfeiler des konradinischen Machtgebäudes ruhten auf der einflußreichen Stellung des Grafen Konrad d.Ä. (II.), des Vaters König Konrads I., am ostfränkischen Hof sowie bei den Mainzer Erzbischöfen und der eigenen territorialen Machtgrundlage. Die Erhebung des Grafen Konrad des Jüngeren zum deutschen König war bedingt durch die Verwandtschaft mit den Karolingern sowie durch die enge Bindung an den Episkopat, besonders an Erzbischof Hatto von Mainz, der die partikularistischen Bestrebungen der Stammesherzogtümer mit der karolingischen Reichstradition bekämpfte. Lag der Schwerpunkt der konradinischen Macht- und Besitzgrundlage, die fast der eines Herzogs von Franken glich, auf den hessischen Grafschaften, so erwarb man auch Besitzungen im Mittelrheingebiet. In Mainz gehörte den Konradinern vielleicht das HagenmünSter als Eigenkirche. 906107 amtete ein Graf Konrad für den Wormsgau, auch der 932 genannte Konrad als Wormsgaugraf war wohl ein Konradiner. Eine präterritoriale Leitlinie wird vom Rhein von Bingen bis Bonn sichtbar, gekreuzt von einer solchen vom Fiskus Böckelheim über Bingen nach Nordosten über den Rhein. Bingen bewegte sich vielleicht bis zur Krisis des Aufstandes des konradinischen Herzogs Eberhard von Franken (937-39) gegen König Otto I. in einem Schnittpunkt der konradinischen Ausbreitungsinteressen. Die von den Quellen nur in vagen Konturen angedeutete konradinische Position Bingen, die eher eine raumordnerische als eine lokale Stützpunktfunktion verrät, wird von einer deutlichen salischen Epoche (bis 954) abgelöst. Anfang 944 war der lothringische Herzog Otto aus dem Haus der Grafen von Verdun gestorben. König Otto I. übertrug die Herzogswürde dem Grafen Konrad dem Roten, einem Salier. Die Vorfahren der Salier verfügten im 7. und 8. Jahrhundert über bedeutende Besitzungen im Bliesgau sowie an der unteren Saar und über gleichzeitigen Besitz in den mittelrheinischen Gauen. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts hatte ein Zweig dieses Familienverbandes, dessen Verbindung mit den Widonen und Walahonen noch nicht eigentlich in allen Zusammenhängen ganz ab-

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geklärt ist, an Mittelrhein und in der Pfalz festen Fuß gefaßt und eine bedeutende Machtstellung erreicht, die aber erst unter Konrad dem Roten offen zu Tage trat. Konrad erhielt als Herzog von Lothringen eine sächsische Königstochter, Liudgard, zur Frau. Begünstigt wurden die Salier, die zum führenden Geschlecht im rheinischen Franken aufstiegen, durch die Niederlage des konradinischen Königs- bzw. Herzogshauses (939), das mit den Saliern verwandt war, und durch die Aufnahme Konrads des Roten in die königliche Familie Ottos. Konrad der Rote baute unter Duldung des Königs damals Bingen in seiner Amtseigenschaft als Nahegaugraf zu einem Hauptstützpunkt seiner fränkischen Macht aus. Herzogsgleich ließ er in Bingen Münzen (Binger Hälblinge) schlagen. Die Verschwörung Konrads zusammen mit dem Königssohn Liudolf gegen den Schwiegervater bzw. Vater Otto I. schloß die kurze salische Phase in Bingen ab. Der Sturz Konrads und die Auswirkungen der ottonischen Kirchenpolitik auf die rheinischen Bistümer führte zu einer Abwanderung der Salier aus Mainz, Worms und den königlichen Fisci am Rhein (Bingen) in das Hinterland. Allerdings nahm der Salier-Herzog Otto von Worms, Sohn Konrads des Roten, in den Jahren 983-91 die Gelgenheit wahr, sich auf Kosten des Reichs- und Kirchenguts wieder auszudehnen. Otto konnte die 953154 seinem Haus verlorengegangene Herzogswürde (Lothringen) auf dem Weg über das Amtsherzogtum Kärnten wiedererlangen. Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Otto 11. und seinem Helfer, Erzbischof Willigis von Mainz, mit dem Baiernherzog Heinrich (976) entstand Kärnten mit den Marken Verona und Aquileia, die der der Baiernherzog und Kaiserbruder Heinrich I. der Zänker von Berengar erobert hatte, als eigenes Herzogtum. Herzog Otto von Kärnten vereinigte schließlich auch am Mittelrhein Worms-, Nahe-, Maienfeld- und Speyergau in seiner Hand. Er hatte Kärnten wieder - für sechs Jahre - abgeben müssen und diese Anwartschaften möglichweise in diesem Zusammenhang ausgebaut. Herzog Otto war zum mächtigsten Herrn in Rheinfranken geworden, der Wormser Bischof Hildibald, einflußreicher Berater Ottos III., mochte es begrüßen, daß der Salier anderweit gebunden wurde. Die ordnende Kraft des sächsischen Herrscherhauses,insbesondere Ottos I., wird durch eine Reihe von urkundlichen Verfügungen deutlich. Das Herrscherhaus war aber auch präsent, ohne daß darüber schriftliche Zeugnisse vorliegen müssen. So erfolgte die Ernennung und Bestätigung auch der Grafen ausschließlich durch den Herrscher, Otto I., selbst. Auch im hohen Klerus der Region zeichnete sich eine gewisse Bevorzugung von Verwandten des Königshauses ab. Erzbischof Brun von Köln (953-65) war der Bruder Ottos L, Erzbischof Wilhelm von Mainz (954-68) ein Sohn Ottos I. In Trier folgte auf Erzbischof Ruotbert (93 1-56), dem Bruder der Königin Mathilde, der ebenfalls mit dem Herrscherhaus verschwägerte Heinrich (956-64). Die Ausstattung der Begründung des Erzbistums Magedeburg zog sogar bis zur Nahe ihre Kreise, indem das in Hüffelsheim und Norheim vorhandene Reichsgut, das verwaltungsmäßig dem Königshof Oberwesel unterstand, mit diesem an Magdeburg geschenkt wurde. Für Bingen wird nach der Mitte des 10. Jahrhunderts die enge Zusammenarbeit zwischen den Königen und Kaisern aus dem sächsischen Haus und den Erzbischöfen von Mainz im Zeichen des Einbaues der Kirche in die Verantwortung des Reiches (ottonisches Reichskirchensystem) wichtig. In höchstem Maße fragwürdig ist

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die durch den Fälscher Bodmann überlieferte Nachricht, König Otto I. habe für einen seiner Söhne, nämlich für Erzbischof Wilhelm von Mainz (95448). aus Dank für dessen Mithilfe bei der Thronerhebung von Wilhelms Halbbruder Otto 11, diesem 955 Mainz, Bingen und den Rheingau mit weiteren Rechten und Privilegien zum Geschenk gemacht. Bei der Königskrönung Ottos 11.962 hat Erzbischof Brun von Köln die entscheidende Handlung vollzogen, so daß man höchstens unter zeitlicher Verschiebung der Nachricht deren Inhalt als Entschädigung für die Errichtung des Erzbistums Magdeburg (967168) auf Kosten der Mainzer Metropolitangewalt erklären könnte. Ihre faktische Kausalität träfe eher auf die Thronerhebung Ottos 111. zu. Allerdings käme auch der ottonentreue Erzbischof Hatto 11. von Mainz (968-70), dessen kurzes Regiment mit der Mäuseturmsage in Bingen verknüpft ist, für die Magdeburger Entschädigungssituation zeitlich ebenfalls noch in Betracht. Hatto 11. hat sich wohl relativ lange in Bingen aufgehalten, wo er auch gestorben sein soll, wenn auch die zeitgenössischen Quellen darüber schweigen. Der entscheidende Schritt für die künftige mittelalterliche Entwicklung Bingens erfolgte unter dem hochbedeutenden Erzbischof Willigis von Mainz (975-101 I), Kanzler Kaiser Ottos I. und seines nachfolgenden Sohnes, Willigis der eigentliche Schöpfer der politischen Entfaltung des Erzstiftes Mainz im Hochmittelalter. Willigis hat sich sein Vorrecht für die Königsweihe der deutschen Herrscher verbriefen lassen und dieses Privileg, zusammen mit seinen Funktionen als Erzkaplam und Erzkanzler für Deutschland und für Italien zu der Behauptung einer Vorrangstellung vor den geistlichen und weltlichen Mitfürsten im Reich verwendet. Zu den Pflichten des Mainzer Erzbischofs und Erzkanzlers gehörte die Teilnahme an den Reichsversammlungen, die die Beschlüsse über die wichtigsten Angelegenheiten des Reiches faßten. Auf dem Reichstag von Verona im MailJuni 983 hat der Mainzer maßgeblich zu dem Entscheidungsprozeß der Thronfolge-Designation des dreijährigen Kaisersöhnchens Otto 111. beigetragen, das Weihnachten 983 von Willigis und seinem geistlichen Kollegen von Ravenna in Aachen gesalbt und gekrönt wurde. Verschiedene Gründe mögen zur Ausstellung der Urkunde Ottos 11. am 14. Juni 983 beigetragen haben, mit der der Kaiser der Mainzer Kirche ihren älteren Besitz in Bingen bestätigt und ihr neue Herrschafts- und Bannrechte über Bingen und den Rheingau verleiht. Tragendes Motiv war die Kräftigung der Stellung des Mainzer Kanzlers und seines Erzstifts für die Erfüllung der Reichsaufgaben. Das individuelle Detail wird durch die Belohnung der Aktivität des Mainzer Kirchenfürsten, die Entschädigung für den Verlust des Magdeburger Kirchensprengels sowie durch die Absicht der endgültigen Abriegelung des Binger Raumes gegen die Ansprüche der Salier (Konradiner) hinzutreten: „(C.) Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Otto, aus göttlicher Milde bestätigt, erhabener Kaiser der Römer. Da dies rechtens und gesetzlich immer bei den Königen und Mitkaisern unseren Vorgängern gleichsam rühmlich hervortrat, die Kirchen Gottes zu kräftigen und ihren wie auch immer gestalteten Bedürfnissen für Ort und Zeit fleißig zur Hand zu gehen, so richten wir auch unser Augenmerk darauf, alle ihre [= der Kirchen] nachstehend aufgeführten Vergünstigungen eifrig zu fordern und, indem wir den göttlichen Angelegenheiten die menschlichen unterordnen, zuerst die Dienste Gottes mehr und mehr emporzuheben, um

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darauf, indem wir uns so verdient gemacht haben, den Zustand unseres Königreiches glücklich emporzuhalten. Deshalb möge es jedem unserer Getreuen nachdrücklich offenbar sein, wie Erzbischof Willigis sich in Verona bittend an uns gewandt hat und zugleich auch beantragte, für den Nutzen in der Stadt Bingen auf jede Weise zu bekräftigen, was seinen Vorgängern, den Erzbischöfen, offensichtlich und ihm bis jetzt vorenthalten war, weil ihm daran lag. Damit der Bitte dessen [= Willigis] freilich Zustimmung geschehe, empfing seine Freigebigkeit, die gegen uns und alle unsere Wünsche sich hervortat, wie sie wollte, das Erwirkte. Zu diesem bekräftigen wir auf Bitten der Herrin und verehrungswürdigen Mutter Adelheid und auf Verwendung von Theophanu, unserer geliebten Gemahlin, sowie auf Bitten des Erzbischofs Giselher [von Magdeburg] und Theoderichs, Bischofs von Metz, nicht allein dieses, sondern übergeben auch eigentümlich, was wir aus eigenem Recht dort bis hierher festgehalten haben, der in der Stadt Mainz gegründeten und zu Ehren des hl. Martin geweihten erzbischöfliche Kirche, der dieser Erzbischof Willigis vorsteht, und zwar in der Absicht, daß der vorgenannte Erzbischof und die anderen nach ihm dieser Kirche Vorstehenden das vorgenannte Recht mit Amtsgewalt [potestative] besitzen sollen innerhalb und außerhalb der Stadt Bingen (infra et extra Pinguiam civitatem) in allen Besitzungen (in omnibus rebus), wo immer diese gelegen seien oder durch wessen Lehen auch immer sie in Beschlag genommen, falls sie zu jener Sache rechtmäßig gehören, zugleich mit dem Bann über das Gebiet (sub territorio) dieser Stadt und in den zugehörigen Örtlichkeiten (in locis contiguis) und sodann mit dem Bann, der gewöhnlich >banpennic< genannt wird, diesseits des Rheins von der Brücke über den Bach Selz ausgedehnt bis Heimbach (usque Heimbach) und jenseits des Rheins, wo das Bächlein Elisa [bei Oestrich] mündet, bis zu dem Dörfchen Kaub (usque ad Cubam villulam) - und mit allen übrigen Nutzungen, betreffs Münzrecht (moneta), Weinpflanzungen (vinetis), Unfreien beiderlei Geschlechts, Höfen, Gebäuden, Wäldern, Jagd und aller Waldnutzung, auch Wiesen und Weiden, Gewässern und Wasserläufen, Fischereien und dem Fährgeld, das auf den beiden Flüssen Rhein und Nahe empfangen wird, weil es sich um jene Überfahrt sorgt, wie auch bebautes und unbebautes Land, schon im Gang befindliche oder noch in Bewegung zu setzende Mühlen, Wege und Irrwege, Ausstände und Erträge, alle Zugehörungen, erworben oder zu gewinnen. Wenn aberjemand durch Begierde oder eine andere Schlechtigkeit irgendwie auskundschaftend etwas von diesem heimlich wegnimmt, droht ihm gerechte Vergeltung. Um das Geschenk der Übertragung sicher aufrechtzuerhalten, haben wir befohlen, dieses Privilegium aufzuzeichnen und mit dem Abdruck unseres Siegels versehen zu lassen, was wir auch mit unserer kaiserlichen Hand unten bekräftigen. Zeichen des Herrn Otto, des großen und unbesiegbaren erhabenen Kaisers. Ich, Hildibald, Bischof und Notar, habe anstelle des Erzkaplans Willigis unterschrieben. Gegeben an den 18. Kalenden des Juli im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 893, in der 11. Indiktion, im 25. Jahr (aber) der Königsherrschaft Ottos II., im 15. andererseits des Kaisertums; gehandelt in Verona; glücklich, Amen." Willigis erhielt vor allem umfassende Herrschafts- und Bannrechte sowie deren Einkünfte in einem weiten Umkreis um Bingen, aber auch Besitz. Insgesamt umfaßte die Schenkung, das verdient festgehalten zu werden, lediglich nichtkirchliche

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Rechte. Der Schluß bietet sich an, daß die eigentlichen Gerechtsame in Bingen schon lange vorher aus dem Besitz des Königs in die Verfügung von kirchlichen Institutionen, vor allem der Mainzer Kirche, übergegangen waren. Der Königsbann, das Recht des Königs, unter bestimmten Bedingungen wichtige Maßnahmen zu erlassen und deren Verletzungen mit einer besonderen Buße zu belegen, kann auf hoheitliche Rechte. die Gerichtsbarkeit, das Aufgebot zu Krieg und Frieden, aber auch auf andere administrative Rechte im sog. Regalienbereich bezogen werden (Zoll, Münze, Juden, Geleit, Markt, Forst, Mühlen). Für die Binger Urkunde ist die Forschung zu keiner einheitlichen Einschätzung gelangt, ob das verliehene Bannrecht Gerichtsbann oder „Landeshoheit6'bedeutete oder eher ein auf das Rheinufer und den Fluß beziehbares Regal, wahrscheinlich das Geleitsrecht, gemeint habe. Sicher beinhaltet das königliche Bannrecht für die Ottonenzeit mehr an konkreter Befugnis als nur den Schutz des Geleits. Der Katalog der unterschiedlichen Sektoren, die in der Urkunde angesprochen werden, spricht eine beredte Sprache. Wahrscheinlich legte das Diplom es in die Hand des Erzbischofs, inwieweit es für den herrschaftlichen Ausbau in Richtung Landeshoheit ausgeschöpft wurde. Die enge Verbindung von Markt, Münze, Zoll und Königsschutz im 10. Jahrhundert läßt darauf schließen, daß Bingen in dieser Zeit bereits über einen Markt verfügte (Mauerbaudörfer), obwohl dieser explizit nicht genannt wird. Auch das Geflecht Markt - Grundherrschaft - Stadt ist bei Bingen weder rechtlich noch wirtschaftlich für diese Zeit in Zweifel zu ziehen. Die Präzision, mit der sich die Urkunde der ,,hydrographischen Hierarchie" annimmt: fluvius Rhenus, fluvius Nava, rivus Salisus, rivulus Elisa, läßt den Schluß zu, daß auch die Bezeichnung „in Pinguia civitate" (neben „Urbs Maguntina", „Cubam villulam") eher wohl die rechtlichen Möglichkeiten präzisiert, die für Bingen entweder gegeben waren oder durch die Urkunde als realisierbar ohne neuen Rechtsbedarf zu erfordern Bingen zugesprochen wurden. Eine spätere Stadt- bzw. Marktrechtsverleihung war damit überflüssig. Am 6. November 996 erfolgte eine räumliche Erweiterung der Schenkung von 983 mit der Übertragung des Königsforstes jenseits der Nahe, der später in den Besitz der Stadt Bingen übergegangen ist. Am 21.5.996 war die Krönung Ottos 111. zum Kaiser erfolgt. Bald darauf (997) machte sich in der Umgebung des Herrschers eine Wachablösung bemerkbar. Erbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildibald von Worms sowie die Kaiserschwester Sophia traten zugunsten des Bischofs Berwart von Hildesheim und anderer in den Hintergrund. Die Übertragung des Binger Waldes erhält durch den Kreis der in der Urkunde genannten Personen eine besondere Note. Der Salier Konrad I. von Kärnten-Worms, der wohl in seiner Eigenschaft als Inhaber der Grafenrechte im Worms- und Nahegau seine Miteinwilligung gab, fußte als Herzog letztlich ebenso auf Worms wie Bischof Hildibald mit seinen geistlichen Rechten. Dem Mainzer konnte eine eigene Machtbefestigung auf Kosten der Salier ebenso entgegenkommen wie dem in Worms mit den Saliern rivalisierenden Bischof. „(C) Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Otto aus göttlicher Gnadengunst erhabener Kaiser der Römer. Bekanntgemacht sei allen in Christus Getreuen, daß wir auf Fürsprache (ob interventum) des Herrn Hildebald, verehmngswürdigen Bischofs von Worms, und auch unserer geliebten Schwester Sophia unse-

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benannt wird und noch über das Spätmittelalter hinaus von ungleich größerer Bedeutung war als die von der mittleren Nahe in den Hunsrück führenden Verkehrswege. Der Bau der Willigis-Brücke über die Nahe, der das alte Fährrecht ablöste, ist als eine den neuen praktischen Bedürfnissen des Handels, aber auch den neuen hoheitlichen Befugnissen entsprechende erzbischöfliche Tat hoch anzusetzen. Das Hoheitsrecht über Brücken war ein Regalrecht. Das mit dem Wege- und Brückenrecht verbundene Geleitsrecht gehörte in den inhaltlichen Umfang der Schenkung von 913 und wurde hier umgesetzt. Die für diese Zeit in Deutschland nicht gerade gewöhnliche Leistung des Steinbrücken-Baus setzte voraus, daß die Bedürfnisse, nämlich der lokale Markt- und insbesondere der Fernwarenverkehr, der durch die teilweise Übernahme des Schiffswarenverkehrs des Rheins infolge der Umgehung des Binger Lochs besonders groß war, den aufwendigen Bau auch amortisierten. In der Zeit des Erzbischofs Willigis entstand wohl auch das Binger Kanonikerstift St. Martin. Eine frühere Gründung aus dem Umkreis der Konradiner oder Salier scheidet wohl aus. Die Kirche von Bingen war jedenfalls schon vor 793 eine Domäne des Mainzer Domstiftes. Die jeweilige Zugehörigkeit des Binger Propstes, mit dessen Amt die Pfarrechte in Bingen verbunden waren, zum Mainzer Domkapitel weist auf die Integration der Binger Brückenkopf-Funktion in die kirchliche sowie binnenkolonisatorische Ausbaupolitik von Mainz. Der Pfarrbezirk von Bingen erstreckte sich entlang der Ausonius-Straße in einem noch dünn besiedelten Gebiet mindestens bis zu der wichtigen Grenzscheide des Sirnrnerbachs und zum Kisselbach im Hunsrückgebiet. Die 1006 erfolgende Gründung und Ausstattung der Pfarrei Mörschbach im Hunsrück auf dem „proprium predium" des Grundherm Dietrich, dessen Gedenkstein sich in unmittelbarer Nähe der Kirche St. Martin in Bingen gefunden hat, lag nicht weit von der Siedlung ,,Biscoffeserod" (Bischofsrod), einer Waldrodung vielleicht des Willigis, unmittelbar an der Steinstraße (Römerstraße). Sie weist als Verbindlichkeit eine jhrliche Zinsleistung von 10 Schillingen aus dem Zehnten der neugegründeten Pfarrei an die Fratres der Binger Stiftskirche auf. Die erzbischöflicheAktivität der Weihe der Pfarrkirche in Mörschbach, die Begrenzung des neuen Pfarrsprengels und die Übertragung der Zehntrechte an Pfarrkirche und Gründer läßt den Schluß zu, daß der vereinbaite Jahreszins eine Abfindung für die älteren Binger Rechte, aber auch die Entschädigung für die Übernahme der neu zugewachsenen seelsorgerischen Betreuung darstellen könnte. Im Umkreis von Bingen gehörten zu dem ursprünglichen Großpfarrbezirk weiter Weiler, Waldalgesheim, Oberheimbach, die späteren Wüstungen Holzhausen und Münztal, Kempten, Büdesheim und Dietersheim, Walderbach, Dörrebach und vielleicht sogar noch Rheinböllen. Die Kirchen von Sarmsheim und Hergenfeld werden in der Willigis-Zeit bereits in den Händen von St. Alban vor Mainz gewesen sein. Da die Ausformung der älteren Großpfarreien sich an die relativ großräumige Gliederung der älteren Fiskalbezirke angelehnt haben dürfte, waren in der Zeit des Landesausbaus noch genügend Nischen für grundherrschaftliche Eigenpositionen vorhanden, die zu Eigenkirchengründungen einluden. Auch die Könige schenkten natürlich in der Karolinger- und Ottonenzeit weiter aus diesen Komplexen, zum Beispiel in Trechtingshausen, Genheim, Bretzenheim und Windesheim.

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Grundbesitzerfamilien des Binger Raumes trugen die Aktivität der Mainzer Erzbischöfe mit. Die Stiftung der Hazecha im Jahre 1028 für St. Martin in Bingen zeigt mit dem Namenurnkreis, der zum Teil mit dem der Mörschbacher Urkunde auffallend übereinstimmt, und mit den Namensnachbarschaften Einheimischer zu Würdenträgern des Binger Stiftes enge verwandtschaftliche Verflechtungen von einheimischem Grundbesitz und Kanonikerstift auf. Das Kanonikerstift wies damals mit Propst, Dekan, Magister scholarum, Kustos und Kantor ein bereits voll organisiertes Kapitel auf. Auch als Begräbnisstätte für vornehme Familien dienend, übernahm das Stift Verpflichtungen gegen Bewidmungen. Die erwähnte Urkunde der Hazecha zeigt im übrigen mit ihrer Benennung des Dinggerichts (in populari placito) und der Unterscheidung von urbani (Stadtbewohner), villani (Grundhörige) und cives (Bürger) in der Stadt (civitas) Bingen die soziale und rechtliche Weiterbildung des städtischen Gemeinwesens. Die Benennung von Bingen als Standort für Besitz der Klöster St. Maximin, Lorsch und Fulda ist bei näherer Betrachtung eher ein Indiz für die Gefahr der Entfremdung solchen klösterlichen Fernbesitzes durch das Königtum, insbesondere die Salier, durch Adel und Ministerialität, auch in der Funktion von Inhabern der Vogteigewalt als daß der Reichtum dieser Klöster an Grundbesitz wirklich augenfällig bewiesen wird. Die Linie erzbischöflicher Machtentfaltung im Binger Raum soll künftig nicht mehr so detailhaft weitewerfolgt werden wie in der ottonischen Zeit. Unter Erzbischof Ruthard von Mainz (1089-1 109), der erste Ansätze einer planmäßigen Territorialpolitik erkennen läßt, erfolgte 1092 die Abtretung von jährlich 12 Pfund Denaren (Pfennigen) Einkünften in „loco nomine Binga", zusammen mit der curia Planig und Vogteirechten an das Mainzer Domkapitel, womit der seit 96 1 eingeleitete Trennungsprozeß zwischen Bischofs- und Kapitelsgut nicht unwesentlich zugunsten des Domkapitels beeinflußt wurde. Die abermalige Benennung Bingens als „locus" (Ort) und die Bezeichnung des erzbischöflichen Beauftragten als ,,villicus" (Meier, Vogt), Iäßt wieder auf die de facto eher grundherrschaftlich-ländliche als auf eine städtische Organisation des erzbischöflichen Bingen schließen. Die Urkunde ging vom Erzbischof selbst aus und wies in diesem Punkte keine tendenziöse Programmatik auf. Neben dem Binger Gebiet stand auch der Raum Sobernheim an der mittleren dahe im Zeichen einer Besitzergreifung durch die Erzbischöfe von Mainz, besonders in der Zeit des Erzbischofs Willigis (975-101 1). Die Bischöfe und Erzbischöfe von Mainz müssen schon recht früh, höchstwahrscheinlich bereits im 6.17. Jahrhundert ausgedehnte Rechte eigenkirchlicher oder grundherrschaftlicher Natur an der mittleren Nahe mit Sobernheim/DisibodenberglKirn als Zentrum in Besitz genommen haben, wie Seibrich und ähnlich Heinemeyer vermuten. Der Mainzer Schwerpunkt an der Glanmündung, der im ausgehenden 6. Jahrhundert entstanden sein könnte, gewann an Bedeutung, als anfangs des 7. Jahrhunderts auf den zuvor nur sehr extensiv besiedelten Hochflächen zwischen Rhein und Mosel der Landesausbau einsetzte, der sich bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts durch Siedlungen mit den Kennzeichnungen -weiler, -feld, -dorf und -hofen bemerkbar machte. Es folgten -hausen, -rod oder -scheid. Der Bischof schob seinen Amtsbereich nahe- und glanaufwärts vor, erfaßte aber schließlich nicht den gesamten Lauf der Nahe, sondern endete am Idarbach bei Oberstein. Der Idarwald trennte die Di-

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özesen Mainz und Trier. Der Soonwald lag in der Mainzer Diözese, die auf die Simmemer Mulde übergriff. Im späteren Mittelalter bildeten hinter dem Soonwald die Pfarreien Rheinböllen, Mörschbach, Simmem, Kirchberg, Sohren, Hausen und Rhaunen die Grenze zu Trier. Die zu unterstellende großräumige Sobernheimer Villication hätte über einen Haupthof in Sobemheim, einen Hauptnebenhof in Meisenheim und Nebenhöfe in Odernheim und Medard verfügt, bei Staudernheimund Medard mit größerem Fernbesitz. Das einheitliche Fischereirecht in der Nahe könnte noch auf diese alte Organisation hinweisen. Die urkundlichen Zeugnisse über diesen Mainzer Besitz liegen mit 1074 und 1128 recht spät. Die erzbischöfliche Villication zerfiel durch Verpfandungen, Verleihungen usw. fast völlig. Kirchliches Zentrum, wenn nicht Zentrum überhaupt (Vogt), war der Disibodenberg,der mit dem Wirken des hl. Disibod (6.17. Jhdt.) verknüpft ist. Die Disibod-Vita der hl. Hildegard von Bingen, die das Wissen über diesen heiligen Einsiedler mitteilt, ist von besonderer Kritik an den Mainzer Erzbischöfen bestimmt. Auf dem Disibodenberg war eine für die Zeit typische Klerikergemeinschaft entstanden, in deren Hintergrund Disibod eine Art Stifterrolle spielte. Die Kirche war gleichzeitig die Pfarrkirche der Mainzer Grundherrschaft an der mittleren Nahe, mußte also die Bindungen ihres Patrons zu Trier bereits abgeschüttelt haben. Die Schenkung von Königsland an den Bischof von Mainz war wohl die Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung. Die Bedeutung des Disibodenbergs nahm ab, als sich die entstehenden Kirchen in Meisenheim, Meddersheim, Sobernheim und eventuell auch Monzingen und Waldböckelheim verselbständigten. Als auf Erzbischof Willigis die Aufgabe zukam, die Seelsorge in den neuen Rodungsgebieten einheitlich zu organisieren, fiel dem alten Stift Disibodenberg wieder neue Bedeutung zu. Um die Jahrtausendwende hat Willigis das neue Kanonikerstift auf dem Disibodenberg errichtet, wobei er sicher nicht völlig neue Pfarrstrukturen schaffen mußte. Filialorte der Kirche auf dem Disibodenberg wurden Odernheim, Staudernheim, Boos, Oberhausen, Duchroth und Rehbom, wozu dann noch Lettweiler, Abtweiler und Oberstreit und schließlich noch Schöneberg, Hegene und Herdenroth traten. Von Sobernheim drang der Erzbischof von Mainz in den Hunsrück vor. Die Kirchen bei Monzingen (Gehinkirche), Auen (Getzbach) und Seesbach (Semendiskirche) wurden errichtet, weiter südlich der Nahe in Hundsbach und Bollenbach. Der Pfarrbezirk von Getzbach umfaßte die Orte Monzingen, Nußbaum, Langenthal, Auen und Pferdsfeld, also das gesamte Land zwischen Nahe, Sobernheimer Wald und Soonwald. Bei der Gründung der Kirche Getzbach mußte Willigis das Land für den Bau der Kirche von einem Monzinger Kleriker erwerben, Mainz verfügte hier über keinen eigenen Grundbesitz. Die Kirche von Monzingen befand sich in der Zeit des Erzbischofs Willigis bereits in der Hand von Mainz zusammen mit ausgedehntem Grundbesitz. Das Martinspatrozinium weist auf eine frühe fränkische Einrichtung hin. Die Monzinger Filiale Auen existierte zur Zeit der Gründung der Pfarrkirche Getzbach noch nicht. Eine wichtige Urkunde des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz (1 128)berichtet, daß Erzbischof Willigis die Kirche in Getzbach gebaut und ihr den Namen Gehinkirche gegeben habe. Mit weiteren von Willigis gegründeten Kirchen sei sie dem Stift Disibodenberg geschenkt worden. Der Pfarrbezirk war einer der größten im späteren Landkapitel Sobernheim. Bei

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seiner Entstehung gehörten die Siedlungen Daubach, Eckweiler, Seesbach, Gehlweiler, Tal Koppenstein, Pferdsfeld, Rehbach, Winterburg und Ippenschied dazu (Seibrich). Durch die Ausgliederung der späteren Pfarrei Pferdsfeld schrumpfte der Pfarrbezirk Getzbach auf vier Dörfer zusammen. Weitere Pfarrrnittelpunkte der Willigis-Ausbauphaseim Nahe-Hunsrück-Raum sind Bollenbach, Meckenbach, Sien und Niederkirchen im Ostertal. Wenden wir uns den weltlichen Herrschaftsstrukturen zu, so ist das Bild vielleicht weniger deutlich, obwohl auch hier die großen Linien feststehen dürften. Jedenfalls gehört die Zeit der im Nahe-Hunsrück-Bereich amtierenden Gaugrafengeschlechter wegen der spärlichen Überlieferung zu den am wenigsten erhellten Abschnitten der historischen Entwickiung der Region. Nicht zuletzt deshalb, weil sich hier im 18. und 19. Jahrhundert recht abstrakte Theorien, insbesondere in den Kreisen der archivarischen Heimatforschung im Dienste von interessierten Fürstenhäusern entwickeln konnten. Vor allem der kenntnisreiche Regierungsrat Schott, der auch vor gelegentlichen Fälschungen nicht zurückschreckte, hat für die Wild- und Rheingrafen die Überlieferung mit zusätzlichen Unsicherheitsfaktoren und Falsifikaten entstellt. Das auf den Gau bezogene Grafenamt war rechtlich offenbar längst nicht so deutlich konturiert, wie man es gern gehabt haben möchte. Auch die Situation des von Baldes untersuchten Instituts der salischen Untergrafen ist nicht ohne Konzessionen an den Aufbau von Eigenpositionen durch die angesessenen Dynasten denkbar. Diese nicht von der Oberherrschaft der Salier herzuleitenden Eigenpositionen wurden nach Möglichkeit lehenfrei gehalten. Grundbesitz und Kirchenvogteien gehörten dazu, Eigenkirchen, annektiertes Klostergut, auch die Möglichkeit, in vernachlässigtes Reichsgut einzutreten und die Chancen gerichtlicher Konfiskationen trugen zum Aufbau von eigenem Besitz bei, der bei dem Verlust der auf Amt und Gau bezogenen Grafschaft für sich Bestand hatte und zum Aufbau der mittelalterlichen gräflichen Dynastengeschlechter des Raumes die Grundlagen bereitstellte. Zweifelsohne bot sich aber den Saliern eine Möglichkeit mit dem Aufbau von Untergrafschaften: Worms-, Nahe-, Speyer, Maienfeld-, Kraich-, Elsenz-, Pfinz-, Enz- und vielleicht noch Uffgau. Allein schon diese respektable Häufung erforderte die Einsetzung von adeligen Vasallen als Vize- und Untergrafen. Unter diesen Lehnsgrafen, die sich allmählich emanzipierten und die ursprünglich angelegte oder zumindest behauptete Abhängigkeit von den Saliern abstreiften und sich verselbständigten, sind mit der Mitte des 10. Jahrhunderts die Emichonen im Nahegau wichtig, deren Teilgrafschaften in ihrer Nachfolge (Wildgrafschaft,Raugrafschaft, Grafschaft Veldenz) neben den Grafen von Sponheim die territorialen Träger des Raumes zwischen Nahe und Hunsrück werden. Woher diese Emichonen kommen, die sich eines Leitnamens bedienen, ist nicht bekannt. Von 960 - 1065 finden sich im Nahegau ununterbrochen Grafen mit dem Namen Emicho. Sie entstammen wohl einer einheimischen Familie, nicht mehr dem Typus der karolingischen Reichsaristokratie, die in unterschiedlichen Regionen grundherrlich ansässig war. Im Schenkungsbereich des Klosters Fulda wird 825 ein Emicho als Zeuge genannt. 940 tauscht ,&mich0 Cuonradi comitis vasallo" Güter in Worms und im Nahegau. Damit geben sich vielleicht Vorfahren der späteren Gaugrafen zu erkennen. Der Salier Konrad der Rote amtet 918, 942 und 945 im

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Nahegau noch allein, seit 944 ist er auch Herzog von Lothringen. Otto I. schenkte dem getreuen Franco Güter und Hörige in seinem Forst Lutera zwischen Basenbahc und Richenbahc ,,in pago Nahgouue nominato in comitatu Cuonradi" (945 XI1 17). Herzog Otto von Kärnten und Markgraf von Verona, Konrads Sohn, trat in zeitlichem Wechsel (956,973) mit Emicho als Nahegaugraf auf. Recht früh verbinden sich die Emichonen mit den Bertold-Becelinen, die unter Herzog Otto von Kärnten in den Besitz des Maienfeldgaues gelangt sind. Obwohl die spärlichen Belege für die mittelrheinischen Gaugrafen bzw. die salischen Untergrafen keine genaue Genealogie ermöglichen, diese von der Abfolge der gaugräflichen Amtsfunktionen her vielleicht auch garnicht berechtigt ist, hat es Versuche gegeben, die Amtszeiten der einzelnen Inhaber und ihre Filiationen zu ermitteln. Der Nahegaugraf Emicho IV. (gestorben 1072) hätte demnach Kunigunde, Schwester des Grafen Bertold, des Gründers des Stiftes Ravengiersburg, geheiratet. Seine Söhne, Emicho V. (1074 Nahegaugraf) und Bertold (Graf im Trechirgau), bilden die nächste Generation. Emicho V. lebte nachweisbar bis 1108. In seiner Zeit könnten die Nahegaugrafen bereits die Lehen des Bistums Verdun an der Mosel besessen haben. 1086 werden Valdentia (Veldenz), Dusemont, Molins (Mühlheim) und Burg als wenigstens teilweise im Besitz eines miles Emicho aus dem Umkreis des Bischofs Tiedericus von Verdun genannt. Emicho V. hatte seinerseits ebenfalls zwei Söhne: Emicho mit den Grafenrechten im Nahegau, er wird der Stammvater der Wild- und Raugrafen, und Gerlach, der Begründer der Veldenzer Linie, mit den Lehen von Verdun, Reims, Worms und Mainz. Mit letzterem war das Truchsessenamt des erzbischöflich MainZer Hofes verbunden. Die offenbar ununterbrochen Erbfolge der Emichonen hatte zu einer gewissen Selbständigkeit dieses ,,Untergrafengeschlechts"geführt. Werle stellt einen Beleg dafür fest, daß die Salier ihre Lehenshoheitsrechte noch zu wahren wußten: 1116 war Kaiser Heinrich V. im Besitz der Stromburg, die zeitweise einer Nebenlinie der Emichonen als Sitz gedient hatte. Bertolfus Comes de Strumberg und sein gleichnamiger Sohn erscheinen 1056-1097 in Urkunden, in denen Kaiser Heinrich 111. die Vogteirechte für St. Maximin ordnet. Bertolfus, vielleicht Bruder des Nahegaugrafen Emicho V., ist der Gesandte des Kaisers an das Kloster. Bertold, Bertolf trug vermutlich die Stromburgals Lehen des Saliers, sie könnte damit als salischesHausgut anzusprechen sein, nicht als allodialesEmichonengut. Erzbischof Adalbert von Mainz ließ die Stromburg 1116 zerstören. Als sich schließlich die Staufer im Rahmen der Übernahme der salischen Güter auch im alten Amtsbereich der Emichonen festsetzen konnten, erfolgte eine weitere Inanspruchnahme der von den Saliern angemeldeten und praktizierten Hoheitsrechte. Das Geschlecht der Nahegaugrafen wurde damals dem Pfalzgrafen Konrad von Staufen als lehnspflichtig unterstellt. Noch aus dem 13. Jahrhundert liegt zumindest eine Urkunde vor, aus der hervorgeht, daß die Landgrafschaft im Nahegau gewissermaßen als Fortsetzung der alten Amtsgrafschaft im Nahegau angesehen wurde und in den Händen der Hauptlinie der Emichonen von der Pfalzgrafschaft zu Lehen ging. In einem Schreiben des Pfalzgrafen Ludwig des Strengen an den Wildgrafen Johann von Dhaun (1277) heißt es ,,lantgravia, qua a nobis infeodatus esse dinosceris".

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Kehren wir zu den Emichonen in der Ottonenzeit zurück, so fallt auf, daß in deren Nahegaugrafschaft einer Reihe von bedeutenderen Gmndbesitzern deren Güter durch Gerichtsurteile eingezogen und neuen Besitzern übertragen wurden. Dem Gaugrafengericht, das unter dem Vorsitz des Grafen Bertold mit seinen 14 Schöffen (schon auf der Kyrburg?) nach fränkischem Recht urteilte, kam wohl die Entscheidung zu, die von Otto I. aufgegriffen wurde, da die zugmndeliegende Prozeßmasse entsprechend dem Verfahren des Königsbanns in den königlichen Finanzhaushalt überführt wurde. Am 29.5. 961 schenkte König Otto I. in der Pfalz Ingelheim das Prädium, das Landbertus und Megingozzo durch Graf Emicho und die Schöffen entzogen worden war, nämlich in den Marken von Kirn, Bergen, Hosenbach, Wikkenrod und Putzweiler, an den vertrauten Mainzer Dompropst Theoderich, späteren Erzbischof von Trier: „...tale predium, quale Landberto atque Megingozzo per Emichonem comitem secundum ius scitumque Franconim iudiciumue scabinorum ablatum et in fiscum regium debita bannomm examinatione transmissum est. Hoc est, quod (quicquid) in Kirero marca uel in Bergero marca siue in Husenbachero marca seu in Uuikenrodero marca nec non in Puzuuilaringero marca possidere uidebantur, cuidam nobis admodum familiari nomine Theoderico prefate ecclesie preposito precepto in proprium donauimus.. ." Bei den genannten Orten handelte es sich nach der Vermutung von Seibrich um eine einheitliche Gutsherrschaft, die sich später in der Hand der Wildgrafen als Erben der Nahegaugrafen befand. Eine weitere königliche Verfügung vom 4.2. 966 spezifizierte die Angehörigen der bestraften Familie und die zugrundeliegende Straftat, indem das Predium der Brüder Megingald und Reginzo dem nunmehrigen Erzbischof Thiedrich von Trier übertragen wurde, das diese wegen ihrer Räubereien und Missetaten verwirkt hatten. Ausgenommen blieb der dritte Teil des konfiszierten Gutes, das Landbert, dem älteren der Brüder gehört, der in das nunmehrige kaiserliche Eigentum zurückfiel. Man kann daran denken, daß dieses an den Gaugrafen selbst gelangt ist. Reginzo ist also nun als Verurteilter hinzugekommen, Megingald dürfte als Schreibvariante für Megingozzo anzusehen sein. Die betroffenen Güter waren großenteils denen gleich, die 961 genannt wurden. Die kleine Abändemng dürfte auf die Abtrennung des erbschaftlichen Anteils des Landbert zurückzuführen sein. Der Name ,,Bettonforst" weist wohl in die Wickenrother Gemarkung. „...quicquid praedii megingaldus et reginzo fratres antequam ob latrocinia et malefacta eomm in publicum regni uel imperii nostri ius et ficum adiucatum est, hereditarium habere uisi sunt. Tertia tantum parte excerpta, qua fratri eomm maiori landberto accessit, quoniam legibus in nostrum ius et proprietatem redactum est, a proprium ex tot0 et integro munifica largitate donauimus. Ita sane ut quicquid praenominati duo fratres magingaldus et reginzo in duabus sibi hereditariis partibus in comitatu nagoue in locis subnotatis habeant, videlicet in marca Kira, in bergun, in puzuuilare, in husonbahc, in bettonforst.. ." Die durch die Urkunde insinuierte Ansicht, daß es sich bei den Brüdern um gemeine Räuber und Missetäter handelte, verbietet sich wohl von selbst. Es handelte sich viel wahrscheinlicher um vornehme Franken, die dem Nahegaugrafen und möglicherweise auch dem König in irgendeiner Art gerade im Wege standen. Lothringische oder westfränkische Konspiration könnte im Hintergmnd stehen. Heinrich 11. hat den Mainzer Geistlichen Megingoz (Megingaud) mit dem erledigten

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eine vom Bedgau abgesonderte Grafschaft verfügen („in pago quoque Muselgowi et in comitatu Becelini comitis"). Becelin wird als Getreuer des Klostervogts Heinrich von Luxemburg genannt. Eine noch 1103 auftretende Linie der Bezeline besaß die Vogtei über die Abtei Prüm. Auch über fuldische Güter, dann aber eher im Nahegau, könnte man Vogteirechte besessen haben, meldet doch der Nekrolog von Fulda für 1016 den Tod eines Grafen Becelin. Graf Becelin (995-1010) besaß die Söhne Bertold (1016-75), der Graf im Trechirgau und im Maienfeld war, und Graf Becelin, der über Teile des Bedgaus verfügte (1033-52), dann folgte Bertold (1056-83). Die Bertolde standen in engen Beziehungen zu St. Maximin und ihren Vögten, den Luxemburgern. 973 gab Otto 111. auf Bitten seiner Mutter Adelheid, seiner Gemahlin Theophanu und des Grafen Bertold der Abtei St. Maximin ihre entzogenen Güter im Nahe-, Worms- und Speyergau zurück. Geradezu als Strafe konnte es erscheinen, wenn Otto 111. die Rechtsmasse der Nahegaugrafschaft minderte, indem er 995 auf Bitten seiner Schwester Sophie das Prädium Denzen im Nahegau an Becelin, Grafen in den benachbarten Gauen, schenkte („praedium domnissa dictum becelino fideli nostro atque ad ipsum praedium in pago nachgouue dicto et in comitatu Emichonis comitis situm"). Kirchberg-Denzen, ursprünglich Königsgut, gelangte wohl als königliche Schenkung an St. Maximin und von diesem Kloster an die Bertolde. Es ist wie gesagt doch auffallend, daß die Schenkung an den Grafen im Maifeld-, Trechir- und Moselgau ging, nicht an den des Nahegaus, in dem diese doch gelegen war. Verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den beiden Familien sind für diese Zeit noch nicht bekannt. Der Gedanke liegt nahe, daß Erzbischof Willigis sich im Hintergrund bewegte, in dessen Interesse es gelegen haben könnte, wenn die Grenzzone des Nahegaus und damit des Mainzer Einflusses durch einen Gaugrafen einen verfestigenden Impuls erhielt, der zu den Trierer Erzbischöfen auf Grund seiner engen Beziehungen zu St. Maximin und Luxemburg sich auf einem gewissen Konfrontationskurs befand. Der kinderlose Graf Bertold, dessen Schwester mit dem Nahegaugrafen Emicho IV. verheiratet war, gründete 1072174 das Stift Ravengiersburg. Die Burg von Ravengiersburg, der Name setzt schon eine solche voraus, war ein zentraler Punkt der gaugräflichen Verwaltung des Raumes. An der Gründung des Stiftes sind beteiligt, Erzbischof Udo von Trier (1066-1084) aus dem Hause Nellenburg, Graf Bertold von Stromberg aus der Familie der Emichonen und seine Frau Hedwig, Graf Emicho selbst, sein Bruder Bertold sowie Graf Aizzolf (Zeizolf). Die Zeizolf-Wolframe werden in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts vereinzelt als Grafen im Wormsund im Maienfeldgau genannt. Der Erzbischof von Trier weihte vor der Gründung des Augustinerchorherren-Stiftes Ravengiersburg die dortige Kapelle auf Veranlassung der Gründer. Die Frau des Gründers von Ravengiersburg, Hedwig, gehörte wie Erzbischof Siegfried von Mainz (1060-1084) zu dem Verwandtenkreisder Sponheimer, die damit in Verbindung mit Gütern, die einst den Bertold-Becelinen gehörten, gebracht werden können. So folgert Seibrich bei der Diskussion des umstrittenen Themas der Herkunft der Sponheimer, daß eine Abkunft dieser Familie aus dem Geschlecht der Nahegaugrafen nicht völlig ausgeschlossen werden kann, wobei allerdings der von Ravengiersburg nicht allzu ferne Kirchberger Bezirk der einzige wäre, der als gaugräfliches Amtsgut in den Händen der Sponheimer identifizierbar sein könnte. Mit dem Gesamtbesitz der Bertolde auf dem Hunsrück und an der Nahe

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sei auch die Kirche von Kirchberg an die Sponheimer Grafen gelangt, folgert Seibrich weiter. Das der Gaugrafenfamilie durch Otto 111. geschenkte Prädium Denzen umfaßte 1074 nur einen Teil des Königsgutes. Bereits 995 war auch Kirchberg mit seiner Kirche als Zubehör von Denzen in den Besitz Becelins (Bezelin) gekommen. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheint Kirchberg im Besitz der Grafen von Sponheim, die den Ort aber wohl schon ein Jahrhundert früher auf dem Erbweg erlangt haben. Die Gründung Ravengiersburgs erhält ein besonderes Interesse durch die Ausstattungsgüter, die genannt werden. 1072urkundete Erzbischof Siegfried von Mainz, daß Graf Bertold und seine Gemahlin Hedwig ihre Kapelle zu Ravengiersburg abgetrennt und diese mit drei Hufen weniger ein Viertel in den Dörfern Wendelnesheim (Wendelsheim), Alechenberg (wüst), Ruochenhausen (Rockenhausen, nicht bei Mörschbach auf dem Hunsrück gelegen), Commede (Kumbd), Raggenhusun (Reckershausen bei Kirchberg) und Simmern entschädigt habe. Simmern auf dem Hunsrück wird damit 1072 erstmals zweifelsfrei genannt. Möglicherweise gehörte das Gebiet einmal zu St. Maximin und wurde durch die Grafen von Luxemburg als Vögte und deren Vasallen, wozu die Bertolde gehörten, entfremdet. Es ist schon im obigen Zusammenhang auffallend, daß der Besitz der BertoldBezeline weit nach Rheinhessen reichte. 1074gehörte zu den Schenkungen des Grafen Bertold und seiner Frau an das neuerhobene Stift Ravengiersburg neben Gütern zu Büdesheim ,,urbs et ecclesia in loco Alzeia cum dote et decimatione illuc pertinente". Der Besitz der Bertolde in Alzey könnte auf eine erbrechtliche Vereinbarung mit den ihnen verwandten Ehrenfrieden vor 897 zurückgehen. Ein Teil des Alzeyer Bereichs war von 900 bis 1107 ununterbrochen Reichslehen der letzteren, um 1107 an Heinrich V. (beneficium Alcei) zurückzufallen, der seinerseits dafür Heinrich von Zutphen mit der Grafschaft Friesland entschädigte. Der Name der Alzeyer Befestigung ,,Reversburg" deutet auf eine Verbindung mit dem bertoldschen Farniliengut Ravengiersburg (Reversperg) hin, womit die Anfänge auch der Alzeyer Burg weit vor 1125 liegen. Der Grundherr des beginnenden 10. Jahrhunderts Ravenger oder Raver, Rever - ein Ravenger wird 1010 unter den Lehensträgern des Erzstifts Trier genannt - dürfte der Burgengründer gewesen sein. Erst nachdem 1103 das Stift Ravengiersburg die Alzeyer Kirche gegen Besitzungen im Hunsrück-Moselrauman das Stift St. Stephan in Mainz eintauschte,konnte das dadurch besitzmäßig in seinem unmittelbaren Umkreis arrondierte Hunsrückstift auch für die großen Häuser der Salier, Staufer und der wittelsbachischen Pfalzgrafen an Interesse gewinnen. 1074 wird weiter auch Munzichun (Monzingen) an der Nahe als Ravengiersburger Schenkungsgut genannt. Im Stiftungsvermögen des Grafen Bertold taucht weiter ein Praedium ,,Cheri6'(,,Kirche"?) auf (1074), das mit der Nunkirche bei Sargenroth in Zusammenhang gebracht wird und als Pfarrbezirk später Dickenroth, Sargenroth, Tiefenbach, Belgweiler und Ravengiersburg umfaßte. Die Nunkirche könnte bereits in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts durch die Bertolde gebaut worden sein, sie wäre dann - trotz ihres Namens - die ältere Mutterkirche für die 1072 herausgelöste Kapelle zu Ravengiersburg gewesen. Nach dem Tode des kinderlosen Bertold fiel dessen Besitz an Emich IV., der seinerseits seinen Sohn Bertold mit der Erbschaft des Oheims, und seinen weiteren (älteren) Sohn, Emich V., mit dem bertoldschen Patrimonialgut und der Vogtei über

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Ravengiersburg ausstattete. Der Tod Bertolds 11. um 1075, mit dem also die Bertold-Bezeline ausstarben, veranlaßte wohl den salischen Herrscher Heinrich IV. die von Bertold verwalteten Grafschaften einem oder mehreren seiner Gefolgsleute zu verleihen (1084 Graf Bern im Trechirgau, 1103 Bezelin im Trechir- und Maienfeldgau, 1112 Adalbert im Trechirgau). Die Reste der Grafenrechte finden sich schließlich in den Händen der Pfalzgrafen, die seit 1156 in salischen Besitz eintreten. Das Erbe im Maienfeld wurde 1197 an die Sponheimer verpfändet. Vielleicht war auch der Trechirgau in pfalzgräflichem Besitz. Die Vogtei über Ravengiersburg ist aus dem Erbe der Bertolde vielleicht bei der Heirat der Schwester Bertolds 11. an die Emichonen übergegangen. Später befand sie sich in der Hand der Wildgrafen als deren Erben (Stiftsvögte: 1103 Graf Bertold von Nürings, 1170 Friedrich von Heinzenberg?, 1285 Wildgraf Gottfried Raub). Die pfalzgräflichen Vogteirechte wurden erstmals im Spätmittelalter geltend gemacht (1408109). Damals sah sich beim Aussterben der Wildgrafen Rheingraf Johann 111. gezwungen, für die Übernahme der Wildgrafschaft auf die Vogtei zugunsten der Pfalz zu verzichten.

DIE GAUGRAFEN UND IHRE ERBEN. DIE WILDGRAFEN Der Übergang von der Situation der Amtsgrafschaft des Nahegaus, die in einer eher lockeren, aber in wichtigen Angelegenheiten nie in Frage gestellten Unterordnung zur Königsgewalt, in der nicht immer ganz konsequent erscheinenden Zuordnung zur Macht der salischen Erben sowie in einer offenen Stellung zur überlegenen erzbischöflichen Gewalt und den eher passiven, aber älteren monastischen Immunitäten funktionierte, zu den multiterritorialen Gewalten scheint an der Nahe und im Hunsrück zumindest genealogisch ohne grundsätzliche Problemstellungen erkennbar zu sein. Die Herrschaft der Emichonen und ihrer verwandten Amtskollegen, die mit dem Königtum der Ottonen ohne große Differenzen kooperierte, sich der Chancen bedienend, im Blick auf die so wichtige Übernahme von Klostergut und weltlichem Grundbesitz unerwünschter Konkurrenten aus dem Adel der Landschaft zu entledigen, hatte sich nicht nur von einer Obervogtei der Salier gelöst, -wenn diese überhaupt je in der frühen Zeit permanent bestand - , sondern auch allmählich mit der Behauptung des Erblichkeitsprinzips die ursprünglich unabdingliche Verbindung zwischen Gau und Grafschaft beseitigt. Infolge der Teilungen und Verschwägerungen war die Ernichonenherrschaft in ihrer weiteren Entwicklung nicht mehr konzentrisch von einer regionalen Obergewalt, die nicht herzoglich war, in den Griff zu nehmen. Der Gau blieb, was er eigentlich schon immer gewesen war, vor allem geographischer Begriff des landschaftlichen Bereichs. Infolge seiner fortschreitenden Ausdehnung umfaßte er schließlich um 1200 ungefähr den linksrheinischen Teil der Mainzer Diözese. Als der administrative Nahegau ausgangs des 11. Jahrhunderts zerfallen war, hatten die Emichonen bereits an der mittleren Nahe in der Wildgrafschaft eine ansehnliche präterritoriale Landesherrschaft um Eigentum, Vogteien und Lehen unterschiedlicher Herkunft aufgerichtet. Im Blick auf die Legitimation seitens der ursprünglich als voll intakt anzunehmenden gaugräflichen Amtsbefugnis überrascht allerdings, daß die dynastischen Nachfahren der Gaugrafen ihre Herrschaft nicht im

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Gesamtraum des Nahegaues ansetzen konnten, sondern einen relativ begrenzten ausschnitthaften Schwerpunkt in der Umgebung des Hahnenbachs und seiner Mündung in die Nahe bei Kirn sowie an dem Übergang von der mittleren zur oberen Nahe im Westrich und im Hunsrück behaupteten. Das Binger Land, Teile des westlichen Rheinhessen, der Kreuznacher und Sobernheimer Naheabschnitt mit den Nebentälern des Hunsrücks und ein Teil des Forstgebietes um Lutera (Kaiserslautern) blieben ausgespart. Hier hatte sich das Reich mit den es beerbenden zum Teil erst aufkommenden weltlichen Dynasten und die Erzbischöfe von Mainz, deren Herrschaft an den beiden Brückenköpfen Bingen und Disibodenberg/Sobernheim schon früh ansetzte, als die Stärkeren erwiesen. Mag sein, daß der Anfall des dem Gaugrafen zustehenden Drittels an eingezogenem Prozeßgut des 10. Jahrhunderts, - zu verfolgen 961 für die Marken Kirn, Bergen, Hosenbach, Wickenrodt und Putzweiler -, wirklich einen, wenn nicht den, Ansatz für die spätere Landesherrschaft abgegeben hat. Es wird auch derlei Möglichkeiten, sich ex professio Rechte und Güter anzueignen, häufiger gegeben haben, ohne daß urkundliche Hinweise überkommen sind. Die Kyrburg, vielleicht schon von Graf Emich I. in der Zeit von 960 - 970 erbaut, entwickelte sich neben der Schmidtburg und dem rheinhessischen Flonheim zu einem frühen Vorort der späteren Wildgrafschaft, der Kreuznach und Sobernheim im wesentlichen verschlossen blieben, so daß die Reduktion und Konzentration auf einen kleinen Abschnitt von Nahe und Hunsrück sowie von Rheinhessen zum Schicksal wurde. Deutlich wird die Zäsur in der präterritorialen Legitimation bei Emich V., - um der nicht unproblematischen Zählung der Mitglieder dieser Familie zu folgen -, der seine bisherige Amtsbezeichnung als letzter Gaugraf ablegte (1091 letztmals so benannt), um sich 1098 Graf Flanheim (Flonheim in Rheinhessen) und 1107 Graf von Schmidtburg zu nennen. Nicht schon 1103, sondern erst 1152 kam erstmals die Bezeichnung Wald- bzw. Wildgraf, noch in der entstellten Form eines ,,Comes Salvagii" auf. Weitere Benennungen nach der Schmidtburg (1 125, 1128), der Kyrburg (1 128), Kirchberg (1 127), Baumburg (1 129) und nach Flonheim traten unter Wildgraf Ernich VI. von Kyrburg (1 112-1 140) hinzu. Natürlich bestehen über die Amtsoder Herrschaftszeiten der einzelnen Gaugrafen-Emichos infolge der spärlichen Urkundennennungen und der fehlenden individualisierendenNamenskennzeichnungen, die dazu noch durch Fälschungen des 19. Jahrhunderts beeinträchtigt wurden, große Unsicherheiten, die bis zur Resignation führen, einzelne Zeitabschnitte bestimmten Grafen zuzuordnen. Aber auch bei einer Akzeptanz von genealogischen Zuordnungen bestehen Dissense, so daß etwa der zweite Emicho in einer Ordnungssystematik der fünfte in einer alternativen Zählung sein kann. Der Name ,,Comes Silvester" („zum Walde gehörig, im Walde lebend, wild wachsend") begegnet seit 1155 (1 152). In der Mainzer Überlieferung wird der Beiname seit 1159 konstant, während die Trierer Urkunden diesen erst 1163 die Bezeichnung „von Cherberch" ablösen lassen. Wildgraf Konrad 11. nennt sich 1221 ,,comes de Duna qui dicor silvestris comes". Die Diskussion, ob der Name bzw. Titel von der wald- und wildreichen Gegend, die den wildgräflichen Besitz ja überwiegend kennzeichnet, oder von den individuellen Eigenschaften eines oder mehrerer der in Frage kommenden Grafen selbst bezogen worden ist, die demnach wild, zügellos gewesen wären, ist umstritten. Die Wildgrafen verfügten über Forstho-

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heits- bzw. -aufsichtsrechte, das konnte die tatsächliche Veranlassung für die Namengebung gewesen sein; die gefühlsmäßigen Assoziationen, die jedenfalls beteiligt waren, wiesen natürlich in Richtung ,,wild, ungezügelt". Vielleicht spielte das Motiv des „wilden Mannes" oder des „wilden Jägers" in irgendeiner Frühform mit. Ähnlich steht es auch mit der Bezeichnung Raugraf = Comes hirsutus, die als struppig, rauh, mit Haaren bewachsen, sowohl als persönlicher Beiname mit einem Ahnen des Geschlechts als auch mit der vorhandenen, mit einem rauhen Klima ausgestatteten Landschaft in Verbindung stehen könnte. Auch die Möglichkeit eines Ruggrafen als der ältesten vorschriftlichen deutschen Form, mit der Erklärung von rügen, Gericht halten, ist nicht ganz auszuschließen, wenn diese Benennung auch gewissermaßen einen Pleonasmus darstellen würde, denn zum Grafen gehörte die Gerichtsbarkeit. Die frühe Genealogie der Wildgrafen ist nur in ihren wesentlichen Grundlinien relativ erschlossen. Wichtige Fragestellungen bleiben bei der besitzgeschichtlichen Entwicklung noch offen. Hier scheinen insbesondere spätmittelalterliche de factoAnsprüche der Pfalzgrafen bei Rhein die ursprünglichepräterritorialefrüh- und hochmittelalterliche Situation entstellt und überlagert zu haben. Das betrifft natürlich auch vor allem die Lehensabhängigkeiten, bei denen sich an wichtigen Schnittlinien der Pfalzgraf zwischen Reich und Lehensinhaber geschoben haben wird. Zeigen wir die Grundzüge in Anlehnung an die Arbeit von Birgit Vesper auf, die leider ungedruckt, die wesentlichste Aufarbeitung der Geschichte der Wildgrafen (bis 1350)darstellt, so begann sich bei den Wildgrafen im 12. Jahrhundert langsam ein Territorialisierungsprozeß abzuzeichnen. Das Herrschaftsgebiet war kein räumlich und rechtlich konsolidierter Komplex, sondern bestand aus Streubesitz in Gemengelage mit fremden Rechten und Besitz. Die verstreut liegenden Güter, Gerechtsame, Höfe, Gefälle, Gerichtsrechte, Vogteien und die Burgen konzentrierten sich an der mittleren Nahe mit Hahnen- und Kellenbach, an Glan und Alsenz. Eigengüter, Reichs- bzw. pfalzgräfliche Lehen sowie Vogteibesitz von st. Maximin vor Trier bildeten die früheste Substanz. Die wichtigen Schwerpunkte der Verwaltung bildeten die allodialen Stammburgen Kyrburg, Schmidtburg, Burg Dhaun (auf St. Maximiner Grundbesitz) an der mittleren Nahe, weiter die Burg Grumbach am Glan sowie eine mutmaßliche Befestigung in Flonheim in Rheinhessen. Das Testament des Wildgrafen Konrad 11. von 1258 erwähnt die ersten vier dieser sechs frühen Herrschaftsmittelpunkte. Wildgraf Emicho (VI.) von Kyrburg, der die damit genannte Burg bereits zeitweilig bevorzugte, konnte in der Siedlung Kirn, in der die Herren vom Stein die Gerichtsbarkeit ausübten und die Marktgerechtigkeit als Reichslehen besaßen, noch nicht zur Herrschaft gelangen. Vieleicht ging die Anlage der späteren Altstadt, eines neuen Ortes unterhalb der Kyrburg, auf ihn zurück. Um die genannten Burgen gruppierten sich westlich der mittleren Nahe vom Reich bzw. später pfalzgräflich lehnbare Hochgericht Rhaunen, das Gericht Bergen, die St. Maximiner Vogtei Simmern unter Dhaun und der Besitzkomplex im Hochwald, aus dem sich das spätere Amt Kempfeld bildete. Jenseits der Nahe sowie am Glan besaßen die Wildgrafen Rechte in dem Reichslehen des Hochgerichts auf der Siener Heide, weiter im Eßweiler Tal und im Gericht Bosenbach. Entlang der Alsenz befanden sich Rechte und Besitz auf der Grundlage von Allod, Reichslehen und St. Maximiner Vogteiansprüchen in Heimkirchen, Nußbach, Biesterschied,

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Schiersfeld, im Münstertal und im späteren Amt „auf dem Gau" (Alsenz, Bomheim, Eichloch, Flonheim, Lonsheim, Obersaulheim, Uffhofen, Wendelsheim und Wörrstadt). Die Hochgerichte Rhaunen und Siener Heide spielten in dem Streit zwischen Lothar von Sachsen und den Staufern als hin- oder herbwegliche Reichslehen eine gewisse regionale Rolle. Infolge der angedeuteten Auflösungstendenzen der alten Gaugrafschaft und der Vererblichkeitserscheinungenhatten die ungenannten staufischen Parteigänger einen Hebel gefunden, sich auch in den Besitz der Reichslehen Rhaunen und Sien zu setzen sowie das rheinfränkische untere Marschallamt an sich zu ziehen. Graf Emich war Parteigänger Lothars von Sachsen. In der Absicht, das Hochgericht Rhaunen wieder den staufischen Ansprüchen zu entwinden, verlegte er vieleicht seine Residenz auf die Schmidtburg, dann wegen der Verteidigung der Winterhauch auf die Altenbaumburg. Der Tod Kaiser Lothars und die Nachfolge des Staufers Konrad 111. im Reich (1 138-1 152) machten die Bemühungen vergeblich. Die beiden Hochgerichte wurden von der Nahegaugrafschaft getrennt und mit dem Marschallamt an die Hohenstaufen gebracht. Wohl in seiner Eigenschaft als pfalzgräflicher Lehnsmann hielt sich Wildgraf Konrad I. unter den Gegnern des stauferfreundlichen Erzbischofs Arnold von Mainz auf (1 154) und wurde zur Strafe des Hundetragens mitverurteilt. Wohl auf Druck seitens der Reichsgewalt verliehen die Wildgrafen im 12. Jahrhundert auch die „Comecia" bzw. ,,Preafectura" über einen ganzen Komplex von Dörfern, die sich von Heimersheim bis Ebersheim erstreckten, an die stauferfreundlichen Herren von Bolanden. Diese Comecia könnte ebenso wie die an die Rheingrafen weiterverliehene in Wörrstadt und die im wildgräflichen Besitz verbliebene in Münster bei Bingen um Heddesheim aus der Amtsgrafschaft der Ernichonen stammen. Von sehr großer Bedeutung für den Aufbau des wildgräflichen Herrschaftsbereichs war die Vogtei über Güter von St. Maximin, die die Wildgrafen in ihrer Eigenschaft als Emichonennachfolger als Untervögte der Grafen von Luxemburg ausübten. Zu den Lehen von St. Maximin gehörte die Vogtei über die beiden Schwabenheim (Sauer-Schwabenheim, Pfaffen-Schwabenheim) und einen Teil von Buborn, die an die Rheingrafen weiterverliehen war. Von den Wildgrafen selbst ausgeübt und mit dem Ziel von Entfremdungen genutzt, wurde die Vogtei über das St. Maximiner kleinregionale Zentrum Münsterappel. Vermutlich ebenso ein alter Mittelpunkt der St. Maximiner Abteigüter war Flonheim, das von den Emichonen allodisiert und erst im 13. Jahrhundert den Pfalzgrafen als Lehen aufgetragen wurde. Maximiner Lehen waren die Vogtei Sirnmem, Kempfeld, Mandel und die Mark Thalfang im Hochwald, das spätere Amt Dhronecken. Von weit geringerer Bedeutung als die Vogteirechte über St. Maximiner Besitz waren die Vogteien über solchen der Abtei Tholey im Abteiwald bei Hermeskeil und Tiefenthal, über die Prümer Güter in Albisheim, über das Mainzer Kloster St. Alban in Sarmsheim sowie über die Rechte des Hochstifts Verdun in der Wüstung Lenzuren bei Merscheid und Elzerath. Von den Bertolden an den Vater des ersten Wildgrafen vererbt wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Vogtei über Ravengiersburg, die jedoch schon bald an die Herren von Heinzenberg weiterverliehen wurde, schließlich an

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die Wildgrafen zurückfiel und 1409 an die Pfalzgrafen gelangte, die sich als die Oberlehnsherren ansahen. Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1156 seinem Stiefbruder Konrad von Hohenstaufen die Pfalzgrafschaft bei Rhein verlieh, erweiterte der Kaiser diese aus dem Hausbesitz der Salier im Worms-, Speyer- und Nahegau. Ob dieses auch die alte Oberlehnsherrschaft über eine Vielzahl von Gaugrafschaften aus der Zeit des 10. Jahrhunderts mit einschloß, sei dahingestellt. Als die Wittelsbacher 1214 die Pfalzgrafschaft übernahmen, traten die Wildgrafen in der Nachfolge der salischen Ansprüche in die tatsächliche oder konstruierte Oberlehensherrschaft der neuen Pfalzgrafendynastie ein. Das pfalzgräfliche Eingreifen, das schon früher festzustellen ist, berief sich auf die salisch-staufische Anspruchstradition und erkannte einen wichtigen rechtlichen Aufhänger in der Landgrafschaft im Nahegau. Diese wurde als juristische Auffangposition alter, großenteils auch verlorengegangener gaugräflicher Rechte angesehen. Die Institution Landgrafschaft begegnet immer wieder dem Interesse der Rechtsgeschichte. Von Thüringen, Zülpich und Sayn abgesehen, finden sich Landgrafschaften seit dem 12. Jahrhundert in größerer Zahl vor allem im deutschen Südwesten, besonders im alemannischen Raum sowie auch im bayerischen Nordgau. Während die ältere Lehrmeinung die Landgrafschaften in engem Zusammenhang mit den hochmittelalterlichen Comitaten als deren Zerfallsprodukt sah, eine Ansicht, die auch heute wieder ihre Vertreter findet, wurde seit 1938 die Meinung von Theodor Mayer für lange Zeit widerspruchslos akzeptiert, daß es zwei unterschiedliche Typen von Landgrafschaften gebe, einen älteren, vom König geschaffenen Typus zur Reorganisation von Reichsgut und einen jüngeren, der die Sicherung der partikularen Landesherrschaft unter Freihaltung von jeglicher fürstlicher Gewalt mit alleiniger Bindung an das Königtum anstrebte. Die neuere Forschung stellt den Ansatz Mayers wieder mit der Rückkehr zur Einheitlichkeit der Entwicklung in Frage. Der neuere Typus Landgrafschaft beruht lediglich auf dem gelegentlichen Mangel an älteren Quellenbelegen. Auch die erst im Spätmittelalter nachweisbaren Landgrafschaften sind bereits im 12. Jahrhundert entstanden und später höchstens unter anderen Vorzeichen erneuert worden. Letzterer Ansatz, der für die Landgrafschaft Leiningen zutrifft. hat auch für die Landgrafschaft in der Hand der Wildgrafen eine gewisse Wahrscheinlichkeit, der wirklichen historischen Entwicklung zu entsprechen. Bei der Klärung der wildgräflichen Situation ist für die Abklärung des Problems die Frage der gegenseitigen Abhängigkeit der Bedeutungsinhalte von Landgrafschaft und Wildgrafschaft vonnöten. Wildgrafschaft und Landgrafschaft sind schon als zwei größere Gebilde auf relativ engem Raum - keine vollkommen verschiedene rechtliche Einrichtungen, sondern untereinander abhängig. Auch die Kompetenzen eines Landgrafen, Gerichtsrechte, Wildbann, Fischerei, Zoll, Geleit, Burgenbau usw., waren derart umfassend, daß sie mit den wildgräflichen Rechten konkurrierten. Ob es der Sache dient, wenn man die Landgrafschaft von Königtum und Pfalzgrafschaft abhängig sieht, die Wildgrafschaft aber nur von letzterer, ist fraglich. Pfalzgräfliche Rechte auf die Oberlehnsherrschaft über die Landgrafschaft wurden bereits 1277 angemeldet. Als Emich In. 1277 eine weitere Teilung der Wild-

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grafschaft vornahm, erhob Pfalzgraf Ludwig 11. aus dem Hause Wittelsbach auf Beschluß des pfälzischen Lehnshofes Einspruch. Nur der älteste Sohn des Wildgrafen sollte die ,,Landgrafschaft" im Nahegau besitzen, damit die Herrschaft für alle Zeiten erhalten bleibe. Indem die Landgrafschaft im Nahegau als rechtliches Auffangorgan alle gaugräflichen Rechte ,,zwischen Mentze und Triere" neu sammeln und bündeln sollte, - was durchaus als Erneuerung, nicht als völlige Neuschaffung angesehen werden konnte - wurde diese für unteilbar erklärt und so quasi als vorweggenommener Familienfideikommiß dem Hin und Her des Aufteilens unter die schwachen, sich gerade neu bildenden Teillinien Kyrburg (1263), Dhaun (1263) und später noch Schmidtburg (1330) entzogen. Die Wildgrafschaft selbst wurde erst 1331 als pfalzgräfliches Lehen bezeichnet, wurde in späteren Lehensreversen vielleicht nicht ganz der historischen Vergangenheit entsprechend als „die da gehoret off die heyde zu Synde" erläutert, d.h. eine Identität mit dem Hochgericht auf der Siener Heide sollte nahegelegt werden. Es ist zu bezweifeln, daß die völlige Austauschbarkeit der beiden Institutionen sehr weit zurückreicht. Sie wird, entsprechend dem Stand der damals vorhandenen rechtshistorischen Kenntnisse zur Erklärung und Fundierung der spätmittelalterlichen Machtverhältnisse zwischen Pfalzgrafen und Wildgrafen verformt worden sein. Die zweifelsohne sehr alten Hochgerichte, die in ihrem festen Kern, dem Hochgericht auf der Siener Heide und dem Hochgericht von Rhaunen, der spätmittelalterlichen ~andgrafschaftzugerechnet werden, tauchen erst in einer relativ späten schriftlichen Überlieferung auf. Die zuständige Forschung des 19. Jahrhunderts hat sich, - leider diskreditiert durch Fälschungen des archivierten Quellenmaterials - dabei für die Frühzeit der Entwicklung durchaus nicht ohne bemerkenswerte Einsicht in die spezifischen Phänomene gern mit relativ abstrakten Modellverfahren im Blick auf den differenzierten Aufbau der Gaugrafschaft und ihrer Bestandteile als der eigentlichen historischen Ausgangsbasis beschäftigt. Demzufolge hatte der Gaugraf mit 14 Schöffen die Gerichtssachen an den Land- und Hochgerichten zu besorgen. Zu dem Landgericht (Richter und 7 Schöffen) gehörten die niederen Prozeßsachen. Die höhere Instanz war das Hochgericht, in dem der Gaugraf über Eigentum, Lehen und Freiheit zu urteilen hatte. Von ihm aus konnte man sich an den König bzw. später an die diesen vertretenden Pfalzgrafen wenden. Als Hochgerichte des Nahegaues wurden ebenso systematisch wie schematisch Sien, Rhaunen, Offenbach am Glan, Itzelbach (zwischen Dhaun und Kim), Idartal, Ostertal, Münsterdreisen (Donnersberg), Kellenbach, Geispitzheim an den Löchern, Sauer-Schwabenheim, Zotzenheim, Osterburg (Kreuznach), Flonheim, Wörrstadt und Weiler bei Bingen genannt. Ein Hochgericht hieß comecia, bei zweien oder mehr habe man von einer Landgravia oder Landgrafschaft gesprochen. Neben den königlichen villen Alsheim, Freimersheim, Odernheim bei Alzey, Wolfstein und Göllheim, Ingelheim, Mainz, Nierstein, (Bingen) und Kreuznach, die als Bestandteile des Nahegaus in dieser älteren Forschung umständlich aufgelistet werden, erscheinen die Bannforste als weitere Gruppe: Lutera (Kaiserslautern), Grafschaft, Königswald-Heide mit mehr als 46 Siedlungen und der Wald Winterhauch sowie schließlich Idarwald und Soonwald. Dergestalt straff und homogen durchorganisiert in der Art eines systematischen Aufrisses in einem ,,Realienbuch" des 19. Jahrhunderts war die früh- und hochmittelalterliche Gau-Organisation ganz sicher nicht. Keine der genannten königlichen Villen wird besipielsweise in zweifelsfreien

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Urkunden als zur Gaugrafschaft gehörend bezeichnet. Die späteren Quellenzeugnisse bieten lediglich ausschnitthafte Aufhellungen neben Iieu produzierten Mißverständnissen, die aber wesentliche Rückschlüsse - wie auch immer - ermöglichen. Es soll daher im folgenden insbesondere der Bestand der zur territorialen Substanz der Wildgrafschaft gehörenden Hochgerichte vorgestellt werden. Unbeantwortet bleibt die Frage nach dem Ansatz der Eigenschaft der Wildgrafschaft als Reichslehen. Die Bindung an das Reich als jünger als die salisch-staufisch-wittelsbachischen Oberrechte anzusehen, fällt heute noch genau so schwer wie den Rechtskundigen des 13. Jahrhunderts. Kriegers heutige Ansicht von der Land- und Wildgrafschaft als Afterlehen des Reiches hat einiges für sich. Schließlich entspricht die enge Anbindung an das Königtum auch den Argumenten einer völligen Neugründung der Landgrafschaft im Spätmittelalter, obwohl ja gerade die frühe Anbindung an die Krongewalt den nucleus der Diskussion zu bilden hat, um von den zweifelhaften Oberrechten der späteren Salier und ihren Erben wegzukommen. Sieht man Rudolf von Habsburg oder einen sich in seiner chronologischer Nähe aufhaltenden anderen spätmittelalterlichen Herrscher als Neubegründer der Landgrafschaft an, was in den Zusammenhang der Landfriedensbemühungen so sehr paßt, daß man auch mindestens von einer Erneuerung dieser Institution sprechen sollte, so wären die staufisch-wittelsbachischen Einflußnahmen auf die Wildgrafschaft eingeengt. Setzt man das Entstehen der Landgrafschaft aber bereits im 12. Jahrhundert an, so wären die Delegierungssymptome durch die Nähe von staufischem Königtum und Pfalzgrafschaft eher erklärbar. Die Landgrafschaft würde gerade in dem Zeitraum einsetzen, in dem die alte Gaugrafschaft verschwand und die Wildgrafschaft sich noch in den Anfängen bewegte. Die alten Rechtsverhältnisse werden in der Belehnung Johanns von Dhaun 1331 mit der Wildgrafschaft durch den wittelsbachischen Pfalzgrafen und 1332 mit der Landgrafschaft durch Kaiser Ludwig den Bayern unter den Möglichkeiten einer vermittelnden Sichtweise des beteiligten Gesamthauses Wittelsbach angedeutet: „vnd verliehen och mit disem brief [I3321 die Lantgrafschafft, die gelegen ist zwischent Mentze und Triere, die die Wildgrafen allewege von dem Riche ze lehen haben gehabt, vnd von der wegen daz gericht bit ze Spiesheim off den Lochern mit allen rechten vnd frihaiten, vnd nutzen, die dar zo gehörent, vnd durch recht gehören sullen, vnd mugen, vnd wellen vnd gebieten den, die in die Lantgrafschaft gehörent, daz si ime gehorsam vnd vndertänig sint als si durch recht irem Lantgrafen sullent,. .." Die geographischen Eckpunkte mögen nicht einmal übertrieben sein, hatten doch die Herren von Bolanden um 1190 von den Wildgrafen die sog. Präfektur von der Grenzscheide zu Odernheim bis an das ,,Kreuz vor Mainz" zu Lehen. Diese könnte Teil des Gerichtes „zu Spiesheim vf den Lochern" gewesen sein. In der rechtlichen Anspruchsfiktion der sogenannten pfalzgräflichen Landgrafschaft waren Rhaunen und Sien 1156 für die Wildgrafen als allodifizierter Besitz auf der Basis von alten Reichslehen endgültig verloren, aber gerade dieser Verlust führte auf die Dauer zu Versuchen, die Frühzeit dieser Einrichtungen aufzuhellen. Es scheint, als würden die jüngeren Zeugnisse im Umfeld der Wildgrafen ältere Rechtszustände abspiegeln als der später von den Sponheimern beherrschte Raum. Die Tradition,

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auf der sich die Wildgrafen bewegten, mutet archaischer an als die Basis des Herrschaftsaufbaus der Sponheimer. 1. Über das Hochgericht auf der Heide zu Sien und Grumbach berichtet ein Grenzweistum, auf das 135 1 Bezug genommen wird, das aber erst 15 15 vollständig überliefert worden ist: Die ,,wildegraveschaft, die da horet off die Heide zu Synde, wie wyt, wie verre und wie lang die 14 scheffen, die zu derselben Wildegraveschaft horent, deilent off den eydt, daz die gan sulle und von alters bizher gegangen habe". Das Heidegericht, das hier nicht unbedingt als mit der Wildgrafschaft identisch angesehen wird,- sondern es geht nur um den Teil, der zur Siener Heide gehört -, umfaßte innerhalb des umschriebenen Bezirks demnach 50 Dörfer: Breungenborn, Buborn, Deimberg, Dickesbach, Ehlenbach, Eschenau, Grumbach, Hausweiler, Herren-Sulzbach, Hohenroth, Homberg, Hundsbach, Hunnhausen, Ilgesheim, Kefersheim, Kesweiler, Kirchenbollenbach, Kirrweiler, Langweiler, Löllbach (Teil), Martin-Weierbach, Merzweiler, Mittel-Bollenbach, Mittel-Reidenbach, Nieder-Alben (Unterdorf), Nieder-Alben (Oberdorf), Nieder-Eisenbach, Nieder-Reidenbach, Nieder-Hundsbach, Nohbollenbach, Ober-Eisenbach, Ober-Jeckenbach, Ober-Hachenbach, Ober-Reidenbach, Oberstein, Offenbach am Glan, Ollscheid, Otzweiler, Sankt Julian, Schweinschied (Teil), Sien, Siener Burg und Höfe, Stein-Hachenbach, Sien-Hoppstätten, Udenkappeln, Unter-Jeckenbach,Wickenhof, Wieselbach, Wiesweiler und Zaubach. Der Prozeß der Zersetzung der alten ebenfalls in ihrer Einrichtung sehr umstrittenen Hundertschaft auf der Siener Heide hat zu einer Aufteilung der Hochgerichtsbarkeit und der Grundherrschaft geführt. Letztere war wohl schon unter den Nahegaugrafen nicht nur in einer Hand, sondern bereits zum Teil im Besitz von freien allodialen Grundherren. Gerichtsstand dieser Grundherren war das Heidegericht als Landgericht der Hundertschaft. Nur die Hochgerichtsbarkeit und der eigentliche Blutbann wurden zu den pfälzischen Lehen gerechnet, nicht aber die Ingerichte in den einzelnen Hundertschaften und die größeren Rügegerichte. Der Prozeß der Durchbrechung und Differenzierung des Bezirks des Hochgerichts wurde verstärkt durch die Zunahme der Besiedlung des im Westen des Bezirks gelegenen Waldgebietes ,,Winterhauch" am Ende des 10. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit rühren die ältesten Urkunden über Dörfer dieses Gebiets. Die Bezeichnung ,,Winterhauch" findet sich erstmals in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Konraa von 1192 für das Kloster Offenbach am Glan über den Novalzehnten in dem Forst ,,Winterhauch". In der Teilung der wildgräflichen Burgen, die Wildgraf Konrad 1258 verfügte, kam die Burg Grumbach an Gottfried, den Stifter der Dhauner Linie. Zu dieser Burg gehörte ein Amt, dessen Gemeinden großenteils zum Heidegericht zählten und die Ingerichte „auf der Höhe", Offenbach, Kappeln und Schweineschied-Löllbach bildeten. Die Burg Grumbach wurde 1242 dem Herzog von Brabant (Lothringen) zu Lehen aufgetragen und auch 1358 wieder als lothringisches Lehen empfangen. Auch Offenbach am Glan mit der Gründungsurkunde des dortigen Klosters von 1150 gehörte in den Hochgerichtsbezirk, ebenso Sien, wo 1108 Mainzer Kirchengut genannt wird, das sich später im Besitz der Grafen von Loon als Mainzer Hochstiftsvögten befand. Weiter ist die Herrschaft Oberstein zu nennen, von der ein bedeutender Teil innerhalb der Grenzen des Heidegerichts lag.

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Als ältester Besitzer von Oberstein gilt der 1075 genannte Everhardus de Steine (de petra), als Angehöriger der Herren vom Stein. Um 1250 erhielt Wirich von Daun in der Eifel wohl durch Heirat mit der Tochter eines Eberhard vom Stein einen Teil der Burg und Herrschaft. Wirichs Familie hat später die anderen Geschlechter aus Oberstein verdrängt. Das Territorium der Herrschaft Oberstein erstreckte sich weiter auf den Idarbann, das Gebiet zwischen der unteren Idar und dem Siesbach mit den Dörfern Idar (Teil auf dem westlichen Ufer des Idarbachs), Algenrodt, Hettenrodt, Herrstein, Kirschweiler, Mackenrodt Enzweiler, Ober-Tiefenbach und einem Haus in Siesbach auf dem linken Bachufer. Die Mark Idar wird in der Schenkung des Herefrid und seiner Gemahlin Megeneswind an das Kloster Tholey erwähnt. Weiter lag ein Teil der Ortschaften des raugräflichen Amtes Naumburg an der Nahe südlich von Kirn im Hochgericht auf der Heide. Das Eingreifen des pfälzischen Lehenhofes hat bewirkt, daß sich die Weisung der Grenzen aus der Zeit, in der die Erinnerung an den alten Umfang des Landgerichts noch wach war, weiter von Generation zu Generation vererbte, bis sie schriftlich aufgezeichnet wurde. Im Süden des Heidegerichts grenzen Gebiete an, die seit dem 6. und 7. Jahrhundert in festem kirchlichen Besitz sind. Am „Langen Stein" bei Bärweiler treffen sich Heidengericht und Kirner Marktmeile. Die ,,Kirero Marca" erscheint 961 als abgegrenztes Gebiet. Nahe und Glan mit ihren Zuflüssen bilden den größten Teil der Grenzlinie. 2. Auch das Hochgericht Rhaunen ist aus einer sehr alten, vielleicht karolingischen „Hundertschaft", ähnlich wie das Hochgericht auf der Heide hervorgegangen. 841 erstmals als ,,Hruna" genannt, lag Rhaunen nach einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Wezilo von 1086 (X 21) mit Lindenscheid und Krummenau im Nahegau in der Grafschaft Emichos. Mitte des 9. Jahrhunderts war schon Besitz aus der Hand von Hrabanus Maurus an die Abtei Fulda gelangt. In dem Hochgericht lag die vierte Stammburg der Wildgrafen, die Schmidtburg, als Herrensitz und Mittelpunkt des Hochgerichtsbezirks. Obwohl das Hochgericht Rhaunen mit seinen Wäldern und den übrigen im pfalzgräflichen Lehenbrief genannten Gerechtsamen und Gefallen zur Landgrafschaft gehörte, wurden die darin sonst den Wildgrafen zustehenden Besitzungen und Rechte nicht als Zugehör des kurpfäizischen Lehens betrachtet. Schon früh (Schenkung Arnolfs von Kärnten?) hatte sich eine größere Grundherrschaft des Klosters St. Maximin um das Dorf Hausen bei Rhaunen gebildet, mit den späteren Ansiedlungen Woppenroth, Blickersau (Wüstung), Kaffeld (Wüstung), Bundenbach, Schneppenbach und Bruschied. Das Ingericht Hausen wurde wildgräfliches Lehen der Abtei. Die Wildgrafen müssen die Vogtei und das Gut selbst bereits vor 1107 erhalten haben. Seit 960 haben sie als Grafen des Nahegaus und Hochgerichtsherren zu Rhaunen auch den Blutbann inne. Auch die innerhalb dieses Bezirks des Hausener Hofgerichts gelegene Schmidtburg galt als allodiales Besitztum der Wildgrafen, so daß diese 1324 in einem verhängnisvollen Schritt an den Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg zu Lehen aufgetragen werden konnte, was 1330 zur Vereinigung der Herrschaft Schmidtburg mit dem Erzstift Trier führte. Die Grenzbeschreibung des Hochgerichts wurde von dem kurpfäizischen Lehenbrief von 1351 angesprochen. Die Weistümer setzten erst mehr als hundert Jahre später ein. Erstaunlich ist die Feststellung, daß die Hochgerichtsbezirke durchaus nicht mit den Gemarkungsgrenzen übereinstimmen müssen. Zum Hochgericht zähl-

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ten die Dörfer Rhaunen, Bollenbach (Ingericht), Bruschied (1283 Probsterade, 1426 Proistrot) als Ingericht, Bundenbach, Gösenroth (Ingericht), Hausen (St. Maximin vor 105I), Heuchelheim und Struther Gericht, Krumrnenau, Laufersweiler, Lindenschied (1086 durch Erzbischof Wezilo von Mainz an das Stift Ravengiersburg), Oberkirn, Schnerlebach, Schmerbach, Ingericht Stipshausen, Stipshausen, Burgfrieden Schmidtburg, Schwerbach, Sohrschied (Ingericht), Sulzbach (Ingericht), Weitersbach und Woppenroth. Die Grenze des ursprünglichen Hochgerichts Rhaunen wurde noch gewiesen, als nur noch einige Reste der alten Hundertschaft dazu gehörten und die Teile sich schon längst verselbständigt hatten. Ursprünglich waren nur ein einziges Gericht und eine Mark für alle Gemeinden vorhanden. Dingplatz des weitläufigen Hochgerichts Rhaunen war Heuchelheim. Die Emichonen bzw. die Wildgrafen verfügten über die öffentliche Gewalt und die Grundherrschaft. Die Ausgangsbasis der Emichonen, die vermutliche Lehensabhängigkeit ihrer Rechte von den Saliern, wird bei Rhaunen besonders plausibel. Rhaunen ist wie Sien als unmittelbarer Rest der Nahegaugrafschaft anzusehen. Allerdings war die Lehenqualität letztlich auf die Befugnisse der öffentlichen Gewalt, der hohen Gerichtsbarkeit und der Markherrschaft in den Hundertschaften beschränkt. Die grundherrlichen Rechte werden davon unabhängig wie private Besitzungen erbrechtlich aufgeteilt, verliehen, verkauft und verpfändet. Daß Zendereien als Untereinheiten der Hundertschaftsgemeinde ursprünglich vorhanden gewesen sein können, geht aus der Benennung eines Centurio (Zenders) zu Rhaunen und aus der Bezeichnung der Gemarkungen von Hausen und Lindenschied als Zendereien in den Weistümern hervor. Indem sich aus der Grundherrschaft entwickelnde Faktoren sich selbst zu einer vollständigen Landeshoheit ausformten, wurde die Einheit des Hochgerichtes aufgelöst, Adel und Ministerialität haben dabei eine Rolle gespielt, so daß die alte Hundertschaft zerfiel. 3. Aus Bestandteilen des alten Nahegaues wurde großenteils das Amt Wildenburg gebildet. Bis zur Gründung der Wildenburg wurde die Gegend wohl als ,,Zwischen den Wäldern" bezeichnet. Sie bildete ein weiteres ,,Hundertschaftsgericht", zu dem auch Rechte in Bruchweiler, Hottenbach, Wirschweiler, Weiden und wohl Mörscheid gehörten. Idar und Hottenbach scheinen die ältesten Kirchen für dieses Gebiet gewesen zu sein. Kempfeld und Veitsrodt bildeten eine Grundherrschaft der Abtei St.Maximin, zu der auch Vollmersbach zählte. Bei Kempfeld war ein wildgräfliches Hochgericht mit einer Dingstätte ,,Am Urteilsstock eingerichtet, in dessen Bereich die Dörfer Asbach, Herborn, die Wälder Wenzel und Filzruth bei Morschied, die Wüstung Fockenhausen bei Kirschweiler und Teile der Gemarkung Sensweiler lagen. Die Wildenburg wurde kurz vor 1330 von Wildgraf Friedrich von Kyrburg erbaut („silvester Comes habet castrum de Dune in feodo, item habet Kempenvelt"). Da die eigentlichen Grafenrechte einschließlich des Blutbanns im wildgräflichen Amt Wildenburg bei den Teilungen in Gemeinschaft blieben, kann die frühere Zugehörigkeit zum Nahegau und die spätere zur Landgrafschaft im Nahegau als sicher angesehen werden. 4. Sehr viel komplizierter steht es mit dem Hochgerichtsbezirk, der für Kirn zu vermuten ist. Vielleicht ist es eben der Burgberg der Kyrburg gewesen, den 926 Franco und Nortpold von der Abtei St. Maximin eingetauscht haben. Vermutlich übten die Reichsministerialen von Steinkallenfels, die die Reichsburg Stein besa-

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Ben, die Gerichtshoheit vor den Wildgrafen als Grafen im Nahegau und späteren Grundherren aus. Der ausgedehnte St. Maximiner Besitz, aus königlicher Schenkung stammend, ist an die Herren von Steinkallenfels und die Wildgrafen gelangt. Der Schluß ist einleuchtend, daß nicht nur ein Zusammenhang zwischen Marktmeile und Blutgerichtsgrenze, sondern auch mit der Hochgerichtsbarkeit bestanden hat. Erstere wird in einem Weistum von 1377 festgehalten. Sie umfaßte Oberhosenbach, Woppenroth, Seesbach, Weiler an der Nahe, Bärweiler (Langenstein), Limbach, Krebsweiler und Bärenbach als äußere Grenzen. Seibrich spielt sogar mit dem Gedanken, diesen historischen Raum um Kirn auf den gesamten Bereich zwischen Idarwald, Simmerbach und Nahe entsprechend den Steinkallenfelser Zollrechtsinformationen auszudehnen. Dem Wildgrafen stand in dem 1377 mitgeteilten engeren Bezirk der Blutbann zu. Vogtei, Dorf und Gericht zu Kirn beanspruchten die Pfalzgrafen als ihr Lehen. Als Ruprecht von der Pfalz nach dem Aussterben der Kyrburger Linie den Wildgrafen Johann von Dhaun, Rheingrafen zu Stein, mit den pfalzischen Lehen des verstorbenen Wildgrafen Otto belehnte, mußte derselbe ein Viertel davon abtreten. 5. Auch bei Simmern unter Dhaun und Dhaun ist die Beziehung zu den Wildgrafen nicht über eine gaugräfliche Hochgerichtsfunktion erfolgt. Auf dem Königshof Simmern bestand bereits eine Kirche mit einem abgegrenzten Zehntbezirk, als St. Maxirnin diesen übernahm. Seibrich läßt offen, ob der St. Maximiner Pfarrbezirk der 1044 erwähnten Kirche, der mit dem Hofbezirk identisch ist, ursprünglich dem Kirner Raum zugehörte oder an Monzingen (Königsgut) angebunden war. Simmern war ein Haupthof der St. Maximiner Grundherrschaft. Die Grenzen des Bezirks sind nach einem Weistum von 1370 belegt: Simmern unter Dhaun, die Burg und einige Mühlen, Brauweiler, Horbach, Martinstein und die Wüstungen Reckelhausen, Welcheborn, Wedemauwe, Kredenpoel, Ramersweiß und Weitesborn unter dem Zoll. Die alte Burg Dhaun hatte schon beim Übergang des Gebietes an das Kloster Bedeutung, auch das castrum de Dune war St. Maximiner Lehen der Wildgrafen, die in der Tradition des Emichonenerbes mit der Vogtei betraut waren. 6. Ursprünglich auf Reichsbesitz dürfte auch Simmern auf dem Hunsrück angelegt worden sein. Simmern war rings von Reichsgut umgeben, und in dem großen geschlossenen Pfarrbezirk östlich von Simmer- und Külzbach selbst waren Reichsrechte vorhanden. Pauly vermutete, daß der Raum Simmern einmal zu St. Maximin gehört habe, also durch königliche Schenkung an das Kloster gelangt ist. Das Simmern der St. Maximiner Urkunden könnte sich seit 912 auf Simmern auf dem Hunsrück beziehen, müßte nicht selbstverständlich zu Simmern unter Dhaun gehören. 1311 und 1329 erscheinen die Raugrafen als Besitzer von Simmern in der Eigenschaft eines Lehens der Grafen von Luxemburg, die dieses mit ihren Vasallen als Vögte entfremdet haben. Der Pfarrbezirk von Simmern deutet mit Argenthal, Altweidelbach, Mutterschied, Holzbach, Ohlweiler, Riesweiler, Belgweiler, Sargenroth, Tiefenbach, MengerschiedIAuen, Ravengiersburg, Simmern, Pleizenhausen, Bergen ö., Bergen W.,Rayerschied, Klosterchumbd, Cümbdchen, Neuerkirch, Budenbach und Niederchumbd sicher auch auf administrative frühe Vorformen hin. Emichonen, Bertolde, Wild- und Raugrafen und die Sponheimer begegnen sich als Inhaber von Teil-, insbesondere von Zehntrechten.

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7. Weiter ist im Zusammenhang mit der alten Gauverfassung das ,,Hundgeding6' oder Hochgericht im späteren Propsteigebiet von Ravengiersburg an der Nunkirche zu befragen, inwieweit dieses Landgericht für die Ortschaften auf der Soonseite links des Simmerbachs vielleicht ursprünglich Simmern mitumfaßt haben könnte. Die vor einiger Zeit wieder aufgegriffene Ansicht, die auf einer allerdings gefalschten Urkunde von G.F. Schott für 840 (V1 26) bemht, derzufolge Graf Adalbert an St. Alban vor Mainz Besitz in Michelbach, Simmern und Reichweiler schenkte, und zwar zusammen mit dem, was er und seine Schwester Ranhild in der Sohrener Mark geerbt hatten, führt zu dem Konstmkt eines nördlichen Comitats des oberen Nahegaus als Sitz und Gerichtsstätte des Zehntgrafen Adalbert. Dieser hatte sich zur Ruhe gesetzt und verschenkte 847 alle seine Besitzungen im Nahegau an St. Alban. 8. Eine deutlichere Position können die Wildgrafen und ihre Vorgänger im rheinhessischen Flonheim für sich in Anspmch nehmen. Auch in Flonheim begegnet recht früh, seit spätestens 1023, St. Maximin als Besitzer von Gütern und Rechten, namentlich der Pfarrkirche. Aber 1028 treffen wir für den Nahegaugrafen Emicho V. auf die Bezeichnung ,,Comes de Vlanheim". Die Flonheimer Burg, ein alter Sitz des wildgräflichen Hauses, leitet sich wohl von dem alten gaugräflichen Amtsgut her, das aus dem Königsgut für die Grafen ausgeschieden und von diesen mit der Zeit allodifiziert wurde. Die Salier in Alzey und die Wildgrafen in Flonheim sitzen in unmittelbarer Nachbarschaft auf Emichonenerbe aus ehemaligem Reichsgut. Flonheim ist dörflicher Oberhof für Gumbsheim, Ebersheim, Bechtolsheim, Eichloch, Bermersheim, Lonsheim, Bornheim, Uffhofen und Steinbockenheim. Bornheim, Eichloch und Wendelsheim gehören schon früh zu Flonheim. Auch hier liegen wohl Reste eines alten Hochgerichtsbezirks vor. 9. Ein wildgräfliches Landgericht befand sich weiter in Münsterappel oder Alsenz. ,,Apula6'wird bereits 893 als Schenkung Arnolfs von Kärnten in St. Maximiner Besitz bezeichnet. 1113 restituierte Heinrich V. dem Trierer Kloster Zinsen in Münsterappel, die diesem Graf Emicho und sein Sohn Gerlach entzogen hatten. Ein vogteilicher Zugriff seitens der Grafen liegt auf der Hand. Die Vogtei Münsterappel war von St. Maximin später an die Wildgrafen, vermutlich aber auch schon an ihre Vorgänger verliehen. Zum Landgericht dürften die ebenfalls zu Maximin gehörenden Orte Tiefenthal, Mörsfeld und Kalkofen (letztere in der Pfarrei Münsterappel) gerechnet werden. 10. Nur noch im Spiegel der Lehensabhängigkeit bewegte sich die ,,cometia" (Grafschaft) in Wörrstadt im wildgräflichen Rechtsbereich. Rheingraf Wolfram war um 1200 von den Wildgrafen in Wörrstadt mit der Hälfte der cometia belehnt. Vom Wildgrafen von Kirchberg tmg er die curia sancti Galli mit der Vogtei zu Lehen. Mit der cometia waren die höhere Gerichtsbarkeit und das Gericht auf dem Felde bei dem ,,Langen Stein" verbunden, welches ,,Landding6'genannt wurde, das ebenfalls den Rheingrafen zustand und später dem pfalzgräflichen Lehenverband angehörte. Der „Lange Stein", ein Menhir, steht in der Gemarkung von Obersaulheim, das wohl ebenfalls zur cometia gehörte, aber von den Wildgrafen anderweitig verliehen war. Schließlich sei zur Abrundung der institutionellen und territorialen Situation noch der wildgräfliche Lehenhof erwähnt, dessen Erschließung infolge der späten Anlage eines wildgräflichen Mannbuches (15. Jhdt.) nur mühsam zu rekonstmieren

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ist. Die wichtigsten Vasallen der Wildgrafen waren die Rheingrafen, die Vögte von Hunolstein, die Herren von Bolanden, Heinzenberg, Kellenbach, Schwarzenberg, (Winter von) Alzey, Steinkallenfels, Lewenstein, Schmidtburg, Hohenecken, Montfort, Hagen, Lichtenberg, Argenschwang, Grasewege, Randeck und Sötem. Alles Familien des niederen Adels bzw. der Ministerialität,aber auch die Grafen von Sponheim gehörten dazu. Die Interessensphäre des Hauses reichte von der Mosel über den Hunsrück zur mittleren Nahe, Westrich und nördlicher Pfalz bis nach Rheinhessen, entlang einer imaginären verschobenen West-Ost-Achse, die den trierischen mit dem mittelrheinisch-mainzischen Raum verklammerte. Die frühe Genealogie der Wildgrafen weist als entscheidende Einschnitte die Teilungen in unterschiedliche Zweige bzw. Häuser auf. Emich (VI.), der 1140 verstarb, hatte die der Familie zugewachsene Herrschaft mit seinem Bruder Gerlach irgendwann zwischen 1108 und 1140 geteilt. Vielleicht waren es aber auch zwei Brüderpaare Emich und Gerlach sowie deren Vettern Gerlach und Emicho, die innerhalb zweier Generationen aufteilten. Der Vetter Gerlach begründete dabei die Veldenzer Linie auf dem moselseitigen Hunsrück und am Glan, wobei sich dieser Besitz großenteils aus Lehen der Kirchen von Verdun, Reims, Worms und Mainz zusammensetzte, die auf dem Wege der Vogtei oder der Usurpation an die Emichonen und ihre Nachfolger gelangten. Emich (VI.) und sein möglicher Mitregierer, sein Bruder Gerlach, sind die Stammväter der späteren Wild- und Raugrafen. Auch die Söhne Emichs (VI.), wenn wir diesen der traditionellen Ansicht entsprechend in der Genealogie vorziehen, teilten um 1148. Der ältere Konrad I., der Begründer der Wildgrafen (1 140-1 164), sicherte sich den Hauptanteil der Eigengüter mit dem Rechtsnachlaß aus der alten Grafschaft im Nahegau, mit den Stützpunkten Kyrburg, Dhaun und Schmidtburg an der Nahe und im Hunsrück sowie die gauseitigen Besitzkonzentrationen um Flonheim, Lonsheim, Wörrstadt und Münsterappel. Der jüngere Bruder, Emich, der Begründer des Raugrafengeschlechts, übernahm seinerseits einen Teil des alten Emichonengutes südöstlich der Nahe mit den Mittelpunkten Altenbamberg und Stolzenberg. Das Verhältnis zwischen Wildgrafen und Raugrafen war im 13. Jahrhundert durch enge Kooperation geprägt. Durch Heiraten aufrechterhaltenes Verwandtschaftsbewußtsein und gemeinsame Besitzanteile bildeten dafür die Grundlage. Die bereits 1129 erwähnte spätere Stammburg der Raugrafen, die Altenbaumburg an der unteren Alsenz, ein Ebernburger Bezirk mit Feil und Bingert, die Naumburg bei Kirn, Merxheim an der Nahe, Simmern auf dem Hunsrück und schließlich Lehen in Rheinhessen, im Alsenztal und bei Münster am Stein bildeten frühe territoriale Positionen dieser recht ausgedehnten Streuherrschaft. Nach 1200 spaltete sich von den Raugrafen eine Stolzenberger Linie ab, die später an die Herren von Bolanden überging. 1253 begründete ein jüngerer Zweig der Raugrafen eine eigene Herrschaft Neu-Bamberg. Das Dorf Neu-Bamberg erhielt 1320 Stadtrechte. Einige Mitglieder des raugräfiichen Geschlechtes erlangten in den rheinischen Hochstiften einflußreiche Ämter: als Bischöfe von Worms die Raugrafen Eberhard (1257-127 1) und Emich (1294-1299), Raugraf Cuno (1424) wurde Weihbischof in Trier und Domherr in Köln. Die spätmittelalterliche Geschichte des Territoriums äußert sich

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hatte, konnte auf Lehenbeziehungen aufbauen; im Falle des entfernt gelegenen Freising mögen die Beziehungen auf der wittelsbachischen Heirat des Wildgrafen Gerhard aufruhen. Die beiden Abtszeiten von wildgräflichen Familienmitgliedern in St. Maximin haben sicherlich Belehnungen und auch Entfremdungen von Klostergut durch die Familie erleichtert. Wildgraf Gerhard, der spätere Erzbischof von Mainz, hatte schon 1237 ein Kanonikat am Mainzer Dom inne. Da er auf der Seite des staufischen Königs Konrad IV. blieb, wurden ihm 1249 seine Mainzer Pfründen entzogen. Er profitierte von der reichspolitischen Wende des wildgräflichen Hauses (1249) und erreichte mit der Fürsprache seines Vaters, des Wildgrafen Konrad II., seine Rehabilitierung. Der Papst räumte ihm die Erlaubnis zur Pfründenkumulation ein, die ein erfolgreiches Anstreben der Bischofswürde ermöglichte. Auch Bestechung war im Spiel. Mit 200 Mark soll Gerhard den Bischof von Embrun, Begleiter des Kardinallegaten, auf seine Seite gebracht haben. Die Erhebung zum Erzbischof erfolgte, ohne daß der Wildgraf das erforderliche kanonische Alter besaß und über die geistlichen Weihegrade verfügte, mit Unterstützung König Wilhelms von Holland. Der Mainzer Erzbischof, der Konflikte mit den naheländischen Dynasten aus verständlichen Motiven vermied, hat seine geistlichen Brüder Emich und Simon protegiert. Wildgraf Konrad schließlich, soll bereits 1228 Domherr in Freising und 1232 in Regensburg gewesen sein, bevor er 1258 zum Bischof von Freising gewählt wurde. Eine weitere Generation von wildgräflichen hohen Geistlichen konnte sich der verwandtschaftlichen Protektion der einflußreichen Onkels bedienen. Das gilt für den Mainzer Domkanoniker Hugo (1277), mehr noch für Emich, der Pfründen in Freising, Bamberg und Regensburg häufte und die Nachfolge seines Onkels als Bischof von Freising aufbaute. Erst einmal 1279 an der Wahl gescheitert, hat er 1283 sein Ziel erreicht. Während seiner Regierungszeit als Freisinger Bischof leitete sein Bruder Gerhard die Propstei St. Andreas in Freising. Der vierte Bruder schließlich wurde 1282-92 und 1302-03 deutscher Ordensmeister der Templer, gerade in der Zeit der Krisis und des Untergangs dieses geheimnisvollen Ritterordens. Die wildgräfliche Pfründenpolitik hatte ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zum ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. Die nachfolgenden Ausstattungen, Dornkanonikate in Mainz, eine Pfründe in Weißenburg im Elsaß und die Pfarrei Monzingen an der Nahe, die der Domherr Hartrad von Dhaun zur Aufbesserung seiner Ausstattung übernahm, deuten soziale Veränderungen im Hintergrund als Ursachen an, daß glanzvolle geistliche Karrieren für Angehörige von kleinen Dynastengeschlechtern nach 1300 schwieriger wurden. Die sich bereits abzeichnende Mainzer Leitlinie der Wildgrafen war nicht selbstverständlich und ergab sich erst nach vorausgegangenen Kollisionen. Die Konfrontation mit dem Erzstift Mainz endete nach dem negativen Ausgang der ersten Kraftprobe für die naheländische Dynastie der Wildgrafen langfristig in einer grundsätzlichen Orientierung auf Mainz als politisches Bezugszentrum schlechthin im Verlauf des weiteren späten Mittelalters. Konrad 11. mußte 1219 auf die Vogtei Heimbach verzichten, die er an sich gezogen hatte. Erzbischof Siegfried von Mainz hatte ihn daraufhin exkommuniziert und seine Herrschaft mit dem Interdikt belegt. Die Streitigkeiten erfaßten auch das Dorf Meddersheim an der Nahe, in dem die Geistlichen trotz des Interdikts Messen gelesen hatten. 1239 gingen Güter in Meddersheim

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verloren. Im endgültigen Friedensschluß vom 27.3. 1242 mußte der Wildgraf die Kyrburg, die wichtigste seiner Burgen, dem Mainzer Erzbischof Siegfried 111. von Eppstein (1230-1249) zu Lehen auftragen. Das Ergebnis bedeutete zwar einen Erfolg der päpstlichen Partei, was die Wildgrafen aber nicht hinderte, König Konrad IV. trotz Anklage des Trierer Domkapitels und kurialer Ermittlungen Waffenhilfe zu leisten. Auch zum Erzstift Trier wurde die Lehensabhängigkeit angelegt, indem Wildgraf Konrad, dem um 1215 die Vogtei über Simmern unter Dhaun aufgetragen wurde, seinerseits die Burg Dhaun dem Stift St.Maximin übertnig und als Lehen zurückerhielt. Da bereits 1140 St. Maximin dem Erzstift Trier unterstellt wurde, war es somit letztendlich der Erzbischof von Trier, der hier als Oberlehensherrr in Funktion treten konnte. Als dritte wildgräfliche Burg verlieh der in Geldschwierigkeiten geratene Wildgraf die Schmidtburg für eine Geldsumme an das Erzstift Köln, die damit für einige Zeit Lehen Kölns und offenes Haus wurde. Schließlich hat Wildgraf Konrad auch seine Burg Grumbach 1242 dem Herzog von Brabant zu Lehen aufgetragen. Damit war die Wildgrafschaft um ihre wichtigsten zentralen Positionen im Sinn der Aufrechterhaltung allodialer Ansprüche gebracht. Die Übertragung richtete sich vor allem an Kirchenfürsten, deren Lehensband in der Heerschildordnung nicht nach unten drückte, was auch eine gewisse Rolle bei den Überlegungen gespielt haben könnte. Im Hintergrund aber standen vielleicht bereits Abwehrmaßnahmen gegen den gefährlichsten Anwärter auf eine oberherrliche Ansprüchlichkeit, die Pfalzgrafen bei Rhein. Merkwürdigerweise war es gerade die Zeit des Interregnums, die den Wildgrafen in eine gewisse Königsnähe brachte. Beziehungen zu den deutschen Herrschern hatte es schon vorher gegeben, diese hatten sich aber im Rahmen der üblichen Herrschaftssystematik abgespielt, ohne außergewöhnliche Optionsmerkmale zu tragen. Das gilt für den Gründer des wildgräflichen Geschlechts, der in den Urkunden König Konrads 111. erscheint. Wildgraf Konrad I. wurde dann 1255 als Parteigänger des Pfalzgrafen in dessen Fehde mit dem Erzbischof von Mainz zur Strafe des Hundetragens durch Kaiser Friedrich Barbarossa verurteilt. Im allgemeinen waren die wildgräflichen Kontakte zu diesem staufischen Herrscher nicht sehr groß. An den Italienzügen Barbarossas, wenigstens den beiden ersten, hat der Wildgraf nicht teilgenommen. Vielleicht spielte für die Zurückhaltung des Hauses die Entmachtung der verwandten Grafen von Saarbrücken durch Barbarossa eine Rolle. Die Landfriedenspolitik Kaiser Friedrichs I. zielte auf das Zurückdrängen von Mainz zugunsten der staufischen Machtkonzentration am Mittelrhein. Der königliche Landfriede von 1179, der Mainz erfaßte, bezog auch das wildgräfliche Territorium ein. Auch Hinweise auf eine Teilnahme des Wildgrafen Gerhard am dritten Kreuzzug blieben wohl Spekulationen. Der frühe Tod des Wildgrafen Gerhard verhinderte Kontakte zu dem ins Reich zurückgekehrten König Heinrich VI. und eine Stellungnahme im Kampf zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV. um den deutschen Thron. Erst in der Zeit Friedrichs 11. macht sich eine fortdauernde Anhängerschaft des Wildgrafen Konrad 11. (1214-1263) an die Staufer bemerkbar. Dieser Wildgraf huldigte dem Staufer bereits 1214 in Kaiserslautern und befand sich wohl auch in dem staufischen Aufgebot, das dem französischen König gegen das welfische Heer zu

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Hilfe kommen sollte. Der Wildgraf dürfte im Gefolge des Staufers bis zu dessen Krönung im Juli 1215 in Aachen geblieben sein und hat als Graf „vom Wald" ein Kreuzzugsgelöbnis entsprechend dem Vorbild Friedrichs 11. abgegeben. In der Folge hielten sich die Wildgrafen häufig in der Zeit von 1223-1235 am Hofe König Heinrichs (VII.) auf, dessen Rückhalt gegen die wachsende Macht der Fürsten sie suchten. Konsequenterweise hat sich Konrad 11. an der Rebellion Heinrichs (VII.) gegen den Vater beteiligt. Er nahm an der Versammlung rheinischer Grafen und Herren 1234 in Boppard in diesem Sinne teil und führte auch das Oberkommando über ein Heer von 5 000 Mann gegen Worms. Konrad 11. erlangte wohl schnell die kaiserliche Gunst. In Hagenau wirkte er am 8.2. 1236 als Mitglied des königlichen Hofgerichts mit. Junggraf Emich weilte auf einem Hoftag Friedrichs in Italien, er erschien 1244 in Pisa als Zeuge in einem kaiserlichen Privileg. Die staufertreue Haltung der Wildgrafen zeigte sich noch weiter in der Parteinahme für König Konrad IV., bis sie 1249 zum Gegenkönig Wilhelm von Holland wechselten, was schließlich den Mainzer erzbischöflichen Stuhl einbrachte. Eine Raub- und Plünderungsaktion Konrads IV. in den Besitzungen der Wildgrafschaft war allerdings die Folge des Parteienwechsels. Damals wurde Flonheim völlig zerstört. Umgekehrt verdankte Erzbischof Gerhard I. seine Mainzer Erzbischofswürde (1251-1259) nicht zuletzt dem Umstand, daß er ein Vetter des Speyerer Bischofs und königlichen Kanzlers Heinrich von Leiningen war und somit als getreuer Gefolgsmann Wilhelms von Holland eingeschätzt werden konnte. In der Zuspitzung des mainzisch-pfälzischen Antagonismus haben die Wildgrafen die Partei des Mainzer Erzbischofs bezogen und bereits 1239 ein Hilfsversprechen gegen die Pfalzgrafen abgegeben. Da der Pfalzgraf sich nicht zuletzt wegen der Übertragung des Klosters Lorsch durch den staufischen Kaiser (1232) an den Erzbischof von Mainz von der staufischen Partei abgewandt hatte, war das Bündnis von 1239 reichspolitisch gegen einen Staufergegner gerichtet. Erst der Wechsel von Mainz und Köln zur päpstlichen Gegenpartei im Herbst 1241 brachte die Konfrontation, da die Wildgrafen noch im Lager der Staufer blieben. Anfang des Jahres 1249 war Wildgraf Konrad 11. zu dem Gegenkönig Wilhelm von Holland übergetreten. Der Wechsel vollzog sich am Mittelrhein ganz allgemein unter den angesessenen Dynasten und war keineswegs ein Alleingang. Wilhelm, der sich am Mittelrhein persönlich einstellte, hatte seine Anhänger durch finanzielle Versprechungen gewonnen. Der Wildgraf nahm an der Eroberung des staufertreuen Ingelheim teil. Als Belohnung erhielt Emich 111. eine Eventualbelehnung mit den Reichslehen des verstorbenen Grafen Heinrich von Werd, Besitz der sich derzeit in der Hand von Emichs minderjährigem Stiefsohn Siegbert befand und der dergestalt dem Wildgrafenhaus gesichert werden sollte. Wilhelm von Holland betrieb die Absetzung des Mainzer Erzbischofs Christian von Bolanden und bewirkte die Nachfolge des Wildgrafen Gerhard. Dieser unternahm dafür kurz darauf einen Zug gegen die staufischen Parteigänger in die Nähe von Worms, deren Stellung im Rhein-Main-Gebiet damit zusammenbrach. Gerhards erzbischöfliche Amtszeit war zu kurz, um dem Erzstift Mainz prägende Impulse zu verleihen, so wie es die Eppsteiner vermochten. Aber er nutzte die gegebenen Chancen.

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begeben hatte, begleitet. König und Graf urkundeten 1275 in einem Rechtsstreit des Klosters Weißenburg als Schiedsrichter. Damit endeten die direkten Kontakte zu dem Habsburger. Im Thronstreit König Adolfs von Nassau und Albrechts von Österreich standen die wildgräflichen Linien Kyrburg und Schmidtburg auf verschiedenen Seiten. Wildgraf Gottfried Raub (1279-1298) von der Kyrburger Linie spielte dabei eine Rolle, die reichspolitisch subaltern, aber gewaltsam, letztlich nicht ganz ohne Bedeutung war. Gottfried Raub stand anfänglich in Beziehungen zu König Adolf von Nassau, dem er nach dessen Wahl in Speyer gehuldigt hatte. 1298 lief er wohl zu dem Habsburger über, nachdem er sich seit 1295 als Burgmann des Mainzer Erzbischofs bereits seiner politischen Option angenähert haben wird. Emichs älterer Bruder Konrad von Schmidtburg blieb dagegen dem Nassauer gewogen. Wie es mit der Gefolgschaft der Dhauner stand, ist nicht ganz deutlich. Im Blick auf den Tod des Königs Adolf von Nassau auf dem Schlachtfeld von Göllheim gibt es Spekulationen, daß es ein Wildgraf war, der König Adolf erschlagen habe. Dabei käme Gottfried Raub vor allem als Königsmörder in Frage. Jedenfalls befanden sich die wildgräflichen Brüder Gottfried und Konrad in der denkwürdigen Schlacht auf den beiden sich bekämpfenden Seiten. König Albrecht I. hat die Nachkommen des bald eines gewaltsamen Todes verstorbenen Wildgrafen Gottfried mit Privilegien belohnt. Auf dem Hoftag zu Nümberg im November 1298 bestätigte er ihnen alle Rechte und Gerichte, die sie von ihren Vorfahren besaßen, was sich insbesondere auf die Landgrafschaft bezogen haben mag. Wichtig war das Verbot des Wegzugs wildgräflicher Untertanen in die Reichsstädte. Im Jahr darauf wies König Albrecht die Bürger von Boppard an, dem Mainzer Domherrn Wildgrafen Hugo so lange die Reichssteuer zu überlassen, bis sie den Betrag von 633 Mark erreicht habe. Die Wildgrafen der Dhauner Linie standen in der Auseinandersetzung des streitbaren Habsburgers mit den rheinischen Kurfürsten auf der Seite des Königs und teilten zumindest die abwartende Haltung der Dynasten des Nahe-Hunsrück-Raumes im Blick auf den wenig beliebten MainZer Erzbischof. Der Dhauner erhielt im Mai 1301 das Privileg, drei Juden zu halten, bis das Reich diese mit 150 Mark abgelöst hätte. Der König kooperierte mit den mittelrheinischen Grafen, der damit bedrohte Erzbischof von Mainz exkomrnunizierte den Habsburger und seine Helfer. Der Dhauner Wildgraf war wohl auch an den erfolgreichen Zügen des Habsburgers gegen den Pfalzgrafen und gegen den Erzbischof von Mainz beteiligt. Er hat sich auch dem Unternehmen gegen den Erzbischof von Köln angeschlossen und sich als Mitglied des königlichen Hofgerichts an der Vorbereitung eines Unternehmens gegen Johann von Hennegau beteiligt. Bedingt durch die Abwesenheit Kaiser Heinrichs VII. auf dessen Italienzug sind die wildgräflichen Beziehungen zu diesem Herrscher aus dem Hause Luxemburg recht distanziert, denkt man an die wildgräflichen Lehensabhängigkeiten von diesem Hause. In Italien hat sich damals infolge des anstehenden Generationenumbruchs kein Mitglied des Wildgrafenhauses aufgehalten. Friedrich I. von Kyrburg (1298-1353), Angehöriger der neuen Generation, war wohl bei der Aachener Krönung Heinrichs VII. anwesend, er bezeugte wenig später ein königliches Privileg für die Stadt Aachen.

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In der Doppelwahl von 1314 standen Friedrich von Kyrburg und Heinrich von Schmidtburg (13 14-1330) auf der Seite des Kandidaten der Luxemburger, Ludwigs des Bayern, und wurden entsprechend im Verlauf des Jahres von König Johann von Böhmen, Erzbischof Balduin von Trier und Ludwig dem Bayern persönlich in Dienst genommen. Wildgraf Friedrich weilte im Oktober 1314 bei der vor Frankfurt stattfindenden Wahl des Wittelsbachers. Wildgraf Johann von Dhaun (t 1350) bewegte sich dagegen auf die habsburgische Partei zu. Er gehörte zu den weiteren Wählern Friedrichs des Schönen von Österreich. Als Parteigänger des Pfalzgrafen Rudolf führte er 1318 mit den Grafen von Sponheim-Kreuznach und Nassau eine erbitterte Fehde gegen Ludwig den Bayern, da sie gegen dessen Bacharacher Landfrieden (13 17) verstoßen haben sollten. Nach dem Tode Friedrichs des Schönen gewann der Wildgraf offensichtlich recht schnell die Gunst des Wittelsbachers, der in seinem Bestreben, die reichspolitische und territoriale Rivalität des Erzbischofs Balduin in Schranken zu halten, mit den an Trier und Mainz angrenzenden Dynasten zusammenarbeitete. Der Dhauner Wildgraf war bei der durch luxemburgische Vermittlung bewirkten Annäherung der verfeindeten Wittelsbacher und Habsburger im August 1330 in Hagenau zugegen, wo er mit einem Privileg, in seiner Herrschaft 15 Juden halten zu dürfen, mit dem Frankfurter Recht für das wildgräfliche Tal unter dem Rodenberg bei Dhaun und mit dem Kaiserslauterer Stadtrecht für OffenbachlGlanund Grumbach versehen wurde. Städteprivlegien, Nichtabzugsgebote und Judenregale als Einnahmequellen sollten den inneren Landesausbau der Territorien im Interesse ihrer Besitzer fördern. Die sicher erwartungsvoll angelegten Intentionen hatten wie häufig so auch hier nicht den entsprechenden Erfolg. Die betreffenden Gemeinden haben keinen städtischen Charakter erreicht. 1332 verlieh Kaiser Ludwig dem Dhauner Wildgrafen außer einem Zuzugsverbot für Dhauner Untertanen in die Reichsstädte die Landgrafschaft zwischen Mainz und Trier und das Gericht zu Spießheim, das einmal zur alten Grafschaft im Nahegau gehört hatte. Der Wittelsbacher Herrscher nahm sich also hier einer von den Pfalzgrafen, den Vettern des Reichsoberhauptes, beanspruchten Lehenskompetenz an. Der Wildgraf von Dhaun hielt sich 1332 in der Nähe des Kaisers auf. Ihm lag vor allem an einer günstigen Entscheidung im Streit mit seinem Kyrburger Vetter Friedrich I., der vor das in Nürnberg weilende Hofgericht zitiert wurde. Die Gunst des Kaisers zeigte sich weiter 1339 in der Belehnung mit einem aus den Kirchspielen Reichenbach und Dernsberg bestehenden Kaiserslauterer Burglehen sowie in einem starken Engagement bei der Beendigung der Dhauner Fehde, als er in der vorläufigen Sühne die Schuld eindeutig den Erzbischöfen von Trier und Mainz zuwies. Johann von Dhaun ist schließlich auch zu dem ehrenvollen Amt eines Hofrichters am höchsten Gericht des Reiches, darin den Sponheim-starkenburgern ähnlich, gelangt. Die um das Königtum rivalisierenden Luxemburger und Wittelsbacher haben Johann von Dhaun mit Aufmerksamkeiten umworben. Dieser wechselte noch vor dem Tod des Kaisers auf die Seite des im Juli 1346 gewählten Gegenkönigs Karl IV.von Luxemburg. Balduin von Trier hat dabei die maßgeblichen Schritte bewerkstelligt. Karl IV. hat seinerseits den Dhauner belehnt und ihm 1 000 Schock großer Pfennige Prager Währung versprochen. Für Johanns Unterstützung gegen Karls zeitweiligen Rivalen Günther von Schwarzburg erhielt der Wildgraf 3000 Pfund Heller in Aussicht gestellt, die der König 1355 noch schuldig war. Auch

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Friedrich von Kyrburg, der sich mit Ludwig dem Bayern einvernehmlich über die Belehnung mit einem Viertel der Burg Nannstuhl ins Benehmen hatte setzen können, wurde wohl ebenfalls schon früh in die mittelrheinische Gefolgschaft der Luxemburger genötigt. Vor der Kaiserkrönung Karls IV. scheinen die Verbindungen der Wildgrafen zu den Herrschern abgebrochen zu sein. Die künftigen Beziehungen der Wildgrafen zu den deutschen spätmittelalterlichen Herrschern sind nicht überzubetonen. Das so wichtige Konnubium mit Angehörigen der Königshäuser, wie es die beiden Sponheimer Linien auszeichnet, fehlt. Die besonders in den Krisenzeiten des Königtums intensivierten Kontakte der Grafen dienten vielleicht weniger dem Verantwortungsgefühl gegenüber dem Reich als dem Eigennutz, wie die Parteiwechsel zeigen. Umgekehrt waren die jeweiligen Herrscher gegenüber den im Rhein-Main-Gebiet dominierenden Kurfürsten und Fürsten auf eine Unterstützung durch die in beträchtlicher Zahl vorhandenen Grafenhäuser angewiesen, wenn sie die Ziele einer breiter angelegten Reform des Reiches zu verfolgen beabsichtigten. Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden diese Anknüpfungspunkte infolge des Erstarkens der fürstlichen Landesherren immer spärlicher. Die eigentliche Aktivität des wildgräflichen Hauses entfaltete sich im Binnenraum der territorialen Gestaltung, die allerdings mit den Nachbarterritorien zu mehr oder minder engen Kontakten und Kollisionen führte. Dabei buchten die im Vergleich übermächtigen Erzstifte Mainz und Trier die wichtigsten Entscheidungen für sich. Die konzentrierte Macht des Gesamthauses der Wildgrafen unter einem einzigen Landesherrn wurde im Mittelalter nicht erreicht. Auch eine solche hätte das Gesamtterritorium nicht übermächtig werden lassen. Aber es bestimmten die vielen Hausteilungen, die untereinander verfeindete Linien schufen und die diversen Grundlagen der territorialen Machtansiedlung geradezu auf ein ritterschaftliches Niveau hinabdrückten. Wahrnehmbaren Anteil an der Lenkung der Reichspolitik zu nehmen, waren die Wildgrafen genau so wenig in der Lage wie die benachbarten Grafen von Sponheim, wenn auch mit den unterschiedlichen Gewichtungen des Besitzes die Herrschaftstechniken zu variieren hatten. Wildgraf Konrad 11. (1214-1263) leitete noch zu seinen Lebzeiten (1258) die Teilung des wildgräflichen Hauses unter seine beiden nichtgeistlichen Söhne ein, die dann bei seinem Tode (1263) durchgeführt wurde. Der ältere Sohn, Emich III.(1239-1289), begründete die Linie Kyrburg und erhielt die Stammburgen Kyrburg und Schmidtburg, während der jüngere Bruder Gottfried I. (1258-1301) die Linie Dhaun mit den Burgen Dhaun und Grumbach begründete. In dem grundgelegten Testament Konrads 11. wurde das Bestreben des Vaters deutlich, eine Zersplitterung der Herrschaft sowie die zerstörerischen Erbstreitigkeiten unter den Söhnen zu vermeiden. Die Absicht, nur die Nutzungsrechte zu teilen und die Gesamtherrschaft ungeteilt zu belassen, griff nicht. Die Drohung, Einsprüche gegen die Erbregelung mit dem Entzug der Unterstützung seitens der Burgmannen sowie der Allodial- und Lehensgüter zu ,,Walisheim" (Walsheim) zu ahnden, war nicht abschreckend genug. Die Brüder versuchten, unzufrieden mit der halbherzigen Aufteilung, eine wirksamere Abgrenzung ihrer Anteile vorzunehmen. Das war die Stunde der pfalzgräflichen Lehensherren, die nun erstmals in dieser Eigenschaft wesentlich in die Geschicke des Hauses eingreifen können, nachdem

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die eigentlichen Ansätze, möglich unter Pfalzgraf Hermann von Stahleck, wahrscheinlicher unter Konrad von Staufen, in das Dunkel der Schriftlosigkeit gehüllt sind. Auf Grund des vom pfalzgräflichen Lehenshof gefällten Urteils teilte der von den streitenden Erben aufgerufene Pfalzgraf mit, daß die Landgrafschaft ungeteilt jeweils im Besitz des ältesten Sohnes verbleiben solle. Das von dem darauf protestierenden Gottfried angerufene Schiedsgericht aus Familienmitgliedern erteilte am 7.1 1. 1278 den gleichen Bescheid. Man einigte sich für die Zukunft wohl insoweit, daß zwar gewisse Hoheitsrechte gemeinsam als unteilbar behandelt wurden, die weiteren Rechte aber - insbesondere die grundherrlichen - ohne das pfalzgräfliche Urteil zu respektieren wie Privatbesitz unter den Erben zu verteilen waren. Wieder wurden die Wildgrafen an den pfälzischen Lehensherrn verwiesen, als der streitbare Gottfried Ruof (Raub), der Sohn von Wildgraf Emicho III., gegen seinen Onkel Gottfried I. von Dhaun und dessen Sohn den Fehdehandschuh geworfen und ein aus wildgräflichen Vasallen bestehendes Schiedsgericht den Status quo angeordnete hatte. Gottfried hatte gegen diesen verstoßen, indem er seinen Verwandten Güter, die zur Landgrafschaft gehörten, verschrieben hatte. Emicho 111. von Kyrburg verfügte ebenfalls bereits zu Lebzeiten eine Aufteilung seiner Herrschaft unter seine Söhne Konrad 111. (1282-1305) und Gottfried Raub (Ruof), wobei der (möglicherweise) ältere Konrad die Schmidtburg erhielt und mit dieser den dritten wildgräflichen Zweig begründete. Gottfried führte die Kyrburger Linie weiter. Die Anteile der drei Teilgrafschaften Kyrburg, Schmidtburg und Dhaun bewegten sich also dementsprechend in einem Verhältnis von 114 : 114 : 112. Über die voranschreitende Abteilung der Interessen gibt insbesondere eine Urkunde vom 29.9. 1282 Aufschluß, in der Konrad auf seine Rechte in Wörrstadt, Bruchweiler, Kempfeld, Breitenthal, Hosenbach, Heddesheim und Münster bei Bingen sowie auf den väterlichen Hausrat verzichtete und dafür von den bei der Kyrburg und der Schmidtburg anfallenden Baukosten befreit wurde. Hochgericht, Wald und Wasser sollten gemeinsam verwaltet werden. Im folgenden Jahr vereinbarten die Altgrafen Emich und Gottfried eine Realteilung verschiedener pfälzischer Lehen durch ein Schiedsgericht. Es handelte sich um gauseitige Besitzungen, unter anderem Flonheim und die Burg Wöllstein, Kirchenzehnt, Patronat und Vogtei in Monzingen sowie Dörfer im Hochgericht Rhaunen und Umgebung. In gemeinsamem Besitz blieben die Vogtei Ravengiersburg, Wälder, Fischerei, Zoll, Jägerhafer und der nach dem als Lehen innegehabten pfälzischen Marschallamt benannten Marschallshafer. Die Teilungsangelegenheiten standen im Mittelpunkt der Binnenaktivitäten der Wildgrafen schlechthin. Dahinter scheinen die übrigen biographischen und genealogischen Details zurückzutreten. Von den Söhnen Konrads 11. hat Emich III., der Gründer der Kyrburger Linie, den traditionellen Leit- und Anspruchsnamen des Gaugrafengeschlechts wieder aufgenommen. Er hat 1239 mit Gräfin Elisabeth von Montfort eine vornehme Adelige aus dem Bodenseeraum geheiratet, die bereits zweimal Witwe geworden war und von den Grafenfamilien von Nellenburg und Werd abstammte. Immerhin sind aus dieser wildgräflichen Ehe 8 Kinder hervorgegangen. Zwei Töchter haben nach Falkenstein und Hohenlohe-Brauneck geheiratet. Von den 6 Söhnen wurden vier Geistliche: Hugo, Domherr in Mainz, Friedrich, Templer-Ordensritter, Gerhard, Dompropst in Freising und schließlich Emich, Bi-

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schof von Feising (1283-131 1). Gottfried Raub, ein herrschsüchtiger Charakter, verdrängte den Bruder Konrad aus dessen Besitz, so daß dieser zur Entschärfung der Lage die Schmidtburg auf Lebenszeit dem neutralen Bruder Emich, Bischof von Freising, überließ. Konrad gelobte, die Schmidtburg, die nach des Bischofs von Freising Tode wieder an ihn zurückfallen sollte, niemals in fremde Hände zu geben. Die angelegte Feindschaft führte der Sohn Konrads von Schmidtburg, Heinrich (13 14-1330) weiter. Gottfried Raub, der seinen keineswegs schmückenden Beinamen zu Recht führte, hat die erwähnte unrühmliche Rolle in dem Endszenarium des Thronstreites zwischen König Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich gespielt. Kurz nach der Schlacht von Göllheim ist Graf Gottfried selbst in Alzey von einem Feind getötet worden. Die Brüder und Söhne haben dem im Mainzer Dom beigesetzten Dienstmann des Mainzer Erzbischofs und Parteigänger Albrechts von Habsburg im November 1298 ein Jahrgedächtnis gestiftet. Heinrich von Schmidtburg beanspruchte unter Berufung auf das Erstgeburtsrecht seines Vaters alle Kyrburger Güter und die Hälfte der übrigen Besitzungen des übrigen Hauses. Die Durchsetzung seiner Forderungen wollte er gegebenenfalls sogar mit einem Zweikampf erzwingen. Die maßgebliche und entscheidende Macht, die den Dissens lösen konnte, wurde in Erzbischof Balduin von Trier gesehen. Schon 13 14 war Wildgraf Heinrich von Schmidtburg einen Dienstvertrag mit dem Trierer eingegangen. Der Kyrburger Wildgraf Friedrich folgte seit 1318 mit Lehens- und Soldverträgen. Im Juni 1323 trug er im Gefolge seiner Auseinandersetzungen mit dem Raugrafen von Altenbaumburg Balduin den wildgräflichen Anteil der Burg Wöllstein als Lehen und Offenhaus auf und wurde dafür von diesem zum Burgmann auf der trierischen Grimburg bei Hermeskeil aufgenommen. Wenige Monate später zog der Schmidtburger nach und öffnete seinerseits nun seine Stammburg dem Erzbischof. Der erzürnte Friedrich, der darin einen Verstoß gegen frühere Versprechen sah, überfiel die Schmidtburg und nahm sie wenigstens teilweise ein. Heinrich aber hatte in geheimer Absprache seine Burg im Oktober 1324 Erzbischof Balduin von Trier zu Lehen aufgetragen. Der Trierer erkannte die einmalige Gelegenheit, er rückte mit einem Entsatzheer heran und der Wildgraf von der Kyrburg mußte seine Eroberung wieder aufgeben. Der Erzbischof vermittelte eine Sühne zwischen dem erbenlosen Heinrich und dem Kyrburger Vetter. Da die beiden ihr Zerwürfnis 1327 beilegten, standen die Karten für den trierischen Lehensherrn schlecht. Nach dem Tod Heinrichs machte dieser nun Nägel mit Köpfen. Er zog die Burg sofort als heimgefallenes trierisches Lehen ein. Die Wildgrafen nahmen diese Aktion nicht hin und rüsteten gegen Balduin, dessen Stellung in Trier, Mainz, Worms und Speyer gerade damals beeindruckend stark war. Nacheinander bezwang er 1329130 die Wildgrafen Johann von Dhaun und Friedrich von Kyrburg, deren Gebiet er zudem entsprechend den Gepflogenheiten der Zeit mit dem Interdikt belegt hatte. Balduin zwang den geschlagenen Friedrich, ihm die während des Krieges befestigte Wildenburg als erbliches Lehen und Offenhaus aufzutragen. Schließlich mußte Friedrich auf alle Ansprüche auf die Schmidtburg, weiter auf Bundenbach, Schneppenbach und einen Teil der Einkünfte von Rhaunen Verzicht leisten. Der alte Turm und das Haus auf der Schmidtburg, das Heinrich dem Kyrburger versprochen hatte, wurden trierische Lehen. Erzbi-

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schof Balduin von Trier hatte damit die vollständige Verfügungsgewalt über die Burg und war so in die Kernzone der wildgräflichen Macht eingebrochen. Bei der Begrenztheit des wildgräflichen Herrschftsraums war dieser Aderlaß irreparabel. Der Krieg war damit allerdings noch nicht beendet. Die Wildgrafen waren Mitglieder eines Bundes, der das Land zwischen Rhein, Mosel und Saar erfaßte, Balduins Interessen bedrohte und nun mit Landfriedensmaßnahmen eingriff. Nach Ablauf der durch den Landfrieden gegebenen Ruhepause nutzte der Erzbischof abermals die Uneinigkeit des Wildgrafenhauses. Er schloß mit Friedrich von Kyrburg, Georg von Veldenz und den Herren von Daun-Oberstein ein Bündnis gegen den Wildgrafen Johann von Dhaun, der auf das Schmidtburger Erbe noch nicht verzichtet hatte. Die Auseinandersetzungen ergriffen die ganze Region. Graf Johann verbündete sich mit dem Grafen Walram von Sponheim, den Grafen Gottfried und Friedrich von Leiningen, den Grafen von Zweibrücken, den Raugrafen, mit Vogt Gerhard von Hunolstein sowie mit seinen rheingräflichen Verwandten. Wildgraf Friedrich von Kyrburg verstärkte das Gegenbündnis, gebildet von den beiden Erzbischöfen von Trier und Mainz sowie dem Grafen von Sponheim-Starkenburg. Im Verlauf des Krieges hatten die beiden Erzbischöfe die Burgen Johannisberg und Martinstein errichtet, um Dhaun einzuschnüren. Wildgraf Friedrich erhöhte seine Abhängigkeiten von Trier, indem er gegen eine Geldsumme seinen Teil an Kirn für vier Jahre sowie die Mark Thalfang mit der Burg Dhronecken für ein Jahr der Trierer Schirmherrschaft unterstellte. Schließlich lag es an Kaiser Ludwig dem Bayern, einen Waffenstillstand zu vemitteln (5.9. 1340). Die friedliche Regelung der Angelegenheit gelang noch nicht. Unter dem Druck der Verbündeten war Wildgraf Johann auf eine den Herren von Sierck gehörende Felsburg an der Sam ausgewichen, die ein Lehen des Herzogs von Lothringen war, der durch sein Expansionsstreben zwar die Dynasten an der oberen Mosel und an der Saar bedrohen konnte, aber auch zum Trierer Erzbischof auf Kollisionskurs stand. Für die Überfälle Johanns auf trierisches Gebiet revanchierte sich Balduin mit der Zerstörung des dhaunischen Teils an Flonheim. Die endlich am 12.7. 1342 zustandegekommene Sühne wies für den Dhauner die unabdinglichen Härten auf. Johann von Dhaun hatte auf seine Ansprüche auf die Schmidtburg zu verzichten und mußte Erzbischof Balduin von Trier, solange dieser lebte, in seine Burgen aufnehmen. Der Abriß der Burgen Brunkenstein und Geyersley und einer noch unvollendeten Burg bei Rhaunen wurde vereinbart. Dagegen wurde die Burg Johannisberg dem Wildgrafen zu Lehen gegeben, der zudem dem Erzbischof das Dorf Hochstätten sowie weitere Güter im Werte von 1 000 Pfund Heller auftragen mußte. Die weitere Entwicklung stand im Zeichen des Gegensatzes zwischen Ludwig dem Bayern und Balduin von Trier, der die Wahl Karls von Böhmen zum deutschen König betrieb. Als Parteigänger des Wittelsbachers unternahmen die Kyrburger von der Wildenburg Ausfälle in trierisches Gebiet. Der Erzbischof zog die Wildenburg ein und veranlaßte die Übereignung der Burg und der Mark Thalfang in die trierische Lehensherrschaft. Erst 1352 akzeptierte Wildgraf Friedrich die trierische Lehenshoheit über Thalfang und wurde mit der Mark und der Wildenburg wieder belehnt. Im Frühjahr 1347 hat Balduin schließlich Wildgraf Johann von Dhaun für eine hohe Summe für sich und Kar1 von Böhmen zum Helfer gegen den Wittelsba-

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cher Kaiser verpflichtet. Einen endgültigen Verzicht auf das Schmidtburger Erbe hat dann erst 1355 der Wild- und Rheingraf geleistet. Kehren wir kurz zur Dynastiegeschichtedes Hauses zurück. Für Gottfried Raubs Erben Friedrich I. (1298-1369) aus der Kyrburger Linie war von dessen geistlicher Verwandtschaft eine Ehe mit der Tochter des Grafen Friedrich von Leiningen ausgehandelt worden, die allerdings durch den frühen Tod der Frau beendet wurde. In einer zweiten Ehe vermählte sich der Wildgraf dann mit Agnes von Schönecken (1 309) aus der Eifelherrschaft im Verband des gräflichen Hauses Vianden. Die Söhne und Töchter aus den beiden Ehen haben Heiraten im engeren Bereich mit den Häusern Daun-Oberstein und den Wildgrafen von Dhaun abgeschlossen. Gottfried 111. ( t 1370) erlangte durch seine Verbindung mit Daun-Oberstein die Burg Wildenstein sowie Anteile an der Burg Nannstuhl. Die letzten Kyrburger, Friedrich, Gerhard und Otto, verstarben 1408109. Die Genealogie ist indiesem Zeitabschnitt noch unklar. Schon 1350 war die Dhauner Linie mit dem letzten Dhauner Wildgrafen Johann (1340-1 350) im männlichen Stamm zu Ende gegangen. Der Begründer der Dhauner Linie, Gottfried I. (1258-1301) trat urkundlich viel seltener in Erscheinung als sein Bruder Emich 111. von Kyrburg. Der Sohn Konrad IV. (1274-1309) war mit Vögtin Hildegard von Hunolstein verheiratet. Der Name der Frau Gottfrieds ist nicht bekannt. Aus Konrads Ehe entstammten mindestens vier Kinder, wovon zwei in den geistlichen Stand eintraten. Hedwig, Erbin der Wildgrafschaft Dhaun und von Grumbach, heiratete 13 10 den Rheingrafen Johann I. vom Stein ( t 1333) und nach dessen Tod Gerlach von Braunshorn. Der letzte Dhauner Wildgraf Johann nahm seinen rheingräflichen Neffen 1347 in die wildgräfliche Lehensgemeinschaft auf. Verheiratet mit Gräfin Margarethe von Sponnheim-Kreuznach (133013 l), ist Johann 1350 verstorben. Die Dhauner Entwicklung ist von der Feindschaft zwischen Dhaun und Kyrburg mitbestimmt worden. Der kinderlose Johann von Dhaun wollte wohl den Kyrburger Friedrich und seine Nachkommen von der Erbfolge ausschließen und richtete seine Absichten auf die kognatische Verwandtschaft der Schwester. Anfang 1346 siegelt der Neffe, Rheingraf Johann, in einer Urkunde des Dhauner Grafenpaares für das Familienstift Flonheim mit. Die Rechtsgültigkeit der Aufnahme des Rheingrafen Johann in die wildgräfliche Lehensgemeinschaft haben die Kyrburger angefochten. Auch die Heirat des sich nun Wild- und Rheingraf nennenden Johann 11. ( t 1383) mit Margarethe von Kyrburg konnte die Erbauseinandersetzungen nicht beenden. Margarethe erbte die Hälfte des Kyrburger Besitzes, starb aber kinderlos, was die agnatischen Verwandten auf den Plan rief. Für die Wildgrafen wie für die Rheingrafen begann allerdings eine Zeit der Blüte. 1375 erhielt der Wild- und Rheingraf zu Dhaun Teil am Rheingrafenstein an der Nahe. König Wenzel wird ihn 1383 zum Pannerhem des Römischen Reiches erheben, wenig mehr als eine Ehrung, die aber die Einbindung in die Politik, mehr die Verwaltung, des Reiches in einer augenfälligen Weise bescheinigt. Als 1409 die Kyrburger Linie ausstarb, erhoben auch die Herren von Daun-Oberstein Erbansprüche und besetzten das Haus Brunkenstein bei Dhaun. Rheingraf Friedrich (13831447), der Bruder des Wild- und Rheingrafen Johann 111. ( t 1428), ließ die obersteinische Besatzung niedermachen. Friedrich hat die eigene Linie der Rheingrafen von Rheingrafenstein begründet, die bis 1491 bestand. Die Großnichte des letzten Kyr-

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teressenkonformität spielen bei dem Pfalzgrafen Hermann von Stahleck eine Rolle. Die eigentliche Lehensabhängigkeit der Wildgrafschaft von den Pfalzgrafen könnte unter Konrad von Staufen begründet worden sein. Unter den seit 1214 mit der Pfalzgrafschaft belehnten Wittelsbachern haben sich die wildgräflichen Verpflichtungen bald verstärkt. Die Wildgrafen haben ihrerseits bei dem pfalzgräflich-mainzischen Konflikt um die Abtei Lorsch bis 1329 auf der pfälzischen Seite gestanden. Die zunehmend expansive Politik Pfalzgraf Ludwigs 11. erlaubte keine nahtlose Parteinahme (1260 mit Mainz gegen das pfälzische Alzey). Die Wildgrafen werden immer stärker in den pfalzgräflichen Macht- und Einflußbereicb einbezogen. Vielleicht wurde das pfalzgräfliche Marschallamt in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts an die Kyrburger übertragen. Schiedsverträge,Burgmannschaften und Wittumsbewilligungen sind in diesem Zusammenhang der pfälzischen Abhängigkeit typisch. Die Parteiungen unter den Wittelsbachem und die wildgräflichen Teilungen lassen die Entwicklung uneinheitlich verlaufen. Nach dem wichtigen Vertrag von Pavia (1329) nahmen die Wildgrafen enge Beziehungen zu den pfalzgräfiichen Neffen Ludwigs des Bayern auf, die ihre Ansprüche erfolgreich durchgesetzt hatten. Die Belehnung des Dhauners mit der Wildgrafschaft (1338) und die Aufbesserung der Lehen Johanns von Dhaun waren die Belohnung. Die feindliche Stellung des Dhauners gegen Trier entsprach den pfalzgräflichen Interessen. In der Dhauner Fehde hatten sich diese neutral verhalten. Trotz seiner Indienstnahme durch Kar1 von Mähren hielt Johann den Kontakt zu den Wittelsbachern, um die Erbfolge der Rheingrafen zu sichern. Bei der Übernahme des Kyrburger Erbes durch den Wildund Rheingrafen von Dhaun behielt der Pfalzgraf bei der Belehnung Vogteirechte und andere Rechte von Münster bei Bingen, Monzingen und Kirn ein und verlangte den Verzicht auf die Vogtei Ravengiersburg. In der Zeit nach 1350 zeigte sich die wildgräfliche Abhängigkeit von den Pfalzgrafen in den erwähnten typischen Lehenauftragungen, Burgenöffnungen, Schirmverträgen, Verpfändungen und Bündnissen. Das Erzstift Trier hatte im Früh- und Hochmittelalter vor allem in Verbindung mit der Abtei St. Maximin bis zur unteren Nahe und nach Rheinhessen ausgegriffen. Wildgraf Konrad I. zählte bis 1163 zum Umstand des Trierer Erzbischofs Hillin, was die Führungsrolle verdeutlicht, die das Erzstift im 12. Jahrhundert gegenüber dem Adel des Hunsrücks und der Eifel ausübte. Nicht ohne Spannungen war das Verhältnis zu Erzbischof Arnold von Isenburg wegen der Divergenzen in der Reichspolitik. Die Wildgrafen werden sich an dem Kriegszug des Pfalzgrafen und des Mainzer Erzbischofs gegen den Isenburger beteiligt haben. Mit Erzbischof Heinrich von Vinstingen kam es 1263 zu einem militärischen Konflikt wegen der Fehde zwischen den Wildgrafen und den Herren von Schwarzenberg, in dem die Grafen unterlagen. Mit der abschließenden Sühne wurde eine Koalition der Vertragspartner geschlossen. Die Wildgrafen wurden in ein neues Trierer Lehensverhäitnis hineingenommen. Indem Gottfried Raub eine Nichte des Erzbischofs, Ormunda von Vinstingen, heiratete, wurden die insgesamt positiven Beziehungen der Wildgrafen zum Trierer Erzstift sicher weiter gefestigt. Mit Balduin von Trier, dem mächtigen Reichspolitiker, ergab sich die wildgräfliche Katasttophe des Verlusts der Schmidtburg als wesentliche Etappe. Die einzige Macht, die der expansiven Politik Balduins hätte entgegentreten können, der Herzog von Lothringen, arrangierte sich schließlich mit Trier in der Situation der Konfrontation. Der luxemburgisch-wittelsbachischeAnt-

Salische Bezüge zum Nahe-Hunsrück-Raum

agonismus im Kampf um die Herrschaft über das Reich sah die Kyrburger lange auf der Seite Kaiser Ludwigs des Bayern, während Johann von Dhaun ausdrücklich zum Helfer der Luxemburger gewonnen werden konnte. Auch der Kölner Einfluß hat sich zeitweilig bis in das wildgräfliche Gebiet bemerkbar gemacht. 1225 hat Wildgraf Konrad 11. dem Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg die Schmidtburg als Lehen aufgetragen. Zeitgleich erfolgte die Anknüpfung von Heiratsbeziehungen der Wildgrafen zum niederrheinischen Adel, indem Konrads 11. Schwester Beatrix in zweiter Ehe Dietrich I. von Cleve-Heinsberg heiratete. Der auf Expansion bedachte Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden besserte 1239 das Schmidtburger Lehen auf. Indem der Kölner zusammen mit Mainz die antistaufischen territorialen Positionen auf dem Hunsrück festigte, mag dies als Reaktion die 1242 erfolgende Lehensauftragung von Burg Grumbach an den Kölner Gegner, den Herzog von Brabant, ausgelöst haben. Letzteres Lehensverhältnis wurde noch ausgebaut. Intensiver Kontakt wurde zu Erzbischof Engelbert 11. von Köln unterhalten. Der Erzbischof aus dem Hause Falkenburg war ein Enkel der Wildgräfin Beatrix aus ihrer zweiten Ehe. Durch seine Mitwirkung an der erzbischöflichen Fehde gegen den Grafen von Jülich ist Wildgraf Gottfried für mehrere Jahre in Gefangenschaft geraten. Mehrmals vermittelte er anschließend in Angelegenheiten der erzbischöflichen Verwandten. Bei der Wahl des Nachfolgers, Erzbischof Siegfried von Westerburg (1274) ist Gottfried ebenfalls anwesend. Weitere Beziehungen, die zu verfolgen wären, bestanden zu der Grafschaft Luxemburg, dem Herzogtum Lothringen, dem Bistum Straßburg und der Landgrafschaft im Unterelsaß. Im nachbarschaftlichen Dynastengeflecht wären die Verbindungen zu den Grafen von Sponheim, den Raugrafen und den Grafen von Veldenz ins Auge zu fassen.

SALISCHE BEZÜGE ZUM NAHE-HUNSRÜCK-RAUM Die Zeit der Salier hat für den Nahe-Hunsrück-Raum erhebliche Veränderungen gebracht. Vor allem das Gebiet an der mittleren Nahe lag in einem Brennpunkt der Entwicklung. Der Investiturstreit schied die Geister. Besonders mit Schenkungen bedacht wurden im Naheraum die Bischöfe von Speyer, die immer auf der Seite des salischen Kaiserhauses standen, während des Investiturstreites Bischof Hermann (1075-1090) und Bischof Johann I. (1090-1 104), der Neffe Kaiser Heinrichs IV. Der Lohn bestand in Schenkungen aus salischem Hausbesitz und Reichsgut an das salische „Familienbistum", wo die Familie der Salier ihren Dom errichtete. Bereits unter Heinrich 111. war wohl die Grundherrschaft Kreuznach der Speyerer Kirche geschenkt worden. Das war die erste erkennbare Loslösung aus dem Komplex des Kreuznacher Fiskalbesitzes. Um 1065 erfolgte eine weitere Abtrennung, die an den Grafen Eberhard aus dem Hause Nellenburg gelangt, die im Zürich- und Thurgau, dann am Hochrhein ansässig waren. Eine um 1200 gefälschte Urkunde Heinrichs IV. von 1065 (V111 30) beanspruchte für die Speyerer Kirche ,,villam unam Crucenachen dictam in pago Nahgowe in comitatu Emichonis sitam cum beneficio Eberhardi comitis de Nellenburg", mit Hörigen, Ländereien, Zoll, Markt und Münze.

