Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 vom Tage seiner Gründung bis zum Jahre 1909


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German Pages 96 Year 1909

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Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 vom Tage seiner Gründung bis zum Jahre 1909

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Ger

WIDENER

268 42.6

HN X5VF

Infanterie - Regiment

Prinz

Morit

von Anhalt - Deffau

( 5. Pommerfches ) Пr . 42 .

8.

Nach einer Original-Aufnahme von J. C. Schaarwächter, Königlichem Hofphotographen, Berlin.

D

Geschichte

des

Infanterie - Regiments

Prinz Moritz von Anhalt - Deſſau (5. Pommersches) Nr. 42

vom Tage ſeiner Gründung bis zum Jahre 1909

Im Auftrage für Unteroffiziere und Mannschaften bearbeitet von

Mohr Leutnant im Regiment

ML

Berlin 1909 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 68-71

: Etan &fund.

Alle Rechte aus dem Geseze vom 19. Juni 1901 sind vorbehalten.



Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Die Zuſammenſtellung des Regiments und die erſten Jahre nach seiner Gründung •

1 6

II. An der polnischen Grenze 1863 III. Während des Dänischen Krieges 1864

822

9

IV. Der Feldzug von 1866 V. 1866 bis 1870

29 VI. Krieg gegen Frankreich 1870/71 29 Vom Beginn des Krieges bis zur Kapitulation von Mez Marsch nach Paris und Einschließung von Paris bis zum 35 1. Dezember Die Schlacht bei Villiers-Champigny am 2. Dezember 1870 • 38 • 40 Der Jura-Feldzug, vom 1. Januar bis 1. Februar 1871 Der Marsch in die Kantonements und der Waffenſtillſtand . · 47 VII. Met . 49 3355

VIII. Wechsel der Garniſon Metz mit Stralsund und Greifswald sowie die Jahre 1886 bis 1900

53

5:29

56 IX. Die Ereigniſſe im Regiment von 1900 ab X. Unhang. • 65 1. Lebensskizze des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau 69 2. Geschichte der Fahnen des Regiments 72 3. Die jetzigen Garnisonorte des Regiments 4. Vereine ehemaliger Angehöriger des Infanterie-Regiments Prinz Morig von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) Nr. 42. . . 87

I. Die Zuſammenſtellung des Regiments und die ersten Jahre nach ſeiner Gründung. as Infanterie-Regiment Prinz Morig von Anhalt-Deſſau ſieht auf keine allzu lange Zeit des Beſtehens zurück; es hat nicht unter dem Großen Kurfürsten gegen Polen und Schweden gefochten, nicht seine Fahnen in den ruhmvollen Feldzügen Friedrichs des Großen entfaltet,

nicht

helfen können, das Vaterland vom Joche Napoleons I. zu befreien. Erst im Jahre 1860 entſtand das Regiment.

Aber die ver-

hältnismäßig kurze Spanne Zeit seines Bestehens hat gezeigt, daß das Regiment sich würdig

der glänzenden Vergangenheit der

ältesten Regimenter unserer Armee anzureihen vermochte. Die Geschichte des Regiments beginnt mit der A. K. O. vom 23. Februar 1860, durch welche die Neugestaltung der preußischen Armee, die Vermehrung der Infanterie und Kavallerie, die Bildung 32 neuer Infanterie-Regimenter verfügt wurde.

Der Geburtstag

des Regiments war also jener Tag, an dem eine neue glänzende Zukunft für Preußen begann, jener Tag, von dem ab der preu= ßische Adler seine Flügel wiederum zur Sonne emporſchwang, und die Morgenröte einer neuen großen Zeit aufging . Neugestaltung

baute der

nachmalige

Kaiser

Durch diese

Wilhelm der

Große das Fundament zu jener stolzen Armee, welche die preußischen Fahnen siegreich über die Düppeler Schanzen, den Alsenſund , über die Schlachtfelder Böhmens und, mit unvergänglichem Lorbeer geschmückt, durch Welschlands Gaue bis in das Herz von

2

Frankreich hineintrug.

Ohne jenen 23. Februar hätte die Welt=

geschichte ein Wiederaufstehen des Deutschen Reiches wohl kaum zu verzeichnen

gehabt,

ohne

wigs XIV . zu Versailles

ihn

wäre

im Königsschlosse

Lud-

die Kaiserkrone schwerlich auf das

Silberhaupt Wilhelms des Großen gesetzt worden . Im Jahre 1858 erkrankte der damalige König Friedrich Wilhelm IV . so schwer, daß ſein Bruder, der spätere König Wilhelm I., die Regentschaft übernehmen mußte. Klaren Blickes erkannte dieser weise Fürst, daß unsere Armee für die Durchführung der hohen Aufgabe, die Preußen sehung bestimmt war , zur Erkämpfung deutschen Landen, nicht genügen könne.

der

von

der

Vor-

Vorherrschaft

in

Unter dem Druck der Ver-

hältnisse hatte man in den Befreiungskriegen 1813/14 der Landwehr eine sehr wesentliche Aufgabe zuweisen müssen.

Die

Landwehr

löste ihre Aufgaben glänzend, ſie rechtfertigte das in sie gesetzte Vertrauen.

Infolgedessen

wurden

die

Landwehr- Formationen

nach dem Friedensschlusse als wichtiger Teil der Armee beibehalten. Aber die Zeiten änderten sich.

Der italienische Feldzug

1859 bildete einen Wendepunkt in der Kriegführung .

von

Die schnelle

Mobilmachung und der schleunige Transport bedeutender Heeresmaſſen, die vermehrte Feuerwirkung und eine ihr entsprechende Umgestaltung der Taktik traten in die Erscheinung.

Diesen Er-

fahrungen und den aus der eigenen Mobilmachung des 1859 geschöpften Lehren hatte Preußen seine Kräfte

Jahres

anzupaſſen.

Dem sorgfältig prüfenden Blick des königlichen Herrn blieb die Unzulänglichkeit dieser Kräfte nicht verborgen, namentlich angesichts der geringen Bürgschaften, welche die damalige Kriegsverfaſſung des deutschen Bundes für die Sicherheit des Bundesgebietes bot. Es war für Preußen eine Notwendigkeit, ſich ſo vorzubereiten, daß man einen Deutſchland bedrohenden Stoß aus eigener Kraft zunächst abwehren, möglichst sogar einen Krieg gegen eine ausländische Macht selbständig durchführen könne.

Das Mittel zur Her=

stellung dieser Bereitschaft konnte nur darin gefunden werden, daß man die Schlagfertigkeit des Heeres von der zeitraubenden Mobil-

M&S

G

machung der Landwehr unabhängig machte und die durch den Fortfall der Landwehr - Regimenter

entstehende

Verminderung

der

Feldarmee durch eine entsprechende umfangreichere Heranziehung der jüngeren Kräfte des Volkes ausglich. Die Neugestaltung oder Reorganiſation der preußischen Armee von 1860 gründet sich darauf, unter möglichster Ausdehnung der allgemeinen Wehrpflicht auf alle Wehrfähigen, den Schwerpunkt der nationalen Verteidigung in den jugendkräftigen Teil des Volkes zu verlegen und dafür die älteren Jahrgänge zu entlasten. Es war das ebenso eine Forderung der Gerechtigkeit wie des nationalen und

militärischen

Intereſſes.

So

einschneidende

konnten aber nicht mit einem Male vollzogen werden.

Maßnahmen Bereits nach

den Mobilmachungen des Jahres 1850 und 1859, bei denen vielfache Mängel der Armee-Organiſation zutage getreten waren, hatte man mit entsprechenden Vorbereitungen begonnen : Es fand eine engere Verschmelzung der Landwehr mit der Linie dadurch statt, daß die bisherigen Landwehr-Brigaden durch Infanterie-Brigaden erſegt wurden.

Diese bestanden aus je einem Linien- und dem

entsprechenden Landwehr-Regiment.

Das letztere trat jedoch erst

bei befohlener Mobilmachung zusammen.

Um die Kriegsbereit=

schaft der Armee zu erhöhen, wurde am 28. Juli 1859 die Aufſtellung von Landwehr-Stamm-Bataillonen zu je 450 Mann in den Stabsquartieren der bisherigen Landwehr -Bataillone angeordnet. Je drei dieser Bataillone bildeten ein Landwehr - Stamm-Regiment, das die Nummer des Linien- Regiments trug, aus dessen Mannschaften die betreffenden Landwehr - Stamm - Bataillone gebildet wurden. So stellte das 2. Infanterie -Königs - Regiment das 2. Landwehr-Stamm-Regiment auf.

Als Garniſon für den Stab

dieses Regiments, zu dessen Etat, neben dem Kommandeur und dem Adjutanten, noch ein Schreiber gehörte, wurde Stettin beſtimmt. Die Stamm-Bataillone des Regiments traten in Stettin, Stralsund und Anklam zusammen.

Von Anfang an wurde von den vor=

gesetzten Behörden betont, daß alle

getroffenen Maßregeln

einen vorübergehenden Charakter haben sollten .

nur

5

Nachdem

man

innerhalb

sieben

Monate

die

Landwehr-

Stamm- Bataillone in bezug auf die Zusammensetzung der Dienstaltersklassen mit den Linien-Bataillonen auf fast gleichen Fuß ge= bracht hatte, war der Augenblick gekommen, die nur noch dem Namen nach bestehende Verbindung mit der Landwehr

ganz zu

lösen und diese Stamm-Bataillone in die Reihen der Linientruppen überzuführen. Das geschah durch A. K. D. vom 5. Mai 1860 , die dem bisherigen 2. Landwehr - Stamm- Regiment die nunmehrige Benennung 2. kombiniertes Infanterie-Regiment brachte.

Bereits

zwei Tage vorher war die Verlegung des Regimentsſtabes und des Füsilier-Bataillons

diese Bezeichnung hatte das bisher in Anklam

ſtehende Landwehr- Stamm-Bataillon erhalten — von Stettin bzw. Anklam nach Stralfund angeordnet worden.

Die in Stettin und

Stralsund verbleibenden bisherigen Landwehr- Stamm- Bataillone erhielten die Bezeichnung I. und II. Bataillon. Der 5. Mai 1860 zählt alſo als der Tag, an dem die kombinierten Infanterie-Regi= menter aus dem Landwehr-Stammverbande ausschieden, und gilt als Stiftungstag unseres Regiments. Nachdem die folgende Zeit dazu benutzt war, auch in den inneren Angelegenheiten die Trennung der neuen Linien-Regimenter zu vollziehen, erhielt durch A. K. D. vom 4. Juli 1860 das 2. kombinierte Infanterie-Regiment die Benennung 5. Pommersches Infanterie-Regiment Nr. 42.

Das Regiment bildete mit dem

nunmehrigen Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV . (1. Pommersches) Nr. 2, aus dem es hervorgegangen war, die 5. Infanterie-Brigade, gehörte zur 3. Diviſion und zum II . Armeekorps. Das Jahr 1860 verlief dann in der uns allen bekannten Friedensarbeit. Am 2. Januar 1861 verseßte der Tod Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. das ganze Land in tiefe Trauer. Am 3. Januar fand die Eidesleistung der Truppen für König Wilhelm I. statt.

Wenn auch das Jahr einen traurigen Anfang genommen hatte, so wurde dem Regiment, ebenso wie den anderen neu errichteten

6

Truppenteilen, eine große Freude dadurch bereitet, daß es die durch die Gnade Sr. Majestät des Königs

gestifteten Fahnen

erhielt.

Schon durch A. K. D. vom 15. Oktober 1860, also am Geburtstage Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV ., hatte König Wilhelm I. , noch als Prinz-Regent, Fahnen an die Truppenteile verliehen und für die Nagelung wie Einweihung den 17. und 18. Januar des folgenden Jahres beſtimmt, in Erinnerung an die vor 160 Jahren erfolgte Krönung des erſten Königs von PreuBen Friedrichs 1. — zu Königsberg . Die Nagelung der Fahnen fand am 17., die Weihe am 18. Januar statt.

An diesem

Tage wurde in Gegenwart des Königs , seines gesamten Hauſes und der Vertreter des Heeres vor dem Denkmal Friedrichs des Großen in Berlin an 8 Garde-, 6 Grenadier- und 118 LinienFahnen, sowie an 2 Garde- und 8 Linien- Standarten der großartige Weiheakt vollzogen. Im Jahre 1862 hatten das I. und das Füsilier-Bataillon das II . Bataillon war in Stralsund zum ― Wachtdienst zurückgeblieben während des Brigade- Exerzierens unseres Regiments

die hohe Ehre, von Sr. Majestät dem Könige zum ersten Male be= sichtigt zu werden und sich die Allerhöchste volle Zufriedenheit zu erwerben.

II. An der polnischen Grenze 1863. Im Laufe des Jahres 1863 wurde das Regiment zum ersten Male zu einer größeren Tätigkeit berufen.

Die zu Anfang des

Jahres im ehemaligen Königreich Polen auf russischem Gebiete vorhandene Gärung hatte schließlich zur offenen Revolution geführt. Da die Wühlereien sich auch auf unsere Provinzen mit polnischer Bevölkerung erstreckten, so traf die preußische Regierung Maßregeln, um einerseits jedem Aufſtandsversuche zu begegnen, anderseits um ein Überfluten der revolutionären Elemente auf diesseitiges Gebiet zu verhindern.

Nachdem sich sehr bald die Erfolglosigkeit

7

des Aufstandes herausgestellt hatte, wurde von einer Zuſammenziehung größerer Truppenmaſſen abgeſehen und nur beſtimmt, daß vom I., II ., V. und VI. Armeekorps je eine Diviſion in die Grenzbezirke zur unmittelbaren Grenzbesetzung vorzuschieben sei.

Vom

II. Armeekorps traf das zunächst die 4. Division, jedoch trat im Juli die 3. Division an deren Stelle. Von unserem Regiment verließen der Stab, das 1. und 11. Bataillon am 9. Juli, das Füsilier-Bataillon am 28. Juli ihre Garnisonen, um teils im Fußmarsch, zum größten Teil mit der Bahn nach dem Grenzgebiet Polens befördert zu werden. in Bezirke und

Unterbezirke

eingeteilt.

Dieses

Gebiet war

Die letteren

wurden

durch Detachements aus je einem Bataillon und einer Eskadron besetzt.

Diese schoben je zwei Kompagnien und zwei Züge Kavallerie

unmittelbar an die Grenze vor , während die beiden anderen Kompagnien und zwei Züge Kavallerie die Reſerve bildeten. 1. des Monats fand ein Wechsel statt.

An jedem

Das I. Bataillon befand sich

in Inowrazlaw (jezt Hohensalza), der Stab und das II . Bataillon lagen in Gniewkowo und Umgegend, das Füſilier-Bataillon ſtand in Bromberg.

Von den an die Grenze vorgeschobenen Abteilungen

wurden außer den Ortswachen häufig größere und kleinere Pa= trouillen gegeben. Der Dienst war für die Mannschaften sehr beschwerlich; der unaufhörliche Patrouillendienst erwies sich aber als nötig, weil die ausgedehnten Forsten das übertreten von Zuzüglern und das Hinüberſchaffen von Munition und Waffen erleichterten. nicht vor.

