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German Pages 515 [524] Year 1992
Emst Windisch Geschichte der Sanskrit-Philologie und Indischen Altertumskunde
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Geschichte der Sanskrit-Philologie und Indischen Altertumskunde von
Ernst Windisch
I., II. Teil sowie nachgelassene Kapitel des III. Teils Um ein Namen- und Sachverzeichnis zum III. Teil erweiterter, ansonsten unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1917, 1920 und 1921
Walter de Gruyter · Berlin · N e w York 1992
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Die Deutsche
Bibliothek
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ClP-Einheitsaufnahme
Windisch, Ernst: Geschichte der Sanskrit-Philologie und Indischen Altertumskunde / von Ernst Windisch. -- Um ein Namen- und Sachverz. zum III. Teil erw., ansonsten unveränd. Nachdr. der Ausg. von 1917, 1920 und 1921. - Berlin ; N e w York : de Gruyter, 1992 ISBN 3-11-013013-0
© Copyright 1992 by Walter de Gruyter & C o . , Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz 8c Bauer G m b H , Berlin
Inhaltsverzeichnis Inhalt des ersten Teils Vorwort (von E. Windisch) I. Teil Nachträge (zum I. Teil)
III V 1 198
Vorwort (des zweiten Teils) von H. Lüders und J. Wackernagel Inhalt des zweiten Teils nach II. Teil Namen- und Sachverzeichnis (zum I. und II. Teil)
208 209 453
Drei nachgelassene Kapitel des III. Teils Namen- und Sachverzeichnis (zum III. Teil)
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GRUNDRISS DER INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE (ENCYCLOPEDIA OF INDO-ARYAN RESEARCH)
BEGRÜNDET VON G. BÜHLER, FORTGESETZT VON F. KIELHORN, HERAUSGEGEBEN VON H. LÜDERS UND J. WACKERNAGEL. I. BAND, I. HEFT B.
GESCHICHTE DER
SANSKRIT-PHILOLOGIE UND
INDISCHEN ALTERTUMSKUNDE VON
ERNST WINDISCH
ERSTER TEIL
Mit Unterstützung aus den Mitteln der Königl. Sächsischen Forschungsinstitute in Leipzig
STRASSBURG VERLAG VON KARL J. TRÜBNER 1917
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
Druck von M. DuMont Schauberg, Straßburg.
Inhalt des ersten Teils. Vorwort Kap. I. Kap. II. Kap. III. Kap. IV. Kap. V. Kap. VI. Kap. VII. Kap. VIII. Kap. IX. Kap. X. Kap. XI. Kap. XII. Kap. XIII. Kap. XIV. Kap. XV. Kap. XVI. Kap. XVII. Kap. XVIII. Kap. XIX. Kap. X X . Kap. X X I . Kap. XXII. Kap. XXIII. Kap. X X I V . Kap. X X V . Kap. X X V I . Nachträge
Seite I I 22 26 36 47 55 63 67 73 75 82 86 89 97
Vorgeschichte der Sanskritphilologie Ch. Wilkins und W. Jones. Gründung der Asiatic Society zu Calcutta H. T. Colebrooke, der Begründer der Sanskritphilologie H. H. Wilson Übersetzungen. Anquetil Duperron. Galanos. Ram Mohun Roy . . Die Romantik. Fr. Schlegel. Robertson. Heeren O. Frank Fr. Bopp und die Vergleichende Sprachwissenschaft Paris. A. L. de Chézy. G. C. Haughton. íakuntala. Mânavadharmaàâstra Bonn. A. W. v. Schlegel Berlin. W. v. Humboldt P.v.Bohlen Rückert, Holtzmann. Rosen. Poley und andere Schüler Bopps. Adelung Die Asiatic Society in Calcutta. J. Prinsep und die Asoka-Inschriften Münzen und Monumente. Geschichtsschreibung. Wilson, Masson und Norris. Wilford. Upham. Turnour. Hodgson. Fergusson. Jacquet 1 1 2 Paris. Die beiden Burnouf. E. Burnoufs Pâli- und Purâça Studien . 123 E. Burnoufs Buddhistische Studien 129 Chézys Schüler, Burnoufs Freunde und Schüler, G. Gorresio . . . . 140 J. T. Reinaud 151 Chr. Lassen 154 Benfeys Indien 158 Lassens Indische Altertumskunde, Band I 164 Lassens Indische Altertumskunde, Band II, Politische Geschichte . . 170 Lassens Indische Altertumskunde, Band III, Politische Geschichte . . 177 Lassens Indische Altertumskunde, Band IV, Politische Geschichte . . 184 Lassens Indische Altertumskunde, Band II, III, IV, Kulturgeschichte . 188 198
VORWORT. Als ich vor etwa vier Jahren die Geschichte der Indoarischen Philologie und Altertumskunde für den Grundriß übernahm, war ich mir des Umfangs und der Schwierigkeit eines solchen Unternehmens noch nicht voll bewußt. Ich war damals zufällig für einen geplanten Band Vedischer Studien mit der Geschichte der Veda-Interpretation beschäftigt, und hoffte diese Arbeit mit für das größere W e r k benutzen zu können, dazu manche Aufzeichnung, manche Erinnerung aus älterer Zeit. Fast alles habe ich von Grund aus neu gearbeitet, wenn auch auf frühere Kenntnis gestützt. Trotz einer gewissen Ausführlichkeit bin ich weit davon entfernt, eine vollständige Bibliographie zu geben, womöglich mit allen in den Zeitschriften enthaltenen Aufsätzen. Eine solche Bibliographie hat E r n s t K u h n schon seit Jahren vorbereitet, im Verein mit L. S c h e r m a n , und es ist nur zu wünschen, daß sie bald veröffentlicht wird, eine willkommene Ergänzung meines unvollkommenen Werkes. Mein Streben war, nach Möglichkeit die sachlichen und persönlichen Zusammenhänge in der Entwicklung erkennen zu lassen. Jedes W e r k verlangt seine eigene Methode. Hier bestand die richtige Methode darin, den persönlichen Gesichtspunkt zu dem sachlichen in das richtige Verhältnis zu bringen. Die Geschichte einer Wissenschaft ist bis jetzt noch nicht die Geschichte ihrer Organisation. Einzelne bedeutende Gelehrte sind es gewesen, die unter dem Einfluß äußerer Verhältnisse den Gang der Forschung bestimmt haben. Die Entwickelung ist nicht systematisch, sondern scheinbar zufällig hier oder da ansetzend, oft sprungartig vor sich gegangen. Und doch schoß sehr bald ein Ganzes zusammen. In unserer Geschichte soll gezeigt werden, wie das Wissen von Indiens Literatur und Kultur allmählich erwachsen ist, und wieviel unsere Vorgänger schon gewußt haben. Wenn wir auch jetzt eine weitere Umschau halten können, haben wir doch keine Veranlassung, auf unsere Vorgänger herabzusehen. Wir können in den großen Gesichtspunkten noch mancherlei von ihnen lernen. Der Nachfolger stand auf den Schultern des Vorgängers, hat oft nicht viel zu dessen Wissen hinzugefügt. Aber an ihn knüpfte der nächste an, um so mehr Grund für den Historiker, das Wissen und die Anschauungen der Vorgänger ans Licht zu stellen. Besonders an den Werken, in denen ein Querdurchschnitt des Wissens einer Zeit gegeben ist, läßt sich der Standpunkt und der Fortschritt der Wissenschaft beobachten. Jede Zeit sieht dieselben Dinge wieder mit anderen Augen an. Die literarische Tätigkeit äußert sich in Einzelforschung, die schrittweise zum Fortschritt führt, und in Gesamtdarstellung. E s ist ein Glück, daß nicht jeder Gelehrte eine Gesamtdarstellung gegeben hat, aber die vorhandenen W e r k e dieser Art erleichtern den Überblick über die Entwickelung in hohem Grade. Aus diesem Grunde habe ich sie eingehend analysiert, wie überhaupt die W e r k e derer, in denen das Bild des Ganzen besonders lebendig gewesen ist. Wie ist Geschichte zu schreiben möglich, ohne daß angegeben wird, was ihren
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VORWORT.
Inhalt bildet! E s galt diesen Inhalt nach und nach wenigstens in der Hauptsache vorzuführen. Man wird dies schon bei Colebrookes Essays bemerken. Zuerst waren es Nachrichten, die von M i s s i o n a r e n und R e i s e n d e n über die Inder, im Lande, aus dem Munde von Brahmanen gesammelt worden waren. Die Nachrichten stammten zuerst aus Südindien, denn die Portugiesen ließen sich an der Westküste Südindiens nieder. Goa, im Osten Pondichéry waren die ersten Stützpunkte. Eine erste Vertiefung erfolgte in C a l c u t t a , nachdem die Engländer ihren Hauptsitz dorthin g e l e g t hatten. In Calcutta wurde 1784 die Asiatick Society of Bengal gegründet. A b e r die Engländer hatten sich auch in Bombay und Madras festgesetzt. W i c h tige W e r k e der Sanskritliteratur wurden früher durch Ü b e r s e t z u n g als durch eine A u s g a b e ihres T e x t e s bekannt. Der Übersetzung kommt in der Geschichte unserer Wissenschaft eine große Bedeutung zu. W e n n es auch nicht möglich ist, verschiedene Perioden scharf voneinander zu trennen, so sind doch verschiedene Richtungen der Forschung naturgemäß nacheinander hervorgetreten. Zunächst nahmen die Europäer gläubig entgegen, was ihnen die damaligen Pandits von ihrem Standpunkt aus boten. D e r Sinn für Poesie wurde befriedigt durch das Drama S a k u n t a l a , das Singspiel G ï t a g o v i n d a . Die praktischen Bedürfnisse der Regierung führten zum G e s e t z b u c h des M a n u hin. Für die religiösen Anschauungen der Zeit kamen namentlich die P u r â ç e n , auch die E p e n in Betracht. Astronomie und Astrologie waren die populärste Wissenschaft. Den unmittelbaren Zutritt zur Literatur erschloß die S a n s k r i t - G r a m m a t i k . A u s deren Kenntnis erwuchs die vergleichende Sprachwissenschaft. Der B u d d h i s m u s war damals fast ganz aus dem eigentlichen Indien verschwunden. Aber da der englische Einfluß sich auch auf Nepal und Ceylon erstreckte, wurde auch der Buddhismus durch Hodgson, Burnouf, Turnour bekannt, wenn auch zunächst gesondert vom Brahmanismus. E s kam eine dritte Zeit, in der die europäischen Gelehrten, hierin weniger von den Pandits unterstützt, bis zu der ältesten F o r m der brahmanischen Religion vord r a n g e n : namentlich in Deutschland und England trat der R g v e d a in den Vordergrund der Forschung. Daneben erhielt die P h i l o l o g i e in I n d i e n selbst in einer vierten Richtung ihr besonderes Gepräge. H a n d s c h r i f t e n wurden gesammelt, zahlreiche T e x t a u s g a b e n veranstaltet, besonders aber wendete sich schon von Prinsep an die Forschung den I n s c h r i f t e n und M ü n z e n zu, die immer zahlreicher zutage gefördert wurden und eine Geschichte Indiens von A s o k a an bis zur muhammedanischen Herrschaft ermöglichten. Eine fünfte Periode könnte man mit der Gründung der Päli T e x t Society beginnen: wie der Brahmanismus bis zu den V e d e n , so wird auch der Buddhismus bis in seine älteste Literatur, das auf Ceylon und in Birma, Siam erhaltene Tipitaka zurückverfolgt. Brahmanismus und Buddhismus werden nicht mehr isoliert behandelt, sondern ihre L e h r e n und ihre äußere Geschichte werden miteinander verglichen und kombiniert. Alle diese Linien werden in der Gegenwart nebeneinander fortgesetzt. Das Neue, was diese sechste Zeit mit sich gebracht hat, sind die E x p e d i t i o n e n in die n ö r d l i c h e n L ä n d e r von M. A. Stein, Grünwedel und L e C o q u. A . mit ihren auch literarhistorisch nicht unwichtigen Funden. Als ich das Manuskript zum ersten T e i l dieses W e r k e s in den Druck gab, war meine Ausarbeitung schon weiter bis zur vierten Zeit gediehen. Die langen Kapitel über M a x Müller und Albrecht W e b e r waren vollendet. Unter den freundlichen Helfern möchte ich schon hier E r n s t K u h n
VORWORT.
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dankbar hervorheben, dessen Wissen und scharfer Blick meiner Arbeit beim L e s e n einer Korrektur sehr zugute gekommen sind, ferner J a c o b W a c k e r n a g e l , der gleichfalls die Korrekturbogen durchsah und mir kritische Bemerkungen zur Verfügung stellte. Ebenso möchte ich schon jetzt dem Direktor unserer Universitäts-Bibliothek, Herrn Geheimen Hofrat Dr. B o y s e n , sowie Herrn Oberbibliothekar Professor Dr. W e i s s b a c h für die Freundlichkeit, mit der sie mir die Benutzung der Bibliothek erleichtert haben, meinen Dank abstatten. Durch Direktor Boysen's Vermittelung konnte ich auch seltene Bücher aus der Berliner und der Göttinger Bibliothek erhalten. Wenn aber mein Werk in erheblich größerem Umfange, als es ursprünglich gedacht war, das Licht der Welt erblicken darf, so ist dies dem verständnisvollen Entgegenkommen der H e r a u s g e b e r und des V e r l e g e r s des Grundrisses der Indo-arischen Philologie und Altertumskunde zu verdanken, sowie einer erheblichen Druckunterstützung aus den Mitteln der Königl. Sächsischen Forschungsinstitute zu Leipzig, in denen ich der Sanskrit-Abteilung des Indogermanischen Forschungsinstituts angehöre. L e i p z i g , im Juni 1916. E R N S T WINDISCH.
GRUNDRISS DER INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE (ENCYCLOPEDIA OF INDO-ARYAN
RESEARCH)
BEGRÜNDET VON G. BÜHLER, FORTGESETZT VON F. KIELHORN, HERAUSGEGEBEN VON H. LÜDERS UND J. WACKERNAGEL. I. BAND, I. H E F T B.
GESCHICHTE DER INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE VON
E.
WINDISCH
K A P . I.
VORGESCHICHTE DER SANSKRITPHILOLOGIE. V a s c o d a G a m a , der im Jahre 1498 zuerst den S e e w e g nach Indien fand, hat Indien nicht nur dem H a n d e l , sondern auch d e r W i s s e n s c h a f t erschlossen. W i e die P o r t u g i e s e n an der W e s t k ü s t e Indiens, in G o a , festen F u ß faßten, schildert K . G. Jayne in seinem B u c h e " V a s c o da Gama and his S u c c e s s o r s 1 4 6 0 — 1 5 8 0 " , L o n d o n 1910. D e n P o r t u g i e s e n folgten die Holländer, Dänen, F r a n z o s e n , E n g l ä n d e r . Sie fanden Indien unter einer m u h a m m e d a n i s c h e n O b e r h e r r s c h a f t , die mit den E r o b e r u n g e n des Sultans Mahmud v o n Ghazna im Jahre 1001 b e g o n n e n hatte. Die Sprache dieser m u h a m m e d a n i s c h e n E r o b e r e r w a r v o r w i e g e n d ein stark mit A r a bisch durchsetztes Persisch. D u r c h das E i n d r i n g e n dieser S p r a c h e in d a s Hindi entstand das Hindustani. S o sind damals Persisch und Hindustani die offiziellen V e r k e h r s s p r a c h e n im nördlichen Indien g e w o r d e n . Das Sanskrit mit seiner alten L i t e r a t u r m u ß t e erst e n t d e c k t w e r d e n . Eine g e w i s s e K u n d e v o m Sanskrit läßt sich schon bei Missionaren v e r s c h i e d e n e r Nationalität im 16. und 17. Jahrhundert n a c h w e i s e n , a b e r die E n t w i c k l u n g d e r Sanskritphilologie k n ü p f t an die W e r k e b e d e u t e n d e r E n g l ä n d e r an, die am E n d e des 18. und A n f a n g des 19. Jahrhunderts dem Civil S e r v i c e d e r durch C h a r t e r v o m 31. D e z e m b e r 1599 unter K ö n i g i n Elisabeth g e g r ü n d e t e n E a s t India C o m p a n y angehörten. E n g l i s c h e Beamte w a r e n es, die zuerst S p r a c h e und L i t e r a t u r des Sanskrit den e u r o p ä i s c h e n V ö l k e r n w i r k l i c h erschlossen haben. Sie l i e ß e n sich ihrerseits von den Pandita genannten einheimischen G e l e h r t e n unterrichten. Die Pandits mit ihrem W i s s e n und ihren Handschriften bilden den g e s c h i c h t l i c h e n Hintergrund der Sanskritphilologie. F ü r j e d e s F a c h w a r e n sie vorhanden. A b e r nur selten e r f a h r e n w i r in der älteren Zeit ihre N a m e n w i e in d e r E i n l e i t u n g zu d e m 1678 e r s c h i e n e n e n Hortus Indicus Malabaricus, s. Journal der R. Asiatic S o c i e t y 1890, S. 350. Ihr W i s s e n und ihre A n s c h a u u n g e n sind anfangs für die E u r o p ä e r in Indien m a ß g e b e n d g e w e s e n und h a b e n die erste R i c h t u n g d e r Sanskritphilologie bestimmt. W i r bringen diesen stillen V ä t e r n d e r Sanskritphilologen mit unserer D a n k b a r k e i t ein pitryajña dar. W ä h r e n d die Nachrichten der G r i e c h e n und R ö m e r sich auf das nördliche Indien b e z i e h e n , sind in d e r Neuzeit, d e m G a n g e der E r o b e r u n g Indo-arische Philologie I. i B.
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. A L T E R T U M S K U N D E .
entsprechend, die frühesten Nachrichten aus S ü d i n d i e n gekommen, von den Küsten Coromandel und Malabar. Ein Holländer, der Missionar A b r a h a m R o g e r , gestorben 1649, der 1630 bis 1647 in Pulicat (Paliacatta) auf der Küste Coromandel und in Batavia tätig war, scheint der Erste gewesen zu sein, der ein wirkliches Stück der Sanskritliteratur, die Sprüche des Bhartrhari, in Übersetzung bekannt gemacht hat in seinem Buche "De Open-Deure tot het verborgen Heydendom ofte Waerachtigh vertoogh van het leven ende zeden, mitsgaders de Religie ende Godsdienst der Bramines op de Cust Chormandel ende der landen daar ontrent: Door D. Abrahamus Rogerius in sijn leven Bedienaer des H. Evangelii op de selve cust. Leyden 1651". Dieses W e r k ist vor kurzem von W . Caland neu herausgegeben worden, im Haag 1915. Seine Bedeutung geht auch daraus hervor, daß es ins Deutsche und ins Französische übersetzt worden ist. Es zerfällt in zwei Teile : der erste handelt wohlgeordnet von dem Leben und den Sitten der "Bramines" auf der Küste "Chormandel" und in den angrenzenden Ländern, der zweite von deren Glauben und Gottesdienst. Sein Hauptgewährsmann, der Brahmane "Padmanaba", hat sehr gut berichtet. Die Sprüche des Bhartrhari sind nur eine Zugabe am Ende. Eingeleitet S. 217 durch ein "Leven van Barthrouherri" folgen S. 219—235 hundert Sprüche handelnd "van den wegh na den hemel", S. 235—251 hundert Sprüche handelnd "van den redelijcken ommegangh onder de Menschen". Das áringaraáataka hat Padmanaba dem Missionar vorenthalten. Im ersten Teil des eigentlichen Werks wird das Leben des Brahmanen aus der Praxis nach allen Seiten hin geschildert, im Sinne der Dharma- und Grhyasütren, aber ohne daß diese erwähnt werden. Im I. Kap., das von den Kasten handelt, werden auch die verschiedenen Beschäftigungen der áüdras erwähnt, die sie in zahlreiche Unterabteilungen zerfallen lassen. Im V . Kap. findet sich eine erste Erwähnung des " V e d a m " , dessen Studium zu den Rechten und Pflichten der Brahmanen gehört. "Vedam" ist die Form des Wortes im Tamil-Malayälam. Davon handelt Burnell in seinem Aufsatz "On some early references to the Vedas by European Writers", im Ind. Antiquary VIII (1879) S. 98—100. W a s bei Roger als Inhalt der vier Veden angegeben wird, ist nach Burnell "based on the contents of the Tamil Vaishpava hymns which profess to give the contents of the V e d a ! " Von Roger übernahm diese falschen Angaben der Herausgeber des Buches "L'Ezour-Vedam", in seinen Observations Préliminaires S. 115 ff. Aber im allgemeinen rühmt Burnell, der lange in Südindien gelebt hat, Rogers Werk, "which is still, perhaps, the most complete account of S. Indian Hinduism, though by far the earliest". Das X X . Kap. behandelt ausführlich die Witwenverbrennung. Im zweiten Teil stehen die Götter Wistnou und Esvara im Vordergrund. Mehrere der wichtigsten Legenden, richtig erzählt, haben hier ihre Stelle gefunden, der Ursprung des Lingam, die Avatäras des Visnu, die Geburt des Garuda, die Schöpfung der Welt. Besonders eingehend ist die Beschreibung der Pagoden und der Feste, mit ihren Tänzerinnen. Eine dabei erzählte Geschichte (XI. Kap.) erinnert im Motiv an Goethes Gedicht "der Gott und die Bajadere". 1 ) Für Bramma gibt es keine Pagoden. Es wird von den freiwilligen Kasteiungen der Yogins berichtet und von den heiligen Stätten, deren Besuch zur Vergebung der Sünden verhilft. Die Heiligkeit *) V g l . A . Leitzmann, " D i e Quellen von Schillers und G o e t h e s Balladen", Bonn 1911, S. 37 und 50. H i e r wird Sonnerats Reisebeschreibung als die nächste Quelle für G o e t h e s Ballade vermutet, aber ohne n ä h e r e s N a c h w e i t . B e n f e y , O r . u . O c c . 1721, verwies a u f O . D a p p e r .
K A P . I. VORGESCHICHTE DER
SANSKRITPHILOLOGIE.
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der Ganga wird durch die Sägara-Legende mit dem Aávamedha erklärt. Das letzte Kapitel handelt verhältnismäßig kurz von des Menschen Zustand nach dem Tod, von Seelenwanderung, Himmel und Hölle. Die deutsche Übersetzung von Christoph Arnolds "Abraham Rogers Offne Thür zu dem verborgenen Heydenthum", Nürnberg 1663, ist durch "Chr. Arnolds Auserlesene Zugaben von dem Asiatischen, Africanischen, und Americanischen Heydenthum" mit dem ausführlichen Register zu einem Buch von mehr als 1000 Seiten angeschwollen. Arnolds sagt in der Vorrede, daß in Indien kein Vogel in der Luft, kein Fisch in der See, keine Tiere auf Erden, keine Kräuter auf den Bergen mehr zu finden seien, die nicht schon eingehend beschrieben, aber daß "bißanhero sich niemand unterstanden, der die Gründe ihres (der Inder) Gottesdiensts, und die Kennzeichen ihrer Religion, uns etzlicher massen entdekket". Auch das hat also in größerem Umfange zuerst Roger getan. Die französische Übersetzung " L a Porte Ouverte, Pour parvenir à la connoissance du Paganisme caché, von Thomas la Grue, Amsterdam 1670, bringt als kürzere Zugabe einen "Extrait de la Chine Illustrée du Reverend Pere A. Kirchere", der von der Religion der Brahmanen handelt, auch einen Bericht des Paters H. Roth über die Incarnationen Visiju's einschließend. Das Vorwort dieses Übersetzers mutet wie eine Predigt an, obwohl er "Maistre és Arts, & Docteur en î r edicine" war. Er weist schon vor Wilford auf St. Thomas, Pantaenus, Frumentius hin, die in alter Zeit das Evangelium nach Indien gebracht haben. Von den P o r t u g i e s e n sind erst in jüngster Zeit einige Traktate über den Hinduismus bekannt geworden, die aber nicht älter sind als Rogers Werk. W. Caland wurde durch Th. Zachariae auf zwei alte portugiesische Berichte dieser Art aufmerksam gemacht, die schon 1812 gedruckt, aber wenig beachtet worden waren. 1 ) Caland gab sie mit Hilfe von Α. A. Fokker in holländischer Übersetzung heraus, mit Hinzufügung eines dritten Berichtes, den er zufällig gefunden hatte: "Drie oude Portugeesche Verhandelingen over het Hindoeïsme", in den Abhandlungen der Amsterdamer Akademie 1915. Der I. Bericht ist nach Caland 1670, der II. 1774 geschrieben. Der III. liegt nur in französischer und holländischer Übersetzung vor, aus den Jahren 1723 und 1728. Diese namenlosen Berichte beziehen sich vorzugsweise auf Südindien, ihre Verfasser werden Missionare gewesen sein, die mündliche Auskunft von Brahmanen erhielten. Den Brahmanen lag es von jeher nahe, den Christen gegenüber zu betonen, daß auch sie an einen einzigen ewigen höchsten Gott glauben. Aber die Gottheit geht für die Verehrung in drei Persönlichkeiten auseinander, im I. Bericht Brama, Visna, Mayessa (Maheáa), im II. Visnu, Brama, Makes, im III. Bruma, Vixnu, Rutrem. Die Verehrung Visiju's, mit seinen Mythen und seinen Incarnationen, steht im Vordergrunde, neben ihm Rama, der Abgott dieser Heiden (S. 11), und Krsija. Aus dem Rämäyaija und auch dem Mahäbhärata wird mehr erzählt, als aus den Puränen. Räma wird in dem II. Bericht Rogunata genannt (S. i n ff). Außer den erwähnten werden besonders in dem II. Bericht noch andere Götter erwähnt, Lacximi, Ganes, Parvoti, Saraspoti, Emu (Yama), Indru, Cuber. Von mythischen oder legendarischen Gestalten begegnen wir Caxiepo (in 1 Cassepa d. i. Kááyapa) und Parisrama, von Pharissu Rama (Parasuräma) handelt auch das letzte Kapitel von I. Die im Mahäbhärata enthaltene Lehre überlieferte Veyasrosjy (Vyäsa rsi). Gemeinsame Gegenstände sind die Kasten, die vier Weltalter, in III finden ') Caland hat noch auf andere alte Stellen über Indien, Briefe, Reiseberichte usw., in seinen Anmerkungen verwiesen, z. B. zu Ganesa S . 16.
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. A L T E R T U M S K U N D E .
wir auch die 14 W e l t e n . Nur in dem I. Bericht stehen Bemerkungen über die Jainas und andere Sekten, ferner literarhistorische Angaben. Was hier über die V e d e n und die Puräijen gesagt wird, ist sehr konfus und enthält offenbar falsche Namen. V o n den Wissenschaften werden in kurzen Kapiteln, zum T e i l unterbrochen von andern Gegenständen, genannt Darma-, Zaissa- (Jyotisa), Nac-, zu lesen Nai- (Nyäya-), Veacranna-kastra mit der Samsucruta-Sprache, Saraspaty (Dichtkunst), Vaida-kastra (Medizin). Die in den letzten Kapiteln besprochenen V ö l k e r gehören dem Dekhan an. In II wird das K ö n i g r e i c h Bengalen mit Caxy oder Varannessy als ein Hauptgebiet des Heidentums bezeichnet. E b e n d a werden weiterhin die Vorschriften für ein zur e w i g e n Seligkeit des Brahmanen führendes L e b e n g e g e b e n , die U m l e g u n g der heiligen Schnur usw. (S. 138). Der III. Bericht, in dem nach L e g e n d e n von Vixnu auch solche von Rutrem erzählt werden, handelt dann vom Paradies, Xoarcam (svarga), von der Hölle, vom V e r hältnis der Seele des Menschen zur Gottheit, und hebt besonders die L e h r e n der Hindus hervor, die an das Christentum erinnern. An die Stelle der Auferstehung ist die Seelenwanderung getreten (S. 197). Unter den F r a n z o s e n , die auf Grund ihres Aufenthalts in Indien W e r k e über Indien verfaßt haben, sind besonders berühmt Bernierund Tavernier, die zu gleicher Zeit in Indien waren. Der erstere ist bedeutend in den politischen Berichten, der letztere mehr in der Beschreibung der R e i s e w e g e , der Städte, des Münzwesens, der Landesprodukte. F r a n ç o i s B e r n i e r h i e l t s i c h während der Jahre 1656—1668 in Indien auf und war acht Jahre lang Arzt am Hofe des Großmoguls. E r erlebte dort die K ä m p f e von Shah Jehan's vier Söhnen um die Herrschaft, aus denen A u r e n g - Z e b e als Sieger hervorging. Seine anschauliche Schilderung dieser Kämpfe, die einige wichtige Jahre der neueren Geschichte Indiens grell beleuchtet, gewährt einen Einblick in die Charaktere und die perfide Politik orientalischer Fürsten. Der 1. Band seines W e r k s erschien unter dem Titel "Histoire de la Derniere Revolution des Etats du Grand Mogol, Dediée au R o y " , dazu ein 2. Band, die " E v é n e m e n t s " nach dem K r i e g e darstellend, Paris 1670, der 3. und 4. Band als "Suite des Memoires du Sr Bernier", 1671. Das W e r k ist wiederholt herausgegeben und ins Englische (dies schon 1671, 1672), Holländische, Deutsche, Italienische übersetzt worden. Darüber orientiert die Bibliographie in Archibald Constables neuer englischer Ausgabe, in einem Bande, " T r a v e l s in the Mogul Empire A. D. 1 6 5 6 — 1 6 6 8 " , London 1891. Seine Mitteilungen über den Aberglauben, die sonderbaren Gebräuche und die L e h r e n der Hindus stehen in seinem Briefe an M. Chapelain vom 4. Okt. 1667, zuerst veröffentlicht im 3. Bande der Editio princeps. Er erlebte, wie Tavernier, die Sonnenfinsternis des Jahres 1666 in Indien, beschreibt ein Fest, das in dem berühmten T e m p e l von Jagannat gefeiert wurde, erzählt von Witwenverbrennungen, von der Verbrennung der Toten, von den Fakiren. Hanscrit, wie er gleich Tavernier schrieb, verstand er nicht, erfuhr aber von einem berühmten Pendete zu dem er in näherer Beziehung stand, die Namen der V e d e n , der Kasten und mancherlei von den L e h r e n der Brahmanen. Auch andern Pandits, sowie Henry Lord, Roger, den Patres Kircher und Roth bekennt er sich zu Dank verpflichtet. Achar, der Unbewegliche, ist der Name des ewigen Gottes, der für die W e l t zunächst die drei W e s e n Brahma, Besehen und Mahahdeu schuf. A u ß e r den V e d e n erwähnt er die Purane, ohne nähere Angaben. E r hatte von den sechs philosophischen Systemen gehört, spricht aber nur im allgemeinen von den darin enthaltenen Philosophemen. A u s der Medizin und der Astronomie erwähnt er
K A P . I. VORGESCHICHTE DER
SANSKRITPHILOLOGIE.
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einige Kuriosa, spricht vom Weltbild und den vier Weltaltern, vom Lenguecherire (lingasarïra) und von den Bildern, unter denen sich die indischen Philosophen das Verhältnis der Welt zur Gottheit und die Auflösung der Welt dachten. Bernier stand alledem etwas spöttisch gegenüber. T a v e r n i e r war nichtso philosophisch gerichtet, wie Bernier. Sein Werk hat den Titel "Les six Voyages de Jean Baptiste Tavernier, Ecuyer Baron d'Aubonne, qu'il a fait en Turquie, en Perse, et aux Indes, pendant l'espace de quarante ans, & par toutes les routes que l'on peut tenir : accompagnez d'observations particulières sur la qualité, la religion, le gouvernement, les coûtumes & le commerce de chaque païs; avec les figures, le poids, & la valeur des monnoyes qui y ont cours. Seconde Partie, où il est parlé des Indes, & des Isles voisines", Paris 1677. Vom a l t e n Indien erfuhr man aus diesem Werke nicht viel, wohl aber hat es schon hundert Jahre vor Anquetil Duperron, Tieffenthaler und Renneil Land und Städte Indiens in Europa näher bekannt gemacht. Tavernier unternahm seine Reise von Agra nach Bengalen im Jahre 1665 in Gesellschaft von Bernier und erzählt, wie dieser, die Kämpfe des Cha-gehan mit seinen Söhnen bis zur Thronbesteigung des Aureng-zeb. Voraus geht ein für die Geographie wichtiges erstes Buch über die verschiedenen Reisewege von Ispahan und Surate nach Agra, von Agra nach Patna, von Surate nach Golconda, von da nach Goa, Maslipatan, von da bis in das Carnatische Gebiet. Das dritte Buch bringt Angaben über die Bewohner, über die "Gentils ou Idolâtres des Indes". In dem Kapitel über die Kasten findet sich die Bemerkung, daß die Bramines in Benares eine Art Universität haben, ''où ils font principalement des exercices dans l'Astrologie, & où ils ont aussi des Docteurs qui enseignent leur loy" (S. 368). Trotz ihres Götzendienstes erkennen die Brahmanen doch einen einzigen unendlichen Gott an, allmächtig und allweise, Schöpfer des Himmels und der Erde, den sie an einigen Orten Permesser, an andern Peremail, wie auf der Küste Malabar, und Vvistnou, wie auf der Küste Coromandel, nennen. Er erwähnt nur noch ihren Ram, den sie für eine große Gottheit halten, worauf er die Geschichte des Rämäyana erzählt, wie er sie von Brahmanen gehört habe (S. 373 ff). Die indischen Faquirs, das Schicksal der Seele nach dem Tode, die Verbrennung der Toten, die Witwenverbrennung, die berühmten Pagoden zu Jagrenate, Banarous, Matura & Tripeti, das Verhalten der Brahmanen bei einer Sonnenfinsternis, die Sitten bei gewissen Festen, Hochzeit und Ehe sind anderweitige kurz behandelte Gegenstände sachlicher Art, die in der alten Literatur über Indien immer wieder hervortreten. Im Anschluß an seine Beschreibung der Münzen gab er die indischen Ziffern. Bernier und Tavernier gehören zu den Quellen der Kompilation des Abbé de M a r c y , Histoire Moderne des Chinois, des Japonnois, des Indiens, des Persans etc., deren dritter Band die Histoire des Indiens enthält, Nouvelle Edition, Paris 1775. Wir finden hier was sonst nur ein Name für die dritte Kaste ist (doch wohl aus skr. banijentstanden) als Bezeichnung der ganzen arischen Bevölkerung Indiens gebraucht (S. 221). Was die Europäer von den Dogmes Théologiques besonders interessierte, erscheint hier schon früh nach Salmon auf folgende sechs Sätze reduziert: I. Es gibt einen ewigen Gott, II. Gott hat drei vollkommene Wesen geschaffen mit der Macht die Welt zu schaffen, zu erhalten und zu zerstören. III. Brahma hat diese Welt geschaffen, IV. das Schicksal des Menschen ist der Lohn oder die Strafe für sein Tun in seinem früheren Leben, V. Vergebung
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der Sünden erlangt man durch Besuch der Pagoden an der Mündung der Gangä und das Wasser dieses Flusses, VI. Es ist verboten zu töten, zu lügen, zu stehlen, seinem Nächsten Unrecht zu tun. " L a Loi des Beths" schreibt noch vor, sich des Fleisches und berauschender Getränke zu enthalten, die Armen zu lieben, am Morgen, Mittag und Abend Gebete zu verrichten, sich dreimal am Tage zu waschen, oder wenigstens, ehe man Nahrung zu sich nimmt (S. 248). Max Müller hat in seinem Werke "Die Wissenschaft der Sprache", Leipzig 1892, I 196 ff. eine gewisse Kenntnis des Sanskrit bei den katholischen Missionaren bis auf den spanischen Basken F r a n z X a v i e r , den heiligen F r a n c i s c u s X a v e r i u s zurückverfolgt, der 1542 nach Goa kam und die christliche Mission in Indien zu organisieren begann. Von diesem "Apostle of the Indies" handelt Jayne, "Vasco da Gama" S. 165, 188 ff. Anquetil Duperron besuchte sein Grab in Goa. M. Müller nennt auch andere Namen, Filippo Sassetti, Roberto de' Nobili (s. weiter unten). Aus Briefen des Marco della Tomba machte ihm A. de Gubernatis Mitteilungen, von anderer Seite erhielt er ein Verzeichnis von Hanxledens handschriftlichem Nachlaß. Zusammenhängende Kunde von Indien gab nach BernierundTavernier zuerst wieder die "Histoire du Christianisme des Indes" von M. V. L a C r o z e , Bibliothécaire & Antiquaire du Roi de Prusse, A L a Haye 1724, deren 6. Buch S. 424—519 die Überschrift hat "De l'Idolatrie des Indes". L a Croze war der Ansicht, "que les anciens Indiens ont été des Colonies d'Egypte" (S. 427). Wie ein roter Faden zieht sich durch die Berichte, die auf Missionare zurückgehen, der Gedanke, daß die Inder "nonobstant la plus grossière Idolatrie" doch von Anfang an den monotheistischen Glauben an ein höchstes, vollkommenstes Wesen besessen haben (S. 425, 457). Auch hier findet sich die Bemerkung, daß es für Brama keinen Kult gebe. La Croze erwähnt Abraham Roger (S. 444), Bernier (S. 453), die Berichte der Jesuiten in den Lettres Edifiantes (S. 454)1 für Arakan, Pegu, Siam auch de la Loubère (S. 449), hat aber seine Mitteilungen über Brama, Isuren, Vistnou und andere Götter, über die Metempsychose, die Zeitrechnung, die Welten, die Kasten, die Elemente, die Medizin, die Astronomie (der Zodiacus, die 12 Sternbilder und die 27 Mondstationen stammen aus Ägypten, S. 484), die Arithmetik, die Sammanéens, Budu (S. 512) u. a. m. hauptsächlich aus den Ouvrages Manuscrits des Missionars Z i e g e n b a l g (S. 444, 495) geschöpft, dessen Wirksamkeit in Tranquebar er eingehend schildert (S. 534 ff). Bartholomäus Ziegenbalg, geboren 1683 und schon 1719 gestorben, war dem König von Dänemark von August Hermann Francke in Halle für die Mission in Tranquebar empfohlen worden, das seit 1621 in dänischem Besitz war. E r erlernte dort "la Langue Tamule ou Malabare" (S. 537). Vom Samscret ist bei L a Croze nur gelegentlich die Rede (S. 429), auch vom Vedam weiß er nichts zu sagen (S. 427). Die Sanskritnamen erscheinen in schlechter Schreibung. Der Bericht über die Tempelmädchen (S. 488) stammt nicht von einem Missionar. Es folgen dann die brieflichen Berichte der französischen Jesuiten Calmette, Pons, Coeurdoux u. a., die von den 30 er Jahren des 18. Jahrhunderts an teils in den Mémoires de Littérature der Pariser Akademie, teils in den "Lettres Edifiantes et Curieuses, ecrites des Missions Etrangères, par quelques Missionaires de la Compagnie de Jesus" gedruckt worden sind. Der Brief des Père Calmette aus "Ballapouram" vom 17. Sept. 1735 mit seinen Bekehrungsgeschichten, in den Lettres Edifiantes, XXIII Recueil S. 105—197,
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ist vorwiegend "erbaulich". Die Geschichte von dem Catéchiste Paul und der Prinzessin Vobalamma (S. ioöff.) liest sich wie ein indischer Roman. Andere Geschichten zeigen die Feindseligkeit und die Grausamkeit der indischen Fürsten (S. i66ff.). Im Gegensatz zu manchen falschen Angaben über den Inhalt der Veden hier die Angabe, daß der Atharvaveda das Geheimnis lehrt, "de mettre en oeuvre la Magie & de la dissiper" (S. 136). Was sonst vom "Vedam" gesagt wird, bezieht sich auf die philosophischen Teile der Veden. Diese lehren "l'unité de Dieu, les caracteres du vrai Dieu, le salut & la réprobation". Die Missionare benutzten solche Lehren in der Disputation mit den Brahmanen als geeignet "à les convaincre des vérités fondamentales qui ruinent l'idolâtrie" S. 161). Aus einem Briefe Calmettes aus "Vencatiguiry" vom 16. September 1737, Lettres Edif. XXIV 437 ff., geht hervor, daß er beauftragt war, für die Bibliothek des Königs in den Besitz vedischer Texte zu gelangen. Aber diese blieben "des Livres scellés" für sie, da ihre Sprache noch altertümlicher als das "Samscroutam" sei. Sie hielten sich an jüngere Schriften und suchten aus ihnen den Brahmanen Widersprüche nachzuweisen. Der Père Coeurdoux hatte sich praktische Aufgaben gestellt und beschreibt in einem Berichte vom 18. Jan. 1742, wie die Inder ihre gemusterten Stoffe herstellten und sie färbten, besonders mit Indigo, Lettres Ed. X X V I (1743) S. 172 fr. Ebenda S. 257ff. entwirft der Père Saignes ein Bild von den kriegerischen Vorgängen seiner Zeit. Die Mahratten hatten sich gegen diemuhammedanische Herrschaft erhoben und bedrohten das portugiesische Goa, aus dem die Missions von Cañara, Maissour, Maduré, Travancor, Ceylon ihre Einkünfte bezogen. Aber am wichtigsten ist für uns der Brief des Père P o n s vom 23. Nov. 1740 über die alte Literatur der Inder, aus "Careical, sur la côte de Tanjaour", in demselben Recueil S. 218·—256. Pons muß etwas Sanskrit verstanden haben. Abgesehen von offenbaren Druckfehlern sind die Sanskritwörter weniger verstümmelt. Er hat wohl zum erstenmal die grammatische Analyse der einheimischen Grammatik zutreffend beschrieben (S. 222), spricht von 18 Dictionnaires, unter denen das des Amarasimha am meisten benutzt werde, erwähnt das Alankâra châstram. Die im Norden erhaltenen Nâtak enthalten nach Versicherung der Brahmanen viele alte Geschichten (S. 229), die Dichtungen überhaupt kostbare Reste des Altertums, zu denen auch Berichte über das Reich der Assyrier, über die Siege Alexanders, des "Yavanaraja", gehören würden (S. 230). Aber am meisten giebt den Brahmanen ihre gehobene Stellung "la science de la Religion, des Mathématiques, & la Philosophie" (S. 232). Die vier Veden sind die Théologie des Brahmanes, die alten "Pouranam" sind die Théologie Populaire. Die vedischen Götter sind unterworfen "à la force intrinsèque des Sacrifices & des Mantram" (S. 234). Für Dharma- ist wiederholt "d'Harmachâstram" gedruckt. Ein Grieche, der nach Indien kam, hat den Indern die griechischen Namen der Planeten und der Zeichen des Tierkreises gebracht, sowie techniche Ausdrücke wie hora, kendra (S. 236). Zur Philosophie gehört auch das Nitichâstram mit seinen sententiösen Versen. Von den sechs philosophischen Systemen, neben denen er auch das "âgamackâstram" (der Jaina) und das "Bauddamatkam" erwähnt, behandelt er die Hauptlehren des Nyäya, Vedanta, Sämkhya ziemlich eingehend. Sogar das Schulbeispiel vom Rauch und Feuer für den Syllogismus wird hier mitgeteilt, und bei der Darstellung des Prinzips der Mäyä für die Täuschung das Beispiel des auf der Erde liegenden Strickes, den man für eine Schlange hält. Solche Kenntnisse waren damals freilich nur in den Köpfen weniger vorhanden.
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An dem mangelhaften Verständnis M a f f e i s wird es gelegen haben, daß "Joannis Petri Maffeii Bergomatis e Societate Jesu Historiarum Indicarum Libri XVI", in Folio, Wien 1752, verschwindend wenig über das brahmanische Indien enthalten, auch die Briefe, die am Ende beigegeben sind. Nur S. 27 ff. macht er einige Bemerkungen über die Verhältnisse, die Gamma, d. i. Vasco da Gama, vorfand, als er an der Calecutana ora gelandet und mit dem König von Malabar in Verhandlungen getreten war. Dieser hatte quatuor ordinum homines in seinem Reiche: Caimales genannte dynastas et satrapas, Brahmanen, Naires genannte rei bellicae studiosos e nobilitate, und viertens opifices und Ackerbauer. Das übrige Volk bestand zum größten Teil aus Arabern, Persern und Ägyptern e x haeresi Mahometana & Judaica. Die Brahmanen verehren "Parabrammam nescio quem Deorum antiquissimum, & e x eo filios tres : quorum in gratiam terna fila gerunt e collo suspensa". Obwohl eine portugiesische Übersetzung dessen, was ein zum Christentum bekehrter Brahmane den Patres mitgeteilt hatte, an ihn gelangt war, hielt er es doch nicht für der Mühe wert, daraus Mitteilungen zu machen (S. 28). Dadurch daß V o l t a i r e sich für die Sache interessierte, zog die allgemeinere Aufmerksamkeit auf sich das gleichfalls aus Südindien und dem Missionsbereiche stammende W e r k " L ' E z o u r - V e d a m ou Ancien Commentaire du Vedam, Contenant l'exposition des opinions religieuses & philosophiques des Indiens. Traduit du Samscretan par un Brame", 2 Bände, Yverdon 1778. Der Herausgeber und Verfasser der Observations Préliminaires hat sich nicht genannt, ist aber bekannt geworden. Das Originalwerk soll von dem "grand-prêtre ou archi-brame de la pagode de Cheringham", der Französisch verstand, übersetzt worden sein. Voltaire erhielt ein Exemplar der Übersetzung und übergab es 1761 der Bibliotheque du roi de France. Der Herausgeber konnte auch Anquetil du Perrons Abschrift aus einem zweiten, vollständigeren Exemplar benutzen. Beide Exemplare stammen aus Pondichery. Das Werk hat wie ein Puräna die Form eines Zwiegesprächs, und zwar zwischen "Biache" und "Chumontou". Biache, d. i. Vyäsa, vertritt die Puräijen, Chumontou, d. i. Sumantu, vertritt den Veda. Chumontou macht dem Biache zum Vorwurf, daß er den Menschen die falschen Götter Visiju, áiva, Brahma gelehrt habe, mit dem abergläubischen Götzendienst und den erfundenen Fabeln. Biache soll seine Schuld wieder gut machen, indem er den Menschen die Lehrendes Vedam mitteilt, in denen ihn Chumontou unterweist. Diese Lehren haben mit dem wirklichen Inhalt der Sarphitäs, auch der Brähmaijas, der vier Veden nur sehr wenig zu tun. Der Titel "L'Ezour Vedam ou Ancien Commentaire du Vedam" erscheint zunächst unbegreiflich. Die Lehren und Legenden, die Chumontou vorträgt, stammen zum größten Teil aus der nachvedischen Literatur, besonders aus den philosophischen Systemen und dem Epos. Von Zeit zu Zeit kommt ein Gebet an den wahren Gott, l'Etre suprême, den Schöpfer Himmels und der Erde, das christlich klingt. Die Tendenz der Schrift ist, den damals herrschenden Götzendienst, die Verehrung von Vichnou, Chib und Bramma zu kritisieren und mit älteren Anschauungen der Inder selbst zu bekämpfen. Von Christus ist nirgends die Rede. Krsjja wird als ein arger Sünder von Chumontou abgelehnt. Die Bhagavadgïtâ wird nicht erwähnt. Die Sünden können durch nichts gesühnt, sondern nur von Gott vergeben werden. W e r in die Hölle gekommen ist, bleibt für ewig darin. Die ganze Art des Tadels und der Argumentation läßt einen Europäer und nicht einen Inder als Verfasser des Werkes
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vermuten. Aber Voltaire glaubte, daß es vor Alexander dem Großen entstanden sei, weil sich darin keiner der Namen finde, die den Flüssen, Städten, Ländern von den griechischen Siegern gegeben worden seien. Die religiösen Gedanken und manche sinnige Legende darin hatten ihm einen tiefen Eindruck gemacht. Nicht nur an der im Ezour Vedam S. IX angeführten Stelle (Siecle de Louis XIV chap. XXIX. not.), sondern auch noch an andern Stellen seiner Schriften hat er sich darüber geäußert. Er spricht "De l'Inde" in seinem Essai sur les Moeurs (1765 ff.), Oeuvres Complètes ed. Louis Molland, Tome IX, Paris 1878, S. 49—54, "Des Brachmanes, du Veidam et de l'Ezour-Veidam" S. 190—195, ferner "De l'Inde, et du Veidam" in " L a Défense de mon oncle" (1767), Tome X X V I S. 391—394i ') Über das in seine Hände gelangte Manuskript äußert er sich an der ersten Stelle S. 52, an der zweiten S. 192, an der dritten S. 391, wo er es "le plus précieux manuscript qui soit dans tout l'Orient" nennt. Der Ezour-Veidam enthält "un rituel de tous les anciens rites des brahmanes, intitulé le Cormo-Veidam (d. i. Karmaveda). Das Manuskript ist aber nicht dieser Veda selbst, sondern "un résumé des opinions et des rites contenus dans cette loi". Am meisten Eindruck machte ihm die Lehre von der Seelenwanderung. Das ganze Leben der Inder ist durch abergläubische Vorschriften geregelt. Der Anfang aller Religion war der Glaube an einen "Dieu unique" (S. 190). Aber die Religion degenerierte, als die Brahmanen nicht mehr die Herren waren. Die wahren Lehren haben Philosophen festgehalten. Er zitiert aus dem Manuskript einen Schöpfungsbericht, der dem "Brama" zugeschrieben wird (S. 393). Der Herausgeber des Ezour-Vedam hat Rogers "De Open-Deure", die wenig zuverlässigen Werke der Engländer Holwell und Dow, eine handschriftliche Ubersetzung des "Bagavadam" benutzt. Seine Observations Préliminaires beginnen mit dem Satze " L e Théisme a été la religion primitive du genre humain". Die Inder sind vom Westen gekommen. Die Brahmanen stammen von den Ägyptern ab (S. 17). Sie hatten nahe Beziehungen zu den Persern (S. 34). Die Samanéens sind aus dem Norden Asiens, aus Hyrcanien, gekommen. Ihr Haupt war "Boutta oder Budda" (S. 48). Die Samanéens gingen über die Berge in das nördliche Asien, wahrscheinlich um sich den Verfolgungen von seiten der Brahmanen zu entziehen (S. 69). Er spricht von dem horrible massacre, das "Oudayanâcharya & Batta" angestiftet haben (S. 72). Das Samscretan wird nur von wenigen verstanden. Seine Angaben über den Inhalt der vier Veden sind nur beim "Zozur-Ved" einigermaßen zutreffend. "Rick-Ved" soll "science de la divination" bedeuten (S. 115). Viassen soll als fünften Veda für die Choutres (d. i. südra) das Baradam verfaßt haben (S. 121). Eine zweite Klasse von heiligen Büchern bilden die achtzehn Pouranams, deren Namen er nennt (S. 123). Von ihnen hatte er eine Vorstellung durch die erwähnte handschriftliche Übersetzung des Bagavadam. Dagegen ist unklar, was er unter "les Schasters" (S. 138) verstand. Das merkwürdige Buch ist unter dem Titel "Ezour-Vedam oder der alte Commentar über den Veda" von dem Bibliothekar J. Ith ins Deutsche übersetzt worden, Bern 1779. Wir erfahren von ihm, daß der Baron de Sainte Croix, Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles Lettres, mit dem er persönlich befreundet war, der Herausgeber des französischen Ezour-Veda war. Als etwas Neues hat Jth am Ende ein Stück aus dem Bagavadam zugefügt, über dessen aus ') Den Nachweis dieser Stellen verdanke ich Prof. Birch-Hirschfeld.
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Indien stammende französische Übersetzung er S. 33 berichtet. Das Bhägavata Puräija, das später von Burnouf vollständig übersetzt worden ist, war also in Frankreich schon frühzeitig bekannt geworden. Eswas mehr Licht über den Ursprung des "Ezour-Vedam" verbreitete 1822 F r a n c i s E l l i s durch seinen "Account of a Discovery of a modern imitation of the Védas, with Remarks of the Genuine Works", in Vol. XIV der Asiatick Researches, S. 1—60. Das Original entdeckten Sir Alexander Johnston (hier Johnson genannt), Chief Justice on the island of Ceylon, und Captain Fraser, the British resident at Pondicherry, im Besitz der katholischen Missionare in Pondicherry, bei einem Besuche des ersteren daselbst (S. 55). Merkwürdigerweise ist dies derselbe Johnston, der die von Upham herausgegebene Kompilation über die Literatur der Buddhisten auf Ceylon veranlaßt hat (s. unten Kap. XV). Sie fanden aber nicht nur das Original des "Ezour-Vedam", sondern auch ähnliche Kompositionen für die anderen Veden, alle in derselben Weise eingerichtet, auf europäisches Papier geschrieben, der fragwürdige Sanskrittext in the Roman character, die französische Übersetzung ihm gegenüberstehend. Ellis beschrieb diese Handschriften und gab Proben des Sanskrit nicht nur für den Ezour Vedam, sondern auch für den " Chamo-Bedo". Für "Ezour Védam" war in der Handschrift ursprünglich "Jozour Béd" geschrieben. Aus der Schreibweise der Sanskritwörter (b für v, usw.) schloß Ellis, daß der Sanskrittext in Bengalen, oder von einem, der Sanskrit in Bengalen gelernt hatte, verfaßt worden sei (S. 12). In der einen Handschrift finden sich die Jahreszahlen 1732 und 1751 (S. 27). Daher ist die damals in Pondicherry vorhandene Tradition unwahrscheinlich, daß Robertus de Nobilibus selbst der Verfasser gewesen sei. Aber in ihrer Tendenz werden jene Schriften aus dem Kreise dieses merkwürdigen Mannes hervorgegangen sein. Von Robertus de Nobilibus handelt Ellis S. 56 ff. Er hat um 1620 die "Madura mission" gegründet, hat Sanskrit gelernt, hat verschiedene Schriften in Tamil "on polemical theology" geschrieben (S. 31), und ist 1656 in Mayilapur bei Madras gestorben. Er nannte sich einen "Rómaca Bráhmana", und lebte und kleidete sich wie ein Brahmane. Daß die Schrift L'EzourVedam nicht echtbrahmanischen Ursprungs sein kann, ist schon früh erkannt worden, so von Sonnerat und Paulinus a St. Bartholomaeo, der auf die Stellen christlichen Glaubens hinwies, Syst. Brahm. S. 315 fg. Vgl. P. v. Bohlen, das alte Indien S. 134 ff. Aber sie darf nicht isoliert betrachtet werden. Wenn sie auch für Bekehrungszwecke abgefaßt worden ist, veranschaulicht sie doch das Wissen von der Sanskritliteratur, wie es in den Kreisen der Missionare des 17. und 18. Jahrhunderts vorhanden war, und verdient deshalb eine Stelle in der Vorgeschichte der Sanskritphilologie. Was Ellis, gestützt auf Colebrooke's Essay, im Jahre 1822 über den wahren Veda schrieb, genügt, um den nicht-vedischen Charakter des EzourVedam zu kennzeichnen, ist aber auch noch nicht einwandsfrei. Ähnlich wie die Briefe der französischen Patres sind auch die Berichte der d ä n i s c h e n M i s s i o n a r e "von dem Werck ihres Amtes unter den Heyden" und von der "Beschaffenheit des Malabarischen Heydenthums" im 18. Jahrhundert veröffentlicht worden: "Der Königl. Dänischen Missionarien aus Ost-Indien eingesandter ausführlichen Berichte Erster Theil", Halle 1718, geziert mit einem Bilde des "Bartholomaeus Ziegenbalg, Misnensis Saxo, Ecclesiae ex Indis collectae Praepositus". Aber sie sind wenig beachtet worden, bis Weber im Jahre 1853 in Band VII der Zeitschrift der DMG. S. 235—248 unter der Überschrift "Eine angebliche
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Bearbeitung des Y a j u r v e d a " auf einen merkwürdigen Bericht im vierten Bande dieser "dänischen Missionsberichte aus Ostindien" herausgegeben durch G. A. Franke, Halle 1742, S. 1251—94 aufmerksam machte, der vom "Hauptinhalt des Yadsur-Vedatn, eines von den vier Gesetzbüchern der Brahmaner" handelt. Ein Brahmane in Tranquebar, namens Krsija, teilte den Missionaren auf ihre Bitten nach langem Widerstreben diesen "Hauptinhalt" mündlich mit. Wenn auch dieser Bericht wieder einen andern Charakter hat als das erwähnte Buch l'Ezour-Vedam, so tritt uns doch auch hier der Yajurveda entgegen, mit nicht richtiger Angabe seines alten Inhalts. Der Name des Yajurveda ist hier für eine encyklopädische und systematisch geordnete Darstellung der modernen brahmanischen Welt- und Lebens-Anschauung benutzt (Weber S. 236): das mythische Weltensystem mit dem Berge Meru, die Kasten, "die vom Mutterleib an bei den Brâhmaça zu observierenden Ceremonien" mit Einschluß der Hochzeit, die Opfer wie darsapürnamäsau, ferner räjanlti und dandanïti, Astronomisches, pitrmedha, die Adern im Körper, u. a. m. Die freie Verwendung des Namens Yajurveda ist an und für sich noch keine eigentliche Fälschung. Jeder Brahmane gehörte einer Schule eines bestimmten Veda an. In Südindien war dies besonders der Yajurveda. In Krsnas Bericht findet sich eine unverkennbare Anspielung auf die Taittiriya-Saiphitä (Weber S. 236). Die Angaben über die Opfer gehören zum wirklichen Inhalt des Yajurveda. Wenn Krsça auch ein "Parâsariam" genanntes Buch benutzte, sei es Grhya- oder Dharma-sütra, so ist auch dies Yajurveda. Das praktische Bedürfnis brachte es aber mit sich, daß mit den alten Gegenständen des Yajurveda auch für den Inder wichtig gewordene Stoffe aus den Purinen verbunden wurden. Weberhebt noch 55 kurze Briefe eines Malabarischen Korrespondenten über die Lebensweise und die religiösen Anschauungen der Brahmanen hervor, im ersten Bande S. 337—504. Da sie aus dem Jahre 1718 und aus den Berichten eines verständigen Brahmanen stammen, würden sie einen neuen Abdruck verdienen. Die Namen sind in südindischer Form und stark verstümmelt. Kunde von Indien kam bald auch aus dem Norden, wo sie durch die Engländer vermittelt wurde. Ohne in Indien gewesen zu sein, schrieb der Bibliothekar S i n n e r einen "Essai sur les Dogmes de la Metempsychose & du Purgatoire enseignés par les Bramins de l'Indostan : Suivi d'un Récit abregé des dernieres Revolutions & de l'Etat present de cet Empire, tiré de l'Anglois" (sic !), Bern 1771. Der Verfasser hatte zufällig in einem Manuskript der Bibliothek ein Fragment "le Purgatoire de St.-Patrice" gefunden, das er auch mitteilt. Er wurde an Pythagoras erinnert, der auf seinen Reisen die Lehre von der Seelenwanderung bei den Brahmanen Indiens vorgefunden hatte. Diese Lehre aber ist nichts anderes als "un Purgatoire ou un passage & un Etat d'épreuve, par lequel les anciens Sages de l'Inde enseignoient que Dieu conduisoit les ames à l'Eternité bienheureuse" (S. III). Sinner hat im ersten Teil seines Buches zusammengestellt, was ihm in damals berühmten Werken von solchen, die in Indien gewesen, über die Religion der Brahmanen bekannt geworden war. Er beginnt mit Bernier, über dessen Werk wir weiter unten noch nähere Auskunft geben. Schon bei diesem erscheint als der Inhalt der Veden die Lehre von den drei Göttern Brahma, Visnu und áiva. Es folgen einige Stellen aus Kirchers China Illustrata. Aber das meiste lieferten ihm die Werke der Engländer H o l we 11 und Dow. Das London 1764 ff. erschienene Werk von John Zephaniah Holwell ( 1 7 1 1 —1798), der nach einem be-
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wegten Leben im Dienste der East India Company zuletzt kurze Zeit "Chef de la Compagnie des Indes" war, lag ihm in einer 1769 erschienenen Übersetzung vor: "Evénemens memorables de l'Indostan, avec un Traité sur la Mythologie & la Cosmogonie de ces Peuples" 1 ). Das Werk des Major Alex. Dow (gest. 1779) ist in der Hauptsache eine Ubersetzung des Ferishta: "The History of Hindostán, from the earliest account of time to the Death of Akbar, translated from the Persian of Mahumud Casim Ferishta, together with a dissertation concerning the Religion and Philosophy of the Bramins", London 1768 2 ). Ein "Fragment" davon füllt den ganzen zweiten Teil von Sinners Buch. Auch nach diesen Autoren würde der Veda die Religion des Brahma, Visçiu, Siva enthalten. Holwell nannte die ungefähr 3100 Jahre v.Chr. offenbarte heilige Schrift der Brahmanen "ChartahBhade of Bramah" (Sinner S. 44) "ou les quatre Livres de Bramah" (S. 134). Nach iooo Jahren fügten die Brahmanen einen "Commentaire" hinzu, und abermals nach 500 Jahren ein neues Buch "Aughtorrah Bhade Shastah, ou les dix-huit Livres de la parole divine", offenbar die Purânen. Nach Dow würden die "Bedas", auch "Bedang Shaster" genannt, besonders in Südindien in Geltung gewesen sein, während die Bewohner von Bengalen dem 900 Jahr später entstandenen "Neadirsen Shaster" des Goutam, d. i. dem Nyayadaráana, folgten (S. 60). Die als Fälschung gebrandmarkte Schrift Ezour-Vedam, über deren Handschrift Sinner einen Bericht erhielt (S. 128), spiegelt nur die damals allgemein verbreiteten Anschauungen wider. Sinner hat noch andere Werke und Schriften benutzt, von L a Croze, Grose, Mignot, de la Flotte, ferner das, was bis dahin von Anquetil Duperron erschienen war (S. XXVIII), aus den Lettres Edifiantes außer dem Briefe des P. Pons auch einen solchen des P. Bouchet, der freilich die Religion der Inder aus dem alten Testament ableiten wollte und sinnigerweise in Brama den Patriarchen Abraham wiederfand (S. XVI). In demselben Jahre wie Sinners Buch erschien A n q u e t i l D u p e r r o n s französische Übersetzung des Zend-Avesta, Ouvrage de Zoroastre, dessen Tome Premier, Premiere Partie die Introduction enthält, bestehend hauptsächlich aus " L a Relation du Voyage du Traducteur aux Indes Orientales, suivie du Plan de l'Ouvrage ; & un Appendix sur les Monnoyes & Poids de l'Inde, sur quelques objets d'Histoire Naturelle & de Commerce, & sur les Manuscrits Orientaux du Traducteur", Paris 1771. Anquetil Duperron trat zuerst als Reisender auf, und zwar in recht jungen Jahren. Als er zurückkam, war er erst 30 Jahre alt. Schon im Jahre seiner Rückkehr, 1762, hatte er eine "Relation abregée" seiner Reise gegeben, aber hier veröffentlichte er das ganze Tagebuch seiner Reise vollständiger (S. III). Diese fiel in die Jahre 1754 bis 1762(8. C C C C L X X νΠΙΙ). Sie hat den Inhalt seines Lebens bestimmt, aber das Oupnek'hat brachte er damals noch nicht mit. Zu diesem kam er erst gegen Ende seines Lebens. Die Veröffentlichung des Zend-Avesta war anfangs seine Haupt1 ) Der Titel des Originals ist "Narrative of the Black Hole. Interesting Historical Events Relative to the Province of Bengal and the Empire of Hindustan", vgl. Buckland, Dictionary of Indian Biography, London 1906. 2 ) Uber die vier Ausgaben von Dows Werk s. Lassen, Ind. Altertumsk. III 493. Ich habe es in der anonym erschienenen deutschen Ubersetzung der zweiten Ausgabe (1770—72) eingesehen: "Die Geschichte von Hindostán aus dem Persischen von Alexander Dow, Esq.", in drei Teilen, Leipzig 1772—74. Die "Abhandlung über die Gebräuche, Sitten, Sprache, Religion und Philosophie der Indier", der in alter Zeit mehrfach die Angaben über die Veden entnommen worden sind, befindet sich, zusammen mit der über den Despotismus in Hindostán und andern auf die Zeitgeschichte bezüglichen Abhandlungen, daselbst im zweiten Teil.
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absieht (S. CCCXCV). Daher hat er auch nur Persisch, nicht auch Sanskrit gelernt. Er gibt zwar, in lateinischen Buchstaben, das Samskretanische Alphabet, das auf der Malabarischen Küste üblich sei (S. CLXXII), aber seine damaligen Angaben über die Literatur und das Wesen der Hindus sind unbedeutend. Doch hatte er sich "trois Dictionnaires Samskretans" abschreiben lassen, darunter Amerkosch und Viakkeren (S. CCCLXVIII), sowie die ersten und letzten Blätter "des Sanithas(!) des quatres Vedes". Das Wort Sanitah (!) soll "extrait" bedeuten. Er beschreibt Handschriften des Sam, Ridjou oder Djederdjou, Atharvana und Raghou Veda rein äußerlich nach ihrer Kapiteleinteilung (S. CCCLXVI). Die Brahmanen glauben, daß die Veden von Khreschnou verfaßt worden seien, "il y a environ quatre mille ans" (S. CCCLXIV). Auf einer Tafel gibt er seine Abschrift von Inschriften in den Felsentempeln von Keneri (S. CCCXCIVff.). Er hat keinen Brahmanen gefunden, der die 22 Inschriften von Keneri hätte lesen können (S. CCCCVIII). Von dem P. Claude, den er auf der Küste Malabar antraf, erfuhr er, daß die Inder an ein höchstes Wesen, Karta, Bara Vastou, glauben, das als Schiva in menschlicher Gestalt erschien, dann, als dieser sich in den Himmel zurückgezogen hatte, sich in die drei Götter Roudra (Isvaren), Vischnou, Brouma (Brahma) verwandelte (S. CXXXVIII). Auch die Kasten gibt er nach den Verhältnissen auf der Küste Malabar (S. CXLV). Von Südindien ausgegangen, ist er bis nach Bengalen gekommen, fand aber das, was er suchte, die Parsen mit dem Zend-Avesta, erst in Surate, vor dessen Tor er am 1. Mai 1758 ankam. Von Surate und seiner Geschichte, von den Parsen daselbst und seinem Studium des Zend-Avesta hat er eingehend im dritten Teil seiner Relation gehandelt (S. CCLXIIff.). Am 18. Nov. verließ er Surate und begab sich nach der Insel Salsette, in das Gebiet der Felsentempel, von denen er namentlich die "Pagodes" von Iloura, Keneri und Elephante eingehend beschrieben hat. Anquetil Duperrons Relation hat für die Geographie Indiens Wert, weil er seinem Tagebuch folgend alle die Städte und Orte beschreibt, nach denen er auf seinen Reisen und Wanderungen gekommen war. Auch auf die Zeitgeschichte nahm er Bezug. Der Krieg zwischen den Engländern und Franzosen war ausgebrochen. Er rühmt, wie Tieffenthaler, die vornehme Gesinnung der Engländer (S. CCCCXXXI). Die tagebuchartigen Aufzeichnungen bringen es mit sich, daß die Menschen, Christen und Heiden, aus ihnen hervorgehen, wie er sie vorfand, nicht immer von der besten Seite. Auch sein eigenes Verhalten liegt offen zutage. Er beschreibt Gastmäler und Feste, das Rauchen von Chiroute und Hoka (S. CCCCXVI), schildert die Dirnen, und hat auch eine Witwenverbrennung gesehen. Sein Idealismus, mit dem er Krankheiten, Entbehrungen und Gefahren überwunden hat, ist bewunderungswürdig. Dieses Werk ist, mit kleinen Abänderungen, ins Deutsche übersetzt von J. G. Purmann, "Anquetils Du Perron, Mitglieds der Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris, und Königl. Französischen Dollmetschers der morgenländischen Sprachen, Reisen nach Ostindien, nebst einer Beschreibung der bürgerlichen und Religionsgebräuche der Parsen, als eine Einleitung zum Zend-Avesta, dem Gesetzbuch der Parsen durch Zoroaster", Frankfurt a. M. 1776. Auf Anquetil Duperron, aber auch auf Bernier, Dow, Grose, Thevenot, Ovington, nimmt in seinem Berichte über Indien öfter Bezug der 1733 geborene, 1815 gestorbene Hannoveraner C a r s t e n N i e b u h r , der als Ingenieur in dänische Dienste trat und auf Kosten des Königs Friedrich V.
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in den Jahren 1761 bis 1767 mit Genossen, die unterwegs starben, eine große Reise in den Orient unternahm, hauptsächlich zur Erforschung Arabiens. In Indien war er im Jahre 1764, und zwar in Bombay und Surát. Darüber berichtet er im zweiten Band (S. 1—80) seines Werkes "C.Niebuhrs Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern", Kopenhagen 1774, 2. Band 1778. Da Bombay schon damals neben Calcutta und Madras ein Hauptsitz der englischen Regierung geworden war, gewährt seine Beschreibung von Land und Leuten, sowie von der englischen Regierung ein gehaltvolles Bild. Wenn Colebrooke und andere ihre Laufbahn in Indien mit der Stellung eines writer anfingen, so ersehen wir hier, welche Bedeutung der "Schreiber" in dem kaufmännischen Betriebe der East India Company gehabt hat. Sanskrit verstand er nicht. Erfand unter dert indischen Kaufleuten sehr viele, die Portugiesisch und Englisch redeten (S. 22). Die Hindus bestehen aus vier Cast genannten Hauptstämmen : " 1 . Bramanen oder Geistlichen, 2. Rasbuten oder Soldaten, 3. Banianen oder Kaufleuten und 4. aus Bauern" (S. 17). Die Brahmanen verehren nur ein allmächtiges, allgegenwärtiges unsichtbares Wesen, haben aber des Pöbels wegen Untergötter erdacht. Die drei vornehmsten Gottheiten sind Brama, Wistnu und Madeo (S. 22). Die Sanskritwörter sind traurig verstümmelt. Er erwähnt die vier Veden {Ruger Wêd usw.). Aus diesen habe man einen Auszug gemacht, den man Sribahagawant Poram nenne. Also auch hier dieselben Vorstellungen und das Bhägavata-Puräna, wie in der ganzen alten Literatur. Es finden Erwähnung die Seelenwanderung, die Geschichten von Räma und Krsija (S. 28 fg.), die Weltalter, die Monate, Vikramäditya (S. 26 ff.), und viele Einzelheiten von dem Leben und Sterben der Hindus und der Parsen, von ihren Festen und Prozessionen, die er selbst beobachtet hat. Auf Tab. II gibt er mehrere Alphabete, deren erstes das Alphabet der Banianen in der Provinz Guzurat ist (S. 21). Aber besonders original ist er in seiner mit Abbildungen ausgestatteten Beschreibung der Felsentempel. Den Tempel auf der Insel Elephanta fand er so merkwürdig für die Liebhaber der Altertümer, daß er dreimal eine Reise dahin machte (S. 32). In alter Zeit viel benutzt worden ist die geographische Beschreibung Indiens des Pater J o s e p h T i e f f e n t h a l e r S. J. aus Bozen in Tirol, der selbst seinen Namen Tieffentaller schrieb. Er war im Jahre 1743 von Portugal nach Goa abgesegelt. Von seinen Reisen nach Surat, Agra, Delhi, Mathura, Bombay usw. erzählt er im Vorbericht. Im Jahre 1756 sah er sich aus Mangel des notdürftigen Unterhalts genötigt, seinen langjährigen Aufenthaltsort Narvar zu verlassen, er beschloß nach Bengalen zu gehen, "um bey der berühmten englischen Nation, die wegen ihrer Freygebigkeit und Menschenliebe gegen Elende und Dürftige bekannt ist, eine Unterstützung zu suchen". Sein auf dreißig Jahre langen Beobachtungen und Studien beruhendes, lateinisch abgefaßtes Werk kam im Manuskript nach Kopenhagen und wurde von dem Astronomen Johann Bernoulli, Mitglied der Akademie d.W. zu Berlin, veröffentlicht: "Des Pater Joseph Tieffenthaler d. G. J. und apostol. Missionarius in Indien historisch-geographische Beschreibung von Hindustan". Es erschien "in einer doppelten deutschen Ausgabe, mit und ohne Risse", die Ausgabe in 8° Berlin 1785 und 86 "mit des Engl. Ingenieur-Major Herrn Renell großen Charte von Hindustan" ausgestattet. Viele Gegenden Indiens hatte er selbst durchwandert, 1765 die Krümmungen der Gangâ mit Hilfe der Magnetnadel aufgezeichnet 1 ). Dem ') Vgl. Bonin, "Une ancienne carte des sources du G a n g e " , Annales de Géographie X X
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Ayiri Akbari und andern persischen und indischen Geschichtsbüchern hatte er die Listen der K ö n i g e entnommen, so daß sein W e r k auch dem Historiker nützlich war. E r beschreibt 23 Provinzen Hindustans, mit Kabul, Kandhar, Caschmir beginnend, mit Hederabad, Bezapor endend, mit ihren Flüssen, Gebirgen, mit ihren Städten, deren Entfernungen, mit ihren Fürsten, deren Einkünften. V i e l e der Städte, die er beschreibt, hatte er selbst gesehen. Eine Beschreibung Indiens aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, wie sie so systematisch angelegt in keinem zweiten älteren W e r k e enthalten ist. Mit Anquetil Duperron, der Bernoulli bei der H e r a u s g a b e unterstützte, stand Tieffenthaler in wissenschaftlichem V e r k e h r . In den "Vermischten Anmerkungen", die einen zweiten T e i l des W e r k e s bilden, S. 641—708, hat Bernoulli auf verschiedene ältere W e r k e hingewiesen. Den Beschluß bildet ein Alphabetisches Register zu Rennells Map o f H i n doostan. Die Quartausgabe ist zu einem dreibändigen W e r k e angewachsen. Der gleichfalls 1785 erschienene erste Band entspricht dem ersten Hauptteil der kleineren A u s g a b e . Der 1788 erschienene zweite Band enthält in seinem ersten T e i l eine deutsche W i e d e r g a b e von Anquetil Duperrons R e c h e r c h e s Historiques et géographiques sur l'Inde, soweit sie geographischen Inhalts sind, in seinem zweiten T e i l e "Beschreibungen von Nadir Schahs und der Pattanen Einfallen in Indien" nebst historischen Untersuchungen usw. In beiden Teilen kommen Arbeiten Tieffenthalers in Betracht, teils Karten, die er an Anquetil Duperron geschickt hatte, teils Abhandlungen. Der schon vorher, 1787, erschienene dritte Band brachte "des Herrn Jacob Rennell's, ehemaligen Ober-Ingenieur im Engl. Dienste zu Calcutta, General-Charte von Indien, und dessen Charten von dem L a u f e des Stromes Burramputer, und von der einländischen Schiffahrt in Bengalen, sammt dahin gehörenden Abhandlungen", in deutscher W i e d e r g a b e . Tieffenthaler, Anquetil Duperron, Rennell bilden eine alte Gruppe von ungefähr gleichzeitigen Gelehrten mit für die Geographie Indiens wichtigen Arbeiten. Durch Bernoulli's Unternehmen aber ist die Berliner A k a d e m i e schon vor Bopp und W . v. Humboldt an der Erforschung Indiens beteiligt. Lassen benutzte Tieffenthaler, in der großen A u s g a b e Bernoullis, erst im III. Band seiner Ind. Altertumskunde, und zwar, neben Wilford, vorwiegend für die Dynastien der K ö n i g e (III 557, 717, 814, 944, 1129, n 6 i r u. ö.). J a m e s R e n n e l l , geboren 1742, gestorben 1830, war jünger als Tieffenthaler, wird aber um seiner Karten willen "the father of Indian g e o g r a p h y " genannt. V g l . die L e i p z i g e r Dissertation von C. A . Frenzel, "Major James Rennell, der Schöpfer der neueren englischen Geographie", 1904. E r kam 1760 nach Indien, fand 1764 Anstellung bei den Bengal Engineers und hat dann als Surveyor General in Bengalen die ersten grundlegenden Vermessungen ausgeführt. Im Jahre 1777 nach England zurückgekehrt, veröffentlichte er 1781 seinen Atlas of Bengal und dann sein Hauptwerk, das 1783 bis 1793 fünf Auflagen erlebt hat. Der Titel ist oft ungenau angegeben. Das mir vorliegende E x e m p l a r hat den T i t e l "Memoir of a Map of Hindostán; or the Mogul E m p i r e : W i t h an Introduction, illustrative of the Geography and Present Division o f t h a t Country: A n d a Map of the Countries situated between the Head of the Indus, and the Caspian Sea. By James Rennell, F. R. S., Late Major of Engineers, and Surveyor General in Bengal . . . T o which is added, An A p p e n d i x , containing an Account of the Ganges and Burrampooter Rivers", L o n d o n 1788, ohne A n g a b e , die wievielte Auflage es ist. Rennell zitiert wiederholt Anquetil du Perron, und hat einiges dem W e r k e
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des "P. Tieffentaller" in Bernoullis Ausgabe entnommen (s. den Index). In der langen Introduction handelt er zuerst von den Nachrichten der Alten über Indien und von der Geschichte Hindustans von der muhammedanischen Eroberung an, bis 1670 nach Ferishta in Dows Bearbeitung, dann nach R. Ormes Historical Fragments of the Mogul Empire, London 1782, und anderen Werken. Eine Skizze der Geschichte der Mahratten und die Conquests of European Powers, wo er jedoch nur von der französischen Herrschaft etwas eingehender handelt, beschließen den historischen Teil der Introduction. In ihrem kürzeren geographischen Teil stellt er die geographische Einteilung Indiens nach dem "Ayin A c b a r e e " des Abul Fazil in Gladwins Übersetzung dar. Im eigentlichen Memoir ist Indien in sieben "Sections" eingeteilt. Den Ausgangspunkt bildet Calcutta. Die erste Section enthält die Seeküsten und Inseln (Ceylon), die zweite das Gangesland Bengalen westlich bis nach Agra, die dritte das Indusgebiet, die vierte das mittlere Indien zwischen Kistna und den Gangesund Indus-Ländern, die fünfte das Land südlich von der Kistna, die sechste die Länder zwischen Hindustan und China. Für vieles war Renneil auf frühere Karten von Reisenden angewiesen. Vermessungen wurden nötig und möglich durch die militärischen Operationen und Märsche. E r gibt Landschaft für Landschaft die L a g e der einzelnen Städte an und ihre Entfernungen von einander, mit Notizen über ihre Beschaffenheit und Bedeutung. Unter seinen Vorgängern bezieht er sich besonders oft auf den französischen Gelehrten d'Anville, auf G. Forster, der eine Reise von Indien bis zum Kaspischen Meer unternommen hatte, auf den Franzosen Bussy, von dem er sagt, daß die Geographie seiner Märsche das einzige bleibende Denkmal der französischen Herrschaft im Dekkhan sei. Durch die Eroberungen der Engländer wurde die Karte Indiens fortwährend umgestaltet. Dies zeigt sich in einer späteren Schrift : "Memoir of a Map of the Peninsula of India; from the latest Authorities: exhibiting its Natural, and Political Divisions: the latter conformable to the Treaty of Seringapatam, in March, 1792", London 1793. Diesem Memoir sind später neuere Karten beigegeben worden. Im dem mir vorliegenden Exemplar von 1793 trägt die Karte das Datum "London April 5 th 1800" und den Vermerk "According to the Treaty of 1792, made by the Marquis Cornwallis; and that of 1799 made by the Marquis Wellesley". So wichtige Werke wie die von Roger, Tieffenthaler, Renneil gibt es nicht viele aus der alten Zeit. Die mannigfache Kenntnis von Indien, die viele andere Missionare besessen haben, ist verloren gegangen. Dies empfand schmerzlich A. de Gubernatis bei seinem patriotischen Versuche, den Anteil der Italiener in der Geschichte der Orientalistik darzustellen, in seinen dem 3. Internationalen Orientalisten-Kongreß dargebrachten "Matériaux pour servir à l'Histoire des Études Orientales en Italie", Paris 1876, denen schon eine "Storia dei viaggiatori italiani nelle Indie orientali", Livorno 1875, vorausgegangen war. Den Florentiner Kaufmann Filippo Sassetti, der 1 5 8 3 — 1 5 8 8 in Indien, besonders in Goa war 1 ), und den Jesuiten Roberto dei Nobili de Montepulciano im 17. Jahrhundert, den schon der Père Pons (a. a. O. S. 2 3 1 ) "habile dans le Samskret" genannt hat, bezeichnet er als die ersten Italiener, die Sanskrit gelernt hatten, doch haben wir keine Schriften von ihnen. Besonders aber nennt de Gubernatis den Pater Gemignano da Sant' Ottavio um die Mitte des 17. Jahr' ) V g l . über Sassetti, B e n f e y G e s c h . d. S p r a c h w . S. 222.
Kap.
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hunderts, sowie die Kapuziner Cassiano Belligatti, geboren 1708, gestorben 1791, und Marco della Tomba als "trois véritables précurseurs des études indiennes en Europe" : wären ihre Werke veröffentlicht worden, anstatt in den Bibliotheken Roms begraben zu sein, würde Italien vielleicht von der I. Hälfte des 18. Jahrhunderts an das Studium des Sanskrit in Europa verbreitet haben (S. 322). Den Pater Vincente Sangermano, der lange Zeit in Rangoon lebte, geboren 1758, gest. 1819, werden wir noch als einen frühen Kenner des Pàli zu erwähnen haben. Der Jesuit Costantino Beschi, der 1700 nach Indien kam und 1742 gestorben ist, hat 1738 eine Grammatica latino-tamulica herausgegeben. Dem Pater Paolino da San Bartolomeo, "missionaire hongrois italianisé" (S. 332), wird de Gubernatis nicht ganz gerecht (s. unten S. 20). Er erwähnt noch andere, weniger berühmte Namen, aber erst im Jahre 1843 ' s t Italien durch Gaspare Gorresio "avec pompe" (S. 337) in den Werdeprozeß der Sanskritphilologie eingetreten. A.de Gubernatis hat später die Aufzeichnungen des M a r c o d e l l a T o m b a aufgefunden und in dem Benfey gewidmeten und dem 4. Internationalen Orientalisten-Kongresse vorgelegten Buche "Gli Scritti del Padre Marco della Tomba", Firenze 1878, veröffentlicht. Marco hielt sich in den Jahren 1757—1773 in Nordindien auf und gehörte der "Missione del Thibet" an, die auch in Betia in Nepal und in Patna ihre Sitze hatte. Was er sah und hörte, zeichnete er auf. Die geographische Beschreibung umfaßt auch Nepal und Tibet. Unter der Überschrift Pratiche ordinarie finden sich Angaben über die Glück und die Unglück verheißenden T a g e und Vorzeichen, über die Hauptsünden, die Bestattung, die Witwenverbrennung. Auch hier die Götter "Barmah, Bisnh (mit dem bengalischen B) e Mahadeo". Die Verehrer Visijus werden "Bisnuas o Ramanandi" genannt (S. 77). Unter den verschiedenen religiösen Sekten treten besonders die "Cabiristi" hervor, die Anhänger Kabirs, über den sich de Gubernatis in der Einleitung ergeht. In dem für seine Zeit bemerkenswerten Abschnitt "Libri Indiani" (S. 99—127) handelt Marco zuerst von den Veden, aber nur vom Hörensagen und mit ähnlichen falschen Angaben, wie auch sonst in der alten Zeit. Aus den Veden zog Barmah sechs "Sastrah", an erster Stelle das "Niaisastrah", mit einer Sanskritgrammatik am Anfang, dann "Mansà, Sanghiè, Pantagial Sastrah", unter Nr. 5 die 18 Pur an, unter 6 das Giotik Sastrah. Die Namen der Puräijen werden nur zum Teil richtig angegeben. Unter ihnen wird als zehntes das Ramaen Puran aufgeführt, mit einer eingehenden Inhaltsangabe der sieben Bücher des Rämäyajja. Marco erhielt vom König von Betia, der seine Stadt verlassen mußte, seine Bibliothek, vier Kisten mit Büchern, anvertraut. Aus diesen "libri" übersetzte Marco mit Hilfe eines Brahmanen aus Benares, was ihm das Wichtigste zu sein schien: "il libro di Lanka", zum erstenmal ein Stück aus dem Rämäyaija, vom Ende des 5. bis in die Mitte des 6. Buches reichend, ferner gleichfalls aus dem Sanskrit "un Libro Bed dei Gentili detto Argiun Ghità", dazu zwei Werke der Cabiristi, alle vier Übersetzungen von de Gubernatis abgedruckt. Die Form der Sanskritnamen spricht nicht sehr für Marcos Kenntpis des Sanskrit. Durch sein Studium des Rämäyaija erscheint er wie ein Vorläufer Gorresios. Unmittelbar nach Marco della Tomba war mehrere Jahre in Indien, aber wieder im Dekhan bei den Tamulen, der französische Naturforscher P i e r r e S o n n e r a t , geboren 1749, gestorben 1814, Correspondant de l'Académie des Sciences. Der offizielle Bericht über seine große Reise nach Indien und China ist früher viel gelesen worden: "Voyage aux Indes Indo-arische Philologie I. ι B.
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orientales et à Chine, fait par ordre du Roi depuis 1774 jusqu'en 1781, avec des observations sur le Cap de Bonne Espérance, les isles de France et de Bourbon, les Maldives, Ceylan, Malacca, les Philippines, les Moluques, etc.", Paris 1782, zwei Bände in 4 0 , oder drei in 8°, 2. Auflage 1806, eine deutsche Übersetzung (der Vorbericht m i t P . unterzeichnet), "Reise nach Ostindien und China, . . unternommen . . von Herrn Sonnerat" Zürich 1783. Der erste der zwei Bände enthält fast ausschließlich die Schilderung der Inder des Dekhan, deren L e b e n , Sitten, Glauben, Mythologie er besonders auf der Küste Koromandel kennen gelernt hatte (Übers. S. 272), mit zahlreichen Abbildungen, die den V e r m e r k "P. Sonnerat pinx." tragen. Die meisten stellen die Götter und indische Büßer dar, aber auch Bilder aus dem L e b e n verschiedenster Art, T e m p e l , Pflanzen, Tiere. Sonnerat b e handelt ungefähr dieselben Gegenstände wie R o g e r , dessen W e r k er kannte. Die Einleitung bildet ein " A b r i ß der seit 1763 bis auf die Einnahme von Pondischery, in Indien vorgefallenen Staatsveränderungen", dann eine Beschreibung der Zustände auf der Küste Koromandel, der Küste Malabar und in Surate, mit seinen Bayaderen (S. 34), der Länder, die er mit eigenen A u g e n gesehen hatte. W a s er über Hochzeit und Bestattung sagt, erinnert an die Grhyasütren, fügt aber manche beachtenswerte Einzelheit hinzu. Nach seiner A n g a b e (S. 73) würden die Saiva ihre T o t e n begraben, die Vaisflava verbrennen. Ähnlicher Art ist seine Bemerkung, daß der Name Guru, obwohl ein allgemeiner Name, doch "nur den Dienern des Schiwen" g e g e b e n werde, während jene des Wischenu Äcärja hießen. Die Götter hat er besonders ausführlich dargestellt, mit "Bruma, Schiwen und Wischenu" an der Spitze (S. 128), deren Verhältnis zu einander er zu bestimmen sucht, ähnlich wie R o g e r . A b e r hinter dieser Vielgötterei mit ihren Mythen steht ein alter Glaube an ein einziges höchstes W e s e n (S. 5), und hinter abstoßenden Gebräuchen des unwissenden V o l k e s eine reine Sittenlehre (S. 225). Der weise Inder sei nichts weniger als abgöttisch (S. 5). Sonnerat hielt merkwürdigerweise Braman und Brachman für zwei verschiedene W ö r t e r (S. 162). Die letzteren vertreten die echte unverdorbene Religion der Inder. Um diese kennen zu lernen, müßte man eine getreue Übersetzung der W e d a m s haben, die zu bekommen er aber für eine ausgemachte Unmöglichkeit halte (S. 170). An einer anderen Stelle vermutet er, daß die Inder unter " W e d a m s " nur die Kommentarien der alten heiligen Bücher verstanden (S. 222), diese selbst aber verloren seien (S. 179), nicht nur der Atharvaveda. Solche Ansichten kehren in den alten W e r k e n über Indien immer und immer wieder. " G e m ä ß den Berichten der Indier", sagt Sonnerat in dem Kapitel von den heiligen Büchern der Indier, "handeln, oder, eigentlich zu sagen, handelten die W e d a m s von allen Wissenschaften" (S. 176). Diese " S c h a s t a s o d e r Schastrons", von denen er sechs aufzählt, unter ihnen Astronomie, Arzeneykunst, Rechtswissenschaft, waren ihm nicht näher bekannt. E r berichtet aber an anderer Stelle, was ihm von der Schöpfung der Welt, den Weltaltern, der Zeiteinteilung, über glückliche und unglückliche T a g e von Brahmanen, die sich mit der Sternkunde abgaben, mitgeteilt worden war (S. 177, 240ff.), und entwirft in dem Kapitel über die Künste und das Handwerk der Inder aus dem L e b e n ein abschreckendes Bild von den Krankheiten der Inder und ihrer primitiven Behandlung durch unwissende Arzte (S. 94). Von den Literaturwerken waren ihm die Puränen näher bekannt, deren Namen er in tamulischer Umgestaltung aufführt (S. 178). Nur vier von ihnen seien ins Tamulische übersetzt: "Saywon, Kandon (Skanda), Kurmon und Baga-
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wadon" (S. 179, 169). Auch hier wieder das Bhägavata. Die Handschrift des Bagawadam in Paris sei keine Übersetzung, sondern ein bloßer Auszug (S. 171). Aus diesem Purâça erzählt er die Geschichte vom Ursprung der Gangä (S. 231), die Schöpfungsgeschichte (S. 240). DasSystem der Schöpfung teilt er auch "nach dem Kandon" mit (S. 237), aus diesem soll aber namentlich das letzte Kapitel "Symbol der Bramanen" stammen, das ein Bekenntnis zum Glauben an ein höchstes Wesen enthält. Sonnerat bezeichnet es zwar "als eine bloße Übersetzung", aber es wird wohl eine freie Wiedergabe sein, die er von seinem Brahmanen erhielt. E s erinnert an den Ezour-Vedam. Über diese Schrift äußert er sich sehr ungünstig, sie sei zu Masulipatam von einem Missionär geschrieben (S. 180). E r gab sie "einem gelehrten aber fanatischen Bramen" zu lesen: da sie dem Begriffe nicht entsprach, den er ihm von seiner Religion beibringen wollte, hielt der Brahmane sich für verbunden, ihm die Geheimnisse davon aufzudecken (S. 6). Dieser wird überhaupt sein Hauptgewährsmann gewesen sein. Auch einige Fabeln (des Pañcatantra) gab er in Übersetzung. Sanskrit verstand er nicht, aber bis zu einem gewissen Grade Tamulisch, wie sein Kapitel über die tamulischen Laute und Buchstaben beweist. Von seinen Vorgängern in der Beschreibung Indiens hebt er, was die Mythologie anlangt, den Engländer Dow hervor (S. 164, vgl. oben S. 12). Aus dem reichen Inhalt des Werkes sei noch auf das Kapitel über die Münzen hingewiesen. Von den Missionaren kennen wir nicht jeden, der in Indien Sanskrit gelernt hat. Friedrich Schlegel benutzte zu seinem W e r k e "Über die Sprache und Weisheit der Inder" auf der Kaiserlichen Bibliothek in Paris das Manuskript eines ungenannten Missionars, das eine kurze Sanskritgrammatik enthielt. E r erwähnt dann in seiner Vorrede die Jesuiten Roth, Hanxleden und den Karmeliter Paulinus a St. Bartholomaeo, in ihrer Art bedeutende Männer, über die sich in Benfeys Geschichte der Sprachwissenschaft näheres findet. Der Pater H e i n r i c h R o t h reiste 1650 bis 1660 von Goa nach Agra durch Zentralindien, indem er dabei Sanskrit und die indische Religion studierte. Wir erfahren von ihm durch seinen Zeitgenossen Bernier, der ihn in Indien kennen lernte. Bernier, der ihn Roa nennt (wie er auch sich selbst), berichtete über ihn in seinem Briefe an Chapelain, S. 329 ff. in der oben S. 4 erwähnten Ausgabe. Von Roth erhielt A t h a n a s i u s K i r c h e r , gleichfalls S. J., eine gewichtige Persönlichkeit, die fünf Tafeln Sanskrit, die sich zwischen Folio 162 und 163 seines Werkes China Illustrata, Amsterdam 1667, finden: vier Tafeln sind dem Alphabet gewidmet, die fünfte gibt eine Übersetzung des Paternoster und des A v e Maria, mit dem lateinischen T e x t . Abgesehen davon, daß solche Dinge immer und immer wieder die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf Indien lenkten, haben diese Curiosa ebensowenig unmittelbar zur Entwickelung der Sanskritphilologie beigetragen, als die einzelnen Wörter in Devanâgarï im 1. Band des Hortus Indicus Malabaricus adornatus per Henricum van Rheede tot Drakestein 1 ), Amsterdam 1678, und in der 1694 veröffentlichten Historia Shahiludii des Oxforder Orientalisten Thomas H y d e , auf die Zachariae und Macdonell aufmerksam gemacht haben, J R A S . 1900 S. 350, 1898 S. 136. Dasselbe gilt auch von den Sanskritproben in der Einleitung zu dem ältesten englischen Werke über das indische Recht, dessen Ori') " A s long ago as 1676, Henry Van Rheede, the Dutch Governor of Malabar, had made a large collection of Indian plants through the agency of a Brahman", Baboo P. N. Bose, Cent. Review III 69. 2*
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ginal auf Veranlassung von Warren Hastings von Pandits zusammengestellt und dann von einer persischen Ubersetzung aus ins Englische übertragen worden war von N a t h a n i e l B r a s s e y H a l h e d , einem Beamten der East India Company, geboren 1751, gestorben 1830: "Code of Gentoo Laws", London 1776. In einem Briefe vom 21. Juni 179 gibt Colebrooke ein Urteil über dieses Werk ab, s. die Biographie S. 84. Halhed, den Adelung viel zitiert, war auch der Verfasser einer Bengali Grammar. Benfey bezeichnet (Geschichte d. Sprachw. S. 335) den deutschen Jesuiten J o h a n n e s E r n s t H a n x l e d e n , der 1699 bis 1732 (in diesem Jahre gestorben) in der malabarischen Mission arbeitete, als den ersten Europäer, der eine Sanskrit-Grammatik verfaßt hatte, in lateinischer Sprache, dazu auch ein "Dictionarium Malabaricum Samscrdamicum Lusitanum". Beides ist Manuskript geblieben. Dennoch sind beide Werke der Wissenschaft zugute gekommen, indem Fr. P a u l i n u s a S a n c t o B a r t h o l o m a e o , Carmelita excalceatus Malabariae missionarius (so auf dem Titel des Sidharubam) sie benutzte, die Grammatik für sein Sidharubam (s. daselbst S. 65), das Wörterbuch für sein Systema Brahmanicum (s. daselbst S. 267). Paulinus, von Geburt ein Österreicher, mit dem Geburtsnamen J. Ph. Wesdin '), war in Malabar 1776 bis 1789, lebte dann in Rom und veröffentlichte dort zwei Grammatiken: "Sidharubam seu Grammatica Samscrdamica" 1790, und "Vyácarana seu locupletissima Samscrdamicae linguae institutio" 1804. R o m ist in Europa der erste Druckort einer Sanskrit-Grammatik gewesen. Das Sanskrit ist im südindischen Grantha-Alphabet gedruckt. Die S. Congregatio de Propaganda Fide hat sich auch durch die Typen ihrer Druckerei ein Verdienst erworben, die sie bekannt machte durch die Schrift "Alphabetum Grandonico-Malabaricum sive Samscrudonicum", Romae 1772. Paulinus hat in seiner gelehrten Dissertatio Historico-Critica in Linguam Samscrdamicam, die den 1. Teil des Sidharubam bildet, auch das alphabetum Vánárense, dessen sich die "magistri universitatis Kasi" bedienten, und die Devanägari, sowie die anderen südindischen Alphabete besprochen, ausführlich die Bedeutung von hunt und om erörtert (hum mani padme, ont S. 50 falsch erklärt) und ein merkwürdiges Verzeichnis von Werken der Sanskritliteratur gegeben, an deren Spitze als ''tres celeberrimi libri" Mágha, Bhágavada und Yudhishtira (sic ! S. 65) stehen. Für letzteres, das Mahäbhärata, an anderer Stelle (S. 71) auch Yudhishtiravijayah (vgl. Syst. Br. S. 71). Aus dem Bkdgavadam, von dem er ein Manuskript zur Hand hatte (S. 70), teilte er vom Anfang des 10. Skandha einige Verse in Text und Übersetzung mit. Auch sonst noch hat er Sprachproben gegeben, für das Sanskrit und für die malabarische Mischsprache. Über die ohne Kenntnis des Sanskrit geschriebenen Berichte der Reisenden urteilte er sehr entrüstet, wenn sie mit seinen Ansichten nicht übereinstimmten. In der Grammatik werden kurz alle Redeteile behandelt, den Paradigmen der Deklination und Konjugation folgt eine Syntax usw. Die Sandhiregeln stehen zwischen Nomen und Verbum. Später, nach der berühmten Äußerung von Sir William Jones, hat er auch sprachvergleichende Schriften geschrieben, die bei Adelung verzeichnet sind: "Dissertatio de antiquitate et affinitate linguarum Zendicae, Samscritanicae et Germanicae", Padovae 1798, und "Dissertatio de latini sermonis origine et cum orientalibus connexione", Romae 1802. Aber sein bedeutendstes Werk ist das *) Adelung erwähnt eine Abhandlung von E. Th. Hohler über den österreichischen Carmeliten Paulinus a S. Β. mit dem Geburtsnamen J. Ph. Wesdin, im Neuen Archiv für G e schichte usw., Wien 1829. Auch Rémusat hat über ihn geschrieben. S. die Nachträge.
K a p . I. VORGESCHICHTE DER
SANSKRITPHILOLOGIE.
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zuvor erschienene " S y s t e m a B r a h m a n i c u m Liturgicum mythologicum civile E x monumentis indicis Musei Borgiani Velitris Dissertationibus Historico-criticis Illustravi Fr. Paullinus a S. Bartholomaeo, Carmelita Discalceatus Malabariae Missionarius Academiae Volscorum Veliternae Socius", Romae 1792. Paulinus hatte die Darstellung derselben Gegenstände, über die schon vorher die Missionare und Reisenden zu berichten pflegten, in Europa zum erstenmal auf ein bestimmtes Literaturwerk, das Wörterbuch des Amarasinha, gegründet, worauf er sich viel zugute tat (Sidhar. S. 53 fg., 62). Er berichtet Sidhar. S. 48, daß seine zwei Brahmanen, Krshna in Angamali und Kunhen Ashan, mit ihm Amarasinha und andere brahmanische T e x t e gelesen hätten. Dieses Wörterbuch besaß er in drei Exemplaren, darunter eines von Hanxleden (Sidhar. S. 13), und konnte er verstehen, mit Hilfe seiner Niederschriften. Im Systema Brahmanicum ging er für seine Darstellung der Götter, der Kasten usw. von den Artikeln Amarasinhas aus. Er hat sogar dessen Sectio I de Coelo nach drei Handschriften ein Jahr darauf herausgegeben, Romae 1798. Außerdem beruft er sich öfter auf drei andere Werke, die er S. 169 zusammenstellt, Bhdgavadam, Yudhishtira und Sambhavam, letzteres nach seiner Angabe ein aus dem Sanskrit ins Malabarische übersetztes, Puräija-artiges Werk (Syst. Br. S. 61). Seine systematische Darstellung zerfällt in die drei Hauptteile Liturgia, Mytbologia und Cultus Civilis. Im ersten handelt er von einigen Opfern, darunter dem Pidruyagnam und der Verehrung des Lingam *), von den vier Aáramas, aber auch nach dem Sambhavam vom Parabrahma, dem einzigen höchsten Gotte, und der Göttergenealogie. Am umfangreichsten ist die Mythologie, von ihm für quasi vollständig erklärt S. 185. Nach Brahma, Vishnu, Shiva, den zu ihnen gehörigen Göttinnen und der Trimurti beantwortet er in altem Stile die Frage "An Brahmanica religio a Scythis descendat", die er verneint. Darauf folgt Shrirdma, Krshna, Budha, die zehnte Incarnation Vishnus Calighi (Kalki), Gaenavadi, Yama, Indra, Kdmadéva, Subrahmannya, der Kult der Tiere. Überall zieht er die Nachrichten der Griechen und Römer sowie seiner Vorgänger, besonders des Sonnerat, herein. Überall sucht er zu deuten. Der ganzen Mythologie liegt die Verehrung des einen Gottes, von Sonne Mond und Sternen, und der Elemente zugrunde (S. 113). Brahma soll die Erde, aber auch der Äther (S. 112), Vishnu das Wasser (S. 84), Shiva das Feuer sein (S. 85). In Budha sind bei ihm Buddha und der Planet Budha zusammengefallen. Eine Bestätigung seiner Theorie ist ihm, daß auch die alten Könige teils einer Sonnen- teils einer Monddynastie angehören (S. 213). Im dritten Hauptteil handelt er hauptsächlich von den Kasten, dabei von den Sekten der Brahmanen, vom indischen Heer. Auch die 3. und 4. Kaste bezeichnet er als nobilis. Auf die dritte Kaste folgt ein Abschnitt über Münzen, veranlaßt durch die Münzen des Museum Borgianum. Über das Alter der Schrift führt er die Stellen aus Strabo und Plinius an (S. 255). Das Wort Slogam gebraucht er im Sinne von "breves sententiae" (S. 259). Die ganze Darstellung wird durch 32 Tafeln illustriert, deren Originale er im Museum Borgianum vorfand. Eine solche enzyklopädische, in mancher Beziehung deduktive Darstellung der indischen Dinge ist lange Zeit nicht wiedergekommen, denn die philologische Behandlung hat induktiv eingesetzt. Erst die Werke von v. Bohlen und von Lassen haben wieder zusammengefaßt. Namentlich für die Anfänger im Studium wäre ein neues Systema Brahmanicum sehr angebracht. Paulinus gehört an das Ende der ') Diese wird von ihm "religio pravissima" genannt, aber er glaubte nicht, daß die Inder verderbter seien als die Europäer (Sidhar. S. 62).
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Vorgeschichte. E r bezieht sich schon auf die Calcuttenses Angli (Wilkins) und den ersten B a n d der Asiatick R e s e a r c h e s . Dieser Zusammenhang äußert sich auch in dem, R i g a 1797 erschienenen, Ü b e r s e t z u n g s w e r k e von F i c k und J o h . F r i e d r . K l e u k e r . Die ersten drei Bände enthalten in deutscher Übersetzung von F i c k die " A b h a n d l u n g e n über die Geschichte und Alterthümer, die Künste, Wissenschaften und Literatur Asiens von Sir William Jones und andern Mitgliedern der im Jahre 1784 zu Calcutta in Indien errichteten gelehrten G e s e l l s c h a f t " , der vierte B a n d gibt unter besonderem T i t e l " D a s Brahmanische Religionssystem im Zusammenhange dargestellt und aus seinen G r u n d b e g r i f f e n e r k l ä r t ; wie auch von den verschiedenen Ständen Indiens; mit besonderer Rücksicht auf F r . Paullini a. S. Bartholomaeo Systema Brahmanicum etc". K l e u k e r gab in seinem 4. B a n d e auch einen Auszug aus dem Sidharubam, in den durch falsche Transskription viele F e h l e r hineingekommen sind, die nicht auf R e c h n u n g des Paulinus zu setzen s i n d 1 ) . Nichts ist leichter als Paulinus zu kritisieren. E r hat das Sanskrit nur bis zu einem gewissen G r a d e verstanden und noch nicht d u r c h w e g mit der jetzt üblichen Akribie geschrieben. Seine Darstellung des vokalischen r ist zu beanstanden (Sidhar. S. 1 5 , 78), den V i s a r g a hat er als " s i g n u m correptionis" (S. 90) und als "signum interruptionis" (S. 1 2 5 ) angesehen. Trotz alledem hat K l e u k e r mit R e c h t g e s a g t , daß man aus der Grammatik des Paulinus die Sanskritische S p r a c h e b e s s e r kennen und beurteilen l e r n e , als aus allem d e m j e n i g e n , " w a s von E u r o p ä e r n darüber bisher (bis 1797) räsonniert, mitunter auch g e f a b e l t w o r d e n " (IV 2 7 1 ) . W i r finden die Grammatik des Paulinus bei H e e r e n und bei F r a n k erwähnt. F r a n k erinnert in seiner ganzen A r t an Paulinus. Können wir den Paulinus auch noch nicht zu den eigentlichen Philologen rechnen, so kommt er diesen doch näher als irgend einer seiner V o r g ä n g e r . Unvollkommenen Philologen b e g e g n e n wir auch in der Zeit nach ihm noch oft g e n u g . Man darf aber die Berichte der Missionare und Reisenden nicht g e r i n g schätzen. A u f g e w i s s e Hauptpunkte gerichtet, haben sie Stimmung für Indien gemacht und eine g e w i s s e Kenntnis von Indien verbreitet, so daß die philologische A r b e i t a n g e r e g t wurde und in weiteren K r e i s e n V e r ständnis finden konnte. K A P . II.
CH. WILKINS. W. JONES GRÜNDUNG DFR ASIATIC SOCIETY ZU CALCUTTA. Die Sanskritphilologie war im Anzug, die Vorboten wurden g e g e n E n d e des 18. Jahrhunderts zahlreicher und bedeutsamer. Die erfolgreiche A n r e g u n g ging von B e n g a l e n aus, wo die E n g l ä n d e r festen F u ß g e f a ß t hatten. S i e schlossen sich in der A s i a t i c k Society zu Calcutta zu gemeinsamer Arbeit zusammen. Drei E n g l ä n d e r sind es, deren W e r k e die neue W i s s e n s c h a f t inauguriert h a b e n : C h a r l e s (später Sir Charles) W i l k i n s , ') Ich kann mir nicht versagen, aus alter Zeit eine Prophezeiung Kleukers herzusetzen: " W e d e r europäische Heidenbekehrer, noch Ostindische Kompagnien, noch Länderbezwingende Despoten werden diese Nazion j e empor heben. Die Bemühungen der Ersten, auch wenn sie ehrlich gemeint sind, verlieren sich, wie ein T r o p f e n im Meere; die zweyten und dritten aber haben bekanntermaßen ganz andere Z w e c k e : es muß eine Veränderung von ganz anderer Art mit ihnen erfolgen, und hiezu wird die Vorsehung ihnen früher oder später die nöthigen Antriebe schenken" (IV 199).
K a p . II. C H . W I L K I N S . W . JONES. GRÜNDUNG D. ASIATIC SOCIETY ZU C A L C U T T A .
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S i r W i l l i a m J o n e s , H e n r y T h o m a s C o l e b r o o k e . A. Barth nennt zu A n f a n g seiner B e s p r e c h u n g von Bühlers Grundriß der Indo-arischen Philologie und Altertumskunde (im Journal des S a v a n t s , 1 9 0 0 , Février) W i l k i n s " l e premier E u r o p é e n peut-être qui ait vraiment su le s a n s c r i t " 1 ) . Geboren 1 7 5 0 , gestorben 1 8 3 3 , kam er nach Indien wie C o l e b r o o k e " a s a writer in the E a s t India C o m p a n y ' s Civil S e r v i c e " , mußte aber g e g e n E n d e d e s Jahrhunderts aus Gesundheitsrücksichten nach E n g l a n d zurückkehren. H i e r w a r er der erste L i b r a r i a n of the India H o u s e L i b r a r y (Centenary R e v i e w S. 76). V o n seinen W e r k e n , die B e n f e y , G e s c h . der S p r a c h w . S. 345 verzeichnet, ist am bekanntesten seine Übersetzung der B h a g a v a d g î t â : " T h e B h ä g v ä t - G e e t ä or dialogues of Krëëshna and A r j ô ô n " , L o n d o n 1 7 8 5 . L o n d o n ist in E u r o p a der erste Druckort einer Übersetzung aus dem Sanskrit. A u ß e r einigen kleineren Stücken aus dem Mahäbhärata (Amrtamanthana, Dusyanta und Sakuntalä), die dann immer w i e d e r in der g e lehrten Literatur auftauchen, veröffentlichte er auch die erste Übersetzung d e s H i t o p a d e s a : " T h e Hëëtôpâdès of Vëëshnoo-Sârmâ", Bath und L o n d o n 1787 (Gildem. Bibl. Sanscr. Nr. 360), später auch eine von F r a n k , Bopp, S c h l e g e l , R ü c k e r t u. a. benützte Grammatik und ein Verzeichnis der Sanskritwurzeln. Sir W i l l i a m J o n e s , geboren am 28. Sept. 1 7 4 6 in L o n d o n , gestorben am 27. April 1794, kam 1 7 8 3 nach Indien als " a Puisne J u d g e of the S u p r e m e Court at Fort William in B e n g a l " . Dieser geistvolle, vielseitige Mann w a r der Gründer der Asiatick Society in Calcutta, deren President e r bis an sein L e b e n s e n d e war. In der konstituierenden V e r s a m m l u n g am 15. J a n u a r 1 7 8 4 führte den Vorsitz Sir R o b e r t Chambers, Chief Justice of the S u p r e m e Court at F o r t William, dessen berühmte Sammlung von Sanskrithandschriften jetzt in Berlin ist. In der Asiatick Society fanden die Sanskritstudien einen ersten Mittelpunkt. Sie umfaßte wie eine A k a d e m i e sowohl die philologischen als auch die naturwissenschaftlichen F ä c h e r . Den Zusatz " o f B e n g a l " erhielt sie erst später. Jones w a r der erste Übersetzer des Dramas S a k u n t a l ä . " S a c o n t a l a 2 ) or the Fatal R i n g , an Indian Drama by C a l i d a s " , Calcutta 1 7 8 9 , auch des G î t a g o v i n d a . Die E n g l ä n d e r , die sich um die Sanskritphilologie verdient gemacht haben, w a r e n nur zu einem kleinen T e i l zünftige Professoren, vielmehr v o r w i e g e n d R i c h t e r , Verwaltungsbeamte, Offiziere, Arzte, Missionare, die sich in ihren Mußestunden diesen Studien widmeten 3 ). A b e r seiner Stellung als Oberrichter in F o r t William entspricht es, daß J o n e s auch M a n u s G e s e t z b u c h ins E n g l i s c h e übersetzt hat: Institutes of Hindu L a w : or, the Ordinances of Menu, according to the gloss of Cullúca, Calcutta 1796. Noch G. Bühler hat s e i n e r Übersetzung des Mänava Dharma Sästra in den S a c r e d B o o k s of the E a s t ') Dazu stimmt eine Äußerung des jungen Colebrooke in einem Briefe vom 28. Juli 1788, mitgeteilt in seiner Biographie S. 28: " I have never yet seen any book which can be depended on for information concerning the real opinions of the Hindus, except Wilkins' 'Bhagvat-Geeta'. That gentleman was Sanscrit-mad, and has more materials and more general knowledge respecting the Hindus than any other foreigner ever acquired since the days of Pythagoras". Ähnlich äußerte sich Jones in Briefen an Wilkins, die Hall im Journal der A O S . mitgeteilt hat, vgl. Proceedings, October 1870, S. L X X X V I I I : " Y o u are the first European that ever understood Sanscrit, and will, possibly, be the last" (sic! Oct. 6th, 1787). Ebenso sagt Rennell von Wilkins, in seinem Memoir, Ausg. vom J a h r 1788, S. X X : " T h i s gentleman has the merit of .being the first European who acquired the knowledge of the Sanscrit language". 2 ) Mit 0 geschrieben, da cunt im Engl, einen obszönen Sinn habe, Liebich im L i t . Centralbl. 1916, Sp. 794. ') Vgl. die Bemerkungen von Jones und Mohl bei E . Thomas, Prinsep's E s s a y s I, S. 5 f g .