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Die Übertragung von Lehengut an den Nellenburger erfolgte im Rahmen einer Entschädigung. Am 20.5. 1065 gab Heinrich IV. dem Bischof von Como die Grafschaft Chiavenna mit Zubehör zurück, die durch Heinrich 111. dem Bischof entzogen und dem Grafen Eberhard von Nellenburg übertragen wurde. Nur zwei Tage später erhielt dieser Reichsbesitz im Elsaß und weitere Rechte. Im Investiturstreit trat der Nellenburger auf die Seite der Gegner des Saliers, der ihm deshalb die Lehen, unter anderem in Kreuznach, entzog. Um 1200 wollte dann Speyer die Lehenshoheit über das frühere Nellenburger Lehen absichern. Damals trug der Rheingraf die Vogtei über Grundbesitz in der Gemarkung Kreuznach als Lehen von den Grafen von Sponheim, vielleicht das alte Nellenburger Reichslehen. Zusammen mit dem Kreuznacher Lehen hatte das Hochstift Speyer die Burg Böckelheim mit dazugehörigen Dörfern und Streubesitzungen und den noch unerschlossenen Waldbezirk von Dalberg am Gräfenbach erhalten. Die Rheingrafen besaßen in Bosenheim die Vogtei über die Güter des Speyerer Stiftes St. Guido als Lehen des dortigen Propstes. Das Speyerer Lehen um die Dalburg hielten als geschlossenen Lehensbezirk im Gräfenbachtal, der später außer der Burg den Pfarrort Wallhausen und die Dörfer Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied (wüst) und einige Höfe umfaßte, die Ministerialen von Weierbach, Verwandte der Rheingrafen, in ihrer Hand. Bingen und die mittlere Nahe nahmen um die Wende des Jahres 1105 auf 1106 reichsgeschichtlichen Anteil an dem letzten Akt der ,,salischen Familientragödie". Heinrich IV., dessen Gang nach Canossa (1076) einen Höhepunkt in den Auseinandersetzungen zwischen Kaisertum und päpstlichem Herrschaftsanspruch im Investiturstreit gebildet hatte, erlag schließlich einer Aufstandsbewegung der Fürsten und des Adels, die sich mit dem Abfall seines Sohnes, Heinrichs V., verband. Dieser hatte für Weihnachten 1105 einen Reichstag nach Mainz einberufen, wo in Anwesenheit päpstlicher Legaten über die gegensätzlichen Standpunkte entschieden werden sollte. Der 1102 abermals gebannte Kaiser Heinrich IV., der sich nach Köln zurückgezogen hatte, wollte seine Rechte persönlich vor der Reichsversammlung vertreten. Am Freitag, dem 23. Dezember 1105 erreichte Heinrich IV. Bingen, wo der treulose Sohn, der ihm bereits bis Koblenz entgegengereist war, in der nächtlichen Herberge mit einer letzten Vorstellung kindlicher Unterwürfigkeit freies Geleit nach Mainz und zurück versicherte. „Auf Grund dieses Versprechens, das auch einem Heiden gegenüber zu halten wäre, wähnte ich mich in Sicherheit und ging dorthin, mein Sohn aber war mir ein Stück vorausgegangen, als mir einige meiner Getreuen entgegenkamen und mir zuverlässig versicherten, ich sei durch ein falsches Friedens- und Treueversprechen getäuscht und verraten worden. Ich aber rief meinen Sohn zurück, und wiederum versprach er auf meine eindringliche Mahnung hin ein zweites Mal unter Berufung auf sein Treueversprechen und seinen Eid, er setze sein Leben für meines. Als wir nun nach Bingen kamen.. .". Diese Information erhalten wir in den Briefen Heinrichs IV. über den Anfang dieser Tragödie. Am folgenden Morgen ließ der Sohn die Maske fallen. Dem Vater wurde eröffnet, man werde ihn nicht nach Mainz kommen lassen, da der Erzbischof keinen gebannten Kaiser in seine Stadt aufnehme. Heinrich IV. leistete vergeblich einen Fußfall vor Sohn und Begleitern. Er wurde nach Burg Böckelheim an der Nahe gebracht, wo er die Festta-

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ge in kläglicher Gefangenschaft im Gewahrsam des ihm feindlich gesonnenen Speyerer Bischofs verbringen mußte und schließlich zur Einwilligung in den Thronverzicht gebracht wurde, der an Silvester in der Pfalz Ingelheim erfolgte. Der gelehrte Abt Trithemius möchte, daß die heilige Hildegard, die bedeutendste mittelalterliche Frau des Nahelandes, als Kind dem traurigen Kaiser während seiner Haft auf der Böckelheimer Burg eine Freude bereitet habe.

DIE ERZBISCHÖFE VON MAINZ UND DER NAHE-HUNSRÜCK-RAUM IN SALISCHER UND FRÜHER STAUFISCHER ZEIT. DAS AUFTAUCHEN DER RHEINISCHEN PFALZGRAFEN. Auf dem Weg zur Territorialisierung schickte sich der Mainzer Erzbischof in Auseinandersetzung mit der Königsgewalt, die ihrerseits im Rhein-Main-Gebiet eine wichtige Zone von Interessenbündelungen aktivieren konnte, an, eine großräumige Gebietsherrschaft zu bilden. Linksrheinisch umfaßte der Besitz der Mainzer Kirche Positionen im Umkreis von Mainz, in Bingen und an der Nahe. Sind die Ansätze an der Nahe im Blick auf die territoriale erzbischöfliche Machtbildung auch anfangs wenig konzentriert und zielgerichtet, so ist es doch deutlich, daß der Erzbischof von Mainz die oberste Autorität unter der des Königs zu beanspruchen hat, während sich noch die Salier und Staufer sowie die Pfalzgrafen bei Rhein eher in den Nischen aufhalten, die vom verbliebenen Reichsgutsbesitz her gekennzeichnet sind. Mainz war für die Dynasten des Raums mindestens im Blick auf Besitzteile Lehensherr, insbesondere für die eigenkirchlichen Klostergründungen wurde der Erzbischof schließlich zum Kirchenherr. Die alten Mainzer Brückenköpfe Bingen und SobernheimIDisibodenberg behielten ihre Aktualität für Mainz. Erzbischof Ruthard (1089-1 109) überwies 1092 dem Mainzer Domstift Einkünfte in Bingen, den Hof Planig, die Vogtei Heimbach und weitere Güter und öffnete damit den Raum an der unteren Nahe auch zukünftig für eine aktive Mainzer Politik. Weiteres, recht zerstreutes Gut befand sich über das Mainzer Eigenkloster Disibodenberg, zum Teil bereits seit langem, in erzbischöflicher Hand. Schon um 975 war, möglicherweise durch den schwäbischen Konradinerherzog „Cuno von Böckelheim", Besitz an das Kloster gelangt. Gegen den entlegenen Besitz in Gau-Algesheim und Oberhilbersheim tauschte Disibodenberg 1108 günstiger gelegene Rechte in Sobernheim selbst ein. Zehn Jahre später erhielt das Kloster zwischenzeitlich entzogenen Besitz in Weinsheim zurück. Die Grafen von Sponheim überließen dem Disibodenberg beim Eintritt ihrer Familienangehörigen Jutta von Sponheim in die dortige Frauenklause das Gut Nunkirchen bei Winterburg arn Soonwald (um 1112), wozu weitere Besitzungen in Bingen und Weiler bei Bingerbrück kamen. Die Klosterpolitik Ruthards verfolgte das Ziel, den Einfluß des Mainzer Erzstiftes nicht nur in geistlicher Hinsicht auszudehnen. Sie führte zur Gründung bzw. Reformierung geistlicher Einrichtungen, die von der weltlichen Vogteigewalt und dem Einfluß der Gründerfamilien möglichst gelöst, an den Metropoliten herangetragen wurden. Bei der 1098 durchgeführten Umwandlung des Kanonikerstiftes Disibodenberg in ein Benediktinerkloster ließ Erzbischof Ruthard Mönche aus dem Mainzer Kloster auf dem Jakobsberg an die Nahe kommen. Das Kloster

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erhielt die Vogtfreiheit, wofür es im übrigen dem Erzbischof einen Rekognitionszins von einem Goldbyzantiner zu zahlen hatte. Die Aktivität in der Klosterpolitik wurde von Ruthards Nachfolger Erzbischof Adalbert I. (1 111-1 137) aus dem Haus der Grafen von Saarbrücken im Sinn seines Programms der „Libertas Moguntinensis" fortgesetzt. Auch er wollte die weltlichen und geistlichen Rechte über die Klöster in seiner Hand zusammenfassen. Indem dieser ehemalige Kanzler Kaiser Heinrichs V. zum erbitterten Feind der Salier wurde, legte er es darauf an, den salischen Besitzgürtel im linksrheinischen Hinterland aufzubrechen. Der streitbare Erzbischof zerstörte 1116die Stromburg auf dem Hunsrück, diese Reichsgut im Besitz der Salier, nachdem die dortigen Emichonen-Bertolde ausgestorben waren und das Reichslehen eingezogen worden war. Adalbert betrieb, darin ähnlich dem bedeutenden Erzbischof Willigis von Mainz, eine energische territoriale Machtpolitik, aber eben nicht wie Willigis in der Eigenschaft als Ratgeber des ottonischen Herrschers, sondern als Widerpart des salischen bzw. staufischen Kaisers. Es kam ihm auf die Abrundung und Zusammenfassung des zerstreuten Mainzer Besitzes an, wohl um - wie angedeutet - gegen Salier und Staufer eine machtvolle Gegenposition am Mittelrhein zu entwickeln. Die Urkunden geben für diese unterstellten Dispositionen zum Teil nur recht kleine Bausteine, besonders im regionalen Ausschnitt ab. Im Sinn dieser Tendenzen ist aber der 1112 erfolgte Gütertausch mit dem Erzstift Magdeburg zu sehen, bei dem Adalbert den Magdeburger Besitz in Jugenheim an der Selz und in Traisen an der Nahe erwarb, der noch von dem ehemaligen Königshof Oberwesel aus verwaltet wurde. Weiter griff der Mainzer in einen Streit um Besitz zwischen dem Binger Stift und dem Disibodenberg ein. Im Falle der Klostergründung in Sponheim benutzte Adalbert I. Vorstellungen aus dem Bereich der monastischen Reform, um sich diese Dynastengründung in der Ablösung der weltlichen Eigenkirchenherren übertragen zu lassen. Die Vogtei blieb zwar in der Hand eines Angehörigen der Gründerfamilie, aber dieser rückte damit geradezu in die Stellung eines erzbischöflichen Beamten. Die „LibertasL'bedeutete hier also Freistellung von weltlichem Eigenkirchenrecht zugunsten des zuständigen Bischofs, nicht völlige Freiheit dieses Klosters. Für den Disibodenberg stellte Adalbert 1128 ein großes ordnendes Diplom aus, das insbesondere die wirtschaftliche Situation des erzbischöflichen Eigenklosters festhielt. Der Disibodenberg verfügte demnach über Rechte und Besitz in Bingen, Gau-Algesheim, Weinsheim, AuenIGetzbach, Nunkirchen bei Winterburg, Boos, Duchrodt, Oberhausen, Sobernheim und Odemheim. Später traten auch Erwerbungen in Gensingen, Bosenheim und Kreuznach hinzu. Der Erzbischof hat sich im Umland des Klosters Disibodenberg einen Kreis von Ministerialen geschaffen, der sich in Hüffelsheim, Monzingen, Sponheim, Sobernheim und Staudemheim zu erkennen gibt. Dazu traten die Lehensleute der Klöster Sponheim und Schwabenheim, die an das Erzstift übergeben wurden. Neben der zielstrebigen Klosterpolitik gilt es noch zu erwähnen, daß sich Mainz unter Adalbert I. auch in Münstertal, Zotzenheim, Planig und Gutenberg festsetzte. Im Prinzip gegen die Übertragung von Lehen an den Dynastenadel eingestellt, verstand es der Erzbischof doch, sich in gutem Einvernehmen mit den weltlichen Territorialherren, den Rittern und Ministerialenfamilien des Naheraumes zu bewegen.

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Die lange Zeit wegen der Spannungen mit dem Mutterkloster Disibodenberg ungeklärte rechtliche Stellung des Rupertsberges wurde 1158 durch Erzbischof Arnold von Selenhofen (1 153-1 160), einer im Rheingau begüterten Mainzer Ministerialenfamilie entstammend, kurz vor der damaligen Zuspitzung seines Streites mit der Mainzer Bürgerschaft insofern entschärft, als er das Frauenkloster, dessen vollständige rechtliche Trennung vom Disibodenberg verfügt wurde, durch Übernahme der Vogtei- und Schutzrechte der erzbischöflichen Gewalt unterstellte und ihm freie Äbtissinnenwahl bewilligte. Nach der Ermordung des Erzbischofs wurde die abermals eingetretene Rechtsunsicherheit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa während des Mainzer Hoftages 1163 zu beheben versucht, indem die kaiserliche Schirmherrschaft die Mainzer Erzbischöfe aus dem Binger Kloster verdrängen sollte. Als Erzbischof Arnold mainzische Lehen am Mittelrhein reaktivieren wollte, die der Adel seinerseits bereits als Allode ansah, kam es 1154155 zur Auseinandersetzung und zum kaiserlichen Strafgericht. Aber bereits 1158 sind die Gegner wieder im Gefolge des Erzbischofs, als dieser dem Kloster Rupertsberg ein großes Freiheitsprivileg erteilte (freie Wahl der Äbtissin, Pfarr-Rechte, der Erzbischof als Kiostervogt). Erzbischof Arnold, der wenigstens in Ansätzen gezielte Territorialpolitik betrieb, hat auch in die Verfassung des Stiftes St. Martin in Bingen eingegriffen. Die Blütezeit der ,,monopolartigen" kirchlichen Mittelpunktsfunktion des Binger Stiftes, die für das 11. Jahrhundert im Nahemündungsgebiet und im Rheingau gültig war, mußte inzwischen die Konkurrenz der durch ihre asketische Gebetshaltung wirkungsvolleren Klöster Eberbach, Johannisberg und Rupertsberg erfahren. Nicht nur, daß sich die Richtung der frommen Schenkungsaktivitäten letzteren zuwandte, auch personelle Konsequenzen bezeugen die größere Attraktivität, die von den KiöStern ausging und ehrgeizige Kanoniker anzog. Arnold von Selenhofen wollte die frühere Bedeutung des Binger Stiftes wiederherstellen und ließ die Rechtsstellung der mit dem Erzbischof einerseits und der Stadt und Pfarrei Bingen andererseits auf das engste verbundenen Einrichtung festlegen und aufzeichnen. Das Statut von 1160 gibt als eine der nicht eben zahlreichen frühen Quellen für die Verfassungssituation eines Kanonikerstiftes Einblick in die Rechtslage und wird künftig Vorbild für andere Mainzer Stifte. Nach der Ermordung des Erzbischofs hatte eine Doppelwahl zwei Kandidaten für den Mainzer Erzbischofsstuhl gebracht. Friedrich Barbarossa verschaffte das Erzbistum einem Dritten, Konrad von Wittelsbach-Scheiern (1 160-1 165), dessen erstes Pontifikat allerdings 1165 vom Kaiser selbst beendet wurde. Bingen und die umliegenden Orte, auch der Rheingau, wurden in diesem Zusammenhang auf Geheiß des Kaisers durch einen militärischen Vorstoß des Landgrafen Ludwig von Thüringen zerstört. Das Kloster der heiligen Hildegard auf dem Rupertsberg wurde damals infolge des kaiserlichen Schutzbriefes nicht in Mitleidenschaft gezogen. Hildegard, um deren Wirken in Bingen es hier geht, stammte von der Familie des adeligen Herrenhofes von Bermersheim bei Alzey ab, die mit den Sponheimern in Beziehung stand. Verwandt war sie auch mit den edelfreien Rittern von Merxheim an der Nahe, die vielleicht dafür Sorge trugen, daß die kleine Hildegard auf den Disibodenberg gebracht wurde. Auch unter dem lothringischen hohen Adel besaß Hildegard Verwandte. Bezeichnenderweise nahm sie später nur Frauen aus ho-

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hen Adelsfamilien in ihr Kloster auf. Hildegards Vater, ,,Hildebert de Vermersheim", erscheint in einer Urkunde in einer Stellung, die es verbietet, ihn einen Dienstmann der Grafen von Sponheim sein zu lassen. Als junges Mädchen war Hildegard unter der Meisterin Jutta, Gräfin von Sponheim, in die Frauenklause auf dem Disibodenberg eingetreten, deren Leitung sie 1136 dann selbst übernommen hatte. Einige Jahre später erwarb sie an der Nahemündung mit Unsterstützung des Grafen Meginhard von Sponheim aus dem Besitz von Bernhard von Hildesheim sowie von MainZer Domkanonikern Gmndbesitz mit der halb zerfallenen Kapelle des hl. Rupert und ließ klösterliche Gebäude errichten, die sie (1 147-1 150) mit 18 Klosterfrauen vom Disibodenberg bezog. Erzbischof Heinrich I. von Mainz (1 142-1 153) weihte 1152 „capella quadam in monte beati Ruopperti confessoris iuxta flumen Na extra muros civitatis Pinguie sita" und schenkte dem Kloster das sog. Mulenwert, eine Mühlstatt nahe dem Binger Loch. Die frommen Schenkungen an die Nonnen sowie die Zukäufe waren recht umfangreich. Der frühere Besitz der Klosterfrauen war zum Teil an die Disibodenberger Mönche verlorengegangen. Die Ordensfrauen fanden den Schwerpunkt ihres Wirkens nach anfänglichem Widerstand der einheimischen Bevölkemng in und um Bingen. Die Schenkungen spiegeln in der erzbischöflichen Bestätigung von 1158 (V 22) ein Stück älterer Gmndbesitzstmktur des Nahemündungs-Gebietes bezüglich Adel, Ministerialität und freiem Gmndbesitz ab. Zu den Schenkungen und durch Kauf erworbenen Gütern gehörten Allodialbesitz des Pfalzgrafen Hermann von Stahleck und seiner Frau, der Salierin Gertmd, innerhalb und außerhalb der Mauern von Bingen, ein Allod der Markgräfin Richardis, Tochter des Burggrafen Hermann von Magdeburg, Witwe des Markgrafen Rudolf I. von Stade (7 1124) in Ockenheim, Besitz des Grafen Odalrich von Ahr in Büdesheim und in der Wüstung Bergen, weiter der Brüder Hildegards: Dornkantor Hugo, Dmdwin und Rorich in Büdesheim und Bermersheim, des Rheingrafen Embricho I. (Wolfsgruben), der Wendela (in Gutenberg, Horrweiler und Roxheim), der Guda von Geisenheim in Appenheim sowie ein Kauf von Propst Hermann vom Kreuzstift in Hildesheim und den Söhnen seines Bruders Bernhard. Im 13. Jahrhundert kamen noch Güter unter anderem in Bingen, Büdesheim, Münztal, Gaulsheim, Kempten, Dietersheim und Dromersheim hinzu. Häufig traten Angehörige der schenkenden einflußreichen Familien in das Kloster ein. Hildegard empfing 1163 ein kaiserliches Privileg. Eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs Konrad I. von 1187 besagt, daß das Kloster nicht zuletzt auf Gmnd der Berühmtheit seiner Gründerin seinen Besitz hatte eindrücklich vermehren können. Hildegards Leistung, ihre gegen kirchliche Mißbräuche gerichteten Schriften, ihre naturwissenschaftlichen Ansichten und schließlich ihre mystischen Gesichte werden in diesem Zusammenhang nur eben als solche benannt. Gestützt auf ihre Visionen hatte die als weibliche geistliche und geistige Autorität von den Großen der Kirche und der Welt geachtete ungewöhnliche Frau eine anspruchsvolle Korrespondenz mit dem hohen Adel und den Spitzen der Kirche, auch mit den Mainzer Erzbischöfen und dem Domkapitel unterhalten, wobei sie vor mutigen unbequemen Ermahnungen nicht zurückschreckte. Man war an den großen Fragen der Zeit in der Mainzer Hochburg Bingen interessiert, wie etwa am Kreuzzugsgedanken, dem Katharerproblem und dem Verhältnis von Christen und Juden.

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Nach 1165 hat Hildegard auf der rechten Rheinseite in Eibingen ein neues Kloster gegründet. Erzbischof Christian von Buch (1 165-1 183), der durch zahlreiche Verpfändungen und Belehnungen die Mainzer Positionen geschmälert hat, gewährte dem Kloster Rupertsberg 1171 für dessen Besitzungen, besonders im Rheingau, Freiheit von der Bedleistung. Er gehörte zu dem Kreis von Hildegards Korrespondenten, die von ihr Mahnungen empfingen. Nach seiner Rückkehr nach Mainz konnte Erzbischof Konrad von Wittelsbach (1 183-1200) die Verluste des Erzstifts großenteils wieder wettmachen. Auch an der Nahe wirkte sich dies aus. Die Herren von Bolanden, die sich Mainzer Rechte und Besitz angeeignet hatten, mußten diese in Bingen, Waldalgesheim und an der mittleren Alsenz als Mainzer Lehen anerkennen. Mit den Rheingrafen wurde ähnlich verfahren. 1196 nahm Erzbischof Konrad I. das Augustinerkloster St. Peter nahe der neuen Sponheimer Siedlung Kreuznach, ein Eigenkloster der Ritter vom Stein und der jüngeren Rheingrafen, unter seinen Schutz, wodurch der Mainzer Einfluß auch in diesem Raum gestärkt wurde. Für Fürsten und Adel waren immer wieder Möglichkeiten gegeben, die insgesamt doch eher zögerliche Territorialpolitik der Mainzer Erzbischöfe, sieht man von Adalbert I. einmal ab, zu Einbrüchen in die gelegentlich mehr auf überkommene Autorität als auf tatsächlichem Besitz beruhende Interessenzone zu nutzen. Vor allem waren es die Pfalzgrafen bei Rhein, die auf ihrer langen Nord-Südwanderung aus dem niederlothringischen Raum bis nach Heidelberg auf ihrer Etappenstation Bacharach unter Pfalzgraf Hermann von Stahleck (1 142143-1 155) versuchten, sich am Mittelrhein einen Herrschaftsraum zu verschaffen, wobei es ihnen zugutekam, daß sie auf Grund ihres Pfalzgrafenamtes und ihrer königsnahen Machtstellung einen bevorzugten Platz unter den weltlichen Großen einnehmen konnten. Der mit dem staufischen Herrscherhaus verwandte Goswinide Hermann, - die Familie stammte aus Ostfranken -, besaß Anwartschaften verwandtschaftlicher Art auf das Erbe der Bertold-Bezeline, die salische Untergrafen im Maienfeld und im Trechirgau waren, sowie von der mütterlichen Seite Rechte in der Grafschaft Katzenelnbogen. In der pfalzgräflichen Tradition lag der Zugriff auf Kirchenvogteien. Die Trierer Großvogtei, der Kölner Fernbesitz und die Güter der Abteien Lorsch und St. Maximin kamen dabei in Frage. Von der Reimser Kirche hatte Hermann als erster in der Reihe der Pfalzgrafen die Vogtei über das Remigiusland und Kusel inne. Pfalzgraf Hermann versuchte, sich in Anlehnung an die salische Mitgift seiner Frau Gertud von Staufen, Schwester König Konrads 111. (1 138-1 152) aus dem Haus der Staufer, auch auf Kosten der Mainzer Erzbischöfe auszudehnen, deren Großvasall er wohl ebenfalls war. Sein Vater Goswin hatte noch auf der Seite des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz und des fränkischen Adels gegen den salischen Herrscher Heinrich V., den Staufer Herzog Friedrich von Schwaben und den damaligen Pfalzgrafen Gottfried von Calw gestanden. Hermann von Stahleck war offensichtlich ein energischer Mann, der bereit war, den Rechten eines Pfalzgrafen Geltung zu verschaffen. Unter ihm hat sich endgültig der Titel ,,Rheinischer Pfalzgraf ' durchgesetzt. Mit dieser Titulatur deutete sich bereits der Aufstieg des rheinischen Pfalzgrafen über seine Standesgenossen an. Burg Stahleck und Bacharach kam in diesen Jahren die vorübergehende Funktion der pfalzgräflichen Residenz zu. Auch das sog. Alte Gericht, das sich an Bacharach auf

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der Hunsrückhochfläche anschloß, mit Rheinböllen, Ellern, Erbach, Klein-Weidelbach, Dichtelbach (Teil) könnte in seinen Anfängen auf Hermann zurückgehen (Ortsname ,,Pfalzfeld). Hermanns Leistung war die grundsätzliche temtoriale Festigung der Pfalzgrafschaft im Gebiet zwischen Mosel, Rhein und Nahe auf Kosten der rheinischen Erzbistümer, die die stärksten Gegner eines mächtigen weltlichen Temtoriums am Mittelrhein waren. Das wird am besten damit deutlich, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil von Mittelrhein, vorderem Hunsrück und mittlerer und unterer Nahe bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bei der Kurpfalz verblieben ist. Die Konsolidierung konnte dem Pfalzgrafen nur gelingen, weil er von seinem königlichen Schwager Konrad 111. Rückendeckung beim Ausbau der staufischen Sekundogenitur am Rhein erhalten hat. Beim Tode Konrads 111. bestand die Pfalzgrafschaft aus einem relativ kompakten Gebiet am Mittelrhein, das über Mosel und Nahe ausgriff und östlich des Rheins Fuß gefaßt hatte. Der Schwager des Königs, Hermann von Stahleck, nahm auf Grund seines Pfalzgrafenamtes und seiner Machtstellung einen den rheinischen Großen übergeordneten Platz ein. Als folgenreicher Mißgriff erwies sich allerdings die Kraftprobe mit den MainZer Erzbischöfen. Der Pfalzgraf hat wohl versucht, in Anlehnung an die salische Mitgift seiner Frau, die in Boppard und bei Bingen begütert war (,,allodium suum, quod in Pinguia intra et extra muros tam in agris quam in vineis possidebat"), sich auf Kosten des Mainzer Erzbischofs auszudehnen. Sicher hat Hermann damals MainZer Besitz und Lehen um Niederheimbach, Trechtingshausen und an der Nahe an sich gerissen, was sich in späteren Schenkungen an das Kloster Rupertsberg ausdrückt. Nach einem Streit mit dem Mainzer Erzbischof Arnold von Selenhofen verwüstete der Pfalzgraf zusammen mit den Grafen der Region 1154 erzbischöflich Mainzer Gebiet. Friedrich Barbarossa durfte seine Stellung nicht durch Protektion des gewalttätigen Verwandten gegen den greisen Mainzer Kirchenfürsten gefahrden. Wenn das in Mainz zusammengetretene kaiserliche Gericht 1154 grundsätzlich beide Parteien verurteilte, so mußte doch allein der Pfalzgraf zusammen mit den Grafen, unter anderem von Angehörigen der Häuser Sponheim, Leiningen und der Wildgrafen, die demütigende Strafe des Hundetragens tatsächlich auf sich nehmen. Das besagt, daß den Verurteilten ein Hund an den Hals gelegt wurde und dieser mitten im Winter bei grimmiger Kälte eine Meile weit von einer Grafschaft zur anderen getragen werden mußte. Das war für den „großen Reichsfürsten" (Otto von Freising) eine entsetzliche Entehrung. 1156 ist der kinderlose Hermann von Stahleck gestorben. Noch vor seiner entscheidenden Niederlage im Verein mit dem rheinischen Adel gegen Erzbischof Arnold hatte er seinen Binger Besitz dem Kloster der heiligen Hildegard - wohl als Gründungsausstattung - überlassen. Kaiser Friedrich I. übertrug 1156 die Pfalzgrafschaft seinem Halbbruder Konrad von Staufen (Mutter Agnes von Saarbrücken). Die Pfalzgrafschaft konnte nun als Bestandteil staufischer Hausmachtpolitik am Rhein eine neue pfalzgräfliche Zentrallandschaft an Ober- und Mittelrhein auf Grund einer umfangreichen Ausstattung mit Hausbesitz bilden. Das salische Erbe, die Grundlage für den Aufstieg der Staufer, war von dem bis dahin unbekannten Herzog Friedrich I. von Schwaben durch Heirat mit der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes, ansprüchlich gesichert worden. Herzog Friedrich von Schwaben (der Einäugige) aus dem Geschlecht der Staufer

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hinterließ sein Gesamterbe seinem ältesten Sohn, dem späteren Kaiser Friedrich Barbarossa, aus der Ehe des Herzogs mit der Welfin Judith. Dazu übertrug er ihm die Versorgung seiner zweiten Gemahlin Agnes, aus dem Hause der Grafen von Saarbrücken und ihrer Kinder Konrad und Jutta-Claritia. Konrad sollte dann später Pfalzgraf bei Rhein werden. Die Ehe des Schwabenherzogs mit der Saarbrücker Grafentochter hatte einen vorläufigen Schlußpunkt hinter die Auseinandersetzungen der Staufer mit den Saarbrückern um den Besitz der Salier und um die Vormachtstellung an Ober- und Mittelrhein gesetzt. Spiritus rector der staufischen Gegner war der Erzbischof von Mainz und Reichserzkanzler Adalbert I. aus dem Hause Saarbrücken, der die Staufer um den Anspruch auf den Thron und den salischen Hausbesitz bringen wollte. Der Mainzer Erzbischof beabsichtigte, die von Kaiser Heinrich V. und den Staufern verhinderte Mainzer Territorialpolitik wieder fortzusetzen. So erhielt diese Politik, die sich auch an der Nahe auswirkte, ihren reichspolitischen Hintergrund. Erst der staufische Ausgleich mit König Lothar 111. von Süpplingenburg zog auch die Versöhnung des schwäbischen Herzogshauses mit der Saarbrücker Grafenfamilie nach sich. Entsprechend den staufischen Erbgepflogenheiten war Konrad von Anfang an für seine spätere Stellung als Pfalzgraf prädestiniert. Im staufischen Hausmachtkonzept konnte die Pfalzgrafschaft bei Rhein in der Hand eines Familienmitglieds einen starken Pfeiler abgeben. Konrad war auf dem linken Rheinufer im fränkischen Stammesbereich zwar ein Fremder, aber doch auch wieder durch die mütterliche Abstammung mit dem Raum verbunden. Zu der Ausstattung der Pfalzgrafschaft Konrads gehörten als zentrale Rechts- und Besitzkomplexe der Wormser Dukat und das Hauptlehen Alzey aus dem Erbe der Salier, wozu nun noch der Raum um SpeyerNeustadt trat. Die salisch-staufischenRechte im Nahe-Hunsrück-Raum spielten eine Rolle in der zweiten Linie. Die Stromburg im vorderen Hunsrück war bereits in der Zeit Heinrichs V. Saliergut. Der salische Lehensmann Berthold von Stromburg gründete das Stift Ravengiersburg im Hunsrück. Worms-, Nahe-, Maienfeld und Trechirgau sind in der Hand der Salier und ihrer Untergrafen gewesen. Diese Rechte, die durch den langen Besitz und die Vererblichungsbestrebungen der Lehenträger Gefahr liefen, sich zu verselbständigen, mußten nach Möglichkeit reaktiviert werden. Pfalzgraf Konrad hat auch die rheinischen Güter und Rechte des Vorgängers Hermann von Stahleck, die namengebende Burg mit Bacharach und die anschließenden Positionen im nördlichen Hunsrück und an der Mosel in Besitz genommen. Nicht zur Disposition stand Konrad die Vogtei über das Remigiusland. Die Ambitionen des Pfalzgrafen bewegten sich nicht ganz konform mit den kaiserlichen Hausmachtkonzeptionen. In diesem Zusammenhang spielten Bingen und weitere Rheinstädte eine gewisse Rolle, obwohl sich der Schwerpunkt der Pfalzgrafschaft von Alzey und Worms bereits zum Neckar hin zu verlagern begann. Als Hebel konnten alte übergeordnete Grafenrechte im Nahe- und Trechirgau, erzbischöflich- mainzische Lehenrechte und weitere Kirchenvogteien dienen. Daß Kaiser Friedrich I. nicht gesonnen war, die dynastisch-territorialfürstlichen Ambitionen des pfalzgräflichen Amtsträgers eine bestimmte Schwelle überschreiten zu lassen, zeigte das gescheiterte Vorhaben des Pfalzgrafen Konrad von Staufen und seines Schwagers, des Landgrafen Ludwig von Thüringen, der einer der wichtigsten Lehenträger des Mainzer Erzbistums war, den Propst Christian von Merseburg auf den

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Mainzer Erzstuhl zu bringen. Die Zerstörung Bingens, die dann mit Friedrich Barbarossas Unterstützung durch den thüringischen Landgrafen erfolgte, setzte im Zusammenhang mit Konrads ,,Schmach von Andernach ,, gegen den Erzbischof von Köln den pfalzgräflichen Plänen ein Ende. Letztlich erschienen dem Kaiser die rheinischen Ministerialen eine zuverlässigere Stütze als der eigene Bruder. Die endgültige Aufgabe pfalzgräflicher Pläne brachten Doppelwahl im Reich und Mainzer Erzstiftsschisma 1200108 - 30 in ihren Konsequenzen für die Stadt Bingen, deren sozusagen zweites Standbein, die direkte Inanspruchnahme für zentrale Aufgaben des Reiches, nun endgültig der erzstiftischen Inkorporation weichen mußte. Die Mehrheit des Mainzer Domkapitels, dessen politische Macht im Erzstift immer größer wurde, wählte im Jahre 1200 den staufertreuen Wormser Bischof Lupold von Scheinfeld zum Mainzer Erzbischof, während sich eine Minderheit des Kapitels nach Bingen zurückzog, um dort den Mainzer Propst von St. Peter, Siegfried von Eppstein, zum Erzbischof zu wählen (1200-1222). Siegfried 11. war Schwager der einflußreichen Reichsdienstmannen Werner 111. und Philipp von Bolanden, die für einige Zeit von der Sache der Staufer und von König Philipp von Schwaben abgefallen waren. So ergab sich die welfische Option der Binger Wählergruppe, die die Unterstützung durch Papst Innozenz 111. fand. Siegfried hatte vor der staufischen Partei 1195 aus Bingen nach Köln flüchten müssen, dieses Vorposten welfischer Macht nach Süden zusammen mit dem welfischen Pfalzgrafen Heinrich von Braunschweig, dem Schwiegersohn und Nachfolger Pfalzgraf Konrads von Staufen. Mit Hilfe König Ottos IV., dem Sohn Heinrichs des Löwen, gelang Siegfried die Rückkehr nach Bingen, das er bis Sommer 1201 behaupten konnte. Der päpstliche Legat Guido von Praeneste berief 1201 vergeblich die zerstrittenen Parteien nach Bingen, um das Mainzer Schisma zu beheben. Erst nach der Ermordung König Philipps von Schwaben (1208) konnte Siegfried dann eigentlich von Mainz Besitz ergreifen. Die Dynastenfamilie der Eppsteiner hat in der Folge im 13. Jahrhundert fast ohne Unterbrechung die Mainzer Erzbischöfe gestellt. Werner 111. von Bolanden hatte Hildegard, die Schwester Erzbischof Siegfrieds II., geheiratet. Die Wahl des Schwagers in Bingen vollzog sich im Zeichen des Einflusses des Dienstmannengeschlechts, das in Bingen über eine Befestigung als Lehen des Mainzer Erzstiftes verfügte und der Welfenpartei im Domkapitel Schutz bieten konnte.

DIE ANFÄNGE DER GRAFEN VON SPONHEIM. DIE GRÜNDUNG DES KLOSTERS SPONHEIM Das für den Naheraum typische und auch interessanteste Adelsgeschlecht bildet das der Grafen von Sponheim, das im Verlauf seiner Entwicklung bis in das Späte Mittelalter große Teile der Nahe-Hunsrück-Landschaft erfaßte und dessen Mitglieder gelegentlich durchaus überregionale, wenn nicht zuweilen sogar reichspolitische Bedeutung erlangten. Dabei sind die Anfange dieses Geschlechts trotz der schon früh einsetzenden genealogischen und urkundlichen Erörterungen noch immer mit großen Fragezeichen versehen und werden dies wohl auch so bleiben. Gerade die durch Namen wie dem als Fälscher gebranntmarkten Abt Trithemius von Sponheim

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licht. Sie hat als erste in diesem Zusammenhang die Kenntnisse über die Gesamtgeschichte des Grafenhauses, die in der alten Lehmannschen Darstellung recht konturenlos wirken, mit Struktur und Profil versehen, ist aber über die bereits von Vogt diskutierten Lösungsmodelle, die dieser unter der besonderen Berücksichtigung von Kreuznach zusammengestellt hat, nicht eigentlich hinausgekommen. Was bei Naumann-Humbeck den einheimischen Geschichtsfreund enttäuscht, ist der Eindruck, daß die Sponheimer eigentlich ganz normale Dynasten waren, die das taten, was andere auch getan haben. J. Mötsch, der sich zuletzt auf der Grundlage der beeindruckenden Edition eines Regestenwerkes des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437 mit 4875 Nummern mit der Genealogie des Grafenhauses beschäftigt hat, kritisiert die Annahme eines historisch unbewiesenen Grafen Eberhard von Sponheim als Gründer der Sponheimer Kirche. Die urkundlich zu belegende Geschichte des sponheimischen Grafenhauses beginnt mit einem Grafen Stephan von Spanheim, der in drei Zeugenlisten von Urkunden der Trierer Erzbischöfe Eberhard (1047-1066) und Udo (1066-1087) in den Jahren 1052 und 1058 ohne Herkunftsbezeichnung und 1075 dann sicher bezeugt ist. In den Urkunden von 1052,1058 und 1068 führt Stephan den Titel eines Comes, 1075 erscheint er lediglich als „Stephan de Spanheim". Erzbischof Eberhard von Trier, Sohn des Grafen Hezelin, war ein Neffe des lothringischen Pfalzgrafen EzzoEhrenfried, Eberhards Nachfolger Udo ein Sohn des Grafen Eberhard von Nellenburg. Ein Stephanus taucht zeitgleich und geringfügig zeitlich versetzt in weiteren Urkunden auf, so 1068 in Worms ,,Stephanus advocatus", zusammen mit seinem Bruder Marcwart, 1090 in Köln („comes Stephanus") und 1111 im Diplom Heinrichs IV. für Speyer. Es liegt auf der Hand, für Sponheim auf zwei Träger dieses Namens zu schließen, wobei Stephan I. von 1020130 bis mindestens 1068 (1075) gelebt haben könnte, ein Stephan 11. von 1075 -1 118 (1090-1 111) zu erschließen bzw. zu belegen wäre. Der 1098 in einer Trierer Urkunde über die Schenkung des Hofes Woppenroth an das Kloster St. Maxirnin genannte Stephan könnte allerdings auch noch Stephan I. gewesen sein, der dann wesentlich länger gelebt hätte. Allerdings sollte man den Eintrag eines Grafen Stephan im Prümer Nekrolog für das Jahr 1070 doch ernsthaft als verbindliche Zäsur für Graf Stephan I. in Erwägung ziehen. Noch eine Generation zurück führt ohne urkundliche Basis die Erwähnung eines Grafen Eberhard bei Trithemius, der der Gründer der ersten Kirche auf dem Feldberg bei der Burg Sponheim gewesen sein soll, die 1047 durch Erzbischof Bardo von Mainz zu Ehren der Gottesmutter Maria geweiht worden wäre. Mit diesem ist oder wäre dann ein erstes faßbares Mitglied des Geschlechts der Sponheimer oder ein naher Verwandter und Vorfahre gegeben. Naumann-Humbeck trägt gute Gründe zusammen, daß dieser Eberhard, Gründer der Kirche auf dem Mons Campi und vielleicht Erbauer der ersten Sponheimer Burganlage um das Jahr 1000, kein Graf Eberhard von Nellenburg gewesen ist, der sich gleichwohl im verwandtschaftlichen Umfeld aufhält. Der Sponheimer könnte 1016 im Privileg Heinrichs 11. für Prüm genannt sein sowie im Kontext der rheinischen Pfalzgrafen in niederrheinischen Urkunden von 1033 und 1064. Mötsch lehnt wie Büttner und Hausmann die Existenz eines frühen Eberhard von Sponheim, Gründer der Kirche an diesem Ort, grundsätzlich ab. Die Kontroverse beruht auf der

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unterschiedlichen Einschätzung des Wahrheitsgehalts der nur bei Trithemius überlieferten historischen Ereignisse. Die Rückverlängerung der Sponheimer in die ottonische Zeit kann sich nur in vagen Vermutungen bewegen. Sicherer sind die Ausschlüsse von genealogischen Abhängigkeiten als die Zuweisungen. Will man das Phänomen des Aufstiegs erklären, taucht immer wieder die unbeweisbare Einbettung in ein salisches Verwandtschaftsgefüge auf. Ähnliches gilt für die These der Abstammung von dem Konradiner Herzog Eberhard von Franken. Es gibt für beide Thesen nur vage besitzgeschichtliche Argumente. Es fehlen auch Indizien für die Zugehörigkeit der Sponheimer zu den führenden Gaugrafenfamilien der Emichonen, weniger vielleicht der BertoldBezeline, von denen die Sponheimer große Teile des Erbes bei deren Aussterben am Ende des 11. Jahrhunderts an sich brachten. Mehr Wahrscheinlichkeit ergibt sich für eine frühe genealogische Vemetzung der Vorfahren der Sponheimer mit den Alberichen von Böckelheim/Weinsheim und mit den Walahonen, die um 900 auch die Grafschaft im Nahegau innehatten. Sie gehören alle in den Familienverband der Vorfahren des salischen Kaiserhauses. Inwieweit auch hier das besitzgeschichtliche Argument überzeugen kann, bleibt fraglich. Der konzentrierte Allodialbesitz der Sponheimer an Mosel, unterer Lahn, im Birkenfelder Raum, um ClerfLuxemburg und am Niederrhein sowie im Nahe-Hunsrück als der schließlich namengebenden Kemlandschaft lassen gewisse Nachbarschaften zu den salischen und pfalzgräflichen Besitzungen erkennen, zum Teil sogar Gemengelagen. In der späteren salischen Zentrallandschaft des Worms- und Speyergaues hatten die frühen Sponheimer keinen Besitz mehr. Ein weiteres Argument für die Existenz salisch-konradinischer und sponheimischer Verwandtschaften könnte die Verwendung der Sponheimer in Kärnten liefern, deren Ahnen vielleicht schon mit Herzog Otto, dem Sohn Konrads des Roten und der kaiserlichen Liutgard nach Kärnten gelangt sein mögen, wo sie später zur Herzogswürde aufgestiegen sind. Der Stammvater der Linie Sponheim-Lavant in Kärnten, Graf Siegfried (T 1065), ist auf Burg Sponheim im Hunsrück geboren. Nach Kärnten wird Siegfried nach der Absetzung des Herzogs Adalbero (1035) im Gefolge des neuen Herzogs von Kärnten, Konrad, Vetter Kaiser Konrads II., eines Saliers, gekommen sein. Durch seine Ehe mit der Erbtochter des Grafen Engelbert aus dem Hause der Sigeharde erwarb Siegfried großen Besitz. 1065 machte ihn Kaiser Heinrich 111. zum Markgrafen der Ungarnmark, weiter war der Sponheimer Graf im Pustertal. Bei der Rückkehr von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem, die unter Leitung des Mainzer Erzbischofs Siegfried von Eppstein durchgeführt worden war, ist der Sponheimer 1065 gestorben. Zum Teil auf sponheimisch-salische Familienbeziehungen weist weiter der Umkreis des Erzbischofs Hermann In. von Köln (1089-1099) und des Domherm Hartwig von Sponheim. der entweder als Mainzer Kapitular auf Betreiben des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden Erzbischof von Magdeburg (1079-1 102) wurde oder (so Mötsch) als Domherr von Magdeburg zum Bischof nach Regensburg (1 1051126) promoviert wurde. Weiter Bischof Johannes I. von Speyer (1090-1 104) aus dem Hause der Grafen im Kraichgau. Die Kraichgauer Gaugrafenfarnilie der Wolfram-Zeisolfe ist mit den Sponheimem verwandt. Der Name Zeisolf tritt auch bei der Kärntner Linie der Sponheimer auf.

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Nicht mehr bezweifelt werden kann die Einlagerung der rheinischen Sponheimer und der Kärntner Sponheimer in einen gemeinsamen Familienverband (Witte). Weite geographische Linien geben sich zu erkennen, wenn Gräfin Richardis von Lavant auf der Rückreise von ihrer Wallfahrt nach Santiago de Compostela starb (1070) und in Sponheim, dem Geburtsort ihres verstorbenen Mannes Siegfried, begraben wurde. Sie wollte ihre Verwandten an der Nahe und ihren Sohn Hartwig in Mainz besuchen, der sie schließlich 1096 nach St. Paul in Kärnten überführen ließ. Die Genealogie der rheinischen Sponheimer bleibt auch für das 12. und 13. Jahrhundert noch unsicher. Erbberechtigter Nachkomme Stephans 11. war sein um 1085190 geborener und möglicherweise schon um 1135 gestorbener Sohn Meginhard (Meinhard), der nichtsdestotrotz in zahlreichen Urkunden auftrat. Ein Bruder Meginhards, Hugo, Gründer des niederrheinischen Stiftes Knechtstedten, war 1137 für kurze Zeit Erzbischof von Köln. Er starb in Italien an der Malaria. Die Schwester Jutta (7 1136) wurde auf dem Disibodenberg die Lehrmeisterin der hl. Hildegard. Eine Schwester Juttas könnte die Ehefrau des Grafen Dietrich von Are gewesen sein. Die Mutter dieser Geschwister, Sophia, wohl Gemahlin Stephans II., ist hinsichtlich ihrer Herkunft nicht zu identifizieren. Allerdings erbte Jutta von Sponheim aus dem Heiratsgut ihrer Mutter Sophia die villa Neukirchen, die - wenn es Nunkirchen bei Sobemheim gewesen sein sollte - doch auf die Herkunft der Mutter aus dem Nahe-Hunsrück-Moselraum hinweisen könnte. Mötsch denkt an die süddeutsche Familie der Grafen von Formbach, die in engen Beziehungen zu der Kärntner Linie der Sponheimer stand. Damit würden auch die Sponheimer zu nahen Verwandten Kaiser Lothars III., dessen Mutter dem Hause Formbach entstammte. Die Anwesenheit des Grafen Meginhard (Meinhard) von Sponheim bei der Wahl Lothars 1125 in Mainz wäre damit auch unter diesem verwandtschaftlichen Aspekt zu erklären. Sicheren Boden betreten wir mit der Zuweisung der Gemahlin Meginhards Mechthild (1 124127) aus dem Hause der Grafen von Mörsberg. Sie brachte den Sponheimem beträchtliche Teile des Erbes der Nellenburger zu. Die Nellenburger, ein bedeutendes Adelsgeschlecht im Südwesten des Reichs, mit den Zähringern und den Luxemburgern verwandt, sind in einer gewissen Weise als Steigbügelhalter der ,Sponheimer Grafen in einer Schlüsselrolle zu sehen. Nach der Nellenburg, auf einem Bergrücken im Hegau bei Stockach gelegen, 1056 erstmals erwähnt, nannte sich 1080 Burkhard, Sohn des Zähringer Grafen Eberhard, der das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen gründete und wahrscheinlich auch die Nellenburg errichtete. Eberhards Sohn Udo übernahm 1066 das Amt eines Erzbischofs von Trier. Vorausgegangen war in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts eine Verlagerung der Nellenburger aus dem Zürich- und Thurgau in das Hochrheingebiet. Beim Ausbruch des Investiturstreites nahm Heinrich IV. den Nellenburgern die Grafschaft im Zürichgau weg. Die Verbindungen zum Elsaß und zum Nahegau weisen aber noch weiter zurück. Von den Eltern des Gründers des Klosters Allerheiligen, Eppo und Hedwig, ist letztere als Verwandte Kaiser Heinrichs 11. in diesem Zusammenhang bereits von Bedeutung. Hedwig ist nach einer interessanten Hypothese Tochter des lothringischen Grafen Gerhard, Bruders von Adelheid, der Mutter Kaiser Konrads, und von Eva von Lützelburg, der Schwester der Kaiserin Kunigunde, gewesen. Wie

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dem auch sei, Hedwig brachte als Mitgift Güter im Nahegau der Nellenburger Familie zu. Nach dem Tode Eppos (ca. 1030135) gründete Hedwig unter Mitwirkung ihres Sohnes Eberhard des Seligen (V.) von Nellenburg auf ihrem Besitz im Nahegau das Kloster Pfaffen-Schwabenheim, wo sie bis zu ihrem Tod als Nonne lebte. Die erste Klosterkirche von Pfaffen-Schwabenheim könnte 1049 im Zusammenhang mit der Synode von Mainz durch Papst Leo IX. eingeweiht worden sein. Papst Leo stammte aus dem Hause der elsässischen Grafen von Egisheim, das in verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Nellenburgern stand. Außer Pfaffen-Schwabenheim gehörten zu den Nellenburger Besitzungen in unserem Raum Burg Dill, das Reichslehen Kreuznach und Lehen des Erzbistums Trier an der Mosel und auf dem Hunsrück. Über Hedwigs Enkel, Graf Burchard von Nellenburg (t 1105), kam der nellenburgische Besitz an dessen Schwestersöhne Dietrich und Adalbert. Graf Dietrich nannte sich nach der Nellenburg bzw. Bürgelen, Adalbert nach der väterlichen Erbschaft Mörsberg. Adalberts Ehefrau, wohl eine Mechtild, stammte aus dem Hause der Grafen von Bar von einer Erbtochter des 1033 erloschenen lothringischen Herzogsgeschlechts. Als Heiratsgut brachte Mechtild Besitzungen in Lothringen ein, die aus der Hand Hugos des Großen, Herzogs von Franzien und Laienabts von St. Denis stammten. Abt Suger von St. Denis hat diesen späteren Sponheimer Besitz angefochten. Adalbert erhielt den mittelrheinischen Besitz. Von den drei Töchtern des letzteren heiratete Mechtild von Mörsberg zwischen 1110und 1118 Meginhard von Sponheim, der auf diese Weise den naheländischen Besitz der Familie und die Vogtei über das Kloster in Schaffhausen am Hochrhein in die Hand bekam.( Die Vogtei erlosch nach der Einführung der Hirsauer Reform in das Kloster). Meginhard und Mechtild übertrugen 1130 das nun mit Augustiner-Chorherren besetzte Stift Pfaffen-Schwabenheim an das Erzstift Mainz. Freie Wahl des Abtes, der vom Mainzer Erzbischof in sein Amt investiert wird, die Pfarr-Rechte und Befreiung vom Servitium für Erzbischof und Archidiakon wurden verbrieft. Die Erbvogtei wurde dem Grafen Meginhard übertragen, später sollte der rechtmäßige Besitzer der Burg Dill das Amt ausüben. Als sich die Sponheimer Grafen schließlich in mehrere Linien teilten, die Burg Dill jedoch gemeinschaftlich blieb, gelangte die Pfaffen-Schwabenheimer Vogtei an die Kreuznacher Linie. Infolge der Mainzer Obstruktionspolitik wurden erst 1223 Propst und Konvent von Pfaffen-Schwabenheim die Besitzungen und Rechte durch einen Papst, Honorius III., bestätigt. Auch die Besitzverhältnisse des Stiftes werden recht spät deutlich. 1240 schenkte Graf Symon I. von Sponheim-Kreuznach das Patronat der Kirche zu Hackenheim, seine Frau Margarethe eine Kornrente in Sprendlingen (1264), verbunden mit einem Jahrgedächtnis und einer Wachsstiftung für das Grab Symons, das in der Kirche eingerichtete wurde. Zurück zu den Nellenburgern. Graf Adalbert von Mörsberg steht in enger Verbindung mit dem Bruder des Grafen Burchhard von Nellenburg, Erzbischof Udo von Trier, der also sein Oheim war. Dieser Adalbert tritt wohl doch (anders will es K.Hils) als ,,Adalbertus de Dille" 1107 in einer Urkunde Erzbischof Brunos von Trier (1 101-1 124) aus dem Haus der Grafen von Lauffen auf, der ebenfalls mit

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Adalbert verwandt war, denn Graf Eberhard der Selige von Nellenburg, der Klostergründer von Pfaffen-Schwabenheim, hatte Ida von Lauffen geheiratet. Die Verbindungen der Nellenburger zum Naheraum brachen vermutlich im Investiturstreit ab. Das von Hedwig und Eberhard dem Seligen gegründete PfaffenSchwabenheim geriet in Verfall. Burkhard und Ekkehard, die Brüder des Erzbischofs Udo von Trier, haben für den Papst und die süddeutsche Fürstenopposition (Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden) Partei ergriffen. Kein Mitglied des Nellenburger Familienverbandes stand zweifelsfrei auf der Seite des salischen Herrschers. Seit 1078 bewegte man sich geschlossen in der Gruppierung der Gegner Heinrichs IV. Die angedeuteten Verwandtschaften und politischen Optionen hatten Einfluß auf die Gründungssituationdes sponheimischen Kreuznach und begleiteten die Gründung des Klosters Sponheim. Nach dem Bericht des Trithemius soll der von der heutigen Forschung angezweifelte Graf Eberhard von Sponheim bereits bei seiner Kirchenstiftung in Sponheim von 1044147 Kleriker angesiedelt haben, die Gottesdienst halten sollten. Die Pfarrkirche oder auch das damit angedeutete kleine Kollegiatstift wurde - folgen wir Trithemius -, im Jahre 1101 in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Beim Tod des mit diesem Umwandlungsprozeß befaßten Grafen Stephan (11.) 1118 war das Kloster noch nicht vollendet. Graf Meginhard führte dann das väterliche Werk fort. Im Auftrag des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz weihte 1123124 Bischof Burchard 11. von Worms (1 121-1 148) Kirche und Kloster. Patrozinien waren Maria, Martin, der Evangelist Johannes und die Apostel Petrus und Paulus. Auf Anordnung Erzbischof Adalberts I. kamen 8 Priester und 4 Konversen aus den Mainzer Klöstern St. Alban und St. Jakob nach Sponheim. Der erste Abt des Sponheimer Klosters, Bernhelm, befand sich unter diesen. Soweit die Angaben von Trithemius, die sich gut zu den späteren an anderer Stelle überlieferten Fakten fügen. Am 7.Juni 1124 bekundete Erzbischof Adalbert I. von Mainz die Stiftung des Sponheimer Klosters. Entsprechend der Beurkundung wird festgestellt, daß ,,dominus Meginhardus de Spanheim et uxor eius Mechthild, Comes Rudolfus et uxor eius Rigard" die Kirche zu Sponheim mit ihrem Ausstattungsgut dem Erzstift Mainz übergeben haben. Die genannte Frau Rudolfs, Richardis, war die Erbtochter des Hermann von Sponheim-Lavant (1080-1 118), der von Erzbischof Hartwig von Magdeburg (1079-1 102), seinem Bruder, als Burggraf nach Magdeburg gerufen worden war. Der Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden hatte Hartwig den Erzstuhl verschafft, was die Parteinahme der Brüder aus dem Kärntner Zweig der Grafen von Sponheim für die päpstliche Reform voraussetzt. Hermanns mittelrheinisches Erbe, das in Ockenheim aus Vogteirechten der Sponheimer über Prümer Besitz entstanden sein könnte und sich weiterhin über sponheimischen Besitz - vielleicht auch über Anteile an der sponheimischen Eigenkirche - erstreckte, ging auf die Tochter Richardis über, die sie dem Markgrafen Rudolf I. von Stade in die Ehe brachte. Spinnen wir diesen Faden kurz weiter: Vor ihrem Tode wird Richardis dem Kloster Rupertsberg - sie war mit der hl. Hildegard befreundet - ihre Güter in Okkenheim schenken. Ihre gleichnamige Tochter Richardis tritt in das Kloster auf dem Rupertsberg ein, bevor sie Äbtissin des Klosters Bassum bei Bremen werden wird. Die Schenkungen der Richardis an das Kloster Sponheim erscheinen in der Ausstattungsurkunde des Erzbischofs Adalbert an dritter Stelle nach denen des Gra-

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fen Meginhard und dem älteren Besitz der Kirche selbst. Die Sponheimer Stiftung erhielt die ,Libertas Moguntina", sie unterstand damit allein dem Erzbischof, nicht dem Archidiakon. Dem Kloster wurde die freie Abtwahl zugesichert. Jeweils der Älteste aus der Sponheimer Gründersippe sollte die Vogtei ausüben. Der in der Urkunde genannte Vogt Goswin könnte durchaus Goswin von Stahleck-Höchstadt, der Vater des rheinischen Pfalzgrafen Hermann von Stahleck (1 132143-1 155) oder ein weiteres Mitglied dieser Familie sein. Mit Henricus de Katzenelnbogen wäre dann ein enger Verwandter Goswins als weiterer Zeuge in der Urkunde benannt. Hermann von Stahleck sammelte geradezu Vogteien (Stahleck, Bacharach, Remigiusland). Goswin hielt sich auf der Seite des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz, dem Gegner Heinrichs V., des Staufers Herzog Friedrich von Schwaben und des Pfalzgrafen Gottfried von Calw auf. Die Verwandtschaft mit den Bertold-Bezelinen und die Anwartschaft auf deren Erbe rückt vielleicht die sponheimischen genealogischen Verbindungen in ein neues Licht. Auch die Namen von Graf Goswins Söhnen Gerlach und Emicho fügen sich in das System der Leitnamen der alten Gaugrafenfamlien und ihrer Erben. Nur wenige Jahre später (1 127) ist Graf Meginhard von Sponheim als Sponheimer Klostervogt bezeugt. Das Amt ist in der Familie der Grafen von Sponheim bis zu deren Aussterben geblieben. Die durch die Adalbert-Urkunde von 1124 schlaglichtartig erhellte prosopographische Situation kennzeichnet die Klosterpolitik des Mainzer Erzbischofs, aber auch die dynastischen Ziele der weltlichen Gründerfamilie, die mit dem Erzstift Mainz unter der überragenden Persönlichkeit des Erzbischofs Adalbert I. aus dem Hause der Grafen von Saarbrücken zusammenarbeitet und den Trierer Einfluß aus der Nellenburger Phase abgestreift hat. Im Blick auf die Echtheit heftig umstritten ist ein angebliches Diplom Heinrichs V. vom 24.2. 1125, in dem dieser bestätigt, daß Meginhard ,,in suo comitatu" ein Kloster zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Martin gegründet und aus seinem Eigenbesitz ausgestattet hat. Der Kaiser nimmt das Kloster „sub tutela ac protectione regiae defensionis nostrae et Romani imperii". Die Rechtsstellung des Klosters soll derjenigen der anderen Klöster im Reich gleich gestellt werden. Für die Klostervogtei werden weitere Verfügungen getroffen. Das angebliche Kaiserdiplom ist wohl eine spätere Fälschung des 15.116. Jahrhunderts. Ähnliches gilt auch für die angebliche Meginhard-Urkunde vom 26.3. 1125,die als Fälschung des Abtes Trithemius angesehen wird, aber auch bereits zwischen 1296 und 1381 entstanden sein könnte (so Vogt). Meginhard, „Dei gratia comes", beurkundet, daß er mit Hilfe seiner Gattin Mechthild und seines Bruders Rudolf das von seinem Vater Stephan begonnene Kloster vollendet und dem Erzstift Mainz übertragen hat. Erzbischof Adalbert I. wird von Meginhard als ,,dominus meus" bezeichnet. Die umfangreichen Vogteibestimmungen verschärfen die Situation des Heinrich-Diploms noch weiter. Meginhard behält sich auf Lebenszeit die Klostervogtei vor, dann soll ihm der äiteste von seinen Söhnen folgen, der zugleich Herr von Kreuznach ist. Eine weitere Urkunde von Erzbischof Adalbert I. für Sponheim (25.12. 1127) bestätigt dem Kloster die Schenkung des Edelfreien Udo und seiner Frau Jutta, die dem Kloster ihre Eigengüter zu Bockenau und Gensingen samt der dortigen Eigenkirche und Zubehör übertragen. Empfänger der Schenkung und Übermittler an das Kloster ist Graf Meginhard als der Klostervogt. Bei Udo könnte es sich trotz der

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Einordnung als Edelfreier um den Grafen Udo IV. von Stade und seine Frau Jutta von Winzenburg handeln. Jutta war eine Tochter des Grafen Hermann von Winzenburg aus dem Hause Formbach, also ebenfalls eine Verwandte Meginhards. Ihr Bruder Hermann war mit Luitgard von Stade, Tochter der Rich(g)ard, verheiratet. Die Mutter Udos, Richardis, war Mitbegründerin des Klosters Sponheim. Die genannten Güter könnten aus dem Erbgut der Richardis stammen. In der Zeugenliste erscheinen in der Gruppe der Freien Vater und Bruder der hl. Hildegard ,,Hiltebertus de Vermerssheym et filius eius Drutwinus". Auch Ministeriale des Grafen von Sponheim werden als Zeugen genannt: Henvig de Crutzenaco, Henricus de Montzegin und Henricus de Sobernheym sowie Gernung de Spanheim. Zu den weiteren frühen Urkunden des Klosters Sponheim gehört ein angebliches Privileg des Papstes Honorius II., das aus formalen und inhaltlichen Gründen als Fälschung zu betrachten ist und wohl von Trithemius verfaßt wurde. Mit diesen Urkunden ist die Gründungsgeschichte des Klosters Sponheim, das später einmal durch seinen gelehrten Abt Johannes Trithemius zu einer gewissen Bedeutung gelangt ist, als im wesentlichen abgeschlossen zu betrachten. Die Sponheimer Grafen, nicht zuletzt auch Meginhard von Sponheim selbst, haben noch eine Reihe von Schenkungen diesem Kloster zukommen lassen. Ungewiß sind die Eckpunkte des Lebens des nicht unbedeutenden Megenhard, Geburt, Heirat und Todesjahr. Seit 1124 genannt, ist er in den Urkunden nach dem 13.September 1132 nicht mehr bezeugt. Danach tritt sein ältester Sohn Gottfried, vielleicht um 1110120 geboren, seit 1135136 in den Zeugenlisten auf. Er ist bis 1145 oder später nachweisbar. Der seit 1155 auftretende Gottfried ist vielleicht schon dessen namengleicher Sohn, Gottfried 11. Die Einordnung ist schwierig. In dem Zeitraum eines Jahrhunderts werden drei oder vier Generationen von Sponheimer Trägern des Namens Gottfried ohne unterscheidenden Zusatz genannt. Gottfried I. war vermutlich der älteste Sohn aus der Ehe Megenhards mit Mechtild von Mörsberg. Folgt man Trithemius, war Kraffto, der zweite Abt des Sponheimer Klosters, Gottfrieds Bruder, und die Schwester Hiltrud (t 1177) Nonne auf dem Rupertsberg. Weiter wurde der frühstaufische Notar Albert als Sohn Megenhards nachgewiesen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war auch Mechtild, Frau des Grafen Simon I. von Saarbrücken (1 135-1 183) eine Tochter Megenhards und Mechtilds. Weitere Söhne und Töchter sind nur unsicher überliefert. Das gilt letztlich auch für den söhnereichen Grafen Rudolf von Sponheim. Dieser Graf Rudolf ist in den mittelalterlichen rheinischen Quellen der in Betracht kommenden Zeit nicht bezeugt. Es kommt auf die Einschätzung der Chronik des Giselbert von Mons, Kanzlers des Grafen Balduin V. von Hennegau und dem ihr einverleibten Bericht über seine Reise 1184 zum Hoftag nach Hagenau an. Bei der Heimkehr kam dieser Chronist durch den Herrschaftsbereich (terra) der Söhne des Grafen Rudolf von Sponheim, nämlich der Ritter Heinrich, Simon und Ludwig sowie der Kleriker Albert, Gottfried und Friedrich. Megenhard (Meinrad), eine der interessantesten Persönlichkeiten aus dem Geschlecht der Sponheimer, schuf für den Aufstieg der Familie feste Grundlagen durch die nellenburgische Erbschaft sowie durch den mutmaßlichen Erwerb und die faktische Sicherung des Grafentitels. Spätestens 1124125 hat Meinhard das Erbe seines Schwiegervaters angetreten, die den Sponheimern eine beherrschende Stellung im

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Raum zwischen Nahe, Rhein und Mosel brachten und ihnen die unwidersprochene Führung des comes-Titels sicherten. Letzterer beruhte nicht auf der Nachfolge in einer der alten Gaugrafschaften. Positiv schlugen die Fähigkeit der Ausübung der gräflichen Hochgerichtsbarkeit, der Besitz einer „Stammburg6'sowie die Ausübung der Vogteigewalt über Güter des Wormser Andreas-Stiftes (1068) und über die trierische Vogtei Birkenfeld zu Buche. Es bleibt aber unklar, mit welchem Recht Stephan 11. 1090 in einer Urkunde Erzbischof Hermanns von Köln bereits den Titel „comes" führte. Beispiele von Grafengeschlechtem, die nie eine Grafschaft im äiteren Verständnis innegehabt haben, gibt es häufiger. Um 1100 könnte der comes-Titel am Rhein möglicherweise sporadisch und willkürlich geführt worden sein. Bis 1125 wird Meginhard als ,,dominus" oder „Meginhar(dus) de Spanheim" tituliert. Naumann-Humbeck weist darauf hin, daß dieser Sponheimer bei der ersten Führung des comes-Titels sich nach dem Erbe seiner Frau zugleich ,,comes Morspercensis" nannte. Die Urkunde vom 30.8. 1125 entstand im Zusammenhang mit der Versammlung bei Mainz, bei der die Wahl Lothars von Supplinburg zum König erfolgte. Die Urkunde erweist zweifelsfrei, daß Meginhard im Erbrecht seiner Gemahlin den Rechtsgmnd zur Führung des comes-Titels sah („Cum ad comitatum Morspeccensem post decessum Adalberti comitis, cujus filiam duxi, hereditario conjugis mea jure succederem.. ."). Von dem nellenbiirgischen Erbe, Besitzrechten am Oberrhein und in der Schweiz sowie am Mittelrhein, darunter die Burg Dill und das Stift Pfaffen-Schwabenheim, sind von Meginhard und den nachfolgenden Sponheimem letztlich nur letztere behauptet worden. Der mit diesen Besitzungen verbundene Grafentitel wurde von Meginhard aufgenommen und hinkünftig weiter verwendet, wenn er auch in den Zeugenlisten des Mainzer Erzbischofs Adalbert I. noch durchaus ohne den Titel eines Comes genannt werden kann. Der Bann scheint erst mit einem Diplom Lothars 111. (April 1131) gebrochen, in dem Meginhard als Graf bezeichnet wird. Gewissermaßen typisch für diesen Herrscher, nichtgräfliche Familien zu Aufgaben heranzuziehen und ihnen den comes-Titel dafür zuzubilligen. Zu dem Erbanspruch trat also die Königsnähe als Bekräftigung. Indem die Burgen Sponheim und Dill bei den Teilungen des Sponheimer Geschlechts im 13. und 14. Jahrhundert jeweils als Gesamteigentum behandelt wurden, kam man der Forderung der staufischen Reichsreform entgegen, die den 4. Heerschild den Besitz eines Handgemals vorschrieb. Vornehme Abstammung, Verwandtschaft mit hochadeligen Familien, reiche allodiale Besitzungen und geistliche und weltliche Lehen begründeten den sozialen Rang der Sponheimer als Voraussetzung für den Aufbau der Landeshoheit (NaumannHumbeck).

Die Gründung der Stadt Kreuznach durch die Grafen von Sponheim Bisher ist der vielleicht wichtigste Komplex im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Grafen von Sponheim noch nicht angesprochen worden, die Gründung von Kreuznach durch die Grafen von Sponheim und ihre Vorgschichte. Das Reichsgut in und bei Kreuznach, das nicht in den Besitz Würzburgs und Frankfurts gelangt war, blieb bis in das 11. Jahrhundert in der Hand der Krongüter-

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verwaltung. Das heißt, der Kern des alten Fiskalhofs war noch in Reichsbesitz verblieben. Eine erste Absplitterung aus diesem Fiskalbesitz die an das Hochstift Speyer auf dem Wege der Schenkung gelangte, wird für die Herrschaftszeit Kaiser Heinrichs 111. (1039-1056) erkennbar. Das Bistum Speyer wurde von den salischen Herrschern besonders begünstigt. Am 10. April 1101 bestätigte Heinrich IV. Speyer dessen Privilegien und Besitzungen, darunter Schenkungen seines Vaters, unter diesen die ,,villa Crucenach" mit allem Zugehör. Die Nachricht ist echt, wenn auch der Inhalt nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen kann. Das betrifft die behauptete Integrität der villa Kreuznach. Einmal war die Kirche St. Martin im Westteil des Römerkastelles mit ihren Pertinenzen 741 von Karlmann an das neugegründete Bistum Würzburg geschenkt worden. Dieser Würzburger Besitz gelangte später an die Emichonen und ihre Nachkommen und Erben, die Grafen von Veldenz, die damit die Rheingrafen belehnten. Weiter hat 882 Kar1 III. eine Schenkung Ludwigs des Deutschen an das Stift st. Salvator in Frankfurt bestätigt, den neunten Teil von allen Erzeugnissen, auch an Wein, Geld und Vieh auch in der villa ,,Krucinacha" umfassend. Der Anteil des Frankfurter Stiftes ging vermutlich den gleichen Weg wie der Würzburger, befand sich also anfangs des 12. Jahrhunderts noch in der Hand der Nahegaugrafen, die Dorf und Kirche Alt-Kreuznach um 1100 von den salischen Herrschern zu Lehen getragen haben dürften. Das Hochstift Speyer muß um 1045 rechts der Nahe nur ein kleines relativ wertloses Gebiet erhalten haben, das noch nicht urbar gemacht worden war, wie die Forschungen von W. Vogt unter Zuhilfenahme der Geibschen topographischen Erarbeitungen ergeben haben. Nordöstlich der Nahe scheint das Land bereits sehr früh den Grafen von Sponheim gehört zu haben. Über den Speyerer Besitz aus der Zeit um 1045 wurde als Ersatz für die verlorengegangene Urkunde Heinrichs 111. um 1200 eine neue, etwas veränderte Urkunde hergestellt und auf Heinrich IV. mit dem Jahr 1065 datiert. Die Fälschung aus der Zeit um 1200 diente Speyer zur Abwehr des von den Sponheimer Grafen unternommenen Burgenbaus auf seinem Boden in Kreuznach. Etwa um 1065 wurde aus dem Königsgut in Kreuznach ein weiteres Stück gelöst und an den Grafen Eberhard von Nellenburg gegeben. Wir wissen schon, daß dies nicht so ungewöhnlich war, da die Nellenburger an der Nahe und im Hunsrück durch Eberhards Mutter Hedwig, einer Verwandten Kaiser Heinrichs II., bereits über Allodialbesitz verfügten. Die schon einmal in anderem Zusammenhang angedeuteten Hintergründe der Kreuznacher Schenkung an die Nellenburger sind dagegen gleichwohl einigermaßen verwickelt. Im Mai 1065 gab Heinrich IV. dem Bischof von Como die Grafschaft Chiavenna mit Brücke und Zoll zurück, die sein Vater dem Bischof entzogen und an einen Grafen Eberhard übertragen hatte. Dieser Eberhard erhielt zwei Tage danach auf Bitten der Kaiserin Agnes, der Mutter Heinrichs IV., Reichsbesitz im Elsaß, unter anderem den Heiligenforst bei Hagenau. Der Graf dürfe sich über die elsässischen Besitzungen hinaus noch weitere Güter beschaffen. So ging um 1065 tatsächlich auch ein Teil des Kreuznacher Fiskalgutes an den Nellenburger über, wenn auch nicht ausschließlich unter dem Titel einer Entschädigung für Chiavenna. Als die Nellenburger nach Ausbruch des Investiturstreites und des Aufstandes des Hochadels auf die Seite des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfel-

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den traten, dürfte der Kreuznacher Lehenbesitz ihnen wieder entzogen worden sein (nach 1076177 bis etwa 1080184). Das Lehen ging an Speyer über. Um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert müssen die Grafen von Sponheim in den Besitz des Speyerer Anteils am ehemaligen Fiskus Kreuznach gelangt sein. Graf Megenhard urkundet 1127 in ,,villa Crucinach" für das Kloster Allerheiligen bei Schaffhausen. Diese Rechtshandlung vollzog sich auf eigenem oder doch geliehenem Boden, nicht in der alten villa beim Römerkastell, die damals ein Emichone als Lehen innehatte bzw. bereits von den Rheingrafen besessen wurde. Dem Kreuznacher Rechts- und Besitzkomplex um das alte Kastell und die Kirche in der Hand der Nahegaugrafen und ihrer Nachfolger stand ein von den Sponheimer Grafen beanspruchtes Herrschaftsgebiet gegenüber, die künftige mittelalterliche Stadt, auf die sich die Speyerer Ansprüche zu Beginn des 13. Jahrhunderts bezogen. Die 1127 genannte Sponheimer villa ist die Altstadt Kreuznach. Die betreffende Urkunde weist aus, daß Graf Megenhard von Sponheim auch in Kreuznach seine Ansprüche aus dem Nellenburger Erbe durchgesetzt hatte. Die dafür erforderliche Zustimmung des Speyerer Bischofs hate der Sponheimer vermutlich dadurch erlangt, daß er für seine Anrechte in Kreuznach die Speyerer Lehnsabhängigkeit akzeptierte. Das mag nun auf den gesamten Speyerer Besitz der Sponheimer im Naheraum ausgedehnt worden sein. Die Sponheimer Altstadt Kreuznach nahm einen langsamen Aufstieg durch die Förderung der noch recht unbedeutenden Sponheimer Grafen, die im Schatten des Mainzer Erzstifts ihren Aufstieg nahmen. Die Stadt suchte Anlehnung an die Burg der Sponheimer, die recht früh bestanden haben muß. Die Grafen schufen eine völlig neue Siedlung naheaufwärts, etwa einen Kilometer von dem ehemaligen Kastell entfernt, im bisher vernachlässigten Überschwemmungsbereichder Nahe. Bemhard von Clairvaux hat sich 1147 auf der Rückreise von der Speyerer Reichsversammlung, auf der er zum Kreuzzug aufgerufen hatte, im alten castrum aufgehalten, wo auch die Pfarrkirche St. MartinISt. Kilian stand. Am Ende des 12. Jahrhunderts führte das alte castrum bereits den Namen „Osterburg", Burg im Osten, der Name Kreuznach ging langsam auf die sponheimische Niederlassung über, die den Speyerer Besitz rechts der Nahe fast ganz auszufüllen begann, während sie sich auf der gegenüberliegenden Naheseite auf den Abhang des Berges zwischen Nahe und Ellerbach und dem engen Gebiet zwischen der alten Fernstraße an der Nahe und dem Bachgelände beschränkt haben wird. Den Bau der Burg, die Siedlung und Flußübergang schützen sollte, suchte der Bischof von Speyer 1206 zu unterbinden. Speyer legte damals dem Staufer König Philipp das auf 1065 datierte Diplom als Ersatz für die verlorengegangene Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs 111. aus der Zeit um 1045 vor, das es neu erstellt hatte, um seine Rechte in Kreuznach zu beweisen. Philipp verbot den Bau der Kauzenburg durch die Sponheimer Grafen auf dem Speyerer Lehen. Der Erfolg dieser Aktion war offensichtlich nicht anhaltend. Die Zweiteilung der Stadt, die rechtwinklig aufeinanderstoßenden Straßen und die Anlage des Marktes an der Hauptstraße weisen auf eine Planung durch die Stadtherren hin. Ein südwestdeutsches Vorbild seitens der zähringischen Städtegründungen ist nicht abwegig. Die Bevölkerung der alten Siedlung am Römerkastell zog nach und nach in die neue Stadt um. Hintersassen des Rheingrafen, der die Grundherrschaft in Osterburg

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als veldenzisches Lehen besaß, finden sich im alten castrum nur als einfache Personennamen, im neuen Kreuznach mit den Bemfsbezeichnungen. Um 1200 besaß der Rheingraf in seinem Veldenzer Lehen Osterburg 19 Hufen und 11 Haushaltungen mit 30 Hörigen, in der neuen Siedlung rechts der Nahe 11 Haushaltungen mit 31 Hörigen sowie zwei Mühlen und links der Nahe nur einen einzigen Hörigen. Unter den rheingräflichen Hörigen rechts der Nahe befanden sich Müller, Bäcker, Fischer, Fischhändler und Schuhmacher. Die Rheingrafen hielten an ihren Rechten in der älteren Siedlung Osterburg fest, aber es ist anzunehmen, daß die Bewohner des neuen Kreuznach durch die Sponheimer Herren eine bessere Rechtsstellung erhielten als sie von den Rheingrafen in Osterburg gewährt wurde. Der Rheingraf ließ seine Hörigen nicht ohne Widerstand in die neue Sponheimer Siedlung ziehen. Der keltoromanische Ortsname ging im hohen Mittelalter von der fränkischen Siedlung auf die neue Sponheimer Anlage Kreuznach über. Das Aufsaugen der äiteren Siedlung durch die neue in der Nachbarschaft war gewissermaßen kalkuliert, bedenkt man den Mangel an Menschen neben dem an Mitteln. Der Markt, die sicheren Mauem und die Burg werden sich in einer Zeit der Fehden als attraktiv erweisen. Ein Nachteil war allerdings, daß die alte Kirche St. MartinISt. Kilian im Gebiet des Kastells, Lehen der Grafen von Veldenz in der Hand der Rheingrafen, weiter Pfarrkirche für die neue Sponheimer Gründung blieb. Erst nach 1300 haben die Kreuznacher Grafen von Sponheim unweit der neuen steinernen Nahebrücke auf der Insel in der Nahe eine „capella6'errichtet, wobei aber die Patronatsrechte der Rheingrafen gewahrt blieben. Große Flächen innerhalb der Stadtmauer, die bereits vor 1247 vollendet wurde, blieben auf lange Zeit unbebaut. Die Stadtgründung war langfristig auf die Leistung von vielen Generationen hin angelegt. Für 1247 berichtet Trithemius von der civitas und dem magistratus Kreuznach, also einem vollständig entwikkelten Stadtwesen. Das Siegel der neuen civitas ist erst 1261 überliefert: ,,sigillum amene civitatis in Cmcenacho" als Umschrift. Innen zeigt es ein Stadttor mit drei Türmen und Mauerzinnen. Die betreffende Urkunde nennt den Schultheißen, die Schöffen und die Gemeinde. Das bedeutete die Rechtsstellungder Sponheimer Gründung als Stadt. Bereits aus der Zeit zwischen 1232 und 1237 liegt eine umfangreiche Urkunde des Grafen Simon I. von Sponheim und seiner Frau Margarete über eine Rechtsetzung zwischen diesen und den Geschworenen, Schöffen und der gesamten Bürgerschaft von Kreuznach vor. Der Graf und seine Nachfolger dürfen der Stadt einen Schultheißen setzen, der mit Wissen von 12 Geschworenen aus der Bürgerschaft die herrschaftlichen Einkünfte sammeln und Gerichtsurteile mit dem Rat der Schöffen fällen soll. Die Gerichtsgebühren werden festgelegt. Die Bürgerschaft hat hinkünftig 70 Mark in Kölner Denaren an Steuern zu zahlen, außerdem sind von jedem bewohnten Haus jährlich 12 Kölner Denare zu entrichten. Weiter erfolgen Verfügungen hinsichtlich eines Weinbanns, von Zinsen für herrschaftliche Gmndstücke, eines Kaufhauses und einer Fleischhalle, Waldrechten, Zoll, Ungeld, Bauwesen, Aufnahme des Gefolges des Stadtherm, Gabe für den äitesten Grafensohn bei Eintritt in den Militärdienst bzw. der ältesten Tochter bei ihrer Heirat, Gerichtsstand der gräflichen Dienstleute, Bürgeraufnahme, Marktplatz, Strafgebühren für Vergehen und Verbrechen, Zurverfügungstellung von Wagen, Hilfe bei gräflichem Kriegszug und weiteres mehr. Immerhin, schon in dieser Urkunde spricht der Graf die Bewoh-

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nerschaft von Kreuznach als „civitas6'an. Insgesamt überwiegen die Verpfiichtungen der Bürger deren Rechte, aber die Anordnung dürfte doch wohl auch von den Einwohnern als Fortschritt angesehen worden sein. Der wilde Wuchs der Stadt war beendet, der Stadtherr setzte ein engmaschiges System von Verordnungen in kraft. 1277 hat sich Graf Johann I. der Lahme durch Schultheiß, Schöffen und Bürgerschaft von Kreuznach die Abmachung bestätigen lassen. Den Schlußpunkt der mittelalterlichen Stadtentwicklung Kreuznachs setzte am 9.1. 1290 König Rudolf von Habsburg, indem er dem Grafen Johann I. den Lahmen von Sponheim-Kreuznach für seine befestigte Siedlung Kreuznach das gleiche Recht verlieh, wie es die Einwohner der Reichsstadt Oppenheim besaßen. Kreuznach war und blieb eine bescheidene landesherrliche Stadt auch über 1290 hinaus. Immerhin genügte dieses Indiz sponheimischer Selbstbehauptungs- und Expansionspolitik, um aus den den Sponheimer Grafen in freundschaftlich protegierender Zusammenarbeit zugetanen Erzbischöfen von Mainz die wichtigsten Gegner werden zu lassen.

DIE GRAFJ3N VON SPONHEIM IN DER ZEIT DER STAUFISCHEN HERRSCHAFT (BIS ZUR SPONHEIMISCHEN TEILUNG VON 1223137) NÄHE ZUM DEUTSCHEN HERRSCHERHAUS, ALBERT VON SPONHEIM, SAYNER ERBE Der im Zusammenhang mit dem Aufstand gegen den Mainzer Erzbischof genannte Sponheimer Graf (1 155) könnte bereits Gottfried 11. von Sponheim, Enkel Meginhards (Meinhards), gewesen sein. Nach anderer Ansicht ist es noch Graf Gottfried I., dessen Beurkundungen bis 1159 reichen könnten. Gottfried hat sich auf dem Hoftag in Worms 1155, spätestens aber 1157 mit dem Kaiser wieder ausgesöhnt. Möglicherweise wurde bereits in Worms eine Heiratsverbindungzwischen den Staufern und den Sponheimern vereinbart, die geeignet war, das Grafengeschlecht in die unmittelbare Nähe des Königshauses zu rücken. Im Juni 1156 heiratete nämlich, wenn wir H. Decker-Hauff Glauben schenken wollen, der jüngere Halbbruder Friedrich Barbarossas, Konrad von Staufen, Sohn aus der Ehe Herzog Friedrichs von Schwaben mit dessen zweiter Gemahlin Agnes aus dem Hause der Grafen von Saarbrücken, der 1156 rheinischer Pfalzgraf wurde, eine Tochter des Grafen Gottfried (1.) von Sponheim. Leider verstarb die Sponheimerin, deren Vorname nicht genannt wird, schon 1159160. Sie wurde im Kloster Schönau bestattet. Aus der Ehe soll ein Sohn Gottfried hervorgegangen sein. Im übrigen hatten auch schon über die Frau des Grafen Meginhard von Sponheim (um 1085-1 132), Vaters oder Großvaters Gottfrieds, der mit Mechtild von Mörsberg verheiratet war, verwandtschaftliche Beziehungen zur zweiten Frau Friedrich Barbarossas, Beatrix von Burgund, bestanden. Bei allen staufischen Herrschern lassen sich die Sponheimer in Königsnähe nachweisen. Graf Gottfried I., der nach einer Nachricht des Trithemius zusammen mit Abt Barnhelm vom Kloster Sponheim 1140 an der Romreise des Erzbischofs Adalbert 11. aus dem Hause der Grafen von Saarbrücken teilgenommen hat, findet sich am Hofe des Stauferherrschers Konrad III., so oft sich dieser am Mittelrhein aufhält.

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Ob ein Sponheimer 1152 auf der Frankfurter Wahlversammlung war, die Friedrich Barbarossa zum König wählte, ist nicht festzustellen. Während der nahe Verwandte des Grafen Gottfried I., Albert von Sponheim, Hofkaplan (1 l39), Domdekan in Köln (1 152) und Propst zu Aachen (1 153) zusammen mit Herzog Heinrich V. von Kärnten aus dem Hause Sponheim-Lavant im Gefolge des Königs an dessen Krönungszug nach Italien teilnahmen, schloß sich Graf Gottfried selbst dem aufständischen Pfalzgrafen Hermann von Stahleck gegen den Mainzer Erzbischof Arnold von Selenhofen an, dessen Erhebung zum Erzbischof von Friedrich Barbarossa gestützt worden war. Der Sponheimer war Inhaber von pfalzgräflichen Lehen, aber auch Vasall des Erzbischofs von Mainz. Seine Beteiligung an der Fehde gegen den Mainzer bedeutete jedenfalls einen Bruch mit der langen Tradition des freundschaftlichen Verhäitnisses der Sponheimer zum Mainzer Erzstift. Dem bekannten kaiserlichen Urteil im Hofgericht, das die entehrende Strafe des Hundetragens verfügte, mußte sich auch Graf Gottfried von Sponheim persönlich unterziehen. Am Dreikönigstag 1157 ist er wieder in kaiserlicher Nähe als Zeuge im Privileg Barbarossas für den Trierer Erzbischof Hillin (1 152-1 163), zusammen mit Albert von Sponheim unter den geistlichen Zeugen. Von Trier aus bewegte sich Gottfried in der Begleitung des Kaisers nach Worms, wo Barbarossa das Osterfest feierte und den Feldzug gegen Mailand beschwor. In der in Worms erlassenen Verordnung gegen die Mainzölle trat Gottfried wieder als Zeuge auf. Das gute Verhältnis zwischen Friedrich Barbarossa und dem Grafen Gottfried von Sponheim wurde ohne Zweifel durch die Tätigkeit des Propstes Albert von Aachen in der kaiserlichen Kanzlei gefördert. Albert , wohl ein Sohn des Grafen Meginhard, hatte unter Konrad 111. Aufnahme in der königlichen Kanzlei gefunden, wo er zu politischen Aufgaben herangezogen wurde. Kein einfacher Schreiber, gehörte er zu den Vertrauten und Beratern des Königs. In den Jahren 1140 und 1142 weilte er im Auftrag des Herrschers am öströmischen Kaiserhof in Byzanz. Es ist zu vermuten, daß Albert König Konrad 111. auf dem 2. Kreuzzug (1 147-1 149) begleitete. Hatte doch der große Propagator dieses Unternehmens,Bernhard von Claiwaux, sich auch an der Nahe aufgehalten und dazu ermuntert, das Kreuz zu nehmen. Alberts gute Beziehungen zu Regensburg, die auffallen, lassen sich durch das Regiment der Bischöfe Hartwich I. (1 105-1 126) und Hartwich 11. (1 155-1 164) aus dem Hause Sponheim-Lavant erklären. Unter Friedrich Barbarossa setzte Albert seine Tätigkeit in der Herrscherkanzlei fort, wo noch einige weitere Urkunden auf seine Anwesenheit hinweisen. Sein Lebensende hat er im Stift Knechtsteden am Niederrhein verbracht, das der Onkel Hugo von Sponheim (um 1090-1 137), der kurze Zeit Erzbischof von Köln war (1 137), gegründet hat. Für die Zeit von 1 158 bis 1165 haben sich die Sponheimer nach dem Ausscheiden Alberts aus der königlichen Kanzlei nicht in Königsnähe bewegt. Erst 1165 befindet sich Graf Gottfried wieder in der Begleitung Barbarossas und wird in einem Worrnser Kaiserdiplom genannt. Die zwiespältige Papstwahl von l 159 scheint als Grund für die vorherige langjährige Abstinenz von der Teilnahme an der Reichspolitik auszuscheiden. Der Graf wird sich nicht gegen Barbarossil und Papst Viktor IV. gestellt haben, da er 1158159 in Mainzer und Trierer Urkunden als Zeuge genannt wird. Zwei dergestalt bezeugte Urkunden hat Erzbischof Amold von Mainz

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1158 für das Frauenkloster Rupertsberg ausgestellt, in dem eine Tochter des Grafen Meinhard von Sponheim sowie Tochter und Enkelin der Gräfin Richardis von Stade aus dem Hause Sponheim-Lavant lebten. Zwischen dem Adel des Mittelrheingebiets und dem Mainzer Erzbischof, auch zwischen Sponheim, den Wildgrafen und den Raugrafen auf der einen Seite und Erzbischof Arnold war es, nach der Mitbeteiligung in den erzbischöflichen Urkunden zu schließen, zur Aussöhnung gekommen. Wieder folgte eine quellenlose Zeitspanne von fast einem Jahrzehnt, in der die Grafen von Sponheim in keinen Beurkundungen anzutreffen sind. 1173 und 1178179 läßt sich Graf Gottfried 11. am Hof des Kaisers nachweisen. Dieser hält sich im Mittelrheingebiet (Speyer, Worms), also gewissermaßen auch im Sponheimer Interessengebiet, auf. Dann wird er sich im kaiserlichen Gefolge nach Weißenburg im Elsaß begeben haben, wo im Februar 1179 die ,,Innovatio pacis Franciae Rhenensis" beurkundet wurde, die der Sponheimer Graf mitbezeugte. In einer Urkunde des Erzbischofs Arnold von Trier (1 169-1 183), die um 1180 entstanden sein dürfte, wird Graf Gottfried zusammen mit seinen Söhnen genannt, die rechtsfähig geworden sind. Diese sind es auch, die 1183 einen Vergleich mit dem Augustiner-Chorherrenstift Springiersbach schließen. Graf Gottfried und seine Söhne erhalten für die Aufgabe der Vogteirechte des Klosters in Trarbach an der Mosel 20 Mark. Die in der Zeugenreihe mit Namen genannten drei vermuteten Sponheimer sind möglicherweise aber nicht die Gottfried-Söhne, sondern jene des Pfalzgrafen Rudolf. Von den drei namentlich vielleicht doch faßbaren Sponheimern der Zeugenliste bewegte sich Symon in der besonderen kaiserlichen Gunst. Er nahm 1184-1 186 am letzten Italienzug Friedrich Barbarossas teil. Der Sponheimerhielt sich mehrere Jahre im Gefolge des Kaisers und dann, nach dessen Rückkehr nach Deutschland im Sommer 1186, an der Seite Heinrichs VI. auf. Im Herbst 1184 bezeugte er in Mailand die ,,Sententia de debitis principis ecclesiastici", nahm wohl an den Veroneser Verhandlungen des Kaisers mit Papst Lucius In. (1 181-1 184) wegen der Mathildischen Güter teil und erlebte die Kaiserkrönung Heinrichs VI. im Oktober 1184. Mit dem Kaiser zog er weiter in Richtung Brescia. Es folgten eine ganze Reihe von urkundlichen Benennungen des Grafen in den kaiserlichen Diplomen für italienische Städte und Abteien. Auch ist anzunehmen, daß der Sponheimer Graf der Vermählung Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien im Januar 1186 in Mailand beigewohnt hat. Als zuverlässiger Ratgeber, wie man annehmen kann, hat er den jungen Heinrich VI. weiter bis zu dessen Rückkehr nach Deutschland begleitet. Auf dem großen ,,Hoftag Jesu Christi" im März 1188 in Mainz sind auch die Sponheimer unter dem anwesenden Adel des Reichs. Die gräflichen Brüder Symon und Heinrich, Vettern Graf Gottfrieds II., legten nach dem Beispiel der Herrscherfamilie und der Großen des Reichs das Kreuzzugsgelübde ab, wie dies auch Herzog Ulrich von Kärnten aus dem Hause Sponheim-Lavant tat. Graf Symon erschien weiter in der Nähe Heinrichs VI. (Seligenstadt) und kehrte noch einmal nach Mainz zurück, wo er im Frühjahr 1189 in einer Urkunde des Erzbischofs Konrad über Besitz und Rechte des Stiftes St. Stephan in Mainz als Zeuge in der Nachbarschaft der Pfalzgrafen Konrad und Otto, des Wildgrafen Gerhard und des Raugrafen Emicho als Mitzeuge auftrat. In Regensburg, wo sich das Kreuzfahrerheer sammelte, wurde Graf Symon in einer Urkunde des Kaisers am 10.5. 1189 genannt. Am folgenden

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Tag brach das Kreuzfahrerheer auf. In einem Gefecht mit Truppen des byzantinischen Kaisers Isaak Angelos am 2.2.1 190 zeichneten sich die beiden Sponheimer Grafen Symon und Heinrich aus und wurden daher von der ,,Historia de expeditione Friederici" lobend erwähnt. Vielleicht war es eine Verletzung, an der der im Heer der Kreuzfahrer bekannte und wohl auch beliebte Symon von Sponheim bei dem Aufenthalt der Kreuzfahrer in Adrianopel(14.2.-6.3. 1190) verstorben ist. Sein Bruder Heinrich von Sponheim geriet 1190 in Geldschwierigkeiten. Zusammen mit zwei weiteren Kreuzfahrern lieh er sich in Askalon 100 Mark von einem Genuesen Jambonus. Möglicherweise ist es der glücklich Zurückgekehrte, der sich Ende 1191 am staufischen Herrscherhof aufhielt und sich in dem elsässischen Hagenau bei einer GerichtssitzungHeinrichs VI., die Erzbischof Konrad I. von Mainz leitete, nachweisen Iäßt. Ob der Kreuzfahrer Heinrich wirklich in seine Heimat zurückkehrte oder doch im Heiligen Land verschollen ist, Iäßt sich nicht sicher klären. Ein Eintrag in das Nekrologium des Klosters Rupertsberg nennt die Grafen Symon und Heinrich gemeinsam als verstorben. Außer dem älteren Kreuzfahrer könnte sich in Hagenau auch ein gleichnamiger Sohn des Grafen Gottfried 11. aufgehalten haben. Die Unsicherheit der Zuordnung vergrößert sich bei den Erwähnungen eines Heinrich von Sponheim in den Zeugenlisten zweier Wormser Urkunden von 1192 und 1 193 (Wormser Fürstenversammlung) sowie 1197 anläßlich des Verzichts des rheinischen Pfalzgrafen Heinrich auf die Trierer Großvogtei. Zur Bestreitung seiner Unkosten im Blick auf die Teilnahme am 4. Kreuzzug verpfändete der Pfalzgraf den Grafen Heinrich, Adalbert und Gottfried von Sponheim für 650 Mark seine Grafenrechte auf dem Maifeld sowie für weitere Summen drei Dörfer, darunter Engelstadt. Der Rückschluß auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Sponheimer liegt auf der Hand. Auch mit Erzbischof Johann I. von Trier (1 189-1212) traf Heinrich von Sponheim ein Arrangement, indem er dem Erzbischof die Starkenburg an der Mosel sowie Burgen im Luxemburgischen, Ham, die Hälfte von Clairvaux und Föhren als Lehen auftrug, die der Sponheimer allerdings nur anspruchsmäßig besaß. Die letzteren Positionen gehörten zum alten Erbe der Bertold-Bezeline, die ausgestorben waren. Graf Bertolf von Vianden (um 1190) gehörte zu der Familie der BertoldBezeline, von denen eine Linie die Vogtei des Klosters Prüm innehatte, die sich auch im Besitz der Grafen von Vianden aufhielt. Die Nachfolge in der Prümer Vogtei und die Besitzverhältnisse in Kirchberg auf dem Hunsrück sind ein Indiz dafür, daß die Grafen von Sponheim mit den Linien der Bertold-Bezeline verwandt waren. Die entsprechene Heirat ist vielleicht in der Mitte des 11. Jahrhunderts anzusetzen (Mötsch). Um 1195 erfolgte nach Naumann-Humbeck die Ablösung der alten und der Antritt einer neuen Generation von Sponheimer Grafen. Vorher verlieren sich die Spuren eines Grafen Ludwig von Sponheim (1 183-1 193) und eines unsicheren ,,comes in Spanheim" Walram. Graf Gottfried 111. (1 195-1218), vielleicht Sohn des gleichnamigen zweiten Grafen, trat noch zu Lebzeiten des Seniors Heinrich von Sponheim (1 138-1 197) auf dem Wormser Reichstag von 1195 in Erscheinung. Seine Gemahlin Adelheid

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von Sayn, Schwester des Grafen Heinrich V. von Sayn, die er bald nach 1202 heiratete, erbte 1246 die Grafschaft Sayn und gab sie an ihre Söhne weiter. Ein naher Verwandter Graf Gottfrieds 111. war Graf Albert von Sponheim, der sich von 1 193 bis 1198 fast ständig in der Nähe Heinrichs VI. aufhielt, zum engsten Mitarbeiterkreis des Herrschers zählte, aber auch die Verbindung zur Nahe nicht verlor. Bereits 1193 trat Albert ausschließlich in den Urkunden Heinrichs VI. für italienische Empfänger als Zeuge auf und war wohl auch an den Vorbereitungen für den Italienzug aktiv beteiligt. Die Absicht einer besonderen Spezialisierung für die italienischen Belange scheint damit schon deutlich zu werden. Beim zweiten Italienzug Heinrichs VI. (1 194-1 195) ist Albert unter den Begleitern des Herrschers zu finden. Vielleicht erkrankt oder zum Schutz der kaiserlichen Gemahlin Konstanze in der Mark Ancona abgeordnet, weilte er nach Heinrichs Krönung in Palermo zum König von Sizilien (Weihnachten 1194) im Januar 1 195 wieder in der Nähe des Kaisers. Seine Rolle als Intervenient für die bischöfliche Kirche von Catania auf Sizilien (23.4.1195) ist ein Hihweis auf die kaiserliche Gunst. Im Gefolge des Kaisers kehrte Albert von Sponheim im Sommer 1195 nach Deutschland zurück. Im Oktober des Jahres ist er unter den Teilnehmern des Reichstags von Gelnhausen, bei der Reichsversammlung in Worms vom Dezember 1 195 ist lediglich der Bruder Gottfried sicher nachzuweisen. Einiges spricht für die Teilnahme Alberts an der Mainzer Reichsversammlung vom Mai 1196. Im Spätsommer des Jahres brach er mit dem Kaiser zu dessen letztem Italienzug auf. Im Juni 1197 befand er sich im Umkreis des Kaisers in Sizilien. Noch in den letzten Monaten des Lebens Kaiser Heinrichs VI. leistete er diesem Herrscher, - Albert gehörte wohl zum engsten Kreis seiner Ratgeber -, treue Dienste. Dabei ist es allerdings nicht sicher, ob er wie auch sein vermutlicher Großonkel desselben Vornamens, auch kaiserliche Kanzleidienste im engeren Sinne durchgeführt hat. Albert findet sich auch unter den Personen, die der Kaiser in den Wochen vor seinem Tod mit Schenkungen bedachte. Am 12.9. 1197belohnte Heinrich VI. dem Sponheimerseine Mühen „ad exaltationem nostram et honorem imperii" zu Linaria bei Messina mit Besitz zu Monzingen an der Nahe. Das königliche ,,predium nostrum Munziche" wurde wohl ganz sicher von Albert selbst ausgewählt und vorgeschlagen. Nach der Beisetzung des Kaisers, der arn 28.9. 1197 verstorben war, verliert sich die Spur dieses bedeutenden Mitglieds des Sponheimer Grafenhauses. Trithemius setzt noch Angaben über die Teilnahme Alberts am 4. Kreuzzug hinzu, von dem er 1203, mit Reliquien versehen, zurückkehrte. Der Bruder oder jedenfalls nahe Verwandte des in der Reichspolitik zu nicht unwichtigen Funktionen in der Nähe des staufischen Kaisers gelangten Grafen Albert von Sponheim, Graf Gottfried III., hat sich eher im engeren Zuschnitt auf die Nahe-Hunsrück-Region betätigt. Aber auch die Reichspolitik verlangte im Zeichen der verhängnisvolle Doppelwahl zwischen Philipp von Staufen und dem Welfen Otto IV. nach dem frühen Tod Heinrichs VI. Entscheidungen. Aus einem Schreiben des Papstes Innozenz 111. vom 1.3. 1201 an die rheinischen Adelsgeschlechter wird deutlich, daß der Raugraf, die Grafen von Vianden, Saarbrücken, Nassau und Sponheim Partei für den Staufer ergriffen hatten, während sich die Grafen von Sayn, Are, Hochstaden, Eberstein und Berg auf der welfischen Gegenseite bewegten. Aus den guten Beziehungen der Grafen von Sponheim zum Erzbischof von Trier gegen Ende

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des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts kann man indirekt schließen, daß die Sponheimer auf der Seite Philipps von Schwaben ausharrten und wohl auch mit dem päpstlichen Bann belegt wurden. Besonders eng waren die Beziehungen der Grafen zu Erzbischof Johann I. von Trier, von 1202-1204 trat Gottfried wiederholt als Zeuge in Trierer Urkunden für Klöster und Stifte auf. Erzbischof Johann 1.mußte sich in Rom vor Papst Innozenz 111. wegen seiner Stellungnahme für den von der Kurie abgelehnten König Philipp verantworten. Die weitere freundliche Zusammenarbeit der Sponheimer mit Erzbischof Johann bedeutete also eine prostaufische Festlegung. Damit scheint sich das Verbot des Weiterbaus der Kreuznacher Kauzenburg durch ein Diplom König Philipps vom 28.1 1. 1206 für das Hochstift Speyer nicht in Einklang bringen zu lassen. Naumann-Humbeck deutet eine Lösung an, indem der König selbst als Bauherr („illud nostrum castrum") die Burg zur Absicherung des Nahegebietes gegen Angriffe Ottos in seine Konzeption einbezog und die Grafen von Sponheim mit dem Bau der Anlage beauftragt haben könnte. König Philipp habe nicht mit dem Protest des Bischofs Konrad 111. von Speyer, eines treuen Stauferanhängers, rechnen können. Die staufische Bausubstanz des Bergfrieds der Burg Sponheim könnte Indiz dafür sein, daß zunächst von den Sponheimer Grafen, die in dem Diplom von 1206 nicht genannt werden, mit möglicher Unterstützung Philipps der weitere Ausbau ihrer Stammburg verfolgt wurde. Der Bau der Kreuznacher Kauzenburg wurde vermutlich bereits nach der Ermordung Philipps (21.6.1208) weitergeführt. Bischof Konrad III. von Speyer, der nach dem Tod des staufischen Gegners Kanzler Ottos IV. wurde, hinderte den Weiterbau nicht mehr. Die Verwendung des Grafen Gottfried von Sponheim als Zeuge in einer Urkunde Konrads für Himmerod im Jahre 121 1 zeigt, daß das Verhältnis zwischen Bischof und Graf im wesentlichen nicht gestört war. Nach der Ermordung Philipps finden sich auch die Sponheimer Grafen wie andere ehemalige Anhänger des Staufers, Erzbischof Johann von Trier und Raugraf Konrad mit seinen Söhnen, am Hof des Welfen ein, der nun einmütig zum König gewählt worden war. Vielleicht hat Graf Gottfried sogar den König auf dessen Italienzug begleitet. Vermutlich sind die Sponheimer jedoch frühzeitig wieder auf die staufische Seite übergeschwenkt, da sich Bischof Konrad von Speyer gegen den 1210 vom Papst gebannten Otto IV. entschied und die Erzbischöfe von Mainz und von Trier mit Zustimmung des Papstes im Herbst 121 1 die Wahl Friedrichs II. „in imperatorem" vollzogen. Wenn Trithemius von einer Beteiligung des Sponheimers an dem Einfall des rheinischen Pfalzgrafen Heinrich in das Erzstift Mainz berichtet, so ist dies, wenn Graf Gottfried von Sponheim wirklich darin verstrickt war, wieder einmal nicht ganz einfach zu erklären, es sei denn, der Sponheimer habe sich noch weiter auf der Seite des welfischen Herrschers aufgehalten. Erst im Juni 1214, noch vor der entscheidenden Schlacht von Bouvines, tritt Graf Gottfried als Zeuge in einer Urkunde Friedrichs 11. auf. Vermutlich blieb Gottfried für mehrere Monate in der Nähe des Königs. Er beteiligte sich im Mai 1215 am Andernacher Hoftag und nahm sehr wahrscheinlich an der Aachner Krönung Friedrichs am 25.7. 1215 teil. Der König hat damals das Kreuz selbst genommen. Abt Trithemius weiß von der Beteiligung des Grafen Johann, eines Sohnes Gottfrieds, und des Abtes Johann von Sponheim an diesem 5. Kreuzzug, von dem die beiden im März 1218 zurückge-

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kehrt sein sollen. Urkundlich zu belegen ist die Teilnahme des Grafen Gottfried an dem Unternehmen im Heiligen Land, zu dem er im Sommer oder Herbst 12 18 aufgebrochen ist. Er überließ vor seiner Abreise seiner Gemahlin Adelheid die Sorge um die wohl noch unmündigen Söhne Johann, Heinrich, Simon und Walram. Johann tritt 1219 als „Ritter Iwan" in einer Bestätigungsurkunde für das Kloster Katharinenthal in der Eigenschaft eines Zeugen auf. Seine Bezeichnung in der Urkunde weist eher auf den Einfluß des durch Hartmann von Aues ,,IweinUvermittelten Artuskreises hin als auf den Umstand, wegen seiner Jugend den Grafentitel noch nicht führen zu dürfen. Sehr wahrscheinlich ist der Vater, Graf Gottfried III., auf der Kreuzfahrt gestorben. Allerdings liegt noch der spätere Hinweis von Heesius (1641) vor, der Graf habe seine letzte Ruhestätte in Himmerod gefunden. Einen nicht unbedeutenden territorialen Zuwachs brachte die Sayner Erbschaft, wenn auch die relativ große Entfernung zum Westerwald für die administrativen Möglichkeiten der Sponheimer Grafen hinsichtlich einer straffen Zusammenfassung der beiden „Inseln" übergroße Schwierigkeiten boten. Die langsame Ausformung des ungleich ausgedehnteren kurtrierischen Territoriums von Trier aus entlang der Mosel über Koblenz in den Westerwald ist damit nicht vergleichbar. Im Jahre 1246 traf der kinderlose Graf Heinrich 111. von Sayn seine testamentarischen Verfügungen. Die Erbberechtigungen betrafen Heinrichs Gemahlin Mechthild (Nutzungsrecht) sowie seine beiden Schwestern Agnes von Blieskastel und Adelheid von Sponheim mit ihren Kindern. Bald nach der Abfassung des Testaments starb der Graf. Seine Witwe erklärte sich bereits 1247 bereit, den sponheimischen Neffen schon jetzt das Erbe zu übertragen. Noch im August des Jahres überantwortete Erzbischof Konrad von Hochstaden die kölnischen Lehen des verstorbenen Grafen unter gewissen Abstrichen an Heinrich von Heinsberg, Simon ,,dominiis de Spanheim" und Gottfried ,,filius comitis Johannis de Spainhem, fratris eorundem". Schließlich übergab auch Gräfin Mechthild von Sayn am 29.8. 1247 den Neffen ihres verstorbenen Mannes, den Brüdern Johann, Heinrich und Simon von Sponheim sowie auch derem Halbbruder Eberhard von Eberstein die saynischen Güter und Lehen. Der zuletzt genante Eberhard entstammte der zweiten Ehe Adelheids mit einem Grafen von Eberstein. Bei dem Sayner Gesamterbe handelte es sich um Burg und Stadt Blankenberg, Burg und Stadt Hachenburg, die Burgen Freusberg, Sayn, Saffenberg und Hülchrat mit Zugehör, die Grafschaft Hadamar, die Vogtei Bonn und alle weiteren Grafschaften und Vogteien, die Graf Heinrich von Sayn besessen hatte. Die Gräfin-Witwe behielt sich das von ihr in die Ehe eingebrachte Erbe und das Eigengut vor, das sie gemeinsam mit ihrem verstorbenen Ehemann erworben hatte. Dazu wurde der Gräfin ein Witwensitz sowie weiteres auf ihren Wunsch hin belassen. Selbstverständlich hatten die Erben noch eine Reihe von zumutbaren Verpflichtungen zu übernehmen, die hier ausgespart bleiben können. Zwei weitere Söhne des Grafen Gottfried 111. von Sponheim und der Adelheid von Sayn traten in den geistlichen Stand. Gottfried, 1231 Propst des Stiftes St. Georg in Bonn, tauschte diese Stelle 1241144 gegen die Propstei des Stiftes st. Cassius in Bonn ein. Walram wurde Domkanoniker in Köln und vielleicht auch Pfarrer in Kirchberg. Politisch zeigte er sich 1246 als Anhänger König Konrads IV.

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Die vielleicht wichtigste Entscheidung der Zeit für das sponheimische Haus, die Teilung der sponheimischen Lande in unterschiedliche Linien, kann chronologisch nicht exakt bestimmt werden. Sie erfolgte jedenfalls schon vor dem Übergang der saynischen Erbschaft, nach dem Ableben des Grafen Gottfried 111. 1223 (O.Conrad), kurz nach 1232 (W.Vogt), zwischen Oktober und Dezember 1234 (A. Naumann-Humbeck) oder vor 1237 (J.Mötsch). Durch diese Teilung erhielt Simon I., der jüngste der erbberechtigten Sponheimer Söhne, die nunmehrige Vordere Grafschaft Sponheim (Sponheim-Kreuznach) mit Burg und Siedlung Kreuznach, Burg Böckelheim und den dazu gehörigen Besitzungen in Sobernheim, Monzingen, Weiler bei Monzingen, Nußbaum, Langenthal, Boos, Oberstreit, den Herrsteiner Bezirk, den Vorderen Soonwald mit Allenfeld, Gebroth, Winterbach, Eckweiler, Pferdsfeld, Rehbach, Daubach, Ippenschied, mit Kirchberg und Kastellaun sowie mit Teilrechten in Traisen, Weinsheim, Sponheim, Bockenau, Roxheim, Hargesheim, Gensingen, Langenlonsheim, Bosenheim, Hackenheim, Pfaffen-Schwabenheim,Zotzenheim, Oberhilbersheim, Volxheim, Rüdesheim und Braunweiler. Nach 1282 kamen der Rest des Böckelheimer Bezirks, Koppenstein (1325), Winterburg (1324) Gemünden (nach 1332), Gutenberg (1334) und Naumburg an der oberen Nahe (1349) hinzu. Die Burgen Dill und Sponheim blieben den Sponheimer Linien in gemeinsamem Besitz. Simons ältester Bruder Johann erhielt die Hintere Grafschaft Sponheim (Sponheim-Starkenburg) mit der Starkenburg und Trarbach an der mittleren Mosel, mit Besitz um Birkenfeld, Allenbach, Herrstein und später auch Winterburg. Schließlich kamen die Burgen Birkenfeld (nach 1262), Herrstein (nach 1279), Frauenberg (1327) und Grevenburg (1352) hinzu. Die Starkenburg wurde Johanns Wohnsitz. Wichtig für die Konsistenz der Hinteren Grafschaft wurde, daß Johann und seine Nachfolger die den Rittern von Schwarzenberg verliehenen nicht unbeträchtlichen Güter zurückerwerben konnten, das betraf Birkenfeld, Rimsberg, Ausweiler, Hammerstein, Reichenbach, Rinzenberg und weitere Güter in Brombach, Leise1und Frauenberg. Der Halbbruder Eberhard sollte die von der Mutter Adelheid von Sayn eingebrachte Grafschaft im Westerwald übernehmen. Er verstarb früh, worauf die Grafschaft an seine Sohn Gottfried gelangte, dem diese 1273 als pfalzgräfliches Lehen bestätigt wurde. Graf Heinrich von Sponheim-Heinsberg (1227-1257160) schließlich vertauschte im Oktober 1248 seine Anteile an Kastellaun und Kirchberg an seinen Bruder Simon von Sponheim-Kreuznach gegen dessen Anteile an Sayn. Die erste sponheimische Teilung war noch nicht unbedingt im Sinn einer endgültigen Trennung gedacht. Der Akzent lag vorerst auf einer Aufteilung von Verwaltung und Nutzung der abgesonderten Gebiete. Grundsätzlich entstanden durch die Teilung im weiteren Verlauf der sich verändernden Bedingungen vier Herrschaftsbezirke: Die Vordere und die Hintere Grafschaft Sponheim (die Bezeichnung ist aus der Mainzer Perspektive bzw. vom Rhein-Main-Gebiet her bezogen), diese dann etwas später erweitert durch saynsches Erbgut, die in ihrem Güterbestand reduzierte Grafschaft Sayn und schließlich die durch saynsches und sponheimisches Gut erweiterte Herrschaft Heinsberg. Es war nur konsequent, daß sich Johann von seiner Starkenburg aus politisch bevorzugter den Erzbischöfen von Trier zuwandte, während Simon sich auf Mainz hin orientierte.

Die Grafen von Sponheim in der Zeit der staufischen Hemchaft

Die Zeit vom Anfall der saynschen Herrschaft (1247) bis zur Heirat Johanns IV. von Starkenburg mit Elisabeth von Sponheim-Kreuznach (1346) war das Jahrhundert der sponheirnischen Teilungen. Die Sponheimer Linien tauschten nach der ersten Teilung mehrmals untereinander Güter. Graf Johann (t 1266), der die Grafschaft Sayn erhalten hatte, lebte noch, als seine Söhne eine Teilung vornahmen. An den älteren, Gottfried (1241-1283) fiel die Grafschaft Sayn. Er wurde zum StarnmVater der Grafen bzw. Fürsten von Sayn, dann Sayn-Wittgenstein. Der jüngere Sohn Johanns, Heinrich ( t 1289), erbte den väterlichen Anteil an Sponheim zusammen mit Winningen an der Mosel aus saynischer Herkunft. Er wurde zum Begründer der Sponheim-Starkenburger Linie. 1277 führte die nächste größere Teilung zur Bildung der Linie Sponheim-Bolanden-Dannenfels. Auf Grund einer weiteren Teilung entstand 1301 die Herrschaft Kastellaun-Kirchberg. Eine illegitime Verbindung des Grafen Johann 11. von Sponheim-Kreuznach führte zur Gründung des Geschlechtes der Ritter von Koppenstein, das mit umfangreichem Besitz ausgestattet wurde. Vorteilhafte Eheschlüsse glichen diese Substanzverluste zum ~ e iwieder i aus. Die verwandtschaftlichen Beziehungen erfaßten Ministeriale, Grafen, Fürsten und Kurfürsten. Mit der Heirat der Königsnichte Katharina von Ochsenstein wurde der Verwandtenkreis der Habsburger erreicht. Graf Johann I. von Sponheim (1218-1266) wurde der Stammvater der Grafen von Sayn und der Linie Sponheim-Starkenburg. Aus der 1233 erfolgenden Bitte an den Abt Hermann von Corvey um Aufnahme in die Gebetsbruderschaft für sich, seine verstorbene und für seine noch lebende Frau geht hervor, daß Johann zweimal verheiratet war. Die Vermutung weist hinsichtlich der Herkunft der beiden Verbindungen auf den Grafen Adolf von Altena als Schwiegervater, aber auch Graf Otto von Geldern kommt als solcher in Frage. Mötsch macht sich hinsichtlich der zweiten Ehe für die Tochter des Grafen Friedrich von Isenberg und der Sophie von Limburg stark. Die erste Ehe blieb wahrscheinlich kinderlos. Der Sohn Gottfried ( t 1283), Begründer des Hauses Sponheim-Sayn (1247), entstammte der zweiten Ehe Johanns. Die Folgen vorteilhafter Eheschlüsse trugen ihre Früchte. Die Linie Sponheim-Starkenburg wurde von Gottfrieds jüngerem Bruder Heinrich (T 1289) fortgesetzt, der 1267 erstmals als Graf von Sponheim erscheint. Simon I., seinerseits jüngerer Bruder Johanns, begründete die Kreuznacher Linie, der mittlere der Brüder, Heinrich, übernahm die Herrschaft Heinsberg. Vor der entscheidenden Teilung der Gesamtgrafschaft hatten die drei Brüder Johann, Heinrich und Simon die Grafschaft noch einige Zeit zur gesamten Hand verwaltet. Heinrich und Simon hielten sich 1232 gemeinsam im Gefolge Friedrichs 11. in Italien auf. Dann trennten sich die Wege der neugeschaffenen Linien für fast zwei Jahrhunderte.

Die Besitzentwicklung und politische Entwicklungstendenzen der Sponheimer im Mittelalter Der Herrschaftsbereich der Sponheimer Grafen umfaßte um die Mitte des 12. Jahrhunderts nach der Zusammenstellung von Naumann-Humbeck Rechte und Besitz im Nahebereich und im Mittelrheingebiet überhaupt, speziell auch im Hunsrück

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und an der Mittelmosel sowie im Raum Birkenfeld, dann im Luxemburgischen, an der Lahn und am Niederrhein. Die sich abzeichnende Besitzzersplitterung in der zentralen Nahe-Hunsrück-Landschaft, die von der Stammburg her definiert wird, damit zu erklären, daß die Sponheimer Vorfahren kein Gaugrafenamt ausgeübt haben, setzt voraus, daß dessen Inhaber bzw. Erben durchaus in der Lage waren, eine Besitzkonzentration an ihnen vorbei zu verhindern, aber selbst nicht in der Lage sein mußten, diese in eigener Dynastenregie durchzuführen, denkt man an die Wildgrafen, die Raugrafen und die Grafen von Veldenz. Natürlich hinderte auch die frühzeitige raumgestaltende Präsenz der rheinischen Erzbistümer den Aufbau von größeren geschlossenen weltlichen Territorien. Was den Pfalzgrafen nicht gelingen konnte, war noch weniger von einem arrivierten Grafengeschlecht zu erwarten, das weniger auf Privilegierung und Herkommen, sondern auf die Energien seiner Mitglieder angewiesen sein mußte. Zwischen Saliern, Konradinern, Staufern, ja den Emichonen und den domini-Grafen von Sponheim bestanden in den wichtigen Jahrzehnten der ersten Anfänge der Territorialisierung wesentliche Unterschiede in den Startbedingungen. Ohne vornehme Abstammung bzw. Verwandtschaft wäre wohl der Aufstieg über die Nachbarn der unmittelbaren Kleinregion gar nicht möglich gewesen. Aber diese Verbindungen zum führenden Hochadel blieben verdeckt, mag dies zufällig sein oder den Gepflogenheiten der jeweils maßgeblichen Überlieferungstechniken entsprechen; es fehlt an wissenschaftlich erweisbaren Stammvätern in Gemeinsamkeit mit den Dynastengeschlechtern, die erfolgreich nach der Königskrone oder dem Herzogstitel von der Basis des rheinischen Raumes her greifen konnten. Die Möglichkeit, den sponheimischen Stamm- oder Kernbesitz zu vergrößern, bot auch der Zufallsfaktor Heirat nur relativ, sieht man von dem Mörsberger Erbe ab, das aber schon durch die Einlagerung des Dynastennamens in die schweizerische bzw. südwestdeutsche Herrschaftszone seine begrenzte Zugriffsmöglichkeit für das Gebiet zwischen Mittelrhein und Mosel zu erkennen gibt. Die Heiraten mit Angehörigen der Familien Sayn und Heinsberg, auch mit Bolanden, kamen zu spät, sie erbrachten beträchtliche Zugewinne, die aber bereits im Verständnis der spätmittelalterlichen territorialen Verfestigung zu dynastischer Abnabelung aufriefen. Nur in Teilbereichen des Hunsrücks und in Flußabschnitten von Mosel und Nahe, nicht einmal des anschließenden Abschnitts des Rheintals, konnte sich die Grafschaft zu der vielleicht stärksten weltlichen Territorialmacht entwickeln, als die präterritoriale Offenheit von Rechten und Besitz einer herrschaftlich-administrativen Konzentration auf der Basis von Delegationen regaler Rechte und von Rechtsusurpationen weichen mußte. Auch die erste Teilung der Gesamtgrafschaft brachte Kräfteverluste, obwohl die relative Zusammenarbeit der Vettern in Trarbach und Kreuznach in existentiellen Situationen noch funktionierte und das Familienrecht Gemeinsamkeiten bestehen ließ. In die Betrachtung einzubeziehen sind auch die Klostergründungen der Familie der Sponheimer und ihrer nahen Verwandten, die diese nicht als überdurchschnittlich fromm erscheinen lassen, denn das war allgemeine Gepflogenheit. Das ursprüngliche Eigenkirchenrecht sicherte die reale Existenz der mittelalterlichen christlichen Jenseitsvorstellung für die Mitglieder der Grafenfamilie, bot einigermaßen ausreichende Lebensräume für unverheiratete männliche bzw. weibliche Familienrnitglie-

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grundeliegenden früheren einheitlichen Besitzkomplex hinweisen, wobei an Leodin, der den Vorfahren der Salier zugerechnet wird, zu denken ist. Über den Eigenbesitz der Sponheimer im Birkenfelder Raum geben erst die Lehensverträge und die Rückkaufbemühungen der Sponheimer Grafen im Blick auf die Ritter von Schwarzenberg (Stammburg im Primstal) Auskunft: Ritzenberg, Langenhaus, Hammersweiler, Staffeln (wüst), Ebershofen, Ausweiler, Rimsberg und Birkenfeld, schließlich auch Siesbach, Leisel, Brombach, Haßweiler und Nohenthai. Vogteigewait und Eigenbesitz haben den Sponheimern den Ausbau einer Landesherrschaft im Raum BirkenfeldJIdarwald ermöglicht. Im Moselgebiet ist sponheimischer Besitz zu Beginn des 12. Jahrhunderts um Enkirch nachweisbar. Im Zusammenhang mit einer Abgeltung von alten Besitzansprüchen der bei Paris gelegenen Abtei St. Denis in Lothringen, die Graf Adalbert von Mörsberg mit der Mitgift seiner Frau aus dem Hause Mömpelgard-Bar übernommen hatte, sah sich der Erbe, Graf Meginhard von Sponheim 1125 im Blick auf seine Lossprechung von der Strafe der Exkommunikation zu Abtretungen in Lothringen gezwungen. Genannt werden in diesem Zusammenhang aber auch Weinberge an der Mosel „in villa, quae dicitur Cinchirca", eben Enkirch; vielleicht also aus sponheimischem Familiengut, nicht aus mörsbergischem Erbe. Über das Alter des Sponheimer Besitzes an der Mittelmosel weiß man nichts genaueres. Reichsgut, Besitz der Trierer Kirche sowie der Abteien Prüm und Himmerod kommen als alte Ausgangspunkte in Frage. Die Vogtei über die Grundherrschaft Winningen an der Mosel, die die Grafen von Sayn als pfalzgräfliches Lehen innehatten, kam beim Aussterben der älteren Grafen (1247) an die Hintere Grafschaft Sponheim. Aus der Vogtei entwickelte sich die Landeshoheit. Für das Überschreiten der Mosel bedurfte es offensichtlich flankierender Hilfe. In der Eifel, auch auf dem Maifeld, haben sich die Sponheimer Grafen offensichtlich schwer getan, obwohl erfolgversprechende Ansätze bereits seit den Anfängen des Grafengeschlechts festzustellen sind. Das Kröver Reich (Reil, Kröv, Kinheim, Kinderbeuren) wurde erst 1274 an die Grafen von Sponheim verpfändet. Es war bis 1140 im Besitz der rheinischen Pfalzgrafen. Auch der Rechtsansatz Sponheims in der späteren Residenz Traben an der Mosel knüpft an die Pfalzgrafen an. Die Sponheimer Grafen verfügten in Traben über Vogteirechte, vielleicht über Königsgut. 1183 hatte sich Graf Gottfried von Sponheim in Karden an der Mosel vor dem Gericht des Pfalzgrafen Konrad von Staufen wegen der Übergriffe auf den Springiersbacher Klosterhof in Traben zu verantworten. In diesem Zusammenhang kaufte sich das Kloster vom sponheimischen Vogteizwang frei. Natürlich kann man auch von einer sponheimischen Klostervogtei über die Güter von Springiersbach in genere ausgehen, aber dann wäre der pfalzgräfiiche Gerichtsstand nicht unbedingt erforderlich gewesen. Nicht unerheblich trug auch der Fernbesitz der Reichsabtei Comey zum Aufbau der sponheimischen Landesherrschaft im Moselraum bei. Schon 1233 verglich sich Graf Johann von Sponheim mit dem Abt der Reichsabtei über die Sponheim zustehenden Abgaben des Hofes zu Littgen (Litzig) und gräflichen Schutz und Geleit. Die Grafen besaßen im nördlichen Hunsrück die ,,Irmenacher Pflege", mehrere Dörfer umfassend, als Lehen von Comey. 1359 gelang den Sponheimern der Erwerb der Corveyer Besitzungen zusammen mit der Hälfte der Starkenburg, die Sitz des Inha-

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bers der Hinteren Grafschaft wurde. Die restliche Hälfte der Starkenburg, möglicherweise auf Reichsgut gelegen, trug Graf Heinrich von Sponheim bereits um 1200 dem Trierer Erzbischof Johann (1 190-1 2 12) zu Lehen auf. Die bewaldeten Gebiete der Hochfläche des Hunsrücks und die tief eingeschnittenen engen Täler bildeten für den Ausdehnungsdrang der Dynasten keine Barriere. Die ,,Brückenlandschaft" des Hunsrücks erhielt ihre Abstützung durch relativ weit zurückliegende sponheimische Burganlagen: Argenschwang, Koppenstein, Gemünden, Dill, Böckelheim und Sponheim selbst, die zur Verwaltung des Besitzes dienten und die Verkehrswege sicherten. Die Burg Argenschwang, vielleicht jünger als die benachbarte Dalburg der Ritter von Stein, wurde von den Sponheimern jedoch wahrscheinlich bereits im Laufe des 13. Jahrhunderts errichtet. Die ungleich ältere Burg Koppenstein ist um 1100 im Besitz der Sponheimer. Burg Gemünden könnte Ende des 12. Jahrhunderts bzw. am Anfang des 13. Jahrhunderts von den Sponheimem errichtet worden sein. Böckelheim gelangte nach langer Vorgeschichte zu Beginn des 12. Jahrhunderts als Speyerer Lehen an die Grafen von Sponheim. Burg Dill (castrum Dill 1130) gehört zu den ältesten Burgen des Hunsrücks überhaupt, sie war schon in der Zeit Adalberts von Mörsberg eine Stammburg. Nicht mehr fraglich ist, daß sich im Mittelpunkt des sponheimischen Güterkomplexes um Kirchberg eine sponheimische Burg befunden hat (1248 castrum). Anders wäre weder die frühe Entwicklung des ehemaligen Königsgutes noch die spätere Aussonderung der ,,munitio Kirberg" im Rahmen der ersten sponheimischen Teilung zu erklären. Ähnliches ist von dem den früheren geschlossenen sponheimischen Herrschaftsbezirk um Kastellaun-Bell zu sagen. Kastellaun wird ebenfalls 1248 in der Reihe der ,,castra et munitiones" genannt. Im Gebiet von Kastellaun besaßen die Grafen allein 23 Wälder sowie 19 Höfe (Völkenroth, Leideneck). In zahlreichen Dörfem des Gebietes standen den Sponheimern Zins- und Vogteiabgaben zu, die den Übergang von zusammenhängenden Grundherrschaften an die Sponheimer vorauszusetzen scheinen. Zum Umland von Kastellaun gehören die Dörfer Bell, Gödenroth, Roth, Spesenroth, Uhler, Wohnrot, die Pflege Leideneck, Hasselbach, Heyweiler, Hirtisch und Panzweiler. Nur am Rande haben die frühen sponheimischen Rechte und Besitzungen an der unteren Lahn zwischen Nievern und Nassau zu interessieren, die wie das sponheimische Allodialgut um Selters und Maxsain aus einem gemeinsamen Erbe mit den Grafen von Laurenburg und den Herren von Lipporn stammen können. Noch mehr gilt diese periphäre Situation im Sinne unseres Anliegens für die Gründung des Prämonstratenser-Stiftes Knechtsteden am Niederrhein durch den Bruder des Grafen Meginhard von Sponheim, Hugo, die einen weiteren Güterkomplex der sponheimer Familie markiert, Dieser weist herkunftsmäßig auf einen Zusammenhang mit den Pfalzgrafen hin. Der Kumulationsprozeß von Rechten und Besitz in dem sponheimischen Kemraum zwischen Nahe und Mosel setzte um die Mitte des 11. Jahrhunderts ein. Burgenbau, Klostergründung und Namengebung weisen darauf hin, daß der Nahe-Hunsrück mit dem Ellerbachtal zunächst bevorzugt wurde. Die Ausdehnung von Recht und Besitz über den Hunsrück zur Mosel bedingte, daß nicht nur innere naturräumliche Hindernisse zu überwinden waren, sondern auch eine Art von Scharnierfunktion im Blick auf die drei großen Erzbistümer zu übernehmen war. Als Partizipanten

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der politischen Kräfte des Moselraumes unterhielten die Grafen seit dem frühen 12. Jahrhundert enge Beziehungen zu den Erzbischöfen von Köln, deren Lehenträger sie wurden, dann auch immer stärker zu den Erzbischöfen von Trier. Der südöstliche Teil sah sich von Anfang an mit dem Ausgreifen der Erzbischöfe von Mainz im Naheraum konfrontiert, ohne daß es zunächst zu Kollisionen gekommen wäre. Im Gegenteil war die Zusammenarbeit vor Ort enger und wirksamer, während in Köln Domherrenpfründen und sogar der erzbischöfliche Stuhl winkten und die Lehenabhängigkeiten in erster Linie Heinsberg, Heimbach-Hochstaten und Sayn betrafen. Vielleicht war es der Mainzer Unterstützung zu verdanken, daß man sich schließlich ohne größere Beschädigung aus der Lehensansprüchlichkeit der Bischöfe von Speyer im Blick auf Kreuznach und Böckelheim lösen konnte. Die Beziehungen zu Trier werden gern von der dramatischen Situation der Auseinandersetzung zwischen der Gräfin Loretta von Sponheim und dem mächtigen Kurfürsten Balduin von Trier (1307-1354) im Jahre 1328 gesehen, die dem hohen Kirchenfürsten und Beweger der Reichspolitik einige Wochen Gefangenschaft auf der Starkenburg bescherten. Die dauernde Behauptung der Trierer Vogtei über Birkenfeld durch die Sponheimer, Burgenöffnung und Lehensaufträge zeigen aber, daß - gemessen an der MainZer Einflußnahme - eine fast problemlose Nachbarschaft langfristig möglich war. Die neue Phase der Entwicklung seit der Mitte des 13. Jahrhunderts setzte mit Städtegründungen, Freiheitsurkunden und Stadtrechtsverleihungen ein. Im Bereich der Ausbildung des Territoriums führten die Teilungen wohl dazu, daß die Verwaltung, die sich an die Burgen anschloß, einen Ausbau zur Ämterorganisation erfuhr. Denn nur so waren einigermaßen übersehbare und einschätzbare Anteile zu bilden. Erst mit der Schlacht bei Sprendlingen 1278 wurde deutlich, daß es die Fürsten waren, allen voran der Erzbischof von Mainz, die künftig die Entwicklung in einer neuen Qualität bestimmten. Sie schoben sich zwischen die Krongewalt und die kleineren nichtfürstlichen Dynasten und banden letztere fest an sich. Das Erzstift Mainz spielte künftig die führende Rolle als Macht im Naheraum. Der Verlust Böckelheims schwächte die Stellung des Sponheimer Grafen unter den Dynasten des NaheHunsrück-Raumes mehr als die innersponheimische Teilung. Man könnte die den Sponheimern künftig vorbehaltene Rolle mit Vogt als ,,zweitrangig6'bezeichnen, während in der staufischen Epoche noch alles offen schien.

DIE RHEINGRAFEN Eine der Adelsfamilien, die im Mittelalter im Nahe-Hunsrück-Raum sowie in Rheinhessen deutlich Präsenz zeigen, ist die der Rheingrafen, die schließlich im 14. Jahrhundert in die wildgräflichen Linien einheirateten und in das gemeinsame Haus der Wild- und Rheingrafen einmündeten. Die rheingräfliche Familie hatte ihre Wurzeln östlich des Rheins, im Rheingau. Der Weg an die Nahe war langwierig. Das Geschlecht der älteren Rheingrafen wird auf die Hattonen, Grafen im Rhein- bzw. Königssundragau, zurückgeführt. Als das Erzstift Mainz 983 die Hoheitsrechte im Rheingau erhielt, wurden die edelfreien Rheingrafen, denen wohl die Grafschaft verblieb, Vasallen der Mainzer Erzbischöfe, deren Oberhoheit sie nicht mehr abschütteln konnten. Erzbischof Adalbert I. von Mainz erreichte vor 1137 die Ablö-

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sung der alten Rheingrafenfamilie, die mit den Kindern des Rheingrafen Ricolf ausstarb, durch eine Mainzer Ministerialenfamilie. Die Bezeichnungen „Comes de Rinegowe" (1 123), ,,Comes Ren?' (1 124) und ,,Ringravius6'zeigen die Verfestigung der regionalen präterritorialen Situation auf. Die Schwester der amtierenden Grafen Embricho (f 1194) und Werner/Walram, namens Lukardis, war mit dem Ritter Sifrid vom Stein an der Nahe oberhalb Kreuznachs aus dem Ministerialengeschlecht „de petra" bzw. „de lapide" verheiratet. Der Sohn aus dieser Ehe, Wolfram, erhielt die Besitzungen und Rechte des söhnelos gestorbenen Embricho, Mainzer Lehen, Teile der Veldenzer Lehen, weiter Lehen von den Grafen von Loon, Nassau, Katzelnbogen, Nürings, Leiningen und den Wildgrafen, die noch großenteils außerhalb des Kreuznacher Raums gelegen waren. Ritter Wolfram vom Stein übernahm von Embricho auch den Titel „Rheingraf '. Sein Sohn Embricho konnte schließlich die ganze Grafschaft in Besitz nehmen. Damit waren die ,,Rheingrafenw,deren Funktion sich auf die überrheinischen Rechte, den Geisenheimer Pfefferzoll und Aufsichtspflichten und Rechte im Gefahrenbereich des Rheins auf der Strecke des Binger Lochs erstreckte, an die Nahe gekommen. Die oberhalb Kreuznach in der Nähe der Alsenzmündung ansässigen Ritter vom Stein, die über die erwähnte Rheingrafentochter Lukardis einen Aufstiegsimpuls erhielten, werden 1074 im Umkreis der Ravengiersburger Klosterstifter sowie als Vögte faßbar. Ritter Wolfram und sein Sohn Siegfried gründeten vielleicht um 1140 auf Eigengut südlich des neuen Sponheimer Kreuznach das Frauenkloster St. Peter, das 1179 ein kaiserliches, 1196 ein erzbischöflich-mainzischesSchutz- und Bestätigungsprivileg durch Erzbischof Konrad von Wittelsbach erhielt. Rheingraf Wolfram, Sohn aus der Ehe des Ritters Siegfried (um 1140) mit Lukardis, teilte mit seinem Bruder Siegfried die Besitzungen der Familie de Petra. Siegfried erhielt die Rechte und Güter bei Kreuznach: Die Burg auf dem Felsen bei Münster ,,am Stein" nahe der Alsenzmündung in die Nahe, das halbe Dorf Münster mit dem Patronat, einem Lehen des Klosters Hornbach, Besitz in Hüffelsheim und das ältere Kreuznach, das spätere -0sterburger Gericht", mit dem Kirchensatz von St.Martin1St.Kilian. Das waren Lehen der Grafen von Veldenz, die diese vermutlich schon unmittelbar nach ihrer Abteilung von den Wildgrafen zwischen 1113 und 1135 den Rittern von Stein übertragen hatten. Die Veldenzer Lehen waren ihrerseits wieder Lehen der Pfalzgrafen und stammten zum Teil vielleicht schon aus der salisch-staufischen Erbmasse. Auch der jüngere Bruder Wolfram, der die Burg Löwenstein bei Obermoschel übernahm, erhielt mit der zweiten Hälfte von Münster und Teilen des Hüffelsheimer Besitzes vor allem veldenzische Lehen. Die später in den Urkunden erscheinenden Ritter de Lapide sind die Löwensteiner Ritter, während der ältere Zweig der Familie seit 1194 den Titel „Rheingraf ' führte. Entsprechend seinen Verpflichtungen als Lehensmann der Mainzer Erzbischöfe hat Rheingraf Wolfram sich auch bei seiner Option für die geteilte Herrschaft im Reich gegen den Staufer Philipp und zu dem Welfen Otto IV. gestellt, trat dann aber auf die Seite des Staufers und nach dessen Ermordung wieder auf die Ottos. Vielleicht im Rahmen seiner Vorbereitungen zur Wallfahrt nach Santiago de Compostella in Spanien (1206) könnte er zur Erleichterung der Verwaltung seines Besitzes das große Lehensverzeichnis aufstellen haben lassen, eine ausgezeichnete Inventa-

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risierung der Zusammensetzung eines kleinen Territoriums zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Kleine und kleinste Herrschaftsrechte, Renten und Besitzanteile sowie einzelne Hörige, die zum Teil weit zersteut lagen, ergaben den Herrschaftsraum, nur zum kleineren Teil handelte es sich um Eigenbesitz. Rheingräfliche Rechte waren ihrerseits auch wieder an Lehensleute weiterverliehen, die durchaus aus niederem Stande sein konnten und die Lehenspyramide nach unten noch weiter fortsetzten, indem auch diese noch die Lehen weiterreichen konnten. Erbteilungen, Veräußerungen, Erwerbungen, Lehensheimfdle und Vergabungen, Gewinne und Verluste durch stillschweigende Annexionen hielten das Herrschaftssystem in fortwährender Bewegung. Wolfram hatte Guda von Bolanden geheiratet und erhob Ansprüche auf das Erbe des Schwiegervaters gegen seine Schwäger Wemer 111. von Bolanden und Philipp 111. von Bolanden-Hohenfels. Das Verzeichnis ist allerdings nicht aus einem Guß. Es enthält zu Anfang eine Auflistung der passiven Lehen des Rheingrafen Wolfram nach den Lehensbriefen geordnet: 1. Reich, 2. Erzbischöfe von Mainz und von Trier sowie Landgrafen von Thüringen, 3. Abteien Fulda, St. Alban, Altmünster, St. Maximin, Siegburg, 4. Pfalzgraf, 5. Dompropst und Propst von St. Guido zu Speyer, 6. Grafen von Veldenz, Zweibrücken, Sponheim, Wildgrafen zu Dhaun, Raugrafen von der Baumburg, Leiningen, Nassau, Sayn, Loon, Blieskastel, Schaumburg, Homburg, Wildgrafen von Kyrburg 7. 9 freie Herren. Abschnitt I1 stellt eine Verfügung des Rheingrafen Embricho zu Gunsten seines Neffen Wolfram dar, wohl zu Fundierung eventueller angefochtener Erbansprüche. Es folgt eine Reihe von näheren Beschreibungen und Verzeichnissen von Einkünften und Hörigen verschiedener Villicationen Wolframs: Einkünfte in Windesheim, Volxheim, Nieder-Hilbersheim, Sauer-Schwabenheim, Bettenheim (wüst bei Sprendlingen), Megelsheim (St. Johann bei Sprendlingen), bevogtete Leute des Klosters Altmünster in Mainz, Hörige der Propstei Hirzenach, der Herrschaft Rhens, der Villicationen Sarmsheim, Megelsheim, Wörrstadt, Ockenheim, Sauer-Schwabenheim und rheingräfliche grundherrliche Zinsverpflichtungen. Abschnitt IV stellt Güter zusammen, die der Rheingraf an Herren, Ministerialen und Klöster verpfändet hat. Abschnitt V stellt Einkünfte und Güter zusammen, die dem Rheingrafen Wolfram durch Wemer 11. von Bolanden und Wolframs Gemahlin Guda im Zeitraum seiner Kreuzfahrt (1 189-1 191) entzogen und vorenthalten wurden. Der nächste Abschnitt des Verzeichnisses, von anderer Hand geschrieben, bringt Notizen über Geldbeträge, die Rheingraf Wolfram zur Gewinnung von Lehensmannen und Burgmannen ausgegeben hat sowie über Güter, die diese ihm dafür als Lehen aufzutragen verpflichtet sind. VII. rheingräfliche Pfandschaften anderer Herren. VIII. Prozeßakten über den Streit zwischen dem Rheingrafen Wolfram mit seinen Schwägern aus dem Hause Bolanden und Falkenstein. IX.Hörige aus dem Nachlaß der Guda von Bolanden. X. Güterverzeichnisse,die nach Rheingraf Wolframs Tod (1220) nachgetragen wurden. Aufgezählt werden Einkünfte des Rheingrafen in Wörrstadt, der Rheingräfin und Gudas in Mainz und Einkünfte des Rheingrafen Wemer in Sarmsheim, Nieder-Hilbersheim, Sauer-Schwabenheim, Budenheim, St. Johann, Volxheim, Bosenheim, Ippesheim, Osterburg (bei Kreuznach), gefolgt von einem längeren Verzeichnis von rheingräflichen Hörigen. Die Zusammenstellung gibt keine Auskünfte über den unbestrittenen Allodialbesitz, sondern listet nur die Verpflich-

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tungen und Beziehungen gegenüber anderen Herrschaften und die von diesen gegenüber den Rheingrafen geschuldeten auf. Aus der Masse der Informationen seien einige Schwerpunkte gesetzt. Dabei ist zu bedenken, daß es kaum eine Gemeinde in unserem Raum gibt, bei der nicht irgendwann einmal ein rheingräfliches Recht oder Teilrecht oder Besitzzuweisungen anzunehmen sind. Unter den Lehen des Reichs in der Hand des Rheingrafen wird Gmndbesitz in Hüffelsheim genannt, unter denen des Erzbischofs von Mainz solche in Gau-Algesheim, unter den Lehen von St. Alban das Lehen Ehlenbach und Wieselbach beim Walde Winterhauch sowie Güter in Memheim, vom Kloster Altenmünster in Mainz Güter in Bettenheim und von St. Maximin Rechte und Einkünfte in Groß-Winternheim und Sauer-Schwabenheim. Berücksichtigt werden weiter vom Pfalzgrafen Vogteirechte in Windesheim und Wörrstadt, die halbe comecia in Sauer-Schwabenheim, vom Dompropst von Speyer Gmndbesitz in Cni~enak0,Cmcenache (Kreuznach), vom Propst von St. Guido in Speyer die Vogtei über Güter in Bosenheim. 2 Mühlen in Kruzenache sowie villam in Osterburch cum omni iure (Osterburg bei Kreuznach), die Hälfte von Münster am Stein mit der Hälfte des Zehnten und der Kircheninvestitur sowie Geldeinkünften in Meisenheim. Weiter erscheinen von den Grafen von Zweibrücken die Vogtei über das Altenmünsterkloster, die Vogtei über Güter von St. Maximin in Bettenheim sowie in Badenheim, Hüffelsheim und FreiLaubersheim, vom Grafen von Sponheim über Grundbesitz der Vogtei in Cmcenake, weiter dimidietatem curie in Horbruch. Die Aufstellung scheint sich unendlich fortzusetzen: Vom Wildgrafen (a Silvestri comite) die Vogtei in Sauer-Schwabenheim über die Güter von St. Maximin, vom Wildgrafen von Dhaun die halbe comecia Wörrstadt, die gesamte comecia in Zotzenheim und Weiler (Dreckweiler oder Weilerhof bei Frei-Laubersheim), vom Raugrafen von der Altenbaumburg Güter in Sauer-Schwabenheim, vom Grafen von Saarbrücken ein Drittel der Vogtei in Ebernburg, vom Grafen von Loon den Zehnten in Kirn und die Kircheninvestitur, desgleichen in Zotzenheim sowie ein Drittel des Zehnten in Gau-Algesheim, vom Grafen von Blieskastel den Zehnten und die Kjrcheninvestitur in Bosenheim sowie Grundbesitz in Volxheim und vom Wildgrafen von Kirchberg die curia sancti Galli mit der Vogtei in Wörrstadt. Auch aus der Hand von Ministerialen werden Lehen genannt: In Gau-Algesheim (von den Herren von Steckelnberg), Windesheim (Herr Konrad Kalb), Bretzenheim an der Nahe (Herren von Randerath), Pleitersheim (Herr Werner von Oberstein), Sarmsheim (Dietrich von Oberstein), Wörrstadt (Volmar von St. Alban). Dazu treten die Lehen, die der Rheingraf ausgegeben hatte, so Höfe, Grundbesitz, Geldrenten und Zehnten in Norheim und Mandel, Windesheim, WörrStadt, Bettenheim und Osterburg bei Kreuznach. Hörige besaß der Rheingraf in Osterburg 34, im Sponheimer Kreuznach 31, in Windesheim 17 und 2, Frei-Laubersheim 2 1, Wallhausen 3, Gau-Bickelheim, Megelsheim, Sarmsheim und Bosenheim 15, Münster bei Bingen 10, Sarlesheim 6, Siefersheim 6, Volxheim 4, Dreckweiler 9, Langenlonsheim 3, je einen in Norheim, Münster bei Kreuznach, Bornheim, Rüdesheim, Ippesheim, Welgesheim und Appenheim. Trotz dieser insgesamt eher schmalen temtorialen Basis, die eines hohen Aufwandes an Verwaltung bedurfte, waren die Rheingrafen zeitweilig in der Anmeldung politischer Ansprüche durchaus nicht ohne Erfolge. Wolframs I. Sohn Sieg-

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fried erlangte die Regensburger Bischofswürde, Wolfram selbst besaß Burg Reichenstein am Rhein als Rheichspfandschaftbis 1217. Rheingraf Embricho, von 1223 bis um 1241 alleiniger Besitzer der Grafschaft, suchte vergeblich, die Mainzer Oberhoheit über die Rheingrafschaft abzuschütteln. 1236 nahm er auf der Seite der Wildgrafen an einer längeren Fehde gegen den Mainzer Erzbischof Siegfried 111. von Eppstein teil. In der politischen Anhängerschaft wechselte er von Heinrich (VII.) zu Kaiser Friedrich II., seine Nachfolger erkannten 1257 Richard von Comwall als König an, was als Reichslehen die strategisch wichtige Schwabsburg im Ingelheimer Reich einbrachte. Die Katastrophe wurde angelegt, als Rheingraf Siegfried sich 1276 den MainZer Bürgern in ihrer Fehde gegen den Erzbischof Werner anschloß. Drei Jahre später verbündete er sich mit den Sponheimer Grafen gegen den Mainzer in deren Fehde wegen der Burg Böckelheim. In der entscheidenden Schlacht von Sprendlingen 1279 geriet Siegfried in die Gefangenschaft seines erzbischöflichen Lehensherrn. Der 128 1 geschlossene Friedensvertrag untersagte dem Rheingrafen hinkünftig das freie Betreten des Rheingaus, forderte das Öffnungsrecht für die Stammburg auf dem Rheingrafenstein bei Münster, den Verzicht auf eine Reihe von erzbischöflichen Lehen und eine Kriegsentschädigung. Der de facto-Verlust des Rheingaus traf den auf die Naheposition zurückgeworfenen Rheingrafen, der auf die Stufe eines kleinen Territorialherm hinabgedrückt wurde. Immerhin schossen die infolge ihrer Rheinzolleinkünfte sagenhaft reichen Grafen von Katzelnbogen die Kriegsentschädigung vor. Der sich in Geldverlegenheit befindende Rheingraf mußte sogar den Erzbischof von Mainz beleihen. Die Talsohle des Erfolgs wurde jedoch wieder verlassen, indem Siegfrieds Sohn Johann durch die Heirat mit Hedwig, der Erbin der Wildgrafen von Dhaun, die große Erbschaft anlegte, die der Enkel Johann 11. mit seiner Heirat der Erbin des Kyrburger Zweiges der Wildgrafen, Margarete, vollendete. Der Schwerpunkt dieser in mehrfacher Weise vereinigten Wild- und Rheingrafschaft blieb bzw. wanderte nun an die mittlere Nahe, in den sich anschließenden Hunsrück und in den Westrich.

DIE HERREN VON BOLANDEN Zwischen den Herren von Bolanden und den Rheingrafen bestehen gewisse Verbindungen, obwohl die Herren von Bolanden der Reichsministerialität entstammen und in ihr verblieben, während die Herren vom Stein sich den Grafentitel und -rang erheiratet haben. Von der Überlieferung her ergibt sich sozusagen rein formal eine Ebene des Vergleichs, indem das älteste Lehenbuch Werners 11. von Bolanden eine wertvolle Quelle für die Erkenntnisse der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des Reichsdienstmannengeschlechts der Herren von Bolanden darstellt, dessen Entstehungszeit von 1194-1 198 nicht sehr weit von der des Lehenbuches und Güterverzeichnisses des Rheingrafen Wolfram entfernt ist. Von der Typologie der Reichsministerialität als solcher ergibt sich von der Kaiserslauterer Reichsministerialen-Gruppe ein genealogischer Brückenschlag zu den Herren de Lapide, indem die Leitnamen Emercho und Wolfram auch bei den Lewensteinern gebraucht werden, die im Geflecht der Reichsministerialität behei-

Die Herren von Bolanden

matet sind. In einer gewissen Weise können auch die Rheingrafen wie die Bolanden der Mainzer Reichsministerialität zugerechnet werden. Vorgänger des Rheingrafen Emercho als Vicedominus im Rheingau (1219-1227) war Philipp von Bolanden (121 l), der die Burg Ehrenfels erbaute. Nach dem Tode des Rheingrafen Embricho IV. sind Güter im Rheingau an den Bolander übergegangen. Werners 11. von Bolanden Gemahlin Guda von Weisenau trat mit Forderungen an das Rheingrafenhaus heran. Das Geschlecht der Bolanden ist nach Bosl aus der Ministerialität des Erzbischofs von Mainz hervorgegangen, wozu die Einheirat in weitere Mainzer Geschlechter trat, wobei besonders Guda von Weisenau zu erwähnen ist. Der Herrschaftsbereich der Reichsministerialen von Bolanden entstand seit dem 12. Jahrhundert in dem Waldgebiet um den Donnersberg, das sich an den Lauterer Reichsforst anschloß, es stand dem Landesausbau und der Herrschaftsbildung damals noch offen. Der eigentliche Stammsitz des Reichsministerialen-Geschlechts wurde die Burg AltBolanden bei Marnheim. 1120 gründete Werner I. nahe seiner Veste das HauskloSter Hane ,,infra allodium nostrum" (1 193), um 1206 wurde die Burg Neubolanden erbaut. Rechte und Besitz aus Königsgut, aus der Hand des Barbarossa-Sohnes Konrad von Schwaben, Leininger und Wormser Lehen und Eigengut (Burg Wilenstein im 13. Jhdt.) traten hinzu. Von Kaiser Friedrich I. erhielten die Bolanden die alte salische Vogtei über das Kloster Münsterdreisen am Donnersberg. Der bolandische Besitz um 1200, der aus Vogtei- und Hoheitsrechten in 140 Dörfern und aus Grundbesitz in 110 Dörfern bestand, war in der Pfalz und in Rheinhessen arn dichtesten, aber auch am Rhein war man praktisch von Speyer bis Andernach präsent. Hauptquelle des Reichtums waren ganz offensichtlich Zollrechte. Wichtig war die bolandische Vogtei über das Ingelheimer Reich als Amtslehen, das neben einigen Dörfern im Umkreis auch Daxweiler mit einem Teil des Soonwaldes umfaßte. Mit der Pfalz Ingelheim und den anhängenden weiteren Reichsgutbezirken verfügten die Bolander als die eigentlichen Vertreter der territorialen Interessen der Kaiser westlich des mittleren Rheinlaufs über eine wichtige Drehachse der mittelalterlichen Kaiserpolitik (Bosl). Die Bolander besaßen im südwestlichen Bereich des Nieder-Ingelheimer ,,Saales'', dem karolingischen Pfalzbezirk, eine „Burg" mit einem mächtigen, ,,Boländer" genannten Turm, von der aus sie Zoll erhoben, weshalb diese 1254 von den Truppen der rheinischen Städte gebrochen wurde. Auch in Bingen verfügten die Bolander über einen Turm, den Werner 11. während der zweiten Regierung des Erzbischofs Christian I. (1165- 1183) erworben hatte und um 1194-98 von dessen Nachfolger Erzbischof Konrad von Wittelsbach zu Lehen nehmen mußte. Das Lehensbuch gibt allein 21 befestigte Plätze bzw. Burgen an, die als das Gerüst des werdenden Territoriums zu sehen sind. Auch Leyen bei Rürnrnelsheim und Burg Reichenstein am Rhein (13. Jhdt.) befanden sich in der bolandischen Herrschaft. Werners 11. Wirken beginnt in Mainz, wo er als Schwager des Mainzer Kämmerers Dudo von Weisenau oder auch in eigener Person als Mainzer Ministeriale in den Aufstand der Ministerialen gegen Erzbischof h o l d verwickelt wurde. Seit 1165 tritt er in den Umkreis Friedrich Barbarossas, in den Kaiserdiplomen für das Rheintal findet er sich bald an hervorragender Stelle unter den Reichsdienstmannen. Im Sinne der Politik des Kaisers lag es, das Erzstift Mainz zu schwächen und einzu-

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engen, indem er dessen Ministerialität gegen den Erzbischof auszuspielen versuchte. Unter den an Wemer von Bolanden verpfändeten Mainzer Gütern ist auch GauAlgesheim zu nennen. Werner 11. war auf fast allen Hoftagen Friedrichs I. anwesend, die am Rhein stattfanden, ebenso bei wichtigen Vertragsabschlüssen. Möglicherweise war er 1182 schon Prokurator des Reichsguts am Mittelrhein, eine Stellung, die auch Philipp von Hohenfels bekleidet hat. Eine Reihe von wichtigen Aktivitäten kennzeichnen das kaiserliche Vertrauen (Trierer Wahlstreit 1163189, beim Italienzug des Kaisers 1184/85), bis dann mit Heinrich VI. seine Verwendung zurücktritt. Werners 11. Enkel, Reichstruchseß Wemer 111. von Bolanden und Philipp 111. sind durch ihre Mutter Hildegard, Schwester Erzbischof Siegfrieds 11. von Eppstein, mit diesem einflußreichen Erzbischofsgeschlecht auf dem Mainzer Erzstuhl verbunden. Die Erzbischofswahl des Schwagers vollzog sich im Zeichen der Gegenwart des mächtigen Reichsdienstmannen-Geschlechts. Bei der Wahl ihres Onkels, König Ottos IV., verlassen sie die staufische Partei, um sich dann von 1201 bis 1212 zwischen Staufern und Welfen hin und her zu bewegen. Wemer IV. und Philipp IV., der Begründer der Linie Falkenstein, sind noch maßgeblich an der Reichspolitik des Staufers Friedrich 11. beteiligt. In den Thronwirren des Interregnum betätigen sich die Bolander Familien wieder auf verschiedenen Seiten. Konrad IV. und sein Rivale Wilhelm von Holland fanden so gleichermaßen Unterstützung. Erst nach Konrads IV. Tod ergriff man einhellig Partei für König Wilhelm, nach 1257 dann für Richard von Comwall. König Richard vermählte sich mit einer Falkensteinerin, so daß die Ministerialenfamilie durch die Verschwägerung mit einem deutschen König einen bedeutenden sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg erlebte. Hatten die Bolander doch ihre ausgedehnten Besitzungen in nur wenigen Jahrzehnten zusammengebracht. Philipp aus der Seitenlinie der Hohenfelser war seit 1236 Reichskämrnerer, seit 1242 Prokurator am Mittelrhein und 1249 staufischer Burggraf zu Oberwesel und Boppard. Den Aufstieg zu hohen Reichsämtern setzte Philipp I. von Falkenstein-Münzenberg fort, der 1257 von Richard von Cornwall zum Reichskämmerer ernannt wurde. 1241 teilte sich die Familie in die Linien Bolanden, Bolanden-Hohenfels, Bolanden-Falkenstein und Bolanden-Hohenfels-Münzenberg,später Falkenstein in der Wetterau. 1268 bzw. 1276 spaltete sich von dem Hohenfelser Zweig noch eine Linie zu Reipoldskirchen ab. Die Stammlinie teilte sich ebenfalls noch einmal auf. Ein Zweig vereinte sich mit den Raugrafen auf der Neuenbaumburg, der zweite begründete durch Heirat der Enkelin Wemers IV., Kunigunde, mit dem Grafen Heinrich von Sponheim-Kreuznach die Linie Sponheim-Bolanden-Dannenfels. Nicht zuletzt durch die Teilungen und Erbauseinandersetzungen wurde seit der Mitte des 13. Jahrhunderts der Niedergang der bolandischen Familie herbeigeführt. Die Linie Bolanden starb 1369 aus. Dem münzenbergischen Zweig glückte 1398 die seltene Aufnahme in den Reichsgrafenstand. Nach dem zwischen 1194 und 1198 von einem Johann von Flombom verfaßten Lehenbuch bestand der Bolander Besitz vor allem aus Lehen, großenteils vom Erzstift Mainz. Viele Lehen, besonders von Kirchen und Klöstern, vor allem auch von Vogteien, werden bereits als Allodialgut bezeichnet, obwohl das Gegenteil nachzuweisen ist. Eigengut wird, wenn wir das Verzeichnis auf die Angaben für unseren Raum sichten, für Wöllstein, (Dreck-)Weiler, Bosenheim, Bingen und Umgebung,

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Rürnmelsheim und Burg Layen, Bretzenheim an der Nahe und Waldlaubersheim angezeigt. Als Lehen vom Reich werden Rechte und Besitz im Ingelheimer Reich, in Mandel, Norheim und Gaulsheim registriert. Von Konrad von Staufen besaß man den Bettenheimer Hof bei Sprendlingen, in Holzhausen bei Bingerbrück die Vogtei über Besitzungen der Gräfin von Nürings und Gut in Ockenheim. Von Herzog Welf war man mit Grundbesitz in Badenheim belehnt, der von Lorsch herrührte. Der Erzbischof von Mainz wird für Vogteirechte und Einkünfte in Bingen genannt, vom Erzbischof von Köln ein Lehen in Norheim erwähnt, bischöflich Metzer Lehen der Herren von Bolanden lagen in Gau-Odernheim, Gaulsheim und Ockenheim, in letzterem befand sich auch ein Lehen des Abtes von Tholey. Vom Pfalzgrafen, damals Heinrich d.Ä. von Braunschweig, besaß man dessen Kölner Lehen Bretzenheim und Winzenheim sowie Besitz in Biebelnheim, Ippesheim und Langenlonsheim. Vom Grafen von Sponheim rührte Grundbesitz in Dalen bei Sponheim, vom Grafen von Leiningen hatte man den Zehnt in Ippesheim, vom Wildgrafen die praefectura in den Dörfern zwischen Mainz und (Gau-) Odernheim,vom Grafen von Saarbrücken die Vogtei über die Besitzungen von ~ a i n z e Stiften r im Binger Raum. Als weitere gräfliche Lehen verfügte das Reichsministerialen-Geschlecht von den Grafen von Katzenelnbogen über den Scholländer Hof bei Waldböckelheim, vom Grafen von Dietz über Besitz von Fulda in Dromersheim als Afterlehen. Vom Grafen von Loon endlich besaßen die Bolanden die Vogtei über tholeyschen Klosterbesitz in Zotzenheim, dann über weitere kirchliche Einkünfte in Welgesheim, Langenlonsheim, Waldlaubersheim mit den Dörfern Genheim, Roth, Schweppenhausen, Eckenroth und Renzenberg (wüst bei Stromberg) sowie Besitz in Badenheim. Die bolandische Rechts- und Besitzkonzentration ist besonders in Bingen interessant. In Bingen befand sich neben dem schon erwähnten Turm in bolandischen Händen der Brot- und Tierzoll sowie die Wagengerechtigkeit, schließlich die Vogtei über Büdesheim als Lehen der Grafen von Saarbrücken sowie das fuldische Lehen der Grafen von Diez in Dromersheim. Dazu kamen Zinsen, Abgaben und Grundbesitz, die von den Bolanden an weitere Ministeriale verliehen waren (späterer Teil des Lehenbuchs aus der Mitte des 13. Jahrhunderts) und sich für Bingen bei der Familie der Gilgengauware, bei Arnoldus Rufus und Johannes filius Luof (Zehntrechte von den Gütern der Mainzer Herren) aufhielten. Aus dem Nachlaß der Guda von Bolanden wurden Hörige in Bingen beansprucht. Mit Bertholdus wird der Bruder des Binger Ministerialen Regenboto als Höriger genannt, weiter die Frau des Meiers von Gaulsheim mit ihren Söhnen. Die Ministerialität war nicht nur in ihrer beeindruckenden hochrangigen Qualität als Reichsdienstmannenschaft im Dienst des Königtums in den noch intakt gebliebenen Zentren des Reichsgutes am Mittelrhein vorhanden, sondern auch im Umkreis der Mainzer Erzbischöfe oder des Dynastenadels. Im Rahmen der schnellen sozialen Fluktuation bildete die Ausgangsposition für diese neue Schicht in Bingen sicher nicht nur die Gruppe der ausdrücklich Unfreien, sondern auch der Bereich der schöffenbaren Familien, die in der Binger Gemeinde politisch und wirtschaftlich aktiv, durch Lehen und Konnubium gelegentlich den Anschluß an die Schichten der potenteren Ministerialität bzw. des niederen Adels finden. Wenn sich dabei Verbindungen zu den Herren von Bolanden aufzeigetn, war dies jedenfalls

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ein Indiz dafür, daß man sich in der Nähe der sozial erreichbaren Führungsspitze bewegen konnte. Eine gewissermaßen gentilizische Situation verdeutlicht die Familie der Regenbodo (Reinbodo) von Bingen, deren gleichnamige Namensträger sich in geschlossener Generationsfolge neben den anders benannten jüngeren Brüdern und Schwestern ablösen und seit 1151 nachgewiesen werden können. Der Name deutet auf eine ursprünglich reichsministeriale Amtsfunktion für den Binger Raum hin, die im mittelhochdeutschen Wortverständnis weit über unseren verengten Begriff des ,,Boten" hinausgehen konnte. Ein Verkauf von Weinbergsland in Münztal 1206 durch Richard von Rinecke an das Kloster Eberbach erfolgte ,,coram Reimbodone et civibus Pingvie". Die Benennungen miles, dominus, Ritter und nobilis vir lassen deutlicher als in anderen Fallen ministeriale Zugehörigkeit erkennen, die schließlich einen dem niederen Adel entsprechenden Status erreicht, obwohl ursprüngliche oder aufgetragenen Zugehörigkeit von Familienmitgliedern zum bolandischen Hörigenverband gegeben ist. Ob in Kreuznach, villa regia et paiatium, in frühstaufischer Zeit noch von einem Zentrum königlicher Interessen gesprochen werden kann, ist auf Grund der regionalen und lokalen Forschungsergebnisse fraglich. Aber es lassen sich Zeugnisse in diese Richtung interpretieren. 1158 erscheinen die Brüder Hartwich und Hamercho de Crucenache als ministeriales regis neben Wolfram von Stein, Otto von Schönburg, Burkhardt von Stahleck und Reinbot von Bingen. 1160 treten in einer Urkunde des Erzbischofs von Mainz de Crucenachen auf: Cuno dapifer, Friedrich pincerna, Gotebold, Hartwin und Hartmud marescaici. Bosl hat diese Zeugnisse als Indizien für reichsministeriale Funktionen angesehen, das ist aber für das letztere Beispiel nicht anzunehmen. Eine solche Konzentration von reichsministerialen Hofämtern in Kreuznach ist unglaubwürdig. Man wird eher an ein frühes Zeugnis für noch nicht erblich und endgültig eingerichtete erzstiftisch mainzische Hofämter zu denken haben. Bosl unterstreicht mit Recht den Einfluß der frühen reichsministerialen Rheingrafen von Stein (de Petra, de Lapide), die mit den Bolanden verschwägert waren, während die spätere Entwicklung diese Familie zu den bekanntesten Vertretern der Mainzer Ministerialität im linksrheinischen Raum werden läßt.