Ereignisse von besonderer Bedeutung kamen indeſſen Das Erlöschen des polnischen Aufſtandes sowie der Aus-

bruch ernſter Verwicklungen mit Dänemark riefen das Regiment nach Pommern zurück. Am 31. Dezember 1863 war das ganze Regiment in Stralsund vereinigt.

III .

Während des Dänischen Krieges 1864.

Um diese Zeit konnte ein Krieg mit Dänemark bereits mit Bestimmtheit vorausgesehen werden.

Preußen bereitete alles auf eine

solche Möglichkeit vor und setzte auch seine Ostsee-Festungen in Verteidigungszustand .

Neben Stralsund, zu deſſen Armierung das Regiment derartig herangezogen wurde, daß jeder andere Dienst auf-

hören mußte, war besonders die Insel Rügen einem Angriff der dänischen Flotte ausgesetzt. So rückten denn am 2. Januar 1864 die 1. und 4. Kompagnie nach Rügen ab, erstere, um die Prosnizer Schanze, lettere, um die Drigger- Position zu besezen. Nachdem eine A. K. D. vom 15. Februar die Bataillone durch Einziehen von Reserven auf 802 Köpfe verstärkt hatte, wurden auch die 2. und 3. Kompagnie nach der Insel Rügen verlegt. Anfang April übernahmen diese beiden Kompagnien und eine Eskadron Ulanen den Schutz an der Ostküste der Insel, da sich hier Ende März häufig dänische Kriegsschiffe im Prorer- und Tromper -Wiek gezeigt hatten, auch schon Fischer der Halbinsel Jasmund von den Dänen aufgehoben waren. In der Folgezeit traten in der Besetzung der Insel sowie in der Verteilung der Kompagnien verschiedene Veränderungen ein, jedoch kam es zu einer kriegerischen Tätigkeit von seiten des Regiments nicht.

Nach der glorreichen Eroberung der Insel Alsen hatten die Dänen um Waffenruhe gebeten, die bald in einen Waffenstillstand bis zum endgültigen Friedensschluß verwandelt wurde.

Das vorübergehend in Stralsund untergebrachte

I. Ba= taillon ging im November nach Swinemünde in Garniſon. Noch während dieser geschilderten Begebenheiten hatte im Mai das II. Armeekorps die große Freude, Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen

Friedrich

Wilhelm

als

kommandierenden

General an seine Spitze geſtellt zu sehen. Bald nach Übernahme des Kommandos besichtigten Se. Königliche Hoheit das Regiment. Die Friedenstätigkeit im Jahre 1865 wurde in erfreulicher Weise durch die festliche Begehung des 8. Juni unterbrochen, dem

9 Tage der 50jährigen Vereinigung Neu- Vorpommerns und der Insel Rügen mit der Krone Preußens .

Zur Feier dieſes für die preu-

Bische Geschichte so wichtigen Tages trafen Se. Majestät der König mit sämtlichen Prinzen, Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin Victoria und dem General-Feldmarschall Grafen v. Wrangel in Stralsund ein.

IV. Der Feldzug von 1866. Im Jahre 1866 war es dem Regiment endlich vergönnt, sich mit dem Feinde zu meſſen und den Beweis zu liefern, daß die junge Truppe an kriegerischer Tätigkeit den alten Regimentern der Armee nicht nachstehe.

Auf den Gefechtsfeldern Böhmens, die hundert

Jahre früher die ruhmreichen Kämpfe der Armee Friedrichs des Großen gesehen hatten, sollte das Regiment die Feuertaufe empfangen und die jungfräulichen Fahnen mit frischem Lorbeer ge= schmückt aus siegreichem Feldzuge nach der Heimat zurückführen . Dänemark hatte nach dem Feldzuge 1864 Schleswig-Holstein aufgeben müſſen.

die Herzogtümer

Das Eroberte

Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet. Verwaltung führte zu Zwiſtigkeiten, die, allein

wurde

von

Diese gemeinſame bestehend,

wohl

kaum zu einem Kriege geführt hätten, die aber Veranlassung zu dem Entscheidungskampfe boten, deſſen eigentliche Ursache in dem Wettstreit Preußens und Österreichs um die Vorherrschaft in Deutschland zu suchen war.

Die trog beruhigender Versicherungen seitens

Österreichs eifrig betriebenen Rüstungen dieſes Staates im Frühjahr 1866 zwangen endlich auch Preußen, das den Frieden gern erhalten hätte, zu ähnlichen Maßregeln, um nicht eines Tages vom wohlgerüsteteten Gegner überrascht zu werden. Nachdem am 4. Mai die Mobilmachung für fünf Armeekorps angeordnet worden war, wurde am 7. Mai auch die Mobilmachung des II. Armeekorps befohlen.

Das Regiment war am 20. Mai

10

marschfertig.

Am 21. und 23. Mai verließen die Bataillone

die

Garnison und erreichten teils mit Fußmarsch, teils auf der Bahn die Gegend von Prettin an der Elbe. Für den bevorstehenden Krieg mit Österreich und dem mit

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dieſem verbündeten Sachsen stellte Preußen drei Armeen auf, unabhängig von den Streitkräften, die gegen die anderen Verbündeten Österreichs zur Verwendung gelangten.

Auf dem linken

Flügel in Schlesien befand sich die Zweite Armee, deren Oberbefehl Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, dem bisherigen allbeliebten Führer des II. Armeekorps , übertragen worden war.

11

Das II . Korps hatte man der Ersten Armee zugeteilt, über die Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl den Oberbefehl führte.

In einem am 27. Mai beim Regiment eingegan-

genen Korpsbefehl nahm Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von dem II. Armeekorps Abschied, mit den Worten schließend : „Meine aufrichtige Teilnahme wird die Pommern überall be=

gleiten.

Ich weiß, sie werden ihre Schuldigkeit tun , wie ihre Väter

ſie getan haben allerorten und zu jeder Zeit, wenn der König rief.“ Das II. Armeekorps und mit ihm unser Regiment hat den von Sr. Königlichen Hoheit ausgesprochenen Erwartungen sprochen.

voll

ent=

Zunächst konnte das Regiment die Zeit bis zum 6. Juni

benutzen, um sich weiter auf den bevorstehenden Feldzug vorzubereiten, denn bis zu dieſem Tage blieb es in Prettin.

Die dienſt-

liche Tätigkeit umfaßte besonders die Vervollkommnung im Exerzieren und Felddienst im Kompagnie- und Bataillonsverbande. Da infolge der militärischen Maßnahmen Österreichs ein Linksziehen der Ersten Armee zum näheren Anschluß an die Zweite wünschenswert erſchien, ſo marschierte das 42. Regiment am 6. Juni nach Osten in neue Quartiere bei Finsterwalde. Das II . Armeekorps bildete den rechten Flügel der Ersten Armee ; rechts von dieser hatte gleichzeitig die Elb- Armee in der Gegend von Torgau Stellung genommen. Am 11. Juni wurde die 3. Division, mit Ausnahme der gegen die sächsische Grenze auf Vorposten befindlichen Truppen, auf der Hennersdorfer Heide bei Dobrilugk von dem neuen kommandierenden General des II . Armeekorps, Generalleut= nant v. Schmidt , besichtigt. Die 3. Division kommandierte in diesem Feldzuge Generalleutnant v. Werder , die 5. InfanterieBrigade der Generalmajor v . Januschewski . Am 14. Juni wurde auf Antrag Österreichs die Bundesarmee mit Ausnahme Preußens mobil gemacht ; das war einer Kriegserklärung gleich. Preußen entschloß sich, den Krieg offensiv zu führen. Nachdem in den folgenden Tagen bei großer Hize, auf ſandigen Wegen sehr anstrengende Märſche ausgeführt worden waren, um ein näheres Zusammenziehen der Ersten Armee an die Zweite zu bewirken, Gesch. d. Inf. Regts. Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) Nr. 42.

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12

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Sabstein Soirschba Dauba

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Sodol L JMonchengrätz Bosin

Bahon Aseno

Jung. Bunzlau

Dobravic.

0

10

1 : 870000. 20

30

40 km

13

wurde am 23. Juni von Löbau her unter begeisterten Hochrufen die österreichische Grenze überschritten. Das Füsilier -Bataillon des Regiments bildete hierbei mit zwei Schwadronen des Husaren-Regiments Nr. 5 die Vorhut. Auch die nächſtfolgenden Tage wurden

Bittan Grattan Weisskirchen Kratzan

Jeschken Berg

Reichenberg

Nieder-Banichen Gablonz

Langenbruck p Liebenau

3ser

Eisenbrod

Paczercitz Bühnerwasser

Podol

Musky- Bg. Münchengrätz Bosin

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Sobotka

Gitschin

Jung -Bunzlau

5

1 : 870 000 . 10 20

30

40km

von dem Regiment lediglich durch Märsche ausgefüllt.

Andere

Truppenteile der Ersten und auch der Elb-Armee hatten bereits günstige Gefechte bestanden, und zwar am 26. Juni bei Liebenau und Hühnerwasser, in der Nacht zum 27. bei Podol.

Am 28. Juni

hörte die 3. Diviſion, als Reſerve der 7. Diviſion bei Paczercizz stehend, den Kanonendonner des Gefechts von Münchengrät her-

2*

14

überſchallen, wo die Elb -Armee sowie die 7. und 8. Diviſion den Sachsen, dem österreichiſchen I. Armeekorps und der österreichischen 1. leichten Kavallerie- Diviſion den Übergang über die Jfer entrissen. Der 29. Juni erfüllte endlich den lang gehegten Wunsch des Regiments : es erhielt unter der Führung seines Kommandeurs, Oberst v. Borcke , die Feuertaufe. Den im Kampfe siegreich ge= weſenen, von den Sachsen und Österreichern in der Richtung auf Sobotka-Gitschin zurückgedrängten preußischen Truppen folgend, gelangte die 3. Diviſion an der Spize des Zentrums der Ersten Armee in ein Biwak bei Zerow. Hier wurde die nach den anstrengenden Marschtagen der legten Zeit wohltuende Ruhe ſchon um 3 Uhr früh durch den vom Gefecht der Vortruppen hörbaren Kanonendonner und durch Kleingewehrfeuer gestört. Schnell machten sich die Truppen marschfertig . Jedoch erst um 12 Uhr mittags begann die 3. Division den Vormarsch, um über den von den Vortruppen am Morgen des Tages genommenen Paß von Podkost und Sobotka auf Gitſchin zu rücken, wohin gleichzeitig von Rowensko aus die 5. Diviſion vormarschierte. Das Füsilier-Bataillon des Regiments befand sich, zwei Kompagnien des Jäger- Bataillons Nr. 2 und zwei Kompagnien des InfanterieRegiments Nr. 14 folgend, am Ende des Haupttrupps . Die beiden anderen Bataillone des Regiments waren an der Spike des Gros der Division.

Nach längerer Rast in Sobotka wurde um 4 Uhr

nachmittags der Marsch fortgesetzt.

Während des Marsches zeigten

sich häufig feindliche Kavallerie- Patrouillen .

Als die Spize der

Vorhut das Dorf Wohariz passierte, erhielt sie von einer westlich Ober-Lochow aufgefahrenen österreichischen Batterie Granatfeuer. Da die Vormarschstraße beſonders bestrichen wurde, nahmen die Kompagnien der Jäger und des 14. Regiments gedeckte Stellung, das Herankommen des im Marsch bleibenden Füsilier-Bataillons zum gemeinsamen Vorgehen abwartend . Das Bataillon wurde, um die bestrichene Straße zu vermeiden, derart auseinandergezogen, daß die 11. Kompagnie nördlich, die 9. , 10. und 12. Kompagnie südlich der Chauſſee in angemessenen Treffenabſtänden vorgingen.

15

-

Die 11. Kompagnie führte gemeinsam mit der 7. Kompagnie des 14. Regiments, als linker Flügel der Preußen, ein von der Tätigkeit der anderen Kompagnien ziemlich unabhängiges Gefecht.

Anfangs

gegen Ober-Lochow vorgehend, stießen die Preußen hier bald auf hartnäckigen Widerstand, den sie nicht zu brechen vermochten. Es

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entwickelte sich ein stundenlanges Schüßengefecht, und von feindTur nau v.

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Maßstab =1 : 180000. 5000

10000 Schritte

Stizze zum Gefecht bei Gitſchin am 29. Juni. licher Übermacht gedrängt, mußten die beiden Kompagnien bei einbrechender Dunkelheit auf Wohariß zurückweichen, wo sie von der 6. Brigade aufgenommen wurden. Bei diesem Gefecht hatte sich der Hornist Hall ein besonderes Verdienst erworben.

Er war, um das Gelände auf dem linken

Flügel zu übersehen, auf einer Anhöhe hinter einer einzeln stehen= den Fichte mit der Weifung aufgestellt worden, eine etwaige Um-

16

gehung durch geſchloſſene feindliche Abteilungen sofort zu melden. Hall hielt in dieſer von den feindlichen Schüßen heftig beſchoſſenen Stellung wacker aus, bis gegen 74 Uhr nachmittags ein öfterreichisches Bataillon den linken Flügel der preußischen Schüßenlinie umging, was Hall ſofort, im stärksten Feuer seine Stellung verlassend, meldete. Der brave Hornist ist dafür mit dem MilitärEhrenzeichen 2. Klasse dekoriert worden. Während die 11. Kompagnie in der geschilderten Weise tätig war, gingen die 12. Kompagnie, die zuerst der 11. gefolgt war, aber sehr bald über die Chaussee hinübergewechselt hatte, und weiter rechts die 10. Kompagnie, gefolgt von der 9., gegen Unter-Lochow vor. Nach leichtem Gefecht gelang es, vereint mit Teilen der 6. Kompagnie des 14. Regiments, den Ort zu nehmen und sich an dessen Ostrand festzusetzen. Längs dieses Randes zog sich ein ziem= lich breiter, tief eingeschnittener Wiesengrund hin, der das Plateau von Unter-Lochow von dem von Wohawec trennt. Dieses letztere Plateau hatte der Feind mit starken Kräften besetzt und dichte Schüßenschwärme bis an den westlichen Rand, gegenüber UnterLochow, vorgeschoben. Feuergefecht.

Es entwickelte sich zunächst ein stehendes

Während desselben erhielt der Bataillonsadjutant,

Leutnant v . Blücher , den Befehl, zur 11. Kompagnie zu reiten, um die verloren gegangene Verbindung wiederherzustellen. Die ihm zugerufene Warnung, nicht auf der von Granaten stark bestrichenen Chauffee vorzureiten, beachtete er nicht. Mit den Worten : „Ein Blücher reitet nie der Kugel aus dem Wege ! " sprengte der heldenmütige Offizier davon und wurde unmittelbar darauf von einer trepierenden Granate zerrissen. Gegen

62

Uhr

erteilte

der

Kommandeur

des

Füfilier-

Bataillons der 10. und 12. Kompagnie den Befehl zum weiteren Vorgehen, dem sich dann auch die 9. Kompagnie anschloß.

Die

10. mußte vor dem mörderischen Feuer des Gegners bald die Vorwärtsbewegung einstellen und ging in den Ostrand von UnterLochom zurück, wo sie nun einen österreichischen Angriff abzuschlagen hatte.