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die Übersetzung von Jones zugrunde gelegt. Die Sanskritliteratur ist zuerst durch Ü b e r s e t z u n g e n bekannt geworden, bei denen Pandits mitgeholfen haben, wenn auch schon frühzeitig Handschriften der Sanskritwerke in privaten und öffentlichen Bibliotheken angesammelt worden waren. Jones gehört nicht nur zu den ersten Sammlern von Handschriften (s. Gildem. Bibl. Sanscr.), sondern er ist auch der erste Europäer, der einen Sanskrittext, den Rtusaiphära, in Sanskrittypen herausgegeben hat: The seasons a descriptive poem by Cálidás in the original Sanskrit, Calcutta 1792 (Gildem. 251). Daher datiert Th. Goldstücker in der Einleitung zu seiner Ausgabe von Kumärilas Jaiminïya Nyäya Mala Vistara die neue Ära der Sanskritphilologie von Sir William Jones' Textausgabe des Rtusaiphära an. Ohne Frage ist von Jones viel Anregung ausgegangen. Schon wenige Jahre nach seinem T o d e veranstaltete seine Witwe eine Gesamtausgabe seiner Werke mit Einschluß seiner Übersetzungen: " T h e Works of Sir William Jones, in s i x Volumes", London 1799. Kleukers deutsche Übersetzung seiner Reden und Essays ist schon oben S. 21 erwähnt. Jones war sich dessen wohlbewußt, daß mit ihm und seinen Genossen eine neue Ära angebrochen war, denn er sagt am Ende seines Essay "On the Literature of the Hindus": "Since Europeans are indebted to the Dutch for almost all they know of Arabick, and to the French for all they know of Chinese, let them now receive from our nation the first accurate knowledge of Sanscrit, and of the valuable works composed in it; but, if they wish to form a correct idea of Indian religion and literature, let them begin with forgetting all that has been written on the subject, by ancients or moderns, before the publication of the Gítá". In der Abhandlung " A Dissertation on the Orthography of Asiatick Words in Roman Letters" in Vol. I der Asiatick Researches stellte Jones eine Umschreibung des Sanskritalphabets durch lateinische Buchstaben auf, die besser war als die von Wilkins, und an die sich die heute herrschenden Umschreibungen angeschlossen haben. In einer am 2. Februar 1786 von ihm gehaltenen Rede hat Jones vom Sanskrit ausgehend, die Hauptgedanken der vergleichenden Sprachwissenschaft ausgesprochen: "more perfect than the Greek, more copious than the Latin, and more exquisitely refined than either; yet bearing to both of them a stronger affinity, both in the roots of verbs, and in the forms of grammar, than could possibly have been produced by accident; so strong, indeed, that no philologer could examine them all three without believing them to have sprung from some common source, which perhaps, no longer exists." Auch das Gothick, Celtick und Persian möchte er derselben Familie zuzählen *). In derselben Rede hebt er drei bewunderungswürdige Erfindungen der Hindus hervor: "the method of instructing by Apologues; the decimal Scale, adopted now by all civilized nations; and the game Benfey hat in seiner Geschichte der Sprachwissenschaft die Missionare genannt, die schon vor Jones auf den Zusammenhang des Sanskrit mit den europäischen Sprachen hingewiesen haben. Schon im 16. Jahrhundert schrieb Sassetti, daß das Italienische vieles mit dem Sanskrit gemeinsam habe, Zahlwörter und andere Wörter (Benfey S. 222). Im Jahre 1725 verglich Benjamin Schultze, Missionar in Tranquebar, die Zahlwörter des Sanskrit mit den lateinischen bis 40 (Benf. S. 336 ff.). Den Grund der Ähnlichkeit der Wörter, die Verwandtschaft der Inder, Griechen und Lateiner scheint zuerst Coeurdoux ausgesprochen zu haben (Benf. 341). Die vergleichenden Schriften des Paulinus a S. Bartholomaeo, das Sanskrit und Zend, das S. und Lateinische, das S. und Germanische betreffend, sind erst nach der obigen Äußerung von J o n e s erschienen (s. Adelung, Bibl. Sanscr. S. 62, 72, 76, vgl. oben S. 20).
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of Chess." Über das letztere schrieb er eine besondere Abhandlung (As. Res. II). Er trat auch als vergleichender Mythologe auf. Im ersten Bande der As. Res. findet sich eine lange mythologische Abhandlung von ihm "On the Gods of Greece, Italy, and India, written 1784". Er verglich Janus mit Ganeáa, Saturn mit Manu, Laksmï mit Ceres, Jupiter mit Indra, aber auch mit Visiju, áiva und Brahma, Jupiter Marinus (Neptun) mit Siva und Varuija, Pârvatî mit Juno, Minerva mit Durgä und mit Sarasvatï, Räma mit Dionysos, Krsça mit Apollo, Phoebus mit Sürya, Agni mit Vulcan, Hecate mit Kâlî. Jones selbst nannte diese Vergleichungen "superficial". Er glaubte an einen Zusammenhang der indischen Kultur mit der ägyptischen. In Osiris und Jsis erblickte er skr. Tsvara und Ist. Jones suchte sich und andern einen Überblick über das Ganze zu verschaffen, auf der Grundlage der "Sanscrit Books" und der "conversations with Pandits" (Works I 281). In größerem Umfange als seine Vorgänger hat er die Werke der Sanskritliteratur selbst eingesehen. Aber es fehlte ihm die Zeit zu größerer Vertiefung. Sein Essay "On the Chronology of the Hindus", der von den Weltaltern, den Avatären und den Genealogien der Könige handelt, beruht in seinem substantiellen Teile auf einer zu seiner Zeit erschienenen Schrift "Puránárthaprecása, or The Purana's Explained" von R ä d h ä k ä n t a S a r m a n (Works I 288). Ein anderer brahmanischer Gewährsmann tritt uns entgegen in dem nicht so Fabelhaftes enthaltenden Essay "On the Literature of the Hindus, from the Sanscrit, Communicated by G o v e r d h a n C a u l , translated, with a short Commentary, by the President (Works I 349 ff.). Der Brahmane führt die "eighteen Vidyá's, or parts of true Knowledge" vor, die schon in den älteren Werken öfter in dieser Zahl erwähnt werden : die 4 Veden, die 4 Upavedas (Äyur-, Gändharva-, Dhanur-, Sthäpatya-veda), die 6 Vedängas, die 4 Upängas (Puräna, Nyäya, Mimänsä, Dharmasästra). Jones gibt in seinem Commentary einige nähere Auskunft darüber, auch über die Veden, wobei er bemerkt, daß Colonel Polier "a complete copy of the four Vedas in eleven large Volumes" besitze. Veda, Upaveda, Vedänga, Puräna, Dharma und Daráana sind die 6 großen áastras. Diese dürfen die áüdras nicht studieren, wohl aber stehe ihnen die "profane literature" offen. Die Medizin ist Sache der Vaidjas, von diesen sagt er "they have often more learning, with far lesá pride, than any of the Brdhmans : they are usually Poets, Grammarians, Rhetoricians, Moralists". Dies gibt ihm Gelegenheit, auch Râjanïti, Nîtisâstra, Nätaka usw. zu erwähnen. Ein beliebtes Thema der englischen Gelehrten war von Anfang an die indische Astronomie. Auch Jones schrieb "On the antiquity of the Indian Zodiac" (As. Res. II). Die Verwandtschaft der Sprachen führte ihn zu der Vermutung, daß die indische Einteilung des Tierkreises, die sich auch bei andern Völkern "of the old Hindu race" finde, erfunden worden sei "by the first progenitors of that race before their dispersion". In den Reden, die er als President hielt, sprach er der Reihe nach On the Arabs, Tartars, Persians, Chinese, das sind die fremden Völker, mit denen die Inder in Berührung gekommen sind. Neben dem Sanskrit war er auch mit dem Arabischen und namentlich dem Persischen vertraut. In seiner am 28. Februar 1793 gehaltenen Rede verkündet er seine Entdeckungen, daß das Palibothra der Griechen mit dem Pataliputra der Inder, und daß der Sandracottus der Griechen mit dem Candragupta der Inder identisch ist. "In a classical Sanscrit book, near 2000 years old" hatte er gefunden, daß Hiranyabahu, was die Griechen zu Erannoboas umgestaltet haben, nur ein anderer Name für den S o n a
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ist (As. Res. IV, S. X X V I des Neudrucks von 1807). Der Tod hat ihn daran gehindert, dies in einem Essay weiter auszuführen. Die Weite seines Blicks zeigt sich in einer von ihm "Desiderata" genannten Liste wissenschaftlicher Aufgaben, die sein Nachfolger als President der Asiatic Society, Sir John Shore, nach einer kurzen Würdigung seiner Verdienste As. Res. IV 181 ( = Works I iff.) mitgeteilt hat. Indien betreffen: "I. The Ancient Geography of India, &c. from the Pumitas. II. A Botanical Description of Indian Plants, from the Cóshas, &c. III. A Grammar of the Sanscrit Language, from Pdnini &c. IV. A Dictionary of the Sanscrit Language, from thirty-two original Vocabularies and Niructi. V. On the Ancient Music of the Indians. VI. On the Medical Substances of India, and the Indian Art of Medicine. VII. On the Philosophy of the Ancient Indians. VIII. A Translation of the Véda. IX. On Ancient Indian Geometry, Astronomy, and Algebra. X. A Translation of the Puránas. XI. Translations of the Mahabharat (and) Rámáyan. XII. On the Indian Theatre, &c. &c. XIII. On the Indian Constellations, with their Mythology, from the Puránas. XIV. The History of India before the Mohammedan Conquest. From the Sanscrit-Cashmir Histories." Diese Forderungen spiegeln die Interessen der damaligen Zeit wieder. Es finden sich Übersetzungen unter ihnen, aber keine Textausgaben. Diese sollten wohl in der Hauptsache den Pandits überlassen bleiben. In den Asiatick Researches sind die von Jones gestellten Aufgaben in Angriff genommen worden, so in Wilfords Mitteilungen aus den Puräijen, in den astronomischen Essays von Samuel Davis und John Bentley, den musikalischen von Jones selbst und Paterson, in hervorragender Weise aber durch die Essays von Colebrooke und Wilson. Mit Recht nennt Benfey, Gesch. d. Sprachw. S. 383, C o l e b r o o k e den ersten Sanskritphilologen, und hat Böhtlingk seine Übersetzung von Päninis Grammatik, Leipzig 1887, "den Manen Henry Thomas Colebrooke's" gewidmet, "des tiefen und vielseitigen Kenners Indischer Sprache und Literatur, des B e g r ü n d e r s d e r S a n s k r i t p h i l o l o g i e " . KAP. III.
H. T. COLEBROOKE. Colebrookes berühmte Abhandlungen sind gesammelt in den Miscellaneous Essays, 2 Bände, London 1837, die zweite Ausgabe in 3 Bänden, deren erster "The Life of H. T. Colebrooke" enthält, London 1873. H e n r y T h o m a s C o l e b r o o k e war geboren in London am 15. Juli 1765. Schon im Jahre 1782 ging er nach Indien und begann seine Laufbahn dort mit einer writership im Civil Service of Bengal. Er war in Tirhoot, Purneah, Mirzapore tätig, anfangs als Verwaltungsbeamter, dann als Richter. Von Mirzapore aus ging er im Jahr 1798 als Gesandter Lord Wellesleys nach Nagpur, der Hauptstadt von Berar, um den Räjä Raghojee zu einem Bündnis zu gewinnen. Im Jahr 1801 wurde er Mitglied des Superior Court of Appeal in Calcutta und Professor des Sanskrit am College of Fort William, im Jahre 1807 unter Lord Minto Mitglied des Council. Er kehrte Ende 1814 nach England zurück und starb 1837 nach mehrjährigem Krankenlager. Colebrookes Essays sind zuerst zum größten Teil in den von der Asiatic Society in Calcutta herausgegebenen Asiatick Researches erschienen. Alle zeichnen sich durch Zuverlässigkeit des Gebotenen und durch knappe, klare Darstellung aus. Sie beziehen sich auf die Religion
KAP.
III.
H.
T.
COLEBROOKE.
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und die verschiedensten Wissenschaften der Hindus, beschreiben einen großen Teil der gesamten Sanskritliteratur, unterrichten über ihren Inhalt, nennen die Autoritäten, und sind noch jetzt nach hundert Jahren lesenswert, wenn sich auch unsere Kenntnis vertieft und unser Horizont erweitert hat. Der erste Essay bezieht sich auf einen Gegenstand, der bei den Missionaren und Reisenden immer und immer wiederkehrte: "On the Duties of a Faithful Hindu Widow", erschienen in den Asiatick Researches Band IV, 1795. Was Colebrooke hier zu Anfang sagt, kann man als die Vorrede zu der ganzen Reihe oder als sein Programm ansehen. Irrtümer sollen beseitigt und die Tatsachen festgestellt werden: "and this object will no way be more readily attained, than by the communication of detached essays on each topic, as it may present itself to the Orientalist in the progress of his researches". Colebrooke gibt dann eine Sammlung von Aussprüchen, die sich auf die W i t w e n v e r b r e n n u n g beziehen, ohne genauere Angabe der Stelle. Max Müller hat über denselben Gegenstand und über Colebrookes Quelle gehandelt in seinem Essay (XVI) "Vergleichende Mythologie", Essays, deutsche Ausgabe Band II (Leipzig 1869) S. 30ff. und S. 317. Schon zu Colebrookes Zeit scheint die Witwenverbrennung nur sehr selten vorgekommen zu sein. Die Vedastelle, Rgeda X 18, 7, die diese Vorschrift geben soll, kannte er noch nicht in ihrer richtigen Form. Erst Wilson machte darauf aufmerksam, daß daselbst das ursprüngliche yónim dgre in yónim agnéh verwandelt worden war (vgl. Life of H. T. Colebrooke S. 65)· Eine größere Arbeit verwandten Inhalts sind die drei Essays "On the Religious Ceremonies of the Hindus, and of the Bráhmans especially", zuerst erschienen in den Asiatic Researches Band V und VII, Calcutta 1798 und 1801. Colebrooke kannte die Grhyasütren noch nicht genauer, sondern schöpfte zunächst aus späteren Werken, die zu seiner Zeit gebraucht wurden, wie z. B. dem Brähmanasarvasva und anderen Schriften des Haläyudha, aber diese stützten sich ihrerseits auf die ältere Literatur. So steht hier eine erste Übersetzung des Purusasükta, Rgveda X 90. Aus dem Jahre 1801 stammt auch der Essay "On the Sanscrit and Prácrlt Languages", in Band VII der As. Researches, mit dem der zweite Teil der Sammlung beginnt. In der Einteilung der S p r a c h e n I n d i e n s knüpfte Colebrooke auch hier an einheimische Autoritäten an. Diese unterscheiden Sanscrita, Prâcrïta, Paisdchi und Mágadhi, oder Sanscrita, Pràcrita, Apabhransa und Misra. Demgemäß bildet den Hauptinhalt dieser Abhandlung ein Überblick über die grammatische Literatur des Sanskrit und eine Aufzählung von zehn unter Präkrt zusammengefaßten Hauptdialekten oder Sprachen Indiens, darunter auch Tdmel und andere dravidische Sprachen. Von Mágadhi und Apabhransa wird nur gesagt, daß sie, ebenso wie die a.vLÎgezâh\te.nPràkrits,Bkàskà oder "speech" genannt werden. Dieses Wort bezeichnet jeden der modernen einheimischen Dialekte Indiens, especially such as are corrupted from the Sanscrit. Diese vom Volke gesprochenen Dialekte seien sehr zahlreich. Colebrooke hatte daran gedacht, auch Proben dieser Volksdialekte zu geben, und Sammlungen dazu angelegt, ein Plan, der erst in unseren Tagen von G. Grierson in seinem großartigen Linguistic Survey of India ausgeführt worden ist. Colebrooke führt hier als die etymologische Bedeutung von Sanskrit "duly formed or regularly inflected" an, gewiß richtig, denn samskära bezeichnet im Nirukta die grammatisch korrekte Bildung eines Wortes. Zu den mit dem Sanskrit verwandten Sprachen rechnet er auch das Keltische, denn mit skr. yuvan vergleicht er nicht nur lat. juvenis und ags. yeong, sondern auch cymr. ''•je-
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vangk". Colebrooke kannte schon die ganze umfangreiche grammatische Literatur, mit Panini, Mahàbhâsya, Kâàikâ, den Kaumudïs, mit Dhätupätha, Ganapätha, den Unädis, mit V o p a d e v a usw. E r gibt eine treffende Beschreibung von Päijinis System und dem Stil der Sütren, wenn auch nicht so eingehend wie später Benfey in seiner Geschichte der Sprachwissenschaft. Der Grammatik fügt er einen Überblick über die einheimische L e x i k o graphie an, die einzelnen Kosas kurz charakterisierend, mit dem " A m e r a cósha" beginnend. In der V o r r e d e zu seiner "Grammar of the Sanscrit L a n g u a g e " , Calcutta 1805, und in der V o r r e d e zu seiner A u s g a b e des " A m e r a c ó s h a " , Calcutta 1808, beide in die Essays aufgenommen, sind die Literaturangaben wiederholt. Colebrooke war inzwischen zum Professor of the Sanscrit L a n g u a g e in the C o l l e g e of Fort William ernannt worden. D a ß seine sehr ausführliche, besonders auf die Kääikä und die SiddhäntakaumudI gestützte Grammatik in Folio für die erste Erlernung des Sanskrit nicht sehr g e e i g n e t sei, sah er selbst ein. E r hat sie unvollendet gelassen und schon in der V o r r e d e zum 1. Bande auf die Grammatiken von Forster und Carey verwiesen. Den " A m e r a - c ó s h a " gab er heraus, weil dieser die Grundlage zu einem "Sanscrit dictionary" werden sollte. Zur Erlernung des Sanskrit gehört ein L e s e b u c h . Ein solches sollte für das College of Fort William das von Gildemeister Bibl. Skr. Nr. 350 beschriebene Buch sein, das C o l e b r o o k e angeregt, Carey h e r a u s g e g e b e n hat, Serampore 1804. E s enthält d e n H i t ο ρ a d e á a , den Daáakumarakathására des Apyayyamantrin, und die Sprüche des Bhartrhari. C o l e b r o o k e ist mit der V o r r e d e zum Hitopadesa daran beteiligt, die gleichfalls in die Essays aufgenommen worden ist. In dieser V o r r e d e hat C o l e b r o o k e schon damals einen kurzen Überblick über die Übersetzungen des Pañcatantra ins Pehlevi, Arabische, Persische g e g e b e n und ihr Verhältnis zu dem indischen Grundw e r k in einigen Punkten zu bestimmen versucht. Im Schlußabschnitt bezeichnet Colebrooke dieses Buch als den "first attempt to employ the press in multiplying copies of Sanscrit books with the Dévanagarí character". A u c h sagt er daselbst, daß der ganze Band von mehreren Pandits sorgfältig nachgeprüft worden sei. In systematischer W e i s e hat sich Colebrooke der Literatur zugewandt in seiner großen Abhandlung "On the V é d a s , or Sacred Writings of the Hindus", As. Res. VIII, Cale. 1805. Noch 1874 erschien bei T e u b n e r in L e i p z i g eine deutsche Übersetzung von L . Poley. Die einleitenden W o r t e dieses Essay lassen erkennen, wie wenig Sicheres man bis dahin von den V e d e n wußte. A u c h Colebrooke war noch nicht zu einer vollen W ü r digung der V e d e n vorgedrungen. Denn er sagt am Schlüsse, daß die V e d e n zu umfangreich seien für eine vollständige Übersetzung, und daß das, was sie enthielten, kaum die Mühe des L e s e r s lohnen würde, noch weniger die des Übersetzers. Der alte Dialekt sei äußerst schwierig und dunkel. Hat auch C o l e b r o o k e dem T e x t des R g v e d a kein tieferes Studium gewidmet, so hat er doch, unverkennbar auf Handschriften gestützt (vgl. Biogr. S. 141), eine erste Skizze von dieser Sammlung alter Hymnen an die Götter entworfen, wie sie damals, auch in dieser Unvollkommenheit, kein zweiter Europäer zu g e b e n imstande g e w e s e n wäre. E r charakterisiert auch den Yajur-, Säma- und Atharva-veda, und unterrichtet über die Rsis, die vedischen Schulen, die Kommentare, die Autorität der V e d e n . In dem Überblick über die verschiedenen Schichten der vedischen Literatur lesen wir zum ersten Male vom Aitareya-, àânkhâyana-, áatapathabrähmana. Die Übersetzung einzelner Stücke veranschaulicht den Inhalt
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dieser Literatur. Am eingehendsten sind die Upanisaden behandelt, von denen er schon eine recht große Zahl kannte. Die Bedeutung des Nirukta hebt er hervor, die Sütrawerke erwähnt er nur im Vorübergehen. Schon hier zeigt er sein besonderes Interesse an der indischen Astronomie, indem er gegen Ende eine Stelle über den Jahreslauf von Sonne und Mond aus dem Vedänga Jyotisa behandelt. Nur selten entdeckt man einen wirklichen Irrtum, wie ζ. B. in den Angaben über die Literatur des Sämaveda, aber auch da läßt er schon selbst seine Unsicherheit erkennen. Neben den vedakundigen Brahmanen gab es in Indien von alter Zeit her auch "Sekten", von denen die Autorität des Veda nicht anerkannt wird. So wird es kein Zufall sein, daß der nächste Essay Colebrookes den J a i n a s gilt, der bedeutendsten Sekte dieser Art im heutigen Indien. Der Titel lautet "Observations on the Sect of Jains", As. Res. IX, Cale. 1807. Diese Abhandlung entstand im Anschluß an einen Artikel von Major Mackenzie, mit Benutzung von Aufzeichnungen im Tagebuch von Dr. F . Buchanan, das dieser während einer Reise in Mysore geführt hatte. Alle drei hatten ihre Information hauptsächlich von "Jaina priests" erhalten. Colebrooke benutzte aber auch Handschriften von zwei Jainawerken, die dann lange Zeit Hauptquellen für die Hagiologie der Jaina geblieben sind, das zu den älteren Schriften der Jaina gehörige Kalpasütra (des Bhadrabähu) und das Wörterbuch Abhidhânacintâmaçi des Jainamönchs Hemacandra, ersteres später von Stevenson (London 1848) und Jacobi (Leipzigi879), letzteres von Böhtlingk und Rieu (Petersburg 1847) herausgegeben. Colebrooke bemerkt, daß das Kalpasütra, wie andere "religious books" der Jaina, in dem "Mägadhi" genannten Prakrit abgefaßt ist, das er in einer Anmerkung mit dem "Päli of Ceylon" vergleicht. Über die älteste Literatur der Jaina war Colebrooke noch nicht unterrichtet. E r sucht, zum Teil mit Heranziehung der griechischen Nachrichten über Indien, das Verhältnis von Jaina und Bauddha zu den Brahmanen festzustellen. Daß die Brahmanen mit ihren Veden älter sind als Jaina und Bauddha, war nicht von allem Anfang an eine so ausgemachte Tatsache, als uns dies jetzt erscheint. Noch in demselben Jahre erschien Colebrookes erster astronomischer Essay. In der A s t r o n o m i e und Mathematik ist Colebrooke besonders tief auf die Sache eingegangen. E r war auch mit der Geschichte dieser Wissenschaften bei den Arabern, Griechen und Italienern vertraut. Uber die indische Astronomie war damals schon von verschiedenen Seiten geschrieben worden (Davis, Bentley, Jones). Aber G. Thibaut nennt Colebrooke "den ersten Forscher auf diesem Gebiete, der mit kompetenter Kenntnis der Astronomie und Mathematik gründliche Sanskritgelehrsamkeit vereinigte" (Astronomie, im Grundriß, S. 2). Der Titel des Essay lautet "On the Indian and Arabian Divisions of the Zodiac", As. Res. IX, Cale. 1807. E r hatte hier in Sir William Jones einen Vorgänger (vgl. oben S. 25), dem er aber kritisch gegenübersteht. Die Frage, "whether the Indian and Arabian divisions of the zodiac had a common origin", hatte Jones verneint, während Colebrooke seine abweichende Ansicht zuerst vorsichtig dahin formuliert, "that it must be the Arabs who adopted (with slight variations) a division of the zodiac familiar to the Hindus". Colebrooke bestimmt den Hauptstern eines jeden naksatra nach unserm Zodiacus und vergleicht die 28 naksatra der Inder mit den Mondhäusern der Araber (anerkannt von Thibaut S. 36). Die Fragen nach dem Ursprung der indischen Astronomie und nach den Einflüssen, die sich in ihr geltend gemacht haben, gehören
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zu den frühesten Problemen der Sanskritphilologie, freilich auch zu den schwierigsten, und sind nach Thibauts Darlegungen auch heute noch nicht endgültig gelöst. Die Astronomie ist eine Disziplin, bei der namentlich zu Anfang die Hilfe der einheimischen Gelehrten nicht entbehrt werden konnte. Noch G. Thibaut hat die Ausgabe der Paficasiddbäntikä, Benares 1889, zusammen mit dem auch auf dem Titel genannten Mahämahopädhyäya Sudhäkara Dvivedï unternommen. Allein Colebrooke berichtet zu Anfang seines Essay, daß die einheimischen Astronomen, die er befragte, nicht imstande waren, ihm alle die Asterismen, für die sie Namen hatten, am Himmel zu zeigen. E r mußte daher auf die Werke zurückgehen, in denen die Stellungen der Hauptsterne angegeben werden. Als seine Hauptquellen nennt er Süryasiddhänta, Siromani und Grahaläghava. Das waren die Hauptautoritäten der Jyautisa der damaligen Zeit. Wir beobachten also auch hier, wie das Wissen und der Standpunkt der Pandits der damaligen Zeit den Ausgang für die europäische Wissenschaft gebildet, und wie Colebrooke zunächst dieses Wissen den europäischen Gelehrten zugeführt hat. Der Siddhântaàiromaçi des Bhäskara ist im Jahre 1 1 5 1 n. Chr., das Grahaläghava des Ganeáa, des Sohnes des Keáava, im Jahre 1521 verfaßt. Der Süryasiddhänta lag zwar in einer älteren Form schon dem Varähamihira im 6. Jahr. n. Chr. für seine Paflcasiddhäntikä vor, ist aber nicht in seiner ursprünglichen, sondern in einer modernisierten Form erhalten, vgl. Thibaut S. 31. Hatte Colebrooke schon in dem ersten Essay Punkte berührt, die in unseren Tagen Jacobi zur Datierung der Veden benutzt hat, so ist dies noch mehr der Fall in der 9 Jahre später erschienenen Abhandlung "On the notion of the Hindu Astronomers concerning the Precession of the Equinoxes and Motions of the Planets" As. Res. XII, Cale. 1816. E r hatte inzwischen auch die älteren Autoritäten der indischen Astronomie näher kennen gelernt, Aryabhatta, Varähamihira, Brahmagupta, und seine besondere Aufmerksamkeit den fünf Siddhäntas, deren Lehren in Varähamihiras Paflcasiddhäntikä dargestellt sind, besonders dem Brahmasiddhänta, der Brahmaguptas Brahmasphutasiddhänta zugrunde liegt, zugewendet. Colebrooke kommt zu dem Ergebnis, "that, on the subject of the precession of the equinoxes, the Hindus had a theory, which, though erroneous, was their own" (Essays II 385). In dem "mehr des Mythologisten als des Astronomen würdigen" Weltbild des Süryasiddhänta ruht die Erde unbeweglich im Zentrum des Weltalls (Essays II 398). Er hat aber auch die Lehre des Aryabhatta erwähnt, daß das Netz der Gestirne, bhapañjarah, fest ist, und daß die Erde durch Drehung um ihre A x e den täglichen Aufgang und Untergang der Gestirne bewirkt (Essays II 392). Den griechischen Einfluß in der indischen Astronomie erschloß er aus dem Titel Romakasiddhänta und der ehrenvollen Erwähnung der Yavana-Astronomen bei Varähamihira. Ein Jahr nach dieser zweiten astronomischen Abhandlung erschien Colebrookes m a t h e m a t i s c h e s Hauptwerk "Algebra, with Arithmetic and Mensuration, from the Sanskrit of Brahmegupta and Bháscara", London 1817. Übersetzt sind hier der Ganitädhyäya und Kuttakädhyäya aus Brahmaguptas "Brähmasiddhänta", sowie Bîjagaijita und Lïlâvatf, Abschnitte von Bhäskaras Siddhântaàiromani. Die Mathematik ist von den Indern besonders um der Astronomie willen gepflegt worden. Der Ubersetzung ist als Einleitung die "Dissertation on the Algebra of the Hindus" vorangestellt, die gleichfalls in die Essays aufgenommen worden ist. Hier kommt er, zum Teil
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in d e m A p p e n d i x " N o t e s a n d Illustrations", n o c h m a l s auf A r y a b h a t t a , B r a h m a g u p t a , V a r ä h a m i h i r a , B h ä s k a r a , i h r e Zeit, i h r e W e r k e , ihre K o m m e n t a t o r e n z u r ü c k . D a ß die P a ñ c a s i d d h a n t i k á n o c h v o r h a n d e n war, w u ß t e e r nicht ( e b e n s o w e n i g wie K e r n im J a h r e 1865). E r weist n a c h , d a ß die i n d i s c h e A s t r o n o m i e u n d M a t h e m a t i k , sei es ü b e r A l e x a n d r i a , sei es ü b e r B a k t r i e n , im 2. J a h r h u n d e r t d e r H e d s c h r a zu d e n A r a b e r n k a m , n o c h v o r d e r g r i e c h i s c h e n ( E s s a y s II 515). In d e n T ä j a k a g e n a n n t e n W e r k e n ist d a n n s p ä t e r u m g e k e h r t die indische A s t r o l o g i e von d e r a r a b i s c h e n b e e i n f l u ß t w o r d e n . Den g r i e c h i s c h e n E i n f l u ß in d e r i n d i s c h e n A s t r o n o m i e b e w e i s t e r w e i t e r d u r c h die g r i e c h i s c h e n L e h n w ö r t e r s o w i e d u r c h d e n Z o d i a k u s von zwölf S t e r n b i l d e r n , d e n die I n d e r n e b e n i h r e r E i n t e i l u n g d e r E k l i p t i k in die 27 o d e r 28 n a k s a t r a a n g e n o m m e n h a b e n . Diese l e t z t e r e n hält e r f ü r i n d i s c h e n U r s p r u n g s , " s u g g e s t e d evidently b y t h e m o o n ' s p e r i o d in d a y s " ( E s s a y s II 447). A u c h d a s P r o b l e m d e r A e r e n hat C o l e b r o o k e b e r ü h r t . E r k a n n t e " t h e S a k a or S a m b a t of V i k r a m á d i t y a " ( b e g i n n e n d 57 vor Chr.) u n d " t h e S a k a e r a of S á l i v á h a n a " ( b e g i n n e n d 78 nach Chr.). D a A r y a b h a t t a n a c h d e r A e r a d e s Y u d h i s t h i r a (gleich d e m A n f a n g d e s Kaliyuga, 3102 v. Chr.) r e c h n e t , so n a h m er an, d a ß d i e s e r vor d e m allg e m e i n e r e n G e b r a u c h d e r b e i d e n j ü n g e r e n A e r e n g e l e b t h a b e . A u c h hat e r z u e r s t auf die Stellen bei V a r ä h a m i h i r a (Brhatsaiphitä VIII 20 u n d 21) u n d bei B r a h m a g u p t a h i n g e w i e s e n , zu d e n e n die K o m m e n t a t o r e n eine E r klärung des Ausdrucks Sakendrakäla, Sakakäla, gegeben haben. Er glaubte, d a ß bei V a r ä h a m i h i r a die A e r a d e s V i k r a m á d i t y a , bei B r a h m a g u p t a die d e s S ä l i v ä h a n a zu v e r s t e h e n sei, u n d n a h m als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h an, d a ß die A e r a d e s V i k r a m á d i t y a sich h e r d a t i e r e von " e i n e m d e n k w ü r d i g s t e n E r e i g n i s s e s e i n e r R e g i e r u n g " , d e r B e s i e g u n g d e r S a k a ( E s s a y s II 475). D e n b e k a n n t e n V e r s von d e n n e u n J u w e l e n am H o f e d e s V i k r a m á d i t y a e r w ä h n t e r n i c h t 1 ) . D i e s e A n s i c h t e n , die ähnlich bei L a s s e n , I n d i s c h e A l t e r t h u m s k u n d e II 50, w e n n a u c h w e i t e r h i n mit b e d e u t e n d v e r m e h r t e m Material, w i e d e r k e h r e n , sind e r s t viel s p ä t e r , von H. K e r n in d e r P r e f a c e zu s e i n e r A u s g a b e d e r Brhatsaiphitä, C a l c u t t a 1865, e i n e r e i n g e h e n d e n Kritik u n t e r z o g e n w o r d e n , u n t e r voller A n e r k e n n u n g von C o l e b r o o k e s V e r d i e n s t e n . W i e a u s s e i n e r A b h a n d l u n g ü b e r die Jaina zu e r s e h e n ist ( E s s a y II 198), w a r C o l e b r o o k e a u c h in d e n Besitz e i n e r H a n d s c h r i f t d e r C h r o n i k von K a s c h m i r , d e r R ä j a t a r a n g i n i , g e k o m m e n , a b e r e r e r w ä h n t d e r e n h i s t o r i s c h e A n g a b e n hier nicht. W o h l a b e r s e h e n wir ihn a u c h h i e r in s e i n e m Z u s a m m e n h a n g mit d e r e i n h e i m i s c h e n G e l e h r s a m k e i t , i n d e m e r die A n g a b e n , die Dr. W i l l i a m H u n t e r von d e n A s t r o n o m e n von Ujjayinî ü b e r die Zeit d e r alten i n d i s c h e n A s t r o n o m e n erhielt, in die Diskussion h e r e i n b r a c h t e u n d , s o w e i t e r sie n a c h p r ü f e n k o n n t e , als z u v e r l ä s s i g e r w i e s (Essays II 461). A u c h K e r n hat die Z u v e r l ä s s i g k e i t d e r d u r c h H u n t e r ü b e r m i t t e l t e n A n g a b e n a n e r k a n n t . D a s A l g e b r a d e r I n d e r f ü h r t C o l e b r o o k e auf A r y a b h a t t a z u r ü c k ( E s s a y s II 429), d e r im J a h r e 476 n. Chr. g e b o r e n ist (Kern, Brhats. S. 57)· A u c h die I n d e r h a t t e n d e n P y t h a g o r e i s c h e n L e h r s a t z g e f u n d e n . C o l e b r o o k e m a c h t auf die F o r m a u f m e r k s a m , in d e r e r bei Bhäsk a r a e r s c h e i n t ( E s s a y s II 439). S p ä t e r hat G. B ü r g g e z e i g t , d a ß e r s c h o n in d e m alten S u l v a s ü t r a d e r v e d i s c h e n S c h u l e d e r Ä p a s t a m b i n e n t h a l t e n ist. U m nicht Z u s a m m e n g e h ö r i g e s a u s e i n a n d e r zu r e i ß e n , sind wir d e r Zeit v o r a u s g e e i l t . E h e sich C o l e b r o o k e w e i t e r in die A s t r o n o m i e u n d ' ) D i e s e s Distichon steht schon abgedruckt und übersetzt in J . Bentleys großer A b handlung " O n the Hindu S y s t e m s of Astronomy and their connection with History in ancient and modern times", A s . R e s . V I I I 242, vgl. A. W . Schlegel, Ind. Bibl. I 306.
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I . A L L G . Υ . S P R A C H E , Ι Β . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
Mathematik vertiefte, gab er ein Jahr nach seinem ersten astronomischen Essay einen ersten Überblick über die M e t r i k und die p o e t i s c h e L i t e r a t u r der Inder, in seinem Essay "On Sanscrit and Prákrit Poetry", As. Res. Χ , Cale. 1808. Seine Absicht war, die Gesetze der Versifikation darzustellen veranschaulicht durch Beispiele aus Dichtungen, in denen die Versmaße zur Anwendung gekommen sind. Die im Prâtiââkhya zum Rgveda enthaltene Metrik kannte er nicht. E r legte das Chandalisütra des Pingala zugrunde, und zwar mit Einschluß des sogenannten "Prácrít Pingala", dazu den Kommentar "Mríta sanjíviní" des Haläyudha, für das Präkrt die Pingalavrtti. Auch andere Werke über die Metrik nebst ihren Kommentaren nennt er. Bis zu Webers zwei Abhandlungen "Über die Metrik der Inder" im 8. Bande der Indischen Studien, Berlin 1863, deren zweite auch den T e x t des Chanda^sütra gibt, war Colebrookes Abhandlung die eingehendste Beschreibung der indischen Metrik. Einen besonderen Wert verleiht ihr aber, daß Colebrooke hier viele der klassischen Dichterwerke Indiens anführt, mehrere mit Inhaltsangabe und mit Übersetzung der Versproben : das alte Rämäyaija des Valmlki ; die sechs Mahäkävya, Kumärasambhava und Raghuvaipsa des Kälidäsa, Naisadhiya des Srlharsa, Siáupalavadha des Mägha, Kirätärjumya des Bhäravi, Meghadüta des Kälidäsa, ferner den Nalodoya nebst dem Nalopäkhyäna im Mahäbhärata und der Nalacampü des Trivikrama Bhatta, die besonders kunstvollen Dichtungen Räghavapändaviya des Kaviräja und Bhattikävya des Bhatti (von ihm Bhartrïhari genannt), die kleineren Dichtungen Amarusataka, Ghatakarpara, Caurapancâàikâ, Bhämimviläsa. Das Äryä-Versmaß gibt ihm Gelegenheit die Sänkhyakärikäs des lávarakrsaa zu erwähnen, die später von ihm und Wilson, zusammen mit dem Kommentar des Gaudapäda, herausgegeben worden sind. Das Theater der Hindus nennt er "the most pleasing part of their polite literature, and the best suited to the European taste", wobei er auf Kälidäsas Sakuntalä hinweist. Aus dem philosophischen Drama Prabodhacandrodaya führt er eine Strophe für ein gemischtes Versmaß an. Am Ende des Essay gibt er den Inhalt von Bhavabhütis Drama Mälatimädhava und dann eine besonders wirksame Szene aus dem 5. Akt in T e x t und Übersetzung (Mädhava befreit die Mälatl aus den Händen des Zauberers). Von Dichtungen im Präkrt erwähnt er außer dem Präkrt der Dramen die Sat saï (Saptasatï) des Häla, die später von Weber herausgegeben worden ist, belegt aber die Versmaße des Präkrit nur mit den Beispielen der Pingalavrtti. Die Rämadichtungen in Sanskrit geben ihm Veranlassung, diesen das Rämäyana des Tulasîdâsa und die Rämacandrikä des Keàavadâsa in Hindi zur Seite zu stellen. Als die berühmtesten Dichtungen in Prosa werden von ihm die bekannten drei, das Daàakumâracarita des Dandin, die Kädambari des Bäija und die Väsavadattä des Subandhu bezeichnet, vom dritten dieser Werke gibt er den Inhalt an. Keines dieser Werke lag damals, im Jahre 1808, im Druck vor, doch erschienen Amaruáataka und Ghatakarpara in eben diesem Jahre. Die ersten Ausgaben aller dieser Werke sind in Gildemeisters Bibliothecae Sanscritae Specimen verzeichnet. Ebenda findet sich S. 173 ein Index librorum in India editorum, nach dem Erscheinungsjahr geordnet. Colebrooke hat die Werke der indischen Literatur, sie mit Namen nennend und kurz charakterisierend, der wissenschaftlichen Welt gleichsam vorgestellt. Als sie nach und nach im Druck erschienen, machten sie nicht den Eindruck ganz neuer Funde. Unmerklich füllten sich die Hallen der Wissenschaft mit den Werken der indischen Literatur, nachdem ihnen ihre Plätze schon vorher angewiesen worden waren.
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Weniger unmittelbaren Einfluß auf die Entwicklung der Sanskritphilologie haben die auf das i n d i s c h e R e c h t bezüglichen Arbeiten Colebrookes gehabt. Sie waren zunächst für die Rechtspraxis in Indien bestimmt. Englische Übersetzungen sollten an die Stelle der damals maßgebenden Werke des Dharmaàâstra treten, um die Richter von den Pandits unabhängig zu machen. Diesem Zwecke diente auch schon die Ubersetzung des Mânavadharmaàâstra von Jones. Auf Veranlassung von Jones kompilierte Jagannätha Tarkapañcánana ein Werk, das in englischer Übersetzung von Colebrooke unter dem Titel " A Digest of Hindu L a w , on Contracts and Successions, with a Commentary by Jagannatha T e r k a panchanana", zuerst Calcutta 1797—98 erschien. Colebrooke selbst betrachtete dieses Werk als "of little utility", vgl. Colebrookes Biography 74 ff. und Th. Goldstückers für dieses Gebiet wichtige Abhandlung "On the deficiencies in the present administration of Hindu L a w " , London 1 8 7 1 . Dagegen ist Colebrookes späteres Werk " T w o treatises on the Hindu L a w of Inheritance", Calcutta 1870, noch neuerdings in die von Whitley Stokes veranstaltete Sammlung der Hindu L a w Books aufgenommen worden. Übersetzt sind hier der Däyabhäga des Jimütavähana und der Abschnitt über das Erbrecht in der Mitäksarä, dem Kommentar des Vijflänesvara zum Dharmaáastra des Yájñavalkya. Übersetzungen sind auch hier den Textausgaben vorausgegangen. E s wird nicht Zufall sein, daß Mitäksarä, Cale. 1 8 1 2 , Mânavadharmaàâstra mit Kullükas Kommentar und Däyabhäga, Cale. 1 8 1 3 , auch die ersten Textausgaben auf dem Gebiete des Rechtes gewesen sind, wie Gildemeister in seinem Index, Bibl. Scr. Spec. S. 173 fg., verzeichnet. Neben dem Erbrecht war die Lehre vom Adoptivsohn (dattaka) von großer Bedeutung in der Praxis des Lebens. Daher dann Dattakamimäipsä und Dattakacandrikä folgen, die Übersetzung von Sutherland (Cale. 1814, der T e x t Cale. 1817). Die Philologie hat nicht mit den alten Dharmasütren begonnen, obwohl Colebrooke das Gautamadharmasütra kannte (Essays II 318). Auch die Bedeutung der I n s c h r i f t e n hat Colebrooke frühzeitig erkannt. Schon im Jahre 1801 veröffentlichte er, in den As. Res. VII, T e x t und Übersetzung einer der Inschriften "on the Pillar at Delhi, called the Lát of Fírúz Sháh", wieder abgedruckt Essays II 232. Aber geradezu programmatisch äußert er sich zu Anfang seiner längeren Abhandlung "On Ancient Monuments, containing Sanscrit Inscriptions", As. Res. IX, Cale. 1807, Essays II 238. Planmäßiges Graben und Sammeln hatte damals noch nicht eingesetzt. Zufällig war man auf einzelne Inschriften aufmerksam geworden, oder waren beim Graben und Pflügen Dokumente auf Kupferplatten zum Vorschein gekommen. Die Funde wurden nicht sämtlich an die Asiatic Society abgegeben. Colebrooke klagt, daß die Originale wichtiger Dokumente nach Europa gebracht worden seien, ehe sie genau abgeschrieben und übersetzt worden waren. Das Abschreiben und Übersetzen der alten, oft beschädigten Schrift war nicht leicht. E r erwähnt wiederholt, daß er und seine Mitforscher Pandits zu Rate zogen. Einen von diesen nennt er mit Namen, den "Servóru Trivédí". Die Inschriften erregten das besondere Interesse der englischen Beamten und Offiziere. E r nennt von solchen Major Mackenzie, dessen Forschungseifer nicht genug gepriesen werden könne (Essays II 267), Captain Wilford, Wilkins, Dr. Buchanan Hamilton, Major Tod. Schon Colebrooke spricht davon, daß dem Inder der historische Sinn fehle : the Hindu's love of fable, and distaste Indo-arische Philologie I. ι Β.
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I· A L L G . Υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE Υ . ALTERTUMSKUNDE.
for sober narrative, have been as unfriendly to the biography of authors, as to the history of princes", Essays II 239. Wohl versprach er sich historischen Gewinn aus den Inschriften, aber da er damals nur Inschriften des I i . und 12. Jahrhunderts oder noch späterer Zeit kannte, so konnte er nicht die Erwartung hegen, daß die Dynastien der Fürsten verifiziert, die Kriegsereignisse oder die Erfolge der Politik durch eine Reihe von Zeiten hindurch enthüllt werden würden. "Aber der Zustand der Sitten und das Vorwalten besonderer Lehren in verschiedenen Perioden kann aus der sorgfältigen Durchforschung der Schriften von Autoren, deren Zeit gesichert ist, erschlossen werden ; und der Gegensatz abweichender Ergebnisse für verschiedene und entfernte Perioden kann einen deutlichen Umriß des Fortschritts von Meinungen liefern. Mehr eine kurze Geschichte der Nation selbst als ihrer Regierung, wird so skizziert werden; aber wenn außerstande, das Gedächtnis großer politischer Ereignisse wieder aufleben zu lassen, können wir wenigstens damit zufrieden sein, daß wir wissen, was der Stand von Künsten, von Wissenschaften, von Sitten, in entfernten Zeiten bei diesem sehr alten und hoch zivilisierten Volke gewesen ist; um zu erfahren, was die Reihenfolge von Lehren, religiösen und philosophischen, gewesen ist, die in einer geistvollen, jedoch zum Aberglauben geneigten Nation vorgewaltet haben" (Essays II 238). Wenn man bedenkt, daß diese Worte im Jahre 1807 geschrieben worden sind, wird man Colebrookes sicheren und prophetischen Blick bewundern müssen. Die Masse der Inschriften und die älteren Inschriften sind erst später nach und nach gefunden worden. Etwas mehr Aufschluß auch über die Dynastien und die politische Geschichte Indiens, als Colekrooke damals erwartet hatte, haben die Inschriften gebracht. In einem Briefe, der in seiner Biographie S. 258 mitgeteilt ist, spricht er selbst die Hoffnung aus, daß die wirkliche Geschichte der Hindus "for some centuries preceding and following the Musleman conquests in India" hergestellt werden könne. E r sammelte damals für die Dynastien von Bengal und Tirhoot, von Benares und Bundelkhund und hoffte auch auf Auskunft über die "Rajpoots of Odeypoor and Jodhpoor". Colebrookes letzte große Abhandlung ist zugleich seine bedeutendste. Sie führt den Titel " E s s a y on the P h i l o s o p h y of the Hindus". Ihre fünf Teile erschienen zuerst einzeln in den ersten beiden Bänden der Transactions of the Royal Asiatic Society zu London 1829 ff. Der erste Teil (Read April 7 th, 1827) handelte vom Sänkhya und Yoga, der zweite vom Nyäya und Vaisesika, der dritte von der Mïmàipsâ des Jaimini, der vierte von der Uttaramïmâipsâ oder dem Vedänta, der fünfte von den "Indian Sectaries". Unter den letzteren faßte er zusammen, was er über die Jaina und Bauddha, die Cärväka und Lokäyatika, die Mähesvara und Pááupata, die Päncarätra oder Bhägavata, in den Werken der sechs brahmanischen Systeme und in anderen brahmanischen Quellen, also bei ihren Gegnern, gefunden hatte. " A good collection of original works by writers of their own persuasion, whether in the Sanscrit language or in Prácrít or Pàli, the language of the Jainas and that of the Bauddhas, is not at hand to be consulted", Essays I 380. Trotzdem ist auch dieser letzte Teil noch heute von Wert, eben weil er sich auf eine bestimmte Art von Quellen stützt. Die umfangreiche originale Literatur der Bauddha, die im Norden und Süden erhaltene, ist jetzt fast vollständig gedruckt und in zahlreichen Werken über den Buddhismus verwertet, auch die der Jaina ist zugänglich. An Colebrooke anknüpfend haben später über die Cärväka
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geschrieben J. Muir ("Verses from the Sarvadarsana-saipgraha, the Vishçu Purâija and the Rämäyaija, illustrating the Tenets of the Cârvâkas or Indian Materialists", JRAS. XIX) und Ε. Β. Cowell ("The Chärväka System of Philosophy", nach dem Sarvadars., J A S of Bengal 1862, vgl. seine vollständige Übersetzung des Sarvadará. Das Pañcaratra ist in der Bibliotheca Indica, Cal. 1865, von Κ. M. Banerjea herausgegeben worden. Über die Bhägavata oder Pañcaratra machte erst R. G. Bhandarkar, der bedeutendste Sanskritphilolog des heutigen Indiens, weitere Mitteilungen in einem Vortrag auf dem VII. Internationalen Orientalistenkongreß zu Wien, gedruckt in dessen Verhandlungen, Wien 1886. Aber die Hauptsache war doch die zusammenfassende Darstellung der sechs großen brahmanischen Systeme, in der er auch hier an die Anschauungen der einheimischen Gelehrten anknüpfte. Maßgebend für die Gruppierung der Systeme war ihr Verhältnis zum Veda, das allerdings verschieden genug ist. Colebrookes Methode, die beschreibende Feststellung des Tatsächlichen, sowohl was die Literatur als auch was deren Inhalt anlangt, ohne jede Phrase und ohne die Färbung nach eigenen philosophischen Gedanken, zeigt sich hier am vollendetsten. Er nennt selbst seine Art der Darstellung "description", was an die deskriptive Naturwissenschaft erinnert '). Bei jedem System gibt er einen Überblick über die Schichten der Literatur, die Sütren und ihre Kommentare, bhäsja, värttika, vrtti, tikä, die nicht in Sütraform gehaltenen kürzeren, vorwiegend jüngeren Darstellungen und deren Kommentare. Er war dazu imstande, weil er sich selbst eine beträchtliche Sammlung von Handschriften dieser Literatur angelegt hatte2). Colebrooke hat vorwiegend aus Handschriften geschöpft, denn Gildemeister verzeichnet bis zum Jahre 1845 nur die folgenden Ausgaben: Vedântasûtrâçi mit Kommentar des áaipkara, Cale. 1818, Säipkhyapravacanabhäsya Seramp. 1821, Bhäsäpariccheda mit bengalischem Kommentar, Cale. 1821, Bhäsäparicheda und Siddhântamuktâvalî, Cale. 1827, Nyäyasütravrtti, Cale. 1828, Vedäntasära, Cale. 1829. Colebrooke scheint eine gewisse Vorliebe für das Sämkhyasystem gehabt zu haben, daher er zuletzt noch im Verein mit Η. H. Wilson "The Sánkhya Káriká, or Memorial Verses on the Sánkhya Philosophy by Iswara Krishna" in Text und Übersetzung herausgab, London 1837. Als Gesamtdarstellung ist Colebrookes Essay erst durch den I. Band von P. Deussens Allgemeiner Geschichte der Philosophie, Leipzig 1894, sowie durch Max Müllers Werk "The six Systems of Indian Philosophy", London 1899, ersetzt worden, nachdem inzwischen die auf die einzelnen Systeme und die einzelnen Werke gerichtete Arbeit von Philosophen und Philologen unsere Kenntnis der indischen Philosophie durch Textausgaben und Übersetzungen auf eine feste, allen leicht zugängliche Basis gestellt und durch Untersuchungen ausgebaut und erhöht hatte. Das von Colebrooke und seinen ersten Zeitgenossen entworfene Bild 1 ) W i e aus seiner Biographie ersichtlich, hatte Colebrooke nicht nur tiefe Studien in der A s t r o n o m i e und Mathematik gemacht, sondern sich auch viel mit "natural history" beschäftigt, besonders mit Botanik, s. Biogr. S . 136, 266, und S. 92 fg. die L i s t e von Büchern, die er zu haben wünscht. 2 ) A l s ich im J a h r e 1870 bei meiner Mitarbeit am K a t a l o g der Sanskrithandschriften der India Office L i b r a r y die philosophische Literatur zugewiesen erhalten hatte, fiel mir auf, ein wie großer T e i l der in Fitz-Edward Halls Index verzeichneten W e r k e der philosophischen Literatur Indiens durch Handschriften vertreten war, die aus Colebrookes Sammlung stammten. Vgl. Catalogue of the Sanskrit Manuscripts in the L i b r a r y of the India Office, Part. I V , London 1894.
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von der altindischen Kultur und Literatur war nicht vollständig. Auf den noch fehlenden oder weniger eingehend behandelten Gebieten ist es in anderem Stile zunächst durch die umfangreichen Werke von Wilson und Burnouf ergänzt worden. Colebrooke war sich seines Verdienstes in der Entwicklung der Sanskritphilologie sehr wohl bewußt. Gegenüber dem gelegentlich von A. W . v. Schlegel erhobenen Vorwurfe, die Engländer zeigten nicht genug Interesse für die alte Kultur Indiens, sagt er in einem Briefe an Wilson vom 24. Dezember 1827 (Biographie S. 356): "Careless and indifferent as our countrymen are, I think, nevertheless, that you and I may derive some complacent feelings from the reflection that, following the footsteps of Sir W . Jones, we have with so little aid of collaborators, and so little encouragement, opened nearly every avenue, and left it to foreigners, who are taking up the clue we have furnished, to complete the outline of what we have sketched". K A P . IV.
H. H. WILSON. Die erwähnte Äußerung Colebrookes legt es nahe, H. H. W i l s o n unmittelbar hier anzuschließen. Colebrooke selbst hat Wilson als seinen Genossen in der ersten Eröffnung der Sanskritliteratur bezeichnet. Die Arbeiten von Schlegel, Bopp, Bournouf haben keinen nennenswerten Einfluß auf diese beiden ausgeübt, während wir Wilsons Arbeiten von diesen und ihren Zeitgenossen in Frankreich und Deutschland öfter zitiert finden. Burnouf redet Wilson in einem Briefe vom 6. Octobre 1850 mit "Monsieur et illustre maître" an (Choix de Lettres S. 417). Aber schon viel früher, noch ehe die wichtigen späteren Werke Wilsons erschienen waren, nannte er ihn in einem Briefe vom 12. April 1835 "réellement célèbre par la variété de ses connaissances, la grandeur et le nombre de ses travaux, son talent de style, et son esprit que je ne connaissais que dans ses livres" (S. 197). Dieser und ein zweiter bald darauf von Oxford aus an seine Gattin geschriebener Brief geben ein humorvolles Bild von einem Besuch und von einem Dinner bei Wilson. M. Müller hätte sich in seiner Selbstbiographie ("Aus meinem L e b e n " S. 129 ff.) mit noch etwas mehr Anerkennung äußern können. Auch der Eindruck, den Wilson einst auf seinen späteren Verehrer und Nachfolger, den jugendlichen Monier Williams gemacht hatte ("what a dry old s t i c k ! " ) 1 , läßt ihn nicht eigentlich als eine geniale Persönlichkeit erscheinen. Für seine Stimmung ist charakteristisch der Schlußsatz der Preface zur Übersetzung des Visnupuräna : er hofft hier, "that the translation of the Vishñu Puráña will be of service and of interest to the few, who in these times of utilitarian selfishness, conflicting opinion, party virulence, and political agitation, can find a restingplace for their thoughts in the tranquil contemplation of those yet living pictures of the ancient world which are exhibited by the literature and mythology of the Hindus". H o r a c e H a y m a n W i l s o n , geb. 1784, kam 1808 nach Indien im "Medical Service" der East India Company. Im Jahre 1 8 1 6 wurde er Assay Master der Münze zu Calcutta, war von 1 8 1 1 an Secretary der Asiatic Society of Bengal, und blieb beides, bis er 1833 nach England zurückkehrte. Dort wurde er der erste Boden Professor of Sanskrit an der *) Proceedings of the Special Centenary Meeting of the Asiatic Society of Benga (1884) S. 19.
KAP. IV.
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Universität O x f o r d . E r starb i860. Wilson verstand es in hohem G r a d e , die Gelehrsamkeit der Pandits seinen wissenschaftlichen Plänen dienstbar zu machen. E r hat auch verschiedene T e x t e h e r a u s g e g e b e n , aber seine S t ä r k e bestand hauptsächlich in der A n a l y s e oder Übersetzung wichtiger W e r k e und in summarischen Überblicken. E r gleicht darin E u g è n e Burnouf, nur daß dieser, dem keine Pandits zur Seite standen, ihn an Geist und philologischer Selbständigkeit übertraf. Sein erstes W e r k w a r die Editio princeps des Meghadüta, aber auf dem Titel steht die poetische Übersetzung im V o r d e r g r u n d : T h e M é g h a d ú t a ; o r , Cloud M e s s e n g e r : a poem in the Sanscrit L a n g u a g e , by Cálidása, translated into English verses with notes and illustrations.. Published under the sanction of the C o l l e g e of F o r t W i l l i a m " , Calcutta 1 8 1 3 . Ü b e r die L o n d o n e r Reprints usw. s. Gildemeister, Bibl. S k r . S. 69. A b e r ganz besonders hat sich Wilson um die E r l e i c h t e r u n g der Sanskritstudien verdient gemacht durch sein schon frühe erschienenes W ö r t e r buch : " A Dictionary Sanscrit and E n g l i s h : translated, amended and enlarged from an original compilation p r e p a r e d by learned natives for the C o l l e g e of F o r t William", Calcutta 1 8 1 9 , second edition, greatly e x t e n d e d , 1 8 3 2 . Wilson hatte dieses W ö r t e r b u c h als unter der Presse befindlich schon in der V o r r e d e des Meghadüta angekündigt. A . W . S c h l e g e l , der 300 Seiten davon g e s e h e n hatte, ehe es erschien, kritisierte es schon gleichzeitig mit seinem E r s c h e i n e n ziemlich scharf in der ersten Abhandlung seiner Indischen Bibliothek, I, 13, widmete ihm aber dann, S. 2 9 5 — 3 6 4 eine e i n g e h e n d e B e s p r e c h u n g , in der er der L e i s t u n g des damals 3 3 j ä h r i g e n gerecht wurde. Den Untergrund von Wilsons Wörterbuch bilden die einheimischen K o s a s und Dhätupäthas. D e n Inhalt der K o s a s hatten im J a h r e 1800 Pandits unter L e i t u n g des Raghumani Bhattäcärya für das C o l l e g e of F o r t William in Calcutta zu einem W ö r t e r b u c h e zu verarbeiten begonnen, das 1809 fertig wurde. E i n e A b s c h r i f t dieser Kompilation kam in Wilsons Besitz. E r übersetzte sie für e i g e n e künftige Benutzung ins Englische. Raghumanis Kompilation erwies sich als unzuverlässig und w a r unvollständig, denn es fehlten die Verbalwurzeln. Auf den R a t Colebrookes entschloß sich Wilson, sie nachzuprüfen und zu ergänzen. C o l e b r o o k e s Übersetzung des A m a r a k o s a g a b ihm einen sicheren Anhalt, auch standen ihm dessen Wurzelverzeichnisse zur V e r f ü g u n g . S o ist C o l e b r o o k e auch an dem Zustandekommen des ersten großen Sanskritwörterbuchs nicht unbeteiligt. In der V o r r e d e , die in Vol. I der gesammelten W e r k e aufgenommen ist, g a b Wilson im Anschluß an C o l e b r o o k e eine Übersicht über die indische L e x i k o g r a p h i e . Zu seinen frühesten Arbeiten gehörte eine Abhandlung über die Geschichte Kaschmirs, die Râjataranginï, im 1 5 . B a n d e der Asiatic R e s e a r c h e s (Gildemeister Nr. 241 fg.), die L a s s e n "mit höchstem I n t e r e s s e " gelesen hat, so in einem B r i e f e an S c h l e g e l vom 20. Juni 1824, B r i e f w e c h s e l S. 45. In C o l e b r o o k e s Bahnen wandelte Wilson, als er einen eingehenderen Bericht über das Pañcatantra, das G r u n d w e r k des Hitopadesa, g a b : " A n a lytical A c c o u n t of the Pancha T a n t r a , illustrated with occasional T r a n s lations", zwar " R e a d June 5, 1 8 2 4 " , aber veröffentlicht erst 1 8 2 6 in Part II von Vol. I der Transactions der R A S . , S. 1 5 5 — 200, w i e d e r a b g e d r u c k t in den " W o r k s " , Vol. I. Einzelne A n m e r k u n g e n sind mit H. T . C. signiert. W i e nur natürlich ist, wurde damals das klassische neuere W e r k des Nîtisâstra in Indien viel mehr gelesen, als das alte. F ü r das Pañcatantra verzeichnet Gildemeister nur Wilsons A c c o u n t und dann sogleich K o s e -
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gartens Ausgabe, für den Hitopadeáa dagegen eine lange Reihe von Ausgaben und Übersetzungen, Bibl. Skr. S. 97 ff. Die Erkenntnis, daß die indischen Fabeln nach dem Westen gewandert, und die Originale der pehlevl-persischen, arabischen, europäischen gewesen sind, ist zuerst vom Hitopadeáa aus gewonnen worden. Wilson führt sie auf Wilkins und Sir William Jones zurück. Unter Colebrookes Textausgabe ist wohl die Careys, Serampore 1804, zu verstehen, zu der Colebrooke die Vorrede geschrieben hatte, bei Gildemeister Nr. 350. Silvestre de Sacys Ausgabe der arabischen Version von "Kaiila et Damana" oder der Fabeln des "Pilpay", Paris 1816, war ihm bekannt. Nachdem Colebrooke zuerst festgestellt hatte, daß die arabische Version mehr mit dem Pañcatantra als mit dem Hitopadeáa übereinstimmt, hat Wilson mehr im einzelnen, Fabel für Fabel, eine Vergleichung dieser drei W e r k e durchgeführt. Die Bedeutung der indischen Fabeln für die Kulturgeschichte der Welt war schon damals anerkannt. Wilson glaubte, daß die Hauptsache getan sei: " T h e learning and industry of the Baron de Sacy have finally traced the work through all its stages ; and there are few subjects of investigation, the history of which has been more succesfully ascertained, than the Bibliographical adventures of the salutary instructions of V i s h ñ u s a r m á , or F a b l e s of P i l p a y " . Wie wenig Wilson den philologischen Standpunkt einnahm, zeigt der weitere Satz: " T h e identity of the two works (Pañc. und Hitop.), for the greater part, renders the translation of both, a work of supererogation" (S. 156). Wilson ergänzte Colebrooke in bedeutenderer Weise auf dem Gebiete der Poesie und der Religion. Hier erschloß er in einem zweiten Hauptwerk, das noch während seines Aufenthaltes in Indien herauskam, die dramatische Literatur der Inder: "Select Specimens of the Theatre of the Hindus, translated from the original Sanscrit", Calcutta 1827, in 3 Bänden. Eine zweite Ausgabe, in 2 Bänden, erschien London 1835, e ' n e dritte, besorgt von F.-E. Hall, in den "Works by the late Horace Hayman Wilson", London 1871, Vol. XI und XII. Als Wilson mit diesem W e r k e hervortrat, war vom i n d i s c h e n D r a m a nur bekannt die Übersetzung des Säkuntala von Sir William Jones, die des Prabodhacandrodaya von Dr. Taylor (London 1812) und Colebrookes Bericht über das Mälatimädhava (s. oben S. 32). Wilson mußte also aus den Handschriften heraus arbeiten, wobei ihm die Pandits zur Hand gingen. In Paris machten sich Burnouf und Loiseleur des Longchamps, auch Chézy, sofort an die Arbeit, Wilsons Übersetzungen nachzuprüfen. Den Kampf um die Handschriften schildern Burnoufs Briefe an Lassen vom 28. April und 2. Juni 1828 (Choix de Lettres S. 75 ff·)· Burnoufs Urteil lautet nicht sehr günstig: "J'ai travaillé avec beaucoup d'attention l'Urvashi et le Ratnâvali; malgré les difficultés que présente le prakrit du premier de ces drames, j'ai pu me convaincre de l'étonnante infidélité de la traduction de Wilson". Zwischen der ι. und 2. Ausgabe wurde der T e x t der von Wilson übersetzten Dramen in Calcutta von einheimischen Gelehrten veröffentlicht "under the authority of the Committee of Public instruction" : Mrichchhakati 1829, Vikramorvaçinâma trotakam 1830, Mâlatïmâdhavam 1830, Uttaram Rämacaritram 1831, Mudrârâksasam 1831, Retnavali 1832. Außer diesen und dem àâkuntala verzeichnet Gildemeister als bis zum Jahre 1847 herausgegeben nur noch die Dramen Mälavikägnimitra (von Tullberg, Bonn 1840), Prabodhacandrodaya (von Brockhaus Leipzig 1845, nach einer älteren Calcuttaer Ausgabe), Mahänätaka (Calcutta 1840), Dhürtasamägama (in Lassens Anthologia), s. Bibl. Scr. S. 84 ff.
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Im Appendix gab Wilson "short accounts" von folgenden 23 Dramen: "Mahávíra Cheritra, Veni Samhára, Málavikágnimitra, Viddha Sálábhanjiká or the Statue, Prachanda Pándava, Hanumán Nátaka, Dhananjaya Vijaya, Anergha Rághava, Sáreda Tilaka, Yayáti Cheritra, Dútángada or the Mission of Angada, Mrigánkalekhá, Vidagdha Mádhava, Abhiráma Mani, Madhurániruddha, Kansa Badha, Pradyumna Vijaya, Sri Dáma Cheritra, Dhúrtta Narttaka, Dhúrtta Samágama, Hásyárnava, Kautuka Servaswa, Chitra Yajna". Im ganzen waren ihm 60 Dramen bekannt geworden, die er am Ende der Einleitung, S. L X X der 2. Ausgabe, nennt. Jedem der sechs Dramen, die er übersetzt hat, schickte er eine kurze Introduction über den Dichter, die Zeit, den Inhalt, die Quellen voraus. Mrcchakatikä hielt er für das älteste der erhaltenen Dramen. Daß Kâlidâsa schon um 56 v. Chr., den Beginn der Aera des Königs Vikramäditya, gelebt hätte, bezweifelte er. Die Einleitung zum Mudräräksasa ist bemerkenswert durch die Zusammenstellung der Nachrichten über Candragupta und "Sandrocoptos". Aber den Anfang des Werkes bildet ein Essay "On the Dramatic System of the Hindus", in dem er, gleichfalls zum ersten Male, über das indische A l a r p k ä r a s ä s t r a , die Theorie des Dramas und der Dichtkunst, orientierte. Gedruckte Ausgaben der Werke gab es damals noch nicht. Schlechte Handschriften, die Kürze und Dunkelheit der Definitionen, und "the little knowledge of the subject which the Pandits generally possess", haben ihm seine Aufgabe sehr erschwert (S. XXIII). Von den "Sutras" des Bharata hatte er gehört, aber dieses älteste Nâtyaàâstra galt damals noch für verloren, bis F.-E. Hall im Jahre 1862 eine vollständige Handschrift erlangte und daraus in seiner Ausgabe des Daáarüpa, in der Bibliotheca Indica 1865 *), die für das Drama wichtigen Adhyäyas XVIII, XIX, X X und XXIV (nicht XXXIV) veröffentlichte. Der vollständige Text erschien erst Bombay 1894 >n der Kävyamälä. Das Daáarüpa des Dhanaipjaya, das hauptsächlich vom Drama handelt, hat Wilson benutzt. Es hat seinen Titel von den zehn Arten des Dramas, die schon von Bharata unterschieden werden: Kathayisyämy aha-ηι viprä dasarüpavikalpanam, Adhy. XVIII ι. Zwei andere der von Wilson erwähnten Werke, das Sähityadarpaça des Bengalen Viàvanâtha Kaviräja und der Kâvyaprakâàa des Kaschmirers Mammata, sind kurz nach dem ersten Erscheinen von Wilsons Werk gedruckt worden, "under the authority of the general Committee of Public Instruction", Calcutta 1828 und 1829 (Gildem. Bibl. Scr. Nr. 405, 406), wie die erwähnten Dramen gewiß nicht ohne Wilsons Zutun. Er führt ferner an als zu dieser Literatur gehörig das Sarasvatikaijthäbharaija des Bhoja Räjä 2 ), und den von Gesang, Musik und Tanz handelnden Saipgïtaratnäkara des Kaschmirers Särngadeva. Aus der großen Zahl der Werke, die im allgemeinen "de Arte Poeticâ" handeln, hebt er mehrere heraus, unter ihnen die wichtigsten der Kâvyâdarâa des Daçdin und die Kävyälaipkäravrtti des Vämana. Der Text des Kâvyâdarâa wurde 1863 in der Bibliotheca Indica herausgegeben von Premachandra Tarkabágíáa, Professor der Rhetorik am Sanskrit College zu Calcutta, darnach von Böhtlingk mit einer deutschen Übersetzung: "Dandins Poetik", Sanskrit und Deutsch, Eine englische Ubersetzung erschien erst neuerdings von George C. O. Haas, " T h e Dasarüpa, a Treatise on Hindudramaturgy, by Dhanaipjaya", New Y o r k 1 9 1 2 (Vol. V I I von Jacksons "Columbia University Indo-Iranian Series"). 2 ) Mit zwei anderen Werken zusammen herausgegeben von Anundoram Borooah, "Vamana Kavyalaipkara Sutravftti, Vagbhata Alaipkara und Sarasvatî Kanthabharaça", London und Calcutta 1883.
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Leipzig 1890. Nicht minder als Dandin gehört Vämana zu den Hauptfiguren der Literaturgeschichte einer mittleren Zeit. Die Kävyälaipkäravrtti wurde zuerst von C. Cappeller herausgegeben, "Vâmanas Lehrbuch der Poetik", Jena 1875, dazu "Vâmanas Stilregeln", Straßburg und London 1880, eine Bearbeitung des 5. Adhikarana enthaltend. Candräloka, Kuvalayänanda, Rasagangädhara, Alaipkärakaustubha sind spätere Werke dieser Art, die er mit Namen nennt. Unter der falschen Angabe "Alankára Sarvaswa of Bháma" verbergen sich wohl zwei Werke, das Alaipkärasarvasva des Ruyyaka und das Alaipkâraàâstra des Bhämaha. Auf einzelne Teile der Poetik beziehen sich das Srngäratilaka des "Rudra Bhatta" oder Rudrata, das durch Pischels Ausgabe und die Einleitung dazu (obwohl diese auch verfehlte Ansichten enthält) eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, und Bhänudattas Rasamañjan und Rasataranginï, letztere im Appendix zu Regnauds Rhétorique Sanskrite, Paris 1884, publiziert. Auch auf den Bhojaprabandha und die von Peterson in der Bombay Sanskrit Series 1867 herausgegebene Särngadharapaddhati, eine unter sachlichen Gesichtspunkten angelegte Sammlung von Versen verschiedener Dichter, hat er hingewiesen. Die weitere Forschung hat gezeigt, daß einzelne Autoren viel früher anzusetzen sind, als Wilson geneigt war: das in diesen Werken öfter zitierte Drama Ratnävali gehört nicht ins 12., sondern ins 7. Jahrhundert, ebenso Daijdin, (nach Jacobi, "Uber die Vakrokti und über das Alter Dandins", ZDMG! LXIV 130 fr.). Für seine Darstellung der Theorie des Dramas hat Wilson hauptsächlich Sähityadarpana und Daáarüpa benutzt. Er handelt über die verschiedenen Arten und über die Anlage des Dramas, über das Gebet am Anfang (nändl), den Prolog {prastävanä\ die Einteilung in Akte, die Zwischenakte, über die Stufen in der Entwicklung der Handlung, über die Schauspieler, über den Helden und die Heldin und über die Charakterfiguren des Dramas, von denen die des Vidüsaka, der komischen Person des indischen Dramas, in den meisten Stücken wiederkehrt. Auch über die psychologische Hauptlehre der indischen Poetik von den in schwer unterscheidbarer Weise rasa und bhäva4) genannten Stimmungen mit ihren Äußerungen und mit ihren Mitteln der Darstellung hat er zuerst unterrichtet. Der Inder unterscheidet acht solche Stimmungen : rati ("desire"), häsa ("laughter or mirth"), ¿oka (Kummer), krodha (Zorn), utsäha ("highmindedness"), bhaya (Furcht), jugupsä (Ekel), vismaya (Staunen), wozu als neunte santa (die Ruhe des Gemüts) gekommen ist. Indem er das indische Drama mit dem griechischen vergleicht, erörtert er auch, wie weit sich in dem ersteren die Einheiten der Handlung, der Zeit und des Ortes finden. Über ein halbes Jahrhundert lang ist Wilsons Werk als Ganzes das Hauptwerk über das indische Drama gewesen. Erst P. Regnaud hat in seinem Buche " L a Rhétorique Sanskrite", Paris 1884, die Theorie der Poetik oder ' ) Über diese zwei Ausdrücke sagt Wilson, Pref. 2d ed. S. L V I I : " T h e Rasas reside in the composition, but are made sensible by their action on the reader or spectator. In the first case, they may be identified with the permanent conditions or Bhávas. It is more usual, however, to regard them as distinct — as the effects of the Bhávas and not of one nature with them. Their due appreciation depends upon the sensitiveness of the critic; but a spectator, who deserves the name, is defined by Bharata to be "one who is happy when the course of the drama is cheerful, melancholy when it is sorrowful, who rages when it is furious, and trembles when it is fearful", or in a word, who sympathises with what he sees". Vgl. die neuere Dissertation von Max Lindenau, "Beiträge zur Altindischen Rasalehre, mtt besonderer Berücksichtigung des Nätyasästra des Bharata Muni'" Leipzig 1913.
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Rhetorik ausführlicher dargestellt, mit einem Überblick über ihre Literatur S . 365 fr., der a b e r auch noch nicht vollständig ist. W e i t e r über Wilson hinausgehend hat Sylvain L é v i in seinem Buche " L e T h é â t r e Indien", Paris 1890, alles zusammengefaßt, was bis dahin über die dramatischen Dichter und ihre W e r k e bekannt g e w o r d e n w a r . E i n e neuere " E p i t o m e of the whole s u b j e c t " bietet die als Vol. III der " C o l u m b i a University Indo-Iranian S e r i e s " erschienene Indroduction von Montgomery Schuylers Unternehmen " A Bibliography of the Sanskrit D r a m a " , N e w Y o r k 1906. Nach dem D r a m a richtete Wilson seine Studien auf die nachvedische Religion der Inder, auch hierin in g e w i s s e m Sinne C o l e b r o o k e ergänzend, dessen E s s a y s " O n the Philosophy of the H i n d u s " in Vol. I und II der Transactions of the R A S . , L o n d o n 1 8 2 4 — 1 8 2 9 , erschienen waren. A u c h hier hat er es vortrefflich verstanden, die Pandits für seine Pläne heranzuziehen. Das erste w a r seine große Abhandlung " A Sketch of the R e l i g i o u s S e c t s of the H i n d u s " in Vol. X V I und X V I I der Asiatic R e s e a r ches, Calcutta 1828 und 1 8 3 2 , neu h e r a u s g e g e b e n von Rost in Vol. I und II der " W o r k s " , L o n d o n 1862. E r s t in neuester Zeit ist Wilsons S k e t c h durch das auf genauester Sachkenntnis beruhende, mit Quellenangaben v e r s e h e n e W e r k S i r R. G. Bhandarkars "Vaisnavism, Saivism and Minor Religious S y s t e m s " , in diesem Grundriß, Straßburg 1 9 1 3 , ersetzt worden. F ü r Wilson gipfelten diese Studien in seiner Übersetzung des V i s i j u p u r ä n a . A b e r vor die Veröffentlichung dieses W e r k e s fiel Wilsons R ü c k k e h r nach E n g l a n d . Hier fand er C o l e b r o o k e todkrank v o r und nicht imstande, die angekündigte Übersetzung der S ä n k h y a k ä r i k ä s durch die P r e s s e zu führen. Diesen T e x t hatte schon einige Jahre zuvor L a s s e n h e r a u s g e g e b e n und übersetzt unter dem T i t e l "Gymnosophista sive Indicae Philosophiae D o c u m e n t a " ; es ist bei diesem ersten Fasciculus " I s v a r a c r i s h n a e Sankhya-caricam t e n e n s " , Bonn 1 8 3 2 , geblieben. Wilson nahm sich des verwaisten W e r k e s an, das nach C o l e b r o o k e s T o d e ers c h i e n : " T h e S á n k h y a K á r i k á , or Memorial V e r s e s on the S á n k h y a Philosophy, by Iswara Krishna ; T r a n s l a t e d from the Sanscrit by H. T h . Colebrooke, E s q u . A l s o the Bháshya or Commentary of G a u r a p á d a ; Translated, and illustrated by an original Comment, by H. H. W i l s o n " etc., O x f o r d 1 8 3 7 *). E r fügte dem auch den Sanskrittext der K ä r i k ä s und des Bhäsya bei. F ü r letzteres, ein seltenes W e r k , stand ihm nur eine Handschrift zur V e r f ü g u n g . Die A u s g a b e ist nicht philologisch genau. Die Übersetzung ist nach der Handschrift gemacht. Wilsons Übersetzung des Visijupuräna erschien gleichzeitig mit Burnoufs Übersetzung des Bhägavatapuräija. Dieses Zusammentreffen beruht insofern nicht auf bloßem Zufall, als beide Gelehrte der W i s s e n schaft neue Stoffe zuführen wollten. V o n den P u r â ç e n wußte man in E u r o p a noch nicht viel. A b e r sie sind Hauptquellen für die nachvedische R e l i g i o n der Brahmanen, für den Kult der großen Götter Brahma, Visou und á i v a . A u ß e r d e m wurden sie schon frühzeitig für die Geschichte Indiens h e r a n g e z o g e n , um der Vaipsas der K ö n i g s g e s c h l e c h t e r willen, die mehrere von ihnen in ziemlich w e i t g e h e n d e r Übereinstimmung enthalten. Wilson hatte sein W e r k in Indien vorbereitet. Räjendraläla Mitra sagt darüber in seinem Artikel über ihn, Centenary R e v i e w of the A S . of B e n g a l I 7 8 ; " A s visitor of the Sanskrit C o l l e g e of Calcutta, he super') Das Werk erschien als Nr. 48 in den Publikationen des Oriental Translation Fund of Great Britain and Ireland, nach Stenzlers Raghuvansa Nr. 28 und Langlois' Harivansa Nr. 38, alle in Quarto.
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
intended the publication of a large number of Sanskrit books, and, with the assistance of a native staff, had the bulk of the eighteen Puránas translated into English, from out of which he selected the Vishnu Purdna for publication". Wilson selbst erwähnt diese "assistance" in der Preface S. XV. Nachdem er schon in Band I des Journal der ASB. (1832) Analysen des Agni (S. 81), Brahmavaivartta (S. 217), Visiju (S. 431), Väyu (S. 535), dazu in Band IX und X des Journal der RAS. (1838 und 1839) des Brahma und Padmapuräija (Gildem. Bibl. Skr. Nr. 203) gegeben hatte, veröffentlichte er das große Werk unter dem Titel "The Vishüu Puráña, A System of Hindu Mythology and Tradition", London 1840, in 40, mit einem ausführlichen Index, den auch Böhtlingk für sein Wörterbuch benutzt hat. Den Hauptinhalt der Preface bildet S. XVI—LV eine Beschreibung der 18 Puránas in der Reihenfolge, in der sie im Matsyapuräija Adhy. 53 aufgeführt werden : 1. Brahma, 2. Padma, 3. Visnu, 4. Väyu, 5. Bhägavata, 6. Närada, 7. Märkandeya, 8. Agni, 9. Bhavisya, 10. Brahmavaivartta, 1 1 . Linga, 12. Varäha, 13. Skanda, 14. Vämana, 15. Kürma, 16. Matsya, 17. Garuda, 18. Brahmända. Die früheren Analysen sind hier nicht einfach wiederholt. Von den Upapuränas führt er wenigstens die Namen an, mit Bemerkungen zu einigen davon. Dieser Überblick ist noch heute wertvoll, wenn auch Aufrecht im Catalogus der Skr. Mss. der Bodlejana, Eggeling im Catalogue der Skr. Mss. der India Office Library Auszüge aus dem Text der Puràçen gegeben, Holtzmann der Jüngere in seinem Buche "Das Mahäbhärata" das, was sie mit diesem Epos gemeinsam haben, hervorgehoben, und Winternitz sie in seiner Literaturgeschichte eingehender behandelt hat, als seine nächsten Vorgänger. Inzwischen sind auch Textausgaben der meisten in Indien erschienen (von Jibananda Vidyasagara u. a.). Wilson bezeichnete es gegen Ende seiner Preface als "not very probable that many of them will be published or translated". Gildemeister verzeichnet im Bibl. Skr. Spec, (also bis zum Jahre 1847) S. 54 ff. außer einzelnen Teilen verschiedener Puräijen nur zwei Ausgaben des Bhägavata, Calcutta 1830 und Bombay 1839. Die jetzt herrschenden allgemeinen Anschauungen über den Charakter der Puränen gehen in wesentlichen Punkten auf Wilson zurück. Im Anfang der Preface skizziert er mit leichten Strichen die religiöse Entwicklung, in der er zunächst drei Perioden unterscheidet, "marked by the Vedas, Heroic Poems, and Puránas, a fourth may be dated from the influence exercised by the Tantras upon Hindu practice and belief" (Note 7). Mahäbhärata (d. i. Itihäsa) und Puräija gehören enger zusammen. Der Zusammenhang äußert sich schon in der Rahmenerzählung, in der hier wie da die Rsis im Naimisa-Walde versammelt sind, und Ugraáravas, der Sohn des Loma- oder Romaharsaija, der Süta, der Erzähler ist. Über die Bedeutung des Süta hatte er schon JASB. I 535 fg., in seiner Analyse des Väyupuräna gehandelt. Der Süta war der Wagenlenker, aber auch "the encomiast, the herald or bard of chieftains and princes" (er lebt wohl im Vaitälika der Dramen fort). So bildeten sich gewisse historische Traditionen, vermischt mit "fanciful and mythological fictions". Die letzteren gewannen die Oberhand: die Genealogien knüpften sich an Götter oder "deified princes" (Räma und Krsna) an. So dachte sich Wilson den ersten Ursprung des Puräna, im Gegensatz zu Colonel V a n s K e n n e d y , der in seinem Werke "Researches into the nature and affinity of Ancient and Hindu Mythology, London 1831, gesagt hatte: "I cannot discover in them any other object than that of religious instruction", und die Vaipsas zu
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den nicht ursprünglichen Bestandteilen rechnete (Wilson, Preface S. V). Zu dem Grundstock kamen Kosmogonie, Geographie und Astronomie, damit war das puränam pañcalaksanam vollendet (JASB. I 536). Die fünf Merkmale eines Puräija sind in einem Verse zusammengefaßt, der an verschiedenen Stellen wiederkehrt, z. B. Matsya 53, 64: sargas ca pratisargas ca vamso manvantaräni ca | vamsänucaritam caiva puränam pañcalaksanam. Wilson fand diesen Ausdruck auch im Amarakoáa, I 6, 5, wo der Kommentar auch den erklärenden Vers anführt (mit der Lesart vamsyänucaritam). Amarasiipha soll aber nach einem anderen bekannten Versus memorialis zu den neun Perlen am Hofe des Königs Vikramäditya gehört haben. Man nahm früher allgemein an, daß dieser König im Anfang der nach ihm benannten Ära gelebt habe, die mit dem Jahre 57 v. Chr. beginnt. Wilson schloß daraus, daß die Purinen damals noch pañcalaksana gewesen seien. Er glaubte diese ursprünglichen Puränen bis ins dritte vorchristliche Jahrhundert zurückverfolgen zu können, bis in die Zeit Alexanders. Der Herkules, den die Griechen in Indien vorfanden, sei der Balaräma, und auch den Krsna müßten sie vorgefunden haben, da sie Mathurä und das Land der Suraseni erwähnen (Preface S. VII = 2 d ed. I, XII). Die Beweisführung ist nicht zwingend. Aber die jetzt vorhandenen Puräijen können es nicht gewesen sein, die im 1. Jahrh. v. Chr. vorhanden waren, denn die jetzigen Puränen seien nicht pañcalaksana ; am ehesten noch das Visijupuräna (S. V). Eine neue Form ist aus der alten hervorgegangen, indem die Puränen mehr und mehr religiösen Zwecken dienstbar gemacht, zu heiligen Büchern von Sekten wurden. Das sei nicht vor der Zeit des großen "Saiva reformer" áankara Acärya geschehen, der im 8. oder 9. Jahrh. n. Chr. lebte. Von den "Vaishñava teachers" lebte Rämänuja im 12., Madhväcärya im 13., Vallabha im 16. Jahrh. So kam Wilson dazu, die Entstehungszeit der jetzigen Puränen zwischen dem 8. und dem 16. Jahrh. zu suchen. Sogar das vieles Alte enthaltende Visijupuräiia setzte er ins 1 1 . oder 12. Jahrh. (S. LXXII). Auch hob er hervor, daß die Dynastien, die im Väyu, Visiju, Bhägavata und Matsya-puräna in Form einer Prophetie angeführt werden, auf eine Zeit erheblich später als der Anfang unserer Zeitrechnung hinweisen (S. X), wenn auch die Guptas nicht erst im siebenten, wie Wilson noch annahm (S. LXXII), sondern schon im 4. und 5. Jahrh. regiert haben. Diese ganze Anschauung Wilsons bekämpfte Vans Kennedy in einer Reihe von Briefen an den Editor des Journal der RAS., die daselbst 1840 und 1841 unter der Überschrift "On Professor Wilson's Theory respecting the Puráñas" veröffentlicht worden sind, dazwischen eine kurze Antwort Wilsons. Fitz-Edward Hall hat diese Polemik im Appendix seiner Neuausgabe von Wilsons Visnupuräija in den "Works" mitabdrucken lassen, zum Teil versehen mit sarkastischen Anmerkungen. Vans Kennedys Widerspruch bezog sich namentlich auf zwei Hauptpunkte. Er wollte nicht zugeben, daß die vorliegenden Puränen erst in so später Zeit entstanden wären, sondern hielt sie für uralt. Und er wollte nicht zugeben, daß sie ihren religiösen Charakter erst später erhalten hätten, und daß sie zu sektarischen Zwecken verfaßt worden seien. Sie könnten nicht sein "pious frauds, written for temporary purposes, in subservience to sectarial imposture," Appendix S. 266. Er kann in den Puräijen nicht die religiösen Anschauungen einzelner Sekten erkennen, sondern sieht in ihnen die allgemeine Religion Indiens, wie sie jetzt noch herrsche, und wie man sie schon in den Veden vorfinden werde, wenn diese erst näher bekannt sein werden: "But Pro-
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fessor Wilson has not yet proved that the Puráiías contain sectarian doctrines; and I am convinced that, when the Puráiías are more fully e x a mined, and the V e d a s more completely known, it will be ascertained that the rites, ceremonies, and doctrines of the Hindu religion, described in the Puráiías, are, essentially, the same as those described in the V e d a s , and that no essential difference exists between the ritual of the V e d a s and the modes of worship prescribed in the Puráiías, e x c e p t the adoration of images . . .", A p p e n d i x S. 354. E r bezieht sich dann besonders auf die Upanisaden (vgl. A p p . S. 262). A u f beiden Seiten haben Übertreibungen stattgefunden. Die Wahrheit wird in der Mitte liegen, wenn auch mehr nach Wilsons Seite zu. Wilson hat immer hervorgehoben, daß sich in den modernen Puräijen auch viele alte Bestandteile finden, andrerseits hat Vans K e n n e d y spätere Interpolationen z u g e g e b e n . Freilich zählte Wilson A n g a b e n über die Dynastien der Könige zum ursprünglichen Bestand, während Vans K e n n e d y sie für " e x t r a n e o u s " hielt, weil sie in einigen Purinen fehlen. Vans K e n n e d y hat mehr den Standpunkt der Hindus seiner Zeit vertreten, während Wilson, wie auch Burnouf, mit der Kritik begonnen hat. Die kritische Untersuchung derPuräijen ist bis auf den heutigen T a g noch nicht durchgeführt. Vans K e n n e d y aber gehört zu den Frondeuren, die in der Geschichte der Sanskritphilologie g e g e n die herrschenden Autoritäten aufgetreten sind. Benfey, "Indien" S. 258 Anm. 56, macht auch auf eine, den Vedänta betreffende, Abhandlung (Transact. R A S . III 412) aufmerksam, die g e g e n Colebrooke gerichtet ist. W e n n die Dynastien der K ö n i g e in Form einer Prophezeiung v o r g e führt werden, so ist das sicher eine spätere Form der Darstellung. Zu den historischen Bestandteilen gehört auch die Prophezeiung über das Auftreten der Jaina und Bauddha, im Visnupuräija III 18, iff., Wilsons Handschrift war in V e r s 16 korrupt, auch sonst noch hatte er hier nicht ganz genau übersetzt, aber unzweifelhaft hatte er richtig gesehen, daß an dieser Stelle unter ärhata die Jainas, und unter der zweiten im T e x t nicht mit Namen genannten Sekte die Bauddhas zu verstehen sind. Vans K e n n e d y wollte unter ärhata die Buddhisten verstehen und von den Jainas hier nichts wissen, weil man damals allgemein der Ansicht war, daß die Jainas erst in einer späteren Zeit als die Nachfolger der Buddhisten hervorgetreten seien (Appendix S. 322 ff.). Die Übereinstimmungen der Purâçen suchte Vans K e n n e d y aus ihrem Ursprünge zu erklären. E h e die Purâçen in ihrer gegenwärtigen Form schriftlich aufgezeichnet wurden, vier oder fünf Jahrhunderte vor der christlichen Ära, waren zahlreiche L e g e n d e n und Überlieferungen "relating to the modes of worship and the doctrine of the Hindu religion" in uralter Zeit gebildet und zunächst nur mündlich fortgeführt worden. " W h e n , therefore, eighteen different persons, in different parts of India, collected together those legends and traditions, and committed them to writing, the greatest similarity would, necessarily, exist in the eighteen works, and the same legend and tradition would often be selected for insertion, and, consequently, often expressed in the same, or nearly the same, words", A p pendix 329 fg. Man wird hier an ähnliches in der vedischen Literatur erinnern dürfen. Bei dieser kommen die verschiedenen vedischen Schulen in Betracht. W o es Brahmanen und Ksattriyas gab, hatten sich Sitte, Recht, Ritual, Philosophie in übereinstimmender W e i s e ausgebildet. Jede der vedischen Schulen hatte Anteil an diesem gemeinsamen Besitz und führte
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ihn in ihrem Grhya-, Dharma-, Kalpa-sütra, auch in ihrer Upanisad, fort, in weitgehender Übereinstimmung und Festhaltung des Wortlautes. Für die Puräijen kommen die vedischen Schulen nicht in Betracht. Die Puräijen sind nicht auf die V e d e n gegründet, sondern g e b e n sich als heilige Bücher einer späteren volkstümlich gewordenen Religion. Die achtzehn verschiedenen Personen, von denen Vans Kennedy sprach, brauchen nicht die Häupter von ebensoviel " S e k t e n " g e w e s e n zu sein, weil die an vielen Orten lebendige, von vielen Personen getragene gemeinsame Religion und Überlieferung nicht an jedem Orte den Charakter sektarischer Verschiedenheit angenommen zu haben braucht. Vereinzelt wird eine bestimmte Person als Verfasser eines Puräija genannt. Eine Überlieferung schreibt dem V o p a deva das Bhägavatapuräna zu, wie sowohl Wilson als auch Burnouf erwähnen. Für gewöhnlich aber verschwindet der L e h r e r oder Redaktor vor dem alten Stoffe, den er irgendwie neu zusammengefaßt hat. V o n einer pia fraus kann dabei noch nicht die R e d e sein. D a ß Puräija eine besondere alte Literaturgattung bezeichnete, geht schon aus dem Compositum Itihäsapuräija hervor, das in der Chändogya-Upanisad, VII, ι , 2, der fünfte der V e d e n genannt wird. Itihäsapuränam kommt schon im Satapathabrähmana XI, 5, 6, 8 vor. Säyaija zu dieser Stelle führt als Beispiel für einen Itihäsa ') einen Satz an wie äpo ha vä idam agre salilam eva-äsa, und erklärt Puräna als Geschichten von Personen der Vorzeit ptirätanaptwusavrttänta) wie die von Urvaái und Purüravas. Schon Bestandteile der Brähmanas wurden in dieser W e i s e charakterisiert. A b e r nur w e n i g e solche Stücke sind in die Brähmaijas eingegangen. E s muß daneben schon frühzeitig einen Schatz solcher Geschichten und Sätze g e g e b e n haben. Zwischen Itihäsa und Puräna scheint im Anfang kein scharfer Unterschied gemacht worden zu sein. Itihäsa ist ein Ausdruck, der von der Form — , Puräija ein Ausdruck, der vom Inhalt hergenommen worden ist. Itihäsa oder akhyäna werden in den vedischen Kommentaren auch die Geschichten oder L e g e n d e n genannt, auf die sich ein Hymnus bezieht. Und wenn Säyaija als Beispiel eines Itihäsa einen dem Inhalte nach kosmogonischen Satz anführt, so gehört Kosmogonie andererseits auch zu den charakteristischen Bestandteilen eines Puräija. Nach dem Kommentar zum Amarakoáa bedeutet Puränam pañcalaksanam "was fünf Merkmale hat, wird P. genannt". W e n n die zwei W o r t e nicht ein besonderes Sätzchen bilden, bedeuten sie "das P., das fünf Merkmale hat". Damit ist weder gemeint, daß jedes Puräija alle fünf Merkmale, womöglich in gleichem Umfange, an sich tragen muß, noch, daß ein Puräija nur solche Stücke enthalten darf, die eines dieser Merkmale haben. Jedenfalls ist die W e i t e r entwicklung dieser Literaturgattung nicht im Sinne der streng genommenen Definition erfolgt. W e n n ursprünglich schon die einzelne L e g e n d e wie die von Urvaáí und Purüravas ein Puräija genannt werden konnte, so werden wir allerdings zu der Annahme vieler Zwischenstufen gedrängt, ehe die Puräija genannten Sammelwerke ihren gegenwärtigen Umfang und Inhalt erhielten. Eine ähnliche Entwicklung hat das Brähmana genommen: auch dieses W o r t bezeichnet einerseits den einzelnen Ausspruch, und dann die großen Sammelwerke, in denen das Ritual, aber auch manches andere dargestellt wird. Das Gopathabrähmana hat einen ganz andern Charakter als das Satapathabrähmaija. A u c h das Puräna genannte Sammelwerk m u ß
') Entstanden aus iti ha äsa\ " E s w a r e i n m a l " nennen wollten.
es ist dies
eine Bildung, als
ob wir
ein Märchen
ein
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einen bestimmten Zweck gehabt haben. Wie der Name besagt, ist es die Sammlung des aus der alten Zeit, der Vorzeit Überlieferten. Die Purinen sind also von Anfang an in gewissem Sinne historische Werke gewesen. Auch die Götter und ihre alten Taten fügen sich diesem historischen Charakter ein. Daher der religiöse Charakter der Puränen. Nur spricht sich in den Namen der Götter nicht mehr die vedische Zeit aus. Aber nicht nur Legenden und Sagen gehörten zu den alten Überlieferungen, sondern auch die Genealogien und die Dynastien der Könige. Selbstverständlich konnten im älteren Puräna nicht die Guptas verzeichnet gewesen sein. Aber gerade ein Sammelwerk historischen Charakters forderte zur Fortsetzung heraus. Dazu paßte nicht, daß das ganze Werk aus grauer Vorzeit stammen sollte. Hier hat sich allerdings die pia fraus eingestellt, daß alles das, was nach der Zeit der erten Erzähler geschehen ist, diesen als Prophezeiung in den Mund gelegt worden ist. In den Puräiien läßt sich eine gewisse encyklopädische Tendenz beobachten. Es sind ihnen auch Gegenstände einverleibt worden, die ihrem ursprünglichen Charakter fremd waren. Wilson und Vans Kennedy haben wiederholt das i. Jahrhundert vor Chr. hervorgehoben, als ob für dieses die Existenz der Puränen besonders verbürgt sei. Daß Puränen im I. Jahrh. v. Chr. vorhanden gewesen sind, ist aus allgemeinen Gründen sehr wahrscheinlich. Aber der besondere Grund dafür, weil Amarasiipha, in dessen Kosa das Puränam pañcalaksanam erwähnt wird, zu dieser Zeit gelebt habe, muß gestrichen werden. Eine der wertvollsten Anmerkungen, die Hall seiner Neuausgabe von Wilsons Visnupuräna hinzugefügt hat, betrifft den Vers, der von den neun Perlen am Hofe des Königs Vikramäditya handelt. Er führte ihn hier nochmals in seinem ganzen Textzusammenhange vor, nachdem er ihn schon im "Benares Magazine for 1852, pp. 274—276", als aus dem Jyotirvidäbharaija, einem astronomischen Werke des 16. Jahrhunderts stammend nachgewiesen und die ganze Stelle übersetzt hatte. Abgesehen davon, daß wir von einem König Vikramäditya im 1. Jahrh. vor Chr. nichts wissen, wird diese ganze Datierung auch dadurch hinfällig, daß Varähamihira, der neben Amarasiipha und Kälidäsa am Hofe dieses Königs gelebt haben soll, sicher erst im 6. Jahrh. n. Chr. gelebt hat.
Amtlich war Wilson als Assay Master von Calcutta Prinseps Vorgänger, aber wissenschaftlich war er auf dem Gebiete der Münz- und der Inschriftenkunde dessen Nachfolger. Daher wir sein Werk Ariana Antiqua (1841) und seine Abhandlung über die Asoka-Inschriften (1848) erst nach den Epoche machenden Entzifferungen Prinseps behandeln können. Im Jahre 1841 veröffentlichte er zu London "An Introduction to the Grammar of the Sanscrit Language for the use of early students", deren 2. Auflage, 1847, um einer vedischen Zutat willen im Abschnitt über A. Hoefer noch einmal Erwähnung finden wird. Das Daáakumaracarita lag schon in der von Colebrooke veranlaßten Editio princeps Careys vor, Serampore 1804, wurde aber leichter zugänglich durch die Ausgabe Wilsons: " T h e Dasa Kumára Charita or adventures of ten princes. A Series of tales in the original Sanscrit by Sri Dand'i", London 1846. Dem T e x t e ist eine nützliche Inhaltsangabe vorangestellt. Wilsons letztes Hauptwerk, die Übersetzung des Rgveda, 1850 ff., ist untrennbar von Max Müllers großer Ausgabe des Rgveda mit Säyanas Kommentar. So hat
KAP.
V.
ÜBERSETZUNGEN.
Wilson mehr als ein anderer die alte Zeit mit der neuen, die Gelehrsamkeit mit der europäischen verbunden.
47 indische
KAP. V.
ÜBERSETZUNGEN. ANQUETIL DUPERRON.
GALANOS.
R A M MOHUN ROY.
E r s t e Handschriftensammlungen und Grammatiken. B e s c h r e i b u n g e n und Ubersetzungen sind es g e w e s e n , durch die in dieser ersten Periode die Sanskritliteratur nach E u r o p a ü b e r g e f ü h r t worden ist. Von C o l e b r o o k e und Wilson w a r zunächst nicht die R e d e . Die U b e r s e t z u n g e n sind im allgemeinen den A u s g a b e n der Sanskrittexte v o r a u s g e g a n g e n , haben jedenfalls früher als diese eine W i r k u n g ausgeübt. Und selbst Übersetzungen von Übersetzungen haben eine wichtige R o l l e gespielt, ehe die Sanskrittexte g e d r u c k t v o r l a g e n und die alte S p r a c h e leichter erlernt w e r d e n konnte. E i n W e r k dieser A r t w a r G. F o r s t e r s Übersetzung des Dramas S ä k u n t a l a : " S a k o n t a l a oder der entscheidende R i n g , ein indisches Schauspiel von Kaiidas. Aus den Ursprachen Sanskrit und Prakrit in's E n g l i s c h e und aus diesem i n ' s D e u t s c h e ü b e r s e t z t . . " , Mainz und L e i p z i g 1 7 9 1 . A u s dieser Übersetzung lernte G o e t h e das indische Drama k e n n e n , das ihn zu zwei oft zitierten Distichen b e g e i s t e r t e 1 ) . A u c h diese alte Übersetzungsliteratur ist in Gildemeisters Bibliothecae Sanscritae Specimen verzeichnet. In ihr spiegelt sich der erste E i n d r u c K wider, den die Sanskritliteratur in Deutschland gemacht hat. In demselben Jahre wie F o r s t e r s Sakontala erschien anonym eine " S a m m l u n g Asiatischer Original-Schriften", deren erster (und einziger) Band "Indische S c h r i f t e n " j n deutscher Übersetzung enthält, Zürich 1 7 9 1 . S i e ist an sich kein bedeutendes W e r k , läßt aber als ein Querdurchschnitt erkennen, wie weit damals die Kenntnis von Indien aus bestimmten W e r k e n d e r Sanskritliteratur g e s c h ö p f t werden konnte, und welche vermittelnden W e r k e dafür damals in Betracht kamen. Die Hälfte des B a n d e s nimmt das " B a g a v a d a m " ein, die deutsche Übersetzung einer gleichfalls anonym erschienenen Übersetzung des B h ä g a v a t a p u r ä n a : " B a g a v a d a m ou Doctrine divine, o u v r a g e Indien, Canonique ; sur l'Etre suprême, les D i e u x , les Géants, les Hommes, les diverses Parties de l'Univers, etc.", Paris 1788. D e r französische Anonymus hatte diese Übersetzung schon um die Mitte d e s 1 8 . Jahrhunderts in Indien von einem christlichen Hindu aus einer T a m i l ' ) Über d i e s e D i s t i c h a erhalte ich von G . W i t k o w s k i die f o l g e n d e d a n k e n s w e r t e Mitteilung: " D e r erste D r u c k steht in der D e u t s c h e n M o n a t s s c h r i f t Berlin 1 7 9 1 , 2. B a n d , J u l i , S. 264, der zweite D r u c k in H e r d e r s " Z e r s t r e u t e n B l ä t t e r n " , 4. S a m m l u n g G o t h a 1792, S. 264 (Suphans A u s g a b e 16, 84) als Motto des A u f s a t z e s " Ü b e r ein m o r g e n l ä n d i s c h e s D r a m a " . E i n e H a n d s c h r i f t , B e i l a g e zu dem B r i e f e an F r . H . J a c o b i v o m 1 . J u n i 1 7 9 1 , befindet sich i m F r e i e n Deutschen H o c h s t i f t in F r a n k f u r t a. M., und diese d ü r f t e die richtige, von G o e t h t ursprünglich n i e d e r g e s c h r i e b e n e F o r m bieten, w ä h r e n d die üblichen L e s a r t e n , eine von der andern n o c h dazu m e h r f a c h abweichend, als v e r s c h l e c h t e r t e F a s s u n g e n anzusehen sind. D i e . F a s s u n g in d e m B r i e f e an J a c o b i lautet: W i l l ich die B l u m e n des frühen, die F r ü c h t e des späteren J a h r e s , W i l l ich w a s reizt und entzückt, will ich w a s sättigt und nährt, W i l l ich den H i m m e l , die E r d e mit E i n e m N a m e n b e g r e i f e n , N e n n ich S a k o n t a l a dich und so ist alles g e s a g t . "
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Übersetzung des Sanskrit-Originals anfertigen lassen 1 ). E i n e Abschrift davon gelangte schon früh nach Paris, wo sie von Voltaire und anderen eingesehen wurde (s. oben S. 9). Das Bhägavatapuräna ist nächst den Sprüchen des Bhartrhari bei R o g e r das erste W e r k der Sanskritliteratur, das als solches in E u r o p a zugänglich wurde. Als ein neueres W e r k seiner Art damals an erster Stelle stehend für die Verehrung Visnus, mußte es die Aufmerksamkeit der E u r o p ä e r auf sich ziehen. Doch ist das französische Bagavadam nichts weniger als eine treue Übersetzung des Originals. Die nächsten Stücke der Sammlung gehören zum buddhistischen Vinaya und stammen aus de L a L o u b è r e s W e r k über Siam. Buddhistisch ist auch ein der Geschichte der Hunnen und T ü r k e n von de Guignes entnommenes Stück. Mehrere Stücke sind darauf den 1786 erschienenen " R e c h e r c h e s historiques & géographiques sur l'Inde" von Anquetil Duperron entnommen: " V i e r Upnekhat", die dieser daselbst schon vor seinem großen W e r k e "Oupnekhat" übersetzt hatte; das Amrtamanthanam aus dem Mahäbhärata, das er aus der persischen Übersetzung des Abul Fazel übersetzt hatte; ein "Verzeichnis der Raschah des vorzüglichsten indischen Staates", das er gleichfalls einer persischen Quelle entnommen hatte, und für das der deutsche Übersetzer auch des Pater Josef Tieffenthaler historisch-geographische Beschreibung von Hindustan, 1785 erschienen, benutzte. Der "Auszug aus dem Buche A m b e r t k e n d " gibt eine französische Übersetzung wieder, die de Guignes 1 7 5 9 in den Mémoires de Littérature de l'Académie des Inscr. et Belles Lettres von einer persischen Übersetzung des Originals veröffentlicht hatte. Das Original ist noch nicht aufgetaucht, aber Pertsch hat über "die arabische Übersetzung des Amrtakunda" im Festgruß an R. Roth aus Handschriften in Gotha nähere Auskunft g e g e b e n . V o m Menschen als Mikrokosmus neben dem Makrokosmus ausgehend lehrt das W e r k die Übungen des weltflüchtigen Yogin. Bei anderen Stücken ist nicht genauer angegeben, woher sie stammen, aber der " A u s z u g aus dem V e d a n g Schaster" stammt aus Dows W e r k e und ist dasselbe Stück, das Sinner S. 80 ff. seines Essai mitteilt. Ebendaher stammen die Auszüge "aus dem Dirm Schasters" (sie!) und "aus dem Neadirsen" (mit Vaiáesika verbundener Nyäya), sowie die Namen der indischen Götter. W i e schon das seltsame Wort des Titels verrät, ist der "Auszug aus dem Schastah-Bhade", mythologischen Inhalts, dem W e r k e Holwells entnommen. " L o r d s Auszug aus einem Schaster" handelt von der Schöpfung und den Gesetzen für die vier Kasten. Den Schluß bilden Berichte dänischer Missionare aus Südindien. Mit diesen Übersetzungen von Übersetzungen sind wir auch der Zeit nach wieder zu den Anfängen zurückgekehrt. Die bedeutendste sekundäre Übersetzung, von einem Manne, der Sanskrit nicht verstand, ist A n q u e t i l D u p e r r o n s " O u p n e k ' h a t " , erschienen in 2 Bänden, Straßburg 1801 und I8O2 z ). Dieser lateinischen Übersetzung liegt die persische " T r a d , en franç, par l'Interprète noir du Conseil de Pondichery, publié par M. d'Opsonville", sagt A. Duperron Oupn. I, S. X V I I I . 2 ) "Oupnek'hat (id est, Secretum tegendum): Opus ipsa in India rarissimum, continens antiquam et arcanam, seu theologicam et philosophicam doctrinam, è quatuor sacris Indorum libris, R a k Beid, Djedjr Beid, Sam Beid, Athrban Beid, excerptam; Ad verbum, è Persico idiomate, Samskreticis vocabulis intermixto, in Latinum conversum; Dissertationibus et Annotationibus, difficiliora explanantibus, illustratum: studio et opera Anquetil Duperron, Indicopieustae." Uber die Vorgeschichte dieses Werks unterrichtet A. Weber, Ind. Stud. I (1850) 353 fg., M. Müller, Hist, of Anc. Skr. Lit. (1859) 326, P. Regnaud, Matériaux pour servir à l'histoire de la Philosophie de l'Inde (1876) 38.
KAP. V .
ÜBERSETZUNGEN.
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Übersetzung von 50 Upanischaden zugrunde, die Mohammed Därä Schaköh, der älteste Sohn des Großmoguls Schah Jehän, in Delhi im Jahre 1656 durch Pandits aus Benares hatte ausführen lassen, ein Jahr vor seiner E r mordung durch seinen Bruder Aurang Zëb. E s ist die Zeit von Berniers Travels in the Mogul Empire (s. oben S. 4). Därä war kein strenger Moslem, sondern neigte sich der Philosophie der Hindu zu, s. Constables Ausgabe von Berniers Travels S. 1 0 1 , 345. Daß Sanskritwerke in das Persische übersetzt worden sind, ist auch sonst vorgekommen. Das schon oben S. 20 erwähnte älteste Werk über das indische Recht in englischer Sprache führt den Titel: " A Code of Gentoo L a w , or Ordinations of the Pundits. From a Persian translation, made from the original written in the Shanscrit language". Da sich niemand fand, der imstande war, direkt aus dem Sanskrit ins Englische zu übersetzen, mußte der Sanskrittext zuerst ins Persische, "the official language of India", übersetzt werden, Colebrookes Biogr. S. 73, 74. Benfey erwähnt auch eine französische und eine deutsche Übersetzung der englischen Übersetzung, die deutsche von R. E . Raspe, Hamburg 1778. Das berühmteste Beispiel der fortgehenden Übersetzung von einer Sprache in die andere liefert das P a ñ c a t a n t r a , dessen Übersetzung in das Pehlevi aber schon im 6. Jahrh. n. Chr. erfolgte. Die sekundären Übersetzungen erhalten eine Bedeutung auch für die philologische Wissenschaft, wenn, wie in diesem Falle, die primäre Übersetzung verloren ist. AnquetilDuperron, geboren 1 7 3 1 in Paris, gestorben ebenda 1805, den wir schon in seinen Beziehungen zu Tieffenthaler und um seines Reiseberichtes willen erwähnt haben, hat auch den Zendavesta aus Indien nach Paris gebracht. Um nach Indien zu gelangen, hatte er sich für ein französisches Regiment anwerben lassen, das 1754 nach Pondichéry ging. Dort erlernte er das Neupersische, in Surät wurde er durch einen Parsenpriester auch mit dem Zendavesta bekannt. Der Krieg zwischen den Franzosen und Engländern ließ ihn nicht alles erreichen. Auf die Erlernung des Sanskrit mußte er verzichten. Im Jahre 1762 nach Paris zurückgekehrt, erhielt er das Amt eines Dolmetschers der orientalischen Sprachen und veröffentlichte 1 7 7 1 seine französische Übersetzung des Zend-Avesta, ouvrage de Zoroaster. Erst dann wandte er sich den Upanischaden zu, deren persische Übersetzung er 1775 durch die Güte seines Freundes L e Gentil, "tunc apud Nabab Soudjaëddaulah, in urbe Faisabad, ministerii Gallici nomine residentis", erhalten hatte. Keines seiner beiden Hauptwerke konnte fürs erste nachgeprüft werden. Anquetil Duperron war wohlunterrichtet auf verschiedenen Gebieten. Im "Oupnekhat" verglich er mit den Lehren der Inder die Lehren christlicher Kirchenväter (Synesius) und griechischer Philosophen. Die damals vorhandenen Werke über Indien hatte er eingehend studiert. In den Emendationes et Annotationes werden Dow, Tieffenthaler, Roger oft zitiert. In einer langen Anmerkung zum Monitum ad Lectorem nennt er in bunter Reihe Mignot, Knox, Kaempfer, den Portugiesen Couto (dessen Werk 1 6 1 2 erschienen ist), die Berichte der Jesuiten in den Lettres édifiantes, L a Croze, Roger, die Berichte der dänischen Missionare, Baldaeus (Beschreibung der Ost-Indischen Küsten Malabar und Coromandel, auch der Insel Zeylan, 1672), Lord, den Ezour-Vedam, das Bagavadam, Wilkins (Bhag., Hitop.), Holwell, Dow, Halhed. Aber wir finden bei ihm auch Kircher, Bernier, Marco della Tomba, Rennell, ferner Grose, Ovington, Baillie (Traité de l'Astronomie indienne), L e Gentil (Voyage dans les mers de l'Inde), Bayer (dessen Werk er I 6 1 8 eine Indo-arische Philologie I.
ι Β.
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Bemerkung des berühmten Mathematikers Euler über das Sonnenjahr der Inder entnahm), Sinner (I 642), u. a. m. Anquetil Duperron war kein bloßer Schwärmer, sondern ein ernster Forscher mit bedeutenden Kenntnissen. Allerdings fühlte er sich zu der religiösen Weisheit des Orients mächtig hingezogen 1 ). In der Vorrede zum 2. Band des Oupnekhat, die er "unter der Herrschaft des Henkerbeiles" schrieb, schildert er sein kümmerliches Leben und die Gemütsverfassung, in der er, nach dem höchsten Wesen lechzend, die Auflösung seines Körpers erwartet. Diese Stimmung der Ubersetzung hat noch nach Jahrzehnten ihre Wirkung auf empfängliche Gemüter ausgeübt, so auf S c h o p e n h a u e r , der die indische Philosophie aus diesem Werke kennen lernte und in Kapitel X V I der "Parerga und Paralipomena" II 427 a ) seinem Empfinden Ausdruck gegeben hat, so dem Dr. med. Fr. Mischel, der die lateinische Übersetzung der persischen Übersetzung noch 1882 in das Deutsche übertragen hat 3 ). Erst durch A. Weber, dessen "Analyse der in Anquetil du Perrons Übersetzung enthaltenen Upanishad" sich von 1850 an durch mehrere Bände der "Indischen Studien" hinzieht (I 247—302, II 1 — - i n , I X 1 — 1 7 3 ) , ist dieses Werk in die Philologie hineingezogen worden. E r sagt in den Vorbemerkungen, "daß in allen Fällen, wo man den Sanskrittext dabei hat, Anquetils Werk wirklich ganz entschieden die Stelle eines Kommentars vertritt". Nachdem die wichtigsten Upanischaden in der Bibliotheca Indica erschienen waren, hat Paul Regnaud (élève de l'École des Hautes Etudes) in seiner Schrift "Matériaux pour servir à l'histoire de la Philosophie de l'Inde", Paris 1876, Webers Arbeit nach der philosophischen Seite hin ergänzt, indem er die Hauptlehren mit den Hauptstellen belegte, hierin der Methode von John Muir in den "Original Sanskrit T e x t s " folgend. Regnaud stand nicht in allen Punkten auf der Höhe der Zeit, wie Weber in seiner Anzeige nachwies (Ind. Streifen III 563). Erst Paul Deussen, zugleich Philosoph und Sanskritist, hat durch sein großes W e r k "Sechzig Upanishad's des V e d a " , Leipzig 1897, das Oupnekhat auch als Sammlung in jeder Beziehung ersetzt und übertroffen, indem er die Sanskrittexte selbst mit ihren Kommentaren zugrunde legte und auch die Zahl der übersetzten Upanischaden von 50 auf 60 erhöhte. Vor Weber ist Anquetil Duperrons Werk wenig beachtet worden. Gildemeister, Bibl. Sanscr. Spec. S. 23 erwähnt nur eine Analyse des Comte Lanjuinais, die zuerst 1823 im Journal Asiatique erschienen ist. Eine dem Anquetil Duperron vergleichbare Erscheinung ist der Grieche D e m e t r i o s G a l a n o s , durch den Griechenland an den Anfängen der Sanskritphilologie beteiligt ist. Geboren 1760 in Athen, gestorben 1 8 3 3 in Benares, war er 1786 nach Calcutta gegangen, um dort den Unterricht der Kinder des griechischen Handelsherrn Pantazes zu übernehmen. Nach ') Anquetil Duperron spielt in der Geschichte der Religionswissenschaft eine Rolle. Neuerdings hat ihn eingehend behandelt N. Söderblom, "Das Werden des Gottesglaubens" Leipzig 1916, S. 364fr. 2 ) Nach der Ausgabe Frauenstädts vom Jahre 1891. Die schöne Stelle über Anquetil du Perrons Oupnekhat schließt mit den Worten: " E s ist die belohnendeste und erhebendeste Lektüre, die (den Urtext ausgenommen) auf der Welt möglich ist: sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens seyn." Professor Spranger weist mir auch aus Schopenhauers Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" mehrere Stellen nach, in denen dieser seiner Wertschätzung der indischen Philosophie und des Buddhismus Ausdruck gibt: I 419, 458, 487, II 186, 371, 583 (Nirwana), 695, 716. ä ) " D a s Oupnek'hat, die aus den Veden zusammengefaíSte Lehre von dem Brahm", Dresden, Commissionsverlag und Druck von C. Heinrich, 1882. Vgl. L . v. Schroeder, Indiens Lit. und Cult., S. 239 fg.