DIE GRAFSCHAFT VELDENZ ( 111311135 -1789) Zwischen 1113 und 1135 haben sich die Grafen von Veldenz von den Wildgrafen gelöst. Seit spätestens 1129 nannte sich dieser zweite Ast der Nachkommen der Emichonen nach der Burg Veldenz an einem Seitenbach der Mosel nahe Bernkastel. Die Burg war damals schon Lehen des Bistums Verdun, denn bereits 1085 gab ein Emicho dem Bischof von Verdun einige Kirchen von Dörfern zurück, die in der Nähe dieser Burg lagen. Der Veldenzer Besitz bestand zum größten Teil aus Lehen von großen Kirchen. Mainzer Lehen lagen in Meisenheim, Odemheim, Niederhausen und Badenheim, dazu kamen Streubesitz und Einzelrechte in zahlreichen Dörfem zwischen Mainz und Alzey. Lehen des Hochstiftes Verdun befanden sich um die Burg Veldenz, bei Kusel, Medard und Baumholder, in Winnweiler und Alsenz, dazu kam Burg Lich-

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tenberg in der nordwestlichen Pfalz. Vom Hochstift Worms waren Obermoschel und die Landsburg sowie die Burg Montfort Lehen. Die frühe Kirche St. MartiniSt. Kilian im ehemaligen Römerkastell und die sich anschließendealte Siedlung Kreuznach mit dem Gericht war ehemaliges Gut des Nahegaugrafen-Geschlechts der Emichonen, vielleicht auch Lehen des Hochstifts Würzburg, das allodifiziert und an die Grafen von Veldenz bei der Teilung mit den Wildgrafen vererbt wurde. Schließlich besaßen die Veldenzer als Lehen der Pfalzgrafen das halbe Dorf Münster arn Stein, das sie um 1200 an die Rheingrafen zusammen mit dem alten Kreuznach (Osterburg) und dem Patronat St. Martini St. Kilian weiterverliehen hatten. Die übrige Hälfte von Münster am Stein hatten die Ritter von Löwenstein, die nahe Obermoschel an der Alsenz saßen, als Veldenzer Lehen inne. Da vor den Rheingrafen die Ritter vom Stein das halbe Dorf Münster im Lehenbesitz hatten, diese Verwandte der Ritter von Löwenstein, war dieser Besitz möglicherweise schon sehr früh von den Grafen von Veldenz an die Ritter vom Stein übertragen worden. Die Ritter vom Stein haben im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts die Rheingrafen beerbt. Die pfalzgräflichen Rechte übe; Münster, die dieser Position an der Nahe zugrundeliegen, könnten aus dem salisch-staufischenErbe und der frühen Hornbacher Schenkungssituation stammen. Weitere veldenzische Grundherrschaftsrechtelagen in Winzenheim und in Siefersheim. Der größte Teil des Besitzes, der südwestlich der Linie Norheim - Feilbingert Hochstädten/Alsenz schon in sehr früher Zeit im Machtbereich der Emichonen und ihrer Veldenzer Erben lag, wurde nach 1444 pfalz-zweibrückisches Oberamt Meisenheim. Die Veldenzer Grafen bewegten sich durchaus nicht in der wildgräflichen Territorialpolitik ihrer nächsten Verwandten integriert, wenn es auch nicht zu der Entwicklung eines ausgesprochenen Dualismus gekommen ist. Sehr eng waren dagegen die Beziehungen zum Erzstift Mainz. Seit 1280 hatten sie das Mainzer Truchsessenamt inne, ein Hofamt, das aber eben urprünglich noch über gewisse Rechte und Pflichten verfügte, die ein engeres Verhältnis zu den Erzbischöfen anzeigten. 1282 schlossen die Grafen ein festes Bündnis mit dem Mainzer Erzbischof. Die enge Zusammenarbeit hatte keine beeinträchtigenden Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Grafen von Sponheim, zu denen Veldenz ebenfalls recht gute Verbindungeh, auch verwandtschaftlicher Art, unterhielt. In der schweren Konfrontation zwischen den Grafen von Sponheim-Kreuznachund dem Mainzer Erzbischof 12791 82 haben die Grafen von Veldenz nicht unmittelbar eingegriffen, sondern Neutralität gewahrt. Bei der Streulage des Veldenzer Besitzes von der Mosel bis vor die Tore von Mainz (Essenheim) waren gute Beziehungen zu den mächtigeren Nachbarn eine notwendige Vorbedingung. 1270 starb die ältere Linie der Grafen von Veldenz aus. Die Großväter der Erbtochter Agnes, Graf Heinrich 11. von Zweibrücken und Wildgraf Emicho 111. von Kyrburg, übernahmen für einige Zeit die Regentschaft, bevor die Grafschaft Veldenz an den Ehemann der Agnes, Heinrich von Geroldseck, überging, der aus der Ortenau (Burg und Herrschaft Geroldseck) kam. Heinrich und sein Sohn Georg vergrößerten und festigten das Territorium der Grafschaft Veldenz. Sie errichteten die Burg Moschellandsberg bei Obermoschel im Bereich eines Lehens des Bistums Worms und die Lichtenburg an der Grenze des aus dem Frühmittelalter rührenden

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Einflusses des Bistums Metz und des Erzbistums Reims. Kompetenzstreitigkeiten mit den Inhabern der Herrschaft Oberstein wegen des gemeinsamen Besitzes von verdunschen Lehen bei Wolfersweiler,Bleiderdingen und Baumholder endeten 1277 zugunsten von Veldenz. Wilhelm Bosse1 vom Stein trug 1286 seine neue Burg bei Nohfelden Veldenz zu Lehen auf, das sich mittels Pfandschaft und Kauf allmählich ganz in den Besitz der Burg brachte. Nach einer Entschädigung durch den Grafen Georg kam das verdunsche Lehensgebiet der Grafschaft 1327 unter die Hoheit von Veldenz, lediglich eine formale Oberhoheit blieb dem lothringischen Bistum erhalten. Zentren des Besitzes blieben im Naheraum Meisenheim, Odernheim, Moschellandsburg und Niederhausen. Die Vogtei Winzenheim war eines der veldenzischen Lehen. Zum späteren Oberamt Meisenheim gehörten die Stadt Meisenheim, seit 1315 mit Oppenheimer Recht begabt und seit 13 14 Residenz, Breitenheim, Callbach, Gangloff, Raumbach, Reiffelbach, Schmittweiler, Roth, ferner Odenbach, Adenbach, Gimsweiler, Cronenberg, Becherbach beim Hof St. Medard, das Amt Landsberg mit Burg Montfort und Sitters, die Ämter Waldgrehweiler und Hohenöllen sowie ein Teil des Stolzenberger Tals. Nach 1444 kamen Rehborn, Duchroth und Oberhausenmahe hinzu, im 16. Jahrhundert Jeckenbach und Desloch und 1623 Lettweiler. Der Raum am unteren Glan wurde damit weitgehend von dieser Grafschaft beherrscht. Die nun begründete jüngere Linie der Grafen von Veldenz starb ihrerseits 1444 aus, nachdem sie noch kurz zuvor in das Erbe der 1437 ausgestorbenen Grafen von Sponheim eingetreten war. Über die Veldenzer Erbtochter Anna gelangte die Grafschaft Veldenz an Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken, der seinerseit durch die große pfälzische Erbteilung von 1410 unter anderem die zweibrückischen Gebiete zugeteilt bekommen hatte. Pfalzgraf Stephan hinterließ 1459 seinem jüngeren Sohn Ludwig das Fürstentum Zweibrücken und die Grafschaft Veldenz, die künftig zu den zweibrückischen Landen gehörte. Zwischen 1450 und 1550 hielt sich die Herzogsfamilie häufig auf der Lichtenburg auf, seit dem Spätmittelalter Sitz eines Amtes und einer Reihe von Burgmannen mit ihren Familien. Meisenheim blieb Verwaltungszentrum und wirtschaftlicherMittelpunkt für das untere Glantal. 1550 wurde es für längere Zeit Sitz der zweibrückischen Landesvenvaltung für den Silber- und Quecksilberbergbau. Zeitweilig war es (bis 1697) Sitz einer Nebenlinie des pfalzzweibrückischen Hauses. Für Meisenheim ist von einer frühen evangelischen Predigt für 1523 oder 1526 berichtet, die ein Johanniter gehalten hat. Pfalzgraf Ludwig 11. von ZweibrückenVeldenz trat als erster linksrheinischer Fürst offen für die Reformation ein. Ulrich Zwingli und seine Begleiter erhielten auf dem Weg zum Marburger Religionsgespräch (1529) freies Geleit in seinen Landen und waren auf dem Hin- und Rückweg als Gäste auf der Lichtenburg. Die Wehranlagen der Lichtenburg wurden in drr Zeit des Aufstandes des Gemeinen Mannes (1525) von den Bauern neu befestigt und dienten der Bevölkerung als Zuflucht. Alles in allem bedeutete der Bauernkrieg keinen wesentlichen Einschnitt für das Gebiet, wohl aber die Zeit der Reformation. Die Johanniter gaben ihre Meisenheimer Komturei 153 1 gegen eine Entschädigung auf, was auf die Durchsetzung der neuen Lehre seitens des Landesherrn hindeutet. Einer der tüchtigsten Regenten des kleinen Territoriums mit der Residenz Meisen-

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Die Nähe zu dem Reichsgutbezirk Ingelheim, der sich zwischen Bingen und Mainz behauptete, ließ immer wieder Impulse zu, denken wir an die Pfalzgrafen, konradinischen und staufischen Persönlichkeiten mit Eigeninitiativen, die von den Erzbischöfen wegführten. Die Reichsunmittelbarkeit von Kreuznach stand dagegen nie zur Diskussion. Diese Stadt lebte ausschließlich von den Privilegien ihrer Stadtherren, die hier auch für sich selbst als Landesherren eine Chance erkannten, mit einem zentralen städtischen Mittelpunkt für ihr Territorium den Anschluß an die politische und ökonomische Führungsansprüche demonstrierende Landschaft um Mainz, Worms, Speyer und Frankfurt zu eröffnen. Die endgültige Aufgabe pfalzgräflicher Pläne, die mit dem Pfalzgrafen Konrad von Staufen einen Höhepunkt erlebt hatten, indem sie die pfalzgräflichen Rheinpolitik mit staufischen Hausmachtambitionenzusammenführen sollten, dann allerdings in der Zerstörung Bingens endeten, brachte die Doppelwahl im Reich und das Mainzer Stiftsschisma (1200108 - 30) in ihren Konsequenzen für Bingen. Die Mehrheit des Mainzer Domkapitels, dessen politische Macht auf Kosten der Erzbischöfe sich vergrößerte, wählte 1200 den staufertreuen Wormser Bischof Lupold von Scheinfeld zum Mainzer Erzbischof, während sich eine Minderheit nach Bingen zurückzog, um hier den Propst des Mainzer St.Peterstiftes, Siegfried von Eppstein, zum Erzbischof zu wählen. Siegfried 11. war Schwager der mächtigen Reichsdienstmannen Werner 111. und Philipp von Bolanden, die damals die gewohnte Linie des privilegierten Ministerialenhauses verließen und von Philipp von Schwaben abfielen. So ergab sich die welfische Farbgebung der Binger Wählergruppe, die die Unterstützung des Papstes Innozenz 111. fand. Siegfried mußte vor der staufischen Partei aus Bingen nach Köln flüchten. Erst nach der Ermordung König Philipps von Schwaben (1208) konnte Siegfried von Mainz eigentlich Besitz ergreifen. Der Schwager des Erzbischofs Siegfried von Eppstein, eben Werner 111. von Bolanden, Angehöriger des mächtigen Geschlechtes, das sich auch mittels seines fortifikatorisch wichtigen Turmes in Bingen selbst durchaus Hoffnungen auf die Erringung der Stadtherrschaft machen konnte. Die städtische Entwicklung bot aber auch der Mainzer Geistlichkeit, den erzbischöflich Mainzer Aspiranten auf die Stadtherrschaft Möglichkeiten, ihrerseits die Burgenposition aufzugreifen, vielleicht durch den Aufbau der späteren Burg Klopp und durch die Vergabe von Burglehen sich der Hilfe des stadtfremden Adels des Umlandes zu versehen, während sich die Bolander für ihre Absichten der in Bingen ansässigen Ministerialität bedienten. Um 1200 war der geistliche Besitz durch Adel und Ministerialität, die sich vogteilicher Zugriffsmöglichkeiten bedienten, und eine auch den bürgerlichen Bevölkerungsschichten zugute kommenden Entflechtung und Diversifikation des Irnrnobilienverkehrs in eine Gefahrenzon geraten. Das 1198-1212 niedergeschriebene Güterverzeichnis des Klosters Rupertsberg, eine überaus wertvolle Quelle für die mittellaterliche Topographie Bingens und weiterer Orte, der ,,Oculus Memoriae" des Klosters Eberbach (121 1) und das Güterverzeichnis der Trierer Abtei St. Maximin, ebenfalls vom Anfang des 13. Jahrhunderts, deuten auf die veränderten politischen und sozialen Rahmenbedingungen hin, die neue organisatorische Maßnahmen verlangen.

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lig überragenden Einfluß dieser Familie in der Stadt schließen. Anselms Frau Lukardis hat sich mit frommen Schenkungen Verdienste erworben. Unter den Binger Schöffen des 13. Jahrhunderts finden sich neben dem Namen eines Ritterbürtigen (Sifrid von Herlensheim 1235) einige Namen mehrere Male über mehrjährige Zeiträume. Die Namen lassen eine Entwicklung eines recht eng versippten Stadtpatriziats erkennen, das sich in der städtischen Politik, Handel, Handwerk und im landwirtschaftlich genutzten Grundbesitz ansiedelt. Bis 1300 hat sich die Stadttopographie Bingens mittelalterlich repräsentativ entwickelt. Neben einer Reihe von Höfen des Adels und der Ministerialität werden zahlreiche Höfe der Klöster und Stifte genannt: Disibodenberg, Johannisberg, St. Maximin, St. Alban, Rupertsberg, Eberbach (und Otterberg 1279), Heiligkreuz bei Mainz, Ravengiersburg usw. Auch Stiftskanoniker von St. Martin verfügen über Höfe. Zu dieser Repräsentanz geistlicher und adeliger Privilegieninhaber vor Ort treten an geistlichen Gebäuden die Stiftskirche St. Martin, die Klosterkirche auf dem Rupertsberg, die Kapellen zu Laurentius, Nikolaus, Heilig-Geist, Christoph und Georg und eine Kapelle auf dem Rupertsberg. Das erstmals 1276 genannte Hospital wurde von Brüdern und Schwestern des Augustinerordens betreut (1296). Weitere repräsentative städtische Einrichtungen bilden die Stadtmauern, die Burg Klopp (spätestens 1239), die Nahebrücke, die Erzbischof Willigis als frühe Steinbrücke errichtete, Münze, Torzoll, Rathaus (1230), das Marktschiff Bingen - Mainz, die Mühlen, das Kelterhaus der Geistlichen, der Mäuseturm und auch wohl der Rheinkran. Dazu kommen neue Stadtviertel mit ihren speziellen Zweckwidmungen: die platea salis (Salzgasse), ein Salzstapel für Salzverkäufer, Fischhändler und Metzger (1235), der Markt (forum 1230), der Markt der jährlichen Früchte (1282) und die platea Judeorum (1296), die Judengasse, die auf eine neuerliche längere Niederlassung von Juden, wohl in der Nachbarschaft der Münze, zurückzuführen ist. An bürgerlichen Berufen sind vor 1300 zwar lediglich Fischer, Schmied, Weber, Metzger, Bäcker, Sackträger, Soldat und Schütze überliefert, wobei die meisten Handwerker bereits ausgangs des 12. Jahrhunderts genannt werden, aber es lassen sich selbstverständlich weitere Handwerker vermuten. Aus Bingen war so bereits vor seiner stadtpolitischen Glanzzeit während des Rheinischen Städtebundes ein respektables Gemeinwesen erwachsen. Die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts waren eine Zeit stürmischer Entwicklung des Städtewesens im Zeichen von aufblühender Stadtwirtschaft und Zuwanderung. Wünsche der kommunalen Mit- oder Selbstbestimmsng, die sich auf die Freiheit von der Stadtherrschaft der geistlichen und weltlichen Fürsten richteten, zeigten sich sehr früh und deutlich in Bingen. Noch 1220 war ein erstes Bündnis der beiden Städte Mainz und Worms geschlossen worden, vielleicht als Reaktion auf das wichtige Reichsgesetz der „Confoederatiocum principibus ecclesiasticis" (1220), die den geistlichen Fürsten weitgehende landesherrliche Rechte verlieh. Kurz darauf wurde der nucleus dieses Städtebündnisses durch den Beitritt weiterer 5 Städte, darunter Bingen, erweitert. Dieser erste Städtebund in der deutschen Geschichte überhaupt (1226) umfaßte bischöfliche Residenzstädte, die ihre Reichsfreiheit erfolgreich erkämpften, und königliche Städte. Bingen war von seiner städtischen Rechtsstellung her gewissermaßen eine Ausnahmeerscheinung in diesem illustren

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Gremium freier Städte. Auf Grund seiner relativ bescheidenen Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft geradezu ausersehen, Gegenmaßnahmender fürstlichen Gegner auf sich zu ziehen. Die Ziele der Vereinigung sind aus den spärlichen Nachrichten zu erschließen: Handel und Verkehr sollten durch ein Friedensbündnis in den Zeitläuften mangelnder Sicherheit geschützt werden, dazu traten politische, finanzielle und rechtliche Selbständigkeitsbestrebungen.Auch in Bingen wird man neben der Absicht, wirtschaftliche Vorteile zu erreichen, mit dem Gedanken einer bedingten oder völligen Lösung aus der Abhängigkeit der Mainzer Erzbischöfe gespielt haben. Auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Siegfried II., der den Verlust von Mainz und Bingen zu befürchten hatte, verfügte Heinrich (VII.) 1226 auf einem Hoftag zu Würzburg die Auflösung der Städte-Einung. Die Sponheimer Chronik des Abtes Trithemius weiß für das Jahr 1230 von einem Aufruhr der Binger Bürger gegen den Erzbischof und dessen Regiment in der Stadt zu berichten. Möglicherweise stand auch hinter dieser Bewegung (seditionem vulgariam) die Absicht, der Stadt eine freiheitliche Verfassung zu geben und sich direkt der Königsgewalt Heinrichs (VII.) zu unterstellen, der die Städte gegen ihre bischöflichen Herren unterstützte. In diesen Jahren liegen die Anfange des Baues der Befestigungspositionen im Binger Rheinabschnitt: Burg Klopp, Ehrenfels und wohl auch schon der Mäuseturm, die in die Phase der Zusammenarbeit zwischen König, Reichsministerialität und Bürgerschaft hineingenommen werden konnten. Die anfängliche Situation der Zusammenarbeit mit dem Eppsteiner Gegenerzbischof im Zeichen des staufischwelfischen Gegensatzes hatte Philipp von Bolanden 1208 zum erzbischöflichen Vizedom im Rheingau werden lassen. Ein schneller Parteienwechsel wieder zurück zu den Staufern veränderte die Konstellationen. In der Zeit von 1208-1220 errichtete der Bolander den Ehrenfels arn Binger Loch. Der in Bingen selbst gelegene Turm des Werner von Bolanden dürfte nichts mit dem erst erheblich später als Befestigung genannten Berg Cloppe zu tun haben, auf dem noch 1239 ein Hof gelegen ist. Die bolandischen festen Punkte Ehrenfels, Mäuseturm, Reichenstein und Kaub, wozu eventuell noch eine weitere Binger Gnippiening einzubeziehen ist (Burg Winecke, Büdesheim), waren in der Lage, die staufische gegenerzbischöfliche Riegelstellung um die Stadt Mainz zu vervollständigen. Bei dem von Trithemius berichteten Überfall waren zwei Ratsmitglieder auf dem Binger Marktplatz getötet worden, die übrigen flüchteten. Die Rädelsführer der Empörung traf die Strafe des erzbischöflichen Stadtherrn. Sie wurden enthauptet, verstümmelt oder mit ewiger Verbannung bestraft. Die bei Trithemius genannten Ratsherren werden dem verwaltungstechnischen Verständnis nach Schöffen gewesen sein. Es spricht einiges dafür, daß die Nachricht des Trithemius in ihrem Grundgehalt nicht falsch ist. Die zeitliche Nähe zu dem zweiten großen Reichsgesetz zugunsten der Fürsten, dem ,,Statutum in favorem principum" (1231), dem Wormser Fürstenspruch und dem Verbot Friedrichs 11. auf dem Reichstag in Ravenna, die sich alle gegen die freiheitlichen Bestrebungen der Fürsten richteten, die eigenmächtig städtische Räte und Bürgermeister einsetzten und Innungen, Bruderschaften und Zünfte bildeten, unterstützt die Wahrscheinlichkeit dieses Vorgangs um 1230. Damals fiel eine wichtige Entscheidung für die Politik Kaiser Friedrichs 11.und die deutschen Fürsten gegen König Heinrich (VII.) und die deutschen Städte.

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Nun konnte der staatliche Ausbau der Territorialgewalt erfolgen, ohne daß der monarchischen Zentralgewalt noch wirksame Gegenmittel zur Verfügung standen. In Bingen zeigte sich dieser Umschwung geradezu musterprozeßartig für den Typus der kleineren rheinischen Stadt der späten Stauferzeit, deren rechtlichen Möglichkeiten bisher noch offen zwischen erzbischöflicher„Landstadt6'und königlicher bzw. freier Stadt angesiedelt waren. Nicht zuletzt die Registratur der Herrscheraufenthalte zeigt für Bingen einen grundsätzlichen Wandel auf. Nach den relativ spärlich zu belegenden hochmittelalterlichen Besuchen der deutschen Herrscher in Bingen, was auch für die Mainzer Erzbischöfe gilt, setzten seit 1243 in dichter Folge die von den Urkundenausstellungen begleiteten Aufenthalte der Erzbischöfe ein, während sich die spätmittelalterlichen Aufenthalte der deutschen Kaiser und Könige in Grenzen hielten. Der Territorialisierungsprozeß ergriff nun auch die Stadt Bingen im Zeichen der ausschließlichen erzbischöflichen Herrschaft mit aller Macht. 1234 warf die von Papst Gregor IX. entfachte Ketze~erfoigung,zu deren Betreibern in Deutschland der frühere Kreuzzugsprediger Konrad von Marburg, Mitglied des Dominikanerordens, als päpstlicher Inquisitor bestellt wurde, ein kirchenund kulturgeschichtliches Schlaglicht auf Bingen, wo Erzbischof Siegfried 111. in seiner Beschwerdeschrift nach Rom auf das Beispiel einerjungen Frau namens Alaidis aus Klavelt verwies, die nach Bingen gekommen sei, um sich von Meister Konrad als Ketzerin verbrennen zu lassen, gleichzeitig aber auch ihre mit ihr verfeindete Verwandtschaft dem Scheiterhaufen auszuliefern. Die Vorgänge um die Ermordung des zelotischen Inquisitors Konrad bildeten den Anstoß für den schließlichen Fall König Heinrichs (VII.) im Sommer 1235. Der auf dem Mainzer Hoftag 1235 von Friedrich 11. verkündete Reichslandfrieden stellte noch einmal einen Versuch dar, den Fürstenprivilegien von 1220 und 1231 entgegenzuwirken und das Fehdewesen durch die Aufstellung von Friedensgrundsätzen zu kanalisieren. Ende 1250 verstarb Friedrich 11. Das imperiale und universale Mittelalter, das die deutschen Herrschergeschlechter zu beeindruckenden Höhen geführt hatte, war zu Ende gegangen. Die rheinischen Erzbischöfe waren früh von den letzten Staufern abgefallen. Nach dem Thüringer Landgrafen Heinrich Raspe (1246147) war Wilhelm von Holland (1247-56) von der Partei der geistlichen Fürsten noch vor dem Tode Friedrichs 11. zum Gegenkönig erhoben worden. Erst der Tod des Sohnes Friedrichs, Konrad IV. (1250-1254), machte die staufische Partei führerlos, die in den Städten weiter über Anhänger verfügt hatte. Die ,,Grafenwahlen" brachten schwache Herrscher ohne Hausmacht im Rheingebiet. Die Folge für die Königslandschaft am Rhein waren lähmende Unsicherheit und Friedlosigkeit. 1250 war König Konrad IV. mit einem staufischen Heer in den Mainzer Raum gerückt, während der Gegenkönig, Wilhelm von Holland, der sich langsam rheinaufwärts bewegt hatte, Mainz verteidigte. Das Kloster Rupertsberg hat im Zusammenhang mit diesen Vorgängen 1249 an den Gebäuden und Türmen Schaden genommen. Erzbischof Siegfried III., der Koronator der beiden Gegenkönige, der an der Belagerung des von der staufischen Partei verteidigten Ingelheim teilgenommen hatte, war dabei schwer erkrankt und in das nahe Bingen gebracht worden, wo er am 9.3. 1249 verstarb.

Die Städte Bingen und Kreuznach

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Angesichts der versagenden Reichsgewalt griffen die rheinischen Städte zur Selbsthilfe. Das große rheinische Bündnis nahm seinen Ausgang von einem Schutzbündnis zwischen den Bürgern von Mainz, die faktisch die erzbischöfliche Stadtherrschaft abgestreift hatten, und von Worms, wo es zu einem Kompromiß zwischen Bischof und Bürgerschaft gekommen war. Die Städte-Einung zwischen Mainz und Worms vom Februar 1254 wurde anfangs April durch den Beitritt der Reichsstadt Oppenheim zu einem Dreistädtebund erweitert. Unter Initiative des Mainzer Bürgers und Schultheißen Arnold Walpod (1249-68), dessen Entschlußkraft die Entwicklung des Bundes entscheidend bestimmte, schlossen sich am 29.Mai 1254, wenige Tage vor dem Tod Konrads IV. in Süditalien, die Bürger von Mainz und von Bingen (Schultheiß Anselm, Richter, Ministerialen und sämtliche Bürger) zu gemeinsamem Beistand zusammen. Die Verbindung wurde zur Beseitigung der Gefährdung des Landes und der Unsicherheit der Straßen errichtet. Sie sollte nicht nur die Patrizier, sondern auch Geistliche,Juden und die Angehörigen der unteren Schichten für ewige Zeiten betreffen. In Urteil und Gericht, Ungeld und Zöllen sollten die Bürger von Mainz und Bingen gegenseitig wie Mitbürger gehalten werden. Zur Regelung von Streitigkeiten wählt jede der beiden Städte vier Schiedsrichter. An der Urkunde, die wohl nicht mehr in erster Linie gegen den Mainzer Erzbischof gerichtet war, hängt das älteste erhaltene Siegel der Stadt Bingen, das entsprechend Form und Inhalt seiner Inschrift allerdings bereits über einen Vorgänger verfügt haben dürfte. In einem von zwei romanischen Türmchen flankierten Portal sitzt der Stadtpatron Martinus. Die äußere Umschrift lautet: + PINGVIA . MOGVNTINE . SEDIS . SPECIALIS . CAMERA + . Der nach diesen Vorstufen für die Dauer von zehn Jahren am 13.7. 1254 gegründete große Rheinische Städtebund erstreckte sich bald über weite Teile Deutschlands, wobei der Rhein mit seinen Städten das Rückgrat bildete. Zu den über 100 städtischen Mitgliedern kamen zahlreiche Fürsten, Grafen und Herren, von Anfang an auch Erzbischof Gerhard von Mainz, der durch seinen Beitritt die Zielrichtung des Bundes von fürstenfeindlichen und autonomen Tendenzen ablenken wollte. Von den 11 bekannten Bundestagen fand einer unter Vorsitz des Mainzer Erzbischofs am 11.7. 1255 in oder bei Bingen statt. Mit der Doppelwahl von 1257 im Reich brach der Rheinische Städtebund auseinander. Die Mitgliedschaft von Bingen in dieser Vereinigung bedeutete hinsichtlich der städtischen Reputation zweifelsohne einen beachtenswerten Höhepunkt. Eine erfolgreiche Behauptung von städtischer Freiheit war damit aber infolge der angedeuteten Politik des Erzbischofs nicht verbunden. Offensichtlich ohne ernsthafte Gegeninitiative wurde der Charakter einer erzbischöflichen Stadt gewahrt. Der Einungsgedanke blieb im Spätmittelalter in regionaler Einbettung erhalten. Der Hagenauer Landfrieden vom 24.6. 1278, der die Parteigänger König Rudolfs von Habsburg an Ober- und Mittelrhein erfolgreich sein ließ, nannte die Stadt Bingen noch einmal als Mitglied dieses Friedensbundes, der auf Anregung des Pfalzgrafen Ludwig 11. einen Landfrieden vereinbarte. Es gab noch immer königliche und fürstliche Überlegungen, die in der politisch sicherlich gespaltenen Binger Bürgerschaft einen Hebel erkannten, der sich für die Königsgewalt und gegen die geistliche Stadtherrschaft bewegen ließ.

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Streng genommen hat die den Untergang der staufischen Herrschaft begleitende und ablösende Phase für Bingen keine weitere Konzentration des städtischen Herrschaftsvolumens in der Hand der Mainzer Erzbischöfe selbst gebracht. Aber die Entwicklung der Stadt blieb unter dem geistlichen Mantel des Erzstifts bzw. Erzbistums. Der Prozeß der Aufteilung zwischen Erzbischof und Domkapitel verstärkte sich eher noch zugunsten des letzteren. Aber das war lediglich eine Verteilung des Gegendrucks und der geistlichen Verantwortung für Politik und Verwaltung auf zwei intim verbundene Institutionen. In kurzen Abständen wurde das Domkapitel seiner Einkünfte in Höhe von 12 Pfund Mainzer Geldes von Zoll und Münze in Bingen, auf die es seit Erzbischof Ruthard (1092) Anrechte hatte, von den Erzbischöfen versichert. Der Erzbischof gab auch die Genehmigung zum Aufkauf der einen Hälfte der Binger Zehntrechte, die als erzbischöfliche Lehen an verschiedene Adelshäuser gelangt waren. 1265 billigte der Erzbischof den Erwerb von einem Viertel des Weinzehnten von Ludwig von Isenburg. 1266 wurde der Kauf von einem Teil des Frucht- und Weinzehnten in Bingen durch das Domkapitel von Philipp von Falkenstein und dessen Söhnen gebilligt. Wenig später verkaufen Werner und Philipp von Bolanden dem Domkapitel ihren Anteil eines weiteren Viertels, so daß ein Vergleich zwischen Domkapitel und Binger Martinsstift über eine Teilung des Zehnten in Stadt und Gemarkung Bingen sowie in den Dörfern Weiler, Waldalgesheim, Holzhausen und Münztal in je eine Hälfte möglich wurde. Die Stadtvogtei war, als ein weiteres erzbischöflichesLehen, in Verbindung mit dem Mainzer Erzschenkenamt bis 1353 im Besitz der Grafen von Diez. Mit der Binger Stiftspropstei, die sich jeweils in der Hand eines Mitglieds des Mainzer Domkapitels befand, war das Archidiakonat und Archipresbyterat in Bingen verbunden, das kleinste der Erzdiözese. Bereits 1251 wurde aus seelsorgerischen Gründen das Archipresbyterat von der Propstei getrennt und einem Binger Pleban übertragen, somit die direkten seelsorgerischen Möglichkeiten des Domkapitels gekappt. Der Pflichtenkreis des Plebans umfaßte die gesamte Seelsorge der Pfarrei Bingen. Vor 1251 schien der Propst den Vikar des H1. Kreuz-Altars mit der Seelsorge in der Bürgergemeinde beauftragt zu haben. Die eigentliche Verantwortung für die Sorge um das Seelenheil in der Stifts- und Pfarrkirche sowie in den inkorporierten Pfarreien lag nach wie vor beim Martinsstift selbst, das sich trotz päpstlicher und erzbischöflicher Privilegien nicht zuletzt gerade wegen der finanziellen Forderungen aus Mainz und Rom in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen befand. Den Stiftskanonikern beigegeben waren die Vikare (Vertreter beim Chordienst), die über Benefizien in den Ausstattungen der Binger Kapellen verfügten. Auch in den Bingen umgebenden Gemeinden zeigten sich Entwicklungen, die den Eindruck erheblicher Rechts- und Besitzkonzentrationen in den Händen des Mainzer Domkapitels und der Mainzer Stifte noch verstärkten. Die Mainzer Erzbischöfe konnten diesem Prozeß mehr oder weniger beruhigt entgegensehen, da sie es waren, die mit dem Ausbau der Burg Klopp und der Fürsorge für die Verteidigung weiter die Geschicke der Stadt bestimmten. Bis 1277 häuften sich die Bestallungen von Burgmannen ,jn castro opidi pingwensis, quod Clopp vocatur". Neben den am frühesten nachweisbaren Burglehen der Grafen von Sponheim (1277) sind solche der Rheingrafen, der Herren von Rüdesheim, der Rau-

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grafen, der Ritter und Edelknechte von Randeck, Schonenberg, Lorch, Gaubickelheim, Holzappel von Appenheim, Winningen, Waldeck, Saulheim, vom Stein, Algesheim, Bolanden und Sayn-Greifenstein bis um 1400 zu nennen. Die Grafen, Ritter, Edelfreien und Ministerialen in ihren Funktionen als ,,Verwandtea der Erzbischöfe, erzbischöfliche Hofamtsträger, Vizedome im Rheingau, Schultheiße zu Algesheim, erzbischöfliche Gläubiger oder sonstwie Verpflichtete erhielten für ihre Aufgaben bei der Verteidigung der Burg Mopp und der Stadt Bingen Gegenleistungen in Geld in unterschiedlicher Höhe auf Bingen, die Mainzer Judensteuer, erzstiftische Dörfer oder den Zoll zu Ehrenfels angewiesen, mit Residenzpflichten in Bingen oder auch in Olm verbunden. Die Burglehen konnten entsprechend den Gepflogenheiten gebessert (erhöht), resigniert, verlustig erklärt oder bestätigt werden. Auch Witwen (Zustimmungsrecht bei der Übernahme durch den noch lebenden Ehemann) als „freie ledige Burgfrauen", dann Söhne, konnten in den betreffenden Burglehen nachfolgen. Mit wenigen Ausnahmen gehörten die erzbischöflichen Burglehenträger für die Burg Mopp dem näheren Umland an, womit die Funktion der für die Inhaber recht einträglichen Lehen als Klammer bei der Territorialisierung deutlich wird, aber auch dem Schutzbedürfnis des Erzbischofs für seinen wichtigen Stützpunkt am Rhein-Nahe-Eck Genüge getan wurde. Vor allen Dingen wichtig waren für die Erzbischöfe die Finanzerträge in und um Bingen. Die Binger erzbischöfliche Münze trat seit 1247 wieder in den Urkunden auf. Wichtiger dürften im 13. Jahrhundert die Binger Zölle gewesen sein, die sich aus dem Rheinzoll und einem Pfortenzoll (Stadttor) zusammensetzten. Mit letzterem ist insbesondere der Zoll an der Gaupforte gemeint, der die Einfuhr der Umlandprodukte auf den Markt kontrollierte. Natürlich kamen dazu in der Stadt Bingen auch die Einnahmen aus der Bede, einer in Geld zu entrichtenden Vermögenssteuer, die im Prinzip dem Stadtherm als Gerichtsinhaber zustand. Wesentlicher dürften bereits vor 1298 die Zolleinnahmen der Burg Ehrenfels gewesen sein, die spätestens seit 1273 eigene Zollschreiber und seit 1340 Zöllner als oberste Beamte aufwies. Da die Zölle überwiegend in barer Münze entrichtet wurden, waren die Zollstätten im Territorium die Stellen, an denen das meiste Bargeld einging. Beim Fehlen einer erstiftischen Zentralkasse wurden die Gläubiger direkt an die Zollstätten auf bestimmte Zahltermine verwiesen. Im Juli 1298 bestätigte König Albrecht I. dem Mainzer Erzbischof Gerhard 11. von Eppstein den von Albrechts Vorgänger Adolf von Nassau verliehenen Zoll zu Lahnstein, was erzbischöflicherseits offensichtlich auch als auf den jüngeren Zoll zu Ehrenfels anwendbar angesehen wurde. Spätestens in diesen Jahrzehnten haben wir die Ausgestaltung des Mäuseturms als Bestandteil der Jhrenfelser Zollbarriere" Ehrenfels - Mäuseturm - Binger Loch - Bingen anzusetzen, wobei nach Hinweis des Chronicon Moguntinum, einer spätmittelalterlichen Quelle, vielleicht Anregungen des Damiettefahrers Wemer IV. von Bolanden von seinen Erfahrungen am Nil genutzt werden konnten. Das frühere Gebäude, die sog. Hattenburg, könnte auf der Stelle des späteren Mäuseturms bis in sagenhafte Vorzeiten zurückweisen. Ihren Ursprung mögen die Zollerhebungen in dem Aufwand für die Regulierungsarbeiten im Stromabschnitt des Binger Lochs (1 152 genannt) und den Umlade- und Umgehungsmaßnahmen für den Landtransport gehabt haben. Ursprünglich war die Sicherung der Rheinschiffahrt in diesem

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Abschnitt ein Lehen der Rheingrafen. Der spätere pfalzgräfliche Anspruch auf das ,,dominium Rheni" von Selz im Elsaß bis Bingen, der im mittelrheinischen Abschnitt unter anderem auf staufische Reichsrechte in Oppenheim und hgelheim zurückgreifen konnte, galt sicher nicht in nuce für den Binger ottonischen Schenkungsabschnitt von 983. Bald wurde das Erzstift Mainz und mit ihm besonders die Stadt Bingen von den Auswirkungen der Reichspolitik betroffen. Zwar war die Absetzung König Adolfs von Nassau (1291-1298) und die Wahl König Albrechts I. von Habsburg (12981308) zu einem guten Teil das Werk des Mainzer Erzbischofs Gerhard 11,,aber das Bündnis des neuen Königs mit Frankreich und sein Ausgreifen nach der Rheinmündung ließen die kurfürstlichen Königsmacher Schlimmes befürchten. Gerhard, der „Fuchs von Mainz", wie ihn ein mittelhochdeutscher Dichter nannte, soll, seinen Jagdköcher schüttelnd, hochmütig gemeint haben, darin befänden sich noch manche Könige. Die rheinischen Kurfürsten berieten am 14. Oktober 1300 in Bingen und schlossen am selben Tag noch in Heimbach ein Schutzbündnis ab. Sie planten nichts weniger als auch die Absetzung König Albrechts I. Dieser ließ sich allerdings nicht mehr in seine Politik hineinreden. Er proklamierte ein Reichslandfriedens-Gesetz und forderte von den Kurfürsten die Aufhebung der eigenmächtig seit Friedrich 11. eingeführten Rheinzölle, die den Handel lähmten. So wurden die rheinischen Städte zu Albrechts wichtigsten Parteigängern im sich anbahnenden Kurfürstenkrieg. Nachdem der Pfälzer im Juni 1301 durch die Belagerung seiner Residenz Heidelberg in die Knie gezwungen worden war, wandte sich der König gegen das Erzstift Mainz. Erzbischof Gerhard 11. war Bingen und der Ehrenfels zu einer Art zweiter Residenz geworden, wo er sich häufiger als in der unbequemen Stadt Mainz aufhielt, die durch königliche Privilegien in ihrem Freiheitswillen gekräftigt worden war. Noch vor kurzem hatte er den Grafen Ulrich von Hanau, den er in einer Fehde besiegt hatte, in Bingen in Gefangenschaft gehalten. Dieser war im Oktober 1300 von Albrecht I. zum Reichslandvogt am Mittelrhein ernannt worden. Kein gutes Zeichen für den Mainzer Erzbischof! Auch der König hatte sich schon urkundend in Bingen aufgehalten (1299). Nun richtete sich der Stoß des königlichen Heeres gegen die durch eine starke Besatzung (ca 500 Mann) auf der Basis verbesserter Burglehensverträge geschützte erzbischöfliche ,,Hauptfestung" Bingen. Der Erzbischof selbst hatte die Stadt rechtzeitig geräumt. Die Belagerung begann am 13. August 1301. Das durch eine Reihe von Bischöfen, Grafen und Hen-en aufgemischte Heer des Königs bestand in seinem Kern aus österreichischen Mannschaften, dazu kamen französische Söldner, aber auch ein eindrucksvolles Aufgebot der Stadt Mainz in Höhe von 800 Mann, mit ihrem Feldzeichen, dem Bannerwagen (Karosch). Die Solidargemeinschaftdes Rheinischen Städtebundes war aufgebrochen. Bingen galt den Mainzern als Hort des gehaßten Kurfürsten, nicht mehr als nach städtischer Freiheit strebendes Gemeinwesen. Da die Königlichen über einen Schiffspark verfügten, erfolgte die Einschließung der Stadt auch von der Rhein- und Naheseite. Der König selbst wählte sich die Gebäude des Klosters Rupertsberg zum Quartier. Mit den von Mainz herbeigeführten Belagerungsmaschinen, der ,,Bleiden" (einer auf Rädern laufenden Wurfmaschine für Steine von über einem Zentner Gewicht), der ,,Katze6' (einem langen,

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durch ein Dach gesicherten Belagerungswerkzeug, das über Balken an die Mauer herangebracht wurde), dem ,,Krebs" (Maschine mit einem Balken, der am Kopf mit starken Eisen beschlagen war) und einem Belagerungsturm ,,Ebenhoch" waren nach sechs Wochen die Mauem und Türme der Stadt sturmreif geschossen und gestoßen. Die Verteidiger mußten sich auf die Burg Klopp, schließlich nach deren Brand in den letzten unversehrten Burgturm zurückziehen. Die Binger Bürgerschaft, die wie die meisten Städter am Rhein innerlich auf der Seite des Königs gestanden haben dürfte, öffnete am 25. September die Tore. Die Besatzung der Burg erhielt einen Tag später den ehrenvollen Abzug zugebilligt. Anschließend wurde von den in Bingen wohl nicht ganz auf ihre Kosten gekornmenen königlichen Truppen der Rheingau verwüstet. Im Frieden von Speyer im März 1302 wurde der rheinische Zollkrieg für den Erzbischof von Mainz verlustreich beendet. Zu den Unterpfändern, die sich der König für fünf Jahre vorbehielt, gehörten die erzbischöflichen Burgen und Städte Bingen, Ehrenfels, Lahnstein und der Scharfenstein bei Kiedrich. Sie wurden Gottfried von Hohenlohe-Brauneck übergeben. Die Burg Klopp wurde Sitz einer königlichen Pfandverwaltung. Der Erzbischof, der arn 25. Februar 1305 starb, durfte zwar mit Erlaubnis von Braunecks in die Pfandburgen einreiten, hat davon aber für Bingen keinen großen Gebrauch gemacht. Für das politische Schicksal Bingens konnte es bei vorteilhafter Entwicklung für das Königtum des Habsburgers vielleicht sogar einmal Konsequenzen haben, daß laut Vertrag von Speyer Albrecht I., falls er Ansprüche des Reichs auf das auch sonst in eine vertragliche Sonderrolle gerückte Bingen nachweisen kann, den Mainzer Erzbischof zu einem Rechtsverfahren zwingen darf. Abermals wurde somit die Möglichkeit einer Entwicklung Bingens zur Reichsstadt kalkuliert! Spätestens mit der Ernennung Peters von Aspelt zum neuen Erzbischof durch den Papst und seit der königlichen Regalienverleihung (1306/07), der Ermordung Albrechts I. (1. Mai 1308) und der Wahl Heinrichs VII. von Luxemburg zum römischen König (27. November 1308) ist die königliche Verwaltung von Bingen wieder beendet gewesen. Der neue Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt besaß schon lange vor seiner bischöflichen Karriere die Propstei des Binger Martinsstiftes als Pfründe (1286), neben dem damit verbundenen Mainzer Domkanonikat und hatte die Binger Propstei für 5 weitere Jahre kraft einer päpstlichen Sonderbewilligung vom März 1299 besitzen dürfen. So waren mit der Wahl eines luxemburgischen Ministerialen zum Mainzer Erzbischof die Weichen dafür gestellt, daß die Zeit der königlichen Verwaltung in Bingen Episode blieb. Peter von Aspelt brachte die zerrütteten Finanzen des Erzstifts wieder in Ordnung. Von seinem Landsmann, König Heinrich VII., erhielt er als Gegengabe für seine Dienste bei der Rhenser Königswahl die Erlaubnis zur Wiedereröffnung der 1302 eingestellten Mainzer Rheinzölle, den Ehrenfelser Zoll dabei zunächst nur pfandweise. Der Erzbischof hielt sich hinkünftig fast alljährlich mehrere Male urkundend in Bingen auf. Seinen guten Verbindungen nach Avignon war die Kanonisation der hl. Hildegard von Bingen zu verdanken. Auch die Herrscheraufenthalte Heinrichs VII. und Ludwigs des Bayern in Bingen liegen im Zeitraum seines MainZer Episkopats. Ludwig der Bayer traf sich in Bingen und auf dem Ehrenfels mit den Erzbischöfen von Mainz und Trier zu Beratungen über die Reichspolitik.

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Nach dem frühen Tod Kaiser Heinrichs VII. war der Wittelsbacher Herzog Ludwig von Bayem mit der Mainzer Stimme von der luxemburgischen Partei in einer Doppelwahl gegen Herzog Friedrich von Österreich gewählt und von Erzbischof Peter von Aspelt in Aachen gekrönt worden. Pfalzgraf Rudolf I., der Bruder Ludwigs, befand sich als Anhänger Friedrichs 1314 auf der Gegenseite. Erzbischof Peter profitierte auch am Mittelrheinabschnitt, wo sich die Wittelsbacher mit dem Wiederaufbau der Burg Reichenstein und die Mainzer Erzbischöfe mit der Errichtung der 1305 vollendeten Heimburg einander bedrohlich genähert hatten, von der Absicht des Königs, seinen Wählern, zu denen auch Erzbischof Balduin von Trier gehört hatte, auf Kosten der Pfalzgrafschaft entgegenzukommen. Wieder einmal brach während der erzbischöflichen Sedisvakanz zwischen dem Tod des Erzbischofs Peter von Aspelt im Juni 1320 und der Ernennung seines Nachfolgers Matthias von Buchegg im September 1321 am 17. Juli 1321 in Bingen eine die ganze Stadt erfassende Empörung aus. Die Quellen geben die wahren Hintergründe nicht preis, möchte man nicht an einen den Zeitläuften entsprechenden Versuch denken, seitens der Handwerker und Zünfte gegen den Rat die Beteiligung am Stadtregiment zu erzwingen. Ein geringfügiger Anlaß, nämlich die Züchtigung des Hundes eines Binger Schiffers durch einen einheimischen Metzger, nahm lawinenartige Ausmaße an und führte schließlich zu einem Sturm der Bürger auf das Rathaus, wobei vier ältere Ratsherren aus dem Fenster gestürzt wurden und insgesamt 24 Toten. Der Vorfall spielte sich im zeitlichen Rahmen des kaiserlichen Rheinischen Landfriedens von 1316117 ab, der für sieben Jahre vorgesehen war. Das in Anwesenheit des Kaisers in Mainz durchgeführte Strafgericht führte wieder einmal zur Bestrafung der Binger Aufrührer mit Hinrichtung und Verbannung. Insgesamt hatten bei diesem Vorfall 140 Personen Leben oder Heimat verloren. Ein weiteres Landfriedensbündnis des erwählten prohabsburgischen Erzbischofs Matthias von Mainz mit den mittelrheinischen Städten vom April 1322 nannte Bingen als einen Begrenzungsort des Friedensbezirks. Die naturräumliche Lage und die spezifische territoriale Grenz- und Nachbarschaftssituation machten Bingen zu einem der markantesten Plätze am gesamten Rheinlauf. Als 1328 Erzbischof Matthias starb, wurden Domkapitel und Erzstift und mit diesen Bingen durch bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen, die als ,,Stiftsfehden" bezeichnet werden. in die großen Gegensätze zwischen Kaisertum und Papsten in Avignon mit ihren Parteiungen hineingezogen. Papst Johann XXII. betrieb energisch den Plan einer neuen Königswahl im Reich, indem er Ludwig den Bayern für abgesetzt erklärte. Alle Parteien waren an einer umgehenden Wiederbesetzung des für die deutsche Thronerhebung wichtigen Mainzer Erzstuhls mit einem eigenen Kandidaten interessiert. Kurfürst Balduin von Trier aus dem Hause Luxemburg wurde vom Domkapitel in Mainz zum Erzbischof postuliert. In Bingen unterzeichnete er im Oktober 1328 die erste im Wortlaut bekannte Mainzer erzbischöflicheWahlkapitulation. Der päpstliche Bevollmächtigte, Peter von Ungula, entschied sich jedoch für den Neffen des Kölner Erzbischofs, Heinrich von Vimeburg, der auch die päpstliche Provision erhielt. Balduin, der mit dem größten Teil der deutschen Bischöfe auf der Seite des Kaisers verblieben war, nahm das Erzstift Mainz als Provisor in Besitz. Bingen ge-

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hörte zum uneingeschränkten Einflußbereich des Luxemburgers, während sich die Bürger von Mainz für Heinrich von Virneburg entschieden. Der „Mainzer Krieg" endete 1332 mit einem Erfolg der Balduinspartei, aber Heinrich von Virneburg konnte nicht völlig ausgeschaltet werden. In Bingen hatten sich ,,Provisor et Defensor" Balduin und Papst Johann XXII. im Dezember 1328 mit Appellen zu Wort gemeldet und sich jeweils für die eigene Investitur bzw. den päpstlichen Kandidaten stark gemacht. Balduin war dem Binger Stift und dem Mainzer Domkapitel mit der Inaussichtstellung künftiger Pfründenvergaben ausschließlich an Personen der Mainzer Kirche entgegengekommen. Da die Burgen und festen Plätze dem Mainzer Domkapitel kraft Wahlversprechens Balduins vom Oktober 1328 jederzeit offenstanden, wurde Bingen für die Zeit des Streites eine Art von Refugium für die luxemburgisch-kaiserlich gesonnenen Mitglieder des Domkapitels, das in diesen unruhigen Zeiten seinen politischen Einfluß gewaltig steigern konnte. So fand 1330 eine Mainzer Synode in Bingen statt. Im Juni 1332 urkundete der Domdekan in Bingen. Balduin selbst stellte von 1329 bis 1332 etliche Male Urkunden in Bingen aus. Im Juni 1329 hielt sich König Johann von Böhmen zu einem luxemburgischen Familienrat in Bingen auf. Ein im August 1332 zwischen Ludwig dem Bayern und Johann von Böhmen unter Vermittlung Balduins von Luxemburg geschlossenens Bündnis sah Bingen als möglichen Ausfolgungsort für Anna, die Tochter des Böhmenkönigs, an den Kaisersohn, Markgrafen Ludwig von Brandenburg vor. Wieder beannte der kaiserliche Landfrieden vom Juli 1332 Bingen neben Straßburg als räumlichen Begrenzungsort. Daß Bingen als ,,Gegenresidenz" des Mainzer Domkapitels im Rahmen einer Stiftsfehde bei abweichender Option der unbequemen Stadt Mainz eigentlich nur profitieren konnte, zeigte auch der Ausgang des Streites. Als im Verlauf des Jahres 1336 Verhandlungen zwischen Kaiser Ludwig und Papst Benedikt XII. in Gang kamen, legte Balduin die Verwaltung der Mainzer Kirche in die Hände des Papstes. Die päpstlichen Gesandten, die Eintracht unter den Kontrahenten herstellen sollten, verwies Balduin an das Domkapitel und die Mainzer Amtleute. Für April 1337 berief er eine Versammlung der mainzischen Amtleute nach Bingen. Das Domkapitel untersagte deren Tagung, mit der der Trierer vielleicht eine Art von zweiter landständischer Kraft verantwortlich neben das Domkapitel stellen wollte. Die Nuntien trafen im April 1337 in Bingen allein mit dem Domkapitel zusammen, das ihnen den Gehorsam verweigerte und auf die kaisertreue Linie einschwenkte. Aus dem päpstlichen Parteigänger Heinrich von Virneburg wurde ein entschiedener Anhänger des Kaisers, der der Exkommunikation verfiel, während Balduin von Trier auf die Seite der kaiserlichen Gegner wechselte. Das Mainzer Domkapitel söhnte sich im Sommer 1337 mit Heinrich von Virneburg aus. Deutlicher als je zuvor rang das Domkapitel um die Teilhabe an der Regierung des Erzstifts. Als Pfand für die Erfüllung der domkapitelischen Forderungen durch seinen neuen Mann reservierte man sich qua Domkapitel eine Reihe von wichtigen Plätzen im Erzstift, darunter den Ehrenfels und Bingen, Burg und Stadt, bis der Erzbischof dem Kapitel die Gnade des Papstes erwirkt habe. Die weitgehenden Verfügungsrechte des Domkapitels über Ehrenfels, Bingen, Burg Klopp und weiteres wurden auf der Gmndlage von 1337 noch einmal 1379 von Erzbischof Adolf von Nassau im Verlauf einer weiteren goßen Stiftsfehde bestätigt. Der Nassauer, Kandidat des Domkapitels, hat-

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te sich damals gegen den Favoriten von Kaiser Karl IV. und der Kurie, Ludwig von Meißen-Wettin, in Mainz zu behaupten. Niemand unter den mittelalterlichen Mainzer Kurfürsten hat so oft in Bingen geurkundet wie Heinrich von Virneburg. Gelegentlich benutzten auch die Freunde Kaiser Ludwigs des Bayern Bingen als Station und Herberge. Im April 1346 setzte ein öffentliches Konsistorium in Avignon Heinrich als Mainzer Erzbischof ab. Der bereits im Vorjahr providierte Gerlach von Nassau wurde zum Nachfolger ernannt. Gerlach stellte sich in den Dienst der Wahl Karls von Böhmen zum römisch-deutschen König, ohne vorerst in den Besitz der Mainzer Kirche zu gelangen. Kurfürst Heinrich von Virneburg betätigte sich in der Reichspolitik auf der Seite Kaiser Ludwigs weiter, während mit der Verwaltung des Erzstifts der Mainzer Domscholaster bzw. Dompropst Kuno von Falkenstein betraut wurde. Die Gesta Treverorum berichten, daß die Binger Bürger sich ähnlich wie die Mainzer für Gerlach von Nassau aussprachen, während die Burgmannen auf Klopp auf der Seite des Administrators Kuno standen. Zur Nachtzeit sollen die Binger Bürger, so will es die dramatisch entwickelte Erzählung, unterstützt von 600 bewaffneten Rheingauern, mittels Verrat bis zum Bett Kunos vorgedrungen sein. Mit Hilfe einer List aber sei Kuno durch geheime Türen und den Burggraben auf die andere Seite des Rheins nach dem Ehrenfels entkommen, um nun seinerseits mit einer Mannschaft die ahnungslosen Gegner zu überrumpeln und die Burg zurückzuerobern. Dem am 8.5. 1351 abgeschlossenen königlichen Landfrieden Karls IV., der sich wieder auf ein Gebiet drei Meilen beiderseits des Rheins von Bingen bis oberhalb Straßburgs erstreckte, gehörten sowohl Erzbischof Gerlach als auch sein Gegner Kuno von Falkenstein an. Aus einem Schreiben des Papstes Klemens VI. vom Februar 1352 geht hervor, daß das Martinsstift in Bingen zu Heinrich von Vimeburg und Kuno von Falkenstein hielt. Der Kampf um die Binger Stiftspfründen wurde bis zu den bescheidensten Altarausstattungen in die gegensätzlichen Machtverhältnisse hineingezogen, die Parteigänger des Gegners verjagt und die eigenen eingesetzt. Auch die päpstliche Kanzlei war sich nicht zu gut, sich gelegentlich in die zum Teil recht undurchsichtigen Binger Streitereien einzumischen. Erst mit dem Tod Heinrichs von Vimeburg konnte die Chance für eine friedliche Vereinbamng genutzt werden, indem König Karl IV. im Januar 1354 einen Sühnevertrag zwischen dem nun allgemein anerkannten Erzbischof Gerlach von Nassau und dem Administrator des verstorbenen Gegenspielers, Kuno von Falkenstein, vermittelte. Gerlach hatte an Kuno für dessen Abstehen von der Administration die bedeutende Summe von 40 000 fl zu zahlen. Dafür wurden an Kuno verpfändet: Burg Klopp, die Stadt Bingen, Burg Ehrenfels einschließlich der Hälfte des Zolls und die Burgen Reichenstein, Fürsteneck und Heimburg mit den Burgmannen und allen Dörfern von Bingen bis Niederheimbach sowie auf der anderen Rheinseite vom „Lonestein6'bis unterhalb Lorchhausen. Die Bewohner dieser Pfandschaft hatten dem Erzbischof als ihrem rechtmäßigen Herrn und Kuno als dem Pfandinhaber Huldigung zu leisten, Gehorsam waren sie dem Erzbischof erst nach der Auslösung der Pfandschaft schuldig. Der Erzbischof, dem die Auslösung der finanzstärksten Teile seines Erzstifts eine vordringliche Aufgabe bedeutete, hat alsbald mit Verkaufen und anderen Ver-

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pfändungen, die nicht so sehr an schmerzhafte landesherrliche Einbußen gekoppelt waren, versucht, den Pfahl im Fleisch seines Erzstiftes zu entfernen. Bis zum Beginn des Jahres 1357 dürfte dem Erzbischof der finanztechnische Kraftakt der Auslösung Bingens gelungen sein. Im Oktober 1356 nahm der Kurfürst in einer Art von Handstreich den Ehrenfels nach kurzer Belagerung. Der Vorwurf, Kuno habe durch die Anlage eines geheimen Ganges in die Schlakammer des Erzbischofs auf Burg Klopp diesem nach dem Leben getrachtet, diente Gerlach zur Rechtfertigung seines gewaltsamen Vorgehens gegen den Falkensteiner, das erst 1358 völlig eingestellt wurde. Kuno von Falkenstein, eine der kraftvollsten Gestalten seiner Zeit am Rhein, erhielt die Koadjutorien von Trier und Köln, verwaltete zeitweilig das Erzstift Köln als postulierter Erzbischof und bekleidete von 1362 bis 1388 das Amt des Erzbischofs von Trier. Seit Juli 1357 setzten in rascher Folge Verpfändungen des Binger Ungeldes durch Erzbischof Gerlach für Geldleihen ein, die er von Adeligen getätigt hatte. Im Sommer 1356 verkaufte er an zehn.Speyerer Bürger Gülten auf die Stadt Bingen, wobei das Binger Ungeld als Sicherheit diente. Der Stadt Bingen selbst hatte Gerlach schon anfangs des Jahres für 750 Pfund Heller einen Teil seines Binger Ungeldes versetzt, wobei er das Geld vor allem zur Einlösung von Gau-Algesheim verwandte. Der Kölner Lombarde Lewe Otte erhielt zusammen mit seinem Sohn ungefähr gleichzeitig eine Ewiggült auf das Binger Ungeld. Es schien so, als wolle der Erzbischof die finanziellen Ressourcen der mit gewaltigen Anstrengungen eingelösten Stadt Bingen nun ihrerseits bis zur Neige im Dienst der gebeutelten Finanzsituation des Erzstifts Mainz einsetzen. Ein finanzieller Circulus vitiosus, der durch den Wegfall der Koppelung an landesherrliche Rücksichten allererster Rangordnung allerdings eklatante Vorteile brachte. Eine Urkunde vom 8.7. 1365, kraft welcher Erzbischof Gerlach mit Einwilligung des Domkapitels eine jährliche Gülte von 600 fl vom Ehrenfelser Zoll und dem Rheingau an die Stadt Bingen verkauft, - die diese weiter veräußert -, orientiert etwas über die flankierenden Motive dieses Finanzgebarens: Zur Verhütung eines großen Krieges und Schadens, die wegen der Schuldenlast, in der Gerlach das Erzstift gefunden hat, dessen Bewohnern drohten, hat er viele Schulden bezahlt und überdies zum Schutz des Erzstifts bedrohliche Burgen ihren Besitzern abgekauft. Da er von seinen Gülten und Zöllen nicht so viel entrichten kann, wie er zur Zeit für Schuldentilgung und Aufkäufe bezahlen muß, so hat er, da er lieber von seinen Gütern versetzen als Land und Leute zu Schaden kommen lassen will, die oben erwähnte Transaktion vorgenommen. Nicht immer hat der Erzbischof seine dabei eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen eingehalten. Auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Bingen scheint sich die erzbischöfliche Finanzpolitik nicht nachteilig ausgewirkt zu haben, wenn auch die Stadt aus dem politischen Rampenlicht des Erzstifts etwas zurücktritt. Nur noch wenige Male urkunden Erzbischof Gerlach und seine Nachfolger in Bingen. Mit Kar1 IV. hielt sich 1356 ein weiterer spätmittelalterlicher Herrscher in der Stadt auf. Die Privilegienvergabungen durch die Erzbischöfe an die Stadt nahmen dagegen eher zu. Am 26.1. 1357 gewährte Erzbischof Gerlach den Bürgern Bingens, die für städtische Bauvorhaben und Befestigungen außergewöhnliche Kosten zu tragen hatten, spezielle Vergünstigungen beim erzbischöflichen Weinungeld und eine Ab-

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gabe auf das in die Stadt einzuführende Getreide und Mehl. Ebenfalls zur Erleichterung ihrer großen Aufwendungen während der letzten erzbischöflichen Fehden und Kriege erlaubte Gerlach im März des Jahres den Binger Bürgern zur Bezahlung der Schulden 1300 Pfund Gülte als Leibgeding oder auf Wiederkauf auf das ihnen neuerlich bewilligte Ungeld zu veräußern. Ein erzbischöfliches Weinzapfprivileg wurde Bingen am 26.12. 1385 durch Erzbischof Adolf von Mainz gewährt und 1390 sowie 1394erneuert. Es besagte, daß in Bingen nur einheimischerWein ausgeschenkt werden durfte. Die umfangreiche Bestätigung der alten Privilegien, Freiheiten, Rechte, Gnaden und guten Gewohnheiten für Bingen erwähnte Gerichtsrechte, Holzrechte sowie ein verändertes Weinprivileg: Wein darf in Beerenform in die Stadt eingeführt werden. Domkapitel (1420) und Erzbischof (1423) haben diese Privilegien weiter konfirmiert. Möglicherweise stand diese erzbischöfliche Aktivität im Zusammenahng mit der Absicht, die im Zeichen der schwachen königlichen Zentralgewalt, päpstlichem Schisma und Mainzer Stiftsfehde noch einmal in Bingen Aufwind verspürenden städtischen Selbständigkeitsbestrebungenzurückzudämmen. Unter den politischen Kräften, die Adolf von Nassau (1373-1390), den Rivalen Ludwigs von Meißen (1374-1381), im Anspruch auf den Mainzer Erzstuhl, unterstützten, befand sich auch der städtefeindliche Ritterbund der Löwengesellschaft, gegen dessen Wirksamkeit sich Frankfurt, Mainz, Worms, Speyer und weitere Reichsstädte am 20.3. 1381 zu einem rheinischen Städtebund zusammenschlossen. Der Beitritt Bingens erfolgte kurz darauf, als die Städte am 17.6. 1381 in Speyer mit dem Schwäbischen Bund eine militärische Einung abschlossen. Am 13.114. August 1403 kam es in Bingen zu einem verheerenden Stadtbrand, der dreiviertel der Stadt in Asche legte und alle Naturkatastrophen, die die Stadt in den letzten Jahrzehnten bedroht hatten, Eisgang, Hochwasser und auch den Stadtbrand von 1336 in den Schatten stellte. Besonders der alte Kern des mittelalterlichen Bingen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Stiftskirche brannte nieder, die Kurien der Stiftsherren wurden ein Raub der Flammen. Das Binger Martinsstift hat sich von der Brandkatastrophe nicht mehr erholen können. Bereits lange vor dem Brand hatten die Erzbischöfe Maßnahmen für nötig erachtet, um den wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes aufzuhalten, dessen Kanonikate nicht mehr lukrativ waren. Im Jui 1328 wurde die Inkorporation der Pfarrei Mörschbach im Hunsrück in die Stiftsgerechtsam verfügt. Die 1404 vorgenommene Erneuerung der Stiftsstatuten, die 12 Kanoniker vorsah, wurde nicht mehr verwirklicht. Immerhin schenkte Raugraf Otto von Altenbaumburg im Sommer 1409 Pfarrei und Patronat von Heddesheim. Ende April 1417 wurde die Vorläuferin der Rochuskapelle, die Bethlehemskapelle auf dem Hesselberg, mit der Dekanei des Martinsstiftes vereinigt. Erzbischof Johann 11. hat durch Privileg vom 5.9. 1403 der gesamten Stadt bereits in einer Soforthilfe-Aktion für 12 Jahre Steuer- und Direktbefreiung gewährt (1408 und 1414 Erneuerungen). Der Wiederaufbau der Stiftskirche, deren Chor und Hochaltar 1416 geweiht wurden, war 1435 noch nicht abgeschlossen. In diesen Jahren hat man bereits in Rechnung zu stellen, daß die landesherrliche Sorgewaltung für Bingen nicht mehr ungeteilt von den Erzbischöfen wahrgenommen wurde, sondern sich das Domkapitel auf der Grundlage seines alten Besitzes in und um Bingen, seiner Zehntrechte und seiner vertraglichen Einflußnahme-Mög-

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lichkeiten auf das Binger Gebiet eine Stellung gesichert hatte, die sich in den Stiftsfehden des 14. Jahrhunderts der Ansatzchancen in Richtung einer landesherrlichen Überwölbung bedienen konnte und bereits deutlich über seine allgemeinen Mitsprachebefugnisse im Erzstift hinausging. Trotz aller Rückschläge ist das 14. Jahrhundert in Bingen als die Zeit der großen Entfaltung der städtischen Ansätze in kommunalpolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht zu werten. Die Eltviller Ordnung Erzbischof Gerlachs von Nassau vom 13.1 1. 1356 für die Stadt Bingen verdeutlichte, daß inzwischen, aufbauend auf dem alten Gerichtskollegium der 7 Schöffen, die Ratsverfassung in Bingen ihren Einzug genommen hatte. Der „volle Rat" (Großer Rat) wurde aus dem Kollegium der 7 Schöffen und den 7 Ratsleuten gebildet. Er hatte als oberste Kommunalbehörde die Stadt im Namen des Erzbischofs zu verwalten. Im April 1381 hat Erzbischof Adolf von Nassau diee Verfassung bestätigt und durch das Recht der Selbstergänzung vervollständigt. Angehörige des städtischen Patriziats und der erzbischöflichen Beamtenfamilien (Meier,Vogt) bildeten die Mitglieder des Gremiums. Die Befugnisse insbesondere der weit ausgedehnten freiwilligen Gerichtsbarkeit wurden nach wie vor von Schultheiß und Schöffen wahrgenommen. Die Zugehörigkeit zum Schöffenkollegium scheint auf Lebenszeit eingerichtet gewesen zu sein. Wie bisher waren Familienkontinuität und Verwandtschaft in dieser Behörde nicht selten. Viele Mitglieder dieser schöffenbaren Gruppe wiesen durch ihre Beinamen auf Hausbesitz in der Stadt hin. Neben dem Schultheißen, der dem Schöffengremium vorsaß, ist seit 1356 das Amt des Unterschultheißen feststellbar, der in Ablösung des Meiers den Schultheißen im Gericht vertreten konnte. Die Schultheiße gehörten auch gelegentlich der Ministerialität bzw. dem Niederadel an und besaßen dann Burglehen. Abgesehen von dem städtischen Gericht hielten in Bingen auch geistliche Gerichte für ihre sehr umfangreichen Zuständigkeitsbereiche ihre Sitzungen ab. Die Richter des heiligen Mainzer Stuhls, des bischöflichen Zentralgerichts, urteilten auch gelegentlich „in cymiterio ecclesie Pingwen", im Kurienhof „Zum Walde" oder im erzbischöflichen ,,Saal", wo auch der Erzbischof selbst zugegen sein konnte, und drängten so die Gerichtsbarkeit des Archidiakons zurück. Schultheiß, Schöffen, Geschworene, Rat und ,,gemeyneUder Stadt traten in ihrer Gesamtheit seltener zusammen, meistens waren es Situationen, die mit hoheitlichen Rechtsbelangen in Zusammenhang standen. Die eigentliche Verwaltung fand in der jährlichen Rechnungslegung gegenüber dem Erzbischof ihren demonstrativen Höhepunkt. Letztere oblag verantwortlich Bürgermeister (für das Finanzwesen zuständig), Rat und Bürgern der Stadt. Früher als das Amt des Schultheißen (1 171) tritt das Amt des Vogtes in Erscheinung (1 148). Letzterer ist in der ausschließlichen Funktion eines erzbischöflichen Beamten tätig, wobei sein Verhältnis zu den hochadeligen Stadtvögten auf erzbischöflicher Lehenbasis, den Grafen von Diez, nicht deutlich wird. Ursprünglich verfügte die Stellung des in Bingen selbst tätigen Vogtes über größere Befugnisse und ein bedeutendes Sozialprestige. Sie wurde von erzbischöflichen Ministerialen ausgeübt. Die wichtigste Aufgabe der Statdvögte, die Ausübung der Hochgerichtsbarkeit in erzbischöflichem Namen, wurde durch die Konkurrenz von erzbischöflichen Eingriffsrechten, Landfriedensgerichtsbarkeit,geistliche Gerichtsbarkeit und die Lehensvergabe der Vogtei an eine Grafenfamilie allmählich ausgehöhlt.

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Erst aus der Mannwerksordnung von 1471 erfahren wir mehr über die Tätigkeit des um 1152 erstmals erwähnten Meiers, der ursprünglich eher in der Eigenschaft eines Schultheißen dem erzbischöflichen Grundherrschaftsverband in Bingen vorstand. Der vom Erzbischof bzw. vom Domkapitel auf Lebenszeit bestellte Meier stand an der Spitze des Mannwerks und von dessen Gericht. Im Stadtgericht bekleidete er zeitweilig die Rolle eines Stellvertreters des Schultheißen. In seiner Spätzeit bildete das bereits im Binger Rotulus genannte „Mannwerk" den genossenschaftlichen Zusarnmenschluß von Winzern, die gegen Zinsabgabe die erzbischöflichen und domkapitelischen Weinberge in der Binger Gemarkung nutzten. Bingen, das spätestens 1254 über ein großes, bald auch zusätzliches kleines Stadtsiegel verfügte, hat seine Stadtrechte nicht eigens in einer Urkunde verliehen bekommen. Die urbane Tradition war schon so früh angelegt, daß förmliche Rechtsverleihungen nicht nötig wurden. Als Erzbischof Balduin von Trier als Mainzer Stiftsverweser 1331 Sobernheimdas künftig allein rechtskräftige Sobernheimer Stadtrecht verlieh, richtete sich dieses ausdrücklich nach den Rechten von Bingen als einer Mainzer Stadt. Seit 1322, also kurz nach einer Aufstandsbewegung in Bingen, wurde das Bestreben deutlich, die Stadt fester in die erzstiftische Ämterorganisation zu integrieren, wobei finanzielle Erwägungen bestimmend gewesen sein dürften. Wichtigster Beamter nach dem älteren Vitztum im Rheingau war der für die Rechtslegung dem Erzbischof verantwortliche Schreiber. Ihm oblag auch die Finanzverwaltung im Rheingau, anfänglich wohl auch der Ehrenfelser Zoll. Die im 14. Jahrhundert fast zur Normalität werdende Sondersituation von Burg und Stadt Bingen machte die Bildung eines eigenen vom Rheingau gelösten Amtsbezirks unter einem adeligen Amtmann für Bingen erforderlich. Als höchster landeshenlicher Be ter bezog dieser auf der Burg Klopp Residenz. Die Verwaltung des erzbischöflichen \Hingen oblag einem Kellner, der in seinen Aufgaben gelegentlich mit denen des Schreibers konkurrierte. Die Einwohnerschaft von Bingen bewegte sich innerhalb der Stadtmauern auf den vereinheitlichenden Rechtsstatus der Gemeinde zu, wie es die Formel Schultheiß, Schöffen, Rat und ,,gemeyne" unserer Stadt Bingen ausdrückte. Aber dem gleichen Rechtsstatus vor dem Stadtgericht entsprachen nicht die sozialen Unterschiede, die Reste alter grundhenlicher und sogar leibeshenlicher Abhängigkeitsverhäitnisse, die noch nicht gänzlich abgeschafft waren. Neben den Angehörigen der Ministerialität und des Niederadels, die streckenweise bevorzugt die erzbischöflichen Stadtämter bekleideten, den privilegierten Kanonikern des Martinsstiftes, den Burgmannen und den angesessenen Familien eines Kaufmanns- und Handelspatriziats (im 14. Jhdt.die Familien Monegrin, Platinbizer usw.), die schöffenbar waren, fanden sich noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die „oppidani", die noch nicht den rechtlichen Vollbesitz des Bürgers (Civis) aufwiesen. Es gab auch noch die ,,Colon?', die sich in grundherrlicher Abhängigkeit bewegten, nicht nur vor den Stadtmauern, sondern auch in der Stadt selbst. Wenigstens bis in die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts hat es in Bingen noch rheingräfliche und andere Hörige gegeben. Auf diese unterschiedlichen Einwohner meldeten neben dem Binger Stadtgericht noch andere Instanzen Ansprüche an. Auch die Juden und die Lombarden

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waren im 14. Jahrhundert mit ihrem rechtlichen Sonderstatus in Bingen zu berücksichtigen. Administrative, erzbischöfliche und gemeindliche Funktionen führten zusammen mit einer besonderen geographischen, strategischen und wirtschaftlichen Vorzugsstellung zu einer überlokalen Aufgabenanreicherungund Ausstrahlung Bingens. Für die Aufgabenleistungen an den Erzbischof sowie an die Klöster in nah und fern wurde Bingen für den ,,Gau" und die Gebiete an der unteren und mittleren Nahe zur natürlichen Auslieferungs- oder Transportstation. Der Adel des weiteren Hinterlandes, die Ministerialen-Familien, aber auch gelegentlich der Kaiser, die böhmischen Könige aus dem Hause Luxemburg und die Pfalzgrafen bei Rhein nutzen Bingen seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert als Beurkundungsort von Rechtsgeschäften, Stätte für Rechnungslegung und Zahlungstransfer, besonders auch für Schiedstage von Adels- und Lehengerichten sowie für die Einlagerungen von Geiseln. ,,Binger6' Wege und Straßen, ,,Binger Maß" und die Binger Mauerbauordnung wiesen auf die Orientierung des Umlandes hin. Als rechtliche und wirtschaftliche Einrichtung besaß Bingen den Markt als Wochenmarkt (Roßmarkt anfangs 15. Jhdt., Kasmarkt 1447), schon sehr früh mit der Einrichtung von Jahrmärkten für Wein und Getreide verbunden. Das städtische Weinprivileg verhinderte, daß die über weitreichende Sonderrechte verfügenden geistlichen Institutionen und die Burgleute in Bingen zu erdrückenden MonopolStellungen gelangten. Die Zollbefreiung im Rahmen der Mauerbauordnung wies auf die frühe Marktorientierung von 36 Dörfern hin, die bis in die unmittelbare Nähe der jüngeren Stadtgründung Kreuznach reichten. Von deutlich überregionaler Bedeutung war die ursprünglich rechtlich mit dem Markt eng verknüpfte erzbischöfliche Münze in Bingen, die schon im 12. Jahrhundert gelegentlich in der Gestalt von namentlich benannten Münzern angesprochen wurde. Die Binger ,,Münze6'befand sich in der Judengasse. Nach dem Weistum der Münzer-Hausgenossen in Mainz (1365) konnte der Erzbischof zu Bingen halbe Pfennige schlagen. Im Mai 1382 bestellte Erzbischof Adolf von Mainz den Meister Johann von Reichensee für 12 Jahre zu einem Münzmeister in Eltville, Höchst und Bingen, wo kleine Goldgulden geprägt werden sollten. Im 14. Jahrhundert wuchs Bingen in diesem Kreis erzbischöflicher Münzstätten infolge der Nähe zum Ehrenfelser Rheinzoll in eine Sonderposition hinein, wie die Anstellung von Münzmeistern zeigte, die sich einer rechtlichen und wirtschaftlichen Ausnahmestellung erfreuten. Insebsondere der erzbischöflicheMünzmeister Gerhard von Heusberg (1394 - vor 1430), der sein Amt auf Lebenszeit verliehen bekam, wurde zu einer wohlhabenden hochgeschätzten Persönlichkeit. Seine Tochter ging eine Ehe mit dem Sohn des Mainzer Erzbischofs Johann 11. von Nassau ein. Die kurfürstlichen bzw. kurrheinischen Münzvereine der Zeit nannten Bingen als Bereichsgrenze bzw. auch kurmainzischen Versammlungsort für die kurfürstlichen Münzmeister, ebenso das Reichsmünzgesetz König Ruprechts von der Pfalz vom Sommer 1402. Beim endgültigen Übergang von Bingen an das Domkapitel behielt sich Erzbischof Dietrich 1438 auch das Münzhaus in Bingen weiterhin vor. Sicher ist für die Binger Münze die Nähe des einträglichen erzbischöflichen Zolls zu Ehrenfels von förderlicher Wirkung, machte dieser doch mit seinen 27 Mainzer Turnosen (mehr als 1500 fl Ertrag pro Jahr) um 1400 einen nicht zu verachtenden Anteil an den erzbischöf-

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lichen Gesamteinkünften von etwa 25 000 fl aus. Im Vergleich dazu nahmen die unmittelbar mit Bingen selbst verbundene Zölle (Zoll am Gautor, Rheinzoll, Viehzoll) im Spätmittelalter nur eine untergeordnete Bedeutung ein. Bingen als monetärer Mittelpunkt der Erzbischöfe von Mainz erhielt mit der Ausweitung der Kreditwirtschaft auch eine starke Ansiedlung von erzbischöflichen Schutzjuden. Der von Balduin von Trier als Schutzjude aufgenommene Abraham von Kreuznach erhielt Pfandrechte auf die Zölle von Geisenheim, Bingen und Ehrenfels sowie die Judenpacht in Bingen. Die Juden Michel von Bingen und Samuel Gleim reservierten sich 1345 den Koblenzer Rheinzoll. Um 1355 scheint sogar der sog. Martinssessel, den Erzbischof Peter von Aspelt 1311 von König Johann von Böhmen erhalten hatte, in die Pfandgewährsame des Juden Meingotz von Bingen gelangt zu sein. Die Binger Juden erwiesen sich somit als in den Finanzangelegenheiten der rheinischen Erzbischöfe kräftig engagiert. Sie erhielten Gnadenbriefe und Hauszuweisungen. Judenarzt (1362) und Judenschule (1368,1396) wiesen auf eine größere Anzahl jüdischer Familien und Gemeindebildung in Bingen hin. 1438 behielt sich der Erzbischof unter anderem auch die „JudischeitL'in Bingen (6 Hausgenossen mit Familie und Gesinde) „zum Gedächtnis des Leidens unseres lieben Herrn Jesu Christi" vor und vertraute diese dem besonderen Schutz des Domkapitels an. In enger Lebensgemeinschaft mit der Binger Judengemeinde hielten sich die christlichen Genossen der Lombarden (,,Kaurziner" 1347) auf, Geldwechsler und Kaufleute vornehmlich aus Oberitalien (Asti), die sich wie die Juden in den Städten arn Rhein niederließen. Für Bingen wurden deren Namen, die sich auch in anderen Städten nachweisen lassen, in den erzbischöflichen Schutz- und Freiheitsbriefen und in Urkunden und Korrespondenzen von 1347 bis 1450 genannt. Die an den Erzbischof zu zahlende Sonderabgabe war beträchtlich. Dazu wurden die Lombarden in die auf dem riesigen Finanzbedarf der von den Stiftsfehden und Forderungen der Kurie gebeutelten Erzbischöfe beruhenden Leihgeschäfte sozusagen direkt „vor Ort" einbezogen. Die ,,Gesellen", die Vereinigung der Lombarden in Bingen, 1377 mindestens 8 an der Zahl, verfügten über Familien, Hausbesitz und zahlreiches Gesinde in Bingen. Sie unterstandem dem besonderen erzbischöflichen Schutz und der direkten Gerichtsbarkeit des Erzbischofs. Der von Schulden geplagte Erzbischof Gerlach von Nassau versicherte den Lombarden, die trotz christlichen Zinsverbots hochverzinsbare Darlehen gewährten, daß ihnen bei rechtzeitiger Reue und bußfertiger Gesinnung nicht die Sterbesakramente und ein christliches Begräbnis verweigert werden sollten. Der Lombarde Leo Ottino hat seinem Sohn Bernhard, der später Karthäusermönch wurde, an der Sorbonne Theologie studieren lassen, um für die Wuchergeschäfte des Vaters zu büßen. Der relative Kapitalreichtum in der Stadt hat neben den weiteren günstigen Umfeldbedingungen auch die handwerkliche Versorgungsbasis verbreitert. Neben die Handwerker, die die Grundversorgung der Einwohnerschaft sicherstellten: Bäkker, Metzger, Krämer, Schneider, Schuhmacher, Fischer und Schiffer, zeigten sich seit dem 14. Jahrhundert weitere Gewerbe: Öler, Glaser, Gerber, Leyendecker, Bender, Kannengießer, Schmied, Weber, Tuchscherer, Brauer, Steinmetz, Müller, Schwertfeger, Töpfer, Köhler und Koch. Die Nennungen von Binger Zünften und deren Teilhabe an größeren regionalen Zunftzusammenschlüssen unterstrichen die Kräftigungstendenzen. Zünfte von Bäckern, Metzgern, Schmieden und die Bruder-

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schaften der Weber, der Schiffsleute, der Gerber und der Seiler werden genannt. Religiöse Bruderschaften bildeten in Bingen die Frühformen der Zunftverbindungen, deren gemeinsame Betätigung zu einem guten Teil in der Befolgung von religiösen und karitativen Verpflichtungen bestand (besondere Gottesdienste, Feier des Zunftpatrons, Totenehrungen). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts werden die Binger Zünfte der Bender, Schneider, Wollen- und Leinenweber, Schuhmacher, Holzschuhmacher und Sattler greifbar. Im Zusammenhang mit den günstigen Waldnutzungsmöglichkeiten und dem Bedarf des Weinbaus hat sich das Küferhandwerk in Bingen entwickelt. Der 1459 überlieferte Bundesbrief der Faßbinder einer Reihe von mittelrheinischen Städten unter Einschluß von Bingen bestand vielleicht schon 1431. Im Rahmen der Wolltuchweberei, die im Rhein-Main-Gebiet im 14. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, hat Bingen dem Frankfurter Markt Tuche zugeliefert. Die Binger und Lorcher Schiffer, die den Rhein befuhren, transportierten Wein, Korn, Bretter und Steine rheinabwärts, Salz und Seefische aufwärts, dazu kamen Gemüse, vor allem Kappes, die über Oberlahnstein und nach ~ r a n ~(Marktschiff) r t verfrachtet wurden. Von Wichtigkeit war die Beteiligung der Binger Schiffsleute und Fischer an Lotsen- und Steuermannsdiensten auf dem Rhein, besonders auch bei der bedeutenden Flößerei über das Binger Loch hinaus. Weinbau und Schiffahrt ermöglichten in dem Engtal zwischen Bingen und Koblenz eine relativ starke Bevölkerung. Bingen lag an der Nahtstelle zu der oberen rheinischen Städtegruppe (Mainz, Worms, Speyer) verkehrsmäßig außerordentlich günstig. Die Stadttopographie des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts verrät die neue Ausdehnung der Stadt Bingen. Auch das Gebiet ,,ultra Naam" (über Nahe), der Rupertsberg, wurde enger in die Stadtgemeinschaft integriert. Weiter entwickelt hatte sich die Salzgasse (platea salis 1235) in den ,,vic(us) Salis, der vormals zuo der Hellen genannt wurde" (1359). Zu dem recht früh genannten Marktplatz (1230) traten Judengasse (platea Judeorum 1254), Hasengasse (1304) und Webergasse (1348). An wichtigen Gebäuden werden vor dem 14. Jahrhundert genannt, die Stiftskirche St. Martin, der erzbischöfliche ,,Saal", der Turm der Herren von Bolanden, Nahebrücke, Burg sowie einige Stadttore und Kapellen. Unter den Bürgerhäusern wird nach 1371 ein „Steinbaus“ hervorgehoben, was für die übliche Bauweise aus Holz spricht. Weiter bezeugen die Expansion der Stadt ,,Freidhof ', die „Helle" in der Salzgasse, die Herberge in der Kirchgasse, Brothaus, Schrannen,Backhaus, Brunnen, Kelterhaus, Notariat und Schmiede in Nennungen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sowie Kaufhaus, Weinmaß, Ölhaus, Münzhaus und Kramer in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Von der baulichen Stadterweiterung gibt die Bezeichnung Neustadt (1418) Auskunft. Auch die Zahl der Stadttore wurde vergrößert. Ausgebaut wurde die soziale und medizinische Versorgung der Stadt. Das Hospital zum H1. Geist (1296) verfügte über Grundvermögen, Einkünfte an Getreide und einen Marktzins. Wohl noch im 13. Jahrhundert wurde nahe der Drususbrücke außerhalb der Stadt das erst spät genannte Hospital für Aussätzige errichtet, zu dem um 1324 ein vicus lep(ros)orum gehörte. Mit dem Wundarzt Siefrid Thile (133167) ist der erste mittelalterliche Arzt in Bingen genannt. Die Schule dürfte sich als ein Seitentrieb der Scholasterie des Martinsstiftes entwickelt haben. Als deren Inha-

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ber werden 1313 ein Nikolaus und 1330 ein Heinrich genannt. Die „Schulmeisterei", ein Hof des Stiftes St. Martin, wird 1401 vertauscht. Rund 175 Höfe und Häuser von Klöstern, Kanonikern, Adeligen und Bürgern lassen sich im Spätmittelalter ermitteln und beschreiben. Sie mögen ein Drittel bis zur Hälfte des gesamten Hausbestandes ausmachen. Die insgesamt 350 bis 525 Wohneinheiten lassen die Zahl der Einwohner bei 3 000 liegen, was den Übergang von der kleinen zur Mittelstadt markiert. Die Geistlichkeit des Stifts und des MainZer Domkapitels wohnte nicht in einem abgeschlossenen Bezirk. Nicht selten wechselten Gebäude von der weltlichen auf die geistlichen Seite oder umgekehrt. Viele Häuser waren im Besitz der ,,toten Hand", der Kirche, oder doch mit Wohnsitzoder Gültverpflichtungen von geistlichen Institutionen abhängig. Einem Auseinanderfailen der Stadt in Stift und Bürgerschaft war so weniger Vorschub geleistet als zwischen Burg und Stadtbereich. Dazu kamen die venvaltungsmäßigen Sondersituationen des unmittelbaren Nahfeldes: Die Binger Gemarkung mit dem sog. Kemptener Feld, der Binger Wald, der Rupertsberg, Burg Klopp, Burg Ehrenfels sowie der Mäuseturm, dann die Nachbargemeinden Kempten, Büdesheim, Gaulsheim usw., die ein politisches und verwaltungsmäßiges Eigenleben führten, aber gesellschaftlich und wirtschaftlich in enger Verbindung zu Bingen standen, und der Rheingau. Die Stadt Bingen blieb für die Kurfürsten-Erzbischöfe sowie für das Domkapitel von Mainz als urbaner Eck- und Stützpunkt des noch mehr oder weniger geschlossenen Territorialblocks um die politisch unzuverlässige Residenz Mainz mit relativ größter Nähe zu den geistlichen Mitkurfürsten in Trier und in Köln eine bevorzugte Stätte. In Bingen wurde von Fürsten und Adel ein Bündnis gegen einen der ersten Bauernaufstände in Deutschland, gegen die sog. Schnaken, abgeschlossen, dessen soziale Ziele sich gegen Juden und Geistlichkeit richteten.- Höhepunkt der repräsentativen Versammlungsaktivitäten bildete der Binger Kurverein vom 17.1. 1424, der im Angesicht der hussitischen Gefahr im Osten sechs Kurfürsten zu einer Einung in einer Demonstration antiköniglicher Reichsverantwortung zusarnmenschloß.Bingens überregionale Sondersituation als Zoll- und Münzstätte der Mainzer Erzbischöfe unterstreichen die vielen Zusammenkünfte der rheinischen Kurfürsten, in der Bingen recht oft eine raumordnerische monetäre Regionaifunktion eingeräumt wird. Das für Bingen sich abzeichnende Zurückweichen der Erzbischöfe aus der direkten landesherrlichen Stellung und deren schließliche Aufgabe zugunsten des Domkapitels wird mit dem enormen erzbischöflichen Finanzbedarf bei den Auseinandersetzungen mit der Stadt Mainz und den territorialen Gegnern sowie mit dem aufwendigen Einsatz in der Reichs- und Kirchenpolitik zu erklären sein. Umgekehrt hatte der konsequente Erwerb der Binger Positionen durch das Mainzer Domkapitel dessen in den Stiftsfehden gewachsenen politischen Bedarf an einem gesicherten Stützpunkt in der Nähe von Mainz zur Grundlage. Hatte doch so die Wahl des Erzbischofs Konrad 111. (1419-1434) aus dem Haus der Wild- und Rheingrafen in Rüdesheim im Rheingau stattgefunden, da das Domkapitel wegen der Unruhen in Mainz wieder einmal ausweichen mußte. Erst Weihnachten 1420 konnte der Erzbischof in Mainz einziehen.

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2. Die sponheimische Stadt Kreuznach Im 13. Jahrhundert entwickelte sich die neue Sponheimer Siedlung Kreuznach weiter zur Stadt. Die Anfange waren noch immer recht bescheiden. Unterschiedliche Rechtsbereiche überschnitten sich noch, vor allem die der Grafen von Sponheim, die sich als die Stadtherren betrachteten und die der Bischöfe von Speyer, die ihre Möglichkeiten als Lehensherren ausloteten. Aber auch die Rheingrafen als Inhaber des veldenzischen Lehens über die alte Siedlung Kreuznach, die sich naheabwärts an das alte Römerkastell anlehnte, wehrten sich gegen die Beeinträchtigung durch Sponheim und Speyer. Eine Gruppe von Sponheimer Ministerialen mit dem Namen HertwigIHartwich ist in Kreuznach zu fassen. Einem Träger dieses Namens wurde 1237 neben einem Bertram die Speyerer Münze in Kreuznach verpachtet. Unter den Bürgen für die jährliche Zahlung an den Lehensherm Speyer befanden sich der Schultheiß Emercho sowie der monetarius Hugo aus Flonheim. Der Schultheiß war der Vertreter des Stadtherrn und saß dem städtischen bzw. noch dörflichen Gericht vor. 1235 hatte ein Emicho von Crutzenache den stattlichen Hof des Speyerer Domkapitels für einen größeren Pachtzins inne. Die Einrichtungen und die Namen der genannten Personen weisen darauf hin, daß die Rechtsbezüge von Sponheimer Grafen, Speyerer Bischöfen und Veldenzern bzw. von deren Lehensträgern noch nebeneinander standen bzw. sich vermischten. Das rheingräfiiche Lehensverzeichnis aus der Zeit kurz vor 1200 macht mit einer Reihe von Berufen bekannt, die bereits vorhanden waren: Schuhmacher (sutor), Fischer (piscator), Bäcker bzw. Müller (pistor), die unter anderem auf ein oder mehrere Bannbackhäuser und eine oder mehrere Mühlen hinweisen. Wie weit das gewerbliche Leben bereits entwickelt war, kann nur gemutmaßt werden. Gerber, Färber und Metzger müssen als notwendige Berufe noch hinzugerechnet werden, ebenso Schneider, Wagner, Küfer, Faßbinder, Barbiere, Fuhrleute und Hirten. Dazu traten die Inhaber der Burglehen der Kauzenburg, die ihre etwas aufwendiger gebauten Burglehenhäuser in dem Bezirk zwischen Burgberg und Ellerbach errichteten. Die Scharen für die Metzger, der Eiermarkt als Hauptmarkt, Fischmarkt und Salzmarkt entwickelten sich. Später bezeichneten auch die Straßennamen die Viertel der einzelnen Gewerbe und Handwerke. Natürlich bildete die Landwirtschaft noch den Haupterwerbszweig der kleinen Ackerbürgerstadt, die von stadtherrlicher Grundherrschaft und Frondienstverpflichtungen mitbestimmt wurde. Im Interesse der Sponheimer Grafen lag zweifellos der Ausbau von Handwerk und Handel in Verbindung mit dem Markt. Messe, Münze, Juden und Geleitsrecht, die in einem Privileg König Friedrichs 111. 1442 genannt wurden, setzten ein früheres königliches Privileg voraus, das vielleicht schon der Zeit des 13. Jahrhunderts angehört haben mag. Marktrecht konnte von den Grafen als Landesherren selbst verliehen werden, nicht aber Münze und Zoll, die ihren Regalcharakter noch bewahrten. König Sigismund hatte bereits 1418 den Grafen Johann von Starkenburg mit dem Geleit von Kreuznach nach Gensingen, mit Jahrmarkt, Münze und Juden in Kreuznach belehnt. Frühere Nachrichten liegen nicht vor. Vielleicht bestanden ursprünglich Zusammenhänge mit den bischöflich-speyerischen Lehen an die Sponheimer Grafen. Geleitsrecht und Juden werden im Zusammenhang mit den Sponheimern schon 1309 erwähnt. Die beiden Sondersituationen standen im Zusammen-

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Nachkommen mit einem ähnlichen Eide sich zu verpflichten. Der Wortlaut der Rechtfestsetzungen, wie wir sie haben, ist durch diese Urkunde festgehalten. Wir und unsere Nachfolger werden freie Verfügungsgewalt haben, der genannten Bürgerschaft (Gesamtheit von Bürgern) einen Schultheiß zu setzen, wen wir dafür auch nehmen wollen, aber wir sollen nicht verpflichtet sein, einen aus dieser Siedlung zu nehmen. Er muß sich durch Eid verpflichten, daß er in guter Treue unsere und unsrer Nachfolger hier festgelegte Rechtsfestsetzungen mit unveränderlicher Gewissenhaftigkeit zu beachten schuldig sei, daß er mit Wissen der 12 Geschworenen aus der Bürgerschaft uns verpflichtet sein soll, unsere Einkünfte zu sammeln, Urteilssprüche mit dem klugen Rat der Schöffen zu fällen. Wenn aber dieser Schultheiß diese Weisungen übertreten haben oder in anderer Weise schuldig geworden sein sollte, wird der Ertappte bis zu neuer Gewährung unserer Gnade gehalten werden, wiedergutzumachen. Auch die Schöffen werden unbeschadet ihrer Würde behalten, wie sie es bis dahin innehatten, und zwar hinsichtlich großer Bußen, denen von 60 Solidi, weil wir bestimmt haben, die Solidi von dem Angeklagten zu nehmen: Bis zur Höhe von 50 Solidi soll der Angeklagte verpflichtet sein, ebensoviele unserem Schultheiß und den genannten Schöffen zu bezahlen; sollten wir aber von dem Angeklagten mehr als 50 Solidi empfangen, dann werden wir von jedem Solidus (mehr) diesen Leuten einen obulus geben. Der Schultheiß soll von diesen Münzen als Richter die Hälfte erhalten und die übrige Hälfte Eigentum der Schöffen werden. Die Bürgerschaft wird uns jährlich 70 Mark in Kölner Denaren an Stelle jeder bisher üblichen oder etwa ungerechten Steuer zu zahlen gehalten sein, von denen die Hälfte am 11. November, die übrige Hälfte aber am 1. Mai zu zahlen sein wird. Außerdem wird von jedem Haus, in dem ein Feuer brennt und das bewohnt wird, und auch von Häusern, die später noch gebaut werden sollten, sowohl von der einen wie von der anderen Seite (der Nahe) uns (eine Steuer) von 12 Kölner Denaren zu den angegebenen zwei Zeitpunkten zu zahlen sein, und zwar so, daß 6 Denare am 11. November und 6 Denare am 1. Mai zu zahlen sind. Dabei werden der Schultheiß und die Geschworenen gemäß der Lage der genannten Grundstücke den Zins festsetzen. Wer ferner aus der Bürgerschaft über eine Fuhre (Fuder) Wein oder eigene Weinberge verfügen sollte, wird uns jährlich zwei Gelten zahlen, von besserem Wein mehr, von jüngerem Wein weniger, gemäß dem, was es im Verhältnis gegeben hat. Er wird dies ungeteilt geben - weil der letzte Weinbann in der Art festgelegt worden ist, daß er, wenn er diese Gelten voll Trotz zurückgehalten haben sollte, fünf Solidi uns und 5 Solidi dem Schultheiß und den Geschworenen zahlen wird. Wenn einer aber arglistig oder heimlich 2 Schöffen ihren Lebensunterhalt genommen haben sollte, wird er uns 2 Pfund und der Stadt für Baumaßnahmen 1 Pfund bezahlen. Sollten die Gebäude der Stadt fertiggestellt sein, wird er uns jenes Pfund zahlen. Auch werden wir unsere eigenen Grundstücke nach unserem Belieben für einen Zins verpachten können. Außerdem ein Kaufhaus auf dem öffentlichen Markt, in dem Tücher und andere Waren verkauft werden sollen. Außerdem werden wir eine Halle errichten und nach unserem Belieben vermieten können, in der Fleisch verkauft werden soll. Ferner werden wir Bannbacköfen und Bannmühlen haben. Zwischen Ostern und Pfingsten können wir 5 Fuder guten Weines auf den Bann setzen, um auf dem Marktplatz verkauft zu werden, so, wie dort der bessere Wein verkauft wird. In dieser Zeit wird niemand irgendeinen Wein zum Verkauf geben dürfen.

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Aber dies soll der Bürgerschaft 14 Tage vorher angezeigt werden. Sollte einer in diesen Angelegenheiten nachlässig gehandelt oder Betrug versucht haben und dessen überführt worden sein, dann wird er an uns 5 Solidi und an die Geschworenen 5 Solidi zahlen. Wir aber wollen alle unsere Besitzungen und Rechte, die die Schöffen uns weisen, frei in unseren Händen halten. Jegliche Gewohnheit und das Recht, das die Bürgerschaft in den Wäldern und in der Holzmark hatte, mögen ihr verbleiben. Auch den Zoll und die Einkünfte, die Ungelt genannt werden, übertragen wir der Bürgerschaft zugunsten städtischer Baumaßnahmen, solange dies uns gefällt; wenn die Bauten fertiggestellt sind, oder wann wir selbst diese Einkünfte zurückhaben wollten, dann werden wir unter weiser Beratung durch die Geschworenen und Schöffen die Einkünfte und den Zoll festsetzen. Die Bürgerschaft wird auch gehalten sein, unser Gefolge und die Leute, die mit uns kommen, freundlich aufzunehmen und zu versorgen, jedoch so, daß von diesen Leuten kein Schaden verursacht wird. Wir aber und unsere Nachfolger werden von den Bürgern keine sonst dem Herrn schuldige Gastfreundschaft mehr annehmen. Wenn nun unser oder unserer Nachfolger ältester Sohn soweit herangewachsen ist, daß er zum Kriegsdienst herangezogen werden kann, werden die Bürger ihm 50 Pfund in Trierer Geld geben, aber keinem weiteren Sohn etwas zur militärischen Ausrüstung geben brauchen. Wenn jedoch kein Sohn da sein sollte, dann sollen sie der älteren Tochter und keiner weiteren Tochter 50 Pfund des gleichen Geldes zu geben verpflichtet sein, zur Ausstattung bei der Heirat. Kein Bürger wird aus Unbesonnenheit einen anderen beleidigen. Sollte aber ein Streit entstanden sein, dann wird mit vermittelndem gerechten Urteil des Richters darüber entschieden. Auch werden unsere adligen und nichtadligen Dienstleute, die uns durch persönlichen Eid verbunden sind, unserem Richter öffentlich bei Anklagen nicht Rechenschaft ablegen brauchen, wenn sie nicht wollen. Irn übrigen darf sich niemand in die Bürgerschaft aufnehmen lassen oder das Bürgerrecht aufgeben, außer mit Zustimmung des Richters und mit Wissen der Schöffen. Wenn ferner ein Bürger von den oben festgesetzten 70 Mark etwas zurückhalten oder (seinen Anteil) nicht zahlen sollte, dann wird die Geamtheit selbst uns für diesen und allen Schaden von da an geradestehen müssen. Wer auch immer den festgesetzten Zins vom Haus zu geben versäumt hat oder ihn nicht hat geben wollen, wird durch den Richter und die Schöffen gezwungen werden, unter Übernahme allen Verlustes und aller Kosten doch zu zahlen. Der Markt wird nur auf dem öffentlichen Marktplatz und an keiner anderen Stelle gehalten werden. Wenn ferner einer durch 2 Schöffen wegen Zänkerei überführt worden sein sollte, wird er uns 1 Solidus in Kreuznacher Währung als Buße geben. Ist einer wegen Prügelei oder Messerstecherei ohne sichtbare Verwundung angeklagt, wird er uns 5 Solidi zahlen. Bei Verletzungen aber bei falschen Gewichten und schlechten Maßen werden wir 60 Solidi erhalten. Auch soll dem Verletzten vollständige Genugtuung gegeben werden. Und größere Verbrechen wie Mord oder Totschlag und Auslieferung oder Verrat sollen schwerer gemäß der Ordnung des Rechtes bestraft werden. Wer am Brot Betrug geübt haben sollte, wird zur Strafe von 60 Solidi verurteilt oder muß die Strafe erleiden, die shuppa genannt wird. Wenn einer einen anderen vor Gericht wegen einer Schuld belangt, der Angeklagte jedoch unter Eid sich als unschuldig erwiesen haben sollte, dann wird der Richter die Verhandlung beenden. Wenn aber der Kläger gesiegt haben sollte, wird der Verklagte die Schuld bezahlen und zur

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Strafe 6 Denare dem Richter noch bezahlen. Sollte ferner ein Bürger, um eine solche Sache zu unrecht in Gang zu halten, Unrecht oder vollen Schaden getan haben, dann wird er dem Geschädigten von jeglichem Pfund des Wertes der so verzögerten Angelegenheit uns 6 Denare und den Schöffen einen Denar zahlen. Sollte jedoch die Verzögerung berechtigt gewesen sein, dann wird jener, dessen Angelegenheiten es waren, ebensoviel zahlen und der, der die Verzögerung verursacht hat, freigesprochen werden. Wenn außerdem die Bürgerschaft irgendwelche Befestigungen sollte haben anlegen (erweitern) wollen, dürfen wir wegen eventuellen Kaufs oder Verkaufs irgendwelcher Dinge nicht widersprechen, wenn sie zu maßvoller Unterstützung vorsorgen wollen. All diese Festlegungen setzen wir hinzu, daß sie ihre Wagen zu Fahrten bei 2 Anlässen innerhalb eines Jahres uns zur Verfügung stellen werden. Wenn es nötig sein sollte, daß wir in einen Kriegszug unserer Blutsverwandten oder Freunde gehen wollten, dann werden die Bürger uns mit ihren Waffen gemäß der Schätzung seitens unseres Richters und der Geschworenen zu Hilfe kommen. Sollten wir jedoch nicht perönlich ziehen können, werden sie unserem dazu ermächtigten Boten folgen. Wenn wir aber an Stelle eines Krieges eine Entschädigung erwerben oder sie zur Hilfeleistung schicken wollen, dann werden sie dieses unser Begehren nicht erfüllen brauchen. Die, die (in den Kriegszug) kommen, werden 14 Tage sich auf ihre Kosten versorgen. Wenn die Vorräte verbraucht sind und die derzeitige Lage des Herrn es erfordert, werden sie darüber hinaus bleiben, wenn in allen notwendigen Dingen Vorsorge getroffen ist, wenn sie in Schwierigkeiten, das schon verbrauchte Futter zu ersetzen, sind die dem auferlegt, der sie selbst gerufen hat. Der Herr (Graf Symon) wird Verwundeten gegenüber verpflichtet sein, für den Schaden aufzukommen. Auch wird der Schultheiß mit den Geschworenen die Wagen und die Waffen für die Ausfahrten für jeweils 15 Tage mustern, unter sorgfältiger Überprüfung der einzelnen (Kämpfer?). Beschädigung der Reuterkappe (doppelt gefütterter Mantel) wird mit einer Strafe von 2 Solidi, (die eines einfachen Riemenpanzers) mit 5 Solidi, eines Streitrosses und eines Riemenpanzers mit der Buße von 10 Solidi belegt, die dem Herrn zu zahlen sind. Wir fügen noch hinzu, daß ein Mitglied der Bürgerschaft, wenn es außerhalb der Befestigung bleibt und dabei vom Schultheiß und von Geschworenen gesehen wird, als es herausging, und wenn es darauf ermahnt sein sollte, in der Befestigung selbst zu bleiben (Text teilweise zerstört), daß es dann in sein Haus hineingehen und sich der Freiheit, die im übrigen errichtet werden soll, ebendort nicht erfreuen wird. Wir sollen auch verpflichtet sein, die oben erwähnten Wagen und Fahrten nur in einem Umkreis vo 2 Meilen wegführen zu lassen. Überdies soll eine Unterstützung der städtischen Bauten durch Kauf und Verkauf irgendwelcher Sachen nach unserem Rat festgelegt werden. Die Münze und die Wechselstube (werden) unser Besitz (sein). .." Die Sponheimer Urkunde wurde als unvollständige Kopie des 13. Jahrhunderts auf Pergament als Umschlagblatt des Sponheimer Gültbuchs von 1437 von W. Fabricius 1905 entdeckt. Erst 1962 fand 0 . Guthmann die Originalausfertigung der Urkunde, deren lateinischer Text W. Vogt in den Kreuznacher Heimatblättern veröffentlichte und übersetzte. An diese Vorgänge schloß sich eine heftige Diskussion an, die von C. Velten (Entstehung und Inhalt der Verfassung der sponheimischen Stadt Kreuznach. 1964) eingeleitet wurde. Abgesehen von einer Reihe von kleineren Differenzen in der In-

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Velten als das Dokument angesehen, durch das die Kreuznacher den Status einer sponheimischen Stadt erhalten haben. Die Urkunde, deren stadtgeschichtlicher Wert in jedem Falle außerordentlich hoch ist, trägt als erste die Stadt betreffende Vereinbarung das große Siegel der Bürgerschaft mit der Abbildung von Stadttor und Mauern sowie der Umschrift ,,amena civitas in Crucenache". Das Diplom von 1270 spricht von ,,castrum et civitas Crucenach", also auch von der Kauzenburg mit ihren damals unzweifelhaft bereits vorhandenen Burglehenleuten, die anfangs nur in dem unmittelbaren Burgbereich zwischen Burgberg und Ellerbach wohnten. Die Freiheiten der dem niederen Adel angehörenden Kreuznacher Burgleute waren nicht unbeträchtlich, wie das Privileg der Gräfin Elisabeth von Sponheim und ihres Mannes Ruprecht Pipan von 1393 zeigt: 1. abgabenfreier Weinzapf, 2. Fisch- und Jagdgerechtigkeit, 3. Zollfreiheit beim Verkauf von Getreide, 4. zollfreie Einfuhr von Getreide und Wein, 5. unentgeltliches Bauholz aus dem Soonwald, 6. kostenlose Eichelmast im Soonwald, 7. Befreiung von der städtischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit, 8. freie Einfuhr von Weinen von außerhalb der Kreuznacher Gemarkung und 9. Recht auf Einfuhr von Ehren- und Trunkwein für das jeweilige Burghaus von außen. Zu den Burghäusern gehörte: das Beußersche Burghaus, der Hof zum Brandenburg, das Haus zum Braunshorn, Coppensteiner Hof, Dienheimer Hof, Disibodenberger Hof, Eltzer Hof, Hof der Freien von Dem, Göler von Ravensberg, Gottschalk des ~ u d e nHaus, zur Haberkiste, zum Helm, Kronenberger Hof, zum kalten Loch, Herren von der Leyen, zur Lilie, zum roten Löwen, Ravengiersburger Hof, Rheingräflicher Hof, Sponheimer Hof, auf der Steige und Stumpfer Hof. Das adelige Kreuznach bildete eine Welt für sich. Die Rechte und die Privilegien des Adels stellten die bürgerlichen Freiheiten in den Schatten. Die Benennung von zwei Bürgermeistern könnte auf die zwei durch die Nahe getrennten Verwaltungsbezirke, der südlichen ,,Altstadt" und der nördlichen ,,Neustadt" hinweisen. Durch die bis ungefähr 1200 erfolgte Umsiedlung der rheingräflichen Bevölkerung in die neue Siedlungsanlage südlich der Nahe war der Name der alten Siedlung zunächst nur auf diesen Teil der neuen Niederlassung übergegangen, die deshalb „Altstadt6'genannt wurde, weil die kleine Siedlung nördlich der Nahe noch jünger war. Die wirklich älteste Siedlung am ehemaligen Römerkastell hieß mindestens seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ,,Osterburg". Die Furt am Römerkastell wurde durch eine Holzbrücke, später eine steinerne Brücke über die Nahe am Fuße der Kauzenburg abgelöst. Letzterer Bau wurde dem Grafen Simon 11. von Sponheim zugeschrieben, ist also im wesentlichen vor 1301 vollendet gewesen. Die neue steinerne Brücke verband die beiden neuen Stadtteile über die Naheinsel hinweg. 1332 heißt es in der Urkunde des Erzbischofs Balduin von Luxemburg ,,capella sita in insula infra duo nova oppida Krukenach supra pontem". Die Kirche stand also in der Mitte zwischen den beiden Stadtteilen. In der Neustadt lagen der Hauptmarkt und das Rathaus, befanden sich die wichtigsten Gewerbe. Seit dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts erscheinen in den Urkunden immer häufiger die Schöffen und Geschworenen, der Schultheiß und der Bürgermeister. Eine Urkunde von 1279 nennt die ,,consules", also wohl die Ratsherren. Es gab für die Stadt Kreuznach nur ein Gericht, es verfügte über mehr als 7 Schöffen. Jede Stadtseite besaß aber je einen Bürgermeister, Büttel und weitere städtische Funktionäre. Vor dem städtischen Gericht erfolgten Rechtsentscheide bezüglich städtischer

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Steuerfordemngen.Auch die Stadthemn selbst bedienten sich dieses Gerichts, wenn es um ihre Besitzungen in der Stadt oder in der Gemarkung ging. Frühe Beispiele sind ein Gütertausch des Grafen Johann von Sponheim mit dem ehemaligen Tmchseß Ingebrand 1270 und die Befreiung von allen finanziellen Verpflichtungen des von Ingebrand ertauschten Besitzes 1278. Auch Grundstücksverkehr in der Kreuznacher Gemarkung zwischen dem Grafen und einem anderen Dynasten fand vor dem Kreuznacher Gericht statt (1279). Die ,,civitas Cmcenache" (1237), „Universitas civium de Cmcenachen" ( 1261) hatte sich innerhalb von 150 Jahren zu einer richtigen Stadt mit Mauem, Markt und Gericht entwickelt. Neben dem städtischen Gericht bestand noch das alte Kreuznacher Landgericht für die Straffälle weiter, die mit dem Todesurteil endeten und die Galgenstrafe erforderten. Die Schöffen für diese Einrichtung wurden von den sog. Freidörfem gestellt, die dafür von Torzoll und Wegegeld in Kreuznach befreit waren. Der Richter wurde von Waldböckelheim bezogen, ein Indiz, daß dieser präterritoriale Gerichtssprengel seinen .Ursprung in sehr alten Rechts- und Besitzverhältnissen hatte. Graf Johann I. schenkte 1281 eine Kapelle, die er in der Nähe seines Jagdsitzes „in den Weiden" dem hl. Nikolaus errichtet hatte, dem Karmeliterorden. Die Stadt erhielt damit ein eigenes Gotteshaus, rechtlich gesehen noch nicht Pfarrkirche, das war noch immer die Kilianskirche im Osterburger Gericht. Die Verleihung des Oppenheimer Stadtrechts durch König Rudolf I. von Habsburg am 9.1. 1290 schloß die Entwicklung Kreuznachs zur Stadt seitens der Reichsgewalt ab. Auf Ersuchen des Grafen Johann I. von Sponheim erhielt Kreuznach „alle Freiheiten, Ehren, guten Gewohnheiten und Rechte", deren sich die Stadt Oppenheim zu erfreuen hatte. Damit wurde Kreuznach nicht freie Reichsstadt wie Oppenheim, sondern es erhielt nur das Oppenheimer Marktrecht sowie die Rechte des einzelnen Bürgers vor Gericht in der Oppenheimer Form. De facto wurden die in Kreuznach tatsächlich bereits durch die früheren Privilegien der Sponheimer Grafen festgelegten Verfassungsverhältnisse durch die königliche Maßnahme im wesentlichen nur noch bestätigt. Die bereits vorhandenen typischen Institutionen einer städtischen Siedlung sollten entsprechend dem Wunsch der Sponheimer Grafen mit dem Siegel des Königs bekräftigt werden. Zweifellos wurde damit die Stellung des Stadtherm und der Stadt mit ihren Bürgern gestärkt. Die angedeutete Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß der faktische Ausbau der städtischen Situation weiter in recht langsamen Schritten erfolgte. Einen gewissen Ausgleich für den Verlust, den die Rheingrafen in ihrem Osterburger Gericht durch die Abwandemng von Hörigen in die neue Stadt Kreuznach erlitten hatten, erhielten diese durch die Übertragung der Pfarrechte von der Kilianskirche im Osterburger Gericht auf die Wörthkirche in Kreuznach. Rheingraf Johann hatte den zuständigen Erzbischof von Mainz um diese Maßnahme gebeten, die 1332 auch erfolgte. Der Rheingraf behielt damit auch für die junge Stadt Kreuznach das Patronatsrecht. Das heißt, er war befugt, den Kreuznacher Pfarrer zu ernennen und den Frucht- und Weinzehnten in Kreuznach einzufordern. Damit war die Kreuznacher Rechtssituation an einer im Mittelalter immerhin wichtigen Stelle durchlöchert. Umgekehrt war die Übertragung der Osterburger Rechte auf die Stadt doch auch für diese ein Erfolg. Auch die Pfarrkirche auf der Naheinsel inmitten der Stadt

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trug zum Zusammenwachsen der unterschiedlichen Siedlungen bei, ebenso wie das eine Rathaus, der Markt und das Stadtgericht. Auch das Marktrecht könnte von der alten villa Osterburg auf die Sponheimer Stadt übergegangen sein, falls diese ihren Markt nicht einfach selbst mit Billigung des Stadtherm usurpierte und 1290 die königliche Sanktion entgegennahm. 1361 verlieh Kaiser Kar1 IV. dem Grafen Walram I. von Sponheim für Kreuznach einen Jahrmarkt. Er sollte 14 Tage dauern und die Rechte und Freiheiten der Frankfurter Messe beanspruchen dürfen. Das war ohne Zweifel ein wichtiger Impuls für Handel und Wirtschaft der Stadt, die bisher nur über Wochenmärkte verfügt hatte. Zur Versorgung der Bürger und Burgleute mit landwirtschaftlichen Produkten der näheren Umgebung und für den Absatz eigener handwerklicher Erzeugnisse an die Nachbardörfer hatte dies ausgereicht. Nun verstärkte sich der Zuspruch von fremden Kaufleuten. Eine gräfliche Urkunde vom 12.3. 1382 vermittelt eine Übersicht über die damals in Kreuznach gehandelten Güter: Korn, Hafer, Wein, Ochsen, Kühe, Rindskeulen, Rindshäute, gegerbte Rindshäute, Schweine, Heringe, Fische, Salz, Nüsse, Öl, Wachs, leere Fässer, Faßdauben, Faßreifen, Eisen, Zimmerholz, Kohle, Kohl, Rüben, Zwiebel, Knoblauch, Schmalz, Unschlitt, Butter, Honig, Hanf, Flachs, Wolle, Garn, Gewandschnitt, Waid, Ruten, Waidasche, wollenes Tuch, Leinwand, Töpfe, Geschirr, andere Töpfe und Brot. Keine differenzierte Liste einer größeren Handelsstadt, aber doch das Angebot eines emporstrebenden regionalen Mittelzentrums, das den bescheidenen Bedarf von Stadt und Umland deckte. Interessant ist, daß der Stadtherr 1385 die in Kreuznach tätigen Wollmeister, die sich natürlich im vollen Besitz bürgerlicher Rechte befanden, an den Mainzer Bürger Konrad gen. Morhart von Kreuznach versetzt hat. Kreuznach nahm also an der Wolltuchherstellung des Rhein-Main-Gebietes teil. Nimmt man eine chronikalische Nachricht des Abtes Trithemius ernst, so entstand 1365 ein Aufruhr zwischen den Bürgern und dem Rat in Kreuznach. Die Bewegung wurde niedergeschlagen und vier Rädelsführer auf Befehl des Grafen auf offenem Markt enthauptet. Der Kampf zwischen den Zünften und dem Stadtpatriziat war in den großen Städten am Rhein bereits seit längerem im Gange. In der kleinen Stadt Kreuznach gab es wohl kein eigentliches Patriziat. Die adeligen Burgleute waren nicht am Stadtregiment beteiligt, aber die lebenslänglich tätigen Schöffen, die sich selbst als Rat ergänzten, konnten eine Abschottung von der übrigen Bürgerschaft bewirkt und deren Unmut erregt haben. Vielleicht stellt die Maßnahme des Grafen Simon 111. vom Jahre 1401, den Kreuznacher Schöffenrat durch sieben bürgerliche Ratsherren zu erweitern, ein spätes stadtherrliches Einlenken auf die früheren Vorgänge dar. Der handgreifliche Anlaß war allerdings der, daß die Stadt eine Bürgschaft für den Grafen übernommen hatte und dieser sich dafür erkenntlich zeigte, indem er der Stadt die Ratsverfassung verlieh, die vorher von der Bürgerschaft vergeblich angestrebt worden war. Zu den auf Lebenszeit bestellten Schöffen des Gerichts traten künftig sieben Ratsherren aus der Bürgerschaft mit zweijähriger Amtsdauer und bildeten zusammen den Rat der Stadt. Von den sieben Ratsherren, auch „Siebener" genannt, wurden drei aus der Neustadt und vier aus der Altstadt gewählt, dann aber in der Folge so verfahren, daß sich das Verhältnis umkehrte. Es bildete sich die Gepflogenheit aus, daß für einen verstorbenen Schöffen der Herrschaft zwei

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Ratsherren mit passender Stadtseiten-Zugehörigkeit in Vorschlag gebracht wurden. Je ein Schöffe und ein Ratsherr wurden abwechselnd aus beiden Stadtseiten zu Bürgermeistern bestellt. Diese Bürgermeister waren Sprecher des Rats und städtische Finanzbeamte. Der oberste städtische Beamte, der Stadtschultheiß, war nach 1437 von der Herrschaft gesetzter Verhandlungsführer des Rates mit dem herrschaftlichen Gremium des Amtes Kreuznach. Das Schöffengericht bildete die Instanz des Stadtgerichtes, die die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. In den Fällen, in denen die Kreuznacher Schöffen das Recht nicht finden konnten, holten sie sich Belehrung beim Ingelheimer Oberhof. Auch das Kreuznacher Gericht wurde seinerseits von einer Anzahl von sponheimischen Ortsgerichten als ein solcher Oberhof in Anspruch genommen. Das Schöffenkollegium besetzte aus seiner Mitte eine Reihe von städtischen Ämtern und überwachte Maße und Gewichte. Die beiden Bürgermeister teilten sich in eine Reihe von Aufgaben: Erhebung der Bede, von Strafgeldern, Bürgereinzugsgeldern, Bezahlung von Besoldungen, Berufung von Bürgerversammlungen, Mitwirkung bei Schiedsverfaren in Bauangelegenheiten, Waldbesichtigungen, Weinleseterminierung, Dienstaufsicht über Diener des Rates, die Führung der Stadtrechnung und vieles andere mehr. Nach 1437, als die Erben des ausgestorbenen Sponheimer Grafenhauses Baden, Pfalz-Zweibrücken-Simmem und Kurpfalz zusammen die Grafschaft Sponheim regierten, trat an die Stelle des persönlichen Bandes zwischen Herrschaft und Stadt die Amts- bzw. Oberamtsbehörde mit relativ unpersönlich gehandhabten Verwaltungsaufgaben. Trotz des nur noch mittelbaren Interesses der Kondominatsherren wurden der Stadt noch eine Reihe von Privilegien zuerkannt. So 1439 ein Weinprivileg, das in der Stadt lediglich den Handel und den Ausschank einheimischer Weine erlaubte. Eine Polizeiordnung für die Grafschaft wurde 1475 wohl auf Betreiben des Pfalzgrafen von Simmern eingeführt, als der Markgraf von Baden aus der vordersponheimischen Gemeinschaft für längere Zeit ausgeschieden war. Ein Vergleich der Pfalzgrafen wegen einiger Unstimmigkeiten, die im Zusammenhang mit der Polizeiordnung entstanden waren, nahm im Jahre 1478 die Ordnung zwar nicht zurück, bestätigte aber eine Anzahl von vorteilhaften Verordnungen aus der früheren Zeit. 1490 erhielt die Stadt einen zweiten Jahrmarkt von den beiden Pfalzgrafen bewilligt. Drei Jahre später untersuchte eine städtische Kommission die zwischen Neustadt und Altstadt aufgekommenen Rivalitäten bezüglich der Wochenmärkte. Eine Bürgerrevolte gegen die Amtleute endete 1495 in einem blutigen Strafgericht der Landesherren und einer Reihe von neuen Ordnungsvorschriften für die Stadt. Rats- und Gerichtssitzungen durften künftig nur noch in Anwesenheit des herrschaftlichen Ober- oder Unterschultheißen gehalten werden. 1509 beginnen die regelmäßig aufgezeichneten Kreuznacher Ratsprotokolle, die Aufschlüsse über die weitere Entwicklung des Stadtrechts geben. Die Durchführung der Reformation, die abermalige Vertreibung Badens aus der Kondominatsgemeinschaft, der Dreißigjährige Krieg und die zeitlich versetzte Gegenreformation haben die Verhältnisse in der Grafschaft und in der Stadt grundlegend verändert. Die Aufteilung zwischen Kurpfalz und der Markgrafschaft Baden-Baden 1707108 war die schließliche Folge.

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Erzbischof Konrad von Hochstaden und der Speyerer Bischof Konrad von Eberstein, also zwei Verwandte des Sponheimer Grafenhauses, den Frieden, der insgesamt die Mainzer Vorherrschaft im Naheraum entscheidend anlegte und sicherte. Die beteiligten Grafen mußten ihre Stamrnburgen, die Kyrburg, die Altenbaumburg und die Burg Sponheim dem Erzstift Mainz zu Lehen auftragen. Den Vertrag hatten alle Adelsfamilien von Bedeutung im Naheraum zu unterschreiben. Auch die Reichsgeschichte forderte ihren Tribut. Die Erzbischöfe Konrad von Köln und Siegfried 1.1.von Mainz wechselten zur Partei des Papstes über, wodurch militärische Auseinandersetzungen zwischen König Konrad IV. und den Fürsten angelegt wurden, in deren Verlauf König Konrad auch das Gebiet um Bingen verwüstete. Die Sponheimer hielten sich 1246 zurück, als Konrad IV. Verbündete gegen den von den Erzbischöfen erhobenen Gegenkönig Heinrich Raspe suchte. Lediglich der wohl einer illegitimen Sponheimer Seitenlinie entstammende miles Wilhelm ergriff für den König offen Partei. Bei der traditionellen sponheimischen Stauferfreundschaft war dies ernüchternd aber den gewandelten Bedingungen der Zeit entsprechend. Man wollte es weder mit den mächtigen Erzbischöfen, noch mit dem Staufer Konrad IV. verderben. Zwar hatte Graf Simon von Sponheim 1239 in Ulm von dem jungen rex electus Konrad IV. ein Verbot gegen den Wegzug von Sponheimer Untertanen in die Reichsstadt Oppenheim erwirkt, aber das war eher ein Entgegenkommen des Mainzer Erzbischofs in seiner Eigenschaft als Reichsprokurator an der Stelle des unmündigen Königs. Wenn Graf Simon 1243 und später (1248149) in Kölner Urkunden seines Verwandten genannt wird, so ist dies wohl auch als Versuch zu werten, am Niederrhein ein Gegengewicht gegen die überlegene Mainzer Machtposition am Mittelrhein zu finden. Später steht Simon von Sponheim wie alle anderen Dynasten des Gebietes auf der Seite Richards von Cornwall, der nach dem Tode Wilhelms von Holland zum König gewählt worden war. Das Verhältnis des naheländischen Adels zu Mainz besserte sich für einige Jahre unter den Erzbischöfen Christian II.(1249-125 1) und Gerhard I.(125 1-1259), letzterer aus dem Haus der Wildgrafen. Auch Graf Simon von Sponheim ist in der Nähe des Erzbischofs Gerhard zu finden. Der Erzbischof ließ 1254 seine Stadt Bingen dem ersten Rheinischen Städtebund beitreten. Angesichts der versagenden Reichsgewalt bedeutete dieser vor allem eine Selbsthilfe der Städte zur Beseitigung der Gefahren, die das Land und die Straßen bedrohten. Der Städtebund wurde wenige Tage vor dem Tod Konrads in Süditalien arn Mittelrhein ins Leben gerufen. Graf Simon von Sponheim, der an den Vereinbarungen beteiligt war, ließ seine größeren Siedlungen nicht in den Städtebund eintreten. 1259 bestieg mit Erzbischof Werner abermals ein Eppsteiner den Mainzer Stuhl. Die wieder neu gekräftigten guten Beziehungen der Sponheimer Grafen zum Erzstift wurden unter Simons nachfolgendem Sohn wieder aufs schwerste beeinträchtigt. Graf Simon I., in seinem Kreuznacher Regiment mehr ein Getriebener als eigene Aktivitäten entwickelnd, hat sich lediglich für seine Stadt Kirchberg besonders nützlich gemacht und dieser 1259-64 großzügige Freiheiten gewährt. Am 18. April 1264 war der Graf, Vater von 8 Kindern, gestorben und wurde in der Stiftskirche von Pfaffen-Schwabenheimbeigesetzt. Der Zusammenstoß zwischen Mainz und den Sponheimern, mit denen sich eine Reihe von weltlichen Dynasten verbündete, entstand im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten in der Kreuznacher

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Grafenlinie. Die Brüder des Grafen Johann I. des Lahmen (1265-1290), des Nachfolgers des Grafen Simon von Sponheim-Kreuznach, Heinrich, Eberhard und Luther, waren beim Tode des Vaters noch so jung, daß Johann I. zunächst allein regierte, dabei aber auch schließlich die erforderliche Auseinandersetzung über das väterliche Erbe lange hinausgeschoben hat. Das führte notwendigerweise zu Zerwürfnissen mit dem zudem jähzornig veranlagten zweitältesten der Brüder, Heinrich (1277131 1). Schließlich konnte Johann, - der seinen diskriminierend wirkenden Beinamen im übrigen nicht wegen seiner geistigen Trägheit, sondern wegen seines Beinleidens erhalten hatte -, gedrängt von den sich einmischenden Verwandten, der Bereinigung der Erbangelegenheit nicht mehr ausweichen. Am 1.9.1277 fanden sich Gottfried von Sayn und Heinrich von Sponheim-Starkenburg als Vermittler des Vergleichs, die Raugrafen Konrad und Heinrich, weiter Philipp Herr von Hohenfels, der die Partei des Johann-Bruders Heinrich bzw. seiner Frau vertrat, und weitere Ritter, Mannen und Burgmannen zusammen. Das Ergebnis bedeutete für den jüngeren Bruder noch immer eine nichtzufriedenstellende Halbheit. Heinrich und seine ihm gerade vermählte Frau Kunigunde, Tochter Philipps von Bolanden, sollten ihren Anteil zunächst noch weiter in Gemeinschaft mit dem Grafen Johann besitzen, wenn auch bereits für sich verwalten. Graf Heinrich erhielt demnach von der Grafschaft Sponheim-Kreuznach die Burg Böckelheim mit Zubehör, die Sponheimer Anteile an Waldböckelheim, Weinsheim, Monzingen, Seesbach, Anteile an der „Abtei" (bei Niederwörresbach) sowie Maxsain und Selters im Westerwald. Graf Johann durfte in seinen Städten Kreuznach und Kirchberg keine Eigenleute seines Bruders aufnehmen. Im Fall des Aussterbens der Familie Heinrichs sollte der Besitz an die Nachkommen Johanns zurückfallen. Graf Heinrich räumte dem Bruder auch das Vorkaufsrecht für den Fall der Veräußerung seiner Anteile ein. Schließlich erhielt der nächstjüngere Bruder, Eberhard, ein Achtel der Burgen Dill und Sponheim sowie einen jährlichen Rentenbetrag. Graf Heinrich erbte seinerseits 1286 über seine Frau Kunigunde einen Teil des Besitzes der bolandischen Hauptlinie und begründete die neue Seitenlinie Sponheim-Bolanden-Dannenfels. Graf Heinrich hat schon bald die Klauseln des Erbteilungsvertrags in den Wind geschlagen und 1279 die Burg Böckelheim für 1040 Mark in Aachener Währung ausgerechnet an den Mainzer Erzbischof verkauft. Dieser ließ sich die Chance nicht entgehen, obwohl er schwere Auseinandersetzungen mit dem geschädigten Grafen Johann absehen konnte. Der Erzbischof verpflichtete Heinrich für den Fall, daß er mit seinem älteren Bruder in Fehde geraten sollte, nicht eher Frieden zu schließen, bis er seine Zustimmung gegeben habe. Dem Grafen Johann war es bisher an einem guten Verhältnis zum Mainzer Erzbischof gelegen. Er war noch 1277 zu einem erzbischöflichen Burgmann auf Klopp in Bingen gewonnen worden. Nun verletzte der Übergang Böckelheims an das Erzstift die Sponheimer territorialen Interessen und alarmierte den Adel des Nahe-Hunsrück-Raumes. Der Verkauf Böckelheims an den Mainzer Erzbischof löste Ereignisse aus, die in ihrer Bedeutung weit über die gewöhnlichen Fehden hinausgingen. Vor allem für die Sponheimer und die Rheingrafen führten diese in die Katastrophe. Blieb Bökkelheim in Mainzer Hand, war die Grafschaft Sponheim-Kreuznach in ihren vitalsten Interessen geschädigt und ihr Inhaber zudem gedemütigt. Der Sponheimer versuchte vergeblich, den Kaufvertrag seines Bruders rückgängig zu machen, so blieb

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nur noch die Fehde als letztes Mittel. Der Graf fand Hilfe bei fast allen weltlichen Herren des Nahe-Hunsrück-Raumes. Sogar der Landgraf von Hessen trat in ein Bündnis mit dem Sponheimer. Die offene Feldschlacht bei Sprendlingen im Herbst 1279 zwischen den Aufgeboten des Mainzers und des Grafen von Sponheim war eine der wenigen wirklichen Schlachten zwischen deutschen Dynasten vor der Zeit des eigentlichen Spätmittelalters. Die Truppen des Erzbischofs blieben siegreich. Der im Kampfesgetümmel zu Fall gekommene Graf Johann von Sponheim wurde von dem Kreuznacher Metzger Michel Mort und einer Gruppe von Kreuznacher Bürgern gerettet. Michel Mort fand bei der Aktion den Tod. Der dankbare Sponheimer Graf hat später seinem tapferen Retter eine steinerne Säule mit dessen Bildnis auf der Wahlstatt errichten lassen. Die Kreuznacher Metzgerzunft erhielt ein vorteilhaftes Pwileg. Der Rheingraf, die Leininger Grafen, ein Ritter von Dalberg und andere gerieten in die Gefangenschaft des Erzbischofs. Die siegreichen Mainzer plünderten das Stift Pfaffen-Schwabenheim als nächstgelegenen Sponheimer Besitz, zur Eroberung von Kreuznach war das Mainzer Heer zu schwach. Bis 1281 dauerten nun die gegenseitigen Raubzüge und Plünderungen an. Die Grafen von Sponheim, Johann und sein Starkenburger Vetter Heinrich, besuchten 1281 den Nürnberger Hoftag. Sie wandten sich an König Rudolf von Habsburg, der in Sprendlingen indirekt mit getroffen worden war. In Sprendlingen war die „Königspartei" besiegt worden (A.Gerlich). Die Forderungen des intransigenten Mainzer Erzbischofs Werner von Eppstein betrafen nicht nur die Anerkennung des Kaufs von Böckelheim, sondern beinhalteten noch weitergehende Absichten, so daß die Sponheimer fortan als nennenswerte Macht im mittelrheinischen Raum abgeschrieben gewesen wären. König Rudolf mußte den Mainzer Kurfürsten, auf den er stark angewiesen war, in seine Landfriedenskonzeption einbinden. Gleichzeitig aber auch die Grafen in der MainZer Nachbarschaft nach Möglichkeit in ihrer Macht erhalten. Der Schiedsspruch des Königs beschäftigte sich nur mit Dingen, die nach dem Mainzer Sieg unabänderlich waren, während er alle politischen Weiterungen umging, die Erzbischof Werner zu erreichen gehofft hatte. Graf Johann mußte auf die Burg Böckelheim verzichten, den Kaufvertrag anerkennen und eine hohe Kriegsentschädigung zahlen. Die reichen Grafen von Katzenelnbogen haben diese vorgeschossen. Keine Rede war mehr von einer neuerlichen Teilung der Grafschaft Sponheim-Kreuznach, wie sie der Erzbischof ursprünglich verlangt hatte. Mitten in diesen Verhandlungen erließ König Rudolf am 14.12.1281 einen Landfrieden, der praktisch eine Erneuerung des Reichslandfriedens Friedrichs 11. von 1235darstellte. Mit diesem sollten künftige Auseinandersetzungen selbstzerfleischender Natur zwischen den rheinischen Mächten verhindert werden. Einige Wochen später sorgte der König für eine Entschädigung der Gräfinmutter Margarete, die ihren Witwensitz auf der Burg Böckelheim eingebüßt hatte. Einwänden des Bischofs von Speyer als Lehnsherm des Sponheimer Grafen für Böckelheim begegnete der Mainzer Erzbischof mit der Erlaubnis, andere Burgen innerhalb der Erzdiözese bis zu dem Wert, den Böckelheim ausmachte, erwerben zu können. Am schlimmsten hatte sich die Fehde für den Rheingrafen ausgewirkt, der im Rheingau seine Stellung verlor und sich auf bescheidene Positionen in der Nachbarschaft der Sponheimer an der Nahe zurückziehen mußte. Das Geschlecht führte künftig den Titel ,,Rhein-

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graf vom Rheingrafenstein" mit dem Sitz auf der Burg Stein bei Münster an der Nahe. Die übrigen erzbischöflichen Gegner suchte der Eppsteiner nach Möglichkeit sich zu verpflichten. Mit dem Hauptgegner, dem Grafen Johann, schloß er ein in die Zukunft hineinwirkendes Bündnis, das geeignet sein sollte, die alte Politik der Zusammenarbeit wieder herzustellen. Das Erzstift Mainz hatte mit dem Sieg über die Sponheimer über die Dynasten des Naheraumes gesiegt. Die nachfolgende Entwicklung kann nicht umhin, diese Tatsache zu respektieren. Das Späte Mittelalter bot kaum Möglichkeiten zu einer grundlegenden Revision. Graf Johann der Lahme hat unsentimentale Konsequenzen gezogen, indem er im Mai 1282 ein ewiges und festes Bündnis mit Erzbischof Werner abgeschlossen hat. Fünf Jahre später ließ sich der Sponheimer durch Pfalzgraf Ludwig 11. zum Burgmann auf der Veste Stromburg aufnehmen. Die Territorialpolitik der Zeit bot viele Anknüpfungspunkte, die Eingleisigkeiten vermeiden ließen. In der engeren Verwandtenpolitik war das Verhältnis zu den Vettern auf der Starkenburg wichtig, es war nicht immer ganz ungetrübt. Die drängendste Angelegenheit war die Aufteilung der Sponheimer Lehensleute, die noch immer gemeinsam verwaltet wurden. Die Lehensmänner wurden 1286 in zwei gleiche Hälften geteilt. Schon 1283 hatte man sich über Leibeigene geeinigt, die zwischen den beiden Linien strittig waren. Schließlich traf man auch über die gemeinsamen Burgen Sponheim und Dill nebst deren Gütern und Burgmannen eine Einigung im Sinne einer Aufteilung zu gleichen Teilen. Die Differenzen mit den weiteren territorialen Nachbarn, den Bischöfen von Worms wegen des sponheimischen Hofgutes zu Sprendlingen und den Grafen von Veldenz wegen des Anspruchs auf einen Schatzfund, waren mehr juristischer Natur als daß sie hoheitliche Grundsatzfragen so zugespitzt hätten, daß nur noch Fehde bzw. ,,Krieg6' anstanden. Mit den Wildgrafen traf man Vereinbarungen auf freundschaftlicher Basis, mit den Raugrafen wurde 1290 nach der Bereinigung von Streitigkeiten ein Schutz- und Trutzbündnis für vier Jahre geschlossen. Vielleicht waren es die mißlichen Zustände im BenediktinerKloster Sponheim, das der Graf zu schirmen hatte, die ihn dazu veranlaßten, die Nikolauskapelle in Kreuznach an den Karmeliterorden zu übertragen. Graf Johann I. von Sponheim-Kreuznachwar mit Adelheid von Leiningen-Landeck verheiratet. Die von der Genealogie dem Grafen zugeschriebene erste Ehefrau Katharina von Katzenelnbogen beruht auf einer falschen Zuordnung. Von den vier Söhnen der mit 7 Kindern gesegneten Ehe traten die beiden Jüngeren in den geistlichen Stand. Der Domherr Emich machte Karriere, scheiterte aber jeweils kurz vor der Übernahme der Erzbischofswürde. Das Studium in Bologna legte die Basis für hohe Dignitäten in der Reichskirche. Bis zur Jahrhundertwende war Ernich bereits Domherr in Mainz und in Lüttich, Propst des Stiftes in Mockstadt, Pfarrer in der einträglichen Großpfarrei Kirchberg im Hunsrück sowie ,,Kleriker" König Adolfs von Nassau, als dessen ,,Verwandteru er bezeichnet wird. 1299 Archidiakon von Brabant im Bistum Lüttich mit dem Titel eines Chorbischofs, 1305 Stellvertreter des Mainzer Dompropstes, schien sein Aufstieg steil nach oben zu führen. Bei der zwiespältigen Wahl des Mainzer Erzbischofs 1305 einer der beiden Elekten des Domkapitels, entschied sich der Papst für Peter von Aspelt (1306). Auch die Kandidatur Emichs bei der Trierer Erzbischofswahl war vergeblich. Er hatte vor keinem

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gringeren als Balduin von Luxemburg zurückzustehen. Das Kölner Kanonikat (1308) und Domthesaurat (13 1 1) waren nur ein schwacher Trost. Emich wurde durch einen unehelichen Nachkommen Stammvater der ritterschaftlichen Familie der Wolf von Sponheim. Der Vater, Johann der Lahme, fand mit seiner Gemahlin Adelheid aus einer Linie der Leininger Grafen in Pfaffen-Schwabenheim seine letzte Ruhestätte. Als die Linie Leiningen-Landeck 1290 erlosch, erhoben die Söhne Johanns und Adelheids Ansprüche auf das Erbe. Neben der Herrschaft Ebernburg erlangten sie Anteil an der Stammburg Alt-Leiningen. 1301 sind Adelheids Söhne Johann 11. und Simon 11. als Ganerben auf dieser Burg zu finden. Nach heftigen Zerwürfnissen blieb seit 1337 das Verhältnis der Leininger Ganerben (Leiningen, Nassau, Sponheim) ungestört. Andererseits hatten sich Adelheid und ihre Söhne gegen die Ansprüche des Grafen Eberhard, des weiteren Bruders des verstorbenen Grafen Johann des Lahmen, zu wehren. 1292 mußten ihm neben Geldrenten die halbe Burg Dill und der achte Teil der Stammburg Sponheim abgetreten werden. Nach dem Tode Adelheids erhielt er 1299 die Burg Neef, den fünften Teil der vordersponheimischen Hälfte an der Burg Dill sowie ein Waldgebiet. Durch die Heirat mit Elisabeth aus dem Hause der Truchsessen von Alzey erhielt der ehemalige Domherr zu Köln die Anrechte aus dem nicht geringen Besitz der einzigen Tochter in und um Alzey, die allerdings pfalzgräfliche Lehen waren. Der Besitz der Neefer Linie ging schließlich 135 1/53 dem Haus Sponheim verloren. Ähnlich verhielt es sich mit den Besitzungen des Hauses Sponheim-Bolanden. Heinrich, der älteste Bruder des Grafen Johann des Lahmen, der 1278 Böckelheim an den Erzbischof von Mainz verkauft hatte und die Katastrophe von Sprendlingen verursachte, war mit Kunigunde von Bolanden verheiratet. Da Kunigundes Brüder jung starben, brachte Heinrich wesentliche Teile des bolandischen Erbes an sich. Der Sohn Philipp, von Kaiser Ludwig dem Bayern 1331 vom Makel der ministerialen Unfreiheit losgesprochen, heiratete Elisabeth von Katzenelnbogen, die dem Haus Sponheim-Bolanden weiteren Besitz zubrachte. Der Sohn, Graf Heinrich II., konnte raugräfliches Gut hinzufügen. Schließlich hat die Enkelin Anna, verheiratet mit dem Grafen Philipp von Nassau-Saarbrücken, 1393 die Besitzungen geerbt und Saarbrücken zugebracht. In der Vorderen Grafschaft Sponheim regierten die beiden älteren Söhne Adelheids, Simon 11. und Johann 11. zunächst für ein Jahrzehnt gemeinsam. Die Zusammenarbeit unter den Brüdern zeitigte recht positive Ergebnisse. Wesentlich war die Bereinigung des noch immer mit den Nachwirkungen der Böckelheimer Angelegenheit belasteten Verhältnisses zum Erzstift Mainz seit 1293 in mehreren einvernehmlichen Vereinbarungen. Auch zu den Raugrafen bestanden gutnachbarschaftliche Verhältnisse. 1301 wurde ein Bündnis mit den Raugrafen Ruprecht und Heinrich geschlossen. Auch zu den Wildgrafen gelangten die Sponheimer Brüder nach dem Ausräumen der um 1279 heftig aufgeflammten Streitigkeiten zu einem besseren Verhältnis. Nicht eigentlich verwunderlich war, daß immer wieder Streitigkeiten mit dem Onkel der Brüder, Heinrich von Bolanden, entstanden, die noch in der Spätzeit Johanns des Lahmen (1286) auf einen Höhepunkt getrieben waren.