Inzwischen gelang es der 12. und 9. Kompagnie,

--

17

-

gefolgt von der 6. Kompagnie des Regiments Nr. 14, unter schweren Verlusten den Wiesengrund zu paſſieren und sich an der Südweſtſpite des Plateaus von Wohawec festzusehen. Bei dieser Bewegung geriet der Gefreite Waschow der 12. Kompagnie in einen Haufen feindlicher Schüßen ; aufgefordert, sich zu ergeben, rief er kurz entschlossen: „ Ein preußischer Füsilier ergibt sich nicht ! " und zog, auf die Feinde eindringend, den Tod der Gefangenschaft vor. Bei dem Vorgehen der 9. Kompagnie erhielt der Füsilier Lustig eine Kopfwunde ; dennoch ging er weiter mit den Worten : Immer lustig drauf, Kameraden!" In den angegebenen Stellungen schlugen die Kompagnien, ſpäter unterſtügt vom II . Bataillon Grenadier-Regiments Nr. 2, fünf Infanterieangriffe,

die jedesmal von mehreren Kolonnen

gleichzeitig unternommen wurden, und drei Kavallerieattacken ſiegreich zurück. Während dieser Kämpfe wurde der Füsilier Franzke der 10. Kompagnie durch einen Schuß in den linken Unterschenkel verwundet, feuerte aber trotzdem ruhig weiter und ging erst nach Be= endigung des Gefechts zurück. Der zweite Angriff der Öſterreicher wurde von der 12. Kompagnie mit der viergliedrigen Salve abgewiesen. Der Hauptmann v. dem Knesebeck , Chef der 12. Kompagnie, erhielt, als er nach der ersten Salve laden ließ, einen Schuß in den rechten Oberschenkel, verließ aber seinen Poſten nicht.

Die Worte des Hauptmanns :

,,Siegen oder sterben, Füsiliere, das ist unsere Losung, schart Euch um unsere Fahnen ! “ hielten die 12. Kompagnie auf dem geſahrvollen Poſten zuſammen. Die 9. Kompagnie hatte sich zur Abwehr dieses Angriffs ganz auflöſen müſſen. Der Tambour Wegner sah, daß zur Zeit die Trommel unnüß ſei ; er ergriff das Gewehr eines toten Kameraden und lief mit den Worten: „ Ein Schurke, wer zurückgeht ! " in die Schüßenlinie. zeichen.

Der tapfere Tambour erhielt das Militär- Ehren-

18

Bei dem vierten Angriff der Öſterreicher wurden dem Füſilier Melkert zwei Gewehre nacheinander aus der Hand geschossen; er griff schnell zum dritten und sagte : „Kameraden, das soll mir der Österreicher bezahlen! " Auch dieses anfeuernde Benehmen des Mannes wurde mit dem Militär- Ehrenzeichen 2. Klasse belohnt. Bei der 10. Kompagnie zeichnete sich der Hilfskrankenträger Schütt dadurch aus, daß er im ſtärksten Kugelregen, unbekümmert um sein eigenes Leben, die Verwundeten verband . Auch Schütt erhielt das Militär - Ehrenzeichen 2. Klasse. Die Österreicher machten noch einen fünften Angriff.

Dieſen

Stoß traf ein Gegenstoß des 11. Bataillons Grenadier -Regiments Nr. 2 in der Flanke.

Der Feind wurde endgültig geworfen und

ging in größter Eile über Wohariß zurück.

Die Kompagnien

unseres Füsilier-Bataillons kehrten zunächſt nach Unter-Lochow zurück und bezogen am Abend ein Biwak östlich Wohariz. Während die schwache Vorhut in heldenmütigem Ringen alle Versuche des Gegners, ſie zurückzuwerfen oder zu durchbrechen, vereitelte, war vom Gros der Division die 5. Infanterie-Brigade, als bei ihrem Vormarsch der Gefechtslärm von der Vorhut herüberſchallte, zunächst südlich Wohariß aufmarschiert, und zwar mit dem I. und II. Bataillon Regiments Nr. 42 im ersten Treffen.

Bevor

noch dieſer Aufmarsch beendet war , erhielt das I. Bataillon Befehl, den beiden Jäger- Kompagnien der Vorhut füdlich der Chauffee nach Unter-Lochow zu folgen. Später besetzte das Bataillon auf Befehl des kommandierenden Generals die St. Anna-Höhe südlich UnterLochow. Konnte das I. Bataillon hier auch nicht tätig in das Ge= fecht eingreifen, so hatte es doch seine Feuertaufe empfangen und in einem mehrſtündigen Granatfeuer Mut und Kaltblütigkeit bewiesen, somit eine der schwersten Aufgaben der Soldatenpflicht getreu erfüllt. Im

besonderen

bewies

diese

Pflichttreue

der

Musketier

Hofert der 4. Kompagnie. Durch einen Granatsplitter an der linken Hand schwer verwundet, verließ Hofert seinen Platz erst nach zweimaliger Aufforderung.

19

Der Rest der 5. Brigade hatte sich inzwischen in Bewegung gesezt, um über Woſtruſchno den linken öſterreichischen Flügel zu umgehen. Während die anderen Teile der Kolonne diese Bewegung fortsetten, nahm das II . Bataillon Regiments Nr. 42 eine Stellung am Nordrande von Woſtruſchno, um die weiter links ſtehende Artillerie vor überraschenden Angriffen zu schüßen.

In

dieser Stellung konnte sich das Bataillon ſehr erfolgreich an der Abwehr der letzten gegen Unter-Lochow gerichteten österreichischen Angriffe beteiligen und nahm dann troß heftigen Feuers feindlicher Artillerie energiſch die Verfolgung des zurückgehenden Gegners auf. Erst jenseits Wohawec kam diese Bewegung abends 9 Uhr zum Stehen. Das Regiment verlor in dem Gefecht an Toten: 1. Hauptmann v. Puttkamer, 2. Leutnant und Bataillonsadjutant v. Blücher, 3. Leutnant Hagemeister , 4. 5 Unteroffiziere und 26 Gemeine ;

an Verwundeten: 1. Major v. Malotki , 2. Hauptmann v. dem Knesebeck , 3. Leutnant Fischer, 4. Leutnant Sternberg , 5. 6 Unteroffiziere und 95 Gemeine ; an Vermißten: 6 Gemeine. Wie groß die Anstrengungen des Tages gewesen sind, beweist der Umstand, daß die Leute des II . Bataillons , nachdem kaum die Gewehre zusammengesetzt waren, sich mit vollem Gepäck auf die Erde warfen und trotz des quälenden Durstes alsbald in einen totenähnlichen Schlaf versanken.

Als gegen 10 Uhr nachts Mann-

schaften des Bataillons zum Wasserholen beordert wurden, konnten die ermatteten Schläfer nur mit größter Mühe aufgeweckt werden. Da das in der Nähe befindliche Wasser kaum genießbar war, rückten

20

um 11 Uhr nachts das II . Bataillon des Regiments und das I. Ba= taillon Grenadier-Regiments Nr. 2 weiter auf der Chauffee gegen Gitschin vor und bezogen etwa 1 km westlich der Stadt ein Biwak. An Ruhe konnte aber nicht gedacht werden.

Das II . Bataillon

erhielt alsbald die Meldung, daß das nahe gelegene Örtchen Holin mit versprengten Österreichern gefüllt wäre.

Die sofort nach dem

Dorfe geschickte 6. Kompagnie brachte 125 Gefangene zurück. Später gingen Kommandos des II . Bataillons zum Beitreiben von Lebensmitteln nach Holin. Bei dieſer Gelegenheit zeigte der Unteroffizier Als Vetter der 7. Kompagnie Mut und Geistesgegenwart. Vetter ganz allein ein Haus betrat, fand er im Keller viele Öſterreicher versteckt. Vetter zwang dieſe Leute zum Herauskommen, ordnete die Versprengten und brachte sie, 2 Offiziere und 25 Mann, ganz allein ins Biwak seines Bataillons, wobei er streng darauf hielt, daß der Trupp im Gleichſchritt marschierte. wurde

Unteroffizier

Vetter

mit

dem

Für diese Tat

Militär - Ehrenzeichen

2. Klasse belohnt. Am 30. Juni vereinigte sich das Regiment in dem Biwak des II . Bataillons westlich Gitschin.

Dieser Biwaksplag wurde zum

Lagerplatz für die ganze Division erweitert, die sich im Laufe des Tages hier sammelte.

Die 3. Diviſion blieb bis zum 1. Juli ſtehen

und gelangte dann, um 11 Uhr mittags aufbrechend, nach einem höchst beschwerlichen Nachtmarsche bei strömendem Regen am 2. Juli, 31 2 Uhr morgens, in das Biwak bei Aujezd - Silvara. Der 3. Juli war zum Ruhetag bestimmt.

In der Nacht zum 3., um

11 Uhr abends, ging aber der Befehl ein, sofort in größter Eile abzumarschieren.

Um 4 Uhr morgens marschierte die 5. Brigade,

Regiment Nr. 42 im ersten Treffen, südlich des Dorfes Pfanek in einem hohen Kornfelde auf. Im Laufe des 2. Juli war inzwischen nämlich das Vorhandensein starker österreichischer Kräfte an der Bistrit, namentlich bei den Dörfern Sadowa, Lipa und Langenhof, festgestellt worden. Seine Majeſtät der König , der sich am 22. Juni auf den Kriegsschauplatz begeben hatte, hatte darauf beschlossen, den Feind mit allen Kräften anzugreifen.

Die 3. Division sollte



in

er

21

Höniginhof

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1 : 400000. 10 Bestwin

15km

22

hierbei als rechter Flügel der das Zentrum bildenden Ersten Armee vorgehen.

Am 3. Juli, um 6 Uhr früh , befahl Se. Königliche

Hoheit der Prinz Friedrich Karl das Vorgehen.

Das

II. Armeekorps hatte die Vorwärtsbewegung südlich der

nach

Sadowa führenden Chauffee auszuführen .

Die 5. Infanterie- Bri-

gade bewegte sich in der Richtung auf Zawadilka vorwärts und bildete den äußersten rechten Flügel der Ersten Armee. Die Brigade wurde von der hinter der Bistriß

aufgestellten österreichischen

Artillerie heftig beschossen und wandte sich im weiteren Vorgehen gegen Sadowa. Das mit dem Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 54 die Vorhut der 3. Diviſion bildende Füſilier -Bataillon Regiments Nr. 42 erhielt als Vormarschrichtungspunkt den Kirchturm Dohalica zugewiesen .

von

Mit der 10. und 11. Kompagnie ausein-

andergezogen im ersten, der 9. und 12. Kompagnie als geschlossenem Halbbataillon im zweiten Treffen, ſezte man die Vorwärtsbewegung fort und überschritt auf einem über die Bistrik gelegten Scheunentor das

Gewässer.

Die Schüßen der

10. Kompagnie

drangen gleichzeitig mit denen des Regiments Nr. 54 in Dohalicka ein und vertrieben die wenig zahlreichen feindlichen Schüßen. Hierbei begab sich der Füsilier Husen der 10. Kompagnie auf eine nach dem Feinde hin gelegene Anhöhe und ſah hinunter.

Auf die

Warnung der Kameraden, sich dem Granatfeuer nicht allzu ſehr auszusetzen, entgegnete Husen kaltblütig : „Ich muß doch erst die Stellung der Österreicher genau ansehen, um meinem Kompagnie führer darüber Meldung zu machen! " Treue mit dem Tode.

Der Brave besiegelte seine

Das Füsilier- Bataillon , deſſen übrige Kompagnien mit dem Feinde nicht zusammengestoßen waren, besetzten nun gemeinſam mit der 6. Infanterie-Brigade Dohalicka. Inzwiſchen war der Rest der 5. Infanterie-Brigade gegen Sadowa vorgegangen, und zwar im ersten Treffen mit dem I. und II. Bataillon des Regiments Nr. 42, dessen Kompagnien nebeneinander in Kolonnen auseinandergezogen waren und die Schüßen vorgenommen hatten. Bevor das Angriffsziel noch erreicht werden konnte, war das Dorf ſchon

223

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8

Skizze zur Schlacht von Königgrätz.

9

19hm

24

von der 8. und von Teilen der 4. Diviſion eingenommen worden . Die 5. Brigade erhielt nun Befehl, rechts nach Dohalicka abzuschwenken.

Während sie sich westlich dieses Dorfes aufstellte, be=

teiligten sich die Schüßenzüge des II . und teilweise auch des 1. Ba= taillons der 42 er, die von ihren Verbänden abgekommen waren, zusammen mit dem Regiment Nr. 49 an den Kämpfen um OberDohalik. Hierbei benahm sich der Landwehrunteroffizier Besch der 5. Kompagnie außerordentlich entschlossen und umsichtig ; er war stets der Vorderste, gab Probeschüsse ab beim Wechsel der Entfernungen und beſtimmte mit kalter Ruhe jeden Mann seiner Gruppe zum Feuern .

Endlich selbst im rechten Fußknöchel schwer

verwundet, kroch Besch noch etwa 200 Schritt weit vor, bis er mit Gewalt zurückgeschafft wurde.

Dieses tapfere Verhalten brachte

dem Unteroffizier das Militär- Ehrenzeichen 2. Klaſſe ein. Während die 5. Infanterie- Brigade bei uns in Dohalicka halten blieb, um ein etwaiges Vorbrechen der gegenüberstehenden Öſterreicher zu verhindern, war sie einem heftigen Granatfeuer ausgesezt.

Bald schlug eine Granate drei Schritte von der Fahne des

II. Bataillons ein, plakte dort und warf die Splitter steil in die Höhe. Der heftige Luftdruck bei dem Heranſauſen und Krepieren des Sprenggeschosses bewirkte, daß die Fahnenſektion und mehrere Rotten vom rechten Flügel besinnungslos zu Boden stürzten. Diese Mannschaften erhoben sich aber bald wieder unbeschädigt.

Mehrere

Sprengstücke hatten zwei Leute der 5. Kompagnie erheblich verwundet. Ein Sprengstück traf die Fahne. Bei dieſem Vorfall lieferte der Fahnenträger, Sergeant Holz von der 5. Kompagnie, der sich schon bei Gitschin ausgezeichnet hatte, den Beweis, daß die Ehre der Fahne ihm über seine eigene Person ging .

Aus seiner

Betäubung erwachend, richtete Holz den ersten Blick nicht etwa auf seinen eigenen Körper, ſondern auf seine Fahne, und, die Be= schädigung am Fahnenstocke wahrnehmend, rief er begeistert aus : „Hurra, jezt hat auch unsere Fahne ihr Ehrenzeichen erhalten ! " Holt wurde später mit dem Militär- Ehrenzeichen 2. Klaſſe geschmückt.

25

Es darf nicht unerwähnt bleiben, wie brav die Leute sich im Feuer zeigten.

Trotz des heftigen Granatfeuers war auf keinem Gesicht Kleinmut oder Sorge zu bemerken, nur Verwünschungen

wurden darüber laut, daß man nicht vorwärts dürfe. Besondere Erwähnung verdient ferner das Benehmen des Sergeanten Henseler der 7. Kompagnie. Dieser Brave wurde durch einen Granatsplitter am rechten Fuß derartig verwundet, daß der Fuß sofort stark anschwoll und der Stiefel heruntergeschnitten werden mußte.