KAP. V.
ÜBERSETZUNGEN.
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sechs Jahren b e g a b er sich nach Benares, wo er sich, wie ein Brahmane lebend, bis zum Ende seines L e b e n s in das Studium der altindischen Literatur und Theosophie versenkte. Zu seinen Lebzeiten hat er selbst von seinen Ubersetzungen nichts veröffentlicht, aber er vermachte seinen handschriftlichen Nachlaß der Universität zu Athen. Dieser ist zu einem großen T e i l von G. K . T y p a l d o s und G. Apostolides Kosmetes nach und nach in 7 Bänden herausgegeben worden. Ein erster Band Δημητρίου Γαλανού Αθηναίου Ίνόικών Μεταφράσεων ΤΤρόόρομος usw., Athen 1845, (s. Gildemeisters Bibl. Sanskr. Spec. Nr. 63), in dem auch das L e b e n des Galanos beschrieben wird, enthält in griechischer Übersetzung das Nltiund Vairágya-áataka des Bhartrhari, 330 V e r s e (12 unübersetzt) "aus verschiedenen Dichtern", von denen nach Klatt 110 anderwärts dem C ä n a k y a zugeschrieben werden, ferner 86 V e r s e des Cäijakya (die L a g h u - C ä n a k y a genannte Redaktion), endlich 98 V e r s e aus dem 1. Buch von Jagannätha Panditaräja's Bhâminîvilâsa, der erst 1862 durch eine indische, dann durch Bergaignes A u s g a b e , Paris 1872, vollständig bekannt geworden ist. Zu Bhartrhari lag damals schon v. Bohlens A u s g a b e vor, Berlin 1833. Zu Cänakya wird als erste Bekanntmachung bei Gildemeister Nr. 299 ein zweites W e r k mit griechischem Titel angeführt, des Nikola Kaiphala Σ ύ ν ο ψ ι ς Γνωμών Η θ ι κ ώ ν τοΟ 'Ivboû φ ι λ ο σ ό φ ο υ Σανακέα usw., Rom 1825, also bei Lebzeiten des Galanos erschienen, das aber nur die Übersetzung des Galanos, und eine italienische Übersetzung dazu, enthält. Galanos hatte im Jahre 1823 seine Übersetzung mit dem Sanskrittext dem Nikolaos K e p h a l a s übergeben, damit er sie der Griechischen Nationalversammlung vorlege. Dieser hat sie aber mit einigen Zutaten zweifelhafter Art unter seinem Namen h e r a u s g e g e b e n und den Sanskrittext der Bibliothek des Vatikan g e s c h e n k t (vgl. Prodromos S. 108). Den letzteren veröffentlichte später, 1878, E. T e z a in Band X V I der Annali delle Università T o s c a n e S. 362 ff., in seiner gelehrten Abhandlung " L a g h u c â n a k y a m , Sentenze Indiane" S. 3 57 ff- Den T e x t hatte für ihn Ignazio Guidi aus der Handschrift transkribiert. E s ist dies das einzige bekannt gewordene Original der Übersetzungen des Galanos. Den Vrddha-Cäpakya gab J. Klatt heraus in seiner Dissertation De trecentis Cäiiakyae poetae Indici sententiis, Halis Saxonum 1873, nachdem sein L e h r e r W e b e r schon 1864 in der Abhandlung " Ü b e r hundert Sprüche des C ä n a k y a " in den Monatsberichten der Berliner A k a d e m i e den L a g h u - C â ç a k y a übersetzt hatte, wieder abg e d r u c k t "Indische Streifen" I 253 ff. Band II, 1847, enthält das Bälabhärata des Jaina Amaracandra. Nach dem 1866 in Band IV des "Pandit" erschienenen D r u c k des Sanskrittextes g a b W e b e r 1873 in der Zeitschrift der DMG. Band X X V I I 170«., wieder a b g e d r u c k t "Indische Streifen" III 211 ff., eine Analyse dieser metrischen Epitome des Mahäbhärata, mit Bezugnahme auf die Übersetzung des Galanos. Band III, 1848, enthält die Bhagavadgltä, von Galanos Θεσπέσιον Μέλος genannt, Band IV, 1850, den Raghuvaipáa, Band V , 1851, den Itihäsasamuccaya, eine Sammlung von Episoden des Mahäbhärata, deren Sanskrittext noch nicht veröffentlicht worden ist. Eine Probe gab E. T e z a ' ) D i e oben folgenden A n g a b e n beruhen zum g r ö ß t e n T e i l auf den Aufzeichnungen v o n E. Kuhn, der mir seinen 1912 auf dem 16. Internationalen O r i e n t a l i s t e n - K o n g r e ß zu A t h e n gehaltenen (nicht gedruckten) V o r t r a g über G a l a n o s und seine Materialien dazu zur V e r f ü g u n g stellte. In den A c t e s dieses K o n g r e s s e s finden sich Bemerkungen Pavolinis über Galanos' Übersetzung der Bhagavadgltä, ausführlicher veröffentlicht im Giornale della Società A s i a t i c a Italiana 1912. Vgl. J. Gennadius, " D e m e t r i u s G a l a n o s the G r e e k Indologist" in den T r a n s a c t i o n s of the T h i r d Internat. Congr. for the History of Religion, II 105—113.
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a . a . O . S. 386ff. Die Übersetzungen von Pañcatantra, Hitopadeáa, á u k a saptati in Band VI, 1851, sind unvollständig. Benfey wies darauf hin, daß die von Galanos benutzte Handschrift des Pañcatantra eine Fabel mehr enthält, als der gewöhnliche T e x t . Die Sukasaptati ist erst später von R. Schmidt herausgegeben worden, in den Abhandlungen der DMG., L e i p z i g 1898. Endlich Band VII, 1853, enthält unter dem Titel Δ ο υ ρ γ ά das Devimähätmya des Märkaijdeyapuräaa, das Poley h e r a u s g e g e b e n und übersetzt hat. Die Übersetzungen des Galanos sind von Hoefer, Benfey, W e b e r , Bergaigne anerkannt worden. Die Auswahl, die Galanos getroffen hat, ist nicht nur bezeichnend für seine persönliche Geistesrichtung, sondern entspricht auch überhaupt dem Charakter der zuerst aus der Sanskritliteratur herausgehobenen W e r k e , sei es, daß diese von den damaligen Pandits besonders geschätzt oder als dem europäischen Geschmacke besonders entsprechend zuerst an die Europäer herangebracht worden sind. Eine (unvollständige) Übersetzung des Bhägavata Puräna von Galanos ist aus Mangel an Geldmitteln nicht mit veröffentlicht worden. A u ß e r d e m enthält der Nachlaß verschiedene umfangreiche lexikalische Arbeiten in der Richtung auf ein Sanskrit-Griechisches oder auch Persisch-Sanskrit-Griechisches W ö r t e r b u c h ; dazu, wohl seine Quellen, Abschriften des auf Veranlassung von Sir W . Jones von Kâàinâtha Panditendra verfaßten Sabdasandarbhasindhu und des Kalpadru des Keëava (s. Aufrecht, Cat. Cat.). Der gesamte Nachlaß ist verzeichnet in dem Κατάλογος τ ώ ν χειρογράφων της Ε θ ν ι κ ή ς Βιβλιοθήκης τής Έ λ λ ά ό ο ς von Ι ω ά ν ν η ς und Αλκιβιάδης Ί. Σακκελίυυν, Athen 1892, S. 307ff· unter den Nummern 1836—1855. Betrachten wir Galanos' Lebensarbeit im ganzen, so fehlt nur eine Grammatik zu dem großen Plane, seinen Landsleuten durch Übersetzungen, T e x t e und ein Wörterbuch den Zutritt zur Sanskritliteratur zu eröffnen. In Indien selbst sind unter der englischen Herrschaft gleichfalls zunächst Übersetzungen und dann erst die Sanskrittexte im D r u c k e erschienen. A l s Übersetzer und Herausgeber steht hier an erster Stelle der bengalische T h e o s o p h R a m M o h u n R o y , der im religiösen und auch im politischen L e b e n seinerzeit eine große Rolle gespielt hat, der Begründer des Brahma-Samäja. Seine Persönlichkeit und sein W i r k e n hat neuerdings Dinesh Chandra Sen in seiner History of Bengali L a n g u a g e and Literature, Cale. 1911, S. 931 ff. eingehend geschildert. Er war geboren 1774 in Rädhänagar bei Calcutta. Er verwarf alle Riten als "idolatrous" und vertrat einen indisch gefärbten Monotheismus, in dem Hindu, Christ, Jude, Mohammedaner übereinstimmen könnten 1 ). Seine Anschauungen wurzeln in den Upanischaden und im Vedänta. "In spirituality he was a Vedantist and in morality he was a follower of Christ," a. a. O. S. 947. So hat er Übersetzungen der Kena- und Isä-Upanisad Cale. 1816, der Katha- und der Mundaka-Upanisad Cale. 1819, den Sanskrittext dieser vier in bengalischen Lettern mit áaipkaras Kommentar Cale. 1818 veröffentlicht. E s sind dies dieselben Upanischaden, die auch in den späteren A u s g a b e n dieser T e x t e , z. B. in Vol. VIII der Bibl. Indica 1850 an der Spitze stehen. A u c h hat er die erste A u s g a b e der Sütren des Vedänta mit dem Kommentar des áaipkara angeregt, s. Gildemeister Nr. 419. Im November 1830 ging er zu politischen Z w e c k e n nach England, wo er im April 1831 ankam. E r wurde dort sehr geehrt und starb 1833 in Bristol. Die alte Sanskritliteratur und ihr Inhalt ist von Anfang an nicht nur das Objekt philologischer und ') Vgl. die bei Gildemeister unter Nr. 423 und 424 verzeichneten Schriften.
KAP. V.
ÜBERSETZUNGEN.
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linguistischer Studien g e w e s e n , sondern auch die Poeten, die T h e o l o g e n und Philosophen haben ihr von j e h e r die größte Beachtung geschenkt. Zur vollen Entfaltung der philologischen und der linguistischen W i s s e n s c h a f t w a r aber unumgänglich notwendig, daß den Gelehrten die E r l e r n u n g des Sanskrit ermöglicht und die Sanskrittexte im Original allgemein zugänglich wurden. Einzelne T e x t a u s g a b e n waren veröffentlicht worden, aber noch w a r man für die meisten und die wichtigsten W e r k e auf H a n d s c h r i f t e n angewiesen. W i e die Zeit gelehrt hat, waren die Handschriften im Besitz der Pandits, der Priester und der Fürsten in Indien zu T a u s e n d e n vorhanden. E s wird schon viele Jahrhunderte lang üblich g e w e s e n sein, daß die Pandits Handschriften der wichtigsten T e x t e ihres Sästra besaßen, teils von ihnen selbst abgeschrieben, teils ältere E x e m p l a r e . C o l e b r o o k e stützte seine Studien zum T e i l auf solche von ihm e r w o r b e n e Handschriften. E r schenkte seine reiche Sammlung schon im Jahre 1 8 1 9 der E a s t India Company in L o n d o n , sie bildet den Grundstock der India Office L i b r a r y . E b e n s o ist in diese Bibliothek e i n g e g a n g e n die " M a c k e n z i e Collection", die auch andere orientalische Mss. umfassende Sammlung des L i e u t . Col. Colin Mackenzie, deren K a t a l o g von H . H . W i l s o n h e r a u s g e g e b e n worden ist, Cale. 1828. Die Materialien dieses wichtigen K a t a l o g s stammten v o r w i e g e n d aus Südindien und sind in der älteren Zeit viel benutzt worden. In dem Verzeichnis der ältesten Handschriftenk a t a l o g e bei Gildemeister S. 1 6 1 ff. b e g e g n e n wir noch anderen bekannten englischen N a m e n : Sir William Jones, dessen kleine Sammlung schon 1798 von Ch. Wilkins veröffentlicht wurde ; Sir R o b e r t Chambers, dessen durch ihre vedischen Handschriften berühmte Sammlung später für die K ö n i g l . Bibliothek in Berlin e r w o r b e n worden ist. Die Sammlung von Sanskrithandschriften auf der B o d l e y a n L i b r a r y zu O x f o r d ist nach A u f r e c h t erst von 1 8 3 7 an entstanden, aber es kamen dahin die alten Sammlungen von H. H. Wilson, W . H. Mili, Α . W a l k e r . Mit am frühesten w a r eine Sammlung von Sanskrithandschriften in P a r i s vorhanden. F ü r die ersten A n f ä n g e der Sanskritphilologie in E u r o p a ist diese von besonderer Bedeutung g e w e s e n . Ihr K a t a l o g erschien schon 1 8 0 7 : " C a t a l o g u e des manuscrits sanskrits de la bibliothèque impériale, A v e c des notices du contenu de la plupart des o u v r a g e s , etc. P a r A . Hamilton et L . L a n g l è s " . Handschriften dieser Sammlung haben F r . S c h l e g e l und F r . B o p p für ihre Sanskritstudien benutzt, und aus Hamilton-Langlès' K a t a l o g e schöpfte H e e r e n einen T e i l seiner Literaturkenntnis. F ü r die grammatische E r l e r n u n g des Sanskrit sind die G r u n d l a g e g e w e s e n die G r a m m a t i k e n der E n g l ä n d e r H. T . C o l e b r o o k e , Calcutta 1805, W . C a r e y , S e r a m p o r e 1806, Ch. Wilkins, L o n d o n 1808, und H. P. F o r s t e r s W e r k " A n E s s a y on the Principles of Sanskrit Grammar Part I " , Calcutta 1 8 1 0 . H e n r y P i t t s F o r s t e r , g e b o r e n um 1766, gestorben 1 8 1 5 , gehörte dem B e n g a l Civil S e r v i c e an, zuletzt als Master of the Calcutta Mint. E r hat sich, ebenso wie W a r d und Marshman, g r o ß e V e r d i e n s t e um die P f l e g e des Bengalischen erworben. W i l l i a m C a r e y , g e b o r e n 1 7 6 1 , gestorben 1 8 3 4 , Missionar und " t e a c h e r of the S a n g s k r e e t , B e n g a l e e and Mahratta L a n g u a g e s in the C o l l e g e of F o r t W i l l i a m " , hat auch ein den Hitopadeëa, das Daàakumâracarita ( " a b r i d g e d by A p a y y a " ) und die S p r ü c h e des Bhartrhari u m f a s s e n d e s L e s e b u c h , zu dem C o l e b r o o k e eine V o r r e d e schrieb, veröffentlicht, S e r a m p o r e 1804, und zusammen mit J o s h u a Marshman das R ä m ä y a n a herauszugeben begonnen, S e r a m p o r e 1 8 0 6 — 1 8 1 0 . C a r e y gehörte ebenso w i e Marshman und W a r d der B a p t i s t M i s s i o n
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von S e r a m p o r e (àrïramapura) an und ist e i n g e h e n d g e w ü r d i g t in Dinesh C h a n d r a S e n ' s History of Bengali L a n g u a g e and L i t e r a t u r e S . 8 5 0 ff. '). D i e s e ersten Grammatiken stützen sich auf die einheimische Grammatik, C o l e b r o o k e auf Päijini in der A n o r d n u n g der K a u m u d ï , die übrigen v o r z u g s w e i s e auf den späten Grammatiker V o p a d e v a . Mit A u s n a h m e von C a r e y sind sie sämtlich von B o p p für sein " A u s f ü h r l i c h e s L e h r g e b ä u d e der S a n s k r i t a - S p r a c h e " , Berlin 1 8 2 7 , benutzt w o r d e n . F o r s t e r charakterisiert er noch in der V o r r e d e zu seiner Kritischen Grammatik, Berlin 1 8 3 4 , als " a m reichhaltigsten und dabei sehr c o r r e c t " , W i l k i n s als " a m klarsten, doch mit vielen V e r l e t z u n g e n grammatischer Gesetze in seinen P a r a d i g m e n " , C o l e b r o o k e als " a m treuesten in B e f o l g u n g der M e t h o d e seines indischen Originals (des Päjjini nach A n o r d n u n g der K a u m u d i ) " , darum sei C o l e b r o o k e s Grammatik, obwohl unvollendet, " e b e n s o lehrreich als E i n l e i t u n g in das Studium der National-Grammatiken, als u n g e n ü g e n d und höchst dunkel als L e h r b u c h der S p r a c h e " . C o l e b r o o k e hatte selbst in der V o r r e d e zu seiner Grammatik auf die Grammatiken von F o r s t e r und C a r e y v e r w i e s e n . T r o t z d e m hat C o l e b r o o k e das wissenschaftlich einzig R i c h t i g e getan, daß er sein W e r k auf die grammatische Hauptautorität Indiens a u f g e b a u t hat. Sich auf V o p a d e v a zu stützen, wie zuerst auch B o p p getan, kann nur als ein Notbehelf für den A n f a n g gelten. A u f einen A u f t r a g C o l e b r o o k e s geht auch die berühmte Calcuttaer A u s g a b e des Päijini vom Jahre 1 8 0 9 zurück, die von Dharaijldhara b e g o n n e n , von Kâàïnâtha vollendet w o r d e n ist, neben einer elementaren E r k l ä r u n g des W o r t l a u t s der Sütren selbst ausgestattet mit A u s z ü g e n aus dem weiteren A p p a r a t , den Mahäbhäsya, Kâàikâ, Kaumudï usw. enthalten. D i e s e Calcuttaer A u s g a b e w a r Böhtlingks V o r l a g e für seine A u s g a b e des Panini : so hat C o l e b r o o k e auch hier w i e d e r auf die wissenschaftliche E n t w i c k l u n g , w i e sie erfolgt ist, bestimmend eingewirkt. D i e europäischen Gelehrten haben es nicht nötig gehabt, aus den ihnen zu G e b o t e stehenden Sanskrittexten eine Grammatik aufzubauen. E i n e solche w ü r d e zuerst dürftig g e n u g ausgefallen sein. V i e l m e h r w a r ') Carey wurde 1794 von der Baptist Missionary Society als erster Missionar nach Bengalen entsendet. D a ihm nicht erlaubt wurde, auf britischem Boden eine Mission zu gründen, ging er 1799 nach Serampore, das damals dänisch war. Durch ihn sowie durch W a r d und Marshman, die 1799 zusammen nach Bengalen kamen, entstand die Baptist Mission von Serampore. Die hauptsächlich durch C a r e y s Bemühungen daselbst gegründete Druckerei, in der W a r d auch praktisch tätig war, w a r in erster Linie für die Übersetzung der Bibel in das Bengali, Sanskrit und andere Sprachen bestimmt. Alle drei waren eifrige Missionare, aber die Greuel des Heidentums der Hindus hat besonders Ward hervorgekehrt, das übertreibend, was er selbst und andere gesehen hatten, in einem mehrbändigen etwas diffusen Werke, das von der Religion, den Sitten und Gebräuchen der alten Inder und auch von der Sanskritliteratur handelt. Von W a r d s Stellung dem Hinduismus gegenüber handelt v. Bohlen, " D a s alte Indien", S. 78 ff. Obwohl in derselben Zeit erschienen, in der Colebrooke seine E s s a y s schrieb, gehört sein W e r k doch dem Geiste und unwissenschaftlichen Charakter nach mehr in die Vorgeschichte der Sanskritphilologie. Seine Unzuverlässigkeit hat Colebrooke in zwei Anmerkungen seines E s s a y on the Philosophy of the Hindus in genügender W e i s e angedeutet (Transact, of the R A S . I I S. 7 und 9). Zuerst hatte es den T i t e l " A c c o u n t of the History, Littérature and Religion of the Hindoos, including translations from their principal w o r k s " , Serampore 1 8 1 1 , vier Bände in 4", von der zweiten Auflage an " A V i e w of the History, Literature, and Mythology of the H i n d o o s : including a minute description of their manners and customs, and Translations from their principal w o r k s " , so nach der 3. (von mir benutzten) Auflage, die L o n d o n 1 8 1 7 und 1820 in 8° erschien. D a es mehrere Auflagen erlebt hat, muß es in gewissen Kreisen viel gelesen worden sein. W a r d hat seinem W e r k e lange Exzerpte aus anderen Werken eingefügt, so I V 3 76fF. über den V e d a aus Colebrookes E s s a y On the Védas. W i e wenig er eigene Kenntnis von den Originalen besaß, geht beispielsweise aus der " L i s t of T r e a t i s e s now extant under the head V é d ü " I V 3 56 ff. hervor.
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in Indien schon seit mehr als zwei Jahrtausenden ein grammatisches System ausgebildet worden, das an Genauigkeit und allmählich erreichter Vollständigkeit in der Welt seinesgleichen sucht. Dieses System überkamen die Europäer, sie brauchten es sich nur mundgerecht zu machen. Die indischen Grammatiker haben aber noch in anderer Richtung tief in die europäische Wissenschaft eingegriffen. Sie waren auch die ersten Sprachanalytiker. Sie haben die Wörter und Formen des Sanskrit nicht nur in ihre nächsten sinnvollen Elemente, Wurzel {dhätu) und Suffix (pratyaya,), zerlegt, sondern auch alle Wurzeln in den Dhätupätha genannten Verzeichnissen gesammelt und die Funktion der Suffixe bestimmt .nebst den lautlichen Veränderungen, die mit ihrem Antreten verbunden sind. Sie bezeichnen diese und andere Eigentümlichkeiten der Bildung in der grammatischen Lehre durch Anhängung von anubandha oder it genannten indikatorischen Buchstaben. Auch diese mnemotechnische Methode ist in ihrer Art bewunderungswürdig, wenn wir sie auch nicht, bei unserer Art die Sprache zu lernen, beibehalten können. Sprachanalyse und Sprachbildung sind bei Panini auf das engste verbunden. Die Sprache ist in ihre Elemente aufgelöst, und die Grammatik lehrt nun, aus diesen Elementen die Wörter und Formen wieder richtig zusammenzufügen. Es ist dies ein künstlicher Prozeß, er hat aber die korrekte Bildung des Sanskrit ein für allemal festgelegt. Mögen auch Irrtümer im Einzelnen, in der Abscheidung und in der Beurteilung der Sprachelemente, vorhanden sein, der indische Grammatiker hat zum ersten Male prinzipiell die Aufmerksamkeit auf den Unterschied von Wurzel- und Suffixsilbe gelenkt. Panini sagt nirgends, auf Grund seiner Analyse, daß der Bildung des Sanskrit eine Periode vorausgegangen sei, in der Wurzel und Suffix noch nicht zum Sanskritwort verschmolzen waren, oder eine Periode, in der die Wurzelsilbe das Wort war. Erst die modernen Sprachforscher haben die Sprachanalyse historisiert, wenn auch jetzt die glossogonischen Probleme zurücktreten und eine realistische Richtung obwaltet, die nicht über den Typus der erschließbaren Ursprache hinausgeht. Die vergleichende Grammatik wurzelt in der Sanskritgrammatik, soviel auch die europäische Wissenschaft an Ideen und Material dazugebracht hat. Bopp fand dreierlei vor. Erstens im Sanskrit als solchem eine besonders altertümliche, weil schon früh literarisch fixierte, Sprache, in der Flexionsformen und Endungen im ganzen weniger als in anderen Sprachen lautlich verstümmelt worden sind. Zweitens eine schon von den einheimischen Gelehrten vollständig durchgeführte systematische Grammatik dieser Sprache. Drittens in dieser Grammatik eine vollständige Sprachanalyse, die notwendig den Blick für den gleichen Bau der verwandten Sprachen schärfen mußte. Lassen sagte im Jahre 1830 gegen Ende seiner Kritik von Bopps Sanskritgrammatik, Indische Bibliothek III, Heft 1, S. 1 1 2 : "Auch will ich mich offen zu der Meinung bekennen, daß wir noch lange nicht zu der Stufe der Indischen Sprachkenntnis gekommen seyn würden, auf welcher wir gegenwärtig sind, wenn die Indischen Grammatiker nicht ein so vorzügliches und scharfsinniges System ihrer Sprache vor uns aufgestellt hätten". KAP. VI.
DIE ROMANTIK. FRIEDRICH S C H L E G E L . ROBERTSON. HEEREN. Aber auch in Deutschland waren es zunächst die r e l i g i ö s e n und p h i l o s o p h i s c h e n Lehren der Brahmanen, die auf empfänglichen Boden
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fielen. E s war die Zeit der R o m a n t i k mit ihren Bestrebungen, die allgemeine Geschichte der Menschheit aufzuhellen. Neben China trat Indien mit seiner noch besser beglaubigten alten Kultur 1 ). Auch hier taten die Übersetzungen ihre Wirkung. Immer und immer wieder begegnen wir dem von Jones übersetzten Gesetzbuch des Manu, von dem zwei Bücher, das erste und das letzte, mythologisch-philosophischen Inhalts sind. Johann Gottfried H e r d e r weiß in seinem berühmten W e r k e "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit", Carlsruhe 1790, Band II, S. 373 fg., noch nicht viel von Indien, eigentlich nicht mehr, als damals durch Missionare und Reisende bekannt geworden war. Aber ein Verehrer von ihm, der Jenaer Privatdozent Friedrich M a j e r ( 1 7 7 2 — 1 8 1 8 ) , der seinerseits die bis dahin erschienenen englischen Übersetzungen kannte, vermittelte ihm diese. Zu Majers Werk "Zur Kulturgeschichte der Völker", Leipzig 1798 (2 Bände), schrieb Herder eine Vorrede, in der er sagt: "Mehr interessiert die Kulturgeschichte der Menschheit jene sanfte Nation, die Erfinderin keiner schädlichen und so vieler nutzbaren Künste, die Hindu. Alles, was uns unter ihren Himmel versetzt, hat die Zauberkraft in sich, daß es uns sittsamer macht, und milder. Die Zusammenstellungen des Verfassers, der auch das unlängst erschienene Gesetzbuch des Menu (die letzte Frucht von W . Jones' glücklichem Fleiße) gebraucht hat, verweilen uns sanft bei ihnen; und da Sakontala leider bisher die einzige Probe eines ihrer vollendeten Geisteswerke geblieben, das uns statt der übrigen gelten muß, so verweilet man auch an ihr gern, wenn man sie gleich schon kannte. Gebe die nächste Zeit uns mehr Sakontala's, die schönsten Beiträge zur Kulturgeschichte der Völker 2 )." Was Majer bis zum Jahre 1800 von der indischen Mythologie wußte, hat er in Form eines Briefes "An Alwina" veröffentlicht, in Ludwig Tiecks "Poetischem Journal", Erster Jahrgang, Jena 1800, S. 165—216, unter der Überschrift "Über die mythologischen Dichtungen der Indier". Nach einer schwärmerischen Verherrlichung der Sakontala, anknüpfend an die Disticha Goethes, handelt er in der Einleitung über Brahma und über die indische Seelenlehre, indem er dann noch einen kurzen Überblick über das Ganze der indischen Götter- und Geisterwelt hinzufügt, mit Brahma, Wischnu und Schiwa an der Spitze. Die mythologischen Dichtungen, die er in freier Weise wiedergibt, sind I. "Geschichte der Schöpfung nach dem Bagawadam" (vgl. Gildem. S. 56, Anm. 1), II. "Geschichte der Schöpfung nach dem Gesetzbuch des Menu", III. "Vom Amreeta oder dem Trank der Unsterblichkeit und dem Sieg der Götter über die Riesen" (vgl. Gildem. Nr. 135). Von ähnlicher Art ist seine Veröffentlichung in Seckendorfs Oster-Taschenbuch von Weimar auf das Jahr 1 8 0 1 , S. 1 6 8 — 1 9 9 : " F r a g mente aus den heiligen Schriften der Indier" und "Die vier Weltalter der Indier". Seine Ubersetzung von Wilkins' Übersetzung der Bhagavadgitä und seine Übersetzung von Jones' Übersetzung des Gltagovinda 3 j, beide 1802 erschienen, sind bei Gildemeister verzeichnet. *) Wie ich einer gütigen Mitteilung von G. Witkowski über Majer und F r . Schlegel entnehme, sagt Fr. Schlegel in seiner " R e d e über die Mythologie" (Athenaeum Bd. 3, 1800, S. 103) in bezug auf Indien: "Im Orient müssen wir das höchste Romantische suchen, und wenn wir erst aus der Quelle schöpfen können, so wird uns vielleicht der Anschein von südlicher Gluth, der uns jetzt in der spanischen Poesie so reizend ist, wieder nur abendländisch und sparsam erscheinen." 2 ) Vgl. Herders Sämtliche Werke, herausg. von Suphan, 20. Bd., Berlin 1880, S. 343 fg. 3 ) In demselben Jahre erschien die Ubersetzung des Gltagovinda nach Jones von F . H. von Dalberg, um der Auslassungen willen kritisiert von Goethe an Schiller, 22. Januar und 19. Februar 1802. Was Jones weggelassen hat, fehlt natürlich auch bei Majer.
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Das bedeutendste W e r k der Romantik, das sich mit dem Sanskrit und dem indischen Altertum beschäftigt, ist F r i e d r i c h S c h l e g e l s berühmtes Buch " Ü b e r die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde". Heidelberg 1808: "Erstes Buch. Von der S p r a c h e " , " Z w e i t e s Buch. Von der Philosophie", "Drittes Buch. Historische Ideen". Im ersten Buche erscheint Friedrich Schlegel als ein Vorläufer von Franz Bopp, wie Delbrück zu A n f a n g seiner Einleitung in die Sprachwissenschaft dargetan hat. In seiner vergleichenden Betrachtung der Philosophie ist ihm die indische Emanationslehre besonders wichtig. E r ist überhaupt der Ansicht, "daß der Mensch seine irdische L a u f b a h n nicht ohne Gott angefangen h a b e " (S. 90, s. die Rekapitulation seines G e d a n k e n g a n g s S. 159) 1 ). Im dritten Buche sind seine Ausführungen über die ältesten W a n d e r u n g e n der V ö l k e r und über die "indischen Kolonien", unter denen er die sprachverwandten V ö l k e r versteht, besonders bemerkenswert. Fr. Schlegel bezeichnet aber insofern einen leisen A n f a n g der Sanskritphilologie auf europäischem Boden, als er sich eine gewisse Kenntnis des Sanskrit erworben und für die metrischen Übersetzungen indischer Gedichte im A n h a n g seines Buches Pariser Handschriften benutzt hatte, wenn es auch fast lauter Stücke sind, die schon vor ihm übersetzt worden w a r e n : I. " A n f a n g des Ramayon", II. "Indische Kosmogonie aus dem ersten Buche der Gesetze des Monu", III. " A u s dem Bhogovotgita", IV. " A u s der Geschichte der Sokuntola nach dem Mohabharot". Fr. Schlegel hatte seine Sanskritstudien, ebenso wie später Bopp, in Paris gemacht, "vom Frühjähr 1803—1804". Die Pariser Bibliothek war schon damals durch französische Missionare in den Besitz von Sanskrithandschriften gekommen. Conservator der orientalischen Manuskripte der Kaiserlichen Bibliothek w a r Louis Mathieu L a n g l è s , dessen bereitwillige Güte Schlegel in seiner V o r r e d e rühmt. A b e r der einzige, der damals in Paris wirklich Sanskrit verstand, war der k r i e g s g e f a n g e n e englische Marineoffizier A l e x a n d e r H a m i l t o n 2 ) . Dieser gab Fr. Schlegel Ünterricht im Sanskrit, nach einer Nachricht täglich drei Stunden lang 8 ). Friedrich Schi, sagt selbst darüber in einem Briefe an seinen Bruder August Wilhelm Schi., aus Paris vom 15. Mai 1803*): "Sonst ist mirs aber vortrefflich ergangen. Denn vieles, vieles hab' ich erlernt. Nicht nur im Persischen Fortschritte gemacht, sondern endlich ist auch das große Ziel erreicht, d a ß i c h d e s S a m s k r i t g e w i ß b i n . Ich werde binnen vier Monaten die Sakontala in der Urschrift lesen können, wenn ich gleich alsdann die Uebersetzung wohl auch noch brauchen werde. Ungeheure Anstrengung hat es erfordert, da eine g r o ß e Complication und eine eigne Methode des Divinirens und der Mühe ; da ich die Elemente ohne Elementar-Bücher erlernen mußte. Zuletzt ist mir noch sehr zu Statten gekommen, daß ein Engländer Hamilton, ') M e r k w ü r d i g ist, d a ß gerade O t h m a r F r a n k gegen F r . S c h l e g e l s religionsgeschichtliche Grundanschauungen Widerspruch erhoben hat, in einem philosophischen Brief an v. Bohlen v o m 10. Okt. 1835 (v. Bohlens Autobiographie, 2. Aufl., S. 148): " F r . Schlegel setzte bekanntlich g e g e n allen vernünftigen G a n g der D i n g e die höchste indische W e i s h e i t und v o l l k o m m e n s t e Ausbildung in die Urzeit der H i n d u und in den A n f a n g der D i n g e , und verknüpfte seine übrigen Erdichtungen damit." 2 ) Vgl. L e f m a n n , " F r a n z B o p p " , N a c h t r a g S. X X X I I fg., A . Hamilton, g e b o r e n 1762 gestorben 1824, w a r von 1808 an Professor des Sanskrit und der Hindu-Literatur an dem H a i l e y b u r y College. Gildemeister bezeichnet ihn als den H e r a u s g e b e r der L o n d o n e r A u s g a b e des Hitopadeáa v o m Jahre 1810, vgl. S c h l e g e l s Brief an L a s s e n v o m 28. F e b r . 1825. 3 ) Vgl. H e l m i n e v o n Chézy, " U n v e r g e s s e n e s " , L e i p z i g 1858, I 270. 4) F r i e d r i c h S c h l e g e l s Briefe an seinen B r u d e r A u g u s t W i l h e l m , herausg. v o n W a l z e l Berlin 1890, S . 511.
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der einzige in Europa außer Wilkins der es weiß, und zwar sehr gründlich weiß, mir mit Rath wenigstens zu Hülfe kam." Eine sehr charakteristische Stelle, deren Nachweis ich G. Witkowski verdanke. Eine gründliche Kenntnis des Sanskrit hat Fr. Schlegel nicht besessen, wie auch vielfach aus seiner Schreibweise der Sanskritwörter hervorgeht, die er in» dem sprachvergleichenden Teile seines Buches anführt. Wie er in der Vorrede zu seinem Buche sagt, benutzte er auf der damals kaiserlichen Bibliothek in Paris das Manuskript eines ungenannten Missionarius in bengalischer Schrift, enthaltend i. den "Mugdhobödho" des "Vöpodevo", 2. den "Omorokösha" des "Omorosinho", 3. den "Kovikolpodruma". E r hegte sogar den Wunsch, eine indische Chrestomathie herauszugeben, für die er Stücke "aus dem Bhogovotgita, Ramayon und Monu's Gesetzbuch" ins Auge gefaßt hatte ; auch besaß er eine Abschrift von dem ersten Akte der "Sokuntola" und von einem Teil des "für den Anfänger vorzüglich zweckmäßigen Hitopadesa". E s sind das dieselben T e x t e , die von allem Anfang an im Vordergrunde standen. Zu sehen, daß viele Wörter des Sanskrit gleich sind mit lateinischen, griechischen, deutschen, persischen Wörtern, war kein großes Verdienst. Colebrooke hat sogar schon das Cymrische in diese Verwandtschaft hereingezogen (s. oben S. 27). Fr. Schlegel bezeichnet gegen Ende seines der Sprache gewidmeten ersten Buches (S. 85) William Jones als denjenigen, "der durch die aufgezeigte Verwandtschaft und Abstammung des Römischen, Griechischen, Deutschen und Persischen aus dem Indischen zuerst Licht in die Sprachkunde . . . gebracht hat" (s. oben S. 24). Treffend hob Schlegel hervor, daß die Ähnlichkeit dieser Sprachen nicht bloß in einer großen Anzahl von Wurzeln liegt, sondern daß sie sich bis auf die innerste Struktur und Grammatik erstreckt. Auch auf den letzteren Punkt ist er in seiner leicht diskutierenden Art in einem besonderen Kapitel eingegangen. Da ihm die Notwendigkeit einer exakten Lautlehre noch nicht aufgegangen war, hat er auf den bloßen ähnlichen Klang hin auch vieles zusammengestellt, was nicht zusammengehört. Wenn Fr. Schlegel in seinem ersten Kapitel sagt, daß die genannten Sprachen aus dem Sanskrit "abgeleitet" seien, so spricht er sich doch an anderen Stellen vorsichtiger dahin aus, daß die indische Sprache zwar älter sei als die anderen verwandten Sprachen, daß sie aber doch mit diesen aus einer gemeinschaftlichen noch älteren Ursprache abgeleitet sein könne (S. 62, 66). Etwas mehr von der eigentlichen Geschichte des alten Indiens, als in Fr. Schlegels drittem Kapitel "Historische Ideen", fand sich schon in dem einige Jahre älteren Buch des Schotten W i l l i a m R o b e r t s o n "An historical Disquisition concerning the Knowledge which the Ancients had of India; and the Progress of Trade with that Country prior to the Discovery of the Passage to it by the Cape of Good Hope. With an Appendix, containing Observations on the Civil Policy — the L a w s and Judicial Proceedings — the Arts — the Sciences — and Religious Institutions, of the Indians". Basil: Printed and sold by J. J. Tourneisen, 1792 (die Vorrede ist "May 10 th, 1 7 9 1 " unterzeichnet); 2d ed. 1794, auch in " T h e Works of William Robertson" 1 8 1 2 und 1824 Vol. X I wiederabgedruckt. E s ist auch in Deutschland bekannt geworden durch G e o r g F o r s t e r s Übersetzung: "Dr. Wilhelm Robertson's, Königlichen Historiographen von Schottland, historische Untersuchung über die Kenntnisse der Alten von Indien, und die Fortschritte des Handels mit diesem Lande vor der Ent-
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d e c k u n g des W e g e s dahin um das V o r g e b i r g e der Guten Hoffnung. Nebst einem A n h a n g " usw., Berlin 1792. A . W . S c h l e g e l bekennt, daß dies das eine der zwei Bücher sei, durch die er sich hauptsächlich zur Erlernung des Sanskrit habe bestimmen lassen. Das andere ist das eben besprochene Buch seines Bruders. Robertson seinerseits war zu seinem Buche durch das Memoir des Major R e n n e l l veranlaßt worden 1 ). W a r Robertson auch nicht der Erste, der über das alte Indien geschrieben, so setzt doch die zusammenfassende Behandlung des indischen Altertums mit seinem Buche ein. Sie wird bei Heeren und v. Bohlen immer reichhaltiger, bis sie in Lassens Indischer Alterthumskunde einen Höhepunkt erreicht. Den durch A n m e r k u n g e n ergänzten Hauptteil von Robertsons Buch bilden seine Untersuchungen über die Kenntnisse der Alten von Indien, über den W e g nach Indien zu L a n d e und zu Wasser, bis zu V a s c o da Gama und darüber hinaus, mit besonderer Rücksicht auf den Handel. Dies ist eigentlich nur eine Einleitung in die indische Altertumskunde, in diese selbst tritt Robertson in dem Anhang ein, w i e schon aus dem oben mitgeteilten Titel der Übersetzung hervorgeht. Die Gegenstände, über die er in aller K ü r z e handelt, auch hier seine Darstellung in A n m e r k u n g e n ergänzend, sind I Kasten, II politische Verfassung und R e g i e r u n g s f o r m , III Gesetze und Rechtsprechung, IV Künste, besonders die Baukunst, auch W e b e r e i , Stoffe, Arbeiten in Metall und Elfenbein, schöne Literatur, V Wissenschaftliche Kenntnisse, besonders Arithmetik und Astronomie, V I Religion. Seine Quellen sind allerdings noch äußerst dürftig. E r weiß, daß eine umfangreiche Literatur in Sanskrit vorhanden ist, kennt aber nur Bhagavadgitä, áakuntala, Hitopadeáa in den bekannten Ubersetzungen, dazu Halheds C o d e of Gentoo L a w (s. oben S. 20). V o n anderen Quellen schätzt er besonders das W e r k des großen Kaisers A k b a r und seines V e z i e r s A b u l F a z e l , für die Denkmäler N i e b uh r s Reisebeschreibung. Die Denkmäler sind teils Pagoden, teils F e s t u n g s w e r k e . Schon bei Robertson stehen an erster Stelle die Felsentempel auf der Insel Elephanta, nicht weit von Bombay, die er für uralt hält. Noch andere Einzelheiten lassen einen inneren Zusammenhang zwischen ihm und H e e r e n erkennen. A . W . Schlegel knüpft an ihn und Heeren an, und v. Bohlen sagt ausdrücklich, daß er Heerens Darstellung durch seine Kenntnis des Sanskrit ergänzen wolle. A . H. L . H e e r e n s "Ideen über die Politik, den V e r k e h r und den Handel der vornehmsten V ö l k e r der alten W e l t " war zuerst in zwei Bänden, Göttingen 1791 und 1796, erschienen, Erster T e i l Africanische V ö l k e r , Zweiter T e i l Asiatische V ö l k e r . In dieser ersten A u s g a b e behandelte er Indien nur als eine persische Satrapie, nach den Nachrichten der Alten, II 300—349, ohne auf die Kultur der Inder näher einzugehen. Diese Darstellung läßt sich mit dem Hauptteil von Robertsons Buch vergleichen. V o n der 2. Auflage an ist Asien an die erste und Afrika an die zweite Stelle gestellt. Zuerst erschien in 2. Auflage der zweite T e i l (Africanische Völker), 1804, dann der erste in zwei Bänden auf zwei Abteilungen verteilt, aber mit durchgehender Seitenzahl, 1805. Die erste Abteilung enthält die Perser, darin der alte Abschnitt "Persisches Indien" I 1, 384—439. Dazu kam 1812 ein Dritter Teil, Europ. Völker, Erste Abteilung, Griechen. Erst in der 3. Auflage der ersten zwei T e i l e , 1815, ist in der zweiten ') Er sagt zu Anfang der Vorrede: " T h e perusal of Major Rennell's Memoir for illustrating his Map of Indostan, one of the most valuable geographical treatises that has appeared in any age or country, gave rise to the following work."
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Abteilung des ersten Teils hinter den Phöniciern, Babyloniern, Scythen noch ein besonderer Abschnitt über die Inder hinzugefügt I 2, 291—704. Die Länge erklärt sich zum Teil aus seiner etwas umständlichen Schreibweise. Aber wenn er auch Robertsons Buch gekannt hat, so stützt er sich doch neben den alten auch auf neuere Arbeiten, die erst nach diesem erschienen waren. Als allgemeiner Historiker hat Heeren verwertet, was damals ohne eigene Kenntnis des Sanskrit zu erreichen war. Ein erster Abschnitt hat die Überschrift "Critische Ansicht der Indischen Alterthumskunde". Auch hier spielen "Die Denkmäler der Baukunst" eine große Rolle (S. 302—381). E r bespricht deren mehr als Robertson. Die "Wunderanlagen auf den Inseln von Salsette und Elephante" u. a. m. sind hinzugekommen. Seine Quellen sind die Werke von Hodges, Niebuhr, Gough, Lord Valentia, Danieli, Langlès, Anquetil Duperron ("Vorbericht zum Zend Avesta"), Ch. Ware Malet ("Description of the Caves or Excavations, on the mountain, about a mile to the eastward of the town of Ellore", etc., datiert Poonah 22 d Dec. 1794 in Vol. VI der Asiatic Researches). E r hat die "Pagoden" eingehend beschrieben und sich sogar in einer Geschichte ihres Baus versucht. Wiederholt machte schon Heeren auf Inschriften in unbekanntem Alphabet aufmerksam (S. 328, 3 3 1 , 388ff.). Von erklärten Inschriften handelt er S. 381 ff., es sind die von Wilkins behandelten. E r kommt dann auf die "Deva Nagari" zu sprechen und von da auf das Sanskrit. Für die Charakterisierung des Sanskrit stützt er sich auf die grammatischen Werke des Paulinus a Sancto Bartholomaeo, den er "Paullino" nennt, auch zitiert er Colebrookes Essay on the Sanskrit and Prákrit Languages und Friedrich Schlegels Buch "Über die Sprache und Weisheit der Indier". Careys Grammatik, deren hohen Preis ("eight Guineas") er erwähnt, kennt er dem Titel nach (S. 396). Dem auf das Reale gerichteten Altertumsforscher lagen die Fragen nach Alter und Heimat des Sanskrit nahe, inwieweit es eine vom Volke gesprochene Sprache gewesen, und wie sich die heutigen indischen Sprachen zu ihm verhalten. "Das wahre Vaterland dieser Sprache" ist das nördliche Indien (S. 410), besonders hatte er Cashmir im Auge (S. 404). E s ist erstaunlich, wieviel Richtiges sich in seiner Darstellung der vedischen Literatur findet. Freilich hatte er hier in Colebrooke einen sicheren Führer. Aber er selbst verstand es auch, mit kritischem Sinne aus dem, was er gelernt hatte, wichtige Punkte hervorzuheben. Die Upanischaden sind die eigentliche Grundlage der Indischen Theologie (S. 421). Wenn er die Vedas als die Quelle der Indischen Religion bezeichnet (S. 430), so hat er dabei besonders an diese gedacht. Dem Upnekhat Anquetil Duperrons wird er nicht ganz gerecht. Von der Priesterreligion unterscheidet er die Volksreligion. Als die Quelle der späteren volkstümlichen Mythologie, mit ihrer Verehrung des Visçu und seiner Incarnationen Räma und Krsça, des áiva und des Linga, betrachtet er das Epos. Von Buddha weiß er nur, daß er der Stifter einer Sekte wurde, die einst in einem großen Teile Indiens geherrscht haben müsse, deren Lehren und Kultus jedoch mit denen der Brahmanen in Widerspruch standen, so daß ein Todhaß zwischen ihnen entstand, der mit der Verdrängung der Buddhisten aus Indien endigte (S. 435). E r scheint auch hier sein Wissen nur von Jones und Colebrooke zu haben. Aber überall zieht er scharfe Linien. Alle Völker außerhalb Indiens, bei denen sich der Buddhismus findet, haben keine Kasteneinteilung. E r folgert daraus, daß Buddha sie verwarf. Für die weitere Darstellung der indischen Literatur geht er davon aus, daß die Veden bei den Indern
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als die Quelle sowohl der G e s e t z g e b u n g als aller wissenschaftlichen Kenntnisse betrachtet werden. F ü r das Dharmaáastra stützt er sich auf J o n e s und C o l e b r o o k e . Des letzteren E s s a y s über die Philosophie der Inder w a r e n damals noch nicht erschienen, aber von der einheimischen Grammatik und L e x i k o g r a p h i e gibt er, wieder nach C o l e b r o o k e , eine zwar dürftige, a b e r doch zutreffende Vorstellung. W o er andern Quellen folgt, zeigt sich dies sofort in der ihnen entsprechenden S c h r e i b w e i s e der Namen. Zu diesen Quellen gehört eine Übersetzung von A b u l F a z e l s " A y e e n A c b e r i " , aus dem er über die R â j a t a r a n g i ç î ( " R a y T u r u n g h e e " ) berichtet. Glücklich ist der A u s d r u c k , wenn er die Geschichtsschreibung in Indien " e i n e Dichtergeschichte" nennt, und ebenso von einer " D i c h t e r g e o g r a p h i e " spricht. Den Inhalt des R ä m ä y a n a gibt er nach C a r e y s und Marshmans A u s g a b e mit englischer Übersetzung (Vol. I 1808). F ü r das Mahäbhärata teilt er in deutscher Übersetzung der englischen Übersetzung aus dem " A y e e n A c b e r i " den kurzen Überblick über den Inhalt der 18 Parvan ( " P u r b h s " ) mit, der einer auf A k b a r s B e f e h l entstandenen persischen Übersetzung des Mahäbhärata entstammte f S . 480). Die Geschichte von K r s i j a und Kaipsa, die er dann erzählt, steht nicht im Mahäbhärata, sondern im Harivaipáa und in den Purärjen. Das Mythologische entnahm er den Aufzeichnungen des Schweizers d e P o l i e r aus L a u s a n n e , der lange Zeit im Dienste der E a s t India Company gestanden hatte: "Mythologie des Indous, travaillée par Madame la Chanoinesse de Polier, sur des Manuscrits authentiques apportés de l'Inde par feu Mr. le Colonel de Polier", 1809 (S. 510). In bezug auf das hohe Alter der Sanskritliteratur, ihrem K e r n e nach, ist er ganz der Ansicht von C o l e b r o o k e . E r b e k ä m p f t w i e d e r holt die Ansichten von B e n t l e y (As. Res.), der hauptsächlich aus astronomischen Gründen den Vikramäditya mit K ä l i d ä s a usw. in sehr späte Zeiten heruntersetzen wollte (S. 407, 459, 5 3 1 ) . Seine weiteren Notizen über einzelne Puränen gehen auf den Catalogue des manuscrits sanskrits de la Bibliothèque Impériale von L a n g l è s (1807) zurück. F ü r seine A u s f ü h rungen über die lyrische und dramatische Poesie zitiert er besonders J o n e s . Von den T e x t e n selbst kannte er nur den Gîtagovinda in der Dalbergschen Übersetzung, und das Säkuntala in der von Jones. E b e n s o ist ihm durch Jones von der didaktischen Poesie der Hitopadeáa bekannt. Zum Schluß des ersten Abschnitts S. 546 stellt er 4 Perioden der S a n s kritliteratur a u f : ι . die der V e d e n , 2. die epische, 3. das poetische und wissenschaftliche Zeitalter des Vikramäditya (die Literatur hat den C h a rakter einer Hofliteratur angenommen), 4. die Jahrhunderte des Mittelalters, in der unter anderem die Puräijen ihre jetzige Gestalt erhalten haben. Im zweiten Abschnitt, mit dem T i t e l " B r u c h s t ü c k e aus der ältern G e schichte, V e r f a s s u n g s - und Handelskunde von Indien" S. 557, ist von besonderem Interesse, wie Heeren aus den A n g a b e n der " D i c h t e r g e s c h i c h t e " eine historische G r u n d l a g e zu gewinnen sucht. E r geht von der V e r schiedenheit der K a s t e n aus. Aus der helleren H a u t f a r b e der Brahmanen erschließt er, daß sich in ihnen die arischen Inder am reinsten erhalten haben. Die dunkle Hautfarbe der Südras kommt von stärkerer " V e r m i schung mit F r e m d e n " . Die S a g e von Paraàu-Râma deutet er dahin, daß die Brahmanen nicht nur durch die Religion, sondern auch durch einen K a m p f den V o r r a n g vor den Ksattriyas erlangt haben. Nur die höheren Kasten kann man, wie Jones will, " a u s I r a n " ableiten. Die G a n g e s l ä n d e r sind in den E p e n die Hauptländer Indiens (daß der Indus der Hauptstrom d e s R g v e d a ist, wußte H e e r e n noch nicht), von da aus haben sich die
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brahmanischen Inder von Norden nach Süden ausgebreitet. Soweit wir zurückblicken können, kein einheitliches Volk, sondern eine Vielheit von Stämmen und Reichen. Da er das Rämäyaija für das älteste indische E p o s hält (S. 573), beginnt er mit A y o d h y ä (Oudh) im Lande der Koáala. Dorthin ladet Dasaratha die K ö n i g e von Kâàï (Benares), Magadha (Bihär), Sindhu, Surästra (Surate), A n g a , Suvïra ein. Dieselbe Vorstellungsart, Indien ein in mehrere unabhängige Staaten geteiltes Land, herrscht auch im Mahäbhärata. Das Hauptreich ist das L a n d der Kuru-Pancäla in den Gangesländern "von den nördlichen Gebirgen bis Bengalen", nach der T e i l u n g in ein südliches und ein nördliches Reich mit Indraprastha (Delhi) als Hauptstadt der Päijdava ("Pandos"), Hästinapura als Hauptstadt der Kaurava ( " C o r o s " ) 1 ) . Da ihm das Mahäbhärata selbst noch nicht zugänglich geworden war, erwähnt er von anderen Reichen nur noch den K ö n i g von Kanyäkubja ("Canoje"), das sich gehoben habe, als A y o d h y ä sank. A b e r neben dem Reiche von A y o d h y ä scheint ihm Magadha eines der ältesten Reiche g e w e s e n zu sein. Hier kommt er auf Palibothra-Pätaliputra, das er bei Patna sucht, zu sprechen, und auf Sandracottus-Candragupta, bei dem er zwischen den griechischen und den indischen Nachrichten eine g r ö ß e r e Verschiedenheit erblickt, als in Wirklichkeit vorhanden ist 2 ). Da er noch nichts von A s o k a und seinen Inschriften wußte, sinkt ihm nach Sandracottus die Geschichte Indiens wieder in das Dunkel zurück (S. 585), bis nach etwa 200 Jahren die "glänzende R e g i e r u n g " des Vikramäditya kommt, die freilich jetzt erst recht "als Dichtergeschichte" angesehen wird. A u s einer Abhandlung von Jones kannte er auch schon die in den Purâçen enthaltenen Verzeichnisse der K ö n i g e . V o n der Kultur des D e k k h a n entwirft H e e r e n ein zu phantasiereiches Bild, gestützt auf die Felsentempel. E r hebt hier O z e n e (Ujjayinï) und aus dem Periplus T a g a r a (skr. Devagiri), "die g r o ß e Hauptstadt des Gebiets A r i a c a " , hervor. F ü r einen großen T e i l dessen, was er dann über die Kulturverhältnisse ausführt, die Formen der Verfassung, Kasten usw., ist "Menu's Gesetzbuch" seine Hauptquelle (S. 595 ff.). V o n besonderem Interesse sind seine Ausführungen über die Monogamie, über die Gewalt des Königs, die Beamten, den republikanischen Charakter der Städte und Kommunen, das Eigentum an Grund und Boden. Für den Handel Indiens bildet den Ausgangspunkt der dem Arrian zugeschriebene Periplus Maris Erythraei aus dem 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. Mit Vorsicht sucht Heeren zu bestimmen, was von da aus auch schon für die ältere Zeit angenommen w e r d e n kann. Dazu gehören auch Seereisen der indischen Kaufleute, überseeischer Handelsverkehr nach dem W e s t e n und nach dem Osten. Da in Indien keine nennenswerten Gold- und Silbergruben vorhanden seien, lasse die M e n g e Goldes (in Schilderungen des Râmâyaça) auf einen bedeutenden auswärtigen Handel zurückschließen. Über das Alter von geprägten indischen ' ) W i e hier " C o r o s " aus K a u r a v a , so ist s c h o n v o n d e n G r i e c h e n " P ö r o s " aus P a u r a v a gemacht worden. 2 ) Ü b e r die N a c h r i c h t e n d e r G r i e c h e n hatte H e e r e n s c h o n in einem früheren B a n d e g e h a n d e l t in seiner U n t e r s u c h u n g ü b e r d a s p e r s i s c h e Indien. B e i den G r i e c h e n erscheint P a l i b o t h r a als die H a u p t s t a d t der Prasii. D a s ist nur eine a l l g e m e i n e von den B e w o h n e r n des W e s t e n s den B e w o h n e r n d e s O s t e n s g e g e b e n e B e z e i c h n u n g , w i e t a t s ä c h l i c h der aus d e m W e s t e n g e b ü r t i g e P a c i n i v o n den prañca/f spricht, w o r u n t e r teils die V ö l k e r des O s t e n s (präcäm desi I I, 75), teils deren G r a m m a t i k e r zu v e r s t e h e n sind (s. B ö h t l i n g k s Index). — A u c h n a c h der i n d i s c h e n T r a d i t i o n w a r C a n d r a g u p t a ein M a n n von niederer H e r k u n f t , d e n n w e n n er auch v ä t e r l i c h e r s e i t s ein N a n d a war, so s t a m m t e d o c h seine Mutter Mura aus einer n i e d e r e n K a s t e . I m D r a m a M u d r ä r ä k s a s a b e l e g t ihn sein eigener Minister m i t d e m N a m e n Vísala.
KAP. VII.
O.
FRANK.
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Münzen weiß Heeren noch nichts Sicheres. Was man aus Indien holte, oder was indische Kaufleute ausführten, waren Edelsteine, Perlen, Webereien der verschiedensten Art, Gewürze, "Räuchwerk". Seide und Pelzwerk kamen aus China. Über die Produkte, den Reisbau, den Karawanenhandel des alten Indiens u. a. m. gibt die jetzt aufgeschlossene alte Literatur unendlich mehr Auskunft, als Heeren ahnen konnte. Aber die Kapitel der zu schreibenden Geschichte hat er vielfach richtig überschrieben. Zum Schluß vergleicht Heeren die Inder mit den Ä g y p t e r n . Wenn er eine Ähnlichkeit auch in der Baukunst behauptet, so ist dies für die alten Zeiten ein besonders starker Irrtum. Das alte Ägypten spricht zu uns in seinen Monumenten, das alte Indien in der treu bewahrten mündlichen Tradition und Literatur. Heeren hält die Möglichkeit offen, daß die ägyptische Kultur von der indischen beeinflußt sei. Das Umgekehrte hält er mit Recht für ausgeschlossen. K A P . VII.
O. FRANK. Um tiefer in die alte Geschichte und Kultur Indiens eindringen zu können, mußte den deutschen Gelehrten die Erlernung des Sanskrit erleichtert werden. Zwei Süddeutsche waren es, O t h m a r F r a n k und F r a n z B o p p , die nebeneinander in Paris, unterstützt von ihrer Regierung, dem Studium des Sanskrit oblagen und dann fast gleichzeitig jeder eine Sanskritgrammatik herausgaben, Frank 1823 und Bopp 1827, ersterer in lateinischer, letzterer in deutscher Sprache. Sie waren Rivalen und hatten keine nähere Beziehung zueinander. Frank, der schon in reiferen Jahren stand, verfolgte eine philosophische Richtung. Bopp war purus putus grammaticus. Dadurch daß er die Sprachvergleichung zu einer methodischen Wissenschaft erhob, in der das Sanskrit eine wichtige Stellung einnahm, hat er in weiten Kreisen zum Studium des Sanskrit angeregt. Auch war sein Nalus die erste Ausgabe eines Sanskrittextes von Seiten eines deutschen Gelehrten, aber die Literatur kam doch für ihn nur als Sprachquelle in Betracht. Frank hatte in ähnlicher Weise schon vor seiner Grammatik eine Chrestomathie herausgegeben. Sein Sinn war mehr auf den Inhalt der Literatur gerichtet; es fehlte ihm jedoch die strengere philologische Schulung. Bopps Ruhm als Grammatiker ist geblieben, aber in der philologischen Richtung ist sowohl Frank als auch Bopp sehr bald von August Wilhelm v. Schlegel und Lassen überstrahlt worden, den ersten Führern der deutschen Sanskritphilologie. O t h m a r F r a n k , geboren 1770 in Bamberg, gestorben 1840, tritt uns in seinen Schriften zuerst als Professor der Philosophie in Bamberg entgegen, war dann Professor Philosophiae ac Philologiae Orientalis, Indicae inprimis ac Persicae, in Würzburg, von 1826 an in München an der dortigen neugegründeten Universität. In einer ersten Periode seines Lebens haben seine Schriften einen philosophisch-phantastischen Charakter, indem er für Iran schwärmte, das Land des Lichts und einer ursprünglichen Lichtreligion. Diesen "Persismus" vertritt er in seiner Schrift "Das Licht vom Orient", Nürnberg und Leipzig 1808, die er Napoleon, dem Protektor des Rheinischen Bundes, weihte, "dem mächtigsten Avatar der Zeit (im Sinne der Brahmanen)". Diese Schrift enthält vorläufige Ideen "zur Errichtung einer philosophisch-persischen Academie in Teutschland,
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einer Societät der ältesten Weisheit des Orients und der teutschen Nation". Die deutsche Sprache leitete er noch in ganz unwissenschaftlicher Weise von der persischen ab. E r erwähnt Anquetil Duperron und Kleuker. Das "Samscredam" kannte er damals nur aus dem Sidharubam, der Grammatik des Paulinus a St. Bartholomaeo. Von ähnlicher Art sind seine Schriften " D e Persidis Linguâ et Genio, Commentationes Phaosophico-Persicae", Norimbergae 1809, "Persien und Chili als Pole der physischen Erdbreite und Leitpunkte zur Kenntnis der Erde in einem Sendschreiben an den Herrn Kammerherrn Alexander von Humboldt", Nürnberg 1 8 1 3 , " F r a g mente eines Versuchs der dynamischen Spracherzeugung nach Vergleichungen der Persischen, Indischen und Teutschen Sprachen und Mythen", Nürnberg 1 8 1 3 . Nach solchen Antecedentien ist es begreiflich, daß Grammatiker wie Bopp und Philologen wie Lassen ihn nicht recht anerkennen wollten, obwohl er sich in einer zweiten Periode eine achtungswerte Kenntnis des Sanskrit erworben hatte. Diese zweite Periode wurde heraufgeführt durch einen dreijährigen Studienaufenthalt in Paris und London, der ihm durch eine königliche Unterstützung ermöglicht wurde. In Paris war er gleichzeitig mit Bopp. E r soll auf Bopp eifersüchtig gewesen sein. In den Vorreden seiner späteren W e r k e spricht er mehr von London als von Paris, das Entgegenkommen von Wilkins und Colebrooke rühmend. Nach Würzburg zurückgekehrt veröffentlichte er München 1 8 1 7 einen lithographierten Conspectus Chrestomathiae Sanskritae und dann diese selbst in zwei Teilen, München 1820, 1 8 2 1 , also in denselben Jahren, in denen Yates in Calcutta seine "Sunscrit Grammar" und seinen "Sunscrit R e a d e r " herausgab. Man wird zugestehen müssen, daß Frank in Deutschland neben Bopp die ersten Sanskrittexte herausgegeben hat, aus Londoner Handschriften. E s waren Stücke aus dem Mahäbhärata, aus Manu mit Kullükas Kommentar, der Anfang von áaipkaras Kommentar zum Brhadäraijyaka mit dem Superkommentar des Änanda, und Stücke aus der Bhagavadgîtâ, vgl. Gildemeister, Bibl. Sanskr. Spec. Nr. 53. Das erste Stück analysierte er für den Anfänger Wort für Wort, den andern T e x t e n fügte er Übersetzungen bei. Den ersten T e x t gab er in Devanägari und darunterstehender Transkription, mit Erklärung der Ligaturen, die übrigen T e x t e des I . T e i l s nur in Transkription, die T e x t e des 2. Teils nur in Devanägari. Am Ende des 2. Teils finden sich Deklinations-, Konjugations- und Alphabet-Tabellen. Der beabsichtigte 3. Teil mit einem Glossar ist nicht erschienen. Da ihm Sanskrittypen nicht zur Verfügung standen, mußte er sich der Lithographie bedienen. Die orthoëpiae tabula, und überhaupt die Buchstabenformen, entnahm e r d e r Grammatik von Wilkins (S. X). Auch nachdem Schlegel 1 8 2 1 sein "Specimen novae Typographiae Indicae" gegeben, blieb Frank bei seinem Verfahren und feierte einen Besuch des Königs in Würzburg mit einem "Novum Scripturae Hindorum Specimen, quod adparatu typographico-lithographico, nunc denuo instructo, dandum curavit Othmarus F r a n k " , Wirceburgi 1823. In demselben Jahre erschien, typographice et lithographice sumptibus propriis (wobei die Übertragung auf den Stein eine Dame, Theresia Hoyer, ausführte), sein zweites Hauptwerk "Vyäkaraijaip | àâstracaksus | Grammatica | Sanscrita | ", Wirceburgi 1823. E r widmete diese erste Sanskritgrammatik in Deutschland dem König Maximilian Joseph, der ihm ihre Veröffentlichung, wie schon die der Chrestomathie, durch weitere Unterstützung erleichtert hatte. In derPraefatio erwähnt er die bis dahin erschienenen grammatischen Werke, von denen er die von Colebrooke und Wilkins besonders hervorhebt. E r dankt hier auch
KAP. VII.
0.
FRANK.
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A. Hamilton für den ersten Unterricht im Sanskrit. Die Grammatik selbst enthält außer Laut- und Formenlehre auch einen Abschnitt über Syntax. Sie ist nicht fehlerfrei, gebraucht zum Teil von den indischen Grammatikern konstruierte Wörter als Paradigmen, ζ. B. sugaij, gab aber doch auf 218 Seiten in Quart einen brauchbaren Überblick über den Bau der Sprache. Bopp und die Bonner haben sich nicht günstig über Franks Chrestomathie und Grammatik ausgesprochen. Bopp äußert sich über ihn in einem Briefe an Windischmann vom 14. November 1820. Das Urteil von Bopp und von Schlegel über die Chrestomathie führt Lefmann in seinem Werke über Bopp an, I S. 75 ff. Eine starke Übertreibung enthält des sonst nicht so scharf urteilenden Lassen Äußerung über Franks Grammatik in einem Briefe an Schlegel vom 30. Juli 1824: ". . . das Buch zu studieren und doch beim getrosten Muthe zu bleiben, wäre der Beweis eines sehr starken Gehirns", Briefwechsel S. 58. In einem Supplementum wollte Frank chronologisch geordnet noch weitere Beispiele aus der Literatur beibringen. In der Literatur unterschied er drei Zeitalter, das vedische bis zum saeculum aureum des Vikramäditya I, ein zweites von da bis zu König Bhojadeva im 10. Jahrhundert, der gleichfalls ein Freund der Wissenschaften war, ein drittes von da an bis zur Neuzeit. Dieses Supplementum ist nicht erschienen, ebensowenig wie eine Encyclopaedia Sanskrita und ein Werk über die Literatur der Inder, was er beides gleichfalls in der Praefatio angekündigt hatte. Wie das letztere Werk ausgesehen haben würde, läßt die von ihm gegründete Zeitschrift vermuten: "Vyäsa, Über Philosophie, Mythologie, Literatur und Sprache der Hindu", von der ein I. Heft München und Leipzig 1826, ein II. und III. Heft 1830 herauskamen. Das erste Heft erschien zur Eröffnung der Ludwig-Maximilians-Universität in München, an die er berufen worden war. E r hatte inzwischen mit Hilfe der Frau Theresia Hoyer Sanskrittypen gießen lassen, die zweite indische Schrift, die in Deutschland gestochen und gegossen worden sei (S. VIII fg.). E r erwähnt die Bonner und Berliner Schrift, auch Schlegels "Indische Bibliothek", aber ohne die Namen von Schlegel und Bopp zu nennen. Nach einer Einleitung "Über den wissenschaftlichen Gehalt der Saijskrit-Literatur", in der er nach einer Stelle der Aryäsaptasati des Govardhana die 18 verschiedenen Wissenszweige aufführt, und einem ersten Artikel über die Literatur der SanskritGrammatik, in dem er aber mehr über die Grammatik philosophiert, als daß er ihre Werke vorführte, handelt seine Zeitschrift im übrigen fast ausschließlich in seiner philosophierenden Art von der indischen Philosophie. Sein Führer war Colebrooke, in dessen Handschriftensammlung er sich auch während seines Aufenthalts in London umgesehen hatte, s. seine lange Anmerkung Nr. 2. Wie seine Chrestomathie und Grammatik beweisen, war er einer der Ersten, die wirklich bis zu einem gewissen Grade eine solide Kenntnis der Sprache besaßen, wenn man ihm auch Fehler im einzelnen nachweisen kann (ζ. B. in der Deklination von gariyas). Für leichtere T e x t e genügte sie, aber dem Kommentar des Saipkara war er nicht gewachsen. Gleich zu Anfang ist er durch falsche Trennung der Komposita und der Sätze nicht zu einem richtigen Verständnis gelangt. Aber dieses würden damals auch andere ohne die Hülfe eines Pandits nicht erreicht haben. Frank arbeitete isoliert, kannte den philosophischen Sprachgebrauch noch nicht genügend und glaubte zu leicht, einen tiefen Sinn des philosophischen T e x t e s erfaßt zu haben, den er mystisch unklarer erscheinen läßt, als er in Wirklichkeit ist. Der indischen Philosophie, Indo-arische Philologie I. ι B.
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die ihn besonders anzog, ist auch sein drittes Hauptwerk gewidmet " D i e Philosophie der Hindu. Vaedanta-Sara von Sadananda, Sanskrit und teutsch zum erstenmal übersetzt, und mit Anmerkungen und Auszügen aus den Scholien des Rama-Krishna-Tirtha begleitet", München und L e i p z i g 1835, in Deutschland ein erster Versuch, die indische Philosophie durch einen bestimmten T e x t mit Ubersetzung zur Anschauung zu bringen. Ballantynes Übersetzung war damals noch nicht erschienen. So sehr wir auch Franks selbständiges V o r g e h e n anerkennen möchten, so machte doch auch diese Übersetzung schon auf die Zeitgenossen den Eindruck der Unklarheit und ist sie an vielen Stellen falsch (z.B. war ihm S . 6 die Bedeutung von äropa nicht aufgegangen). Frank hat außerdem 111 den ersten Bänden der A b handlungen der Münchner Akademie C l . I mehrere Arbeiten veröffentlicht, die sich auf andere Gegenstände beziehen. Seine Abhandlung "Über das Bild des Weltbaumeisters, Visvakarman, in einem der Felsentempel bey Illora in Indien" in Band I S. 765 ff. (1835) zeigt, daß er seine Studien auch auf das archäologische Gebiet ausgedehnt hatte. E r erwähnt hier die W e r k e über Ellora von Malet, T h . und W . Danieli, Sykes, Erskine, Seely, Melville Grindlay. Indem er eine Figur, die bisher für Buddha gehalten worden war, für Siva erklärt, nimmt er Veranlassung, von der bildlichen Darstellung Sivas und von dem W e s e n dieses Gottes zu handeln. Dieses bringt er in Zusammenhang mit der indischen Philosophie, wozu er besonders seine Übersetzung des Vedäntasära benutzt. E r kombiniert sogar den Linga, unter dem Siva verehrt wird, mit dem lingaàarïra der Särpkhykärikäs (S. 8i2ff.). In ä h n l i c h e r W e i s e hat er dann von Visiju gehandelt, in der Abhandlung " Ü b e r ein Denkmal der indischen Mythologie, nach einer indischen Zeichnung", in Band II derselben Abhandlungen der Münchener Akademie (1837), S. 301 ff. In einer Sammlung von Zeichnungen, "die der englische General Campbell von einem indischen Künstler nach bestehenden Denkmälern in Indien hatte machen lassen", und die nach W i e n gekommen war, fand Frank ein figurenreiches Blatt mit Visiju in der Mitte, das er eingehend erklärte. Daran schließt sich noch eine kleinere Abhandlung "Über einige indische Idole des K . Antiquarium in München und zwei indische K ö p f e in der Glyptothek S. M. des K ö n i g s " , ebenda II S. 381 ff. Der Kreis der Sanskrittexte, denen er Stellen über Siva und Visnu entnahm, war nicht sehr groß. Er zitiert öfter Moors Hindu Pantheon und die History of Java von Raffles. Eine letzte Arbeit Franks hat die Überschrift "Über die indischen Verwandtschaften im Ägyptischen, besonders in Hinsicht auf Mythologie", in denselben Abhandlungen der Münchener A k a d e m i e Band III S. 99 ff., 1840. Frank rühmt hier die A u s z ü g e Wilsons aus den Puräijen und dessen Abhandlung über die Indischen Sekten, und sagt dann etwas zu selbstbewußt: "Die Grundzüge der indischen Mythologie glaube ich dem Wesentlichen nach allerdings in meinen verschiedenen Abhandlungen geliefert zu haben" (S. 120). D a ß die ägyptische Kultur von der indischen beeinflußt worden sei, hatte auch Heeren für möglich gehalten. In welcher W e i s e Frank das Indische im Ä g y p t i s c h e n suchte, zeigt sich gleich bei dem ersten der ägyptischen Götter Amon Hnub. E h e Svayambhü, der Unoffenbare (avyakta) zur Offenbarung der W e l t aus dem Geiste das alles hervorbringende manas erhob, war er amanas, und das ist Amon. D e r andere Name aber ist skr. hnuvat, v e r b e r g e n d , geheimhaltend. Zwei alte V ö l k e r mit einander zu vergleichen, kann lehrreich sein, aber die Annahme eines Kulturzusammenhangs darf nicht auf solche etymologische Erfindungen gegründet werden.
KAP. VIII.
FR. Bopp.
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A u c h in dieser Abhandlung verwertete Frank, was er von der indischen Philosophie kennen gelernt hatte. K A P . VIII.
FR. BOPP. In der vergleichenden und sprachwissenschaftlichen Behandlung des Sanskrit hat alle V o r g ä n g e r in den Schatten gestellt F r a n z B o p p , geboren 1791 in Mainz, gestorben 1867 als Mitglied der K . Preußischen A k a demie d . W . und Professor an der Universität in Berlin. E r war von Friedrich Schlegels Buch angeregt worden 1 ). W i e dieser machte er seine Studien in Paris, hat aber dort das Sanskrit wirklich erlernt. V i e l e einzelne W ö r t e r und Formen des Sanskrit waren schon vor Bopp mit entsprechenden Wörtern und Formen des Persischen und der andern verwandten Sprachen zusammengestellt, und diese Ähnlichkeit der Sprache war schon vor ihm als auf Verwandtschaft beruhend gedeutet worden. A b e r es kommt in der Geschichte weniger darauf an, wer einen Gedanken zuerst ausgesprochen, als vielmehr darauf, wer ihn zuerst so ausgesprochen hat, daß er zündete. Diese zündende W i r k u n g hat Bopps Schrift über das Conjugationssystem des Sanskrit gehabt. E s ist die Erstlingsschrift desselben Mannes, der dann auch die erste vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen geschrieben hat. Bei der vergleichenden Betrachtung stellen sich fast notwendig Vermutungen über den Ursprung der Formen ein. Hauptsächlich diese theoretische Seite, auf die Bopp selbst freilich den größten W e r t legte, ist es, in der seine Schriften nicht mehr ganz der Jetztzeit entsprechen. Denn die T h e o r i e n ändern sich von Generation zu Generation. Jede läßt ihr Stück Wahrheit z u r ü c k , und jede muß in ihren Irrtümern berichtigt werden. A b e r Bopps Anschauung hat auch da, wo sie sich als irrig erwies, den Anstoß zur besseren Erkenntnis gegeben. A u c h vor dem Erscheinen des Sanskrit hat es Theorien über den Zusammenhang der Sprachen g e g e b e n , das Hebräische sah man als die Ursprache an, das Latein wollte man aus dem äolischen Dialekte des Griechischen ableiten. Erst durch die Bekanntschaft mit dem durchsichtigen und formenreichen Sanskrit war die e n g e Zusammengehörigkeit der indogermanischen Sprachen klar geworden. Diese Erkenntnis hinderte nicht, nach wie vor auch in den semitischen und anderen Sprachen Beziehungen zu den indogermanischen Sprachen entdecken zu wollen. Der ausgedehnte Briefwechsel, durch dessen Veröffentlichung S a l o m o n L e f m a n n seiner Biographie Bopps 2 ) erst einen höheren W e r t verliehen hat, gewährt nicht nur einen Einblick in Bopps W e r d e g a n g , sondern läßt auch erkennen, wie sehr Bopp von 1816 an auch als ein Hauptförderer der Sanskritstudien in Europa angesehen worden ist. In diesem Briefw e c h s e l b e g e g n e n wir fast allen Gelehrten, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Namen in der Geschichte der Sanskritphilologie und der Sprachwissenschaft gemacht haben. Nachdem Mainz französisch geworden war, mit seinen Eltern nach Aschaffenburg übergesiedelt, besuchte er das dortige Gymnasium und L y c e u m , wo der katholische Philo') S. Bopps Brief an Windischm. v o m 20. N o v . 1815, bei Lefmann, Fr. Bopp I 32*, " F r a n z Bopp, sein L e b e n und seine Wissenschaft", I . H ä l f t e Berlin 1891,2.Hälfte 1895, Nachtrag (den Briefwechsel mit W . von Humboldt enthaltend) 1897. Vgl. die Würdigung Bopps bei Benfey, Gesch. d. Sprachw. 370 ff. Ein N e k r o l o g " F r a n z B o p p " von A . W e b e r in Nr. 254 der Haude- und Spenerschen Zeitung vom 30. Oktober 1867. 2)
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soph W i n d i s c h m a n n sein Lehrer war. Bopp war auch selbst katholisch. Windischmann wurde 1 8 1 8 nach Bonn berufen. Bopp stand mit ihm bis tief in seine Berliner Zeit hinein in freundschaftlichstem Verkehr, der auch durch die scharfe Zurückweisung einer Äußerung Bopps über das Pabstthum (Briefe vom 9. Jan. und 5. Febr. 1820) nicht auf die Dauer getrübt worden ist. Die letzten Briefe der beiden datieren vom 2 1 . November und 2. Dezember 1829. Noch in einem Briefe aus Berlin vom 15. Mai 1821 rühmt er von seinem väterlichen Freunde, daß er höhere Ansichten in seinen Schülern geweckt habe: "ohne Sie würde ich es vielleicht für etwas Unwürdiges gehalten haben mich gegen den Orient hin zu wenden". "Von den eigentlichen Hellenisten" hatte er zuvor gesagt, daß sie zu befangen wären in ihrem Kreise und eine Sünde gegen die Kritik zu begehen glaubten, wenn sie ihren Blick anderwärts hinrichteten. Windischmann interessierte sich für den Orient im Sinne der Romantiker und wünschte von Bopp neue Stellen über das Brahma und andere philosophische Gegenstände zu erhalten, die er seinen Schriften einverleiben konnte. Dadurch wurde Bopp gegen seine Neigung bei der Philosophie festgehalten, lehnte es aber doch in seinem letzten Brief vom 2 1 . November 1829 ab, eine philosophische Schrift seines Lehrers anzuzeigen. E r schreibt hier die bezeichnenden Worte : "Mir ist von Allem, was Indien anbelangt, die Sprache das wichtigste, und nur in Zergliederung ihres Organismus, in Untersuchungen über ihr Verhältniß zu den verwandten Dialekten und ihre Bedeutung in der allgemeinen Sprachenwelt trete ich mit wahrer Lust und innigem Vertrauen als Schriftsteller auf." Auch seine Bearbeitung von T e x t e n ist ihm nur Mittel zum Zweck. A. Weber hat wiederholt auf Windischmanns Hauptwerk — Die Philosophie im Fortgang der Weltgeschichte — hingewiesen, weniger um seiner selbst willen, als wegen der Übersetzung von Upanisadstellen, die ihm sein des Sanskrit kundiger Sohn Friedrich geliefert hat. Aber K. J. Windischmann verdient auch um der Freundschaft und des Verständnisses willen, mit dem er Bopp gefördert hat, in der Geschichte der Wissenschaft hervorgehoben zu werden. E r verschaffte ihm einen Verleger für seine erste Schrift und schrieb ein Vorwort ("Vorerinnerungen") zu dieser; seine Empfehlungen trugen dazu bei, daß Bopp von der bayrischen Regierung und der Münchener Akademie Unterstützungen zu seinem Aufenthalt in Paris und später in London erhielt (an Wi. August 1814). Bopp hat seine Studien in Paris und London gemacht. In Paris wirkte zu Anfang des 19. Jahrhunderts S i l v e s t r e d e S a c y , der berühmteste Orientalist seiner Zeit 1 ). So hat auch Bopp, als er im Jahre 1 8 1 2 nach Paris kam, bei diesem zuerst Arabisch gelernt, auch Persisch. "Nur die indischen Sprachen werden hier nicht gelesen, und Niemand studiert sie", sagt er vor hundert Jahren in seinem ersten Briefe an Windischmann (vom I. Januar 1813). Doch hofft er für das Sanskrit auf C h é z y . " E r ist der einzige, wie ich höre, der diese Sprache hier betreibt." Chézy, geboren 1773, gestorben 1832, wurde erst später zum Professor des Sanskrit am Collège de France ernannt und begann seine Vorlesungen im Januar 1 8 1 5 (Bopp an Windischmann xo. Jan. 1815). Bopp arbeitete von Anfang an auf der Bibliothek. Auch er rühmt das freundliche Entgegenkommen von Langlès. Dieser forderte ihn auf, eine Sanskritgrammatik zu schreiben, da Chézy allzu langsam sei, und bot ihm die Hilfsmittel dazu aus seiner ') Vgl. Hartwig Derenbourg "Silvestre de S a c y " , in Techmer's Internat. Zeitschr. für Allgemeine Sprachw. III (1886) S. I — X X V I I I ) .
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FR. Bopp.
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eigenen reichen Bibliothek an, Brief von Bopp an Windischmann vom 3. April 1 8 1 6 , Lefmann I 38*. Bopp begann seine Studien in denselben Verhältnissen wie zehn Jahre früher Friedrich Schlegel, wie gleichzeitig mit ihm Othmar Frank, der mit Unterstützung der Münchener Akademie nach Paris gekommen war, und wie August Wilhelm Schlegel, der sich bei Chézy angemeldet hatte, dann aber dessen Collegium nicht besuchte und schon im April Paris wieder verließ (an Wi. 24. Febr. 1815). Bopp gab ihm Unterricht im Sanskrit. Die Einarbeitung in das Sanskrit war schwer. E s fehlte an Hilfsmitteln und an den indischen Pandits. Noch am 27. Juli 1 8 1 4 schrieb Bopp 1 ), daß er kein indisches Manuskript ohne eine Übersetzung übersetzen könne, auch Chézy kaum, obwohl dieser sich schon 6 Jahre länger mit Sanskrit beschäftige. Dadurch erklärt sich, daß die europäischen Gelehrten sich immer und immer wieder an die T e x t e hielten, die in Indien gedruckt und schon dort bearbeitet worden waren. Bopp suchte sich durch eifriges Lesen unabhängig zu machen. Nach seinem Briefe an den älteren Burnouf vom 30. Januar 1825 hat er das ganze Mahäbhärata durchgelesen (vgl. den Brief an Wi. vom 25. Sept. 1817). E s fehlte an einem Wörterbuch (an Wi. 24. August 1815), denn Wilsons Sanscrit Dictionary erschien zuerst Calcutta 1 8 1 9 und war sehr teuer. Bopp beginnt schon im August 1 8 1 4 einen Brief an Windischmann mit dem Satze "Schon lange habe ich den Plan eine vergleichende Grammatik zu schreiben zwischen dem Sanskrit und seinen Töchtern", zu denen er auf Grund einer vorläufigen Untersuchung auch das Armenische rechnet. Die erste Frucht dieses zielbewußten Studiums war das schon erwähnte Buch "Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache. Nebst Episoden des Ramajan und Mahabharat in genauen metrischen Übersetzungen aus dem Originaltexte und einigen Abschnitten aus den Veda's. Herausgegeben und mit Vorerinnerungen begleitet von K. J. Windischmann. Frankfurt a. M. 1 8 1 6 " . Die vedischen Hymnen stammen aus Colebrookes Abhandlung über den Veda und sind von J. Merkel aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Auch das Stück aus dem Rämäyaija war vor ihm schon übersetzt worden. Nur von den Stücken aus dem Mahäbhärata hatte er eines, Hidimbabadha, ohne eine solche Unterstützung aus dem Sanskrit in das Deutsche übertragen (s. Lefmann, Fr. Bopp I 39). Von diesem Werke und seiner günstigen Aufnahme ist in dem Briefwechsel viel die Rede. Was ihm aber in grammatischer Beziehung die Hauptsache war, sprach er brieflich in dem Satze aus: "Mein System, welches dahinaus geht, die verschiedenartigen Elemente, welche in der Sprache zu einem Ganzen zusammengewachsen, zu unterscheiden, findet hier großen Beyfall" (an Wi. Paris 25. Sept. 1817). Da damals, wenigstens in Deutschland, niemand das Sanskrit besser verstand als Bopp, konnten die elementaren Fehler im Sanskrit, die diese Erstlingsschrift enthält, den günstigen Eindruck nicht beeinträchtigen. Man muß bedenken, daß Bopp damals 25 Jahre alt war, daß er diese schwierige Sprache ohne viel Hülfe kaum vier Jahre lang studiert hatte. Bald erwuchsen ihm in A. W. Schlegel und in Lassen scharfe Kritiker. Mit besonderen Mitteln dazu vom Kronprinzen, dem nachmaligen König Ludwig von Bayern ausgestattet, ging Bopp im Jahre 1 8 1 8 nach ') Vgl. Bopps Brief an Windischm. vom 1. Aug. 1814.
jo
I. A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
London. E r plante sogar eine Reise nach Indien. In London lernte er Colebrooke und Wilkins kennen. Der von den Romantikern angeregte Sprachforscher hatte für die deskriptive Methode, mit der uns Colebrooke das Wissen und die Interessen der Inder seiner Zeit vermittelt hat, wenig Verständnis. Colebrooke hatte es bei Bopp durch sein oben S. 28 angeführtes Urteil über den Veda verdorben, das sich wohl hauptsächlich auf den sakralen Teil des Veda bezog. Rgvedasaiphitâ, Satapathabrâhmaça und andere ähnliche Werke standen bei den damaligen Pandits Nordindiens weder in religiöser noch in literarischer Beziehung im Vordergrunde des Interesses. Schon in seinem ersten Briefe aus London an Windischmann, vom 1. März 1819, erwähnt Bopp, daß er Colebrookes Bekanntschaft gemacht habe, für den er sich unter den dortigen Orientalisten am meisten interessiere, sowohl wegen seiner Kenntnisse, als vorzüglich wegen seiner vortrefflichen Sammlung indischer Handschriften. Im zweiten Briefe aus London, vom 25. August 1819, berichtet er, daß Colebrooke seine ganze Bibliothek der Ostindischen Comp(agnie) geschenkt habe, von ihm habe man also nichts mehr zu erwarten. E r fährt dann fort: "Wilkins hat mehr Sinn für die Indische Litteratur als Colebrooke, auf welchen der hohe Ernst, die Würde und liebliche Einfalt der Urpoesie der Indier wenig Eindruck machen; ihm gefallen die gekünstelten Verse ihrer späteren Gedichte besser." Noch einseitiger urteilt Bopp, wenn er in einem Briefe vom 26. August 1820 an A. W. Schlegel von dem unsterblichen Verdienste spricht, das sich Wilkins durch seine klare, verständliche Grammatik erworben habe, während er von Colebrooke sagt: "Dieser erscheint mir als ein Mann von Talent und umfassenden Kenntnissen, aber ohne Geist und Genie" ! Auch Wilkins' Ausgabe von Kááinathas Dhatumañjan (s. Gildem. Bibl. Sanscr. Spec. 399) fand Bopp "angenehm zum Gebrauch". Gewiß verdient Wilkins eine ehrenvolle Erwähnung in der frühen Geschichte der Sanskritphilologie, da seine Werke trotz ihrer Mängel viel benutzt worden sind. A. W. Schlegel spricht in einem Briefe an Bopp vom 5. Mai 1829 von dem "guten Wilkins, dem wir doch alle von unseren Lehrjahren her vielen Dank schuldig sind". Als Lassen in seinem Briefe vom 4. Mai 1824 eine weniger günstige Bemerkung über Wilkins gemacht hatte, wünscht Schlegel in seiner Antwort, Lassen möge "den freundschaftlichen Verkehr mit ihm" zu unterhalten suchen, Briefwechsel S. 26, 32. Aber die größere wissenschaftliche Bedeutung Colebrookes wußte Lassen besser zu würdigen, als Bopp, Briefwechsel S. 81. Die Frucht von Bopps Lektüre des Mahäbhärata war seine Ausgabe des Nalopäkhyäna mit lateinischer Übersetzung. Zu der einenPariser konnte er in London noch fünf andere Handschriften benutzen und den T e x t in Nägarïtypen auf seine eigenen Kosten herausgeben : Nalus, carmen sanscritum e Mahabharato, London 1819. E r hielt ein solches Werk für unentbehrlich zur Erleichterung und Verbreitung des Sanskrit-Studiums, und glaubte auf seine Kosten zu kommen, da Wilkins' Hitopadesa, "das einzige in Europa gedruckte Sanskrit-Buch", damals nicht mehr im Verkauf war. Die Kosten des Nalus beliefen sich auf 90 Pfund; ein Exemplar wurde "für einen Guinee" verkauft, wovon er von Treuttel und Würtz 13 1 ¡ 2 Schilling erhielt, s. die Briefe an Windischmann vom 1. März und 25. August 1819. Der erste Teil von O. Franks Chrestomathia Sanskrta, die dieser auch auf seine eigenen Kosten herausgab, erschien erst im Jahr darauf, Monachii 1820. Das Nalopäkhyäna ist aber seit Bopp ein beliebter T e x t für Anfänger geblieben, anfangs in Bopps Bearbeitung, später in Chrestomathien
Kap. VIII.
FR. BOPP.
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und anderen Ausgaben. Noch Bühler nahm es in sein Schulbuch "Third Book of Sanskrit (2 d ed. Bombay 1877) auf, zu dem E. Hultzsch auch ein deutsches Glossar herausgab. Weniger bekannt ist Bopps gleichfalls in London erfolgte englische Bearbeitung seines Conjugationssystems. Sie erschien unter dem Titel "Analytical Comparison of the Sanskrit, Greek, Latin and Teutonic L a n g u a g e s , shewing the original identity of their grammatical structure" in der selten gewordenen Zeitschrift "Annals of Oriental Littérature", London 1820, s. Lefmann I 68 und 9 1 * . E s war ein sinniger Gedanke von F. Techmer, daß er, um das Andenken an Franz Bopp zu feiern, diese englische Umarbeitung in der von ihm herausgegebenen "Internationalen Zeitschrift für Allgemeine Sprachwissenschaft" IV S. 1 ff. (1888) von neuem drucken ließ, mit einem historischen Vorwort von ihm selbst. Vom heutigen Standpunkte aus beurteilt enthält sie, wie das Original, im einzelnen viele Fehler und falsche Ansichten, aber die mindestens historisch äußerst wichtigen Grundgedanken Bopps bei der Vergleichung und Analyse der Sprachformen kommen hier besonders klar zum Ausdruck, wie schon der veränderte Titel andeutet. Auch Delbrück hat in seiner Einleitung in die Sprachwissenschaft für seine Darlegung der Grundgedanken Bopps besonders diese englische Schrift benutzt. Flexion im engeren Sinne des Wortes erblickt Bopp nur in Reduplikation und lautlicher Stammabstufung, daneben sind die grammatischen Formen durch Zusammensetzung mit pronominalen Elementen und mit Hilfsverben entstanden 1 ). Sehr bemerkenswert ist, was Bopp damals über das a des Sanskrit sagte, bei Techmer S. 1 8 : "I rather think that the sign used for the short a, was put also to express a short e and 0". Diese Wahrheit ist eine Zeit lang vergessen worden. Einen eingehenden Brief W. v. H u m b o l d t s über diese englische Schrift vom 4. Januar 1 8 2 1 , der sich auch bei L e f mann findet, gab Techmer diesem Neudruck bei. Humboldt faßte den Vorsatz "nunmehr einen ernstlichen Versuch mit der Erlernung des Sanskrit zu machen". Bopp hatte bis dahin an keiner deutschen Universität studiert 2 ). Nachdem aus einer Berufung nach Würzburg nichts geworden, und auch seine Anstellung bei der Münchener Akademie nicht so bald zu erreichen war, ging er für den Winter 1820 nach Göttingen, wo er sich besonders mit Hebräisch und Arabisch beschäftigte. Die Göttinger philosophische Fakultät ernannte ihn zum Doctor h. c. Von dort ging er nach Berlin, wo er viel mit W. v. Humboldt verkehrte. Dieser, von Bopp schon in London in das Sanskrit eingeführt, war von der Wichtigkeit des Sanskrit durchdrungen und hat wesentlich dazu beigetragen, daß Bopp, 30 Jahre alt, im Jahre 1821 an die Universität Berlin berufen wurde. Dort hat er, erst als außerordentlicher, seit 1825 als ordentlicher Professor und schon seit 1822 als Mitglied der Akademie, bis an sein Lebensende gelebt und gewirkt. E r starb am 23. Oktober 1867. In Berlin hat Bopp seine Sanskrit-Grammatik, sein Glossarium Sanscritum und seine Vergleichende Grammatik geschrieben. Othmar Frank in ') W. v. Humboldt hielt für möglich, daß Flexion auch entstanden sein könne durch Hinzufügung bloßer Buchstaben, die "nicht Überbleibsel eines ehemals mit Bedeutung versehenen Wortes" waren, Brief an Bopp vom 7. April 1820 (bei Lefmann, Nachtrag 10). 2 ) In einem Briefe aus Göttingen vom 14. November 1820 an Windischmann sagt er, daß er auf den Rat von Schelling und Schlichtegroll nach Göttingen gegangen sei, "besonders weil ich mich nie auf einer deutschen Universität aufgehalten, denn daß Aschaffenburg eine Universität gewesen, ist Niemanden bekannt." Welche Mühe würde jetzt ein solcher "Irregulärer" gehabt haben, auch nur zur Promotion zugelassen zu werden I
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I. ALLG. U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
Würzburg hat zwar schon 1823 "primum in Germania" eine Grammatica Sanscrita herausgegeben", konnte aber gegenüber Bopps Grammatik nicht aufkommen. Diese ist in dreifach verschiedener Fassung erschienen, zuerst als "Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache", Berlin 1827, dann lateinisch als Grammatica critica linguae Sanscritae, Altera emendata editio, 1832, endlich als "Kritische Grammatik der Sanskrita-Sprache in kürzerer Fassung", 1834, zweite Ausgabe 1845, dritte Ausgabe 1863 ("im Ganzen die fünfte"). S. die Grammatiken bei Gildemeister, Bibl. Sanscr. Spec. S. ι ff. Den späteren Auflagen ist der Fortschritt der Wissenschaft zugute gekommen. Bopp konnte mehr auf Panini, den Veda achten, aber zuerst hatte er das grammatische Material hauptsächlich den englischen Grammatiken von Forster und Wilkins entnommen, und sich nur durch die Lektüre des Mahäbhärata und anderer ihm zugänglich gewordener Texte eine gewisse unabhängige Sprachkenntnis erworben. Durch die sprachwissenschaftliche Erklärung der Bildungen und den Hinweis auf die entsprechenden Formen der verwandten Sprachen hat er seiner klaren Darstellung noch einen besonderen Reiz gegeben. Der Typus der Boppschen Grammatik ist erst in der neuesten Zeit mutatis mutandis durch die Grammatik von T h u m b und in großem Stil durch die von W a c k e r n a g e l wieder aufgenommen worden. Denn die vollkommene Sanskritgrammatik muß zu gleicher Zeit die Sprachlehre der indischen Grammatiker, das Vorkommen der Formen in der Literatur und die vergleichende Sprachwissenschaft berücksichtigen. Uber die Bedeutung der einheimischen Grammatik s. oben S. 54. Mit dem Glossarium Sanscritum, Berolini 1830, wollte Bopp nur einem Bedürfnisse der Anfänger entgegenkommen. In der 1840—1847 erschienenen erweiterten Form enthält es außer allen Wurzeln den Sprachschatz des Naia und der anderen von Bopp 1824 herausgegebenen Episoden des Mahäbhärata 1 ), der Bhagavadgïtâ, des Hitopadeáa und des Dramas Urvaáí, wenn auch nicht vollständig, wie Gildemeister Bibl. Scr. Spec. Nr. 575 an einigen Beispielen nachweist. Zu den Sanskritwörtern sind die entsprechenden Wörter der verwandten Sprachen angegeben. In der 3. Auflage nehmen die Vergleichungen einen noch größeren Raum ein. Ohne Frage ist dieses Buch eine Zeitlang für die Erlernung des Sanskrit von großem Nutzen gewesen. Seinem Hauptwerke, der großen Vergleichenden Grammatik, in dem seine wissenschaftliche Bedeutung ihren Höhepunkt erreicht, ließ Bopp eine Reihe von Schriften über einzelne Gegenstände vorausgehen, die in den Abhandlungen der Berliner Akademie erschienen sind. Diese Abhandlungen müssen andererseits als die Fortsetzung der Schrift über das Conjugationssystem angesehen werden. Schon die Titel deuten die Richtung seiner Sprachanalyse an. Fünf von ihnen führen den gemeinsamen Titel "Vergleichende Zergliederung des Sanskrits und der mit ihm verwandten Sprachen" : I. Von den Wurzeln und Pronominen erster und zweiter Person, 1824, II. Über das Reflexiv, 1825, III. Über das Demonstrativum und den Ursprung der Casuszeichen, 1826, IV. Über einige Demonstrativstämme und ihren Zusammenhang mit verschiedenen Präpositionen und Conjunctionen. V. Über den Einfluß der Pronomina auf die Wortbildung, 1831. Dazu kamen noch 1833 zwei kleinere Abhandlungen über die Zahlwörter. Die Vergleichende Grammatik selbst erschien zuerst in Berlin von 1833 an, die zweite Auflage in drei Bänden 1857, 1859, 1861, die dritte, nur durch Einfügung der Be') S. Gildemeister Bibl. Scr. Spec. Nr. 154. Nr. 167 fg.
Dazu 1829 Diluvium, Sâvitrï usw. Gild.
KAP.
IX.
A. L .
DE CHÉZY.
G. C.
HAUGHTON.
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richtigungen und wenige kleine Zusätze veränderte 1868, 1870, 1 8 7 1 , nach Bopps Tode besorgt von seinem Schüler Ernst S i e c k e , überwacht von A. K u h n . Der volle Titel lautet in der 2. und 3. Ausgabe "Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, Armenischen, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Altslavischen, Gotischen und Deutschen". In der I. Ausgabe fehlte anfangs das Altslavische noch. Benfeys eingehende Analyse dieses Hauptwerks, Gesch. der Sprachw. 470—509, bezieht sich auf die 2. Auflage, ebenso H. Ebels Besprechung in Fleckeisens Jahrbüchern für class. Philol. 1859, 1861, 1862. Auch über die Keltischen Sprachen (1838), die Sprache der alten Preußen (1833), das Albanesische (1854) hat Bopp in der Akademie vorgetragen. Verfehlt waren seine Versuche, auch die malayisch-polynesischen (1840) und die kaukasischen Sprachen ("Über das Georgische" vorgetragen 1842, gedruckt in Jahrgang 1846) den indo-europäischen Sprachen zuzugesellen. Vgl. Benfey, Gesch. d. Sprachw. 5 1 1 . Sein Buch "Vergleichendes Accentuationssystem nebst einer gedrängten Darstellung der grammatischen Übereinstimmungen des Sanskrit und Griechischen", Berlin 1854, veranschaulicht, wie oft Sanskrit und Griechisch im Akzent übereinstimmen, und ist eine Zeitlang als eine bequeme Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft benutzt worden, hat aber in der Theorie der Akzentuation keinen Anklang gefunden. Über Bopps Verhältnis zu A. W. v. Schlegel s. Kap. X. K A P . IX.
A. L. DE CHÉZY. G. C. HAUGHTON. SAKUNTALÄ. MÄNAVA DHARMASÄSTRA. Zwischen den deutschen und den französischen Gelehrten war im Anfang des 19. Jahrhunderts mehr Fühlung vorhanden, als zwischen diesen und den englischen Gelehrten. Auch nachdem die Kontinentalsperre aufgehört hatte, war es nicht leicht, die englischen und indischen Bücher zu erlangen. Außerdem waren diese sehr teuer. "Der erste Band des Ramay. kostet hier (in Paris) 160 Frank, die Grammatik von Carey 280 Frank etc.", schreibt Bopp an Windischmann am 27. Juli 1814. Ebenso am Pfingst Mondtag 1 8 1 7 : "Seit Kurzem ist erschienen von Colebrooke aus dem Sanskrit übersetzt eine Algebra und Geometrie der Indier, in 4 to, es kommt auf 80 F r a n k " . Von Colebrookes Werken außer seiner Grammatik und seinem Essay über die Veden hat Bopp sonst nicht viel Notiz genommen. Doch hat er auf der Suche nach "Merkwürdigem in den V e d a ' s " auch die Essays "On the Religious Ceremonies of the Hindus" im V. und VII. Bande der Asiatic Researches durchgesehen, s. seinen Brief an Windischmann vom 24. Februar 1 8 1 4 . Colebrookes Werke konnten erst später voll gewürdigt werden. Die persönlichen Beziehungen der französischen und deutschen Gelehrten rechtfertigen es, daß A. L . de Chézy, O. Frank, Bopp, A.W. Schlegel, und dann wieder Burnouf und Lassen zu Gruppen zusammengefaßt werden dürfen. Wenn A n t o i n e L é o n a r d de C h é z y erst hier an die Spitze gestellt wird, der doch schon der Lehrer Friedrich Schlegels gewesen ist, so kommt dies daher, daß er infolge von Kränklichkeit 1 ) seine Werke erst später hat ' ) In einem Briefe an Bopp vom 18. Sept. 1 8 1 9 sagt er: "Quant-à-moi je me consume de langueur et ne laisserai bientôt de moi qu'une trace fort legère que le temps aura bientôt effacée."
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
erscheinen lassen. Noch am 1 3 . F e b r u a r 1825 schreibt B o p p von Berlin aus an A . W . v. S c h l e g e l : " V o n Chézy ist aber nicht viel zu erwarten ; vielleicht werden seine Schüler mehr leisten". In ähnlicher W e i s e äußert sich E . B u r n o u f in einem Brief vom 14. N o v e m b e r 1825 an B o p p : "Mais M. Chézy comme vous devez savoir, dit qu'il publiera tout et ne publie rien". In dem B r i e f w e c h s e l zwischen A . W . ν. S c h l e g e l und L a s s e n S. 138, 1 5 2 gibt auch L a s s e n in Briefen aus derselben Zeit eine Charakteristik von Chézy : er w a r eifersüchtig auf die Arbeiten A n d e r e r und rückte die Manuskripte der Bibliothek, die er bei sich im H a u s e hatte, nicht g e r n heraus. In den Parteiungen unter den Pariser Gelehrten der damaligen Zeit standen Chézy und sein Schüler L a n g l o i s auf der einen Seite, Rémusat und Burnouf auf der andern. Rémusat, nicht Chézy, w a r der N a c h f o l g e r von L a n g l è s als B e w a h r e r der Orientalischen Mss. g e w o r d e n , s. die Briefe von S c h l e g e l und L a s s e n in dem erwähnten B r i e f w e c h s e l S. 69, 138, 140. A b e r sein W e r k " Y a j n a d a t t a b a d ' a ou la Mort d'Yajnadatta, épisode extrait du R a m â yana, donné a v e c le t e x t e gravé, une analyse grammaticale très détaillée, une traduction française, et des notes", erschien im J a h r e darauf, Paris 1826. In einem A p p e n d i x folgt eine wörtliche lateinische Übersetzung von dem klassischen Philologen J. L . Burnouf, dem V a t e r E . Burnoufs. Siehe die A n g a b e n bei Gildemeister, Bibl. Scr. S p e c . 1 1 8 ff. Man merkt dem W e r k e an, daß seine Vorbereitung aus einer älteren Zeit stammt 1 ). E s brachte nichts N e u e s und kann nur als eine achtungswerte Studie gelten. A b e r ein E r e i g n i s war Chézys A u s g a b e des Dramas Sakuntalä, eine Editio princ e p s : "Srîkâlidâsaviracitam abhijñánaáakuntalaip näma nätakam. L a reconnaissance de Sacountala, drame Sanscrit et Pracrit de Calidasa, public pour la première fois, en original, sur un manuscrit unique de la bibliothèque du R o i " .., Paris 1830. Durch Übersetzung w a r dieses D r a m a schon längst bekannt. Den T e x t nach einer einzigen Handschrift herauszugeben, w a r nur in den A n f ä n g e n der Wissenschaft denkbar. D i e s e einzige Handschrift w a r eine bengalische. Da die E n g l ä n d e r ihren Hauptsitz in Calcutta hatten, waren unter den ersten Handschriften, die in europäischen Besitz kamen, besonders viele b e n g a l i s c h e 2 ) . S o ist durch Chézy zuerst die bengalische Rezension der Sakuntalä in die Philologie eingeführt worden, die zwar in O. Böhtlingks A u s g a b e durch eine andere ersetzt, aber von R. Pischel durch seine Dissertation und seine A u s g a b e bis in die neueste Zeit als die ursprünglichste Rezension festgehalten worden ist. Die beiden Hauptw e r k e Chézys wurden auf Kosten der Société Asiatique veröffentlicht. K l e i n e r e Arbeiten Chézys sind bei Gildemeister verzeichnet. Nur w e n i g e J a h r e vorher hatte G r a v e s Chamney H a u g h t o n sein " M á n a v a - D h e r m a - S á s t r a " veröffentlicht, mit Benutzung von Mss. nach der Calcuttaer A u s g a b e , Vol. I Sanscrit text, Vol. II E n g l i s h translation, L o n d o n 1 8 2 5 . Die Übersetzung ist die von Sir William J o n e s . Ihm folgte, sowohl w a s T e x t als auch w a s Übersetzung anlangt, A u g u s t e L o i s e l e u r D e s l o n g c h a m p s mit seinem " M â n a v a m Dharmaçâstram", der T e x t Paris 1830, die französische Übersetzung ( " M a n a v a - D h a r m a - S a s t r a " ) 1 8 3 3 . Durch diese A u s g a b e n wurde der Sanskrittext des Manu in E u r o p a eingebürgert. A u c h L o i s e l e u r s A u s g a b e des A m a r a k o s a , Paris 1 8 3 9 und 1845 (bei Gildemeister Nr. 389), die erste in E u r o p a , hat eine frühere indische A u s g a b e , die C o l e b r o o k e s , zur Grundlage, wenn er auch mehrere Pariser Mss. dazu v e r ') Vgl. Lefmann, Fr. Bopp I 156. ) A. W. Schlegel bezeichnet in einem Briefe an Bopp vom 22. Dez. 1824 Benares und Bengalen als "die gewöhnlichen Quellen unserer Handschriften". 2
KAP. X .
A. W .
ν.
SCHLEGEL.
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glichen hat. Die Indices in Vol. II rühren von D u b e u x und Langlois her, von denen sich der letztere gleichfalls einen Namen gemacht hat. Chézy nennt L o i s e l e u r in einem Briefe an Bopp vom 18. August 1832 seinen Schüler (Lefmann, Fr. Bopp I 129*). A u c h die beiden Burnouf sind von Chézy a u s g e g a n g e n , wenn auch E u g è n e Burnouf das Beste von dem, was er geleistet hat, sich selbst verdankt. Immerhin hat C h é z y als erster Professor des Sanskrit in Paris wesentlich dazu beigetragen, die Sanskritstudien in E u r o p a heimisch zu machen. KAP. X.
A. W. V. SCHLEGEL. A u g u s t W i l h e l m v. S c h l e g e l war älter als sein Bruder Friedrich und als Bopp, hat sich aber erst in seinen späteren Lebensjahren in Paris d e m Sanskrit zugewendet, als er schon durch seine Shakespeare-Übersetzung und andere W e r k e ein berühmter Mann geworden war. W i e schon erwähnt, und wie er selbst in der Indischen Bibliothek II 376 ff. angibt, ist er hauptsächlich durch zwei Bücher bestimmt worden, das Sanskrit zu erlernen, durch das im Jahre 1791 erschienene Buch des Schotten Robertson über die Kenntnis der Alten von Indien usw. und durch das Buch seines Bruders "Über die Sprache und Weisheit der Indier". E r war g e b o r e n am 5. September 1767 zu Hannover, kam 1815 nach Paris, wurde 1818 Professor an der damals neugegründeten rheinischen Universität und ist dort gestorben am 12. Mai 1845. D a Bopp erst 1821 nach Berlin berufen wurde, so ist B o n n in Deutschland die erste Universität, an der Sanskrit gelehrt wurde. In einem gewissen Gegensatz zu Bopp vertrat der in der klassischen Philologie geschulte Schlegel von A n f a n g an die philologische Richtung der Sanskritstudien. E r hatte in Göttingen studiert und nennt in einer A n m e r k u n g zu Ind. Bibl. II 5 den Philologen H e y n e seinen verehrten Lehrer. Durch A. W . v. Schlegel und seinen Schüler L a s s e n wurde Bonn ein erster Vorort der Sanskritphilologie in Deutschland. Benfey, Gesch. d. Sprachw. 372, teilt einen Brief Schlegels an seinen Freund F a v r e in Genf vom 4. Februar 1815 mit, in dem er von den Anfängen seiner Sanskritstudien erzählt: "je lis même déjà, avec le secours d'un Allemand, que j'ai trouvé ici, l'Homère de l'Inde, Valmiki". Dieser Deutsche war Bopp, denn dieser sagt in einem auch sonst wichtigen Briefe an Windischmann vom 24. Februar 1815: "Ich g e b e ihm (Schlegel) Unterricht im Sanscrit, und er besucht nicht Chézy's Collegium". Bopp hat mit ihm Rämäyana gelesen, auch Bhagavadgitä (Brief an Windischmann vom 14. Mai 1818). Schlegel selbst bekennt in seinem 1819 geschriebenen Aufsatz " Ü b e r den g e g e n w ä r t i g e n Zustand der Indischen Philologie", daß er in Paris oft gemeinschaftlich mit Bopp gearbeitet habe (Indische Bibliothek I 8) 1 ). E r spricht ebenda auch von den gütigen Hülfleistungen des Herrn von Chézy, Professors der Indischen Sprache am C o l l è g e de France, und rühmt die Gefälligkeit des Herrn L a n g l è s , dessen "unvergleichliche, über die Literatur, Geschichte und Geographie des gesamten Asiens mit seltener Vollständigkeit sich verbreitende Büchersammlung" er habe benutzen dürfen. Zwischen A. W . Schlegel und Bopp hat bei aller Höflichkeit im V e r k e h r doch ein innerer Gegensatz bestanden. Schlegel ') Vgl. Windischmann an Bopp, 4. Juli l § 2 i .
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
mußte den Erfolg von Bopps Arbeit anerkennen, aber dessen ganze Art war ihm nicht recht. Abgesehen von S. de Sacys Unterricht im Arabischen und Persischen ohne die übliche Schulung auf einer Universität, hatte sich Bopp zielbewußt auf eine neue Bahn begeben und sich in der sprachvergleichenden und sprachwissenschaftlichen Verwertung des Sanskrit von Anfang an eine Hauptaufgabe gestellt, der sich bei ihm alles andere unterordnete. Die Methode ergab sich ihm aus der Natur der Sache von selbst. Schlegel dagegen hatte vielseitige philologische Studien hinter sich, ehe er sich gleichfalls ausschließlich dem Sanskrit widmete. E r hatte ebensoviel Interesse, ja noch mehr, für die Sanskrit-Literatur als für die Sanskrit-Sprache und behandelte beides nach den in der klassischen Philologie geltenden Grundsätzen. E r tadelt Bopps Latein, und daß er "zu schüchtern in der Conjectural-Kritik" sei (Schlegel an Bopp, 7. Aug. 1824). Hauptsächlich aber sind es zwei Vorwürfe, die von Schlegel und Lassen gegen Bopp erhoben worden sind. Wir finden sie teils in Briefen ausgesprochen, teils in der von A . W . S c h l e g e l 1820 gegründeten Zeitschrift "Indische Bibliothek", Erster Band, Bonn 1823, zweiter Band 1 8 2 7 ; von einem dritten Bande erschien 1830 nur noch das erste Heft mit Lassens ganz in Schlegels Geiste gehaltener Abhandlung " Ü b e r Herrn Professor Bopps grammatisches System der Sanskrit-Sprache". Schlegel hatte sich schon zuvor in einem Briefe an Bopp vom 5. Mai 1829 prinzipiell über dessen Werke und Verfahren ausgesprochen. Was die T e x t ausgaben anlangt, so nennt er die Wahl des Nalus "die glücklichste von der Welt" (ähnlich Ind. Bibl. I 99). Aber die übrigen Episoden des Mahäbhärata sind ihm zu fragmentarisch. "Warum geben Sie uns nicht lieber etwas ganzes, ζ. B. das erste Buch", fragt er. "Daraus würde man den Gang und Charakter des Gedichtes besser kennen lernen." Bopp hatte sich von Anfang an das Mahäbhärata zum Studium auserwählt. Vielleicht war dies für Schlegel bestimmend, daß er sich seinerseits dem Rämäyaija zuwendete. Schlegel hat das geleistet, was er von Bopp forderte, denn seine Ausgabe des Rämäyana bietet wenigstens einen großen Teil des ganzen Werkes, wenn sie auch unvollständig geblieben ist. Wie aus den Briefen hervorgeht, hatte Bopp die Absicht, einen Überblick über den vollständigen Inhalt des Mahäbhärata zu geben, ein Vorhaben, das erst von Holtzmann und von Jacobi ausgeführt worden ist. Schlegel hat dem Nalus von 1 8 1 9 eine Besprechung in seiner Indischen Bibliothek I 9 7 — 1 2 8 gewidmet. In einer Anmerkung zu S. 99 hat Schlegel zu Ehren Bopps anerkannt, daß dessen Nalus "im strengsten Sinne ein ineditum" war. Schlegels Ausgabe des Rämäyajja war schon die mit englischer Übersetzung versehene, ebensoweit reichende Ausgabe von William Carey und Joshua Marshman, Serampore 1806 ff., vorausgegangen (vgl. Gildem. Bibl. Scr. Spec. Nr. 107 und 109) '). Aber Schlegel war in kürzerer Zeit ein mindestens ebenso guter Kenner der Sprache geworden wie Bopp. Das beweisen seine Verbesserungen von Bopps Übersetzung. Der zweite Hauptvorwurf, den A. W . Schlegel und Lassen gegen Bopp erhoben haben, bezieht sich auf die Grammatik, daß er den grammatischen Stoff den Werken von Wilkins und Forster entnommen, anstatt auf die einheimischen Grammatiker zurückzugehen, und daß er überhaupt diese ') S c h l e g e l und L a s s e n haben diese A u s g a b e w e g e n ihres eklektischen V e r f a h r e n s und ihrer F e h l e r h a f t i g k e i t sehr ungünstig beurteilt, aber, w i r wiederholen, selbst eine u n g e n ü g e n d e V o r a r b e i t ist f ü r den N a c h f o l g e r v o n Nutzen, w a s bei aller K r i t i k auch d a n k b a r anerkannt w e r d e n sollte.