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Mit dem Grafen Johann 11. von der Starkenburger Linie wurde 1299 ein Vertrag bezüglich der strittigen Befugnisse über die gemeinschaftliche Burg Dill und die Klöster Sponheim und Schwabenheim abgeschlossen. Die Gerichtsbarkeit in dem abgesteinten Bezirk unterhalb der Burg Dill hatten die Grafen den 6 Burgmännem aus Dill zu überlassen, die Vogtei über die beiden Klöster wurde damals ausschließlich der Kreuznacher Linie reserviert. Graf Johann hatte sich in der Reichspolitik im Sinn einer Unterstützung König Adolfs von Nassau eingesetzt, der sich dafür Ende 1294 mit einer Verbriefung von 1 000 Pfund Heller revanchierte. Da Johann sich zu verehelichen gedachte und deshalb eine besondere Kreuznacher Teillinie zu errichten beabsichtigte, trat man mit dem Archidiakon Ernich, den befreundeten Grafenbrüdern von Solms sowie sponheimischen Burgmannen zusammen und teilte im Mai 1301 in Kastellaun die Gebiete der Vorderen Grafschaft unter sich auf. Als Grenzlinie wählte man den bei Bacharach in den Rhein mündenden Heimbach und den Soonwald. Die nördliche Hälfte mit der Residenz Kastellaun und der Stadt Kirchberg erhielt der ältere Simon II., dem jüngeren Johann fielen die Stadt Kreuznach, mehrere naheseitige Burgen, der rheinhessische Besitz und die beiden Klostervogteien zu. Die mit Starkenburg gemeinschaftlichen Burgen Sponheim und Dill sowie die vordersponheimischen Burgmannen sollten weiter den beiden Brüdern zusammen zustehen. Wenige Tage später wurde vereinbart, daß die Lehensinhaber in den geteilten vordersponheimischen Gebieten den beiden Brüdern gemeinsam zustehen sollten, während die Lehen des Reichs (vom römischen König), des Herzogs von Lothringen, der Erzbischöfe von Mainz und von Trier sowie des Grafen Friedrich d.J. von Leiningen, die die Sponheimer selbst innehatten, sofort aufzuteilen waren. Das Leininger Erbe von ihrer Mutter Adelheid wollten die Brüder vorläufig ungeteilt lassen. Vereinbarungen dieser Art waren im Spätmittelalter unter den männlichen Angehörigen der gräflichen und ministerialen Familien die gewöhnlichen Verfahrensweisen der Ausübung und Weitervermittlung von Herrschaft, nur in den fürstlichen bzw. später den kurfürstlichen Dynastien bildete sich ein Unteilbarkeitsgrundsatz (Goldene Bulle von 1356) aus. Daß die Grafschaft Sponheim-Kreuznach, ihrerseits nur ein Teil der Gesamtgrafschaft Sponheim, nicht noch einmal über längere Zeit auseinanderfiel, hing damit zusammen, daß der jüngere Johann 1340 ohne legitime Nachkommen verstorben ist. Graf Johann von Sponheims Leben entbehrt nicht einer gewissen Tragik, wenn wir dies in den noch empfindungsarmen Überlieferungszeiten der Landschaft aus den öffentlichkeitswirksamen allgemeinen Situationen erschließen dürfen, die die Urkunden wiedergeben. Wohl kränklicher Natur, hat er schon 1311 mit frommen Stiftungen für die Klöster des sponheimischen Umkreises für den Fall seines Ablebens ein Zeichen gesetzt. Nicht nur die Klöster Sponheim und Schwabenheim hatten Legate zu erwarten, sondern auch der Disibodenberg, Marienpforte bei Sobemheim, Münsterdreisen, Weidas, Sion, Mauchenheim in der nördlichen Pfalz, Neumünster und Kirschgarten in Worms, Katharinenthal bei Braunweiler, der Rupertsberg, die Kreuznacher Klöster nebst dem Pfarramt und St. Peter sowie die Klause von Sprendlingen. Des Grafen besondere Fürsorge galt der auf der Kauzenburg oberhalb Kreuznach in seiner Residenz eingerichteten Burgkapelle und der in der neuen Stadt Kreuznach bei der großen Nahebrücke zu errichtenden weiteren Kapelle. Die

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Sorge des Grafen für die geistlichen Institutionen zeigte sich weiter auch in den Vereinbarungen mit den Rheingrafen, die über die wichtigen Patronatsrechte verfügten. 1324 erkaufte er die rheingräflichen Vogteirechte über das Frauenkloster St. Peter bei Kreuznach. In derselben Linie der kirchlichen Fürsorge bewegte sich - der fromme Sponheimer im Hintergrund - die Erlaubnis des Mainzer Provisors Erzbischof Balduin von Trier, die von dem Rheingrafen Johann „und weiteren Adeligen" erbetene Erhebung der Kapelle auf der Naheinsel oberhalb der Kreuznacher Brücke zur Pfarrkirche durchzuführen und ihr die bisherige Mutterkirche St. Nikolaus zu unterstellen. Sicher war es neben pragmatischen politischen Überlegungen auch die Frömmigkeit und Jenseitsbezogenheit des Grafen, die ihn 1335 den schon vom Bruder vorausvollzogenen Schritt der Lehensauftragung der Stammburg Sponheim an das Kloster Sponheim vollziehen ließ. Angesichts der schwindenden Kräfte hat er 1339 eine ewige Messe in der Pfarrkirche zu Winterburg, in der Kirche zu Megelsheim und im Tal Koppenstein sowie eine Stiftung für die Kirche in Weitersheim (Gutenberg) verfügt. Graf Johann blieb ohne Nachkommen, die die Linie hätten weiterführen können. Bald nach der Teilung der Grafschaft mit seinem Bruder hatten die geistlichen Familienmitglieder der Wildgrafen und der Sponheim-Kreuznacher eine Ehe zwischen Johann und der Schwester des Wildgrafen Friedrich von Kyrburg vermittelt, die aber wohl auf Grund des ausbleibenden Dispenses wegen zu naher Verwandtschaft nicht geschlossen wurde. Johann hat dann mit der Tochter eines seiner Dienstmannen einen natürlichen Sohn gezeugt, den er durch Kaiser Ludwig den Bayern für legitim bzw. adelsfahig erklären und den Namen von Koppenstein beilegen ließ. Er ist der Stammvater des Koppensteiner Geschlechts geworden. Die väterliche Grafschaft selbst konnte er nicht übernehmen. Über seine Gedanken an das Jenseits hat der Graf die Realität der anstehenden Aufgaben als Landesherr nicht verabsäumt. Er war sicher ein guter Regent. Im Verhältnis zur Reichsgewalt zurückhaltender als der Bruder, hat er sich doch mit diesem bei der Krönung Heinrichs VII. in Aachen aufgehalten und erscheint im Laufe des Jahres noch in Köln, Konstanz und Speyer in der Nähe des Luxemburgers. In der Zeit des nachfolgenden Doppelkönigtums hat er sich Anrechte auf eine stattliche Geldsumme von Seiten des Kölner Erzbischofs Heinrichs 11. von Virneburg für die Unterstützung der Wahl des Habsburgers Friedrich des Schönen erworben. Von wesentlichem Nutzen konnte das spätere Privileg des Wittelsbachers Ludwig des Bayern sein, das dem ,,lieben Getreuen" erlaubte, zwei Städte zu Winterburg und Koppenstein zu bauen und diese mit den Freiheiten und dem Marktrecht von Oppenheim ausstattete (14.7.1330). Diesem herrscherlichen Gunsterweis, der die inzwischen erfolgte Parteinahme des Grafen für den Gegner des Habsburgers voraussetzte, ließ Graf Johann im folgenden Jahr einen Freiheitsbrief für Winterburg folgen, der den Bürgern die Rechte und Pflichten einer sponheimischen Stadt mitteilte. Auch das weitere Privileg des Kaisers aus dem Jahre 1336 konnte dem inneren Ausbau des Territoriums dienen, indem dieser dem Grafen 60 Hausgesäße, Juden, Männer, Frauen, Kinder und Gesinde in Kreuznach oder anderswo erlaubte und freite, auf der Basis der Gegenleistung, daß nämlich der Graf des Reiches Mann zu sein habe. Die Anhängerschaft an den Kaiser kam im Juni 1337 im Beitritt zu der Vereinigung von Bischöfen, Fürsten und Grafen zum Ausdruck, die sich zur Hilfe für

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Ludwig verbanden, falls der Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg seine Zusagen nicht halten sollte. Es ging nicht nur um die Bekundung von Gefolgschaftstreue für die Herrscher der Zeit, die diese mit Versprechungen belohnten, die politische Aktivität eines Territorialherm wies ein breiteres Spektrum an Optionsmöglichkeiten auf. Die Situation der Doppelwahl war durch die territorialen Landfriedensbünde genutzt worden. Dem Landfriedensbund von 1326127 der Städte Straßburg, Speyer, Worms, Oppenheim und Mainz zur Sicherung der Straßen schloß sich Graf Johann von Sponheim als Hauptmann an. Die Städte trafen mit ihrem Hauptmann eine übereinkunft, die Ganerbenburg Rheingrafenstein zu zerstören, die den Frieden bedrohte. Die eingeschüchterten Gemeiner der Burg an der Nahe unter Führung des Rheingrafen Johann räumten den 5 Städten sowie dem Erzbischof von Mainz 1328 die ewige Erböffnung des Rheingrafenstein ein. Auch Graf Johann von Sponheim wurde in das Öffnungsrecht eingebunden. Er wurde zum eigentlichen Nutznießer dieses Rechtes, indem ihm und seinen Nachfolgern jeweils beim Tod eines Gemeiners die Erben den Öffnungsbrief beschwören mußten. In die gemeinschaftlichen Aktivitäten für die Sicherheit der Landstraßen wurde Johann 1338 im Rahmen einer Geleitseinung, die die Erzbischöfe von Mainz und von Trier sowie die Grafen von Sponheim tätigten, hineingenommen. Die Geleitsstraße erstreckte sich von Mainz durch Rheinhessen und den Hunsrück bis zwei Meilen jenseits von Trier. Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft von Mainz, das die drei Sponheimer Grafschaften arn ersten an der Nahe berührte, hat der Graf eine Politik betrieben, die sich in erster Linie an die Pfalzgrafschaft und das Erzstift Trier anlehnte. Insbesondere zur Pfalzgrafschaft scheint sich das Verhältnis Sponheim-Kreuznachs ohne größere Streitigkeiten entwickelt zu haben, wenn man von den Wittelsbachern in Oberbayern absieht. Johann von Sponheim gehörte zu den Helfern der Pfalzgräfin Mechtild, Tochter König Adolfs von Nassau, Seele des Widerstands gegen die Übermacht Ludwigs von Bayern innerhalb des wittelsbachischen Farnilienverbands, wobei die Gräfin für das Erbrecht ihrer Söhne kämpfte. Als die Sponheimer den rheinischen Landfrieden brachen und die Kaufleute bedrängten, kam es zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Sponheimern, dem Erzbischof Balduin von Trier und König Ludwig dem Bayern bei Kreuznach. Die Pfalzgrafen Rudolf 11. und Ruprecht I. haben nach der Beendigung der Zerwürfnisse mit dem bayerischen Onkel durch den Vertrag von Pavia (1329) den Grafen Johann mit den Dörfern Siefersheim und Frei-Laubersheim sowie mit einem Drittel an Megelsheim als Mannlehen belehnt. Gerhard von Sponheim erhielt wenig später vom Kaiser selbst das Gericht Neef zu Lehen. Eine der letzten Beurkundungen Johanns von Sponheim stellt die Versicherung gegenüber Pfalzgraf Ruprecht I. dar, keine pfälzischen Untertanen und keinen sich widersetzenden pfälzischen Amtmann in seiner Grafschaft aufzunehmen. Die Beziehungen zu Trier haben ganz im Zeichen der dominierenden Gestalt des Erzbischofs Balduin von Trier Höhen und Tiefen erlebt. Besonders kritisch war das Verhältnis des Erzbischos Balduin zu dem Grafen Simon II. von SponheimKreuznach, dem älteren Bruder Johanns. Das anfangs freundliche Verhältnis zum Hause Luxemburg zeigt die Beurkundung König Johanns von Böhmen vom Sommer 1322, den Grafen für 1 000 Pfund Heller zu seinem Mann anzunehmen und ihm

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200 Pfund zur Anschaffung eines Rosses zu zahlen. Drei Jahre später hat der Sponheimer dem Erzbischof von Trier sein steinernes Haus und Veste Winterburg nebst dem Tal als Lehen übertragen und wieder zurück empfangen. Balduin hatte dafür 1200 Pfund Heller zu erlegen. Als Johann von Sponheim in der Schmidtburger Fehde der Wildgrafen als Helfer und Verbündeter diesen gegen den Erzbischof Beistand leistete, schlug das Verhältnis zu Balduin in Feindschaft um. Nach dem Bericht des Trithemius wurden 1328 Sprendlingen, Rüdesheim, Weinsheim, Böckelheim, Sponheim und Bockenau geplündert, Kreuznach und die Burg Sponheim, allerdings vergeblich, belagert und sponheimische Untertanen verschleppt. Ohne Probleme scheint sich dafür das Verhältnis von Sponheim-Kreuznach zu dem früheren Erzfeind Mainz entwickelt zu haben. Ein Vertrag von 1295 regelte die Freizügigkeit der Untertanen beider Seiten, wobei die nach Sobernheim und Nußbaum Ziehenden, Mainz, und die von dort an die übrige Nahe oder in den Soonwald wechelnden Leibeigenen Sponheim gehören sollten. Auch einer gütlichen Vereinbarung über einen strittigen Wald bei Seesbach arbeitete man um 1298 zu. Wahrscheinlich war es dem Mainzer Erzbischof zuzuschreiben, daß Balduin von Trier und die Sponheimer Grafen beider Linien zusammen mit diesem bald nach dem Katastrophenjahr von 1328 in der Zeit von 1331 und 1338 eine Geleitseinung zum Schutz der Kaufleute von Mainz bis zwei Meilen jenseits von Trier errichteten. Fehden scheint der Graf eher sparsam geführt zu haben, aber wir hören von solchen gegen die Raugrafen (1312), gegen die Beuser von Ingelheim (1325), 1328 gegen Herzog Johann von Brabant und gegen Friedrich IV. von Leiningen wegen der Burg Altleiningen (1337). In die Auseinandersetzung mit den Raugrafen hatte König Johann von Böhmen eingegriffen, indem er Ulrich von Bickenbach beauftragte, den Streit beizulegen (13 13). Auch an dem sich abzeichnenden Ausverkauf der Raugrafen nahm Johann teil, indem er von dem Raugrafen Heinrich von der Neuenbaumburg 1336 die Burg Imsweiler und den Hof Münchweiler am Glan für 1400 Pfund Heller in Pfand nahm. Die Raugrafen hatten noch keineswegs resigniert, wie ihr Verhalten im Blick auf die Ebernburg zeigte. Kunigunde von Leiningen, Schwester der Gemahlin Johanns des Lahmen von Sponheim, hatte einen Herrn von Blankenberg (Blamont) in Lothringen geheiratet. Kunigunde erhielt aus dem leiningischen Erbvermögen die Hälfte von Ebernburg, die Kreuznacher Sponheimer die weitere Hälfte. Raugraf Ruprecht sprach sich nun 1338 mit dem Grafen Johann ab, daß er nach der Heirat einer Angehörigen des Hauses von Blamont mit ihm zusammen aus Ebernburg eine Stadt machen und eine Burg in ihr errichten wolle. Im folgenden Jahr verschrieb sich Raugraf Konrad dem Grafen von Sponheim als Helfer. Graf Johann hat eine aktive Burgenpolitik betrieben, aber auch letztlich unbedenklich sponheimische Burgen versetzt. 1339 gelang der Kauf der Burg Gräfendahn mit Zugehör an Dörfern und Gerichten von Wilhelm von Winstein und seiner Frau, Elisabeth von Kirkel, einer Verwandten Johanns, mit Zustimmung des Bischofs von Speyer als Lehensherm. Dieser Anteil an der Herrschaft Dahn wurde die Keimzelle eines sponheimischen Besitzkomplexes in der Südpfalz. Der wachsenden Dominiemng der Grafenfamilie durch die Kurfürsten stand die Nutzung zentripetaler Kräfte gegenüber, die neben und unterhalb der Schwelle des verknappten Begriffs ,,Territorium" eine überregionale Ausweitung von Recht und Besitz in ei-

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ner jeweils punktuellen, nicht flächendeckenden Form ermöglichten. 1332 hatte der Graf bei Simon von Argenschwang 2 000 Pfund Heller, also eine nicht unbedeutende Summe, aufgenommen und diesem dafür Burg und Tal Argenschwang gegen künftige Jahresgülten und Renten sowie die Verpflichtung zur Mannschaft verpfandet. Eine Transaktion, die bei der Nähe des Objekts zum territorialen Kernraum von Sponheim-Kreuznach von vielleicht größerer Bedeutung war, Iäßt man zentralistische frühneuzeitliche Gesichtspunkte walten. Als Umwandlung weniger präzisierter älterer Sponheimer Rechte in Lehenshoheit läßt sich die Einräumung der Gutenburg und des Dorfes Weitersheim durch den Kämmerer Eberhard von Gutenberg und Johann Beuser 13 18 an Graf Johann von Sponheim und die Rückgabe „als sin ledig huß" bewerten. Wie bei der Ebernburg, bei Alten-Leiningen, Gräfendhan, Winterburg und Argenschang waren die rechtlichen Vereinbarungen so vielfach konditioniert, daß eine klare politische Zielsetzung eher als von außen herangetragen erscheint. Insbesondere gilt dies für den Kreis der gräflichen Dienstmannen, die eine Dimension der rechtlichen Korona des Territoriums besetzten, die definitorisch oft vorschnell außer acht gelassen wird, die aber als Stoßdämpfer gegen Bedrohungen von anderer rivalisierender territorialer Seite ihre wichtige Funktion erhalten. So erhielt der Edelknecht Jakob von Flörsheim als Burggraf von Breitenstein für seine Aufgabe als treuer und immerwährender Helfer des Sponheimers den sponheimischen Anteil an der Burg Breitenstein zu Mannlehen. Nur eines von vielen Beispielen. Würde man diese Art der Mannlehenverschreibungen des Gesamtterritoriums addieren, so würde ein eindrucksvolles Volumen an Rechten und Besitz zustande kommen, die aber in der ad libitum verfügbaren Form garnicht gegeben waren. Ähnlich wie bei einer Familie des ritterschaftlichen Adels gestaltete sich auch das Verhältnis des Grafen zu dem unter seinem Schutz sich aufhaltenden Familienkloster Sponheim, das seine eigenen nicht nur fromm-monastischen Ziele verfolgte. Die Rechte des Klosters über die Wald- und Weidenberechtigungen hat Johann zusammen mit seinem Bruder Simon 11. 132 1 gegenüber den Ansprüchen der Bewohner des Dorfes Sponheim gesichert. Zweifelsohne im Sinn des gräflichen Territorialherrn war ein Tauschgeschäft mit Abt Willicho und seinem Klosterkonvent, in dem Graf Johann vom Kloster Sponheim den Felsen (Burg) Koppenstein mit den Dörfern Gemünden, Reichweiler und Gehlweiler erhielt, die Abtei dafür das bisherige Hofgut des Edelknechtes Philipp von Bosenheim in dem Dorf Sponheim im Gegenzug erhielt, wenn dieser einmal verstorben war. Ein augenfällig vorteilhaftes Geschäft für den Grafen. Ein Jahrzehnt später überließ Abt Wilhelm von Sponheim dem Grafen Mühlengerechtigkeiten in Rüdesheim und das klösterliche Backhaus in Gensingen gegen Abgabenfreiheit im Gensinger Bann für die dortigen Abteigüter. Im folgenden Jahr übergab Graf Johann dann die Rechte und den Bann der Mühle und des Backhauses in Sponheim und Bockenau dem Kloster zu ewiger Erbpacht. Man könnte denken, daß die klösterlichen hoheitlichen Rechte langfristig auf den Bereich von Mühlen- und Backhausgerechtigkeiten hätten eingeebnet werden sollen, wenn nicht zwischen 1329 und 1335 vom Grafen die sponheimische Starnmburg dem Abt für ewige Zeiten zu Lehen aufgetragen worden wäre, mit der Auflage, daß der jeweils ältere Sponheimer Graf diese Burg als Lehen zurückerhalte. Diese scheinbare Aufwertung des Stamrnklosters erfolgte in einer Zeit, in der Abt Trithe-

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mius gerade einen Niedergang des Klosters gesehen hat, der sich in der mangelhaften Zucht, dem Verschleudern von Klostergut, nicht zuletzt auch der ersten Bibliothek, auswirkte. Summa summarum hat sich Graf Johann von Sponheim-Kreuznach wohl als ein tauglicher, wenn auch nicht herausragender Territorialherr erwiesen. Um effiziente und planmäßige Politik zu exerzieren, fehlten die besitzmäßige Ausstattung und wohl auch die persönlichen gesundheitlichen Voraussetzungen. In seinem letzten Willen bestimmte er den Sohn des bereits verstorbenen Bruders Simon II., Walram, zum Erben seiner Grafschaft. Alle künftigen Erben sollten vor Antritt ihrer Herrschaft einen Eid auf die Freiheiten der Bewohner des Landes ablegen. Damit war die Vordere Grafschaft Sponheim - mehr durch die Zufälligkeit der dynastischen Biologie als durch einen sich abzeichnenden überlegenen Willen zur Konzentration - wieder in einer Hand vereinigt. Graf Simon II.(1290-1336), der ältere Bruder Johanns, hatte bei der Teilung von 1301 die von der Natur benachteiligten Gebiete der Vorderen Grafschaft erhalten, eine Gepflogenheit, wie sie auch bei den Wildgrafen bei der Aufteilung in die Kyrburger und Schmidtburger Linie deutlich wird. Man kann nur vermuten, daß die Ertragsunterschiede noch nicht in der dramatischen Form der späteren kameralwissenschaftlichen Einschätzung des 18. Jahrhunderts als wichtig angesehen wurden. Vielleicht sollte auch der Ältere unter den zur Herrschaft vorgesehenen Brüdern sich besonders intensiv mit den Aufgaben des Landesausbaus auseinandersetzen. Graf Simon 11. hat wohl nicht zuletzt auf Grund eines vordersponheimischen Seniorats gelegentlich die Nähe zu den deutschen Herrschern deutlicher gepflegt als der jüngere Bruder, aber auch um dessen Parteinahme hat man sich gekümmert. Im Jahr nach der Kreuznacher Teilung bekundete König Albrecht I. dem Grafen Simon, ihm für noch zu leistende Dienste 500 Mark Kölner Pfennige entrichten zu wollen, wofür er die Rechte des Reiches in einer Reihe von Hunsrückdörfern, unter anderem in Kültz, Bubach und Bergenhausen als Pfand erhielt. Heinrich VII. schloß sich in einer gewissen Weise seinem Vorgänger an, indem er 1309 seinem ,,Blutsfreund und Getreuen" Simon 11. einen Wochenmarkt für Kastellaun gewährte und in des Reiches Schirm nahm. Für die Dienstleistungen und Kosten im Zusammenhang mit der Erhebung Heinrichs VII. zum römischen König erhielt der Sponheimer zusammen mit seinem Bruder Johann von dem Kölner Erzbischof Heinrich 11. von Virneburg die sehr hohe Summe von 6 000 Pfund Heller auf den Bonner Zoll angewiesen, die Prozedur der Auszahlung zog sich naturgemäß lange, bis Sommer 1313, hin. Im Zusammenhang mit den nach dem Tode Heinrichs VII. anstehenden Wahlbestrebungen der Wittelsbacher und der Habsburger hat sich Simon 11. wie auch der Bruder Johann eindeutig auf die Seite der letzteren gestellt. Friedrich der Schöne und Leopold gaben im April 1314 dem Grafen Johann von Sponheim zusammen mit dem Grafen Johann von Nassau die Versicherung, daß derjenige von ihnen, der zum römischen König erwählt würde, diesen die Reichsstadt Landau für 1 000 Mark Iötigen Silbers zu verpfänden habe. Einige Wochen später versprach Herzog Leopold von Österreich dem Grafen Johann wegen seiner Dienstleistungen 200 Mark Silber in dessen Stadt Kreuznach anzuweisen. Der mit dem Königskandidaten Ludwig dem Bayern zerstrittene Pfalzgraf Rudolf I. hat drei Tage darauf dem Bischof von Straßburg sowie Johann von Sponheim und Johann von Nassau den Auftrag

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gegeben, ihn bei der bevorstehenden Königswahl zu vertreten und - das war mit diesem Auftrag verbunden - gegen Ludwig zu stimmen. Bei der Frankfurter Wahl vom Oktober 1314 kam es so zu der kurpfälzischen Stimmabgabe für Friedrich den Schönen. Erzbischof Heinrich von Virneburg, der sich besonders für die Erhebung eines Habsburgers zum König einsetzte, bevollmächtigte im Juni 1314 den Grafen Simon, Helfer anzuwerben, denen dieser im Namen des Erzbischofs 4 000 Pfund Heller in Aussicht stellen sollte. Wenig später versprach der Virneburger dem Grafen an Mariae Geburt 2 000 Pfund Heller von der Geldsumme auszubezahlen, die ihm Herzog Friedrich von Österreich an diesem Festtag aushändigen werde. Am 30.6.13 14 verschrieb der Kölner Erzbischof weitere 1 000 Pfund Heller für die Werbung von Helfern für die Königswahl nach den Vorstellungen der Habsburger. Die Sponheimer Grafen erhielten weiter den Auftrag, die von Friedrich dem Schönen nach Kreuznach dirigierte Geldanweisung nun an die Nassauer Gebrüder Heinrich und Emich weiterzuleiten. Ende September, sozusagen kurz vor Toresschluß der Wahl, gab Herzog Leopold den Sponheimer Brüdern und dem Grafen Dietrich von Katzenelnbogen geradezu eine Blankovollmacht im Blick auf die Anwerbung von Wahlhelfern. Am 19. Oktober, dem Tag der Friedrichswahl in Frankfurt-Sachsenhausen, erklärte der Habsburger Herzog, dem Grafen Johann für seine bisherigen Dienste 1 000 Mark lötigen Silbers bis Martini des Jahres zu entrichten, widrigenfalls er sich zu einem Einlager in Worms verpflichte. Keine Kurfürsten, waren die rheinischen Grafen doch vor der Wahl eines römischen Königs von den Wahlkandidaten - besonders bei Doppelwahlen - heftig umworben. Erst nach 1356 hat sich die Aufmerksamkeit der Kandidaten und ihrer Parteien fast ausschließlich den Kurfürsten zugewendet. Dem Charakter der Wahl des Jahres 1314 entsprach es, daß die Werbungskarnpagnen von Habsburgern und Wittelsbachern noch weiter betrieben wurden. Die Sponheimer mögen sich geschmeichelt gefühl haben, konnten sie doch zu der Ansicht gelangen, daß sie es waren, die über die Geschicke des Reiches mit zu entscheiden hatten. Im Rahmen der Vorbereitungen des Vorstoßes gegen Bayern hat König Friedrich der Schöne 1318 den Grafen von Nassau, von Sponheim und Gerlach, Herrn von Limburg, eine weitere Vollmacht ausgestellt, mit Edelleuten, Städten und anderen Verträge zu seinen gunsten abzuschließen. Dazu gehörte auch die Bevollmächtigung, Verpflichtungen hinsichtlich der Verpfändung von Reichsgut einzugehen. In diese Richtung zielte auch ein wenig später von König Friedrich dieser noch um einige Mitglieder vergrößerten Gruppe von mittelrheinischen und hessischen Grafen gegebenes Versprechen auf l 000 Mark Silber, die er auf das Reichsgut verschreiben wollte, das ihnen „Herzog6'Ludwig von Bayern noch vorenthalte. Herzog Leopold von Österreich blieb vorerst weiter in die habsburgischen Finanztransaktionen mit den mittelrheinischen Grafen eingeschaltet. Im Oktober 1319 erhielt Graf Simon 11. von Sponheim für 5 Jahre die Einkünfte des Rheinzolls zu Hammerstein verschrieben. Im April 1320 schloß sich für die Sponheimer Brüder die Bestätigung König Friedrichs der bereits durch König Adolf von Nassau verpfändeten Reichsgüter in Ober- und Nieder-Ingelheirn und des Galgenscheider Gerichts bei Boppard an, wobei er die Pfandsumme um weitere 2 000 Mark Silber erhöhte. Nach der Niederlage Friedrichs des Schönen bei Mühldorf (1322) und seiner Gefangenschaft war es für die Sponheimer Grafen vermutlich nicht leicht, sich mit

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dem siegreichen Wittelsbacher zu arrangieren. Das deutete sich noch ein Jahrzehnt später an, als Kaiser Ludwig der Bayer die Sponheimer Grafen zusammen mit anderen Fürsten, Grafen und Herren drängte, das Urteil des in Frankfurt gehaltenen kaiserlichen Gerichts über die Stadt Mainz durchzuführen, das die Reichsacht und den Verlust der erzstiftischen Privilegien verfügt hatte. Mainz hatte sich gegen den noch mit Ludwig dem Bayer verbündeten Stiftsverweser Balduin von Luxemburg und für den Kandidaten des Papstes, Heinrich von Virneburg, als Erzbischof entschieden. Um das Verhältnis des Grafen Simon 11. von Sponheim zum Kurfürsten Balduin von Trier war es seit längerem nicht zum besten bestellt. Im Verlauf der Auseinandersetzungen, die zu einem militärischen Treffen mit den Kräften des Erzbischofs zusammen mit den Truppen des Königs bei Kreuznach geführt hatten, mußte der Graf versprechen, die Feindseligkeiten einzustellen und im Thronstreit neutral zu bleiben. Der Graf war gezwungen worden, dem Erzbischof die Stadt Kirchberg als Entschädigung einzuräumen. Im Sommer 1321 gestattete der Trierer dem Grafen, Kirchberg für l 000 Pfund gute Heller wieder einzulösen. Ein Jahr später erhielt der Graf nach wieder hergestelltem Einvernehmen die Burg Kirchberg als Lehen des Erzstiftes Trier. In den häufigeren Querelen mit Balduin von Trier stand der Kastellauner nicht allein, sondern befand sich im Einvernehmen mit einer Reihe von weiteren Hunsrücker Dynasten, besonders mit dem Bruder Johann in Kreuznach und mit dem Wildgrafen Johann von Dhaun. In einer Fehde im Jahre 1329, die dann wieder einmal schnell beigelegt worden war, hatten die drei Grafen vorsorglich bereits die Aufteilung der künftigen Gefangenen vertraglich festgelegt. Im Zeichen der damaligen Aussöhnung wurde in einem Abkommen zwischen Erzbischof Balduin von Trier, auch als Verweser des Erzstifts Mainz, und den Grafen Simon und Johann das bereits mehrfach erwcihnte Kaufmannsgeleit von Mainz bis zwei Meilen jenseits von Trier abgeschlossen. Die große Schrnidtburger Fehde zwischen den Wildgrafen und Balduin ließ das Verhältnis des Grafen Simon 11. ebenso wie das des in Kreuznach regierenden Bruders Johann sich wieder krisenhaft zuspitzen. Einen Streitpunkt bildete die Burg Stromberg, die von dem Grafen damals verwaltet wurde. Als sich die erzbischöflichen Scharen nach der Plünderung des Kreuznacher Gebietes der Grafschaft Simons 11. zuwandten und Kastellaun belagerten (1334), unternahm die Gemahlin Elisabeth aus dem Hause der Herren von Valkenberg, eine Nichte Balduins, mit ihren Kindern einen dramatisch inszenierten Fußfall vor dem hohen Onkel, der daraufhin die Belagerung - folgt man dem Bericht des Trithemius - aufgehoben und sich mit Graf Simon versöhnt haben soll. Ohne große Spannungen gestaltete sich das Verhältnis zwischen Kastellaun und Heidelberg. Für Simon 11. war die Anrainerschaft der Pfalzgrafen weniger direkt gegeben als dies für Johann in Kreuznach der Fall war. Allerdings gab es auch für die zweite, hintere Linie noch eine Reihe von Anknüpfungspunkten. Pfalzgraf Rudolf I. billigte 1303 die Übertragung von Leibeigenen in Monzingen an der Nahe durch den Ritter Philipp von Kellenbach an Graf Simon, der diesen wieder, zur Besserung seiner sponheimischen Lehen, damit belieh. Der Kastellauner Graf wurde im Herbst 13 11 von Rudolf I. für 600 Pfund Heller zum Burgmann in der Burg Fürstenberg bei Bacharach angenommen. Unmittelbar danach verpfändete Rudolf I. dem Grafen die wichtige Burg Stromberg gegen ein Darlehen von 2 000 Pfund

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Heller, mit Dörfern, Gütern und Gerichten unter Vorbehalt der Wiedereinlösung. Die Auslösung des Pfandes erfolgte schließlich durch die schon erwähnte streitbare Witwe Rudolfs I., die Königstochter Mechtild (1323), nachdem zwischenzeitlich Ludwig der Bayer auf seinen Rechten auf Stromberg bestanden und sich deshalb mit Simon 11. überworfen hatte. Einen gewissen Stellenwert nahmen die Dispositionen im Gefüge der sponheimischen Familienpolitik ein. Gemeinschaftliche Angelegenheit der vordersponheimischen Brüder war die Aussteuer ihrer an den Grafen Ludwig von Rieneck verheirateten Schwester Anna, für die 1304 die Summe von l 200 Mark beschlossen wurde. Der Schwager des Grafen Simon II., Theoderich von Monjoye, Herr von Valckenberg, bestimmte im selben Jahr die von seinem Vater verschriebene Mitgift für Elisabeth von Sponheim, Simons Frau, mit jährlich 130 Mark Pfennigen als Zinsen der überschriebenen Gesamtsumme. Theoderischs Bruder Reinhold von Valckenberg erhielt 1306 von König Albrecht I. die Erlaubnis, eine Jahresrente von 160 Mark für die Mitgift Elisabeths auf Reichsgüter zu verlegen, die er als Lehen innehatte und diese später mit 1 600 Mark abzulösen. Natürlich waren auch die Töchter aus der Ehe Simons mit Elisabeth mit Aussteuer zu versehen: Agnes heiratete den Grafen Heinrich von Veldenz, Elisabeth den Grafen Rudolf von Hohenberg, in zweiter Ehe den Landgrafen Ludwig von Hessen, Margarethe den Wildgrafen Johann von Dhaun und Imagina den Grafen Philipp von Solms. Eine leiningische Erbangelegenheit stand schließlich von Adelheid, der Mutter der beiden Grafen Simon und Johann, ins Haus. Adelheids Schwester, Kunigunde von Leiningen, hatte Heinrich Herrn von Blankenberg (Blamont) geheiratet. Bei der leiningischen Erbschaft in Alt-Leiningen war den Erben, den Grafen von Nassau und den Grafen von Sponheim-Kreuznach bzw. -Kastellaun, gemeinsam in Lothringen die Burg Mörsberg sowie die Burg Gemünden im Hunsrück zugefallen. Überlegungen hinsichtlich der Aufteilung dieser gemeinsamen Erbportion wurden getätigt. Die übrigen leiningischen Erbteile waren unter Sponheim, Nassau und Blankenberg aufgeteilt worden. Die Erbstreitigkeiten zogen sich noch über 1335 hin. Im Mai des folgenden Jahres schlossen Graf Simon 11. und sein Sohn Walram, Si'mons Bruder Johann und Graf Philipp von Bolanden-Dannenfels ein Bündnis zur Erhaltung des Familienfriedens, angesichts des herannahenden Endes Simons 11. sicher eine notwendige Aktion, um die Wiedervereinigung der Vorderen Gafschaft zu garantieren. Auch das Verhältnis Simons zu den Vettern von Sponheim-Starkenburg scheint im allgemeinen nicht feindlich gewesen zu sein. Die Differenzen mit Johann 11. von Starkenburg über die Verleihung der einträglichen Pfarrei Kirchberg wurden 13 18 dergestalt beigelegt, daß eine wechselweise Vergabe durch die beiden Linien beschlossen wurde. Schon 13 10 hatte Simon im Angesicht einer schweren Erkrankung sein Testament errichtet und die Güter benannt, mit denen er seine frommen Legate für die Karmeliter in Kreuznach und für die Klöster in Katharinenthal, auf dem Rupertsberg bei Bingen, Kirschgarten und Nonnenmünster bei Worms, Remigiusberg, Kumbd, Sponheim, Schwabenheim, Engelport, Disibodenberg und Marienpforte ausstattete. Weiter hatte er drei ewige Messen in Kastellaun und ein ewiges Licht über seiner späteren Gruft verfügt. In der Zeit zwischen Oktober 1336 und März 1337 ist Graf Simon 11. gestorben und in der Kastellauner Kirche begraben worden.

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Kaspar Zillesius hat seinen bereits beschädigten Grabstein noch gesehen, aber die chronologische Unklarheit muß wohl bestehen bleiben. Von den beiden in den geistlichen Stand eingetretenen Söhnen Simons bekleidete Johann (1330-1362) Dornkanonikate in Köln und vermutlich in Trier und wurde Domkantor in Mainz. Der jüngere Rainald erlangte zu diesen drei Würden, die er ebenfalls erreichte, die Propstei von St. Mariengreden in Mainz und die Pfarrstelle zu Sprendlingen. Rainalds Stellung in der Partei des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau war nicht ganz ohne Gewicht. Bei der 1351 erfolgenden Aussöhnung Gerlachs mit Heinrich von Virneburg und dem Mainzer Stiftsverweser Kuno von Falkenstein wird die Rolle Gerlachs erwähnt, der zusammen mit dem Dompropst und der Stadt Oppenheim zwei Ratsleute bestimmte. Der Lehenhof scheint bei der Kastellauner Linie übersichtlicher und kleiner als bei der Kreuznacher Linie gewesen zu sein. Vornehmlich waren es Mannlehen, die an die Angehörigen ritterschaftlicher Familien gelangten: Zant von Merl, Vogt von Hunolstein, von Waldeck, von Sabershausen (Wildburg) und von Wymmesheim. Da Graf Johann 11. von Sponheim-Kreuznach unverheiratet geblieben war, vereinigte der Sohn Simons 11. von Sponheim-Kastellaun, Walram (1329-1380), wieder die gesamte Vordere Grafschaft Sponheim seit 1340 in seiner Hand. Warlram ist neben dem Grafen Johann 111. von der Starkenburger Linie zum aktivsten der spätmittelalterlichen sponheimischen Territorialherren geworden. Seine zahlreichen Erwerbungen sind nicht in den regionalen Rahmen des Nahe-Hunsrück-Raumes, Rheinhessens und des Gebietes an Glan und Alsenz eingespannt, sondern greifen zum Teil weit, wenn auch nicht immer flächenhaft, darüber hinaus. Lediglich die Erwerbungen, die an den Sponheimer Stamm- und Kernbesitz angrenzten, hatten Aussicht, auf die Dauer festgehalten und integriert zu werden. Walrams HerrschaftsZeit wird die organisatorische Neuerung für die Grafschaft Sponheim zugesprochen, seine Territorialherrschaft in besondere Bezirke, eigentlich noch eine Vorstufe der Ämter, eingeteilt zu haben, in der Art, daß ein Verwaltungs- bzw. Gerichtsbeauftragter in einer Stadt im Schutze einer Burg amtete, der als Truchseß die herrschaftlichen Zinsen und Gülten erhob und dem Schöffengericht vorsaß. Die betreffenden Bezirke urnfaßten eine sehr unterschiedliche Anzahl von Dörfern und waren noch weit davon entfernt, flächendeckende Einheiten zu bilden. Nur durch die Vorstellungen von Patriarchat und Adelstradition, - nicht bereits durch den Willenskraft verratenden Charakter des Junggrafen-, ist es verständlich, daß noch der Vater, Simon II., die Schwiegertochter ausgesucht haben soll, Elisabeth von Katzenelnbogen, Tochter des reichen Grafen Wilhelm I., dessen Familie sich in den Besitz einträglicher Rheinzoll-Einnahmen setzen konnte. Aber auch der Sponheimer Schwiegervater zeigte sich großzügig, indem er das Wittum Elisabeths mit der Hälfte der Stadt Kirchberg, diesseits der Steinstraße „als die Syemer flußet" sowie auf die Hälfte des dortigen Gerichts mit Einwilligung der Pfalzgrafen Rudolf 11. und Ruprecht I. festlegte. Geld bestimmte die gräfliche Heiratspolitik mehr als alles andere. Die sich in diesem Raum vollziehenden Transaktionen waren ein wichtiger Bestandteil der territorialen Fiskalwirtschaft und ein Ferment nachbarschaftlicher Zusammenarbeit. Bevorzugt setzte man als Objekte für die Anweisungen solcher Gelder Lehen, Reichsgut oder sonstige, zwar zum Kernbestand des Territoriums zählende, aber doch nicht eben allodiale Rechte und Besitztümer ein. Durch

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die erforderlichen rechtlichen Verfahrensakte konnten die hoheitlichen Ansprüche wohl günstig für die Disponenten beeinflußt werden, da die vorgesehene Ausstattung der Frau des Grafen günstige Dispositionen der Lehensherren erwarten ließ. Natürlich war damit auch eine Vielzahl von Dissensen gegeben. Als Walrarns Schwiegervater, Graf Wilhelm von Katzenelnbogen im November 1331 verstarb, geriet Walram mit seinem Schwager Wilhelm 11. wegen der Mitgift Elisabeths in einen wenig höflichen Streit. In einem Vergleich mußte er sich verbindlich machen, die Mitgift seiner Frau und das Wittum, zusammen eine Summe von 8 000 Pfund Heller, auf Eigentum zu verlegen. Im September 1350 besserte Walram das Wittum Elisabeths mit der Gutenburg und den Dörfern Roxheim, Hargesheim und Weiler. Im Herbst 1363 vergrößerte Walram noch einmal das Wittum mit Burg und Stadt Kastellaun, dem Hof zu Maiden und Weinbergen zu Senheim, wobei dieses Mal der Bischof von Worms seine Einwilligung für die Burg Kastellaun als Lehen des Hochstifts gab. Im August 1367 wurde schließlich der verlorengegangene erste Wittumsbrief der Elisabeth noch einmal ausgestellt. Damit nicht genug, später sollte es darüber noch einmal zu Unstimmigkeiten mit Elisabeths Sohn Simon 111. in der Zeit nach dem Tode Walrams kommen, der ihr 1383 lediglich die Gutenburg, Panzweiler auf dem Hunsrück sowie Zinsen und Gefalle überließ. Die Sicherung der standesgemäßen Ausstattung der ihre Ehegatten überlebenden Gräfinnen war nicht nur eine Angelegenheit der familiären Reputation, sondern beinhaltete auch in nuce einen wichtigen Anzatz zur Emanzipation der adeligen Frau. Daß Graf Walram an Ansehen und Einfluß gegenüber seinen Sponheimer Vorgängern im Spätmittelalter zulegte, zeigt sein Verhältnis zu den Herrschern im Reich, besonders zu Kaiser Ludwig dem Bayern, zu dem das Verhältnis im Vergleich zu seinem Vater unvorbelastet sein konnte. Wohl unmittelbar nach dem Tod des Vaters erhielt Walram am 26. März 1337 ein Privileg Ludwigs, 30 seßhafte Juden in seiner Grafschaft zu beherbergen, um den Wohlstand Sponheims zu heben. Auch bei der Beilegung einer Fehde, die der Graf im folgenden Jahr gegen einen Zusammenschluß von Rittern unter den Hauptleuten Matthias von Meytzenhausen, Hermann von dem Walde und Johann von Boppard führte, zeigte sich der Kaiser bei seinem Spruch in Nürnberg wohlgesonnen. Im Januar 1339 ernannte Ludwig der Bayer von München aus unter dem Hofgerichtssiegel den Grafen zum fünften Mann, zusätzlich zu einem bisher erfolglosen Vierergremium, das einen Streit zwischen dem Wildgrafen Johann von Dhaun und dem Grafen Heinrich d.J. von Veldenz beilegen sollte. Als sich im folgenden Jahr der Krieg zwischen den Erzbischöfen Balduin von Trier und Heinrich von Mainz und ihrem Gegner, dem Wildgrafen Johann, wieder aufheizte, Balduin auch die Gebiete Walrarns, der für seinen wildgräflichen Schwager Partei ergriffen hatte, mit Gewalt bedrängte, stellte Kaiser Ludwig im September 1340 einen Waffenstillstand her, bei dem Graf Wairam als einer der Bürgen für seinen Schwager in Erscheinung trat. Graf Walram von Sponheim hatte sich als tierischer Lehnsmann den Zorn des Kurfürsten Balduin zugezogen. Dieser ließ den Grafen vor den Kaiser, den Herzog Rudolf von Sachsen und weitere Fürsten, Grafen, Herren und Ritter nach Frankfurt laden. Walram war selbstbewußt genug, um sich nicht in Frankfurt zu unterwerfen. Als auch eine zweite Ladung vor das kaiserliche Gericht erfolglos blieb, lud ihn Balduin im Oktober 1340 vor das Manngericht des Erzstifts Trier, das aus vier Gra-

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fen, 6 Herren und 3 1 Rittern und Trierer Vasallen bestand, unter ersteren im übrigen auch Walrams Vetter Johann 111. von der Starkenburger Linie. Das feierlich versammelte Gericht ließ den Sponheimer dreimal öffentlich ,,geheyschen vnd yme alda gerufen von gerichtswegen", worauf in Walrams abermaliger Abwesenheit die Klagepunkte, die kaiserlichen Briefe und die weiteren Urkunden verlesen wurden. Insgesamt waren es 34 schwere Anklagen, unter anderem wegen gebrochener Sühneverträge, geschuldeter Gelder, unterlassener Vasallenpflichten,Verfolgung der sponheimischen Juden und Einbehaltung des tierischen Lehens Winterburg. Der Schaden wurde auf die gewaltige Summe von 31 630 Pfund Heller beziffert. Walram sollte diesen Schaden entsprechend dem Urteil ersetzen. Leiste er keine Folge, so wäre Kurfürst Balduin befugt, an des Grafen Gut zu greifen. Walram hat es gewagt, abermals nicht zu reagieren. Der Kaiser stimmte im April 1342 einer Suspension der Acht zu, unter der Voraussetzung, daß bis zu einem von den Streitparteien zu wählenden Termin ein Vergleich zustande komme. Die weitere Entwicklung dürfte der Ausdauer des Grafen Recht gegeben zu haben, da über eine Exekution des Urteils nichts bekannt geworden ist. Das gute Verhältnis zum Kaiser scheint durch diese Hartnäckigkeit des kleinen mittelrheinischen Grafen nicht beeinträchtigt worden zu sein. Im Zusammenhang mit Erwerbungen zur Erweiterung des Sponheimer Besitzes um das südpfdzische Dahn erhielt Walram im Septemberg 1342 von Kaiser Ludwig das von Anselm von Berwartstein gekaufte Dorf Bundenthal als Reichslehen. Auch für den von dem Berwartsteiner erkauften Besitz zu Reisdorf und Böllenborn, der Reichslehen war, stellte Kaiser Ludwig die Belehnungsurkunde aus. Zu diesem Reichsgut trat 1345 noch das nicht unbedeutende Dorf Birkenhördt als Lehen der Abtei KlingenmünSter. Die Krönung der Zusammenarbeit mit dem Kaiser aus der Sponheimer Sicht war die Bestellung des Grafen Walram zum Reichslandvogt in der Wetterau im Oktober 1345. Die Reichsstädte Frankfurt, Gelnhausen, Friedberg und Wetzlar erhielten damals vom Kaiser die Aufforderung, dem Sponheimer als seinem Vogt zu gehorschen. Im März 1346 gab der Kaiser seinem Landvogt die Weisung, das von den deutschen Königen in der Wetterau verpfändete Reichsgut einzulösen und so lange selbst zu besitzen, bis das Reich dies wieder an sich bringe. Eine insgesamt großzügige Inaussichtstellung von Machtsteigerung und Gebietszuwachs für den Sponheimer, wenn es nicht bald darauf zu einem luxemburgischen Gegenkönigtum und zu Kontinuitätsbrüchen im Rhein-Main-Gebiet gekommen wäre. Auch zu den Luxemburgern hatte sich, noch in der Zeit der Zusammenarbeit zwischen Luxemburg und Wittelsbach, das Verhältnis unter dem Zeichen der reichspolitischen Interessen günstig entwickelt. Graf Walram hatte König Johann von Böhmen bei dessen Beteiligung im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England als Parteigänger des französischen Königs Dienste geleistet, wofür ihm König Johann im Oktober 1339 600 Goldgulden und seinen Rittern 1 000 Goldgulden verschrieb. In seinem Testament vom 9. September 1340 erinnerte sich Johann von Böhmen seiner Verpflichtung und befahl diese und weitere noch ausstehende Entschädigungen aus den böhmischen Einkünften zu begleichen. Wegen der Verdienste, die er sich bei der Bewerbung Karls von Böhmen um den deutschen Thron erworben hatte, erhielt der Edelknecht und sponheimischeVasail Gerhard von Sponheim 1349 eine Vergünstigung hinsichtlich innegehabter Reichs-

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lehen. Während der Nürnberger Verhandlungen 1355156 des mit der Kaiserkrone aus Italien zurückgekehrten Karl IV. mit den deutschen Kurfürsten hat der Herrscher auch einen Streit zwischen dem Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz und dem Grafen Walram von Sponheim geschlichtet, der mit dem Entscheid der Entlassung der beidseitigen Gefangenen, der Rückgabe seines Hauses Alt-Leiningen und der Anheimstellung, ob der Graf seine pfälzischen Lehen empfange oder nicht, durchaus keine einseitige Parteinahme für den Pfalzgrafen beinhaltete. Die Kontakte zu Karl IV. sind wohl insgesamt weniger intensiv als zu seinem Vorgänger. Im September 1360 weist der Kaiser den Grafen an, den Kaufleuten die Geleitsstraße durch seine Grafschaft wieder zu öffnen. Falls sich Zweifel über das Geleitsgeld ergeben sollten, benennt Karl seinen Schultheißen Heinz zum Jungen in Oppenheim zum Bevollmächtigten. Im März 1362 wandte Karl IV. dem Grafen zwei Turnose am Koblenzer Rheinzoll zu, zweifelsohne ein Gunstbeweis, der allerdings nach den üblichen Gepflogenheiten auf einer Gegenleistung des Grafen zu beruhen hatte. Mehr der formalen Konvention zuzurechnen als einem besonders engen Verhältnis ist schließlich die Einladung des Kaisers an Walram, an den Hochzeitsfeierlichkeiten seiner Töchter Katharina und Elisabeth teilzunehmen. Eine gewisse Rolle kam dem Sponheimer in den Landfriedensbündnissen überregionaler Natur zu, die zwischen Königsgewalt und einzelnen Temtoren bzw. Städten angesiedelt sind, wenn auch anfänglich die aktive Mitgliedschaft fehlte. Vorausgegangen war 1350 ein Bündnis zwischen den Reichsstädten Worms und Speyer sowie der Grafen Walram von Sponheim und Heinrich von Veldenz gegen die Dynasten von Hohenfels am Donnersberg, die als Wegelagerer und Plünderer in Verruf geraten waren. Im folgenden Jahr eroberten die Verbündeten ihre Burg, die als Raubnest zerstört wurde. Zweifelsohne eine Selbsthilfeaktion im Sinne einer Landfriedensinitiative, wenn auch wichtige Eigenschaften eines Landfriedens-zusammenschlusses größerer Ausdehnung fehlten. Bei dem Landfriedensbündnis zwischen dem Mainzer Stiftsverweser Kuno von Falkenstein und Erzbischof Balduin von Trier vom Frühjahr 1351 und bei dem niederrheinischen Landfrieden des folgenden Jahres zwischen Balduin, Kuno, Pfalzgraf Ruprecht und dem Markgrafen Wilhelm von Jülich war Graf Walram von Sponheimjeweils „ausgenommen", das hieß, die Bündnisse waren nicht gegen diesen gerichtet. Kuno von Falkenstein betätigte sich auch als Schiedsrichter in den Streitigkeiten des Pfalzgrafen Ruprecht d.Ä. mit Walram. Auch in den Landfriedensbündnissen im mittel- und niederrheinischen Raum von 1354 und 1355 wurde Graf Walram ausgenommen. Karl IV. hat sich schließlich eingeschaltet, als Gerlach von Nassau 1355 mit Ruprecht d.Ä. von der Pfalz eine Einung schloß. Gerlach betrieb mit pfalzgräfiicher Unterstützung eine Bündnispolitik gegen den Grafen Walram, der ihn mit Geldforderungen bedrängte. Trotz der flankierenden kaiserlichen Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens am Rhein entwickelte sich an der Nahe zwischen dem Amtmann Gerlachs von Nassau, Antilmann von Grassewege, und den sponheimischen Parteigängern eine erbitterte Konfrontation. Das Gebot Karls IV., der Sponheimer solle die Geleitsstraße wieder öffnen, steht mit den sanierenden Maßnahmen Karls am Mittelrhein in Zusammenhang. Schon zuvor (1359) hatte Gerlach von Mainz eine Einung mit dem Grafen Walram von Sponheim geschlossen, die die gegenseitigen Ansprüche für 10 Jahre vertagte. Schließlich ist Graf Walram neben Heinrich von Sponheim auch

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dem großen Bündnis Gerlachs und Ruprechts d.J. gegen die Söldnerbanden der ,bösen Gesellschaft" beigetreten (1362). Der Mainzer Erzbischof ist sogar seiner Bündnispflicht gegenüber Walram nachgekommen und hat diesen gegen die Herren von Bolanden unterstützt, wobei er tragischerweise eine Niederlage bezogen hat. In den späten Jahren der Regiemng Karls IV. trat Mainz im Zeichen seiner Bistumsfehde, die dem Erzstift bedeutende Substanzverluste brachte, in der aktiven Landfriedenspolitik in den Hintergmnd. Während im allgemeinen die kaiserlichen Landfrieden für den mittelrheinischen Raum den Mainzer Besitz um Bingen und an der mittleren Nahe eingeschlossen haben, bewegten sich die Sponheimer in einer Rand- und Nahtzone im Hinterland und suchten aus dieser Stellung Nutzen zu ziehen. Bereits seit den späten siebziger Jahren sind es die Starkenburger, die sich bei den reichspolitischen Aufgaben stärker bzw. sogar ausschließlich beteiligen. Das Verhältnis der Sponheimer Grafen zu den bestimmenden regionalen Nachbargewalten, den Kurfürstentümern, tmg teilweise andere Akzente als dies die reichspolitischen Entwicklungen vermuten lassen. Komplizierter Natur waren die Berührungen mit Erzbischof Balduin von Trier, der zeitweilig auch das Erzstift Mainz mitbeanspmchte. Sie sind nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Gegnerschaft während des Schmidtburger Krieges der Wildgrafen und seinen katastrophalen Folgen zu sehen, sondern waren von ihrer langfristigen Basis her auf die Zusammenarbeit zwischen dem Trierer geistlichen Fürsten und einem der lehensmäßig abhängigen Grafengeschlechter des Trierer politischen Umfeldes eingestellt. Im August 133 1 hatte sich Graf Walram auf Gmnd eines Entgegenkommens des Erzbischofs im Zusammenhang mit der Versorgungssituation von Walrams Frau in die Dienste des Trierers begeben und war dessen ,,Helfer6'geworden. Als Lehen der Trierer Kirche empfing er für 500 Pfund Heller in bar vier in Bmchweiler bei Hottenbach befindliche Höfe mit Leuten, Gerichten, Waldungen und ,,Unterzog", die der Graf vorher dem Erzbischof aufgetragen hatte. Am Weihnachtsfest 1337 stellte Balduin dem Grafen einen Empfangsschein über dessen Rückzahlung von 2 000 Pfund Heller von der Pfandsumme von insgesamt 2 500 Pfund Heller aus, mit der die Stadt Kirchberg an das Erzstift Trier versetzt war. Im folgenden Jahr erhielt Walram als trierische Lehen neben der Burg Dill die Dörfer Langenlonsheim sowie Traisen und mehrere größere Waldungen von Balduin übertragen. Ähnlich grundsätzlich gutnachbarlich entwickelte sich das Beziehungsgeflecht zwischen den Pfalzgrafen und Graf Walram trotz gewisser Eintrübungen und krisenhafter Verstrickungen. Als weltliche fürstliche Lehnsherren in vielfacher Hinsicht vorteilhaftere Protektoren als die Erzbischöfe, die den Gemch absolutistischer Dominanzansprüche aus der Vergangenheit mit sich schleppten, haben sie durch Übernahme eines gewissen Protektoriums in gräflichen Familienangelegenheiten sich Einfluß verschaffen können, Schutzmaßnahmen langfristig angelegter Natur, auf einer gewissen Basis von Freiwilligkeit, die sich in den Augen der Sponheimer wohlwollend von der oft kurzatmigen aggresiven Hektik der Erzbischöfe abzuheben schienen. Die Pfalzgrafen Rudolf 11. und Ruprecht I. billigten die Verlegung des Wittums von Walrams Frau auf die pfalzgräflichen Lehen im Gericht Kirchberg, die nicht ohne Absicht von Graf Walram ausgesucht worden waren. Geradezu selbstlos verhielt sich Pfalzgraf Ruprecht I. zusammen mit dem Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg, als man die Spannungen zwischen Graf Walram von Spon-

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heim-Kastellaun und seinem Vetter aus der Starkenburger Linie, Johann III., durch den im Blick auf die Einheit des Gesamthauses Sponheim sanierenden Schiedsspruch beseitigte, daß Walram seine älteste Tochter Elisabeth innerhalb von 8 Jahren Johann IV. von Starkenburg, dem ältesten Sohn des regierenden Grafen Johann III., zur Frau zu geben habe. Die vorgesehene Braut sollte keinen Anteil an den Besitzungen des Vaters erhalten, um die Grafschaft nicht durch neue Teilungen zu schwächen. Künftige Streitigkeiten waren durch die sponheimischen Burgleute und Freunde zu schlichten (1338). Das gute Einvernehmen mit der Pfalz zeigte sich auch in einem Revers Walrams gegenüber dem Pfalzgrafen Ruprecht I., keine pfälzischen Untertanen in die sponheimischen Burgen und Städte aufzunehmen (1341). Derlei gegenseitige Versicherungen waren in der damaligen Zeit zwar üblich, sie beweisen aber immerhin in ihrem zünftlerischen Geist des Ausschaltens von unliebsamer Konkurrenz freundnachbarliche Dispositionen. Im folgenden Jahr gab Ruprecht I. als Lehensherr den Konsens für die Veräußerung des Anteils von Heinrich von Ehrenburg an der gleichnamigen Burg am Ausgang des Brodenbachtals in die Mosel an den Sponheimer Grafen. Durch die Gründung der sponheimischen Stadt Kreuznach in Kollision mit bischöflich speyerischen Rechtsansprüchen, war das Verhältnis zwischen den Sponheimer Stadtherren und den Speyerer Bischöfen noch immer erheblich belastet. Der Speyerer Bischof Gerhard von Ehrenberg (1336-1363) hatte Walrams Ächtung durch das Reich bewirkt. Ludwig der Bayer beschied die Kontrahenten nach München und suspendierte die Reichsacht, indem er die Prozeßparteien wegen eines Vergleichs an seinen Vetter, den Pfalzgrafen Ruprecht, verwies. Der Fall zeigt geradezu musterhaft, wie sich die pfalzgräflichen fürstlichen Rechtsvorteile multiplikatorisch vorteilhaft auswirkten, besonders wenn im Rahmen des wittelsbachischen Gesamthauses die kaiserliche Gewalt angesiedelt war. Der Pfalz konnte die Übernahme von schiedsrichterlichen Funktionen im landesherrlichen Interesse nur erwünscht sein. Nicht nur die Vasallität und Abhängigkeit des Grafen von Sponheim vom Pfalzgrafen wird in diesem und ähnlichen Zusammenhängen deutlicher als je zuvor, auch das Verhältnis der Kurpfalz zum Bistum Speyer war dergestalt gelagert, daß es Heidelberg nur begrüßen konnte, wenn der Bischof sich seinem Spruch zu fügen hatte. Das Vetrauensverhältnisdes Kreuznacher Grafen zur Pfalz entwickelte sich unter den gegebenen Machtverhältnissen zu einer Notwendigkeit. Die Pfalzgrafen haben diesen Prozeß der subkutanen Subordination nicht unnötig schwer gemacht und dem Sponheimer auch Aufgaben zugewiesen, die gleichermaßen ehrenvoll waren als sie auch das Abhängigkeitsverhältnis stillschweigend voraussetzten. So, wenn Walram von den beiden Pfalzgrafen Ruprecht den Auftrag erhielt, die Stadt Weinheim an der Bergstraße, ein Streitobjekt, vom Erzbischof von Mainz für die Pfalz in Empfang zu nehmen (1345). Die Erwerbungen des Sponheimers inmitten der kurpfalzischen territorialen Anspruchszone von Ladenburg, Eich bei Worms, in der südlichen Pfalz und in Rheinhessen sowie die Unterstützung der Reichsstadt Speyer in ihrer Auseinandersetzung mit der Pfalz waren emanzipatorisch wirkende Gegenaktivitäten und durchaus geeignet, die eigenterritoriale Interessensituation des Pfalzgrafen zu verletzen. Trotzdem hat Pfalzgraf Ruprecht I. in der erwähnten bischöflich-speyerischen Angelegenheit auf Friedensvereinbarungen hingewirkt, die 1352

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in Speyer und Worms auch erfolgten. Neu entstandene Differenzen hat bereits im folgenden Jahr Pfalzgraf Rudolf 11. zu schlichten versucht, dann hat sich Kaiser Karl IV. am Jahresende 1356 in Nürnberg selbst des Streites angenommen. Die komplexen Auseinandersetzungen waren offensichtlich so grundsätzlicher Natur, daß sie unter Verlagerung auf einen pfälzisch-sponheimischen Gegensatz nicht nur weiterbestanden, sondern in eine Auseinandersetzung mit militärischen Mitteln führten. Die Einbeziehung der sponheimischen Dienstmannen in diesen ,,Krieg6'zeigt ein erhaltener Revers Walrams aus dem Jahre 1357 gegenüber dem Wäpling Simon von Blieskastel. Eine ganze Reihe von ritterschaftlichen Helfern des Grafen trat damals mit Schuldforderungen für den getätigten Einsatz auf. Letztlich zu einem Gewinn für die Pfalzgrafen, die als die überlegenen fürstlichen Territorialherren mit längerem Atem hantieren konnten, entwickelte sich die Fehde zwischen Walram von Sponheim und Philipp von Bolanden, Herrn zu Altenbaumburg. Graf Walram hatte Philipp von Bolanden aus den gemeinschaftlich besessenen Burgen Altenbaumburg und Naumburg an der Nahe verdrängt, worauf es 1369 bei Sprendlingen zu einem Treffen gekommen sein soll, bei dem Graf Walram von Sponheim gefangen genommen und auf der Kropsburg bei Edenkoben gefangen gehalten wurde. Anklänge an die Sprendlinger Schlacht von 1279 lassen allerdings Argwohn über eine mögliche Kontamination der Überlieferung aufkommen. Nach der Gestellung von Bürgen und Geiseln ist der Graf spätestens im Frühjahr 1370 wieder auf freiem Fuß. Als die Fehde wegen der Vorwürfe, der Graf habe seine Versprechungen im Blick auf die Entlassung aus der Haft gebrochen, von neuem ausbrach, schlug das Kriegsglück um. Der Sponheimer brachte nun seinerseits Philipp von Bolanden und dessen Mitstreiter in seine Gewalt und inhaftierte sie auf dem sicheren Rheingrafenstein. Dem gefangenen Bolander wurde eine Urkunde (,,Nottei") wohl mehr oder weniger abgepreßt, die das Verhalten Walrams rechtfertigte. Aber Philipp blieb in sponheimischem Gewahrsam. Seine Verwandten und Freunde strengten eine Klage bei Kaiser Karl IV. an, der im August 1370 die zahlreichen Bürgen und Geiseln Graf Walrams nach Nürnberg bestellte. Die Anhänger der auf dem Rheingrafenstein Inhaftierten, Lehens- und Burgmänner des Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz, sagten dem Grafen Walram die Fehde an und nahmen die Hälfte der Stadt Ladenburg ein, die Walram pfandweise besaß. Der Graf klagte nun seinerseits beim Kaiser, der einen Gerichtstermin in Nürnberg im Verlauf des Jahres 1370 ansetzte. Während der Sponheimer Graf bzw. seine Vertreter sich zu den Nürnberger Verhandlungen einstellten, blieben seine Gegner fern und wendeten damit die formale Abwicklung des Verfahrens erst einmal gegen sich. Inzwischen hatte sich der pfälzische Kurfürst an die Spitze der bolandischen Partei gesetzt. Die Pfalzgrafen erwarben von dieser die besagte Hälfte der Stadt Ladenburg, die man Sponheim entrissen hatte, außerdem wurde Graf Walram auf Anzeige des Kurfürsten Ruprecht I. vor die Landfriedensbehörde in Mainz zitiert. Entsprechend dem schließlich unter nachhaltiger Mitwirkung des Pfalzgrafen vereinbarten Frieden hatten sich die früheren Bürgen Walrams auf die Burg Neuleiningen in Geiselhaft zu begeben. Die endgültige Entscheidung wurde dem Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein (1362-1388) übertragen. Der interimistische neue Urteilsspruch war für den Grafen Walram von Sponheim mehr als hart. Er mußte dem Trierer die umstrittenen Burgen Neubamberg und Naumburg ausliefern, die

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- geographisch gesehen eher merkwürdige Phänomen - daß die Kyrburger mit den Starkenburgern, die Dhauner mit den Kreuznachern die lebhafteren Kontakte pflegten. Besonders viele Anknüpfungspunkte bestanden zu den Raugrafen, mit Neubamberg, der Ebernburg und der Naumburg als neuralgischen Punkten. Im Verhältnis zu den Rheingrafen spielte nach wie vor das Öffnungsrecht auf dem Rheingrafenstein eine besondere Rolle, aber auch die Vogtei über das Kloster St. Peter vor Kreuznach, das Patronat über die Kreuznacher Stadtkirche und das Lehen Gensingen sind zu erwähnen. Bemerkenswert intensiv war das Engagement des Grafen gegenüber niederrheinischen Dynasten. Die spätmittelalterliche Nahe-Hunsrück-Region, das zeigt das Verhalten ihrer territorialpolitischen Leader, war nach Nordwesten auf der mittleren Ebene der Dynasten offener als nach Süden, wo die pfälzische Dominanz den Spielraum einengte. Walram führte seinen ,,Kriegumit Herzog Wilhelm von Jülich, Fehden gegen Johann von Blankenheim und Johann von Schleiden. Den zahlreichen Bekundungen von kämpferischer Aggressivität stehen ebenso häufige Beauftragungen mit Schiedsfunktionen bei Streitigkeiten vor allem des mittelrheinischen Adels gegenüber (Katzenelnbogen, Dietz - Nassau-Merenberg, Veldenz - Wildgrafen, Bolanden - Pfalzgraf Ruprecht I., Vianden). In beträchtlicher Zahl sind Verträge über Lehen, Mannlehen, Burgmannschaften und Öffnungsrechte mit Herren, Rittern und Edelknechten überkommen, die Graf Walram für seine militärischen Unternehmungen in Bereitschaft hielt, unter anderem die Herren Reinhard von Westerburg (Burgmann), Richard und Heinrich, Herren von Daun (Mannen), Heinrich, Cuno, Peter und Wilhelm von der Leyen (Mannen, Burgmannen) und Johann zu Saffenberg, die Ritter von der Ganerbenveste Waldeck (Burglehen, Lehen), der Ritter Friedrich Greiffenclau von Vollrads (Mann und Diener) u s ~ Respektable . Namen neben vielen anderen von nur geringer Bedeutung. Sie haben ihrerseits zur Ausgestaltung der Reputation des Grafen ihren Beitrag geleistet, wie immer sie auch für diesen tätig wurden. Etwas Außergewöhnliches im Bereich der Sponheimer Herrschaftsgepflogenheiten war die am 7.9.1362 erfolgende Erteilung des Bürgerrechtes durch Rat und Bürgerschaft der Stadt Koblenz an den Grafen und seine Nachkommen als Herren von Kreuznach, wegen seiner vielfachen Unterstützung von Koblenz in Zeiten der Gefahr. Gleichzeitig mit dieser noblen Geste erhielt er die Hälfte eines Hofes innerhalb der Koblenzer Stadtmauern sowie eine jährliche Rente. Die Verdienste des Grafen könnten sich auf seine Aktivitäten als Mitglied der Vereinigung von mittelund oberrheinischen Kurfürsten, Bischöfen, Grafen, Herren und Reichsstädten gegen die ,,böse Gesellschaft" beziehen. In einem guten Verhältnis bewegte sich Graf Walram zu den Klöstern der Umgebung, die mehr oder weniger alle von bescheidener wirtschaftlicher Situation und wenig auffallender geistiger Bedeutung waren. Entsprechend dem Vorbild seines verstorbenen Onkels wurde Walram 1340 von Meisterin und Konvent des Augustinerinnen-Klosters St. Peter vor Kreuznach zum Vogt und Beschützer gewählt, ein Vorgang, der zweifellos mehr Pflicht war als daß er eine freiheitliche Willensbekundung dargestellt hätte, aber unzufrieden war das Kloster mit seinem neuen Vogt wohl vorab nicht. Als eine einträgliche Quelle für die Aufbesserung der gräflichen Finanzen konnte die Ablösung von landesherrlichen Rechten und Einkünften, mit

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denen die Klöster belastet waren, genutzt werden. Martini 1359 befreiten Walram und Ehefrau die Güter des Klosters Sponheim in den Dörfern Sponheim, Rüdesheim und Bockenau von allen herrschaftlichen Abgaben und Leistungen für die eindrucksvolle Summe von 1 000 Florentiner Goldgulden. Eine Reihe von Befreiungen erlangte das Kloster Disibodenberg vom Grafen: 1353 für die Güter des Klosters in Weinsheim (300 Pfund Heller), 1355 für die Klostergüter zu Hilbersheim (800 Pfund Heller), 1362 für den Besitz in Rüdesheim und 1364 für Rechte und Besitz in Hackenheim und Bonheim (120 Goldgulden). Die Höfe und Besitzungen der Abtei Eberbach im Rheingau bei Kreuznach (neuer Hof) und in den Dörfern Hargesheim, Roxheim, Weitersheim (Gutenberg), Breitenfels und Dadenborn befreiten 1369 Graf und Gräfin für die jährliche Naturalabgabe von 500 Malter Korn. Die Besitzungen der Propstei Ravengiersburg in Gensingen sprachen die gräflichen Eheleute im Oktober 1360 für 200 florentiner Goldgulden und 70 Malter Korn von allen Lasten und Abgaben frei. Im Juli 1377 „liehen6'Meisterin und Konvent auf dem Rupertsberg bei Bingen Graf und Gräfin 500 Goldgulden Mainzer Währung, wofür die Rupertsberger Höfe, Güter und Gefalle in Gensingen, Langenlonsheim, Bosenheim, Bonheim, Freilaubersheim und Weitersheim von allen herrschaftlichen Diensten, Abgaben und Lasten befreit wurden. Schließlich ließ sich auch das Nonnenkloster Aulhausen im Rheingau für 150 Goldgulden seine Besitzungen in Bosenheim befreien. Der Graf bediente sich also der Möglichkeit, zu einer zwar unregelmäßigen, aber auch nicht ganz unwesentlichen Geldquelle zu gelangen, indem er die Güter der besitzmäßig in seinem Territorium ansässigen Klöster von seinen landesherrlichen Lasten befreite. Der relativ geringen Reduktion der herrschaftlichen Jahreseinnahmen standen beträchtliche Summen von Fall zu Fall entgegen. Nur bei einem Teil der Vereinbarungen war die Möglichkeit der Wiederherstellung der alten Verhältnisse berücksichtigt. De facto bedeutete dies einen materiellen Substanzverlust an Herrschaft, der aber zu verschmerzen war. Eine eigene Note weisen die territoAalen Erwerbungen des Grafen Walram auf. An den Zugewinnen für das Territorium werden in der Regel die Leistungen der spätmittelalterlichen Dynasten gemessen. Man könnte bei Graf Walram dabei einschränken, daß seine Zugewinne an Recht und Besitz den engeren Raum des Territoriums außer acht gelassen haben, daß die neu erworbenen Außenpositionen nicht lange gehalten werden konnten. Aber auch für den Ausbau des vordersponheimischen Kernterritoriums hat Graf Walram entscheidende Transaktionen unternommen, die Sponheim als leistungsfähige territoriale Kraft bis zum Aussterben des Hauses 1437 etwa den Wild-und Rheingrafen als der nächstangesessenen Konkurrenzdynastie überlegen erscheinen lassen. Junggraf Walram hatte seine erfolgreiche Territorialpolitik 1333 mit dem Erwerb eines Anteils am Hottenbacher Gericht begonnen, in einer Zone des Hunsrücks, die im wildgräflich-trierischen Grenzbereich lag. Wertvoller war der Kauf der Burg Gutenburg 1334 von Eberhard Kämmerer von Gutenberg, der noch, wie auch der Pfanderwerb der Hälfte des raugräflichen Hauses zu Irnsweiler, auf das Konto des Vaters von Walrarn ging. 1337 kaufte Walram einen Anteil an der Vogtei Strimmig auf dem moselseitigen Hunsrück von Heinrich d.A. zu Ehrenberg. Wie die Pflege Hottenbach blieb die Vogtei Strimmig in gemeinschaftlichem Besitz mit weiteren nichtsponheimischen Inhabern. 1339 griff der Graf mit dem Erwerb eines

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Anteils an der Burg Dahn, verbunden mit Rechten über verschiedene Dörfer, in die südpfälzische Landschaft des Wasgaus ein und berührte damit die Lehensinteressen des Speyerer Bischofs, der durch die noch immer aufrechterhaltenen Speyerer Lehensansprüche auf die Stadt Kreuznach seine Empfindlichkeiten aufwies. Die Differenzen mit Speyer gelangten bis vor das kaiserliche Hofgericht in München. 1365 wurde Walram von dem Speyerer Bischof Lamprecht von Born (1364-1371) mit Dahn belehnt. Die sponheimische Außenposition wurde verstärkt durch den Erwerb der Dörfer Bundenthal und Birkenhördt sowie von Besitz in Reisdorf und Böllenborn. Für den Ausbau der vordersponheimischen Grafschaft waren die Erwerbungen im Nahe-Hunsrück-Gebiet auf Dauer wertvoller. Dem Grafen hat es dabei nicht an einem guten Blick für den Zugewinn von Schlüsselpositionen gefehlt. Für den Aufbau eines eigenen Amtes Winterburg war der Erwerb von Rechten in den Dörfern Pferdsfeld, Eckweiler, Spitzweiler, Sprendelbach und Ippenschied 1341 von dem Ritter Wilkin von Sponheim wichtig. Bedeutender war noch die Ebernburg, die die Alsenz-Mündung in die Nahe beherrschte und einen wichtigen Knotenpunkt in der Nähe von Rheingrafenstein und Altenbaumburg darstellte. Sie ist, zusammen mit den Dörfern Feil und Bingert in den Jahren von 1347 bis 1381 den raugräflichen Miterben in der Gänze entrissen worden. In den Moselhunsrück führt wieder der Erwerb der Vogteien Senheim und Bruttig. Die Vogtei Senheim war Lehen der Grafen von Kleve und im Besitz von niederadeligen Familien, unter anderem der Herren von Braunshorn aus der Sponheimer Klientel. Die wichtigste Erwerbung für die Vordere Grafschaft Sponheim setzte 1348 mit der Heirat des Junggrafen Simon (III.), des einzigen Sohnes von Graf Walram, mit Maria von Vianden an, die Sponheim Stadt und Grafschaft Vianden, die Herrschaften Dasburg, Grimbergen, Londerzeel, Ninove-Herlinckhove, Perwez, Corroy und Frasnes im heutigen Gebiet von Luxemburg und Belgien zubrachten. Dieser eigenständige sponheimische Fernbesitz ist allerdings schon im 15. Jahrhundert auf dem Erbwege an die Grafen von Nassau gelangt. Graf Walram konnte sich zeitweilig auch in den Besitz der an die Grafschaft Vianden angrenzenden Herrschaften St. Vith und Bütgenbach setzen, auf die er durch seine Mutter Erbansprüche anmeldete, die aus dem Hause Valkenburg, einer Nebenlinie der Grafen von Kleve, stammte. Walram scheint die Rivalitäten zwischen den Herzögen von Jülich und von Luxemburg geschickt ausgenutzt zu haben. Aber auch letztere Positionen gingen in den Besitz von Nassau über. Die Chronologie der Erwerbungen des Grafen lädt zu einem fortlaufendenWechsel zwischen Ardennen, Pfalz, Wasgau und Nahe-Hunsrück-Raum ein, ohne den strukturellen Verfestigungen Aufmerksamkeit zu schenken. Die Wirklichkeit sah nicht viel anders aus. Gab es eine überzuordnende Konzeption des Grafen, wenn nicht die, wo es nur einigermaßen vertretbar schien, den Fuß in halbgeöffnete Türen zu stellen und sich überall einzukaufen, einzuerben, einzustreiten, wo sich die Gelegenheit bot? Sicher auch ein Weg, dem Druck der Kurfürsten, insbesondere der Pfalzgrafen, auszuweichen, Präsenz zu zeigen und seinerseits seinen Einfluß zu steigern. In die Jahre um die Mitte des 14. Jahrhunderts fallen die Ansätze für das spätere vordersponheimische Amt Naumburg an der Nahe. Die Naumburg bei Kirn hatten ihre Eigentümer, die Raugrafen, 1323 dem Erzstift Trier zu Lehen aufgetra-

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gen. 1349 verkauften Raugraf Georg und Frau die Hälfte von Naumburg mit Zugehör an den Grafen Walram. Die restliche Hälfte, seit 1346 Heiratsgut der Raugräfin Kunigunde aus dem Hause Sponheim-Bolanden, gelangte 1377 an die Kreuznacher Linie der Sponheimer. 1362 waren in der Naumburger unmittelbaren Umgebung die Dörfer Becherbach, Limbach und Kirn-Sulzbach, von den Raugrafen von der Altenbaumburg verpfändet, von den Sponheimern eingelöst worden. Walram wagte sich auch bis in den unmittelbaren Interessenbereich der pfalzgräflichen Kernzone um die Residenz Heidelberg. Die Bürger von Ladenburg hatten 1349 den Grafen zu ihrem Schirmherm angenommen. Ladenburg gehörte unumstritten zum Anspmchsbereich des pfälzischen Kurfürsten, wenn auch die Stadt formal den Bischöfen von Worms zustand. Aus den Händen des Bischofs von Worms erwarb Walram 1354 pfandweise die Burg Stein mit Zubehör an der Mündung der Wüschnitz in den Rhein. Die zur Erfolglosigkeit verurteilten Versuche des Grafen, die beiden Positionen zu behaupten, führten zum Zerwürfnis mit dem Bischof, der den Fall vor das kaiserliche Gericht bzw. das kurpfalzische Mannengericht brachte, das überraschenderweise dem Sponheimer recht gab und die strittigen Objekte diesem als Pfandschaften zubilligte (1363). Die Episode sponheimischer Territorialpolitik im Rhein-Neckar-Raum endete in den späten achtziger Jahren. Mit dem Rückzug aus Ladenburg verbunden war die Verpfändung des Dorfes Eich am Altrhein nahe Worms, das Graf Walram 1351 von Philipp von Winnenberg erkauft hatte. Eich war von 1313 bis 1354 trierisches Lehen. Tragfghiger war das Fußfassen in Rheinhessen in Burg und Dorf Stadtecken, die sich im Besitz der Grafenfamilien von Leiningen, Veldenz und Katzenelnbogen befanden. 1349 verkauften die Grafen Johann und Eberhard von Katzenelnbogen eine Hälfte ihrer Burg Stadecken an ihren Schwager Walram von Sponheim. Von den Pfalzgrafen zeitweilig verdrängt, tratendie Sponheimer erst wieder unter Walrams Sohn Simon in die Stadecker Herrschaftsgemeinschaft ein. Eine weitere ausgedehnte Pfandschaft mit Burg Iben und Rechten zu Rehborn, Schreykenberg,Oberndorf, Alsenz, Wonsheim und Fürfeld aus den Händen eines Herrn von Waldeck blieb nur von 1365-1371 in sponheimischer Verwaltung. 1366 erwarb Walram von Simon von Waldeck, genannt von Wiltz, dessen Anteil an dem zusammen mit Kurtrier und den Herren von Winneburg-Beilstein innegehabten Beltheimer Gericht auf dem Hunsrück, wozu die Dörfer Beltheim, Buch, Burgen, Dommershausen, Eveshausen, Lahr, Lieg, Macken, Mörsdorf, Mörz, Petershausen, Sabershausen, Uhler und Zilshausen gehörten. Das Gericht Beltheim galt zum Teil als Lehen der Grafen von Virneburg, die ihrerseits von Walram 1372 mit der Pellenz zu beiden Seiten der Mosel als Afterlehen der Pfalzgrafen belehnt wurden. Mit lehensherrlicher Zustimmung des Wildgrafen Friedrich kaufte 1367 Graf Walram von dem Knappen Kinde1 von Sien für 20 fl ein Drittel des Gerichts von Hüffelsheim. Der Kauf erwies sich als nicht ausreichend, um das Dorf schließlich sponheimisch werden zu lassen. Dauerhafter waren die sponheimischen Teilrechte an der Burg Neubamberg mit dem Dorf Sarlesheim, der Hälfte an Gericht und Hof Wöllstein, der Hälfte der Dörfer Gumbsheim, Pleitersheim und Diesenheim (wüst) sowie Wonsheim, die 1367 vom Raugrafen Philipp von Neubamberg für 3 000 kleine florentiner Goldgulden übernommen wurden. Konsequenzen im Verständnis frühneuzeitlicher territorialer bzw. landesherrlicher Ausbausituationen

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waren in solchen Fällen nicht unbedingt angelegt. Obwohl Neubamberg unmittelbar an die Grafschaft Sponheim angrenzte, hat Walram bereits wenige Jahre später (1374) dem Ritter Eberhard von Scharfenstein und Sohn für 725 Gulden die Hälfte seines Viertels an Neubamberg versetzt. Allerdings wurde das vereinbarte Rückkaufsrecht wohl genutzt. Der Anteil an Wöllstein wurde 1377 durch Kauf vergrößert. Schon dieser knappe Aufriß zeigt in seiner verwirrenden Fülle von Ansätzen, daß Walram als der bedeutendste Territorialpolitiker seines Hauses bezeichnet wird. Auch seine sonstigen Maßnahmen verraten außergewöhnliche Initiativen. Erinnert sei an die Organisation der Verwaltung der Grafschaft. Seine Verantwortung als Territorialherr für die ihm anvertrauten Untertanen stellte er in einer für seine Zeit außergewöhnlichen Maßnahme unter Beweis, indem er im Frühjahr 1350 zur Linderung der Not durch Mißernte und Pest von Bischof Salman von Worms für fast 2000 Pfund Heller den Vorrat an Getreide, den dieser in Ladenburg einlagerte, abkaufte. Nach dem sicher maßlos übertriebenen Bericht des Abtes Trithemius sollen von der Pest des Jahres 1349 allein in Kreuznach 1600 Menschen dahingerafft worden sein. Trithemius berichtet ferner für 1365 von einem Aufruhr in Kreuznach, der sich nicht gegen die Herrschaft des Grafen gerichtet habe, sondern auf Gegensätzen zwischen den Bürgern und dem Rat der Stadt beruht habe. Vier der Anführer seien auf Befehl des Grafen Walram auf dem Marktplatz von Kreuznach enthauptet worden. Möglicherweise wurden jedoch auch die herrschaftlichen Interessen Walrams von der Empörung mehr betroffen als der gelehrte Abt wahrhaben wollte. Eine spätere Vereinbarung des Grafen mit dem Kreuznacher Rat über die Besetzung der Schöffenstellen (2 1.12.1375) könnte dafür ein Indiz sein. Seine Familienangelegenheiten hat der Graf entsprechend den gegebenen Möglichkeiten verantwortlich bestellt, ohne allzu ehrgeizige Pläne zu schmieden. Von seinen beiden Töchtern heiratete Elisabeth 1346 den Grafen Johann IV. von Sponheim-Starkenburg, die jüngere Margarete 1354 mit Philipp IV. einen Herrn von Falkenstein. Der älteste Sohn, Graf Simon 111. (1380-1414) folgte in der Vorderen Grafschaft Sponheim nach. Von zwei von Trithemius noch weiter genannten Söhnen, Heinrich und Johann, -ersterer soll 1378 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen haben -, ist urkundlich nichts überkommen, so daß Mötsch in seiner Genealogie beide streicht. Die schon 1338 zur Heirat mit dem ältesten Starkenburger Sohn bestimmte Eliabeth erhielt von Seiten Walrams eine Aussteuer von 3 000 Pfund Heller in Aussicht gestellt, als Wittum sollte sie die Hälfte der Burg Birkenfeld besitzen dürfen. 1356 wurde dies von Graf Johann IV. von Sponheim-Starkenburg, ihrem Ehemann, bestätigt, zusammen mit 300 Pfund Heller auf die zu der Burg gehörenden Dörfer, was der Erzbischof von Trier als Birkenfelder Lehensherr zwei Jahre später genehmigte. Die zweite Tochter erhielt statt der ursprünglich angesetzten Mitgift von 3 000 Pfund Heller eine Jahresrente von 300 Pfund auf Hilbersheim und Zotzenheim, die der Ehemann Philipp von Falkenstein dann auf seine Anteile an Burg und Stadt Assenheim in der Wetterau verlegte. Als Graf Walrarn im Februar 1380 nach erfülltem Leben starb, wurde er in der Propsteikirche von Pfaffen-Schwabenheim beigesetzt. Wohl noch kurz vor seinem Tod war er aus noch nicht aufgedeckten Gründen mit dem Bann belegt worden. Erst ein Jahr später erlaubte Kardinal Pyläus Walrams Sohn Simon 111. die Exequien für

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den verstorbenen Vater in der Schwabenheimer Kirche bei offenen Türen während sechs ganzer Tage feiern zu dürfen. Auch der Walram nachfolgende Sohn Simon III., Graf von Sponheim und Vianden, hat Qualitäten als Territorialherr entwickelt. Die geradezu fieberhafte Aktivität des Vaters hat ihn gewissermaßen in Zugzwänge gebracht. In einigen Bereichen ist er ohne eigenes Verschulden sozusagen zu einer Art von territorialem Nachlaßverwalter geworden, wenn allzu kühn angelegte Projekte des Grafen Walram zum Einsturz gelangten. Aber er hat auch Erwerbungen durchgesetzt, die sein Vater nur halb vollendet hinterlassen hatte. Simon hat sich bereits in den letzten Lebensjahren seines Vaters an den Herrschaftsgeschäften beteiligt. Bereits 1369 hatte er während der Gefangenschaft seines Vaters die Abwicklung der Bereitstellung von Lösegeldern durchzuführen. Bald darauf traf ihn ein vielleicht noch härteres Schicksal als den Vater. Simon nahm an dem Krieg des Herzogs Wenzel von Luxemburg und Brabant, Bruders Kaiser Karls IV., gegen Herzog Wilhelm von Jülich teil und geriet als Parteigänger Wenzels nach der verlorenen Schlacht von Baesweiler (1371) mit seiner Mannschaft in eine sich über mehrere Jahre erstreckende Gefangenschaft, die er nur gegen hohes Lösegeld verlassen konnte. Auch für die Lösegelder der mitbeteiligten sponheimischen Vasallen mußte er aufkommen. Die schwere Zeit in der Haft scheint Graf Simon 111. geprägt zu haben. Wir hören kaum von Fehden, wie sie die Herrschaft seines Vaters bestimmten, aber von Vereinbarungen, Friedensschlüssen und Bündnisverträgen, ja sogar von Wiedergutmachungen für harte Maßnahmen Walrams. Als Vermittler ist er gefragt, so in dem langjährigen Streit zwischen dem Landgrafen Hermann von Hessen und dem Grafen Johann von Nassau (1377) und als von König Wenzel ernannter Obmann in der Auseinandersetzung zwischen Ruprecht I. von der Pfalz und Erzbischof Adolf von Mainz 1381 wegen der Abtei Lorsch und Rockenhausens. In den überterritorialen Konstellationen vermied Graf Simon einseitige Parteinahmen, die gegen einen der rheinischen Kurfürsten gerichtet waren. 1381 hat er sich dem Bündnis des Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz mit den Grafen von Katzenelnbogen, Graf Heinrich 11. von Sponheim-Dannenfels und Graf Johannvon Nassau gegen Ruprecht von Nassau angeschlossen. Besonders interessiert zeigte sich Graf Simon an den Aufgaben, die mit der Aufrechterhaltung des Landfriedens in Zusammenhang standen. Neben den Starkenburger Vettern hat er an dem königlichen Landfrieden arn Rhein vom 9.3.1382 teilgenommen. Der Zusammenschluß, der sich im wesentlichen auf die rheinischen Kurfürsten und Städte der Wetterau und des Elsaß beschränkte, wurde seitens der Grafen und Herren durch den Grafen Simon und weitere verstärkt. Am 14.7.1382 trat Graf Simon von Sponheim in den Bund der Städte von Mittel-, Oberrhein und Elsaß ein und versprach den Städten bei Gefahr Hilfe mit seinen Burgen, Landen und Leuten. Die Städte wollten ihrerseits dem Grafen im Hilfsfall binnen 40 Tagen 60 Mann mit Gleven für seine Grafschaft diesseits der Mosel schicken. Eine Vertrauensstellung eigener Art wies König Wenzel dem Grafen zu, indem er diesen zu einem Richter über die luxemburgischen Untertanen von Herzog Wenzel und Herzog Hans von Görlitz setzte, die von den westfälischen Gerichten und anderen Landfriedensschlüssen ausgenommen blieben. Graf Simon hatte 1376 an der Krönung Wenzels teilgenommen und sich wohl auch königstreu verhalten. Die Grafen von

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Sponheim befanden sich mit Erzbischöfen, Fürsten und anderen Grafengeschlechtern im Juni 1382 auf einer Versammlung in Oberwesel, in der ein Bündnis gegen die Reichsstädte gefestigt wurde. Angesichts des drohenden Städtekriegeshatte sich Graf Simon seiner Dienstmannen versichert und neue Helfer zu werben versucht, Landfriedenscharakter trug das Bündnis des Erzbischofs Konrad von Weinsberg in Mainz mit dem Kurfürsten Ruprecht 11. von der Pfalz, dem 1393 die Grafen Simon 111. von Sponheim und Friedrich von Veldenz beitraten. Es richtete sich gegen die Gemeiner von Schallodenbach, die die Kaufleute beeinträchtigten. Im September 1410 haben schließlich die Grafen Simon von Sponheim-Vianden, Philipp von Nassau-Saarbrücken und Friedrich von Veldenz eine Einung für drei Jahre geschlossen, um Kaufleute, Pilger und andere Personen geistlichen und weltlichen Standes zu beschirmen. Mag den Grafen bei seinen ausgleichenden Bestrebungen, die sich auch weiterhin zeigen, auch ein frommer Sinn bestimmt haben, als übertrieben kann man diesen für seine Zeit nicht bezeichnen. 1396 hat er von Papst Bonifacius IX. ein Privileg erhalten, einen besonderen Beichtvater auswählen und halten zu dürfen. Dem Meister und den Brüdern des Hospitals vom Orden der hl. Dreifaltigkeit zu Vianden hat er zusammen mit seiner Tochter Elisabeth und zum Trost seiner verstorbenen Frau 1402 das Patronat und die Kirche zu Nußbaum an der Nahe geschenkt, ohne verdeutlichte Gegenleistungen, aber auch das nichts Außergewöhnliches. Das gute Verhältnis zu den kurfürstlichen Gewalten zeigte sich gegenüber den Erzbischöfen. Erzbischof Adolf von Mainz gab im September 1386 dem Grafen die Versicherung ab, die alten Bündnisse zwischen seinem Vorgänger Werner von Eppstein und Johann von Sponhei~nzu beachten und dem Grafen Simon mit seinen Burgen, Städten, Land und Leuten beizustehen, wenn dieser mit den Pfalzgrafen oder deren Helfern in einen Krieg geraten würde. Ohne Einwilligung des Sponheimers wolle er sich mit den Pfalzgrafen weder versöhnen noch verbünden. Im November 1391 versprach Erzbischof Konrad von Mainz den grundlegenden alten Bündnisbrief von 1282 zu befolgen. Dem Beispiel schloß sich im März 1406 der Mainzer Erzbischof Johann 11. von Nassau an. Der Erzbischof, 1408 Mitgemeiner der Neuen-Baumburg geworden, versicherte dem Grafen, ihn in seinem Anteil nicht zu schädigen. Der häufig beeidigte Frieden für Neubamberg wurde zu einem wichtigen Rrüfstein für das Verhältnis zwischen Mainz und Sponheim, das seinen Biß verloren und einer guten Nachbarschaft Platz gemacht hatte. Noch im Angesicht schwindender Kräfte ließ sich Simon III. von Erzbischof Johann versichern, dem Bündnis auch in Zukunft mit seiner Erbtochter Elisabeth nachzuleben. Angesichts der zu erwartenden engen Abhängigkeit Vordersponheims von der Kurpfalz durch die Heirat Elisabeths mit dem Kurprinzen Ruprecht Pipan (1392) war die sponheimische Rückendeckung durch das Erzstift Mainz eine gewisse politische Notwendigkeit. Ähnliches Entgegenkommen fand sich für Sponheim-Kreuznach beim Erzstift Trier. Hier ging die Initiative von dem Erzbischof Werner von Falkenstein (13881418) aus, der den Grafen Simon in seine ,,heymelicheid" aufnahm, d.h. zu seinem Vetrauten machte. Die erzbischöflichen Lehen des Grafen besserte er mit einer erblichen Jahresrente von 100 fl, verschrieben auf den Bopparder Rheinzoll, sowie mit 3 000 Goldgulden für das weitere Verbleiben des Sponheimers in dem Vertrauens-

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verhältnis. Erst in der Zeit des drohenden Erlöschens der Kreuznacher Linie wurde das Verhältnis zu Sponheim angespannter im Blick auf die Trierer Vorsorgemaßnahmen wegen seiner Lehen Winterburg und Kirchberg. Nicht eigentlich feindlich, aber doch belastet und verkrampft war die Situation gegenüber den Pfalzgrafen. Graf Simon von Sponheim mußte wohl der Entwicklung mit dem lachenden Auge angesichts der hochfürstlichen Verwandtschaft und dem weinenden angesichts der drohenden Substanzverluste der Grafschaft Sponheim entgegensehen.Die Pfalzgrafen standen praktisch durch die rechtlichen Schritte, die die früh verwitwete Schwiegertochter Elisabeth zu ihren gunsten unternommen hatte, mit einem Fuß in der Nahe-Hunsrück-Grafschaft. Das weitere Schicksal konnte sich ein einigermaßen realistischer gräflicher Territorialherr ausrechnen, wenn er auf Gedeih und Verderb mit einem Fürsten in engster Herrschaftsgemeinschaftstand. Vor der pfälzisch-sponheimischen Heirat (1392) waren die Beziehungen mehr schlecht als recht gewesen. 1382 war es zu einem provozierten unliebsamen Zwischenfall gekommen. Die pfalzgräflichen Amtmänner und „armen Leute" hatten den Sponheimer Grafen bei der Ausübung der Jagd im Soonwald bedrängt und ihm Jagdgerät und Game abgenommen. Das war gegenüber einem Grafen, der sich auf eigenem Boden zu befinden glauben durfte, geradezu entehrend. Der Kurfürst lenkte mit einem aus 6 Grafen gebildeten Beirat auf die Klage des Sponheimers ein: Die Sponheimer hätten die Jagd im Soonwald von der Kurpfalz zu Lehen und dürften durch pfälzische Beamte und Untertanen darin nicht gehindert werden. Die weggenommenen Seile und Game wurden zurückgestellt. Der schuldige pfälzische Amtmann wurde abgesetzt und mußte mit 25 beteiligten Hintersassen zum Einlager nach Kreuznach. Indem es Kurpfalz verstand, die Sühne auf der unteren Verwaltungsebene zu halten, konnte sie ihrerseits das Gesicht waren, und die Genugtuung des Grafen von Sponheim war in etwa eingeschränkt. 1386 hat Simon einen Zankapfel aus der Hinterlassenschaft seines Vaters im Verhältnis zu Kurpfalz beseitigt, indem er die Hälfte von Ladenburg und der Burg Stein für 21 000 fl an die Kurpfalz versetzte und auf Schäden und Verluste verzichtete, die sein Vater in diesen Besitzungen erlitten hatte. Durch die spätere familiäre Nähe zu dem Pfalzgrafenhaus, dessen Stellung im Reich dann durch das Königtum Ruprechts noch überhöht wurde, schrumpfte der Abstand zwischen Entscheidungsfreiheit und verwandtschaftlicher Bevormundung gelegentlich zusammen. Die Pfalzgrafen erhielten Anteil an der Regelung der sponheimischen Familienangelegenheiten.Als ,,freiwillig" gewählter Schiedsrichter entschied 1410 König Ruprecht in einem Streit seines Schwiegersohns, des Grafen Adolf von Kleve und der Mark, gegen den Grafen von Sponheim über das durch diesen dem ersten Ehemann seiner Tochter Elisabeth, dem Grafen Engelbrecht von der Mark versprochene „Hinlichsgeld". Nach 1392 besserte sich naturgegebenermaßen das politische Verhältnis unter den Verwandten. Eine erste Geste war die Besserung der sponheimischen Lehen, die Kurfürst Ruprecht 11. 1393 mit der Übertragung von Vogtei, Gericht, Leuten und Gütern zu Fankel an der Mosel an den Grafen vornahm. Mit den Grafenfarnilien in der Region bewegte man sich sponheirnischerseits im großen und ganzen in pragmatisch-freundschaftlichem Benehmen. Wild- und Rheingraf Johann von Dhaun beschwor 1386 und 1390 die als grundlegend für das

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gute Verhältnis zu Sponheim angesehene Vereinbarung von 1376 zwischen seinem Vater Johann, dessen Frau Jutta und dem Grafen Walram von Sponheim. Für die rheingräfiichen und übrigen Inhaber der Ganerbenveste Rheingrafenstein spielte der Öffnungsbrief von 1328, der noch immer von den Gemeinem jeweils bei ihrem Eintritt in die Gemeinschaft zu beschwören war, die Rolle eines Grundvertrags, der das Verhältnis zu Sponheim regelte. Die Beziehungen zu den Grafen von Leiningen wurden wesentlich von der Burg Altleiningen bestimmt, deren unterschiedliche Inhaber, Graf Simon 111. von Sponheim, Graf Friedrich VII. von Leiningen und Graf Johann von Nassau 1395 den obligatorischen Frieden in der Burg beschworen. Auch mit den Vögten von Hunolstein stellte sich ein geradezu hervorragendes Verhältnis aus der Sicht des Grafen Simon ein. Dieser hatte Nikolaus Vogt und Herm zu Hunolstein einen Geldbetrag geliehen, worauf dieser 1404 seinem Gläubiger aus Dankbarkeit verbriefte, sich nie gegen den Grafen zu wenden und ihm von den hunolsteinischen Gebieten keinen Schaden zuzufügen. Bei der Aufkündigung dieses freundschaftlichen Verhältnisses war die geliehene Summe zurückzuzahlen! Das schwierigste Verhältnis ergab sich zu den Raugrafen. Sofort bei Antritt seiner Herrschaft hatte Graf Simon 111. im Februar 1380 den Frieden von 1374 in Neubamberg mit der Raugräfin Agnes und dem Raugrafen Philipp zu Neuen- und Altenbaumburg erneuert. Letzterer schlug die von der Verpfändung der Burg Imsweiler dem Grafen geschuldeten Jahresrenten zu den 3 600 Goldgulden, für die ein Viertel von Neubamberg an den Grafen Walram versetzt worden war, so daß auf diesem nun 6 000 Goldgulden Belastung ruhten, die die Raugrafen an Sponheim im Falle einer Einlösung zu entrichten hatten. Das war nach menschlichem Ermessen bei der chronisch prekären Finanzlage dieser Familie nicht mehr ernsthaft anzunehmen. Der Abt von St.Maximin sollte für die in die Pfandschaft involvierten Lehen der Abtei die Genehmigung für die sponheimische anteilige Übernahme erteilen. Burg und Dorf Imsweiler sollten in zwei Hälften geteilt und für die Dauer von zwei Jahren vom Raugrafen und von Graf Simon 111. gemeinschaftlich besessen werden. Die Vereinbarungen bezogen nicht alle raugräflichen Familienmitglieder ein. Graf Simon 111. besiegte den Raugrafen Heinrich von der Altenbaumburg in einer seiner seltenen Fehden, die mit Waffengewalt ausgetragen wurden, und warf ihn 138 1 in den Kerker. Er mußte die Urkunden über die Auftragung der Ebernburg mit Feil und Bingert erneuern, hinzu trat nun die Lehensauftragung von Becherbach und Limbach und die Verpflichtung, die Altenbaumburg an niemanden zu versetzen oder zu verkaufen außer an Sponheim. Einige Wochen danach nahmen die Vertreter des Grafen Simon die Auftragungen der Ebernburg mit Zugehör seitens des Raugrafen Heinrich in das Eigentum des Grafen Simon entgegen. Erst mit diesem Rechtsakt kam die Ebernburg als wichtige Position eigentümlich an die Vordere Grafschaft Sponheim. Graf Simon 111. hat wohl ohne Skrupel wie die Pfalzgrafen auch die willkommene Situation genutzt, die eigene Herrschaft durch den Niedergang und Ausverkauf der Raugrafschaft zu arrondieren. 1382 erwarb er einen Zins, der auf der Bede von Neubamberg lag, 1389 erhielt er von Jakob von Kaldenfels die Versicherung, daß er die Dörfer Wonsheim, Edelsheim und Kalkofen an sich ziehen dürfe, entsprechend der Verschreibung Philipps von Bolanden und des Raugrafen Philipp von der Neuenbaumburg. Ein Vorstoß des Schenken Johann von Erbach, der mit einer Raugräfin verheiratet war, auf eine Revision der Sponheimer Erwerbungen

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endete 1384 mit einem von Kurmainz und Kurpfalz als Schiedsrichtern befürworteten Verzicht des Erbachers. 1399 und 1400 haben die Raugrafen den 1367 mit Graf Walram von Sponheim abgeschlossenen Frieden erneuert. Hauptnutznießer des besonders von dem Raugrafen Otto und seinem gleichnamigen Sohn betriebenen Ausverkaufs der noch übriggebliebenen Besitzungen war im übrigen nicht Sponheim, sondern die Kurpfalz. Gegenwehr war vor allem noch durch die Ehemänner von Raugräfinnen zu befürchten. Im Sommer 1401 billigte Philipp von Daun, Herr zu Oberstein, vermählt mit der Raugräfin Mena, alle Verpfändungen der Raugrafen Heinrich und Philipp an den Grafen Simon 111. von Sponheim. Dieser setzte zur Vermeidung direkter Konfrontationen seinen Burgmann Johann Marschall von Waldeck in sein Viertel an Neubamberg ein und verpfändete diesem ad personam ein Sechzehntel an dieser Burg. Anlaß zu Streitigkeiten und Fehden haben diese häufig nicht eindeutigen Herrschaftsverhältnisse immer wieder gegeben. Noch kurz vor dem Tode des Grafen Simon hat Nikolaus Vogt und Herr zu Hunolstein im März 1414 die hartnäckige ,,Vientschafft" mit dem Raugrafen Otto von Neuen- und Altenbaumburg in Güte beigelegt. Die Gefangenen sollten freigelassen und auf ,,Brantschatzunge, gedingnisse, schetzunge vnd vßsteende gelte" Verzicht geleistet werden, wobei Ansprüche Ottos in Frei-Laubersheim, Hakkenheim, Bonheim und Kreuznach genannt werden. Die ,,Sühne" scheint allerdings nicht aufrichtig gewesen zu sein, wie das Verhalten der Kontrahenten unmittelbar nach dem Frieden an den Tag legte. Die Pfalzgräfin Elisabeth aus dem Hause Sponheim hat im Oktober 1414 nach dem Tode ihres Vaters die Rechte und Freiheiten des Tals Ebernburg erneuert. Trotz des zurückhaltenden Gebrauchs von Fehde und Waffengewalt hat der Graf eine beträchtliche Anzahl von Dienstmannen, Mannen, losledigen Mannen und Dienern unterhalten, Ritter, Edelknechte und Knappen, vereinzelt auch sogar Mitglieder des Grafenstandes (Graf Arnold von Blankenheim), die über Lehen, Mannlehen und Burglehen (in Kreuznach, Kastellaun, Altleiningen, Dahn usw.) verfügten und dafür bei Bedarf mit militärischen Leistungen zur Verfügung zu stehen hatten. Neben wenig wertvollen wurden auch wichtige Güter und Immobilien verliehen, umgekehrt aber auch wichtiger Besitz der Lehensträger an die Grafschaft herangerückt (so gab der Ritter Johann vom Stein Weiler bei Monzingen ein, der Marschall von Waldeck Burg Iben, Richard auf dem Weier zu Nickenich öffnete seine Burg). Bei dem Tode eines Lehenträgers konnten, wie das Beispiel Ruprechts von Randeck zeigt (1413), eine Reihe von Dörfern, Gerichten, Höfen und Liegenschaften heimfallen. Wenn diese auch im allgemeinen wieder neu verliehen wurden, so wurde doch mit einer solchen Maßnahme der Rechtsanspruch der Grafschaft reaktiviert. Die Dörfer Wolfsheim und Aspisheim (Verleihung durch Friedrich von Montfort), Hennweiler, Oberhausen und Guntzenberg (von Dietrich Herrn von ManderscheidWartenstein auf Lebenszeit), Anteile am Kellenbacher Gericht (Kauf von Johann von Troys) und ein Teil der Burg Merxheim (Einräumung durch Edelknecht Rorich) lagen in der in diesem Zusammenhang nur andeutbaren sehr viel größeren Grauzone, die die eigentliche Landesherrschaft mit kleinen und kleinsten Teileinheiten durchwebte und instabilisierte. Die sponheimischen Mannen fanden ihre Gerichtsbehörde in dem jeweils nach Kreuznach einberufenen Mann- und Rittergericht, das unter dem Vorsitz eines Ritters tätig wurde.

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Die Maßnahmen, die der Graf in seiner ~ ~ o n h e i mHerrschaft er selbst traf, weisen Aufgeschlossenheit, deutlich in der Förderung der städtischen Aktivität, von Handel und Verkehr aus. Für Winterburg hat der Graf 1380 die Freiheitsbriefe des Grafen Johann von 133 1 erneuert, 1389 bestätigte er die Rechte und Freiheiten der Stadt Koppenstein und 1392 erfolgte die Erneuerung des Freiheitsbriefs der Stadt Kastellaun, der 1305 von dem Grafen Simon 11. und seiner Frau erlassen und inzwischen in Vergessenheit geraten war. Der Vater Simons III., Graf Walram von Sponheim, hatte die Entwicklung der städtischen Verfassungen letztlich zurückhaltender gefördert. Immerhin erneuerten 1381 Rat und Bürgerschaft von Koblenz mit Simon 111. die ,,Fruntschaffte vnd Heymelicheyt", die sie erstmals 1372 mit dessen Vater Walram errichtet hatten. Als letzte vordersponheimische Stadt erhielt die Residenz Kreuznach 1398 ihre Privilegien, Rechte und Freiheiten bestätigt. 1340 hatten Graf Walram und seine Frau das von dem Grafen Johann von Sponheim erteilte Kreuznacher Privileg bekräftigt. Die Angelegenheit der Speyerer Ansprüche auf das Lehen Kreuznach hatte Walram von Sponheim eben 1340 zu einem Verhandlungstagvor Pfalzgraf Rudolf 11. in Neustadt bewegt. Der Bischof von Speyer zog es angesichts des in Angelegenheiten gemeinsamen Nutzens guten pfälzischsponheimischen Verhältnisses vor, nicht zu erscheinen. Eine merkwürdige Beurkundung seitens des Grafen Jofried von Leiningen und zweier Ritter aus dem Jahre 1341 bezeugt eine Äußerung des Grafen Walram gegenüber dem Speyerer Bischof, der Walram auf dem Georgenberg bei Pfeddersheim mit der Burg Dahn belehnte, die Herren zu Kreuznach hätten einen Teil der Stadt von Speyer zu Lehen empfangen. Ausgerechnet der von Rom als Bischof von Speyer eingesetzte auditor Rotae Nikolaus (1390-1396) hat die Kreuznacher Lehensfrage wieder aufgegriffen und ein umständliches Beweisverfahren eingeleitet, das auf eine gutachtliche Bekundung des Bamberger Bischofs Lambert von Born Rekurs nahm, der einmal (13641371) Bischof von Speyer gewesen war und sich an eine Belehnung des Grafen Walram mit Kreuznach erinnerte. Bischof Raban von Helmstadt (1396-1430) erneuerte 1398 das Ansinnen; Simon 111. ließ sich zwar mit Gräfendahn als Lehen des Bistums Speyer belehnen, aber einer Kreuznacher Lehensmutung widersprach er entschieden. Auf einem gütlichen Tag im Oktober 1399 im Barfüßerkloster in Speyer wurde die historische Situation des ehemaligen Dorfes Kreuznach als hochstiftisch Speyerer Lehen mittels der Verlesung der vorhandenen Urkunden wieder reaktiviert. Der Sponheimer Graf lehnte die Verbindlichkeit der Beurkundungen für die ihm zugemutete Eigenschaft als Speyerer Vasall ab, da von einem Speyerer Lehen an Sponheim wegen Kreuznachs nichts zu lesen war. Man ging ergebnislos auseinander. Das Notariatsinstrument, das sich der Graf ausstellen ließ, bezeugten Markgraf Bernhard von Baden, Graf Johann IV. von Sponheim-Starkenburg, sein Sohn Johann V., Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken, Graf Emich V. von Leiningen und Wildgraf Gerhard von Kyrburg. Es ging um eine wichtige Angelegenheit eines Standesgenossen, die gegenüber einem geistlichen Fürsten zu verteidigen war. Bischof Raban von Speyer gab nicht auf. Er hat seine Stellung als Kanzler König Ruprechts von der Pfalz benutzt und im November 1408 Pfalzgraf Stephan, den Königssohn, mit Burg und Stadt Kreuznach belehnt, da dieses Lehen von Simon III. von Spon-

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heim nicht angenommen und damit an das Bistum heimgefallen sei. Eigentliche Konsequenzen hat dieser Schritt, der durchaus zu einer Gefahr für den nucleus der vordersponheimischen Position schlechthin hätte werden können, nicht nach sich gezogen. Trotz der Schwierigkeiten, die die Zusammenarbeit mit den jüdischen Finanzleuten mit sich brachte, hat sich der Sponheimer Graf dieser doch gelegentlich bedient, er ist bei einer Geldaufnahme Heinrichs von Veldenz als Bürge aufgetreten(1382), hat eine von seinem Vater geliehene Summe zurückgezahlt (1386) und wurde an der Aufteilung des Vermögensnachlasses des Juden Gottschalk von Katzenelnbogen, der wegen Wuchers König Ruprecht und ihm verfailen war, zur Hälfte beteiligt, da Gottschalk in Kreuznach ergriffen worden war. Die Absprache zwischen König und Graf ersparte dem Juden Gericht und strenge Bestrafung. Weitere jüdische Familien waren wegen angeschuldeter Vergehen in Kreuznach in Haft genommen, aber auf Fürsprache von Freunden wieder entlassen worden. Sie mußten 1405 das Versprechen abgeben, sich weder am Grafen noch an der Stadt Kreuznach für ihre Gefangenschaft zu rächen. Auch „Lamparter" (Lombarden), reiche großenteils oberitalienische Kaufleute, waren in Kreuznach wie auch in Mainz und Bingen ansässig. Sie hatten ihren Wohnsitz zeitweilig im herrschaftlichen Hof, was für die besondere Förderung durch den Grafen spricht. Zu des Territorialherm „Nutze und vnsirs Lants vnd Lude Besserunge" sollte die Erteilung eines Erblehens auf dem Petersberg bei Altlay an einige Frankfurter Goldschmiede beitragen, die dort um 1409 nach Edelmetallen sowie Kupfer, Zinn und Blei suchen wollten. Die Herrschaft Sponheim sicherte sich den zehnten Teil des Ertrags, die Belieferung mit Grubenholz und die Gerichtsbarkeit für die Arbeiter wurden geregelt. Am 30. August 1414 verstarb der letzte regierende Graf der Kreuznacher Linie und wurde in der Kreuznacher Pfarrkirche auf dem Nahewörth beigesetzt. Nur ein unehelicher Sohn, der Geistlicher wurde, hat ihn überlebt. Der aus der Ehe mit Maria von Vianden hervorgegangene Sohn Walram, der von 1379-1382 nachgewiesen ist, starb schon am 21. Februar 1382 als Junggraf. Von den beiden Töchtern des Ehepaares starb die ältere Maria unverheiratet. Die zweite Tochter, die wohl nach 1360 geborene Elisabeth, wurde am 5. April 1381 mit dem Grafen Engelbert 111. von der Mark verheiratet, einem weitläufigen Verwandten, der bereits verwitwet war. Vor der Hochzeit mußte Elisabeth auf ihre Erbrechte an den Grafschaften Sponheim und Vianden verzichten, mit der Ausnahme des Falles, daß ihr Bruder Walrarn kinderlos bleiben würde. Daß dieser schlimmstmögliche Fall dann auch eintrat, zeigt die Unerbittlichkeit der biologischen Entwicklungsmodalitäten, gegen die Kinderreichtum keine ausreichende Absicherung bieten konnte. Durch den Tod Walrams im folgenden Jahr wurde Elisabeth die einzige Erbin ihrer Eltern. Ihr Mann, Graf Engelbert von der Mark, starb 1392, ohne daß ihm Elisabeth Nachkommen geschenkt hatte. Die reiche Erbin erweckte die Aufmerksamkeit des an Zugewinn interessierten hohen Adels. Das Pfalzgrafenhaus hatte die besten Karten. Kurfürst Ruprecht 11.d.Ä. und sein Sohn, Ruprecht III.d.J., der spätere römisch-deutsche König (1400-1410) sowie seine Frau Elisabeth, geborene Burggräfin von Nümberg, richteten ihr Augenmerk auf die wohlhabende und wohl auch gebildete, noch eben als jung zu be-

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zeichnende Witwe, die als Frau für Ruprecht den Jüngsten mit Beinamen Pipan, den ältesten Sohn des späteren Königs, und voraussichtlichenErben der pfälzischen Kur, vorgesehen wurde. Das bedeutete für das Grafenhaus an der Nahe in der Zeit der Konzentration des dynastischen Lebensfadens auf zwei Augen den Griff nach den Sternen. Das Glück der vorgesehenen Fürstenbraut dürfte die Gedanken an den frühen Tod der sponheimischen Geschwister vergessen haben lassen. Bereits im August 1390 hatte sich der vorsorgliche Vater der so geehrten Braut von den beiden Pfalzgrafen versichern lassen, daß Ruprecht Pipan den Hausgesetzen entsprechend als ältester Sohn und künftiger Kurfürst einmal die Pfalzgrafschaft in Besitz nehmen werde. Im Ehevertrag sicherte das gräfliche Elternpaar der Tochter Elisabeth und dem Kurprinzen Ruprecht dem Jüngsten die beiden Grafschaften Sponheim und Vianden zu. Die Stadt Kreuznach leistete dem Paar den Huldigungseid. Dieses bestätigte die Rechte, Freiheiten und Privilegien der Stadt. Auch Kirchberg, Winterburg, Kastellaun und Vianden bekundeten ihre Ergebenheit. Graf Simon 111. beschloß die Sponheimer Vorgänge durch die offizielle Mitteilung der Heirat an alle Bewohner der Grafschaft mit der Aufforderung, nach seinem Tode den beiden als Erbherren gehorsam zu sein. Schließlichbekräftigte Pfalzgraf Ruprecht am 12.2.1393 in einem gewissen rechtlichen Vorgriff den Burgleuten auf der Burg oberhalb von Kreuznach ihre Privilegien. Die Zusicherung wurde tags darauf in erweiterter Form auf alle sponheimischen Mannen und Burgmannen diesseits und jenseits des Soonwaldes ausgedehnt. Kurfürst Ruprecht 11.d.Ä. lieh beim Sponheimer Grafen 1 200 Goldgulden zur Einlösung von Kleinodien für Elisabeth. Von der großzügig bemessenen Mitgift für seine Tochter hatte der Graf die Hälfte des Betrags, 6 000 Goldgulden, sofort seinem Schwiegersohn in bar erlegt und weitere 2 000 Gulden mit Einkünften gesichert. Aber es kam zu einer geradezu tragischen, unerwarteten Entwicklung, die auch die vorangegangenen dynastischen Unfalle zu eigentlichen Katastrophen werden ließen. Geschwächt von den Strapazen der Teilnahme an dem Feldzug König Sigismunds von Ungarn gegen die Türken, der mit der Niederlage bei Nikopolis (1396) unglücklich endete, starb Pfalzgraf Ruprecht Pipan 1397 noch vor Vater und Schwiegervater. Die Ehe war kinderlos geblieben. Die zum zweiten Mal verwitwete Elisabeth hielt sich bevorzugt am Hof ihres Schwiegervaters Ruprecht III., des künftigen Königs, auf, der sie wie die übrigen pfalzgräflichen Familienmitglieder wegen ihrer liebenswerten Züge und ihrer Bildung schätzte. König Ruprecht verwöhnte sie während seiner Herrschaft als Reichsoberhaupt mit kleinen Aufmerksamkeiten. Elisabeth zeigte ihre Dankbarkeit, indem sie im September 1405 für die Zeit nach dem Ableben ihres Vaters ihrem Schwiegervater, König Ruprecht, den fünften Teil der Vorderen Grafschaft Sponheim mit allen Zuständigkeiten verschrieb. König Ruprecht hatte es Elisabth zu verdanken, daß 1409 eine Ehe zwischen der Erbgräfin Anna von Veldenz, ihrer nahen Verwandten, und einem Sohn des Königs, Stephan, zustande kam und in der Zukunft die Grafschaft Veldenz und die veldenzischen Anteile an der Hinteren Grafschaft Sponheim an das pfalzgräfliche Haus Zweibrücken-Veldenz gelangten. Eine glücklich verlaufende Wiederholung des dynastischen Ausgriffs mit stattlichem Gewinn, der im Falle Sponheims allerdings noch im letzten Augenblick halbwegs gescheitert war! König Ruprecht revanchierte

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sich seinerseits durch einen vorteilhaften Schiedsspruch in Sachen der Abfindung für Elisabeths erste Ehe mit dem Grafen Engelbert von der Mark (1410). Nach dem Tode ihres Vaters Simon 111. im August 1414 trat Elisabeth dessen Nachfolge in Sponheim-Kreuznach an. Ihre Tätigkeit als Landeshemn wird in einer Reihe von Lehen- und Dienstmannenverträgen sichtbar. Eine Anzahl aus dieser Klientel wurde amtsweise mit speziellen Verwaltungsaufgaben versehen, so für Gräfendahn (Hertwig Eckbrecht von Dürkheim),die Grafschaft Vianden (Hermann Boos von Waldeck) und für den Anteil an Neubamberg (Johann von Wonsheim). Ulrich von Argenschwang erhielt 1416 die Burg Argenschwang eingeräumt. Eine demonstrative Großzügigkeit entwickelte Elisabeth im Blick auf ihre zur Grafschaft Vianden gehörenden Besitzungen bezüglich ihrer Verwandten aus der ersten Ehe. Was die Verknüpfung von außergewöhnlichen Demonstrationen von Großmut mit Maßnahmen erstaunlicher Vorsicht angeht, ist wohl zu folgern, daß sich die kinderlose Gräfin ihrer Übergangs- und Ausnahmesituation sehr wohl bewußt war. Die Übertragung des Kurfünftels an Sponheim-Kreuznach war von diesen Überlegungen her nicht nur eine großzügige Geste, sondern auch eine Vorsichtsmaßnahme. Nicht nur Elisabeth war die Ehre, an der Seite eines Königssohnes und Kurfürsten zu repräsentieren, verwehrt worden, auch die Pfalz hatte durch notgedrungenen Verzicht auf die Inkorporation einer stattlichen Grafschaft in ihr Territorium Schaden zu beklagen, der eventuell auf dem Rechtswege zumindest hätte gemindert werden können. Die Sicherungen Elisabeths erfolgten auch, um den Bestand der Grafschaft für die erbenden Blutsverwandten in Sponheim-Starkenburg zu stabilisieren. 1415 erhielt sie die Belehnung mit den Burgen Kirchberg und Winterburg als erzstiftischtrierische Lehen. Im folgenden Jahr beschwor sie mit dem Mainzer Erzbischof den Frieden für Burg und Tal Neubamberg. Auch die geistlichen kurfürstlichen Lehensherren, besonders der Erzbischof von Trier, entwickelten eine mißtrauische Aktivität im Blick auf die Wahrung bzw. Ausdehnung ihrer Lehenrechte angesichts des bevorstehenden Bruchs in der Erbfolge. Unter persönlichem Einsatz hat Elisabeth 1415 auch die Belehnung mit Grevendahn durch Bischof Raban von Speyer erreicht. Am 24.1.1416 übergab Elisabeth mit Wissen ihres erbberechtigten Vetters Johann V. von Sponheim-Starkenburg ihrem Schwager, dem Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz, ein Fünftel der gesamten Vorderen Grafschaft Sponheim mit Ausnahme der Mannen und Mannlehen endgültig erblich und ewig zu rechtem Eigentum. Am 10.2.des Jahres beschworen der Kurfürst, die verwitwete Pfalzgräfin Elisabeth und Graf Johann V. von Starkenburg als Besitzer- und Erbengemeinschaft den sog. Kreuznacher Burgfrieden, formal ein übliches Rechtsinstrument zur Regelung der Herrschaftsverhältnissein Kondominaten und in Ganerbschaften.Der Kreuznacher Burgfrieden schloß die übrigen Burgen und die ländlichen Gebiete der Grafschaft in sich ein. Er entwickelte sich zu einer der Grundordnungen des Kondominats Vordersponheim. Nach seinem Wortlaut wurden künftig Unstimmigkeiten unter den Landesherren entschieden. Die wesentlichen Beurkundungen über das pfälzische ,,Erbfünftel", das nach 1437 die Sonderentwicklung der Vorderen Grafschaft Sponheim wesentlich bedingt hat, weisen jeweils verbaliter das Motiv der Liebe und Freundschaft für die pfalzgräfliche Familie auf. Die Pragmatik der Politik hat sicher schnell auch andere Über-

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legungen einbezogen. Wollte die sponheimische Familie ihre künftigen Schicksale besonders eng mit dem Pfalzgrafenhaus verquicken, um zu überleben, oder entsprachen die Transaktionen wirklich den romantischen Vorstellungen einer Frau, der das Schicksal schon in jungen Jahren ein schweres Leben aufgezwungen hatte? Mit der Heirat in das Heidelberger Kurhaus waren Stolz und Eitelkeit der Gräfin angesprochen, die nun Herzogin genannt wurde, erklärliche Empfindungen, die sich wohl auch ihren Familienmitgliedern mitteilten. Herzogin Elisabeth legte Wert darauf, daß das Kurfünftel auch zukünftig bei den Trägem der pfälzischen Kur verblieb und nicht zur Ausstattung einer Nebenlinie beitragen sollte. Die offensichtlich vorhandenen echten gegenseitigen Gefühle der Sympathieund Wertschätzung, die bei König und Herzogin-Gräfin gegeben waren, hatten den nächsten Generationen nichts mehr zu bedeuten. Kurpfalz hatte mit dem Fünftel den Fuß in die Tür des sponheimischen Hauses gesetzt und betrieb künftig eine konsequente Erwerbspolitik zum Schaden der sponheimischen Miterben und der Bevölkemng. In ihrem Testament vom 15. Juni 1417 gedachte Elisabeth ihrer eigenen Person, die sterblichen Überreste und die wohlwollende Aufnahme ihrer Seele im Jenseits betreffend. Sie verfügte ihr schmuckloses Grab in der Kreuznacher Pfarrkirche neben der Gmft ihres Vaters, ein einfaches Jahrgedächtnis ohne ,,Ydelkeyd als der werlnt Gewohnheyd ist" und beauftragte eine Reihe von Vertrauensleuten mit der Durchführung, wozu auch ein über ihr und ihres Vaters Grab zu errichtender Altar zu Ehren der hl. Maria Magdalena und des hl. Augustinus treten sollte. An diesem sollte ihr Jahrgedächtnis gefeiert und eine tägliche Messe für ihr und ihrer Verwandtschaft Seelenheil gelesen werden. Die beiden gewählten Heiligen weisen jeweils eine sündige Vergangenheit auf, bevor sie zur Läutemng gekommen sind. Die beiden Figuren scheinen sich in der Landschaft zwischen Nahe und Mosel einer besonderen Verehrung erfreut zu haben, so daß der interpretatorische Bezug zur Persönlichkeit der verstorbenen Frau zu kurz greifen dürfte. Aber Elisabeth zählte nicht zum Durchschnitt der verheirateten adeligen Frauen, sie bleibt, trotz offener sympathisch wirkender Züge, eine letztlich rätselhafte Gestalt. Bei Gelegenheit des Jahrgedächtnisses sollten jeweils 12 neue Röcke und ebenso viel Paar neuer Schuhe an bedürftige Menschen verteilt werden. Elisabeths bewegliches Eigentum in den Burgen des Landes erhielten die Erben ihrer beiden Grafschaften, ihr Vetter Johann von Sponheim-Starkenburg und ihr Neffe Engelbrecht von Nassau in Vianden. Bereits am 3 1. Juli 1417 verstarb Elisabeth. Ihr Grab in der Kreuznacher Pfarrkirche wurde entgegen ihrem Wunsch von ihrem Erben Johann von Starkenburg mit einem kostbaren Grabdenkmal, ihrer aus Messing gegossenen Gestalt in Lebensgröße, versehen. Mit Elisabeth war die Linie Sponheim-Kreuznach erloschen.

2. Sponheim-Starkenburg (Hintere Grafschaft Sponheim) Graf Gottfried iII. von Sponheim, der 1218 am 5. Kreuzzug teilnahm, von dem er nicht mehr zurückkehrte, hatte aus der Ehe mit Adelheid von Sayn drei Söhne, die im weltlichen Stand verblieben. Diese teilten vor 1237 den väterlichen Besitz, wonach jeder ein Drittel der Gesarntgrafschaft erhielt. Johann fielen als dem Ältesten

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die Burgen Starkenburg und Allenbach zu, Heinrich Kastellaun, Neef und Kirchberg und Simon wurde mit Kreuznach und Böckelheim ausgestattet. Die Erbschaft des Grafen Heinrich von Sayn, des Bruders der Gräfin Adelheid von Sponheim, die im wesentlichen auf das Haus Sponheim zukam, veränderte die Teilungssituation noch einmal grundlegend. Am 13.10.1248 schlossen Heinrich und Simon von Sponheim einen Vertrag, durch den Simon auch die sponheimischen Anteile des Bruders erhielt, der seinerseits mit Simons Anteilen an dem saynischen Erbe entschädigt wurde. Die Grafschaft Sponheim gehörte nun zu zwei Dritteln dem Grafen Simon (Vordere Grafschaft Sponheim), das restliche Drittel hatte Graf Johann I. (1218-1266) übernommen, der dazu aus dem Besitz des Onkels Heinrich von Sayn im wesentlichen die Grafschaft Sayn erhalten hatte. Weitere Abklärung schuf dann die Teilung noch zu Lebzeiten des Grafen Johann (1265) zwischen seinen beiden Söhnen Gottfried und Heinrich. An den älteren, Gottfried von Sayn (1248-1283), fiel die östlich des Rheins gelegene Grafschaft Sayn, der jüngere, Heinrich von Sponheim-Starkenburg (1265-1289) erbte die Hintere Grafschaft Sponheim, dazu aus saynischem Besitz Winningen an der unteren Mosel und Obermendig (bis 1278, 1337) in der Eifel. Die Hintere Grafschaft Sponheim umfaßte die Vesten Starkenburg,Grevenburg, Allenbach, Birkenfeld und Winterburg mit deren Zugehörungen, also einer Vielzahl von Dörfern bzw. dörflichen Teilrechten und -besitzungen. Die Burgen Dill und Sponheim blieben entsprechend üblicher Teilungsmodalitäten zwischen der Kreuznacher und der Starkenburger Linie gemeinschaftlich, da sie als Stamrnburgen seit jeher eine Sonderstellung einnahmen. Die Starkenburger und die Kreuznacher Linie haben unterschiedliche Gepflogenheiten entwickelt, die trotz der im Prinzip gewahrten Gemeinsamkeiten typisch geworden sind. Während in Kreuznach mehrfach in weitere Linien geteilt wurde, blieb es in Trarbach bei der einen erwähnten Teilung, die mehr zur territorialen Abklärung beitrug als daß sie schwächte. Der Grundsatz, in der Hinteren Grafschaft Sponheim dürfe nur ein Herr sein, wurde wesentlich durchgehalten. Die Starkenburger Linie zeigte sich in der Länge auch weniger kinderreich, war letztlich auch vielleicht dank der Begünstigung durch Kurpfalz erfolgreicher auf Erwerbungen bedacht. Im Reich konnte man auf verschiedenen Seiten stehen, wenn es zu zwiespältigen Wahlen kam: Starkenburg hielt zu Ludwig dem Bayern, während die Kreuznacher Linie auf der Seite Friedrichs des Schönen von Österreich stand. Im regionalen Verbund ergab sich eine längere enge Zusammenarbeit mit den Erzbischöfen von Trier, eine wirtschaftliche und kulturelle Ausrichtung auf die Stadt Trier, während die Kreuznacher Linie nach der Niederlage von Gensingen politisch vorrangig mit Mainz kooperierte, was im übrigen den wirtschaftlichen und kulturellen traditionellen Anbindungen entsprach. Insofern kamen der naturräumlichen Gliederung des Gebietes die territorialen Abgrenzungen der beiden Grafschaften Sponheim und die politischen Optionen entgegen. Lediglich die Pfalzgrafen verstanden es, an der Nahe, auf dem Hunsrück und an der Mosel gleichermaßen Präsenz zu zeigen. Graf Johann I. von Sponheim-Starkenburg befand sich im Sommer 1257 im Lager König Richards von Cornwall vor Boppard. Inwieweit er sich sonst damals in der Reichspolitik engagiert hat, ist noch nicht geklärt. Auch in der betreffenden

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Urkunde vom 15.7.1257 tritt er lediglich als Zeuge auf. Ansonsten berichten eine Reihe von Urkunden seine Aktivitäten bei kleineren Gütergeschäften, Lehensangelegenheiten, Befreiungen von geistlichem Besitz von herrschaftlichen Lasten usw. Größeren Umfang hatte möglicherweise der Verkauf der Rechte und Besitzungen in Unke1 und Breitbach aus dem Sayner Erbe 1264 an den Erzbischof von Köln. Trotz der schon spätmittelalterlichen Zeit gibt die Genealogie hinsichtlich der Familie des Grafen einige Rätsel auf. Er war zweimal verheiratet. Über die erste wohl kinderlos gebliebene Ehe weiß man hinsichtlich der Herkunft der Ehefrau nichts. Die zweite Frau, eine Tochter des Grafen Friedrich von Isenberg und der Sophie von Limburg, hat ihm die Söhne Gottfried und Heinrich geboren, die Sayn und Sponheim-Starkenburg unter sich aufteilten. Von den beiden Töchtern war Elisabeth mit dem Grafen Gerhard von Neuenahr verheiratet, Agnes mit dem Grafen Marquard von Solms vermählt. Johann erhielt seine Ruhestätte in der Himmeroder Klosterkirche, der künftigen Erbbegräbnisstätte der Starkenburger. Die Zeit seiner Herrschaft erscheint einigermaßen blaß, möglicherweise die Folge der schlechten Überlieferung. Der Sohn Heinrich (1265-1289), der die Starkenburger Linie fortsetzte, war wohl deutlich jünger als sein Bruder Gottfried von Sayn. Vermutlich hat Heinrich bald nach 1265 Blancheflor, Tochter des Grafen Wilhelm von Jülich, geheiratet. Die gute Partie wird dazu beigetragen haben, daß Heinrich unter den rheinischen Grafen eine nicht unbedeutende Position einnahm und dies durch eine Reihe von Fehden unter Beweis stellte. Gleich von Anfang an hat der Graf eine aktive Territorial- und Burgenpolitik betrieben, aber sich auch 1267 mit der Stadt Trier in einer erbitterten Fehde angelegt. Als wichtiger Schritt auf den Ausbau des Territoriums hin erwies sich der Erwerb von Besitzungen der Herren von Schwarzenberg, die bei Lockweiler im Saargebiet ihren Sitz hatten. Graf Heinrich erwarb 1269 von Wilhelm von Schwarzenberg die Dörfer Reichenbach, Ausweiler, Langenau (wüst), Harnmerstein, Rimsberg, Staffel, Ebbenhoge (wüst) und Birkenfeld, die Wilhelm bisher von Sponheim zu Lehen getragen hatte. Bald darauf brachte Graf Heinrich in den Beziehungen zur Abtei Corvey an der Weser, die an der mittleren Mosel über alte Rechte und Fernbesitz verfügte, eine für Sponheim vorteilhafte Abklärung hinsichtlich des Hofes Litzig (Traben-Trarbach) im März 1270. Es zahlte sich aus, daß sich der Sponheimer politisch eng an König Rudolf von Habsburg orientierte. Im November 1274 erhielt Heinrich vom König für seine Verdienste unter dem Titel des Vogtes und Schirmers die Reichspfandschaft Kröv, das ,,Kröver Reich", mit Kröv, Erden, Kindel, Kinderbeuren, Kinheim, Kövenich und Reil. König Rudolf nahm Graf Heinrich zu seinem Vasallen an und verpfändete ihm des Reiches Güter an der Mittelmosel, bis ein seinen Verdiensten angemessenes Reichslehen frei sein würde. Aber die Starkenburger Grafen blieben auf Dauer mit wesentlichen hoheitlichen Rechten im Kröver Reich präsent, das eine territorial und wirtschaftlich optimale Arrondierung der Grafschaft bedeutete. Graf Heinrich hat wohl weiter gute Beziehungen zu König Rudolf von Habsburg unterhalten. 1276 befand er sich im Gefolge des Königs zu Passau, wo er als Urkundenzeuge auftrat. Am 6. Februar 1301 versprach König Albrecht I. für Dienste des Grafen 1 200 Pfund Heller, die er - mangels barem Geld - auf die Pfandsummer für das Kröver Reich schlug, dessen Einlösung durch das Reich damit erschwert wurde. Schließ-

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lich hat König Ludwig der Bayer dem Sohn Heinrichs, Johann II., 1316 das feierliche Versprechen gegeben, daß das Kröver Reich während seines Lebens und seiner Regierung nicht ausgelöst werden dürfe. Man hat bei diesen Gunstbeweisen der Könige zu berücksichtigen, daß sich diese indirekt gegen die Bestrebungen der Erzbischöfe von Trier richteten. Erzbischof Balduin von Trier hat dann energisch versucht, Kröv in seine Hand zu bekommen, um die Verbindung zwischen dem Trierer und dem Koblenzer Besitz des Erzstiftes entlang dem Mosellauf zu vervollständigen. Die Trierer Erzbischöfe haben 1355 bzw. 1398 die Vogtei des Kröver Reiches von den Herren von Daun, und damit die Grundlage für eine Beteiligung an der Landesherrschaft erworben. Für die weitere Entwicklung war es von Bedeutung, daß 1399 König Wenzel Kröv mit Zubehör als Reichslehen an Johann IV. von Sponheim-Starkenburg verliehen hat und damit den Trierer Ambitionen erst einmal die Grenzen aufzeigte. Schließlich hat am 20.4.1287 König Rudolf von Habsburg dem Grafen Heinrich von Sponheim die Verwaltung der Burg Kaiserswerth am Niederrhein übertragen. Da im Juni 1291 der König die Burg seiner Verwandten Katharina von Ochsenstein als Heiratsgut verpfändete, die damals den Grafen Johann 11. von SponheimStarkenburg heiratete, schien auch in diesem Fall der sponheimische Anspruch gefestigt. Die Verpflichtungen des nachfolgenden Königs Adolf von Nassau gegenüber Erzbischof Siegfried von Köln haben allerdings die Sponheimer aus der wichtigen Rheinzollstätte hinausgedrängt. Im regionalen Bereich war das Verhältnis zwischen den beiden Sponheimer Linien wegen der teilweise noch unaufgelösten Rechtsgemeinsamkeiten vorrangig. Die Besetzung der reich dotierten Pfarrstellen von Sohren und Kirchberg bildete Streitpunkte. Die Pfarrei Sohren hatte Graf Johann der Lahme von Sponheim-Kreuznach für sich als ausschließliches Recht behaupten wollen, als Graf Heinrich seinerseits den Sohn eines Ritters von Sobernheim in die Pfarrstelle eingesetzt hatte. Graf Walram von Zweibrücken legte im Mai 1276 den Streit bei, indem er das Recht der Verleihung der Pfarrei wechselweise beiden Linien zugestand. Im folgenden Jahr wurde auch die Besetzung der umstrittenen Kirchberger Pfarrei im Sinne eines Wechsels zwischen Starkenburg u.nd Kreuznach entschieden. Ähnliche kontroverse Auffassungen hatte es immer wieder unter den Verwandten gegeben (1275, 1283), sie waren im Prinzip nicht dazu angetan, die noch als ideologische Verpflichtung respektierte Zusammenarbeit unter Verwandten grundlegend in Frage zu stellen. Patronate, Leibeigene, Lehensleute und Dienstmannen konnten zu Unstimmigkeiten führen, da diese sich häufig in nichtauflösbaren Gemengelagen aufhielten. In der großen Politik galten andere Gesichtspunkte. Gemeinsam waren die beiden Grafen 1277 einem Bündnis des Bischofs von Paderborn und des Landgrafen Heinrich von Hessen mit vielen Grafen und Herren gegen den Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg beigetreten. Die beiden Grafen vereint sieht man auch im Zusammenhang mit Feindseligkeiten gegen den Wildgrafen Emicho von Kyrburg, die 1278 in einen regelrechten Krieg einmündeten. Emicho wurde gefangengenommen und mußte zusammen mit seinen beiden Söhnen bei der Entlassung aus dem Kerker in Kastellaun Urfehde schwören. Der schließlich getroffene Vergleich legt die Anlässe für den inzwischen beendeten Krieg offen: Atz-, Herbergs- und Gerichtsrechte, Besthaupt, die gegenseitige Aufnahme von Leibei-

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genen und die Pflicht der in der Wildgrafschaft ansässigen sponheimischen Untertanen, sich an deren Verteidigung mitzubeteiligen. 1288 geriet Wildgraf Gottfried Raub mit dem Grafen Heinrich wegen der im „Unterzog" wohnenden St. Petersleute zu Wörresbach und Herrstein in Streit, der zugunsten der sponheimischen Rechtsauffassung entschieden wurde. Von größerer Bedeutung als die Aktionsgemeinschaft gegen die kraftemäßig unterlegenen Wildgrafen war die Hilfe der Starkenburger für den Grafen Johann den Lahmen in seinem Kampf mit dem Erzstift Mainz um die Herrschaft Böckelheim. Der Verursacher der ganzen Mißhelligkeiten, Graf Heinrich aus der Kreuznacher Linie, der Bruder des Grafen Johann des Lahmen, hat 1287 seine bei Wörresbach in der „Abtei" gelegenen Güter an Graf Heinrich von Starkenburg veräußert. Die Nachfolge in der Hinteren Grafschaft Sponheim trat der vermutlich älteste Sohn Heinrichs, Graf Johann 11. (1290-1324) an. Im Juni 1291 beurkundete König Rudolf von Habsburg den Heiratsvertrag seiner Nichte Katharina von Ochsenstein, Witwe des Grafen Emich von Leiningen-Landeck, mit dem Grafen Johann 11. von Sponheim. Katharina war die Tochter des Otto Herrn von Ochsenstein und der Kunigunde von Habsburg, einer Schwester des deutschen Königs. Im Rahmen seiner gezielten Heiratspolitik hat der Habsburger seine eigenen Töchter an die Kurfürsten und die Herrscher von Nachbarstaaten verheiratet, aber er setzte auch weitere weibliche Verwandte ein, wenn es etwa möglich war, damit ein wichtiges Grafenhaus an sich zu binden. Die Starkenburger Königsnähe deutet eine Ablösung im Gesamthaus Sponheim an: Katharinas erster Ehemann, der 1289 verstorben war, ist der Schwager des Grafen Johann I. von Sponheim-Kreuznach gewesen! Die weitläufige Verwandtschaft mit dem Königshaus hat die spätere Zusammenarbeit mit den nichthabsburgischen Nachfolgern Rudolfs von Habsburg wohl nicht nennenswert beeinträchtigt, möglicherweise eher gefördert. Im April 1294 hielt sich Graf Johann 11.jedenfalls in der Nähe des Rudolf nachfolgenden Königs Adolf von Nassau auf. König Albrecht I. von Habsburg hat durch die Erhöhung der Pfandsumme auf das Kröver Reich, das sein Vater an Sponheim versetzt hatte, sozusagen demonstrativ ein Zeichen gesetzt. Der König ist es auch, der dem Sohn des Grafen, Pantaleon, im Herbst 1307 die Pfarrstelle in der Reichsstadt Nördlingen verschaffte. Unter dem Luxemburger Herrscher Heinrich VII. war die Gefahr nicht auszuschließen, daß die Reichspfandschaft Kröv an den verwandten Erzbischof Balduin von Trier übertragen und damit Sponheim abwendig gemacht werden konnte. Der Sponheimer Graf hat trotzdem auf die Karte des luxemburgischen Herrschers gesetzt. Er hat ihn auf seinem Rornzug begleitet, wie die kostbare Bilderchronik von Kaiser Heinrichs VII. Romfahrt mehrfach ausweist. Heinrich VII. hat im Sommer 1309 zwar Balduin die Erlaubnis erteilt, die Burg Cochem an sich zu lösen, allerdings mit Ausnahme dessen, was dem Sponheimer Grafen im Kröver Reich verpfändet worden sei, das dieser lebenslänglich zu genießen habe. Am 23.1.131 1 zeigte sich der Luxemburger ein weiteres Mal erkenntlich, indem er dem Grafen Johann 2000 Pfund Heller auf den Zoll zu Ludestorp anwies. Da der König dem Grafen Gerhard von Jülich ebenfalls eine hohe Summe auf denselben Zoll verschrieben hatte, erklärte er nach Vermittlung durch den Erzbischof Heinrich II. von Köln, den Starkenburger in der Erhebung des Zolls zu schützen. Dem Sponheimer Grafen kam

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zugute, daß sein Bruder Heinrich, der Geistlicher geworden war, sich als enger Vertrauter des Königs in dessen Nähe aufhielt. Im Dezember 1314 erneuerte der mit Hilfe der Luxemburger Partei zum König gewählte Ludwig der Bayer dem Grafen Johann 11. sämtliche seinen Vorfahren und ihm durch den verstorbenen Kaiser Heinrich VII. und die weiteren römischen Könige erteilten Privilegien, Freiheiten und Gnaden. In den Jahren 1314 und 1315 soll Ludwig der Bayer zwei Erklärungen ausgestellt haben, er schulde Graf Johann 11. 700 bzw. 1 200 Mark Silber. Letztere Summe sei auf die Rheinzölle zu Selz und Bacharach angewiesen worden. Graf Johann 11. hielt zur Partei des Wittelsbachers Ludwig und war damit Gegener des Habsburgers Friedrich, daher auch das feierliche Versprechen König Ludwigs im Jahre 1316, das Kröver Reich dürfe nicht ausgelöst werden, und die Erneuerung und Bekräftigung der durch Kaiser und Könige den Sponheimern gegebenen Privilegien am 11.9.1316. Facettenreich blieb das Verhältnis der Sponheimer Grafen untereinander. Gerade die an sich guten Beziehungen erlaubten es, die noch gemeinsamen Einrichtungen aufzulösen und damit gefügiger zu machen. 1290 gelobte Graf Johann 11. von Sponheim-Kreuznach in Übereinstimmung mit seinen Burgleuten und Vertrauten, dem Grafen Johann 11. von Sponheim-Starkenburg in jeder Notlage mit allen Kräften Beistand gegen jedermann zu leisten. In diesem Geist des Wohlwollens waren auch die mitgeschleppten kritischen Punkte zu bereinigen. Graf Heinrich von Solms verglich 1299 die beiden Linien wegen der noch in Gemeinschaftverbiebenen Rechte auf Burg Dill und die Klöster Sponheim und Schwabenheim. Auch für die Dienstmannen wurde die Aufteilung vorgenommen. Bereits 1283 waren die strittigen Fragen hinsichtlich der Leibeigenen und der Vasallen bzw. Dienstmannen geklärt und letztere auch geteilt, aber der Starkenburger Anteil noch nicht zugewiesen worden. Das erfolgte im Januar 1302. Die Kreuznacher Grafen entließen die der Hinteren Grafschaft zugeteilten Vasallen aus ihren Pflichten und wiesen sie Johann II. von Starkenburg zu. Die sonstigen strittigen Angelegenheiten schlichtete ein auf der gemeinschaftlichen Burg Dill zusammengetretenes Schiedsgericht unter dem Grafen Ruprecht von Virneburg. Die Tatsache, daß immer wieder Korrekturen und Reparaturen in den neuralgischen Problemkreisen erfolgten, zeigt eben, daß das Verhältnis zwischen Hinterer und Vorderer Grafschaft nie grundlegend verfeindet war und die Möglichkeit einer künftigen Wiedervereinigung offengehalten wurde. Über die Wirksamkeit des Grafen über die Grenzen Sponheims hinaus geben die Quellen nur wenig her. Mit Bürgermeister und Schöffen der Stadt Trier wurde 1305 ein Bündnis geschlossen. Graf Johann 11. wurde zum Trierer Bürger angenommen und gab im Gegenzug das Versprechen ab, die Trierer in seiner Grafschaft zu schützen und zu geleiten. Für den umfangreichen Katalog in Aussicht gestellter Hilfeleistungen erhielt der Graf 1 000 Pfund Trierer Pfennige versprochen. Im Geist freundnachbarschaftlicher Zugewandtheit war das Verhältnis zu der Frau des verstorbenen Wildgrafen Konrad von Schmidtburg gestaltet. Sozusagen im Starkenburger Hause selbst erfolgte eine Vereinbarung mit der Abtei Himmerod, deren Traben-Trarbacher Hofgüter von den herrschaftlichen Abgaben befreit wurden, dafür hatte ein Geistlicher aus dem Orden der Zisterzienser bei Aufenthalt des Grafen auf der Starkenburg in der Burgkapelle Messe zu lesen. Daß Sponheim-Starkenburg auch am Niederrhein eine wenigstens bescheidene politische Präsenz behauptete,

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zeigt nicht nur die Aktivität der geistlichen Verwandten in Köln und Aachen, sondem auch eine Verschreibung von jährlich 50 Mark Brabanter Pfennige durch Graf Raynald von Geldern auf den Zoll von Vormeltoyt, wofür der Sponheimer im Gegenzug in das geldrische Mannverhältnis trat. Seit 1319 wurde der Graf, wie Lehmann berichtet, von einer schweren Gemütskrankheit befallen, die ihn zur Regierung unfähig gemacht habe. Vor seinem Tod hat er zusammen mit seiner Frau ein Jahrgedächtnis in Springiersbach gestiftet. Im Frühjahr 1324 ist er verstorben und wurde zusammen mit seiner kurz vor ihm gestorbenen Ehefrau in Himmerod beigesetzt. Nicht ganz auszuschließen ist, daß Graf Johann 11. bereits einmal in einer ersten Ehe mit einer Katharina von Vianden verheiratet war. Aus der Ehe mit Katharina von Ochsenstein gingen drei Kinder hervor: Blancheflor, die den Grafen Friedrich von Veldenz heiratete, Pantaleon, der Geistlicher wurde und der erstgeborene Heinrich, der die Herrschaft übernahm. Von den geistlichen Brüdern Johanns 11. ist vor allem Heinrich (um 1270-1 344) zu nennen, der nach Albert von Sponheim (T nach 1158) politisch bedeutendste Sponheimer Kleriker. Heinrich hat möglicherweise an einer Universität studiert, 1299 wird er als Domherr in Köln genannt, 1310 erscheint er als Propst des Stiftes St. Servatius zu Maastricht. Die Königsnähe verhilft ihm zu Ansehen und Vermögen. Im Februar 1312 verpfändet ihm König ~ e i n r i c hVII. die Burgen Wolfstein und Kübelberg in der Pfalz. Zusammen mit seinem Bruder Johann hat Propst Heinrich an dem Romzug des luxemburgischen Herrschers teilgenommen. Im Juni 1313 präsentierte ihn der Reichskanzler, Bischof Heinrich von Trient, dem Reichsvikar Johann von Böhmen als Kandidaten für die vakante Propstei des Aachener Marienstiftes. Wenige Tage später erhielt er die Propstei des Stiftes St. Martin in Worms. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. am 24.8.13 13 ist Heinrich von Sponheim Zeuge im Nachlaßinventar des Verstorbenen und zeigt wie die vorangegangenen Gunstbeweise Heinrichs, daß der gräfliche Namensvetter sich in seiner unmittelbaren Nähe aufgehalten haben dürfte. Die in Aussicht gestellte attraktive Aachener Propstei erlangte Graf Heinrich erst später. Herzog Ludwig von Bayern versprach im September 1314 Erzbischof Balduin von Trier für den Fall seiner Wahl zum König den Geistlichen Heinrich von Sponheim in dieser Pfründe zu ,,bewahren4'.Der dann bei König Ludwigs Aachener Krönung im Oktober 1314 anwesende Sponheimer hat darauf die Propstei tatsächlich übertragen erhalten. So ist es nicht erstaunlich, daß Heinrich auch nach der Bischofsmitra die Hand ausgestreckt hat. Als Kandidat für die in Utrecht anstehende Wahl unterlag er allerdings dem vom Grafen Wilhelm von Holland unterstützten Gegenkandidaten Friedrich von Sierck. Heinrich war Mitglied der Domkapitel in Köln (13 18), Trier (1324) und Mainz (1329). In letzterer Funktion holte er 1329 das Pallium für den vom Papst ernannten Erzbischof Heinrich von Virneburg aus Rom. 1332 führte er - nun als Kölner Domherr - den gleichen Auftrag für seinen Verwandten, den Kölner Erzbischof Walram von Jülich, durch. Inzwischen trug er bereits den Titel eines päpstlichen Kaplans. Die Ehrungen häuften sich, aber die letzte Krönung in Gestalt eines Bischofsstuhls blieb aus. Im November 1332 erhielt Heinrich vom Papst die Kölner Domthesaurie, die vor ihm sein Vetter Emich von der Kreuznacher Linie und dann der neugewählte Erzbischof innehatten. Schließlich hat ihn König Eduard 111. von England zu seinem Kleriker ernannt, als Heinrich im Sommer 1336 als Rat

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des Grafen von Jülich am englischen Hof weilte. Bald nach dem 6.5.1344 dürfte er gestorben sein. Gottfried (um 1270-1332), ein weiterer Bruder des Grafen Johann II., ist von 1318 bis 1332 als Domherr in Köln und Pfarrer von Kirchberg zu belegen. Sehr wahrscheinlich ist auch Wilhelm von Sponheim, der 1283 seinerseits eine Pfründe am Aachener Marienstift erhielt, ein Sohn des Grafen Heinrich von Sponheim und der Blancheflor von Jülich gewesen. Gewissermaßen zu einem Sorgenkind der Grafenfamilie sollte der Sohn des Grafen Johann 11. von Sponheim, Pantaleon (um 1295-1335) werden, der bereits in jungen Jahren von König Albrecht I. von Habsburg, einem nahen Verwandten der Mutter Pantaleons, die Pfarrei Nördlingen erhalten hatte. Weiter hatte der Sponheimer der Unterstützung seiner OchsensteinerVerwandtschaft einen Straßburger Domkapitelsitz (1321-1332) zu verdanken. Fehdelust und waghalsige Unternehmungen brachten den aus der Art schlagenden Kleriker in finanzielle Schwierigkeiten. Er trat infolgedessen seinen Anteil an Dill zuerst an den Grafen Walram von Sponheim-Kreuznach ab, wurde dann aber vom Grafen Johann 111. von Sponheim-Starkenburg gezwungen, den Diller Anteil ihm zu übertragen und ihm die Urkunden auszuhändigen (1332). Um wirklich in den strittigen Diller Besitz zu kommen, klagte Graf Johann vor dem Hofgericht Kaiser ¿udwigs (Urteil vom 5.8.1333). Der kränkelnde Graf Heinrich 11. der Jüngere (um 1292193 - vor 11.1 1.1323) hat die Hintere Grafschaft Sponheim nur wenige Jahre regiert. Noch nicht im Besitz eines eigenen Siegels, hat der Junggraf bereits die beste Tat seines Lebens geleistet, indem er Loretta, Tochter des Grafen Johann von Salm und der Jeanne de Joinville heiratete, die einmal hinsichtlich Leistung und respektvoller Einschätzung durch die Zeitgenossen weit über die Grenzen Sponheims hinaus ihren frühverstorbenen Ehemann in den Schatten stellen sollte. Als Wittum erhielt Loretta jährlich 450 Pfund Heller auf die Burg Herrstein angewiesen, ein Mainzer Lehen, das die Eltern und die geistlichen Onkels zu diesem Zwecke an den Ehemann Heinrich übertrugen. Lorettas eigene Ausstattung bestand in 2 200 Pfund Metzer Pfennigen, jährlich 420 Pfund kleiner Turnosen auf Einkünfte in Püttlingen in Lothringen, eine recht stattliche Summe. Den Ehemann werden bald trübe Ahnungen befallen haben, stiftete er doch bereits 1321 ein Jahrgedächtnis in Himmerod, was für einen jungen Grafen ungewöhnlich ist. Nur wenige Jahre später ist er verstorben und hat seine Witwe sowie drei Söhne hinterlassen. Gräfin Loretta von Salm, eine entschlossene und mutige Frau, stand nach dem kurze Zeit später erfolgten Tod des Schwiegervaters, Johann II., allein da. Sie hat die Regentschaft selbständig geführt, ohne sich um eine Vormundschaft für ihre Kinder zu bemühen. Ihre Sorge galt der Sicherung des Erbes ihrer Kinder vor den Ansprüchen der Verwandten. Propst Heinrich, der offenbar versuchte, die junge Witwe zu unterstützen, hat am 11.2.1323 auf sein Erbe an der Grafschaft Sponheim verzichtet. Den letztlich unbequemeren Schwager Pantaleon hat Loretta 1324 abgefunden, wobei sie über das von ihrem Schwiegervater angeordnete Maß hinausgegangen ist. Die Gräfin hat auch die Legate der beiden verstorbenen Grafen, des Ehemanns und des Schwiegervaters, an das Kloster Himmerod gewissenhaft erfüllt, auch die 40 Pfund Heller, die für die zwei Pferde zu entrichten waren, die die Leiche

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des Grafen Johann 11. zur Klostergruft gezogen hatten und die der Abtei zum Geschenk gemacht werden mußten. Der Alltag der Regierungsgeschäfte war härter. Loretta mußte das Vorurteil Lügen strafen, eine junge Frau könne man ohne große Anstrengung in ihren Rechten schädigen. Eine erste Kraftprobe wurde 1326 mit dem Wildgrafen Friedrich von Kyrburg ausgetragen. Auf offenem Feld besiegt und mit seinem Sohn Godebert als Gefangener auf der Starkenburg inhaftiert, mußte er der Gräfin Urfehde schwören. Vater und Sohn hatten für 50 Mark Pfennige in ein Mannenverhältnis zu Loretta und deren ältesten Sohn Johann zu treten, die Mannenschaft sollte künftig jeweils auf den Erben der Wildgrafschaft Kyrburg übergehen. Die sponheimischen Rechte in der Wildgrafschaft sollten in einem ungewöhnlichen Umfang beachtet werden. Als die Kyrburger aus verständlichen Gründen mit der Durchführung der Vereinbarung zögerten, zwang sie Loretta im Frühjahr 1327 zu einem neuerlichen Einlenken. Die Gräfin mochte ahnen, daß die Auseinandersetzung mit den Wildgrafen nur ein Auftakt zu noch größeren Bedrohungen war. Sie hat ihre Sponheimer Lehensträger und Dienstmannen fester in die Pflicht genommen. Unter anderem hat sie die Lehen eines der wichtigsten Vasallen der Grafschaft in diesen Jahren, des Ritters Johann von Braunshorn (1299-1346), gebessert (1328). Braunshorn hatte auf Grund seiner Stellung als magister curie Kaiser Heinrichs VII. in seinem Lehensbesitz an der Mittelmosel insbesondere den Ort Beilstein befestigt und zu einer Stadt auszubauen versucht. Auch Erzbischof Balduin von Trier wollte die Lage zu seinen Gunsten ausnutzen. Aufhänger für die geplante erzbischöfliche Strafaktion gegen Gräfin Loretta war die Demütigung des Wildgrafen Friedrich, der Vasall des Trierers war. Balduin erhob Forderungen auf Rechte und Besitz in der Umgebung von Birkenfeld und ließ dort 1327 den Bau einer Burg in Angriff nehmen, um seinen Ansprüchen Nachdruck zu verleihen. Balduins Planen zielte auf einen bewaffneten Zug gegen die Starkenburg, um diese zu belagern und zu zerstören. Um Zeit zu gewinnen, verhandelten Propst Heinrich von Sponheim und der Kölner Domherr Emerich vom oberen Stein mit dem Trierer Erzbischof, und diese erlangten auch eine Waffenruhe. Die nachfolgende Episode hat den Mut der tapferen Witwe weit bekannt gemacht und dem Trierer Kirchenmann zu einer empfindlichen Demütigung verholfen. Als der Luxemburger mit wenigen Begleitern in einem kleinen Nachen eine Schiffsreise moselabwärts nach Koblenz unternahm, ließ Loretta, die von diesem Unternehmen erfahren hatte, am Fuße der Starkenburg eine Kette quer über die Mosel spannen. Der mächtige Luxemburger wurde gefangengenommen und auf die Starkenburg in sicheres Gewahrsam gebracht. Der ohnmächtige Kirchenfürst mußte schließlich einsehen, daß mit Gewalt kaum aus dieser Falle zu entrinnen war. Nach über neunmonatiger Haft vermittelten die Unterhändler am 7. Juni 1328 eine Sühne. Der Erzbischof überstellte der Gräfin seinen Burgbau bei Birkenfeld, Kurtrier versprach, kein derartiges Gebäude mehr auf sponheimischem Gebiet zu errichten. Das Lehen Lorettas sollte mit der Trierer Gülte zu Birkenfeld gebessert werden und schließlich sollte die Gräfin mit ihren Kindern unangefochten in ihren Herrschaften sitzen dürfen. Die dergestalt ausgesöhnten Parteien versprachen sich sogar künftig gegenseitige Hilfe. Das galt insbesondere für die Kirchenstrafe, aus der die Gräfin schließlich unbeschädigt wieder herauskam. Balduin versprach ein Lösegeld von

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30 000 Pfund Heller, wofür er die trierischen Burgen Cochem, Bernkastel und Manderscheid als Sicherheit stellte. Für weitere 1 1 000 Pfund Heller, die Erzbischof Balduin schuldete, verpfändeten er und Johann von Böhmen im Juni 1328 die ihnen seitens der Kurpfalz verpfändeten Burgen Stalberg, Staleck bei Bacharach und Braunshorn bei Kastellaun. Das Trierer Domkapitel stattete 6 Mitglieder mit ausgedehnten Vollmachten aus, um Balduin aus seiner rnißlichen Lage zu verhelfen. Loretta ging, mit einem Schreiben des Erzbischofs versehen, selbst an die Kurie nach Avignon und erreichte von Papst Johann XXII. ihre Absolution. Für die zum geistlichen Stand bestimmten Söhne hat Loretta päpstliche Provisionen erwirkt, für Gottfried einen Trierer Domkapitelsitz (1329) und für Heinrich ein Domkanonikat in Mainz (1330). Weitere päpstliche Gnadenerweise folgten, so das Recht auf einen tragbaren Altar (1330) und eine Erlaubnis, alljährlich am Todestag ihres Mannes Himmerod in geziemender Begleitung aufsuchen zu dürfen. Dafür hatte es andererseits auch für Loretta demütigende Auflagen gegeben. Loretta und ihre Helfer mußten an einem hohen Festtag barhäuptig und barfuß mit einer mindestens vier Pfund schweren Wachskerze in der Hand in die Stadt Trier und in den Dom einziehen und vor den versammelten Gläubigen ihr Verbrechen bekennen. Eine Abordnung von 50 Männern sollte an einem späteren Festtag die Prozedur noch einmal wiederholen. Diese Deputation sollte als Gabe der Gräfin vier silberne 12 Mark schwere Ampeln für den Hochaltar des Domes mitführen, die Gräfin hatte künftig für das Öl zu sorgen. Es ist zu bezweifeln, daß diese unangenehmen Auflagen wirklich in allen Einzelheiten befolgt worden sind. Die vielleicht geringste Forderung, die Bereitstellung des Öls, hat die Gräfin erst 1344 angeordnet. Jedenfalls verdeutlicht das Verhalten von Papst und Erzbischof, daß man die den zeitgenössischen Vorstellungen von den Eigenschaften einer Frau durchaus nicht entsprechende Tapferkeit mit einer eher ritterlichen als kleinlichen Haltung honoriert hat. Einen Teil des beträchtlichen Lösegeldes hat Loretta zur Erbauung der Frauenburg in einem engen Seitental der oberen Nahe benutzt. Tal-Frauenberg und Birkenfeld haben 1332 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrecht erhalten, sicher auch dieser Akt eine gewisse retrospektive Courtoisie des Herrschers im Blick auf die unerschrockene Gräfin. ' Gewiß auch ein Ergebnis ihrer Reputation war eine vorteilhafte Heiratsverbindung für ihren zur Nachfolge vorgesehen Sohn, den sie 1330 mit einer Schwester der Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht verlobte. Nach der Hochzeit Johanns 111. von Sponheim-Starkenburg mit der Pfalzgräfin Mechtild am 20.9.1331 trat der junge Ehemann die Herrschaft in der Hinteren Grafschaft an, und Gräfin Loretta zog sich auf ihre Frauenburg zurück, die zu den Gütern und Einkünften gehörte, die ihr Sohn und Schwiegertochter verschrieben. Eine Reihe von Urkunden zeigt, daß die Gräfin in dem ihr überschriebenen Besitz noch gewissenhaft die Zügel hielt. Eine wesentliche Aufgabe sah sie in der Errichtung von kirchlichen Stiftungen für ihre Verwandten. Ewige Messen wurden 1344 für die Kirchen in Enkirch und Wolf gelobt und dotiert, für das Öl der vier ewigen Ampeln im Trierer Dom verpfändete sie im selben Jahr den sog. Kaiserhof in Kröv. In der zweiten Hälfte des Jahres 1345 oder anfangs 1346 ist Loretta gestorben und vermutlich bei ihrem im Tode vorangegangenen Ehemann in Himmerod begraben worden. Von ihren drei zwischen 13 17 und 1324 geborenen Söhnen wurden die

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beiden jüngeren Geistliche. Heinrich erhielt 1325 (1333), wohl auf Grund der verwandtschaftlichen Beziehungen der Mutter, ein Kanonikat am Dom von Verdun, 1330 übertrug ihm, wie schon erwähnt, Papst Johann XXII. ein Kanonikat an der Mainzer Domkirche. 1340 hat Heinrich in Bologna studiert, wo er mit dem späteren Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau 1341 Prokurator der deutschen Studentennation wurde. Aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Dompropstes in Straßburg, erhielt der Graf 1351 von Papst und Erzbischof Balduin von Trier die Propstei des Stiftes St. Martin und Severus in Münstermaifeld. Der jüngste Bruder Gottfried, der zusammen mit Heinrich ebenfalls in Bologna studierte, erhielt 1329130 Expektanzen auf Kanonikate in Trier und Köln, die er 1350 zusammen mit der Pfarrei Traben (diese seit 1330135) innehatte. 1350 erlangte er von Erzbischof Balduin und dem Papst die Stellung eines Archidiakons von Longuyon in der Erzdiözese Trier. Gottfried ist wohl nicht zeitweilig aus dem geistlichen Stand ausgetreten, um unebenbürtig zu heiraten, sondern wurde Vater zweier unehelicher Kinder. Durch den Sohn Gottfried wurde er Stammvater der Herren von Allenbach (Ellenbach). 1347 verzichtete er auf seinen Anteil an der Grafschaft und erhielt dafür Häuser zu Dill und Frauenburg. Den erkauften Anteil an der PfandSchaft Grumbach vererbte er seinen Söhnen. Graf Johann 111. (1324-1398), nach 1315 geboren, gelangte durch seine Heirat mit der Pfalzgräfin Mechtild wieder in genealogische Königsnähe. Mechtild war eine Tochter des Pfalzgrafen Rudolf und der Mechtild von Nassau. Väterlicherseits war sie damit Urenkelin König Rudolfs von Habsburg, mütterlicherseits Enkelin König Adolfs von Nassau. Der seit 1314 regierende Kaiser Ludwig der Bayer war ein Bruder ihres Vaters. Die Leitlinien der Politik Johanns, der die Grafschaft Sponheim-Starkenburg mehr als sechs Jahrzehnte regiert hat, scheinen damit vorgegeben: Königsnähe sowie eine gewisse Integration und Abhängigkeit von den Pfalzgrafen. Die überkommenen Urkunden bestätigen in ihrem punktuellen Bezug dies nicht immer, auch fehlende Vertraglichkeiten sprechen ihre eigene Sprache, wenn deren Festlegungen eben nicht durch irgendein Schicksal verloren gegangen sind. Unter den Luxemburgern Kar1 IV. und Wenzel, die den Wittelsbacher Ludwig im römisch-deutschen Königtum ablösen, hat sich das anfänglich noch von dem Luxemburger Erzbischof Balduin von Trier her bestimmte Verhältnis zu Sponheim nicht grundlegend verschlechtert. Insbesondere Wenzel hat die Starkenburger in seine Politik im Reich als gelegentliche Amtsträger einzubinden versucht. Am 20.9.133 1 statten Johann 111. und seine Frau Mechtild die Gräfin Loretta mit der Frauenburg und 500 Pfund jährlicher Gülte aus, wobei die pfalzgräflichen Brüder der Gräfin mitsiegeln, wie dies auch künftig in Fällen erfolgt, in denen Familienangelegenheiten geregelt werden. So geben die Pfalzgrafen auch ihre Einwilligung zu der 1333 erfolgenden hertragung des pfälzischen Lehens Enkirch und der Gülten zu Burgen an Gräfin Mechtild durch Johann 111. als Wittum. Seit 1331 erscheint Johann als selbständiger Regent. Die erste Herrschaftsphase steht unter dem Eindruck von einigen Privilegien und Verfügungen des Kaisers Ludwig des Bayern, der damals noch auf Unterstützung bzw. Tolerierung seitens der luxemburgischen Partei rechnen konnte, mit deren Hilfe er zur Herrschaft im Reich gelangt war. Am 27.12.1332 erließ der Wittels-

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bacher in München ein Verbot, Sponheimer Bürger und Untertanen in Reichsstädte oder freie Städte aufzunehmen. Am selben Tag erteilte er die Erlaubnis, die Flecken Frauenburg und Birkenfeld zu befestigen und verlieh den beiden Siedlungen die Freiheiten und Rechte der umliegenden Städte und Marktflecken. Wertvoller war noch die Versicherung, die er ebenfalls am 27.12. seiner Verwandten Mechtild zukommen ließ, bei Gelegenheit mit den pfälzischen Vettern in München die Pfandsumme auf das Kröver Reich noch zu erhöhen, damit diese wertvollen Güter bei Mechtild blieben. Dabei fehlte nicht der Hinweis auf die Absichten des Erzbischofs Balduin von Trier, das Kröver Reich an sich zu lösen. Auch innersponheimische Angelegenheiten wurden mit Hilfe der wittelsbachischen Verwandten einer Lösung zugefihrt. Die Beziehungen zu dem energisch seine Herrschaft betreibenden Grafen Walram von Sponheim-Kreuznach waren nicht die besten. Walram nutzte die Geldverlegenheiten des sich in hektischen Fehdeaktionen erschöpfenden Vatersbruders Johanns In., Pantaleon, indem er diesem auf Dill, dessen Starkenburger Anteil Johann 11. Pantaleon zum Unterhalt angewiesen hatte, Gelder lieh, wohl um die ganze Burg Dill in die vordersponheimische Hand zu bringen. Johann 111. machte seine Ansprüche beim kaiserlichen Hofgericht anhängig, auf dessen Geneigtheit er unter den gegebenen Umständen rechnen konnte. Der kaiserliche Hofrichter Konrad von Gundelfingen ordnete 5 Schiedsrichter an, die entschieden, daß die Hälfte Dills wieder zur Starkenburger Linie gehöre, wenn Johann 111. nach Pantaleons Tod an Walram das Pantaleon geliehene Geld und die in die Burg investierten Summen zurückzahle. Der protestierende Kreuznacher Graf wurde schließlich durch eine abschließendeAnordnung seitens des höchsten Reichsgerichts in seine Schranken gewiesen. Die innersponheimischen Streitigkeiten waren damit nicht beigelegt, sie steigerten sich im Gegenteil noch bis 1338, als Pfalzgraf Ruprecht I. zusammen mit dem Mainzer Erzbischof den Streit durch eine salomonische Verfügung eindämmten: Der einzige Sohn Johanns 111. von Starkenburg, Johann IV., wurde am 25. Juli 1338 mit Elisabeth von Sponheim-Kreuznach, der ältesten Tochter des Grafen Walram, verlobt. Die beiden avisierten Ehepartner waren damals noch Kinder im Alter von etwa sieben Jahren. Die Ehe sollte daher binnen acht Jahren vollzogen werden. Im Juli 1346 hat Graf Walram seiner Tochter das Heiratsgut zugewiesen. Im April 1356 überschrieb Graf Johann 111. der Schwiegertochter die halbe Burg Birkenfeld. Die Ehe wurde vielleicht eher um 1346 geschlossen. Die Belastung, die auf ihr durch die Absicht lag, die zerstrittenen Vettern zu einigen, wirkte sich wohl nicht günstig aus. Die eheliche Gemeinschaft scheint nicht sehr glücklich gewesen zu sein. Im Frühjahr 1382 mußte der Sohn Johann V. zwischen den Eltern schlichten. Elisabeth erhielt damals einen eigenen Wohnsitz zu Dill, künftig verfügte sie über keine weiteren Rechte an den übrigen Besitzungen ihres Mannes mehr. Obwohl sich erst 1425 das Erlöschen des Hauses Sponheim abzeichnete, spielte bei der Auswahl der Ehepartner der Starkenburger Grafenkinder das temtorialpolitische Interesse der Pfalzgrafen eine wichtige Rolle. So wurde die älteste Tochter Mechtild aus der Ehe des Grafen Johann In. mit der gleichnamigen Pfalzgräfin Mechtild 1346 mit dem späteren Markgrafen Rudolf VI. von Baden verlobt. Ein beträchtlicher Anteil des Heiratsgutes wurde von Pfalzgraf Ruprecht, dem Bruder von Mechthilds Mutter, übernommen, was die Erwünschtheit dieses Eheschlusses

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für Heidelberg signalisiert. Aus der 1353 geschlossenen Ehe ist Markgraf Bernhard hervorgegangen, der vom letzten ~ ~ o n h e i mGrafen er zu einem seiner Erben eingesetzt wurde. Die jüngere Tochter Johannes III., Loretta, wurde 1364 mit Heinrich, dem ältesten Sohn des Grafen Heinrich V. von Veldenz und der Agnes von Sponheim-Kreuznach verheiratet. Pfalzgraf Ruprecht gab noch im selben Frühjahr 1364 seine Zustimmung zu dem Wittum für die Sponheimerin. Lorettas Sohn Friedrich 111. wurde 1425 von seinem Vetter Graf Johann V. von Sponheim als einer der Erben eingesetzt. Als seinerseits letzter Angehöriger des Hauses Geroldseck-Veldenz wurde er 1444 von seinem Enkel Pfalzgraf Friedrich aus der Simmerner Linie des pfälzischen Hauses beerbt. So kamen die veldenzischen Anteile an der Vorderen und Hinteren Grafschaft Sponheim an das Haus Wittelsbach. Die auf langem Atem angelegte genealogische Zweckpolitik Heidelbergs lohnte sich also. Die sich oberflächlich als Zufälle gebenden dynastischen Abhängigkeiten stellen sich bei näherem Hinsehen als absichtsvoll angelegte Entwicklungen dar. In der politischen Einbettung der Grafschaft Sponheim-Starkenburg erwies sich das Erzstifte Trier dank seines eindrucksvollen luxemburgischen Promotors Kurfürst Balduin in seiner zweitweiligen Verklammerung mit den wittelsbachischen Interessen als wichtiger Bezugspunkt, auch eben geeignet, die Abhängigkeit vom Pfalzgrafenhaus in Heidelberg abzumildern und die unbequemen Kreuznacher Nadelstiche abzublocken. Im September 1338 trugen Johann 111. und seine Frau Erzbischof Balduin die Hälfte der Burg Dill und die Stadt Trarbach zu Lehen auf. Nicht unbedingt wegen der Dankbarkeit für die erwiesenen Gefälligkeiten des Erzbischofs, wie es die Urkunde vorgibt, sondern um den Zugriff der Kreuznacher abzuwehren, der sich mit der Verlobung Elisabeths mit dem Junggrafen von Starkenburg in nuce andeutete. Die Urkunde verwies deutlich auf die Erbrechte der Gräfin Blancheflor von Veldenz (T nach 1358), der Tante Johanns 111. Weiter erklärten die beiden Eheleute, auch die Hälfte der Starkenburg mit dem Tal und die Burg Birkenfeld seien trierische Lehen. Dem Schutzbedürfnis des Grafen standen die erzstiftischen Interessen an einer Beseitigung der störenden Sponheimer Brückenköpfe an der Mosel oder wenigstens deren Aufweichung gegenüber. Die angesammelten Unstimmigkeiten wurden 1343 fürs erste durch Ratsmänner bereinigt. Es ging um Schulden des Starkenburgers bei Balduin bzw. dessen Juden und um die Trierer St. Petersleute im Kröver Reich, die die Amtleute des Grafen noch ferner ungestört wohnen lassen müßten. Die Strategie hieß wohl zur Zeit: Beharrliches Durchkämpfen der kleinen territorialen Streitigkeiten bei gewissem Konsens in den großen politischen Fragen der Reichspolitik. Im Herbst 1344 erklärte Graf Johann 111. Erzbischof Balduin wegen vieler ihm erwiesener Gefälligkeiten seine Freundschaft und versprach, in Streitfällen vor ihm Recht zu suchen, was nicht bedeuten solle, daß es solche mit dem Erzbischof selbst zu sein hatten. Zu einer generellen Bereinigung der aufgelaufenen Differenzen wurde im April 1347 eine Aussöhnung unternommen. Erzbischof und Graf nahmen von den bisherigen gegenseitigen Forderungen Abstand, der Sponheimer verzichtete insbesondere auf die Zugeständnisse, die der Trierer wegen seiner Gefangenschaft bei Gräfin Loretta hatte machen müssen, allerdings sollten die darüber errichteten Sühnebriefe in kraft bleiben. In die Politik des Reiches wies das weiterhin durch den Grafen gegebene Versprechen, seine Burgen, Straßen und Schiffahrtswege so zu

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verwalten, daß dem Erzbischof von Trier und seinem Neffen, dem römischen König Kar1 IV., kein Schaden durch den feindlichen Kaiser Ludwig dem Bayern zugefügt werden könne. Während der Dauer der Auseinandersetzungen wolle er nicht gegen die Luxemburger kämpfen. Weitere Punkte waren die Trierer Judenschulden sowie die Erlaubnis, daß die Trierer Untertanen in den gräflichen Gebieten ungehindert Handel treiben dürften. Die Trierer „Peterlinge6'im Kröver Reich sollten ihr Recht vor den Ratsleuten des Erzstifts und des Grafen suchen. Schließlich wurde noch einmal die Übereinkunft von 1328 zwischen Erzbischof und Gräfin Loretta mit den Zusagen, die dieser während seiner Gefangenschaft gegeben hatte, bekräftigt. Von den verwandtschaftlichen Beziehungen des Starkenburger Hauses her wäre der Graf eigentlich zu einer wittelsbachfreundlichen Politik und damit zu einer Abstützung Kaiser Ludwigs verpflichtet gewesen, wenn auch die Wittelsbacher Linien keineswegs einen homogenen Block darstellten. Die Position auf der Gegenseite war für Trier-Luxemburg jedenfalls ein Gewinn, der den Mosel-Hunsrückraum befriedete. Balduin zeigte sich nicht kleinlich. Anfangs 1350 machte er den Grafen zu seinem obersten Amtmann im Erzstift, besonders in den Ämtern und Burgen Saarburg, Grimburg, St.Wende1, Oberstein zum Loch, Schmidtburg, Bernkastel, Zell und Baldeneck. Johann sollte das Trier Land und seine Bewohner beschützen, die Amtleute nicht gegen Balduins Willen absetzen und keinen Krieg eigenmächtig anzetteln. Ende 1353 folgte ein weiters Bündnis. Unter Balduins Nachfolger Boemund wurde das Verhältnis wieder belasteter. Graf Johann 111. hatte sich politisch auf die Seite des Pfalzgrafen Ruprecht 1I.d.J. geschlagen, der Erzbischof suchte und fand Verbündete gegen die beiden. Boemund rührte an die empfindlichste Stelle des trierisch-sponheimischen Verhältnisses, an das Kröver Reich. Um dem alten Ziel der Auslösung dieser Reichspfandschaft durch das Erzstift Trier näherzukommen, brachte er die Vogtei über das begehrte Gebiet für 600 kleine Goldgulden von Heinrich von Daun für erst einmal 5 Jahre als Pfandschaft an sich. Im Verlauf des Jahres 1356 kam es zu einem förmiichen Krieg zwischen Trier und Starkenburg mit gegenseitigen Verwüstungen. Der eigentliche Auslöser war dabei nicht Kröv, sondern eine neue Befestigung unterhalb der Starkenburg an der Mosel, die der Sponheimer angelegt hatte, um die Moselschiffahrt unter Kontrolle zu halten und seinen Zoll zu erhöhen. Der am 29.7. 1356 aufgerichtete Frieden gibt zu erkennen, daß der Sponheimer bei dem Kräftemessen wohl weniger günstig abgeschnitten hatte. Der Entscheid verfügte die freie Moselschiffahrt, so wie dies vor der Auseinandersetzung üblich war, der Graf durfte die Trierer Untertanen nicht höher belasten als ihm dies nach einem Schöffenspmch zustand, dem Erzbischof stand es frei, das Trierer Gut in Birkenfeld auszulösen, und die Vogtei im Kröver Reich sollte von Trier noch weitere drei Jahre ausgeübt werden dürfen. Erst im Januar 1361 beseitigte ein Gelöbnis Heinrichs von Daun, die Vogtei über das Kröver Reich nur noch an die Starkenburger zu verpfänden, die Gefahr des Trierer Zugriffs mittels dieser Rechtssituation, wenn auch neuerliche Streitigkeiten zeigten, daß keine absolute Sicherheit garantiert werden konnte. Mit der sponheimischen Herrschaft über Kröv stand und fiel die Zugehörigkeit der Hinteren Grafschaft Sponheim zu der den oberen Rängen der Gruppe der Mitteltemtorien der Region.

