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German Pages 354 Year 1910
Geschichte
des
Garde - Schüßen -Bataillons
Bearbeitet
von
Alfred v. Beffer 1. 3t. Hauptmann und Kompagniechef im Garde-Schüßen-Bataillon
IVE
Unveränderter Abdruck der zweiten Auflage Mit Abbildungen, Karten und Plänen AOD-
Berlin 1910 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 68-71
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Nach dem im Besit des Bataillons befindlichen Originalgemälde.
F.R.
T
Geſchichte
des
Garde - Schüßen -Bataillons
Bearbeitet
von
Alfred v. Beſſer f. Zt. Hauptmann und Kompagniechef im Garde-Schüßen-Bataillon
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Unveränderter Abdruck der zweiten Auflage Mit Abbildungen, Karten und Plänen
Berlin 1910 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 68-71
Ger
268.300 10
Ger 261.940.10
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VAR
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COLL
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JAN 13 1922
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LIBRARY
Hayes fund
Alle Rechte aus dem Geseze vom 19. Juni 1901 sind vorbehalten.
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MIMIA
Vorwort zur ersten Auflage.
Zie vorliegende Geschichte des Garde- Schüßen-Bataillons ist auf Veranlassung des gegenwärtigen Kommandeurs desselben, Herrn Major v. Scholten , von dem Verfasser bearbeitet worden . Die über die ersten vier Abschnitte des gesamten hier behandelten Zeitgebietes bereits vordem geschriebenen Werke des Oberstlieutenants von dem Knesebeck (zur Zeit Kommandeur des Jäger-Bataillons Graf Yorck [ Ostpreußisches ] Nr. 1 ) und der ehemaligen Lieutenants im Garde- Schüßen-Bataillon v . Wittken , Graf v. Schlieffen und Freiherr von der Horst haben die Grundlage gebildet, auf der der weitere Ausbau der Arbeit stattgefunden hat. Die Akten der geheimen Archive des Großen Generalstabes und des Kriegsminiſteriums, eine Reihe von Notizen ehemaliger Offiziere und Mannschaften des Bataillons und schließlich die eigenen während des lezten Feldzuges und einer fast neunzehnjährigen Dienstzeit im Bataillon vom Verfasser gesammelten Aufzeichnungen haben im weiteren den Stoff zur Vollendung des Werkes geliefert.
So möge es dienen : "I Den Gefallenen zum Ruhme, Den Lebenden zur Anerkennung und Nacheiferung ! “
Der Verfaſſer.
Inhaltsverzeichnis.
Erster Abschnitt. Die Stiftung des Garde- Schüßen-Bataillons und die Zeit bis zum Jahre 1848. Seite 1. Errichtung, Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung des Bataillons 1 und die Zeit bis zur Fahnenverleihung am 3. Mai 1825 19 2. Die Fahnenverleihung und die Zeit bis zum Jahre 1848
Zweiter Abschnitt.
1. Die Unruhen in Berlin und der Feldzug gegen Dänemark 2. Vom Frühjahr 1849 bis zum Feldzuge 1866
88
Das Jahr 1848, die Teilnahme am Feldzuge gegen Dänemark und die Zeit bis zum Feldzuge 1866.
29 53
Dritter Abschnitt. Die Teilnahme am Feldzuge 1866 und die Zeit bis zum Feldzuge 1870. 66 86 763
1. Die Ereigniſſe bis zur Schlacht bei Königgräß . 2. Die Schlacht bei Königgräg 3. Der Vormarsch auf Wien, die Beendigung des Feldzuges und die Zeit bis zum Feldzuge 1870/71
94
Vierter Abschnitt. Die Teilnahme am Feldzuge 1870/71. 1. Der Beginn des Feldzuges und die Schlacht bei St. Privat am 112 18. August 1870 . 2. Die Ereignisse nach der Schlacht von St. Privat bis zur Ein130 schließung von Paris am 19. September 1870 · 3. Die Einschließung von Paris und die Erſtürmung von Le Bourget 146 am 30. Oktober 1870 . 4. Die Ereignisse nach der Erſtürmung von Le Bourget und das Ausfallgefecht gegen Le Bourget am 21. Dezember 1870 5. Der Schluß des Feldzuges und die Rückkehr in die Garniſon
170 200
VI Fünfter Abschnitt. Vom Feldzuge 1870/71 bis zur Gegenwart. 1. Von 1871 bis 1884 und der Garniſonwechsel von Berlin nach GroßLichterfelde 2. Vom Herbst 1884 bis zur Gegenwart
Seite
232 245
Anlagen. I. Verhandlung vom 20. Juli 1814 über die zwischen Seiner Majeſtät dem Könige Friedrich Wilhelm III . und dem Staatsrat von Neufchatel bezüglich des zu errichtenden GardeSchüßen-Bataillons getroffenen Vereinbarungen II. Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Februar 1815 III. Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons bei der Fahnenverleihung im Mai 1825 . IV. Erläuterungen zu den Abbildungen der Fahne des GardeSchüßen-Bataillons V. Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Frühjahr 1848 VI. Verzeichnis der im Feldzuge 1848 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften VII. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche im Feldzuge 1848 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben VIII. Rangliste des Garde- Schüßen-Bataillons im Mai 1864 . . IX. Kriegs -Rangliste des Bataillons beim Ausmarsch 1866 X. Verzeichnis der in der Schlacht bei Königgräß gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften und Angabe der im Feldzuge 1866 verstorbenen Mannschaften •
267 270
271 272 274 275
276 277 278
279
XI. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche für die Schlacht bei Königgräß Orden und Ehrenzeichen er281 halten haben 283 XII. Kriegs-Rangliste des Bataillons beim Ausmarsche 1870 . XIII. Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen und ver284 wundeten Offiziere und Mannschaften XIV. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannſchaften, welche im Feldzuge 1870/71 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben . 291 XV. Rangliste des Garde-Schüßgen-Bataillons im Sommer 1882 293 XVI. Rangliste des Garde- Schüßen-Bataillons beim Garniſon294 wechsel nach Groß-Lichterfelde 1884 . 295 XVII . Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Mai 1889 . XVIII. Rangliste des Garde- Schüßen-Bataillons im Herbſt 1890 XIX. Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons am 1. Januar 1898 297 298 XX. Verzeichnis der Inspekteure der Jäger und Schüßen XXI. Verzeichnis der Kommandeure des Garde- Schüßen-Bataillons 299 300 XXII . Verzeichnis der Kompagniechefs und Führer .
VII
Sette XXIII. Verzeichnis der aktiven Offiziere des Garde = Schüßen302 Bataillons, von der Stiftung bis zur Gegenwart . XXIV. Verzeichnis der Reserve- und Landwehr-Offiziere des Garde319 Schüßen-Bataillons seit dem Jahre 1870 . 320 XXV. „Zum Abschiede von Berlin". Gedicht von Lüders
Pläne und Skizzen. Plan 1. Skizze A. ✓ Plan 2 .
Übersichtskarte zum Feldzuge von 1848, zu Seite 38. Gefechtsfeld von Schleswig, zu Seite 40 . Überſichtskarte zum Feldzuge von 1866 mit eingetragenem Vorund Rückmarſch des Bataillons und Bezeichnung der Quartiere und Biwakspläge .
Plan 3. Das Schlachtfeld von Königgräß, zu Seite 86. ✔Plan 4. Karte des nordöstlichen Frankreich, mit eingetragenem Vor- und Rückmarsch des Bataillons und Bezeichnung der Quartiere und Biwakspläge. ✓ Plan 5. Das Schlachtfeld von St. Privat. ✔Plan 6. Das Schlachtfeld von Sedan. Plan 7. Das Gefechtsfeld vor Paris . Plan 8. Plan von Le Bourget nach der Befestigung. Skizze B. Das Vorpostengebäude in Le Bourget, zu Seite 174.
Beigefügte Abbildungen.
Wildnis Seiner Majeſtät des Kaiſers und Königs Wilhelm II . (Titelbild .) Die Uniformen, welche das Bataillon getragen hat, zu Seite 6. ✔Die Fahne des Garde-Schüßen-Bataillons (1825 und 1889), zu Seite 22. ✔ Denkmal von 1866, zu Seite 110. Denkmal von 1870/71, zu Seite 239 .
Erster Abschnitt. Die Stiftung des Garde-Schützen-Bataillons und die Zeit bis zum Jahre 1848. 1. Errichtung, Bewaffnung, Bekleidung, Ausrüftung des Bataillons und die Zeit bis zur Fahnenverleihung am 3. Mai 1825. Rie Stiftung des Garde- Schüßen-Bataillons fällt in jene große bedeutungsvolle Zeit, in welcher das deutsche Volk mit gewaltiger Kraft die drückenden Fesseln der französischen Weltherrschaft von sich warf, unter denen es lange Jahre schwer gelitten hatte.
Das Gottesgericht auf den Eisfeldern Rußlands hatte dem frevelhaften Ehrgeize Napoleons I.
ein Ziel gesezt, das brennende Moskau war für Deutschland zur Morgenröte der wiederkehrenden Freiheit geworden und im blutigen Ringen wurde diese auf den Schlachtfeldern von 1813 und 1814 wiedererkämpft. Mit der Niederwerfung der fremden Gewaltherrschaft aber traten die deutschen Fürsten wieder in ihre alten Rechte. So kam es, daß im Frühjahr 1814 das zwischen der Schweiz und Frankreich gelegene Fürstentum Neufchatel (Neuenburg) mit der dazu gehörigen Grafschaft Valengin, 162 Quadratmeilen groß, welches im Jahre 1806 an Frankreich hatte abgetreten werden müssen, nebst einer Gebietsvergrößerung an der Grenze dieses Staates wieder an Preußen gelangte. Nach vielfachem Wechsel der Besizer hatten jene Landesteile
ehemals der alten französischen Familie Longueville an= gehört ; als diese mit dem Tode der Herzogin v on Némours , Marie von Orléans , im Jahre 1707 ausstarb, war der Geschichte des Garde-Schüßen- Bataillons. 2. Aufl.
1
2
1814.
König von Preußen , Friedrich I. , deſſen alte Rechte auf das Fürstentum anerkannt waren, als Erbe des Hauses Oranien , von den Ständen desselben zur Herrschaft berufen und die darauf erfolgte Besizergreifung im Utrechter Frieden 1713 von den Mächten bestätigt worden . Das im Mai des Jahres 1814 bei der Wiedererwerbung des
Fürstentums
Seiner
Majestät
dem
Könige
Friedrich Wilhelm III . vorgetragene Gesuch des Staatsrats von Neufchatel : ein besonderes Bataillon für Allerhöchſtderen Dienst bilden zu dürfen, genehmigte der König und befahl durch eine Allerhöchste Kabinetts -Ordre die Errichtung eines Garde-Schüßen-Bataillons *) wie folgt : Seine Majestät haben beschlossen , nach denselben Grundsägen , wie früher von dem Fürstenthum Neufchatel eine
Anzahl
Dienst gestellt
19. Mai.
Truppen
worden
solches Truppenkorps Zu
dem
Landes
Ende ein
soll
ist ,
für
den französischen
gegenwärtig
ein
eben-
in
den
Dienst aufzunehmen.
aus
den
Eingeborenen
Schüßen - Bataillon von
dieſes
400 Mann
er-
richtet werden , welches demnächst der Garde zugetheilt wird ; demnach ist das Nöthige zur Errichtung eines Bataillons zu veranlassen und mit den Ständen sogleich Rücksicht
alle dazu auf
die
erforderlichen Einleitungen bestehende
mit
Landesverfassung
zu
treffen , damit die Werbung ungesäumt ihren Anfang nehmen kann. Paris , **) den 19. Mai 1814 .
gez. Friedrich Wilhelm. Im Juli desselben Jahres trafen Seine Majestät in Begleitung des Prinzen Wilhelm (weiland Kaiser Wil*) Schon in früherer Zeit (von 1696 bis 1713) hatte einmal eine „Schweizer-Garde“ in Kurfürſtlich brandenburgischen bzw. Königlich preußischen Diensten gestanden, welche sich aus 24 Oberoffizieren und 80 Gemeinen zuſammenſezte und die persönliche Bewachung des Kurfürsten Friedrich III., späteren Königs Friedrich I. bildete. König Friedrich WilHelm I. entließ dieſelbe jedoch sogleich nach seiner Thronbesteigung. **) Die siegreichen Heere der verbündeten Monarchen befanden sich im Mai 1814 noch in Frankreich, König Friedrich Wilhelm III . in Paris .
3 helm I. ) selbst in Neufchatel ein und wurden überall enthu- 1814 bis 1816. siastisch empfangen . Baron Chambrier d'Ayres wurde demnächst zum Gouverneur von Neufchatel ernannt. Die Formation des Bataillons war bereits im Juni in Wirksamkeit getreten und für die Anwerbung der Unteroffiziere*) und Schüßen anfangs folgendes festgesezt worden : 1. Zwei Drittel müſſen Eingeborene aus den Fürstentümern Neufchatel und Valengin, ein Drittel kann aus anderen Kantonen gebürtig sein.
2.
Die Leute können in dem Alter von 18 bis 40 Jahren angenommen werden und müssen die Größe von 5 Fuß
3.
4 Zoll mindestens haben. Die Kapitulation wird auf 4 Jahre abgeſchloſſen , gerechnet von dem Tage, wo sie unterzeichnet wird . Der Angeworbene erhält ein Handgeld von 30 Talern ; bei Rekapitulation die gleiche Summe.
4.
Das
Gouvernement
von
Neufchatel
betreibt
die
Werbung, die nähere Ausführung bleibt ihm überlassen. 5.
Die Angeworbenen bleiben, solange sie sich in den Grenzen des Fürstentums befinden, unter der Gerichtsbarkeit des dortigen Gouvernements und den Landesgesehen unterworfen .
6. Die Angeworbenen werden in Neufchatel militäriſch eingekleidet, die Ausgedienten müssen vom Bataillon 7.
in jeder Hinsicht gut gekleidet entlassen werden . Das Gouvernement liefert die Rekruten vierteljährlich in Mainz ab, von dort gehen sie für Rechnung des Bataillons bis an den Ort ihrer Bestimmung.
8.
Der Ausgediente, der im ersten halben Jahre nach seiner Entlassung sich wieder anwerben läßt, behält Leinen Grad, als wenn er nicht ausgetreten wäre.
9.
Der Werber erhält für jeden Mann, den er anwirbt, 3 Taler.
Den Stamm des Bataillons bildete zunächst das von dem französischen Marschall Berthier (Fürſten von Neufchatel) . errichtete Chasseur-Bataillon .
Außerdem erließen die Stände
*) über die Bezeichnung „Oberjäger" siehe Fünfter Abschnitt, Teil 2. 1*
1814 bis 1816. eine Aufforderung an alle Neufchateler, die in der Armee N a = poleons gedient hatten, sich für den Dienst in der preußiſchen Armee anwerben zu laſſen, ebenso wurden hierzu alle jungen, waffenfähigen Leute des Landes aufgefordert. Troßdem eine Anzahl der angeführten Bestimmungen bald geändert wurde, *) so war dennoch das Gouvernement in den erſten Jahren nicht in der Lage, mit Strenge diese durchzuführen , es kamen ins Bataillon Leute aus allen europäischen Nationen, die teils, da sie sich in preußische Ordnung und Mannszucht nur schwer finden konnten, Schwierigkeiten bereiteten, teils auch, da sie von ihren Regierungen als militärpflichtige Untertanen nachträglich beansprucht wurden , Unbequemlichkeiten und Weitläufigkeiten verursachten. Man überzeugte sich, daß die durch das Gouvernement betriebene Werbung den Ansprüchen nicht entspräche, und es wurde daher bald auf Befehl S einer Majeſt ät ein Offizier des Bataillons nach Neufchatel geſandt, um über die richtige Wahl der Rekruten zu wachen und dieſe dort gleich in Empfang zu nehmen . Nach und nach geriet das Werbegeschäft ganz in die Hände des dazu kommandierten Offiziers, dem 7 Unteroffiziere beigegeben wurden, bis Seine Maje stät nach näher mit dem Gouvernement geschlossener Übereinkunft dies Verfahren als geſezlich bestimmten und dem Gouvernement nur die obere Leitung in bezug auf Kassenwesen, Ökonomie, Einquartierung, Bekleidung und Entſcheidung in ſtreitigen Fällen blieb. Außerdem wurde dem Werbedepot ein Arzt beigegeben, weil eine große Anzahl Leute angeworben worden war, die, für den Königlichen Dienſt nicht brauchbar, sofort zurückgesandt werden mußten, ein Übelstand , der große Kosten verursachte. Das aus diesem Ersaße gebildete Bataillon sollte aus vier Kompagnien bestehen, auf eine Stärke von 429 Mann gebracht und folgendermaßen gebildet werden : 1 Stabsoffizier als Kommandeur, 3 Hauptleute und Kompagniechefs, 1 Stabshauptmann, *) Siehe Anlage I. Verhandlung vom 20. Juli 1814 über die zwiſchen Seiner Majestät dem König Friedrich Wilhelm III. und dem Staatsrat von Neufchatel bezüglich des neu zu errichtenden Garde- Schüßen-Bataillons ge= troffenen Vereinbarungen.
5 1814 bis 1816.
3 Premierlieutenants, 1 Offizier als Rechnungsführer, 1 Adjutant, 13 Sekondlieutenants,
4 Feldwebel, 4 Portepeefähnriche, 12 Sergeanten, 20 Unteroffiziere,
352 Garde-Schüßen, 1 Stabs - Waldhorniſt, 8 Waldhornisten, 1 Bataillons-Arzt, 3 Kompagnie-Ärzte, 1 Büchsenmacher. Die Ernennung der Offiziere geschah auf Vorschlag des Neufchateler Staatsrats durch S eine Majestät ; es konnten auch hierbei junge Leute aus anderen Schweizer Kantonen, die sich besonders eigneten, in Vorschlag gebracht werden .
Dieſelben
ſollten zwar ebenfalls der in der preußischen Armee eingeführten Prüfung unterworfen sein und erst, nachdem sie diese bestanden, zu Offizieren befördert werden, es wurde von ihnen jedoch nur Fertigkeit und Gewandtheit in ſchriftlichen Aufsägen in französischer Sprache und von der deutschen Sprache nur soviel Kenntnis verlangt, als die preußischen Offiziere von der französischen besigen mußten.
Auch sollten sie die Prüfung in den
militärischen Gegenständen erst nach Ablauf eines Jahres zu bestehen haben. Eine Ausnahme bezüglich des Rechtes der Ernennung durch den Staatsrat von Neufchatel machte diejenige des Bataillonskommandeurs, welche sich der König selbst vor= behalten hatte. Was die Uniformierung anbelangt (siehe Uniformbild, 1814) , so erfolgte die Bestimmung, daß sie ebenso wie die des Schlesischen Schüßen-Bataillons * ) ſein ſollte : grüne Uniform, aber statt der schwarzen ponceaurote Achselklappen und am Kragen gelbe Gardeligen. Die brandenburgischen Ärmelaufschläge
(ohne Lizen)
erhielten indes die ausgezackte Form,
*) Siehe Anmerkung Seite 8 .
6
1814 bis 1816. welche sie jezt noch haben. *)
Außer dem Uniformsrock erhiel-
ten die Mannschaften noch eine Dienstjacke (aus grünem Tuch mit einer Kragenlige und grünen, mit roten Paspoils eingefaßten Achselklappen), an welche für die Unteroffiziere hinten kurze Schöße angeknöpft werden konnten. Im weiteren bekam das Bataillon die Gardeabzeichen : den Haarbusch und den Stern am Tschako **) und an der Patrontasche . Die Müßen, aus grünem Tuch mit schwarzen Streifen, hatten damals noch keine Kokarden. ***) Die aus graumeliertem Stoff verfertigten
• Mäntel wurden gerollt über der linken Schulter getragen, der Tornister war mit Kalbfell überzogen .†)
Die Fußbekleidung.
bestand aus Halbstiefeln, über welche zu Marſch- und Felddienstübungen grauzwillichne, sogenannte Marschstiefeletten , bis über die Wade reichend, gezogen wurden.
Dieselben schüßten die
Hose (aus grauem Tuch mit Lederstrippen unterm Fuß)††) unten, verursachten aber beim Marschieren ein Erlahmen der Beine, weshalb sie später abgeſchafft wurden . Die Offiziere trugen im Dienst den Filztschako mit Garde-
ſtern,††) den unten offenen Uniformsrock mit goldenen Lizen *) Dieſe lettere Eigentümlichkeit ist dem Umstande zuzuschreiben, daß es ein Pariser Schneider war, welcher die erſte Uniformprobe anzufertigen hatte, und der, in Unkenntnis der geschichtlichen Bedeutung des Aufſchlages, dieſem durch die ausgezackte Form ein gefälligeres Aussehen zu geben bestrebt war. Der Eigenartigkeit der Truppe entſprechend, beſtimmten Seine Majeſtät, daß diese Form dauernd beibehalten werden sollte. **) Auf dem Filztſchako befand sich bei Paraden der hohe schmale Busch aus Pferdehaar, außerdem an der Vorſeite ein breiter, aus weißer Baumwolle geflochtener Kordon mit Schnüren und Endtroddeln, welche leştere am zweiten Knopf der Montierung befestigt wurden . ***) In dem einige Jahre später hervortretenden Bestreben, die Uniform für die anzuwerbenden Schweizer etwas prächtiger zu gestalten, wurden die lezteren mit den sogenannten „Königsmüßen “ eingekleidet, welche mit schwarzem Samtstreifen versehen waren. Diesem Umſtande' entſprechend wurde später höheren Orts genehmigt, daß die Schirmmüßen der Unteroffiziere bzw. Oberjäger und die eigenen Schirmmüßen der Schüßen mit schwarzen Samtſtreifen verſehen werden durften. Die Kofarden wurden im Jahre 1842, in der jeßigen Form 1857 eingeführt. †) Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts . ††) Zu Paraden wurde eine weißleinene Gamaſchenhoſe getragen. †††) Bei Paraden mit dem schmalen, hohen Buſch aus Pferdehaar und mit dem breiten in Silber geflochtenen Kordon nebft Schnüren und Troddeln.
. 1814
S.Krickel
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1843 .
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. 1889
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auf schwarzem
Samt,
Epaulettes
mit
ponceauroten
Füsilier - Schleppsäbel
in
Fel- 1814 bis 1816.
Stahl-
dern,*) Schärpen**) und ſcheiden,***) ferner lange, dunkelgraue Tuchbeinkleider, welche an beiden Außenseiten mit einer Reihe gelber Knöpfe besezt
und einen aus dunkelgraumeliertem Tuch verfertigten Überrock, welcher im Kragen und innen auf der Brust mit grünem, außen am Kragen mit schwarzem Samt ausgewaren,t)
schlagen war.tt)
Außerdem war noch der weite graumelierte Die Müßen der Offiziere hatten
Pelerinenmantel im Gebrauch.
wie die der Mannschaften keine Kokarden . Bei Hofe und in Gesellschaften wurden dreieckige Filzhüte mit schwarzem Federbusch†††) und Leibröcke,†††) deren zurückgeschlagene Schöße, dem Äußeren des Kragens entsprechend , mit schwarzem Samt ausgeschlagen und rot paspoiliert waren, getragen. Weiße Strümpfe und Schuhe vervollſtändigten dieſen Anzug. Die Bewaffnung des Bataillons ſollte anfangs nicht aus Büchsen, ſondern aus franzöſiſchen Infanteriegewehren beſtehen, da die preußischen Gewehrfabriken schon viel damit zu tun hatten, die Büchsen derjenigen Bataillone zu erſeßen oder wiederherzustellen , welche die Feldzüge mitgemacht hatten . ordnung
wurde indes
Diese An-
bald dahin geändert, daß das Garde-
Schüßen-Bataillon gleich den übrigen Jägern und Schüßen gezogene Feuerschloßbüchsen mit Rundkugeln aus der Suhler Fabrik erhielt. Die Länge derselben betrug 3 Fuß 7¼ Zoll, der Lauf war achtkantig und mit acht Zügen versehen, das Kaliber 0,56 Zoll. *) Als Gradabzeichen trugen die Leutnants eine schmale, silberne, oben offene Tresse um den Epauletthalter, bei den Hauptleuten war dieselbe geschlossen. Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts. **) Dieſelben mußten zweimal um den Leib reichen und wurden vorn geknotet, erst in späteren Jahren wurde die jetzige Trageweise eingeführt. ***) Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts. †) Im Jahre 1815 wurden grautuchene Beinkleider mit breiten roten Streifen (wie sie zur Zeit die Generalität trägt) eingeführt und bis zum Jahre 1832 im Gebrauch behalten. Siehe Teil 2 dieſes Abschnitts. ++) Eine Bestimmung bezüglich der Einführung des grünen Samts im Innern des Überrockes hat nicht aufgefunden werden können. Wahrscheinlich ist, daß die in Paris angefertigte erſte Uniformprobe in dieſer Weiſe ausgestattet war. Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts. ttt) Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts.
1814 bis 1816. Eine Schwanzschraube schloß den Lauf hinten ab .
Als Viſier-
einrichtung war ein Standviſier mit zwei Klappen und ein meſsingenes Korn auf dem Laufe angebracht.
Zum Aufpflanzen
des Hirschfängers befanden sich in der Nähe der Mündung zwei Haken.
Der aus Nußbaum gefertigte Schaft war mittels meſ-
singener Ringe mit dem Lauf verbunden und reichte bis zur Mündung der Büchse. * )
Die Kugeln und Pflaster wurden in
einer großen Patrontasche (Kartusche), welche an einem breiten, schwarzen Lederbandolier, mit Meſſingſchild und Käumnadel versehen, über der linken Schulter hing, getragen. Es führte ferner jeder Schüße eine 20 Lot faſſende Pulverflasche bei ſich, die auf Märſchen in den Seitentaschen des Torniſters untergebracht war, bei Schießübungen an einem Riemen über der Schulter hing. Den Verschluß derselben bildete das Pulvermaß, welches 8 Grad faßte. Später traten zum Inhalt der Patrontaschen noch eine kleine, blecherne Ölflasche und eine Zündhütchenbüchse hinzu . **) Der Hirschfänger wurde entweder an einem breiten, ſchwarzen Lederbandolier über der rechten Schulter oder auch an der linken Seite des Kalbfelltornisters befestigt getragen. *** )
Der erste Kommandeur des Bataillons , welcher im Jahre 1814 ernannt wurde, war Major Graf v . Meuron , ein Neufchateler, der jedoch bereits in preußischen Dienſten (Regiment Fürst von Hohenlohe Nr . 32) gestanden hatte und sich damals wieder in seiner Vaterstadt Neufchatel befand. †) Die *) Außerdem wurde das Bataillon zum Einüben der Griffe mit Ererzierkarabinern ausgerüstet. **) Zur Vermeidung deſſen, daß die große, lose herabhängende Patrontasche bei den Wendungen auf dem Rücken des Mannes hin- und herflog, beſtimmte das Ererzier-Reglement , daß dieselbe auf das Ankündigungskommando mit der linken Hand festgehalten werden sollte. ***) Die Hirschfängerscheiden hatten die natürliche gelbe Lederfarbe, vom Jahre 1817 ab wurden dieſelben geschwärzt. Während die Jäger bereits vom Jahre 1808 ab grüne Troddeln trugen, waren diejenigen der Schüßen denen der Infanterie gleich, und in den Farben des Troddelkranzes lagen die Abzeichen der Kompagnien (1. weiß, 2. gelb, 3. blau, 4. rot). Vom Jahre 1818 ab erhielt die 1. Kompagnie weiße, die 2. rote, die 3. gelbe, die 4. blaue Troddelkränze. Siehe Teil 2 dieſes Abſchnitts . †) Siehe Anlage XXIII, 1 und Anlage II. Schüßen-Bataillons im Februar 1815.
Rangliste des Garde-
9
Formation schritt unter seiner Aufsicht vom Juni bis Mitte Sep- 1814 bis 1816 . tember so weit vor, daß die 1. und 4. Kompagnie am 20. September von Neufchatel aufbrechen und nach Mainz marschieren konnten , wo sie vorläufig blieben ; dieſen Kompagnien folgten die 2. und 3. am 14. November von Neufchatel abmarschierend, worauf alle vier Kompagnien in der ersten Hälfte des Monats Dezember in Frankfurt a . M. zuſammenſtießen, um ihren Marſch nach ihrer zukünftigen Garniſon Berlin fortzusehen. Hier trafen sie am 5. Januar 1815 ein, und wurde das Bataillon der Brigade der Königlichen Garden, deren Chef Seine Hoheit der Prinz Karl von Mecklenburg war, zugeteilt, bezüglich der Ausbildung im Schießen und Felddienſt indes dem Inspekteur der Jäger und Schüßen, Oberst v. Wizleben , unterstellt. *) Als Kaserne wurde dem Bataillon die im Jahre 1767 für das v. Pfuelsche Infanterie-Regiment am Schlesischen (früher Wendischen) Tore erbaute zugewieſen. **) Dem Staatsrat von Neufchatel war es nur mit vieler Mühe gelungen, bei der ersten Aufstellung des Bataillons eine genügende Anzahl Mannschaften zu finden . Franzöſiſche, öſter*) Bis zum Jahre 1856 war der Kommandeur des Garde-JägerBataillons gleichzeitig Inspekteur der Jäger und Schüßen (siehe Anlage XX). Diese bestanden im Jahre 1814 aus dem Garde-Jäger-Bataillon, dem Ostpreußischen Feldjäger-Bataillon und dem Schleſiſchen Schüßen-Bataillon, welches im Jahre 1808 errichtet worden war. Nach der Stiftung des Garde-Schüßen-Bataillons trat im Jahre 1815 noch das RheiniſcheSchüßenBataillon zu den Schüßen-Bataillonen hinzu. Im Jahre 1821 wurden aus dem Schlesischen und Rheinischen Schüßen-Bataillon je zwei Schüßen-Abteilungen, zu je zwei Kompagnien, gebildet, welche im Jahre 1843 in JägerAbteilungen (5. bis 8.) und ſpäter in Jäger-Bataillone umgewandelt wurden. **) Bis zum Jahre 1796 hatte das v. Pfuelsche Infanterie-Regiment dieselbe inne, von da ab bis zum Einziehen des Bataillons war sie vom Miniſterium des Innern benußt worden. Im Jahre 1815 lag ſie inmitten bebauten Landes, auf dem der Kommandant von Berlin das Recht der Jagdausübung hatte, weit ab von der Stadt. Aus dem obersten Stockwerke konnte man die in der Nähe des Halleschen Tores gleichfalls freiliegende Kaserne des Garde-Küraſſier- Regiments sehen. Ihrer weiten Entfernung von der Stadt wegen wurde die Garde - Schüßen-Kaſerne ſpäter für die Berliner Droſchkenkutscher ein gefürchtetes Ziel. Sie flohen die Schüßenoffiziere, und der bekannte Ausspruch eines solchen das Weite suchenden : „ Adje Pfuel, grüßen Se Murmeljehn !" beweiſt dieſe Tatsache. Hauptmann v. Merveilleur und Leutnant v . Pfuel ſtanden in den vierziger Jahren beim Bataillon.
10
1814 bis 1816. reichische und holländische Deserteure wurden für die fehlenden National-Neufchateler eingestellt.
Der starke Abgang, der sich
hierdurch natürlich bald ergab, konnte aus Neufchatel nicht gedeckt werden. Da nach dem Rapport vom Februar 1815 nur 282 Schüßen vorhanden waren , so konnte das Bataillon bei Paraden und allen Gelegenheiten, wenn es ausrückte, nur in sechs Züge eingeteilt werden, und wurden daher schon im Jahre 1815 mit Allerhöchster Genehmigung Unteroffiziere aus den anderen Truppenteilen der Waffe und deutsche Freiwillige *) bis zur Höhe der Etatsstärke zur Ergänzung eingeſtellt. Die Erwartungen, welche man an den am 30. Mai 1814
in Paris geschlossenen Frieden knüpfte, erfüllten sich nicht ; in erneutem, blutigem Ringen mußte die lezte Kraft des französischen Welteroberers gebrochen und damit erst ein dauernder Friede erkauft werden. Im Verein mit den auf Befehl in zwei Kompagnien vereinigten Freiwilligen
des „ Garde- und Grenadier-Korps “ ,**)
welche zum Unterschiede einen weißen Vorstoß an den Achselklappen erhielten, und zuſammen mit den übrigen dieſem Korps angehörenden Truppenteilen marschierte das Bataillon am 3. Juni 1815 von Berlin nach Frankreich ab, nur wenige Ergänzungsmannschaften unter einem Offizier in der Garniſon zurücklaſſend . Die feldmäßige Ausrüstung war durch Tschako -Überzüge vervollständigt, außerdem aber alles zum Paradeanzuge Gehörige mitgenommen worden. Wie bekannt, nahm das Garde- und Grenadier-Korps an den kriegerischen Entscheidungen des Feldzuges *** ) keinen Anteil, und so beschränkte sich die Tätigkeit des Bataillons in dieſem, seinem ersten Feldzuge nur auf den Marsch nach Paris , der unter der feindseligen Bevölkerung Lothringens und der Cham*) Dieſelben dienten nur ein Jahr und durften nach den damals maßgebenden Bestimmungen ihre Dienstzeit nur bei den Jägern oder Schüßen ableisten. Vom 16. Mai 1816 ab wurden sie Einjährig-Freiwillige genannt und konnten in den Armeekorps der Linie auch bei den InfanterieRegimentern ihrer Dienstpflicht genügen. **) Laut Allerhöchſter Kabinetts - Order vom 1. Juni 1815 ſo bezeichnet. ***) Schlachten bei Ligny (16. Juni) und Belle-Alliance (18. Juni) ; die preußischen Truppen standen unter Führung des Feldmarschalls Fürsten Blücher von Wahlstatt.
11 pagne viele Schwierigkeiten bereitete und auf welchem oft nur 1814 bis 1816 . mit Mühe die nötige Verpflegung zu erlangen war. In der Champagne wurde aus den Weinbergen auf alle sich einzeln zeigenden Soldaten geſchoſſen, und da überall Verrat zu fürchten mar, so mußte mit großer Vorsicht marschiert und des Nachts mit noch größerer geruht werden . Am 22. Juli hielten die Garden ihren Einzug in Paris, wo Seine Majeſtät König Friedrich Wilhelm III . , welcher schon am 16. Juli dort eingetroffen war, sie auf den Boulevards aufmarschieren und, nachdem er mit den verbündeten Monarchen die Front heruntergeritten,*) ſie auf dem Plaz Ludwigs XV . an sich vorübermarschieren ließ . Während des Aufenthalts in Paris wurde der Geburtstag des Königs am 3. August durch eine große Truppenſchau auf dem Marsfelde gefeiert; jeder Mann erhielt an diesem Tage 1½ Franken zu Wein und Kuchen.
Auch an der am 3. Sep-
tember im Beisein der verbündeten Monarchen auf dem Marsfelde stattfindenden feierlichen Einweihung von 99 Fahnen und 25 Standarten nahm das Bataillon teil.
Im Oktober trat es
seinen Rückmarsch nach Berlin wieder an und wurde, am 3. Dezember in der Garniſon anlangend, der inzwischen errichteten und zum Garde- und Grenadier-Korps gehörenden GrenadierBrigade überwiesen . ** ) Vom September 1815 an war für den abwesenden Major Grafen v . Meuron der Major v . Lucadou vom 2. Garde-Regiment zu Fuß zur Führung des Bataillons kommandiert worden, welcher das Kommando bis zur Rückkehr des ersteren aus Neufchatel am 8. Januar 1816 behielt. Schon in der nächſtfolgenden Zeit verminderte sich das Offizierkorps durch Invalidität, Abschiednehmen und Verſezen derartig, daß Seine Majeſt ä t es durch Aggregierung mehrerer Offiziere der Armee ergänzten und vollzählig machten. *) Bezeichnend für die beſondere Stellung, welche damals die Jäger und Schüßen in der Armee einnahmen, war, daß dieſelben, wie alle Unteroffiziere der Armee, bei Paraden das Präſentieren nicht mit ausführten. Im Jahre 1817 wurde dies aufgehoben . **) Zu derselben gehörten außer dem Garde-Schüßen-Bataillon das Kaiser Alexander Grenadier-Regiment und das Kaiser Franz GrenadierRegiment. 1821 wurde diese Brigade 2. Garde-Infanterie-Brigade benannt. 1852 trat das Bataillon zur 3. Garde-Infanterie-Brigade.
12
1816 bis 1818. Im November 1816 schied der erste Kommandeur, Major Graf v. Meuron , vom Bataillon und erhielt Major v . Wiz = leben * ) vom 25. Infanterie-Regiment das Kommando .
Der-
ſelbe behielt es bis zum 28. August 1818, war aber während dieser Zeit viel abweſend , da er bei der Errichtung des 36. und demnächst des 40. Infanterie-Regiments mitzuwirken hatte. Bei den weiteren Bestimmungen über die Dienstzeit in der Armee befahlen Seine Majestät , daß alle freiwillig auf einjährige Dienstzeit in die Garde eintretenden jungen Leute ihrer
Dienstverpflichtung
nügen sollten.
beim
Garde -Schüßen-Bataillon
ge-
Der erste Eintrittstermin dieſer Freiwilligen
war der 1. Oktober 1816 , und wurden die ferneren Termine auf den 1. April, 1. Auguſt und 1. Oktober jeden Jahres festgesezt. Am 18. Oktober 1816 erſchien eine Allerhöchste Kabinetts-Ordre, welche die Rangordnung der zum Garde- und Grenadier-Korps gehörigen Truppenteile in folgender Weise regelte : Regiment Gardes du Corps, 1. Garde-Regiment zu Fuß, Garde-JägerBataillon, Garde-Artillerie, Garde- Ulanen-Regiment, 2. GardeRegiment zu Fuß, Garde-Dragoner-Regiment, Garde-HuſarenRegiment, Garde-Schüßen-Bataillon, Garde-Pionier-Kompagnie, Kaiser Alexander Grenadier-Regiment, Kaiser Franz Grenadier-Regiment uſw. Im August 1818 wurde Major v . Wizleben zum Kommandeur des Kaiser Franz Grenadier-Regiments und der Kommandeur des Füsilier-Bataillons dieses Regiments, Major v . Tilly , ** ) zum Kommandeur des Garde- Schüßen-BatailIons ernannt. Durch die in diesem Jahre erscheinende Werbe-Instruktion wurde zwar die Werbung geregelter als früher betrieben und die Anforderung hinsichtlich der
Eigenschaften der zu stellenden
Mannschaften gesteigert, im allgemeinen aber war immer noch die Ansicht vorherrschend, daß mehr die Zahl als die gute Beschaffenheit des Erſages der Hauptzweck wäre, und es zeigte die Erfahrung immer wieder, daß das Fürstentum Neufchatel nicht imstande war, die Etatsſtärke durch Diensttaugliche, am allerwenigsten für die Garde geeignete Mannschaften vollzählig zu *) Siehe Anlage XXIII, 27. **) Siehe Anlage XXIII, 41 .
13
erhalten.
Das Bataillon war nie an Schweizern ganz voll 1816 bis 1818.
zählig gewesen, die Anzahl der Angeworbenen nahm aber noch mehr ab, als bei der Wahl der Leute nicht nur nach den geſeßlichen Bestimmungen genau verfahren, sondern auch die Ehre und der Ruf des Bataillons beherzigt, die moralischen Eigenschaften der Angeworbenen berücksichtigt wurden . * ) Das Bataillon konnte ſomit durch diese unerläßlich nötige Vorsicht und strenge Wahl die vorgeschriebene Stärke voraussichtlich nicht wieder erreichen . Schon der erste Kommandeur — obgleich selbst ein Neufchateler - hatte danach getrachtet, eingeborene preußische Untertanen ins Bataillon zu bekommen ; nur mit Hilfe dieser konnte durch lebendes Beispiel preußischer Geist ins Bataillon verpflanzt und in der Folge erhalten werden.
Deutsche waren dem
Bataillon nötig, um den bedeutenden Ausfall an der Kopfzahl zu decken und um die Unteroffiziere, die Schreiber, die Waldhorniſten zu ergänzen.
Nur durch gute Unteroffiziere konnten
ein guter Geist und straffe Mannszucht hervorgebracht und erhalten werden. Da ferner im Bataillon vom 1. Oktober 1816 an alle mündlichen wie schriftlichen Befehle deutsch gegeben und überhaupt der ganze Dienstbetrieb in dieser Sprache verhandelt wurde, so war es schon aus diesem Grunde allein erforderlich, daß die Feldwebel, Kapitän d'armes, Bataillonsſchreiber uſw. Deutsche waren. Diese aus anderen Truppenteilen des Korps *) Inwieweit dies noch immer notwendig war, iſt aus der folgenden Anekdote zu ersehen, die durch mündliche Überlieferung sich bis zum heutigen Tage im Bataillon erhalten hat. In Gegenwart des derzeitigen Kommandeurs des Bataillons, Majors v. Tilly, erzählte jemand an der Tafel Seiner Majestät, daß unweit der Schüßenkaſerne im Schlesischen Busch die bis aufs Hemd ausgeplünderte Leiche eines Mannes gefunden worden sei . „ Es wird doch nicht einer von Ihren Schüßen die Tat vollführt haben ? " wendet sich der König an den Kommandeur. „ Das ist nicht wahrscheinlich, Eure Majeſtät, erwidert dieſcr, „denn der würde der Leiche auch das Hemd noch genommen haben. “ Ein andermal wurde erzählt, daß ein Schüße, welcher am nördlichen Ufer der Spree den Gegenſtand ſeiner Neigung wohnen hatte , dabei ertappt worden ſei, daß er im Oktober abends durch die Spree geſchwommen und morgens auf demselben Wege wieder in die Kaserne zurückgekehrt sei. Der Kommandeur, befragt, was er mit dem Miſſetäter angefangen habe, soll geantwortet haben : „ Ich habe ihn - beneidet".
14 1816 bis 1818. zu ergänzen, schien nicht ersprießlich und war dem Bataillon Man wollte sich einen Stamm heranziehen, der
nicht erwünscht.
von Anfang an in der Truppe gedient, mit den eigentümlichen Verhältnissen der Zuſammenſegung derselben bekannt und mit der abweichenden Bewaffnung vertraut war. Ein solcher konnte aber dem Bataillon nie fehlen , sobald der Ausfall an Schweizern durch Annahme durfte.
Dies
von
Dreijährig -Freiwilligen
gedeckt
werden
waren Notwendigkeiten, die sich herausstellten ,
nachdem das Bataillon nach seiner eigentümlichen erſten Zuſammensehung mehrere Jahre im Frieden in seiner Garniſon gestanden hatte. In Berlin selbst erhielten die glücklichen Garniſonverhältniſſe unter den Augen des Kriegsherrn in dienſtlicher Beziehung einen schönen Wetteifer unter den verschiedenen Truppenteilen rege, ſo daß die folgenden Friedensjahre zu treuer Arbeit und bester Vorbereitung für ernstere Begebenheiten benugt wurden . Was den wichtigsten Dienstzweig, das Schießen anbelangt, so waren dem Bataillon zur Pflege desselben am westlichen Rande der Hafenhaide (am jezigen Pionier-Übungsplay ) vier Stände übergeben worden .
Im Laufe der späteren Jahre indes
erwieſen ſich dieſelben als unzureichend , ſo daß im Jahre 1834 die Anlage eines neuen, geräumigeren und günſtiger gelegenen Schießplazes, des Karlsgartens , Teil 2 dieſes Abſchnitts .)
notwendig
wurde.
(Siehe
Die Schießübung ſelbſt beſtand damals ( 1817) aus fünf Bedingungen, welche je mit fünf Schuß zu erfüllen waren . 5 Mannsbreiten 40 Ringe oder 4 Maunsbreiten = ፡ 4 = 5 35 = = = = 5 30 = = 20 2 = 10 = =
=
1. Auf 100 Schritt = 2. = 150 3. = 200 = = 4. = 250 5. = 300 =
50 Ringe, = 45 = 40 = 30 = 20
Die Scheibe hatte die Form und Abmessung der heutigen Ringscheibe. Nur die erste Bedingung wurde ohne Gepäck ge= schoffen, die folgenden mit Gepäck, alle aber angeſtrichen an einem Baumstamm. 60 Schuß waren für jeden Schüßen ausgewor= fen, *) blieb Munition übrig, so war sie auf 100 und 150 Schritt freihändig zu verschießen und dabei *) Pulver und Blei wurden geliefert, die Geschoſſe mußten von den Schüßen selbst gegossen werden.
15 1816 bis 1818. auf 100 Schritt 4 Mannsbreiten 40 Ringe, = = = 150 3 35 = zu erreichen .
Außerdem schossen die Schügen der ersten Schießklaſſe noch auf 350 und 400 Schritt nach einer doppelt großen Scheibe , und schließlich kannte man auch damals bereits übungen auf Zugscheibe, indem die besten Schügen auf eine Scheibe mit darauf gemalter Figur, die sich seitlich bewegte , auf 100 und 150 Schritt zu schießen hatten . Schon im Jahre 1819 wurden dieſe Anforderungen erhöht und traten auch solche, das gefechtsmäßige Schießen betreffend, hinzu. In der am 6. Mai dieses Jahres vom Inspekteur der Jäger und Schüßen, dem Major v . Neumann , hierüber erlassenen Instruktion heißt es : Es ist von der höchsten Wichtigkeit, daß der Jäger und Schüße nicht bloß zum guten Scheibenschießen gebildet werde, d. h. , daß er am Scheibenstande auf ihm ganz genau bekannte Distanzen durch richtige Einteilung des Korns und durch den Gebrauch der Visiere die Scheibe gut zu treffen lerne, sondern er muß hauptsächlich in Führung seiner Waffe für den Krieg gebildet werden, wozu notwendig gehört, daß er es lerne, völlig gepackt auf Entfernungen, die er mit seinem Auge schnell abschägen muß, sicher und richtig zu schießen. Der Jäger und Schüße soll deshalb am Scheibenſtande nur so viel Kugeln verſchießen, bis er bis einſchließlich der Diſtanz 300 Schritt den in der Instruktion bestimmten Forderungen mit strenger Beachtung , daß bis einschließlich 200 Schritt alle Schüsse zwischen den beiden Strichen sigen, welche 16 Zoll voneinander neben dem Zentrum der Scheibe gezogen sind , genügt hat. Um für die hierauf folgenden Übungen möglichſt Munition zu sparen, sollen diejenigen Jäger und Schüßen, welche schon eine Schießübung mitgemacht und sich in derselben Distanzen bis
einschließlich
300
Schritt
auf
die
bestimmungsmäßig
herausgeschossen haben, die diesjährige Übung sogleich auf die Entfernung von 150 Schritt beginnen . Sämtliche Jäger und Schüßen, welche bis einschließlich auf 300 Schritt die Bedingungen erfüllt haben, gehen dann zu den anderweitigen Übungen über, welche damit anfangen, daß ein
16
1816 bis 1818. jeder zur Vorbereitung nur fünf Kugeln aus freier Hand auf 150 Schritt im bequemen Anzuge und ohne Gepäck gegen die Scheibe, so, wie es bereits im vorigen Jahre beſtimmt wurde, feuern soll, wobei die Leute geübt werden müſſen, knieend und liegend zu schießen und zu laden und jeden auch noch so kleinen Terrainvorteil
zur
eigenen
Deckung
und
Sicherung
ihres
Schusses zu benußen. Es ist gewiß ein wesentlicher Vorteil, wenn man bei dem Angriff auf eine Festung oder irgend eine andere Verschanzung gute Büchsenschüßen ſo nahe an ſelbige heranbringen kann, daß sie die Bedienung der Geschüße, sie mögen nun über Bank oder - wo es dann allerdings schwieriger ist ― durch Scharten feuern, wirksam beschießen können ; insofern im Kriege Jäger und Schüßen für diesen Zweck mit entscheidendem Nußen gebraucht werden können, ſo ſollen sie auch im Frieden dafür geübt werden.
Ich ersuche daher demnach die Herren Bataillonskommandeure, nach der Übung des Tiraillierens gegen die Scheibe durch die Leute des Bataillons unter Leitung der Herren Offiziere nach einem ganz leichten Profil Epaulements aufwerfen und in selbige mehrere Scharten einschneiden zu laſſen, die auswendig 5 bis 8 Fuß und inwendig 1½ bis 2 Fuß weit ſind. Noch vor Anbruch des Tages müſſen dann die Jäger oder Schüßen völlig angezogen mit Gepäck ſich auf 200 Schritt gegen das Epaulement heranschleichen und , versehen mit Hacken und Spaten, ein jeder einzeln oder auch zu Zweien ſich ein Loch in die Erde graben , aus welchem sie gedeckt mit dem hellen Tage gegen die Scharten der Epaulements zu schießen anfangen, welche durch kleine, zwei Fuß breite Scheiben inwendig gcblendet sind, auf denen man die getroffenen Schüſſe zählen kann . Es muß ferner auch im lichten Stangenholz tirailliert werden, und zwar in folgender Art : Es werden möglichst große und kleine Scheiben oder vón Stroh gefertigte Puppen gleich einer feindlichen Tirailleurlinie an Bäumen befestigt.
Nach Maßgabe der Dichtigkeit des Holzes
ſtellen sich eine Abteilung Jäger oder Schüßen in einer Tirailleurlinie diesen Scheiben gegenüber. Ist das Holz nicht recht licht, so dürfte man , über 200 Schritt von den Scheiben entfernt,
17 schon keine Lücken mehr finden, wodurch die wenigsten Scheiben 1816 bis 1818. so sichtbar werden, daß man auf sie schießen kann ; ist es aber irgend möglich, ſo ſtellt ſich die Tirailleurlinie bis auf 200 Schritt und weiter von den Scheiben ab, verschießt eine Kugel gegen die Scheibe,
avanciert
dann
gegen
dieselbe
bis
auf
höchstens
100 Schritt heran und verschießt dann auf dieſem Wege noch vier Kugeln, im ganzen also fünf Kugeln pro Mann. Es ist darauf zu halten, daß die Leute die im Avancieren zu verschießenden vier Kugeln auf den zu durchgehenden Raum möglichst gleich verteilen, damit sie nicht die Mehrzahl erst dann zu verschießen anfangen, wenn sie den Scheiben recht nahe gekommen sind. Bei dieſer Übung, bei der ― wie es sich von selbst versteht -die Leute wie zum Gefecht angezogen und bepackt sind und aus ihren Pulverflaschen laden, ist streng darauf zu halten, daß die Leute sowohl im Vorgehen als beim Schießen sich decken, daß jeder gedeckt seine Büchse ladet, während der Sekundant ihn vorbeigeht und sich vor ihn postiert, u . dgl . m. Nachdem die tiraillierende Abteilung auf dieſe Art ihre fünf Kugeln verschossen hat, werden auf den Scheiben oder Puppen die getroffenen Schüsse gezählt, deren Zahl dann von den von der Abteilung im ganzen verschossenen Kugeln abgezogen wird, um die Zahl der Fehlſchüſſe zu wiſſen. Von der nach beendetem Schießen nach der Scheibe noch vorrätigen Munition wird es abhängen, wieviel Kugeln ein jeder im Tiraillieren gegen die Scheibe, gegen die Scharten und beim Tiraillieren im lichten Holze wird verschießen können, und ersuche ich die Herren Kommandeurs, angelegentlich für dieſe ſo nüzlichen Übungen möglichst viel an Munition zu sparen, wobei jedoch auch noch darauf zu rücksichtigen bleibt, daß die besseren Schüßen des Bataillons auf 350 und 400 Schritt, so , wie es im vorigen Jahre auch bestimmt, nach der Scheibe schießen müſſen, indem es allerdings sehr wichtig bleibt, in manchen Fällen des Krieges auch auf große Entfernungen noch gute Reſultate zu erhalten. Ich werde es daher selbst sehr gern sehen, wenn mit einigen Leuten auf 500 Schritt Experimente über das Treffen auf so große Distanzen gemacht werden. Die Überzeugung, daß sämtliche Herren BataillonskommanGeschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
2
18
1818 bis 1820. deure mit mir im gleichen Grade von der hohen Wichtigkeit durchdrungen sind, dem Jäger und Schüßen in Führung seiner Waffe die vielseitigſte und möglichst vollkommene Ausbildung zu geben , überhebt mich, über dieſen Gegenſtand noch weitläufiger mich zu äußern, ſowie ich überhaupt die gewiſſe Hoffnung hege, daß unser und der sämtlichen Herren Offiziere bewährter Eifer die lohnendsten Reſultate erzeugen, dem Dienſte unſeres Königs Jäger und Schüßen im Sinne des Wortes bilden wird . " Bezüglich der militärischen Erziehung der Truppe wieſen die vielen Erinnerungen an die ruhmreiche Vergangenheit PreuBens, die die Reſidenz schon damals in ihren öffentlichen Denkmälern
besaß,
jeden einzelnen Mann an, die Tapferkeit der
Armee zu bewundern, und machten das Herz eines jeden Soldaten empfänglich für die Ehre des Vaterlandes und seiner Waffen.
Durch Erinnerungen mannigfacher Art wurden die
großen Taten auch der jüngsten Vergangenheit in der Armee wach erhalten ; drei Hauptpläge Berlins erhielten Namen der drei bedeutendsten gewonnen Schlachten , der Leipziger, Pariſer und Belle-Alliance-Plaz. An den Schlachttagen wechselten Gottesdienste, Paraden oder größere, die Schlachten darstellende Exerzitien als Gedächtnisfeier ab. Größere Feierlichkeiten, bei denen sämtliche Gardetruppen durch Deputationen vertreten waren, fanden statt am 25. Dezember 1816 in der Garniſonkirche zu Potsdam, woſelbſt ſämtliche im Kriege eroberten Fahnen, Adler und Standarten über der Gruft König Friedrich II., des Großen , vereint wurden, am 19. September 1818 , an welchem Tage der Grund-
.
ſtein des allen Vaterlandsverteidigern der Jahre 1813 bis 1815 gewidmeten Denkmals auf dem Kreuzberg feierlich gelegt, und am 30. März 1820 , an welchem Tage das Denkmal selbst enthüllt und eingeweiht wurde.
Bei dieser lezteren Gelegenheit
richteten Seine Majeſtät folgende Worte an die Vertreter der Armee :
"1 Wir haben am heutigen ,
gefeierten Tage dem
Denkmal die Weihe gegeben , das Ich als Anerkenntnis der Treue Meines Volkes in der verhängnisvollen Zeit und der Tapferkeit seiner Söhne im Kampf für Unabhängigkeit und Recht errichten ließ. liefern es
Wir über-
mit dem erflehten Segen des Himmels
19
unseren Nachkommen als ein bedeutungsvolles An- 1820 bis 1825 . denken an die Zeit harter Bedrängnis , an den Heldenmut der Krieger , durch den die Selbständigkeit des Vaterlandes erkämpft ward , und als ein heiliges
Zeichen
der
allwaltenden
Gerechtigkeit.
Wenn an der geweihten Stätte die glorreichen Erinnerungen des heutigen Tages jede Brust erfüllen , so ist es vor allem , was Uns erhebt , die Erinnerung an das glänzende Beiſpiel der Einigkeit und des unerschütterlichen Vertrauens zwischen Fürsten und Volk und der echten Begeisterung , womit die Nation für die Erfüllung
ihrer Pflichten gegen das Vaterland
und für die Ehre des gesamten Thrones in den Kampf zog.
Dem Gedächtnis
dieser Tugenden bleibe also
auch dieses Denkmal geweiht. Sie ferner zu bewahren, vertraut zunächst das Vaterland denen , die zu seiner Verteidigung berufen sind , Euch und Euren Waffengefährten ,
deren Stellvertreter Jhr bei der
heutigen Feier waret.
Euer Ziel sei, dies Vertrauen.
zu rechtfertigen und jene Tugenden zur Ehre des Preußischen Namens auf die Nachkommen zu vererben, welche des Vaterlandes Heil und Schuß und der Stolz Eures Königs sind ! “ In den nächstfolgenden Jahren geschah wenig für die Geschichte des Bataillons Bedeutsames . Im Jahre 1821 wurde die Grenadier-Brigade 2. Garde-Infanterie-Brigade benannt und gleichzeitig der 2. Garde- Diviſion zugeteilt . Am 13. November desselben Jahres ward das „ Garde- und GrenadierKorps ", welches bis dahin dem Generalkommando „ der Marken und von Pommern " unterstellt gewesen war, von dieſem abgezweigt und als „ Gardekorps " bezeichnet. Im Juni 1822 er= hielten die Feldwebel die Offizier- Seitengewehre und gaben die bis dahin geführten Büchsen ab . 2. Die Fahnenverleihung und die Zeit bis zum Jahre 1848. Im Jahre 1825 geruhten Seine Majeſtät , dem Bataillon Allergnädigst eine Fahne *) zu verleihen und erließen *) Siehe Anlage IV. Erläuterungen zu den Abbildungen der Fahne des Garde- Schüßen-Bataillons. 2*
1825.
20 1825.
dieſerhalb am 27. April die folgende Allerhöchste Kabinetts27. April. Ordre: Ich will dem Garde - Schüßen - Bataillon , nachdem ſeit Errichtung
desselben
10 Jahre
verflossen ,
als
einen Beweis Meines Wohlwollens eine Fahne verleihen und beſtimme daher folgendes : 1. Das Bataillon marschiert den 2. Mai d . J. nach Potsdam, woselbst am Nachmittage desselben Tages das Anschlagen der Fahne auf dem Schlosse stattfindet. Hierbei sind gegenwärtig die anwesenden Generale des Gardekorps , sämtliche Offiziere des Garde- SchüßenBataillons und von jeder Kompagnie ein Unteroffizier und zwei Gemeine. 2.
Am 3. Mai ist Gottesdienst in der Garnisonkirche . Die Fahne wird rechts neben den Altar gestellt.
Nach der
Liturgie wird eine Rede vom Altar gesprochen, an deren Schluß der Geistliche die Fahne, von dem Kommandeur des Bataillons gehalten, einſegnet. Hierauf hat das Bataillon große Parade.
Mittags ist das
Offizierkorps bei Mir zur Tafel geladen . 3.
Am 4. Mai kehrt das Bataillon nach Berlin zurück. Das Bataillon erhält vom Feldwebel abwärts für den 2. und 4. Mai die gewöhnliche Marschverpflegung und für den 3. Mai 8 Sgr. auf den Kopf.
Ich gebe anheim, hiernach zu verfügen . Potsdam , den 27. April 1825.
gez. Friedrich Wilhelm. An den Generallieutenant Herzog Karl von Mecklenburg ,
Hoheit.
2. Mai.
Das Bataillon marschierte zu dieser feierlichen Handlung Mai von seiner Garniſon Berlin nach Potsdam ſo ab, daß 2. am es um 12 Uhr mittags im lezteren Orte eintraf. Noch an demſelben Tage um 4 Uhr nachmittags geschah das feierliche Anheften der Fahne im Marmorsaale des Königlichen Schlosses , wobei sämtliche Offiziere des Bataillons, *) ferner die Unteroffi*) Siehe Anlage III. Rangliste des Garde- Schüßen-Bataillons bei der Fahnenverleihung im Mai 1825.
21
ziere Heinrich Benoit, Jonas Flenty, Louis Broſſin und Carl
1825.
Jacot und die Schüßen Carl Suſer, Humbert Droz, Friedrich 2. Mai. Madre, Ludwig Meroz , Louis Ganguillet, François Richardet, Siméon Lecuyer und Heinrich Vaucher gegenwärtig waren . Der Kommandeur begab sich mit den Offizieren und Mannschaften in den oben genannten Saal, und stellten sich hier die Offiziere in der ersten, die Unteroffiziere und Schüßen in der zweiten Linie gegenüber den Bronzenen Kammern auf; die Fahne lag auf einem Tische vor der Front der Deputation mitten im Saale, daneben auf einem silbernen Präsentierteller der Hammer zum Anschlagen des Fahnentuches. Um 4 Uhr erschienen Seine Majestät der König in der Uniform des Bataillons, begleitet von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauſes und den zu dieser Feierlichkeit versammelten Generalen nebst ihren Adjutanten und den Regimentskommandeuren, die ihre Pläze gegenüber der Deputation des Bataillons einnahmen.
Der König geruhte
demnächst, der Deputation des Bataillons in franzöſiſcher Sprache die Zusicherung zu geben, daß die Verleihung der Fahne ein Beweis seiner Zufriedenheit ſein ſolle und Er die Erwartung hege, daß das Bataillon auch in Zukunft dieser Gnade stets eingedenk sein werde.
Hierauf wandten sich Seine Majestät
an die einzelnen Mitglieder der Deputation und sprachen mit den Offizieren, Unteroffizieren und Garde- Schüßen ſehr gnädig. Sodann reichte Seine Hoheit der Herzog Karl von MeckIenburg = Strelit , Kommandierender General des Gardekorps, den Hammer Seiner Majestät , welche damit drei Nägel in die Fahne einschlugen ; es folgten Ihre Königliche Hoheit die damalige Kronprinzessin (später Königin Elisabeth Majestät ) , Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Louise von Preußen , Ihre Durchlaucht die Fürstin von Liegniß ; Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz (später König Friedrich Wilhelm IV. Majestät ) , Prinz Wilhelm (später Kaiser Wilhelm I. Maje = ſt å t ), Prinz Karl , Prinz Albrecht.
Nachdem die König-
lichen Herrschaften mit der Annagelung des Fahnentuches geendet, wurde diese feierliche Handlung durch die anwesenden Generale fortgesezt, es folgte der Kommandeur des Bataillons ,
22 1825.
-
die Offiziere und der Rest der Deputation. Majestät und
Als darauf Se in e
die hohen Herrschaften sich entfernt hatten,
ward die Fahne, geleitet von einem Offizier, in das Fahnenzimmer des Königlichen Schloſſes gebracht. 3. Mai.
Am 3. Mai um 85 Uhr vormittags marschierte das Bataillon im Paradeanzuge nach dem Lustgarten und stellte sich dort in Linie, Front gegen das Schloß, mit dem Rücken hart an den Bäumen auf. Die Büchsen wurden hier zusammengesett, und die Kompagnien marschierten zur feierlichen Einweihung der Fahne in die Garniſonkirche.
Während dieſer Zeit ward
dieselbe durch einen Offizier und zwei Unteroffiziere aus dem Schlosse in die Kirche gebracht, wo sie rechts neben dem Altar aufgestellt wurde .
Zu beiden Seiten derselben ſtand ein Offizier.
Der demnächst beginnende feierliche Gottesdienst fand in französischer Sprache statt.
Während der Einsegnung wurde die
Fahne vom Kommandeur gehalten und vor dem Altar gesenkt. Nach beendeter kirchlicher Feier marschierte das Bataillon nach dem Lustgarten zurück und erwartete in Paradeaufstellung die Fahne, welche unter präsentiertem Gewehr und unter dem Hurra des Bataillons begleitet wie vordem auf ihren Platz ge= führt wurde.
Nachdem hierauf der König die Front herunter-
gegangen und die Parade abgenommen hatte, geruhte derselbe, nochmals dem Bataillonskommandeur zu sagen, daß die Verleihung der Fahne ein Beweis ſeiner Zufriedenheit ſein ſolle. Major v. Tilly erwiderte hierauf S e iner Majeſtät , daß an dem heutigen Tage Worte des Dankes zu sagen ihm unmöglich, da sein Herz von regem Gefühl zu lebhaft ergriffen . Seiner Majestät erneuerte Versicherungen von Treue und Anhänglichkeit in seinem und des Bataillons Namen zu geben, halte er für unnüz, denn ein jeder trage die feſte Überzeugung im Buſen, ſein König und Herr könne nie an seiner Treue und Anhänglichkeit zweifeln ; aber das glaube er sagen zu dürfen , daß, wenn Seine Majestät das Bataillon zur Erfüllung seiner Pflicht einst auf das Schlachtfeld rufen werde, ein jeder, des heutigen Tages eingedenk, mit freudigem Mute ſeine Pflicht erfüllen und gern das Leben für ſeinen geliebten Monarchen opfern werde. Seine Maje st ä t nahmen diese in Treue und Offenheit ausgesprochenen Worte sehr huldvoll auf.
LithAnstyCL. Keller, BerlinS
VerlagdKgHofbuchhv.E.S.Mittier& Sohn,Berlin, Kochstr 68/71.
1825
1825 .
Fahne Die des Garde chützen B ataillons .-S
1889
B
,Eataillons NV Anlage SSiche Garde des Fahne der Abbildungen den -Bzu chützen rläuterungen
B
. 1889
C
C
23
Mit der in der Armee gebräuchlichen Feierlichkeit wurde 1825 bis 1830. hierauf die Fahne durch die Kompagnie des ältesten Kapitäns ins Schloß gebracht. Mittags war große Tafel im Marmorsaale, zu welcher sämtliche Offiziere des Bataillons befohlen waren . Während der Tafel geruhten Seine Majestät Allergnädigst das Wohl des Bataillons auszubringen . Hieran reihte sich des Abends Festvorstellung im Theater, zu welcher sämtliche Offiziere, Unteroffiziere und Garde- Schügen Eintritt erhielten. Somit war dieses Feſt ein Freudenfeſt im wahren Sinne für jedes einzelne Mitglied des Bataillons .
Ein jeder fühlte
sein Herz höher schlagen, ein jeder hoffte und wünſchte sich Gelegenheit, seine
Dankbarkeit durch ernste Taten dem hohen
Herrscherhause darbringen zu können. Das Bataillon rückte am 4. Mai nach Berlin in ſeine Garnison zurück. Im folgenden Jahre trat in der Bewaffnung der Offiziere inſofern eine Änderung ein, als die bis dahin in Gebrauch geweſenen Füsilier-Schleppsäbel in Stahlscheiden abgeſchafft und durch solche in schwarzen Lederscheiden an kurzen Koppeln zu tragende ersezt wurden . Im März des Jahres 1829 ward der langjährige Kommandeur des Bataillons , Major v . Tilly , zum Kommandeur des 37. Infanterie-Regiments ernannt, und folgte demselben der bisherige Kommandeur des Füſilier-Bataillons Kaiser FranzRegiments, Oberstlieutenant v . Grabowsky , * ) als Bataillonskommandeur. Die im Jahre 1830 in Frankreich ausbrechenden Unruhen fanden auch in einzelnen deutſchen Staaten Nachahmung. Die Mobilmachung eines Teiles der Armee mahnte daran zu denken, wie in solchem Falle beim Bataillon die Ergänzung von 402 auf 1002 Mann geschehen sollte. Da die Werbung in Neufchatel wegen der auch dort stattfindenden Unruhen zum Teil eingestellt werden mußte, so war auf eine Vermehrung auf diesem Wege nicht zu rechnen . Die geringe Zahl der dem Bataillon angehörenden Reserven ferner bestand aus lauter Freiwilligen, die ihre Dienstzeit im Bataillon geleistet hatten und von denen eine
*) Siehe Anlage XXIII, 67.
24
1830.
-
große Anzahl zur Beſezung der Offizierstellen in der Landwehr beſtimmt waren, alſo kaum in Betracht kommen konnten. Es wurde daher, um wenigstens für die Zukunft die etatmäßige Stärke zu erreichen, von seiten des Bataillons die Bitte vorgetragen, sich durch Annahme von dreijährigen Freiwilligen eine stärkere Reserve bilden zu dürfen, Allerhöchsten Orts aber nicht genehmigt, sondern befohlen, daß an der ersten Organiſation nichts geändert werden solle. Für die Ergänzung des Bataillons im Mobilmachungsfalle behielt sich dementsprechend das Generalkommando besondere Befehle vor . Bezüglich der Gradabzeichen der Offiziere wurde in dieſem Jahre angeordnet, daß von nun ab nicht mehr die den Epauletteshalter umgebende Tresse, sondern Sterne in den Epaulettesfeldern, der noch jezt üblichen Weise gemäß, die Unterschiede in den Chargen kennzeichnen sollten (vgl . Seite 6) . Der im November 1830 zum Kommandeur des Bataillons ernannte Major v . Thadden *) behielt das Kommando bis zum Jahre 1840.
Während dieser Zeit (1831 ) erhielt das Ba=
taillon statt der Feuerschloßbüchsen Perkuſſionsbüchsen aus der Gewehrfabrik in Potsdam. An denselben war an Stelle des bisherigen Zündloches ein Piſton zur Aufnahme des Zündhütchens eingeschraubt, die Abzugsvorrichtung mit Stecher versehen. Der Büchsenriemen und der sogenannte Regendeckel, welcher so groß
war,
daß er dem Schloß und dem Visier zugleich zum
Schuge diente, waren aus rotem Juchtenleder gefertigt. Was die Uniformierung der Offiziere anbelangt, so wurden 1832.
im Jahre 1832 die ſeit 1815 an den grautuchenen Beinkleidern bestimmungsmäßig angebrachten breiten roten Streifen abge= schafft und durch die noch jezt üblichen schmalen roten Bieſen erſegt.
1834.
Im Jahre 1834 wurde dem Bataillon ein Teil der zwiſchen Rixdorf und der Stadt gelegenen Haſenhaide als Schießplah angewiesen, welcher den Namen „ Karlsgarten " erhielt, weil Seine Königliche Hoheit Prinz Karl von Preußen , als Kommandeur der 2. Garde-Diviſion, denselben durch einen Höchst= eigenhändig abgegebenen ersten Schuß einweihte.
Demnächst
schenkte der Prinz dem Offizierkorps aus dem Tegeler Forst das *) Siehe Anlage XXIII, 23.
25
Holz zu einem geräumigen Pavillon , welcher in der Nähe des Einganges errichtet wurde. In der Nordostecke dieses Plates, der mit einem Graben* ) umzogen wurde, befand sich ein kleiner
1834.
Hügel, auf welchem Major v . S chill mit ſeinen Huſaren-Offizieren in nächtlichen Zuſammenkünften den Plan zu seinem kühnen Zuge durch Deutschland beraten haben sollte. **) In demselben Jahre erhielt das Bataillon an Stelle der bis dahin geführten Kalbfelltornister sogenannte Dachsranzen (Dächse).
1835. Im Jahre 1835 wurde ein Zug des Bataillons mit den Lieutenants v. Alvensleben *** ) und Bramerel † ) nach Kalisch geschickt, woselbst eine Zusammenziehung größerer ſowohl Königlich preußischer als Kaiserlich russischer Truppenmaſſen ſtattfand, um die Übereinstimmung beider Armeen in bezug auf Uniform, Organiſation und Ausbildung zu prüfen . Seine Majestät äußerten sich nach Beendigung dieser Übungen sehr lobend über den Zuſtand der beteiligt geweſenen Truppen und beſtimmten, daß dieselben vom Feldwebel abwärts *) Das Überſchreiten dieſes Grabens, welches an einigen Stellen nicht schwer ausführbar war, bedrohte die Wachtinſtruktion mit Arretierung. In den sechziger Jahren ereignete es sich, daß der auf Posten befindliche Schüße zwei Damen, eine ältere und eine ſehr jugendliche, feſtnahm, welche dieſer Inſtruktion entgegen gehandelt hatten. Die Untersuchung ergab, daß der pflichteifrige Schüße eine Prinzessin des Königlichen Hauſes, welche mit ihrer Gouvernante auf dem verbotenen Wege in den schattigen Park gelangt war, arretiert hatte. Als am folgenden Tage der Kommandeur des Bataillons ſich dieſerhalb bei dem hohen Vater der Prinzeſſin entſchuldigte, belobte dieſer das Verhalten des Poſtens und ſagte scherzend : „Na, meine Tochter fängt ja früh an“. **) Die dauernd vorzügliche Pflege, welche dieſem Schießplay von Anfang an durch Jahrzehnte hindurch zuteil geworden ist, hat ihn allmählich in jenen prächtigen, schattigen Park umgewandelt, in dem das Bataillon durch fünfzig Jahre hindurch seinem wichtigsten Dienstzweige oblag, und das während der Sommermonate allwöchentlich hier stattfindende Schießen der Offiziere mit eigenen Büchsen, welches, namentlich was die Auswahl der Ziele anbelangt, allmählich eine immer größere Vervollkommnung erfuhr, trug wesentlich dazu bei, eine große Schießfertigkeit im Offizierkorps dauernd zu erhalten und zog bald auch eine Anzahl Kameraden anderer Truppenteile zur Teilnahme an demselben herbei . Siehe Abschnitt 5, Teil 2. ***) Siehe Anlage XXIII, 73. †) Siehe Anlage XXIII, 61.
26 1835.
als Erinnerungszeichen eine schwarz-weiß-orangefarbene Schnur auf den Achselklappen tragen sollten.
1838 .
Im Jahre 1838 erhielt Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm das Kommando über das Gardekorps .
1840.
Im
März
des
Jahres
1840
wurde
Oberſtlieutenant
v. Thadden zum Kommandeur des 11. Infanterie-Regiments ernannt und schied als solcher vom Bataillon. Major v. Brandenstein , *) Bataillonskommandeur im 7. Landwehr-Regiment, trat an seine Stelle. In demselben Jahre fand am 1. Juni die feierliche Grundſteinlegung des Denkmals König Friedrichs des Großen Unter den Linden gegenüber dem Palais Seiner Ma jestät statt.
Leider war Allerhöchstderselbe durch Krankheit verhindert, an der Feier teilzunehmen und konnte nur von dem Ecfenster des Palais aus derselben zuschauen. Eine Deputa= tion des Bataillons mit der Fahne ward dazu befohlen. Am 7. Juni
1840 starb König Friedrich Wil-
helm III ., und verlor das Bataillon durch seinen Hintritt den erhabenen Stifter.
In tiefer Trauer wohnte es am 11. Juni
der Beisehung im Dome bei, von wo am Abend die irdischen Überreste des hohen Entschlafenen nach dem Mauſoleum im Schloßgarten zu Charlottenburg, an die Seite ſeiner teuren, von ihm
angebeteten
Gemahlin,
Luiſe , übergeführt wurden.
der
unvergeßlichen
Königin
Auf ſechs Wochen legte die Armee
die äußeren Zeichen der Trauer um den vielgeliebten, dahingeschiedenen Herrſcher an. Am 8. Juni leistete das Bataillon dem seinem hochseligen Vater in der Regierung folgenden Könige Friedrich Wilhelm IV. den Eid der Treue. Bald nach dem Regierungsantritt änderte sich manches für das Bataillon . Die Einstellung dreijähriger Freiwilliger wurde bis zu dem Etat von 402 Mann durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre vom 3. Juni 1841
gestattet, und waren am Ende des Jahres bereits 135 Deutsche im Bataillon. Zu den bisherigen Dienstzweigen
trat das Bajonettfechten, welches nach einer besonders darüber erlassenen Instruktion in den folgenden Jahren mit Eifer betrieben wurde. Am 20. Juni 1843 erschienen die bedeutung3-
*) Siehe Anlage XXIII , 93.
27
vollen Verordnungen über die Einführung der Ehrengerichte 1840 bis 1844. in die Armee, am 27. September eine Ergänzung, betreffend die Untersuchung von zwischen Offizieren vorgefallenen Streitigkeiten und Beleidigungen sowie die Bestrafung des Zweikampfes. Bezüglich der Uniformierung wurde ſtatt des unten offenen Uniformroces und des Filztschakos der Waffenrock und Helm eingeführt, ferner Hirschfänger*) und Patrontaſche von nun ab nicht mehr an breiten Lederriemen kreuzweis über der Bruſt bzw. ersterer am Dachs, sondern beides an einem tiefſizenden Leibriemen getragen (siehe Uniformenbild 1843 , Seite 6) . An Stelle der bisherigen Tuchjacken traten graue Zwillichjacken. Bezüglich des Anzuges der Offiziere wurde Allerhöchſt beſtimmt, daß die seit 1814 im Gebrauch befindlichen dunkelgraumelierten Überröcke im Dienst nicht mehr getragen werden sollten, vielmehr künftighin durch einen weiteren, aus demſelben Tuche verfertigten Überzieher, der über der Uniform getragen werden konnte, zu ersehen seien. **)
Gleichzeitig wurde genehmigt, daß an
Stelle der in Fortfall gekommenen überröcke künftig Waffenröcke ohne Stickereien getragen werden durften . 5. April 1843. )
(Ordre vom
Die dreieckigen Hüte der Offiziere mit ſchwarzen
Federbüschen schließlich, welche bis dahin außer Dienst in Gesellschaften noch gestattet gewesen waren, wurden abgeschafft. Eine Allerhöchste Kabinetts -Ordre vom 27. Juni 1844 bestätigte neue Kriegs -Artikel für die Armee und ließ dieselben Ende desselben Jahres noch in Kraft treten.
Im folgenden
Jahre bestimmten Seine Majestät , daß von nun ab die Feldwebel, Sergeanten und Gefreiten als äußeres Gradabzeichen einen heraldischen Adlerknopf am Kragen tragen sollten ; den Feldwebeln und Unteroffizieren des Bataillons wurde außerdem durch eine Allerhöchste Verfügung vom 5. Mai 1846 dasſelbe *) Bei der Umgestaltung der Schüßen- in Jäger-Abteilungen 1843 (siehe Anmerkung* Seite 9) erhielten die ersteren und auch das GardeSchüßen-Bataillon die grünen Troddeln der Jäger, die Unteroffiziere die ſilberdurchwirkten Portepees der Oberjäger. Nur die Kapitulanten behielten die schwarz-weiße Puschel am grünen Bande. **) Übereinstimmend mit dem grünen Samt im Innern des überrockkragens erhielt der Kragen des überziehers der Offiziere im Innern. den gleichen Stoff. ( Siehe Seite 7.)
28
1844 bis 1848. Gehalt bewilligt, welches die gleichen Chargen bei den JägerBataillonen bezogen . Im Frühjahr 1847 wurde Oberſtlieutenant v . Branden ſt ein zum Oberst und Kommandeur des 38. Infanterie-Regiments, Major v. Arnim ,*) Bataillonskommandeur im Kaiſer Franz Grenadier-Regiment, zum Kommandeur des Bataillons ernannt. Die durch die politischen Verhältnisse bedingte, anfänglich sehr eigenartige Zuſammenſezung des Bataillons hatte namentlich in den ersten Jahren der vergangenen langen Friedenszeit der militärischen Erziehung und Ausbildung desselben große Schwierigkeiten entgegengesezt.
Dennoch war durch unermüd-
lichen Fleiß allmählich ein Bataillon herangebildet worden, welches sowohl, was Zucht und Gesinnung, aïs auch, was die militärische Tüchtigkeit anbelangt, den besten Truppen des preu = ßiſchen Gardekorps ebenbürtig an die Seite trat. Das folgende Jahr sollte hierfür den Beweis liefern. *) Siehe Anlage XXIII , 108.
Zweiter Abschnitt.
Das Jahr 1848, die Teilnahme am Feldzuge gegen Dänemark und die Zeit bis zum Feldzuge 1866 .
1. Die Unruhen in Berlin und der Feldzug gegen Dänemark. ie aufrührerischen Elemente, welche im Frühjahr 1848 in den meisten europäischen Staaten sich an die Oberfläche drängten, hatten unter der ehemals republikaniſchen Bevölkerung von Neufchatel und Valengin schneller als anderswo Erfolge erreicht. Der Widerstand der königstreuen Partei wurde gebrochen, Neufchatel sagte sich von Preußen los und schloß sich an die Schweiz an ; der von dorther kommende Ersag hörte hiermit auf, und wurde das Garde-Schüßen-Bataillon auf dieſe Weiſe nach dreiunddreißigjährigem Beſtehen, gleich allen anderen Truppenteilen, ein vollkommen deutſches , deſſen Ergänzung von jezt an durch die gewandteſten Leute des Garde-Erſages ſtattfinden sollte. *)
Aber nicht allein mit Bezug auf die Änderung
des Ersages wurde das Jahr 1848 bedeutungsvoll, sondern auch noch in anderer Beziehung : das Garde- Schüßen-Bataillon wurde zum Schuße des Königsthrones, zum Kampfe für die Sicherheit des Vaterlandes gerufen .
Es galt, die dem Könige geschworene
Treue durch die Tat zu besiegeln, als im März dieses Jahres auch in Preußen der Aufruhr frech sein Haupt erhob . Die einleitenden Vorgänge sind bekannt.
Wie an vielen
Orten, so war auch in Berlin offene Empörung ausgebrochen, welche von den ihrem Könige treu ergebenen Truppen nach blu*) Seit dieser Zeit wählt sich der Kommandeur des Garde-SchüßenBataillons alljährlich aus den verſammelten Rekruten des Gardekorps diejenigen aus, welche ihm für die Truppe geeignet erſcheinen.
1848.
30
1848.
tigem Straßenkampfe siegreich bewältigt wurde .
Noch ehe in
Berlin der Aufruhr zum Ausbruch kam, ward der damals an der Spiße des Gardekorps ſtehende Prinz von Preußen der drohenden kriegerischen Aussichten wegen in eine andere, bedeutendere Stellung berufen .
Derselbe nahm mit folgendem Korpsbefehle
von den ihm bis dahin unterſtellt geweſenen Truppen Abſchied : Das Allerhöchste Vertrauen Seiner Majestät des Königs beruft mich zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und Westfalens auf die Dauer der jezigen Zeitverhältnisse.
Ich
scheide daher auf diese Zeit vom Gardekorps , in dessen Mitte ich seit 30 Jahren tätig, und deſſen Führung mir ſeit 10 Jahren anvertraut iſt. Schwer wird mir die Trennung von Euch, Kameraden, und ein Freudentag wird mir die Rückkehr zu Euch sein. Sollte der König Euch zum Kampfe rufen, dann habe ich die Zuversicht, daß Ihr im entscheidenden Augenblicke des Zurufs gedenken werdet, den Eurere Könige Euch so oft im Frieden zuriefen : „ Ein Vorbild der ganzen Armee zu ſein “.
Beweiset
dann auf dem Felde der Ehre, daß Ihr Eurer Väter würdig seid und freudig Blut und Leben dem Könige und dem Vaterlande opfert .
Möchte die Stunde der Gefahr uns wieder ver-
einigen, damit ich Zeuge sein könnte der Erfolge, die unser gegenseitiges Vertrauen vorbereitete. Euer scheidender kommandierender General Prinz von Preußen. Bald nach diesem Befehl, schon in den nächsten Tagen, erDurch die füllten sich die Worte Seiner Königlichen Hoheit. überall entstehenden Unruhen und die ihnen folgende Gesezlosig = keit wurden die Ereignisse der Zeit beherrscht, und die gärende Stimmung der Bevölkerung Berlins wuchs von Tag zu Tag. In Volksversammlungen , in Aufläufen, in feindseliger, drohender Haltung gegen Polizei und Garniſon wurde in den ersten Märztagen der Aufruhr immer mehr angefacht und erhielt bisweilen schon einen tatkräftigen Ausdruck durch das Aufreißen einzelner Strecken des Straßenpflasters und den Versuch zum Bau von Barrikaden. Die Truppen rückten wiederholentlich aus, um die Ordnung wiederherzustellen , mußten wichtige Punkte, öffent-
31
liche Gebäude schügen oder blieben in den Kasernen alarmbereit ; die Wachen wurden verſtärkt.
1848 .
Natürlich waren unter dieſen Um-
ſtänden Reibungen mit dem Pöbel unvermeidlich, und doch sollte solange als möglich demselben mit Schonung begegnet werden. Am 13. , 14. , 15. und 16. März erhielt das Bataillon* ) den
13. bis 16. März.
Befehl, die Königliche Bank und Seehandlung, in der Jägerstraße gelegen, mit je einer Kompagnie zu beseßen, außerdem täglich ein Kommando, aus 1 Offizier, 2 Unteroffizieren und 20 Garde-Schüßen bestehend, nach dem Königlichen Schloß zur Verstärkung der Schloßwache zu entsenden.
Der übrige Teil des
Bataillons sollte zum Schuße der in der Nähe der Kaserne gelegenen Königlichen
Gebäude, des Proviant-Amts
und
des
Train-Depots, verwandt werden und mußte deshalb in der Kaserne verbleiben. Am 16. März abends wurde die 2. Kompagnie unter Befehl des Hauptmanns v . Holwed e **) beauftragt, ein der Königlichen Bank gegenüberliegendes Lokal, die „ Zeitungshalle “ , von der dort versammelten Menschenmenge zu säubern, was auch in kurzer Zeit durch energisches Auftreten geschah. Am 17. März blieb das Bataillon in der Kaserne alarmbereit bis auf das oben
17. März .
erwähnte Kommando , welches auch an diesem Tage wieder zur Verstärkung der Schloßwache gestellt wurde. Durch eine an demselben Tage gegebene Allerhöchste Kabinetts -Ordre befahlen Seine Majeſtät dem Gouverneur von Berlin, General v. Pfuel , den sämtlichen gegen die Aufrührer tätig geweſenen Truppen seine volle Anerkennung für die von ihnen bewiesene musterhafte Haltung, Ausdauer und Mäßigung auszusprechen . Schon glaubte man die Ruhe wiederhergestellt und zur Befeſtigung derselben wollte man die Garnison durch Bataillone des 1. Garde-, des Leib-Infanterie-Regiments, des 2. (Königs-) , des 12. und 31. Infanterie-Regiments verſtärken, als am 18. März nachmittags 3 Uhr die bisherigen Unruhen und Straßentumulte in einen offenen Aufſtand übergingen . Überall entstanden Barrikaden, zu deren Verteidigung Scharen Bewaffneter herbeieilten , Häuser wurden besezt und von den Dächern durch Steine oder *) Siehe Anlage V. Rangliste des Garde- Schüßen-Bataillons im Frühjahr 1848. **) Siehe Anlage XXIII , 47.
18. März .
1
32
1848 . 18. März .
Gewehrfeuer der Verkehr auf den Straßen gehemmt . mußte die Gewalt der Waffen entscheiden.
Nunmehr
Den Oberbefehl über sämtliche in und bei Berlin zuſammengezogenen Truppen hatte der König dem Generallieutenant v . Prittwig , Kommandeur der Garde-Infanterie, anvertraut. Unter den obwaltenden Umständen aber mußte die übermittlung der Anordnungen desselben an die in der Stadt zerſtreut liegenden Truppen auf große Schwierigkeiten stoßen . Nur mit Mühe und Gefahr war es dem am Vormittage dieſes Tages zum Befehlsempfang auf die Kommandantur geschickten Adjutanten des Bataillons , Sekondlieutenant v. He rßberg , * ) gelungen, die Kaserne auf Umwegen wieder zu erreichen . Da jedoch die zunächst beim Bataillon eintreffenden, durch Zivilpersonen übermittelten Anordnungen der höheren Vorgesezten sich zum Teil widersprachen, so begaben sich die Lieutenants v . Herzberg und v. Ga u di ** ) nochmals in Zivilkleidern ins Schloß und brachten auf diese Weise die richtigen Befehle zur Kaſerne . Nach denselben sollte das Bataillon sofort zwei Kompagnien zur Sicherung der Bank und Seehandlung ausrücken laſſen. Die 3. und 4. Kompagnie marschierten dementsprechend um
230 Uhr
230 Uhr nachmittags, unter Führung des Hauptmanns nachmittags. v . Borck , ***) durch die Köpenicker-, Neue Jakobs- , Neue Roß-, Wall- und Niederwallſtraße bis zur Bank, welche die 4. Kompagnie unter Befehl des Hauptmanns v. Merveilleux † ) besezte, während die 3. Kompagnie das etwas weiter in der Jägerstraße gelegene Seehandlungsgebäude zu ſchüßen hatte. An der Ecke der Wall- und Roßstraße stießen die Kompagnien auf eine im Bau begriffene Barrikade, die ohne Schwierigkeiten überschritten wurde. In der Wallstraße selbst aber wurden aus den oberen Stockwerken und von den Dächern einzelner Häuser Steine
auf die
marschierende
Schüsse auf dieselbe abgegeben .
Kolonne
herabgeworfen
und
Glücklicherweise wurden nur
wenige Schüßen durch Steinwürfe unerheblich verlegt, von den Schüssen traf keiner, dagegen säuberten die von den Schüßen ab*) **) ***) †)
Siehe Siehe Siehe Siehe
Anlage Anlage Anlage Anlage
XXIII , XXIII , XXIII , XXIII ,
77. 84. 46. 57.
33
gegebenen Schüsse schnell die Dächer und erleichterten so den
1848.
Weitermarsch. In derselben Straße verfolgten einzelne bewaffnete, aus den Häusern herausgetretene Individuen die Kom-
18. März .
pagnien mit Schimpfreden ; ein besonders waghalsiger, mit Schleppſäbel und Piſtole bewaffneter Mensch tat sich dabei ſehr hervor und feuerte verschiedene Male auf die immer weiter Vordringenden -er wurde von einem Schüßen der lezten Sektion erschossen. An der Ecke der Wallstraße und des Spittelmarktes stieß die Marschkolonne auf eine zweite Barrikade, deren Verteidigung besonders von einem an der Wasserseite gelegenen Hause aus durch Schüsse aus den Dachluken bewirkt wurde. Die an der Spige marschierende 3. Kompagnie vertrieb auch hier durch einige Schüsse die Verteidiger und schaffte schnell eine Öffnung in die Barrikade. Der Marsch durch die Niederwallstraße und weiter glich dem oben beschriebenen , es wurden Steine von den Dächern geworfen und Schüſſe abgefeuert, der Marsch selbst aber nicht weiter aufgehalten.
Die Kompagnien erreichten in Ordnung die
ihnen zur Beſegung befohlenen Punkte. In die an die Königliche Bank . grenzende Hausvoigtei war 6 Uhr nachdes Nachmittags zwiſchen 6 und 7 Uhr ein Haufe Aufständischer gedrungen, um die im inneren Hofe eingeschlossenen Gefangenen zu befreien . Als Hauptmann v. Merveilleux dies erfuhr, schickte er zwei Züge unter Führung des Lieutenants v. Wohna * ) dahin ab . Die Abteilung gelangte, vom Hofe der Bank mittels Leiter zwei Mauern überkletternd , in die Hausvoigtei, in welcher die aus 1 Gefreiten und 3 Grenadieren bestehende Wache bis dahin den inneren Hof mit Erfolg verteidigt hatte.
Bei Ankunft der beiden Züge hatte sich der Volkshaufe
bereits entfernt, nachdem er zuvor die in den vorderen Räumen befindlichen Akten angezündet hatte. Das Feuer wurde von den Schüßen gelöscht und von den Fenstern des unteren Stockwerkes aus
die auf dem Hausvoigteiplage versammelte Volksmenge
durch mehrere Schüsse vertrieben. Die Aufrührer schoffen nunmehr ihrerseits von einer an der Mohrenstraßen-Ecke quer über die Jerusalemerstraße erbauten Barrikade aus , hinter die sie sich zurückgezogen, nach den Fen*) Siehe Anlage XXIII , 106 . Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
3
mittags.
34 1848 .
stern der Hausvoigtei , ohne aber ihren Zweck zu erreichen oder irgend einen Erfolg zu erzielen.
Nachdem diese Barrikade durch
anrückende Infanterie genommen war, wurde die Hausvoigtei selbst auch von dieser Abteilung besezt, und zogen sich die beiden Züge wieder auf demſelben Wege, auf dem sie gekommen, nach der Bank zurück. Das an diesem Tage von der 2. Kompagnie zur Verstärkung der Schloßwache gegebene Kommando unter Führung des Lieutenants v . Lupinski * ) war auf ſeinem Hinmarsche weder gestört noch angegriffen worden .
Es wurde, als der Straßenkampf
begann, zur Besehung des nach der Spree gelegenen Schloßflügels verwendet.
19. März .
Die in der Kaserne zurückgebliebenen beiden Kompagnien erhielten des Nachts gegen 3 Uhr den Befehl vom General v. Prittwiz , unter Führung des Kommandeurs , Majors v. Arnim , außerhalb der Stadtmauer nach dem Halleschen Tor zu rücken, um hier den Abzug der Remonte und Furage der Garde-Kavallerie-Regimenter aus Berlin zu decken.
Nachdem
dies geschehen, wurden die beiden Kompagnien auf Befehl des Kommandeurs der Garde-Kavallerie, Generals Grafen v . Wa ldersee , nach dem Potsdamer Tor geschickt, wo sie zur Ver= fügung des Kommandanten von Berlin, Generals v . Thü men, gestellt wurden.
Da eine weitere Verwendung derselben
nicht mehr eintreten sollte, ſo traten sie von hier wieder außerhalb der Stadtmauern ihren Rückmarsch nach der Kaserne an .
Die Stadt selbst bot in der Nacht vom 18. zum 19. März einen betrübenden, schauerlichen Anblick dar, der noch erhöht wurde durch den grellen , rötlichen Schein am klaren mondhellen Himmel, welcher von den im Norden der Stadt von den Aufrührern angelegten Feuersbrünsten herrührte. **) In allen von den Truppen beſeßten Stadtteilen herrschte die tiefste Ruhe, die Straßen waren menschenleer, die Fenster dunkel ; in den noch von den Aufrührern angefüllten Gegenden dagegen war Lärm, große
Aufregung, Erleuchtung aller Fenster, fortwährendes Sturmläuten der Kirchenglocken, und bisweilen fielen noch Schüsse seitens der erbitterten Gegner.
*) Siehe Anlage XXIII, 94. **) Die vor dem Oranienburger Tor gelegenen Artillerie - Wagenschuppen waren in Brand gesteckt worden.
35
Am Morgen des 19. März befand sich der größere Teil der Stadt in den Händen der Truppen, Berlin machte den Eindruck des Besiegten.
Das Verhalten des Bataillons, das hier ſeine
erste Feuerprobe bestanden, war wie das aller im Gefecht gewesenen Truppen ein in jeder Beziehung ausgezeichnetes gewesen.
Wirkungslos waren die Verlockungen und Versuchungen, an denen es die aufrührerischen Elemente jener Zeit nicht fehlen
ließen, an der ehrenfesten, königstreuen Gesinnung der Truppen abgeprallt. Unerschütterlich wie der Gehorsam hatte sich die Treue bewährt ; die Ehre der Berliner Garniſon, die Ehre des Garde-Schüßen-Bataillons in jener sturmbewegten Zeit, ſie ſteht unangetastet, fleckenlos da. Es ist bekannt, daß während des blutigen Straßenkampfes Seine Majestät der König im Schlosse vielfach von Deputationen angegangen und bestürmt wurden, das Einstellen des Kampfes zu befehlen.
Am 19. März morgens erschien wiederum
eine solche Deputation unter dem Bürgermeister Naunyn, der, indem er das schwere Vergehen der Stadt Berlin gegen ihren König und Herrn bekannte, S eine Majeſtät dringend bat, um der Fortsehung des Kampfes den Anreiz zu nehmen, die Truppen von den Plägen und Straßen zurückzuziehen .
Seine
Majeſtä t befahlen das Einſtellen der Feindseligkeiten und den Abzug der Truppen in die Kasernen unter der Bedingung, daß die Barrikaden weggeschafft würden . Auf die Mehrzahl der Einwohner machte diese Friedensbotschaft einen unverkennbar freudigen Eindruck, aus vielen Fenstern wehten weiße Tücher, für die Sieger aber war die Erfüllung dieſes Befehls schwer. Doch auch in diesem Momente versagte der altgewohnte Gehorsam nicht. Schweigend verließen die Truppen ihre ſiegreich erkämpften Stellungen, die Erbitterung bemeisternd, die sie in einem so tückischen, hinterlistigen Kampfe eingefogen hatten.
Kaum war
dies geschehen, als sich auch die Wutausbrüche des sich jezt wieder fühlenden Pöbels steigerten und jeden Augenblick die ernſteſten Dinge befürchten ließen, ebenso stieg in den Kasernen die Aufregung der Sieger ; wollte man also einen neuen, unvermeid= lichen Kampf verhindern, so mußte man die Truppen ganz entfernen. Dieser Entschluß wurde gefaßt und , nachdem in der Nacht vom 19. zum 20. März die beiden Kompagnien aus der
3*
1848 . 19. März.
36 1848.
Seehandlung und der Bank nach der Kaserne zurückgekehrt waren, erhielt das Bataillon den Befehl, aus Berlin in Quar= tiere bei Potsdam nach Drewiz, Philippsthal und Nudow zu rücken . Welche gerechte Würdigung das Verhalten der Berliner Garnison schon damals auch außerhalb des Landes fand, davon liefert das folgende Schreiben des derzeitigen Königs Ernſt August von Hannover an den General v . Prittwig den Beweis .
Dasselbe lautete : Ich bin tief ergriffen von dem Schicksal der braven preu= ßischen Truppen, welche in Berlin mit ſo ausgezeichneter Hingebung ihre Pflicht erfüllt haben .
Ich will Mich aber nicht der
Trübsal überlassen, sondern Ich will Mich daran erfreuen, daß Ich selbst der Armee angehöre, die ein solches heldenmütiges. Korps in ihren Reihen zählt. Stets habe Jch die preußischen. Truppen hochgeachtet, aber ich glaube, daß sie nie höher gestanden als jezt. Ich erblicke bei den Truppen, welche in Berlin gefochten haben, eine solche Vereinigung von Treue, von Tapferkeit, von Ausdauer und von militärischem Geiste, daß Ich wünschen. muß, es möge das Benehmen dieſer Truppen jeder Armee zum Vorbild dienen. Ich bin überzeugt, es wird die Zeit kommen, wo die Verdienſte dieser Truppen eine allgemeine Anerkennung finden, für jezt aber schäze Ich mich glücklich, daß ich als preußischer General Ihnen Meine vollſte Anerkennung über Ihr muſterhaftes Benehmen bezeugen kann, und Jch bitte Sie, den ſämtlichen Herren Offizieren mitzuteilen , wie Jch über ihre Leistungen und ihre Lage denke.
Verwenden Sie, mein lieber
General, aber auch Ihren ganzen Einfluß dahin, daß jeder in diesem Augenblick bei der Fahne bleibt. Wir werden gewiß bald Gelegenheit erhalten , gegen die Feinde des Vaterlandes zu kämpfen, und dann wird ein so ausgezeichnetes Korps , wie das Jhrige, wieder voranstehen . Ich verbleibe Jhr wohlgeneigter Hannover, den 28. März 1848. Ernst August.
37
In der Nacht vom 20. zum 21. März um 230 Uhr marschierte das Bataillon in die ihm angewiesenen Quartiere, nur ein
1848.
schwaches Kommando blieb zum Schuß der Kaserne in derselben zurück.
Wie wenig unter den obwaltenden Umständen der Aus-
marsch hatte vorbereitet werden können, geht daraus hervor, daß im lezten Momente die Geldbeſtände der Bataillonskaſſe unter sämtliche Offiziere zur Aufbewahrung verteilt und auf dieſe Weiſe mitgeführt wurden.
Das im Schloß zurückgelaſſene Kommando
unter Befehl des Lieutenants v . Lupinski schloß sich beim Ausmarsch dem die Wache habenden Bataillon des 2. Garde-Regiments an, marschierte mit demselben nach Nauen und traf von dort aus am 24. März in den Quartieren des Bataillons ein. Auf eine Anzeige der Regierung in Deſſau, daß in der Brandsheide große Banden streiften, die das deſſauiſche Gebiet bedrohten, wurde befohlen, daß das Bataillon am 31. März
31. März.
aus den oben angeführten Ortschaften über Beelig und Niemeck nach Belzig marschieren sollte. Am 3. April traf es daſelbſt ein. Jene Gerüchte fanden sich indes nicht bestätigt, das Bataillon wurde überall freudig aufgenommen, die Gegend war ruhig, und es rückte am
8. April von Belzig wieder in die Gegend von
Berlin, um in Teltow und Zehlendorf Quartiere zu beziehen . Der Stab, die 1. , 2. und 4. Kompagnie kamen in ersteren Ort, die 3. Kompagnie nach Zehlendorf, von wo aus ſie auf Befehl stärkere Patrouillen in der Richtung auf Berlin und den Grunewald entsenden mußte.