KAP. X .
A. W .
Ν.
SCHLEGEL.
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vernachlässigt habe. Dieser Vorwurf ist wissenschaftlich berechtigt, und würde noch schwerer wiegen, wenn sich zahlreiche und erhebliche Fehler aus Bopps Verfahren ergeben hätten. Schlegel sagt in dem Briefe vom 5. Mai 1829, Bopp berichtige Wilkins durch Forster, obwohl die eigentliche Autorität doch nur die einheimischen Grammatiker sind. Immerhin ist Bopp tatsächlich durch sorgfältige Vergleichung von zwei englischen Grammatiken, die beide aus der einheimischen Grammatik geschöpft sind, zu einem im ganzen zuverlässigen Material gelangt. Auch kann sich Schlegel nicht genug verwundern, daß Bopp sich um den abweichenden Sprachgebrauch der Veda nicht bekümmert hat. Dieser lag eben bei Wilkins und Forster nicht vor, ebensowenig wie die Darstellung des Akzentes. Bopp wehrte sich, so gut er konnte, in einem Briefe vom 26. Mai 1829 gegen Schlegels Kritik, die sich noch auf verschiedene andere Punkte bezog. Er hält "das fortgesetzte Studium der indischen Grammatiker nicht für ganz fruchtlos", hat sogar mehreren seiner geschicktesten Schüler das Commentiren ihres Systems als ein Desideratum in der indischen Philologie dargestellt, fährt aber dann fort: "Ich selbst mag diese Arbeit nicht unternehmen, so lange wenigstens nicht, als mich ein selbständiges Forschen und das Streben die Sprache durch sich selbst zu begreifen und die Gesetze zu erkennen, nach denen sie sich entfaltet, zu neuen Resultaten führt". Da Schlegel den Päijini so sehr rühme, so werde er ihn ganz gelesen haben und somit wissen, inwieweit sich die im Conjugationssystem oder Lehrgebäude entwickelten Ansichten schon bei Panini finden. Er führt unter anderem seine Erklärung der Infinitivendung tum als Akkusativ, der Endung tvä (in krtva) als Instrumental des Suffixstammes tu an. Schlegel hat diese briefliche Diskussion nicht fortgesetzt, weil, wie er sehe, vertrauliche Mittheilungen Bopp unwillkommen seien, sobald eine Divergenz derMeynungen hervortrete, Brief an Bopp vom 14. Juni 1829. Aber schon in der Besprechung von Bopps Nalus hatte Schlegel gegen die Annahme eines so nahen genetischen Zusammenhanges zwischen tum und tvä Bedenken geltend gemacht. Nicht nur die Gestaltung der Wurzelsilbe ist verschieden, sondern auch der Akzent : bhävittim aber bhütvá, kdrtum aber krtvd. Der Ursprung der nicht glücklich "Gerundia" genannten Verbalformen auf tvä und ya ist bis auf den heutigen T a g noch nicht sicher erkannt. Schon W. v. Humboldt hat über diese dem Sanskrit eigentümlichen Formen eine lange ihren Gebrauch beschreibende Abhandlung veröffentlicht, in Schlegels Indischer Bibliothek I 432 — 467, II 71 —134, und auch Lassen ist auf sie eingegangen, dieser mit Heranziehung der vedischen Formen. Wie schon erwähnt, hat Lassen in seiner Kritik von Bopps grammatischem System, die das erste Heft des 3. Bandes der Indischen Bibliothek bildet, die zuerst von Schlegel erhobenen Vorwürfe weiter ausgeführt und dabei an einer Reihe von Beispielen gezeigt, was Bopp aus Pasini hätte lernen können. Auch auf die von Päijini gelehrte Akzentuation hat er hingewiesen. Bopp hat in den weiteren Bearbeitungen seiner Grammatik vieles verbessert und ergänzt, und auch die vedische Sprache berücksichtigt, soweit sie ihm bekannt geworden war 1 ). ' ) Die innere Stimmung Bopp gegenüber äußert sich bei L a s s e n in einem Briefe an Schlegel vom 14. Nov. 1824: "Auf seine Grammatik und vergleichendes Sprachwerk bin ich ganz begierig; ich habe die geheime Hoffnung, daß er uns andern in der zum Erstenmahle in einer Europäischen Sprache geschriebenen Sprachvergleichung nicht die tiefern und f e i n e m Übereinstimmungen weggefischt haben wird; es hängt viel davon ab, ob er auf den Dialect der Vêdas Rücksicht genommen, sonst gäbe es einen Grimm ohne den Ulphilas", Briefwechsel S. 90 fg.
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Die T e x t e , die A. W . Schlegel herausgegeben hat, waren schon bebekannt. Zuerst erschien seine Ausgabe der Bhagavad-Gitä, mit lateinischer Übersetzung, Bonn 1 8 2 3 (die zweite Auflage, besorgt von Lassen, 1 8 4 6 ) . Dann folgte seine auf acht Bände berechnete Ausgabe des Rämäyana, von denen aber nur ein und ein halber Band erschienen sind, Bonn 1 8 2 9 und 1 8 3 8 , den T e x t der beiden ersten K â ç d a enthaltend, die lateinische Übersetzung nur bis II 2 0 . Dazwischen gab er zusammen mit Lassen den "Hitopadesas id est Institutio salutaris" heraus, den T e x t 1 8 2 9 , den Commentarius criticus 1 8 3 1 , während die auf dem Titel angekündigte Interpretatio latina nicht erschienen ist. In diesen Ausgaben hat Schlegel die Methode und Kritik der klassischen Philologie in die Sanskritphilologie eingeführt. Auch in ihrem vorzüglichen Latein muten sie uns an wie Ausgaben des Vergil oder Horaz. Zugleich wurden durch sie wichtige W e r k e der Sanskritliteratur auf europäischen Boden verpflanzt und somit leichter zugänglich. Böhtlingk zitiert nach diesen Ausgaben in seinem Wörterbuch und nahm einen Abschnitt aus Schlegels Rämäyaija in seine Chrestomathie auf. Freilich waren auch diese in Bonn gedruckten Sanskrittexte noch teuer genug. Nach dem französischen und deutschen Prospekte der Ausgabe des Rämäyana sollten die Subskribenten den Band mit 5 0 Francs oder 1 4 Thalern bezahlen. Aus den Variationen der Handschriften, bei deren Kollation ihm Lassen zur Seite stand, erkannte Schlegel, daß es verschiedene Rezensionen des Rämäyaija gibt. Er unterschied deren drei, eine nördliche, von Kommentatoren festgestellte Rezension, eine bengalische und eine eklektische *). Die beiden ersten sind die Hauptrezensionen, Jacobi bezeichnete sie in seiner Concordanz ("Das Rämäyana" S. 2 2 0 ) mit C und B. Schlegel gab den T e x t von C heraus, Gorresio den von B. Auch hier erhebt sich, wie bei dem Drama Sakuntalä, die Frage nach dem W e r t der bengalischen Rezension, auch hier werden die Besonderheiten der bengalischen Rezension wenigstens in einer Reihe von Fällen als erst später entstanden angesehen. Lassen hat eine bemerkenswerte Anzeige von Schlegels Rämäyana in der Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenl. III ( 1 8 4 0 ) 3 0 7 — 3 2 6 veröffentlicht, in der er sich über diese Rezensionen, aber auch über allgemeinere Fragen, über die größere Wichtigkeit der in den Veden, den Gesetzbüchern und den Epen bestehenden älteren Literatur gegenüber der jüngeren poetischen mit klarem Blicke aussprach (S. 3 0 9 ) . Der bengalischen Rezension gestand er noch weniger alte Originalität zu, als Schlegel (S. 3 1 8 f r . ) . Die Beschaffung von Devanägari-Typen ist ein Thema, das in Bopps Briefwechsel öfter wiederkehrt. Der Erste, dem Sanskrittypen in Europa zur Verfügungstanden, war Wilkins in London 2 ). Er benutzte sie zuerst für seine Sanskritgrammatik, 1 8 0 8 . Mit denselben T y p e n ist die Londoner Ausgabe des Hitopadeáa vom Jahre 1810 sowie Bopps Nalus gedruckt. In A. W . Schlegels Textausgaben erscheinen neue Sanskrittypen, die er mit Unterstützung der K. Preußischen Regierung für Bonn erworben hatte. W i e sehr er an deren Herstellung persönlich beteiligt war, ersieht man aus dem Titel einer kleinen Schrift: "Specimen novae Typographiae Indicae . . . Litte') Eine Bemerkung v o n L a s s e n über die Rezensionen schon in einem Briefe an S c h l e g e l v o m 21. A u g . 1825. l ) " W i l k i n s hat durchaus nur die H a n d s c h r i f t seines Indischen Kalligraphen nachgeahmt, der nachher bei J. W . Jones in Dienste trat, sich dem T r ü n k e ergab und darüber blödsinnig ward", A . W . S c h l e g e l an B o p p 22. D e z . 1824.
KAP. Χ .
A . W . Ν. S C H L E G E L .
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rarum figuras ad elegantissimorum codicum Bibliothecae R e g i a e Parisiensis e x e m p l a r i a delineavit, caelandas, feriundas, flandas curavit A u g . Guil. S c h l e g e l , . . . Lutetiae Parisiorum, e x officina Georgii Crapelet, M D C C C X X I . " B o p p erlangte dieselben T y p e n auch für die Berliner A k a d e m i e , ließ aber seinerseits noch ein kleineres F o r m a t herstellen, das auch S c h l e g e l für die Universitätsdruckerei in Bonn erhielt (s. B r i e f e von B o p p und S c h l e g e l v o m 2. Nov. und 22. Dez. 1824, 20. Juni 1826, 5. Mai 1829). A u c h die Société Asiatique zu Paris wünschte diese Berliner T y p e n zu haben, sowohl die großen als auch die kleinen (Briefe von E . Burnouf an Bopp v o m 20. févr. und 9. juin 1832). S c h l e g e l gibt in der Indischen Bibliothek I 368 und II 34 eine kurze Geschichte der T y p o g r a p h i e des S a n s k r i t ' ) . Mehr noch als in den T e x t a u s g a b e n erkennt man S c h l e g e l s B e g a b u n g und Bedeutung in den Abhandlungen, die er in der I n d i s c h e n B i b l i o t h e k veröffentlicht hat. S e i n e Abhandlung " Z u r Geschichte des E l e p h a n t e n " I I 2 9 f f . , in der er auf die K r i e g s z ü g e A l e x a n d e r s des Großen und seiner N a c h f o l g e r eingeht, zeigen seine ausgedehnte philologische Belesenheit und sein Interesse für die Realien. In einer B e s p r e c h u n g des Neuesten aus dem Gebiete der Botanik äußert er I 392 den W u n s c h , " e s möchte sich ein K e n n e r des Sanskrit mit einem Botaniker verbinden, . . . um uns E u r o p ä e r n eine Indische Dichter-Botanik zu g e b e n " . E r s t 1 9 1 0 und 1 9 1 1 hat die A b h a n d l u n g von Richard Schmidt " B e i t r ä g e zur F l o r a Sanskritica" (ZDMG. L X I V 325 ff.. L X V 729 ff.) den A n f a n g einer E r f ü l l u n g dieses W u n s c h e s gebracht. In seiner B e s p r e c h u n g von Wilsons Wörterbuch macht S c h l e g e l die B e m e r k u n g Wilsons zu der seinigen, " d a ß Mythologie das G r u n d g e w e b e der Indischen Poesie ausmache, und folglich bei L e s u n g der Dichter ein mythologisches W ö r t e r b u c h ganz unentbehrlich s e i " . A u c h dieses ist in einer zusammenfassenden F o r m noch nicht vorhanden. Die " I n d i s c h e B i b l i o t h e k " wird eröffnet durch S c h l e g e l s Aufsatz " Ü b e r den g e g e n w ä r t i g e n Zustand der Indischen Philologie", der schon zuvor im 2. H e f t des Jahrbuchs der Preußischen Rhein-Universität erschienen und im Sommer 1 8 1 9 geschrieben war. E s ist erstaunlich, welche Sachkenntnis und w e l c h e s treffende Urteil S c h l e g e l schon damals besaß, nach w e n i g e n J a h r e n des Studiums. E r hatte w e d e r Kosten noch Mühe gespart, um eine vollständige Sanskrit-Literatur zusammenzubringen, und sah sich im Besitz einer Sammlung dazu g e h ö r i g e r W e r k e , dergleichen v e r mutlich in keiner öffentlichen Bibliothek Deutschlands vorhanden sei (S. 7). A u c h dies das Zeichen eines echten Philologen. G e g e n ü b e r den Mängeln der ersten englischen Übersetzungen und ersten indischen T e x t a u s g a b e n stellt er S. 22 den Satz auf: " S o l l das Studium der Indischen Litteratur gedeihen, so müssen durchaus die Grundsätze der classischen Philologie, und zwar mit der wissenschaftlichsten S c h ä r f e , darauf angewandt w e r d e n . " F ü r C o l e b r o o k e s Arbeiten hat er nur W o r t e der A n e r k e n n u n g . D e n Bericht über die Fortschritte der Sanskritwissenschaft setzte S c h l e g e l fort in seiner Abhandlung " A l l g e m e i n e Ü b e r s i c h t " im A n f a n g des zweiten Bandes der Indischen Bibliothek (1827). Sein Urteil über Wilsons W ö r t e r b u c h ist durch die Benutzung noch günstiger g e w o r d e n . "Die ganze L a g e der S a c h e n ist durch den Besitz dieses unendlich nützlichen W e r k e s verändert w o r d e n . " E r empfiehlt jetzt, für die einzelnen W e r k e indices verborum anzulegen, die der classischen Philologie so vortreffliich ') Hierzu neuerdings W. Kirfel, "Die Anfänge des Sanskrit-Druckes in Europa", Zentralblau für Bibliothekswesen X X X I I (1915), S. 274—280.
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
zustatten gekommen seien. Sein Schüler und Gehülfe Christian Lassen, von dessen Fleiß, Eifer und ausgezeichnetem Sprachsinn er schon jetzt der gelehrten Welt ersprießliche Früchte versprechen dürfe, hat für ihn ein solches Wortregister aus der Bhagavadgitä verfertigt. Nicht weniger als 500 Wörter finden sich nicht bei Wilson. Er unterzieht die Grammar of the Sunscrit language von W. Yates, Calcutta 1820, und die schon erwähnte Chrestomathia Sanscrita von Othmar Frank einer scharfen Kritik. Anzuerkennen ist, daß Frank unter seine Lesestücke auch Inedita aus Londoner Mss. aufgenommen hat, außer dem Anfang des Mahäbhärata, in nicht gerade glücklicher Wahl áarpkaras Einleitung zum Brhadâraçyaka, aber ohne sie selbst genau zu verstehen und Anfängern klar machen zu können. Dagegen rühmt Schlegel die Korrektheit von Haughtons Manu. E r erwähnt auch dessen Bengalische Grammatik und Chrestomathie (S. 25), und kommt von da auf die von Yates wieder aufgeworfene Frage zu sprechen, ob das Sanskrit jemals eine lebende Volkssprache gewesen. "Überall, wo Sprachen litterarisch und wissenschaftlich ausgebildet wurden, gab es und gibt es etwas ähnliches" wie Sanskrit und Prakrit. Er verweist auf Toscana, wo die Sprache des Bauern und des Bettlers der Sprache des Prinzen und des Gelehrten sehr nahe stehe. In der größeren Hälfte Indiens habe vor Alters zwischen der Sprechart der obern und untern Stände ein ähnliches Verhältnis stattgefunden. Schlegel tritt hier sogar für die Natürlichkeit des Sandhi ein (S. 28). Gewiß ist der Sandhi "keineswegs etwas erkünsteltes", doch wird man einräumen müssen, daß der natürliche Sandhi in der Sanskritschrift übertrieben worden ist. Der natürliche indische Sandhi läßt sich aus den Hymnen des Rgveda mit Hilfe der Metrik erkennen und andererseits aus seiner Anwendung im Pàli und Präkrt. Einem Philologen wie A. W. Schlegel lag es nahe, sich bei der Herausgabe von Sanskrittexten der lateinischen Sprache zu bedienen und sie ins Lateinische zu übersetzen. Dadurch wurde eine internationale Kritik erleichtert. So unterzog Langlois in Vol. IV, V, VI des Journal Asiatique Schlegels Übersetzung der Bhagavadgitä einer eingehenden Kritik. Zu vielen der von Langlois behandelten Stellen schrieb W. v. Humboldt, der die indische Philosophie aus Colebrookes Essays kennen gelernt hatte, zum Teil die Angriffe abwehrende Bemerkungen, die Schlegel mit Anmerkungen von ihm selbst unter dem Titel "Über die Bhagavadgita" gleichfalls im zweiten Bande der Indischen Bibliothek veröffentlichte. Bei dieser Diskussion sind wichtige Wörter der indischen Philosophie wie yoga, dharma, samädhi, ätman, manas, buddhi, ahamkära, vijnäna, vielleicht zum ersten Male eingehender besprochen worden. Die Bhagavadgitä hat als eines der wichtigsten religiösen Bücher der Inder von Anfang an die Denker und Dichter an sich gezogen. Bopp nannte in einem Briefe an Windischmann vom 14. Mai 1818 die Bhagadvadgitä noch immer das wichtigste, was von Indischer Literatur bekannt. In unseren Tagen ist sie von R. Garbe (1905), von Deussen im Verein mit Strauss (1906) und von L. v. Schroeder (1912) von neuem übersetzt worden. Obwohl Einzelheiten mit der größten Sorgfalt behandelnd, hatte Schlegels universeller Geist doch immer die gesamte indische Altertumskunde im Auge. Das zeigt sich ganz besonders im 4. Heft des zweiten Bandes der Indischen Bibliothek, das "An Herrn Professor Heeren in Göttingen" gerichtet ist, "Über die Abtheilung von den I n d e r n , in dessen 'Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten
KAP.
X.
A. W .
ν.
SCHLEGEL.
8I
W e l t ' ". Schlegel hatte in einer Ä u ß e r u n g Heerens die Insinuation erblickt, daß er Heeren in seinem Aufsatz " Ü b e r den g e g e n w ä r t i g e n Zustand der Indischen Philologie" benutzt habe, ohne ihn j e d o c h zu erwähnen. Die Gesichtspunkte, unter denen er Heeren kritisiert, stehen als Überschriften über den drei Teilen der Kritik: Erster Brief, "Die V o r g ä n g e r " , Zweiter Brief, "Die Unentbehrlichkeit der Sprachkenntniß", Dritter Brief, "Die Tempelruinen". A l s V o r g ä n g e r H e e r e n s hebt Schlegel den Schotten Robertson hervor, dessen im Jahre 1791 erschienenes Buch durch G. Forsters deutsche Übersetzung auch in Deutschland bekannt geworden sei (vgl. oben S.58). Schlegel sagt hier, daß dies das eine der zwei Bücher war, durch die er sich hauptsächlich zur Erlernung des Sanskrit habe bestimmen lassen 1 ), vgl. oben S. 59). D a ß "eine kritische Ansicht der Indischen Alterthumskunde" ohne Kenntnis des Sanskrit nicht möglich sei, zeigt er an einzelnen Wörtern, die im Handelsverkehr eine Rolle gespielt haben, und an geographischen Namen. Die zuerst von Rennell vertretene Ansicht, daß das alte Pätaliputra an der Mündung des áoija in die Gangä lag, stützt er durch eine Stelle aus einer ihm vorliegenden Abschrift " d e s Indischen Schauspiels von den Thaten des Chandra-Guptas, des K ö n i g e s von Pataliputra", a. a. O. 395 2 ). Er zählt S. 391 die Mittel auf, durch die wir uns bei dem Mangel einheimischer Geschichtsschreibung über die Vorzeit Indiens aufklären können, und hat S. 403 an den vorausgehenden Beispielen dem künftigen G e o g r a p h e n die Methode vorgezeichnet. Um aber die Gesamtheit der monumentalen Denkmale mit einer gewissen Vollständigkeit zu umfassen, sagt er S. 429 das voraus, was später im Archaeological Survey ins L e b e n getreten ist. Schon vorher, in der " A l l g e m e i n e n Übersicht" des zweiten Bandes S. 47 hatte er auf die Nützlichkeit der Lithographie für "Facsimile's der alten Inschriften und einzelner Blätter von Manuscripten" hingewiesen. Auf diese W e i s e könne weit leichter, als wenn alles in K u p f e r gestochen werden m ü ß t e , "ein paläographischer C o d e x " hergestellt werden. E s schwebte ihm die Wichtigkeit eines Corpus Inscriptionum und der paläographischen Studien vor. Im dritten Briefe an Heeren ist er besonders mit der Erklärung der T e m p e l g r o t t e in Elephanta und der Höhlen von Ellora beschäftigt, wobei er W . Erskines " A c c o u n t of the cave-temple of Elephanta" in Vol. I der Transactions of the literary Society of Bombay, London 1819, und Capt. S y k e s ' " A c c o u n t of the caves of E l l o r a " in V o l . III derselben Transactions benutzte. Ein akademischer L e h r e r , der so vielseitig, so methodisch und prophetisch von der indischen Altertumskunde sprach, mußte auf alle, die zu ihm kamen, einen bestimmenden Einfluß ausüben. Und so wird man in Christian Lassens Indischer Alterthumskunde eine Verwirklichung der idealen Forderungen erblicken dürfen, die sein L e h r e r A . W . S c h l e g e l aufgestellt hat. ' ) S c h l e g e l rühmt v o n R o b e r t s o n : " G e m e i n s c h a f t l i c h mit W a r r e n H a s t i n g s , S i r W i l l i a m J o n e s und so m a n c h e n a n d e r e n edeln Britten hat er dahin g e w i r k t , d a ß in Indien eine b e s s e r g e o r d n e t e V e r w a l t u n g e i n g e f ü h r t , d a ß d e r G r u n d s a t z a n e r k a n n t w u r d e , die b ü r g e r l i c h e n V e r h ä l t n i s s e n a c h d e m e i n h e i m i s c h e n G e s e t z zu richten, n a c h j e n e m alten G e s e t z , w e l c h e s die G r i e c h e n b e w o g , die Indier als die g e r e c h t e s t e n aller M e n s c h e n zu r ü h m e n " , a. a. O . S . 381. 2 ) D i e S t e l l e findet sich in e i n e m V e r s e d e s 4. A k t e s d e s D r a m a s M u d r ä r ä k s a s a . Der l e t z t e P ä d a l a u t e t : Éonam sindürasonä mama gajapatayal} päsyanti satasah ( m e i n e m e n n i g r o t e n E l e f a n t e n f ü r s t e n w e r d e n h u n d e r t f a c h d e n à o ç a trinken). D e r V e r s ist d e m M a l a y a k e t u in den Mund g e l e g t , d e s s e n H e e r g e g e n P ä t a l i p u t r a h e r a n z i e h t (S. 115, 14 Hillebr.). Indo-arische Philologie I. i B.
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I. ALLG. U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
A . W . Schlegel hatte wie sein Bruder die Weltanschauung der Romantiker. E r spricht S. 425 von einem großen Ausblick in die Urgeschichte der Menschheit. " W e n n die älteste Benennung der Gottheit bei den Indiern, schon vermöge ihrer sprachlichen Form, von jeder sinnlichen Beimischung frei war, so wird auch durch das Zeugnis der Sprache bestätigt, was sich bisher aus der Vergleichung der V e d a s mit den Gesetzen des Manus, dieser mit den beiden ältesten Heldengedichten, dieser wiederum mit den späteren Puranas, und endlich mit dem heutigen Götterdienst, deutlich ergeben hat: daß hier kein Fortschritt vom Sinnlichen zum Geistigen stattgefunden hat, was die meisten neueren Theoristen der Religionsgeschichte als den allgemeinen Gang haben vorstellen wollen, sondern vielmehr das umgekehrte ; daß nicht nur Vielgötterei und Mythologie, sondern auch Anthropomorphismus spätere Zutaten gewesen sind; und daß in einer unbekannten Vorzeit die Brahmanen, jetzt so häufig Begünstiger des ausschweifendsten Aberglaubens, die reinste Verehrung des göttlichen Wesens gelehrt haben, wovon sie den Namen führten". Die Götter der Hymnen des R g v e d a waren Schlegel damals noch unbekannt geblieben. So konnte er in Brahman und Atman der Upanischaden den Rest einer U r o f f e n b a r u n g erblicken. Allerdings hätte der Varuna des R g v e d a ihn in seiner Anschauung bestärken können. Schlegel hatte auch ein großes sprachvergleichendes W e r k in lateinischer Sprache vor, das den Titel Etymologicum novum sive Synopsis Linguarum führen sollte. E r hat aber davon nur eine an frühere sprachwissenschaftliche Vorstellungen anknüpfende Einleitung " D e studio Etymologico" veröffentlicht, Ind. Bibl. I 274ff., ohne Bezugnahme auf Bopp. In demselben Band berichtet er S. 400 ff. über das Werk von Sir Thomas Stamford R a f f l e s " T h e History of J a v a " , 2 Bände, London 1 8 1 7 . Er handelt hier schon vor W . v. Humboldt über den Ursprung und den Charakter des K a w i . Hier findet sich auch S. 4 1 4 die Bemerkung, daß es ihm bis dahin nicht gelungen sei, sich "von der L e h r e des Buddhas, von ihrem inneren Zusammenhange, und ihrem Gegensatze mit dem Brahmanismus einen deutlichen Begriff zu machen". Von den Buddhisten weiß er die Secte der Jaina nicht zu unterscheiden, S. 4 1 5 . Auch der R g v e d a sollte erst nach A. W . Schlegel zuerst durch Fr. Rosen in den Vordergrund des Interesses gezogen werden. In den späteren Jahren seines L e b e n s war Schlegel mit seiner Ausgabe des Rämäyana beschäftigt. Von der "Indischen Bibliothek" ist nach 1830 kein weiteres Heft erschienen. A b e r er konnte schon im 2. Bande S. 65 ff. drei neue Zeitschriften verzeichnen, die in jenen Jahren mit ihren Gesellschaften ins L e b e n traten: Die Transactions of the Literary Society of Bombay, deren ι . Band London 1 8 1 9 erschien, das Journal Asiatique der am 1. April 1822 unter dem Vorsitz Silvestre de Sacys gegründeten Société Asiatique in Paris, und die Transactions of the Royal Asiatic Society zu London, deren erste Sitzung am 19. März 1823 durch eine Rede von Colebrooke eröffnet wurde. Colebrookes Essays "On the Philosophy of the Hindus" sind zuerst in diesen Transactions erschienen. K A P . XI.
W. v. HUMBOLDT. Die Sanskritstudien hatten in Preußen in dem Minister W i l h e l m v. H u m b o l d t einen einflußreichen Gönner und Freund. Ohne ihn würde
KAP.
XI.
W.
Ν.
HUMBOLDT.
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B o p p nicht so r a s c h P r o f e s s o r in Berlin g e w o r d e n sein. A l s G e l e h r t e r w a r W . v. H u m b o l d t ein S p r a c h e n k u n d i g e r w i e selten einer, w i e d e r a n d e r s als F r i e d r i c h A u g u s t Pott, u n d doch v e r g l e i c h b a r mit diesem. E s ist nicht Zufall, daß Pott eine S o n d e r a u s g a b e von Humboldts b e r ü h m t e r A b h a n d l u n g " Ü b e r die V e r s c h i e d e n h e i t d e s menschlichen S p r a c h b a u s " veranstaltet hat, mit einem einleitenden B a n d e , in dem er sich ü b e r H u m b o l d t und die H u m b o l d t s c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t in s e i n e r b e h a g l i c h e n A r t verbreitet, Berlin 1 8 7 6 . W . v. Humboldt w a r g r o ß auf d e m G e b i e t e d e r theoretischen und allg e m e i n e n S p r a c h w i s s e n s c h a f t , die er d u r c h eine Anzahl b e d e u t e n d e r A b handlungen in den S c h r i f t e n der K . P r e u ß i s c h e n A k a d e m i e b e g r ü n d e t hat. S e i n e V e r d i e n s t e sind in B e n f e y s G e s c h i c h t e der S p r a c h w i s s e n s c h a f t S. 5 1 5 f f . e i n g e h e n d g e w ü r d i g t . G e b o r e n 1 7 6 7 , g e s t o r b e n 1 8 3 5 , b r a c h t e er seine S p r a c h s t u d i e n , n a c h d e m er sich aus dem Staatsdienste zurückg e z o g e n hatte, in d e n s e l b e n J a h r e n zur R e i f e , in denen B o p p seine S a n s k r i t w e r k e veröffentlichte und an seiner V e r g l e i c h e n d e n Grammatik arbeitete. A u s seinen B r i e f e n an B o p p geht h e r v o r , mit w e l c h e m E i f e r er die g r a m m a t i s c h e n A r b e i t e n B o p p s , a b e r auch d e s s e n T e x t a u s g a b e n , sowie die S c h l e g e l s studierte. E r hat sich für seine S p r a c h s t u d i e n am S a n s k r i t g e schult. W i e gründlich er sich das S a n s k r i t a n e i g n e t e , geht ζ. B. aus seinem B r i e f an B o p p v o m 1 6 . N o v e m b e r 1 8 2 5 ( L e f m a n n , N a c h t r a g 43) hervor. D a s S a n s k r i t mit s e i n e m s c h a r f a u s g e p r ä g t e n F o r m e n r e i c h t u m bezeichnet ihm einen Höhezustand der flektierenden S p r a c h e n . Das and e r e E x t r e m bildet das C h i n e s i s c h e mit seiner " E n t b l ö ß u n g d e r W ö r t e r v o n ihren g r a m m a t i s c h e n Beziehungen". Alle anderen Sprachen k ö n n e man als in d e r Mitte zwischen d i e s e n b e i d e n Endpunkten l i e g e n d betrachten. D i e s e G e d a n k e n hat er b e s o n d e r s in § 24 d e r E i n leitung a u s g e f ü h r t , S . C C C X X X V I I I ff. d e r O r i g i n a l a u s g a b e v o m J a h r e 1 8 3 6 , v g l . B e n f e y , G e s c h i c h t e S. 545. Die v e r g l e i c h e n d e S p r a c h w i s s e n s c h a f t B o p p s e r g ä n z t e er in d o p p e l t e r R i c h t u n g , einerseits durch seine entwicklungsgeschichtliche Betrachtungsweise der menschlichen Sprache überhaupt, a n d e r e r s e i t s dadurch, d a ß er v o r z u g s w e i s e den B a u a n d e r s g e a r t e t e r S p r a c h e n , w i e d e s B a s k i s c h e n , d e r a m e r i k a n i s c h e n und namentlich der m a l a y i s c h e n S p r a c h e n , v e r g l e i c h e n d untersuchte. Im Sanskrit darf er in d e r s e l b e n W e i s e w i e A . W . v . S c h l e g e l als ein S c h ü l e r B o p p s b e z e i c h n e t w e r d e n . D i e s e r schreibt in einem B r i e f e aus Berlin v o m 29. D e z e m b e r 1 8 2 1 an den älteren B u r n o u f , der B r u d e r A l e x a n d e r v. Humboldts w i d m e sich jetzt mit dem größten E i f e r d e m S a n s k r i t : " j e lis s o u v e n t a v e c lui des auteurs sanscrits, ce qui me met en état de j u g e r de ses p r o g r è s r a p i d e s " ( L e f mann, F r . B o p p I 1 3 7 * ) . A b e r aus den zahlreichen B r i e f e n von W . v. H u m b o l d t an B o p p , die L e f m a n n im N a c h t r a g (1897) mitteilt, geht h e r v o r , d a ß H u m b o l d t mit w a h r e r L i e b e an B o p p s A r b e i t e n t e i l g e n o m m e n , und a n d e r e r s e i t s auch B o p p durch diesen w i s s e n s c h a f t l i c h e n V e r k e h r mit Humboldt, durch d e s s e n F r a g e n , Zustimmung, B e d e n k e n , viel A n r e g u n g e m p f a n g e n hat. W . v. H u m b o l d t ist an die Stelle von W i n d i s c h m a n n g e treten. B o p p s D a n k b a r k e i t äußert sich darin, daß er die S a n s k r i t g r a m m a t i k v o n 1 8 2 7 und 1 8 3 2 W . v. H u m b o l d t g e w i d m e t hat. A l e x a n d e r v. H u m b o l d t hat in dem von ihm g e s c h r i e b e n e n V o r w o r t zu dem W e r k e ü b e r die K a w i s p r a c h e B o p p s B e d e u t u n g und die Dienste, die d i e s e r seinem B r u d e r g e leistet, mit w a r m e n W o r t e n anerkannt. V o n W.V.Humboldts g r ü n d l i c h e r K e n n t nis des S a n s k r i t z e u g e n die schon oben S. 77 e r w ä h n t e n zwei A r b e i t e n , die in S c h l e g e l s " Indischer B i b l i o t h e k " veröffentlicht w o r d e n sind. D a z u kommt die A b h a n d l u n g " Ü b e r die unter dem N a m e n B h a g a v a d - G í t á b e k a n n t e E p i s o d e 6*
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des Mahábhárata", in den Abhandlungen der Κ. Pr. Ak. von 1825 und 1826, Berlin 1827, in der er "einen treuen und vollständigen Begriff" von dieser Dichtung "und vorzüglich von dem darin vorgetragenen philosophischen System auf eine, auch des Indischen nicht kundigen Lesern verständliche W e i s e " geben wollte. Aber originaler, auch für das brahmanische Indien, ist er in seinem großen Werke über die K a w i - S p r a c h e . Hier beleuchtet er an einem entlegeneren Beispiele den Einfluß, den Indien weiter nach Osten zu auf den äußersten Orient ausgeübt hat. Das dreibändige Werk erschien unter dem Titel "Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java, nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts", und gehört zu den Abhandlungen der Berliner Akademie aus dem Jahre 1832. Alle drei Bände erschienen erst nach dem Tode Humboldts, der I. Band Berlin 1836, mit einem Vorwort von Alexander v. Humboldt, die beiden andern Bände sind von J. C. Eduard Buschmann, damals Custos bei der Königl. Bibliothek in Berlin, für den Druck zurechtgemacht und herausgegeben worden, Berlin 1838 und 1839- Abgesehen von der großen Einleitung zerfällt das ganze Werk in drei Bücher. Das erste Buch steht noch im ersten Bande und handelt "Über die Verbindungen zwischen Indien und Java". Das zweite Buch, im 2. Bande, enthält die Analyse der Kawisprache. Das dritte Buch behandelt, noch im 2. Bande, den malayischen Sprachstamm im allgemeinen und dessen westlichen Zweig, woran sich dann im 3. Bande die Südsee-Sprachen als östlicher Zweig des malayischen Sprachstammes anschließen. Schon in der Fassung des Titels ist angedeutet, daß dieses große Werk über die malayischen Sprachen irgendwie aus dem Studium der Kawisprache hervorgegangen ist. Diese lernte Humboldt aus den Textproben kennen, die der Engländer Raffles in seiner History of Java gegeben hatte. Auf dieses Werk und die Kawisprache hatte A. W . v. Schlegel aufmerksam gemacht (s. oben S. 82). Die Kawisprache war schon vor Humboldt in den Horizont der europäischen Gelehrten eingetreten. Burnouf und Lassen hatten im Essai sur le Pali S. 152 fg. diese Sprache als aus dem Sanskrit entstanden hingestellt, eine Ansicht, die Humboldt mit Recht bekämpft (S. 191). Humboldt hat nachgewiesen, daß die Kawisprache ihrem Baue nach Javanisch ist. Sie gehört (wie das Sinhalesische der Kommentare zum Tipitaka) zu den kulturhistorisch bemerkenswerten Mischsprachen. Ihre Grundlage ist ein altes Javanisch, in das zahlreiche Sanskritwörter aufgenommen sind, entsprechend der literarischen und politischen Überlegenheit der Inder. Den historischen Hintergrund bildet die Einwanderung brahmanischer Inder mit Mahäbhärata, Rämäyana und anderen Werken der Sanskritliteratur, die sich auf Java heimisch machten. Sie führten den Javanen den Inhalt der Epen in Puppenspielen vor. Auf das javanische Puppenspiel hat auch R. Pischel in seiner Rektoratsrede "Die Heimat des Puppenspiels", Halle 1900, S. 21 Bezug genommen. Bei solcher Umdichtung entstand im Kreise dieser Inder und der von ihnen beeinflußten Javanen eine "Dichtersprache" der beschriebenen Art, die in einer umfangreichen Literatur erhalten, ') Buschmann ist mit Humboldts Aufzeichnungen sehr willkürlich umgegangen : s. Leitzmann in der neuen Gesamtausgabe der Werke W. v. Humboldts V 477, V I I 3 5 1 . Ebenda in V I I 1 —344 der Neudruck der großen Einleitung auf Grund von Humboldts Manuskript, S. 345 fr. der Neudruck des Vorworts von Alex. v. Humboldt. (Bemerk, von J . Wackernagel.)
KAP. XI.
W . Ν. HUMBOLDT.
«S
also eine Literatursprache geworden ist. Nach dem Muster der indischen Stoffe wurden auch einheimische so behandelt. Was das Sanskritwort kavi "Dichter" anlangt, so galt Valmiki, der Verfasser des Rämäyaija, in Indien als der erste kavi. Im zweiten Akt des Dramas Mudräräksasa nennt sich der Schlangenbändiger Jiijijaviso einen päuiakavi (skr.präkrtakavt) "Prakritdichter" und rezitiert dann einen kunstvollen Vers. Er ist auch des Sanskrit mächtig 1 ). Die Textstücke, die Raffles von der KawiSprache Javas gab, waren Teile einer Dichtung "Brata Yudha", d. i. Bhäratayuddha. Die Sprache dieser Textstücke hat Humboldt im 2. Buche seines großen Werkes einer methodischen Analyse unterworfen. Er stellt hier unter anderem fest, daß die aus dem Sanskrit stammenden Lehnwörter fast ausschließlich Nomina sind (S. 62). Verba sind nicht herübergenommen. Auch in anderen Fällen der Sprachenmischung sind es zunächst und vorwiegend Dinge, in denen sich die Überlegenheit des eindringenden fremden Elementes oder die Vorliebe für dieses geltend macht. Aber hier wird auch die Präponderanz des Nomens im Bau des Javanischen mit in Betracht zu ziehen sein. So unvollkommen dieser erste Versuch auch war, so hat er doch die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Problem der Kawisprache hingelenkt. Die weitere Forschung mit ihren Ergänzungen und Berichtigungen hat sich ohne größeres Aufsehen vollzogen. Humboldt wußte selbst, daß er in den Werken von Raffles und Crawfurd, so hoch er diese auch schätzte, auf ein mangelhaftes Material angewiesen war. Neben dem oben erwähnten Werke von Raffles benutzte er die Werke von John Crawfurd: "History of the Indian Archipelago", 3 Bände, Edinb. 1820, und "Journal of an embassy to the court of Ava in the year 1827", London 1829, dazu auch handschriftliche javanische Wörterbücher, die ihm Crawfurd geliehen hatte. Dieselben Werke sind auch seine Hauptquelle im 1. Buche, in dem er von der indischen Einwanderung, von indischen Namen, Sagen, Gottheiten, von den Tempeltrümmern mit Buddhabildern, besonders denen von Boro-Budur, von Brahmanismus und Buddhismus auf Java eingehend handelt. Seitdem haben holländische Gelehrte die Verhältnisse von neuem untersucht und zuverlässige Textausgaben mit Übersetzung veröffentlicht. Von Java war diese Literatur nach der Insel Bali gekommen. Davon handelte John Crawfurd 1820 in seiner Abhandlung "On the existence of the Hindu religion in the island of Bali", As. Res. XIII 128 ff. Er fand dort Verehrung des Siva und des Buddha vor, besonders des ersteren. Unter der Überschrift "R. Friederich's Untersuchungen über die Kawisprache und die Sanskrit- und Kawiliteratur auf der Insel Bali" hat A. Weber 1853 im 2. Band der Indischen Studien S. 124 fr. einen orientierenden Bericht über die weitere Forschung gegeben. Weber hob hier hervor, daß sich in der Kawisprache nur Sanskrit-, keine Prakritwörter finden, obwohl die gewöhnliche Sprache der eingewanderten Inder ein Prakrit gewesen sein müsse, ohne jedoch dieses Rätsel zu lösen. Auch Humboldt hat die Tatsache konstatiert, aus ihr aber geschlossen, daß zur Zeit der ersten indischen Einwanderung die neueren indischen Sprachen "sich noch nicht vom Sanskrit geschieden" hatten, dieses "noch nicht, wie jetzt in Indien eine bloß gelehrte Sprache" war (§ 4, S. 45). Da die buddhistische Lehre schon in der 1. Hälfte des 4. Jahrh. vor Chr. nach Ceylon eingeführt worden sei, so könne eine ähnliche frühe Einführung auch auf Java stattgefunden *) Solche Kavis könnten nach J a v a gekommen sein.
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haben (§ 46, S. 304). Die ersten Einwanderer seien aber wahrscheinlich Anhänger des Brahmanismus g e w e s e n (§ 47, S. 311). Friederich d a g e g e n wollte für die erste indische Einwanderung nicht über 500 nach Chr. hinausgehen, und W e b e r sprach sich für eine noch spätere Zeit aus. Die Kenntnis der Kawisprache ist dann weiterhin namentlich durch Heinrich Kern gefördert worden, auf dessen W e r k e schon Pott a. a. Ο. I S. X L V f g . hingewiesen hat. K A P . XII.
P. V. BOHLEN. Nach Interessen und Methode gehört ganz in die alte Zeit hinein Peter v. Bohlen. E r widmete sein Hauptwerk "Das alte Indien, mit besonderer Rücksicht auf A e g y p t e n " , K ö n i g s b e r g 1830, A . W . v. S c h l e g e l und Fr. Bopp, die er ausdrücklich als seine L e h r e r bezeichnet. Den merkwürdigen Gang seines L e b e n s hat er selbst geschildert in der offenherzigen "Autobiographie des ordenti. Professors der orientalischen Sprachen und Literatur an der Universität zu K ö n i g s b e r g Dr. Peter v. Bohlen", herausgegeben von Johannes Voigt, K ö n i g s b e r g 1841, 2. Aufl. 1842 (vermehrt durch Briefe). Geboren 1796 als Sohn eines Bauern im Jeverlande, aber aus einer früher adeligen Familie stammend, in seiner Knabenzeit von dem wohlwollenden Pfarrer seines Dorfes gefördert, dann nacheinander Bauernbursche, Schneiderlehrling, Jockey eines französischen Generals, Kahnführer in Hamburg, Marqueur in einem Gasthaus, Comptorist bei einem Kaufmann, Gymnasiast in Hamburg, Student in Halle, Bonn und Berlin, wurde er doch schon 1826 außerordentlicher und 1828 ordentlicher Professor in K ö n i g s b e r g , wo er neben dem Sanskrit auch das Arabische und Persische vertrat. E r starb an der Schwindsucht fern von Königsberg, dessen Klima er nicht vertragen konnte, 1840 in Halle, kaum 44 Jahre alt. Seine orientalischen Studien begann er mit dem Arabischen, bei G. W . F r e y t a g in Bonn, wie Bopp bei S. de Sacy in Paris. E r war zwei Jahre in Bonn. " A b e r in Bonn sein, ohne Sanskrit zu lernen!" (Autob. S. 53). Trotz Freytags Mißbilligung ließ er sich von Ostern 1824 an von Schlegel in die Sanskritstudien einführen, die mehr, als die arabischen Studien, seinen archäologischen Neigungen entsprachen, bekennt aber, Grammatik erst bei Bopp gelernt zu haben, wenn ihm auch dessen "einseitige Richtung" nicht zusagte. W i e v. Bohlen selbst in einer Selbstkritik sagt (a. a. O. 71), hatte er keinen Sinn für Grammatik, und bildet der "Mangel an genauen grammatischen Kenntnissen" eine Schwäche seiner Arbeiten. Daher kommt es, daß er für seine indische Altertumskunde nur die W e r k e der Sanskritliteratur benutzt hat, die damals leicht zugänglich waren, Manus Gesetzbuch, die aus dem Mahäbhärata übersetzten Stücke, besonders Bhagavadgïtâ, den A n f a n g des Rämäyaija, Meghadüta, Mohamudgara, Amaruáataka, Gïtagovinda, Ghatakarpara, Hitopadeáa, àakuntalâ, Prabodhacandrodaya. Von diesen W e r k e n gibt er auch Übersetzungsproben in seinem fünften und letzten Kapitel, das der "Literatur und K u n s t " gewidmet ist (II i86ff.). Diese letzten Partien haben in ihrer A n l a g e eine gewisse Ähnlichkeit mit L . v. Schroeders Cultur- und Literaturgeschichte. Für die Mathematik, Astronomie, Philosophie benutzte v. Bohlen die Essays von Colebrooke, den er nicht hoch g e n u g rühmen kann, für die Dramen Wilsons " T h e a t e r der Hindus". Dieser
KAP. X I I .
P . Ν. BOHLEN.
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literarhistorische Teil macht an und für sich keinen bedeutenden Eindruck, es fehlt ihm die Vertiefung, aber das ganze Werk in seinen zwei Bänden mit fast iooo Seiten und 1652 Anmerkungen hat doch als Gesamtdarstellung einen gewissen historischen Wert. Es ist von ähnlicher Art wie Heerens großer Abschnitt über Indien, v. Bohlen wollte zeigen, wie "die unübertroffene Darstellung von Heeren" durch die Kenntnis des Sanskrit ergänzt werden könne. Das hat er hier und da erreicht, aber seine Kenntnis des Sanskrit ging nicht weit genug. Die alte Literatur Indiens ist erst nach v. Bohlen im Laufe der Zeit vollständig erschlossen worden, wenn auch Philologen wie A. W. v. Schlegel schon damals mehr aus dem Sanskrit zu gewinnen verstanden. Die Nachrichten der Griechen über Indien waren schon früher von Robertson und Heeren verwertet worden. Abgesehen von den weltgeschichtlichen Daten sind die Nachrichten der Griechen im Laufe der Zeit immer mehr zurückgetreten vor dem klaren Bilde der indischen Kultur, das aus den einheimischen Quellen unmittelbar gewonnen werden kann. Wie seine Vorgänger benutzte v. Bohlen auch das, was der Mönch Kosmas Indikopleustes, der Handelsmann Marco Polo, die muhammedanischen Schriftsteller aus der Zeit des Kaisers Akbar (s. I 74 ff.) und die neueren Reisenden über Indien berichten. Gewiß lebt das alte Indien im neueren Indien fort, aber v. Bohlen scheidet die Zeiten weniger streng als Heeren. Daß er die jetzt vergessenen Reiseberichte, die damals neu waren, anführt (ζ. Β. I 77), gehört zu den Punkten, auf denen der historische Wert seines Werkes beruht. Mit Recht tadelt er die oft übertrieben ungünstigen Urteile über den Charakter der Inder, die von einem engherzigen christlichen Standpunkte aus, besonders auch von Missionaren wie Ward, gefällt worden sind. Freilich wird seine Schilderung der Paria (I 43 ff.), bei der er auch auf den Ursprung der Zigeuner zu sprechen kommt, gleichfalls nicht frei von solcher Übertreibung sein. Wenn v. Bohlen Indien fortwährend mit Ägypten vergleicht, so hat dies darin seinen Grund, daß er bestimmter als Heeren an einen kulturellen Zusammenhang zwischen Indien und Ägypten glaubte '). Er hielt Ägypten für den empfangenden Teil und leitet Osiris wie W. Jones von skr. ' Isvaras Herr" (I 2 1 1 ) ab, wie denn überhaupt seine etymologischen Vergleichungen eine schwächste Seite seines Werkes ausmachen, so ζ. B. wenn er skr. bhüs "Erde" mit gr. βοΰς identifiziert (1 254), oder Ovids Anna perenna aus skr. annapürnä "Göttin der reichlichen Speise" (1201) deutet. Er beginnt sein Werk mit einer geographischen Einleitung, wie ähnlich Lassen seine Alterthumskunde. Auf ein dürftiges I.Kapitel "Historische Umrisse", in dem die Darstellung nach kurzer Erwähnung des Porus, des Candragupta und der Vikramädityas, der blutigen Verfolgungen der Buddhisten und der Einfälle der weißen Hunnen zu der muhammedanischen Eroberung hinüberspringt, folgt ein 2. Kapitel über "Religion und Cultus", das gehaltvoller ist, obwohl die vedischen Anschauungen noch so gut wie ganz fehlen. Er zählt zwar I 128 die vier Saiphitäs auf, aber was er wirklich vom Veda kennt (I 134), ist sehr wenig. Indra, Varuna, Agni erscheinen nur als lokapälä).i ; die höchsten Götter, von denen er handelt, sind Brahma, Visiju, áiva, den Anfang der Religion bilde auch in Indien die Verehrung der Sonne. Das Opferwesen stellt er nach Manu ') Kosegarten, der gleichfalls seine Studien sehr weit ausgedehnt hatte, glaubte nicht an einen solchen Zusammenhang, siehe seinen Brief an Bohlen vom 17. Aug. 1827 in dessen Autobiographie, 2. Aufl. S. 126.
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dar (I 269), wobei er auch den Soma erwähnt. Zu der Vergleichung mit der ägyptischen kommt die mit der persischen Religion. Kosmogonie, Seelenwanderung, Flutsage, Witwenverbrennung sind weitere Hauptgegenstände des I. Bandes. Im Buddhismus war v. Bohlen gänzlich auf sekundäre Quellen angewiesen. E r kannte zwar den "Essai sur le Pali" von Burnouf und Lassen, sah sich aber in der Hauptsache auf das angewiesen, was damals über den späteren Buddhismus bei den Ostmongolen, Chinesen, Tibetern, Japanern bekannt geworden war. E r bedauert, daß Isaac Jacob Schmidt in Petersburg seine versprochene Geschichte des Buddhismus noch nicht hat erscheinen lassen (I 306). Die eigentlichen Hauptlehren des historischen Buddha kommen wenig zur Geltung, dagegen treten die mythologischen und metaphysischen Lehren in den Vordergrund (I 323 ff.). Der Vergleich dieser Partien mit Burnoufs "Indroduction à l'histoire du Buddhisme" läßt erkennen, wie sehr erst das Studium von Originalwerken eine sichere Grundlage der Darstellung geben konnte. Das 3. Kapitel "Verfassung- und Rechtsverhältnisse", das 4. "Bürgerliche und häusliche Alterthümer" und das schon erwähnte 5. "Literatur und Kunst" bilden den zweiten Band. Für die Rechtsverhältnisse ist das Gesetzbuch des Manu die Hauptquelle, die aber durch viele einzelne Angaben aus alten und neuen Werken ergänzt wird. Hauptgegenstände dieses Kapitels sind die Kasten, der Hof und die Rechtsprechung des Königs, das Kriegswesen. Im 4. Kapitel sind sehr verschiedene Gegenstände vereinigt: Die Felsentempel, die Tempelgrotten zu Ellora, die alten Festungen, der Städtebau, die Dörfer, die Landstraßen, die Agricultur, die Spinnereien, die feinen Seiden- und Musselinarbeiten, die Metalle und ihre Bearbeitung, die Münzen, die Perlen und Edelsteine, der Handel. Wir werden durch diese Gegenstände an Robertson und Heeren erinnert. Das Wenigste aus diesem ersten Teile des 4. Kapitels stammt aus der altindischen Literatur selbst. Vieles wird nur kurz erwähnt, Altes und Neues steht bunt nebeneinander. E r will im modernen Indien das alte Indien entdecken, dessen eigene Kultur in der äußeren Physiognomie und in den Lebensverhältnissen des Landes seit der Mogulherrschaft immer mehr verblichen sei. Im zweiten Teil des 4. Kapitels werden die Familienverhältnisse behandelt, ferner das Verhältnis der dienenden Klassen zur Herrschaft, Essen und Trinken, die Kleidung, die Belustigungen und die Totenbestattung der alten Inder. Hier hat v. Bohlen etwas mehr die ihm zugängliche Sanskritliteratur benutzen können, namentlich Manu. E r selbst hat das Gefühl, daß aus der Sanskritliteratur über alle diese Dinge viel mehr zu erfahren ist. In der Selbstbiographie äußert er sich sehr bescheiden über sein Werk. Gewiß gab es im Jahre 1830 Gelehrte, die in vielen Punkten eine tiefere Kenntnis Indiens besaßen, aber immerhin übertraf v. Bohlen seine Vorgänger in der Gesamtdarstellung durch eine größere Sachkenntnis. Hat er doch später selbst im Anschluß an indische Ausgaben, aber mit Benutzung von Handschriften, Sanskrittexte herausgegeben und übersetzt ("Bhartriharis Sententiae et carmen quod Chauri nomine circumfertur eroticum", Berol. 1833, "Die Sprüche des Bhartrihari", aus dem Sanskrit metrisch übertragen", Hamburg 1835, "Ritusanhära id est Tempestatum cyclus, Carmen sanskritum Kâlidâso adscriptum", Lips. 1840, letzteres sein Schwanengesang), freilich T e x t e , die wohl damals noch im Vordergrunde des poetischen Interesses standen, aber für "eine Archäologie Indiens", wie v. Bohlen selbst (I 306) sein Werk nannte, wenig Ausbeute gewährten. E r veröffentlichte dieses, als er 34 Jahre alt war, also nach wenigen Jahren
KAP.
XIII.
RÜCKERT.
HOLTZMANN.
ROSEN.
POLEY.
ADELUNG.
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der Vorbereitung. Solchen Mut konnte nur ein Enthusiast haben, der seine Kraft für eine gute Sache einsetzte. Obwohl sein Werk ein wertvolles Dokument in der Geschichte der Wissenschaft ist, an dem das anfängliche Wissen und der Fortschritt der Wissenschaft bemessen werden kann, war es doch schon bei seinem Erscheinen in seinen einzelnen Teilen ungenügend (vgl. Lefmann, Fr. Bopp I 160). So urteilten schon die Zeitgenossen. A. W. v. Schlegel war besonders wenig mit ihm einverstanden, wie er offen in einem Briefe an v. Bohlen vom 14. April 1834 ausspricht. Auch in W. v. Humboldts Anerkennung ist eine Kritik enthalten : er bewundert, daß Bohlen "bei so unvollständigen Hilfsmitteln so tief in das Indische Altertum und die Indische Sprache" habe eindringen können. Sogar Wilsons Wörterbuch hatte ihm bei der Ausarbeitung nicht zur Verfügung gestanden, er erhielt dieses erst durch Humboldt, zum Preise von 3 Pfd. St. 16 Sh., s. v. Humboldts Briefe an v. Bohlen in dessen Autobiographie, 2. Aufl., 130, 134, 143. Bemerkenswert ist, daß Lassen in einem Briefe vom 29. Dez. 1830, a. a. O. 135, v. Bohlens Buch "für eine sehr erfreuliche Bereicherung" der Sanskritstudien erklärt; "in den meisten Ansichten" stimmt er mit ihm überein, seine Kritik bezieht sich auf den Mangel an einer Übersicht ("Ich liebe Inhalts-Anzeigen und Register über alles"), auf die allgemeinen Ansichten über die Anfänge des Indischen Lebens, auf die Behandlung des Ägyptischen. Bopp sagt: "Das Werk wird durch die planmäßige und kritische Benutzung einer sehr ausgedehnten Belesenheit jedem indischen Philologen sich sehr nützlich erweisen", a. a. O. 135. Diese Prophezeiung hat sich erfüllt. Der junge Benfey hat es in seinem großen encyklopädischen Artikel "Indien", der 10 Jahre später erschien, stark benutzt. Nicht nur v. Humboldt, sondern auch der preußische Minister v. Altenstein hat v. Bohlens Persönlichkeit und Studien zu würdigen verstanden. Davon zeugt das schöne Schreiben, das er an den Sterbenden gerichtet hat, a. a. O. 166. Wir dürfen v. Bohlen auch zum Verdienst anrechnen, daß er Th. Goldstücker in Königsberg zum Sanskrit angeregt hat (Autobiographie 2. Aufl. S. IV.). K A P . XIII.
RÜCKERT. HOLTZMANN. ROSEN. POLEY UND ANDERE SCHÜLER BOPPS. ADELUNG. Eine Persönlichkeit eigener Art unter den ältesten Sanskritgelehrten Deutschlands war der philologische Dichter F r i e d r i c h Rückert, geb. 1788 zu Schweinfurt, gestorben 1866. In Band VIII der von Edmund Goetze fortgeführten 2. Auflage von Karl Goedekes "Grundriß zur Geschichte der Deutschen Dichtung", Dresden 1905, findet sich S. 142 ff. eine Beschreibung seines Lebens und ein chronologisch geordnetes Verzeichnis seiner Arbeiten in 255 Nummern. Den T e x t selbst auch seiner Ubersetzungen aus dem Sanskrit macht leicht zugänglich Leopold Hirschbergs "Rückert-Nachlese, Sammlung der zerstreuten Gedichte und Übersetzungen Friedrich Rückerts", 2 Bände, Weimar 1 9 1 1 . Rückerts kunstvolle Nachdichtungen indischer Werke gehören nicht nur der Sanskritphilologie, sondern auch der deutschen Literaturgeschichte an und haben deshalb wesentlich dazu beigetragen, auch weiteren Kreisen eine Vorstellung von der indischen Poesie zu geben. In der allgemeinen Geschichte der Orientalistik nimmt Rückert eine breitere Stellung ein, weil er auch eine philo-
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logische Kenntnis des Arabischen und Persischen besaß. Benfey hat ihn in der Geschichte der Sprachwissenschaft S. 4 1 3 fr. eingehender charakterisiert. Rückert war wohl durch Friedrich Schlegels Buch für den Orient gewonnen worden. E r selbst bezeichnet sich im Sanskrit als Schüler Bopps, obwohl er älter war als dieser, und erst später, als er Sanskrit schon recht gut verstand, in persönliche Beziehungen zu Bopp getreten ist. Etwa von 1821 an erschienen Arbeiten von ihm auf dem Gebiete des Persischen und Arabischen. Im Jahre 1827 setzen seine Briefe an Bopp ein, die Lefmann, Fr. Bopp II 209 *ff., veröffentlicht hat. E r war damals schon, seit 1826, Professor in Erlangen, wo er auch Sanskrit las. Im Winter 1827 hatte er 7 Zuhörer, im Winter 1828 deren 6, aber am 12. August 1830 schreibt er, daß schon seit einem Jahre er selbst sein einziger Schüler sei. Später, von 1841 an, war er neben Bopp Professor des Arabischen in Berlin, bis er 1849 seine Professur niederlegte. Aus seinen Briefen erfahren wir, daß er das Sanskrit aus der Grammatik von Wilkins gelernt hatte. Mit Ungeduld wartete er auf Bopps Grammatik und Glossar. Unter seinen Übersetzungen ist "Nal und Damajanti", Frankfurt 1828, 3. Aufl. 1845, am bekanntesten 1 ). Sie zeigt zugleich den engen Anschluß an Bopp. Die anderen Arbeiten sind fast sämtlich in Zeitschriften erschienen, wie auch aus Gildemeisters Bibl. Skr. Spec, zu ersehen ist. Rückert liebte es, die neu erschienenen Bücher zu besprechen und dabei zugleich eine Übersetzungsprobe zu geben, gewöhnlich nur von einem Stück. Alle seine Besprechungen und Übersetzungen beruhen auf gründlicher philologischer Durcharbeitung. Im Jahre 1831 veröffentlichte er eine Übersetzung des 2. Canto des Nalodaya (bei Hirschberg Nr. 378) in einer Besprechung von Benarys Berlin 1830 erschienenen Ausgabe, die er in einem Briefe an Bopp vom 12. August 1830 sehr rühmt. In demselben Briefe spricht er von der Schwierigkeit des Kirätärjunlya, das er vollständig übersetzt habe. Erschienen ist außer einzelnen Versen nur die Übersetzung von VIII 27-57, gleichfalls 1831 (bei Hirschberg Nr. 379). Wie wir aus den Briefen ersehen, war es nicht leicht, einen Verleger für solche Sachen zu finden. Im Jahre 1833 veröffentlichte er " A j a s und Indumati", ein Stück aus dem 8. Buche des Raghuvaipáa, im Anschluß an Stenzlers Ausgabe, London 1832 (bei Hirschberg Nr. 384); im Jahre 1837 (im 1. Bande der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes) die schöne Übersetzung des "Gita-Govinda", nebst sprachlichen Bemerkungen zu Lassens Ausgabe, Bonn 1836 (bei Hirschberg Nr. 457); ferner im Jahre 1837 "Übersetzungen aus Bhartrihari" (bei Hirschberg Nr. 450), nach v. Bohlens Ausgabe, Berlin 1833. Schon früher, 1829, hatte er das Ghatakarparam oder das zerbrochene Gefäß" von G. M. Dursch, Berlin 1828, rezensiert (einzelne Verse bei Hirschberg Nr. 292). Über den Wert dieser Arbeit und den des T e x t e s selbst äußerte er sich abfällig schon in einem Briefe an Bopp vom 1. November 1828. Aber auch sich selbst schonte er nicht, indem er in einem Briefe an Bopp vom 2. Dezember 1830 bekannte, daß seine "Achtunddreißig Sanskritische Liebesliedchen aus Amarusatakam oder Amaru's hundert Strophen" im Wendtschen Musenalmanach von 1 8 3 1 ') W. v. Humboldt zog Bopps spätere deutsche Übertragung (Berlin 1838) der Riickertschen vor, die ihm "den Eindruck der Tünche" machte, so in einem Briefe an Bopp bei L e f m a n n I 1 2 5 * . — Rückert arbeitete an der Übersetzung von Nal und Damajanti zusammen mit dem Professor der Mathematik Wilhelm Pfaff in Erlangen, wovon Agnes Sapper im Anfang ihres Buches " F r a u Pauline Brater, Lebensbild einer deutschen F r a u " , 4. Aufl. München 1910, ein idyllisches Bild entworfen hat.
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(bei H i r s c h b e r g Nr. 337) "großenteils falsch übersetzt" seien, wie er einsehe, seit er w i e d e r um einen R u c k im Sanskrit vorwärts gekommen. " E s ist eine verwetterte S p r a c h e , und diese Generation wird sie nicht, noch nicht bändigen, so strenge wir auch g e g e n uns und g e g e n andere sind, was Noth thut, und wovon ich eben in den Beurtheilungen Ihrer Arbeiten ein hoffentlich nicht mißzuverstehendes, eintretenden F a l l s aber redlich zu erwiederndes Beispiel g e g e b e n h a b e . " E r kritisierte Bopps Glossarium und S c h l e g e l s R ä m ä y a n a im Jahre 1 8 3 1 , Wilsons T h e a t r e of the Hindus, die Sakuntalä von Chezy, die Urvaàï von L e n z , die A u s g a b e des 1 . A k t e s des Mälatimädhava von L a s s e n , Bernhard Hirzeis Übersetzung des Dramas Sakuntalä (nach Chézy) im Jahre 1 8 3 4 . Kritische B e m e r k u n g e n finden sich auch vielfach in seinen Briefen, besonders in dem vom 14. N o v e m b e r 1 8 2 7 über R o s e n s " g u t e s Sanskritwurzelbuch", und in dem "Pfingsten 1 8 2 9 " datierten über B o p p s Glossar. Böhtlingk zählt in der Einleitung zu seiner A u s g a b e des Abhijñanaáakuntalam R ü c k e r t um seiner Kritik der Hirzelschen Übersetzung willen zu den Männern, " d i e wesentlich zum Verständnis des Çâkuntala b e i g e t r a g e n h a b e n " . E i n e Übersetzung dieses Dramas von ihm aus dem J a h r e 1855 erschien nach seinem T o d e , " A u s Friedrich R ü c k e r t s N a c h l a ß " , L e i p z i g 1867. In Band X I I und X I I I ( 1 8 5 8 , 1859) der Zeitschrift der DMG. f ü g t e R ü c k e r t seiner Übersetzung zweier S t ü c k e aus dem M ä r k a f l d e y a Puräna auch den Sanskrittext bei, der im N e u d r u c k bei H i r s c h b e r g Nr. 2033, 2034 w e g g e l a s s e n ist. Das zweite S t ü c k betrifft die S a g e vom K ö n i g Hariácandra. Sein zuerst L e i p z i g 1 8 3 6 — 1 8 3 9 in sechs Bändchen erschienenes L e h r g e d i c h t " D i e W e i s h e i t des B r a h m a n e n " zeigt, w i e tief R ü c k e r t in den Geist der indischen Spruchdichtung e i n g e d r u n g e n war, kommt aber w e n i g e r für die Philologie in Betracht. F r e i e r behandelt sind auch die indischen S a g e n in den "Brahmanischen E r z ä h l u n g e n " , L e i p z i g 1839. A u s diesem W e r k e pflegt die Übersetzung der S ä v i t r i - S a g e h e r v o r g e h o b e n zu w e r d e n . Die aus dem R ä m ä y a n a übersetzten V e r s e bei H i r s c h b e r g Nr. 382. Einzelnen V e r s e n aus der Sakuntala in Nr. 385 folgen ebenda größere Stücke aus der Vikramorvaál in Nr. 386. Obwohl im Sanskrit ein S c h ü l e r Othmar F r a n k s reiht sich hier der vielseitige A. H o l t z m a n n ein, da er in seiner ganzen A n s c h a u u n g s w e i s e der älteren Zeit angehört und sich in seinen Übersetzungen aus den E p e n unmittelbar an B o p p und an R ü c k e r t anschließt. Durch ihn ist die Sanskritphilologie auch nach Baden verpflanzt worden. E r w a r eine dichterische Natur, in der die Kritik sehr stark durch die Phantasie beeinflußt werden konnte. Den subjektiven Charakter in seinen W e r k e n betont auch W . S c h e r e r , sein Biograph in der Allgemeinen deutschen Biographie. Adolph Holtzmann w a r g e b o r e n 1 8 1 0 in K a r l s r u h e und ist gestorben 1 8 7 0 als Professor der deutschen L i t e r a t u r und des Sanskrit in H e i d e l b e r g 1 ) . E r w a r zuerst T h e o l o g e , wandte sich aber 1 8 3 2 in einer zweiten Studienzeit mit Staatsunterstützung der S p r a c h w i s s e n s c h a f t zu, hörte in München Sanskrit bei Othmar F r a n k und arbeitete ebenda unter Schmellers L e i t u n g zugleich auf germanistischem Gebiet, ging von da zu E . Burnouf nach Paris und w ü r d e auch noch nach L o n d o n g e g a n g e n sein, wenn er nicht 1 8 3 7 Prinzenerzieher g e w o r d e n wäre. Die P r o f e s s u r in H e i d e l b e r g erhielt er 1852. D e r G e g e n s t a n d seiner nur 39 Seiten langen, zum T e i l treffende ' ) N a c h H o l t z m a n n s T o d e w u r d e die P r o f e s s u r g e t e i l t , f ü r D e u t s c h u n d R o m a n i s c h wurde K. Bartsch berufen, für Vergleichende Sprachwissenschaft E . Windisch. Daneben h a t t e S . L e f m a n n ein E x t r a o r d i n a r i a t f ü r S a n s k r i t .
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Kritik enthaltenden Schrift "Über den griechischen Ursprung des Indischen Thierkreises", Karlsruhe 1841, war damals schon mehrfach behandelt worden, s. Gildemeister, Bibl. Skr. Spec. S. 148 fg. Weber hat sie wiederholt zustimmend zitiert. Holtzmann vertrat die Ansicht vom griechischen Ursprung der 12 Bilder des Tierkreises im Anschluß an Letronne und im Gegensatz zu A. W. v. Schlegel, dessen Ansichten vom hohen Alter des Mänavadharmaäästra und des Râmâyaça er bekämpfte. Auch über die Zeit des Amarasiipha und im Zusammenhang damit über die Aren des Vikramäditya und des ¡sälivähana hat er sich ausgesprochen. Er wunderte sich nicht darüber, daß Nicolo de Conti unter dem ersteren den Kaiser Augustus, der aber 63 v. Chr. geboren ist, und daß Wilford unter dem letzteren Jesus Christus hatte verstehen wollen, von dessen Himmelfahrt an die ersten Christen ihre Jahre gezählt hätten. Holtzmann hat zuerst das Argument geltend gemacht, daß Vikramäditya nicht notwendig in dem Jahre gelebt haben müsse, mit dem seine Ära beginnt (S. 19). Aber sein Hauptstudium galt dem Epos, nicht nur dem altindischen, sondern auch dem altgermanischen. Scherer verweist auch auf eine kleine Arbeit, in der er den Namen des Horneros als "Sam-äsa" mit dem indischen Vyäsa zusammenbringen wollte. Seine Übersetzungen aus dem Rämäyana "Bruchstücke aus Walmiki's Ramayana", Karlsruhe 1841, und deren 2. Auflage "Rama. Ein Indisches Gedicht nach Walmiki", 1843, sind schon bei Gildemeister verzeichnet, ebenso eine kleine Textausgabe aus Pariser Handschriften "Indravidschaja. Eine Episode des Mahâbhârata", 1841. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiete hat den Titel "Indische Sagen", in drei Teilen Karlsruhe 1845, 1846 und 1847, zweite Auflage Stuttgart 1855. Der erste und dritte Teil enthält Episoden (darunter auch "König Nal"), der zweite Teil die Hauptgeschichte des Mahâbhârata bis zum Ende des großen Kampfes, alles eine Zusammenziehung des Originals, doch so, daß die meisten Verse freie Übersetzungen von Versen des Originals sind. Die indischen Namen hat er deutschtümelnd umgestaltet zu Panduing, Wasudeving usw. Holtzmann hatte sich für seine deutsche Dichtung aus dem áloka ein besonderes Versmaß konstruiert, worüber er im Vorwort zum dritten Teil berichtet. Dieses gibt auch sonst noch Aufschluß über seine Anschauungen. Nach seiner Ansicht sind im Mahâbhârata, "einem offenbar nicht sehr alten Machwerk", nur die Überreste, die Trümmer der alten indischen Heldengesänge enthalten (S. VI). Der große Umfang des Werkes ist herbeigeführt worden durch das Verlangen, "das Gedicht recht lang zu machen". Während ursprünglich Recht und Tugend auf Seite des Duryodhana waren, hat die spätere Auffassung die Söhne des Pändu, "und vor allem den Krischna, den Anrather und Erfinder aller schlechten Ränke" als Vorbilder aller Tugenden zu verherrlichen gesucht. Von der "ächt epischen Vermischung der Götter- und der Menschenwelt" sind nur noch wenige Spuren geblieben. Die Ausscheidung der alten Götter und die Einmischung der jungen Götter, des Visnu, áiva, der Devi haben fast eine völlige Zerstörung des Gedichtes bewirkt. "Der Dienst des Wischnu ist überall eingedrungen, und hat das herrliche Epos fast in eines jener langweiligen und absurden Werke verwandelt, welche man Puranen nennt". Während Lassen historische Daten aus dem Mahâbhârata zu gewinnen suchte, sah es Holtzmann vom dichterischen Standpunkte aus an. Er ging von der Voraussetzung aus, daß die ursprüngliche Dichtung ein Meisterwerk ungekünstelter Poesie ohne jede Unklarheit gewesen sei, und glaubte, daß man mit der nötigen Kritik die ursprüngliche Form in der Hauptsache
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wieder herstellen könne. Im Vorwort zum dritten Teil, in dem er sein Verfahren am Beispiel der Nala-Dichtung eingehender darlegt, sagt er, daß seine Nachbildungen eine richtigere Vorstellung der Urbilder geben, als es eine wörtliche Ubersetzung der Texte, wie sie jetzt vorliegen, tun würde. Wenn die Geschichte von Naia bei Bopp aus fast 2000 Versen besteht, sind es bei ihm nur wenig über 1000. E r meint aber "nicht das Gedicht selbst abgekürzt, sondern nur von verunzierendem unächtem Beiwerk gereinigt zu haben" (S. XXVI). Trotz dieses sehr subjektiven Charakters seiner Kritik und seiner Rekonstruktion bleibt ihm doch das Verdienst, die kritische Betrachtung des Mahäbhärata eingeleitet zu haben. An seine Ideen knüpft sein Neffe Adolf Holtzmann der Jüngere an, geboren in Karlsruhe 1838, gestorben als Professor des Sanskrit in Freiburg 1 9 1 4 , der mit seines Onkels Exemplar der Calcuttaer Ausgabe auch das Studium des Mahäbhärata geerbt hat. In seinen ersten Abhandlungen glich er dem Onkel, sein größeres Werk über das Mahäbhärata hat mehr einen philologisch-deskriptiven Charakter. Zunächst haben Lassen und Talboys Wheeler, Sörensen, Bühler, Jacobi, Hopkins die Mahäbhärata-Forschung weiter geführt. Die jetzt in Aussicht genommene kritische Ausgabe des Mahäbhärata, zu der Lüders und Winternitz schon wertvolle Vorarbeiten geliefert haben, wird in der nächsten Zukunft die Mahäbhärata-Probleme neu aufleben lassen. E s war daher zeitgemäß, daß Winternitz die "Indischen S a g e n " Holtzmanns, die den Hauptinhalt des Mahäbhärata in die deutsche Dichtung eingeführt haben, durch eine neue Ausgabe, Jena 1 9 1 3 , leichter zugänglich machte '). Unter denen, die in jüngeren Jahren den Unterricht Bopps genossen haben, ragt hervor F r i e d r i c h R o s e n . Geboren 1805 in Hannover, ist er schon 1837 gestorben als Professor des Sanskrit an der London University, wozu er schon mit 22 Jahren ernannt worden war 2 ). E r hat seinem Lehrer Bopp Zeit seines Lebens eine pietätvolle Anhänglichkeit bewahrt, vgl. Lefmann I 1 1 6 , die Briefe 181 *ff. Die "Radices Sanscritae Illustratas ed. F . Rosen", Berlin 1827, nennt Lefmann (S. 122) das erste Werk aus Bopps Schule. Doch war ihm schon Rosens Dissertation "Corporis Radicum Sanscritarum prolusio", Berol. 1826, vorausgegangen, die E.Burnouf im Journal Asiatique anzeigte. Darin, daß er dem Wurzelverzeichnis Belege aus der Literatur beifügte, war er ein Vorgänger Westergaards. Rückerts kritische Bemerkungen wurden schon erwähnt. Aber die historische Bedeutung Rosens besteht darin, daß er wirklich begonnen hat, den T e x t des R g v e d a herauszugeben und zu interpretieren. E r nennt Colebrooke seinen Führer. Wie schwer es war, zunächst ohne Säyaija in das Verständnis des Rgveda einzudringen, Konstruktion und Formen zu verstehen, schildert er in einem Briefe an Bopp vom 26. Febr. 1830 (bei Lefmann I 191 *). E r benutzte bei seinen ersten Versuchen die "Polier'sche Handschrift" im British Museum. Indem er sich eines von Colebrooke gegebenen Winkes erinnerte, suchte und fand er "manche Aufklärungen über die Sprache der V e d a s " bei den indischen Grammatikern, im besonderen in der Siddhäntakaumudi (s. den Brief an Bopp vom 23. Mai 1 8 3 1 , bei Lefmann I 201*). Schon in seinem Rig-Vedae Specimen, London 1830, waren außer Päijini seine Hilfsmittel der "Nighantu", qui Yascam autorem habuisse fertur, und Säyaijas Commentar. J. Mohl schrieb ' ) Vgl. meine Anzeige in Witkowskis Zeitschrift 1914. ' ) Über seine Tätigkeit an der Universität äußert er sich in einem auch sonst bemerkenswerten Briefe an seinen Freund v. Bohlen, s. dessen Autobiographie, 2. Aufl., S. 128.
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damals an Burnouf in einem Briefe vom 6. Sept. 1830 in bezug auf R o s e n s Absichten "qu'il se fait illusion sur ses moyens". Das Hauptwerk erschien erst nach seinem T o d e unter dem Titel "Rigveda-Sanhita, L i b e r primus, Sanskritè et latine, ed. Fridericus Rosen, London 1838 (printed for the Oriental Translation Fund of Great Britain and Ireland). Der Anfang einer inzwischen von J. Stevenson, Bombay 1833, unternommenen A u s g a b e des R g v e d a umfaßt nur die ersten 39 Hymnen, s. Gildemeister Nr. 73. Verglichen mit M a x Müllers und T h . Aufrechts vollendeten A u s g a b e n des R g v e d a muß Rosens A u s g a b e des I. Astaka allerdings als mit unzulänglichen Mitteln unternommen erscheinen. E r hat nur zwei Handschriften benutzt, eine für die Samhitä, die andere für den Padapätlja, den er in lateinischer Transskription mitteilt. Die Akzentbezeichnung fehlt. Mancherlei U n g e nauigkeiten und Fehler lassen sich nachweisen. A b e r sein Plan war g r o ß : "It was the intention of the author to publish the t e x t with a translation, explanatory notes, and an index verborum, and to have prefixed to the whole a comprehensive view of the character and manners of the Hindoos in that early period to which the origin of the V é d a s is to be referred". Mit den Anmerkungen war er nur bis Hy. 31 V e r s 6 gekommen, als der T o d ihn abrief. In diesem W e r k e Rosens ist über ein Jahrzehnt lang der R g v e d a von den Sprachforschern studiert worden. V g l . A. Hoefer, Ztschr. f. d. Wissenschaft der Sprache II 436 fg. Zuvor aber war, auch ein Jahrzehnt lang, auf dem Kontinent keine wichtige orientalische Publikation erfolgt, "to which he did not contribute, either by his advice or by the supply of materials", wie in der nicht von ihm selbst geschriebenen Vorr e d e 1 ) gesagt wird. Die Nachweise finden sich bei Gildemeister. Die V o r rede rühmt nicht nur seine wissenschaftliche Tüchtigkeit, sondern auch seinen edlen Charakter. Besonderen W e r t legte er auf die Freundschaft mit Stenzler (geb. 1807), mit dem er in London einige Zeit zusammen war. In einem Briefe vom 11. Sept. 1830 rühmt er, daß Schlegel, Lassen und F r e y t a g ihn in Bonn überaus freundlich aufgenommen haben. Rosen verstand auch Arabisch, er war mit Fleischer (geb. 1801) befreundet, dessen " F e r t i g k e i t " im Arabischen und Persischen schon er bewunderte, s. den Brief an Bopp vom 4. Mai 1828. In einem Briefe an den älteren Burnouf vom 31. März 1832 empfiehlt Bopp diesem "un ancien é l è v e " , den besonders durch seine Upanischadarbeiten bekannt gewordenen L o u i s P o l e y . Dieser hat ein unstetes L e b e n geführt, damals wollte er einige Monate in Paris zubringen, und dann eine Stellung bei der preußischen Gesandtschaft in Konstantinopel antreten. E r hatte 1831 (in Gießen?) promoviert mit einer A u s g a b e und lateinischen Ubersetzung des Devimähätmya, aus dem Märkandeyapuräna. Eine A n z e i g e dieses W e r k e s war Benfeys erstes Debut auf dem Gebiete der Sanskritphilologie. Hier liegt wieder eine indische Editio princeps zugrunde, zu der Poley zwei Handschriften verglichen hatte. Nachdem er schon in Paris die Calcuttaer A u s g a b e der Käthaka-, Táá-, Kena- und Mundaka- Upanisad mit Kommentar des Säyana lithographisch nachzudrucken unternommen, auch die erste und letzte ins Französische übersetzt hatte, veröffentlichte er Bonn 1844 die kleine Sammlung von T e x t e n "Vrihadárañyakam, Kát'hakam, Iça, Kena, Muñd'akam, oder Fünf Upanishads aus dem Yagur- S á m a u n d Atharva-Veda. Nach den Handschriften der Bibliothek der ') N a c h L a s s e n , Ztschr. f. d. K . des Morgenl. III 469, hat P o l e y sie v e r f a ß t (E. Kuhn). P o l e y war mit R o s e n befreundet, s. dessen S. 93 A n m . 2 erwähnten Brief an v. Bohlen.
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Ost-Indischen C o m p a g n i e zu L o n d o n " , am E n d e mit dürftigen A n m e r merkungen. Sie enthält die erste A u s g a b e der ältesten und wichtigsten Upanisad, des B r h a d â r a ç y a k a . Bei B . G. T e u b n e r sollte ein g r ö ß e r e s W e r k von ihm erscheinen, " D i e heiligen Schriften der Indier, oder Darstellung ihrer R e l i g i o n und P h i l o s o p h i e ; zum ersten Male nach den Quellen bearbeitet". Davon ist nur ein F r a g m e n t erschienen : " H . T . Coleb r o o k e ' s Abhandlung über die heiligen Schriften der Indier. A u s dem E n g l i schen übersetzt von Dr. L u d w i g Poley. Nebst F r a g m e n t e n der ältesten religiösen Dichtungen der Indier", L e i p z i g 1847. In dieser B e i g a b e , die S. 85 beginnt, übersetzt er einige 20 Hymnen des R g v e d a , aus R o s e n s Astaka, ferner die Käthaka-, ïàâ- Upanisad und das Brhadäranyaka, in dessen Mitte das Buch auf S. 1 7 6 abbricht. D e r V e r l e g e r sagt im V o r w o r t : " P e r sönliche Verhältnisse nötigten Herrn Poley öfters seinen Aufenthaltsort zu wechseln, die V e r b i n d u n g e n mit ihm wurden dadurch sehr erschwert, zuletzt ganz unmöglich, und das b e g o n n e n e Buch blieb bis jetzt ein F r a g ment". S. 1 0 9 findet sich eine Einteilung der Upanischaden in drei K l a s s e n , an die W e b e r s Einteilung erinnert. V o n andern Schülern B o p p s w a r ein guter K e n n e r auch des schwierigeren Sanskrit der B i e l e f e l d e r Gymnasiallehrer C a r l S c h ü t z , g e b o r e n 1805, erblindet gestorben 1892. A b g e s e h e n von kleineren Arbeiten, gehaltvollen Rezensionen (s. bei Gildemeister Nr. 278 die B e m e r k u n g über ihn zum Bhämimviläsa), veröffentlichte er verschiedene Übersetzungen, 1 8 3 7 von fünf G e s ä n g e n des Bhattikävya, 1845 von zwei Büchern des Kirâtârjunîya, 1 8 5 9 des Meghadüta ( " K â l i d â s a ' s W o l k e n b o t e " , mit Auszügen aus sechs Commentaren, die ihm B o p p zur V e r f ü g u n g gestellt hatte, mit A n e r k e n n u n g angezeigt von A . W e b e r , s. Ind. Streifen II 150). Zu den Schülern B o p p s gehören ferner F e r d i n a n d B e n a r y , g e b o r e n 1805, gestorben 1880, A g a t h o n B e n a r y , g e b o r e n 1807, gestorben i860, und der Zürcher P f a r r e r B e r n h a r d H i r z e l , geboren 1807, gestorben 1847 in Paris. A g a t h o n B e n a r y , P r o f e s s o r am Köllnischen Gymnasium in Berlin, w a r mehr v e r g l e i c h e n d e r S p r a c h f o r s c h e r , er veröffentlichte 1 8 3 7 den ersten Band einer " R ö m i s c h e n L a u t l e h r e " , doch hat er B o p p s Sanskrit-Grammatiken, " A u s f ü h r l i c h e s L e h r g e b ä u d e der S a n s c r i t a - S p r a c h e " von 1 8 2 7 , und "Grammatica critica Sanscriticae l i n g u a e " von 1 8 3 2 , in den Jahrbüchern für wissenschaftliche K r i t i k " , Juli 1 8 3 3 , S. 17—-59, eingehend besprochen und g e g e n S c h l e g e l s und L a s s e n s A n g r i f f e v e r t e i d i g t 1 ) , vgl. L e f m a n n II 1 7 8 f f . Zum T e i l vertritt er hier Ansichten, die längst a u f g e g e b e n worden sind, z. B. daß im Augment die Privativpartikel zu erblicken sei, aber sein Nachweis, wie B o p p der Sprachwissenschaft durch das Sanskrit einen neuen Geist g e g e b e n hat, ist von historischem W e r t . F e r d i n a n d B e n a r y , seit 1 8 3 1 a. o. P r o f e s s o r in der theologischen Fakultät zu Berlin, hauptsächlich für semitische Sprachen, hat Berlin 1 8 3 0 das kleine Kunstgedicht " N a l o d a y a " h e r a u s g e g e b e n , mit dem Kommentar Subodhinï und einer lateinischen Übersetzung, w a s von R ü c k e r t anerkannt wurde. D e r T e x t stützt sich auf die indische Editio princeps, K h i d i r a p u r a 1 8 1 3 (s. Gildemeister Nr. 238). R o s e n hatte ihm B e i t r ä g e dazu geliefert, über deren B e h a n d l u n g dieser a n f a n g s nicht sehr zufrieden w a r , s. seine B r i e f e bei L e f m a n n II 1 9 3 * , 1 9 8 * . B e r n h a r d
' ) In der Liste der Mitglieder der "Societät für wissenschaftliche Kritik zu Berlin", von der die Jahrbücher herausgegeben wurden, fehlen Schlegel und Lassen, finden sich die beiden Benary, v. Bohlen, Bopp, Ewald, Gesenius, W. v. Humboldt, Kosegarten, Pott, Rückert.
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H i r z e l hat die Sanskritstudien in der Schweiz heimisch gemacht 1 ). E r ist bekannt als Übersetzer des Dramas Sakuntala "aus dem Sankrit und Prakrit" nach der Chézyschen Ausgabe: "Sakuntala oder der Erkennungsring", Zürich 1833. Weitere Übersetzungen von ihm sind "Urwasi und der Held", Frauenfeld 1838,'Trabodhatschandrodaya oder der Erkenntnismondaufgang", zusammen mit dem Meghadüta, Zürich 1846. E r wollte auch Kälidäsas(?) Srutabodha herausgeben, wozu ihm sein Freund Brockhaus Material verschafft hatte, und "ein Kalidasisches L e x i k o n " anlegen, u. a. m. An der neugegründeten Universität Zürich hat er auch Vorlesungen über Sanskrit gehalten. Vgl. seine Briefe an Bopp vom 19. VII. und 26. IX. 1833, bei Lefmann I 252* ff. E r erwähnt dort, daß er in Göttingen mit einer Arbeit über den árutabodha "doctorirt" habe. G. M. D u r s c h , dessen Ausgabe und deutsche Übersetzung des "Ghatakarparam", Berlin 1828, von Rückert abfällig beurteilt wurde, nennt sich selbst in der Widmung einen Schüler de Chézys. Im Anfang ihrer Studien sind auch S t e n z l e r (geb. 1807) und B ö h t l i n g k (geb. 1 8 1 5 ) bei Bopp in Berlin gewesen. Beide gingen bald von da nach Bonn. Stenzler machte in einem halben Jahre so schnelle Fortschritte im Sanskrit, daß Bopp mit ihm und Benary in diesem einen Semester seine 4 Episoden und noch ein unübersetztes Stück durchnehmen konnte. So in Bopps Empfehlungsbrief an Schlegel vom 30. März 1828 (Lefmann I 104*). Ihrer Richtung nach sind Stenzler und Böhtlingk der Bonner Schule zuzuzählen, wie auch B r o c k h a u s (geb. 1806), G i l d e m e i s t e r (geb. 1812) und der Schwede T u l l b e r g . Von Bonn begab sich Stenzler nach Paris, von wo Chézy am 26. April 1830 an Bopp schrieb: " J e suis enchanté de M. Stenzler et j'aurois été bien étonné qu'après vous avoir eu pour maître il ne se fût pas distingué tout-à-la fois et par les qualités du coeur et par celles de l'esprit." Damals begannen auch schon in Paris Eugène Burnouf, in Bonn Christian Lassen neben den Alten ihre Tätigkeit zu entfalten. Die Vertiefung und der Fortschritt in der Sanskritphilologie ist in Deutschland weniger von Bopp in Berlin als von A. W. v. Schlegel und von Chr. Lassen in Bonn ausgegangen. Bezeichnend dafür ist, wie Nicolaus Delius in der Vita seiner Dissertation seine Rückkehr von Berlin nach Bonn motiviert. Was von den bisher behandelten Gelehrten bis zu den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts für die Kunde der Sanskritliteratur geleistet worden war, faßte der Kais. Russ. wirkliche Staatsrat F r i e d r i c h A d e l u n g 2 ) zusammen in seinem bibliographischen "Versuch einer Sanskrit-Literatur", St. Petersburg 1830, der ins Englische übersetzt wurde und unter dem Titel "Bibliotheca Sanscrita. Literatur der Sanskritsprache" 1837 in zweiter Auflage erschien. Das Buch würde einen noch größeren Wert haben, wenn der Verfasser es nicht geschrieben hätte "ohne Kenner des Sanskrit's zu seyn", wie er selbst sagt. Infolge dieses Mangels wimmelt es von Fehlern in der Schreibung der Namen und Wörter, wenn auch viele an und für sich nützliche Angaben darin gesammelt sind. E s ist, was die Ausgaben und Übersetzungen anlangt, ersetzt worden durch Gildemeisters "Bibliothecae ') Über B. Hirzel bemerkt J . Wackernagel : " E r war, als 1839 die Berufung von Strauss an die Universität Zürich den Bürgerkrieg entfesselte, ein R u f e r im Streit gegen Strauss, s. Geizer, Die Straußischen Zerwürfnisse in Zürich (1843), S. 376—387". 2 ) Geboren 1768 in Stettin, gestorben 1843, w a r e r der N e f f e von Joh. Christoph Adelung, dem V e r f a s s e r der unter dem Namen "Mithridates" bekannten allgemeinen Sprachenkunde, die nach dessen T o d e von J o h . Severin Vater zu Ende geführt wurde.
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CALCUTTA.
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Sanskritae sive Recensus Librorum Sanskritorum hucusque typis vel lapide exscriptorum Critici Specimen", Bonn 1847, das außer im Titel nur hier und da durch ein Zitat an das Buch seines unphilologischen Vorgängers erinnert. Aber ohne Adelung wahrscheinlich kein Gildemeister ! Die sprachvergleichenden Schriften hat der letztere nicht mit in sein W e r k aufgenommen, auch nicht die Behandlung einzelner Inschriften, wohl aber die ersten Librorum manuscriptorum catalogi. Bei der Calcutta 1828 von H. H. Wilson herausgegebenen "Mackenzie Collection" macht Adelung (S. 100 fg.) einige Angaben über die staunenswerte Sammeltätigkeit des Lieut. Col. C o l i n M a c k e n z i e , Surveyor-General of India, der zu Sir Alexander Johnston in Beziehungen stand. Charakteristisch ist, daß Adelung besonders viel dem gleichfalls unphilologischen W e r k des Missionars Rev. W i l l i a m W a r d entnahm, wie aus dem mit Einschluß der indischen Autoren 724 Namen enthaltenden "Verzeichnis der angeführten Schriftsteller" ersichtlich ist. Ward gehörte zu den Missionaren von Serampore, sah Indien von einem engherzig christlichen Standpunkte aus an, hat aber in seinem Werke eingehend über die W e r k e der Sanskrit-Literatur berichtet, wenn auch nicht auf Grund tieferer Sachkenntnis. Vgl. oben S. 54. KAP. XIV.
DIE ASIATIC SOCIETY IN CALCUTTA. J. PRINSEP UND DIE ASOKA-INSCHRIFTEN. In Indien selbst war die A s i a t i c S o c i e t y in Calcutta das Zentrum der auf das indische Altertum gerichteten Studien geworden. Daher ist die "Centenary Review of the Asiatic Society of Bengal, from 1784 to 1883", Calcutta 1885, zugleich ein großes Stück Geschichte der indischen Altertumskunde. Part I, von Räjendraläla Mitra, enthält die äußere Geschichte der Gesellschaft. Part II, von Rudolf Hoernle, gibt einen Überblick über das, was in den Organen der Gesellschaft, den Asiatick Researches, dem Journal und den Proceedings, für die Aufhellung des indischen Altertums, sowie in der Bibliotheca Indica für den Druck der alten Literatur, geleistet worden ist. Part. III, von Baboo P. N. Bose, ist naturwissenschaftlichen Inhalts. Der erste Band der "Asiatick Researches", in 4 0 , erschien 1788 ff., der XX. und letzte Band 1839. Die ersten 11 Bände wurden viel in dem London 1808 ff. in 8° erfolgten Neudruck benutzt. Das Journal, in 8°, eine Umwandlung der 1829 von Major Herbert gegründeten und von Prinsep übernommenen Zeitschrift "Gleanings in Science", hatte schon 1832 zu erscheinen begonnen, ging aber erst in den Besitz der Gesellschaft über, als Prinsep Ende 1838 Indien verließ, s. Prinsep's Essays, ed. E. Thomas, II 218. Die Proceedings sind seit 1865 besonders erschienen, Cent. Rev. I 53· Hörnle hat seinen Stoff in fünf Kapitel eingeteilt: I Antiquities, II Coins, III Ancient Indian Alphabets, IV History, V Language and Literature. Der Schwerpunkt liegt in den Monumenten, Münzen und Inschriften. Durch die Beschreibung der ausgegrabenen Altertümer, die Sammlung und Lesung der gefundenen Münzen und die Entzifferung der alten Alphabete auf den Münzen und Inschriften haben die Engländer in Indien die Grundlinien der älteren Geschichte Indiens gezogen, die aus den Literaturwerken nicht zu gewinnen waren. "One of the great merits of the Asiatic Indo-arische Philologie Τ, ι Β.
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Society of Bengal is to have laid the foundation for a true history of Ancient India", sagt Hoernle zu Anfang seines vierten Kapitels, Cent. Rev. II 82. Die Namen aller Mitarbeiter sowie die Überschriften ihrer Beiträge sind von den Herausgebern der Centenary Review in verschiedenen Appendices verzeichnet worden. Berühmte Monumente und Inschriften waren schon zur Zeit der ersten Anfänge der Sanskritstudien bekannt, aber man wußte noch nicht viel mit ihnen anzufangen, Cent. Rev. II 6, und die eifrigen Sammler waren nicht zugleich die ersten Entzifferer. Schon 1799 hatte Sir Charles Ware Mallet, As. Res. VI 382, eine eingehende Beschreibung der "Caves or Excavations, on the mountain, about a mile to the eastward of the town of Ellore . ." gegeben. Auch die Tempelgrotte von Elephanta war schon früh bekannt. Wir sahen, daß Robertson, Heeren, A. W. v. Schlegel und P. v. Bohlen diese in den Felsen gehauenen Kultstätten eingehend behandelt haben, s. O.S. 59,81. Aber so sehr sie auch als eine besondere Merkwürdigkeit angesehen wurden, kommen sie doch für die alte Geschichte Indiens nicht in erster Linie in Betracht. Größeres Aufsehen erregte zuerst 1830 die Öffnung des Stüpa zu M a n i k y ä l a durch General V e n t u r a . Hier kamen Münzen der griechischen, baktrischen und der indoskythischen Könige zum Vorschein. Diesem Funde folgten andere Funde und Entdeckungen, die von Hoernle verzeichnet sind. Die Jahre 1834 bis 1838 waren Glanzjahre der auf die indischen Altertümer gerichteten Forschung, deren Ergebnisse zum großen Teil in den Bänden des Asiatic Journal of Bengal niedergelegt sind. Derjenige, der in dieser kurzen Zeit das Meiste für die Entzifferung der Münzen und Inschriften getan hat, war J. P r i n s e p . Da die Bände des Journal später schwer zu erlangen waren, hat Edward Thomas Prinseps Arbeiten mit einigen W e g lassungen und mit Zusätzen 1 ) neu herausgegeben: " E s s a y s on Iridian Antiquities, historic, numismatic, and palaeographic, of the late James Prinsep, F . R. S., Secretary to the Asiatic Society of Bengal ; to which are added his Useful Tables, Illustrative of Indian History, Chronology, Modern Coinages, Weights, Measures etc.", 2 Voll., London 1858. Hier findet sich I S. I — X V I eine Biographie Prinseps, von seinem Bruder 2 ). J a m e s P r i n s e p , geboren 1799 in London, kam 1 8 1 9 nach Indien als "Assistant to the Assay Master of the Calcutta Mint". Diese Stellung nahm damals H. H. Wilson ein. Nachdem Prinsep einige Jahre Assay Master in Benares gewesen war, wurde er 1833 Wilsons Nachfolger in Calcutta. Auch war er einer der Secretaries der Asiatic Society, zuerst 1832 noch neben Wilson, bis er im November 1838 aus Gesundheitsrücksichten Indien verlassen mußte und nach England zurückkehrte, wo er schon 1840 gestorben ist. E r besaß ein großes Zeichentalent und außergewöhnliche technische Geschicklichkeit 3 ). Diese Art der Begabung und sein ') Durch diese Veränderungen wird der Überblick über das von Prinsep geleistete etwas erschwert, aber andererseits ist dankenswert, daß Thomas die von Prinsep behandelten Gegenstände bis zum Jahre 1858 weiterverfolgt hat. Ich habe mich vorwiegend an die Originalartikel gehalten. Edward Thomas hat sich um die indische Münzkunde große V e r dienste erworben, wie A . Weber hervorhebt in der Anzeige seiner Schrift "The Chronicles of the Pathân kings of Delhi, illustrated by coins, inscriptions and other antiquarian remains", London 1871, Indische Streifen III, S. 64. «) Vgl. dazu J A S B . V I I Preface X f g . 3 ) "It is now 19 years since Mr. James Prinsep arrived amongst us, a boy in age, wanting perhaps the finish of classic scholarship which is conferred at the public schools and universities of England, but well grounded in Chemistry, Mechanics, and all useful sciences", J A S B . V I I Pref. X I . — Zahlreiche Tafeln, auch naturwissenschaftliche, tragen den Vermerk "Prinsep lith.".
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Amt werden nicht ohne Einfluß auf die numismatische und paläographische Richtung seiner Studien gewesen sein. Doch weist die lange Liste seiner Beiträge zu den Asiatic Researches und zum Asiatic Journal, Cent. Rev. I 1 7 2 ff., auch zahlreiche mineralogische und meteorologische Arbeiten auf. In philologischer Beziehung unterstützte ihn sein Pandit K a m a l ä k ä n t a , der ihm ζ. B. den Inhalt der berühmten Sanskrit-Inschrift von Junagarh in Gujerat zugänglich machte, J A S B . VII 337, 343 = Essays II 57, 60. Wie sehr die Verdienste Prinseps anerkannt wurden, sprach sich in den Beschlüssen der Gesellschaft aus, als er aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied nehmen mußte, s. Essays II 218, ferner in der Würdigung, die ihm Lassen nach seinem Tode zuteil werden ließ in der Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes IV 499 fg. Prinsep begann 1832 und 1833 mit der Beschreibung der römischen, der griechischen und persischen Münzen, die sich im Besitz der Asiatic Society angesammelt hatten, Journ. As. Soc. Beng. I 392 II 27 = Ess. I 1 ff. Der nächste Artikel, Journ. II 310, bezieht sich auf Münzen, die Lieutenant A l e x a n d e r B u r n e s aus dem Panjäb und aus dem Tal des Oxus mitgebracht hatte 2 ), baktrische Münzen mit griechischer Schrift, daneben eine Kupfermünze aus der Nachbarschaft von Manikyäla (bei Attock) mit dem Namen K A N H P K O Y , der Buchstabe vor K O Y könnte auch Θ oder C sein. Prinsep suchte diesen Namen vergeblich unter den bis dahin bekannten griechisch-baktrischen Königen und erkannte in ihm den K a n i s k a der tibetischen Werke und der Râjatarangiijï (I 168), " a Tartar or Scythic conqueror of Bactria", Journ. II 3 1 5 = E s s . I 38. Für die griechischbaktrischen Könige stützte sich Prinsep auf ein Verzeichnis, das A. W. v. Schlegel aus Strabo, Plutarch, Trogus Pompeius, Arrians Periplus und den bis dahin in Europa bekannt gewordenen Münzen, darunter den von Major J. T o d beschriebenen, gegeben hatte, im Journal Asiatique 1828, S. 326: Theodotus I und II, Euthydemus, Apollodotus, Menander, Heliocles, Demetrius, Eucratides I und II. Aus den Münzen sind im Laufe der Zeit noch andere Namen hinzugekommen, und neue Dynastien, von denen wir sonst überhaupt nichts wissen würden. Major James T o d geboren 1782, gestorben 1835, einer der frühesten großen Sammler von Münzen, hatte 1826 in den Transactions of the R A S . I 318ff., über einige wertvolle Münzen in seinem Besitz berichtet: " A n Account of Greek, Parthian and Hindu Medals 3 ), found in India". Während eines zwölfjährigen Aufenthalts in Indien, "amongst Mahrattas and Rajputs", hatte er, besonders in Mathurä, ungefähr 20000 Münzen aller Art zusammengebracht, von denen ihm aber nur 100 von Interesse, und von diesen nur ein Drittel von größerem Wert zu sein schienen. E r begann seinen Bericht mit einer Münze des Apollodotos und einer des Menandros. Mit zwei Münzen derselben griechisch-baktrischen Könige beginnt Prinsep seine Mitteilungen aus Dr. S w i n e y s Sammlung, J A S B . II 405 = Essays I 45. E r gibt hier eine Übersetzung der erwähnten Abhandlung Schlegels, die ihm zur Orientierung gedient hat. Was bis znm Jahre 1838 auf diesem Gebiete der Münzforschung geleistet worden war, faßte C h r . L a s s e n zusammen in seinem Buche "Zur Geschichte der Griechischen und Indo') Dazu S. 476 eine Bemerkung über die Provenienz der Münzen Diocletian's. ) Vgl. den kurzen Bericht von Burnes (On the " T o p e s " and Grecian Remains in the Panjäb), der Journ. II 308 der Abhandlung von Prinsep vorausgeht. ®) Unter "Medals" verstand man damals besonders schön ausgeführte Münzen, vgl. Prinsep, J A S B . I 393. 2
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skythischen Könige in Baktrien, Kabul und Indien durch Entzifferung der Altkabulischen Legenden auf ihren Münzen", Bonn 1838. Hier findet sich zu Anfang ein Bericht über die Münzfunde und die Geschichte der Entzifferung bis dahin. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts erregten die Münzfunde dreier Männer besonders großes Aufsehen, das sich auch in Prinseps Arbeiten widerspiegelt. Schon im Jahre 1830, wie erwähnt, hatte General V e n t u r a , einer der französischen Offiziere, die im Dienste des Maharaja Ranjit Sing (Ranajit Siipha) die Streitkräfte der Sikhs befehligten (Wilson, Ariana Antiqua 34), den Stüpa von Manikyäla geöffnet, einem Dorfe südlich von Attock am Indus '), das auf dem Boden des alten Taxila steht. Ventura hat in der hochherzigsten Weise seine Schätze Prinsep zur Verfügung gestellt, durch Vermittelung von Captain C. M. Wade, Political Agent at Lúdiana, JASB. III 3 1 3 ff. Auch andere französische Offiziere haben in jenen Gegenden gesammelt, A l l a r d und C o u r t 2 ) . Von dem letzteren, A. Court, " E n gineer Officer in the Army of Mahárája Ranjit Singh", veröffentlichte Prinsep J A S B . Ill 556 "Further Information on the Topes of Mánikyála, being the translation of an Extract from a Manuscript Memoir on Ancient T a x i l a " , und fügte dem eine " N o t e " über die von Court gefundenen Münzen bei. Dieser hatte in einem von ihm geöffneten Stüpa neben vier Goldmünzen des Kanerki sieben römische Silbermünzen gefunden, eine vom Triumvir M. Antonius, eine mit dem Kopf von Julius Caesar. Prinseps Angaben über die übrigen Münzen wurden von Cunningham berichtigt, der zum Schlüsse sagt: "Of these seven coins found in the second tope at Manikyála, not one can be proved to be of a later date than the birth of Christ", J A S B . Ill 636. Dieses Zusammenauftreten von Münzen des Kanerki mit alten römischen Münzen, das Prinsep als " a most curious fact" bezeichnete, erscheint jetzt bedeutsam, nachdem Lüders auf einer Inschrift des Kaniska als dessen Beiwort Καίσαρος entdeckt zu haben glaubt, Beri. Sitzgsber. 1 9 1 2 , S. 828 ff. Sodann entdeckte Captain P. T . C a u t l e y bei Behat nördlich von Saháranpur, "in the Doáb of the Jamná and Ganges", die Reste einer alten Stadt, worüber er im Januar 1834 an die Asiatic Society berichtete, J A S B . III 43 fg. Gleichfalls auf dem Boden untergegangener Wohnstätten, auf der Ebene von Beghrám sammelte C h a r l e s M a s s o n 3 ) während eines längeren Aufenthalts als politischer Agent im Panjäb und in Kabul Tausende von Münzen. E r berichtet über seine Münzen in dem "Memoir on the ') "Manikyäla is the name of a small village situated on the route leading from Attok to Láhor", Court, J A S B . I l l 557. 2 ) Court nennt sich in der Überschrift seiner Abhandlung "Conjectures on the march Of Alexander", J A S B . V 387, "ancien élève de l'école militaire de St. Cyr". 3 ) Unter denen, die in jenen Jahren in Kabul reisten, begegnen wir auch dem Dr. Martin H o n i g b e r g e r . Dieser schreibt in einem brieflichen Berichte, J A S B . III 1 7 7 : "There is an European here by name Masson. He was several years in the Punjab. It appears that he has also been to Tabriz, and has lately come to Cabul by the way of Belochistán\ he resided some time at Bamian, where he amused himself in making excavations, and has succeeded in finding several idols. At Cabul, he has been engaged in the same kind of pursuit, and has been rewarded here also by his discovery of several idols quite entire." Honigberger öffnete einen Stüpa in Kabul, den er für das Grabmonument des Kadphises erklärte, a. a. O. 160. Über andere Funde desselben Reisenden berichtet eine Anmerkung J A S B . IV 631. Daß Masson eine politische Aufgabe hatte, geht aus seinen Worten "The duties imposed upon me by the Supreme Government of India" hervor, bei Wilson, Ariana Antiqua 117.
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Ancient Coins found at Beghram, in the Kohistán of Kábul", JASB. Ill 1 5 3 ff. = Essays I 8 0 ff. Seine Klassifizierung deutet zugleich an, was für verschiedene Arten von Münzen in Indien zutage gefördert worden sind: "The coins of Beghrám comprise five grand classes, viz. Greek, IndoScythic, Parthian, and Guebre, Brahminical, and Muhammedan, and each of these classes contains many varieties or series". Vgl. V 5 3 8 . Nirgends tritt der Zusammenhang des nordwestlichen Indiens mit Kabul und Baktrien so klar zutage wie in den Münzen. Eingehender handelt Masson von der Lage und von der Geschichte Beghráms in einem 2 . und 3 . Memoir, JASB. V ι ff., 537ff· I n seinen "Notes on the Antiquities of Bámíán", JASB. V 7 0 7 , beschrieb er auch die Bámíán genannte Gegend "in one of the Paropámisan valleys", bekannt durch ihre "idols and caves". Die Münzforscher gingen zunächst von den Münzen mit griechischen Aufschriften aus. Die Bildnisse und sonstigen Figuren auf Obvers und Revers gaben weiteren Anhalt zu näherer Bestimmung. Auch die ältesten Münzen der indoskythischen Könige haben griechische Aufschrift. So hat denn auch Prinsep, der historischen Reihenfolge entsprechend, den Münzen der baktrischen und der indoskythischen Könige seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Die Abhandlung "Further Notes and Drawings of Bactrian and Indo-Scythic Coins", JASB. IV 3 2 7 , bringt neue Königsnamen, neben den bekannten, und einen ersten Versuch, auch die unbekannte Schrift der Reverse zu lesen. In der Abhandlung "On the connection of various ancient Hindu coins with the Grecian or Indo-Scythic series", IV 6 2 1 , fortgesetzt 6 6 8 ff., vertritt er die Ansicht, daß die "Hindu coins of Kanouj", überhaupt die ältesten Münzen der Hindus, wie sie "in Captain Cautley's Herculaneum at Bekat"4) gefunden worden sind, sich an die indoskythischen Münzen anschließen, und daß die Hindus, ehe die Griechen nach Indien kamen, keine eigentliche Münzprägung gehabt haben. Er entnahm sein Material namentlich der reichen Münzsammlung des Colonel Stacy 2 ), die dieser hervorragende Sammler ihm zur Verfügung gestellt hatte. Zum ersten Male versucht er die Geschichte der Münztypen auf dem indischen Boden zu verfolgen. Nach den Funden von Behat, die teilweise buddhistischen Charakter haben, behandelt er die Münzen der Indoskythen Kadphises und Kanerkos, dann die Münzen von Kanouj, zuerst diejenigen, die sich in der Haltung der Figuren besonders deutlich als Nachahmungen der indoskythischen Münzen erweisen. Kadphises schließt sich an die griechisch-baktrischen Könige an, zunächst anHermaios, er hat wie dieser und andere die "Pehlevi"-Legende. Bei Kanerkos, sonst dem Kadphises sehr ähnlich, kommt diese nicht vor, er hat den Titel " P A O " oder " P A O N A N O PAO". Je nach dem Material, das ihm zufloß, ist Prinsep immer wieder auf alle diese verschiedenen Münzarten zurückgekommen. So bespricht er JASB. V 5 4 8 ff. Münzen der griechisch-baktrischen Könige Archebios (damals von ihm "Archelius" genannt), Antialkides, Diomedes, Spalyrios, Spalirisos, Pantaleon, Agathokles, Ermaios, dem er den Kadphises anschließt, aber als ersten der Indoskythen. Als "New Types" bringt er ') Wie Prinsep S. 624 bemerkt, handelt es sich jedoch bei Behat vielleicht nicht um eine alte Stadt, für die sich nach Wilson kein Name findet, sondern um ein altes buddhistisches Kloster, das verlassen, zerstört, und unter dem Sande begraben worden war. Das erinnert an M. A. Stein's "Sandburied Cities". 2 ) Prinsep nennt diesen an erster Stelle in dem Verzeichnis der Sammler, mit denen er in Verbindung stand, J A S B . IV 623.