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1360 brach erneut eine schwere Fehde aus. Erzbischof Boemund meldete Lehensansprüche auf einige sponheirnischeBurgen an, der Sponheimer erhob von seinem wiederhergestellten Haus unterhalb der Starkenburg neuerlich einen Moselzoll. Für kurze Zeit hielt sich Graf Walram von der Kreuznacher Linie auf der Seite seines Starkenburger Vetters auf, um sich aber schnell mit dem Erzbischof zu arrangieren. Johann 111. verwüstete Trierer Besitzungen, der Erzbischof schlug zurück, belagerte das Dorf Enkirch, ein pfa!zisches Lehen, und zerstörte die neue Zollbefestigung an der Mosel. Damit waren die Schäden auf beiden Seiten annähernd gleich groß, und man hat Frieden geschlossen. Die Vorgänge zeigen, daß das Verhältnis zwischen den Kurfürsten von Trier und den Grafen von Sponheim-Starkenburg ein grundsätzlich anderes war als das zwischen den Mainzer Kurfürsten und den Sponheimern der Kreuznacher Linie. Bestimmendes Ereignis für die Hintersponheimer war die mutige Tat der Gefangennahme des schier übermächtigen Königsmachers Balduin durch Gräfin Loretta, während für die Kreuznacher Linie die Niederlage von Sprendlingen gegen den Mainzer Erzbischof dieses Verhältnis im Sinne einer grundsätzlichen Abdrängung der Kreuznacher in die zweite Reihe der führenden Regionalgewalten zementierte. Auch mit dem Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein hat Johann 111. 1377 die gleiche Vereinbarung über einen einigermaßen paritätisch zu handhabenden Friedenszustand getroffen wie zwei Jahrzehnte vorher unter Erzbischof Boemund. Die Absichten Kaiser Karls IV., seinen Sohn Wenzel zum römischen König wählen zu lassen, hatte Bewegung in das Verhältnis Starkenburgs zur Reichsgewalt und zum Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein gebracht. Der Trierer verfügte über eine wichtige Wahlstimme, der Sponheimer konnte im Blick auf die deutsche Thronerhebung lediglich im Hintergrund eine positive Meinungsbildung fördern; das war vielleicht nicht eben wenig, aber nicht entscheidend. Unter den Versprechungen, die der besorgte kaiserliche Vater dem Trierer Erzbischof Kuno für dessen Wahlstimme zugunsten des Sohnes Wenzel im November 1374 in Mainz machte, befand sich auch ein solches, das Kröver Reich, so wie es dem Grafen Johann d.Ä. verschrieben worden war, abzulösen. Graf Johanns Verhältnis zum Kaiser war durch die krisenhaft zugespitzte Situation mit den Vögten von Hunolstein, die die Reichsgewalt um Hilfe bemühten, in eine gewisse Abhängigkeit hineingeraten, die den Anspruch auf Privilegien und Gnadenbriefe in den Hintergrund drängte und eine günstige Behandlung dieser Rechtsangelegenheit vordringlich erscheinen ließ. Die in diesem Zusammenhang im Verlauf des Jahres 1353 von Kar1 IV. über den Grafen verhängte Reichsacht wurde zwar im November wieder aufgehoben, aber zur Stärkung des gräflichen Ansehens trugen diese Verwicklungen sicher nicht bei, wenn der Kaiser sich auch keineswegs feindselig zeigte und das Prozeßverfahren in eine günstige Instanzenrichtung einmünden ließ. Obwohl sich nicht im Grafenstand aufhaltend, waren die Hunolsteiner doch hinsichtlich ihres über den Hunsrück, die Mosel und Lothringen weit gestreuten wenn auch bescheidenen Besitzes in der Lage, mit kräftigen Verbündeten in der Hinterhand ein empfindliches Netz zu spannen, das einem Gegner wie dem Starkenburger unliebsame Kollisionen bescheren konnte. Die Vögte nutzten auch geschickt die starkenburgisch-vordersponheimischengegenseitigen Empfindlichkeiten und unter-

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hielten ein langfristig gutes, zuweilen geradezu freundschaftliches Verhältnis zur Kreuznacher Linie. Graf Walram von Sponheim tätigte im Januar 1344 einen Versuch als Obmann zur Schlichtung der anfallenden Streitpunkte zwischen Johann von Sponheim und den Gebrüdern Gerhard und Friedrich von Hunolstein. Ende des Jahres wurde letzterer sogar hintersponheimischer Vasall auf der Basis von 200 kleinen Goldgulden. Einen starkenburgischen Erfolg bedeutete der Erwerb des Patronats der Kirche von Birkenfeld im Wechsel mit der Hunolsteiner Linie bei der Bestellung der dortigen Pfarrstelle (1346), wobei man in die von den Hunolsteinern bestrittenen Rechte der Else von Kerpen eintrat. Wenige Jahre später wäre es Graf Johann fast gelungen, ein Viertel von der Starnmburg Hunolstein selbst zu übernehmen, das der Graf von Salm 1350 dem Sponheimer wegen geschuldeten Wittumsgeldes für Gräfin Loretta überweisen wollte. Der Hunolsteiner Vogt Gerhard (13341372173)erkannte dies in seiner Eigenschaft als salmischer Vasall nicht an und schloß im März 1352 einen Vertrag mit Balduin von Trier ab. Der sich nun seinerseits durch ein Bündnis mit dem Trierer absichernde Graf Johann 111. überzog Vogt Gerhard, der sich beim Kaiser beklagte. Karl IV. verhängte die Acht über den Starkenburger und wies die Klage des Hunolsteiners an das königliche Hofgericht. In Speyer wurde der Fall anfangs Dezember 1353 angesetzt, als Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz Einspruch erhob, da der Sponheimer als kurpfdzischer Vasall sein Recht vor seinem Gericht zu suchen habe. Der Kurpfalzer wurde durch seine geistlichen Standesgenossen aus Mainz und Köln unterstützt, da die Angelegenheit ein prinzipielles kurfürstliches Privileg betraf. Herzog Wladislaw von Teschen bestätigte im Namen des Königs diese Anspruchsituation, so daß der Prozeß an das kurpfälzische Hofgericht in Heidelberg verwiesen wurde. Das war bereits auch ein sponheimischer Erfolg. Wenn auch über das Urteil keine Urkunde überliefert ist, wird dieses für Johann 111. nicht ungünstig ausgefallen sein, falls das Verfahren überhaupt bis zum Ende durchgezogen worden ist. Noch lebte Gräfin Mechtild, die Frau des regierenden Grafen, aus dem pfalzgräflichen Haus, gewissermaßen als Garantie für ein einvernehmliches pfalz-sponheimische Verhältnis. Auch die reichspolitische Zuarbeit des Grafen verbesserte sich in den sechziger Jahren. Am 13. Juli 1360 verschrieb Karl IV. dem Grafen Johann wegen seiner treuen Dienste einen großen Turnos auf den Bacharacher Zoll. Am 28. Juni des nächsten Jahres folgte ein Turnos am Zoll zu Udenheim bei Speyer. Die Dankbakeit des Kaisers bezog sich wohl im wesentlichen auf Dienste, die der Starkenburger dem Haus Luxemburg im Westen des Reiches geleistet hatte und die diesem Grafen die Aussicht auf Geldzahlungen erbrachten. Die finanziellen Verbindlichkeiten gingen zum Teil bereits schon bis auf die Unterstützung seitens der Starkenburger bei dem Engagement König Johanns von Böhmen auf der Seite Frankreichs gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg zurück. 1359 bescheinigten Huwart von Elter und der Propst von Luxemburg Johann von Elle, daß der Herzog von Luxemburg und Brabant dem Grafen Johann von Starkenburg 4 000 kleine Goldgulden schulde, eine recht stattliche Summe. Im Oktober 1366 verfügte der Kaiser schließlich, daß Graf Johann und seine Erben an dem badischen Zoll „zu den Stülen vf den Rin" von jedem Fuder Wein und anderen Kaufmannsgütern anderthalb alte große Turnosen so lange erheben dürften, bis die Schuldsumme von 12 000 Goldgulden erreicht sei. Die Verpflichtungen der Luxemburger gegenüber den Starkenburgern erreichten

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einen neuen Höhepunkt, als Herzog Wenzel von Luxemburg bei Baesweiler eine katastrophale Niederlage in der Auseinandersetzung um das Herzogtum Brabant bezog und Graf Johann III., der als Helfer des Luxemburgers in das Mißgeschick involviert wurde, Bürgschaften für die in Gefangenschaft geratenen Parteigänger übernahm. So war der Sponheimer für den Grafen Ruprecht von Nassau Bürge für eine von der Gefangennahme des Herzogs Wenzel herrührenden Geldsumme geworden. Im Sommer 1374 versprach ihm dafür Wenzel seinerseits die Entschädigung. Wieder gewann die Hunolsteiner Angelegenheit eine wichtige Rolle in der Politik des Starkenburgers. Zwischenzeitlich war es zwischen diesem und dem Vogt Johann von Hunolstein, Herrn zu Neumagen (1321-1371) zu einem einigermaßen normalisierten Verhältnis gekommen. Der Hunolsteiner lieh 1364 bei Johann 111. eine kleinere Summe Geldes, wofür ihm dieser die Dörfer Achtelsbach, Rode und Draunen versetzte. Immerhin eröffneten sich für den zeitweilig recht finanzstarken Sponheimer die Aussichten auf die Hälfte des Gerichts Achtelsbach und die dortige Pflege. Im März 1368 empfing der Vogt von Hunolstein seine Sponheimer Lehen, die Dörfer „Tuschel" und ,,Neuwilre", den Zehnten zu ,,Bockwilre", die Hälfte von ,,Riffendal" und des Hofes zum Saal in Bernkastel sowie ein Burglehen in der Grevenburg. Weiter übernahm er die Verpflichtung, binnen vier Jahren ein neues Haus in der Stadt Trarbach zu erbauen. Das gute Verhältnis währte nicht lange. 1382 befanden sich Graf und Vogt wieder in regelrechtem Krieg und ersterer warb um Helfer. Nun waren Vogt Nikolaus IV. (1341-1387) und seine Helfer die Friedensbrecher, gegen die sich der Sponheimer Graf im Rahmen der Landfriedensbestrebungen zu schützen gedachte. Im Zusammenhang mit dem Reichstag zu Frankfurt im Sommer 1382 forderte Pfalzgraf Ruprecht d.Ä. den Erzbischof Adolf von Mainz für den Sommer des folgenden Jahres zur Hilfe gegn Graf Johann von Sponheim auf, der den Landfrieden der vier Kurfürsten mit dem König von Oberwesel(9.3.1382) und die Nürnberger Einung des Königs mit den Kurfürsten, Fürsten und Herren (1 1.3.1383) gebrochen habe. Es zeigt sich hier, daß die reichsständischen Instrumente der Landfriedenspolitik besonders gegen einen kleinen Reichsstand eingesetzt werden konnten. Der Pfalzgraf machte sich zum Fürsprech des Starkenburgers, der zusammen mit seinem Sohn Johann IV. am 20.4.1383 in den Landfrieden aufgenommen worden war. Mag sein, daß der Sponheimer sich hilfloser stellte, als es der doch eigentlich nicht ebenbürtige Gegner erwarten ließ. Graf Johann wuchs gerade bei dem unbeliebten König Wenzel in eine gewisse Vertrauensrolle, die von der regionalen in eine reichspolitische Verantwortung führen sollte. Sie begann mit einer Auftragsfunktion im Namen Wenzels für den Ende 1384 geplanten königlichen Tag der Herren und Städte in Koblenz und führte weiter über die Versammlung des Rheinischen Städtebundes Ende August 1385 in Speyer, auf der Johann mit königlicher Vollmacht als einer der drei Räte König Wenzels amtierte. Die Belohnung aus Prag blieb nicht aus. Am 29.1.1386 verschrieb König Wenzel seinem Rat und lieben Getreuen Johann von Sponheim für die vielen nützlichen Dienste ein wöchentliches Gehalt von 4 Mark böhmischer ,,großer Berckzale" und ordnete die Ausführungsbestimmungen für seinen Münzmeister an. Die königlichen Aufträge haben den Grafen wohl in eine recht günstige Finanzsituation

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gebracht. Immer wieder taucht er als Bürge für Geldleihen von Adeligen des NaheHunsrück-Eifelraumes auf. Auch die Hunolsteiner Fehde strebte einen Endpunkt mit Hilfe von König und Pfalzgraf an. Johann 111. erbot sich vor beiden während deren Aufenthalt in Koblenz zu Recht. Die hunolsteinische Partei war damit noch immer nicht einverstanden. Anfangs 1387 wies König Wenzel den Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz an, Gerhard von Blankenheim und Vogt Nikolaus von Hunolstein aufzufordern, vor seinem Richterstuhl dem Sponheimer gegenüberzutreten, widrigenfalls dieser nach Maßgabe des Landfriedens Recht erhalte, Die königliche Aufforderung hatte einen ungewollten makabren Hintergrund, denn am 6. Januar 1387 wurde Vogt Nikolaus IV. vor den ewigen Richterstuhl gerufen. Über die endgültige Beendigung der Fehde nach dem Tod des Hunolsteiners erfahren wir, daß Dietrich von Daun 1393 einen Waffenstillstand vermittelt hatte, der im folgenden Jahr in einen Frieden einmündete, dem eine förmliche Aussöhnung folgte. Auch die königlichen Gunstbeweise hielten weiter an. Im April 1388 hinsichtlich der Erlaubnis, den ,,Königshof ' in Böhl im Speyergau an sich zu bringen. Im Frühjahr 1387 erscheint Graf Johann 111. als Vorsitzender des königlichen Hofgerichtes, ein hohes Amt, in dem der Sohn des Grafen, Johann IV., im Verlauf des Jahres 1392 ebenfalls mehrmals tätig ist. Graf Johann befindet sich unter den Fürsten, Grafen, Herren und Rittern, die 1389 den Egerer Landfrieden beschwören. Sein Deputat für das Kontingent des Aufgebots belief sich damals auf 6 Gleven. Die Reihe der Luxemburger Gnadenerweise für Johann 111. beschließt im Februar 1398 ein Privileg Wenzels, zollfrei Getreide für den Eigenbedarf und für die Versorgung seiner Burgen durch die Luxemburger Lande und das übrige Moselgebiet führen zu dürfen. Neben der Reichsgewalt, die unter dem Sohn Karls IV., Wenzel, sehr schwach ausgeprägt war, allerdings gerade den kleinen Starkenburger Grafen kräftig engagierte, trat auch die kuriale Aktivität noch weiter zurück. In Sponheim galt es kein Bistum zu besetzen, kein päpstliches Approbationsrecht zu exerzieren. Päpstlichen Gnadenerweisen für Mitglieder der Grafenfamilie kam zudem nur marginale Bedeutung zu. Unter den großen raumbeherrschenden Gewalten war das Verhältnis zu den Pfalzgrafen langfristig friedlich angelegt. Durch die Bereitschaft, die reichsanhängigen Prozeßangelegenheiten - natürlich auch aus Eigeninteresse - vor das kurpfälzische Lehengericht zu ziehen, erhielten auch die Grafen eine gewisse Gewähr, daß ihre Rechte nach Möglichkeit gewahrt wurden. Zudem war es unumstößlich deutlich, daß Starkenburg dem Heidelberger Lehnhof unterstellt und kurpfälzischer Vasall war. Graf Johann 111. war in einem grundsätzlicheren Sinne kurpfdzischer Mann als er dies gegenüber Köln und sogar Trier gewesen ist. Die Tatsache der Abhängikeit wurde allerdings häufig versüßt. Auch als die Gräfin Mechtild, die dem Pfalzgrafenhaus entstammte, am 25.1 1.1357 verstorben war, wurde das auf einer Mischung von verwandtschaftlicher Zugewandheit und Lehensabhängigkeit beruhende freundlich bestimmte Verhältnis fortgesetzt. Als 1359 Pfalzgraf Ruprecht I. mit dem für Starkenburg problematischen Trierer Erzbischof ein Bündnis schloß, nahm er die Sponheimer Grafen besonders aus, gewissermaßen eine Schutzgebärde diesen gegenüber. Die Sorgewaltung für die Aufnahme des Starkenburgers in den Landfrieden ist eher als Vorstoß mit dem Ziel einer Stärkung der Protektion und

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Abhängigkeit zu sehen als uneingeschränkte verwandtschaftliche Fürsorge. Die sonstigen Kontakte zeigen keine Auffdligkeiten. Die Urkunden geben solche, falls sie vorgelegen haben, auch nicht unbedingt wieder. 1389 verpfändete Johann 111. an Pfalzgraf Ruprecht I. Enkirch, von Hause aus ein pfälzisches Lehen. Beim Übergang der pfälzischen Kur an Ruprecht III. ließ sich Graf Johann die pfälzischen Lehen Enkirch, Winningen und Obermendig sowie den Wildfang im Idarwald im April 1398 bestätigen. Weniger nah zeichnet sich das Verhältnis des Grafen zu den Erzbischöfen von Köln ab, obwohl Johann 111. 1335 für stattliche 1 000 Pfund Heller zum Mann Erzbischof Walrams von Köln geworden ist. Im September 1361 werden Differenzen mit dem damaligen Erzbischof Wilhelm von Köln bereinigt, wobei es um die Burg ,,Sebang" sowie um das Haus des früheren Propstes Heinrich von Aachen in der Kölner Trankgasse ging. Der Erzbischof versprach die Besserung des alten Lehens um 2 000 gute kleine Florenzer Goldgulden, dafür mußte der Graf noch Korn- und Weingülten in ,,Soltang" zu kölnischen Lehen des Hauses Sponheim erklären. Graf Johann zeigte sich dementsprechend 1365 auch bereit, dem Kölner Erzbischof Engelbert gegen die Bürger Kölns beizustehen, wofür er zu seiner Ausrüstung vom Erzbischof 600 Goldgulden erhielt. Der Graf griff wirklich ein, schonte allerdings die Stadt Köln, deren Ratsgesellen und Bürger bei Bingen besiegt wurden, wie eine Kölner Urkunde vom April 1365 bescheinigt. Zahlreich waren die Berührungen mit den Verwandten des Starkenburger Hauses, den Grafen von Veldenz und dem Hause Salm. Johanns Tante, Blancheflor von Veldenz, die im Blick auf die halbwegs erzwungene künftige Beerbung durch die Kreuznacher Linie demonstrativ nach den Starkenburger Absichten vorgezogen werden soll, kaufte zusammen mit ihrem Sohn Georg 11. 1344 Güter in den Gemarkungen von Lonsheim („Lansheim") und Traisen. Unstimmigkeiten gab es allerdings doch auch mit Veldenz, besonders in der Nähe von Baumholder, die von den Anhängern beider Seiten mit Waffen ausgetragen wurden, bis es im April 1344 zu einer Aussöhnung kam. Fast vier Jahrzehnte später wurde der Starkenburger Graf mehrmals Bürge für die ihm befreundeten Brüder Friedrich und Heinrich von Veldenz, die Kapital bei Juden aufgenommen hatten. Die in finanzielle Bedrängnis geratenen Grafen stellten dafür mehrfach Schadlosbriefe aus. Eine enge Zusammenarbeit ist zwischen den verwandten Häusern Starkenburg und Salm festzustellen. 1356 versetzte Graf Johann III. von Sponheim-Starkenburg seinem Neffen, Grafen Johann von Salm, das Amt Remeringen und die Burgvogtei Püttlingen in Lothringen, die mit 500 Florentiner Goldgulden wieder eingelöst werden konnten. Mehrfach hat Graf Johann III. den sich chronisch in finanziellen Schwierigkeiten bewegenden Verwandten unter die Arme gegriffen. 1376 hat er eine Bürgschaft für seinen Neffen Johann von Salm übernommen, der bei Juden in Koblenz, Trier und Montabaur Kapitalien aufgenommen hatte. Um eine drückende Schuld bei einem Pfalzeler Juden abzutragen, liehen Graf und Gräfin zu Salm 1381 von Johann 100 Mark lötigen Silbers. Dafür stand der Graf von Salm bei den militärischen Auseinandersetzungen auf Seiten des Sponheimers. Besonders bei dessen Fehden mit den Vögten von Hunolstein erwies sich dieser als wichtiger Parteigänger.

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Häufig ist der Sponheimer Graf mit den Raugrafen in Beurkundungen eingetreten. 1347 kauft Johann 111. von Raugraf Georg 11. (1309-1350) und dessen Sohn Wilhelm (1344-1 358) das halbe Haus Nannstein sowie die an dessen Fuß gelegene halbe Stadt Nannstuhl (Landstuhl) im Wasgau mit den dazugehörigen Dörfern für 3000 kleine Goldgulden bzw. 3 300 Pfund Heller. Die Mitgemeiner in Nannstuhl, die Grafen Friedrich und Emich V. von Leiningen, stimmten der Transaktion zu, ihre Verwandten, die Wildgrafen räumten ihnen zudem besondere Rückkaufrechte ein. Zwei Jahre später erklärten sich die Leininger Grafen Friedrich VII. und sein geistlicher gleichnamiger Bruder damit einverstanden, daß der Sponheimer Graf auch die restliche Hälfte von Nannstuhl erwerbe. Das erfolgte dann auch im Juni 1350 durch den Verkauf des Raugrafen Wilhelm für 8 000 Pfund Mainzer Heller, wobei er sich jedoch ein Viertel an Burg und Stadt und ein Zwanzigstel an Gülten und sonstigen Einkünften vorbehielt. Auch Nannstuhl also ein Erwerb weitab vom Starkenburger Kernterritorium, das von der südpfilzischen Zone noch weiter entfernt lag als das Kreuznacher. Zudem ließ die für die Leininger Grafen vorbehaltene Möglichkeit der Auslösung die Sicherheit vermissen, die ein solches ernsthaftes Unternehmen erforderte. Die weitere Entwicklung zeigt auch, daß sich Graf Johann 111. wohl der nachteiligen Exponiertheit dieser territorialen Außenposition bewußt war. Der raugräfliche Restteil von Nannstein war inzwischen an Leiningen übergegangen, das diesen hinwiederum an den Grafen Walram von Zweibrücken abtreten mußte, der 1361 die Leininger in einer Fehde niedergeworfen hatte. Graf Johann 111. räumte darauf dem Zweibrücker Grafen mit einer gewissen Großzügigkeit ein, die gesamte Hälfte an Burg und Herrschaft Nannstein auszulösen. Die Leininger Grafen verpfändeten daraufhin den zwei Inhabern Sponheim und Zweibrücken die ganze Herrschaft für 14 500 Goldgulden. Bei einer Inanspruchnahme des Rückkaufrechts durch Leiningen sollte den beiden Grafen ein Viertel an Nannstuhl erblich verbleiben. Entsprechend einem zusätzlichen Beschluß sollte das Gebiet als ungeteilte Herrschaft regiert werden. Geradezu ungereimt scheint es schon, daß Johann III. von Starkenburg, der nicht in dem Ruf stand, sich in Geldverlegenheiten zu bewegen, ausgerechnet bei einem kleinen Dynasten, Heinrich Eckbrecht von Dürkheim, Rechte und Besitz gegen finanzielle Aufrechnung verpfändete. Bereits 1383 hatte der Graf Güter in Sponheim, Langenlonsheim, Schwabenheim, Traisen, Hüffelsheim und Nußbaum sowie in der Herrschaft Grumbach verpfändet, die er für die Summe von 1 000 Mainzer Gulden wieder auslösen konnte. Eben bei Heinrich Eckbrecht nahm Graf Johann nun 1391 2 000 Mainzer Goldgulden auf und verpfändete ihm dafür die Hälfte seines Anteils an der Herrschaft Nannnstuhl, also ein Viertel der Gesamtherrschaft. Dürkheim hatte eine weitere Forderung für dem Grafen geleistete Kriegsdienste, die ebenfalls auf die Pfandschaft des Viertels von Nannstuhl geschlagen wurde. Im übrigen hatte der Graf auch Burglehen in Nannstein angesetzt, wie das Beispiel des Ritters Philipp von Breitenborn zeigt. Schon 1382 war der Edelknecht Heinrich Eckbrecht Mann und Burgmann des Grafen Johann geworden und hatte die Lehen seines Schwiegervaters Johann Meisewein übertragen erhalten. Vielleicht waren die auffallenden Transaktionen durch die Aktivitäten Heinrich Eckbrechts auf Seiten des Sponheimer Grafen im Kampf gegen die Vögte von Hunolstein begründet.

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Nach dem Aussterben der Grafen von Zweibrücken sollte auch der Nannsteiner Anteil an die nachfolgenden Grafen von Zweibrücken-Bitsch fallen. Graf Johann weigerte sich, diesen in der Herrschaft Zugang zu gewähren. Nun sprach der Pfalzgraf ein Machtwort. Kurfürst Ruprecht 11. von der Pfalz, dem Graf Walram von Zweibrücken seinen Teil an Nanstein zu Lehen aufgetragen hatte, verfügte 1395 die Einsetzung von Bitsch. Zwei Jahre darauf erhielt Junggraf Johann IV. von Sponheim-Starkenburg das sponheimische Viertel an Landstuhl. Häufige Wechsel bestimmten auch die zukünftige Entwicklung der Herrschaft. Das sponheimische Viertel wurde 1434 an den Pfalzgrafen Stephan versetzt. Nutzlos war eine derartige Außenposition wie der Anteil an der Herrschaft Landstuhl nicht. Sie diente beispielsweise zur Aufrechterhaltung von Kontakten mit den Dynastenfamilien des südpfälzischen Raumes und als Ausstattungsrese~oirfür sponheimische Lehnsleute und Dienstmannen, deren Einzugsspektrum nach Süden bedeutend erweitert werden konnte. Insgesamt lassen sich für die Zeit Johanns 111. über 30 sponheimische Dienstmannen feststellen, ihre Zahl düfte aber leicht das Dreifache betragen haben. Freundnachbarlich war das Verhältnis zu den Wildgrafen. Graf Johann 111. hatte 1348 bei dem Wildgrafen Friedrich von Kyrburg 100 kleine Goldgulden aufgenommen und dafür die Dörfer Wörresbach und „Heredisenbach" verpfändet. 1359 war es allerdings zu ,,Zweyunge, pendunge, schaden, vfflauff, Worte und Wercke" wegen einer Weingülte gekommen. Aber die einvernehmlichen Situationen überwiegen. Im November 1363 verkaufte Johann von Dhaun dem Grafen Johann von Starkenburg die halbe Burg und Stadt Grumbach, zusammen mit Burgmannen und Mannen und den Dörfern Ober- und Untereisenbach, Nußbach, Offenbach, Hausweiler, Homberg, Herrensulzbach, Deinberg, Langweiler, Käsweiler (wüst), Buborn, Oberund Unterjeckenbach, Kirrweiler, Kappeln, Schöneberg und Schweinschied. Das bedeutete den Ansatzpunkt für eine Erwerbung durchaus stattlichen Ausmaßes. Aber auch hier sollte es anders kommen. 1385 veräußerte Graf Johann 111. seinen Anteil an seinen Bruder Gottfried von Sponheim, Chorbischof in Trier, und dessen Söhne. Dann tauchte Graf Johann wieder als Besitzer auf, bestellte den Burggrafen und verlieh die Burglehen. 1434 schließlich wurde die Pfandschaft von den Wild- und Rheingrafen wieder ausgelöst. Einen langwierigen Streitpunkt zwischen dem Starkenburger Grafen und Heinrich Herrn von Daun bildete die Vogtei Senheim an der Mosel. Ein Sühnevergleich im Jahre 1373 hielt offensichtlich länger an. Im folgenden Jahr zahlte Graf Johann 100 Ruprechtsgulden (Robertus-Gulden) an den Vogt Heinrich, wohl für die Abtretung von Rechten in Senheim. Im Rahmen der generell zu beobachtenden Intensivierung der territorialen Abschichtung im Raum nördlich der Mosel wurden die Rechts- und Besitzpositionen der Sponheimer allmählich zurückgenommen. Der Verkauf von Obermendig, Volksfeld, Rembach und Trimbs in Maifeld und Pellenz für 1 200 Pfund gute trierische Heller an den Ritter Paul von Eich im Februar 1336 war schon eine Angelegenheit von einiger Bedeutung. 1348 wurden die Spannungen zwischen Johann von Sponheim und seinem Lehnsmann Schils Herrn zu Daun beseitigt. Herzog Wenzel schlichtete 1380 Zerwürfnisse und Fehden mit Konrad von Schleiden. Erwerbungen und Veräußerungen hielten sich gegenüber den kleinen Adelsfamilien des Raumes eher die Waage als das sich ein Übergewicht des

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Grafen zeigte. Im März 1340 versetzte Johann 111. die Burg Herrstein an den Ritter Werner von Schonenberg, gen. von Randeck, die er zusammen mit dem Dorf Wörresbach für 1 100 Pfund Heller wieder auslösen konnte. Im November 1360 gab der Starkenburger seine Höfe in Traisen und Hüffelsheim in der Vorderen Grafschaft dem Ritter Gerhard Lander von Sponheim als Pfand ein. Sicher keine Substanzverluste, sondern Ubertragungen an Dienst- und Lehenleute, wie sie noch sehr viel häufiger bedenkenlos durchgeführt wurden. Demgegenüber standen auch Erwerbungen von Rechten und Besitz, die die Grafen von der Kirche und dem niederen Adel übernommen haben. 1359 gelang der Erwerb des Hofes Litzig von der Abtei Korvey für 2 700 florentinische gute Goldgulden Mainzer Währung. Einen Tag später erlaubte der Abt, daJ3 der Graf sich für die von Koney lehenrührige Hälfte der Starkenburg und weitere Lehengüter in Traben einen anderen Lehenherrn suche. Damit waren die unbequem gewordenen alten Fernbesitz-Positionen des einmal hochbedeutenden Klosters an der Mittelmosel beseitigt. 1362 versetzte Ritter Fritsch von Schrnidtburg das Gericht zu Lindenscheid. Abkäufe von Rechten und kleinerem Besitz in Hornscheid, Effichenhausen und Oberkleinich (1375) sowie in Enkirch und Burgen (1376) von Ritterfamilien runden dieses Bild ab. Zu einem Ausverkauf dieses niederen Adels ist es nicht gekommen. Durch Burgmannschaft, Dienstmannenstellung und sonstige Vasallität war das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Fehden und Kriege führenden Grafen und den Edelknechten und Rittern, die ihre Dienste zur Verfügung stellten und sich dafür eine bescheidene ritterliche Existenz sicherten, recht eng. Unter den Trägern von Mannlehen finden sich Namen wie von Soetern, von Hunolstein, Wildgraf Friedrich von Kyrburg, Kämmerer von Worms, von Waldeck, Eckbrecht von Dürkheim, von Kellenbach, von Blankenheim usw. Um 1360 war in einer Gruppe sponheimischer Vasallen eine Empörung gegen Johann 111. ausgebrochen. Der Graf hatte diesen eine Niederlage zugefügt. Unter der Bedingung, künftig die Lehen nie mehr aufzukündigen, belehnte der Graf im Juni 1360 15 seiner Lehnsleute neu. Eine gewisse Ehrenstellung war mit dem Sponheimer Marschallamt verbunden, das als Mannlehen verliehen wurde. Zur Ausstattung gehörten Dorf und Gericht Sevenich. Der Marschall führte das Banner der Grafschaft Sponheim im Kampf und bei den repräsentativen Gelegenheiten. Nach dem Tod des Marschalls Simon von Waldeck heimgefallen, wurde 1367 Friedrich Herr zu Ehrenberg wegen seines Rates und seiner guten Dienste mit dem Amt belohnt. Als Mensch in seiner Zeit erwies sich Johann 111. von Sponheim-Starkenburg, genannt der Edle und Blinde, auch in seinem Verhältnis zu Religion und Kirche. Die Stiftung einer jährlichen Ölgülte im Jahre 1346 für die Ampel in der Klosterkirche zu Hirnrnerod über den Gräbern der Eltern bewegte sich schon in einer gewissen Tradition. 1359 folgte die Stiftung eines Altars zum Seelenheil seiner Frau und seiner Eltern mit einer ewigen Messe in der Kapelle auf der Grevenburg, die er reichlich dotierte. 1390 tätigte er die Stiftung eines Altars für die Kirche in Wolf. Am 18.4. 1395 gelobte der Graf ein ewiges Almosen für 13 arme Leute, um diese täglich einmal mit Speise und Trank zu versehen. Ausgestattet wurde die karitative Einrichtung unter anderem mit dem in Kröv gelegenen Hof zum Bären. schließlich wandte der Graf 1397 dem Spital zum Heiligen Geist bei Enkirch großzügige Schenkungen zum Seelenheil seiner Familienangehörigen zu. Auch von der römischen

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sprüche beeinträchtigt sah (1370). Den Geldleistungen entsprechend, die Johann IV. an seine Helfer im nachhinein zu entrichten hatte, ist anzunehmen, daß Graf Walram der erfolgreichere war. 1371 verlieh Ruprecht I. dem Neffen Burg und Herrschaft Gräfenstein in der südlichen Pfalz. Vorbesitzer waren die Grafen von Leiningen, die 1367 sieben Achtel dieser Herrschaft an den Pfalzgrafen Ruprecht versetzt hatten. Auch Gräfenstein war eine kleinere Herrschaft. Es gehörten die Dörfer ClauSen, Keltenbach, Merzalben, Münchweiler, Riegelborn, Rodalben, Steinbach und ein Hof zu Weiler dazu. Vermutlich hat nach dem Tod Graf Johanns IV. von Sponheim Pfalzgraf Ludwig Ansprüche auf Gräfenstein angemeldet, der betroffene Johann V. von Sponheim verweigerte die Herausgabe. Das Lösungsrecht der Pfalzgrafen mußte 1419 festgeschrieben werden. Der wechselvolle Weg von Burg und Amt endete mit der Auslösung durch Baden im Jahre 1567. Schließlich hat Ruprecht 1378 noch die Burg Neu-Wolfstein zusammen mit Kübelberg, nordöstlich von Kaiserslautern gelegen, wie es der Pfalz von Kaiser und Reich verliehen worden war, weiter an seinen Schwestersohn übertragen. Kar1 IV. hatte dem Pfalzgrafen Ruprecht den Besitz am 4.3.1378 bestätigt. Sponheim hat Neu-Wolfstein bis 1437 besessen, zu dem immerhin 13 Gemeinden zählten. Zum Gericht Kübelberg gehörten weitere 11 Siedlungen. Die Sponheimer Grafen hatten zu diesem halbentwickelt. Schon 1312 bis 1323 wegs entlegenen Gebiet eine gewisse waren Wolfstein und Kübelberg als Reichspfandschaft in Händen der Sponheimer gewesen. Auch die Burg Elmstein (bei LambrechtIPfalz), die Pfalzgraf Ruprecht dem Sponheimer Junggrafen zu einem unbekannten Zeitpunkt -jedenfalls aber vor 1376 - übertragen hatte, blieb bis 1437 bei Sponheim. Auch den umgekehrten Weg der Verpfändung oder Veräußerung von sponheimischem Besitz hat der Graf eingeschlagen. 1380 versetzte Graf Johann IV. an Dietz von Wachenheim seine Gerichte, Land und Leute zu Enkenbach und Alsenborn für 100 schwere kleine Goldgulden. 1387 verpfändete er Winningen an Philipp Herrn von Ulmen. 1406 übertrug der Graf das Lehen Sevenich mit dem Gericht zu Schnellbach und dem Lehen Hennweiler an Gerhard von Gulpen, gen. von Hedesheim. Sevenich war von Heinrich von Eich wegen des Marschallamtes, das Emerich von Waldeck vor seinem Tode innehatte, als Erblehen beansprucht worden. Heinrich war dann aber der Verhandlung vor dem SponheimerManngericht in Trarbach (1406) ferngeblieben. 1410 schließlich veräußerte der nun seinerseits bereits betagte Graf zusammen mit seinem Sohn seine Besitzungen und Einkünfte in der Vorderen Grafschaft Sponheim in Langenlonsheim, Traisen und Pfaffenschwabenheim an seinen lieben Getreuen Ulrich von der Leyen. Sicher bilden diese überkommenen Transaktionen nur die Spitze eines Eisberges. Aber diese territorialen Abgänge waren nicht gravierender Natur, sie hielten sich zudem im Kreis der Lehensträger und Dienstmannen des Hauses Sponheim auf. Etwas anderes war es, ob die fast übergroße Fülle von kurpfälzischen Auftragungen an den Grafen Johann IV. von SponheimStarkenburg diesen nicht in eine Sackgasse zu führen drohte, indem die Sponheimer Grafschaft sich so eng mit den Interessen des Pfalzgrafenhauses verband, das ihm die Luft abgeschnürt werden konnte. Frühe Vorboten der Konsequenzen des Erlöschen~des Grafenhauses deuten sich an. Bereits seit 1355 ist Graf Johann IV. entsprechend den urkundlichen Hinweisen neben seinem Vater an den Verwaltungs- und Regierungsaufgaben beteiligt. Das

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Verhältnis zum Vater scheint recht gut gewesen zu sein. Johann IV. dürfte die Eigenschaften eines geborenen ,,Kronprinzen" entwickelt haben, Selbstlosigkeit auf Zeit und langer Atem gehören dazu. Häufig treten Vater und Sohn zusammen in den Angelegenheiten der Landschaft und des Reiches auf und werden gelegentlich in der Benennung in den Korrespondenzen auf Reichsebene nicht unterschieden. Der ewige Junggraf hat auch Fehden durchgeführt, die sich allerdings in die Politik des Hauses einfügten und keine großen Verluste brachten. Nach der Fehde mit dem Kreuznacher Grafen Walram wegen der strittigen Rechtsansprüche auf Simmern (1370) folgten ein Jahrzehnt später Streitigkeiten mit Konrad Herrn von Schleiden, der zu dem vor dem Gericht des Herzogs von Luxemburg angesetzten Termin nicht erschien (1381). Schon in die Zeit der selbständigen Herrschaft fallen Auseinandersetzungen mit den Brüdern Siegfried und Andreas von Oberstein sowie Friedrich und Johann von Sötern wegen strittiger Leibeigener in der Herrsteiner Pflege (1408). Gleichzeitig hielt sich der Graf in einer Fehde mit Johann Herm von Kriechingen auf, die wohl trotz der einzuschließenden Entfernung zwischen den Residenzen der Beteiligten mit Waffen ausgetragen wurde. Ein ,,Streithahn6'war der ewig Zweite wohl keineswegs. Zeigen sich in diesen Aktivitäten eher die lokal begrenzten Alltagsgeschäfte eines sponheimischen Grafen, so ist die anteilige Herrschaft des ältlichen Junggrafen deutlicher durch einen Beitrag gekennzeichnet, der über die Grenzen des Territoriums schließlich in eine verantwortliche Betätigung im Reich hinführen sollte. 138 1 trat Graf Johann IV. dem Bündnis der Kurfürsten von Mainz, Pfalz und Köln zusammen mit den Bischöfen von Straßburg und Metz sowie von Grafen und Herren und rheinischen und elsässischen Städten gegen die Grafen von ZweibrückenBitsch bei. Wehe, wenn das Vorgehen eines kleineren Dynasten von seinen Gegnern als Landfriedensbruch interpretiert werden konnte und die Schaar von beutehungrigen Gegnern auf sich zog, die in puncto Rücksichtslosigkeit dem isolierten Opfer in nichts nachstanden! 1386 beteiligte sich Johann IV. an der Vereinigung von Fürsten und Grafen zum Schutz des Kaufmannsgeleites auf der Straße von Oppenheim bis Metz sowie auf der Landstraße durch den Westrich über Limbach an die Mosel. Damals begann der engere Anschluß an König Wenzel, wobei die Betätigungen von Vater und Sohn bis in die Zeit des Landfriedens von Eger (1389) noch Hand in Hand gingen. Im Dezember 1381 wurde Graf Johann bereits als königlicher Rat genannt. Der Titel ist in den Kreisen der regierenden Grafenhäuser nicht außergewöhnlich, ist aber auch selbst in der mittelalterlichen Spätzeit unter Friedrich 111. nicht als normale Situation schlechthin zu sehen. Auf dem königlichen Friedenstag zwischen Fürsten und Städten zu Rothenburg und Mergentheim im Januar 1389 könnte es schon der jüngere Graf Johann allein gewesen sein, der unter den vier königlichen Räten mit Wenzels Vollmacht für den Tag erscheint. Weiter wird Graf Johann d.J. im Zusammenhang mit einem Bamberger Tag im März 1389 genannt. Seit 1389 ist es auch Johann I ' . ,der als Rat König Wenzels bezeichnet wird, der sich damals durchaus in der Nähe des Hofes aufhielt. Die Bestellung zum königlichen Hofrichter 1390 war eine ehrenvolle Verpflichtung. Zwei Jahre später ist er in mehreren Angelegenheiten, meistens Bestätigungen von Urkunden und Privilegien von Reichsstädten und reichsunmittelbaren geistlichen Institutionen, aber auch in

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Prozeßsachen, als Vorsitzender des königlichen Hofgerichts in Prag und in Bettlern greifbar. Belohnungen oder Aufwandsentschädigungen ließen nicht auf sich warten. 1389 verlieh ihm der König die Burg Selz im Elsaß mit 2 Turnosen am dortigen Zoll, nebst „Knappengeld", 1391 abermals 2 alte Turnosen, die früher der Mainzer Dompropst Andreas von Brauneck innehatte. Der Goldregen war nicht ungetrübt. Beim Selzer Zoll stieß man mit dem Grafen Emich VI. von Leiningen zusammen. Die Angelegenheit kam vor König Wenzel, dessen Rätekommission den Fall an Erzbischof Konrad von Mainz übertrug. Die Kontrahenten hatten sich im November 1394 in Prag eingefunden, dann aber für einen gütlichen Weg entschieden. Der Landvogt im Elsaß und die Städte in der elsässischen Landvogtei erhielten 1397198 die Weisung, den Grafen im Besitz von Selz und den 5 Turnosen zu schützen. Wohl auf einer Verwechslung beruhte es, wenn im Herbst 1388 von der Stellung Johanns IV. als königlichem Kanzler gesprochen wurde. Aber es ist schon bezeichnend, daß ihm dieser einflußreiche Posten überhaupt zugetraut worden ist! Nicht ganz auszuschließen ist dagegen, daß sich der Graf als königlicher Abgesandter bzw. eben als königlicher Rat im März 1388 auf dem Friedenstag zu Nürnberg-Neumarkt, dann in dieser Funktion am Heidelberger Hof aufhielt, wo der königliche Friedenstag im April des Jahres im Zeichen des großen Städtekrieges stattfand. Den neuen Spmchbrief vom 23.4.1388 besiegelte nach dem Pfalzgrafen auch der Sponheimer. In einer gewissen offiziellen Stellung mag der Sponheimer Graf schließlich auch an dem Reichstag zu Nürnberg im September 1390 teilgenommen haben, wenn man dergestalt die Nürnberger Stadtrechnungen interpretiert. Mit diesen Vorgängen, die den Grafen verschiedentlich in der Nähe des Königshofes in Prag und im Reichsgeschehen zeigen, einen Höhepunkt der spätmittelalterlichen reichspolitischen Aktivität der Sponheimer zu sehen, der an hochmittelalterliche Situationen anschließen kann, ist nicht erlaubt, wenn man an die Schwäche des Königtums Wenzels und die Krise überhaupt denkt, in der sich das Reich damals befand. Dieser König hat sicherlich kein erfolgreiches Regiment im Reich zu führen verstanden, aber die härteste Kritik kam gerade von den Kurfürsten des Reichs, die sich selbst nicht mehr regieren lassen wollten bzw. wieder nach einem „Kurfürstenkönig" die Fühler ausstreckten. Vielleicht hat Wenzel deshalb Vertreter des Grafenstandes bei seinen Ordnungsversuchen bevorzugt, was natürlich die Kataktrophe noch sicherer herbeiführen mußte. Mit dem Regierungsantritt in Sponheim ergaben sich Probleme der Sicherung des nichtallodialen Besitzstandes. Eine gewisse Garantie hatte Johann IV. bereits 1391 von Kurfürst Ruprecht 11. für sich und seinen Sohn erhalten, sie in den Besitzungen, die sie Ruprechts I. Großzügigkeit zu verdanken hatten, nicht zu beeinträchtigen. Die nicht übliche monatliche Aufkündigungsfrist als Klausel schloß allerdings künftige Repressalien nicht aus. Der Graf konnte sich gegenüber dem Reichsverweser Pfalzgraf Ludwig IV.,, der seinen Vater König Ruprecht vertrat, in einer gewissen Vertrauensstellung bewegen. Der bescheidene Glanz des pfälzischen Königtums war für die Sponheimer Grafen unter Umständen noch immer Ehre genug. Johann erhielt im Frühjahr 1402 den Auftrag, die pfalzgräfliche Braut, Tochter des Königs von England, von Köln nach Heidelberg zu geleiten. 1402 erneuerte Pfalzgraf Ludwig die Verschreibungen der beiden Ruprechte von 1389190 über die Ein-

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räumung von Enkirch an die Pfalz. Auf Begehren Sponheims würde man dieses aber sofort an Sponheim zurückgeben. König Ruprechts Vorgänger Wenzel hatte am 6.1.1400 Johann IV. nach dem Tode des Sponheimer Altgrafen mit dem Reichslehen Kröv belehnt. In diesem Zusammenhang versicherte Erzbischof Wemer von Trier, nicht über das vom Hause Daun erkaufte Vogteirecht hinaus in das Kröver Reich einzugreifen. An dem Frankfurter Tag Ende Mai 1400 hat wohl Johann IV. teilgenommen, nicht bereits dessen wieder gleichnamiger Sohn, wie dies die Reichstagsakten (Bd.3, 1397-1400. Nr. 138, S. 185) vielleicht voreilig zur Hand geben. Die Starkenburger Johanne wurden vom Reich als Institution wahrgenommen, nicht als sich unterscheidende unterschiedliche Regenten. Wegen seiner Verwandtschaft mit dem Markgrafen Bemhard I. von Baden wurde Graf Johann IV. 1403 als Vermittler zwischen dem König und dem mit seinem Gegner, dem Erzbischof von Mainz, verbündeten Markgrafen auf einen Tag zu Bruchsal eingesetzt. Schließlich weilen Vater und Sohn als Teilnehmer auf dem Reichstag zu Mainz im Januar 1406. König Ruprecht, der Wittelsbacher aus Heidelberg, hat seine Sympathien eher dem Kreuznacher Zweig der Sponheimer zugewandt. Großzügige Signale königlicher Aufmerksamkeit blieben aus. Immerhin kam der König dem Grafen Johann IV. in einer Angelegenheit, die den Bacharacher Zollanteil des Sponheimers betraf, entgegen. 1403 nahm der Graf an der Erneuerung des Geleitsvertrags von 1386 um 10 Jahre teil, der nun von König Ruprecht, Herzog Kar1 von Lothringen und mehreren Grafen geschlossen wurde. 1405 wurde der Umfang der Geleitsstraßen noch etwas vergrößert. Im wesentlichen scheinen freundnachbarschaftliche Verhältnisse bestimmend gewesen zu sein. Mit dem Herzog von Lothringen, dessen Lehnsmann Graf Johann 111. von Sponheim geworden war, einigte sich der Sohn über die Anweisung des Manngeldes auf die Salzpfannen von Dieuze und Salzborg (1402). Markgraf Jost von Mähren verschrieb 1407 dem Sponheimer Grafen wegen seiner dem Land Luxemburg erwiesenen treuen Dienste lebenslang 400 fl. Erzbischof Johann von Mainz erneuerte 1410 die Überlassung einer Rente von 40 Mark Kölner Pfennigen, die bereits Johann 111. bezogen hatte. Einzelsignale, die als Indizien für ein gutes Klima in den Landen zwischen Maas, Mosel und Rhein damals vonvalteten. Der Graf, der hinsichtlich der Ausübung seiner Herrschaft und auch der Eheschließung ein Muster an Uneigennützigkeit und Selbstbescheidung abgab, war in religiösen Demonstrationen weniger engagiert als der Vater. 1402 begabte er die Birkenfelder Burgkapelle, die der Vater hatte erbauen lassen, zum Seelenheil der Eltern mit 30 Pfund Hellem. Ein Zeichen tiefer religiöser Haltung mußte es auch nicht sein, wenn er 1388 von dem Kardinallegaten Philipp von Alencono, Bischof von Ostia, das Privileg eines Tragaltars erhielt. Bei der Bevollmächtigung durch einen weiteren Kardinal (1407), das Grab Christi und andere heilige Orte im gelobten Land mit 20 Personen aufsuchen zu dürfen, ist es nicht deutlich, ob es Vater oder Sohn betraf. Ein derartiges Privileg hatte bereits 1374Graf Eberhard von Katzenelnbogen erhalten. Den Reisen in das Morgenland war damls der Charakter eines krigerischen Unternehmens verloren gegangen. Von einer Durchführung dieser Pilgerreise durch Graf Johann IV. ist nichts bekannt. Die Indizien sprechen eher für den Sohn als Pilger.

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Zwischen dem 16. Oktober 1413 und dem 12. April 1414 ist der Graf gestorben und in Himmerod begraben worden. Das einzige Kind, das aus der Ehe mit der ungeliebten Elisabeth von Sponheim-Kreuznachhervorging, Graf Johann V., wurde um 1359 geboren. Wie schon der Vater hat auch der letzte Sponheimer Johann lange auf die Übernahme der Herrschaft in Sponheim-Starkenburgwarten müssen. Die Symptome für die spät zur vorherbestimmten Machtübernahme Gelangten wiederholen sich in einer gewissen Weise. Gelegentlich hat Johann V. seinen Vater als Hofrichter König Wenzels vertreten. Merkwürdige Vorgänge in einem Haus, dessen Existenz auf den Lebensleistungen vieler Generationen aufbaute, die nun auf Resignation, Lebensmüdigkeit,geistige oder körperliche mangelnde Vitalität schließen lassen, oder daß es doch der Frömmigkeitssinn einer vanitas mundi war. Die Sicherungen durch Kinderreichtum und tragfähige Ausstattungen von Nachgeborenen funktionierten nicht mehr. Viele ähnliche Beispiele sind in die Zeit eingelagert, so in der unmittelbaren Nachbarschaft bei den Grafen von Veldenz, den Wildgrafen und den Raugrafen. Obwohl Johann V. der einzige Erbe war und es sich schon in den 90er Jahren abzeichnete, daß er auch die Vordere Grafschaft Sponheim erben würde, haben Großvater und Vater auf eine Eheschließung Johanns V. offenbar wenig Wert gelegt. Bei Antritt des Regimentes Ende 1413 oder Anfang 1414 war der keineswegs mehr als jung zu bezeichnende Hoffnungsträger noch ledig. Erst Ende des Jahres 1415 hat er Walpurg von Leiningen-Rixingen geheiratet. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Johann V. von Sponheim-Starkenburg (1413114-1437), der letzte Sponheimer Graf, ist gleichzeitig eine der problematischsten Gestalten dieser Familie. Von seiner inneren Haltung her von ,,sonderbarer, unstäter und wunderlicher Gemüthsart", wie ihn Lehmann charakterisiert, hat er die Last der Verantwortung, die auf ihm als mittelalterlichem Menschen für das Fortbestehen seines Hauses ruhte, nicht tragen können. Er hat sich in die Schwarze Kunst der Magie geflüchtet, beraten von Schwindlertypen. Der spätere Sponheimer Chronist Trithemius, den diese Spezies von Außenseitern faszinierte, hat wichtige Hinweise gegeben. Mit dem Gedanken einer Reise in das Heilige Land hat er sich zumindest ernsthaft beschäftigt. Vermutlich hat er sich auch im Verlauf der Hussitenkriege in Böhmen aufgehalten. Eine höchste Zufriedenheit aber scheint ihm mit wachsender Zuspitzung der prekären Situation der Nachkommenschaft das gegenseitige Ausspielen der Erbanwärter und das sich in den Besitz von größeren Summen Setzen-Können gegeben zu haben. Er brauchte Geld für seine Experimente. Wenn hinter dem drohenden Fakt des Aussterbens der Kreuznacher und der StarkenburgerLinie und den Vereinbarungen über die Erbschaft alles andere in der vordergründigen Politik zurückzutreten hatte, bestimmte den Grafen doch offensichtlich noch eine eigene hintergründige Wirklichkeit, für die man nur schwer Verständnis aufbringen kann, will man nicht an seinen Verstandeskräften zweifeln. Im einsetzenden Wettbewerb der Erbaspiranten fiel der initiative Part der in gewisser Weise nur indirekt interessierten kinderlosen Witwe des pfälzischen Erbprinzen Rupert Pipan, Elisabeth zu, als der letzten Angehörigen der letzten Generation der Kreuznacher Linie. Ihr Bruder Walram war schon 1382 gestorben. Wie bereits erwähnt, hatte Elisabeth bereits 1405 ihrem Schwiegervater, dem römischdeutschen König Ruprecht von der Pfalz, dem sie sehr zugetan war, den fünften Teil

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ihrer Vorderen Grafschaft Sponheim vorläufig zugesichert. Am 9.2.1416 wiederholte und bestätigte sie das Versprechen, nUh dem Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, mit Zustimmung des Grafen Johann V. von Sponheim-Starkenburg, dessen Erbrechte auf die übrigen vier Fünftel der Vorderen Grafschaft diesem ausdrücklich vorbehalten blieben. Am 10.2.1416beschworen Elisabeth, Graf Johann V. und Kurfürst Ludwig 111. den Kreuznacher Burgfrieden, der alle Burgen und Städte der Vorderen Grafschaft Sponheim einschloß: Kreuznach, Ebernburg, Gutenberg, Argenschwang, Naumburg, Koppenstein und Kirchberg. Am selben Tag wurde in den Städten die Huldigung eingenommen und deren Privilegien und Freiheiten bestätigt. Die Kreuznacher Maßnahme rief den Speyerer Bischof wieder auf den Plan, der die alten Lehensansprüche des Bistums auf die Stadt Kreuznach in einer öffentlichen Sitzung in Worms bekräftigte. Nun war allerdings Kurpfalz wesentlicher als je zuvor daran interessiert, daß die Speyerer Forderungen, die im Prinzip durchaus geeignet waren, das gesamte vordersponheimische Herrschaftssystem zu erschüttern, nicht zum Zuge kamen. Am 3. September 1417 starb die verwitwete Gräfin Elisabeth von SponheimKreuznach. Das ,&urpfälzische Erbfünftel" fiel nun der Kurpfalz zu. Die restlichen vier Fünftel erbte Graf Johann V. von Sponheim-Starkenburg. Wegen der Schwierigkeiten, die in ungeteilt regierten Vielherrschaften erfahrungsgemäß unter den Mitregenten anfielen, einigten sich Kurfürst Ludwig und Graf Johann auf die weniger übliche reale Abteilung in den Burgen und Städten. So wurden im November1 Dezember mit Hilfe von befreundeten Adeligen, Vasallen, Steinmetzen und anderen Handwerkern die Burgen der Vorderen Grafschaft Sponheim sowie die gemeinsamen Häuser in der Stadt Kirchberg in die Fünftelungen aufgeteilt. Den Anfang machte man in einem gewissen Musterprozeß mit der Hauptveste Kauzenburg bei Kreuznach. Die Burg Argenschwang war bereits im Februar 1416 Ulrich von der Leyen unter Vorbehalt des Öffnungsrechtes eingeräumt worden. Mit Erzbischof Johann von Mainz wurden die bisherigen Beziehungen durch den Frieden zu NeuBamberg bekräftigt, an Burg und Tal besaß Vordersponheim ein Viertel, Mainz den Rest. Für die Burg Alt-Leiningen versprach Graf Friedrich VIII. von Leiningen, den Frieden mit dem Starkenburger Grafen halten zu wollen. Schon im Gefolge seines Herrschaftsantritts in Starkenburg selbst hatte Graf Johann V. sich um die Bestätigung der sponheimischen Passivlehen bemüht. Er war infolge seines anfänglich energischen Auftretens bald in mehrere Streitigkeiten und Fehden verwickelt, so mit Konrad von Sickingen, Henne von Molinark, Johann von Ruldingen und Paul Boos von Waldeck. Noch mußten die Pfalzgrafen damals - vor dem Tod Elisabeths - auf ein gutes Verhältnis zu dem Sponheimer Grafen Wert legen. Kurfürst Ludwig bestätigte daher 141 1 die pfälzischen Lehen der Hintergrafschaft, Enkirch, Winningen, Obermendig und den Wildfang auf dem Idarwald. Während des Konzils von Konstanz wiederholte Pfalzgraf Ludwig IV. im März 1415 die Belehnung noch einmal. Im März 1416 war der Graf schließlich auch mit Erzbischof Wemer von Trier zu einem Übereinkommen gelangt, die Streitigkeiten zwischen Erzstift und Hinterer Grafschaft auf beider Lebenszeit einfrieren zu lassen. Nun war Graf Johann V. mit Ausnahme des pfälzischen Kurfünftels im ungefährdeten Besitz der Gesamtgrafschaft Sponheim. Für die letzten beiden Jahrzehnte

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Bacharach, die schon Graf Johann IV. innehatte, dessen Sohn weiter einnehmen lassen. Auch soll der Kurpfälzer den beim Tod des Grafen Johann IV. heimgefallenen Zollanteil in Kaub dem Sohn und Nachfolger auf Lebenszeit als Mannlehen reichen und gestatten, daß dieser das Wittum für seine Frau auf diesen Zoll legt. Kurpfalz hat sich an diese Auflagen gehalten. Im folgenden Jahr hat es Johann V. weiter mit dem hintersponheimischen Fankel an der Mosel als Mannlehen belehnt. Das Kräftespiel in und um Sponheim erweiterte sich, indem bei der Kinderlosigkeit der Ehe des Grafen Johann V., die sich von Jahr zu Jahr mehr verdeutlichte, die Söhne der beiden Tanten Johanns bzw. seiner Vaterschwestern Mechthild, die mit dem Markgrafen Rudolf VI. von Baden verheiratet war (1353), und Loretta, vermählt mit dem Grafen Heinrich 111. von Veldenz (1364), die einzigen rechtmäßigen Erben wurden. Johann war anfänglich gegenüber den beiden Anwärtern, dem Markgrafen Bernhard von Baden und dem Grafen Friedrich von Veldenz, mißtrauisch. Ob er das Verhalten und die Eigenschaften der Altersschwäche, des Mißtrauens und der Unzufriedenheit nur zur Schau stellte, oder ob er wirklich von diesen beherrscht wurde, ist wohl nicht mehr überzeugend zu ergründen. Es fehlte wohl auch nicht die Veranlassung dazu, sich unzufrieden fühlen zu dürfen. Am 13.12.1419 errichtete er vorsorglich die „OrdinatzU(Ordinatio), wie es mit dem Sponheimer Nachlaß einmal zwischen Baden und Veldenz gehalten werden solle. Markgraf Bernhard stellte zu dieser eine feierliche Erklärung aus. Graf Johann schien anfänglich persönlich mehr dem Markgrafen zuzuneigen, dann spielte er auch wieder einmal alle Anwärter wechselseitig gegeneinander aus. Im Juli 1420 wollte er jedenfalls dem Badener sein gesamtes Erbe unter Ausschluß des VeldenZer Mitanwärters zuwenden. Seinen eigenen Angaben zufolge schuldete er dem Markgrafen die Summe von 9 000 Goldgulden, wofür er diesem im August 1420 Burg und Herrschaft Gräfenstein verpfändete. Die Verpflichtungen, die Johann V. gegenüber dem Markgrafen Bernhard einging, wurden immer ausschließlicher und somit bedrohlicher für die Aussichten von Veldenz. Im Sommer 1421 machte sich Johann V. mit dem Gedanken vertraut, an dem damaligen Feldzugsunternehmen gegen die Hussiten teilzunehmen. Die Dokumente in den Reichstagsakten seit 1422 scheinen eher die Nichtteilnahme des Grafen zu belegen, der auf der Nürnberger Reichsversarnrnlung Juli-September 1422 mit 5 Gleven veranschlagt wurde. Die Verwaltung seiner Lande vertraute er im Zeichen der Absicht der Teilnahme am Krieg dem schwäbisch-oberrheinischen Adeligen Reinhard von Remchingen an, dieser vielleicht aus der Klientel des Markgrafen von Baden bezogen. Falls Johann V. nicht mehr lebend von diesem Kriegszug zurückkehre, solle Remchingen alle Sponheimer Burgen, Städte, Land und Leute an Bernhard von Baden aushändigen (gemeint waren unrnißverständlich Sponheim, Starkenburg, Grevenburg, Trarbach, Birkenfeld, Frauenburg, Allenbach, Dill, Herrstein, Kastellaun, Winterburg, Stadecken, Neubamberg, Alt-Leiningen, Gräfendahn, Grafenstein und Nannstein mit Landstuhl). Zu den Auflagen für den künftigen Erben gehörte die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber dem Erzstift Trier, die Bezahlung der Schulden Johanns IV. wegen der Starkenburg und die Vollziehung des Testamentes Johanns V. sowie des verfügten Seelgeräts. Der von Kurfürst Ludwig IV. geschuldete Kapitalrest von 14 000 fl für den Kauf eines weiteren Viertels der Vorderen Grafschaft Sponheim, -

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die Veräußemng durch den Grafen wurde erst 1422 rechtskräftig -, soll nach Johanns V. Tod ebenfalls Baden zufallen. Außerdem muß der letzte Wille Elisabeths von Sponheim-Kreuznach vollzogen und die Schuld ihres Vaters, des Grafen Simon 111. getilgt werden. Weigerten sich jedoch die Nachkommen des Markgrafen, diese Auflagen zu erfüllen, so solle der von Remchingen die sponheirnischen Teile an der Stadt Kreuznach an Kurpfalz verkaufen, um diese Verbindlichkeiten zu erfüllen. Schließlich soll die Sponheimer Gräfin Walpurga in ihrem Wittum, der Burg Herrstein, dem Kaiserhof zu Kröv und dem Turnos am Kauber Zoll, geschützt werden. Das war also die vorgezogene Interimsregelung für die Geschicke Sponheims, die einen Zustand festlegte, wie er dann nicht verwirklicht wurde, die aber nichtsdestotrotz wegen der vielen angesprochenen Verhältnisse von Interesse ist. Die demonstrativen Transaktionen an den Markgrafen nehmen nun noch zu, so als habe der Sponheimer Graf durch eine mit magischen Künsten erwirkte Prophezeiung erfahren, daß sein Lebensende unmittelbar bevorstehe und nur die Zuneigung des Markgrafen es hinauszögern könne. Der Besitz, um den Generationen von seinen Vorfahren Kraft und Leben eingesetzt hatten, wurde unter diesem Gesichtspunkt des erarbeiteten Verdienstes geradezu verschenkt. Oder hatte der Graf bereits ein Gespür dafür entwickelt, daß es unter dem Aspekt der Gleichheit der Menschen gleichgültig war, ob dieser oder jener Neffe oder auch Nichtverwandte erbe? Es ist dies sehr unwahrscheinlich. Am 2.9.1421 übertrug Johann V. an Markgraf Bernhard „aus sonderlicher Liebe, Treue und Freundschaft" pfandweise das Kröver Reich. Nur wenige Tage später, am 4.9.1421, versetzte er dem Markgrafen endlich die gesamte Hintere Grafschaft Sponheim für ein Darlehen in barem Geld von 200 000 rheinischen Goldgulden. Das Kapital will der Sponheimer für den Eigenbedarf und zum Kampf ,,wider die vngläubigen wiclefisten" verwenden. Man nimmt an, daß die aufgeführten gewaltigen Summen rein fiktiver Natur waren. Die Amtleute und Einwohner des Gebietes wurden ihrer Eide gegenüber dem Grafen Johann entbunden und an den Markgrafen Bernhard gewiesen. Am selben Tag noch übergab der Markgraf an Reinhard von Remchingen als seinem Amtmann die Burgen Kastellaun und Frauenburg zur Verwaltung. Einen Tag später versprach Markgraf Bernhard, falls Johann V. nicht lebend vom Hussitenzug zurückkehre, die hinterlassene Gräfin Walpurg von Sponheim in Wittum und Morgengabe zu schützen. Die Verhandlungen, die in Pforzheim erfolgten, spiegeln in ihren Tatbeständen die Stimmung einer gewissen Endzeiterwartung des Grafen und einer Euphorie des Erfolgs bei den Markgrafen ab. Auch Demonstrationen von Frömmigkeit sind zu registrieren, wenn diese sich auch in einem durchaus noch üblichen Rahmen abspielen. Eine gewisse Gunstbezeigung seitens des Ordensgenerals der Minoriten im Juni 1420, ein Jahrgedächtnis, das Dechant und Kapitel des Münsters Unserer Lieben Frauen zu Aachen im August 1421 geloben, die gleichzeitige Stiftung eines neuen Altars in der Pfarrkirhce zu Kreuznach als Vollzug des letzten Willens der Gräfin Elisabeth und schließlich die Bestätigung eines älteren Vermächtnisses an die Barfüßer zu Merle für das Jahrgedächtnis der Grafenfamilie im August 1421, verraten nicht gerade ein Anklammern an die göttliche Instanz in allergrößter Seelennot, sondern eher ein pragmatisches Berechnen.

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Ruprecht, der älteste Sohn des Kurfürsten Ludwig IV., den Kauf rechtsgültig abschließen. Johann V. habe Ruprechts Vater bereits einen vierten Teil an der Kreuznacher Grafschaft für 20 000 Goldgulden verkauft, darauf sogleich 6 000 fl in Empfang genommen und neulich weitere 2 000 fl erhalten. Die Restsumme von 12 000 fl wolle man bis Weihnachten abtragen. Der Graf solle daher seine Vertrauten mit dem gräflichen Siegel zum 11.12. nach Kreuznach schicken, um den Kaufbrief auszufertigen, das Geld in Empfang zu nehmen und die Untertanen zur Huldigung anzuweisen. Am 13. Dezember 1422 erfolgte der endgültige Abschluß. Graf Johann V. veräußerte also an Kurpfalz noch ein weiteres Viertel seiner vier Vierteile (oder vier Fünftel der Gesamtmasse) der Vorderen Grafschaft Sponheim, ausgenommen das Reichslehen der Pflege Sohren, das Trierer Lehen der Hottenbacher Pflege und das Kölner Lehen Lonsheim, für 20 000 fl, die bar erlegt wurden. Der Pfalzgraf wurde von Sponheim in den Besitz der erkauften Güter eingewiesen. Am 17.12. nahm Kurpfalz für das zusätzlich erworbene Viertel die Huldigung in Kreuznach ein. Schon am 16.12. war Johann V. mit Erzbischof Otto von Trier und Markgraf Bemhard in Trarbach zusammengetroffen und hatte den Erzbischof um seine Zustimmung für die Trierer Lehen im Zusammenhang mit der Übertragung der Hälfte seine „vorderen Gebietes" ersucht. Der Trierer stimmte wenig später zu. Die unausgewogene Situation, die nach wie vor dadurch bestimmt wurde, daß Graf Johann V. so tat, als würde der Veldenzer Erbanspruch nicht existieren, bedurfte dringend einer Abklärung. Schließlich hielt es Pfalzgraf Stephan von Zweibrücken, Sohn des verstorbenen Königs Ruprecht von der Pfalz, an der Zeit, für die Rechte seines Schwiegervaters, des Grafen Friedrich von Veldenz einzutreten, dessen Erbtochter Anna er geheiratet hatte. Auch dem Veldenzer Grafengeschlecht stand das Erlöschen des männlichen Zweiges bevor. Pfalzgraf Stephan, dessen Persönlichkeit den Sponheimer Grafen offensichtlich beeindruckte, brachte eine Zusammenkunft der sämtlichen interessierten Erbaspiranten mit Graf Johann V. im März 1425 in dem badischen Amtsstädtchen Beinheim im Unterelsaß zustande. Der abschließende Beinheimer Entscheid vom 19. März 1425 wurde in der Folgezeit zu einer Art von Grundgesetz für die sponheimische Gemeinherrschaft der Erben Johanns V. Allerdings waren die kurpfälzischen Mitbesitzer in ihrer Eigenschaft als Käufer von Teilen der Vorderen Grafschaft Sponheim in Beinheim nicht beteiligt. Schon drei Tage vorher hatten sich Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken, Graf Friedrich von Veldenz und Markgraf Bemhard von Baden mit seinem Sohn Jakob in einem Beistandsbündnis dem Grafen Johann von Sponheim für Fälle der Not verpflichtet. Nun wurden vom Sponheimer Grafen Baden und Veldenz zu gemeinsamen Erben der Gesamtgrafschaft Sponheim eingesetzt, jeder zum halben Teil. Ausgenommen blieben das Schloß Kreuznach und weitere Vesten, in denen Graf Johann in Gemeinschaft mit Kurfürst Ludwig 111. von der Pfalz saß. Sollte einer der beiden vorgesehenen Erben noch zu Lebzeiten des letzten Sponheimer Grafen sterben, so hatte der älteste Sohn des Markgrafen bzw. der Enkel des Grafen von Veldenz, der äiteste Sohn Herzog Stephans von PfalzZweibrücken, nachzufolgen. Die beiden Grafschaften dürfen jeweils nur auf einen einzigen Sohn, nicht auf mehrere, übertragen werden. Der badische Markgraf soll das Wappen der Hinteren, der Graf von Veldenz das der Vorderen Grafschaft Spon-

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heim zu den übrigen Wappen hinzunehmen. Die beiden Stämme müssen die zwei Grafschaften in ungeteilter Gemeinschaft besitzen, sie dürfen nichts verkaufen oder verpfänden, es sei denn in äußerster Not, etwa zur Lösung aus der Gefangenschaft. Die jeweiligen Anteile kann in diesem Falle der in Not geratene nur seinem Mitgemeiner anbieten. Lehnt dieser ab, dann einem fremden Fürsten, jedoch pfandweise unter der Bedingung des Rechtes der Wiedereinlösung. Das Sponheimer Gebiet soll nicht geschwächt, zerissen oder getrennt werden. Beide Erben haben in den sponheimischenBurgen einen gemeinsamen Burgfrieden zu schwören.Bei Differenzen hat jeder Teil zwei Vertrauensleutezu benennen, Baden den Philipp von Daun, Herrn zu Oberstein, Veldenz Heinrich von Löwenstein, denen Johatln Schöneberg von Ehrenfels beizugeben ist, die mit Hilfe ihrer Amtleute über Recht und Unrecht entscheiden. Veldenz empfängt die Passivlehen der Grafschaft, und Baden verleiht die Aktivlehen. Beide haben die Städte, Täler, Burgen und Untertanen bei ihren Rechten und Freiheiten zu erhalten, jährlich 300 fl zur Instandsetzung der gemeinschaftlichen Burgen aufzuwenden, die Stiftungen und Seelgeräte des Erblassers gewissenhaft zu bestellen, das der Gräfin Walpurg verschriebene Wittum diese genießen zu lassen, die auf dem Lande mhenden Schulden gemeinsam abzutragen und schließlich die auf die beiden Grafschaften sich beziehenden Urkunden an einem sicheren, gemeinsam zugängliche Ort aufzubewahren. Zeugt Graf Johann allerdings noch einen Leibeserben, so ist die Verschreibung gegenstandslos, auch behält sich dieser vor, die Vereinbamng zu ändern. Nach 1437 haben sich die Besitzer der Grafschaft Sponheim im wesentlichen an den Beinheimer Entscheid gehalten, der immer wieder in strittigen Angelegenheiten zu Rate gezogen wurde. Das Vertragswerk hat auch im Blick auf die familiären Vertraglichkeiten in den Häusern Baden und Zweibrücken einen gewissen Vorbildcharakter erhalten, wenn die Vereinbarungennicht schon von sich aus den allgemeinen Usancen des sog. gemeinen Rechtes entsprachen. In seiner Zeit selbst ging von den Beinheimer Absprachen die wohltuende Wirkung aus, daß die Einigkeit zwischen Sponheim, Baden und Veldenz immer mehr gefestigt wurde. Herzog Stephan von Zweibrücken wirkte bei den weiteren Absprachen in der Folge jeweils mit, da sein ältester Sohn Friedrich in die Rechte von Veldenz eintreten sollte. Im März 1426 trafen Pfalzgraf Stephan, Markgraf Bernhard und Sohn, Graf Johann V. von Sponheim und Graf Friedrich von Veldenz in Pforzheim mit Erzbischof Konrad von Mainz zusammen, der den künftigen Empfang auch der Mainzer Lehen zusicherte und bei Unstimmigkeiten die Vermittlung in Neu-Bamberg vorsah. Markgraf Bernhard zeigte sich bereit, die ihm von König Siegmund bereits verliehenen sponheimischen Reichslehen nach Graf Johanns Tod mit dem Grafen Friedrich von Veldenz gemeinsam wahrzunehmen. Trithemius berichtet über eine Wallfahrt Johanns V. zusammen mit seinem Geheimschreiber und Vetrauten Abt Gobelin nach Jemsalem, wobei man sich dem Kurfürsten Luwig IV. von der Pfalz angeschlossen habe. Das Faktum ist auch durch die Beschreibung eines Magisters Johann von Frankfurt überliefert. Gnadenbriefe hoher kurialer Dignitäre zum Zweck einer Reise in das Heilige Land liegen im Zusammenhang mit dem Grafen vor, eher als daß der Vater Johanns V. dafür in Frage kommt, und seit März 1426 schweigen für einige Monate die Beurkundungen des

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Grafen. Der angefeindete Trithemius befindet sich also in bester Gesellschaft von weiteren Quellenbefunden. Schon die Beinheimer Vereinbarungen verraten die Verlegenheit der Erbanwärter bezüglich des kurpfalzischen Anteilers, der als nicht in die engere Gemeinschaft aufgenommen erscheint. Im Sommer 1426 versammelten sich die Sponheimer Erbaspiranten auf der veldenzischen Burg Lichtenberg am Glan, um sich wegen der rechtlichen Stellung von Kurpfalz gegenüber der Gemeinschaft Sponheim zu beraten. Pfalzgraf Stephan, der 1408 vom Bischof von Speyer mit der Stadt Kreuznach belehnt worden war, - eine wie auch immer, rechtlich anfechtbare, aber unbequeme Angelegenheit -, versicherte dem badischen künftigen Mitgemeiner, diesen jedenfalls in den Mitbesitz dieser Lehen zu stellen. Man verständigte sich des weiteren darüber, entgegen dem Beinheimer Entscheid sämtliche sponheimischen Lehen in Gemeinschaft zu empfangen und zu verleihen. Zu schweren Zerwürfnissen kam es zwischen Graf Johann V. und dem Kurfürsten Ludwig 111. von der Pfalz. Johann wollte - aus welchen Motiven auch immer für 30 000 fl ein weiteres Drittel der ihm noch verbliebenen 3 Teile an der Vorderen Grafschaft Sponheim versetzen und diese Pfandschaft Baden und Veldenz zuwenden. Entsprechend dem Kreuznacher Burgfrieden mußte diese Verpfändung aber vorher dem kurpfalzischen Mitbesitzer angeboten werden. Wegen dieser Streitfrage versammelten sich die kurpfälzischen und sponheimischen Rats- und Vertrauensmänner unter dem Vorsitz des Grafen Friedrich VII. von Leiningen in Worms. Entsprechend dem Notariats-Instrument vom 2.8.1426 durfte wirklich Graf Johann seinen Erben das vorgesehene Pfanddrittel erst auftragen, wenn Kurpfalz das vorherige Zwangsangebot abgelehnt hatte. Da die angegebene Pfandsumme von 30 000 fl als sehr hoch angesetzt eingeschätzt wurde, verlangte man von dem Sponheimer Grafen die eidliche Erklärung ab, daß das Pfandgeschäft tatsächlich erfolgt und ihm die hohe Summe auch zugegangen sei. Eine im Juni 1426 in Kreuznach angesetzte Versammlung von Fürsten, Grafen, Herren, Rittern und anderen ,,wisen luden" bestätigte den Wormser Spruch vom 14.2. Der Graf hat sich dadurch nicht beirren lassen. Am 17.7.1426verpfändete er ein Drittel der Vorderen Grafschaft für 30 000 Goldgulden an den Pfalzgrafen Stephan von Pfalz-Zweibrücken, den Markgrafen Bernhard von Baden und den Grafen Friedrich von Veldenz, die bereits eine Abschlagszahlung geleistet hatten. Der Pfandbrief wurde ausgefertigt, und Graf Johann legte am 2.8. in der Kreuznacher Pfarrkirche den verlangten Eid ab. Der in der Stadt ebenfalls anwesende kranke Kurfürst Ludwig 111. gab sich damit nicht zufrieden. Die im Prinzip gar nicht so bedeutungslose Angelegenheit drohte zu eskalieren. Im Oktober 1426 forderten die Erbanwärter unter Führung des Pfalzgrafen Stephan die Angehörigen des regierungsunwillig gewordenen Kurfürsten, insbesondere den kurpfälzischen Administrator Otto von Mosbach auf, entweder die 30 000 fl zu erlegen oder zu billigen, daß die anderen an Sponheim Beteiligten die Pfandschaft antreten. Die kurpfalzischen Gesandten erteilten eine ausweichende und im Prinzip eher abschlägige Antwort. Um einem eventuell sich entwickelnden Krieg gemeinsam zu begegnen, schlossen Zweibrücken, Baden und Veldenz am 12.10. 1426 ein Schutz- und Trutzbündnis gegen Kurpfalz. Graf Johann selbst warb Helfer für die drohende Auseinandersetzung. Wilhelm zu Lone, Graf von Blankenheim, stellte sich mit 5 Mannen zur

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Verfügung, weiter verschrieben sich nach Ausweis der spärlichen erhaltenen Quellen die Ritter Dietrich von Limbach, Paul Boos von Waldeck und Emmerich von Löwenstein, gen. von Randeck. Am 12.8.1427 erneuerten die Sponheimer Erben und Graf Johann ihr Schutz- und Trutzbündnis des Vorjahres in Beinheim an fast schon historischer Stätte. Mit vorteilhaften Lehnsvergaben versuchte Graf Johann seine Vasallen enger an sich zu binden bzw. neue zu gewinnen. Der Edelknecht Heinrich von Zeißkam wurde in die Burg Elmstein eingesetzt und leistete ein unbegrenztes Dienstversprechen, ebenso der Edelknecht Heinrich Waiffen von Bergzabern, der die Einräumung der Frauenburg zugesagt erhielt sowie der Edelknecht Jakob von Lachen, der die Lehen des verstorbenen Ritters Johann Boos von Waldeck zugesagt bekam. Eine Reihe von kleineren Lehen in und um Kastellaun erhielt Philipp von dem Walde, wobei die Mannlehen Philipps auch auf die Schwester übertragen werden durften, - falls diese einen zum Schilde geborenen Mann und keinen Bauern oder Bastard heirate. Man war nicht kleinlich auf der gräflichen Seite, denn es ging eigentlich um die Rettung des Restbestandes der Grafschaft vor dem bedrohlichen Zugriff der Kurpfalz. Geradezu selbstverständlich nimmt es sich aus, daß der mit Geld offensichtlich überschüttete Graf Johann für Kapital und Zinsen bürgte, als Pfalzgraf Stephan 1428 bei dem Juden This von Alken 3 000 fl aufnehmen mußte. Im Streit der von Graf Johann V. unterstützten sponheimischen Erbanwärter mit Kurpfalz, der sich auf eine bewaffnete Auseinandersetzung zubewegte, wurde sozusagen in letzter Minute in Worms ein Sühnevertrag durch Erzbischof Konrad von Mainz und den kurpfdzischen Verweser Otto von Mosbach am 24.9.1428 zustande gebracht. Das Urteil war geradezu salomonisch und daher akzeptabel: Beide Parteien sollen von der Pfandschaft ganz ablassen. Graf Johann V. muß den Markgrafen Jakob von Baden und den Grafen Friedrich von Veldenz in die Gemeinschaft seiner drei Teile der Vorderen Grafschaft aufnehmen. Diese haben dann mit Kurpfalz den Kreuznacher Burgfrieden zu beschwören. Kurpfalz müssen sie wegen dessen zweier Teile an Vordersponheim genügend Sicherung gewähren. Mit dem Wormser Spruch war das frühere Einvernehmen wieder repariert. Die folgenden Aktionen erfüllen die notwendigen Auflagen geradezu vorbildlich perfekt. Am 1.10.1428 geloben Kurpfalz, Baden und Veldenz den Burgfrieden der Vorderen Grafschaft. Gleichzeitig versichern Baden und Veldenz, Kurpfalz in seinem Erbfünftel und in dem durch Graf Johann V. verpfändeten Viertel der Vorderen Grafschaft ewig zu belassen. Am 19.10.1428 huldigt auf Befehl des Kurfürsten und des Grafen Johann die Stadt Kreuznach dem Markgrafen von Baden und dem Grafen von Veldenz wegen der drei Teile. Falls die beiden beerbenden Grafen den verpfändeten Teil von Kreuznach von Kurpfalz auslösen würden, hätten die Bürger diesen auch für letzteren Teil Gehorsam zu geloben. Auch in Ebernburg wurde Baden und Veldenz die Huldigung geleistet. Kurpfalz räumte nun auch Gräfin Walpurga die ihr zustehenden zwei Fünftel am Hause zu Kreuznach bei der Nahebrücke ein, sie sollten nach ihrem Ableben wieder an Kurpfalz zurückfallen. Die Abfolge der hoheitsrechtlichen Demonstrationen war überlegt geplant und folgte wohl einem gemeinschaftlich ausgearbeiteten Protokoll, das die Handschrift von Rechtsexperten verrät. Von einer gewissen Bedeutung scheint es, daß die Huldigungsakte eben von der Form her auf die Mitwirkung der Einwohner ausgerichtet sind, die

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nicht nur einfach hin- und hergeschoben werden. Die Gleichwertigkeit der hoheitlichen Ansprüche der alten und der künftigen Landesherren soll auch den rechtsunkundigen einfachen Bewohnern hautnah demonstriert werden. Diese erhalten den Eindruck, selbst als handelnder Teil in die wichtigen hoheitlichen Vorgänge einbezogen zu sein. Im Blick auf die offene Zukunft sparten Graf und Gräfin nicht mit Vergünstigungen, die ihren Untertanen zugute kamen. Am 8.1.1427 erhoben sie die Burg Dill, die nun wieder ungeteilt war, zur Stadt. Die Bürger wurden von den schuldigen Bedleistungen und sonstigen Diensten befreit, sie erhielten den Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte eingeräumt. Dieselben Freiheiten wurden am 14.12.1428 Herrstein zugesprochen. Auch gegenüber den Inhabern sponheimischer Lehen ließ man Elastizität, wenn nicht Großzügigkeit walten. Heinrich von Fleckenstein erhielt ein Drittel der Burg Rodern an der unterelsässischen Grenze zum sponheimischen Lehen. Philipp von Daun zu Oberstein arrangierte sich hinsichtlich seines Viertels an der Naumburg als sponheimischem Lehen unter Zustimmung von Kurpfalz, das ebenfalls ein Fünftel an der Burg besaß. 1430 erhielt Hansen Winterbecher den Sponheimer Teil an Ebernburg amtsweise für eine Geldschuld. Die Frauenburg wurde 1431 Friedrich von Rüdesheim amtlich eingegeben, Siegfried Bock von Erfenstein erhielt 1432 die beiden Erfensteiner Burgen im Neustädter Tal mit Esthal als sponheimisches Lehen. Diether Kämmerer von Worms empfing als Sponheimer Lehen Geldzuweisungen in Kreuznach und Nanstein, weiter die von Graf Simon 111. von SponheimKreuznach herrührenden Leute „an dem Odenwalde" und die Dörfer Herleßheim und Hessloch (1432). Hans von Wachenheim wurden seine Teile an Alt-Leiningen amtsweise aufgetragen (1434). Viele Übertragungen waren mit Geldgeschäften verknüpft, die den Grafen trotz seiner bedeutenden Kapitalzuflüsse durch die Sponheimer Transaktionen als bedürftig erscheinen lassen. Der Konvent von Münsterdreisen erhielt für eine Geldleihe die Hälfte der Herrschaft Hohenfels am Donnersberg. Auch die Sponheimer Erben waren in diese Aktionen involviert. Markgraf Jakob von Baden, dem Grafendahn verpfändet war, gab dieses 1432 gegen ein Darlehen an Friedrich von Rödern. Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken erhielt vom Grafen Johann wegen einer Schuldsumme ein Viertel an Nannstein und der Herrschaft Nanstuhl als Pfand (1434). Die Wild- und Rheingrafen Friedrich von Dhaun und Johann von Kyrburg lösten 1434 das Schloß Grumbach wieder aus. Hans Winterbecher erhielt für eine Kapitalleihe an das gräfliche Ehepaar den Ertrag von Schloß, Amt und Pflege Winterburg. Noch 1436 räumte Graf Johann dem Gerhard von Gulpen gen.von Heidesheim, für 1100 fl das Schloß Winterburg ein. Im selben Jahr bekam der Ritter Johann vom Stein seinen Teil an Naumburg amtsweise verschrieben. Auch religiöse Bekundungen zeigen sich noch einmal verstärkt in den letzten Lebensjahren des Grafen. 1423 stiftete das gräfliche Ehepaar ein ewiges Licht vor dem Altar in der Burgkapelle zu Kastellaun. 1431 folgte die Stiftung einer täglichen Messe in der Pfarrkirche zu Kreuznach, die von einem Karmeliter aus der Stadt zu lesen war. 1437 wurde der Pankratius-Altar in der Stammburg Sponheim durch den Grafen dem Kloster Sponheim einverleibt. Die bemessenen Stiftungen sind nicht gerade Zeugnis einer übergroßen Frömmigkeit, wenn man bedenkt, daß es eine große Anzahl von hautnahen Wünschen gegeben hätte, um deren Erfüllung das Grafen-

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paar hätte beten und demonstrative Opfer bringen können. Hinzu trat das eigenartige Verhältnis des Grafen zu dem Zisterzienser Gobelin, den der Graf zum Abt des Benediktinerklosters Sponheim machte. Der Graf gebrauchte sanfte Gewalt, ließ nach dem Tode des letzten Sponheimer Abtes die Mönche nach Kreuznach gebieten und schüchterte diese unter Mithilfe des anwesenden Grafen von Veldenz so ein, daß sie Gobelin zu ihrem neuen Abt wählten. Die daraufhin im Orden entstandenen Komplikationen wurden erst 1469 im Rahmen der Bursfelder Reform beigelegt. Gobelin, eine schillernde Figur, Beichtvater, Geheimschreiber und engster Berater des Grafen, hielt sich meistens in Trarbach oder auf der Starkenburg auf, nicht in seinem Sponheimer Kloster. Die rätselhafte Gestalt des in die alchemistischen Künste des Grafen eingeweihten Kirchenmannes leistete ihren Beitrag zu der mit Geheimnissen umgebenen letzten Sponheimer Grafenfigur selbst. In den späten Jahren seines Lebens war dem Grafen nicht die Ruhe beschieden, die er sich bei einer rationaleren Lebensgestaltung hätte freischaufeln können. Vielleicht hatte er wirklich einmal alles zum besten richten wollen, nun nahmen aber die einmal heraufbeschworenen Kräfte ihren eigenen Gang. Neuerlich brachen die Gegensätze zwischen dem Grafen und Kurpfalz wieder auf. Ursache waren Trierer, Kölner und pfälzische Lehen, auf die Kurpfalz Anspruch erhob. Dazu traten wiederholte Versuche der Kurpfalz, den Giftbrief des Erbfünftels von 1416 auch auf die eigenen Güter des Grafen in Sponheim, Winterbiirg und Dill auszudehnen. Offensichtlich wollte sich Johann den lästigen Weiterungen, die zu erwarten waren, entziehen, täuschte eine Reise übers Meer vor und gab 1429 dem Markgrafen von Baden Vollmacht, ihn bei den Klagen und Händeln vor Gericht zu vertreten. Mit der Zustimmung von Baden und Veldenz übergab er seine Grafschaft einem Konsortium von sponheirnischen Lehensleuten und Dienstmannen zu Verwaltung. Bei den Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kurfürsten Ludwig 111. von der Pfalz und Graf Johann V. über den Inhalt des Kreuznacher Burgfriedens hatte man sich 1434 auf den Grafen Friedrich VIII. von Leiningen als Schiedsmann geeinigt, an dessen Stelle dann Graf Johann von Wertheim trat. Weitere beigeordnete SchiedsPersonen waren Bischof Friedrich von Worms und Graf Michel von Wertheim für Kurpfalz sowie für Sponheim Johann von Stadion und Hugel von Stein. Im folgenden Jahr nahmen die Verhandlungen einen weiteren Anlauf. Graf Johann von Wertheim sprach in Kreuznach ein Urteil, das die Mißstände nicht in der Gänze beseitigte. Am 19.3. 1436 kam es zur nächsten Schlußverhandlung. Auch mit dem dabei gefällten Urteil gab sich Graf Emich VI. von Leiningen, der Sprecher des Kurfürsten, nicht zufrieden. Am folgenden Tag schwor Graf Johann V., daß er seine Anteile an der Ebemburg und an der Naumburg weder verkauft, noch verpfändet, sondern lediglich amtsweise eingegeben habe, Immer noch strittig war die Frage der Reichsund der Kurfürstenlehen, die der Kreuznacher Burgfrieden bewußt ausgeklammert hatte. Es blieb bei dieser Verhandlung. Die späteren Proteste des Grafen Johann waren erfolglos. Sein Tod löste dann die Angelegenheit in einer unerwarteten Weise. Wenige Monate vor seinem Tode veränderte der Graf noch einmal die Situation in der Grafschaft, indem er am 19.April 1437 dem Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken und dem Markgrafen Jakob von Baden den sechsten Teil der Burgen und Städte der Hinteren Grafschaft Sponheim: Kastellaun, Dill, Winterburg, Birkenfeld,

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Frauenburg, Trarbach und Irmenach überließ, deren Einwohner ihnen huldigen mußten. Auch aus dieser Maßnahme geht hervor, wie schnellebig und widersprüchlich die Anordnungen des Grafen waren, hatte er doch auch über die Hintere Grafschaft Sponheim schon vorher unter anderen Bedingungen im Sinne von Übertragungen verfügt. Aber auch ansonsten barg die unübersichtliche Gesamtsituationviele Widersprüche. Mit den geistlichen Kurfürsten hatte der Graf, - überraschenderweise, könnte man fomulieren -, keine großen Differenzen. 1430 war es mit dem erwählten Trierer Erzbischof Ulrich von Manderscheid zu einer gütlichen Übereinkunft gekommen. Ulrich versprach, keine Burg in den Sponheimer Landen zu errichten, keinen Bann oder Interdikt in das Sponheimische ergehen zu lassen und keine Güter und Zinsen ohne Einverständnis des Grafen zu erwerben, keine Reichspfandschaften an sich zu bringen, -was auf das Kröver Reich anspielte -, und schließlich Differenzen auf gütlichem Wege zu lösen. Damit war allen offenen und geheimen Befürchtungen des Grafen weitestgehendes Entgegenkommen eingeräumt. Es mußte dies aus der Gegnerschaft zu Ulrichs Rivalen Erzbischof Raban verstanden werden, der allerdings am Ende die Oberhand im Erzstift behielt. Schließlich trübte sich das Verhältnis des Sponheimer Grafen zu Ulrich von Manderscheid, weil der Trierer von Johann V. Geld erhalten hatte, das dieser nicht mehr zurückzahlen konnte. Zu einem regelrechten Zerwürfnis des Grafen war es dagegen mit der Stadt Trier gekommen, die während des Jahres 1432 sponheimische Bedienstete gefangengesetzt hatte. Da die Trierer Aggressionen sich auch gegen Erzbischof Ulrich richteten, schlossen die Betroffenen ein Bündnis, das dem Grafen die Aussicht auf ein Drittel der städtischen Gefalle eröffnete, was der Erzbischof mit 20 000 Goldgulden an sich lösen können sollte. Am problemlosesten war das Verhältnis zu Köln. 1434 bezeugte Erzbischof Dietrich von Köln, daß die Grafen von Sponheim bereits seit über 100 Jahren das Dorf Lonsheim als Kölner Lehen trugen. Im Rahmen der sponheimisch-pfälzischen Streitigkeiten wurden die Kölner Lehensbestätigungen noch gelegentlich freundlich wiederholt. Das galt auch für die Erzbischöfe von Mainz. Der neuralgische h n k t der sponheimisch-mainzischen Beziehungen, die Herrschaftsgemeinschaft Neubamberg, unterstand einem Frieden, den Erzbischof Konrad 1419 und Erzbischof Diether 1435 gelobten. Zur Beseitigung von Kollisionen waren 1418 die Gebäude und Wohnungen in der Neuenbaumburg aufgeteilt worden, während nach alten gemeinherrschaftlichen Gepflogenheiten die Pforten, Türme, der Mauermantel, Wege und Steege und die Zisterne gemeinsam blieben. In Neubamberg berührten sich auch die sponheimischen Beziehungen mit den Herren von Daun zu Oberstein. 1418 wurde der Burgfriede mit Philipp von Daun, Herrn zu Oberstein, erneuert. Als 1432 Wirich von Daun die Einhaltung des Neubamberger Friedens mit Sponheim gelobte, mußte er die Versicherung von 1429 über die Einlösung eines Viertels von Naumburg wiederholen. Schließlich gelobte 1433 auch Wild- und Rheingraf Johann von Dhaun und Kyrburg, die Vereinbarung seines Großvaters Johann mit dem Grafen Walram von Sponheim-Kreuznach aus dem Jahre 1376 über die beiderseitigen Lande und Leute einzuhalten. Im übrigen bewährte sich seit 1378 der sponheimische Zugriff über das Öffn~n~srecht für die Burg Rheingrafenstein auf die Gemeiner der Veste, die je-

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weils in den einschlägigen Fällen dem Grafen die Befolgung des Öffn~n~sbriefes zu geloben hatten. Solche Fälle traten 1420, 1424, 1427, 1428 und 1431 ein. Sie betrafen mit Johann von Löwenstein, Werner Winter von Alzey, Jörg von Ramburg, Siegfried und Johann von Oberstein und Adelheid von Kyrburg, verwitwete Wildgräfin zu Dhaun und Rheingräfin zum Stein nur einen Teil der Eigner dieser Ganerbenburg. In den letzten Jahren war das baldige Ableben des Grafen von Sponheim vorauszusehen. Die Lage der Grafschaft hatte sich sozusagen in einer fortwährenden Ausnahmesituation bewegt. Gelegentlich mußte man geradezu wegen des Verdachts der Unzurechnungsfähigkeit des Grafen Befürchtungen hegen. Die Erben bemühten sich, die wegen des kostbaren Nachlasses zu erwartenden weiteren Konflikte nach Möglichkeit im vorhinein zu begrenzen. Im März 1433 kam es zu einer Zusarnrnenkunft der Erben mit dem Versprechen, keinen einseitigen selbstsüchtigen Vorteil bei eingetretenem Erbfall zu suchen. Am 24.10.1437 ereilte der Tod den Grafen auf seiner Starkenburg, wo er neben der Stadt Trarbach im Wechsel mit der Frauenburg bei Birkenfeld während der letzten Jahre seine Residenz hatte. Er wollte nicht in dem Familienbegräbnis Himmerod seine letzte Ruhestätte finden, sondern in der Pfarrkirche zu Trarbach, wo er ein aufwendiges Grabmal aus getriebenem Messing erhielt. Da der verstorbene Graf große Geldsummen ein- und aufgenommen hatte, hofften die Erben auf beträchtliche Rücklagen an Bargeld. Da man diese nicht fand, wurde die Kreatur des Grafen, Abt Gobelin, auf der Winterburg hinter Schloß und Riegel gesetzt. Er mußte schließlich vor den Räten Rechnung legen. Die durch die Hände des Grafen gelaufenen Summen waren offensichtlich bei Schwindlern und Alchemisten verschwunden, glaubt man den Mitteilungen des in den magischen Fertigkeiten selbst nicht ganz unschuldigen Chronisten Trithemius. Johannes Witwe Walpurg einigte sich mit den Erben über ihr Wittum Herrstein. Walpurgs Vater, Graf Johann von Leiningen-Rixingen, hatte seinem Schwiegersohn Lehen und Lehengüter der Herrschaft Bolanden und die Burg Falkenstein als Mitgift für die Tochter überschrieben, diese fiel nun wieder zurück. Zehn Jahre später hat die Witwe für ihren verstorbenen Mann ein Anniversar im Minoritenkloster Merl an der Mosel gstiftet. Schon während der tödlichen Erkrankung des Grafen Johann hatte Kurfürst Ludwig IV. im Februar/April wegen des Erbfünftels und des erkauften Vierteils in der Vorderen Grafschaft in Kreuznach und in Kirchberg huldigen lassen. Nach des Grafen Tod traten Ende Oktober 1437 in Trarbach auch Markgraf Jakob von Baden und Graf Friedrich von Veldenz zusammen. Sie erstellten eine Ordnung, wie die Hintere und die Vordere Grafschaft Sponheim künftig durch ihre zwei Amtmänner und deren Landschreiber verwaltet werden sollte. Sie ließen die bisherige Einteilung und Benennung der beiden Grafschaften bestehen, Amtssitze sollten Birkenfeld und Kreuznach werden. Sponheim war entsprechend dem Vermächtnis des Grafen Johann in Gemeinschaft zu regieren. Am 27.1 1.1437 wurde die Beschwörung des Friedens in den sponheimischen Burgen einschließlich des Kreuznacher Burgfriedens als inzwischen erfolgt beurkundet. Für die sponheimischen Lande begann ein neues Zeitalter. Die Zukunft bescherte Reformen und atemberaubende Entwicklungen, aber es fehlte die direkte und be-

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sondere landesherrliche Zuwendung. Die neuen landesherrlichen Residenzen und zentralen Verwaltungseinrichtungen lagen zum Teil weit entfernt. Von lobenswerten Ausnahmen abgesehen, wurde das Gebiet zwischen Nahe und Mosel von den Beamten der neuen Regenten eher als Objekt für die Vermehrung der zentralen landesherrlichen Einkünfte angesehen, denn mit landesväterlicher Fürsorge bedacht. Zudem mußten viele Entscheidungen erst mühsam über einen Konsens der Beteiligten gesucht werden, da jeder Einspruch die erforderliche Initiative lähmen, wenn nicht verhindern konnte. So war es das Fehlen der angestammten Dynastie, das verhinderte, daß in der oder den Grafschaften Sponheim ein Identitätsgefühl unter der Einwohnerschaft sich natürlich entwickeln konnte, in das eine besondere Hinwendung zum Landesvater hätte ohne strapaziöse ideologische Hilfskonstruktionen hineingenommen werden können.

111. DIE TERRITORIEN DES NAHE-HUNSRÜCK-RAUMES VOM AUSGANG DES MITTELALTERS BIS ZUR FRANZÖSISCHEN REVOLUTION BINGEN UNTER DER HERRSCHAFT DES MAINZER DOMKAPITELS Erzbischof Konrad III.(1419-1434) benötigte die Zustimmung seines Domkapitels zur Erlangung von 10 000 Goldgulden für das ,,servitium commune", dafür tauschte er mit diesem die halbe Stadt Bingen und die halbe Burg Klopp gegen eine Reihe von domkapitelischen Dörfern ein. Für das Domkapitel bedeutete dieser Tausch eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Aufbau einer sicheren Position in genügender Entfernung zur unbequemen Mainzer Bürgerschaft. Der Übergang der weiteren Hälfte von Stadt und Burg Bingen ließ nicht lange auf sich warten, eine Bürgschaft für eine Geldaufnahme des Kurfürsten für seinen Zug gegen die Hussiten erbrachte die restliche Hälfte mit dem Zoll von Ehrenfels. Unter Erzbischof Dietrich von Erbach (1434-1459) wurden Bingen und Burg Klopp 1438 Eigentum des Domkapitels. Von den Gemeinden um Bingen wurde Kempten, nachdem es einen langen Weg als Pfandschaftsobjekt seit 1462 zurückgelegt hatte, während der Regierungszeit des Kurfürsten Diether von Isenburg 1480 wieder eingelöst. Erst im Verlauf des folgenden Jahrhunderts gelangten auch Grundherrschaft und Vogtei an das Domkapitel. In Dietersheim ging das Domkapitel den gegenläufigen Weg, indem es 1491 seine Rechte dem Kurfürsten Berthold von Henneberg verkaufte, so daß dieser über drei Viertel des Dorfes, die Kurpfalz über den Rest verfügte. Sponsheim gehörte ganz zur Kurpfalz, das es als Lehen vergeben bzw. verpfändet hatte. Weitere Gemeinden waren aus erzstiftischem Besitz bereits früher an Stifte und Klöster übergegangen. So die Ortsherrschaft und ein Fronhof in Büdesheim an das St. Stephansstift in Mainz. Münster an der Nahe gehörte zu dem alten Rechts- und Besitzraum von St. Alban vor Mainz. Gaulsheim befand sich als Lehen der Herzöge von Jülich in der Hand der Brömser von Rüdesheim. Die Binger Bürgerschaft war mit dem Wechsel der Herrschaft vom Erzbischof zum Domkapitel unzufrieden. Erzbischof Diether von Isenburg beendete 1460 die Auseinandersetzungen. In einer neuen Eidesformel hatten die Bürger Dekan und Domkapitel die Treue zu geloben und dem Amtmann als Stellvertreter des Kapitels gehorsam zu sein. In den Rat sollten 14 Schöffen und 7 aus der Gemeinde gewählt werden. Ratsversammlungen durften nur in Anwesenheit des domkapitelischen Amtmanns gehalten werden. Die Urkunden über die Freiheiten und Privilegien der Stadt sowie das kleine Siegel wurden im Archiv des Spitals verwahrt. Kurfürst Berthold hat dann am 29.6.1485eine weitere Entscheidung in den wieder ausgebrochenen Streitigkeiten zwischen Stadt und Kapitel getroffen. Verbindliche Anordnungen des Erzbischofs für das ganze Erzstift, die durch den Amtmann verkündet wurden, sollten von Rat und Bürgern auch in Bingen befolgt werden. Das Domkapitel

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hatte als Oberherr der Stadt über Friedensbruch, Zoll, Haussuchung, Wegelagerei und Gewalt zu verfügen. Die Entscheidung des mit kräftiger Hand regierenden Kurfürsten war für die Bügerschaft hinsichtlich ihrer Konsequenzen für Holzzoll, Weineinfuhr und Jagdrecht im Binger Wald sehr unbequem. Der Einfluß des domkapitelischen Amtmanns auf das Stadtregiment wurde noch deutlich verstärkt. Der Erzbischof und Kurfürst hatte für das Domkapitel und gegen die Bürgerschaft entschieden. Bei Gelegenheit der Krönungsfahrt des in Frankfurt 1486 zum rörnisch-deutschen König gewählten Maximilian, die dieser zusammen mit seinem Vater, Kaiser Friedrich III., zu Schiff unternahm, nutzten Bürgermeister und Rat die längere Zwangspause in Bingen, um beim Kaiser gegen die harte Vorgehensweise des Kurfürsten Klage einzulegen. Die Initiative verlief bei der bekannten Tatenlosigkeit des Kaisers im Sande. Die Bürger griffen zur Selbsthilfe und schickten eine Mannschaft mit Jagdausrüstung demonstrativ in den Binger Wald. Der herbeigerufene Kurfürst erschien handstreichartig mit 400 Bewaffneten und hielt Strafgericht. Einige aufsässige Ratsmitglieder wanderten in das Gefängnis, die anderen traf das Schicksal der Verbannung. Rat, Schöffen, Richter und Beamte wurden ersetzt und die städtische Verfassung reformiert. Das Gericht erhielt ein gemeinsames Siegel, das den Unterschleif mit der Verwendung von persönlichen Siegeln verhindern sollte. Der Binger Stadtgemeinde blieb nichts anderes übrig, als sich zu unterwerfen und das Domkapitel als den rechtlichen Herrn anzuerkennen. Das täuschte allerdings nicht darüber hinweg, daß es der Kurfürst war, der die Obrigkeit und Landeshoheit seines Erzstifts in Bingen wahrte. Im Januar 1488 kam der Kurfürst mit seinen Räten und den Abgeordneten des Domkapitels wieder in Bingen zusammen. Anschließend erließ er am 26. Januar von Aschaffenburg aus sein ,,ewiges unverbrüchliches Grundgesetz der Stadt Bingen". Alle älteren Urkunden, die diesem entgegenstanden, wurden außer Kraft gesetzt. Der Kurfürst behielt sich die Entscheidungen bei Streitigkeiten zwischen dem Domkapitel und der Stadt vor, ansonsten sollten Dekan und Kapitel Oberherren der Stadt sein. Ihm hatten auch die Verwaltungsorganeder Stadt zu huldigen. Das Domkapitel schützte die Juden und überwachte die Werbungen von Truppen und deren Durchmärsche. Es setzte die obrigkeitlichen Personen ein. Amtmann und Stadtschreiber waren ihm verpflichtet. Das kurmainzische Landrecht war nur da gültig, wo es das Domkapitel ausdrücklich akzeptierte. Mit diesem Entscheid hatte das Dornkapitel die volle Landeshoheit in Bingen, „seiner Stadt", durchgesetzt. Am selben Tag wurden die noch verbliebenen städtischen Freiheiten bestätigt. Die Bürger standen mit Leben und Eigentum unter Schutz und Schirm des Domkapitels und waren dem Zugriff fremder Gewalten entzogen. Das Urteil der Binger Schöffen blieb bindend. Niemand durfte wegen eines Frevels mit einer Freiheitsstrafe abgeurteilt werden, der Bürgen stellen konnte. Ausgenommen blieben Verbrechen, die mit Leib und Leben zu bestrafen waren. Schuldenfreie Bürger konnten jederzeit aus der Stadt abziehen. Den letzten Trennungsakt vollzog Kurfürst Berthold, indem er arn 5.1.1489 die Stadt Bingen vom Rheingau absonderte. Erzbischof von Henneberg mußte dann 1492 noch einmal die Binger Parteien aussöhnen. Neu festgelegt wurde, daß der

Bingen unter der Herrschaft des Mainzer Domkapitels

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Amtmann sein Veto gegen Ratsbeschlüsse nur noch in bestimmten Fällen einlegen durfte, jeder Bürger sollte künftig nur noch ein Amt bekleiden, um dem Privilegienund Cliquenwesen entgegenzusteuern.Schließlich sollten Rat und Gericht nicht mehr getrennt sein. Die neue Ordnung erkannte die Rechte des einzelnen Bürgers an, betonte aber auch den Gemeinsinn. Der dauernde Kleinkrieg zwischen Domkapitel und Stadt erhielt durch die Vorgänge von Reformation und Bauernunruhen im Rheingau neue Nahrung. Ermutigt durch die ,,Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben", die ,,Rheingauer Artikel" und die ,,Mainzer Artikel" vom Frühjahr 1525 legten Bürgermeister, Rat und Gemeinde von Bingen dem Domkapitel ihre Beschwerden in 20 Fallen vor. Neben der obligatorischen Forderung auf das Nutzungsrecht der Allmende, des Gemeindelandes, standen die Forderungen, die Abgaben um die Hälfte zu senken. Weiter waren Fragen der Regelung des Handelsverkehrs Gegenstand. Auch die geistlichen Höfe und Güter sollten künftig Abgaben entrichten. Insgesamt waren die Artikel vergleichsweise eher maßvoll. Unter dem Eindruck der Erfolge der Bauern auch im Erzstift Mainz genehmigte das Domkapitel am 23.5.1525 die Forderungen Bingens mit geringfügigen Einschränkungen. Mit der Peripetie der Bauernkriegssituation wandelte sich die Lage auch in Bingen. Die Bürger verloren ihre neuen Vergünstigungen. Bürgermeister, Rat, Richter und Schöffen mußten die Unterwerfung unter die alten Bedingungen beschwören. Die Entscheidungen des Kurfürsten Berthold von Henneberg traten erneut in Kraft. Die Auflösung der Zünfte und Bruderschaften, die Ausstattung des Rates und die Entwaffnung der Bürger wurden zusätzlich verfügt. Die Rädelsführer des Binger Aufruhrs mußten mit ihren Familien die Stadt verlassen. Die Güter der bereits geflohenen geistlichen und weltlichen Aufrührer durfte das Domkapitel einziehen. Indem das Ungeld, das bisher der Stadt Bingen zugestanden hatte, in Zukunft vom Domkapitel beansprucht wurde, verschaffte sich dieses eine Einnahmequelle unter dem Vorwand des Schadenersatzes. Nach der Auflösung des Rates erfolgte die Suspension des Stadtgerichtes und die Unterstellung der Bürger unter die Rechtsprechung des Domkapitels. Damit war die Bürgerschaft in ihrem Kampf um die Mitbestimmung in der Verwaltung der Stadt endgültig dem Domkapitel unterlegen. Die eigentlichen Stadtherren waren nun bis zum Ende des Kurstaates die Domkapitulare. Hinsichtlich der harten Bestrafung der an der Auflehnung beteiligten Bürger hat das Domkapitel nach Jahresfrist Einsicht gezeigt und Abmilderungen verfügt. Der Kurfürst genehmigte, daß anfangs 1528 die Binger Bürger ihre Gewehre und Geschütze zurückerhielten. Neuzeitliche Verwaltungsmaßnahrnen lösten im Verhältnis der Stadt zum Domkapitel die mittelalterlichen Personalbindungen ab. Die Befugnisse des Stadtgerichtes wurden immer bedeutungsloser. Nach dem Ende des Bauernkrieges lag vorübergehend die gesamte Rechtsprechung beim Amtmann, der schon 1486 einmal für kurze Zeit Revisionsinstanz geworden war. Seit 1525 nahm das Domkapitel die Strafgelder mit anderen Abgaben ein.

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Die Verwaltung durch Domkapitel und Stadt. Seit 1438 übte das Domkapitel statt des (Erz-)Bischofs die Landesherrschaft aus. Der auf der Burg Mopp residierende Amtmann trat immer mehr in den Vordergrund. Er wurde von den Mainzer Domkapitularen aus deren eigenen Reihen gewählt und war diesen verpflichtet. Das Domkapitel erwartete, daß sein Amtmann in Bingen ständig präsent war. Es war ihm untersagt, größere Geschenke entgegenzunehmen, Liegenschaften durfte er nicht ohne Wissen des Domkapitels verkaufen. Als ,,Herbsthen-" war er schließlich für die Weinernte verantwortlich. Alljährlich fand die Wiederwahl oder die Entlassung aus dem Amt statt. Die Stelle des Binger Amtmanns war infolge der bescheidenen Einkünfte, kostspieliger Aufwendungen und des notwendigen Verzichts auf andere Präbenden nicht sehr begehrt. Der Amtmann leistete dem Domkapitel seinen Diensteid, während ihm selbst vom Binger Schultheißen im Namen der Bürgerschaft der Gehorsamseid abgelegt wurde. Ihm oblag die Aufsicht über das Stadtregiment. Er besaß Schlüssel für den Zugang zu allen Siegeln, Urkunden, Registern und Finanzen. In den Ratssitzungen verkündete er auch die allgemeinen Erlasse des Erzbischofs sowie Reichsabschiede, d.h. Beschlüsse der Reichsversarnrnlungen, die für die Situation Bingens in Betracht kamen. Am Vorabend der Ratssitzung hatten ihm die Bürgermeister die Verhandlungspunkte vorzustellen. Für die Ämter eines Rats- oder Schöffenmitglieds wählte er aus drei Vorschlägen aus. Schließlich hatte der Amtmann weitgehende Rechte und Pflichten auf den Gebieten von Gerichtsbarkeit, Steuererhebung und Sicherheitspolizei. Die Sicherheitsbestimmungen für Burg und Stadt wurden durch die persönliche Verpflichtung des Amtmanns besonders wirksam gestaltet. Ohne Einwilligung des Kapitels durfte der Amtmann die Stadt nicht verlassen und keinem Fremden Zutritt zur Burg gewähren. Seinem Amtsbereich waren das Dorf Weiler, später auch Kempten und die Rechte des Domkapitels in Trechtingshausen und Ober- und Niederheimbach sowie die Aufsicht über das Kloster Rupertsberg und das st. Martinsstift zugeordnet. Seit 1517 trat die Verwaltung des Binger Waldes hinzu. In den Zeiten der Verpfändung des Ehrenfelser Zolls an das Domkapitel unterstand dieser seiner Aufsicht. Unter den Binger Amtleuten des Domkapitels, die den mittelrheinischen Adelsgeschlechtern entstammten, ragt Bernhard von Breitenbach hervor, der mit wichtigen diplomatischen Aufträgen von Domkapitel und Erzbischof betraut wurde. Weitere domkapitelische Beamte waren der Büchsenmeister auf Burg Klopp und der Keller, der die Gefälle des Domkapitels aus Bingen und Umgebung vereinnahmte und aufbewahrte. Besondere Aufgaben standen ihm beim Holzzoll, der Weinlese, bei Einzugsgeld und Zehntpfennig zu. Das Amt des Kellers gewann an Einfluß, er vertrat den abwesenden Amtmann. Mit der Übernahme der Stadt aus der erzbischöflichen Hoheit erwarb das Domkapitel in Bingen beträchtlichen Besitz, vor allem die kostbaren Weinberge. Die 52 Mannwerke, Lehensweinberge des Domkapitels, lagen in allen Teilen der Gemarkung. Sie wurden erblich verliehen und nicht aufgeteilt. Jeder Mannwerker durfte nur ein Mannwerk besitzen. Die Mannwerker verfügten über Zollfreiheiten, mit dem Mannwerk-Gericht auch über einen eigenen Gerichtsstand. Die rechtliche Verwaltung des Mannwerks lag beim Meier.

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Wichtigstes Organ der städtischen Selbstverwaltung war der Rat. Ihm wurden in der Ordnung des Kurfürsten Berthold von Henneberg gewisse Privilegien und Freiheiten garantiert. Aber der entscheidende Punkt war, daß keine Ratssitzung ohne Wissen und Anwesenheit des Amtmanns gehalten werden durfte. Ursprünglich setzte sich der Rat aus sieben Vertreten der Gemeinde und sieben von den 14 Gerichtsschöffen bezogenen Mitgliedern zusammen. Da sich allmählich auch die übrigen sieben Gerichtsschöffen in das Ratsgremium drängten, umfaßte dieses schließlich 21 Mitglieder. 1488 bestand der Rat aus Amtmann, Schultheiß, Meier und Vogt als den Vertretern des Domkapitels, dem Bürgermeister und je einem Mitglied der zehn Bruderschaften. Bei der Wahl der Ratsmitglieder nahm das Domkapitel den ersten der jeweils drei von den Bruderschaften vorgeschlagenen Kandidaten an. Der Rat bestimmte die Verhältnisse in der Stadt soweit nicht Anordnungen des Amtmanns in diese eingriffen. Die Binger waren eidlich zu Gehorsam gegenüber den Anordnungen des Rates verpflichtet. Der Rat setzte jährlich die Abgaben der Stadt fest, er bestimmte die Höhe des Ungeldes und regelte die Strafen (Bußen). Er sorgte für den guten Zustand der Allmende, vergab die städtischen Ämter und erließ Verordnungen. Er bestellte den Kinderschulmeister, führte die Aufsicht über das Spital und verwaltete die Schlüssel für die Aufbewahrung von Geldern und von wichtigen Urkunden mit. Als wichtigstes Amt hatte er die beiden Bürgermeisterstellen zu vergeben. Die Bürgermeister hatten die Bede und das Ungeld einzutreiben und im Sinne der Stadt zu verwenden. Zu den wichtigsten Ausgaben gehörten die Unterhaltsbeiträge für die Burgmannen, die Verpflichtungen aus den Leib- und Erbrenten-Vertraglichkeiten sowie die Löhne für die Bediensteten. Die Bürgermeister waren für Maße und Gewichte verantwortlich. Zu einer schwierigen Aufgabe wurde im Verlauf des 16. Jahrhunderts das Einsammeln der Türkensteuer. Das Ungelt sammelten die beiden Baumeister und der Baumeister-Schreiber ein. Bedeutendstes Handelsgut war der Wein. Weinungeld hatten alle Bürger zu entrichten, die Wein ausschenkten. Viele Kontrollgänge waren in diesem Zusammenhang von nöten. Die Baumeister hatten auch den Verkauf des Brotes und die Einfuhr des Getreides zu kontrollieren. Ungeld war auch von den übrigen Marktwaren und von den Marktständen zu erheben. Die eigentliche Aufgabe der Baumeister war die Überwachung des Bauwesens und die Instandhaltung der städtischen Gebäude. Dem Domkapitel standen Friede, Gebot und Verbot in der Stadt zu. Das Stadtgericht wurde von Schultheiß, Meier und Vogt als den Richtern und 14 Schöffen gebildet. Das Urteil der Schöffen war für die Bürger verbindlich, mit der Ausnahme, daß dem Domkapitel die peinliche Gerichtsbarkeit zustand, also die Befugnis, an Leib und Leben zu strafen. Appellationsinstanzen für die Urteile des Stadtgerichts waren der Amtmann und schließlich das Domkapitel. Helfer des Stadtgerichts war der Gerichtsschreiber (auch gleichzeitig Stadtschreiber) und der Büttel. Die Urteile wurden in das Gerichtsbuch eingetragen. Das Gericht setzte zusammen mit Amtmann und Rat die Abgaben fest. Alle Verkäufe, Verleihungen und Verpfändungen von Immobilien fanden vor dem Gericht statt. Ein weites Feld stellte die Verwaltung des Binger Waldes dar, bei der dem Amtmann die Oberaufsicht zufiel. Eine wohlhabende Einrichtung war das Hospital zum H1. Geist, das über größere Ländereien und Geldeinnahmen verfügte. Der Spi-

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talkeller wurde vom Rat der Stadt eingesetzt. Er hatte nicht nur die Finanzen zu verwalten, sondern stand auch dem Spital selbst vor. Neben Kranken fanden alte Menschen Aufnahme. Begehrt waren Pfründner, die Geld und Besitz einbrachten. Die Verteidigungsaufgaben regelte unter Zugriff auf die Unterstützung durch das Umland der Stadt die Mauerbauordnung von 1410 bzw. 1552. Zur Verteidigung der Stadt Bingen trugen bei: die Gemeinden östlich der Nahe, nämlich Büdesheim, Sponsheim, Grolsheim, Dietersheim, Planig, Ippesheim, Biebelsheim, Kempten, Gaulsheim, Gau-Algesheim, Ockenheim, Dromersheim, Aspisheim, Gensingen, Horrweiler, Appenheim, Ober- und Niederhilbersheim. Westlich der Nahe Waldlaubersheim, Schweppenhausen, Eckenroth, Genheim, Warmsroth, Walderbach, Waldalgesheim, Winzenheim, Bretzenheim, Langenlonsheim, Münster, Sarmsheim, Rümmelsheim und Laubenheim. Diese Dörfer waren in Bingen zollfrei, dafür unterhielten sie die Türme, Tore und Erker der Stadtbefestigung und verteidigten sie in Notfällen. In Kriegszeiten konnten sie sich in den Schutz der Mauern begeben. Die Bewachung der Mauern und der Tore war für Kriegs- und Friedenszeiten geregelt und fiel den Binger Bürgern zu. Vorsichtsmaßnahmen waren gegen unsichere fremde Elemente zu treffen. Bevorratung im Blick auf militärische Bedrohungen wurde durchgeführt, Vorkehrungen gegen Brandkatastrophen getroffen und hygienische Maßnahmen gegen Seuchen verfügt.

Handel, Politik und Kriege Die günstige natürliche Lage Bingens und die vortrefflichen Verkehrsverbindungen boten gute Bedingungen für eine kräftige wirtschaftliche Entwicklung. Handel und Handwerk bestimmten mit Markt und Kran den wirtschaftlichen Wohlstand. Die Mauerbauordnung band die Dörfer des unteren Nahetals und des Vorderen Hunsrücks wirtschaftlich an die Stadt Bingen. Die naturräumlichen Gegebenheiten waren zum Teil stärker als die territorialen Grenzziehungen. Das Getreide aus dem von der Pfalz beherrschten Hinterland und der Wein wurden über Bingen verschifft. Erst die Verfestigung der Grenzen seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert verschärfte die mainzisch-pfälzischen Zollgegensätze. Handel und Umschlag in Bingen verloren dementsprechend an Bedeutung. Aus der notgedrungen sich entwickelnden Gepflogenheit der ,,Furkaufer", Getreide in weit entfernten Bereichen aufzukaufen, entstand ein bedeutender Binger Fernhandel, der den Rückgang der pfälzischen Einfuhren ausgleichen sollte. Für das wichtigste Ausfuhrgut, den Wein, waren die Handelsbedingungen sorgfältig geregelt. Die beliebten Binger Weine wurden von den Kaufleuten aus den Niederlanden erstanden, sie fanden auch in Ostdeutschland und in Polen Absatz. Bingen besaß Stapelrecht für seinen Salzhandel, wobei das Salz von Köln oder den Niederlanden (Baiensalz) per Schiff angeliefert wurde sowie in Notzeiten auch für durchgeführtes Getreide, das dann in Bingen festgehalten wurde, obwohl es für den Niederrhein oder die Niederlande bestimmt war. Von den Rheinschiffen herantransportiert wurden weiter gesalzene Fische als Massengut, aber auch etwa kostbare Tuche, die im Kaufhaus ausgelegt wurden. Der Binger Wochenmarkt war vom Handel mit eigenen Produkten, Umschlag und Transit bestimmt. Die alten Vergünstigungs-Briefe waren bei Stadtbränden ver-

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tere Forderungen folgten, so daß Amtmann und Rat 1552 die Binger Mauerbauordnung erneuerten, die die Verteidigungskraft der Stadt vergrößerte. Als im März 1552 der Zug der aufständischen evangelischen Reichsfürsten auf seinem Marsch nach Süddeutschland den Binger Raum berührte, suchte der Rat der Stadt um Hilfe beim Domkapitel nach. Dieses schickte zur Unterstützung von Söldnern, die angeworben wurden, 100 Hakenschützen von Mainz nach Bingen. Nach 14 Tagen wurden die Mainzer Truppen wieder abgezogen. Am 1. August des Jahres wurde Bingen von den Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg eingenommen, der die geistlichen Stifte bedrohte und plünderte. Die Binger Martinskirche wurde ausgeraubt. Die Äbtissin vom Rupertsberg erreichte durch ein Bittgesuch bei Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz die Verschonung ihres Klosters. Ende August 1552 entband Kaiser Kar1 V. die Stände des Mainzer Erzstifts von ihren Eiden gegenüber der französischen Krone, die der Markgraf Albrecht Alcibiades abverlangt hatte. Im Vorfeld der politischen Vorgänge, die das Ringen des Dreißigjährigen Krieges vorbereiteten, hat Bingen infolge seiner günstigen Lage gelegentlich als Verhandlungsort eine gewisse Bedeutung erlangt. Im Juni 1614 trafen sich in Bingen unter dem Mainzer Kurfürsten Johann Schweikard von Kronberg die Stände des katholischen Bündnisses der Liga für den rheinischen Teil, um das rheinische Direktorium dieses großen katholischen Bündnisses in einen ober- und einen niederrheinischen Bezirk zu teilen. Auch eine Reihe von kurrheinischen Kreisversammlungen hat sich seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Bingen getroffen. Von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges blieb Bingen anfangs verschont. Beim Vormarsch der Schweden wurde die Stadt mit der Kapitulation von Mainz kampflos dem Feind überlassen, der bis Sommer 1635 Bingen besetzt hielt. Am 9.5.1632 war das Kloster Rupertsberg von den Schweden zerstört worden. Zwischen 1630 und 1640 traf auch das Dorf Dietersheim das Los völliger Zerstörung. Ende Juni 1635 befreiten die Kaiserlichen die Stadt, mußten aber ihrerseits arn 12. August vor den Truppen des Herzogs von Weimar und des französischen Kardinals de la Valette kapitulieren. Damals fiel Büdesheim der Zerstörung anheim. Die neue schwedisch-französische Besatzungsmacht bedrängte die Binger Bürgerschaft mit Kontributionen, bis die Stadt am 9.1. 1636 von den Schweden geräumt und von den Mainzer Soldaten wieder besetzt wurde. Die finanziellen Belastungen blieben nach wie vor hoch, mußten doch die Bürger die kaiserlichen Truppen versorgen und die Kontributionen für Kurfürst und Domkapitel entrichten. Spanische und bayerische Soldaten sollten in kurzer Abfolge der Stadt Sicherheit verschaffen. Am 21.1 1. 1639 wurde Bingen dann von den verbündeten Weimarianem und Franzosen eingenommen. Bis August des folgenden Jahres folgte die schwerste Zeit während des ganzen Krieges für die Stadt. Zeitweilig befand diese sich zwischen den Fronten der Weimarianer auf der einen und Spaniern und Bayern auf der anderen Rheinseite. Spanier und Bayern, dann die Kaiserlichen, versuchten die weimarischen Besatzungstruppen in Bingen zur Übergabe zu zwingen. Erst arn 15.8. 1640 gelang den kaiserlichen Truppen nach zweitägiger Kanonade die Einnahme der Stadt, kurz danach fiel Burg Klopp. Nun bestrafte das Domkapitel den Schultheißen und die Ratsherren, die nach seiner Ansicht im Vorjahr die Verteidigung der Stadt voreilig aufgegeben hatten.

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Nach wie vor standen Einquartierungslasten an. Der Rat sah sich gezwungen, Gelder aufzunehmen. Bürger waren nicht mehr imstande, ihre Kontributionen zu bezahlen. Eine Reihe von Einwohnern zog es unter diesen Umständen vor, die Stadt zu verlassen. Mit der Zeit gestaltete sich offenbar die Lage erträglicher. Das Domkapitel ordnete 1643 eine Dankprozession zum Gedenken an die Befreiung von den Weimarianern vor drei Jahren an. Eine wieder vorübergehend nach Bingen verlegte kleine Mainzer Garnison zog Kurfürst Anselm Kasimir von Umstadt 1644 wieder ab. Der Kurfürst floh vor den unter Marschall Turenne anrückenden Franzosen und überließ dem seinerseits ebenfalls kriegsmüden Domkapitel die Verhandlungen mit den französischen Militärs. Im September kapitulierte Bingen mit Mainz. Die relativ kleinen wechselnden französischen Garnisonen hatten im Mai 1645 die Stadt vollständig verlassen. Erst im Herbst des Jahres kehrten die Franzosen wieder zurück. Mit Beginn der neuen militärischen Operationen zogen die Militärs ein weiteres Mal ab. Bingen war von August bis Dezember 1647 wieder frei von ausländischen Truppen. Ein Versuch, sich gänzlich freizukämpfen, schlug fehl. Im Winter 1647148 lagen vier französische Kompanien in der Stadt. Die Kontributionsforderungen wurden erhöht, die Resourcen schmolzen zusammen. Der Herbst 1648 brachte zwar den heißersehnten Frieden, aber noch keine Befreiung von den Einquartierungslasten.Die französischspanischen Kampfhandlungen gingen noch weiter, und die schwedischen, französischen und kaiserlichen Truppen mußten erst abgedankt werden. Da die Stadt nun nicht mehr mit Einquartierungen belastet war, mußte sie bis zum Jahresende 1648 3500 fl für die im Winterquartier liegenden Truppen des Feldmarschalls Du Tott zahlen. Im ersten Vierteljahr 1649 bezogen französische und schwedische Truppen neuerdings Quartier in Bingen. Die Lasten erreichten schließlich für die Bevölkerung ein geradezu unerträgliches Ausmaß. Der Rat schickte eines seiner Mitglieder zum Friedens-Exekutions-Kongreßnach Nürnberg, um für die gepeinigte Stadt Hilfe zu erbitten. Aber solcher Bittgesuche gab es viele. Der über diese Initiative noch mehr in Rage gebrachte Kommandant ließ im Juli 1649 den Binger Schultheißen durch 30 Soldaten mit brennenden Lunten auf die Burg Klopp führen und dort gefangensetzen. Im Juni 1650 verließen die Franzosen endlich die Stadt. Bingen mußte nun für über ein Jahrzehnt eine kurmainzische Garnison aufnehmen und für deren Unterhalt aufkommen. Während des Dreißigjährigen Krieges hatten in der unmittelbaren Umgebung Bingens keine entscheidenden militärischen Auseinandersetzungen stattgefunden, aber die Bevölkerung hatte unter zahlreichen Durchzügen und sehr großen Kontributionsforderungen zu leiden gehabt. Am meisten Schaden dürfte die Gemeinde Dietersheim genommen haben, die vorübergehend völlig unbewohnt war. Nur langsam erholten sich die Stadt und die umliegenden Dörfer von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Die Stadt hatte jetzt auch zu den Aufwendungen des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673) für Kaiserwahl und -krönung beizutragen. Die finanziellen Belastungen fielen der durch den Krieg gebeutelten Gemeinde nicht leicht. Die Burg Klopp und die Stadtmauern mußten wieder instand gesetzt werden. Nach der großen Pest von 1666 folgten die Auswirkungen der Angriffskriege König Ludwigs XIV.von Frankreich. Im Holländischen Krieg (1672-78) brachten

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wieder Truppendurchzüge Beschwernisse. Außer Proviantlieferungen standen außerordentliche Aufwendungen, besonders auch für den Türkenkrieg des Kaisers, an. Im Pfälzischen Krieg (1688-97) traf auch Bingen 1689 das harte Schicksal der Einäscherung durch die Franzosen. Nur Hospital, Pfarrkirche, Mainzer Hof und Schulhaus blieben verschont. Die Stadtmauern mußten Bauern aus den umliegenden Dörfern niederreißen, ein Teil der Nahebrücke wurde gesprengt. Der Wiederaufbau der Stadt zog sich über viele Jahre hin. Gravierende Verluste an der Gebäudesubstanz waren in Bingen wie im gesamten Umland praktisch nicht mehr auszugleichen. Noch heute wird das im Vergleich zu damals verschont gebliebenen Landschaften deutlich. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-14) brachte Aufwendungen für die Winterquartiere der Mainzer Regimenter. Streifzüge der Franzosen und Kontributionsforderungen traten hinzu. Die Stadt war verschuldet, die zehnjährige Befreiung von Abgaben an das Domkapitel abgelaufen, nur Holzverkäufe aus dem Binger Wald brachten Einkünfte in etwas größerem Umfang. Mit dem Kölner Gläubiger für die Stadt Bingen, Mainone, kam es zu Prozessen bis zum Reichshofrat. Truppenbewegungen blieben auch in den relativ ruhigen zwanziger Jahren nicht aus. Die Lage am Rhein war insbesondere für den Austausch zwischen den kaiserlichen Erblanden und den südlichen Niederlanden von Bedeutung. Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733-35) nahmen die Franzosen 1734 Bingen ein, erhoben Brandschatzung und stellten Fourageforderungen. Der Binger Schultheiß und zwei Ratsherren wurden als Geiseln nach Meisenheim gebracht, um den gestellten Bedingungen Nachdruck zu verleihen. Vom Domkapitel in Mainz war kaum Hilfe zu erlangen. In den weiteren Auseinandersetzungen, die sich bald um die Erbfolge in Österreich und um das Schicksal des Reichs bewegten, sah Bingen von Ende Dezember 1743 bis Sommer 1744 wieder eine französische Einquartierung. Der frühere Biß hinsichtlich Brutalität und Zerstörungswut war zwar bei den Militärs nicht mehr vorhanden, aber die Sorge vor Einquartierungen und den mit diesen verbundenen finanziellen Aufwendungen blieb vorrangig. Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) waren dann endlich die Franzosen als Verbündete Österreichs nicht mehr als Feinde und Eroberer zu fürchten. Bingen hatte durchziehende kaiserliche Truppen aufzunehmen, die nach Sachsen und Böhmen unterwegs waren. Die vorübergehende Verlagerung des Kriegsgeschehens durch Friedrich 11. von Preußen an den Niederrhein brachte Veränderungen. Vor allem französische Truppenbewegungenberührten auch Bingen. Besonders drückend waren wieder die Leistungen für die Winterquartiere. Nach dem Friedensschluß folgten österreichische Truppendurchzüge in die Niederlande sowie das Passieren von Versorgungsschiffen, die Kontrollen unterzogen wurden. Der Ausbruch der Französischen Revolution führte zu einer vorsichtigen Bewirtschaftung der Vorräte. Die Kurpfalz erließ im August 1789 ein FruchtausfuhrVerbot auf den Binger Markt. Die Vorgänge in den österreichischen Niederlanden und im Fürstentum Lüttich hatten zu neuen Truppenverlegungen aus Österreich über den Rhein geführt. Seit 1792 stand das Problem der französischen Emigranten an. Bingen wurde zu einem begehrten Aufenthaltsort. Anfang Juli 1792 machte der emigrierte Prinz Conde mit seinem Gefolge in Bingen zugunsten der Brüder des französischen Königs Platz. Das Verhalten der hochmütigen französischen Gäste führte zu vielfachen Zusam-

Simmern von der raugräflichen Herrschaft zum pfalzgräflichen Herzogtum

menstößen. Die Einnahme von Mainz durch den französischen Revolutionsgeneral Custine brachte bereits Revolutionstruppen in die Nähe, obwohl die Kampagne der alliierten Truppen in Frankreich auch Bingen randlich in deren strategischen Versorgungsbereich einbezog. Am 1. November 1792 wurden französische Soldaten in Bingen und den benachbarten Dörfern einquartiert. Mit dem Eid auf die französische Konstitution am 24.2.1793, den die Binger Bürger leisteten, endete das Ancien Regime in der Stadt.