Am 12. April wurden der Stab , die 1 .
und 4. Kompagnie nach Zehlendorf verlegt, die 3. dagegen weiter nach Schmargendorf und Dahlem vorgeschoben. In dieſen Quartieren verblieb das Bataillon bis zum 16. April, an welchem Tage ihm ein anderer Schauplah der Tätigkeit angewieſen wurde. Die unrechtmäßige Einverleibung Schleswig-Holſteins in die dänische Monarchie hatte den deutschen Bund, welchem König Friedrich Wilhelm IV. beigetreten war, zur Eröffnung der Feindseligkeiten gegen Dänemark gezwungen . ihnen teilzunehmen wurde das Bataillon berufen.
An
Mit Jubel begrüßte es den Befehl zum Abmarsch nach Schleswig-Holstein ; sollte es doch unter den ersten Bataillonen sein, denen es gestattet war, ihren in Berlin erworbenen Lor-
8. April.
38 1848.
beeren der Treue und Bravheit neue der Tapferkeit und Vaterlandsliebe in dem Kampfe gegen die Dänen beizufügen .
Zum
Oberbefehlshaber der verbündeten deutſchen Truppen in Schleswig-Holstein, zu welchen alle größeren Staaten Norddeutschlands Kontingente gestellt hatten, war der kommandierende General Graf v. Wrangel (ſpäterer General-Feldmarschall) ernannt worden; die ihm unterstellten Streitkräfte betrugen im ganzen 16 500 Mann.
17. April.
Am 17. April marschierte das Bataillon, ohne daß es sich zu dem bevorstehenden Feldzuge hatte vorbereiten können, in der Stärke von 23 Offizieren, 49 Unteroffizieren und 328 Schüßen nach Spandau, woſelbſt es einquartiert wurde und die Kriegschargierung erhielt ; am folgenden Morgen 730 Uhr fuhr es mit der Eisenbahn über Hamburg nach Altona, wo es um 58⁰ Uhr nachmittags ankam und Quartiere bezog.
Am 19. April, nach-
mittags 5 Uhr, wurde die Eiſenbahnfahrt bis Rendsburg* ) fortgesezt.
Hier kam es gegen 11 Uhr nachts an und mußte in der-
selben Nacht noch durch Rendsburg , nach den nördlich der Eider gelegenen Orten Nübbel (Stab, 3. und 4. Kompagnie) , Lehmbeck (1. Kompagnie) und Borgſtädt (2. Kompagnie) in die Quartiere marschieren . Am 20. und 21. April blieb das Bataillon in dieſen Orten, am 22. April nachmittags wurde es in Rickert vereinigt und der rechten
Flügelkolonne,
welche
Generalmajor
v . Möllen-
dorff , Kommandeur der 2. Garde -Infanterie-Brigade, kommandierte, zugeteilt.
Zu derselben gehörten ferner:
das Kaiser Alexander Grenadier-Regiment, das Kaiser Franz Grenadier-Regiment, das Zietenſche Huſaren-Regiment, 2 Batterien. Das nächſte Operationsziel war Schleswig, welches nach den eingegangenen Nachrichten dänischerſeits mit 10 000 Mann unter General v. Hedemann besezt war.
An dem etwa eine halbe
Meile südlich dieser Stadt gelegenen Danewerke **) glaubte man den ersten Widerstand zu finden. *) Siehe nebenstehend Plan 1. Übersichtskarte zum Feldzuge 1848. **) Ein 40 bis 50 Fuß hoher, uralter, steiler Erdwall, welcher unterminiert sein sollte .
Plan 1.
Uebersichtskarte zum Feldzuge von 1848 . Zu: Geschichte des Garde -Schützen-Bataillons .
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Viuf Fi Alminded Eritsoe Kolding Wonsilde Bjert
Christiansfeld Tamas Buus Hadersleben
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Bodum Jarup Apenrade Aarup Bolly grd it
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Tondern
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Sonderburg
h
Bau FLENSBURG Oeversee
Gammelund ottorff CHLESWIG Missunde Wedelspar Adorm Sell ndorf Breke Friedrichstadt Ahlefeld Stenter M. Rickert Spelimbecke RENDSBURG Borgstedi Friedrichsb Busto
Tönning
KIEL
Heide
Geogr.-lith Anst.u. Steindry.C.L.Keller,Berlin S. 10 7
HOL
3
6
S
Hinmarsch Rückmarsch
E
IN
Verlagd.Kg. Hafbuchh.vE.S.Mittler& SohnBerlin,(Kochstr.68/71.) 8 9 10geogr.Meil
39 Am 23. April begann der Vormarsch. Es war Ostersonntag. Der Himmel sah trübe aus und sandte von Zeit zu Zeit feinen Regen , ſpäter klärte er ſich auf. Die Stimmung der Trup-
1848. 28. April.
pen war überall die freudigſte und zuversichtlichſte, Offiziere und Mannschaften gingen wie zu einem Feste, überall ein wahrer Jubel, der sich gleich blieb von dem Moment, wo es gewiß war, daß gegen den Feind marschiert würde, bis zum Gefecht selbst. Es war der altpreußische Soldatengeist, es war der sich von Generation zu Generation vererbende, zum Eigentum und zum besonderen Schmuck der ganzen Nation gewordene Sinn für friegeriſche Ehre und kriegerischen Ruhm, der sich im einzelnen wie im ganzen fundtat. Die 2. und 4. Kompagnie wurden der Avantgarde unter Oberstlieutenant Graf v . Waldersee , Kommandeur des Regiments Alexander, überwiesen, welche um 680 Uhr morgens bei Stenter-Mühle marschbereit stand.
Zu derselben gehörten: das Füsilier-Bataillon Regiments Alexander, das Füsilier-Bataillon Regiments Franz, die 2. und 4. Kompagnie Garde- Schüzen-Bataillons, 2 Eskadrons des Zietenschen Husaren-Regiments , 2 Reitende Batterien,
1 Pionier- Sektion. Die halbe 4. Kompagnie unter Hauptmann v . Merveilleug war dem Vortrupp (Hauptmann v . Kosel vom Kaiser Alexander-Regiment) , der Rest der 4. und die 2. Kompagnie unter Hauptmann v. Hol we de dem Gros der Avantgarde zugeteilt. Die 1. und 3. Kompagnie bildeten unter Führung des Hauptmanns v. Goerne * ) die Arrieregarde und mußten als solche zugleich die Deckung der der Kolonne folgenden Bagage übernehmen. Während des Marsches wurde die im Gros der Avantgarde befindliche halbe 4. Kompagnie unter Premierlieutenant v. Ezel ** ) einem rechten Seitendetachement beigegeben, welches über Friedrichshof gegen Ahlefeld marschierte und sich bei
*) Siehe Anlage XXIII, 54. **) Siehe Anlage XXIII, 69.
630 Uhr morgens.
40 1848. 23. April.
Brekendorf wieder mit der Avantgarde vereinigte.
Der Vor-
trupp der lezteren stieß, nachdem er Ober- Selk und den Kograben erreicht hatte, auf einzelne feindliche Dragoner, die sich durch Wedelspang (siehe nebenſtehende Skizze A : das Gefechtsfeld von Schleswig) in der Richtung auf Buſtorf zurückzogen : auch einige feindliche Infanterie- Patrouillen (in roten Röcken) wichen vor der anmarschierenden Kolonne auf den leztgenannten Ort zurück.
Nachdem Wedelspang paſſiert war, wurde der Marſch
bis an den nördlichen, an das Haddebyer Noor anſtoßenden Arm der Danewerke fortgeseßt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Im Begriff, den südlichen Abhang der Riesberge zu ersteigen, sah sich der Vortrupp plöglich einem sehr überlegenen Feinde gegenüber.
In seiner rechten Seite erſchienen zwei aus-
geschwärmte Kompagnien dänischer Jäger, links entwickelte sich aus dem Ostausgang von Ober-Bustorf ein feindliches Infanterie-Bataillon , von Nieder-Buſtorf trabten zwei Eskadrons dänischer Dragoner heran .
Unter dieſen Umständen entschloß sich
der Führer des Vortrupps dazu, die für eine zähe Verteidigung sehr geeigneten Danewerke wiederzugewinnen und dort das Eingreifen des Gros der Avantgarde abzuwarten .
Dieſe im feind-
lichen Feuer ausgeführte Bewegung deckte ein Zug der 4. Kompagnie unter Hauptmann v . Merveilleux , welcher in den am Bergabhange befindlichen Knicks zurückblieb und den überlegenen Feind auf das wirksamste beschoß.
Erst als die Be-
sezung der Danewerke durch den anderen Zug der 4. Kompagnie (Lieutenant v. Borries , vom 26. Regiment zur Dienſtleiſtung kommandiert) und durch die Füsiliere des Alexander-Regiments bewerkstelligt war, wurde der zurückgelaſſene Zug zurückbeordert. Nachdem hier der Kampf faſt ¾4 Stunden gedauert hatte, ward auch die andere Hälfte der 4. Kompagnie (Premierlieutenant v. Ezel ) vom Gros der Avantgarde zur Unterſtügung des Vortrupps entsendet und durch einen Zug (Lieutenant v. Wohna ) der linke Flügel der Schüzenlinie verstärkt . Hier zeichnete sich Unteroffizier Morawiß der 4. Kompagnie, ein vorzüglicher Schüße, durch Ruhe und Kaltblütigkeit aus . * ) *) Er legte wiederholt an, ohne abzudrücken . Als ihn ſein jugendlicher Zugführer, Lieutenant v . Gélieu, fragte, warum er nicht ſchöſſe, ſagte er: „Herr Lieutenant, gerade wenn ich das Korn richtig habe, verschwindet
Gefechtsfeld von Schleswig. Skizze A.
Zu: Geschichte des Garde -Schützen -Bataillons
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Photolith. d. lith. Anst.u. Steindr.v.C.L.Keller,Berlin S. 500
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Verlag d. Kgl.Hofbuchhv. ESMittler & Solin Berlin,Kochstr 68-71 Maafsstab 1 : 25000. 500 1000Schrit!
41
Das Gros der Avantgarde hatte den Weg von Wedelspang auf Buſtorf verfolgt und den vor diesem Ort gelegenen Margarethenwall in dem Augenblick erreicht, als aus dem gegenüber-
1848. 23. April.
liegenden Dorfausgang ein dänisches Infanterie-Bataillon_hervorkam . Hauptmann v . H o l we de entwickelte sich schnell hinter dem Wall zum Gefecht und nötigte durch sein umsichtig geleitetes, faltblütiges Feuer den Feind, unter bedeutendem Verlust ins Dorf zurückzuweichen . Unterdeſſen waren die Abteilungen auf dem rechten Flügel mit Hilfe der nachgesandten Verſtärkungen zwischen den Danewerken und Ober-Bustorf weiter vorgedrungen .
Der eine Zug
der 4. Kompagnie, Lieutenant v . Woyna , kam im Verein mit Füsilieren der 9. Kompagnie des Alexander-Regiments der Ostseite des
Dorfes
immer näher.
Die drei anderen Züge der
4. Kompagnie drangen weiter nördlich vor, so daß der Feind ins Wanken kam. Dies benuzte die 2. Kompagnie des Bataillons im Verein mit zwei Kompagnien vom Regiment Alexander (10 . und 11. ) und ging geradezu auf das Dorf los .
Der südliche Teil 113⁰ Uhr vormittags.
von Ober-Buſtorf ward somit genommen, es galt nun weiter vorwärts den Rest des Dorfes und Nieder-Buſtorf in die Gewalt zu bekommen.
Dies war nicht leicht ; denn der Feind be-
schoß von den nördlichen Höhen der Riesberge her Ober-Bustorf mit Artillerie, konnte es aber nicht hindern, daß die 2. Kompagnie und ein Zug der 4. , Lieutenant v. W oyna , die feindlichen Abteilungen, die sich noch in Ober-Bustorf befanden, so wirksam beschossen, daß sie das Dorf bald räumten und sich nach Nieder-Bustorf und auf die dort gelegenen Höhen zurückzogen. Das Weichen des Feindes wurde sofort von den Schüßen ausgenugt; sie eilten ihm nach, nisteten sich in die nördlichen Gärten und Häuser von Ober-Bustorf ein und unterhielten mit den in den gegenüberliegenden Hecken und Gehöften befindlichen dänischen Jägern ein andauerndes Feuer. Als eine feindliche Kolonne auf der Chauffee gegen Ober-Bustorf wieder vordringen wollte, erhielt sie von den in Gruppen hinter einzelnen Häuſern mir der Kerl hinter dem Knick, und den will ich mir gerade kaufen, weil er es auf uns beide abgesehen hat. " Wenige Minuten später kaufte er ihn sich durch einen Kopfschuß, erhielt aber gleichzeitig ſelbſt einen derben Prellschuß an die linke Schulter, an dem er später noch lange daniederlag.
42
1848. 23. April. 2 Uhr nach mittags.
zuſammengehaltenen Garde - Schüßen ein ſo wirksames Büchsenfeuer, daß sie zurückwich .
Ein zweites Vorkommen wurde in
gleicher Weise zurückgewiesen. Die am Gall- und Riesberge vom Feinde eingenommene Stellung verteidigte derselbe hartnäckig , beſonders unterhielten an einem steinernen Pavillon auf dem Gallberge dänische Jäger ein sehr wirksames Feuer, welches von den ihnen gegenüberliegenden Schüßen der 4. Kompagnie kräftig erwidert wurde .
Hier zeichnete sich Schüße Wyß, ein Schweizer,
dem die rechte Backe unter der Schuppenkette durchschossen war, durch besonders braves Verhalten aus. *) Die auf dem rechten Flügel fechtenden Abteilungen ſuchten sich den ihnen gegenüberliegenden Höhen und der am Abhange derselben gelegenen Ziegelei, die bereits durch drei Züge des Bataillons unter Hauptmann v . Merveilleux stark beschossen wurde, zu nähern , fanden aber heftigen Widerſtand .
Endlich,
nachdem inzwischen auch das Feuer der Artillerie wirksam geworden war, wurden dieſe und auch der auf dem Gallberge befindliche Pavillon geräumt.
Der tapfere Verteidiger des lez-
teren, der dänische Oberstlieutenant v . Ma gius , war durch eine preußische Büchsenkugel tödlich verwundet worden . **) Bei dem weiteren Vordringen gegen Friedrichsberg deckte die schnell in muſterhafter Ordnung gesammelte 2. Kompagnie *) Derselbe trat unter angefaßtem Gewehr an seinen Zugführer mit den Worten heran : „ Mon Lieutenant , je demande la permission , d'aller me débarbouiller à la fontaine.“ („Herr Lieutenant, ich bitte um die Erlaubnis, mich am Brunnen abwaschen zu dürfen.“ ) „ Faites vite“ („Machen Sie schnell“), antwortete der Offizier. Kurze Zeit darauf meldete sich Wyß, der sich selbst und daher nur ſehr mangelhaft verbunden hatte, stramm aufgerichtet im Feuer zurück und blieb dann, da er nicht mehr anschlagen konnte, dicht neben dem Offizier knieen. Als dieser, um die Ursache einer beim Feinde entstandenen Feuerpauſe zu entdecken, auf den Wall des Knicks gestiegen war, fühlte er ſich plöglich am Waffenrock heruntergerissen und lag gleich darauf am Boden, während mehrere Kugeln über ihn hinwegpfiffen. Wyß, welcher gesehen hatte, daß Dänen auf den Offizier anschlugen, hatte ihn, kurz entſchloſſen, von seinem erhöhten Standpunkt entfernt. Nur zur Anlegung eines regelrechten Verbandes ging Schüße Whß nach dem Gefecht ins Feldlazarett und war Tags darauf wieder bei der Kompagnie. Als er im Herbſt desſelben Jahres in die Heimat entlassen wurde, beförderte ihn der damalige Kommandeur, Major Vogel v. Falckenstein, zum Unteroffizier. **) Sergeant Frech der 2. Kompagnie ſoll den Schuß abgegeben haben.
43
auf dem linken Flügel das geschlossene Vorgehen des I. Bataillons Kaiser Franz-Regiments . Nachdem der Ort genommen
1848 . 23. April.
war, rückten das Füsilier-Bataillon des Regiments Alexander 3 1hr nachmittags. und die 2. und 4. Kompagnie des Bataillons in denselben ein und marschierten in der Hauptſtraße bei dem dort haltenden General v . W range I vorbei, welcher ihnen Worte des Lobes und der Anerkennung für ihr gutes Verhalten während des Gefechtes ſagte. Nach kurzer Ruhe erhielt ein Zug der 2. Kompagnie (Lieutenant v. Renzell ) * ) den Befehl, auf dem nördlich Friedrichsberg nach dem Schloſſe Gottorf führenden Wege vorzugehen, um von hier aus einige am südlichen Ausgange des Schlosses aufgefahrene Geſchüße, welche, der feindlichen Arrieregarde angehörend , den Rückzug der Dänen auf Flensburg deckten, zum Abfahren zu bringen.
Noch bevor der Zug ſeinen Auftrag hatte
ausführen können, erhielt er den Befehl, das Beselerſche Haus gegenüber Schloß Gottorf zu beſehen, woſelbſt er später durch zwei Züge der 4. Kompagnie abgelöst wurde. Inzwischen hatten die 2. und 4. Kompagnie in Friedrichsberg enge Quartiere bezogen . Die Einwohner dieses Orts beeilten sich, beim Einrücken ihrer Befreier, wie ſie die preußischen Truppen nannten, deutſche Gesinnung zum Ausdruck zu bringen und denselben mit Wort und Tat zu danken.
Lauter Jubelruf
ertönte überall, und aus allen Fenstern wehten weiße Tücher ; Männer und Frauen kamen herbei, den Siegern mit Freudentränen die Hand zu drücken und zugleich Erquickung und Erfrischung zu bieten . Das Beſte im Hauſe wurde nicht für zu gut gehalten, um es den tapferen Soldaten darzureichen . Bald flaggte zur Bekräftigung dieser Gesinnung aus vielen Häusern die deutsche, schwarz-rot-goldene Fahne.
So widerwärtige Er-
innerungen dieselbe bei den preußischen Truppen nur erwecken konnte, ſo bildete ſie immerhin doch einen Gegenſaz zu dem Danebrog, welcher bis gegen 7 Uhr abends noch hoch oben auf der 7 Uhr abends. Zinne des Gottorfer Schlosses wehte . Die 1. und 4. Kompagnie, welche die Arrieregarde gebildet hatten, waren während des stattgehabten Gefechts auf höheren Befehl bei Ober- Self stehen geblieben ; sie rückten am Nachmittage
*) Siehe Anlage XXIII, 92.
44
1848. 23. April .
bis Buſtorf vor und bezogen zwischen 7 und 8 Uhr daſelbſt ein Biwak. Die Verluste, welche das Bataillon in dieſem ſeinem erſten und siegreichen Gefechte gegen feindliche Truppen erlitt, waren verhältnismäßig gering : 1 Offizier (Hauptmann v . Hol we de), 1 Unteroffizier und 6 Schüßen, von denen einer (Schüße Damann) infolge ſeiner Verwundung im Lazarett zu Rendsburg verstarb. Nach dem ſo erkämpften erſten Siege über die Dänen erließ der General v . Wrangel folgenden Befehl, der den Truppen am nächsten Morgen vorgelesen wurde : Soldaten !
Meine Erwartungen, so groß sie auch waren, habt Ihr bei weitem übertroffen .
Es war meine Absicht, am heutigen Tage die Vortruppen der Dänen bis in das für die Verteidi-
gung sehr günstige Terrain bei Schleswig zurückzuwerfen ; Euer Kampfeseifer und Eure Tapferkeit ließ Euch aber ungeachtet des zurückzulegenden großen Marſches dieſe Schranke nicht halten und bald war Schleswig unser ! Ich danke Euch und freue mich, auch in der nächsten Zeit Gelegenheit zu erhalten, Eure Ausdauer und Eure Tapferkeit bewundern zu können. Hauptquartier Schleswig, den 23. April 1848, abends 10 Uhr. gez. v. Wrangel.
24. April.
Am folgenden Morgen trat das Bataillon, der Arrieregarde zugeteilt, den Vormarsch auf Glücksburg an *) und bezog des Abends ein Biwak. Am 25. April kam es nach Glücksburg in enge Quartiere, wo es im Verein mit den übrigen Truppen der Brigade Möllendorff den rechten Flügel gegen die Seeſeite hin decken sollte .
Am 26. April blieb es in diesem Ort, am 27.
*) Da das Entladen der Perkuſſionsbüchſen mit Schwierigkeiten verbunden war, und man die Sicherheit des ersten Schuſſes durch eine möglicherweise während der Nacht eingetretene Veränderung des Pulvers nicht beeinträchtigt ſehen wollte, so wurden während dieſcs Feldzuges morgens vor dem Abmarsch zu einer befohlenen Zeit alle vom Tage vorher noch geladenen Büchſen abgeſchoſſen. Dies führte am 1. Juli zu einer unnötigen Alarmierung, indem das Abſchießen der Büchsen der 3. preußischen JägerAbteilung für feindliches Feuer gehalten wurde.
45
marschierte es nach Flensburg und bezog dort Quartier.
An
1848.
den darauf folgenden Marſchtagen erhielten die Kompagnien immer verschiedene Quartiere, bis am 3. Mai auf der Chauſſee bei Guttjoe das Bataillon wieder vereinigt wurde und geschlossen
3. Mai.
den Marsch nach der dänischen Festung Fredericia antrat, welche ſich, ohne Widerſtand zu leiſten, den Siegern öffnete . Die Dänen waren nach Fünen übergeſeßt und hatten alles bewegliche Kriegsmaterial mitgenommen. Um 12 Uhr mittags , zu gleicher Zeit mit dem I. Bataillon 12. Infanterie-Regiments, traf das Bataillon in der Stadt ein. Schon am folgenden Morgen näherten ſich dänische Kanonenboote der Festung, welche die auf den Wällen aufgesteckte deutsche Fahne beſchoſſen, ſie indeſſen nicht trafen .
Bei der durch
die preußische Besazung stattfindenden Ausbesserung und Anschüttung der beschädigten Wälle wurden viele vergrabene Geschüßrohre aufgefunden, die von dem Feinde vor Verlaſſen des Orts durch Abschlagen der Schildzapfen unbrauchbar gemacht worden waren.
Das im Arsenale vorgefundene Blei und Pulver
wurde von den Truppen zu ihrem Gebrauch in Beschlag genommen , und das Bataillon erhielt zur Anfertigung von Munition eine ganz bedeutende Menge davon .
Am 6. Mai zeigten
sich wieder mehrere feindliche Kanonenboote vor Fredericia ; sie konnten nicht umhin , einige Schüſſe gegen die Stadt abzufeuern, als sie unter
mehrere der zur Besaßung gehörenden Stabsoffiziere, diesen
den
Kommandeur
des
Bataillons ,
Major
v. Arnim , am Strande gehen sähen. Am 8. Mai morgens näherte sich der dänische Kriegsdampfer Hekla mit 6 Kanonenbooten und begann um 65 Uhr die diesſeitige Batterie und die Stadt zu bombardieren, wodurch das Zeughaus und Pulvermagazin in Brand geschossen und völlig zerstört, mehrere Einwohner verwundet und viele Häuser beschädigt wurden.
Während dieses Bombardements wurde die
Hafenwache durch die 1. Kompagnie verstärkt, die anderen Kompagnien dagegen blieben mit den beſpannten Wagen des Bataillons in der Danewerks - Gade stehen . Rühmlich durch Tapferkeit und Ruhe zeichnete sich der Unteroffizier Michaelis der 2. Kompagnie als Wachthabender der Seebastionswache aus, indem er und seine Leute bei Bedienung und Bewegung der Ge-
8. Mai.
46
1848.
schüße freiwillig, trog starken feindlichen Bomben- und Granatfeuers, Hilfe leiſteten. *) Im übrigen geschah während des Aufenthaltes des Bataillons in Fredericia wenig Bemerkenswertes . ** ) Gegen Mitte des Monats Mai veränderte sich die Kriegslage insofern, als die Dänen immer mehr Streitkräfte auf Alſen und
auf dem Sundewitt zusammenzogen .
Dementsprechend
wurde auch deutscherseits der Abmarsch der in Jütland befindlichen Truppen nach dem bedrohten Punkte angeordnet. 25. Mai.
Das Bataillon trat am 25. Mai unter Deckung der 4. Kompagnie als Arrieregarde ſeinen Abmarsch zunächst nach Kolding an, wo es abends 6 Uhr eintraf. Von hier marschierte es an demselben Tage noch nach Christiansfelde, in welchem Orte die 1., 2.
28. Mai.
und 4. Kompagnie ins Quartier kamen, während die 3. in der Gegend von Tystrup Vorposten ausstellen mußte . Am 28. Mai marschierte das Bataillon um 6 Uhr früh unter dem Schuß der als Arrieregarde folgenden 3. Kompagnie zur Verſammlung der Brigade bei Thomas -Huus , von wo aus der Weitermarsch angetreten wurde, der die durch den weiten Weg sehr ermüdete Truppe *) Bei diesem Feuer wurde einem Boote der Hekla das Verbindungstau durch eine preußische Kanonenkugel zerrissen und das Boot allmählich bis auf etwa 100 Schritt an den diesseitigen Strand herangetrieben. Zwei Schüßen, welche sich am folgenden Tage die Erlaubnis erbaten, an das Boot heranzuſchwimmen und es zu holen, brachten es glücklich in den kleinen Hafen. Kaum waren sie gelandet, als zwei Offiziere, Lieutenant Graf Pourtales (siehe Anlage XXIII, 105) und Lieutenant v . Gélieu, in das Boot sprangen, die Ruder ergriffen und keck in den Belt bis an die Linie hineinfuhren, welche die feindlichen Schiffe Tags vorher innegehabt hatten. Die Dänen ließen sich dieſe Kühnheit nicht lange gefallen und ſandten von ihren auf Fünen befindlichen Batterien aus den Ruderern einige Geſchoſſe größten Kalibers zu, worauf das Boot den Rückzug antrat. An den folgenden Tagen wurden auch die unterhalb des Seebaſtions badenden Offiziere regelmäßig durch Bomben begrüßt, welche indeſſen nicht trafen. **) Am 9. Mai ging bei einem Patrouillengange einem Schüßen die Büchse los und der Schuß seinem Vordermann in den Oberschenkel, in welchem sie troß der nahen Entfernung stecken blieb. Am Nachmittage desselben Tages wurde Sergeant Frech der 2. Kompagnie mit einem Schreiben an den dänischen General v. Hedemann nach Fünen hinübergeschickt. Es wurde dazu das Boot benußt, welches am Tage vorher von der in Fredericia befindlichen preußischen Batterie dem däniſchen Kriegsdampfer Hekla abgeſchoſſen und ans Land getrieben worden war.
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-
in die Quartiere nach Jarup führte.
Am folgenden Morgen
1848.
415 Uhr traf der Befehl ein, daß sämtliche Truppen der Brigade sich sofort in ihren Quartieren zu sammeln hätten, um auf dem kürzesten Wege nach Bodum, nördlich von Apenrade, zu marschieren. Nachdem sich hier die Brigade vereinigt hatte, wurde der Marsch nach dem leztgenannten Orte fortgeſeht. In Höhe desselben lag ein dänisches Kanonenboot und beschoß die Straße, die dicht am Meerbusen entlangführte. Um diesem Feuer zu entgehen, schlug die Kolonne einen westlich der Hauptstraße angelegten Kolonnenweg ein, der auf die Dauer sehr ermüdend wurde. So gelangte man nach Aarup , südlich von Apenrade . Nach 1½ Stunden Ruhe rückte das Bataillon nach seinem Quartier Bau weiter, woselbst es um 830 abends eintraf. Laut Korpsbefehl vom 30. Mai sollte das Bataillon an diesem Tage wieder zur Brigade Möllendorff stoßen und marschierte deshalb nach Flensburg ; kurz vor der Stadt angekommen, erfuhr es jedoch, daß einem späteren Befehl zufolge die 2. und 3. Kompagnie bei der Brigade Bo n in bleiben sollten. Am 2. Juni wurde Lieutenant v . Soden * ) mit ſeinem Zuge der 9. Kompagnie des 31. Infanterie-Regiments beigegeben , welche den Auftrag hatte, die Dörfer Treppe und Altnoer zu be= sehen und die daſelbſt befindliche Küste zu überwachen .
Der Zug
fand hierbei Gelegenheit, ein dänisches Kanonenboot zu be. schießen, welches sich bis auf 300 Schritt genähert hatte. Der Verlust des Feindes betrug zwei Mann, diesseits war trog des lebhaften feindlichen Feuers niemand verwundet worden . Bei der drei Tage später sich wiederholenden Beſegung der genannten Orte durch die 1. Kompagnie benahm sich der Gegner vorsichtiger, er feuerte selbst heftig, hielt sich aber in weiterer Entfernung. Am 5. Juni segten sich die verbündeten deutſchen Truppen gegen den in der Linie Nübel-Satrup stehenden Feind in Bewegung. Die linke Flügelkolonne (General v . Bonin ) trat von Layard aus den Vormarsch an .
Dieser führte über Ulderup
und Satrup nach Düppel-Kirche, woselbst der Zuſammenſtoß erfolgte . Die 2. Kompagnie des Bataillons, zur Avantgarde gehörend , *) Siehe Anlage XXIII, 91.
5. Juni.
48 1848.
―
kam sehr bald ins Gefecht ; an dem weiteren Verlaufe desſelben beteiligte sich auch die 3. Kompagnie .
Der mit seinem Zuge vor-
geschickte Lieutenant v . Bölßig *) erhielt hierbei einen Prellſchuß gegen den Unterschenkel und wäre in Gefangenſchaft geraten, wenn ihn nicht noch auf kurze Entfernung vom Feinde der Unteroffizier Kempfer vom 20. Infanterie-Regiment erfaßt und gerettet hätte. Nach längerem Feuergefecht
räumten die
Dänen
ihre
Stellungen und zogen sich auf die Düppeler Höhe zurück. Erst mit einbrechender Dunkelheit endete der Kampf. Die 2. und 3. Kompagnie biwakierten auf dem Kirchhofe von Satrup mit drei Bataillonen Infanterie und einer Eskadron Huſaren zuſammen. Die 1. und 4. Kompagnie waren während des Gefechts bei der Brigade Möllendorff bei Holebül in Reſerve verblieben. In der Nacht zwiſchen 10 und 11 Uhr griff der Feind in größeren Abteilungen von neuem an und drang bis an die äußersten Häuser Satrups vor, wurde aber hier kräftig zurückgewiesen . Die Verluste waren an dieſem Tage verhältnismäßig größer als beim ersten Zuſammenſtoß mit den Dänen geweſen.
Die
beiden am Gefecht beteiligt geweſenen Kompagnien des Bataillons verloren
an Verwundeten
2 Offiziere
(Lieutenants
v . Soden und v . Bölzig ) und 4 Schüßen, von denen 2 ( Niemeß und Stoßmeister ) ihren Wunden später erlagen .
6. Juni.
Politische und strategiſche Rücksichten beſtimmten den General v. Wrangel dazu , am 6. Juni mit den Hauptkräften den Abmarsch auf Flensburg anzutreten.
Nachdem daher die Bri-
gade Möllendorff mit der 1. und 4. Kompagnie des Bataillons am 6. Juni nach Satrup herangezogen worden war , trat die ganze Division den Marsch an und nahm die Brigade Bonin eine Vorpostenſtellung
auf Sundewitt,
während die
Brigade Möllendorff eine solche südlich Apenrade bezog . Der ersteren wurde nunmehr außer der 2. und 3. Kompagnie des Bataillons noch die 1. zugeteilt, die 4. Kompagnie blieb bei der lezteren, sämtliche Kompagnien aber traten zu den Vorposten. In diesen seinen Stellungen blieb das Bataillon bis zum
18. Juni .
18. Juni, an welchem Tage die Vorposten durch das X. Bundes*) Siehe Anlage XXIII, 104.
49
forps abgelöst wurden ; dann trat es, in Quartiere nach Bau ver-
1848.
legt, wieder ganz zur Brigade Möllendorff über. Da das Bataillon in dieſen Feldzug nur in der Friedens-
stärke ausgerückt war, so stellte sich allmählich die Notwendigkeit heraus, Reserven nachkommen zu laſſen. Lieutenant v . W o y n a erhielt dementsprechend am 21. Juni den Befehl, mit zwei Unteroffizieren nach Potsdam abzugehen, um jene von dort abzuholen. Noch ehe der erste Transport beim Bataillon eintraf, war dasselbe im Divisionsverbande bis Christiansfeld vorgerückt und hatte dort Quartiere bezogen. In dieſen traf am 14. Juli der erste, am 22. der zweite Transport Erſagmannschaften ein.
Der
vom 15. bis 25. Juli abgeſchloſſene Waffenſtillſtand wurde dazu benugt, diese durch Scheibenschießen mit ihren Büchsen und auch ſonſt mit den übrigen Dienstzweigen wieder vertraut zu machen . Die Zeit vom 25. Juli bis Anfang September brachte das
25. Juli.
Bataillon großenteils auf Vorposten zu ; inzwischen war am 12. August der Umtausch der bisherigen leichten Perkuſſionsbüchsen in solche nach Thouveninschem System mit Spizkugeln erfolgt.
Ein in der Kammer der Schwanzschraube befindlicher
Dorn gab bei denselben dem Geschoß eine sichere Lage im Lauf und erhöhte dadurch die Treffähigkeit der Waffe. Gegen Ende August wurde höheren Orts verfügt, daß ein Teil der Truppen des Gardekorps, welcher in den geschilderten Kämpfen seine ersten Lorbeeren gepflückt hatte, in die Heimat zurückkehren sollte ; das Bataillon wurde demgemäß am 2. September von der mecklenburgiſchen Brigade abgelöſt und trat am 5. September den Rückmarſch aus Schleswig an.
Auf demſelben
erfuhr es die durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre erfolgte Ernennung des Majors v . A r n i m zum Jnspekteur der Jäger und Schüßen und des Majors Vogel v. Falckenstein * ) vom Kaiser Franz-Grenadier -Regiment zum Kommandeur des Bataillons . In der Zeit bis zum 19. September marschierte es ſodann nach Schwarzenbeck, von wo aus es mit der Eisenbahn nach Nauen fuhr und in deſſen Umgebung Quartier erhielt.
Von dort
wurde nach Potsdam marschiert, woſelbſt am 22. September die 22.September. ältesten Jahrgänge der Reserven wieder entlassen wurden.
Der Feldzug von 1848 hatte aus einer Reihe von Teil*) Siehe Anlage XXIII, 113. Geschichte des Garde- Schüßen-Bataillons . 2. Aufl.
50 1848.
kämpfen beſtanden , in denen die ſorgfältige Ausbildung des einzelnen Mannes im Schießen und Felddienst ganz besonders zur Geltung gekommen war .
Dementsprechend hatte auch das Ba-
taillon als geſchloſſene Truppe niemals Verwendung gefunden. Bei den größeren Gefechten waren Kompagnien und Züge desselben den fechtenden Detachements beigegeben worden, im Vorpostendienst waren die Schüßen nur ganz ausnahmsweise als Poſten und dann nur zur Beſezung besonders wichtiger Punkte, dagegen viel im Patrouillendienſte tätig geweſen. Der Gesamtverlust des Bataillons im Feldzuge betrug : Tot: 3 Schügen.
Verwundet: 3 Offiziere, 2 Unteroffiziere, 6 Schüßen . *) Vorgreifend sei erwähnt, daß am 12. Januar 1861 Seine Majeſtät König Wilhelm in Anerkennung der sehr guten Haltung, die das Bataillon in dieſem Feldzuge gezeigt hatte, die Anlegung zweier schwarz-weißer Fahnenbänder mit Schwertern und silbernen Quasten an die Fahne des Bataillons befahlen . ** )
Außerdem wurden dem Bataillon als ferneres
Zeichen Allerhöchster Huld ein Roter Adler-Orden 3. Klaſſe mit Schwertern, fünf Rote Adler-Orden 4. Klasse mit Schwertern und acht Militär - Ehrenzeichen 2. Klaſſe verliehen. ***)
Schließ-
lich erhielten im Jahre 1852 alle diejenigen, welche im Jahre 1848 unter den Fahnen gestanden und ihrem Eide unverbrüchlich treu geblieben waren, die am 7. Februar 1852 durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre gestiftete Hohenzollernsche Denkmünze. Inzwischen hatten die politischen Gegenſäße im Innern des Vaterlandes noch immer nicht ausgeglichen werden können ; in vielen Orten noch befanden sich Herde des Widerstandes gegen die Staatsgemalt, in denen neue Pläne zur Durchführung ſtaatsgefährlicher Ideen geschmiedet wurden.
Die Aufhebung dieser
Vereinigungen wurde die nächſte Aufgabe der ſiegreich aus Dänemark zurückgekehrten Truppen .
*) Siehe Anlage VI. Verzeichnis der im Feldzuge von 1848 ge= bliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften. **) Siehe Abbildung der Fahne des Garde - Schüßen - Bataillons, Seite 20, und Erläuterungen dazu in Anlage IV . ***) Siehe Anlage VII. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche im Feldzuge 1848 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben.
51
Nachdem das Bataillon in den ersten Tagen des Oktober zu-
1848.
nächst noch in der Umgebung Potsdams Quartiere bezogen hatte, wurde es über Treuenbrießen und Belzig nach der Niederlauſiz geschickt, um den vielfachen Unruhen, die im beſonderen in Lübbenau auf den Besizungen des Grafen Lynar einen ernsten Charakter anzunehmen drohten, Einhalt zu tun.
Am 15. Oktober rückte 15. Oktober.
es nach Lübben, von wo am 16. die 1. Kompagnie nach Lübbenau entsendet wurde. Nach dem Einrücken der Kompagnie daselbst sollten die bei den Ruheſtörungen am schwersten Beteiligten durch die Zivilbehörden verhaftet werden. Da Widerstand zu gewärtigen war, marschierten auch die drei in Lübben liegenden Kompagnien nach Lübbenau, umſtellten dasselbe und nahmen ohne Schwierigkeiten unter Mitwirkung der 1. Kompagnie die nötigen Verhaftungen im Innern des Ortes vor. Am 1. November rückte die 2. Kompagnie von Lübben nach Cottbus zum Schuße des dortigen Zeughauses ab . Am 19. No- 19. November. vember marschierte die 3. Kompagnie zur Ablösung der 1. nach Lübbenau. Auch wurden von Lübben aus noch in mehreren der umliegenden Ortschaften die Behörden unterstüßt und die Aufwiegler in die Schranken der Gesezlichkeit zurückgeführt . Eine der bedeutenderen Unternehmungen war die Aufhebung des Dr. Klopsch in Straupiz, wohin der Lieutenant v . Gélieu * ) mit zwei Zügen Garde- Schüßen und einem Zuge Huſaren abgeschickt wurde. Die Verhaftung gelang, und der Gefangene wurde nach Lübben gebracht . Am 18. Dezember machte das Bataillon nach einem vom 18. Dezember. Major v. Falckenstein entworfenen Plane mit Hilfe der Einwohner
von
etwa zwanzig Ortschaften einen Verſuch im
großen, eine im Luckauer Kreiſe hauſende Räuberbande aufzuheben. Es wurde die betreffende Gegend von drei Seiten umstellt, während von der vierten aus eine Durchsuchung stattfand . Außer den Schüßen nahmen noch 80 Huſaren an dieſer Unternehmung teil ; die Räuber wurden zwar nicht gefunden , indes, unsicher gemacht, verließen sie ihre Schlupfwinkel, und es gelang am 21. Dezember einem Kommando der 3. Kompagnie, die Häupter derselben, Lindau und Lehmann, in dem Dorfe Raddusch, Kalauer Kreiſes, aufzufinden und einzuſchließen . Während *) Siehe Anlage XXIII, 112.
4*
52
1848.
Lehmann verhaftet wurde, machte Lindau vor seiner Ergreifung durch einen Schuß seinem Leben selbst ein Ende. Der Aufenthalt des Bataillons in dieser Gegend währte noch bis zum Januar
1849 .
1849, dann erhielt es den Befehl , den Marſch in ſeine Garniſon Berlin anzutreten, und rückte am 18. Januar dort wieder ein.
1. Januar.
Der Neujahrstag schon hatte dem Bataillon den Dank ſeines Königs für alles , was es im vergangenen Jahre geleistet hatte, in jenem denkwürdigen Armeebefehl gebracht, der folgendermaßen lautete: Ich wünsche Meinem herrlichen Kriegsheere , Linie und Landwehr , Glück zum neuen Jahre.
Am Schluß
des verhängnißvollen Jahres 1848 aber sage Jch dem Heere aus wahrstem Herzensbedürfniſſe anerkennende Worte für ſein unvergleichliches Verhalten während desselben.
In dem verflossenen Jahre , wo Preußen
der Verführung und dem Hochverrathe ohne Gottes Hülfe erlegen wäre , hat Meine Armee ihren alten Ruhm bewährt und neuen geerntet. König und Volk blicken mit Stolz auf die Söhne des Vaterlandes . Sie hielten ihre Treue , als Empörung die friedliche
Entwickelung
der
freisinnigen
Institutionen
störte , denen Ich Mein Volk besonnen entgegenführen wollte.
Sie schmückten ihre Fahnen mit neuen Lor-
beeren , als Deutschland unserer Waffen in Schleswig bedurfte .
Sie bestanden siegreich Mühseligkeiten und
Gefahren , als im Großherzogthum Posen die InsurIhre Mitwirkung zur rektion zu bekämpfen war. Erhaltung der Ordnung in Süddeutschland
erwarb
dem preußischen Namen neue Anerkennung . Als endlich im Vaterlande selbst die Gefährdung des Gesezes das Einschreiten der bewaffneten Macht und das Zusammenziehen der Landwehr erheischte , verließen die wackeren Landwehrmänner freudig Haus und Hof, Weib und Kind , und Alle, Linie und Landwehr , rechtfertigten Mein in sie geseztes Vertrauen
und
die bewunderungswürdige Organisation , welche der Hochselige König unserem Heere gegeben hat. Ueberall hat die Armee ihre Pflicht gethan; aber
53
höher noch schlage Ich die Haltung an , welche die Armee Monate lang gezeigt hat , als sie abscheulichen. Schmähungen ,
Verläumdungen
und
1849.
Verführungen
ihren vortrefflichen Geist und edle Mannszucht rein und ungetrübt entgegenstellte. Ich kannte Meine Armee, wo Ich rief, stand sie bereit in voller Treue , in voller Disziplin . Mehr hätten die Truppen in Preußens
glorreichster Epoche nicht leisten
können .
Ich danke den Generalen , Offizieren und Soldaten des stehenden Heeres und der Landwehr in Meinem Namen und im Namen des Vaterlandes. Potsdam , den 1. Januar 1849 . Friedrich Wilhelm. 2. Vom Frühjahr 1849 bis zum Feldzuge 1866. Auch in der nächſtfolgenden Zeit war die preußische Armee der Felsen, an dem die immer noch nicht zur Ruhe gelangten aufrührerischen Bestrebungen scheiterten.
In Sachsen wurde die
Ordnung durch preußische Truppen wieder hergestellt, in Baden wurde unter Führung des Prinzen von Preußen durch preußische Truppen die Empörung siegreich niedergeschlagen. Leider hatte das Bataillon in diesem Jahre keine Gelegenheit, ſeine Treue, ſeinen Ruhm durch Waffentaten von neuem zu bewähren.
Auch das folgende Jahr ging ohne besonders Be-
merkenswertes fast zu Ende, als die mit Österreich eintretenden Verwickelungen die Mobilmachung der ganzen Armee notwendig machten. Während derselben verließ das Bataillon am 10. Januar 1851 seine Garniſon Berlin und bezog am 12. Januar Quartiere in Storkom und Umgegend .
Von hier wurde es am 31. Ja-
nuar nach Dahme verlegt, wo man jedoch bald erfuhr, daß die Hoffnungen auf Krieg vergeblich geweckt worden seien, denn am 11. Februar traf bereits der Befehl zum Rückmarsch nach Berlin ein, welches am 14. Februar erreicht wurde und woſelbſt am 15. die Demobilmachung erfolgte. Bei der am 31. Mai dieses Jahres stattfindenden Enthüllung des Denkmals König Friedrichs des Großen war das Bataillon durch eine Deputation mit der Fahne vertreten.
1851.
54
1851.
Seine Majestät richteten, nachdem unter den Klängen des Hohenfriedberger Marſches , dem Hurra der Truppen und unter dem Donner der Kanonen die Hülle gefallen war, folgende Worte an die vor ihm verſammelten Repräsentanten der Armee : Ich grüße mit Meinem
Degen
diese Fahnen * )
und Standarten , welche zum Theil von dem großen Könige selbst , zum Theil von seinen Vorfahren der Armee verliehen worden sind , die alle aber , ältere oder jüngere , sei es Seinen eigenen Siegen , sei es den Siegen Meines theuren , unvergeßlichen Vaters und Königs vorgetragen worden sind . Ich grüße mit Meinem Degen die Abgeordneten , die von allen Theilen der Armee hierher gekommen sind , und in ihnen Meine Armee.
Ich wünsche dem
ganzen Heere Glück zu diesem seinem Ehrentage , denn als einen solchen betrachte Ich diesen Tag. Der große König hauchte der schönen Schöpfung Seines Vaters Leben und Seele ein , und Meine Armee ist,
Gott Lob ,
noch heute würdig ,
das Heer
des großen Königs zu heißen . Es hat durch böse und durch gute Tage die höchsten Kleinodien des Soldaten fest bewahrt: Muth , Mannszucht, Ehre und Treue, und Ich freue mich des Augenblicks , wo Ich an dieser Stätte und gleichsam im Angesicht dieses großen Mannes Meiner Armee den feierlichen Dank sagen kann , daß es also ist , daß sie noch in jüngster Zeit , als alles Land umher mit schwarzer Nacht bedeckt erschien , über den giftigen Nebel wie ein Berg Gottes in den heitern Aether des Himmels geragt hat ,
im hellsten
und Treue.
Sonnenschein unangetasteter Ehre
Ich bitte Gott , die Gegenwart und die
Zukunft der Armee zu ſegnen , zum Heile Preußens und zur Ehre des deutschen Namens ! Im Mai desselben Jahres verlor das Bataillon ſeinen Kommandeur, den Major Vogel v . Falckenstein , der es mit *) Sämtliche Fahnen und Standarten, welche aus der Zeit des großen Königs noch in der Armee waren, hatten unmittelbar vor dem Denkmal Aufstellung gefunden.
55
großer Umsicht und Auszeichnung, aber leider nur kurze Zeit geführt hatte . Er wurde in eine höhere Stelle, zum Chef des Generalstabes III . Armeekorps , berufen . Major v . Thiesenhausen , * ) bis dahin Bataillonskommandeur im 4. GardeLandwehr-Regiment, trat an die Spize des Bataillons .
Krank-
heitshalber verließ er dasselbe indes schon im Juli desselben Jahres wieder, und im Auguſt wurde Major Baron v . E be r stein , ** ) Bataillonskommandeur im 3. Garde-Landwehr-Regiment, zum Kommandeur ernannt. Den Bemühungen desselben gelang es, daß bald nach seinem Antritt die Bewaffnung des Bataillons mit Zündnadelbüchsen Modell 49 eingeführt wurde.
Dieſe waren kürzer und daher
leichter als die Infanterie-Zündnadelgewehre Modell 41 ; Lauf und Schloß hatte man verkürzt, der vordere Teil des Nadelbolzens war hohl und in dieſen die Spiralfeder eingeschoben . Die Vorzüge der Waffe bestanden darin, in jeder Körperlage, auch in der Bewegung, leicht und ſchnell laden zu können , ferner in einer größeren Schußweite, in der Möglichkeit, das Gewehr in einfachster Weise entladen zu können, und in der Einführung einer geschlossenen Einheitspatrone, welche den Einflüssen der Witterung einen gewissen Widerstand bot.
Mit schwerem Herzen
trennte sich zuerst zwar mancher Schüße von ſeiner alten Korpsbüchse ; aber die Überzeugung, daß nur diese großen Vorteile die Einführung des Zündnadelgewehrs herbeigeführt hätten , machte jich bald geltend und gewann demselben Freunde. Mit der Einführung der neuen Waffe steigerten sich die Anforderungen an die Schießleistungen bald erheblich . Nicht nur ſtieg die Zahl der zu erfüllenden Bedingungen, es wurden ferner bis zur Entfernung von 600 Schritten ganz bestimmte Resultate verlangt.
Vor-
greifend sei hier erwähnt, daß nach einem vierzehnjährigen Friedensgebrauch sich diese Waffe im Feldzuge von 1866 noch glänzend bewährte. Das kameradschaftliche Zusammenleben innerhalb des Offizierkorps und im besonderen der gemeinsame Verkehr im Offizierkaſino wurde durch den in dieser Zeit gefaßten Beschluß, an Stelle der im Kasino bisher allein im Gebrauch gewesenen Ka-
*) Siehe Anlage XXIII, 118. **) Siehe Anlage XXIII , 124.
1851 .
56 1851 .
ſernenutensilien eigene Möbel auf gemeinsame Koſten zu beschaffen und dauernd zu erhalten, wesentlich gefördert. Durch Einzahlungen, welche jeder in das Offizierkorps Eintretende zu. leisten hatte, wurde er Mitbeſizer des gemeinsamen Eigentums , und das Offizierkorps kam so im Laufe der folgenden Jahre in die Lage, nicht nur eine wohnlichere und vollständigere Einrichtung seiner Kaſinoräume zu beſißen, sondern auch die zum gemeinsamen Mittagstische notwendigen Geräte allmählich in Silber beschaffen zu können.
1852.
Bei der durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre vom 29. April 1852 erfolgenden Neueinteilung der Garde-Infanterie in vier Infanterie-Brigaden wurde das Bataillon der 3. Garde-Infanterie-Brigade zugeteilt. * )
1854.
Im Jahre 1854 wurde der inzwiſchen zu dieſer Charge beförderte Oberstlieutenant v . E be r ſte in als Kommandeur zum = 26. Infanterie-Regiment versezt und der Major v . Kalck stein **) des Bataillons zum Kommandeur desſelben ernannt, auch wurden in diesem Jahre für die Jäger die Helme wieder abgeschafft und an Stelle derselben Ledertschakos in Form der jezigen, nur höher und mit Schuppenketten und Vorderſchirmſchienen. versehen, eingeführt. *** ) Im folgenden Jahre trat in der Uniformierung der Offiziere insofern eine Vereinfachung ein, als die bis dahin als Gesellſchaftsanzug noch im Gebrauch geweſenen Leibröcke künftig nicht mehr getragen werden sollten (vgl. Seite 7) . Bis zum Jahre 1856 verblieb das Bataillon mit geringen Abwechselungen in seiner Garnison . Diese lezteren bestanden in den Wachtkommandos , die, aus sämtlichen älteren Leuten des *) Zu dieser gehörten damals außer dem Bataillon das Kaiser Alexander - Grenadier - Regiment und das 3. Garde - Landwehr- Regiment, aus welchem letteren im Jahre 1860 das 3. Garde - Grenadier-Regiment Königin Eliſabeth gebildet wurde. **) Siehe Anlage XXIII, 114. ***) Die Anlegung des den Tſchakoſtern umſchließenden Bandes mit der Inschrift : „Mit Gott für König und Vaterland “ ist durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre vom 10. Mai 1860 angeordnet worden. Die Schienen an den Vorderſchirmen und die Schuppenketten an den Tschakos der Mannſchaften wurden im Jahre 1863 abgeschafft. Gleichzeitig wurde befohlen, daß an den Tschakos der Offiziere die bis dahin noch angebracht geweſenen Kokarden fortzufallen hätten.
57
Bataillons zusammengesezt, zum Wachtdienst an das Hoflager Seiner Majestät nach Charlottenburg gegeben wurden und ſich bis auf eine ſechswöchentliche Dauer erstreckten. Im Jahre 1856 wurde laut Allerhöchster Kabinetts -Ordre vom 23. Oktober die Stellung des Inspekteurs der Jäger und Schüßen von der des Kommandeurs des Garde-Jäger-Bataillons getrennt, so daß die Inspektion der Jäger und Schüßen fortan eine besondere Behörde bildete .
Dies Jahr brachte ferner dem
Bataillon durch Königliche Huld ein neues, in ſeiner Art einzig schönes Kommando , mit einer Kompagnie vom 1. September ab die Beſazung der Stammburg Hohenzollern, des Ahnenſchloſſes unseres erlauchten Königshauses, zu bilden.
Am 16. Auguſt rückte die zur ersten Besazung beſtimmte 4. Kompagnie unter Befehl des Hauptmanns v . Herzberg von Berlin ab . Der erste Tag führte dieſelbe mittels der Eiſenbahn nach Erfurt, der zweite nach Frankfurt, der dritte nach Freiburg im Breisgau , woſelbſt Ruhetag war. Hier in dieſem ſo schön gelegenen Orte wurde die Kompagnie mit der größten Auszeichnung von seiten der badischen Besatzung und auch seitens der Einwohner in sehr zuvorkommender Weiſe empfangen. Ein zu
Ehren
Entfernung
der
Garde- Schüßen-Kompagnie auf 300
abgehaltenes
Schritt
Wettschießen, bei dem Hauptmann
v . Herzberg den besten Schuß tat, vereinigte die Schüßen und die badischen Jäger auf dem Schießſtande der lezteren . Von dort ging es mittels Fußmarsch durch das romantiſche Höllental über Neustadt, Donaueschingen, Engen (in dem schönen Höhgau gelegen), Stockach und Möskirch nach dem hohenzollernschen Ländchen, in welchem sie am 29. Auguſt eintraf und in Sigmaringen Ruhetag hielt. Am 31. August marschierte die Kompagnie das Tal der Lauchert herauf nach Jungingen, von wo aus man schon die Zinnen der Burg sehen konnte, und am 1. September bildete der Marsch über Hechingen nach der Stammburg selbst den Schluß der bei günstigem Wetter, in herrlicher Gegend verlebten Tage der Abwechselung.
In Hechingen, wo die Kompagnie von den Behörden ebenfalls mit größter Zuvorkommenheit und Gastfreundschaft eingeholt und empfangen worden war, wurden Offiziere und Mannschaften von der Stadt festlich bewirtet. Ein
1854.
1856.
58 1856.
donnerndes Hoch auf Seine Majeſtät ertönte, als, vom Muſeumsgarten aus geſehen, die Stammburg Hohenzollern ſich in herrlichem Sonnenglanze dem bewundernden Auge darbot. Nach beendeter Festlichkeit sezte die Kompagnie den Marsch fort und brachte, im Burghof angekommen, unter
präſentiertem
Gewehr Seiner Majestät nochmals ein dreifaches Hoch. Die Burg selbst, welche nach den Worten König Friedrich Wilhelms IV. dem Lande eine Zierde und ein Schuß ſein sollte, liegt südlich von Hechingen auf einem frei vorſpringenden, steil abfallenden Kalksteinkegel, einem nordwestlichen Vorsprung der schwäbischen Alp, deſſen Gipfel ein Fußgänger von Hechingen bequem in 114 Stunden erreicht, 2663 Fuß über dem Meer, 900 Fuß über Hechingen.
Die vortrefflich angelegte, teilweis
durch den Felsen gesprengte Straße steigt allmählich um den kahlen Bergkegel herum. Auf demſelben erhebt sich das prächtige, feste
Königsschloß,
welches
Seine
Majestät
König
Friedrich Wilhelm IV . von 1850 bis 1855 durch den genialen Hauptmann
im
Ingenieurkorps
Blankenburg
aufführen ließ — den architektonischen Teil nach Stülers Plänen, den militärischen nach Angaben des Generals v . Prittwiß : ein durch die Kühnheit des Entwurfes sowie durch das Großartige seines Baues und seiner Lage Werk. * )
gleich ausgezeichnetes
*) Von der alten Hohenzollernburg, die nach der Zerstörung 1423 durch die Gräfin Henriette von Württemberg, die Witwe Eberhards IV., ihre lezte Wiederherstellung im Jahre 1454 durch vereinte Mittel der verschiedenen Zweige des Hohenzollernſchen Geſchlechts gefunden, waren außer der Kapelle nur wenige Trümmer noch vorhanden. Auf dieſe Baugeſchichte deutet der Spruch am neuen Eingangstor : Zollern, Nürnberg, Brandenburg im Bund' bau'n die Burg auf altem Grund 1454. Mich errichtet Preußens starke Hand, Adlerthor bin ich genannt 1851. Oben der preußische Adler mit dem schwarz-weiß quadrierten Zollernſchen Bruſtſchild und der Inſchrift: „vom Fels zum Meer “, darunter ein Reiterbild, den erſten Zollern darstellend. Über die Zugbrücke gelangt man in das Tor, wo, in ebenſo sinnreicher als kühner Anlage, auf einer sehr geringen Grundfläche drei kunstvolle Serpentinen und ein Rampenturm mit darin liegendem kreisförmig ansteigenden Tunnel zu dem 100 Fuß höher gelegnen oberen Burghof führen. Ein nach altem Grundriß erbautes , mit Baſteien und Ecktürmchen versehenes Siebeneck krönt mit 50 bis 60 Fuß hohen Mauern den überall steil abfallenden Felskegel , deſſen äußerer Befestigungslinie die Umzüge der Auffahrtsanlagen als Vorwerke dienen.
59
Bald nach dem Einrücken der 4. Kompagnie Anfang Oktober kamen Seine Majestät der König mit Ihrer Ma jeſtät der Königin und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen selbst nach den hohenzollernſchen Landen und gaben dem in so kurzer Zeit erstandenen herrlichen Werke die Weihe der äußeren Vollendung. Als nach diesen schönen Tagen anscheinend die Zeit der Einſamkeit für die Garniſon hereinzubrechen schien, nahmen die gegen Ende des Jahres 1856 eintretenden feindseligen Beziehungen Preußens zu der Schweiz eine ernſte Geſtalt an. Eine Anzahl tatkräftiger, königstreuer Männer aus Neufchatel und Valengin, welche sich im Frühjahr des Jahres 1848 vergeblich dem Abfall der Fürſtentümer von Preußen widersett hatten und schon damals nur der zwingenden Gewalt der Umstände gewichen waren, hatten im September dieses Jahres von neuem die Oberhand zu gewinnen versucht, um jene Landesteile ihrem rechtmäßigen Könige und Herrn wieder zuzuführen.
Das
kühne Unternehmen mißlang indes, sie wurden als Staatsge= fangene behandelt und der Forderung König Friedrich Wilhelms IV. , ihre Freilassung betreffend, seitens der Eidgenossenschaft zunächst keine Folge gegeben . Dementsprechend traf man ſowohl in Preußen wie in der Schweiz Vorbereitungen zum Kriege. Die Armierung der Burg Hohenzollern und die Verſtärkung Hierauf erhebt sich in drei Flügeln das eigentliche Schloß mit fünf Türmen, von denen zwei nahe an 200 Fuß über dem Hof der niederen Befestigung emporſteigen. Durchgängig hat das Schloß fünf Geſchoffe, von denen die beiden unterſten gewölbt ſind und ausſchließlich den Zwecken der Verteidigung dienen. Die Umfassungslinien folgen genau dem durch die Trümmer der alten Burg bezeichneten Grundriß. Die beiden Seitenflügel des Schlosses enden auf der einen Seite mit der alten hergeſtellten katholischen, im 13. Jahrhundert erbauten Kapelle, auf der anderen mit einer neuen evangelischen Kirche. Der Stil des ganzen gehört dem Ende des 14. Jahrhunderts an und ist auch in den Auffahrts- und Befestigungsanlagen streng durchgeführt. Die Aussicht ist nach drei Seiten fast unbegrenzt, „ weit hinaus in die Lande“, über das grüne, ſchwäbische Hügelland : westlich die Städte Balingen und Rottweil, darüber hinaus der Schwarzwald, aus welchem der Felsberg hervorragt, südwestlich bei hellem Wetter die Berner Alpen, nach Süden und Often in unmittelbarer Nähe die bewaldeten Abhänge der Alp .
1856.
60
1856.
der Besagung durch Artillerie und Pioniere ward angeordnet und machte den Aufenthalt auf derselben wegen der geringen Entfernung von der Schweiz zu einem noch reizvolleren .
1857.
Die
eingetretenen Zerwürfniſſe nahmen aber im Frühjahr 1857 einen friedlichen Verlauf ;
nach längeren
diplomatischen
Verhand-
lungen fügte sich die Eidgenossenschaft und ließ die Gefangenen frei. Das ihrerseits dem König Friedrich Wilhelm IV. gemachte Anerbieten, er solle gegen eine Entschädigungssumme von 1 Million Franken auf den Anspruch an die Fürstentümer verzichten, wies derselbe jedoch zurück. Der nun folgende Sommer bot der Besazung den Vollgenuß der höchst romantischen Gegend , bis gegen Ende des Monats Oktober von Berlin her die Ablösung der 4. Kompagnie durch die 2. unter dem Hauptmann v . Calbo * ) stattfand . Diese nahm den Weg von Frankfurt über Stuttgart und dann durch württembergisches Gebiet, wodurch eine Abkürzung des Marsches auf fünf Tage eintrat.
1858. Im Jahre 1858 löste die 3. Kompagnie, Hauptmann Freiherr v . Rechenberg ,**) die 2. ab, und verblieb dieses Kommando dem Bataillon noch bis zum Sommer des Jahres 1859, zu welcher Zeit eine Ablösung der auf der Burg befindlichen 3. Kompagnie durch eine Kompagnie eines zum VIII. Armeekorps gehörigen Regiments stattfand . *** )
Die durch die politi-
schen Ereignisse jener Zeit veranlaßte Mobilmachung des Gardekorps sowie mehrerer anderer Armeekorps war die Veranlassung der Wiedervereinigung des ganzen Bataillons in Berlin, und schon waren einzelne Truppenteile im Begriff, nach dem Rheine aufzubrechen,
als
der
plöglich zwischen
den
kriegführenden
Mächten geschlossene Friede die auf Krieg gefaßten Hoffnungen von neuem vereitelte .
1860.
Diese Mobilmachung hatte jedoch viele
Änderungen im Gefolge, vor allem die bis 1860 vollendete zweite Reorganisation der Armee, welche als die erste Vorbedingung aller späteren kriegerischen Erfolge anzusehen ist. *) Siehe Anlage XXIII, 80. **) Siehe Anlage XXIII, 149. ***) Eine Anzahl mittelalterlicher Krüge, welche auf der Burg in Gebrauch waren und zur Zeit im Offizierkaſino aufbewahrt werden , bilden das lezte Erinnerungszeichen an dieſes ſchöne Kommando.
61
Beim Bataillon bewirkte dieselbe eine größere Stärke des
1860.
Friedensetats ; die 402 Mann desselben wurden auf 530 Mann erhöht, ſo daß durch die bedeutend größere Anzahl der ins Reserveverhältnis
übertretenden Mannſchaften bei nötiger Ergänzung zur Kriegsstärke auf 1002 Mann ein zu weites Zurück.greifen in ältere Jahrgänge nicht mehr notwendig wurde . Schließlich trat in diesem Jahre wieder ein Wechsel im Kommando des Bataillons ein ; der inzwischen zu dieſer Charge beförderte Oberstlieutenant v . K a lck ſt ein erhielt ſeinen nachgeſuchten Abſchied allergnädigst bewilligt und Major v . B ü l o w , * ) Kommandeur des Herzoglich Anhaltischen Füsilier-Bataillons , wurde zu ſeinem Nachfolger ernannt . Die seit dem Jahre 1857 über Seine Majestät den König Friedrich Wilhelm
IV.
gekommene schwere
Krankheit hatte schon in diesem Jahre die Übernahme der Regentschaft durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen nötig gemacht . vielgeprüfte ,
Am 2. Januar 1861 wurde der
edle Königliche Herrscher von seinem schweren
Leiden erlöst ; er entschlief zu Sanssouci bei Potsdam und wurde am 7. Januar in der Friedenskirche feierlich zur Ruhe bestattet, wobei das Bataillon die Ehre hatte, durch seine in zwei Kompagnien vereinten älteren Mannschaften vertreten zu sein.
Eine
vierwöchentliche große und eine zweiwöchentliche kleine Trauer wurde Allerhöchſt für die ganze Armee angeordnet . Infolge des Dahinſcheidens seines Königlichen Bruders folgte der Prinz von Preußen (Prinzregent) als König Wilhelm I. in der Regierung und beſtieg den Königsthron des Vaterlandes . Das Bataillon leistete am Nachmittage des 2. Januar dem neuen Herrscher den Eid der Treue.
Bald nach
dem Regierungsantritt, am 18. Januar 1861 , dem Stiftungstage des preußischen Königreichs, erteilten Se i ne Majestät sämtlichen neuformierten Truppenteilen ihre kriegerische Taufe durch Verleihung der Fahnen als bedeutsame Zeichen ihrer Ehre. Eine zusammengestellte Kompagnie des Bataillons mit der Fahne desselben war zur Teilnahme an dieser schönen, großartigen Feier befohlen. Kurz vorher hatten Seine Majestät durch Allerhöchste *) Siehe Anlage XXIII, 160.
1861 . 2. Januar.
62 1861.
Kabinetts -Ordre vom 12. Januar an sämtliche Truppenteile, die in Schleswig oder Baden zur Ehre der Armee und des Vaterlandes beigetragen hatten, als „ ehrende Erinnerung “ an ihr ruhmvolles Verhalten die schwarz-weißen Fahnenbänder mit Schwertern verliehen. Im Sommer desselben Jahres bat Major v . Bülow um ſeinen Abschied, und wurde derselbe von Seiner Majeſtät in Gnaden gewährt. Oberstlieutenant Falkenstein v.
Fabeck , * ) bis dahin Kommandeur des 5. Jäger-Bataillons , 18. Oktober. erhielt das Kommando des Bataillons . Bei der am 18. Oktober in Königsberg stattfindenden feierlichen Krönung des Königs und der König in war das Bataillon durch den Kommandeur, die Fahne und eine Deputation vertreten . 1863.
Im Februar 1863 wurde Oberſtlieutenant v . F a beck zum Kommandeur des Pommerschen Füsilier-Regiments Nr. 34 ernannt, und folgte Major Knappe v. Knappstä d t ** ) vom 7. Brandenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 60 im Kommando des Bataillons. Am 17. März desselben Jahres wurde auf Allerhöchsten der 50jährige Gedenktag des von des des Hochseligen
Befehl
Königs Friedrich Wilhelm III . Majeſtä t erlaſſenen Aufrufs an das preußische Volk im Lande gefeiert. Es waren sämtliche noch lebende Ritter des Eisernen Kreuzes von Seiner Majestät nach Berlin befohlen worden, um als Ehrengäste an den Feierlichkeiten
teilzunehmen,
mit denen
die Grundstein-
legung des Reiterſtandbildes verbunden war, welches zum Andenken an König Friedrich Wilhelm III . im Luſtgarten errichtet werden sollte.
In welcher gewaltigen Zeit die
Enthüllung desselben stattfinden würde — das ahnte damals freilich niemand . Nach Beendigung der Feier wurde den würdigen alten Kriegern die hohe Auszeichnung zuteil, im Schloſſe von Seiner Majestät festlich bewirtet zu werden. Die Zahl der aus allen Provinzen unſeres Vaterlandes an der Tafel ihres Königlichen Herrn versammelten Ritter des Eisernen Kreuzes, denen durch diesen Beweis
Allerhöchster Huld der
Lebensabend verherrlicht wurde , belief sich auf 1500. *) Siehe Anlage XXIII, 161 . **) Siehe Anlage XXIII , 165 .
Den Auf-
63
enthalt der Königlichen Gäste während ihrer Anwesenheit in
1863 .
Berlin durch recht bequeme Wohnungen, Aufmerksamkeiten und Vergnügungen möglichst angenehm zu machen, hatten sich viele königstreue Bewohner der Residenz bestrebt.
Das Bataillon,
welches auch gebeten hatte, einige der greiſen Krieger bei ſich aufnehmen zu dürfen, hatte das Glück, die früher der Jägerwaffe angehörigen Veteranen als Gäſte bei sich beherbergen zu können . In allen Kirchen des ganzen preußischen Vaterlandes wurde das Gedächtnis an jene große, glorreiche Zeit der Erhebung der Nation durch Gottesdienst gefeiert und in allen Orten festliche Versammlungen und Bewirtungen der noch lebenden Kämpfer der Freiheitskriege veranstaltet. Während somit die leztverflossenen Jahre sturmlos und ohne friegerische Begebenheiten an dem Vaterlande vorübergegangen waren, gestaltete sich das Jahr 1864, in welchem das
1864.
Bataillon die Feier seines 50jährigen Bestehens beging , ernſt und kriegerisch. Der Tod des Königs Friedrich VII . von Dänemark und die im Kopenhagener Reichsrat von neuem beschlossene Einverleibung Schleswigs in Dänemark veranlaßten Seine Majestät König Wilhelm I. , seinem beim Regierungsantritt ausgesprochenen Gelöbnis gemäß , „ daß kein Fuß breit deutscher Erde vom Vaterland getrennt werden solle “, wiederum einen Teil der Armee zur Eroberung bzw. Beſezung Schleswigs in dieses Land einrücken zu lassen.
Die altbewährte
preußische Tapferkeit feierte unter kühner Führung in kurzer Zeit, trog Winter und den daraus entstehenden großen Beschwerden, die glänzendsten Erfolge. Mit dem Beginn der Feindseligkeiten und dem Ausrücken größerer Truppenkörper war auch dem Bataillon der Befehl zur Marschbereitschaft zugegangen, und dasselbe ergänzte sich durch Einziehung nur zweier Jahrgänge Reserven auf 802 Mann . Aber der Befehl zum Ausmarsch blieb in diesem Jahre aus , die Ehre, für ihren König fechten zu dürfen, wurde denjenigen Truppen des Gardekorps zuteil, welche, neu formiert, noch keine Lorbeeren hatten erringen können .
In seiner Garniſon ver-
bleibend, feierte das Bataillon am 19. Mai 1864 ſein 50jähriges Stiftungsfest. Um 5 Uhr morgens verkündete eine große Reveille, auf dem
19. Mai.
64 1864.
&3 Kasernenhofe geblasen, den Mannschaften den Jubeltag . folgte um 10 Uhr Bataillonsappell, bei welchem der Kommandeur, Major Knappe v . Knapp städt , nach Verlesung der Allerhöchsten Kabinetts -Ordre über die Stiftung des Bataillons in begeisterter Rede die Wichtigkeit des Tages hervorhob und die Erwartung aussprach, daß, wenn der König seine Garde-Schüßen zur Verteidigung des Thrones und Vaterlandes einst rufen sollte, sie freudig herbeieilen und ebenso wie ihre Väter vor 50 Jahren mit dem altpreußischen Wahlspruche : „Mit Gott für König und Vaterland “ ſiegen würden . Hierauf marschierte das Bataillon nach seinem Schießplaze in der Hasenhaide, dem Karlsgarten, woselbst ein Prämienschießen stattfand .
Nach Beendigung desselben wurden die Prä-
mien verteilt, die aus goldenen und silbernen Uhren und ſilbernen und bronzenen Medaillen bestanden.
Hierzu waren sämt-
liche früheren Offiziere des Bataillons und alle die Mannschaften geladen, welche , bei der Stiftung in das Bataillon eingetreten, den Feldzug in Frankreich 1815 oder den Krieg in Schleswig mitgemacht hatten.
Die Kompagnien sollten gerade zum Emp-
fange der Prämien zum Karree zusammenrücken, als der Ruf "1 durch die Reihen lief : „ Seine Majestät der König ! Und wirklich erschien Allerhöchstderselbe in der Uniform des Ba= taillons, von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen (hochseligen Kaiser Friedrich III . ) begleitet, und begrüßte das Bataillon mit einem freundlichen : „ Guten Morgen, Schüßen ! "
Mit Genehmigung Seiner Majestät wurden
hierauf die besten Schüßen vor die Front gerufen und ihnen die Prämien überreicht. Nach Verteilung derselben hielt König Wilhelm folgende Ansprache an das Bataillon :
I.
Ihr feiert heute einen Ehrentag , denn heute vor 50 Jahren stiftete Mein seliger Vater das Bataillon . Dasselbe hat stets ſeine Zufriedenheit erworben und hat sich auch als ein würdiges Glied der Armee gezeigt , als Mein nun auch in Gott ruhender Bruder es
in den
Schleswig
Tagen gegen
der
Gefahr
brauchte
und
nach
die Feinde Deutschlands schickte .
65
Sollte Jch Euch einst auch rufen, so
erwarte Ich,
1864.
daß Ihr es ebenso machen werdet , wie Eure Kameraden aller Waffen jezt in Schleswig , deren Tapferfeit, über alles Lob erhaben , die glänzendsten Erfolge gehabt und den alten Ruhm der Armee neu bewährt und vergrößert hat. Ein dreimaliges donnerndes Hoch war die weithinſchallende Antwort des Bataillons auf dieſe Worte . Bald danach verließen Seine Majestät
der König mit Seiner Königlichen
Hoheit dem Kronprinzen den Feſtplay ; die übrigen anwesenden Königlichen Prinzen nahmen an dem für das Offizierkorps *) und ſeine Gäſte hergerichteten Frühstück teil.
Am Nach-
mittage war der Karlsgarten für alle früheren Mitglieder des Bataillons und deren Angehörige geöffnet und bald von einer heiteren Menge angefüllt.
Die Mannschaften führten mit aus-
gezeichnetem Humor und ſeltener Gewandtheit Vorſtellungen auf (Vorträge, Theatervorstellungen und Aufzüge), zu denen das Königliche Theater in entgegenkommendster Weise die Anzüge geliehen hatte. Nach 8 Uhr abends wurden die Festlichkeiten im Karlsgarten durch einen Festzug nach dem Gratweilschen Lokale beſchloſſen, woſelbſt bis zum frühen Morgen ein Ball ſtattfand . Zum ferneren Beweiſe gnädigen Wohlwollens beſchenkten Seine Majeſtät das Offizierkorps mit einem in Öl gemalten Bilde Allerhöchstseiner Person in der Uniform des Bataillons, welches im Speiſeſaal des Offizierkaſinos aufgehängt wurde. Der Krieg gegen Dänemark war beendet. In gewohnter Gleichmäßigkeit rollte sich die dienstliche Tätigkeit des Bataillons im Laufe der beiden folgenden Jahre in der Garniſon ab. An der am 18. April 1865 ſtattfindenden feierlichen Grundsteinlegung zum Denkmal für den Feldzug von 1864 auf dem Königsplage in Berlin nahm eine Deputation des Bataillons mit der Fahne teil. Nur wenigen war es gegen Ende des Jahres 1865 bekannt, daß sich in der äußeren Politik inzwiſchen, Gegenſäße gebildet hatten, die bald zu blutiger Entſcheidung führen ſollten. *) Siehe Anlage VIII. Mai 1864.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im
Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
5
1865.
Dritter Abschnitt . Die Teilnahme am Feldzuge 1866 und die Zeit bis zum Feldzuge 1870 .
1. Die Ereigniſſe bis zur Schlacht bei Königgräß.
1866 .
Zie gemeinsame Verwaltung der Herzogtümer Schleswig und Holstein durch die beiden Großmächte Öſterreich und D Preußen gab im Frühjahr 1866 den äußeren Anlaß zu Zwistigkeiten, welche bald eine so drohende Geſtalt annahmen, daß die beiderseitigen Armeen eintreten und die endgültige Entſcheidung herbeiführen mußten. Österreich, welches bereits den ganzen vergangenen Winter hindurch unablässig gerüstet hatte, zog seine Korps drohend in den Preußen benachbarten Provinzen Böhmen und Mähren zusammen. Preußen, vertrauend auf die Vortrefflichkeit ſeiner für den Fall einer Mobilmachung getroffenen Einrichtungen, hatte eine abwartende Stellung eingenommen und sich begnügt, in den Bezirken der dem Feinde zunächſt befindlichen Armeekorps Verteidigungsmaßregeln anzuordnen .
Erst als die Hoffnung auf
die Erhaltung des Friedens gänzlich geschwunden war, erging der Befehl zur Mobilmachung an die Armeekorps . Nach wenigen Tagen befand sich die preußische Armee in einem kriegsbereiteren Zustande als die des Gegners trog dessen längerer Vorbereitungen.
4. Mai.
Das Garde-Schüßen- Bataillon, als Teil des Gardekorps, erhielt den Befehl zur Kriegsbereitschaft am 4., den zur förmlichen Mobilmachung am 5. Mai . Zugleich ordnete die Inspektion der Jäger und Schüßen an, daß alle Jahrgänge der Reserve einberufen werden und die nicht sogleich Verwendung findenden
67
Reservemannschaften zu ihrer Verfügung in Berlin verbleiben ſollten.
1866.
Bis zu dem Jahrgange von 1857 wurden dieſe dem-
entsprechend der Erſaz-Kompagnie überwieſen, • die noch älteren Jahrgänge ihr gleichfalls zugeteilt, vorläufig aber wieder entlassen.
Die Kriegschargierung war von dem Artilleriedepot in
Spandau empfangen worden ; jeder Mann trug 60 Patronen, außerdem wurden für jeden 20 im Munitionswagen mitgenommen.
Am 19. Mai war die Mobilmachung beendet und das Ba=
taillon imstande, auf Befehl jederzeit auszurücken .
Die lezte
Hälfte des Mai wurde dazu benugt, das mobile Bataillon noch auf jede mögliche Weise in den wesentlichen Dienstzweigen, wie Schießen und Marschübungen, für die zu erwartenden Anfor= derungen des bevorstehenden Krieges vorzubereiten . Am 26. Mai besichtigten Seine Majestät der König die sämtlichen mobilen Truppenteile der Garnison Berlin auf dem Tempelhofer Felde in feldmarschmäßiger Ausrüstung mit bespannten Fahrzeugen . Der Kommandeur des Bataillons Oberstlieutenant Knappe
v . K na p p ſt ä dt , welcher seit drei Jahren an der Spize desſelben stand, wurde am 20. Mai zum Kommandeur des Kaiser Alexander-Regiments ernannt und schied gerade in dieſem Augenblicke mit schwerem Herzen vom Bataillon, jedoch mit der Hoffnung, seine Garde-Schüßen, mit denen er durch den Brigadeverband vereinigt blieb, auf dem Felde der Ehre fechten zu sehen. Major v . Besser * ) wurde zum Kommandeur ernannt und traf in den legten Tagen des Mai vom 7. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr . 56 , in welchem er zulezt Bataillonskommandeur gewesen war, ein. Hauptmann v. Mu ti u 3 , ** ) Chef der 1. Kompagnie, erhielt gleichzeitig eine Verwendung außerhalb des Bataillons als Kommandeur des Garde-Grenadier= Landwehr-Bataillons Hamm ; Premierlieutenant v . Mas : so w ***) wurde an seiner Stelle mit der Führung der genannten Kompagnie beauftragt. Premierlieutenant v . Stosch ,†) als Adjutant zur Inspektion der Jäger und Schüßen kommandiert, machte den Feldzug im Hauptquartier Seiner Majeſtät mit . *) **) ***) †)
Siehe Siehe Siehe Siehe
Anlage XXIII, Anlage XXIII , Anlage XXIII, Anlage XXIII,
176 . 134. 139. 168.
5*
26. Mai.
68 1866.
Premierlieutenant Graf v . Go ezen * ) ward als Kompagnieführer zum Bataillon Görliz 1. Garde- Grenadier-LandwehrRegiments kommandiert. Sekondlieutenant a. D. Graf v . Bethusy -= Huc ** ) eilte auf die erste Kunde von der Gefahr, die das Vaterland bedrohte, herbei, um in den Reihen der Kameraden mitzufechten. Er wurde als Sekondlieutenant dem Bataillon aggregiert. ***)
Die
Gesamtstärke des lezteren betrug dem-
gemäß beim Ausrücken :
16 Offiziere, 3 Portepeefähnriche in
Offizier-Feldstellen , 2 Ärzte, 1 Zahlmeiſter, 1 Büchsenmacher, 81 Unteroffiziere, 25 Waldhornisten, 896 Garde- Schüßen, 4 Lazarettgehilfen, 23 Trainſoldaten und 40 Pferde. Ursprünglich im Verbande des Gardekorps der Erſten Armee zugeteilt, stand das Bataillon indes außerhalb des Brigadeverbandes unmittelbar unter dem Befehle der 2. Garde- Diviſion. Am 4. Juni gingen die Quartiermacher unter Sekondlieutenant
v.
Massow †)
nach Königs -Wusterhausen
ab,
die
Taschenmunition wurde verteilt und beim Appell nach Verlesung der Kriegsartikel die Gültigkeit derselben ausgesprochen . 5. Juni.
Am
folgenden Tage traten nach einer für viele fast schlaflosen Nacht die Kompagnien morgens 4 Uhr feldmarschmäßig ausgerüstet auf dem Kasernenhofe an und marschierten , begleitet von einer großen Menschenmenge, nach der Kottbuser Brücke,
woſelbſt
Seine Majestät der König das Bataillon noch einmal zu sehen befohlen hatten. Der Andrang der Berliner Bevölkerung, welche bereits in den lezten Tagen, um von Angehörigen und Bekannten Abschied zu nehmen, die Kasernen umlagert hatte, war hier ein so gewaltiger, daß es der ganzen Anstrengung der Polizei wie der Truppen selbst bedurfte, um Bahn hindurch zu brechen .
Es wurde in Sektionen vorbeimarschiert ; als die 4. Kompagnie dem Könige sich näherte, riefen Seine Ma =
jestät dem ihm sehr wohlbekannten Hauptmann v . Gélieu , dem lezten der aus Neufchatel gebürtigen Offiziere, zu : „ A Dieu Gélieu !" was dieser mit der ihm eigenen Frische mit : „ Vive le roi ! “ beantwortete . *) **) ***) marsche †)
Siehe Siehe Siehe 1866. Siehe
Anlage XXIII, 147. Anlage XXIII, 138. Anlage IX. Kriegs-Rangliste des Bataillons beim Aus-
Anlage XXIII, 164.
69
Die bei völliger Windſtille ſehr drückende Hiße und der von
1866.
der trockenen Chauffee aufwirbelnde dichte Staub erschwerten dieſen ersten Marsch ungemein ; dazu kam, daß in dieſem Feldzuge noch das Wassertrinken unterwegs für schädlich gehalten und daher nicht gestattet wurde. Da unter diesen Umständen vier starke Meilen zurückzulegen waren, so wurden viele Ruhepauſen nötig, und erst um 115 Uhr nachts langte das Bataillon in seinen ersten Quartieren an. Der Stab und die 4. Kompagnie lagen in Königs -Wusterhauſen, die 1. in Deutsch-Wuſterhauſen, die 2. und 3. in Hohen-Löhme. Am 6. Juni erreichte das Bataillon Storkow unter günsti- 6. bis 12. Juni. geren Witterungsverhältniſſen, welche durch einen am vorhergegangenen Abende gefallenen Regen herbeigeführt wurden. Am 7. Juni kamen der Stab und die 1. Kompagnie nach Mittwaide, am 2. nach Wieſe, am 3. nach Brieſcht, die 4. nach Coſſenblath ; am 8. war Ruhetag.
Am 9. Juni erreichten der Stab
und die 1. Kompagnie Straupiß, die 2. Neu-Zauche, die 3. Buzen, die 4. Mochow, am 10. Juni der Stab , die 1. und 3. Kompagnie Sielow, die 2. Dissen, die 4. Striesow . und 12. Juni war Ruhetag .
Am 11 .
Auf den meiſt ſehr ſandigen Wegen
war das Bataillon ſomit in das Wendenland gekommen , deſſen Bewohner ihre Eigentümlichkeit in Sprache, Sitten und Gebräuchen so sehr bewahrt hatten, daß eine Verſtändigung faſt unmöglich war, ein Übelſtand , der um so fühlbarer wurde, als die ersteren von den Bedürfnissen eines müden Soldaten keine Ahnung hatten. Die bisherige Marſchrichtung nach Kottbus hin ließ vermuten, daß das Gardekorps als Glied der Ersten Armee längs der Elbe vorrücken werde, allein plöglich wurde dasselbe der Zweiten, unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen stehenden und sich in Schlesien sammelnden Armee zugeteilt.
Die einzelnen Bataillone suchten nunmehr den nächſten
Anschluß an die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn zu erreichen, um durch eine schnellere Beförderung die als Sammelpunkt bezeichnete Stadt Brieg zu gewinnen . *) *) Siehe Plan 2 : Überſichtskarte zum Feldzuge 1866 mit eingetragenem Vor- und Rückmarsch des Bataillons und Bezeichnung der Quartiere und Biwakspläge.
70 1866. 13. bis 20. Juni.
Das Bataillon brach am 13. Juni auf; der Stab und die 1. Kompagnie erreichten Jänschwalde, die 2. Tauer, die 3. WüſteDrewig, die 4. Preilack; am 14. gegen 9 Uhr trafen die Kompagnien in Guben ein. Die Wege waren vorzüglich gewesen, und die Einquartierung in dieser wohlhabenden Stadt entschädigte für die Mängel der Wendendörfer . Am folgenden Tage 11 Uhr abends hatte das Bataillon hier seine Einschiffung in die Eisenbahn beendet und fuhr demnächst nach Breslau ab . Nach wenigen kurzen Aufenthalten in Sorau , Bunzlau und Liegniz kam es am 16. Juni mittags auf dem Breslauer Zentralbahnhose an, woselbst Mittagessen bereitgehalten wurde. Nach zweistündigem Aufenthalt fuhr es nach Brieg weiter, und unmittelbar aus der Eisenbahn ward demnächst noch in die eine starke Meile entfernten Quartiere marschiert.
Der
Stab
und die
1. Kompagnie kamen nach Johnsdorf, die 2. und 4. nach Pogarell, die 3. nach Alzenau . Vom 17. bis 20. Juni war in diesen Die Verpflegung in Schlesien bildete zu der in den wendischen Quartieren einen sehr angenehmen Gegenſaz.
Ortschaften Ruhe .
Am 18. Juni erließen Seine Majestät der König den Aufruf: An Mein Volk! Derselbe lautete : In dem Augenblicke , wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe auszieht , drängt es Mich, zu Meinem
Volke ,
zu
den
Söhnen
und
Enkeln
der
tapferen Väter zu reden , zu denen vor einem halben Jahrhundert Mein in Gott ruhender Vater unvergessene Worte sprach : "" Das Vaterland ist in Gefahr! " Oesterreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe in Waffen ! Nur wenige
Jahre sind
es her ,
seit Ich
aus
freiem Entschlusse und ohne früherer Unbill zu gedenken , dem Kaiſer von Oesterreich die Bundeshand reichte , als es galt , ein deutsches Land von fremder Aus dem gemeinschaftlich Herrschaft zu befreien. vergossenen Blute hoffte Ich ,
würde
eine Waffen-
brüderschaft erblühen , die zu fester, auf gegenseitiger
71
Achtung
und
Anerkennung
beruhender
Bundes-
genossenschaft und mit ihr zu all dem gemeinsamen Wirken führen würde , aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere Bedeutung als Frucht hervorgehen sollte . Aber Meine Hoffnung ist getäuscht worden. Desterreich will nicht vergessen , daß . seine Fürsten einst Deutschland beherrschten ; in dem jüngeren ,
aber kräftig
sich entwickelnden
Preußen
will es keinen natürlichen Bundesgenossen , sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen. Preußen
so meint es — muß in allen seinen
Bestrebungen bekämpft werden , weil , was Preußen frommt, Desterreich schade. sucht
ist
in hellen
Die alte unselige Eifer-
Flammen
wieder
aufgelodert :
Preußen soll geschwächt , vernichtet , entehrt werden. Ihm gegenüber gelten keine Verträge mehr , gegen Preußen werden deutsche Bundesfürſten nicht bloß aufgerufen , sondern zum Bundesbruch verleitet. Wohin wir in Deutschland schauen , sind wir von Feinden umgeben , deren Kampfgeſchrei iſt : „"1 Erniedrigung Preußens ! " Aber in Meinem Volke lebt der gute Geist von 1813.
Wer
wird
uns
einen Fuß breit preußischen
Boden rauben , wenn wir ernstlich entschloſſen ſind , die Errungenschaften unserer Väter zu wahren , wenn König und Volk , durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint , selben Gut und
an die Ehre deſ-
Blut zu sehen für ihre höchste und
heiligste Aufgabe halten.
In sorglicher Voraussicht
dessen , was nun eingetreten ist , habe Ich seit Jahren es für die erste Pflicht Meines Königlichen Amtes erkennen müssen , Preußens streitbares Volk für eine starke
Machtentwicklung
vorzubereiten.
Befriedigt
und zuversichtlich wird mit Mir jeder Preuße auf die Waffenmacht blicken , die unsere Grenzen deckt. Mit seinem Könige an der Spize wird sich Preußens Volk ein wahres Volk in Waffen fühlen ! Unsere Gegner täuschen sich, wenn sie wähnen , Preußen sei durch innere Streitigkeiten gelähmt.
1866.
72 1866. Dem Feinde gegenüber ist
es einig und stark ;
dem Feinde gegenüber gleicht sich aus , was sich entgegenstand , um demnächst in Glück und Unglück vereint zu bleiben . Ich habe alles gethan ,
um Preußen
die Laſten
und Opfer eines Krieges zu ersparen , das weiß Mein Volk , das weiß Gott , der die Herzen prüft . Bis zum lezten Augenblicke habe Ich ,
England
in Ge =
und Rußland ,
meinschaft mit Frankreich, die Wege für eine gütliche Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Desterreich hat nicht gewollt , und andere deutsche Staaten haben sich offen auf seine Nicht Mein ist die
So sei es denn .
Seite gestellt.
wenn Mein Volk schweren Kampf kämpfen erdulden. wird vielleicht harte Bedrängniß
Schuld , und
müſſen : aber es ist uns keine Wahl mehr geblieben ! Wir müssen fechten um unsere Existenz , wir müſſen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen ,
die
das
Preußen
großen Kurfürsten ,
des
des großen Friedrich , das Preußen , wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen , auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit , Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben . Flehen wir den Allmächtigen ,
den Lenker der
Geschicke der Völker , den Lenker der Schlachten an , daß er unsere Waffen ſegne ! Verleiht uns Gott den Sieg , auch stark genug sein ,
das
dann werden wir
lose Band ,
welches die deutschen Lande mehr dem Namen als der Tat nach zusammenhielt , zerrissen
ist,
und
die
welches jezt
das
Recht
und
durch die
diejenigen Macht
des
nationalen Geistes fürchten , in anderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuen. Gott mit uns ! Berlin , den 18. Juni 1866.
(gez.) Wilhelm.
73
Einige Tage vorher hatten infolge des am 14. Juni ge-
1866.
faßten Beschlusses des Bundestages die militärischen Operationen auf dem westlichen Kriegstheater bereits begonnen, und zwar unter günſtigen Aussichten für die preußischen Fahnen. Am 20. Juni früh 6 Uhr begann auch für die auf Böhmen im Vormarsch befindlichen Armeen der Kriegszustand, welcher sich beim Bataillon durch verstärkte Dorfwachen und die Anordnung eines Patrouillenganges zwischen den einzelnen Quartieren bemerkbar machte. An Stelle der Epaulettes legten sämtliche Offiziere Feld-Achselstücke an. Hatten bis jezt noch Zweifel über den wirklichen Ausbruch des Krieges bestehen können, so mußten dieſelben nunmehr verschwinden, und es erfolgte am 21. Juni die förmliche Kriegserklärung. Dem Operationsplane des
Generals
v . Moltke ent-
sprechend , sollte die Erste preußische Armee von Sachsen aus in Böhmen einbrechen und sich an der Jser mit der Elb-Armee vereinigen. Die Zweite Armee wurde angewieſen, von der Grafschaft Glag aus den Vormarsch auf Gitſchin anzutreten. Demgemäß bestimmten Seine Königliche Hoheit der Kronprinz , daß in erster Linie das I. Armeekorps über Trautenau, das V. über Nachod, das Gardekorps zwiſchen beiden vorgehen sollte . Diese allgemeinen Anordnungen wurden bestimmend für die Marschziele, welche in den folgenden Tagen der 2. Garde- Diviſion und innerhalb derselben dem Garde-Schüßen-Bataillon angewiesen wurden. Am Nachmittage des 21. Juni noch marschierte das letztere nach Grottfau, am 22. Juni früh der Stab, die 3. und 4. Kompagnie nach Schüßendorf, die 1. und 2. Kompagnie nach Eichau. Das Bataillon wurde der Avantgarde der 2. Garde- Diviſion zugeteilt . Am folgenden Tage hatte diese einen starken Marſch von fünf Meilen, dessen Ziel Wartha war. Der hierauf bezügliche Divisionsbefehl vom 22. Juni lautete : Die Avantgarde gewinnt morgen Wartha , stellt Verbindung mit Glatz, Silberberg und Camenz her und erfragt da= selbst, wie stark Reichenstein und Weißwasser besezt sind . Mit der 1. Garde-Diviſion iſt Verbindung nach Silberberg und über Eckertsdorf aufzusuchen .
21. Juni. 22. Juni.
-
1866 .
74
-
Kommandeur der Avantgarde war Oberst Mir u 3 , Kom- · mandeur waren:
des 3.
Garde-Ulanen-Regiments .
das Füsilier-Bataillon
v. Rauchhaupt ,
das
Ihm unterstellt
Alexander-Regiments ,
Füsilier-Bataillon
Major
Elisabeth-Regi-
ments, Major v . Polczinski , das Garde- Schüßen-Bataillon, Major v. Besser , 2 Eskadrons 3. Garde-Ulanen-Regiments, die 3. 4pfündige Garde-Batterie. 23. Juni .
Um 3 Uhr morgens brachen die Kompagnien aus ihren Quartieren auf und ſtanden um 430 Uhr auf dem Rendezvous am südlichen Ausgang von Reindörfel bei Münſterberg.
Das
in der Frühe naßkalte und sehr nebelige Wetter änderte sich bald, als die Sonne höher stieg, ſo daß es sehr warm und der starke Staub auf der Chaussee, welche nach Bernsdorf führt, ſehr lästig wurde.
Bei genanntem Dorf bog das Bataillon von der
Chauſſee ab und marschierte den sandigen Weg auf Camenz weiter. Unterwegs wurde ein kurzer Halt im sogenannten „Höllenbusch“ gemacht, welcher durch die Kühle und Schönheit seiner Laub- und Nadelhölzer jedem sehr wohl tat, ſo daß die sangeslustigen Schüßen bald in mächtig hervorquellendem Chor : „ Wer hat
dich, du schöner Wald " anstimmten.
In Camenz
wurde hart an der Glazer Neiße , angesichts des Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht gehörigen stattlichen Schlosses, abgekocht. Während bisher das Bataillon nur mit Gardetruppen in Berührung gekommen war , ſo traf es jezt mit Teilen des KönigsGrenadier-Regiments sowie mit anderen Truppen des V. Armee- korps und auch mit dem Führer desselben, General v . Stein mez , welcher mit seinem Stabe zur Rekognoſzierung der Vorposten nahe vorüberritt, zuſammen. Um 2 Uhr verließ das Bataillon nach 4½ stündigem Aufenthalt, während deſſen die Schüßen sich zum ersten Male mit der Zubereitung von Graupenſuppe in der Feldkochkunst verſucht hatten, neu gekräftigt Camenz, überschritt die Neiße und sezte auf dem rechten Ufer derselben den Vormarsch fort, welcher trog des ansteigenden Weges infolge eines heraufziehenden GeIm Dorfe Sand traf es demnächſt zusammen, welches die WaffenJäger-Bataillon mit dem 5.
witters beſchleunigt wurde.
gefährten mit Muſik und lautem Hurra empfing und ihnen ein
75
Stück das Geleit gab .
Um 5 Uhr wurde Wartha erreicht.
Da
1866 .
die Stadt vom 37. Infanterie-Regiment bereits belegt war, so konnten trog der vielen Gasthäuſer anfangs nur die beiden erſten Kompagnien Unterkommen finden, die 3. und 4. Kompagnie bezogen außerhalb
der Stadt auf dem jenſeitigen Neiße-Ufer Marmquartiere. Die Lage der letteren war indeffen gefährdet, da die Gerüchte über einen Einfall österreichischer Heeresabtei = lungen bei Zuckmantel nicht der Glaubwürdigkeit entbehrten ; es wurde daher bald das ganze Bataillon wieder in die Stadt zurückgezogen. Am
Abend
gegen
8 Uhr erfolgte eine Alarmierung der
Truppen des V. Armeekorps, und bald darauf marſchierte ein großer Teil der 9. Diviſion, darunter das Jäger-Bataillon Nr. 5, die Regimenter Nr. 7, 37 und 58, das 4. Dragoner-Regiment, Artillerie und Train singend und in bester Haltung durch die Stadt, während deſſen der ſtrömende Regen an Stärke zunahm. Nach den unter den Bewohnern verbreiteten Gerüchten zu urteilen , mußte man gewärtig ſein, jeden Moment mit dem Feinde in Berührung zu kommen, die Erfahrung der nächſten Tage zeigte jedoch, daß die Österreicher es mit einem Einfall in die Grafschaft Glag nicht so eilig hatten, da der Stand ihrer Rüſtungen
ein
angriffsweiſes Verfahren noch nicht geſtattete .
Am
23. Juni abends noch erhielt das Bataillon den Befehl, gegen Tagesanbruch die Neiße nach Süden hin, von Wartha bis Sand, für den Fall eines Angriffes zu decken, was durch die hart an diesen Fluß herantretenden, schroff abfallenden bewaldeten Berge und Felsen erleichtert, durch den immer noch strömenden Regen aber sehr erschwert wurde. Am 24. Juni morgens um 530 Uhr ſtanden die Kompagnien zum Abmarsch bereit, derselbe erfolgte aber erst um 830 Uhr, da das Gros der Diviſion nicht früher zur Stelle war. Die 1. und 4. Kompagnie befanden sich mit der 4. Eskadron des 3. GardeUlanen-Regiments im Vortrupp der Avantgarde, welchen der Kommandeur des Bataillons , Major v . Besser , kommandierte, die 2. und 3. Kompagnie im Gros derselben. Der Marſch führte durch den westlichen Ausgang von Wartha als den Schlüsselpunkt der Grafschaft Glaz, welcher sich durch die ſcharf Herantretenden schroffen Felspartien deutlich kennzeichnet, dem=
24. Juni.
76
1866. 24. Juni.
nächst an der Neiße entlang über Giersdorf bis NiedergabersDie Schönheit der Natur wirkte erfrischend.
dorf.
Nachdem die Ulanenpatrouillen gemeldet hatten, daß nichts vom Feinde bemerkt worden sei, wurde hier Halt gemacht ; auch klärte sich der Himmel auf, und Oberst Mirus las den Offizieren den Aufruf Seiner Majestät : An Mein Volk" vor, indem er die Weiſung erteilte, denselben bei nächſtmöglicher Gelegenheit den Mannschaften mitzuteilen . Welchen Widerhall dieſe Worte des Allerhöchsten Kriegsherrn in dem Herzen eines jeden hervorriefen, braucht nicht dargetan zu werden. Nicht weniger eindrucksvoll war der gleichzeitig von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen eintreffende Armeebefehl, folgendermaßen lautend : Soldaten der Zweiten Armee! Ihr habt die Worte unseres Königs und Kriegsherrn vernommen ; die Bemühungen Seiner Majestät, dem Lande den Frieden zu erhalten, waren vergeblich; mit schwerem Herzen, aber starkem Vertrauen auf die Hingebung und Tapferkeit ſeiner Armee, ist der König entſchloſſen zu kämpfen für die Ehre und Unabhängigkeit Preußens wie für die machtvolle Neugestaltung Deutschlands . Durch die Gnade und das Vertrauen meines Königlichen Vaters an Eure Spize geſtellt, bin ich stolz darauf, als der erste Diener unseres Königs mit Euch Gut und Blut einzusehen für die heiligsten Güter unſeres Vaterlandes. Soldaten!