Der Sergeant äußerte hierbei troß

heftiger Schmerzen: „ Gebt nur einen recht großen Kommißſtiefel her, dann kann ich doch in der Front bleiben ! " Henseler erhielt das Militär- Ehrenzeichen 2. Klasse. Bei dem heftigen Granatfeuer fing in Dohalicka ein Haus zu brennen an, in dem neun verwundete Öſterreicher Schuß gesucht hatten. Den schreienden Leuten eilte der Sergeant Grams mit den Musketieren Razeburg und Dietrich II . der 8. Kompagnie zu Hilfe und rettete mit eigener Lebensgefahr die Verwundeten vom sicheren Feuertode. Grams und Dietrich erhielten dafür das Militär - Ehrenzeichen II . Klaſſe. Durch das Eingreifen des Kronprinzen mit der Zweiten Armee wurde die Entscheidung herbeigeführt, und es begann nun die Auflösung des österreichischen Heeres : in verwirrtem Knäuel stürmte alles gegen die Elbe rückwärts . Die durch das Gewölk brechende Abendsonne zeigte im fernen Glanz Königgräß - ,,dem König gerät's," sagten die Soldaten —, das Ziel der Flucht jenen , das des Sieges den Unſern.

Erſt ſpät am Abend trafen sich in der Nähe

von Problus der König und der Kronprinz ; sie sanken sich in die Arme, und der König schmückte die Bruſt ſeines Sohnes mit dem Orden pour le mérite. Den ganzen Tag im Sattel, nur mit einem Stück Brot aus der Tasche eines Soldaten erquickt, mehrmals im dichten Feuer, so hatte der König alle Mühsale und Gefahren des Tages mit den Seinen geteilt, die Kämpfenden ermuntert, die Verwundeten getröstet und für ihre Pflege gesorgt. Jezt drängten sich jubelnd die Soldaten um ihn her, küßten und drückten ihm die Hand,

26

jauchzten und weinten vor Luſt

-- und das alte Lied „Nun danket

alle Gott" klang, wie einſt bei Leuthen, über das Siegesfeld . Die 5. Brigade wurde noch bis Problus vorgezogen, wo sie Biwak bezog.

Am 4. Juli blieb das Regiment in seinem Biwak.

Die 3. Division wurde in einem Tagesbefehl Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl mit folgenden Worten besonders erwähnt:

„Ich danke meiner alten Division für ihr mutiges,

unverzagtes Ausharren im mörderischen Feuer bei Dohalica, wodurch sie wesentlich zum Erfolge mit beigetragen hat !“ Das Regiment verlor am 3. Juli, meist durch Granatfeuer, an Toten: 1 Unteroffizier und 6 Gemeine ;

an Verwundeten: 6 Unteroffiziere und 50 Gemeine ; an Vermißten : 2 Gemeine. Es folgte nun eine Reihe von Märschen zur Verfolgung der geschlagenen österreichischen Armee, die in ihrem Verlaufe das Regiment am 21. Juli in das Marschquartier Loidesthal, 3 bis 4 Meilen von Wien entfernt, führten, ohne daß eine Berührung mit dem Feinde stattgefunden hätte. Hier traf am Morgen des 22. Juli die Nachricht von dem abgeschlossenen Waffenstillstande ein. Infolgedessen begann am 30. Juli der Rückmarsch nach Böhmen, wo das Regiment für längere Zeit Ortsunterkunft bezog. Leider blieben 13 Cholerakranke im Schloſſe von Zistersdorf zurück.

Von diesen

Unglücklichen verdient der Hilfskrankenwärter Schuhknecht der 6. Kompagnie hervorgehoben zu werden, der mit seltener Pflichttreue den Krankenwärterdienst bei den mit der Cholera behafteten Leuten versah und einige Tage später selber ein Opfer seiner Nächstenliebe wurde. Das Regiment verlor auf dem Rückmarsch nach Böhmen 70 Mann durch die Cholera. Den Ärzten und Sanitätsmannschaften des Regiments gebührt das höchste Lob für die große Umsicht und Aufopferung, mit der sie die von der Seuche

-

27

-

Befallenen behandelten und pflegten. Insbesondere zeichneten sich aus : die Sanitätssoldaten H a ar der 5. , Bendt der 6., Köhn

Neu-Kali 。Chotusitz

Kuttenberg

Czaslan Emittau Spinsko Wlasim Sarepnick Patzan o

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50

1:9750000 . O 50

der 7. und Simon der 12. Kompagnie. selber lebensgefährlich.

100km

Alle

vier

erkrankten

Ha a r erlag der Seuche, die übrigen ge=

nasen und erhielten das Militär -Ehrenzeichen 2. Klaſſe. Gesch. d. Inf. Regts. Prinz Morig von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) Nr. 42.

3

28

Am 31. Auguſt wurde der Rückmarsch nach der Heimat fortgesetzt, und am 9. September fand der feierliche Einzug des II . und des Füsilier -Bataillons in Stralsund statt, am 10. der des I. Ba= taillons in Swinemünde.

Herzlich und wohltuend war der Emp-

fang in beiden Städten, sowohl von seiten der Behörden wie von der gesamten Bevölkerung. An Auszeichnungen für den Feldzug erhielt das Regiment : 3 Kronen-Orden 3. Klasse mit Schwertern,

6 Rote Adler-Orden 4. Klasse mit Schwertern, 4 Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern, 2 Militär-Ehrenzeichen 1. Klasse,

72 Militär-Ehrenzeichen 2. Klaſſe. Die drei Fahnen des Regiments erhielten die Kombattantenbänder für 1866, die des II . und Füsilier- Bataillons silberne Ringe für Beschädigungen im Gefecht.

V. 1866 bis 1870. Am 11. September begann die Abrüstung .

Bei dieser Ge-

legenheit bildete jedes Bataillon eine 5. Kompagnie.

Diese drei

neugebildeten Kompagnien rückten im Oktober nach Stettin, um dort zur Aufstellung des Regiments Nr. 75 verwendet zu werden. In den folgenden Friedensjahren erreichte das Regiment einen hohen Grad militärischer Ausbildung, so daß es sich bei allen Besichtigungen und bei Gelegenheit der Herbſtübungen die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten erwarb . Besonders gelang es dem Regiment, sich die hohe Anerkennung Sr. Majestät des Königs zu erringen, als das II . Armeekorps im Herbst 1869 unter dem Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen zur Königsheerschau bei Stargard vereinigt war. Bald sollte dem Regiment auch Gelegenheit gegeben werden, seine Tüchtigkeit und Kriegsbrauchbarkeit noch einmal vor dem Feinde zu beweisen.

29

VI. Krieg gegen Frankreich 1870/71 . Vom Beginn des Krieges bis zur Kapitulation von Met. Frankreich hatte mit Neid und Eifersucht die raschen Erfolge Preußens in dem Kriege gegen Österreich beobachtet. Man sah in dem Norddeutschen Bunde einen zu mächtigen Nachbar erstehen, der bei täglich wachsender Gefahr der völligen Einigung Deutſchlands das Frankenreich für immer von dem Schauplatz seiner leichten Siege und Raubzüge durch eine eherne Mauer abzu = ſchließen drohte.

Frankreich suchte und fand einen Vorwand zum

Kriege gegen Preußen, als das spanische Ministerium beschlossen hatte, den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern zum König von Spanien zu wählen.

Hierin erblickte die franzöſiſche

Regierung eine Bedrohung Frankreichs, und als am 12. Juli 1870 der Erbprinz freiwillig auf den ſpaniſchen Thron verzichtete, ſtellte der französische Gesandte Benedetti neue, ganz unannehmbare Forderungen an unseren König

Wilhelm.

Die Ablehnung

dieser Forderungen faßte die französische Regierung als Beleidigung auf und erklärte am 19. Juli den Krieg an Preußen. Aber es geschah, was Frankreich nicht für möglich gehalten hatte. Nicht nur die norddeutschen, nein, alle deutschen Völker traten auf Preußens Seite ; das ganze Deutschland erhob sich wie ein Mann, um dem alten Erbfeind entgegenzutreten. Die am 14. Juli erfolgte Einberufung der franzöſiſchen Reserven hatte schon am 16. Juli die Mobilmachung des norddeutſchen Bundesheeres und der süddeutschen Kontingente zur unmittelbaren Folge gehabt. Am 16. Juli 1870, früh 7½ Uhr traf dieſer Mobilmachungsbefehl beim Regiment in Stralsund ein und ging sofort nach Swinemünde weiter.

Ende Juli wurde das Regiment nach

Berlin befördert, wo es bis zum 7. Auguſt blieb, da man aus politischen Rücksichten das I. , II . und VI. Armeekorps vorläufig noch im östlichen Teile der Monarchie zurückbehielt. Diese Tage in Berlin dienten zu Exerzier- und Marſchübungen in kleineren und

3*

30 größeren Verbänden. Es war dem Regiment noch vergönnt, Zeuge von dem Enthusiasmus zu sein, der die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt ergriff, als die Nachrichten von den Siegen bei Weißenburg, Wörth und Spicheren eintrafen. Dies alles erhöhte aber die Sehnsucht bei Offizieren und Mannschaften, den Waffengefährten

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nachfolgen zu können und es ihnen gleichzutun an Mut und Tapferkeit.

Diese Sehnsucht wurde am 7. Auguſt erfüllt .

Nachdem am

10. Auguſt bei Trier die Bahnfahrt beendet war, wurde der Marsch zu Fuß fortgesetzt.

Am 13. August überschritt das Regiment im

Verbande der nun vereinigten Division mit klingendem Spiel bei Forbach die französische Grenze. In den folgenden Tagen wurden

31

die Märsche fortgesetzt, um den Anschluß an das bereits siegreich vorgedrungene Heer zu erreichen. Bei Beginn des Krieges waren die deutschen Truppen in drei Armeen eingeteilt worden, von denen die Erste unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie v . Steinmez , die Zweite unter dem Sr.

Königlichen Hoheit des

Prinzen Friedrich

Karl , die Dritte unter dem Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen stand. Der Kronprinz war in seiner bisherigen Stellung als Befehlshaber des II . Armeekorps durch Se. Exzellenz den Generalleutnant v. Fransecky ersetzt worden. An Stelle des Generalleutnants v. Werder , der die badische Felddiviſion übernahm , wurde Generalmajor v. Hartmann zum Kommandeur der 3. Diviſion ernannt.

Die 5. Brigade befehligte Generalmajor

v . Koblinski , das Regiment Nr. 42 Oberst v. dem Knesebeck ,

das II . Armeekorps war der Zweiten Armee

zugeteilt

worden, und diese wurde am 18. Auguſt erreicht. Nach den Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Spicheren hatte sich die französische Armee des Marschalls Bazaine auf Metz zurückgezogen. gefolgt.

Die Erste und Zweite deutsche Armee waren

Durch die Schlachten am 14. Auguſt bei Colomben, am

16. Auguſt bei Vionville war die französische Armee bei Mez fest= gehalten worden.

Hier hatten die Franzosen westlich der Festung

eine starke Stellung bezogen, in der sie am 18. August von der Erſten und Zweiten Armee angegriffen wurden. Die in Pont-àMousson liegende 3. Diviſion wurde am 18. Auguſt morgens 1 Uhr alarmiert und setzte sich, die 6. Brigade an der Spize, sofort auf dem linken Mosel-Ufer in der Richtung gegen Metz in Marſch. Um 6 Uhr morgens paſſierten Se. Majeſtät der König unter dem Hurra der Truppen die Marschkolonnen.

Um 12 Uhr marschierte die Diviſion

nördlich Burières auf. Als der seit 12½ Uhr von Gravelotte herübertönende Kanonendonner stündlich stärker wurde, erhielt die Division 4 Uhr nachmittags den Befehl zum Vorgehen, bei dem das 42. Regiment das zweite Treffen der 5. Brigade bildete.

32

Da es der Ersten Armee nicht gelungen war, gegenüber der französischen Stellung erhebliche Fortschritte zu machen, so wurde das II . Armeekorps um 5 % Uhr nachmittags dem Führer der Ersten Armee zur Verfügung gestellt.

Dieser befahl, daß die inzwiſchen

südlich Gravelotte aufmarschierte 3. Diviſion den vorliegenden Mance-Bach überschreiten und sich in die östlich der Mance- Schlucht unentschieden kämpfenden Regimenter des VII. und VIII. Korps einſchiebend die jenseitigen Höhen des Point du Jour nehmen sollte. Der kommandierende General v . Franse cky hatte sich mittlerweile aus eigener Anschauung überzeugt, daß es nicht angängig sei, die mit der Örtlichkeit völlig unbekannten Truppen bei dem bereits schwindenden Tageslicht in breiter Front durch die Waldungen vorzuführen.

Der General beſchloß daher, ſeine ganze verfügbare In-

fanterie längs der Chauſſee vorzuſchieben und ſtaffelweiſe, aber dicht hintereinander, jenseit der Straßenenge zum Angriff zu entwickeln, um in das Gefecht am jenseitigen Hange sobald als möglich mit starker Macht einzugreifen.

Das Regiment Nr. 42 befand sich am

Ende der Division . Die drei anderen Regimenter der Division griffen zunächst Moscou an. Dicht vor St. Hubert blieb das I. Ba= taillon des Regiments in gedeckter Stellung halten. Gegen 8½ Uhr rückte das Bataillon weiter bis über St. Hubert vor, wo es auf Befehl des Divisionskommandeurs stehen blieb.

Das Bataillon

erhielt hier bis abends 11 Uhr in der Dunkelheit dreimal lebhaftes Feuer aus der französischen Stellung nördlich und östlich der Chauffee.

Das Feuer wurde preußischerseits ebenfalls ungezielt

erwidert, und so entſtand ein höchſt gefährliches Hin- und Her= schießen, das erst durch wiederholtes Blasen des Signals „ Gewehr in Ruh" gestopft werden konnte.

Um 11 Uhr zog sich das Bataillon

weiter rechts und nahm Aufſtellung vorwärts des Punktes, wo das Denkmal des Regiments steht. Der Divisionskommandeur erschien um diese Zeit bei dem Bataillon, ließ aufmarschieren und ordnete das Hinlegen des Bataillons mit dem Gewehr in der Hand während der Nacht an. Das II . und das Füsilier-Bataillon überschritten die ManceSchlucht hinter dem 1. Bataillon und nahmen die Richtung auf

33

Point du Jour, das II . Bataillon in Angriffskolonne zunächst der Chauffee unter einem wahren Hagel von feindlichen Geschossen, die 5. und 8. Kompagnie vorgezogen, mit schlagenden Tambours . Der Angriff kam infolge des vernichtenden Feuers des Feindes jenseit St. Hubert zum Stehen. Das Bataillon sammelte sich und hatte, ebenso

wie das

1.