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ibid. S. 720 einen Amyntas und aus der Sammlung des Dr. Swiney eine basilissa Agathokleia, dazu neue Münzexemplare von Euthydemos, Menandros, Antialkides. Die meisten dieser Münzen stammten aus Massons Sammlung und sind nach Zeichnungen von Masson abgebildet, der sich auch in der Beschreibung der Münzen neben Prinsep ein wissenschaftliches Verdienst erworben hat. Auch aus der Sammlung des Franzosen A. Court, der wie die Generale Ventura und Allard in Diensten des Maharaja Ranjít Singh stand (S. oben S. 100), erhielt Prinsep neue wertvolle Stücke. Court hatte nach General Ventura in den Gegenden von Peshawar und Attock gesammelt, Prinsep teilte Extracts aus einem Memoir über seine Forschungen mit, JASB. V 468 ff. Vollständiger gibt Hoernle in seinem Uberblick, Centenary Review II 96 die Namen der griechisch-baktrischen Könige, wie sie nach und nach gefunden worden sind. Die Wichtigkeit der Münzen für die Geschichte Indiens tritt hier ganz besonders hervor. Ohne die Münzen würden wir fast nichts von diesen Königen wissen. Nur einige der älteren werden in griechischen Quellen erwähnt (daher Schlegels Kenntnis), kaum einer in der indischen Literatur. Dieser eine, wohl der mächtigste von ihnen, ist M e n a n d e r . Goldstücker hat auf ihn den Satz Arunad Yavanah Säketam, der im Mahäbhäsya zu Pä. III 2 , 1 1 1 den Gebrauch des Imperfekts veranschaulichen soll, bezogen, da nur von diesem Yavana wahrscheinlich ist, daß er bis nach Ayodhyä vorgedrungen war ("Páijini" S. 229). In der Form M i l i n d a lebt sein Name im Milindapañha fort, auch dies ein dankenswerter Lichtstrahl, der uns das nordwestliche Indien im 2. Jahrh. v. Chr. buddhistisch erscheinen läßt. Auf die Indoskythen kommt Prinsep JASB. V639 zurück : "New varieties of the Mithraic or Indo-Scythic Series of Coins and their imitations". Diese Abhandlung hat deshalb einen besonderen Wert, weil sie genau dieselben Dinge behandelt, wie 50 Jahre später M. A u r e l S t e i n s Abhandlung "Zoroastrian Deities on Indo-Scythian Coins", Oriental and Babylonian Record, August 1887. Schon von Prinsep und andern wurde PAO NANO PAO, wie man damals trennte, der Titel des KANHPKI und OOHPKI, mit Β Α Σ Ι Λ Ε Υ Σ ΒΑΣΙΛΕΩΝ verglichen, indem man dabei an skr. rajan dachte (so noch Lassen, Ind. Alterth. II 832). Erst Stein hat PAONANO PAO etymologisch richtig auf den iranischen Titel "Shâhan-shâh", altpersisch "khshâyathiyânâm khsâyatiya" zurückgeführt. Stein erkannte, daß das griechische Ρ auf den Münzen nicht nur den Laut des r, sondern auch den eines sk bezeichnet, in letzterem Falle immer durch einen kleinen Strich nach oben vom gewöhnlichen Ρ unterschieden, ungefähr dem angelsächsischen f> vergleichbar. Dieses sh war schon aus KANHPKI = Kaniska, OOHPKI = Huviska, KOPANO = Kusana zu erschließen, letzteres im Chinesischen "Kuei-shuang", ein Volksname. KOPANO findet sich hinter KANHPKI und OOHPKI, und bezeichnet den Stamm, dessen Könige sie waren. Stein hat auch die Götternamen auf dem Revers dieser Münzen aus dem Iranischen erklärt, aber schon Prinsep erkannte richtig ζ. B. M A O "Mond" und verglich sogar Ο Α Δ Ο "with Odin or Woden of the Saxon mythos: It is not a little curious that the verbal root of two of our present days of the week, Monday and Wednesday, should thus be discovered among a parcel of old coins dug up in the Panjáb!" JASB. V. 642 = Ess. I 363 A. 2. Die alten Goldmünzen von Kanouj las Prinsep JASB. IV 634 mit Hilfe des Alphabets der kurz zuvor von W a t h e n veröffentlichten "Guzerát
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copper-plates" und der Gupta-Inschrift von Allahabad. In der Tat fand er auf diesen Münzen die Namen Kumäragupta, Candragupta, Samudragupta. Wenn viele dieser Münzen in Kanouj (Kanyäkubja) gefunden worden sind, so folgt daraus nicht mit Notwendigkeit, daß dies die Hauptresidenz der Guptas war. E r sucht sie eher im Westen, in Ujjain, a. a. Ο. IV 640. Andererseits werden im Visijupuräna IV 24, 18 Guptas in Verbindung mit den Mägadhas erwähnt : anugangäprayägatn Magadhä Guptäs ca bhoksyanti. Bei Benares gefundene Münzen von Guptas erhielt Prinsep von Lieut. A. Cunningham und V. Tregear, JASB. V 643. E r führt dann den (zum Captain beförderten) jungen C u n n i n g h a m , der in der Reihe der bedeutenden englischen Forscher in Indien sein Nachfolger werden sollte, S. 652 mit folgenden Worten ein : "Henceforward my readers should understand, and they will, doubtless, soon perceive the fact, that my coin essays are joint productions, and that I have an auxiliary at my elbow, far better acquainted with the contents of, I may say, all the collections of coins in India, than I have leisure to become". Die Beschreibung von "Hindú coins of middle age", mit Bemerkungen über die weitverbreitete Familie der Pálas, und von "Rájput coins" JASB. IV 668, 674 führt in spätere Zeiten, die für uns weniger in Betracht kommen. Münzen der "Pála or Déva dynasty of Canouj" bespricht er auch V 656. In eine ältere Zeit gehören aber die " S a u r á s h t r a Coins", an denen er IV 684 ff. von neuem das griechische Vorbild beobachtet. Eingehendere Behandlung finden sie in dem Essay "The Legends of the Sauráshtra group of Coins deciphered", JASB. VI (1837) 377 ff. Die Fundstätten dieser Münzen waren die Gegenden des heutigen Cutch, Kathiawar, Gujarat im westlichen Indien, die "Surastrene" der Griechen. Das wichtigste Wort dieser Münzen las er zunächst falsch, nicht ohne Schuld seines Pandit. Die einheimischen Gelehrten versagten, wo es sich nicht um ihr Sastra und um das gewohnte Sanskrit handelte. Der heutige Leser nimmt sofort Anstoß an der Lesung räjnah krtrimasya, was "of the elected king" bedeuten sollte. Die richtige Lesung ksatrapasya, an die er schon damals gedacht, die aber sein Pandit beanstandet hatte, gab er in seinem Essay über die Inschrift des Mahäksatrapa Rudradäman, der den alten Damm von Girnar wiederherstellen ließ, JASB. VII 345 = Essays II 63 : "The word .. kshatrapas, although wholly unknown as a sovereign title to modern Hindus, and not to be found in their books, is familiar to the reader of the Grecian history of ancient Persia, with merely a softening of the initial letter as ΣΑΤΡΑΤΤΗΣ, Satrapa, the prefect of a province under the Persian system of government" So ist Prinsep auch der Entdecker der Dynastie der Ksatrapas gewesen. Prinsep hat noch einmal Münzen der K s a t r a p a s sowie der Guptas beschrieben, J A S B . VII 354ff., und Thomas in seiner Ausgabe von Prinseps Essays II 86 fF. diesen noch einige hinzugefügt, nachdem er zuvor im Anschluß an Prinsep die Stellung der Ksatrapas erörtert und die Namen, soweit sie zu seiner Zeit bekannt geworden waren, zusammengestellt hatte. Thomas bezieht sich dabei auf seine frühere Abhandlung: "On the Dynasty of the Sáh kings of Suráshtra", J R A S . XII (1848) ι ff. Die Bezeichnung "Sáh kings" hat aufgegeben werden müssen, denn sie beruht auf falscher Lesung der Namen auf den Münzen: für "Rudra Sdhasa", "Dámá Sdha-", " Vijaya SdAasa" usw. bei Prinsep und Thomas ist zu lesen Rudrasimkasa, Dämasenaputrasa, Vijayasettasa usw. Vgl. die Liste bei M. Duff, Chron. 296. Prinseps Entzifferung der Inschriften auf M o n u m e n t e n ist von der
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S ä u l e zu A l l a h a b a d a u s g e g a n g e n . Den Anlaß g a b ihm 1834 " A Description, with Drawings, of t h e Ancient Stone Pillar at Allahabad called Bhim S é n ' s Gadá or C l u b " von Lieut. T . S. B u r t , E n g i n e e r s " , der von seinem B r u d e r Lieut. Burt unterstützt wurde, Journ. III 105 ff. Die Säule ist mit Inschriften aus v e r s c h i e d e n e n J a h r h u n d e r t e n b e d e c k t . F ü r u n s k o m m e n in Betracht die o b e r s t e Inschrift, in damals noch nicht entzifferten C h a r a k t e r e n , und die zweite, die ohne g r o ß e Mühe von der Devanägarl aus entziffert w e r d e n konnte. Burt hatte b e m e r k t , d a ß die Schrift dieser Nr. 2 d e r Schrift einer alten Inschrift zu "Gya" (d. i. Buddha Gaya) glich, die schon von Wilkins, As. Res. I 279, gelesen w o r d e n war. Wilkins hatte damals g e s a g t : " T h e character is undoubtedly the most ancient of any that have hitherto come u n d e r my inspection". E s handelt sich um eine Inschrift u n d die Schrift aus der Zeit der Guptas. Prinsep konstatierte in der " N o t e " , die er Burts Description anfügte, Journ. III 114 ff., d a ß die N a m e n C a n d r a g u p t a u n d S a m u d r a g u p t a in dieser Inschrift vorkommen. Sie war d e m Captain T r o y e r ü b e r g e b e n worden, d e r sie trotz der Hilfe seines Pandit Madhava Ray doch nur sehr m a n g e l h a f t lesen k o n n t e : T e x t und Brocken einer Ü b e r s e t z u n g in T r o y e r s " R e m a r k s upon the second Inscription of the Allahabad Pillar", im Anschluß an Prinseps " N o t e " , Journ. III I i 8 f f . Zum vollkommenen Verständnis einer Inschrift g e h ö r t n o t w e n d i g die g e n a u e s t e W i e d e r g a b e ihres W o r t l a u t s u n d dann eine g r ö ß e r e philologische Schulung, als sie die ersten A r c h a e o l o g e n besessen haben. Beides ist erst nach u n d nach erreicht w o r d e n . Da S a m u d r a g u p t a in d e r aus d e n P u r â ç e n b e k a n n t e n Liste d e r Maurya nicht vorkommt, glaubte Prinsep auch nicht daran, d a ß u n t e r dem C a n d r a g u p t a d e r Inschrift der Maurya dieses N a m e n s gemeint sei. Indem er auf eine g e wisse Ähnlichkeit d e r Schriftzeichen mit dem im 7. Jahrh. in T i b e t eingef ü h r t e n A l p h a b e t hinwies, versetzte er die Inschrift in eine viel s p ä t e r e Zeit. E t w a s weiter in der Entzifferung u n d L e s u n g kam kurz darauf Rev. W . H . M i l l , "Restoration of the Inscription, Nr. 2, on the Allahabad Column", Journ. Ill 257ff. A b e r der vorzügliche Abklatsch der Inschriften auf d e r Säule zu Allahabad von Captain E d w a r d S m i t h , of t h e engineers, d e r schon die Bhilsa-Inschriften in d e r s e l b e n W e i s e abgeklatscht hatte, ließ e r k e n n e n , d a ß auch Mills T e x t und Ü b e r s e t z u n g noch völlig u n g e n ü g e n d war. Gestützt auf diesen Abklatsch g a b Prinsep mit Hilfe seines Pandit K a m a l á k á n t a 1837, Journ. VI 963 ff. (Re-examination of t h e Allahabad pillar), eine n e u e Übersetzung, die wenig mit der von Mill übereinstimmt und namentlich in d e m wichtigen Teile, d e r die N a m e n der von S a m u d r a g u p t a u n t e r w o r f e n e n Könige u n d Völker enthält (lin. 17ff.), den sicheren Fortschritt zeigt. Vgl. diese N a m e n in Mabel Duffs Chronology of India (1899) S. 28 u n t e r A. D. 35°· Prinsep war damals geneigt, d e n C a n d r a gupta der Inschrift von Allahabad mit d e m F ü r s t e n zu identifizieren, "whom t h e Chinese Buddhist travellers found reigning in t h e fifth century having a n a m e signifying "cherished by t h e m o o n " " , wobei er sich auf einen im Journ. VI 63 ff. mitgeteilten "Chinese Account of India" beruft. Zu d e n wichtigen E n t d e c k u n g e n der damaligen Zeit g e h ö r t eine zweite Gupta-Inschrift, die auf e i n e r Säule zu Bhitárí "in the district of Gházipur" (nordöstlich von Benares) e n t d e c k t wurde. Mill veröffentlichte sie 1837 auf Grund einer Bleistiftzeichnung des Lieut. C u n n i n g h a m JASB. VI ι ff. H i e r w e r d e n im Anschluß an die schon aus d e r e r s t e n Inschrift b e k a n n t e n ersten Guptas auch die folgenden K ö n i g e C a n d r a g u p t a II, Kum ä r a g u p t a , S k a n d a g u p t a erwähnt. Mill war d e r Ansicht, d a ß die Zeit
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der Guptas "somewhere between the 1 st and 9 th centuries of our e r a " zu suchen sei, eine allerdings noch sehr vage Bestimmung. Inzwischen war schon 1835 auch die Dynastie der Fürsten von Valabhi bekannt geworden, durch eine Abhandlung von W. H. Wathen, Persian Secretary to the Bombay Government, "Account of the Inscriptions upon two sets of Copper Plates, found in the Western part of Gujerát", Journ. IV 477 ff. Diese Kupferplatten enthalten die Namen der Fürsten von Valabhi vom Begründer der Dynastie Senapati Bhatärka an bis zu Dharasena "Muáalí" (falsch für kusali). Die Valabhîs sind später als die Guptas, doch haben beide eine Zeitlang neben einander regiert. Die Schriftzeichen der beiderseitigen Inschriften sind einander sehr ähnlich. Wathen fand Hilfe für die Entzifferung der Valabhi-Schrift in der Schrifttafel, die Prinsep Journ. III, Pl. VI, für die Gupta-Schrift gegeben hatte. Über das Verhältnis dieser Inschriften zu einander sagt Prinsep 1838, Journ. VII 275: " T h e Gujerat plates dated in the third century of the samvat era, differ but little from the Allahabad pillar or Samudragupta inscription, but that little is all in favor of their superior antiquity". Ebenda S. 629 spricht er vom 3. oder 4. Jahrhundert. Prinsep war also der Ansicht, daß die Valabhi-Platten älter wären als die Samudragupta-Inschrift. Prinsep irrte auch darin, daß er jetzt ebenso wie Wathen die Guptas und die Valabhîs zu früh ansetzte. Wathen folgte dem damals in hohem Ansehen stehenden Werke des Colonel T o d über Rájasthan, in dem als Beginn der ValabhI-Ära das Vikramäditya-Jahr 375 = 3 1 9 n. Chr. angesetzt w a r D i e s ergab ihm für den á r í Dharasena der Inschrift das Jahr 328 n. Chr., auf Grund eines falschen Datums. Für Bhatärka gab er das Jahr 144 oder 190. In Mabel Duffs Chronology of India (1899) dagegen erscheint Bhatärka erst unter dem Jahre 495, womit Vincent Smith, Early History of India, 2 d ed. (1908) S. 275, übereinstimmt, und Dharasena (II) unter dem Jahre 571. Wir haben Samudraguptas Inschrift und Dharasenas Kupferplatten etwas eingehender behandelt, weil die Guptas und die Valabhîs wichtige Dynastien der indischen Geschichte sind, und weil mit diesen beiden Inschriften die tieferen Studien zur Chronologie der Inschriften und der Dynastien anheben, deren Ergebnisse freilich immer und immer wieder umgestoßen worden sind. Das Hauptverdienst Prinseps besteht aber in der Entzifferung der Asoka-Inschriften. E r lernte zuerst die Säulenedikte kennen, und zwar machte er 1834 seine ersten Beobachtungen an der "Mathiah Láth Inscription" 2 ). E r erhielt diese von B. H. Hodgson, Resident in Nepal, der also auch hier eine erste Anregung gegeben hat. Auf Hodgsons "Notice of some Ancient Inscriptions in the Characters of the Allahabad Column", J A S B . I I I 481, folgt Prinseps "Note on the Mathiah Láth Inscription" ebenda 483. Auf Pl. X X I X ein Facsimile der Inschrift "on the Mathiah Lath, between Bettiah and the river Gandak". Ein Facsimile der Inschrift Nr. ι von Allahabad war auf Pl. IV desselben Bandes gegeben. Die Inschrift auf Feroz's Láth zu Delhi kannte Prinsep aus Band VII der Asiatick Researches. Schon damals hatte Prinsep gesehen, "that all three inscriptions are identically the same", J A S B . Ill 484. Als vierte erhielt er im Jahre darauf, 1835, wiederum von Hodgson, die Inschrift ') Seit Fleets Untersuchung gilt die ValabhT-Ära als identisch mit der Gupta-Ära, s. Corp. Inscr. Ind. III (1888) Introd. 130 fr. Ebenda III 164 ff. derselbe T e x t der Schenkungen des Dharasena II, korrekter und richtig datiert (samvat 232 = 571 n. Chr.). 2 ) Láth bedeutet "pillar".
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auf dem "Rádhia or Sárun Láth" in Facsimile, Journ. IV 121 ff. Prinsep sah sich nun im Besitz "of four copies of the same inscription, three of them perfect, viz. the Delhi, the Mattiah (sic !), and the present one, and that of Allahabad mutilated", S. 126. Es trägt nicht zur leichten Orientierung auf diesen verschlungenen Pfaden bei, daß die Bezeichnung für diese Säuleninschriften im Laufe der Zeit gewechselt hat. In Bühlers Ausgabe der Säulenedikte, ZDMG.XLV (1891) I44ff. erscheint "Delhi-Sivalik" für Feroz's Láth zu Delhi (ursprünglich in Topra), "Lauriya-Araräj" für Rádhia, "Lauriya Navandgarh" für Mathiah (Lauriya ein Dorf "in the Champâran District of North Bihâr"). Die Bezeichnung Allahabad ist geblieben. Hinzugekommen sind bei Bühler "Delhi-Mirat" (ursprünglich in Mirat, von Fîroz Shâh nach Delhi versetzt) und "Râmpûrva" (nördlich von Lauriya). Näheres bei Vincent A. Smith, Asoka (1901) S. 99 ff. Die denkwürdige Abhandlung, in der Prinsep mit unverkennbarer Freude erzählt, wie er den Schlüssel des Asoka-Alphabets gefunden hat, führt die Überschrift "Note on the Facsimiles of Inscriptions from Sanchi near Bhilsa, taken for the Society by Captain Ed. Smith, Engineers; and on the drawings of the Buddhist monument presented by Captain W.Murray, at the meeting of the 7 th June (1837)", Journ. VI 451 ff. Die guten Facsimiles verdankte er demselben Smith, der ihm schon den großen Abklatsch der Inschriften auf der Säule zu Allahabad geliefert hatte. Auch jetzt beginnt er mit einem Gupta. Die erste von zwei Inschriften in Guptacharakteren enthält den Namen Candragupta. Text und Übersetzung hat Ráma Govinda, "the Society's pandit" hergestellt. "And now for inscriptions 3 to 25 of Captain Smith's catalogue"! In glücklicher Weise vermutete Prinsep in diesen gleichgebauten kurzen Inschriften Schenkungsurkunden, und erkannte in den oft wiederkehrenden Zeichen am Ende das Wort dänam, in dem ihm wiederholt vorausgehenden Buchstaben das -sa eines Genitive (Gabe des . .), z. B. Vajajasa gämasa dänam. Damit war zugleich der Päli-Charakter der Sprache festgestellt. Er sagt: "Since 1834 also my acquaintance with ancient alphabets had become so familiar that most of the remaining letters in the present examples could be named at once on re-inspection. In the course of a few minutes I thus became possessed of the whole alphabet, which I tested by applying it to the inscription on the Delhi column", a. a. O. 461, vgl. Hoernle, Cent. Rev. II62 ff. Schon auf der ersten Schrifttafel, auf der er das Vorkommen der einzelnen Buchstaben auf der Asoka-Inschrift von Allahabad registrierte, JASB. III Pl. V, hatte Prinsep die zwei ersten Worte der Säulenedikte als ein Specimen der Schrift hervorgehoben. Jetzt las er den ganzen ersten Satz "Devänampiya (ottener piyé) piyadasi laja hevatn aká" und übersetzte ihn richtig "The beloved of the gods King Piyadassi thus spoke", VI 469 fg. Er konnte sich nicht enthalten, in einer Anmerkung zu erwähnen, wie Stevenson diese Worte gelesen und übersetzt hatte: Dvedhäraippiye piya dvaso bhärjamadva, "In the two ways (of wisdom and of works?) with all speed do I approach the resplendent receptacle of the ever-moving luminous radiance"! Prinsep hat auch geirrt, aber solche phantastische Konstruktionen hat er nie zu veröffentlichen gewagt, ebensowenig Einfälle gleich dem Dr. Swineys, der RAO NANO RAO auf den baktrischen Münzen triumphierend aus dem "Celtique Vocabulary" erklärt hat, VI 99. Schon vor ihm hatte 1835 Lassen, wie dieser ihm brieflich mitteilte (JASB. V 723, VI 465), auf dem Revers einer baktrischen Münze des Agathokles die Zeichen des Asoka-
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Alphabets für a, ga, thu, kla richtig erkannt 1 ). Aber weder hat Lassen damals seine Entdeckung weiter verfolgt, noch ist diese für Prinsep der Ausgangspunkt seiner vollständigen Entzifferung der Säulenedikte gewesen. Prinsep wurde im Verständnis der Sprache von "Ratna Paula the Pàli scholar" unterstützt (JASB. VI 469). Er hat in der ersten Abhandlung auch noch den zweiten Satz der Säulenedikte in der Hauptsache richtig übersetzt. Aber ein Irrtum war, daß er den König der Edikte mit dem König von Ceylon "Deveni Peatissa", besser "Devdnam Piyatissa" identifizierte, den er aus Turnours "Epitome of Ceylonese History from the Buddhist Chronicles" kennen gelernt hatte. In einer zweiten Abhandlung gab Prinsep den T e x t der Säule von Delhi (Sivalik) in Faksimile und Transskription mit einer vollständigen Übersetzung : "Interpretation of the most ancient of the inscriptions on the pillar called the lát of Feroz Sháh, near Delhi, and of the Allahabad, Radhia and Mattia (sic!) pillar, or lát, inscriptions which agree therewith", JASB. VI 566 ff. Prinsep legte seinem Faksimile die Zeichnungen des Captain Hoare in Band VII der Asiatick Researches zugrunde, deren Manuskript noch im Besitz der Gesellschaft war. Ebenso fand er "in the society's portfolio" noch zwei große Kopien des ersten und des letzten Ediktes vor, wahrscheinlich die Zeichnungen, die Sir William Jones von Colonel Polier erhalten hatte. Bedenkt man, daß Prinseps Sprachkenntnis nicht sehr groß war, so erscheint seine Divination bewundernswert. Daß er die Edikte nicht gleich so richtig verstand, wie jetzt nach den Arbeiten von Westergaard, Burnouf, Kern, Senart, Bühler und andern möglich ist, kann ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Sprache der Edikte ist schwerfällig, der Zusammenhang der Sätze ist oft nicht leicht zu erkennen, dunkle Wörter hemmten das volle Verständnis. Ein solches findet sich gleich im Anfang des dritten Satzes der Edikte, den auch der auf seine Kenntnis des Pâli pochende Turnour schließlich nicht besser als Prinsep verstehen konnte. G e o r g e T u r n o u r , of the Ceylon Civil Service, geboren 1799, gestorben 1843, nach Ceylon gekommen 1818, als Päliforscher der Vorgänger von Childers und Rhys Davids, hatte sich mit Hilfe der buddhistischen Priester auf Ceylon eine gute Kenntnis des Päli und der alten Geschichte Ceylons erworben. Damals hatte er eben seine Ausgabe und viel benutzte Übersetzung des Mahävaipsa veröffentlicht, Colombo 1837 a). Aus dem Mahävaipsa und einer entsprechenden Stelle des Dïpavaipsa, der ihm auch schon zugänglich geworden war, ersah er, daß der König Asoka auch den Namen Piyadassï geführt hat, und daß also unter dem Piyadasi der Inschriften der große König Asoka, der Dhammäsoka, zu verstehen sei. Diese wichtige Entdeckung hat er zunächst brieflich an Prinsep mitgeteilt, JASB. VI (1837) 790fg., er hat sie dann näher ausgeführt in seinem Artikel: "Further notes on the inscriptions on the columns at Delhi, Allahabad, Betiah etc.", ebenda S. I049ff. Aber vor dieser Entdeckung ') Doch hatte Prinsep schon 1834 in einer Note zu J A S B . III 166 ausgesprochen, daß die Charaktere des vermeintlichen Pehlevi auf den Münzen des Agathokles und Pantaleon denen der Asoka-Inschrift von Allahabad sehr ähnlich seien: "It will be important to trace them further". l ) Tumours Übersetzung, die nur das ursprüngliche Werk umfaßt (Chapt. I — X X X V I I I ) , ist wiederabgedruckt in L . C. Wijesinhas Übersetzung der späteren Fortsetzung: The Mahávansa, Part II, Colombo 1889. Der Text I — X X X V I I liegt jetzt in W. Geigers kritischer Ausgabe vor, Pâli T . S. 1908, ebenda 1 9 1 2 Geigers Übersetzung; Maháwansa Tíká, mit dem Text, revised and edited.. by Pandit Batuwantudáwe and M. Ñáijissara Bhikshu, Colombo 1895.
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war er — man möchte fast sagen, verführt durch seine Kenntnis der Geschichte Ceylons — JASB. V I 856ff. auf die ganz verfehlte Idee gekommen, daß unter dem K ö n i g der Edikte der spätere K ö n i g Pändu zu verstehen sei, auf dessen Befehl nach dem Däthädhätuvaipsa (II 91 ff.) der Zahn Buddhas von Dantapura nach Pätaliputra gebracht worden sein soll. Indem er durch Änderungen des T e x t e s eine Erwähnung dieses E r e i g nisses in den T e x t hineinbrachte 1 ), ersetzte er mit fast unglaublicher Willkür Piyadasi überall durch Paniu. A u c h sonst noch hat Turnour den T e x t willkürlich geändert. Obwohl durch jene E n t d e c k u n g überflügelt, ist doch Turnours T e x t und Übersetzung am Ende der "Further N o t e s " veröffentlicht worden, a. a. O. 1059 fr., wahrscheinlich weil Turnour von Prinsep zu einer Übersetzung aufgefordert worden war. Die Veröffentlichung wäre aber besser unterblieben, obwohl anzuerkennen ist, daß Turnour einige F e h l e r Prinseps vermieden hat 2 ). Im Jahre 1838 wendete sich Prinsep den F e l s e n i n s c h r i f t e n des A s o k a zu. Von dem Rev. Dr. J. Wilson, "president of the Bombay L i t e rary Society", erhielt er dessen Faksimile 3 ) der Inschriften an einem Felsen zu "Girnar (Girinagara) near Junagarh in Gujerat.". Dazu kam eine Lithographie der von Lieut. Kittoe entdeckten, weniger gut erhaltenen Inschriften "at a place called Dhaulî, in C u t t a c k " (Orissa) *). Prinsep sah alsbald, daß diese von der Ostseite Indiens stammenden Inschriften zehn von den vierzehn neuen Edikten von Girnar enthielten, mit gewissen A b w e i c h u n g e n im Dialekt und in der Schrift, dazu noch zwei besondere Edikte. Worin die große historische Bedeutung dieser Inschriften besteht, sprach Prinsep schon in den Überschriften von zwei bedeutsamen Abhandlungen aus, deren erste lautet: "Discovery of the name of Antiochus the Great, in two of the edicts of Asoka, king of India", JASB. VII 156ff. Im 2. und 13. E d i k t wird Amtiyako Yonaräja erwähnt. W e i t e r e Untersuchung hat gelehrt, d a ß nicht Antiochos der Große, sondern Antiochos T h e o s von Syrien (263—247 v. Chr.) gemeint ist, wie schon Prinsep selbst in seiner zweiten Abhandlung bemerkt hat. Diese bringt die Editio princeps der vierzehn Edikte von Girnar in T y p e n des alten Alphabets mit Transskription und Übersetzung, ') E s handelt sich u m den A n f a n g d e s dritten S a t z e s d e s I . E d i k t e s : hidatapälate dusampatipädaye, v o n B ü h l e r ü b e r s e t z t " D a s H e i l in d i e s e r W e l t u n d i m J e n s e i t s i s t s c h w e r zu e r w e r b e n " . P r i n s e p ü b e r s e t z t e : " I a c k n o w l e d g e a n d c o n f e s s t h e f a u l t s t h a t h a v e b e e n c h e r i s h e d in m y h e a r t " . T u m o u r z o g hi z u m V o r h e r g e h e n d e n u n d s c h r i e b d a n n Dantafurato Dasanan upâdayin, " F r o m Dantapura, I have obtained the tooth" ( J A S B . V I I 0 5 9 > v g ' · z u v o r 857, 868). S e i n e z w e i t e Ü b e r s e t z u n g , d i e w i e d e r d e r v o n P r i n s e p n a h e kam, lautete: " I have renounced the impious courses cherished by m y s e l f " . E r löste "hidatapälate a u f in hi ( f ü r him, I, S g . P r ä t . v o n häy v e r l a s s e n ) , -d- ( S a n d h i k o n s o n a n t , m i t B e r u f u n g a u f C l o u g h ' s P ä l i - G r a m m a t i k ) , atta- ( f ü r ätma-) pälite ( s o a u c h b e i P r i n s e p ) , w ä h r e n d P r i n s e p " h e a r t " a u s hidaia g e w o n n e n u n d " p á t i p á d a y e " a l s V e r b a l f o r m a u f g e f a ß t h a t t e . A b e r P r i n s e p h a t b a l d a u c h d i e r i c h t i g e A b l e i t u n g v o n hidatapalite g e f u n d e n , i n d e m er e s zu hidalokika päralokika s t e l l t e , J A S B . V I I 277. 2 ) S o h a t er in agäyä, agena d e s I . E d i k t s r i c h t i g p â l i aggo " p r e c i o u s " e r b l i c k t ( v o n P r i n s e p a n e r k a n n t J A S B . V I I 272), u n d i m 4. E d i k t asvathe n i c h t w i e P r i n s e p m i t " h o l y figtree" ü b e r s e t z t . I n W i r k l i c h k e i t ist l e t z t e r e s g l e i c h s k r . äsvasta. 3) W i e dieses hergestellt worden war, mit H i l f e von C a p t a i n L a n g , beschreibt J . W i l s o n in s e i n e m R e i s e b e r i c h t , J A S B . V I I 336. 4 ) D e r m o d e r n e N a m e d e s F e l s e n s , in d e n d i e I n s c h r i f t v o n D h a u l i e i n g e m e i ß e l t ist, s o l l " A s w a s t a m a " s e i n , d a h e r n e n n t s i e K i t t o e " t h e A s w a s t a m a I n s c r i p t i o n " , J A S B . V I I 435. D e r N a m e i s t m y s t e r i ö s . N a c h P r i n s e p w ü r d e er m i t d e n W o r t e n "hida ena mahámátásvasatam (nä)ma yajisati" g e g e n E n d e d e s 2. S e p a r a t e d i k t e s z u s a m m e n h ä n g e n , d i e n i c h t r i c h t i g g e l e s e n u n d v o n i h m i r r t ü m l i c h m i t " w h e r e b y (the s p o t ) s h a l l b e c a u s e d b y m e t o r e c e i v e t h e n a m e o f mahámátáswasatam, or (place of m e d i t a t i o n o f the o f f i c e r s ) " ü b e r s e t z t w o r d e n w a r e n , a . a . O . 447, 451.
Kap. XIV.
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und hat die Überschrift "On the Edicts of Piyadasi, or Asoka, the Buddhist monarch of India, preserved on the Girnar rock in the Gujerat peninsula, and on the Dhauli rock in Cuttack ; with the discovery of Ptolemy's name therein,", JASB. VII 2 i g f f . Den Ptolemaios entdeckte Prinsep in dem Turamayo des 13. Ediktes'), gemeint ist Ptolemaios (II) Philadelphos von Egypten (281—247 v. Chr.). Auf der damals noch unbekannten Inschrift von Khälsl lauten die Namen der vier Könige außer Antiochos : Tulamaye, Amtekine, Maka, Alikyashudale. Von diesen konnte Prinsep auch die Namen des Magas von Kyrene und des Antigonos Gonatas lesen, während ihm der Name des Alexander von Epirus noch entging, da die Inschrift von Girnar gerade im 13. Edikt stark beschädigt ist und auch die Inschrift von Dhauli hier versagt. Die Erwähnung dieser Diadochen in den Edikten des Asoka bestätigte auf das Schönste die Identität des Sandrokottos der Griechen mit dem Maurya Candragupta, dem Großvater Asokas. Schon damals konnte als die Regierungszeit des Asoka die Mitte und die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. festgestellt werden. Prinsep hat dann in einer dritten Abhandlung auch die beiden Separatedikte von Dhauli zum ersten Male herausgegeben und übersetzt: "Examination of the separate edicts of the Aswastama inscription at Dhauli in Cuttack", JASB. VII 434ff. Er gibt hier den Bericht K i t t o e s über die Örtlichkeit und rühmt Kittoe, der die Inschriften gefunden hat, nachdem vor ihm schon "Colonel Mackenzie with his myrmidons" und andere die Gegend nach Altertümern abgesucht hatten. Der T e x t ist nach Kittoes "original pencil transcript" gegeben, gleichfalls in den von Prinsep hergestellten T y p e n des alten Alphabets. Man wird auch hier nicht erwarten, daß Prinsep überall richtig übersetzt hat. So haben er und sein Pandit das Pronomen tuphe "ihr" nicht erkannt, sondern in diesem Worte skr. stüpa vermutet, was allein schon zu vielen Irrtümern geführt hat, da in diesen Separatedikten die Beamten wiederholt angeredet werden. Soviel nun auch in der Folgezeit am T e x t und an der Ubersetzung hat gebessert werden können, durch genauere Abklatsche und durch bessere Kenntnis der Sprache, so erhob sich doch schon aus Prinseps Übersetzung mit genügender Klarheit die Gestalt dieses großen indischen Königs Asoka, der nach gewaltigen Eroberungen bis über die Grenzen Indiens hinaus im L e b e n und Regieren den Dhamma, ein edles Sittengesetz zur Geltung bringen wollte, für sich, seine Beamten, seine Untertanen jedweden besonderen Bekenntnisses. Diese Edikte eines Königs stehen einzig da in der Weltgeschichte. Als Burnouf in der Académie über Prinseps Entzifferung der Säuleninschriften vortrug, wurde er mit der größten Aufmerksamkeit angehört: " L e jour où je l'ai reçu (the Society's Journal of June, 1837), j'allais à l'académie; quoique ce savant corps ne prête son attention en ce moment qu'au Grec et à l'Arabe, j'ai demandé la parole, et j'ai trouvé de la verve pour exposer tout ce que vous veniez de faire, de beau et de grand par votre découverte. J'ai été écouté avec une religieuse attention . .". So in einem Briefe Burnoufs an Prinsep, den dieser JASB. VII 458 mitteilt. V o n den Inschriften, die damals gefunden und in Prinseps Journal veröffentlicht worden sind, heben wir noch die alte Sanskrit-Inschrift des Mahäksatrapa R u d r a d ä m a n auf der Westseite des Felsenblockes von Girnar oder Junagarh hervor, auf der die beiden Maurya Candragupta und Aáoka erwähnt werden. Sie bezieht sich auf die Wiederherstellung eines ') Auf Pl. X I halten sind.
gab Prinsep ein Faksimile
der Stellen, in denen die Namen ent-
n o
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Dammes oder vielmehr eines Teiches, der schon von Candragupta angelegt und dann wiederholt durch Überschwemmungen zerstört worden war. Rudradäman hatte auch den Daksinäpati Sätakanji besiegt. In Mabel Duffs Chronology ist er unter dem Jahre 150 n. Chr. angesetzt. Prinsep erhielt einen Abklatsch auch dieser Inschrift von Rev. J. Wilson, und übersetzte sie mit Hilfe seines Pandit Kamaläkänta, JASB. VII 334 ff. = Essays II 55 ff. Einen genaueren Text und eine bessere Übersetzung dieser merkwürdigen ältesten Sanskritinschrift gab 1878 Bhagvânlâl Indraji (in Verbindung mit Bühler) im Indian Antiquary VII 257. Erschöpfend nach allen Seiten wurde sie, auf Grund eines vorzüglichen Abklatsches von Fleet, nochmals behandelt 1905 von Kielhorn, Epigraphia Indica VIII 36 fr., wo auch alle früheren Arbeiten über sie verzeichnet sind. Die letzte Tat Prinseps war die Entzifferung der l i n k s l ä u f i g e n indischen Schrift auf den b a k t r i s c h e n Münzen: "Additions to Bactrian Numismatics, and discovery of the Bactrian Alphabet", JASB. VII 636 ff. Ihre Konsequenz, die Entzifferung der Kharosthï auf der Asoka-Inschrift von Kapurdigiri, hat er nicht mehr erlebt. Die Vergleichung mit den Namen in griechischer Schrift hatte noch nicht zu einer sicheren Bestimmung der Sprache geführt. Man vermutete, daß es Pehlevi sei: "The inscriptions or legends of the reverses are invariably Pehlevi, which proves it to have been the current language of these countries at the period of the Macedonian conquests. The Greeks, as conquerors, inserted on the obverses, their own characters, and by them we recognize their princes, after a lapse of twenty centuries". So Masson, JASB. Ill 157. Auch hier ging die richtige Entzifferung von einigen wenigen Zeichen aus, vor allem von der richtigen Erkenntnis des S, das bis dahin, auch von Prinsep, für das O gehalten worden war. Durch das S war das Pehlevi mit einem Schlage beseitigt. Dieselben Zeichen, die er bisher, z. B. JASB. V 720, als Pehlevi "malakdo" gelesen hatte, las er nunmehr richtig mahdrdjasa. Noch heute kann man Prinsep die Freude nachfühlen, wenn er JASB. VII 643 schrieb : "But, once perceiving that the final letter might be rendered as sa, which is the regular Pàli termination of the genitive case, I threw of the fetters of an interpretation through the Semitic languages, and at once found an easy solution of all the names and the epithets through the pliant, the wonder-working Pàli, which seems really to have held an universal sway, during the prevalence of the Buddhist faith in India". Prinsep hat damals Lassens in demselben Jahre 1838 erschienenes Buch "Zur Geschichte der Griech. und Indoskyth. Könige" noch nicht gekannt, und ebenso hat Lassen sein Buch geschrieben, ehe Prinseps Abhandlung erschienen war: Lassens Vorwort ist datiert "Bonn im August 1838", und Prinseps Abhandlung steht in dem Heft des Journal für July 1838. Lassen hat unabhängig von Prinsep aus Wörtern wie räjan, dharma "die Indische Neigung" der Sprache, auch ihre "Annäherung an das Prâkrit der Dramen" erkannt, aber Prinsep hat allein das Verdienst, die Genitive mahäräjasa räjaräjasa zuerst richtig gelesen zu haben. Lassen erwähnt auch die Mitarbeit des jüngeren Grotefend an der Entzifferung der Münzen, sowie die des französchen Numismatikers Raoul-Rochette an deren historischer Verwertung, nachdem die Sammlungen der Generale Allard und Ventura, die des letztern wenigstens zum Teil, nach Paris gebracht worden waren. Auf Prinseps Bemerkungen über die Schriftzeichen — zuerst JASB. IV 329ff. (1835) 1 ), ') Unter den Tafeln ist hier namentlich Pl. X X bemerkenswert, mit den Münzlegenden yon 15 Königen in Griechisch und in der unbekannten Schrift und Sprache ("Pehlavi").
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D I E ASIATIC SOCIETY IN CALCUTTA.
PRINSEP.
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dann VII 639ff. (1838) = E s s a y s I i8ofT., II 1 2 8 f f . — , verglichen mit denen Lassens, stützt sich Wilson, Ariana antiqua ( 1 8 4 1 ) S. 242 ("On the Arianian Alphabet"). Die Asoka-Inschrift von Kapurdigiri war damals auch Wilson noch nicht bekannt. Thomas hat in seiner A u s g a b e der Essays, II 143 ff., im Anschluß an Prinseps Entdeckungen und mit B e nutzung von Wilsons "Ariana Antiqua" die Sache weiter geführt bis zum Jahre 1858, in einer " R e v i e w of the Bactrian Alphabet" mit einem umfangreichen Kataloge der bis dahin bekannten baktrischen Münztypen, angeordnet nach einer fast vierzig Namen enthaltenden Liste der baktrischen Könige von Cunningham aus dem Jahre 1843. Thomas hielt den semitischen Ursprung dieses linksläufigen baktrischen Alphabets für erwiesen. Die Ausbildung erfolgte unter dem Einfluß des "pre-existing and indigenouslymatured Pàli alphabet of the South". Dies würde allerdings die prinzipielle Übereinstimmung der beiden Alphabete in der Bezeichnung der Vokale und in der Verbindung des r mit den Konsonanten erklären. In dem Münzkataloge ist unter " A r y a n " das baktrische, unter "Indian Pàli" das Alphabet der Asoka-Inschrift von Girnar zu verstehen *). Merkwürdig ist, daß unter der sehr großen Zahl von Münzen "Indian Pàli" nur auf je einer Münze der Könige Agathokles und Pantaleon erscheint (Essays II 1 7 9 f g . ) : bei allen anderen Königen ist die L e g e n d e auf dem R e v e r s , soweit eine solche überhaupt vorhanden ist, in " A r y a n " . Schon Prinsep erblickte in dem Asoka-Alphabet von G i r n a r "the primeval alphabet of the Indian L a n g u a g e s " , J A S B . VII, 275. E r machte auf die Ähnlichkeit aufmerksam, die zwischen gewissen griechischen Buchstaben und den entsprechenden des Sanskrit bestehe, und war geneigt, das griechische Alphabet aus dem altindischen abzuleiten : "the G r e e k language is now so indisputably proved to be but a branch of the Sanskrit stem, that it is not likely it should have separated from its parent without carrying away some germs of the art of writing, already perhaps brought to perfection by the followers of Brahma", J A S B . V I 391. Dieser Standpunkt ist jetzt überwunden. Im Jahre 1855 schrieb A. W e b e r seine Abhandlung " Ü b e r den semitischen Ursprung des indischen Alphabets" (Indische Skizzen S. 125 ff.). Thomas hielt diese T h e o r i e über die rechtsläufige Schrift für "altogether untenable", E s s a y s II 42 a), in einer Zusammenfassung von "Prinseps observations introductory to his Chronological T a b l e of Alphabets", J A S B . VII 2 7 1 — 2 7 6 , Pl. XIII und X I V = Essays II 3S ff., Pl. X X X V I I I und X X X I X . Schon vorher hatte Prinsep versucht, die verschiedenen Arten der indischen Schrift in Tabellen genetisch anzuordnen, J A S B . IV Pl. X I X , VI Pl. XIII und X X I I . Auch über die ältesten Z a h l z e i c h e n hat Prinsep eine erste Untersuchung angestellt: "On the Ancient Sanskrit Numerals", J A S B . VII 348 = E s s a y s II 70. E r glaubte noch erkennen zu können, daß die Ziffern ursprünglich die Anfangsbuchstaben der indischen Zahlwörter gewesen seien. Seine T a f e l (Pl. X X ) zeigt allerdings wenig Berührungspunkte mit Bühlers T a f e l der Zahlzeichen. Immerhin wird man sagen dürfen, daß Prinsep auch der Begründer der indischen Paläographie gewesen ist. Neues Material wurde zuerst von Bombay aus beigebracht, von R e v . J. Stevenson in seinen "Observations on the dates found in the cave inscriptions at N a s i k " , J R A S . ') In Bühlers Paläographie wird das alte linksläufige Alphabet, das nur im äußersten Nordwesten Indiens vorkommt und sicher semitischen Ursprungs ist, K h a r o s t h ï genannt, das rechtsläufige Alphabet, das im ganzen übrigen Indien herrscht, B r â h m ï . 2 ) Eine Gegenäußerung von Weber s. Indische Streifen II 340.
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Bombay Branch, July 1853, worüber Thomas, Prinseps Essay vor der Beschreibung einer Anzahl von Suráshtra coins unterbrechend, berichtet. In der indischen Astronomie und Mathematik werden die Zahlen durch Wörter ausgedrückt, worauf A. W . v. Schlegel zuerst aufmerksam gemacht zu haben scheint : Eins durch candra, weil es nur einen Mond gibt, Vier durch veda, weil es vier Veden gibt, Sechs durch rasa, weil die Inder sechs Arten des Geschmacks unterscheiden, usw. Prinsep veröffentlichte im Jahre 1834 eine Liste solcher Wörter, die ihm der astronomische Pandit des Sanskrit College geliefert hatte, JASB. III 1. Unter der Überschrift "Facsimiles of various Ancient Inscriptions" (JASB. V 340), oder ähnlich, hat Prinsep noch oft einzelne I n s c h r i f t e n behandelt, wie sie ihm in die Hände kamen. Auf diese Weise wurden schon durch ihn bekannt, noch aus älterer Zeit stammend und mehr im Süden Indiens, die Könige von Väkätaka, einem Gebiet nördlich von der Godävarl (JASB. V 726, "Seoni Grant"), ferner die Varmans (Harivarman, V 482, "Asirgarh inscription"), vgl. M. Duff, Chronology 307fg. Auf die wichtige Dynastie der Andhras oder Andhrabhrtyas, die in den Puräijen (z. B. Visnup. IV 24, 12 ff.) erwähnt wird, war er wenigstens durch die Inschrift des Rudradäman aufmerksam geworden: Rudradäman rühmt sich den Sätakariji, den Herrn des Dekkhan zweimal besiegt zu haben. Diesen Namen führen mehrere dieser Könige, vgl. Vincent Smith, "Andhra History and Coinage" ZDMG. LVII (1903)695 ff., wo auch die gelehrte Literatur bis dahin angegeben ist. Von den späteren Dynastien des Dekkhan, den Cälukya, Rästraküta u. a., wußte Prinsep noch nichts. Sie sind erst später bekannt geworden und bilden nach den Andhrabhrtyas den Hauptinhalt von Bhandarkars "Early History of the Dekkan", 2 d ed. Bombay 1895. Abgesehen von der Entzifferung der alten Alphabete, der Lesung und Sichtung der Münzen hat Prinsep allerhand Wissen, das aus den Münzen gewonnen oder für die Münzkunde wichtig ist, in seinen " U s e ful T a b l e s " vorwiegend in Tabellenform zusammengestellt. Dieses einst viel benutzte Werk ist von Thomas "with Notes, and Additional Matter" in den II. Band der Ausgabe von Prinseps Essays mit aufgenommen worden : "Useful Tables, illustrative of the coins, weights, and measures of British India; together with Chronological Tables and Genealogical Lists, having reference to India and other kingdoms", London 1858. Als Münzmeister von Beruf war Prinsep besonders geeignet, über Währung, Gewicht und alles Technische im Münzwesen der indischen Staaten alter und neuer Zeit zu unterrichten. Für den Historiker sind wichtiger die beiden anderen Abschnitte dieses Werks, die "Indian Chronological Tables" (S. 131), in denen er die verschiedenen Arten der Zeitrechnung vorführt und die indischen Ären auf das christliche Jahr reduziert, sowie die Genealogical Tables" (S. 215), in denen er "a succinct synopsis of the principal ancient and modern dynasties of India" gibt. KAP. XV.
MÜNZEN UND MONUMENTE. GESCHICHTSSCHREIBUNG. WILSON, MASSON UND NORRIS. WILFORD. UPHAM. TURNOUR. HODGSON. FERGUSSON. JACQUET. Die Forschung Prinseps und seiner Mitarbeiter ist von H. H. W i l s o n für die Münzen in seinem umfangreichen Buche über die Altertümer und Münzen von Afghanistan, für die Inschriften in einer Neubearbeitung der
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Felsen-Inschriften zusammengefaßt und ergänzt worden. Wilson war der erste, der die Sanskritphilologie und die indische Altertumskunde, wie es schon A. W. v. Schlegel vorgeschwebt hatte, in einer Person vereinigte. In seinen philologischen Arbeiten setzte er Colebrooke fort, in den archäologischen Schloß er sich an Prinsep an. Daher er hier noch einmal auftreten muß, wenn auch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Münz- und Inschriftenkunde nicht so nachhaltigen Eindruck gemacht haben und bald durch die von Cunningham und anderen verdunkelt worden sind. Das erste der erwähnten Werke führt den Titel: " A r i a n a A n t i q u a . A descriptive account of the Antiquities and Coins of Afghanistan : with a Memoir on the Buildings called Topes, by C. Masson, Esqu.", London 1841. Es ehrt Wilson in hohem Grade, wenn er es widmet " T o the Memory of James Prinsep, late Secretary of the Asiatic Society of Bengal, and Editor of the Society's Journal, in which publication He with extraordinary talent, industry, and zeal, pursued with unprecedented success the investigation of Indian Numismatics and Palaeography, and effected discoveries of the highest interest and value in the History of Ancient India". Vgl. den Schluß des zweiten Werks, JRAS. XII 251. Unter "Ariana" ist das Ländergebiet zwischen Persien und Indien zu verstehen, Damit hängt zusammen, daß die linksläufige Schrift auf dem Revers der Münzen der griechisch-baktrischen Könige damals "Aryan" oder "Arianian" genannt wurde. Neben Prinsep stellt sich Ch. M a s s o n , den Wilson hier voll zu Worte kommen läßt. Von den Münzfunden in A f g h a n i s t a n ist die für die alte Geschichte Indiens so wichtig gewordene Münzkunde ausgegangen. In Chapter II, das auf dem Titel genannte Memoir enthaltend, beschreibt Masson die in Gruppen zusammenstehenden zerfallenen "Topes" und "Sepulchral Monuments" (Tumuli) in der Nachbarschaft von Peshawer und Kabul, von denen er viele selbst geöffnet hat. Die Münzen, die Wilson im letzten Hauptteil (Chapter IV, S. 215—441) seines Werkes beschreibt, stammen zum größten Teil aus Massons Sammlung, die in den Besitz der East India Company übergegangen und in deren Museum zu London gebracht worden war. Wilson gab hier den ersten umfangreicheren Katalog, mit den Unterabteilungen, wie sie schon Prinsep unterschieden hatte : Section I Greek Dynasties (die griechisch-baktrischen Könige), II Barbaric Kings (darunter Mayes, Palirisus, Spalyrius), III Indo-Parthian Dynasty (Vonones, Undopherres, Gondophares), IV Indo-Scythian Princes of Kabul (Kadphises, Kanerki, Ooerki, u. a.), V Sassanian Kings, VI Hindu Coins (Saurashtran, Buddhist, Gupta, Rajput, Indo-Mohammedan, Later Kanoj, Mohammedan Coins of Ghizni and Ghor), jede Abteilung mit orientierender Einleitung. In Chapter I gibt Wilson eine Geschichte der Münzfunde, in Chapter III einen geographischen Überblick über die von den Alten mit "Ariana" zusammengefaßten Länder und über den Marsch Alexanders durch diese Gebiete bis nach Indien hinein. Neben den alten Schriftstellern (Strabo, Ptolemaeus, Arrian, Curtius) und den Berichten der Reisenden seiner Zeit (Sir A. Burnes, Lieut. Conolly, Court) zitiert er unter seinen Vorgängern in der alten Geographie besonders Heeren und für die Karte Major Renneil, der freilich in seiner Zeit noch nicht zu sicheren Ergebnissen habe kommen können (Pref. S. VII). Auch Robertson, Lassen, sogar von Bohlen erwähnt er, so daß wir hier den sachlichen Zusammenhang des neueren Werks mit älteren Hauptwerken wiederfinden. Auch Burnoufs Commentaire sur le Yaçna hat er benutzt, und aus diesem Burnoufs Erklärung von Arachotus aus dem "Zend word Haraquaiti", skr. Sarasvafí, mitgeteilt, S. 156. Indo-arische Philologie I.
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Das zweite Werk Wilsons, das wir hier einreihen, ist seine Neubearbeitung der F e l s e n i n s c h r i f t e n (des Asoka) aus dem Jahre 1848: "On the Rock Inscriptions of Kapur di Giri, Dhauli, and Girnar", JRAS. XII 153—257). Neu hinzugekommen war die von A. Court auf einem Felsen in der Nähe von K a p u r di G i r i , einem Dorfe nordöstlich von Peshawar, entdeckte Inschrift, die jetzt nach dem noch näher gelegenen Dorfe S h ä h b ä z g a r h i benannt zu werden pflegt. Court erwähnte sie in seinem Reiseberichte, den Prinsep in der Form von "Extracts translated from a Memoir on a Map of Pesháwar" in seine Zeitschrift aufnahm, JASB. V (1836) 481, konnte aber als Probe fast nur einzelne Buchstaben mitteilen, Plate XXVIII Nr. 5. Eine "paper impression", die Captain Burnes durch einen Agenten im Jahre 1838 hatte herstellen lassen, genügte nicht. Erst Massons Abklatsche und Abschriften, über die er unter der Überschrift "Narrative of an Excursion from Pesháwer to Sháh-Báz Ghari" JRAS. VIII (1846) 293 ff. berichtet, waren geeignet, der Entzifferung als Grundlage zu dienen. Unmittelbar an Massons "Narrative" schließt sich der Artikel "On the Kapur-di-Giri Rock Inscription" von E. Norris an, S. 303 ff. Edwin N o r r i s , geb. 1795 zu Taunton, Somerset, gestorben 1872, ist eine für die damaligen Zeiten der Entzifferung und vielseitigen linguistischen Betätigung charakteristische Persönlichkeit : sein Name wird auch auf dem Gebiete der afrikanischen Sprachen, in der keltischen Philologie (wegen seines Werkes "The Ancient Cornish Drama") und in der Assyriologie mit Ehren genannt. Im Anschluß an Prinseps Entzifferung der Buchstaben auf den baktrischen Münzen erkannte Norris in einer öfter wiederkehrenden Gruppe von Zeichen das Wort "Devanampiya". Damit war der erste sichere Schritt zur Entzifferung der ganzen Inschrift getan. Es stellte sich heraus, daß im Nordwesten Indiens das linksläufige Alphabet der baktrischen Münzen auch für Felseninschriften verwendet worden ist. Norris setzte sich mit dem sachkundigen A. Dawson in Verbindung. Dieser erkannte in dem ihm von Norris vorgelegten Stück der Inschrift das 7. Edikt der Asoka-Inschrift von Girnar. Norris teilte zunächst nur dieses 7. Edikt aus der neuen Version mit, indem er ihren Wortlaut unter den der Versionen von Girnar und Dhauli setzte. Unter der Überschrift "Note by the Director" besprach Wilson Prinseps Übersetzung und gab eine neue, die aber in ihrem letzten Teile auch noch nicht das Richtige traf. Die Inschrift von Kapur di Giri, die sowohl wegen ihres Alphabets als auch wegen ihres Dialektes wichtig ist, umfaßt alle Edikte mit Ausnahme des zwölften. Wilson veröffentlichte ihren T e x t vollständig in der oben erwähnten Neubearbeitung der Felseninschriften, mit einem Faksimile von Norris, dessen sorgfältige Herstellung auf Grund von Massons Abklatschen mit Norris' eigenen Worten beschrieben wird. Auch das Faksimile der Girnar-Version verdankte er Norris, das dieser auf Grund einer neuen Kopie von Westergaard und Captain L e Grand Jacob und anderen ihm zur Verfügung stehenden Materials hergestellt hatte. Wilson glaubte nicht an die Identität des Königs Piyadasi der Edikte mit dem König Asoka der Geschichte, S. 243 ff. Seine Gründe sind nicht durchschlagend. Dagegen finden sich ebenda gute Bemerkungen über den religiösen Standpunkt des Königs der Edikte und über die Bedeutung des Wortes "Pdshanda", S. 242 fg. Daß er die Texte der bis dahin bekannten Versionen zur bequemen Vergleichung unter einander setzte, war sehr nützlich. Auch bezeichnet seine Übersetzung in vieler Beziehung einen Fortschritt über Prinsep hinaus, so z. B. wenn er im 1. Edikt durch richtige Abteilung der
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Wörtchen asti pi tu Prinseps Übersetzung " . . . is (as it were) a father (to his people)", oder im 12. Edikt Prinseps "speedily" für asu (es ist = syuìf) beseitigte. Aber im ganzen ist Senarts Urteil berechtigt: "Malheureusement, avec les rares qualités de son brillant esprit, il n'était pas l'ouvrier de cette tâche; il n'était pas le philologue exact et scrupuleux qu'elle réclamait", Les Inscriptions de Piyadasi I I I . Auch darin schließen wir uns dem kompetenten Urteile Senarts an, daß erst von E. Burnouf die methodische, philologisch-genaue Interpretation der Asoka-Inschriften inauguriert worden ist, im Appendix zum "Lotus de la Bonne Loi" 1 ). Sie ist dann fortgesetzt worden von Kern, Senart, Bühler, so daß jetzt nur noch wenige unsichere Stellen übrig sind. Die numismatischen und inschriftlichen Studien dienten von Anfang an der Geschichte Indiens. Es war kein Zufall, daß die einzigen Literaturwerke Indiens, die als G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g in Betracht kommen, die Puränen, der Mahävaipsa nebst dem älteren Dïpavarpsa und die Räjatarangiiji des Kalhana vom Jahre 1148 (mit Fortsetzungen), in den dreißiger Jahren des 19. Jahrh. neben einander bei den englischen Gelehrten Indiens eine gewisse Rolle spielten. Seit Bühlers "Tour" in Kashmir ist immer mehr bekannt geworden, daß sich in Kashmir viel Altes erhalten hat. Durch Steins monumentale Bearbeitung der Râjatarangiçï auf Grund seiner Expeditionen nach Kashmir und darüber hinaus hat die Râjatarangiçï neuerdings eine erhöhte Bedeutung für die Altertumskunde jener Länder erhalten. Damals war sie berühmt, weil sie den König Kaniska und die Beziehungen der Turuska zum Buddhismus erwähnt (I 168 ff.). Vor der vollständigen Calcuttaer Ausgabe vom Jahre 1835 war schon 1825 von Wilson erschienen "An Essay on the Hindu History of Cashmir", As. Res. X V ι ff. ; nach ihr erschien A. Troyers Ausgabe und französische Übersetzung, Paris 1840, nur 6 von Kaihaijas 8 Büchern umfassend. Vgl. Gildemeister, Bibl. Nr. 241 ff. Die Chronik von Ceylon, der Dïpavaqisa und der Mahävaipsa, dessen Ausgabe schon erwähnt ist, lieferte den Beweis, daß Devänampiye Piyadasi nur ein anderer Name des in der Geschichte des Buddhismus berühmten Königs Asoka ist. Den geschichtlich wichtigen Bestand der Puräijen bilden die vamsäh, die Genealogien und Dynastien, die sich zwar zum Teil auf die mythischen, zum Teil aber auch auf die historischen Zeiten beziehen. So werden im Visnupuräna IV 24, 3 in Form einer Prophezeiung die áiáunáka, 4 die Nanda, 7 Candragupta und die Maurya, 12 die Andhrabhrtya, 18 die Mägadha und Gupta erwähnt. Die Varpáas finden sich auch im Bhavisya, Brahmända, Bhägavata, Matsya, Väyupuräija. Zur Zeit Prinseps, ehe Wilsons Visiju- und Burnoufs Bhägavatapuräna erschienen waren (1840), entnahm man die Angaben der Puränen vielfach den gelehrten, aber unzuverlässigen Essays von Lieutnant, dann Captain und Colonel Wilford, die in den Asiatick Researches, Band III—XIV, neben den gediegenen Essays von Colebrooke stehen. F r a n c i s W i l f o r d , ein Hannoveraner, der 1771 nach Indien ging und in englische Dienste trat, gestorben 1822 in Benares, war einer der ersten, die über die legendarische Geographie und Geschichte Indiens gearbeitet haben. Er war ungemein kenntnisreich, aber er hat es an der nötigen Kritik fehlen lassen, sowohl seinen Quellen, als auch seiner ') Hier, S. 727 fg., stimmte Burnouf der Vermutung Kittoes zu, d a ß das Edikt von Bhabhra an das Concil zu Pätaliputra gerichtet sei. Die Inschrift bietet keinen sicheren Anhalt zu dieser Vermutung. 8*
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eigenen Phantasie gegenüber, vgl. Hoernle, Cent. Review II 83. In seinem noch verhältnismäßig nüchternen Essay "On the Chronology of the Hindus", in dem er eingehend von Candragupta handelt, identifiziert er Prthu mit Noah und deutet er Deucalion aus skr. "Deva — Càia — Yavana" (As. Res. V, S. 288 des Neudrucks von 1807). Von dieser Art sind die meisten seiner etymologischen Deutungen. Seine Hauptquellen waren das Visiju und das Bhägavata Puräija, also dieselben Puränen, die dann von Wilson und Burnouf übersetzt worden sind. Wilford besaß Handschriften, auch hatte er Sanskrit gelernt, aber er stützte sich doch hauptsächlich auf "extracts" aus den Puränen und anderen legendarischen Werken, die ihm ein Pandit mit Genossen lieferte. Wie dieser Betrieb eingerichtet war, sagt er im Anfang seines Essay on the Sacred Isles in the West (As. Res. VIII, S. 247 des Neudrucks von 1808). Freilich mußte er hier bekennen, daß sein Pandit ihn getäuscht hatte : in seiner Abhandlung "On Egypt, and Other Countries adjacent to the Kali River, or Nile of Ethiopia. From the Ancient Books of the Hindus" (As. Res. III) hatte er sich auf Stellen gestützt, an denen der Pandit Egypt an Stelle der ursprünglichen Namen eingesetzt hatte. W. Jones, obwohl anfangs mißtrauisch, war dann in "Remarks on the Preceding Essay" aufWilfords Ideen eingegangen, trotz einiger Nachprüfung gleichfalls getäuscht. Doch hat sich Jones in seiner Rede "On the origin and families of Nations" (As. Res. III) im allgemeinen gegen das wilde Etymologisieren ausgesprochen. Ein weiteres Beispiel von Wilfords haltlosen geographisch-mythologisch-etymologischen Kombinationen ist sein Essay "On Mount Caucasus" (As. Res. VI). Seine schon erwähnte große Arbeit "An Essay on the Sacred Isles in the West, with other Essays connected with that Work" (As. Res. VIII—XI) enthält sechs einzelne Essays, in denen er viel wertvolles Material aus den Puränen mit Hilfe seiner Pandits zum erstenmal bekannt gemacht hat, besonders in Essay III "Chronology of the kings of Magadha, emperors of India", IV. "On V i c r a m á d i t y a and á á l i v á h a n a , with their respective seras". Wilford ging von dem Weltbild der Inder aus: um den Berg Meru sieben Inseln gelagert, die er mit den wirklichen Ländern der Erde identifizierte. Unter "áákam" und unter Svetadvîpa verstand er die Britannischen Inseln. Davon handelt er in seiner gelehrt-phantasievollen Weise in Essay VI (As. Res. XI). In Essay V "Origin and Decline of Christian Religion in India" (As. Res. X) enthüllt seine Phantasie Beziehungen des Sälivähana zu Christus und führt er dessen Ära auf die christliche Ära zurück. Er handelt in diesem Essay auch von St. Thomas und anderen Christen, die in frühen Zeiten nach Indien gekommen sind. Die letzte Arbeit Wilfords "On Ancient Geography of India" (As. Res. XIV) ist weniger phantastisch. Wilsons Warnung vor Wilford war für Prinsep zu spät gekommen, s. Thomas, Prinsep's Essays II 222 fg., 249. Noch Benfey und Lassen haben Wilfords Essays viel benutzt. Auch jetzt noch, wo seine Quellen zum größten Teil gedruckt sind, müssen wir ihm das Verdienst lassen, auf viele wichtige Stellen, wenn auch ohne genauere Zitate, zuerst hingewiesen oder die Nachrichten gesammelt zu haben. Sein Fehler war, daß er nicht einfach berichtete, wie einst Abrahamus Rogerius getan, sondern sein schönes Material sogleich zu Vergleichungen benutzte und seinen Theorien dienstbar machte. Auf Ceylon hatte Sir A l e x a n d e r J o h n s t o n , "chief justice and first member of his majesty's council", im Interesse einer gerechten V e r w a l t u n g
der Insel die gelehrtesten Priester Buddhas beauftragt, ihm zu verschaffen
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"as well from books as other sources, the most authentic information that could be obtained relative to the religion, usages, manners, and feelings of the people who professed the Buddhist religion on the island of Ceylon". Das Resultat dieser Bemühungen war eine Kompilation, die eine englische Übersetzung der historischen Werke Mahävaipsa, Räjaratnäkari und Räjävali sein sollte. Die letzteren zwei waren von Anfang an sinhalesisch abgefaßt. Die Fortsetzungen der Räjävali führen die Geschichte Ceylons bis zur Besiegung der Portugiesen durch die Holländer. Johnston wurde in London mit Edward Upham bekannt, einem Buchhändler, geboren 1776, gestorben 1834, "Author of the History and Doctrines of Buddhism (1829), the History of the Ottoman Empire &c. &c". Upham kam im Jahre 1826, bald nach dem Erscheinen des "Essai sur le Pali", im Auftrage Johnstons zu Burnouf nach Paris, um diesen zu veranlassen, das Päli-Original des Mahävaipsa herauszugeben. Von den Verhandlungen erfahren wir aus den Briefen Burnoufs an Lassen, "Lettres d'Eugène Burnouf' S. 36ff. Burnouf verstand sich dazu, den Mahävaipsa in birmanischen Typen in Paris herauszugeben, vorausgesetzt daß ihm zur Einarbeitung die in London befindliche englische Übersetzung gegeben würde. Als diese sich als "une traduction anglaise d'une traduction hollandaise d'une paraphrase singhalaise du texte pali" herausstellte, zerschlug sich die Sache, Brief an Lassen vom 13. Mai 1827, vgl. Turnours Mahävaipsa S. III, Max Müller, Essays, Leipzig 1869, I 1 7 1 . Einige Jahre darauf gab Upham jene Kompilation in englischer Sprache heraus. Schon der Titel läßt erkennen, daß sie nicht unmittelbar auf der Päli-Literatur beruht: "The Mahávansi, the Rájá-Ratnácari, and the Rájá-Vali, forming the Sacred and Historical Books of Ceylon; also, A Collection of Tracts illustrative of the Doctrines and Literature of Buddhism: Translated from the Singhalese", London 1833, drei Bände. Buddhas Name Gotama erscheint immer in der Form Guadma. Alle Namen werden in sinhalesischer Form angeführt, s. z. B. die Namen der Theras zu Anfang des XII. Kapitels. In der sinhalesischen Paraphrase des Mahävaipsa war das Pâli Original vielfach gekürzt, aber stellenweise auch erweitert worden. Das letzte Kapitel ist das achtundachtzigste. Im III. Bande sind bemerkenswert : die Fragen, die einst "the Dutch governor" an die buddhistischen Priester gestellt hatte — sie erinnern an die von Hodgson in Nepal gestellten Fragen —, und deren Antworten; Auszüge aus einem Kompendium von Buddhas Lehre, darin die fünf großen Gebote, aber auch vieles Mythologische aus späterer Zeit S. 107 ff. ; eine Liste der damals in verschiedenen Tempelbibliotheken befindlichen Handschriften, S. 169ff.; ein Bericht über die Überführung eines Zweiges des Bodhibaumes nach Ceylon, S. 217 ff., nebst einem Berichte über die Provinzen Ceylons mit ihren Seen und Heiligtümern, S. 2 1 7 f f . ; ein Bericht über die 550 Jätakas mit Proben, S. 267FR.; endlich ein Bericht über die Kasten auf Ceylon, S. 331 ff· D a s v o n Upham veröffentlichte Werk gehört zu den vielen, die in der älteren Zeit eine erste unzuverlässige Kunde von den Dingen gebracht haben, vgl. Lassen Ind. Altert. II 16. In ganz anderer Weise als Uphams unzuverlässige Publikation bildet Turnours Ausgabe und Übersetzung des Mahävaipsa einen Markstein in der Geschichte der Päli-Philologie. T u r n o u r hat auch zuerst über das P ä l i - T i p i t a k a orientiert, in einer längeren Abhandlung, die sich unter der Uberschrift " A n Examination of the Pàli Buddhistical Annals" durch Band VI und VII (1837, 1838) von Prinseps Journal hinzieht. E r selbst
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bezeichnet die Skizze eines buddhistischen Priesters, die in englischer Übersetzung von Armour im Ceylon Almanac für 1835 erschienen ist, als den ersten Versuch dieser Art. Auch Turnour spricht von dem Beistand der buddhistischen Priester, "who are my constant coadjutors in my Pàli researches", VI 504. Im ersten Teil seiner Abhandlung, VI 501 ff., berichtet Turnour aus dem Mahävaipsa über Buddhas Tod im Jahre 543 v. Chr., die drei "Convocations" (Concile, samgïti), zu Ràjagaha, Vesâlî, Pätaliputta, Mahindas Ankunft in Ceylon mit Pitakattaya und Atthakathä, die schriftliche Aufzeichnung unter "Wattagamini" (104—76 v. Chr.), Buddhaghosas Ankunft in Ceylon unter Mahänäma (410—432 n. Chr.) und die Übersetzung der Atthakathä ins Pâli. Er hebt auch schon alle die Differenzen hervor, die zwischen der in Ceylon erhaltenen und der durch Csoma Körösi bekannt gewordenen tibetischen Tradition vorhanden sind. Dann gibt er eine Übersetzung des Berichtes über das erste Konzil aus dem Anfang von Buddhaghosas Kommentar Sumangalavilàsinï zum Dighanikäya des Suttapitaka. Ein Verzeichnis der einzelnen Werke des Pâli Tipitaka beschließt den ersten Teil. In Nr. 2 korrigiert er das Todesjahr Buddhas. Nach der ceylonesischen Chronologie würde Candragupta 381 v. Chr. zur Regierung gekommen sein. Wenn dieser der Sandrakottos des Megasthenes ist, muß er erst 65 Jahre später angesetzt werden (VI 725, ebenda S. 716 ist 68 gedruckt). Dies würde für Candragupta 316, für Buddhas Tod 478, für Mahindas Ankunft in Ceylon und für das dritte Konzil 242 v. Chr. ergeben (VI 725). Auch in den unwahrscheinlich langen Regierungszeiten der Könige fand Turnour Anlaß zu der Vermutung, daß die ceylonesische Chronologie nicht überall zuverlässig ist. Aber er macht nicht vollen Ernst mit der Korrektur, wenigstens gibt er z. B. VII 922 für Mahindas Ankunft in Ceylon wieder das traditionelle Jahr 307 v. Chr. Trotzdem ist Turnour der erste, der die ceylonesische Rechnung kritisch behandelt hat. In der Folgezeit bis auf den heutigen Tag haben die meisten Gelehrten aus ähnlichen Gründen wie Turnour den Tod Buddhas in das Jahr 477 V. Chr. gesetzt. Turnour gibt dann auch eine Übersetzung von Buddhaghosas Bericht über das zweite und dritte Konzil, aus dem Anfang von dessen Kommentar zum Vinayapitaka genannt Samantapäsädikä. Daß sich die Berichte über die ersten zwei Konzile schon im Cullavagga (XI und XII) des Vinayapitaka selbst befinden, wußte Turnour nicht. Aber sachlich hat er schon im Jahre 1837 alle die Hauptpunkte hervorgehoben, die in der Geschichte des Buddhismus immer wieder von neuem untersucht worden sind. Über den Gesichtspunkt, der seine weiteren Mitteilungen bestimmt hat, spricht er sich in Nr. 3 aus, JASB. VII 686 ff. "Buddhists . . . maintain that all they possess of historical data to the date of the third convocation are either the contemporaneous history of Sákya and his disciples, or the revelations of anterior events disclosed by the power of inspiration with which they were endowed", S. 689. Er glaubt, daß die chronologische Authentizität der Überlieferung "at the period of Sákya's advent" (S. 919) absichtlich zerstört worden sei, durch gewisse mythisch-religiöse Vorstellungen. So handelt er jetzt vom pubbeniväsa-näna\ alle Buddhas besitzen ein Wissen von ihren früheren Existenzen. Er beginnt mit einer Stelle der zum Suttapitaka gehörigen Patisambhidä und dem Kommentar dazu. Aus dem letzteren übersetzt er die Lehre von der Zerstörung der Welt am Ende jeder Weltperiode und schiebt dabei die daselbst zitierte Beschreibung aus dem Aggaññasutta des Dighanikäya ein (ed. PTS. § 10 ff.). Eine Fortsetzung von
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Nr. 3 handelt vom Buddhavaipsa, J A S B . VII 789 ff. Aus dem Kommentar dazu teilt er die Geschichte des Kakusandha, Koijägamana und Kassapa, der drei letzten Buddhas vor dem àâkyamuni, mit, und dann die ausführliche Geschichte des historischen Buddha selbst bis zur Gewinnung der ersten Jünger, wie sie ähnlich in der Einleitung zum Kommentar des Jätaka erzählt wird. Auch diese wichtige legendarische Tradition ist den europäischen Gelehrten schon im Jahre 1838 zuerst durch Turnour in einer Ubersetzung bekannt geworden. In Nr. 4 gibt Turnour eine Analyse des Dïpavaipsa, J A S B . VII 9 1 9 ff., der zu den Quellen des Mahävaipsa gehört, und die Geschichte Ceylons bis zu Mahäsena 302 n. Chr. führt, also um diese Zeit entstanden sein muß. E r weist nach, daß die Reihenfolge der Theras, die von Upäli an bis zum dritten Konzil den Vinaya überliefert haben sollen, nicht vollständig sein könne, weil die Lebenszeiten von nur fünf Theras für 236 Jahre nicht ausreichen und deren Ordination (upasampadä) vor dem gesetzlichen Alter, der Vollendung des 20. Lebensjahres, stattgefunden haben müßte. Im übrigen beschränkt er sich darauf, die Stellen des Dïpavaipsa zu übersetzen, die für die älteste Geschichte des Buddhismus besonders wichtig sind. Turnour glaubte Grund zu der Annahme zu haben, daß Pitakattaya und Atthakathä schon auf dem 1. Konzil ("from the commencement of the Buddhistical e r a " S. 922) schriftlich aufgezeichnet worden seien. Den Schluß des großen Essay bildet in Nr. 5 eine Analyse des Parinibbänasutta, "the most interesting section in the Pitakattayan", VII 991 ff. Auch dieses wichtige Werk, in dem Buddhas Tod erzählt wird, hat zuerst Turnour bekannt gemacht. Eine Textausgabe erfolgte erst 40 Jahre später durch Childers, London 1878. Mit Ausnahme der biographischen Stücke zu Anfang des Mahävagga im Vinayapitaka hat schon Turnour das wichtigste historische Material, das noch jetzt der Forschung zugrunde liegt, aus der ältesten buddhistischen Literatur wenigstens in Übersetzung und in Exzerpten den europäischen Gelehrten vorgelegt. George Turnour, geboren 1799, gestorben 1843 in Neapel, war 1 8 1 8 in den Civil Service of Ceylon eingetreten, in dem er bis zum Member of the Supreme Council aufstieg. Fast mehr noch als Tumour hat B r i a n H o u g h t o n H o d g s o n 1 ) die Forschung unmittelbar angeregt. Hodgson forschte und schrieb nicht wie ein Philologe, seine Essays über den nördlichen Buddhismus beruhen nicht auf eigenem Studium der Werke, sondern auf den Mitteilungen, die er von den Buddhisten Nepals erhielt, aber indem er auf eine vollständige Sammlung der Werke der nordbuddhistischen Literatur ausging, und in hochherziger Weise die von ihm gesammelten Handschriften den Bibliotheken von Calcutta, London, Paris, Oxford zukommen ließ, ermöglichte er es den europäischen Gelehrten, diesen sekundären Buddhismus Nordindiens, der seine Bedeutung für Tibet und China bis auf den heutigen T a g bewahrt hat, aus den Quellen selbst kennen zu lernen und darzustellen. Wie Prinseps Leistung nicht ohne Masson, so wäre Burnoufs Leistung nicht ohne Hodgson möglich gewesen. Dieser hat mehr noch als Prinsep auch naturwissenschaftliche Studien verfolgt, die bei ihm auf den Gebieten der Zoologie und Botanik lagen. In seiner einsamen Stellung in Kathmandu sah er sich nach allen Seiten um. So sind auch seine Essays über Land und Leute von Nepal, über die Aborigines von Indien entstanden. Hunter l ) S . die Daten über ihn unten S. 130, in K a p . X V I I , wo wir noch einmal auf ihn zu sprechen kommen.
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rühmt in seinem Lebensbilde neben den großen diplomatischen Verdiensten Hodgsons als British Resident in Nepal die enzyklopädische Natur seiner Interessen. Hodgson erscheint uns als ein schönes, sympathisches Specimen des feingebildeten, auf sich gestellten englischen Gentleman, der Indien regiert und zu verstehen sucht. Ein großer Teil von Hodgsons kleinen Arbeiten ist im Journal der Asiatic Society of Bengal erschienen (s. Centenary Review I 142 ff.). Er gehörte mit zu dem Milieu, in dem Prinsep seine entziffernde Tätigkeit entfaltete. Von ihm erhielt dieser das erste Faksimile der Asoka-Inschrift von Mathiah (s. oben S. 105), auch eines der Gupta-Inschrift von Bhilsa oder "Sanchi near Bhilsa", das sich freilich später als verstümmelt erwies und durch bessere ersetzt wurde (JASB. III 488, VI 452, vgl. Thomas, Essays of Prinsep I 245). Verzeichnisse der von Hodgson gesammelten Handschriften und aller seiner Schriften finden sich in den Appendices seiner Lebensbeschreibung von Hunter. Die Essays über den Buddhismus sind wiederholt neu gedruckt worden, zuerst in den "Illustrations of the Literature and Religion of the Buddhists of the North'1, Serampore 1841, später in den "Essays on the Languages, Literature and Religion of Nepal and Tibet", London 1874, und in den Miscellaneous Essays relating to Indian Subjects", 2 Voll., London 1880. Lassen hat in der 2. Auflage seiner Altertumskunde, I 77, Hodgsons Verdienste um die Erforschung von Nepal und des Himalaya gebührend anerkannt, und auf den offiziellen Druck seiner Berichte, Calcutta 1857, hingewiesen. Da Hodgson in der nordbuddhistischen Literatur, die er in Nepal entdeckt hatte, den ursprünglichen Buddhismus erblickte, so nahm er auch an, daß Sanskrit die ursprüngliche Sprache des Buddhismus gewesen sei. Auch Burnouf neigte sich dieser Ansicht zu. Dagegen erklärte Turnour das auf Ceylon erhaltene Tipitaka für die älteste buddhistische Literatur und Pâli oder Mâgadhî für die Sprache, in der Buddha selbst gelehrt habe. Hodgson versuchte einen Kompromiß und sagt JASB. VI 682: ". . whilst I am satisfied that the Buddhists as practical reformers addressed themselves to the people, and as propagandists used the vulgar tongue, I think that those philosophical dogmata which formed the basis of the popular creed, were enounced, defended and systematised in Sanskrit". Prinsep bezweifelte, daß "these early disquisitions" erhalten seien, und daß ζ. Β. der Lalitavistara älter sei als das "Pitakattayan of Ceylon", a. a. O. 686. Er hält die Frage für entschieden durch eine briefliche Mitteilung Csomas. Dieser hatte im Index oder Register des Kahgyur gefunden, "that the Sútras in general — i. e. all the works in the Kahgyur except the 21 volumes of the Sher-chhin and the 22 volumes of the rGyud . . class, after the death of Shákya, were first written in the Sindhu language 1 ), and the Sher-chhin and rGyud in the Sanskrit: but part of the rGyud also in several other corrupt dialects". Wahrscheinlich sei dann im 7. Jahrh. und später die alte buddhistische Literatur umgeformt ("remodelled") und in Sanskrit niedergeschrieben worden, ehe die Tibeter sie durch Übersetzung in ihr Land einführten. Dagegen war für H. H. Wilson diese Sprachenfrage nicht in Prinseps Sinne erledigt. In seiner großen Abhandlung "On the Rock Inscriptions of Kapur di Giri, Dhauli, and Girnar", JRAS. XII (1849) 237 hält er es nicht für gesichert, daß zur Zeit der Inschriften (des Asoka) Pâli die heilige Sprache der Buddhisten gewesen, und bestreitet er, daß aus dem Gebrauch einer dem Pâli ähnlichen ') E b e n s o in einem zweiten Briefe, J A S B . V I I 281.
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Sprache auf den Inschriften der buddhistische Ursprung der letzteren gefolgert werden müsse. Vielmehr sei Pâli die gesprochene Sprache des Teiles von Indien gewesen, in dem Piyadasi damals herrschte, und für die Edikte gewählt worden, damit diese dem Volke verständlich wären. Thomas zitiert diese Äußerungen Wilsons in seiner Ausgabe von Prinseps Essays, II 31 ff., und verweist dann auf eine spätere Abhandlung Wilsons "on Buddha and Buddhism", JRAS. X V I 229. Hier hebt Wilson hervor, daß zur Zeit des Hiuen Thsang die Sprache der "Buddhist authorities of India proper" Sanskrit gewesen, daß die "chief Sanskrit authorities of the Buddhists" spätestens aus der Zeit 150 v. Chr. bis 150 η. Chr. stammten: " T h e principal Pàli works of the south, are, therefore, of a period considerably subsequent to the Sanskrit Buddhistical writings of India proper, and date only from the fifth century after Christ". Diese Ansicht hat sich nicht als richtig bewährt. Heute wird niemand daran zweifeln, daß Buddha in einem alten Prakrit gelehrt hat, und daß seine Lehre zuerst in einem alten Prakrit aufgezeichnet worden ist. Im Vinayapitaka findet sich ein V e r b o t Buddhas, seine Lehre in das Sanskrit zu übersetzen. Erst in einer späteren Zeit sind neue W e r k e in Sanskrit abgefaßt und auch alte T e x t e in das Sanskrit übersetzt worden. Die Frage ist nur, in welchem Verhältnis das Pâli des auf Ceylon erhaltenen Tipitaka zu der Sprache Buddhas steht. Daß das Pâli auf das genaueste die Sprache Buddhas wiedergebe, ist unbeweisbar und unwahrscheinlich, aber ein altes Prakrit ist es sicherlich, das nicht erst im 5. Jahrh. n. Chr. entstanden sein kann. W i r dürfen an die Sprachverschiedenheiten der Asoka-Inschriften erinnern. W i e die Sprache der Inschrift von Kapur di Giri in demselben T e x t e verschieden ist von der Sprache der Inschrift von Girnar und anderer Asoka-Inschriften, so können auch dialektisch verschiedene Versionen der altbuddhistischen Prakrittexte in den verschiedenen Landschaften des nördlichen Indiens neben einander bestanden haben, und immer wieder von neuem entstanden sein. W i r können nicht erwarten, daß der Pälitext von Ceylon in jedem W o r t und in jedem Buchstaben identisch sei mit dem alten Prakrittexte, auf den die chinesischen und die tibetischen Übersetzungen zurückgehen, oder mit den letzten Prakritversionen, die sich in Nordindien erhalten hatten. Das Pâli von Ceylon ist eine buddhistische Schriftsprache, die sich in fremdsprachigen Ländern unverändert gehalten hat wie das Griechisch des neuen Testaments. Es ist grammatisch gepflegt worden. Diese grammatische Pflege wird ihm nicht nur erst auf Ceylon, sondern auch schon in seiner nördlichen Heimat zuteil geworden sein. Die dialektischen Unterschiede auf den Asoka-Inschriften sind von jeher beachtet worden, schon von Prinsep JASB. VII 276 ff. ("Language of the Girnar Inscriptions"). Er hat hier auch schon ausgesprochen, daß die Sprache im Nordwesten Indiens dem Sanskrit näher stand, als im Osten : " T h e vernacular language of India at that period, then, varied in different provinces: — it approached more to the Sanskrit in the northwest; diverged from it in Magadha and Ralinga: — but it was in both places essentially what is now called Pâli" (S. 280). Norris und Wilson konstatierten, daß der Dialekt der Version von Kapur di Giri dem Sanskrit noch näher komme als der von Girnar (JRAS. VIII 305, 308). V o n allen diesen Entdeckungen in der Ära Prinseps war bei Heeren und bei v. Bohlen noch nichts zu finden. W a s diese besonders bewunderten und für uralt hielten, die Felsentempel Indiens, das verlor durch
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den jetzt gewonnenen Maßstab der Beurteilung wenigstens den Nimbus eines besonders hohen Altertums. Unter der Überschrift "On the Rock-cut Temples of India" gab J a m e s F e r g u s s o n , der vom Studium der Architektur her in die indische Altertumsforschung eingetreten ist, im Jahre 1846 einen summarischen Überblick über diese Felsenhöhlen und aus dem Gestein im Innern der Felsen herausgearbeiteten Tempel, deren Haupträume fast an eine Basilika oder das Schiff einer christlichen Kirche erinnern, J R A S . VIII 30—92. Nach den Höhlen von Buddha Gaya in Bihar, der Felsen Udayagiri und Khandagiri in Cuttack beschreibt er die Höhlen und Tempel von Ajunta, Baug, Karli, Kannari, Dhumnar, Ellora, Elephanta, Mahavellipore. Die ältesten dieser Felsenbauten haben buddhistischen Charakter, erst in den jüngeren erscheinen áiva, Visiju und andere brahmanische Götter. Die ältesten Inschriften zeigen das Asoka-Alphabet und waren schon von Prinsep behandelt worden: " G a y a Cave Inscriptions" J A S B . VI 6 7 i f f . , "Note on Inscriptions at Udayagiri and Khandgiri in Cuttack, in the lát character" S. 1072 ff. Ein Unterschied zwischen Sanskritphilologie und indischer Altertumskunde ist bis auf den heutigen T a g geblieben, wenn es auch im L a u f e der Zeit immer mehr Gelehrte gegeben hat, die beide Richtungen in sich vereinigen. In den früheren Zeiten trat dieser Unterschied oft stärker hervor. Ausgezeichnete Sanskritphilologen in Europa wie Brockhaus, Böhtlingk, Roth, Stenzler u. a. haben sich wenig mit den Münzen, Inschriften, Denkmälern und der Geschichte Indiens beschäftigt. Andererseits waren die Engländer in Indien, weil nicht geschulte Philologen, nicht in genügender Weise mit den Forderungen und mit dem Stand der Philologie in Europa vertraut. E s wurde darüber geklagt, daß bei Münzen und Inschriften der Fundort nicht immer genau angegeben worden sei. Selbst Wilson hat sich einst der Angriffe Schlegels zu erwehren gehabt (vgl. J A S B . III 1). Hodgson hat lebhaft auf kritische Bemerkungen Rémusats geantwortet (III 382, 425). Mit vollendeter Feinheit hat Prinsep die Überlegenheit von Raoul Rochette anerkannt und doch auch seinen Standpunkt gewahrt : "But we dare not venture on any speculations in regard to Greek names or affairs, lest we undergo castigation from the Hellénic critics of Paris, who are surprised at our ignorance of authors, ancient and modern, Greek and German, whose works we regret to say have never yet visited the banks of the Ganges! We "Indianistes" must then leave this investigation to M. Raoul de Rochette as being altogether, to use his own words, "hors du département de nos études"!" J A S B . VI 390. E r hat glücklicherweise nicht dem entsprechend gehandelt. Unter den europäischen Gelehrten, die zu Prinseps Zeit in Paris die Entdeckungen der Engländer in Indien mit Eifer verfolgten, ist der vielseitige Orientalist E u g è n e J a c q u e t aus Brüssel, geboren 1 8 1 1 , gestorben 1838, ein Schüler von Rémusat und von Burnouf, durch einen frühen T o d verhindert worden, seiner Begabung entsprechend mit tiefer einschneidenden Arbeiten hervorzutreten. Sein Landsmann F. Néve hat ihm ein Denkmal gesetzt in dem "Mémoire sur la vie d'Eugène Jacquet de Bruxelles et sur ses travaux relatifs à l'histoire et aux langues de l'Orient, suivi de quelques fragments inédits", in den Schriften der Académie Royale de Belgique, Brüssel 1856, s. A. Weber, Indische Streifen II 9 1 . Wir begegnen seinem Namen öfter mit kleinen Beiträgen zu den Münzen und Inschriften in Prinseps Essays, auch in Wilsons Ariana Antiqua. Was er J A S B . V 687 aus einem chinesischen Reiseberichte, wohl
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PARIS.
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dem des Hiuen T h s a n g , mitteilte, war wichtig für die Datierung von W a t h e n s Inschrift und die Dynastie der Valabhis. E r erhielt ein E x e m plar von J. Wilsons Faksimile der Asoka-Inschrift von Girnar, JASB. VII 157» 336, 458. Zu seinen Plänen gehörte ein Corpus Inscriptionum Indicarum. Im JASB. V 184 veröffentlichte Prinsep eine kurze "Notice of a Visit to the Valley of Kashmir in 1836" von Baron H ü g e l . In dem später von diesem Reisenden h e r a u s g e g e b e n e n W e r k e "Kaschmir und das Reich der S i e k " findet sich II 364 die Bemerkung, daß in Kaschmir alle Brahmanen dem Atharvaveda angehörten. Diese A n g a b e e r w e c k t e in Roth die Hoffnung, daß in Kaschmir eine bessere Rezension dieses V e d a erhalten sein könnte. Durch Vermittlung von Muir erhielt er von dort die Pippalädasäkhä. V g l . R. Roth, " D e r Atharvaveda in Kaschmir", T ü b i n g e n 1876. K A P . XVI.
PARIS.
DIE BEIDEN BURNOUF.
E. B U R N O U F S P Ä L I - U N D P U R Ä N A - S T U D I E N . Von den beiden Burnouf, V a t e r und Sohn, gehört auch der V a t e r in die Geschichte der Sanskritphilologie. Denn er hat nicht nur seinen Sohn zum Studium des Sanskrit angeregt, sondern er gehörte auch zu den Freunden Bopps in Paris. Den Roman seines L e b e n s lernen wir aus der "Notice historique sur MM. Burnouf, Père et Fils", kennen, die im Jahre 1854 Naudet, der damalige Secrétaire der Académie des Inscriptions et BellesLettres, den beiden gewidmet hat. Schon früher hatte E u g è n e Burnouf die Hauptdaten aus dem L e b e n seines V a t e r s bald nach dessen T o d e in einem Briefe an Julien T r a v e r s vom 18. Nov. 1844 zusammengestellt, C h o i x de Lettres d ' E u g è n e Burnouf S. 356, mit Nachträgen S. 544. J e a n - L o u i s B u r n o u f war am 14. Sept. 1775 in Urville, einem kleinen Dorfe bei Valognes, geboren als Sohn eines L e i n e w e b e r s (tisserand). Durch Gardin Dumesnil (Choix de L e t t r e s S. 545) wurde er in das C o l l è g e d'Harcourt in Paris aufgenommen. Durch das Décret der Republik vom 15. Sept. 1793, das die alten Fakultäten aufhob, sah sich der Heimatlose aus seiner Lautbahn herausgerissen und der Not des L e b e n s preisgegeben, bis er im Jahre 1807 durch Vermittelung eines alten Freundes zu einer Professur gelangte. Im Jahre 1817 erhielt er den Lehrstuhl der lateinischen Beredtsamkeit am C o l l è g e de France. A u c h am C o l l è g e de Louis le Grand war er tätig. Besonders gerühmt wird seine griechische Schulgrammatik und seine A u s g a b e des Sallust mit Kommentar. E r lernte Sanskrit bei Chézy und gehörte zu den w e n i g e n klassischen Philologen, die von der W i c h t i g k e i t des Sanskrit und der vergleichenden Sprachwissenschaft durchdrungen waren. W i e aus seinem Briefwechsel mit Bopp hervorgeht, übersetzte er dessen Conjugationssystem ins Französische (Lefmann, Fr. Bopp I 135* ff.), doch ist diese Übersetzung nie veröffentlicht worden. Sein Sohn E u g è n e B u r n o u f war geboren am 12. A u g u s t 1801 in Paris. A u s praktischen Gründen widmete er sich zunächst der Rechtswissenschaft 1 ), aber seine innerste N e i g u n g war von A n f a n g an auf die orientalische ') In einem Briefe an Bopp vom 14. Nov. 1825 unterzeichnet er sich als "avocat". " A p r è s une thèse brillante; De re judicata, Eugène Burnouf avait été inscrit, en novembre 1824, sur le tableau des avocats à la Cour d'appel de Paris", Choix de Lettres p. 15, Anm. 1.
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Sprachwissenschaft gerichtet, wozu gewiß das Beispiel seines Vaters beigetragen hat. Schon in einem Briefe an Bopp vom 20. August 1822 berichtet der Vater, daß sein Sohn große Fortschritte im Sanskrit gemacht habe. E r war Schüler Chézys, ging aber seine eigenen W e g e . Aus den Briefen ersehen wir, wie sehr ihn die Bekanntschaft mit Bopp und mit Lassen angespornt hat. Mit Bopp berührte er sich besonders im Studium des Zend. Nach Chézys Tode im Jahre 1832 wurde er dessen Nachfolger am Collège de France. Im Jahre 1835 war er einige Monate in London (Bhâg. Préf.). E r starb am 28. Mai 1852 als eines der gefeiertsten Mitglieder der Académie des Inscriptions et Belles lettres, tief betrauert auch von den deutschen Fachgenossen, s. A. Webers Äußerung, "Akademische Vorlesungen" 2 S. 3 1 7 und M. Müllers Nachruf in der Vorrede zu Vol. II der Rig-Veda-Sanhita S. L X . In einer Charakteristik Burnoufs, die Whitney in den Oriental and Linguistic Studies I 139 fg. im Jahre 1871 gegeben hat, finden sich die Worte: " H e was essentially a pioneer and pathmaker. His versatile and enterprising genius had no sooner forced its way into the heart of some difficult subject, working out the method of investigation to be pursued, than he abandoned it and turned to another. Thus his results were always inchoate and fragmentary." In dem letzten Satze zeigt sich wenig geschichtliches Verständnis. In seinem verhältnismäßig kurzen Leben hat Burnouf der internationalen Wissenschaft in großen Werken neue Stoffe zugeführt. Diese fand er in den H a n d s c h r i f t e n der P a r i s e r B i b l i o t h e k . Anquetil Duperron hatte das ZendAvesta aus einer neupersischen Ubersetzung ins Französische übersetzt ( 1 7 7 1 ) 1 ) und unter seinen Handschriften auch eine Handschrift des Originaltextes der Pariser Bibliothek übergeben. Diese Handschrift gab Burnouf heraus: "Vendidad Sadé, l'un des livres de Zoroaster, lithographié d'après le Manuscript Zend de la Bibliothèque R o y a l e " , Paris 1829—1843. Burnoufs Ausgabe bildete auch die Grundlage von H. Brockhaus' transskribierter Ausgabe des "Vendidad S a d e " , Leipzig 1850, zu der dieser außerdem eine Bombayer Ausgabe benutzen konnte. Burnoufs im Journal Asiatique veröffentlichte Zendstudien sind auch besonders erschienen unter dem Titel "Études sur la langue et sur les textes Zendes", Paris 1840—1850. Vgl. Benfey, Gesch. d. Sprachw. 6o6ff. Vor Burnoufs Vendidad Sadé war eine genauere Kenntnis des Zend nicht vorhanden. Doch war ihm in der Entzifferung der Schrift und in der Erkenntnis, daß das Zend nahe mit dem Sanskrit verwandt ist, der Däne R a s m u s C h r i s t i a n R a s k (geboren 1787, gestorben 1832) vorangegangen in einer Schrift, deren deutsche Übersetzung unter dem Titel "Über das Alter und die Echtheit der Zendsprache" 1826 erschienen ist. In den Zendstudien berührte sich Burnouf damals nahe mit Bopp. E r befürchtete, daß dieser ihm in Entdeckungen zuvorkommen könnte, und beschleunigte deshalb die Publikation, daher manche Fehler, s. Choix de Lettres 466, vgl. 372. Wie Rask und wie Lassen war Burnouf auch an der Entzifferung der altpersischen Keilinschriften beteiligt, soweit eine solche vor Rawlinson möglich war. Vgl. Benfey, Gesch. der Sprachw. 620. Die Unentbehrlichkeit des Sanskrit für das Studium der altiranischen Sprachdenkmäler war damals schon allgemein anerkannt. ') Vgl. Lefmann, Franz Bopp, Nachtrag S . X X . D a selbst eine unzuverlässige Übersetzung in Ermangelung von bessern Hilfsmitteln von Nutzen ist, erscheint Burnoufs Urteil zu hart, wenn er 1826 schrieb " L a traduction d'Anquetil-Duperron n'est vraiment bonne à rien", Choix de Lettres 14.
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Auf dem indischen Gebiete hat der junge E. Burnouf (geb. am 12. August 1801) im Verein mit seinem Altersgenossen Chr. Lassen (geb. am 22. Oktober 1800) der wissenschaftlichen Welt zuerst eine genauere Vorstellung vom P â l i gegeben, in dem "Essai sur le Pali ou langue sacrée de la presqu'île au-delà du Gange", Paris 1826. Als Burnouf und Lassen auf Veranlassung von Abel Rémusat die indischen Handschriften der Pariser Bibliothek ordneten, fanden sie einige als Päli bezeichnete Handschriften aus Siam, die durch französische Missionare nach Paris gelangt waren. Das Pâli ist zuerst von S i a m her bekannt geworden. Unter der "Halbinsel jenseits des Ganges" sind Siam, Birma, Arakan, Pegu zu verstehen. Von Ceylon ist in dem Essai verhältnismäßig wenig die R e d e 1 ) . Das erste Kapitel hat insofern noch heute einen sachlichen Wert, als es von den Männern handelt, denen die europäische Wissenschaft die erste Kunde vom Päli und von den Alphabeten verdankt, in denen es geschrieben wird. Die Beschreibung der verschiedenen Alphabete und die Entzifferung der Schriftproben zeigt, mit welchen Schwierigkeiten man anfangs zu kämpfen hatte, hat aber nur noch einen historischen Wert, da es jetzt genug Hilfsmittel für die Erlernung der Alphabete gibt. In den historischen Angaben werden wir auch für das Päli ins 17. Jahrhundert zurückgeführt. Aus jener Zeit stammt die "Description du royaume de Siam" von Simon de L a Loubère (Paris 1691, Amsterdam 1691, 1700, 1714), der im Jahre 1687 von Louis X I V als außerordentlicher Gesandter nach Siam geschickt worden war. Durch ihn und andere wurden zuerst die Namen einiger Pälitexte bekannt, die bei den Buddhisten im praktischen Gebrauch an erster Stelle standen und daher zuerst die Aufmerksamkeit der Europäer auf sich ziehen mußten. So hat schon L a Loubère das Pätimokkha erwähnt (Essai S. 6). Sogar die Angabe, daß es zum Vinaya gehört, findet sich bei ihm. Der isolierte T e x t des Pätimokkha ist in der Folgezeit wiederholt herausgegeben worden, von Gogerly, Beai, Minayeff, Dickson (im Journal der R. As. Soc. 1875). Aber die ersten Anfänge der Pälistudien in Europa knüpfen sich mehr noch an einen unter dem Namen K a m m u v a von verschiedenen Autoren erwähnten Pälitext. Von diesem Kammuva hatte Buchanan in Band VI der Asiatic Researches eine Paraphrase des italienischen Pater V . Sangermano mitgeteilt (Essai S. 12, vgl. S. 206). Da sich nicht nur das Pätimokkha, sondern auch das Kammuva unter den Handschriften der Pariser Bibliothek befand, konnten sich Burnouf und Lassen mit Hilfe jener Paraphrase in das Päli einarbeiten (Essai S. 13). Auch Bopp hat sich um das Kammuva bemüht. Als er 1825 in London war, bat ihn Burnouf um Auskunft über eine in London befindliche Handschrift dieses Textes. In dem ersten Briefe an Bopp vom 14. November 1825 berichtet Burnouf, daß in dem Essai die Vergleichung des Päli mit dem Präkrit und ein Teil der Vergleichung des Päli mit dem Sanskrit von Lassen stammen, das Übrige, namentlich die Ausführungen über die Alphabete und das Geschichtliche, von ihm. Lassen hatte damals in London die Präkritgrammatik des Vararuci kennen gelernt, die er dann später auch seinen Institutiones linguae Pracriticae (Ad decreta Vara-
') Nach seinem T o d e veröffentlichte J . Mohl 1857 einen schon 1834 in der Akademie gehaltenen Vortrag "Recherches sur la Geographie Ancienne de Ceylan", Journ. Asiatique 5 e Série T o m e I X ι —116, in dem er hauptsächlich von den verschiedenen Namen für Ceylon handelte, vom Mahävaipsa und seinen Fortsetzungen ausgehend. Er erwähnt Upham, Clough, de Barros, de Couto, u. a.
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ruchis et commentarios Bhâmahae aliorumque concinnavit Chr. Lassen, Bonn 1837) zugrunde gelegt hat. Das Katnmuva handelt von der Ordination der Bhikkhu. Der Name ist die Verstümmelung eines Wortes wie Kammaväca, ein im Vinayapitaka für solche Vorschriften oft gebrauchter Terminus technicus. Es ist derselbe Text, den später Fr. Spiegel mit Benutzung von Lassens Material unter dem Titel "Das Kammaväkya", Bonn 1846, herausgegeben hat. Ein Vorgänger auf diesem entlegenen Gebiete der siamesischen und birmanischen Handschriften war Dr. John Leyden ("chirurgien militaire", geboren 1775, gestorben 1 8 1 1 in Java), dessen, Serampore 1810 anonym erschienenes, "Comparative vocabulary of the Barma, Malaya and Thai languages" Burnouf benutzt hat. Die Bedeutung des Wortes Pâli war damals noch unbekannt. Vom Kanon der Buddhisten ist in dem Essai nicht die Rede. Das Wort tipitaka kommt in dem Index nicht vor. Immerhin enthält der Index über 600 Päli-Wörter und Formen, aus denen sich recht wohl eine im ganzen zutreffende Charakteristik des Pâli gewinnen ließ. So haben wir in dem Essai den ersten Entwurf einer Päligrammatik. Die Vergleiche mit dem Sanskrit und dem Präkrit ließen die Stellung des Pâli in der Sprachentwicklung erkennen. Zum ersten Male wurde mit wissenschaftlicher Sicherheit die Reihenfolge Sanskrit, Pâli, Präkrit aufgestellt. Aber daneben findet sich in dem Essai mancher Irrtum, so ζ. B. daß die älteste buddhistische Literatur in Sanskrit abgefaßt gewesen, daß das Pâli zwar in Indien entstanden, aber erst 407 nach Chr. nach Ceylon gekommen sei (S. 151)· Unter Präkrit verstehen die Verfasser des Essai hauptsächlich die in der Literatur der Jaina vorliegende Sprache. Den Jaina weisen sie einen späten Ursprung zu. Nach einer Überlieferung wäre der Buddhismus zur Zeit des Saipkara in Indien gewaltsam vernichtet worden. Die Sekte der Jaina soll sich aus den Trümmern des Buddhismus erhoben haben ("des débris du culte de Bouddha" S. 158). Burnouf ließ im Jahre 1827 dem Essai eine kleine Schrift mit Verbesserungen nachfolgen: "Observations Grammaticales sur quelques passages de l'Essai sur le Pali de MM. E. Burnouf et Lassen". Er hatte inzwischen, zunächst handschriftlich, zwei neue Texte kennen gelernt, den Mahävaipsa und das Wörterbuch Abhidhânappadïpikâ. ImMahävaipsa fand er die Wörter thüpa und thera, die er auf skr. stüpa und sthavira zurückführt. Das von Reisenden für thüpa gebrauchte Wort dagobah hat wohl zuerst er aus dhätugabbha ("récipient des os" S. 8) erklärt. W. v. Humboldt erwähnt diese Erklärung in § 24 ("Über den Namen Dagop") des 1. Buchs über die Kawi-Sprache (1836) nicht. Was die Sanskritform zur Päliform und diese zur Präkritform gemacht hat, ist von den Verfassern des Essai nicht immer richtig erkannt worden. Man wußte damals noch nichts von dem in der Sprachentwicklung so wichtigen Prinzip der Analogie oder Formübertragung, das neben dem mechanischen Lautwandel die Wortformen umgestaltet hat. So unvollkommen auch diese erste Darstellung des Pâli in europäischem Gewände ist, so machte sie doch damals einen großen Eindruck und hat sie den Zeitgenossen die Kenntnis des Pâli vermittelt. Prinsep bekennt in einem Briefe an Burnouf vom 17. Juni 1837, daß der Essai über das Pâli bei seiner Übersetzung der Asoka-Inschriften sein Hauptführer im Studium der Endungen und der Flexionen gewesen sei, Choix de Lettres d'Eugène Burnouf S. 530. Burnouf hat noch längere Zeit für eine Grammatik und ein Wörterbuch des Päli gesammelt, aber keines von beiden ist erschienen, s. Choix de Lettres S. 63 Anm. 1.
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PARIS.
D I E BEIDEN BURNOUF.
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Es wird nicht Zufall sein, daß fast gleichzeitig E. Burnouf und H. H. Wilson über die P u r â ç e n gearbeitet haben. Für diese Literaturgattung hatte sich Colebrooke am wenigsten interessiert, für sie bedurfte seine Beschreibung der Sanskritliteratur am ehesten eine Ergänzung, zumal man die indische Kunstpoesie ohne die Mythen der Puräijen nicht verstehen kann. Nur das Mahäbhärata und das Râmâyaça sind für die Kenntnis der indischen Sage und Mythologie, für das Verständnis der indischen Kunstpoesie noch wichtiger. Die Ausgabe des R ä m ä y a i j a hatte A. W. Schlegel in die Hand genommen, wenn sie auch unvollständig geblieben ist. Das Verdienst, den T e x t des Rämayaija in Europa zum ersten Male vollständig herausgegeben zu haben, gebührt dem Italiener G a s p a r e G o r r e s i o . Das M a h ä b h ä r a t a als Ganzes mußte durch seinen besonders großen Umfang abschrecken. Burnouf wußte, daß Bopp einen Uberblick über seinen Inhalt geben wollte, jedenfalls waren einzelne schöne Stücke aus diesem Nationalepos der Inder schon durch die Arbeiten Bopps, Schlegels und anderer in Europa allgemein bekannt geworden. In Indien aber war damals die erste Calcuttaer Ausgabe des Mahäbhärata und Harivaipáa vollendet worden, in vier Bänden, mit einer Inhaltsangabe (Sücipatram), 1834—1839, hergestellt aus Handschriften der Bibliothek des "Sanskrita College of Calcutta" von einheimischen Paijdits, gedruckt anfangs "under the authority of the Committee of Public Instruction", vom 2. Bande an "under the auspices of the Asiatic Society of Bengal" (s. Gildemeister Bibl. Scr. Spec. Nr. 129). Des H a r i v a i p á a hatte sich Alexandre Langlois, ein anderer Schüler Chézys, bemächtigt, dessen Ubersetzung unter dem Titel "Harivansa ou l'histoire de la famille de Hari, ouvrage formant un appendice du Mahabharata et traduit sur l'original sanscrit" Paris 1834 erschien. Auch vom B h â g a v a t a P u r ä n a gab es schon seit 1830 eine Calcuttaer, seit 1839 eine Bombayer Ausgabe. Wir sahen, daß dieses Puräija schon zu Voltaires Zeit durch eine aus Südindien stammende französische Wiedergabe unter dem Titel "Bagavadam" bekannt war, die Paris 1788 gedruckt und schon 1791 ins Deutsche übersetzt worden war, s. oben S. 47. Die beiden Ausgaben konnten von Burnouf zu seinem zweiten großen Werke benutzt werden: " L e Bhâgavata Puräna ou Histoire poétique de Krishna" in zwei Bändfen, Paris 1840, 1844. Auch diese kostspielige französische Veröffentlichung war nur durch offizielle Unterstützung möglich, sie bildet einen Teil der luxuriös ausgestatteten "Collection Orientale. Manuscrits inédits de la Bibliothèque Royale traduits et publiés par ordre du Roi". Das Neue in diesem Werke war die zuverlässige vollständige Übersetzung, vor allem aber die große Vorrede, die mit ihrem leise rhetorischen Schwünge zum Besten gehört, was über Sanskritliteratur geschrieben worden ist. Das Hauptproblem ist, die Puränen zugleich in ihrer Altertümlichkeit und in ihrem modernen Charakter zu verstehen. Diese Aufgabe besteht auch für das Bhâgavata. Die Grundzüge von Burnoufs Anschauung sind bis auf den heutigen T a g anerkannt. In Wilsons kurzen Analysen einzelner Puränen war ihm vorgearbeitet, Wilsons Übersetzung des Visijupuräna war noch nicht erschienen. Da die religiösen Sekten Indiens den Puräijen ihre letzte Gestalt gegeben und zu ihrer Vervielfältigung beigetragen haben, wurde er auch auf Wilsons "Sketch of the Religious Sects" geführt. Auch auf Vans Kennedys "Research into the nature of ancient and Hindoo mythology" bezieht er sich öfter. Nachdem er, von den bekannten Stellen über Itihäsa-Puräpa ausgehend, von Puräna pañcalaksana und dasalaksana aus-
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führlich gehandelt hat, muß er das Bhägavata, weil zu dem letzteren T y p u s gehörig, auch aus metrischen Gründen, zu den späteren W e r k e n dieser Art rechnen, obwohl es noch nicht, wie das Pädma, die Poesie der Rädhä enthält. E r glaubt sich entschuldigen zu müssen, daß er, bei seinem Streben, die Wissenschaft durch etwas Neues zu bereichern, ein verhältnismäßig modernes W e r k erwählt hat. Hier spricht Burnouf, also im Jahre 1840, von der damaligen Unmöglichkeit einer Übersetzung der V e d e n in Frankreich. Das Râmâyaça war nicht mehr frei, auch mit dem Mahäbhärata war ein anderer beschäftigt (gemeint ist wohl Bopp), und so hat er sich den Purâçen, unter diesen dem Bhägavata zugewendet, das nach Wilsons Angaben nächst dem VisQupuräna in Indien am meisten gelesen wurde. Die orthodoxen Brahmanen schreiben die Purâçen ebenso wie die V e d e n dem Vyäsa zu, einer allegorischen Figur. Die Puräijen sind von verschiedenem Alter, Sprache und Inhalt beweisen, daß keines so alt ist wie die Veden. Burnouf nimmt mit Colebrooke an, daß die Veden ihre jetzige Gestalt im 14. vorchristlichen Jahrhundert angenommen haben. Von da an sei viel Zeit verflossen bis zu der Zeit, in der man anfing unter dem besonderen Titel Puräija die alten L e g e n d e n zu sammeln (S. L). Sie wurden gepflegt in der Kaste der W a g e n l e n k e r (süta) und der Barden, die von der Vermischung der Kriegerkaste mit der Kaste der Brahmanen abstammte, und sollten den unteren Kasten die Kenntnis der V e d e n ersetzen. In diesen Verhältnissen ist begründet, daß die Puräijen eine den V e d e n nahekommende Autorität erhielten. Ein ähnlicher Prozeß hat sich vollzogen, als die später die Seelen der Brahmanen einnehmende vedische Philosophie in den Upanischaden ihren ersten Ausdruck und ihre Fortsetzung bis in späte Zeiten fand. Auch in Indien hat es nicht ganz an Kritik gefehlt. Burnouf fand in London drei Traktate über das Bhägavata, die er in dieser Vorrede ins Französische übersetzte, ein glänzendes Zeugnis für sein Verständnis des Sanskrit. Der erste Traktat behauptet, daß Vyäsa der Autor des Bhägavata war. Der zweite schreibt das W e r k dem V o p a d e v a zu. Der dritte behauptet, daß unter dem Bhägavata in der Liste der 18 Puränen das Devibhägavata zu verstehen sei. Burnouf setzt Vopadeva in die 2. Hälfte des 13. Jahrh. (S. XCIV). Er ist, wie schon Colebrooke im Essay on the Vedas, geneigt, an diese Autorschaft des Vopadeva zu glauben. A b e r "pour le fonds" sei das Bhägavata viel älter (S. CI). A u f zwei der alten Bestandteile geht er ein (S. CXIVff.), auf das Purusasükta, von dem er weiß, daß es auch im W e i ß e n Yajurveda vorhanden ist, und auf die im Brhadäranyaka und anderen alten T e x t e n enthaltene Fabel vom Vorrang des Präija vor allen Sinnesorganen. S. Bhägavata II 5, 3S ff., III 26,62ff. Diese alten Bestandteile sind dem Bhägavata in ganz ähnlicher W e i s e einverleibt, wie V e r s e und Prosastücke des alten Pälikanons den W e r k e n wie Lalitavistara und Mahävastu des späteren nördlichen Buddhismus. In einem kurzen E x p o s é S. C I V — C X I spricht Burnouf zuerst mit Klarheit aus, daß die brahmanische Literatur durch den Buddhismus in zwei Perioden geteilt werde (S. CX). Der V e d a geht dem Buddhismus voraus. Dieser hat die brahmanische Entwicklung nicht unterbrochen, aber er hat sie verlangsamen können. Nach der Vernichtung des Buddhismus in Indien erfolgte eine R e n a i s s a n c e des Brahmanismus. W i r finden also schon bei Burnouf diese bis zu einem gewissen Grade richtige Vorstellung, die später durch Max Müller etwas zu voll genommen, durch Bühler wieder auf ihre Grenzen zurückgeführt worden ist. Burnouf spricht hierbei vom 7. oder 8. nachchristlichen Jahrhundert, das ist die
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Zeit des áankara (S. LIX), des Gegners der Buddhisten und Erneuerers des Vedänta. Die Veden treten wieder mehr in den Vordergrund und werden in noch späteren Jahrhunderten in großen Kommentarwerken auch Gegenstand philologischer Interpretation. Burnouf besaß ein Ms. von Säyanas Kommentar zum Rgveda (S. LVII). Das 7. oder 8. Jahrhundert würde für den Anfang der modernen Sekten ein zu später Ansatz sein. Burnouf selbst hebt hervor, daß zu áankaras Zeit schon sechs "divisions" der Sekte der Vaisijava vorhanden waren (S. CXII). Aber im allgemeinen ist das Bild einer relativen Chronologie, das Burnouf entwirft, gewiß richtig. Das letzte große Prinzip in der religiösen Entwickelung der Inder ist die bhakti, die gläubige Hingabe an die Gottheit. Es beherrscht die modernen Sekten, die aber mit ihren Anfängen in alte Zeiten zurückreichen. Burnouf verweist für die bhakti auf die Bhagavadgitä und andere Teile des Mahäbhärata. Diese Theorien "de la foi et de la devotion" haben die alte Lehre von den Opferwerken zurückgedrängt. Burnouf macht hier die treffende Bemerkung, daß in der indischen Entwickelung die Veränderungen sich nicht so sehr "par voie de substitution" als "par voie d'addition" vollziehen (S. CXI). Es läßt sich öfter beobachten, daß die alten Prinzipien nicht geleugnet oder beseitigt werden, sondern daß nur über sie ein noch höheres gesetzt wird. Von christlichem Einfluß kann Burnouf im alten Indien nichts entdecken, und einen Einfluß der griechischen Kultur gibt er nur in den mathematischen Wissenschaften zu (S. CVIII). Auch durch die Arbeiten anderer Gelehrter hat Burnouf neue Perspektiven für die geschichtliche Gesamtanschauung gewonnen: "Rémusat hat uns den Buddhismus im 5. Jahrh. n. Chr. im Anfang seines Niederganges gezeigt; Prinsep und Lassen haben das Päli, diese Art Italienisch des Sanskrit, auf Monumenten des 3. vorchristlichen Jahrhunderts gefunden; Turnour hat den Anfang der ceylonesischen Annalen bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts vor unserer Ära zurückgeführt" (S. CVI). Die Grundlagen aber haben auch nach seiner Ansicht W . Jones, Colebrooke und Wilson gelegt. Durch "die großen Schulen von Bonn und Berlin" hat sich das Sanskrit an die Spitze der großen Familie der indo-europäischen Sprachen gestellt und hat es die Weihe der philologischen Kritik empfangen. General Ventura hat dann das Glück gehabt, eine Fülle von baktrischen Münzen in den Topen des Penjäb zu finden. Lassen und Prinsep haben die Pälilegenden dieser Münzen gelesen. Prinsep hat die vorchristlichen buddhistischen Inschriften entziffert. Brian Hodgson hat in Nepal die heiligen Schriften der Buddhisten entdeckt. Abel Rémusat hat zuerst "la Relation des voyageurs buddhistes", Turnour zuerst den Mahävaipsa, die Chronik von Ceylon, durch Übersetzung zugänglich gemacht (S. CV.). So konnte Burnouf das zu seiner Zeit Erreichte in einigen wenigen Namen zusammenfassen. Von anderen Gelehrten nennt er gelegentlich Fr. Windischmann (S. LIX), Rosen, Stenzler, Poley (S. XXXIV), Rückert (wegen seiner Übersetzung des Gïtagovinda, S. XC1X), Buchanan (S. CHI), Mill (S. CXII). KAP. XVII.