Zum ersten Male seit über 50 Jahren steht
unſerem Heere ein ebenbürtiger Feind gegenüber. Vertraut auf Eure Kraft, auf unſere bewährten, vorzüglichen Waffen und denkt, daß es gilt, denselben Feind zu beſiegen, den einſt unſer größter König mit einem kleinen Heere schlug. Und nun vorwärts mit der alten preußischen Loſung: Mit Gott für König und Vaterland ! gez. Friedrich Wilhelm , Kronprinz. Nach kurzer Rast wurde der Marſch fortgesezt und die Höhe von Eckertsdorf erreicht, von der aus man einen großen Teil der Grafschaft Glag übersehen konnte.
Die 1. , 2. und 3. Kompagnie
77
bezogen die Vorposten vom Oſt- und Weſtausgange des faſt eine
1866.
halbe Meile langen Dorfes aus in einem Halbkreise nach Süden zu. Die 1. Kompagnie stand auf dem linken Flügel, Sekondlieutenant v. Wilkonski * ) besezte mit 2 Unteroffizieren und 37 Schüßen die über Möhlten nach Glag führende Straße. Westlich von demselben stand ein detachierter Unteroffizierpoſten, der die Verbindung mit der Feldwache der 2. Kompagnie aufrecht zu erhalten hatte. Östlich beobachtete ein anderer detachierter Unteroffizierpoſten die über Schwenz nach Glaz führende Straße. Rechts der 1. Kompagnie schloß sich ein detachierter Unteroffizierpoſten und ſodann die Wache des Sekondlieutenants Grafen v. Bethusy - Huc von der 2. Kompagnie in der Stärke von 1 Unteroffizier und 20 Schüßen an, welche die Butterberge besett hielt.
Der Rest der 2. Kompagnie stand an dem Wege von
Eckertsdorf nach Mittel- Steine, die 3. Kompagnie an dem Wege nach Neu-Rode, die 4. Kompagnie biwakierte geſchloſſen hinter der 2. Kompagnie etwa tausend Schritt südwestlich Eckertsdorf. Der Teil der 3. Kompagnie, welcher geschlossen biwakierte, hatte sich mit den Kompagniefahrzeugen vor dem Winde geſchüßt und in einer Bodenvertiefung nach Möglichkeit eingerichtet, als der immer stärker werdende Regen den bis auf die Haut Durchnäßten so viel Wasser von den umliegenden Anhöhen in unglaublich kurzer Zeit zufließen ließ, daß die unangenehm überraschten fast bis an die Kniee in demselben standen und es großer Anstrengung bedurfte, die Wagen aus der Gefahr des Unterwassergeseztwerdens zu befreien . Während der Nacht fiel nichts Beunruhigendes vor ; nur der ununterbrochen in Strömen flieBende Regen war äußerst lästig und auf das Gepäck und die Munition von nachteiligem Einfluß . Der Marsch des 25. Juni führte die beiden ersten Kompagnien durch ein Meer von Schmut, in welches sich alle Wege verwandelt hatten, nach Tunschendorf, die 4. nach Haindorf, welches durch seine Lage in den Bergen für Fuhrwerk gar nicht, für Menschen nur schwierig zu erreichen war und aus elenden Hütten bestand ; das Bataillon befand sich im Gros der Avantgarde.
Die 3. Kompagnie war einem linken Seitendetachement,
bestehend aus dem Regiment *) Siehe Anlage XXIII, 163.
Elisabeth, beigegeben worden ,
25. Juni.
78
1866.
-
welches am 25. Juni in Wünſchelburg Halt machte. Waren schon die Märsche der lezten Tage in der gebirgigen Gegend der Grafschaft Glag für diejenigen Mannschaften, welche in den flachen Provinzen des Vaterlandes heimiſch waren , beſonders anſtrengend geweſen, ſo galt dies in noch höherem Maße von dem lezten Marsche nach durchwachter Nacht und in triefender, ſchwer durchnäßter Kleidung. Bei Scharfeneck traf das Bataillon den Generallieutenant Hiller v . Gärtringen an der Spiße der 1. Garde- Division .
Es befand sich nun nur noch ¼ Meile von
der feindlichen Grenze entfernt, und durch die bewaldeten Berge schimmerte der weiße Kirchturm der nächsten böhmischen Ortschaft.
Nachmittags 4 Uhr wurde Sekondlieutenant Graf z u
Dohna I. * ) mit 30 Schüßen und einigen Ulanen behufs Aufklärung vorgeſchickt .
Abends 10 Uhr kehrte derselbe zurück, ohne
bis hinter Braunau etwas anderes als einzelne feindliche Kavalleristen gesehen zu haben.
Einige in nördlicher Richtung von
der 4. Kompagnie vorgeschickte Patrouillen bestätigten die Abwesenheit des Feindes.
26. Juni.
Am 26. Juni überschritt die Division die Grenze und begrüßte den schwarz-gelben Kaiserlichen Grenzpfahl mit lautem Hurra.
Die 4. Kompagnie bildete den Vortrupp der Avant-
garde, die 1. und 2. befanden sich bei dem Gros derselben, die 3. noch bei dem linken Seitendetachement.
Kurz vor der Grenze,
etwa um 5 Uhr morgens, wurden die Dächſe abgelegt und die notwendigsten Bedürfnisse sowie die Munition aus denselben in die Brotbeutel gepackt .
Für die Krankenträger der Kom-
pagnien war die Ablegung des Gepäcks bereits in Wartha befohlen worden, auch hatten sie in jeder Tasche nur ein Paket scharfer Patronen ; als Erkennungszeichen trugen ſie um den linken Oberarm eine weiße Binde mit rotem Kreuz . Dasselbe Abzeichen trugen sämtliche Ärzte und Lazarettgehilfen . Ein höherer Befehl hatte die Beschlagnahme sämtlicher österreichischer Kaſſen besonders angeordnet, und wurde daher an dem ersten Kaiserlichen Zollhause durch eine Abteilung des Regiments Elisabeth der
erste Versuch gemacht,
Summe von 10 Kupferkreuzern erzielte.
welcher
die
Der nächste an der
Straße gelegene Ort Ottendorf war ſtill wie ein Grab ; es wurde *) Siehe Anlage XXIII , 154.
79
mit größter Vorsicht hindurchmarschiert, aber weder Einwohner noch Feinde ließen sich blicken.
Ebenso verödet waren die folgen
den Ortschaften bis Braunau .
Der Weg führte in einer frucht-
baren Gegend längs dem Flußbett der Steine. Die Ulanen patrouillierten vor und neben der Marschkolonne mit großem Eifer . Vor Braunau wurde Halt gemacht, sodann durch die unbeſezte Stadt hindurchmarschiert und zwei Einwohner, welche versicherten, daß bis Polig kein Feind vorhanden sei, als Führer mitgenommen. Der Divisionskommandeur, Generallieutenant v. Plonski , welcher sich mit seinem Stabe : dem Oberstlieutenant v. Voigts - Rhez , Premierlieutenant v. Weiher uſw., bei dem Vortrupp eingefunden hatte, befahl demnächst die Fortsehung des Marſches. Nachdem die Umgebung von Braunau abgesucht war, wurde der ſich dahinter ausdehnende Wald betreten. Die Ungewißheit über die Anwesenheit des Feindes war nicht unbegründet, denn bald fand zwiſchen einigen Ulanen des Vortrupps und einer Patrouille von Windischgräß - Dragonern ein kleines Scharmüzel ſtatt, welches den lezteren einige Gefangene und Verwundete kostete.
Als der Vortrupp des Batail-
lons die Stelle des Zuſammenſtoßes erreichte, jubelten ihm die Ulanen bereits entgegen und schwenkten die eroberten, großen, hölzernen Feldflaschen der Österreicher. goner
lag
Ein Windischgräß- Dra-
mit durchstochener Brust unter einem Baum, ein
zweiter, dekoriert mit der Feldzugs -Medaille von 1864, war vom Pferde gerissen worden und wurde in gänzlich zerfeßter Uniform als Gefangener zurückgeführt.
Das erste Blut und die glück-
liche Vorbedeutung, welche in der kleinen Begebenheit lag, verfehlten ihren Eindruck nicht. Hinter dem Walde breitete sich die Gegend mehr aus, die auf beiden Seiten des Weges sich hinziehenden Hügel wurden von der 4. Kompagnie abgesucht, allein es erfolgte kein Zuſammenstoß mit dem Feinde mehr.
Auf dem Markte in Polig ver-
einigte sich das Bataillon , die Einwohner waren gefällig und erfrischten die müden Soldaten. Nördlich der Stadt, bei Buckowiz, wurde schließlich biwakiert, und die aus Poliz herangeschafften Lebensmittel taten nach der nicht gewöhnlichen Anstrengung gute Dienste.
Hier traf auch die 3. Kompagnie wieder
1866. 26. Juni.
80 1866.
zum Bataillon, welche, bei dem linken Seitendetachement marſchierend , bei Kaltwasser am nördlichen Fuß der Heuscheuer an diesem Tage die Grenze überschritten hatte. Nachdem sie Poliz erreicht hatte, stellte sie eine Feldwache aus, ward aber bald abgelöst und vereinigte sich mit dem Bataillon . Buckowig
wurde
der
Inhalt
des
Fm Biwak bei
Braunauer
Tabaksver-
ſchleißes, dessen sich beim Durchmarsch Sekondlieutenant Graf v. Schweinig * ) auf Befehl bemächtigt hatte, an die Mannschaft verteilt, die demselben aber nur wenig Geschmack abgewinnen konnte. Auf den Bergen und dem ausgedehnten rechten Flügel der Aufstellung sezte die 1. Kompagnie vier Feldwachen aus : Fähnrich v . Kirchbach ** ) mit 34 Schüßen und Sergeant Milsch mit 23 Schüßen sicherten gegen Westen, Unteroffizier Massaloup
mit 23 und
Sekondlieutenant
Dohna I. mit 30 Schüßen gegen Süden .
Graf z u
Sekondlieutenant
v. Wilkonski wurde beauftragt, von dem steil aus der Umgebung hervorragenden Felsen, Waſtaberg genannt, das vorliegende Gelände zu beobachten .
Links schloß sich die 2. Kom-
pagnie an, deren Feldwachen, Sekondlieutenant Graf v. Bethusy - Huc mit 26, Sergeant Roth mit 15 und Sergeant Roßberg mit 12 Schüßen, die Straße nach Polig deckten.
27. Juni.
Am 27. Juni befand sich das Bataillon im Gros der Avantgarde und marschierte von Buckowiz über Poliz nach Hronow, woselbst es um 730 Uhr eintraf.
Ein halber Zug wurde beauf-
tragt, die dortige Kirche zu durchsuchen, da in derselben feindliche Dragoner versteckt sein sollten, was sich jedoch als unbegründet herausstellte.
Das Bataillon mochte etwa bis 9 Uhr
hier gelegen haben, als in ſüd -ſüdwestlicher Richtung nicht allzu entfernt Kanonendonner ertönte. In der Annahme, daß das V. Armeekorps mit dem Feinde zusammengetroffen sei, erwartete man jeden Moment den Befehl zum Aufbrechen, derselbe traf jedoch zunächst nicht ein.
Plöglich wurde es hinter dem Ba-
taillon rege, Seine Königliche Hoheit der Kronprinz kam mit seinem Stabe in schlankem Trabe angeritten . Mit einem kräftigen Hurra wurde er begrüßt dann eilte er weiter nach Nachod.
*) Siehe Anlage XXIII , 169. **) Siehe Anlage XXIII , 173.
81
So lag das Bataillon, während der Kanonendonner, bald lauter, bald dumpfer vernehmbar, allmählich immer stärker wurde, hier bis nach 11 Uhr, demnächst marschierte es durch einen Teil des Städtchens Hronom zurück nach Kostelez, um sich der 1. Garde-Division zu nähern, welche an diesem Tage Eypel erreichte. Bei Koſtelet angekommen, hatte das Bataillon einen Marsch von 32 Meilen bei sehr großer Hiße zurückgelegt ; es wurde abgekocht, aber während die Mannschaften noch damit beschäftigt waren, von neuem aufgebrochen . Der Schall des Kanonendonners hatte sich in der lezten Stunde entfernt. Man war auf den Ausgang des Tages sehr gespannt ; die Besorgnis wurde durch eintreffende ungünſtige Meldungen eben nicht vermindert. Die Avantgarde der 2. Diviſion, bestehend aus zwei Eskadrons des 3. Garde-Ulanen-Regiments, den Füsilier-Bataillonen der Regimenter Alexander und Elisabeth, der 1. Kompagnie Garde-Pionier-Bataillons, der 3 . Garde-Batterie, dem Garde- Schüßen-Bataillon und als Reserve dahinter aus einem Bataillon Regiments Könivierpfündigen
gin, nahm dementsprechend zwischen den Dörfern Stolin und Mſtietin auf einer Anhöhe an der Eisenbahn, welche von Joſephſtadt nach Landshut führt, eine Gefechtsaufstellung ein. Die 1. Kompagnie des Bataillons besezte Stolin und ein Gehöft an der Chauffee Skalig—Liebau, die 4. einen vor Woleschnig liegenden Hof, die beiden anderen blieben geſchloſſen in der Mitte hinter dem Füsilier-Bataillon des Alexander-Regiments . Die betreffenden Stellungen wurden schnell in einen möglichst verteidigungsfähigen Zustand gesezt ; während deſſen erhielten die Ulanen, Oberst Mirus und Oberstlieutenant v . VoigtsRhez an der Spize, Befehl, die vor der Aufstellung liegende weite Ebene auf Skaliz hin aufzuklären . Sie fanden bei Czerwenahora Gelegenheit, eine glänzende und glückliche Attacke gegen Mexiko -Ulanen, welche sowohl an Zahl als auch dadurch, daß sie bereits vor dem Anreiten den Aufmarsch vollendet hatten, überlegen waren, auszuführen . Mit kleinen Siegeszeichen aller Art reich beladen und mit verhältnismäßig nur geringem Verlust kehrten die gelben Reiter, beglückt, daß es ihnen vergönnt gewesen war, die erste Attacke, die das Regiment ſeit seinem Beſtehen geritten hatte, so rühmlich geleistet zu haben, zurück. Geschichte des Garde- Schüßen-Bataillons. 2. Aufl. 6
1866. 27. Juni.
82 1866.
Fast
gleichzeitig
traf
die
ein,
Nachricht
daß
General
v. Steinmez bei Nachod einen blutigen, aber folgenschweren Sieg erfochten hatte. Die Bataillonskommandeure ließen präſentieren und
Seiner
Majestät sowie seinem braven
V. Korps ein dreifaches Hurra bringen .
Dieſe frohe Botschaft
verscheuchte nicht nur jede Besorgnis , sondern rief ein Selbstvertrauen hervor, welches das Verlangen steigerte, recht bald an den Feind zu kommen. Der Gegner hatte sich auf Skaliz abgezogen, General v . Plonski ordnete daher eine Vorpostenaufstellung an und ließ die Avantgarde zwiſchen Woleschnig und Die Lebensmittel wurden Kostelet abkochen und biwakieren.
28. Juni.
hierzu aus Koſteleg herbeigeholt ; es fehlte jedoch bereits an Brot. Am 28. Juni stand das Bataillon morgens 415 Uhr an der Eisenbahn bei Koſteleg im Gros der Avantgarde.
Die Dächſe
wurden hier umgehangen. Für den weiteren Vormarsch ward eine neue Truppeneinteilung befohlen, infolge deren das Bataillon dem Gros der Division unter Generalmajor v . Loën Dies war der Grund , weshalb es an dieſem für einen Teil der Diviſion ſo ruhmreichen und ereignisvollen Tage (Gefecht bei Soor) keine Gelegenheit zu ſelbſttätiger Mitzugeteilt wurde.
wirkung fand. Der Marsch ging über Herlin nach Ehpel, woſelbſt das Gepäck wieder abgelegt und eine Raſt gehalten wurde. Der evangelische Feldgeistliche der 1. und der katholische der 2. Garde- Division hielten mit den Mannschaften ihres Glaubensbekenntniſſes einen Gottesdienst (Teile der 1. Garde- Division lagen hier ebenfalls und erwarteten jeden Augenblick den Befehl zum Vorgehen aus dem sehr heißen Keſſel von Eypel) . Starker Kanonendonner in nordwestlicher Richtung verkündete, daß auch die 1. Garde- Diviſion mit dem Feinde zusammengestoßen sei . Um 12 Uhr brach das Bataillon bei sehr großer Hize auf und
marschierte
über Raatsch ,
Hohenbruck nach Trautenau.
Staudenz,
Neu-Rogniß
und
Der Marsch führte über das aus-
gedehnte Schlachtfeld des 27. und 28. Juni, an Gefangenentransporten, Verwundeten und Toten vorbei, zwiſchen Haufen weggeworfener Tornister, Gewehre, umgestürzter Bagagewagen uſw. hindurch. Die glühende Hize, welche dem Geſunden faſt unerträglich war, machte die Lage der vielen Verwundeten, die
83
stundenlang warten mußten, ehe man sich um sie bekümmern
1866.
konnte, bejammernswert. Soweit es möglich war, wurden dieselben mit Wasser und dem Inhalt der Feldflaschen erfrischt. In nördlicher und nordöstlicher Richtung konnte man während des Marsches das Fortschreiten des Gefechts beobachten. Als das Bataillon den vor Trautenau liegenden Kapellen-
berg erreicht hatte, formierte es sich in Kompagniekolonnen und erhielt Befehl, eine am westlichen Ausgange der Stadt befindliche Fabrik, welche vom Feinde beſegt ſein ſollte, anzugreifen. Die beiden ersten Kompagnien ließen schwärmen, die beiden legten folgten geschlossen. bäude unbeſezt war.
Es ergab sich jedoch, daß das Ge-
Ebenso unbegründet war die Nachricht,
daß der Feind von Hohenbruck her angreife ; die 4. Kompagnie erstieg den Kapellenberg, die anderen folgten geschlossen. Abends 545 Uhr bezog das Bataillon in der Nähe eines noch brennenden großen Fabrikgebäudes Biwak und requirierte demnächſt Lebensmittel aus der Stadt. Der Marſch, der in großer Hiße ununterbrochen 13 Stunden gedauert hatte, gehörte zu den anstrengendſten dieses Feldzuges. Am Vormittag des 29. Juni brach das Bataillon, nachdem
29. Juni.
es abgekocht hatte, auf und marschierte im Gros der Avantgarde unter Major v. Polczinski über das Schlachtfeld von Soor und über Söberle nach Komar. Zwischen Komar und
Güntersdorf wurde biwakiert, die
4. Kompagnie bezog die Vorposten.
Dieſe nahm während der
Nacht die Verbindung mit dem I. Armeekorps auf; dabei verleitete eine Patrouille des 3. Küraſſier-Regiments einen Poſten zum Schießen, wodurch das ganze Bataillon alarmiert wurde. Am nächsten Tage war nach neun sehr anstrengenden Marschtagen, während welcher das Bataillon dreimal auf Vorposten gezogen war, im Biwak Ruhetag . 4. von Vorposten ab .
Die 3. Kompagnie löste die
Divisionsprediger Nit hat hielt für die
evangelischen Mannschaften einen stark besuchten Abendmahlsgottesdienst ab, am folgenden Tage hatten die Katholiken Feldgottesdienst. Am Abend des 30. Juni trafen die Bagagewagen ein; es wurden Lebensmittel ausgegeben. Vordem war die Bekanntmachung folgender Proklamation Seiner Majestät des Königs erfolgt :
6*
30. Juni.
84 1866.
Soldaten Meiner Armee!
Jch begebe Mich heute
zu Euch, Meinen im Felde stehenden braven Truppen und biete Euch Meinen Königlichen Gruß . In wenigen
Tagen
sind
Hingebung Resultate
durch
Euere
erfochten
Tapferkeit und
worden ,
welche sich würdig anreihen an die Großthaten unserer Väter. Mit Stolz blicke Ich auf sämmtliche Abtheilungen Meines treuen Heeres und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuversicht entgegen. Soldaten ! Zahlreiche Feinde stehen gegen uns im Kampfe. Lenker
Laßt uns indes auf Gott den Herrn , den Schlachten , und auf unsere gerechte
aller Sache bauen.
Er wird durch Euere Tapferkeit und Ausdauer die sieggewohnten Siegen führen .
1. und 2. Juli.
preußischen
Fahnen zu neuen gez . Wilhelm.
Am 1. Juli wechselte das Bataillon den Standort und bezog näher nach Kettendorf, hinter dem Kaiser Franz -Regiment in der Avantgarde der Division, innerhalb eines schönen Waldes Biwak. Am 2. Juli erkrankte der Chef der 3. Kompagnie, Hauptmann v. Wittken , *)
mußte sich
in
das
Trautenauer Lazarétt
schaffen lassen und kehrte von dort nach Berlin zurück.
An seiner
Stelle erhielt Premierlieutenant v . Baſſe wiz ** ) den Befehl über diese Kompagnie.
Die mehrtägige Ruhe tat nicht nur den
müden Mannschaften und Pferden gut, sondern sie war auch notwendig, um Waffen und Munition einer gründlichen Reinigung und Revision zu unterziehen .
Am Abend wurden den Truppen
folgende Befehle mitgeteilt : 1. Armeebefehl. Hauptquartier Praußniz, den 1. Juli 1866. Nur wenige
Tage sind
vergangen, seitdem
wir
die
Grenzen Böhmens überschritten haben, und bereits bezeichnen wiederholte glänzende Siege unſer glückliches Vordringen ſowie das Erreichen unseres ersten Zieles, die Elb -Übergänge zu besehen und mit der Ersten Armee vereinigt zu sein. Das tapfere V. Korps, unter Leitung seines heldenmüti-
*) Siehe Anlage XXIII , 122. **) Siehe Anlage XXIII, 140.
85
1866. gen Führers, schlug drei Tage hintereinander je ein neu herangeholtes feindliches Korps mit bewunderungswürdiger Aus- 1. und 2. Juli. zeichnung.
Die Garden bestanden zwei glückliche Gefechte und warfen den Feind in glänzender Weise zurück. Das I. Korps schlug sich mit außerordentlicher Tapferkeit unter den allererschwerendsten Umständen ! 5 Fahnen, 2 Standarten, 20 Geſchüße, 8000 Gefangene sind in unseren Händen, und viele tausend Tote und Verwundete beweisen, wie groß der Verlust des Feindes ſein muß. Leider haben wir den Verlust mancher braven Kameraden zu beklagen, die, teils tot oder verwundet, in unſeren Reihen fehlen, aber der Gedanke, für unsern König und das Vaterland zu fallen, vereint mit dem Bewußtsein, gesiegt zu haben, wird ihnen Trost im Sterben, Linderung im Leiden
gewähren .
Möge Gott auch fernerhin unseren Waffen den Sieg verleihen. Ich danke den Herren Generalen und Offizieren sowie den Soldaten der Zweiten Armee für ihre Tapferkeit im Kampfe und ihre Ausdauer im Überwinden der schwierigsten Verhältniſſe, indem ich mich ſtolz fühle, ſolche Truppen zu führen. Friedrich Wilhelm , Kronprinz.
2. Korpsbefehl vom 28. Juni 1866 . Ich sage hiermit den Truppenteilen des
Gardekorps
meinen Dank für die außerordentlichen Leiſtungen des heutigen Tages . Wenn wir auch schmerzliche Verluste zu beklagen haben, so war doch der Erfolg ein vollständiger. Das uns heut gegenübergestandene X. Armeekorps ist fast vollständig aufgerieben, Fahnen und Geſchüße erbeutet, unzählige Gefangene gemacht. Ich erkenne diese Erfolge, die wir größtenteils der Bravour der Truppen,
Offiziere
sowie
Soldaten, zu
danken haben, mit Dank gegen Gott, der unſere Waffen geſegnet, gern an. „Es lebe der König. “
3. Korpsbefehl.
2. Juli 1866 .
Seine Königliche Hoheit der Kronprinz teilt den Truppen mit, daß das 1. Brandenburgische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8 in Linie formiert vier Attacken einer schweren Kavallerie- Brigade abgeschlagen hat.
86 1866.
3. Juli 730 Uhr morgens.
2. Die Schlacht von Königgräß . Am Morgen des denkwürdigen 3. Juli lag das Bataillon noch ahnungslos im Biwak südlich Komar und schickte sich an, troz starken Regens Feuer zum Kaffeekochen anzuzünden, als plöglich um 780 Uhr das Signal „ das Ganze Sammeln " ertönte. Wenige Minuten später setzte sich die Diviſion in gesteigerter Marschgeschwindigkeit auf der Straße nach Königinhof in Bewegung.
Das Bataillon befand sich in der Avantgarde. Bei dem Durchmarsch durch Königinhof marschierte es bei
Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen vorbei , der sich anschickte, mit seinem Stabe die Stadt zu verlassen . Als die Vormittags. südwestlich des Ortes sich hinziehenden Höhen erstiegen waren, ertönte durch die dicke, regnerische Luft dumpfer Kanonendonner. Der Oberbefehlshaber der österreichischen Nord =- Armee, Feldzeugmeister Benedek, hatte die ihm zur Verfügung stehenden ſieben Armeekorps und die ſächſiſchen Truppen am 3. Juli etwa 1½ Meilen nordwestlich von Königgräß in folgender Aufstellung vereinigt: *) Rechter Flügel : II . und IV. Korps in der Linie Sendraſiz -Ciſtowes,
Mitte: X. und III . Korps zwischen Ciſtowes und Langenhof, Linker Flügel : VIII . Korps und die Sachſen von Streſetig bis Nieder -Prim, Reserve: I. und VI . Korps zwischen Rosberiz , Wsestar und Sweti . Gegen dieſen ſehr überlegenen Gegner befanden sich preußischerseits die Erste und die Elb -Armee seit dem Morgen des 3. Juli in heftigſtem Kampfe und erwarteten mit Spannung das Eingreifen der Zweiten Armee, welche die Entscheidung des Tages herbeiführen sollte . Was den weiteren Vormarsch des Bataillons anbelangt, so
hatte südlich Königinhof die 1. Kompagnie den Vortrupp der Avantgarde übernommen, die 3. und 4. befanden sich im Gros, die 2. wurde längs des Bergrückens in südöstlicher Richtung abgezweigt, um nach dieser Seite hin zu sichern . Da jedoch Teile des VI. Armeekorps sich links neben dem Bataillon entwickelten, ſo vereinigten sich die Kompagnien wieder und marschierten troß *) Siehe nebenstehenden Plan 3 : Das Schlachtfeld von Königgräß.
Plan 3.
Schlachtfeld von Königgrätz . Zu Geschichte des Garde Schützen-Bataillons. 06: Hnewcowes,
Benatek Sovetitz
Sadowa Maslowe 320 Cistowe
Dhalitz D upa
Ob Dohalička
Chlum Nedělist
Tresowitz
E
Langenhof H. Streselit
Westar
Rosnitz Problug
Briza
293 Nie drin
A 2. Garde -Division B 1. " C 8.5u.7 D 4. E 3. F 14. G 11
Erläuterungen. H II. Oestr Armee- Korps J IV. 10 KIII. N L I · M Sächsisches N Oestreichische Haupt-Reserve O
Preussische-Armee Oestreichische "
3 Uhr Nachmittags
Kompagnieen des Garde -SchützenBataillons um 3 15Uhr Nachmittags . Ort, an welchem S. Majestät der König das Bataillon antraf.
Mafsstab 1 : 62500 . 1000Sarrita
5000 Schritt
}
87 des unergründlich tiefen Bodens der Felder querfeldein auf das
1866.
3. Juli Dorf Horenowes zu . Am frühen Nachmittag langte das Ba1 Uhr nachDistanz ganze Kompagnien wurden auf taillon daselbst an, die mittags. auseinandergezogen und rückten in Kompagniekolonnen mit starker Marschgeschwindigkeit an der Spize der 2. Garde-Diviſion der vor der legteren marschierenden 1. Garde- Diviſion nach. In Höhe von Maslowed angekommen, bog das Bataillon rechts ab und nahm Marschrichtung auf das Dorf Lipa. Der Kanonendonner hatte zugenommen, große Wolken von Pulverdampf, vermischt mit den schwarzen Rauchsäulen brennender Dörfer, tauchten in der Ferne auf. In diesem Augenblick kam ein Trompeter der Garde- Artillerie mit dem Rufe: „ Hilfe, Kavallerie! " herangejagt, worauf Major v. Besser der 1. Kompagnie, welche am nächſten zur Hand war, befahl, der in Gefahr befindlichen , südlich Maslowed 230 Uhr im Feuer stehenden Garde-Batterie* ) schleunigst zu Hilfe zu nachmittags . eilen . Hauptmann v. Massow ging im Laufschritt vor, ließ schwärmen und in die rechte Flanke der bereits in der Attacke auf die Batterie befindlichen drei Züge österreichischer Husaren auf 150 bis 250 Schritt Entfernung Schnellfeuer geben .
Die Batte-
rie verteidigte sich heftig mit Kartätſchen, Garde-Füsiliere und Garde-Jäger, welche im südlichen Teil von Maslowed sich noch befanden, feuerten gleichzeitig auf die Front und die linke Flanke des Feindes .
Die Wirkung dieſes
gemeinschaftlichen Feuers
äußerte sich merklich : viele reiterlose und liegenbleibende Pferde, viele tote und verwundete Husaren gaben Zeugnis davon .
Zwei
Geschüße, welche die attackierenden Husaren mit sich führten, befanden sich rechts hinter denselben und kamen gerade in den Schußbereich des 5. und 6. Halbzuges der Schüßen-Kompagnie ; Sekondlieutenant Graf zu Doh na I., welcher die Züge führte, ließ auf Bedienungsmannschaften und Pferde feuern , worauf nach kurzer Zeit die Geschüße, derselben beraubt, liegen blieben . Die feindlichen Huſaren hatten ungeachtet allen Feuerns die preußische Batterie durchritten, jedoch nicht mehr als geſchloſſene Truppe, ſondern als loser Schwarm, welcher kurz darauf hinter
*) 12 pfündige v. Schmeling) .
Batterie
der
1. Garde = Diviſion
(Hauptmann
88 1866.
3. Juli.
Maslowed
verschwand ,
ohne
der
ersteren etwas angetan zu
Einige Minuten darauf tauchten sie an der nördlichen Seite des Dorfes in dem Wiesengrunde wieder auf und wandten ſich nunmehr in völliger Auflöſung in der Richtung auf das Dorf
haben.
Sendrasiz. Hauptmann v. Masso w führte schnell zwei Züge an die Ostecke von Maslowed und beschoß von da aus auf etwa 350 Schritt Entfernung dieſen Rest, wodurch sowohl Huſaren als Pferde außer Gefecht gesezt wurden, bis derselbe einer Abteilung vom Garde-Huſaren-Regiment in die Hände fiel. Die 1. Kompagnie hatte bei dieſem Gefecht 450 Patronen verschossen. Die drei anderen Kompagnien waren unterdeſſen weiter vorgegangen, und der Kommandeur, welcher sich bis zur Beendigung des Gefechts bei Maslowed bei der 1. Kompagnie aufgehalten hatte, beeilte sich, dieselben zu erreichen, was in dem Augenblick geschah, als die vorderen Züge aller drei Kompagnien aufgelöst wurden, um gegen das Dorf Lipa vorzugehen, aus Etwa
welchem bereits feindliche Kugeln über sie hinweg ſauſten.
300 Schritt nördlich des Dorfes liegt ein Wieſenſtreifen, der sich um die nordöstliche Seite desselben bis an das Lipaer Gehölz 3 Uhr nach- herumzieht . Dieſe Linie war von österreichischen Jägern (hechtmittags. graue Uniform, schwarze Hüte mit grünen Federbüschen) besezt, welche, gedeckt durch hohe Kornfelder, den Kompagnien die erſten Verluste zufügten, bald aber sich in das Dorf ſelbſt zurückzogen, wobei viele dem wohlgezielten Feuer der Schüßen zum Opfer fielen. Von diesem Wiesenstreifen aus sezten die Kompagnien, die 2. rechts, die 3. in der Mitte, die 4. links, den Angriff auf die Umfassung von Lipa fort. längert,
die Soutiens
Die Schüßenlinien wurden ver-
möglichst gedeckt aufgestellt,
um abzu-
warten, wo ein Eingreifen nötig werden würde. Dieser Fall trat ein, als die Dorfumfaſſung beinahe erreicht war. Auf Befehl des Kommandeurs wurden sämtliche Soutiens aufgelöst, und mit lautem Hurraruf warfen sich die drei Kompagnien in das stark besezte und hartnäckig verteidigte Dorf, die Hauptleute vor der Front, der Kommandeur im Galopp den Schüßen der 3. Kompagnie voran . Die 4. Kompagnie stieß zuerst auf energiſcheren Widerstand und mußte einen vor dem Lipaer Wäldchen befindlichen Verhau,
89 sodann den Wald selbst nehmen, ehe sie in das Dorf gelangte. Die beiden anderen Kompagnien erstürmten im ersten Anlauf Der Feind , besonders Jäger vom 3., 5. und 17. Bataillon, wehrte sich hartnäckig, Haus für Haus mußte erstürmt werden, wobei viele der Gegner getötet und verwundet und eine noch größere Anzahl gefangen genommen wurde.
die Dorfumfassung.
Unteroffizier Müller der 4. Kompagnie zeichnete sich hierbei durch persönliche Tapferkeit aus . * ) Das Kreuzfeuer, welches besonders an den höher gelegenen Stellen des Ortes und auf der Dorfstraße von großer Wirkung war, und die Kartätſchen und Granaten der sehr gut schießenden österreichischen Artillerie fügten dem Bataillon empfindlichen Schaden zu. Es galt jezt vor allem, das Dorf bis zum jenseitigen Rande und die an demselben gelegene, mit großer Zähigkeit bis zulezt verteidigte Ziegelei zu nehmen . Stunde ward dies erreicht.
Im Lauf der nächſten halben
Der Verlust des Bataillons ſtand zu der Stärke des Feindes und zu dem erreichten Erfolge in geringem Verhältnis . Hauptmann v. Laue , **) der beim Beginn des Dorfangriffs mit der Hälfte seiner Kompagnie die feindliche Stellung rechts umfaſſend sehr wirksam beschossen hatte, wurde, als er bereits durch das Dorf vorgedrungen war, in dem östlichen Graben der Sadowa-Königgräger Chauffee von der Ziegelei aus durch das rechte Knie geschossen, an der Hand und am Halse gestreift. Sekondlieutenant Graf v. Beth us y - Huc blieb, durch den Kopf geschossen, auf der Stelle tot, gerade als er am Eingange des Dorfes ſeinem *) Unteroffizier Müller , ein kleiner, schmächtiger Mann, aber vorzüglicher Turner, erhielt den Auftrag, ein großes Eckhaus zu nehmen, aus dessen Hochparterrefenſtern geschossen wurde und dessen Tür verbarrikadiert war. Er lief mit seiner Gruppe bis dicht an das Haus heran, spannte die Büchse, ließ sich auf den Schultern der Schüßen hochschieben, schoß ins Fenster und sprang in das Innere. Unmittelbar darauf folgten ihm seine Leute auf demselben Wege und kamen noch zu rechter Zeit, um ihn vom sicheren Tode zu retten. Er hatte mit Kolben und Hirschfänger um sich gehauen, war aber niedergeworfen worden und hatte bereits seine Büchse eingebüßt, als die Schüßen ihm beisprangen. Nun streckten die österreichischen Jäger die Waffen, zunächſt in der erſtürmten Stube, dann im ganzen Hause. Es waren 2 Oberjäger und 20 Mann. Wunderbarerweise war Müller unverwundet und nur arg zerschlagen. Er erhielt das Militär-Ehrenzeichen 2. Klasse. **) Siehe Anlage XXIII, 116 .
1866 . 3. Juli.
90 1866. 3. Juli.
Zuge befahl, in ein unmittelbar vor ihm gelegenes , neu erbautes Gehöft einzudringen, und ſoeben seinen Revolver auf feindliche Jäger, welche jenes Haus beſezt hatten,
abgeschossen hatte.
Ebenso fiel Feldwebel M o e v e s der 3. Kompagnie beim Angriff auf die Dorfumfaſſung von zwei Kugeln in der Bruſt und einer im Kopf durchbohrt, laut- und leblos nieder.
Unteroffizier
Schazmann derselben Kompagnie wurde fast in demselben Augenblick tödlich in den Kopf getroffen und starb kurze Zeit darauf. Sergeant Di e ck und Unteroffizier W o If der 4. Kompagnie blieben, ersterer durch das Herz , lekterer durch den Kopf getroffen, beim Kampf um eine Scheune im Dorfe. Unteroffizier Bading der 2. Kompagnie fiel ebenfalls, durch den Kopf geschossen, beim Angriff auf das Dorf. Gardeſchüße Wende derſelben Kompagnie wurde von einer Granate vollſtändig zerriſſen . Sie alle gaben ein leuchtendes Beiſpiel glänzender Tapferkeit. Jenseits Lipa befand sich , etwa 800 Schritt entfernt , eine nachmittags. feindliche Batterie von zwölf Geſchüßen , deren Geſchoffe den Reihen der Ersten Armee am Vormittage hart zugesezt hatten .
330 Uhr
Die 4. Kompagnie , welche sie zuerst bemerkte , richtete auf Befehl des Hauptmanns v . Gélieu ihr Schnellfeuer sofort in die rechte Seite derselben . Nach kurzer Zeit waren Pferde und Beaußer Gefecht gesezt , und die Sekonddienungsmann schaften lieutenants Graf v . Schweinig und v . Massow mit Schüßen der 4., und Sergeant Linke mit Mannschaften der Der leztgenannte 2. Kompagnie bemächtigten sich derselben . Ba di tterie erreichte . Er e Unteroffizier war der erste , welcher erhielt das Militär - Ehrenzeichen 1. Klaſſe . An der Eroberung zweier anderer Geschüße beteiligten sich nebst Mannschaften des Füsilier-Bataillons Regiments
Alex-
ander, Gardeſchüßen der 2. und 3. Kompagnie unter den Augen des Kommandeurs , den während des ganzen Gefechts seine unerschütterliche Ruhe keinen Moment verlassen hatte.
In dem
sehr heftigen Gewehrfeuer auf der Lipaer Dorfstraße ward ihm aus geringer Entfernung das Pferd unter dem Leibe verwundet, worauf er dasjenige einer Ulanen-Ordonnanz bestieg , nacheilte und persönlich von einem Geſchüß Besiz ergriff. * ) *) Dem Bataillon wurden für die ihm als erobert zuerkannten Geschüße nach Beendigung des Feldzuges die dafür ausgefeßten Douceurgelder in Höhe von 120 Dukaten überwieſen. Aus den Zinſen derselben
91
Unterdessen war die 1. Kompagnie wieder zum Bataillon gestoßen und konnte sich noch an dem Dorfgefecht am südlichen Ausgang von Lipa beteiligen.
1866. 3. Juli.
Der 4. Zug unter Portepee-
fähnrich v. Kirch bach ging links von den drei anderen Kompagnien vor, und es gelang ihm, dem Feinde, als er sich über das freie Feld nach Langenhof zurückzog , Abbruch zu tun. Als die Kompagnien die Sadowa -Königgräßer Chauffee überschritten hatten, gerieten sie in ein heftiges Kartätschfeuer von Langenhof her, welches mehrere Leute kostete und besonders deshalb läſtig wurde, weil der hinter einer Anhöhe ſtehenden und daher dem Auge entzogenen feindlichen Batterie nichts anzuhaben war. Erst als Artillerie herbeikam, sah sich die Batterie genötigt, abzufahren . Allmählich ſammelten sich die Kompagnien jezt wieder, da bei dem heftigen Kampfe im Dorfe die Ordnung nicht hatte aufrecht erhalten werden können, in der Richtung nach Langenhof hin. 4 Uhr In diesem Augenblicke kam Seine . Majestät der König , welcher persönlich die Schlacht geleitet hatte, mit nachmittags. seinem Gefolge an der Spize mehrerer Kavallerie -Regimenter an die 4. Kompagnie, welche im Begriff war, ihre soeben erbeutete Batterie zu verlaſſen, herangeritten und hielt an. Unter freudigem Hurra umringten die Schüßen ihren obersten Kriegsherrn, die Offiziere hatten die hohe Ehre, nicht nur von dem glücklichen Gefecht Bericht abstatten, sondern auch Seiner Majestät Hand küſſen zu dürfen, was Allerhöchstderselbe huldreichst gewähren ließ und dessen er sogar in dem am Abend des 3. Juli aus Horic an Ihre Majestät die Königin gerichteten Briefe mit den Worten gedachte : Hier stieß ich zuerst auf die im vollen Avancieren be-
griffene (Tambour battant) 2. Garde- Diviſion und Teile des Garde-Füsilier-Regiments inmitten eben genommener 12 KaDer Jubel, der ausbrach, als dieſe Truppen mich nonen. sahen, ist nicht zu beschreiben , die Offiziere stürzten sich auf meine Hände, um sie zu küssen, was ich diesmal gestatten mußte, und ſo ging es, allerdings im Kanonenfeuer, immer vorwärts und von einer Truppe zur andern und überall das ist alljährlich eine Anzahl Prämien beschafft worden, die bei dem zur Feier der Schlacht von Königgräß am 3. Juli jedes Jahres stattgehabten Prämienschießen von den Unteroffizieren und Mannschaften ausgeschossen wurden.
92 1866. 3. Juli.
nicht endenwollende Hurrarufen !
-
Das sind Augenblicke, die
man erlebt haben muß , um ſie zu begreifen, zu verſtehen ! Hauptmann v. Gélieu hatte hier Gelegenheit, Seiner Majestät zum zweiten Male während dieſes Feldzuges ſein: „ Vive le roi ! " entgegenzurufen . *)
5 Uhr
Bei Langenhof war das Bataillon bald vollständig vernachmittags. jammelt ; noch einmal bohrten sich vor und dicht hinter demselben einige Granaten in den lockeren Boden, als plöglich von rechts und rückwärts eine Abteilung feindlicher Küraſſiere in der Karriere dicht an demselben vorüberjagte, zugleich aber von dem in unmittelbarer Nähe haltenden 3. und 12. Huſaren-Regiment attackiert wurde. Von der inzwischen gleichfalls nach der Mitte des Schlachtfeldes zu im Vorgehen begriffenen Ersten Armee kamen jezt Regimenter des II . Armeekorps , so das 49., mit dem Bataillon in Berührung .
Mit dem Fortschreiten des feindlichen Rückzuges
auf Königgräß und Pardubig verstummte allmählich der Kanonendonner des 3. Juli.
Das Bataillon erhielt bald darauf Befehl, weiter vorzurücken, und marschierte bis an den südwestlichen Ausgang von Rosberig, woselbst es mit dem Ostpreußischen Jäger-Bataillon Nr. 1 , welches bei Trautenau und auch am 3. Juli mit großer Auszeichnung gefochten hatte, zusammentraf. Demnächst wurde es angewiesen, für die Diviſion Vorposten auszusehen. Die 6 Uhr
3. Kompagnie bezog dieselben bei Wsestar, der Rest des Banachmittags . taillons biwakierte bei Langenhof auf dem Attackenfelde österreichischer Küraſſiere, deren Leichen den Biwaksplaß bedeckten. Am Abend des 3. Juli war die Verpflegung äußerst knapp, da weder Proviantkolonnen zur Stelle waren, noch in den Dörfern requiriert werden konnte. ** ) Brausender Jubel aber *) Dieser Moment iſt verſchiedentlich Gegenſtand künstlerischer Darstellung geworden. Ein in der Bildergalerie des Königlichen Schlosses zu Berlin befindliches, von Profeſſor Steffeck gemaltes und ein in der Königlichen Nationalgalerie befindliches von Sell gemaltes Schlachtenbild geben dieſe Szene treffend wieder. **) Zufälligerweise kamen die 1. und 4. Kompagnie bei Rosberig in Besiz von zwei Ferkeln, die ungemeine Freude erregten, aber nur wenigen helfen konnten. In dieser Notlage verschmähten es die Schüßen nicht, ſich von dem verwundet geweſenen Pferde des Kommandeurs, welches am Abend hatte getötet werden müssen , Stücke herauszuschneiden, sie am Biwaksfeuer zu röſten und zu verzehren.
93
erscholl, als noch in später Stunde Seine Majeſtät der König seine ſiegreichen Truppen in ihren Biwaks aufſuchte. Das „Heil Dir im Siegerkranz " der Regimentskapellen und das Hurrarufen der Bataillone wollte kein Ende nehmen. —
Mit dem Dunkelwerden begann von neuem Gewehrfeuer , dadurch indes hervorgerufen, daß die auf den Biwaksplägen zahlreich aufgefundenen österreichischen Gewehre von den Mannschaften abgeschossen wurden, teils, um sie zu entladen, teils, um verwundete Pferde, welche einen sehr bemitleidenswerten Anblick darboten, zu töten . Von den 13 Beutepferden , welche dem Bataillon von der Batterie bei Langenhof in die Hände gefallen waren, wurde ein Teil zur Deckung des eigenen Bedarfs , ein Teil zur Abgabe an die Garde-Artillerie verwendet. Einen seltsam großartigen Eindruck machten mit Einbruch der Dunkelheit die vielen , durch die Vereinigung faſt der ganzen preußischen Armee auf kleinem Raum, ringsum auflodernden Biwaksfeuer. Bald ertönten die dumpfen Trommelwirbel und die feierlichen Klänge des großen Zapfenſtreichs durch die Nacht . An diesem Tage aber schloß derselbe nach altpreußischer Sitte mit dem Choral : „ Nun danket alle Gott“ -- wahrlich ein großartiger,
unvergeßlicher
Moment.
Beim
Schein der Feuer
wurden später noch die Mannschaften verleſen, die Toten und Verwundeten, soweit es möglich war, festgestellt und die Munition ergänzt. Der gesamte Verlust des Bataillons in dieſer Schlacht war folgender: Tot: 1 Offizier, 1 Feldwebel, 4 Unteroffiziere, 3 Schüßen ; schwer verwundet (später den Wunden erlegen) : 1 Offizier, 6 Schüßen ; außerdem verwundet : 2 Unteroffiziere, 48 Schüßen. *) Niemand übersah am Abende dieses glorreichen Tages den vollen Umfang des erfochtenen Sieges, noch viel weniger die gewaltige Tragweite, die er für die fernere Machtentwicklung des Vaterlandes haben sollte. Aber das Gefühl, ſelbſt mitgewirkt zu haben bei dieſer glänzenden Waffentat, hob eines jeden Bruſt in freudigem Stolze.
*) Siehe Anlage X. Verzeichnis der in der Schlacht bei Königgräß gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannschaften und Angabe der im Feldzuge verſtorbenen Mannſchaften.
1866. 3. Juli.
94
1866 .
3. Der Vormarsch auf Wien, die Beendigung des Feldzuges und die Zeit bis zum Feldzuge von 1870.
4. Juli.
Am 4. Juli wurde das Biwak des Bataillons weiter südwestlich gelegt, und man hatte Gelegenheit, sich auf dem ſehr ausgedehnten Schlachtfelde umzusehen, deſſen einzelne Bilder und Gruppen die Szenen des vergangenen Tages, ſowohl solche der höchsten soldatischen Tugend als auch solche des ſchmerzlichsten menschlichen Leidens , veranschaulichten und wohl das Herz eines jeden mit tiefem Gefühl erfaßten, aber auch das Bewußtſein gewährten, daß das Blut der Kameraden nicht umsonst für König und Vaterland geflossen war .
An demselben Tage noch wurde
folgender Allerhöchste Armeebefehl erlaſſen : Soldaten Meiner in Böhmen versammelten Armeen! Eine Reihe blutiger und ruhmreicher Gefechte hat die rechtzeitige Vereinigung unserer sämmtlichen Streitkräfte Mir
in Böhmen möglich gemacht .
vorliegenden
Berichten
ersehe
Ich,
Aus daß
den dies
Resultat durch die sichere Führung Meiner Generale und durch die Hingebung und Tapferkeit sämmtlicher Truppen erreicht worden ist. die
Armee ,
trog
aller
Unmittelbar darauf hat
Anstrengungen
und
Ent-
behrungen der vorhergehenden Tage , unter Meiner Führung
den Feind
in
einer
festen
Stellung
bei
Königgräs energisch angegriffen , die gut vertheidigte Position nach heißem Kampfe genommen und einen Viele Trophäen , über glorreichen Sieg erkämpft. hundert eroberte Kanonen , Tausende von Gefangenen geben
aufs
Neue Zeugniß
von der Tapferkeit und
Hingebung , in welcher alle Waffen miteinander gewetteifert haben. Der Tag von Königgräß hat schwere Opfer gefordert , aber er ist ein Ehrentag für die ganze Armee , auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickt .
Ich weiß , Ihr werdet auch ferner
Meinen Erwartungen
entsprechen ,
denn preußische
Truppen wußten stets mit dem Heldenmuth diejenige Mannszucht zu vereinigen , ohne welche große Erfolge nicht erkämpft werden können . gez . Wilhelm .
95
Premierlieutenant v . Basse wiz übernahm am 4. Juli
1866.
die Führung der 2., Premierlieutenant v . Hindenburg * ) die der 3. Kompagnie. Im Laufe des Tages kamen die Proviantkolonnen nach, und am Abend wurden bei Langenhof Lebensmittel empfangen.
Die Verwundeten des Bataillons ,
denen durch die unermüdliche Tätigkeit der beiden Ärzte nach Möglichkeit Linderung verschafft worden war, wurden größtenteils in das Lazarett zu Horic gebracht, Lieutenant Graf v . Bethusy - Huc ward mit anderen preußischen Offizieren bei Die unmittelbar neben dem Biwaksplage der
Wsestar beerdigt.
1. und 3. Kompagnie gefallenen Preußen und Österreicher, unter denen ein Sergeant vom Pommerſchen Ulanen-Regiment Nr. 4 durch seine zahlreichen Hiebwunden beſonders Teilnahme erregte, wurden daselbst von den Schüßen begraben, wobei die Musik ihnen mit einem Choral die lezte Ehre erwies. Am 5. Juli wurde von den bei Chlum befindlichen Munitionskolonnen des Gardekorps die verbrauchte Munition ergänzt,
5. Juli.
sie betrug für das Bataillon gegen 5000 Stück, so daß aus den 800 Büchsen, mit welchen es in die Schlacht gegangen war, etwa 5 bis 6 Patronen von dem einzelnen Mann durchschnittlich verschossen worden waren. Hinter den Munitionskolonnen konnte man die erſten Zeichen des großen Sieges ermeſſen , indem dort zu dieser Zeit schon 85 feindliche Feldgeſchüße aufgefahren standen. Mittags 12 Uhr verließ das Bataillon, nachdem es abgekocht hatte, das ihm in dieſem Feldzuge so bedeutungsvoll gewordene Schlachtfeld und marschierte über Stöffer nach Liebisan, woſelbſt biwakiert wurde.
Am 6. Juli überschritt es die Elbe
zum zweiten Male bei Pardubiz auf einer der dort neu geschlagenen Pontonbrücken und erreichte Zwiny ; die beiden ersten Kompagnien bezogen die Vorposten, die beiden lezten enge und schlechte Quartiere im Orte.
Überall stieß man auf die Spuren
einer regellosen Flucht des Feindes .
Die Vorpostenlinie zog sich
von Weska bis Kleindorf, nordöstlich von Zwiny hin. Am 7. Juli ſollte das Bataillon in Podecel Quartiere erhalten und , obgleich Hauptmann v. Gélieu schon am Vormittage zum Kommandanten von Groß- und Klein-Podecel ernannt worden war, so wurde dennoch neben dem Ort in ſtrömendem Regen biwakiert. *) Siehe Anlage XXIII, 152.
6. Juli.
96 1866 .
--
Hier ereignete sich eine Begebenheit, welche den Beweis liefert, mit welcher gewinnenden Güte Seine Königliche Hoheit der Kronprinz seinen Untergebenen gegenübertrat. * ) Am 8. Juli erreichte das Bataillon Hohenmauth, welches für die beiden ersten Kompagnien seit dem 25. Juni wieder das erste Quartier war ; die beiden anderen zogen auf Vorposten. Hierbei ereignete sich der traurige Fall, daß bei der Feldwache der 4. Kompagnie ein Schüße aus Fahrlässigkeit einen Kameraden erschoß. Mit dem 9. Juli trat das Bataillon, welches wieder seit dem 3. der Avantgarde der Diviſion angehört hatte, in die Reserve unter Generalmajor v . Loën und marſchierte auf der Chaussee von Hohenmauth bis Chozen, woselbst es den Befehl erhielt, die Furagierung einer Batterie in dieſem Städtchen zu decken. Da jedoch an demselben Tage der größte Teil der 1. Garde-Division durch Chozen hindurchmarschierte, so wurde es der Batterie sehr schwer, wieder aus der Stadt herauszukommen, obgleich außer einem Achtel Bier und einem Das Bataillon Sack Hafer nichts aufzufinden gewesen war. mußte infolgedessen zwei Stunden im ſtrömenden Regen halten und am Abend, anstatt in St. Georg Quartiere zu beziehen, in der Nähe der wenigen Gehöfte des Ortes Sitin, bei andauernd *) Bei dem damals herrschenden großen Mangel an Zigarren und Tabak fiel es dem Chef der 4. Kompagnie, Hauptmann v. Gélieu , ein, daß er im Hauptquartier Seiner Königlichen Hoheit, welches unweit des Biwaks in einem Schloſſe Unterkunft gefunden hatte, einen guten Bekannten besaß, der vielleicht dieſem Mangel abhelfen konnte. Er bat daher dieſen auf einer Visitenkarte, ihm und seinen Offizieren doch einige Zigarren schicken zu wollen. Bald darauf traf die abgeſandte Ordonnanz mit einer Karte und einem Päckchen, in welchem sechs prachtvolle Regalia steckten, wieder ein. Auf der Karte stand : „Mein lieber Kapitän, da ich ebenfalls keinen Stoff mehr habe, so hat Seine Königliche Hoheit der Kronprinz selbst Ihren Wunsch erfüllt. “ Umſeitig, mit Blei geſchrieben : „Mein lieber Hauptmann ! Anbei einige von meinen Zigarren extra muros. Mögen sie Ihnen schmecken, Ihre Requiſition iſt klaſſiſch. Friedrich Wilhelm . " Tiefbeschämt, aber hocherfreut nahm der Hauptmann die gnädige Sendung in Empfang, und die köstlichen „,extra muros" wurden von den Offizieren der 4. Kompagnie mit Wonne geraucht, nachdem das erste Glas des erwärmenden Feldzugs - Grogs auf das Wohl des Königlichen Gebers und Feldherrn getrunken worden war.
97
ungünstiger Witterung und Mangel größten Teile biwakieren.
an Lebensmitteln,
zum
Am 10. Juli wurde Nalhütten erreicht, woselbst am folgen den Tage Ruhetag war.
1866.
10. Juli.
Derselbe war dringend notwendig, um
die arg mitgenommenen Sachen, besonders das Schuhzeug, wiederherzustellen und gründlich zu reinigen. Um dem von neuem eingetretenen Mangel an Brot abzuhelfen, wurde in der Nacht frisch gebacken.
Die Folgen der schlechten Nahrung, der 14tägigen Biwaks, der vielen Regengüſſe zeigten sich bedenklich in dem Gesundheitszustande des Bataillons , welches 103 La-
zarettkranke hatte.
Am 12. Juli brach es nach Knappendorf auf, marschierte aber von dort infolge eines veränderten Befehls
zurück nach Nalhütten und um 10 Uhr über Böhmisch-Trübau und längs des Eisenbahndammes über Zwittau nach MähriſchHermersdorf.
Die große Hiße und die anfänglich sehr aufgeweichten Wege ermüdeten die Mannschaften ſehr. Am folgenden
Tage
wurde der Marsch nach Rattendorf fortgesezt und bei
Mährisch-Hermersdorf schritten .
die böhmisch-mährische Grenze überUnterwegs mußten die zum Gardekorps gehörenden
Truppen vier Stunden in Mährisch-Trübau liegen bleiben, weil die Straße durch den Durchmarsch des V. Armeekorps und seiner Kolonnen gesperrt war . Troß der geringen Entfernung von anderthalb Meilen brauchte das Bataillon 11 Stunden, um die Quartiere zu erreichen . Erst an diesem Tage war es dem Kommando, welches die am Morgen des 3. Juli bei Königinhof abgelegten Dächse
nachschaffen sollte,
gelungen,
das
Bataillon
wieder zu erreichen ; die mit den Dächſen beladenen Wagen waren in Chlum festgehalten und zur Beförderung von Verwundeten benugt worden. Am 14. Juli hatte das Bataillon inſofern wiederum Unglück mit seinem Quartier, als es sich herausstellte, daß das ihm zur Unterkunft angewiesene Dorf Nova-Paleni nur auf der Karte vorhanden war, indem vor Jahren nur einmal dort ein Heiligenbild gestanden hatte ; das Bataillon mußte daher bei Jaromierzig biwakieren. Zum Glück konnte daselbst Bier und Rum requiriert werden. Wenn auch an Rindfleisch seltener Mangel war, so fehlte es noch immer an Brot, ebenso fühlbar war das Fehlen guten frischen Wassers in den meisten Orten. Für die evangeliGeschichte des Garde- Schüßen-Bataillons . 2. Aufl.
7
14. Juli.
98 1866.
schen Mannschaften
-
war am 15. Juli Gottesdienst,
während
dessen der Kanonendonner von Tobitschau vernehmbar wurde. Für den an diesem Tage erfolgten Weitermarsch wurden Wagen requiriert, welche mit den Dächsen beladen wurden . Auch das neue Quartier Pamietig erfüllte seinen Zweck insofern wiederum nicht, als dasselbe vor kurzer Zeit halb abgebrannt war. 16. Juli.
Der Marsch des 16. Juli war auf schlechtem Wege sehr beschwerlich und das dem Bataillon zugewiesene neue Quartier Holleschin wiederum sehr eng und mangelhaft.
Es wurde in
dieser Zeit wiederholentlich vormittags abgekocht und erſt gegen Mittag aufgebrochen, da bei der großen Ermüdung nach den Märschen
das Abkochen
blieben war.
am Nachmittage
häufig ganz unter-
Der schlimmste Tag für das Bataillon war daher
der 17. Juli, an dem mittags um 1 Uhr bei glühender Hiße über Raiz nach Malomierzig marschiert wurde.
Hinter Raiß war die
Bagage in einen Nebenweg abgebogen, auf dem das Fortkommen kaum den Fußgängern möglich wurde, geschweige denn den Fahrzeugen, welche unter dem Kommando des Lieutenants v. Wilkonski Halt machen und biwakieren mußten, nachdem sie vier Pferde an Überanstrengung tot im Geschirr verloren hatten. Die gefallenen Pferde wurden durch Requiſitionen erſezt, und die Fahrzeuge erreichten erst am anderen Tage, nachdem sie umgekehrt waren und die Chauſſee nach Brünn gewonnen hatten, das Bataillon wieder .
Dasselbe war am 17. Juli nach 12ſtün-
digem Marsch gegen Mitternacht in ſeinen Quartieren angelangt.
18. Juli.
Die Verpflegung war hier besser, ebenso in Rosenberg , wohin das Bataillon am 18. Juli über die Vorstadt von Brünn (Oberczan) vorrückte.
Leider wurde es dort von einem sehr ge-
fährlichen und tückischen Feinde, der Cholera, zuerst heimgesucht, welche auch in anderen Truppenteilen schon Opfer zu fordern anfing.
Die sofort angeordnete ſtrenge überwachung der Mann-
schaften auf den Genuß schädlicher Nahrungsmittel hin schien von gutem Erfolge begleitet ; denn, obschon die Krankheit vom 19. früh bis zum 20. Juli abends 47 Schüßen ergriffen hatte, und leider die meiſten davon ihr in schreckenerregend kurzer Zeit erlagen, ließ sie von da ab wenigstens an Heftigkeit nach, ſo daß in Neu-Mühle und Kazelsdorf, den beiden nächsten Marsch= quartieren, eine Abnahme und in Steinerbrunn , welches am
99 23. Juli erreicht wurde, bereits ein erfreulicher Grad der Abschwächung bemerkt werden konnte.
1866. 23. Juli.
Die in Rosenberg Erkrankten waren nach Brünn in das Lazarett geschafft worden und mehrere bereits gestorben . Unter ihnen tapfere und brave Männer, die am 3. Juli ihre Schuldigkeit voll und ganz getan hatten, so z. B. Sergeant Pröm per der 4. Kompagnie, welcher während des Marſches Rosenberg— Neu-Mühle bei dem Städtchen Seelowig von der Krankheit befallen wurde, ſo daß es ihm nicht vergönnt war, seine nahe bevorſtehende Ernennung zum Feldwebel zu erleben. Die starken Märsche der lezten Tage hatten das Bataillon zwiſchen Lundenburg und Rheintal aus Mähren heraus in das Erzherzogtum Österreich geführt ;
Feldsberg sowie Kagelsdorf
waren die südlichst gelegenen Orte, welche es erreichte, da durch die vom 22. bis zum 27. Juli dauernde Waffenruhe jedem weiteren Vorgehen ein Ziel gesezt wurde. wichtigen
Eisenbahnknoten,
blieb
In Lundenburg , einem Sekondlieutenant
v.
d.
Hagen * ) mit 32 Schüßen der 3. Kompagnie zur Beſeßung der Etappenſtation zurück.
Vom 24. bis 29. Juli war in dem un-
weit Nikolsburg gelegenen Steinerbrunn Ruhe, welche zur Ausbesserung der Bekleidung und zur Instandsezung der Waffen seitens der Kompagnien benuzt wurde. Die zum Fortſchaffen der Dächse requirierten Wagen waren schon vorher entlaſſen worden. Die Zahl der Kranken betrug 181 , auch Premierlieutenant
v.
Hindenburg
erkrankte
entzündung und mußte nach Brünn reisen .
an
einer
Augen-
An seiner Stelle
übernahm Sekondlieutenant Graf v . S ch we in i ß die Führung der 3. Kompagnie . Inzwischen waren die Friedesverhandlungen so weit ge= diehen, daß die Räumung des österreichischen Landesgebietes angeordnet werden konnte. Dementsprechend begann am 30. Juli der Rückmarsch. Das Bataillon wurde nunmehr der 3. GardeInfanterie-Brigade zugeteilt.
Die Unterkunft war von jezt ab
im ganzen besser als auf dem Hinmarsch, Mangel an Lebensmitteln trat nicht mehr ein.
Die Quartiere bis Prag waren
folgende :
*) Siehe Anlage XXIII, 162 . 7*
24. Juli.
100
Am 30. Juli : Stab, 1., 2. und 3. Kompagnie : Klentnig, = 4. : Bergen.
Am 31. Juli : für das ganze Bataillon : Woikowiz . Am 1. August : Stab, 1. und 2. Kompagnie : Morbes, 2 = 4. 3. : Priesnig. Am 2. August war Ruhetag. Am 3. Auguſt: Stab , 1. und 2. Kompagnie : Makrahora, ཉ . = 4. 3. : Jehnig. Am 4. August : Stab, 1. , 2. und 4. Kompagnie : Wschechowiz, = 3. : Skalitschka. Am 5. August: Stab, 1. Kompagnie : Smrczek, = 2. : Wischna, = 3. : Annahütten, 4. : Jablonow. =
Da Annahütten keine Unterkunft bot, quartierte sich die 3. Kompagnie mit in Jablonow ein.
Am 6. August war Ruhetag. Am 7. Augusterreichten Stab , 1. und 2. Kompagnie : Blaskowiz, = 3. = 4. : Kundratiz. Am 8. August : Stab, 1. und 3. Kompagnie : Pelles, = 2. : Striezanow, = 4. : Swetinom . Das Bataillon überschritt an diesem Tage die mährischböhmische Grenze dicht bei dem durch ein Gefecht des 2. Pommerschen Ulanen-Regiments Nr. 9 in diesem Feldzug bekannt gewordenen Städtchen Saar. Am 9. August: Stab, 1. und 3. Kompagnie : Mariendorf, = 2. : Prymeck, 4. : Bileck.
=
1866. 30. Juli bis 11. August.
Die legtgenannten Quartiere waren die ſchlechteſten, welche man sich denken kann, voll Ungeziefer der unangenehmsten Art, vor dem die Truppe bisher bewahrt geblieben war .
Glücklicher-
weise wurde dieser Übelſtand ſo zeitig bemerkt, daß mit durchgreifenden Mitteln geholfen werden konnte. ati Hi ai
Am 10. August war Ruhetag.
Am 11. August erreichten Stab, 1. Kompagnie : = 2. : = 3. : = 4. :
Podhorik, Lothka,
Jerisnow, Klockokow.
-
101
Am 12. August : Stab, 1. Kompagnie : = 2. : = 3. : = 4. : Am 13. August : Stab, 1. Kompagnie : = 2. : = 3. :
4.
=
1866. 3. bis 18. Auguſt.
Konow, Zbislawig, Chwalowig, Chota. Dumonin ,
Wolesna, Chrast,
: Haject.
Am 14. August war Ruhetag.
mai ai
Am 15. August: Stab, 4. Kompagnie : Wodierad, = 1. : Mlikowig und Doubrawan, 2. : Neudorf,
3.
: Am 16. August : Stab, 2. Kompagnie : = 1. : 3. : = 4. :
Tausig. Brezy,
Kreniz, Nedwes, Doubeck.
=
Am 17. August: Stab, 3., halbe 1. Kompagnie : Zabieliz, = 2. : Prac, = 1. = : Unter-Koſtel, = = 2. : Hostimar. 4., Am 18. August war Ruhetag. Am 3. August hatte das Bataillon zum zweiten Male Brünn berührt und demnächst an den Höhen von Tiſchnowig vorbei die vor Czaslau beginnende Tiefebene betreten.
In letterer Stadt
ließ Generalmajor v . Budrizki dasselbe bei ſich vorbeimarschieren. Am 5. Auguſt hatte es noch 42 Cholerakranke gehabt. Der Gesamtverlust, 31 Köpfe. *)
den
diese
Krankheit
forderte,
betrug
Am 12. August war auf dem Marsch die Trauerbotschaft eingetroffen, daß Hauptmann v . Laue im Johanniter-Lazarett zu Horic am 3. Auguſt an ſeinen Wunden verstorben ſei, was umsomehr Teilnahme erregte, als bisher nur günſtig lautende Nachrichten über seinen Zustand eingelaufen waren.
Das Bataillon
*) Siehe Anlage X. Verzeichnis der in der Schlacht bei Königgräß gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften und Angabe der im Feldzuge verstorbenen Mannschaften.
102 1866.
hatte einen an soldatiſcher Tugend und Charakter gleich ausge= zeichneten Offizier, das Offizierkorps einen treuen Kameraden verloren. Am 18. August meldete sich Premierlieutenant v . Hindenburg zum Dienst zurück, ebenso Sekondlieutenant v . Sydow , * ) der in Brünn krank hatte zurückbleiben müſſen. Aus Berlin trafen Portepeefähnrich v . Ranza u **) und der Avantageur v . Borcke *** ) ein. zur 3. Kompagnie.
Ersterer trat zur 1. , legterer
6 Unteroffiziere, 45 Schüßen meldeten ſich
gleichzeitig aus den Lazaretten geſund zurück.
19. August.
Am 19. Auguſt marschierte das Bataillon nach Karolinental, einer Vorstadt Prags, von wo aus die Mannschaften Gelegenheit hatten, die Merkwürdigkeiten der alten Böhmen-Hauptſtadt in Augenschein zu nehmen .
Am 20. rückte es durch die
Stadt, über die ſteinerne Moldau-Brücke nach der Kleinſeite und von da in die neuen Quartiere, und zwar:
der Stab und die 3. Kompagnie nach Aunietig, die 1. Kompagnie nach Horomeriß, = die 2 . nach Sukdol und Selz, die 4. = nach Lisoley. Da die 3. Garde-Infanterie- Brigade zur Beſegung von Dresden dorthin mit der Eisenbahn fuhr, wurde das davon ausgeschlossene Garde- Schüßen-Bataillon wiederum der 2. GardeDivision zugeteilt.
Am 21. August wurden folgende Quartiere
bezogen:
Stab : Bahnhof Weltruz, 1. Kompagnie : Kralup, = 2. : Miniz, 3. : Mühlhausen, 4. : Libsiz und Zejnow.
Die an der Eisenbahn liegenden Kompagnien entsendeten dreimal täglich Patrouillen innerhalb der ihnen zugewiesenen Abſchnitte, Hauptmann v . Masso w ward zum Etappenkommandanten in Kralup ernannt. In der Zeit vom 22. bis zum 28. August wurden täglich Appells mit Waffen, Bekleidungs-, Ausrüstungsstücken und Munition abgehalten, ſpäter Exerzier*) Siehe Anlage XXIII, 170 . **) Siehe Anlage XXIII , 178. ***) Siehe Anlage XXIII, 179.
103
übungen angeordnet.
Am 26. August ward Sekondlieutenant
1866.
v. d. Hagen nach Berlin zur Erſaz-Kompagnie kommandiert, ebendahin reiste Premierlieutenant v . Hindenburg , deſſen Augenleiden sich aufs neue verschlimmert hatte.
An Stelle des
lezteren übernahm Sekondlieutenant Graf v . S ch weinig die Führung der 3. Kompagnie. Am 28. Auguſt wurde der Rückmarsch fortgesezt und die
28. Auguſt.
Moldau auf der bei Kralup, dann die Elbe auf der bei Obriſtwy Die Quartiere von geschlagenen Pontonbrücke überschritten. nun an waren folgende : Am 28. August; Stab und 2.Kompagnie : Klomin, 1. : Koſarowiz, Zabslig, 3. : Hoſtin, = 4. : Drinow , Aujezd . Hier trafen sehr willkommenerweiſe Liebesgaben der Johanniter - Ritter aus Prag ein, bestehend aus 1000 Flaschen Wein, 40 Schinken und 1000 Hemden.
A:
Am 29. August : Stab, 3. und 4. Kompagnie : Bieciz, = 2. = : Liblik. Am 30. August : Stab, 3. und 4. Kompagnie : Brozen, = 1. : Crzechan, 2. : Zebus . Am 31. August : Stab, 4. Kompagnie : Neuſchloß, Neugarten, Sechsstätten, 1. und 3. : Hohlen, = 2. : Rübenau. An diesem Tage wurde dem Bataillon durch den früher ihm angehörenden Premierlieutenant a. D. Grafen v . Wesdehlen *) die Summe von 50 Talern zur beſſeren Verpflegung der Mannschaften übersandt. 1. September.
Am 1. September war Ruhetag. Am 2. September erreichten Stab, 1. und 3. Kompagnie : Hayda, = : Arns2. 4.
dorf. Das von Böhmisch-Leipa an vorherrschende deutsche Wesen der Bevölkerung, verbunden mit guten Quartieren, verfehlte nicht, den angenehmsten Eindruck zu machen.
*) Siehe Anlage XXIII, 142.
―
1866.
104
Am 3. September : Stab, 2.und 4.Kompagnie : Rumburg, = 1. : Alt-Ehrenberg, = 3. : Seif-Hennersdorf. Letterer Ort lag im Königreich Sachſen. Am 4. September wurde zwischen Schluckenau und Schirgiswalde die sächsische Grenze überschritten und in folgende um Wilten gelegene Quartiere gerückt : Stab, 2. Kompagnie : = 1. : = 3. : = 4. :
Wilten,
Rodewig, Arnsdorf, Frgersdorf,
Klein-Poſtwig, Sonnenberg. Am 5. September war Ruhetag. Am6.Septembererreichten Stab, 4.Kompagnie : Nieder - Gurig, = 1. : Groß-u .Klein-
Dubran,
=
2.
: Crumm, Cörst=
gen, Dallwig, 3.
: Jeschig, Quadrig .
7. bis 10. September.
Am 7. September : Stab, 1. und 2.Kompagnie : Milkel, Teicha, = 3. : Groß-Weſſel, Oppig,
4.
: Lippig.
Am 8. September : Stab : Weißculm, 1. Kompagnie : Tiegeling, Riegel, Scheibe, = 2. : Burghammer, Neudorf, = 3. : Lohsa, Neida,
4.
=
: Razen, Lippen .
Die preußische Grenze wurde mit anhaltendem Hurra überschritten, fast alle Ortschaften waren mit Ehrenpforten geschmückt, die Einwohner boten trog ihrer teilweis großen Armut alles auf, die heimkehrenden Sieger würdig zu empfangen. Am 9. September war Ruhetag. Am 10. September erreichten Stab , 3.Kompagnie : Spremberg, = 1. : Groß-
2.
=
4.
=
Döbern, : KleinDöbern, : Spreewig .
105
Am 11. September : Stab, 4. Kompagnie : Drebkau, ፡ 1. : Reddern, = 2. : Laasdorf, = 3. : Gräbendorf. Am 12.September: Stab, 1. Kompagnie : Groß-Jehſer, Batho, = 2. : Schönfeld, Hänchen, 3. : Seeſe, Vorberg, = 4. : Buckow .*) Am 13. September war Ruhetag. Am 14.September : Stab , 3.Kompagnie : Fraesdorf, Görlsdorf
und Franckendorf, 1.
: Beesdau, Waninchen,
2.
=
4.
=
: Kahnsdorf, : Gahrenechen, Stoß-
dorf und Egsdorf. Am 15.September : Stab, 4. Kompagnie : Hohendorf, = 1. : Drahnsdorf, 2.
=
: Alt-Golßen,
3.
=
: Schäcksdorf.
Am 16. September war Ruhetag . Am 17. September: 1. Kompagnie : Mahlsdorf, ፡ 3. : Sellendorf. Die übrigen verblieben in den vorigen Quartieren. Nachdem an diesem Tage die Auflöſung des Oberkommandos der Zweiten Armee befohlen worden war, richteten Seine Königliche Hoheit der Kronprinz folgende Abschiedsworte an die bisher ihm unterſtellt geweſenen Truppen : Armeebefehl.
Der Friede mit Österreich ist geschlossen. Ein Feldzug, wie ihn glänzender die Geschichte nicht aufzuweiſen vermag, ist in weniger als drei Monaten ruhmvoll zu Ende geführt . Preußens Ansehen und Stellung sind mächtig gehoben, für Deutschlands Geſchicke die Grundlagen einer, ſo Gott will, gedeihlichen und glücklichen Entwicklung gewonnen . *) Auf dem Marſche nach Buckow marschierte die 4. Kompagnie durch das Städtchen Kalau. Einem wegen seiner „Kalauer" berüchtigten Offizier wurde hier, einer vorher getroffenen Verabredung gemäß, von einer Bürgerdeputation am Eingange des Ortes der „ Ehrenbürger-Brief“ von Kalau feierlichst überreicht.
1866. 11. bis17.September.
106 1866.
Die Zweite Armee hat einen entscheidenden Anteil an den Erfolgen dieses Feldzuges gehabt. Durch die Kämpfe von Nachod und Skaliz, von Schweinschädel, Soor und Königinhof hatten wir zugleich die schöne Provinz Schlesien vor einem feindlichen Einfalle bewahrt, vier österreichische Armeekorps hintereinander geschlagen und die Vereinigung mit der Ersten Armee herbeigeführt, als in der unter unseres Königs Oberbefehl gewonnenen ruhmreichen Schlacht von Königgräß der Zweiten Armee die Ehre zuteil ward , den Sieg zu entſcheiden. Als wir dann, den geschlagenen Feind rastlos und unaufhaltſam verfolgend, bei Tobitſchau und in der Umgegend von Olmüz mehrere siegreiche Gefechte bestanden hatten, waren wir endlich vor den Toren der feindlichen Hauptstadt angelangt, als Österreich Unterhandlungen Friedens begann.
zum
Abſchluß
des
Mit gerechtem Stolze dürft Jhr auf Eure Leistungen zurückblicken: ein jeder von Euch hat im vollen Sinne des Wortes seine Schuldigkeit getan, und die Taten der Zweiten Armee reihen sich würdig den größten unserer an Ruhm und Ehre reichen Geschichte an. Ich danke Gott mit Euch, der uns von Sieg zu Sieg und nach kurzem glänzenden Kriege zu einem ehrenvollen Frieden geführt !
So lange ich lebe, wird
es mir ein erhebendes Gefühl und eine teure unvergeßliche Erinnerung bleiben , während dieſes denkwürdigen Kampfes an der Spize der braven Truppen des Garde-, I. , V. und VI. Armeekorps gestanden zu haben. Indem ich meiner braven und mir so teuren Zweiten Armee ein herzliches Lebewohl zurufe, danke ich den Herrn Generalen und Offizieren, den Unteroffizieren und Soldaten für ihre Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue und spreche die Erwartung aus, daß auch während des Friedens ein jeder bestrebt sein wird, den alten, aufs neue glänzend bewährten Ruf des preußischen Heeres ungetrübt und ungeschmälert zu behaupten . Berlin, den 8. September 1866.
Friedrich Wilhelm , Kronprinz , General der Infanterie, Oberbefehlshaber der Zweiten Armee und Militär-Gouverneur von Schlesien.
107
ல்ஸ்
.1866. Am 18.September erreichten Stab, 1.Kompagnie : Papelsdorf, 18.bis20.Sep= 2. : Clasdorf, tember. 3. = Klein-Ziescht, = 4. : Glashütte ,
Cemlig ; am 19. September das Bataillon : Zoſſen, am 20. September : Teltow.
Die Quartiere des Rückmarsches von Prag hatten sich verbeſſert je näher man der deutschen Sprachgrenze kam, ſie waren auch in Sachsen meist befriedigend und mit Ausnahme einiger Wendendörfer in der Mark leidlich gewesen. zustand gestaltete sich ebenfalls günstiger .
Der GeſundheitsAm 7. September
wurde Sekondlieutenant v. Wilkonski als Furieroffizier vorausgeschickt ; am 12. traf die Nachricht ein, daß an Stelle des an ſeinen Wunden verstorbenen Hauptmanns v . Laue Hauptmann v. Arnim * ) vom 9. Jäger-Bataillon in das GardeSchüßen-Bataillon versezt worden sei . Sekondlieutenant Graf zu Dohna I. wurde mit vier Schüßen am 17. September nach Berlin zur Vorbereitung des Quartiers vorausgeschickt ; als derselbe demnächst an Stelle des Majors v . Grünberg **) die Führung der Ersaz-Kompagnie übernehmen mußte, folgte ihm sein jüngerer Bruder Sekondlieutenant Graf zu Doh na II. ***) als Furieroffizier nach. Am 20. September richteten
Seine Majestät der
König folgendes Schreiben an Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen , in dem Allerhöchstderselbe sowohl dem ſiegreichen Führer der Zweiten Armee als auch dieſer ſelbſt wiederum folgende Worte der Anerkennung ſagte : Berlin , den 20. September 1866 . Beim Ausbruch des nunmehr glorreich been = digten Krieges habe Jch Dir den größten Beweis Königlichen
und
väterlichen
Vertrauens
gegeben ,
indem Ich Dir die Führung einer Armee übertrug. Du hast diesem Vertrauen in hohem Grade entsprochen und an der Spige der Zweiten Armee Sieg *) Siehe Anlage XXIII, 181. **) Siehe Anlage XXIII, 130 und Seite 104. ***) Siehe Anlage XXIII, 167.
-
108 1866.
auf Sieg dauer,
erfochten ,
Hingebung
Armee sich durch Aus-
welche und
Tapferkeit
eine
der
ersten
Stellen in der Geschichte des preußischen Heeres erworben hat. Ein ehrenvoller Friede bereitet Preußen und Deutschland eine Zukunft vor , die Du berufen ſein wirst , unter Gottes gnädigem Beistande dereinst auszubauen . Als führung
Anerkenntniß Deiner ruhmreichen Krieghabe Ich , nach Beispiel Meines in Gott
ruhenden Vaters
und Königs
im Jahre 1815 ,
besondere Auszeichnung für Dich und
eine
den Prinzen
Friedrich Karl beſtimmt , beſtehend in einem goldenen Stern mit dem Medaillon Unseres großen Ahnherrn , Friedrich des Großen ,
mit der Umschrift
pour
le
mérite und dem dazugehörigen Kreuze , um den Hals zu tragen , welche Jch Dir hierbei übersende. Die von
Dir geführte Armee wird
in
dieser
Dir
ver-
liehenen Auszeichnung ein neues Anerkenntniß auch ihrer Thaten finden , die hoch im Danke ihres Königs und des Vaterlandes stehen. Dein dankbarer König und Vater gez. Wilhelm.
An Meinen Sohn den Kronprinzen . 21.September.
Am 21. September in der Frühe erhielt jeder Mann des Bataillons, welcher den Feldzug mitgemacht hatte, das Band des für denselben gestifteten Erinnerungskreuzes , welches auf der linken Bruſt angelegt wurde ; darauf marschierte das Bataillon von Teltow über Zehlendorf und Stegliz nach Schöneberg. Hier trafen diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Mannſchaften , welche während des Feldzuges zur Erſaz-Kompagnie kommandiert oder aus Lazaretten gesund dorthin geschickt worden waren, beim Bataillon ein. Unterwegs ließ Major v . Beſſer zwiſchen Zehlendorf und Stegliz auf das freie Feld rücken, verlas die Namen derer, welchen Seine Majestät Orden und Ehrenzeichen verliehen hatten, und verteilte die letteren.
Es waren dies 2 Kronen-
Orden
3 Rote
3. Klasse
mit Schwertern ,
Adler-Orden
und
109
3 Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern, 2 Militär- Ehren1866. 21.September . zeichen 1. und 32 Militär-Ehrenzeichen 2. Klaſſe. *) Nachträglich wurde auch dem Feldstabsarzt Dr. Kaddaz der Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern verliehen. Vorgreifend sei hier erwähnt, daß
Seine Majeſtä t
der König ferner der Fahne des Bataillons „ zur bleibenden Erinnerung an dieſen ruhmreichen Feldzug“ zwei neue Fahnenbänder (schwarz -weiß-orange : die preußischen Farben mit der Orangefarbe des Bandes
vom Schwarzen Adler-Orden)
mit
Schwertern und silbernen Quaſten verliehen, ** ) welche am Neujahrstage 1867, als an ſeinem 60jährigen Jubiläumstage, in der Garnisonkirche zu Berlin feierlichſt angelegt wurden. Von Schöneberg aus, in welchem Ort bereits in größerem Umfange Vorbereitungen zum würdigen Empfange der heimkehrenden Sieger getroffen worden waren, marschierte das Bataillon nach dem Stern und Königsplay in Berlin, woſelbſt Seine Majestät die Front der zum Einzuge befehligten Truppen herunterritten.
Hierauf fand der feierliche Einmarſch
in die festlich geschmückte Hauptstadt durch das Brandenburger Tor, die Linden entlang, nach dem Schloßplage statt. Als sich das Bataillon dem Könige näherte,
zeichneten
Seine Majestät es dadurch aus , daß Allerhöchstderselbe den Degen zog, sich an die Spize desselben ſezte und es vorbeiführte. Ein Zug der 1. Kompagnie nahm sodann an dem auf dem Schloßplaze stattfindenden Dank- Gottesdienste teil, der Rest des Bataillons marschierte nach der Kaserne und wurde von den Bewohnern des Köpenicker Stadtviertels glänzend eingeholt. Beim Einzuge war das Bataillon ſtark : 17 Offiziere, 63 Unteroffiziere, 748 Schüßen . An den mannigfachen Festen der folgenden Zeit nahmen die Offiziere und Mannschaften den lebhaftesten Anteil. In den allernächsten Tagen erfolgte die Demobilmachung. Was die Tätigkeit der Ersatz -Kompagnie während des Feldzuges von 1866 anbelangt, so war die lettere noch im Monat *) Siehe Anlage XI. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche für die Schlacht von Königgräß Orden und Ehrenzeichen erhalten haben. **) Siehe Abbildung der Fahne des Garde- Schüßen-Bataillons Seite 20 und Anlage IV, Erläuterungen dazu.
110
1866.
Mai aus den schwächlichen und kranken Mannschaften des Bataillons und aus den älteren Jahrgängen der Reſerve formiert worden. In den ersten Tagen des Juni waren sodann diejenigen Ausgleichungen vorgenommen worden, welche die Lazarettkranken des mobilen Bataillons nötig machten.
Die ältesten
Jahrgänge der Reſerven wurden bei der Kompagnie attachiert geführt.
Zu den Schwierigkeiten, welche die Zusammenstellung
der Kompagnie bezüglich der Bekleidung und Ausrüstung und die Ausbildung derselben mit sich brachte, traten damals noch diejenigen hinzu, welche durch die Räumung der Kaserne in der Köpenickerstraße, die zum Etappen-Lazarett eingerichtet wurde, hervorgerufen wurden .
Ende Juni ward die Kompagnie in der
Garde-Artillerie-Kaserne am Kupfergraben untergebracht ;
zu-
gleich aber war in dieser Zeit die Errichtung eines 9. JägerBataillons Allerhöchſt angeordnet worden und die Formation desselben bei der Erſaz -Kompagnie des Bataillons auszuführen gewesen. Dem Kommandeur der letteren, Hauptmann v. Stülpnagel , *) und dem Sekondlieutenant v . U e b e l , ** ) welche beide zu dem 9. Jäger-Bataillon versezt wurden, war es hierdurch noch in der lezten Stunde vergönnt, bei der MainArmee an dem Feldzuge tätigen Anteil zu nehmen .
Zahlreiche
Reserven des Bataillons traten zugleich in die Reihen des An Stelle des Hauptmanns v . 9. Jäger-Bataillons über. Stülpnagel hatte sich Major v . Grünberg , welcher vom 25. Juli 1857 bis zum 20. September 1859 als Chef der 1. Kompagnie dem Bataillon angehörte , zur Führung der ErſagKompagnie erboten. Der Feldzug gegen Österreich hatte hohe Anforderungen an die Leistungen
des
Bataillons
gestellt.
Weniger
auf
dem
Schlachtfelde ſelbſt, auf dem die überlegene Bewaffnung, die gute Ausbildung und die straffe Disziplin ſchnell zum Siege verhalfen; dagegen hatten die andauernden und oft sehr gesteigerten Marschleistungen bei zeitweise sehr mangelhafter Verpflegung das Ertragen großer Strapazen und Entbehrungen gefordert. Aber auch hierin hatte sich die streng soldatische Erziehung der Truppe voll und ganz bewährt.
*) Siehe Anlage XXIII, 136. **) Siehe Anlage XXIII, 166 .
Das Garde Schützen Bataillon seinen inder Schlacht bei KOENIGGRAETZ gefallenenund indem Feldzuge 1866 verstorbenen Kameraden zum Gedaechtniss! Sei getreu bis in denTod,sowill ich Dirdie Krone desLebens geben Off Job:2,10.
1
1
Denkmal des Feldzuges 1866 .
111
In den auf das Jahr 1866 folgenden vier Jahren geschah 1866 bis 1870 . nur wenig für die Geschichte des Bataillons bedeutsames. Im Jahre 1867 erhielt das Bataillon Zündnadelbüchsen Modell 65 mit Stecher .
Bezüglich der Uniformierung trat die
Änderung ein, daß die Waffenrockkragen hinten an Stelle des grünen Tuchspiegels ſchwarzen Sammet bzw. schwarzes Tuch erhielten.
Die Ausrüstung wurde durch die Einführung von Feld-
flaschen vervollständigt.
In demselben Jahre erschienen ferner
die erſten gedruckten Allerhöchsten Bestimmungen über die Ausbildung der Jäger und Schüßen ; sie enthielten in reglementarischer Form dasjenige, was bisher nur überlieferungsweiſe Anwendung gefunden hatte.
Schließlich schied in diesem Jahre der
legte der aus Neufchatel gebürtigen Offiziere, Hauptmann v . Gélieu , aus dem Bataillon.
Er wurde als Major in das 5. Thüringiſche
Infanterie-Regiment Großherzog von Sachsen Nr. 94 verſeßt. *) Am 3. Juli 1868 ſezte das Bataillon ſeinen in dem Feldzuge gegen Österreich gefallenen und verstorbenen Kameraden ein Denkmal im Karlsgarten zum Andenken an die Braven, welche ihr Leben gelaſſen für König und Vaterland und zur Mahnung für die kommende Generation, daß sie es gleich tue diesen Helden. Im Jahre 1869
erfolgte
die Verausgabung
der
ersten
Schießinstruktion in gedruckter Form. Am 12. April 1870 wurde der Kommandeur des Bataillons, Oberstlieutenant v. Besser , in das Garde-FüsilierRegiment versezt und an seiner Stelle Major Falkenstein v. Fabeck **) vom Garde-Füsilier-Regiment zum Kommandeur ernannt. Die zerrütteten politischen Verhältnisse im Innern Frankreichs, welche für den Kaiser Louis Napoleon in den lezten Jahren eine immer drohendere Gestalt angenommen hatten, drängten diesen im Sommer des Jahres 1870 zur Erreichung neuer kriegerischer Erfolge. Als Ziel derselben wurde Preußen ausersſehen, ein Grund zum Friedensbruche ward bald gefunden. *) Zur Zeit befindet sich beim Bataillon wieder ein Avantageur v. Chambrier aus Neufchatel. **) Siehe Anlage XXIII, 188 .
Vierter Abschnitt. Die Teilnahme am Feldzuge 1870/71 .
1. Der Beginn des Feldzuges und die Schlacht bei St. Privat am 18. Auguſt 1870. *) 1870.
ur wer die Julitage des Jahres 1870 miterlebt hat, weiß, welche flammende Begeisterung alle Stämme und
16. Juli . n
Schichten des deutschen Volkes
ergriff, als
Seine
Majeſtät König Wilhelm I., die demütigenden Forderungen Frankreichs zurückweisend , zum Schwerte griff, um diejenigen Rechte zu wahren , die ihm von höherer Hand verliehen worden. Am 16. Juli traf beim Bataillon der Befehl zur Mobilmachung ein
ohne Stocken vollzog sich dieselbe. ** )
Am
29, Juli war es bereit, die Garniſon in voller Kriegsstärke zu verlassen.
Im gewohnten Truppenverbande des
Gardekorps
bleibend , wurde es mit diesem der Zweiten Armee zugeteilt, deren Kommando Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen übertragen worden war. Das Gardekorps kommandierte Seine Königliche Hoheit Prinz August von Württemberg , die 2. Garde-Diviſion Generallieutenant v . Budrißki , die 3. Garde-Infanterie-Brigade Oberst Knappe v. Knappstädt. Nachdem am 27. Juli im ganzen Lande ein allgemeiner Buß- und Bettag abgehalten worden war, wurde das Bataillon *) Siehe Plan 4 : Karte des nordöstlichen Frankreich, mit eingetragenem Vor- und Rückmarsch des Bataillons und Bezeichnung der Quartiere und Biwakspläge. **) Siehe Anlage XII . marsch 1870.
Kriegsrangliste des Bataillons beim Aus-
113
am 30. Juli in Berlin auf dem Anhalter Bahnhof eingeſchifft, verließ die Garnison um 100 Uhr vormittags und fuhr über
1870. 30. Juli.
Halle, Corbetha, Eisenach, Bebra, Guntershausen, Frankfurt a. M., Darmstadt nach Mannheim, woselbst es am 31. Juli morgens 430 Uhr mit 8 Stunden Verspätung eintraf. Auf allen Stationen hatten patriotische Vereine für Beköstigung und Erfrischungen gesorgt. Nach 12 stündiger Pause marschierte das Bataillon bei großer Hize in die Quartiere nach Heidesheim, Colgenstein,
Albsheim . Der Gardeſchüße Gras mück der 2. Kompagnie starb infolge des Marsches am Sonnenstich. Bis zum 4. Auguſt blieb das Bataillon in den bezeichneten Quartieren; am 2. Auguſt wurde es vom General v . Bud = rizki besichtigt, führte am 3. und 4. Auguſt Marſch- und Gefechtsübungen in der Gegend von Grünſtadt aus und erhielt am 4. August, von der Übung zurückkehrend , den Befehl, weiter zu marschieren ; es rückte am Abend in Ortschaftsbiwaks bei Mühlbuschhof, Galgenhof und Herfingerhof. An demselben Tage wurde den Offizieren und Mannſchaften folgender Erlaß Seiner Majeſtä t d e 3 K ö ni g 3 bekannt gemacht: An die Armee ! Ganz Deutschland steht einmüthig in Waffen gegen einen Nachbarstaat , der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat .
Es gilt die Ver-
theidigung des bedrohten Vaterlandes , unserer Ehre , des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kampf , bestanden.
den unsere Väter einst ruhmvoll
Mit Mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein.
Hauptquartier Mainz , den 2. August 1870 .
gez. Wilhelm . Am 5. August wurde der Marsch über Kaiserslautern nach Hohenecken fortgeſeßt und Ortſchaftsbiwak daſelbſt bezogen ; der Regen floß in Strömen .
Die erſten Nachrichten über das ſieg8
Geschichte des Garde- Schüßen-Bataillons . 2. Aufl.
5. Auguſt.
114
1870.
reiche Gefecht von Weißenburg riefen große Begeisterung hervor.
6. Auguſt.
Am 6. Auguſt wurde über Landstuhl nach Mühlbach marschiert und dort biwakiert. An demselben Tage erließen Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl folgenden Armeebefehl : H. D. Homburg, den 6. August 1870 . Soldaten der Zweiten Armee ! Ihr betretet den französischen Boden. Der Kaiser Napoleon hat ohne allen Grund an Deutſchland den Krieg erklärt ; er und ſeine Armee ſind unſere Feinde. Das französische Volk ist nicht befragt worden, ob es mit ſeinen deutschen Nachbarn einen blutigen Krieg führen wollte, ein Grund zur Feindschaft iſt nicht vorhanden. Seid dessen eingedenk den friedlichen Bewohnern Frankreichs gegenüber, zeigt ihnen, daß in unserem Jahrhundert zwei Kulturvölker, selbst im Kriege miteinander, die Gebote der Menschlichkeit nicht vergessen. Denkt stets daran, wie Eure Eltern in der Heimat es empfinden würden, wenn ein Feind, was Gott verhüte, unſere Provinzen überschwemmte. Zeigt den Franzosen, daß das deutsche Volk nicht nur groß und tapfer, sondern auch gesittet und edelmütig dem gez . Friedrich Karl ,
Feinde gegenüber iſt.
Prinz von Preußen . Am folgenden Tage wurde Homburg erreicht ; die Siegesbotschaft von Wörth traf ein — die Hurrarufe waren endlos . Bei diesen ersten, glänzenden Waffentaten der deutschen Armeen sollte sich das Gardekorps nicht beteiligen.
Unter dem
für die franzöſiſche Oberleitung erschütternden Eindruck derselben war sogleich der Rückzug der französischen Armeen nach Met bzw. Châlons s . M. angeordnet worden.
Dementsprechend stieß
auch die Zweite deutsche Armee bei ihrem weiteren Vormarsch 7. Auguſt.
zunächst auf keinen Widerstand . Noch am 7. Auguſt erreichte das Bataillon Mimbach, die 1. und 4. Kompagnie zogen auf Vorposten. Am 8. August marschierte es über Blies , Dalheim, Uttweiler, Gutherkirch nach Groß-Rederchingen und biwakierte dort.
115 Zwischen Uttweiler und Gutherkirch wurde unter lautem, an-
1870.
haltendem Hurra die franzöſiſche Grenze überschritten . Die 1 . und 4. Kompagnie waren in der Avantgarde, die beiden anderen Kompagnien im Gros der Division . Am 9. August war im
9. August.
Biwak Ruhetag und Abendmahlsgottesdienst, abgehalten vom evangeliſchen Diviſionspfarrer Jordan und vom katholischen Feldkaplan Parmet. Am Nachmittage erschien Seine Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg im Biwak des Bataillons.
Am 10. August wurde über Singlingen , Herbigheim nach Saaralbe weitermarschiert und dort biwakiert, es regnete die ganze Nacht hindurch sehr heftig, am folgenden Tage der Marſch ins Ortschaftsbiwak nach Kappelkingen fortgeseßt. Am 12. Auguſt rückte das Bataillon über Altroff nach Morhange ins Biwak, am 13. Auguſt über Baronville, Oron nach Oréocourt, einem Kloster und Penſionat, in dem es untergebracht ward .
Am 14. Auguſt (Sonntag) wurde über Lémoncourt,
Ville aux Val, Bézaumont erreicht, am folgenden Morgen fand 15. Auguſt. in legterem Ort eine Alarmierung statt. Das Bataillon überschritt demnächst bei Dieulouard die Moſel und rückte ins Biwak bei Villers en Haye. An diesem Tage wurde vom Oberkommando folgender Armeebefehl ausgegeben : Gestern Abend (14. Auguſt) iſt der Feind von Teilen der Erſten Armee und der 18. Diviſion vor Meß angegriffen und in die Festung zurückgeworfen worden .
Abzug der feindlichen
Armee nach der Maas ist im Gange.
Die Armee wird dem-
gemäß dem Feind ohne Aufschub nach der Maas hin folgen . Was die bis dahin ausgeführten Marschleistungen des Bataillons anbelangt, so hatte es sich der Kommandeur angelegen ſein laſſen, die Marschfähigkeit der Truppe allmählich so zu ſteigern,
daß
sie
auch hohen Ansprüchen mit Sicherheit ent-
sprechen konnte. Die Marschdisziplin ward von vornherein eisern gehandhabt, die Früchte blieben nicht aus .
Schon nach Verlauf
von zehn Marschtagen war das Bataillon tadellos einmarschiert und hat sich während des ganzen folgenden Feldzuges auf dieſer Höhe erhalten.
Höheren Orts hatte man dafür gesorgt, die
Truppen bis zum 6. Auguſt in kleinen Verbänden, von dieſem
8*
4
116 1870.
Tage ab im Brigade-, und vom 8. Auguſt, dem Tage der Grenzüberschreitung ab , im Diviſionsverbande marſchieren zu laſſen, wodurch übermäßige Anstrengungen vermieden worden waren .
16. August.
Am 16. August noch wurde der Marsch in westlicher Richtung über Manonville, Bernecourt nach Rambucourt fortgesezt und dort Biwak bezogen ; unterwegs war Kanonendonner zu hören. Die Unentschlossenheit der franzöſiſchen Heeresleitung einerſeits, und das todesmutige Verhalten des III . und X. preußischen Armeekorps anderseits hatten an diesem Tage die deutschen Waffen bei Mars la Tour einen Sieg von größter Tragweite erringen lassen.
Der dumpfe, weitentfernte Kanonendonner hatte
dem Gardekorps davon Kunde gegeben, daß bei Meß gefochten wurde - der folgende Tag erst zeigte, welche bedeutsame Veränderung in der allgemeinen Kriegslage eingetreten war .
17. August.
Bereits um 230 Uhr morgens , bei völliger Dunkelheit, wurde die 2. Garde- Diviſion im Biwak alarmiert, über Kambucourt, Pannes, Beney, Dampvitoux, Hadonville, Sponville auf Hannonville, alſo in scharf nördlicher Richtung, in Marsch gesezt und das Bataillon nach Latour en Woëvre in enge Quartiere gelegt. Unterwegs
waren
die
Dächſe
abgelegt
und
zurückgelassen
worden. *) Die 4. Kompagnie zog abends auf Vorposten und besezte die Chauffee von Mars la Tour nach Verdun, bei dem Übergang über den Seigneulle-Bach mit der Front nach Verdun, ſie hatte damit einen Teil der linken Flanke des Korps zu decken . Die Unklarheit in der Beurteilung ihrer Lage hatte die französische Heeresleitung auch am 17. Auguſt an einer energischen Handlungsweise gehindert. Der Abzug der französischen Armeekorps in die Stellung bei St. Privat führte am folgenden Tage zum entscheidenden Zuſammenſtoße.