Bataillon,

das dreimal wiederholte lebhafte Feuer des Gegners auszuhalten. Behufs besserer Deckung zog sich das Bataillon bis an die Steinbrüche nahe der Chaussee zurück . Hier befahl der Divisionskommandeur,

daß

das

Bataillon

stehen bleiben und an Stelle des inzwischen

rechts

gezogenen

I. Bataillons den linken Flügel des übernehmen Regiments Das Füsilier-Bataillon, das rechts des II . Bataillons, mit der 10. und 11. Kompagnie im

sollte.

ersten Treffen, zum Angriff vorgegangen war, wurde durch das furchtbare feindliche Feuer und durch zurückdrängende Abtei-

Denkmal des 5. Pomm. InfanterieRegiments Nr. 42 bei St. Hubert.

lungen anderer Regimenter aufgehalten. Nach kurzem Sammeln rückten die Füsiliere weiter vor, doch ging das erste Treffen auf Anweisung eines Generalstabsoffiziers sehr bald bis an den Fuß der Höhe zurück. Die 9. und 12. Kompagnie hatten den Angriff im zweiten Treffen mitgemacht . Die 9. Kompagnie war hierbei zu weit links gekommen und an die Chauffee von St. Hubert geraten, wo sie die Nacht halten blieb. Die 10., 11. und 12. Kompagnie sammelten sich in der Schlucht und blieben während der Nacht hier stehen, so den rechten Flügel des Regiments bildend. Am 19. Auguſt morgens, nachdem man festgestellt hatte, daß

34 der Feind seine Stellung verlassen hatte und auf Mez zurückgegangen war, sammelte sich die 3. Diviſion südöstlich Gravelotte

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1 : 30000.

und bezog ein Biwak westlich des Bois des Genivaux. Das Regiment verlor an dem Schlachttage von Gravelotte an Toten 2 Offiziere, 8 Unteroffiziere und Gemeine ; verwundet wurden 2 Offiziere, 1 Arzt, 95 Unteroffiziere und Gemeine.

35

Die Marschleistung des II . Korps aus der Pfalz bis auf das Schlachtfeld von Gravelotte war eine hervorragende.

Nach ermü-

dender 70stündiger Eisenbahnfahrt mußten in sechs Marschtagen ohne Ruhe etwa 150 km, am 18. Auguſt mehr als sechs Meilen, teilweise ohne Lebensmittel und ohne Waſſer, bei ſtarker Hiße zurückgelegt werden . Durch die ruhmreichen Kämpfe vor Mez war die Armee des Marschalls Bazaine nach Meß hineingeworfen worden und wurde hier vom 20. Auguſt an durch die Armee des Prinzen Friedrich Karl eingeſchloſſen.

Das II . Armeekorps war an

dieser Belagerung in den verschiedensten Stellungen beteiligt. Wenn das Regiment hierbei auch keine größeren Gefechte zu beſtehen hatte, so gestaltete sich diese Zeit doch zu der aufreibendsten des ganzen Feldzuges.

Der schlimmste Feind blieb der unaufhörliche Regen,

der vom 9. Oktober an bis zum Ende des Monats fiel, wenige klare Nachmittage ausgenommen. Der zähe Lothringer Lehmboden wurde zu einem steifen Brei . Stundenlang mußten die Posten in den mit Waſſer gefüllten Schüßengräben stehen .

Solch ein an-

ſtrengender, langdauernder Dienst erfordert oft mehr Mut und Standhaftigkeit als

ein heißes

Gefecht.

Die Biwaksplätze der

Feldwachen und die Hüttenlager der Unterſtügungen verwandelten ſich ſchließlich in Sümpfe.

Dabei war Stroh fast gar nicht vor-

handen, und das grüne Holz wollte nicht brennen. Endlich gelangte die Festung am 27. Oktober zur Übergabe.

Die Armee Ba =

zaines , 173 000 Mann, wurde kriegsgefangen nach Deutschland gebracht. Marsch nach Paris und Einſchließung von Paris bis zum 1. Dezember. Die deutsche Dritte Armee und die bei der neuen Heereseinteilung gebildete Maas -Armee hatten nach den Augustschlachten ihren Vormarsch auf Paris fortgesetzt.

Nach Ausführung eines

Rechtsabmarsches wurde am 1. September die Armee Mac Ma hons, mitsamt dem Kaiser Napoleon , bei Sedan umzingelt

36

und gefangen.

Aber Frankreich ſezte auch jezt noch als Republik

den Kampf fort.

Da Feld -Armeen nicht mehr vorhanden waren,

ſo drängte sich der Widerstand zunächst in der ſtark befestigten Hauptstadt Paris zuſammen. Diese Festung wurde ſeit dem Beginn der zweiten Hälfte des Monats September von der Dritten und der Maas- Armee belagert. Während diese deutschen Streitkräfte hier gebunden waren, sammelten die Franzosen in allen Teilen ihres Landes neue große Heere, welche die Hauptstadt befreien sollten.

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Zur Bekämpfung dieser Kräfte wurde der größte Teil der nach der

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20 10 Maassstab 20 1 : 2500000 40 60 .

80km

Übergabe von Meg freigewordenen deutschen Truppen nach der Somme und Loire entsendet. Die 3. Diviſion erhielt Befehl, die Einschließungs-Armee vor Paris zu verſtärken . Teils auf der Eiſenbahn, teils mit Fußmarsch erreichte unser Regiment am 11. und 12. November Brévannes , Valenton und Simeil und bezog hier als Reserve des linken Flügels der 3. Diviſion Quartiere. Der 13. und 14. November wurden zu Vorbereitungen für den von Meß her zur Genüge bekannten Einſchließungsdienſt benußt.

Soweit es irgend

möglich war, unterrichteten sich die Offiziere über die Vorposten = stellungen, während die Mannschaften Waffen und Kleidung gründlich in Ordnung brachten.

37

Am 15. November bezog das Regiment an Stelle des Regiments Nr. 54 die Vorposten in dem Knie zwischen Marne und Seine. Hier verblieb das Regiment auch am 16. November.

Der Leutnant der Reserve Ruge , der mit seiner Feldwache sehr weit vorgeschoben hinter einem schützenden Eisenbahndamm lag, machte an diesem Tage gegen 8 Uhr morgens mit einigen Freiwilligen den Versuch, die Franzosen, die seine Feldwache beſtändig mit Chassepot-Kugeln belästigten, zu vertreiben.

Der Offizier erhielt

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1 : 275000. 2000 4000

6000

8000m

bei diesem kühnen Unternehmen, bei dem er selber ein Gewehr zur Hand nahm , einen Schuß in die linke Schulter ; diese Verwundung hinderte ihn aber nicht am weiteren Schießen, bis ihn ein Schuß in die linke Brust, der die Lunge verlegte, kampfunfähig machte. Am 17. November abends wurde die 3. Division durch die württembergische Division auf Vorposten abgelöst und bezog am 18. Quartiere in Longjumeau und Gegend. Das II . Armeekorps bildete hier die Reserve für die Einschließungslinie im Süden von Paris, gelangte aber bis Ausgang November, außer einigen Alarmie-

38 rungen, zu keiner kriegerischen

Tätigkeit.

Am

30.

November

nahmen die Franzosen durch überfall Champigny und Brie. Infolgedessen marschierte das II. Korps zur Unterstützung der vor= deren Truppen nach Villeneuve ab, paſſierte dort die Seine und marschierte östlich des Dorfes Sucy auf. Es kam an diesem Tage nicht mehr zum Gefecht ; die Truppen bezogen wegen der großen Kälte Ortsunterkunft . Die Schlacht bei Villiers - Champigny am 2. Dezember 1870. Schon von morgens früh am 2. Dezember ertönte heftiger Kanonendonner aus der Gegend von Champigny .

Um 9 Uhr wurde

das Regiment alarmiert und rückte bataillonsweise nach dem Gefechts -Sammelplatz der 3. Division bei Sucy ab.

Das I. und Füſi-

lier- Bataillon, die zuerst eintrafen, wurde sofort über Chennevières, Coeuilly auf Villiers entfendet und dem dort württembergischen Generalmajor fügung gestellt.

kommandierenden

v. Reißenstein zur

Ver=

Das I. Bataillon nahm um 1 Uhr mittags Auf-

ſtellung im Park von Villiers hart östlich des Schloſſes, das Füſilier- Bataillon besetzte mit der 11. und 12. Kompagnie den Eiſenbahndamm südlich Villiers .

Die 9. und 10. Kompagnie nahmen

zunächst Stellung hinter dem 1. Bataillon, ſpäter, wegen des heftigen feindlichen Granatfeuers, in der östlich vom Park gelegenen Dorfstraße. Beide Kompagnien sollten hier als Reserve für die Be= sagung der nördlich von Villiers liegenden Kirchhöfe dienen.

Das

Dorf Villiers wurde den ganzen Nachmittag hindurch vom Fort Nogent ſowie von mehreren Feldbatterien, ferner mit Mitrailleuſen und Gewehrfeuer heftig beschossen.

Gegen die beiden lezteren Ge-

schoßarten war die Besatzung durch die massiven Mauern vollständig gedeckt, die Granaten mannigfache Verluste.

jedoch

Gebäude

und

verursachten

Einen Infanterieangriff auf Villiers unter-

nahm der Feind nicht mehr. damm südlich Villiers hatte

Die 12. Kompagnie am Eisenbahnein längeres,

erfolgloses

Schüßen-

gefecht, jedoch gelang es ihr, durch gut gezieltes Gewehrfeuer eine Mitrailleusen-Batterie zum Abfahren zu zwingen.

39

-

Das II . Bataillon, welches erst später in Coeuilly eingetroffen

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war, nahm auf Befehl mit einem Bataillon des 2. Regiments im

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dortigen Park eine Reserveaufstellung. Verwendung.

2000

Es kam nicht mehr zur

40

Nach eingebrochener Dunkelheit schwieg das Gefecht auf der ganzen Linie. Um 7 Uhr abends rückte das Regiment nach Bonneuil, und zwar mit einem Bataillon auf Vorposten, mit zwei Bataillonen in Alarmquartiere. Die Bataillone des Regiments verloren am 2. Dezember: das

I. Bataillon an Verwundeten 1 Mann,

das II . Bataillon an Verwundeten 3 Mann, das Füsilier-Bataillon an Toten 2 Mann, an Verwundeten 1 Offizier, 28 Unteroffiziere und Gemeine.

Der Jura-Feldzug, vom 1. Januar bis 1. Februar 1871 . Teils auf Vorposten, teils in Alarmquartieren verging die Zeit bis zum 1. Januar 1871. An diesem Tage wurde das II . Armeekorps nach Montargis und Gegend vorgeschoben, da

man

Süden einen Vorstoß der Franzosen unter Bourbaki

erwartete.

von

Bereits am 6. Januar ging der Befehl ein, daß das Armeekorps sofort auf Nuits abmarschieren sollte, um dort in den Verband der Südarmee zu treten, die soeben aus dem II ., dem VII . und dem Armeekorps des Generals v . Werder gebildet worden war. folgte eine Reihe zum Teil sehr anstrengender Märsche, die bis zum 18. Januar das II . Armeekorps in die Gegend

von Gray

führten, ohne daß das Regiment mit dem Feinde

zusammen-

gestoßen wäre.

Am 18. Januar bildete die 5. Infanterie-Brigade

die Vorhut des Korps ; das Regiment Nr . 42, ohne das II. Ba= taillon, das der Korps -Artillerie als Bedeckung diente, befand sich an der Spize.

Am Nachmittag, nach Erreichen der Ortsunterkunft,

wurde das I. Bataillon, verſtärkt durch eine Pionier-Kompagnie und einen Zug Dragoner, mit dem Auftrage entsandt, die Eisenbahn zu zerstören und die Brücken zu erkunden.

Bei Ausführung

dieses Auftrages wechselte man nur einige Schüſſe mit den Franzosen.

An demselben Tage erfolgte im Spiegelsaale des Verſailler

Königsschlosses vor den zahlreich versammelten deutschen Fürſten

41

die Proklamation des Königs als deutscher Kaiser. Schlicht, einfach und doch erhebend entsprach diese Feierlichkeit dem Ernst des

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100km

Krieges, dessen Donner von Paris herüberschallte in den deutschen Kaisersaal im französischen Königspalast. Inzwischen war die Armee Bourbakis bei Belfort geschla= gen worden, und die Südarmee folgte nun in anstrengenden Märschen dem nach dem Jura zurückweichenden Gegner. Hierbei

42

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43 wurde am 24. Januar Villers-Farlay erreicht, dort Halt gemacht und dem Regiment unter präſentiertem Gewehr und weit ſchallen= dem Hurra die zu Verſailles von Sr. Majeſtät dem Könige Allerhöchst erfolgte Annahme der deutschen Kaiserkrone bekannt gegeben. Beim Weitermarsch suchten einzelne Kompagnien die Waldungen ab, wobei sie zahlreiche Franktireurs zu Gefangenen machten.

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Darauf wurde Ortsunterkunft in Mouchard bezogen, wo das Regiment auch am 25. Januar verblieb.

Das II. Bataillon erhielt Befehl, mit zwei Kompagnien gegen Salins, mit den beiden anderen gegen Arbois zu erkunden und Nachrichten über die Stärke des Feindes einzuziehen. Die gegen Salins vorgehenden Kompagnien 5 und 6 stellten während eines heftigen Gefechts eine so starke Besetzung dieses Ortes fest, daß sie zurückgingen. Die Kompagnien verloren nur einen schwer verGesch. d. Inf. Regts. Prinz Morig von Anhalt-Deſſau (5. Pomm.) Nr. 42.

4

S&M .in Versailles Kaiserproklamation Die

45

wundeten Unteroffizier und einen leicht verwundeten Mann.

Der

Gegner verlor einen Offizier und ungefähr 35 Mann ; außerdem wurden 1 Korporal und 8 Mann unverwundet zu Gefangenen ge=

yo Arc et Senans r Chizzey nge Germigney Qui Rennes anz 1 Orn Ecleux Cramans Montborrey Perange de Vaivre w Love B. Santans Nevy dez-Dôle a Willers Farlay Mans Ste Anne Souvand Chamblay Mouchard Jagnoz r Mont Vaudrey lie Baisenay tar n Lelucy o Aigleterre P Salins Fert Molambor O Bracorp Moathenay Cernans Jasemiere Montigny Svavans Champa gny Aumont Champagny Chaux sur Fr A r on bois thalier Bussieres Monthal ier Chit ty Rabeut our bali ns Pont d'Bery Tourmont Andelst Vers-en en Montagne Chaussenans Montagne Foligny Glen Sellieres lePasquier! Mont Flam Charbonny Sont de la Grat Norerots Roche St.Germain en Montagne Soquision Château - Chalon Champagnole Nery Cise fle Vernois IFFont ont du Navoy Slainoiseau

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20

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46 macht. Die 7. und 8. Kompagnie nahmen nach heftigem Gefecht Arbois ein und gingen dann ebenfalls auf Mouchard zurück.

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20

Bei dem Vorgehen dieser Abteilung stieß der

Unteroffizier

Neumann plötzlich auf einen Doppelposten, dessen einer Mann sofort anschlug.

Unfehlbar wäre Neumann erschossen worden,

47

wenn nicht der Unteroffizier Bud aus weiterer Entfernung den Zuaven niedergestreckt hätte. Der Musketier Steffen zeichnete sich durch Mut und Entſchloſſenheit aus ; im heftigſten feindlichen Feuer

ermunterte

er

seine Kameraden durch den Zuruf: „ Vorwärts, Kerls, das ist die erſte Arbeit, die wir für unſeren Kaiſer tun!“ Am 26. Januar erhielt die 3. Diviſion den Auftrag, Salins zu nehmen.