E. BURNOUFS BUDDHISTISCHE STUDIEN. Aber am tiefsten hat Burnouf in die Entwickelung der Wissenschaft eingegriffen durch sein großes zweibändiges W e r k in Quart " I n t r o d u c t i o n à l ' H i s t o i r e d u B u d d h i s m e I n d i e n " , Paris 1844 und 1852. Der Indo-arische Philologie I. ι B.
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I. Band enthält die zusammenfassende Darstellung des nördlichen Buddhismus, die noch heute von sachlichem W e r t ist, der 2. Band die Übersetzung des Saddharmapuçdarïka, eines der neun Hauptwerke der nordbuddhistischen Literatur, unter dem Titel " L e L o t u s d e l a B o n n e L o i " nebst einem " A p p e n d i c e " . Eine neue englische Übersetzung erschien von H. Kern in den Sacred Books of the East, Vol. X X I , " T h e Lotus of the T r u e L a w , O x f o r d 1884. Der Sanskrittext ist erst von H. Kern und Bunyiu Nanjio in der Bibliotheca Buddhica, St. Petersburg 1 9 1 2 , herausg e g e b e n worden. Den Anstoß zu Burnoufs buddhistischen Studien gaben die auf der Pariser Bibliothek vorhandenen Handschriften. Im ersten Mémoire der Introduction berichtet er über den Ursprung dieser Sammlung und über seine V o r g ä n g e r . Politische Verhältnisse brachten es mit sich, daß zuerst der Buddhismus im Norden Indiens genauer bekannt wurde, durch einen jener bedeutenden Engländer, die neben ihrem Amte den kulturhistorischen Verhältnissen Indiens ihre Aufmerksamkeit zuwendeten. B r i a n H o u g h t o n H o d g s o n , geboren 1800, gestorben 1894, war im Jahre 1 8 2 1 als englischer Resident nach Kathmandu an den Hof von Nepal gekommen. Mit Hilfe eines alten Buddhisten von Patan lernte er den Buddhismus von Nepal kennen und die dort vorhandene buddhistische Literatur. Vgl. oben S. 1 1 9 . Er brachte eine große Sammlung von Handschriften zusammen und gab eine erste K u n d e von dieser Literatur, von ihrer Übersetzung ins Tibetische, auch schon von den verschiedenen buddhistischen Schulen. Gestützt auf einheimische Angaben in den Handschriften veröffentlichte er einen Katalog der buddhistischen W e r k e von Nepal in der Abhandlung "Sketch of Buddhism derived from the Bauddha scriptures of Nipal", in den Transactions of the R . Asiatic Society II 2 2 2 — 2 5 7 , London 1829. E s sind 2 1 8 Titel, von seinem Buddhisten eingeteilt in Puräna-, K ä v y a - , Vyäkararja-, Kosa-, Tantrapustaka- und DhärariTpustaka-nämäni. Hodgsons Skizze des Buddhismus gibt kein richtiges Bild, weil die F r a g e n , die er an seinen buddhistischen Gewährsmann richtete ( " H o w and when was the world c r e a t e d ? " usw.), nicht die alten Hauptlehren des Buddhismus trafen und der Darstellung eine schiefe Richtung geben mußten. A b e r in der wirksamsten W e i s e hat Hodgson die buddhistischen Studien dadurch gefördert, daß er auch den Bibliotheken der asiatischen Gesellschaften zu London und zu Paris, in den Jahren 1830, 1 8 3 5 , 1837, Sammlungen von Handschriften verschaffte, zum T e i l zum Geschenk machte. Vgl. Julius Mohls "Avertissement" zur Übersetzung des Lotus de la Bonne Loi. Burnouf hat Hodgson in seinem ersten Mémoire ein Denkmal gesetzt. Ein Überblick über die Hunderte von Handschriften, die Hodgson gesammelt hat, findet sich in den Appendices von Sir William H u n t e r s " L i f e of Brian Houghton Hodgson, British Resident at the Court of N e p a l " , London 1896, dem schon früher desselben V e r fassers "Catalogue of Sanskrit Manuscripts Collected in Nepal, and presented to various libraries and learned societies by Brian Houghton H o d g s o n " , London 1 8 8 1 , vorausgegangen w a r 1 ) . Später kam eine große Sammlung von solchen, zum T e i l sehr alten Mss., die Dr. Daniel Wright, lange Zeit englischer Arzt in N e p a l , Bruder des Arabisten William Wright in Cambridge, gesammelt hatte, in die Universitätsbibliothek zu ') Vgl. Räjendraläla Mitra, The Sanskrit Buddhist Literature of Nepal [being a descriptive catalogue of the Hodgson Mss. at Calcutta], Calcutta 1882; E. B. Cowell und J. Eggeling, A Catalogue of Buddhist Sanskrit Manuscripts in the possession of the R . Asiatic Society (Hodgson Collection), J R A S . VIII, London 1876.
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XVII.
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STUDIEN.
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Cambridge. Von dieser Sammlung verfaßte Cecil Bendall einen Catalogue, Cambridge 1883. Für den Buddhismus und die Geschichte Nepals reihen sich Hodgson, Burnouf, Wright, Bendall, Sylvain Lévi aneinander. Obwohl Burnouf sich auf die Geschichte des Buddhismus in Indien beschränkte, nahm er doch auch Kenntnis von den Übersetzungen ins Tibetische, Mongolische und Chinesische. Schon damals hatte der ungarische Forschungsreisende Alexander C s o m a de K o r o s (aus der Stadt Koros in Siebenbürgen, geb. 1784, gestorben 1842 in Darjeeling) ') seine Analyse des Kahgyur, der großen Sammlung von Übersetzungen aus dem buddhistischen Sanskrit ins Tibetische veröffentlicht. H. H. Wilson eröffnete 1832 den I. Band des Journal of the Asiatic Society (of Bengal) mit dem "Abstract of the Contents of the Dul-vá, or first Portion of the Káhgyur, from the Analysis of Mr. Alexander Csoma de Koros", mit einer Fortsetzung S. 375 ff. Vollständig gab Csoma seine Analyse 1836 im X X . Bande der Asiatic Researches. Sie ist jetzt leichter zugänglich in Léon Feers französischer Übersetzung, "Traduite de l'anglais et augmentée de diverses additions et remarques", im II. Band der Annales du Musée Guimet, Paris 1881. Burnouf fand in dieser Analyse die ihm aus den nepalesischen Handschriften bekannten Hauptwerke Prajfiäpäramitä, Lalitavistara, Lankävatära, Saddharmapundarika, Karandavyüha, Avadânaàataka, Divyävadäna verzeichnet, für ihn ein Beweis dafür, daß er wirklich in den nepalesischen Handschriften eine alte buddhistische Literatur des nördlichen Indiens vor sich hatte. Ebenso waren ihm durch den Petersburger Gelehrten I. J. S c h m i d t mongolische, durch A b e l R é m u s a t und S t a n i s l a s J u l i e n chinesische Übersetzungen dieser Literatur bekannt geworden (Introd. S. 7). Er versichert, daß es in der ganzen Sanskritliteratur nichts leichter Verständliches gebe, als diese buddhistischen Texte aus Nepal (S. 11), abgesehen von einzelnen Ausdrücken von besonderer Bedeutung, wie Nirvana, über dessen verschiedene Erklärung schon Burnouf eingehend gehandelt hat (S. 18). Auch entwirft er schon ein richtiges Bild von der Wörtlichkeit der tibetischen Übersetzung. Dagegen wird die Zusammenfassung der altbuddhistischen Literatur im Tripitaka (Sütra, Vinaya, Abhidharma) und dessen ursprünglicher Inhalt noch nicht klar bei ihm. Dazu fehlte ihm eine vollständige Kenntnis des Pälikanons. Er hatte zwar die Absicht, auch diesen darzustellen (S. 30), aber dazu ist er nicht mehr gekommen. So wird nicht klar bei ihm, daß die im Divyävadäna (S. 48 ff.) erwähnten vier Ägama vieren der fünfNikäya des Suttapitaka von Ceylon entsprechen. Für Burnouf war es noch unentschieden, "dans quelle langue ont été, pour la première fois, rédigés par écrit les livres attribués au fondateur du Buddhisme". Er meint, Sanskrit und Volksdialekte seien gleichzeitig angewendet worden. Vgl. oben S. 120. Inschriften beweisen ihm das Alter des Pâli. "Um von allen verstanden zu werden, war die neue Religion gezwungen sich eines Volksdialektes zu bedienen" (S. 15). Eingehender bespricht er die merkwürdige Klassifikation der buddhistischen Literatur unter Sütra, Geya, Vyäkarana, Gäthä, Udäna, Nidäna, Ityukta, Jätaka, Vaipulya, Adbhutadharma, Avadäna, Upadesa, die fast genau so in den Schriften des Pälikanons erwähnt wird (S. 51 ff.)· Ohne Frage gibt es ganze Werke, die diese Titel tragen, aber diese Zusammenstellung bezweckt eine Art Definition oder ' ) E r unternahm seine R e i s e " f o r the prosecution of researches connected principally with the origin of the language and people of H u n g a r y " , Journ. A s . S o c . of Beng. 1 2 0 4 . 9*
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Charakterisierung der buddhistischen Literatur nach Form und Inhalt: sie gibt an, welche charakteristische literarische Form oder welchen charakteristischen Inhalt ein buddhistisches Werk oder auch nur ein Teil eines solchen haben kann. Man darf dem vergleichen, wie von den Brahmanen der Inhalt eines Brähmaija charakterisiert worden ist, wovon M. Haug in seiner Ausgabe des Aitareyabrähmana gehandelt hat. Ein Brähmaijia kann enthalten vidhi, arthaväda, nindä, samsä, puräkalpa, parakrti, in anderen Aufzählungen werden auch die gäthäif. angegeben. Burnouf zählt die neun Dharmas ("les neuf Receuils de la loi par excellence") auf, Prajfläpäramitä, Gaçdavyûha, Daáabhümísvara, Samädhiräja, Lankävatära·, Saddharmapuçdarïka, Tathägataguhyaka, Lalitavistara, Suvarnaprabhäsa (S. 68), ohne jedoch sagen zu können, warum im nördlichen Buddhismus gerade diese Werke zusammengestellt und besonders hervorgehoben worden sind. Im Hauptteil seiner Introduction gibt Burnouf eine Analyse der Werke des nördlichen Buddhismus nach den Handschriften aus Nepal, die auf der Pariser Bibliothek vorhanden waren, indem er sie unter den Kategorien des Tripitaka betrachtet: S ü t r a S. 70, V i n a y a S. 232, A b h i d h a r m a S. 437. Der Überblick über die Werke und die Mitteilungen aus ihrem Inhalte sind literar-, religions- und kulturgeschichtlich von gleich großem Werte. Es ist der ganze spätere nordindische Buddhismus, der zwar vieles Alte erhalten, der sich aber teils in der Richtung einer sehr phantastischen Mythologie, teils in der Richtung einer öden Dialektik zu einer vom ursprünglichen Buddhismus weit entfernten Gestalt entfaltet hat. Da Burnouf damals noch keine genauere Kenntnis des Päli-Tipitaka besaß, fehlt seiner Darstellung dieser Hintergrund. Aber mit richtigem Blicke unterschied er zwischen den einfachen S ü t r e n , die an die Predigt des historischen Säkyamuni anknüpfen, und den vaipulya "développé" genannten Sütren, die in ihrer phantastischen Mythologie von Buddhen und Bodhisattven die geistige Richtung einer späteren Zeit widerspiegeln. Vaipulya-sütra deckt sich ziemlich mit Mahäyäna-sütra. Vom Standpunkt des Pälikanons aus kommt es uns zunächst wunderbar vor, daß Burnouf als Beispiele einfacher alter Sütren ("ou discours de Çâkya") zwei Stücke aus dem D i v y ä v a d ä n a gewählt hat, die in Cowell und Neils Ausgabe (Cambridge 1886) als Mändhätävadäna und Kanakavarçâvadâna bezeichnet sind. Aber das erste ist gut gewählt, denn es entspricht in seinem alten Bestandteile einem alten Sutta des Pälikanons, dem Mahäparinibbänasutta, das Burnouf durch eine Mitteilung Turnours kannte. Im Divyävadäna erscheint es durch das Mändhätrjätaka erweitert und nunmehr nach diesem benannt, ein gutes Beispiel dafür, wie sich im späteren Buddhismus das Hauptinteresse verschoben hat. Außer dem Divyävadäna hat Burnouf für seine Studien besonders das A v a d á n a á a t a k a (S. 199) benutzt, das später von Léon F e e r im Journal Asiatique 1866 ff. vollständig ins Französische übersetzt worden ist, neu gedruckt in den Annales du Musée Guimet XVIII, Paris 1891. Den T e x t gab J. S. Speyer heraus "Avadânaçataka, A Century of Edifying Tales belonging to the Hlnayäna", St. Petersburg, 1902 ff., Bibliotheca Buddhica III. Avadäna und Sütra sind verwandte Literaturgattungen: im ersteren ist die Legende die Hauptsache, im letzteren dient sie nur als Einleitung zur Lehre Buddhas (S. 99). Den Sukhävativyüha, einen Dialog zwischen áakyamuni und Änanda über das fabelhafte Land Sukhävatl des Buddha Amitäbha, führt Burnouf im Auszug als Beispiel eines Mahäyänasütra vor. Dieser T e x t ist später, 1883, von M. Müller und
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Bunyiu Nanjio in den Anecdota Oxoniensia herausgegeben worden. Immer wieder kommt Burnouf auf das Problem der Sprache zurück. Seine Beschreibung des buddhistischen Sanskrit ist treffend, aber seine Annahme, daß überhaupt die ältesten Sütren, ihre Prosa wie ihre Verse, in Sanskrit abgefaßt gewesen seien, hat sich nicht als richtig erwiesen. Neben dem Sanskrit erscheint, namentlich in den Versen der Vaipulyasütren, die Volkssprache. Sie sieht bald wie Pâli, bald wie Präkrit, bald wie ganz verwahrlostes Sanskrit aus. Diese Sprache werde außerhalb Indiens in einem Lande wie Kaschmir entstanden sein, wo das Sanskrit weniger gepflegt worden sei (S. 166). Umgekehrt hat in unseren Tagen O. Franke angenommen, daß gerade in Kaschmir das Sanskrit sich erhalten hatte, und daß es von da aus von neuem in das nördliche Indien eingeführt worden sei. Keiner der beiden Gelehrten wird das Rätsel der Sprache richtig gelöst haben. Wir wissen jetzt sicherer als Burnouf, daß das Buddhavacanaip eine dem Pâli ähnliche Volkssprache gewesen, und daß die Übersetzung der Lehre Buddhas ins Sanskrit erst das Sekundäre ist. In dem Kulturbilde, das Burnouf aus dem Divyävadäna, dem Avadänaáataka und einigen andern Texten gezeichnet hat, ist besonders wichtig die Stellung des Buddhismus zu den Kasten. Burnouf hat hier aus den Sanskritwerken Nepals schon ähnliches zusammengestellt, wie H. Fick aus den Pälitexten, besonders den Jätakas, in seinem Buche "Die sociale Gliederung im nordöstlichen Indien zu Buddha's Zeit", Kiel 1897. Erteilt aus dem Divyävadäna (XXXIII bei Cowell-Neil, S. 6 1 1 ff.) die Geschichte von der Mätangadärikä Prakrti mit, einem Mädchen aus niedriger Kaste, das von Buddha um einen Trunk Wasser gebeten wurde. Eine ähnliche Bitte richtete Jesus an das Samaritische Weib, Ev. Joh. IV: eine gewisse Ähnlichkeit springt in die Augen. Burnouf hat sich von solchen Vergleichen gänzlich fern gehalten. An jene Geschichte ist ein Jätaka angeschlossen, das von einer früheren Geburt der Prakrti handelt, in dem gleichfalls der Kastenunterschied abgelehnt wird. Auch die V a j r a s ü c l , eine dem Aávaghosa zugeschriebene Schrift gegen die Institution der Kasten, die später von A. Weber in den Abhandlungen der Berliner Akademie herausgegeben worden ist, war ihm bekannt (S. 215). Er erwähnt hier auch schon das B u d d h a c a r i t a k â v y a des Asvaghosa. Als Beispiele von Sütra genannten Werken, die sich aber weit von der Art der einfachen und auch der Vaipulya-Sütren entfernt haben, führt Burnouf im Auszug zwei Werke vor, die beide den Titel Gunakarapdavyüha oder Karandavyüha haben. Das eine ist in Prosa, das andere in Versen. Ersteres ist das ältere. Beide dienen der Verherrlichung des Bodhisattva A v a l o k i t e á v a r a , "saint tutélaire du Tibet" (S. 523), wje Mañjuári der von Kaschmir. In der Dichtung ist ersterer aus dem Ädibuddha hervorgegangen, der Svayambhü genannt wird. Daher Svay ambhüpuränal). Auch in der Rahmenerzählung erinnert diese kosmogonische Mythologie an die Puränen der brahmanischen Literatur (S. 222). In der Prosafassung kommt die auch aus modernen Reiseberichten bekannte Formel Om mani padme hütn vor, die dem Avalokitesvara zugeschrieben wird (S. 225). Auch für das zweite Pitaka, den Vi η a y a oder die Disziplin der Bhiksu, war Burnouf auf die Avadänen der nepalesischen Handschriften angewiesen, deren Angaben er in den Werken von Csoma, Schmidt und Turnour be*) D a s " V f h a t S v a y a m b h ü Purâçam, Containing the Traditions of the Svayambhü K s h e t r a in N e p a l " ist mangelhaft 1 8 9 4 5 . in der Bibl. Indica herausgegeben, s. Böhtlingk's Kritik, Sitz.-Berichte d. Κ . Sachs. G e s . d. W i s s . 1S95, S. 193 fr.
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stätigt fand. Die Aufnahme in den Sangha veranschaulichte er durch die vollständige Übersetzung der Legende von Pürija, aus Divyävadäna II (S. 235 ff.). Im Anschluß daran handelt er von den Mitgliedern des Sangha und von den Stufen der Vollendung, vom sramanera, von bhiksu und bhiksunt, upäsaka und upäsikä, vom vihära, vom sthavira, vom érota-âpanna, sakrdägämin, anägämin, arhat, pratyekabuddha, von sramana, ärya, srävaka, und von der bodhi (S. 275 ff.). Die Institution der Beichte führt ihn zum Prätimoksa, das unter den Handschriften Hodgsons nicht vorhanden war. Über diese Klassifikation der Vergehen, deren sich der Bhiksu enthalten muß, berichtet er eingehender als im Essai sur le Pali nach der tibetischen und nach der chinesischen Übersetzung, die er in den Werken von Csoma und Rémusat fand. Er erwähnt den Ausdruck siksäpada, im Pâli sikkhäpada, für die Moralgebote. Aus chinesischer Quelle lernte er die im Pali dkütanga genannten Observanzen kennen. Um das Leben der Bhiksu zu veranschaulichen, übersetzt er das Sangharaksitävadäna, im Divyävadäna XXIII—XXV (Introd. S. 313 ff.). Auch der Abschnitt über den Kult der Buddhisten, die Verehrung von Statuen Säkyamunis und von Reliquien (iariräni) in Stüpas und Caityas gehört in dieses Gesamtbild, das Burnouf zunächst vom nördlichen Buddhismus zu entwerfen versucht (S. 338—358). Ein Kult ist erst nach der Zeit Säkyamunis entstanden: "car Çâkya, tant qu'il vit, n'est toujours qu'un homme, même pour ses disciples les plus fervents" (S. 340). Er übersetzt ein Stück aus dem Rudräyaijävadäna des Divyävadäna XXXVII, in dem er die Anfänge der einem Bilde Buddhas dargebrachten Verehrung erblickt (S. 344). Daß in den ältesten bildlichen Darstellungen aus Buddhas Leben die Person Buddhas ausgelassen ist, war ihm noch unbekannt. Auf diese merkwürdige Tatsache ist zuerst von Cunningham und neuerdings von A. F o u c h e r hingewiesen worden, " L e s Débuts de l'Art Bouddhique", Journ. As. 1 9 1 1 S. 55 ff. Neben den Legenden aus der Zeit Buddhas stehen noch Legenden, die sich auf Personen und Ereignisse einer späteren Zeit beziehen. Burnouf hat aus dem Divyävadäna die Gruppe der Aáoka-Legenden übersetzt, X X V I — X X I X : Päipsupradäna-, Kunäla-, Vitasoka-, Asokävadänam (S. 358—437). Die zuerst von J. Prinsep entzifferten Inschriften des Königs Aáoka waren ihm schon hier bekannt (S. 370). Ob A b h i d h a r m a richtig durch Métaphysique wiedergegeben ist, lassen wir dahingestellt. Jedenfalls hebt Burnouf mit Recht hervor, daß die Abteilung Abhidharma nicht auf áakyamuni selbst zurückgehe, sondern daß man sie erst nach seinem Tode aus den Philosophemen, die sich zerstreut in seiner Lehre fanden, gebildet habe (S. 454). Den Werken dieses 3. Teiles des Tripitaka ist eine dialektische Methode eigentümlich. Jedes Thema wird in drei Formen aufgestellt: "la première affirmative, la seconde négative, la troisième qui n'est ni affirmative ni négative" (S. 439). Das Hauptwerk dieses Teiles in Hodgsons Handschriften war die P r a j f i ä p ä r a m i t ä , in mehreren Redaktionen von verschiedenem Umfang vorhanden, zu den Mahäyänasütren gehörig. Aber Burnouf nennt noch andere "Sûtras Vâipulyas" ähnlicher Art: Samädhiräja, Dasabhümíávara, Saddharma-Lankävatära, Saddharmapundarika. In seinen Angaben über die verschiedenen buddhistischen Schulen und ihre Lehren hat Burnouf weniger unmittelbar aus den Quellen geschöpft, als aus den Arbeiten von Hodgson, Csoma, Schmidt, besonders aus denen des ersteren. In Nepäl zählt man vier große philosophische Schulen, die Sväbhävikas, Aisvarikas, Kärmikas und Yätnikas (S. 441). In der älteren Literatur erfahren wir nichts von ihnen, wohl
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aber werden inNordindien die vier großen Schulen derVaibhäsika, Sauträntika, Yogäcära und Mädhyamika, mit vielen Unterabteilungen, in ihren Anlangen bis in die ersten Zeiten des Buddhismus zurückgeführt. Burnouf erfuhr von ihnen durch Csoma aus dem Tibetischen und aus der Abhidharmakoáavyäkhyä, "cette inépuisable mine de renseignements précieux sur la partie spéculative du Buddhisme" (S. 447, 451). áaipkaras Commentar zu den Brahmasütren stand ihm noch nicht zu Gebote, ebensowenig dessen Sarvadarsanasaipgraha. Wohl aber wußte er aus den Handschriften Hodgsons, daß das M a h ä v a s t u , durch dessen Herausgabe (Paris i882ff.) sich L·. Senart ein großes Verdienst erworben hat, zur Schule der Lokottaravädin, einer Unterabteilung der Mähäsäipghika, gehörte (S. 452). Die Lokottaravädin waren zur Zeit des dritten Konzils vorhanden. Die Mähäsämghika werden in der Tradition mit Käsyapa in Verbindung gebracht und zu den Vaibhäsika gerechnet (S. 446). Der Inhalt von Buddhas Predigt war nicht ausschließlich moralischer Art, sondern schloß auch ein die großen Probleme "de l'existence de Dieu, de la nature, de l'esprit et de la matière". Diese Probleme sind in Buddhas Lehre eingeschlossen, wenn sie auch nicht ausgesprochen ihr Hauptthema bilden. In den Legenden, die Burnouf hier zur Illustrierung des Abhidharma aus dem Avadánaáataka und der Prajfiäpäramitä (astäsähasrikä) mitteilt, treten sie nicht unmittelbar hervor, werden sie jedoch mit von der negativen Dialektik getroffen, mit der zunächst andere Fragen behandelt sind. Die Prajfiäpäramitä "en huit mille articles" hatte Burnouf fast vollständig übersetzt. Er erklärte diesen Bestand für das ursprüngliche Werk, die umfangreicheren T e x t e dieses Namens für Erweiterungen (S. 465). Beispiele ihrer negierenden Methode lassen sich schon in der älteren buddhistischen Literatur nachweisen, auch im Pälikanon. Obwohl Burnouf das Stück Biographie Buddhas im Mahävagga des Pälikanons noch nicht kannte, hat er doch schon mit sicherem Blick die v i e r e d l e n W a h r h e i t e n und den P r a t i t y a s a m u t p ä d a als die Quintessenz von Buddhas Lehre hingestellt, das eine ihre moralische, das andere ihre psychologische und ontologische Seite darstellend (S. 484). Für den Pratityasamutpäda (jarämarana, jäti, bhava, upädäna, trsnä, vedanä, sparsa, sadäyatana, nämarüpa, vijnäna, samskäräh, avidya) hat Burnouf eine Stelle des Lalitavistara übersetzt, den er in einer Handschrift benutzte. Es lag ihm aber auch schon Foucaux' vielbenutzte Übersetzung der tibetischen Übersetzung vor. Indem er sich auch auf Colebrookes Darstellung der Lehre der Bauddha aus brahmanischen Quellen stützte, hat er die zwölf Glieder dieser für das indische Denken so charakteristischen großen Formel einer Analyse unterzogen (S. 491 ff.), die bei keiner neuen Untersuchnng übersehen werden sollte. Er betont die Ähnlichkeit dieser buddhistischen "Ontologie" mit dem brahmanischen Säipkhyasystem (S. 511, 521). Auch über die fünf Skandha (rüpa, vedanä, samjüä, samskäräh, vijnäna, S. S i l ff·) hat er gehandelt, ohne jedoch Klarheit darüber verbreiten zu können, wie sich diese Reihe zum Pratityasamutpäda verhält. Dieses Problem ist auch heute noch nicht vollständig gelöst. Wahrscheinlich liegen hier aus verschiedener Zeit stammende Fassungen der Lehre vor. Aus dem Saddharma-Lankävatära teilt Burnouf einen Abschnitt mit, in dem Buddha die Ansichten der verschiedenen Tïrthakaras über das N i r v ä i j a anführt. So phantastisch auch die Rahmenerzählung ist — Buddha kommt nach Ceylon, wo Rävaija König ist — , so ist doch das, was hier über die verschiedene Auffassung des Nirväna gesagt wird, von
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sachlichem Wert. Buddha hat selbst das Nirvana nirgends definiert, aber Burnouf sieht sich aus guten Gründen, die noch weiter ausgeführt werden könnten, zu der Annahme veranlaßt, "que Çâkya vit le bien suprême dans l'anéantissement complet du principe pensant" (S. 521). Auch die Τ a n t r a genannten Werke, in denen sich der degenerierte Buddhismus mit dem modernen Sivaïsmus berührt, hatte Burnouf aus Handschriften kennen gelernt. Sie enthalten zwar auch noch Stücke des alten Buddhismus, haben sich aber doch mit ihrem Kult weiblicher Gottheiten und mit ihren Mantra und Dhäranl genannten Zauberformeln weit von diesem entfernt. Burnouf beschreibt nicht nur, sondern sucht auch die Frage nach dem Ursprung dieser "alliance du Buddhisme avec le Çivaïsme" zu beantworten, mit der sich W. v. Humboldt in seinem W e r k e über die Kawi-Sprache beschäftigt hatte (S. 546 ff.). Außer Hodgson, Csoma und Schmidt zitiert er besonders eine Abhandlung von Wilson, in der dieser zwei Tantratexte mitgeteilt hatte (Notice of three tracts received from Nepal", As. Res. XVI). Aus Pariser Handschriften waren ihm bekannt der Suvarnaprabhäsa, das berühmteste W e r k dieser Art, ferner das Saipvarodaya- und Mahäkäla-tantra. Das erstgenannte Werk, von dem er eine eingehende Analyse gegeben hat (S. 5 2 8 — 5 3 7 ) , ist dem Buddha in den Mund gelegt, es enthält zum Teil altbuddhistische Themata, die letzten Kapitel sind Jätaka, der Tantracharakter tritt besonders im 8. bis 12. Kapitel hervor. W a s Tantra ist, führen Auszüge aus dem Saipvarodaya- und dem Mahàkâla-tantra vor. (S. 537ff.). Ein Zitat aus der Vajramandâ-dhâriijï im Commentar zum Vinayasütra zeigt, daß neben dhärams auch nihilistische Diskussionen nach Art der Prajfiapäramitä stehen können (S. 543). Auch auf historische Daten in dieser späten Literatur hat Burnouf aufmerksam gemacht. Endlich ist noch ein besonderer Abschnitt den Werken gewidmet, die nicht auf den Säkyamuni zurückgeführt, sondern bestimmten späteren Autoren zugeschrieben werden. Von solchen kannte er aus den nepalesischen Handschriften die Bodhisattva-Avadänakalpalatä des Ksemendra (S. 555)> die jetzt in der Bibl. Indica gedruckt worden ist. Auffallend ist, daß Burnouf nicht mit mehr Wärme von Aávaghosas Buddhacarita gesprochen hat. Ausführlicher handelt er von verschiedenen Werken des Nägärjuna, des Begründers der Schule der Mädhyamika, der 800 Jahre nach Buddhas Nirvana gelebt haben soll. Das eine von ihnen hat den Titel Pañcakrama und gehört zur Tantraliteratur ; wichtiger sind Kärikäs philosophischen Inhalts (das Vinayasütra), die er aus CandrakTrti's gehaltvollem Commentar kennen lernte. Ebenso hatte er Yaëomitras umfangreichen Commentar Sphutärtha zu Vasubandhus Abhidharmakoáa vorgefunden (S. 563). Den Inhalt des Grundwerks skiziert er S. 571 fg. Die Ausdrücke " B u d d h i s m e s e p t e n t r i o n a l " und " B u d d h i s m e m é r i d i o n a l " hat Burnouf eingeführt (S. 5 2 5)· Er ist nicht mehr dazu gekommen, auch den südlichen Buddhismus genauer zu untersuchen und mit dem nördlichen zu vergleichen, wie ursprünglich in seinem Plane lag (S. 587). Trotzdem hat er zum Schluß schon von der einen Seite aus einen Überblick über die geschichtliche Entwickelung des Buddhismus zu geben versucht. Er unterscheidet drei oder vier Buddhismen : den der "Sûtras simples", in denen nur der menschliche Buddha auftritt; den der "Sûtras développés et Mahâyânas", in denen neben dem menschlichen Buddha andere Buddhen und fabelhafte Bodhisattven erscheinen; den der Tantras, in denen zu den Elementen der beiden ersten der Kult weiblicher Gottheiten des Sivaïsmus gekommen ist; den des Adibuddha, wie
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er im Svayambhüpuräna der Nepalesen enthalten ist. Aus Csomas Analyse der tibetischen Übersetzung des Vinaya wußte Burnouf von den drei Konzilen: dem zu Räjagrha bald nach Buddhas Tode, dem zu Pätaliputra hundert Jahre später zu Aáokas Zeit, und dem unter Kaniska über 400 Jahre nach Buddhas Tode. Es haben also nach der nördlichen Tradition "trois rédactions successives des écritures buddhiques" stattgefunden, "rédactions faites par des Religieux rassemblés en concile" (S. 578). Wie schon vor ihm Lassen, zweifelt Burnouf daran, daß der ganze Kanon schon vom ersten Konzil her fixiert gewesen sei. Er glaubt vorsichtig zu sein, wenn er sagt, "que nous possédons à la fois et d'anciens livres émanés soit de la première, soit de la seconde rédaction, mais modifiés par la révision des Religieux contemporains de Kanichka, et des livres tout à fait nouveaux introduits par l'autorité souveraine de ce dernier concile, ou même de quelque sage influent, comme Nâgârdjuna" (S. 579). Niemand wird glauben, daß die in Hodgsons Sammlung vertretenen Werke schon dem ersten oder zweiten Konzil vorgelegen haben. Anders liegt diese literarhistorische Frage gegenüber dem südlichen Kanon. Von diesem könnten Teile in einer älteren Form bis auf die ersten Konzile zurückgehen. Und da nun nach Ausweis der tibetischen und chinesischen Ubersetzungen und nach Ausweis der Fragmente, die auf den neueren Expeditionen nach Turkestan gefunden worden sind, ein dem Pälikanon entsprechendes Tripitaka einst auch in Nordindien vorhanden gewesen ist, so ist Burnouf mit seiner Ansicht von dem allmählichen Entstehen und von der Umgegestaltung der buddhistischen Literatur gewiß auf dem richtigen Wege gewesen. Die großzügigen Ausführungen der Introduction über die Literatur und Lehre des Buddhismus hat er fortgesetzt und ergänzt in dem umfangreichen " A p p e n d i c e " zur Übersetzung des Lotus, der die zweite Hälfte des zweiten Bandes, S. 435—867, einnimmt. Dieser Appendice war die letzte Arbeit Burnoufs. Wir lesen am Ende vor dem Index die Nota: "L'auteur, atteint déjà du mal qui devait l'emporter, s'est arrêté ici; c'était dans les premiers jours de mars 1852". Der Text bricht zwar mitten in einem Gegenstände ab, aber aus S. 860 Z. 7 geht hervor, daß Nr. X X I das letzte Stück des Appendice sein sollte. Burnouf hatte inzwischen aus einer Handschrift den D i g h a n i k ä y a des Päli-Tipitaka näher kennen gelernt und den Inschriften des Asoka ein tieferes Studium zugewendet. Die in den Überschriften der 21 Nummern dieses Appendice genannten Gegenstände geben nur ein unvollkommenes Bild von seinem reichen Inhalt: I. Bhiksu samgha, II. Klesa (hier auch die 10 sikkhäpadäni nach einer Handschrift des Pätimokkha, pänätipätä veramanï usw., S. 444), III. der Bodhisattva Mañjuárí (mit Mitteilungen aus dem Svayaipbhüpuräna), IV. dhatu, V. die vier edlen Wahrheiten, VI. praütya-samutpäda, VII. die sechs Vollkommenheiten (päramitä), VIII. die 32 mahäpurusalaksanäni (auch die 80 anuOjyanjanäh), IX. avenika, X. "Sur anyatra et sur quelques passages des édits religieux de Piyadasi", XI. die zehn Kräfte eines Buddha (Dasabala), XII. die sieben bodhyanga, XIII. die vier dhyäna, XIV., die fünf abhijnä, XV. die acht "affranchissements" (vimoksa), XVI. "les ténèbres des lôkântarika", XVII. pratisamvid, XVIII. die fabelhaften Berge der Erde, X I X . prikagjana, X X . asamkhyeya, XXI. "Comparaison de quelques textes sanscrits et pâlis". Schon in I versucht er sich an einer 1847 von Bird gefundenen, falsch gelesenen und übersetzten Inschrift in späterer Asoka-Schrift. In II findet sich eine Übersetzung des S a m a ñ ñ a p h a l a s u t t a aus seiner
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Handschrift mit einerBesprechung der darin vorkommenden wichtigen Namen und des buddhistischen stia, ebenso in VI eine Übersetzung des M a h ä n i d ä n a s u t t a . Auch das M a h ä p a r i n i b b ä n a s u t t a hat er benutzt (S. 799)· Aber besonders erfolgreich ist in X die philologische Behandlung eines großen Teils der A s o k a - I n s c h r i f t e n , unter Zugrundelegung der Abklatsche von W e s t e r g a a r d und von N o r r i s , im richtigeren Verständnis weit über Prinsep und Wilson hinausgehend. Namentlich polemisiert er gegen Wilson. Er beginnt (S. 671) mit den zwei Separatedikten von Dhauli. Freilich hat er hier tuphê, das in Wirklichkeit das Pronomen der 2. Person Plur. ist, immer noch für skr. stüpa gehalten. Es folgt dann die von Capt. Burt (JASB. IX) entdeckte Inschrift von "Bhabra", um ihres ausgesprochen buddhistischen Charakters willen (S. 710), für die ihm ein Faksimile von Capt. M a r k h a m K i t t o e vorlag. Im Anschluß an Kittoe nahm er an, daß sie an das Konzil zu Pätaliputra gerichtet war (S. 727), was nicht gesichert ist. In § 5 von Nr. X haben ihn die buddhistischen Wörter samvatta, apaciti, vyañjana, hitasukha, mahallaka, vedalla, bhäga (S. 730) dazu veranlaßt, einen großen Teil der Felsenedikte im Texte von Girnar nach dem Faksimile von Westergaard eingehend zu behandeln: das 4. S. 730, das 7. S. 755, das 8. S. 757, das 9. (nur zum Teil) S. 735, das l i . S. 736, in § 6 das 12. S. 761, wo er im Anschluß an Wilson dem Worte päsanda die Bedeutung "religion, croyance" vindiziert (vgl. S- 755), das 14. Edikt zuvor S. 752. Von den Säulenedikten von Delhi und Allahabad behandelt er aus Anlaß des Wortes hitasukha das 4. S. 741, aus Anlaß von mahallaka das 7. S. 749. Für die buddhistischen termini technici benutzte er das durch Rémusat bekannt gewordene, aus dem 18. Jahrhundert stammende "Vocabulaire pentaglotte des Chinois" (S. 555) und den Dharmasarpgraha, soweit dieser "catalogue raisonné de la terminologie religieuse et philosophique des Buddhistes népalais" durch Hodgson bekannt geworden war (S. 556). Für das Pàli leisteten ihm dieselben Dienste der Jinälaipkära und Cloughs Singhalese Dictionary (S. 519). In der unvollendet gebliebenen Nr. XXI. hat Burnouf zum erstenmal die Forderung aufgestellt, daß das Verhältnis der zwei Sammlungen der heiligen Schriften zu einander, der von Nepal und der von Ceylon, nach Inhalt und Form genauer untersucht werden müsse. Die eine führt den Buddhismus in einer bis in die neuere Zeit fortgehenden Weiterentwickelung vor, in deren Verlauf das "principe primitif" verschwindet. Die andere ist schon seit alter Zeit unverändert geblieben, festgehalten durch eine Arbeit von Kommentaren "qui ne se permet pas la moindre addition à la pensée originale" (S. 859). Burnouf begann die Textstücke zu sammeln, die auf beiden Seiten mehr oder weniger gleichlautend vorkommen, in Sanskrit und in Päli. Schon S. 522 hatte er auf den Vers Ye dhammä hetuppabhavä, der zuerst auf Inschriften gefunden worden war, hingewiesen, ferner S. 834 auf die Beschreibung der lokäntarikä andhakärä, deren Päli-form er im Mahäpadhänasutta gefunden hatte. Burnouf will keine der beiden Fassungen als das Original bezeichnen, sie können als à peu près contemporaines in Indien neben einander vorhanden gewesen sein, ehe der Buddhismus nach Ceylon kam, und zwar in Mâgadhï "parmi les castes inférieures et le gros du peuple du Magadha et du pays d'Aoude", in Sanskrit unter den Brahmanen. Wir haben uns über diese Theorie schon oben S. 120 fg. geäußert. Nach Ausweis der AsokaInschriften ist das Pâli zwar nahe verwandt, aber nicht identisch mit jener Mâgadhï (S. 862). So hat Burnouf nicht nur die Kenntnis der buddhisti-
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s e h e n L i t e r a t u r u n d d e r H a u p t l e h r e n des Buddhismus sowie das richtige V e r s t ä n d n i s d e r Asoka-Inschriften wesentlich g e f ö r d e r t , s o n d e r n auch die P r o b l e m e aufgestellt, die hier zu lösen sind. Auf Burnouf folgte d e r Philosoph u n d Politiker J u l e s B a r t h é l é m y S a i n t - H i l a i r e , P r o f e s s o r d e s G r i e c h i s c h e n am Collège d e F r a n c e , Mitglied d e r A c a d é m i e d e s Sciences morales et politiques, g e b o r e n 1805, g e s t o r b e n 1895. M a x Müller hat ihm in E s s a y IX " Ü b e r den B u d d h i s m u s " in Band I seiner " E s s a y s " ("Chips f r o m a G e r m a n W o r k s h o p " ) ein D e n k mal gesetzt. E r n e n n t ihn (S. 178) d e n e r s t e n H i s t o r i o g r a p h e n des Buddhismus. In s e i n e m Buche " L e B o u d d h a et sa Religion", Paris i860, 2. éd. 1862, 3. éd. 1866, ist er auch auf d e n südlichen Buddhismus e i n g e g a n g e n , a b e r o h n e aus d e n Quellen zu s c h ö p f e n , hauptsächlich auf T u r n o u r s Mahävaipsa, S p e n c e H a r d y s E a s t e r n Monachism u n d einige a n d e r e bis dahin e r s c h i e n e n e Berichte gestützt. O b w o h l P. G r i m b l o t , Ancien Consul d e F r a n c e à Ceylan et en Birmanie, eine s c h ö n e S a m m l u n g von Päli-Hands c h r i f t e n z u s a m m e n g e b r a c h t hat, u n d er zu den e r s t e n gehört, die Pälis ü t r e n ü b e r s e t z t h a b e n , in seinem erst nach s e i n e m T o d e e r s c h i e n e n e n Buche Sept Suttas Palis, tirés du Dîgha-Nikâya, Paris 1876 1 ), h a b e n doch d i e f r a n z ö s i s c h e n G e l e h r t e n von Burnouf an bis auf d e n h e u t i g e n T a g mit V o r l i e b e d e m n ö r d l i c h e n Buddhismus ihre A u f m e r k s a m k e i t g e s c h e n k t . D e n H a n d s c h r i f t e n H o d g s o n s auf d e n Pariser Bibliotheken v e r d a n k e n wir d i e b u d d h i s t i s c h e n Studien L. F e e r s u n d die g r o ß e A u s g a b e und Bearb e i t u n g d e s Mahävastu von E. Senart. Auch S e n a r t s Buch ü b e r Buddha ist m e h r im Geist d e s nördlichen als des südlichen Buddhismus g e s c h r i e b e n . Die politischen V e r h ä l t n i s s e b r a c h t e n e s mit sich, d a ß die russischen G e l e h r t e n zuerst d e n Buddhismus bei d e n Mongolen, in T i b e t und in China k e n n e n l e r n t e n . E r s t die E n g l ä n d e r h a b e n d e n Buddhismus von Ceylon m e h r zur Geltung g e b r a c h t , u n d die d e u t s c h e n G e l e h r t e n sind ihnen darin gefolgt, d a ß sie das Päli-Tipitaka zur G r u n d l a g e d e r F o r s c h u n g g e m a c h t haben. E r s t w e n n die chinesischen u n d tibetischen Ü b e r s e t z u n g e n vollständig b e k a n n t sein w e r d e n , läßt sich mit voller S i c h e r h e i t b e s t i m m e n , wie sich ihre n o r d i n d i s c h e n Originale zu den T e x t e n d e s Päli-Tipitaka verhalten. Dieses letztere wird immer d e n V o r z u g h a b e n , d a ß es in e i n e r originalen S p r a c h e e r h a l t e n ist. V o n w i c h t i g e n A r b e i t e n gleichzeitiger Mitforscher e r w ä h n t Burnouf g e l e g e n t l i c h d e n 1. Band von L a s s e n s Indischer A l t e r t u m s k u n d e (I 577)» Benfeys Artikel " I n d i e n " in E r s c h u n d G r u b e r ' s E n c y c l o p ä d i e (S. S7°)> B r o c k h a u s ' Veröffentlichung d e s K a t h ä s a r i t s ä g a r a (S. 575), a b e r o h n e d a ß sie die V o r a u s s e t z u n g seiner e i g e n e n A r b e i t bilden. W i e L a s s e n u n d B e n f e y ist er d e r Ansicht, d a ß s i c h e r e s W i s s e n von d e r G e s c h i c h t e Indiens f ü r u n s e r s t mit d e r Zeit B u d d h a s b e g i n n t . A b e r einige Grundlinien lassen sich d o c h a u c h d a r ü b e r hinaus ziehen, wie immer w i e d e r von neuem versucht werden muß. B u d d h a s T o d e s j a h r g e n a u e r zu b e s t i m m e n hat Burnouf nicht v e r s u c h t (S. 587). Barthélémy Saint-Hilaires ') Das Buch ist von Grimblots Gattin herausgegeben. Grimblots Pälistudien gehen viel weiter zurück. Die Übersetzung des Brahmajälasutta rührt von J . Gogerly her, und war schon 1846 im Journal Asiatique erschienen. Für das Sâmaûûaphalasutta ist der unvollständigen Übersetzung Gogerlys die französische Burnoufs aus dem Lotus de la Bonne loi S. 448 hinzugefügt. Die Herausgeberin des Buches konnte in ihrer Introduction sagen : " L a Bibliothèque nationale seule en Europe possède, à l'heure qu'il est, et grace à M. Grimblot, la plus riche collection de manuscripts pâlis". Über diese Sammlung gab Barthélémy SaintHilaire einen Bericht im Journal des Savants 1866. Grimblot stand mit A. Weber in persönlichen Beziehungen.
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Angabe 543 ν. Chr. (Le Bouddha 3 S. 269ff.) entsprach einer damals ziemlich allgemein angenommenen Berechnung. Über die Bedeutung der Glieder des Pratîtyasamutpâda teilte Burnouf 1 4 9 2 ff. Bemerkungen von Th. Goldstücker mit. Barthélémy St.-Hilaire hat im Journal des Savants von 1852, S.473—487 und 561—575, eine "Notice sur les travaux de M. Eugène Burnouf' veröffentlicht, die in dem 1876 erschienenen Neudruck der "Introduction" S. V I I — X X X I wieder abgedruckt ist. E r betont im Anfang die philologische Schulung, die Burnouf in seiner Jugend gehabt hat, und nennt ihn im Schlußsatz "un philologue de génie". Ein vollständiges Verzeichnis der Werke Burnoufs findet sich in dem Buche "Choix de Lettres d'Eugène Burnouf", Paris 1891, S. 557ff. Diese B r i e f e Burnoufs gewähren einen Einblick in seine persönlichen Beziehungen und in seinen Charakter. Den Gelehrten sagt er mit vollendeter Urbanität gern etwas Angenehmes. In den Briefen, die er aus England und aus Deutschland an seine Frau schrieb, tritt in der Schilderung der Persönlichkeiten und der Verhältnisse eine humorvolle Beobachtungsgabe hervor. In die Geschichte der Sanskritphilologie gehört, was der junge Burnouf in einem Briefe vom 13. März 1826 an Lassen schreibt, daß es in Frankreich nur drei Personen gebe, die sich mit Sanskrit beschäftigen, zwei seien seine Feinde und der Dritte sei er selbst (Choix de Lettres S. 13). Unter den beiden andern sind Chézy und Langlois gemeint. Chézy war eifersüchtig, s. Burnoufs Briefe an Lassen vom 25. Oktober 1827 und 2. Juli 1828 (Choix de L . 66, 80). Aber die Feindschaft war nicht so groß. Jedenfalls hat sich Burnouf über Chézys Sakuntalä sehr anerkennend geäußert (a. a. O. 101). Auch hatte sein Vater zu Chézys Ausgabe des Yajñadattabadha (Paris 1826) eine wörtliche lateinische Übersetzung beigesteuert. K A P . XVIII.
CHÉZYS SCHÜLER, BURNOUFS FREUNDE UND SCHÜLER, G. GORRESIO. A l e x a n d r e L a n g l o i s , geboren 1788, gestorben 1854 als Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles Lettres, war der bevorzugte Schüler Chézys. Seine Werke sind bei Gildemeister verzeichnet. E r hat den H a r i v a i p á a übersetzt: "Harivansa ou Histoire de la Famille de Hari" printed for the Oriental Translation Fund of Great Britain and Ireland, London 1834. E r fand, daß die Ideen derer, die sich mit der alten Geschichte Indiens beschäftigt haben, noch zu seiner Zeit keine feste Grundlage hatten. Das Historische ist in Indien durch das Mythologische überwuchert worden. Der Harivaipáa führt in diese "histoire fabuleuse" ein, deren Kenntnis unumgänglich notwendig ist, gibt aber auch die Anfänge der politischen Geschichte Indiens (Introd. S. VII). Wenn Burnouf in Briefen an Lassen und A. W. v. Schlegel diese Übersetzung nicht sehr günstig beurteilt — er bezeichnet sie als "à l'usage des dames et des beaux esprits", Choix de Lettres 183, 467 —, so ist zu beachten, daß Langlois seinerseits Schlegels Ausgabe der Bhagavadgîtâ, wie W . v. Humboldt in einem Briefe an Bopp vom 8. Mai 1825 (Lefmann, Nachtrag S. 42) sagt, "partheiisch und flüchtig" und ohne in den philosophischen
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Teil der Gita eingedrungen zu sein, rezensiert hatte (vgl. oben S. 80). Aber seine Haupttat ist, daß er, allerdings vor der Zeit, die erste vollständige Übersetzung des R g v e d a geliefert hat : "Rig-Véda, ou Livre des Hymnes, traduit du Sanscrit", Paris 1848—1851, ehe noch eine vollständige Ausgabe des Textes vorlag. Langlois war sich der Kühnheit seines Unternehmens nicht voll bewußt. Seine Übersetzung liest sich gut, kann aber nicht bestehen "before the tribunal of a more severe scholarship", wie sich Max Müller ausgedrückt hat, Rigveda III S. VII. Noch mehr ablehnend haben sichBöhtlingk und Roth im Vorwort zum 1. Teil ihres Sanskritwörterbuchs ausgesprochen. Bei Versen ohne besondere Schwierigkeit hat Langlois den Sinn im ganzen richtig getroffen, aber an vielen Stellen hat er falsch geraten, oder es mit der Grammatik nicht genau genug genommen. Wie frei er schwierige Stellen behandelte, zeigt sich z. B. bei den mehrmals wiederkehrenden Worten suviräso vidâtham ά vadema, die er I 117, 25 übersetzt "pour prix de nos sacrifices, donnez-nous la force et la domination", aber II 12, 15 "Puissions-nous (Indra, être tes amis,) avoir la fortune en partage, et renouveler chaque jour notre sacrifice". Trotzdem hat diese Übersetzung ihre Zeit gehabt, in der sie viel benutzt worden ist. Muir ging von ihr aus, indem er sie jedoch am Sanskrittexte nachprüfte. Eine 2. Ausgabe, "revue, corrigée et augmentée d'un Index Analytique par Ph.-Ed. Foucaux" erschien als Tome premier der Bibliothèque Orientale, Paris 1872. Dem Index sind (einige) "Hymnes du RigVéda imités en vers latins par F.-G. Eichhoff" 1 ) vorangestellt. Auch der früh verstorbene fleißige A u g u s t e L o i s e l e u r - D e s l o n g c h a m p s , geboren 1805, gestorben 1840, angestellt am "Département des Manuscrits de la Bibliothèque Royale", war ein Schüler von Chézy, und von Silvestre de Sacy. Er gab Chézys Yajñadattabadha noch einmal heraus, "suivi d'un épisode du Raghouvansa sur le même sujet et d'un choix de sentences de Bhartrihari", Paris 1829. Seine Ausgabe und Übersetzung des M â n a v a D h a r m a á á s t r a , mit Benutzung von Pariser Handschriften, ist schon oben S. 74 erwähnt 2 ). Von Silvestre de Sacy war er zu Studien auf dem Gebiet der F a b e l - L i t e r a t u r angeregt worden. Außer einem Essai historique zu einer Neuausgabe von Gallands Übersetzung von "Mille et une Nuits" veröffentlichte er im Verein mit L e Roux de Lincy einen Band, der ein Markstein auf diesem Gebiete ist: "Essai sur les Fables Indiennes et sur leur Introduction en Europe par A. Loiseleur Deslongchamps, Suivi du Roman des Sept Sages de Rome en prose publié, pour la première fois, d'après un manuscrit de la Bibliothèque Royale avec une analyse et des extraits du Dolopathos, par L e Roux de Lincy, Pour servir d'introduction aux Fables des XII e , XIII e et XIV e Siècles publiées par M. Robert", Paris 1838. Im Anschluß an Silvestre de Sacy berichtet er schon ziemlich vollständig über die verschiedenen Überset' ) F r é d é r i c - G u s t a v e E i c h h o f f war Professeur à la F a c u l t é des lettres de L y o n . Seine zahlreichen Bücher, aus der Zeit zwischen 1825 und 1875 stammend, sind verzeichnet im C a t a l o g u e G é n é r a l des livres imprimés de la Bibliothèque Nationale, Auteurs, T o m e X L V I , Paris 1911, Spalte I079ff. V i e l e dienen dem Unterricht im D e u t s c h e n und Englischen. D i e besondere A r t seiner Sprachvergleichung spricht sich schon in d e m T i t e l seines H a u p t w e r k s aus: " G r a m m a i r e générale indo-européenne, ou C o m p a r a i s o n des langues grecque, latine, française, gothique, allemande, anglaise et russe entre elles et avec le sanscrit, suivie d'extraits de poésie indienne", Paris 1867. Eichhoff w a r geboren von deutschen Eltern in H a v r e 1799, gestorben 1875 in Paris. ! ) S c h l e g e l fand 1831 " d e n kleinen magern L o i s e l e u r " über dem Manu B r i e f w e c h s e l mit L a s s e n S. 210, 208.
schwitzend,
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zungen des P a ñ c a t a n t r a . Für dieses, das damals noch nicht herausgegeben war, konnte er freilich nur die Analyse von Wilson benutzen (s. oben S. 37), sowie die freie Übersetzung von drei Versionen in indischen Volkssprachen von dem Abbé J. A. Dubois, "ci-devant missionnaire dans le Meissur", Paris 1826 (S. 28). Mit dem Bestände des ihm aus diesen Quellen bekannten Pañcatantra verglich er den Bestand des arabischen "Calila et Dimna" des Bidpai und hob dabei besonders die von L a Fontaine bearbeiteten Fabeln hervor. In ähnlicher Weise hat er das Buch des " S e n d a b a d " oder Sindbad behandelt, das gleichfalls indischen Ursprungs sein wird, wenn auch das indische Original verloren ist. Vom griechischen Roman des Syntipas ausgehend analysiert er diesen, indem er ihn mit zwei anderen Versionen vergleicht, dem arabischen Roman „Histoire du Roi, de son Fils, de sa Favorite, et des sept Vizirs" und dem hebräischen Roman "Paraboles de Sendabar" (S. 80 ff.). Von de Sacy über Loiseleur Deslongchamps zu Benfey. L e R o u x de Lincys Anteil an dem Bande betrifft zwei französische Formen dieses Fabelwerks. Loiseleur hat auch den A m a r a k o s h a durch eine Ausgabe in Europa eingebürgert, Paris 1839, 1845, deren Indices nach seinem Tode von Dubeux und Langlois besorgt worden sind. Zu den Zeitgenossen Burnoufs in Frankreich gehört auch der Benediktiner H i p p o l y t e F a u c h e , geboren 1797, gestorben 1869, von Neve als "libre penseur" bezeichnet. Als Übersetzer der Sanskritliteratur ist er erst in den späteren Jahren seines Lebens hervorgetreten, daher seine Bücher weder bei Gildemeister noch in den Werken Burnoufs erwähnt werden. Aber die Auswahl der T e x t e und seine Begeisterung erinnern an die ersten Zeiten der Sanskritstudien. E r war kein Mann der strengen Wissenschaft, aber wenn auch seine Übersetzungen "von Fehlern wimmeln", so haben sie doch in Frankreich weiteren Kreisen eine Vorstellung vom Inhalt der Sanskritliteratur verschafft. E r übersetzte zuerst die kleineren T e x t e Gïtagovinda, Rtusamhära 1850, die Sprüche des Bhartrhari, Caurapañcaáiká 1852, dann das Rämäyaria 1854—1858, die Werke Kälidäsas 1859, i860. Besonders bekannt ist sein Buch "Une Tétrade, quatre ouvrages de genres différents" 1 8 6 1 — 1 8 6 3 , in dem er als Specimina von vier verschiedenen Literaturgattungen zusammengestellt hat das Drama Mrcchakatikä, den Prosaroman Dasakumäracarita, den Hymnus Mahimnastava (an áiva), und das Kunstgedicht Siáupálavadha. Endlich ist er bis jetzt der einzige Europäer, der mit dem Druck einer vollständigen Übersetzung des Mahäbhärata wirklich begonnen hat, nach der Calcuttaer Ausgabe. Der Tod hat ihn verhindert sie zu vollenden. Der 1. Band erschien 1863, der 10. und letzte Band 1870, bis zum Ende von Parvan VIII reichend. In einer Anzeige des 6. Bandes (Parvan V und VI, Paris 1867) hat A. Weber die Bestrebungen Fauches in gerechter Weise beurteilt, freilich auch seine Fehler hervorgehoben, s. Indische Streifen II 4 1 0 ff., vgl. Sylvain Lévi über Fauche in der Grande Encyclopédie. Im gleichen Jahr mit Burnouf geboren, 1 8 0 1 , war G u i l l a u m e P a u t h i e r , gestorben 1873. E r hat sich auf verschiedenen Gebieten literarisch betätigt. Als Sinologe verteidigte er Rémusat gegen die Angriffe von Stanislas Julien.*) Seine Arbeiten im Sanskrit, die sich auf die ') Vgl. Lassen, Ind. Altertumsk., Anhang zum III. und IV. Band, S. 2. Lassen hat Pauthiers Werk "Chine, Description Historique, Géographique et Littéraire de cet empire" öfter benutzt, s. IV 884, 891.
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damals kurrente Literatur beziehen, sind vorwiegend sekundärer Art. Am bekanntesten ist sein Übersetzungswerk "Essais sur la philosophie des Hindous, par H. T . Colebrooke, traduits de l'anglais et augmentés de textes sanskrits et de notes nombreuses", Paris 1833, 1834, also eine ähnliche Ubersetzung wie später die deutsche von Poley. In seinem Sammelwerke " L i v r e s sacrés de l'Orient", Paris 1840, dessen Titel in Max Müllers "Sacred Books of the E a s t " nachgeahmt zu sein scheint, ist Loiseleur Deslongchamps' Übersetzung des Mânavadharmaàâstra abgedruckt. Die Bedeutung Burnoufs tritt glänzend hervor, wenn man seine W e r k e mit denen seiner Zeitgenossen in Frankreich vergleicht. Bei ihm die Erschließung neuer Gebiete und vorwärtsdringende Forschung, dort Verweilen bei dem schon Bekannten, von anderen Erschlossenen und Geleisteten. Doch auch das letztere ist notwendig für die E n t w i c k l u n g der Wissenschaft, um dieser einen heimischen und empfänglichen Boden zu bereiten. Unter den Pariser Orientalisten war Burnouf befreundet mit den Akademikern A b e l R é m u s a t (1788—1832) und J u l i u s M o h l (1800—1876), der letztere Professor des Persischen, der erstere Professor des Chinesischen am Collège de France und der Nachfolger von Langlès an der Bibliothek. G a r c i n de T a s s y (1794—1878) und S t a n i s l a s J u l i e n (1797—1873), der Nachfolger Rémusats, standen ihm nicht so nahe. Die bedeutenden Werke Juliens sind erst nach Burnoufs Tode erschienen. Die Freundschaft mit Mohl zeigt sich in den Briefen. Durch Rémusats Auftrag, die indischen Handschriften der Pariser Bibliothek zu ordnen, sind Burnouf und Lassen zum Pâli und zu dem Essai sur le Pâli geführt worden. Burnouf beklagt Rémusats frühen T o d in seinen Briefen an Bopp vom 9. Juni 1832. *) Für die Indologie war von besonderer Bedeutung seine Übersetzung des Reiseberichts des chinesischen Pilgers Fa-hian, die erst nach seinem Tode erschien : "Foë-kouë-ki ou Relation des Royaumes bouddhiques, par Chi-Fa-hian. Revu, complété, et augmenté d'éclaircissements nouveaux, par M. M. Klaproth et Landresse", Paris 1837. Auch H e i n r i c h J u l i u s v. K l a p r o t h , geboren 1783 in Berlin, gestorben 1835 in Paris, gehört in diesen Pariser Kreis von Orientalisten. Burnouf erwähnt ihn öfter in seiner Introduction. In der Folgezeit erschienen neue Übersetzungen des Fa-hian, von S a m u e l B e a i (1869 und 1884) und von H e r b e r t A. G i l e s (1877). Darüber berichtet J a m e s L e g g e in der Preface zu seiner Übersetzung: " A Record of Buddhistic Kingdoms being an account by the Chinese monk Fâ-hien of his travels in India and Ceylon (A. D. 399—414) in search of the Buddhist books of discipline", Oxford 1886. Rémusat ist durch seinen Nachfolger S t a n i s l a s J u l i e n in den Schatten gestellt worden, der zuerst die viel inhaltsreichem Werke des chinesischen Pilgers H i u e n T h s a n g den Indianisten zugänglich gemacht hat: "Mémoires sur les contrées occidentales, traduits du Sanscrit en Chinois en l'an 648 par Hiouen-Thsang", Tome I Paris 1857, Tome II 1858. Beide Bände wurden von Α. Weber im Lit. Centraiblatt angezeigt, s. Indische Streifen II 1 2 2 und 148. Den Mémoires hatte St. Julien im Jahre 1853 die Übersetzung der Lebensbeschreibung
Von Rémusat sagt Rosen, nachdem er ihn in Paris kennen gelernt hatte: "Wenige Menschen haben wohl so wie er in ihrem ganzen Wesen das Gepräge des Genius", Brief an Bopp vom 4. Mai 1828 (Lefmann II 186*).
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dieses merkwürdigen Mannes vorausgehen lassen. Hiuen Thsang hat Indien in den Jahren 629—645 n. Chr. bereist. Für die Verhältnisse Indiens in dieser Zeit, sowie für die Geschichte des Buddhismus sind seine Mémoires eine Quelle ersten Ranges. Mit der größten Genauigkeit hat er berichtet, was er sah und was er erfuhr. Wir lernen bei ihm die Persönlichkeit des großen Königs àîlâditya von Känyakubja kennen und sehen im Hintergrund der Zeiten die Könige Kaniska und Aáoka : das sind die drei großen Könige in der Geschichte des indischen Buddhismus, wie der älteren indischen Geschichte überhaupt. Hiuen Thsangs W e r k e sind später auch von B e a i übersetzt worden (1885, 1888), aber St. Juliens Übersetzung behauptet bis auf den heutigen T a g ihren Wert, s. Vincent A. Smith, Early History of India, 2 d ed., S. 22. Was die auswärtigen Gelehrten anlangt, so blieb Burnouf mit L a s s e n zeitlebens befreundet, wie zahlreiche Briefe und bis zuletzt Bemerkungen in seinen Werken beweisen. In einem Briefe an Bopp vom 14. November 1825 schrieb er von ihm " d e l'amitié et de la coopération duquel je me félicite tous les jours" (Choix de Lettres 6). Lassen war sein Vertrauter, er wünscht, daß Lassen mit ihm nach London und Oxford gehe, s. die Briefe an Lassen vom 30. April 1828 und vom 19. Januar 1835 (a. a. O. 78, 186). Die Briefe, die Burnouf im Jahr 1835 von England aus an seine Gattin schrieb, sind wertvoll durch die Angaben über die Fachgenossen, die er dort persönlich kennen lernte, Rosen, Lenz, Brockhaus. Von R o s e n haben wir schon oben S. 93 gehandelt. E r war ein Schüler Bopps, stand aber auch in guten Beziehungen zu Schlegel und Lassen. In einem Briefe an A. W . v. Schlegel äußert Burnouf seine Befriedigung darüber, "que M. Rosen n'ait pas (comme font, à ce qu'il paraît, M. M. Benary et Pott) épousé les querelles de M. B o p p " (Choix de Lettres 463). Rosens Persönlichkeit war Burnouf sehr sympathisch. E r nennt ihn "un vrai cœur d'homme avec un esprit et une tête de savant" (Choix de Lettres 278, vgl. 497). Wie Rosen, so ist auch R o b e r t L e n z eines frühen Todes verblichen, geboren 1808 in Dorpat, gestorben 1836, als Professor des Sanskrit in St. Petersburg. Als er mit Burnouf in Oxford und London zusammen war und dessen Freundschaft gewann (Choix de Lettres 196), lag schon von ihm vor "Urvasia fabula Calidasi", Berlin 1833, mit lateinischer Ubersetzung, der T e x t nach der Calcuttaer Ausgabe vom Jahre 1830, dazu die kleine Schrift "Apparatus criticus ad Urvasiam", Berlin 1834. Die Arbeiten, von denen er in seinem für ihn charakteristischen Briefe an Burnouf vom 13.I25. März 1836 spricht (Choix de Lettres 525 ff.), hat er nicht mehr ausführen können. An die lateinische Übersetzung von Lenz schließt sich die Ewald gewidmete poetische Übersetzung von A. Hoefer an, "Urwasi, der Preis der Tapferkeit", Berlin 1837. Auch F . B o l l e n s e n s Ausgabe mit deutscher Übersetzung "Vikramorvaál, das ist Urwasi, der Preis der Tapferkeit", St. Petersburg 1846, ist durch das W e r k von Lenz hervorgerufen. Lenz hat das zweite indische Drama in Europa heimisch gemacht. Bollensen hebt im Vorwort seiner Ausgabe hervor, daß Lenz, gegenüber Chézy, einen Fortschritt bezeichne, namentlich in der Behandlung des Präkrt, und rühmt die Rezension der Lenzschen Ausgabe von Fr. Rückert (Berliner Jahrb. für wissenschaftl. Kritik 1834), die er um ihrer vielen Verbesserungen willen "eine glänzende literarische T h a t " nennt.
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H. B r o c k h a u s hatte damals, im J a h r e 1 8 3 5 , schon den ersten T e i l seiner A u s g a b e von K r s i j a Miáras allegorischem Drama Prabodhac a n d r o d a y a h e r a u s g e g e b e n , L e i p z i g 1 8 3 5 , die L a s s e n schon in einem B r i e f e an Burnouf vom 26. N o v e m b e r 1 8 3 4 erwähnt ( C h o i x de L e t t r e s 5 1 1 ) . D a s ganze W e r k erschien erst 1845. E s ist dies das dritte in E u r o p a g e d r u c k t e indische Drama, auf das die im S a k a j a h r e 1 7 5 4 erschienene Calcuttaer A u s g a b e die A u f m e r k s a m k e i t gelenkt hatte. Brockhaus b e g a b sich damals bald von L o n d o n zu einem längeren Aufenthalte nach W a l e s , wie Burnouf in einem Briefe an seine Gattin vom 19. Mai 1 8 3 5 mitteilt. 1 ) Burnouf hatte damals kurz zuvor den V e n d i d a d S a d e und den C o m m e n taire sur le Y a ç n a h e r a u s g e g e b e n . B r o c k h a u s wandelte in Burnoufs Bahnen, als er später eine transskribierte A u s g a b e des V e n d i d a d S a d e veranstaltete (s. oben S. 124). An Burnouf schließt sich auch der erste Sanskritphilologe Italiens an, der A b b a t e G a s p a r e G o r r e s i o , P r o f e s s o r des Sanskrit an der Universität, zuletzt Bibliothekar an der Königl. Bibliothek zu T u r i n , g e b o r e n 1808 zu B a g n a s c o in Piémont, gestorben 1 8 9 1 . Im Jahre 1 8 3 4 ging er nach Paris und hörte dort Burnouf "in pubblico ed in p r i v a t o " (Räm. I, Introduz. S. c x x x i i i ) . Von Paris b e g a b er sich nach L o n d o n , w o er F ö r d e r u n g durch Wilson fand. S e i n e A u s g a b e des R ä m ä y a i j a ist noch heute ein wichtiges W e r k der Sanskritphilologie. Die Zahl seiner Handschriften w a r nicht sehr groß, 2 Pariser, 4 L o n d o n e r , und zwar legte er seiner A u s g a b e die b e n g a l i s c h e Rezension z u g r u n d e : " R a m a y ^ n a Poema Indiano di Valmici, T e s t o Sanscrito secondo i Codici Manoscritti della Scuola G a u d a n a " , 1 2 Bände, Parigi 1 8 4 3 — 1 8 7 0 . Vol. I — V enthalten den T e x t , V I — X eine italienische Übersetzung, X I und X I I T e x t und Ü b e r setzung des Uttarakäijda. Die Übersetzung erschien 1869/70 in zwei Bänden in zweiter A u f l a g e . D a s Ganze ein monumentales W e r k , das er seinem Gönner, dem K ö n i g Carlo Alberto, R e di S a r d e g n a , di Cipro, di Gerusalemme etc., widmete. In den ersten Zeiten waren es besonders aus Bengalen stammende Handschriften, die auf die europäischen Bibliotheken gekommen waren. Doch fand auch S c h l e g e l das handschriftliche Material für seine A u s g a b e der recensio commentatorum vel septentrionalis (1829, 1838) in Paris und L o n d o n vor. Gorresio ging nicht darauf aus, den W e r t der Schlegelschen A u s g a b e herabzusetzen, wohl aber v e r teidigte er seine " G a u d a n a " g e g e n S c h l e g e l und L a s s e n , indem er die Ansicht vertrat, daß die Gaudana nicht aus der anderen h e r v o r g e g a n g e n sei, sondern daß beide Rezensionen unabhängig von einander auf die ursprüngliche Dichtung zurückgingen. F ü r die V e r g l e i c h u n g w a r er auf die zwei ersten B ü c h e r angewiesen. A u c h die südindische Rezension w a r ihm bekannt, sowie ein gemischter T e x t . In der Introduzione zu Vol. I kommt er schon fast auf alle Rämäyaija-Probleme zu sprechen. Die wichtigsten Gesichtspunkte sind k e i n e s w e g s erst von den neueren *) H. Brockhaus hatte seine sprachlichen Stadien weit ausgedehnt. E s lebte etwas von dem Geiste der R o m a n t i k in ihm, der das ganze Menschengeschlecht umfaßte. E r hatte sich auch mit dem Chinesischen beschäftigt, wie seine " V o r s c h l ä g e zu zweckmäßiger Einrichtung eines chinesischen Wörterbuchs" zeigen, Z D M G . V I S. 532. S o interessierte er sich auch für das Keltische, für die Mabinogion der L a d y Charlotte Guest. Als ich durch seine Vermittlung Ostern 1870 nach E n g l a n d ging, um mit an dem K a t a l o g der India Office Library zu arbeiten, empfahl er mir dringend, meinen Aufenthalt in England auch zu keltischen Studien zu benutzen. S o bin ich K e l t o l o g e geworden. Ich erwähne dies als ein selbsterlebtes Beispiel dafür, wie sich die Geschichte aus persönlichen und sachlichen Anregungen zusammensetzt. Indo-arische Philologie I. 1 B.
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Gelehrten aufgestellt worden. Aus der Rahmenerzählung des Rämäyaija erschloß Gorresio, daß Valmïki Zeitgenosse des Räma gewesen sei (I S. X C V I , auch II S. X X X V ) . Als ihre Zeit nahm er das 13. Jahrhundert v. Chr. an (I S. C). Bestimmte Angaben dafür fehlen. Auch die Griechen versagen (I S. XCV). Von den Yugas kann für die Chronologie nur das Kaliyuga in Betracht kommen, das 3 1 0 1 v. Chr. beginnt (II S. X X X I X ) . Seine Datierung gewann er durch eine sehr unsichere Rechnung : Kälidäsas Raghuvaipáa setzt das Rämäyaija voraus, Kälidäsa lebte zur Zeit des Vikramäditya 57 v. Chr., von Rama bis zu diesem haben 56 Könige regiert, eine Regierungszeit von reichlich 20 Jahren für jeden angenommen ergibt ungefähr das 1 3 . Jahrh. v. Chr. (I S. C)! Durch die ursprünglich mündliche Überlieferung der Rhapsoden ist die Variation des T e x t e s entstanden. Die Erwähnung der Zeichen des griechischen Tierkreises Räm. I 18, 9, die in der bengalischen Rezension I 19 fehlt, ist in der nördlichen eine spätere Zutat. Ebenso eine Erwähnung Buddhas Räm. II 109, 30 ff. Schi. (I S. XCII, vgl. Lassen, Ind. Alt. I 492). Gorresio unterscheidet beim Epos "gli elementi, onde si compone, dalla mano ordinatrice che li raccolse e li dispose" (S. CIV). Diese Diaskeuase hat für das Mahäbhärata später stattgefunden als für das Rämäyana. Eine Epitome des Rämäyaija ist dem ersten Parvan des Mahäbhärata einverleibt. Die Vorreden der übrigen Bände der Textausgabe enthalten in der Hauptsache eine Inhaltsangabe der einzelnen Bücher. Im Sinne Gorresios hat neuerdings ein anderer Italiener, M. V a l l a u r i , die Rezensionenfrage behandelt: "Intorno alle recensioni del Rämäyana, Note e saggi comparativi sulle recensioni Β e C " , im Giornale della S. As. It. X X V (1912) S. 45—84. Das Ergebnis der gleichfalls auf die ersten zwei Bücher beschränkten Vergleichung ist, daß jede der beiden Rezensionen ihre Vorzüge und ihre Mängel hat. Für eine gewisse Gleichwertigkeit beider wird von Vallauri geltend gemacht, daß Böhtlingk auch in der Sprache der bengalischen Rezension vieles Altertümliche fand, wenn auch nicht soviel wie in der Sprache der anderen, "Zur Kritik des Rämäyana", ZDMG. X L I I I . In der Ü b e r s e t z u n g ahmte Gorresio die Sprache Dantes nach (VI S. IX ff.). In Band VII führte er noch einmal den Inhalt der ganzen Dichtung im Zusammenhang vor. Die Vorreden der übrigen Bände enthalten zum Teil allgemeine Betrachtungen, Vergleiche mit den epischen Dichtungen der verwandten Völker, besonders den homerischen (VI, IX), oder eine Besprechung einzelner Stellen (Vili, IX). In Band VI S. IV erwähnt er aus der ceylonesischen Räjävali die früheste "colonia Indiano-Sanscrita", die von Kaiinga aus nach Ceylon kam. In X wendet er sich gegen die rein allegorische Auffassung des Rämäyana, wie sie damals schon von Weber, und wieder anders zuvor von Paulinus a St. Bartholomeo vertreten worden war. E r bestritt nicht die Einführung mythischer Elemente in die Sage, erblickte aber doch die ersten Anfänge des alten Epos in historischen Erinnerungen an das Vordringen der Arier nach dem Süden Indiens, dessen fremdartige, ihnen nicht verwandte Völker ihnen wie Vänara und Räksasa vorkamen. Auch an seiner Ansicht vom hohen Alter des Rämäyana hielt er gegen Weber fest, nahm aber an, daß es im L a u f e der Zeit mannigfache Umwandlungen erlitten habe. Die ersten Anfänge des Rämäyana liegen vor denen des Mahäbhärata, wie er aus allgemeinen Erwägungen erschließt (X S. X X V I ) . Bei der großen wissenschaftlichen Bedeutung Burnoufs ist es auffallend, daß er so wenige Schüler in Frankreich selbst gehabt hat, obwohl
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seine V o r l e s u n g e n gerühmt werden. In einem B r i e f e an seinen N e f f e n E m i l e Burnouf vom 24. F e b r u a r 1 8 5 1 wünscht er sich in seiner E r k l ä r u n g von S c h l e g e l s B h a g a v a d g i t ä mehr französische Zuhörer, denn er habe fast nur F r e m d e . D e r Grund davon wird sein, daß es in F r a n k r e i c h außer in Paris keine Professuren für Sanskrit gab. In Nancy taten sich die Philologen E m i l e B u r n o u f und L . L e u p o l zusammen, um die E r lernung des Sanskrit durch praktische B ü c h e r zu erleichtern. Sie haben sich einen Namen gemacht durch ihr Dictionnaire Classique SanscritFrançais, Paris 1866, compiliert aus den lexikalischen W e r k e n von Wilson, Bopp, W e s t e r g a a r d , noch jetzt das einzige Sanskritwörterbuch in französischer S p r a c h e . S i e haben auch zusammen unter dem T i t e l "Méthode pour étudier la langue sanscrite" (1859, 2. éd. 1 8 6 1 ) eine Grammatik h e r a u s g e g e b e n , und L . L e u p o l " a v e c la collaboration de E m . B u r n o u f " ein Übungsbuch dazu : " S e l e c t a e e Sanscriticis scriptoribus paginae. C h o i x de m o r c e a u x Sanscrits traduits, annotés, a n a l y s é s " , Paris 1867, vorzugsweise Stücke aus Manu und dem Mahäbhärata enthaltend. Sie würden nun zu warten verstehen, sagt L e u p o l in der V o r r e d e zu dem letzteren W e r k e , bis die R e g i e r u n g einen Lehrstuhl für Sanskrit in j e d e r ihrer Facultés des L e t t r e s gründen würde. E m i l e Burnouf w a r durch das Vorbild seines Onkels E u g e n e B. zum Studium des Sanskrit a n g e r e g t worden. Sein Buch " E s s a i sur le V ê d a ou E t u d e s sur les religions, la littérature et la constitution sociale de l'Inde depuis les temps primitifs j u s q u ' a u x temps brahmaniques", Paris 1863, erinnert im Titel an den " E s s a i sur le P a l i " , ist aber mehr eine kulturhistorische Darstellung wie P. v. Bohlens Buch " D a s alte Indien" (1830). A b e r inzwischen w a r der R g v e d a nicht nur durch die Übersetzungen von R o s e n , L a n g l o i s und Wilson, sondern auch schon durch M a x Müllers T e x t a u s g a b e bekannt g e w o r d e n . Ohne die von ihm benutzten Quellen im Einzelnen anzugeben, entwirft er aus den Hymnen des R g v e d a in der Übersetzung von L a n g l o i s ein Bild von der Kultur der arischen Inder, als diese noch nicht viel weiter als bis in das P e n d s c h a b v o r g e d r u n g e n waren, mit vergleichenden B e trachtungen in sprachlicher, literarhistorischer, sozialer, mythologischer, religiöser, philosophischer Beziehung. D e r " E s s a i sur le V ê d a " ergänzt also in g e w i s s e m Sinne v. Bohlens Buch, dem der R g v e d a noch nicht zugänglich war, und ist andererseits ein Vorläufer von H. Zimmers Buch "Altindisches L e b e n " , das die Realien des R g v e d a vollständiger und mit philologischer Gründlichkeit behandelt. E . Burnouf hat mehr von einem spekulativen Standpunkte aus geschrieben. B e m e r k e n s w e r t sind seine Ausführungen über den Ursprung der K a s t e n , über das F e h l e n einer Hierarchie in der K a s t e d e r B r a h m a n e n ("point d'église"), über das vedische Opferritual (das O p f e r ist "un a b r é g é du grand œuvre de la nature", S. 368, 393), über den Ursprung der Götter und ihre symbolische Natur, über A g n i , " l e principe du feu et celui de la v i e " (S. 359). W i r finden hier Ideen, die später auch in A. B e r g a i g n e s " R é l i g i o n V é d i q u e " hervortreten. R e c h n e n wir einige falsche E t y m o l o g i e n und einzelne andere Irrtümer ab, so ist dieser " E s s a i sur le V ê d a " ein mit Geist g e s c h r i e b e n e s Buch, das sich in seinem religionsgeschichtlichen T e i l auch neben M a x Müllers ähnlichen W e r k e n sehen lassen kann (vgl. M. Müller, " A l t e Z e i t e n " S. 109), wenn es auch nur den Neffen eines berühmten Gelehrten zum V e r f a s s e r hat. L e u p o l sagt von ihm in der V o r r e d e zu seinem oben erwähnten L e s e b u c h e : "qui porte si dignement un nom difficile à porter". 10*
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E i n anderer Schiiler Burnoufs w a r T h é o d o r e P a v i e , g e b o r e n 1 8 1 1 zu A n g e r s , gestorben ebenda 1896. E r hat große Reisen, auch nach Indien, unternommen, über die er in der R e v u e des D e u x Mondes berichtete. Im Jahre 1 8 5 2 w a r er Burnoufs N a c h f o l g e r am C o l l è g e de F r a n c e g e w o r d e n , gab aber diese Professur des Sanskrit 1857 auf und zog sich verstimmt ins Privatleben zurück. E r hat auch Arbeiten auf dem Gebiete des Chinesischen veröffentlicht, daher H. Cordier einen N e k r o l o g von Pavie g e g e b e n hat, in der von ihm im Verein mit S c h l e g e l h e r a u s g e g e b e n e n Zeitschrift " T ' o u n g pao, Archives pour servir à l'étude de l'histoire, des langues . . . de l'Asie Orientale". VII (1896) 4 1 7 ff. H i e r sind auch seine Schriften verzeichnet. Die a n g e g e b e n e n Umstände erklären, daß er in Anbetracht seines langen L e b e n s verhältnismäßig w e n i g auf dem Gebiet des Sanskrit geleistet hat. In einem B r i e f e an den Bildhauer David d ' A n g e r s (der das Medaillon Burnoufs gemacht hat) vom 22. Oktober 1840 erwartet Burnouf von Pavie eine Übersetzung des ganzen Mahäbhärata und des V e d a , C h o i x de L e t t r e s S. 326. F a u c h e und L a n g l o i s sind ihm zuvorgekommen. Die S t ü c k e aus dem Mahäbhärata, die er übersetzt hat, sind bei Gildemeister v e r z e i c h n e t : " F r a g m e n t s du Mahabharata traduits en français sur le texte de Calcutta", Paris 1844. Später, 1 8 5 4 f f . , veröffentlichte er auf Grund eines einzigen, nicht sehr korrekten Manuskripts der Pariser Bibliothek T e x t und Übersetzung des B h o j a p r a b a n d h a , der fabelhaften Geschichte des K ö n i g s Bhoja von Dhärä oder M ä l a v a : "Bhôdjaprabandha, Histoire de Bhôdja, Roi de Malwa, et des Pai.idits de son t e m p s " , im Journal Asiatique, Cinquième S é r i e Vol. III (S. 185), IV, V , benutzt von L a s s e n . Ind. Altert. III 837. Pavie ist auch der V e r f a s s e r des I n d e x zu Burnoufs "Introduction à l'histoire du Bouddhisme Indien". Mohl nennt ihn "un des é l è v e s les plus distingués et les plus dévoués de M. B u r n o u f ' . Ein älterer Schüler Burnoufs w a r der klassische Philolog und A k a demiker A d o l p h e R e g n i e r , ein V e r w a n d t e r Windischmanns, g e b o r e n 1804 in Mainz, gestorben 1884 in Fontainebleau. E r hat seine Studien auf sehr verschiedene Gebiete gerichtet und kann mit Jean L o u i s Burnouf verglichen werden, dessen N a c h f o l g e r in der Professur für " é l o q u e n c e latine" am C o l l è g e de F r a n c e er wurde. Von 1843 bis 1833 war er " p r é c e p t e u r du comte de Paris". W i e Burnouf in einem B r i e f e an A. W . v. Schlegel vom 10. August 1 8 3 6 schreibt (Choix de Lettres 472», hat er mit R e g n i e r B h a g a v a d g i t ä gelesen, in S c h l e g e l s A u s g a b e , dann die C.alcuttaer A u s g a b e des Manu mit Kommentar. Burnouf setzte große Hoffnungen auf ihn. In Gildemeisters Bibl. Sanskr. Spezimen finden wir seinen Namen nicht. E r s t nach Burnoufs T o d trat er mit dem ersten Teil eines größeren W e r k s hervor, das er nicht fortgesetzt hat : " É t u d e sur l'Idiome des V é d a s et les Origines de la L a n g u e Sanscrite, Première Partie", in 4 0 , Paris 1855. H i e r findet sich S. 6 die von M a x Müller, R i g v e d a III S. I X angeführte Stelle über die Methode bei der Interpretation des V e d a : " J e joins au t e x t e des hymnes celui du commentaire de Sâyana Atchârya, que j e suivrai, dans son interprétation, partout où il me semblera que la logique et la grammaire le permettent; toutes les fois que j'adopterai un autre avis que le sien, j'en donnerai les raisons. J e traduirai et discuterai ce commentaire à la suite du t e x t e védique, pour d e u x raisons: d'abord pour bien établir le sens, parce que, dans une matière souvent aussi obscure, il faut toujours savoir d'abord l'avis des Indiens eux-mêmes ; puis p a r c e que ces scolies nous donneront l'occasion de faire connaissance avec
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quelques-unes des habitudes les plus ordinaires d'interprétation des g l o s sateurs. T o u t c e u x qui ont eu le bonheur de suivre le cours de M. E u g è n e Burnouf savent quelle importance il attachait à l'explication d e s commentaires". W i r dürfen hierin die Methode erblicken, die Burnouf in seinen Vorlesungen zur A n w e n d u n g brachte, möchten aber betonen, daß es notwendig ist, auch Säyanas Wissen und Standpunkt einer eingehenden Kritik zu unterziehen. Dem W e r k e Regniers war schon 1847 der "Essai sur le Mythe des Ribhavas" von F é l i x N é v e , der im V e d a gleichfalls ein Schüler Burnoufs war, vorausgegangen. W e n n auch schon Neve außer dem T e x t e einiger Hymnen auch Säyaijas Kommentar in Sanskrittypen abgedruckt hat, so ist Regnier doch der erste g e w e s e n , der hauptsächlich die S p r a c h e und Grammatik des V e d a philologisch genau untersucht hat. Nèves A u g e n m e r k war auf den mythologischen Inhalt gerichtet, Regniers A u g e n m e r k auf die grammatische Form. Neve hat für Säyaija noch Handschriften benutzt, durch A. Kuhns Vermittlung, Regnier den 1. Band von M a x Müllers großer A u s g a b e , ferner Roths Abhandlungen und Benfeys Sämaveda. Namentlich Benfey ist von Regnier vielfach zu Rate g e z o g e n worden (S. 97, 140 fg.). Diese grundlegenden W e r k e der V e d a f o r s c h u n g haben Regniers W e r k weniger zur Geltung kommen lassen und auch Nèves Essai, der das damalige W i s s e n zusammenfassend einen Überblick über die ganze vedische Mythologie gibt, in den Schatten gestellt. In Deutschland sind Néve und Regnier zwar anerkannt, aber nicht sehr beachtet worden. A u f Nèves Darstellung des Wissens seiner Zeit kommen wir später noch einmal zurück. Für Regnier war aber die Interpretation ganzer Hymnen nicht die Hauptsache. Er war der Ansicht, daß alles, was Indien betrifft, auf Grund einer genauen Kenntnis der Sprache der literarischen Quellen untersucht werden müsse. "Il faut que les premiers pionniers soient les grammairiens et les philologues", S. 2. Seine Introduction hat s p r a c h p h i l o s o p h i s c h e n Inhalt. E r rühmt W . v. Humboldt, S. XIV. Sein Studium war besonders darauf gerichtet, wie im Satze und im Satzgefüge die Einzelideen miteinander zu einem Ganzen verbunden sind. Dies läßt ihm die S y n t a x als die Hauptsache erscheinen, die bis dahin erst wenig studiert worden sei (S. VIII). R e g n i e r erweist sich hier als ein V o r g ä n g e r Delbrücks, auch in sprachvergleichender Richtung, insofern er im lateinischen Ablativ, im griechischen Genitiv die stellvertretenden Funktionen für verlorengegangene Kasus erkennt (S. 156, 158). Er hat für seine Beobachtungen nicht sogleich den ganzen R g v e d a zugrunde gelegt, sondern sie zunächst an zwei Hymnen angeknüpft, I 185 an Himmel und Erde (Katard pArvä) und I 189 an Agni t.Ygne nàya supdtha). Die Hymnen hat er um ihrer Einfachheit willen ausgewählt: er will an ihnen veranschaulichen, daß ihre Sprache sehr wohl ein "idiome parlé par le p e u p l e " g e w e s e n sein kann (S. 81 ff.) 'Le. peuple est comme l'enfant", beiden gemeinsam ist "juxtaposer au lieu de joindre et de coordonner" (S. II). Mit wenigen Strichen sucht er zu zeigen, wie sich aus diesem Zustand einerseits das Sanskrit, andererseits das Präkrit entwickelt hat. Um in den Geist des Sanskrit einzudringen, hat er namentlich Manu, Yäjnavalkya und Säyana studiert (S. IX), eine für die damalige Zeit charakteristische Auswahl. Die vedische Sprache ist reich an Verbalformen, im Sanskrit beherrschen Komposita und die Kasus den Satzbau. Regnier hat in diesem ersten T e i l seines W e r k e s hauptsächlich die Syntax der K a s u s eingehend behandelt, im zweiten T e i l würde er auch das V e r b u m behandelt haben. A b e r auch
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auf andere Dinge, die ihm von seinem sprachphilosophischen Standpunkte aus nahe lagen, ist er eingegangen, auf die Wurzelnomina, die Wurzeln ohne Formativ als letztes Glied von Zusammensetzungen, u. a. m. Er hat auch, zum Teil unter Benutzung des Naighaijtuka, die Bedeutung einzelner schwieriger Wörter festzustellen gesucht, jäspati (S. 44), vrjana (S. 54, 88), vayuna (connaissances, œuvres, oder voies, S. 64, 85, 88, 135). Gegen Ende hat er nach Rosen noch einen dritten Hymnus gegeben, I 35 an "Savitri" gerichtet, und an diesem seine grammatische Analyse der Sprache weiter verfolgt. Regniers philologisch-grammatische Richtung zeigt sich auch in seiner sachverständigen Ausgabe und Übersetzung des R g v e d a P r á t i á a k h y a , im Journal Asiatique, 5 e Série VII—XII, 1856—1858. Sie erschien 1859 auch separat. Er benutzte ein Pariser Manuskript, mit Uvatas Kommentar, wozu ihm Pertsch eine Abschrift und Kollation der Sütren aus zwei Berliner Manuskripten zur Verfügung stellte. In demselben Jahre 1856 begann auch Max Müller seine Ausgabe dieses schwierigen Textes, aber vollendet wurde diese, "Rig-Veda-Pratisakhya, das älteste Lehrbuch der vedischen Phonetik", erst Leipzig 1869. Weber zeigte dessen ersten Teil im Lit. Centraiblatt an, s. Indische Streifen II 93. Dieser erste Teil umfaßte nur die ersten drei Patala, wie Regniers erster Teil. Regniers Ausgabe war die Editio princeps, aber M. Müllers Ausgabe hat sie verdrängt. Abel Bergaignes "Manuel pour étudier la Langue Sanscrite", Paris 1884, trägt die Widmung "A Monsieur Adolphe Regnier", . . "que nous appelons notre maître vénéré, parce que ses livres, à défaut de sa parole, ont continué chez nous l'enseignement d'Eugène Burnouf". Von den d e u t s c h e n Professoren des Sanskrit war F. S t e n z l e r (geb. 1807) zu Burnoufs Zeit in Paris, um die Handschriften der Pariser Bibliothek zu studieren (Choix de Lettres 98). B e n f e y (geb. 1809) hat sich brieflich mit Burnouf in Verbindung gesetzt. Er glaubte als Jude keine Aussicht auf Anstellung in Deutschland zu haben und hoffte durch Burnouf ein Unterkommen in Paris finden zu können, s. dessen Brief an Mohl vom 15. Juni 1841 (a. a. O. 333, vgl. 328). Er erhielt für sein griechisches Wurzelwörterbuch den Prix Volney und glaubte dieser Auszeichnung seine Professur in Göttingen zu verdanken, s. Burnoufs Briefe an Benfey vom 30. April 1842 und 20. Mai 1843 (a. a. O. 345, 348). Auch A. F. Ρ Ott hat sich um diesen Preis beworben und ihn 1846 für sein Buch "Die Z i g e u n e r in Europa und in Asien" davongetragen (a. a. O. 351, 365). Burnouf selbst hatte diesen Preis 1831 erhalten für eine Preisschrift über die Transskription der indischen Alphabete (a. a. O. 503), die aber nicht veröffentlicht worden ist (S. 571)· In einer Anmerkung zu den Briefen, die aber nicht von Burnouf selbst herrührt, wird Th. G o l d s t ü c k e r "l'un des plus fidèles et des plus savants élèves d'Eugène Burnouf" genannt (Choix de Lettres 347). Persönliche Beziehungen Goldstückers zu Burnouf wie auch zu Bopp sprechen sich in einem Brief Burnoufs an Bopp vom 25. März 1843 aus, s. Lefmann I 167*· Burnouf ist nicht dazu gekommen, auch noch ein größeres W e r k über den Veda zu schreiben, aber durch seine vielbesuchten Vorlesungen über den Rgveda, den er nach Rosens Ausgabe interpretierte, hat er einen nachhaltigen Einfluß auf R o t h und M. M ü l l e r ausgeübt. Namentlich der letztere hat wiederholt bekannt, daß er zu der Ausgabe des Rgveda mit Säyaijas Kommentar durch Burnouf veranlaßt worden sei.
KAP. X I X .
J . T . REINAUD.
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E h e wir von Burnouf zu L a s s e n und den deutschen Sanskritphilologen übergehen, müssen wir noch des französischen Arabisten R e i n a u d g e d e n k e n , der in derselben W e i s e , wie Rémusat und Stanislas Julien die chinesischen, so die a r a b i s c h e n und p e r s i s c h e n Quellen für die indische Altertumskunde erschlossen hat. KAP. XIX.
J. T. REINAUD. J o s e p h T o u s s a i n t R e i n a u d , g e b o r e n 1 7 9 5 , gestorben 1867, w u r d e 1 8 3 8 de S a c y s N a c h f o l g e r als Professor des Arabischen an der É c o l e d e s L a n g u e s orientales vivantes, und 1 8 5 4 Conservator der orientalischen Handschriften der Kaiserl. Bibliothek. Die W e r k e Reinauds, auf die sich L a s s e n oft beruft, sind: " F r a g m e n t s A r a b e s et Persans inédits relatifs à l'Inde, antérieurement au X I e S i è c l e de l'ère C h r é t i e n n e " , Paris 1845, und das auch von anderen viel benutzte "Mémoire G é o g r a p h i q u e , Historique et Scientifique sur l'Inde, antérieurement au milieu du X I e Siècle de l'ère Chrétienne, d'après les écrivains A r a b e s , Persans et Chinois", in den Mémoires de l'Institut National de F r a n c e , A c a d . des Iriser, et B e l l e s - L . , T o m e X V I I I (die Add. et Corr. datiert vom ι . Nov. 1848). Reinaud hat sich "ein unvergängliches Verdienst um denjenigen T h e i l der Indischen Alterthumsforschung erworben, der aus W e r k e n von Arabischen und Persischen Schriftstellern g e s c h ö p f t werden muß, die zur Zeit Mahmûds von Ghazna und früher lebten". S o L a s s e n , Ind. Alt. III 6 1 5 . Von den muhammedanischen Berichten, die Reinaud in seinem Mémoire benutzt hat, und die er S. 14 ff. bespricht, sind die wichtigsten ' ) : das K a p i t e l über die ersten E i n f a l l e der A r a b e r in Indien in dem " L i v r e des conquêtes des p a y s " des B e l a d o r y (gestorben 892 n. Chr.), das im J a h r e 947 n. Chr. a b g e f a ß t e "Moroudj-al-dzeheb ou Prairies d ' o r " des M a s s o u d i , der das Indusgebiet bereist hatte, das Kapitel des " K e t a b - a l - f i h r i s t " über Indien aus dem 10. Jahrh., die persisch g e s c h r i e b e n e Geschichte der muhammedanischen H e r r s c h a f t des in Indien geborenen F e r i s c h t a h , die in dem B u c h e "History of the rise of the Mahomedan power in India", L o n d o n 1829, von J o h n B r i g g s in englischer Übersetzung vorlag, und die im J a h r e 1 0 3 1 a b g e f a ß t e " C h r o n i q u e de l ' I n d e " des A l b y r o u n y . Das zuletzt genannte W e r k ist das wichtigste von allen. D e r mit allen Wissenschaften, besonders mit der Philosophie und Astronomie, vertraute arabische Gelehrte Alberuni kam mit Mahmüd von Ghazna nach Indien, soll bis nach Mathurä und K a n y ä k u b j a g e k o m m e n sein und hat viele J a h r e lang in Indien gelebt. Reinauds persönliches Verdienst, die muhammedanischen Berichte über Indien zusammenfassend der Indologie zugeführt zu haben, erscheint um so größer, als er v o r w i e g e n d aus Handschriften schöpfen mußte. E i n e Anzahl der in Betracht kommenden W e r k e sind später in der Bibliotheca Indica h e r a u s g e g e b e n worden. D a s Verdienst, " A l b e r u n i ' s India" h e r a u s g e g e b e n (1885 — 86) und durch eine englische Ubersetzung allgemein zugänglich gemacht zu haben, gebührt E d u a r d S a c h a u . Die Übersetzung erschien zuerst in den Publikationen ') Die N a m e n sind gegeben, wie sie bei Reinaud geschrieben sind. Die Arabisten würden jetzt schreiben: BelädorT, Murüg ad-dahab, Mas'udì, Kitäb al-fihrist, Firista, alBïrûni, Mahmud von Gazna, A b u Ί - F a z l "Aliami, Α ' ΐ η i AkbarT, Näma, FirdösT, al-Mansür, Härün ar-Raâïd, T ä ' r l h al-hukamä', Balöcen, Afganistan, PuStü. (Prof. Stumme).
1 5 2 I. ALLG. υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
des Oriental Translation Fund, London 1888, wieder abgedruckt London 1910. Sachaus Werk würde noch mehr Aufsehen erregt haben, wenn nicht schon vor ihm, wie er selbst sagt, "the famous publication of Reinaud, the Mémoire géographique, historique et scientifique sur tInde, Paris 1849" das Wichtigste aus Alberunis India gegeben hätte. Reinaud hat sich besonders an Alberuni gehalten. Einige Jahrhunderte nach diesem und Mahmüd von Ghazna kam der große Kaiser Akbar, der sich in seiner Toleranz und Weitherzigkeit mit Asoka vergleichen läßt. Akbars Minister war A b u l F a z l ' A l l a m i , dessen "Ain i Akbari" den 3. Teil seines großen persisch geschriebenen "Akbar-Námah" bildet: der ι. Teil des ganzen Werks enthält die Geschichte von Akbars Vorgängern in Indien, der 2. Teil die Regierungszeit von Akbar selbst, und der 3. Teil "contains the din (i. e., mode of governing) of Akbar, and is, in fact, the Administration Report and Statistical Return of his government, as it was about 1590 A. D." (Blochmann). Das "Ain i Akbari", auch die beiden anderen Teile des "Akbar-Námah", hat H. B l o c h m a n n in der Bibliotheca Indica herausgegeben, Vol. 1 der Übersetzung trägt die Jahreszahl (Calcutta) 1873. Aber schon vor Blochmann ist das "Ayeen Akberi" viel benutzt worden, von Tieffenthaler, Robertson, Heeren, Lassen, in der siebzig Jahre früher erschienenen Ausgabe und Übersetzung von F r a n c i s G l a d w i n , London 1800. Jedes der beiden muhammedanischen Hauptwerke hat seine besondere Bedeutung. Im Ain i Akbari schildert ein Staatsmann den Hofhalt, den Regierungsapparat und das praktische Leben ; in dem Werke Alberunis spricht ein Gelehrter über den Stand der Wissenschaften, den er in Indien vorfand. Reinaud ist wenig darauf bedacht gewesen, seine Auszüge übersichtlich zu machen. Inhaltsangabe und Index fehlen, die Première Partie "Faits Géographiques et Historiques" besteht aus Section I "Depuis la première origine des choses jusqu'à l'invasion d'Alexandre le Grand", S. 38, Section II "Depuis l'invasion d'Alexandre le Grand jusqu'à l'arrivée des Arabes dans la vallée de l'Indus", S. 67, Section III "Depuis l'arrivée des Arabes dans la vallée de l'Indus jusqu'au milieu du X I e siècle de l'ère chrétienne", S. 169. Die Deuxième Partie hat die Überschrift "Doctrines Scientifiques des Indiens, et leur introduction chez les Arabes et les peuples de l'Occident", S. 297. In längerem Zusammenhang ist nur die muhammedanische Eroberung dargestellt, S. 169 ff. Alles Übrige ist eine Sammlung lose aneinander gereihter einzelner Notizen. Aus der älteren Zeit hat Reinaud, abgesehen von sagenhaften Königen, nur K a n i s k a und H a r s a ausführlicher behandelt, den letzteren, S. 136ff., wohl zum ersten Mal : St. Julien hatte die wichtigste Stelle aus dem Bericht des Hiuen Thsang über Harsa für ihn übersetzt. Über Kaniska stellte er S. 74 ff. die Angaben bei Alberuni, Fa-hian und Hiuen Thsang zusammen. Die chinesischen Quellen kannte er hauptsächlich aus Rémusats Ausgabe des Fa-hian. Im Anschluß an Kaniska werden die Y u e - t c h i erwähnt, S. 81, ferner der durch Münzen bekannte indoskythische König "Gondopharès" in seiner Beziehung zur Thomaslegende, S. 95. Mit dem Hauptgegenstand von Reinauds Werk hängen eng die W e g e nach I n d i e n zusammen, der eine das Tal des Kabul entlang über Attok, zwei andere südlich davon bis an den Indus. Schon Rennell, der mehrfach zitiert wird, hatte diese Wege beschrieben. Reinaud verfolgt die Wanderung des Fa-hian, der bis nach Canoje und Palibothra kam, und verbindet damit Angaben bei Hiuen Thsang und Alberuni über
KAP. X I X .
J . T . REINAUD.
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die Länder und Städte ("Peichaver' aus Purusapura, Taksasila aus "Taksita-siras"), S. 106 ff., vgl. S. 274 fr. Die geographischen Namen, die sich in Varähamihiras Brhatsaiphitä finden, waren zu Alberunis Zeit zum großen Teil nicht mehr in Gebrauch, S. 117. Aus der Brhatsaiphitä, Adhy. 58, stammen auch Alberunis Angaben über die Maße der Götterbilder, von Reinaud mitgeteilt S. 1 1 9 ff. Mehr auf eigener Beobachtung scheint zu beruhen, was Alberuni über die heiligen Teiche sagt, S. 286. Reinaud fügt dem hinzu, was er bei anderen arabischen Schriftstellern über die indischen Tempel, über Buddha und die Buddhastatuen, über die Verehrung der Sonne und des Mondes, über die Reinigungskur, der sich ein unter die Muselmänner geratener Hindu unterziehen mußte, gefunden hatte. Alberuni spricht von einer Aera in Nordindien, die mit dem Jahre 241 der Saka-Aera beginne, d. i. 319 n. Chr. Es war dies die Aera der "Gopta", aber auch die der "Balabha" in Guzarate, in der Stadt Balabhi. Diese Aera habe zuerst Tod, in den "Annals and Antiquities of Rajasthan", zur allgemeinen Kenntnis gebracht, S. 103 fg. Seine Quellen brachten es mit sich, daß Reinaud öfter von Malva und Magadha, von Canoje und von Cachemire handelt. Hiuen-Thsang hat M ä l a v a und M a g a d h a als die zwei hauptsächlichen "foyers littéraires" bezeichnet, 5. 143. Als dieser chinesische Pilger in den Jahren 628—645 in Indien reiste, herrschte ein König "Tchotch" in Sind und Siläditya in Canoje, S. 146 ff. Canoje war zur Zeit des Mahmüd von Ghazna nur noch ein Schatten von dem, was es einst gewesen war, S. 188, 263, vgl. S. 136, 142. Zur Zeit des Königs Harsa waren in Canoje die Brahmanen und die Buddhisten ungefähr von gleicher Macht, S. 143. Alberuni berichtet, daß sich die indischen Wissenschaften infolge der Grausamkeiten der Muhammedaner nach C a c h e m i r e und B e n a r e s geflüchtet hätten, S. 280. Reinaud gibt S. 96 seine Ansicht über die religiöse Entwickelung Indiens, wobei er sehr bald auf Brahma, áiva und Visiju kommt. Von den vedischen Göttern ist kaum die Rede. Im 6. Jahrh. traten Zoroaster und Buddha auf, die er in eine gewisse Parallele setzt. Den Kult des Sürya in einem alten Tempel zu Moultan, von dem Alberuni berichtet (vgl. S. 248, 292), und an anderen Orten, ist Reinaud geneigt, auf persischen Einfluß zurückzuführen. Wie schon Jones, nennt Reinaud S. 134 drei Dinge, deren sich die Inder rühmen könnten, "les fables de Pidpaï, le jeu d'échecs et la numération décimale". Unter "Cosroès Nouschirevan" wurden die Fabeln des Pilpaï oder Pidpaï, von den Arabern "Kaiila et Dimna" betitelt, nach Persien eingeführt, S. 127 ff. Den märchenhaften Bericht Firdusis darüber teilt er S. 130 mit. Er erwähnt Silvestre de Sacys Ausgabe der Fabeln des Pidpai, Colebrookes und Wilsons Berichte über das Pañcatantra und auch schon Kosegartens Ausgabe, die eben im Begriff zu erscheinen sei. Gegen Silvestre de Sacy schließt er sich der Ansicht von A. W. v. Schlegel, Loiseleur Deslongchamps und Gildemeister an, daß auch das arabische Märchenwerk "Mille et une Nuits" aus indischen Grundlagen und Formen erwachsen sei. Zu den Fabelwerken, von denen er Kenntnis hat, gehört auch das "Vikrama-charitram", das Leben des fabelhaften Königs Vikramäditya, in hindustanischer Version "Singhasan-battisi, ou le trône enchanté", S. 1 1 3 . Vom Ursprung des Schachspiels in Indien, nach Firdusi, Massoudi u. a., handelt er S. 131 ff. Reinaud betont wiederholt den überseeischen Verkehr, in dem Indien mit Persien und Arabien "fast zu jeder Zeit" gestanden habe, S. 309. Von den griechischen und
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indischen Wissenschaften hatten die Araber der ersten Zeiten des Islam nur eine sehr unvollkommene Vorstellung. Dies änderte sich nach der Gründung von Bagdad unter Almansour um 770 n. Chr., S. 311. In dem letzten Hauptteile seines W e r k s handelt Reinaud von den Wissenschaften, besonders von der Astronomie. Alberuni sagt, daß das in Malva übliche Alphabet "näkara", ein anderes "arda-näkari" (d. i. ardha-nägart) genannt w e r d e und daß die Araber die Zahlzeichen von den Indern entlehnt haben, S. 298 ff. E r erwähnt, daß die Inder die Zahlen auch durch W ö r t e r auszudrücken pflegten. E s folgen Bemerkungen über das Material der Handschriften, S. 305. Von der medizinischen Literatur kannte Reinaud die Ausgabe des Susruta, Calcutta 1835 fg., und Hesslers "sogenannte Übersetzung" des Suáruta (Weber, Akad. Vöries. 2 286), Erlangen 1844 ff., ferner das orientierende W e r k von Wise, Commentary on the Hindu system of medicine, Calcutta 1845. Die ihm bekannte gelehrte Literatur erwähnt er besonders S. 315, 317. Nach Alberuni ist die Caraka-Saiphitä, nach dem Kitab-al-fihrist unter Haroun-al-Raschid der Susruta ins Arabische übersetzt worden. T i e f e r auf die Wissenschaft selbst ist Reinaud nur in der Astronomie eingegangen, weil Alberuni hier b e s o n d e r s viel berichtet. Nach dem "Tarykh-al-Hokamä" würde im Jahre 773 ein Inder, der "die Methode d e s S i n d h i n d " , d. i. des Siddhänta, besaß, in Bagdad erschienen, und nach Alberuni der Sindhind im Jahre 775 n. Chr. ins Arabische übersetzt worden sein, S. 3i2ff. Alberuni berichtet von den fünf Siddhäntas der Inder, mit dem Sürya-Siddhänta an der Spitze, den Reinaud "le traité fondamental de l'astronomie indienne" nennt, S. 331 fg. Alberuni hatte sich nur die Siddhäntas des Paulisa und Brahmagupta verschaffen können, S. 334, aber er wußte von Varähamihiras Pancasiddhäntika, das 526 Jahre vor seiner Zeit entstanden sei, d. i. 504 n. Chr., S. 337. Auch Aryabhata und andere Autoritäten der indischen Astronomie erwähnt Alberuni, aber besonders hat er die Saiphitä des Varähamihira benutzt, S. 337· W a s die L e h r e selbst anlangt, so berichtet Massoudi über die "précession des équinoxes" und "mouvement de l'apogée du soleil" genannten Erscheinungen, S. 324ff., Alberuni über das Weltbild der Inder (sieben E r d e n untereinander, sieben Himmel übereinander, usw.) und im Zusammenhang damit über die Insel Lankä, S. 338 ff., ü b e r das solare und das lunare Jahr, das letztere mit dem titki genannten lunaren T a g e , über die Mondstationen (naksatra), ursprünglich 28, bis im 10. Jahrh. n. Chr. eine unterdrückt wurde (sic! S. 355), über die zwölf Sternbilder des Zodiacus und ihren griechischen Ursprung, S. 352ff., über den Meridian von L a n k ä und UjjayinT (Ozein, Azin, Arin), S. 368 ff. Als Reinaud schrieb, hatte B i o t kurz zuvor im Journal des Savants (1839, 1840, 1845) seine Abhandlungen über die Naksatras, als deren Heimat er China ansah (S. 355), und W h i s h in Band I der Transactions der Asiatic Society of Madras seine Abhandlung über das Hora-Sästram des Varähamihira veröffentlicht (S. 362). KAP. XX.
CHR. LASSEN. Will man die Geschichte unserer Wissenschaft in Perioden einteilen, so wird man Lassens Indische Altertumskunde als den Abschluß einer ersten Periode ansehen dürfen, und sei es auch nur, weil der Verfasser,
KAP. X X .
CHR. LASSEN.