18. August.
Am Morgen des 18. Auguſt wurde das Bataillon um 4 Ühr alarmiert, die 4. Kompagnie aus ihrer Vorpostenſtellung bei Labeuville nach Latour en Woëvre herangezogen und um 530 Uhr der Marsch durch Hannonville nach Mars la Tour angetreten. Dort angekommen, wurde in nördlicher Richtung abgebogen und *) Die Kochgeschirre wurden an die Mäntel geschnallt, die Patronenblechbüchsen in die Brotbeutel gesteckt.
117
ein längerer Halt gemacht. versammelt.
Die 2. Garde- Division ward hier
1870. 18. August.
Divisionsprediger Jordan ermahnte die Truppen durch mannhafte Worte zur Erfüllung auch der schwersten Berufspflichten und ſegnete sie zu dem bevorstehenden Kampfe ein, der katholische Feldkaplan tat das gleiche. Die Stimmung war ernſt und fest, wie ſie Männern geziemt, die sich bewußt sind, vor schweren Aufgaben zu ſtehen, und den festen Willen haben, sie zu lösen. Oberst Knappe v. Knappstädt versammelte die Offiziere der Brigade, um ihnen die Gesamtlage bekannt zu geben. Der Feind steht in der Stellung Doncourt- St. Marcel— Rezonville. Ihn anzugreifen, hat der Prinz Friedrich Karl seine Armee folgendermaßen verſammelt : Im 1. Treffen : IX. , Garde- und XII . Korps , 2. III. und X. Korps . Das II. und IV. Korps sind zur Zeit nicht zur Verfügung. Der General v. Steinmez ist benachrichtigt und wird mit der Ersten Armee eingreifen, wenn er noch rechtzeitig eintreffen kann. Vielleicht ist der Feind auch bereits abgezogen, die Kavallerie ist vorn, ihn aufzusuchen. Um 11 Uhr wurden die Fahnen enthüllt und unter flingenSpiel der Vormarsch in Rendezvousformation in der Richtung auf St. Marcel über das Schlachtfeld vom 16. Auguſt angetreten. Dabei durchkreuzte das Bataillon das Attackenfeld des 1. Garde- Dragoner-Regiments , ſeiner alten Couleur, welche dem
sich hier ruhmreich für die Infanterie geopfert hatte. Viele Offiziere, viele Schüßen hatten hier nahe Freunde verloren, und ernſt ſah man hinüber nach den hellblauen Reitern, die regungslos das Schlachtfeld deckten. Die 3. Garde Infanterie =- Brigade befand sich auf dem rechten Flügel der Division. Zu wiederholten Malen wurde kurze Zeit gehalten, St. Marcel dann nördlich umgangen und der Marsch auf Jouaville fortgesezt. Von 12 Uhr ab ertönte Geſchüß- und Verneville. Zwischen
Mitrailleusenfeuer
Jouaville
und
aus
der
Habonville
längere Zeit an einem Wäldchen gehalten.
Richtung
wurde
von
wiederum
Die Temperatur
12 Uhr mittags.
118 1870.
18. August.
nahm zu.
Einige hundert Schritt seitwärts vorwärts war die
Artillerie der 1. Garde- Division gegen feindliche Artillerie südlich St. Privat ins Gefecht getreten.
345 Uhr nachUm 345 Uhr wurde die 3. Garde-Infanterie-Brigade vom mittags. Gardekorps zur Unterſtügung des IX. Korps, welches vorwärts der Linie Habonville-Verneville * ) seit vier Stunden bereits in heftigem Kampfe begriffen war, abgezweigt.
Sie marschierte
dementsprechend , südlich Habonville die Eisenbahn überschreitend , dem Bois de la Cusse zu, die 1. und 2. Kompagnie in Kompagniekolonne an der Spize, dahinter die 3. und 4. Kompagnie. Gegen 5 Uhr nachmittags traf das Bataillon am Westrande 5 Uhr nachmittags . des Bois de la Cuſſe ein und ſezte die Büchſen zuſammen ; starkes Geschüß- und Gewehrfeuer war aus nächster Nähe vernehmbar. Vor der Schilderung des Verlaufes der Schlacht ſind einige Bemerkungen über das Gelände und die vom Feinde eingenommene Aufstellung notwendig. Das Dorf St. Privat, zur linken Hand des Bataillons gelegen, überhöht das ganze Gelände ringsum. Von dort aus läuft ein Höhenzug in südöstlicher Richtung bis zum Point du Jour, um sich dann ſteil zur Moſel und ihren Zuflüſſen hinunterzustürzen.
Bei Roncourt und St. Privat, wo der höhenartige
Charakter auf den ersten Blick ins Auge fällt, gleichen die flach nach Westen, Südwesten und Süden zu laufenden Böschungen einem Glacis.
Von Amanvillers zweigt sich von dem Haupthöhenzuge, welcher in südlicher Richtung über Montigny la Grange sich erstreckt, ein breiter Rücken mit sanfter Neigung in südwestlicher Richtung ab, bedeckt mit den Waldabschnitten des Bois de la Cuſſe .
An dem Weſtabfall dieſes Rückens läuft eine Mulde, welche sich gegen das Gehölz stetig vertieft. Bei der Höhe von Amanvillers wird sie zunächst durch einen schmalen, mit Büschen bepflanzten Graben dem Auge bemerkbar gemacht, welcher auch den Südostrand des Gehölzes begleitet. Umgekehrt führt dieſer Graben, vom Bois de la Cuſſe aus gesehen, gerade auf den *) Siehe Plan 5: Schlachtfeld von St. Privat, und Plan 6a des Generalstabswerkes.
119 Kirchturm von Amanvillers zu ; nur die Spize desselben und einzelne Dächer überragen die dazwischenliegende Höhe. Das Bois de la Cusse, ein aus mehreren Waldabſchnitten beſtehendes Laubgehölz, war im Auguſt 1870 dicht mit Unterholz bewachsen. Es bot keinerlei Deckung gegen feindliche Geschoſſe, erschwerte jedoch die Bewegung der Truppe und die Leitung erheblich. Nördlich desselben läuft die Eisenbahn, von Habonville kommend ;
sie erreicht, in ostnordöstlicher Richtung
fortlaufend, den Haupthöhenzug bei Amanvillers und bildet einen ſtellenweise mehr als mannshohen Einſchnitt in demselben. Sstlich des Abschnittes Amanvillers-Montigny la Grange Château fällt das Gelände steil zu der Schlucht Amanvillers— Moulins hinab. Fünf französische Armeekorps, unter Befehl des Marschalls Baza ine , hatten auf dem Höhenzuge von Roncourt über St. Privat
(VI. Korps) ,
Amanvillers-Montigny
(IV. Korps),
daran anschließend III . und II . Korps über Point du jour— Moulins bis zur Mosel und bis Meg ihre Stellungen eingenommen. Hinter dem III . Korps bei dem Fort Plappeville ſtand das Kaiserliche Gardekorps als Reserve bereit. Die französische Hauptverteidigungsstellung schloß sich dem oben beschriebenen Höhenzuge an. Auch vorwärts dieser Stellung waren zahlreiche Stüßpunkte vom Feinde besezt .
Fast überall war es
möglich, die Waffenwirkung unter ſehr günstigen Bedingungen zur Geltung zu bringen. Auf dem Teile des Schlachtfeldes, auf welchem das Bataillon im Verbande der 3. Garde-Infanterie-Brigade auftreten sollte, waren das Bois de la Cuſſe, Champenois Ferme und ein Teil des Eisenbahndammes bei Beginn der Schlacht als vorgeschobene Punkte noch in Feindes Hand .
Die Masse des französischen
IV. Korps stand nord- und südwestlich Amanvillers unter Befehl des
erfahrenen Generals
L'Admirault ;
die Diviſionen
Grenier und Cissey im 1. Treffen, die Division Lorencez zunächſt in Reserve. Deutscherseits
waren
demgegenüber
die
Truppen
des
IX . Armeekorps seit dem Beginn des Nachmittags in heftigem Kampfe begriffen und gegen 5 Uhr im allgemeinen folgendermaßen verteilt :
1870. 18. August.
120
1870. 18. August.
Die 18. Division führte das Gefecht auf dem rechten Flügel gegen das Bois des Genivaux ; nördlich davon stand die Artilleriemasse des Korps. Den linken Flügel bildete die 25 . (Großherzoglich Hessische) Division.
Dieselbe hatte nunmehr
Champenois Ferme, das Bois de la Cuſſe und einen Teil des Eisenbahndammes inne. Verluste erlitten .
Beide Diviſionen indes hatten schwere
Diese Lage fand das Bataillon vor und wartete der weiteren Entwickelung der Dinge hinter dem Bois de la Cusse mit zusammengesetzten Büchsen. Aus dem Walde kam alsbald der Kommandeur der 49. Brigade, Generalmajor v . Wittich , und teilte dem Major v. Fabeck und den herantretenden Offizieren mit, daß das Gefecht gut stehe, aber es stehe . Entscheidung geben.
Um 5 Uhr ſolle die Garde vor und die
Im gleichen Augenblicke konnte man vom
Standpunkte des Bataillons aus die Entwickelung der 4. GardeInfanterie-Brigade zum Angriff
auf St. Privat beobachten.
Feindliche Schüßen warfen ſich mit Gewandtheit in ihre Stellungen und begannen das Feuer ; Verluste waren in den Reihen der da zischten
4. Garde-Infanterie-Brigade nicht zu bemerken
die ersten feindlichen Geschosse über und in das Garde-SchüßenBataillon. Eine matte Kugel traf das Pferd des Kommandeurs an der Schulter, ohne es zu verwunden . lächelnd in der Tasche .
Major v . Fabeck barg sie
Gleich darauf wurde der Gardeſchüße
März der 3. Kompagnie durch eine Gewehrkugel an der Hand und am Unterarm verwundet. *) "I An die Gewehre! " erscholl das Kommando .
Kurz darauf
überbrachte der Adjutant des Füsilier-Bataillons Regiments Alexander (Lieutenant Obersten v. Knappe :
v. Zanthier )
den
Befehl
vom
, Das Garde-Schüßen-Bataillon soll den Rand des vorliegenden Gehölzes beſegen . “
530 Uhr nachmittags.
Der Kommandeur ritt mit den beiden Kompagniechefs v. Arnim und v. Masso w ſowie mit dem Adjutanten, SekondLieutenant v. Maſſo w , vor und befahl demnächſt der 1. und *) Er starb infolge der Verwundung.
121
2. Kompagnie, den gegen Amanvillers zu gelegenen Saum des Gehölzes zu beſegen.
1870. 18. Auguſt.
Die Kompagnien lösten je einen Schüßenzug auf und begannen ihre Stellungen einzunehmen . Der Feind eröffnete ſchon jezt von Amanvillers her ein heftiges Mitrailleusen- und Gewehrfeuer auf das Bois de la Cuſſe und das ganze umliegende Gelände. Mit Mühe gelangten die beiden Kompagnien durch das dichte Unterholz an den jenseitigen Rand und ordneten ſich daſelbſt von neuem, die 2. Kompagnie rechts der 1. , ohne des Feindes ansichtig zu werden.
Die 3. und 4. Kompagnie rückten
geschlossen bis an eine Lichtung und deckten sich so gut wie möglich. Sämtliche Kompagnien erlitten jedoch bereits jezt erhebliche Verluste. Major v. Fa beck faßte unter dieſen Umſtänden den Entſchluß, näher an den Feind heranzugehen ; er meldete dies dem Oberſten v. Knappe.
Derselbe hatte inzwischen den Angriff
der Brigade auf die feindliche Stellung bei Amanvillers ange- 545 Uhr nachordnet. Zunächſt ſollte das Bataillon durch das Bois de la Cuſſe mittags . gegen die Höhe vor Amanvillers vorgehen. Die am Waldrande befindliche 1. und 2. Kompagnie löſten zur Ausführung dieſes Auftrages nunmehr starke Schüzenlinien auf und brachen in schnellstem Lauf gegen die vorliegende Erhebung vor.
Die Soutiens folgten dicht auf, die 2. Kompagnie
begann die Bewegung. Das feindliche Feuer nahm an Heftigkeit zu, doch die 2. Kompagnie, unbeirrt durch die sich mehrenden Verluste, gelangte, geführt vom Hauptmann v. Arnim , bis auf 700 Schritt an den Feind heran und eröffnete das Feuer auf den gedeckt liegenden, aber doch sichtbaren Gegner.
Unteroffizier
v. Tepper - La 3 ki fiel bei dieſem ersten Vorgehen durch den Kopf geschossen, Feldwebel Linke , ſeinem Zuge vorauf, erhielt einen Schuß durch die Brust, eine große Anzahl Schüßen wurde getötet oder verwundet . Die 1. Kompagnie warf sich unter Führung des Hauptmanns v. Masso w links neben die 2. Kompagnie, an dem mit Büschen bepflanzten, auf Amanvillers zu führenden Graben vorgehend .
Während dieser Bewegung war das feindliche Feuer
hier besonders stark, den Mulden und Senkungen schien der Gegner die größte Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Dem
122 1870.
hierher sich wendenden Major v . Fa beck wurden nacheinander
18. August.
zwei Pferde unter dem Leibe erschossen, *) dem Hauptmann v. Masso w war das Pferd bereits getötet. Die Führer eilten zu Sekondlieutenant v . Langenbeck **) stürzte Fuß weiter. schwer getroffen nieder ; am Boden liegend , erhielt er noch vier Schuß, in Unterleib, Schenkel und Schulter, und doch vermochte der Tod diesen tapferen Offizier mit eisernem Körper und einem Herzen von Stahl nur langsam zu überwinden. *** )
Mit ihm
ſanken viele brave Schüßen auf dem Pfade der Ehre lautlos in den Tod . Die von den feindlichen Geschossen verschont gebliebenen erreichten die Höhe der 2. Kompagnie und nahmen das Feuer auf. Unterdessen hatte der Adjutant, Sekondlieutenant v. Maj sow , dem Premierlieutenant v. Hindenburg den Befehl überbracht, mit der 3. und 4. Kompagnie zu folgen . Auch dem ersteren wurde das Pferd unter dem Leibe erschossen, er eilte zu Fuß weiter.
6 Uhr nachmittags .
Premierlieutenant v . Hindenburg führte die beiden Kompagniekolonnen zunächst hinter-, dann nebeneinander in der Falte am Südostrande des Bois de la Cuffe vor. traten bald zahlreiche Verluste ein.
Auch hier
Der Schritt wurde in Lauf-
schritt verwandelt, bis der Atem verging und einige Augenblicke gehalten werden mußte. Unterwegs sank Portepeefähnrich v. Waldow α zu Tode verwundet ; Sekondlieutenant v. Reclam †) erhielt einen Schuß durch den Arm, Premierlieutenant v. dem Knesebeck ,††) am Fuß getroffen, führte seine Kompagnie trozdem weiter vor . Allein ſtand bis jezt das Bataillon dem übermächtigen feindlichen Feuer gegenüber. Der Gegner befand sich somit bis zum Eingreifen eines *) In einer Tagebuchnotiz heißt es hierüber: „Der Kommandeur wandte sich zu einer Gruppe von Schüßen, welche die lezte Vorwärtsbewegung nicht mitgemacht hatte, mit dem Rufe : „Warum gehen die Schüßen hier nicht vor ?" als eine Kugel ſein Pferd zum Stürzen brachte. Niemand antwortete, niemand half ihm - er hatte zu Toten gesprochen." **) Siehe Anlage XXIII , 183. ***) Siehe Anmerkung Seite 129 und Text Seite 132. †) Siehe Anlage XXIII, 180. ††) Siehe Anlage XXIII, 155.
123
Grenadier- und des Füsilier-Bataillons Regiments Alexander
1870.
in das Gefecht dem Garde-Schüßen -Bataillon gegenüber in der denkbar vorteilhaftesten Lage. Seine dichten Schüzenlinien,
18. Auguſt.
reichlich mit Munition, sogar mit Wasser und Gefäßen zum Kühlen der Gewehre versehen und begünstigt durch gute, natürliche Erddeckungen sowie durch ein freies, sanft abfallendes Schußfeld, sandten ein heftiges Feuer aus der Front und von beiden Seiten: vom Eisenbahneinschnitt, von der Höhe vor Amanvillers und von Montigny la Grange her, auf die Kompagnien des Bataillons .
Dieses Infanteriefeuer wurde außer-
dem durch Geschüß- und vornehmlich durch das Feuer einer Mitrailleuſen-Batterie südlich unterſtügt.
Amanvillers
auf
das
wirksamste
Die Geschoßmaſſen bestrichen auch das ganze Gebiet
hinter den sich mühsam an den Hang klammernden Schüßenlinien.
Troß alledem richteten die Gardeſchüßen sich so gut wie
möglich ein und erwiderten das feindliche Feuer nach Kräften. In dieser Zeit, und zwar bei Beginn der Bewegung der 3. und 4. Kompagnie, hatte Oberst v. Knappe die beiden Bataillone des Regiments Alexander sich entwickeln und derart antreten lassen, daß das Füſilier-Bataillon am Südostrande des Bois de la Cuſſe, das 2. Bataillon rechts daneben gegen Amanvillers vorgingen.
Das Regiment Elisabeth und zwei Kom-
pagnien Pioniere folgten in Reſerve.
Kurz darauf wurde Oberſt
v. Knappe schwer verwundet ; Oberst v. Zeuner , Kommandeur des Regiments Alexander, übernahm die Führung der Brigade. Um 615 Uhr beschloß Major v . Fabeck , troß des sich ver- 615 Uhr nachmittags. stärkenden feindlichen Feuers, dem Gegner noch näher auf den Leib zu gehen, um wirksamer schießen zu können. Die 1. und 2. Kompagnie führten die Bewegung gleichzeitig aus und näherten sich der feindlichen Stellung dadurch um etwa 300 Schritt. Die 1. Kompagnie gelangte dadurch bis an das Ende des schon vielfach erwähnten kleinen Grabens . In gleicher Höhe sette sich auch die 2. Kompagnie von neuem feſt. Beide waren jezt etwa noch 450 Schritt vom Feinde entfernt und feuerten nun kräftig. Diese Bewegung kostete aber wiederum neue Opfer :
Premierlieutenant Graf zu Dohna I.
wurde durchs Knie geſchoffen ; da er allein nicht mehr vorwärts
124
1870.
konnte, ließ er sich durch zwei Schüßen der 1. Kompagnie, auf
18. August. zwei Büchſen ſizend , vortragen, um weiter zu fechten. Hauptmann v . Arnim wurde am Oberschenkel verwundet. Das feindliche Feuer erreichte nunmehr auf der ganzen Linie einen unbeschreiblichen Grad .
Der Erdboden ward fort-
während derartig mit einschlagenden Geſchoffen aller Art überſchüttet, daß man kaum einen Fuß breit finden konnte, auf dem ſie nicht unaufhörlich einſchlugen.
Sekondlieutenant v. d. Ha -
gen und Portepeefähnrich H a a 3 fielen jezt, durch den Kopf geschossen, bis zum Tode unermüdlich das Feuer leitend . Der Kommandeur, am Ende des Grabens bei der 1. Kompagnie weilend , erhielt einen Schuß in den Arm. Den Säbel in der Faust und nur von dem einen Gedanken „ Vorwärts ! " beſeelt, traf ihn ein zweiter Schuß tödlich in den Kopf, kurz nachdem er den Hauptmann v . Masso w herangerufen hatte, um ihm einen Befehl zu erteilen. Von mehreren Mitrailleusenkugeln in die Brust getroffen, brach auch dieser auf der Leiche des Kommandeurs zuſammen und gab nach wenigen Augenblicken ſeinen ― · doch die StelGeist auf. Ein Führer nach dem andern fiel lung wurde kämpfend behauptet . Unterdessen hatte Premierlieutenant v . Hindenburg die 3. und 4. Kompagnie im Laufſchritt weiter vorgeführt, bis ſie das Bois de la Cusse im Rücken hatte. tere Verluste nicht aus.
Auch hier blieben wei-
Zwei Granaten schlugen in die 4. Kom-
pagnie in dicken Knäueln stürzten die Schüßen übereinander unaufhaltſam aber ging es vorwärts . Premierlieutenant v . Hindenburg löste zwei Züge der 3. Kompagnie unter Führung des Sekondlieutenants v . Bud denbrock * ) auf, um den linken Flügel der 1. Kompagnie zu verſtärken. Der Rest der 3. Kompagnie folgte als Soutien. Die 4. Kompagnie wurde auf Befehl des Führers , Premierlieutenants v . dem Knesebeck , gänzlich aufgelöſt und verso erreichten längerte links die Schüßen der 3. Kompagnie dieſe Kompagnien gleichfalls unter sehr erheblichen Verlusten, namentlich bei dem überschreiten der Senkung, in welcher sich der mit Büschen beseßte Graben hinzog, den linken Flügel der 1. Kompagnie. Premierlieutenant v . Hindenburg wurde *) Siehe Anlage XXIII, 174.
125
unterwegs dreimal und schwer verwundet, Sekondlieutenant v .
1870.
Ranza u in die Schulter getroffen. Bei dieser Bewegung zeich
18. Auguſt.
nete sich der Unteroffizier Dissars der 4. Kompagnie aus . Mit den Worten : Jezt ist der Moment, wo jeder seine Kurage zeigen kann ! " eilte er seinen Leuten weit voraus .
Obgleich
an der Hand verwundet und daher nicht mehr imstande, seine Büchse zu gebrauchen, half er das Feuer leiten bis zum Ende der Schlacht. So war denn um 630 Uhr das gesamte Bataillon nach 630 Uhr nachmittags. schweren Verlusten, in eine Schüzenlinie aufgelöst, auf 300 bis 400 Schritt an den Feind herangekommen und unterhielt ein sehr lebhaftes und wirkungsvolles Feuergefecht gegen den übermächtigen, sehr gut gedeckten Gegner. Das Schwerste war überwunden, als Verstärkung nahte. Auf dem rechten Flügel war das Regiment Alexander mit zwei Bataillonen in das Gefecht getreten, und das feindliche Feuer ließ nunmehr in seiner bisherigen Heftigkeit nach.
Desto leb-
hafter gebrauchte das Bataillon seine noch tätigen Büchsen. Die Ziele waren zwar meist klein, nicht mehr als Köpfe, ab und zu einzelne Oberkörper, auch der Pulverdampf lagerte stellenweiſe sehr dicht und benahm die Aussicht, aber die gute Schießausbildung trat in ihre Rechte. Die Verluste unter den Mannschaften verminderten sich, seit die Büchsen mit Nachdruck gebraucht werden konnten. Die 1. und 2. Kompagnie brauchten Munition, die der Toten wurde. zu Hilfe genommen ; brechenden Auges reichten die Schwerverwundeten die ihrige hin (so unter anderen Gardeschüße Hen = nings der 1. Kompagnie). Auch eine Anzahl der zu Anfang der Schlacht verwundeten Schüßen, welche inzwischen verbunden worden war, hatte pflichtgetreu die fechtenden Kameraden wieder aufgesucht und . traf jezt mit der den Toten und Verwundeten unterwegs abgenommenen Munition in den Feuerlinien wieder ein. So der Gefreite Gay*) der 2. Kompagnie und andere, deren Namen nicht be*) Gefreiter Gah der 2. Kompagnie war zu Anfang der Schlacht am Fuße verwundet worden und hatte von seinem Zugführer den Befehl erhalten, sich verbinden zu lassen. Jezt erschien er, verbunden, mit einer großen Anzahl Patronen, die er den Toten und Verwundeten abgenommen hatte, wieder und seßte das Feuer fort, bis er durch einen zweiten Schuß ins Gesicht schwer verwundet wurde.
126 1870. 18. Auguſt .
kannt geblieben sind, weil ihre Führer in dieser Schlacht und in den späteren Gefechten gefallen ſind . Die Verluste, namentlich an Offizieren, hatten ihr Ende noch immer nicht erreicht. Sekondlieutenant Graf v . Schlieffen * ) wurde in den Kopf, Sekondlieutenant v . Budden brock in den Unterleib, beide zu Tode getroffen .
Sekond-
lieutenant Graf zu Doh na II . fiel tot zu Boden, den Schuß in der Brust.
Premierlieutenant v . Me ch o w , **) welcher nach
der Verwundung des Premierlieutenants v . Hindenburg die Führung der 3. Kompagnie übernommen hatte, wurde an Schulter und Oberarm schwer verwundet - alle mit dem Gedanken :
„,,Vorwärts Vorwärts ! “"
bis
zum
Tode.
Feld-Assistenzarzt
Dr. Frank v. Lichtenstein , der unabläſſig hinter der Schüzenlinie seinem Beruf oblag, fiel tödlich durch den Kopf geschossen. So dünn und gelichtet die Schüßenlinie auch war, ſie hielt In einzelnen die erſtrittene Stellung unerschütterlich fest. versuchte Zweimal vorgeschoben. Teilen wurde sie sogar noch und Sekondlieutenant vorzubrechen. Angriff der Feind zum Adjutant v. Massow und Sekondlieutenant v . Sydow welche die Reste der 1. und 2. Kompagnie führten, segten, selber die Büchse gebrauchend, dieſen feindlichen Versuchen ein solches Feuer entgegen, daß die Franzosen, obgleich durch Säbelhiebe ihrer Offiziere
vorwärts
getrieben,
beide
Male
nach
etwa
30 Schritten umkehrten und die verlassenen Deckungen wieder aufsuchten. Jedoch auch diese einzigen noch unverwundeten Offiziere, welche das Gefecht noch leiteten, wurden jezt in Arm und Schulter schwer verwundet und außer Gefecht gesezt. keinen ihrer Offiziere mehr zum Aber auch jezt noch ―
Führer habend — hielten die tapferen Gardeschüßen die mit so vielen Opfern erſtrittene Stellung , bis die Füſiliere und Grenadiere des Regiments Alexander ſie erreichten und ihnen nunmehr eine wirksame Unterstüßung gewährten . Die beiden Grenadier-Regimenter hatten bis dahin das Gefecht wie folgt geführt. Das Füsilier-Bataillon Regiments Alexander war seit 545 *) Siehe Anlage XXIII, 177. **) Siehe Anlage XXIII, 159.
127
Uhr rechts neben dem Garde- Schüßen-Bataillon ins Gefecht ge-
1870.
treten, das 2. Bataillon desselben Regiments noch weiter rechts, und zwar getrennt vom Füſilier-Bataillon, gegen Amanvillers
18. Auguſt.
vorgedrungen. Beide Bataillone kämpften ebenfalls unter großen Verlusten mit dem Feinde , ohne ihn überwältigen zu Vom Regiment Elisabeth waren das Füsilier-Bataillon und zwei Kompagnien des I. Bataillons unter Führung des
können.
Obersten v. Zaluskowski und des Oberstlieutenants v. Grolman zwischen die beiden Bataillone des Regiments Alexander um 615 Uhr vorgeführt worden. Der Stoß des Füsilier-Bataillons Regiments
Elisabeth
richtete sich gegen die Höhe südwestlich Amanvillers , es gewann den Anschluß an das II . Bataillon Regiments Alexander . Von hier führte es das Feuergefecht vorzugsweise gegen den westlich Amanvillers stehenden Feind . Die beiden Kompagnien des I. Bataillons Regiments Eliſabeth erreichten unter großen Verlusten den linken Flügel der Füsiliere des Regiments Elisabeth und schoben sich zwischen diese und das Füsilier-Bataillon Regiments Alexander, um ebenfalls in das Feuergefecht einzugreifen . abends.
Diese Lage dauerte biz 780
Zu dieser Zeit wurde St. Privat von dem Garde- und XII. Armeekorps genommen. Die Batterien der Garde sandten ihren Granathagel nach Amanvillers, schossen es in Brand und erschütterten den rechten Flügel des Korps L'Admirault. Oberst v. 3 alu s ko w 3 k i ſezte jezt ſein leztes Bataillon, das II. des Regiments Elisabeth, zu einem Vorstoß auf Amanvillers ein.
Die Grenadiere brachen im Sturmschritt mit ſchla-
genden Tambours entschlossen vorwärts, auch sie achteten der Verluste nicht; in der ganzen Front ertönte das Signal : „ Das Ganze avancieren! " Die gelichteten Kompagnien der Brigade erhoben ſich mit neuem Mut. Unter lautem Hurra eilte alles gegen den Feind. Portepeefähnrich v . Haugwi z * ) schloß sich als lehter underwundeter Führer des Garde- Schüßen-Bataillons mit den Trümmern
desselben
auf Befehl seines verwundeten Kompagnie-
führers dem allgemeinen Vorgehen an .
*) Siehe Anlage XXIII, 187.
730 Uhr abends.
128 1870. 18. August.
Sekondlieutenant v. Reclam hatte sich verbinden lassen, erreichte das II . Bataillon Regiments Elisabeth und erschien mit dieſem erneut auf dem Kampfplay .
So drangen Grenadiere
und Schüßen bis auf die Höhe westlich Amanvillers vor und nahmen dieselbe. Von neuem brach das Gewehrfeuer hervor 10Uhrabends. und dauerte noch bis gegen 10 Uhr abends . Der Feind behielt Amanvillers , die 3. Garde-InfanterieBrigade die gewonnene Höhe besezt .
So endete die Schlacht.
Die Dunkelheit deckte den Schleier über das weite, blutgetränkte Schlachtfeld ; sie verhüllte den Abzug des Feindes , der in der Nacht vollzogen wurde.
Das Regiment Eliſabeth über-
nahm die Vorposten, die übrigen Truppen der Brigade ſammelten sich.
Das Bataillon erhielt Befehl, dies am Wege nach
Verneville südöstlich des Bois de la Cusse zu tun. Es schickte sich an, dort zu biwakieren . 250 Mann waren um 1030 Uhr zur Stelle. zwischen
Jede Kompagnie formierte auf Befehl des
wieder
eingetroffenen
Premierlieutenants
v.
in-
dem
Knesebeck einen Zug ; er wurde, gefechtsmäßig gemacht, ein- für die geteilt und jeder Mann mit 20 Patronen versehen Nacht genug.
Die Munitionswagen waren noch gefüllt .
Doch die Nacht durfte troz Müdigkeit, Hunger und Durst der Tätigkeit kein Ziel sehen.
Die Verwundeten aufſuchen, für
sie zu sorgen, wurde zunächst veranlaßt.
Der Feld-Stabsarzt
Dr. Lenz und drei Lazarettgehilfen waren zur arbeiteten unermüdlich in ihrem schweren Beruf. *)
Stelle , sie
*) Sergeant Kiliszewski, welcher die Geschäfte des Feldwebels bei der 1. Kompagnie verſah und unverwundet blieb, erzählt folgendes über ſeine Erlebniſſe nach Beendigung der Schlacht : " Es fing an zu dunkeln, als ich nach der von uns zuleßt innegehabten Bodenſenkung zurückging, um Hilfe zu bringen, wo es noch möglich war. Zu meiner Unterstüßung rief ich den Lazarettgehilfen Heinzinger und den Unteroffizier Stüßer und begann mit diesen den Samariterdienst. In der erwähnten Bodenſenkung fanden wir fast nur tote Kameraden, da die ganze Vertiefung in der Schußlinie des Feindes lag, welcher ſie in richtiger Voraussetzung durch Mitrailleusenfeuer unausgesezt bestrichen hatte. Hier lag Schüße Lieven, den der Tod mit der Pfeife im Munde ereilt hatte, Unteroffizier Steuer von vielen Kugeln durchbohrt, Gefreiter Hempel mit zerschmettertem Unterſchenkel und andere ; wir deckten den leßteren, nachdem wir ihm mit Wasser den Durst gestillt hatten, mit mehreren Mänteln zu, er ist noch in derselben Nacht gestorben. Dicht daneben lag
129
Nach Mitternacht erst konnte ein Teil der Mannschaften ruhen. Doch auch während der Nacht slackerte das Gefecht an
1870 . 18. Auguft.
einzelnen Stellen noch auf ; so vor dem noch brennenden Champenois Ferme. Einige Geschosse schlugen in das Biwak, doch ohne Verluste zu verursachen. Um 4 Uhr morgens wurde alarmiert. "I Der Feind greift 19. Auguſt. mit Infanterie und Artillerie an " , lautete die Meldung. Das Bataillon erhielt Befehl, die rechte Seite der Brigade zu decken, und war im Begriff, hierzu einen Graben zu besezen, als sich herausstellte, daß der Alarm unbegründet war ; es kehrte daher bald wieder ins Biwak zurück. Das Garde-Schüßen-Bataillon war am Nachmittage des 18. Auguſt mit 20 Offizieren (einschließlich der offizierdiensttuenden Unteroffiziere und des Feld-Aſſiſtenzarztes) und 810 Büchsen in die Schlacht gerückt . Fähnrich Haas mit friedlichem Gesichtsausdruck, den Kopf auf seinem Offiziertornister er war augenscheinlich ohne Schmerzen verschieden. Schüße Burmeiſter, mit einem Schuß im Fuß, lag am Boden und fragte: „Herr Sergeant, haben wir geſiegt ? " und als ich seine Frage mit „Ja“ beantwortete, sagte er : „ Na, dann hol' der Teufel das Bein !" Von unseren Offizieren trafen wir zuerst den Grafen zu Dohna I. mit zerschossenem Bein, zwei Schüßen trugen ihn nach dem Verbandplay ; ferner Lieutenant v. Langenbeck, welcher von mehreren Kugeln im Unterleib getroffen war; wir reichten ihm Waſſer und gaben ihm einige Backpflaumen zu essen, aber er war schon so schwach, daß er die Steine nicht ausspeien konnte, wir mußten sie ihm von den Lippen nehmen. Troßdem ich mir die Richtung, in welcher ich meinen Hauptmann zulett sah, scharf eingeprägt hatte, konnte ich, da die Dunkelheit bereits ſehr vorgeschritten war, keine Spur von ihm finden. Auf unser abwechselndes Rufen : „Hauptmann v. Maſſow ! “ antwortete endlich eine Stimme : „Hier liegen noch zwei Offiziere, vielleicht ist der Gesuchte dabei! " - es war ein Soldat, der ebenfalls einen ſeiner Offiziere aufgeſucht, ihn schwer verwundet gefunden hatte und uns nun die Richtung angab, in der wir weiter suchen sollten. Die beiden von ihm vorher bemerkten Offiziere waren unſer Kommandeur Major v. Fabeck und Hauptmann v. Maſſow. Erſterer lag auf dem Rücken, die Kugel war ihm durch die Schläfe gegangen ; ſeine Hüfte mit der rechten Hand umfaſſend und mit dem Kopfe auf dem Unterleibe des Kommandeurs, lag Hauptmann v. Maſſow mit durchſchoffener Bruſt. Meinem Versprechen gemäß nahm ich leßterem Bruſttaſche, Uhr und Kette ab, vom Major v. Fabeck Uhr und Schärpe. Von Müdigkeit und Aufregung gänzlich erschöpft, wäre ich gern hier zuſammengeſunken, aber sich aufraffen und den Rest des Bataillons ſuchen, galt es jezt. “ 9 Gefchichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
130
Sein Verlust*) betrug : Offiziere Unteroffiz . Schüßen
Tot .
9
10
101
An den Wunden gestorben
2
5
41
11
15
142
9
20
251
Pferde 4
4B
Im ganzen Verwundet
4
3
13
Vermißt
Im ganzen
20
35
264
Im ganzen
20
35
406
7
Wenn je eine Truppe den ihrem Könige geleisteten Eid unter erschwerenden Umständen gehalten und mit ihrem Blute bezahlt hat , dann hat es das GardeSchüßen-Bataillon bei St. Privat getan. Seine Majestät der König geruhten demselben. für die in dieſer Schlacht bewiesene treueste Hingebung Seine Allerhöchste Anerkennung zunächſt durch die Verleihung von 47 Eisernen Kreuzen 2. Klaſſe zu erteilen . Die weiteren sehr zahlreichen Beweise Allerhöchster Auszeichnung für das Verhalten des Bataillons in dieser Schlacht werden in den folgenden Blättern an den geeigneten Stellen Aufnahme finden . 2. Die Ereigniſſe nach der Schlacht von St. Privat bis zur Einschließung von Paris. Am 19. Auguſt führte Portepeefähnrich v . H a u g wiß das Bataillon in das Biwak von Ste. Marie aux Chênes. *) Siehe Anlage XIII, I. Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften.
2282
Zum Vergleich der Verluste des Bataillons mit denjenigen der übrigen Infanterie des Gardekorps in dieser Schlacht mögen folgende dem Generalstabswerke entnommenen Angaben dienen: Es verloren: 1. Garde-Regiment zu Fuß 36 Offiz . 1056 Mann = = = 3. 36 = 1060 = = 2. 39 = 1076 ፡ = = ፡ = 4. 29 = 524 6 = 343 Garde-Füsilier- Regiment 1 49 Garde-Jäger-Bataillon = = 27 820 Kaiser Alexander Garde- Gren. Regt. = 433 Grenadier-Regt. Königin Elisabeth • 22. = = = 38 1020 Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. = 902 = 27 Grenadier-Regt. Königin . =
1870. 19. August.
131
Im Laufe des Tages kehrte Sekondlieutenant v . Reclam, den Arm in der Binde, zum Bataillon zurück und übernahm das Kommando, bis Hauptmann v . Krause vom Garde-PionierBataillon eintraf, welcher seitens des Generalkommandos mit der Führung des Garde-Schüßen-Bataillons beauftragt war. Außerdem wurde der Premierlieutenant v. Brodowski vom Garde-Pionier-Bataillon, der Sekondlieutenant v . Sted = man I. bom Regiment Königin und Sekondlieutenant v. Beerfelde vom Kaiser Alexander-Regiment zum Bataillon kommandiert. Diese Offiziere trafen im Laufe des Tages bei dem legteren ein. Aus der 1. und 4. Kompagnie ward die 1. kombinierte, aus der 2. und 3. Kompagnie die 2. kombinierte Kompagnie formiert. Lieutenant v . Stedman I. führte die 1., Premierlieutenant v . Brodowski die 2. kombinierte Kompagnie. Es galt nunmehr die Abspannung zu überwinden, welche naturgemäß auch in der besten Truppe nach einer so blutigen Schlacht hervortreten muß .
Beſchäftigung fand sich reichlich,
vieles war inſtand zu ſehen und zu ordnen ; das Schlachtfeld bot Erſaz für Waffen und Ausrüstungsstücke in hinreichender Menge. Die Bestattung der gefallenen Unteroffiziere und Mannſchaften mußte der Entfernung wegen dem IX. Armeekorps überlassen werden,
die
Leichen
der
gefallenen
Offiziere
waren
nach
Ste.Marie geschafft worden, um dort der Erde übergeben zu werden. Zu diesem Zwecke verließ das Bataillon am 20. Auguſt um 545 Uhr morgens, jezt wieder 321 Köpfe stark, das Biwak von Ste. Marie. Am Ostausgang des Ortes, hart nördlich der Straße nach St. Privat, hielt der Divisionsprediger Jord an einen feierlichen Gottesdienst. General v . Budriz ki richtete am Schluß anerkennende, herzliche und mannhafte Worte an das Bataillon . Dasselbe beerdigte hier : Den Kommandeur: Major Falkenstein v . Fabeck, Hauptmann v. Massow , Sefondlieutenant v . der Hagen ,
Graf zu Dohna II., W
Portepeefähnrich v . Waldow 1 Haas ,
=
Unteroffizier v . Tepper - Laski.
=
9*
1870. 19. Auguſt.
132
1870. 19. August.
Die Leiche des Kommandeurs wurde später durch die Familie nach Potsdam übergeführt und auf dem sogenannten Alten Garniſon-Kirchhof“ am kleinen Exerzierplag beigesezt. Die Leiche des Hauptmanns v . Masso w ward nach Berlin gebracht ; sie ruht auf dem Mätthäi -Kirchhof östlich der BerlinPotsdamer Eisenbahn .
Dahin wurde auch die Leiche des am
24. August an seinen Wunden im Feld-Lazarett verstorbenen Sekondlieutenants v. Langenbeck gebracht ; diejenige des Portepeefähnrichs
v . Waldow
ist nach dem Familiengut
Königswalde bei Zielenzig in der Neumark übergeführt und dort beigesezt worden. Sekondlieutenant Graf v . Schlieffen starb am 2. September 1870 im Johanniter-Lazarett zu Gorze infolge der erhaltenen Schußwunde am Kopf. Er ward auf dem Kirchhofe daselbst begraben und ist dort verblieben. Dagegen wurde die Leiche des Sekondlieutenants v . Buddenbrock , welcher am 19. August morgens auf dem Verbandplag zwischen dem Bois de la Cuffe und Verneville gestorben und an einem dem Bataillon unbekannten Ort begraben worden war, durch den Unteroffizier Spier der 3. Kompagnie im März 1871 auf einem bereits gepflügten Felde aufgefunden. Sie ward demnächst auch nach Ste. Marie gebracht und dort beerdigt.*) Den Ort, an welchem der Feld-Aſſiſtenzarzt Dr. Frank v. Lichtenstein beerdigt ist, hat das Bataillon troß vieler Bemühungen nicht in Erfahrung bringen können . Jedenfalls ruht er unter der Erde, auf welcher er ruhmvoll gefallen ist ! Später ist der einfache Wiesengrund bei Ste. Marie durch die Offizierkorps des 1. und 3. Garde-Regiments 3. F., des Garde-Schüßen-Bataillons und durch die seitens der Angehörigen der dort Bestatteten zur Verfügung gestellten Mittel in einen Friedhof umgeschaffen, eingefriedigt und mit Kreuzen und Grabdenkmälern versehen worden - ein beredter Zeuge der militärischen Pflichterfüllung bis zum Tode. Die Unterhaltungskosten wurden demnächst vom Kriegsminiſterium übernommen und das Gouvernement der Festung Meg mit der Aufsicht und Instandhaltung beauftragt. *) Dies wurde dadurch möglich, daß die Leiche des dort bestatteten Kommandeurs des 1. Garde-Regiments z . F., Obersten v. Roeder in die Heimat zurückgeführt worden war.
i
133 Am 20. August erließen Seine Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg folgenden Korpsbefehl:
Soldaten des Gardekorps ! In blutiger Schlacht hat Gott uns den Sieg verliehen, einen Sieg, dessen Größe erst heut ganz zu übersehen ist! Dem Gardekorps war es vergönnt, zur Erreichung dieses Sieges in hervorragender Weise beitragen zu können . Alle Waffen haben in Mut und Ausdauer gewetteifert. Die Artillerie hat durch ihr vereinigtes Wirken an den entscheidenden Punkten und durch ihr ruhiges, sicheres SchieBen, selbst da, wo sie sich im feindlichen Infanteriefeuer befand , den Angriff der Infanterie erfolgreich vorbereitet und unterstüßt. Der Sturm auf die von ſteinernen Mauern umschlossenen Dörfer Ste. Marie aux Chênes und St. Privat la Montagne ist dem kolossalen feindlichen Gewehrfeuer gegenüber von der Infanterie in einer Weiſe ausgeführt worden, die über alles Lob erhaben ist. Fortgerissen von dem Beispiel ihrer Offiziere, warf die Infanterie mit den Jägern,
Schüßen und Pionieren den
Feind aus einer Poſition, die er ſelbſt für uneinnehmbar hielt. Groß sind die Verluste, mit denen der Sieg erkauft iſt, aber Ste. Marie aux Chênes und St. Privat la Montagne ſind glänzende Lorbeerblätter, welche Ihr dem reichen Siegesfranze des Gardekorps neu hinzugefügt habt.
Soldaten des Gardekorps ! Abermals habt Ihr das Vertrauen gerechtfertigt, welches Seine Majestät unser allergnädigster König zu jeder Zeit Allerhöchstseinem Gardekorps geſchenkt haben, und dieses Vertrauen werdet Ihr auch ferner zu erhalten wiſſen . Ich bin stolz darauf, der kommandierende General eines solchen Armeekorps zu sein !
•
Es lebe der König ! Biwak bei Ste. Marie aux Chênes, den 20. August 1870.
gez. August , Prinz von Württemberg .
1870. 20. August.
134 1870.
Wenige Tage später traf nachstehender Erlaß Seiner Majestät des Königs an die Armee ein : Armeebefehl ! Nachdem nunmehr alle drei Armeen Gelegenheit gehabt haben , in einer Reihe von blutigen , aber stets siegreichen Kämpfen dem Feinde entgegenzutreten , ist es Mir Bedürfniß , sämmtlichen , dem großen Armeeverbande angehörenden Truppenkorps für die dabei überall an den Tag gelegte ausgezeichnete Bravour und Hingebung Meinen tiefgefühlteſten Königlichen Dank auszusprechen . Wir haben mit Gottes Hülfe in kurzer Zeit große Erfolge errungen , doch stehen uns noch ernste Kämpfe bevor.
An der Spize solcher Truppen sehe Ich indeß
allen ferneren kriegerischen Ereignissen mit vollster Zuversicht und mit der Ueberzeugung entgegen , daß wir das uns vorgesteckte Ziel , die Erkämpfung eines dauerhaften Friedens für das Vaterland , erreichen werden. Hauptquartier Pont à Mouſſon , den 21. Auguſt 1870 . gez. Wilhelm.
Die unmittelbare Folge der Kämpfe um Meß, welche zunächst in der Schlacht von Gravelotte
St. Privat ihren Ab-
schluß fanden, war die Einſchließung der Festung mit der feindlichen Streitmacht durch die Erste und Zweite Armee unter dem Oberbefehl
des Prinzen Friedrich Karl. Gleichzeitig wurden von der bisherigen Zweiten Armee drei Armeekorps, das Garde-, IV. und XII. Armeekorps , nebst der 5. und 6. Kavallerie-Division unter dem Oberbefehl des Kronprinzen
Albert von Sachsen mit dem Namen „Maas-Armee" abgezweigt. Der letzteren fiel die Aufgabe zu, sich der Festung Verdun zu bemächtigen, die Maas zu überschreiten, über St. Menehould gegen Châlons vorzugehen, um im Anschluß an die von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen befehligte Armee die feindlichen Streitkräfte,
Dritte
deren Vorhandensein im
Lager von Châlons in Erfahrung gebracht war, anzugreifen und sich den Weg nach Paris zu öffnen .
135 Die Dritte Armee sette dementsprechend ihren Marsch in westlicher Richtung fort, die Maas -Armee begann denſelben am 23. Auguſt. Ein Handstreich auf Verdun wurde seitens des XII. Armeekorps am 24. Auguſt versucht, führte indeſſen nicht dazu, die Festung in deutsche Hand zu bringen.
Nichtsdesto-
weniger überschritt die Maas -Armee die Maas und rückte in breiter Front in westlicher Richtung vor. Am 24. Auguſt war im Hauptquartier der Dritten Armee die Meldung eingegangen : „ Das Lager von Châlons ist leer! " Tags zuvor hatte man im großen Hauptquartier die Nachricht erhalten, N a p o le on III . befinde fich mit beträchtlichen Streitkräften in Reims .
Auch aus Meg war ein Brief aufgefangen,
nach welchem die Rhein-Armee durch die Armee von Châlons entsegt werden sollte. Am 25. August erfuhr die oberste Heeresleitung, Mac Mahon sei mit der Armee von Reims nach Osten aufgebrochen. Somit war der Zweck klar, Meg zu entsegen . Dementsprechend erhielten die Dritte und die Maas -Armee sofort veränderte Befehle. Die erstere hatte sich zu einer Rechtsschwenkung vorzubereiten und demnächst diese Schwenkung auf Suippe und Vouziers auszuführen ; die lettere sollte über Dun und Stenay , Maas abwärts ziehend , mit dem linken Flügel Fühlung mit der Dritten Armee unterhalten. Diese Bewegungen wurden angeordnet und mit großer Schnelligkeit, namentlich was die erhöhten Marschleistungen der Dritten Armee anbelangt, ausgeführt.
Zwei preußische Armee-
korps waren außerdem von der Einschließungs -Armee bei Mez nach Etain vorgeschoben worden. Am Abend des 29. August waren dementsprechend die Maas- und Dritte Armee in der Lage, dem Feinde den Rückzug auf Reims zu verlegen . Die beiden bei Etain stehenden Korps wurden nach Meß zurückbeordert. Der Gegner hatte nach vielfachem Schwanken sich dazu entschlossen, den Entsaz der Rhein- Armee zu versuchen. Seine in Reims versammelten Streitkräfte hatten sich langsam nach Osten zu in Bewegung gesezt. Am 29. Auguſt beabsichtigte Mac Mahon , die Maas zu überschreiten ; dies gelang jedoch nur dem XII . franzöſiſchen
1870.
136
1870.
Korps bei Mouzon .
Am 30. Auguſt ging auch das I. franzö-
sische Korps über diesen Fluß .
Schon hatten aber ernsthafte Zu-
ſammenstöße stattgefunden, die den Marschall Mac Mahon die bedrohte Lage des Heeres erkennen lassen mußten .
Erheblich
schwieriger gestaltete sich dieselbe noch im Laufe des Tages, als das V. Korps im Lager von Beaumont vom IV. preußischen Armeekorps überfallen und unter dem Eingreifen des VII. und XII . Korps franzöſiſcherſeits,
des
XII . und
I. bayerischen
deutscherſeits, mit großem Verlust über die Maas zurückgeworfen worden war.
Die französische Armee zog sich unter dieſen Um-
ſtänden noch in der Nacht vom 30. zum 31. Auguſt auf Sedan zurück. Deutscherseits wurde für den 31. der weitere Vormarsch angeordnet und ausdrücklich befohlen, den Gegner , falls er sich noch diesſeits der Maas ſtellen ſollte, energiſch anzugreifen und auf möglichst engen Raum zwischen diesem Fluß und der belgiſchen Grenze zusammenzudrängen .
Die Maas -Armee erhielt den
Auftrag, ein Ausweichen des Feindes in östlicher Richtung zu verhindern, und ward ihr anempfohlen, zwei Armeekorps auf dem rechten Ufer dieses Fluffes marſchieren zu laſſen . Die Dritte Armee sollte sich gegen die Front und rechte Seite des Feindes wenden.
20. August.
Das Garde-Schüzen-Bataillon hatte, zur Maas -Armee gehörig, an diesen Bewegungen und Ereignissen folgenden Anteil genommen : Noch am 20. Auguſt war es ins Biwak nach Labeuville marschiert, in welchem der von der Erſaz-Kompagnie zum mobilen Bataillon versezte Sekondlieutenant v . A r n i m * ) eintraf. Am 21. wurde über Doncourt Avillers erreicht ; daselbst war Ruhetag und am 22. nachmittags Gottesdienst. Hier traf Premierlieutenant v . dem Knesebec wieder beim Bataillon ein. Am 23. wurde der Marsch nach Spada , am 24. nach Neuville en Verdunois fortgesezt.
Die Maas ward an diesem Tage
nördlich St. Mihiel von der Diviſion überschritten .
Premier-
lieutenant Graf v . Keller , **) Sekondlieutenant v . Win*) Siehe Anlage XXIII, 185. **) Später Kammerherr Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht von Preußen.
137 terfeld und Sekondlieutenant der Reserve Lutteroth ,
; 1870.
sämtlich vom Garde-Jäger-Bataillon, meldeten sich hier zum Bataillon kommandiert, dagegen traten Premierlieutenant v. Brodowski zum Regiment Franz, Lieutenant v. Sted = man I. und Lieutenant v. Be erfelde zu ihren Regimentern zurück. Am 25. August wurde Nubécourt erreicht.
Das Bataillon
ſandte von dort die infolge der in der Schlacht am 18. Auguſt erlittenen Verluste überflüssig gewordenen Dächſe an das Etappenkommando nach St. Mihiel zum Rücktransport in die Garnison. Von Nubécourt aus trat, durch die inzwischen eingegangenen Meldungen über die Bewegung der Mac Mahonſchen Armee auf Mez, jene Änderung in der Marſchrichtung ein, die endgültig zur Schlacht von Sedan führte.
Dementsprechend
marschierte das Bataillon am 26. Auguſt nordwärts nach Jouy en Argonne (das Gepäck wurde gefahren) . hörte man Kanonendonner.
26. Auguſt.
Von Verdun her
Am 27. August wurde der Marsch über Montfaucon nach Verry bei Varennes fortgesezt und bei legterem Ort ein Biwak Die 2. kombinierte Kompagnie, Es regnete heftig . bezogen. unter Führung des Lieutenants Grafen v . Keller , zog an der Straße Varennes - Dun auf Vorposten. Feindliche Truppen follten bei Buzanch und Grand Pré stehen. Am 28. Auguſt wurde bei starkem Regen auf der Straße nach Dun zwischen Romagne ſous Montfaucon und Landres im Gros der Vorposten ein Biwak bezogen.
Anhaltend schlechtes
Wetter und dazu ein fetter Lehmboden machten den Aufenthalt im Freien sehr beschwerlich. Am folgenden Tage traf Major v . Boelzig *) vom 36. Infanterie-Regiment, bis dahin Adjutant beim Generalkommando VI . Armeekorps , welcher laut Allerhöchſter KabinettsOrdre für die Dauer des mobilen Verhältnisses zum Kommandeur des Bataillons ernannt worden war, bei demselben ein und übernahm die Führung ; Hauptmann v . Krause trat zum Stabe der Division über. Gegen Mittag wurde über Buzanch (der Kanonendonner des Gefechts bei Nouart war zu hören) nach Briquenah ins *) Siehe Anlage XXIII, 193.
28. Auguſt.
།
138
1870.
Biwak marschiert.
Unterwegs tauchten in westlicher Richtung die
Spigen der Dritten Armee (V. Armeekorps) auf, welche sich Buzanch näherten.
Vor der Front des Gardekorps beobachteten
Teile der Garde-Kavallerie- Division den Marsch eines feindlichen Korps in der Richtung von West nach Ost.
Die Kaval-
lerie der Avantgarde der 2. Garde- Diviſion (2. Garde-UlanenRegiment) hatte ferner feindliche Truppen bei Boult aux Bois im Lager gesehen.
Es wurde Befehl erteilt, dieſelben nicht an-
zugreifen; man ließ sie unbelästigt aufbrechen und abziehen
30. August.
die Heeresleitung war augenscheinlich ihrer Sache sehr sicher. Am 30. Auguſt wurde der Marsch zunächst auf Thenorgues fortgesezt, woselbst die Straße für die Dritte Armee freigehalten. werden mußte. Das II. bayerische Korps , auch das große Hauptquartier marschierten vorüber. Hier hatte das Bataillon das große Glück, seinen Allerhöchsten Kriegsherrn bei sich vorbeifahren zu sehen . Um 1130 Uhr erfolgte der Vormarsch über durch starker Kanonendonner wurde vernehmbar Nouart das Bois de Dames auf das Schlachtfeld von Beaumont, dann ins Biwak. *) Die Nacht verhüllte die Umgebung ; erst am Morgen nahm das Bataillon aus nächster Nähe beim Gegner wahr, was es bedeutet : „ Im Lager überfallen zu ſein. “
31. August.
Am 31. August wurde über Pouilly auf das rechte MaasUfer, dann über Vaux , Carignan nach Pure marschiert.
Wäh-
rend des Marsches durch Carignan gelangten Weißbrot und Zucker zur Verausgabung . Diese Gegenstände waren einem französischen
Eisenbahn - Proviantzuge
entnommen
worden,
welcher durch die Kavallerie- Diviſion des XII . Armeekorps angehalten worden
war.
Auch wurde in genannter Stadt ein
Führer requiriert, um das Bataillon noch in der Nacht nach 1. September. Pure zu bringen, woſelbſt es gegen 2 Uhr morgens eintraf. Die deutschen Truppen erreichten bis zu dieſem Zeitpunkt folgende Stellungen: Bei der Maas -Armee das Gardekorps das rechte Chiers-
Ufer, und zwar : Die Vorposten (1. Garde- Diviſion) die Linie Francheval— Pouru aux Bois bis an die belgische Grenze bei Grand Haye*) Hier verſah sich das Bataillon mit fünf geräumigen franzöſiſchen Zelten, die zum Teil noch jezt im Manöver gute Dienſte leiſten.
139
bas .
Die Avantgarde Pouru St. Remy und Pouru aux Bois .
Das Gros die Gegend von Sachh und Escombres . Das XII. Armeekorps mit den Vorposten
gegen den
Rulle-Bach-Francheval . Das IV. Armeekorps verblieb in der Gegend von Mouzon. Mit Beſegung des Raumes zwischen Chiers und der belgiſchen Grenze war der feindlichen Armee ein Ausweichen nach Osten abgeschnitten. Die Dritte Armee gelangte am 31. August mit den vorderen Armeekorps nach Remilly , Donchery und Boutancourt. Die württembergische Division hatte Teile des franzöſiſchen XIII. Korps in Mézières und Gegend vor sich. Das VI. Armeekorps vermochte der übrigen Armee den Rücken zu decken und den Truppen bei Mézières den Rückzug nach Reims und Paris zu verlegen. Der Feind stand dieſen beiden Armeen in folgender Aufstellung gegenüber : Das XII. Korps von Balan über Bazeilles nach La Moncelle und Petite Moncelle.
Daran ſchloß sich auf dem weſtlichen
Talrande der Givonne das I. Korps , deſſen linker Flügel bei Calvaire
d'Jlly
mit
dem
gegen
VII. Korps in Verbindung stand .
Nordwesten
1870. 1. September.
gewendeten
Das V. Korps befand sich in
der Reserve bei Sedan. Die Dritte Armee beabsichtigte, am 1. September mit dem linken Flügel die Maas unterhalb Sedan zu überschreiten. Ein sofortiges Zurückdrängen des Feindes durch die MaasArmee schien dem Plane der obersten Heeresleitung nicht zu entsprechen . Es wurde dieſer Armee daher ein Ruhetag zugedacht und dies den Truppen bekannt gemacht. Das Bataillon erhielt den hierauf bezüglichen Befehl, als es am 1. September morgens im Begriff stand , in Pure Alarmquartiere zu beziehen. Noch am Abend des 31. Auguſt ging dem großen Hauptquartier die Nachricht zu , der Feind ſchicke ſich an, in der Richtung auf Mézières durchzubrechen. Die für den 1. September bereits erteilten Befehle wurden daher dahin erweitert, daß die Truppenbewegungen der Dritten Armee über die Maas tunlichst noch in der Nacht vorgenommen werden sollten. Das Oberkommando der Maaz -Armee, gleichfalls in der
140 1870.
Nacht noch von der Dritten Armee über die nunmehr veränder-
1. September. ten Maßnahmen unterrichtet, beschloß, die Truppen mit Tagesanbruch zum Angriff gegen den Feind zu führen, ihn dadurch am Abzuge zu verhindern und ſo lange festzuhalten, bis das Eingreifen des linken Flügels der Dritten Armee erfolgt sei . Vorwärtsbewegungen hatten um 5 Uhr zu beginnen .
Die
Die Tor-
nister waren abzulegen . Die deutsche Armee gliederte sich ſomit in bezug auf die zu erfüllenden Aufgaben folgendermaßen : Drei Armeekorps sollten von Osten und Südosten ihre Richtung gegen die Givonne nehmen ; ein Armeekorps von Süden her Front gegen die Maas machen ; zwei Armeekorps sich gegen die Straße Sedan-Mézières wenden, um dem auf derselben im Rückzuge vermuteten Feind in die Flanke zu fallen. Derselbe war indes in dem Dreieck zwiſchen Maas—FloingBach-Givonne-Bach verblieben.
Die 2. Garde-Diviſion war, wie das ganze Gardekorps , kurz 545 Uhr früh. vor 545 Uhr früh in den Quartieren alarmiert worden, hatte sich bei Sachy versammelt, schickte zwei Batterien und zwei Eskadrons 2. Garde- Ulanen -Regiments nach Francheval voraus und trat dann nach folgender Truppeneinteilung über Pouru— St. Remy-Francheval auf Villers Cernay an. Avantgarde: Oberst Prinz von Hessen. 2 Eskadrons 2. Garde-Ulanen-Regiments ,
2 Batterien, 2. Fuß-Abteilung (Korps-Artillerie) , 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin.
Gros : Generalmajor v . Berger. Kaiser Franz Garde- Grenadier-Regiment Nr. 2, 3. Garde-Infanterie-Brigade, Oberst v. Linsingen, Kaiser Alexander Garde- Grenadier-Regiment Nr. 1 , 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Eliſabeth, Garde-Schüßen-Bataillon, 2 Eskadrons 2. Garde-Ulanen-Regiments,
2 Batterien, Sanitäts- Detachement Nr. 2. Unterwegs war das heftige Gefecht um Bazeilles und bei La Moncelle deutlich zu hören.
--
141
1870. Um 830 Uhr begann die Diviſion bei Villers Cernah aufzumarschieren und wurde demnächst in das Bois Chevalier vor 1. September. 830 Uhr vorgeführt. Dort erhielt sie Befehl, näher an Daigny heranzumittags . rücken, um einem etwaigen Angriff des Feindes auf das XII. Armeekorps entgegenzutreten . Ihre Artillerie war während dieser Zeit bereits ins Feuer getreten.
Nach 12 Uhr ward die 4. Garde-Infanterie-Brigade auf Daigny in Marsch gesezt, ein überschreiten des Tales ihr indes verboten. Das Regiment Franz näherte sich dem mittlerweile von den Sachſen genommenen Dorfe und besezte die Häuſer am Das Regiment Königin folgte.
Ost-Eingange.
Die 3. Garde-Infanterie-Brigade blieb in Rücksicht auf die großen Verluste, welche sie am 18. Auguſt gehabt hatte, während des ganzen Tages in ihrer Stellung auf der Höhe nordöstlich von Daigny *) als Reſerve ſtehen und erhielt gegen Mittag nur einige Granaten und Mitrailleusenkugeln als Schlachtgruß des
12 Uhr mittags.
Feindes, die beim Regiment Eliſabeth einige Verluſte verurſachten.
Auch in die Regimentsmusik des Regiments Alexander
schlug eine Granate, ohne jedoch Verluste herbeizuführen, worauf der Stabshoboist die Musik mit der Nationalhymne antworten ließ. Wenngleich das Garde-Schüßen-Bataillon ſomit nicht ſelbſttätigen Anteil an den großen Erfolgen dieses Tages nehmen konnte, so durfte es doch Zeuge des großen, weltgeschichtlichen Entscheidungskampfes von Sedan sein. Bei dem hellen Sonnenschein vermochte es den größten Teil des Schlachtfeldes zu übersehen und den Gang der gewaltigen Schlacht zu verfolgen . So sah es von seinem Standpunkte aus gegen Mittag das Vorgehen des XI. und V. Armeekorps über St. Menges nach Floing, bei welchem Generallieutenant v . Gersdorff , ** ) der Führer des XI . Korps , welcher dem Bataillon 13 Jahre angehört hatte, schwer verwundet wurde. Es ist bekannt, daß gegen 2 Uhr 71 deutsche Batterien von 2 Uhr nachdrei Seiten her ihr Feuer auf die in und bei Sedan eingeſchloſsenen französischen Streitkräfte vereinigten. Alle Durchbruchsversuche des nach der Verwundung des Marschalls Mac Ma*) Siehe Plan 6: Das Schlachtfeld von Sedan. **) Siehe Anlage XXIII, 81 .
mittags.
-
142
1870. hon mit dem Oberbefehl über die franzöſiſche Armee betrauten 1. September. Generals v. Wimpffen scheiterten ; der eiserne, durch die deutschen Armeekorps geschlossene Ring gab nirgends nach, von Stunde zu Stunde wurde er enger und fester ― dabei immer vernichtender die Wirkung der gewaltigen Artilleriemaſſen. Um 5 Uhr nachmittags stieg auf den Wällen der Festung Sedan die weiße Fahne empor. Schlacht ging zu Ende .
Der Feind unterhandelte ; die
Stellenweise flackerte das Feuer von
neuem auf, feindliche Infanterie- und Kavallerie-Abteilungen versuchten, immer wieder erfolglos, durchzubrechen.
5 Uhr nachmittags.
Die 3. Garde-Infanterie-Brigade war inzwischen um 5 Uhr angetreten und nach Givonne herangezogen worden .
Unterwegs
kam ein bejahrter Stabsoffizier, Major v . Reclam , *) welcher dem Bataillon 20 Jahre lang angehört hatte, um nach seinem Sohne zu forschen .
Er fand ihn, den Arm noch in der
Binde, den Tschako durchlöchert. Freudentränen vergießend , umarmte der Vater den Sohn ― Gott aber wollte, daß dies der Abschied fürs Leben war. **) Bei Givonne bezog das Bataillon ein Biwak.
Noch bei ein-
tretender Dunkelheit wurden Tausende von Gefangenen in ſeiner unmittelbaren Nähe zu Transporten geordnet .
Die 3. Garde-
Infanterie-Brigade erhielt den Befehl, die Begleitkommandos zu stellen, die Regimenter Alexander und Elisabeth brachten die Gefangenen zunächst nach Douzy, das Bataillon selbst blieb biz 12 Uhr nachts unter dem Gewehr stehen.
2. September.
Am 2. September bis 10 Uhr vormittags sollte es sich entscheiden, ob der Feind weiterkämpfen oder sich ergeben werde. Die Geſchüßmündungen der deutschen Batterien richteten sich von neuem auf Sedan - die Übergabe der Festung erfolgte . Am Nachmittage verbreitete sich diese Freudenbotſchaft, begleitet von der noch größeren : „ daß der Kaiſer Napoleon gefangen sei ! “ Unbeschreiblicher Jubel erscholl — man freute sich vor allem des gewaltigen Eindrucks, den dieses hochbedeutsame Ereignis im lieben Vaterlande hervorbringen mußte.
Gegen Abend aber
*) Siehe Anlage XXIII, 60 . **) Siehe Teil 3 dieses Abschnittes, Erstürmung von Le Bourget am 30. Oktober 1870.
143
1870. beritt Seine Majestät König Wilhelm die Biwaks der Truppen. In weitem Umkreise . ertönte ringsum endloses 2. September. Hoch- und Hurra-Rufen, wie es begeisterter, wärmer und dankbarer wohl nie einem Herrscher dargebracht worden ist. Während der Nacht vom 2. zum 3. September ſtellte auch das Garde-Schüßen -Bataillon stärkere und schwächere . Kommandos zur Zurückführung von Gefangenen. Am 3. September marschierte es vom Schlachtfelde aus auf 3. September. demselben Wege, auf welchem es gekommen, nach Sachy .
Pre-
mierlieutenant v . Apell * ) vom Jäger-Bataillon Nr . 10 traf hier ein ; er war für die Dauer des Feldzuges dem Bataillon aggregiert und brachte die Nachricht mit, daß zwei Schüßen in Verdun in Gefangenschaft geraten ſeien, weil sie sich der Festung unvorsichtig genähert hätten. Da man bei dem nun beginnenden Vormarsch auf die feindliche Hauptstadt Paris auf ſtärkere feindliche Heeresabteilungen nicht mehr stoßen konnte, so hörten von jezt ab die Biwaks auf, es wurden stets Quartiere bezogen. Am 4. September war Ruhetag in Sachy .
Am folgenden 4. September.
Tage wurde der Marsch über Carignan —Mouzon nach Villemontry, am 6. über Mouzon-Raucourt- Chémery Vendreſſe nach Terron les Vendresse fortgesetzt . Es regnete heftig, auch waren die Quartiere schlecht ; Premierlieutenant v . Specht ** ) vom Jäger-Bataillon Nr. 11 ward dem Bataillon aggregiert und erreichte dasselbe. Für den inneren Dienſt wurden nunmehr wieder vier Kompagnien formiert und folgendermaßen beſeßt : 1. Kompagnie. Führer : Premierlieutenant v . Apell ; Lieutenant v. Winterfeld. = 2. Premierlieutenant Graf v . Keller ; Lieutenant v. Arnim .
3.
4.
=
=
Premierlieutenant v. Specht ; Lieutenant der Reserve Lutteroth. Premierlieutenant v . dem Knesebeck ; Portepeefähnrich v . Haugwiz .
*) Siehe Anlage XXIII , 191. **) Siehe Anlage XXIII, 192.
144 1870.
Sekondlieutenant v . Reclam ward mit den Geschäften des Adjutanten beauftragt. Taktisch blieben die Verbände wie bisher.
7. September.
Am 7. September wurde über La Horgue nach Poix marschiert. Hinter dem Dorf rückte das Bataillon zu einem Viered zusammen.
Der Kommandeur ließ ſtillſtehen und begann :
"1 Seine Majestät der König hat die Gnade gehabt, der Diviſion für die Schlacht von St. Privat eine Anzahl Eiserner Kreuze 2. Klaſſe zu verleihen.
Dem Bataillon ist da-
von eins zugeteilt worden , und zwar für den Portepeefähnrich v. Hau gwiz , der sich durch seine Tapferkeit hervorgetan hat. " Demnächst erfolgte die
überreichung
des
Ehrenzeichens
durch den Premierlieutenant v . dem Knesebeck. v. Boelzig fuhr fort:
Major
„Tragen Sie dies Kreuz zur Ehre des Bataillons , zur Ehre Ihrer Familie und zu Ihrer eigenen Ehre !" Zum Bataillon gewendet, schloß er mit einem dreimaligen Hurra auf Seine Majestät den König, worauf der Marsch nach Touligny fortgesezt wurde. . 8. September. Am 8. September marschierte das Bataillon bei Regenwetter über Launois nach Herbigny , am 9. September über Séraincourt nach Hanogue ; hier hörte man ein dumpfes , donnerähnliches Rollen : die Zitadelle von Laon war vom Feinde in die Luft gesprengt worden.
In Sévigny wurden Quartiere
bezogen, und traf daſelbſt die Allerhöchste Kabinetts -Ordre ein, laut welcher die Premierlieutenants v . Hindenburg und v. dem Knesebeck zu Hauptleuten, und die Sekondlieutenants v. Massow und Werner * ) zu Premierlieutenants ernannt worden waren.
10. September.
Am 10. September erfolgte die Fortsehung des Marsches über Sisonne nach Marchais .
Hier wurde die Bewaffnung einer
Pompiers-Abteilung (45 Gewehre und Seitengewehre) entdeckt und unbrauchbar gemacht. Am 11. September war Ruhetag .
Das Bataillon über-
nahm an dieſem Tage die Bedeckung des Oberkommandos der Maas-Armee. Am 12. September wurde über Festieux nach Corbeny, am 13. über Craonne nach Cerny marschiert. *) Siehe Anlage XXIII, 184 und XII, Ersatz-Kompagnie .
Stab,
145
2. und 3. Kompagnie kamen nach Courtecon ; die 1. und 4. Kompagnie nach Panch .
1870.
In Courtecon wurden Waffen entdeckt ;
der Maire festgenommen .
Premierlieutenant Werner traf
hier mit 120 Erſazmannſchaften , den Jahrgängen 1859 bis 1865 angehörend, sowie mit dem Portepeefähnrich v . Weller * ) und Unteroffizier v . Beſſer **) beim Bataillon ein. Dies lettere Kommando war, zusammen mit 600 Mann des 2. Garde-Regiments zu Fuß, nach viertägiger Eisenbahnfahrt von Berlin aus am 4. September mittags in Pont à Mouſſon eingetroffen.
Unterwegs hatten in der Nähe des Bahnhofs
von Savern Franktireurs durch falsche Weichenstellung das Entgleisen des Zuges herbeigeführt.
Fast sämtliche Mannschaften
waren während des Fahrens aus dem Wagen gesprungen, wo= durch eine große Zahl Verſtauchungen und Quetschungen hervorgerufen wurden. Troßdem hatte das Kommando , über Châlons und Fère en Tardenois marschierend, in 9 Tagen 35 Meilen zurückgelegt. Am 14. September wurde der Marsch über Bourg le Comin nach Mont Notre Dame fortgesezt. Die Erfagmannſchaften traten zu den Kompagnien, in welchen sie gedient hatten, Lieutenant Werner und Portepeefähnrich v . Weller zur 2. , Unteroffizier v. Besser zur 1. Kompagnie. Das Bataillon wurde. nunmehr auch für das Gefecht wieder in vier Kompagnien gegliedert. Am 15.
September marschierten die Kompagnien über 15. September.
Oulchy le Château, die 1. Kompagnie nach Vichel, Stab und 2. nach Maubry, 3. nach Ressou, 4. nach Raffy.
Am folgenden
Tage wurde das Bataillon auf der Straße Neuilly -La Ferté Milon versammelt und bei gutem Wetter der Marſch durch lezteren Ort nach Rouvres ausgeführt. Am 17. September war Ruhetag. Am 18. wurde über Fosse und Souplets nach Juilly mar- 18. Septem ber. schiert und in einer Erziehungsanstalt Quartier bezogen. Man war jezt nur noch vier Meilen von Paris entfernt. Am folgenden Tage ſollte die Einſchließung der Hauptſtadt ſtattfinden.
*) Siehe Anlage XXIII, 190. **) Siehe Anlage XXIII, 189. Geschichte des Garde- Schüßen -Bataillons. 2. Aufl.
10
146
1870.
3. Die Einſchließung von Paris und die Erſtürmung von Le Bourget am 30. Oktober 1870.
19. September.
Am Morgen des 19. September wurde die 2. Garde-Infanterie-Division bei Thieur zuſammengezogen .
Die Diviſions-
Kavallerie vor der Front, trat sie in Gefechtsformation den Vormarsch auf Paris an. Schon von Mitry ab war die Luft von einem von verbranntem
Getreide herrührenden Geruche erfüllt .
Die Ein-
wohner hatten einen Teil der Strohmieten angezündet ; dennoch fanden die Truppen später noch genügende Vorräte an Getreide und Stroh. Nach einem anstrengenden Marſche bei hoher Temperatur
12 Uhr mittags .
querfeldein wurde gegen Mittag die Höhe von Rossy erreicht, von der aus man die feindliche Hauptstadt überblickte.
Unter
einer schwülen , rauchigen Atmosphäre breitete sich das weite Häusermeer aus .
Die glänzende Kuppel des Invaliden-Domes,
das Pantheon, der Arc de Triomphe, die Notre- Dame-Kirche ſowie eine große Zahl anderer Kirchtürme stiegen aus seiner Mitte empor. Schärfer zeichneten sich die Umriſſe des Montmartre ab, jedes Haus darauf war deutlich zu erkennen . Gegen Süden erhoben sich die Häuſermassen zu der hochgelegenen Vorstadt von La Villette mit ihren beiden ſpigen Kirchtürmen .
Die
weiteren Konturen dieſes Höhenzuges ließen das Fort Romainville erkennen.
Unterhalb desselben am Bergabhange erblickte
man ein Zeltlager. Im Norden fand dies Bild ſeinen Abschluß in den entfernter liegenden Höhen von Argenteuil. Von Norden her ertönte Kanonendonner, bald auch Gewehrfeuer.
Während man noch auf Meldungen der Kavallerie
wartete, traf für das Bataillon der Befehl ein, zur Bedeckung des Oberkommandos der Maas - Armee nach Tremblay abzu= 3 Uhr nach- rücken. mittags.
Gegen 3 Uhr wurde der Ort erreicht und die Einquar-
tierung ohne Schwierigkeit vollzogen, da die Einwohner geflohen waren.
Im Laufe dieses Tages hatten die Maas- und Dritte Armee die feindliche Hauptstadt und Festung von allen Seiten eingeschlossen. An der Marne bei Chelles reichten beide Armeen sich die Hand ; nach Norden dehnte sich die Maas -Armee,
147
St. Denis mit umschließend , bis gegen St. Germain aus . dort bis Verſailles deckte Kavallerie den Raum.
Von
1870. 19. September.
Die Dritte Armee begann bei Versailles , umgürtete das linke Seine-Ufer auf den Höhen von Garches , Meudon und Clamart bis Sceaux und Choisy an der Seine, an dem Ufer der Marne endend. Das Königliche Hauptquartier befand sich noch in Ferrières, später vom
6. Oktober ab
in Versailles ;
ebendaselbst Seine
Königliche Hoheit der Kronprinz von Preußen. Die Einſchließungslinie der 2. Garde-Infanterie- Diviſion : Dugny, Pont Jblon, Le Blanc Mesnil und Aulnay *) war eingenommen worden, ohne auf Widerstand zu stoßen. Aber auch das 2400 Schritt vor der eigentlichen Stellung bei Pont Jblon gelegene Dorf Le Bourget sollte dem Feinde nicht überlaſſen bleiben, und da es nach den Meldungen der Kavallerie von feindlicher Infanterie besezt war , so ward zum folgenden Tage der Angriff auf dasselbe angeordnet. Am 20. September wurde die Diviſion in größter Stille 20. September. um 6 Uhr morgens in Le Blanc Mesnil und Pont Jblon verſammelt, um den Angriff auszuführen. An ersterem Ort stand die 3., an legterem die 4. Garde-Infanterie-Brigade.
Das Füsilier-Bataillon Eliſabeth ward auf
Drancy detachiert, die linke Flanke der Diviſion zu sichern . Um 630 Uhr begann der Angriff, doch das Erscheinen des Füsilier-Bataillons
Regiments
Elisabeth
hatte
genügt,
die
400 Mann ſtarke Beſazung zum ſchleunigſten Abzuge zu veranlassen.
Die Forts Romainville, Aubervilliers, de L'Est und
Double-Couronne, welche das Angriffsfeld bestreichen konnten, jedoch offenbar noch nicht genügend mit Geſchüßen und Munition versehen
waren,
schwiegen .
Das Regiment Elisabeth bezog
Quartier im Dorfe, die übrigen Truppenteile kehrten in die Einschließungslinie zurück. Das Bataillon erhielt zwei Gehöfte von Le Blanc Mesnil zur Unterkunft angewiesen.** ) Nachmittags erst fielen die ersten Kanonenſchüſſe vom Fort Romainville nach Le Bourget. *) Siehe Plan 7 : Das Gefechtsfeld vor Paris . **) Das ganze Offizierkorps lag hier zwei Tage in einer kleinen Stube, in der sich nicht ein Möbel befand . 10*
148 1870.
Am 21. September war Ruhetag, doch wurde daran gear21. Septem- beitet, das Dorf Le Blanc Mesnil zur Verteidigung einzurichten. ber. Die gefangenen Landeseinwohner wurden, nachdem sie vorher zur Reinigung der Quartiere verwendet worden waren, nach Paris hineingeschickt.
Aufsehen erregten an dieſem Tage einige
über der Stadt schwebende Luftballons .
Am Abende gewährte
das hell erleuchtete Häusermeer und die Biwakfeuer auf den Höhen des Montmartre und bei Romainville einen malerischen Anblick. Am 22. September früh beseßte das Bataillon die Vorpoſten vor Le Blanc Mesnil zwischen Le Bourget und den Vorposten vor Aulnay mit der 1. Kompagnie auf dem rechten und der 4. Kompagnie auf dem linken Flügel an der Eisenbahn Paris
Soissons .
Die 2. und 3. Kompagnie bildeten das Piket
bei Le Blanc Mesnil ſelbſt. Patrouillengang wurde auf Groslay Ferme und Drancy angeordnet. Der Wald von Bondy ward vom XII . Armeekorps besezt. Vor der Front war alles stil. Nachmittags wurde das Bataillon abgelöst, um die Bedeckung des Oberkommandos in Tremblay wieder zu übernehmen. In letterem Orte trat für das Bataillon eine Zeit der Ruhe ein.
Zunächst wurde der Wachtdienst geregelt, die Quartiere ge-
reinigt und eingerichtet, dann den Mannſchaften einige Tage der Erholung gestattet.
Auf dem Plaze vor der Kirche sowie in
dieser selbst wurde wiederholentlich Die sodann
Gottesdienst
abgehalten .
aufgenommenen dienſtlichen Beschäftigungen be-
zweckten namentlich das notwendige Einverständnis zwiſchen dem Kommandeur und den Kompagniechefs bzw. Führern und mit den Offizieren herbeizuführen .
Angesichts des Montmartre
und unter dem von fern herüberſchallenden Kanonendonner der Forts wurde hier fleißig in den Kompagnien exerziert . Übungen schlossen sich solche im Bataillon.
24. September.
An dieſe
Am 24. September vormittags war Bataillonsappell mit Parademarsch,
bei
dem der Kommandeur
an Offiziere
und
Mannschaften eine Anzahl eingetroffener Eiserner Kreuze verteilte.
Am Nachmittage desselben Tages wurde das Bataillon
alarmiert.
Anhaltendes Gewehrfeuer, welches aus der Linie der
Vorposten ertönte, war die Ursache.
Die Umfaffung des Ortes
wurde besett ; als aber nach wenigen Stunden das Feuer be-
149
deutend abnahm, rückten die Kompagnien wieder in die Quartiere ein.
1870.
Der Brigadekommandeur besichtigte am 29. September das 29. September. Die am 5. Oktober eintreffenden 165 Reſerviſten Bataillon. des Garde-Jäger-Bataillons wurden in die Kompagnien ein- 5. Oktober. gereiht und galt es auch, dieſe in den neuen Verhältnissen heimisch zu machen und sie der Truppe einzuverleiben . Am 9. Oktober kehrten zwei Offiziere, Premierlieutenant v. Massow und Sekondlieutenant v. Sy do w , welche zunächst in ihre früheren Poſten zurücktraten, und 25 Mannſchaften, von Das Bataillon war jest den Wunden geheilt, wieder. 840 Köpfe ſtark. Was das Verhalten der feindlichen Forts in dieſem ersten Zeitabschnitte der Belagerung anbelangt, ſo hatte sich das Feuer derselben, namentlich von Anfang Oktober ab, bedeutend verstärkt. Le Bourget und Dugny wurden in dem Verteidigungsabschnitt der 2. Garde-Diviſion am meisten unter Feuer genommen ; das Diviſions -Stabsquartier ward daher von legterem Ort nach Bonneuil verlegt. Das Generalkommando befand sich in Goneſſe . Wenngleich das Bataillon, dem ihm gewordenen Auftrage gemäß, die Bedeckung des Oberkommandos der Maas -Armee zu bilden, innerhalb dieser Zeit keinen regelmäßigen Anteil an dem Vorpostendienſte der Diviſion nahm, ſo bot sich dennoch bald die Gelegenheit zu einer gewissen Teilnahme an demselben.
Die zu
dreist auftretenden feindlichen Patrouillen und die sogenannten Kartoffelbuddler“, welche die vor der Stellung der Vorposten gelegenen Felder oft massenhaft überschwemmten und dabei häufig bewaffnet waren, sollten durch eine Anzahl guter Schüßen im Zaume bzw. in entsprechender Entfernung gehalten werden. Folgende worden:
Divisionsbefehle
waren
hierauf bezüglich
erlaſſen
,,Es ist vorgekommen, daß französische Tirailleurs , um ungehindert Kartoffeln ſuchen zu können, weiße Fahnen vor sich her trugen und
alsbald bei Annäherung unserer Pa-
trouillen dennoch gefeuert haben.
Sämtliche Truppen ſind
darauf aufmerksam zu machen, sich durch derartige betrügliche Mittel nicht täuschen zu laſſen . “
150 1870.
Ferner: „ Es ist vorgekommen, daß französische Landleute gefangen genommen worden sind .
Mit Bezug hierauf wird bemerkt,
daß dies der augenblicklichen Kriegslage nicht entspricht . Die Leute hätten niedergemacht oder auf die Werke zurückgetrieben werden müssen, wonach künftig zu verfahren ist. “ Premierlieutenant v . Apell wurde beauftragt,
mit
16 Schüßen der 1. Schießklaffe, die sich freiwillig meldeten und neben den Büchsen mit Chassepotgewehren bewaffnet wurden, zu dem angegebenen Zweck sich zu den Vorposten zu begeben. Der genannte Offizier unterzog sich dieser Aufgabe mit Eifer und Unerschrockenheit .
Bedeutendere Patrouillengefechte fanden am
5. und 6. Oktober bei Dranch statt.
Der Feind büßte 25 Mann
ein, während seitens des Detachements ein Schüße (der Gefreite Thies der 4. Kompagnie) verwundet in Gefangenſchaft fiel. Bei dem Zusammenstoße am 6. Oktober zeichnete sich der Gefreite Kehling der 3. Kompagnie aus . *) Am 8. Oktober verlegte der Kronprinz von Sachsen das Oberkommando nach Margency . Das Bataillon rückte inam 11. Oktober mit der 1. und 2. Kompagnie nach folgedeſſen 11. Oktober. Arnouville . Die 4. Kompagnie kam nach dem Bahnhof Villers le Bel- Gonesse . Die 3. Kompagnie bezog die Vorpostenſtellung an der Mühle in Dugny. Das Patrouillenkommando , welches Sekondlieutenant v . Arnim seit dem 9. Oktober übernommen hatte, hörte auf und trat zum Bataillon zurück. Die Quartierverhältniſſe geſtalteten sich während dieſer Periode folgendermaßen : In Arnouville waren einquartiert: Der Stab der 3. GardeInfanterie-Brigade, Regimentsſtab und zwei Bataillone Alexander, Stab und zwei Kompagnien Garde-Schüßen-Bataillons, eine Eskadron 2. Garde-Ulanen-Regiments , zwei Batterien .
Die dem Garde- Schützen-Bataillon
in Arnouville
zuge-
*) Derselbe stand als Posten im Giebel eines Hauses in Drancy. Mehrere feindliche Infanterieabteilungen waren im Nebel herangerückt und Kehling sah ſich plöglich von den Seinen abgeſchnitten. Er beobachtete den Feind troßdem weiter, bis dieſer das Haus ſelbſt betrat und es in Brand steckte. Lieber in den Flammen sterben, als sich gefången geben, dachte Kehling und hielt aus, bis der Feind abgezogen war. Kurz nachdem er seinen Poſten verlaſſen hatte, stürzte das Haus zuſammen.
151
wiesenen Quartiere reichten nur für zwei Kompagnien aus ; man 1870. war daher gezwungen, die von Vorposten zurückkehrende Kom- 11. bis 29. Ottober. pagnie in den Quartieren der dorthin abgerückten unterzubringen, was einen stetigen Wechsel zur Folge hatte. Am 19. Oktober tauschte außerdem die 4. Kompagnie mit der 3. , am 29 . dieſe mit der 2. die Quartiere. Dieser übelstand wirkte auf die Dauer auf die Reinlichkeit der Unterkunftsräume und damit auch auf die Gesundheit der Truppe nachteilig, zumal das eintretende anhaltende Regenwetter und eine bereits nicht unerhebliche Anzahl von Typhuserkrankungen zur Vorsicht mahnten. Da eine Abhilfe nicht tunlich, auch die Fleischlieferung durch den Ausbruch der Rinderpeſt fortan auf Hammelfleisch beschränkt wurde, mußte man es für die Geſundheit der Mannschaften als sehr willkommen erachten, daß wenigstens den Vorposten-Kompag= nien Zuſchüſſe an Kaffee und Kognak verabreicht werden konnten. Im übrigen wurden auf den umliegenden Feldern Kartoffeln geerntet und täglich ausgegeben . Eine kleine Beihilfe gewährte ferner das in den Gärten vorgefundene reichliche Obst, welches noch nicht geerntet worden war . Das fleißige Suchen nach vergrabenen Weinlagern war in dieſer Zeitperiode manchmal auch noch von Erfolg. Das Eintreffen der ersten größeren Sendung Liebesgaben verfehlte unter diesen Verhältnissen indes ſeinen angenehmen Eindruck nicht. Für das Offizierkorps war in einer an der Straße nach Gonesse gelegenen Villa ein Raum, so gut es die Umstände gestatteten, zum gemeinsamen Mittagstisch eingerichtet worden , und das zeitweiſe von einem in der Kaiserlichen Forst von Com = piègne befindlichen Kommando gelieferte Wild brachte in die sonst nur aus Hammelfleisch bestehende Verpflegung eine willkommene Abwechselung. *)
Nach Tisch sorgten die in Arnouville
liegenden Musikkapellen abwechselnd für gesellige Unterhaltung. Am 19. Oktober trat wiederum ein Wechsel in der Führung
der 3. Garde-Infanterie-Brigade ein, indem der Oberſt Graf v . *) Durch die erfolgreiche Tätigkeit des Jagdkommandos war der Kommandeur in der Lage, auch die höheren Stäbe mit Wild versehen zu können, ein Umſtand, der den Stab der 2. Garde- Diviſion veranlaßte, nach Beendigung des Feldzuges dem Offizierkorps des Bataillons ſeinen Dank hierfür durch die Schenkung einer zur Zeit im Offizierkaſino aufgeſtellten Bronzestatuette Seiner Majestät des Kaiſers Wilhelm I. auszudrücken.
152 1870. Kaniz , Flügeladjutant S e i ner Majestät , bisher Kom11. bis 29. Ok- mandeur des 2. Garde-Regiments zu Fuß, dieselbe übernahm. tober. Auch im Stande des Offizierkorps traten einige Veränderungen ein : Hauptmann v . Arnim kehrte am 24. Oktober geheilt zurück und übernahm die 2. Kompagnie, Premierlieutenant Graf v . K eller die Führung der 1. Kompagnie. Premierlieutenant v. Masso w trat am 27. als Adjutant zum Stabe der Division, Lieutenant v . Rec I am an seine Stelle .
Lieute-
nant v. Winterfeld ward zum 1. Reserve-Jäger-Bataillon kommandiert, Portepeefähnrich v . Haugwig zum SekondLieutenant befördert. Gleichzeitig mit dem Marsch des Bataillons nach Arnouville und Gegend hatte das Gardekorps sich nach rechts geschoben . Das Dorf Stains mit der Eisenbahn St. Denis-Creil bildete den rechten, die Stellung von Aulnay einſchließlich den linken Flügel der 2. Garde-Diviſion. Dem Bataillon fiel nunmehr die Aufgabe zu, die Stellung
an der Waſſermühle bei Dugny dauernd zu beſezen. Dugny gehörte zum Ostabschnitt der Division .
Generalmajor v . Berger war Kommandeur desselben . Die Besazung bildete außer der Kompagnie des Bataillons ein Bataillon Jnfanterie. Der einstündige Marsch von Arnouville dahin war im fetten, aufgeweichten Boden beschwerlich ; die Kompagnie verblieb je 48 Stunden auf Vorposten . Die Mühle selbst, ein vierstöckiges Gebäude, lag dem Fort de l'Est auf 4500 Schritt frei gegenüber. *) angeſtaute
Rouillon-Bach
ein
Davor bildete der
unüberschreitbares
Hindernis .
Ein gutes Schußfeld befähigte die Stellung zu einer zähen Verteidigung. Zwei Züge der Kompagnie beſezten das Gebäude im ersten Stockwerk. Bei Tage wurden zwei Feldwachen vorgeschoben : 1 Unteroffizier 9 Schüßen bzw. 1 Unteroffizier 12 Schüßen ſtark.
Bei
Nacht außerdem Feldwache Nr . 3, 1 Unteroffizier 15 Schüßen . Sie stellte die Verbindung mit der südöstlich des Dorfes vorge*) Einer der Parterreräume diente den Offizieren als Unterkunftsraum . Da sich in der Nähe der Mühle eine Farbenfabrik befand, so wurden bald die Wände dieser Stube, gewiß zum Schrecken des wiederkehrenden Besizers, mit allerlei allegoriſchen Bildern, die jüngsten Zeitbegebenheiten darstellend, bemalt.
153 1870. schobenen Infanterie-Feldwache her ; dieſe nahm die Verbindung mit Le Bourget auf. Der Rest der beiden Züge verblieb in der 11. bis 29. Oftober. Mühle. Ein Beobachtungsposten stand im obersten Stockwerk, mit Fernglas versehen. Er vermochte nach Süden und Südosten das freie Feld bis zur Stadt, namentlich auch die feindliche Vorpoſtenstellung
diesseits
Courneuve,
nach
rückwärts
Stains ,
Garges und die Wilhelmshöhe zu übersehen .
Nach St. Denis
zu war die Aussicht durch Bäume benommen.
Nach 24 Stunden
lösten die Piketzüge, welche weiter rückwärts im Dorf untergebracht waren, die erste Linie ab. Der Feind unternahm nichts Ernstliches gegen die Vorpoſtenſtellung in Dugny .
Er begnügte sich damit, von den Forts
Romainville, d'Aubervilliers , de l'Est und von St. Denis her Granaten zu werfen . Die Größe der Geschosse und die Heftigfeit des Schießens aber nahm stetig zu, desgleichen die Schußweiten. Am 20. und während der Nacht vom 26. zum 27. Of= tober fielen 30 bis 40 Granaten nach Dugny (4. Kompagnie dort).
Wenige Tage später traf eine Granate die Mühle*)
(3. Kompagnie daselbst) ; Verluste wurden jedoch nicht herbeigeführt.
Zur möglichsten Vermeidung derselben war jede Rück-
sicht zu nehmen, Stille und Vorsicht befohlen. Die feindlichen Vorposten
verhielten sich ruhig in ihren
Stellungen, fast täglich aber entsandten ſie Offizierpatrouillen in das freie vorliegende Gelände ; dieſe ſchoffen auf große Entfernung Ulanen,
gegen die Dorfumfaſſung oder gegen die einzelnen welche den Vorposten zum Meldedienst beigegeben
waren, gleichfalls so gut wie erfolglos .
Mobilgarden-Bataillone
exerzierten
Kohlsucher,
täglich
bei
Courneuve.
namentlich
Frauen, bedeckten bei gutem Wetter oft maſſenhaft die Gemüſefelder von Courneuve, um vor dem Eintreten des Froſtes dem Boden noch das zu entreißen, was als Nahrung Verwendung finden konnte.
Wie knapp allmählich die Nahrungsmittel in
Paris wurden, dafür bietet die Tatsache einen Beweis , daß zu *) Es war dies das einzige Mal, daß das große, frei daſtehende Gebäude getroffen wurde. Da dem Feinde die Beſeßung desselben durch die diesseitigen Kompagnien nicht hatte verborgen bleiben können, so gab es für die Schonung desselben nur die eine Erklärung : daß der Kommandeur der Artillerie des Forts und der Mühlenbeſißer ein und dieſelbe Perſon waren.
154
1870.
jener Zeit bereits die Ratte mit 1 Franks bezahlt wurde.
In
11. bis 29. Of den Forts hörte man regelmäßig nachmittags 4 Uhr und abends tober. 9 Uhr Appellsignale. Vom Montmartre aus wurden während der Nacht mehrfach Zeichen durch Leuchtkugeln oder Raketen ge-
geben, welche bestimmten Forts zu gelten schienen. Diese Beobachtungen machten die Vorposten-Kompagnien, welche zu folgenden Zeiten die angegebene Stellung inne hatten:
25.
=
27.
=
29.
=
=
27. 29.
=
=
31 .
6
=
=
=
4.
11
=
11
=
=
W
=
11
11
11
11
Vom 11. bis 13. Oktober 6 Uhr früh die 3. Kompagnie, 13 . = 15 . = = = = 2. 6 = = = = = = = 1. 6 15. = 17. = = = = = = 3. 17. = 19 . 6 = 4. = 19. = 21 . 6 = = = = 2. = 21 . = 23. = 1. 6 = 23. = 25 .
6
=
=
=
2.
=
=
3.
=
abends
Am Abende des 24. Oktober erhellte ein Nordlicht von ungeheurer Ausdehnung und ſeltener Leuchtkraft das ganze FirmaAn den beiden folgenden Abenden wiederholte sich die
ment.
Erscheinung, jedoch in schwächerem Maße. In Arnouville selbst gab das Bataillon 1 Unteroffizier, 1 Hornisten, 6 Schüßen.
täglich Wache :
Jeden dritten Tag :
1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 1 Hornisten, 67 Schüßen .
Auf dem
Bahnhofe Villers le Bel—Goneſſe täglich : 1 Unteroffizier, 1 Hornisten, 12 Schüßen. Außerdem vom 25. Oktober ab : 2 Unteroffiziere, 15 Schüßen während der Nacht in den Steinbrüchen zwischen Garges und Pierrefitte.
Dem Bataillon wurde ferner
aufgetragen, an einer etwa notwendig werdenden Verteidigung von Arnouville teilzunehmen ; es waren ihm die am Wege Garges-Sarcelles befindlichen Steinbrüche als Verteidigungsſtellung
zugewiesen
Stellungen besezt richtet.
worden . und
Am 20. Oktober
wurden
dieſe
zur nachhaltigen Verteidigung einge-
Große Freude erregte die am 29. Oktober eintreffende Nachricht von der Übergabe von Mez . Die beste Kaiserliche Armee und ihr bedeutendster Waffenplag war nach blutigen Kämpfen endlich gänzlich bezwungen .
Das
Garde-Schüßen-Bataillon
155
hatte am 18. Auguſt mit um den Lorbeer gerungen, der heute der tapferen Erſten und Zweiten Armee in die Hände fiel. Seine Majestät der König erließen anläßlich dieses neuen großen Erfolges den folgenden Armeebefehl : Soldaten der verbündeten deutschen Acmeen ! Als gegen
wir
vor
drei
einen Feind ,
Monaten
der
ins
Feld
rückten
uns zum Kampf heraus-
gefordert hatte , sprach Ich Euch die Zuversicht aus , daß Gott mit unserer gerechten Sache ſein würde. Seit dem Tage Diese Zuversicht hat sich erfüllt. von
Weißenburg,
wo
Ihr
zum
Feinde entgegentratet , bis heute ,
ersten
Male
dem
wo Jch die Mel-
dung der Kapitulation von Meg erhalte , sind zahlreiche Namen
von Schlachten und Gefechten in die
Kriegsgeschichte unvergänglich eingetragen worden . Ich erinnere an die Tage von Wörth und Saarbrücken , an die blutigen Schlachten um Mez , an die Kämpfe bei Sedan ,
Beaumont , bei Straßburg und
Paris uſw .; jeder ist für uns ein Sieg gewesen .
Wir
dürfen mit dem stolzen Bewußtsein auf dieſe Zeit zurückblicken ,
daß noch nie ein ruhmreicherer Krieg
geführt worden ist, und Ich spreche es Euch gern aus , daß Ihr Eures Ruhmes würdig seid . Ihr habt alle die Tugenden bewährt, die den Soldaten besonders zieren: den höchsten Muth im Gefecht , Gehorsam , Ausdauer,
Selbstverleugnung bei Krankheit und
Ent-
behrung. Mit der Kapitulation von Meg ist nunmehr die legte der feindlichen Armeen, welche uns beim Beginn des Feldzuges entgegentraten , vernichtet worden. Diesen Augenblick benuge Ich , um Euch Allen und jedem Einzelnen vom General bis zum Soldaten Meinen Dank und Meine Anerkennung auszusprechen . und
zu ehren ,
Kronprinzen
Ich wünsche Euch Alle auszuzeichnen indem Ich heute Meinen Sohn den
von
Preußen
und
den
General
der
Kavallerie Prinzen Friedrich Karl von Preußen , die in dieser Zeit Euch wiederholt zum Siege
geführt
1870. 28.und 29. Oktober.
-
1870. 28.und 29. Of= tober.
156
----
haben , zu General - Feldmarschällen befördere .
Was
Ich sehe dem ruhig auch die Zukunft bringen möge entgegen , denn Ich weiß , daß mit solchen Truppen der Sieg nicht fehlen kann , und daß wir unſere bis hierher so ruhmreich geführte Sache auch ebenso zu Ende führen werden. H. D. Versailles , den 28. Oktober 1870 . gez. Wilhelm. Die Freude über die übergabe von Mez würde noch größer gewesen sein, wäre nicht am 28. Oktober ein Ereignis eingetreten, welches die 2. Garde-Diviſion ſehr nahe berührte :
" Die Beſegung des Dorfes Le Bourget durch den Feind ! “ Das Regiment Elisabeth hatte am 20. September in Le Bourget Quartiere bezogen.
Des beginnenden Granatfeuers
halber wurden, um unnüßen Verlusten vorzubeugen, nach einigen Tagen zwei Bataillone herausgenommen.
Auch ein Bataillon
schien noch eine zu starke Besazung ; drei Kompagnien wurden entfernt, eine Kompagnie verblieb daselbst.