SIMMERN VON DER RAUGRÄFLICHEN HERRSCHAFT ZUM PFALZGRÄFLICHEN HERZOGTUM Sucht man auf der Hunsrück-Hochfläche nach einem politischen, verwaltungsmäßigen und kulturellen Zentrum, das über einen langen Zeitraum hin von den Eigenakzenten der Landschaft selbst geprägt und getragen wird und gleichzeitig in einer regionalen Repräsentanz an der Entwicklung Mitteleuropas teilnimmt, so kommt, wenn man den Blick zurück in das Spätmittelalter und in die Frühe Neuzeit lenkt -, nur Simmern in Frage, alle anderen bedeutenderen Kleinresidenzen sind entweder fremdbestimmtoder gehören den Tallandschaften der Nahe oder der Mosel an. Müßig ist es, Überlegungen anzustellen, welche Konsequenzen es gehabt hätte, wenn sich die Raugrafen als Dynastie erfolgreich weiterentwickelt und um Simmern einen eigenen Herrschaftsbezirk aufgebaut hätten, der nicht in den territorialen Gesamtverband der Pfalzgrafschaft einbezogen worden wäre. Man nimmt mit einigem Grund an, daß Simmern ähnlich wie KirchbergIDenZen Mittelpunkt eines Königsgutsbezirks gewesen ist, in dessen Grenzen sich die Großpfarrei entwickelte. Bei der Teilung der Hinterlassenschaft des letzten Nahegaugrafen dürfte Simmern neben anderem Besitz an Emich, den jüngeren der Erben, übergegangen sein, der sich nach seinem Burgsitz Baumburg bzw. auch Comes hirsutus und Raugraf (1 148) nannte. Die raugräflichen Besitzer von Simmern banden eine Reihe von ritterschaftlichen Geschlechtern des Umlandes an ihr bevorzugtes Dorf und stattete diese mit Lehen aus. Im August 1310 leistete der Ritter Siegfried von Löwenstein auf Simmern Verzicht, das ihm von den Raugrafen übertragen worden war. Am selben Tage, dem 5.8. 1310, wiesen die Raugrafen Georg 11. (130950) und Konrad IV. (1277-1327) der Margarethe von Katzenelnbogen, der Frau Georgs, 1 400 Pfund Heller auf das ihnen mit allen Rechten und Gülden gehörende Dorf Altensimmem mit dem Recht der Ablösung an. Die Raugrafen dachten noch ohne Zweifel an einen Ausbau ihrer Hunsrückposition. Raugraf Georg 11. von der Stolzenburger Linie beabsichtigte dies durch den Bau einer Burg zu bekräftigen. Während des Romzugs König Heinrichs von Luxemburg verpflichtete sich der Raugraf 1311 vor Cremona, die zu erbauende Burg den Grafen von Luxemburg als Lehen zu übertragen. Raugraf Georg 11. hielt zu König Johann von Böhmen aus dem Hause Luxemburg und war ein treuer Anhänger Kaiser Ludwigs des Bayern in der Zeit, als Luxemburg und Wittelsbach noch gemeinsame Anliegen in der Reichspolitik verfochten. Johann von Böhmen überließ Schloß und Stadt Altensimmern, die ihm der Kaiser verpfändet hatte, dem Raugrafen Georg als Lehen der Grafschaft Luxemburg. Der Böhmenkönig verzichtete auf die luxemburgische Lehenherrlich-

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keit und erklärte am 23.3. 1323, daß der Raugraf „fortalitium et villa Symeren" samt Bewohnern, Gerichten und Zubehör vom Erzbischof von Trier, damals Balduin aus dem Hause Luxemburg, zu Lehen empfangen könne. Am 10. Juli 1330 erhob Kaiser Ludwig der Bayer das Dorf Simmern zur Stadt. Simmern erhielt einen Wochenmarkt und die Rechte und Freiheiten der Reichsstadt Boppard. Weiter erhielt Alten-Simmern einen achttägigen Jahrmarkt. Kaiser Ludwig der Bayer entfaltete nach seiner Rückkehr aus Italien eine lebhafte Städtepolitk, die sich am Mittelrhein in einer Reihe von Privilegiemngen auswirkte. So erhielten allein im Verlauf des Jahres 1330 außer Simmern Neu-Bamberg, Winterburg, Koppenstein, OffenbachIGlan und Gmmbach Markt- oder Stadtprivilegien. Für Simmern dürfte entsprechend dem Wortlaut des Briefes von 1330 bereits eine ältere Stadtrechtsform vorgelegen haben. Gegen den Empfang von 600 Pfund Heller trug Raugraf Georg 11. das nunmehrige raugrafliche Allod Simmem am 30. l l. L330 dem Erzstift Trier zum Lehen auf. Kurfürst Balduin von Trier, der auf dem Wege von Burgenbau, Burgenöffnungen und Städteprivilegien sein erzbischöfliches Territorium in fortschrittlicher Weise ausbaute, bezog auch Simmem in seine territorialpolitischen Konzeptionen ein. Er stellte 1338 dem Raugrafen weitere Geldmittel zur Verfügung, um die Burg Simmern auszubauen. Am 23.3.1343 verbanden sich Schultheiß, Schöffen und Bürger der Stadt Simmem mit dem Erzbischof. Obwohl in der Diözese Mainz gelegen, fand Simmern in den Sammelprivilegien König Karls IV. 1346 und 1354 für das Erzstift Trier als mit Frankfurter Recht begabter Ort Aufnahme. Bereits unter Raugraf Georg 11. setzte die Auflösung der Grafschaft durch Veräußerungen und Verpfändungen als Folge von Geldnöten ein. Zuerst erfahren wir nur über den Zehntanteil Simmerns, den Raugraf Konrad 1330 an seinen Bruder verpfändet hatte. Nun verkaufte ihn dieser gegen einen jährlichen Zins von 700 Pfund Heller 1339 an den Ritter Johann von Stein und seine Frau Adelheid von Braunshorn. Die Edelhemen Gerlach von Braunshorn und Kuno von Virneburg lagen 1356 mit Raugraf Wilhelm (1344-1358), dem Sohn Georgs II., im Streit. Altensimmern scheint damals in den Interessenbereich der Pfalzgrafen gerückt zu sein. Schon vorher hatten sich auch die Grafen von Sponheim interessiert gezeigt. Als 1349 die Naumburg bei Kirn von Raugraf Georg 11. an den Grafen Walram von Sponheim verpfändet wurde, räumte eine Klausel dem Kreuznacher Grafen ein, bei Behindemng in seinem Pfand gegen 600 Pfund Heller auch in eine Hälfte der Stadt Simmern eingesetzt werden zu müssen. Bereits nach dem unglücklichen Verlauf der Stolzenberger Fehde hatte der von Geldsorgen geplagte Raugraf Wilhelm Altensimmern und das zugehörige Dorf Endilskomede (Kümbdchen) für sieben Jahre dem Ritter Hermann Fry von Pfaffenhofen überlassen. Am 1.2. 1358 verpfändete Wilhelm wegen einer größeren Schuldsumme dem Pfalzgrafen Ruprecht d.Ä. „unser Stat und Burg Altensiemren" unter Vorbehalt des Wiederkaufsrechtes. Letzteres erübrigte sich, da Raugraf Wilhelm noch 1358 als der letzte seiner Linie verstarb. Seine Erben Philipp und Konrad von Bolanden überließen im folgenden Jahr den beiden Pfalzgrafen ,,Symeren, Burg und Stad, gelegen uf dem Hundesmcke, mit iren zugehomngen, mit manschefte, Burgmanschefte, Mannen und Burgmannen", ausgenommen den Kirchensatz.

Simmem von der raugräflichen Herrschaft zum pfalzgräflichen Herzogtum

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Die über zwei Jahrhunderte währende Zugehörigkeit Simmerns zur Raugrafschaft war damit beendet. Simmern kam nun zu den älteren pfalzgräflichen Besitzungen auf dem Hunsrück und löste Rheinböllen als Hauptort des sich bildenden pfalzgräflichen Amtes ab. Noch im November 1359 ließ Kurfürst Ruprecht I. eine Steuer in seinem Kurterritorium erheben, um Otto von Bolanden den Kaufpreis für Simrnern erlegen zu können. Auch die Juden in der Kurpfalz hatten 200 Pfund Heller als Kaufhilfe beizutragen. Der pfalzgräfliche Besitz auf dem Hunsrück, der allmählich einen beträchtlichen Umfang erreichte, hat eine längere Entwicklung genommen. Zu dem altpfalzgräflichen Besitz, wie er durch König Konrad 111. 1142 dem Pfalzgrafen Hermann von Stahleck übertragen worden war, gehörte wahrscheinlich schon das sog. Alte Gericht mit Rheinböllen, Ellern, Erbach (Teil), Dichtelbach und Kleinweidelbach sowie die Vogtei über die Grundherrschaft des Klosters St. Maximin um Gondershausen. Die Vogtei über die Dörfer Nieder- und Obergondershausen gelangte im übrigen in die Hände der Ganerben von Waldeck und der Ritter Schöneck. Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1156 die Pfalzgrafschaft seinem Halbbruder Konrad von Hohenstaufen übertrug, befand sich unter der Ausstattung mit salischem Hausgut auch das Gebiet um Stromberg. Die Stromburg wurde zusammen mit Rheinböllen im 14. Jahrhundert Mittelpunkt der im Ausbau befindlichen pfalzgräflichen Ämterorganisation auf dem Hunsrück. Im 13. und 14.'Jahrhundert wurde das ,,Neue Gericht" mit Mörschbach, Wahlbach, Mutterschied sowie dem 1296 von den Grafen von Kessel erkauften Schnorbach und Ebschied ausgebaut. Der Grundbestand dieses ,,Neuen Gerichts" scheint zusammen mit Riegenroth, Kisselbach und Laudert bereits zu den äitere pfälzischen Besitzungen gehört zu haben. Mit Horn, Laubach, Bubach, Külz und Neuerkich sowie Nebenorten gingen die Reste des Reichsgutes über eine sponheimischePfandschaft nach 1302in pfälzischen Besitz ein. Das Reichslehen Argenthal, in der Hand des Reichsministerialen-Geschlechtsvon Schönburg (Obenvesel), gelangte in der Zeit von 1374-79 mit Zustimmung Kaiser Karls IV. an das Pfalzgrafenhaus. Als 1408 Wildgraf Gerhard 11. gestorben war, wollte König Ruprecht von der Pfalz die Vogtei über das Stift Ravengiersburg den Pfalzgrafen reservieren. Am 31.5. 1409 belehnte der König dann zwar den Wild- und Rheingrafen Johann von Dhaun mit den pfälzischen Lehen, behielt sich aber die Vogtei über Ravengiersburg in seiner Eigenschaft als pfälzischer Kurfürst vor. Der pfalzgräfliche Schutz und Schirm zeigte sich in der Folgezeit zu wiederholten Malen. Die Pfalzgrafen sind seit der Gründung des Klosters Kumbd (1 196) für zwei Jahrhunderte eng mit diesem als wohlwollende Donatoren verbunden gewesen. Seit 1420 erwarben sie die Anteile der Ritter von Treis am Kumbder Gericht. Damit ging auch das Anrecht an der Schutzvogtei auf sie über. Mit den Mitbesitzern des Gerichts, den Rittern von Schönberg, standen sie in beständiger Konfrontation, wobei die Vogtei eine vorteilhafte Grundlage zum Ausbau der Landeshoheit bot. Das Kumbder Gericht bestand aus Dorf und Kloster Kumbd mit Georgenhausen, Budenbach, Bergenhausen, Rayerschied, Teilen von Steinbach und Benzweiler. Bereits 1382 wurde Laubenheim an der Nahe von den Herren von Hohenfels und Reipoldskirchen an den Pfalzgrafen Ruprecht 11. verkauft und zählte dann zu dem Amt Simmern. Weiter kam im 15. Jahrhundert das Dorf Maisborn an das Amt,

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es war (1403) Lehen des Erzstiftes Trier. Gegen den Protest des Markgrafen von Baden und des Amtes Kastellaun unterstellte der Pfalzgraf die sponheimischen Anteile an Pleizenhausen, Georgenhausen und Steinbach dem Amt Simmem. Die spätmittelalterliche Verwaltung von Simmem wurde durch Pfalzgraf Ruprecht I. organisatorisch gekräftigt. Im Sommer 1361 verfügte er, daß Schultheiß und Schöffen zu Simmern wie diejenigen von Rheinböllen Gericht zu halten und zu den Heiligen zu schwören hätten, daß sie die Satzungen auf ewig einhalten würden. Mit der Erhebung von Gefällen und Steuem sowie mit der Rechtsprechung wurde der Amtmann betraut. Vor 1366 erscheinen als Amtleute Richwin von Mannendal, Dorfmann von Simmem und Ditzman von Mannenbach. Am 9.5. 1366 bestätigte Pfalzgraf Ruprecht I. Simmern die Stadtprivilegien. Noch im Juli desselben Jahres übertrug er dem Grafen Johann IV. von Sponheim-Starkenburgamtweise Stadt und Burg Simmern mit allem Zugehör. Kurfürst Ruprecht I. geriet mit dem Grafen Walram von Sponheim-Kreuznachwegen der Rechte über Ebschied, Niederkumbd und Kümbdchen in Streit. Graf Walram leitete aus den sponheimischen Leibeigenen in diesen Dörfern die Oberhoheit und die Gerichtsbarkeit der Vorderen Grafschaft Sponheim als zuständig ab. Ebschied wurde von den Sponheimer Mannen während der Dhauner Fehde gebranntschatzt. Ein vom pfalzischen Kurfürsten bestelltes feierliches Zeugenverhör am 3.12.1368, das mit mehreren Grafen veranstaltet wurde, befragte Schultheiß, Schöffen und Bürger der Stadt Altensimmern und von Kümbdchen sowie die Schultheiße, Schöffen und Bürger der weiteren pfälzischen Ortschaften Rheinböllen, Ellern, Dichtelbach, Erbach, Mörschbach, Walenbach, Schnorrbach, Mutterschied, Kültz, Niederkumbd, Laudert, Ebschied, Bubach und ,,Holenreyn". Argenthal wurde als „Anstosser unsers des Herzogen Landes" (Nachbargemeinde) noch hinzugezogen. Der Schiedsspruch erkannte dem Pfalzgrafen die Orts- und Gerichtshoheit für Ebschied und Niederkumbd zu. Da Graf Walram das Urteil nicht anerkannte, kam es erneut zu einer Fehde. Der Sponheimer Graf entlohnte im Sommer 1371 seine Parteigänger und Helfer. Im Rahmen des Gesarntaufbausdes Kurterritoriumswar die Zuordnung der pfalzgräflichen Hunsrückgebiete um Simmern entsprechend den jeweiligen übergreifenden großen Ordnungen unterschiedlich bestimmt. Der pfälzische Fideikornmiß von 1368 berücksichtigte Simmern nicht als integrierten pfalzgräflichen Bestandteil der Gebiete, die nicht verpfändet und nicht entfremdet werden durften, während in der sog. Rupertinischen Konstitution des Jahres 1395 Simmern und Stromberg dem Fundus des Kurpräzipuums einverleibt waren, der von Teilungen ausgeschlossen war. Bestimmend für die Zukunft Simmerns im Rahmen des Gesamthauses Pfalz wurde die große Teilung König Ruprechts von der Pfalz im Jahre 1410 unter seine vier Söhne. Pfalzgraf Stephan (1410-1459) erhielt als jüngerer Sohn die Gebiete der Grafschaft Zweibrücken sowie die Besitzungen und Rechte auf dem Hunsrück. Das waren Burg und Stadt Simmern, der ehemalige Reichsgutskomplex um die mit Stadtrechten begabten Gemeinden Laubach und Horn sowie Argenthal ,und der Hundesmck zumal und ganz, was die Herrschaft darauf liegen und fallen hat", die ehemailge Reichsburg Wildburg im Soonwald, das Dorf Laubenheim an der Nahe, weiter ein Drittel von Tal und Veste Stromburg und die Hälfte von Burg Waldeck.

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Mit seinem Bruder, dem Kurfürsten Ludwig III., besaß Stephan noch einige weitere Burgen und Dörfer in Gemeinschaft. Weiter fielen an die neue Zweibrücker Linie durch die Heirat Stephans mit der Erbtochter Anna von Veldenz 1444 die Grafschaft Veldenz und der veldenzische Anteil an den beiden Grafschaften Sponheim. Unter Einschluß des ,,Alten Gerichts Rheinböllen" und der Propstei Ravengiersburg wurde so bereits das Territorium des späteren Fürstentums Simmem deutlich. 1599 bestand dieses 1. aus der Stadt Simmem mit Kümbdchen, 2. dem „Neugericht" mit der Schultheißerei Kumbd, Külz, Neuerkirch, Laubach, Horn, Bubach, Kisselbach, Mörschbach, Wahlbach, Mutterschied, Argenthal, Ellern und Rheinböllen, weiter 3. aus der Schultheißerei Gondershausen und 4. der Propstei Ravengiersburg. Der erste der Zweibrücker Herzöge, Stephan, residierte anfänglich bei seinem Veldenzer Schwiegervater in Meisenheim. Seiner Ehefrau Anna von Veldenz verschrieb er für den Fall seines Ablebens Burg und Stadt Simmem als Witwensitz im Werte von 10 000 Goldgulden, eine jährliche Rente von 600 Goldgulden sowie als Morgengabe 4 000 Goldgulden auf das Dorf Laubenheim. Vorrangig war für den Herzog die Sicherung der Veldenzer Anteile an der Vorderen und Hinteren Grafschaft Sponheim, deren Landesherren 1414 bzw. 1437 ausgestorben waren. Neben weiteren territorialen Erwerbungen auf dem Hunsrück von geringerer Bedeutung fiel 1448 in der Oberpfalz eine wichtige Erbschaft an, die Stephan für 96 000 Goldgulden an seinen Bruder Otto von Pfalz-Mosbach verkaufte. Unter den in diesem Zusammenhang gewährten Sicherheiten befanden sich auch die Rheinzölle von Kaub und Bacharach. Als herzogliche Amtleute in Simmem, das Stephan gelegentlich aufsuchte, aber nicht zur Residenz wählte, erscheinen Heinz von Randeck und Nikolaus Langwerth von Simmem. Von den sieben Kindern des Herzogspaares wurde der älteste Sohn, Friedrich (geb. 1417) zum eigentlichen Begründer der Simmemer Fürstenlinie. Sein Bruder Ludwig der Schwarze erhielt Zweibrücken und Veldenz. Zwei Brüder schlugen die geistliche Laufbahn ein. Johannes, der jüngste Sohn, wurde Bischof von Münster und dann Erzbischof von Magdeburg. Der älteste Sohn Herzog Stephans, Friedrich I. (1459-1480), hatte 1459 Simmem und den veldenzischen Anteil an der Grafschaft Sponheim erhalten, - nicht die Grafschaft Veldenz selbst. Von dem sponheimischen ,,Schloß" Kastellaun aus betrieb Friedrich den Ausbau des Schlosses Simmem zu seiner endgültigen Residenz, von der er den Namen „Cynonotus", der ,,Hurisrücker", erhielt. Die Dörfer südlich der Nahe wurden bis auf das Amt Bolanden großenteils veräußert. Herzogtum und Residenzstadt erlangten ihre repräsentativen Einrichtungen. Der Burgen- bzw. Schloßbau für residenzielle Zwecke erhielt mit Friedrich I. entscheidende Ansätze. Das schließlich entstandene ,,Alte Schloß" war wohl ein schlichter rechteckiger Bau mit zwei flankierenden Ecktournellen. Im Roten Haus" befand sich die auf Grund eines kaiserlichen Privilegs bereits von Herzog Stephan eingerichtete Münze, die 1598 geschlossen wurde. In ihr wurden vom Pfennig bis zum Gulden die meisten gebräuchlichen Münzsorten geprägt. Nach der Zerstörung des „Alten Schlosses" (1689) wurde 1708-12 das ,,Neue Schloß errichtet, eigentlich nur noch ein Verwaltungsgebäudefür das Oberamt Simmem. Die Befestigung (1377

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,,feste Stadt") war spätestens 1431 abgeschlossen. Auch sie wurde 1689 zerstört, notdürftig wiederhergestellt und 1703 abermals niedergerissen. Eine wichtige Sozialgruppe stellten wie auch in Kreuznach die Mannen und Burgmannen in Sirnmern dar, die auch über Burghäuser in der Stadt verfügten. Die üblichen Burglehenverträge sicherten Entlohnung und Pflichten, die Befreiung von Frondienst, Wachen und Pfortenhut. Verstrickt in Streitigkeiten unter den pfalzgräflichen Verwandten um Kurwürde und sponheimisches Erbfünftel, blieb Herzog Friedrich doch auf seine neutrale Stellung bedacht. Zusammen mit dem Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz hat Herzog Friedrich von Simmern 1475 die kurpfalzische Landesordnung mit veröffentlicht, die von strengem patriarchalischen Geist geprägt ist. Im religiösen Bereich waren die Simmerner Herzöge bestrebt, die Krise, die sich im klösterlichen Leben in ihren Landen zeigte, zu beheben. Friedrichs Vater Stephan hatte 1448 zur Erneuerung und Festigung der Klosterzucht in Ravengiersburg die Reformvorstellungen der Windesheimer Kongregation eingeführt. Der Sohn machte in Sponheim zwangsweise die Bursfelder Reform zur Erneuerung des Klosterlebens verbindlich. Widerspenstige Mönche wurden aus Ravengiersburg und Sponheim vertrieben. Der Herzog trug Sorge für die neugegründete Kirchberger Klause für Nonnen der Augustinerregel, für das Zisterzienserinnen-Kloster Kumbd und für das Frauenkloster Katharinenthal bei Roxheim. Als Verehrer von Reliquien zeigte er sich, als er 1504 den Brüdern des Klosters Wolf Haare der Mutter Gottes überschickte. Die Erbauung der Heilig-Kreuzkapelle in Simmern offenbart weiter den frommen Sinn des Landesherm. Herzog Friedrich heiratete Margarete von Egmont, Tochter des Herzogs von Geldern, nachdem die Verlobung mit einer Tochter Herzog Ernsts von Österreich gescheitert war. Von den zehn Kindern wurde der älteste Sohn, Stephan, Pastor von Kirchberg, einer einträglichen Pfarre. Vier Töchter traten in Klöster ein. Der verstorbene Herzog fand seine Ruhestätte 1480 in der Kirche von Ravengiersburg. Der Vater war, als er 1459 in Simmern verstarb, noch in der Schloßkirche in Meisenheim beigesetzt worden. Die Nachfolge im Fürstentum Simmern trat Herzog Johann I. (1480-1509) an, der drittgeborene Sohn Friedrichs. Johanns nächstälterer Bruder war bereits als Säug1jng verstorben. Die Kurpfalz wurde damals durch den bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg um das Landshuter Erbe in eine katastrophale Niederlage hineingerissen. Eine große Koalition von Gegnern, König Maximilian I., die Herzöge von Bäyern-München, der Landgraf von Hessen, der Herzog von Württemberg, aber auch der Pfalzgraf von Zweibrücken-Veldenz, überzog die kurpfalzischen Gebiete, zerstörte und plünderte. Auch Herzog Johann bezog keine deutliche Position für seinen kurfürstlichen Verwandten in Heidelberg, schützte dadurch allerdings seine Lande vor der sicheren Zerstörung. Immerhin war der Herzog in der Vorderen Grafschaft Sponheim auf Kosten der Markgrafen von Baden zu weiteren Anteilen gelangt. Nicht zuletzt in Würdigung der neutralen Haltung Johanns im gerade befriedeten Landshuter Erbfolgekrieg, der Kaiser Maximilian I. wertvolle Gewinne gebracht hatte, stattete dieser dem Herzog von Simmern sowie dem gelehrten Abt Trithemius in seinem Kloster Sponheim im Jahre 1508, wenn man dem Bericht des letzteren Glauben schen-

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ken darf, einen Besuch ab. Zwischen Herzog, herzoglichem Kanzler und Abt kam es im übrigen zu einem Zerwürfnis. Die gewaltsamen Eingriffe Johanns I. in das Kloster, das zur Vorderen Grafschaft Sponheim gehörte, negierten die vordersponheimischen Mitrechte der Kurpfalz. Der buchgelehrte Abt, der dem Herzog sogar Werke gewidmet hatte, schien sich die persönliche Antipathie des Herzogs zugezogen zu haben, der sich in der Pose des Bücherfeindes gefiel. Als während der Abwesenheit des Abtes Bedienstete aus Simmern die Abtswohnung im Wohnheim durchwühlten und die mit ihrem strengen Vorgesetzten verfeindeten Mönche noch vollends aufhetzten, kehrte Trithemius nicht mehr nach Sponheim zurück. Der Verlust für den Nahe-Hunsrück-Raum, den der Weggang des Abtes brachte, war sicherlich in hohem Maße bedauerlich. Gerade das Fehlen an bedeutenden Gelehrten in dieser Region hat die Aufmerksamkeit vielleicht zu sehr auf Trithemius gelenkt und ihn dementsprechend harter Kritik unterzogen. Zeigte sich der Simmerner Herzog also der Buchgelehrsamkeit nicht ausgesprochen günstig gesonnen, so hat er doch durch anspruchsvolle Gebäude in seiner Residenzstadt seinen Sinn für die Baukunst bekundet. Ein neues Rathaus am Fruchtmarkt und die Stephanskirche, zu deren Erweiterung 1486 der Grundstein gelegt wurde, sind dafür Zeugen. Mit der Grundsteinlegung von 1486 nahm ein fast völliger Neubau der Stephanskirche seinen Anfang. Der beeindruckende Sakralbau, dessen Baumeister nicht bekannt ist, weist stilistische Merkmale der Frankfurter Schule des Matern Gerthener auf, dessen Schüler Philipp von Gemünd in Meisenheim und in Monzingen tätig war. Der Bau wurde noch vor dem Ableben Herzog Johanns vollendet. Herzog Johann wurde in der neuerbauten Fürstengruft in der Stephanskirche in einer aufwendigen Trauerfeier, an der 150 Geistliche sowie die Amtleute des Fürsten teilnahmen, beigesetzt. Das Epitaph für den verstorbenen Herzog wurde erst 1522 von Meister Jakob Kerze, der in Trier und Koblenz arbeitete, in der Zeit des Durchbruchs der Frührenaissance in der Bildhauerkunst angefertigt. Es zeigt den Fürsten im Maximilianharnisch mit Schwert, in selbstbewußter betender Haltung. Künstlerisch vielleicht wertvoller noch war das Grabmal von Johanns Ehefrau, einer Tochter des Grafen Johann 111. von Nassau-Saarbrücken, die er 1479 geheiratet hatte. Wohl schon als Siebzehnjähriger übernahm Herzog Johann 11. (1509-1557) die Nachfolge. Gingen auch ihm die Eigenschaften, für die sein Vater gerühmt wurde, Biederkeit, Realitätssinn, Friedensliebe, Frömmigkeit und treue Sorgfalt für sein Land, nicht ab, so hat er es verstanden, diese landesväterlichen Tugenden durch einen großen Zug zu erhöhen. Er wurde in seiner fast 50 Jahre währenden Regierung zu dem wohl bedeutendsten frühneuzeitlichen Landesherm des Nahe-Hunsrück-Raumes überhaupt. Von den Zeitgenossen wurde er eben auch als der hochherzige Förderer und Freund der Wissenschaften und der Künste mit einem Anflug von Hochachtung und Respekt gerühmt, weil diese Herrscherleistung sich in einer Landschaft vollzog, die rau und unwirtlich, deren Pflege nicht eben leicht machte. Am Hofe des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, seines Verwandten, hatte er eine gute Ausbildung erhalten. Geschichte war sein Lieblingsfach. Die Historie des bayerisch-pfälzischen Herrscherhauses hat er auch selbst in einer umfangreichen Reim-

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chronik niedergeschreiben, darin Trithemius nicht unähnlich. Weiter verfaßte er eine bayerische Genealogie. Die Lateinschule in Simmem wurde von ihm begründet. In einem Seitenflügel des Simmemer Schlosses (dem Roten Haus) ließ er eine Druckerei einrichten, die besonders historische und humanistische Schriften druckte. Leiter war der fürstliche Sekretär, dann Kanzler, Hieronymus Rodler, einer der engsten Mitarbeiter des Herzogs. Auf Veranlassung des Landesherm wurden unter anderem gedruckt: „Ein schön nützlich Büchlein zur Unterweisung des Messens" (1531), das große Beachtung fand, das sog. Rüxnersche Tumierbuch, in dem der Herold Rüxner 36 Turniere beschrieb, und der Prosaroman „Die Haymonskinder" (1535), für den der Herzog selbst die französische Vorlage übersetzt haben mag. Der Herzog korrespondierte mit vielen Gelehrten seiner Zeit. Von ihm stammen die Angaben über den Hunsrück in der bekannten Kosmographie des Sebastian Münster, die in Basel erschien. Der Herzog war auch im Geschmack der humanistischen Wissenschaftsbestrebungen ein Freund von Astronomie und Astrologie, als den Fertigkeiten, aus dem Lauf der Gestirne das Schicksal der Menschen zu erkennen. Schließlich hat sich dieser über die Ansprüche des Alltags eines Regenten weit herausragende anspruchsvolle Geist auch als Holzschnitzer künstlerisch betätigt, lagen doch die großen Wälder des Hunsrücks sozusagen vor seiner Tür, um den Anstoß zu geben. Bedeutsame Bildhauer arbeiteten in Johanns Regiemngszeit an kunstvollen Grabdenkmälern in der Stephanskirche. Es handelt sich dabei vor allem um das 1554 gefertigte Grabdenkmal für die Mutter Johanns II., die 1521 verstorbene Herzogin Johanna von Nassau-Saarbrücken, weiter um ein Inschriften-Epitaph für die 1553 in jugendlichem Alter verstorbene Enkelin, Pfalzgräfin Alberta, und schließlich um die Grabdenkmäler für den Herzog Johann 11. selbst, zusammen mit seiner Gemahlin Beatrix von Baden, die schon 1535 verstarb.- Die zweite Frau des Herzogs, Maria Jakobea von Öttingen, erhielt ein eigenes Epitaph. Die Frage nach den Meistem von zweifellos künstlerischem Rang ist noch nicht ganz geklärt. Die ältere Literatur sprach von dem „Unbekannten Meister von Simmern". Der weitere Ansatz, in den Arbeiten frühe Werke von Johann von Trarbach zu sehen, der die Spitzenleistung der Simmerner Bildhauerwerkstatt darstellt, wird heute zugunsten des Trierer Bildhauers Hans abgelehnt, dessen Simmerner Werkstatt dann von Johann von Trarbach weitergeführt wurde, der 1557 die Ernennung zum herzoglichen Hofbildhauer erhielt. Die Mutter Johanns von Trarbach war eine Tochter des Trarbacher Amtmanns und Landschreibers Jost von Koppenstein, die gewissermaßen mit ihrem Schicksal die Entwicklung einer Hunsrücker Bürgerschicht andeutet, bestehend aus Hofleuten, Beamten und Künstlern. Die Fürsorge des Herzogs für seine Residenzstadt Simmern äußerte sich in dem 1532 von Karl V. verliehenen Marktprivileg (Martini-Markt und Viehmarkt) und in der Stadtordnung (1555), die 1574 von Pfalzgraf Reichard erneuert wurde. Bedeutend ist Herzog Johanns 11. Tätigkeit in der Reichspolitik. Kaiser Karl V. übertrug ihm das hohe Amt des kaiserlichen Kammerrichters, das er von 1536-39 wahrnahm. Auch Sponheimer Grafen waren gelegentlich Vorsitzer des höchsten Reichsgerichtes im Spätmittelalter gewesen, für die Motivation des geschichtskundigen Herzogs vielleicht nicht unwesentlich. In seiner wichtigen Funktion nahm der Herzog an den Reichstagen von 1521,1524,1530,1532 und 1534 teil. Die wohl bedeu-

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tendste Aufgabe übernahm Herzog Johann II. 1523, als er als Statthalter des Kaisers an die Spitze des Reichsregimentes in Nürnberg trat, eine wichtige Errungenschaft im Verständnis der Reichsreform, der bei Abwesenheit des Kaisers die Verwaltung des Reiches zukommen sollte. Eingehend hat sich der Herzog mit der Kirchenfrage beschäftigt. Seine politische Betätigung im Umkreis des über alle Zweifel erhabenen orthodox altgläubigen Kaisers Kar1 V. ließ ihn davon Abstand nehmen, die Reformation in seinem Herzogtum öffentlich einzuführen. Ähnlich wie Erasmus von Rotterdam schätzte er zudem die Einheit der Kirche als das vorrangige Ziel ein. Obwohl Herzog Hans Luthers Schriften bewunderte und beispielsweise auch zu Ulrich von Hutten gute Beziehungen unterhielt, blieb er wohl beim alten Glauben. Gegen kirchliche Mißbräuche ist er allerdings streng eingeschritten, was sich besonders in Ravengiersburg auswirkte. Auch die Landesordnung von 1549 atmet einen strengen landesväterlichen Geist, der die Nähe zur evangelischen Haltung signalisiert. Der Bericht über die Visitation des Jahres 1550, die der Erzbischof von Mainz in den Kirchen und Klöstern des Hunsrücks durchführen ließ, zeigt bereits nachhaltige Auswirkungen der reformatorischen Volksbewegung. Die Altaristen waren mit wenigen Ausnahmen bereits verheiratet und lutherisch. Sorgen machte sich die in alle Richtungen eines verantwortungsvollen Regentendaseins hinein sich betätigende wache Persönlichkeit um das Schicksal der vom Aussterben bedrohten Heidelberger Kurlinie. Die Nachfolge kam dabei auf die Simmern-Zweibrücker Fürstenlinie ansprüchlich zu. Gerüchte liefen um, der Kaiser beabsichtige, die nach dem Landshuter Erbfolgekrieg in ihrem Bestand nicht mehr unerschütterliche Kurwürde nach dem Erlöschen des Heidelberger Hauses an das Herzogtum Bayern zu übertragen, dessen Inhaber bereit waren, jede Schwäche der mit dem Protestantismus sympathisierenden ungeliebten Wittelsbacher Vettern am Rhein zu nutzen. Auf dem Disibodenberg (1541), in Heidelberg selbst (1545) und in Simmern verhandelten die pfalzgräflichen Verwandten aus Zweibrücken und Simmern im Geiste familiären Gemeinsinns. Der Heidelberger Sukzessionsvertrag des Jahres 1553 brachte dann die Entscheidung zugunsten der Nachfolge der Simmerner Linie im pfälzischen Kurfürstentum. Herzog Johann 11. hatte sich mit der Markgräfin Beatrix von Baden-Hochberg vermählt. Das badische Markgrafenhaus war durch das gemeinsame Regiment von Simrnern und Baden in den beiden Grafschaften Sponheim weiter an Simrnern herangerückt. Schon die Errichtung des Kondominats Sponheim beruhte auf verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen pfalzgräflichen und markgräflichen Familienmitgliedern. Beatrix brachte die Anwartschaft auf eine Mitgift von guten 10 000 Gulden ein und erhielt die Burg Dill als Witwensitz zugewiesen. Von den 12 Kindern aus dieser Ehe gingen fast alle Töchter den Weg in das Kloster. Lediglich Elisabeth heiratete einen Grafen von Erbach, Sabine den unglücklichen Grafen von Egmont, der auf dem Schafott endete. Nach dem Weggang des ältesten Sohnes, Friedrichs II., nach Heidelberg, übernahmen dessen Brüder, Georg und anschließend Reichard die Herrschaft. Beatrix von Baden verstarb 1535 im Alter von 43 Jahren. Johann 11. heiratete mit 62 Jahren noch einmal die junge Gräfin Jakobea von Öttingen. Die prächtige Hochzeit wurde von dem Schwager, Rheingraf Philipp Franz, auf Schloß Dhaun ausgerichtet. Das

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ungleiche Paar hielt mit 80 Reit- und Wagenpferden seinen Einzug in Simmern. Aber schon im Mai 1557 verstarb der Ehemann. Seine hinterlassene junge Witwe heiratete in zweiter Ehe den Freiherm Johann von Schwarzenberg. Auch sie fand in der Stephanskirche ihre letzte Ruhestätte. Johanns äitester Sohn, Herzog Friedrich 11. (1557-1559), verbrachte in seiner Jugend einige Jahre an Fürstenhöfen von europäischem Rang, unter anderem in Nancy, Lüttich und Brüssel. Als Achtzehnjähriger nahm er 1532 als Befehlshaber einer kleinen Truppeneinheit am Feldzug gegen die Türken in Ungarn teil. Eine Lanze in der Epitaphienkapelle der Stephanskirche erinnert noch an diese Episode. Der junge Herzog war also standesgemäß auf die künftigen Aufgaben landesherrlichen Regiments vorbereitet. Den Abschluß dieses Lebensabschnittes bildete 1537 die Heirat mit Maria, Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Kulmbach. Die Ehe mit der Tochter eines protestantischen Reichsfürsten lag sicher nicht im Sinne Kaiser Karls V., machte den Herzogssohn aber für Überlegungen im Blick auf eine Übernahme der Heidelberger Kur durchaus tauglich. Das Paar nahm Wohnung auf der Kauzenburg in Kreuznach. Aus der Ehe gingen l l Kinder hervor, die zum Teil durch ein tragische Schicksal getroffen wurden, das geradezu an einen Fluch glauben lassen konnte, der über der Familie lag. Die älteste Tochter verstarb mit 15 Jahren, der zweitälteste Sohn ertrank während seines Studienaufenthalts in Frankreich bei einer Bootsfahrt auf der Loire im selben Alter, ein weiterer Sohn, der bereits als Jüngling das Rektorat der Heidelberger Universität bekleidet hatte, fiel im niederländischen Freiheitskrieg. Eine andere Tochter verbrachte mehr als zwanzig Jahre ihres Lebens zusammen mit ihrem Mann in der Gefangenschaft. Man kann mit Fug und Recht argumentieren, daß die Lebensschicksale in einer vielköpfigen Familie des 16. Jahrhunderts nicht alle den Vorstellungen einer frommen Hauspostille entsprechen können, aber der Katalog dieser Schicksalsschläge ist grausam. Der Vater dieser Generation von Söhnen und Töchtern, Herzog Friedrich II., führte ein bewegtes Leben. In den Zeiten der Abwesenheit Johanns 11. leitete er auch zuweilen die Regierungsgeschäfte in Simmern. Während des Schmalkaldischen Krieges residierte er auf der Plassenburg seines Schwagers, des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, als Statthalter. 1556 übernahm er die pfalzische Statthalterschaft in der Oberpfalz. Zu den finanziellen Sorgen gesellten sich die familiären Schicksalsschläge. Gefördert durch den Einfluß seiner Frau, wurde der Herzog für den evangelischen Glauben gewonnen. Er bewunderte die Standhaftigkeit des Herzogs Wolfgang von Zweibrücken während des Augsburger Interims (1548).Mit der Übernahme der Regierungsverantwortung begann Friedrich mit der Einführung der Reformation. Seinem Amtmann Friedrich von Schönberg in Trarbach in der Hinteren Grafschaft Sponheim teilte er seinen Entschluß mit,". ..an alle furnempste Orte Deins Ampts gelerte, gotsfurchtige und fromme Lerer und Predicanten uffzustellen und zu verordnen, die unser christlichen Religion und Glauben gemeß das Wort Gottes verkundigen und die Sacramente reichen". Messe und andere Mißbräuche, „greuliche Abgotterei", seien hinkünftig abzustellen.'Eine Visitationskommission, der simmerische Kanzler und zwei Pfarrer, wurden in die Gemeinden geschickt, um die Besetzung der Pfarrstellen zu ordnen. Der frühere Hofprediger in Forbach bei Saarbrücken, Nikolaus Beuck, wurde 1557 zum Superintendenten in Simmern bestellt.

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1565 wurde Beuck von den Wild- und Rheingrafen berufen, um die Herrschaft Vinstingen zu reformieren. Als 1559 die Heidelberger Kurlinie ausstarb, fiel auf Grund der Erbverträge dem Herzog die Heidelberger Kurwürde zu. Herzog Friedrich 11. von Pfalz-Simmern wurde als Friedrich 111. Kurfürst von der Pfalz. Als Kurfürst hat er die Reformation auf die Vordere Grafschaft Sponheim ausgedehnt, aber die vordersponheimischen Pfarreien mit reformierten Geistlichen besetzt, während das Kirchentum in Simmern zunächst lutherisch blieb. Beim Regierungswechsel des Jahres 1559 ging das Herzogtum Pfalz-Simmern auf Friedrichs jüngeren Bruder Georg (1559-1569) über. Er hatte als Nachgeborener zunächst Geistlicher werden sollen und Pfründen in Köln, Bamberg und Straßburg erhalten. Zum evangelischen Glauben übergewechselt, vermählte er sich 1540 mit der bedeutend älteren Landgräfin Elisabeth von Hessen, Witwe des Pfalzgrafen Ludwig 11. Die Braut brachte 12 000 Gulden Heiratsgut mit. Der Vater, Johann II., wies ihm zur Versorgung hintersponheimischeAnteile an Birkenfeld, Herrstein, Dill und Frauenberg zu. Das Ehepaar nahm seinen Wohnsitz in der Burg Birkenfeld. Die Ehe blieb kinderlos. Einer unebenbürtigen Ehe mit der Bürgertochte Elisabeth Heyger, geadelte von Rosenfeld, entsprangen zwei Söhne, die 1566 nobilitiert wurden. Die Nachfolgekrise in Simmern war gewissermaßen vorprogrammiert. Bei Regierungsantritt Georgs in Simmem war die Reformation bereits mit Ausnahme der Klöster durchgeführt. Das Augustiner-Chorherrenstift Ravengiersburg verstand sich durch Schutzbriefe unmittelbar unter dem Schirm des Reiches. Ein Vergleich, den Herzog Georg 1560 mit Prior und Konvent abschloß, leitete die Säkularisation ein und brachte das Ende des monastischen Lebens an dieser geschichtsträchtigen Stätte. Mit einer Ausnahme nahmen zunächst alle Konventualen die Reformation an. Die Abwicklung der Auflösung des Besitzes zog sich noch hin. Das Erzstift Trier beschlagnahmte die Ravengiersburger Höfe an der Mosel. Das Reichskammergericht entschied 1562 gegen Trier. Die endgültige Aufhebung des Stiftes erfolgte dann 1566. Die Klostergüter kamen unter einen weltlichen Schaffner und flossen in die fürstliche Hofhaltung in Simmern. Die Mönche wurden zum Teil evangelische Pfarrer und heirateten. Die Aufhebung des Nonnenklosters Kumbd erfolgte erst unter Georgs Nachfolger. Herzog Georg verstarb 1569 im Alter von 5 1 Jahren. Er wurde in der Fürstengruft in der Stephanskirche beigesetzt. Der Bruder des Verstorbenen, Herzog Reichard (1569-1598), übernahm nun das Herzogtum. Gemeinsam mit Georg hatte Reichard in Löwen studiert, um sich auf den geistlichen Beruf vorzubereiten. Durch väterliche Vermittlung hatte er bereits Dornkanonikate in Mainz, Köln, Straßburg, Bamberg und Speyer erhalten. Einkünfte brachten ihm das Amt eines Administrators im Zisterzienserinnen-Stift Waldsassen in der Oberpfalz und die Pastorenstellen in Kirchberg und Bell sowie 1559 die Propstwürde von St. Viktor in Mainz. In Speyer hatte Reichard Chancen, Bischof zu werden, in Mainz scheiterte seine vom Landgrafen von Hessen unterstützte Wahl zum Erzbischof an nur einer Stimme. Grund für seine Ablehnung in Mainz waren nicht zuletzt die berechtigten Zweifel an der katholischen Gesinnung des Pfalzgrafen, dem man die Beteiligung an dem Kölner Reformationsversuch des Erzbischofs Hermann von Wied nachsagte. Rei-

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chard legte 1562 das Amt des Mainzer Dompropstes nieder und trat zum Protestantismus über. Die Stelle des Pastors von Kirchberg behielt er bis zu seinem Lebensende. Reichard liebte das Reiten und die Jagd, 1566 nahm er an einem Feldzug gegen die Türken teil. Als er mit 48 Jahren 1569 das Regiment in Simmern übernahm, umgab er sich mit einem fürstlichen Hofstaat, für den er wenige Jahre später (1573) eine Ordnung erließ, gefolgt von einer Stadtordnung für die Residenz Simmern (1574). Der in keinem Verhältnis stehende repräsentative Aufwand führte zu einer erheblichen Verschuldung, die schließlich 250 000 Gulden betrug, eine Summe, die aus den gewöhnlichen Einkünften des Landes nicht mehr auszugleichen war. Herzog Reichard hing mit Eifer der lutherischen Kirche an, unterstützt von dem gleichgestimmten Hofprediger Albrecht Hellbach. Im Streit mit seinen dem reformierten Bekenntnis angehörenden Verwandten um die Vormundschaft über den Kurfürsten Friedrich, dessen Großonkel er war, zog er mit 40 Reitern nach Heidelberg, um in einem Handstreich seine Forderungen durchzusetzen. Der Versuch scheiterte. In seiner finanziellen Ausweglosigkeit bot er schließlich 1594 dem Kurfürsten die Verwaltung der simmerischen Lande gegen eine Reihe von Konzessionen an. Der Kurfürst lehnte ab, ebenso dann Reichard das kurfürstliche Gegenangebot, das die Aufgabe Simmerns durch Reichard eingeschlossen hätte. In der regionalen Politik hat Herzog Reichard eine kräftigere Handschrift geführt als die bedrängte Finanzsituation in seinem Herzogtum erwarten ließ. Insbesondere im eher kurfürstenfeindlichen Oberrheinischen Reichskreis, dessen Majorität die protestantischen Territorien und Reichsstädte von Mittel- und Oberrhein sowie von Hessen verkörperten, verschaffte sich der Herzog einen starken Anhang. Neben dem einflußreichen permanenten weltlichen Kreisausschreibe-Amtim Oberrheinischen Reichskreis verfügte der Pfalzgraf zweitweilig über die nicht minder bedeutende Kreisobristenstelle. Erst 1574 hatte Reichard nach dem Tod der letzten Äbtissin die Güter des Zisterzienserinnen-KlostersKumbd eingezogen. Das allmähliche Versiegen des Klosterlebens war durch die Rücksichtnahme auf die Adelsfamilien bedingt, deren Töchter in dem Kloster ihr Leben verbrachten. In seinem Eheleben erwies sich der Herzog als wenig glücklich. Von seinen drei geschlossenen Ehen blieben zwei kinderlos. Von den vier Kindern aus seiner ersten Ehe mit Gräfin Juliane von Wied verstarben drei früh. Ein Schlaganfall führte bei Reichard bis zur Unfähigkeit, noch zu sprechen. Als Reichard mit 76 Jahren starb, ordnete der Heidelberger Kurfürst ein eindrucksvolle Begräbnis an. 14 Adelige trugen den Sarg, Edelknaben mit brennenden Fackeln begleiteten den Zug. Der gesamte einheimische Adel und Adelige aus der Nachbarschaft waren anwesend. Mit Reichards Tod war der ältere Zweig der herzoglichen Linie des Pfalzgrafen Stephan erloschen. Das Herzogtum Sirnmern wurde als Oberamt von Heidelberg aus verwaltet. Kurfürst Friedrich IV. führte 1598 das reformierte Bekenntnis im neuen Oberamt Simmern ein. Der Wechsel, obwohl innerhalb der protestantischen Konfessionalität durchgeführt, war hart. Die Pfarrer, die dem lutherischen Bekenntnis treu bleiben wollten, hatten ihre Pfarreien aufzugeben. Unter den Exulanten war auch der Hofkaplan Reichards, Albrecht von Hellbach, der wild- und rheingräflicher Superintendent in St. Johannisberg bei Dhaun wurde.

Simmern von der raugräflichen Herrschaft zum pfalzgräflichen Herzogtum

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Als Kurfürst Friedrich IV. 1610 seinem zweiten Sohn Ludwig Philipp (16101655) ein neues Herzogtum Pfalz-Simmern zuteilte, erlangte das Gebiet ein weiteres Mal seine Eigenständigkeit. Beim Tode des Vaters war Ludwig Philipp gerade einmal acht Jahre alt. Mit seinem älteren Bmder, dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, nahm er an dem böhmischen Abenteuer teil, das das Ringen des Dreißigjährigen Krieges einleitete und wurde in die kurpfdzische Katastrophe verstrickt. Vom Kaiser bekam auch Ludwig Philipp sein Simmerner Land als Reichsfeind abgesprochen. Für ein Jahrzehnt besetzten die Spanier als Verbündete des Kaisers den Hunsrück, den der Feldherr Spinola eroberte. Die Schweden brachten zwar anfänglich die Befreiung, aber nach ihrer Niederlage bei Nördlingen (1634) plünderten sie auf dem Rückzug auch die pfälzischen Gebiete. Ludwig Philipp vermochte die verwaisten kurpfdzischen Besitzungen nicht zu halten. Im Prager Frieden (1635) verlor Ludwig Philipp wieder seinen Simmemer Besitz und irrte mhelos mit seiner Familie umher. Stationen des Exils waren unter anderem Metz, Landau, Sedan, Meisenheim, Kreuznach und Kaiserslautern. In Sedan wurde 1640 der spätere Nachfolger Ludwig Heinrich geboren. Der Westfälische Frieden (1648) gab Ludwig Philipp die Simmerner Lande zurück, wozu auch die Vordere Grafschaft Sponheim anteilmäßig gehörte. Nun entfachte sich der Streit mit dem Neffen Ludwig Philipps, dem Kurfürsten Karl Ludwig, der ehrgeizig über die Bewahmng und Wiederherstellung der pfalzgräflichen Rechte wachte und dem Onkel die Restitution der Markgrafen von Baden in der Vorderen Grafschaft Sponheim durch eine kaiserliche Kommission nicht verzieh. Kar1 Ludwig, der seinem älteren Verwandten aus der Generation des Vaters nicht etwa dankbar für seine Stellvertretungen war, sondern ihm Unfähigkeit vorwarf, forderte seinerseitsden Wiedereintritt der Kurpfalz in Vordersponheim auf der Grundlage des alten kurpfälzischen Erbfünftels. Die Tradition sprach dafür, daß ihm dieses auch zugebilligt werden mußte. Der Ehe Ludwig Philipps mit der Markgräfin Maria Eleonore von Brandenburg entsprangen sieben Kinder, von denen fünf früh verstarben. Die Tochter Elisabeth Charlotte, die ihre Jugendzeit in Crossen an der Oder verbrachte, heiratete eine Herzog von Schlesien. Herzog Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern verstarb 1655 im Crossener Schloß. Die Leiche des Herzogs wurde von der Oder über Kreuznach nach Simmern in die Fürstengmft verbracht. Kurfürst Karl Ludwig ergriff sofort die Initiative, um auf dem Wege der Übernahme der Vormundschaft über den noch unmündigen Ludwig Heinrich das Fürstentum Simmern noch weiter zu reduzieren und den Gewinn den verkleinerten Kurlanden zuzuschlagen, die 1648 endgültig der Oberpfalz und der Bergstraße verlustig gegangen waren. Die tatkräftige Witwe Ludwig Philipps wehrte sich. Ihr Schwager, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, mahnte Kar1 Ludwig, und auch der Kaiser bestätigte 1655 das Fürstentum. Bis 1658 übte Markgräfin Maria Eleonore die Vormundschaft über ihren Sohn, Herzog Ludwig Heinrich (1655-1673) aus, die in Kaiserslautern residierte. Bei Antritt seiner Herrschaft siedelte der Herzog nach Sobernheim über. Seine Vermählung mit der Prinzessin Maria von Oranien brachte in das verarmte Fürstenhaus die respektable Mitgift von 100000 Gulden. Nach der pmnkvollen Hochzeit in

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Kleve zog das Paar in den Pfalz-Simmemer Hof in Kreuznach ein, wozu noch der Oranienhof als geschmackvolle standesgemäße Ausstattung trat. Der Farnilienstreit mit dem Heidelberger Kurfürsten blieb. Angesichts der kinderlosen Ehe Ludwig Heinrichs war dessen dynastische Position mehr als schwach. Lediglich zu seiner Base Liselotte von der Pfalz hatte der kleine Herzog erstaunlicherweise ein einigermaßen herzliches Verhältnis, wenn ihn die robuste Dame auch ob seiner fehlenden Männlichkeit der ironischen Kritik unterzog. Als der Herzog im Alter von nur 34 Jahren an einer Seuche, vermutlich der Pest, starb, versuchte sich Karl Ludwig sofort mit Gewalt des Fürstentums Simmem und des Anteils an Vordersponheim zu bemächtigen. Unter Karl Ludwigs Nachfolger, Kurfürst Karl, regelte 1682 ein Vergleich die Witwenrechte und Besitzverhältnisse. Die zwei Särge des letzten Fürstenpaares von Pfalz-Simmem befinden sich noch in der Gruft der Stephanskirche zu Simmem, das als Residenz in den letzten Jahrzehnten an den Rand gerückt war. 1673 wurde das Herzogtum wieder mit der Kurpfalz vereinigt und bildete ein Oberamt. Das Oberamt wurde nun ohne erkennbare politische Eigenaktivität in die Entwicklung der Landschaft und der Kurpfalz einbezogen. Schon gleich im Holländischen Krieg erstürmte der französische Marschall Turenne Kirchberg und bezog auch die pfälzischen Dörfer in die Winterquartiere und Kontributionsforderungen ein. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-97), der Simmem als ein allodiales Stammland der Kurlinie in die Ansprüche Ludwigs XIV. auf pfälzische Gebiete einbezog, wurden eine Reihe von Hunsrücker Burgen und vor allem das Simmemer Barockschloß zerstört. 1688 sagten die französischen Besatzer den Katholiken in Simmem das Simultaneum zu. Im folgenden Jahr zogen die Katholiken in die Stephanskirche ein. Simmern und Kirchberg wurden von den Franzosen eingeäschert. Im einzelnen wurden im Mai 1689 die Stadttürme zerstört und die Stadtmauern niedergelegt. Im September des Jahres wurden auf Anordnung General Vivans die Häuser in Brand gesetzt und das herrschaftliche Schloß gesprengt. Das offizielle kurpfälzische Simultaneum wurde 1692 von dem katholischen Kurfürsten Johann Wilhelm aus der Pfalz-Neuburger Linie eingeführt. Auf dem Hunsrück entstanden durch Zuzug neue katholische Gemeinden. Kurfürst Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg berief 1685 Karmeliter aus Boppard und übertrug ihnen die katholische Seelsorge in Simmem, Kümdchen, Mutterschied, Riesweiler und an der Wallfahrtskapelle Maria Raizenbom. Der Spanische Erbfolgekrieg, besonders das Jahr 1703, zog nicht ohne Spuren am Oberamt Simmem vorbei. Schließlich brachte auch der Polnische Erbfolgekrieg Stadt und Amt noch einmal Einquartierungen, Verpflegungsforderungen und auch Plünderungen. Nach drei Jahrzehnten Friedenszeit kamen dann die französischen Revolutionstruppen. Im Rahmen der Verwaltung der kurpfalzischen Oberämter hat das Oberamt Simmern keine Sonderrolle gespielt. Wirtschaftlich war das Gebiet nach wie vor agrarisch ausgerichtet. In diesem Zusammenhang verdient die Einrichtung eines Fruchtmarktes im Jahre 1776 für die Bauern des Oberamtes eine besondere Erwähnung. Sie ersparte den Weg nach Bacharach oder Kreuznach.

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Alzey geringfügig unterstützt wurde und den das Amt Bacharach flankierte. Nur zeitweilig unterstand auch das Simmerner Gebiet mit Rheinböllen und Argenthal der direkten Verfügungsgewalt der Kurpfalz. Als 1444 mit Friedrich nun auch das ältere Veldenzer Grafenhaus in der männlichen Nachkommenschaft ausstarb, gelangte der Veldenzer Anteil von Sponheim an den Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken, der mit der Erbtochter Anna von Veldenz vermählt war. Zur Grafschaft Veldenz gehörten Gebiete an der mittleren Mosel (Mülheim, Veldenz), um Meisenheim am Glan und um Kusel sowie Streubesitz in Rheinhessen. Veldenz und Kusel mit Teilen des alten Remigiuslandes waren Lehen der lothringischen Bistümer Metz und Verdun bzw. des französischen Erzbistums Reims. Die Gebiete Stephans, aus denen später das Fürstentum Zweibrücken hemorging, umfaßten die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern und dem Schirm über die Klöster Hornbach und Wadgassen und dem Reichslehen Kirkel, allerdings dieses Gebiet noch großenteils als Wittum an Lothringen verpfändet. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Reichspfandschaftenum Annweiler, Falkenburg und Guttenberg sowie ein Anteil an Lützelstein im Elsaß. Weitere Besitzstücke lagen am Donnersberg (Bolanden und Ruprechtseck), Weinheim bei Alzey und schließlich mit der Ehrenburg bei Brodenbach an der Mosel. Mit dem kurfürstlichen Bruder, Ludwig III., besaß Stephan einige Burgen und Dörfer an Glan, Alsenz und Lauter in Gemeinschaft. Schließlich erhielt Pfalzgraf Stephan Simmern mit einem geschlossenen Gebiet und die Vogtei über Ravengiersburg. Auf Grund des Testamentes Friedrichs von Veldenz wurde für den stattlichen, aber geographisch und besitzrechtlich zersplitterten Anteil Zweibrücken-Veldenz eine Landesteilung avisiert. Von den Söhnen Stephans sollte der ältere, Friedrich, Simmern, Stromberg, Bolanden und die Anteile an Sponheim erhalten, der jüngere, Ludwig, Zweibrücken, den Besitz in der Vorderpfalz, im Elsaß und die Grafschaft Veldenz. 1459 wurde die Teilung der beiden Linien Pfalz-Zweibrücken-Veldenzund Pfalz-Simrnern perfekt. Bereits 1437 hatten sich Baden und Veldenz darauf geeinigt, für die beiden Sponheimer Grafschaften administrative Mittelinstanzen einzurichten,diese bekleidet von einem badischen ~beramtmann'in Birkenfeld (Hintere Grafschaft Sponheim) und einem veldenzischen in Kreuznach, zusammen mit zwei Landschreibern, die die herrschaftlichen Einkünfte zu besorgen hatten. Das kurpfälzische Erbfünftel an der Vorderen Grafschaft Sponheim sollte dem seit der Goldenen Bulle von 1356 unteilbaren Bestand des Kurterritoriums nachträglich zugerechnet werden. Es blieb vorerst von der allgemeinen sponheimischen Entwicklung ausgeschlossen, während das kurpfälzische Pfandfünftel (seit 1422 eingerichtet und „Viertel6' genannt) de jure der veldenzisch-badischen Herrschaftsgemeinschaft zugezählt wurde und den ,,Gemeinsherren6'das Recht auf Rückerwerb vorbehielt. Um das kurpfälzische Erbfünftel an Vordersponheim hatte sich schon unter den Söhnen König Ruprechts von der Pfalz, Kurfürst Ludwig 111. und Pfalzgraf Stephan von Zweibrücken, ein Bruderzwist entsponnen, mit dem sich bereits 1417 König Siegmund während des Konstanzer Konzils befaßte. Ein Wormser Schiedsspruch ließ den Streit erneut aufflammen. Als der Kurfürst einige Dörfer im nördlichen Elsaß zum Verkauf anbot und einem Sohn Stephans den Straßburger Bischofsstuhl in Aussicht stellen ließ, endete die Auseinandersetzung. Die künftig gewöhnlich

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gemeinschaftlich veldenzisch (pfalz-simmerisch) - badischen Amtleute, die bis in das 16. Jahrhundert jeweils abwechselnd bestellt werden konnten, versahen die eigentlichen Angelegenheiten des Regiments. Die Landschreiber bzw. Truchsessen verwalteten Wirtschaft und Finanzen nach dem Proporz der Fünftel. Die anfänglich noch lockere Integration Sponheims in die für sich selbständigen Herrschafts- und Verwaltungssysteme benachbarter oder landesfremder Dynastien mit ihren Residenzen in Simmem, Meisenheim, Heidelberg und Baden bezog die Grafschaft langfristig in einen territorialen Nivellierungs- und herrschaftlichen Verdichtungsprozeß ein. Daß sich für die Herzöge von Pfalz-Simmem Sponheim als günstiger herrscherloser Arrondierungsbereich nicht nur vor der Haustür, sondern geradezu im eigenen Haus gelegen, anbot, ist selbstverständlich. Aber auch den Markgrafen von Baden kam der Zuwachs des sponheimischen Anteils, - berücksichtigt man die badischen geistlichen Hochstifts-Sekundogenituren im Südund Nordwesten des Reiches und die luxemburgischen Herrschaften -, durchaus nicht ungelegen. Die kurpfalzischen Absichten auf den Erwerb der ganzen Vorderen Grafschaft Sponheim schienen ihrem Ziel nach dem für Baden unglücklichen Verlauf einer großen Mainzer Stiftsfehde nahe, in der sich der Kandidat des Papstes und des Kaisers, Erzbischof Adolf von Nassau, und der vom Mainzer Domkapitel gewählte Diether von Isenburg genüberstanden. Nach der Schlacht bei Seckenheim (1462), die die Markgrafen von Baden auf der Seite der Gegner des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen sah, war Baden gezwungen, seine damals eineinhalb Fünftel an Vordersponheim dem Kurpfalzer für 45 000 fl zu verpfänden. Der Markgraf war zusammen mit seinem Bruder, Bischof Georg von Metz, in Seckenheim zum Gefangenen gemacht worden. Die Badener wurden mit dem ebenfalls zu den Besiegten gehörenden Grafen Ulrich von Württemberg im Triumph nach Heidelberg geführt. Man erzählte, daß Kurfürst Friedrich der Siegreiche seinen drei fürstlichen Gefangenen an der Tafel alles nur Erdenkliche an Feinschmeckereien kredenzen ließ, mit Ausnahme des doch so wichtigen Brotes, um an die Grausamkeit ihrer Kriegführung zu erinnern. Die übermütigen Söldner hatten die Getreidefelder der kurpfälzischen Bauern verwüstet. Die zu zahlenden Summen an Lösegeld und die damit verknüpften Abtretungen waren dementsprechend hart. Die Pfälzer haben alles unternommen, um das Ausscheiden des einzigen Nichtwittelsbachers aus dem Kondominat Vordersponheim irreversibel zu machen. Die Verwaltung wurde gestrafft, indem der badische Amtmann eingespart wurde und Privilegien erteilt, insbesondere an den Vorort Kreuznach. Im Jahre 1475 wurde eine umfassende Polizeiordnung für das Amt Kreuznach errichtet, wohl auf Initiative des Pfalzgrafen Friedrich von Simmern, und 1478 zwischen Heidelberg und Simmern abgeglichen. Die Stadt Kreuznach erhielt das Franziskanerkloster St. Wolfgang (1484), die Schenkung eines Teils der zentral gelegenen Naheinsel und die Bewilligung eines zweiten Jahrmarktes (1490). In diese untertanenfreundlicheLandschaft fügt sich allerdings nicht der Vorgang des von Trithemius berichteten Kreuznacher Aufruhrs vom 24.8. 1495, der sich gegen die Vertreter von Stadt und Herrschaft richtete und die Unzufriedenheit des mandatslosen Kleinbürgertums abspiegelte. Eine verheerende Seuche im Jahre 1502 und bald darauf im Zusammenhang mir dem Landshuter Erbfolgekriegeine sechstägigeBelagerung von Kreuznach durch

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den Landgrafen Wilhelm von Hessen und Herzog Alexander von Zweibrücken griffen an die physische Substanz von Land und Residenz. Es ist die Zeit der Wirksamkeit des bekannten Sponheimer Abtes, Gelehrten, Freundes magischer Künste und Chronisten, der sich mit dem Simmerner Landesherrn im Zwist bewegte. Johannes Trithemius (,,Heidenberg"), 1462 in Trittenheim an der Mosel geboren, studierte seit 1478 in Heidelberg und trat auf dem Rückweg in seine Heimat 1482 in das Benediktinerkloster Sponheim ein, dessen Abt er bereits 1485 wurde. Wegen seiner Gelehrsamkeit bald hochangesehen, hat er es bewirkt, daß das Kloster Sponheim in Verbindung mit seinem Namen schnell in den Humanistenkreisen nicht nur Deutschlands, sondern Westeuropas bekannt wurde. Die Sponheimer Bibliothek, die er mit Autographen und Abschriften ausstattete, genoß einen legendären Ruf. Sponheim wurde zur Pilgerstätte für die Vertreter humanistischer Gelehrsamkeit und für den aufgeschlossenen Adel. Auch Kaiser Maximilian I. hat sich dieser Wirkung nicht entzogen und hat wie auch der Kurfürst von der Pfalz dem Abt in seinem Kloster seine Reverenz erwiesen, Neben der großen Politik des Reiches hat der vielseitig interessierte Herrscher gelegentlich einige Stunden für das Gespräch mit dem gelehrten Kirchenmann abgezweigt und mit Fragen, die die Rätsel der Welt und ihre Metaphysik betrafen, konfrontiert. Wohl nie vorher und nachher ist von der kargen Hunsrück- und Soonwaldlandschaft wieder ein solches Signal für die Entwicklung der Gelehrsamkeit und der literarischen Künste ausgegangen. Der Humanismus gab als geistige Strömung noch einmal der entlegenen Klostergelehrsamkeit zwischen den Wäldern seine Chance. Neben dem kostbaren weil raren Handschriften- und Buchtext waren Ruhe, Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit in der klösterlichen Abgeschiedenheit noch ausschlaggebende. Faktoren. Von des Abtes wissenschaftlichen Arbeiten gebürt den literargeschichtlichen Aufbereitungen „De scriptoribus ecclesiasticis", ,,De luminibus sive de viris illustribus Germaniae" und ,,De viribus illustribus ordinis S. Benedicti" ein zeitgebundenes besonderes Verdienst. Seine historischen Arbeiten führten insbesondere in den späteren historiographischen Kommentierungen der älteren Darstellungen der reformationsgeschichtlichen Epoche dazu, den Abt als Fälscher zu diskreditieren. Erst die neuere gewandelte Einstellung zur mittelalterlichen und humanistischen Fälschungsproblematik hat den Abt wieder zu einem Historiographen werden lassen, der in plastischer Weise den Entwicklungsstand der zeitgenössischen Geschichtsschreibung repräsentiert. Nur das aus den überkommenen Quellen nicht zu ermittelnde Defizit der von ihren Anfängen sich aus der Heiligen Schrift harmonisch weiterentwickelnden Menschheits- und Heilsgeschichte sollte mit Hilfe von magischen Kräften, der Kabbala, wieder hergestellt werden. Der Klostermann als Angehöriger der weißen Magie hatte den inquisitorischen Geist der Kirche zu fürchten. In der sich gerade damals kräftiger entwickelnden öffentlichen Meinung wurde er mit Teufelsbündnern wie Faust in Zusammenhang gebracht. Aber er hatte auch Bewunderer. Maximilian soll sich von dem Abt seine leidenschaftlich geliebte, unglücklich gestorbene erste Frau, Maria von Burgund, in einer Glaskugel haben zeigen lassen. Politisch hat sich der Abt eines Klosters, das auf dem Territorium der Grafschaft Sponheim gelegen war, wenig klug verhalten, indem er glaubte, die Feindschaft des hintersponheimischen Mitlandesherrn, Herzog Johann I. von Pfalz-Sim-

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mern und seines Kanzlers in Kauf nehmen zu können, um sich damit die Neigung des Kurfürsten Philipp von der Pfalz (1476-1508), des großen Förderers der Heidelberger Universität und des Humanismus, zu erhalten. Im Ordensleben erwies sich der Abt als Befürworter der Bursfelder Reform, als Vertreter einer strengen Klosterzucht, was ihn im Sponheimer Konvent unbeliebt machte. Sein Weggang aus Sponheim war eine Mischung aus Enttäuschung, Resignation und Flucht. Sein letztes Lebensjahrzehnt hat er als Abt des kleinen Schottenklosters in Würzburg verbracht. In einem langwierigen Prozeß vollzog sich seit 1503 der Wiedereintritt Badens in das vordersponheimische Kondominat. Der pfälzische Kurfürst Philipp der Aufrichtige befand sich im Krieg mit einem übermächtigen Gegner um das Erbe von Landshut und war in großen politischen, militärischen und finanziellen Schwierigkeiten. Wie so oft begegnen sich wieder Familiengeschichte und Politik. Als im Jahre 1503 die Witwe des Landgrafen Wilhelm 111. von Hessen-Marburg, Elisabeth von der Pfalz, den Sohn des Markgrafen Christoph von Baden, Philipp I. (14791533), heiratete, wurden die vom Kurfürsten seiner Tochter in ihre hessische Ehe mitgegebenen 32 000 fl nun für den neuen Schwiegersohn zur Ehesteuer bestimmt und vorerst auf einige hessische Orte angewiesen. 1508 wurde dem Landgrafen von Hessen die Auslösung erlaubt. Die 32 000 fl wurden zusammen mit 10 000 fl landgräflicher Morgengabe herausgegeben. Kurfürst Philipp nahm davon 40 000 fl bar an sich, dafür wurden seinem neuen Schwiegersohn Philipp von Baden die von dessen Haus versetzten Anteile an Vordersponheim der pfalgräflchen Gemahlin Philipps und deren Leibeserben zu lebenslänglichem Genuß übertragen. Es war noch keine sichere Position, in der sich die Badener seit 1508 wieder in Sponheim bewegten. Nach Markgraf Philipps von Baden Tod sollte dem Markgrafen Christoph von Baden oder seinen männlichen Erben die Auslösung Vordersponheims für 46 000 fl gestattet sein. Philipps und Elisabeths Tochter Marie Jakobäa vermachte nun die Morgengabe Vordersponheim an Herzog Wilhelm IV. (1493-1550) von Bayern, mit dem sie seit 1522 vermählt war. Bayern war also nun berechtigt, die sponheimischen Anteile als mütterliches Gut der Maria Jakobäa einzuziehen. In der Sorge um eine solche Entwicklung drängte Markgraf Philipp in seinem Testament auf eine schnelle Auslösung Vordersponheims. Nach Philipps Tod gerieten seine Brüder Bernhard IV. (1527-1536) und Ernst (1533-1552) unter sich und mit Herzog Wilhelm von Bayern in Streitigkeiten, die erst 1534 durch Vermittlung des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz beigelegt wurden. Bayern stand von der Einziehung Sponheim-Kreuznachs ab und nahm dafür 46 000 fl in Empfang. Es erstaunt einigermaßen, daß nach diesen bizarren Entwicklungen das badische Haus 1534 doch noch wieder vollkommen in seine Besitzrechte eintreten konnte. Die Finanzgeschäfte sind damit im Fall Sponheim noch nicht erschöpfend referiert. Inzwischen war auch der weitere „vierte Teil" an der Vordergrafschaft, der 1422 für 20 000 fl von Johann V. von Sponheim an Kurpfalz verpfändet worden war, infolge der schon angemerkten Finanznöte des Kurfürsten Philipp nach dem mißlichen Ausgang des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges für 45 000 fl an Herzog Johann 11. von Simmern für die Gemeinhemschaft zurückerstattet worden. Dieses Fünftel wurde wohl nach der Heirat Herzog Johanns mit der Schwester des Markgrafen Philipp von Baden, Beatrix, 1508 unter Simmern und Baden aufgeteilt.

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Die nutzungsrechtliche Aufteilung Vordersponheims hatte nun erstmals ihre sozusagen idealen Proportionen erreicht: Kurpfalz 115, Pfalz-Simmem 215 und Baden 215. Wollte man jedoch die tatsächlichen Machtverhältnisse in der Vorderen Grafschaft Sponheim einschätzen, so wäre das kur- und pfälzische Übergewicht erheblich stärker zu bewerten, zumal die badischen Positionen auch im Erzbistum Trier, im Bistum Metz und in Rheinhessen (Sprendlingen) zurückgenommen werden mußten. Hinzu traten die Folgen der Reformation in der Vorderen Grafschaft Sponheim. Es ergab sich in den Kondominaten als symptomatischer Befund, daß dann, wenn nur noch einer der Kondomini dem alten Glauben verhaftet blieb, ohne daß dieser eigentlich demonstrativ auf das ,,vornehmste Regal", das Jus reformandi verzichtete, schon bei einem Gleichgewicht der Kräfte, die einen landesherrlichen Summepiskopat mit seinen einschneidenden Konsequenzen auf die allgemeine Landesadministration fördernde evangelische Lehre ihrem Anhänger allmählich ein wesentliches Übergewicht verschaffen konnte. Die gemeinschaftliche Herrschaftsformkonnte darüber leicht zerbrechen. Das Eindringen der evangelischen Lehre in die Grafschaft Sponheim ist in den Ansätzen nicht einheitlich erfolgt. Einflüsse haben wir von der nahe gelegenen Ebemburg, vom zweibrückischen Meisenheim und von Simmem zu erwarten. Herzog Friedrich 11. von Simmem heiratete 1537 die lutherische Maria von BrandenburgKulmbach. Das Paar bezog auf der Kauzenburg in Kreuznach seine Wohnung. Um 1548 gewann vermutlich die lutherische Lehre in Kreuznach die Oberhand, noch lange vor der Einführung des Protestantismusals offizieller Religion (Simmem 1557, Heidelberg 1556). Baden war in diesem Zusammenhang zur Zeit von einer konfessionellen Stellungnahme geradezu ausgeschlossen. Gerade 1536 führte Herzog Wilhelm IV. von Bayern als Vormund seines Neffen die Gegenreformation in der Markgrafschaft Baden-Baden durch. Noch im Vorfeld der Einführung der Reformation hatten sich die vordersponheimischen Gemeiner im Dalberger Vertrag (1521) über die freiwerdenden kirchlichen Ämter und Güter entsprechend der Aufteilung der Herrschaft auf einen 5-Jahres-Turnus geeinigt. An den Verhandlungen des Augsburger Reichstags von 1555, die als wichtigstes Ergebnis den Religionsfrieden brachten, nahmen der Kreuznacher Oberamtmann Johann von Dienheim als kurpfalzischer und der Kreuznacher Schultheiß als pfalz-simmerischer Vertreter teil. Das zeigte bereits, daß sich die Vordergrafschaft aus dem Prozeß der kurpfälzischen und pfalz-simmerischen reformatorischen Entwicklung nicht ausklinken würde. Das bewußte Schweigen der Augsburger Religionsbestimmungen über das Schicksal der Kondominate, bei denen ja die Zauberformel „cujus regio, ejus religio" nicht griff, konnten die Pfälzer in ihrer territorialen und bald auch konfessionellen Mischzone durchaus als Freibrief hinsichtlich der Erringung des protestantischen Religionsbanns benutzen. 1556 wurde die Vordergrafschaft in die Kirchenvisitation des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz (15561559) eingeschlossen, einem entschiedenen Anhänger der Reformation. Von der Rechtslage her war der Kurfürst auf der Basis des einen Fünftelanteils zu einer solchen Maßnahme nicht legitimiert. Die 24 examinierten Pfarrer und Kapläne in Sponheim waren „das meren teil ungeschickte grobe esel, unter denen der fümempste war der pfarrer zu Creuzenach.. .ein Lovaniensis magister". Im folgenden Jahr setz-

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ten die Wild- und Rheingrafen zu Dhaun als Patronatsherren auf pfälzischen Vorschlag den ersten protestantischen Pfarrer in Kreuznach ein. Mit dem Übergang der pfälzischen Kur an die herzoglich simmerische Linie wurden die pfälzischen Fünftel in Sponheim-Kreuznachvereinigt. Die Hintere Grafschaft Sponheim wurde nun allerdings im Rahmen eines Ausgleichs unter den Nachkommen des Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken von der Simmemer an die Zweibrücker Linie übertragen, so weit die pfälzischen Rechte in Frage kamen. So gingen die beiden Teilgrafschaften Sponheim hinkünftig wieder unterschiedliche Wege. Die mehr optisch zufriedenstellende Chance einer Anteilsgleichheit in Vorder- und Hintersponheim wurde nicht ernsthaft erwogen. Während sich in Sponheim-Kreuznach das drängende kurpfalzische Element in einer gewissen Hektik und Instabilität bemerkbar machte, kam es in der Hinteren Grafschaft Sponheim zu einer relativen Stabilisierung, Festigung und Ausgestaltung der Verwaltung. In der Vordergrafschaft trat zu dem rein faktischen kurpfälzischen Übergwicht bzw. Alleinregieren auch das nutzungsrechtliche mit seinen Auswirkungen auf die LandesadministratiOn. Den wichtigsten Stellenwert in der Skala der landesherrlichen Betätigung nahm nach wie vor die Gestaltung des Religionswesens ein. Der persönlich ebenfalls zum Protestantismus neigende Markgraf Philibert von Baden (1556-1569) willigte 1565 zögernd in die ,,Reformation der Kirchen und Klöster" Sponheims ein, die entsprechend der kurpfalzischen Vorstellung schließlich in der reichsrechtlich nicht erlaubten kalvinistischen Form mit dem Abbruch der Altäre und der Entfernung der Kirchenbilder erfolgte. Das 1567 eingerichtete Kreuznacher reformierte Gymnasium entwickelte sich zu einer Zubringerschule für die Theologische Fakultät der Heidelberger Hohen Schule. Unter dem Nachfolger des von Simmem nach Heidelberg übergesiedelten Kurfürsten Friedrich 111. (1559-1 576), Ludwig VI. (1576-1 583), wurde der Kreuznacher kalvinistische Pfarrer 1577 durch einen strengen Lutheraner abgelöst, der seinerseits im Herbst 1585 wieder ersetzt wurde. Die Absichten des kurpfälzischen Administrators Johann Casimir (1583-1592), wieder einen kalvinistischen Pfarrer einzuschleusen und vollendete Tatsachen zu schaffen, führten wegen der Spaltung der Kreuznacher Bürgerschaft in Lutheraner und Reformierte nicht zu dem schnellen Erfolg. Unter Berufung auf den Dalberger Vergleich setzte 1586 das badische Oberamt in Kreuznach einen eigenen - lutherischen - Kandidaten ein, den hochbergischen Hofprediger und späteren Theologieprofessor in Helmstedt, Lorenz Scheuerlin. Der Zwiespalt in der Kreuznacher Bürgerschaft verband theologisch-konfessionelle mit politischen Interessen: Die Kalvinisten waren Parteigänger des kurpfalzischen, die Lutheraner des badischen Kondominatshenn bzw. von deren Kreuznacher Beamten. Katholiken gab es damals offiziiell in Kreuznach keine mehr. Der Lutheraner Scheuerlin wurde für die Kreuznacher Beamten des von der Gegenreformation gewonnenen Markgrafen Philipp 11. von Baden-Baden (1571-1588) das ,,Instrumentum, dadurch einer fürstlichen Gnaden directum dominium, auch wohlhergebrachte Jurisdiction und Reputation erhalten werden muß". Es sollte ganz anders kommen. Zusammen mit dem jungen pfälzischen Kurfürsten erschien im Oktober 1587 Administrator Johann Casimir in Begleitung des reformierten Hofpredigers Johann Stipelius (Stiefel) in Kreuznach. Der lutherische Pfarrer Scheuerlin, ein machtloses Rädchen im Mechanismus der gegenläufigen lan-

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desherrlichen kirchlichen Regimentsansprüche, wurde unter geradezu dramatischen Umständen von der Kanzel der Kreuznacher Wörthkirche entfernt und in der Kutsche des Administrators, die der badische Oberamtmann vergeblich aufzuhalten suchte, aus Kreuznach in die kurpfdzische Oberamtsstadt Alzey entführt. Die brutale Vertreibung des lutherischen Pfarrers aus Kreuznach erregte einiges Aufsehen. Baden-Baden reichte Klage beim Reichskammergericht ein, bei dem sich die Prozesse dieser Art unerledigt häuften. Der Erfolg sprach für Johann Casimir. Die Aktivität der lutherischen Gemeinde in Kreuznach versiegte. Seit der Visitation und Reformation des Jahres 1599 durch Kurpfaiz wurde der Kalvinismus in allen vordersponheimischen Gemeinden zur einzigen und widerspruchslos anerkannten Konfession der Vorderen Grafschaft Sponheim. Förderlich wirkte sich dabei aus, daß der badische Mitlandesherr, Markgraf Eduard Fortunatus (1588-1596), eine verantwortungslose Finanzpolitik betrieb und der Pfalz ein neuerliches Mal die gesamte fiskalische Verwaltung der Vorderen Grafschaft überlassen mußte. Eduard Fortunatus hatte 1589 von seinem Onkel Philipp mit der oberen Markgrafschaft Baden und dem badischen Anteil an Sponheim bereits ein finanziell zerrüttetes Erbe übernommen. Der junge, heißblütige und prachtliebende Fürst, der sein Leben an den Höfen von Schweden, der Spanischen Niederlande, in Polen und Italien zugebracht hatte, war weder gesonnen, noch in der Lage, hier asketische Abhilfe zu schaffen. Allmählich hatten die baden-badischen Schulden eine solche Summe erreicht, daß auch die in geordneten finanziellen Verhältnissen regierte Markgrafschaft Baden-Durlach in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eduards Land wurde unter kaiserliches Sequester gestellt. Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach besetzte die obere Markgrafschaft. Eduard Fortunatus verblieben lediglich noch die Anteile an der Grafschaft Sponheim, wohin er sich anfangs 1595 mit Familie, Hof und Regierungsbeamten zurückzog. Ein Vertrag mit dem Mitbesitzer der Hinteren Grafschaft Sponheim, Kar1 von Pfalz-Birkenfeld, ermöglichte dem Badener die Residenzhaltung in Stadt und Amt Kastellaun, das Bestandteil der Hinteren Grafschaft war. Die badischen Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Kurpfalz waren inzwischen so angeschwollen, daß dieses die Gefdlverwaltung der Vorderen Grafschaft fast vollkommen in seine Hand bekommen hatte und es sich Hoffnung auf eine künftige totale Übernahme des badischen Anteils machen konnte. Die reichlich unnatürlichen Verhältnisse drängten ungestüm zu einer Klärung im kurpfalzischen Sinne, als der unglückliche Tod des Markgrafen, der betrunken von der Schloßtreppe stürzte, die Angelegenheit in Bewegung brachte. Das letzte Testament Eduard Fortunats bestimmte, daß sein ältester Sohn ihm in der Markgrafschaft am Oberrhein nachfolgen solle, den jüngeren Söhnen war der badische Anteil an der Grafschaft Sponheim zugedacht. Ernst Friedrich von BadenDurlach schickte sich sofort an, Sponheim einzunehmen, beugte sich dann aber dem Einspruch des pfälzischen Kurfürsten und des Erzbischofs von Trier. Die im Heidelberger Rat sorgfältig geplante kurpfdzische Annexion war dagegen erfolgreich. Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz (1583-1610) zog am Abend des 26.6.1600 demonstrativ mit seiner Regierung und 250 Reitern in Kreuznach ein und nahm die Kauzenburg in Besitz. Dem badischen Amtsverweser wurde der Zutritt verweigert. Nach Meinung des pfälzischen Kanzlers war der Aufwand gerechtfertigt, denn die Grafschaft war „der reis wo1 wert". Unter dem hinkünftig allein amtierenden kur-

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pfälzischen Oberamtmann Johann von Eltz wurden Vordere Grafschaft und Stadt Kreuznach als nunmehr alleiniges kurpfälzisches Oberamt in das bereits recht uniformierte Schema der kurpfalzischen Ämtewerfassung mit dem Anspruch auf Endgültigkeit eingepaßt. Um einigermaßen das Gesicht zu wahren, überwand sich die badische „hinterlassene" Regierung in Kastellaun zu einer förmlichen offiziellen Danksagung an Kurpfalz für den Schutz gemäß dem Burgfrieden bis zur Erklärung eines rechtmäßigen Sukzessors. Eine familienrechtliche Umdisposition im innerpfälzischen Herrschaftsgefüge betraf abermals auch die Vordere Grafschaft Sponheim. Das Teilungs-Libell des Kurfürsten Friedrich IV. sah 1610 für den jüngeren Sohn Ludwig Philipp die Ausstattung mit einem eigenen Duodezfürstentum vor, zu dem unter anderem Kaiserslautern, Simmern und Kreuznach gehören sollten. Auch für die badischen zwei Fünftel an Kreuznach war die Übertragung bis zur Bezahlung der auf Sponheim liegenden Schulden und bis zur Wiederaufnahme Badens in die Gemeinschaft Sponheim vorgesehen. Am 12.5. 1615 bestätigte Kurfürst Friedrich V. (1610-1632) als Vormund seines Bruders Ludwig Philipp die Kreuznacher Privilegien für die drei Fünftel der Pfalz und die von Pfalz ,,rechtmessig inhabenter" zwei Fünftel von Baden-Baden. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatte die neugeschaffene jüngere pfalzsimmerische Linie erst lediglich eine „vormundschaftliche Kanzlei" zur Verfügung. Die Verwaltung in Sponheim-Kreuznach befand sich faktisch weiterhin in den Händen der kurpfalzischen Beamten. Die militärischen Ereignisse des Krieges erbrachten für Vordersponheim im Gefolge der wechselnden Besatzungsmächte eine Reihe von ebenso überraschenden wie zumeist nur kurzfristigen Veränderungen, wobei die sich inzwischen im gegenreformatorischen Fahrwasser einer kaiserfreundlichen Politik bewegende katholische Teillinie Baden-Baden aus ihrer Vorteilssituation gegenüber den kalvinistischen Vettern in Baden-Durlach und dem geächteten Winterkönig Kurfürst Friedrich V. während der anfänglichen kaiserlich-ligistischen Überlegenheit im Kriegsverlauf Kapital schlagen konnte. In der Zeit von 1622 bis 163 1 fundierte Baden-Baden seine Forderungen auf Sponheim als ,,Restitutionsansprüche", d.h. Wiederherstellung der von den Gegnern durch Annexion bewirkten Veränderungen des allgemeinen Status quo, politisch geschickt. Die lokalen Folgen einer badischen Mißwirtschaft wurden zu einem der zahlreichen Opfer militanter protestantischer Mächte hochstilisiert. Die kriegführenden Mächte, die Kaiserlichen und die Spanier insbesondere,zeigten nach dem pfälzischen Fiasko in Böhmen (1620) nicht die Absicht, auf die interne pfälzische Sondersituation des neuen simmerischen Teilfürstentums oder die badische der mit Verschuldung begründeten Vertreibung innerhalb der eroberten kurpfalzischen Gesamt-Region Rücksicht zu nehmen. Pfalzgraf Ludwig Philipp hatte nach der Niederlage in Böhmen am Weißen Berg (1620) vergeblich gehofft, sein kleines Erbteil Simrnern, Lautem und Sponheim vor der drohenden Invasion bewahren zu können. Ende August 1620 besetzte Wilhelm Ferdinand von Effem Kreuznach für den spanischen Generalissimus Spinola. Auf dem Kreuznacher ,,Schloß, der Kauzenburg, befanden sich lediglich 200 Mann des sponheimischen Landausschusses, also Milizionäre ohne den anspruchsvollen militärischen Beigeschmack des Begriffs. Auch die Unterämter wurden von den spanisch-niederländischen Truppen besetzt, Kirchberg wurde 1620 geplündert. Nun verwaltete im Namen der kaiserlich-spani-

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schen Militärregierung der Landschreiber Patrick, der schon aus badischen in kurpfälzische Dienste übergewechselt war, die sponheimischen Einkünfte. Die sponheimischen Amtsrechnungen wurden von einem kaiserlichen Superintendenten und kaiserlichen Räten in Gegenwart eines Generalrezeptors, mit dem Anspruch Rechtsnachfolger der Kurpfalz zu sein, geprüft. Die Spanier verhielten sich gegenüber der einheimischen Bevölkerung den Umständen entsprechend einigermaßen rücksichtsvoll. Sie versicherten sogar, in Profan-, Polizei- und Religionsangelegenheiten keine Veränderungen vornehmen zu wollen. Allerdings wurde im Gefolge der spanischen Besetzung das Kreuznacher Karmeliterkloster 1623 wieder mit Ordensgeistlichen besetzt und im selben Jahr die Stadtpfarrei den Jesuiten übergeben, die im Mai 1625 den Chor der Wörthkirche übernahmen. Die spanischen Absichten, die zeitweilig mit dem Gedanken spielten, Kreuznach zu einem Verwaltungszentrum von überregionaler Bedeutung, als Position auf dem ,,caminoreal", der spanischen Territonalbrücke von Mailand über Graubünden, die österreichischen Vorlande, das Elsaß und die linksrheinische Pfalz bis zu den südlichen Niederlanden auszubauen, verhinderten die völlige badische Wiedereinsetzung. Für die katholische baden-badische Linie trat ein günstiges Ereignis ein. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach, der Mitbegründer des protestantischen Bündnisses der Union und große mililitärische Organisator, mußte 1622 gegen den Feldherrn der Liga, Tilly, bei Wimpfen eine entscheidende Niederlage hinnehmen und aus den badischen Landen am Oberrhein weichen. Der alte Rechtsstreit um das baden-badische Erbe erhielt wieder Auftrieb. Ein günstiges Urteil des vom Kaiser abhängigen Reichshofrates nutzend, betrieb Markgraf Wilhelm von Baden-Baden (1622-1677) die badische „Immission" in Sponheim allerdings erst mit Erfolg, als sich die Schweden bereits näherten. Das Urteil des Reichshofrates vom 26.8. 1622 erwähnte die Grafschaft Sponheim mit keinem Wort. Trotzdem übertrug man dem Erzherzog Leopold die Durchführung des Restitutionsurteils auch für die Vordere Grafschaft Sponheim. Des Erzherzogs Subdelegierte, Graf Ludwig Ernst von Sulz, Landvogt im Elsaß, Isaak Volmar, Kanzler der österreichischen Vorlande, und der Landvogt der Ortenau, Reichard von Schauenburg, nahmen am 21.11. 1622 die Huldigung und Einsetzung Badens in den markgräflichen Teil der Vorderen Grafschaft Sponheim in Kirchberg vor. In Kreuznach suchte Wilhelm Ferdinand von Effern, der von Marquis Spinola eingesetzte kaiserlich-spanische Kommissar, die badische Huldigung zu verhindern und drohte der Bürgerschaft mit Repressalien. Erst ein persönlicher Vorstoß des Markgrafen Wilhelm beim spanischen Gubemator machte die badische Immission möglich. Auch Wien durfte sich schließlich nicht zu einer vollständigen Kassierung der von Baden an Kurpfalz geschuldeten Beträge verstehen. Ein Schreiben vom 10.6. 1627 räumte Baden die zwei Fünftel nur gegen Weiterzahlung der jährlichen Zinsleistungen für die eindrucksvolle Schuldsumme von 136 000 fl ein. Als aber bayrische Nachforschungen in dem besetzten Heidelberg ergaben, daß Schuld und Zinsen längst abgetragen seien, wurde im Dezember 1628 die Schuld für kassiert erklärt. Das badische Zwischenspiel in Sponheim war nur von kurzer Dauer. Im Dezember 163 1 bemächtigten sich die Schweden des Unteramtes Kirchberg, anfangs Februar des nächsten Jahres erfolgte die Eroberung Kreuznachs und die Erstürmung

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der Burg. Im Gefolge der Schweden, die ihre Rolle als Befreier der unterdrückten deutschen Protestanten spielten, zog Pfalzgraf Ludwig Philipp, Administrator der Kurpfalz, in Kreuznach, dem derzeitigen Vorort seines eigenen kleinen Hausbesitzes ein und ließ sich am 17.3. 1632 feierlich huldigen. Im Anschluß an den Heilbronner Konvent, der die Schweden unter ihrem Kanzler Oxenstierna mit den südwestdeutschen evangelischen Reichsständen vereinte, wurde Ludwig Philipp 1633 wieder eigentlicher Landesherr auch in der Vorderen Grafschaft Sponheim, wenn auch eine schwedische Besatzung in Kreuznach blieb. Die Lage in den moselnahen Gebieten wurde zusehends instabiler. Schon im März 1632 nahmen die Spanier wieder Kirchberg ein. Die Schweden operierten im Hunsrückgebiet, die Sympathien der evangelischen Bevölkerung nutzend, unter Zuhilfenahme der pfälzischen und sponheimischen Ausschüsse. Nach der Schlacht bei Nördlingen (1634), die für die Schweden unglücklich verlief, schloß Kreuznach auf Anraten des Administrators Ludwig Philipp die Tore vor einem der sich zurückziehenden schwedischen Regimenter, worauf die umliegenden Amtsdorfschaften geplündert wurden. Nach wechselnden kurzen schwedischen und weimarisch-französischen Einquartierungen konnten sich Ende 1635 die kaiserlichen Truppen wieder in den Besitz Kreuznachs setzen, während die Kauzenburg noch von dem pfalz-simmerischen Kommandanten Stauff gehalten wurde. Der kaiserliche Generalfeldzeugmeister Wilhelm von Baden bewahrte in seiner Eigenschaft als Mitlandesherr das Gebiet vor Brand und Plünderung. Die badischen Fünftel des Oberamtes Kreuznach, das organisatorisch die Fläche der Vorderen Grafschaft abdeckte, unterstellte man wieder dem Markgrafen. Für den restlichen Teil wurde eine kaiserliche Regierung zuständig. Der Ertrag der Gefalle war nach Ausweis der Rechnungen so gering, daß man kaum die Beamten besolden konnte. Zwei Drittel der städtischen Bürgerschaft waren gestorben, ausgewichen oder geflüchtet, ähnlich stand es in den Dörfern. Schließlich ließ der Markgraf im Mai 1636 die noch von Stauff gehaltene Veste Kauzenburg unterminieren und die Besatzung nach einer Kanonade zum Abzug zwingen. Von November 1639 bis Mai 1641 war die Vordere Grafschaft in französischen Händen. Ludwig Philipp erhielt wieder eine beschränkte Regierungsbefugnis zurück. Mit den Spaniern unter Gilles de Haes erschienen dann wieder die spanischen und badischen Verwaltungsfunktionäre.Schließlich nahmen im Spätjahr 1644 Truppen des französischen Marschalls Turenne Stadt und Festung Kreuznach und vertrieben die markgräflichen Beamten, die sich zuletzt nur noch unter kaiserlichem Schutz gegenüber der spanischen Besatzung behauptet hatten. Pfalzgraf Ludwig Philipp wurde wieder in seinen Sponheimer Besitz eingeführt, wobei es nun bis zum Friedensschluß von 1648 verblieb. Die französische Besatzung zog sich erst 1650 aus Kreuznach zurück. Die drei Jahrzehnte Krieg hatten Elend und Zerstörung über Stadt und Land gebracht, ein beträchtlicher Teil seiner Bewohner war gestorben, geflüchtet und auch ausgeplündert worden. Das Kriegsgeschehen hatte zwar die Entscheidung zugunsten des Vorkriegsstandes im Sinne der Pfalz herbeigeführt, die Exekution des westfälischen Friedensschlusses ließ aber die Resitütion Badens wieder diskussionsfähig werden. Ludwig Philipp beharrte auf der völligen Wiederherstellung der Vorkriegsverhältnisse, also

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der Verwaltung der gesamten Vordefen Grafschaft als der Ausgangsbasis für eine gemeinsame pfälzisch-badische Konferenz an einem Tisch. Der Frieden von Münster und Osnabrück war für Sponheim nicht eindeutig. Die Pfalz sollte im großen und ganzen nach dem Stande wiederhergestellt werden, wie er vor den böhmischen Unruhen („ante motus Bohemicos") gegeben war, das galt auch für Ludwig Philipp. Aber auch der Markgraf von Baden hatte die Bestätigung des günstigen Reichshofrats-Urteils für seine obere Markgrafschaft erwirkt. Für die deutschen Teilnehmer des Friedensvertrags-Werkes regelte das sog. Normaljahr des 1.1. 1624 den Stand der konfessionellen Zugehörigkeit wie auch der im Friedensinstrument ungeklärten politischen Fragen. Für Vordersponheim war noch alles im Fluß. Immer mehr zeigte sich im Rahmen der Überlegungen von handstreichartigen Maßnahmen, um eine Entscheidung zu erzwingen, die lokale und regionale Schlüsselrolle der Veste Kauzenburg über das Jahr 1648 hinaus. Pfalz-Simmern und Baden wetteiferten offensichtlich, den turennischen Oberst Capion zu verleiten, die Kreuznacher Burg ausschließlich nur in ihre Hände zu spielen. Inzwischen hatten die badischen Bemühungen zu der Einsetzung einer kaiserlichen Restitutionskommission geführt, wie sie der Friedensschluß vorsah. Ihr Auftrag lautete auf die Restitution des badischen Anteils, aus dem die Markgrafen 1644 durch den französischen Marschall Turenne vertrieben worden seien. Eine rechtlich fragwürdige Argumentation, da sie sich nicht auf den für die Pfalz maßgeblichen Vorkriegszustand bezog, sondern auf den für Baden vorteilhaften Zustand der kaiserlichen Besetzung zum Zeitpunkt des „Normaljahres" 1624. Eine Konferenz mit den kaiserlichen Subdelegierten aus Mainz und HessenDarmstadt brachte im März 1652 überraschend die Einsetzung Badens in die Possession seines Anteils an der Grafschaft und die Huldigung für Baden in der Eigenschaft eines Mitlandesherrn. Eine „gütliche Komposition" in der Religionsfrage, die von der kaiserlichen Kommission bewerkstelligt wurde, hielt sich ebenfalls im allgemeinen an die Zustände des Jahres 1624. Wichtig war, daß damit in Kreuznach auch die Katholiken die öffentliche Religionsausübung („exercitium publicum religionis") zugestanden erhielten. Franziskaner und Jesuiten blieben in begrenzter Anzahl in der Stadt und versahen Gottesdient und katholisches Schulwesen. Übergangen wurde mangels eines einflußreichen Fürsprechers die seit der Schwedenzeit sich in Kreuznach wieder konsolidierende lutherische Kirchengemeinde, die 1652 fast die Hälfte der Kreuznacher Einwohnerschaft umfaßte. Die Bereinigung der seit über fünfzig Jahren mitgeschleppten badischen Schuldenangelegenheit erwies sich als wesentlich komplizierter. Der Ertrag der landesherrlichen Einkünfte in der Vorderen Grafschaft, das sog. dominium utile, blieb bis auf weiteres ausschließlich Pfalz-Simmern reserviert. Um die Folgen der insgesamt allerdings doch eklatanten Niederlage Ludwig Philipps ermessen zu können, muß man auch die seit 1648 hergestellte starke Abhängigkeit der jüngeren pfalz-simrnerischen Linie von der Politik der Heidelberger Kurlinie berücksichtigen, die von dem ehrgeizigen Kurfürsten Karl Ludwig von'der Pfalz (1649-1680) infolge der großen Verluste des pfälzischen Gesamthauses gerade nach dem Westfälischen Frieden betont wurde. Die Streitigkeiten zwischen Karl Ludwig und seinem Onkel Ludwig Philipp waren 1650 offen zum Ausbruch gelangt. Im Sommer 1653 kam es in

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Regensburg neben den Verhandlungen des Reichstags zu einer Einigung zwischen Simmern und Baden über einige der vordringlichsten Fragen des Kameral-, Jurisdiktional- und Religionswesens in Sponheim-Kreuznach. Ludwig Philipp befand sich zwischen zwei Gegnern. Der Druck des kurfürstlichen Neffen auf die Sekundogenitur Simmem erreichte die Wiederaufnahme der Kurpfalz in die Vordere Grafschaft zu einem Fünftel, dem alten Kur- bzw. Erbfünftel. Mit Ludwig Philipps Tod im Januar 1655 verstärkte sich das kurpfalzische Gewicht an der Nahe noch weiter. Über den jungen simmerischen Erben Ludwig Heinrich beanspruchte Kurpfalz zusammen mit Kurbrandenburg die Kuratel. Die Vielzahl der ungelöst im Kondominatsregiment weitergetragenen Probleme machte eine geregelte Verwaltung unmöglich. Im August 1659 kam es zu einem weiteren Vertrag zwischen der pfälzischen Kur und der Nebenlinie, derzufolge Simmem die ihm in Regensburg noch vorbehaltene Jurisdiktion für das Kurfünftel, worunter man vor allem auch die landesherrlichen Rechte verstand, an Kurfürst Karl Ludwig überlassen mußte. Durch Bestechung des Kreuznacher Kommandanten wurden kurpfälzische Soldaten auf die Kauzenburg gebracht, auf der bereits eine starke simmerische und badische Garnison lag. Im Sommer des folgenden Jahres bemächtigten sich die Kurpfälzer der Kreuznacher Stadtschlüssel und befahlen dem Kommandanten der Burg, die badischen Soldaten auszusperren. Baden mußte befürchten, seines Anteils wieder gewaltsam beraubt zu werden. Unter französischer Vermittlung wurde im November 1660 ein Ausleich erzielt, der die Aufnahme der Kurpfalz in die Regierungsgemeinschaft der Vorderen Grafschaft Sponheim bestätigte. Umstritten blieben weiter Schuldenliquidation, Religionsfrage und das politisch von Kurpfalz hochgespielte Wildfangrecht zwischen Heidelberg, Baden und Simmern. Zudem suchten 1666 zahlreiche Flüchtlinge aus dem rheinhessischen Teil des Umlandes Schutz vor den Auswirkungen des mit militärischen Mitteln durchgeführten Wildfangstreites in der bald von der großen Pest gepeinigten Stadt. Das von der Kurpfalz beanspruchte Recht auf die „Wildfange", das heißt auf ,,herrenlose Elemente" auch in den nichtpfälzischen Gemeinden, war nach der Bevölkerungsbewegung im Gefolge des Krieges in der Lage, die gesamte Territorialstruktur des Raumes zugunsten von Kurpfalz geradezu zu revolutionieren. Als die pfälzischen Beamten einen wenig vertrauenswürdigen Offizier als den neuen Stadtkommandanten für Kreuznach vorstellten, kam es in der Bürgerschaft zu Unruhen, die der badische Oberbeamte kräftig zu schüren wußte. In den Kriegen der Zeit nach dem Westfälischen Frieden bis zum Ende des Spanischen Erbfolgekrieges war das Schicksal der Grafschaft auf das engste mit dem des schier erdrückenden kurpfälzischen Nachbarn und neuerlichen Miteigentümers an Vordersponheim verbunden. Eine ausgleichende badische Eigeninitiative gelangte immer seltender zum Zug. Die Tätigkeit der badischen Beamten beschränkte sich mehr und mehr auf bloße Abwehrmaßnahmen gegen das wieder anwachsende pfälzische Bestreben, alles mit den vorhandenen kurpfälzischen Einrichtungen zu vernetzen und dem Eigengebilde Grafschaft Sponheim die Luft abzuschnüren. Die Entwicklung verdeutlichte sich noch in den Jahren des Holländischen Krieges (1672-79), als Pfalzgraf Ludwig Heinrich von Simmern Weihnachten 1673 an der damaligen „Hauptkrankheitb',einer pestartigen Seuche, verstorben war und Karl Ludwig dessen Anteil übernahm. Die wenig bedeutende zweite Simmerner Linie

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hatte ohne Zweifel nicht die Dimensionen erreichen können, die die alte angestammte Sponheimer Grafendynastie erlangt hätte, der sicherlich der Fürstenhut im Laufe der Zeit durch Leistung zuerkannt worden wäre, nicht durch Vererbung. Von der Entwicklung eines Gemeinsinns im Verständnis einer von der Landschaft getragenen patriotischen Haltung des „Sponheimers" konnte keine Rede sein. Die Hintere Grafschaft Sponheim bot dafür günstigere Ansätze. Wenn sich eine Einstellung in der Vorderen Grafschaft entwickeln konnte, so war diese günstigstenfalls,,pfälzisch", nicht aber simmerisch, badisch oder sponheimisch. In dem von französischen Stützpunkten umgebenen sponheimischen Gebiet kamen Kurpfalz und Baden überein, Fortifikation und Besatzung der Kreuznacher Burg zu verstärken und eine Garnison von 100 Mann in die Stadt zu legen. Die Bürgerschaft, die zusätzlich zu diesem kostspieligen, jedoch weitgehend sinnlosen Aufwand noch französische Kontributionen zu entrichten hatte, geriet in Unruhe, erreichte aber schließlich von Karl Ludwig die Aufhebung der Garnison. Die sich nach dem Tode des Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden (1677) noch steigernden pfälzisch-badischen Differenzen wurden überschattet von der bald einsetzenden Aktivität der Metzer Reunionskammer. Die ,,Reunionenfi,d.h. die Beanspmchung nicht nur der in den Friedensverträgen an Frankreich abgetretenen lothringischen und deutschen Territorien und Plätze, sondern auch von ,,Dependenzen", die lehensmäßig einmal im Verlauf der jahrhundertelangen historischen Entwicklung seit dem frühen Mittelalter zu den Bistümern Metz und Verdun auf deutschem Boden gehört hatten, wurden unter dem Einsatz der überlegenen Macht Ludwigs XIV. von Frankreich institutionalisiert und organisiert. In der Vorderen Grafschaft Sponheim drohte unter diesen Bedingungen die Regiemngsgewalt ganz in die kurpfälzischen Hände überzugehen. Für den neuen Kurfürsten Karl 11. (1680-1685) wurde die Erbhuldigung im Frühjahr 168 1 mit Gewalt eingenommen. Zwar wurde die Reunion Kreuznachs de facto nicht vollzogen, aber die Vorgänge waren dramatisch genug. Die französischen Reunionspatente waren sogar im Sommer 1681 vom Kreuznacher Rathaus abgerissen worden. Der kurpfälzische Herrschaftsanspmch in Sponheim hat Kreuznach vor dem Schicksal der schwächeren Nachbarn auf dem Hunsrück und an der Mosel bewahren können. Selbstverständlich wurden die zum Schutz der Grafschaft nach Kreuznach verlegten ,,einseitigen" pfälzischen Dragoner von den Beamten des pfälzischen Oberamtes benutzt, um den eigenen Anhang in der Kreuznacher Bürgerschaft mental zu stabilisieren. Diejenigen, die noch gewillt waren, die Befehle der badischen Beamten zu respektieren, hatten unter Umständen sogar den Turm zu fürchten. Als 1685 das evangelische Kurhaus in Heidelberg erlosch, durfte man sich badischerseits von den ,,religionsverwandten" pfalz-neuburgischen Erben der Kurfürstenwürde, Philipp Wilhelm (1685-l690), eine günstige Beeinflussung der Entwicklung erhoffen. Zwar war im allgemeinen mit dem Westfälischen Frieden das Zeitalter der Religionskriege beendet, aber die konfessionellen Parteiungen bestimmten unterhalb der militärischen Eingriffsschwelle noch weitgehend die politischen Auseinandersetzungen, ohne daß noch die Gefühismächtigkeit der Glaubensüberzeugung diese politischen und sozialen Konfrontationen auslösen mußte. Zunächst wurde die Vordere Grafschaft Sponheim von den militant angemeldeten Erbansprüchen mitbetroffen, die der französische Sonnenkönig für seine Schwä-

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gerin Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Schwester des verstorbenen letzten Kurfürsten aus der Heidelberger Kurlinie, und Gemahlin des Herzogs von Orleans, erhob. Bereits zu Beginn des sog. Pfälzischen Kriegs (1688-97) eroberte nach verschiedenen Vorgefechten eine französische Armee unter Marschall Boufflers am 6.10.1688 unter anderem die Kauzenburg. Im folgenden Jahr teilte Kreuznach das Los der brennenden pfälzischen Städte. Die Kauzenburg wurde gesprengt, viele repräsentative Gebäude, darunter der pfalz-simmerische Fürstenhof in der Neustadt und die schöne Wörthkirche wurden ein Raub der Flammen. Die entsprechend dem Friedensschluß von Rijswijk (1697) schließlich von Kurpfalz auf der Grundlage eines päpstlichen Schiedsspruch zu entrichtende Summe für die Abgeltung der französischen Erbansprüche wurde natürlich anteilmäßig auch von der Vorderen Grafschaft Sponheim eingefordert. Eine der Absonderlichkeiten unter Kondominatsbedingungen mehr: Um die „Parität4'zu wahren, wollte auch Baden nicht zurückstehen und forderte einen gleichmäßigen Auflagenanteil, ohne von den französischen Forderungen betroffen zu sein! Die pfälzische Übernahme des Kreuznacher Patronatsrechtes von den Wild- und Rheingrafen am 18.2. 1698 bedeutete eine weitere einseitig pfälzische Positionskräftigung. Die Bestellung der Stadtpfarrer war nun auch formal eine ausschließlichpfälzische Angelegenheit geworden. Die neue Herrschaftsgemeinschaft des einheitlichen landesherrlichen katholischen Bekenntnisses von Düsseldorf-Heidelberg und Baden-Baden her erwies sich als keine Garantie für die Beseitigung von vorher ausschließlich auf konfessionelle Unterschiedlichkeitenverkürzten Differenzen. Eine herbe Ernüchterung für Baden, das damals offensichtlich bereits endgültig seine Hoffnungen begrub, in der Vorderen Grafschaft Sponheim zu einer erträglichen Zusammenarbeit mit dem Kondominatspartner Kurpfalz zu gelangen. Abermals kam es in den Jahren des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-14) zu einem nahezu vollständigen Einbau des Oberamtes Kreuznach in die Organisation der kurpfälzischen Landesverteidigung mit drastischen Konsequenzen für die Zivilverwaltung. Kurfürst Johann Wilhelm (1690-1716) stand auf der Seite seines kaiserlichen Schwagers Leopold I., wie auch der weitere sponheimische Landesherr, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1677-1707), der volkstümliche ,,Türkenlouis", als Heerführer unter den Fahnen von Kaiser und Reich gegen Franzosen und Bayern kämpfte, aber wenig Zeit für die kleinlichen Reibereien an der Peripherie seiner Lande aufbringen konnte. Für die konfessionspolitischenVeränderungen in der Vorderen Grafschaft Sponheim und ihren Verwaltungsort Kreuznach gilt es noch einmal, kurz bis in die Zeit vor 1685 zurückzublicken. Die letzten Jahre der Mitherrschaft der pfalz-simmerischen Nebenlinie hatten die Katholiken auf Grund der nicht eindeutigen Formulierungen der Vertraglichkeiten im Anschluß an die Auslegung des Westfälischen Friedens bezüglich der sponheimischen Realität zu nutzen verstanden. Reibungen ergaben sich wegen des beanspruchten Mitbenutzungsrechtesinsbesondere an den Kreuznacher Kirchen, der Abtretung von säkularisierten und inzwischen neuerdings von katholischen Ordensangehörigen in Besitz genommenen Klosterräumen für schulische Zwecke und wegen der landesherrlichen Besoldung von Geistlichen und Lehrern. Im Herbst 168 1 erreichten die Auseinandersetzungen noch einmal einen dramatischen Höhepunkt, indem eine badische Begleitmannschaft dem von Kurpfalz

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amtsenthobenen lutherischen Pfarrer Johann Völcker in einem Tumult den Weg zur Kirche erzwang. Schließlich erwiesen sich die kurpfälzischen Beamten unter Führung ihres militanten Truchsessen Heyles doch als die stärkeren. Der lutherische Pfarrer ging als Flüchtling in das Elsaß, Kurpfalz setzte einen kalvinistischen Nachfolger ohne Rücksicht auf die Wünsche der Gemeinde ein. Insgesamt befand sich die Pfalz in Sponheim allerdings schon vor den mit der französischen Besetzung verstärkt einsetzenden gegenreformatorischen Bestrebungen eher in einer konfessionspolitischen Abwehrstellung, woran die Mainzer Erzbischöfe, vor allem der bedeutende Johann Philipp von Schönbom (1647-1673), in ihrer Eigenschaft als Sprengelherren für einen wesentlicheen Teil des Nahe-Husrück-Raumes maßgeblichen Anteil hatten. In der durch leidenschaftliche Zwischenfälle aufgeheizten Atmosphäre vollzog sich der Übergang der rheinischen Pfalz an die katholischen Neuburger. Das Religionspatent des tolerant gestimmten Kurfürsten Philipp Wilhelm vom 13.10. 1685, das für die Kurpfalz allen drei ,,Religionen" gleiche Duldung zusicherte, wurde auch von Baden für Sponheim gebilligt und schon am 1.11. veröffentlicht. Die Katholiken, deren wachsendes Selbstbewußtsein sich an vielen diskriminierenden äiteren pfälzischen Verwaltungsanordnungen stieß, reichten in Heidelberg Bittschriften ein. Gleichsam den äußeren Auftakt zu einem Jahrzehnt intensiver später gegenreformatorischer Rekatholisierungsaktivität bildete die Überführung des in den Unruhen der Reformationszeit nach Köln geflüchteten kostbaren sponheimischen Kreuzreliquiars in feierlicher Prozession durch den Mainzer Weihbischof unter dem Donner der Kauzenburger Geschütze in die Kreuznacher Karmeliterkirche (St.Nikolaus). Die französischen Eroberer leisteten Schützenhilfe. Die vollständige Übemahme der Karmeliterkirche durch die Katholiken, die Zerstörung der reformierten Kreuznacher Stadtkirche durch die Franzosen, der Abbruch des reformierten Gymnasiums durch die Karmeliter (1689) und die auf französischen Befehl hin erfolgte Aufnahme von fünf katholischen Ratsherren in den Kreuznacher Stadtrat sind bezeichnende Beispiele. Der Frieden von Rijswijk (1697) brachte eine von den deutschen Protestanten heftig angegriffene Religionsklausel, die zu einer Wahrung der von den Franzosen in den besetzten Gebieten zugunsten des katholischen Bekenntnisses durchgeführten Änderungen verpflichtete. Auf Grund der kurpfdzischen Simultaneumsverordnung vom 26.10. 1698 erhielten die Katholiken in Kreuznach Anteil an der bisher den Reformierten zustehenden Stadtkirche. Allerdings verhalf Kurpfalz auch gegen den Protest Baden-Badens dem auf brandenburgisch-preußischen Dmck hin entstandenen kurpfälzischen Toleranzedikt vom 18.5. 1701 in SponheimKreuznach Eingang, das den evangelischen Vorstellungen in Fragen der Mischehen und der Renegaten, die unter französischem Druck katholisch geworden waen und rekonvertieren wollten, entgegenkam. In die religionspolitischen Streitigkeiten griff eine Reihe von in der Vorderen Grafschaft tätigen Beamten publizistisch ein. So machten sich auf katholischer Seite der Truchseß Johann Nikolaus Quad, sein späterer Nachfolger Christian Rittmeyer und der badische Landschreiber Antonio Colson einen Namen als militante konfessionsbestimmte Streiter. Auf der reformierten Seite schlugen sich der Truchseß und Kirchenrat Daniel Heyles und der Hofkarnrnerrat Friedrich Reinhard Flad. Für die Lutheraner in der Pfalz stritt schließlich der Kreuznacher Pfarrer Debus. Ursa-

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che für diese eigenartige Konzentration von publizistischer Bekundung kämpferischen konfessionellen Geistes war wohl das Medium der Hernchaftsgemeinschaft, in der die Forderungen der verschiedenen vertretenen konfessionellen Parteien schrankenlos aufeinander prallten. Die allgemeine kurpfälzische Religionsdeklaration vom 2 1.1 1. 1705 stellte in Aussicht, in der Vorderen Grafschaft Sponheim das Religions- und Kirchenwesen wieder in den Stand von 1653 und 1666 zu versetzen. Im Zeichen der Teilungsverhandlungen für die vordersponheimischen Gebiete traf man allerdings pfalzischerseits im Sommer 1706 den Beschluß, die Sponheimer Religionsverhältnisseauf dem gegenwärtigen Stand einzufrieren. Im Teilungsrezeß vom 24.8. 1707 wurde die Aufrechterhaltung des exercitium religionis simultaneum bestätigt. Die Differenzen über die konfessionellen Streitpunkte setzten sich allerdings noch weiter fort. Der Plan einer realen Aufteilung der Herrschaftsgemeinschaft der Vorderen Grafschaft Sponheim unter die beteiligten Häuser war ungefähr gleichzeitig in den sechziger Jahren bei der jüngeren simmerischen Nebenlinie und dem badischen Prinzregenten Ferdinand Maximilian (1625-1669), der an der Nahe residieren wollte, entstanden. Erstere hoffte, sich damit Kreuznach als beständige Residenzstadt sichern zu können, letzterem lag vor allem an einer grundsätzlichen Bereinigung der kurpfälzisch-badischen Dissonanzen. Baden konnte damit rechnen, daß nach einer Aufteilung der Grafschaft die der Markgrafschaft zugeschlagenen Gemeinden wirtschaftlich aufzublühen begännen, indem sie der drückenden fiskalischen Auflagenpolitik der Kurpfalz entzogen würden. Einer einigermaßen gerechten Teilung stellte sich von vornherein die uneinheitliche Struktur des Territoriums in den Weg. Badens Traum von einem „15 Stunden lang" sich erstreckenden markgräflichen Gebiet von der Nahe bei Kreuznach bis Trarbach an der Mosel in Zusammenhang mit der ebenfalls aufzuteilenden Hinteren Grafschaft Sponheim sollte nicht in Erfüllung gehen. Im März 1702 trat man unter kurpfälzischem Vorsitz in Kreuznach zu den Teilungsverhandlungen zusammen. Diese zerschlugen sich im Juli des Jahres und wurden erst im Dezember 1706 im Frankfurter Karmeliterkloster wieder aufgenommen. Die Zeit arbeitete für Kurpfalz. Der badische Landesherr, Markgraf Ludwig Wilhelm verstarb, der zwar mehr im Feldlager als in der Residenz zugebracht hatte, dessen Autorität aber respektiert wurde. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz übernahm für die Kinder der hinterlassenen Witwe Franziska Augusta Sybilla die Vormundschaft. Die badische Delegation mußte schließlich den Forderungen der pfälzischen Verhandlungspartner nachgeben. Entsprechend dem am 24.8. 1707 in Kreuznach von den Deputierten unterzeichneten Teilungsrezeß erhielt Kurpfalz das Amt Kreuznach, Baden die Unterämter Kirchberg, Koppenstein und Naumburg, die Dörfer Sprendlingen und St.Johann in Rheinhessen, Denzen und Reckershausen aus dem kurpfälzischen Oberamt Simmern sowie schließlich Neuburgweier aus dem kurpfälzischen Oberamt Germersheim. Trotz der vielen Bestandteile des badischen Loses war das Amt Kreuznach entschieden wertvoller. Viele Vorteile entzogen sich dabei der gegenseitigen Aufrechnung nach Köpfen der Untertanene und den Volumina der Schatzung als Grund- und Vermögenssteuer. Verkehrsgünstigkeit, Vorzüge der Bodenqualität, des Klimas und besonderer Anbauprodukte lagen außerhalb der Quantifizierung. Einer speziellen Aufteilung wurden die Waldgebiete unterzo-

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gen. Baden erhielt die relativ wenigen in den drei Unterämtem vorhandenen Waldungen und einen - niemals eingelösten - Anspruch auf eine bedeutende Ergänzung seines Anteils aus dem „Großen Soonwald", der in seiner Gesamtheit mit allen Rechten an Kurpfalz fiel. Wichtig war der generell zu beachtende Grundsatz, daß niemandem in des anderen Anteil weder in politischen, noch in kirchlichen Angelegenheiten künftig landesherrliche Rechte zustehen sollten. Aus Rücksicht auf den alten Beinheimer Entscheid und aus Überlegungen der Nützlichkeit wurde die Grafschaft Sponheim als solche nicht aufgelöst. Der Name ,,Gemeine Grafschaft Sponheim", der sponheimische Lehensapparat, das Recht auf die Führung des sponheimischen Wappens und des Grafentitels, die Regelung des Stimmrechtes auf den oberrheinischen Kreiskonventen, der Abtragungsmodus der Reichs- und Kreisauflagen, die „reziproke Sukzession" - das gegenseitige Nachfolgerecht - und schließlich auch die Erhaltung des „mutuum commercium" (zollfreier Verkehr zwischen den Anteilen) wurden beibehalten. Mit dem Abschluß eines Nebenrezesses (22.9.1708) waren die langwierigen und unerfreulichen Teilungsverhandlungen und mit ihnen über dreihundert Jahre gemeinsamer Geschichte an der Nahe und im Hunsrück beendet. Der Kreuznacher Amtsbezirk wurde als kurpfälzisches Oberamt Kreuznach, das ehemalige Unteramt Kirchberg für Koppenstein, Naumburg und Sprendlingen als badisches Oberamt eingerichtet. Im Oktober 1708 nahm man zu Kreuznach, Sprendlingen und Kirchberg die kurpfälzischen bzw. badischen Erbhuldigungen ein. Lediglich die schwedische Regierung in Zweibrücken legte Protest gegen die Teilung ein, das heißt, der pfalgräfliche Mitbesitzer der noch ungeteilten Hinteren Grafschaft versuchte sich querzulegen. Am 4.7. 1717 erfolgte die kaiserliche Bestätigung. Zweifellos wirkte sich der Entflechtungsvorgangder Vorderen Grafschaft Sponheim für das Nahe- und Hunsrück-Gebiet fördernd im Sinne der im mittelrheinischen Raum verstärkt einsetzenden politisch-administrativen territorialen Rationalisierungs- und Bereinigungsversuche aus, soweit es sich qualitativ in der eindeutigen Flächenfarbung ausdrückte, n o ~ hnicht aber quantitativ als Verminderung der Fülle der Territorialinseln an sich. Das neue badische Amt Sprendlingen wurde aus dem Kreuznacher Amtsbezirk herausgesprengt und hatte an die Tradition spätmittelalterlicher badische Enklavenbildungen im rheinhessischen Raum anzuknüpfen. Die badisch gewordenen ehemaligen vordersponheimischen Unterämter ragten in die der Auflösung harrende zweibrückisch-badische Mischzone hinein, ohne der markgräflichen Regierung zur Zeit Ansatzpunkte für nennenswerte administrative Koordinationsversuche bieten zu können. Das Echo aus Zweibrücken war im Blick auf eine Bereitschaft, auch die Hintergrafschaft Sponheim aufzuteilen, was Baden eben in die Lage versetzt hätte, ein größeres Territorium zusammenzusetzen, wenig ermutigend. Der im Lauf von Jahrhunderten gewachsene institutionelle Aufbau des Landes sträubte sich besonders in den noch mittelalterlich strukturierten Einrichtungen der Hunsrückhochfläche, die persönliche Bindungen recht hoch bewerteten, gegen eine Abtrennung im Verständnis einer neuzeitlichen linearen Grenzziehung. So hielten die vielfach noch wenig linear fixierten Gemarkungsgrenzen in den waldreichen Gebirgszonen der Beanspruchung in ihrer neuen Funktion als Territorialgrenzen nicht stand und verschuldeten fortlaufende Grenzstreitigkeiten. Nicht zuletzt hinsichtlich der vor 1707108 gemeinsam ausgeübten sponheimischen Hoheits-

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delberg 1780, liefert dazu eine fleißige und nicht unbrauchbare Information, besonders über alles historisch Bemerkenswerte. Die Heidelberger Universität und die Mannheimer Akademie Kar1 Theodors nahmen sich der koordinationswürdigen Anliegen des Gebietes an. Es fehlte an den Segnungen des aufklärerischen Jahrhunderts, es gab keine größeren Bibliotheken, keine Lesegesellschaften, kein festes Theater, keine öffentlichen Sammlungen von Gemälden oder anderen Kunstgegenständen im Oberamt Kreuznach. Private Kreise, so der um den aus Westfalen stammenden Kaufmann Schmerz, waren immerhin Lichtblicke. Johann Nikolaus Goetz, die Winterburger Nachtigall, sang ihr einsames Lied in der Dämmemng einer von der Aufklärung noch nicht erreichten Landschaft, das Talent eines Maler-Dichters Müller, eingespannt zwischen dem kleinen Kreuznacher Stadtviertel im Schatten des Kauzenbergs, den sich anschließenden offenen Feldern und einer Bachidylle als Begrenzung, drängte in die große Welt. Die Oberbeamten und die evangelischen Pfarrer erwiesen sich dem Geist einer eher konservativen religiös dominierten, das heißt noch immer in konfessionellem Eifer sich erschöpfenden Öffentlichkeitsdemonstration verpflichtet. Wesentlichste Ernähmngsgmndlage blieb die Landwirtschaft. Die Dreifelderwirtschaft wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbessert. Von den Folgen der Kriege erholten sich die Weinbaugemeinden schneller als die Hunsrückdörfer mit vorwiegendem Getreideanbau und Weidebetrieb. In Kreuznach besaßen 1715 vier Fünftel der Ackerbürger Felder und Weinberge. Allerdings konnten nur ungefähr 50 Familien davon ihren Unterhalt bestreiten. Auch für den Weinhandel war damit eine Grundlage gegeben. Die Waldnutzung erstreckte sich auf Waldweide, Laubentnahme, Brenn- und Nutzholz, Holzkohle-, Pottasche- und Lohrindengewinnung. Letztere benötigten die Gerbereien, die überall am Mittelrhein in der Nähe von fließenden Gewässern angesiedelt waren. Die Holznot auch in den naturräumlich waldreichen Gebieten ließ zu neuen Formen des Zusammenlebens in den Wintermonaten finden. Holzdiebstahl mehrte sich, daneben wurde Schiffsbauholz exportiert. In Kreuznach wurden an den Stadttoren, die - wie anderenorts auch - nur noch aus fiskalischen und polizeilichen Gründen aufrechterhalten wurden, so am „MannheimerTor", also der in die feme Residenzstadt führenden Kreuznacher Hauptstraße, die raffiniert gegliederten kurpfalzischen Systeme von Akzise, Ungeld und Kreuzergeld auf die ein- und ausfahrenden Güter gelegt, was zu Schmuggel und Unterschleif einlud, oder aber wenigstens jede kräftige wirtschaftliche Entfaltung im Keim ersticken mußte. Territorialgeschichtlich ist das 18. Jahrhundert noch keine Zeit des Stillstands. Man hat sich zu fragen, ob die territorialen Verändemngen wirklich nur noch den Charakter von Verwaltungsakten aufwiesen, da die Vemetzungen von Handel und Verkehr die politischen Zufalligkeiten fast bedeutungslos werden ließen, oder ob in der Zeit selbst doch die territorialen Verbindlichkeiten als überaus wichtige Kriterien empfunden wurden. Der Geist der Rationalisiemng im Zuge der Aufklärung fegte die letzten Reste von Fehdewesen und Ritterherrlichkeit, auch von kieinterritorialer Selbstherrlichkeit hinweg. Die Matrikeln der Ritterkantone, die Systematisierung der kirchlichen Sprengelverwaltungen, die Reichskreis-Aktivitäten im Militärwesen und der Chausseenbau normierten die vormals individualisierten Spontaneitäten im größeren regionalen Rahmen. Subkutan vollzogen sich dabei geradezu

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revolutionäre Veränderungen, vergleicht man mit der jahrhundertelangen Entwicklung, die vorausgegangen ist. Die Rationalisierung in der Verwaltung kam den großen Halbsouveränitäten entgegen oder erforderte die Bildung von Vereinigungen der Kleinen, die sich in verstärktem Maße der Gerichtsorgane des Reiches, Reichkammergericht und Reichshofrat bedienten. Eine nicht unwesentliche Vergrößerung des Kreuznacher Oberamtes ergab sich aus der Teilhabe an den beiden Wellen territorialer Austauschverträge, die im 18. Jahrhundert das Mosel- und Rheingebiet erfaßten. Der kurmainzisch-kurpfalzische Austauschvertrag von 1714 setzte den seit dem mittelalterlichenTreffen bei Sprendlingen nie ganz begrabenen Streit um das Oberamt Böckelheim, das schließlich unter kaiserliches Sequester gestellt worden war, ein Ende. Kurmainz verzichtete auf alle Ansprüche auf das strittige Böckelheimer Amt und erhielt dafür aus dem Oberamt Kreuznach Siefersheim, die Anteile an Wöllstein, Gumbsheim und Pleitersheim, weiter Volxheim aus dem Oberamt Alzey und den strittigen vierten Teil am Amt Neu-Bamberg. Die auf der Hand liegenden Vorteile der Arrondiemng, der Beseitigung von gemeinherrschaftlichen Kompliziertheiten, die Auflösung von Enund Exklaven unter Verzicht auf nachbarschaftliche Animositäten bedeutete Abschied von einem Stück Mittelalter. Die Anstöße kamen zum Teil von außen. Mit dem Verschwinden des fast souveränen Herzogtums Lothringen drangen die fortschrittlichen französischen Verwaltungsvorstellungen ungebremst in die veränderte Grenzzone des Reiches. Französisch-pfälzische Verhandlungen über Bereinigungen im Grenzgebiet zu Frankreich erbrachten 1768 im Selzer und Hagenbacher Ausgleich vom Herzogtum Pfalz-Zweibrücken dem Oberamt Kreuznach die Gemeinden Odemheim und Niederhausen, die zweibrückischen Leibeigenen und Gerechtsame zu Staudemheim sowie die Dörfer Hochstätten und Hallgarten. Die staatsrechtlichen und kameralistischen Überlegungen solcher sich stufenweise vollziehenden Bereinigungen der territorialen Landschaft sind recht anspmchsvoll und zeigen, wie ernst der damaligen Zeit diese Entscheidungen waren. 1779 erhielt Kurpfalz im Tausch gegen das Gericht Kübelberg neben Niederkirchen und Reipoltskirchen auch die Gemeinden Duchroth und Oberhausen und gliederte sie dem Unteramt Böckelheim an. Am langwierigsten vollzog sich die ,,Rückgliedemng" des Ebernburger Amtes, dessen Vergangenheit als sponheirnische Pfandschaft noch weit vor den sickingischen Herrschaftsabschnitt bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Während Kurpfalz und auch Kurtrier schon seit 1542 über Öffnungsrechte auf der Ebemburg verfügten, hatte sich Kurmainz erst im Gefolge der Rekatholisierungsversuche Johann Amolds von Sickingen um 1650 einen gewissen Einfluß auf dessen Herrschaft Ebemburg zu schaffen verstanden. Kurpfalz sah dieser Entwicklung unter den Auspizien eines immer noch konfessionspolitisch überhitzen Klimas nicht tatenlos zu. Als von Sickingen eine kurpfälzische Zitation nach Heidelberg ignorierte, fiel ein kurpfälzisches Kommando in Ebemburg ein, wobei von Sickingen den Tod fand. Die Streitigkeiten blieben in Bewegung. Nach dem Frieden von Rijswijk (1697) war es unter der restituierten katholischen Linie der Freiherren von Sickingen zu einer verstärkten Fortführung der gegenreformatorischen Bestrebungen in Ebemburg gekommen, zweifellos erleichtert durch den Umstand, daß inzwischen auch die protestantische pfälzische Kurlinie ausgestorben war. Unter dem Kurfürsten Kar1

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Theodor von der Pfalz mußte sich Karl Ferdinand von Sickingen, der letzte der Ebernburger Linie, am 11.7.1750 zu einer Abtretung der Herrschaft Ebernburg an das Kurhaus bereiterklären. Der Vertrag rief die Kritik der sickingischen Gesamtlinien und der Reichsritterschaft hervor, die den Reichshofrat einschaltete. Nun griffen auch die beiden markgräflich-badischen Linien in die Streitigkeiten zu gunsten von Kurpfalz ein, die dafür 1767 wieder zu zwei Fünfteln in Gemeinschaft und Mitbesitz von Ebemburg aufgenommen wurden. Als 1768Karl Ferdinand von Sickingen verstorben war, wurde ein kurpfalzisch-badisches Amt Ebernburg eingerichtet. Das Einschreiten der vom Reichshofrat eingesetzten Exekutionskornmission drohte, als eine Abfindung der sickingischen Erben gelang. Baden verzichtete auf seine Ebernburger Fünftel zugunsten von Kurpfalz gegen Entschädigung am Oberrhein. Die Herrschaft Ebernburg wurde als Unteramt dem Oberamt Kreuznach unterstellt. Die Verwaltung des badischen Anteils der Vorderen Grafschaft Sponheim wurde in dem neu errichteten Oberamt Kirchberg als der obersten zuständigen badischen Behörde unterhalb der eigentlichen markgräflichen Regierungsorgane in Rastatt zusammengefaßt. Der an die Spitze der badischen Beamtenschaft gestellte ehemalige Kreuznacher Landschreiber, der bereits im Blick auf einen künftigen zusamrnengefaßten badischen Gesamtbesitz an Vorder- und Hintersponheim den Charakter eines Regierungsrates erhielt, verwaltete von der Stadt Kirchberg aus die Ämter Kirchberg und Koppenstein direkt, während in Naumburg und Sprendlingen eigene badische Unterbeamte saßen. Nach der erst 1776 auch in der Hinteren Grafschaft Sponheim durchgeführten Landesteilung versuchte man badischerseits das hintersponheimische Amt Dill „unter der Hand" dem ursprünglich vordersponheimischen Amt Kirchberg einzugliedern. Der Kirchberger Oberbeamte wurde zum gleichzeitigen Amtmann zu Dill ernannt. Die unterschiedlich gelagerten Interessen der beiden Ämter führten in Dill zu einer lebhaften Opposition, die zum Ergebnis hatte, daß Baden 1779 die Eigenständigkeit des Amtes Dill respektieren mußte. Die Rationalisierung der Verwaltung hatte auch im 18. Jahrhundert noch ihre Grenzen. Ein besonders unangenehmes Kapitel bildeten für die badische Verwaltung die zahlreichen Grenzstreitigkeiten mit den angrenzenden kupfalzischen und adeligen Territorien. Der vordersponheimische Teilungsvertrag von 1707108 hatte in diesem Zusammenhang keine Klarheit schaffen können bzw. wollen. Vor allem einer Regelung des Zollwesens im Unteramt Koppenstein stellten sich Schwierigkeiten in den Weg. Zu Kollisionen kam es dabei mit den Herren von Schmidtburg in Gemünden, die ein Verfahren beim Reichshofrat einleiteten. Als unmöglich erwies sich unter den gegebenen Umständen auch eine eindeutige Grenzziehung zwischen den Ämtern Kirchberg und Simmem. Erstaunlich wenig Widerstand konnte Baden dem Druck der benachbarten adeligen Kleinterritorien entgegensetzen. Immer häufiger mußte Kurpfalz um die vertraglich zugesicherte ,,Assistenz" ersucht werden. Positive Aspekte badischer Verwaltungstätigkeit zeigten sich allerdings auch. Die Absicht der regierenden Markgräfin, die erschöpfte sponheimische Bevölkerung nach der Landesteilung wieder zu Kräften kommen zu lassen, blieb nicht ohne sichtbare Folgen. Besonders die dörflichen Handwerksbetriebe nahmen, geschützt vor der Konkurrenz der kurfürstlichen Oberamtsstadt Kreuznach, einen kräftigen Aufschwung und wurden in neugeschaffenen Landzünften auf Amtsebene zusammengeschlossen.

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Schweine in den Soonwald getrieben werden. Waldschläge, die geschont werden sollten, wurden mit einem Strohwisch gekennzeichnet. Infolge der billigen Weidegelegenheit im Wald entschlossen sich die Bauern nur ungern, entsprechend den badischen Reformabsichten, zum Futterpflanzenanbau und zur Stallfütterung überzugehen. Erst in der preußischen Zeit erfolgte die Ablösung der Winterburger Waldnutzungsberechtigungen für stolze 436 669 Goldmark. Den Schweinezehnten (Dem oder Dechem) hatten die Bewohner der Soonwalddörfer an die Grafen von Sponheim als Inhaber der Forsthoheit zu zahlen. Das Forstkorn (Medem) wurde ebenfalls an die Sponheimer und ihre Erben entrichtet. Forstmeister, Förster und Forstknechte verwalteten den Wald. Forsthufen als zum Unterhalt dienende Lehen wurden mit der Zeit erblich. Für Waldfrevel (Holzdiebstahl, Wilddieberei) gab es Forst-, Holz- oder Waldgedinge als Waldgerichte. Die Forstrügenprotokolle des Oberamtes Kreuznach für den Soonwald zeigen viele Holzdiebstähle von Einwohnern aus rheinhessischen Gemeinden auf, ein Indiz für die akute Brennstoffnot. Für die Erlaubnis von Holzentnahmen hatten sich die Bewohner von rheinhessischen Gemeinden an Wolfsjagden im Soonwald zu beteiligen. Holz wurde nicht nur für Weinbergspfahle, Schiffbau und Gebäude verwendet - Gräfenbach und Ellerbach wurden mit aufwendigen Maßnahmen für den Transport von sog. Holländer Holz aufgestaut -, sondern wurde in großen Mengen von den Hüttenwerken gebraucht. Eisenschmelzen bestanden bereits im frühen Mittelalter (Kandrich, Warmsroth). Die älteste Eisenhütte im Soonwald, die Stromberger Hütte, wird 1446 urkundlich erwähnt, die Rheinböller Hütte 1590, Stromberger Neuhütte und Gräfenbacher Hütte 1712. Zusammen mit den vielen Eisenhütten im Hunsrück-Hochwaldbereich (Abentheur, Züsch, Thiergarten, Nonnweiler, Asbach, Sensweiler, Veldenz, Katzenloch bei Kempfeld, Weiperath, Weitersbach usw.), von de Hauzeur und dann vor allem von der Unternehmerfarnilie Stumm aus RhaunenSulzbach betrieben, dem Kupferbergbau in Fischbach an der Nahe, den Quecksilber-, Silber- und Kohlevorkommen (Verwendung einer dünnen Schicht im Tagebau) im nordpfalzischen Bereich und an der Nahe erweist sich der Nahe-HunsrückRaum insgesamt als eine erz- und waldreiche Zone nach den Maßstäben der Zeit vor der Industriellen Revolution. Die drei Soonwaldhütten verbrauchten um 1800 rund 23 000 Festmeter Buchen-, Scheit- und Knüppelholz. Die ,,armen6'Soonwalderze erbrachten dabei nur eine Ausbeute von 29%.Bis 1700 konnte man mit 100 Festmetern Holz je Tonne Eisenerzeugnis rechnen. Der Einzugsbereich einer Eisenhütte für den Bedarf von Holz bzw. Holzkohle erstreckte sich bis zu 30 km. Im 17. und 18. Jahrhundert ergab sich, daß die besten Erzvorkommen für die auf kurpfalzischem Boden arbeitenden Hüttenwerke in den Böden lagen, die dann Baden zugefallen sind. Durch den Raubbau in den Wäldern entstand Wildland. Weiter rodeten die aus Wallonien und Tirol zuwandernden Arbeiterfamilien ebenfalls. Seit dem 15. Jahrhundert bestand im Soonwald die Köhlerei und das „Rödern", das heißt, das Abbrennen von Wald und die Bebauung mit Roggen, dann mit Hafer. Die erste Glashütte wurde um 1672 im Argenthaler Forst angelegt. 1713-1735 wurde „die Glashütte" errichtet. Die im Amt Winterburg um 1730 arbeitenden 12 verbotenen Pottaschbrennereien entwendeten jährlich etwa 1 000 Wagen Holz aus dem Soonwald. Töpferei und Ziegelherstellung war in Gebroth, Münchwald und Spabrücken heimisch. Gerbereien, mit bedeutender zum Teil manufakturistisch betrie-

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bener Produktion und großem Absatz, waren in Kreuznach, Stromberg, Kirn, Winterburg, Simmern und Kirchberg tätig. Die Stromberger Gerbereien haben Hugenotten aufgebaut. Niederwaldwirtschaft und Lohrindennutzung wurden für die Gerbereien unterhalten. In den siedlungsfemen Gebieten herrschten Hoch- und Mittelwald. Die Berufe des Zimmermanns, Wagners, Lattenmachers, Nartenmachers (Tröge), Küfers und Benders waren vom Wald abhängig. Die Handwerke wurden teilweise vor Ort im Wald selbst ausgeübt. Zum Bau eines einzigen Hauses wurden im 18. Jahrhundert im Amt Winterburg rund 75 Festmeter Holz benötigt, obwohl das Erdgeschoß schon aus Steinen errichtet sein mußte. In der Neupfalz bestand im 18. Jahrhundert eine Vitriolhütte, die aus Eisenvitriol und Eichengalläpfeln Tinte herstellte. Auf dem Ellerbach und dem Guldenbach entwickelte sich für den Transport von Schiffsbau- und Brennholz ein Triftbetrieb. 1770181 wurde der FischbachJEllerbach von der Daubacher Brücke bis zum kurfürstlichen Holzhof an der Ellerbach-Mündung in Kreuznach als Triftunternehmung eingerichtet.

DIE HINTERE GRAFSCHAFT SPONHEIM ALS KONDOMINAT UND IHRE AUFLÖSUNG (1776) Als am 24.10. 1437 mit Johann V. von Sponheim der letzte Graf dieses Hauses verstarb, gelangte die Hintere Grafschaft Sponheim an den Markgrafen Bernhard von Baden und den Grafen Friedrich von Veldenz zu gleichen Anteilen in einer gemeinschaftliche regierten Herrschaftsgemeinschaft. Diese bestand 1438 aus dem Amt Trarbach, mit Starkenburg und Grevenburg, der Stadt Trarbach und 19 Dörfern, dem Amt Allenbach mit der Burg und fünf Siedlungen, dem Amt Birkenfeld mit Burg, Stadt und 33 Dörfern, weiter den Ämtern Frauenberg (Burg und sechs Dörfer), Herrstein (Burg, Stadt und fünf Dörfer), Dill (Burg und Stadt), Kastellaun (Burg, Stadt und 14 Dörfer), Winterburg (Burg, Stadt und neun Dörfer), der Burg Sponheim (mit Dorf) und der Vogtei Winningen. Weiter gehörten zu der Hinteren Grafschaft das mit Kurtrier gemeinsame Kröver Reich mit zwei Drittel Anteilen (8 Dörfer, 6 Höfe, Kloster Springiersbach) und der Sponheimer Anteil am ,,Dreiherrischen" auf dem Hunsrück, gemeinsam mit Kurtrier und den Herren von Winneburg-Beilstein. Das Dreiherrische bestand seinerseits aus dem Hochgericht Beltheim (14 Dörfer), der Vogtei Strirnrnig (4 Dörfer), der Vogtei Senheim ( 3 Dörfer) und der Pflege Hesweiler (8 Dörfer). Im Beltheimer Hochgericht war der Erzbischof von Trier oberster Gerichtsherr, der Herr von Winneburg ein ,,Dingers'(Schultheiß, Advokat, Vogt), und die Grafen von Sponheim hatten als Rechtsnachfolger der Herren von Waldeck auf der sog. Hinterburg als ,,Behälter6'des Gerichts den Missetäter in Haft zu halten. Kurtrier beanspruchte die eine Hälfte, Winneburg-Beilstein und Sponheim die andere Hälfte der Gerichsteinkünfte.Die drei Gerichtsherrenwurden zu Beltheim durch drei Vögte vertreten, von denen nur der des Herren von Winneburg als ,,Dingvogt6' offiziell sprechen durfte. Als Schöffen fungierten die Heimbürgen (Gemeindepfleger) der 14 Dörfer, derenjedes ein eigenes „Heimgericht" bildete. Steuern und Schatzung schuldete jeder Einwohner des Hochgerichts dem Herrn, dessen Hintersasse er war. Aus den Befugnissen der drei Gerichtsherren entwickelte sich ein Kondomi-

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nat, in dem Kurtrier die Hälfte und Sponheim und Winneburg ein Viertel besaßen. In der Vogtei Strimmig war der Kurfürst von Trier Lehenherr, der Herr von Winneburg-Beilstein (als Dinger und Behälter des Gerichts) und der Graf von Sponheim mit denselben Anteilen wie in Beltheim vertreten. Das Gericht besaß 14 Schöffen, einen trierischen Schultheißen und zwei Vögte als Vertreter des Vogtherm. In der Vogtei Senheim schließlich waren die Anteile der drei Herren an der Hoheit und Gerichtsbarkeit gleich. Kurtrier verfügte über einen Schultheißen, die Grafen von Sponheim und die Herren von Winneburg-Beilstein über Vögte. Die Vogtei Senheim war Lehen des Herzogtums Kleve. Die Ämter, Gerichtsbezirke und Gemeinden waren alles andere als einheitlich sponheimisch verwaltet und regiert. Vielfach war das personelle Prinzip noch deutlicher zu spüren als das institutionelle. So gab es im späteren Oberamt Kastellaun innere und äußere Bürger und Pflegeleute, wobei deren Proporz außerordentlich schwankte. Gemeinden konnten von Territorialgrenzen durchschnitten werden, Leibeigene fremder Territorien über Wohnrechte verfügen und Adelige an der Orts- und Gerichtsherrschaft mitbeteiligt sein. Im Hochgericht Kellenbach übte so beispielsweise der Freiherr von Steinkallenfels ein Drittel der hohen und vogteilichen Gerichtsbarkeit in Gemeinschaft mit Sponheim aus. Sponheim besaß Bergwerks- und Mühlenregal sowie Judengeleit für sich allein, Jagd-, Fischerei- und Forstregal wurden dagegen gemeinschaftlich ausgeübt. Diese Gepflogenheiten, für die spätmittelalterlich ländliche Situation noch einigermaßen plausibel, wurden aber bis zum Ende des Alten Reiches mitgeschleppt, nicht das größere Territorium bestimmte als Schrittmacher die Geschwindigkeit der Modernisierung, sondern der blockierende Angehörige des niederen Adels, der durch Reformen alles verlieren konnte. Weiter gehörten zur Hinteren Grafschaft die sponheimischen Lehenleute des Hauses Starkenburg: Daun-Oberstein, Boos von Waldeck, Ehrenburg, Schwarzenberg, Schmitt von Schmidtburg, Merxheim, Herrstein, Löwenstein, Cratz von Scharfenstein, Vögte von Hunolstein, Braunshorn, Haller von Esch, von der Leyen, Sötern, Greifenklau-Vollrats, Allenbach, Flersheim, Geispitzheim, Sien und Koppenstein und sicher noch eine ganze Anzahl von weiteren. Der Kreis dieser Lehensleute schmolz nach 1437 allmählich zusammen. Nach dem Tod des Grafen Friedrich von Veldenz 1444 wurde die Grafschaft Veldenz mit dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken vereinigt. Der veldenzische Anteil an den beiden Grafschaften Sponheim kam an den ältesten Sohn des Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken, der die pfalzgräflichen Gebiete auf dem Hunsrück als Herzog Friedrich I. von Pfalz-Simmern übernahm. Die Nahe trennte ungefähr die Gebiete Friedrichs, Pfalz-Simmern und die beiden sponheimischen Anteile, von dem Erbteil des jüngeren Bruders Ludwig, dem Herzogtum Pfalz- Zweibrücken und der Grafschaft Veldenz. Daß Baden und Veldenz in Hintersponheim zu gleichen Teilen vertreten waren, erlaubte und bedingte einige Verfahrensweisen. Der in Birkenfeld eingesetzte Amtmann Hans Erhard Bock von Staufenberg siedelte nach Trarbach, dem eigentlichen Hauptort der Hinteren Grafschaft über und nahm seinen Sitz auf der Grevenburg. Die Entscheide, die die Verwaltung betrafen, mußten beiderseitig (von Simmern und Baden) verabschiedet werden, danach wurden sie erst für den Trarbacher Amtmann bzw. für die Grafschaft rechtskräftig und verbindlich. Die höheren Beamten, Amtmann in Trarbach, Landschreiber und weitere Amtleute,

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wurden wechselweise von Baden und Pfalz-Simmern eingesetzt. Im Gegensatz zur Vorderen Grafschaft kam es in der Hinteren Grafschaft Sponheim zur Bildung eines sponheimischen Regiemngsgremiums. Es wurde nicht gegen-, sondern miteinander regiert. 1672 wurden dem Oberamtmann ein badischer und ein pfälzischer Regierungsrat beigegeben, die sich als persönliche Vertreter ihres jeweiligen Landesherm betrachteten, während der wechselseitig einzusetzende Oberamtmann als Präsident dieser dreiköpfigen Regierung fungierte und die Verordnungen und Entscheide in einer gewissen Unabhängigkeit nach eigenem Ermessen beschließen konnte. Die gemeinschaftliche Landschreiberei, die Einkünfte und Ausgaben verwaltete, wurde in eine badische und eine pfälzische Rentkammer mit jeweils einem Kammerrat an der Spitze eingeteilt. Verändemngen in dem territorialen Bestand der Hinteren Grafschaft hat es relativ wenig bis zu der Aufteilung im Jahre 1776 gegeben. 1561 wurden vier zur Abtei Mettlach gehörende Dörfer: Göttschied, Gerach, Regulshausen und Hintertiefenbach, zur Arrondiemng des Amtes Herrstein erworben. 1750 fiel ein Teil der Lehensherrschaft Züsch, ein Erblehen in Händen der Vögte von Hunolstein, an die Grafschaft zurück. Bis 1784 war Züsch ein Kondominat zwischen den Grafen von Sponheim und den Erben der 1716 ausgestorbenen Freiherren von Hunolstein-Sötern. Als zwischen den Freiherren Eckbrecht von Dürkheim und den Freiherren von Hunolstein-Merxheim Streit entstand, sequestrierte Sponheim das Lehen. 1784 trat Dürckheim seinen Anspruch auf das Lehen ab, dieses ging in badischen Besitz über. Das Amt Idar, das die Fürsten von Nassau-Saarbrücken von Sponheim zu Lehen trugen, wurde von diesen an die Grafen von Leiningen-Heidesheim als Inhaber der Herrschaft Oberstein und Erben der Grafen zu Daun-Falkenstein verliehen. Beim Tod des Grafen Kar1 Christian von Leiningen-Heidesheim (1766) zog Nassau-Saarbrücken das Lehen ein und verkaufte es 177 1 an den Markgrafen von Baden, der es nach der Teilung der Hinteren Grafschaft dem Oberamt Birkenfeld angliederte. Am 15.12. 1780 wurde das Dreiherrische zwischen Kurtrier, Pfalz-Zweibrükken und dem Grafen von Mettemich-Winneburg aufgeteilt. Da Mettemich sich weigerte, einer Teilung der dreiherrischen Pflege Heßweiler zuzustimmen, einigten sich am 30.12. 1784 Kurtrier und Pfalz-Zweibrücken auf einen Vertrag. Eine wichtige Ändemng ergab sich für die Hintere Grafschaft mit der Einführung der Reformation. Bestimmend für die reformatorischen Maßnahmen wurde Herzog Friedrich II. von Pfalz-Simmern (1557-1559), der die Reiigionsneuemng in seinem Herzogtum und in der Hinteren Grafschaft Sponheim 1557 in die Wege leitete. Die Badener, die erst 1577 wieder in das katholische Lager einschwenkten, haben sich nicht eigentlich initiativ beteiligt. Die Religionsändemg wurde in einem Schreiben des Herzogs an den Amtmann in Trarbach, Friedrich von Schönburg, verfügt. Die damit verbundene Visitation zog sich jahrelang hin. Die Vollendung der Reformation in der Hintergrafschaft fiel erst nach 1559 Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1532-1569) zu. Als Friedrich 11. von Pfalz-Sirnmern, der Fromme, im Jahre 1559 dem kinderlosen Ottheinrisch als Kurfürst (1559-1576) in Heidelberg folgte, überließ er den pfalz-simmerischen Anteil an der Hinteren Grafschaft seinem Vetter, Herzog Wolfgang. Mit der pfalz-zweibrückischen Kirchenordnung des Herzogs (1557) und der neuen Kirchenvisitation (1560) übernahm das pfälzische Herzogtum das Patronat der Kirche und die Bemfung der Pfarrer. Die

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neugeschaffene Kirchenorganisation wurde auf das Territorium hin aufgebaut und vom Trierer Erzbistum abgekoppelt. Ein evangelischer Superintendent trat für Trarbach an die Stelle des katholischen Erzbischofs, ein geistliches Konsistorium neben die Regierungskanzlei. Der Trarbacher Pfarrer Heinrich Henning wurde zum ersten hintersponheimischen Superintendenten bestellt. Als einziges Kloster, das von der Hinteren Grafschaft säkularisiert werden konnte, wurde das Kloster Wolf der Brüder vom gemeinsamen Leben 1560 aufgehoben. Das im Kröver Reich gelegene Kloster Springiersbach blieb infolge kurtrierischen Widerstands verschont. Mit den Erträgen des säkularisierten Klosters Wolf wurde 1673 in Trarbach die erste Lateinschule der Hinteren Grafschaft eingerichtet, an der nach der Gründung drei Lehrer bald 78 Schüler (1576) unterrichteten. Entsprechend dem Testament des Herzogs Wolfgang erhielt der jüngste von seinen drei Söhnen, Pfalzgraf Karl (1569-1600), den pfalz-zweibrückischen Anteil an der Hinteren Grafschaft. Bis 1584 mußte Herzog Johann I. (1569-1604), der das Herzogtum Zweibrücken selbst als Erbe erhalten hatte, noch die vormundschaftliche Regentschaft für Karl führen. Johann betätigte sich in kirchlich reformiertem Geiste. Herzog Karl bezog 1584 als erster Pfalzgraf von Birkenfeld die von Balduin von Trier erbaute alte Burg bei Birkenfeld, die er zu einem Renaissance-Schloß umgestaltete. Karl war ein sehr begabter Regent. Noch vier Jahre vor seinem Regierungsantritt hat er das Amt eines Rektors der Heidelberger Universität bekleidet. Seine Frau Dorothea von Braunschweig, Enkelin eines dänischen Königs, teilte seine geistigen Interessen und unterstützte ihn beim Aufbau der Birkenfelder Schloßbibliothek, die später über Bischweiler nach Zweibrücken in die renommierte Bibliotheca Bipontina gelangte. Johann I. trat 1588 zum Kalvinismus über, ohne daß der lutherische Karl darin folgte. Pfalzgraf Christian 11. hat 1672 in Trarbach ein Konsistorium errichtet, das die Hintere Grafschaft kirchlich verwaltete. Als 1734 Pfalz-Zweibrücken an das Haus Birkenfeld gelangte, wurde die lutherische Kirche der Hinteren Grafschaft Sponheim dem Zweibrücker Oberkonsistorium angegliedert. Bei der Teilung der Hinteren Grafschaft wurden die an Baden gelangenden Gebiete kirchlich dem lutherischen Konsistorium in Karlsruhe unterstellt, die an Zweibrücken überstellten Pfarrer blieben beim lutherischen Oberkonsistorium in Zweibrücken. Selbstbewußtsein und Verantwortungsgefühl Herzog Karls, des ersten ausschließlich sponheimischen Regenten nach dem Aussterben des alten Grafenhauses, konnten sich mit dem mit Baden zu teilenden gemeinschaftlichen sponheimischen Regiment nicht zufriedengeben. Mit dem Markgrafen Eduard Fortunatus von BadenBaden (1588-1596), der sich aus der oberen Markgrafschaft am Oberrhein wegen Mißwirtschaft hatte absetzen müssen und auf seine sponheimischen Anteile zurückgeworfen worden war, schloß er 1595 den Vertrag von Kastellaun, demzufolge Karl die Ämter Birkenfeld, Allenbach und Frauenburg in eigene Regie übernahm und der Badener das relativ große Amt Kastellaun allein verwaltete, das günstig zur Vorderen Grafschaft Sponheim lag. Im Oberamt Trarbach und in den übrigen Teilen der Hinteren Grafschaft wurde gemeinschaftlich regiert. Der Vertrag von Kastellaun blieb bis 1672 gültig und hat sowohl Pfalz-Birkenfeld als auch Baden-Baden Vorteile verschafft, wie sie sich in Kreuznach nicht ergeben haben. Als Lutheraner hat Karl die zweibrückische Kirchenordnung seines Vaters aus dem Jahre 1557

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für seine Lande erneuert. Eine schwere Krankheit raffte den erst vierzigjährigen dahin. Für Karls unmündigen Sohn Georg Wilhelm bestand bis 1616 ebenfalls eine vormundschaftliche Regentschaft. Dann führte dieser über ein halbes Jahrhundert hin eine verantwortungsvolle Herrschaft. Während des Dreißigjährigen Krieges suchte er die übermächtigen Schrecken der Zeit für seine Lande einigermaßen erträglich zu gestalten. Die gegenreformatorischenBestrebungen seines Mitregenten Wilhelm von Baden-Baden, der seine Vorteile als kaiserlicher General nutzte und des Trierer Erzbischofs Philipp Christoph von Sötern, der als Gegner der Spanier in kaiserliche Gefangenschaft geriet, konnte Georg Wilhelm von Pfalz-Birkenfeld nur mit größter Mühe abwehren. Die Bevölkerung der Hinteren Grafschaft blieb im Gegensatz zu derjenigen der Vordergrafschaft lutherisch, ohne die Konfessionswechsel der jeweiligen Landesherren mitvollziehen zu müssen. An dem konfessionellen Gegensatz zwischen dem lutherischen Birkenfeld und dem katholischen Baden-Baden ist letztlich auch die gleichzeitig mit den betreffenden Anstößen in der Vorderen Grafschaft in die Diskussion gebrachte Teilung des hintersponheimischen Gebietes gescheitert. Da der Hälfte dieses Gebietes eine rein katholische Landesherrschaft gedroht hätte, war die hintersponheimische lutherische Bevölkerung mit dem Gedanken einer Aufteilung nicht zu befreunden. Politische, militärische und wirtschaftliche Bedrängnisse ließen derartige Überlegungen zeitweilig ganz in den Hintergrund treten. Die Reunionen bezogen die Hintere Grafschaft Sponheim in der vollen Härte ein, während in der Vorderen Grafschaft die kurpfälzischen drei Fünftel einen gewissen Schutz bedeuteten. Für die französischen Juristen waren selbstverständlich alle Veldenzer Besitzungen, auch dessen Anteile an Sponheim sowie die ältesten Teile von Kreuznach als veldenzische Lehen nun von Frankreich zu beanspruchen. Pfalzgraf und Markgräfin hatten 1680 ebenso wie die Schultheiße in den einzelnen hintersponheimischen Ämtern die französische Oberhoheit anerkannt. Pfalzgraf Christian übernahm 1681 widerrechtlich das Herzogtum Zweibrücken und ließ es von französischen Beamten verwalten. Auf der Burg Sponheim im hintersponheimischen Amt Winterburg wurde die französische Oberhoheit auch für die Grafschaft Sponheim-Kreuznach ausgerufen. Die Folgen von Pfälzischem Krieg und Spanischem Erbfolgekrieg wirkten sich ebenfalls negativ aus. Im Rahmen des von Vauban inspirierten Befestigungsprogramrns Ludwigs XIV.an der vorgeschobenen französischen Ostgrenze fiel dem Mont-Royal bei Trarbach als dem am weitesten nach Osten vorgezogenen Stützpunkt eine Schlüsselrolle zu. Eine gewaltige Befestigungsanlage wurde geplant und teilweise errichtet. Der vom Mont-Royal ausgeübte Druck lastete im Pfälzischen Krieg schwer auf der Bevölkerung. Der Frieden von Rijswijk (1697) bestimmte die Schleifung und verbot den Wiederaufbau. 1734 wurde auch die Grevenburg von den Franzosen, die diese neu befestigt hatten, gesprengt. Kar1 Otto, der Sohn Georg Wilhelms von Pfalz-Birkenfeld. war bereits 1671 ohne Nachkommen gestorben. Ein Neffe Georg Wilhelms, Christian 11. von Birkenfeld-Bischweiler (1671-1717), setzte die Herrschaft in Birkenfeld fort. Christians Mutter hatte ihrem Mann, Christian I., Bruder von Georg Wilhelm, die Herrschaft Bischweiler im Elsaß zugebracht. Ihr vorzüglich erzogener, auch mit Kunstsinn ausgestatteter Sohn, kündigte sofort nach seinem Herrschaftsantritt den Kastellauner

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Vertrag (1671). Der badische Markgraf Wilhelm war längst wieder im Besitz seiner oberbadischen Stammlande. In Kastellaun hielt sich nur noch die Witwe des glücklosen Eduard Fortunatus, Wilhelms Mutter, auf. Einer der Gründe für die Aufkündigung war, daß der Kastellauner Vertrag dem Amt eine katholische Landesherrschaft gebracht hatte, von der es dieses zu befreien galt. Die 1595 beschlossenen Sonderstellungen wurden nun wieder aufgehoben. Die gemeinschaftlich hintersponheimische Regierung trat nun für alle Ämter wieder in Kraft. Der Pfalzgraf, der sich als konfessionellerAnwalt der ihm anvertrauten lutherischen Bevölkerung fühlte, wehrte sich energisch gegen die Versuche des Markgrafen Ludwig Georg Simpert (17071761), dem Katholizismus wieder Eingang zu verschaffen. Als die vordersponheimische Teilung Baden auf dem Hunsrück das Oberamt Kirchberg mit dem Anteil am mehrherrischen Hochgericht Hottenbach brachte, hofften die Markgrafen auf einen günstigen Zusammenschlußmit hintersponheimischem Gebiet nach einer dortigen Aufteilung. Das entscheidende Hindernis waren nach wie vor die durch die lutherische Bekenntniseinheit drohenden Gewissensnöte bei einer den katholischen Markgrafen zuzuteilenden Untertanenschaft. Die 1717 in der Teilungsfrage von badischer Seite ergriffene Initiative scheiterte an der vorgeschobenen Argumentation Birkenfelds, eine Landesteilung stehe den sponheimischen Verträgen entgegen. Die Angelegenheit blieb in der Diskussion. 1727 gab Wien seine Einwilligung zu der Teilung, die jedoch auf Proteste des Corpus Evangelicorum hin unterblieb. Besonder in den Außenpositionen des hintersponheirnischen Territoriums kam es zu Kollisionen, indem dort das Erzstift Trier die katholischen Rechtspositionen abstützte. Das galt für das Kröver Reich, aber auch etwa für das Dorf Lötzbeuren, das 1707108 zur Vorderen Grafschaft Sponheim zählte, dann aber von Birkenfeld zur Hinteren Grafschaft gezogen worden war, während Trier sich bemühte, dem Dorf einen vierherrischen Status zu geben. Bis 1716 konnten die Trierer Episkopalrechte in dieser Gemeinde behauptet werden. Um 1732 wurde dann der hintersponheimische Pfarrer vertrieben. In der Pflege Hottenbach stützte Kurtrier sogar den lutherischen Pfarrer. Sollte das ein Signal für die verängstigten Lutheraner sein, daß es so schlimm nicht sein könnte, falls man unter eine katholische Herrschaft gerate? Christians Sohn, Christian 111. (1717-1735), siedelte, da er als Nachfolger der mit dem Pfalzgrafen Gustav Samuel aussterbenden Zweibrücker Herzöge in Betracht kam, 1724 aus den engen Birkenfelder Verhältnissen nach Zweibrücken über, wo er noch 1733 für kurze Zeit zur Ausübung der Regierung kam. Birkenfeld verlor damit wieder seine Stellung als pfalzgräfliche hintersponheimische Residenzstadt. Christian III. Vater und Christian IV. Sohn (1735-1775) regierten seit 1733 das Herzogtum Zweibrücken und den Anteil an Hintersponheim. Wichtige Veränderungen planierten den Weg zur hintersponheimischen Teilung nun doch. Christian IV. von Zweibrücken und Birkenfeld hatte keinen erbberechtigten Sohn. Daher gelangte 1775 der älteste Sohn seines Bruders Friedrich Kar1 11. zur Regierung. Christian IV. und sein Bruder waren aber im Blick auf das winkende große bayerische Erbe katholisch geworden. Friedrich wurde der Stamrnvater des bayerischen Königshauses. Sein jüngster Sohn Maximilian erbte 1799 Kurpfalz-Bayern und bestieg 1806 den bayerischen Königsthron.