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zu seiner Zeit auf der H ö h e der W i s s e n s c h a f t stehend, das damals vorhandene W i s s e n von Indien in w e i t g e h e n d e r Vollständigkeit zusammeng e f a ß t hat. B e s o n d e r s das Indien einer mittleren Zeit w a r immer mehr bekannt g e w o r d e n , w ä h r e n d die v e d i s c h e Zeit und der älteste Buddhismus noch nicht zu ihrem vollen R e c h t e g e k o m m e n waren. C h r i s t i a n L a s s e n w a r g e b o r e n am 22. Oktober 1800 zu B e r g e n in N o r w e g e n , und ist gestorben am 8. Mai 1 8 7 6 als P r o f e s s o r der Altindischen S p r a c h e und Literatur in Bonn. Schon 1 8 2 6 ließ sich S c h l e g e l durch ihn im Sanskritunterricht vertreten, wozu ihm Burnouf Glück wünscht in einem B r i e f e vom 23. Mai 1826. Im J a h r e 1 8 3 0 w u r d e er außerordentlicher, 1840 ordentlicher Professor. W i r haben ihn schon kennen gelernt als den begabten Schüler A u g u s t Wilhelm v. S c h l e g e l s , als den philologischen K r i t i k e r von B o p p s Sanskrit-Grammatik, als den Genossen E u g è n e Burnoufs in der H e r a u s g a b e des E s s a i sur le Pali und als einen d e r wenigen europäischen Gelehrten, die sofort selbsttätig an Prinseps E n t d e c k u n g e n teilnahmen. Sein Verhältnis zu A . W . v. S c h l e g e l ist jetzt offen g e l e g t durch den B r i e f w e c h s e l der Beiden, h e r a u s g e g e b e n von W . Kirfel, Bonn 1 9 1 4 . Dieser B r i e f w e c h s e l stammt hauptsächlich aus den Jahren 1 8 2 4 und 1 8 2 5 , als L a s s e n in L o n d o n und Paris w a r , um für S c h l e g e l s A u s g a b e des Rämäyaija Handschriften abzuschreiben oder zu kollationieren. S c h l e g e l hat ihn fest bei der Stange gehalten, ihn a b e r auch unterstützt und ihm schließlich zur P r o f e s s u r verholfen. L a s s e n ist manchmal unmutig g e w e s e n über diese Arbeit, hat sich aber immer w i e d e r g e f ü g t und ist S c h l e g e l dauernd dankbar g e b l i e b e n . 1 ) In seiner abhängigen Stellung w a r für ihn, eine reine Gelehrtennatur, eine g e w i s s e Zurückhaltung geboten, während S c h l e g e l auch hier seine Herrennatur, sein scharfes Urteil und seine Eitelkeit nicht verleugnet. Daß L a s s e n in L o n d o n und Paris doch auch für e i g e n e Arbeiten Material sammeln konnte, geht gleichfalls aus seinen Briefen an S c h l e g e l und aus seinen späteren Veröffentlichungen hervor. W ä h r e n d seines Aufenthalts in Paris im Jahre 1 8 2 5 kam auch er mit Chézy in Berührung, der sich nicht unfreundlich g e g e n ihn verhielt, und Schloß er die F r e u n d s c h a f t mit E u g è n e Burnouf. Seine erste literarische T a t w a r im V e r e i n mit Burnouf der E s s a i sur le Pali, Paris 1826. Im weiteren Verlauf sind L a s s e n und Burnouf hauptsächlich durch das Zend und die altpersischen Inschriften zusammengehalten worden, wie Burnoufs B r i e f e zeigen. In einem B r i e f e an seine Gattin vom 6. Sept. 1 8 3 4 aus Bonn, w o er S c h l e g e l besuchte, schildert ihn Burnouf f o l g e n d e r m a ß e n : " L a s s e n , qui a perdu ses c h e v e u x , à peu près comme Mohl, et qui a maigri, est un e x c e l l e n t homme, d'une science merveilleuse, et d'une grande simplicité", C h o i x de L e t t r e s S. 1 7 4 . 2 ) A l s Sanskritphilologe stand er unter dem Einflüsse S c h l e g e l s . D a s gilt a u c h von der "Commentatio g e o g r a p h i c a et histórica de Pentapotamia Für Lassens Charakter spricht die diskrete"" Art und Weise, in der er in seiner Anzeige von Schlegels Rämäyafla seinen Anteil an dieser Ausgabe andeutet: "Nach dieser sehr genauen Charakteristik der Bengalischen Recension, welcher R e f . nach jahrelanger Beschäftigung mit den Handschriften des Râm. vollkommen beistimmt, kann darüber kein Zweifel seyn, daß die commentirte Recension den Vorzug verdiente und bei der Bearbeitung des Textes zu Grunde gelegt werden mußte, wie Hr. von Schlegel gethan hat", Ztschr. f. d. K . d. M. III 318. 2 ) Im Jahre 1845 veröffentlichte Lassen im 6. Bande der von ihm herausgegebenen Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenlands S. ι ff. seine große Abhandlung " D i e Altpersischen Inschriften nach Hrn. N. L . Westergaards M i t t e i l u n g e n " , in der er die Verdienste dieses dänischen Gelehrten im vollsten Maße anerkennt.
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Indica", Bonn 1827, mit der er promovierte. Ähnlicher Art war später Lassens "Dissertatio de insula Taprobane veteribus cognita", Bonn 1842, sowie die Schrift von E . A. S c h w a n b e c k " M e g a s t h e n i s I n d i c a " , Bonn 1846, die durch die Sammlung der Fragmente der Indica und die darin enthaltenen historischen und geographischen Nachrichten, über Sandrocottus und Pätaliputra, noch heute unentbehrlich ist. Mit Schlegel zusammen gab Lassen heraus "Hitopadesas id est Institutio salutaris", Bonn 1829, 1831 (Text und Kommentar enthaltend). Etwas Neues war die auch schon erwähnte Ausgabe und Ubersetzung der S ä n k h y a k ä r i k ä s , unter dem allgemeinen Titel "Gymnosophista sive Indicae Philosophiae Documenta", Bonn 1832. Auf das Sänkhyasystem war durch Manus Gesetzbuch und die Puräijen die Aufmerksamkeit der Gelehrten gelenkt worden. Seine handschriftlichen Studien verwertete er in demselben Jahre zu der nicht fortgesetzten Publikation "Malatimadhavae fabulae actus primus", Bonn 1832. Den romantischen Interessen an der indischen Poesie entsprach seine Ausgabe des schon durch Jones' Übersetzung bekannt gewordenen " G i t a G o v i n d a , Jayadevae poetae Indici drama lyricum", Bonn 1836, auf Grund von Londoner Handschriften und einheimischen Kommentaren, mit einer lateinischen Übersetzung. Im Anschluß daran veröffentlichte im Jahre 1837 Riickert seine deutsche Übersetzung, im 1. Bande der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, S. I29ff. Obwohl erst aus dem 12. Jahrh. n. Chr. stammend, hat der Gïtagovinda seiner Art nach eine Rolle in der Theorie vom Ursprung des Dramas gespielt. Lassen nannte ihn drama lyricum und war der Ansicht, daß sich das Drama aus solchen Singspielen einer älteren Zeit entwickelt habe. E s folgten seine Institutiones linguae pracriticae, Bonn 1837. Hier veröffentlichte er einen großen Teil von Vararucis Präkrtaprakääa und gab dadurch den Prakritstudien zum erstenmal eine feste Grundlage. Ohne F r a g e war Lassen zu diesen Studien vom Essai sur le Pali aus gekommen. Durch die Münzfunde und Prinseps Entzifferungen veranlaßt, erschien in dem folgenden Jahre 1838 sein Buch "Zur Geschichte der Griechischen und Indoskythischen Könige", das ebenso wie die erwähnten lateinischen Dissertationen als Vorstudie zu der indischen Alterthumskunde angesehen werden darf. Ein sehr nützliches Hilfsmittel zur Erlernung des Sanskrit schuf er durch seine " A n t h o l o g i a S a n s c r í t i c a glossario instructa", Bonn 1838. Wie sehr er bemüht war, Neues zu bringen, geht aus der Auswahl der T e x t e hervor. Außer kleineren Textstücken gab er hier aus Londoner Handschriften die Rahmenerzählung und die fünf ersten Fabeln der Vetalapañcaviipsati sowie den Anfang der áukasaptati, und aus einer Pariser Handschrift das Drama Dhürtasamägama. Auf das letztere hatte Lassen seine Aufmerksamkeit schon vor dem Erscheinen von Wilsons Werk über das indische Drama gerichtet, s. Burnoufs Brief an Lassen vom 2. Juni 1828. Als J. Gildemeister im Jahre 1865 die 2. Auflage der Anthologia besorgte, ersetzte er dieses Drama unter anderem durch einen Abschnitt aus dem Saipksepa-Sankaravijaya, der von der angeblich auf Betreiben des Kumärila erfolgten Vernichtung der Bauddha in Indien handelt. Jetzt ist das Interesse an diesem Gegenstande geringer geworden, weil eine solche gewaltsame Vernichtung nicht mehr als historisch angesehen wird. Im Jahre 1846 besorgte Lassen die 2. Auflage von Schlegels Bhagavadgîtâ. Von allen diesen Texten sprach er schon in seinem Briefwechsel mit Schlegel.
KAP. X X .
CHR. LASSEN.
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In diese erste Periode von L a s s e n s T ä t i g k e i t fällt die hauptsächlich von E w a l d a n g e r e g t e Gründung der " Z e i t s c h r i f t f ü r d i e K u n d e d e s M o r g e n l a n d e s " , deren erstes H e f t Göttingen 1 8 3 7 erschien, h e r a u s g e g e b e n von E w a l d , v. d. Gabelentz, K o s e g a r t e n , L a s s e n , Neumann, R ö diger und R ü c k e r t . V o m IV. B a n d e an w a r L a s s e n der einzige H e r a u s g e b e r , Bonn 1842. Mit dem VII. B a n d e , Bonn 1850, hörte sie auf. S i e w u r d e ersetzt durch die "Zeitschrift der deutschen Morgenländischen G e s e l l s c h a f t " , deren I. Band 1847 erschien. E i n e für die Geschichte der Sanskritphilologie im engeren Sinne des W o r t e s besonders wichtige Abhandlung findet sich in den sieben Bänden nicht. A. W. v. S c h l e g e l veröffentlichte in Band I, S. 354 ff., eine A b h a n d l u n g " Ü b e r die Sternbilder des T h i e r k r e i s e s im alten Indien", in der er L e t r o n n e s Abhandlung " S u r l'origine g r e c q u e des zodiaques prétendus é g y p t i e n s " bekämpft, und für den indischen Ursprung des Zodiacus eintritt. Sie wird ergänzt durch eine lateinische R e d e von ihm, die L a s s e n in Band III, S. 369ff., a b g e d r u c k t hat. V o n L a s s e n selbst ziehen sich " B e i t r ä g e zur K u n d e des indischen Alterthums aus dem Mahâbhârata" durch mehrere B ä n d e hindurch, indem sie in Band IV und V zu "Untersuchungen über die ethnographische Stellung der V ö l k e r im W e s t e n Indiens" werden (besonders über die Balucen und ihre S p r a c h e , die Brahuï und ihre Sprache). Diese Untersuchungen und andere hier veröffentlichte Arbeiten L a s s e n s , über Münzen, Inschriften, dürfen als Vorstudien zur "Indischen Alterthumsk u n d e " a n g e s e h e n werden. Auch H . E w a l d w a r in dieser Zeitschrift auf indischem Gebiete tätig. E r untersucht hier 1 1 ( 1 8 3 9 ) 285 ff. das A f g h a n i s c h e oder Puschtu, das er jedenfalls nicht für Semitisch hielt, und kommt auf diese S p r a c h e noch einmal zurück in seiner A n z e i g e von B. Dorns Abhandlung " Ü b e r das Puschtu oder die S p r a c h e der A f g h a n e n " , Petersburg 1840 (K. R u s s . A k . d. W.), V 437. Afghanistan ist schon in der alten Geschichte Indiens bedeutsam g e w e s e n . Die Altertümer und Münzen Afghanistans bilden den Inhalt von Wilsons Buch " A r i a n a Antiqua". Neue A n r e g u n g zu Sanskritstudien fand E w a l d während seines Aufenthalts in T ü b i n g e n . E r g a b einen ersten Bericht " Ü b e r die Indischen Handschriften der Universitäts-Bibliothek zu T ü b i n g e n " , eine kleine Sammlung von Sanskrithandschriften in bengalischer Schrift, die von dem Missionar und P r e s b y t e r der anglikanischen K i r c h e Dr. J. Häberlin, einem g e b o r e n e n Tuttlinger, dahin g e s c h e n k t worden waren, III 298 ff. E w a l d benutzte diese Handschriften zu einigen kleineren Arbeiten, die in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden s i n d : " K ä l i d ä s a s Ç r u t a b o d h a " (eine kleine dem K . zugeschriebene Metrik) IV 57 ff., " D a s indische Gedicht vom V o g e l T s c h â t a k a " IV 366, " D a s B h â g a v a t a Purâna nach Burnoufs A u s g a b e und der T ü b i n g e r H a n d s c h r i f t " V 220 ff. E i n e n stimmungsvollen, wenn auch nur auf sekundären Quellen beruhenden Überblick über eine wichtige E r s c h e i n u n g der neueren Geschichte Indiens gibt die Abhandlung " D i e Religion und der Staat der S i k h " von C a r l F r i e d r i c h N e u m a n n , V (1844) ι — 4 8 . N ä n a k , der Stifter dieser Religion, w a r im Jahre 1469 n. Chr. in einem D o r f e bei L a h o r e geboren. In der Folgezeit hat ein anderer Münchener Professor, E r n s t T r u m p p , der lange als Missionar in Indien tätig g e w e s e n war, und sich eine schöne Kenntnis des Gurmukhï und des Sindhï ( " G r a m m a r of the Sindhi L a n g u a g e " , L o n d o n 1872) erworben hatte, den A d i Granth, das heilige Buch der Sikhs, ins E n g l i s c h e übersetzt, L o n d o n 1 8 7 7 , und nach den Quellen einen gedrängten Ü b e r blick über die Religion der Sikhs in ihrer geschichtlichen E n t w i c k e l u n g
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gegeben in seinem kleinen Buche "Die Religion der Sikhs", Leipzig 1 8 8 1 . Manche der kommenden Männer traten hier, unter der Ägide Lassens, mit kleinen Arbeiten auf. So G i l d e m e i s t e r mit seinem Aufsatz "Zur Theorie des Çloka", VII 26off., G o l d s t ü c k e r mit seiner Abhandlung "Über die einleitenden Verse des Amarakosha", VII 167ff., A. W e b e r in seinen "Bemerkungen über den Taittirîya-Veda", VII 244, in denen Weber über die in den europäischen Bibliotheken vorhandenen Handschriften des "Taittiriya-Veda" berichtet und aus dem Taittirîya-Brâhmaça ein über die Naksatras handelndes Stück, III 1, 1, 1 — 1 5 , mitteilt. In demselben letzten Bande von Lassens Zeitschrift, VII 83 fr., befindet sich auch ein in Lassens Auftrag erstatteter Bericht "Über die Leistungen des Hrn. Dr. R o t h auf dem Gebiete der ältesten Sanskrit-Litteratur" von A. S c h l e i c h e r , der damals Privatdozent in Bonn war. E r bezieht sich auf vier Abhandlungen von Roth, von denen dieser drei zusammen unter dem Titel "Zur Litteratur und Geschichte des W e d a " (Stuttgart 1846) zu einem Buche vereinigt, die vierte in Zellers Theologischen Jahrbüchern vom Jahre 1846, S. 346 ff., veröffentlicht hatte. Schon Schleicher sagte, "daß die Rothschen Abhandlungen in der Geschichte unserer Kenntnis der Veden eine neue Epoche bezeichnen". E s ist zu bedauern, daß nicht auch die vierte, eine erste Darstellung der vedischen Mythologie, in das erwähnte Buch aufgenommen worden ist. Auch von einigen anderen wichtigen Werken der damaligen Zeit finden wir Besprechungen in Lassens Zeitschrift: von Böhtlingks Ausgabe des Panini und Westergaards Radices linguae Sanscritae, IV 253 ff., von E. Nèves "Essai sur le Mythe des Ribhavas", VII 353, diese drei Werke von Lassen besprochen, auch von Max Müllers Übersetzung des Hitopadeáa, besprochen von N. Delius. KAP.
XXI.
BENFEYS "INDIEN". Wir begreifen, daß Lassen nicht länger Lust hatte, eine Zeitschrift herauszugeben; denn seine Kraft wurde mehr und mehr von seinem Hauptwerke, der Indischen Alterthumskunde, in Anspruch genommen. Ehe wir uns aber diesem zuwenden, müssen wir T h . B e n f e y s 356 zweispaltige Seiten langen Artikel " I n d i e n " in die geschichtliche Betrachtung einreihen, erschienen 1840 in der "Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste" von J. S. Ersch und J. G. Gruber. Sowohl zeitlich als auch sachlich steht Benfeys Artikel "Indien" in der Mitte zwischen dem 1830 erschienenen Buche v. Bohlens "Das alte Indien" und Lassens "Indischer Alterthumskunde", deren erster Band 1847 herauskam. Das Werk v. Bohlens ist für Benfey von sichtbarem Nutzen gewesen, Benfey nimmt öfter auf v. Bohlen Bezug, seltener Lassen auf Benfey. Beide, v. Bohlen und Benfey, waren noch recht junge Forscher, als sie den gewaltigen Stoff zu einer Gesamtdarstellung verarbeiteten. Benfey brachte seine in Etymologien sich äußernde Sprachwissenschaft und seine Studien über kulturhistorische Zusammenhänge hinzu. Neueren Autoritäten begegnen wir anfangs nur wenig. E r benutzte schon die älteren Abhandlungen Lassens. Auf die geographischen Verhältnisse geht er nur in einzelnen Fragen der Identifizierung ein, mehr auf die ethnologischen Verhältnisse, den Unterschied der arischen und der
KAP. X X I .
BENFEYS
"INDIEN".
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nichtarischen Bevölkerung. Daß ärya "die Verehrungswürdigen" von Wurzel arh stamme (S. 2), daß vis, die Bezeichnung der dritten Kaste, etymologisch "Mensch" (S. 3) und ksattra "Wagenschützer" (S. 33) bedeute, gehört zu Benfeys verfehlten Etymologien. Später (S. 214) stellte er ksattra zu W. ksi "herrschen" und gr. κτάομαι, was auch nicht sicher ist. Für die Ausbreitung der Arier in Indien geht er von der bekannten Stelle Manu II 18 ff. aus (S. 15 ff·)· Wenn er damals annahm, daß die arischen Inder nicht vom Indus her eingedrungen, sondern daß ihre ersten Sitze zwischen Yamunä und Sarasvati gewesen seien (S. 15), so war eine solche Annahme nur bei völliger Unkenntnis des Rgveda möglich. 1 ) Selbst Rosens Ausgabe des 1. Astaka hatte ihm noch nicht zur Verfügung gestanden, S. 161, Anm. 13. Dieses Fehlen der Nachrichten aus der vedischen Literatur ist ein großer Mangel des ganzen Werks, der sich auch in seiner Darstellung der Geschichte Indiens bemerkbar macht. Benfey teilt diese in drei große Perioden. Erste Periode: "Unangefochtene Selbständigkeit. Indien bis zum Einfall Alexanders des Großen", S. 24; Zweite Periode: "Indien im Kampfe um seine Selbständigkeit. Von Alexanders des Großen Einfall (327 v. Chr.) bis zu dem des Ghazneviden Mahmud I. (1001 n. Chr.)", S. 43 ; Dritte Periode : "Indien nach und nach fremder Herrschaft vollständig unterworfen ; mehrfacher Wechsel der Fremdherrschaft; von 1000 bis auf unsere Zeit", S. 124—158. Statt der Nachrichten, die aus der ältesten indischen Literatur gewonnen werden können, finden wir in der 1. Periode erörtert den Zug der Semiramis nach Indien, den phönizisch-jüdischen Handelsverkehr mit Ophir unter König Salomo, das Todesjahr Buddhas, die von Darius veranlaßte Expedition zur Erkundung des Induslaufs, das Alter der vom Sanskrit abweichenden Volkssprache. Bei dieser letzteren Frage stützt er sich auf die Sprache der Edicté Asokas und auf die Màgadhï der buddhistischen Literatur. "Die Blüthe des Sanskrits als Volksmundart" (S. 43) setzt er um 800—700 v. Chr. an. Die Angaben über Buddhas Zeitalter haben keine feste historische Basis, doch geht er in der Skepsis nicht so weit, "ganz und gar die Persönlichkeit eines Religionsstifters, des Çâkyamuni, in Zweifel zu stellen" (S. 37). Benfey benutzte Turnours Mahävaipso. Nach der unkorrigierten ceylonesischen Rechnung würde Buddhas Tod in das Jahr 543 v. Chr. fallen. Benfey erkannte wie Turnour (s. oben S. 118) in dieser Rechnung einen Fehler, von 69 oder 70 Jahren, und kam auf 468 oder 467 v. Chr. als Buddhas Todesjahr (S. 36). In der 2. Periode erzählt Benfey zunächst ausführlich den Zug Alexanders des Großen im Jahr 327 v. Chr. und dessen Folgen, nach den griechischen und lateinischen Quellen, unter Benutzung der Geschichte Alexanders des Großen von Droysen und anderer Werke. Er wirft aber auch einen Blick auf die Geschichte Indiens vor diesem Ereignis vom Beginn des Kaliyuga an und setzt sie fort bis zur muhammedanischen Eroberung, so gut ihm dies möglich war. Für das meiste war er auf sekundäre Quellen angewiesen. Die RäjataranginT hatte er noch nicht gesehen (S. 83 Anm. 48), und auch die Dynastien mit ihren Namen mußte er noch den unzuverlässigen Abhandlungen von Wilford und Fr. Hamiltons "Genealogies of the Hindus", Edinburgh 1819, entnehmen. Die Abhandlungen von Prinsep über die Asoka-Inschriften, die er schon zuvor 1839 in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen besprochen hatte (S. 78 Anm. 75), kannte er. Ebenso Benfey hat später seine Ansicht geändert, s. Muir, Original Sanskrit Texts I I 2 335.
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wußte er von anderen wichtigen Inschriften und von den Münzen, für die er besonders C. L . Grotefends Buch "Die Münzen der griechischen usw. Könige von Baktrien und den Ländern am Indus" benutzte. Für den Historiker und Philologen liegt der Schwerpunkt der indischen Geschichte in dieser 2. Periode. Seit 1840 sind die literarischen Quellen der indischen Geschichte leicht zugänglich geworden und sind neue Funde hinzugekommen, kein Wunder, daß uns vom heutigen Standpunkte aus Benfeys Darstellung veraltet und unvollständig erscheint. Erstaunlich ist vielmehr, daß Benfey von den Hauptsachen schon soviel vorgeführt hat: nach den zweifelhaften Königen von Magadha zu Anfang des Kaliyuga die Könige zu Buddhas Zeit Bimbisära, Ajätasattu, die Nanda, die Maurya, Candragupta mit seinem Minister Cäijakya, Asoka den Zeitgenossen des Antiochos Theos (S. 71). Der T e x t der Asoka-Edikte, mit dem Benfey operiert, ist noch vielfach falsch gelesen. Aber die Bedeutung des Asoka, den Umfang seines Reichs, zu dem auch Kaschmir gehörte, seinen Übertritt zum Buddhismus, das unter seiner Regierung abgehaltene dritte Konzilium, Asokas Sohn Jaloka von Kaschmir, den Wechsel zwischen buddhistischer und brahmanischer Religion, die späteren Maurya bis zu dem Heerführer Puspamitra, mit dem die Dynastie der Sunga anhebt, alles dies finden wir besprochen. In der Geschichte der vom Nordwesten her eindringenden Eroberer, der baktrischen, griechischen, indoskythischen Könige berührt sich Benfeys Darstellung mit Wilsons im Jahre 1841 erschienenem Werke Ariana Antiqua (s. oben S. 113). Beide Werke sind gleichzeitig geschrieben und daher unabhängig von einander. Wilson war mit den Münzen vertrauter, seine Darstellung ist eingehender und sicherer. Aber auch bei Benfey treten die schon früh bekannt gewordenen Namen hervor, Demetrius und Eukratides, Agathokles und Pantaleon, Menandros (S. 79), den er noch nicht mit Milinda (S. 85) identifiziert zu haben scheint, Vonones, Azes und Azilises, Kadphises, Kanerki und "Ooerki" (S. 84), u. a. m. In dem, was er an eigenen Vermutungen hinzutat, war Benfey nicht immer glücklich. Er nahm nicht nur mit Grotefend mehrere Azes (S. 82), sondern auch mehrere Kanerki an (S. 84). Die Völkernamen Saka, Turuska, Skythen, "Yue-tchi" lassen sich nicht streng auseinander halten, sie bezeichnen tatarische Nomadenvölker. Wie "Szu oder Sai, S e " die chinesische Form, Saka die indische Form eines und desselben skythischen Wortes (S. 81), so soll von den Namen Huska, Juska, Kaniska der Kaschmirchronik der indische Juska gleich dem chinesischen Stammnamen "Yue-tchi", und ebenso Kaniska oder Kanerki ein Stammname sein (S. 84). Willkürlich ist auch die Gleichsetzung von Dämodara und Demetrios S. 78, ebenso S. 62 die Etymologie von Maurya, das er mit skr. maru "Wüste" zusammenbringen wollte. Auch die Gleichsetzung von pâli thera mit einem skr. sthairya S. 72, 204 war verfehlt. Mit dem Sakerfeind Vikramäditya von Malva (S. 82) und dessen Antagonisten Sälivähana vom Dekkhan (S. 93), den Stiftern der Ären von "56 v. Chr." und "78 n. Chr." (S. 93), wußte er nichts anzufangen. Von den einheimischen Dynastien folgten auf die Sunga die Kaijva, auf diese die Andhra (S. 86). E r gibt ihre Namen nach seinen Vorlagen, ebenso die der Haiheya (S. 98), Ksatrapa (S. 100), Gupta (S. 107), Cälukya (S. no), Valabhi (S. i l i ) . Bei der berühmten Inschrift des Rudradàman verweilt er etwas länger (S. 101). Zwischen diese Dynastien hat er die Nachrichten des Plinius über Indien und die geographischen Angaben des Ptolemaeus eingeschoben, sowie den Bericht
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des chinesischen Pilgers F a Hian. In Rémusats Ausgabe dieses Berichts konnte er auch einen Auszug aus dem noch wichtigeren Berichte des Hiuen Thsang benutzen (S. 1 1 4 ff.). E r erzählt auch die romanhafte Geschichte des Brahmanen "Chach", der sich zum Herrn von Sindh machte {S. 120). Die letzten einheimischen Dynastien, die er in dieser Periode erwähnt, sind die Pala und Râstrakùta. Die 3. Periode beginnt S. 124 mit den Kriegszügen des Mahmud von Ghazna und umfaßt die Herrschaft der Muhammedaner und schließlich der Engländer über Indien. Ein solcher Abriß der neuesten Geschichte findet sich in Lassens Indischer Alterthumskunde nicht. Reinauds Mémoire sur l'Inde war noch nicht erschienen. Außer verschiedenen Spezialwerken benutzte Benfey von den muhammedanischen Quellen besonders die Übersetzung des Ferishta von John Briggs und für die englische Zeit Mills History of British India. In den Anfang dieser Periode fallen noch einige indische Dynastien, für die noch Inschriften in Betracht kommen: dieVaidya in Bengalen, dieRäjputenDynastie der Silähära im Dekkhan, die "Caulukya" (von Aijhilväd), und zuletzt die Paramara von Mälava, an deren Spitze er Bhojadeva stellt, S. 126ff. Von der Kultur oder "Gestaltung und Form der Elemente des menschlichen Lebens in Indien" wird S. 158 unter 5) zuerst die Religion behandelt, hauptsächlich "Brahmathum" und Buddhismus (S. 194fr.). Der Hauptmangel dieser Abschnitte besteht darin, daß Benfey damals weder den Veda noch die altbuddhistische Literatur aus eigenem Studium kannte. Rosens Ausgabe des I. Astaka des R g v e d a war zwar erschienen, aber ihm ebensowenig zugänglich gewesen wie Rammohun Roys Ausgabe einiger Upanischaden, S. 161 Anm. 13, und manches andere damals schon erschienene Werk (z. B. Moores Hindu Pantheon, S. 169 Anm. 37). Unter den vedischen Göttern fehlt die erhabene Gestalt des Varuça gänzlich. Hauptquelle war ihm Colebrookes Abhandlung über den Veda. Was er hier und in einigen anderen sekundären Werken (darunter v. Bohlens W e r k und Dubois, Moeurs, Institutions, Cérémonies des peuples de l'Inde) fand, hat er nicht uninteressant in seiner Betrachtungsweise dargestellt. Dazu gehört die Vergleichung mit der Religion des Zendavesta, obwohl ihm auch diese nur mangelhaft bekannt war (S. 166 Anm. 21). Dagegen hat er fast zu oft seine im Verein mit Stern herausgegebene Schrift " Ü b e r die Monatsnamen einiger alten Völker" und sein Griechisches Wurzellexikon zitiert. Benfey glaubte zwar seinen Zeitgenossen in der Etymologie überlegen zu sein, aber seine etymologischen Deutungen der Götternamen empfehlen sich weder von Seiten der Lautverhältnisse noch von Seiten der Bedeutung. Sowohl für die brahmanische Religion als auch für den Buddhismus benutzte er Bochinger, " L a vie contemplative, ascétique et monastique chez les Indous et chez les peuples buddhistes", Straßburg 1 8 3 1 (S. 184 Anm. 31), für den Buddhismus aber besonders die Abhandlungen von Hodgson und Turnour. W e r die T e x t e des Päli Tipitaka kennt, wird unmöglich zugeben können, daß das von den "Swabhâwikâs" aufgestellte System, das er S. 196 ff. ausführlich darstellt, der ältesten Form des Buddhismus besonders nahe stehe. Was das "Dschainathum" anlangt, so war ihm wahrscheinlich, daß es "zu einer Zeit aus dem Buddhismus hervortrat, in welcher dieser in einem Zustande der Degeneration sich befand" (S. 206). Die unter dem Einfluß des Muhammedanismus entstandene Lehre der Sikhs kannte er aus Henry Prinseps Buch" Origin of the Sikh Power in the Punjab", für die anderen Sekten folgte er Wilsons "Sketch of the Religious Sects of the Hindus" (S. 207 fr.). Indo-arische Philologie I. ι Β .
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Unter "6) Staat und Recht" finden wir S. 213 ff. die Kastenverhältnisse, die Regierung des Königs, den Inhalt des indischen Rechts dargestellt, hauptsächlich nach Manu und Dubois, hier und da auch mit Angaben aus anderen Quellen und mit Berücksichtigung der modernen Verhältnisse. Über die Titel der Staatsbeamten waren schon seit älterer Zeit Stellen der Räjatarangini und einer Inschrift des Pälakönigs Devapäladeva (s. Kielhorn im Appendix zu Epigraphia Ind. V Nr. 635) bekannt, S. 227. Auch die Ordalien, S. 230, sind von jeher besonders hervorgehoben worden. S. 238 handelt er von den Grundlagen der englischen Rechtssprechung. Nach einem kurzen Abschnitt "7) Charakter, Sitten und Gebräuche, Kleidung u. s. w.", in dem er ein günstiges Bild vom Charakter der Inder entwirft, folgt ein bedeutenderer Abschnitt "8) Geistige Entwickelung in Wort und Schrift; Sprache und Literatur, Kunst u. s. w.", S. 245 ff. Benfey kommt hier noch einmal auf das Sprachproblem zurück. Nach seiner Ansicht (S. 248) hatte sich das Sanskrit bis etwa zum 9. Jahrh. v. Chr. als herrschende Volkssprache über ganz Vorderindien bis zur südlichen Grenze des Mahrattenlandes verbreitet. 1 ) Vom 9. Jahrh. an begann es auszusterben, es bildeten sich die Töchtersprachen, im 6. Jahrh. war es als Volkssprache tot. Aber in den Brahmanenschulen blieb es erhalten. "Etwa im 3. Jahrh. v. Chr. wurde es von dem in Canodsche regenerierten Brahmathum als heilige Sprache in das öffentliche Leben zurückgeführt". Etwa im 5. Jahrh. n. Chr. habe es sich in diesem Charakter über ganz Indien verbreitet gehabt. Benfey hat also wie Burnouf (s. oben S. 128) schon vor Max Müller mit voller Klarheit die Theorie von einer R e n a i s s a n c e des Sanskrit aufgestellt, an der sicherlich etwas Wahres ist. Mit dem 3. Jahrh. v. Chr. läßt er dieses Wiederaufleben beginnen, weil er in diese Zeit das Mänavadharmasästra setzt, das er, ebenso wie das Rämäyana, zu den ersten Werken der neuen Art rechnet (S. 246). Als Merkmale des neuen Sanskrit bezeichnet er die langen Composita, den übertriebenen Sandhi, den Einfluß der Volkssprachen (S. 246fg.). Den Einfluß der Grammatik des Pänini hat er in seine Rechnung nicht mit aufgenommen. Für seine mehr als bedenkliche Zerlegung der Sanskritwurzeln — yuj sei aus yu und jan, yudh aus yu und dhä, sah aus sa und va/i, mraks aus mrj und as zusammengesetzt — beruft er sich auf sein Griechisches Wurzellexikon (S. 249). In dem Überblicke über die späteren Volkssprachen Indiens stützt er sich für die Prakritdialekte auf Lassens Institutiones. In einer Erörterung über das Alter der Saurasenï und der Mähärästri kommt er zu der Vermutung, daß die literarische Fixierung des letzteren Dialekts und die dramatische Poesie der Inder um das 7. Jahrh. n. Chr. anzusetzen sei (S. 252). Für die Literatur, S. 256 ff., dient ihm Adelungs Bibliotheca Sanscrita als bibliographische Grundlage. Seine Darstellung ist hier sehr verschiedenartig, je nach den Vorarbeiten, die vorhanden und ihm zugänglich waren. Über Veda, Upaveda, Vedänga gibt er wenig mehr als die Namen an. Unter Upänga scheint er, wie Madhusüdana, Puräna, Nyäya, MImärpsä und Dharma zu verstehen. Für die Namen der Puräijen verweist er auf Wollheims Dissertation "De nonnullis Padma-Purani capitibus". Unter *) Wo die Mähärästri, der wichtigste Präkftdialekt, entstanden ist, muß zuvor Sanskrit gesprochen worden sein: diesen Gesichtspunkt betont er in der gleichfalls das Sprachproblem behandelnden Anzeige von Lassens Institutiones linguae Pracriticae aus dem Jahre 1840, wiederabgedruckt "Kleinere Schriften" I 1, 11 ff.
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"Recht" gibt er nur kurz den Inhalt der 12 Kapitel des Mänavadharmaààstra an. Die Anfänge der Sanskritgrammatik könnten bis in das 7. Jahrh. v. Chr. zurückgehen, aber Päijini sei schwerlich älter als etwa die Zeit Christi (S. 258). Dagegen sind die sechs philosophischen Systeme der Brahmanen ausführlicher dargestellt, nach Colebrooke und nach dem W e r k e "Die Philosophie im Fortgange der Weltgeschichte" von K. J. H. Windischmann, zu dem Fr. Windischmann und Lassen wertvolle Beiträge aus der brahmanischen Philosophie geliefert haben. Auch über die Mathematik und die Astronomie war schon von Colebrooke an viel geschrieben worden. Benfey verweist noch besonders auf Libri, "Histoire des Sciences Mathématiques en Italie depuis la renaissance des lettres jusqu'à la fin du X V I I è m e Siècle" (S. 263), und auf Stuhr, "Untersuchungen über die Ursprünglichkeit und Alterthümlichke it der Sternkunde unter den Chinesen und Indiern" (S. 265). W e n n er auch die Quellenwerke der indischen Astronomie nicht selbst studiert hatte, so hatte er sich doch über gewisse elementare Hauptpunkte eine feste Meinung gebildet. Schon vor der Sprachtrennung hätten die Sanskritvölker den Begriff und das Institut eines beim ersten Zusammentritt (Conjunction) des Mondes mit der Sonne nach Beginn des Frühlingsaequinoctii beginnenden Jahres gehabt (S. 265). Dies erinnert an die Ansichten von Jones. Die Naksatra hielt er für den Indern eigentümlich, die 12 Zeichen des Zodiakus aber mit Whish für griechischen Ursprungs. Für die Medizin hat er einiges Interessante aus Royles "Essay on the Antiquity of the Hindu-Medicine" mitgeteilt (S. 270). Die geographischen Angaben der Inder sind in der gesamten indischen Literatur zerstreut. Er beschreibt hier nur das mythische Weltbild mit dem Meru in der Mitte. Die Bedingungen, unter denen sich eine Geschichtsschreibung entwickelt, hatte er schon S. 16ff. in noch heute lesenswerter W e i s e erörtert. In dem kurzen Abschnitt "Geschichte" S. 272 ff. hat er es besonders auf den Anfang des Kaliyuga abgesehen. In den Puräijen ist die Regierungszeit des Mahä-Nanda 1015 Jahre nach Beginn des Kaliyuga angesetzt. Eine genauere Kenntnis der indischen Geschichtsquellen werde seine Vermutung zur Gewißheit erheben, daß der Anfang seiner Regierung in das Jahr 352 oder 360 v. Chr. zu setzen sei. Das ergibt als Anfang des Kaliyuga das Jahr 1367 oder 1371 v. Chr. W e n n eine Reihe von Fragen, die er in gesperrtem Drucke stellt, bejaht werden, so würde "der Anfang der besonderen indischen Geschichte in den kurzen Zeitraum von etwa 40 Jahren, von 1400—1360 v. Chr., fixirt werden müssen". Daß in den Kämpfen der Kuru und Pändu, in Yudhisthira und Parïksit historische Erinnerungen enthalten sind, werden wir zugeben, aber daß der Kampf der Sonnen- und der Mond-Dynastie der Kampf zwischen den einst verbundenen Ariern sei, ist eine Phantasie. D e r Indra der Inder ist ein Mondgott (wegen indu Mond, S. 169), und der Sonnenkult ist bei dem Zendvolk überaus alt (S. 272). Auch die W e r k e der Poesie, S. 275 ff., kannte Benfey damals nur zum geringen Teil aus den Sanskrittexten selbst. Doch charakterisierte er die indische Poesie im allgemeinen nicht unrichtig. Vom Mahäbhärata kannte er verschiedene Episoden, vom Rämäyana Schlegels Ausgabe, die Übersetzung des Harivaipáa von Langlois war ihm nicht zur Hand (S. 281), Wilsons W e r k "Specimens of the Theatre of the Hindus" lag ihm vor. Diese ganze literarische Entwicklung betrachtete Benfey als erwachsen aus dem Kampfe des wiederauflebenden Brahmanentums gegen den Bud11*
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dhismus (S. 277), ihren Anfang suchte er in der Zeit des Jaloka 2 2 7 — 2 1 9 v. Chr., der im Gegensatz zu seinem Vater Asoka ein Verehrer des áiva war. Auch die Redaktion der beiden großen Heldengedichte setzt er ungefähr in diese Zeit. Valmlkis Rämäyaija scheine älter zu sein, "als selbst die Redaction der principalen Theile im Mahâbhâratam". Den Ursprung des indischen Dramas denkt er sich ähnlich wie Lassen, im Anschluß an dessen Einleitung zur Ausgabe des Gïtagovinda (S. 283). Mit seiner Ansicht über das Alter der Mähärästri und der Jainaliteratur hängt zusammen, daß er für die Dramen des Kälidäsa nicht an die Zeit von 56 vor Chr., sondern an das 6. oder gar 7. Jahrh. nach Chr. denkt (S. 284). Seinen Bemerkungen über das Pañcatantra, die Fabel- und Märchenliteratur, merkt man noch nicht die Absicht an, dieses Gebiet zu seinem besonderen Studium zu machen. Doch ist er überzeugt, daß diese beiden Formen der Poesie "lange im indischen Volksleben hausten, dort ihre Ausbildung fanden, und wol von allen Gattungen der Poesie zuletzt in das Bereich der durch das Sanskrit gleichsam geheiligten höheren Cultur hinübergerettet wurden" (S. 288). Benfey war überzeugt, "daß in derselben Zeit, wo das Sanskrit sich aus seinem Grabe empor zur Würde der indischen Cultursprache erhob, auch die Volkssprachen schriftlich gebraucht wurden". Und so hat er seinen Blick auch über die Anfänge der Literatur in Hindi, Telugu usw. geworfen, S. 28gff. Unter "Kunst" verweist er S. 292 für die Musik auf einen besonderen Artikel "Indische Tonkunst" von G. W . Fink in demselben Teile der Encyklopädie, S. 454 ff-, und stellt dann etwas eingehender die Metrik des klassischen Sanskrit dar, in die sich nur zwei Versmaße des Veda, Sloka und Indravajra, "hinübergerettet" haben (S. 295). Was die Baukunst anlangt, so war er der Ansicht, "daß es . . bis etwa zu dem 6. Jahrh. v. Chr. in Indien weder mit Kunst gebaute Tempel noch künstlich verfertigte Bildwerke gab". Der eigentliche Anfang der indischen Kunst datiere sich, wie so vieles andere, vom Anfang des Buddhismus (S. 300). Genauer geht er auf die Grottenbauten, Stüpas, Skulpturen nicht ein. E r rühmt eine Abhandlung, "die Stupas (Topen), oder die. architektonischen Monumente an der großen Königsstraße zwischen Indien usw." von C. Ritter, wie er denn auch auf dessen großes geographisches Werk öfter verweist. Ebenso summarisch sind unter 9) die Angaben über Ackerbau, Industrie, Handel, Münzen, Gewichte, S. 304—310. Den Schluß des großen Artikels bildet ein Überblick über die Geschichte und Kultur von Hinterindien und der indischen Inseln, S. 310—356. Benfey selbst hielt diesen Artikel für seine "ideenreichste" Arbeit, s. die Biographie von der Hand seiner Tochter in den "Kleineren Schriften", herausgegeben von A. Bezzenberger, I S. X X V . In der 1909 gedruckten ursprünglichen Form von Benfey's Biographie ist S. 1 1 5 berichtet, daß Benfey diesen Artikel in der kurzen Zeit vom 10. November 1839 bis Ende Februar 1840 niedergeschrieben habe. KAP. X X I I .
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Die höhere Bedeutung von Lassens " I n d i s c h e r A l t e r t h u m s k u n d e " als einer Gesamtdarstellung des Wissens vom alten Indien beruht nicht darauf, daß sie sieben Jahre später erschien als Benfeys Indien, sondern
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darauf, daß Lassen als gereifter Gelehrter, nach jahrelangem Studium, nach vielen eigenen Arbeiten auf diesem Gebiete wohl vorbereitet an sein großes Werk herantrat, nachdem er sich eine gründliche eigene Kenntnis des Sanskrit und seiner Literatur, der Quellen der indischen Geschichte und der wichtigsten von Indien handelnden Werke erworben hatte. In höherem Grade, als es seinen Vorgängern möglich gewesen war, vereinigte Lassen in seinem Werke die Ergebnisse der Philologie mit denen der Altertumskunde, der europäischen und der angloindischen Gelehrsamkeit. Dem europäischen Gelehrten stand es wohl an, daß er sein Werk widmete "Der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen, unter deren Mitgliedern Sir William Jones, Henry Thomas Colebrooke, Horace Hayman Wilson, James Prinsep der Indischen Alterthumskunde neue Bahnen eröffnet haben". Aber der literarische Zusammenhang mit den Werken seiner Vorgänger Robertson, Heeren, v. Bohlen, Benfey ist unverkennbar. E r äußert sich auch darin, wie die geographischen Verhältnisse Indiens, seine Naturprodukte, seine Industrie mit in die Altertumskunde hereingezogen worden sind. Der 1. Band erschien Bonn 1847, der 2. Band 1852, der 3. 1858, der 4. 1 8 6 1 , eine zweite Auflage des 1. Bandes 1867, des 2. Bandes 1873. Das erste Buch handelt sehr ausführlich von der G e o g r a p h i e Indiens. Seine Grundlage bildet hauptsächlich Band IV der von ihm S. 52 gerühmten Erdkunde des Berliner Professors K a r l Ritter. Daneben finden wir vielfach die Namen derselben Pioniere, die wir erwähnt haben : Court, Burnes, Honigberger, Masson, Tod, Hamilton (Buchanan), ') Troyer, v. Hügel, aber auch noch andere Namen, wie Wood, Franklin, Lloyd und Gerard, Moorcroft und Trebeck, Macmurdo. In diesem geographischen Teile ist Lassen am wenigsten selbständig, abgesehen von der etymologischen Erklärung der geographischen Namen, bei der er oft Wilsons Wörterbuch zitiert. Das zweite Buch führt den Titel " G e s c h i c h t e " , beginnt in der zweiten Hälfte des ersten Bandes und erstreckt sich von da an durch die drei weiteren Bände hindurch bis zum Ende des Werkes. Diese Verteilung des gewaltigen Stoffes auf zwei sehr ungleiche Bücher ist ein Fehler in der Anlage des Ganzen, den die besonderen Überschriften der einzelnen Abschnitte nicht wieder gut machen können. E s begreift sich, daß Lassen im Anfang noch nicht den gewaltigen Umfang des Stoffes übersehen konnte. Die ausführlichen Inhaltsangaben, die den einzelnen Bänden vorangestellt sind, können nicht den Mangel von Indices ersetzen. Dieser Mangel hat zur F o l g e gehabt, daß dieses so ungemein reichhaltige und lehrreiche W e r k doch nicht soviel benutzt worden ist, als es trotz des bedeutenden Fortschritts der Wissenschaft noch heute verdient. Zu Anfang des zweiten Buches (I 353) teilt Lassen die Geschichte Indiens in zwei große Perioden, die erste von den ältesten Zeiten bis zur muhammedanischen Eroberung am Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung, die zweite von da bis auf die Gegenwart. Die erste Periode umfaßt das indische Altertum. Jede der zwei Hauptperioden teilt er in zwei kleinere. In der neueren Zeit rechnet er die muhammedanische Herrschaft bis zum Jahre 1744, dann bahnt sich die englische Francis Buchanan, Botaniker, Surgeon, geboren 1762, gestorben 1829, kam 1794 nach Indien, fügte nach dem T o d e seiner Mutter deren Familiennamen Hamilton dem seinigen hinzu. Vgl. unten S. 170.
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Herrschaft an. In der älteren Zeit beginnt eine zweite Periode mit dem Buddhismus: "Die Buddhistische Literatur bildet . . die Scheidewand zwischen den alten Denkmalen des Brahmanischen Geistes und den neuern, zwischen welchen sie mit ihren ältesten Werken in der Mitte liegt, und sie bezeichnet uns dadurch den Anfang der neueren Zeit des Brahmanischen Indiens" (I 356). Auch Lassen nennt Burnouf als denjenigen, der zuerst diese Stellung des Buddhismus erkannt hat, I 736. Lassen läßt der Geschichte eine E t h n o g r a p h i e der Indischen Völker vorausgehen, beginnend mit den Urbewohnern, den "Dekhanischen" Völkern, zu denen er auch die "Cingalesen" rechnet, den "Urvölkern des Vindhyasystems" und vereinzelten Überresten der Urbewohner, dann zu den Arischen Indern in ihrer gegenwärtigen geographischen Verteilung übergehend. Von den fremden Einwanderern berücksichtigt er nur die Afghanen, die in Kabulistan ursprünglich indisches Land eingenommen haben (I 358). Auch die hinterindischen Völker und die Völker des Indischen Archipels sind in diese Ethnographie mit einbezogen. Lassens Quellen waren in diesen Abschnitten vorwiegend Werke der Engländer: Elphinstones "History of India", Francis Hamiltons "Account of Nepal", Walter Hamiltons "Description of Hindostán", die früher erwähnten W e r k e von Raffles und Crawfurd, und viele Einzelberichte. Lassen hat in seiner Indischen Alterthumskunde nur seine "Erste Periode der Indischen Geschichte" behandelt, die bis zur muhammedanischen Eroberung reicht. Von dieser ersten Hauptperiode füllt deren erster Teil, "die Zeit vor Buddha", die zweite Hälfte von Band I. Von den Münzen und Inschriften kann hier noch nicht die Rede sein. Hauptquellen sind die Epen, die Puränen, auch die Räjatarangini, für die Kulturverhältnisse das Gesetzbuch des Manu, das er für vorbuddhistisch hielt (I Soo, 8 0 1 ) . D i e im Rgveda enthaltenen historischen und geographischen Angaben hat er seiner Darstellung eingeflochten, sie aber nicht an die Spitze gestellt. Die vedische Literatur, namentlich die Brähmanas waren ihm bei der ersten Anlage seines Werks noch nicht genügend bekannt, s. I 357. Diese Stelle ist in der 2. Auflage, I 419, etwas modifiziert. Lassen war sich prinzipiell darüber klar, daß wir die indische Sage nicht in ihrer ursprünglichen Form besitzen, und daß in einzelnen Fällen in den Veden die älteren Formen sichtbar sind (S. 489), hat aber doch zu sehr, anstatt einzelne sichere Linien von ihrem Anfange an zu ziehen, das Mahäbhärata zum Zentrum seiner Geschichtskonstruktion gemacht. Zur Vorgeschichte der Arier Indiens gehören ihre Beziehungen zu den Iraniern, das Verhältnis des Veda zum Zendavesta, der W e g , auf dem die arischen Inder vom Nordwesten her in Indien eingedrungen sind. Lassen spricht weniger vom Tal des Kabul, als von den Pässen des Hindukusch. Manches ist seit Lassen, dem Muir in Band II seiner "Original Sanskrit T e x t s " folgte, noch nicht wieder so eingehend behandelt worden. Die Inder des Rgveda saßen im Fünfstromland. Gangâ und Yamunä werden nur in späteren Liedern genannt. Die Verbreitung ging vom Westen nach dem Osten und nach dem Süden zu, die drei großen Ströme entlang. Lassen legte Wert auf diesen von ihm aufgestellten " S a t z " I 449. Schon in der ersten Auflage erwähnt er aus dem Rgveda die Stammnamen der Bharata, Trtsu, den König Sudäs, und ' ) In der 2. Auflage setzt er die Abfassung des Gesetzbuches der Mänava um 450 v. Chr. an, I 2 1008.
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besprach er die Aufeinanderfolge der Bharata, Kuru, Pañcála und Pändava (I 591 ff.), an diese dann die ganze Masse der Stämme des Mahäbhärata anschließend, die aus dem großen Epos wie aus einer Arche Noäh herauskommen. Bis zur zweiten Auflage waren ihm die vedischen Verhältnisse genauer bekannt geworden, wie man namentlich an der Umgestaltung des T e x t e s im Anfang von "IV. Die Verbreitung der Arier" sieht, 1. Ausg. S. 533, 2. Ausg. S. 643ff. E r erwähnt hier neben der Schrift des Geographen V i v i e n d e St. M a r t i n "Étude sur la géographie et les populations primitives du Nord-Ouest de l'Inde d'après les hymnes védiques" etc. Paris 1855, die Übersetzung des Rgveda von Langlois, sie in X 75, 6 nicht glücklich kritisierend. Während er früher von den Brähmaiias nur das Aitareya zitiert hat, finden wir jetzt auch das Satapatha berücksichtigt, mit der Sage von der Wanderung der Videgha, auf die Weber aufmerksam gemacht hatte. Lassens Methode ist vielfach kritisiert worden, so von Sörensen in seiner Schrift "Om Mahäbhärata's Stilling i den Indiske Literatur", Kopenhagen 1883, aber schwer ist, es besser zu machen. Durch die Dichtung verleitet wird Lassen die historische Bedeutung der Papdava überschätzt haben. Pändu, Arjuna, beide Namen bedeuten "weiß", Krsijä "schwarz". Bei diesem I 643 hervorgehobenen Unterschied von Weiß und Schwarz hat er an die lichte Farbe der Arier und die dunkle der Urbevölkerung gedacht. Dhrtarästra soll das Fortdauern der Herrschaft der Kaurava bis zu der Rückkehr der Pärtdava bezeichnen, I 640. Aber solche auf Etymologie der Namen beruhende Gesichtspunkte lassen sich nicht durchführen. 1 ) Die Namen der Stämme sind sicher historisch, denn man kann sie weiter verfolgen, aber manche können erst später hervorgetreten und nur von der Dichtung als schon in der alten Zeit bedeutend hingestellt worden sein. Von den Königen und Helden gilt Ähnliches. Auch bei andern Völkern läßt sich beobachten, daß die alte Sage eines einzelnen Stammes dadurch zur Nationalsage erwachsen ist, daß auch andere Stämme an ihr beteiligt, daß auch spätere Personen und Ereignisse in dieselbe alte Zeit versetzt worden sind. Im Geiste der Dichter, der Wortführer des Volkes, haben aus irgend welchen Gründen besonders beliebte Sagen eine Anziehungskraft auf andere Sagen, ihnen ursprünglich fremde Personen und Ereignisse ausgeübt, abgesehen noch von ganz freien dichterischen Zutaten und mythologischen Elementen. Von den wenigsten Erzählungen wird man behaupten können, daß sie buchstäblich so geschehen sind. Wohl aber ist wirklich Geschehenes das Muster des Erdichteten gewesen, in einer späteren, aber immer noch alten Zeit, so daß das Ganze uns doch als die treue Schilderung einer alten Zeit mit dem, was in ihr geschehen konnte, erscheinen darf. Diese und andere Gesichtspunkte hat Lassen noch zu wenig beachtet. E r hat in interessanterWeise das sagenhafte Material vorgeführt, aus dem Geschichte gewonnen werden soll, aber doch noch zu sehr das poetisch Überlieferte als den unmittelbaren Niederschlag des zu einer und derselben Zeit Geschehenen angesehen. Die alte Sage stellt Bündnisse des Königs in der Form von Heiraten dar, I 644. Die Namen Asti und Präpti von Kaipsas Frauen sollen bedeuten, daß Kaipsa seine Macht durch einen Bund mit dem Könige von Magadha befestigte und vergrößerte, I 624. Aber mit der allegorischen Deutung allein kommt man nicht aus. ' ) Auch sonst noch hat L a s s e n in bedenklicher Weise aus der Deutung der Namen historische Schlüsse gezogen, z. B. III 556, 579.
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Was den Ursprung und das A l t e r der beiden großen Epen anlangt, so unterschied Lassen zwischen dem Inhalt der Sagen und deren gegenwärtiger Fassung. Inhaltlich waren die Sagen nach seiner Meinung, abgesehen von einzelnen späteren Einfügungen, schon vor der buddhistischen Zeit ausgebildet, I 491. Ihre gegenwärtige Form haben sie in der Zeit zwischen Candragupta und Asoka, etwa 200 Jahre nach Buddhas Tode angenommen, I 839. In den verschiedenen Angaben über den Anfang des Mahäbhärata erblickte er einen Hinweis auf verschiedene frühere Fassungen, I 2 589 (vgl. II 495). In Bezug auf das zeitliche Verhältnis der beiden Epen zu einander scheint Lassen geschwankt zu haben. Im Vergleiche mit den im Rämäyana geschilderten Zuständen ergibt sich im Mahäbhärata ein bedeutender Forschritt in der Ausdehnung der Arischen Religion und Herrschaft gen Süden, I 576. Die Geschichte des Rämäyaija spielt in einer älteren Zeit als die Geschichte des Mahäbhärata. Dort in der alten Hauptstadt Ayodhyä die Könige der Sonnendynastie mit Iksväku an der Spitze, hier in Pratisthäna und Hastinäpura die Könige der Monddynastie. Anfangs spricht Lassen mit Entschiedenheit von dem höheren Alter des Rämäyana, I 487, 581. Diese Ansicht ist die in Indien herrschende, sie ist neuerdings auch von Jacobi vertreten worden. Aber gegen Ende des Bandes, in dem Abschnitt über die Ausbildung der epischen Poesie, I 839, bezeichnet Lassen das Rämäyana in der Gestalt, in der es jetzt vorliegt, als die B l ü t e der altepischen Poesie. Wenn im Rämäyana ein älterer Zustand des Büßerlebens erscheine und die geographische Kenntnis beschränkter sei als im Mahäbhärata, so erkläre sich dies daraus, "daß die Verfasser in dieser Beziehung ihre O r i g i n a l e treu wiederhohlten". In der 2. Ausgabe fehlt dieser Satz, und sind die Seiten 838 und 839 wesentlich geändert worden. Er sagt jetzt bestimmter, die Zeit der Abfassung des Rämäyana lasse sich nicht genauer bestimmen, "als daß sie etwas älter ist, als das große Epos, weil in jenen (sie!) die Anspielungen auf den Buddhismus fehlen, welche in diesem vorkommen" (I 2 1006). ') Unverändert ist Lassens Ansicht geblieben, daß manche Teile des Mahäbhärata zur Verherrlichung des Krsna oder zugunsten der Pändava überarbeitet worden sind. Die letzte Überarbeitung des Mahäbhärata ist von vischnuitischem Standpunkte aus erfolgt. Nicht in die 2. Ausgabe aufgenommen hat er die an eine Bemerkung Burnoufs anknüpfende Vermutung, daß die Verehrung Krsnas besonders durch den Widerstand des Volkes gegen die Verbreitung der Lehre des Buddha hervorgerufen worden sei, I 838. Die Vergötterung Krsnas als einer Inkarnation Visnus hat sich erst in der Zeit nach Buddha vollzogen. "Krsna ist . . kein wirklicher Mensch, sondern ein Geschöpf der Sage, der Vertreter der Geschichte seines Volkes von seiten seines kriegerischen Charakters und seines ursprünglichen Hirtenlebens", I 623. Lassen hat zuerst daraul hingewiesen, daß die A n f ä n g e d e s E p o s bis zu den in Prosa abgefaßten kleinen itihäsas der vedischen Literatur zurückverfolgt werden können, I 836 ff. Über die weltgeschichtliche Bedeutung der arischen Inder hat er schon am Ende seiner Ethnographie, I470, ') Aber in der Stimmung ist das Rämäyaija buddhistisch angehaucht. Diesen Eindruck erhält man schon aus Holtzmanns Nachdichtung des 2. Buchs in dessen soeben von Winternitz neu herausgegebenen "Indischen Sagen". — Über die Anspielungen auf den Buddhismus siehe die lange Anmerkung I 490 fg.
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L A S S E N S INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE.
B A N D I.
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den schönen Satz: "ihre eigentliche geschichtliche Würde ist die ein culturverbreitendes Volk gewesen zu seyn, wie kein anderes der morgenländischen Welt". Trefflich hat er I 578 ff. geschildert, wie die in die Wälder abwandernden Brahmanen mit ihren nach dem Süden vordringenden Einsiedeleien wesentlich zur Verbreitung der brahmanischen Kultur beigetragen haben, wahrlich ein einzigartiges Beispiel einer pénétration pacifique aus dem Altertum! In dem Abschnitt " Z e i t b e s t i m m u n g e n " , I 735, mit den Zusätzen der 2. Auflage, ist er weniger original und ist manches veraltet. Für den Veda konnte er schon R. Roths Schrift "Zur Litteratur und Geschichte des W e d a " , Stuttgart 1846, in der 2. Auflage auch M. Müllers History of Ancient Sanskrit Literature, London 1859, benutzen (I 738 Anm. 1), für Pärjini und das Alter der Grammatik Böhtlingks Einleitung zu seiner Ausgabe des Panini, in der 2. Auflage auch Goldstückers "Päijini", für den Buddhismus Burnoufs "Introduction", für alle Fragen in der 2. Ausgabe Webers "Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte", Berlin 1852. E r bleibt bei Böhtlingks Berechnung, daß P ä n i n i um 350 v. Chr. gelebt habe, I 737. Die P r â t i â â k h y a s setzt er ins 5. Jahrh. v. Chr., S. 739. Die Angaben über die vedische Literatur werden in der 2. Auflage etwas eingehender, es war inzwischen Webers "White Yajurveda" erschienen mit dem so wichtigen Satapathabrähmana, sowie Roth und Whitneys Atharvaveda, Berlin 1856. Die G ö t t e r des Rgveda stellt er nach Roths Abhandlung "Zur Geschichte der Religionen" dar, I 756 ff., mit mancher falschen Etymologie. Origineller sind seine Bemerkungen über Brahma, Visiju, áiva. Das Alter des Kultus der brahmanischen Götter mißt er an deren Erwähnung in der durch Burnouf bekannt gewordenen späteren nordbuddhistischen Literatur. In der aus dieser Quelle geschöpften Skizze von B u d d h a s Lehre fehlt die Lehre vom Mittleren W e g e und vom Paticcasamuppäda, I 830 fg. Lassen bezeichnet Buddhas Lehre als "eine Erweiterung und praktische Verwirklichung des S ä n k h y a - S y s t e m s " , das wieder seinerseits die beiden Mîmâipsâs voraussetze. Aber die F r a g e , wieviel von diesem und von den anderen Systemen der brahmanischen Philosophie in ihrer Vollendung bis in die Zeit vor Buddha zurückgeht, bleibt noch unerörtert. Auch das vedische Opferwesen skizziert er mit einigen Linien. Im Anschluß daran hat er in die 2. Auflage auch die Ergebnisse der v e r g l e i c h e n d e n M y t h o l o g i e aufgenommen, mit Worten der Anerkennung für A d a l b e r t K u h n , dessen Schrift "Die Herabkunft des F e u e r s " er zitiert. F ü r die a s t r o n o m i s c h e n Vorstellungen der Inder hatte er einen Anhalt neben Colebrookes E s s a y s an B i o t s früher vielbenutzter Abhandlung "Sur les Nacshatras", I 743. Die Naksatras hält er für chinesischen Ursprungs, doch seien sie von den Indern in Beziehung zu dem L a u f e des Mondes gesetzt worden. E r kommt dann noch einmal im Anschluß an den vedischen Kalender Jyotisa auf die Anfänge der indischen Astronomie zurück, I 823 ff. Das Mondjahr, das Sonnenjahr und den fünfjährigen Zyklus, in dem die Differenz der beiden ausgeglichen wird, sowie die darauf gegründete Zeiteinteilung haben die Inder selbst aufgestellt, aber im Gegensatz zu Colebrooke ist er der Ansicht, daß sie die Kenntnis der Planeten und die Astrologie von den Chaldäern erhalten haben. Lassens kritische Stellungnahme ist auch da beachtenswert, wo er weniger original ist. Lassen hielt die Inder für die Erfinder der ihnen eigentümlichen S c h r i f t , I 840, eine Ansicht, die er in der 2. Auflage näher begründet hat. Eine echt Lassensche Ori-
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I. ALLG. U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
ginalstudie enthält der noch heute lesenswerte Abschnitt über die Entstehung der K a s t e n , der zugleich auch den Einfluß der besonders durch Adalbert Kuhn vertretenen archäologischen Richtung der vergleichenden Sprachwissenschaft erkennen läßt, I 794 ff. Die Wichtigkeit •des purohita (S. 802) ist neuerdings wieder von Pischel betont worden. Nachdem Lassen erörtert hat, wieweit die Inder in den ältesten Zeiten eine Kenntnis von den Ländern des Nordens und des Westens besessen haben, erklärt er im letzten Absatz des ersten Bandes für unerwiesen, daß P y t h a g o r a s nach Indien gekommen sei. Griechen und Inder hätten sich ihre philosophischen Systeme unabhängig von einander gebildet. Im Anhang zum ersten Bande gab Lassen wenigstens nach dem Texte des Mahäbhärata, Rämäyana und Visnupuräria berichtigt die Verzeichnisse der ältesten indischen Könige, die zuvor in Fr. Hamiltons "Genealogies of the Hindus", Edinburgh 1819, und in Tods "Annals and Antiquities of Räjasthan", London 1829, 1832, darnach auch in Prinseps "Useful Tables" veröffentlicht worden waren. Diese Vorgänger verstanden nicht Sanskrit und schöpften nicht unmittelbar aus den Originalquellen. Der Naturforscher Fr. Hamilton "dem wir über die Naturgeschichte, Ethnographie und Statistik Indiens mehr Belehrung zu danken haben, als irgend einem andern", wird von ihm auf philologischem Gebiete als "ein vollständiger Euemeros" charakterisiert. Auch Tod hatte "keinen Begriff von historischer Kritik". ') Die Angaben aus W. Taylor's "Oriental Historical Manuscripts", Madras 1836, stammten aus tamulischen Büchern.
KAP. XXIII.
LASSENS INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE.
BAND II.
Band II von Lassens Indischer Alterthumskunde ist der "Geschichte von Buddha bis auf die Ballabhi- und jüngere Gupta-Dynastie" gewidmet, Bonn 1852. Er zerfällt wieder in zwei Teile, "die Zeit von Buddha bis auf Vikramäditya", und "die Zeit von Vikramäditya bis auf die spätem Gupta". In jedem dieser Teile besonders "Geschichte des Handels" und "Umriß der Culturgeschichte". Infolge der fortgesetzten Teilungen ist manches wiederholt, manches Zusammengehörige auseinandergerissen worden. Lassen aber ist im Laufe der Zeit immer gelehrter geworden. Im Anfang eines ersten, "Quellen" überschriebenen Abschnitts erörtert Lassen die Frage, warum die Inder k e i n e G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g entwickelt haben, und kommt darauf nochmals S. 40 ff. zurück, wo er Troyer, den Herausgeber der Râjataranginï, als denjenigen bezeichnet, der zuerst die Ursachen dieses Mangels an Sinn für Geschichte bei den Indern dargelegt habe. Gewiß liegen diese Ursachen mit in der Geistesrichtung der Brahmanen, deren Kaste zunächst für die Geschichtsschreibung berufen war, "in der Versenkung in die Beschaulichkeit und der Gleichgültigkeit gegen alle äußeren Dinge". Auch die Abge') Lassen lernte Tod in London persönlich kennen. Im Briefwechsel Schlegels mit Lassen ist oft von Tods Handschriften und Münzen die Rede. Beide rühmen seine Gefälligkeit, "wenn er auch ein wenig wilfordianisirt", sagt Lassen in einem Briefe vom 8. April 1825, Briefwechsel S. 120. Lt. Colonel James Tod, geboren 1782, gestorben 1835, war zuletzt Librarian der R . Asiatic Society in London, der er seine Sammlung von Handschriften zum Geschenk machte.
KAP. XXIII.
LASSENS
INDISCHE A L T E R T H U M S K U N D E .
BAND
II.
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schlossenheit der Kasten mit der e w i g e n Bestimmtheit ihrer B e r u f e kommt mit in Betracht. A b e r alles dies erklärt die S a c h e noch nicht genügend. E s kommt v o r allem auch auf die Art der Geschichte selbst an. An den Griechen und Römern kann man beobachten, unter welchen B e d i n g u n g e n sich die Geschichtsschreibung entwickelt hat. Man darf nicht erwarten, daß der Inder von den S i e g e n A l e x a n d e r s des Großen, oder daß der Brahmane von der Überlegenheit der Buddhisten berichte (vgl. Vincent Smith, E a r l y History, 2. ed. 376). An ersten Ansätzen zur Geschichtsschreibung hat es im alten Indien nicht gefehlt. Dahin gehören die historischen S a g e n , die V a m s a s der vedischen L e h r e r , die Vamáas der K ö n i g e in den Puränen und auf den Inschriften. Im Gedächtnis wird man außer den Namen auch die T a t e n der K ö n i g e bewahrt haben, und das, was unter ihrer R e g i e r u n g g e s c h e h e n war. A b e r diese Füllung ist im L a u f e der Zeit dem Gedächtnis entschwunden. Diese mündliche U b e r l i e f e r u n g aus alter Zeit ist verloren g e g a n g e n , nicht aber "eine vollständigere historische L i t t e r a t u r " (Lassen II 41), von der keine sichere S p u r zu entdecken ist. Alte Ü b e r l i e f e r u n g blitzt noch auf, wenn auf der Inschrift des R u d r a d ä m a n Verdienste der K ö n i g e C a n d r a g u p t a und Aáoka, oder in den Dramen Mälavikägnimitra und Ratnävali auch die politischen Verhältnisse zur Zeit früherer K ö n i g e erwähnt, oder in dem Drama Mudräräksasa der S i e g des Candragupta und die Politik seines Ministers C ä n a k y a vorgeführt werden. Die Namen der V a m s a s sind den Sütren zu vergleichen, nur daß ein Sütra in seinem, wenn auch noch so kurzen Wortlaut in der R e g e l auch eine Andeutung der S a c h e für immer a u f b e w a h r t hat. W e n n in der Räjatarangini so w e n i g über die alten K ö n i g e von K a s c h m i r g e s a g t wird, so bedeutet dies, daß zur Zeit des Kalbaija, der kein Buddhist war, das sachliche Interesse an den alten K ö n i g e n schon lange aufgehört hatte. W e n n im Dipavamsa und Mahäv a m s a und in anderen buddhistischen Schriften soviel mehr über alte K ö n i g e von Ceylon und Indien berichtet wird, so bedeutet das nicht, daß die Buddhisten eine größere N e i g u n g für Geschichtsschreibung gehabt, sondern nur, daß sich naturgemäß bei ihnen das Interesse an K ö n i g e n , die ihrem Glauben zugetan waren, dauernd erhalten hat. Die von T r o y e r , den L a s s e n II 59 seinen F r e u n d nennt, und T u r n o u r h e r a u s g e g e b e n e n G e s c h i c h t s w e r k e Indiens sind auch von L a s s e n benutzt worden, wie von anderen v o r und nach ihm. E b e n s o waren ihm die M ü n z e n und I n s c h r i f t e n als Quellen der Geschichte durch die Arbeiten von Prinsep und Wilson vermittelt worden. F ü r das Reich der Pändya in der Südspitze des D e k k h a n stand ihm eine Abhandlung von Wilson zu Gebote. A b g e s e h e n von den Inschriften sind in späten südindischen W e r k e n A n g a b e n über ältere K ö n i g e des D e k k h a n erhalten. L a s s e n benutzte dafür das schon oben erwähnte W e r k des Missionars William T a y l o r , und den von Wilson h e r a u s g e g e b e n e n Catalogue der Mackenzie Collection. Ü b e r die große Zahl der von Colin Mackenzie, Walter Elliot ( " w ä h r e n d einer achtjährigen V e r w a l t u n g Dharwar's"), F r a n c i s Buchanan (Hamilton) schon frühzeitig in Südindien gesammelten Inschriften berichtet L a s s e n II 44. Dem L e b e n B u d d h a s , mit dem die Geschichte der zweiten Periode beginnt, geht eine E r ö r t e r u n g über das T o d e s j a h r B u d d h a s voraus. L a s s e n hat in diesen Abschnitten keine neuen Originalquellen erschlossen, sondern nur das verarbeitet, w a s C s o m a de K o r o s , A b e l Rémusat, Klaproth, Burnouf, und besonders T u r n o u r aus den tibetischen, chinesischen, nordindischen und ceylonesischen Quellen mitgeteilt hatten. A u s allgemeinen
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Gründen hält er die ceylonesische Rechnung, nach der Buddhas Nirvana ins Jahr 543 v. Chr. fällt, für der Wahrheit am nächsten kommend, weist ihr aber in derselben Weise, wie Turnour, einen Fehler von 66 Jahren zuviel nach, II 62, die also abzuziehen wären (vgl. jedoch Goldstücker, Pasini S. 233). Mit voller Bestimmtheit, bis auf den Einer genau, läßt sich Buddhas Todesjahr nicht feststellen. Die á a i á u n a g a und N a n d a Könige, die Geschichte von L a n k a und die der P ä i j d y a in Südindien ziehen an uns vorüber. E s war eine Lieblingsidee Lassens, daß die Pändya mit den Pändava des Mahäbhärata zusammenhingen, II 109. Die Reiche der Pändya, Coja und Cera oder Kera¡a in Südindien sind zwar alt, werden aber erst aus späteren Zeiten bekannt. Mit der Unterwerfung eines Teils der Inder durch D a r i u s und dem sehr ausführlich dargestellten Feldzuge A l e x a n d e r s d e s G r o ß e n im Fünfströmeland und im Indusgebiet wechseln die Quellen. Für den letzteren hat Lassen neben den griechischen und römischen Schriftstellern selbst besonders Droysens Geschichte des Hellenismus benutzt, II 1 1 9 . Daß auch Lassen noch von den großen Ideen der Romantiker beeinflußt war, geht aus seinen allgemeinen Äußerungen über den Gang der Weltgeschichte hervor. So sagt er II 1 1 7 : "Das Streben der Weltgeschichte, die einzelnen Volkseigentümlichkeiten in stets größerm Umfange zu überwinden und durch Ineinanderbildung und Verschmelzung dem höchsten Ziele, der Vereinigung aller zu einer einzigen Menschheit, stets näher zu führen, hat sich zuerst in der von Alexander dem Großen gegründeten Periode der alten Geschichte verwirklicht und nirgends so deutlich, wie in dieser "Ineinsbildung des Griechisch-Makedonischen und Morgenländischen" (Droysen)". Eine Ergänzung dazu ist, was er II 164 sagt: ". . für Indien war noch nicht die Zeit gekommen, in den Verlauf der Weltgeschichte hineingezogen zu werden und Alexander nicht bestimmt, dieses zu bewirken. Die in sich streng abgeschlossene und in dem Bewußtseyn des Volkes tief eingewurzelte Indische Cultur hätte dem Einflüsse des Hellenismus getrotzt; sie ist von der zerstörenden Gewalt des Islams nicht überwunden worden und wird erst dem universellen Geiste des Christenthums erliegen und in ihm aufgehen". In ähnlicher Weise äußert er sich über Islam und Christentum in den Schlußsätzen des III. Bandes. Die Ermordung des von Alexander edelmütig in seiner Herrschaft belassenen Pôros (Paurava) führte zu einem allgemeinen Aufstand gegen die fremde Oberherrschaft, als dessen Anführer Justin den S a n d r o c o t t u s bezeichnet. So schließen sich an Alexander II 196 die M a u r y a an, die in Puspapura oder Pätaliputra auf die Nanda folgten. Hier setzen wieder neben den griechischen und römischen Historikern indische Quellen ein, jene ergänzend. Die wichtigste ist das Drama M u d r ä r ä k s a s a , das Lassen in Wilsons Übersetzung benutzte. Sollte dieses wirklich "erst nach der Zeit der Einfalle der Muhammedaner in Indien" geschrieben sein, II 202, so beruht es doch offenbar auf einer alten Überlieferung, die wir sonst nirgends aufgezeichnet finden. Daß das Andenken des Maurya C a n d r a g u p t a , wie auch das des Aáoka, noch im 2. Jahrh. n. Chr. in Guzerat lebendig war, bezeugt die Inschrift des Ksatrapa Rudradäman, was Lassen hier hätte erwähnen können. Für die Geschichtswissenschaft ist der Maurya Candragupta von der allergrößten Wichtigkeit, denn als der Zeitgenosse Alexanders des Großen und des Seleukos ist er der erste sicher datierte König des indischen Altertums. Mehr noch als von ihm,
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L A S S E N S INDISCHE A L T E R T H U M S K U N D E .
BAND
II.
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sowohl was den Umfang seines Reiches als auch was seine Persönlichkeit anlangt, erfahren wir aus indischen Quellen von seinem großen E n k e l A á o k a . W i r erfahren mehr von ihm, weil er sich selbst in seinen Edikten unvergängliche Denkmäler gesetzt, und weil die Buddhisten ihm ein dankbares A n d e n k e n bewahrt haben. Im Anschluß an Prinsep, Burnouf und Turnour, an die Edikte, die Avadänas und den Mahävaipsa entwirft L a s s e n ein Bild von A s o k a s Macht und Gesinnung, sowie von der Einführung und ältesten Geschichte des Buddhismus in Ceylon, die in der Überlieferung mit Aáokas Sohn, M a h e n d r a , verknüpft ist. J a l o k a , ein anderer Sohn Aáokas, der ein Verehrer Sivas war, erscheint als ein K ö n i g von Kaschmir. Die Namen der Nachfolger A s o k a s kannte Lassen aus Wilsons Übersetzung des Visijupuräija. E r hebt II 272 noch A s o k a s E n k e l D a á a r a t h a hervor, von dem Inschriften in Gayä vorhanden sind, veröffentlicht von Prinsep. Für den folgenden T e i l der politischen Geschichte Indiens hatte sich L a s s e n selbst schon vorher an der Forschung beteiligt durch sein 1838 erschienenes Buch "Zur Geschichte der Griechischen und Indoskythischen K ö n i g e " , s. oben S. 156. Die Abhandlungen von Prinsep und Raoul Rochette, das zusammenfassende W e r k Wilsons Ariana Antiqua sind grundlegend geblieben. Neu hinzugekommen sind Abhandlungen Cunninghams. L a s s e n erwähnt II 282 fg. seine V o r g ä n g e r , darunter auch den alten T h . S. Bayer mit seinem W e r k "Historia regni Graecorum Bactriani, in quo simul Graecarum in India coloniarum vetus memoria explicatur", Petropoli 1738. Für die G r i e c h i s c h - B a k t r i s c h e n K ö n i g e sind neben den Münzen die Nachrichten der Griechen und Römer die primären Quellen, für die I n d o s k y t h i s c h e n K ö n i g e nur die Münzen. Lassen bespricht diese K ö n i g e der Reihe nach, mit Commentar in den Anmerkungen. Für Indien kommen sie in Betracht als die nächsten Grenznachbarn im Nordwesten und als Eroberer im nordwestlichen Indien selbst, auch weil viele Münzen von ihnen auf indischem Boden gefunden worden sind und diese zum T e i l eine indische Aufschrift tragen. Nach den Münzen hieß der Gründer des Baktrischen Reiches nicht Theodotus, wie bei Justin, sondern Diodotos, II 283 fg. E r machte sich unabhängig von der Herrschaft der Seleukiden ungefähr zu derselben Zeit, wie Arsakes, der Gründer des Parthischen Reiches, um 250 v. Chr. Beide Reiche bestanden nicht ganz hundert Jahre nebeneinander. Der V e r nichter des Griechisch-Baktrischen Reiches war nach Lassen der Partherkönig Mithridates I., und der Gründer der neuen Dynastie der GriechischIndischen K ö n i g e A p o l l o d o t o s I., II 325. Die Griechisch-Indischen K ö n i g e hängen insofern mit den Griechisch-Baktrischen K ö n i g e n zusammen, als Eukratides, der Vater des Apollodotos, in Abwesenheit des K ö n i g s Demetrios die Herrschaft in Baktrien an sich riß. L a s s e n vermutet II 308, daß Eukratides 165 v. Chr., den Demetrios besiegte und um 160 von seinem eigenen Sohne Heliokles ermordet worden ist, dem wiederum sein Bruder Apollodotos die indisehen Provinzen ihres Vaters Eukratides abgewann, II 325. Apollodotos sei kurz nach 160 zur Regierung gekommen, und habe bis etwa 148 regiert. W e i t e r als Apollodotos hat M e n a n d r o s seine Herrschaft in Indien ausgedehnt, der um 144 v. Chr. angesetzt wird. Hermaios, "der letzte griechische K ö n i g der Indischen M a r k " wurde von Kozoulo Kadphises gestürzt, der fünf Stämme der türkischen "Juetchi" (II 812, vgl. 360) zu einem V o l k e vereint hatte. Damit beginnt die Herrschaft der Indoskythen. Lassen setzt dieses
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1· A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Ereignis II 337 in das Jahr 85 v. Chr. In der neueren Zeit finden wir es bei M. Duff, Chronology S. 18, unter 25 ν. Chr., bei Vincent Smith, Early History, 2. ed. S. 222, unter 50 ν. Chr. Die W a n d e r u n g der Indoskythen betrachtet L a s s e n als einen A n f a n g der großen weltgeschichtlichen Völkerwanderung, die von den Nomadenhorden des inneren Asiens ihren A u s g a n g genommen hat. Das Ereignis, das dem Beginn der A e r a des Vikramäditya im Jahre 57 v. Chr. zugrunde liegt, ist bis auf den heutigen T a g noch nicht einwandfrei bestimmt. Da L a s s e n trotzdem mit diesem Jahre einen Zeitraum abschloß, dessen Kulturgeschichte er hier (S. 439ff.) einschiebt, sah er sich genötigt, die Geschichte der Indoskythen zu zerreißen und auf diese im nächsten Abschnitt, II 81 iff., nochmals zurückzukommen. K a d p h i s e s und K a n i s k a sind ihre beiden großen K ö n i g e , die schon L a s s e n voll gewürdigt hat. Ihre Dynastien sind verschieden, aber er rechnet sie doch beide zu den "Juetchi" (bei V . Smith " Y u e h chi"), II 827. In der RäjatarangiijT werden Kaniska und seine Nachfolger T u r u s k a genannt, eine allgemeine Bezeichnung der Rasse. Über Korano, wie L a s s e n noch auf den Münzen las (ebenso Kanerki, rao usw., 832) s. oben S. 102. Von Kaniska hat schon Lassen alles, was man weiß, zusammengestellt, namentlich auch, wie weit sich seine Herrschaft in Indien selbst erstreckte. Kaniska neigte sich in seinem späteren L e b e n , ähnlich wie A s o k a dem Buddhismus zu. E r soll Beziehungen zu Párávika (II 864), Aávaghosa und Nägärjuna (S. 412) gehabt haben. Unter seiner R e g i e r u n g fand das 4. Konzilium statt, nach Lassen zu Jalandhara in Kaschmir, II 860. Seine Residenz war Purusapura, d. i. "Peschawar", S. 859. A b e r auf seinen Münzen erscheinen auch altiranische und brahmanische Gottheiten, II 816, 835 ff. In Indien waren die großen Herrscher (Aáoka, Kaniska, Harsa, Akbar) weniger bekenntnistreu als tolerant, wie Friedrich der Große. Zu den Fehlern gehört der Göttername O K P O (845, 866, 870), wofür nach Rapson und Stein OHt-O, *vesha, zu lesen ist, s. Stein, White Huns S. 9. Nach Lassen würde Kadphises Indien um 24 v. Chr. erobert, II 813, und Kaniska bis etwa 40 n. Chr. regiert haben, S. 413 (in der 2. Aufl. S. 768). ') Das sind Zahlen, die nicht von Bestand g e w e s e n sind. W ä h r e n d Kaniska längere Zeit als der Begründer der Saka Aera, die im Jahre 78 n. Chr. beginnt, angesehen worden ist, so in M. Duffs Chronology nach Fergusson, O l d e n b e r g u. a., wird er jetzt in etwas spätere Zeit gesetzt, also ins 2. Jahrh. n. Chr., so von Stein (White Huns S. 8), V . Smith, Lüders. Denn die Ansichten von Fleet und Bhandarkar haben wenig A n k l a n g gefunden : ersterer wollte die Ä r a des Vikramäditya, die 57 v. Chr. beginnt, auf ihn beziehen, und letzterer ihn in das 3. nachchristliche Jahrhundert verweisen. F ü r die Geschichte der Juetchi war Lassen auf chinesische Quellen angewiesen, die ihm durch Klaproth, A b e l Rémusat, de Guignes und briefliche Mitteilungen seines Freundes (II 765) Stanislas Julien vermittelt wurden, II 352 ff. L e t z t e r e m verdankte er eine Übersetzung der Stellen in Hiuen T h s a n g s Reisebericht, die sich auf Kaniska beziehen, II 828. W e n n auch im L a u f e der Zeit neue Inschriften zu den Quellen hinzugekommen, die chinesischen Berichte noch genauer bekannt geworden sind, der türkische Charakter der Indoskythen (Turuska, Yue-chi, Kushän, Hüna) immer
1 ) L a s s e n hat hier in der 2. A u f l a g e eine g r ö ß e r e Umstellung vorgenommen, indem er die S e i t e n 3 9 8 — 4 1 3 (die v e r s c h i e d e n e n V i k r a m ä d i t y a , P r ü f u n g und B e r i c h t i g u n g d e r 2 K a s c h m i r i s c h e n Z e i t r e c h n u n g ) hinter S. 759 = 8. 7 5 3 einschob.
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sicherer festgestellt worden ist, so hat doch Lassen eine erste Gesamtdarstellung gegeben, die auch das legendarische Material enthält und noch heute in vielen Punkten zutreffend ist. Dies lehrt ein Vergleich mit dem kritischen Überblick, den M. Aurel Stein im Jahre 1905 gegeben hat in seiner Abhandlung "White Huns and kindred tribes in the History of the North-west Frontier", Indian Antiquary Vol X X X I V . Stein hat außer Spechts "Jttudes sur l'Asie Centrale", Journ. As. 1883, S. 320ff., die neueren Werke von Ed. Chavannes, "Documents sur les Tou-kiue (Turcs) Occidentaux", St. Petersburg 1903, und J. Marquart, "Erânsahr", Berlin 1901, benutzt. Bei der "Prüfung der Kaçmirischen Zeitrechnung" und sonst kommt Lassen wiederholt auf den märchenhaften König V i k r a m ä d i t y a zu sprechen, mit dessen Namen die 57 v. Chr. beginnende Aera verbunden ist, ohne jedoch das Ereignis sicher bestimmen zu können, zu dessen Andenken diese Ära gestiftet worden ist, II 49. E r hielt ihn für den in der Räjatarangini II 5 erwähnten Vikramäditya, König von Ujjayinï und Mälava, der die Saka besiegt und Kaschmir erobert habe, II 409, 806 ff. Der letzte mit Namen genannte König der Saka, "deren Gebiet zwischen Mälava und Kaçmîra lag" (S. 409), war Spalirisos (S. 808). Den Vers, der die berühmten Männer aufzählt, die Vikramäditya an seinem Hof in Ujjayinï versammelt haben soll, bespricht er II 806. Daselbst erwähnt er auch die Märchenwerke, in denen dieser König eine Rolle spielt, Vetálapañcaviipsati, Sukasaptati und Simhäsanadvâtriipâikâ, II 759, das letztere ihm aus R. Roths Analyse des Vikramacaritra (Journ. As. 1845, S. 278) bekannt. Auch die märchenhaften Berichte über den König S ä l i v ä h a n a , den die Tradition als den Stifter der im Jahre 78 n. Chr. beginnenden Saka-Aera bezeichnet, finden sich bei Lassen, II 761, 884 ff. E r unternahm seine Eroberungszüge von Pratisthäna (Paithän) aus, das um 130 n. Chr. die Residenz eines Andhra-Königs war, S. 886. Lassen nahm als ganz sicher an, daß Sälivähana im Jahre 78 n. Chr. die Saka überwunden habe, S. 870. Die späte märchenhafte Überlieferung bringt ihn mit Vikramäditya von Mälava zusammen, den er besiegt und getötet haben soll, S. 8 1 1 , 882. Im Innern Indiens, in Magadha, waren die Maurya nach Lassens Berechnung um 178 v. Chr. durch die S u n g a abgelöst worden, die Sunga 66 v. Chr. durch die K a i j v a , die bis 23 n. Chr. regierten, Ii 351 (bei V. Smith S. 1 9 3 2 : 63—27 v. Chr.). In Indien hat sich oftmals wiederholt, daß ein siegreicher Heerführer den schwachen oder schlechten König stürzte. Die Namen der áunga und Kajgva waren Lassen aus den Vaipsas des Visçupurâna bekannt. Der Stifter der Sunga-Dynastie war P u s p a m i t r a 1 ) , der Obergeneral des letzten Maurya Brhadratha. Agnim i t r a , der Sohn des Puspamitra, ist der Held des Dramas Mälavikägnimitra, das Lassen in Wilsons Übersetzung zugänglich war. In einem buddhistischen Berichte, den Burnouf in seiner "Introduction à l'Histoire du Buddhisme" mitgeteilt hat, erscheint er als Freund der Brahmanen und Unterdrücker des Buddhismus, II 347. 2 ) ') Pusyamitra, mit y, ist die richtige F o r m , s. das Pet. Wtb. *) Wie mag Kälidäsa auf die Idee gekommen sein, gerade diesen König Agnimitra zum Helden eines Dramas zu machen ? Kälidäsa war ein Anhänger des alten Brahmanismus. Bloch hat Z D M G . L X I I 671 ff. vermutet, daß DilTpas R o ß o p f e r im Raghuvaipsa an das Roßopfer erinnern soll, das Samudragupta dargebracht hat. Im Drama hat der alte Pus-
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Nach oder neben den Indoskythen und Kaijvas hat Lassen die K s a t r a p a s von Guzerat (Surästra), die G u p t a s , die von ihm Ballabili genannten V a l a b h ï s , die Ä n d h r a b h r t y a s , die Könige von K a s c h m i r und die von C e y l o n wiederholt in seinen Perioden behandelt. Für Kaschmir und Ceylon war ihm alles bekannt, was in der RäjataranginT und im Mahävaipsa enthalten ist. In Bezug auf die anderen Dynastien ist erst nach Lassen mehr Sicherheit geschaffen worden. Für die Ksatrapas kommen nur Münzen und die Inschrift des Rudradäman in Betracht, für die Guptas und Ändhrabhrtyas außer Münzen und Inschriften auch die Angaben der Puräijen. Lassen nannte die Ksatrapas "die SinhaKönige", II 775 ff. Diese Bezeichnung ist aufgegeben worden, weil in mehreren ihrer Namen nicht -simha, sondern -sena die richtige Lesung ist. Das Verzeichnis der Namen bei M. Duff, Chronology 296, weicht auch in der Reihenfolge stark von Lassens Angaben, II 786 ff, ab. 1 ) Lassen setzte die Ksatrapas in zu frühe Zeit, indem er sie an die griechisch-indischen Könige anschließen wollte, II 756 ff., während er ihre tatsächlichen Beziehungen zu den Ändhras (Rudradäman und Sätakarni), II 755, und zu den Guptas damals nicht genügend berücksichtigte, vgl. jedoch IV 78. Die älteren Guptas hängen wenigstens in Surästra mit den Indoskythen zusammen, II 752. Sie gingen hier den Valabhïs voraus, II 753. Beide Dynastien rechneten nach der im Jahre 319 n. Chr. beginnenden Ära, II 74^· Wenn er S. 751 der Ansicht ist, daß die Macht der Guptas vom 2. bis zum 5. Jahrhundert gedauert habe (ebenso S. 785a), so ist dies ein um hundert Jahre zu früher Ansatz. Aber im allgemeinen hat Lassen die Macht der älteren Guptas II 937 ff. richtig geschildert, besonders die des Samudragupta, S. 951, auf Grund der ihn verherrlichenden Inschrift auf der Säule des Asoka zu Allahabad, vgl. II 939. Von derselben ehrwürdigen Säule sprechen die Maurya und die Gupta zu uns, die beiden glänzendsten Dynastien der älteren indischen Geschichte ! Samudraguptas Reich oder Oberherrschaft erstreckte sich über das ganze nördliche Indien, im Osten bis Nepäla und Kämarüpa, d. i. Assam, Länder, die hier zum ersten Male erwähnt werden, II 953, auch die Könige südlich vom Vindhya-Gebirge standen unter seinem Einfluß. Von jeher haben die mächtigen Herrscher Indiens unter ihrer Oberhoheit auch andere Könige bestehen lassen, wie pamitra ein solches Opfer dargebracht. Das ist gewiß alte Überlieferung gewesen. Vielleicht war Puspamitra der letzte, der vor Samudragupta solches getan*), und hat Kälidäsa dessen Sohn Agnimitra deshalb ausgewählt. In Agnimitra verehrt Kälidäsa seinen König Candragupta II, "dessen Münzen von 401 bis 4 1 2 n. Chr. datiert sind" (Bloch). Agnimitras Vater Puspamitra hat das Roßopfer dargebracht, wie Candraguptas Vater Samudragupta, und wie Raghus Vater DilTpa. Dieser Parallelismus kann kaum zufällig sein. Und wenn nun Candraguptas Sohn Kumäragupta hieß, so könnte Kälidäsa mit seinem Kumärasambhava eine Verherrlichung dieses Königs beabsichtigt haben. — In derselben Richtung bewegen sich die eingehenden Untersuchungen von Andrzej Gawronski in seiner Abhandlung " T h e Digvijaya of Raghu and some connected problems" in der mit von ihm gegründeten Zeitschrift Rocznik Oryentalistyczny (Polnisches Archiv für Orientalistik), Erster Teil, Krakau 1 9 1 4 — 1 9 1 5 , S. 43—82. E r kommt zu dem Ergebnis "that R a g h u is meant to represent allegorically S a m u d r a g u p t a " (S. 61), "that K ä l i d ä s a wrote R a g h u v a m á a in order to flatter his new patron, S k a n d a g u p t a , just as he wrote the K u m ä r a s a m b h a v a in order to flatter his former patron, K u m ä r a g u p t a " (S. 64). ') Einige dieser Fürsten haben den Titel " S v a m I " . Justi hat im Handbuch der Zendsprache S. 94 bemerkt, daß Neriosengh das altiranische khshathrya mit skr. svSmin übersetzt. *) Auf der Inschrift von Bhitarï wird gesagt, daß Samudragupta Darbringer des Roßopfers war, nachdem es lange Zeit geruht hatte: cirotsannäivamedhähartur . . . ¿rísamudraguptasya, s. Bhagvänläl Indrajï, Bombay Journal X V I 349.
KAP. X X I V .
L A S S E N S INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE.
BAND I I I .
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Lassen im einzelnen nachzuweisen versucht hat. Für eine ältere Zeit ist aus dem Dekkhan das Reich des dravidischen Volkes der Andhra oder Andhrabhrtya bekannt, an Godävari und Kistna, das bis in die Zeit des Megasthenes zurückverfolgt werden kann, II 933. Aber in der Geschichte treten sie erst später hervor, in den Puränen folgen die so benannten Könige den Känva : der Gründer ihrer Dynastie soll im Jahre 21 v. Chr. den letzten Känva, seinen Oberherrn, umgebracht haben, S. 934. Die meisten Könige dieser Dynastie führen den Beinamen áátakanji. Der Ksatrapa Rudradäman hat zweimal den Beherrscher des Daksiijäpatha Sätakariji besiegt, nach Lassen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts vor Chr., II 755, 934, während Rudradäman jetzt um 150 nach Chr. angesetzt wird. In den Jahreszahlen ist seit Lassen vieles geändert worden. Den literarisch berühmten König H ä l a dieser Dynastie erwähnt Lassen II 634, aber ohne schon vom Saptaáataka zu wissen, das von Weber zuerst 1870 veröffentlicht worden ist. 1 ) Im Bhâgavatapurâça (XII 1, 22) wird der Gründer der Andhra-Dynastie Vrsala genannt, II 934. Mit demselben Worte redet im Drama Mudräräksasa Cänakya den Candragupta an. Wenn auch dieses Wort den áüdra bezeichnet, so braucht es doch nicht notwendig ein Ausdruck der Verachtung zu sein. Suum cuique ! Nach Visnupurâça III 10, 9 sind die Guptas durch ihren Namen als Vaiáya charakterisiert. Lassen folgert II 942 aus diesen Verhältnissen, "daß damals eine große Umwälzung in den gesetzlichen Zuständen Indiens vor sich ging, weil Männer aus nicht dazu berechtigten Klassen der Bewohner dieses Landes sich der Herrschaft bemeisterten". Er wiederholt dies in dem Abschnitt über die Geschichte des Staats S. 1110. Eroberer und Emporkömmlinge, die sich nicht um die Kastenschranke kümmerten, wird es schon früher gegeben haben. In der 2. Auflage von Band II (1872) ist zwar manches hinzugekommen und manches verbessert worden, ist aber doch der T e x t im ganzen derselbe geblieben. An einer tiefergehenden Umarbeitung wurde Lassen durch ein Augenleiden verhindert. Er hebt in der Vorrede nur hervor, daß infolge der neuen Münzfunde die Geschichte der Sinha-Dynastie umgestaltet werden mußte. Dies ist geschehen auf den Seiten 915—937 der 2. Auflage, die den Seiten 775—799 der 1. Auflage entsprechen. Den Stoff lieferten ihm namentlich Arbeiten von J. Newton und von Bhau Daji, den er überhaupt in diesem Bande öfter erwähnt. Aber die Liste der Sinha-Könige S. 926A entspricht immer noch nicht genau den von Kielhorn und M. Duff aufgestellten Listen, auch fehlt noch Nahapäna am Anfang, obwohl er diesen S. 793 2 (vgl. IV 78) erwähnt. Wie schon die an den Rand gesetzten Seitenzahlen erkennen lassen, sind in dem Werke S. 752—937 der 2. Auflage starke Umstellungen des Textes der 1. Auflage vorgenommen worden. KAP. XXIV.
LASSENS INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE. BAND III. POLITISCHE GESCHICHTE. In Band III wird von S. 458 an die politische Geschichte fortgesetzt : "Dritter Zeitraum. Die Zeit von 319 n. Chr., dem Anfange der Ballabhi>) Daß Hala auch den Namen Sätavähana hat, stützte H. Jacobi aus einer JainaQuelle in seiner Anzeige von Webers zweiter Bearbeitung des Saptasataka, Lit. Centralbl. 1883 Nr. 8. V. Smith spricht von der "Ändhra or Sätavähana dynasty". Indo-arische Philologie I. i B.
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und der Gupta-Dynastie, bis auf die Anfänge der Muhammedanischen Eroberungen Indiens". In dem Abschnitt über die Quellen der Geschichte dieser Zeit erscheinen neu die muhammedanischen Berichte. Lassen war über diese orientiert durch Gildemeisers Schrift "Scriptorum Arabum de rebus Indicis loci et opuscula inedita", Fase. I, Bonnae 1838, und durch die Werke Reinauds, die wir schon oben in Kap. XVIII vorgeführt haben. Die einheimischen Quellen für diesen Zeitraum stammen aus später Zeit und werden von Lassen vorwiegend als wertlos bezeichnet. Für die Valabhïs, von Lassen "Ballabhi" geschrieben, für die Dynastien des östlichen Hindustan und für die des nördlichen Dekkhan bieten die Inschriften eine sichere Grundlage (S. 499). Doch erheben sich auch hier Unstimmigkeiten. Die Inschriften verherrlichen die Könige in einseitiger Weise, bezeichnen sie als Verehrer des Maheávara, während Hiuen Thsang dieselben Könige als dem Buddhismus zugeneigt darstellt. Lassen geht ausführlicher als jetzt Vincent Smith auf den Inhalt der Inschriften und der literarischen Berichte ein, aber an die Stelle von Tieffenthaler, Wilford, Tod, auf die sich Lassen im T e x t und in den Verzeichnissen der Könige S. 1 1 5 9 ff. (Beilage III) beruft, sind bei Vincent Smith abgesehen von seiner eigenen Kritik die nachprüfenden Arbeiten der neueren Forscher getreten. Immerhin wollen wir nicht vergessen, daß schon die älteren Geschichtsforscher recht viel zusammengebracht haben. Was die Inschriften anlangt, so bieten jetzt Kielhorns "Genealogical or Succession Lists" in Appendix I und II zu Vol. VIII der Epigraphia Indica, Calcutta 1905—06, eine zuverlässige Grundlage. Vergleichen wir Lassens Verzeichnis der Könige mit diesen, oder auch mit den "Dynastie Lists" in Mabel Duffs Chronology of India, Westminster 1899, so ergeben sich mancherlei Berichtigungen. So im Verzeichnis der " B a l l a b h i - K ö n i g e " , S. 501 ff., 1 1 5 9 : die Jahreszahlen haben sich geändert, die Dynastie umfaßt bei M. Duff die Jahre 495—766, für "îçvaragraha" ist Kharagraha zu lesen, und auf Grund von datierten Inschriften sind noch ein Kharagraha und fünf àîlâdityas hinzuzufügen. Aber daß die ersten Fürsten dieser Dynastie Bhatärka und Dhruvasena noch nicht den Titel Maharaja führten, sondern nur Heerführer waren, war schon in alter Zeit bemerkt worden. Der Maharaja Dharasena (um 571) wird auch als ein Beschützer der Gelehrten gerühmt, unter ihm lebte Bhatti, der Verfasser des Bhattikävya, S. 512. Das Reich der Valabhïs war im Laufe d e r Z e i t von verschiedenem Umfang. Dhruvasena II (um 629 n. Chr.) beherrschte nach Lassen Mälava, Änandapura, Valabhi, wahrscheinlich das westliche Guzerat (skr. Gurjara), die im Südwesten von Mälava gelegenen Gebiete Atali und Kita, die Küste von Surästra, Gebiete am mittleren Lauf der Narmadä und der Taptï, mit Einschluß des Hafens Barygaza, S. 525. Die Herrschaft ging von den Valabhïs auf die R ä s t r a k ü t a s über, S. 537, von denen schon bei Lassen Dantidurga als der erste Großkönig erscheint, mit der Jahreszahl 753. Bei Kielhorn sind für diese Dynastie die Jahre 753—982 angesetzt. Aber gegenüber der Masse von datierten Inschriften» die Kielhorn verzeichnet, waren Lassen nur deren drei bekannt (S. 537). Dem entsprechend haben sich auch die Namen der Könige vermehrt. Einem von ihnen, dem Amoghavarsa, hat Fleet eine Spezialstudie gewidmet (Ind. Ant. 1904, S. 197 ff.). Die Rästrakütas haben sich zunächst im Dekkhan erhoben, wo sie der Herrschaft der Cälukya von Vätäpi, jetzt Badami (in Bïjapur), ein Ende machten. Die "Western Chälukyas of Bädämi (Vätäpi), A. D. 578—757", und die "Räshtrakütas ofMàlkhêd (Märya-
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kheta, A. D. 753—982" sind bei Kielhorn die zwei ersten Dynastien von Südindien. Lassen nennt die Cälukya einen Zweig des großen RäjaputraGeschlechts. Als Hauptstadt dieser Cälukya erscheint in ihren Schenkungen auf Kupferplatten Analaväta (Anhilväd), aber nach der Sage stammten sie aus dem Süryavaipáa (von Ayodhyä), S. 546 fg. Ein Verzeichnis jener älteren "Western Chälukyas" (bei M. Duff S. 278) konnte Lassen hier noch nicht geben. Die späteren Cälukya, die mit Mülaräja und Cämunda beginnen, behandelt Lassen unter dem Namen der S o l a n k i , so hieß nach Abul Fazl die Mutter des Mülaräja, S. 556. Cämunda wurde von Mahmüd von Ghazna vertrieben. Der 8. König dieser Dynastie war K u m ä r a p ä l a , um 1143, der Gönner des H e m a c a n d r a und auch selbst der Lehre der Jaina zugetan, S. 567 fg. Die Geschichte von Guzerat und der angrenzenden Gebiete schließt Lassen S. 577 ab mit der " B a g h e l a - D y n a s t i e " , nach Abul Fazl und Tieffenthaler. Die Namen stimmen nur in den drei letzten mit denen der "Chaulukyas of Anhilväd: Vyäghrapalli or Väghelä Branch" bei M. Duff S. 282 überein. Mit S. 583 beginnt Lassen die "Geschichte des I n d u s g e b i e t s " . In einem kurzen Abschnitt kommt er nochmals auf die I n d o s k y t h e n zurück. Er kombiniert einen chinesischen Bericht mit den Inschriften. Nach Ausweis der von J. Stevenson veröffentlichten Kânheri (Kennery) Inscriptions und der Nasik Cave-Inscriptions '(Journal of the Bombay Branch of the R. A. S. V) haben die älteren Indoskythen nicht nur das Penjäb, sondern auch Sindh, Unter-Räjasthan, Guzerat und Khandes besessen, S. 587. Die kleinen "Jueïtchi" (ein "Tübetisches Volk", S. 584) drangen später in das nordwestliche Indien ein und setzten sich in Purusapura fest. Lassen bringt hier einen ihrer Führer, den N a h a p ä n a , an, mit dem bei M. Duff S. 296 das Verzeichnis der Western Kshatrapas beginnt. Nahapäna wurde von Sätakariji Gotamïputra, dem Andhra König Viliväyakura II, besiegt. Lassen setzte diesen in das Jahr 221 n. Chr. Bei M. Duff finden wir seinen Sieg unter dem Jahre 1 1 3 , bei Vincent Smith, 2D ed., unter dem Jahre 126. Die Geschichte S i n d h s , S. 594ff., gehört zwar mit zur Indischen Altertumskunde, hat aber in der Sanskritphilologie keine große Rolle gespielt. Lassen fand hier die Abhandlungen des Ensign, dann Lieutnant P o s t a n s vor, der aus persischen Quellen Mitteilungen machte: "Account of the expedition of Chach (Chacha) extracted from the Chach Nameh, and extracts from the Tôhfat ul Khwán", im Journal der ASB VII (1838), 93 ff., und "from the Tôhfat ul Kiram", ebenda S. 297 ff. Postans fügte dem im Vol. XIV desselben Journal noch eine Übersetzung des "Tohfâtalgiräni" hinzu. (S. die Nachträge.) Von der Geschichte des Brahmanen " C h a c h " , der sich zum König machte (bei M. Duff unter 631), die Lassen ausführlich wiedererzählt, wissen wir sonst nichts. Schon unter dem Sohne dieses Königs kamen die Araber nach Sindh, die Züge Mahmüds von Ghazna nach Multän behandelt Lassen S. 647 ff. Es folgt dann die "Geschichte des i n n e r n und des ö s t l i c h e n Indiens" in demselben Zeitraum, von 319 n. Chr. an, S. 651 ff. Die Geschichte "der j ü n g e r e n G u p t a " ist besonders unzulänglich. Die einzige ihm bekannte Inschrift ist die des "Buddhagupta", zu lesen Budhagupta, die Prinsep im Journal der ASB. VII 633 veröffentlicht hatte (vgl. Fleet, Corp. Inscr. III S. 80, Nr. 19)· Die Stellung dieses Budhagupta unter den Guptas ist ungewiß. Er wird noch jetzt in Übereinstimmung mit Lassen von M. Duff und Kielhorn unter dem Jahr 484 12*
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η. Chr. aufgeführt (nach dem Datum 165 der Inschrift zugezählt zu 319), aber angeschlossen an die älteren Guptas. Einen anderen Gupta, den D e v a g u p t a , der den späteren Guptas angehört, kannte Lassen aus dem "Seoni (Siwani) Grant" des Königs Pravarasena II von Väkätaka, auf fünf Kupferplatten, damals schon von Prinsep im Journal der A S B . V 726 veröffentlicht (nicht ganz korrekt, mehrmals sthäne statt sünoh !). Pravarasena war der Sohn des Rudrasena und der Prabhävatiguptä, der Tochter des Mahäräjädhiräja árí-Devagupta, wie ebenso auf einer zweiten und dritten Inschrift des Pravarasena angegeben ist. Die zweite und erste stehen in Fleets Corpus Inscriptionum III S. 235 ff. (Nr. 55 und 56), die dritte ist erst von Kielhorn veröffentlicht worden in Epigraphia Indica III (1894) S. 258 ff. Lassen glaubte, daß Devagupta von 380—400 regierte, S. 654. Da aber Devagupta nach einer von Bühler, dann von Kielhorn (Epigr. Ind. VII 155) herausgegebenen Inschrift von Räjyavardhana, dem Bruder des berühmten Harsavardhana, der im Anfang des 7. Jahrhunderts herrschte, besiegt worden ist, so wird er ungefähr richtig von M. Duff erst unter 600 angesetzt worden sein. Lassen suchte zwar auch "den Mittelpunkt der weiten Macht der jüngeren Gupta" (S. 658) in Magadha, aber die Namen, die er hier (vgl. S. 1 1 6 1 ) den Werken des Hiuen Thsang entnimmt, stimmen nicht zu den Namen der Guptas of Magadha bei M. Duff und Kielhorn. Diese entstammen der wichtigen Apshad Stone Inscription of Ädityasena (Apshad ein Dorf im Gayä District in the Bengal Presidency), Corp. Inscr. III 200 (Nr. 42). Lassen bezeichnet den "Baläditya", zu lesen B ä l ä d i t y a , als einen der späteren Guptas und läßt ihn bis 530 regieren, S. 667. E r kämpfte mit dem in Säkala (im Pendschab) residierenden Indoskythen M i h i r a k u l a , der aber schließlich in seine Gewalt geriet, S. 666. Lassen erzählt nach Hiuen Thsang. Die berühmten Inschriften von Mandasor ("in the Western Mâlwa division of Central India"), Corp. Inscr. III Nr. 33 und 35, waren ihm noch nicht bekannt. E s hat sich ergeben, daß Bäläditya auch den Namen Nrsiiphagupta führte und zu den früheren Guptas gehörte, und daß der von ihm abhängige König Yaáodharman den Sieg über Mihirakula errungen hat, aber ungefähr um dieselbe Zeit, die Lassen angab, bei M. Duff um 530, bei Vincent Smith, 2 d ed. S. 300, um 528. Lassens Behandlung der Könige, die in K a n y ä k u b j a herrschten, und die er die Ä d i t y a s nannte, bedarf weniger der Berichtigung, S . 6 6 8 f f . Sie waren die Vorgänger der Pälas. E s handelt sich hauptsächlich um den berühmten Bericht des Hiuen Thsang über König S i l ä d i t y a . Lassen bemerkt S. 773, daß die Übersetzung des Si-jü-ki von Stanislas Julien während des Druckes dieser Abteilung seines Werks erschienen war. Schon Lassen hat daraus die Beschreibung der von Siläditya im Jahre 643 (bei V. Smith 644) veranstalteten großen religiösen Versammlungen entnommen, an denen Hiuen Thsang selbst teilnahm: die zu Kanyäkubja, angeregt durch die Bhiksus von Nälanda, in der die Häupter der verschiedenen Schulen und Sekten disputierten, und die zu Prayäga, in der die Angehörigen der verschiedenen Religionsgemeinschaften beschenkt wurden. Siläditya war einer der großen Könige Indiens, die in toleranter Weise nicht nur nach einer Seite ihre Gunst verteilten. Lassen erwähnt hier nicht, daß Hiuen Thsangs áíladitya identisch ist mit dem in der Literaturgeschichte bekannten König Harsavardhana oder Sri-Harsa von Thänesar. Um 700 herrschte in Kanyäkubja König Yaáovarman, unter
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BAND III.