Diese konnte, falls
ein einigermaßen energischer Angriff gegen das Dorf erfolgte, dasselbe unmöglich halten.
Ein Blick auf die Karte*) zeigt, daß
das Dorf 2400 Schritt von Pont Jblon, als dem nächſten Punkt, von dem Hilfe herbeieilen konnte, entfernt liegt und selbst eine Länge von 2000 Schritt hat .
Im übrigen war es durch den
Moleret-Bach in einen nördlichen und geteilt.
einen südlichen Teil
Ausgedehnte Mauern umschlossen den Nord- und Süd-
ausgang, während beide Seiten offen waren.
Troß alledem war
es bis zum 28. Oktober gelungen, sich in ungestörtem Besitz desſelben zu erhalten . Es wurde sogar ein Angriff von mehreren Bataillonen durch die Kompagnie v . Beerfelde vom Regiment Alexander erfolgreich zurückgewiesen . Am Morgen des 28. Oktober um 5 Uhr wurde die in Le Bourget befindliche Kompagnie des Regiments Königin durch mehrere feindliche Bataillone unter General Bellemare angegriffen .
Langsam gab dieselbe den südlichen Teil des Dorfes
auf; der nördliche blieb bis 230 Uhr nachmittags beſeßt, ohne daß sich ein ernstliches Gefecht entspann, dann wurde er auf höheren *) Siehe Plan 7: Das Gefechtsfeld vor Paris, und Plan 8 : Le Bourget nach der Befestigung.
157 1870. Befehl geräumt, um der Feldartillerie das Schußfeld frei zu machen. Man hoffte, dem Feinde den Aufenthalt im Dorf durch 28. und 29. Oktober. das Artilleriefeuer so zu verleiden, daß er das Aufgeben dem Besitz desselben vorziehen würde .
Das Feuer wurde sofort durch
mehrere Batterien von Pont Jblon aus eröffnet, verhinderte aber nicht, daß der Feind sich im Dorf zur Verteidigung einrichtete.
Das 2. Bataillon Regiments Franz wurde nun beordert, sich am Abend des 28. Oktober durch eine gewaltsame Rekognoſzierung womöglich in den Besitz desselben zu sehen. Auch dieser Versuch mißlang unter nicht unbedeutendem Verluſt, trog der Tapferkeit der Truppe. Am 29. Oktober wurde der Versuch erneuert, den Feind durch Artilleriefeuer aus dem Dorfe zu vertreiben . unterhielten mehrere Stunden lang
30 Geſchüße
ein lebhaftes Feuer von
Pont Jblon her, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen .
Da
man ferner erfuhr, daß die Einnahme von Le Bourget durch General Bellema r e in Paris zu einem Siege über das preußische Gardekorps aufgebauscht worden war, so erhielt troß der taktisch geringeren Bedeutung des Ortes die 2. Garde- Diviſion am 29. abends den Befehl, das Dorf am 30. früh anzugreifen Der hierauf bezügliche Divisionsbefehl lautete :
und zu nehmen .
Stabsquartier Gonesse, den 29. Oktober 1870. Divisionsbefehl. Das Oberkommando der Maas- Armee hat den bestimmten Befehl erteilt, daß das Dorf Le Bourget dem Feinde wieder entrissen werden soll. Die Diviſion, unter Mitwirkung der Korps -Artillerie, wird diesen Auftrag morgen Vormittag ausführen . Die bei der 1. Garde- Division disponiblen Truppen werden in den Abschnitt der 3. Garde-Infanterie-Brigade
rücken , um denselben zu decken. Im allgemeinen beſtimme ich : 1. Die Besagung von Stains, Dugny, Pont Jblon und Blanc Mesnil sowie deren Vorposten bleiben in ihren
2.
Positionen stehen. Der Angriff gegen Le Bourget wird in drei Kolonnen
ausgeführt, und zwar :
158 1870. 29. Oktober.
1. Kolonne : Major v . Derenthall. 2 Bataillone des Kaiser-Franz-Regiments, 1 Zug des 2. Garde-Ulanen-Regiments ſtehen morgen früh 7¾ Uhr im Park von Dugny und werden, wenn ich es befehlen werde, über Dugny gegen Le Bourget vorgehen und dies Dorf an der westlichen Lisiere angreifen. 2. Kolonne: Kommandeur Oberst Graf v . Ka niz. 3 Bataillone Regiments Elisabeth,
1 Bataillon Regiments Königin, 2 Züge des 2. Garde-Ulanen-Regiments stehen morgen früh 7¾ Uhr nördlich Pont Jblon an der großen Chaussee, da, wo die neuen Infanterie-Emplacements aufgeworfen sind . Die Kolonne wird gleichzeitig mit der
aus
Dugny
antreten
und Le
Bourget am Nordende angreifen.
3. Kolonne : Oberst v . Zeuner. 2 Bataillone des Kaiser-Alexander-Regiments, 3 Kompagnien des Garde-Schüßen-Bataillons , 1 Zug des 2. Garde-Ulanen-Regiments, 4. leichte Garde-Batterie, 4. schwere Garde-Batterie ſtehen morgen früh 7¾ Uhr gedeckt hinter L'Egliſe bei Le Blanc Mesnil .
Sobald die reitende Abteilung, welche von Pont Jblon aus wirken soll, ihr Feuer beginnt, fahren die Fuß-Batterien unter Bedeckung eines Bataillons gegen Le Bourget auf und beschießen das Dorf. Wenn ich es befehlen werde, so tritt die Kolonne mit 1 Bataillon, 3 Kompagnien des Garde- SchüßenBataillons und 1 Zug des Garde-Ulanen-Regiments an, um auf dem Wege von Dranch den Moleret-Bach zu überschreiten und dann im Tale dieses Baches gegen das Südende von Le Bourget vorzugehen.
Die beiden Batterien müſſen in einem geeigneten Moment dicht an Le Bourget heranfahren , um es kräftig zu beschießen. Das Bedeckungs -Bataillon dient gleichzeitig zur
―
159
1870 . Verbindung der Kolonnen des Oberſt Graf v . K aniz 29. Oktober. und des Oberst v. Zeuner. 3. Die Batterien
der
reitenden Abteilung
des Garde-
Feldartillerie-Regiments stehen morgen früh 7¾4 Uhr an den Positionen bei Pont Jblon, um Le Bourget zu beschießen. 4. Das Sanitäts - Detachement Nr. 2 steht zu derselben Zeit nördlich von Pont Jblon an der Chauſſee hinter der Infanterie. 5. Die 3. Fuß-Abteilung steht morgen von 8 Uhr nördlich Arnouville in Rendezvousformation .
ab
Die 1. Garde-Division wird morgen früh Garges und Wilhelmshöhe beſeßen zur Sicherung dieſes Abschnitts . 6. Das 2. Garde-Ulanen-Regiment, soweit es nicht bei den Vorposten und zu den vorstehend genannten Abkommandierungen , welche pünktlich abzusenden, verwendet ist, steht von 8 Uhr morgens an nordöstlich von Bonneuil. 7.
Ich selbst werde bei der Kolonne des Grafen v . K a = nig sein . gez. v. Budrizki , Generallieutenant und Diviſionskommandeur.
Während der Nacht zum 30. Oktober regnete es heftig. 30. Oktober. 6 Uhr Gegen Morgen zerteilte sich das Gewölk. Sämtliche Truppen ſtanden rechtzeitig auf ihren Plägen . Vom Bataillon waren die 1., 2. und halbe 4. Kompagnie zur Stelle (die andere Hälfte dieser Kompagnie war zur Deckung der Bagage und der zurückgelassenen Dächse unter Befehl des Premierlieutenants We r = ner in Arnouville zurückgeblieben) . Hauptmann v. Arnim hielt auf Veranlassung des Kom-
mandeurs auf dem Sammelplaz des Bataillons einige hundert Schritt nördlich Le Blanc Mesnil eine kurze und kernige Ansprache an die Unteroffiziere und Mannschaften, in der er hervorhob, sich um den Hagel großer und kleiner Geſchoſſe nicht zu kümmern , ſondern dem Feinde auf den Leib zu gehen und im Kampf Auge in Auge den Sieg zu erfechten. Der Komman= deur fügte noch anfeuernde Worte hinzu, dann begab sich das Bataillon auf das Rendezvous bei L'Egliſe, woſelbſt Oberſt
morgens .
―
160
-
1870.
v. Zeuner die vom General v . Budrizki 30. Oktober. Disposition mitteilte.
ausgegebene
Eine Änderung war in derselben insofern eingetreten , als die beiden Bataillone des Regiments Alexander den MoleretBach zu überschreiten, das Garde-Schüßen-Bataillon dagegen die Deckung der Artillerie und die Verbindung mit der Kolonne 2 zu übernehmen hatte (vgl. Punkt 2, Paſſus 3 des Diviſionsbefehls) . Der Major v. Boelzig befahl daraufhin : 1.
Die 4. Kompagnie kommandiert 1 Zug als Geſchüßbedeckung (Sekondlieutenant v . Haugwiß mit dem 2. Zuge wurde dazu bestimmt) und greift mit dem anderen Zuge den Teil des Dorfes an, welcher zwischen der Straße von Pont Jblon und dem Wege von Le Blanc Mesnil liegt.
2.
Die 2. Kompagnie greift den Teil des Dorfes zwiſchen dem Wege von Le Blanc Mesnil und dem MoleretBach an und geht vornehmlich auf eine Mauerbresche der nordöstlichen Lisiere zu .
Beide Kompagnien stehen
unter Befehl des Hauptmanns v . Arnim. 3. Die 1. Kompagnie geht auf den Punkt der Dorflisiere los, wo diese an den Moleret-Bach stößt, dringt von hier in das Dorf und hält die Verbindung mit dem 2. Bataillon Alexander-Regiments . Die Büchsen
wurden
geladen,
Sturmriemen heruntergeschlagen.
die
Säbel
gezogen,
die
So war etwa 10 Minuten
vor 8 Uhr alles geordnet. Die Festung Paris und das Dorf Le Bourget mit den weißen Mauern lagen deutlich sichtbar und stumm vor den Augen der bereitstehenden Abteilungen der 2. Garde-Diviſion ; die Erwartung spannte aller Herzen, die Uhren in der Hand 8 Uhr morgens .
folgten sie dem Lauf des Zeigers . Punkt 8 Uhr ! - Ein weißes Wölkchen bei Pont Jblon, ein Knall, die erste Granate fährt zischend durch die Luft, krepiert dicht vor dem Dorfe, eine zweite, Die Kompagnien dritte folgen ; sie schlagen in dasselbe. werden auseinander gezogen
,,Vorwärts mit Gott!"
161
Die 4. schwere und 4. leichte Batterie fahren im Galopp auf und eröffnen das Feuer. Die 2. und 4. Kompagnie lösten sogleich ihre halbe Stärke in Schüßenlinien auf und gingen auf die Angriffspunkte vor. Die 1. Kompagnie blieb noch geschlossen und wandte sich, den linken Flügel der Batterien umgehend, gegen die Südost-Ecke von Le Bourget. Alle Kompagnien gingen troz des tiefen Bodens im lebhafteſten Schritt vor, ohne das Feuer der Artillerie zu maskieren. Noch 800 Schritt vom Dorfe entfernt, erhielten die 2. und
4.
Kompagnie lebhaftes Gewehrfeuer aus demselben, welches besonders in der Nähe des bepflanzten Weges von Le Blanc Mesnil heftig wurde. Der Schritt wird in Laufſchritt
verwandelt, nach ferneren 400 Schritten werfen sich die Schüßen nieder und ſenden dem bis zum Scheitel gedeckt stehenden Feinde die
ersten Kugeln zu . Nach wenigen Minuten springt die Schüzenlinie auf, um noch 200 Schritt näher heranzukommen . Dieſe Bewegungen waren von dem Major v . Boelzig
und den Hauptleuten v . Arnim und v . dem Knesebeck geleitet worden.
Nunmehr wurde ein heftiges Feuer auf die
kleinen, in den Mauerscharten sichtbaren Ziele geführt.
Auf
dem äußersten rechten Flügel galt es namentlich den Feind, welcher die Nordost-Barrikade verteidigte, von der Flanke her unter Feuer zu nehmen, um dadurch den von Pont Jblon aus herbeieilenden Abteilungen den Angriff zu erleichtern.
Diese
erschienen bald, und so gelang es dem rechten Flügel der 4. Kompagnie mit den Schüßenschwärmen der Regimenter Elisabeth und Königin im ersten Anſturme die genannte Barrikade zu nehmen und sich in der Nordost-Ecke des Dorfes festzusehen. Der andere Teil der Schüßen der 4. Kompagnie unter Hauptmann v. dem Knesebeck , ſowie unmittelbar vor ihm Lieutenant v. Arnim mit einem Zuge der 2. Kompagnie, war auf den Verhau, welcher den Weg nach Le Blanc Mesnil sperrte, vorgegangen, hatten dieſen genommen und das südlich dieſes Einganges an der Hauptstraße gelegene Eckhaus erreicht, als die feindliche Besagung die Barrikade am Nordeingange verließ und in das Dorf zurückeilte .
Lieutenant v . A r n i m wurde im Par-
terre dieses Hauſes, von der Straße aus, durch einen GewehrGeschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
11
1870. 30. Oktober.
162 1870. schuß in den rechten Oberarm verwundet, als er im Begriff war, 30. Oktober. einen Franzosen zu entwaffnen . * ) Die Schüßen der 2. und 4. Kompagnie ſezten sich nun in den nächst gelegenen Gebäuden fest und feuerten auf die schräg gegenüber liegenden, noch vom Feinde beseßten Häuser, vermischten sich mit den aus Pont Jblon eintreffenden Infanterieabteilungen und beteiligten sich an der Wegnahme mehrerer GeHöfte. Hierbei zeichnete sich Feldwebel Wo bit h besonders aus. Der Hauptteil der 2. Kompagnie wendete sich unter Führung des Hauptmanns v . A r n im in Anwesenheit des Majors v . Boelzig gegen die oben erwähnte Mauerbreſche. Dorthin hatte der Kommandeur auch die Soutiens der 2. Kompagnie (Portepeefähnrich v . Weller ) und der 4. Kompagnie (Sekondlieutenant v. Hau gwiz) , bisher Geschüßbedeckung, herangezogen. Mit dem Rufe: "1 Es lebe der König ! " ging Hauptmann. v. Arnim an der Spize dieser Abteilungen gegen die Bresche vor und nahm dieselbe.
Ihm
folgte
unmittelbar
Major
v. Boelzig zu Pferde. Auf diese Weise gelangten die hier kämpfenden Teile des Bataillons in den von Mauern umschlofsenen Garten und setzten sich in den darin befindlichen Gartenhäusern fest. Die 1. Kompagnie hatte unterdessen unter Aufrechterhaltung der Verbindung mit dem II . Bataillon Alexander-Regiments die Südost-Ecke des nördlich des Moleret-Baches liegenden Dorfteiles erreicht, ohne zunächst hier Widerstand zu finden. Nur einige Granaten und Schrapnells waren ohne Schaden zu tun in ihrer Nähe krepiert. Der Kompagnieführer, Premierlieutenant Graf v.
el .=
ler , löste jezt zwei Züge auf und ſezte den Vormarsch längs des nördlichen Ufers des Moleret-Baches fort, von rechts her nur wenig Infanteriefeuer erhaltend .
Dicht vor dem Park der
Glasfabrik überschritt die Kompagnie den Bach auf einer kleinen Brücke . Schon während der ersten Angriffsbewegung der Diviſion entwickelten die Forts Double Couronne bis Romainville und
*) Am Abend desselben Tages wurde ihm der Arm abgenommen.
163
Noissy heftiges Granatfeuer, welches durch eine am Südende von
1870. 30. Oktober.
Le Bourget aufgestellte Feld -Batterie noch verstärkt wurde. Ein Zug der 1. Kompagnie unter Premierlieutenant v. Ape II wandte sich gegen diese Batterie, beschoß dieselbe und verteidigte demnächst im Verein mit einem Zuge des Regiments Alexander (Lieutenant E & e r t) die Südausgangs-Barrikade des Dorfes gegen mehrfache Angriffe feindlicher Infanterie von Aubervilliers und La Courneuve her . Während des sich hier abspielenden Kampfes sah sich Premierlieutenant v . Apell plöglich auf nächſter Entfernung einem Franzosen gegenüber, der auf ihn anschlug .
Ein Grenadier des Alexander-Regiments,
welcher in demselben Augenblicke aus einem hinter dem Franzosen stehenden Hauſe heraustrat, durchbohrte dieſen mit dem Bajonett und rettete so dem Offizier das Leben .
Das Gefecht
dauerte an diesem Ausgange des Dorfes bis zum Abend, zu welcher Zeit Abteilungen des Regiments Franz die genannte Barrikade besezten. Premierlieutenant Graf v . Keller war inzwiſchen durch den Park in die Glasfabrik gelangt, woselbst er mit Abteilungen des Regiments Alexander zusammentraf, die Fabrik und namentlich die an der Westseite nach der Dorfstraße zu gelegene Mauer beſezte und das Feuer auf den in den nächstgelegenen Häusern befindlichen Feind eröffnete. Das Überschreiten des geräumigen, nach der Straße zu offenen Hofes der Fabrik mußte im feindlichen Feuer ausgeführt werden. Unter den ersten, welche die Mauer erreichten, war der Gardeschüße Lehmann , welcher sich einen alten Zylinderhut, der auf dem Hofe lag, aufgeſtülpt hatte und durch sein lächerliches Aussehen den Kameraden über das Gefahrvolle des Moments hinweghalf.
Gegen 10 Uhr überschritt Premierlieutenant
Graf v . Keller die Dorfstraße mit einzelnen Schüßen, er selbst an der Spize.
Allmählich folgten 1½ Züge, welche das gegen-
überliegende Schulgebäude besezten und von da aus die Straße nach Norden zu unter Feuer nahmen . Die Verbindung mit der Kolonne von Derenthall wurde hier hergestellt. Der Führer der 1. Kompagnie ward hier kurz nach 10 Uhr an der Ecke des Schulgebäudes durch einen Gewehrschuß in den Hals schwer verwundet.
Portepeefähnrich v . Beſſer über-
11*
10 Uhr morgens.
164
1870. nahm nunmehr die Führung der drei Züge und trug, unter30. Oktober. stüßt durch Mannschaften des Alexander-Regiments , durch sein Feuer dazu bei, den Rückzug der im nördlichen Teile des Dorfes eingeschlossenen Franzosen nach Paris zu verhindern . Der Angriff hatte zu dieſer Zeit den ganzen nördlichen Teil des Dorfes, in den die feindliche Beſazung zuſammengedrängt war, eng umschlossen. Die Truppen des Gegners, welche Le Bourget besezt hatten, gehörten zu dem Korps von St. Denis ; sie standen unter Befehl des Generals Belle mare. Am Morgen des 30. Oktober befanden sich im Orte: 620 Mann
Das 12. Bataillon Mobilgarde der Seine = = = = 14. = 28. Marsch-Bataillon Linie • = 34. = Garde Franktireurs der Presse Artillerie und Pioniere
680
760
= =
760
=
240
=
40
=
3100 Mann. Die Orte Drancy und La Courneuve waren mindestens besezt mit . Von St. Denis her war seit 6 Uhr morgens
2200
=
3000
=
die Ablösung für die Beſagung von Le Bourget im Anmarsch Zusammen
•
8300 Mann.
Kommandant im Dorfe war Oberst de Baroche. Der feindlichen Infanterie war es also möglich, der diesseitigen mit überlegenheit entgegenzutreten. Die große Zahl der ganz ungefährdeten Festungsgeschüße der Forts und die starke Stellung, welche das Dorf an und für sich bot, kamen außerdem dem Feinde zugute. Unter diesen Verhältnissen hatte der Angriff preußischerseits begonnen.
Schon um 915 Uhr vormittags indes war es
nicht mehr zweifelhaft, daß das Dorf dem Feinde entrissen werden würde. Es handelte sich nur noch darum, ob Truppen zum Entſaß herbeieilen und wie lange die Beſazung Widerstand leisten werde . Von 10 Uhr ab wogte der Kampf im Innern in verschiedenen Teilkämpfen ; das Feuer ſezte sich bis gegen Mittag in ununterbrochener Heftigkeit fort, dann begann es in Pausen zu arbeiten und wurde nur zeitweise wieder stärker. Un-
-
165
unterbrochen aber feuerten sowohl die Forts wie auch die feind-
1870 .
lichen Feld-Batterien in das Dorf und steckten es an einigen 30. Oktober. Stellen in Brand. Auch die Abteilungen der 2. und 4. Kompagnie hatten inzwischen unter Leitung des Majors v . Boelzig von den Gartenhäusern aus den Angriff auf die vorliegenden Häuſer begonnen.
Lieutenant v. Ha ug w i z verließ hierbei einen Augenblick seine Deckung, um die beste Art des Vorgehens ſeines Zuges zu ermitteln, als ein Gewehrschuß aus dem etwa 100 Schritt entfernten gegenüberliegenden Hauſe ihn dicht unter dem Eisernen Kreuze in das Herz traf, ſo daß er augenblicklich tot niederſank. So verlor hier das Bataillon einen seiner hoffnungsvollsten Offiziere, der ihm im Kugelregen von St. Privat als lezter Führer übrig geblieben war und der sich durch hervorragende Tapferkeit im jugendlichsten Alter bereits einen vorzüglichen Namen erworben hatte. In dem Drange, persönlich an der Erringung des Sieges mitzuhelfen, war der Adjutant des Bataillons , Sekondlieutenant v. Reclam , vom Pferde gesprungen, hatte sich an die Spige einer Abteilung der 2. Kompagnie gesezt und ging mit dieſer gegen dasselbe Haus vor. Bei dem regnerischen Wetter trug er einen langen Regenpaletot und über demſelben die Adjutantenschärpe, welche ihn den feindlichen Schüßen beſonders kenntlich machte.
Er erreichte faſt den halb offenſtehenden Torweg, brach
aber dicht davor schwer getroffen zusammen. er
Kalten Blutes gab
den Befehl, ihn in einen in der Nähe gelegenen Stall zu
tragen, als ihn ein zweiter Schuß in den Unterleib traf. Schon die erste Kugel war tödlich gewesen ; die Schärpe durchbohrend, war sie mitten durch die Brust gegangen.
Weder die noch
eiternde Wunde vom 18. Auguſt, noch die beiden eben erhaltenen schweren Verlegungen vermochten es, seinen Heldenmut zu er= schüttern 1 dem herantretenden Hauptmann v . Arnim rief er lächelnd zu: „O ! ich bin ja nur verwundet! "
Eine halbe
Stunde später hatte dieses tapfere Herz ausgeschlagen. *) *) Lieutenant v. Reclam und Lieutenant v. Haugwiß waren nahe befreundet gewesen - aus demselben Fenster hatte sie die tödliche Kugel ereilt. In dem Garten, in dem sie fielen, stand ein Lorbeerbaum und es wurde nicht unterlassen, den tieftrauernden Ihrigen Zweige davon zu übersenden.
166 1870.
Dem Portepeefähnrich v . Weller gelang es demnächſt, 30. Oktober. in den vorgenannten Torweg einzudringen . Die Schüßen, 12 Uhr durch den Verlust zweier Offiziere und mehrerer Kameraden in mittags. Wut versezt, stürzten in das sehr geräumige Haus und bemächtigten sich zunächst der unteren Etage, wobei die Unteroffiziere Dissars der 4. und Kirchner der 2. Kompagnie sich durch Tapferkeit auszeichneten .
Es wurde alles niedergemacht, was
sich vom Feinde vorfand, namentlich in dem Zimmer, von dem Das betreffende aus die Offiziere erschossen worden waren. Haus bildete eine Seite eines sehr geräumigen Hofes, in welchen nunmehr auch von der Dorfstraße her Abteilungen der HauptAngriffskolonne (Nr. 2) eindrangen. noch sieben
preußische
Offiziere,
Es fielen auf dieſem Hofe unter
ihnen
Oberst
Graf
v. Waldersee , Kommandeur des Regiments Königin, an der Spize seiner Füsiliere. Allmählich wurden auch die anderen Teile dieses Gehöftes erobert und jeder Widerstand gebrochen, * ) wobei sich Unteroffizier Dissars der 4. Kompagnie wiederum hervortat, indem . er sofort nach Beendigung dieſes Kampfes mit einigen Mannschaften auf das Nebenhaus zuſtürzte, um auch dies vom Feinde zu säubern.
Dies wiederholte er demnächst noch zweimal, nach-
dem ihm von dem in den Gartenhäusern zurückgehaltenen Soutien Mannschaften zur Verstärkung zugeschickt worden waren. Hierbei wurde Dissars , der sich bereits am 18. August ausgezeichnet hatte und verwundet worden war, durch zwei Schuß in Brust und Hüfte getroffen.
Für dieſe ſeine wiederholt be-
wiesene Tapferkeit erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe und das Kaiserlich Russische Georgen-Kreuz 5. Klaſſe .
130 Uhr nachmittags.
Der Charakter des Gefechts hatte bis gegen 130 Uhr eine große Hartnäckigkeit bewahrt und große Erbitterung hervor gebracht. Um diese Zeit durchzitterte ein eintöniges, langgezogenes, es bedeutete französisches Signal das Getöse des Kampfes „ Gewehr in Ruh " .
Das Feuer ließ nach, und mit dem ab-
*) Wesentlich erleichtert wurde das weitere Vordringen innerhalb der Gebäude durch die Tätigkeit des der 2. Kompagnie zugeteilten Pionierkommandos (Lieutenant Haak mit 10 Pionieren), welches durch Einschlagen der Giebelwände den Schüßen und Grenadieren die Wege bahnte.
167 1870. nehmenden Widerstande beruhigte sich das deutsche Blut, man fing an, Gefangene zu machen. So brachte der Gefreite 30. Oktober. Bröske der 2. Kompagnie fünf Offizierſäbel, deren Inhaber sich ihm freiwillig ergeben hatten.
Weiße Fahnen tauchten in
den Fenstern auf, Franzosen ohne Waffen strömten auf die mit Toten und Verwundeten bedeckte Dorfstraße.
Da indes die
feindlichen Offiziere ihre Leute nicht mehr in der Hand hatten, so wurde vielfach noch aus Häusern geschossen, aus denen bereits weiße Fahnen wehten.
Von neuem und mit gesteigerter Er-
bitterung begann gegen diese dann der Kampf, bis er endlich gegen 2 Uhr allgemein ſeinen Abschluß fand .
Nunmehr ver- 2 Uhr nachmittags .
kündete das preußische Signal „ Gewehr in Ruh " das Ende des Gefechts.
Der Rest der Besazung ergab sich als Kriegsgefan-
gene, und das Dorf war somit wiederum vollſtändig in den Händen der Angreifer . Da jedoch das Granatfeuer des Feindes in ungeminderter Stärke fortdauerte, so zog General v . Budriz ki um 280 Uhr 230 Uhr nachmittags. Das II . und
den größten Teil der Diviſion aus dem Dorfe.
Füsilier-Bataillon des Regiments Franz hatten die Beſeßung und Verteidigung von Le Bourget zu übernehmen, die 2. GardePionier-Kompagnie sollte außerdem die Umfaſſung zur Verteidigung einrichten. Der Rest der Division zog in kleinen Abteilungen nach Pont Jblon bzw. Le Blanc Mesnil ab . Hart nördlich Le Bourget formierten sich die Kompagnien des Bataillons .
Auf dem Wege
dorthin passierten ſie die Hauptbarrikade am Nordoſtausgange, welche am Morgen des Tages der Kommandeur der Division, Generallieutenant v . Budriz ki , mit der Fahne des 1. Bataillons Regiments Eliſabeth in der Hand , überſtiegen hatte. * ) Ein Schüße der 4. Kompagnie, welcher dem kleinen , ſchmächtigen Herrn hierbei behilflich gewesen war, wurde durch einen Schuß in die Brust schwer verwundet. Bei dem weiteren Rückmarsch bot das Bataillon insofern ein eigenartiges Bild dar, als die meiſten Mannſchaften mit *) Unmittelbar an der Barrikade lag die Leiche eines franzöſiſchen Offiziers neben seinem toten Pferde, das Kreuz der Ehrenlegion auf der Brust. Hauptmann v. Arnim nahm die Dekoration an sich und hat ſie später den Angehörigen des Offiziers zugesandt.
168 1870.
Beuteſtücken aller Art beladen waren . Aus dem von den Fran30. Oktober. zosen in Le Bourget angelegten Proviantmagazin hatte sich dieſer eine wollene Decke, jener ein großes Brot, welches er auf dem aufgepflanzten Hirschfänger trug, mitgenommen . Viele hatten sich außerdem Offizierſäbel, Revolver und Ferngläser mitgebracht.
Zu dem kam, daß sich einzelne Gefangene aus An-
hänglichkeit an die Mannschaften, welche sie gefangen genommen. hatten, noch bei der Truppe befanden. Mehrere von den ersteren trugen die Denkmünzen des italienischen Feldzuges . Mit Schmerz und Verachtung sprachen sie von den zerrütteten Zuſtänden im Innern der Hauptstadt und sagten den nahen Ausbruch eines Bürgerkrieges voraus. Vor Pont Jblon marschierte das Bataillon bei dem tiefbewegt an der Straße haltenden Divisionskommandeur, später in Gonesse beim kommandierenden General vorbei .
Kurz vor
dieſem Orte wurde vom Wege abgebogen, die Kompagnien formierten ein offenes Karree, hinter dem ein Bauernwagen mit den Leichen der beiden gefallenen Offiziere hielt .
Nach dem
Kommando : „Tschako ab zum Gebet ! " spielte die Musik den Ein donnerndes Hurra auf Choral „Nun danket alle Gott." Seine Majestät den König schloß diese kurze, aber für jeden unvergeßliche Feier.
5 Uhr nachmittags.
Um 5 Uhr rückten die Kompagnien in ihre Quartiere ein. Über den Gesamtverlust des Feindes ist Sicheres nicht bekannt geworden, doch war er nicht unbeträchtlich ; von preußischer Seite wurden über 300 gefallene Franzosen begraben. 36 Offiziere, 1400 Mann waren in Gefangenschaft geraten. Der Verlust des Dorfes brachte in Paris große Niedergeschlagenheit und Bestürzung hervor . Es ist bekannt, daß infolge desselben in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November bereits der erste Versuch zur Errichtung der Kommune gemacht wurde. Die 2. Garde-Diviſion hatte den Sieg mit einem Verlust von 34 Offizieren, 1 Arzt, 433 Mann erkauft. Auf das Garde- Schüßen-Bataillon entfielen davon : *) *) Siehe Anlage XIII, II . Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 ge= bliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften.
169
Unteroffiziere
Schüßen
2
2
21
4
2
30
Offiziere a) tot einschl. der an den Wunden Gestorbenen
2
Zusammen Noch am selbigen Tage
9
N
b) verwundet
erkannte
ein Korpsbefehl,
am
nächsten Tage folgender Armeebefehl die Leiſtungen der 2. GardeDivision an: In
einem
heißen,
aber
siegreichen Kampfe
hat
die
2. Garde-Diviſion am gestrigen Tage dem Feinde das Dorf Le Bourget mit glänzender Tapferkeit wieder entriſſen , wofür ich den beteiligt geweſenen Offizieren, Unteroffizieren und Unser Mannschaften meine vollste Anerkennung ausdrücke . Verlust beträgt 35 bis 40 Offiziere, 300 bis 400 Mann an Toten und Verwundeten. Der Feind hat gegen 30 Offiziere und 1200 Mann unverwundet in unsern Händen gelaſſen . gez. Albert , Kronprinz von Sachſen. Der Divisionskommandeur sprach dem Bataillon einige Tage später persönlich sein Lob über das gute Verhalten im Gefecht aus, am 30. Oktober ſelbſt noch erließ er folgenden Diviſionsbefehl : ,,Wenngleich die Diviſion bei der heutigen Erſtürmung von Le Bourget viele Verluste zu beklagen hat, ſo nehme ich doch gern Veranlassung, den Truppen für ihre braven Leistungen des heutigen Tages meinen Dank auszusprechen. “ Der Brigadeführer Oberſt Graf v . K a n i z ſchloß sich diesen Worten „ aus vollem Herzen“ an und sehte hinzu : "Ich bin stolz darauf, an die Spize so braver Truppen gestellt zu sein.“ Am 6. November brachte ein Korpsbefehl die Allerhöchste Anerkennung den beteiligt geweſenen Truppen zur Kenntnis . Er lautete : "/ Seine Majestät der König haben mir in einem eigenhändigen Schreiben Allergnädigst zu befehlen ge= ruht, dem Korps mitzuteilen, daß Allerhöchstdieſelben der von den beteiligten Truppen an den Tag gelegten Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer in dem higigen Gefecht bei Le Bourget
1870. 30. Oktober.
170 1870. 30. Oktober.
hohe Anerkennung zollen.
Es gereicht mir zur besonderen Freude, diesen neuen Beweis Königlicher Huld zur Kenntnis des Korps zu bringen. “ Dem Bataillon speziell gegenüber gaben Seine Ma-
jestät der König dieser Anerkennung durch die Verleihung von drei Eisernen Kreuzen 1. Klaſſe : an den Kommandeur Major v . Boelzig = Hauptmann v. Arnim , = = Unteroffizier Diſſars =
und 17 Eisernen Kreuzen 2. Klaſſe den schönsten Ausdruck. In den nächsten Tagen nach der Erstürmung von Le Bourget beerdigten die Kompagnien die gefallenen Schüßen ; die Verwundeten hatten meiſt Aufnahme in den Lazaretten zu Gonesse und Villiers le Bel gefunden. Die Leichen der gefallenen Offiziere wurden nach der Kirche von Arnouville gebracht .
Hier fand die feierliche Einsegnung
1. November. derselben am 1. November in Gegenwart des kommandierenden Generals , der höheren Vorgesezten und vieler Offiziere des Gardekorps statt.
Die 4. Kompagnie stellte die Leichenparade
und geleitete die Särge nach beendigtem Gottesdienſt nach dem Ostausgang von Arnouville, von wo aus ſie nach dem Bahnhofe Gonesse und demnächst mit der Bahn nach Deutſchland übergeführt wurden. Die Leiche des Lieutenants v . Reclam ward nach Potsdam geschafft und ruht auf dem Neuen Garniſon-Kirchhof; die des Lieutenants v. Haugwig ist auf dem väterlichen Gut Rosenthal bei Breslau beigesezt worden .
4. Die Ereigniſſe nach der Erſtürmung von Le Bourget und das Ausfallsgefecht gegen Le Bourget am 21.Dezember 1870. Die in der damaligen Zeit von vielen gehegte Erwartung, die eng eingeschlossene feindliche Hauptstadt mit ihrer sehr zahlreichen Bevölkerung werde wegen Mangels an Lebensmitteln nur
kürze
Zeit Widerstand leisten können, erfüllte sich nicht.
Monatelang noch sollte der aufreibende Vorpostendienst weiterdauern, und erst, nachdem noch in einer ganzen Reihe von blutigen Kämpfen alle Durchbruchsversuche der Besagung gescheitert
―
171
1870. 1. bis 29. November.
und die vorhandenen Nahrungsmittel tatsächlich zu Ende gingen, streckte das stolze Paris die Waffen. In der auf die Erſtürmung von Le Bourget folgenden Zeit stellte das Bataillon an Vorposten : Vom 31. Oktober bis 2. November abends die 1. Kompagnie nach Dugny, vom 1. November abends bis 2. November morgens die
4. Kompagnie nach Le Bourget, vom 2. November abends bis 3. November abends die 4. Kompagnie nach Dugny, vom 2. November abends bis 3. November morgens die 3. Kompagnie nach Le Bourget, vom 3. November abends bis 4. November morgens die 3. Kompagnie nach Le Bourget. Das leztgenannte Dorf blieb außerdem durch zwei Bataillone des Regiments Franz beseßt .
Dem Feinde sollte nun-
mehr das Einniſten im Orte dauernd verwehrt, die Beſazung zu diesem Zweck aus der Hauptstellung unterstügt werden. Da= gegen lag es auch fernerhin nicht in der Absicht des Oberkommandos, dieſen vorgeschobenen Poſten bei einem allgemeinen Ausfall gegen die Stellungen der Maas-Armee bis aufs äußerste zu verteidigen. Vom 4. November früh ab befand sich eine Kompagnie des Bataillons täglich in Le Bourget.
Außerdem mußten bis zum
15. November 1 Unteroffizier und 15 Schüßen nach dem Steinbruch bei Stains entſendet werden . Dugny wurde der 3. GardeInfanterie-Brigade ganz überwiesen . . Zunächst fand in Le Bourget 24stündige Ablösung statt.
Die Reihenfolge der Kom-
pagnien war folgende : Vom 4. November morgens bis 5. November morgens die 2.Komp ., = = = = A. = = 6. = = 5. = = 7. = = = = = = 4. 6. = = = = 3. 7. = 8.
Von da ab mit 48 stündiger Ablösung : Vom 8. November früh bis 10. November früh die 2. Kompagnie, = = = = = = 12. = 1. 10. = = = = = = 12 . = 14 . = . 4. = = = = = 14. = 16 . = 3.
11
=
=
11
172
1870.
Vom 15. November abends bis 16. November früh befand sich
1. bis 29. No- die 1. Kompagnie im Steinbruch bei Stains . vember. Es war ferner vom 16. Nov. früh bis = 18 . = = = = 20. = = =. 22. =
=
=
25.
=
=
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26.
26.
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1" 11
= 30.
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= 3. = 1.
früh = 4.
11
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18. Nov. früh die 2. Komp . in Le Bourget, = = = = = = 20. = = = = = = 4. 22. = 1=3 = abends = 3. 23. = = = = 2. 25.
= = =
=
=
=
=
=
Der Marsch aus dem Quartier nach der Vorpostenſtellung erfolgte in zwei Stunden Zeit unter Zurücklassung der Dächſe und Mitnahme von Lebensmitteln für einen Tag. Die Abmarſchzeiten wurden des feindlichen Granatfeuers wegen so geregelt, daß das Eintreffen in Le Bourget bei Dunkelheit geschah. Über Goneſſe erreichte die Kompagnie die große Straße Paris
Lille, marschierte nach Pont Jblon, überschritt den an-
gestauten Morée-Bach und betrat hier den Abſchnitt, in welchem stets Granatfeuer zu erwarten war. Lautlos mußte das in tiefem Dunkel liegende Dorf erreicht werden .
Die Franzosen
bedienten sich des elektrischen Lichtes , um das vor den Forts gelegene Gelände zu erleuchten . Ein solcher Leuchtapparat befand sich auch in einem Gebäude unweit des Forts d'Aubervilliers und ſtand mit dem lezteren in telegraphischer Verbindung. Jede marschierende Truppe, welche auf dieſe Weiſe entdeckt wurde, erhielt sofort Granatfeuer.
Im Dorfe angekommen, wurde zu
beiden Seiten der Straße in Reihen marschiert, jeder Stein, jede Scherbe mußte vermieden werden - ſo gelangte die Kompagnie an den Südweſtausgang, von wo aus die Ablösung der Wachen gleichfalls in größter Stille ſtattfand . *) *) Einen eigentümlichen Gegenſaß zu der Stille, welche in der Linie der Vorposten herrschte, bildete das anhaltende , verworrene Rauſchen, welches, hervorgerufen durch die ununterbrochen in Bewegung befindlichen Tausende von Fuhrwerken und Gefährten aller Art, aus der Millionenſtadt herüberdrang. Mit Einbruch der Dunkelheit verbreitete in der erſten Zeit die Gasbeleuchtung einen mächtigen Feuerschein über die ganze Stadt, der jedoch an Helle bald abnahm, bis in den lezten Wochen der Belagerung die Gasbeleuchtung endlich ganz aufhörte.
T
173
Sie besezte dort den mit einer Steinmauer umgebenen Hof*) südöstlich der Straße, der Glasfabrik gegenüber.
1870.
Dieser 1. bis 29. November. und die daneben gelegene, die Straße sperrende Barrikade Nr. I
waren zu verteidigen. Ein Poſten (zeitweiſe Doppelpoſten) ſtand auf der Straße, ein zweiter im Hof, ein dritter im Dachraum des Hauses .
Der lettere hatte nach allen Seiten freien Blick,
nur nach La Courneuve zu hemmten die Bäume der Chauſſee die Aussicht.
Die Kompagnie war teils im Keller des Hauses,
teils in einem Bretterverschlage an der Nordseite desselben untergebracht, welcher zu diesem Zweck erbaut wurde.**)
Für
die Offiziere wurde ein kleiner Keller an dem nördlichen Giebel nugbar gemacht und mit Ofen und Stroh versehen . Auf dem Hofe befanden sich zwei Stallgebäude, von denen das eine der Wache, das andere den Ordonnanzen vom 2. Garde-UlanenRegiment, welche
der Kompagnie zur Ausübung des Melde-
dienstes beigegeben waren, wurde.
als
Unterkunftsraum angewieſen
Die Verteidigungsfähigkeit der Stellung war in südlicher Richtung durch vorliegende Gebäude beeinträchtigt, welche das Schußfeld beschränkten. ***)
An der Südostseite des Hofes be-
günstigte die Steinmauer eine nachdrückliche Verteidigung gegen *) Siehe Plan 8 : Le Bourget nach der Befestigung, und Seite 174 Skizze B : „ Das Vorpostengebäude in Le Bourget“. **) An dem Hauptgebäude stand an der nach der Straße und an der nach dem Hofe zu gelegenen Seite mit großer Schrift : Prudent Bougeault Com ce de Vins . Der Besizer hat seinem Namen Ehre gemacht ; es gelang ihm, seinen Weinvorrat in einem vermauerten Raum, welcher an den großen Keller, der den Kompagnien des Bataillons monatelang zur Unterkunft diente, stieß, ſo zu verbergen, daß derselbe troß des großen Fleißes, mit dem damals nach Weinvorräten gesucht wurde, nicht gefunden worden ist. ***) Es war dies vor allem die Pomadenfabrik des Herrn Mailly, Paris, 18 Rue d'Enghien. Von den hier vorgefundenen großen Vorräten an Pomaden und Parfümerien wurde der weitgehendſte Gebrauch gemacht. Daß diese nicht nur zum Einfetten der Haare und Stiefel gebraucht wurden, davon lieferte ein kleiner, am Hauptgebäude des Vorpostengehöftes angeſchriebener und mit entsprechender Zeichnung versehener Vers den Beweis , welcher lautete: „ Um dieſen Braten ist es schade, denn Küper briet ihn mit Pomade. “ Küper war der umſichtige Burſche des Premierlieutenants v. Apell, dem die Sorge für die leiblichen Bedürfniſſe der Offiziere der 1. Kompagnie übertragen war. Später wurden auch die großen ledernen Treibriemen der Fabrik zu Stiefelſohlen verbraucht.
174
1870.
-
Dranch hin, das Schußfeld war frei und eine verdeckte Verbin-
1. bis 29. No- dung zu den Abteilungen, welche am Südostausgange des vember. Dorfes standen, durch sie ermöglicht . Sie hatte nur den Nachteil, seitlich aus der Richtung vom Fort d'Aubervilliers her wirksam bestrichen werden zu können. Die Entfernung des Südausganges von Le Bourget vom Fort d'Aubervilliers 4300 Schritt.
beträgt
3000,
die vom Fort de
l'Est
Die Vorposten-Kompagnie hatte folgende Abteilungen zu entſenden: 1
Unteroffizier,
15
Schüßen
Drancy, 1 Doppelposten daselbst. Drancy.
nach dem
Ausgang
nach
Der Rest patrouillierte nach
1 Unteroffizier, 15 Schüßen nach dem Nordausgang mit Posten an dem Nord- und Nordostausgang. 1 Unteroffizier, 9 Schüßen an den Nordweſtausgang nach Dugny. Gegen Mitte November waren die beiden leztgenannten Wachen von den Piket-Kompagnien zu geben . Dagegen stellte das Bataillon die Wache am Südausgang, und zwar am Eiſenbahnübergang : *) Bei Tage 1 Unteroffizier und 9 Schüßen, bei Nacht 2 Unteroffiziere und 30 Schüßen ; bei Tage eine Wache am Eisenbahnwärterhaus
Nr .
8
zwischen Le Bourget und Drancy ; eine Wache in den Gartenhäusern (Kürbiswache) : 1 Unteroffizier, 12 Schüßen . Ein reger Patrouillengang sorgte bei Tage und bei Nacht für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen den verschiedenen Feldwachen und stellte dauernd fest, ob in der feindlichen Aufstellung, welche man bald kennen lernte, Veränderungen stattfanden . Einer solchen von der 1. Kompagnie am 11. November entfendeten Patrouille gelang es, bei dichtem *) Diese Wache wurde die „ Bauch-Feldwache “ genannt, weil man ſie bei Tage nur im Chauſſeegraben kriechend erreichen konnte, da sich wenige hundert Meter davor an derselben Straße die nächſtstehende französische Feldwache befand . (Siehe Seite 175.) Der Poſten derselben, welcher mit aufgepflanztem Yatagan hinter einer Sandſackbarrikade auf und ab ging, war deutlich zu sehen.
Zu Geschichte des GardeSchuitzen-Bataillons. Skizze B
Vorposten - Gebäude
in Le Bourget .
se
as
Nord
r st
f
r Do
Hof
2
der
a
Gas- Fabrik . X XX X XX XX X XX
2
Ba
P
X XX XX XX XX XX
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b el
g
Ke
m
Erläuterungen. a Doppelposten an der Barrikade Nº1. b. Beobachtungsposten im Dachraum. C. Einfacher Posten am Bombenloch.
d. e. f. 9. h. i. k. 1. m.
Zweistöckiges Hauptgebäude. Stallgebäude für die Kavallerie - Ordonnanzen. Wachtgebäude. Bombenloch. Bretterverschlag. Kellereingang. Gewehrpyramiden. Echafaudagen. Ausgänge.
Photolith d. lith Anst.u. Steindr. v.C.L.Keller,Berlin S.
30 Schritt. 30 Verlag d. KOLHofbuchhy E.S.Mittler &Solin Berlin, Kochstr. 68 71
175
Nebel im Parterre eines Hauſes , in deſſen oberem Stockwerke 1870. ſich eine franzöſiſche Feldwache befand, Feuer anzulegen und un- 1. bis 29. November. entdeckt wieder fortzukommen . Eine Patrouille der 3. Kompagnie verscheuchte später durch ihr überraschendes Feuer einen feindlichen Unteroffizierposten und brachte als Beute einen vieredigen Feldkessel , angefüllt mit einem Brei von weißen Bohnen, die den Schüßen vortrefflich schmeckten, mit zurück. Das Infanterie-Bataillon , welches den Hauptteil der Besazung von Le Bourget bildete, stand mit zwei Kompagnien südlich, mit zwei Kompagnien nördlich des Moleret-Baches , und zwar erstere zu beiden Seiten der Kompagnie des Bataillons , so daß diese im südlichen Abschnitt den Mittelpunkt bildete. Dieser Aufstellung gegenüber befanden sich die feindlichen Vorposten an dem Wege La Courneuve-Petit Drancy-Ferme. Die Soutiens standen in einzelnen , anscheinend halb zerstörten Gebäuden 400 Schritt südlich der Eisenbahn . Auf der großen Straße nach Paris war dort eine Sandsackbarrikade erbaut. Das Dorf Drancy wurde von beiderseitigen Patrouillen durchſtreift und teils durch die einſchlagenden Granaten, teils durch Feueranlegen seitens der Franzosen fast dauernd in brennendem . Zustande erhalten. Der Feind beſezte es vorübergehend stärker mit ein bis zwei Kompagnien.. Nach der Einnahme von Le Bourget durch die 2. GardeDivision hatten die Forts von Romainville bis St. Denis ihr Granatfeuer hauptsächlich gegen Festungsgeschüße
entwickelten
Le
Bourget gerichtet.
eine immer
mehr
Die
zunehmende
Tätigkeit, das Feuer schwieg überhaupt selten ganz. *) In der Nacht vom 1. zum 2., vom 2. zum 3., sowie am 8. und 9. November war das Feuer besonders lebhaft. Am 9. November schlug eine Granate in den Keller des Hauptgebäudes , in welchem der größte Teil der Vorposten-Kompagnie untergebracht war, *) Am 5. November nachmittags unterhielten sich die Artilleriſten des Forts d'Aubervilliers damit , auf den hohen schmalen Schornstein der Pomadenfabrik, welcher etwa 50 Meter links vorwärts des von der 1. Kompagnie beseßten Gehöftes stand, zu schießen. Nach etwa 20 Schüſſen wurde derselbe in der Mitte getroffen und etwa 1 Quadratmeter Mauerwerk herausgeriſſen, ohne ihn jedoch zum Stürzen zu bringen. Alsbald schwieg das Feuer.
176
-
1870. verwundete aber nur den Schüßen Bruer der 2. Kompagnie 1. bis 29. No- leicht am Kopfe. vember. Im übrigen war der Feind sehr aufmerkſam , nahm mit seiner Infanterie aber nichts Ernsthaftes vor. Kleinere Unternehmungen fanden Mitte November von Drancy aus gegen die Vorposten vor Le Blanc Mesnil in der Stärke von zwei Kompagnien und einer Kavallerieabteilung statt.
Die Doppelpoſten
gerieten in eine mißliche Lage und wurden zurückgedrängt.
Der
Divisionskommandeur veranlaßte daraufhin die bereits erwähnte Besehung des Bahnwärterhauses Nr. 8 durch 1 Unteroffizier und
15 mit Chassepotgewehren bewaffnete
Schüßen.
Diesen gelang es am 16. November , mehrere feindliche Kavalleristen, bei erneutem Versuch, auf etwa 800 Schritt vom Pferde zu schießen, worauf die kavalleristischen Unternehmungen aufhörten. In der Herstellung von Erdarbeiten war der Feind unermüdlich. Schon früher war beobachtet worden, daß nordöstlich von La Courneuve an einer bedeutenden Verschanzung ge= arbeitet wurde.
Jezt wurden Längsgräben zu beiden Seiten
der Chauſſee von Paris ausgehoben, und später zweigten sich von den Repliſtellungen noch Quergräben ab, die je länger je mehr sich erweiterten .
Diese Arbeiten sollten zunächst den feind-
lichen Abteilungen ermöglichen, gedeckt in die Vorpostenſtellungen zu gelangen und daselbst eine wirksame Verteidigung zu führen, im weiteren dienen.
konnten sie
aber
auch Angriffszwecken
Auf den Kirchtürmen von Drancy , La Courneuve und
der Kathedrale von St. Denis waren feindliche Beobachtungsposten aufgestellt . In den Quartieren war es namentlich in der Zeit nach der Erſtürmung von Le Bourget sehr unruhig . Am 31. Oktober wurde die Diviſion alarmiert, die Kompagnien beſezten die Stellung an dem Steinbruch bei Garges, ein Ausfall auf Stains wurde erwartet. Der Feind begnügte sich indes mit starkem Granatfeuer ; die Kompagnien rückten daher, von dieſem begleitet, um 1 Uhr mittags wieder ein. Alarmierungen und Alarmbereitschaften wurden wiederholt vorgenommen bzw. angekündigt, namentlich am 9. , 10. und 11. November, in welcher Zeit die Gegend um Arnouville fast ununterbrochen mit Gra-
177
naten beworfen wurde.
Umquartierungen der Kompagnien
1870.
waren aus den früher erwähnten Ursachen unumgänglich, es 1. bis 29. November. wurde daher am 4. November die 3. Kompagnie, am 7. die 4. Kompagnie nach dem Bahnhofe Villers le Bel Goneſſe verlegt. Am 10. November ward dieſer an das IV. Armeekorps abgegeben und dort eine Endstation nebst Magazin eingerichtet, da inzwischen die Eisenbahn bis zu dieſem Punkte militärischen Zwecken nugbar gemacht worden war. Die 4. Kompagnie kam nun bis auf weiteres nach Gonesse. Am 21. November wurde auch die 3. Kompagnie nach Bonneuil verlegt und damit der Vorteil erreicht , jeder Kompagnie ein selbständiges Quartier-Revier zu verschaffen. Der Wachtdienst aber wurde dadurch vermehrt, was sich namentlich in Goneſſe fühlbar machte. in Arnouville.
Der Stab, die 1. und 2. Kompagnie verblieben
Hier wurden mit der zunehmenden Kälte die Heizmaterialien bald ſo knapp, daß ein zum Teil ausgebranntes Haus niedergerissen wurde, um die Balken zu Brennmaterial zu gewinnen . Alle brennbaren und nicht unbedingt notwendigen Möbel waren bereits überall verbrannt worden. In dem Offizierkorps traten in dieſem Zeitabſchnitt erhebliche Veränderungen ein: Hauptmann v . Arnim erkrankte am 2. November und ward nach Dammartin gebracht. Premierlieutenant Werner übernahm die Führung der 2. Kompagnie, später Premierlieutenant Graf zu Dohna , der am 10. November geheilt zurückkehrte. Lieutenant v. Oppen und Lieutenant der Reſerve Zinnius vom Garde-Jäger-Bataillon sowie Lieutenant v. Schrötter vom Garde-Füsilier-Regiment waren anfangs November zum Bataillon kommandiert worden. Die Portepeefähnriche v. Sommerfeld , * ) v . Hagen ** ) und v . der Marwiz,***) sämtlich vom Garde-Jäger-Bataillon , wurden Ende des Monats November unter Beförderung zu Sekondlieutenants in das Bataillon versezt . Portepeefähnrich v . We l ler wurde Offizier .
Auch kehrten zu gleicher Zeit Lieutenant
*) Siehe Anlage XXIII, 194. **) Siehe Anlage XXIII, 195. *** ) Siehe Anlage XXIII, 196. Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
12
178
1870.
-
v. Rangau , 1 Unteroffizier und 14 Schüßen geheilt zum
1. bis 29. No- Bataillon zurück. Das Offizierkorps war ſomit jezt zum Dienſt vember. 16 Offiziere, 1 Portepeefähnrich stark. Die Verpflegungsſtärke der Mannschaften betrug Ende November 622 Köpfe . Zu dieser Zeit faßte der Feind den Entſchluß, die EinſchlieBungslinie gewaltsam zu durchbrechen, um der Loire-Armee, welche er auf Fontainebleau im Anmarſch glaubte, die Hand zu reichen. In Paris war eine Ausfall-Armee, deren Kern das frühere XIII. und XIV. Korps bildete, formiert worden . Ihre Stärke betrug 100 000 Mann mit 300 Geſchüßen. neral Ducrot ward der Befehl übertragen.
Dem Ge-
Dieſe Truppen
zogen sich an der Süd-, Südost- und Ostfront der Festung zuſammen. Der Feind begann am 29. November Angriffsstöße gegen die Südfront der Einschließungslinie (VI. Armeekorps) ,
er-
öffnete ein starkes Granatfeuer aus den Festungsgeſchüßen und 30. November führte am 30. den Hauptſtoß nach Südosten und Oſten gegen die bis württembergischen und sächsischen Stellungen. Der energiſch be6. Dezember. gonnene Kampf erzielte jedoch keinen entscheidenden Erfolg, die Franzosen sahen sich gezwungen, am 2. Dezember dem Angriff der deutschen Truppen zu weichen und kehrten am 6. wieder in die Stadt zurück. Seine Majestät der König erließen an dieſem Tage den folgenden Armeebefehl : Soldaten der verbündeten Deutschen Armeen ! Wir stehen Krieges.
abermals
an
einem
Abschnitt
des
Als Ich zulezt zu Euch sprach , war mit der
Kapitulation
von
Met
die
lezte
der
feindlichen
Armeen vernichtet worden ,. welche uns beim Beginn des Feldzuges gegenüberstanden. Seitdem hat der Feind durch die uns
außerordentlichsten Anstrengungen
neugebildete
Truppen
entgegengestellt ,
großer Theil der Bewohner Frankreichs
ein
hat seine
friedlichen , von uns nicht gehinderten Gewerbe verlassen , um die Waffen in die Hand zu nehmen .
Der
Feind war uns an Zahl oft überlegen , aber dennoch habt Ihr ihn wiederum geschlagen , denn Tapferkeit und Mannszucht und
das Vertrauen auf eine ge =
179
rechte Sache sind mehr werth wie die Ueberzahl. Versuche
des
Feindes ,
die
Alle
Cernierungslinie
1870.
vor 30. November bis Paris zu durchbrechen , sind mit Entschiedenheit zu- 6. Dezember . rückgewiesen worden , oft zwar mit vielen blutigen www Opfern wie bei Champigny und bei Le Bourget aber auch mit einem Heldenmuth , wie Ihr ihn überall beweiset. Die Armeen des Feindes , welche zum Entsaz von Paris von allen Seiten heranrückten , ſind sämmtlich geschlagen . noch
vor
wenig
Unsere Truppen , die zum Theil
Wochen
vor Mez
und
Straßburg
standen , sind heute schon über Rouen , Orléans und Dijon hinaus , und neben vielen kleineren ſiegreichen Gefechten sind zwei neue große Ehrentage - Amiens und die mehrtägige
Schlacht von Orléans
—
den
früheren hinzugetreten. Mehrere Festungen sind erobert und vieles Kriegsmaterial ist genommen worden ; ſomit habe Ich nur Anlaß zur größten Zufriedenheit und es ist mir eine Freude und ein Bedürfniß ,
Euch dies auszusprechen.
Allen, vom
General bis
zum
Ich danke Euch
gemeinen Soldaten.
Beharrt der Feind bei einer weiteren Fortſehung des Krieges , so
weiß Ich,
daß Ihr fortfahren werdet ,
dieselbe Anspannung aller Kräfte zu bethätigen , welcher wir unsere bisherigen großen Erfolge verdanken , bis wir einen ehrenvollen Frieden erringen , der würdig der großen Opfer ist , bracht worden .
die
au Blut und Leben ge =
Hauptquartier Verſailles , den 6. Dezember 1870 . gez. Wilhelm. Die oben geschilderten Ereignisse berührten mittelbar auch die Verhältnisse des Gardekorps . Vom großen Hauptquartier war am 29. November der
Maas-Armee der Befehl zugegangen, die württembergische Diviſion mit allen verfügbaren Kräften zu unterstüßen. Das XII. und Gardekorps schoben sich infolgedessen nach links . Die 2. Garde-Division kam mit der 4. Garde-Infanterie-Brigade südlich des Ourcq-Kanals zu stehen, während die 3. Garde-In-
12*
180 1870. fanterie-Brigade nördlich desselben die Vorpostenſtellungen vor 30. November Sevran und Aulnay einnahm. bis Auf die Vorpostenſtellung des Bataillons hatten dieſe Ver6. Dezember. änderungen wenig Einfluß . Am Nachmittag des 29. November nahm eine feindliche Brigade 1500 Schritt vor dem Südausgange von Le Bourget eine Beobachtungsstellung ein, ohne zum Angriff überzugehen, und zog am Abend nach La Courneuve zu ab. Bei den Vorpoſten waren alle Maßnahmen zur energiſchen Verteidigung getroffen.
Das Granatfeuer schwieg gänzlich, war aber während
des 30. November recht heftig.
Am Vormittag desselben Tages
wurde die Vorposten-Kompagnie durch eine solche des GardeJäger-Bataillons abgelöst, jedoch schon an demselben Abende nahm wieder die Kompagnie des Garde- Schüßen-Bataillons die alte Stellung ein. Auch während der Kämpfe an der Marne und in den darauf folgenden Tagen ereignete sich vor Le Bourget nichts von Bedeutung. Der übrige Teil des Bataillons blieb nicht so unberührt von jenen Veränderungen . Die 2. Garde-Division ward am 29. November vormittags alarmiert.
Das Bataillon marschierte über Gonesse, Aulnay
nach Sevran, stand dort den Tag über gefechtsbereit auf der Straße und rückte abends nach Aulnay in Alarmquartiere. *) Den ganzen Tag über ertönte von Süden her anhaltendes Geſchüß- und Gewehrfeuer . Am Morgen des 30. wurde nach Villepinte marschiert, um dort Quartier zu beziehen. Die Vorposten-Kompagnie erreichte hier das Bataillon ; mittags marschierte lezteres geschlossen nach Sevran und blieb daselbst gefechtsbereit bis zum Abend . Wiederum war während des ganzen Tages starkes Geſchüß- und Drei Kompagnien kehrten Gewehrfeuer zu hören gewesen . abends nach Villepinte zurück, eine zog auf Vorposten nach Le Bourget. Am 1. Dezember ward das Bataillon nach Sevran verlegt, blieb dort zwei Tage lang marschbereit, rückte sodann am Abend *) Fast das ganze Offizierkorps lag in der folgenden Nacht in dem Schlosse eines Grafen Gorgue, welcher ſein Beſißtum nicht verlaſſen hatte, außer einer guten Unterkunft aber nichts zu bieten vermochte.
181
des 2. Dezember nach Villepinte und am 3. morgens wieder
1870.
nach Sevran zurück, um bis zum 6. abends unter unausgeseßter Alarmbereitschaft dort zu verbleiben. *)
Vor Sevran hatte sich
in dieser Zeit Ernsthaftes nicht ereignet, nur am 5. Dezember nachmittags
rückten
die Kompagnien
in die Verteidigungs-
stellungen, als der Feind von Drancy und Gröslay-Ferme aus den Vorposten in Le Blanc Mesnil und Aulnay mit 200 Franktireurs angriff.
Die letteren wurden durch die Vorposten zu-
rückgeworfen, worauf auch die bei Sevran befindlichen Truppen in die Quartiere zurückmarschierten . Am 6. Dezember ward das Bataillon bis auf weiteres nach Villepinte verlegt.
Das Gardekorps nahm im allgemeinen die
früheren Stellungen wieder ein .
Den rechten Flügel der Divi-
ſion bildete Le Bourget, den linken der Ourcq-Kanal bei Sevran. Die 3. Garde-Infanterie-Brigade beſezte im allgemeinen den rechten, die 4. den linken Flügel . In Villepinte fand das Bataillon enge Quartiere für nur drei Kompagnien.
Das Wetter war kalt und regnerisch.
Bei
Alarmierungen wurde in angezogenen Mänteln angetreten , die wollenen Decken wurden gerollt über der Schulter getragen. An den Ruhetagen nahmen die Kompagnien dienſtliche Beſchäftigungen auf.
Die Kantonnementswache von 2 Unteroffizieren,
20 Schüßen mußte verstärkt werden, als am 14. Dezember 120 14. Dezember. französische Bauernfuhrwerke mit 260 Pferden eintrafen, um Fuhren für die zu errichtenden Belagerungs -Batterien zu leisten. Für dieſe Gespanne waren täglich 2 Unteroffiziere, 20 Schüßen Begleitmannschaften zu kommandieren und, da in der Nähe des Dorfes auf Ulanenpatrouillen in der Nacht geschossen worden war, so wurden außerdem nachts Patrouillen in die Umgebung desselben entsendet. In dem Stande der Offiziere fanden in dieser Zeit einige *) Da man bei dieſem häufigen Quartierwechsel darauf gefaßt ſein mußte, im neuen Quartier kein Stück Möbel vorzufinden, ſo wurden die den Truppen folgenden Lebensmittelwagen mit den notwendigsten bewegungsfähigen Gerätschaften : eisernen Öfen, Matrazen, Betten, Tiſchen und Stühlen uſw. beladen und gewährten ſomit, bis zur höchſten Tragfähigkeit bepackt, ein eigentümliches Bild. Am 4. Dezember war der Bruder des Kommandeurs, Herr v. Boelzig , mit einer größeren Sendung Liebesgaben beim Bataillon eingetroffen.
182 1870.
Veränderungen statt.
Die Lieutenants
v . Rangau
v. Hagen wurden zur Ersaz -Kompagnie versezt .
und
Dagegen
traf Portepeefähnrich Freiherr Hiller v . Gaertringen * ) mit einigen Ersagmannschaften beim Bataillon ein. Die Besetzung der Vorposten fand während dieses Zeitabschnittes in folgender Reihenfolge ſtatt :
Vom 28. Nov. abends bis 30. Nov.früh die4. Komp. inLeBourget, = == = = 30. = 2. Dez. abends = 2. = = = = = = 3. = 3. 2. Dez. = = = = = = 3. = 5. = 1. = = = = = 4. = 7. = 5. = 11
=
=
=
=
=
W
W
11
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= 15. = 17. =
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19. = 21.
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= 3.
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11 1"
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9. 11.
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7.
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11
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Der Feind sette im Laufe der nächsten Wochen seine Erdarbeiten fort und erweiterte dieselben zu einem Neg von Schüßengräben, welches La Courneuve mit Drancy verband und sich in zwei hintereinander liegenden Hauptlinien ausdehnte. · Die entsprechenden übergangspunkte an der Straße nach Paris waren durch Sandsackbarrikaden gedeckt. Diese Gräben um20. Dezember. faßten am 20. Dezember den südlichen Teil des Dorfes in einer Entfernung von 600 bis 700 Schritt und reichten bis Drancy, welches der Gegner nunmehr dauernd besezt und befestigt hatte. An Batterien waren seitens des Feindes errichtet worden : eine große Redoute nordöstlich von La Courneuve, eine Batterie hart westlich der Pariser Straße, 1500 Schritt vom Südausgang von Le Bourget, eine Batterie im Park von Dranch
Alle Batterien wurden bis zum 21. Dezember zum Teil mit schweren Kalibern ausgerüstet.
Die Lage der Vorposten in Le Bourget gestaltete sich hierdurch zu einer sehr bedrohten , Seitens der 2. Garde-Diviſion war demgegenüber bis Mitte Dezember die Ausführung mehrerer für die Verteidigung *) Siehe Anlage XXIV, 2.
I
183
des Ortes wichtiger Arbeiten angeordnet worden. und
zwei
Der Bahnhof
1870.
am Südausgang von Le Bourget gelegene Häuser
wurden gesprengt.
Aus den Trümmern des ersteren war eine feste Steinbarrikade geschaffen, durch die Beseitigung der lezteren das Schußfeld im beſonderen für die Stellung der GardeSchüßen-Kompagnie freigelegt worden. Es wurde ferner die Eisenbahn bis 400 Schritt westlich des Straßen-Überganges zer-
stört.
Zur Deckung dieser Arbeit warf eine Kompagnie Regiments Alexander die feindlichen Vorposten so lange zurück, bis die Sprengung ausgeführt war. Die Umfassungsmauern am Nordeingang des Dorfes waren schon nach dem Gefecht am 30. Oktober niedergelegt worden. Etwa 300 Meter nördlich der Südausgangsbarrikade Nr . I wurde eine feste, 4 Fuß hohe Steinbarrikade Nr. II erbaut. Unter diesen beiderseitigen Vorbereitungen entwickelte sich ein neuer Kampf. Am 19. Dezember schon waren bei den Vorposten Truppenbewegungen des Feindes bemerkt worden ; am 20. verschwanden auf der nach Paris hineinführenden Hauptstraße die Barrikaden und auf dem Wall des Forts d'Aubervilliers entstand ein erhöhtes Geschüß-Emplacement.
Die Division wies dem-
entſprechend in dem Befehle vom 20. Dezember darauf hin, daß bedeutende Truppenzusammenziehungen bei Noisy
le
Sec-
Merlan vorgenommen und Truppenbewegungen von St. Denis hinter La Courneuve und Aubervilliers bemerkt worden seien. In der Nacht vom 20. zum 21. lief vom Generalkommando 21. Dezember. folgende Meldung des Beobachtungspostens von Montmorency in Le Bourget ein : „ Der Feind konzentriert starke Truppenmassen zwischen den Forts d'Aubervilliers und de l'Est. “
Die Division fügte hinzu: „ Die Vorposten von Le Bourget werden hierauf aufmerksam gemacht.
Alle Vorsichtsmaßregeln sind zu verdoppeln .
Der Offizier, der die Südwestbarrikade von Le Bourget verteidigt, ist namentlich hierher zu melden und haftet für diejelbe." Wie oben angegeben, befand sich seit dem 19. Dezember abends die 1. Kompagnie des Bataillons unter Führung des Premierlieutenants v . Apell
in Le Bourget auf Vorposten.
184 1870.
Sofort nach Eintreffen dieser letteren Nachricht meldete daher 21. Dezember. dieser, daß dem Sekondlieutenant v . Sommerfeld die Verteidigung der Südwestbarrikade übertragen sei, und daß die Barrikaden des Feindes auf der Straße nach Paris im Laufe des vergangenen Tages sämtlich abgeräumt seien. Diese erste von der Vorposten-Kompagnie zurückgeschickte Meldung war gleichzeitig die lezte, welche am 21. Dezember von ihr aus in die Hände der rückwärts befindlichen Vorgesezten gelangte.
Wenngleich, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird,
in erster Linie. der eigenartige Verlauf des Gefechtes hierfür der Grund war, so wirkte anderseits an diesem Tage der Umstand ſehr ungünſtig auf den Meldedienſt, daß erſt tags zuvor die bis dahin bei den Vorposten kommandiert geweſenen Ordonnanzen des 2. Garde-Ulanen-Regiments durch solche vom 3. GardeUlanen-Regiment abgelöst worden waren, welche mit den Wegeverhältnissen naturgemäß noch nicht vertraut waren . Die von den Vorposten während der Nacht vom 20. zum 21. abgeschickten sehr zahlreichen Patrouillen bemerkten trog der größten Aufmerksamkeit nichts Verdächtiges . Zur Besazung von Le Bourget gehörte am 21. Dezember außer der 1. Kompagnie des Garde- Schüßen-Bataillons das 1. Bataillon Regiments Elisabeth unter Führung des Hauptmanns v . Altrock als Vorpostenkommandeur .
Die 1. Kom-
pagnie des genannten Regiments (Hauptmann v . H e l l d o r ff) hatte die Gasfabrik und den westlichen Dorfrand bis zum Kirchhof, die 4. Kompagnie (Lieutenant v . Lippe) die Pomadenfabrik,
den
gesprengten Bahnhof und die Barrikade an der
Chauffee nach Drancy besezt.
Dieſe Kompagnien hatten zu-
sammen mit der Garde-Schüßen -Kompagnie den südlichen Teil des Dorfes zu verteidigen.
Die 2. und 3. Kompagnie des Regiments Elisabeth befanden sich als Piket-Kompagnien, erstere im nordwestlichen Teil des Dorfes und an den Ausgängen nach Dugny und Pont Jblon, leztere in der Glasfabrik.
730 Uhr
Um 780 Uhr morgens dampften auf der bis dahin nie befahrenen Eisenbahnstrecke La Courneuve-Le Bourget bis zu dem Punkt, an welchem dieselbe zerstört war, zwei Lokomotiven heran, welche mehrere gepanzerte und mit Geſchüßen besezte
185 Lowries mit sich führten und, an der zerstörten Stelle ange=
1870.
kommen, ſofort Geschüßfeuer gegen die Umfaſſungsmauer der 21. Dezember. Gasfabrik eröffneten. Ihr erster Schuß war für sämtliche Forts von Double Couronne bis Noisy und die vorgeschobenen Batterien das Signal zum Beginn eines allgemeinen heftigen Granatfeuers .
Gleich-
zeitig eröffneten mehrere bei Aubervilliers aufgefahrene und bis dahin durch den Morgennebel verdeckt gewesene Feld-Batterien ihr Feuer.
In wenigen Augenblicken lagerte sich im weiten
Umkreise dichtester Pulverdampf auf der ganzen Ebene, aus dem Bliz auf Bliz der Besaßung von Le Bourget verkündete, daß ein Angriff vorbereitet wurde, deſſen Ziel das verhältnismäßig nur schwach besezte Dorf war. Der rollende Donner der feuernden Batterien wurde übertönt durch das heftige Zischen und Plazen der in nächster Nähe krepierenden Granaten und Schrapnells . Bis 815 Uhr war der Südausgang des Dorfes das fast alleinige Ziel dieſes übermächtigen Artillerieangriffs .
815 Uhr morgens.
Unter dem Schute desselben und verdeckt durch den Nebel hatte sich eine sehr überlegene feindliche Infanterie im weiten Halbkreise um Le Bourget entwickelt. Das Korps des Admirals de la Roncière le Noury sollte gegen das Dorf ſelbſt vorgehen.
Sobald der Ort genommen, hatte sich zu seiner
Rechten General Ducrot mit der II. Pariser Armee (AusfallArmee) gegen Le Blanc Mesnil und Aulnay zu wenden.
Die
Aufmerksamkeit der deutschen Einschließungstruppen ſollte außerdem durch Vorstöße der Armee des Generals Vinoy im Norden und Osten der Festung sowie durch heftiges Geſchüßfeuer vom Mont Valérien aus abgelenkt werden. Gegen 8 Uhr schickte sich der Feind , in drei Treffen formiert, zum umfassenden Angriff gegen Le Bourget an. Eine Kolonne des Korps des Admirals de l a Roncière drang von La Courneuve, die zweite von Aubervilliers und Bobigny (7 Bataillone unter General Lavoignet ) , die dritte von der Armee des Generals Ducrot von Drancy her gegen das Dorf und den Eisenbahndamm östlich desselben vor. Die Beſazung des südlichen Teiles von Le Bourget hatte sofort die vorgeschriebenen Verteidigungsstellen eingenommen. Bei der 1. Kompagnie des Bataillons übernahm Premierlieute-
8 Uhr morgens .
-
186
1870.
nant v. Apell die Verteidigung des Gehöftes selbst. Dem 21. Dezember. Portepeefähnrich v . Besser überwies er die eine Hälfte der nach der Eisenbahn zu gelegenen Mauerfront, Sekondlieutenant v. Sommerfeld hatte der Meldung an die Diviſion gemäß, mit einem Zuge die Barrikade Nr. 1 zu verteidigen . Die Abteilungen knieten hinter ihren Deckungen, die Zugführer allein beobachteten, mit abgenommenem Tschako, aufmerksam den bevorstehenden Infanterieangriff. Die Stärke der im Gehöft und an der Barrikade befindlichen Kompagnie betrug etwa 70 Schüßen.
815 Uhr morgens .
Gegen 815 Uhr
richtete sich das feindliche Artilleriefeuer
gegen die Mitte und den Nordeingang des Dorfes .
Gleichzeitig
begann der feindliche Infanterieangriff von Süden her in ſehr entschiedener Weise. Die feindlichen Schüßen, welche von 800 Schritt ab bereits lebhaft feuerten, drangen troß des von den in der Pomaden- und Gasfabrik befindlichen InfanterieKompagnien abgegebenen Feuers bis
zum Eisenbahndamm,
einige sogar bis an die diesseits desselben gelegenen gesprengten Häuser vor und ſehten von dort ihr sehr heftiges aber wirkungsloses Schießen gegen die Stellung der 1. Kompagnie fort, welche ihrer Instruktion gemäß bis
dahin noch nicht gefeuert hatte.
Nur Unteroffizier Bi a la 3 tat auf Befehl des Portepeefähnrichs v. Besser einen Schuß gegen einen in der feindlichen Schüßenlinie auf und ab reitenden Offizier, welcher getroffen vom Pferde stürzte. Der Feind verstärkte seine Schüzenlinie durch das
erste
Treffen, drei Bataillone unter General Hanrion , und versuchte nun den Eisenbahndamm mit Kolonnen (zwei Bataillone Marine-Infanterie mit aufgepflanzten Yatagans) zu überſchreiten. Jezt erhob sich die Schüßen-Kompagnie zum Schnellfeuer und durch den dichten Pulverdampf sah man in wenigen Sekunden die feindlichen Kolonnen verschwinden .
Was nicht getroffen
war, hatte sich zur Erde geworfen oder hatte hinter dem Bahndamm und in den gesprengten Häusern Deckung gesucht . sehr heftiges Feuer seitens
des Feindes folgte,
Ein
wirkungslos
indes, da die Schüßen , nach Abgabe des ihrigen, ſich ſogleich wieder in die Deckungen begeben hatten und nur die Zugführer die Beobachtung des Gegners fortſeßten .
187
-
1870. Dezember. 21. wurde das Überschreiten erfolglos versucht, dann begnügte sich der Feind damit, aus seiner Stellung ein anhaltendes FeuerNeue Kolonnen
erreichten den Damm
zweimal noch
gefecht gegen die Beſazung zu unterhalten. Im Laufe der nächsten Stunde bereits fuhr eine Anzahl franzöſiſcher Ambulanzwagen zur Aufnahme der Verwundeten Gleichzeitig bis in die eigene feuernde Schüßenlinie hinein . fanden hinter dieser Truppenbewegungen statt, welche von den Verteidigern des Dorfes naturgemäß beschossen wurden.*) In diesem ersten Gefechtsmoment hatte die gute Ausbildung im Schießen und eine straffe Feuerdisziplin zum glänzendſten Erfolge geführt ; denn während der ſehr überlegene Angriff des Feindes gegen den Südausgang von Le Bourget unter großen Verluſten zurückgeschlagen war, hatte die Schüßen-Kompagnie bis dahin noch nicht einen Mann verloren . Mehrere feindliche Feld-Batterien hatten den Infanterie angriff begleitet und waren zu beiden Seiten der Chauſſee einige hundert Schritt südlich der Eisenbahn in Stellung gegangen, ihr Feuer gegen den Südrand und vornehmlich gegen die Barrikade Nr. I richtend.
In kurzer Zeit trafen drei Granaten die leztere
ziemlich in der Mitte, krepierten und schleuderten den Verteidigern Holzsplitter und Erde ins Gesicht.
Die Barrikade wurde
dadurch vollständig in zwei Teile geteilt, und den Schüßen blieb nichts übrig, als sich so gut wie möglich hinter den Reſten derselben einzurichten . Aber hier hielten sie unerschütterlich aus und gaben ein glänzendes Beispiel von Ausdauer und Todesverachtung. Unterdeſſen hatten die Eisenbahngeſchüße in die Mauer der 10 Uhr vormittags. Der Feind
Gasfabrik eine Bresche von 35 Fuß Breite gelegt .
hatte ſomit in die Verteidigungsstellung der südlichen Dorfumfassung zwei Eingänge geschaffen, welche sehr wohl dazu beitragen konnten, einen erneuten, energiſch ausgeführten Angriff der Infanterie gelingen zu laſſen. Während er sich jedoch zunächst noch mit lebhaftem Feuern begnügte, wurde die Aufmerksamkeit der Verteidiger auf ein in *) Dies ist die Erklärung für die später von den Franzosen gemachte Behauptung, es sei in dieſem Gefechte deutscherseits auf franzöſiſche Ambulanzwagen geschossen worden.
188 1870. ihrem Rücken vernehmbares, heftiges Gewehrfeuer hingelenkt, 21. Dezember. welches aus der Mitte des Ortes zu kommen schien. Fünf Bataillone französischer Marineſoldaten waren unter dem Schuße des Nebels auf der Westseite des Dorfes in einer Senkung vorgegangen, hatten das nördliche Ufer des MoletteBaches gewonnen und zwischen 7 und 8 Uhr morgens die nordwestliche Umfaſſung des Ortes angegriffen.
Ihre sich gegen den
Kirchhof wendenden Abteilungen wurden durch das Feuer der 2. Kompagnie Regiments Elisabeth zum Stehen gebracht.
An-
dere Teile gelangten aber unangefochten bis an den Nordeingang des Dorfes, von dem aus ſie bis an die Kirche vordrangen und die an der Straße von Dugny befindliche Wache des Regiments Elisabeth in den Rücken faßten . Zugleich in der Front heftig bedrängt, zog sich dieselbe in die südlich anſtoßenden Gärten zurück, nach welchen sich die Beſazung des Kirchhofs ebenfalls durchzuschlagen versuchte, jedoch vor dem übermächtigen Feinde, der von allen Seiten anstürmte, zum Teil die Waffen strecken mußte. Der Rest wurde zurückgedrängt und der Feind ſezte sich allmählich in den Besitz des Viertels des Dorfes .
größten Teils
des
nordwestlichen
Auch die Barrikade Nr. II ging verloren und wurde vom Feinde besezt.
Die wiederholten Versuche desselben, sich in den
Besiz der Glasfabrik zu sehen, wurden durch den Widerſtand der 3. Kompagnie Regiments Eliſabeth vereitelt, welche sich in gleich erfolgreicher Weise Feindes erwehrte.
auch des von
Dranch her
angreifenden
Die Stellung der Garde- Schüßen-Kompagnie und ganz besonders die Barrikade Nr. I wurde dementsprechend nach Einnahme der dahinter liegenden Barrikade Nr . II durch den Feind 11 Uhr vor mittags .
gegen 11 Uhr plöglich von rückwärts her mit Gewehrfeuer überschüttet, während von vorn die am Eisenbahndamm befindlichen feindlichen Abteilungen nebst den Feldgeschüßen ihr Feuer wirkſam fortsetten.
Premierlieutenant v . Apell und Lieutenant
v. Sommerfeld ließen sich durch diese sehr kritische Lage jedoch nicht außer Faſſung bringen. Der Zug an der Barrikade warf sich zur Erde, benußte die Vertiefung, welche auf der Nordſeite derselben durch das Aufreißen des Straßenpflasters entstanden war, als Deckung und erwiderte so das Feuer um so leb-
10
189 1870. hafter nach beiden Seiten. Als Premierlieutenant v . Apell die erſten feindlichen Kugeln von rückwärts her in die Barrikade 21. Dezember. einschlagen sah, rief er dem Lieutenant v . S om merfeld zu , er solle doch seinen Tschako nun verkehrt aufſeßen, damit die hinter ihm befindlichen Franzosen dächten, daß er die Front nach ihnen hin hätte . Lieutenant v . Sommerfeld tat es, und der Ernst der Lage wurde durch diesen Einfall auf einen Augenblick gemildert. Gleichzeitig hatte Premierlieutenant v . A pe II dem Gardeſchüßen
Spindler
den
Auftrag
erteilt,
festzustellen,
wer
hinter der Barrikade Nr. II ſtehe und auf Barrikade Nr. I schöſſe . Spindler schlich sich an die Barrikade heran, bemerkte aber zu spät, daß es Franzosen waren ; mehrere derselben überwältig= ten und entwaffneten ihn. Zwei lange Stunden hindurch noch hatte die brave Beſazung der Barrikade Nr . I in ihrer durch das Kreuzfeuer des Feindes höchst gefahrvollen Lage auszuhalten. Nächst dem heldenmütigen Führer, Sekondlieutenant v. Sommer = feld , *)
zeichnete sich
hier Unteroffizier Lehmann durch
Ruhe und Kaltblütigkeit ganz besonders aus . Während dieser Zeit versuchte ein an der Barrikade Nr . II
kommandierender feindlicher Marineoffizier mit einer Abteilung, unter der sich ein Geistlicher befand , einen Sturm auf die Barrikade Nr. I . ** ) Während des Vordringens der Franzosen auf der Chauffee schoſſen die an der Barrikade Nr. I ſowie im Hauptgebäude befindlichen Schüßen, von einer Abteilung der 1. Kompagnie Regiments Elisabeth von der Mauer der Gasfabrik her unterſtüßt, eine Anzahl der Marineſoldaten, namentlich auch den genannten Offizier und den Geistlichen, nieder . Ersterer Der gefährliche fiel etwa 50 Schritt nördlich der Barrikade. Angriff war abgeschlagen, von Süden her war er nicht unterstüßt worden.
Troß alledem mußte ein erneuter, durch Feuer
beſſer vorbereiteter und mit Energie durchgeführter feindlicher. Sturmanlauf zum Ziele führen . Aber die Franzosen hatten die *) Das Verhalten des Sekondlieutenants v. Sommerfeld als Verteidiger dieſer Barrikade ist im Generalstabswerk, IV. Teil, Seite 773 ganz besonders hervorgehoben. **) Wie sich am Abende herausstellte, hieß der Offizier Peltereau.
190 1870. „ chasseurs noirs" fürchten gelernt Deze mber. jelben erfolgte nicht. 21.
eine Wiederholung des-
Dem in Gefangenschaft geratenen Schüßen Spindler war es während dieſes mißglückten feindlichen Angriffs gelungen, zu entwischen , atemlos, mit zerfekter Uniform und ohne Waffen traf er im Gehöft ein. Auf die Frage, wo er seine Waffen habe, antwortete Spindler : „Ich hole sie mir oder ich will nicht leben ! ", verschwand und kehrte wirklich nach Verlauf einer halben Stunde mit Büchse und Hirschfänger zurück. Er hatte durch den südöstlich an den Hof angrenzenden und vom Feinde nicht bestrichenen Garten (Kegelbahn genannt) die Stelle glücklich wieder erreicht, wo er gefangen genommen worden war und seine Waffen liegen wußte.
Ein verwundeter französischer
Marinesoldat, welcher bald darauf durch denselben Garten sich näherte, wurde gefangen genommen und verbunden. Inzwischen hatten die im Innern des Gehöftes befindlichen Züge der 1. Kompagnie eine französische Feld -Batterie, welche bis auf etwa 1000 Schritt an dasselbe herangefahren war, durch ihr Feuer zum Abfahren gebracht . Dieselbe progte indes 600 Schritt weiter rückwärts wiederum ab und schoß sich von neuem auf die von den Schüßen besezte Mauerlinie ein. Kaum hatte daher hier Portepeefähnrich v . Besser seinen Zug in das im Hof befindliche Bombenloch geschickt, als eine Granate die Mauer durchschlug, hinter der die Schüßen soeben noch in zwei Gliedern gekniet hatten, und grenzenden Stall krepierte .
eine zweite in dem rechts an-
1130 Uhr vorDer südliche Teil des Dorfes war demnach bis gegen mittags . 1130 Uhr vormittags von vorn und rückwärts von ſtarken feindlichen Infanterie-Abteilungen angegriffen worden, welche, wenn es ihnen auch nicht gelungen war, die Beſazung zu überwältigen, dieselbe doch eingeschlossen hatten und ein lebhaftes , sehr überlegenes Feuer gegen sie unterhielten. Demgegenüber bedurfte
es
der
größten Hingebung und
Energie dieſer drei schwachen Kompagnien, um den Kampf bis auf die lezte Patrone und auf den lezten Blutstropfen durchzuführen. Premierlieutenant v . Ape II feuerte wiederholentlich durch ermutigende Worte die Schüßen an ; er sagte ihnen, daß ein Rückzug unmöglich sei,
daß er seinem Kommandeur und
-
191
seinen Kameraden das Versprechen gegeben habe, das Gehöft bis auf das äußerſte zu verteidigen.
1870.
Der Kommandeur habe zu- 21. Dezember.
gesagt, wenn irgend möglich, Verſtärkung zu schicken, die einzige Rettung liege daher jezt im Aushalten. Durch sein persönliches, sehr energisches Verhalten wirkte er auf die Leute so, daß die vollkommenste Kaltblütigkeit eintrat, welche indes bald auf eine noch härtere Probe gestellt werden sollte. Während der Gegner ſich von Stunde zu Stunde verſtärkte
12 Uhr
die lange weiße Mauer, welche den Park des sogenannten
mittags .
weißen Schloſſes umgab, wurde allmählich von feindlicher Infanterie, auf deren Käppis die Zahl 138 zu lesen war, dicht besezt
, machte sich bei der 1. Kompagnie allmählich ein bedenklicher Umstand geltend es begann an Patronen zu mangeln. Bei aller Sparsamkeit ging nach dem vierstündigen Gefechte die
Munition zu Ende.
Das
legte Mittel
wurde ergriffen :
die
Hirschfänger wurden aufgepflanzt, die Beſazung zum lezten entſcheidenden Widerſtande auf die drei Eingänge des Gehöftes verteilt.
In dieser Lage mußte es die Kompagnie, ohne helfen zu
können, mit ansehen,
daß wenige hundert Schritt von ihrer
Stellung etwa 90 Mann des Regiments Elisabeth unter feindlicher Bedeckung als Gefangene über das freie Feld nach La Courneuve hin abgeführt wurden. *) Kaum war dies geschehen, als Portepeefähnrich v . Besser welcher aus einem Dachfenster des Hauptgebäudes den Stand des Gefechts beobachtete, meldete, daß noch mehrere Bataillone feindlicher Infanterie von Drancy her sich auf den südöstlichen Gleichzeitig fuhr Teil von Le Bourget in Bewegung seßten . eine der französischen Feld -Batterien, welche sich bisher in größerer Entfernung zurückgehalten hatten, bis auf etwa 700 Schritt an das Gehöft heran und beschoß es mit Kartätschen . Das Schicksal der Besazung schien
entschieden zu sein.
Die von
Dranch her anmarschierenden feindlichen Bataillone näherten δα sich dem Dorfe, etwa 600 Schritt noch waren sie entfernt plöglich ſtuzten ſie - ein Hagel von Granaten sprengte in wenigen Minuten die Kolonnen auseinander und zwang sie zur Um*) Unter ihnen befanden sich die Lebensmittelempfänger des auf Vorpoſten befindlichen Bataillons Regiments Elisabeth, welche bei ihrer Gefangennahme an Stelle der Gewehre Kommißbrote getragen hatten.
192
1870. fehr. Bald strömte alles in wildem Durcheinander dem Dorfe 21. Dezember. Drancy wieder zu. Es war dies die Wirkung der am Wege Le 1245 Uhr nachBourget Le Blanc Mesnil aufgefahrenen vier Garde-Batterien mittags. (4. leichte, 4. schwere, 2. und 3. reitende ), deren wohlgezieltes Feuer troz des heftigsten feindlichen Granat- und MitrailleuſenFeuers dieses glänzende und für den Erfolg des Tages entſcheidende Reſultat erreicht hatte. *) Wie ein Wunder erschien den bereits in ihr Schicksal ergebenen Verteidigern
diese Rettung
aus
bedrängtester Lage.
Kurz darauf steigerte sich das Schießen in der Mitte des Dorfes, das von dieser Richtung her gegen das Gehöft gerichtete Feuer ließ nach, die Franzosen räumten die nächsten hinter der Stellung der 1. Kompagnie gelegenen Gebäude sowie die Barrikade Nr. II und - mit endlosem Jubel empfangen - erschien die 3. Kompagnie des Bataillons in dem hinter der Stellung der 1. Kompagnie gelegenen Gehöfte. Es bleibt nachzuholen, welche Vorgänge sich inzwiſchen im nordöstlichen Teile des Dorfes und hinter demselben abgespielt hatten. Schon gegen 9 Uhr vormittags war die 9. Kompagnie des Regiments Alexander von Le Blanc Mesnil und eine Stunde ſpäter das I. Bataillon Regiments Franz von Pont Jblon her zur Verstärkung in den nördlichen Teil des Dorfes geworfen worden . Erstere sezte sich auf der westlichen , lezteres auf der östlichen Seite der Dorfstraße und in der Mitte feſt. Bald darauf folgten noch drei Kompagnien des II . Bataillons Regiments Elisabeth und drangen im östlichen Teil vor. Die 2., 3.
und
4. Kompagnie
des Garde- Schüßen-Ba-
taillons waren am Morgen alarmiert worden, um 830 Uhr von Villepinte auf dem Wege nach Le Blanc Mesnil bis an die Straße Aulnay- Goneſſe vorgerückt und zunächſt zur Verfügung des Brigadekommandeurs bzw. des Majors v . Schmeling vom Regiment Alexander,
des Kommandeurs
von
Le Blanc
*) Jin ganzen traten an dieſem Tage nordöstlich Le Bourget 9 Batterien der Garde-Artillerie ins Feuer, welche 3817 Granaten, alſo per Geschüß 68,1 Schuß verfeuerten ; bei Sedan hatten 15 Garde-Batterien 5207 Granaten, also per Geschütz 57,9 Schuß verfeuert. (Beiheft zum MilitärWochenblatt 1872. 10. Heft.)
193
Mesnil,
dort stehen
geblieben .
Die
2.
Kompagnie
unter
1870.
Premierlieutenant Graf z u Do h n a erhielt ſodann den Befehl, 21. Dezember. nach Aulnay zu marſchieren und sich dort dem Oberstlieutenant v . Grolman vom Regiment Elisabeth zur Verfügung zu ſtellen. Dieſer beauftragte sie, den Abſchnitt zwiſchen Aulnay und Sevran am Morée-Bach zu besehen. Der Feind unternahm nichts gegen diese Stellung, und kehrte die Kompagnie am Abend nach Villepinte zurück . Um 1145 Uhr rückten die 3. und 4. Kompagnie auf Brigadebefehl nach Pont Jblon, ſollten indes nicht mehr nach Le Bourget vorgehen, da man es um diese Zeit höheren Orts aufgegeben hatte, das Dorf wieder in Beſiß zu bekommen, und nicht noch
I
mehr Truppen opfern wollte. ſeinem Versprechen
gemäß :
Major v . Boelig aber bat, wenn
irgend möglich der in Le Bourget befindlichen Kompagnie mit dem Rest des Bataillons zu Hilfe zu kommen, dringend darum, mit den beiden zur Stelle
I
befindlichen Schüßen - Kompagnien noch einen lezten Entſazversuch machen zu dürfen. Oberst Graf v. Ka niz willigte ein, übergab dem Major v. Boelzig das Kommando auch über die bereits im Dorf befindlichen Infanterie - Kompagnien und stellte es seinem Ermessen anheim, den Ort unter Umſtänden zu räumen. Gegen 12 Uhr gingen dementsprechend die 3. und 4. Kompagnie des Bataillons von Pont Jblon aus östlich bzw. westlich der Chauffee, in Sektionskolonne formiert, unter dem Granatfeuer der Forts in lebhaftem Schritt vor, ohne zunächst Verluste zu erleiden.
Als sie sich jedoch Le Bourget bis auf 800 Schritt
genähert hatten, eröffneten die bei Drancy ſtehenden feindlichen Feld- und Mitrailleusen-Batterien ein lebhaftes Feuer. Die Kompagnien begegneten der Wirkung desselben dadurch, daß sie sich in Laufschritt segten und auf das Kommando ihrer Führer niederwarfen, wenn bei mehreren feindlichen Geschüßen gleichzeitig der Dampf aufstieg.
Zuerst erreichte die 4.,
dann die 3. Kompagnie den Nordeingang des Dorfes ; erſtere hatte 4, lettere 5 Schüßen verloren . 1 Major v. Boel gig war zu Pferde den Kompagnien vorausgeeilt, um sich über die Gefechtslage im Innern des Ortes Kenntnis zu verschaffen .
Er erteilte dem Adjutanten, Sekond-
Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
13
194 1870.
lieutenant v. Sydow , den Auftrag, sich vom Stande des 21. Dezember. Gefechts im westlichen Teile des Dorfes zu überzeugen . Lieute nant v. Sydow fand dort die Grenadier-Kompagnien im heftigsten Kampf mit dem Feinde begriffen .
Er kam in Gefahr, in
Gefangenschaft zu geraten , wußte sich dieser aber durch raschen Entſchluß zu entziehen ; auch wurde er durch eine dicht neben ihm plagende Granate zu Boden geworfen , brachte indes eine sehr eingehende Meldung zurück.
Bald darauf führte er den gleichen
Auftrag zum zweiten Male aus, wobei ihm eine Patrouille der 4. Kompagnie unter Führung des Sergeanten Dannenberg gute Dienste leistete. Er erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse, Sergeant Dannenberg das 2. Klaſſe. Major v. Boelzig befahl nunmehr der 3. Kompagnie, die Verbindung mit der 1. Kompagnie des Bataillons herzuſtellen und an dem Oſtrande des Dorfes den Teil zwischen der Glasfabrik und der Chauſſee nach Dranch zu beſezen . Dies gelang troß des feindlichen Granatfeuers von Drancy , des Gewehrfeuers vom Eisenbahndamm und der im Dorf selbst befindlichen feindlichen Abteilungen , welche bei der Annäherung der 3. Kompagnie den südöstlichen Teil des Dorfes räumten . Hauptmann v. Specht eilte hierauf mit einem Teil der Kompagnie unter Lieutenant v . Weller zu ſeinem Landsmann und alten Kameraden Premierlieutenant v . Apell , während der Rest der Kompagnie unter Lieutenant Lutteroth die nach Dranch zu gelegene Dorfumfaſſung besezte und ſofort das Feuer gegen die hinter dem Eisenbahndamm befindlichen feindlichen Schüßen eröffnete, bis dieſelben die Deckung aufſuchten und ihr Feuer verstummte. *)
Bei dieser Gelegenheit zeichnete sich Gefreiter Kehling der 3. Kompagnie zum zweiten Male durch Kaltblütigkeit und Entschlossenheit aus . ** ) ein, ohne zu krepieren .
Eine Granate schlug dicht neben ihm Während seine Kameraden dieselbe miß-
trauisch betrachteten,
ergriff er das noch im Sande kreiſende Geschoß und schleuderte es kurz entschlossen über eine in der Nähe befindliche Mauer. *) pagnien Dranch **)
Im Anschluß an die 3. Kompagnie beseßten demnächst zwei Komdes Regiments Franz diesen Teil der Dorfumfassung gegen hin. Siehe Seite 150 .
195
1870 . Die 4. Kompagnie ließ Major v . Boelzig in der Nordwestecke des Dorfes als legte verfügbare Reserve stehen und gab 21 : Dezember. derselben nur den Auftrag, die westliche Seite des Dorfes zu beobachten und einer Annäherung des Feindes von dorther mit Feuer entgegenzutreten.
Dies
galt vornehmlich zwei feind-
lichen Feld-Batterien, welche in südwestlicher Richtung auf etwa 1800 Schritt Entfernung aufgefahren waren und feuerten sowie einer feindlichen Infanterie-Brigade, welche sich zwiſchen La Courneuve und Dugny hin- und herbewegte, ohne zum Angriff überzugehen .
Die Kompagnie besezte die westliche Dorfum-
faſſung mit zwei Zügen, ließ aber der großen Entfernung halber das Feuer nicht eröffnen . Gegen diesen Teil des Dorfes wurden seitens des Feindes Angriffsverſuche nicht mehr gemacht. Während des vielſtündigen hin- und herwogenden Kampfes im Innern des Ortes hatten auch die detachierten Abteilungen der 1. Kompagnie einen schweren Stand gehabt. Unteroffizier Lipinski hielt mit 12 Schüßen den Poſten am Bahnwärterhäuschen Nr . 8 beſezt ; dieſe ſchwache Abteilung hatte bereits am Morgen den erſten Angriff jener starken feindlichen Schüßenschwärme zu beſtehen, welche sich in den Besiz des Eisenbahndammes nördlich Dranch sezen wollten. Hier hatten sich gegen 8 Uhr morgens drei feindliche Infanterie-Abteilungen aus Dranch entwickelt und waren gegen die Vorpostenlinie am Eisenbahndamm vorgegangen ; es wendeten sich : etwa zwei Kompagnien gegen das Bahnwärterhäuschen Nr. 9, zwei Kompagnien gegen das Bahnwärterhäuschen Nr. 8 (Marinesoldaten), eine Kompagnie gegen den Eisenbahndamm zwiſchen Wärterhaus Nr. 7 und 8. Die gegen das Bahnwärterhäuschen Nr . 9 vorgehende feindliche Abteilung gelangte in den Beſig des Eisenbahndammes und ging nördlich ausholend gegen das Bahnwärterhaus Nr. 8 vor. Die mittlere Kolonne drang unter dem Schuß eines starken Gewehrfeuers aus Drancy bis auf 300 Schritt gegen das Wärterhaus Nr . 8 vor . Allmählich gelang es derselben, die Entfernung bis auf 200 Schritt zu verringern . Die linke Flügelabteilung des Feindes gelangte in den Besiz des Eisenbahndammes zwischen den Wärterhäusern Nr. 7 und 8 .
13*
196 1870.