Die 5. Brigade bildete die Vorhut.

Die dem Orte vor-

liegenden Höhen zeigten sich vom Feinde stark besetzt.

Während

das 2. Regiment dazu beſtimmt war, den Feind in der Front anzugreifen, sollte das 42. Regiment ihn in seiner rechten Flanke umgehen.

Aber der Gegner wartete die Umgehung nicht ab, ſondern

zog sich mit seinen Hauptkräften auf der Straße nach Pontarlier zurück.

Dennoch mußte Salins selbst vom I. Bataillon unseres Re-

giments und dem Füsilier-Bataillon des 2. Regiments erſtürmt werden, wobei der Feind ſchließlich in den Wäldern noch hartnäckigen Widerstand leistete.

Der Verlust des Regiments betrug

an Toten 2 Mann, an Verwundeten 1 Offizier und 17 Mann .

Am

27. Januar wurde Salins unter Verlusten wieder geräumt.

Trok

aller angewandten Vorsicht hatte das Füsilier-Bataillon wundete.

Ver=

9

Der Marsch in die kantonements und der Waffenstillstand . In den folgenden Tagen wurden die

Verfolgungsmärsche

hinter der gegen die Schweizer Grenze zurückweichenden

Armee

Bourbakis fortgesetzt, bis diese am 1. Februar auf schweizerisches Gebiet übertrat.

Das angestrebte Ziel war erreicht, die franzöſiſche

Ost-Armee vom Kriegsschauplaze verschwunden.

Für den 2. Fe-

bruar erhielt das II . Armeekorps den Befehl, die etwa nach Süden abgezogenen Teile der feindlichen Armee in der Richtung auf Mouthe zu verfolgen. Am 4. Februar kam das Regiment nach Chaur de Crotenay, wo am Abend folgender Tagesbefehl des Generals v . Ma n = teuffel eintraf:

48 „Soldaten der Süd -Armee! Eure Märsche und Kämpfe bei Schnee und Eis im hohen Jura sind nicht vergeblich gewesen.

2 Adler, 12 Geſchüße, 7 Mitrailleu-

sen, 15 000 Gefangene, worunter 2 Generale und viele Offiziere, viele Hunderte von Proviantwagen, viele Tausende von Chassepots ſind in Euren Händen .

Dijon iſt zurückerobert, und soeben erhalte

ich aus Berlin die telegraphische Nachricht, daß 80 000 Mann der franzöſiſchen Armee bei Verrières in die Schweiz übergetreten ſind, das heißt, daß sie dort die Waffen ablegen und bis zum Friedensschluß interniert bleiben.

Die Armee Bourbatis ist außer Kampf

gesetzt, und auch die Reste in den Gebirgen werden Euren Waffen bald verfallen sein.

Soldaten der Süd - Armee !

Ich spreche Euch

meinen Glückwunsch und meine volle Anerkennung aus!" über Châtillon, Champagnole und Poligny erreichten die Ba= taillone am 9. die ihnen zugewiesenen Kantonements zwischen Poligny und Arbois . Nachdem hier am 14. Februar die Nachricht eingetroffen war, daß der nach der übergabe von Paris am 30. Januar abgeschlossene Waffenstillstand auch auf die Süd - Armee ausgedehnt worden sei, begann der etappenweiſe auszuführende Rückmarsch nach Norden. Am 26. Februar wurden die Friedensverhandlungen unterzeichnet, denen dann nach vielen Schwierigkeiten der endgültige Friede von Frankfurt folgte.

Frankreich trat an Deutschland den Elsaß mit

Straßburg und Deutsch-Lothringen mit Meß ab und zahlte binnen 3 Jahren 5 Milliarden ( 5000 Millionen) Francs Kriegsentschädigung. Diesen ruhmreichsten Frieden, den Deutschland und Preußen je geschlossen, verdanken wir nächst Gott dem Herrn der Festigkeit des Heldenkönigs, der Bundestreue unserer deutſchen Brüder, der Tapferkeit des von Moltkes Geist geleiteten Heeres und der Staatskunst unseres Bismarck.

49

VII. Metz. Am 25. Mai lief die Allerhöchste Bestimmung ein, daß das Regiment schon jetzt zum XV . Armeekorps übertreten und zu Fuß nach Metz abrücken solle.

Am 10. , 11. und 13. Juni trafen die Ba=

taillone des Regiments in Meß ein. in allen recht geteilte Gefühle.

Der Anblick von Meg erweckte

Teils waren es Stolz und Freude,

daß dieselbe Stadt, vor welcher das Regiment monatelang gelegen und bei deren Einnahme es mitgewirkt hatte, nunmehr ſeine Garniſon werden sollte, teils war es aber Wehmut, welche die meisten ergriff, als man, von niemandem empfangen , fremd und einſam durch die leeren Straßen der Stadt marschierte, die Kaufläden beim Einmarsch des Regiments geschlossen wurden und nur vereinzelte Gesichter hinter den dicht verhangenen Fenſtern und geſchloſſenen Fensterläden sich zeigten.

Unwillkürlich dachte jeder an die Herz-

lichkeit des Empfanges, den das Regiment in den bisherigen Garniſonen gehabt haben würde !

Der hohen Aufgabe bewußt,

die

dem Regiment an der Grenze, dem Erbfeind zunächſt, geſtellt war, gelang es troß aller Hindernisse,

die

Schwierigkeiten

zu

über-

winden, ſo daß man ſich bald völlig in die neuen Verhältnisse einlebte. Mit dem Einrücken in Meß kam das Regiment in den Verband der 30. Division und der 59. Infanterie-Brigade.

Einige

Monate später trat das Regiment zur 60. Infanterie-Brigade über. Durch A. K. D. vom 16. Juni ward dem Regiment die hohe Ehre zuteil, Se. Exzellenz den Eeneral der Infanterie v . Fransedy , fommandierenden General des XV. Armeekorps, zum Chef zu erhalten. Vom 1. Januar 1873 ab belegte das Regiment für eine Reihe von Jahren mit einem Bataillon, welches halbjährlich wechselte, das Fort C. Alvensleben und die Feste Friedrich Karl.

Diese Be-

sezung der Forts hatte viele Erſchwerungen für den Dienſt im Gefolge, war aber durch das Zusammenliegen für den kameradschaft=

50

lichen Verkehr sehr förderlich.

So manchem im Regiment bot sich

Gelegenheit, bei der Einweihung der Denkmäler auf den Schlacht-

Metz

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Montigny

M&S General v. Fransedy.

53

feldern um Meg mit Abordnungen anwesend zu sein und mancher herrlich ergreifenden Feier beizuwohnen .

Im Jahre 1884 erfolgte

noch eine Umlegung des Regiments, indem die Kaiser WilhelmKaserne nebst dem Fort Prinz August

von Württemberg , dem

Schloß und der Ferme Frescaty bezogen wurde. Die zuletzt beschriebenen ruhmreichen Kämpfe und Siege haben uns einen langandauernden Frieden gebracht .

Aber es ist nicht

preußische Art, auf errungenen Lorbeeren auszuruhen. Wer raſtet, der rostet.

Auch die Armeen anderer Länder waren und ſind an

der Arbeit, um es uns gleichzutun.

Darum heißt es : ernst weiter

arbeiten, ein jeder an seiner Stelle.

VIII.

Wechsel der Garnison Metz mit Stralſund

und Greifswald ſowie die Jahre 1886 bis 1900. Am 3. April 1886 verließ das Regiment das inzwischen lieb gewonnene Mez.

Das I. und II . Bataillon gingen nach Stralsund,

das Füsilier-Bataillon kam nach Greifswald in Garnison .

Zwar

wurde es den meisten schwer, die Stätte zu verlaſſen, an der man sich nach und nach recht wohl und heimisch zu fühlen begann ; aber der patriotische und der Armee zugetane Sinn der Stralsunder und Greifswalder ließ die trüben Gedanken nicht lange vorherrschen. Dank dem herzlichen Entgegenkommen der gesamten Bevölkerung begannen die Vorteile dieser pommerschen

Garnisonen

bald im

rechten Lichte sichtbar zu werden. Daß der Einzug in Stralsund sich so herzlich gestaltete, war ja nur zu natürlich, denn die 42er kehrten in ihre alte Garnison, in der des Regiments Wiege ſtand , zurück. Die Greifswalder aber wollten der Nachbarstadt nicht nachstehen und mit dem Füsilier-Bataillon Nr. 42 dasselbe gute Einvernehmen wie vorher mit den 2. Jägern und den 14ern aufrecht erhalten.

Väter und Bürger der neuen

Garnisonstädte einerseits und die Angehörigen des Regiments

54

anderseits gelobten sich bei den Empfangsfestlichkeiten Einvernehmen.

ein

gutes

Dieses Versprechen ist auch beiderseits stets wahr

und treu gehalten worden, und in bezug auf Pflege herzlicher Kameradschaft zwischen Militär und Zivil ſtehen wohl beide Städte am Ostseestrande mit an der Spize sämtlicher Garnisonen des Deutschen Reiches . Noch manchen Trauer- und Freudentag hat das Regiment erlebt.

Am 9. März 1888 starb der greise Kaiser Wilhelm , der

Begründer des Deutschen Reiches .

Am 10. März leisteten alle An-

gehörigen des Regiments auf die mit Trauerflor umhüllten Fahnen in Stralsund und in Greifswald den Eid der Treue dem Sohne und Nachfolger Wilhelms des Großen.

Aber der Armee war

es nicht beschieden, Kaiser Friedrich III . lange Zeit als obersten Kriegsherrn an der Spiße zu ſehen, denn nach der kurzen Spanne von nur 100 Tagen wehten die Fahnen zum zweiten Male halbmast. Der edle, hochherzige Kaiser war von seinem tückischen Leiden erlöst.

Am 15. Juni ſchloſſen ſich die Augen jenes Herrſchers für

immer, dessen sympathische Erscheinung durch den Zauber der Persönlichkeit die Herzen der Menschen im Sturme zu gewinnen verſtand. Die Vereidigung des Regiments auf Se. Majeſtät Kaiſer Wilhelm II. fand am 16. Juni in Stralsund und Greifswald ſtatt, und zwar nach der Verlesung eines Armeebefehls , an deſſen Schlusse es heißt: „Ihr werdet mir jetzt den Eid der Treue und des Gehorsams schwören - und Ich gelobe, stets dessen eingedenk zu ſein, daß die Augen Meiner Vorfahren aus jener Welt auf Mich herniedersehen und daß Ich ihnen dermaleinst Rechenschaft über den Ruhm und die Ehre der Armee abzulegen haben werde."

Der 27. Januar 1889 , an welchem Tage das Regiment zum ersten Male den Geburtstag seines neuen Allerhöchsten Kriegsherrn in festlicher Weise beging, sollte ein Festtag von ganz besonderer Bedeutung werden, da Se. Majeſtät durch Kabinetts-Ordre dem Regiment den Namen „ Prinz Morig von Anhalt- Dessau" zu verleihen geruhten.

55

Das Bestreben des Regiments soll und muß es sein, sich des Namens dieses berühmten

Generals des

großen Königs stets

würdig zu zeigen und die Auszeichnung, sich nach einem Sohne des

M&S Kaiser Friedrich III .

alten Dessauers nennen zu dürfen, nie in Vergessenheit geraten zu laſſen. Am 18. August 1895 wurde den Fahnen und Standarten, die während des Feldzuges 1870/71 in Schlachten, Gefechten und Belagerungen geführt worden sind, das Band der für diesen Krieg ge=

56

ſtifteten Denkmünze verliehen.

An dem gleichen Tage beſtimmten

Se. Majestät für alle Inhaber des Eisernen Kreuzes das Anlegen dreier Eichenblätter von weißem Metall mit der Zahl 25 auf dem Ordensbande und für alle Beſizer der Kriegsdenkmünze die Be= rechtigung, auf dem Bande dieser Denkmünzen Spangen mit den bezüglichen Schlachtennamen tragen zu dürfen. Am 22. März 1897, dem hundertjährigen

Geburtstage

Sr.

Hochseligen Majestät Kaiser Wilhelms des Großen , erfolgte die Stiftung der Erinnerungs - Medaille an des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm I. des Großen Majeſtät und die Einführung der schwarz- weiß-roten Kokarde.

IX. Die Ereigniſſe im Regiment von 1900 ab. Die lange Friedenszeit nach 1870/71 wurde bisher noch zweimal durch kriegeriſche Ereigniſſe unterbrochen, an denen zwar nicht die ganze Armee teilnahm, wohl aber Freiwillige aller Truppenteile. Auch unserem Regiment bot sich somit Gelegenheit zu zeigen, daß seine Angehörigen wie früher so auch jetzt noch bereit waren , für die Ehre des deutschen Vaterlandes ihr Leben einzusehen und Beide kriegerischen Expeditionen es ihren Ahnen gleichzutun. führten die deutschen Fahnen übers Meer, und so wurde allen die heutige Weltmacht Deutschlands ganz besonders vor Augen geführt. Im Jahre 1900 wurde Deutschland durch den Boxeraufſtand in China, insbesondere durch die allem Völkerrecht hohnsprechende Ermordung seines Gesandten v. Ketteler in Peking gezwungen, sich an den kriegerischen Unternehmungen gegen China zu betei = ligen. Anfänglich traten nur Abteilungen der Marine in Tätigkeit. Im Sommer 1900 wurde dann das Oſtaſiatiſche Expeditionskorps aus Freiwilligen des ganzen deutschen Heeres

gebildet.