Die Wild- und Rheingrafen seit dem Späten Mittelalter

Wirtschaftlich wies Trarbach im 18. Jahrhundert Impulse der Familie Böcking auf, die beispielsweise den Kohlenhandel mit Moselschiffen unter erzbischöflich trierischer Protektion verfolgte. Der zweibrückische Baudirektor Hautt errichtete um 1750 für seinen Schwager in Trarbach das Böckingsche Haus, in dem Goethe nach der Kampagne in Frankreich übernachtete.

DIE WILD- UND RHEINGRAFEN SEIT DEM SPÄTEN MITTELALTER Sucht man nach dem Regentengeschlecht des Nahe-Hunsrück-Raumes, dem in der Frühen Neuzeit die größte Bedeutung zugekommen ist, so sind es die Wild- und Rheingrafen und ihre Nachfahren, insbesondere auch, wenn man über die Grenzen ihrer angestammten Region hinausschaut. Einmal ist es die Kontinuität des Hauses über das Aussterben der einzelnen Linien hinweg bis in die Gegenwart hinein, verknüpft mit einem stetigen hierarchischen Aufstieg bis zum Ende des Alten Reiches und noch in der napoleonische Zeit, zum anderen die territorialen Zugewinne durch die zahlreichen Erbgänge, die über die vorgegebenen naheländischen Territorialpositionen insbesondere nach Lothringen führten. Die Kirner Residenz ist bis zur Französischen Revolution die einzige kontinuierliche Residenzstadt des Raumes geblieben, die mit ihren bescheidenen Ressourcen eine bemerkenswerte administrative, kulturelle und wirtschaftliche Aktivität über die Epochen hinweg entwickelt hat und die zeitlich begrenzten Phasen, in denen Trarbach, Kastellaun, Birkenfeld, Simmem, Kreuznach und Meisenheim Residenzcharakter aufzeigten, überdauerte. Die im Verlauf des Mittelalters sich im Schatten des mächtig gewordenen Sponheimer Grafengeschlechtes entwickelnde kleinräumige Begrenztheit - trotz bedeutender aus dem frühen Mittelalter bezogener Traditionen und Legitimationen - wurde verlassen, als das altehrwürdige Geschlecht der Wildgrafen in den aus der Ministerialität herkommenden Rheingrafen aufging. Feindschaften und Rivalitäten hatten das Verhältnis der einzelnen Linien zueinander bisher weitgehend bestimmt. Ein warnendes Signal bedeutete 1330 das Erlöschen der Schmidtburger Linie des wildgräflichen Hauses und die künftige Verwaltung dieses Teilterritoriums als kurtrierisches Amt. Zwei Jahrzehnte später endete nach dem Tode des kinderlosen Wildgrafen Johann I. die Linie Dhaun-Grumbach. Schon 1310 hatte sich Rheingraf Johann I. (t 1338) mit der Wildgräfin Hedwig, Schwester Johannes I. von Dhaun, vermählt. Das wildgräfliche Erbe der Dhauner Linie übernahm Johann von Dhauns Schwestersohn, Rheingraf Johann II., der die Wildgräfin Margarethe aus der Kyrburger Linie ehelichte. Der Kyrburger Farnilienbesitz kam mit der Heirat erst einmal zur Hälfte an den Rheingrafen Johann 11. Die übrige Hälfte brachte Wildgräfin Adelheid 1406 dem Sohn, Rheingraf Johann III., mit in die Ehe. Drei Jahre später starb auch die Linie der Wildgrafen zu Kyrburg aus, die sich anfänglich in Gegnerschaft zu Wild- und Rheingraf Johann 11. als Erben der Dhauner Linie bewegt hatten. Mit Zustimmung König Ruprechts I. von der Pfalz als kurpfälzischem Oberlehnsherrn der Wildgrafen wurde Johann III.(1371-1428) 1409 Alleinbesitzer der Wildgrafschaft. An Kurpfalz mußten für die Zustimmung einige Teile aus dem herkömmlichen Rechts- und Besitzbestand der Wildgrafschaft abgetreten werden. Auch die

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Herren von Daun-Oberstein hatten in dieser kritischen Übergangssituation Erbansprüche erhoben und das Haus Bmnkenstein bei Dhaun besetzt. Das Dauner Kommando wurdejedoch von dem Bmder Johanns III., dem Rheingrafen Friedrich, überwältigt. Johann III., bald auch Inhaber der ihm als väterliches Erbe zugefallenen Herrschaft Rheingrafenstein, wurde Herr über eine stattliche Landesherrschaft, indem er die Wildgrafschaften Dhaun und Kyrburg mit der Rheingrafschaft vereinigte. Die Rheingrafen, die nach dem Sieg des Mainzer Erzbischofs 1279 in der Schlacht von Sprendlingen harte Bedingungen einzugehen hatten, verloren ihre gräfliche Amtsstellung im Rheingau und dazu wichtige Lehen. In der Ganerbenveste Rheingrafenstein, die durch die Herren vom Stein an die rheingräfliche Familie gelangt war, hatte Graf Johann von Sponheim 1328 als Bundeshauptmann des Landfriedens das Öffnungsrecht erzwungen. 1375 hatten auch die Wildgrafen zu Dhaun Anteil am Rheingrafenstein mit Zubehör erhalten. Rheingraf Friedrich, der bereits erwähnte Bruder Johannes III., gründete eine besondere Linie der Rheingrafen von Rheingrafenstein. Ein weiterer Bruder, Konrad, schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde Erzbischof von Mainz (1410-1434). Damit hatte auch das dynastisch aufgefrischte Haus ein zweites Mal mit einem seiner Mitglieder den kurfürstlichen Status erreicht. Die beiden Erzbischöfe aus dem naheländischen Adelshaus gehören zu den eher sympathischen vermittelnden Naturen als zu den harten Ehrgeizlingen, die aus den Eppensteiner und Nassauer Familien kamen. Sicherlich ist es das rheingräfliche Erbe, das die nunmehrigen Wild- und Rheingrafen nach 1434 sich von Mainz lösen und in das pfalzgräfliche Fahrwasser treiben läßt. Auseinandersetzugen mit Erzbischof Dietrich von Erbach wegen des von den Rheingrafen seit alters beanspmchten Pfefferzolls zu Geisenheim, einem Reichslehen, die zu einem Verlust der Zolleinnahmen führen, stehen Ämter und Einkünfte gegenüber, die die Wild- und Rheingrafen als Lohn für die Teilnahme auf der Seite des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen von der Pfalz an den Erfolgen von Pfeddersheim (1460) und Seckenheim (1462) erhalten. Vogteirechte im Elsaß, Lützelstein und Weißenburg bieten auf den ersten Blick attraktive Ansatzpunkte, führen aber auch zu Verwicklungen mit den Pfalzgrafen von Veldenz. Der Bmder des Wildund Rheingrafen Johann IV. (1422-1476), Konrad, bekleidet Amt und Würde eines Kammer- und Hospitaliter zu Weißenburg im Elsaß. Während das wildgräfliche Haus mehr in der Tradition der kaiserlichen Landfriedenspolitik gestanden hatte, war der Rheingrafenstein eher als Veste der friedlosen Fehdeführer und Raubritter als idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen und Unterschlupf für diverse Angehörige des niederen Adels ausgelegt. Die ähnlich situierte Ganerbenburg Montfort wurde 1457 vom Rheingrafen, dem sie zur Hut übergeben worden war, niedergerissen. Kurfürst Friedrich von der Pfalz eroberte auf der Grundlage des Ewigen Landfriedens von Worms (1495) den Rheingrafenstein. Diese Vorgänge waren mehr marginal. Eine größere Territorialeinheit konnte sich normalerweise das Abgleiten in die Situation kontinuierlichenLandfriedensbmchs nicht erlauben. Kaiser Maximilian I. hat 1495 die Wild- und Rheingrafschaft von fremdem Gerichtszwang befreit und damit diese von einer lästigen Fessel befreit, die den Entwicklungsgang zur Landeshoheit einengen konnte, wenn sich ein übermächtiger Nachbar wie Kurpfalz querstellte.

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Das Ab- und Hinlenken der politischen Energien - aber nicht nur dieser - auf den Westen erbrachte die ,,neuen Erwerbungen", die ,,nicht reicher machen an Mitteln, sondern nur reicher an Wappen und Titeln". 1459 kam durch Heirat des Wildund Rheingrafen Johann V. (1436-1495) mit Johanna von Salm die halbe Grafschaft Salm in den nördlichen Vogesen an das naheländische Haus. Stadt und Schloß Salm waren Lehen der Bischöfe von Metz, ebenso das Schloß von Badonviller (Pfalzweiler), dazu kamen Meiereien, Flecken, Klöster, Wälder, Salzquellen,Eisenschmelzhütten und Hämmer. Ferner übernahm das wild- und rheingräfliche Haus die Herrschaft Rotslar im Norden des Waldes von Soignes in Brabant mit wenigen Siedlungen und weiter die - stark verschuldeten - Herrschaften Mörchingen (Morhange) und Püttlingen (Puttelange) in Lothringen. Mörchingen, ein lothringisches Lehen, in dem den Grafen von Salm alle Herrschaftsrechte zustanden, mit der Stadt Mörchingen und einer Reihe von Dörfern, Gütern und Fischweihern, Püttlingen mit Stadt und Schloß sowie über 20 Dörfern. Die Heirat des Wild- und Rheingrafen Johann VI. (T 1499) mit der Gräfin Johama von Mörs und Saarwerden brachte 1478 die Reichsherrschaften Diemeringen, Vinstingen (Fknktrange) und Ogeviller an der oberen Saar hinzu. Diemeringen mit der Stadt und einigen Gemeinden, südwestlich von Diemeringen die freie Reichs- und AllodialherrschaftVinstingen mit dem Städtchen Vinstingen und einer Reihe von Gemeinden und Dorfanteilen und schließlich Ogeviller südöstlich von Lunkville. Weiter sind noch Bayon südwestlich von Lunkville und Neuviller mit Schloß und Zugehör südöstlich von Schloß Salm zu nennen. Seit 1475 trugen die Wild- und Rheingrafen zusätzlich den Titel Grafen von Salm und Herren von Vinstingen. Der Name Salm stammt von der im 12. Jahrhundert in den Vogesen errichteten Burg dieses Namens bei Schirmeck im Unterelsaß, von der nur noch geringe Reste überkommen sind. Dieser weitgestreute Besitz ließ sich nicht zu einem geschlossenen Territorium ausbauen. Insbesondere trugen die bald ( 1515) einsetzenden Familienteilungen dazu bei, daß Titelvermehrungen und Gebietszuwachs dem Haus keine spürbare Machtsteigerung einbrachten, obwohl sich das Territorium fast verdoppelt hatte. Die erste bedeutende Teilung in der Wild- und Rheingrafschaft erfolgte im Jahre 1515 mit der Einrichtung der Linien Alt-Kyrburg und Alt-Dhaun. Wild- und Rheingraf Johann VI. hatte Johanna (Johanette) von Saarwerden als Witwe mit 7 Kindern hinterlassen. Sie hat 15 Jahre die Vormundschaft geführt. Bei der Teilung erhielt der ältere Philipp (1492-1521) die Wildgrafschaft Dhaun, die Rheingrafschaft Rheingrafenstein, die Grafschaft Salm und die Herrschaften Neuviller, Ogeviller, Pulligny (südlich Nancy) und Bayon. Der jüngere Johann VII. (1493-153 1) übernahm die Wildgrafschaft Kyrburg, die Herrschaften Wildenburg, Diemeringen, Mörchingen, Püttlingeh, Flonheim, Asmenz und das Öffnungsrecht im Schloß Salm. Den beiden neuen Linien gemeinschaftlich verblieben die Herrschaften Vinstingen, Grumbach (bis zum Tod des Oheims), die Bergwerke am Rheingrafenstein, Grandfontaine (am Co1 du Donon), Plaine und Gemaingonte (mit bedeutenden Bergwerken), Kirn mit dem Städtlein, Sulzbach, Meddersheim und Kirschroth. Mit dieser an frühere wildgräfliche Teilungsgepflogenheiten erinnernden Aufteilung wurde auch das alte Erbübel wieder belebt: das feindliche Verhalten gegenüber den eigenen Verwandten, das sich nicht nur zwischen den einzelnen Linien, sondern auch in den einzelnen Familien selbst unvermindert zeigte.

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Der gemeinschaftliche Vorort Kirn wurde weiterentwickelt und erhielt Graben, Tore und Zäune. Die Burg Rheingrafenstein verlor ihre Bedeutung. Die Leibeigenen Kirns wurden später im Jahre 1600 von den Stadtherren freigesprochen, die Weichen für die Entwicklung einer eigentlichen Stadtbürgerschaft waren gestellt. Zum Amt Kyrburg gehörten 1515: Kirn, Kirnsulzbach, Bärweiler, Desloch, Hundsbach, Hühnerhof bei Abtweiler, Meckenbach, Meddersheim, Kirschroth, Brücken b. Kirn, Niedermeckenbach, Höfe bei Staudemheim und bei Limbach, Bergen, Griebelschied und Berschweiler. Die Schultheißerei Sien mit Schweinschied und anderem als Lehen der Grafen von Loon wurde 1482 an die von Sickingen verliehen. Das Hochgericht auf der Heide zu Sien gehörte zum Teil den Raugrafen (Amt Naumburg) und ab 1381 den Grafen von Sponheim-Kreuznach. Das rheingräfliche Amt Rheingrafenstein umfaßte Obersaulheim, Eichloch, Bornheim, Niedersaulheim, Steinbockenheim, Münster am Stein, Münsterappel, Winterbom, Niederhausen, Hochstätten an der Alsenz und Alsenz. Weiter die Gaudörfer Wörrstadt und Rheingönnheim sowie die Kellerei Kreuznach und Windesheim. In den alten rheingräflichen Amtsbereich wiesen die Einnahmen des Marktschiffes in Bingen und der Jahrbestand der Steuerleute von Niederheimbach und Lorchhausen. Das sog. Wildgefährte, d.h. die Rheinstrecke unterhalb des Binger Lochs bis gegen Bacharach, ein Reichslehen, durfte nur mit Geleit beschifft werden. Es lag in einem dem Rheingrafen gehörenden Bann, den dieser vermietete. Ein großer Teil der wild- und rheingräflichen Territorialmasse war im Verlauf des Spätmittelalters oder früher pfalzgräfliches Lehen geworden: in Rheinhessen Flonheim, Bornheim, Wendelsheim, Eichloch, weiter an der Nahe, im Hunsrück und im Westrich: in Monzingen ein Teil am Kornzehnten, in Saulheim Korngeld, das hohe und niedere Gericht in Rhaunen und zu Bergen, die Wildgrafschaft auf der Heide zu Sien, die Gerichte zu Bockbüren mit Dörfern und Gülten, Uffenbach, Flonheim, Bockenheim, Korngülte zu Saulheim, zu Heddesheim, die Gerichte der Wildgrafen, Zehnten, Gülten (Frucht-, Pfennig-, Gänse-, Kappen-, Hühnergülten), Waldungen, Fischerei, Zoll, Hafer (Marschalls-, Jäger- und Koppelhafer) und Schaarpfennig. Weiter besaßen speziell die Wildgrafen von Kyrburg noch kurpfalzische Lehen in Flonheim, Büdesheim, Uffhofen, Bomheim, Eichloch, Wendelsheim und Monzingen, dazu einen Teil der Leute von Kirn und Bergen sowie vier Teile an Kim und Altenmörschied mit Gerichten. Von Mainz war der Stammsitz Kyrburg lehenrührig geworden. Lehen von St. Alban vor Mainz war Sarmsheim an der Nahe. Kurtrierische Lehen bilden die Wildenburg (mit Tal), Windesheim, Hochstätten, Volmershusenbach, Breidenthal, ein Drittel des Zehnten zu Argenthal, die wildgräflichen Güter zu Volxheim, Dhronecken und die Mark Thalfang, Teile der Schmidtburg, Zehnte, Güter und Zinsfrüchte zu Hottenbach und Wickenrod. Trier (St.Maximin) gehörten die Lehen Schloß Dhaun, Kempfeld, Vogtei und Hof Alsenz, Flonheim (Kirchengift und Zehnt), die Vogtei Simmern unter Dhaun, die 15 Schillingshäuser der Vogtei Rodte bei Wildenburg und das kleine Gut zu Niederndorff (alles Wildgrafschaft Dhaun). Erblehen der Wild- und Rheingrafen waren von St. Maximin die Vogtei Münsterappel, 3 Mark auf der Vogtei Schwabenheim, 1 112 Zehnte zu Winternheim, 112 Hof der Kirche zu Graach an der Mosel, die Vogtei Mandel, die Vogtei der 15 Huben bei dem Nahegau und das halbe Dorf Prosterath. Von Veldenz rührten als Mannlehen der Kirchensatz und Zehnt in dem Dorf Kreuznach. Der Ka-

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talog dieser mittelalterlichen „Mitgift6'war doch recht umfänglich und erinnert eher an die Lehnsabhängigkeiten eines Ministerialengeschlechtes als die einer altangestammten Grafenfamilie. Als 1521 der mit Antoinette von Neufchatel verheiratete Stifter der Dhauner Linie, Philipp, starb, übernahmen der Kurfürst Ludwig von der Pfalz und der wildund rheingräfliche Oberamtmann Philipp von Sierck die Vormundschaft über die Söhne. Philipp Franz (15 18-1 56 1) und Johann Philipp ( 1520-1 566) wurden in Heidelberg erzogen. Johann Philipp hielt sich dann zu Studienzwecken in Paris, Orleans und Löwen auf. Bezeichnend, wenn später in den Kämpfen bei Lesne und St.Dizier an der Marne (1544), wo sich Kaiserliche und Franzosen gegenüberstanden, Rheingraf Philipp Franz die kaiserliche Rennfahne tmg, während der mit ihm verfeindete Bmder Johann Philipp die französischen Farben verteidigte. Das kaiserliche Banner fand nach dem Frieden von Crepy (1544) Aufstellung auf dem St. Johannisberg, der Grablege der Wild- und Rheingrafen. 1545 erhielt dann der jüngere Johann Philipp von seinem Bruder Anteile an Salm, Neuviller und Ogeviller als Abfindung. Auf den in dieser Weise Abgedrängten ist es zurückzuführen, daß Rheingrafen für Jahrzehnte in französischen Diensten standen und schon in jugendlichem Alter in den lothringisch-französischen Kulturbereich gerieten. Die Aufnahme der reformatorischen Herausforderung hat diesen Trend zum Teil wieder aufgefangen. Die Episode des Bauernkrieges berührte die Wild- und Rheingrafschaft, indem das Kloster Fallbrücken beim Rheingrafenstein abgebrannt wurde. An der benachbarten Grafschaft Sponheim scheint die Erhebung des Gemeinen Mannes ohne Spuren vorbeigegangen zu sein. Die Einführung der Reformation in den beiden Grafschaften der Dhauner und der Kyrburger Linie begann offiziell erst recht spät. Die Grafen selbst wuchsen in die evangelische Bekenntnishaltung der Landschaft hinein, wobei die Aktivität von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz und der Ebernburg in den Gebieten am Glan und im Hunsrück (Hintere Grafschaft Sponheim) wohl die Impulse auslöste. Reformatorische Tradition spiegeln die Eheverbindungen der Wildund Rheingrafen mit den nassauischen Linien Saarbrücken, Weilburg und Usingen, mit den Grafen von Mansfeld und den Häusern Isenburg, Hanau-Münzenberg und Hohenlohe ab. Zwar hingen die beiden Grafen seit der Mitte der vierziger Jahre nicht mehr der alten Lehre an, hielten sich aber von der Ausübung des Jus reformandi zbrück. Eine Ausnahme bildete das Kirner Kollegiatstift, das bereits 1544 aufgehoben wurde. Rheingraf Johann Philipp, der als französischer Gesandter an den Schmalkaldischen Bund abgeordnet war und an der Schlacht bei Drakenburg im Mai 1547 teilgenommen hatte, kam seinerseits bis 1552 in die Reichsacht. Philipp Franz entzog sich der Parteinahme für die deutschen Protestanten durch eine Reise nach England. Die beiden Rheingrafen nahmen wie im übrigen auch Kurpfalz den kaiserlichen Vermittlungsversuch des Augsburger Interim (1548) an und beorderten ihre Geistlichen zur Mainzer Synode. Die Kirner Synode (1550) kritisierte den Einbmch der reformatorischen Lehre, ohne daß aber die rheingräflichen Landesherren Maßnahmen zur Abhilfe ergreifen wollten. Der Aktivität des Markgrafen Albrecht Alcibiades, der anfangs geradezu mit Billigung Kaiser Karls V. seine Verwüstungszüge gegen die geistlichen Fürsten an Main und Rhein unternahm, standen die Rheingrafen wohl positiv gegenüber, wurden aber vom Reichsgericht von der

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Anklage der Mitverschwörung freigesprochen. Erst nach dem Passauer Vertrag (1552) gelangten Wild- und Rheingraf Philipp Franz von Dhaun und Otto 1.d.Ä. von Mörchingen und Kyrburg zu Vorformen reformatorischer Maßnahmen in der Öffentlichkeit. Allerdings wurde damals bereits die Meßfeier abgeschafft. Nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) traten die Rheingrafen offen zur Reformation über. Der Aufbau einer evangelischen Kirchenorganisation wurde in die Wege geleitet. Während die Kyrburger Linie die kirchliche Verwaltung durch ihre Kanzlei durchführen ließ, schuf die Dhauner Linie 1559 eine Superintendentur, die auf dem St. Johannisberg (bis 1619) ihren Sitz nahm. Die Reformation de facto umgesetzt haben die Dhauner erst 1561. In Kim wurde eine Inspektion der lutherischen Kirche unter einem landesherrlichen Konsistorium eingeführt. Nicht abgehalten hat die evangelische Lehre, wie auch die Hintere Grafschaft Sponheim zeigt, von Hexenverfolgungen und verbrennungen (1593). Wer den echten Ring aus Lessings Parabel besaß, sollte sich nicht zeigen. Noch 1556 hatte die Dhauner Linie beabsichtigt, die Benediktinerabtei Offenbach am Glan von St. Vinzenz in Metz abzukaufen. Der Plan scheiterte an der von Zweibrücken behaupteten Schirmherrschaft über Offenbach. Herzog Wolfgang verwehrte 1560 dem neuemannten Propst den Zugang zum Kloster und ließ den letzten Offenbacher Mönch über die Grenze schaffen. Erst 1754 wurden diese Streitigkeiten beendet, indem Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken das Kloster dem Wild- und Rheingrafen Kar1 Walrarn Wilhelm von Grumbach übergab. Der Abtei Münsterappel im Steiner Amt der Rheingrafen gelang es noch einmal im 17. Jahrhundert, die Landeshoheit zu behaupten. Ein Vertrag von 1682 wies dann den Rheingrafen Schirmherrschaft, Kriminaljustiz, Geleitsrechte usw. zu. Mit Albrecht von Hellbach (1596-1615) bestellte der Wild- und Rheingraf von Dhaun einen tatkräftigen Superintendenten. Er verhinderte einen Konfessionswechsel der Grafschaft Dhaun vom Luthertum zum Kalvinismus, der beim Tode des Rheingrafen Adolf Heinrich (1605) durch seine hinterlassene Witwe aus dem Hause Nassau-Dillenburg, einer überzeugten Anhängerin des reformierten Bekenntnisses, drohte. Die wichtigsten Stationen der weiteren kirchlichen Entwicklung seien noch kurz angedeutet. Seit 1619 ließ die Dhauner Linie die kirchliche Verwaltung von'ihrer Kanzlei durchführen. 1661 wurde ein Superintendent für die ganze Wildund Rheingrafschaft berufen. Als 1688 die Kyrburger Linie ausstarb, kam das Gebiet an das katholische Haus Salm. Der Herrschaftswechsel änderte die lutherische Konfession des Landes nicht, es erfolgten jedoch Rekatholisierungsbestrebungen, die das konfessionelle Leben in Bewegung hielten. Das evangelische Kirchenwesen in der Grafschaft wurde weiter konzentriert. 1693 erschien eine gemeinschaftliche Kirchenordnung. 1763 kam es zur Einrichtung eines gemeinsamen Konsistoriums. Rheingraf Philipp Franz starb in der Ausübung seiner evangelischen Verantwortung 1561 auf dem evangelischen Konvent zu Naumburg. Die Söhne der hinterlassenen Witwe Maria Aegyptiaca geb. Gräfin zu Oettingen wurden von ihrem Onkel, Rheingraf Johann Philipp, auf die Universität Straßburg und nach Frankreich geschickt. Sie hielten sich 1566 im Gefolge Johann Philipps auf, als dieser sich in französischem Auftrag zum Reichstag von Augsburg begab. Der Rheingraf war Inhaber des hohen französischen Heilig-Geist-Ordens. Bei St. Quentin, wo die Franzosen vom Grafen von Egmont geschlagen wurden, geriet er in Gefangenschaft.

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Wie der ältere Rheingraf Johann Philipp verstarb auch sein gleichnamiger Neffe (1545-1569) in Frankreich und zwar in der Schlacht bei Montcontour (1569). Im Hause Dhaun waren drei männliche Nachkommen vorhanden. Claudia, eine Tochter Johann Philipps, die ebenfalls Ansprüche auf die Hinterlassenschaft des Vaters erhob, war an den Fürsten von Arenberg aus dem niederländischen Geschlecht der Freiherren von Barbancon (Haus Ligne) verheiratet. Von der sog. barbanconischen Schuld ist noch bis 1696 die Rede. Der ältere Rheingraf Friedrich I. (1547-1608), Ehemann von vier aufeinander folgenden Frauen aus den Häusern Salm, Nasau-Weilburg, Isenburg und Erbach, drang 1574 auf eine Dhauner Teilung und sicherte sich den lothringischen Besitz, die Grafschaft Salm und die Herrschaft Langenstein, die Herrschaft Dilbec mit den Baronien Vinstingen und den Herrschaften Ogeviller, Bayon und Neuviller. Friedrichs Brüder Johann Christoph (1555-1585) und Adolph Heinrich (1557-1606) begründeten die neuen Linien Grumbach und Dhaun. Die Aufsplitterung der Dynastie nahm ihren Fortgang. Nach dem Tode von Johann Christoph traf dessen Witwe, Dorothea geb. Gräfin von Mansfeld, mit ihrem Schwager Adolph Heinrich eine Absprache über die vorläufige Teilung des Hunsrücker Stammbesitzes der Dhauner Linie. Die Nachkommen Johann Christophs bildeten aus den Herrschaften Grumbach und Rheingrafenstein die Linie Grumbach, Adolph Heinrich die Linie der Rheingrafen von Dhaun mit der Herrschaft Dhaun. Der Begründer der rheingräflichen Linie Kyrburg, Johann VII., starb bereits 1531. Der als Erbe vorgesehene Johann VIII. (1522-1548) zog sich den Zorn der Mutter, Anna von Isenburg-Büdingen, zu und erhielt deshalb eine Hofhaltung im fernen Mörchingen eingerichtet. Unvermutet hat er 1543 die Kyrburg eingenommen, um die Herrschaft zu übernehmen. Die schließlich unter den beiden Brüdern Johann VIII. und Thomas (1529-1553) durchgeführte Teilung (1545) ist der Beginn der Kyrburger Teillinien Mörchingen und Kyrburg. Rheingraf Thomas starb ohne männliche Erben. Der Sohn Johanns VIII., Rheingraf Otto I.~.Ä.,konnte erst nach langjährigen Auseinandersetzungen zum vollen Mörchinger Anteil des Großvaters Johann VII. gelangen, der von den weibliche Angehörigen der Kyrburger Linie für das Haus Mansfeld als ,,Mansfelder Prätension" bis 1696 behauptet wurde. Eine eigene Entwicklung nahm die katholische Salmer Linie der Wild- und Rheingrafen. Der älteste Sohn des Stifters Friedrich I. (1547-1608), Philipp Otto (1575-1634), stand im Dienste von drei habsburgischen Kaisern. 1623 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben, eine Rangerhöhung, die den übrigen rheingräflichen Linien abging. Sein Bruder, Johann Georg (7 1650), stand ebenfalls in kaiserlichen Diensten. Der dritte Bruder, Friedrich Magnus (1607-1673), war mit seinem Anteil, der Herrschaft Neuviller, nicht zufrieden und bekundete eine obstruktive Haltung. Inzwischen waren die wild- und rheingräflichen Gebiete mit dem VerfassungsSystem des Reiches weitergewachsen. Die einheimischen ansässigen Linien wurden Mitglieder des Oberrheinischen Reichskreises. Spätestens ausgangs des 16. Jahrhunderts bestand eine rheingräfliche Münze. Auf Grund des alten Gerichtsprivilegs von 1495 entstand in Kirn ein Oberappellationsgerichtshof. Die Hunsrücker Rheingrafenlinien sympathisierten mit den politischen Aktivitäten der Protestanten im Reich, ohne offiziell dem Bündnis der Union beizutreten. Der Sohn des Rheingra-

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fen Adolph Heinrich von Dhaun, Wolfgang Friedrich (1589-1638), starb während des Dreißigjährigen Krieges, abgelöst von dem ältesten Sohn Johann Ludwig (16201673). In der Linie Grumbach übernahm Rheingraf Johann (1582-1630) die Herrschaft seines Vaters Johann Christoph, des Stifters dieser Linie, um sie auf den Sohn Adolph (1614-1668) zu vererben, der seinerseits mit der Rheingräfin Anna Juliana von Dhaun eine Verwandtenehe eingegangen ist. Das Kyrburger Haus des Rheingrafen Otto (1538-1607) teilten die Söhne in drei Linien: Johann IX. (1575-1623) mit Mörchingen, Johann Kasimir (1577-1651) mit Kyrburg und Otto 11. (15781637) mit der Linie Dhronecken (Tronecken). Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges setzte die wild- und rheingräflichen Lande den Erobemngen der Spanier aus, die nach der linksrheinischen Pfalz griffen und die evangelischen Territorien auf dem Hunsrück und an der Nahe einbezogen. 1620 nahmen die Tmppen Spinolas die Kyrburg in Besitz. Wild- und rheingräfiiche Lieferungen hatten an die spanischen Garnisonen in Trarbach und in Kreuznach zu erfolgen. Besonders drückend waren die spanischen Einquartiemngen im Hochgericht Rhaunen in der Nähe der wichtigen Poststraße. Rheingraf Johann Kasimir von der Kyrburger Linie hatte sich von seinem Schloß Wildenburg nach Vinstingen abgesetzt. Nach den schwedischen Erfolgen entlang der Mainachse und darüberhinaus erklärten sich sämtliche rheingräfliche Linien auf dem Hunsrück für König Gustav Adolf von Schweden, allen voran die Rheingrafen Otto Ludwig und Otto 11. Rheingraf Otto Ludwig, der zweite Sohn des Johann IX. von Mörchingen, warb 1625 Truppen unter dem Namen der niederländischen Staaten, kämpfte im niedersächsisch-dänischen Krieg gegen die Feldherren von Liga und Kaiser, Tilly und Wallenstein, konnte sich 1627 nach Aarhus durchschlagen und trat auf die Seite des Schwedenkönigs. 1628 Oberst der deutschen Reiterei Gustav Adolfs in Preußen, wurde er vom Schwedenkönig als disziplinloser ,,Geselleund Großhanse" zwar scharf getadelt, aber doch wegen seiner Beliebtheit bei der Tnippe nicht entlassen. Nach seinem Sieg über die Truppen Pappenheims 1631 bei Magdeburg war Otto Ludwig auch an dem schwedischen Erfolg von Breitenfeld (163 1) beteiligt. Die Schweden vertrauten westlich des Rheins auf die günstige Wirkung des rheingräflichen Namens und setzten Otto Ludwig militärisch mit den deutschen Kontingenten im Raum des Oberrheinischen und des Kurrheinischen Kreises ein. Bei seinen militärischen Operationen im Hunsrück und in Rheinhessen schlug er spanische und französische Durchbmchsversuche ab und leistete bei einem spanischen Angriff bei Alzey erfolgreich Widerstand. Rheingraf Otto aus der Kyrburger Linie, ein Onkel Otto Ludwigs, der sich in den Diensten des kalvinistischen Kaisergegners Markgraf Friedrich von Baden-Durlach bewegt hatte, erhielt von den Schweden die Statthalterschaft im Ober- und Kurrheinischen Kreis übertragen. Im Juli 1632 wurde er zum Kommandeur der rheinischen Truppen ernannt und galt so als der höchste Vertreter der schwedischen Macht in den beiden rheinischen Reichskreisen. Die günstige politisch-militärische Situation wurde von den Rheingrafen genutzt, die die trierisch-Kratz-von-Scharffensteinische Schmidtburg, Schloß Wartenstein und Baldenau plünderten und sich des gesamten Hochgerichts Rhaunen bemächtigten. Im Rahmen der schwedischen Dotationen an führende Militärs erfolgte die Schenkung der Abtei St. Maximin an die Rheingrafen. Das war nun kein Akt der Willkür, sondern bedeutete den Schlußstrich unter die mittelalterliche Abhängigkeit

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der Wildgrafen von der St. Maximiner Lehensherrlichkeit.Der Verwandte der rheingräflichen Generäle von Schwedens Gnaden, Adolf von der Gmmbacher Linie, griff im Zeichen der schwedenfreundlichen Konjunktur mit Härte durch und ließ einige seiner Lehensleute hinrichten, die ihren Eid verweigerten. Als Befehlshaber von schwedischen und finnischen Reitereien betätigte sich Otto Ludwig weiter im Rheingräflichen und operierte dann zusammen mit dem schwedischen General Horn als Oberbefehlshaber im Elsaß. Am Oberrhein hat er sich keinen guten Namen gemacht und einen rigorosen Krieg geführt. So hat er auf dem Kirchhof von Damerskirchen 1 500 Bauem niedermetzeln lassen. Nach der schwedischen Niederlage von Nördlingen (1635) floh Otto Ludwig über Frankfurt in die Pfalz, wo er in Worms gestorben ist. Nach der schwedischen Niederlage von Nördlingen wendete sich die Situation zuungunsten der Rheingrafen. Die geschlagenen Schweden bedrängten das rheingräfliche Gebiet mit harten Naturalfordemngen. Die Ämter Thronecken, Wildenburg und Mörchingen sowie das Hbchgericht Rhaunen wurden von den Gegnern eingenommen. Rheingraf Johann Philipp von der Kyrburger Linie, Bmder Otto Ludwigs, fiel bei einem österreichischen Angriff auf das Lager der Schweden bei Rheinfelden (1638). Sein letzter Ausmf: „Im Himmel ist Quartier!", ist bezeichnend für die martialische Kondottierementalität bei aller Treue zum Evangelium. Der weitere Kriegsverlauf unterwarf die rheingräflichen Lande wechselnden fremden Besatzungen. 1639 bewegte man sich unter dem Dmck französischer Garnisonen, Wörrstadt und Flonheim befanden sich in spanischen Händen. Die Kyrburg wurde 1642 kampflos von lothringischen Tmppen eingenommen. Die Bewohner Kims hatten zuvor ihren Besitz hinter die vermeintlich sicheren Mauem geflüchtet. Dazu hatte die Pest in mehreren Wellen: 1624, 1632 und 1635 im Raum von Kim ihre Opfer gefordert. Kontributionen, die an das spanische Frankenthal sowie an Franzosen und Lothringer zu entrichten waren, bestimmten die Situation noch über den Westfälischen Friedensschluß (1648) hinaus. Nach dem Frieden kehrten die vertriebenen Rheingrafen in ihre Besitzungen zurück: Rheingraf Johann Ludwig (1620-1673) von Dhaun, Adolf (1614-1668) von Grumbach und Georg Friedrich (16 11-1 68 1). der von den drei Kyrburger Linien Kyrburg, Mörchingen und Tronecken noch als einziger Volljähriger im Mannesstamm am Leben war. Die Familienverbindungen wurden nach der in der totalen Katastrophe endenden Glanzzeit des Heilbronner Bundes (1633) wieder enger geknüpft. Mit dem Tod des Dhauner Rheingrafen Johann Ludwig und der Nachfolge des Sohnes Johann Philipp (1645-1693), mit der Teilung der Linie Gmmbach nach dem Tod des Rheingrafen Adolf (1668) in die Häuser Gmmbach und Rheingrafenstein und in dem Heimfall aller einmal von den Nachkommen des Rheingrafen Otto I. (1538-1 607) besessenen Ämter an den Rheingrafen Johann X. ( 1635-1 688), den Sohn Otto Ludwigs, in der Kyrburger Linie, zeigen sich die wichtigsten Veränderungen innerhalb der wild- und rheingraflichen und gräflich salmischen Familiengemeinschaft der nächsten Jahre. Im März 1651 hatten Pfalzgraf Friedrich von Zweibrücken und die Rheingrafen Georg Friedrich von Kyrburg, Adolf von Gmmbach sowie Johann Ludwig von Dhaun eine Übereinkunft zum wechselseitigen Schutz ihrer Länder geschlossen. Entsprechend den Beschlüssen der Frankfurter Versammlung des Oberrheinischen Reichs-

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kreises wollten sie 1700 Mann Infanterie und 300 Reiter aufstellen, um ihren Beitrag zu der Sicherung des westlichen Grenzgebietes zu leisten. In dem sich entspinnenden Wildfangstreit, in dem Kurfürst Kar1 Ludwig von der Pfalz seine Hoheitsrechte über die Nachbargebiete mittels einer intensiven Nutzung des Wildfangprivilegs ausdehnen wollte, gehörten die Rheingrafen zu den entschiedensten Gegnern des Kurpfalzers, die sich als ,,Gravierte" zusammenschlossen.Bei den Unruhen fand der in spanischen Diensten stehendejunge Rheingraf Friedrich Philipp (1644-1668) von Dhaun durch die kurpfalzischen Waffen den Tod. Das für die Kurpfalz entscheidende „Laudum Heilbronnense" (1667), ein von Schweden und Frankreich vermittelter Schiedsspruch, führte zu respektablen Gewinnen auf Kosten der von den pfälzischen Forderungen betroffenen Territorien. 1679 überließen infolgedessen die Wild- und Rheingrafen ihre Rechte an Lonsheim bei Alzey und die Hälfte von Schiersfeld sowie 1698 den Kreuznacher Zehnten, das Osterburger Gericht, das Patronatsrecht in Kreuznach und das Dorf Rheingönheim an Kurpfalz, um dafür das Wildfangrecht in den eigenen Dörfern zu erwerben. Im Rahmen der aggressiven Reunionspolitik Ludwigs XIV. von Frankreich erklärte die federführende Metzer Kammer auch die Kyrburg zu einer Dependenz, die unter die Reunionsbedingungen falle. Der französische Gubernator de la Gardette nahm am 1.1. 1681 von der Kyrburg Besitz. Rekatholisierungsmaßnahmen und das Simultaneum an der Kirner Pfarrkirche folgten unter der französischen Protektion. 1688 eroberten die Franzosen das Schloß Rheingrafenstein und sprengten es in die Luft. Die Kyrburg wurde dagegen seit 1689durch den französischen Ingenieur Amant noch ausgebaut. Nach dem Frieden von Rijswijk (1697) wurden die Befestigungen wieder geschleift. Als 1681 Rheingraf Georg Friedrich starb, - auch der verstorbene Kyrburger Johann Ludwig hatte keine Erben hinterlassen -, blieb nur Johann X. von Mörchingen als Erbe der drei Kyrburger Linien übrig. Er residierte bis 1668 in Flonheim, einem alten Sitz des wildgräflichen Hauses in Rheinhessen. Mit Johann X. starb die kyrburgische Linie aus. Ansprüche auf das Erbe erhoben die gefürstete rheingräfliche Linie von Salm, die flandrische Linie der Rheingrafen von Salm (Hoogstraten und Leuze) und die Hunsrücker Linien Grumbach, Rheingrafenstein und Dhaun. Infolge der französischen Besetzung während des Pfälzischen Erbfolgekrieges kam es nach einem Interimsvertrag mit der Rheingräfin-Witwe erst 1695 zu einem weiteren vorläufigen Vergleich, der die Herrschaften Kyrburg und Mörchingen den fürstlichen und flandrischen Linien des rheingräflichen Hauses Salm zusprach. Vom Amt Kyrburg blieben die Schultheißerei Löllbach und Schweinschied ausgenommen. Zu dem fürstlich salmischen Anteil kam die kyrburgische Hälfte an der Schultheißerei Meddersheim (Meddersheim und Kirschroth), die kyrburgischen 518 an Staudernheim sowie die Herrschaften Diemeringen und Helfelingen. Die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach, Stein und Dhaun - also die Hunsrückgrafen - erhielten die ausgenommenen Teile des Amtes Kyrburg, die Ämter Wildenburg und Tronecken, die Oberschultheißerei Flonheim und die kyrburgischen Anteile an Wörrstadt, Windesheim und an der Kellerei Kreuznach. Die Witwe Johanns X., Elisabeth Johanna geb. Pfalzgräfin von Veldenz, hatte bereits 1689 Schloß Mörchingen als Wohnsitz und die Herrschaften Diemeringen und Helfelingen zum lebenslänglichen Nießbrauch erhalten.

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Am 18.6. 1696 folgte die definitive Auseinandersetzung. Die Rheingrafen zu Grumbach, Rheingrafenstein und Dhaun erhielten die Ämter Tronecken, Wildenburg, Diemeringen, Flonheim mit Uffhofen sowie die kyrburgischen Anteile an Wörrstadt, Rheingönheim und Kreuznach. Dem Fürsten von Salm fiel das gesamte Amt Kyrburg zu. Dem Rheingrafen zu Salm in Flandern wurde die Herrschaft Mörchingen, die vorläufig gemeinschaftlich verblieb, und die Herrschaft Helfelingen zugesprochen. Die Witwe Johanns X. hielt die Herrschaft Mörchingen unter lothringischer Oberhoheit in Besitz und verweigerte die Anerkennung der Teilung. Nach einem Prozeß vor den lothringischen Dikasterien erhielt sie 1701 den Besitz der Herrschaft Mörchingen zugesichert, der letztlich im Zusammenhang mit diesen Streitigkeiten für die Wild- und Rheingrafen verlorenging. Am 19.11. 1701 teilten die Rheingrafen von Dhaun, Grumbach und Rheingrafenstein die ihnen 1696 zugeteilte Hälfte der kyrburgischen Lande. Dhaun fiel das Amt Flonheim, Grumbach das Amt Tronecken und dem Rheingrafen von Stein das Amt Wildenburg samt der kyrburgischen Hälfte von Wörrstadt zu. Diemeringen sollte gemeinschaftlichbleiben. Drei Tage später wurde ein Vergleich der drei Rheingrafen mit dem Fürsten von Salm vereinbart, der den Vertrag von 1696 bestätigte. Allerdings erhielt Fürst Salm nun neben dem Amt Kyrburg als Ersatz für Wildfangsforderungen den kyrburgischen Anteil an Windesheim und tauschte auch den Dhauner Anteil an diesem Dorf gegen seinen Anteil an Raversbeuren sowie am Patronat über die Pfarrei Hausen ein. 1702 wurde noch der dhaunische Anteil an Wörrstadt gegen das rheingrafensteinische Dorf Bomheim eingetauscht. Der katholische Fürst von Salm versuchte nun in seinem Amt Kim die Rijswijker Klausel (1697) durchzusetzen, die die während der französischen Besatzungszeit zugunsten der Katholiken erfolgten Religionsveränderungen unter Schutz stellte. Die rheingräflichen Verwandten legten dagegen Klage am Reichskammergericht ein. Im Spanischen Erbfolgekrieg ( 1701-14) lagen pfälzische, später österreichische Besatzungen auf der Kyrburg, seit 1713 der gefürchtete französische Obrist Kleinholt. Nach 1714 hat Mainz in den rheinhessischen Gemeinden Wörrstadt, Obersaulheim und Eichloch das Simultaneum eingeführt. Auch die folgenden Jahrzehnte brachten wichtige Veränderungen. Die Gravamina, die 1698 bis 1727 an den Regensburger Reichstag gelangten, betrafen insbesondere Klagen an das Corpus Evangelicorum wegen der harten Konfessionspolitik von Salm und Kurmainz. Der lothringische Staatsrat sprach 1729 die Herrschaft Mörchingen den weiblichen Nachkommen der Rheingrafen Johann Kasimir und Georg Friedrich aus der äiteren Kyrburger Linie zu, die damit für das wild- und rheingräfiiche Haus endgültig verlorenging. Die lothringische bzw. auch die luxemburgische Oberlehensherrlichkeit über die westlichen Außengebiete der Wild- und Rheingrafen und die unter französischem Schutz erfolgenden Rekatholisierungsmaßnahmendienten letztlich den französischen Zugriffsabsichten auf die Grenzgebiete. 1752 hat Fürst Ludwig Otto Kar1 von Salm-Salm alles rechts des lothringischen Flüsschens Plaine gelegene Land und seinen Anteil an der Herrschaft Vinstingen an das Herzogtum Lothringen abgetreten, das damals bereits im Begriff war, endgültig in der französischen Krone aufzugehen. Die letzlich erfolglosen Kämpfe um das Erbe der vielzuzitierenden Witwe des Rheingrafen Johann X. vor den lothringischen Lehengerichten um die Herr-

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schaft Mörchingen führten zu einer Reihe von juristisschen Deduktionsschriften und fürstlicher Auftragspublizistik. Während des Polnischen Thronfolgekrieges (1733-35) sprengten die Franzosen mit der Kyrburg 1734 die letzte befestigte Burganlage an der Nahe. Ehe die vom Fürsten von Salm erwirkte Gegenordre des französischen Königs eintraf, war das Werk der Zerstörung vollendet. Nach dem Friedensschluß entstand unter den salmischen Linien neuer Streit um das Hunsrücker Erbe, verstärkt durch den Tod des letzten Fürsten von Salm, Ludwig Otto, im Jahre 1738. Ludwig Otto hatte seinen Schwiegersohn, den Rheingrafen Nikolaus Leopold (1701-1770) von Salm-Hoogstraten von der flandrischen Linie zum Erben eingesetzt. Die Rheingrafen Johann Dominik Albert und Philipp Joseph von Salm-Leuze erkannten das Testament nicht an. Im Jahre 1744 sprach eine vertragliche Vereinbarung Salm-Hoogstratendie Grafschaft Salm und die Herrschaft Vinstingen zu, Salm-Leuze erhielt das Oberamt Kyrburg. Seitdem nannte sich die erstere Linie Salm-Salm, die letztere Salm-Kyrburg. Die Aufteilung des wild- und rheingräflichen Besitzes unter die einzelnen Linien entwickelte sich geradezu zu einer artifiziellen kameralistischen Verwaltungstechnik, die nach außen hin wohl mit Absicht undurchsichtig war, sich zudem laufend veränderte und die gut 100 Dörfer in 8 Ämtern den Bedingungen eines Familienkondominates unterwarf. Um 1750 verfügten so: Salm-Salm über die Grafschaft Salm, die Herrschaften Ogeviller, Pelligni, Neuviller, Bayon und Vinstingen (Teil) von den alten dhaunischen Landen, weiter über je 118 an den Herrschaften Flonheim, Tronecken, Wildenburg und Diemeringen, über 1/16 an Wörrstadt und 114 an Windesheim von den alten kyrburgischen Landen. Die Linie Gmmbach besaß Gmmbach aus den alten dhaunischen Landen, die Wildgrafschaft Kyrburg, 314 an Tronecken und 114 an Diemeringen aus den alten kyrburgischen Landen. Die rheingräfliche Linie (Rheingrafen-)Stein hatte aus den alten dhaunischen Landen die Rheingrafschaft Stein und aus den alten kyrburgischen Landen 314 an Wildenburg, 114 an Diemeringen und 318 an Wörrstadt inne. Die Dhauner Linie schließlich regierte die Wildgrafschaft Dhaun und einen Teil des Hochgerichts Rhaunen sowie das Imgericht Hausen und die Herrschaft Püttlingen von den alten dhaunischen sowie 314 an der Herrschaft Flonheim und 114 von Diemeringen von den alten kyrburgischen Landen. Eine Gemeinschaft zwischen Alt-Dhaun und Alt-Kyrburg bildeten seit 1520 Kirn (314 SalmKyrburg, 114 Dhaun) und Meddersheim mit Kirschroth (je 112 Salm-Kyrburg und Dhaun). Rheingraf Kar1 (1675-1733) von Dhaun, vermählt mit Luise von Nassau-Ottweiler, hatte eine Stelle als Rittmeister im französischen Regiment „Royal allemand" des Grafen Ludwig von Nassau-Saarwerden inne. Er gestaltete das Starnmschloß Dhaun baulich um. Im Januar 1750 starb mit seinem Neffen Johann Friedrich (17241750) und dessen zwei unmündigen Söhnen die Linie Jung-Dhaun aus. Die Erbanwärter konnten sich über die Anrechnung der Teilungskriterien für Erstgeburtsrecht, Teilung nach Stämmen und gemeines Recht entsprechend der Nähe des Verwandtschaftsgrades und nach Köpfen, nicht einigen. Ein Urteil des Reichskamrnergerichts vom 20.12. 1764 wurde nicht umgesetzt. Am 18.1 1. 1779 kam schließlich ein neuer Vertrag zustande: Alle Länder, die von der Kyrburger Sukzession herrühren, sollen

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in zwei gleiche Teile geteilt werden, von denen der eine Teil dem fürstlichen Hause Salm-Salm und Salm-Kyrburg gelassen wird. Die andere Hälfte ist unter die rheingräflichen Häuser und die Vertreter des Hauses Dhaun so zu teilen, daß jedes dieser Häuser 113 dieser zweiten Hälfte oder 116 des Ganzen erhält. Die Länder der jungdhaunischen Erbschaft, bestehend aus den Gebieten von Alt-Dhaun, die von dem erloschenen Hause Dhaun besessen wurden und dem 116der oben genannten Gebiete der kyrburgischen Sukzession sollen geteilt werden: Unter die fürstlichen Häuser zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg zu 15124 und unter die Rheingrafen von Rheingrafenstein und Grumbach zu 9124. Die recht komplizierten Vorgaben wurden 1783 geregelt. Das Amt Wildenburg kam mit 118 an Salm-Kyrburg,die Rheingrafen von Grumbach erbten das Amt Dhaun und 314 am Amt Wildenburg, die Fürsten von Salm-Salm behielten die Grafschaft Salm in den Vogesen sowie den ganzen wildgräflichen Anteil am Hochgericht Rhaunen. Das von der Linie Jung-Dhaun besessene 114 an Kirn fiel an Salm-Salm. Durch weiteren Vertrag vom 31.3. 1790 ging dieses Viertel an Salm-Kyrburg über, das nun die Stadt Kim bis zur Besetzung durch die französischen Revolutionstruppen allein besaß. Auf einer Konferenz in Meddersheim war bereits 1775 den Fürsten Salm-Salm das vorenthaltene Recht in Kirchenangelegenheiten ebenso wie der SalmKyrburger Linie von den Rheingrafen eingeräumt worden. Als das Oberamt Kirn den Fürsten von Salm-Kyrburg zugeteilt worden war, übernahmen die Fürsten Johann Dominik Albert X.(1708-1778) und Philipp Joseph (1709-1779) die Herrschaft gemeinschaftlich.Johann Dominik Albert, der viele Jahre in Wien zugebracht hatte und ganz im Banne der Kaiserstadt stand, nahm Wohnung in Kirn. Seine Bautätigkeit legte bereits Grund zu einer repräsentativen Residenz. Nach den Plänen des fürstlichen Baumeisters Johann Thomas Petri aus Schneppenbach wurde 1769-7 1 die Fürstliche Kellerei erbaut, ein stattliches hufeisenförmig angelegtes Gebäude mit einem fünfachsigen Mittelbau. Die Salm-Salmsche Regierungskanzlei wurde 1760165 erbaut. Bereits 1764 wurde auch auf den Ruinen der Kyrburg ein Gebäude zur Unterbringung der kleinen Garnison des Fürsten errichtet. Für das katholische Gymnasium wurden 1757 die ersten Piaristenpatres berufen. Schon 1664 war in Kirn Lateinschule und 1695 das lutherische Gymnasium wiederbelebt worden. 1765 wurde die Residenz der Patres durch Fundationsbrief des Fürsten in ein vollkommenes Kollegium von 12 Geistlichen umgewandelt. Unterrichtet haben die Patres und die weltlichen Lehrer in Religion, Lesen, Schreiben, Grammatik, Rhetorik, Geographie, Historie, Rechnen, Geometrie, Musik, Französisch, Wirtschaftslehre und Philosophie. Den Um- und Ausbau des Klostergebäudes übernahm der Baumeister Petri mit wiederholten Änderungen auf fürstlichem Befehl. 1769 war die dreiflügelige Anlage mit schönem Treppenhaus vollendet. Auch für das Territorium hat Johann Dominik Albert für kleinere Abrundungen gesorgt. 1764 kaufte er den Herren von Sickingen Sien ab, wo er 1771 einen Schloßbau errichtete, und leitete den Übergang des halben Dorfes Merxheim ein. Der älteste Sohn Philipp Josephs, Fürst Friedrich 111. (1745-1794), huldigte dem Glanz und der Lebenshaltung des vorrevolutionären Paris. Dort ließ er das salmkyrburgische Palais, das heutige Palais der Ehrenlegion, erbauen, als imposante Kulisse für rauschende Feste, die ihn dem sicheren finanziellen Ruin zutrieben, vor dem ihn allerdings dann der Tod auf der Guillotine am 23.7. 1794, fünf Tage vor

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dem Ende der Schreckensherrschaft Robespierres, bewahrte. In Kirn hat Friedrich 111. das fürstliche Schloß Amalien-Lust um die Jahre 1780-90 erbaut, eine großzügige Anlage, bei der sich um einen ovalen Platz das Theater und zwei durch Kolonnaden verbundene Eckpavillons gruppierten. Nicht eigentlich zur vollen Fabrikation scheint die 1781 gegründete Fayence-Manufaktur gelangt zu sein. Der Abend der aufgeklärt-absolutistischen Fürstenherrschaft in dem Residenzstädtchen Kirn fallt auf das Regiment des minderjährigen Friedrich IV. (1789-1859), für den sich seine Tante Amalie Zephirine von Salm-Kyrburg bei den neuen Großmächten verwendet. Ihre Heirat mit Fürst Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen, einem typischen Vertreter der Napoleoniden in Deutschland, weist bereits in die an umwälzenden Ereignissen reichen nächsten Jahre. Im übrigen hat als salmkyrburgischer Archivar und Regierungsrat (1784) Georg Friedrich Schott (17361 37-1823) in Kirn gearbeitet. Er galt als ,,naheländischer Agent" des Sekretärs der Mannheimer Akademie des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, Andreas Lamey. Schott hinterließ neben historischen Abhandlungen und Deduktionen die zum Teil gefälschten Diplomata Ringravica. Das Fürstentum Salm-Kyrburg wurde 1797 mit Bewilligung des Trierer Generaldirektoriums für neutral erklärt und erst am 7.3. 1798 der Französischen Republik einverleibt. Auch der Wild- und Rheingraf Karl Magnus (17 18-1793) aus der nach der Zerstörung des Rheingrafensteinserst einmal residenzlosen Linie Rheingrafensteinkann man einen großen Zug - wenn auch in einer gewissen negativen Hinsicht - nicht absprechen. Mit der Übernahme der Bauprojekte des 1708 in Flandern lahmgeschossenen Vaters Johann Carl Ludwig (1686-1740) in Grehweiler, einer glänzenden Hofhaltung und irreparabler Schuldenlast (1768 316 000 fl) als Folge, stellte er die heftig kritisierte Duodezfürstenherrlichkeit wirkungsvoll unter Beweis. Der Kaiser ließ ihn für 7 Jahre in der Festung Philippsburg inhaftieren. Die Verwaltung übernahmen die Grafen von Nassau-Weilburg. 1783 entsagte Karl Magnus seinen Landen zugunsten des Rheingrafen von Grumbach. Der 1822 in Kreuznach gestorbene Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard hat die Hofhaltung 1798 in „Leben und Taten des Rheingrafen Carl Magnus" beschrieben. Der Rheingraf unterhielt im Rahmen der Armierung des Oberrheinischen Reichskreises 14 Mann ,,Kerntruppenc', mit einem Tambour und einem Pfeifer. Die Uniform war blautuchen, weißtraversiert nach preußischem Schnitt, mit weißer Weste, weißen Hosen und Gamaschen, dreieckigem Hut, mit großer schwarzer Kokarde und einem Federstrauß. Jeder Soldat erhielt täglich 4 Kreuzer und beim geringsten Versehen Prügel. So erfüllte die kleine Herrschaft ihre Pflichten gegenüber dem Reich in einer burlesken Weise, die nicht zum Ansehen der Kreistnippen beigetragen hat. Mit Carl Magnus ist die Grehweiler Teillinie 1793 ausgestorben. Auch die eng verwandte Grumbacher Linie der Wild- und Rheingrafen hat trotz ihrer infolge des Kinderreichtums an den Tag gelegten Züge bürgerlicher Biederkeit einige Leistungen aufzuweisen, die erstaunen. Als Rheingraf Johann Christoph (1555-1585) 1574 Grumbach und die Rhein'grafschaft erhielt, siedelte er 1578 von Dhaun in die Grumbacher Burg über. Für das Amt begann nun eine Zeit geordneter Verwaltung. 1708 sollte Grumbach zusammen mit Offenbach Marktfreiheit erhalten. Das allerdings prunkvolle spätere Schloß konnte mit dem kleinen Besitz kaum

Die Herrschaft Oberstein (1075-1794)

unterhalten werden. Um die Gemahlin des Rheingrafen Karl Walrad Wilhelm (17011763), Juliane Franziska geb. Gräfin Prösing, ranken sich ähnlich wie um die Figur Johann Dominiks volkstümliche Episoden. Allerdings wußte man sich auch von einem Grumbacher Rheingrafen zu erzählen, der in Holland mit einer Kriegskasse durchgegangen war. Die Schwester Friedrichs des Großen, Markgräfin Friderike Sophie von Ansbach-Bayreuth, hat über die Residenz ein kritisches Urteil abgegeben. Aber es ist auch von der Förderung des Schulwesens und von sozialen Aktivitäten zu berichten. In der Volksschule von Grumbach sollen französische Sprachlehrer Unterricht erteilt haben. Im Archiv in Grumbach hielt sich zweitweilig Christoph Jakob Kremer (1722-1777) als Registrator auf, wo die „Diplomatischen Beyträge zum Behuf der Teutschen Geschichts-Kunde" entstanden, praktisch eine auf Urkunden gegründete Geschichte der Grafen von Sponheim bis in das 14. Jahrhundert. In der Gruft der Pfarrkirche zu Herren-Sulzbach befand sich die Grablege der Grumbacher Linie der Wild- und Rheingrafen, in der seit 1606 62 Mitglieder der Familie beigesetzt wurden. Die letzte Bestattung erfolgte 1794. Der letzte regierende Erbe, Karl Ludwig Wilhelm Theodor (1729-1799), verlegte 1790 seine Residenz von Grumbach, von dessen Schloß man am Horizont den Donner der revolutionären Gewitter erahnen konnte, fast vor die Tore von Mainz, in das neu errichtete Schloß bei Wörrstadt. Rheinhessen beherbergte so nach der Flonheimer Residentenzeit Johanns X. aus der Mörchinger Linie im 17. Jahrhundert und der Grehweiler Herrschaft der RheingrafensteinerLinie noch einmal für zwei Jahre einen rheingräflichen Regenten. Karl Ludwigs Nachkommen haben die Linie der Fürsten (seit 1817) von Salm-Horstmar in Westfalen gebildet.

DIE HERRSCHAFT OBERSTEIN (1075-1794) Als die ersten Inhaber von Besitz- und Herrschaftsrechten,die mit dem Obersteiner Gebiet in Zusammenhang gebracht werden, finden sich nach einem Everhardus de Steyna in einer Trierer Schenkungsurkunde(1075) weitere Nennungen des 12. Jahrhunderts ( 1138 Eberhardus de petra, 1158 Eberhardus de steyna). 1197 tragen die zwei Brüder Eberhard und Werner de petra ihre gleichnamige Burg (Stein) dem Erzbischof von Trier zu Lehen auf. Die Burg dürfte im letzten oder auch vorletzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts mit möglicher Einwilligung des Trierer Erzbischofs entstanden sein. Die Nachkommen dieser Herren vom Stein sind im 13. Jahrhundert im Besitz eines grundherrschaftlichenBezirks, der von dem Göttenbach, dem Idarbach, der Nahe und dem Ringebach begrenzt wird. In diesem Gebiet liegen außer der Burg ein Hof „sub iacente lapide" und zwei 1329 als wüst erwähnte Siedlungen. Mit Eberhard und Werner teilten sich die Herren vom Stein in die Teillinien der Eberharde und Bossel. Eine Schwester des letzten Eberhard war um 1235 mit dem Reichsministerialen Wirich von Daun in der Eifel verheiratet. Sie brachte die Hälfte der Herrschaft Oberstein an die Dauner, die sich künftig von Daun, Herren zu Oberstein, nannten. Wirich 11. wurde 1275 Mitbesitzer der Herrschaft, die damals bereits an Gütern bei Baumholder, Wolfersweiler, Hoppstädten und Bleiderdingen als lothringischen Lehen von Verdun beteiligt war und über Besitz in Nah- und Mittelbol-

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lenbach verfügte. 1277 verglich sich Wirich mit Wilhelm Buzzel und Werner de lapide aus der weiteren Linie der Herren vom Stein über die ,,villa sub iacente lapide". Die Nachkommen Werners de petra mit dem Beinamen Bossel (Buzzel) bewohnten zusammen mit dem von Eberhard begründeten Farnilienzweig das castrum de lapide. Nach dem Einzug der Herren von Daun auf der neuen Burg (1330) haben erstere den ,,Bosselstein" allein als Behausung benutzt. Die zweite Burg, , , d a nuwe hus, daz da gebuwet ist uf dem vorgen berge über der burg zum steyne", also ,,Oberstein", erscheint erstmals 1330 ebenfalls als Trierer Lehen. Geplant, aber wohl nicht ausgeführt, war 1329 eine dritte Burganlage auf dem ,,Vels santvels by dem stein über der nahe" durch Cuno Herrn von Daun-Oberstein und Graf Georg von Veldenz. Eine wesentliche Erweiterung der Herrschaft Oberstein bedeutete die Belehnung des Philipp von Daun, Herrn zu Oberstein, durch den Grafen Johann von Nassau-Saarbrücken mit dem zwischen Nahe und Siesbach gelegenen Idarbann als trierischem Lehen (1320121). Idar, der Verwaltungsort des Idarbanns, erhielt keine Stadtund Marktrechte. Das Lehen Idartal, zwischen Idar- und Vollmersbach gelegen, trug Philipp seit 1338 von den Grafen von Sponheim-Starkenburg zu Lehen. Philipps Bruder Cuno von Daun-Oberstein kaufte 1330 von den Pfalzgrafen die Dörfer Nieder-, Noh- und Mittelbollenbach. 1341 sind die Herren von Oberstein im Besitz von Ausweiler und Volkersberg in der Winterhauch, anfangs des 15. Jahrhunderts wurde Breungenborn gekauft. Der sich dergestalt andeutende geschlossene Herrschaftsbereich blieb im wesentlichen bis in das 18. Jahrhundert erhalten. Lediglich Kirschweiler wurde 1363 an die Wildgrafen von Kyrburg veräußert (Amt Wildenburg). Mit einigem Grund kann den Herren von Daun-Oberstein unterstellt werden, daß sie beabsichtigten, die Mitglieder des von Werner begründeten Familienzweigs aus der Herrschaft zu verdrängen. Die Nachkommen Werners veräußerten ihre Anteile an dem grundherrschaftlichen Bezirk an die Erzbischöfe von Trier, von denen die Herren von Daun-Oberstein diese wieder seit 1356 als Lehen zurückerhalten haben. Bereits 1286 erbaute ~ i l h e l m ~ o s svame e l steine in Nohfelden eine Burg, die er den Grafen von Veldenz zu Lehen auftrug. Auch die auf dem rechten Naheufer errichtete Burg Sandvels war veldenzisches Lehen. Wilhelm Bossel nahm auf der Burg in Nohfelden seinen Sitz. Die Ermordung Wirichs 11. von Daun-Oberstein durch Eberhard Bossel vom Stein im Jahre 1329 hat wohl dazu gedient, der bekannten Sage von der Erbauung der Obersteiner Felsenkirche eine historische Grundlage zu unterlegen. Es war dann doch die Dauner Linie, die die Vorherrschaft erlangte. Die Bossel leisteten 1435 endgültig auf alle Anrechte an der Herrschaft Oberstein Verzicht. Die Eberharde verkauften ihre Anteile im selben Jahr an Wirich IV. Der bedeutendste Dynast aus der Familie der Herren von Daun-Oberstein war wohl Wirich VI. (1432-1501), von unternehmerischer Kraft und hohem Ansehen. Er vereinigte nicht nur das gesamte Territorium der Herrschaft Oberstein in seiner Hand, sondern kaufte 1456 von dem Grafen Wilhelm von Virneburg die damals hoch verschuldete Grafschaft Falkenstein am Donnersberg mit ihrem Streubesitz in Rheinhessen sowie Bretzenheim an der Nahe. Zwei Jahre später gab Kaiser Friedrich 111. die Lehensrechte als heimgefallenen Reichslehen an Lothringen, das heißt,

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die Grafschaft unterstand hinkünftig der lothringischen Lehenshoheit. Seinen Sohn Emich hatte Wirich zuvor mit der Erbgräfin Margarethe von Vimeburg-Falkenstein verheiratet. Wirich selbst hatte sich mit der Gräfin Margarete von Leiningen vermählt. Das vergrößerte Territorium des Grafen von Falkenstein, Herm von Daun zu Oberstein erfuhr einen wirtschaftlichen Aufstieg. In der Herrschaft Oberstein legte Wirich oberhalb der Ringelbachmündung und am Kendelberg bei Nahbollenbach Weinberge an. Zusammen mit den Wildgrafen von Kyrburg betrieb er bei Vollmersbach und Veitsrodt Kupferbergbau. Am Steinkaulenberg bei Idar und am Weisselberg bei Oberkirchen wurde nach Achaten gegraben. Die Errichtung der Felsenkirche ist Wirichs Initiative entsprungen. Sein Sohn Philipp, Erzbischof von Köln (1508-15 15), tätigte für den Kirchenbau ein Stiftung. Auf der daun-obersteinischen Burg saß der Amtmann als Vertreter des Grafen und verwaltete das Oberamt Oberstein, mit der alten Grundherrschaft, den Erwerbungen rechts der Nahe und das Amt Idar, mit Idarbann und Lehen Idar. Vorort der Herrschaft war Oberstein, das seit 1547 als Flecken bezeichnet wurde. Im 14. Jahrhundert auch als ,,stetgin" benannt, da die Burg Bosselstein 1346 Frankfurter Stadtrecht erhalten hatte. Oberstein ist aus einer relativ jungen „Siedlung im Tal" hervorgegangen (1473 erstmals erwähnt), die von den Nachkommen verlassener Siedlungen im Obersteiner Bann bewohnt wurden. Wirich starb 1501 im Alter von 90 Jahren und wurde in der Kirche der Zisterzienserabtei Otterberg beigesetzt. Wirichs Enkel, Wirich VII. (1530-1547) erhielt durch seine Heirat mit Gräfin Irmgard von Sayn die Herrschaften Limburg (Westfalen), Broich (Bruch an der Ruhr) und Bürge1 bei Solingen. Mit dieser Ausstattung verbunden war der Titel eines Grafen von Limburg. Als katholischer Rat nahm Wirich 1509 am Augsburger Religionsgespräch teil. 1519 erhob ihn der Kaiser zusammen mit seinem Bruder Haman zu Grafen von Falkenstein. Als kaiserlicher Feldhauptmann hat er 1535 die militärische Niederlage der Wiedertäufer in Münster bewirkt. Wenige Jahre später hat er den Brautzug der Herzogin Anna von Kleve zur Vermählung mit König Heinrich VIII. von England nach London geführt (1539). Wirich residierte auf Schloß Broich bei Mühlheim an der Ruhr, die Herrschaft Oberstein wurde von Amtleuten verwaltet. Die Söhne teilten 1546 das Gesamterbe. Philipp erhielt die Herrschaften Broich, Limburg und Oberstein und Johann die Grafschaft Falkenstein. Philipp war bis 1546 Domherr in Köln gewesen und hatte seine Pfründe als Anhänger des evangelischen Erzbischofs Hermann von Wied verloren. Bereits zu Beginn seiner Herrschaft hatte er die Reformation in der Herrschaft Broich eingeführt. 1548 folgte die Reformation in der Herrschaft Oberstein. Der jüngste Sohn, Sebastian, war Domherr in Mainz. Er erhielt 1554 von Philipp freiwillig die Herrschaft Oberstein abgetrennt. Sebastian blieb katholisch, ließ aber den Bekenntnisstand in seiner Herrschaft unverändert. Trotz der Lehensabhängigkeit von Trier, Lothringen, Nassau-Saarbrücken sowie Sponheim konnte Oberstein die Reichsstandschaft mit Sitz und Stimme auf den Reichstagen (1553,1567) behaupten. Selbstverständlich hatte man auch Sitz- und Stimmrecht auf den oberrheinischen Kreistagen. Der Sohn und Nachfolger Philipp Franz (1604-1624) förderte das Schulwesen, 1609 stellte er eine Zunftordnung für die Achatschleifer seines Gebietes auf. In ei-

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nem gewissen Sinn legte er damit die künftige Idar-Obersteiner Schmuckindustrie gmnd. Seine beiden Söhne, Franz Christoph und Lothar traten die Nachfolge in den Häusern Falkenstein und Oberstein an, die 1625 bzw. 1636 erloschen. Lothar fiel 1633 als Oberst, Franz Christoph 1636 als Generalmajor in kaiserlichen Diensten im Dreißigjährigen Krieg. Die Jesuiten, die auf Gmnd der Fördemng durch die kaisertreuen Landesherren 1629 versucht hatten, den Katholizismus wieder einzuführen, scheiterten. Die Verwaltung des Gebietes hatte während ihrer Abwesenheit bereits ihr Vetter, Wilhelm Wirich von Bmch (1636-1682) übernommen, der die Herrschaften auch erbte, aber von Broich aus zu regieren versuchte. Herzog Karl IV. von Lothringen, der das Gebiet an Saar und Nahe sowie Hunsrück und Westrich von seinen Garnisonsplätzen aus bedrängte, beabsichtigte offenbar die unter seiner Lehenshoheit stehende Grafschaft Falkenstein mit seinem Herzogtum zu verbinden. Wilhelm Wirich verkaufte schließlich die Grafschaft an Lothringen. Die von Lothringen ebenfalls lehenrührigen obersteinischen Besitzungen bei Hoppstädten, Bleiderdingen-Weiersbach und Freisen, die die Lothringer seit 1590 der Herrschaft Oberstein zu entreißen suchten, wurden 1680 von der Metzer Reunionskammer beanspmcht. Oberstein hatte sich klagend an den Kaiser gewandt, der den Herzog von Lothringen zum Schadenersatz verpflichtete, ein Schritt, der nicht einmal das verschriebene Papier lohnte. Der Herzog von Lothringen hatte seinerseits mit französischem Beistand die Oberhoheit des Reiches über seine Besitzungen auf Reichsboden bestritten. Das umstrittene Gebiet, die lothringische Lehenherrschaft Werdenstein, mit u.a. Weiersbach und Bleiderdingen, wurde 1680 den Angehörigen eines Obersteiner Familienzweiges von der Metzer Reunionskammer zugesprochen. 1683 kam Werdenstein an eine Tochter Wilhelm Wirichs. Deren Nachkommen verkauften dieses Gebiet an die Abtei Tholey, die zum lothringischen Amt Schaumburggehörte. Nach dem Übergang des Herzogtums Lothringen an Frankreich wurde die ehemalige Herrschaft Werdenstein an Pfalz-Zweibrücken als Gebietsentschädigung übergeben. Die Herrschaft Oberstein selbst war im Zug der französischen Reunionen von 1680 bis 1698 von französischen Tmppen besetzt worden. Die neue Burg wurde entsprechend dem Vorschlag Vaubans ausgebaut und in die Festungslinie Montroyal - Kaiserslautern integriert. Wilhelm Wirich verweigerte die Huldigung vor dem Metzer Parlament, die das Los der Herrschaft vielleicht erleichtert hätte. Mit Wilhelm Wirichs Tod starb 1682 das Daun-Obersteiner Geschlecht im Mannesstamm aus. Noch zu Lebzeiten hatte er die Herrschaft Oberstein an seine Tochter übertragen, die mit dem Grafen Georg Wilhelm von Leiningen-Heidesheim (T 1667) verheiratet war, dessen Linie sich nach Colgenstein-Heidesheim (Frankenthal) nannte. So folgte auf Wilhelm Wirich in der Herrschaft Oberstein dessen fünfzehnjähriger Enkel Johann Karl August von Leiningen-Heidesheim (1682-1698) nach. Ihn löste 1698 der erst dreijährige Sohn Christian Karl Reinhard (1698-1766) ab, für den bis 1718 Graf Johann Friedrich von Leiningen-Hardenburg die Regiemngsgeschäfte ausübte. Die glänzende Hofhaltung in Heidesheim mußte aus der Herrschaft Oberstein finanziert werden. Als Christian Karl Reinhard 1766 nach langer Regentenzeit erbenlos starb, stand der Herrschaft die Auflösung bevor. Das Haus Nassau zog als Rechtsnachfolger der

Kleine Herrschaften

Grafen von Nassau-Saarbrücken den Idarbann als erledigtes Lehen ein. Zwischen Nassau-Saarbrücken und den Erben der Grafen von Sponheim-Starkenburg, den Markgrafen von Baden, entbrannte ein Streit. Baden sah in dem von Trier über Saarbrücken an die Inhaber der Herrschaft Oberstein übertragenen Lehen Idarbann das sponheimische Lehen Idartal, das Trier neben der alten Grundherrschaft der Herren vom Stein seinerseits eingezogen hatte. In einem Vergleich erhielten 1771 die Markgrafen von Baden den Idarbann gegen die Entschädigung von 139 000 fl. Die lothringischen Lehenstücke gingen entspechend einem Vertrag von 1752 an die Töchter des letzten Grafen von Leiningen-Heidesheim über. Der Kurfürst von Trier belehnte die Grafen Ernst Maria und Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum, Nachkommen der vierten Tochter des Grafen Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein. Entsprechend einem Vergleich vom April 1773 sollte Kurtrier mit diesen die Herrschaft Oberstein in Gemeinschaft innehaben und 113 davon auch besitzen. Im März 1774 verpachtete Kurtrier diesen Anteil an den Grafen von Limburg-Stymm auf drei Jahre. Die Landeshoheit über den Wald Winterhauch und das Dorf Mittelbollenbach wurde 1778 von Frankreich an Kurtrier abgetreten, dieses hatte die leiningischen Erbtöchter im Besitz ihrer Rechte zu lassen. Der Auflösungsprozeß der ehemaligen Reichsherrschaft Oberstein war also in vollem Gange. Er schien aufgehalten werden zu können, als 1792 ein Prozeß zugunsten der Grafen von LimburgStymm entschieden wurde. Die verbliebene Herrschaft kam an Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum. Aber sofort verpfändete er zwei Drittel an Kurtrier. Der Reichshofrat erkannte seinerseits auf die Sequestration der verschuldeten Güter und sprach Kurtrier die Verwaltung zu. Philipp Ferdinand trat zudem 1794 die Herrschaft an seinen Bruder Ernst Maria ab. Dieser büßte Oberstein 1794 im Zusammenhang mit der Französischen Revolution ein. Bereits 1803 hatte der Reichsdeputationshauptschluß ihm eine Jahresrente von 12 000 Florin zuerkannt, die Württemberg zu zahlen hatte.

KLEINE HERRSCHAFTEN Bis in das 18. Jahrhunder haben sich einige Herrschaften des Niederadels gehalten, die mehr als nur eine Ortsherrschaft umfaßten. Zu den interessantesten dieses Typs gehört die Herrschaft Sötern, wenn sich diese auch nur am Rande unseres Betrachtungsraumes aufhält. Ausgklammert bleibt dagegen die Herrschaft der Vögte von Hunolstein, Herren zu Hunolstein und zu Züsch, die ebenfalls nur randlich in Frage kommt, zudem aber einer größeren Dimension von territorialer Systematik angehört. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bestand die Herrschaft Sötern aus den Dörfern Sötern und Obersötern mit der Burg, gemeinschaftlich bewohnt von den Sötern mit der Wolfsangel und den Mohr von Sötern. Die Sötern mit der Wolfsangel setzen um 1230ein (Bertholfus de Sothere). Sie stellten Burgmannen der Grafen von Sponheim, besonders für die Burg Birkenfeld. Heinrich der Alte von Sötem, sponheirnischer Amtmann zu Trarbach und zu Birkenfeld, stiftete 1479 den Marienaltar für die Kirche zu Birkenfeld und unterstützte den Bau der Obersteiner Felsenkirche. Von Trier wurde er mit der Burg Liebenberg bei St. Wendel belehnt (1677 zerstört).

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Ende des 15. Jahrhunderts erhielt Adam von Sötern von Pfalz-Zweibrücken das Hochgericht Neukirchen im Amt Nohfelden bestätigt. Erzbischof Philipp Christoph von Trier (1623-1652) aus dem Hause Sötern, Habsburg-Gegner und Franzosenfreund, betrieb gegenreformatorische Aktivitäten. Er erkaufte die Herrschaft Dagstuhl bei Wadern mit den Dörfern Neunkirchen, SelbacMmsbach, Gonnesweiler und Eiweiler und erklärte sie zum unveräußerlichen Familienstammgut (Fideikommiß). 1780 starb die Familie der Sötern mit der Wolfsangel aus. Die Mohr von Sötern begannen 1278 mit dem Ritter Thomas de Sotia. Sie heirateten in die Familie der Lichtenberger ein und waren lange Zeit Burgmannen auf der Lichtenburg. Auch in lothringischen und in trierischen Diensten bewegten sich Mitglieder der Familie. Von den Herren von Vinstingen trugen die Mohr die Herrschaft Eberswald zu Lehen, Teil eines großen Trierer Immunitätsbezirks, die sich vom Harnbacher Sauerbrunnen über den südlichen Hochwald bis Bosen erstreckte. Das Geschlecht starb 1523 mit Johann Mohr von Sötern im Mannesstamm aus. Über Johanns Töchter ging Eberswald an die Vögte von Hunolstein über, die von der Burg in Sötern aus die erheiratete Herrschaft mit ihrem Eigenbesitz in Bosen verwalteten. 1716 fiel der Gesamtbesitz nach dem Aussterben der Vögte von Hunolstein-Sötern durch weibliche Erbfolge an die Freiherrn von Dürkheim im Elsaß. Im Gefolge der politischen Umwälzungen am Ende des 18. Jahrhunderts gingen die Besitzungen an Frankreich über. Die Vögte von Hunolstein haben um 1400 die Ritter von Merxheim beerbt und besaßen den größten Teil der Herrschaft Merxheim an der Nahe. Weiter zählten zu den Hunolsteiner Besitzungen an der Nahe Abtweiler, drei Achtel von Boos und Teile von Staudernheim und von Weiler. Über die Herrschaft Ebernburg besaß der Kurfürst von der Pfalz die Lehnshoheit, allerdings gehörte Ebernburg in das Erbe der 1707108aufgelösten kurpfälzischbadischen Gemeinschaft der Vorderen Grafschaft Sponheim. Der kinderlose Freiherr Kar1 Ferdinand von Sickingen trat 1750 die Herrschaft an Kurpfalz unter Vorbehalt der Nutznießung ab. 1771 übertrug Baden seinen Anteil an der sponheimischen Erbschaft bezüglich Ebernburg an die Kurpfalz gegen eine Entschädigung am Oberrhein. Die Sickingischen Erben wurden mit Geld abgefunden. Das neue kurpfälzische Unteramt Ebernburg wurde dem Oberamt Kreuznach angegliedert. Der alte bischöflich speyerische Herrschaftsbezirk Dalberg im Gräfenbachtal, der vielleicht durch Heinrich 11. an das Bistum gelangt ist, wurde von dem Ministerialen Godebold von Weierbach, der dem Geschlecht der vom Stein (de petra) an der oberen Nahe entstammte, übernommen und seit ungefähr 1150 zu einem geschlossenen territorialen Gebilde ausgebaut, wozu schließlich Dalberg, Wallhausen, Sommerloch, Spabrücken und die Wüstung Schlierschied im Soonwald gehörten. 1147 schenkte Godebold den Hof Dadenborn dem hl. Bernhard. Etwa um 1150 erbaute er auch die Dalburg, nach der sich die Besitzer später nannten. 1235 öffnete Johann von Dalberg seinem Vetter, dem Rheingrafen Embricho, die Burg. Ritter Anton von Dalberg, der letzte seines Geschlechts auf dem Speyerer Lehen mit Sitz in Wallhausen, nahm 1315 den Ritter Johann Kämmerer von Worms in seine Burg auf. Die Kämmerer von Worms besaßen die Herrschaft Dalberg ab etwa 1325 zusammen mit den Herren von Waldeck, seit 1400 dann allein. Kurfürst Ruprecht von der Pfalz einigte sich mit den Gemeinern der Dalburg über die Öffnung gegen jedermann, ausgenommen den Bischof von Speyer als Lehensherr. Seit 1377 nannten sie

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sich auch nach der Dalburg. Die Linien Dalberg-Dalberg und Dalberg-Hermsheim entstanden 1693. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts besaßen die Kämmerer von Worms gen. von Dalberg die Dalburg mit Dalberg, Wallhausen, Spabrücken, WaldErbach, Sommerloch, Anteilen an Münster a.St., Rüdesheim, Heddesheim, Weinsheim, Langenlonsheim, Laubenheim, Windesheim, Burgsponheim, Waldalgesheim und in rheinhessischen Dörfern. Bis um 1700 haben die Besitzer der Herrschaft Dalberg in ihren Dörfern Schulen eingerichtet. Die Kirche in Spabrücken wurde 1680 den Franziskanern übergeben und von diesen 1731-1736 neu erbaut. Die Madonna aus dem 14. Jahrhundert wurde Mittelpunkt eines aktiven Wallfahrtswesens. Nicht eigentlich zu einer halbwegs geschlossenen Herrschaft gelangten die Ritter von Waldeck. Der Zweig aus dem Baybachtal im moselseitigen Hunsrück besaß Güter des Klosters Eberbach im Gräfenbachtal, der Rheingrafen in Hüffelsheim (Sage vom Stiefeltrunk) und in Traisen. Weiter hatten sie Anteile an den Ganerbenburgen Montfort und Steinkallenfels, Besitzungen in Sobemheim sowie Hundsbach und Lauschied inne. Der Königshof ,,Hergiefeld" wird 963 in einer verdächtigen Schenkung an das Kloster St. Alban vor Mainz erstmalig erwähnt. Hergenfeld und Schöneberg waren Mainzer Lehen im Besitz der Herren von Schonenberg (vor dem Soone oder mit den drei Kreuzen). Dörrebach, zusammen mit Seibersbach ebenfalls Mainzer Lehen, befand sich seit dem 15. Jahrhundert in Händen der Wolf von Sponheim. Einen kompakten Kleinbezirk bildeten dann die Dörfer Dörrebach, Seibersbach, Schöneberg und Hergenfeld als Mainzer Lehen in Händen der Grafen von Ingelheim im 18. Jahrhundert. Bereits spätestens im 12. Jahrhundert entstanden auf dem Steinkallenfels im Hahnenbachtal bei Kirn die Burgen Stock im Hane, Kaldenfels und Stein, die von dem sich weit verzweigenden Geschlecht derer von Steinkallenfels (vom Stein, de petra) als Reichslehen bewohnt wurden. Um 1250 schon sind 5 Familienstämme erkennbar, unter ihnen die Ritter von Kellenbach. Die Familienzweige verfügten sowohl über Allode als auch über Lehengüter. Die Ritter von Kellenbach wurden von den Grafen von Veldenz mit Gericht und Leuten zu Niedereisenbach, Berschweiler (Gericht) und im Kirschspiel Hirschau (Leute) belehnt. Die späteren Freiherren von Kellenbach hatten noch um 1700 Besitz in Niedereisenbach und Wiesweiler. Weiter hatten Ritter von Steinkallenfels das Patronat der Kirche von St.Julian am Glan (1426), das dortige Gericht (wildgräfliches Lehen), Obereisenbach (Lehen des Grafen Johann von Dhaun und Kyrburg) und einen Zehntanteil in Wolfersweiler (1469) inne. Durch Einheirat und Ankauf gewannen im Lauf der Zeit zahlreiche Adelsfamilien Anteile an der Burg. Trotz der imposanten Felssituation waren die Burgen nicht uneinnehmbar. 1397 und 1523 wurden sie belagert und mußten sich ergeben. Die einzelnen Burgen wurden baufällig, die Ganerbschaft zerfiel allmählig. Um 1682184 haben die Franzosen diese gesprengt. Der Ritter Tilmann von Steinkallenfels erbaute 1357 über dem Hahnenbachtal die Burg Wartenstein und trug sie 1358159 dem Erzbischof von Trier zu Lehen auf. Dietrich von Manderscheid verlor die Burg, an die er durch Heirat gelangt war, 1409 wieder. Erzbischof Werner von Trier belehnte 1414 Johann von Schwarzenberg mit der Burg. Ein Teil der Burg ist bis zum Aussterben der Familie von Schwar-

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zenberg 1583 in deren Hand geblieben, dann wurde der Schwiegersohn Johann von Warberg mit dem Anteil belehnt. 1461 verkauften Dietrich Herr zu Manderscheid und Dietrich Graf zu Manderscheid, Herr zu Daun und Schleiden die Hälfte ihres Schlosses Wartenstein an den Kurfürsten Johann von Trier, den Grafen Adolf von Nassau-Saarbrücken und Wirich Herrn von Daun-Falkenstein. Die beiden letzteren Teile erwarben die Herren von Kriechingen und Püttlingen, die 1519 von Trier belehnt werden. Nachdem Graf Sebastian von Falkenstein, Herr zu Oberstein und Bruch 1566 die Burg mit Gewalt besetzte, zog Kurtrier 1583 alle Anteile an sich. Die Burg Wartenstein mit Hahnenbach, Herborn, Weisen, Griebelschied, Königsau und einem Teil von Niederhosenbach wurde 1585 vom Erzbischof von Trier an den Freiherrn von Warsberg übertragen (Herrschaft Warsberg bei St.Avold). Nach der Zerstörung der Burg 1688 durch die Franzosen wurde 1704 und 1728 das neue Schloß fertiggestellt. Im 18. Jahrhundert kamen die Dörfer Hennweiler und Oberhausen sowie die Herrschaft Heinzenberg nach dem Aussterben von deren Besitzern, den Herrn von Manderscheid und von Schwarzenberg, hinzu. Die Burg Heinzenberg im Kellenbachtal wird schon 1152159 genannt. 1159 erscheint ein Friedrich von Heinzenberg, Schirmvogt des Klosters Ravengiersburg. Die Herrschaft Heinzenberg war ein Lehen der Grafen von Veldenz. Die Burg wurde 1278 dem Erzstift Trier als Lehen aufgetragen. Der bekannte Minnesänger Wilhelm von Heinzenberg (1262-1293) gehörte in die Familie. Die Burg wurde bereits 1341 durch Erzbischof Balduin von Trier niedergelegt. Kurtrier hat die Reste 1395 nach dem Aussterben des Geschlechts eingezogen. Die Erbschaft ging um die Mitte des 15. Jahrhunderts an die Herren von Schmidtburg. Die Geburtsstunde der Herrschaft Gemünden schlug 1514, als die Gemeiner der Vorderen Grafschaft Sponheim, damals nur Kurpfalz und Pfalz-Simmern, Burg und Ort an Fritsch von Schmidtburg mit Vorbehalt des Öffnungs- und des Wiederkaufsrechtes veräußerten. Die sponheimische Siedlung entstand wohl kurz vor der zu Beginn des 12. Jahrhunderts anzusetzenden Burggründung. Der Ausbau zur Stadt erfolgte wahrscheinlich noch unter dem Grafen Simon 11. von Sponheim-Kreuznach (T 1337) durch Privileg Kaiser Ludwigs des Bayern. Die später meist Tal oder Flecken genannte Siedlung stand im Schatten von Kirchberg und Simmem. Die Herren von Heinzenberg verkauften ihre Besitzanteile in Gemünden an das Chorberrenstift Ravengiersburg ( 1341). Die Herren von Asselheim veräußerten ihren Anteil mit der Burg Koppenstein 1324 an das Kloster Sponheim, von der dieser 1325 an den Grafen Johann 11. von Sponheim gelangte. Die Landeshoheit über die Herrschaft kam 1559 an Kurpfalz, die Schenken von Schmidtburg verfügten über die Ortsherrschaft und den Blutbann. Die Schmidtburg wurde 1689 zerstört. 1720 trat das heutige Schloß an die Stelle der alten Burg. Die letzte Schmidtburgerin heiratete 1814 den Freiherrn von Salis-Soglio. Zur Herrschaft gehörten im 18. Jahrhundert außer Gemünden das Dorf Lindenschied (ohne Gemarkung) sowie Anteile an Bollenbach und Laufersweiler. Bretzenheim an der Nahe wurde 1057 von Erzbischof Anno von Köln der Pfalzgräfin Königinwitwe Richenza von Polen auf Lebenszeit verliehen. Vogtei, Kirchensatz und Zehnt gingen als kölnische Lehen an die Pfalzgrafen (um 1194), dann an die Herren von Bolanden-Falkenstein, die 1418 ausstarben, an die Grafen von Vimeburg-Falkenstein und schließlich 1456 an die Grafen von Daun-Oberstein-Fal-

Kleine Herrschaften

kenstein. Graf Emich von Daun-Falkenstein erbaute 1589 das Residenzschloß, das im Dreißigjährigen Krieg und dann wieder 1688 zerstört wurde. 1642 wurde die Herrschaft Bretzenheim zusammen mit Winzenheim an den Grafen Alexander von Velen veräußert. Kaiser Leopold I. hat den Grafen 1664 die Reichsunmittelbarkeit mit Sitz und Stimme bei den Reichs- und Kreistagen für die Herrschaft Bretzenheim erteilt. Graf Alexander von Velen setzte 1733 den Grafen Otto Ernst von LimburgStyrum zum Erben ein, aber der Lehensherr Kurköln zog seinerseits Bretzenheim ein und verlieh es im folgenden Jahr (1734) dem Grafen von Virmont. Graf von Limburg-Styrum versuchte sich 1736 vergeblich der Herrschaft zu bemächtigen. Nach Graf Virmonts Tod (1744) nahm Kurköln das Lehen abermals zurück und verlieh es 1747 an den Freiherrn Roll von Bemau. Die gräflich Heydeck'sche Vormundschaft erwarb 1772 nach dem Ableben des Freiherrn von Roll die Herrschaft für die natürlichen Kinder des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, die 1774 vom Kaiser den Titel „Grafen und Gräfinnen von Bretzenheim" erhielten. 1789 wurde Graf Karl August zum Fürsten von Bretzenheim erhoben. 1791 erwarb Karl August von der Abtei St. Jakob zu Mainz den vorher ritterschaftlichen Ort Planig. Rümmelsheim mit der Burg Leyen war eine Ganerbschaft, an der neben der Familie von Leyen (später von Ebersberg gen. Weyers-Leyen) auch die von Eltz, die Fuste von Stromberg, Ulner von Dieburg, von Mauchenheim zu Zweibrücken, die von Planig und andere Teil hatten. 1774 waren die Ulner von Dieburg, die von Fürstenwärter, die von Weyers-Leyen und die von Eltz-Kempenich Gemeiner der Burg Leyen. 32 Familien wohnten damals in der halb verfallenen Burg. Die Anteile der Ulner von Dieburg und der Weyers-Leyen erwarb die Vormundschaft des Grafen von Bretzenheim. Zur Herrschaft Bolanden gehörte das Dorf Waldlaubersheim. Die Erben, die Grafen von Nassau-Saarbrücken hatten dieses an die Herren von Schönburg zu Oberwesel verpfändet (1615). Die Erben, ab 1719 die Grafen von Degenfeld, mußten nach einem langen Prozeß (1721-83) die Auslösung akzeptieren. Ihnen gehörte auch ein Teil von Oberstreit als kurpfalzisches Lehen. Als ritterschaftlicher Ort hatte Waldlaubersheim besonders unter militärischen Pressionen zu leiden: 1672 Brandenburger, 1673 Franzosen, 1674 und 1675 französische Fouragiere und Lothringer, 1677 Lothringer und Franzosen und 1679 noch einmal Lothringer. Von 1675 bis 1680 hielt zudem Kurpfalz das Dorf in kaiserlichem Auftrag besetzt. Mandel war alter Besitz des Klosters St. Maximin. Die Vogtei über diese Güter trugen die Rheingrafen zu Lehen. 1194 hatte Wemer von Bolanden ein Reichslehen mit der Kirchengift in Besitz. Im 14. Jahrhundert erscheint der Ort als Lehen von Sponheim-Dannenfels in der Hand von Sponheimer Ministerialen, seit dem 15. Jahrhundert sind Dorf und Gericht Lehen der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg in den Händen der Herren von Koppenstein. Nach dem Aussterben der Familie von Koppenstein verkauften die Freiherren von Dalberg 1776185 den Flecken Mandel für 110 000 fl an die Vormundschaft des Grafen von Bretzenheimbzw. an den Reichsgrafen selbst. Zahlreiche Kleinherrschaften wären noch zu nennen, großenteils diese ohne landesherrliche oder andere obrigkeitliche Rechtsfunktionen. Nur wenige konnten eine weitgehende Selbständigkeit behaupten. Sie waren zumeist Mitglieder der organisierten Reichsritterschaft. Die Ritterschaft im Nahe-Hunsrück-Raum gehörte zum

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Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein mit der Kanzlei in Koblenz, geleitet von einem Ritterhauptmann mit Ritterräten. Da die ritterschaftlichen Familien selten über die höhere Gerichtsbarkeit verfügten, übte die Ritterschaft auch zum Teil die Rechtsprechung aus. Man hat sich hinsichtlich des Einflusses des niederen Adels, der häufig in fürstlichen Diensten stand, vor Augen zu halten, daß es wohl kaum eine Gemeinde gab, in der nicht eine oder mehrere dieser Familien Teilrechte und Grundbesitz in der Hand hatten.

FRANZ VON SICKINGEN, EIN SYMPTOM FÜR DIE NAHE-HUNSR~CK-REGION Wenn wir abschließend nach einer historischen Persönlichkeit Umschau halten, die aus der Nahe-Hunsrück-Region in das politische Geschehen im römisch-deutschen Reich hineingewachsen ist und es - positiv oder negativ - in ihrer Zeit mitgestaltet hat, so ist es Franz von Sickingen (1481-1523). Es ist ein starkes Element der Opposition gegen die Zeit, die in ihrer Veränderung des Althergebrachten bekämpft wird, zusammen mit einem reformerisch-reformatorischen Programm, das von Zementierungen im staatlichen Leben hin zu einem neuen Aufschwung führen soll. Nirgendwo im Reich sind vielleicht die Bedingungen für eine solche Einstellung günstiger gewesen als in dem Raum zwischen Alsenz, Glan, Nahe und Mosel, in dem seit dem Spätmittelalter nur noch überwiegend eine Vertreterpolitik oder besser Vertreterverwaltung exerziert worden war. Eine Reparatur dieses Defizits an legitimierten Führungspersönlichkeiten und -institutionen, die diese Region selbst hervorgebracht hätte, schien angesichts der Entwicklung, die Reich und Territorium nahmen, fast unmöglich. Sie ist in einer gewissen Weise bis heute landschaftsspezifisches Problem geblieben. Auch Franz von Sickingen war eigentlich nicht der Mann, der hier der reinen Absicht, den unmündigen Kräften des Adels dieser Landschaft, - um diesen ging es in der relativ dünn besiedelten Raum; Patriziat und Bürgertum existierten nur randlich neben den adeligen Oberbeamten, dem halbwegs eigenständigen lokalen Niederadel und den die schmale städtische Wirtschaft dominierenden Burglehenleuten -, als Kurfürst, Provinz- oder Stammesherrscher Chancen oder legitime Interessenwahrung über die wenigen Kirchtürme hinaus, die das jeweilige Weichbild bestimmten, einzuräumen. Es gab nichts mehr, an das man anknüpfen konnte. Das Spätmittelalter wurde von einer ganzen Reihe von dynastischen ,,Bankerotteuren" bestimmt, deren familienbestimmte Herrschaftssystematik durch biologische oder finanzpolitische oder beide Ursachen zusammen, beendet worden ist, und das nicht nur für die Zeit eines einzigen Herrschers, sondern irreversibel gleich für immer. Die Kette brach an der schwächsten Stelle ab und wurde nicht durch gute oder vorzügliche Leistungen der vorangegangenen Generationen zusammengehalten. Das gilt für die Emichonen, die Grafen von Veldenz, die Raugrafen und die Grafen von Sponheim, verknüpft mit unterschiedlichen Details. Die Wappen der ausgestorbenen Sponheiiner hatten in der Heraldik von PfalzZweibrücken, Pfalz-Simmern und Baden ihren Unterschlupf gefunden und mit ihnen der Repräsentationsanspnich für die Gebiete zwischen Nahe und Mosel, die einmal sponheimisch waren. Die Wild- und Rheingrafen hatten ausder Konkurs-

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masse des Gaugrafengeschlechtes der Emichonen zu wenig gerettet, um raumbeherrschend auftreten zu können. Dazu kamen die Oberlehensansprüche der Pfalzgrafen, die es seit den staufischen und wittelsbachischen Repräsentanten verstanden, das ursprüngliche Defizit von Newcomers abzustreifen und als die kontrollierende, unter den Streithähnen schiedsrichterlich ausgleichende, aber letztlich dominierende Fürstengewalt im Hintergmnd auf den günstigen Augenblick einer dynastischen Krise zu warten, um fürstlich abzusahnen. Über fürstlichen Rang verfügten in den Jahrhunderten, in denen es noch entscheidend darauf ankam, über fürstliche oder gar kurfürstliche Qualitäten zu verfügen, nur die Häuser Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Veldenz sowie Pfalz-Simmem in einer gewissen delegierten Hintansetzung hinter die Kurpfalz. Pfalz-Simmern war einigermaßen zentral gelegen, aber infolge seiner bescheidenen territorialen Basis nur in der Lage, kulturelle, geistige, geistliche, künstlerische und herrschaftsmäßige Leistungen in vergleichsweiser vorbildlicher Minimalsituation zu produzieren. Ein Handicap war sicher der pfalzgräfliche Ansatz auf raugräflichem Besitz in der Nachbarschaft von pfalzgräflichen Altpositionen, die mit Bacharach, Stromberg und Alzey sowie schließlich dem sponheimischen Erbfünftel und den Lehensansprüchen über die großen Waldgebiete die Kurprärogative von Heidelberg an Simmern vorbei repräsentierten. Ein Vorteil war es für Sirnrnem, über die Beteiligung an den sponheimischen Gemeinherrschaften sowohl an der Nahe wie auch an der Mosel Mitsprache zu erlangen, wenn auch - bis zur Reformation - selten mehr. Die geistlichen Kurgewalten, Mainz und Trier, die bis Sobernheim und zur Schmidtburg ihre territorialen Vorposten geschoben haben, neutralisierten sich gegenseitig in einer gewissen Weise, um schließlich den Pfalzgrafen Platz zu machen. Für die direkte militärische Nagelprobe zwischen den Erzbischöfen waren diese Interessenkollisionen zu sekundär, die Entfernungen zwischen Trier und Mainz zu groß, die Chancen, dynastische Stellvertreter einheitlich auf der eigenen Seite zu mobilisieren und gegeneinander zu hetzen, selten gegeben. Gab es da für einen Angehörigen der Ritterschaft, - also des niederen, sich westlich des Rheins fast definitorisch landsässig entwickelnden Niederadels -, überhaupt Chancen, Führungsinitiative und -anSprüche anzumelden? Allein konnte das in der Hierarchie der Zeit einem nicht fürstlichen Adeligen kaum gelingen. Er war auf die Mitwirkung seiner Standesgenossen weit über die eigene Region hinaus angewiesen, auf politische und geistige Strömungen, die das Reich gmndsätzlich erfaßten, die öffentliche Meinung beeinflußten, und deren Tendenz sich gegen das etablierte Regiment der Kur- und Fürsten richtete, ohne schon bereits an den Grundfesten des adeligen Herrschaftsanspruchs überhaupt zu rütteln und die Herrschaft des Gemeinen Mannes zu propagieren. Der Prozeß der Ausformung des modernen Staates, die überfühmng des mittelalterlichen Personenverbandsstaates in den neuzeitlichen Flächenstaat, hatte sich eindeutig zugunsten der Territorialfürsten mit landesherrlichen Ansprüchen ausgewirkt. Ritter, Städte und Bauem gerieten nicht nur rechtlich gesehen in eine Pressionszone und ein Legitimationsdefizit. Die Ritterschaft, der niedere Adel schlechthin, bewegte sich in gedrückten wirtschaftlichen Verhältnissen, während die Städte wenigstens wirtschaftlich prosperierten. Aber auch da gab es Unterschiede zwischen

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den handelsmächtigen freien Reichsstädten, den verpfändeten kleinen Reichsstädten und schließlich den aufstrebenden Residenzstädten und den Landstädten und städtchen vom Typus der Oberamts-, Amts- und Ackerbürger-Stadt. Der Übergang zur Geldwirtschaft bevorteilte Landesherren und Städte, der niedere Adel geriet bei den Bürgern in Schulden, die Burgsitze zerfielen, der ritterliche Sozialstatus sank unter den des Patriziats der großen Städte wie Köln, Frankfurt und Mainz. Es gab landschaftliche Unterschiede. In Österreich und Bayern, wo der Adel großenteils landsässig wurde, heirateten ritterschaftliche Angehörige und Patrizier untereinander, es kam zur Ausbildung neuer Oberschichten auf relativ sicherer ökonomischer Grundlage. Im Südwesten des Reichs hatte die frühe Auflösung der fränkischen und schwäbischen Herzogsgewalten Freiraum zur Ausbildung einer reichsfreien Ritterschaft geschaffen. Die Ritterschaft schloß sich bereits im 15. Jahrhundert zu landschaftlichen Verbänden zusammen, etwa in der Kleinregion des Kraichgaus zwischen Rhein, Neckar und Zaber an der Peripherie der Pfalzgrafschaft bei Rhein. Die Ritterschaft suchte Anlehnung an die Königsgewalt, mußte ihre Kraft allerdings auch den aufstrebenden fürstlichen Territorien zur Verfügung stellen und gelangte, da sich ihre Mitglieder in der entscheidenden Phase zwischen 1495 und 1521 weigerten, die von den Reichstagen koordinierten Reichslasten mitzutragen, nicht zur proporzmäßigen Reichsstandschaft. Entweder mußte der Ritter sich weiter des diffamierten mittelalterlichen Fehderechts bedienen und gegen die als ,,Pfeffersäcke" kritisierten Kaufleute einen Raubzug führen, mit dem er sich nach dem Ewigen Landfrieden (1495) außerhalb des Friedensrechtes stellte, oder er hatte als Alternative die Aufgabe des Eigenstatus in Kauf zu nehmen, indem er eine Universität bezog und sich vom Pagendienst in einer fürstlichen Residenz zum landesherrlichen Venvaltungsbeamten und Juristen hocharbeitete. Auch der Eintritt in ein Domkapitel und Stift war möglich - der Bischofshut war Ausnahme, aber nicht ausgeschlossen. Weiter war der Militärdienst als Offizier, Söldnerführer oder Söldner im Glied, durchaus nicht unüblich. Es gab eklatante Unterschiede zwischen Adelsfamilien, die sich ihr Existenzminimum durch kleine und kleinste Lehenstücke (Felder, Weinberge, Mühlen, Burghäuser, Gärten) zusammenstoppeln mußten und solchen, die über Gerichts- und andere Hoheitsrechte und Besitz in mehreren Dörfern - in den seltensten Fällen allerdings als Allod - verfügten. Dem allen schien die Aktivität des Ritters Franz von Sickingen, der über eine Anzahl von Burgen und Dörfern verfügte und sich auf der Höhe seines Lebens einen durchaus fürstenähnlichen Sozialstatus verschaffen konnte, nicht ganz zu entsprechen. Es war dies nicht nur die Leistung eines Mannes und einer Generation, auch nicht die einer einzigen Landschaft. Die alte Kraichgauer Ministerialenfamilie von Sickingen wies seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ihre Vorleistungen auf. Von der Kurpfalz und den Hochstiften Speyer, Worms und Mainz erwarb man Lehen und verschaffte sich, nicht zuletzt durch Heiraten, allodifiziertes Eigentum. Die dem niederen Adel angehörende Dynastie, deren Mitglieder sich auch standesbewußt als Vertreter der landschaftlichen Rittereinung im Kraichgau gegen die kurpfalzischen Subordinations- und Interpretationsversuche zur Wehr setzten, gelangte in den Besitz von Burgen, Herrschaften und Vogteien und zu typischem Anteilsbesitz an Ganerbschaften, Kondominaten und Dorfherrschaften. Ein nicht eben überraschender Vorgang, wenn dieser auch

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eine Kontinuität von qualifizierten Leistungen der Familie voraussetzte, die keineswegs selbstverständlich war. Im territorialen Dienst der Kurpfalz, die sich im zeitgemäßen Verfahren der Mitarbeit des durch Lehensvergaben verpflichteten Adels bei der Landesadministration bediente, haben die Herren von Sickingen, die es bis zur Stellung des pfälzischen Oberhofmeisters bringen konnten, auch den engeren rechtsrheinischen Raum zwischen Rhein und Neckar verlassen und sich neue Grundlagen für Positionen im nördlichen Elsaß, in der linksrheinischenPfalz und in Rheinhessen geschaffen. Schweikard (Swiker) von Sickingen, Franzens Vater, der am Heidelberger Pfalzgrafenhof zu Einfluß gelangte und auf der Ebernburg als kurpfalzischer Amtmann saß, konnte bereits auf älteren sickingischen Rechtspositionen fußen, die bis 1448 zurückreichten, als Reinhard von Sickingen von den sponheimischen Gemeinherren Kurpfalz und Baden das Recht erhielt, die Pfandschaft Ebernburg einzulösen. Schweikard dürfte - atypisch für seinen ritterschaftlichen Status - durch die Inangriffnahme bergbaulicher Unternehmungen zu beträchtlichem Reichtum gelangt sein. Er ließ am Rheingrafenstein in der Nähe der Ebernburg und bei Steinkallenfels unweit Kirn nach Kupfer, Quecksilber und Silber graben. Der pfälzische Kurfürst schuldete ihm große Summen. Der junge Franz von Sickingen (1481-1523) wuchs im Umkreis einer Reihe von weiblichen Geschwistern (Schonette, Katharina, Gertmd, Barbele und Agnes) auf den väterlichen Burgen auf, an NannsteinlNannstuhl in der südlichen Pfalz, aber insbesondere an die Ebernburg an der Mündung der Alsenz in die Nahe, ist zu denken. Den Vornamen Franz hat er im Zusammenhang mit der rührigen Franziskanerniederlassung in Kreuznach erhalten, zu der die Familie lebhafte Kontakte unterhielt. Im engen Familienkreis, bestimmt durch den überschaubaren Steinbezirk der Burg, hat Franz die prägenden frühen Eindrücke aufgenommen. Die kleine Landschaftskammer, in der die Ebernburg fast zentral auf einer Anhöhe, - keinem der hochaufragenden Felsen -, in der Nachbarschaft zu den am Hang und im Tal vorhandenen wenigen Behausungen der Hörigen liegt, wird begrenzt von Rotenfels, Lembergmassiv, der Altenbaumburg und dem Rheingrafenstein mit einigen weiteren Bergen und Felsen an der Nahe. Eine kleine Welt für sich, bewußtseinsmäßig weit ab von dem an sich nahegelegenen Kreuznach, ganz zu schweigen von Bingen und Mainz. Zu der Überwindung dieser Barrieren bedurfte es der Einübung und der Willenskraft. Neben der möglichen Vielfalt werden bereits die Grenzen späterer persönlicher Fähigkeiten angelegt, Gemeinsinn und Treue gegenüber den Anvertrauten, aber auch vitaler Eigennutz, der sich an Stadt, Kirche und Territorium stößt. Der Adelsstolz eines Raubvogels der im beherrschenden Nest sitzt. Bei der Domestizierung letzterer Eigenschaften wird er bei der Endabrechnung die nicht richtig eingeschätzten Eigenkräfte nicht rational effizient genug einsetzen können. Am Heidelberger Hof, wo er wohl eine kurze Ausbildungszeit verbracht hat, mag er die Bekanntschaft mit Wissenschaft und Gelehrtentum, verbunden mit den Namen von Humanisten vom Schlage eines Reuchlin, gemacht haben, ohne daß ihn Philosophie oder Theologie in seiner geistigen Personalität grundlegend formten. Er hat hinkünftig allerdings Respekt vor ihnen bezeugt und ihre Vertreter in seine Nähe gezogen. Möglicherweise hat er auch Anregungen bezüglich der damals sehr in Mode stehenden Astrologie aus Heidelberg mitgebracht, die auf gleichgeartete

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Interessen seines Vaters stießen. Die Ausrichtung der Handlungen nach dem Lauf der Gestirne macht den Verlauf des Lebens merkwürdig berechenbar-unberechenbar. Noch in jugendlichem Alter hat Franz mit dem Vater an dem großen Reformreichstag von 1495 teilgenommen, der die Fehde als Landfriedensbruch unter Verbot von König und Reich stellte und die Basis für den späteren Sturz des wohl noch ahnungslosen Knaben abgab. Aber als Strauchritter verstanden sich die Sickingen in ihrer noch intakten pfalzgräflichen Vasallen- und Diensttradition sicher nicht. Wie der Vater beteiligte sich Franz selbstverständlich auf der unterlegenen kurpfälzischen Seite am bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg (1503-07) gegen eine übermächtige Koalition, der auch König Maximilian I. und viele Fürsten aus der pfalzischen Nachbarschaft angehörten. Spätestens nach dem Friedensschluß scheint Franz für seinen Teil Folgerungen aus der politischen Situation gezogen zu haben, in der sich die Ohnmacht des Kurfürsten von der Pfalz in der Gegnerschaft der pfälzischen Nebenlinien, in der Belagerung der Oberamtsstadt Kreuznach und in den Schädigungen sickingischen Besitzes (Merxheim) gezeigt hatte. Lediglich die Burg in der neuen Form des „festen Schlosses" versprach in diesen Jahrzehnten der Verbesserung des Geschützwesens (Artillerie) noch die Möglichkeit der Sicherung bei Angriffen. Sie relativierte zudem den strategischen Wert der ausgedehnten ländlichen Gebiete der großen Territorien. Während seiner Amtszeit als kurpfälzischer Amtmann in Kreuznach und in Böckelheim hat Franz von Sickingen die Ebernburg praktisch zu einer Festung umgeschaffen, die nach Meinung der Zeit selbst vom ,,Römischen Reich", d.h. Kaiser und Reichsheer, nicht bezwungen werden konnte. Die Macht der öffentlichen Meinung, die sich in publizistischen Erzeugnissen wie Flugblättern und Flugschriften niederschlug, ist in diesen Jahrzehnten erstmals in aller Deutlichkeit zu verspüren. Vielleicht hat sie bei Sickingen zu Gedanken geführt, zu denen es aus eigener Spontaneität nicht gekommen wäre. Die wirtschaftliche Grundlage für die nötigen Investitionen brachten die Erträge aus den Erzgruben und die Dienstverträge mit bedeutenden Gewalten: Lothringen, Frankreich, Kurmainz, Württemberg und auch mit den römisch-deutschen Herrschern der Zeit, Maximilian I. und Kar1 V. Die regionale Basis für seine Aktivitäten und Pläne vergrößerte Sickingen durch seinen Eintritt in eine Reihe von ritterschaftlichen Schutzverbänden auf genossenschaftlicher Grundlage. Er trat in Ganerbenburgen ein, unter anderem auch in die Wasgauveste Drachenfels, zu deren Mitgemeinern de jure auch Kaiser Maximilian I. zählte. Sickingen erreichte es, sich als Bundeshauptmann an die Spitze der Landauer ,,brüderlichen Vereinigung" zu setzen, die die Ritterschaften von Wasgau und Westrich, Ortenau, Kraichgau, Hunsrück, Nahe und Rheingau einen sollte. Indem Sickingen zeitweilig eine ansehnliche eigene Streitmacht mit ritterschaftlichen Standesgenossen, Landsknechten und Geschütz unterhielt, gewannen seine militärischen Aktionen bald überregionalen Charakter. Von 1514 bis 1517 zog sich eine Fehde gegen die Reichsstadt Worms mit ihrer leichtvenvundbaren Handelsaktivität ohne Erfolg hin. Infolge des Mangels an einer schlagkräftigen Polizeitmppe des Reiches war eine solche Aktion, die nicht direkt fürstliche Interessen berührte, weniger risikoreich. Die von Kaiser Maximilian I. gegen den streitlustigen Ritter verhängte Reichsacht hatte kaum Folgen. Die von Maximilian über die noch wenig entwickelten Reichskreise eingeleitete militärische Strafaktion fand nur ein unzu-

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tag von Worms (1521) galt er als entschiedener Gegner Luthers. Zur Finanzierung der großen Pläne Sickingens sollten die französischen ,,Handsalben", die an den Greiffenclau geflossen waren, an die Stelle der habsburgischen Außenstände gegenüber dem Ritter treten - Kar1 V. schuldete ihm 60 000 fl. Taktische Fehlüberlegungen Sickingens sowie eine letztlich unverständliche Halbheit und Unentschlossenheit in der Anwendung radikaler Mittel auf dem in den Anfängen doch schon beschrittenen revolutionären Weg ließen die Belagerung Triers, die nur eine knappe Woche gedauert hatte (8.9.-14.9. 1522), scheitern. Das sickingische Belagemngsheer wurde entlassen, der Ritter zog sich auf seine Hauptveste, die Ebernburg, zurück. Das Nürnberger Reichsregiment erließ entgegen Sickingens Erwartungen Mandate gegen ihn. Die zeitweilig einflußreiche Behörde war ihm nicht grundsätzlich feindlich gesonnen. Der Trierer Kurfürst verstärkte sich durch ein Bündnis mit dem pfälzischen Kurfürsten, dem Lehensherrn Sickingens und mit dem Landgrafen von Hessen, der von Sickingen zu einem demütigenden Vertrag gezwungen worden war. Der erfolgreiche Abschluß des Krieges gegen Sickingen und seine Parteigänger wurde nun als eine gemeinsame reichsfürstliche Angelegenheit angesehen und bedeutete den sicheren Sturz des anmaßenden Gegners. Der ritterschaftliche Adel in Franken, Schwaben und TaunusrWesterwald fand in den Landesherren und insbesondere im Schwäbischen Bund, in dem Habsburg sowie die Fürsten und Städte Oberdeutschlands das Sagen hatten, seine eigenen Gegner. Hilfe für Sickingen blieb bis auf einige schwäbische Standesgenossen, die sich auf der Ebernburg eingefunden hatten, aus. Für die Möglichkeit einer gemeinsamen Aktion zusammen mit dem in Unruhe geratenen Gemeinen Mann, wie sie in einer Flugschrift aus dem Sickingenkreis angedeutet worden war, hat der Reichsritter, anders als Götz von Berlichingen und Florian Geyer, kein Verständnis entwickelt. Sicher einer der wichtigen Gründe dafür, das sich die Katastrophe Sickingens in der Isolation vollzog und nicht noch hinausgezögert werden konnte. Der Bauernkrieg des Jahres 1525 scheint dann auch im Hunsrück und an der Nahe zu keiner Erhebung mit Massencharakter geführt zu haben. Angesichts der demonstrierten fürstlichen Solidarität war der Respekt vor den ,,drei oder vier Steinhaufen von Schlössern" ohne Hinterland geschwunden. Der erste Stoß der verbündeten Fürsten traf mit 5 000 Landsknechten und 1 000 Reisigen die Ebernburg. Die sich in diesen Jahren noch im altgläubigen Lager aufhaltenden Landesherren bedienten sich bei der Aufforderung zur Übergabe eben des Reichsheroldes Caspar Sturm aus Oppenheim, der auch Luther nach und von Worms im Namen von Kaiser und Reich geleitet hatte. Sickingen zog sich in die innere Linie nach Landstuhl zurück, um dort die Verteidigungsmaßnahmen zu leiten. Die fürstlichen Truppen bewegten sich ebenfalls nach Süden. Die neu errichteten Befestigungswerke hielten den 6 000 Kugeln und 400 Tonnen Pulver nicht stand. Sickingen selbst, tödlich verwundet, kapitulierte arn 7. Mai 1523 und starb, umgeben von den triumphierenden siegreichen Fürsten. In der Folge zeigte sich, daß mit Sickingen auch die Verwandten, Freunde und Parteigänger in der Pfalz, im Trierischen, in Hessen, Franken und Schwaben den fürstlichen Gewalten unterlagen. Erst unter der späteren Herrschaft des Kaiserbruders Ferdinand I. hat der niedere Adel wieder an Selbstbewußtsein gewonnen.

ÜbertemtorialeErscheinungen

Der Gestalt des verstorbenen Reichsritters haben sich Flugschrift, Sage und Volkslied bemächtigt. Die deutsche Reformationsgeschichte in der Zeit des Historismus überhöhte Franz von Sickingen zum Nationalhelden und ,,Schwertarm" der Reformation. Im Grunde aber hatte Sickingen in seinem ritterschaftlichen Standesbewußtsein an der Wiederbelebung einer absterbenden Welt gearbeitet, nicht an deren Reform oder Revolutionierung. Die Entwicklung der Reformation im NaheHunsrück-Raum als Reformation „von unten" hat von der Ebernburg in den entscheidenden frühen Jahren bis 1523 wichtige Impulse und Einstirnmungenerhalten. ÜBERTERRITORIALE ERSCHEINUNGEN Über die territorialen kleinen Einheiten hinaus führen Literatur, Kunst und Wissenschaften, besonders seit dem 18. Jahrhundert, der Epoche der Aufklärung. Kulturelle Auswirkungen haben die Schulreformen des 18. Jahrhunderts, die ähnlich wie verändernde Impulse im Rahmen der Einfühmng der Reformation zwar in territorialen Bezug gesetzt werden müssen, aber doch im 18. Jahrhundert ein gemeinsames überkonfessionelles Streben nach den Zielen der Aufklärung verraten. Ähnlich steht es mit dem eigentlichen Reichtum der Hunsrücker Landschaft an volkskundlichen Erscheinungen dieser vergangenen Zeiten, Sitten und Bräuchen, Volksglauben, Trachten, Siedlungsformen und Mundart, die hier außen vor bleiben. Etragreich ist auch das Aufzeigen und Einschätzen der künstlerischen Leistungen, die die Landschaft hervorgebracht hat, im Blick auf deren territoriale Strukturierung. Die spezifischen Tätigkeitsfelder wurden Trier, Mainz, Frankfurt, Zweibrücken, in Einzelfällen auch weitere europäische Kunstmetropolen wie Rom, wenn der Ehrgeiz über das Mittelmaß hinausdrängte. Lediglich Simmern, Kirn, Meisenheim und Birkenfeld haben kleinere residenzielle Impulse auslösen können. Handwerk und Kunst des Umlandes wurden befruchtet. Im wesentlichen haben aber ,jaumfremde" Künstler Auftragsarbeiten für die Dynasten und die Gemeinden durchgeführt. In der bildenden Kunst sind im Mittelalter Leistungen von Rang zu verzeichnen. Genannt seien der unbekannte Meister der Kastellauner Madonna und der Meister des Obersteiner Altars. Vom Kirchenbau her sind die Stiftskirche von Ravengiersburg (vor 1200 und 13. Jhdt..) und die Nunkirche (um 1250 und später) die wohl bekanntesten Kirchen des Hunsrücks, aber es wären viele weitere zu benennen. Nur mit Namen erwähnt seien die Wörthkirche und die St. Nikolauskirche in Kreuznach, die Kirche in Monzingen und die Gehinkirche in Auen, letztere weisen bis in die Willigiszeit zurück. Die Sponheimer Klosterkirche, die evangelische Kirche St. Johannisberg und die evangelische Stiftskirche in Kirn mit ihren reichen Grabdenkmälern der Angehörigen der wild- und rheingräflichen Familie, die ehemalige Stiftskirche in Pfaffen-Schwabenheim mit Grabmälern der Grafen von Sponheim zeigen, daß die Landschaft trotz der refomierten Bilderstürme und der Zerstörungen von 1688189 und später eine reiche Substanz an hochwertiger Architektur aufweist. Die evangelische Schloßkirche in Meisenheim ist der bedeutendste sakrale Bau der Spätgotik im weiteren Nahegebiet, dem Betrachter auch heute noch mit ihren edlen Maßen einen vollendeten ästhetischen Eindruck vermittelnd. Die Kunst des Raumes wird

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vorwiegend protestantisch, das mag heute unter Anlegen der ökumenischen Elle mehr nebensächlich erscheinen, ist es aber natürlich nicht. Aber es gibt auch die Neubauten der wieder an Zahl zunehmenden Katholiken, so der Neubau der Wallfahrtskirche der Franziskaner in Spabrücken und das Piaristenkloster in Kirn. Im Zusammenhang stehen die profanen Neubauten in den Residenzstädten der Sponheimer, der Wild- und Rheingrafen und der pfalzgräflichen Nebenlinien. Burgbauten und Schlösser, die Verwaltungsgebäude der weltlichen und kirchlichen Institutionen, die städtischen und dörflichen Rathäuser, Burg- und Bürgerhäuser, die Stadttore und Brunnen treten hinzu. Es ist nicht der überwältigende Eindruck einer intakten schwäbischen oder bayerischen Kunstlandschaft,sondern es sind häufig nur noch Signale und Leitsymbole, die an Zerstörtes und Verlorenes erinnern und mahnen. Mit dem Mittelalter schwand die Anonymität der Künstler. Johann von Trarbach in Simmern (1530-1586), Conrad Faber von Kreuznach (um 1500-1553) und der Kupferstecher Eberhard Kieser (1583-163 1) aus Kastellaun, wie Faber in Frankfurt tätig, sind Beispiele herausragender Leistungen einzelner Persönlichkeiten. Im 18. Jahrhundert zeigt die Kunst der Aufklärung ihre kühle protestantische Vielfalt, partizipiert aber auch noch durchaus an den überwältigenden barocken Vorstellungen. Der Birkenfelder Hof hat in der kurzen Zeit seiner Existenz Talente festhalten können, Johann Georg Engisch (1668-1742) aus Kirn und Johann Melchior Roos (1663-173 1) als Hofmaler. Erwähnt werden müssen aber auch die landschaftstypischen ländlichen Leistungen der sakralen Kunst des 18. Jahrhunderts, die Emporenmalereien in den lutherischen Kirchen des Hunsrück-Raumes, die Orgelemporen und Kanzeln. Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Sulzbach hat ein Stück überreginaler Orgelbaugeschichte über mehrere Generationen hin geschrieben. Die Literatur des 18. Jahrhunderts ist in der Lage, die Dominanz der großen Städte zugunsten der evangelischen Pfarrhäuser und der bürgerlichen Kleinstadtund Dorfzirkel aufzulockern. Die aufgekärte Sozietät, die Lesegesellschaft und die Freimaurerloge machen nicht vor der ritterschaftlichen Burg, der Kleinstadt, dem Flecken oder Dorf Halt. Die Zunftorganisationen erfassen auch die ländlichen Gebiete. Der Nahe-Hunsrück-Raum wurde von dieser Bewegung nicht in der Art eines gesellschaftlichen Syndroms erfaßt, wie man es anderenorts kennt. Nicht jede zweite Gemeinde brachte einen Genius hervor, der seinerseits wieder andere nachzog. Aber es gab Zentren der Verdichtung von Literatur und Wissenschaft, wie in der Hinteren Grafschaft Sponheim mit ihrer wissenschaftlichen Gesellschaft, getragen von evangelischen Pfarrern, der Kreuznacher Kreis hat eigene spezifische bürgerliche Züge, das lutherische Gymnasium in Trarbach, das Kreuznacher reformierte Gymnasium, die Kreuznacher Klöster der Karmeliter und Franziskaner und das Piaristenkollegium in Kirn erbrachten einzelne Leistungen von literarischembzw. künstlerischem Charakter. Für den überregionalen Rang fehlte vielleicht doch die anregende Nähe der großen Residenz mit ihren initiierenden Einrichtungen. Die dem Sturm und Drang angehörende literarisch-künstlerische Doppelbegabung des Malers Müller (1748-1825) verbrachte die Jugendzeit in Kreuznach. In dem Amtsstädtchen Winterburg lebte seit 1761 der Superintendent Johann Nikolaus Götz (1721-1781), ein Vertreter der Anakreontik. Wie Friedrich Müller auch Götz im Zusammenhang mit dem aufgeschlossenen Kaufmann und auch politischen Unterhändler Schmerz in Kreuznach stehend, einem gebürtigen Westfalen. Im rhein-

Übertemtoriale Erscheinungen

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hessischen Badenheim (Mannlehen der Grafschaft Veldenz im Besitz der Grafen von Schönborn) lebte der Dichter und Landmann Isaak Maus (1748-1833), der bereits die Freiheit der Französischen Revolution besang. Die militärische Aktivität bringt eine Reihe von Mitgliedern der ansässigen Dynastien, aber auch Angehörige der zahlreichen ritterschaftlichen Familien, in die größeren Bezugsfelder von Kaiser und Reich, der Schweden, Spanier und Franzosen. Allen voran sind hier die Rheingrafen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu nennen, aber auch die Herren von Oberstein und nicht zuletzt der tapfere Reiterführer Michael Obentraut von der Stromburg (1574-1625), der den Beinamen der „Deutsche Michel" erhielt. Ähnlich steht es mit den personellen Voraussetzungen für die frühe industrielle Erschließung des Gebietes. Die Eisenhütten-Herren Friedrich Wilhelm Utsch, Carl Anton Puricelli, Renacle Joseph de Hauzeur, Johann Heinrich Stumm und die Trarbacher Kaufmannsfamilie Böcking haben ihre Aktivität weit über die enge heimatliche Territorialsituation hinaus entfaltet. Erstere nicht nur durch den Absatz ihrer Produkte, sondern auch mit der Beschaffung von Fremdarbeitern, häufig Wallonen, von Einfluß auf die Bevölkerungsstrukturen besonders der dünnbesiedelten Waldgebiete. Auch die Leistungen der Geistlichen, etwa der evangelischen Pastoren und der katholischen Ordensangehörigen, weisen trotz ihrer primären Verstricktheit in die Territoriallandschaft zumindest regionale Einbindungen und Impulse auf. Natürlich sind sie vor allem Rezeptoren und Multiplikatoren des jeweils herrschenden Zeitgeistes und seiner Indoktrinierungen, brav, fleißig und gelegentlich aufmüpfig, wie überall ansonsten in Mitteleuropa. Gleiches gilt von der Gruppe der Verwaltungsbeamten, den eigentlichen obrigkeitlichen Führungspersönlichkeiten in Ermanglung von persönlich anwesenden Fürsten, etwa des badischen Amtmanns Jacobi oder seiner kurpfalzischen Kollegen Johann Nikolaus Quad, Johann Peter Flad und anderer, letztere Vertreter eines gerdazu zelotischen Konfessionsgeistes. Weitere Defizite der Arbeit bilden die Bevölkerungsbewegungen, die ihre statistisch-sozialgeschichtlichen Relevanzen aufweisen und eher größere regionale als territoriale Bezüge abspiegeln. Etwa an die Auswanderungen nach Rußland und Amerika sei erinnert, aber auch an die höchst wichtigen Prozesse der Wüstungsvorgänge im Mittelalter und in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ein überterritoriales Gefüge demonstrieren auch institutionelle Bereiche. Geradezu in nuce überterritorial verhalten sich die Fernstraßenverbindungen, die mittelalterlichen Geleitsstraßen, die Ansätze zu modernen Chausseen, die Postlinien, die Nahe und Hunsrück auf dem Weg von Österreich nach den Niederlanden queren. Auf administrativem Gebiet sind es die Aktivitäten des Oberrheinischen Reichskreises, die Gliederungen der Besitzungen und Mitglieder des reichsritterschaftlichen Kantons am Niederrhein und die kirchlichen Sprengelorganisationen der Diözesen Trier und Mainz.

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IV. Anhang

KRIEGER, Karl-Friedrich: König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter. München 1992 (Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd.14) KREMER, Christian Jakob: Diplomatische Beiträge zum Behuf der Teutschen Geschichtskunde. Mit darzu nöthigen Register. Erster Band: Versuch einer Genealogischen Geschichte der Graven von Sponheim (1.-3. Stück). Frankfurt und Leipzig [1756-] 1761, Bd.1: Versuch einer genealogischen Geschichte derer von Sponheim KREMER, Christian Jakob [eigentlichKREMER, Johann Martin]: Kurzgefaßte Geschichte des wildund rheingräflichen Hauses aus Urkunden zur Erläuterung derselben insbesonderheit in betracht der Erb- und Lehenfolg-Ordnung. Mannheim 1769 KRISINGER, Josef: Religionspolitik des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz. In: Düsseldorfer Jahrbuch 47(1955) S.42-125 KULTUR- UND GESCHICHTSLANDSCHAFTNahe-Hunsrück. Festgabe für Werner Vogt zum 70. Geburtstag. Hg.von J. Füllmann, H. Henmann und W. H. Münten. Kirn 1994 KUNSTDENKMÄLER des Kreises Kreuznach, Die. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz bearb. von Walter Zimmermann. Düsseldorf 1935. Ndr.1985 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Im Auftrage des Provinzialverbandeshg.von P. Clemen. Bd. 18, Abt. 1) KUNSTDENKMÄLER des Rhein-Hunsrück-Kreises, Die. Teil 1 ehemaliger Kreis Simmern. Bearb.von M. Backes, H. Caspary, N. Müller-Dietrich.Mit Beiträgen von K. Becker, H. Hoppstätter. J. Kalb, F. Pauly, H. Steitz, W. Wagner. 1-11. Darmstadt, München 1977 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Kultusministeriums hg.von W. Bornheim gen.Schilling) KUNTZE, Günter: Das Stift St. Martin in Bingen. Geschichte, Verfassung, Besitz. Diss.phil. Mainz 1964 LANDKREIS KREUZNACH, Regierungsbezirk Koblenz. Bearb. von der Bundesanstalt für Landeskunde von Harald Uhlig. Speyer 1954 (Die deutschen Landkreise. Handbuch für Verwaltung, Wirtschaft und Kultur. In Gemeinschaft mit dem deutschen Landkreistag begründet von K. Brüning und E. Meynen. Die Landkreise von Rheinland-Pfalz Bd.1) LANDKREIS BINGEN, Regierungsbezirk Rheinhessen. Bearb.in der Bundesanstalt für Landeskunde von Erich Balon und Karl-Georg Faber unter Mitwirkung von K.W. Geib, G. Ketzer, C.Palm, H. Scherner. Speyer 1958 (Die deutschen Landkreise Bd.3) LEHMANN, Johann Georg: Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser um den Donnersberg und im ehemaligen Nahegau. Kaiserslautern 1865 (Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gauen, Grafschaften und Herrschaften der bayerischen Pfalz. Bd.4) LEHMANN, Johann Georg: Die Grafschaft und die Grafen von Sponheim der beiden Linien Kreuznach und Starkenburg. Th.1-2. Kreuznach 1869 (Ndr. Walluf bei Wiesbaden 1973) LENTZE, Otto: Amt Naumburg und Pfamei Becherbach. Kreuznach 1913 LIEBEHERR, Irmgard: Der Besitz des Mainzer Domkapitels im Spätmittelalter. Mainz 1971 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd. 14) LINDNER, Theodor: Deutsche Geschichte unter den Habsburgern und Luxemburgern (1273-1497). Bd.1 Stuttgart 1898 (Ndr. Darmstadt 1970) MALZAN, Traugott: Geschichte und Verfassung des Oberrheinischen Kreises von den Anfangen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Diss. Mainz Masch.Schr. 1951 MARTINI, Walter: Der Lehenhof der Mainzer Erzbischöfe im späten Mittelalter. Diss.phil. Mainz 1970, Düsseldorf 1971 MATHERN, Willi: Johannes V. von Sponheim-Starkenburg,der letzte Sponheimer Regent. Vor 525 Jahren erlosch das Sponheimer Geschlecht. In: Naheland-Kalender 1962, S.94 ff. MAURER, Felix: Verwaltung und Verfassung Kreuznachs von 1558 bis 1789. Diss. Mainz. Masch.Schr. 1954 MAY, Karl Hermann: Zur Frühgeschichte des Hauses Laurenburg-Nassau, Grenzen und Möglichkeiten neuer Ergebnisse. In: Nassauische Annalen 69(1958) S.67-86 MAY, Karl Hermann: Beiträge zur Geschichte der Herren von Lipporn und Grafen von Laurenburg. In: Nassauische Annalen 60(1943) S.I-65

Literatur MAYER, A.: Die Wild- und Rheingrafschaft. In: Blätter des Mosel-Hochwald-Hunsrück-Vereins 1935, S.19-20.28-36,4147 MAYER, Theodor: Über Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften. In: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germ.Abt. 58(1931) S.138-162 (Ndr.in Theodor Mayer: Mittelalterliche Studien. Gesammelte Aufsätze. Lindau, Konstanz 1959, S. 187-201 mit Ergänzungen S.492496) MEISEN, Karl, STEINBACH, Franz, WEISGERBER,Leo (Hg.), NISSEN, Josef (bearb.): Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein. Köln 0.J. MERTEN, Walter: Der Hunsrück. Rhein-Mosel-Dreieck. Damals und Heute. Koblenz 2.Aufl. 1976 METZ, Wolfgang: Reichsadel und Krongutvenvaltung in karolingischer Zeit. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 94(1958) S.111-119 METZ, Wolfgang: Das karolingische Reichsgut. Berlin 1960 MEYER, Peter: Koppenstein. Simmem 1963 MEYER, Peter: Heimatkunde des Hunsrücks, unter besonderer Berücksichtigzng des Kreises Simmem. 2.Aufl. Kirchberg 1924 MEYER VON KNONAU, Gerold: Jahrbüchr des Deutschen Reiches (14, 1-7) unter Heinrich IV. und Heinrich V. Leipzig 1890-1909 (Ndr. Berlin 1964-66) MÖLLER, Walther: Stamm-Tafeln westdeutsche Adelsgeschlechter im Mittelalter. Bd. 1-3. Darmstadt 1922, 1933, 1936. NF T.l-2. Darmstadt 1950-51 MÖTSCH, Johannes: Trierische Territorialpolitik im 14. Jahrhundert. Die Erwerbung der Schmidtburg durch Erzbischof Balduin 1324-1342. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 7(1981) S.45-74 MÖTSCH,Johannes: Trier und Sponheim. In: Balduin von Luxemburg. Festschrift. Hg.von J. Mötsch, F.J. Heyen. Mainz 1985, S.357-390 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd.53) MÖTSCH, Johannes: Die Grafen von Sponheim an Mosel und Nahe. In: Vor-Zeiten. Bd.3. Hg.von D. Lau und F.J. Heyen. Mainz 1987, S.135-156 MÖTSCH,Johannes: Genealogie der Grafen von Sponheim. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 13(1987) S.63-171 MÖTSCH, Johannes: Die Grafschaften Sponheim. Köln 1992 (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. Beiheft V14. Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde XII, Abt. 1 b NF) MÖTSCH, Johannes: Sponheimer Nichtabzugsverpflichtungen. Landflucht in der Grafschaft Sponheim und ihre Bekämpfung 1324-1435. In: Jahrbuch für westdeutscheLandesgeschichte9(1983) S.99-157 MOHR, Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Saarbrücken, Tner 1976-86 MOLITOR, Hansgeorg: Vom Untertan zum Administre. Studien zur französischen Herrschaft und zum Verhalten der Bevölkemng im Rhein-Mosel-Raum von den Revolutionskriegen bis zum Ende der napoleonischen Zeit. Wiesbaden 1980 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 99) MONE, Franz Joseph: Sponheimische Beamtenordnung 1437. In: ZfGO 6(1855) S.385-395 MONUMENTA JUDAICA. 2000 Jahre Geschichte und Kultur der Juden am Rhein. 2.Aufl. Köln 1964 MÜLLER, Michael Ernst und MÜLLER, Johann: Dromersheim 756-1956. In: 1200 Jahre Bingen. 1956, S.33-35 MÜLLER, E.: Aus der Geschichte Himmeroder Höfe. In: Unsere Liebe Frau von Himmerod 22(1962) Heft 1, S. 23 ff. NAHEGAU, Der: Heimatbuch des Kreises Kreuznach. Düsseldorf 1927 NAUMANN-HUMBECK, Anneliese: Studien zur Geschichte der Grafen von Sponheim vom 11. bis 13. Jahrhundert. Diss.phi1. Köln 1980181, Bad Kreuznach 1983 (Heimatkundliche Schnftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach 14) NIESSEN, Josef: Die geschichtliche Stellung der Nahe-Hunsrück-Landschaft. In: Rheinische Heimatblätter 1927, S.564-566

IV. Anhang NOLDEN, Reiner (Hg.): „anno verbi incarnati DCCCXCiii conscriptum". Im Jahre des Herrn 893 geschrieben. 1000 Jahre Prümer Urbar. Festschrift im Auftrag des Geschichtsvereins „Prümer Land" e.V. Trier 1993 OEHRiNG, Sieglinde: Erzbischof Konrad I. von Mainz im Spiegel seiner Urkunden und Briefe (1 161-1200). Darmstadt, Marburg 1973 (Quellen und ~ o r s c h u n ~ zur e n hessischen Geschichte 25) OFFER~ANN,Franz: Geschichte der Stadt Kirn. Kim 1900 OHLMANN, Michael: Die Ganerbenburg Steinkallenfels. In: Beiträge zur Geschichte des Nahegaues. Nr.2. Hg.von Ph. Hassinger, M. Ohlmann. Kim 1930, S . 3 4 0 OHLMANN, Michael: Geschichte der Stadt Kirn nach ihren politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhältnissen. Bad Kreuznach 1954155 PABST, Hans: Die Oekonomische Landschaft am Mittelrhein vom Elsaß bis zur Mosel im Mittelalter. Frankfurt a.M. 1930 (Rhein-Mainische Forschungen 4) PARISSE, Michel (Bearb.): Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes. Dt. Ausgabe von H.-W. Herrmann. Saarbrücken 1984 PAULY, Ferdinand: Aus der Geschichte des Bistums Trier. 1.Teil: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert. Trier 1968 (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier Bd. 13/14), 2. Teil: Die Bischöfe bis zum Ende des Mittelalters. Trier 1969 (Veröffentlichungen Bd. 18) PETRY, Ludwig: Der Aufstieg des Hauses Simmem vor 400 Jahren. In: Mitteilungen zur Landesgeschichte und Volkskunde in den RegierungsbezirkenTrier und Koblenz 4(1959) S.7-14 PETRY, Ludwig: Sprendlingen und die Rolle Badens in der rheinhessischen Geschichte. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 5(1956) S.39-44 POITNER, Barbara: Wüstungen im Kreis Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1971 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Kreuznach 2) PRINZ, Friedrich: Frühes Mönchtum im Frankenreich. Kultur und Gesellschaftin Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Entwicklung (4. bis 6. Jahrhundert). München, Wien 1965 RAUMER, Kurt von: Die Zerstörung der Pfalz von 1689. München, Berlin 1930 REIDEL, Katharina: Die Stadt des Domkapitels. In: Bingen. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Hg.von H. Mathy. Mainz 1989, S.73-170,556-579 REIF, Fr.: Die Wild- und Rheingrafen. In: Rheinische Monatsschrift des Wormser Altertumsvereins 9(1910) S.526,58-60 REIMMEL, Walter: Bauem, Herren und Hexen. Studien zur Sozialgeschichte sponheimischer und kurtrierischer Hexenprozesse 1574-1664. Diss. Trier 1988189. Göttingen 1991 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd.94) REMLING, Franz Xaver. Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster in Rheinbayem. Bd.1. Neustadt a.d. Haardt 1836, Neue Aufl. München 1913 (Pfälzische Bibliothek) RHEINISCHE GESCHICHTE in 3 Bänden. Unter Mitarbeit von M. Braubach, K. Düwell, 0. Engels u.a. hg. von Franz Petri und Georg Droege. Düsseldorf Bd. 1,l Altertum. Von Harald Petrikovits. 1978 1,2 Frühes Mittelalter. Von Eugen Ewig. 1980 1.3 Hohes Mittelalter. Mit Beiträgen von Egon Boshof, Odilo Engels und Rudolf Schieffer. 1983 Bd. 2 Neuzeit. Mit Beiträgen von Franz Petri, Max Braubach, Karl-Georg Faber und Horst Lademacher. 2.Aufl. 1976 Bd. 3 Wirtschaft und Kultur im 19. und 20. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Kurt Düwell, Klaus Goebel, Eduard Hegel u.a. 1979 RHEINISCHE STÄDTEBUND, Der, von 1254156. Katalog zur Landesausstellung in Worms 24.5. bis 27.7. 1986. Koblenz 1986 RÖDEL, Volker: Der Besitz Wemers 11. von Bolanden (1 194198). In: Pfalzatlas. Hg.von W. Alter. Textband 11. Speyer 1974, S.1197-1203 RÖHRING, J.: Burg und Dorf Dill. Beitrag zur Geschichte des Hunsrücks. Simmem 1897 RÖMER in Rheinland-Pfalz, Die vgl. CÜPPERS, Heinz

Literatur ROSENKRANZ, Albert: Geschichte der evangelischen Gemeinde Kreuznach. Kreuznach 1951 SALDEN-LUNKENHEIMER, Elfriede: Die Besitzungen des Erzbistums Mainz im Naheraum. Diss. phil. Mainz 1949.2.Aufl. Bad Kreuznach 1968 (HeimatkundlicheSchnftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Bd. 1). SANTE, Georg Wilhelm: Siegfried ii. von Eppstein, Erzbischof von Mainz 1200-1240. In: Nassauische Lebensbilder. Hg.von Rudolf Vaupel. Bd.1. Wiesbaden 1940, S.l-16 SANTE, Georg Wilhelm: Siegfried 111. von Eppstein. Erzbischof von Mainz 1230-1249. In: ebd.S. 1732 SANTE, Georg Wilhelm: Gerlach von Nassau. In: ebd. S.33-49 SANTE, Georg Wilhelm: Werner von Eppstein, Kurfürst von Mainz 1259-1284. In: ebd. Bd.5. Wiesbaden 1950, S. 1-23 SAUER, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte der Klöster Rupertsberg und Eibingen (Rupertsberger Nekrologium). In: Nassauische Annalen 17,II. I.(1882) S.l-10 SCHAAB, Karl Anton: Geschichte des großen Rheinischen Städtebundes. Bd. 1. Mainz 1843 SCHAAB, Meinrad: Geschichte der Kurpfalz. Bd.1 Mittelalter. Bd.2 Neuzeit. Stuttgart, Berlin usw. 1988-92 SCHAAB, Meinrad und MORAW, Peter: Territoriale Entwicklung der Kurpfalz (1 156-1792). In: Pfalzatlas. Hg.von W. Alter. Speyer 1974, Textband 11. Heft S.393-428 SCHÄFER, Alfons: Der Anspruch von Kurpfalz auf die Herrschaft über den Rhein von Selz i.E. bis Bingen. In: ZfGO 115 NF 76(1967) S.265-329 SCHELLACK, Gustav, WAGNER, Willi: Burgen und Schlösser im Hunsrück. 4.Aufl. Neuss 1979 (Rheinische Kunststätten Heft 27) SCHELLACK, Gustav: Vor- und Trutzburgen und Schloss Dhaun. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 6-7(1961) SCHIEFFER, Theodor: Winfried-Bonifatiusund die christliche Grundlegung Europas. Freiburg 1954 SCHIEFFER, Theodor; Mainz und der mittelrheinische Raum im Frühmittelalter. In: Mainzer Zeitschrift 58(1963) S.37-45 SCHMID, Reinhard: Die Abtei St. Alban vor Mainz im hohen und späten Mittelalzrt. Mainz 1996 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz Bd.30) SCHMIDT, Sigrid: Territorialstaat und Gemeinde im kurpfalzischen Oberamt Alzey vom 14. bis Anfang des 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1992 (Geschichtliche Landeskunde Bd.38) SCHNEEGANS, Eduard: Historisch-topographische Beschreibung Kreuznachs und seiner Umgebungen. Koblenz 1839 SCHNEEGANS, Wilhelm: Die Ebernburg. Geschichte des edlen Geschlechts derer von Sickingen. 2.Aufl. Kreuznach 1839 SCHNEEGANS, Wilhelm: Geschichte des Nahetals nach Urkunden und Sagen. 3.Aufl. Kreuznach 1889 SCHNEPP, Peter: Die Raugrafen. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 37/8(1918) S. 147-206 SCHÖNTAG, Wilfried: Untersuchungen zur Geschichte des Erzbistums Mainz und der Erzbischöfe Arnold und Christian I. (1 153-1 183). Darmstadt, Marburg 1973 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 22) SCHOLZEN, Reinhard: Franz von Sickingen -ein adliges Leben im Spannungsfeld zwischen Städten und Territorien. Kaiserslautern 1996 (Beiträge zur pfälzischen Geschichte) SCHOTT, Georg Friedrich: Diplomatische Nachricht von der Waldung Winterhauch, wo zugleich die Geschichte der Nahgauschen Landgrafschaft, des Heidengerichts zu Sien der Wildgrafschaft in Kürze vorgetragen wird. Mainz 1780 SCHNEIDER, C.: Geschichte des wild- und rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hunsrück. Bad Kreuznach 1854 SCHRADER, Marianne: Die Herkunft der heiligen Hildegard. Neu bearb.von Adelgundis Fürkötter. Mainz 1981 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 43) SCHREIBMÜLLER, Hennann: Salier und Staufer in der Pfalz. In: Rheinland-Pfalz, Kultur und Wirtschaft. Darmstadt 1953, S.47-53

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IV. Anhang

SCHREIBMÜLLER, Hermann: Pfälzische Reichsministeriale. Kaiserslautern 1910 SCHUMACHER, Karl: Siedlungs- und Kulturgeschichte der Rheinlande von der Urzeit bis in das Mittelalter. Bd.2-3. Mainz 1923-25 SEIBRICH, Wolfgang: Die erste urkundliche Erwähnung Herrsteins und ihr geschichtliches Umfeld. In: Herrstein. Beiträge zur Geschichte eines Marktfleckens.Hg.von P. Brandt. Mainz 1979, S . 3 3 4 6 (Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Sonderheft 33) SEIBRICH, Wolfgang: Die Entwicklungder Pfmrganisation im linksrheinischenErzbistum Mainz. Das Archidiakonat in Bingen. Die Landkapitel Sobemheim und Kirn im Archidiakonat des Dompropstes. Mainz 1977 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 29) SEIBRICH, Wolfgang: Die vier Gründungen des Klosters Sponheim. Idar-Oberstein 1994 SEIL, Rainer: Auen -ein Dorf im Soonvorland. Auen in der VG Sobernheim. Hg. von der Ortsgemeinde Auen. Idar-Oberstein 1993 SEIL, Rainer: Schweppenhausen - Ein Weindorf im Guldenbachtal. Hg. von der Ortsgemeinde Schweppenhausen. Bad Kreuznach 1994 SEIL, Rainer: Daubach - ein Dorf zwischen Soonwald und Zollstock. Hg.von der Ortsgemeinde Daubach. Idar-Oberstein 1993 SEIL, Rainer (Hrg.): Chronik der Ortsgemeinde Waldböckelheim. Bad Kreuznach (Waldböckelheim) 1999 SELLIN, Volker: Die Finanzpolitik Karl Ludwigs von der Pfalz. Staatswirtschaft im Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg. Stuttgart 1978 SIMMERN im Hunsrück, 600 Jahre Stadt. Von Willi Wagner und Gustav Schellack. Simmern 1980 SOBERNHEIMER Gespräche. Hg.von Klaus Freckmann [ A. des Zweckverbandes Freilichtmuseum Sobernheim]. I: Prozesse im Raum. Zur Beziehung zwischen Tal- und Berglandschaft. Köln 1993.11: Das Land an der Nahe - Kultur und Struktur. Köln 1994 SPANG, Franz Joseph: Was ist es um die Rupertinische Stadt Bingen? In: Mitteilugsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 1l(1960) S.49-54 SPIESS, Karl-Heinz: Königshof und Fürstenhof. Der Adel und die Mainzer Erzbischöfe im 12. Jahrhundert. In: Deus qui mutat tempora. Festschrift für Alfons Becker. Hg.von E.D. Hehl, H. Seibert usw. Sigmaringen 1987, S.203-234 STAAB, Franz: Zur Methode der Identifizierung karolingischer Ortsnamen in Lorscher und Fuldaer Überlieferung. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 3q1980) S.46-93 STAAB, Franz: Das Problem der identifiziemng von Ortsnamen in frühmittelalterlichen Urkunden und Güterverzeichnissen. In: Landesgeschicte, Fachdidaktik, Lehrerbildung. Festgabe für Erwin Schaaf. Hg.von U. Nonn und H. Voglsang. Landau 1998, S.35-96 STAAB, Franz: Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein in der Karolingerzeit. Wiesbaden 1975 (Geschichtliche Landeskunde Bd.11) STAAB, Franz: Ockenheim im Früh- und Hochmittelalter. In: Der Jakobsberg. St. Ottilien 1987, S. 170-207 (Beiträge zur Geschichte des Gau-Algesheimer Raumes 7) STAAB, Franz: Rabanus Maurus und Mainz. In: Rabanus Maurus in seiner Zeit 780-1980. Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz. Mainz 1980, S.9-16 STAAB, Franz: Der Grundbesitz der Abtei Fulda bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts und seine Stifter. In: Hrabanus Maurus und seine Schule. Festschrift. Fulda 1980, S.48-60 STANZL, Günther: Die Klostemine Disibodenberg, neue baugeschichtliche und archäologische Untersuchungen. Mit einem Beitrag von Eb.J. Nikitsch. Worms 1992 (Forschungsberichte zur Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz) STEIN. Gerhard: Die Einungs- und Landfriedenspolitik der Mainzer Erzbischöfe zur Zeit Karls IV. Diss.phil. Mainz 1960 STIMMING, Manfred: Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz. Darmstadt 1915 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 3) STRAMBERG, Christian von: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, von einem Nachforscher in historischen Dingen. Mittelrhein. T.ii. Bd.16-20. Weidenbach, Anton Josef: Kurzgefaßte Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses. Ebd.Bd.19, S.237-241. Ders.