Unteroffizier Lipinski hatte zur Erfüllung seines Auf-
21. Dezember. trages den Posten zu halten . Bei beginnender Entwickelung des Feindes besezte er mit 10 Mann den Damm ſelbſt, während er den Gefreiten Müller und den Schüßen Burmeister als Beobachtungsposten oben in dem ersten Stock des Häuschens ſtehen ließ. Dieſer Poſten konnte das vorliegende Gelände übersehen, was vom Eisenbahndamm selbst nicht möglich war. Gegen den von drei Seiten vorgehenden Feind eröffnete Unteroffizier Lipinski zunächst ein langſames Feuer, wobei es dem Schüßen Burmeister gelang, einen feindlichen Offizier mit dem Chassepotgewehr vom Pferde zu schießen . Doch die Lage wurde bald kritischer. Gegen 9 Uhr ſchob sich die mittlere feindliche Kolonne langſam kriechend bis auf 150 Schritt heran. Diese, unterstützt durch Teile der beiden anderen feindlichen Abteilungen, welche schon
einige Zeit im Besiz des Eisenbahn-
dammes waren und sich dem Bahnwärterhaus in beiden Flanken bis auf etwa 200 Schritt Entfernung genähert hatten, erhielt nun noch eine Unterſtüßung aus dem Dorfe Dranch selbst und machte darauf einen Anlauf gegen den Eisenbahndamm. Dieſem sezte Unteroffizier Lipinski Schnellfeuer entgegen, konnte jedoch der großen feindlichen Überzahl wegen nicht verhindern, daß der Feind die jenſeitige Böschung des Dammes erreichte. Hierdurch geriet ſeine Abteilung in eine äußerst gefährdete Lage ; er selbst hatte einen Streifschuß erhalten, ein zweiter traf den Schaft seiner Büchse.
Das Geschoß war zwar am Entlade-
stockröhrchen sigen geblieben, der Stoß indes so stark gewesen, daß genannter Unteroffizier vom Damm heruntergeschleudert wurde . Gardejäger Kn a p p hob ihn auf und brachte die durch diesen Zwischenfall erschütterte Abteilung durch Kaltblütigkeit und ermutigende Worte sofort wieder zur festen Haltung. Bald darauf ward Jäger Knapp durch einen Schuß in den Kopf getötet. Der längere Aufenthalt am Damme selbst war jetzt zur Unmöglichkeit geworden . Unteroffizier Lip in 3 ki beſchloß, ſeine Leute sich einzeln auf den Moleret-Bach abziehen zu lassen. Jeder Mann tat vor dem Abzuge noch einen Schuß von der Ecke des Bahnwärterhäuschens aus und lief dann hinter einen 200 Schritt entfernten Düngerhausen, von wo aus er seinen
8
197
Rückzug bis zum Bache fortsette.
Dieses äußerst gefahrvolle
1870.
Unternehmen wurde durchgeführt, ging aber nicht ohne Verlust 21 , Dezember. vonstatten. Gardejäger Ma z fiel schwer verwundet in Gefangenschaft und starb drei Tage später in Paris . Gardejäger C a vet ward auf dem Wege nach dem Düngerhaufen in den rechten Fuß ge= schossen, wurde aber von dem zulezt sich abziehenden Unteroffizier Lipinski glücklich zurückgebracht . Dem Gefreiten M ü I I e r und dem Schüßen Burmeister war es nicht mehr gelungen, aus dem Wärterhaus zu entkommen, sie fielen verwundet in Gefangenschaft.
Am Moleret-Bach befand sich ein Schüßengraben, welcher früher angelegt worden war ; von hier führte Unteroffizier Li pinski von 930 Uhr ab noch den ganzen Tag über mit ſeinen 8 Büchsen ein ruhiges Feuer, welches er bis zum Abend unterhielt.
Zwischen 10 und 11 Uhr versuchte der Feind einen Vorstoß, ging jedoch gegen 11 Uhr zum Eisenbahndamm zurück. Der guten Deckung war es zu danken, daß die kleine Schar weitere Verluste nicht erlitt. Dem Jäger Sonnenwald wurde der Schaft, einem anderen das Schloß der Büchse zerschoffen. Gegen 6 Uhr abends fand eine von hier aus vorgeschickte Patrouille den Eisenbahndamm feindlicherseits noch besett. Um 8 Uhr abends bat Unteroffizier Lipinski um Ablösung, welche um 9 Uhr durch eine Abteilung der 3. Kompagnie erfolgte. Erst um 10 Uhr räumte der Feind den Damm, die Abteilung nahm die alte Stellung wieder ein und machte noch einen Gefangenen. Die Wache am Wärterhäuschen bestand aus dem Unteroffizier L´ip in 3 ki , den Gefreiten Müller und Schlenfer , den Schüßen
Kunze ,
Burmeister und
Nün -
ninghoff , dem Einjährig-Freiwilligen Gardejäger Cavet und den Gardejägern H a hn , Knapp , Maz , Nieusela , Sonnenwald und Witac ze k. Unteroffizier Lipinski hatte bereits in der Schlacht bei St. Privat das Eiserne Kreuz 2. Klasse erworben und Ende September erhalten ; im Jahre 1871 erhielt er für das bewiesene. ausgezeichnete Verhalten vor dem Feinde die Summe von ,,50 Talern" als Prämie, welche von einem Bürger der Stadt Dresden ausgesetzt worden war.
Der Gefreite Müller , die
기
198 1870.
Schüßen Burmeister , Nünninghoff , Kunze und
21. Dezember. die Jäger Cavet und Hahn erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse. - Unteroffizier Kaiser hielt seinen Posten in den Gartenhäusern nördlich des Parkes der Glasfabrik den ganzen Tag über inne.
Obgleich an der Hand verwundet, verließ er
seine Feldwache nicht.
Dieselbe beteiligte sich, verſtärkt durch
Mannschaften des Regiments Elisabeth, welche ihr am Vormittage zur Unterſtüßung zugeschickt worden waren, an der Abwehr der Vorstöße, welche vom Eisenbahndamm aus zwiſchen den Wärterhäusern Nr. 7 und 8 gegen das Dorf unternommen wurden .
2 Uhr nachMit großer Energie focht Unteroffizier König an der mittags. Barrikade auf der Chaussee nach Drancy , bis ihn Premierlieutenant v. Apell zu seiner Verstärkung heranzog und die Verteidigung dort der Infanterie überlassen werden mußte. Den durch den Obersten Grafen
v.
Kaniß
nach Le
Bourget gesandten Verstärkungen war es bis 2 Uhr nachmittags gelungen, das Dorf gänzlich vom Feinde zu säubern .
Auch die
vor der Stellung der 1. Kompagnie befindlichen feindlichen Infanterie-Abteilungen zogen sich nunmehr, verfolgt durch das diesseitige Feuer, allmählich wieder nach Aubervilliers zurück, desgleichen die Feld-Batterien, welche bis dahin ein ununterbrochenes Feuer unterhalten hatten. Mit eintretender Dunkelheit brach der Feind überall das Gefecht ab und trat den Ab-
5 Uhr abends .
marſch in die früheren Stellungen an. Die 4. Kompagnie des Bataillons übernahm um 5 Uhr abends die Vorpostenſtellung der 1. Kompagnie.
Die leztere
marschierte in dem ſtolzen Bewußtsein, an dieſem Tage ihre Pflicht in hohem Maße erfüllt zu haben, nach dem Quartier Villepinte zurück.
Die 3. Kompagnie verblieb in ihrer Stellung
im östlichen Teil des Dorfes , die Zugänge von Drancy schließend . Der Verlust der drei Kompagnien in dieſem ſiegreichen Gefechte war der guten Deckung und des richtigen Verhaltens wegen verhältnismäßig ein ſehr geringer. * ) Er betrug : Tot : 1. Kompagnie 2 Mann . 1. Kompagnie
Verwundet :
1
Unteroffizier
und
*) Siehe Anlage XIII, III. Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannschaften.
199
7 Mann; 3. Kompagnie 1 Unteroffizier und 5 Mann; 4. Kompagnie 4 Mann ; zuſammen 20 Mann.
1870. 21. Dezember.
Der Gesamtverlust des Gardekorps beſtand in 12 Offizieren, 387 Mann, von denen 2 Offiziere, 66 Mann getötet waren oder den Wunden erlagen. Der Verlust des Feindes wird mit Einſchluß von 360 Gefangenen auf 983 Mann angegeben, ist aber noch zu niedrig bemessen.
Vor der Stellung am Südausgang lagen allein minde-
ſtens 250, 12 Tote.
hinter
einem
Steinhaufen
am
Eisenbahndamm
Am 22. Dezember sprachen Seine Königliche Hoheit der 22. Dezember. Prinz August von Württemberg in dem folgenden Korpsbefehle den an diesem Gefecht beteiligt geweſenen Truppen seine Anerkennung für ihr gutes Verhalten aus : Bei Zurückweiſung
des
Ausfalls
am
gestrigen Tage
haben die im Gefecht geweſenen Truppen der Garde den alten Ruf des Korps bewährt .
Hartnäckig und zähe haben die in
Le Bourget kämpfenden Kompagnien trog heftigen feindlichen Geschüßfeuers dem Andringen der an Anzahl überlegenen französischen Infanterie Widerstand geleistet .
Kühn
und entſchloſſen ſind die Batterien dem Feinde entgegengegangen und haben den ungleichen Kampf mit seiner Feldartillerie und den Geſchüßen seiner Forts siegreich zu Ende geführt.
Erfolgreich wurde der Feind bei Stains und Aulnay
bekämpft. Die Bravour aller fechtenden Truppen hat endlich den Feind zum allgemeinen Rückzug genötigt. Wiederum spreche ich den Truppen meinen Dank für die an den Tag gelegte Tapferkeit aus.
gez. August , Prinz von Württemberg.
Die Franzosen hatten während des ganzen 22. Dezember ihre Ambulanzen in Tätigkeit, am 23. Dezember morgens noch wurde von Mannschaften der 4. Kompagnie ein schwer verwundeter Marinesoldat in einem Kohlfelde westlich der Straße aufgefunden, der eine halbe Stunde später in Le Bourget starb. Die Gefangenen gehörten meist dem franzöſiſchen 138. Linien-Infanterie-Regiment an oder waren Marinesoldaten. Sie wurden vom Nordausgang aus während des Nachmittags von geringen Begleitkommandos nach Gonesse gebracht.
-
1870 .
200
ward der 21. Dezember ein neues Lorbeerblatt im Siegeskranze des Gardekorps und auch in dem des GardeSo
Schüßen-Bataillons . 5. Der Schluß des Feldzuges und die Rückkehr in die Garniſon.
Die Hauptmaſſen der feindlichen Armee biwakierten während der Nacht vom 21. zum 22. Dezember bei Bondy und Bobigny ; sie wurden am Abend des 22. Dezember zum größeren Teil weiter zurückgezogen . Während aber die Franzosen an und westlich der großen nach Paris hineinführenden Chaussee ihre alten Stellungen wieder eingenommen hatten, hielten sie Dranch und Groslay-Ferme noch immer mit stärkeren Truppen beſeßt. Dieſen immerhin zweifelhaften Verhältnissen gegenüber hielt man es deutscherseits für notwendig, sich auf einen erneuten Angriff gefaßt zu machen. Die Besazung des Dorfes Le Bourget blieb daher für die Nacht zum 22. und bis zum Abend dieses Tages verstärkt, außerdem waren die Truppen der Diviſion in den Quartieren alarmbereit. Seitens des Garde-Schüßen -Bataillons waren, wie erwähnt, zwei Kompagnien (3. und 4.) im Dorf verblieben, die beiden anderen ( 1. und 2.) am Abend des 21. in das Quartier zurückgekehrt. Am Abend des 22. Dezember ward die Besagung von Le Bourget auf die normale Stärke vermindert, die 3. Kompagnie daher ins Quartier zurückverlegt.
23. Dezember.
5 Uhr morgens .
Für den 23. Dezember ordnete die 2. Garde- Diviſion eine Tagesverstärkung nach Le Bourget an. Das Garde-Schüßen-Bataillon wurde um 5 Uhr morgens
alarmiert und dorthin entsendet .
Major v. Boelzig ward
zum Abschnittskommandanten des südlichen Teils des Dorfes ernannt und nahm seinen Aufenthalt in der Glasfabrik. Verſtärkungs-Kompagnien wurden mandeur wie folgt verteilt :
durch den
Die
Vorpostenkom-
1. Kompagnie : Westlicher Teil des Dorfes im Park am
3. ai
2.
=
weißen Schloß. Die Seite nach Drancy . Am Nordeingang in Reserve.
1
201
Der Feind begann am 23. Dezember vormittags in drei
1870.
ſtarken Marſchkolonnen aller Waffen in der Richtung von Weſt 23. Dezember. nach Ost, von La Courneuve, Aubervilliers und Pantin her anzumarschieren.
Infolgedessen
ward
das
I.
Bataillon Regi-
ments Franz von Pont Jblon her nach Le Bourget vorbeordert, um die Beſazung des nördlichen Teiles desselben zu verſtärken. Gerade zu dieser Zeit begann der Gegner ein Bombardement auf das Dorf und die angrenzenden Stellungen in früher kaum entwickelter Heftigkeit.
Die Forts, sämtliche Batterien und die
wieder herangefahrenen Eisenbahngeſchüße überboten sich in der Schnelligkeit des Feuerns . Bei der Vorposten-Kompagnie des Bataillons wurden in der Minute 35 Granaten gezählt ; dies Feuer hielt in ununterbrochener Stärke bis 6 Uhr abends an . 6 Uhr abends. Das Bataillon erlitt infolge der guten Deckungen, welche durchweg aus Mauerwerk bestanden, keine Verluſte an Mannschaften, dagegen wurde ein Pferd des Medizinwagens getötet, als derselbe, auf dem Rückwege begriffen, fast den Nordeingang des Dorfes erreicht hatte.
Auch bei der 4. Kompagnie fiel eine
Granate, welche von den 500
Schritt entfernten Eisenbahn-
geschüßen abgefeuert worden war, zwischen die Büchſen und das Gepäck der kurz vorher entlassenen Mannschaften und zerstörte mehrere Büchsen,
Dachstornister und
Tschakos .
Der Feind
ſchritt während dieses heftigen Feuers dennoch nicht zum Angriff, er zog ſeine Truppen gegen Abend in südöstlicher Richtung zurück. Am Abend dieſes Tages verblieb die 2. Kompagnie in der Vorpostenstellung, die übrigen Kompagnien marschierten nach Villepinte in die Quartiere. Der Gegner nahm während der Nacht zum Schuß der Erdarbeiten, welche er durch starke Abteilungen in großem Maßſtabe ausführen ließ, das Granatfeuer mit Lebhaftigkeit wieder auf.
Die eingetretene starke Kälte schien ihn zwar sehr zu be-
lästigen, troßdem entstand in der Nacht zum 24. Dezember ein 24. Dezember. dritter Laufgraben auf 400 Schritt vor der Eisenbahn. Diese Erdwerke waren den Franzosen für Angriff und Verteidigung gleich günstig ; die Lage der Vorposten, namentlich am Südausgang, gestaltete sich dadurch immer kritischer.
Der Feind war
nunmehr in der Lage, sich in den Gräben vollkommen gedeckt zu
202
1870.
entwickeln und innerhalb zwei Minuten von zwei Seiten gleich-
24. Dezember. zeitig gegen den Südausgang des Dorfes * ) vorzudringen . Diese für eine wirksame Verteidigung von Le Bourget ſich immer ungünſtiger gestaltenden Verhältnisse waren seitens des Generalfommandos des Gardekorps dem Oberkommando der Maas- Armee gemeldet worden, worauf von jener Seite am 25. Dezember folgende Antwort eintraf : „ Das Oberkommando stimmt mit dem Königlichen Generalkommando überein, daß Le Bourget bei dem gemeldeten ncueſten offensiven Vorgehen des Feindes mit Approchen und schweren Geschüßen gegen dasselbe nur unter schweren Verluſten zu halten ſein würde, und erteilt daher zur event. Räumung von Le Bourget seine Genehmigung .
Dem König-
lichen Generalkommando wird die Bestimmung des Zeitpunktes, zu welchem dieſe Räumung erfolgen soll, ganz anheimgegeben, zugleich aber zur geneigten Erwägung folgendes bemerkt : Welchen Nutzen die Behauptung von Le Bourget bisher für uns gehabt, bedarf wohl kaum der Erörterung .
Dieselbe
machte jeden Angriff auf die Inundationsfront unmöglich und verschaffte uns seit dem Gefechte des 30. Oktober beinahe gänzliche Ruhe der Nordfront.
Am 21. Dezember wagte der
*) Dasselbe bot nach dieſen wiederholten, andauernden Bombardements einen schauerlichen Anblick dar. Die Dächer und Wände aller Häuſer waren durch das Granatfeuer und durch die verſchiedentlichen Brände teils zertrümmert und von Rauch geschwärzt, teils eingeſtürzt. Überall zeigten ſich die Spuren der eingeschlagenen Geſchüß- und Gewehrkugeln. Das Pflaster der öden Dorfstraße war an vielen Stellen durch Granaten aufgeriſſen und mit Steingeröll, Glasscherben und Geſchoßſplittern aller Art bedeckt. In dem weichen Boden der Gärten hatten die riesigen Hohlgeschosse Trichter ausgeworfen, in denen 6 bis 8 Mann bequem Plaß hatten. Auch das Innere der Kirche zeigte ein wüſtes Aussehen. Auf den weißen Steinflieſen befanden sich große eingetrocknete Blutlachen, von den Verwundeten herrührend, welche sich hierher geflüchtet hatten. In der Orgel waren mehrere Granaten krepiert, die bunten Glasfenster lagen zertrümmert am Boden. In der Sakriſtei waren die Schränke eingeschlagen, die Meßgewänder waren herausgeriſſen und lagen umher. Zu alledem kam, daß in dem unheimlichen Orte stellenweiſe ein eigentümlicher, widerlicher Geruch herrschte, der teils von verkohlenden Gegenständen, teils von der Verwesung nicht aufgefundener Leichen herrühren mochte.
203
1870. Feind sichtlich nicht mit seinen Maſſen in nordöstlicher Richtung vorzugehen, ſo lange das in ſeiner linken Flanke liegende 24. Dezember. Le Bourget in unseren Händen verblieb.
Seine neuesten Anstrengungen, ſich in deſſen Beſiß zu ſeßen, obgleich er weiß, daß wir hier keine Offenſivgedanken haben, zeigen, welchen Wert der Gegner auf diesen Punkt legt, und daß derselbe eine Offenſive in dieſer oder mehr nordöstlicher Richtung noch nicht aufgegeben hat. Daher fragt es sich : ob die Behauptung von Le Bourget nicht bis zu dem Zeitpunkt aufrecht erhalten werden könne, wo nach erfolgreicher Beschießung des Avron die Ebene von Bondy und Dranch durch unsere auf dem Plateau von Rainch erbauten Batterien beherrscht wird . Wenn diese letteren Batterien auch nicht imſtande ſein werden, die bei Drancy und südlich von Le Bourget im Bau begriffenen feindlichen Batterien zum Schweigen zu bringen, so ist es doch sehr wahrscheinlich, daß der Feind dann jede Offenſive in nördlicher Richtung aufgibt und sich demgemäß auch wieder von Dranch und Le Bourget zurückzieht .
Das Oberkommando erklärt sich bereit, dem Königlichen Gardekorps eine größere Anzahl schwerer Geſchüße zur Verfügung zu stellen, sobald der Angriff auf den Mont Avron beendet ist.
Dieſelben werden möglicherweise hinter Dranch und Le Bourget zurückdrängen. “
den Feind
Inzwischen war seitens des Generalkommandos das GardeSchüßen-Bataillon am 24. Dezember morgens als Tagesverſtärkung nach Le Bourget gesendet worden. Etwa noch 800 Schritt vom Dorfe entfernt, schlug eine Granate vom Fort de l'Est dicht neben der Spize des Bataillons ein.
Der Rest der Entfernung
wurde im Laufschritt zurückgelegt . Die 1. und 4. Kompagnie beſeßten sodann den nordwestlichen Teil des Dorfes bis zur Straße nach Dugny, mit dem an derselben gelegenen DugnyGarten, während die 3. Kompagnie den Park am Kirchhofe sicherte. Der Tag verlief indes ruhig . Die drei Kompagnien kehrten bei einem heftigen Schneeſturm nach Villepinte zurück und konnten nach den überstandenen Anstrengungen und Entbehrungen den heiligen Abend im Quartier feiern . Unter dem in Ermangelung weihnachtlichen Zierrates kriegerisch ausge-
A
204
1870.
schmückten Weihnachtsbaume und bei einem Glaſe wärmenden Punsches wandten sich die Gedanken der lieben Heimat zu . Während der Weihnachtsfeiertage stellte der Feind
das
Granatfeuer fast ganz ein. Da er auch von erneuten Angriffsversuchen auf die Stellungen der Diviſion Abſtand genommen zu haben schien, wurden anstatt der Tagesverstärkungen nur noch Nachtverstärkungen für die Beſagung von Le Bourget dorthin entsendet. Die 1. Kompagnie rückte zu dieſem Zweck am 25. Dezember. 25. abends dahin ab und kehrte am 26. morgens nach Villepinte zurück.
Der Feind hatte sich ruhig verhalten.
Am 25. Dezember besezte die 3. , vom 26. bis 28. Dezember abends die 4. Kompagnie die Vorposten in Le Bourget, ohne daß sich Nennenswertes dort ereignete. Major v. Boelig erkrankte in dieser Zeit, Hauptmann v. dem Knese beck übernahm zunächſt die Führung des BaSekondlieutenant v . Borke traf von der Ersag= taillons. Kompagnie ein. So schloß der für das Bataillon wenn auch nicht gefahrvollste, so doch anstrengendste Teil des Feldzuges . den Notizen liefern dafür den Beweis :
Die folgen-
Die 3. Kompagnie brachte in dieser Zeit innerhalb 9 Tagen 7 Tage und 4 Nächte in Le Bourget zu, die 4. Kompagnie in 8 Tagen : 6 Tage und 4 Nächte, = 1. = 7 = = 4 3 = 2. 8 5 = 4
=
Die Zahl der Revierkranken betrug über 70 Mann.
Mittlerweile innerhalb
deſſen
war
der
Zeitabschnitt
die Maas -Armee
Widerstand leiſten ſollte, abgelaufen. lerie begann ihre Tätigkeit. Nach der
nur
der
Einſchließung,
verteidigungsweise
Die Belagerungs -Artil-
Schlacht von Villiers bereits hatten Seine
Majestät der König angeordnet, daß der Feind durch schwere Geschütze zunächst vom Mont Avron vertrieben werden sollte . Am 23. Dezember war dem Generallieutenant v. Ka = meke die Leitung des gesamten Ingenieur-Angriffs , die des artilleristischen dem Generalmajor Kraft Prinz zu = Hohenlohe Ingelfingen übertragen worden .
205
Am 27. Dezember früh 880 Uhr eröffneten 13 Batterien 1870. auf den Hochflächen von Rainch und Montfermil sowie von 27. Dezember . Noisy le Grand an der Marne ihr umfassendes und überraschendes Feuer gegen den Mont Avron . Der Feind antwortete lebhaft aus 70 Geſchüßen von dem lezteren her und von den Forts Nogent und Rosny, doch schon am 29. schwiegen die Geſchüße auf dem Mont Avron —–—– er ward vom Feinde geräumt . Die Belagerungs -Artillerie konnte nun zur weiteren Bekämpfung der Ostfront, namentlich gegen die bei Drancy werden.
entstandenen
Erdwerke
und
Batterien,
verwendet
Am 29. Dezember trat bei den Vorposten von Le Bourget ein
mehrſtündiger Waffenſtillſtand zur Beerdigung und Auffindung von Toten ein . Eine Anzahl franzöſiſcher Offiziere und Ärzte erſchien, um die Leichen von 12 Gefallenen, die der Erde bereits übergeben waren , zu suchen und mit sich zu nehmen. Am Neujahrstage erließen Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Sachsen folgenden Tagesbefehl :
1871 .
1. Januar.
Zum Beginn des neuen Jahres sage ich den Herren, Korpskommandeurs, Generalen, Offizieren, Ärzten und Beamten sowie allen Unteroffizieren und Mannschaften der mir unterſtellten Truppen meinen herzlichen Gruß und meinen aufrichtigen Dank.
Soldaten der Maas -Armee !
Laßt uns gemeinſam vor-
wärtsschreiten auf den Bahnen der Pflicht und Ehre, die Ihr zu Anfang des Feldzuges im unaufhaltſamen Siegeszuge durcheilt, seit drei Monaten hier vor Paris in einer Wahlstatt gleicher ausgezeichnetster Soldatentugenden gewandelt. Das höchste Ziel des Sieges ist uns nahe . Gott der Herr helfe dieses Ziel erreichen.
gez . Albert , Kronprinz von Sachſen.
Sämtliche Vorgesezten schlossen sich vorstehenden Glückwünschen in entsprechenden Befehlen an. Am 4. Januar 1871 waren die Batterien bei Aulnay (Nr. 18) , bei Le Blanc Mesnil (Nr. 19) , bei Dugny (Nr. 20) fertiggestellt und eröffneten das Feuer, die ersteren beiden gegen Groslay-Ferme und Dranch , die lettere gegen La Courneuve .
4. Januar.
206
1871 .
Demnächst wurden die Batterien Nr. 19 und 20 bis östlich und westlich von Le Bourget vorgeschoben ; der Batteriebau begann hier am 21., das Feuer gegen die Forts d'Aubervilliers und de l'Est sowie gegen die Vorstadt La Vilette am 24. Januar. Bereits
6. Januar.
am 22. hatte der
artilleriſtiſche Angriff gegen
St. Denis begonnen . Dieserhalb sowie des scharfen Frostes wegen, welcher die Inundation entwertete, waren am 6. Januar Veränderungen in der Einſchließungslinie vorgenommen worden . Das XII . Armeekorps schob sich nach rechts und übernahm mit ſeinem rechten Flügel wieder die Vorposten vor Aulnay, es verkürzte sich daher die Linie des Gardekorps um diesen Abſchnitt. Dementsprechend trat ein Quartierwechsel ein, bei welchem das Garde -Schüßen -Bataillon nebst zwei Bataillonen Regiments Franz und mehreren Eskadrons 3. Garde-UlanenRegiments
nach
Groß- und Klein-Tremblay verlegt wurde.
Gleichzeitig ward das Bataillon dem Kommando der 4. GardeInfanterie-Brigade unterſtellt. Auch im Offizierkorps waren inzwischen einige Verände-
rungen eingetreten : Major v. Boelzig erkrankte und mußte sich in das Lazarett nach Damartin begeben , Oberſtlieutenanț v . Grolman vom Regiment Elisabeth wurde seitens der 2. Garde-Diviſion mit der Führung des Bataillons beauftragt.
Außerdem ward
der
Jäger -Bataillon
Sekondlieutenant v.
Hatten * )
vom
Nr. 10 zum Bataillon verſezt, dem er früher schon einmal angehört hatte ; Portepeefähnrich v . Besser wurde behufs Abkommandierung zum 1. Garde-Garnison-Bataillon zur ErſazKompagnie verſeßt. In Tremblay gelang es nur mit Mühe, vier enge Kompagnie-Reviere herzustellen .
Stroh war genügend vorhanden,
Brennholz aber knapp . Eine beſondere Kontrolle mußte über die Einwohner des Ortes , von denen sich etwa 80 wieder angefunden hatten, ausgeübt werden .
Dieselben wurden täglich
morgens zum Appell bestellt und zur Reinigung der Straßen verwendet. Der Feind beschränkte sich in dieser Schlußperiode der Be*) Siehe Anlage XXIII , 172.
207
lagerung gegenüber den Stellungen des Gardekorps auf kleinere Unternehmungen, deren später Erwähnung geschehen wird . Im übrigen arbeitete er fortwährend, wenn auch mit schwachen Abteilungen, an den Laufgräben . Die Beſezung der Vorposten in Le Bourget erfolgte während dieses Zeitabschnittes regelmäßig in folgender Weiſe :
•
Vom 26. Dez. abends bis 28. Dez. abends durch die 4. Komp., 28 . = = 30. = = = = = = = = 30. = = 1. 1. Jan. = = = = 3. 3. = 1. Jan. = = = === = = = 4. 3. = 5. = = = 2. 5. 7. 11
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9.
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Zu außerordentlichen Verstärkungen der Vorposten bzw. der Verteidigungsstellungen
wurde
das
Bataillon teilweise
noch
herangezogen, und zwar rückten die 1. und 3. Kompagnie am 28. Dezember unter Führung des Hauptmanns v . dem Kne sebeck zu diesem Zweck nach Aulnay , am 1. Januar die 2. und 4. Kompagnie unter Befehl des Premierlieutenants Grafen zu Dohna als Tagesverstärkung nach Le Bourget, die 1. und 2. Kompagnie während der Nacht vom 22. zum 23. Januar zur Deckung der Anlage von Infanterie- Emplazements in eine Stellung seitwärts der Belagerungs -Batterien. Was die in dieſem Zeitabſchnitt bei den Vorposten ſelbſt eintretenden Ereigniſſe anbelangt, so war es in den erſten Tagen des neuen Jahres dem Feinde gelungen, von Dranch aus den Posten an einem der Wärterhäuschen nördlich von Le Bourget zu überfallen und gefangen zu nehmen.
Die Benußung der
1871 .
208 1871 .
Kellerräume daselbst ward infolgedessen verboten, auch wurden von jezt ab während der Nacht ſtehende Patrouillen in das vorliegende Gelände vorgeschoben . Mit dem 4. Januar begannen die schweren Geſchüße ihre gewaltige Stimme zu erheben .
Die Lage der Vorposten ver-
änderte sich wie mit einem Schlage, der Alp der Wehrlosigkeit war von ihnen genommen. Der Feind verhielt sich still, namentlich von Dranch her hörten die Belästigungen durch kleine Unternehmungen auf. Die deutschen Granaten machten Eindruck. Von den Beobachtungsposten in Le Bourget aus konnte man bemerken, wie ein auf dem Kirchturme von La Courneuve aufgestellter französischer Horniſt ein Signal blies , ſobald es bei Dugny aufbligte.
Die Franzosen suchten
dann schleunigst
Deckung, zum größten Jubel der dies beobachtenden Schüßen. So begann es bei den Vorposten in Le Bourget nunmehr faſt gemütlich zu werden.
13. Januar.
Sehr unvermutet eröffnete der Feind in der Nacht vom 13 . zum 14. Januar ein heftiges Geschüß- und Gewehrfeuer aus den Laufgräben.
Eine feindliche Schüßenlinie näherte sich von
Dranch her Le Bourget , aber schon am Eisenbahndamm kam der Angriff ins Stocken. Die diesseitigen schweren Batterien eröffneten sofort ein lebhaftes Feuer. Um Mitternacht war alles still. Die Vorposten-Kompagnie (2. ) hatte keinen Schuß getan, da im Nebel nichts vom Feinde zu erkennen war. Die vorge schobenen Wachen aber kamen in die sehr wenig angenehme Lage, zwiſchen zwei Feuer genommen zu werden, dennoch traten Verluste nicht ein . In den Quartieren war inzwischen alarmiert worden, und die Kompagnien rückten bei Glatteis und dichtem Nebel nach Le Blanc Mesnil, von wo sie um 480 Uhr morgens wieder in Tremblay
anlangten .
Bei
der Rückkehr wurde der
Schüßge
Pankrag der 1. Kompagnie, welcher als Lebensmittelempfänger zurückgelassen worden war, vermißt. 16 Einwohner, darunter der Maire, der Geistliche und der Kaplan wurden ſofort festgenommen .
Alles Suchen nach Pankraz war ver-
gebens, schließlich fand man die Leiche in einer Scheune unter einem großen Haufen herabgeſtürzten Strohes .
Der Tod durch
Erstickung wurde festgestellt, Zeichen von Gewaltsanwendung
209
aber nicht vorgefunden, weshalb angenommen werden mußte,
1871 .
daß eigenes Verschulden des Verstorbenen die Todesursache ge= wesen war. Die Arretierten wurden dementsprechend freigelassen. Unternehmungen des Feindes , wie die oben beschriebenen, wiederholten sich noch in der Nacht vom 14. zum 15., vom 19. 14. Januar. zum 20. und vom 20. zum 21. , öfter sogar zweimal während Alarmierungen aber hatten sie nicht mehr zur einer Nacht.
Folge. Die Zeit bis zum Schluß der Belagerung verlief in fast friedensmäßiger Ruhe und Stille .
Einen Beweis dafür dürfte
folgender Befehl vom 15. Januar geben : „ Die Kompagnien in Le Bourget haben jeden Mittag um 1 Uhr Appell abzuhalten .
Das Entfernen von den an-
gewiesenen Aufenthaltsorten wird verboten, noch weniger ist das Herumstöbern in den Häusern gestattet. " Das Dorf wurde Mitte Januar durch die 2. Garde -PionierKompagnie in den Verteidigungszustand gesezt, welcher aus dem Plan 8 ersichtlich ist. kommandos
dazu .
Die Infanterie stellte starke Arbeits-
Unmittelbar
erwähnte Batteriebau .
daran schloß sich
der
vor-
Zur Sicherung der Batterien ward das
Dorf fortan stärker beſezt, und ein Regimentskommandeur erhielt den Oberbefehl daſelbſt. Am 16. Januar kehrte Hauptmann v . Arnim geheilt zu- 16. Januar. rück und übernahm die Führung des Bataillons .
Oberstlieute-
nant v . Grolman trat in seine frühere Dienststellung zurück. Die von der Ersten und Zweiten Armee
einlaufenden
Siegesnachrichten gaben von neuem Zeugnis, daß die Entſaßversuche des Feindes vereitelt waren, Gerüchte über die bald zu erwartende Übergabe von Paris begannen sich vorzubereiten. Der Gesundheitszustand und die Stimmung der Truppen hoben sich von Tag zu Tag. Ein Umstand hielt allerdings die 2. Garde- Diviſion noch in einer gewissen Spannung : die bevorstehende Erſtürmung des nunmehr vom Dranch
und
Feinde des
stark befestigten und beseßten Dorfes
Gehöftes Groslay -Ferme.
Mehrere Kom-
pagnien des Regiments Königin und des Sächſiſchen Leib-Grenadier-Regiments erhielten den Auftrag, am 19. Januar morGeschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
14
210 1871 .
gens diese Orte gewaltsam zu rekognoſzieren und womöglich zu besezen. Groslay -Ferme wurde von den Sachsen überfallen, die Besatzung gefangen . Drancy jedoch war stark besezt und der Feind aufmerksam . Von weiteren Maßregeln ward daher zunächst Abstand genommen. In dieser Zeit richteten sich die Augen der ganzen Welt nach
Versailles, wo unser König und Kriegsherr sich am 18. Januar. 18. Januar die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt seßte . Eine höhere Hand fügte es, daß das junge Deutsche Reich gerade in jener Residenz des stolzen Ludwig XIV., des Erzfeindes Deutschlands, wieder erstehen sollte. Kaiserreiches
aber
Um die Wiege des neuen
wogte noch der Kampf.
Am ersten Tage seines Bestehens schlug es zwei Schlachten, errang es zwei Siege, bei St. Quentin und am Mont Valérien . Seine Majestät der Kaiser und K ön i g ſandten der Armee Allerhöchstseinen Gruß in folgendem Armeebefehl : Mit dem heutigen für Mich und Mein Haus denkwürdigen Tage nehme Ich, im Einverständniß mit allen deutschen Fürsten und unter Zustimmung aller deutschen Völker , neben der Mir durch Gottes Gnade ererbten Stellung des Königs von Preußen auch die eines Deutschen Kaisers an ! Eure Tapferkeit und Ausdauer in dieſem Kriege , für welche Ich Euch wiederholt Meine vollſte Anerkennung aussprach , hat das Werk der inneren. Einigung Deutschlands . beschleunigt , ein Erfolg , den Ihr mit Einsehung Eures Lebens erkämpft habt. Seid stets eingedenk ,
daß
der Sinn für Ehre,
treue Kameradschaft , Tapferkeit und Gehorsam eine Armee groß und siegreich macht ; erhaltet Euch diesen Sinn , dann wird das Vaterland immer , wie heute, mit Stolz auf Euch blicken , und Ihr werdet immer sein starker Arm ſein! Hauptquartier Verſailles , den 18. Januar 1871 . gez . Wilhelm . Auch einer Deputation des Bataillons war es vergönnt, dem weltgeschichtlichen Ereignisse der Kaiserproklamation beizu-
211
wohnen ; dieselbe bestand in dem Premierlieutenant Graf zu
1871.
Dohna und dem Unteroffizier Lipinski der 1. Kompagnie. Inzwischen hatten die Verhältnisse im Innern der Hauptſtadt die französischen Machthaber dazu gezwungen, eine Beendigung des Kampfes ernstlich ins Auge zu faſſen ; in der Nacht vom 26. zum 27. Januar traf daher bei den Vorposten der Befehl ein, um Mitternacht das Feuer einzustellen, wenn das des Feindes schweigen würde .
Es geschah
Paris streckte die Waffen.
Der Jubel der Armee war groß, der Erfolg schwer errungen und deshalb um so tiefer empfunden . Mit dieſem bedeutsamen Ereigniſſe ſchließt die kriegeriſche Tätigkeit des Bataillons . Am Vormittage des 28. Januar kennzeichnete sich die Ver- 28. Januar. änderung der Lage dadurch, daß unzählige unbewaffnete französische
ד
E
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Soldaten,
vermischt mit Zivilperſonen und Weibern ,
über die Gemüſefelder herfielen .
Durch sie gelangte man in den
Besig von Zeitungen, welche die öffentliche Bekanntmachung der Übergabe von Paris enthielten . Die Presse tröstete die Bevölkerung damit, daß nur der Hunger, nicht die Preußen die Haupt= stadt überwunden hätte. Am 29. Januar wurden die Forts besezt .
Das Regiment 29. Januar.
Franz übernahm das Fort de l'Eſt, das Regiment Eliſabeth das Fort d'Aubervilliers . Die 1. Garde- Diviſion rückte in St. Denis ein. Während der Übergabe der Forts , welche ohne Zwischenfall erfolgte, ſtand der Rest der 2. Garde- Diviſion nördlich Le Bourget versammelt. Die Vorposten wurden demnächst eingezogen. Auf Grund der übergabe-Bestimmungen, welche das Nähere über die Zuführung von Lebensmitteln, die Ablieferung der Waffen usw. enthielten, wurde eine neue Einschließungslinie festgelegt.
Dieselbe lief einige hundert Schritte außerhalb der
Stadtumwallung entlang und wurde durch Bretterzäune abgesperrt . Sie umfaßte die Vorstädte Pantin und La Villette für die diesseitigen Truppen .
Die Kompagnien des Bataillons er-
hielten einen Abſchnitt zwiſchen der Chauſſee Paris- Le Bourget und dem östlich davon liegenden Bahnhof und nahmen am folgenden Tage diese Stellungen ein :
14*
212 1871 .
vom 8. bis 9. Februar die 2. und 3. Kompagnie, = = 1 . = 4. 10. = 12 . = = = 20. = 21 . = 2. = 4. = = = 1 . = 24. = 26. = 3.
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Es durfte niemand aus- oder eingelaſſen werden ; alle Perſonen waren auf die große Straße zu verweisen, an welcher sich ein Kontrollbureau befand. Der Waffenstillstand war zunächst auf 21 Tage abgeschlossen worden und hatte den Hauptzweck, Verhandlungen mit der Nationalversammlung in Bordeaux zu führen . Er wurde zuerst bis zum 24., dann bis zum 26. abends, und da die Friedenspräliminarien bis dahin unterzeichnet waren, bis zum 12. März verlängert. Inzwischen waren beim Bataillon 6 Unteroffiziere und 247 Ersagmannschaften (Rekruten) eingetroffen, die Geſamtſtärke betrug daher am 28. Januar 1871 wieder 909 Köpfe.
31. Januar.
Am 31. Januar ward das Bataillon nach Gonesse verlegt, woselbst es bis zum Monat März verblieb .
Die erſten Tage
wurden der Ruhe gewidmet, dann dienſtliche Beschäftigungen aufgenommen .
Mit den Rekruten fanden Schießübungen statt,
es murde exerziert und der Inſtandſezung des Anzuges eine beſondere Sorgfalt gewidmet.
Größtes
Intereſſe
nahmen
die
Mannschaften daran, bei Gelegenheit der ſtattfindenden Übungsmärsche die Stellungen des Feindes Le Bourget gegenüber in Augenschein zu nehmen . Mit vielem Humor wurden die feindlichen Batterien, Feldwachstellungen und Sandsack-Barrikaden untersucht.
Große Heiterkeit erregten die in den Laufgräben
durch schräg eingelegte Drainröhren, Blumentöpfe ohne Boden und dergleichen mehr hergestellten Schießscharten, welche die Verteidiger der Gräben in den Stand ſezten, ihren Schuß abzugeben, ohne den Kopf über den Aufwurf des Grabens hervorzustrecken. Beurlaubungen nach St. Denis und auch nach Orten außerhalb des Korpsbereichs fanden für Offiziere und Mannſchaften statt. Gegen Mitte des Monats Februar kehrte Generalmajor 18. Februar. v . Knappe , am 18. Major v . Boelzig zurück, auch trafen am 20. Februar 7 Unteroffiziere und 28 Schüßen wiederher-
i
213
gestellt beim Bataillon ein.
Am 23. und 24. Februar wurden.
1871 .
Kompagnie-Vorstellungen im Exerzieren abgehalten, zum Schluß des Monats Vorbereitungen für den Einmarsch in Paris und die damit verbundene Parade getroffen . Am 2. März marschierte das Bataillon, unter Zurücklassung eines
Wachtkommandos,
über
St.
Denis
Asnières
nach
Neuilly und Courbevoie . An diesem Tage traf folgender Armeebefehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen ein: Tagesbefehl zum 3. März 1871 . Das deutsche Heer hat den höchsten Preis des Sieges errungen. Der bezwungene Feind bittet um Frieden, seine Kaiserlichen, wie die Heere seiner Republik sind geschlagen, gefangen oder auf fremdes Gebiet geflüchtet, Tausende von Geſchüßen sind in unseren Händen, ein Dritteil Frankreichs mit ſeinen Festungen ist von uns beſeßt, und längst abgetrennte Provinzen kehren zum Deutschen Reiche zurück. Soldaten der Maas -Armee ! Auch die Maas -Armee hat ihren Ehrenanteil am Siege. Neu
geschaffen
nach den ersten Ruhmestagen der Zweiten
Armee, hat sie sich an den Ufern der Maas , in den Schlachten von Beaumont und
Sedan ihren Namen
erkämpft,
ihre
Banner getragen bis an die Ufer der Seine und Marne.
Gleich Euren Waffenbrüdern der Dritten Armee habt Ihr die feindliche Hauptstadt mit eisernem Arme umschlungen, mit gleicher Hingebung im feindlichen Geſchüßfeuer ausgeharrt, wie mit todesmutiger Tapferkeit jeden Ausfall und Dürchbruchsverſuch zurückgewieſen und , unterſtüßt von der Kühnund Energie der Artillerie wie dem unermüdlichen Schaffen der Pioniere, keinen Fuß breit Erde der von Anfang
heit
besetzten Linie dem Feinde überlassen . So hat die Maas-Armee faſt auf jedem Schritte des weiten, blutgetränkten Bogens von den Höhen von Villiers über den vorgeschobenen Posten von Le Bourget bis zum Fuße des Valérien bleibende Denkmale errichtet dem Heldenmute ihrer Söhne.
2. März.
214 1871 . 2. März.
―
Kameraden ! Die äußeren Bande, welche uns bisher vereinigt, werden bald schwinden, aber eng verbunden bleibe ich mit Euch im ehrenden Gedächtnis an unsere braven gefallenen Brüder, in an Euch und Eure Taten, in dem stolzen Bewußtsein, an Eurer Spige und durch Euch mitdankbarer Erinnerung
gewirkt zu haben an dem Siegeszug des deutschen Heeres . Der Oberbefehlshaber der Maas -Armee, gez . Albert , Kronprinz von Sachſen. Am 3. März ſollte der Einzug in Paris ſtattfinden. Schon am Nachmittage des 2. März indes verbreitete sich die Nachricht, daß an Allerhöchster Stelle von der Ausführung eines solchen im eigentlichen Sinne des Wortes Abstand genommen ſei , Paris vielmehr bald wieder ganz geräumt werden solle.
Die Kom-
pagnien erhielten daher die Erlaubnis, ſich noch am Nachmittage dieses Tages in die Stadt begeben zu dürfen, und marschierten zunächst nach dem Arc de Triomphe. Als sie sich demselben näherten und , wie dies andere Truppenteile getan hatten, im Begriff waren, außen um ihn herum zu marschieren, fam Seine Exzellenz General v . Budrizki herangeritten und sprengte mit den Worten : „ Immer geradeaus, Schüßen, das ist der Weg für Euch! " durch das Siegestor. Mit lautem Hurra folgte das Bataillon und ſezte sodann unter Änstimmung der „Wacht am Rhein “ ſeinen Marsch fort.
Der-
selbe führte über den Place de la Concorde, auf dem die Elſaß und Lothringen darstellenden Denkmäler in Trauerflor gehüllt waren ; demnächst rückten die Kompagnien noch bis zum Tuilerienschloß vor und nahmen dieſes in Augenschein. Die Schüßen hatten so den schönsten und großartigsten Teil der feindlichen Hauptstadt gesehen. Der Rückmarsch wurde durch das Gehölz von Boulogne (den Tiergarten von Paris) angetreten . Ein Blick auf das Champ de Mars war ihnen auch vergönnt, auf welchem das Bataillon im Jahre 1815 am 3. August schon einmal vor seinem Kriegsherrn in Parade gestanden hatte. Abteilungen des VI . , XI. und des II . bayerischen Armeeforps biwakierten in Paris . Am Abend war großer Zapfenstreich in der Hauptstadt.
I
215
War es somit dem Gardekorps auch nicht vergönnt geweſen,
1871.
einen Siegeseinzug in die feindliche Hauptstadt zu halten, so hatte es doch eine reichliche Entschädigung dafür durch die Freude, seinen Allerhöchſten Kriegsherrn und Kaiser bei der am folgenden Tage auf dem Longchamps stattfindenden Parade wiederzusehen . Das Bataillon marschierte hierzu von der Brücke von Neuilly durch Puteaux am Fuße des Mont Valérien vorüber, überschritt die Seine bei Suresnes und stellte sich in Kompagniefront-Kolonne im ersten Treffen, Front nach Westen, angesichts einer malerischen Landſchaft : der Höhen von Garches, der Ruine von St. Cloud und des lieblichen Seine-Tales , auf. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ritten an dasselbe heran und sagten ihm gnädige, anerkennende Worte. Tiefernst aber war der Moment, als Seine Majestät der Kaiser und König dem Bataillon den Morgengruß brachten, den es ſeit dem Beginn des Krieges nicht vernommen, und wahrhaft feierlich der Augenblick, als das Bataillon in straffster Haltung und festem Tritt unter den Klängen des Marsches: „ Ich hatt' einen Kameraden, einen beſſern find'ſt du nicht ! " zum ersten Male wieder an dem geliebten Monarchen vorübermarschierte .*) Nach der Parade, an welcher außer dem Gardekorps Abteilungen anderer Korps teilnahmen, versammelten Seine Majestät die berittenen Offiziere des Korps und richteten folgende Worte an dieselben : Die Armee hat in dieſem Kriege so große und erhabene Erfolge errungen , wie sie vielleicht noch nie dagewesen sind , und sich dadurch unauslöſchlichen Ruhm und den Anspruch auf Meinen herzlichsten und innigsten Dank und auf Meine höchste Anerkennung erworben. Ich spreche diesen Dank dem Korps im ganzen, sowie jedem Einzelnen von Ihnen aus . Wie immer, so ist das Gardekorps auch hier der mit glänzendem Beispiele vorangegangen ,
Armee
* ) Siehe Anlage XXV, in der dieser Moment in poetischer Form wiedergegeben ist.
3. März.
216
1871 .
alle Truppenteile und alle Waffengattungen haben sich bestrebt , das glänzendste zu leisten und sich auf das ruhmvollste bewährt. Jede Waffe kann mit Stolz auf die andere blicken. Es ist mir zuerst wehmütig und schmerzlich ge= wesen ,
das Korps
wiederzusehen ,
da Mich dieſes
Wiedersehen daran erinnert , wie viele aus seinen Reihen fehlen. Unser aller Trost ist, daß sie in ihrem Berufe gestorben sind . Ohne Opfer sind solche Erfolge , wie sie die ganze Armee erworben hat , nicht zu erringen. Sie werden alle bereits wissen , welchen ehrenvollen Frieden Ich gestern abgeschlossen habe. betrachte es als eine große Gnade Gottes ,
Ich
daß Er
Mich in Meinem hohen Alter diese Erfolge hat erleben lassen , daß Er uns zu seinem Werkzeuge ge= macht hat; denn ohne den Alliierten dort oben wäre es nicht gegangen.
Wir dürfen aber das befriedi-
gende Bewußtsein haben ,
in der Hand
des Herrn
das rechte Werkzeug gewesen zu ſein. Noch einmal sage Ich Ihnen Meinen herzlichſten und innigsten Dank ! — Das Bataillon war inzwischen auf dem linken Seine-Ufer durch das Bois de Boulogne über Neuilly in ſeine Quartiere nach Courbevoie gerückt. Dieſelben waren übrigens recht mangelhaft, da die Einwohner sich fast ohne Ausnahme in den von deutschen Truppen nicht beseßten Teil der Stadt zurückgezogen und oft nur wenige oder gar keine Habseligkeiten zurückgelaſſen hatten.
4. März.
Am Morgen des 4. März trat das Bataillon den Rückmarsch nach Gonesse an. Der Kommandeur brachte demselben vor dem Abmarsch Gruß, Dank und Anerkennung Seiner Majestät des Kaisers , eine Botſchaft, welche mit einem donnernden, dreimaligen „Hurra ! " erwidert wurde. Hierauf trat es den Rückmarsch auf demselben Wege an, auf dem es gekommen. In Gonesse wurden die dienſtlichen Beſchäftigungen wieder aufgenommen. Der Wunsch nach anderen, räumlich ausgedehnteren Quartieren war um so eher erklärlich, als infolge des Ab-
I
.
217
schlusses der Friedenspräliminarien am 7. März die Forts des
1871 .
linken Seine-Ufers und die Halbinſel Gennevilliers geräumt werden sollten . Die Vorposten hörten jezt gänzlich auf und wurden durch starke Ortswachen ersetzt. Den behufs einer beſſeren Unterbringung der Truppen nunmehr eintreffenden Befehlen gemäß, brach die 2. Garde-Diviſion am 9. März auf, um in dem Departement der Oise Quartiere zu beziehen. Das Garde- Schützen-Bataillon wurde zur Bedeckung des Oberkommandos der Maas -Armee nach Compiègne befohlen. *) Zur Erleichterung des Marsches in die neuen Quartiere. wurden alle entbehrlichen Sachen an die Erſay -Kompagnie abgeschickt. Am 9. März marschierten der Stab und die 2. Kompagnie
9. März .
des Bataillons nach Chantilly , die 1. , 3. und 4. Kompagnie nach Gouvieux.
Am 10. März verblieben der Stab, die 1.
2. Kompagnie in ihren Quartieren . marschierten nach Creil .
und
Die 3. und 4. Kompagnie
Das Bataillon sollte an diesem Tage
die Eisenbahn von Chantilly bis Creil decken, da Seine Majestät der Kaiser auf dieser Bahn sich nach Rouen zu begeben beabsichtigten.
Die Bahn ward besezt.
Um 1180 Uhr traf
der telegraphische Befehl ein, daß die Reise Seiner Majeſt ät für heute unterbleiben würde, die Kompagnien marschierten daher ab, die 3. und 4. Kompagnie, welche in Creil nicht unterkommen konnten, nahmen Quartier in Verneuil und Mont la Ville .
Am 11. März erreichten der Stab und die 2. Kompagnie
Villeneuve sur Verberie, die 1. Kompagnie Roberval, 3. und 4. Kompagnie Verberie. Am 12. März rückte das Bataillon in Compiègne ein und ward in den ersten zwei Tagen mit Verpflegung einquartiert, später trat Magazinverpflegung ein. Hauptmann v . Specht wurde zum Kommandanten des Ortes ernannt. Das Bataillon verlebte in dieſer freundlich gelegenen Stadt eine Zeit der Erholung nach den Strapazen des Krieges , wie sie einer Truppe wohl selten geboten werden kann .
Zunächſt ſeßte es ſich mit der
Bevölkerung in ein gutes Einvernehmen, ſo daß irgend nennens*) Siehe Plan 4: Karte des nordöstlichen Frankreichs usw.
12. März.
218 1871. 12. März.
werte
Störungen
desselben während
der langen Zeit vom
12. März bis zum 4. Juni nicht vorgekommen sind. Der Dienstbetrieb ging seinen geregelten Gang, neben Felddienstübungen, Märschen in die Umgegend , z. B. nach dem Schloß Pierrefonds, ward geschossen ; auch wurde zunächst in den Kompagnien, dann von Anfang Mai ab im Bataillon exerziert. Der große
und nahegelegene Wald bot, im prächtigſten
Frühlingsschmuck, viele Annehmlichkeiten .
Die Verpflegung war
eine gute, besser, als sie den Mannschaften im Durchſchnitt in der Heimat geboten wurde ; der leichte und angenehme Wein fand ihren besonderen Beifall . Die Offiziere hatten
Gelegenheit,
in der Offizierſpeiſe-
anſtalt*) des in Friedenszeiten hier in Garniſon befindlich geweſenen Garde-Karabinier-Regiments zuſammen zu ſpeiſen und, so viel es jedem gefiel, die Kameradschaft aufzusuchen, im Walde ſpazieren zu reiten oder zu jagen, welches leztere der Forstbeamte des Ortes bereitwilligst gestattete.
Mit den Offizierkorps der der 5. Kavallerie- Division angehörenden und in Compiègne einquartierten Kavallerie-Regimenter verlebte das Offizierkorps des Bataillons eine sehr angenehme Zeit von mehreren Wochen im besten Einvernehmen. Es galt dies vor allem von dem des Hannoverſchen Ulanen-Regiments Nr. 13 , welches an dem gemeinsamen Mittagstisch in dem genannten Kasino teilnahm . **) Auch Gelegenheiten zu Festlichkeiten boten sich während des Aufenthalts in Compiègne. So wurde Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Frau Kronprin*) Unteroffizier der Reſerve Lüders, Maler von Beruf, entwarf auf den großen, weiß getünchten Wandflächen des Speisesaales in Kohle eine Anzahl kriegerischer Szenen aus dem beendeten Feldzuge in faſt lebensgroßer Ausführung, unter denen : „ Das Vorgehen des Bataillons am Abend der Schlacht bei St. Privat“ die erste Stelle einnahm . Siehe Fünfter Abschnitt Teil 2. **) Aus dieſem kameradschaftlichen Zusammenleben mit dem Hannoverschen Ulanen-Regiment Nr. 13 ſtammt die Vorliebe des Bataillons für das spaßige Lied : „O Hannes wat'n Haut ! “ („ O Hannes was für einen Hut“), welches seitdem auf den Märschen geſpielt und geſungen wurde und ſich bis heute noch im Bataillon erhalten hat.
219
zessin
von
Sachsen , welche im ehemals Kaiserlichen
1871 .
Schlosse wohnten, am 21. März abends ein Fackelzug gebracht. Daran schloß sich ein großer Zapfenstreich, zum Schluß fand ein Feuerwerk statt. Nachdem
Seine
Majestät
der
Kaiser
und
König bereits am 7. März das große Hauptquartier von Versailles nach Ferrières verlegt hatte, erging am 15. März von Nanch aus folgende Allerhöchste Kabinetts -Ordre an die Armee : Soldaten der deutschen Armee ! Ich verlasse an dem heutigen Tage den Boden Frankreichs , auf welchem dem deutschen Namen so viele neue kriegerische Ehren erwachsen , auf dem aber auch so viel theures Blut geflossen iſt. Ein ehrenvoller Frieden ist jezt gesichert und der Rückmarsch der Truppen in Theil begonnen.
die Heimath hat zum
Ich sage Euch Lebewohl und Ich
danke Euch nochmals Herzen für Alles ,
mit
warmem und gehobenem
was Ihr in dieſem Kriege durch
Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt. Ihr kehrt mit dem stolzen Bewußtsein Heimath zurück ,
in die
daß Ihr einen der größten Kriege
siegreich geschlagen habt , den die Weltgeschichte je gesehen, daß das theure Vaterland vor jedem Betreten durch den Feind geschügt worden ist , und daß dem Deutschen Reiche jezt Länder wiedererobert worden sind , die es vor langer Zeit verloren hat. Möge die Armee des nunmehr geeinten Deutschlands dessen stets eingedenk sein , daß sie sich nur bei stetem Streben nach Vervollkommnung auf ihrer hohen Stufe
erhalten
kann ,
Zukunft getrost entgegensehen.
dann
können
wir
der
gez . Wilhelm.
Am 22. März feierte das Bataillon den Geburtstag seines Kaisers und Königs im Offizierkasino, an welchem Fest Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Sachsen teilnahmen.
Zuvor war Gottesdienst und Parade auf der Ave-
nue de l'Impératrice, demnächst Vorbeimarsch auf dem Schloßplay .
Abends spielten die Schüßen Theater im Freien; das Fest
22. März .
—
1871 .
23. April.
220
schloß mit Musik und Tanz am späten Abend bei freundlichem und angenehmem Wetter. Am 23. April, dem Geburtstage Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen , fanden ebenfalls Feſtlichkeiten statt. Die politische Lage wurde innerhalb dieser Zeit durch das Verhalten der Bevölkerung von Paris schwieriger ; wie bereits erwähnt, hatte schon während der Belagerung (am 31. Oktober) die Partei der Kommune durch einen Aufſtand die Regierungsgewalt in Paris an sich zu reißen versucht . Am 18. und 19. März hatten sich diese Versuche wiederholt, und zwar in weit umfangreicherem Maße und mit Erfolg. Die 2. Garde- Diviſion ward deshalb näher an Paris herangezogen und in der Nähe von Luzarches in engere Quartiere verlegt, sie kehrte indes, ohne daß ein Einschreiten deutscherseits notwendig ge= worden war, Anfang April wieder in die früheren Quartiere zurück.
Das Garde- Schüßen-Bataillon verblieb in Compiègne.
Der provisorischen Regierung war gestattet worden , zur überwältigung der Kommune einen Teil ihrer Armee aus den Provinzen heranzuziehen .
Marschall Mac Mahon , welcher
aus der Gefangenschaft zurückkehrte, übernahm die Leitung des Angriffs auf die Festung Paris von der Süd- und Südweſtſeite her; der Kampf begann am 21. Mai und dauerte bis zum 29., an welchem Tage es der republikaniſchen Armee gelang, in das Innere der Stadt einzudringen und demnächst in einem mörderischen Straßenkampfe die Anhänger der Kommune zu überwältigen. Die große Nation schämte sich nicht, unter den Augen des Siegers einen Bürgerkrieg auszufechten, wie er in der Geſchichte wohl kaum seines gleichen hat. Schlösser und
Die geſchichtlich denkwürdigen
Denkmäler, die schönsten Teile der Hauptstadt
wurden ein Raub der Flammen.
Man konnte von St. Denis
aus, namentlich aber vom Puy d'Orgemont, das weite Flammenmeer des brennenden Paris übersehen und dem Straßenkampfe folgen.
Die 2. Garde- Division wurde unter diesen Umständen am 15. Mai wiederum näher an Paris herangezogen . Das Oberkommando der Maas -Armee verlegte das Hauptquartier nach
221
Margency, das
Garde-Schüßen-Bataillon
wurde
dementſpre-
1871.
chend der 5. Kavallerie-Diviſion zugeteilt, trat jedoch am 30. Mai wieder zur 2. Garde- Diviſion zurück. Innerhalb des Bataillons vollzogen sich im Laufe des April und Mai mehrere Veränderungen ; so wurden am 29. April die ältesten Jahrgänge der Reserve (bis 1857 einschließlich) in die Heimat entlassen; dies waren etwa 30 Mann.
Sekondlieutenant
v. Besser , welcher inzwischen zu dieser Charge befördert worden
war,
kehrte
nach
Ablauf seines
Kommandos
zum
1. Garde-Garniſon-Bataillon am 9. April zum Bataillon zurück und wurde der 2. Kompagnie zugeteilt. Sekondlieutenant v. Schrötter ward am 12. April zum Garde-Füſilier-Regiment zurückberufen .
Premierlieutenant v . Apell kehrte am
20. April als Lehrer zum Kadettenkorps nach Berlin zurück. Am 13. Mai ward der Sekondlieutenant der Reserve Sma = lakys *) vom Garde-Jäger-Bataillon in das Garde- SchüßenBataillon versezt.
Hauptmann v. Specht trat am 17. Mai
zum Hessischen Jäger-Bataillon Nr. 11. Dagegen wurde Hauptmann v. Nickisch - Rosene gk **) vom 2. Schlesischen Jäger-Bataillon Nr. 6 als Kompagniechef ins Bataillon verſezt ; derselbe traf am 24. Mai in Compiègne ein und erhielt die 1. Kompagnie. Mit großer Freude vernahm die Armee den Abschluß des Frankfurter Friedens , welcher am 10. Mai vollzogen worden war. Der lebhafte Wunſch der Reſerviſten, nach beendigtem Feldzuge nunmehr wieder ihre häuslichen Pflichten aufnehmen zu können, ging seiner Erfüllung entgegen. Mit Ablauf des Monats
Mai
wurden die Vorbereitungen zur Rückkehr nach
Deutschland getroffen. Nachdem Allerhöchsten Orts die Auflösung des Oberkom-
mandos der Maas -Armee befohlen war, erließen Seine KönigTiche Hoheit der Kronprinz von Sachsen am 31. Mai folgenden Armeebefehl : Soldaten des Gardekorps ! Seine Majeſtät der Kaiſer und König ruft Euch nach vollbrachter Arbeit in die Heimat zurück.
*) Siehe Anlage XXIV, 3. **) Siehe Anlage XXIII, 197 .
10. Mai.
222 1871 .
Mit ſtolzer Befriedigung könnt Ihr auf Euren Anteil an dem glücklich beendeten Werke zurückblicken .
Ihr habt den
alten wohlbegründeten Ruhm des Gardekorps vermehrt, seiner denkwürdigen Geschichte glänzende Blätter hinzugefügt und Euch unter allen Verhältnissen Euren ehrwürdigen Traditionen entsprechend , als Muster aller militärischen Tugenden bewährt. Die fröhliche Heimkehr zu den Eurigen ist Euer wohlverdienter Lohn. Indem ich Euch mit Betrübnis von mir scheiden sehe, drängt es mich, Seiner Königlichen Hoheit dem Komman= dierenden Herrn General, den Herren Generalen und Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten des Korps meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen . Lebt wohl, Kameraden ! Meine aufrichtigsten Segenswünſche begleiten Euch in die Heimat. 31. Mai.
Die gemeinſam durch-
lebten großen Ereigniſſe vereinigen uns für alle Zeit. Hauptquartier Margency, den 31. Mai 1871 .
gez . Albert , Kronprinz von Sachſen. Seine Königliche Hoheit Prinz August von Württemberg fügte folgenden Korpsbefehl hinzu : Korpsbefehl. Es erfüllt mich mit hoher Genugtuung, den Tagesbefehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen vom 31. Mai 1871 zur Kenntnis des Korps bringen zu dürfen . Ich habe unserm bisherigen Oberbefehlshaber für die darin mit so warmen Worten gezollte Anerkennung unserer Leistungen in unserer aller Namen meinen herzlichen Dank bereits ausgesprochen .
So dürfen wir also nach glorreicher Kampagne mit frohbewegten Herzen zur Heimat zurückkehren, in dem Bewußtsein, auf Frankreichs Boden bis zum legten Augenblick für unser pflichtgetreues Streben die allseitige Zufriedenheit uns errungen zu haben. Soldaten des Gardekorps !
Vergesset es nie, daß vor-
zugsweise Eure tadellose Mannszucht , die langjährige, ſorgfältige und ernste Übung im Dienste der Waffen, die unver-
223
brüchliche Treue gegen Kaiſer und König Euch zu den Erfolgen vor dem Feinde befähigten.
1871 .
Bewahrt Euch diese Schäße in fortgeseztem Streben und laßt uns, erfüllt von ſolcher Gesinnung, unter den Augen unseres allergnädigsten Kriegsherrn uns wieder zuſammenfinden . In diesem Lande aber seien unsere leßten Gedanken den teuren Kameraden geweiht, welche ihre leuchtende Tapferkeit, ihre hingebende Pflichttreue mit dem Tode besiegelt haben . Müſſen wir auch viele von ihnen in fremder Erde gebettet zu— rücklassen in unseren Herzen wird dankbar die Erinnerung an sie nimmer erlöschen.
gez . August , Prinz von Württemberg .
Am 4. Juni marschierte das Bataillon aus Compiègne nach Taille Fontaine (Stab, 2. und 4. Kompagnie) und Haramont
4. Juni.
(1. und 3. Kompagnie) , am 5. Juni nach Neuilly -St. Front, am 6. nach Château Thierry. Am 7. Juni morgens 280 Uhr wurde das Bataillon in legterem Orte eingeſchifft und trat mittels der Eiſenbahn die Rückkehr nach Deutſchland an. Bar le Duc, Saarburg, Landau, Frankfurt a . M. , Gießen und Nordhauſen waren Verpflegungsstationen. In Saarburg war ein längerer Aufenthalt von 8 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Der Jubel, der die Truppe auf dem Rücktransport in der Heimat überall empfing und die Aufmerkſamkeiten, welche ihr auf allen Stationen bereitet wurden, sind schwer zu beschreiben . Es bedurfte zeitweise der ernſten überwachung seitens der Offiziere, um das Maß der Freude nicht überfließen zu laſſen. Die Bahnhöfe waren mit Ehrenpforten, Kränzen , Guirlanden und Fahnen reich geschmückt, Musikkorps empfingen die einfahrenden Züge mit der „ Wacht am Rhein“ und der Nationalhymne.
Große Weinfäſſer ſtanden auf den Perrons , aus denen
der edle Rebenſaft in Strömen sich ergoß ; patriotische Komitees ſorgten in rührigſter Weiſe für die Bewirtung der Truppen . Am 10. Juni um 980 Uhr vormittags traf das Bataillon in Jüterbog ein und bezog Quartiere im genannten Ort. Am folgenden Tage erreichten der Stab , die 2. und 3. Kompagnie Luckenwalde, die 1. Kompagnie Waltersdorf, die 4. Kompagnie Ruhlsdorf,
am 12. Juni
die 1. Kompagnie Kerzendorf,
die
10. Juni.
224 1871 .
2. Kompagnie Wittstock.
Wendisch - Wilmersdorf,
die
3.
Kompagnie
Der Stab und die 4. Kompagnie lagen in Löwenbruch.
In
diesen Quartieren war am 13. und 14. Ruhe. Am 15. Juni marschierte das Bataillon nach Stegliz, empfangen vor dem Orte vom Inspekteur der Jäger und Schüßen, Generalmajor Freiherrn von der Golg ,*) welcher dem Bataillon früher als Kompagniechef angehört hatte . Auf dem mit Bäumen bepflanzten Plaze nahe der Kirche erwartete die Ersaß-Kompagnie unter Befehl des Hauptmanns v. Wittken mit der Fahne das Bataillon . Auch der Verein ehemaliger Gardeſchüßen hatte sich eingefunden und bewirtete am Nachmittage in Albrechtshof die heimkehrenden Kameraden auf das glänzendste . Im Laufe dieses Tages trafen die KriegsDenkmünzen ein und wurden verteilt.
16. Juni .
Am 16. Juni fand der feierliche Einzug in Berlin ſtatt. Das Bataillon marschierte hierzu von Stegliz nach dem Tempelhofer Felde. dem
Vorher war dem Hauptmann v . Arnim ,
Premierlieutenant
v . Apell
und
dem
Unteroffizier
Dissars das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe verliehen worden und eine größere Anzahl Eiserner Kreuze 2. Klaſſe zur Verteilung gelangt. Um 11 Uhr erschien Seine Majestät der Kaiser und König , von seinem unter präsentiertem Gewehr stehenden Gardekorps mit dreimaligem Hurra empfangen. Nachdem Seine Majestät
die Fronten
abgeritten
hatten, begann der Einmarsch in das ſinnig und großartig geschmückte Berlin
durch die Belle- Alliance-
und Königgräßer-
ſtraße, das Brandenburger Tor, Unter den Linden entlang. Den Zug eröffnete General-Feldmarschall v . Wrangel. Ihm folgten die General- und Flügeladjutanten des Kaisers, die Generalgouverneure, kommandierenden Generale, GeneralSodann uninspekteure und die Armee-Oberbefehlshaber. mittelbar vor
Seiner Majestät :
Fürst Bismard,
Graf Moltke , General v . Ro on , dahinter Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Karl , die neuernannten Feld*) Siehe Anlage XXIII, 146 .
225
marschälle.
Ihnen folgten die übrigen Prinzen des Königlichen
Hauses, die fürstlichen Gäste, die Trophäen, dann die Truppen. Das Bataillon im besonderen wurde auf dem ganzen Wege mit immer wieder von neuem ausbrechendem, endlosem Jubel begrüßt und mit Blumen und Lorbeerkränzen förmlich überschüttet.
An der Statue des Fürsten Blücher von Wahlstatt er-
folgte der Vorbeimarsch in halber Kompagniefront . Als Seine Majeſtät die 1. Kompagnie erblickten, sagten Allerhöchſtderselbe: „ Jezt kommt das Bataillon , welches die Ehre gehabt hat, in diesem Feldzuge unter den erschwerendsten Umständen ſeine Pflicht tun zu müſjen ! “ Nach beendigtem Vorbeimarsch fand im Lustgarten die feierliche Enthüllung des Denkmals König Friedrich Wilhelms III. statt. dieser Feier bei .
Nachdem
Die 1. Kompagnie mit der Fahne wohnte.
die
Truppen
nahmen sie Gewehr
auf,
die
Aufstellung
genommen
hatten,
eroberten französischen Adler,
Fahnen und Standarten wurden am Fuße des Denkmals niedergelegt, die Tambours schlugen zum Gebet. Der Domchor sang, der Feldpropst der Armee hielt ein Gebet.
Unter dem Präsentieren des Gewehrs , dem „Heil dir im
Siegerkranz" aller Musikkorps und dem Hurra der Truppen fiel auf Befehl Seiner Majestät die Hülle . Kanonendonner und das Geläute aller Glocken der Stadt begleiteten diesen großartigen Augenblick. Seine Majestät hatten am 3. Auguſt 1870 , in tiefem Frieden, diese Feier zu vollziehen gedacht jezt waren mit der fallenden Hülle zugleich die Palme und der Lorbeer herniedergerauscht. Nach dem Choral :
„Nun danket
alle Gott "
traten die
Truppen den Abmarsch an. Die übrigen Kompagnien hatten währenddessen bereits den Marsch nach der Kaserne fortgesezt.
Die Hize, der Staub, die
Anstrengung und die große Aufregung des Tages hatten die Kräfte erschöpft.
An der Ecke der Köpenicker- und Brückenstraße
überreichte eine Deputation der Bewohner des Köpenicker Stadtteils einen Lorbeerkranz , deſſen ſchwarz -weiße Schleife die InGefchichte des Garde- Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
15
1871 . 16. Juni.
226
1871 . 16. Juni .
schrift trug: „ Dem tapferen Garde- Schüßen-Bataillon zur glorreichen Rückkehr aus dem Kriege am 16. Juni 1871 von dankbaren Bewohnern des Köpenicker Stadtteils ."
Derselbe wurde
im Offizierkaſino zur dauernden Aufbewahrung niedergelegt. Dem Komitee dieses Vereins sowie den Bürgern des Köpenicker Stadtteils war das Bataillon zu großem Danke verpflichtet für die patriotiſche Opferwilligkeit und Freigebigkeit, mit welcher ſie die zurückgebliebenen Unteroffizier- und Waldhorniſten-Angehörigen des aktiven Dienſtſtandes unterſtügt hatten. Der nämliche Dank gebührte den Spendern von Liebesgaben aller Art, welche lettere dem mobilen Bataillon während des Feldzuges verschiedentlich zugeschickt worden und ihm stets sehr willkommen gewesen waren.
Die Stadt Berlin war am Abend des 16. Juni in festlichster Weise erleuchtet. Seine Maje ſt ä t erließen noch an demselben Tage eine Allerhöchste Kabinetts-Ordre an den Kommandierenden General des Gardekorps , Prinzen August von Württemberg , in welcher der Verdienste des Korps in folgender Weise gedacht ward: Allerhöchste Kabinets - Ordre . Das Gardekorps hat auch in diesem Feldzuge unter Euer Königlichen Hoheit Führung Meine hohen Erwartungen glänzend gerechtfertigt , und neue große Ehrentage wie St. Privat, Mars la Tour , Sedan und Le Bourget mit vielem Blut auf seine Fahnen. geschrieben. Der heutige denkwürdige Tag des Wiedereinzuges in Berlin wird der ganzen Armee und speziell dem Gardekorps ein redendes Zeugniß für Meine warme Anerkennung und für den Dank des auf seine Söhne stolzen Vaterlandes sein. Eurer Königlichen Hoheit als langjährigem Kommandeur Meines Gardekorps wünsche Ich heute aber ein Merkmal Meiner besonderen Zufriedenheit zu geben , indem Ich Ihnen für Ihre Leistungen als General das Eichenlaub zum Orden pour le mérite verleihe und für Ihre speziellen Verdienste um Mein Gardekorps die Berechtigung zum Tragen der Uniform Meines 1. Garde =
227
Regiments zu Fuß , unter Stellung à la suite desſelben , ertheile.
1871 .
Es wird Mir eine besondere Freude
sein, Sie hierdurch in der Uniform zu sehen , die Sie in zwei Feldzügen zu Ruhm und Ehre geführt haben. Berlin, den 16. Juni 1871 . gez. Wilhelm. Am 18. Juni fand ein Fest- und Dankgottesdienst statt, bei dem sämtliche Truppenteile durch Deputationen vertreten waren . Demnächst wurde die Demobilmachung befohlen und am 20. Juni die Reservisten entlassen. Ein Teil der Mannschaften des Jahrganges 1867 verblieb zur Ergänzung des Dienſtſtandes bis zum Herbst bei der Fahne. Der Gesamtverlust des Bataillons während des Feldzuges von 1870/71 *) betrug : 23 Offiziere, 40 Unteroffiziere, 466 Gefreite bzw. Schüßen und 9 Pferde. An Dekorationen erhielt das Bataillon : **) 5 Eiserne Kreuze 1. Klaſſe, = 2. = = 97 5 Kaiserlich russische Georgen-Kreuze, 1 Königlich ſächſiſchen Albrechts -Orden, = 2 sächsische Medaillen . Außerdem wurde laut Allerhöchster Kabinetts -Ordre vom 16. Juni 1871 der Fahne des Bataillons in der Spize das Eiserne Kreuz verliehen. *** ) Der Patronenverbrauch während des ganzen Feldzuges betrug 98 000 Stück. Was die Tätigkeit der Ersatz-Kompagnie des Bataillons während dieses Feldzuges anbetraf, so war dieselbe mit Eintritt der Mobilmachung zusammengestellt worden. Es wurden ihr folgende Offiziere zugeteilt : Hauptmann und Kompagniechef v . Wittken , Sefondlieutenant Werner , *) Siehe Anlage XIII, V. Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannſchaften. **) Siehe Anlage XIV. Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, die im Feldzuge 1870/71 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben. ***) Siehe Abbildung der Fahne des Garde- Schüßen-Bataillons Seite 20 und Anlage IV, Erläuterungen dazu. 15*
1870/71.
228 1870/71 .
Sekondlieutenant v . Borde = v. Arnim / außerdem Zahlmeister Delley , Feldwebel Schmolt. Am 17. Juli wurde durch Verfügung des Kriegsminiſteriums beſtimmt, daß die Einstellung von Einjährig-Freiwilligen und Dreijährig-Freiwilligen auch über den Etat sſtatthaft sei. Die Kompagnie sezte sich zunächst aus den Mannſchaften des
Dienſtſtandes zusammen,
welche
wegen Krankheit
oder
Schwächlichkeit den Feldzug zur Zeit nicht aushalten konnten. Dazu traten die älteren Jahrgänge der Reservisten. Das Unteroffizierkorps bestand ebenfalls aus solchen des Dienſtſtandes und der Reserve. So hatte die Ersaz -Kompagnie bereits Ende Juli eine Stärke von : 37 Unteroffizieren, 3 Waldhorniſten, 425 Schüßen, 64 Handwerkern, zuſammen 529 Köpfen . Am 29. Juli nachmittags mußte die Kompagnie die Kaserne des Bataillons in der Köpenickerstraße, welche zum Lazarett verwendet werden sollte, räumen und bezog in der Alexanderstraße diejenige, in welcher früher das Füsilier-Bataillon des Regiments Franz, später die Artillerie- Schießschule untergebracht war.*) Die Montierungskammern verblieben in der Kaserne in der Köpenickerstraße. Die direkten Vorgesezten der Ersaz-Kompagnie waren: Der stellvertretende Kommandierende General, Generallieutenant 3. D. v. Stahr , der Inspekteur der immobilen Garde-Infanterie, Generallieutenant z. D. v . Korth , der stellvertretende Inspekteur der Jäger und Schüßen, Oberstlieutenant Freiherr v. Rechenberg. ** ) Am 1. August wurde eine größere Anzahl von Rekruten (Einjährig und Dreijährig-Freiwillige), etwa 70 an der Zahl, eingestellt, mit deren Ausbildung sofort begonnen wurde.
Da
aber der bei weitem größte Teil der Unteroffiziere den älteren Jahresklassen der Reserve angehörte, welche mit Erfolg zur Ausbildung der Rekruten nicht verwendet werden konnten, so wurden für dieſen Zweck Hilfskräfte von der Schloßgarde-Kompagnie erbeten und gestellt. Namentlich leistete der Krongardist Bräuer , der früher als Sergeant im Bataillon gestandenund daselbst mehrere Jahrgänge Rekruten ausgebildet hatte, vortreffliche Dienste.
*) Zur Zeit ist die Kaserne nicht mehr im Besiz der Militärverwaltung. **) Siehe Anlage XXIII, 149.
Bereits am 13. August erhielt Sekondlieutenant v. Arnim in Anbetracht dessen, daß das Bataillon bis zu ſeiner Ankunft bei demſelben voraussichtlich ernſte Kämpfe beſtanden haben, und daher ein Erſaß von Offizieren notwendig geworden ſein würde, den Befehl, zum Bataillon abzureisen. Derselbe erreichte es, wie bereits bekannt, am 20. Auguſt in Mars la Tour zu ſehr gelegener Stunde. Am 30. Auguſt ging der Ersagtransport von 189 Köpfen unter Premierlieutenant Werner ab, welcher Mitte September beim Bataillon eintraf (vgl. S. 137) . Vom 3. bis 11. Oktober wurden 162 ausgehobene Rekruten eingestellt und die zweite Ausbildungsperiode begonnen, zu welcher das mobile Bataillon einige Unteroffiziere und Gefreite überwies . Am 28. Oktober ward das 1. Reserve-Jäger-Bataillon in Berlin gebildet .
Die Ersag-Kompagnie hatte dazu den Ba-
taillonsſtab und die 2. Kompagnie zu stellen und auszurüſten . Die Kompagnien rückten in der Stärke von etwa 200 Mann (das Bataillon zu 802 Köpfen) aus.
50 Mann waren aus der
Erſaz-Kompagnie ſelbſt zu entnehmen, der Reſt durch Reſerviſten derältesten Jahrgänge zu decken. Ein noch fehlenderBruchteil mußte schließlich von einem andern Jäger-Bataillon aufgebracht werden. Die Kopfstärke der Erſaz -Kompagnie schwankte zwar, blieb aber doch fast während der ganzen Zeit eine bedeutende . Sie wurde durch Zuteilung von in der Wiederherstellung begriffenen Mannschaften, von denen sich ein nicht unerheblicher Teil in Privatpflege befand, noch erhöht. Der Standesausweis war am Schluß der Monate ungefähr folgender : Eigent Davon liche Hierzu waren in ErsatzJahr Erfaß- Attachierte Komp. in PrivatSumma Komp. Kopfzahl pflege Kopfzahl
Monat
September Oktober . November . Dezember . Januar Februar . März April Mai Juni .
.
ב
229
1870 1870 1870 1870 1871 1871 1871 1871 1871 1871
235 410 441 370 462 194 270 321 295 273
60 137 193 216 248 252 251 107 76 53
43 75 66 102 75 70 49 21
295 547 634 586 710 446 521 428 371 326
Bemerkungen
1870/71 .
230
1870/71.
Im Durchschnitt betrug dementsprechend die Stärke der Ersag-Kompagnie 516 Köpfe. Am 21. Januar ging ein Transport, bestehend aus den im Oktober eingetretenen Rekruten, einigen Reſerviſten und wiederhergestellten Mannſchaften ſowie 49 Mann, welche bei der ErſaßKompagnie des Garde-Jäger-Bataillons ausgebildet waren, zuſammen 243 Mann, zum mobilen Bataillon ab. Inzwischen waren unter den Offizieren der Erſaz-Kompagnie Veränderungen eingetreten. Die Sekondlieutenants v. Ranzau und
waren,
vom mobilen Bataillon zur
v . Hagen
Ersaz -Kompagnie
ver-
ſezt, Anfang Dezember bei derselben eingetroffen. Lieutenant v. Borcke trat dagegen Mitte Dezember zum mobilen Bataillon über. Die Handhabung des Dienſtes war eine sehr schwierige, da die ausgebildeten Mannschaften fast unausgesezt zum Garnisondienst, z . B. Garnison- und namentlich Bahnhofswachen, Begleitung von Transporten, Arbeitsdienst, Leichenparaden uſw. kommandiert wurden.
So gingen z. B. im August 1870 Gefangenentransporte nach Küstrin, Graudenz, Thorn , Spandau, Danzig ; im September und Oktober fünf Transporte nach Posen ; im November drei nach Küstrin ; im Dezember außer fünf kleinen Transporten nach Spandau, Küstrin, Weichselmünde, Boyen, Poſen, ein größerer in der Stärke von 2 Offizieren, 10 Unteroffizieren, 110 Mann zur Begleitung von 38 Offizieren und 1327 Gefangenen nach Königsberg i. Pr. Den letteren Transport führte Lieutenant v. Borcke. Im Januar 1871 gingen Transporte nach Schleswig, Spandau, Stettin, Poſen und drei nach Küſtrin. Am 29. November 1870 besichtigte Generallieutenant v. Korth die Rekruten . Am 21. April 1871 nahm Seine Majestät der Kaiser und König eine Parade über sämtliche Ersagtruppen der Berliner Garnison Moabit ab.
auf
dem Exerzierplage
bei
Besonders hohe Anforderungen wurden an die Ersatz-Kompagnien in bezug auf die Bekleidung gestellt. Dieſelben gingen weit über das gewöhnliche Maß, für die Kompagnie und das
231
mobile Bataillon zu sorgen, hinaus.
Außergewöhnliche Ein-
Haia
kleidungen folgender Abteilungen wurden ausgeführt : 1. Stabswache des Oberkommandos der Zweiten Armee, = = = 2. Dritten Armee, 3.
=
4.
=
der Garde-Landwehr-Division,
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg - Schwerin ,
5. Stabswache der Okkupations-Armee (Kavallerie und Infanterie), 6. Trainsoldaten des 61. Regiments, 7. Bataillonsstab des 1. Reserve-Jäger-Bataillons, = = = 8. 2. Kompagnie = 1.
dem
Ferner hatte die Ersag-Kompagnie die Verpflichtungen der 1. Reserve-Jäger-Bataillon fehlenden Ersatz-Kompagnie
mit zu übernehmen. Außerdem waren noch die Ansprüche der ihr zugeteilten, in der Wiederherstellung begriffenen Mannschaften und der KriegsErsagtransporte zu befriedigen .
Auch die Ausrüstungsgegen-
ſtände waren für dieſe Abteilungen (ausschl . Stabswachen und Trainſoldaten) zu liefern, die Zuſammenziehung des 1. ReſerveJäger-Bataillons sowie die Beförderung desselben nach dem Kriegsschauplah war von hier ebenfalls zu bewirken . Der Ökonomiebetrieb hatte um so größere Schwierigkeiten, als die Montierungskammern sich in ziemlich bedeutender Entfernung von der Kaserne der Kompagnie und der Handwerkstätte befanden. Die Materialien mußten auf der Kammer aufbewahrt werden . So verursachten Transport und Verausgabung derselben, Anfertigung, Transport der angefertigten Stücke und Einkleidungen jeglicher Art, die Nachsendungen an das mobile und 1. Reserve-Jäger-Bataillon und die Abnahme fertiger und gelieferter Gegenstände eine gesteigerte Verantwortlichkeit, welche mit großem Zeitaufwand verknüpft war . Was das Schreibweſen anbelangt, so machte die Einstellung der Rekruten, die Maſſenentlaſſung dienſtunbrauchbarer Reſervisten, Einziehung der Mannschaften des Beurlaubtenſtandes zu Neuformationen und Wiederentlaſſung der überſchießenden Zahl derselben, nebst terminmäßigen und außerordentlichen Eingaben, insbesondere aber der schriftliche Verkehr, welcher durch die in
1870/71 .
232
1870/71 .
Privatpflege befindlichen Mannschaften bedingt war, und derjenige mit dem mobilen und 1. Reserve-Jäger-Bataillon, die Einrichtung einer beſonderen Schreibſtube notwendig , in welcher oft sechs Schreiber vollauf zu tun hatten .
Dazu kam noch der
schriftliche Verkehr mit den Lazaretten, Krankendepots und den Erfaz-Truppenteilen fast sämtlicher Armeekorps . Der Kassenverkehr war ein sehr ausgedehnter, der Verwaltungsbetrieb,
wie schon erwähnt,
ein sehr anstrengender.
Der Mangel an Offizieren machte sich dazu fühlbar , zeitweiſe war der Kompagniechef ganz allein, welcher neben der Erfüllung ſeiner vielen Dienstpflichten noch die der fehlenden Offiziere mit übernehmen mußte. Waren Kompagnieoffiziere da, so wurden dieselben zur Übernahme von Lazarett-Verwaltungen bezw . Abnahmekommiſſionen, Transportkommandos uſw. herangezogen. Die Verantwortlichkeit und die Pflichten des Kompagnieführers steigerten sich zeitweise zu einer sehr erheblichen Höhe. Eine äußere Anerkennung wurde dem Zahlmeiſter Delley zuteil, indem demselben im Dezember 1871 der Kronen-Orden 4. Klasse verliehen wurde . Mit banger Erwartung hatte das deutsche Volk in den erſten Augusttagen des Jahres 1870 den bevorstehenden kriegerischen Ereignissen entgegengesehen nach einer Reihe glänzender aber blutiger Siege war jenes sagenumwobene, durch viele Jahrhunderte hindurch gehegte Sehnen und Drängen nach einem geeinten, mächtigen Deutschen Kaiserreiche in ungeahnter Weise in Erfüllung gegangen . Die Wahrung aber dieser so großen und mit so schweren Opfern erkauften Errungenschaften wurde die Aufgabe der folgenden Jahre.
Fünfter Abschnitt. Vom Feldzuge 1870/71 bis zur Gegenwart.
1. Von 1871 bis 1884 und der Garniſonwechsel von Berlin nach Groß- Lichterfelde. aum war im Juni 1871 die Demobilmachung erfolgt, ſo
1871 .
entfaltete sich allseitig die regste Tätigkeit, um die vielfachen R Schäden und Mängel auszugleichen und abzustellen, die durch den langen Feldzug entſtanden waren.*)
Das Offizierkorps
wurde durch Hineinversezungen ergänzt, die großen Lücken im Unteroffizierkorps nach Möglichkeit schnell ausgefüllt. Der Gedanke aber, trog der großen Fülle der neu entstehenden Pflichten, nicht derer zu vergessen, welche die jüngst erworbenen reichen Lorbeeren mit Blut und Leben bezahlt hatten, führte schon im Oktober des Jahres 1871 zur Errichtung eines Denkmals, welches das Bataillon und ſeine ehemaligen Angehörigen allen im lezten Feldzuge verwundeten und verstorbenen Kameraden sezte. Am 30. Oktober, dem Jahrestage der für das Bataillon ſo 30. Oktober. ruhmvollen Erſtürmung von Le Bourget, fand die Enthüllung desselben im Karlsgarten statt. Der Grundſtein hierzu war an dem denkwürdigen 18. August gelegt worden . Das Bataillon nahm im Paradeanzuge mit der Fahne Aufstellung um das noch durch eine Umhüllung verborgene Denkmal .
Fast sämtliche
Königliche Prinzen und viele Generale waren zugegen. Unmittelbar nach 11 Uhr erschienen Seine Majeſtät *) Noch lange Jahre hindurch waren in den älteren Garnituren Tſchakos, Waffenröcke und Mäntel im Gebrauch, in denen geflicte Kugellöcher an die heißen Stunden des vergangenen Feldzuges erinnerten.
234 1871 .
der Kaiser und König in der Uniform des Bataillons
30. Oktober. und begrüßten dasselbe in huldvollster Weiſe.. Diviſionspfarrer Jordan hielt die Ansprache. Er wies das Bataillon auf die so schweren, aber ruhmvollen Stunden hin, die es vor einem Jahre durchzumachen gehabt, und erinnerte, an den schlafenden Löwen auf dem Denkstein anknüpfend , daran, wie die Träger der auf dem Denkmal verzeichneten Namen bei St. Privat und Le Bourget ihrem Eide treu in heldenmütigem Kampfe gefallen seien. Er schloß seine Rede mit den Worten: „Wenn uns einmal wieder nach Gottes Willen das Schwert in die Hand gezwungen werden sollte und des Königs und des Vaterlandes Ruf an uns ergeht, so möge das Erwachen unseres Volkes ſein wie das Erwachen des Löwen, vor dem alle Tiere des Feldes zittern und fliehen, und hoch erhoben sein und bleiben Preußens alte Königsfahne, Deutschlands neues Reichspanier . Das walte Gott! Amen. " Unter dreimaligem donnernden Hurra, den Klängen der Nationalhymne und dem Präsentieren der Fahnen-Kompagnie fiel die Hülle. Während Seine Majestät das Denkmal besichtigten, rangierte sich das Bataillon auf dem mittleren Scheibenſtande in geöffneten Gliedern .
Seine Majestät ging die Front
ab, ließen sich das Offizierkorps vorſtellen und ernannten den Premierlieutenant des Bataillons Grafen zu Dohna , sowie den anwesenden Premierlieutenant v . Apell vom Jäger-Bataillon Nr . 11 zu überzähligen Hauptleuten.
Kaiser Wil-
helm I. verabschiedete sich demnächst von dem Bataillon mit folgenden Worten: " Es
ist
das
erste Mal
seit
dem
Einzuge
der
Truppen in Berlin , daß Ich das Bataillon wieder unter der Fahne sehe , und Ich freue Mich , daß Ich an diesem Tage ehrenvollen und dankbaren Andenkens an die Gefallenen Meine Anerkennung für Eure im vorjährigen Feldzuge bewiesene Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer aussprechen kann . Als Jch Euch zu den Waffen rief, habe Ich mit festem Vertrauen Gutes von Euch erwartet. Ihr habt Meine Erwartungen nicht allein erfüllt , Ihr habt ſie über-
235
troffen.
Behaltet wohl in Herz und Sinn , was Euer
Geistlicher
Euch zugerufen.
Benußt
die
Zeit
des
Friedens , um Euch an dem Beispiele Eurer Kameraden zu stärken , um ihnen nacheifern zu können , damit, wenn nicht zu berechnende Ereignisse was Gott verhüten möge in die Hand zwingen ,
uns abermals das Schwert Ihr Euren Nachfolgern
ein
ebensolches Beiſpiel und Muſter ſein könnt, als die heute von uns Allen dankbar Geehrten es für Euch waren. Adieu ! " Unter nicht endenwollenden Hochrufen verließen Seine Majestät , gefolgt von den Königlichen Prinzen, den Karlsgarten. Ende des Jahres 1871 richtete das Bataillon an die Inspektion der Jäger und Schüßen den Antrag, ihm eine Anzahl von gelernten Jägern gleich dem Garde-Jäger-Bataillon_zuzuweisen.
Auf diesen Antrag wurde durch Allerhöchsten Befehl
Seiner Majestät des Kaisers im Sommer 1872 beſtimmt, daß dem Bataillon fortan in gleichem Umfange wie den Linien - Jäger - Bataillonen
gelernte
Jäger zugeteilt werden
sollten. Infolgedeſſen erhielt es im Herbſte 1872 die erſte Erſayquote an gelernten Jägern, auch wurde ihm von da ab die Schießzulage von 180 Mark monatlich bewilligt . Hiermit trat das Bataillon voll und ganz in den Rahmen der übrigen JägerBataillone ein. Bezüglich der Erwerbung der Forstversorgungsberechtigung der gelernten Jäger und der Anstellung derselben nach erlangtem Forstversorgungsschein
wurde
das
von
der
Königlichen Inspektion der Jäger und Schüßen in demſelben Jahre erlassene Regulativ maßgebend . nach vier Jahre aktiv und Dienstzeit
(die
Die Jäger dienten hier-
erwarben sich nach zwölfjähriger
Unteroffiziere nach neunjähriger)
den unbe-
schränkten Forstversorgungsschein und damit den Abschied vom Jägerkorps . Da dem Bataillon
alljährlich 28 bis 30 gelernte Jäger
überwiesen wurden, ſo dienten demnach nach Verlauf von vier Jahren etwa 30 in jeder Kompagnie, aus denen in der folgenden Zeit das Unteroffizierkorps gebildet wurde. Vorgreifend ſei erwähnt, daß gegenwärtig (1889) das geſamte Oberjägerkorps des
1871.
236 1871 .
Bataillons mit ganz vereinzelten Ausnahmen aus gelernten Jägern besteht. Im Jahre 1871 war ein neues Gewehrmodell zum Abschluß gelangt.
Da einerseits
aber
bis zur Fertigstellung größerer
Mengen noch Jahre vergehen mußten, anderseits das gegenwärtige Modell, den im Feldzuge gemachten Erfahrungen entsprechend, sich leicht verbessern ließ, ſo tat man lezteres und ver-
1872.
ausgabte dementsprechend noch im Jahre 1872 an die JägerBataillone die aptierte Jägerbüchse Modell 65, bei welcher durch Anbringen eines Kautschukringes
an dem vorderen Teil der
Kammer ein festerer Laufverschluß hergestellt worden war .
Der
Stecher, welcher sich im Felde nicht bewährt hatte, war fortgefallen. Am 7. , 9. und 10. September desselben Jahres nahm das Bataillon an den zu Ehren der Drei- Kaiser = Zuſammenkunft stattfindenden Gefechtsübungen sowie teil. 1873.
an der großen Parade
Am 19. Januar 1873 wurden in Anwesenheit Seiner Majestät die im Feldzuge 1870/71 eroberten Adler und Fahnen in der Garnison-Kirche zu Potsdam feierlichst aufgehängt. Die Armee, innerhalb derselben das Bataillon, war dabei durch Deputationen vertreten . Es war ein erhebender Augenblick, als Seine Majeſt ät , nachdem die kirchliche Feier beendet war, vor der Front der im Luſtgarten aufgestellten Parade den Degen 1 zogen, präsentieren ließen und , sich gegen die Deputationen der Armee wendend, Allerhöchstselbst salutierten. Am 18. August desselben Jahres fand auf dem Schlachtfelde von St. Privat die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Gardekorps sowie die Einweihung des Kirchhofes bei Ste. Marie aux Chênes statt, bei welcher das Bataillon ebenDen Schluß dieser
falls durch eine Deputation vertreten war.
Art von Feierlichkeiten bildete die Enthüllung des Siegesdenkmals auf dem Königsplatz in Berlin am 1. September, an der auch das Bataillon, mit der gesamten Berliner Garniſon in Parade stehend, teilnahm und , nachdem die Hülle gefallen war, in der Siegesallee vor seinem Allerhöchsten Kriegsherrn vorbeimarschierte.
An demselben Tage noch erließ Kaiser Wil-
helm I. eine Ordre, deren Eingang folgendermaßen lautete :
237
Es ist meinem Herzen Bedürfniß , an dem Tage,
1873.
an welchem Ich der feierlichen Enthüllung des Denkmals beigewohnt habe , welches das dankbare Vaterland Meinem siegreichen Heere in Meiner Hauptund Residenzstadt Berlin errichtet hat , wiederholt in ehrender Anerkennung auch derer zu gedenken , welche in den lezten Kriegen den Heldentod für König und Mit freudiger GenugVaterland gestorben sind . thuung habe Ich vernommen , wie bereits mehrfach der Gedanke angeregt worden ist, das Gedächtniß dieser Tapferen in ähnlicher Weise zu ehren , wie dies nach den Kriegen von 1813 bis 1815 geschehen ist. Im Anschluß hieran genehmigten Seine Majeſtät , daß die Namen der in den lezten Kriegen Gefallenen in den Kirchen auf besonderen Tafeln aufgezeichnet werden und damit den späteren Geschlechtern zu dauerndem Gedächtnis erhalten bleiben sollten.
Unter den 10 Tafeln, welche seitens des Garde-
korps in der Garniſonkirche zu Berlin Aufstellung fanden, befindet sich auch diejenige, welche die Namen der beim GardeSchüßen-Bataillon in den Feldzügen von 1866 und 1870/71 Gefallenen und Verstorbenen enthält.
0
In dem Bestreben, der Armee ein tüchtiges Unteroffizierkorps dauernd zu erhalten, wurde Allerhöchsten Orts in dieſem Jahre eine Verbesserung der Lage der Unteroffiziere angeordnet . Jede Kompagnie erhielt einen etatsmäßigen Vizefeldwebel, und auf dem Gebiete der Geldgebührniſſe ſowohl als auch auf dem der Bekleidung*) und Unterbringung traten für alle Unteroffiziere Verbesserungen ein. Wie überall, so wurde auch beim Bataillon ein Unteroffizierkaſino eingerichtet, in dem die Unteroffiziere zusammen speisten und auch abends zu gemeinsamer Geselligkeit sich vereinigen konnten. Im Frühjahr 1874 erhielt das Bataillon gleich den GardeGrenadier-Regimentern auf den Patten der Ärmelaufschläge Lizen, im Sommer desselben Jahres Jägerbüchsen Modell 71 mit entsprechenden Hirschfängern. *) Unter anderem erhielten sie etatsmäßig Schirmmüßen, welche im Kleinen Dienst getragen werden durften und der alten Überlieferung (siehe Anmerkung Seite 6) entſprechend mit schwarzen Samtstreifen versehen waren.
1874.
238 1874.
Bei der neuen Waffe war eine Metallpatrone zur Einführung gelangt, deren Metallhülſe die Ladung vor den Einflüssen der Witterung
vollständig schüßte und den Lauf der Büchse
hinten gasdicht abschloß . Die Treffgenauigkeit, Durchschlagskraft und Schußweite war hierdurch sowie durch eine veränderte Zusammensehung und Vermehrung der Pulverladung und durch eine
Verkleinerung
des
Kalibers auf 11 Millimeter erhöht,
gleichzeitig eine größere Verflachung der Flugbahn erreicht worden. Das sich beim Öffnen der Kammer von ſelbſt ſpannende und mit einem festen Schlagbolzen versehene Schloß ermöglichte eine Steigerung der Ladegeschwindigkeit, die Visiereinrichtung reichte bis 1600 Meter . Mit Einführung der neuen Waffe ſtiegen die Anforderungen, welche bis dahin an die Schußleistungen gestellt worden waren.