Von

unserem Regiment ging der damalige Oberleutnant und BezirksAdjutant v. Bassewitz , jezt Hauptmann und Kompagniechef im

Schun ho Tun pa g

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W K launng . angtsien tien Sie schan sia tien Kuseflu toums Tien ku Pa nt ngien linh Toan Jütion tien kian Jen Suang tsun Joe tingkiao O ochang trang tscheng tochon Jung Schuangk . tJsaing S u a hohalin tien Jao kala Sc . Liang kidwan S Joking anngt ho kin Kungtse ho nhen Waihen Je yut sch tsc eng tochangstschen tsch Esia . pu Joc tsc jinhia g g Kaise Toc rl Makukiao haihan n a tom Ption Parlung Wil kiang Ischlangs Ja su ng tie ndparkMat @bri ho ang Iao Suang town ow Sin tschen , g an ti Priang lin Ta wa scho an Ju ng Sch kou Kü ki lati toe hsiang woi hi on o Ng anpings oanting Soin Sa bụn kai kon , ug an Santochuang Ly scho ts hechengeli g tocheng tie Su Van tsch ko uang Pang K i xo Ja Mutochang kao tun Li Btiinnkou o makuan Lu iwn g So si would o ng fang Lang odi got sch Loring eng tai To Kü Ki toc monhen Ju Esc ngl Jü gld pu heng Han gg hua Bos ng kon e tumchao fa tien ho n Kim Bochuang tochou jing tscheng Inechang Wutsi ho ng to Schilipu Isai tsun obusc tochuhi ang Loka hang Tang Sien kuan hd tun Ning Jung kutum Tocha -n gan Tund toi Pa n ki tun a mang juan Kung tech Kungan Huang tien hua Boan ört tsch.0 pang Ja choàn Ta trung Jung trien Ein tien apui ho in tscheng br ngg Ju Tao kutochoan tse deiao mustien Can Lu tien tou Ti tai Pas kon Linan Inu . toch to p Kie ho n Likiaku Toi Bị li trang Tochiang ho Lin Tao waits kua ch ku ho nd tie Matschunge Ja Sche ta ngn N n Tin me bakiuang toug nn a tsch pnaan Ja n ng tochuang Tangg Din Xis ku chi Pa tochon tsi en n Sáng tsi tou g sin g an Jteaing Tocha ku tschi Ja tsing kou k) .ing ng tkoica. huh Tu to g ch c en o n hoc g hong abtei u Jong Motsing ng o JLinh ho tang ku Toe kiaslu u ng anzWiw Dacha Word Fort ch Jukiao o Fleu Tia J Seng ng Se r Ta i la Pe ends o Fort ting ku ng .tsch g schong wan Wang kou toun Jaku hSeoi Nanjang Wa matu kiang kon kusin No i g bscheng hain To kung schun tuan Janglu sin tochia tsch . Karte Kriegsschaupla vom tz China .in

Tichingho

57

87

M =1 : 1100000. 10 20 30

50km

Jochas ho

58

Infanterie -Regiment Herwarth von Bittenfeld ( 1. Westfälisches) Nr. 13, mit. Von den zahlreich sich Meldenden konnten nur 4 Unteroffiziere und 69 Mannschaften berücksichtigt werden . Hat auch nur ein Teil von ihnen das Glück gehabt, an Kämpfen teilzunehmen, so sind ihnen allen doch Anstrengungen mannigfacher Art infolge des ungefunden Klimas und der schlechten Waſſerverhältnisse nicht erspart geblieben.

Sie haben den guten Ruf ihres

Regiments auch in der Ferne hochgehalten.

Als Feldwebel, Unter-

offiziere und Gefreite sind eine große Anzahl von

ihnen heim-

gekehrt und dienen zum Teil noch heute ihrem Kaiser. Noch einmal sollte dem deutschen Heere Gelegenheit gegeben werden zu zeigen, daß Offiziere, Unteroffiziere und Mannſchaften nicht in Friedensarbeit eingeroſtet waren, als im Jahre 1903 die einheimische Bevölkerung von Deutſch-Südweſtafrika verſuchte, die deutsche Herrschaft abzuschütteln.

Die Abwesenheit der Hauptkräfte

der deutschen Schußtruppe, die im Süden einen kleinen Stamm zur Ordnung bringen wollten, benutte das große Volk der Herero im Norden, um einen lange vorbereiteten Aufſtand ins Werk zu sehen. Die Ansiedler wurden ermordet, die zurückgebliebenen schwachen Besatzungen belagert.

Dieser Zustand änderte sich bald zugunsten

der Deutschen, als bis Mitte Juni 1904 die aus Freiwilligen zusammengesetzten Regimenter im Schußgebiet eintrafen.

Sobald

die Truppen operationsbereit waren, begann der Vormarsch mit gemeinſamem Mittelpunkt, alſo konzentrisch, gegen den bei Waterberg in zerklüftetem Gebirge vereinigten Feind, der nach vorhergegangenen kleineren Gefechten hier am 11. und 12. Auguſt voll= ständig geschlagen wurde.

Die Reste des Gegners trieb man in

raftloser Verfolgung nach Osten in die Sandwüste, wo sie zum größten Teil infolge Wassermangels umkamen. Noch ehe dieser Erfolg erzielt worden war, hatten sich im Süden die Hottentotten erhoben. In langwierigen Kämpfen mußte dieser Gegner niedergeschlagen werden, was besonders

dadurch

erschwert wurde, daß der Feind in den schwer zugänglichen

Ge=

59

12

16

14 Thibemba e

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Anschluß rechts Jopashi's

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28

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20

125.8.0.Greenno. 14

22

Deutsch-Südwestafrika.

Gesch. d. Inf. Regts. Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm. ) Nr. 42.

28

5

60

birgen immer neue Schlupfwinkel fand .

Dazu kam, daß die Hotten-

totten, noch mehr als die Herero, ihre modernen Schußwaffen in vorzüglicher Weise zu verwenden verstanden und in der Ausnutzung des Geländes zum Schützengefecht Meister waren.

M&S

Hendrik Witbooi.

Hatten die deutschen Soldaten somit schon in taktischer Be= ziehung einen schweren Stand , so wurden an ihre Kriegstüchtigkeit und Energie noch ganz besonders hohe Anforderungen gestellt, weil in dem Lande ohne Verbindungen die Nachfuhr außerordentlich erschwert, die Beschaffung von Wasser häufig fast unmöglich war . Mehr als ein Gefecht haben unsere Soldaten halb verdurstend durchfechten müssen.

Daß unsere Truppen dennoch Sieger blieben, zeigt,

wie wir heute noch unserer Väter würdig sind.

Das aber soll uns

61

ein Ansporn sein, auch weiterhin unsere Pflicht zu tun unter dem Wahlspruch: " Mit Gott für König und Vaterland! "

M&S Hendrik Witbooi im Kreiſe ſeiner Familie.

Als eine hohe Ehre für unser Regiment darf es angesehen werden, daß aus seiner Mitte 4 Offiziere, 4 Unteroffiziere und 114 Mannschaften an dem Feldzuge in Südwestafrika teilnahmen .

5*

.-Werft Bergdamara

& S M

63 Willig bereit, Gut und Blut für die Ehre des Vaterlandes einzusetzen, waren die Anmeldungen von Freiwilligen im Regiment so zahlreich, daß nur ein Teil davon ausgewählt werden konnte. Folgenden 42ern war es vergönnt, an dem heldenmütigen,

ent=

Oberstleutnant Mueller.

behrungsreichen Kampfe im heißen afrikanischen Sande teilzunehmen: Zunächst unserem damaligen Kommandeur des I. Bataillons , Oberstleutnant Mueller. Regiments, hatte aber kurz

Er wurde Kommandeur des 1. Feldvor dem Entscheidungskampf

am

64

Waterberg das Unglück, mit dem Pferde schwer zu stürzen. Die Verletzungen waren so erheblich, daß es dem Oberstleutnant Mueller versagt blieb, noch weiter am Feldzug teilzunehmen. Leutnant Schlüter wurde in einem Verfolgungsgefecht gegen Moreng a im April 1906 in den großen Karasbergen der eine Unterarm durch ein feindliches Geschoß zerschmettert. Nach Aus= sage des Sanitäts-

offiziers ,

der

an

dem gleichen Ge= men hatte, hätte

fecht teilgenom= der Verwunerhalten

dete am Leben

blei=

ben

können,

wenn der zerArm ampu=

ſchmetterte tiert worden

Aber Truppe

dazu fehlte das Wasser.

wäre. der

Leutnant

Schlüter Tage darauf Leutnant

erlag wenige der Verletzung.

Leutnant Otto ,

Reinhardt und die sich zur Zeit Schutzgebiet befin= das Jahre 1908 gen

Simon

Kalahari-Wüste dem nant

sich be= Rein-

noch den ,

in unserem im haben

schwere Gefecht ge= Leutnant Schlüter. Copper in der Schwer verwundet am 20. April 1906 im Gefecht bei Wittmund (Karasberge), mitgemacht, vor gestorben in der Nacht vom 25. zum Leutsonders 26. April 1906. hardt durch

seine Patrouillenritte hervorgetan hat.

Im Verlauf des

Ge=

fechts war Reinhardt Ordonnanzoffizier. Die Verdienste beider sind durch die Verleihung des Kronen-Ordens 4. Klasse mit Schwer= tern von Seiner Majestät anerkannt worden. Seit dem 1. Oktober 1907 ist das Regiment aus dem Verbande der 5. Infanterie -Brigade ausgeschieden und bildet seitdem mit dem Füsilier-Regiment Königin Viktoria von Schweden (Pommersches) Nr. 34 die 6. Infanterie-Brigade.

65 So blickt denn jetzt das Regiment vom Tage seiner Gründung ab auf eine fünfzigjährige, dem Allerhöchsten Dienste treu gewidmete Zeit zurück. In den Kriegs- und Friedensjahren, die dem Regiment beschieden waren, tritt zu jeder Zeit die Pflichttreue, die Liebe zu Kaiser und Reich leuchtend hervor.

Gefreiter Schultta, 2/42. Gefallen am 16. März 1904 bei Omusema.

Reiter Sorzny, 12/42. Gefallen am 6. August 1906 bei Alurisfontein.

Daß diese Pflichttreue auch in Zukunft im Regiment bewahrt bleiben soll, daß es seinen guten Ruf erhalten wird, daß jeder einzelne in Kriegs- und Friedenszeiten sein Leben freudig in die Schanze zu schlagen bereit ist, das soll der Vergangenheit die Zukunft zeigen!

X. 2nhang . 1. Lebensskizze des Prinzen Moritz von Anhalt- Dessau. Mori , Fürst zu Anhalt-Dessau, entstammte einem deutschen Fürstengeschlecht, das seit den Tagen des Großen Kurfürsten seine Ehre darin suchte, sich den Hohenzollern in Brandenburg -Preußen für den Heeres- und Kriegsdienst zur Verfügung zu stellen.

Die

Jugendzeit und militärische Entwicklung des Prinzen Mori

fällt

66

unter die Regierung des Königs Friedrich Wilhelm I., dem der Vater des

Prinzen, der unter der Benennung

der

alte

Dessauer“ überall im Volke noch heute bekannte Fürst Leopold , eine hervorragende Stüße bei der Ausbildung des Heeres war. Prinz Morig wurde am 31. Oktober 1712 im Schloffe zu Deſſau geboren.

Von frühester Jugend an zeigte er große Luſt zum

Soldatenleben.

Die Schule, die er bei seinem Vater im Regiment

Alt- Anhalt durchmachte, war eine gute, denn dieſes Regiment galt in der Armee als Muster und der Fürst Leopold als der beste Lehrmeister der Infanterie. Im Jahre 1741 wurde dem Prinzen vom Könige Fried = rich II., der im Jahre vorher den Thron bestiegen hatte, das Regiment Borcke verliehen, dessen Garnison Stargard war. Jetzt brach auch die Zeit an, wo man sich im Kriege Lorbeeren erwerben konnte, und unter der Zahl der berühmten Generale des Großen Königs, die sein Feldherrngenie heranbildete und die ſeinen Ruhm verherrlichen halfen, wird Prinz Moritz immer eine hervorragende Rolle spielen.

Er zeichnete sich nicht nur

durch seine

Führereigenschaften, sondern auch durch seinen persönlichen Mut und durch seine Tapferkeit aus .

Überall ging der Prinz mit leuch=

tendem Beispiel seinen Truppen voran, und sein Name ist mit den hervorragendsten Siegen des Großen Königs verbunden . Besonderes Verdienst gebührt Prinz Moriß an den Schlachten von Hohenfriedeberg, Kesselsdorf, Roßbach, Leuthen, Zorndorf und Hochkirch.

Bei Leuthen leistete er seinem Könige den aus-

gezeichnetsten Dienst, und das Verhalten des

Prinzen in dieser

Schlacht ist wohl der Glanzpunkt seiner militärischen Laufbahn. Der König ernannte ihn auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall mit den Worten : „Ich gratuliere Ihnen zur gewonnenen Schlacht, Herr Feldmarschall!" Der Tag von Hochkirch sah den Prinzen zum letzten Male an der Spike seiner Bataillone. gangene

Hochkirch

Bei dem Versuch, das verloren ge=

stürmend

wiederzunehmen,

wurde

Prinz

Moritz von zwei Gewehrkugeln schwer getroffen und beim Trans-

M&S Prinz Moritz von Anhalt-Dessau.

69

port von österreichischen Husaren gefangen genommen . Auf Befehl des Königs wurde der Prinz nach kurzer Zeit ausgewechselt und begab sich nach Dessau.

Hier wurde er zwar von seinen Wunden

geheilt, fiechte aber an einem Krebsleiden dahin, dem er am 11. April 1760 erlag. Im Sinne seines großen Ahnen hat ſomit Se. Majeſtät Kaiſer Wilhelm II . zu handeln geruht, als er durch

nachstehende

A. K. D. vom 27. Januar 1889 das Andenken des verewigten Prinzen für alle Zeiten ehrte: „Ich will das Andenken an den Prinzen Moriß von Anhalt dadurch ehren und für alle Zeiten in Meiner Armee lebendig erhalten,

daß

Ich

dem

5. Pommerschen

Infanterie-Regiment

Nr. 42 den Namen Infanterie-Regiment Prinz Moriß von AnhaltDeſſau (5. Pommerſches) Nr. 42 verleihe.

Ich habe dem Regiment

diese Auszeichnung zugedacht, weil es aus demjenigen Truppenteile hervorgegangen ist, welcher sich wie der Prinz Moritz in der ewig denkwürdigen Schlacht bei Hochkirch ganz

besonders

aus-

gezeichnet hat, zugleich auch zur Erinnerung an das bei allen Gelegenheiten erprobte, tapfere pommerſche Regiment dieses Fürſten. Das Regiment wird das hohe Vertrauen, welches Ich ihm durch diesen Gnadenbeweis zuteil werden lasse, durch treueſte Pflichterfüllung zu rechtfertigen wissen.“

2. Geschichte der Fahnen des Regiments. Durch A. K. D. vom 15. Oktober 1860 wurden dem Regiment Fahnen verliehen, welche am 18. Januar 1861 zu Berlin geweiht und am 22. Januar übergeben worden sind. Das Fahnentuch ist durch A. K. D. vom 1. Januar 1900 erneuert worden. Fahne des I. Bataillons. Beschädigungen durch feindliches Feuer: Schlacht bei Gravelotte -St. Privat : das Tuch durch zwei Kugeln zerrissen.

70

Gefecht bei Salins : ständig abgerissen.

die Spitze durch zwei Kugeln fast voll-

Der auf Allerhöchsten Befehl vom 12. April

1873 um den Fuß der Spize gelegte silberne Ring trägt die Inschrift: Salins (26. Januar) 1871.

Feldzüge : 1866. Treffen bei Gitschin, Schlacht bei Königgräß. 1870/71 . Schlachten bei Gravelotte-St. Privat, bei Villiers, 2. Dezember, Gefecht bei Salins. Einſchließung von Metz, Einschließung und Belagerung von Paris . Fahne des II. Bataillons. Beschädigungen durch feindliches Feuer: Schlacht bei Königgräß : durch Granatſplitter das Tuch zerrissen und die Stange gestreift. Der auf Allerhöchſten Befehl vom 17. April 1867 um die beschädigte Stelle gelegte silberne Ring trägt die Inschrift: Königgrätz (3. Juli) 1866. — Schlacht bei GravelotteSt. Privat: das Tuch durch zwei Kugeln zerriſſen, die Stange am unteren Ende durch eine Kugel gestreift.