Literatur Das Nahetal. 3 Bde. Coblenz 1860-71 ,- Weidenbach, Anton Josef; Bingen und Kreuznach mit ihren Umgebungen. Bonn 1852 STRECKER, Kurt: Die Gegend zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg im Jahre 1787 (mit Karten). In: Beiträge zur rheinhessischen Geschichte. Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier 1816-1916. Mainz 1916, S.295-365 STUMPF, Hermann: Die Bedeutung des Opfertodes Michel Morts. In: Kreuznacher Heimatblätter 6, Hefte 2-6. Kreuznach 1926 1000 Jahre Binger Land. Festschrift vom 14. Juni 983. Hg.vom Kreisverband der Heimatfreunde ,,Binger Land". Bingen 1953 1000Jahre Denzen 995-1995. Schriftleitung Willi Wagner. A. Bauer, P. Casper, H. Dunger. Argenthal 1995 TERHALLE, Hermann: Das Kurmainzer Medizinalwesen vom Spätmittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Diss.phil. Mainz 1965 TOUSSAINT, Ingo: Die Grafen von Leiningen. Studien zur leiningischen Genealogie und Temtorialgeschichte bis zur Teilung von 1317118. Sigmaringen 1982 TRABLE, Josef: Büdesheim am Scharlachberg. T.1. Bingen 1936 TÜCHLE, Hermann: Konrad 11. Wildgraf, Bischof von Freising. In: Neue Deutsche Biographie. Hg. von der Hist. Kommission der Bayer. Akademie der Wiss. Bd.12. Berlin 1980, S.503 VELTEN, Carl: Entstehung und Inhalt der Verfassung der sponheimischen Stadt Kreuznach. Bad Kreuznach 1964 VELTEN, Carl: Recht und Gericht im alten Kreuznach. In: Kreuznacher Heimatblätter 1956, Nr. 19 VESPER, Birgit: Die Wildgrafen. Untersuchungen zu ihrer Familienpolitik, ihrer Beziehungen zum Reich und zur adeligen Umwelt bis zum Aussterben der Linie Dhaun im Jahre 1350. Magisterarbeit Mainz 1988 VIGENER, Fritz: Kuno von Falkenstein und Erzbischof Gerlach von Nassau in den Jahren 13541358. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins NF 14(1906)S.149 VOGT, Werner: Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Temtorien im frühen und hohen Mittelalter. Diss.phil. Mainz. 1955. Düsseldorf 1955 VOGT, Wemer: Die Geschichte des mittleren und unteren Naheraumes. In: Heimatchronik des Kreises Kreuznach. Köln 1966 (Archiv für Heimatpflege) S.75-193 VOGT, Werner: Der Nahegau und seine Auflösung in die Territorien des frühen und hohen Mittelalters. In: Nordpfälzischer Geschichtsverein 39(1959) S.349 ff. VOGT, Werner: Ritter von Stein-Rheingrafen-Wild- und Rheingrafen. In: Dhauner Echo 45(1984) S.9-12 VOGT, Wemer: Geschichte des Disibodenbergs an der Nahe. Führungsheft. Sobernheim 0.J. WAGNER, Friedrich Ludwig: Die Ministerialität in den mittelrheinischenStädten zwischen Boppard und Bacharach. In: Stadt und Ministerialität. Stuttgart 1973 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B,76) WAGNER, J.: Urkundliche Geschichte der Ortschaften, Klöster und Burgen des Kreises Kreuznach bis zum Jahre 1200. Kreuznach 1908 WAGNER, Walter: Das Rhein-Main-Gebiet vor 100 Jahren (1787). In: Archiv für hessische Geschichte NF 20(1938) S,1-220 WAGNER, Willi: Das Augustiner-Chorherrenstift Ravengiersburg.Geschichte des Stifts,der Grundherrschaft und des Besitzes von den Anfängen bis zur Auflösung 1803. Simmern 1977 (Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins 12) WAGNER, Willi: Das Zisterzienserinnenkloster Kumbd (Hunsrück). Ratingen usw. 1973 WAGNER, Willi, SCHELLACK, Gustav u.a. Der Nunkircher Markt. Kleine illustrierte Geschichte eines Hunsrücker Volksfestes. Hg. vom Hunsrücker Geschichtsverein. Argenthal 1997 WAGNER, Willi, SCHELLACK, Gustav: Die evangelische Stephanskirche in Simmern. Hg.von der evangelischen Kirchengemeinde Simmem. Simmern 1993 WAHRZEICHEN KASTELLAUNS,Das -seine Burg. Hg.von der Stadt Kastellaun. DommershauSen, Kastellaun 1994

IV. Anhang WEINBAU zwischen Maas und Rhein in der Antike und im Mittelalter. Hg.von Michael Mattheus unter Mitarbeit von L. Clemens und B. Flug. Mainz 1997 (Trierer Historische Forschungen Bd.38) WEYDMANN, Ernst: Geschichte der ehemaligen gräflich-sponheimischenGebiete. Ein Beitrag zur deutschen Territorialgeschichte. Diss. Heidelberg. Konstanz 1899 WERLE, Hans: Eigenkirchenherren im bonifatianischen Mainz. In: Festschrift Karl Siegfried Bader. Köln, Graz 1965, S.469484 WERLE, Hans: Das Erbe des salischen Hauses. Untersuchungen zur staufischen Hausmachtpolitik im 12. Jahrhundert vornehmlich am Mittelrhein. Diss.phil.Masch.Schr. Mainz 1952. Zusammengefaßt in: ZfGO 110 NF 71(1962) S.241-370 WERLE, Hans: Pfalzgraf Konrad von Staufen. In: Pfälzer Lebensbilder. Bd.2. Speyer 1970, S.7-3 I WERLE, Hans: Die Aufgaben und die Bedeutung der Pfalzgrafschaft bei Rhein in der staufischen Hausmachtpolitik. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 57(1959) S.137-153 WERLE, Hans: Das Saliergut an Mittel- und Oberrhein (944-1 125). In: Pfalzatlas. Hg.von W. Alter. Textband. 4.Heft. Speyer 0.J. S.105-110 WERLE, Hans: Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im 12. Jahrhundert. In: Saarbrücker Hefte 5(1957) S.23-37 WERNER, Karl Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. Ein personengeschichtlicher Beitrag. In: Karl der Große. Lebenswelt und Nachleben. Hg.von Wolfgang Braunfels. Bd. I. Düsseldorf 1965, S.62-142 WIBEL, Hans: Die Urkundenfälschungen Georg Friedrich Schotts: In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 29(1904) S.653-765, 31(1906) S.194 ff. WIDDER, Johann Georg: Versuch einer vollständigen geographisch-historischenBeschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rhein. Bd.l-4. Frankfurt 1784-88 Wieruszowski, Helene: Reichsbesitz und Reichsrechte im Rheinland (500-1300). In: Bonner Jahrbücher 13(1926) S.114-153 WILD, Klaus Eberhard: Zur Geschichte der Grafschaft Veldenz und Sponheim und der Birkenfelder Linien der pfälzischen Wittelsbacher. Birkenfeld 1982 (Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld. Sonderheft 43) WILD, Klaus Eberhard: Zur Geschichte der Wildenburg. In: Die Wildenburg. Geschichte und Gegenwart. Hg.vom Hunsrückverein. Kempfeld 1984. In: Hunsrückverein Jahrbuch 1984, S.1741 WILD, Klaus Eberhard: Über mittelalterliche Territorialverhältnisse zwischen Rhein, Mosel, Saar und Pfalz. In: Blätter für Mosel, Hochwald, Hunsrück 3(1953) S.15 ff. WILD, Klaus Eberhard: Die Herrschaft Oberstein an der Nahe. In: Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde Birkenfeld 17, Jhg. Nr.2, November 1953, S.1-10 WINKELMANN, Eduard: Kaiser Friedrich H. Bd. I. Leipzig 1889.Ndr. Darmstadt 1967 (Jahrbücher der deutschen Geschichte 20,l) WINKELMANN, Eduard: Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig. Bd. 1 Philipp von Schwaben. Leipzig 1873 (Jahrbücher der deutschen Geschichte 19.1) WIRTZ, Ludwig: Franken und Alamannen in den Rheinlanden bis zum Jahre 496. In: Bonner Jahrbücher Heft 122(1912) S. 170-240 WISPLINGHOFF, Erich: Untersuchungen zur frühen Geschichte der Abtei St. Maximin bei Trier von den Anfangen bis etwa 1150. Mainz 1970 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd. 12) WITTE, Barthold C.: Herrschaft und Land im Rheingau. Diss.phil.Mainz. Meisenheim 1959 (MainZer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 3) WITTE, Heinrich: Der Heilige Forst und seine ältesten Besitzer. In: ZfGO NF 12(1897) S.193 ff. WITTE, Heinrich: Über die älteren Grafen von Sponheim. 1n:ZfGONF ll(1896) S.161-229 ZEIT DER STAUFER, Die, Geschichte-Kunst-Kultur. Katalog der Ausstellung. Bd.1-5. Stuttgart 1977 ZIEHEN, Eduard: Mittelrhein und Reich im Zeitalter der Reichsreform 1356-1504. Bd.1. Frankfurt a.M. 1934

Gedruckte Quellen ZILLESIUS, Caspar: Genealogia Sponhemica. In: Archiv für Rheinische Geschichte 11, (Stramberg) hg.von Reisach-Linde. Koblenz 1835, S.162 ff. ZÖLLNER, Erich: Woher stammt der hl. Rupert? In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung (MI&) 57(1949) S.l-22 ZWIEBELBERG, Werner: Bibliographie des Hunsrücks. 2.Aufl. Kastellaun 1977 (Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins Nr. 13) 1200 Jahre Weinsheim. Festschrift zur Erinnerung an die erste urkundliche Erwähnung unseres Dorfes vor 1200Jahren. Bad Kreuznach 1972

GEDRUCKTE QUELLEN ACTA MAGUNTINA seculi XII. Urkunden zur Geschichte des Erzbisthums Mainz im 12. Jahrhundert. Hg.von Karl Friedrich Stumpf. Innsbruck 1863 (Ndr. Walluf bei Wiesbaden 1973) ACTES DES PRINCES LORRAINS. Ed. Michel Parisse. Ihre Serie Princes laiques, ii Les Comtes. A Actes des Comtes de Bar, Volume ii De Sophie 2 Henri Ier 1033-1 190. Nancy 1972 ANNALES SANCTI DISIBODI 891-1210. Hg.von Georg Waitz. In: MG SS XVII. Hannover 1861, S.4-30 „ANNO verbi incarnati DCCCXCIII conscriptum". Im Jahr des Herrn 893 geschrieben. 1000Jahre Prümer Urbar. Festschrift im Auftrag des Geschichtsvereins ,,Prümer Land" e,V. hg.von Reiner Nolden. Trier 1993 [Edition und Übersetzung des Prümer Urbars]. ANNALES SANCTI DISIBODI. Hg.von Georg Waitz. MG SS 17, Hannover 1861, S.4 ff. BINGER ROTULUS. In: Der Oculus Memoriae. Bearb.von Heinrich Meyer zu Ermgassen. T.2. Wiesbaden 1984,S.266-301 (Veröffentlichungender Historischen Kommission für Nassau 3 1) BRIEFE HEINRICHS IV. Neu übers.von Franz-Josef Schmale. In: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. Darmstadt 1968 (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 12) CHURFÜRSTLICHER PFALZ bey Rhein etc. Ernewert und Verbessertes Land-Recht (und Churpfälzische Lands-Ordnung) Weinheim 1700 CHUR-FÜRSTLICHERPFALTZ Landts-Ordnung. Gedruckt in der Churfürstlichen Pfaltz zu Neustadt an der Hardt durch Mattheum Harnisch 1594 CODEX DIPLOMATICUSFULDENSIS. Hg.von Ernst Friedrich Johann Dronke. Ndr.der Ausgabe von 1850, Aalen 1962 CODEX DIPLOMATICUS-NASSOICUS(Nassauisches Urkundenbuch). Hg.von Karl Menzel und Wilhelm Sauer. Bd.1 (in 3 Abt.) Die Urkunden des ehemals kurmainzischen Gebiets. Bearb.von Wilhelm Sauer. Wiesbaden 1885-87 (Ndr. Aalen 1969) CODEX DIPLOMATICUS RHENO-MOSELLANUS, Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Rhein- und Mosellandes, der Nahe- und Ahrgegend und des Hunsrückens, des Meinfeldes und der Eifel. Hg.von Wilhelm Arnold Günther. 5 Teile in 6 Bänden. Coblenz 1822-26 CODEX EBERHARDI des Klosters Fulda. Hg. von Heinrich Meyer von Ermgassen. Bd. 1-2. Marburg 1995-96 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 58) CODEX LAURESHAMENSIS. Bearb. und neu hrg. von Karl Glöckner. Bd. 1 Einleitung, Regesten, Chronik. Bd.2 Kopialbuch 1. Teil. Bd.3 Kopialbuch 2. Teil. Darmstadt 1929-36 (Arbeiten der Historischen Kommission für den Volksstaat Hessen) DEUTSCHE REICHSTAGSAKTEN, Ältere Reihe (1376-1486). Hg. durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.1-17, 19.1 U. 22. Ndr. (2.T.) als 2. Aufl. Göttingen 1956-57. MittlereReihe (1486-1518) Bd.1-3,s 1-2,8. JüngereReiheBd.14,7,8. 1893-1971 GOLDENE BUCH von Prüm, Das (Liber aureus Prumensis). Faksimile, Übersetzung der Urkunden. Im Auftrag des Geschichtsvereins Prümer Land e.V. hg. von Reiner Nolden. Priim 1997 GÜTERvERZEICHNIS der Abtei S. Maximin, Anfang des XIII. Saec. In: Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Temtorien Bd.2, Nr.16 S.428473. Vgl. Urbar, Maximiner

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IV. Anhang

GÜTER-VERZEICHNIS und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft. Hg.von Wilhelm Fabricius. Trier 1911 (Trierisches Archiv. Erg. Heft 12) HILDEGARD VON BINGEN, Briefwechsel. Nach den ältesten Handschriften übers. und nach den Quellen erläutert von Adelgundis Führkötter. Salzburg 1965 HEIDENTHAL, Peter Joseph (Jakob Pennrich): Chronik der Stadt Bingen und Umgegend. Bingen 1880 HISTORIA DE EXPEDITIONE FRIDERICI IMPERATORIS et quidam alii rerum gestarum fontes eiusdem expeditionis. Hg.von Anton Chroust. Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrich I. MG SS Nova Series V. Berlin 1928, S. lff. INSCHRIFTEN der alten Grabsteine in den Kreuznacher Kirchen von 1614, Die. [Mitgeteilt] von Georg Helwich. In: Kreuznacher Heimatblätter 7(1927) Nr.20 f. LEBEN KAISER HEINRICHS IV. Neu übersetzt von Irene Schmale-Ott. In: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. Darmstadt 1968, S.3545,407-467 (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe12) LEHNSBÜCHER der Herrschaft Bolanden, Die ältesten. Hg.von Wilhelm Sauer. Wiesbaden 1882 MANNBUCH DER WILD-UND RHEINGRAFEN aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Hg.von Wilhelm Fabricius. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 4, Heft 3(1907) S.445-5 10 PRÜMER URBAR, Das. Hrg. von Ingo Schwab. Düsseldorf 1989 (Rheinische Urbare 5. Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 20) REGESTEN der Markgrafen von B A D E N und von Hachberg (1050-1431), hg.von der Badischen historischen Kommission. Bd. 1-4. Bearb.von Richard Fester, Heinrich Witte und Adalbert Krieger. Innsbruck 1892-1915 REGESTA B I N G E N S I A inde ab anno LXXI usque ad annum MDCCLXXXXIII. REGESTEN der Stadt B I N G E N , des Schlosses Klopp und des Klosters Rupertsberg. Hg.von Anton Joseph Weidenbach. Bingen 1853 REGESTEB zur Landes- und Ortsgeschichte des Großherzogtums H E S S E N . Bearb.von Heinrich Scriba. 3.Abt Die Regesten der Provinz Rheinhessen. Darmstadt 1851.4.Abt., Heft 3 Supplemente der Provinz Rheinhessen. Darmstadt 1854 REGESTEN der Grafen von K A T Z E N E L N B 0 G E N 1060-1486. Bd.14. Bearb.~.Karl E. Demandt. Wiesbaden 1953-57 (Veröffentlichungender Historischen Kommission für Nassau 11) REGESTEN der Erzbischöfe von K Ö L N im Mittelalter Bd.1-11.. Bearb.von Friedrich Wilhelm Oediger, Richard Knipping, Wilhelm Kinsky, Wilhelm Janssen, Nobert Andernach. Bonn 190161, Köln, Bonn 1973-77, Düsseldorf 1981-92 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 2 1) REGESTEN der Erzbischöfe von M A I N Z (1289-1396). Auf Veranlassung und aus Mitteln der Johann Friedrich Böhmerschen Nachlaßadministrationhrg.von Goswin Frhr.von der Ropp. 12. Abt. Bearb.von Ernst Vogt, Heinrich Otto und Fritz Vigener. Mit Berichtigmd Erg. zusarnmengestellt von Friedrich Knöpp. Leipzig 1913. Ndr.d.Ausgabe Darmstadt 1932-35 Aalen 1976 (Arbeiten der hist. Kommission für den Volksstaat Hessen) REGESTA ARCHIEPISCOPORUM M A G U N T I N E N S I U M .Regesten zur Geschichte der Mit Benutzung des M A I N Z E R Erzbischöfe von Bonifatius bis Heinrich 11. 742.1288. Nachlasses von Johann Friedrich Böhmer bearb. und Hg. von Comelius Will. Bd.1-2. Ndr. der Ausgabe Innsbruck 1877-86 Aalen 1966 REGESTEN M I T T E L R H E I N I S C H E , oder chronologische Zusammenstellung des Quellen-Materials für die Geschichte der Territorien der beiden Regierungsbezirke Coblenz und Trier in kurzen Auszügen. B d . 1 4 (509-1300). Hg.von. Adam Goerz. Coblenz 1876-86 (Ndr.Aalen 1974) REGESTEN der P F A L Z G R A F E N bei Rhein 1214-1508. Hg. von der Badischen Hist. Commission. Unter Leitung von Eduard Winkelmann bearb.von Adolf Koch, Jakob Wille, Graf L. Oberndorff und Manfred Krebs. Innsbruck 1887(94)-1912(39)

Gedruckte Quellen REGESTEN des Archivs der Grafen von S P 0 N H E I M 1065-1437. Hg. von Johannes Mötsch. Teil 1-5. Koblenz 1987-9 1 (Veröffentlichungender LandesarchivverwaltungRheinland-Pfalz, Bd.4146) 1 : 1065-1 370. 1987 4: 1426-1437. 1990 2: 1371-1399. 1988 5: Index der Orts- und Personennamen. 1991 3: 1400-1425. 1989 REGESTEN der Erzbischöfe von T R I E R von Hetti bis Johann II. 814-1503. Hg.von Adam Goerz. Trier 1861. Ndr.bericht. Aalen 1960 REGESTEN der Lehnsurkunden der Grafen von V E L D E N Z . Hg.von Karl Pöhlmann. Speyer 1928 (Veröffentlichungender Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Bd.3) REGESTEN der Grafen von Z W E I B R Ü C K E N . Aus der Linie Zweibrücken. Hg.von Karl Pöhlmann. Bearb.u.erg. unter Mitwirkung von Hans-Walter Hemnann durch Anton Doll. Speyer 1962 STATUTEN der Binger St. Martin-Kirche vom Jahre 1100. Hg.von Heinrich Büttner. In: Historisches Jahrbuch 72(1953)S. 162-170 URBAR der Abtei St. Maximin vor Trier, Das. Bearb.von Reiner Nolden. Düsseldorf 1999(Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 20). -Das Maximiner Urbar. Eine Übersetzung von Reiner Nolden. Landeskundliche Vierteljahrsblätter 46(2000) Heft 112. TRADITIONES et antiquitates Fuldenses. Hrg. von Ernst Friedrich Johann Dronke. Ndr. der Ausgabe 1844 Osnabrück 1966 TRADITIONES Wizenburgenses. Die Urkunden des Klosters Weissenburg 661-864. Eingeleitet und aus dem Nachlaß von Karl Glöckner hg.von Anton Doll. Darmstadt 1979 (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt) TRITHEMIUS, Johannes: Chronicon Spanheimense. Ex Bibliotheca Marquardi Freheri, Frankfurt 1601.- Handschriftliche Abschrift der Chronik in der Bibliothek des Vereins für Heimatkunde für Stadt und Kreis Kreuznach e.V.- Übersetzung: Des Abtes Johannes Trithemius Chronik des Klosters Sponheim. Übersvon Carl Velten. Bad Kreuznach 1969 TRITHEMIUS, Johannes Annalium Hirsaugiensium Tom. I-II. St. Gallen 1690 URKUNDENBUCH des Klosters F U L D A . Hg.von Edmund Ernst Stenge]. Bd.1 Marburg 1958 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 14,l) URKUNDE zur Stadtgeschichtevon K R E U Z N A C H aus dem 13. Jahrhundert, Eine. Hg.von Wemer Vogt. In: Kreuznacher Heimatblätter 1962, Nr. 10, S. 1 4 , Nr. 11, S. 1 4 URKUNDEN- UND QUELLENBUCH zur Geschichte der alt 1 u X e m b u r g i s C h e n Temtorien bis zur burgundischen Zeit. Hg.von Camille Wampach. Bd.l-10. Luxemburg 1935-55 URKUNDENBUCH zur Geschichte der jetzt die preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Temtorien. [M I T T E L R H E I N I S C H E S U R K U N D E N B U C H ] Bd.1-3. Bearb.~.Heinrich Beyer, Leopold Eltester und Adam Goerz. Koblenz 186074 (Ndr. Hildesheim 1974) URKUNDENBUCH, M A I N Z E R Bd.1-2,2. Bearb.von Manfred Stimming und Peter Acht. Darmstadt 1932-71 (Bd.1 Ndr. Darmstadt 1972) (Arbeiten der Hessischen Hist. Kommission) URKUNDENBUCH für die Geschichte des N I E D E R R H E I N S oder des Erzstiftes Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Meurs, Kleve und Mark und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden. Bd.14. Hg.von Theodor Josef Lacomblet. Düsseldorf 1840-58 (Nr. Aalen 1960) URKUNDENBUCH, R H E I N I S C H E S , ältere Urkunden bis 1100. Hg. von Erich Wisplinghoff. Bonn 1972 ff. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 67) URKUNDENBUCH der Grafschaft S P 0 N H E I M . Hg.von Karl August Graf von Reisach. Archiv für Rheinische Geschichte T.2, S.235-289 URKUNDENBUCH für die Geschichte des gräflich und freiherrlichen Hauses der V Ö G T E von Hunolstein. Bd.1-3. Hg.von Friedrich Töpfer. Nümberg 186676 ZINSBUCH Wildgraf Friedrich I. in und um Flonheim (1305-1350). Hg.von Ludwig Clemm. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 23 (1943) S.25-54

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IV. Anhang

ARCHIVNACHWEISE, REPERTORIEN HESSISCHES STAATSARCHIV DARMSTADT A 2 Urkunden Rheinhessen, BINGEN Kiste 90 (Bingen bis 1266). 91 (Bingen 12661357). 92 (Bingen 1357-1382), 93 (Bingen 1382-1403), 94 (Bingen 1403-1421), 95 (Bingen 1423-1437) INVENTARE DER GEMEINDEARCHNE DES KREISES BINGEN. Hg.vom Hessischen Staatsarchiv. Bearb.von den Kreis-Urkundenpflegern Georg Blech und Jakob Como. 1921, S.66 190122, 4 S.352 ff. BADISCHES GENERALLANDESARCHIV KARLSRUHE, AKTEN Abt. 75 Baden Ausland, Abt. 67 Kopialbücher, Abt. 77 Pfalz-Generalia LANDESARCHIV RHEINLAND-PFALZ KOBLENZ Abt. 33 Reichsgrafschaft Sponheim REPERTORIUM DER AKTEN DES EHEMALIGEN REICHSKAMMERGERICHTES im Staatsarchiv Koblenz. Hg.v. Otto von Looz-Corswarem und Hellmuth Scheidt. Koblenz 1957 STADTARCHIV KREUZNACH. Akten. Gruppen 104lNr.4, 16611, 19412, 19416, 73511, 73514-8, 73611, 761I12, 76611, 76712, 76811, 2, 77414,5, 77615, 77714, 777/7, 783134-36. 78611, 78711, 80111-5,82111, Urkunde 291, U 293 LANDESARCHIV SPEYER, Kurpfalz Akten, Kurpfalz Urkunden, Sammlung Horstmanniana (Hintere Grafschaft Sponheim) SCHMITZ-KALLENBERG,Ludwig; Urkunden des fürstlich Salm-Salm'schen Archives in Anholt, des fürstlich Salm Horstmar'schen Archives in Coesfeld und der herzoglich Corvey'schen Domänenadministration in Dülmen. Münster i.W. 1904 (Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen Reg.-Bez. Münster, Beib. I, Beiheft 2: Kreis Coesfeld (mit Regesten). Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Provinz Westfalen Abt,2, Beibd. 1)

Ortsregister

ORTSREGISTER Das Register erfaßt im wesentlichen geographische bzw. topographische und politische Namen, d.h. die Länder, Landschaften, Gewässer, Städte, Burgen und Gemeinden, Gemeindeteile und Wüstungen sowie historische Gerichtsbezirke, nicht aber die mit dynastischen Zugehöngkeiten verbundenen Benennungen, die nach ihren Residenzen benannten Linien der Adelsgeschlechter und schließlich nicht die laufend benutzten Namen, wie H u n s ~ c kund Nahe. Die Angaben über die administrativen Zugehöngkeiten (Staaten, Länder, Landkreise) stehen im Dienst der geographischen Orientierung, nicht unbedingt der möglichst exakten verwaltungstechnischen Zuweisungen in der neuesten Form. Die Angabe von Landkreisen folgt im wesentlichen den ursprünglichen Einteilungen (um 1950), da diese transparenter sind als die zusammengefaßten neuen Kreise in Rheinland-Pfalz. Die Zahlen geben die Seiten in dem vorliegenden Werk an. Aus Raumgründen werden auch lediglich isolierte Nennungen des betreffenden Stichwortes auf einander folgenden Seiten im Verbund angegeben (z.B. S. 33,34 und 35 als S. 33-35), obwohl der Leser dabei eine umfangreichere Mitteilung erwartet. Aachen 69,99,128-130.162,166,196,218,220, 261 f., 286 Aarhus Dänemark 362 Abentheuer B R 346 ,,Abtei" bei Niederwörresbach 220,259 Abteiwald bei Hermeskeil 115 Abtweiler KH 105,374 Achtelsbach BIR 271 Adenbach KUS 184 Adrianopel Edime Türkei 164 Ägypten 354 Ahr 89 Albig AZ 90,92 f., 95 Albisheim KIB 74, 115 Alechenberg wüst 111 Allenbach (Amt, Burg) 21 Ringskopf, 168,171, 256,285,347,350,353 Allenfeld KH 24, 168 Allerheiligen Kloster Schaffhausen Schweiz 152 f., 159 Algenrodt Idar-Oberstein BIR 35, 120 Alpen 25,78 Alsenbom KL 278 Alsenz Stadt ROK 10,33,40,53,83,90-92,115, 123,182,244,358 Alsenz 114, 124, 145, 175, 183,233,243,322, 378,382 Alsheim WO 117 Alt-Bolanden (Burg bei Marnheim) KIB 179 Altburg bei Bundenbach BIR 27 Altburg bei Hoppstädten B R 27 Altenbamberg (Altenbaumburg) ROK 24, 115, 124,219,239 f., 243,307,381 Altenburg Forst Entenpfuhl KH 26 Altenglan KUS 3 1,49 Altmünster (Kloster) Mainz MZ 176, 177

Alterskülz SIM 3 1,55 Altenmorschel358 Altensimmem SIM 307 f., 3 10 Altes Gericht (Rheinböllen) SIM 308.31 1 Altleiningen FT 227 f., 232,236,249 f., 283,285 Altley ZELL 53, Petersberg 252 Altrip LU 44,74,77 Altweidelbach SIM 122 Alzey Stadt 21,27,37,4346,48,50,70 f., 111, 123, 134, 138, 147, 182, 223, 303, 321 f., 328,379 Amerika 17,387 Ancona Mark Italien 165 Andemach Stadt 40,148, 166, 179 Angers Frankreich 8 1 Anglachgau 33 Annweiler Stadt BZA 277,322 Appelbach 53 Appenheim BIN 144,177,302,321 Aquileja Italien 98 Aquitanien Frankreich 47.5 1 Ardennen 62,243 Argenschwang KH 33, Hausen 171, 173, 228, 254,283,343 Argenthal SIM 122,309-311,322,345 f., 358 Aschaffenburg Unterfranken 298 Aschborner Hof Soonwald KH 345 Asbach BKS 121,346 Askalon Israel Palästina 164 Asmenz wüst 357 Aspisheim BIN 22.54.83 f., 96,250,302 Assenheim Wetterau Kr. Friedberg 245 Asti Italien 204 Auen KH 26,33, 105, 122, 142, 171, Gehinkirche 385 Augsbwg 316,326,359 f., 371

IV. Anhang Aulenbach wüst bei Baumholder BIR 23 Authausen Kloster RÜD 243 Ausoniusstraße Hunsrück 22,25,27,31,35/36 38,40 f., 44,51,53, 102 f., 233,343 f. Ausweilewr wüst bei Baumholder BIR 168,172, 257,370 Avignon Frankreich 195,264 Bacharach Stadt GOA 49,53,60,96, 145, 147, 155, 224, 269, 270, 281, 285, 305, 31 1, 320.322,345,358, 379 Baden(-Baden) 14,315,323,326 Badenheim BIN 74, 80, 85 f., 90, 172, 181 f., 387 Badonviller (Pfalzweiler)Lothringen Frankreich 357 Bärenbach KH 122 Bärweiler KH 120, 122,358 Bäsch Röderberg BKS 36 Baesweiler Selfkantkreis 271 Baldenau Burg Gem. Bischofsdhron 366 Baldeneck Amt S M 268 Bamberg Oberfranken 126,279,317 Basenbach (Bosenbach) KUS 107 Baumburg Altenbamberg ROK 113 Basel Schweiz 43,207,314 Baumholder BIR 21,23,26,50, 182, 184, 273, 369 Bassum Kloster, Kreis Grafschaft Hoya 154 Baybachtal Mosel 375 Bayern 16,92,98,226,230,304,325,343,357, 361,366,380,386 Beaulieu Kloster 94 Becherbach KUS 33, 184,244,249 Bechtolsheim AZ 90, 123 Bedgau 110 Beilstein/Mosel ZELL 263 Beindersheim FT 96 Beinheim Unterelsaß 288-291.321. 338,353 Belg ZELL 53 Belgien 243 Belginum vicus bei Wederath BKS 36, 38, 40, 43 Belgweiler SIM 111, 122 Bell SIM 23 f., 53, 173,317 Beltheim Gericht SiM 72,74,244,347 f. Bensheim Bergstraße 87 Benzweiler Kumbd SIM 309 Bergen wüst bei Gau-Algesheim BIN 82,144 Bergen BIR 20 f., 24.90, Bergen bei Kirn 33,38,69, 108, 113 f., 358 Bergen Bergenhausen SiM 122 Bergenhausen Kumbd SiM 229,309

Berglangenbach BIR 20 Bergstraße 3 19 Bergzabem 322 Bermersheim AZ 123, 143 Bemkastel Stadt Bernkastel-Kues (Burg) BKS 39,42, 182,264,268,271 Berchweiler 36 Berschweiler b. Baumholder BIR 22, 26, 358, 375 Besseringen MZG 25 BetttenheimBettenheimerHof SprendlingenBIN 94, 176 f., 181 Bettlern Betlern Pettlem Zebrsk (zwischen PilSen und Prag gelegen) 230 Bettonforst Wickenrodt BIR 108 Bidgau vgl. Bedgau 71,73 Biebelnheim AZ 181 Biebelsheim BIN 26,301 Bieber 53 Biebem SIM 53,69 Biebernheim GOA 74 Bierstadt Wiesbaden 207 Biesterschied ROK 114 Bingen Stadt BIN 10,20 f., 23-32, 37-40,4249.51-53,5843.65 f., 69-71.74 f., 7780.83 f., 87f., 90,92f.,95-104, 113, 117, 140-148,179-182,185-207,219,237,252,

273, 287, 297-307, 344, 358, 381, Altes Kloster 31, Juden 204, Kastell 60, Burg Klapp 30,186,188 f., 192 f., 195,197-199, 202,206,207,220,297,399,304 f., Dmsusbrücke 38, Lombarden 204, Marktprivileg 303, Mäuseturm 189, 193,206, Mauerbauordnung 203,392,304, Münze 203, Rochusberg 20, St. Martin 30, 48, 143, Stift 200, Scharlachkopf 24, Zünfte 205,299 Binger Loch Rhein 103,144,175,189,193,205, 358 Binger Wald 51,206,298,300 f., 306,344 Bingen-Büdesheim 30.33,84,95,103,111,144, 189,206,297,302,304,344,358 Bingen-Dietersheim 48.95, 103, 144,297,352, 394 f. Bingen-Gaulsheim 54,79.84,95,144,181,206, 297,303 f. Bingen-Kempten 32, 47, 49, 53, 82, Kemptner Feld 84,90, 103, 144, Kemptner Feld 206, 297,300,302 Bingerbrück Rupertsberg Kapelle des hl. Rupert 20,23 f., 29 f,, 62.64 Bingert Feilbingert ROK 83,124 Birkenfeld (Burg) Stadt BIR 11, 16, 20, 22-27, 33, Emmenchsberg 35, Schloßberger Eck

36, Burg 36, 151, 157, 168, 170-172, 174, 245,256 f., 263 f., 266270,281,285,293, 295,317,322,347-355,373,385 f. Birkenfeld-Brombach (Grundherrschaft) 51 Birkenhördt BZA 235,243 Bischheim KIB 277 Bischweiler Unterelsaß Frankreich 350 f. Blankenberg Gem. Hennef Siegkreis 167 Bleiderdingen, Bleiderdingen-Weisbach BIR 184,369,372 Blickersau wüst BKS 120 Bliesgau 28,64,97 Bockbüren 358 Bockenau KH 20 f., 23 f., 33 Stromberg,41,155, 168, 171,227 f., 242 Bockenheim, Kleinbockenheim FT 358 Bockwilre 27 1 Bodenheim MZ 80,85 f., 95 Bodensee 78, 133 Böhl LU 272 Böhmen 13,23,287,306,329 Böllenbom, Bölenborn, Böllerbom BZA 235, 243 Börrstadt ROK 277 Bösch = Bäsch? BKS 43 Böschweiler Niederhambach B R 24 Bösodenbacher Hof Rathskirchen KUS 74 Bolanden Amt Herrschaft 321 f., 377 Bollenbach Mittel-, Noh-, Niederbollenbach B R BKS 105 f., 121,370,376 Bologna Italien 222,265 Bonheim b. Hackenheim KH 242,250 BonnfRhein 30.97, 167,229 BoosINahe KH 22 f., 32 f., 53, 105, 142, 168, 374 Boppard/Rhein Stadt GOA 42 f., 48,53,60,65 f., 96, 128-130,146,180,230,244,256,308, 320 Bornheim AZ 115,123, 177,358,365 Bosen WND 20, Priesberg 24,35,38,374 Bosenbach KUS 33.90.114. 180 Bosenheim KH 32 f., 87,90,93, 140, 142, 163, 171, 176 f., 243 Bosselstein Burg Oberstein BIR 370 f. Botinsheim Büdesheim 87 Bouvines Schlacht (1214) Frankreich 166 Brabant 119,127,139,222,261 Braunshom GOA 264 Braunweiler KH 22,24,26,66, 122, 168 Breitbach Breitenbach KUS 33, 35,257 Breitenfeld Lindenthal bei Leipzig Schlacht (1631,1642) 362 Breitenfels Breitenfelser Hof KH 242,345

Breitenheim KH 24, 33, 134 Breitenthal B R 133,358 Breitenstein Burg N W 228 Brescia Italien 163 Bretagne Frankreich 22.25 Bretzenheimahe Herrschaft KH 20,22,33,49, 53-55,84,96,103,1 W, 177,18 1,302,344, 370,376 Breungenbom wüst bei Baumholder B R 119, 370 Brohl AW 45 Broich Bruch Herrschaft Mülheim a.d.Ruhr 371 f. Brombach Ober- Niederbrombach B R 168,172 Bruchsal28 1 Bruchweiler BKS 121, 133,237 Brücken BIR 24,358 Brüssel3 16 Brunkenstein Ruine Dhaun KH 135 f., 240, 356 Bruschied altes Proistrot, Probsterade SIM 120 f. Bruttig/Mosel Vogtei COC 243 Büchenbeuren ZELL 2 1,38 Büdlich TR 90,93 Bündner Pässe Alpen 7 1 Bubach SIM 74,229,309-31 1 Bütgenbach Provinz Lüttich 243 Bubom SiM 115,119,275 Buch SIM 244 Budenbach SIM 122,309 Budenheim MZ 176 Bundenbach BIR 27 f., 120 f., 134 Bundenthal PS 235,243 Burg/Mosel ZELL 197 Bürge1 Birgel Haus Stadt Monheim Rhein-Wupper-Kr. 377 Bürgeln, Bürgelen Schloß Obereggenen Kr. Müllheim 153 BurgenIMosel GOA 244,265,276 Burgsponheim KH vgl. Sponheim Burg 375 Butinsheimer marca Büdesheim BIN Erbes-Büdesheim AZ 87 Byzanz 57,162, 164 Callbach ROK 184 Canossa Italien 140 Cantei vgl. Kandrich 102 Catania Sizilien 165 Champagne Frankreich 45.59 ChemimbitziaFrei-Laubersheim KH 53.85 Chiavenna Italien 140,158 Clairvaux Luxemburg 164 Clausen Gräfenstein Burg Gem. M e d b e n PS 278

IV. Anhang Clerf Luxemburg 151, 171 CochemMosel Burg 77,255,259,264 Cornwall England 25 Corvey Abtei Stadt Höxter, Kr. Höxter 169,172, 243,257,276 Cremona Italien 307 Cr6py (1544) Frankreich 359 Cronenberg KUS 184 Crossen/Oder 3 19 Cümbdchen Kümbdchen SIM 122 Dadenborn Hof KH 95,242,374 Dagstuhl Burg bei Wadem MZG 374 Dahn Burg Herrschaft PS 227,235,243,250 f. Dalberg Burg Herrschaft KH 140, 173, 326 f., 374,375 Dalem wüst 171 Dalen Kloster wüst bei Zahlbach Mainz MZ 181 Dalmatien 29 Damianskopf Binger Wald BIN 26 DamietteMil 193 Dasburg Herrschaft PRÜM 243 Daubach KH 106, 168, Brücke 347 Daxweiler KH 33, 179, 344 f. Damerskirchen Damerskirch Oberelsaß Frankreich 363 Deimberg B R 119 Deinberg = Deimberg? BIR 275 Denzen Dumnissus Kirchberg S M 3 1,37 f., 40, 43,51,53,60f., 91, llof., 307, 337 Dernsberg 131 Desenheim Dissenheim wüst bei Badenheim BIN 86 Desbach KH 24, 184,368 Dhaun Burg Herrschaft Schloß KH 11, 33.43, 53, 90 f., 114, 117, 121 f., 124 f., 127, 131 f., 135 f., 315, 356-358, 361,366 f. Dhaun vgl. Johannisberg Dhron Mosel 91 Dhronecken Thronecken (Burg) Röderberg BKS 36,43, 115, 135,358,363-366 Dichtelbach SIM 27, 102, 146,309 f. Dickenroth 11 Dickesbach BIR 26,119 Diemeringen ReichshemchaftLothringen Frankreich 357, 364-366 Dienheim MZ 74, 86 f., 88 Dienstweiler BIR 24, 35 Diesenheim wüst b. Wöllstein AZ 244 Dieuze Lothringen Frankreich 281 Dilbec Herrschaft 361 Dill Burg SIM 53,153,157,168,173,220,222224, 237, 256, 260, 262, 265-267, 285,

292 f., 305,317,342,347,393 DisibodenbergKloster, Stift ROK 49-5 1,67,69, 102, 104 f., 113, 137, 141-144, 152, 185, 187 f., 214,218,224,232,242,315 Dommershausen GOA 244 Donau 25.39 Donnersberg 179,236,277, 370 Dömbach ROK 277 Dörrebach KH 22,25,32, Atzweiler Kloster 38, 103,375 Dorsheim KH 21,24,33,521 Drachenfels Burg Gern. Busenberg PS 382 Drakenburg Kr. Nienburg Niedersachsen 359 „DraunenC'= Dhronen? 27 1 Dreckweiler wüst bei Frei-LaubersheimKH 177, 180 ,,Dreihemsches" Hunsrück 347,349,353 Dromersheim BIN 20 f., 28, 54,78 f., 82, 84 f., 96,144, 171, 181,302,344 Duchrodt, Duchroth-OberhausenROK 105,142, 184,341 Dürkheim Bad Stadt NW 84-86 Dürkheim wüst bei Sprendlingen BIN 53 Dusemond = Brauneberg BKS 50, 107 Ebbenboge, Ebbenbogen wüst bei Bergen BIR 257 Eberbach Kloster Gem. Hattenheim RÜD 143, 182, 186, 188,242,345,375 Eberbach Kr. Heidelberg 277 Ebemburg Burg Thal KH 14, 177, 223, 227 f., 341, 243, 249 f., 283, 291-293, 341-343, 359,374,381-385 Ebersheim MZ 86,90-93,115,123 Ebershofen 172 Ebschied SIM 309 f. Eberswald Herrschaft WND 374 Echternach Abtei Luxemburg 72 Eckelsheim AZ 21 Eckenbach 53,62 Ecke~othKH 33, 181,302,321 Eckerbach 53 ,,Eckersfeld" Binger Wald BIN 102 Eckweiler KH 106, 168,243,345 Edelsheim für Eckelsheim AZ 249 Effichenhausen Eifel? 276 Eger 95,272,279 Ehlenbach bei Baumholder WND 95, 119, 177 Ehrenbreitstein KO 240 Ehrenburghiosel Brodenbach GOA 238,322 Ehrenfels Burg RÜD 179, 189, 193-195, 197199,202-295,297,300,303 Eibingen Stadt Rüdesheim RÜD 144

Ortsregister Eich b. Worms WO 238,244 Eichloch später = Rommersheim AZ 115, 123, 358,365 Eifel 12, 14,20,23-26, 120, 136, 138, 149, 172, 258,272,339,369 Einsheim = Eimsheim? MZ 84 Eisen Gem. Nohfelden WND 35,353 Eisenberg KIB 49,54 Eitzweiler WND 35 Eiweiler WND 374 Elbstein = Elmstein? Burg NW 284,291 Elisa Bach bei Östrich 100 f. Ellerbach/Fischbach 54, 59, 75, 159, 179, 208, 214,346 f. Ellern SIM 53,146,309-31 1 Elmstein Burg bei Lambrecht h W 278 Elsaß 12, 14,28,94, 126, 129, 133, 140, 152 f., 158,246,280,322,330,336,356,363,374, 381,383 Elsenfels bei Nohfelden WND 27 Elsenzgau 106 Eltville RÜD 201,203 Elzerath BKS 31,33, Judenkirchhof 36.37, 105 Embrun Frankreich 126 Engelport Kloster b. Treis COC 252 Engelstadt BIN 96, 164, 321 England 22,71,235,262,270,280,359 Enkenbach KL 36,278 Enkirch/Mosel ZELL 172,264 f., 269,273,276, 283,289,354 Ensheim AZ 321 Entenpfuhl, Entenpfuhler Hof KH 22, 339,345 Enzgau 106 Enzweiler BIR 23,35 f., 69, 120 Erbach SIM 146,309 f. ErdenMosel BKS 257 Erfenstein Burg bei Lambrecht NW 292 Eschenau KUS 119 Esselborn AZ 171 Essenheim MZ 90,92 f., 183 Eßweiler Tal KUS 74, 114 Esthal Neustadt a.d.W. NW 292 Eveshausen GOA 244 Falkenburg Burg Wilgartswiesen BZA 322 Fallbrücken ehem. Kloster beim Rheingrafenstein KH 359 FankeVMosel COC 248,285 Feilbingert ROK 183, 243, 249 Feil 124, Lemberg 33 Fell TR 92 Finnland 363 Fischbach B R 19

Fischbach Bach 59 Fischbach Bach bei Herrstein 171 FischbachNahe BIR 346 Flandem 80,368 Flörsheim Main-Taunus-Kr. 207 Flomborn AZ 2 1 Flonheim AZ 11,74,79,90,92 f., 113-1 15,117, 123 f,, 128,133, 135,208,357 f., 363-366 Fockenhausen wüst BKS 121 Föhren TR 164 Forbach Lothringen Frankreich 318 108, Franken 41-48,50,52-54,57-63,71,98, 384 Frankenthal Stadt FT 339,363 FrankfurtlMain 65,77, 131,157 f., 162.163, 186, 200,205,216,239 f., 234 f., 252,271,298, 313, 337, 363, 371, 380, 383,385 f.- St. Salvatorstift 77 Frankreich 14,194,235,270,304-307,316,320, 331,334,336,341,343,351,360f., 363 f., 366,368,371,374 f., 377,382 Frasnes Herrschaft 243 Frauenburg Burg, Frauenberg Thal-Frauenberg BIR 168, 264-266, 285 f., 291 f., 294 f., 317,347,350,353 Frauen- oder Klostermühle Nahe KH 96 Frei-Laubersheim 53 f., 83,85 f., 177,226,242, 250 Freimersheim AZ 84, 86, 117 Freisen WND 25 f., 372 Freising Oberbayern 125 f., 133 f. Frei-Weinheim Ingelheim BIN 303 Freusberg Burg Amt AK 167 Friedberg Stadt Hessen 235 Friesland 62, 111 Fulda Abtei Hessen 54 f., 63,65,69f.,72,74,7783,85,104,106,110,120,176, 180 Fürfeld AZ 90-92,244 Fürstenberg Burg b. BacharachiRheinGOA 23 1 Fürsteneck Burg bei HeimbachiRhein GOA 198 Gabsheim AZ 95 vgl. Geispitzheim Galgenscheid Gericht GOA 68,230 Gallien 29,38,41 f., 45 Gangloff KUS 184 ,,Gau" in Rheinhessen 203,321 Gau-Algesheim BIN 20 f., 23,26,54,80,82,85, 141 f., 177,180,193,199,302,345 Gau-Bickelheim AZ 177,345 Gau-Bischofsheim MZ 207 Gauchsberg Wald KH 343-345 Gau-Heppenheim AZ 86 Gau-Odemheim AZ 117,181

IV. Anhang Gebroth KH 31,33, 168,344,346 Gehinkirche bei Auen KH 69, 105 vg. Auen U. Getzbach Gehlweiler SIM 106,228 Geisenheim RÜD 175,204,356 Geispitzheim an den Löchern = Gabsheim AZ 117 Gelnhausen Pfalz Stadt Hessen 165,235 Gemaingonte 357 Gemünden SIM 20,168,173,228,232,342,376 Genfer See 45 Genheim KH 22,103,181,302,321 Gensingen BIN 22, 53, 75, 83, 142, 155, 168, 171,228,241 f.,256,312 Genua Italien 164 Georgenhausen Kumbd SIM 309 f. Georg-Weierbach BIR 26 Gerach Mettlach MZG 349 Germanien 29,37,39-45,47,58 Germersheim Stadt Amt GER 277,284 Geroldseck Burg und Herrschaft Gem. Schönberg Kr. Lahr 183 Getzbach Gehinkirche bei Auen KH 105 f. 142 Geyerslay Burg Dhaun KH 135 Gimminsheimer marca Gimbsheim WO 86 Gimsweiler KUS 184 Glan 10,23,33,40,42,49-54,74,104,114,120, 124, 184,233,322,359,376 Glan-Münchweiler KUS 34,43 Glashütterhof Soonwald KH 345 Göbelshausen,Geboldeshausen wüst bei Hergenfeld KH 55,64, 80 Gödenroth SIM 173 Göllheim KIB 117, 130, 134 Gösenroth BKS 121 Gösselsheim, Gosselsheim Gozolfesheim wüst bei Alzey AZ 90,92 f. Göttenbach 369 Göttschied MZG 349 Gollenberg, Gollenberg-Ellenberg BIR 38 Gondershausen Ober-, Niedergondershausen GOA 90-93,309,3 11 Gonnesweiler WND 374 Gorze Kloster bei Metz Lothringen Frankreich 72.82 GraachNosel Graach-Kautenbach BKS 358 Grabfeldgau 79 f. Grafendahn, Grevendahn Burg PS 25 1,254,285, 292 Gräfenbach 54, 62 f., 140, 346,374 f. Gräfenbacher Hütte KH 339,346 Gräfenstein Grafenstein Hemchaft Gem. Merzalben PS 278,285

Grafschaft Rhein 117 Grandfontaine (Col du Donon) Vogesen 357 Graubünden Schweiz 330 ,Graue Ley" Felsen 22 Grehweiler, Gaugrehweiler ROK 368 f. Gretingsburg bei Dörrebach KH 26 Grevenburg Burg bei Traben-Trarbach ZELL 168,256,271,276,285,347 f., 351 Grolsheim KH 54,64,74,80,82,96, 302,321 GroRWinternheim BIN 90, 177 Griebelschied BIR 358, 376 Griechenland 35 Grimbergen Herrschaft Provinz Brabant 243 Grimburg TR 134,268 GrumbachBIR 11,23,114,119,127,131 f., 136, 139,265,274 f., 292,308,357,361,365 f.. 368 f, Guldenbach 32,38,54,63,344,347 Guldental-Heddesheim KH 19 Gumbsheim AZ 123,244,341 Gunzelnberg Guntzenberg wüst bei Oberhausen KH 250 Gutenberg KH 33, 142, 144,168,228,234,242, 283 Guttenberg BZA 185,322 Hachenburg WW 167 Hackenheim KH 21.66, 86,92, 153, 168, 171, 242,250 Hadamar Kr. Limburg Hessen 167 Hagenau Elsaß Frankreich 128 f., 131,156,158, 164,191 Hagenbach GER 341 Hahnenbach 33,53,113f., 343 f., 375 f. Hahnheim MZ 85 f., 90 Hahnweiler BIR 277 Hallgarten ROK 341 Hallstatt, Niederösterreich 23-25 Ham Luxenburg 164, 167 Hambach Sauerbrunnen BIR 36,374 Hammelburg Unterfranken 78 Hammerstein/Rhein Burg NR 230 Hammerstein BIR 168,257 Hammersweiler, Hammarsweiler Amt Wildenburg 172 Hane Kloster Bolanden KIB 179 Handschuhsheim Heidelberg 83 Hargesheim KH 8 1,168,234,242 Harxheim 90 Hasselbach SIM 123 Haßweiler 172 Hausen (Imgericht) BKS 105,120,365 f. Hausweiler BIR 119,275

Hecken SIM 68 Heddesheim-Guldental KH 26,33,64, 115, 133, 200,321,358,375 Hegene vgl. Hane 105 Heidelberg 12-14,145,194,244,270,272,280, 315, 318, 323 f., 326-328, 330, 339-341, 349 f., 354,359,379,381 Heidelsheim Kr. Bruchsal277 Heidenpütz BKS 22,3 1,38 Heidesheim Colgenstein-HeidesheimFT 95,372 Heilbronn/Neckar Baden-Wüttemberg 33 1, 363 f. Heiliges Land 164,282,289 Heimbach BIR 20,38 Heimbach HeimburgRhein GOA 51, 100, 102, 126, 194,196,198 Heimbach Bach 141,224 Heimersheim AZ 115 Heimkirchen KL 114 Heinsberg Seltkantkreis Nordrhein-Westfalen 169 Heinzenberg Burg Herrschaft KH 33,376 Helfelingen Helflingen Helferdange Herrschaft Lothringen Dep. Moselle Frankreich 364 f. Helmstedt Niedersachsen 327 Hennegau 149 Hennweiler KH 22, 24, 26 f., 33, 69, 109, 250, 278,376 Herborn BIR 121,376 Herdenroth 105 „Heredisenbach" 275 Herren-Sulzbach BIR 119,275,369 Hergenfeld KH 33,69,95, 103,345,375 Herleßheim 2 12 Hermeskeil TR 25, Gusenburg 36,43 Heppenheim Bergstraße 82 Herrstein Burg BIR 11,120, 168,171,259,262, 276, 279, 285 f., 292, 295, 317, 347, 349, 353 - Pflege 279 Hessen 78, 97,325,384 Hessloch WO 292 Hesweiler Pflege ZELL 347,349 Hettenrodt BIR 120 Heuchelheim Sohren ZELL 121 Heupweiler BIR 24,35 Heyweiler SIM 173 Hilbersheim Ober-, Nieder-, Waldhilbersheim 90, 242,245 Hildesheim Niedersachsen 191 Himmerod Kloster WIL 166 f., 172, 257, 260262,264,276,282,295 Hintertiefenbach BIR 349 Hinzerath BKS 3 1,37

Hirsauer Kapelle Offenbach-Hundheim Offenbach am Glan BIR 34 Hirschau KUS 375 Hirschfeld ZELL 62 Hirstein WND 20,26,36 Hirtisch Pflege Kastellaun mit Buch SIM 173 Hirzenach Propstei GOA 176 Hochgericht auf der Heide (Sien) BIR 358 HochheimlMain MTK 207 Hochscheid BKS 35,38 Höchst Frankfurt 203 Hochstätten ROK Hochstädten KH Hochstetten bei Kirn KH 22,135, 183,341,358 Hochwald 13,21,26, 18, 114, 374 Hohenfels Burg Imsbach ROK 236,277,292 Hohenöllen KUS 184 Hohenroth Hohenröther Hof Ober-Jeckenbach WND 119 „HolenreynUHunsrück 3 10 Holland 369 Holzbach SIM 122 Holzhausen Binger Wald wüst BIN 91-93, 103, 181, 192 Homberg BIR 119,275 Honau Elsaß 76 Horath Honrath BKS 28,35-37, Tönnchen 36 Hoppstädten Hoppstädten-Weiersbach BIR 20, 24, Hasselt 25,28,36,369,372 Horbach KH 122 Horbruch BKS 177 Horburg Elsaß 44 Horn S M 309-3 11 Hornbach Kloster ZW 49,64,72,175, 183,322 Hornscheid 276 Honweiler BIN 22, 144,302,321,344 Hosenbach BIR 108,113,133, Hosenbachtai 25 Hottenbach Gericht Pflege BKS 36, 121, 242, 288,352,358 Hüffelsheim KH 27, 33, 54, 64, 69, 74, 80, 83, 87 f,, 82.98, 142, 175, 177,244,274,276, 375 Hühnerhof Abtweiler KH 358 Hülchenrat Gem. Neunkirchen Kr. Grevenbroich 167 Hundsbach KH 27,69,105,119,358,375 Hunnenring Otzenhausen WND 26 f. Hunnhausen Hundhaus wüst? ZW 119 Hunolstein Burg BKS 270-273 Iben Burg Hof Iben AZ 244,250 Idar Amt 20,23,27,36,53,69,120 f., 349,353, 370 f. Idarbach 5 1,91,104, 120,309

N. Anhang

Idarbann 119,353,370 f., 373 Idartal 117,370 Idar Lehen 371 Idar-Oberstein 5 1, vgl. Algenrodt Idarwald 49, 52, 69, 89, 104, 117, 122, 171 f., 273,289 Ilgesheim WND 119 Imsweiler ROK 227,242,249 Ingelheim Pfalz 10, 62 f., 65, 70, 74, 102, 108, 117, 128, 141,178 f. 194, Oberhof 217, Ingelheimer Reich 179, 186, Ingelheimer Wald (bei Daxweiler) 102 Ippenschied KH 33, 107, 168,243 Ippesheim KH 176 f., 181,302 Irmenach Pflege ZELL 172,294,354 Italien 35, 55, 63, 71, 79, 99, 127 f., 130, 152, 162 f., 165 f., 180,204,219,236,308,323 Itzelbach b. Biebern SIM 68, 117 Jeckenbach KH 22,33 f., 184 Jerusalem 151,245,289 Jettenbach KUS 34 Johannisberg b. Dhaun KH 13,22,Burg 135,143, 188,318,359 f., 385 Judenkirchhof Heidenpütz BKS 22 Judenkopf 27 Jugenheim in Rheinhessen BIN 92, 142 Kärnten 66,98, 107, 123, 151, 152, 154 Käsweiler Kesweiler wüst WND 119,275 Kaffelt wüst Rhaunen BKS 120 Kaiserslautern Lautem KL 10,127,129,131,178 f., 278,319,329,344,372, Reichsforst 179 KaiserswerthIRheinDüsseldorf 258 Kalkofen ROK 123,249 Kallweiler Wiesen Soonwald KH 345 Kandrich Cantei bei Dichtelbach SIM 27,346 f. Kappeln KUS 34, 119,275 KardenIMosel COC 90, 172 Karlsruhe Baden 350 Kastellaun SIM 53,59,61,168 f., 173,224,229, 231 f., 234, 250 f., 253, 256, 258, 285 f., 291-293, 310 f., 328 f., 347 f., 350-355, 385 f. Katharinenthal Kloster bei Roxheim St. Katharinen KH 167,224,232,312 Katzenbach ROK 43, Falkensaß 34 Katzenelnbogen Unterlahnkr. 145 Katzenloch bei Kempfeld BKS 346 KaubIRhein Kr. St. Goarshausen 100f., 189,277, 286,311 Kefersheim wüst bei Baumholder BIR 119

Kellenbach Gericht, Hochgericht SIM 22, 114, 117,250,348 Keltenbach Kaltenbach Amt Gräfenstein PS 278 Kempenich MY 41 Kempfeld Amt BKS 28.35.114 f., 121,133,358, Wildenburger Kopf 35 KindellMosel Wn. 257 Kinderbeuren Wn. 172,257 Kinheim WIL 172,257 Kirchberg (Hunsrück) Stadt SIM 27, 31,33,37 f.,40,51,60f.,68f.,91,94,105, IlOf., 113,123,149,164,167-169,173,213,219 f., 222,224,23 1-233,237,248,253 f., 256, 258, 262, 283, 285, 307, 312, 317 f., 320, 329 f., 334,338, 342,345,347,352 f., 376 Kirchenbollenbach BIR 37, 119 Kirchheim Herstater marca 76, Kyrcaimer marca 86 Kirchheim a.d.Eck FT Kirchheimbolanden Stadt KIB 54 Kirkel Kirkel-Neuhäusel Homburg Saar 322 Kim Stadt KH 11, 17,24, 27, 33, 51-54,60 f., 69,81,83,88.104,107,112-114,120-122,

135,138,177,240,347,355,357-361,363 f., 366368, 385 f. Kirnsulzbach BIR 36, 244,358,386 Kinweiler BIR 119,275 Kirschgarten Kloster Worms WO 224,232 Kirschroth Schultheißerei KH 357 f., 364,366 Kirschweiler BIR 120 f., 370 Kisselbach SIM 304,311 Kisselbach Bach 103 Klavelt Klausfels? 190 Kleinasien 2 1 Kleinich BKS 68 Kleinweidelbach SIM 146,309 Klein-Winternheim MZ 90 Kleve 320,348 Klingenmünster Abtei BZA 235 Klosterkumbd Klosterchumbd Kloster SIM 69, 91,122 KnechtstedenGem. Straberg Kreis Grevenbroich 153, 162,173 Koblenz KO 22, 30, 40, 42, 60, 65, 140, 167, 204 f., 236,241,251,258,271-273.313 KölnRhein 10,37,42,49,61,74,96, 124, 127 f., 139f., 145,148,150,160,162,167,174, 181, 186, 199, 218 f., 223, 225, 229, 232, 261 f., 265,273,280 f., 288,294,302,3 17, 336,371,386 Köln-Deutz 96 Köngemheim MZ 86 Königsau SIM 376

Königssundragau WI 66, 174 Königswald-Heide 117 Kövenich WIL 257 KonstanzBodensee 225,283 f., 326, Konzil 283 Koppenstein Amt Burg SIM 166, 168,173,225, 228,251,283,308,337 f., 342,376 Kostenz SIM 53 Kraichgau 79,106, 151,380,382 Krebsweiler KH 33, 122 Kredenpoel wüst Simmern unter Dhaun 122 Kreimbach KUS 28 Kreuznach (Bad) KH 10 f., 16 f., 20-24,25 f., 29-32,37-40,43-49,53 f., 58-60,62,6567,69-71,74,91,95, 102, 113,117, 139 f., 142, 145, 150, 160-161, 168, 170, 174 f., 177,182-184,186,203 f., 208-215,217 f., 220-222,224-226,229-232,238,243,245, 248,250-256,267,274,277,283,286,288, 290-293,295,312,3 19 f., 322 f., 326-342, 344-346,350,354 f., 358,362,364 f., 368, 370, 381 f., 385 f., Burglehenleute 214, Geleit 208 f., Jahrmarkt 216 f., 323, Juden 208,252, Kauzenburg 159, 166,208,214, 224, 253, 283, 316, 326, 328 f., 331-335, Stadtmauern 209,215, Lombarden 252. Vgl. Osterburger Gericht, St. Peter Kröver Reich Mosel WIL 172, 257-260, 264, 266269, 276, 281, 286. 294, 347, 350, 352 f. Kronkreuz wüst bei Ensheim AZ 321 Kropsburg Burg b. Edenkoben St. Martin LD 239 f. Krumbach Gem. Limbach KH 36 Krummenau BKS 119, 128 Kübelberg KUS 3 1,261,278,341 Külz SIM 53,229,309-3 11 Külzbach 51, 122 Kumbd (Kloster)Gericht SIM vgl. Kloste&umbd 13,53, 111,232,309,311 f.,317f.,Niederkumbd 3 19 Kümbdchen Endilskomede SIM 308,310 f., 320 Kusel Stadt KUS 49 f., 145, 182,322 Kyr, Kyrbach 53,90 Kyrburg Burg bei Kirn KH 11.91, 109, 113 f., 117, 121 f., 124, 127, 130, 132 f., 136 f., 219, 358, 361, 363-367, Wildgrafschaft Kyrburg 366 LadenburgINeckarKr. Mannheim 238 f., 244 f., 248 Lahn 158, 170, 173 Lahngau 72,79,89,97

Lahnstein, Nieder-, Oberlahnstein Stadt St. Goarshausen 195,287 Lahr COC 244 Lameth Bach 53.62 Landau Stadt LD 229,319,382 Landgrafschaft im Nahegau 117 f., 120 f., 130 f., 133 Landsberg Amt Burg Obermoschel ROK 184 Landshut Niederbayern 312,315,321,323 Landstuhl Stadt KL 275,384. Vgl. Nannstuhl Langenhaus Saar? 172 Langenlonsheim KH 29-24,26,33,54,64,69, 79 f., 83, 86, 96, 168, 177, 181, 237, 242, 273 f., 278, 285, 288, 294, 302, 375. Vgl. Lonsheim b. Alzey Langenau wüst bei Nohen BIR 257 Langenstein, zum Herrschaft Grafengencht bei Wörrstadt AZ 361 Langenthal KH 105,168 Langweiler BIR 119,275 Laubach SIM 309-3 11 LaubenheimNahe KH 20 f., 23 f., 26, 33, 74, 96,302,309-3 11,375 Laudert GOA 309 f. Laufelder Stufe 23 Laufersweiler SIM 121, 376 Laurenziberg Gau-Algesheim BIN 80.96 Lauschhütte Daxweiler KH 38 Lauschied KH 22,27,33,375 Lauter 322 Lauterecken KUS 23,185 Lautem Kaiserslautern KL Lutera Forst 90,107, 113,117 Leideneck SIM 173 hiningen Altleiningen FT 116 Leise1 BIR 35, 168, 179 Le Mans Frankreich 8 1 Lembergmahe ROK 38 1 Lendershof b. Bingen BIN 345 Lenzuren wüst b. Merscheid BKS 115 Lesne Frankreich 359 Lettweiler ROK 27, 105, 184 Leyen Burg Leyen b. RümmelsheimKH 179,181 Lichtenberg Burg Gem. Thallichtenberg BIR 182183 f., 290, 374 Liebenberg Burg b. St.Wendel WND 373 Lieg COC 244 Limbach KH 122,244,249,279,358 Limburg Gem. Holzhausen Kr. Lübbecke Westfalen 372 Limes 30,49 f. Linaria b. Messina Sizilien 165

IV. Anhang Lindengrund b. Guldental 19 Lindenschied Lindenscheid BKS 119, 121,276, 376 Lippe Fiuß 8 1 Littgen Litzig Großlittgen WIL 172 Litzig Hof Traben-Trarbach 257,276 Lobdengau 78,80,83,87,98 Lockweiler MZG 257 Löllbach KH 22,24,27,33 f., 119, Schultheißerei 364 Lötzbeuren ZELL 277,352 Löwen Lovain Universität Belgien 3 17,326,359 Löwenstein Burg b. Obennoschel ROK 175 LohnesteinIRhein 198 Loire 3 16 London 37 1 Londerzeel Herrschaft Provinz Brabant Belgien 243 Longuyon Meurthe-et-Moselle Frankreich 265 Lonsheim AZ 115, 123 f. Vgl. Langenlonsheim Lorch RÜD 295 Lorchhausen RÜD 198,358 Lorsch Abtei Kr. Bergstraße 55, 62, 64 f., 70, 74,76,78, 80,82-88,90,94,97, 104, 128, 138, 145,181,246 Losheim MZG 9 1 Lothringen 10 f., 14, 28, 66, 71-73, 82, 89, 98, 107 f., 119, 125, 135, 138, 139, 153, 172, 209,227,232,269,322,341,355,361,363, 365,370-372,374,377,382 Lutestrop Rheinzoll Leutesdorf NR 259 Lüttich Belgien 222,306, 3 16 Lützelbach Lützelbacherhof Nantzdietschweiler KUS 91 Lützelsoon 52 Lützelstein Elsaß 185, 322, 356 Lun6ville Lothringen Frankreich 357 Luxemburg 12, 14, 63, 91 f., 131 f., 137, 139, 149,151,164,170 f., 181,307,323,365 Luxeuil Kloster Frankreich 50 Lyon Frankreich 37,129 Maastricht St. Servatius Niederlande 187,261 Macken GOA 244 Mackenrodt BIR 120 Macon Frankreich 76 Mähren 23 Magdeburg 92,98 f., 109,142, 151, 154,362 Maiden 234 Maifeld Gau 63,65 f., 71-73,76,80,98, 106 f., 109f., 112, 145, 147, 149, Landschaft 164, 172,275 Mailand Italien 44, 163,330

Maingau 86 Mainz MZ 10-1 3,16,24,27-3 1.3749.42-5 1, 60-62.64-67.70-73,78-80.83-85.87 f., 90-105,107,109-113,115,117-121,123135, 137, 139, 142 f., 145-148, 152 f., 155, 157, 162f., 165,168, 171, 174-176, 178 f., 181-183,185-192,194,196-203.205-207, 209, 216,218 f., 222, 226f.. 231 f.,239, 242,252,261 f., 264 f., 269,281,289,297, 299, 304, 306 f., 317, 323, 332, 341, 344, 354, 356, 358 f., 369, 371, 375, 379-381, 385, 387. Vgl. St.Alban, St. Jakob, St. Peter, st. Stephan Mainz-Bretzenheim 55,90 f., 93, Zahlbach 45 Mainz-Weisenau 383 Maisborn GOA, Maitzborn SiM 309 Malborn b. Thalfang BKS 92 Mambächeler Hof Mambächel BIR 26 Mandel KH 22, 24, 55, 66, 69, 90. 92 f., 115. 172, 177, 181,343 f., 377, Vogtei 358 Manderscheid Burg WIL 264 Mannheim 339 f., 368 Mansfeld 361 Manubach Binger Wald GOA 102 Marburg Hessen 184 Marialskopf b. Medard KH 26 Maria Raizenborn Wallfahrtskirche Pfarrei Simmern SIM 320 Marienpforte, Marienpforterhof Waldböckelheim KH 224,232 Marpingen WND 27 Martinsberg Rheinhessen 21 Martinstein/Nahe KH 33, 122, 135,240, 343 Martin-Weierbach BIR 119 Mauchenheim Kloster KIB 224 Maxsain WW 173,220 Meckenbach KH 26,69,106,358 Medard KH 22,26,33 f., 43,105, 182 Meddersheim KH 33,105,126,137,249,357f., 364,366 f. Megelsheim/St.Johann BIN 86, 176 f., 225 f, Meisenheim Stadt KH 11,23, 27,33 f., 52,69, 72,105,177,182-185,306,311-313,319, 322,326 f., 353,355,385 Mengerschied SiM 69, 122 Mergentheim Bad Baden-Württemberg 27.9 Merl Merle Kloster ZELL 286,295 Merschheim 33 MerseburgISaale 20 Merxheim (Burg) KH 69,85,129,177,259,367, 374,382 Merzalben Gräfenstein PS 278 Merzweiler BIR 119

Mettlach Kloster MZG 63 f., 171,349 Metz Lothringen Frankreich 10, 27-29.37-39, 45,49,61 f.,64,67,71f.,86f.,89,96,100, 184,262,279,319,322,326,334,357,360, 364,372,383 Michelbach b. Simmem SIM 94, 123 Michelsberg Gem. Cleebronn Kr. Heilbronn 21 Miesenbach KL 129 Mittelbollenbach BIR 119, 3691'70,373 Mittelmeer 25 Mittelreidenbach BIR 24, 119 Mockstadt Ober-Mockstadt Kr. Büdingen 222 Mörchingen Morhange Herrschaft Lothringen Frankreich 357,361-366 Mörschbach SIM 69, 103-105, 111,200, 30931 1 Mörsberg Schweiz 153, 170, 172 Mörsberg Lothrimgen Monmont-les-Banestroff Dep.Moselle 232 Mörsdorf COC 244 Mörsfeld KIB 113 Mörschied BIR 36,121 Mörstadt WO 86 Mörz SIM 244 Momberg bei Schellbach,der WND 27 Mommenheim MZ 85.95 Montabaur Stadt Westerwald 273 Montcontour (1569) Frankreich 361 Montfort Burg, Gem. Duchrodt ROK 183f,, 356, 375 Mont-Royal Ruine bei Traben-Trarbach ZELL 351,372 Monzingen KH 53, 60, 83, 87, 105, 111, 126, 133,138,142,156,165,168,171,220,231, 313,358,385 Morgenbach 53, 102 Morgenland 281 Morscheid (Wälder Wenzel und Filzruth) Morschied TR Morscheid-Rietenburg BKS 121 Mosberg-Richweiler WND 35 Mosche1 53 MoschellandsburgBurg Landsberg Obermoschel ROK 183 f. Mosel 10 f., 13, 24 f., 28, 38 f., 4248, 51-53, 59-61,63,68,71, 104,107,111,124,135, 146 f., 149, 151 f., 157, 163, 167 f., 170174,243,246,255-258,263,267-269,272, 275 f., 279, 281, 296, 397, 317, 321, 327, 334,344 f,m 355,378 f. Moselgau 110 Mühldorf Oberbayem 230 Mühlheim Molins 107 Mülheim/Mosel BKS 322

München 238,243,266 Münchwald KH 345 f, Münchweiler a.d. Alsenz ROK 90,227,278 Münster Westfalen 332,371 Münster bei Bingen Münster-Sarmsheim 115, 133,138,177,297,302 f., 305 Münster am Stein Bad Münster a.St.-Ebemburg KH 26.64, 124, 135, 177, 183, 222, 358, 375 Münsterappel ROK 71, 83, 90-93, 115, 123f., 358,360 Münsterdreisen Kloster Dreisen KIB 117, 178, 224,277,292 Münstermaifeld Stift MY 265 Münster-Smsheim 23,32 f., 95 f., 344 Münztal wüst Binger Wald BM 103, 144, 182, 187, 192. Vgl. Bingen Mutterschied SIM 122,309-3 11,320 Nackenheim MZ 90 Nagoldgau 79 Nahbollenbach Nohbollenbach BIR 119, 369, Kendelberg 37 1 Nahegau 61, 64-66, 68, 71-74. 76-81, 85-87, 89-91, 93, 95, 97 f., 101, 106-113, 115118,120-124,131,,139,147,149,151-153, 155,158 f., 170,183,307,358 Nancy Lothringen Frankreich 316 NannsteinNannstuhl Landstuhl KL 125,274 f., 292,381 Nannstuhl Burg Landstuhl Stadt KL 132, 136, 274,292 Nassau Stadt Unteriahnkr. 173 NaumburgMahe bei Bärenbach KH 120, 124, 168, 239-241, 243 f., 283, 292-294, 308, 337 f., 342,353,358 NaumburgISaale 360 Neckar 22,147,381 Neckargemünd Kr. Heidelberg 277 Neef BurglMosel ZELL 223,256 Nellenburg Burg Gem. Hindelswangen Kr. Stockach 152 f. Neu-Bamberg Burg AZ 21, 124,239,241, 244 f., 249 f., 254,283,285,289,294,308,341 Neubolanden KIB 179 Neuburgmonau Bayern Schw. 185 Neuerkirch SIM 122,309.3 11 ,,Neues Gericht" Hunsrück 309,3 11 Neuburgweier Kr. Karlsruhe 337 Neuhausen StIft Stadt Wotms WO 321 Neukastel Burg Gem. Leinsweiler LD 277 Neukirchen Hochgericht im Amt Nohfelden MZG 374

IV. Anhang Neuleiningen FT 239,324 Neumarkt Oberpfalz 280 Neupfalz Neue Pfalz Soonwald KH 22,345 Neustadt a.d. Weinstraße N W 147,251,321 Neuviller Burg s.ö. Salm Lothringen Frankreich 357,359,361,366 Neuwied NR 39 Neuwilre Hunolstein 271 Neu-Wolfstein KUS 278,284 Niederkumbd Niederchumbd SIM 122 Nieder-Eisenbach BIR 119,375 Niederhambach BIR 22 NiederhausedNahe KH Niederhausen a.d. Appel ROK 22,90, 182,184,341,358 NiederheimbachRhein GOA 102,146,198,300, 358 Nieder-Hilbersheim BIN 176,302,321 Niederhosenbach BIR 24,26,36,69,376 Nieder-Hundsbach wüst Gemarkung Niederhundsbach-Bänveiler BIR 119 Nieder-Ingelheim Ingelheim Stadt BIN 179 NiederkirchenIOstertalWND 106, 341 Niederlahngau 79 Niederlande 14, 302, 306, 316, 328, 330, 344, 362,387 Niederkumbd SIM 23 Niedemeckenbach wüst b. Kirn BIR 358 Niederndorff Wild- und Rheingrafen 358 Niederösterreich 23 Nieder-Reidenbach BIR 119 Niederrhein9,12,14,46,78,129,139,151,162, 170,218 f., 236,241,266,302 Niedersaulheim Rheinhessen 358 Niedersohren ZELL 43 Niedenvörrsebach BIR 171 Nierstein MZ 20, 62, 117 Nikopolis (1396) 253 Nimwegen Niederlande 76 Ninove-Herlinckhove Herrschaft 243 Nivelles Abtei bei Brüssel96 Nievern Kr.St. Goarshausen 173 Nördlingen Bayem Schw. 259, 262, 319, 331, 363 Nohen BIR 21 f., 24,38 Nohenthal 172 Nohfelden WND 370 Nonnenmümster Kloster Stadt Worms WO 232 Nonnweiler WND 346 Nordafrika 35 Nordsee 78 Norheim KH 33,53,64,69,83,87 f., 90,92 f., 96.98, 177,181,183

Nümberg 130 f., 221,234, 236, 238, 271, 285, 287,305,315,384 Nunkirche b. Sargenroth SiM 68, 111, 123,385 Nunkirchen villa b. Sobernheim ? KH 152 Nunkirchen b. Winterburg KH 141 f. Nußbach KUS 275 Nußbaum KH 24, 105,114, 168,227,247,274 Oberdiebach GOA 102 Obereisenbach KUS 119,375 Ober-Hachenbach BIR 119 Oberhausen b. Hennweiler 27,250,376 OberhausedNahe 24.33, 105, 142,184,348 Oberheimbach GOA 102 f., 300 Oberhilbersheim 96, 141, 168,302 Oberhosenbach BIR 22.34.36, 122 Ober-Jeckenbach KH 119,275 Oberkirchen Weiselberg WND 371 Oberkim BKS 121 Oberkleinich BKS 276 Oberkostenz SIM 23 Oberlahnstein Stadt Kr. St.Goarshausen 205 Obermendig MY 256,273,275,283 Obemoschel ROK 183 Obemdorf ROK 244 Ober-Olm MZ 193 Oberpfalz 3 11. 3 19 OberreidenbachBIR 119 Oberrhein 23,39,64,84 Oberrheingau 79,82 Obersaulheim Gem. Saulheim A Z 110, Langer Stein 123,358,365 Oberste AuMahe 96 ObersteidNahe (Idar-Oberstein) Stadt BIR 104, 119E, 184,369,370 f., 373,385, Hemchaft Burg 184,349,369-371, Oberamt 371-373, Oberstein zum Loch 268 Oberstreit KH 105, 168,377 Obertiefenbach Kr.St. Goarshausen 120 ObenveseVRhein Stadt GOA 51,53,60,92,98, 142, 180,247,271,283,377 Ochsenheck b. Bergen BIR 27 Ockelstein Nahe 287 OckenheimBIN21,74,77,92,96,144,154,171, 176,181,302 Odenbach KUS 27,34,43,74,77,184 Odenwald 12,14,292 OdernheimIGlan ROK 105,118,142,182, 184, 341. Vgl. Gau-Odemheim Ölscheid Olscheid wüst bei Eschenau KUS 119 Österreich 194,300,380,387, Vorlande 330 OffenbachIGlan Kloster BIR 117,119,131,275, 308,365,368

Offenbach-Hundheim KUS 34 Ogeviller Reichsherrschaft Lothringen Frankreich 357 f., 361 Ohligskopf Binger Wald BIN 26 Ohlweiler SIM 122 Oldenburg Niedersachsen 16 Ominesheim Ensheim AZ 84 Oppenheim Stadt MZ 10,45,87,129,161,184, 191, 209,213, 215,219, 225 f., 232,236, 279,284,384 Oppertshausen SIM 23,25 Orient Vorderer 2 1.4 1 Orleans Frankreich 359 Ortenau 183,330,382 Osnabrück 332 Osterburg Kreuznach Gericht 0. KH 117, 159 f., 175-177,183,209,214-216,364 Ostertal49, 117 Ostfrankreich 23 Ostia Italien 281 Otterberg Abtei KL 188,371 Otzenhausen Ringwall WND 27 f. Otzweiler KH 119 Our Fluß 171 Paderborn 8 1 Palermo Sizilien 165 Pannonien röm. Provinz zwischen Ostalpen, Donau und Save 25,29,43,45 Panzweiler ZELL 173,234 Paris 71 f., 359,367 Passau Bayern 257,360 Pavia (1329) Italien 138,226 Pellenz 244,275 Pelligni Salm-Salm 366 Pervez Herrschaft Provinz Brabant Belgien 243 Petershausen Gericht Beltheim PetershäuserHof b. Zilshausen COC 244 Pfaffen-Schwabenheim Kloster BIN 13,35,85, 88, 92 f.,115, 117, 142, 153 f., 157, 168, 176 f., 219, 221, 223 f., 232, 245 f., 260. 274,278,385. Vgl. Schwabenheim a.d. Selz Pfalz 179,183,185 f., 196,226 f., 236,238,243, 248, 354, 272, 274 f., 284, 312, 330, 332, 341,362 f., 381,384 Pfalzel TR 279 Pfalzfeld GOA 74, 146 Pfeddersheim Worms WO 171, Georgenberg 25 1,356 Pfeffelbach BiR 26, 34 Pferdsfeld KH 21 f., 33, 105 f., 168,243,345 Pfinzgau 106 Pforzheim Baden-Württemberg 286

Philippsburg Festung Kr. Bruchsal368 Pinsweiler WND 26 Pisa Italien 128 Plaine Flüßchen Lothringen 357,365 Planig KH 20, 22.26-28, 32 f., 48, 53.57, 141 f., 302, 377 Plassenburg Schloß Kulmbach Oberfranken 316 Pleitersheim BIN 54, 83,86, 174,244,341 Pleizenhausen SIM 23, 122.3 10 Polen 302, 328 ,,Präfekturs',,F'raefecturaURheinhessen 118,181 Prag 271,280,319 Preußen 14,362 Prims 49, Primstal 172 Probsterade Prosterath 121 SIM vgl.Bnischied 121,358, Prostert 92 Prüm Abtei 54 f., 64,66-68,70,72,74-77.8083.87, 115,150,154, 164,171 f. Püttlingen Burgvogtei Puttelange Lothringen 243,262,357,366 Pulligny s. Nancy Lothringen 357 Pustertal Tirol 151 Putzweiler Potzweiler wüst 92, 108, 113 Ramberg Gem. Eusserthal BZA 35 Ramersweiß wüst SIM 122 Ransthal b. Börfink TR 35 Rastatt Baden 342 Raumbach KH 22,184 Ravengiersburg Stift Kloster Hundgeding SIM 13,68 f., 91,107,110-112,115, 121-123, 133, 138, 147, 175, 187 f., 214,242,309312,315,317,322,370,385 Raversbeuren ZELL 365 Ravenna 92,99, 190 Rayerschied SIM 122,309 Reckelhausen wüst SIM 122 Reckershausen SIM 111,337 RegensburgDonauBayern126,151,162f., 178, 333,365 Rehbach KH 106,168 Rehborn ROK 22,46,103,124,144 Reichenbach BIR 158,257, Reichenbacher Hof 345 Reichenbacher Tal 129, 131 Reichenstein Burg Niederheimbach GOA 178f., 189, 196,198 Reichweiler wüst bei Gemünden SIM 94, 123, 228 Reichweiler-Schwarzerden SIM 26,43 Reidenbach (Ober-, Mittel-, Nieder-) BiR 38 Reiffelbach KUS 184 ReiVMosel WIL 257

IV. Anhang Reims ChampagneFrankreich 49 f., 66.72.107, 124,145, 171,184,322 Reipoltskirchen KUS 341 Reisdorf Gem. Böllenbom BZA 235,243 Remagen AW 4ß Rembach wüst b. Hohenleimbach MY 275 Remeringen Amt Lothringen Remenng-les-Puttelange Dep. Moselle 273 Remigiusberg Kloster KUS 232 Remigiusland (Kusel) 49,66,72, 145, 147, 155, 322 Remmesweiler WND 25 ,,Rennweg" 25 Renzenberg wüst bei Stromberg KH 181 Rhaunen Hochgericht BKS 21,38,53,60,68 f., 79.83, 105, 114 f., 117 f., 120 f., 133-135, 358,362,366 f. Rhaunen-Sulzbach 346 Rheinböllen SIM 37, 103, 105, 146, 309-31 1, 322 Rheinböllerhütte SIM 339,346 Rheinfelden (1638) Kr.Säckingen 363 Rheinfranken 98 Rheingau 78,86,99,143,145,174 f., 178 f., 189, 193, 195, 198 f., 202,206,221,298 f., 303, 356,382 Rheingönheim LU 358,364 f. RheingrafensteinBurg KH 136f., 178,226,239, 241,243,249,294 f., 356-358.361 f., 364, 368,381, Amt 358, RheingrafschaftR. 357, 366,368 Rheinhessen 12, 14, 16, 22, 24 f., 28 f., 31, 38, 45 f., 48 f., 53.69 f., 80-82,88-90,96,102, 111,113, 124,138,174,179,226,233,238, 244, 322, 326, 338 f,. 344-346, 358, 364, 369,370,375,387 Rhens, RensRhein KO 49,96,176,195 Reichenbach Richenbach KL 107 Richenstein 277 Riegelbom Amt Gräfenstein Riegelbomer Hof b. Münchweiler PS 278 Riegenroth SIM 309 Riesenberg Riesberg Wäldchen bei Hahn? ZELL 38 Riesweiler S M 38, 122,320,344 Riffendal Hunolstein 27 1 Rijswijk (1697) Niederlande 341,351,364 f. Rimsberg BIR 25,168,172,257 Rinckenbachtal38 Ringebach Bach 369 f. Ringkopf (zwischen Allenbach und Kirschweiler) 27 Ringmauer bei Fischbach, die BIR 22

Rinsberg Rimsberg? Rathenhübel35 Rinzenberg B R 168 Ritzenberg wüst Reisberg (Gebiet der Abtei Mettlach im Amt Hemtein) 172 Rockenhausen Stadt ROK 34.43, 111,246 Rödern SIM 53 Rössen Leuna Merseburg 22 Rode wüst bei Achtelsbach BIR 271 Rodalben Gräfenstein PS 278 Rodte Vogtei b. Wildenburg BKS 358 Rodern Burg Elsaß 292 Rom 39,41, 77, 161, 187, 190, 259, 261. 307, 385 Rommerskirchen vgl. Eichloch Roschberg WND 27 Roth (Genheim,Schweppenhausen)KH 181,321 Roth KUS 184 Roth SIM 173 Rothenburg 0.T. Mittelfranken 279 Rotenfels an der Nahe, der KH 53,381 Rothselberg KUS 33,43 Rotslar Hemchaft Brabant Belgien 357 Rouen Frankreich 82 Roxheim KH 20.23 f., 54,63 f., 66,74,76,7982,88,144,168,234,242 Rudelsheim Rudolfesheim wüst am Rhein oberhalb Oppenheim 90 Rückweiler BIR 26 Rüdesheidahe 20,33,54,69,81,83-86,168, 171, 177,227 f., 242,244,375 Rüdesheiml'hein Stadt RÜD 206 Rümmelsheimmit Burg Leyen KH 22 f., 96,180, 302,377 Rupertsberg Kloster Bingerbrück Bingen BIN 143-146, 154, 156, 163 f., 186-199, 190, 194,205,224,232,242,300,394 Ruprechtseck Ruppertsecken ROK 322 Rußland 17.387 Ruwer 38,89 Saar 21,25,48-50,63,97,135,371 Saarbrücken 147 Saarburg Stadt 268 Saargau 7 1,94 Sabershausen SIM 244 Sachsen 306 Saffenberg Gem. Mayschoß AW 167 Salm Vogesen Grafschaft 357,359,361,366 Salborg Lothringen 201 Salzburg Österreich 62 Salzstraße 27 Sandvels bei Idar-Oberstein BIR 370

St. Alban vor Mainz Abtei, Stift Stadt Mainz 74, 94-96,103,109,115,123,154,176f., 187 f., 297,358,375. Vgl. Mainz St. Bernhard Großer, Alpenpa6 37 St. Denis Abtei bei Paris Frankreich 153, 172 St. Dizier/Mame Frankreich 359 St. Goar Stadt GOA 51,53,74-77,83 St. Jakob Abtei Stadt Mainz 377. Vgl. Mainz St. Johann BIN 176,397 St. JulianIGlan St.Julian-Obereisenbach KUS 119,375 St. Katharinen Kloster KH 23 f., 26 St. Maximin vor Trier, Abtei Stadt Trier 54 f., 70,72,74,81,83,86,88-94,104,107,109-

111, 114 f., 120-123, 125-127, 138, 145, 159, 176 f., 186, 188,249,309,358,362 f., 377. Vgl. Trier St. Medard KH 50 St. Omer Abtei Frankreich 80 St. Peter vor Kreuznach Kloster 145,175,224 f., 24 1 St. Peter Mainz 186 St. Quentin Frankreich 360 St- Stephan Mainz 95, 109, 111, 163, 187,297. Vgl. Mainz St. Wendel Stadt WND 38,268 St. Vith Provinz Lüttich 243 Santiago de Compostella Spanien 152, 175 Sargenroth S M 111, 122 Sarlesheim wüst Neu-Bamberg AZ 177,244 Sarmsheim Münster-Sarmsheim KH 20 f., Trollmühle 20, 24, 26,43, 95, 103, 115, 176 f., 302,358 Sauer-Schwabenheim vgl. Schwabenheim a.d. Selz Saulheim (Nieder-, Ober-) AZ 82,86,358 Sausenheim FT 86 Sayn Abtei Bendorf KO 116 f., 168 f., 256 f. Schallodenbach KL 247 Schanzhübel bei Waldlaubersheim KH 26 Scharfenstein bei Kiedrich RÜD 195 Schaumburg Amt Lothringen 372 Schauren BKS 53 Schimsheim AZ 321 Schiersfeld ROK 92, 115,364 Schirmeck Unterelsaß 357 Schlierschied wüst im Soonwald KH und SIM 140,171 Schmalkalden Thüringen 303,359 Schmerbach Schmerlebach oder Schwerbach BKS 121 SchmidtburgBurg SiM 11,27,91,113-115,117,

120 f., 124, 132-139,227, 231, 237,268, 343,358,362,376,379 Schmittweiler b. Kübelberg KUS 184 Schnellbach bei Hennweiler ? KH 278 Schneppenbach SiM 120,134,367 Schnerlebach Teil von Stipshausen BKS 121 Schnorbach SiM 309 f, Schönau Kloster Kr. Heidelberg 161 Schöneberg KH 24,33,105,376 Schönenberg Schönenberg-Kübelberg KUS 34, 38,275 Scholländer Hof KH 181 Schreykenberg Schreckhof bei Rehborn ? KH 244 Schwaben 200,384,386 Schwabenheim a.d. Selz BIN 54,83-86,93,95, 358 Schwabsburg MZ 10, 178 Schwarzenbach WND 20,25 f., 36 f. Schwarzerden WND 35 f. Schweden 13, 185,304 f., 319,328, 331,362364 Schweineschied-Löllbach KH 110 Schweinschied KH 33 f., 119,275,358,364 Schweiz 23,157, 170 Schweppenhausen KH 90.92 f., 181,302 Schwerbach BKS 69.92, 121 Sceringsfeld 93 Scetzecheim 86 Sebang Burg in der Aachener Gegend? 273 Seckenheim (1462) Mannheim 323,356 Sedan Frankreich 3 19 Seesbach SemendiskircheKH 22,26,33,95,105 f., 122,220,227 Seibersbach KH 33,375 Seillegau Metz Lothringen 94 Selbach WND 24,374 SeligenstadüMain Kr. Offenbach 169 Selters WW 173,220 Seltz5U1ein Burg Elsa6 45, 194,260,280 Selz Bach Rheinhessen 63, 100 f., 341 SenheimlMoselVogtei ZELL 49,234,243,275, 347 f. Sensweiler BKS 69,109,121,246 Sevenich SiM 276,278 Sidon alte Hafenstadt Phönikiens 29 Siefersheim AZ 21, 177, 183,226,341 Siegburg Abtei Siegkreis 176 Sien Siener Heide Hochgericht B R 21,24, 27, Siener Höhe 38,53,60,95,106,114 f., 117121,358,367 Sien-Hoppstätten B R 119

IV. Anhang Sierck/Mosel Lothringen Frankreich 72.76, 135 Siesbach Bach 24 f., 36, 39, 62, 71, 120, 171, 370 Siesbach BIR 172 Silberich bei Kirschweiler BIR 27 Simmerbach 51,53,62,91, 103, 122 f., 344 Simmern (Hunsrück) Stadt SIM 12 f., 20.22 f., 31,37f.,49,53,60.69, 81,91 f.,93-95, 105,111,115,122-124,277,279,307-323. 326 f., 329,333,337,342,344f., 347,355, 376,379,385 f. Simmern unter Dhaun Vogtei 55,69,79, 81,90 f., 114 f., 122, 127,358 Sion Kloster b. Mauchenheim AZ 224 Sitters ROK 184 Sizilien 165 Skandinavien 71 Slawen 53, Slawenland 78 Sobernheim Bad Stadt KH 11, 22 f., 26 f., 33, 38, 50 f., 60, 69, 104 f., 113, 141 f., 156, 168, 202, 227, 240, 319, 375, 379. Vgl. Steinhard Söterbach Bach 171 Sötern Herrschaft Burg WND 27,36,373,376 Sohren Pflege ZELL 43, 53, 60, 69, 91, 94 f., 123,258,288 Sohrschied Sohrscheid SIM 43, 121 Soignes Wald Reichsherrschaft Brabant 357 „Soltang"? 273 Sommerloch KH 140,374 f. Sonnenberg Sonnenberg-Winnenberg BIR 24 Soonwald 10, 22, 25, 37, Ochsenbaumer Höhe 38,47,49, 51 f., 61, 68,75, 105, 117, 123, 141,168,179,214,224,227,248,253,287, 324,338 f., 343-346 Sorbonne Paris 204 Spay MY 96 Spabrücken KH 22,140,345 f., 374 f., 386 Spanien 31 f., 304 f., 313, 329-331, 351, 354, 362-364 Spesbach KL 3 1 Spesenroth SIM 173 Speyer Stadt SP 10,45 f., 67,71,94, 128-130, 134, 139-141, 147, 150, 158 f., 163, 166, 173 f.,176 f., 179, 185 f. 195, 199 f., 205, 208f.,211,218f.,221,225f.,236,238f., 243,25 1,270 f., 283,317,374,380 Speyergau 65 f., 73,90,92,97 f., 106,109,110, 115,151 Spiesheim auf den Löchern AZ 118,131 Spitzweiler 63,243 Spoleto Italien 63,76

Sponheim Burg Kloster KH 13, 22-24, 33, 69, 142,148,150-152,154-157,164,166,168, 171-173,189,219 f., 222-225.227 f., 232, 242,256,269,274,285,292f.. 312 f., 324339,344,347,351,376 Sponsheim BIN 28,49,84,297,302 Sporkenheim Sporkenheimer Höfe Ingelheim BIN 171 Spreidelbach wüst bei Pferdsfeld KH 243 Sprendlingen BIN 79, 83, 85,94,97, 153, 174, 178, 221-224, 227, 233,239 f., 260, 326, 337 f. 341 f., 356 SpringiersbachKloster b. Bengel WIL 163, 172. 261,350 Stadecken MZ 96, 185,244,285 Staffel wüst bei Dienstweiler BIR 172,257 Stahlberg (Stalberg) Stahlecke (Staleck) Burgen b. BacharachRhein GOA 145, 155,264 StarkenburglMoselBurg ZELL 164, 168, 172174,256,260,263,267-269,285,293,295, 347 Staudemheim KH 27,33,105,142,358,364,374 Stein Burg Gem. Nordheim Kr, Bergstraße 244, 248 Stein Burg Idar-Oberstein BIR 369 Stein Amt Rheingrafenstein 360 Stein Reichsburg 121 Steinbach wüst Amt Gräfenstein PS 278 Steinbach SIM 309 f. Stein-Bockenheim AZ 86,90, 123, 358 Stein-Hachenbach BIR 119 Steinhard Bad Sobemheim KH 33 Steinkallenfels(Burgen Stock und Hane, Kallenfels, Stein) KH 121 f., 375, 381 Stetten KIB 95 Stipshausen BKS 121 Stolzenberg Burg b. Bayerfeld ROK 124, Stolzenberger Tal 184 Stolzenfels ? 125 Straßburg Elsaß Frankreich 67, 139, 197 f., 226, 262,265,317,365 Strimmig Vogtei ZELL 342,347 f, Stromberg, Stromburg KH 22, 24, 26, 32, Gollenfels 32, 33, Gollenfels 38.40, 102, 107, 110, 142, 147,222,230,232,309 f., 321 f., 344,346,379,387 Stromberger Hütte 346, Stromberger Neuhütte 339,346 Struther Gericht BKS 121 Stmthof Soonwald KH 345 Sulzbach Kim-Sulzbach 121,357 Syrien 29

Ortsregister Tal unter dem Rodenberg b. Dhaun KH 131 Taunus 384 Teisen BIR? 36 Thalfang BKS 21,38,43,47,93, 115, 135,358, Röderberg 36,43 Thallichtenberg BIR 24,27,34 Theisbergstegen KUS 34 Theley WND 25 Thiergarten Gem. Nalbom BKS 346 Tholey WND 36, 38,40,53,94, 115, 120, 181, 372, vicus Wareswald 40 Thronecken Amt vgl. Dhronecken Thüringen 53 f., 116, 176 Thurgau Schweiz 152 Tiefenbach SIM 92, 111, 122 Tiefenthal AZ 95, 115, 123 Tiro1346 Tours Frankreich 61 Traben vgl. Traben-Trarbach Trarbach (Traben-Trarbach) Stadt ZELL 42,163, 168,170,172,218,256,260,267,271,277 f., 285,288,293-295,314,316,337,347360,353-355,362,366, 373, Traben 265, 276 Traisen KH 23, 26, 33, 53, 92, 142, 168, 237, 273 f., 276,278,375 Trebelsheim Tribelsheim wüst bei Bingen BIN 54, 82, 84 Trechirgau 61, 107, 109 f., 112, 145, 147, 149 Trechtingshausen GOA 102 f., 146,300 Trier TR 10, 12 f., 27-29,31,3740,42,44 f., 47,49-51,60,63,67,71-73,80,88 f., 9294,96,98,105,108-110,113f.,117f.,120, 123 f., 127, 131 f., 134 f., 138, 145, 150, 153,155,157,162,164, 166f., 171 f., 172, 174,176,180, 199,209,222,226 f., 231 f., 237, 256-258, 260, 264 f., 268, 273, 294, 308,313,326,341,344,347,354,368,370, 373-375.379, 383-385.387. Vgl. St. Maximin Trifels Burg BZA 277 Trimbs MY 275 Tripolis 29 TrittenheimlMosel TR 324 Türkismühle WND 20 Tuche1 Hunolstein? 271 Udenheim Philippsburg 270,277 Udenkappeln WND 119,240 Uelversheim MZ 90 Vlfridesheim, Lefridesheim Rüdesheim/Nahe, Waldülversheim, Waldlaubersheim 86 f. Uffenbach Offenbach am Glan? 358

Uffgau 106 Uffhofen AZ 115, 123,358,365 Uhler SiM 53, 173,244 Ulm 219 Undenheim MZ 87 Ungarn 3 16, Ungarnmark 151 Unkel Stadt NR 257 Unter-Eisenbach KUS 275 Unterjeckenbach BIR 119,275 Unterfranken 78 Ürzig/~oselWiL 277 Utrecht Niederlande 261 Uuuersheim Uvversheim? Hulvinisheim = Ilbesheim 87 Veitsrodt BIR 121,371 Veldenz BKS 10 f., 50.53. 107, 124, 175, 182185,208,267,311,322,346,351,358,370 Verdun (843) 10,50,64 f., 71.80-82, 107, 115, 124, 182 f., 185,265,322,334,369 Verona Italien 66,98-100, 107, 163 Vianden Grafschaft Stadt Luxemburg 243,247, 253-255 Vinstingen Fknktrange Lothringen Frankreich 317,357,362,365 f. Vinxtbach b. Brohl39 Vogelsberg 22,78 Vogesen 39,49,52,75,367 Völkenroth SIM 173 Volkersberg wüst bei Idar-Oberstein BIR 370 Volksfeld MY 275 Vollmersbach BIR 69,90,92 f., 121,358,370 f. Volxheim BIN 54, 66, 83, 86, 90, 168, 176 f., 358 Vorkastel bei Börtink TR 27 Vormeltoyt Zoll Geldem? 261 Wachenheim WO, W.a.d.Weinstrat3e Stadt N W 24 Wackernheim WO 64,78-81,85 Wadgassen Kloster SLS 322 Wahlenau ZELL 53,62 Wahlbach SiM 53,309.31 1 Wahlheim AZ 84 Waldalgesheim KH 22-26,37 f., 54,69,83,85, 102 f., 145, 192, 302, 321, 346, 375, Kellerheck 38 Waldböckelheim Böckelheim Burg Amt KH 11, 23, 27, 33, 55, 60 f., 66 f., 69.76, 79, 93, 97, 105, 140 f., 151, 168, 173 f., 178,215. 220 f., 223,227,240, 256,259, 341, 345. 382 Waldeck Burg SiM 310

N. Anhang Wald-Erbach KH 24,33, 102f., 302,375 Waldgrehweiler ROK 184 WaLdhilbersheim (Guldental) KH 22 Waldlaubersheim KH 22, 24, 27, 33, 81, 181, 302,377 Waldülversheim = Waldhilbersheim 81,86 f. Waldsassen Abtei Tirschenreuth Oberpfalz 317 Wallertheim AZ 28 Walenbach Wahlbach? SiM 310 Wallhausen KH 53, 140, 177,374 f. Wallonien 346 Walsheim Walisheim Wildgrafen 132 Wallstadt/Mannheim 84 Warmsroth KH 24,302, 321,345 f. Wmberg Burg Herrschaft Lothringen Ham-sousVarsberg Dep. Moselle 376 Wartburg Thüringen 383 Wartenstein Herrschaft Burg Schloß KH 343, 362,375 f. Wasgau 243,274,382 Wassenach b. Bergen BIR 53 Wedemauwe wüst Simmem unter Dhaun KH 122 Wegelnburg Gem. Nothweiler PS 277 Weiden BiR 121 Wederath BKS 28, 31. Vgl. Belginum Weidas Kloster b. Dautenheim AZ 224 Weierbach B R 26 Weiersbach B R 28,372 Weiler bei Bingen 19 f., 24, 33, 55, 74, 102 f., 117, 141,192,300 Weiler = Braunweiler KH 234 Weiler b. Monzingen KH 20, 24, 55, 90, 122, 168,350,374 Weiler Dreckweiler oder Weilerhof bei FreiLaubersheim 177 Weiler b. Burg Gräfenstein PS 278 Weimar Thüringen 304 f. Weinheim Bergstraße Kr. Mannheim 238 Weinheim AZ 94,321 f. Weinsheim KH 22-24,26,33,54,59,66,68 f,. 74-76, 83, 87, 141 f., 151, 168, 220, 227, 242,344,375 Weisen Hunsrück? 376 Weiselberg b. Oberkirchen WND 27 Weiskirchen MZG 25 Weiperath BKS 346 Weisenau Burg Mainz-Weisenau 129 Weißenburg Elsaß 65, 70, 72, 74, 92, 94, 126, 130,163,356 Weitersbach BKS 35, 121, 346, Weitersbach KUS? 43 Weitersbom KH und wüst Simmem unter Dhaun KH 33, 122

Weitersheim = Gutenberg KH 225,228,242 Welchebom wüst Simmem unter Dhaun KH 122 Welgesheim BIN 83,86,96, 177, 181, 321 Wendelsheim AZ 54, 85 f., 95, 111, 115, 123, 358 Werdenstein lothr. Lehenhemchaft 372 Westerwald WW 12, 14,167 f. 220,339,384 Westfalen 129,246, 340,354,369,386 Westrich 10, 113,124, 178,279,358,372,382 Wetterau 21,78,84,95, 109, 180,235,246 Wetzlar Hessen 235 Wickenhof BiR 119 Wickenrodt BIR 22,24,69, 83, 108, 113,358 Wien 330,339,367 Wieselbach BIR 95, 119, 177 Wiesweiler BIR 34, 119,375 Wildburg Reichsburg Soonwald SiM 310 Wildenburg Amt Herrschaft Gem. Kempfeld BKS 27, 121, 134 f., 357 f., 362-367,370 Wildenstein Burg Dannenfels KIB 136 Wildgrafschaft auf der Heide zu Sien BIR 358. Vgl. Hochgericht auf der Heide Wilenstein Burg b. Trippstadt KL 179 ,,Wildgefahrte am Rhein" 358 Wildgrafschaft Kyrburg 357 WimpfenINeckar (1622) Kr. Heilbronn 330 Windesheim KH 22,24,33,53,60,69,96, 103, 176 f., 287,358,364-366,375 Winecke Burg Bingen-Büdesheim BIN 189 Wingartheiba 84 WinningenIMosel KO 169, 172, 256, 273, 277 f., 283,330,347,353 Winnweiler ROK 182 Winterbach KH 33, 168 Winterburg Burg KH 106, 168,225,227 f., 235, 243,248,251,253 f., 256,285,292 f., 295, 308,340,344,346 f., 351,353,386 Winterhauch 115, 117, 119, 177,358,370,373 Wintemheim Klein-Winternheim MZ 358 Winzenheim Bad Kreuznach-Winzenheim KH 33,96, 181, 183 f., 302,344,377 Wirschweiler Wirschweiler-Langweiler BKS 109,121 Wißberg b. Gau-Bickelheim AZ 21,24 Wohnroth SIM 173 Wöllstein Burg AZ 28, 66, 83, 90, 99, 133 f., 180,244 f., 341 Wörresbach Niederwörresbach BiR 259,275 f. Wörrstadt AZ 27,90,95, 115, 117, 123 f., 133, 176 f., 358, 363-366, 369, cometia 123 WolfMosel Kloster BKS 264,276,312,350 Wolfersweiler WND 24,35 f., 38,50, 184,369, 375

Wolfsheim AZ 39,250 Wolfstein Burg KUS 34, 117,261 Wonsheim AZ 21,94,244,249 Woppenroth BKS 120-122, 150 Worms Borbetomagus Civitas Vangionum 10, 28,3 1,3740,43,45 f., 60-62,65,67,7073, 79, 91, 98, 101, 107, 109, 124, 128 f., 134, 147, 150, 157, 161-165, 183, 185 f., 188 f., 191,200, 205, 226,230,236,239, 261, 283, 290 f., 322, 345, 356, 363, 380, 382-384 Wormsgau 72-74.76.78-82,84-86,88,90,92, 94.97 f., 101, 106, 110, 115, 147, 149, 151 Würrich ZELL 53 Würschweiler = Wörschweiler ING?69 Würzburg Unterfranken 62,70, 157 f., 183, 189, 325

Württemberg 373,382 Xanten Kr. Moers 39 Zaubach B R 119 ZelllMosel Stadt ZELL 268 Zerf Saarburg 25 Zilshausen COC 244 Zornheim MZ 95 Zotzenheim BIN 80,117,142,168,177,181,245 Zülpich Kr. Euskirchen 45, 116 Zürichgau 152 Züsch Herrschaft TR 346,349 Zweibrücken Stadt ZW 10 f., 184 f., 310 f., 315, 322,338,350,352 f., 385 ,,Zwischen den Wäldern" BKS 121

IV. Anhang

VERZEICHNIS DER VER~FFENTLICHUNGEN UN1V.-PROF.DR.WINFRIED DOTZAUER 1. Monographien Die Vordere Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707108. Die Entwicklung zum kurpfizischen 0beramt Kreuznach unter besonderer Berücksichtigung des badischen Kondominatsfaktors. Diss. phil.Mainz 1962. Bad Kreuznach 1963.269 S. Deutsche Studenten an der Universität Bourges. Album et liber amicorum. Meisenheim 1971.469 S. Freimaurergesellschaften am Rhein. Aufgeklärte Sozietäten auf dem linken Rheinufer vom Ausgang des Ancien Regime bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft. HabiLSchrift. Wiesbaden 1977 (Geschichtliche Landeskunde Bd.16). 303 S. Das Zeitalter der Glaubensspaltung (1500-1618). Darmstadt 1987 (Quellenkunde zur deutschen Geschichte der Neuzeit von 1500 bis zur Gegenwart. Hrsg.v.W.Baumgart Bd.1) 182 S. Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806). Darmstadt 1989.380 S. Quellen zur Geschichte der deutschen Freimaurerei im 18. Jh. unter besonderer Berücksichtigung des Systems der Strikten Observanz. Frankfurt/M. [usw.] 1992 (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle ,,DemokratischeBewegungen" Bd.3) 354 S. Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Der Weg zu einem Kernraum deutscher Reichsgeschichte (bis 1500). Versuch eines Arbeitsbuchs. Von den vor- und frühgeschichtlichen Anfangen bis zur Kurfürstenlandschaft. Frankfurt/M. [usw.] 1992 (Europäische Hochschulschriften 111, Bd.491). 393 S. Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz von 1500-1815. Die fürstliche Politik für Reich und Land, ihre Krisen und Zusammenbrüche. FrankfurtM. [usw.] 1993 (Europäische Hochschulschriften III, Bd.538). 544 S. Quellenkunde zur deutschen Geschichte im Spätmittelalter (1350-1500). Darmstadt 1996 Die deutschen Reichskreise (1383-1806). Geschichte und Aktenedition. Stuttgart 1998 Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfangen bis zur Französischen Revolution. Manuskript (406 S. Msch.schr.)

2. BEITRÄGE in Sammelbänden, Zeitschriften und Niederschriften (Protokollbänden), Artikel in Handbüchern Karten der Vorderen Grafschaft Sponheim. In: Niederschrift über die Tagung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz. Historisch-kartographische Vorhaben in Rheinland-Pfalz, am 30.13 1.Oktober 1960 in Meisenheim. (masch.schr.ve~ieifäItigt,hektogr.) Mainz 1961, S. 30-34 Beiträge zum Geleitswesen im Nahe-Mündungsgebiet.In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde lO(1961)H.l. S. 287-291 Gau und Wald im unteren Nahegebiet im Spätmittelalter und früher Neuzeit. Zum Problem der kleinräumigen Ergänzungslandschaften. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 11(1962)H.4, S. 56-59 Die Funktion des Hunsrücks als Brückenlandschaft, vornehmlich am Beispiel der Grafschaft Sponheim (15.-18.Jh.). In: Vorderer Hunsrück und Taunus in der rheinischen Geschichte und Kulturraumbildung. Niederschrift über die Tagung der Arbeitsgemeinschaft für westdeutsche Landes- und Volksforschung (Bonn) in Simmem (Hunsrück) in Verbindung mit dem Institut für GeschichtlicheLandeskunde an der Universität Mainz vom 30.9. bis zum 2.10.1963 (hektographiert). Mainz 1963, S. 25-32 ( S. 32-37 Diskussion) Miscelle: Recueil des Instructions donnees aux Ambassadeurs et Ministres de France depuis les

Verzeichnis der Veröffentlichungen

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Trait6s de Westphalie jusqu'h la R6volution Francaise. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 111 (NF 72)1963, S. 589-600 Oppenheim in der Blütezeit. In: 1200 Jahre Oppenheim am Rhein. Sonderausgabe der rheinhessischen Landeszeitung Jhg. 118, Nr.165, vom 20.7.1965 Traben-Trarbach. In: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd.5, Rheinland-Pfalz und Saarland. Hrsg.v.L.Petry. 2.Aufl. Stuttgart 1965, S. 371 Johann Bernhard von Botzheim, Oberamtmann zu Kreuznach. Ein Beitrag zur Untersuchung des rheinischen Beamtenadels im 16. Jahrhundert. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 15(1966)H.1, S. 258-260 Die linksrheinischen Gebiete der Markgrafen von Baden bis 1792. Protokoll der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein (vervielfältigtes Manuskript). Karlsruhe, 22.8.1966. S. 1 4 0 ( S. 40-46 Diskussion) Das sponheimische Landgericht im 17. und 18. Jh. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 15(1966)H.4, S. 305-3 12 Zur Geschichte der Wild- und Rheingrafen. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 15(1966)H.4, S. 305-312 Die Pfalzgrafen am Mittelrhein. In: Zwischen Rhein und Mosel. Der Kreis St.Goar. Hrsg.im Auftrag des Landkreises von F.-J. Heyen. Boppard 1966, S. 59-76 Geschichte der Stadt Bacharach. Ebd. S. 428430 Rheinhessen vor der Flurbereinigung. Erste Einheit im Departement Donnersberg. In: 150 Jahre Rheinhessen. Sonderbeilage der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 9.7.1966 Heinrich IV. von Frankreich und die Frage der römischen Königswahl in Deutschland. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 114(NF 75)1966, S. 71-146 Ein Gutachten zur Hinteren Grafschaft Sponheim aus dem Jahre 1765. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 13(1967)H.4, S. 133-154 Die Wild- und Rheingrafen. GeschichtlicheDarstellungenund Forschungsprobleme.In: Kreuznacher Heimatblätter 196711, S. 1-3 Wirtschaftund Verkehr im Rhein-Main-Gebiet im 16.Jahrhundert. In: Mittelrheinische Postgeschichte. Postgeschichtliche Blätter der Bezirksgruppe Koblenz der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte e.V. Jhg.15(1967)H.2, S. 7-1 1 2000 Jahre Landwirtschaft. Ein Streifzug durch die Agrargeschichte zwischen Rhein und Mosel. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 5(1968)H.l, S. 1-10 Die westlichen Gebiete der Markgrafen von Baden von 1402 bis 1803. Erwerbungen, Projekte, kulturelle und administrative Leistungen. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 14(1968)H.2, S. 31-54 Deutsche in westeuropäischen Hochschul- und Handelsstädten, vornehmlich in Frankreich bis zum Ende des alten Reiches. Nation, Bruderschaft, Landsmannschaft. In: Festschrift Ludwig Petry, T.2, Geschichtliche Landeskunde 5(1969) S. 89-159 Pfaffen-Schwabenheim und die Grafen von Sponheim. Bemerkungen zur imitatio regis. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 19(1970)H.l-2, S. 553-559 Der ,,Wahrliche Bericht" des Reichsherolds Caspar Sturm über den Kriegszug der drei verbündeten Fürsten gegen Franz von Sickingen im Jahre 1523. In: Ebernburg-Hefte 3(1969) S. 73-97 = Blätter für Pfälzische Kirchengeschichte und Religiöse Volkskunde 37138(1970/71) S. 348372 Die Mitglieder der Freimaurerloge ,,Les amis de la Nahe et du Rhin B 1'Orient de Creuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der Verwaltung, der Wirtschaft und des geistigen Lebens des RheinNahe-Hunsrück-Gebietes im Zeitalter Napoleons. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 16(1970)H.2, S. 49-71; H.3, S. 100-109.-Als: ,,Aus der Geschichte der Kreuznacher Loge" in: Bad Kreuznacher Heimatblätter 197013 S. 1lf., Nr.4 S. 15f.; Nr.5 S. 18-20; Nr.6 S. 22 Verzeichnis der Freimaurerloge ,,Les amis remis de la Nahe et du Rhin B I'Orient de Creuznach". In: LandeskundlicheVierteljahrsblätter 16(1970)H.3, S. 100-109 Die Koblenzer Freimaurerloge ,,L'Union deside". Ein Beitrag zu Aufklärung und Empire am Mittelrhein. In: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins 22/23(1970/71) 1973, S. 65108

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IV. Anhang

Bonner aufgeklärte Gesellschaften und geheime Sozietäten bis zum Jahr 1815 unter besonderer Berücksichtigung des Mitgliederbestands der Freimaurerloge ,,Fr&rescourageux" in der napoleonischen Zeit. In: Bonner Geschichtsblätter 24(1971) S. 78-142 Mainzer Illuminaten und Freimaurer vom Ende der kurfürstlichen Zeit bis zu den Freiheitskriegen. In: Nassauische Annalen 83(1972) S. 120-146 Die Städte Landau, Zweibrücken und Speyer und ihre aufgeklärten Gesellschaften vom Ende des Ancien regime bis zum Ende des napoleonischen Zeitalters unter besonderer Berücksichtigung der Freimaurerlogen. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 8 1(1972)S. 303-35 1 Karolingische ~ a m e n u mRoxheim. In: Kreuznacher Heimatblätter 197212, S. 7f. Bertold-Bezeline, Albriche und andere Personennamen. Ebd.1972/6, S. 24 Das aufgeklärte Trier. Freimaurerlogen und Lesegesellschaften. In: Geschichtliche Landeskunde 9(1973) S. 214-277 Die Mitglieder der Kölner Freimaurerlogen, insbesondere der Loge „Le Secret des trois Rois", vom Ende des Alten Reiches bis zu den Freiheitskriegen. Ein Beitrag zur Entwicklung der städtischen Gesellschaft vom Ancien regime zum Zeitalter Napoleons. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 44(1973) S. 123-231 Das sog. Chronicon Moguntinum, eine Quelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 25(1973) S. 9-31 Die Ankunft des Herrschers. Der fürstliche ,,Einzuguin die Stadt (bis zum Ende des Alten Reiches). In: Archiv für Kulturgeschichte 55(1973)H.2, S. 245-288 Der Kreuzzugsbericht im „Chronicon Moguntinum". Ein Beitrag zur Geschichte des Einflusses der Kreuzzüge auf die Rheinlande. In: Nassauische Annalen 85(1974) S. 21-42 Die Truchsessen von Alzey. Zur Geschichte einer Familie zwischen Adel und Ministerialität. In: Geschichtliche Landeskunde lO(1974) S. 97-125 Der publizistische Kampf zwischen Frankreich und Deutschland in der Zeit Ludwigs XIV.In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 121 (NF 82) 1974, S. 99-123 Mainz - Bingen - Trier. Die Geschichte eines bedeutenden Verkehrsweges von der Römerzeit bis heute. In: Jahrbuch der Vereinigung ,,Freunde der Universität Mainz" 1974175, S. 1-20 Der pfälzische Wildfangstreit. In: Festschrift für Fnedrich Ludwig Wagner, T.1. Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern 12/13(1974175) S. 235-247 Das ,,Burgenterritorium" des Franz von Sickingen. In: Ebernburg-Hefte 9(1975) S. 166-192 = Blätter für Pfälzische Kirchengeschichte und Religiöse Volkskunde 42(1975) S. 166-192 Worms und seine Freimaurerlogen bis zum Ende der napoleonischen Zeit. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 33(1975) S. 137-166 Frankenthal und die Freimaurerloge „La Franchise du Rhin" bis zum Ende der napoleonischen Zeit. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte l(1975) S. 259-307 Lesegesellschaft und Loge ,,Trois flammes vivifiantes" in Neustadt. In: Blätter für Pfälzische Kirchengeschichte und Religiöse Volkskunde 42(1975) S. 59-70 Das Rheinland in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Strukturen und Grundzüge. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 2(1976) S. 195-209 Deutsches Studium in Italien unter besonderer Berücksichtigung der Universität Bologna. Versuch einer vorläufigen zusammenstellenden Überschau. In: Geschichtliche Landeskunde 14(1976) S. 84-130 Deutsches Studium und deutsche Studenten an europäischen Hochschulen (Frankreich, Italien) und die nachfolgende Tätigkeit in Stadt, Kirche und Territorium in Deutschland. In: Stadt und Universität im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Sigmaringen 1977, S. 112-141 (Stadt in der Geschichte. Veröffentlichungen des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung Bd.3) Ivo Wittich - Historiker, Jurist und Gutenbergforscher. In: Tradition und Gegenwart. Studien und Quellen zur Geschichte der Universität Mainz. Wiesbaden 1977, S. 80-99 (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz Bd.1111) Gau und Wald in Rheinhessen. In: Alzeyer Geschichtsblätter 13(1978) S. 58-70 Zur Freimaurerei im Großherzogtum Hessen 1815-1830. 1n:Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 36(1978) S. 301-328

Verzeichnis der Veröffentlichungen

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Philipp J. Siebenpfeiffer und Johann Gg. Wirth. In: Personen und Wirkungen. Biographische Essays. Hrsg.v.der Landesbank Rheinland-Pfalz. Mainz 1979, S. 148-156 Die badische Herrschaft Gräfenstein und der linksrheinische Besitz der Markgrafschaft Baden. In: Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1980. Rengsdorf, Westerw. 1980, S. 38-42 Das Königswahlgeleit für die Kurfürsten in der Goldenen Bulle Karls IV. (1356). Ein Beitrag zur Interpretation der Goldenen Bulle. In: Beiträge zur mittelrheinischen Landesgeschichte. Geschichtliche Landeskunde 21(1980) S. 82-1 19 Liber Armorum Germanicae Nationis apud Bononienses 1628-1660. Ein Buch der Deutschen Nation an der Universität Bologna. Ebd. S. 151-191 Aufklärung und Sozietäten im 18. Jahrhundert. Deutsche Gesellschaften im europäischen Bezugsfeld. Ebd. S. 260-272 Anrufung und Messe zum Heiligen Geist bei Königswahl und Reichstagen in Mittelalter und Früher Neuzeit. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 33(1981) S. 11-44; Teil 2 ebd. 34(1982) S. 11-36 Führungsschichten am Rhein in der napoleonischenZeit. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz. Zeitschrift für Kultur und Geschichte lg(1982)H.l. S. 5-7 Die ,,Akteure6'Wirth und Siebenpfeiffer. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 19(1982)H.2, S. 29-31.- Abdruck in: Rhein-Zeitung, Sonderseite zum Hambacher Fest, Jhg.135, Nr.105,7.5.1982 Beiträge zur Statistik der kurpfälzischzen Oberämter am Ausgang des Ancien RBgime und der territorialen Nachfolgeinstanzen während der französischen Herrschaft. In: Vom Alten Reich zu neuer Staatlichkeit.Alzeyer Kolloquium 1979. Kontinuität und Wandel im Gefolge der Französischen Revolution am Mittelrhein. Geschichtliche Landeskunde 22(1982) S. 1-27 Die Liste der Meistbesteuerten des Jahres 1807 im Saar-DBpartement. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 8(1982) S. 57-85 Kontinuität und Wandel in den Führungsschichten des pfälzischen Raumes im Spiegel der aufgeklärten Gesellschaften des 18. und beginnenden 1 9 . h ~In: . Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 127(NF 88) 1979, S. 243-262 = Strukturwandel im pfälzischen Raum vom Ancien Regime bis zum Vormärz. Referate und Aussprachen der Arbeitstagung der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften vom 10.-11.10.1975 in Speyer. Speyer 1982, S. 2534 ( S. 35-36 Diskussion) Auswirkungen des Hambacher Festes im Naheraum. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 5(1983) S. 2(18)-4(20); 6(1983) S. 3(23)-4(24) Freimaurergesellschaften im Rheingebiet. Die Anfänge der Freimaurerei im Westen des Alten Reiches. In: Freimaurer und Geheimbünde im 18.Jahrhundertin Mitteleuropa. Hrsg.v.H.Reinalter. FrankfurtM.1983, S. 140-176 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 403) Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 20(1983)H.6, S. 151-156 Die Entstehung der frühneuzeitlichen deutschen Thronerhebung: Säkularisation und Reformation. In: Herrscherweihe und Königskrönung im frühneuzeitlichen Europa. Hrsg.v.H. Duchhardt. Wiesbaden 1983, S. 1-20 (Schriftenreihe der Mainzer Philosophischen Fakultätsgesellschaft Nr.8) Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann August Wirth. Zwei Leben im Vormärz für ein liberales und demokratisches Deutschland. In: Hambacher Fest 1832. Hambacher Vorträge 1982. Historischer Verein, Bezirksgmppe Neustadt. Neustadt a.d.W. 1983, S. 45-61 Die Auswirkungen des Hambacher Festes auf Frankreich. In: Hambach 1832. Anstöße und Folgen. Hrsg.v.A. Gerlich. Geschichtliche Landeskunde 24(1984) S. 164-189 Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken(1718-1768). In: Saarländische Lebensbilder Bd.2, Saarbrücken 1984, S. 61-8 1 Der kurpfälzische Wildfangstreit und seine Auswirkungen im rheinhessisch-pfälzischen Raum. In: Regionale Amts- und Verwaltungsstrukturen im rheinhessisch-pfälzischen Raum (14.-18.h.). Geschichtliche Landeskunde 25(1984) S. 8 1-105

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IV. Anhang

Bericht über das Forschungsprojekt (Editionen) „Quellen zur Geschichte der Freimaurerei, Geheimbünde und aufgeklärten Sozietäten in Mitteleuropa im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert" (Projektleiter H. Reinalter, Innsbruck). Teilprojekt: Die Freimaurerei in Deutschland im 18. Jahrhundert. In: Aufklärung - Vormärz - Revolution. Jahrbuch der Internationalen Forschungsstelle,,Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1 850" an der UniversitätInnsbruck 5(1985) S. 54-56 Die Ausformung der frühneuzeitlichen deutschen Thronerhebung. Stellenwert, Handlung und Zeremoniell unter dem Einfluß von Säkularisation und Reformation. In: Archiv für Kulurgeschichte 6811(1986) S. 25-80 Johannes von Müller und Georg Forster im Mainz der Erthal-Zeit (1786188-1792). Idealisierung der Vergangenheit und aufgeklärtes Vertrauen auf die Zukunft. In: Mainz - „Centralort des Reiches". Hrsg.v. Chr. Jamme U. 0.Pöggeler. Stuttgart 1986, S. 201-238 Gräfin Marianne von der Leyen. In: Saarländische Lebensbilder, Bd.3. Saarbrücken 1986, S. 67-86 Der KurrheinischeReichskreisin der Verfassung des Alten Reiches. In: Nassauische Annalen 98(1987) S. 61-104 Die Triebkräfte einer Sparkassengründung im gesellschaftlichen Umbruch der napoleonischen Ära: Die städtische SparkasseKoblenz. In: Zeitschrift für bayerische SparkassengeschichteH. l(1987) S. 149-173 Macht - Politik - Diplomatie. Gedanken über die Neudimensionierung der Verständniskategorien der französischen Deutschlanddiplomatie nach 1648 unter besonderer Berücksichtigung des Rheingebietes. In: Deutschland und Frankreich in der frühen Neuzeit. Festschrift für Hermann Weber zum 65. Geburtstag. Hrsg.v. H. Duchhardt U. E. Schmitt. München 1987, S. 331-359 Friedrich der Große im Brennpunkt von Freimaurerei und Aufklärung. 1n:Archiv für Kulturgeschichte 70(1988)H.2, S. 41 1-441 Zur Sozialstruktur der Freimaurer in Deutschland. In: Aufklärung und Geheimgesellschaften. Zur politischen Funktion und Sozialstruktur der ~reimaurerlo~en~im 18. Jhd. ~ r s ~ .H. v .Reinalter. München 1989, S. 109-149 (Ancien Regime Aufklärung und Revolution 16).- Auch Sonderdruck für die Forschungsloge Quatuor Coronati Bingen. Vom frühen Mittelalter bis zum 15. Jhdt. In: Bingen. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Hrsg.v. H. Mathy. Mainz 1989, S. 1-71,547-555 Die Verfassung der Stadt Kreuznach zur Zeit der Gesamtherrschaft 1427-1707108. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 53-92 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1) Die Freimaurerei und die Französische Revolutionn in Deutschland. In: Oberrheinische Aspekte des Zeitalters der Französischen Revolution. Stuttgart 1990, S. 41-86 Der Oberrheinische Kreis. In: Regionen in der Frühen Neuzeit. Hrsg.v. P.C. Hartmann. Zeitschrift für Historische Forschung. Beiheft 17. Berlin 1994, S. 97-125 Überlegungen zur Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. unter besonderer Berücksichtigung des rechtlichen Hintergrundes. In: Landesgeschichte und Reichsgeschichte. Festschrift für Alois Gerlich zum 70. Geburtstag. Hrsg.v. W. Dotzauer, W. Kleiber [u.a.] Stuttgart 1995, S. 165-193 (Geschichtliche Landeskunde Bd.42) Artikel ,,Freimaureru. In: Lexikon der Aufklärung. Deutschland und Europa. Hrsg.v. W. Schneiders. München 1995, S. 137-139 Reich und Temtorium als Brennpunkte der Kurfürstenpolitik von Pfalz, Mainz und Trier im Raum des heutigen Bundeslandes Weinland-Pfalz 1400-1500. In: 1495 - Kaiser, Reich, Reformen. Der Reichstag zu Worms. Ausstellung des Landeshauptarchivs Koblenz in Verbindung mit der Stadt Worms zum 500jährigen Jubiläum des Wormser Reichstags von 1495. Katalog. Koblenz 1995, S. 95-122 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz) Artikel ,,Wildfangrecht". In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 38.Lieferung (1995) S. 1421-1423 Die Illuminaten im Rheingebiet. In: Der Illuminatenorden (1776-1785187). Ein politischer Geheimbund der Aufklärungszeit. Hrsg.v. H. Reinalter. Frankfurt [usw.] S. 125-167 (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle,&mokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850")

Verzeichnis der Veröffentlichungen Artikel ,,Freimaurer". In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4.Aufl. Bd.3 F-H, Tübingen 2000, Sp.329-333 Der Oberrheinische Kreis vom Dreißigjährigen Krieg zum Westfälischen Friedensschluß 1648 und Nürnberger Exekutionstag 1649-50 - Der Kreuznacher „Kreistag" 1649150 und der Wormser Kreistag 1650-Die sponheimische Restitutiosnfrage. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25.Jhg.1999, S. 255-284 Reichskreise, Oberrheinischer Kreis, die Grafschaft Sponheim und der Kreuznacher Kreistag vom Januar 1649. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 45(1999)Heft 2, S. 53-82 Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Das Naheland und die Folgen der Aufklärung zwischen 1789 und 1848. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 46(2000) Heft 3, S. 113-124 War Dr. Johann Faust in Kreuznach? Der Brief des Abtes Johannes Trithemius an den Mathematiker Johann Virdung vom 20.8.1507. In: Ebernburg-Hefte 33(1999) S. 61-94 = Blätter für pfalzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 66.167. Jahrgang 199912000. S. 453-485 Alois Gerlich 70 Jahre. In: Mainzer Zeitschrift 90/91(1995/96) S. 155-157 Landesgeschichte und Reichsgeschichte. Festschrift für Alois Gerlich zum 70. Geburtstag. Hg.von Winfried Dotzauer, Wolfgang Kleiber, Michael Matheus und Karl-Heinz Spieß. Stuttgart 1995 (Geschichtliche Landeskunde Bd.42)

3. Buchbesprechungen Ingeborg Streitberger: Der Königliche Prätor von Straßburg 1685-1789. Wiesbaden 1961. In: Esslinger Studien. Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft für reichsstädtische Geschichtsforschung lO(1964) S. 245-249 Josef Wysocki: Kurmainz und die Reunionen. Diss. Mainz. Mainz 1961. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 112, NF 73(1965) S. 270-274 Carl Velten: Entstehung und Inhalt der Verfassung der sponheimischen Stadt Kreuznach. Bad Kreuznach 1964. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 1l(1965)Heft 2, S. 76-78 Hans Schmitt: Kurfürst Kar1 Philipp von der Pfalz als Reichsfürst. Mannheim 1963. In: Geschichtliche Landeskunde 2(1965) S. 219-223 Friedrich P. Kahlenberg; Kunnainzische Verteidigungseinrichtungenund Baugeschichte der Festung Mainz im 17. und 18. Jahrhundert. Mainz 1963. In: Geschichtliche Landeskunde 2(1965) S. 223-226 Meinhard Olbrich: Die Politik des Kurfürsten Kar1 Theodor von der Pfalz zwischen den Kriegen (1748-1756). Bonn 1966. In: Geschichtliche Landeskunde 3,2(1967) S. 252-255 Maria Dirks: Das Landrecht des Kurfürstentums Trier. Köln usw. 1965. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 16(1967)Heft 112, S. 354-356 Von der Reichsstadt zur 1ndustriestadt:'Wormsim 19. Jahrhundert. Ausstellung der Städtischen Kulturinstitute.Worms 1966. In: Mitteilungsblattzur rheinhessischen Landeskunde 16(1%7)Heft 112, S. 351-352 Bürgerbuch der Stadt Kaiserslautern 1597-1800. Bearb.von Fntz Braun und Franz Rink. Kaiserslautern 1965. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 16(1967)Heft 112, S. 352-354 Namensforschung. Festschrift Adolf Bach zum 75. Geburtstag. Heidelberg 1965. In: Geschichtliche Landeskunde 5,1(1968) S. 318-320 Heimatchronik des Kreises Kreuznach. Hrg.von Kurt Becker. Köln 1966(Heimatchroniken und Städte des BundesgebietesBd.30). In: Geschichtliche Landeskunde 5,1(1968) S. 339-342 Rolf Robischon: Freilichtmuseen als kulturpolitische Aufgabe. Neuß 1965. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 17(1968)Heft 112, S. 435-436 Winfried Noack: Landgraf Georg I. von Hessen und die Obergrafschaft Katzenelnbogen (15671596).phil.Diss. Mainz. Dannstadt 1966. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde 17(1968)Heft 112, S. 438440 Landkreis Kaiserslautern. Hrg.vom Landkreis Kaiserslautern. Bonn 1968. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessichen Landeskunde 19(1970)Heft 112, S. 578-580

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IV. Anhang

Kyösti Julku: Die revolutionäre Bewegung im Rheinland am Ende des 18. Jahrhunderts. Bd. 1. Helsinki 1965. In: Geschichtliche Landeskunde 5,2(1969) S. 420422 Heimatchronik des Kreises Neuwied. (Hrg.) von Kurt Becker u.a. Köln 1966. In: Geschichtliche Landeskunde 5,2(1969) S. 423-426 Karl-Georg Faber: Andreas van Recum 1765-1828. In: Historische Zeitschrift 21 l(1970) S. 705 Heiner Haan: Der Regensburger Kurfürstentag von 1636137. Münster 1967. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheinsa 119(1971) S. 5 15-5 17 Karl-Georg Faber: Die Rheinlande zwischen Restauration und Revolution. Wiesbaden 1966. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 119(1971) S. 527-530 Hermann Weber: Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635. Bonn 1969. In: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins 22/23(1970/71) S. 222-224 Richard Dertsch: Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz. Regesten T.1-4. Mainz 1962-67. In: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins 22/23(1970/71) S. 244-246 Hans Jörg Herold: Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach als Reichsfürst. Göttingen 1973. In: Historische Zeitschrift 22q1975) S. 717-719 Helmut Reinalter (Hrg.): Die Jakobiner in Mitteleuropa. Innsbruck 1977. In: Das Histonsch-Politische Buch 28(1978)Heft 10, S. 301 Erich Hubbertz: Zwei Jahrhunderte Freimaurerei am Niederrhein. Kleve 1979. In: Rheinische Vierteijahrsblätter40(1981) S. 456 Ludwig Hammermayer: Der Wilhelmsbader Freimaurer-Konvent von 1782. Heidelberg 1980. In: Aufklärung-Vormärz-Revolution.Mitteilungen der internationalen Forschungsgruppe ,Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850 Bd.l(l981) S. 50-51 Verzeichnis der Studierenden der Alten Universität Mainz. 1.4. Lfg. Wiesbaden 1979-81. In: Nassauische Annalen 93(1982) S. 356-357 Helmut Reinalter: Geheimbünde in Tirol. Von der Aufklärung bis zur Französischzen Revolutiomn. Bozen 1982. In: Aufklärung-Vormärz-Revolution. Mitteilungen der internationalenForschungsgruppe ,,Demokratische Bewegungen" Bd.3(1983) S. 73-74 Alois Gerlich (Hrg.): Vom Alten Reich zu neuer Staatlichkeit. Alzeyer Kolloquium 1979. Wiesbaden 1982. In: Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 71/72(1984) S. 260 Verzeichnis der Studierenden der Alten Universität Mainz. Hrsg.von Präsident und Senat der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz. Lfg. 5-6. Wiesbaden 1982. In: Nassauische Annalen 95(1984) S. 415-416 Die Matrikel der Universität Köln. Bd.4-7. Düsseldorf 1981. In: Rheinische Vierteijahrsblätter 48(1984) S. 387-388 Klaus Peter Decker: Frankreich und die Reichsstände 1672 - 1675. Die Ansätze zur Bildung einer ,,Dritten Partei" in den Anfangsjahren des Holländischen Krieges. Bonn 1981. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 132, NF 93(1984) S. 476 Ulrich Im Hof: Das gesellige Jahrhundert. Gesellschaft und Gesellschaften im Zeitalter der Aufklärung. München 1982. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 132, NF 93(1984) S. 517-519 Alwin Müller: Die Geschichte der Juden in Köln von der Wiederzulassung 1798 bis um 1850. Köln 1984. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 49(1985) S. 368-369 Zirkel und Winkelmaß. 200 Jahre Große Landesloge der Freimaurer. 86. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1984. In: Aufklärung-Vormärz-Revolution. Mitteilungen der internationalen Forschungsgruppe,,DemokratischeBewegungen" Bd.4(1984) S. 7374 Manfred Agethen: Geheimbund und Utopie. nluminaten, Freimaurer und deutsche Spätaufklärung. München 1984. In: Nassauische Annalen 97(1986) S. 283-284 Andreas Schneider: Der Niederrheinisch-Westfälische Kreis im 18. Jahrhundert. Düsseldorf 1985. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte, Heft 1-2 (1988) S. 51-52 Peter Blum: StaatlicheArmenfürsorge im Herzogtum Nassau 1806-1 866. Wiesbaden 1987. In: Nassauische Annalen 99(1988) S. 287-289 Joseph 11. und die Freimaurer im Lichte zeitgenössischer Broschüren. Hrsg.u. eingel.von Helmut

Verzeichnis der Veröffentlichungen Reinalter. Wien usw. 1987. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136(1988)S. 527528 Reinhard Graf von Neipperg: Kaiser und Schwäbischer Kreis (1714-1733). Stuttgart 1991. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1992, Heft 4, S. 390-392 S. 508-509 Peter Claus Hartmann: Der Bayerische Reichskreis (1500 bis 1503).Berlin 1997 (Schriften zur Verfassungsgeschichte 52). In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 3 Stefan Mörz: Aufgeklärter Absolutismus in der Kurpfalz während der Mannheimer Regierungszeit des Kurfürsten Kar1 Theodor (1742-1777). Stuttgart 1991. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 1992, S. 11-12 Peter Claus Hartmann: Der Bayerische Reichskreis (1500 bis 1803). Berlin 1997 (Schriften zur Verfassungsgeschichte52). In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte22(2000)Nr.2, S. 269-270.Ebenso: Nassauische Annalen 11q1999) S. 475476 Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440-1493) nach Archiven und Bibliotheken geordnet hrg.von Heinrich Koller und Paul Joachim Heinig. Heil 11: Die Urkunden und Briefe aus den Archiven und Bibliotheken des Freistaates Sachsen, bearb.von Elfie Maria Eibl. Hrsg. Komm.f.die ~euliearbeitung der Regesta Impeni usw. Wien usw. 1998. In: Nassauische Annalen 1lO(1999) S. 395396 Heinz Duchhardt (Hrg.): Der Westfälische Friede. Diplomatie - politische Zäsur - kulturelles Umfeld - Rezeptionsgeschichte. Red. Eda Ortlieb. München 1998 (HZ Beiheft NF 26). In: Nassauische Annalen 1lO(1999) S. 418419 Kurmainz, das Reichserzkanzleramt und das Reich arn Ende des Mittelalters und im 16. und 17. Jhdt. Hg.von Peter Claus Hartmann. Stuttgart 1998 (Geschichtliche Landeskunde Bd.47). In: Nassauische Annalen 11q1999) S. 415 Axel Gotthard: Säulen des Reiches. Die Kurfürsten im frühneuzeitlichen Reichsverband. Teilbd.1: Der Kurverein. Kurfürstentage und Reichspolitik. 2. Wahlen. Der Kampf um die kurfürstliche ,,Praeeminenz". Husum 1999. In: Nassauische Annalen 11l(2000) S. 507-508 Konrad Repgen: Der Dreißigjährige Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen. Hrg.von Franz Bosbach und Christoph Kaufmann. 2.usw.Aufl. Paderbom usw. 1999 (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffenhtlichungen der Görresgesellschaft. NF. Bd.51). In: Nassauische Annalen 11l(2000) S. 508-509

4. Vorträge (Teilnahme an Kolloquien mit einem Vortrag) Karten der Vorderen Grafschaft Sponheim. Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz: Historisch-kartographische Vorhaben in Rheinland-Pfalz 30.10.-3 1.10.1960 in Meisenheim am Glan Beiträge zum Geleitswesen im Nahe-Mündungsgebiet.- Arbeitsgemeinschaft rheinhessischer Heimatforscher 8.10.1960 in Gau-Algesheim Oppenheim in seiner Blütezeit und seine Rolle im Rheinischen Städtebund.- Volkshochschule Oppenheim zur 1200-Jahr-Feier der Stadt 26.1.1965 in Oppenheim Das Kreuznacher Blutgericht. Die Landgrafschaft im Nahegau.- Arbeitsgemeinschaft rheinhessischer Heimatforscher 23.4.1966 in Bad Kreuznach Die linksrheinischen Gebiete der Markgrafen von Baden (vom Mittelalter) bis 1792.- Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein 6.5.1966 in Karlsruhe Die Mainzer Freimaurerei während der Revolution und der napoleonischen Ära.- Mainzer Altertumsverein 2.2.1970 in Mainz Die Mitglieder der Freimaurerloge ,&es amis r6unis de la Nahe et du Rhin ii 1'Orient de Creutznach".- Arbeitsgemeinschaft für die Heimatgeschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes 14.3.1970 in Kirn an der Nahe Die Truchsessen von Alzey.- Alzeyer Colloquium des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz und des Kuratoriums Alzey 10.10.1970 in Alzey

IV. Anhang Das Chronicon Moguntinum. Eine Mainzer Geschichtsquelle zwischen Mittelalter und Neuzeit.Mainzer Altertumsverein 15.1.1973 in Mainz Die Ankunft des Herrschers. Der fürstliche ,,Einzugwin die Stadt. Habilitationsvortrag (Vorläufiger GemeinsamerAusschuß der Fachbereicheund Fachbereich Geschichtswissenschaft)23.12.1973 Universität Mainz Der publizistische Kampf zwischen Frankreich und Deutschland in der Zeit Ludwigs XIV. „Des iustes pretentions du Roi sur 1' Empire". Der Publizist Antoine Aubery und seine Gegner (1 6671669).- Öffentliche Vorlesung 14.12.1973 Universität Mainz Die Anfänge der Freimaurerei in Trier im 18. und 19. Jahrhundert.- 170-jähriges Bestehen der Johannis-Freimaurerloge ,,Zum Verein der Menschenfreunde" 9.2.1974 in Trier Wanderungen über die Ausonius-Straße (Bingen-Trier). Historischer Querschnitt durch zwei Jahrtausende Geschichte einer Straße.- Arbeitsgemeinschaft für die Heimatgeschichte des NaheHunsrück-Raumes 11.5.1974 in Kirchberg, Hunsrück.- Ebenso: Mainzer Altertumsverein 5.11 .I973 in Mainz Das Burgenterritorium des Franz von Sickingen. 20. reformationsgeschichtlicherVortrag der Ebernburg-Stiftung 12.5.1974 auf der Ebernburg Deutsches Studium und deutsche Studenten an europäischen Hochschulen (Frankreich, Italien) und die nachfolgende Tätigkeit in Stadt, Kirche und Territorium in Deutschland.- Arbeitskreis für südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung,gemeinsam mit dem Arbeitskreis für landschaftliche deutsche Städteforschung 10.11.1974 in Tübingen Die hessische Freimaurerei bis 1830.- Historischer Verein für Hessen 20.1.1975 in Darmstadt Kontinuität und Wandel in den Führungsschichten des pfälzischen Raumes. - Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften aus Anlaß ihres 50-jährigen Bestehens 10.10.-11.10. 1975 in Speyer Der Mainzer Rechtslehrer, Historiker und Gutenbergforscher Ivo Wittich (gest.1507).- Mainzer Altertumsverein 17.l. 1977 in Mainz Gau und Wald in Rheinhessen.- Altertumsverein für Alzey und Umgebung und Institut für GeschichtlicheLandeskunde an der Universität Mainz anlässlich der 600-Jahr-Feier der Stadterhebung 22.10.1977 in Alzey Aufklärung, Sozietät, Freimaurerei.- Verleihung des Kulturpreises Deutscher Freimaurer 6.5.1978 in Travemünde Aufklärung und Sozietätenim 18.Jahrhundert.- Anhörverfahren im Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität O s n a b ~ c k(Lehrstuhlbewerbung) 11.7.1978 in Osnabrück Das Reich, das Haus Luxemburg und Kar1 IV.(l316-1378).- Volkshochschule Alzey 13.9.1978 in Alzey Technik, Industrie und Wirtschaftsstruktur in Deutschland im Vormärz.- Tagung: Die politischen Umwälzungen in Deutschland von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Die deutsche Bundesakte und die einzelstaatlichen Verfassungen.- Institut für Lehrerfort- und Weiterbildung Mainz 28.9.-30.9.1978 in VallendarlRhein Beiträge zur Statistik der kurpfälzischen Oberämter um 1789 und der territorialen Nachfolge-InstanZen während der französischen Besatzungszeit (bis 1813).- Alzeyer Colloquium des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz und des Kuratoriums Alzey 3.5.5.5.1979 in Alzey Das deutsch-französischeVerhältnis vom Westfälischen Frieden bis zum Frieden von Ryswick (16481697)- ILF Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung Mainz 14.5.-17.5. in Trier Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth. Zwei Leben im Vormärz für ein liberales und demokratisches Deutschland.- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät 11. Gastvortrag im Rahmen einer Lehrstuhlausschreibung 18.12.1979 in Würzburg Les cercles Germaniques de leur creation jusqu'h la fin de 1'Empire.- Faculte des Sciences Humaines, Universite de Dijon, Dijon, Frankreich Mai 1981 Der kurpfälzische Wildfangstreit und seine Auswirkungen im rheinhessisch-pfälzischen Raum.-

Verzeichnis der Veröffentlichungen

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Alzeyer Kolloquium des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz und des Kuratoriums Alzey 1.10.-3.10.1981 in Alzey Die Entstehung der frühneuzeitlichen deutschen Thronerhebung- Kolloquium „Herrscherweiheund Königskrönung im frühneuzeitlichen Europa" aus Anlaß des 60. Geburtstages von H. Weber am 18.119.2.1982 Die „Akteurec'des Hambacher Festes: Wirth, Siebenpfeiffer u.a. Analyse der Hambacher Reden.ILF Tagung des Instituts für Lehrerfort- und Weiterbildung Mainz 2.3.4.3.1982 in Speyer Aufgeklärte Sozietäten in Mainz: Illuminaten und Freimaurer.- ,,Aufklärung in Mainz". Kolloquium der Mainzer Philosophischen Fakultätsgesellschaft 23.124.4.1982 in Mainz Das Hambacher Fest. Seine politischen Ideen und die studentische Beteiligung. Festvortrag auf dem 36. Stiftungsfest der Studentenverbindung Hasso-Rhenania im CV, Mainz 8.5.1982 in Mainz 150 Jahre Hambacher Fest. Motive - Verlauf - Wirkungen. Verband Bildung und Erziehung, Kreisverband „Obere Nahe" 18.5.1982 in Idar-Oberstein Die Wirkungen des Hambacher Festes auf Frankreich. Wissenschaftliches Kolloquium aus Anlaß der 150-Jahrfeierdes Hambacher Festes von 1832 vom 24.5.-26.5.1982 in Neustadt/Weinstraße Julirevolution und Hambacher Fest in ihren Auswirkungen auf die Gebiete an Glan, Saar und Nahe und die preußische Rheinprovinz. Verein für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach e.V. 20.1 1.1982 in Bad Kreuznach Reformation ohne Martin Luther? Zur sozialgeschichtlichen Theoriediskussion.- Erziehungswissenschaftliche Hochschule Rheinland-Pfalz, Abteilung Landau, im Rahmen der Bewerbung um eine Professur 5.7.1983 Luther für Historiker, ,,Keine Denkmalpflege".- Die kulturgeschichtliche Wirkung des Reformators Martin Luther.- ErziehungswissenschaftlichesFort- und Weiterbildungsinstitut der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz, Landau und Katholisches Institut für Lehrerfort- und Weiterbildung Mainz 11.10.-13.10.1983 in Landau Johannes von Müller und Georg Forster im Mainz der Erthal-Zeit,- ,,Mainz - Zentralort des Reiches", Colloquium der Wemer Reimers-Stiftung in Bad Homburg v.d.H. 29.2.-3.3.1984 Die Triebkräfte einer Sparkassengründung im gesellschaftlichen Umbruch der Napoleonischen Ära: Die städtische Sparkasse Koblenz.- Sparkasse im Umbruch und in der Krise. 5. Tagung des Arbeitskreises für Sparkassengeschichte in Neuhof an der Zenn 4.15.7.1984 Der Mainzer Kurfürst von Erthal in seinen Beziehungen zu Johannes von Müller und Georg ForSter.- Mainzer Altertumsverein 12.11.1984 in Mainz Zur Sozialstruktur der Freimaurerei in Deutschland.- Italienisch-deutsches Institut in Trient. Seminar: Aufklärung und Geheimgesellschaften,Politische Funktionen und Sozialstruktur 29.130.1 1. 1985 Friedrich der Große im Brennpunkt von Freimaurerei und Aufklärung,- Hamburger Bach-Gesellschaft e.V. Internationaler Verein für die Musik der Bach-Söhne 20.9.1986 Die frühneuzeitlicheThronerhebung unter dem Einfluß von Säkularisierung und Reformation.- Rechtsgeschichtliches ~ b e n d ~ e s ~ rJohann k h . Wolfgang ~oethe-~niveriität Frankfurt a.M. Institut für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 22.6.1987 Die FranzösischeRevolution und die Freimaurerei in Deutschland.- Symposium 1789. Sous le haut Patronage de Mr.le Ministre des Affaires culturelles organisk par la Grande Loge de Luxemb u r g et la Loge de Recherche Quatuor Coronati de Bayreuth. Burglinster, Luxemburg 3.6.1988 Die Versammlung des Oberrheinischen Reichskreises in Kreuznach 1649150und die Lage im Gebiet von Nahe-Hunsrück-Pfalz nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden.Verein für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach e.V. Herbsttagung 1998 Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Das Naheland und die Folgen der Aufklärung zwischen 1789 und 1848. Festvortrag anlässlich der Matinee „I90 Jahre Freimaurerei in Bad Kreuznach" 28.11.1999 in Bad Kreuznach

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