Ohne die gründliche Ausbildung auf die nahen Ent-
fernungen einzuschränken , wurden auch auf den weiteren erhöhte Leistungen erreicht, und namentlich das Schießen auf kriegsgemäße Ziele eifrig betrieben . Die Länge der bisherigen Schießstände im Karlsgarten erwies sich unter diesen Verhältnissen als nicht mehr ausreichend . Es wurden daher im Sommer dieſes Jahres zwei Stände um je 200 und ein Stand um 100 Meter verlängert, eine Arbeit, die, da sie von der Truppe ſelbſt ausgeführt werden mußte, viel Zeit und Kräfteaufwand erforderte. Im weiteren boten die alljährlich in unbekanntem Gelände ausgeführten größeren Schießübungen, zu denen das Bataillon die Garnison auf Wochen verließ, reichliche Gelegenheit zu kriegsgemäßem Schießen. Waren früher Fernglas und Tirailleurpfeife nur von wenigen zur Feuerleitung benugt worden, ſo ſtellten sie sich jezt als notwendige Ausrüstung für jeden Jägeroffizier heraus. Im November desſelben Jahres wurde die gesamte Infanterie mit dem noch jezt im Gebrauch befindlichen Schanzzeug ausgerüstet (400 Spaten, 40 Beilpicken, 20 Beile jedes Bataillon) , welches die Truppe in den Stand ſeßte, in kurzer Zeit Schüßengräben usw. herzustellen, aus denen die neue Waffe noch vorteilhafter gebraucht werden konnte .
1876.
Im Jahre 1876 machte das Bataillon die in diesem Jahre stattfindenden Kaiſermanöver mit.
COTTWARMITUNS IHMSEIDIE EHRE!
In der Schlacht bei St.Privat la Montagneam S.August 150 Starben den Heldented NSTEI FABECK UR FALKE HAUPTMAJORundCOMMANDE LIEUTENANTvon NVON MANAvon Masew, SECONDE derHagen, Grafzu Bon Fron vonFuddrubros. FLLPASSISTENZARZTPlankvon LichtensteinFORTEPELTAHNRICHTER deas onWaldos Reitzenstein. ENTEROTIZIERAVANTAGER onToppa -LaskiSERGEANT Wink Meter Abel INTEROTTIZIEB Wolf Katlit: Wendt Lasuusky,Pape Thiel, Teerth EFREITER Hansen HardckGran HolzBraeter Reinhardt Hannah MarisFortier Gen.GARDE SCHUTZE Gerstman.Grimpe. Hempel Hiller Lien Lax Roll Pesch,licht. Haderech Spids,stem frond Mine We Bilie- fr. t ScholzSchuman.Thiemam:Irilendorf n Schurcher Sebastian, kinke VarlmannBobom f HumannisHarderWideFicuswei nheim,nu VackJacobGrothWilking Erlkarp -es Farhans Eller:Greiser,Bithops, Hotfm hed Holstebert Schmidt it,School RohnStanek MickenFischer Gorges Alte Heine Hideandt Hollinen.Vilkelic Kroner.KnotheLuttishMusicMartin, MMentorNena ulfSchuifs,SrnerNoble Piet Zicker Struwet BelanMadute kobla Schulling se Hirsichen ShelsWithomsky, s Nemann Lenz fotschalk Müller,Busch, ihr Sueder Grals Holst THEMILLE T rich! INTEROFFIZIER ls SwerSchuster t bez ig, HenrichsR Harms,STRITZC e HellwGETREITE FrankeDresetrekalWinter Kahlon EnderThener HoukBaduer
Denkmal des Feldzuges 1870/71 ..
239 Einen neuen Beweis Allerhöchsten Wohlwollens erhielt es
1876.
im folgenden Jahre bei Gelegenheit der Bataillonsvorstellung, indem Seine Majestät am Schluß derselben folgende Worte an das Bataillon richteten:
Ich bin mit dem, was Jch heute gesehen habe , ſehr zufrieden.
Ich war vor einiger Zeit auf dem Schlachtfelde von Gravelotte und habe Mich an Ort
und Stelle überzeugt , unter welch' schwierigen Verhältnissen das Bataillon dort gekämpft hat , wo es auch mit ausgezeichneter Bravour so große Opfer gebracht hat ; denn es ist fast kein anderer Truppentheil der Armee , der so schwere Verluste erlitten hat. Nachdem Ich Mich heute überzeugt habe , daß das Bataillon in der Friedensausbildung so Vorzügliches leistet , kann Ich fest darauf vertrauen , daß Ihr mit derselben Hingebung , wie damals , auch in Zukunft Eure Schuldigkeit thun werdet. Im Jahre 1878 führte die immer mehr überhand nehmende
1878.
Verbreitung der sozialdemokratischen Frrlehren zu den ruchlosen Attentaten auf das teure Leben des ruhmgekrönten Kaiſers . Alle Vorbereitungen, im offenen Kampfe jenen Umſtürzlern entgegenzutreten, wurden getroffen ; die Truppen waren in den Kaſernen alarmbereit, aber zum Zuſammenstoße kam es nicht. Im Frühjahr 1879 wurde auf Anregung des Inspekteurs der
Jäger und Schüßen, Generalmajors v . Thile , das im
Jahre 1872 erlaſſene Regulativ, die Forstversorgungsberechti= gung der gelernten Jäger betreffend, einer Prüfung unterworfen und durch ein am 15. Februar erſcheinendes neues erſegt . Eine Reihe von Unzuträglichkeiten, welche sich im Laufe der Jahre herausgestellt hatten, wurden dadurch abgestellt und eine gleichmäßigere und gerechtere Beurteilung der gelernten Jäger herbeigeführt. Am 24. Mai 1879 ward der langjährige Kommandeur des Bataillons, Oberstlieutenant v . Boelzig , den, zum Teil in· folge während des Feldzuges erlittenen Strapazen und Aufregungen, ein schweres Leiden befallen hatte, mit der Uniform des Bataillons zu den Offizieren von der Armee versezt und an seiner Stelle Major v . Nickisch - Rosene gk vom General-
1879.
*240 1879.
-
stabe des III. Armeekorps, welcher bereits von 1871 bis 1872 als Kompagniechef im Bataillon gestanden hatte, zum Kommandeur ernannt.
1880.
Am
1.
September
1880 richteten Seine Majeſtät
1. September. Kaiser Wilhelm I. zum zehnjährigen
Gedenktage der
Schlacht von Sedan folgende bedeutungsvolle Anſprache an die Armee:
Soldaten des deutschen Heeres ! Es ist mir heut ein tief empfundenes Bedürfniß, Mich mit Euch in der Feier des Tages zu vereinigen, an welchem vor zehn Jahren des allmächtigen Gottes Gnade den deutschen Waffen einen der glorreichsten Siege der Weltgeschichte verliehen hat. Ich rufe denen , welche in jener Zeit schon der Armee angehörten , die ernſten Empfindungen in die mit denen wir in diesen Krieg
Erinnerung zurück,
gegen eine uns in ihren ausgezeichneten Eigenschaften bekannte Armee gingen , ebenso aber auch die allgemeine Begeisterung und das erhebende Gefühl , daß alle deutschen Fürſten und Völker eng verbunden für die Ehre des deutschen Vaterlandes eintraten.
Ich erinnere an die ersten Tage banger Erwartung, an die bald folgenden ersten Siegesnachrichten , an Weißenburg , Wörth , Spicheren , an die Tage vor Mez, an Beaumont, und wie endlich dann die Entscheidung bei Sedan in einer unſere kühnſten Hoffnungen und größten Erwartungen weit übertreffenden Weise fiel. Ich erinnere auch mit wärmstem Dankgefühle an die hochverdienten Männer ,
welche Euch in jener Ruhmeszeit geführt haben , und Ich erinnere endlich an die schweren , schmerzlich betrauerten Opfer, mit denen wir unsere Siege erkämpften . Es war eine große Zeit , die wir vor zehn Jahren durchlebt haben , die Erinnerung an sie läßt unser aller Herzen bis zum legten Athemzuge hochschlagen, und ſie wird noch unsere späteren Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer Vorfahren erfüllen.
241
Wie in Mir die Gefühle des tiefsten Dankes für 1880. des gütigen Gottes Gnade und der höchsten An- 1. September. erkennung insbesondere für Alle , die in dieser Zeit mit Rath und That hervorgetreten sind
leben , das habe Ich oft ausgesprochen , und Ihr kennt das Herz Eures Kaisers genug , um zu wissen, daß diese Gefühle in Mir dieselben bleiben werden , so lange Gott Mir das Leben läßt , und daß Mein leßter Gedanke noch ein wird.
Segenswunsch für die Armee sein
Möge die Armee aber in dem Bewußtsein des Dankes und der warmen Liebe ihres Kaiſers wie in ihrem gerechten Stolz auf ihre großen Erfolge vor zehn Jahren auch immer dessen eingedenk sein , daß sie nur dann große Erfolge erringen kann , wenn ſie ein Muſterbild für die Erfüllung aller Anforderungen der Ehre und der Pflicht ist , wenn sie unter allen Umständen sich die strenge Disziplin erhält , wenn der Fleiß in der Vorbildung für den Krieg nie ermüdet , und wenn auch das Geringste nicht mißachtet wird , um der Ausbildung ein festes und sicheres Fundament zu geben. Mögen diese Meine Worte jederzeit volle Beherzigung finden auch wenn Jch nicht mehr ſein werde-dann wird das deutsche Heer in künftigen Zeiten schweren Ernſtes , die Gott noch lange von uns fernhalten möge , jederzeit so wie vor zehn Jahren der feste Hort des Vaterlandes ſein. Schloß Babelsberg , den 1. September 1880 . Wilhelm. Diese tiefernsten Kaiserlichen Worte machten nicht nur in der Armee, sondern im ganzen Volke einen unauslöschlichen Eindruck. In demselben Jahre noch ward das Bataillon dazu auzersehen, Versuche mit dem Löweschen Magazingewehr anzustellen, und wurde zu diesem Zwecke im Oktober mit aptierten Jägerbüchsen Modell 71 mit Magazin bewaffnet. Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
Nach Beendigung 16
242 1880.
der Versuche, welche für die Erfindung nicht günstig ausgefallen waren, erhielt es im Dezember seine alten Büchsen wieder. Im Herbste desselben Jahres hatte es an dem Kaisermanöver teilgenommen . * ) Auch in den folgenden Jahren wurde die Friedensausbildung des Bataillons in der gewohnten Weise weiter gefördert.
1883.
Im Jahre 1883 ward dem Bataillon die hohe Ehre zuteil, während der Herbſtmanöver bei Greifenberg einige Tage unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm , jezigen Kaiser 3 Majestät , zu stehen. Der Umstand, daß die alte, ſeit 1767 mit Truppen belegte Kaserne**) des Bataillons Spuren von Baufälligkeit zu zeigen begann, und die verschiedenartigen Schwierigkeiten , welche für die jägermäßige Ausbildung bei den sich immer mehr steigernden Anforderungen im Schießen und Felddienst durch die Ausdehnung des Stadtgebietes nach Osten und die Vermehrung der Garnison dem Bataillon in Zukunft erwachsen mußten, hatten Seine Majestät zu dem Entschluß bestimmt, den Bau einer neuen Kaserne in Groß -Lichterfelde zu befehlen und laut Allerhöchster Kabinetts-Ordre vom 28. März 1883 den Garniſon-
1884.
wechsel auf den Monat September 1884 *** ) festzusehen. Mit dem Eintreffen dieſes Befehls wurden alle Kräfte durch die vielseitigen hierzu notwendigen Vorbereitungen vollauf in Anspruch genommen . Die zahlreichen Beweise der Verehrung, Teilnahme und Anhänglichkeit aber, welche das Bataillon in jener Zeit erfuhr, erleichterten ihm den Abschied aus der liebgewordenen, alten Heimat. *) In diesem Jahre schied der langjährige Feldwebel der 1. Kompagnie, Schmolt , aus dem Bataillon . Im Jahre 1842 in dasselbe eingetreten, war er als leyter Werbeunteroffizier noch in Neufchatel tätig geweſen. Nach 17jähriger Dienſtzeit zum Feldwebel befördert, hatte er diese Stellung 21 Jahre inne. Als Inhaber des Kreuzes des Königlichen Hausordens von Hohenzollern verließ er im Februar 1880 mit dem Charakter als Sekondlieutenant das Bataillon. **) Siehe Anmerkung Seite 9. ***) Kurz vor der Überſiedelung des Bataillons nach Groß-Lichterfelde schied der altbewährte Zahlmeister des Bataillons, Delley, dekoriert mit dem Roten Adler- und dem Kronen-Orden, nach einer 34jährigen Tätigkeit aus demselben. Er erhielt den Charakter als Rechnungsrat.
243 1884. Besonderen Ausdruck fanden diese Gesinnungen in dem Septem27. Sep 27. am Bataillon dem glänzenden Abschiedsfeste, welches ber. tember von seinen ehemaligen Angehörigen im Karlsgarten gegeben würde. *)
Eine hervorragende Stelle unter dieſen nahm
der Verein ehemaliger Gardeſchüßen ein, welcher im Jahre 1879 neu gegründet worden war und der, in treuer Anhänglichkeit an das Bataillon, zur würdigen Geſtaltung dieſes Feſtes erhebliche Opfer gebracht hatte. **) Von weit her kamen sie hierzu herbei, die alten ehemaligen Gardeſchüßen, ***) um noch einmal die Stätten ihrer langjährigen Wirksamkeit zu ſehen , die nun in andere Hände übergehen ſollten. "I‚Glaub' nicht, daß je ein Schüz ' vergißt, wie lieb Du ihm geweſen bist —“" , dieſe Worte, die am besten dem wehmütigen Gefühle Ausdruck gaben, das manchen beschlich, der an den bevorstehenden Abschied dachte, ſtanden über dem reichgeschmückten Eingange des im herbstlichen, aber noch reichen Blätterſchmucke prangenden Karlsgartens, vor dem zwei Schüßen in der Uniform des Jahres 1814 als Doppelpoſten aufgeſtellt waren. Das Fest selbst begann mit einem Preisschießen, zu welchem sowohl von den Festgebern als auch von den dem Bataillon näherſtehenden Offizierkorps der Berliner Garnison für Offiziere und Mannſchaften eine große Anzahl zum Teil sehr wertvoller Prämien gestiftet worden war.
Dieſelben bestanden in koſtbaren
Waffen, silbernen Humpen, Pokalen, Uhren und Kunstgegenständen verschiedenster Art. Unter den gütigen Spendern befand sich auch Seine Königliche Hoheit Prinz Georg von Preu Ben. Dem Oberstlieutenant v . Nickisch - Rosene gk wurde von den ehemaligen Gardeſchüßen ein Ehrenſäbel überreicht, der im Bataillon forterbt und laut Allerhöchster Genehmigung von dem jedesmaligen Kommandeur getragen werden darf.
Nach
*) Siehe das in Anlage XXV enthaltene und der Feier dieſes Tages geltende Gedicht „Zum Abschied von Berlin“ von H. Lüders . Vgl. Seite 246. **) Es sei hier vorgreifend bemerkt, daß sich im Jahre 1887 ein zweiter Verein ehemaliger Gardeſchüßen für Rheinland und Weſtfalen in Köln gebildet hat, der, wie jener, in treuer Anhänglichkeit zum Bataillon hält. ***) Der älteste der anwesenden ehemaligen Gardeſchüßen war der Dr. phil. Chaſté aus Berlin, welcher im Jahre 1817 ins Bataillon eingetreten war. 16*
244
1884.
Beendigung des Schießens und Verteilung der Prämien brachte 27. Septem- der anwesende kommandierende General des Gardekorps , Geber. neral der Infanterie v . Pape , das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, worauf Oberstlieutenant v. Nickisch Rosene gk in beredten Worten eine Ansprache an alle Versammelten richtete, in der er über die Bedeutung des Tages sprach und den Dank des Bataillons für die reichen Gaben ausdrückte ;
dann wurden Offiziere und Mannſchaften unter den
Klängen der Musikkorps der beiden Garde- Dragoner-Regimenter, sowie desjenigen des Garde-Pionier-Bataillons in glän= zendster Weise bewirtet, und erst am späten Abend rückte das Bataillon, hoch erfreut von diesem schönen Beweiſe kameradschaftlicher Teilnahme, in die Kaſerne zurück.
30. September.
Am 30. September, dem Geburtstage Ihrer Ma jest ät der Kaiserin Augusta , Berlin.
erfolgte der Ausmarsch aus
Nach einer kurzen kernigen Ansprache des Komman-
deurs, in welcher er der vergangenen Zeit gedachte, brachte das Bataillon Seiner Majeſtät dem Kaiser und Ihrer Majestät der Kaiserin ein donnerndes Hoch und verließ demnächst die alte Kaserne. *)
Die Musikkorps des Alexander-
Regiments , des 3. Garde-Regiments zu Fuß und des GardePionier-Bataillons marschierten an der Spize des Bataillons, eine große Menschenmasse zu beiden Seiten . Kränze und Blumensträuße flogen aus den Fenstern und von den Balkons der Köpenickerstraße herab, als das Bataillon in feldmarschmäßiger Ausrüstung dieſe entlang marschierte. **) Weiter ging's nach dem Palais Seiner Majestät , die Fahne wurde abgeholt. Kaiser Wilhelm I. weilte leider nicht in Berlin — der Marsch sodann die Linden entlang, durchs Brandenburger Tor fortgesezt.
Offiziere aller Waffengattungen gaben das Geleit.
Am Eingange von Schöneberg empfing der Kommandeur des Eisenbahn-Regiments mit der Regimentsmusik daz Bataillon und begleitete es bis Steglit .
Kurz vor diesem Orte wurde
*) Ein Teil der Kaserne wurde dem Garde-Pionier-Bataillon überwieſen, in dem anderen Teile fand die Feſtungsbau- und die Militär-Telegraphen-Schule Unterkunft. **) Siehe Anlage XVI . Rangliste des Garde - Schüßen - Bataillons beim Garnisonwechsel nach Groß-Lichterfelde 1884.
245
Halt gemacht.
Noch einmal bewirtete hier der Verein ehemali-
ger Gardeſchüßen die Offiziere und Mannschaften, dann wurde unter den Klängen des Liedes : „Ich hatt' einen Kameraden, einen beſſern find'ſt Du nit " der Weitermarsch angetreten .
Auf
der Grenze ſchließlich zwiſchen Stegliß und Groß -Lichterfelde begrüßten die Kriegervereine dieſer Orte die . anmarſchierende Truppe, dann erfolgte gegen Mittag der Einmarsch in die feſtlich geschmückte neue Kaserne.
An dem Eingang derselben hatte eine
Deputation des Offizierkorps der Haupt-Kadettenanſtalt und eine solche der Einwohnerschaft von Stegliz Aufstellung genommen, empfingen das Bataillon und hießen es in Groß-Lichterfelde willkommen.
2. Vom Herbst 1884 bis zur Gegenwart. In Groß-Lichterfelde entwickelte sich vom ersten Tage ab die regſte Tätigkeit, um die neue Heimat ſo zu gestalten, daß sie den allseitigen Bedürfniſſen entſprach.
Die bevorzugte Zuſammen-
sezung des Bataillons ließ bald für jede neue Aufgabe die geeigneten Persönlichkeiten finden . An Stelle des am 14. Oktober zum Kommandeur des 3. Oberschlesischen
Infanterie-Regiments
Nr.
62
ernannten
Oberstlieutenants v . Nick is ch - Rosene gk wurde der Major und Kommandeur des Magdeburgischen Jäger-Bataillons Nr. 4, v. Beneckendorff und v . Hindenburg , welcher vom 10. Juni 1858 bis zum 6. Februar 1875 dem Bataillon bereits angehört hatte, zum Kommandeur ernannt. Mit unermüdlichem Eifer wußte er die vielen Schwierigkeiten, welche die neuen Verhältnisse mit sich brachten, zu überwinden .
im
Die Überführung der beiden Denkmäler, welche bis dahin Karlsgarten *) gestanden hatten, war bereits vordem ins
Werk gesezt worden, ſie fanden im Innern des Kasernements an geeigneten Punkten Aufstellung. Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. aber gaben dem Bataillon einen neuen Beweis Kaiserlichen Wohlwollens durch den Befehl, daß dieſe Überführung auf Allerhöchste Kosten stattzufinden hätte.
In un-
*) Mit dem Ausmarsch des Bataillons aus Berlin wurden die einzelnen Schießſtände im Karlsgarten an verschiedene Truppenteile der Berliner Garniſon verteilt, welche sie zur Zeit noch benußen.
1884.
246
1884.
mittelbarer Umgebung der Kaserne sowohl, wie auf den für das Bataillon im Grunewald neu gebauten Schießständen*) wurden die umfangreichsten Pflanzungen angelegt, der Bau einer Schwimmanstalt im Grunewald -See troz großer Schwierigkeiten ausgeführt. Das Innere der neuen Kaserne wurde durch zahlreiche Schenkungen mit Geweihen und Gehörnen geſchmückt. Maler H. Lüders ** ) schuf ein großes, lebenswahres Bild von dem ruhmvollen Vorgehen des Bataillons bei St. Privat, welches im neuen Offizierkaſino ***) Aufſtellung fand . So war einerseits dem Bataillon bei der Einrichtung der neuen Heimat durch die Gnade Seiner Majeſtät und durch die treue Anhänglichkeit seiner ehemaligen Angehörigen wesentlich geholfen worden, anderseits hatte es auch selbst ver-
1885.
ſtanden, ſich ſchnell in die neuen Verhältniſſe hineinzufinden.†) Im Sommer des folgenden Jahres wurde die alljährliche Schießübung zum ersten Male seit langer Zeit wieder in der Nähe des zu diesem Zweck ganz besonders geeigneten Städtchens Rheinsberg abgehalten . Das ſehr mannigfaltige und dabei nahe am Ort gelegene Schießgelände begünstigte die Übungen ungemein, und das geschichtlich denkwürdige Schloß sowie seine landschaftlich schöne Umgebung machten die Zeit dieſes Aufenthaltes zu einer sehr angenehmen. In dem Gartentheater des Schloßparkes fanden unter freiem Himmel patriotische Theater*) Dort fand auch der Offizier-Pavillon aus dem Karlsgarten von neuem Aufſtellung. **) Derselbe hatte im Bataillon die Feldzüge von 1866 und 1870 mitgemacht und war mit dem Eisernen Kreuz 2. Klaſſe und dem MilitärEhrenzeichen 2. Klaſſe dekoriert und zum Unteroffizier befördert worden. ***) Die ehemaligen aktiven Offiziere schenkten dem Offizierkorps zur Einrichtung des neuen Kasinos einen sehr wertvollen Kronleuchter aus Hirschgeweihen; die Landwehr- und Reserve-Offiziere einen silbernen Tafelauffag. †) Durch Vermittelung des Kommandeurs war das Offizierkorps dem während der Sommermonate unweit Groß-Lichterfelde auf seinem Jagdschloß Dreilinden wohnenden Prinzen Friedrich Karl , dem ruhmreichen Führer der Zweiten Armee, vorgestellt und demnächst von Höchstdemselben zur Jagd und zum Diner nach Dreilinden befohlen worden. Leider machte der bereits am 14. Juni des folgenden Jahres eintretende Tod des hohen Herrn eine Wiederholung dieser Auszeichnung unmöglich.
247
aufführungen statt, zu denen der Andrang der Einwohnerschaft bald ein sehr bedeutender wurde und welche dazu beitrugen, das beste
Einvernehmen
taillon zu erhalten.
1885.
zwischen der Bevölkerung und dem BaDas Bataillon hielt auch in den folgenden
Jahren seine Schießübungen in Rheinsberg ab. Am 18. Auguſt 1885 erfolgte im Lustgarten in Potsdam die feierliche Enthüllung des Denkmals König Friedrich Wilhelm s I. , bei welcher das Bataillon durch eine Deputation vertreten war. Am 22. Auguſt besichtigten Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz die hierzu feſtlich geschmückte Kaserne.
Das Bataillon hatte vor derselben im Ordonnanz-
anzuge Aufstellung genommen und empfing Höchstdenselben mit dem von sämtlichen Horniſten geblasenen „ Fürstengruß“ .
Der
hohe Herr ging freundlich grüßend und in der ihm eigentümlichen leutseligen Weise Fragen stellend, die Front herunter, nahm die neuen Einrichtungen der Kaserne mit großer Aufmerkſamkeit in Augenschein und beehrte demnächst das Offizierkorps zu Tisch mit Höchſtſeinem Besuch. *)
Niemand ahnte damals,
daß dies das lezte Mal ſein ſollte, daß der friſche, ſich in zwanglos liebenswürdiger Unterhaltung ergehende Prinz dem Offizierkorps die hohe Ehre seiner Gegenwart erwies. Auf dem Gebiete des Schießdienſtes trat in diesem Jahre insofern eine Erweiterung ein, als die Offiziere und diejenigen Unteroffiziere und Mannschaften, welche im Felde Revolver führen sollten (Feldwebel, Stabshorniſt und Krankenträger) , von nun ab alljährlich eine Übung mit dieſer Waffe zu schießen hatten. Jede Kompagnie erhielt hierzu zwei Revolver mit entsprechender Munition. Im folgenden Jahre wurden auf den Allerhöchſt genehmigten Antrag des Kommandeurs vom 25. Februar die Unteroffiziere des Bataillons „Oberjäger" genannt.
*) Seiner Gewohnheit entsprechend, nach Aufhebung der Tafel aus seiner kurzen Feldzugspfeife (mit schwarzem, heraldischem Adler auf dem Porzellankopfe) zu rauchen, fragte er scherzend, ob dies in den Räumen des Offizierkaſinos auch gestattet ſei, und erst, nachdem sich auch der Kommandeur des Bataillons eine Pfeife angesteckt hatte, ließ sich der hohe Herr von dem Lakeien die ſeinige reichen.
1886.
248
1886.
Im Sommer erhielt das Bataillon Magazingewehre, Modell 71/84, deren veränderte Einrichtung im Februar und April 1887 das Einziehen einer größeren Anzahl von Reserveoffizieren und Mannschaften zur Erlernung der Handhabung der neuen Waffe im Gefolge hatte. Auch wurde in diesem Jahre ein neues Gepäck*) eingeführt, welches das schnelle Ab- und Umhängen wesentlich erleichterte und mittels deſſen die gesamte zu tragende Last auf beide Schultern gleichmäßig verteilt wurde ; auch er-
1887.
möglichte es dem einzelnen Mann die Mitführung von 100 Patronen. Am 1. Januar 1887 feierten Seine Majestät Kai = ser Wilhelm I. sein 80jähriges Dienstjubiläum.
Seine
Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begaben sich als rangältester General-Feldmarschall an der Spize einer Deputation von Generalen zu Seiner Majeſt ät und überbrachten dem Allerhöchsten Kriegsherrn die Glückwünsche der Armee.
Kaiser Wilhelm I. erließ darauf die folgende
Ordre an Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit, welche allen Truppenteilen bekannt gegeben wurde: Euer Kaiserliche und Königliche Hoheit haben Mir heute in Ihrer Eigenschaft als rangältester GeneralFeldmarschall der Armee - umgeben von einer die einzelnen Theile derselben repräsentirenden hohen Generalität die Glückwünsche der Armee zu Meinem 80jährigen ausgesprochen.
militärischen
Dienstjubiläum
Ich habe Euer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit und den Sie umgebenden Generalen aus warmem und tiefbewegtem Herzen gedankt , empfinde aber das Bedürfniß , Meinen Dank auch an die ganze Armee *) An einem aus zwei breiten, hinten zuſammengeknöpften Lederriemen beſtehenden Tragegerüſt waren vorn zwei vergrößerte Patrontaschen mit je 30 Patronen, hinten ein etwas verkleinerter Dachstorniſter, in dem ein besonderer Lebensmittelbeutel angebracht war, befestigt. Eine dritte Patrontasche mit 40 Patronen war unten am Dachstornister und am Leibriemen angeknöpft. Der lettere trug außerdem das Schanzzeug und einen aus braunem, wasserdichtem Stoff verfertigten Brotbeutel mit Feldflasche. Der Mantel wurde seitlich, das Kochgeschirr auf der oberen Kante am Dachstorniſter feſtgeſchnallt. Siehe Uniformbild 1889, Seite 6 .
249 1887. weiter gehen zu laſſen und an dem heutigen Tage . auch an diese einige Worte zu richten. Die Armee weiß , wie nahe sie Meinem Herzen immer gestanden hat , und sie wird verstehen , welche Empfindungen Mich heute in dem Gedanken bewegen , ihr nun volle 80 Jahre angehört zu haben. Es ist eine lange und wahrlich eine wechselvolle ereignißreiche Zeit , die heute an Meiner Erinnerung vorbeigeht. Beginnend in ernsten Tagen schwerster Prüfung, habe Ich wohl auch in ihrem weiteren Verlauf mancher Sorge und manches Tages , wo Mir das Herz schwer war, zu gedenken , aber es sind deren doch nur sehr wenige gewesen im Vergleich zu den vielen des Glücks und der Freude , die Mir zu erleben vergönnt war. Mein Blick kann sich nicht in die Vergangenheit richten , ohne Mein tiefbewegtes Herz von Dank für die Gnade des allmächtigen Gottes überströmen zu lassen , die wahrlich Großes an Mir gethan , die Mich solange erhalten und die Mir so viel des Glücks gegeben hat. Und welchen Wechsel hat die Armee 80 Jahren mit Mir erlebt ! Sie stand , schwersten
als Ich
Schlage ,
in dieſen
in dieselbe trat ,
nach dem
der Preußen jemals
getroffen ,
zurückgedrängt an die äußersten Grenzen des Reiches , aber der Soldatensinn , den Meine glorreichen Vorfahren in sie gepflanzt , blieb ungebrochen und trieb bald neue Keime.
Das bethätigten die schönste Er-
innerung Meiner Jugend , die Befreiungskriege , das erhielt sie sich in der treuen Arbeit einer
langen
Friedenszeit , und die Ruhmesthaten der Armee in neuester Zeit bezeugen wahrlich, daß dieser Sinn in voller Kraft erhalten und weiter gediehen iſt. Ich habe viele Veränderungen mit der Armee
in ihrer Truppenerlebt , in ihrer äußeren Form ng mit den deutschen Vereinigu die habe Ich zahl die Marine entund ten vollziehen sich Kontingen
-
1887.
250
es sind unter Meinen Augen Gene-
stehen sehen
rationen durch die Armee gegangen , aber innerlich in den Herzen und dem Empfinden der Armee giebt es keine Veränderung ! Den Sinn für Ehre und für Pflicht über Alles hoch zu halten und jederzeit bereit zu sein, das Leben. dafür zu lassen das ist das Band , welches alle deutschen Stämme eng umschließt, welches Enkel und Urenkel jegt ebenso fest wie früher die Vorfahren vereinigt , und
welches Meine Regierung
geschmückt hat ,
deren Ich
mit Siegen
heute als der hellstrah-
lendsten Stellen meines militärischen Lebens in hochgehobenster Empfindung gedenke. Es ist wahrlich eine hohe Freude für Mich , an dem heutigen Tage in solcher Weise zur Armee sprechen zu dürfen und über diese 80 Jahre sagen zu können, daß wir sicherlich,
voll und ganz , fest zu
einander
gehört haben , Ich mit Meinem ganzen Herzen und Denken , die Armee mit vollster Treue , Hingebung . und
Pflichterfüllung ,
Meine
Anerkennung
Meines Herzens bleiben wird .
für die
welche
Mein Dank
lebendigste
und
Empfindung
bis zu Meinem legten Athemzuge
Euer Kaiserliche und Königliche Hoheit wollen diese Meine Worte durch die hierher berufenen Gene = rale zur Kenntniß der Armee bringen lassen. Berlin , den 1. Januar 1887 .
gez. Wilhelm . Während sich in den ersten Monaten des Jahres 1887 der politische Horizont im Weſten derart verfinſterte, daß der Ausbruch des Krieges mit Frankreich bevorzustehen schien, wurde unablässig weiter daran gearbeitet, die Armee auf dem Zustande zu erhalten, auf dem sie allen drohenden Gefahren gewachsen war.
Es wurden für den Feldgebrauch neue Fahrzeuge eingeführt,
und
jede Kompagnie erhielt an Stelle der bisherigen
beiden Packwagen einen beſonderen Munitions-, einen größeren
251
Gepäck- und einen Lebensmittelwagen.
Im Mai trat eine neue
1887.
Felddienstordnung in Kraft, welche die reichen Kriegserfahrungen der vergangenen Feldzugsperiode zum Ausdruck brachte und den Felddienst von denjenigen veralteten Formen befreite, die der gegenwärtigen Kriegführung nicht mehr entsprachen.
Am
11. Februar 1888 wurde ein Gesez, die Erweiterung der Wehr-
1888 .
pflicht betreffend , erlassen, welches auch die Kriegsformationen des Bataillons veränderte.
Im Sommer erschien eine neue
Schießvorschrift, welche eine weitere Steigerung der bisherigen Anforderungen enthielt. Die gelernten Jäger betreffend, war bereits am 1. Februar ein neues Regulativ erlassen worden, welches eine zweckmäßige Umgestaltung einer Anzahl der bis dahin gültigen Bestimmungen herbeiführte, so unter anderen die Teilung der Jägerklaſſe A in A I und A II für die Zukunft in 1
Fortfall brachte. Am 9. März 1888 trat jenes welterschütternde Ereignis ein, welches ganz Deutſchland in die tiefste Trauer verſeßte . Am Vormittage dieſes Tages kurz nach 9 Uhr senkte sich die Fahne auf der Turmspige des Kasernengebäudes auf Halbmaſt Seine Majestät Kaiser und König Wilhelm I. war nach kurzem Krankenlager verſchieden. Wenige Stunden darauf nahm das Bataillon mit schwarz umflorter Fahne im Paradeanzuge Aufstellung vor dem Denkmal von 1870/71 , und unter präsentiertem Gewehr verlas der Kommandeur die Proklamation des kommandierenden Generals des Gardekorps, welche den Truppen das Ableben ihres Allerhöchsten Kriegsherrn verkündete. Am folgenden Tage erst, nachdem der seiner tödlichen Krankheit wegen noch in Italien weilende. Kaiser Friedrich III., Majeſtät, die bezüglichen Befehle erlassen hatte, erfolgte an derselben Stelle die Vereidigung des Bataillons auf den neuen Herrscher. Mit der Armee trauerte das ganze Volk in tiefster, aufrichtigster, würdigster Weise . Die im Dom zu Berlin ausgestellte Leiche des vielgeliebten Kaisers sollte das Bataillon in der Nacht vom 13. zum 14. März um 12 Uhr besichtigen dürfen. Leider war der Andrang ein ſo ungeheurer, daß nur wenigen die Erfüllung dieses sehnlichen Wunsches vergönnt war. Bei der
9. März.
252 1888.
am 16. März stattfindenden Überführung der Leiche Seiner Majestät von Berlin nach dem Mausoleum in Charlöttenburg stand die 1. Kompagnie des Bataillons in der Leichenparade vor dem Eingang des Domes, die übrigen Kompagnien, Spalier bildend, am Bahnübergang auf der Charlottenburger Chaussee. Die große Liebe Kaiser Wilhelms
I.
zu seiner
Armee fand den lezten Ausdruck in der in Allerhöchſtſeinem Testamente enthaltenen Bestimmung, daß jedem Kavallerie-Regiment, Infanterie-Bataillon und jeder Artillerie-Abteilung die Summe von 1000 Talern aus seiner persönlichen Hinterlaſſenschaft zu überweisen sei . Auch hatten Seine Majestät verfügt, daß jedem Truppenteile, deſſen Uniform Er getragen hatte, aus Allerhöchſtſeinem Nachlaß ein Waffenrock zu bleibender Erinnerung übergeben werden sollte. Bezüglich der Anlegung äußerer Trauerzeichen war eine vierwöchige große und eine zweiwöchige kleine Trauer für die Armee angeordnet worden . Wie seine Allerhöchsten Vorfahren, so war auch Kaiser und König Friedrich III . trog seiner schweren, unheilbaren Krankheit unabläſſig bemüht, die Armee dauernd auf dem Standpunkte beſter militärischer Ausbildung zu erhalten. Dementsprechend waren die verschiedenen neuen Einrichtungen und Verbesserungen, welche auf militärischem Gebiete noch im Laufe desselben Jahres zur Einführung gelangten, zum großen Teil bereits während seiner kurzen Regierungszeit vorbereitet und entworfen worden. Der Fortfall des Brigadeererzierens im Frühjahr wurde befohlen, durch welche Anordnung das Bataillon mehr Zeit zu übungen im Felddienst und Schießen gewann, und das alljährliche Ausschießen eines Kaiserpreises durch sämtliche Offiziere und Oberjäger aller Jäger-Bataillone ward angeordnet. Die von den Offizieren bis dahin zu vielen Dienstverrich-
tungen noch getragenen Epaulettes wurden ferner auf Allerhöchsten Befehl im Dienſt nur noch zur Parade und Kirche angelegt, die überröcke der Offiziere verloren die Paſſanten . 15. Juni.
Am 15. Juni vormittags endete der Tod die unſäglichen Leiden des Kaiserlichen Dulders von neuem hüllten ſich die
253
Fahnen der Armee in schwarzen Flor.
Wie am 10. März, so
erfolgte am 16. Juni vor dem Denkmal von 1870/71 die Vereidigung des Bataillons auf Seine Majestät den Kaiser und König Wilhelm II. Allerhöchstderselbe erließ am 15. Juni folgenden Armeebefehl : Während Trauerzeichen
die
Armee
für
ihren
soeben auf
erst
alle
die
äußeren
Zeiten
in
den
Herzen fortlebenden Kaiser und König Wilhelm I. , Meinen hochverehrten
Großvater
ablegte ,
erleidet
sie durch den heute Vormittag 11 Uhr 5 Minuten erfolgten Tod Meines theuren innig geliebten Vaters , des Kaisers und Königs Friedrich III . Majestät , einen neuen schweren Schlag . Es sind wahrlich ernste Trauertage,
in denen
Mich Gottes Fügung an die Spize der Armee stellt , und es ist in der That ein tief bewegtes Herz , aus welchem Jch das erste Wort an Meine Armee richte. Die
Zuversicht
Stelle trete ,
aber,
mit
welcher
Ich
an
in die Mich Gottes Wille beruft ,
unerschütterlich fest ,
denn Ich weiß ,
welchen
die ist
Sinn
für Ehre und Pflicht Meine glorreichen Vorfahren in die Armee gepflanzt haben , und Ich weiß , in wie hohem Maße sich dieser Sinn immer und zu allen Zeiten bewährt hat. In der Armee ist die feste
unverbrüchliche Zu-
gehörigkeit zum Kriegsherrn das Erbe , welches vom Vater auf den Sohn , von Generation zu Generation -und ebenso verweise Ich auf Meinen Euch geht, Allen vor Augen stehenden Großvater , das Bild des glorreichen und ehrwürdigen Kriegsherrn , wie es schöner und zum Herzen sprechender nicht gedacht werden kann, auf Meinen theuren Vater, der Sich schon als Kronprinz eine Ehrenstelle in den Annalen und auf eine lange Reihe der Armee erwarb, ― ruhmvoller
Vorfahren ,
Geschichte leuchten und Armee schlugen .
deren
Namen
hell
in
der
deren Herzen warm für die
So gehören wir zusammen - Ich und die Armee ,
1888.
254
1888.
so sind wir für einander geboren und so wollen unauflöslich fest zusammenhalten , möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein. Ihr werdet Mir jezt den Eid der Treue und des
wir
und Ich gelobe, stets deſſen Gehorsams schwören eingedenk zu sein , daß die Augen Meiner Vorfahren aus jener Welt auf Mich hernieder sehen und daß Ich ihnen dermaleinst Rechenschaft über den Ruhm und die Ehre der Armee abzulegen haben werde ! Schloß Friedrichskron , den 15. Juni 1888.
Wilhelm. Am 18. Juni fand die Überführung der Leiche Seiner Hochseligen Majestät des Kaisers Friedrich III. vom Schloß Friedrichskron nach der Friedenskirche zu Potsdam statt.
Eine kombinierte Kompagnie des Bataillons mit
der Muſik folgte im Trauerzuge. Zwei Offiziere waren außerdem zur Begleitung des Sarges fommandiert. Wie nach dem Dahinscheiden weiland Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I., so legte die Armee auch jezt wiederum Trauer an.
auf sechs Wochen die äußeren Zeichen der
Seine Majestät Kaiser und König Wilhelm II. ließen bald nach Allerhöchstseiner Thronbesteigung noch weitere Änderungen und Vervollkommnungen auf den Gebieten der Ausbildung und Uniformierung der Armee in Wirksamkeit treten. Ein neues Exerzier-Reglement für die Infanterie trat im September 1888 in Kraft und es wurde Allerhöchst bestimmt, daß dasselbe in allen seinen Teilen auch für die Jäger- und Schüßen-Bataillone verbindlich sein sollte. Die Hauptleute der Infanterie wurden der Klasse der berittenen Offiziere zugeteilt, fie legten dementsprechend Sporen an , erſchienen von nun ab bei den Paraden ohne Torniſter und trugen bei allen Dienſtverrichtungen, bei denen sie zu Pferde waren, hohe Stiefel.* ) *) Auch den Subalternoffizieren des Gardekorps wurde der hohe Stiefel in jedem Dienst gestattet, in welchem die Mannschaften die Hosen in den Stiefeln trugen.
255
Sämtliche Offiziere von den Hauptleuten abwärts erhielten eine neue Art von Achselstücken von gefälligerem Aussehen.
1888.
Im September dieſes Jahres fanden in der Gegend von Müncheberg unter den Augen Seiner Majestät Manöver des Gardekorps gegen das III . Armeekorps ſtatt, an denen auch das Bataillon sich beteiligte .
Der bisherige Kommandeur desselben, Oberstlieutenant v. Beneckendorff und v . Hindenburg , welcher fast 22 Jahre und darunter in zwei Feldzügen die Uniform des Bataillons getragen und bei St. Privat in ihr geblutet hatte, wurde am 6. November durch Allerhöchste Kabinetts -Ordre mit der Führung des 2. Schlesischen Grenadier-Regiments Nr. 11 beauftragt und an seiner Stelle der Major v . Scholten *) vom 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin zum Kommandeur des Bataillons ernannt. An der im Beiſein Seiner Majeſtä t am 9. November desselben Jahres zu Berlin stattgehabten Vereidigung sämtlicher Rekruten des Gardekorps nahmen auch die Rekruten des Bataillons teil. Im Dezember dieses Jahres erfuhr die Frage des Munitionserſages im Gefecht insofern eine endgültige Regelung, als auf Grund eingehender Versuche beſtimmt wurde, daß das Nachtragen der Patronen ins Gefecht künftig mit Hilfe von zweckmäßig zuſammengefügten Gurtungen auszuführen ſei. Im Februar 1889 erhielt das Bataillon den aus dem Nachlaß des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. Majeſtät stammenden und ihm durch den lezten Willen Allerhöchstdesselben zugewiesenen Uniformsrock mit folgender an den Kommandeur gerichteter Kabinetts -Ordre : Nachdem Mein in Gott ruhender Großvater , des Kaisers und Königs Wilhelm I. Majestät , legtwillig zu bestimmen
geruht haben ,
daß jedem Bataillon ,
deſſen Uniform Allerhöchſt dieſelben getragen , 1 Uniformrock zum Andenken übergeben werden soll, lasse Ich in Ausführung dieses Vermächtnisses Ihnen beifolgend
einen für
das
*) Siehe Anlage XXIII , 252.
Ihrem Befehl
unterstellte
1889.
256 1889.
Bataillon bestimmten Rock zur angemessenen Aufbewahrung zugehen; Sie haben dem Bataillon von dieſem
legten
Gnadenbeweise
Seines
verewigten
Allerhöchsten Kriegsherrn Kenntniß zu geben. Berlin , den 26. Februar 1889.
gez. Wilhelm. Die vorstehende Allerhöchste Kabinetts-Ordre wurde dem Bataillon bei einem hierzu angeordneten Bataillonsappell bekannt gegeben, die militärische Reliquie ſelbſt fand in den Räumen des Offizierkaſinos würdige Aufstellung. Bezüglich der Bewaffnung der Offiziere bestimmten Seine Majestät am 22. März dieses Jahres, daß an Stelle der im Gebrauch befindlichen Säbel bzw. Degen in Lederscheiden auch von den Offizieren der Jäger und Schüßen Degen mit Korbgefäßen in Stahlscheiden an einem Koppel mit Treſſenbesag zu Der Goldstickerei am Kragen des Waffenrockes
tragen seien.
entſprechend, erhielt das Degenkoppel bei den Offizieren des Bataillons einen goldenen Tressenbesaß . Gleichzeitig trat in der äußeren Form des Portepees eine Veränderung ein. Auf Anregung der ehemaligen Angehörigen des Bataillons wurde am 18. Auguſt dieſes Jahres auf dem Schlachtfelde von St. Privat ein Denkmal für die im Jahre 1870 dort ruhmvoll gefallenen Gardeſchüßen errichtet. 1890.
Als im Januar der Tod die Kaiſerin August a dahinraffte und die feierliche Überführung der Leiche Ihrer hochſeligen Ma je ſt ät von Berlin nach Charlottenburg erfolgte, stand wiederum das Bataillon in der Trauerparade der bei Charlottenburg aufgestellten Truppen. Am 22. Februar wurde das Bataillon auf Befehl Seiner Majestät telegraphisch
alarmiert,
marschierte sofort
nach
Tempelhof, woselbst es unter den Befehl des den markierten Feind kommandierenden Generallieutenants v . Wittich trat und hierauf an einer größeren Felddienstübung der ganzen Berliner Garnison unter dem Befehl Seiner Majestät teilnahm . Bald darauf sollte das Bataillon das Glück haben, den obersten Kriegsherrn in Lichterfelde selbst begrüßen zu dürfen . Am
257
14. März morgens gegen 10 Uhr kam Seine Majestät in der Uniform des Bataillons und begleitet von zwei Flügeladjutanten von Berlin nach der Kaserne des Bataillons geritten, ließ ſofort Alarm blaſen und gab dem in kürzester Zeit auf dem Kasernenhof angetretenen Bataillon den Befehl, nach Dahlem abzumarschieren und dort auf weitere Befehle zu warten. Mittlerweile ritt Seine Majestät nach der Haupt-Kadettenanstalt, alarmierte dort die Kadetten und gab den beiden Bataillonen den Auftrag, über Dahlem gegen den Grunewald vorzugehen. Das Bataillon hingegen erhielt den Befehl, den Rückzug der eigenen Truppen nach der Havel durch eine geeignete Aufstellung bei Dahlem zu decken . Nach einem längeren Feuergefecht zog sich das Bataillon , mittlerweile unterſtüßt durch das Füsilier-Bataillon des Eliſabeth-Regiments , auf den Grunewald zurück, mußte aber auch diese Stellung bald räumen, worauf Seine Majestät die Übung abbrechen und nach der Kritik die Truppen zum Parademarsch nach der Kaserne des Bataillons beorderte.
Hierauf hatte
Seine Majeſtät die Gnade, ein im Offizierkaſino ſchnell hergestelltes Frühstück einzunehmen und mehrere Stunden im Kreise des Offizierkorps zu verweilen . Als Se i ne Majeſtät wiederum zu Pferde die Kaserne verließ, standen die Mannschaften auf dem unteren Korridor sowie am Ausgang, wobei einzelnen das hohe Glück zuteil wurde, von Seiner Majeſtät angeredet zu werden .
Allen Mitgliedern des Bataillons, welchen es vergönnt war, Seine Majestät inmitten des Bataillons und in der Uniform desselben zu sehen , werden dieſe Stunden wohl unvergeßlich bleiben . Am Abend bekamen sämtliche Mannschaften Urlaub bis zum Wecken. Im Mai desselben Jahres erhielt das Bataillon das neue kleinkalibrige Gewehr 88 und wurde bereits am 14. Mai mit demſelben auf dem Tempelhofer Felde vorgestellt. Die Folge der Neueinführung des Gewehrs 88 , mit welchem auch alsbald die Schießübung begonnen wurde, war in erster Linie die Aufstellung neuer Bedingungen, welche auch jezt wieder bedeutende Anforderungen an die Schießausbildung des Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
17
1890.
258 1890.
Mannes machten und diesen Dienstzweig nach wie vor in die vorderste Linie stellten. Zur Ausbildung sämtlicher für die Mobilmachung nötigen Mannschaften mit dem neuen Gewehr fanden im Sommer und im Herbst nach dem Manöver umfangreiche Reserveübungen statt. Bei der am 3. November stattfindenden Hubertusjagd , an welcher auch Seine Majeſtät teilnahm, war das Bataillon zur Absperrung der Wege am Jagdschloß Grunewald kommandiert. Nach Beendigung der Jagd ehrte Seine Majeſtät das Bataillon, indem er in der Uniform desselben das Jagdschloß verließ und durch die Spalier bildenden Schüßen zu Wagen nach Berlin fuhr.
1891 bis 1894.
Die bereits im Mai 1890 stattgefundene Einführung des kleinkalibrigen Gewehrs 88 zog nun auch eine Umänderung der Ausrüstungsstücke mit sich. Die vorderen Patrontasſchen erhielten ein kürzeres, dafür jedoch höheres und breiteres Format, so daß dieselben zur Aufnahme von je sechs Patronrahmen geeignet waren ; desgleichen wurde eine hintere Patrontaſche konstruiert, welche -am Leibriemen und an der unteren Dachsseite angeschnallt
18 Patronrahmen faßte. Wasserdichte Brotbeutel aus Segeltuch, eine am Brotbeutel mit einem Karabinerhaken zu befestigende Feldflaſche und ein leichter und geschickt aussehender Tschako vollendeten die Neuausrüstung, zu welcher im Jahre 1892 noch eine tragbare Zeltausrüstung hinzukam . Am 16. November 1893 fand die Rekrutenvereidigung vor
Seiner Maj e ſt ä t zum erſten Male im Luſtgarten zu Berlin statt, während dieselbe bisher im Exerzierhause des 2. GardeRegiments z . F. abgehalten worden war. Am 27. Januar 1893 wurde dem Bataillon eine hohe Ehre durch nachstehende Kabinetts-Ordre zuteil : Ich habe den Prinzen Friedrich August von Sachsen zum Oberst in der preußischen Armee, und zwar à la suite des Garde- Schüßen-Bataillons ernannt . Berlin, den 27. Januar 1893 .
Wilhelm.
Am 2. Juni 1893 fotonierte Seine Königliche Hoheit bei der Frühjahrsparade vor Se i n er Majestät dem Bataillon.
259
Zahlreiche Offiziere des sächsischen Schüßen-Regiments hatten 1891 bis 1894. Seine Königliche Hoheit nach Berlin bzw. Groß-Lichterfelde zu diesem Besuch des Bataillons begleitet, welchen im Frühjahr nächsten Jahres das Offizierkorps des Bataillons in Dresden erwiderte. Im Dezember wurden die alten Schüßenabzeichen abgeschafft und in deren Stelle eine Art von Fangschnüren eingeführt, welche die deutſchen Landesfarben zeigen. Vom 5. Mai 1894 an wurden die grauen Mäntel eingeführt
und am 7. Juni die grauen Litewkas . Am 19. März 1894 wurde das Bataillon am Nachmittage auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät alarmiert. Die Kompagnien, welche bereits zum Nachmittagsdienst ausgerückt waren,
wurden
in aller Eile gesammelt und rückten auf das
Tempelhofer Feld, wo das versammelte Korps unter Führung Seiner Majestät eine größere Gefechtsübung abhielt. Die Schnelligkeit des Eintreffens wurde von seiten der Vorgesezten lobend hervorgehoben. Dasselbe Jahr führte für das Bataillon auch einen Kommandeurwechsel herbei .
Am 16. Juni wurde Oberstlieutenant v. Scholten unter Beförderung zum Oberst zum Kommandeur des Großherzoglich Hessischen Infanterie- (Leibgarde-)Regiments Nr. 115 ernannt, während Oberstlieutenant v. Paw lowski , bisher etatsmäßiger Stabsoffizier des Garde-Füſilier-Regiments , Kommandeur des Bataillons wurde. So kam das Jahr 1895 und mit ihm die Erinnerung an die gewaltige Zeit vor 25 Jahren, in welcher es dem Bataillon vergönnt war, unvergängliche Lorbeeren um seine Fahne zu winden. Dem Allerhöchsten Befehl gemäß schmückte auch das Bataillon vom 15. Juli 1895 bis 10. Mai 1896 bei allen Gelegenheiten, wo es mit enthüllter Fahne auftrat, diese mit frischem Eichenlaub zur Erinnerung an die große Zeit. Am 18.
August,
dem blutigſten, aber auch ruhmreichſten
Tage des Bataillons , lag dasselbe im Döberißer Lager, und gedachte der Herr Kommandeur, Oberstlieutenant v. Paw lowski , in einer Ansprache an das versammelte Bataillon des heldenmütigen Kampfes vor 25 Jahren, den alten Schüßen
17*
1895.
260
1895.
zur Ehre, den jungen zur Nacheiferung .
In Groß-Lichterfelde
waren bereits am Vormittag des 18. Auguſt zahlreiche Mitglieder des Vereins ehemaliger Gardeſchüßen —— ſoweit dieſelben in Berlin anwesend waren — nach der Kaserne des Bataillons gekommen, um die Kriegsdenkmäler zu bekränzen und der Kameraden zu gedenken, denen es nicht vergönnt war, die Früchte jener heißen Kämpfe zu erleben . General v . A r n im hatte sich dem Verein angeschlossen, welcher vom Lieutenant v . Stephani , der als Führer des Wachtkommandos vom Manöver zurückgeblieben war, empfangen wurde. Die Denkmäler, zumal das von 1870/71 , hatte das Bataillon in angemessener Weise schmücken lassen. Nachdem sich die Anwesenden um dasselbe aufgestellt hatten , trat Lieutenant v . Stephani vor und hielt eine Anſprache, in welcher er derer gedachte, denen das Denkmal errichtet und die ihr Herzblut freudig für König und Vaterland hingegeben. Dieser Ansprache folgte die Bekränzung des Denkmals von ſeiten des Vereins . Hierauf wurde an Tischen, welche im Grünen hergerichtet waren, Plaz genommen und Erfrischungen herumgereicht .
Ge-
neral v . Arnim brachte das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus , während der Vorsigende des Vereins ehemaliger Garde- Schüßen auf das Bataillon toastete. Auch die Gemeinde Groß-Lichterfelde gedachte des Bataillons und schenkte ihm zu seinem Ehrentage ein Kapital von 1000 Mark, aus deſſen Zinſen alljährlich zwei Schießpreiſe, bestehend aus Photographien von dem Bilde „ Die Garde- Schüzen bei St. Privat“ von Lüders an den besten Schüßen im Oberjägerkorps und den beſten Schüßen unter den Mannſchaften gelegentlich des Preisschießens am 3. Juli zur Verteilung gelangen. Doch wenden wir uns jest nach den Gefilden Lothringens,
dorthin, wo vor 25 Jahren die gewaltige Schlacht getobt hatte: Am Sonntag, den 18. August gegen 10 Uhr morgens, ſehen wir eine große Gesellschaft den Bahnhof von Amanweiler ver lassen. Alte Garde- Schüßen ſind es, welche, dem Rufe des Vereins folgend , über 100 an der Zahl, aus allen Gauen Deutſchlands zuſammengeströmt waren, um dieſen denkwürdigen Tag
261
auf dem Fleckchen Erde zu begehen, der vom Herzblut ihrer Kameraden getränkt ist.
Von den damaligen Offizieren des Ba-
taillons sehen wir den General v . Hindenburg und Hauptmann v. Ran za u .
Als Deputation des Bataillons erscheinen
Hauptmann v. Bonin , Lieutenant Freiherr v . Werthern und v. Arnim , Feldwebel Funk , Stillig , Klawit = ter und die Gefreiten Gotthardt und Niemann. Der Zug segt sich durch den kleinen Flecken hindurch nach dem Denkmal des Bataillons in Bewegung. Voran marschiert die Kapelle des 98. Infanterie-Regiments, hinter derselben werden die Kränze Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August von Sachsen , des Generals v . H i ndenburg , des Bataillons, des Vereins ehemaliger GardeSchüßen und der Gemeinde Groß-Lichterfelde getragen. Ohne Spiel langte der Zug nach ungefähr 25 Minuten am Denkmal an, welches ganz besonders feſtlich geſchmückt war . Der Reihe nach wurden die Kränze niedergelegt, worauf die Kapelle „Ein' feste Burg ist unser Gott " begann ; entblößten Hauptes hörte die Versammlung dieſe herrlichen, weit über das Schlachtfeld Hallenden Töne verklingen . Hierauf bestieg der Vorsitzende des Vereins
ehemaliger
Garde-Schüßen die Stufen des Denkmals und rief allen Verſammelten mit begeisterten Worten die Großtaten der deutschen Armee und des Bataillons in das Gedächtnis zurück ; er pries die „treue kameradschaftliche Liebe “, der es gelungen war, sowohl dieſes
Denkmal
als auch dieſes erhebende Fest ins Leben zu
rufen, als eine der ersten Tugenden , welche stets beim GardeSchüßen-Bataillon
gelernt, geübt und
gepflegt worden, und
schloß mit den Worten : „ Und so sind wir heute gekommen, um aller derer, die im grünen Rock des Garde- Schüßen-Bataillons ihr Leben gelaſſen, in treuer Liebe zu gedenken und ihre Gräber, ihr Denkmal mit dem Kranz der Liebe zu schmücken . Jener Adler aber auf dieſem Denkmal, er wird Wacht halten, daß nie die deutsche Grenze angetastet werde ; sollte er aber je wieder die Flügel zur Abwehr erheben müssen, dann wird auch der Löwe in Groß-Lichterfelde ſein Haupt erheben und sich mit aller Wut auf denjenigen stürzen,
der es je wagen sollte, die Grenzen
1895.
262
1895 .
unſeres geliebten deutſchen Vaterlandes anders als in friedlicher Weise zu überschreiten ." Die Muſik ſpielte hierauf:
„ Es ist bestimmt in Gottes Rat. " Hauptmann v. Bonin nahm darauf das Wort und gedachte mit kernigen Worten des großen Helden kaisers 1 der Siege des Kaisers Friedrich und wie unser erhabener Kaiser und König Wilhelm II . das ihm überlieferte mit starker Hand zu schüßen wiſſen wird . Donnerndes Hurra durchbrauſte die Luft und mit begeisterter Stimme wurde das Lied „Heil Dir im Siegerkranz “ und „Lügows wilde verwegene Jagd " angestimmt.
Nach Schluß dieser Feierlichkeiten am Denkmal begaben sich die Schüßen nach Amanweiler, wo in einer Wirtschaft das Frühstück eingenommen wurde. Von hier aus wurde ein ehrfurchtsvolles Telegramm an Seine Majestät den Kai = ser und Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich August abgesandt. Eine
Stunde später schritt man zur Besichtigung des
Schlachtfeldes. Am Denkmal des Gardekorps vorbei begaben sie sich auf den Kirchhof Ste . Marie aux Chênes , um die Gräber der daselbst am frühen Morgen des 20. August beerdigten Kameraden mit Kränzen zu schmücken . Nach einer halben Stunde wurde der Dort Weitermarsch in Richtung auf Habonville angetreten. wurde hinter dem Bois de la Cuſſe beſonders die Stelle aufgesucht, wo bis auf die Stunde genau vor 25 Jahren das Bataillon stand und den Befehl zum Angriff erhielt.
Von hier aus wurde,
soweit es eben möglich war, genau die Richtung eingeſchlagen, in der das Bataillon zum Sieges- und Todessturm angetreten war. Die Wanderung war damit beendet, und die alten Schüßen begaben sich an ihrem Denkmal vorbei über Amanweiler nach Met zurück, woselbst im „ Englischen Hof“ um 7 Uhr eine Fest= tafel
alle
Angehörigen des Bataillons bis zur ſpäten Nacht-
ſtunde vereinigte.
Wenn auch der Nachklang dieser Festlichkeiten lauten Widerhall fand in den Reihen des Bataillons , wenn auch jeder einzelne Mann mitempfand , was jene alten Veteranen empfunden haben mögen in jenen feierlichen Augenblicken an der Stätte ihres unvergänglichen Ruhmes und den Gräbern ihrer todesmutigen Kameraden, so fehlte doch noch ein Fest, welches die alten Schüßen wiederum aufs innigste mit dem Bataillon verband und ihre ſtetige Zuſammengehörigkeit von neuem zum Ausdruck brachte. Hierzu wurde der 30. Oktober, der Tag der Erſtürmung von Le Bourget, gewählt .
Das Bataillon hatte daher an alle ehemaligen Schützen Aufforderungen ergehen laſſen, ſich zu dieſer Feier zahlreich in Groß-Lichterfelde einzufinden . Festes,
welches
Eine genaue Beſchreibung dieſes durch den Besuch Seiner Majestät im
Offizierkaſino und die huldvolle Begrüßung der Veteranen durch den Erlauchten Kriegsherrn eine besondere Weihe erhielt, finden wir in dem Buche „ Die Erinnerungsfeier des Garde-SchüßenBataillons an den Krieg 1870/71 ". Seine Maje st ät erwies dem Bataillon an diesem Tage noch eine besondere Gnade dadurch, daß er dem Offizierkorps Allerhöchst sein Bild schenkte, welches am 29. Mai in GroßLichterfelde eintraf. Auch Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich A u guſt von Sachsen überreichte dem Offizierkorps an dieſem Tage in huldvoller Weise sein Bild . Im September des Jahres 1895 nahm das Bataillon am Kaiſermanöver in Pommern teil , zu welchem das Garde-, II., III. und IX. Korps herangezogen worden waren . Das Bataillon marschierte in vier Tagen nach dem Manövergelände unweit Stettin und bezog am 1. Tage in Buch, = = 2. Eberswalde, = = Stendel bzw. Jarnickow, = 3. = 4. = = Wartin, Sommersdorf und Neuhof
=
f
263
Quartier; am 5. Tage, den 8. September, war Ruhetag . Am 9., 10. , 11. und 12. September spielte sich das Manöver südwestlich Stettin ab .
1895 .
264 1895.
Die Rückfahrt erfolgte am 13. September von der Station Tantow aus per Eisenbahn. Das Bataillon befand sich während des Manövers fast immer in der Avantgarde.
1896.
Das Jahr 1896 brachte einige Änderungen in der Befleidung. Durch Allerhöchste Kabinetts-Ordre vom 28. Mai 1896 wurde
eine neue Galahose und durch Allerhöchste Kabinetts-
Ordre vom 26. Oktober 1896 die Feldbinde für Offiziere eingeführt.
U!!
Anlagen.
Anlage I.
Verhandlung vom 20. Juli 1814 über die zwiſchen Seiner Majeſtät dem Könige Friedrich Wilhelm III . Neufchatel
und dem Staatsrath von
bezüglich des zu errichtenden Garde - SchüßenBataillons getroffenen Vereinbarungen. *)
Capitulation pour la levée dans la principauté de Neuchâtel d'un Bataillon de 400 hommes destiné à faire partie de la Garde de sa Majesté, conformément à l'article 12 de la charte constitutionelle de la dite Principauté.
Arte 1er Sa Majesté prend à son service un Bataillon de chasseurs Neuchâtelois, qui fera partie de la Garde et qui sera composé de quatre compagnies , formant un total de quatre cent vingt neuf hommes. Formation du Bataillon. Art
2.
Ce Bataillon sera composé comme suit 1 Officier supérieur (Staabs -Offizier) comme Commandeur, 3 Capitaines, chefs de compagnie, 1 Capitain Lieutenant (Staabs-Kapitän), 3 premiers Lieutenants, 1 Officier pour la comptabilité, 1 Adjutant, 13 Seconds-Lieutenants, 4 Sergens Majors, 4 Enseignes porte-Drapeaux, 12 Sergens, 20 Sous Officiers , 352 Soldats, 1 Tambour Major ou hornist en chef, 8 hornists ou tambours . 401 1 3 1
têtes non compris les 23 Officiers, Chirurgien de Bataillon, Chirurgiens de compagnie, Armurier.
*) Die Verhandlung ist in der Schreibweise der damaligen Zeit wiedergegeben.
268
Nomination aux places d'officier. Art
3.
Le conseil d'Etat de Neuchâtel proposera les officiers qui devront y être placés, pour être agréés par sa Majesté, à l'exception du Commandant, dont Elle se réserve à Elle même la nomination.
Recrutement. Art
4.
Les hommes seront enrôlés librement, de gré a gré et sans aucun moyen de contrainte, pour quatre années à dater du jour de leur engagement. Ils s'engageront à servir fidèlement Sa Majesté pendant cet espace de tems. A l'expiration de leur engagement , ils recevront leur congé absolu s'ils le demandent, ou pourront s'engager de nouveau pour deux ou quatre ans.
Art
5.
Le Bataillon devra être composé en entier à Neuchâtelois. Cependant Sa Majesté voulant donner aux Suisses une marque de Son estime, permet qu'ils puissent y être admis , au plus dans la proportion d'un quart en officiers et en soldats.
Arte 6. L'âge requis pour être enrôlé est depuis 17 ans revolus jusqu'à 40 ans accomplis. Cependant ceux qui n'ont pas atteint l'àge de majorité ne pourront être enrôlés sans le consentement de leur parens ou tuteurs. Arte 7. Les recrues devront être bien constitués sans défaut de conformation d'une bonne conduite et reputation, assez robustes pour supporter les fatigues de la guerre, de la taille de 5 pieds 3 pouces de Rhin au moins, mesurés pieds nuds.
Arte 8. De cette règle pour l'âge et la taille pourront toute fois être exceptés les tambours et les musiciens.
Art 9.. Tous les recrues seront présentés à l'officier que Sa Majesté aura pour cet effet à Neuchâtel, lequel les admettra ou les rejettera s'ils ne remplissent pas les conditions prescrites . Art
10.
Un soldat qui se sera rengagé dans les premiers six mois après avoir obtenu son congé, ne perdra point son ancienneté de service. · Art
11 .
En tems de guerre les congés absolus ne seront delivrés qu'après la fin de la campagne ; ou si elle se continue pendant l'hiver, après le 15e de Novembre.
t
2L
269
Congés.
Art
12.
En tems de pais, et à moins que des circonstances particulières ne s'y opposent, il sera accordé des congés à un officier par compagnie. Il en sera également accordé à autant de Sous-Officiers et de soldats qu'il y aura de surnuméraires dans le Bataillon ; sans que cependant le nombre de ces congés de sous-officiers et de soldats puisse excéder 20. Art
13.
Les soldats en congé jouiront pendant ce tems de leurs appointements oû qu'ils seront employés au recrutement. Les Bas- Officiers et soldats ne tireront que leur pret et decompte sans rations et devront payer leur service à la compagnie.
Dispositions générales. Art
14 .
Le Bataillon sera en tous tems à l'égard de la paye, de l'avancement, des rations, de l'équipement, de l'administration et de la justice, sur le même pied que les Gardes de Sa Majesté : bien entendu que cela ne lui donne aucune des prérogatives qui ont été accordées par exception au premier Régiment de Gardes à pied . - Les delits qui pourraient être commis dans la principauté de Neuchâtel par un individu du Bataillon, y seront punis par les tribunaux du pays : mais si la sentence est contraire aux principes admis pour les peines militaires, le conseil avant d'ordonner son exécution prendra les ordres de Sa Majesté. Art
15 .
Sa Majesté déclare, que le Bataillon ne sera employé dans aucun cas contre la confédération Suisse, dont la principauté de Neuchâtel fait partie.
Bern , le 20 Juillet 1814 . (signé) Frédéric Guillaume.
270 Anlage II.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Februar 1815.
Major und Kommandeur Graf v. Meuron. Sek. Lieut. du Pasquier, ፡ v. Reynier, = v. Sandolroy, = Morel, = Dardel, = Jeanjaquet , Droz.
Kapitän v. Meuron I., = v. Meuron II., = v. Brun, = v . Sandolroy , Prem. Lieut. v. Stürler , = Colomb, ፡ v. Pury , Sek. Lieut. v. Cöffrane (Adjut.),
Aggregiert: Sek. Lieut. Bettens, = v. Falquet, = v. Manuel.
271
Anlage III.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Mai 1825.
Kommandeur : Major v. Tilly. Sek. Lieut. v. Meuron , v. Pourtales .
Prem. Lieut. v. Coffrane , v. Reynier,
Aggregiert: Sek. Lieut. E = = = = =
Major v. Bojanowski , Kapitän v. Thadden , = v. Mizlaff, = Ferber, = Mohrenberg, Prem. Lieut. Küchler (Adjut.), = Baron v. Kottwiß ,
Regts. Arzt Dr. Balz.
v. Borck , v. Holwede, v. Seehausen, v. Hahn , Graf v. Pfeil, v. Goerne , v. Bornstedt.
272
Anlage IV.
Erläuterungen zu den Abbildungen der Fahne des Garde-Schüßen-Bataillons.
Die Beschaffenheit der Fahne des Bataillons im Jahre 1825. Die Fahnenstange war hellgelb poliert und hatte eine Totallänge von 9 Fuß 2 Zoll. Die Fahnenspize war vergoldet und herzförmig . In derselben befand sich der Namenszug mit der Königlichen Krone. Die Verbindung der Spize mit der Stange wurde durch einen kannelierten Hals gebildet. Als Fahnenschmuck war um dieſen Hals ein ſilbernes, mit drei ſchwarzen Streifen versehenes Fahnenband_geſchlungen, welches am Ende ſilberne Quasten trug, die mit schwarzer Seide durchwirkt waren. Das Fahnentuch war das der Garde zu Fuß, 5 Fuß im Quadrat, von weißer roher Seide. In der Mitte desselben zeigte ein orangefarbenes Feld den preußischen schwarzen gekrönten Adler mit Schwert und Donnerfeil. über dem Adler schwebte ein blaues Band mit der Inschrift : „ pro gloria et patria" . Das ganze Mittelfeld war durch einen Lorbeerkranz umschlossen. In den vier Ecken des Tuches stand in einem Lorbeerkranze, der durch die Königliche Krone geschlossen war, der Königliche verschlungene Namenszug . In der Mitte der Längsseiten befanden sich zwei plagende Granaten. Die Nagelung des Fahnentuches war in einer Länge von 5 Fuß auf die Fahnenstange erfolgt, und zwar auf einer Seite mit 69, auf der anderen mit 64 vergoldeten Bronzenägeln. Die Längsnagelung schloß oben mit einem, unten mit zwei Nägelkränzen ab. Zur besseren Haltbarkeit war unter die Nägel ein sich zu beiden Seiten der Stange hinziehendes, einen halben Zoll breites weißseidenes Ripsband gelegt. Kurz unter der Nagelung umschloß ein 134 Zoll breiter Meſſingring mit der schwarzen Inschrift: Gd.S.B. die Stange. Die Fahne hat im Laufe der folgenden Zeit Auszeichnungen erhalten : 1. Für die Teilnahme des Bataillons am Feldzuge gegen Dänemark (1848) : Zwei schwarzweiße Fahnenbänder (BB) (Band des Militär- Ehrenzeichens) mit Schwertern und filbernen Quaſten (Allerhöchste Kabinetts - Ordre vom 12. Januar 1861). Die ursprünglichen Fahnenbänder (A) wurden damit abgelegt. 2. Für die Teilnahme des Bataillons am Feldzuge gegen Österreich (1866) : Zwei schwarzweiß - orangefarbene Fahnenbänder (CC) (die preuBischen Farben mit der Orangefarbe des Bandes des SchwarzenAdler -Ordens ) mit Schwertern und silbernen Quasten (Allerhöchste Kabinetts -Ordre vom 1. Januar 1867) .
-
273
3. Für die Teilnahme des Bataillons am Feldzuge gegen Frankreich (1870/71): Das Eiserne Kreuz in die Fahnenspiße (Allerhöchste KabinettsOrdre vom 16. Juni 1871 ) . Auch die Kappe des Fahnen-Überzuges erhielt auf der einen Seite das Eiserne Kreuz . Die Fahne war zu folgenden denkwürdigen Ereignissen befehligt : Am
I
11
1. Juni 1840 zur Grundsteinlegung des Denkmals König Friedrichs des Großen zu Berlin. = 31. Mai 1851 zur Enthüllung dieses Denkmals. = 18. Januar 1861 zur Fahnenweihe in Berlin. = 18. Oktober 1861 zu den Krönungsfeierlichkeiten in Königsberg i. Pr. = 17. März 1863 zur Grundsteinlegung des Denkmals König Friedrich Wilhelms III . in Berlin. = 18. April 1865 zur Grundsteinlegung des Sieges -Denkmals in Berlin. = 21. September 1866 zum Einzuge und Tedeum in Berlin. = 16. Juni 1871 zum Einzug in Berlin und Enthüllung des Denkmals König Friedrichs Wilhelms III . = 2. September 1873 zur Enthüllung des Sieges-Denkmals in Berlin.
Der Allerhöchsten Kabinetts-Ordre vom 15. Juni 1815 entſprechend, wonach es gegen die Art des Dienstes " der Jäger und Schüßen sei, ihre Fahnen mit ins Feld zu nehmen, ist die Fahne des Bataillons in den Feldzügen von 1848, 1866 und 1870/71 in der Garniſon zurückgeblieben. Dem Schlußsaß der Allerhöchsten Kabinetts -Ordre vom 13. September 1888 gemäß, nach welchem die Jäger- und Schüßen-Bataillone „ihre Fahnen fortan in gleicher Weise, wie die gesammte Infanterie zu führen haben", wird die Fahne des Bataillons im nächsten Feldzuge mitgeführt werden.
Geschichte des Garde- Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
18
274
Anlage V.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Frühjahr 1848.
Kommandeur: Major v. Arnim. Hauptmann v. Merveilleux, Set. Lieut. Gr. v . Pourtales , v. Gélieu.
Zur Ergänzung des Etats : Sek. Lieut. v. Colomb, v. Calbo , = v. Uslar- Gleichen II., v. Buelow , = v. Soden , = v. Renzell, v. Lupinski , = v. Knobloch , = v. Moser.
=
Sek. Lieut. v. Wohna , = v. d. Hagen ,
=
Hauptmann v. Holwede, ፡ v. Goerne , Prem. Lieut. Reclam , = v. Gersdorff , Frhr. v. Falkenſtein, v . Ezel, Sek. Lieut. v. Uslar - Gleichen I., = v. Herzberg (Adjut.), = v. Pfuel , Girodz v. Gaudi,
Aggregiert : Sek. Lieut. v . Boelzig , = Klipfel.
Bataillonsarzt Dr. Döring. Sek. Lieut. Peters .
275
Anlage VI.
Verzeichnis der im Feldzuge 1848 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannschaften .
Tot : a. Bei Schleswig : Im Lazarett
1. Schüße Dammann , Schuß durch die rechte Schulter. zu Rendsburg gestorben.
b. Bei Düppel : 2. Schüße Niemeß , Schuß durch den Hals, ſtarb auf dem Schlachtfelde. 3. Schüße Stoßmeister, Schuß durch den Schenkel, ſtarb im Lazarett zu Schleswig.
Verwundet: a. Bei Schleswig : 1. Hauptmann v . Holwede , Quetschung der rechten Bruſt. 2. Unteroffizier Morawiß , Quetschung der Brust. 3. Schüße Dubois , Schuß durch das Kinn. 4. Köhlers II., Schuß in den Schenkel. = 5. Whß, Streifschuß an der linken Backe. = 6. Daneil, Streifschuß an der rechten Hand. 7. Deutschland, Streifschuß an der rechten Hand.
b. Bei Düppel : 8. Sekondlieutenant v. Soden , Schuß am Fuß. 9. v. Boelzig, Prellschuß am Unterschenkel. 10. Unteroffizier Zimmermann, Streifschuß an der Hand. 11. Schüße Bolze , Prellschuß am Schienbein.
18*
276 Anlage VII.
Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannſchaften, welche im Feldzuge 1848 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben.
Den Roten Adler-Orden 3. Klaſſe mit Schwertern : Major v. Arnim. Den Roten Adler-Orden 4. Klaſſe mit Schwertern : Lö að ai +
1. Hauptmann v. Holwede , 2. v. Gersdorff, 3. Lieutenant v . Gaudi , = 4. v . Wohna, = 5. v. Renzell. Das Militär-Ehrenzeichen 2. Klaſſe :
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Feldwebel Neumann. = Wunderlich , = Elsholz, Sergeant Frech , Unteroffizier Rosenbaum , Schulz, Gefreiter Jande , Schüße Rosalzky.
277
Anlage VIII.
Rangliste des Garde-Schützen-Bataillons im Mai 1864.
Kommandeur: Major Knappe v. Knappstädt. Sek. Lieut. v. d. Knesebeck, : v. Uebel, Graf v. Schweinit , = Graf zu Dohna , ፡ v. Seel, = v. Ahlefeld, = v. Mechow, = v. Massow , = v. d. Hagen, = v. Wilkonski. =
Hauptmann Frhr. v . Rechenberg , v. Mutius, = v. Gélieu, = v . Laue , Prem. Lieut. v. Wittken , = v. Sobbe , = b. Massow, = v. Bassewiß (Adjut. ), Sek. Lieut. v. Stosch, = Graf v. Goeßen, ፡ v. Beneckendorff und v. Hindenburg,
Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Werner. Assistenzarzt Dr. Naue. Zählmeister Delley.
278 Anlage IX.
Kriegs - Rangliste des Bataillons beim Ausmarsche 1866.
Kommandeur: Major v . Besser, Adjutant: Sek. Lieut. von dem Knesebeck, Assistenzarzt Dr. Kadday , Dr. Weisleder, Zahlmeister Lehmann.
1. Kompagnie. Prem. Lieut. v . Massow, Sek. Lieut. Graf zu Dohna I., ፡ v. Wilkonski , Port. Fähnr. v. Kirchbach, Feldwebel Schmolt.
2. Kompagnie. Hauptmann v. Laue, Prem. Lieut. v. Bassewig, Sek. Lieut. v. Seel, = Graf v. Bethush- Huc, Feldwebel Sergeant Linke.
3. Kompagnie. Hauptmann v. Wittken , Sek. Lieut. v. Beneckendorff und v. Hindenburg, von der Hagen, Port. Fähnr. v. Hatten , Feldwebel Möwes. 4. Kompagnie. Hauptmann v. Gélieu , Sek. Lieut. Graf v. Schweinig , = v. Massow , = Graf zu Dohna II., Port. Fähnr. v. Sydow, Feldwebel Sergeant Prömper.
Ersaß-Kompagnie.
Hauptmann v. Stülpnagel," später Major v. Grünberg , Sek. Lieut. v. Nebel, = v. Mechow, Port. Fähnr. v. Mitschke - Collande , Feldwebel Heese, Zahlmeister Delley.
Anlage X.
Verzeichnis der in der Schlacht bei Königgräß gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannschaften.
Tot und an den Wunden gestorben :
Hauptmann v. Laue Sekondlieutenant Graf v. Bethusy - Huc Feldwebel Möwes Sergeant Dieck Unteroffizier Bading = Schazmann Wolff Gefreiter Liebnizki = Thiel Einjährig-Freiwilliger Thuer Richter Schüße Gehrke = Wende Lepez Börschke = Delpenich
3 3
223 ++i
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14 . 15. 16.
223+ O CO HAD A
I
279
Verwundet : 1. Kompagnie.
1. Einj.-Freim . Meyer, 2. Schüße Braun,
3. Schüße Luß, = 4. John II. 2. Kompagnie.
1. Gefr. Hensberg , 2. = Blume , = Knothe, 3. 4. Schüße Thieme, 5. Reinhardt, Kaim , 6. 7. Gutzeit, = 8. Jaenecke ,
9. Schüße Müller , 10. Walter, 11 . Ihm, 12. Mack, 13. = Hoffmanns , 14. Bauer, Bumann, 15. = 16. Heering .
ciasto∞
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
280 3. Kompagnie . Sergt. v. Surminski , 9. Schüße = 10. Gefr. Kleinschmidt, = Gläßner , = 11. = Rother, 12 . 13. Schüße Winkler I., 14. v. Woiczykowski, = Knein, 15. = Kutscheidt,
Baßdorf, Franke I., Gröne , Schenk, Kauhausen, Herrmanns , Peter.
4. Kompagnie . 1. Laz. Gehilfe Hock, 2. Gefr. Schöpke, = König, 3. 4. Schüße Bührnheim, 5. Sterner , 6. Lücke , 7. Haug, 8. Dietrich,
9. Schüße Woyth, = 10. Tilly, 11. v. Langheim, 12. Schön, 13. Veling, = 14. Hoffmann III., 15. Schmidt.
In dem Feldzuge 1866 starben: 1. Kompagnie. 1. Sergt. Nerting , 2. Schüße Wunderlich , 3. Maertens , 4. Lämmer, 5. = Weidenbach,
6. Schüße Bothe, = 7. Doering, 8. Elsner, 9. Haeberle.
2. Kompagnie. 3. Schüße Wende , 4. Fritt. =
1. Gefr. Uskurath , 2. Schüße Peickert ,
3. Kompagnie.
1. Gefr. Immig, 2. = Abel, 3. Schüße Mohr, = 4. Müller, 5. Bleischwig , 6. Alberg ,
7. Schüße Weiß, 8. Schwarz, 9. Alenner, 10. Machill, 11 . Soeteberg.
4. Kompagnie. 1. Feldm . Prömper, 2. Unteroff. Kersten, 3. Schüße Brandt I., = 4. Beck I., = 5. Belting, 6. Richter,
7. Schüße Kraz , 8. Heinzelmann wurde durch Unglücksfall von einem Schüßen durch den Kopf geschossen.
281
Anlage XI.
Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche für die Schlacht bei Königgrätz Orden und Ehrenzeichen erhalten haben.
Den Kronen-Orden 3. Klaſſe mit Schwertern : 1. Major v. Besser, 2. Hauptmann v . Gélieu. Den Roten Adler-Orden 4. Klaſſe mit Schwertern :
1. Hauptmann v. Massow, 2. Premierlieutenant v. Bassewig, = 3. v. Beneckendorff und v. Hindenburg. Den Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern : 1. Sekondlieutenant Graf v. Schweinig , 2. Graf zu Dohna I., v . Massow , 3. 4. Stabsarzt Dr. Kadday.
=
Das Militär- Ehrenzeichen 1. Klaſſe : 1. Sekondlieutenant v . Hatten, 2. Feldwebel Linke. Das Militär-Ehrenzeichen 2. Klafſe :
1. Sergt. Milfch , 2. Tit, =
4. Unteroff. Schmücker , = Kiock, 5. 6. Gefr. Knothe , = Blume, 7. = Hensberg , 8.
1. Kompagnie. 3. Unteroff. Röder.
2. Kompagnie. 9. Schüße 10. = 11 . 12.
Kogge, Backhaus , Kaim , Gutzeit.
282 3. Kompagnie. 13. Sergt. v. Surminski , 14. Unteroff. Dankworth, = 15. Hirschfeldt, = 16. Thiemann, 17. Gefr. Nier,
18. Gefr. Schmidt, 19. Schüße Rother , 20. Krüger II., = 21. Gorgus , 22. Laz. Gehilfe Fischer. 4. Kompagnie.
23. Sergt. Hilbig, 24. Unteroff. Schulz, 25. Müller, = = 26. Lüders , 27. Gefr. Pfennigwerth,
28. Schüße Schöpke , = 29. Witte , 30. = Apel , = 31. Tilly, 32. Laz. Gehilfe Hock.
283 Anlage XII.
21
Kriegs-Rangliste des Bataillons beim Ausmarsche 1870 .
Kommandeur: Major Falkenstein v. Fabeck, Adjutant: Sekondlieutenant v. Massow, Feld-Stabsarzt : Dr. Leng , Feld-Zahlmeister : Peske. Sek. Lieut. der Res. Baron 1. Kompagnie. v . Buddenbrock, Hauptm . und Kompagniechef = v. Reclam , b. Massow, Port. Fähnr. v. Waldow, Prem. Lieut. Graf zu Dohna , Feldw. Verhofen. Sek. Lieut. Graf v. Schlieffen , = v. Langenbeck, 4. Kompagnie. Port. Fähnr. Haas , Serg. Niliszewski. Prem. Lieut. und Kompagnieführer von dem Knesebeck , 2. Kompagnie. Sef. Lieut. Graf zu Dohna II., = Hauptm. u .Kompagniechef v. Arnim, v. Rangau , Sek. Lieut. von der Hagen , Port. Fähnr. v. Haugwis, v. Sydow, Feldw. Wobith. Feld-Assistenzarzt Dr. Frank von Lichtenstein, Ersatz - Kompagnie. Feldw . Linke , Unteroff. v. Tepper - Laski. Hauptm . und Kompagniechef v. Wittken , 3. Kompagnie. Set. Lieut. Werner , = v. Borcke, Prem. Lieut. u. Kompagnieführer = v. Arnim , v. Beneckendorff und v . HinZahlm. Delley , denburg, Feldw. Schmolt. Prem. Lieut. v. Mechow ,
284
Anlage XIII.
Verzeichnis der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen und verwundeten Offiziere und Mannschaften.
I. Vom 18. August 1870. (Die rechtsstehenden Zahlen bedeuten die Kompagnie.)
A. Tot : 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41 . 42 . 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64.
Lur Beschel Raderecht Recht Roelle = Roth Scholz Schumann Schumacher Spieß = Steffen = Terörde Thiemann = Varlmann Wagener . Weist = Backhaus ፡ Baiczinsky Gefr. Brämer Schüße Edler = Erlekampf = Friedendorff = Goje = Großer Groth Gefr. Grunau Schüße Harder Gefr. Hardick = Höfig Schüße Hoffmann = Holste = Humm = Jacob = Mickein Noack Schüße = = =
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2222NNNNNNNNNNN222
1. Major u. Kommandeur Falkenstein v. Fabeck. 2. Hauptmann u. Kompagniechef 1 v. Massow 3. Sek. Lieut. von der Hagen 2 = 4. Graf zu Dohna II . 4 = 5. d. Res. Baron 3 v. Buddenbrock 6. Port.Fähnr. (Feldjäger) H a as 1 = 7. v . Waldow = 3 Reizenſtein 8. Avantageur Unteroff. v. Tep2 per- Laski 9. Feld-Assistenzarzt Dr. Frank 2 v. Lichtenstein 1 10. Serg. Neubert = 11 . 3 Steinken = 12 . 1 Steuer 13. Unteroff. Kettlig = 14. 2 Lusanski 15. = 3 Pape = 16. 4 Pfennigwerth = 17. Thiel (Einj. Freiw.) 3 = 18. 2 Wendt = 19. 1 Windolff 1 20. Schüße Böhme II. 21. Gerstmann 1 22. Einj. Freiw. Griehl 1 23. Schüße Grimpe 1 24. Gefr. Hansmann 1 25. Schüße Hempel = 26 . Hiller 27. 1 Jesse = 28. 1 Klinke 29. = Lieven
285
Obertreiß Rohm Schmidt II. Scheel II. Schweinheim Standtke Reimelt Riedel Weiß Wilking = Altmeyer = Dietsch = Fischer = Gärtner = Gorgus = Heimes = Heine Hildebrandt Gefr. Hoffmann Schüße Hoffmann Gefr. Jahn Schüße Knothe = Köpke = Kronmeyer = Lüttich Gefr. Macherah Schüße Martin Musie
2 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108 . 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115 . 116 . 117. 118. 119. 120.
Gefr. Reinhardt Schüße Schelske Schmidt Strüwer Vivas Völkel Wulf = Zickerick = Belau = Busch Gefr. Foerster Schüße Gottschalk Gefr. Gilleſſen Schüße Graß = Hirzsiefen Holst Köhler = Lenz = Machate Meuter = Müller Neumann = Niemann Röse Schilling = Schneider Siebels = Witschnowsky = =
Schüße = = = = = = = =
ao ao as an að að að ado
65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92.
3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
B. An den Wunden starben : 1 1 1 2
1
1 1 1 1 1 1 1 1
25. 26. 27. 28. 29. 30. 31 . 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41 . 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48.
Gefr. Scholz Schüße Schüler Wehlann = Weinrowsky Wever = Engels Griese = Herwig = Maerz Mengel Gefr. Pudenz Schüße Schönfeld Wollenweber Dahms Fickert Henke Krüger Maroski = Meißner Müller Gefr. Münch Schüße Ries Gefr. Schumann Schüße Wagner
2222 O∞∞ ad ad as an ad as
Sek. Lieut. Grafv. Schlieffen v. Langenbeck Unteroff. Hubrich = Pickerohr Rettschlag = Schade Ziegler Schüße Bahlke = Bielefeld = de la Barre = Breland Grade Henningsen Rombach Schmidt Schmock Sebastian Speer Block = Blume Unt. Lazarettgeh. de Fries Schüße Hahnel Luther Rentes
222222
=
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
3 3 3 3 3 3 4 4 4 4
4.
4 4
286
C. Außerdem wurden verwundet : 51. Schüße Gerber = 52. Glanz 53. Gottschalk Grundemann = 54. 55. Haaſe = 56. Henke = 57. Heurich = 58. Höller 59. = Huwers 60. Gefr. Hüttenbräuker 61. Schüße Janizkh = 62. Kersten 63. Kirsch 64. Knopfte 65. Menrath 66. Mengel = 67. Neuendorf = 68. Nünninghof = 69. Deffler 70. Gefr. Plähn 71. Schüße v. Pradzynski = 72. Rham = 73. Reinhold 74. Riesch = 75. Gefr. Rodrian 76. Schüße Rosenfeld 77. Rosenstiel 78. Gefr. Rossel 79. Schüße Schmidt 80. Schmidts 81. Schmidtsdorf = 82. Schneider 83. Gefr. Schnuchel 84. Schüße Schöne 85. = Schüler 86. Gefr. Schulz 87. Schüße Seif " 88. Sembdner = 89. Specht 90. Sperlich 91. Steinmann 92. Tolkmit = 93. Tschepe = 94. Ullrich 95. Vosen 96. Wasner Wiemann 97. 98. Gefr. Bellach 99. Schüße Benden 100. Binder 101. = Boehm 102. Bodsen 103 . Brandin 104. Bremen 105. Bruhn
1. Hauptm. und Komp. Chef v. Arnim 2 2. Prem. Lieut. und Komp . Führer v . Beneckendorff u. v. Hindenburg 3 3. Prem. Lieut. und Komp . Führer 4 von dem Knesebeck 4. Prem. Lieut. Grafzu Dohnal. 1 = 5. 3 v. Mechow 6. Sek. Lieut. u. Aðjut. v.Maſſow 1 2 7. Sek. Lieut. v. Sydow 8. v. Reclam 3 = 9. 3 v. Ranzau 10. Feldw. Linke 11. Serg. Thomas 12. Wohlfeil 13. Unteroff. Albrecht = 14. Badner 1 = 15. 4 Dannenberg 16. Dissars 17. Gottlöber, 3 Einj. Freim . = 18 . 3 Hoppe = 19. 3 Finger = 20. Fromme 21. = Kluge 4 = 22. 1 Paulinus = 23. 3 Schaaf = 24. v. Schellersheim 2 25. Siebert 3 26. Sonnemann = 27. Teudloff = 28. Tromm = 29. Volkmann 4 1 30. Schüße Arnsbruſt 31 . 1 Asthalter 32 . = Backes 1 33. Bartels = 34. 1 Bauschke 35. Beilfuß 36. Blumenthal 37. Bock 1 38. 1 Bongarz = 39. Burmeister 1 1 40. Gefr. Carlssohn 41. Schüße Dickmanns 42. = Drose = 43. Dupke = 44. Eilers 1 45. Gefr. Ehlert 1 46. Schüße Eltrop 47. 1 Fiedler = 48. 1 Fischer I. 49. 1 Fischer II. 1 50. Gefr. Frank
1 1 1 1
1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1
=
ad an ad a
— BOOTQ
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 2
=
11
2 2
2
=
287
2
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
Schüße Wicher Wickart ፡ Witt Zabel = August = Bastian = Bilsdorfer Briese = = Burmester = Busacker = Doering = Engels = Finte Flügge = Font = Franke = Goebe Graul Gefr. Grube Schüße Günther = Haack = Habicht = Hagen Hansjoſten = Heenen Herzell = Hoerenz Hoffmann = Jaeger = Jenisch = Josten = Ischler = Kellner = Kings Gefr. Klein Schüße Koeller = Koester = Krause = Kretschmer = Küstner = Linke = Lorenz = Markus = Meyer I. = Nize = Dehl Gefr. Dehne Schüße Delze = Oschmann = Plaschke = Peters II. = Pohlmann Rauhe Rocke Rohling Schilling = Schulte I. 1111
2
163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171 . 172 . 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191 . 192 . 193 . 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211 . 212. 213. 214. 215. 216. 217. 218. 219.
=
2
~~~~ AD AND AD AD And ad and as an að að að ∞ and as an ad AD AD AD AD að að að að að ad ad ad and and as an ad and ad as an AD AD ADD AD AN AD AND AD AD AD AD að að að
106. Schüße Czechowsky = 107. Daniel Dieckow 108. = Erdmann 109. = 110. = Falt 111. = Freyse 112. Gefr. Gah 113. Schüße Gebaur 114. = Grönke ፡ 115. Großmann 116. .: Hahn 117. = Haubrich ፡ 118. Hebgen 119. = Heitmann 120. Gefr. Hennig 121. Schüße Herwig 122. Hipp 123. Gefr. Hollmann 124. Schüße Hurth 125. Jaeger 126. = Jung = 127. Kallmeyer 2 128. Kaudelka 129. Gefr. Klode 130. Schüße Kluge = 131. Knappe 132. Noetter 133. Koetsche ፡ 134. Kuensten ፡ Kunz 135. = 136. Kurth I. = 137. Kurth II. = 138. Kuzner 139. Lefebure 140. = Marquardt = 141. Nagel = 142. Dezel = 143 . Otto II. = 144. Paul = 145 . Picker 146. = Pollaschke = 147. Brinz = Rautenkranz 148. = Reimann 149. ፡ 150. Richter III. = 151 . Rohmer = 152. Rosendahl 153. Schlochauer 154. Schlottig = 155. Schmidt I. 156. Schneider I. = 157. Schubach = 158. Schütz = 159. Schwedt = 160. Seligsohn = 161 . Vogels 162. Gefr. Walz
2 2 2 2
3 3 3
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
3
3
3 3 3
3 3 3 3 3 3 3
3
=
=
288
4 4 4 4 4
251. 252. 253. 254. 255. 256. 257. 258. 259. 260. 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271 . 272. 273. 274. 275. 276. 277. 278. 279. 280.
Schüße Mauerhoff ፡ Meißner = Meyer = Mehrahu = Micks Einj. Freiw. Mosch Schüße Naß Nothbaum Peisker Prior Einj. Freiw. Rammelsberg Schüße Rinke 4 Rofalski Rübnack = 4 Sandike = Sauer 4 Schiecke 4 Schleisigk 4 Scholl = Schwarz Sesselberg Skalweit = Stanneck = Strohschnitter Gefr. Tita Schüße Udelhofen Gefr. Voßz = Walther Schüße Wohsche 4 4 Zint = =
3 3
D. Vermißt wurden : 8. Schüße = 9. 10. = = 11. = 12. = 13. HAW1122
1. Schüße Diener 2. Gefr. Harms 3. Schüße Kinzel = 4. Schuster ፡ 5. Winter ፡ 6. Hellwig 7. Henke
3
444
220. Schüße Schulte II . = 221. Schunert 222. Schulz 223 . Voigt 224. Warneking 225. = Wichmann 226. = Winkler = 227. Winnesberg 228. Wohlers 229. Wüsthofen = 230. Turk = 231 . Beator 232. Beck 233. Behrendt 234. Belke = 235. Bernsdorf = 236. Bukowski 237. = Carls = 238. Czikowski 239. Gefr. Dehnicke 240. Schüße Engelberg 241. = Gade 242. = Hädicke 243. Hertling 244. Hof 245. Jäusch = 246. Kuboth = 247. Kunst 248. = Liere = 249 . Linneweber 250. Luy
Hinnrichs Franke Kahlow Rüdiger Czekalla Siewert
3 3 3 4 4
289 II.
Vom 30. Oktober 1870.
A. Tot : 4. Schüße Skornia 5. Begoll = (Jäger) Mogwit 6.
44
Haia
B. An den Wunden starben : 1 4. Gefr. Philipp 1. Schüße Hoffmann = = Seehausen 5. 2. 4 Klostermann 3. Memmert
122
1. Sek. Lieut. u. Adjut. v . Reclam 3 4 2. Sek. Lieut. v. Haugwiz 1 3. Schüße Krüger
4 4
2222AAAA +4
2222
+++
C. Außerdem wurden verwundet : 13. Schüße Leonhardt = 14. Licht = 15. Liedtke = 16. Michaelis 17. Noth = 18. Richter II. = 19. Scheel I. = 20. Vogt 21. Jäger Conradi 22. Gefr. (Jäger) Eckert 23. Schüße Krohn = 24. Müller 25. Riecke
1. Prem. Lieut. u. Komp . Führer 1 Graf v. Keller 1 2. Set. Lieut. v. Arnim 4 3. Unteroff. Diſſars. 2 4. Kioc 5. Schüße Braun 1 6. = Frenzel 1 7. Jäger Nieusela 1 8. Zeuschner 9. Hehl 10. Schüße Heim = 11 . Hoffmann 12. Gefr. Krauß
4 ·4 4
III. Vom 21. Dezember 1870 .
A. Cot :
1
1. Jäger Knapp B. An den Wunden starb :
1
1. Jäger Mag verwundet : Schüße Fuhrmann Graul Klien Küstner Jäger Leonhardt Bindert Schüße Fraaz Müller = Reised
=
፡
D. Es gerieten verwundet in Gefangenschaft: 1 3. Gefr. Müller 1
3 3 3 3 3 4 4 4 4
1
1. Schüße Burmeister 2. Jäger Maß
Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons . 2. Aufl.
að að an ap ap ++++
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
C. Außerdem wurden 1 10. 11 . 3 12. 1 1 13. 1 14. 15. 1 1 16. 17. 1 1 18 .
Unteroff. Kaiser Schaaf Jäger Bergmann Schüße Burmeiſter Jäger Cavet Schüße Häger Gefr. Müller Schüße Reimer Jäger Sello
19
290
IV. Sonſtige Verluste im Feldzuge 1870/71. A. Auf dem Marſch zum mobilen Bataillon bei Verdun am 29. Auguſt 1870 gerieten in Gefangenschaft : 1. Schüße Memmert 2. Gefr. Witte 4 B. Im Vorpostengefecht bei Drancy am 6. Oktober 1870 wurde verwundet und geriet in Gefangenſchaft: 4 1. Gefr. Thies C. Auf Vorposten in Le Bourget am 9. Dezember 1870 wurde verwundet: 2 1. Schüße Bruer
=
V.
1.
5.
3
3 3 4
Gesamtverlust im Feldzuge_1870/71.*)
Offiziere u. Offizierdiensttuende einschl. 1 Arzt Tot und an den 13 Wunden gestorben 10 Verwundet Vermißt . In Gefangenschaft geraten Gestorben 23 Im Ganzen
Unteroffiziere
Gefreite und Schüßen
15 22
153 284 13
21
2. 3. 4.
222an at an a
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
D. Es starben außerdem im Feldzuge: 2 10. Schüße Grasmück Unteroff. Gay 1 Roeder 11. Jäger Klene = 1 Stüßer 12. Schüße Vendel 1 Schüße Pankrah 13. Gefr. Klietsch 1 Gefr. Pittag 14. Schüße Schlums ፡ 15. Jäger Anniš Seelig Schüße Böttcher 16. Trainsoldat Scheidt = Bruhn 17. Schüße Vieser Friedrich
3 40
2 14
466529 Köpfe.
Verlust an Pferden : 9. *) Der Gesamtverlust an Toten und Verwundeten im Feldzuge 1870/71 iſt um 9 Köpfe geringer als ein Zusammenzählen der Verluste der einzelnen Gefechtstage ergibt. Es erklärt fich dies daraus, daß einige Persönlichkeiten zweimal verwundet worden sind, andere, welche verwundet worden und später gefallen oder verstorben sind, bei der Gesamtberechnung múr unter den Toten Aufnahme gefunden haben. Außer den unter Nr. 4 angegebenen 2 gefangenen Schüßen sind noch 3 Verwundete in Gefängenſchaft geraten.