Feldzüge : 1866. Treffen bei Gitschin, Schlacht bei Königgräß. 1870/71 . Schlachten bei Gravelotte—St. Privat, bei Villiers, 2. Dezember Vorhutgefecht

bei

Mouchard ,

fognofzierungsgefecht bei Salins, Gefecht bei lins, bei Pontarlier-La Cluse, Einſchließung

ReSa-

von Mez, Einschließung und Belagerung von Paris.

Fahne des III. ( Füsilier

) Bataillons.

Beschädigungen durch feindliches Feuer: Treffen bei Gitschin : das Tuch durch zwei und die Banderole durch eine Kugel zerrissen, die Stange durch eine Kugel gestreift. Der auf Allerhöchsten Befehl vom 17. April 1867 um lettere gelegte silberne Ring trägt die Inschrift :

Im Gefecht bei

Gitschin

(am

29. Juni 1866) wurde durch feindliches Feuer die Stange gestreift. Die Banderole ist nicht abgelegt. - Schlacht bei Gravelotte-

PRO-GLORIAELPATRIAL

Fahne des I. Bataillons.

72

St. Privat: das Tuch durch zwei Kugeln zerrissen, desgleichen die — Schlacht bei gestreift.

Stange am oberen und unteren Ende

Villiers : das Tuch durch eine Kugel zerrissen. Feldzüge : 1866. Treffen bei Gitschin, Schlacht bei Königgräß . 1870/71 . Schlachten bei Gravelotte-St. Privat, bei Villiers , 2. Dezember, Gefechte bei Salins, beim Ausmarsch aus Salins.

Einschließung von Mez, Einschließung

und Belagerung von Paris. 3. Die jetzigen Garniſonorte des Regiments. Nicht nur sein Regiment, nein, auch die Stätte, an der er des Königs Rock getragen hat, soll dem Soldaten stets in Erinnerung

M&S Frankentaferne. bleiben.

Und so soll denn der Zweck der nächsten Zeilen der sein,

den 42ern die Erinnerung an ihre Garnison wach zu erhalten und ihnen in Wort und Bild die Stätte ihrer militärischen Dienstzeit noch einmal vor Augen zu führen . Zunächst die Garnison Stralsund. Eine Flut von historischen Ereignissen drängt sich hier zusammen in dieser Stadt. Namen wie

. Stralsund von Panorama

& SM

74 Lambert

Steinwich ,

Wallenstein ,

Karl

XII.,

Schillum nur diese wenigen anzuführen als Hauptvertreter der großen Geschehnisse — entführen uns in die Vergangenheit und bringen uns die Taten der Vorfahren lebendig näher. Vor allem kündet die Fassade des Rathauses mit ihren sieben spizzen Türmchen

Rathaus.

in schön wiederhergestellter Pracht von dem Glanz, der Macht und dem Reichtum Stralsunds in den ruhmreichen Tagen der Hansa. Jezt sind die Festungswälle und Mauern gefallen. die drohenden Schlünde der Feldschlangen

Wo einst

und Kanonen

ihren

Donnergruß dem Feinde entboten, da wandert man jezt auf herrlich angelegten, von Schwänen und Ruderbooten durchfurchten Teichen umgebenen Promenaden, in denen sich am Knieperteich das von der Stadt dem Andenken an die Ruhmestaten des deutschen Heeres in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71

gewidmete

75

Denkmal befindet, das der Nachwelt die Namen der in den Kriegen gefallenen Helden unseres Regiments und des Feldartillerie-Regi= ments Nr. 2 kündet. Das Denkmal auf dem alten Markt erinnert uns an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges . Die Stralsunder, geführt von dem wackeren Bürgermeister Lambert Steinwich , verweigerten die Aufnahme kaiserlicher Truppen und mußten

nun

die sagenver-

herrlichte Belagerung über sich ergehen lassen. Unterstützt von dänischen und schwedischen Abteilungen wehrten sie sich gegen Wallenstein , der im Hainholz sein Lager hatte, aufs tapferste, schlugen den Feind vor ihren Toren zurück und hatten den Triumph, ihn

am

24. Juli 1628

die

Belagerung aufgeben zu sehen. Mit Recht wird dieser Erfolg bis heute gefeiert, und am 24. Juli hört man noch heu= tigen

Tages

in

Stralsund

M&S

vom Turm das Hohnblasen, Kriegerdenkmal. das einst dem bis dahin fast Unüberwindlichen galt. Im Jahre 1678 zwang der Große Kurfürst die Stadt durch ein heftiges Bombardement zur Kapitulation und hielt darauf seinen Einzug

in Stralsund.

Jedoch schon im nächsten

Jahre

mußte der Große Kurfürst die Stadt und die eroberte Insel Rügen wieder den Schweden herausgeben. Gesch. d. Inf. Regts. Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) Nr. 42.

6

76

Im ganzen fühlten sich die Stralsunder unter der Herrschaft der Schweden wohl und nahmen im Jahre 1715 den König Karl XII. mit Jubel in der Stadt auf.

In der Mauer des Kasernenhofes iſt ein Stein angebracht, dessen schwedische Inschrift besagt, daß er Karl XII. zum Nachtlager diente, als Stralsund von drei Königen belagert wurde . 1807 wurde

Stralsund

von

belagert und

den zur

Franzosen

Kapitulation

genötigt. 1809 bemächtigte sich der Major Ferdinand v. S chill der Stadt und hoffte, durch er= folgreichen Widerstand das Signal zu

großen

einer

geben.

Am

Feind vor

Erhebung

zu

31. Mai traf der Stralsunds Mauern

ein und drang in die Stadt. Schill warf sich ihm auf dem alten Markte entgegen, wurde aber mehrfach verwundet und in der Fährstraße nach tapferer Gegenwehr getötet. Wir feiern heute in ihm einen wackeren Vorläufer der großen Befreiungskriege , der durch seinen Heldentod bewies, daß das patriotische Gefühl in der Zeit der Schmach

Schills Grab. keineswegs

erloschen war.

findet sich Schills

An dem Hause Fährstraße 21

Reliefbildnis.

In

dem Bürgersteig

be= vor

diesem Hause bezeichnet ein Stein die Stätte, an welcher Ferdinand v. Schill am 31. Mai 1809 gefallen ist.

Auf dem Knieper-Kirch-

hof befindet sich die Grabstätte Schills.

Die Inschrift bezieht sich

auf den Umstand, daß Schills Körper ohne Kopf hier bestattet ist. Dem tapferen Helden ist in den Anlagen der Sarnowstraße ein Denkmal gesetzt.

STRILE

M&S Denkmal Ferdinand v. Schills in Stralſund. Von H. W. v. Glümer, Berlin.

6*

-

79



1815 wurde Stralsund an Preußen abgetreten, um ihm seitdem dauernd anzugehören. 1870 war man in Stralsund auf eine Belagerung und auf blutige Kämpfe zur See gefaßt, doch zeigten sich französische Schiffe nur in weitem Umkreise, und außer dem Gefecht bei Hiddensee kam es zu keinem ernsteren Zusammenstoße.

M&S Kaserne der 5. Kompagnie.

1873 hörte Stralsund auf Festung zu sein. Zwischen Stralsund und der Insel Rügen liegt die früher ebenfalls befestigt gewesene Insel Dänholm.

Auch diese Insel ist der

Erinnerung wert, und wer einmal auf dem Dänholm gewesen ist oder gar auf ihm gewohnt hat, wird ihn im Leben niemals vergessen. Die Insel hieß früher Strela und spielte in allen Belage= rungen Stralsunds eine wichtige Rolle. Als im Jahre 1429 die Dänen die Stadt belagerten, erlitten sie auf der Insel Strela eine

80

M&S

Kasernen der 7. Kompagnie.

Mes M&S Fahrbrücke nach dem Dänholm.

81

Niederlage, woher jene Insel den Namen Dänholm erhalten hat. Die Marinekaserne, die Kanonenbootschuppen und der kleine Hafen

Kaserne der 8. Kompagnie.

M&S Kaserne der 6. Kompagnie. im Kanal erinnern uns an die Zeit, wo der Dänholm in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Marinestation war. Ein Prahm , der das übersetzen größerer Truppenabteilungen ermög=

82

M&S Pulverhaus auf dem Dänholm .

M&S Brückenschanzenwache.

83

licht, ist aus einem früheren Kanonenboot hergestellt. Auch die vier braven, wetterfesten Fährleute werden allen, die sie nur einmal gesehen haben, in Erinnerung bleiben, ebenso der bekannte Ruf „ Wer mit will", den sie so manches Mal über die stürmische See hin erschallen ließen.

Und wem es gar vergönnt war, eine Sturmflut

oder ein Eistreiben zu erleben, und wer einmal auf dem Dänholm

M&S Überſeßen nach dem Dänholm.

von jeglicher Verbindung mit dem Festlande abgeschnitten war, der wird die auf dem Dänholm verlebte Zeit nie vergessen. Aber auch die Garnison Greifswald wird jedem , der beim III. Bataillon unseres Regiments seiner Militärpflicht genügt hat, in angenehmer Erinnerung bleiben.

Die Geschichte der Stadt reicht

weit zurück, und die Wälle, die Kirchen und alten Bauten erinnern uns an die alte, ruhmreiche Zeit, wo auch Greifswald dem Hansa-

84

M&S Unsicht von Greifswald.

M&S Wilhelmsplatz in Greifswald.

85

bunde angehörte und durch seinen Handel blühte.

Viele Kämpfe

und Anfeindungen hatten die Bürger zu ertragen, und die Drang-

Denkmal von der China-Expedition.

M&st Gesamtansicht der Kaserne.

ſale des Dreißigjährigen Krieges und die späteren Belagerungen durch den Großen Kurfürsten lasteten schwer auf der Stadt, in die er im Jahre 1678 seinen Einzug hielt. Es war der lezte Platz in

86

Vorpommern, der sich ihm ergab. Gleichwohl aber blieb dieses Land zum Schmerze des Kurfürsten nach geschlossenem Frieden unter der Herrschaft der Schweden.

Erst 1815 kam die Stadt an

Preußen. Schöne Denkmäler zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm den Großen und an Kaiser Friedrich III . und an so

Hauptportal.

manchen berühmten Gelehrten zieren die

Stadt.

Die herrlichen

Wallpromenaden und die schöne wald- und wasserreiche Umgebung, zu der man nicht zuletzt die Schießstände in den Neuenkirchener Tannen rechnen muß, machen jedem den Aufenthalt Grade angenehm .

in hohem

So zeigt sich auch Greifswald als ein altes Gemeinwesen mit reicher Geschichte, deren Höhenpunkte durch die Mitgliedschaft in

87

der einst hochgebietenden Hansa und durch die im fünfzehnten Jahrhundert erfolgte Gründung der Universität bezeichnet werden.

4. Vereine ehemaliger Angehöriger des Infanterie- Regiments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pomm.) Nr. 42.

D

Auch nach erfüllter Dienstpflicht sollen alte Soldaten noch kameradschaftlich zusammenhalten. Sie finden einen Anhalt in den

Wache.

Kriegervereinen.

Es haben sich augenblicklich fast 12 Millionen

ehemaliger Soldaten aus allen Volksklassen freiwillig , ohne Unterschied des Bekenntnisses und der Beschäftigung, in heimatlichen Verbänden zusammengeschlossen , um auch im bürgerlichen Leben den Geist zu pflegen und zu betätigen, den sie im Heere in ſich aufgenommen haben: den Geist der Treue, der Vaterlandsliebe und der Kameradschaft.

88

Jedem aus dem Regiment scheidenden 42 er kann der Anschluß an einen der unten aufgeführten Vereine nicht warm genug ans Herz gelegt werden .

Zur Zeit beſtehen folgende Vereine : 1. Verein ehemaliger 42 er zu Mez; 2. Verein ehemaliger Kameraden des Infanterie-Regiments Prinz Moritz von Nr. 42 zu Stettin;

Anhalt- Dessau

(5.

Pommersches)

3. Verein ehemaliger Kameraden des Infanterie - Regiments Prinz Moritz von Nr. 42 zu Berlin ; 4.

Verein

ehemaliger

Anhalt- Dessau

(5.

Angehöriger des

Pommersches )

Infanterie- Regi-

ments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 zu Stralsund ; 5. Verein ehemaliger 42 er zu Dortmund und Umgegend. Die Sagungen der Vereine sind faſt gleichlautend. Das Wichtigste aus den Satzungen ſei hier mitgeteilt.

I.

Zweck der Vereine.

Die Vereine bezwecken: 1. Die Liebe und Treue für Kaiser und Reich, Landesfürst und Vaterland bei ihren Mitgliedern zu pflegen, zu betätigen und zu stärken, sowie die Anhänglichkeit an die Kriegs- und Soldatenzeit im Sinne kameradschaftlicher Treue und nationaler Gesinnung aufrecht zu erhalten. 2. Feier vaterländischer Gedenktage. 3. Die Leichen verstorbener Mitglieder mit den üblichen militärischen Gebräuchen nach Maßgabe der A. K. D. vom 22. Februar 1842 und vom 6. Juni 1844 zur Gruft zu geleiten . 4.

Gewährung einer Beihilfe zu den Kosten der Beerdigung

an die Hinterbliebenen, sowie Unterſtüßung der Kameraden bei unvermutet eintretenden Unglücksfällen.

89

II. Aufnahme - Bedingungen. 1. Mitglied in einem

der

genannten Vereine kann jeder

werden, der seiner Militärpflicht beim Infanterie-Regiment Prinz Morig von Anhalt- Dessau (5. Pommersches) Nr . 42 genügt hat, sich im Vollbesitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindet, unverbrüch= liche Treue gegen König und Vaterland hochhält, einen achtbaren Lebenswandel führt und in einem Standort des Vereins oder in dessen Umgegend anſäſſig iſt. 2. Die Aufnahme geschieht durch einen kurzen schriftlichen Antrag beim Vorſtande unter Beifügung der Militärpapiere.

-

90

-

Regiments-Kommandeure. Major v. Gay 1 (Führer) 18. 8. 1859-8 . 5. 1860. Oberst v. Gordon 8. 5. 1860-7 . 2. 1863. = v . Borce 10. 2. 1863-30 . 10. 1866 . = v. dem Knese bed 30. 10. 1866-1. 8. 1871. v. Berger 1. 8. 1871-15 . 10. 1874. v. Giese 15. 10. 1874-18. 5. 1876 .

= =

=

v. Woisberg 18. 5. 1876-2. 9. 1882.

=

Frhr. v. dem Bussche - Haddenhausen 2. 9. 1882-12. 3. 1886 .

=

v . Fiedler 16. 3. 1886-22. 5. 1889.

=

v. Fund 22. 5. 1889-17. 4. 1890.

=

=

v. Schwedler 17. 4. 1890-19 . 12. 1893 . v. Roques 19. 12. 1893-22. 3. 1897.

=

Spohr 22. 3. 1897-10 . 9. 1898.

=

Menzel 10. 9. 1898-29 . 3. 1900 . D. dem Born e 29. 3. 1900-18 . 4. 1903.

=

=

John v. Freyend 18. 4. 1903-18. 2. 1908.

=

Fled 18. 2. 1908

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn , Berlin SW 68, Kochstraße 68-71.