291
Anlage XIV.
Verzeichnis derjenigen Offiziere und Mannschaften, welche im Feldzuge 1870/71 Orden und Ehrenzeichen erhalten haben.
Es haben erhalten :
a. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse : 4. Lieut. v. Sydow. 1. Prem. Lieut. v . Apell. 2. Hauptm. u. Komp . Chefv . Arnim. 5. Unteroffiz. Dissars. 3. Major u. Komdr. v . Boelzig,
9.
11.
22. 23. 24.
2213IE
12. 13 . 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.
am ſchwarzen Bande : 4 Schüße Brincopp 2 Bronder = 2 Gefr. Bröske 1 Schüße Burmeister 1 Gefr. Carlssohn Einj. Freiw . Gardejäger Cavet 1 4 Serg. Dannenberg 4 Unteroff. Dissars 3 Serg. Dittmann Schüße Ettelt Fahlfing = 3 Serg. Finger Schüße Fraaz Friz = Gefr. Gay Feldw . Getschmann Einj. Freim . Unteroff. Gott3 löber 1 Gardejäger Hahn 2 Schüße Heim Oberlazarettgeh. Heinzinger 1 4 Gefr. Hellmann ፡ Hildebrandt 2 = Hilke 3 3 Unteroff. Hoppe Serg. im Garde-Jäger-Bat., komört. zum Garde-SchüßenBat. Huttanus Schüße Jungjohann Unteroff. Kaiser Gefr. Kehling Feldw. Kiliszewski Unteroff. Kirchner 19*
4B4122
10.
b. Das Eiserne Kreuz 2. Klaffe 25. Prem. Lieut. v. Apell. 26. Hauptm.u. Komp. Chefv . Arnim. Sek. Lieut. v . Arnim. 27. = v. Besser. 28. 29. Major und Komdr. v. Boelzig . Prem. Lieut. Graf zu Dohna. 30. 31. Port. Fähnr. v. Haugwiß. 32. Hauptm. u. Komp. Chef v. Beneckendorffu. v . Hindenburg . 33. 34. Prem. Lieut. im Garde- JägerBat., komdrt. zur Dienstleistung 35. 36. zum Garde - Schüßen- Bat. Graf v. Keller. 37. Hauptm.u.Komp. Chef von dem 38. 39. Knesebeck. Sek. Lieut. d . Res. d . Garde40. 41. Jäger-Bats ., komdrt. zum GardeSchüßen-Bat. Lutteroth. 42. Prem. Lieut. v. Massow. = v. Mechow. 43. Sef. Lieut. v. Rangan. 44. = v. Reclam. 45. = 46. v. Sommerfeld. 47. Hauptm. aggr. d. Bat. v. Specht. 48. Prem. Lieut. v. Sydow . Sek. Lieut. v. Weller. 49. Prem. Lieut. Werner. Sek. Lieut. d. Ref. des Garde50. Jäger-Bats., komdrt. zum Garde51. Schüßen-Bat. Zinnius. 1 52. Schüße Bock 4 53. Unteroff. Borcholt = 1 54. Braungartt
422
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
292
4182144
72. 73. 74. 75. 76. 77.
1 Unteroff. König 2 Gefr. Kraus 1 Schüße Kunze 2 Gefr. Langer Schüße Laß 4 1 Unteroff. Lehmann 2 Schüße Liedtke 2 Feldw. Linke 1 Unteroff. Löwer 1 Gefr. Lipinski 3 Serg. Lüders Lazarettgehilfe Monglowski 4 1 Gefr. Müller 4 Schüße Müller I 3 Unteroff. Nier 3 Gefr. Niessen Gefr. im Garde - Jäger - Bat., komdrt. zum Garde-SchüßenBat. Nizke Schüße Nünninghoff 3 Gefr. Dehne Schüße Paul Unteroff. Poinke Schüße Prior = Buzer
78. Einj. Freiw. Schüße Rammels4 berg 3 79. Unteroff. Schaaf 4 80. = Schade 81. Serg. v . Schellersheim 82. Schüße Schittke 83. 3 Schmiehl 3 84. Unteroff. Schulz 1 85. Schüße Schürmann 86. Einj. Freiw. Gardejäger, komdrt. zum Garde-Schüßen1 Bat. Sello 4 87. Serg. Sperlich 1 88. Schüße Spindler 3 89. Unteroff. Storch 3 90. Lazarettgehilfe Stramm 1 91. Unteroff. Teudeloff 1 92. Serg. Todtenhoff 3 93. Unteroff. Wege 94. Feldw. Wobith 95. Serg. Wohlfeil 96. Kriegsfreiw . Gardejäger, komört. zum Garde-Schüßen1 Bat. Zeuschner
223 GD —
55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71.
c. Das Eiserne Kreuz am weißen Bande : 1. Stellvertretender Stabsarzt Dr. Leng.
d. Das Ritterkreuz des Königlich Sächsischen Albrechts-Ordens mit Kriegsdekoration : 1. Hauptm. u. Komp . Chef v. Arnim. e. Den Kaiserlich Ruſſiſchen St. Georgen-Orden 5. Klaffe : 1. Feldw. Dittmann 3 4. Serg. Todtenhoff ፡ 2. 2 5. Unteroff. Dissars Getschmann 1 3. Serg. Lehmann
1 4
f. Die silberne Königlich Sächsische St. Heinrichs -Medaille : 1. Unteroff. Müller
1
g. Die silberne Köhiglich Sächsische Albrechts-Medaille : 1. Schüße Sakrogki
1
293
Anlage XV.
Rangliste des Garde-Schützen-Bataillons im Sommer 1882.
Kommandeur: Oberstlieutenant v. Nickisch- Rosenegk.
Sek. Lieut. Frhr. v. der Horst v. Hiller v. Gülich = v. Jahn Frhr. Speck v. Sternburg = v. Lewinski = v. Helldorff Neander v. Petersheiden
1 4 2 4
3 4
+B
Aggregiert : Major du Jarrys Frhr. v . la Roche, Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Haaſe. Assist. Arzt 1. Klasse Dr. Schjerning. Zahlmstr. Delley. Feldw. Heimberg 2 Feldw . Holz 1 Schirmer Leopold
4 3 2 3
∞ a m
2 Hauptm. v. Seydlig = 1 v. Normann = 3 v . Briezke ፡ v . Hennigs Prem. Lieut. Frhr. v . Falkenſtein 2 = 1 v. Besser v. Sydow (Adjut. ) = 4 des Barres 3 Sek. Lieut. v. Block = Frhr. v. der Golg 4 1 v. dem Knesebeck
=
294
―
Anlage XVI.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons beim Garnisonwechsel nach Groß-Lichterfelde im September 1884.
Kommandeur: Oberſtlieutenant v. Nickiſch - Rosenegk.. Sek. Lieut. v. Jahn, Frhr. Speck v. Sternburg I., = v. Lewinski (Adjut.) = v. Helldorff, = Neander v. Petersheiden, = Mauve gen. v. Schmidt, = Frhr. Speck v. Sternburg II., = Frhr. v. d. HeydenKynsch. =
Hauptm. v. Seydlig, v. Normann , = = v. Briezke , ፡ v. Hennigs , Prem. Lieut. v. Besser , = v. Sydow, = des Barres , = v. Rothkirch u. Panthen, Sek. Lieut. Frhr. v . d. Golz , = von dem Knesebeck , Frhr. v. d. Horst, = v . Hiller ,
Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Krocker, Assistenzarzt 1. Klaſſe Dr. Krauſe, Zahlmeiſter Schilling, Feldwebel Holz , Schirmer, Schulz , Leopold.
=
[
Anlage XVII.
Rangliste des Garde- Schüßen - Bataillons im Mai 1889.
Kommandeur : Major v. Scholten. Hauptm. v. Hennigs , v. Dassel, = v. Besser, = v. Borries , Prem. Lieut. v . Rothkirch u. Panthen , = von dem Knesebeck, = v. Zülow, Frhr. v. Schleiniş , Sek. Lieut. v. Lewinski, = v. Helldorff (Adjut.) Frhr. Speck v. Sternburg ,
=
[!
295
Set. Lieut. Mauve gen. v. Schmidt, = Frhr. v. d. HeydenRynsch, Frhr. Ebner v. Eschenbach, = v. Ködkrig u. Friedland, = v. Busse, = v . d. Groeben, = Frhr. v. d . Horst, = Frhr. v. Bourscheidt.
à la suite :
Premierlieutenant v. Hugo. Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Hümmerich. Zahlmeister Wilken. Feldwebel Schirmer , Schulz , Gräser, Lohöfer.
296
Anlage XVIII.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons im Herbſt 1890.
Kommandeur: Major v . Scholten
432 ÖFJ2 JK3 LH.EK2 ☀
42 ** Aggregiert: Major v. Hennigs Besser 42 3 Sek. Lieut. Frhr. v. der Heyden4 1 Borries Rynsch Bonin BrHL3b 2 k. z. Geſandtsch. n. Brüssel Nazmer ÖFJ3 NO3 4 v. Ködkrig u. Fried1 1 land I. Prem. Lieut. v. Leyser = = 1 v. dem Knesebeck 2 v. Busse = Frhr. v. der Horst 1 Frhr. v. Schleinig StvRum3b 3 Frhr. v. Bourscheidt 4 1.3. Kriegsakademie v. Ködriz u. FriedLand II. 2 v. Lewinski 2 Frhr. v. Chambrier 3 1.3.Kriegsakademie Sef. Lieut. v. Helldorff (Adjut.) Port. Fähnr. Frhr. v. Werthern 3 = Frhr. Speck v. SternGraf v. Arco = 4 burg v. Bentivegni Mauve gen . = Avantageur v. Stephani 3 v. Schmidt
Hauptm . = = =
v. v. v. v.
21 8 3D421
à la suite : General der Infanterie v . Gélieu , s. Komdtr. v. Coblenz und Ehrenbreitſtein. Stabsarzt : Dr. Hümmerich. Zahlmstr.: Wilken. Feldwebel 1834
Scholz Winkler Kurth Ristow
2
297 Anlage XIX.
Rangliste des Garde-Schüßen-Bataillons am 1. Januar 1898.
432 Kommandeur: Oberstlieutenant v. Pawlowski SA3 1 Sek. Lieut. v. Stephani BrHL3b 2 Hauptm . v. Bonin = = Le Tanneur v. SaintFrhr. v. Nauendorf 3 Paul = 4 v. Helldorff = 2 v. Arnim (Albrecht) = Frhr. Speck v. Stern= 4 v. Derzen 1 burg SAзb ÖFJ3 = 3 v. der Decken = Mauve gen. v. Schmidt 4 = v. der Osten f. b. d. 39. Inf. Brig. v. Harnier Prem. Lieut. v. Gélieu SAзb ŘSt3 4 v. Brünned = 1 v. Bassewig = v. Stutterheim = 2 v. Wissmann = = v. Stülpnagel Frhr. Locquenghien = v. Alvensleben HSEH36 SLÍ.EK4 = 4 v. Arnim (Friedrich) (Adjut.) Port. Fähnr. v. Münchow Sek. Lieut. Frhr. v . Chambrier 4 = v. Pogrell = Frhr. v. Werthern 1
=
I à la suite :
133 General der Infanterie v. Gélieu 2mSt 1 3 2 BZL2b BMV2α BL3 MMV2 GSF2X Generalmajor Friedrich Auguſt Johann Ludwig Carl Gustav Gregor Philipp , Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachſen, K. H. BdT BZLBI BH GHL1 OV1mK SR GSF1 HSEH1 WK1 BL1 GE1 ÖGV ÖSt1 PC1 PBď A1 StvRum1 RAdx . St1 TJ1 T01
Sek. Lieut. v. Bentivegni . Stabsarzt : Dr. Brugger.
Zahlmstr.: Mayer FW2
1834
Feldwebel Friedrich Schulz Klimant Helmbold
2
298
Anlage XX.
Inspekteure der Jäger und Schützen.
CÒN Toi CÓ Lo
1. Von 1814 bis 1817 Oberst v . Wizleben. = 1817 = 1841 Major v. Neumann. 2. 3. = 1841 ፡ 1848 Oberstlieutenant v. Knoblauch. = 1848 = 1854 Major v. Arnim. 4. 5. 1854 1858 Oberstlieutenant v. Plonski. ፡ 1858 = 1863 = 6. v. Werder. = 1863 = 1868 Oberst Graf zu Dohna. 7. = 1868 = 1871 Generalmajor v. Oberniß. 8. Während des Feldzuges mit den Geschäften des Inspekteurs beauftragt: Oberstlieutenant Frhr. v. Rechenberg. 9. Von 1871 bis 1873 Generalmajor Baron v. d. Golk. = 10. = 1873 = 1875 v. Stiehle. = 1875 = 11. 1881 v. Thiele. 12. = 1881 = 1883 = v. Leszczynski. ፡ 13. 1883 = 1887 v. Arnim. ፡ = 1887 = 1890 14. Graf Find v. Finckenstein. = 15. 1890 = 1892 v. Oidtman. = 1892 ፡ 1894 16. v. Schweinichen. 17. 1894 = 1898 Generallieutenant v. Müller. 2 18. 1898 ab Oberst v. Arnim. =
=
==
=
Anlage XXI.
Verzeichnis
der Kommandeure des Garde-Schüßen-Bataillons.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
14.
15. 16. 17. 18. 19 . 20. 21. 22.
Major Graf v. Meuron vom 5. Auguſt 1814 bis 7. November 1816 . = v. Wigleben vom 7. November 1816 bis 28. Auguſt 1818. = v. Tilly vom 28. Auguſt 1818 bis 30. März 1829. Oberstlient. v . Grabowsky vom 30. März 1829 bis 8. November 1830 . v. Thadden vom 21. November 1830 bis 30. März 1840. v. Brandenſtein vom 30. März 1840 bis 27. März 1847. Major v. Arnim vom 27. März 1847 bis 24. August 1848 . Oberstlieut. Vogel v. Falckenstein vom 24. Auguſt 1848 bis 4. Mai 1850. Major v . Thiesenhausen vom 14. Mai 1850 bis 15. Juli 1851 . Oberstlieut. v. Eberstein vom 17. Juli 1851 bis 26. Oktober 1854. = v. Kaldstein vom 14. November 1854 bis 12. Juni 1860. Major v. Bülow vom 1. Juli 1860 bis 10. September 1861 . Oberstlieut. Falkenstein v. Fabeck vom 20. September 1861 bis 10. Februar 1863. = Knappe v. Knappstädt vom 10. Februar 1863 biz 20. Mai 1866. = v. Besser vom 20. Mai 1866 bis 12. April 1870 . Major Falkenstein v . Fabeck vom 12. April 1870 bis 18. Auguſt 1870 . Oberstlieut. v. Boelzig vom 24. Auguſt 1870 bis 24. Mai 1879 . = v. Nickisch - Rosenegk vom 24. Mai 1879 bis 14. Oftober 1884. v. Beneckendorff u. v. Hindenburg vom 14. Of tober 1884 bis 6. November 1888. = v. Scholten vom 6. November 1888 bis 16. Juni 1894. = v. Pawlowski vom 16. Juni 1894 bis 22. März 1897. Major Frhr. v . Röder v. Diersburg seit dem 22. März 1897. =
1
299
300 Anlage XXII ,
Verzeichnis der Kompagniechefs und Führer.
1. Kompagnie.
10. 11. 12 . 13. 14: 15. 16. 17. 18 . 19. 20.
Kapitän de Sandolroh vom 21. Juli 1814 bis 1815. = v. Bajanowsky vom 20. April 1815 bis 18. September 1818. = v. Schrabisch vom 18. Oktober 1818 bis 25. Mai 1822. = Mohrenberg vom 20. Juni 1822 bis 30. März 1834. Premierlieutenant v . Alvensleben vom 1. April 1834 bis Oktober 1835. Kapitän Molière vom Oktober 1835 bis 26. März 1841 . = v . Alvensleben vom 14. April 1841 bis 31. März 1846. Hauptmann v. Goerne vom 31. März 1846 bis 14. Mai 1850. = Graf Neidhardt v . Gneiſenau vom 18. Juni 1850 bis August 1854. = v. Schmeling vom Auguſt 1854 bis 11. Juli 1856. = v. Scheliha vom 13. August 1856 bis 13. Juni 1857. v. Grünberg vom 25. Juli 1857 bis 20. September 1859. = v. Mutius vom 13. Oktober 1859 bis 23. Mai 1866. v. Massow vom 23. Mai 1866 bis 18. Auguſt 1870. Während des Feldzuges 1870/71 Führer : v. Apell , v. Specht , Graf Dohna, Graf v. Keller. Hauptmann v. Nickisch - Rosenegk vom 9. Mai 1871 bis 13. April 1872. = Frhr. v. Biſſing vom 20. Juni 1872 bis 15. September 1877. = v. Normann vom 15. September 1877 bis 10. Auguſt 1888. v. Borries vom 10. August 1888 bis 12. September 1895. Frhr. Speck v . Sternburg seit dem 12. September 1895.
=
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
2. Kompagnie. 1. Kapitän v. Meuron vom 1. Juli 1814 bis 1816. = 2. von der Hagen von 1816 bis 1819 . 3. v. Miglaff vom 6. April 1819 bis 21. November 1830. = 4. v. Coffrane vom 15. Dezember 1830 bis 26. März 1841 . E 5. v. Holwede vom 14. April 1841 bis 21. November 1848. 6. Hauptmann v. Kaldstein vom 21. November 1848 bis 14. November 1854. = 7. v. Calbo vom 14. November 1854 bis 27. Februar 1858. = 8. v. Schöning vom 27. Februar 1858 bis 28. Mai 1861 . = 9. v. Laue vom 8. Juni 1861 bis 3. August 1866 . = 10. v. Arnim vom 30. Auguſt 1866 bis 1. Februar 1875. 11. v. Ende vom 2. Februar 1875 bis 13. März 1879. = 12. v. Seydlig vom 13. März 1879 bis 11. Februar 1886. = 13. v. Dassel vom 11. Februar 1886 bis 24. März 1890 . = 14. v. Bonin seit dem 24. März 1890 .
=
-
301
3. Kompagnie.
11
1. Kapitän v. Brun vom 22. Juli 1814 bis 1817. = 2. Colomb vom 24. Dezember 1817 bis 20. Auguſt 1821 . = 3. Ferber vom 27. September 1821 bis 13. Februar 1828. = 4. Baron v. Kottwig vom 14. März 1828 bis 26. März 1841 . 5. v. Borck vom 14. April 1841 bis 21. April 1848. 6. Hauptmann Reclam vom 9. Mai 1848 bis 14. Dezember 1848 . = .7. Frhr. v. Falkenstein vom 20. Januar 1849 bis 14. April 1857. 8. Baron v. der Golg vom 14. April 1857 bis 8. April 1858. = 9. Frhr. v. Rechenberg vom 8. April 1858 bis 9. Mai 1865 . = 10. v. Wittken vom 11. Mai 1865 bis 16. Juli 1870. 11. v. Beneckendorff und v . Hindenburg vom 16. Juli 1870 bis 5. Februar 1875. = 12. Eichrodt vom 6. Februar 1875 bis 24. Mai 1879 . 13. v. Briezke vom 24. Mai 1879 bis 18. April 1885. 14. Frhr. Röder v . Diersburg vom 18. April 1885 bis 11. Februar 1886. = 15. Mejer bom 11. Februar 1886 bis 1. September 1886. = 16. v. Besser vom 1. September 1886 bis 14. September 1893. = 17. Frhr. v . Nauendorf ſeit dem 14. September 1893 .
4. Kompagnie. 1. Kapitän v . Meuron vom 20. Juli 1814 bis 1815 . = 2. v. Thadden vom 18. März 1816 bis 16. Juni 1826. = 3. Küchler vom 18. Juli 1826 bis 30. März 1839. 4. v. Reynier vom 25. April 1839 bis 30. März 1844 . 5. Hauptmann v. Goerne vom 13. April 1844 bis 31. März 1846. = 6. v. Merveilleux vom 19. April 1846 bis 11. September 1852. x 7. v. Herzberg vom 11. September 1852 bis 14. Juni 1859. = 8. v. Bernhardi vom 30. Juni 1859 bis 7. Juni 1860. = 9. v. Gélieu vom 10. Juni 1860 bis 25. September 1867. = 10. Dammers vom 25. September 1867 bis 22. April 1869. = 11. v. Treskow vom April 1869 bis Juli 1870 . 12. = v. dem Knesebeck vom 16. Juli 1870 bis 14. Februar 1880. = 13. du Jarrys Frhr von la Roche vom 14. Februar 1880 bis 16. August 1881 . 14. v. Hennigs vom 16. August 1881 bis 23. Mai 1890 . 15. v. Nazmer vom 23. Mai 1890 bis 16. September 1895. 16. v. Helldorff seit dem 16. September 1895. 11
=
302
Anlage XXIII .
Verzeichnis der aktiven Offiziere des Garde-Schüßen-Bataillons von der Stiftung bis zur Gegenwart. *)
1. Graf v. Meuron , Major u . Komdr., zu leßterem ernannt 1814, früher Kapitän im Inf. Regt. Fürst Hohenlohe Nr. 32 ; 1820 als Major ver absch. Starb 1824 als Gesandter d . Schweizer Eidgenoſſenſchaft in Kopenhagen. 2. v. Meuron I. (Karl), 1814 als Kapitän eingetr., früher in engliſchen Diensten, 1815 als Kapitän des Bats . verabsch. Starb 1818 in Neufchatel. 3. v. Pury , 1814 als Prem. Lieut. eingetr., 1817 als Prem. Lieut. d . Bats . verabsch . In Neufchatel verstorben. 4. v. Meuron II. (Ludwig), 1814 als Kapitän eingetr., früher im Bat. des Fürsten von Neufchatel, **) 1815 als Kapitän verabsch. 1818 d. Garde-Garnison -Bat. als Major aggreg. 1835 als Oberstlieut. verabsch. — 1852 gestorben. 5. v. Sandolroy (Heinrich), 1814 als Kapitän eingetr., 1815 als solcher ins 17. Inf. Regt. vers. ― 1833 als Major verabsch. Starb 1856 in Neufchatel. 6. v. Stürler, 1814 als Prem. Lieut. ins Bat. vers., früher i . Regt. Garde, 1820 als Kapitän d . Bats. verabsch. - Starb in Bonn. 7. v. Coffrane (Auguſt), zuleßt Kapitän im Bat., 1814 als Sek. Lieut. 1852 als Oberſteingetr.; 1841 als Kapitän ins 11. Inf. Regt. vers. lieut. verabsch. - 1880 gestorben. 8. v . Brun , 1814 als Kapitän eingetr., früher im Bat. d . Fürſten von Neufchatel; 1817 als Major dem Kaiser Alexander Gren. Regt. aggreg., 1820 als solcher verabsch. 1824 in Worb in der Schweiz gestorben. 9. Colomb , zuleßt Kapitän im Bat., 1814 als Prem. Lieut. eingetr., früher im Bat. des Fürsten von Neufchatel. - - Starb 1821 als Kapitän des Bats. 10. du Pasquier , 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1816 als solcher verabsch. Nach Brasilien ausgewandert. 11. v. Reynier , zulegt Major im Bat., 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1845 als Oberstlieut. verabsch. - Starb 1875 in Neufchatel. 12. v. Sandolroy (August Wilhelm), 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1821 als solcher verabsch. Nach Neufchatel zurückgekehrt und dort gestorben. 13. Morel, 1818 als Sek. Lieut. eingetr., 1816 als solcher verabſch. Nach Frankreich ausgewandert. *) Die Namen derjenigen Offiziere, welche der Armee später als Generale angehört haben bzw. noch angehören, sind fett gedruckt. Als „eingetreten" (ins Bataillon) find alle diejenigen bezeichnet, welche vor ihrem Eintritt ins Bataillon nicht bereits in anderen preußischen Truppenteilen als Offiziere gestanden haben. ** ) Berthier, Marschall von Frankreich. Siehe Seite 3 des Tertes.
303 14. Dardel, 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1815 als solcher verabsch .. Nach Frankreich ausgewandert. 15. Jeanjaquet , 1815 als Sek. Lieut. eingetr., 1820 als solcher verabsch., 1824 den Charakter als Prem. Lieut. erhalten. F Starb in Basel. 16. Droz , 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1817 als solcher verabsch. Starb in Morges in der Schweiz. 17. Bettens , 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1816 als solcher verabsch. Nach der Schweiz zurückgekehrt und gestorben. 18. v. Falquet, 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1815 in das Kaiser Franz Gren. Regt. vers. In dems. Jahre als Sek. Lieut. verabſch. — Nach der Schweiz zurückgekehrt und gestorben. 19. v. Manuel , 1814 als Sek. Lieut. eingetr., 1818 als solcher verabsch. Nach Batavia ausgewandert. 20. v. Möllendorff, zulegt Prem. Lieut. im Bat., 1815 als Sek. Lieut. hineinvers. v. Schles. Schüßen-Bat., 1824 als Prem. Lieut. d . Bats . verabsch. u. gestorben. Starb 1820 als 21. Offelsmeyer, 1815 als Freiwilliger eingetr. Sek. Lieut. d . Bats . 22. v . Bojanowsky , zulezt Major im Bat., 1815 als Kapitän hineinvers. v. Schles. Schüßen-Bat., 1825 als Major ins 20. Inf. Regt. vers. ― 1841 als Oberst verabsch. ― Starb 1859 in Schlesien. 23. v. Thadden , zuleßt Oberstlieut. u. Komdr., 1816 als Kapitän hineinvers., früher Prem. Lieut. im Garde-Jäger-Bat., 1840 3. Komdr. des 11. Inf. Regts . ernannt, 1841 zu Gräfenberg als solcher gestorben. 24. Mohrenberg , zulezt Kapitän im Bat., 1816 als Sek. Lieut. hineinverſ. v . 1. Garde-Regt. z . F., 1836 als Major z. d . Offizn. v . d. Armee vers. u. 3. Plazmajor v. Berlin kommandiert. Starb 1869 als Oberst a. D. in Berlin. 25. Küchler, zulezt Kapitän im Bat., 1816 als Sck. Lieut. hineinvers. v . 1. Garde-Regt. 3. F., 1839 als Major u. Bats . Komdr. ins 2. Garde1876 gestorben. Landw . Regt. verſ. 1848 als Oberstlieut. verabsch. 26. v. Kottwiß (Karl), zulezt Kapitän im Bat., 1816 als Sek. Lieut. hineinvers. v . 1. Garde-Regt. 3. F., 1841 als Major ins 27. Jnf. Regt. vers. Starb 1854 als solcher in Schlesien. 1843 als Oberstlieut. verabsch. 27. v. Wihleben, Major u. Komdr., zu lezterem ernannt 1816, früher im 25. Inf. Regt.; 1818 z . Komdr. d. Kaiſer Franz Gren. Regts . ernannt. 1838 Generalmajor u. Komdr. d . 9. Landw. Brig., 1845 Generallieut. u . Kommandant v . Glaz. Als solcher in dems. Jahre geſtorben. 28. de Bosset , 1816 als Sek. Lieut. eingetr., 1816 als solcher verabsch. Nach Neufchatel zurückgekehrt und geſtorben. 29. Dziobeck, 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1820 als solcher z . Ingen. Korps vers. Als Hauptm. d. Ingen. Korps 1844 verabsch. – 1855 gestorben. 30. Piaget , 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1820 als solcher verabsch. — Starb in Amerika. 31. v. der Hagen (Otto), 1817 als Kapitän ins Bat. verſ., früher Prem. Lieut. im 2. Jäger-Bat. , 1819 als Kapitän 3. Kaiſer Alexander Gren. Regt. vers. 1827 als Major verabsch., in dems. Jahre gestorben. 32. Queck, 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1821 als solcher verabſch. 1840 als Forſtinſpektor in Bromberg gestorben.
304 33. Claudon , 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1822 als solcher verabsch. – Starb in Neufchatel. 34. v . Sinner (Friedrich), 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1823 als solcher verabsch. - Nach d. Schweiz zurückgekehrt u. 1881 in Bern gestorben. 35. v. Schrabisch , zulezt Kapitän im Bat., 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1822 als Kapitän d . Bats . verabsch. ---- 1883 gestorben. 36. Ferber, zulegt Kapitän im Bat., 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1828 als Kapitän d. Bats . verabsch. Starb als Steuerbeamter 1831 in Colberg. 37. Baron v. Helldorff (Karl), zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1823 als Prem. Lieut. 3. 24. Inf. Regt. vers., 1826 als solcher gestorben. 38. v. Hatten (Ludwig), 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1823 als Prem. Lieut. 3. 16. Inf. Regt. vers. - 1841 als Major im 4. Inf. Regt. in Braunsberg gestorben. 39. v. Egloffstein, 1817 als Sek. Lieut. eingetr., 1820 als solcher verabsch. - Starb 1856 als Gutsbeſizer auf Egloffſtein in Bayreuth. 40. v. Meuron (Friedrich), 1818 als Sek. Lieut. eingetr., 1827 als Kapitän verabsch. Nach Neufchatel zurückgekehrt u. als Oberſtlieut. in d. Neufchateler Miliz 1872 gestorben. 41. v . Tilly , Major u. Komdr., zu lezterem ernannt 1818, früher Komdr. d. Füs. Bats. d. Kaiser Franz Gren. Regts., 1829 z . Komdr. d. 37. Inf. Regts. ernannt. -- Starb 1830 als Oberstlieut. u. Komdr. d. Regts. 42. v. Miglaff , zulegt Kapitän im Bat., 1818 als Sek. Lieut. eingetr. in dasselbe, 1830 als Major ins 33. Jnf. Regt. verſ., 1834 als solcher 3. D. gestellt. Starb 1835 in Berlin. 43. Bizius , 1819 als Sek. Lieut. eingetr. , 1819 ins 29. Inf. Regt. vers., 1828 als Sek. Lieut. verabsch. ― Nach Italien ausgewandert. 44. v. Buttkammer , 1819 als Sek. Lieut. eingetr., 1821 als solcher_ins 10. Inf. Regt. verſ. — 1837 als Prem. Lieut. verabsch. — 1871 gestorben. 45. v. Pourtales (Eduard), 1820 als Sek. Lieut. eingetr., 1828 als Kapitän verabsch. Nach Neufchatel zurückgekehrt und 1885 dort gestorben. 46. v. Bord, zuleßt Hauptm . u . Komp . Chef im Bat., 1819 als Sek. Lieut. in dasselbe eingetr., 1848 als Major ins 21. Inf. Regt. verſ. - 1856 als Oberst verabsch. u. als solcher in demſ. Jahre in Önesen gestorben. 47. v. Holwede, zulezt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., eingetr. als Avantageur 1818. 1848 3. Major u. etatsmäß . Stabsoffiz. im GardeJäger-Bat. befördert. 1861 Generalmajor u. Komdr. d. 17. Inf. Brig., 1864 Generallieut. u. Kommandant v. Königsberg, als solcher in dems. Jahre verabsch. - 1872 gestorben. 48. v. Coffrane (Alfred), 1821 als Sek. Lieut. eingetr., 1823 als solcher verabsch. - Starb in Braſilien. 49. v. Tscharner , 1821 als Sek. Lieut. eingetr., 1824 als solcher verabsch. - Nach Bern ausgewandert u. 1873 dort gestorben. 50. v. Seehausen , 1823 als Fähnrich eingetr., 1828 als Sek. Lieut. verabsch., demnächst Telegrapheninspektor. - Gestorben. 51. v. Hahn , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1823 als Fähnrich eingetr., 1846 als Hauptm . 1832 als Prem. Lieut. 3. 35. Inf. Regt. vers. verabsch. u. als solcher 1847 gestorben.
305
52. Graf v. Pfeil , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1823 als Fähnrich eingetr., 1826 als Sek. Lieut. 3. Landw . übergetr. 1828 als Sek. Lieut. verabsch. Lebt in Hirschberg (Schlesien). 53. v . Wolici , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1823 als Avantageur eingetr., 1827 als Sek. Lieut. verabsch. - Gestorben. 54. v. Goerne , zuleßt Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., 1824 als Sek. Lieut. eingetr.; 1850 als Major z. Kaiser Franz Gren. Regt. vers. — 1857 als Oberst verabsch. u. als solcher 1884 in Naumburg a. S. gestorben. 55. v. Boruſtedt, 1824 als Sek. Lieut. eingetr., 1830 als ſolcher verabsch. Starb als Schriftsteller in Paris . 56. v. Ezel I. (Auguſt), zulezt Prem. Lieut. im Bat., eingetr. als Avantageur 1824, 1842 3. Hauptm. im Generalſtabe befördert. 1859 z. Generalmajor u. Komdr. d. 32. Jnf. Brig., 1864 3. Generallieut. u. Komdr. d. 16. Div., 1866 3. Direktor d. Kriegsakademie ernannt. 1871 als General d . Inf. z . D. geſtellt. 1888 in Berlin gestorben. 57. v. Merveilleux , zuleßt Hauptm. u. Komp . Chef_im_Bat., 1826 als Avantageur eingetr.; 1852 als Major verabsch. Starb 1862 in Berlin. 58. v . Herzberg (Ludwig), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1826 als Fähnrich eingetr.; 1834 als Sek. Lieut. 3. 15. Inf. Regt. verſ. — 1846 als Prem. Lieut. i. 13. Inf. Regt., in Berlin gestorben. 59. Buchholz , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1826 als Fähnr. eingetr., 1846 1860 als Oberstlieut. 3. D. ge= als Hauptm. 3. 4. Jäger-Bat. verſ. stellt, 1866 d . Charakter als Oberst erhalten. In Posen gestorben. 60. v . Reclam (Karl), zulezt Hauptm. u . Komp . Chef_im› Bat., 1826 als Avantageur eingetr., 1848 als Hauptm . verabsch. Starb 1872 in Potsdam als Major a. D. 61. Bramerel , zuleht Prem. Lieut. im Bat., 1827 als Sek. Lieut. eingetr., 1845 als Hauptm . verabsch. 1853 als Hauptm. b. d . Gendarmerie Lebt in Jhehoe. angestellt. 1867 als Oberſtlieut. verabſch. 62. v. Tempelhoff, zulezt Sek. Lieut. im Bat. , 1827 als Fähnr. eingetr. 1832 als Sek. Lieut. z. Landw . übergetr., 1859 als Hauptm. verabsch. Lebt als Gutsbesizer auf Dombrowka (Poſen). 63. v. Voß I. (Emil), 1828 als Sek. Lieut. eingetr., 1835 als solcher 3. GardeRef. Juf. (Landw . ) Regt. verſ. — 1859 als Major verabſch. · Gestorben. 64. Freiherr v. Tettau I. (Alfred), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1828 als Avantageur eingetr., 1834 als Sek. Lieut. z . Landw übergetr. - 1857 als Prem. Lieut. verabsch., lebt als Rittergutsbesitzer auf Tolks b . Bartenstein. 65. Freiherr v. Falkenſtein, zuleßt Hauptm. u . Komp. Chef im Bat., eingetr. als Avantageur 1828, 1857 3. Major u. Komdr. d. 1. Jäger-Bats . ernannt. 1866 Generalmajor u. Komdr. d. 2. Inf. Brig. 1872 als Generallieut. verabsch. 1888 in Wiesbaden gestorben. 66. Paris , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1828 als Avantageur eingetr., 1831 als Sef. Lieut. 3. 39. Inf. Regt. vers. Verabsch. 1868 als Generalmajor. Gestorben. 67. v. Grabowski, Oberstlieut. u . Komdr., zu leßterem ernannt 1829, früher Bats. Komdr. i. Kaiser Franz Gren. Regt., 1830 3. Komdr. d. 37. Juf. Regts. ernannt. 1839 Generalmajor, 1841 Kommandant v. Wesel, 1861 gestorben. 1846 Generallient., 1851 als solcher verabsch. 68. v . Voß II. (Anton), 1829 als Sek. Lieut. eingetr., 1842 als Prem. Lieut. verabsch. 1865 als Gutsbeſizer in der Lauſiß geſtorben. 20 Geschichte des Garde-Schüßen-Bataillons. 2. Aufl.
306 69. v . Ezell II. (Hermann), zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1829 eingetr. als Avantageur, 1850 d. 36. Jnf.-Regt. als Prem. Lieut. aggreg., 1867 als Oberst verabsch. ― 1883 gestorben. 70. v . Cronhelm , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1830 als Avantageur eingetr., 1837 als Sek. Lieut. verabsch. In Berlin gestorben. 71. v. Mellet , 1831 als Sek. Lieut. eingetr., früher in franzöſiſchen Dienſten; 1837 als Sef. Lieut. verabsch. — In holländischen Dienſten beim Kampf in Batavia gefallen. 72. v . Lilienthal, 1831 als Sek. Lieut. eingetr., 1833 als solcher 3. 1864 gestorben. 29. Inf. Regt. vers. - 1859 als Major verabsch.
73. v. Alvensleben (Werner), zulezt Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., hineinvers. 1832 als Prem. Lieut. v . 2. Garde-Regt. 3. F., 1846 als Komp. Chef ins 9. Inf. Regt. vers. 1859 Generalmajor u. Kommandant v. Wesel, 1861 Kommandant v . Posen, 1865 Generallieut., 1869 als 1877 in Potsdam gestorben. solcher verabsch. 74. Molière , zulegt Kapitän im Bat., 1833 als Prem. Lieut. hineinvers., früher i. d. Garde-Artillerie-Brig., 1841 als Kapitän z. 12. Inf. Regt. 1864 gestorben. vers. ― 1843 als Hauptm. 3. D. gestellt. 75. Baron v. Uslar - Gleichen I. ( Dettlef), zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1833 als Avantageur eingetr., 1848 als Prem. Lieut. 3. 4. Jäger-Bat. vers. 1852 als Hauptm. verabsch. 1887 zu Göttingen gestorben . 76. Freiherr v . Tettau II. (Hugo), zulezt Sek. Lieut. im Bat. , 1833 als 1857 Avantageur eingetr., 1837 als Sek. Lieut. 3. 3. Kür. Regt. vers. als Major z. D. gestellt. Lebt als Oberst z . D. in Hannover. 77. v . Herzberg (Hermann), zulegt Hauptm. u. Komp . Chef_im_Bat., 1834 als Avantageur eingetr., 1859 als Major 3. Kaiser Franz Gren. 1863 als Oberstlieut. verabsch. - Lebt als solcher in Regt. vers. Berlin. 78. v . Randow , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1834 als Avantageur eingetr., 1842 als Sek. Lieut. verabsch. - 1852 in Schlesien gestorben. 79. Streit, zuletzt Sek. Lieut. im Bat., 1834 als Avantageur eingetr., 1857 als Hauptm. d. 1838 als Sek. Lieut. 3. 4. Jäger-Abt. vers. 2. Jäger-Bats . zu Greifswald gestorben. 80. v. Calbo , zuleßt Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., 1834 als Avantageur 1860 als Major eingetr., 1858 als Hauptm. 3. 34. Inf. Regt. vers. verabsch. - Lebt als solcher in Gr. Lichterfelde. 81. v. Gersdorff, zuleßt Hauptm. im Bat., hineinvers. 1835 als Sek. Lieut., früher im Garde-Ref. Regt., 1848 als Hauptm . u . Komp . Chef ins 1. Jäger-Bat., 1865 3. Komdr. d. 11. Jnf. Brig., 1866 3. Komdr. d. 22. Div. ernannt. - 1870 als Führer d. XI . Korps bei Sedan schwer verwundet und an den Wunden gestorben. 82. v. Pfuel, 1836 als Sek. Lieut. eingetr., 1848 als solcher verabsch. Gestorben. 83. v. Beausobre, zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1835 als Avantageur eingetr., 1839 als Sek. Lieut. verabsch. — Nach Frankreich ausgewandert. 84. Girodz v. Gaudi, zuleyt Hauptm. im Bat., 1835 als Unteroff. eingetr., 1871 Nomdr. d. 1852 als Komp . Chef ins Garde-Jäger-Bat. vers. 62. Inf. Brig., 1875 als Generallieut. verabſch. ― 1888 in Berlin gestorben.
307
85. v. Colomb, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1835 als Avantageur eingetr. 1848 als Prem. Lieut. z. 5. Jäger-Bat. vers. - 1871 Generalmajor u. Komdr. d . 37. Juf. Brig., 1875 als Generallieut. 3. D. geſtellt. Lebt in Kassel. 86. Freiherr v. Sinner (Karl Ferdinand), 1836 als Sek. Lieut. eingetr., 1838 als solcher 3. 7. Ulanen-Regt. vers., 1848 als solcher verabsch. u. n. d. Schweiz ausgewandert. — Gestorben. 87. v. Sandoz - Travers , 1836 als Sek. Lieut. eingetr., 1837 als solcher verabsch. Gestorben. 88. Baron v . Uslar - Gleichen II. (Delmihn), zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1837 als Avantageur eingetr. 1850 als Prem. Lieut. z. GardeJäger-Bat. vers. 1861 als Major verabsch. — 1875 gestorben. 89. v. Davier , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1837 als Avantageur eingetr., 1846 als Prem Lieut. verabsch. - Lebt als Landrat und Kammerherr in Nordhausen. 90. v. Buelow (Werner), zulegt Prem. Lieut. im Bat., 1839 als Avantageur eingetr., 1855 als Hauptm. verabsch. — 1883 gestorben. 91. v. Soden, zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1839 als Avantageur eingetr., 1849 als Sek. Lieut. verabsch . - In dänische Dienste übergeir. 92. v . Nenzell , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1839 als Avantageur eingetr., 1871 m. d. 1852 als Prem. Lieut. 3. Garde-Jäger-Bat. vers. ― Charakter als Oberst z . D. gestellt ; lebt als solcher in Frankfurt a. M. 93. v. Brandenſtein, zulegt Oberstlieut. u. Komdr., zu lezterem ernannt 1840, früher Major i . 7. Landw . Regt., 1847 3. Oberst u. Komdr. d . 38. Inf. Regts . ernannt. 1851 Generalmajor u. Komdr. d. 25. Inf. Brig., 1855 Generallieut. u. Komdr. d. 9. Div. , 1858 als solcher 1863 in Berlin gestorben. verabsch. 94. v . Lupinski , zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1840 als Avantageur eingetr. - Starb 1855 als Prem. Lieut. des Bats . in Berlin. 95. v. Chambrier , 1840 als Sek. Lieut. eingetr., 1843 als solcher verabsch. - Lebt in Bevair (Kanton Neufchatel). 96. v. Mandrot , 1840 als Sek. Lieut. ins Bat. verf., früher im 26. Inf. Regt., 1848 als Prem. Lieut. 3. Landw. übergetr., 1851 als Hauptm. verabsch. ― Nach der Schweiz zurückgekehrt. — Gestorben. 97. v. Knobloch, zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1841 als Avantageur - 1879 eingetr., 1852 als Prem. Lieut. ins Garde- Jäger-Bat. vers. Generalmajor u. Komdr. d. 12. Inf. Brig., 1881 als Generalmajor Lebte in Potsdam. Gestorben. 3. D. gestellt. 98. v. Coffrane (Alfred), 1841 als Sek. Lieut. eingetr., 1847 als Sek. Lieut. 3. 10. Inf. Regt. vers., 1852 als Prem. Lieut. verabsch. 1860 als Hauptm . wieder angeſtellt, 1862 als solcher verabsch. 1881 gestorben. 99. Baron v. Zedlig - Neukirch , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1841 als Avantageur eingetr. - 1846 als Sek. Lieut. ausgesch. u. z. d. beurlaubt. Offiz. d. 3. Garde-Landw. Regts. übergetr. - Als Hauptm. z. D. u. Gutsbes. 1856 in Schlesien gestorben. 100. v. Rothkirch u. Panthen (Friedrich), zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1842 als Fähnrich eingetr. - 1845 als Sef. Lieut. verabsch. ― Lebt als Gutsbes. in Kmehlen bei Ortrand in Sachſen. 20*
308 101. Jones , zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1843 als Avantageur eingetr., 1846 als Sek. Lieut. verabsch. Nach England ausgewandert. 102. v. Moser , 1843 als Sek. Lieut. eingetr., 1848 als solcher 3. 4. JägerBat. vers. 1856 als Prem. Lieut. verabsch. — Lebt als Gutsbeſißer in Holzkirch bei Görlig . 103. v. d. Hagen (Heinrich), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1845 als AvanLebt als Guts1851 als Sef. Lieut. verabsch. tageur eingetr. befizer in Schmiedeberg bei Greiffenberg (Uckermark) . 104. v. Boelzig (Ernſt), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1846 als Avantageur eingetr. Starb 1853 als Sek. Lieut. des Bats . in Berlin. 105. Graf v . Pourtales (Eugène), 1846 als Sek. Lieut. eingetr., 1853 als solcher 3. Garde- Jäger - Bat. vers. - 1857 als Sek. Lieut. verabsch. In Neufchatel gestorben. 106. v. Woyna, Sek. Lieut. im Bat., hineinvers. 1846, früher Sek. Lieut. im 17. Inf. Regt., 1848 als Prem. Lieut. ins 7. Jäger-Bat. verſ. 1870 Generalmajor u. Komdr. d . 41. Juf. Brig., 1873 Generallieut. u. Komdr. d. 30. Diviſion, 1886 verabsch. als General d . Inf. 3. D. — Lebt in Düsseldorf. 107. Klipfel , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1846 als Avantageur_eingetr., 1879 als Oberſt u. 1849 als Sek. Lieut. 3. 2. Art. Brig . vers. Komdr. d. 57. Inf. Regts . verabsch. - In Hannover gestorben. 108. v. Arnim (Guſtav), Major u. Komdr., zu leyterem ernannt 1847, früher Bats . Komdr. im Kaiſer Franz Gren . Regt., 1848 z . Komdr. d . Garde-Jäger-Bats., (gleichzeitig z . Inspekteur d. Jäger u. Schüßen ernannt. 1854 Generalmajor u . Komdr. d . 27. Inf. Brig., 1858 Komdr. d. 16. Diviſion, 1858 Generallieut., 1864 als General d . Juf. verabsch. ― Als Oberjägermeister 1877 in Potsdam gestorben. 109. Baron v. Forstner I. (Siegfried), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1847 als Avantageur eingetr., 1852 als Sek. Lieut. verabsch., 1856 als solcher b. 10. Inf. Regt. wieder angeſtellt, 1858 als solcher verabſch. Nach Amerika ausgewandert u . dort geſtorben. 110. v . Quißow , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1847 als Avantageur eingetr., 1850 als Sek. Lieut. verabsch. u . nach Amerika ausgewandert. 111. Baron v. Forstner II . (Paul), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1848 als Fähnrich eingetr., 1853 als Sef. Lieut. 3. Garde-Jäger-Bat. verſ. 1883 Oberst 3. D. ― Lebt in 1875 als Oberstlieut. 3. D. gestellt. Potsdam. 112. v. Gélieu, zuleßt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., eingetr. als Sek. Lieut. 1848, 1867 als Major i. d . 94. Inf. Regt. vers. 1881 Generalmajor u. Kommandant v. Coblenz, 1886 Generallieut., 3. 3t. General d. Inf. 3. D. à la suite des Bats . 113. Vogel v. Falckenstein, zulezt Oberstlieut. u. Komdr., zu lezterem ernannt 1848, früher Major u. Bats . Komdr. im Kaiser Franz Gren. Regt., 1850 3. Chef d . Generalstabes III . Armeekorps ernannt, 1855 Generalmajor u. Komdr. d . 3. Garde-Inf. Brig., 1863 Komdr. d. 2. Garde-Inf. Diviſion, 1864 Chef d. Stabes b. Oberkommando d. Armee i . Schleswig, 1865 General d . Inf. u. kommand . General d . VII. Armeekorps, 1866 Oberkommand . d . Main-Armee. Demnächst kommand. General d . I. Armeekorps . Als General d . Inf. 1873 verabsch. - 1885 gestorben . 114. v. Kaldstein (Louis), zulezt Oberstlieut. u . Kommandeur, zu lezterem ernannt 1854, 1848 als Hauptm. ins Bat. verf., früher im 1887 in Potsdam 2. Jäger-Bat., 1860 als Oberstlieut. verabsch. gestorben.
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115. v . Bernhardi, zuleßt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., hineinvers. 1848 als Sek. Lieut. v. d. 1. Jäger-Abt., 1860 als Komp . Chef ins Kaiser Alexander Garde- Gren. Regt. verſ. - 1876 Generalmajor u . Komdr. d . 44. Inf. Brig. - 1882 verabsch., lebt als Generallieut. 3. D. in Charlottenburg. 116. v. Laue , zulezt Hauptm . u . Komp. Chef im Bat., 1848 als Avantageur eingetr., 1849 als Sek. Lieut. i. d . 3. Jäger-Bat. verſ., 1851 als solcher ins Bat. zurückvers. Starb 1866 im Lazarett z. Horic in Böhmen infolge d. b. Lipa erhaltenen Verwundung. 117. Herwarth v. Bittenfeld , zulezt Hauptm . im Bat., eingetr. 1850 als Sek. Lieut., 1861 als Hauptm. u. Komp . Chef in d. Füs. Regt. Nr. 34 vers. 1875 als Oberstlieut. verabsch. 3. 3t. Landrat u. Kammerherr in Bergheim, Reg. Bez. Köln. 118. v . Thiesenhausen , Major u. Komdr., zu leßterem ernannt 1850, früher Bats . Komdr. im 4. Garde- Landw . Regt., 1851 als Oberſtlieut. verabsch. Starb 1854 zu Berlin. 119. Graf Neithardt v. Gneiſenau, zulezt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., hineinvers. 1850, früher Prem. Lieut. im Garde-Jäger-Bat. , 1854 als Komp. Chef ins 3. Jäger-Bat. vers . - 1868 Generalmajor u. Komdr. d . 31. Jnf. Brig., 1873 Generallieut. u . Gouverneur v . Magdeburg, später v. Ulm, 1882 als General d . Inf. verabſch., 1889 als solcher u. als Domherr in Naumburg a. S. gestorben. 120. Wolf v. Gudenberg , 1850 als Prem. Lieut. ins Bat . vers., früher im 6. Jäger-Bat. , 1852 als Hauptm . u. Komp . Chef z. 5. Jäger-Bat . 1884 gestorben. verſ. - 1862 als Oberſtlieut. verabſch. 121. v. Altrock, zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1850 als Avantageur eingetr., 1860 als Sek. Lieut. 3. Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. verf. — 1871 als Hauptm. verabsch. Nach Südamerika ausgewandert. 122. v. Wittken , zulezt Hauptı . u . Komp . Chef im Bat., 1851 als Fähn1879 in Berlin gestorben. rich eingetr., 1871 als Major verabsch. 123. Freiherr v. Brencken , zulezi Prem. Lieut. im Bat., 1851 als Sek. Lieut. hineinvers., früher im 8. Jäger-Bat., 1860 als Prem. Lieut. z . 1866 als Hauptm. im Kaiser Alexander Garde-Gren. Regt. verf. Regt. gestorben. 124. Baron v . Eberstein , zuleßt Oberſtlieut. u . Komdr., zu lezterem ernannt 1851, früher Bats . Komdr. im 3. Garde-Landw . Regt., 1854 als Oberstlieut. u. Komdr. 3. 26. Inf. Regt. verseßt. — 1859 als Generalmajor 3. D. geſtellt. 1882 in Potsdam gestorben . 125. v. Blankenſee, 1851 als Hauptm. u. Komp . Chef ins Bat. verſ., früher im Garde-Jäger-Bat., 1851 als solcher z . 5. Jäger-Bat. vers. 1865 Generalmajor und Kommandant v. Torgau, 1870 als Komdr. d . komb. Inf. Brig. d . 3. Reſ. Diviſion gestorben. 126. v. Schmeling , zulest Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., 1851 als Prem. Lieut. ins Bat. vers., früher im Garde-Jäger-Bat.; 1851 als Hauptm. zum 4. Jäger-Bat. vers., 1854 als Hauptm. u. Komp . Chef ins Bat. zurückvers., 1856 als Major verabsch. 1866 gestorben . 127. v. Loewenclau , 1852 als Prem. Lieut. ins Bat. vers., früher im Garde-Jäger-Bat., 1852 als Prem. Lieut. ins Garde-Jäger-Bat. zurückvers. 1860 als Major verabsch., 1879 als solcher in Berlin gestorben. 128. v . Arnim (May), zulegt Sek. Lieut. im Bat., 1852 als Avantageur eingetr., 1856 als Sef. Lieut. 3. 5. Jäger-Bat. vers. - 1864 als - Gestorben. Hauptm . verabsch. —
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129. v. Riſſelmann , 1852 als Prem. Lieut. ins Bat. verf., früher im Garde-Jäger-Bat., 1852 als Prem. Lieut. 3. Landw . übergetr. 1885 gestorben. 1867 als Major verabsch. 130. v . Grünberg , zulezt Major im Bat. , früher im Garde-Jäger-Bat.; 1859 als die Dauer d. mob. Verhältn. b. Bat. Ersay-Komp . Lebt in Potsdam als
1852 als Hauptm . hineinverſ., Major verabsch. - 1866 für wieder angest. als Führer d. Major a. D.
131. v. Ploeg , zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1851 als Fähnrich eingetr., in dems. Jahre ins Garde- Jäger-Bat., 1853 als Sek. Lieut. ins Bat. zurückvers.; 1862 als Prem. Lieut. 3. 6. Inf. Regt . vers. - 1876 als Major verabsch. - Gestorben. 132. v. Montmollin , 1853 als Sek. Lieut. eingetr., 1859 als Prem. Lieut. Lebt in Neufchatel. verabsch. 133. v. d. Hagen (Raimar), zuleßt Hauptm . im Bat., 1853 als Prem . Lieut. hineinvers., früher im Garde-Jäger-Bat., 1857 als Hauptm . d. Bats . zu Brandenburg a. H. gestorben. 134. v. Mutius, zulezt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., 1853 als Sek. Lieut. hineinverf., früher im Garde-Jäger-Bat., 1866 als Major ins 56. Inf. Regt. vers. 1877 Generalmajor u. Komdr. d . 18. Inf. Brig., 1879 als solcher z . D. gestellt. Lebt in Breslau. 135. v. Zaluskowski , 1853 als Sef. Lieut. ins Bat. vers., früher im Garde-Jäger-Bat., 1853 als Sek. Lieut. ausgesch. u, z . Garde-Landw. übergetr. 1861 als Prem. Lieut. im 3. Garde- Gren. Regt. Königin Eliſabeth wieder angeſtellt, 1871 als Maj . im 93. Inf. Regt. geſtorben. 136. v. Stülpnagel, zulezt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., 1851 als Einjährig-Freiwilliger eingetr., in dems. Jahre als Fähnrich z . GardeJäger-Bat. vers., 1853 als Sek. Lieut. ins Bat. zurückvers., 1863 als Hauptm. ins 3. Jäger-Bat., 1866 als Hauptm. u. Komp . Chef ins Bat. zurückverſ., in demſ. Jahre ins 9. Jäger-Bat. verſ. · 1873 als Major verabsch. 137. v. Sobbe, zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1853 als Sek. Lieut. eingetr., 1860 als Prem. Lieut. ins 2. Jäger-Bat., 1862 als solcher ins Bat. zurückvers., 1865 als Hauptm. ins 5. Jäger-Bat. 1885 Generalmajor u. Komdr. d. 40. Inf. Brig., seit 1888 Generallieut. u . Komdr. d. 1. Garde-Inf. Diviſion. 138. Graf v. Bethusy - Huc , zuleht Sek. Lieut. im Bat. , 1854 als Avantageur eingetr., 1856 als Sek. Lieut. verabsch. - 1866 als Set. Lieut. wieder eingetr. Gefallen 1866 b . Angriff auf d . Dorf Lipa. 139. v. Massow (Paul), zuleßt Hauptm. u . Komp . Chef im Bat., 1855 als Sek. Lieut. eingetr. Gefallen 1870 in d. Schlacht b. St. Privat. 140. v. Baſſewiß , zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1855 als Avantageur eingetr., 1866 als Hauptm. u. Komp. Chef ins 82. Inf. Regt. vers., 1868 als solcher zu Potsdam gestorben. 141. v. Ditfurth, zuleßt Hauptm. im Bat., hineinverſ. 1855 als Prem. Lieut. v. 1. Garde-Regt. 3. F., 1860 als Hauptm. u. Komp. Chef ins Kaiſer Franz Garde-Gren. Regt. verf. 1879 Generalmajor u. Komdr. d. 57. Inf. Brig. ― 1884 Generallieut. u. Komdr. d . 5. Diviſion. 1888 als General d . Inf. z. D. geſtellt. Lebt in Berlin. 142. Graf v. Wesdehlen, 1855 als Sek. Lieut. eingetr., 1861 m. d. Charakter als Prem. Lieut. verabsch. ― Lebt in Neufchatel . 143. v. Sandolroh (Alfred), 1856 als Sek. Lieut. eingetr., 1861 m. d. Charakter als Prem. Lieut. verabsch. — Lebt inMorges, Kanton de Vaud .
311 E 144. Freiherr Marschall v. Bieberstein , 1856 als Sek. Lieut. eingetr., 1860 als solcher ins 7. Jäger-Bat. vers. 1870 als Hauptm. d. 11. Jäger-Bats . a. d. b . Wörth erhaltenen Wunden geſtorben. 145. v. Scheliha , Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., hineinverſ. als solcher 1857 v. Garde-Jäger-Bat. 1857 als Hauptm. u. Aðjut. d . III . Armeeforps 3. 13. Inf. Regt. vers. — 1859 als solcher zu Breslau gestorben. 146. Baron v . d. Golk (Kuno), Hauptm. u. Komp . Chef_im Bat., hinein1858 als vers. als Hauptm. 1857 v. Kaiſer Alexander Gren. Regt. Major in d. Generalstab verſ. 1869 Generalmajor u. Komdr. d. 26. Inf. Brig., 1871 Inspekteur d . Jäger u. Schüßen. 1873 Generallieut. u . Komdr. d . 13. Diviſion. 1880 als General d . Inf. verabsch. Lebt in Bad Oeynhausen. 147. Graf v. Goezen, zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1857 als Fähnrich eingetr., 1867 als Prem. Lieut . ins Leib- Gren. Regt. Nr. 8 vers. 1876 als Major verabsch. 1877 gestorben. 148. v. Schoening , Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., hineinverſ . als solcher 1858 v. Kaiser Franz Gren. Regt. - 1861 als Major in d. Generalstab d. 3. Diviſion verſ. Gefallen als Oberst u. Komdr. d. 11. Inf. Regts . 1870 in d . Schlacht b . Mars la Tour. 149. Freiherr v. Rechenberg , Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., hineinverſ. als ſolcher 1858 v . Garde-Jäger-Bat. ― 1864 als Major z. 14. Jnf. Regt. vers. 1870 als Oberstlieut. mit d . Geſchäften d . Inspekteurs Lebt d. Jäger u. Schüßen beauftr., 1871 als Oberst z. D. gestellt. als solcher in Görlig . 150. v . Alvensleben (Buſſo), zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1858 als Avantageur eingetr.; 1862 als Sek. Lieut. ins 1. Jäger-Bat. verſ. — Gefallen 1870 als Prem. Lieut. d . 1. Jäger-Bats. in d . Schlacht b . Colombey . 151. v. Berger , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1858 eingetr. als Fähnrich ; 1883 als Major 1864 als Prem. Lieut. ins 44. Inf. Regt. vers. verabsch. ― Im Inval. Hauſe zu Berlin gestorben. 152. v. Beneckendorff u . v. Hindenburg , zulegt Oberſtlieut. u . Komdr., zu lezterem als Major ernannt 1884 ; 1858 als Fähnrich eingetr., 1875 als Hauptm. u. Aðjut. d . Gouvernements v. Berlin ins 2. Garde-Regt. 3. F. vers. 1888 als Oberstlieut. mit d . Führung d. Gren. Regts . Kronprinz Friedrich Wilhelm Nr. 11 beauftr . 1889 Oberst u. Komdr. deſſelben, 1891 als Generalmajor 3. D. gestellt. Lebt in Berlin. 153. v. Hagen (Oskar), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1858 als Avantageur eingetr. - 1863 als Set. Lieut. ins 70. Inf. Regt. vers. 1887 als Major verabsch. — Lebt als Gutsbeſizer in Gollwig b . Brandenburg a. H. 154. Graf zu Dohna I. (Stanislaus), zuleßt Hauptm . im Bat., 1859 als Avantageur eingetr. — 1872 als Hauptm. u . Komp . Chef ins 2. GardeRegt. z. F. verf.; 1877 als solcher verabsch. 3. 3t. Fürstl. Hohenzollernscher Forstverwalter in Draßig b. Kreuz. 155. von dem Knesebeck (Wilhelm), zuleßt Major im Bat., 1859 als Fähnrich eingetr.; 1880 als Major ins 53. Inf. Regt. verſ. 156. v . Seel, zulegt Sek. Lieut. im Bat., 1859 als Fähnrich eingetr.; 1868 als Prem. Lieut. ins 11. Jäger-Bat. vers. — 1886 Major im Füs. Regt. Graf Roon Nr. 33, 3. 3t. Öberſtlieut. a. D. - Lebt in Berlin. 157. v. Kottwiß (Rudolf), 1860 als Sek. Lieut. eingetr., 1863 als solcher ins 54. Juf. Regt. vers. - 1882 als Major verabsch. — Lebt in Dresden.
312 158. v. Ahlefeldt , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1860 als Avantageur eingetr., 1864 als Sek. Lieut. ins Garde-Jäger-Bat., vers., 1864 als 1866 in Merito gefallen. solcher verabsch. 159. v. Mechow , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1860 als Avantageur eingetr., 1873 als Hauptm. u. Komp . Chef ins 56. Juf. Regt. vers. 1879 als solcher verabsch. - Lebt in Wiesbaden. 160. v . Bülow (Friedrich), Major u. Komdr., zu letterem ernannt 1860 ; 1861 als Oberstlieut. verabsch. In Potsdam 1885 gestorben. 161. Falkenstein v. Fabeck (Guſtav), Oberſtlieut. u. Komdr., zu leßterem ernannt 1861 , früher Komdr. d. 5. Jäger-Bats ., 1863 zum Komdr . d. 34. Inf. Regts. , 1866 zum Komdr. d. 37. Juf. Brig. ernannt, 1871 verabsch. Lebt als Generallieut. a . D. in Potsdam. 162. v. d. Hagen (Maximilian), zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1862 eingetr. als Avantageur. 1870 als Sek. Lieut. in der Schlacht bei St. Privat gefallen. 163. v. Wilkonski , zulegt Sek. Lieut . im Bat., 1862 als Avantageur eingetr., 1866 als Sek. Lieut. ins 11. Jäger-Bat. vers. 1868 als ſolcher zu Marburg geſtorben. 164. v. Massow (Alexander), zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1862 als Avantageur eingetr., 1874 als Hauptm. in d . Generalstab verſ. 165. Knappe v. Knappstädt, zulegt Oberstlieut. u. Kommandeur, zu lezterem als Major ernannt 1863, früher Major im 60. Inf. Regt. — 1866 zum Oberst u.Komdr. d . Kaiſer Alexander Garde- Grenadier-Regts., 1870 zum Führer, demnächst zum Generalmajor u . Komdr . d. 3. Garde-Juf. Brig., 1876 zum Generallieut. u. Komdr. d. 27. Div. ernannt. 1878 als Generallieut. 3. D. gestellt. Lebt in Nen-Brandenburg (Mecklenburg). 166. v. Uebel , 1863 als Sek. Lieut. v . 1. Jäger-Bat. ins Bat. verſ.; 1866 als Sek. Lieut. ins 9. Jäger-Bat. vers. 167. Graf zu Dohna II . (Achatius), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1863 als Avantageur eingetr. - Als Sek. Lieut. 1870 in d. Schlacht bei St. Privat gefallen. 168. v. Stosch, zuleßt Hauptm. im Bat., 1863 als Sek. Lieut. hineinverſ. v. 1. Jäger-Bat. — 1868 als Hauptm. ins 4. Jäger-Bat. vers. ALS Komdr. d. Füs. Regts . Prinz Heinrich v. Preußen Nr. 35 verabschiedet. 169. Graf v. Schweinig , zulegt Prem . Lieut. im Bat., 1863 als Sef. Lieut. hineinvers. v . 6. Jäger-Bat. 1867 als Prem. Lieut. ins 95. f. Regt. verſ. 1876 als Hauptm. verabsch. Lebt als Gutsbesizer in Berghoff bei Mettkau (Schlesien). 170. v. Sydow I. (Konrad), zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1865 als Avantageur eingetr., 1879 als Hauptm. u . Komp . Chef ins 22. Inf. Regt. vers. 1883 als Hauptm . verabsch. - Lebte als Gutsbesizer in 1889 gestorben. Westhusen bei Dortmund. 171. v . Mitschke - Collande, zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1865 als Avantageur eingetr., 1866 als Sek. Lieut. ins Ulanen-Regt. Kaiſer Alerander III. v . Rußland Nr. 1 vers. 172. v. Hatten (Hans), zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1865 als Avantageur eingetr., 1866 als Sek. Lieut. ins 10. Jäger-Bat. vers., 1870 als solcher wieder ins Bat. zurückvers. 1874 als Prem . Lieut. ausgesch. u. zu d. Landw. Jäger-Offiz. I. Armeekorps übergetr. - 1879 als Hauptm. verabsch. Siehe Anlage XXIV., 36. Lebt als Gutsbesizer in Lemitten b. Wormditt (Ostpreußen).
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173. Baron v. Kirchbach, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1865 als Avantageur eingetr., 1866 als Sek. Lieut. ins 10. Jäger-Bat. vers. 174. Baron v. Buddenbrock, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1866 als Fähnrich eingetr., 1868 als Sek. Lieut. verabsch. Siehe Anlage XXIV., 1 . 175. Freiherr Senfft v . Pilsach , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1866 als Avantageur eingetr. · 1866 als Sek. Lieut. ins 10. Jäger-Bat. vers. 1880 1874 als Prem. Lieut. v. 2. Jäger-Bat. zurückverſ. ins Bat. 1881 als Hauptm. verabſch. – als Hauptm. d. 90. Inf. Regt. aggr. Lebt als Gutsbesizer in Baßwig b. Greifenberg (Pommern). 176. v . Besser (Hugo), zulezt Oberstlieut. u. Kommandeur, zu legterem 1870 als Major ernannt 1866, früher Major im 56. Inf. Regt. als Oberstlieut. ins Garde-Füs. Regt. vers. In dems. Jahre als solcher 3. D. geſt. u. demnächst als Oberſtlieut. u. Komdr. d . 2. Garde1871 als Oberst z. D. geGren. Landw . Regts . wieder angestellt. stellt. ― Lebt in Erfurt. 177. Graf v. Schlieffen , zuleßt Sek. Lieut. im Bat ., 1866 als Avantageur eingetr., 1870 als Sek. Lieut. an d. i . d . Schlacht v. St. Privat erhaltenen Wunden im Lazarett zu Gorze geſtorben. 178. v . Rangau , zulezt Prem. Lieut. im Bat. - 1866 als Fähnrich ein― 1880 als Prem. Lieut. ins Inf. Regt. v . Wittich Nr. 83 getr. 3. 3t. Hauptm. z. D. , lebt in Coburg. vers. xx
E
179. v. Borcke , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1866 als Avantageur eingetr., 1875 als Prem. Lieut. ins 4. Garde- Gren. Regt. Königin verſ. 1888 Major u. pers. Adjut . Sr. D. d . Fürsten zu SchwarzburgSondershausen. Gestorben. 180. v. Reclam (Friedrich), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1866 als Avantageur eingetr., 1870 als Sek. Lieut. gefallen b . d. Erſtürmung v. Le Bourget. 181. v. Arnim (Bernhard), 1866 als Hauptm . u. Komp. Chef v. 9. JägerBat. ins Bat. vers. 1875 als Major ins 76. Inf. Regt. vers. Lebt in Berlin. 3. 3t. Generalmajor z. D. 182. Dammers , zulezt Major im Bat., 1867 als Hauptm. u . Komp. Chef eingetr., früher im 1. Hannov. Jäger-Bat., 1869 als Major ins 35. Inf. Regt. vers., als solcher 1871 b. Vendôme gefallen . 183. v. Langenbeck, 1868 als Sek. Lieut. v . 3. Jäger-Bat. ins Bat. vers. 1870 als Sek. Lieut. in d . Schlacht b . St. Privat gefallen. 184. Werner, zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1868 als Sek. Lieut. 6. JägerBat. hineinvers. 1874 als Hauptm. u. Komp . Chef ins 21. Juf. Regt. vers. ― 1878 als solcher verabsch. 185. v . Arnim (Eridagus), zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1869 als Fähnrich eingetr., 1882 als Prem. Lieut. 3. D. gestellt, gleichzeitig b . d . 3. Gen. darmerie-Brig. als Hauptm . wiederangestellt. 3. 3t. Hauptm. u. Adj . d. Land-Gendarmerie in Berlin. 186. v. Treskow, Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., hineinvers. 1869 als Hauptm. u. Komp . Chef v. 23. Inf. Regt., 1870 als Major ins 17. Inf. Regt. vers. 1885 Komdr. d. 2. Inf. Brig., 1888 Komdr. d . 56. Jnf. Brig. 1888 als Generallieut. verabsch. - 1889 in Neiße gestorben. 187. v. Haugwiß, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1869 als Avantageur eingetr., 1870 als Sek. Lieut. gefallen b. d . Erſtürmung v. Le Bourget.
314 188. Falkenstein v . Fabeck (Hugo), Major u . Komdr., zu lezterem ernannt 1870 ; früher Major im 2. Garde-Regt, z. F. - Gefallen als Major u. Komdr. 1870 i . d . Schlacht b. St. Privat. 189. v. Besser (Alfred), zuleßt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., 1870 als Avantageur eingetr. Seit 1896 Major u. Bats . Komdr. im 3. Garde-Regt. 3. F. 190. v. Weller , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1870 als Fähnr. eingetr., 1879 als Prem . Lieut. ins 3. Jäger-Bat. vers. 191. v. Apell , 1870 als Prem. Lieut. v . 10. Jäger-Bat. ins Bat. vers., 1871 als Prem. Lieut . ins 10. Jäger-Bat. zurückverſ. 1879 als 1888 als solcher gestorben. Major verabsch. 192. v. Specht , 1870 als Hauptm . und Komp . Führer v. 11. Jäger-Bat. d. Bat. aggr.; 1871 als Hauptm . ins 11. Jäger-Bat. zurückverſ. 193. v. Boelzig (Karl), zuleßt Oberstlieut. u. Komdr., zu legterem als Major ernannt 1870, früher Major im 36. Inf. Regt., zugleich Adjut. b. Gen. Komdo . d. VI . Armeekorps . 1879 als Oberst zu d . Offizn. v. d. Armee verſ. - 1882 als solcher zu Eberswalde gestorben. 194. v. Sommerfeld , 1870 als Sek. Lieut. v. Garde-Jäger-Bat. ins Bat. vers. - 1878 als Sef. Lieut. ins 4. Garde-Regt. 3. F. vers. Seit 1888 als Hauptm . à la suite d . Regts . u. Lehrer a. d. Kriegsschule zu Mey. 195. v. Hagen (Karl), 1870 als Sek. Lieut. v. Garde-Jäger-Bat. ins Bat. vers.; 1879 als Prem. Lieut. ins 14. Jäger-Bat. vers. 196. v. d . Marwig , 1870 als Sek. Lieut. v. Garde-Jäger-Bat. ins Bat. vers. 1871 als Sek. Lieut. verabsch. - Lebt in Waldowken b. Preuß. Stargard. 197. v. Nickiſch-Roſenegk, zulezt Oberstlieut. u. Komdr., zu letterem als Major ernannt 1879, 1871 als Hauptm. u. Komp . Chef v. 6. Jäger-Bat. ins Bat. vers., 1872 als Hauptm . in d . Generalstab verſ. ― 1884 Oberst u. Komdr. d. 62. Inf. Regts ., 1888 Generalmajor und Komdr. der 34. Inf. Brig. Generallieut. u. Komdr. der 26. (Württemb .) Diviſion. 198. v. Sydow II . (Alfred), zuleßt Prem . Lieut. im Bat., 1871 als Sek. Lieut. v. 8. Husaren-Regt. ins Bat. vers., 1887 als Hauptm. u. Komp . Chef ins 2. Jäger-Bat. vers. 199. Freiherr v. Falkenstein (Edmund), zuleht Prem. Lieut. im Bat., 1871 als Sek. Lieut. v. 43. Inf. Regt. in dasselbe vers., 1884 Hauptm. u. Komp. Chef im Garde-Jäger-Bat. 200. Freiherr v. Crailsheim, zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1871 als Sek. Lieut. v. Bad. Gren. Regt. König v. Preußen ins Bat. verſ. 1872 als Prem. Lieut. verabsch. 201. Graf y. Korff, gen. v. Schmising - Kerssenbrock, zuletzt Sek. Lieut. im Bat., 1871 als Fähnrich eingetr., 1879 als Sek. Lieut. ins Garde-Jäger-Bat. vers. 202. v. Kalckstein (Friedrich), 1871 als Sek. Lieut. ins Bat. eingetr., 1881 als Prem. Lieut. ins 3. Garde- Gren. Regt. Königin Elisabeth vers. 203. Prinz zu Salm - Salm D., zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1871 als Sek. Lieut. v. 7. Jäger-Bat. ins Bat. vers. - 1875 mit dem Charakter als Hauptm. verabsch. Lebt in Schloß Anholt (Westfalen) .
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204. Freiherr Quadt - Wykradt - Hüchtenbruck, zulezt Hauptm. im Bat. (Adjut. d . Inspekt. d. Jäger u. Schüßen), 1871 als Prem. Lieut. v . 34. Inf. Regt. ins Bat. verſ. --- 1875 als Hauptm . ins 3. Jäger-Bat. 205. Freiherr v . Bissing , zulezt Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., 1872 1877 als Hauptm . als Prem. Lieut. v. 5. Jäger-Bat. ins Bat. verſ. u. Komp. Chef ins 20. Inf. Regt. vers. Als Major u. Eisenbahnlinien-Kommissar 1886 verstorben. 206. v. Ende , zulegt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., 1874 als Prem. Lieut. u. Aðjut. d. 14. Inf. Brig. v. 80. Inf. Regt. ins Bat. verſ. - 1879 als Hauptm. u. Komp. Chef ins Inf. Regt. König Wilhelm I. Nr. 7 verſ. 207. v. Müller, 1874 als Prem. Lieut. ins Bat. vers., früher Sek. Lieut. im 7. Inf. Regt., 1877 als Prem. Lieut. ins 3. Jäger-Bat. vers. 208. Eichrodt, zulezt Major im Bat., 1875 als Hauptm. u . Komp . Chef ins Bat. vers., früher Hauptm. im 2. Bad. Inf. Regt. Nr. 110 . 1879 als Maj. ins 3. Garde-Gren. Regt. Königin Elisabeth verſ. 209. Freiherr v . der Golz (Joachim ), zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1875 als Fähnrich eingetr., 1886 als Prem. Lieut. ins 6. Jäger-Bat. verſ. 210. Freiherr v . der Horst (Arnold), zulezt Sek. Lieut. im Bat. , 1876 als Avantageur eingetr., 1887 als Prem. Lieut. ins 4. Garde- Gren . Regt. Königin vers. 211. Freiherr v . Tettau (Eberhard), 1876 als Sek. Lieut. eingetr., in dems. Jahre als solcher ins 41. Inf. Regt. verſ. 212. v. Siefart, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1876 als Fähnrich eingetr., 1878 als Sef. Lieut. ins 20. Inf. Regt. vers. ― 1880 verabsch. als solcher u. nach Amerika ausgewandert. 213. v. Normann , zulezt Major im Bat., 1877 als Hauptm. u . Komp . Chef v. 1. Jäger-Bat. ins Bat. verſ. , 1888 als Major ins 4. GardeGren. Regt. Königin vers. 214. Freiherr v. Hofmann , 1877 als Sek. Lieut. ins Bat. eingetr., 1880 als solcher ins 3. Husaren-Regt. vers. 215. v . Hiller, zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1877 als Avantageur eingetr., 1887 als Set. Lieut. ins 80. Inf. Regt. verſ. 216. v. Groß gen. v . Schwarzhoff , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1878 als Sek. Lieut.. in dasselbe vers., früher Sek. Lieut. im 2. GardeRegt. 3. F. 1880 in den gr. Generalstab verſ. 217. v . Gülich , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1878 als Avantageur eingetr., 1882 ins 86. Inf. Regt. vers. 218. v. Byern , 1879 als Sek. Lieut. v . 9. Jäger-Bat. ins Bat. vers., 1880 als Sef. Lieut. ins 9. Jäger-Bat. vers. 219. des Barres , zuleht Prem. Lieut. im Bat., 1879 als Sek. Lieut . vom 117. Inf. Regt. ins Bat. vers., 1887 als Prem. Lieut. ins Kaiſer Franz Garde- Gren. Regt. verſ. 220. v. Seydlig , 1879 als Hauptm. u. Komp . Chef vom 7. Inf. Regt. ins Bat. vers., 1886 als Major ins Inf. Regt. Graf Gneisenau Nr. 9 vers. 1889 Bats . Komdr. in dems. 1893 gestorben. 221. Frhr. Speck v . Sternburg I. (John), zulegt Sek. Lieut. im Bat., 1879 als Avantageur eingetr., 1888 als Sek. Lieut. ins 92. Inf. Regt. vers. 222. v. Briezke , 1879 als Hauptm. u. Komp . Chef ins Bat. vers., früher Prem. Lieut. im Garde-Jäger-Bat. , 1885 als Hauptm. u. Aðjut. d. 19. Division ins Garde-Füs. Regt. vers.
316 223. Elsner v. Gronow , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1879 als EinjährigFreiwilliger eingetr. - 1881 als Sek. Lieut. d . Bats . in Berlin gestorben. 224. du Jarrys Frhr. v . la Roche , zulezt Major im Bat., 1880 als Hauptm. u . Komp. Chef v. 39. Inf. Regt. ins Bat. verſ. 1883 als Major zum Komdr. d. 5. Jäger-Bats . ernannt. 1886 als Major verabschiedet. Lebt in Berlin. 225. v . Jahn , 1880 als Sek. Lieut. eingetr., 1886 ins Inf. Regt. von Horn Nr. 29 vers. 226. v. Block, 1880 als Sek. Lieut. v . Garde-Jäger-Bat. ins Bat. verſ.; 1884 als Prem. Lieut. ins 3. Jäger-Bat. vers. 227. Neander v. Petersheiden , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1880 als 1885 als Sef. Lieut. ins Leib-Huſaren-Regt. Avantageur eingetr. Nr. 1 vers. 1886 als solcher verabsch. — Lebt als Gutsbesißer in Chursdorf bei Berlinchen (Neumark). 228. v. dem Knesebeck (Werner), zuleßt Prem. Lieut. im Bat.; 1880 als Sek. Lieut. v. 7. Jäger-Bat. ins Bat. vers. 1892 als Hauptm . u. Komp. Chef ins 3. Jäger-Bat. vers. 229. v. Lewinski , zulegt Prem. Lieut., 1881 als Sek. Lieut. eingetr.; 1893 als Prem. Lieut. ins Gren. Regt. Nr. 7 vers. 230. v. Hennigs , Hauptm. u. Komp. Chef im Bat., 1881 als solcher v. 9. Jäger-Bat. ins Bat. vers. 3. Zt. Oberstlieut. im Gren. Regt. 89. 231. Freiherr Speck v . Sternburg (Wolf), ſeit 1883 im Bat., 1881 als Avantageur eingetr. - 3. 3t. Hauptm. u. Komp. Chef im Bat. 232. Freiherr v. der Heyden - Rynſch, zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1882 als Avantageur eingetr ; 1892 in das Kaiſer Alexander Garde-Gren. Regt. Nr. 1 verſ. 233. v. Helldorff (Wolf), Hauptm . u. Komp . Chef im Bat., 1882 als Sek. Lieut. eingetr. 234. Freiherr v. Langermann u. Erlencamp , 1882 als Hauptm. u. Adjut. d. Juspektion d . Jäger u. Schüßen ins Bat. vers., früher Hauptm. u. Komp . Chef im 14. Jäger-Bat.; 1887 als Major ins 89. Juf. Regt. vers. 235. Freiherr Ebner v. Eschenbach, zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1882 als Avantageur eingetr.; 1890 ins Regt. 53 verſ. 236. Mauve gen. v. Schmidt, zuleßt Hauptm . im Bat. und Adjut. der 39. Juf. Brig.; 1883 als Sek. Lieut. ins Bat. eingetr., 1898 als Komp. Chef ins Garde-Jäger-Bat. verſ. 237. v. Rothkirch u. Panthen (Wilhelm), zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1884 als solcher v. 1. Jäger-Bat. ins Bat. vers., 1889 unter Beförd. 3. Hauptm. u. Komp . Chef ins Jäger-Bat. Nr. 14 vers. 3. 3t. Komp . Chef im Garde-Jäger-Bat. 238. v. Köckriz u. Friedland , zulegt Prem. Lieut. im Bat., 1884 als Avantageur eingetr. , 1896 zu den Reſ. Offizn. des Bats. übergetreten. 239. Freiherr Röder v . Diersburg , Major u. Komdr., zu leyterem ernannt 1897, früher Major u. Bats . Komdr. im Großherzogl. Heſſ. Inf. (Leibgarde-) Regt. Nr. 115 . 240. v. Busse , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1885 als Fähnrich eingetr., 1893 als überzähl . Prem. Lieut. ins Jäger-Bat. Nr. 2 vers. 241. Mejer , zulezt Major im Bat., 1886 als Hauptm . u. Komp. Chef vom 1. Jäger-Bat. ins Bat. verſ. - 1886 als Major ins 2. GardeRegt. 3. F. vers.
317
gente
N
242. v. Dassel , zuleßt Hauptm. u. Komp . Chef im Bat., 1886 als solcher hineinvers., früher Hauptm. im Garde-Jäger-Bat.; 1890 in den Generalstab der 5. Div. vers. 3. 3t. Oberstlieut. u. Chef des Generalstabes des V. Armeekorps . 243. v. Hugo , 1886 als Prem. Lieut. ins Bat. vers., früher Sek. Lieut. 1888 als Prem. Lieut à la im Kaiser Franz Garde- Gren. Regt. suite d. Bats. gestellt. 1889 in das Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburg.) Nr. 8 einrangiert. 244. v. Bülow (Georg), zulezt Hauptm. im Bat., 1887 als Prem. Lieut. - 1888 als Hauptm. u. Komp. vom 2. Jäger-Bat. ins Bat. vers. Chef ins 2. Jäger-Bat. zurückvers. 3. 3t. Komp . Chef im JägerBat. Nr. 11 . 245. v. d. Groeben , zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1886 als Avantageur eingetr. 1890 ins Gren. Regt. Nr. 1 vers. 246. v. Zülow , zulezt Prem. Lieut. im Bat., 1887 vom 89. Inf. Regt. als Sek. Lieut. ins Bat. vers. 1890 verabschiedet. 247. Freiherr v . d. Horſt (August), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1887 als Fähnrich eingetr . 1893 in das Gren. Regt. König Friedrich (Ostpreuß.) Nr. 1 verſ. 3. Zt . Prem. Lieut. im Gren. Regt. Nr. 8. 248. Freiherr v . Bourscheidt , zuleßt Sek. Lieut. im Bat. , 1887 als Einjährig-Freiwilliger eingetr. 1895 als Sek. Lieut. verabschiedet. 249. v. Schmiterlöw , zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1887 als Fähnrich eingetr., 1889 als Sek. Lieut. verabsch. Lebt in Berlin. 250. Freiherr v. Schleiniz , zuleßt Prem. Lieut. im Bat., 1888 als Sek. Lieut. vom 2. Garde-Regt. z. F. ins Bat. vers. 1890 ins Füs. Regt. Nr. 90 vers. 251. v. Borries , zulezt als Major dem Bat. aggreg. 1888 als Komp . Chef v. Jäger-Bat. Nr. 11 ins Bat. vers. 1896 ins 1. Bad . LeibGren. Regt. (Nr . 109) verſ. 1897 Komdr. des Jäger-Bats . Nr. 11 . 252. v. Scholten , zuleht Oberſtlieut. u. Komdr., zu leßterem als Major ernannt 1888 ; früher Major u. Bats . Komdr. im 4. Garde-Gren. Regt. Königin, 1894 Oberst u. Komdr. des 1. Großherzogl. Heſſ. Inf. (Leibgarde-) Regts . Nr . 115. 1898 Generalmajor u. Komdr. der 3. Juf. Brig. 253. v. Leyser, zuleht Prem. Lieut. im Bat., 1889 als solcher vom Jäger-Bat. Nr. 3 ins Bat. vers., 1891 als Hauptm. in d . 2. GardeRegt. 3. F. vers. 254. v . Ködkrig u . Friedland (Sigismund), zuleßt Sek. Lieut. im Bat… 1888 als charakteris. Port. Fähnr. eingetreten. 1893 in Groß-Lichterfelde gestorben. 255. v . Bonin , Hauptm. u . Komp . Chef_im Bat., 1890 als ſolcher hineinvers., früher Prem. Lieut. à la suite des 4. Garde - Regts . z . F. u . Adjut. d. 40. Inf. Brig. 256. v. Nazmer , zuleßt Hauptm . u. Komp. Chef im Bat., 1890 als solcher hineinvers., früher Prem. Lieut. à la suite d . 3. GardeRegts. 3. F. u. Adjut. d. 4. Garde-Inf. Brig., 1895 behufs übertritts zur Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika ausgeschieden. 257. Frhr. v . Chambrier, seit 1890 Sek. Lieut. im Bat., 1889 als Avantageur eingetr. 258. Frhr. v. Werthern , seit 1891 Sek. Lieut. im Bat., 1889 als Avantageur eingetr.
318 259. Graf v. Arco , zulezt Sek. Lieut. im Bat., 1889 als Einj . Freiw . eingetr., 1894 verabsch. u. zu d . Reserveoffizu. d. Bats . übergetr. 260. v. Bentivegni , zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1890 als charakteris. Port. Fähnr. überwiesen, 1897 auf 1 Jahr beurlaubt unter Stellung à la suite d. Bats . 261. v. Bassewiß , Prem. Lieut. im Bat., 1891 v . 3. Garde-Regt. z . F. als Sek. Lieut. ins Bat. vers. 262. v. Dergen , Sek. Lieut. im Bat., 1891 als charakteris. Port. Fähnr. überwiesen. 263. v. Stephani , Sek. Lieut. im Bat., 1890 als Avantageur eingetr. 264. Le Tanneur v . Saint Paul , Sek. Lieut. im Bat., 1892 als Port. Fähnr. überwiesen. 265. v. Arnim (Albrecht), zuleht Sek. Lieut. im Bat., 1892 als solcher eingetr., 1898 ausgeſchieden u. zur Schußtruppe für Kamerun übergetr. 266. v. Lilienthal , zuleßt Sek. Lieut. im Bat., 1891 als Avantageur eingetr., 1895 in d. Inf. Regt. Nr. 61 vers. 267. v . Gélieu , Prem. Lieut. im Bat., 1892 vom Inf. Regt. Nr. 68 als Sek. Lieut. ins Bat. vers. 268. Frhr. v . Nauendorff, Hauptm. u . Komp. Chef im Bat., 1893 als solcher hineinverſ., früher überzähl. Hauptm. im Garde-Jäg. Bat . 269. v. Harnier , Sek. Lieut. im Bat., 1894 als solcher eingetr. 270. v. Pawlowski , zulezt Oberstlieut. u . Komdr., zu lezterem 1894 ernannt, früher Oberstlieut. u. etatsmäß. Stabsoffiz. im Garde-FüsilierRegt., 1897 Oberst u. Komdr. d. Königs -Inf. Regts. Nr. 145. 271. v. d. Decken , Sek. Lieut. im Bat., 1894 vom Jäger-Bat. Nr. 3 als solcher ins Bat. verſ.
272. v. d . Often , Sek. Lieut. im Bat., 1894 als Port. Fähnr. überwiesen. 273. v. Brünneck, Sek. Lieut. im Bat., 1893 als Avantageur eingetr . 274. v. Stülpnagel , Sek. Lieut. im Bat., 1895 als solcher eingetr. 275. v. Wißmann , Prem. Lieut. im Bat., 1895 als solcher vom JägerBat. Nr. 5 ins Bat. vers. 276. Frhr. v. Locquenghien , Prem. Lieut. im Bat., 1895 als solcher vom Jäger-Bat. Nr. 7 ins Bat. vers. 277. v . Alvensleben , Sek. Lieut. im Bat., 1894 als charakteris. Port. Fähnr. überwiesen. 278. v. Stutterheim , Sek. Lieut. im Bat., 1895 als solcher eingetr. 279. v. Merkaz , Sek. Lieut. im Bat., 1897 als solcher eingetr.
280. v. Arnim (Friedrich), Sek. Lieut. im Bat., 1896 als charakteris. Port. Fähnr. überwiesen. 281. v. Pogrell , Sek. Lieut. im Bat., 1896 als Avantageur eingetr.
319 Anlage XXIV.
Verzeichnis derReserve- und Landwehr-Offiziere des Garde- Schüßen-Bataillons seit dem Jahre 1870.
1. Baron v. Buddenbrock , Sek. Lieut. d. Ref. 1870, als solcher bei St. Privat gefallen. 2. Frhr. Hiller v. Gaertringen , Sek. Lieut. d . Res. 1871 , z . Landw . vers. 1875, 1876 verabsch., gestorben. 3. Smalakys , Sek. Lieut. d . Reſ. 1871, z. Landw . verſ. 1877, als Prem. Lieut. 1883 verabsch. 4. Kellner, Sek. Lieut. d . Ref. 1872, 1882 als Hauptm. d. Ref. verabsch. 5. John , Prem. Lieut. d . Reſ. 1877, z . Landw. verſ. 1883, 1885 als Hauptm. verabsch. 6. Frhr. v . Bodenhauſen , Sek. Lieut. d . Landw . 1880, verabsch. als solcher 1885 . 7. Polenski , Sek. Lieut. d . Reſ. ſeit 1880 . 8. Hoerenz, Sek. Lieut. d . Res. 1880, z. Landw . vers. 1884, verabsch. 1887. 9. Lohmann , Sek. Lieut. d . Res. 1880 , z . Landw . verf. 1885. 10. Klatt, Sek. Lieut. d . Res. 1881, z . Landw . verf. 1886 . 11. Froning, Sek. Lieut. d. Ref. 1881, 3. Landw . vers. 1889. 12. Block, Sek. Lieut. d . Res. 1881, z . Landw . vers. 1886 . 13. Hermes , Sek. Lieut. d . Ref. 1881 , z . Landw. verf. 1888 . 14. Jungé, Sek. Lieut. d . Res. ſeit 1882. 15. d'Heureuse , Sek. Lieut. d. R. seit 1882. 16. Engelhard , Sek. Lieut. d . Res. 1882, ausgeſchieden als solcher 1883 . 17. Kühn, Prem. Lieut. d. Landw . 1883, als Hauptm. verabſch. 1886, beim 1. Aufgebot wiederangest. 1889 . 18. Albert , Prem. Lieut. d . Landw . 1883, ausgeſchieden als solcher 1884. 19. Krumhaar, Prem. Lieut. d . Landw. 1883, verabſch. als solcher 1885, 1888 im 2. Aufgebot wiederangest. 20. Packenius , Sek. Lieut. d. Res. 1883, ausgeschieden als solcher 1883 21. v. Kriegsheim , Sek. Lieut. d . Res. 1883, ausgeschieden als solcher 1883. 22. Schauenburg , Sek. Lieut. d . Reſ. ſeit 1884. 23. Hartwig , Sek. Lieut. d . Reſ. ſeit 1884. 24. Kurlbaum , Sek. Lieut. d . Ref. 1884, ausgeſchieden als solcher 1884. 25. Graßhoff, Sek. Lieut. d. Res. 1884, ausgeschieden als solcher 1884. 26. v. Waldow , Sek. Lieut. d. Res. 1884, ausgeschieden als solcher 1884 . 27. Schmidt, Sek. Lieut. d . Res. 1885, ausgeschieden als solcher 1885. 28. Graf Pilati v. Thaſſul zu Darberg, Sek. Lieut. d . Res. · ſeit 1886 . 29. Nitsche , Prem. Lieut. d . Landw. seit 1886 . 30. Nicolai , Sek. Lieut. d . Landw. 1886, ſeit 1888 Prem. Lieut. 31. Cleve , Sek. Lieut. d . Landw . ſeit 1886. 32. Berlin, Sek. Lieut. d . Res. ſeit 1887. 33. Wiebecke , Sek. Lieut. d . Res. ſeit 1887. 34. Schroeder , Sek. Lieut. d . Res. ſeit 1888 . 35. Weißwange , Sek. Lieut. d . Ref. 1888, ausgeſchieden als ſolcher 1888 . 36. v. Hatten, Hauptm. d . Landw. seit 1889.
320
Anlage XXV.
Zum Abschiede von Berlin . Gedicht von H. Lüders.
Im Wäldchen von Boulogne die Frühlingssonne lacht, Es steh'n die preuß'ſchen Garden in kriegerischer Pracht, Und von der Seine bliget und stampft es dumpf und schwer, Der Kaiser mit den Seinen sprengt ritterlich daher. Die Büchsen präſentierend ſteht ſtill das Bataillon, " Grüß Gott Euch, Gardeſchüßen ! " so tönt's von Weitem ſchon. Doch nicht wie sonst so klangvoll von Rührung fast erstickt, Als nun der Kaiser Wilhelm das Bataillon erblickt. Seit jenen heißen Tagen von Gravelotte-Privat Er seine tapfern Schüßen bis heut' nicht wiederſah. Das Wiedersehn ist schmerzlich, und eine Trän' entquillt Dem Kaiserlichen Auge ein unvergeßlich Bild. So viele sind Und vor dem Den Tapfern Den Tapfern,
geblieben auf jenem blut'gen Feld Seinebabel - das sieht der greise Held ; gilt die Träne, der Kaiserliche Gruß, die nun schlafen tief in der Erde Schoß.
Sie ist der Dank des Kaiſers, ein hohes, glänzend Lob, Das um die Stirn der Krieger den Ruhmeslorbeer wob. Wo gab es schönern Lohn je, war je ein Dank ſo ſüß, Als dieſe Kaiſerträne im Walde vor Paris ? Schon lang' kehrt wieder Frieden in alle deutſchen Gau'n Der Löwe auf dem Denkmal ruht ſtill in ſeinen Klau'n Und hütet nun die Namen der Braven, die dort ruh'n Bei St. Privat, in Frankreich , und auf den Höh'n bei Chlum. Und zieht Ihr jezt von dannen, weil es der Kaiſer will, "" Gott mit Euch, Gardeſchüßen, Ihr Grünen von Berlin ! " Bleibt fort und fort die Alten, treu, tapfer, friſch und ſtramm, Des Bataillones Ehre wahr' Jeder, Mann für Mann. Im Karlsgarten säufelt der Wald ein klagend Lied Und wie ein traurig Stöhnen es durch die Wipfel zieht. Das macht die Abschiedsfeier vom schönen, grünen Wald, „Vorwärts nach Lichterfelde ! " jezt das Signalhorn schallt !
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW 68, Kochstraße 68-71.
Uebersichtskarte
Zu: Geschichte des Garde- Schützen-Bataillons.
1
0
zum
Kriege
1870-71 .
3
2
1
von
5
6
LUTTICH
LILLE
Ath Montjoie
A
BETHUNE
NIVELLES
Leuze
TOURNAI
Lallery
PHUY
Antoing
N.O / R D
La Basse Carvin
Limburg
NAMUR Orchies
Scarpe
StAmand -les Eaux
DOUAI
Souchez Hesdin
e arp
CHARLEROI Ciney
AVALENCIENNES
Sc
PAS DE CALAIS
Mayen
Nassau
Lens
SPOL
Malmedy
MONS
Chislain
am bi e
R MONTREUIL
COBLENG
Boppart
StVith
Maubeuge
Arleux Crécy en Ponthieu
ARRAS
Florenne
Bouchain le Quesnoy
Prüm
Dau Gerolste in n Kochem
Berlai mont
Moeuvres S
Kastellaune
Bacquoy Achet Sapignies Marcoing Olet Favreuil Bieters O Fremicourt O Bapaume Bertincourt le panslog
Givet
AVE SNES
Mosbach Basta
Bacharach
CAMBRAI
DOULLENS
St Valéry
WIESBADENO
Philippeville
50
Rochefort
Landrecies e Caneau Carbrésis
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o.n
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Bingerbrück Wittlich Simmern Clary Acheux Ringen u O Bastogne Wiltz Rheingau ouvin Bittbarg Ex Contay Moretz d lonsheim gen Lan Sailly Bernkastel Albert Oppenheim Combles 50 Kreuznach es Catelet Te Bohain n i adt Torrst Frecheretur Al P Bony SOMME Hirson Roisel Bray Wollstein gar PNoyelles I e Diekirch Somme Tincourt Bouchy S U Sobermeim ROCROL Querpieux BussesDaours PERONNE Kirn Etigny lePic Furfeld C Alzey d Duours Verman h C Corbie a AMIENS r E Viller's Carbonne Pou lev l illy Guise E NEUFCHATEAU i TIN ourt SHQUEN Caulainc l n Dury FillersBretonneux stei Ober l Tertryo e M Alsenz Meisenheim Chaulnes Trefcon Boupy Bouillon Cons - lal e n Is Luce C TRIER Grundrie Oreillers VERVINS Origny Kirchheimbolande O Illy Plachy 19 A Pfeddersheim Gür Chap G enn elle e R MEZIERE: Grugs oorvillers Birkenfeld Hebecount es Donnersberg ry Mapy ontlers Cernay Morenil h he SMonges nc St EssignyleG n Po e c WOT O toCr Castres Marnheim Ham Simon Lautreck Nesles Moy Poix NEURCHATEL heroe Francherat uOza le Quesnel S Burch Aumale Standebühl Golheim Monte court 31/7 StMarce Escombres s S et e r Somm lde l e Marte SEDAN Rozoy sur Serre G Baumho n rre Anndi Herfinger H. 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Verlag d. Kgl . Hofbuchh.v.E.S.Mittler & Sohn,Berlin,Kochstr. 68-71 . 1 : 800 000 . 5
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10 deutsche Meilen.
Zu: Geschichte des Garde-Schützen-Bataillons.
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Stellung der 3ten Garde-InfanterieBrigade um 515 Uhr Nachmittags. Das 1. Bataillon Regiments Alexander war zur Deckung der Artillerie in Habonville zurückgeblieben .
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Vorgehen des Garde- Schützen - Bataillons durch das Bois de la Cusse um 580 Uhr
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Stellung der feindlichen ArmeeCorps.
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Stellung der beiderseitigen Armeen gegen 12 Uhr Mittags . Zu:Geschichte des Garde - Schützen- Bataillons .
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Maafsstab 1 : 80,000 1000 2000 3000 1000 2000
4000 3000
5000Schritt 4000 Meter
Franzosen . I. Erstes Corps. VII. Siebentes Corps. XII. Zwölftes Corps. V. Fünftes Corps. VI. Cavallerie Division.
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Zu: Geschichte des Garde - Schiitzen-Bataillons .
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Erläuterungen : Befestigungen am 21 December 1870. "} "1 Ende Januar 1871. Signaturen: rasint resp. zerstört. Scharten, Schiessgeriiste. ++++ ff X X XX O O
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