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dem die Dichter Väkpati, Râjaàrî und Bhavabhüti lebten: die ersten beiden bezeichnet L a s s e n noch als unbekannt, S. 7 1 5 . Unter der Überschrift "Geschichte des ö s t l i c h e n I n d i e n s " wendet sich L a s s e n zunächst zu G a u d a oder B e n g a l e n , S. 7 1 7 f f . Seine Quellen sind Abul Fazl, Tieffenthaler, ferner " T h e Antiquities etc. of E a s t e r n India" von Montgomery Martin, " A Description of Hindostán" von W a l t e r Hamilton, dazu aber auch schon von Wilkins und Prinsep veröffentlichte Inschriften. E s sind die Dynastien der P ä l a s ( " L o k a p ä l a " , Gopäla, D e v a p ä l a usw.) und der V a i d y a s oder S e n a s . Unter den S e n a s ist L a k s m a n a s e n a (S. 749) durch Pischels Abhandlung bekannt g e w o r d e n . " L o k a p ä l a " würde nach L a s s e n um 760 (S. 762), die V a i d y a s um 1040 zur H e r r s c h a f t gekommen sein. Hier fügt sich auch für spätere Zeiten der von W. Pertsch h e r a u s g e g e b e n e historische T e x t ein, "Ksitîçavançâvalîcaritaip. A Chronicle of the Family of R â j a Krishna Chandra of N a v a dvîpa, B e n g a l " , Berlin, 1 8 5 2 , S. 759. Noch im 1 1 . Jahrhundert waren Mahîpâla und seine zwei Söhne dem Buddhismus zugetan. Die Staaten, die L a s s e n dann behandelt, K ä m a r ü p a oder " A s a m " , T r i p u r a , N e p ä l a , haben w e n i g e r in die allgemeine Geschichte Indiens eingegriffen, S. 762 ff. F ü r N e p a l benutzte er hauptsächlich die Schriften H o d g s o n s . D e r Abschnitt " G e s c h i c h t e des i n n e r n I n d i e n s " , S. 782ff., umfaßt die vier Staaten M a g a d h a , B a n d e l a k h a n d (zwischen Y a m u n ä und Narmadä), M ä l a v a , K a n y ä k u b j a der späteren Zeit bis zur muhammedanischen E r o b e r u n g . A b g e s e h e n von den märchenhaften Erzählungen im Bhojacaritra und Bhojaprabandha und den Berichten der muhammedanischen Schriftsteller sind die Quellen hauptsächlich Inschriften, deren Zahl sich im L a u f e der Zeit bedeutend vermehrt hat. A b e r L a s s e n kannte schon die später von Kielhorn (Ep. Ind. I 1 3 7 ) zuverlässiger h e r a u s g e g e b e n e große Inschrift von Khajuräho aus der Abhandlung " N o t i c e of an Inscription on a Slab discovered in F e b r u a r y 1838 by Captain J. S. Burt, B e n g a l E n g i n e e r s in Bundelkhand, near K h a t u r p u r " , Journ. A S B . VIII 159. Aus dieser und einer ähnlichen Inschrift wurde die Dynastie der Candrätreya, in moderner Namensform " C h a n d e l l a " , bekannt, vgl. Kielhorn, E p . Ind. VIII, A p p . I S . 1 5 , usw. A b e r die Namen w a r e n damals noch falsch gelesen, für V â g y a t i , Vahila, B a n g a bei L a s s e n ist Väkpati, Rähila, D h a n g a zu lesen, u. a. m. Diese K ö n i g e von M a g a d h a und Bandelakhand wurden von L a s s e n ziemlich richtig zwischen 800 und I i 5 0 angesetzt. A u c h von der F e s t u n g Kälanjara ist in den damaligen K ä m p f e n schon bei L a s s e n viel die R e d e . U n g e f ä h r gleichzeitig herrschte in K a n y ä k u b j a eine mit Y a á o v i g r a h a anhebende Dynastie, die L a s s e n zu den Rästrakütas rechnete, S. 808 ff. Die moderne F o r m dieses Namens ist Räthör, s. M. Duff 285. A b e r die Z u g e h ö r i g k e i t dieser Dynastie zu den Rästrakütas ist, wie V . Smith 2 d ed. 355 sagt, ein Mythus. Bei Kielhorn a. a. O. 1 3 erscheinen sie unter ihrem eigentlichen Familiennamen Gähadaväla, bei M. Duff Gaharwär. A u c h für den westlichen T e i l des innern Indiens finden wir schon bei L a s s e n die drei wichtigsten Dynastien a n g e g e b e n , die " P r ä m ä r a " (vgl. S. 572 bei L a s s e n ) , T o m ä r a und Cähumäna, S. 8 2 1 . Die Namensform " P r ä m ä r a " ist jetzt a u f g e g e b e n . L a s s e n behandelte die P a r a m a r a s von Mälava auf Grund von zehn Inschriften. D e r berühmteste K ö n i g dieser Dynastie ist B h o j a von D h ä r ä , der H e l d des märchenhaften Bhojaprabandha, der nach L a s s e n (S. 844) von 997 bis 1053 regierte und an
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seinem H o f e viele Dichter und Gelehrte v e r s a m m e l t e , 1 ) wie K ö n i g V i k r a mäditya. W ä h r e n d Vincent Smith, 2 d ed. 3 6 s , ihm und seinem V o r g ä n g e r Muñja nur w e n i g e Zeilen widmet, gibt L a s s e n über beide auch den ganzen legendarischen Bericht. Besonders die späteren K ö n i g e finden sich bei L a s s e n schon genau so wie in M. Duffs Dynastie List, und die A b z w e i g u n g einer Nebenlinie unter Hariscandra (in K h a n d e s ) erwähnt er ebenso wie M. Duff (unter 1 1 3 8 ) . A u c h die Beziehungen der gleichzeitigen K ö n i g e zu einander hat L a s s e n erörtert, er ist keiner Schwierigkeit aus dem W e g e g e g a n g e n , und ist immer bemüht g e w e s e n , auch abseits liegende wichtige Einzelheiten seiner gesamten Darstellung einzuverleiben, ζ. B. die von T o d übernommene Inschrift des V â g h ë l â - K ô n i g s Arjunadeva vom Jahre 1 2 6 3 , in Kielhorns Inscriptions of the North No. 228 (App. to E p . Ind. V o l . V). Im nächsten Abschnitt " G e s c h i c h t e Kabulistan's und der T o m ä r a und Cähumäna-Dynastien", S. 879fr., kehrt L a s s e n wieder in etwas ältere Zeiten zurück. Von den L a n d s c h a f t e n K a b u l i s t a n s , in denen damals der Buddhismus herrschte, liefert Hiuen T h s a n g wertvolle Berichte über das R e i c h K a p i s a . E s w a r dem L a n d e der T u k h ä r a benachbart, über deren Schrift und S p r a c h e schon L a s s e n eine B e m e r k u n g macht, S. 880. Die T o m a r a herrschten in D e l h i , das sie erbaut haben, erst später, als L a s s e n annahm, und in L a h o r e . Sie erlagen dem Mahmud von Ghazna, dessen Zerstörung von T h á n e á a r und Mathurä L a s s e n nach den muhammedanischen Quellen schildert. Daß die Herrschaft der T o m a r a in Delhi um 673 begonnen habe, S. 897, hat sich als nicht richtig erwiesen. Inschriftliche Zeugnisse für die " T o m a r a f a m i l y " finden sich erst in Kielhorns Inscriptions of Northern India, zuältest auf einer Inschrift von Samvat 1030. Reichlicher flössen die inschriftlichen Quellen schon zu L a s s e n s Zeit für die Cähamäna (so die richtige Form), eine über Indien weitverbreitete Dynastie, S. 923 ff. S i e hatte ihre Hauptsitze in Ajmir (skr. Ajamïdha) und in S ä k a m b h a r l (Sambhar). Schon im J a h r e 1 8 3 4 w a r von S e r g e a n t E . Dean die für diese Dynastie wichtigste Inschrift " o n the Hill of Unchápahar, in the S h e k á w a t í T e r r i t o r y " g e f u n d e n und bald darauf von W . H . Mill veröffentlicht worden, J A S B . IV ( 1 8 3 5 ) 361 ff. und 367 ff. E i n e N e u b e a r b e i t u n g von Kielhorn E p i g r . Ind. II (1894) n 6 f f . , vgl. Inscriptions of Northern India No. 44. D i e s e große Inschrift ist Samvat 1 0 3 0 ( 9 7 3 n.Chr.) datiert. Das Datum Samvat 1 0 1 8 bei L a s s e n bezieht sich auf den Bau des Sivatempels, in dessen Ruinen sie gefunden worden ist. D e r H ü g e l , auf dem dieser steht, wird H a r s a oder " U n c h ä p a h a r " genannt. Die Namen der 8 K ö n i g e w a r e n schon von Mill richtig gelesen, auch G ü v a k a und Candana, in die L a s s e n falsche Buchstaben eingeführt hat. Der K ö n i g der Inschrift ist V i g r a h a r ä j a , der also um Samvat 1 0 3 0 regierte. E i n späterer Cähamäna dieses Namens tritt in der Literaturgeschichte hervor. In Ajmir g e f u n d e n e Basalttafeln mit dem Datum Samvat 1 2 1 0 ( 1 1 6 4 n. Chr.) enthalten u m f a n g r e i c h e Bruchstücke zweier Dramen, von denen das eine, Lalita-Vigraharäja-nätaka, ihm zu E h r e n von S o m a d e v a , das andere, Harakeli-nätaka, von ihm selbst verfaßt worden ist. D i e s e erst nach L a s s e n s Zeit gefundenen T a f e l n , die um ihres inschriftlichen Prakrit willen einen besonderen W e r t haben, sind von Kielhorn heraus' ) Ihre N a m e n s. bei L a s s e n S. 849. D i e W e r k e , die dem K ö n i g B h o j a selbst zug e s c h r i e b e n w e r d e n , und unter denen der K o m m e n t a r R â j a m â r t a ç d a zum Y o g a s ü t r a am bekanntesten ist, sind verzeichnet in A u f r e c h t s C a t . C a t . 4 1 8 .
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gegeben worden, Göttingen 1901 (in der Festschrift zur Feier des 150jährigen Bestehens der K. Ges. d. Wissenschaften zu Göttingen), vgl. Gött. Nachrichten vom 2. August 1893. Lassen hat die Taten dieser Könige, ihre Kämpfe gegen die Muhammedaner, die in dem Drama des Vigraharäjä Turuska genannt werden, nach den muhammedanischen Historikern und nach den einheimischen Quellen bei Tieffenthaler und T o d ausführlich geschildert, bis zur Besiegung des letzten Königs Prthvïrâja im Jahre 1 1 9 3 n. Chr. Die einander benachbarten indischen Könige, Cälukya, Tomara, Paramara, Cähamäna, Rästraküta, waren nicht einig untereinander und erlagen der Kriegskunst der Muselmänner, S. 958. Zum Schluß dieses Abschnitts kommt Lassen noch einmal zusammenfassend auf die Räjaputra zurück, die dem Räjputäna genannten Teile Indiens den Namen gegeben haben, S. 968 ff., auf ihren Ursprung und ihre Staatsverfassung. Lassen rechnet alle die oben genannten Dynastien zu den Räjaputra und bezeichnet diese als alte Ksatriya, die durch das Eindringen der Turanischen Völker aufgerüttelt und in Bewegung gesetzt worden seien. Sowohl die Paramära als auch die Cähamäna nennen das Arbuda-Gebirge, jetzt Abu, als ihren Ursitz, S. 971. Während Lassen S. 981 die indische Abstammung der Räjaputra betont, vermutet Vincent Smith in dem entsprechenden Kapitel " T h e Räjpüt Clans" seiner Early History, 2 d ed. S. 373 ff. mit Recht, daß in den Räjaputra viel Blut der fremden Eroberer fließen wird. In dem folgenden Abschnitt, S. 984 ff., nimmt Lassen die zuvor unterbrochene Geschichte von K a s c h m i r wieder auf, in die Erzählung der Räjatarangim nur hier und da eine Angabe aus chinesischer Quelle einfügend. Auch auf die Münzen der Könige von Kaschmir weist Lassen hin, S. 1032. Einige Könige sind wichtig, weil durch sie Dichter und Gelehrte datiert sind, die an ihrem Hofe lebten. Mehr von solchen ist erst später durch Bühler und Stein bekannt geworden. Lassen teilt mit, was er in der Räjatarangiiji fand. König J a y ä p i d a ließ das Studium des Mahäbhäsya in seinem Reiche von neuem einführen (Räjat. IV 488), und ließ sich selbst von dem Sprachgelehrten Ksira, dem Kommentator des Amarakoáa, unterrichten. Auch von den Werken des Vämana, der mit anderen Dichtern oder Gelehrten zu den Räten des Jayäpida gehört haben soll, besaß Lassen eine gewisse Kenntnis, S. 1009. Jayäpida starb nach Lassen im Jahre 785, nach M. Duff S. 68 regierte er von 779 bis 813 n. Chr. Bald nach diesem König kam mit A v a n t i v a r m a n eine mit der alten verwandte Dynastie auf den Thron. Die Werke der Dichter am Hofe des Avantivarman sind nicht erhalten. Der Vorrede der Ausgabe des Kathäsaritsägara von H. Brockhaus entnahm Lassen, daß Somadeva, der Verfasser dieser großen Dichtung, zur Zeit des Königs Harsadeva in Kaschmir gelebt haben muß. Aber darin irrte er, daß er auch das Drama Ratnâvalï in diese Zeit versetzte, indem er noch wie Wilson in dem zu Anfang dieses Dramas erwähnten Harsadeva den König von Kaschmir dieses Namens erblickte. Die Wichtigkeit der Räjatarangiiji für die indische Kulturgeschichte kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn wenn sich auch diese Chronik von Kaschmir erst auf spätere Zeiten und auf ein Land bezieht, das nicht tiefer in die allgemeine Geschichte Indiens eingegriffen hat, so hing Kaschmir doch von jeher eng mit den benachbarten indischen Staaten zusammen, und werden die Könige von Kaschmir nicht ihrer ganzen Natur und Regierungsart nach von den Königen anderer indischer Dynastien verschieden
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gewesen sein. Vincent Smith faßt sein Urteil in den Satz zusammen " F e w countries can rival the long Kashmir list of kings and queens who gloried in shameless lust, fiendish cruelty, and pitiless misrule", Early Hist. 2 d ed. S. 346. Ähnlich sprach sich schon Lassen aus, S. 1034, 1036. Kalhana hat die Könige von Kaschmir als ein Historiker geschildert, nicht wie Bäiia den Harsa von Thänesar in seinem Harsacarita als ein Lobredner. Die indischen Könige sind sonst nirgends so scharf beleuchtet worden. Die typischen Schwächen und Verbrechen der Könige von Kaschmir, ihre Mordtaten, werden aus alter und neuer Zeit auch von anderen indischen Königen berichtet, auch von sonst großen Persönlichkeiten. Andererseits fehlt es in der Regierung der Könige von Kaschmir auch nicht an erfreulicheren Taten, die Lassen in seiner ausführlichen Darstellung gleichfalls hervortreten läßt. Dahin gehören ihre Bauten und Stiftungen, bei denen ihr Verhältnis zu den verschiedenen Religionen zum Ausdruck kommt. Als den hervorragendsten König der älteren Linie bezeichnet Lassen den L a l i t ä d i t y a , S. 994ff., der um 733 regierte. Wir erfahren von einer Neuordnung der höchsten Staatsämter unter seiner Regierung (Räjat. IV 140 ff.). Lassen macht wiederholt auf die politische Bedeutung der Käyastha oder Schreiber aufmerksam, S. 988, 1088, 1091. Die muhammedanische Herrschaft in Kaschmir datiert er vom Jahre 1343 an, S. 1 1 4 7 . In den Schlußbemerkungen, S. 1 1 4 8 ff., in denen er u. a. auch von der Kastenverfassung und der Dorfverfassung als den beiden Grundlagen der Indischen Staaten handelt, zeigt er seinen historischen und politischen Blick. KAP. XXV.
LASSENS INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE. BAND IV. POLITISCHE GESCHICHTE. Der geschichtliche Teil in der ersten Hälfte von Band IV bezieht sich auf Länder im ö s t l i c h e n und s ü d l i c h e n Indien, die erst später eine gewisse politische und kulturelle Bedeutung erhalten haben. Für O r i s s a benutzte Lassen eine Abhandlung von A n d r e w S t i r l i n g in Vol. X V der Asiatic Researches : " A n Account, Geographical, Statistical and Historical of Orissa Proper or Cattack", dazu drei schon von Prinsep veröffentlichte Inschriften. Die besonders wichtige zweite, die Inschrift des K â k a t ï y a R u d r a d e v a von Anumakonda, datiert áaka-Jahr 1084, ist von Fleet 1882 im Indian Antiquary X I 9 ff. richtiger beschrieben und herausgegeben worden. Die Taten des Rudradeva sind nach dieser Inschrift verzeichnet bei M. Duff, S. 152, unter dem Jahre 1 1 5 0 . Die Dynastie der Kâkatïya hat Kielhorn aufgestellt in den Inscriptions of Southern India, Indian Antiquary VIII, App. II, S. 18. Rudradeva hatte Orissa erobert, nach Lassen im Jahre 1 1 2 5 . Für die bis dahin in Orissa herrschende "KeçariDynastie", auf die sich Lassens nicht bestimmt datierte erste Inschrift bezieht (S. 4, vgl. S. 968), fehlt es noch an sicheren Daten 1 ). Der Name AniyänkaBhïma auf Lassens dritter Inschrift findet sich wieder auf einer von Hultzsch, Epigr. Ind. VI (1900), S. 268 veröffentlichten Inschrift vom áaka-Jahr 1093, ') Übersetzung einer Varpsävall von Orissa von Stirling im Journal der A S B . V I 756—766. A . Stirling war geboren um 1793, ging 1 8 1 3 nach Indien, war im Political Department tätig, und ist gestorben 1830 in Calcutta.
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bei Kielhorn E p i g r . Ind.VII, A p p . Nr. 5 8 1 . V o n A n i y ä n k a - B h i m a weiß L a s s e n auf Grund von Stirlings Mitteilungen viel zu erzählen. V o n der Geschichte von Orissa läßt sich die von " T e l i n g a n a " und die der muhammedanischen " B a h m a n í - F ü r s t e n " nicht trennen. F ü r diese K ä m p f e erstattet allein Ferishta einen glaubwürdigen Bericht, S. 46. Der Titel der Fürsten von Orissa Gajapati bei L a s s e n , z. B. S. 53, muß in Gaiiapati umgeändert werden. A u c h die Zeitangaben sind nicht immer richtig. Nach L a s s e n w ä r e Pratäpa R u d r a s e n a II im Jahr 1 5 2 4 gestorben (S. 56), während M. Duff seinen Regierungsantritt unter dem J a h r 1294 verzeichnet. In seine Zeit fällt das Drama C a i t a n y a c a n d r o d a y a des K a v i K a r n a p ü r a , das L a s s e n durch R ä j e n d r a l ä l a Mitras A u s g a b e , Calcutta 1 8 5 1 , kennen gelernt hatte, S. 56. L a s s e n v e r f o l g t die Geschichte Orissas bis zur Einverleibung in A k b a r s R e i c h und gibt nach Stirling einen Überblick über seine zum T e i l altindische V e r f a s s u n g . A u s Abhandlungen von Captain E . F e l l und R . Jenkins über Inschriften, die in Band X V der Asiatic R e s e a r c h e s mit B e i t r ä g e n von H. H. Wilson veröffentlicht worden waren, wußte L a s s e n von den R e i c h e n der Y ä d a v a und Haihaya westlich von Orissa, S. 7 1 ff. E h e er dann zu der wichtigeren Dynastie der C ä l u k y a überging, kam er auf Grund eingehenderen Studiums der Aufsätze von J. Stevenson über die Inschriften an den Felsentempeln von Känheri, N ä s i k 1 ) usw., auf den Ändhrabhrtya S ä t a k a r j j i G a u t a m ï p u t r a und die K s a t r a p a s Nahapäna und Usavadäta noch einmal zurück, S. 78 (vgl. oben S. 1 7 7 , 179). Auch hier setzt L a s s e n diesen Sätakarni in den A n f a n g des 3. Jahrh. n. Chr., S. 89. E s ist nicht leicht, sich in den verschiedenen Dynastien der C ä l u k y a zurecht zu finden. Die Quellen bestehen nur in Inschriften. L a s s e n bringt hier nachträglich die Namen der " W e s t e r n C h ä l u k y ä s of B a d a m i " , für die immer mehr Inschriften bekannt g e w o r d e n waren. Die Namen beginnen mit Jayasixpha I. und stimmen ziemlich genau mit dem Verzeichnis bei Kielhorn (Epigr. Ind. VII, A p p . 2, S. 1 ) und bei M. Duff (S. 278) überein. D e r mächtigste Fürst dieser Dynastie w a r P u l a k e á i n I., S. g ö f f . L a s s e n gibt als ein auf diesen K ö n i g bezügliches Datum das S a k a - J a h r 4 1 1 , o d e r 489 n. Chr., M. Duff setzt ihn mit dem Jahre 550 an. Den K ö n i g Pulakeáin II., der im J a h r 609 den K ö n i g H a r s a von K a n y à k u b j a besiegte, erwähnt L a s s e n nur unter dem Namen S a t y á á r a y a , den diese C ä l u k y a s neben ihren besonderen Namen geführt haben. L a s s e n berichtet, daß dieser Satyááraya einen K ö n i g H a r s a v a r d h a n a besiegt hat, glaubt aber nicht, daß dies der bekannte H a r s a von K a n y ä k u b j a war, S. ioo. A u s der R e g i e r u n g s zeit desselben S a t y á á r a y a stammt die berühmte I n s c h r i f t von A i h o l e v o m S a k a - J a h r 556, auf der ein Dichter R a v i k ï r t i mit K a l i d a s a und B h ä r a v i verglichen wird. Diese Inschrift war L a s s e n noch nicht bekannt, s. E p i g r . Ind. V I 1. Obwohl K a l y ä n a (in Bidar) schon die Hauptstadt Pulakesins I. war, wird doch erst die mit T a i l a oder T a i l a p a II. beginnende spätere R e i h e von Fürsten, 9 7 3 — 1 1 8 9 n. Chr., mit dem Namen der C ä l u k y a von K a l y ä n a bezeichnet, s. Kielhorn a. a. O., S. 7, M. Duff, S. 278. Schon L a s s e n hat ihre Namen und ihre Zeit richtig a n g e g e b e n , S. 1 0 3 , 108. E i n allgemeiner Name für das Gebiet der C ä l u k y a im Dekkhan w a r Kuntaladeáa, S. 1 1 8 . W i e aus L a s s e n s Darstellung hervorgeht, traten unter den C ä l u k y a die Jaina sehr hervor, wenn auch die meisten dieser Fürsten V e r e h r e r des M a h ä d e v a waren. ' ) Zu den Inschriften von Näsik führt Lassen II 2 1184 die Abhandlung "Nasik Cave Inscriptions" von W. West und Arthur W. West, J B B R A S . VII, an.
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Lassen konnte auch schon auf die vier mächtigen Familien hinweisen, die als Mahamajjdaleávaras oder Mahäsämantas unter der Oberherrschaft der Cälukya standen, aber auch deren Herrschaft beeinträchtigten, die Kalacuri, àilâhâra, Kädarpba und Ratta, S. i i o f f . Wir finden ihre Dynastie Lists vervollständigt bei Kielhorn und bei M. Duff wieder. Weiter südlich im Dekkhan, bis nach Mysore herab, haben Y ä d a v a s geherrscht, die sich als zum alten Candravaipáa gehörig betrachteten, S. 1 2 2 f f . Durch Inschriften waren vier Linien bekannt geworden: die Yädavas von Devagiri, Dvärasamudra, Konkana und Vijayanagara. Lassens Kenntnis stammte aus den Schriften der Engländer, Walter Elliots "Hindu Inscriptions" im Journal der R A S . IV (1836), S. i f f . , Wilks' "Historical Sketches of the South of India", Francis Buchanans Werk " A Journey from Madras etc.". Die Yädavas von Dvärasamudra, bei Lassen die "BallälaKönige", sind bei Kielhorn und M.Duff " T h e Hoysajas" genannt. Über diese Personennamen handelt Lassen, S. 124, Anm. 2. Unter diesen Fürsten erregt V i s i j u v a r d h a n a unser Interesse als der Gönner des R ä m ä n u j a , über den Lassen nach H. H.Wilson berichtet. Die Zeit dieser Dynastie ist das 1 1 . bis 14. Jahrhundert. Rämänuja lebte um 1091. Durch die Yädavas von Devagiri werden wir wieder in den nordwestlichen Dekkhan geführt, S. 135 ff. Das Gebiet zwischen Devagiri, dem heutigen Daulatäbäd, und Näsik führte den Namen Sevana. Daher von den zwei Reihen dieser Yädavas die ältere bei Kielhorn (a. a. O., S. 12) und bei M. Duff die der Yädavas von Seuijadesa genannt wird. Kielhorn setzt sie in die Jahre 1 0 0 0 — 1 1 4 2 und 1 1 9 1 — 1 3 0 5 , wovon die Ansätze bei Lassen nicht sehr stark abweichen. Die Kämpfe eines der letzten dieser indischen Fürsten, des Rämacandra oder Rämadeva, mit den muhammedanischen Eroberern und seine Unterwerfung hat Lassen ausführlich nach Ferishta dargestellt. L ä n g e r haben sich die Könige von V i j a y a n a g a r a gehalten, S. 156ff. In der Schilderung dieser damals neu gegründeten Stadt erwähnt Lassen einen Tempel des Vetäla, der an die Vetalapañcaviipáatiká erinnert. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts herrschte in Vijayanagara der glänzende König B u k k a , dessen Minister Mädhaväcärya der Bruder des Säyapäcärya war, des Verfassers der Kommentare zu den Veden, S. 168 ff. Auch die Kämpfe dieser Könige erzählt Lassen vorwiegend nach Ferishta. Die Namen der Könige konnte er durch die damals bekannten Inschriften sichern und ergänzen, deren Zahl sich freilich seitdem erheblich vermehrt hat. Die drei Dynastien der Könige von Vijayanagara, die Kielhorn in seinen Verzeichnissen (Ep. Ind. VIII, App. II, S. 14 ff.) auf Grund der inschriftlichen Angaben unterscheidet, treten zwar bei Lassen nicht so scharf hervor, aber er gab doch schon die meisten Namen, vorwiegend richtig, dazu ein lebendiges Bild von den Vorgängen, soweit sie überliefert sind. Aus der zweiten Dynastie wußte er von Krsijaräja, aus der dritten oder Karnäta-Dynastie von Rämaräja viel zu erzählen. In der Schlacht von Talikota im Jahre 1565 wurde Rämaräja getötet und die Macht der Könige von Vijayanagara gebrochen, wenn auch Fürsten aus der Familie des Rämaräja noch eine Zeit lang geherrscht haben, S. 224 ff. In diesem Abschnitt erscheinen schon die Portugiesen. Für deren Berichte benutzte Lassen das im Jahre 1778 veröffentlichte Geschichtswerk des Joäo de Barros, S. 195. Über diesen und seinen Fortsetzer Diogo do Couto, gestorben 1616, s. Jayne, "Vasco da Gama", S. 300. Die Geschichte der C o l a , C e r a , der P ä i j d y a und der K e r a l a im südlichen Teile des Dekkhan während der von Lassen in Band IV be-
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handelten Periode ist einerseits mit der Geschichte der C ä l u k y a und der Y ä d a v a , andererseits mit der Geschichte von Ceylon verflochten, S. 230 fr. Die Religionen der Bauddha, Jaina und á a i v a haben miteinander abgewechselt. A u c h auf T i r u v a l l u v e r und die Entstehung einer neuen Literatur in Tamil, w o f ü r er auf die Schriften des Missionars K . G r a u l verweist, hat L a s s e n geachtet, S. 238. Seine A u s f ü h r u n g e n über die dekkhanischen Gottheiten, die dekkhanischen V e r f a s s u n g e n und die K a s t e n in Malabar stammen aus englischen Quellen, S. 264 ff. F ü r die Geschichte C e y l o n s vom Jahre 320 n. Chr. an, S. 2 7 9 f f . , konnte L a s s e n den T e x t des Mahävaipsa selbst soweit benutzen, als T u r n o u r s W e r k reichte. F ü r den übrigen T e i l w a r er auf das oben S. 1 1 7 erwähnte mangelhafte W e r k von Upham und W . Knightons History of Ceylon (Colombo 1845) angewiesen. Noch unmittelbar aus dem Mahävairisa stammt der Bericht über B u d d h a g h o s a , der von Magadha nach Ceylon ging und dort die singhalesische Arthakathä des Tripitaka in das Päli übersetzte, S . 282. Die Geschichte H i n t e r i n d i e n s , S. 3 5 1 ff., setzt sich zusammen aus d e r Geschichte von A r a k a n , Barma, P e g u , Siam, L a b o n g oder U n t e r - L a o , Kamboja, T o n k i n , Cochin-China. F ü r A r a k a n benutzte L a s s e n Abhandlungen von J. Phayre und Ch. Patón, für Barma J . C r a w f u r d s Journal of an E m b a s s y to the Court of A v a , für P e g u und Siam besonders die W e r k e des Bischofs J. Bapt. P a l l e g o i x und Abhandlungen von J. L o w , für L a b o n g eine Abhandlung von D. Richardson, für K a m b o j a die Nouvelles Mélanges Asiatiques von A b e l Rémusat, für Annam, bestehend aus T o n k i n und Cochin-China, Band III von Ritters Asien und Gützlaffs Geschichte von China. L a s s e n hat dargestellt, w i e alle diese Staaten von der arischen Kultur Indiens, besonders durch den Buddhismus, beeinflußt worden sind. F ü r die indische Philologie ist wichtig, daß das Päli-Tipitaka von Ceylon nach B a r m a und Siam gekommen und dort erhalten ist. A u c h für die Geschichte des I n d i s c h e n A r c h i p e l s , S. 4Öoff., und die Geschichte der Malaien, S. 541 ff., konnte L a s s e n nur w i e d e r g e b e n , w a s R a f f l e s , C r a w f u r d , F r i e d e r i c h , M a r s d e n und andere Originalforscher bekannt gemacht hatten. R a f f l e s und C r a w f u r d waren schon W . v. Humboldts Autoritäten für sein W e r k ü b e r die K a w i - S p r a c h e . D e r Holländer R . H. T h . F r i e d e r i c h in Batavia kommt nicht nur w e g e n seiner F o r s c h u n g e n über die S p r a c h e und Literatur auf Bali, von denen S p i e g e l in der Zeitschrift der DMG. V , 2 3 1 berichtete, in Betracht, sondern auch durch seine Arbeiten über Sanskrit-Inschriften, die auf J a v a und Sumatra g e f u n d e n worden sind, von L a s s e n benutzt S. 463 ff. Diese Inschriften stammen aus dem 7. Jahrh. n. Chr. und beweisen, daß damals der Buddhismus dort mehr begünstigt war, als die brahmanische Religion. D e r Buddhismus w a r von Nordindien aus nach J a v a g e k o m m e n . S o hat L a s s e n , jedenfalls in deutscher S p r a c h e zum ersten und bis jetzt letzten Male, die p o l i t i s c h e Geschichte Indiens, seiner Staaten und Dynastien auf Grund philologischer Einzelstudien und mit dem Blicke des die Zusammenhänge suchenden Historikers bis zur muhammedanischen E r o b e r u n g dargestellt, eine L e i s t u n g ersten R a n g e s . U n a b h ä n g i g von L a s s e n hat hauptsächlich Bhandarkar, gestützt auf die Inschriften und Münzen, die F o r s c h u n g weitergeführt. D e r Fortschritt der W i s s e n s c h a f t auf diesem Gebiete ist in zwei neueren englischen W e r k e n niedergelegt, in der Chronology of India von C. Mabel Duff und der E a r l y History of India von V i n c e n t A . Smith.
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B. INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
KAP. XXVI.
INDISCHE ALTERTHUMSKUNDE II, III, IV, KULTURGESCHICHTE. In die politische Geschichte hat nun Lassen den von ihm angenommenen Perioden entsprechend k u l t u r h i s t o r i s c h e Abschnitte eingelegt, in denen er sich manchmal etwas wiederholt. In der ersten Periode, der Zeit vor Buddha, ließen sich Sage, Geschichte und Kulturgeschichte noch nicht strenger scheiden. In Band II finden wir zunächst einen "Umriß der Culturgeschichte" S. 439—746 für die Zeit von Buddha bis auf Vikramäditya. E r beginnt mit dem B u d d h i s m u s und der neben ihm bestehenden brahmanischen Religion. Hier werden als die Grundlehren des ältesten Buddhismus "eine sehr künstliche Theorie der Ursachen und Wirkungen" (der Paticcasamuppäda) und die Lehre von den vier edlen Wahrheiten mit dem achtteiligen Wege zur Vernichtung des Leides bezeichnet, S. 461. Die Lehre, "daß alle Erscheinungen inhaltsleer und ohne Substanz sind, oder çûnya und anâtmaka", die Lassen jenen zwei anderen Lehren voranstellt, tritt in den ältesten Quellen nicht so bestimmt hervor. Das N i r v ä i i a "ist nach der Ansicht des Gründers des Buddhismus weder die Rückkehr der Seele zur höchsten Gottheit, noch ihre Auflösung in die Elemente, sondern die vollständige Vernichtung des denkenden Wesens oder seine gänzliche Auslöschung, welches die eigentliche Bedeutung des Wortes ist", S. 462. Das Leben Buddhas hatte er schon im Anfang der politischen Geschichte dieser Periode erzählt, S. 65 ff. Seine Quellen waren die älteren Werke von Burnouf, Csoma, Turnour, aber in der 2. Auflage S. 70 ff. und S. 437 ff. verweist er auch auf die bis 1872 erschienenen neueren Werke von Koppen, Wassiljew, Schiefner, Spence Hardy, Barthélémy de St-Hilaire, denen er auch einiges entnimmt. Räjendraläla Mitra's Ausgabe des Lalitavistara war damals noch nicht vollendet, wohl aber lag Foucaux's Ubersetzung der tibetischen Version vor. Für die Päijinilegende und die ältesten Grammatiker konnte er neben Colebrooke u. a. auch Böhtlingks Ausgabe des Panini mit ihrer Einleitung benutzen, S. 471 ff. Auch die A i n d r a Grammatik erwähnt er schon, S. 475, über die später A. Burneil ein bemerkenswertes Buch geschrieben hat. In dem Abschnitt "Geschichte der Indischen Sprachen" vermutet er S. 489, daß das P ä l i als "die älteste noch erhaltene Form der Volkssprache des westlichen Hindustans zwischen der Yamunä und dem Vindhya", mit Einschluß von Mälava, betrachtet werden darf, was der später von R. O. Franke entwickelten Ansicht nahekommt. S. 490 f. behandelt er die Frage, "in welcher Sprache zuerst die heiligen Schriften der Buddhisten abgefaßt worden seien", und schließt sich der Ansicht Hodgsons an, "daß die philosophischen Lehren des Buddhismus in der heiligen Sprache der Brahmanen vorgetragen wurden, . . die an das Volk gerichteten Belehrungen über Pflichten und Gesetze dagegen in der Volkssprache". E r faßt die Zweisprachigkeit auch so, daß Buddhas Gespräche und Reden "bei den untersten Klassen in Volkssprachen, bei den vornehmen, besonders bei den Brahmanen im Sanskrit" erhalten waren, S. 493. Ähnlich dachte auch Burnouf. Für die Geschichte der e p i s c h e n Poesie verweist er auf seine Ausführungen in Band I. E r handelt von den Angaben über verschiedene Gestalten und verschiedene
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Anfänge des M a h ä b h ä r a t a ; die letzte Überarbeitung setzt er in die Zeit zwischen dem ersten Aáoka und Candragupta ; die Bhagavadgitä ist später zugefügt, S. 493 ff. Die erste Abfassung des R ä m ä y a n a fällt in dieselbe Zeit, S. 499. In der 2. Auflage wendet sich Lassen hier in einem längeren Zusatz gegen Webers Abhandlung über das Rämäyana. E r gibt zu, daß die älteste Fassung der Rämasage im Dasarathajätaka vorliegen könne, bestreitet aber andere Ansichten Webers: daß das Rämäyaija den Gegensatz der Buddhisten und Brahmanen zum poetischen Ausdruck bringe, daß der Raub der Sita auf einer Bekanntschaft mit den homerischen Gedichten beruhe, daß die vorliegende Gestalt des Gedichts nicht vor das 3. Jahrh. n. Chr. zu setzen sei, S. 502 2 . Ebenso verweist er in der 2. Auflage zu den wenigen Bemerkungen über die Existenz der Tierfabel in dieser Periode auf Benfeys P a ñ c a t a n t r a , ohne jedoch auf dieses später so berühmt gewordene Werk näher einzugehen, S. 5o6 ä . In dem Abschnitt über die Entstehung des Dramas vertritt er die schon früher geäußerte Ansicht, "daß wir in dem viel späteren Gedichte, dem G i t a g o v i n d a , ein Beispiel des ältesten Indischen Dramas besitzen", S. 504, und handelt er besonders noch von dem verschiedenen P r a k r i t der Dramen. Die übrigen Gebiete der Literatur, die Geschichte der Skulptur, Baukunst haben erst im nächsten Zeitraum einen reicheren Inhalt. Dagegen nimmt schon hier einen breiten Raum ein die Geschichte des H a n d e l s , S. 519ff., und die Geschichte des g r i e c h i s c h e n W i s s e n s von Indien, S. 621—746. Hier tritt der Zusammenhang von Lassens Werk mit den früheren Werken von Robertson, Heeren, v. Bohlen besonders deutlich hervor, denn dieselben Gegenstände sind in diesen älteren Werken über Indien vornehmlich dargestellt, und die wissenschaftliche Behandlung der Geschichte Indiens hat mit den Nachrichten der Griechen und Römer begonnen. Lassen schöpft aber unmittelbar aus den Quellen selbst. Der Umriß der Kulturgeschichte zu dem Zeitraum von Vikramäditya bis zu den älteren Guptas in Band II S. 1069 ff. ist nach demselben Plane angelegt wie der ihm vorausgegangene. In der Geschichte des B u d d h i s mus werden seine Verbreitung nach^Norden, seine Einführung in Khotan, in China, die Lehre vom Ädibuddha und von Vorgängern des menschlichen Buddha, die buddhistischen Sekten und das buddhistische Paradies Sukhavatï behandelt. In der Geschichte des B r a h m a n i s m u s führt Lassen aus, daß die Anbetung S i v a s in den westlichen, die V i s nus in den östlichen indischen Ländern vorwaltete, S. 1088, besonders auf das Zeugnis der Münzen gestützt. Von da habe er sich in diesem Zeiträume nach Hinterindien und Java verbreitet, S. 1093. Von den brahmanischen Sekten geht er ausführlicher auf die der P ä f l c a r ä t r a ein, die wahrscheinlich identisch seien mit den vishnuitischen B h ä g a v a t a , S. 1095 ff. Als der Begründer ihrer Lehre wird S ä i j d i l y a genannt, ihr Hauptprinzip ist die bhakti oder gläubige Ergebenheit, S. 1098. Lassen bringt hier einen Abschnitt über die Bekanntschaft der Inder mit dem C h r i s t e n t u m . E r hielt die bhakti für eine echt indische Form der Religiosität und bekämpfte A. Webers Ansicht, der in den Avatäras des Visnu und in der göttlichen Verehrung Krsnas christlichen Einfluß erblickte. Die S v e t a d v i p a legende des Mahäbhärata hatte Weber dahin gedeutet, daß ''Brahmanen über das Meer nach Alexandrien oder gar Kleinasien gekommen seien zur Zeit der Blüthe des ersten Christenthums und daß sie, heimgekehrt nach Indien, die monotheistische Lehre und einige Legenden desselben auf den einheimischen, durch seinen Namen an Christus den Sohn der
Ιgo
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göttlichen Jungfrau, erinnernden, und vielleicht schon früher göttlich verehrten Weisen oder Heros Krishna Devakïputra (Sohn der Devakï "Göttlichen") übertragen haben, im übrigen die christlichen Lehren durch Sänkhya- und Yoga-Philosophemata ersetzend, wie sie umgekehrt ihrerseits vielleicht auf die Bildung gnostischer Sekten hingewirkt hatten", Indische Studien I (1850) 400. In der Geschichte des S t a a t s hebt Lassen hervor, daß in dem Zeiträume von 57 vor Chr. bis 319 nach Chr. die Herrschaft der T u r a n i s c h e n Völker über einen großen Teil Indiens und "die Besitznahme der königlichen W ü r d e von durch ihre Geburt nicht dazu berechtigten Männern, wie es die Andhrabhrtya- und Gupta-Könige gewiß waren", den Staat in seinen Grundfesten zu erschüttern drohten, S. 1110 (vgl. oben S. 177). Nach einer Sittenschilderung, die sich besonders auf die Dramen des Kälidäsa und das Mrcchakatika stützt, wendet er sich S. 1114 zu einem längeren Abschnitt über die Geschichte der A s t r o n o m i e und der M a t h e m a t i k , einem Lieblingsthema der alten Sanskritphilologie von den Tagen Colebrookes an. Die Bemerkungen über die N a k s a t r a s S. 1115 —1119 sind in der 2. Auflage gestrichen, da er inzwischen anderer Meinung geworden war, wie wir noch sehen werden. Den Tierkreis und die Bekanntschaft mit den Bewegungen der Planeten haben die Inder nach Lassen von den Chaldäern erhalten, S. 1129. Nach Bemerkungen über die fünf Siddhäntas behandelt er ausführlich den Ä r y a b h a t a , den bedeutendsten Astronomen dieses Zeitraums, S. 1133 ff. Für die 2. Auflage wurde infolge der Forschungen von Fitz-Edward Hall, Whitney, Bhau Daji, Kern eine Umarbeitung nötig, S. 1147 2 ff. In dem Abschnitt über die G e s c h i c h t e der S p r a c h e S. 1147 bespricht er das Verhältnis, in dem vedische Sprache, Sanskrit, Prakrit und die jetzigen Volkssprachen zu einander stehen. E r tritt der Ansicht entgegen, daß das Sanskrit seinen Ursprung nur den Gelehrten zu verdanken habe. W e r d e n mit dem Worte Sprache die grammatischen Formen gemeint, so sehe er nicht ein, "warum die Inder sich nicht derselben in der frühesten Zeit bedient haben sollten, wie die damaligen Dichter", S. 1152. Ebenda findet sich der Satz: "Es darf angenommen werden, daß schon zu Açoka's Zeit in den von Arischen Indern bewohnten Gebieten der größere Theil des Volks Landessprache redete und nur die Brahmanen und die vornehmsten Männer die Sanskrit-Sprache. Auf diesem Verhältniß beruht die Vertheilung der Sprachen in den Schauspielen". In der Geschichte der S p r a c h w i s s e n s c h a f t handelt er von A m a r a s i n h a , dessen Wörterbuch noch das wichtigste und zuverlässigste Hilfsmittel sei, um den klassischen Sprachgebrauch kennen zu lernen, S. 1156. Wenn auch Lassen immer an dem König Vikramäditya im Jahre 57 v. Chr. festhielt, so war ihm doch der Vers über die neun Perlen am Hofe des Königs Vikramäditya nicht maßgebend. Er denkt für Amarasinha an die Zeit des Candragupta II. oder des Kumäragupta, "welche sich den Namen des Epochenstifters als Ehrennamen beilegten", S. 1155. Den V a r a r u c i setzte er in das 1. nachchristliche Jahrhundert, denn dieser müsse älter sein als der Verfasser des M r c c h a k a t i k a und als K ä l i d ä s a , S. 1156. Diese beiden und B h a r t r h a r i sind die Hauptvertreter der Dichtkunst in dieser Periode. In der I.Auflage S. n 5 9 f g . nahm er an, daß der Verfasser des Mrcchakatika gegen den Schluß des I. Jahrhunderts dieses Schauspiel dichtete, und daß Kälidäsa in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ein Zeitgenosse des Samudragupta und des Varäha Mihira war. In der 2. Auflage dagegen S. 1169, 1172, setzt er diese Dichter in die Zeit
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um 150 u n d 250 n. Chr., den Kälidäsa in die Zeit C a n d r a g u p t a s II. und K u m ä r a g u p t a s , "eine Zeit, wo ü b e r h a u p t Wissenschaft, Kunst u n d Poesie in Indien in h ö c h s t e r Bliithe s t a n d e n " . L e t z t e r e s entspricht der jetzt h e r r s c h e n d e n Ansicht, nur d a ß diese Könige jetzt in den A n f a n g d e s 5. J a h r h u n d e r t s gesetzt w e r d e n . Das Drama Mälavikägnimitra sprach L a s s e n in der 1. Auflage S. 1 1 6 1 dem b e r ü h m t e n Kälidäsa ab, in der 2. Auflage S. 1 1 7 3 b e l ä ß t er es ihm und f ü g t dessen W e r k e n das S e t u k ä v y a hinzu, b e d a u e r l i c h e r w e i s e ohne H o e f e r zu e r w ä h n e n , der zuerst eing e h e n d e r ü b e r dieses in Prakrit a b g e f a ß t e Gedicht berichtet hat. In d e r Geschichte d e r P h i l o s o p h i e fällt in diesen Zeitraum der Buddhist N ä g ä r j u n a und auf der brahmanischen Seite der sonst persönlich u n b e k a n n t e K a n a d a , dem das 6. der b r a h m a n i s c h e n Systeme, das der Vaiáesika, zug e s c h r i e b e n wird, S. 1 1 6 3 ff. In d e r 2. Auflage S. 1 1 7 8 verweist er dazu auf eine A b h a n d l u n g von Max Müller ü b e r die Vaiáesika-Philosophie in Band VI d e r Zeitschrift der DMG., und auf R ö e r s Ü b e r s e t z u n g der Sütren in Band XXI u n d XXII d e r s e l b e n Zeitschrift. E b e n d a , S. 1180 2 , fügt er noch die L e h r e der C ä r v ä k a hinzu nach A b h a n d l u n g e n von Cowell im Journal der ASB. Band XXXI, u n d von J. Muir im Journal der L o n d o n e r RAS. Band XIX. F ü r die Geschichte der B a u k u n s t eröffnete sich damals eine günstigere Zukunft, seitdem der Hof der Direktoren der Ostindischen Compagnie, von d e r Asiatischen Gesellschaft in L o n d o n dazu veranlaßt, den Befehl g e g e b e n hatte, d a ß M a ß r e g e l n getroffen w e r d e n sollten, um die F e l s e n t e m p e l und sonstige D e n k m a l e der religiösen Architektur zu schützen, zu b e s c h r e i b e n u n d abzuzeichnen, S. 1 1 6 7 . N a c h d e m er in dem f r ü h e r e n Abschnitt, II 514ff., auf w e n i g e n Seiten die ältesten Felsenhöhlen zu Gayä, die dem zweiten N a c h f o l g e r Aáokas, dem Daáaratha z u g e s c h r i e b e n w e r d e n , u n d die von Orissa b e s p r o c h e n , sowie d e n Bau des Mahästüpa von A n u r ä d h a p u r a nach d e m Mahävaqisa b e s c h r i e b e n hatte, bespricht er hier an zweiter Stelle die etwas j ü n g e r e n Felsenhöhlen und F e l s e n t e m p e l von Ajanta, Karli südlich vom Vindhya, f e r n e r die T o p e n o d e r Stüpas bei Säüci, in der Nähe der alten H a u p t s t a d t Vidisä, Biclisä (Bhilsa), die schon durch V e n t u r a u n d Prinsep b e k a n n t g e w o r d e n e n Stüpas von Kabulistan und die alten T e m p e l von Kaschmir, in d e r e n Säulen und Giebeln Cunningham griechischen Einfluß e n t d e c k t hatte. L a s s e n kommt in Band IV 853 ff. zum T e i l noch einmal auf dieselben D e n k m ä l e r zu s p r e c h e n . E i n e H a u p t g r u n d l a g e f ü r alle drei Stellen war ihm die z u s a m m e n f a s s e n d e A b h a n d l u n g " O n t h e Rock-cut T e m p l e s of India" von J a m e s F e r g u s s o n im L o n d o n e r Journal d e r RAS. Band Vili ( 1 8 4 6 ) S. 3 0 ff. F ü r die Bauten in Behar, Orissa benutzte er an der ersten Stelle b e s o n d e r s noch die A b h a n d l u n g e n d e s Captain M. K i t t o e , für die Bauten im W e s t e n hier an der zweiten Stelle das "Memoir of t h e C a v e - T e m p l e s and Monasteries, and other Ancient Buddhist, Brâhmanical and Jaina Remains of W e s t e r n India" von J o h n W i l s o n im Journal d e s Bombay Branch der RAS. Band III. Durch die Verteilung d e s sachlich z u s a m m e n h ä n g e n d e n Stoffes auf drei Perioden der politischen Geschichte ist Z u s a m m e n g e h ö r i g e s zerrissen w o r d e n . Die 2. Auflage von Band II g a b ihm Gelegenheit, noch einige wichtige n e u e r e Arbeiten zu b e r ü c k s i c h t i g e n , die bis zum Jahre 1872 erschienen w a r e n . Dahin gehört S. 1 1 8 0 2 A. C u n n i n g h a m ' s Archaeological Survey of India, Simla 1 8 7 1 , b e s o n d e r s a b e r S. I I 9 2 2 f f . F e r g u s s o n ' s "Description of the Amravati T o p e in Guntur", im Journal d e r RAS. NS. Band III. An die politische Geschichte d e r älteren Zeit, die in Band II mit d e m Jahre 3 1 9 n. Chr. e n d e t e , schließt sich im A n f a n g von Band III
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i — 4 5 7 ein großer kulturhistorischer Abschnitt an mit den Überschriften "Geschichte des H a n d e l s " , "Geschichte des G r i e c h i s c h - R ö m i s c h e n W i s s e n s von Indien", "die N a t u r e r z e u g n i s s e Indiens", "die G e s e t z e und die S i t t e n der Inder". E s sind dies dieselben Gegenstände, die in den älteren W e r k e n von Robertson, Heeren, v. Bohlen hauptsächlich dargestellt worden waren. Denn man war anfangs mehr über die Kultur, als über die politische Geschichte Indiens unterrichtet. A b e r nicht nur aus diesem Grunde ist für Indien die Betonung der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte besonders berechtigt, sondern auch deshalb, weil die politische Geschichte Indiens nicht in derselben W e i s e den Gang der Weltgeschichte beeinflußt hat, wie die politische Geschichte anderer V ö l k e r und Staaten. Gleichwohl beansprucht auch für Indien die Geschichte der Staaten mit ihren Königen die ihr zukommende fundamentale Bedeutung. Lassens Darstellung der kulturhistorischen Verhältnisse gleicht auch darin den älteren W e r k e n , daß sie hauptsächlich von den Nachrichten griechischer und römischer Schriftsteller ausgeht, und zwar hier solcher, die oder deren Gewährsmänner in der Periode zwischen 57 v. Chr. und 319 n. Chr. geschrieben haben. Für die Kenntnis der indischen A u s f u h r A r t i k e l liefert ihm die Naturgeschichte des Plinius die reichhaltigste Ausbeute, S. 10. Die einheimische Literatur ist bis auf den heutigen T a g für viele der hier in Betracht kommenden Dinge noch nicht g e n ü g e n d ausgebeutet worden. Für die Edelsteine, S. I i und 304, kommt jetzt in Betracht R. G a r b e s Schrift "Die Indischen M i n e r a l i e n , ihre Namen und die ihnen zugeschriebenen K r ä f t e " , L e i p z i g 1882, mit T e x t und Ubersetzung von V a r g a XIII des medizinischen Wörterbuchs Räjanighantu, das im 13. Jahrh. in Kaschmir von dem Arzte Narahari abgefaßt worden ist. W e d e r vor noch nach Lassen sind die A n g a b e n der Γεωγραφική ύφήγησις des Ptolemaios ("des Alexandrinischen Geographen") verbunden mit denen des Περίπλους της 'Ερυθράς θ α λ ά σ σ η ς über Vorder- und Hinterindien so eingehend dargestellt und verwertet worden. E s handelt sich hauptsächlich um die Identifizierung der Namen, um den Nachweis, welche Länder, V ö l k e r , Gebirge, Flüsse, Städte der einheimischen Bezeichnungsweise, der alten wie der jetzigen, unter den griechischen Namen zu verstehen sind. Dieser Nachweis war schon in den älteren W e r k e n , von den Engländern, auch in Forbiger's Handbuch der alten Geographie, mehr oder weniger systematisch g e g e b e n worden. A b e r der Philologe L a s s e n hat hier durchaus selbständig untersucht, und seine Untersuchung über Hinterindien bis auf den Indischen Archipel ausgedehnt, überall die Spuren der altindischen Kultur verfolgend, auch das Märchenhafte nicht ausschließend. So hat er auch III 253 ff. die von Diodor II 5 5 — 6 0 überlieferte Erzählung des Iambulos, eines nach einer Insel des Indischen Archipels, wahrscheinlich Bali (S. 266), verschlagenen Kaufmanns, ausführlich wiederg e g e b e n , die Erwin Rohde freilich (Der Griech. Roman, 2. Aufl. S. 250) als einen Roman angesehen und vollständig in das Reich der F a b e l verwiesen hat. Die N a t u r e r z e u g n i s s e Indiens stellt Lassen vorwiegend nach Plinius und Ailianos dar, S. 302ff. In dem Abschnitt "Das L e b e n und die S i t t e n der Inder", S. 337ff., fließen nur die Nachrichten ü b e r "das L e b e n und die L e h r e n der Brahmanen und der Samanäer" etwas reichlicher, und zwar besonders aus vier Quellen, den Schriften des A l e x a n d r a s Polyhistor, der Lebensbeschreibung des Apollonios von T y a n a von Philostratos dem A l t e r e n , einer Schrift des Bardesanes, der in Babylon mit den Mitgliedern einer Indischen Gesandtschaft an den Kaiser
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Antoninus Pius verkehrte, und einer Schrift über die Völker Indiens und die Brahmanen, die ihr unbekannter Verfasser an seinen Lehrer Palladlos gerichtet hat, S. 354, zu der letzteren Schrift vgl. S. 454. Nur ganz gelegentlich mißt Lassen diese Nachrichten an Werken der Sanskritliteratur, dem Mänava- und Yajñavalkya-Dharmaáástra, den Säipkhyakärikäs, S. 345, 359ff., 376 fg., so daß man sieht, wie wenig noch immer das Wissen von Indien aus der Sanskritliteratur stammte, und daß diese, selbst einem Lassen, oft nur zur Verbrämung des aus fremden Quellen gewonnenen Wissens diente. Eine Darstellung, wie die der Ordination bei den Buddhisten aus Spiegels Kammaväkyam, S. 368, kommt nur vereinzelt vor. In höherem Grade stützt sich Lassen auf die einheimische Literatur in seiner Vergleichung der Lehren der G n o s t i k e r , besonders des Doketismus, der N e u p l a t o n i k e r Plotinos, Porphyrios u . a . , und d e r M a n i c h ä e r mit den Lehren der späteren buddhistischen und der brahmanischen Philosophie. Zwar für den Buddhismus sah sich Lassen auf die Arbeiten von Hodgson, Burnouf und I . J . S c h m i d t angewiesen, S. 385 ff., aber für die brahmanische Philosophie benutzte er neben Colebrookes Essays und seiner eigenen Ausgabe der Säipkhyakärikäs Roers Ausgaben des Brhadäranyaka und anderer Upanischaden in der Bibliotheca Indica, sowie J. R. Ballantynes kleine Proben des Y o g a , Vedänta usw., "printed for the use of the Benares College", Mirzapore, Allahabad, i S s o f f . , S. 399 ff. Lassen erblickte in gewissen Lehren der Gnostiker, Neuplatoniker und Manichäer indischen Einfluß. Seine allgemeinen Gründe für diese Annahme stellt er S. 440 zusammen. Die in Betracht kommenden Lehren sind bei den Indern schon aus älterer Zeit bekannt. Diese indischen Philosopheme und Mythen konnten im Westen bekannt geworden sein durch den Handelsverkehr zwischen den Indern und dem römischen Reiche, aber auch durch das Vordringen des Buddhismus über Baktrien bis nach Babylon, dazu kamen die Bestrebungen der Alexandrinischen Gelehrten, sich mit der Geschichte, der Religion und den Altertümern der morgenländischen Völker bekannt zu machen. In der neueren Zeit begnügt man sich nicht mit dem indischen Einfluß bei den Gnostikern, sondern sucht man ihn auch in den Schriften des Neuen Testaments. Der "Umriß der Kulturgeschichte", der in Band IV 569 auf die politische Geschichte Indiens folgt, soll in gleicher Weise die Zeit von 3 1 9 n. Chr. bis zu den Eroberungen der Muhammedaner umfassen. Lassen beginnt mit der R e l i g i o n s g e s c h i c h t e der B r a h m a n e n und stellt zunächst zusammen, was aus der politischen Geschichte durch die Inschriften über die religiöse Stellung der K ö n i g e bekannt geworden war. Zu seiner Darstellung der Verehrung des Visnu, K r s ç a , Siva und der Lehren der Sekten benutzte er außer Wilsons Übersetzung des Visçupuräna, Burnoufs Übersetzung des Bhägavatapuräpa, den Nachrichten des Hiuen Thsang, Abhandlungen von John Stephenson und anderen englischen Gelehrten hauptsächlich Wilsons Sketch of the Religious Sects of the Hindus in Band X V I und X V I I der Asiatic Researches. Von den Originalquellen waren ihm Änandagiris áankaradigvijaya und Mädhaväcärya's Sarvadarsanasaipgraha noch nicht vollständig zugänglich, S. 596. Aus dem Yogaàâstra des Patañjali waren ihm der Anfang und einige einzelne Stellen bekannt, S. 625. Bei den Vaisnava kommt er auf die von Rämänuja im 12. Jahrh. und dessen Nachfolgern Rämänanda, K â b ï r gegründeten Sekten zu sprechen, S. 607 ff. Der Kult des Siva waltete im Dekkhan vor. Nach Lassen würde ihm àankarâcârya das Übergewicht Indo-arische Philologie I. i B.
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verschafft haben, S. 6 1 7 ff. Die Sekten der Säkta, "welche die Kräfte eines der drei großen Götter als personifizierte weibliche Wesen verehren", glaubt Lassen über das 9. Jahrh. zurückverfolgen zu können. E r setzt die Idee der Sakti mit dem Prinzip der Prakrti in der Sänkhya-Philosophie in Verbindung, S. 629fr. Den Zustand des B u d d h i s m u s in Indien beschreibt Lassen nach den chinesischen Reiseberichten, für das 5. Jahrhundert nach dem von Abel Rémusat übersetzten Berichte des Fahien, für das 7. Jahrhundert nach dem von Stanislas Julien übersetzten Berichte des Hiuen Thsang, S. 644 ff. Für die Einführung des Buddhismus in Tibet vom 7. Jahrhundert an und für seine merkwürdige Entwickelung daselbst besaß er in C. F . K ö p p e n s Werk "Die Lamaische Hierarchie und Kirche" eine gute Vorlage, S. 713 ff. E r erwähnt S. 733 in einer Anmerkung auch Köppens großes Werk "Die Religion des Buddha und ihre Entstehung". Von Tibet aus kam der Buddhismus zu den Mongolen, bis zu den Kalmyken. Die Baktrischen Länder hatten ihn schon frühzeitig, vielleicht schon im I. Jahrh. v. Chr., durch den direkten Verkehr mit dem nordwestlichen Indien erhalten. In Innerasien, in Khotan, Kashgar, Yarkand und bei dem türkischen Volke der Uiguren stand er zur Zeit des Fahien, um 400 n. Chr., in Blüte. Nach der buddhistischen Geschichte Khotans erscheint es nicht überraschend, daß die neueren Expeditionen dahin und in das Chinesische Turkestan so wunderbare Ausbeute geliefert haben. Nach China war der Buddhismus im Jahre 65 n. Chr. von Indien aus gekommen. Von China aus gelangte er im 6. Jahrhundert über Korea nach Japan, S. 727 ff. Für die Sekte der J a i n a benutzte Lassen besonders die Essays von Colebrooke und von Wilson. Von Jainatexten war zu Stevensons Übersetzung des Kalpasütra Webers Ausgabe von Dhanesvaras Satruñjayamähätmya hinzugekommen. Doch verbreitete dieses erst aus späterer Zeit stammende Werk kein neues Licht über die ältere Geschichte der Jaina. Lassen schlägt vor, die ersten Anfänge der Jaina-Lehre etwa in das erste oder zweite Jahrhundert nach Chr. Geb. zu setzen, und stellt "Beweise für den Buddhistischen Ursprung" der Jaina-Lehre zusammen, S. 763 ff. Aus den Inschriften der Cälukya und anderer Könige hatte Lassen ersehen, daß die Jaina nicht erst in so später Zeit von den Bauddha abgezweigt sein konnten, als er früher mit Burnouf (s. oben S. 126), Wilson u. a. anzunehmen geneigt war, S. 755 ff. Schon damals ließ sich die Ansicht nicht mehr aufrecht erhalten, daß sich die Jaina aus den Trümmern der von den Brahmanen gewaltsam vernichteten Bauddha erhoben hätten. Wie Lassen nicht unerwähnt läßt, waren Colebrooke und Stevenson der Ansicht, daß die Jaina älter seien als die Bauddha. Diese Ansicht hat sich im L a u f e der Zeit mehr und mehr durchgesetzt. Die letzten zwei der 24 Arhant oder Jina, Pâràvanâtha und MahävTra, waren historische Persönlichkeiten, Mahâvïra soll der Lehrer des Buddha gewesen sein. Den Angaben über das Todesjahr des Mahâvïra im Satrunjayamähätmya (nach Lassen nicht vor dem 1 1 . Jahrh. entstanden, S. 761) und in Bhadrabähus Kalpasütra schenkte Lassen keinen Glauben. Seine Ansichten wurden auch nicht geändert durch die Therävali des Jaina Pandit Merutunga aus dem 15. Jahrh., über die er in der 2. Auflage von Band II (1872) S. 38 berichtet, nach einer Abhandlung von Bhau Daji, im Journal des BB. der R A S . Band IX. Daß der Gründer der Jaina-Sekte im Sámaññaphalasutta, einem T e x t e des Päli-Tipitaka, unter dem Namen Nigaijtho Nätaputto als ein Zeitgenosse Buddhas auftritt, war damals noch nicht bekannt.
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Die letzten Abschnitte dieses Umrisses der Kulturgeschichte haben die Uberschriften Geschichte des S t a a t s und des R e c h t s , der S p r a c h e und der S c h r i f t , der L i t t e r a t u r und der W i s s e n s c h a f t e n , der P h i l o s o p h i e , der M a t h e m a t i k und der A s t r o n o m i e , der Indischen B a u k u n s t , des H a n d e l s , S. 787ff. Von Alters her wurde der indische Staat durch heilig gehaltene Gesetze geregelt. Als seine zwei anderen Grundlagen hat Lassen wiederholt die Kastenverfassung und die Dorfverfassung bezeichnet. An die Stelle der alten Ksatriya seien in den meisten indischen Ländern die Räjaputra getreten, S. 787 ff. Von den Werken der alten Dharmaliteratur außer Manu und Yäjfiavalkya erhielt Lassen einige Kenntnis durch Stenzlers Abhandlung "Zur Litteratur der Indischen Gesetzbücher", in Webers Indischen Studien I 232 ff. Zu den wenigen Namen, die er nennt, gehört der des Verfassers der Mitäksarä, Vijñanesvara. Auch Sprache und Schrift sind nur kurz behandelt. Die allgemeinen Bemerkungen über das, was die Neuindischen Sprachen vom Präkrt unterscheidet, S. 792, verdienen hervorgehoben zu werden. Für die Alphabete knüpfte er an Prinsep an, für die des Dekkhan an R. Caldwells Comparative Grammar of the Dravidian or South-Indian L a n g u a g e s , London 1856, 2 d ed. 1875. Unter den Lexikographen und Grammatikern hebt er den Hemacandra hervor, dessen Abhidhânacintâmaçi von O. Böhtlingk und Ch. Rieu, St. Petersburg 1 8 4 1 , herausgegeben worden war. E . B. Cowells Ausgabe von Vararucis "Prâkrita Prakâsa" war Hertford 1854 erschienen. Vararuci setzt Lassen hier, S. 805, um 150 n. Chr. an. Denselben Zeitraum "zwischen 3 1 9 η. Chr. und den ersten Eroberungen Indischer Gebiete von den Muselmännern", den M. Müller später als die Renaissance der SanskritLiteratur bezeichnete, verglich Lassen S. 807 mit dem Alexandrinischen Zeitalter. Auch dieser Vergleich ist nicht in jeder Beziehung zutreffend. Allerdings sagt Lassen S. 807 mit Recht: "der schöpferische Geist war erschlafft und die Dichter nährten ihren Geist mit dem reichen, ihnen von den Vorfahren hinterlassenen Schatze von Sagen und Erzählungen; von Erfindung neuer Gegenstände der epischen und der dramatischen Dichtung kommen höchst selten Beispiele vor". Aber trotzdem tragen die in diesem Zeitraum entstandenen Dichtungen nicht sämtlich und nicht in jeder Beziehung den Charakter des Epigonentums an sich. Die Dichtungen des Kälidäsa, das Drama Mrcchakatikä läßt Lassen hier unerwähnt (s. oben S. 190 fg.). E r erwähnt an erster Stelle das Bhattikävya, dessen grammatische Absichtlichkeit seiner Sprache einen künstlichen Charakter verleiht. Bei anderen Werken tritt das Künstliche wieder in anderer Weise hervor. E r erwähnt ferner die Kunstgedichte àisupâlavadha, Naisadhacarita, Kirätärjunlya, Nalodaya, Râghava-Pâçdavîya. Bei den drei berühmten Romanen dieser Periode konnte er für das Daáakumaracarita auf Wilsons Ausgabe, London 1846, für die Väsavadattä auf Halls Ausgabe in der Bibl. Indica, Calcutta 1859, und für die Kâdambarï auf Webers Analyse, in der Zeitschrift der DMG. VII 582, verweisen. Der Überblick erstreckt sich weiter auf die Fabel- und Märchenwerke, die erotische Poesie und die dramatische Literatur. Das Indien, dessen Geist wir zuerst kennen lernten, war eben das Indien des letzten Jahrtausends vor der mohammedanischen Eroberung, an dessen Literatur sich noch die Inder des 19. Jahrhunderts ergötzen konnten. Lassen hat nicht versucht, aus dieser Literatur ein Gesamtbild der Kultur zu entwerfen. E r gibt an, was bis zu seiner Zeit von den Fabel- und Märchenwerken veröffentlicht worden war. Darunter befinden sich die von Georgios Typaldos herausgegebenen 13*
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I. ALLG. υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Ü b e r s e t z u n g e n d e s D e m e t r i o s G a l a n o s u n d d e r A n f a n g von B r o c k h a u s ' A u s g a b e d e s K a t h ä s a r i t s ä g a r a : " K . S. S. Die M ä h r c h e n s a m m l u n g d e s Sri S o m a d e v a Bhatta a u s K a s c h m i r . E r s t e s bis f ü n f t e s Buch. S a n s k r i t u n d D e u t s c h " . L e i p z i g I839. In d e r d r a m a t i s c h e n L i t e r a t u r u n d in d e r i n d i s c h e n P o e t i k g e h t L a s s e n nicht ü b e r d a s v o n W i l s o n im T h e a t r e of t h e H i n d u s G e b o t e n e h i n a u s . D a s S i n g s p i e l G ï t a g o v i n d a h a t n a c h s e i n e r A n s i c h t f ü r die G e s c h i c h t e d e r E n t s t e h u n g d e s i n d i s c h e n D r a m a s d e n W e r t , "ein Beispiel v o n d e r ä l t e s t e n Gestalt d e s I n d i s c h e n S c h a u s p i e l s d a r z u b i e t e n , nämlich die D a r s t e l l u n g e i n e r G e s c h i c h t e in G e s ä n g e n v o n m e h r e r e n P e r s o n e n " , S. 816. F ü r d i e w e n i g e n S e i t e n d e r G e s c h i c h t e d e r Philosophie, S. 833, u n d d e r G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k u n d d e r A s t r o n o m i e , S. 841, liegen C o l e b r o o k e s E s s a y s z u g r u n d e , dazu e i n i g e d e r O r i g i n a l w e r k e , die mittlerweile d u r c h d e n D r u c k b e k a n n t g e w o r d e n w a r e n : J. R. B a l l a n t y n e ' s T e x t e " T h e A p h o r i s m s of the M î m â n s â P h i l o s o p h y b y j a i m i n i " , u n d " T h e A p h o r i s m s of t h e V e d â n t a P h i l o s o p h y by B â d a r â y a n a " , T e x t u n d Ü b e r s e t z u n g d e s V e d ä n t a s ä r a d e s S a d ä n a n d a von O t h m a r F r a n k , M ü n c h e n 1835, u. a. m. A u c h d e r S c h r i f t s e i n e s S c h ü l e r s F r . W i n d i s c h m a n n " S a n e a r a sive d e T h e o l o g u m e n i s V e d a n t i c o r u m " g e d e n k t er w i e d e r h o l t . F ü r die P ü r v a r m m ä n s ä w a r K u m ä r i l a , f ü r d e n V e d ä n t a á a n k a r a die H a u p t a u t o r i t ä t in d i e s e m Zeitraum, b e i d e n a c h d e r T r a d i t i o n s c h a r f e B e k ä m p f e r d e s Buddhism u s . W ä h r e n d L a s s e n zuvor an Biots T h e o r i e v o m c h i n e s i s c h e n U r s p r u n g d e r N a k s a t r a s g e g l a u b t h a t t e (s. o b e n S. 169), b e m e r k t er hier, d a ß d i e s e T h e o r i e d u r c h A. W e b e r s A b h a n d l u n g " D i e v e d i s c h e n N a c h r i c h t e n v o n d e n n a x a t r a (Mondstationen)", Berlin i860, zweifelhaft g e w o r d e n sei, S. 844. E i g e n e A n s c h a u u n g von d e r i n d i s c h e n A s t r o n o m i e g e w a n n L a s s e n d u r c h F . - E . H a l l s A u s g a b e d e s S ü r y a s i d d h ä n t a , C a l c u t t a 1859, d e s s e n Ü b e r s e t z u n g von W h i t n e y (JAOS. VI 141 ff.) wir n o c h zu b e s p r e c h e n h a b e n werden. Bhäskaras Siddhántaáiromani war schon durch Colebrookes Übersetzung zweier Kapitel bekannt. L a s s e n v e r w e i s t hier u. a. a u c h auf die A b h a n d l u n g " Ü b e r die A l g e b r a d e s B h ä s k a r a " von B r o c k h a u s , L e i p z i g 1852 (Berichte d e r K. S ä c h s . Ges. d . W . ) , d i e eine V o r s t e l l u n g von d e r i n d i s c h e n R e c h n u n g s w e i s e gibt. In d i e s e m Z e i t r a u m z w i s c h e n 3 1 9 n. Chr. u n d d e r m u h a m m e d a n i s c h e n E r o b e r u n g w e r d e n a u c h die m e i s t e n d e r b e r ü h m t e n F e l s e n t e m p e l u n d K l o s t e r h ö h l e n e n t s t a n d e n sein, die sich im w e s t l i c h e n I n d i e n südlich v o m V i n d h y a f i n d e n : in A j a n t ä , b e i Karli, Näsik, Ellora, auf d e n Inseln S a l s e t t e u n d E l e p h a n t a bei B o m b a y , dazu die S i e b e n P a g o d e n bei Mahäbalipur auf d e r K o r o m a n d e l k ü s t e südlich von M a d r a s . I h r e B e s c h r e i b u n g bildet d e n Inhalt d e s A b s c h n i t t s " G e s c h i c h t e d e r B a u k u n s t " , S. 853 ff. L a s s e n b e n u t z t e b e s o n d e r s die s c h o n o b e n S. 191 e r w ä h n t e z u s a m m e n f a s s e n d e A b h a n d l u n g von J a m e s F e r g u s s o n . D i e s e n B a u w e r k e n s c h l i e ß t er, s e i n e A n g a b e n e i n e r A b h a n d l u n g von A l e x a n d e r C u n n i n g h a m e n t n e h m e n d , e i n e n alten S o n n e n t e m p e l in K a s c h m i r an, ü b e r d e s s e n E r w ä h n u n g in d e r R â j a t a r a n g i n ï III 462 er s c h o n III 985 g e h a n d e l t hatte. E i n e e i g e n t l i c h e G e s c h i c h t e d e r B a u k u n s t in Indien h a t L a s s e n n i c h t g e b e n k ö n n e n . E n d l i c h in e i n e m letzten A b s c h n i t t " G e s c h i c h t e d e s H a n d e l s " , S. 88off., stellt L a s s e n z u s a m m e n , w a s ihm von d e n H a n d e l s b e z i e h u n g e n d e s W e s t e n s u n d d e s O s t e n s zu Indien w ä h r e n d d e s s e l b e n Z e i t r a u m s b e k a n n t g e w o r d e n w a r . A u s d e r i n d i s c h e n L i t e r a t u r s t a m m t nichts. E r b e r i c h t e t von d e r S e e f a h r t d e s c h i n e s i s c h e n P i l g e r s F a h i e n , d e r sich 4 1 1 n. C h r . in T ä m r a lipta n a c h Ceylon einschiffte u n d s p ä t e r von da a u s n a c h Java u n d C h i n a f u h r . Im 6. J a h r h . folgte die F a h r t d e s M ö n c h e s K o s m a s I n d i k o p l e u s t e s ,
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der das Erkundete in seiner Christianikë Geographia niedergelegt hat. Für die Berichte des Venezianers M a r c o P o l o , der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. nach China kam, benutzte Lassen die Werke von William Marsden und A. Biirck, s. S. 886, für die Berichte der Araber P. R e i n a u d s Abhandlungen, s. S. 9 1 3 . Obwohl es, wenigstens in diesem Falle, nicht der Handelsverkehr war, der die Verbreitung indischer Schriften zu den Persern mit sich brachte, hat Lassen doch in diesen Abschnitt die Geschichte von der Wanderung der indischen Fabeln und Märchen eingelegt, S. 899 ff. Unter dem Säsäniden Khosru Anushïrvân wurde im 6. Jahrh. das P a ñ c a t a n t r a ins Pehlevl übersetzt. An diese Übersetzung hatte sich die unter dem Namen Kaiila va Dimna bekannte arabische Übersetzung angeschlossen, deren Verhältnis zum Pañcatantra Wilson in einer oben S. 37 erwähnten Abhandlung feststellte. Lassen kannte schon B e n f e y s " P a n t s c h a t a n t r a " , Leipzig 1859, in dessen Einleitung zum ersten Male eine genauere Vergleichung indischer Fabeln, Novellen und Märchen mit denen anderer Völker angestellt und die weite Verbreitung der erstem zu andern Völkern dargetan worden sei, S. 901. Benfey hatte aber in Loiseleur Deslongchamps schon einen Vorgänger gehabt, aus dessen Essai sur les Fables Indiennes et de leur Introduction en Europe, Paris 1838, auch Lassen seine erste Kenntnis von der Sache gewonnen zu haben scheint. Lassen hat seinem großen Werke noch einen "Anhang zum III. und IV. Bande", Leipzig 1862, hinzugefügt, der weitere Mitteilungen aus der Geschichte des Chinesischen Wissens, besonders aber aus der Geschichte des Arabischen Wissens von Indien enthält. Zu den Gegenständen mehr volkstümlicher Art, die von Anfang an auch aus der Sanskrit-Literatur herausgehoben worden sind, gehören die G o t t e s u r t e i l e und die G e b r ä u c h e bei der T o t e n b e s t a t t u n g . Arabische Angaben über die Gottesurteile hatte Lassen schon IV 920 angeführt, hier im Anhang S. 8 bringt er Hiuen Thsangs Angaben: an beiden Stellen verweist er auf Stenzlers Abhandlung "Über die Indischen Gottesurteile", ZDMG. IX 661. Die Nachträge erstrecken sich besonders noch auf die indische Kosmographie, Mathematik, Astronomie und Medizin. Das große Verdienst Lassens besteht darin, daß er das beträchtliche Gesamtwissen von Indien, das sich, stückweise zutage getreten, in einer Fülle von größeren und kleineren Werken vieler einzelner Forscher, vom Altertume her bis auf seine Zeit angesammelt hatte, in seiner Indischen Alterthumskunde mit Kritik, und durch eigene Forschung vermehrt, zu einer großartigen Gesamtdarstellung verarbeitete und immer mehr auf die einheimischen Quellen zu gründen versuchte. A . W e b e r , der Lassens Indische Alterthumskunde viel benutzt hat, nennt sie ein Werk, "dessen hoher Werth als eine reiche Fundgrube höchst bedeutender Specialuntersuchungen allgemein anerkannt ist" (Indische Skizzen S. 72). Der zweite Band erschien im Jahre 1873 in zweiter Auflage. Bis dahin hat Lassen die weitergehende Forschung berücksichtigt. Aber es bleibt immer ein Unterschied, ob der Gelehrte in der neuesten Forschung wurzelt, oder ob er sein auf ältere Werke gegründetes Wissen aus dieser nur ergänzt und berichtigt. Wenn Lassen auch Brockhaus, Stenzler, Benfey, Weber, M. Müllers History ot Ancient Sanskrit Littérature (IV 789), Köppens Religion des Buddha (IV 733) gelegentlich erwähnt und das Sanskrit-Wörterbuch von Böhtlingk und Roth benutzt hat, so geht doch die Bedeutung dieser Gelehrten aus solchen Erwähnungen nicht in genügender Weise hervor.
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
Nachträge. Zu S. 2, Ζ. 3 ff. Als die ersten Bogen meines Werks bereits fertig gedruckt waren, ging mir T h e o d o r Z a c h a r i a e s Anzeige der Calandschen Neuausgaben von Rogers Buch und der alten portugiesischen Berichte über Indien zu, in den Göttinger gel. Anzeigen 1916, S. 5 6 1 — 6 1 5 . Zachariae erweist sich hier als ein Kenner ersten Ranges dieser alten Literatur, aus der er auch noch andere wichtige Werke heranzieht, zum Teil solche, die nur handschriftlichvorhanden oder verloren gegangen sind (S. 562). Für die Legenden, die in diesen aus Südindien stammenden Berichten von Missionaren enthalten sind, kommen als primäre Quellen weniger die beiden Epen und die alten Puränen in Betracht, als die "Lokalpuränas", die Mähätmyas und die Sthalapuräpas, die noch wenig bekannt sind (S. 564). Wertvolle Mitteilungen macht er besonders über P h i l i p p B a l d a e u s , dessen "Beschreibung der ostindischen Küsten Malabar und Coromandel" (deutsch: Amsterdam 1672) am Schluß eine Abhandlung über die "Abgötterey der ostindischen Heyden" enthält (S. 566), und über B a r t h o l o m a e u s Z i e g e n b a l g (S. 567, s. oben S. 6). Baldaeus schöpfte aus den "Handgeschriften der alten Portugesischen Pfaffen" und aus mündlicher Überlieferung. Die Namen sind bei ihm sehr entstellt. Auch die Berichte der Kgl. dänischen Missionarien, die Halleschen Missionsberichte, die Werke von Sonnerat, Paulinus a S. Bartholomaeo, des Abbé Dubois, sowie Wilsons Mackenzie Collection und Taylors Catalogue raisonné of Oriental Manuscripts — letzterer noch heute wichtig für den südindischen Hinduismus — hebt Zachariae hervor. E r gibt dann mit staunenswerter Gelehrsamkeit eine lange Reihe von Quellennachweisen, Erklärungen und Ergänzungen zu Calands Bearbeitung des Rogerius und der portugiesischen Berichte. Über das Datum des ersten dieser Berichte hatte er selbst schon in Band X X I I I der Wiener Ztschr. f. d. Kunde des Morgenl. gehandelt (S. 582). Calands Publikationen sind durch diese Kritik Zachariaes nur noch wichtiger geworden. Zu S. 2, Anm. 1). Den holländischen Titel von D a p p e r s seltenem W e r k e kann ich durch Professor H. Windisch aus dem auf der Bibliothek zu Leiden vorhandenen Exemplare mitteilen: " A s i a of naukeurige beschryving van Het Rijk des Grooten Mogols, En een groot gedeelte van Indiën : Behelsende De Landschappen van Kandahar, Kabul, Multan, Haïkan, Bukkar, Send of Diu, Jesselmeer, Attak, Peniab, Kaximir, Jangapore, Dely, Mando, Malva, Chitor, Utrad, Zuratte o f K a m b a y e , Chandisch, Narvar, Gwaliar, Indostan, Sanbat, Bakar, Nagrakat, Dekan en Visiapour. BenefTens een volkome Beschryving van geheel Persie, Geòrgie, Mengrelie en andere Gebuurgewesten. Vertoont In de Benamingen, Grens-palen, Steden, Gewassen, Dieren, Zeden der inwoonders, Drachten, Bestiering en Gods-dienst. Verciert doorgaens met verscheide Afbeeldingen in Kooper gesneden. Beschreven door Dr. O l f e r t D a p p e r . Amsterdam 1672." Dapper war Arzt in Amsterdam und ist 1690 gestorben. Vgl. über ihn A. J. van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlanden IV (Harlem 1858) S. 59. Die deutsche Übersetzung "Anitzo aber ins Hochteutsche getreulichst über-
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setzet von Johann Christoff Beern", Nürnberg 1681, hat gleichfalls den langen Titel, davor aber auf dem ersten Blatt den kürzern "O. Dappers D. Reich des Großen Mogols, Persien, Georgien und Mengrelien". Der erste Hauptteil, das Reich des Großen Mogols, und Indien, füllt in der Übersetzung 300 Folioseiten. Aus einem ersten geographischen Abschnitte ist die pharmakologisch gehaltene Beschreibung der Gewächse beachtenswert (S. 5 ff.). Die Schilderung der Bewohner beginnt mit den vier Kasten, den Bramines mit dem Ve dam, den Settreas, den Weinsjas oder Benjanen und den Sondras (S. 12 ff.), von denen die verachteten Paria getrennt sind, die Perreas mit ihren Weibern, den Perresys (S. 14). Es folgen Angaben über Brahma und die ihm unterstehenden Götter (Dewendre usw.), über die sechs Sekten der Brahmanen ( Wistnoiwa, Sewia usw., S. 17), die Stufen ihres Lebens, ihre Pflichten und Rechte, ihre Schnur, über die Gebräuche bei der Geburt, bei der Heirat (S. 27). Dazwischen wird als Beleg für die Unwissenheit der Brahmanen in der Sternkunst ihre mythische Erklärung von Sonnen- und Mondfinsternis (Rähu, Ketu) erzählt (S. 26 fg.). Die Brahmanen sind Tagewähler (S. 30), dies führt zu einem kurzen Abschnitt über das Jahr und den 60jährigen Zyklus. Hier wird auch die Ära des Salawagena erwähnt, der 1583 Jahre vor 1671 (siel) gestorben sei (S. 32). Daran schließt sich, wie die Brahmanen den Tag anfangen und zubringen. Bei der Morgenandacht spielt der Salagramma (skr. sälagräma) genannte heilige Stein eine Rolle (S. 33) und wird die Geschichte von Gasjendre Mootsjam (Gajendra-moksa) zur Vergebung der Sünden gesungen (S. 34). In dem Abschnitt über Krankheit und Tod hat die Verbrennung und das Begraben der Witwen ihre Stelle (S. 37 ff.). Die folgenden Seiten handeln vom Essen und Trinken, von Kleidung und Parfümen, von den Häusern und der Prachtliebe besonders der vornehmen Leute, von der Jagd und ähnlichem. Wie wenig Dapper die wirklichen Sprachverhältnisse kannte, zeigt sich darin, daß er S. 51—57 ein langes Deutsch-Malayisches Wörterverzeichnis "gleichsam zum Vortrab" voranstellte. Was er von den wirklichen Sprachen Indiens S. 58 sagt, ist charakteristisch für das 17. Jahrhundert und für den Holländer: nach des Della Valle Bericht haben alle indischen Landschaften einerlei Sprache; wie in Europa unter den Gelehrten die lateinische Sprache üblich ist, so haben die Brahmanen eine Sprache und Art von Buchstaben, die Kircherus Nagher, andere Hanscretisch nennen; nach des Eduard Terry Bericht ist die gemeine Sprache wie das Land unter dem Namen Indostan bekannt; Abraham Roger bezeugt, daß die Brahmanen auf der Küste Chormandel die Bengalische Sprache gebrauchen; eine andere Sprache ist auch bei ihnen im Gebrauch und wird Samscortam genannt; in des Mogols Landen ist die p e r s i s c h e Sprache am Hofe, in allen öffentlichen Handlungen und Schriften in Gebrauch; das gemeine mohammedanische Volk bedient sich "nach des Perusch (Peruschi) Vorgeben" der türkischen Sprache; keine Sprache erstreckt sich aber weiter als die M a l a y i s c h e , für die er sich auf das Zeugnis von Linschotten beruft. Diese Stelle klärt zugleich über die Quellen Dappers auf, der selbst nicht in Indien war. Auf Roger weist auch die Schreibweise der Sanskritwörter Wistnou, Settrea usw. hin, die Anführung von Sprüchen des Bartroukerri, die öftere Erwähnung der Stadt Paliakatta, in der Roger tätig gewesen war. Im Verlauf seines Werks nennt Dapper noch andere Quellen, Roth, Bernier, Henry Lord u. a., besonders oft Deila Valle. Der folgende Abschnitt hat die Überschrift "Erschaffung der Welt, und zehen leibliche Erscheinungen des Wistnou oder Mahadeu", S. 58—103.
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Hier wird unter Visijus Avatära als Räma der Inhalt des Rämäyaija, unter dem Avatära als Krsna die ganze Krsjja-Legende eingelegt. Die Taten Ramas erzählt Dapper zweimal, das zweite Mal nach Abraham Roger, wie dieser sie von Padmanäbha gehört hatte (S. 87). Krsnas Taten geben ihm auch Veranlassung, den Hauptinhalt des Mahäbhärata vorzuführen. Unter Visnus Avatära als Parasu-Räma ist die Geschichte von dessen Mutter Renukä erzählt (S. 67), die der Goetheschen Ballade "Legende" zugrunde liegt. Die Namen sind überall arg verstümmelt, Avatära ist dabei zu Altar geworden. Was über Religion und Gottesdienst der Inder S. 104—130 gesagt ist, bezieht sich namentlich auf die Brahmanen der Küste Chormandel. Ihr Gesetzbuch Vedam zerfällt in Raggo-, Jess oure-, Säma- und Adderawana-wedam, deren Inhalt aber irreführend angegeben wird. Der Bericht wendet sich bald demVisçu und íávara zu, sowie untergeordneten Göttern wie Garuda, Hanuman. Der Mythus von der Kadrü und der Geburt des Garuda, der Mythus von den Söhnen des Sägara und der Herabkunft der Ganga wird erzählt, besonders ausführlich wird von den Pagoden, Festen, Wallfahrten, von den Fakyrs, von Himmel und Hölle gehandelt. Auch bei Dapper die Angabe, daß es für Brahma keine Pagoden und keinen Gottesdienst gebe (S. 119). Die zweite Hälfte dieses auf Indien bezüglichen ersten Teils von Dappers Werk beschreibt das muhammedanische Indien und die Herrschaft des Mogols. In den letzten Abschnitten werden die auf dem Titel genannten Landschaften der Reihe nach vorgeführt. In der Beschreibung von Suratta gibt er Auskunft über die Herkunft und die Religion der Parsen (S. 239 ff.). Den Schluß bilden Verhandlungen der Holländer mit einheimischen Fürsten über damals vorhandene Mißhelligkeiten. Daß Goethe Dappers Werk gekannt und benutzt hat, unterliegt keinem Zweifel, er selbst hat sich darüber geäußert im zwölften Buch von "Wahrheit und Dichtung", III S. 64 der Ausgabe bei Reclam : "Ein ähnliches, wo nicht gleiches Interesse gewannen mir die indischen Fabeln ab, die ich aus Dappers Reisen zuerst kennen lernte, und gleichfalls mit großer Lust in meinen Mährchenvorrath hineinzog. Der Altar des Ram gelang mir vorzüglich im Nacherzählen, und ungeachtet der großen Mannichfaltigkeit der Personen dieses Mährchens blieb doch der Affe Hannemann der Liebling meines Publikums". Dies bezieht sich zunächst auf die RämäyaijaSage und nicht auf den Stoff der Paria-Trilogie. Die an Dapper erinnernde Umgestaltung von Avatära zu Altar findet sich auch in dem Werke des Philipp Baldaeus "Wahrhaftige Ausführliche Beschreibung der Berühmten Ost-Indischen Küsten Malabar und Coromandel, als auch der Insel Zeylon", Amsterdam 1672, das wohl zu den Quellen Dappers gehört und den Stoff von Goethes Ballade "Legende" genau so bietet wie Dapper. So lag es nahe, daß Benfey in seiner Abhandlung "Göthe's Gedicht: Legende (Werke 1840,1, 200) und dessen Indisches Vorbild", Orient und Occident I (1862) S. 719—732, eben bei Dapper dieses Vorbild suchte, obwohl er die Vertauschung der Köpfe und die Überführung der Legende in die Sphäre der Paria bei Dapper nicht fand. In Band II seiner Zeitschrift, S. 97, hat Benfey selbst darauf aufmerksam gemacht, daß vor ihm H. Düntzer in Sonnerat's Reisebeschreibung I 205 die schon in Indien erfolgte Weiterbildung der ursprünglich einfacheren Erzählung und somit die Quelle von Goethes "Legende" entdeckt hatte, wie seitdem allgemein angenommen ist. Eine andere Frage ist die Geschichte dieser Legende, ihr ältestes Vorkommen in Indien selbst. Von Seiten der Sanskritphilologie
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hat Z a c h a r i a e diese verwickelten Verhältnisse in zwei lehrreichen Artikeln untersucht: "Zu Goethes Parialegende", Zeitschr. des Vereins für Volkskunde X I (1901) S. 186—192, und "Die Parialegende bei Bartholomäus Ziegenbalg", ebenda XII (1902) S. 449—456. Auch für Zachariae steht Sonnerat als Goethes Quelle fest. Außer den Werken von Baldaeus und Ziegenbalg hebt er ein drittes älteres Werk hervor, das in unserer Darstellung nicht berücksichtigt worden ist, Rhodes Werk "Über religiöse Bildung, Mythologie und Philosophie der Hindus", "das die ältere, jetzt fast vergessene Litteratur über indische Mythologie getreulich verzeichnet" (a. a. O. S. 189). Die "Indische Urkunde von Goethe's Ballade : der Gott und die Bajadere" hatte schon Friedrich Heinrich v o n d e r H a g e n bei Roger gefunden und unter dieser Überschrift im Jahre 1837 darüber berichtet in seiner Zeitschrift "Germania. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde" II 259—262. Aber auch dieser Stoff wird Goethen wenigstens zugleich auch durch Sonnerat bekannt geworden sein. Die neueren Literarhistoriker bezeichnen Sonnerats Werk als Goethes Quelle für beide indische Balladen. So Paul Merker, "Studien zur neuhochdeutschen Legendendichtung", Leipzig 1916, S. 43 und S. 49 ff., und Nicola Tumparoff "Goethe und die L e g e n d e " , Berlin 1910, S. 188 und S. 198. Den Hinweis auf die drei letzterwähnten Arbeiten verdanke ich G. Witkowski. Durch E . Kuhns Vermittelung erhielt ich die Dissertation von Paul Th. Hoffmann (aus Putlitz) "Der indische und der deutsche Geist von Herder bis zur Romantik", Tübingen i g i 5 , deren vier Kapitel überschrieben sind Herder, Goethe, das Suchen nach dem Mythus, die Schlegel. In einem hier S. 36 mitgeteilten Briefe Goethes vom 27. Februar 1 8 1 1 sagt Goethe, daß "eine frühere Liebe zu den Vedas durch die Beiträge eines S o n n e r a t s , durch die eifrigen Bemühungen eines Jones, durch die Übersetzungen der Sakontala und Gitagovinda immer aufs neue genährt" worden sei. Goethe hat auch andere Werke über Indien und aus Indien gekannt, hat sich aber besonders an Sonnerats Reisewerk gehalten, das damals in hohem Ansehen stand, vgl. Hoffmann S. 24.
Zu S. 6. Von Mathurin Veyssière d e L a C r o z e ( 1 6 6 1 — 1 7 3 9 ) handelt Franz Babinger in seiner Dissertation "Gottlieb Siegfried Bayer" (1694—1738), München 1 9 1 5 , S. 18 fg., auf Grund von Harnacks Geschichte der K. P. Akademie, Berlin 1900, S. ι ο ί . L a Croze war ursprünglich Mönch im Benediktinerkloster St. Germain-des-Prés zu Paris und Mitarbeiter an der großen Ausgabe der Kirchenväter, entfloh im Jahre 1696, trat in Basel zur reformierten Kirche über und wurde 1697 Bibliothekar zu Berlin. E r besaß eine ungewöhnlich große Sprachenkenntnis. Friedrich der Große nannte ihn "l'homme le plus savant de Berlin, le répertoire de tous les savants de l'Allemagne, un vrai magasin de science". Seinen Briefwechsel, "Thesaurus Epistolicus Lacrozianus", gab J. L . Uhi, Leipzig 1742, heraus. Über Z i e g e n b a l g und seine Werke vgl. Th. Zachariae "Die Parialegende bei Bartholomaeus Ziegenbalg", Zeitschr. des Vereins f. Volkskunde XII (1902) S. 449 ff. Ein Hauptwerk von ihm, die Genealogie der malabarischen Götter aus dem Jahre 1 7 1 3 , erschien, nicht ganz vollständig
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abgedruckt, Berlin 1791 unter dem Titel "Beschreibung der Religion und heiligen Gebräuche der malabarischen Hindous, nach Bemerkungen in Hindostán gesammelt". Dann wurde das Werk von Dr. Wilhelm Germann herausgegeben, irrtümlich als erster Abdruck bezeichnet: "Genealogie der malabarischen Götter. Aus eigenen Schriften und Briefen der Heiden zusammengetragen und verfaßt von Bartholomäus Ziegenbalg, weil. Probst an der Jerusalem-Kirche zu Trankebar", Madras und Erlangen 1867. Für die Kenntnis der südindischen Volksgötter ist dieses Buch noch heute von großem Wert, nach Zachariae auch für das Verständnis der PariaGöttin in Goethes Legende. In diese Gruppe von Gelehrten gehört nun auch der orientalische Altertumsforscher G o t t l i e b S i e g f r i e d B a y e r , dessen Leben in der erwähnten, von E. Kuhn angeregten Dissertation Babingers eingehend dargestellt worden ist. Bayer war 1694 in Königsberg geboren. In seinen Studien ist er von der Theologie und Philosophie ausgegangen, hat sich aber dann ganz der klassischen Philologie und der Erlernung der alten morgenländischen Sprachen zugewendet. Schon 1720 wurde er an der Kathedralschule zu Königsberg angestellt, folgte aber wenige Jahre darauf einem Rufe an die 1724 von Peter dem Großen gegründete Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, für griechische und römische Altertümer sowie für orientalische Sprachen, wo wir ihn schon 1726 in Tätigkeit finden. Seine Stellung dort war nicht günstig, daher er beschloß, nach Königsberg zurückzukehren, starb aber unmittelbar vor seiner Abreise zu Anfang 1738 an einem hitzigen Fieber. Die Hauptanregung bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten, die Babinger vollständig verzeichnet, verdankt er L a Croze, mit dem er in fortgesetztem Briefwechsel stand. Seine Kenntnis vom Sanskrit, von indischer Sprache und Literatur erhielt er von einigen dänischen Missionarien in Tranquebar, unter denen Christoph Theodosius W a l t h e r der bedeutendste war. Bayers Werke sind jetzt veraltet, bezeichneten aber seiner Zeit einen Fortschritt über die seiner Vorgänger hinaus. Als ein Markstein in der Geschichte der Sinologie gilt " T . S. Bayeri Museum Sinicum, in quo Sinicae linguae et litteraturae ratio explicatur", Petropoli 1730. Seine Kenntnis des Syrischen kam zugute seiner "Historia Osrhoëna et Edessena, e x numis illustrata, in qua Edessae urbis, Osrhoëni regni, Abgarorum regum, praefectorum Graecorum, Arabum, Persarum, Comitum Francorum successiones, fata, res aliae memorabiles a prima origine urbis ad extrema fere tempora explicantur", Petropoli 1734. In die Geschichte der indischen Altertumskunde greift ein seine "Historia Regni Graecorum Bactriani, in qua simul Graecorum in India coloniarum vetus memoria explicatur", Petropoli 1738. Obwohl er hier nur eine Münze kannte, die großen Münzfunde erst später erfolgt sind, hat Bayer doch zum ersten Male die Bedeutung der baktrischen Griechen für Indien erkennen lassen. Seine Sammlung der Stellen aus den alten Schriftstellern ist noch jetzt von Wert. Beigegeben ist eine "doctrina temporum Indica e x libris Indicis et Brahmanum institutione" des Missionars Walther. Den Schluß des Werks bildet eine Abhandlung "De Indorum anno solari astronomico" von Leonhard E u l e r , der zu gleicher Zeit mit Bayer an der Petersburger Akademie wirksam war. Bei seinen orientalistischen Arbeiten schwebte Bayer der Plan zu einem großen Werke vor, einer Darstellung der altorientalischen Kirchen, wie Babinger in seinem Kapitel über Bayers Stellung in der Geschichte der Wissenschaft S. 66 bemerkt.
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Zu S. 9, Ζ. 46. Über J o h a n n e s S a m u e l I t h , geboren 1747, gestorben 1813, Professor der Philosophie und Oberbibliothekar in Bern, s. "Wilhelm von Humboldts T a g e b ü c h e r " , herausgegeben von Albert Leitzmann, Erster Band 1788—1798, Berlin 1916, S. 210. Zu S. 20, Z. 3. Der volle Titel von H a l h e d s W e r k lautet: " A Code of Gentoo Laws, or, Ordinations of the Pundits, from a Persian Translation, made from the Original, written in the Shanscrit L a n g u a g e " . Halhed gibt in seiner Preface die erwähnten Proben des Sanskrit, die er durch Zufall hat erlangen können, bemerkt aber S. X X X V I ausdrücklich, "that the Pundits who compiled the Code were to a Man resolute in rejecting all his Solicitations for Instruction in this Dialect". Sanskrit zu lernen wurde den Engländern sehr erschwert, der Umweg über das Persische war anfangs eine Notwendigkeit. Die Pandits haben zu Anfang ihrer Kompilation ihre Namen angegeben, und ihre Quellen, mit Manu und Yäjnavalkya beginnend. Auch ein Glossar der Wörter aus dem Sanskrit, Persischen und Bengalischen, die darin vorkommen, findet sich hier. Als ihre Preface ist ein "Account of the Creation" und ein "Account of the Qualities requisite for a Magistrate, and of his Employment" vorangestellt, dann folgt das W e r k selbst, Chap. I. " O f Lending and Borrowing", Chap. II. " O f the Division of Inheritable Property" usw. Da kundige Pandits die Verfasser waren, verdient das W e r k immer noch bei der Darstellung des indischen Rechts berücksichtigt zu werden. Zu S. 20, Anm. 1). E. Kuhn verweist noch auf die Schrift von Dr. Giuseppe Barone "Vita, precursori ed opere del P. Paolino da S. Bartolomeo (Filippo Werdin)", Napoli 1888, die in der Wiener Zeitschrift f. d. Κ. d. M. II (1888) S. 262 fg. von Friedrich Müller kurz angezeigt worden ist. Barone hielt Werdin für den richtigen Namen. Fr. Müller stellte aus dem Taufprotokoll des Pfarramts zu Hof am Leithagebirge bei Mannersdorf N. Ö. aus dem Jahre 1748 fest, daß er ein Sohn der Bauersleute Vesdin (mit s) war. Zu S. 47, Anm. 1). J. Wackernagel erinnert an die Beeinflussung Goethes durch Kälidäsa in technischer Beziehung: das im Jahre 1797 geschriebene " V o r s p i e l auf dem Theater" zum F a u s t ist mit seinem Theaterdirektor dem Prolog zur "Sakontala" nachgeahmt. W i e mir G. Witkowski mitteilt, handeln davon Hirzel-Ellwangen, "Schiller, Goethe und Sakuntala", und W . Sauer, "Sakuntala, Goethe und Schiller", beide im Korrespondenzblatt für die Gelehrtenund Realschulen Württembergs 1893, S. 43—46 und S. 297—304, auch wird die Sache in allen Faustkommentaren erwähnt, so in dem von Witkowski, 4. Aufl., II 190. Zuerst scheint auf den indischen Prolog als Vorbild des Vorspiels zum Faust hingewiesen zu haben FreiherrWoldemar v. B i e d e r m a n n , in der Wissenschaftl. Beilage zur Leipziger Zeitung i860, Nr. 73, wieder abgedruckt in seinen "Goetheforschungen" Frankfurt a. M. 1879, 5. 54ff., dann H e i n r i c h H e i n e . W i e ich einer durch E. Kuhn mir zugegangenen Notiz entnehme, kommt in Betracht das Buch "Heinrich Heine,
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Letzte Gedichte und Gedanken, aus dem Nachlaß veröffentlicht", Hamburg 1869. Unter den hier mitgeteilten "Gedanken und Einfallen" steht der Satz "Goethe, im Anfang des Fausts, benutzt die " S a k o n t a l a " " (Heines sämtliche Werke, hersg. von Ernst Elster, Bd. 7, S. 417). "Auch J. Minor und E . Schmidt wissen in ihren Kommentaren zum Faust keine frühere Quelle für diesen Hinweis auf die "Sakontala" anzuführen. Goethe kannte das indische Drama seit 1791 aus Forsters Übersetzung. E r selbst sprach sich über die Beziehung "des Vorspiels auf dem Theater" zur "Sakontala" nirgends aus." Außer der Sakuntala und den besprochenen Legendenstoffen fanden aus der Sanskritliteratur noch Meghadüta und Gïtagovinda seinen Beifall, vgl. Hoffmann "Der indische und der deutsche Geist" S. 24 ff., besonders S. 38 und 44. Aber Goethe schwärmte nicht in jeder Beziehung für die Inder: über "ihre vielköpfigen, vielarmigen Götter", die er auf den Abbildungen bei Dapper und Sonnerat gesehen haben mußte, äußerte er sich später sehr abfällig. Zu S. 56. Uber H e r d e r s poetische Verklärung der Inder handelt Hoffmann im ersten Kapitel der eben angeführten Schrift. E r sagt, in den "Gedanken einiger Bramanen" hätten wir zumeist "die Weisheit des Bramanen Herder" vor uns (S. 16). Auch Herder war begeistert von Georg Forsters "Sakontala", die ihm dieser mit einem Briefe vom 17. Mai 1791 zugeschickt hatte (S. 9, 16). Noch kurz vor seinem Tode "begleitete er die zweite Ausgabe der Forsterschen Übersetzung mit einem Vorwort, das ganz von der Liebe zu Kalidâsas Werk getragen ist" (S. 23). Außerdem waren Hitopadeáa, Bhartrhari, "Bagawadam", Mohamudgara, áukasaptati, Manu, Gïtagovinda zu seiner Kenntnis gelangt. Wiederholt beschäftigte er sich mit der Lehre von der Seelenwanderung (S. 19). Dieselbe poetische .Verklärung Indiens findet sich auch bei Majer (S. 53 ff.) und Novalis (S. 62). Hoffmann berichtet auch näheres über das Leben M a j e r s . Dieser war 1772 zu Koskau bei Schleiz als Predigerssohn geboren, war erst Privatdozent in Jena, dann Führer des Schleizer Erbprinzen Heinrich LXII., und ist 1 8 1 8 in Gera als fürstl. Reuß-Schleizischer Legationsrat gestorben. E r war ein regsamer Geist, der große Pläne faßte. Unter anderem wollte er eine "Geschichte und Alterthumskunde der Indier" schreiben. Die "Frühlingstage des Menschengeschlechts" lagen für ihn in Indien (S. 55). S c h o p e n h a u e r schreibt in einem Briefe aus Weimar, daß der Orientalist Friedrich Majer ihn in das indische Altertum eingeführt habe, "welches von wesentlichem Einfluß auf mich gewesen ist" (S. 57). Auch Goethe schätzte ihn. Über Majer, der bisher nicht genügend beachtet worden sei, sprach Joh. Imelmann in der Gesellschaft für deutsche Literatur, Berlin, am 18. Oktober 1916, s. die Deutsche Literaturzeitung 1916, Nr. 47, Spalte 1 9 1 2 . Zu S. 57. Hoffmann handelt im vierten Kapitel seiner wiederholt erwähnten Schrift von den beiden Schlegel, und zwar mit mehr Sympathie für Friedrich, als für August Wilhelm. E r zitiert wiederholt die Schrift von Carl Enders, "Friedrich Schlegel. Die Quellen seines Wesens und Werdens", Leipzig 1 9 1 3 . Friedrich lernte die Sakontala als neunzehnjähriger Student in Leipzig gleich bei ihrem Erscheinen kennen, er schreibt an seinen Bruder "Von Meßprodukten ist mir besonders merkwürdig ge-
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wesen ein indisches Schauspiel aus dem Englischen von G. Forster", aber seine Äußerungen zeugen noch nicht von Begeisterung für dieses Werk und für Indien (Hoffmann S. 69). Für die indische Welt wurde er erst in Paris durch Helmine de Chézy gewonnen (S. 74). Zu S. 57, Z. 26, und S. 75, Z. 43. Über Louis-Mathieu L a n g l è s , geboren 1763, gestorben 1824, schrieb Abel Rémusat einen Nekrolog, im Journal Asiatique IV (1824) S. 1 5 0 — 1 5 7 . Langlès war ein Orientalist, der ganz Asien als seine Domäne betrachtete, viel geschrieben hat, wenn er auch mit Ausnahme des Persischen von den orientalischen Sprachen keine tiefere Kenntnis besaß. Infolge einer 1790 von ihm bei der Assemblée nationale eingereichten Adresse wurde 1794 die Ecole des langues orientales vivantes gegründet. Zu S. 72, Ζ. 27. Im Jahr 1824 gab B o p p zu Berlin heraus: "Indralokâgamanam. Ardschunas Reise zu Indras Himmel nebst andern Episoden des Mahabharata" ; dazu der Sanskrittext: "Arjuni Iter ad Indri Coelum cum aliis Mahabharati episodiis". Die anderen Episoden sind Hidimbabadha, Brähmaijaviläpa, Sunda und Upasunda. Im Jahre 1829 folgte: "Die Sündflut nebst drei anderen der wichtigsten Episoden des Mahâ-Bhârata" ; dazu in größerem Format der Sanskrittext : "Diluvium cum tribus aliis Maha-Bharati praestantissimis episodiis", außer demMatsyopäkhyäna enthaltendSävitryupäkhyäna, Draupadïpramâtha, Arjunasamägama. Zu S. 80. L a n g l o i s erkennt A . W . S c h l e g e l s Leistung vollkommen an. Dieser ist mit seiner Übersetzung den französischen Gelehrten zuvorgekommen, aber die in Paris vorhandenen Hilfsmittel standen ihm nicht zu Gebote. Langlois gab eine Analyse jedes Kapitels und konnte zum Verständnis aus einer Pariser Handschrift den Kommentar des áridhara benutzen. Man kann nicht sagen, daß seine kritischen Bemerkungen sehr bedeutend sind. Ein im Journal Asiatique VI 250 angekündigter fünfter und letzter Artikel ist nicht erschienen. Schlegel bemerkt in seiner Antwort im Journal Asiatique IX 1—27, daß Langlois damals mit Ausnahme von 4 Seiten Übersetzung des Hitopadeáa noch nichts geleistet habe und nur eine Marionette in der Hand de Chézys sei. Schlegel selbst lehnt es ab, ein Schüler de Chézys zu sein. Von den indischen Scholiasten sagt e r : " L e s scoliastes indiens savent beaucoup de choses mieux que nous ; mais en revanche nous nous sommes exercés à l'art de l'interprétation par l'étude de plusieurs langues; nous ne sommes pas bornés comme eux à l'horizon de l'Inde; nous connaissons l'histoire de la philosophie et celle de l'esprit humain". Sie haben im allgemeinen einen großen Fehler: "c'est qu'ils sont obscurs, et souvent plus difficiles à comprendre que le texte, qu'ils prétendent expliquer" (S. 9 fg.). Wir schätzen den Wert der einheimischen Kommentare doch jetzt höher ein. Zu S. 83. Durch den erst neuerdings bekannt gewordenen "Briefwechsel zwischen Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel" herausgegeben von
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Albert Leitzmann, mit einer Einleitung von B. Delbrück, Halle a. d. S. 1908, haben wir auch einen Einblick in das Verhältnis W. v. H u m b o l d t s zu A. W. S c h l e g e l gewonnen. Die Briefe erstrecken sich von 1 8 1 8 bis 1 8 3 1 , es ist die Zeit der "Indischen Bibliothek", von der viel die Rede ist. Beide kamen sich einander mit der größten Höflichkeit entgegen und ließen sich gegenseitig an ihren Studien teilnehmen. Wie v. Humboldt das Baskische, so hatte Schlegel das Etruskische untersucht. Beide waren zu ähnlichen Resultaten gekommen : das Baskische soll mit dem Lateinischen "viele Stammwörter" gemeinsam besitzen (S. 10), wenn auch keine nähere Verwandtschaft mit dieser Sprache bestehe (S. 5 1 ) ; das Etruskische soll zum Umbrischen, Lateinischen usw. gehören, wenn auch "viel weiter abwärts" stehend (S. 24). W. v. Humboldt schreibt oft von seinen allgemeinen Sprachstudien und von den amerikanischen Sprachen, vom Kawi erst im letzten Briefe. Aber das einigende Band ist das Sanskrit, von dessen Wichtigkeit für die Sprachwissenschaft beide durchdrungen sind. Hier ist W. v. Humboldt der empfangende Teil. Seit dem Jahre 1821 hegt er den Wunsch, diese Sprache zu lernen, sein Ziel ist mehr die Sprache als die Literatur (S. 67). E r hat sein Sanskrit an Bopps Nalus gelernt (S. 1 1 3 ) , bezeichnet sich aber, in einer eingehenden und offenen Verteidigung Bopps gegen die Angriffe Schlegels, weder als Schlegels noch als Bopps Schüler, daher er unparteiisch zwischen beiden stehe (S. 232). In diesem bemerkenswerten Briefe vom 16. Juni 1829 erörtert er alle Angriffspunkte, besonders auch Bopps Stellung zu Pänini. Schlegels eigene Kenntnis des Pâçini war aber auch sehr mangelhaft. In einem Briefe aus dem Jahre 1821 kennt er zwar die Namen der Akzente des Sanskrit aus der Siddhäntakaumudi, weiß aber nichts Näheres von ihnen (S. 17 fg.). An einer anderen Stelle ist ihm unbekannt, ob die indischen Grammatiker auch die Syntax behandelt haben (S. 86). Im allgemeinen äußert sich Schlegel in diesen Briefen an W. v. Humboldt milde über andere Gelehrte. E s mag dies mit durch W . v . Humboldts Charakter und Vornehmheit bedingt gewesen sein. Die Versehen von Wilkins, "der nun ein Veteran ist, und sich doch um die Sache hoch verdient gemacht hat", muß man "mit dem Mantel der Liebe zudecken" (S. 104). E r habe früher streng geurteilt, jetzt müsse man die bisherigen Versehen auf das glimpflichste bferichtigen. Sogar de Chézy ist ihm "der wackre und talentvolle Mann" (S. 108). Aber bald erblickt er hinter Langlois' Anzeige seiner Bhagavadgitä die Eifersucht de Chézys (S. 190). Diese Angelegenheit, v. Humboldts Abhandlung über die Bhagavadgitä und ihre Aufnahme in die Indische Bibliothek, sind für beide Korrespondenten ein Hauptgegenstand des Briefwechsels, ebenso v. Humboldts Abhandlung über das Gerundium, die Schlegel als eine "gründliche und meisterhafte Arbeit" bezeichnet und gern in seine Zeitschrift aufnimmt (S. 86). Auch andere syntaktische Themata brachte v. Humboldt vor, so den Gebrauch der Tempora (S. 33), der Präpositionen (S. 56). Von den Lautverhältnissen sind es Visarga und Anusvära, über deren Wesen und Aussprache in der alten Zeit nicht sofort klare Vorstellungen vorhanden waren (S. 209). Wenn auch v. Humboldt bisweilen anderer Meinung ist, als Bopp, und wenn er auch vielfach in Einzelheiten von Schlegel belehrt wurde, so fühlte er sich doch persönlich und in den Grundanschauungen mit Bopp näher verbunden, als mit Schlegel. Dies tritt besonders hervor in der Erklärung der Flexion aus der Agglutination von formativ gebrauchten Wörtchen, mit pronominaler oder partikelartiger Bedeutung. Schlegel war der Ansicht (S. 72—74), daß in allen
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e d l e r e n S p r a c h e n " d e r g e n i a l i s c h e B i l d u n g s t r i e b " gleich von A n f a n g an r e g e g e w e s e n sei, u n d schreibt alle w a h r h a f t f r u c h t b a r e n Prinzipien d e r E n t w i c k l u n g " d e r e n t f e r n t e s t e n U r z e i t " zu. " D a s Z u s a m m e n f l i c k e n mit d e m V e r s t ä n d e , wo die u r s p r ü n g l i c h e E i n h e i t d e r A n s c h a u u n g v e r l o r e n war, die S u r r o g a t e , die M i ß b i l d u n g e n u n d F e h l g e b u r t e n d e s g r a m m a t i s c h e n I n s t i n k t s " seien h i n g e g e n das M a c h w e r k s p ä t e r e r Zeiten. Die Agglutinationst h e o r i e hat im L a u f e d e r Zeit m a n c h e r l e i E i n s c h r ä n k u n g u n d Modifikation e r f a h r e n . Schon in diesen Briefen finden wir bei W . v. H u m b o l d t d e n G e d a n k e n d e r A n a l o g i e b i l d u n g : d e u t s c h e V e r b a , die die A b w a n d l u n g binde, b a n d , g e b u n d e n u r s p r ü n g l i c h nicht hatten, k ö n n e n so " a n g e f o r m t " w o r d e n sein (S. 197). A. W . Schlegel w a r von s e i n e m B r u d e r F r i e d r i c h beeinflußt. Im H i n t e r g r u n d e s t a n d die A n s c h a u u n g "von d e n U r v ä t e r n des M e n s c h e n g e s c h l e c h t s " (S. 196) u n d eine O f f e n b a r u n g , die auch d e r S p r a c h e zuteil g e w o r d e n ist. Ü b e r die W a n d l u n g , die mit s e i n e m B r u d e r vor sich g e g a n g e n war, urteilte A. W . S c h l e g e l s e h r bitter (S. 246). V o n d e r Sanskritliteratur k o m m e n in d i e s e n Briefen a u ß e r d e r B h a g a v a d g î t â zur S p r a c h e H i t o p a d e á a , R ä m ä y a n a , Manu, e b e n die W e r k e , die damals im V o r d e r g r u n d d e s I n t e r e s s e s s t a n d e n , w o b e i Schlegel in s e i n e r philologischen Art die B e s c h a f f e n h e i t d e s T e x t e s in d e n H a n d s c h r i f t e n u n d A u s g a b e n kritisiert u n d z a h l r e i c h e einzelne Stellen b e h a n d e l t . E r hat sein A b s e h e n auf d a s Rämäyaija u n d d e n H i t o p a d e á a g e r i c h t e t (S. 174) u n d e r w ä h n t w i e d e r h o l t B e r n s t e i n s Dissertation " H i t o p a d e s i p a r t í c u l a ; edidit et g l o s s a r i u m sanscrito-latinum a d j e c i t " , Breslau 1823. E r g e d e n k t n ä c h s t e n s d e n Satz ausz u f ü h r e n , " d a ß alle e i g e n t l i c h e n F e e n m ä h r c h e n aus Indien h e r k o m m e n " , und d a ß die P e r s e r n u r manirirte Ü b e r t r a g u n g e n g e l i e f e r t h a b e n (S. 175). Das Beste in T a u s e n d u n d einer Nacht, ja "alle s i n n r e i c h e n M ä h r c h e n in d e r W e l t " m ö c h t e er d e r Indischen L i t e r a t u r vindizieren (S. 216). V o n H a u g h t o n s A u s g a b e d e s Manu h ä t t e er m e h r e r w a r t e t , n a m e n t l i c h a u c h einen A b d r u c k des K o m m e n t a r s (S. 203). S c h l e g e l w a r nicht ü b e l gewillt, das G e s e t z b u c h d e s Manu a u s w e n d i g zu l e r n e n , diese r e i c h s t e Quelle von R e a l - E r k l ä r u n g e n d e r e i n h e i m i s c h e n Begriffe, aus d e r er a u c h g r a m m a tische Beispiele am liebsten n e h m e n w ü r d e (S. 131). N a c h B o p p w a r eine Analyse d e r 12 e r s t e n Seiten des H i t o p a d e á a nicht von H a u g h t o n , s o n d e r n v o n H a m i l t o n (S. 136). Vgl. Gildemeister Bibl. Skr. S p e c . S. 103. Zu S. 9 5 , Ζ. 17. In d e n S i t z u n g s b e r i c h t e n d e r Philos.-Hist. Klasse d e r W i e n e r A k a d e m i e , Band 63, J a h r g a n g 1869, S. 3 3 — 1 5 6 e r s c h i e n n o c h von L o u i s P o l e y eine B e a r b e i t u n g d e s " V e d á n t a - s á r a " , b e s t e h e n d a u s Einleitung, Ü b e r s e t z u n g n e b s t d a r u n t e r s t e h e n d e m T e x t , aus d e r C a l c u t t a e r A u s g a b e v o m J a h r e 1829 t r a n s s k r i b i e r t , u n d Glossar. Böhtlingk hat sie bei s e i n e r Ü b e r s e t z u n g d e s s e l b e n T e x t e s in d e r C h r e s t o m a t h i e n a c h t r ä g l i c h e r w ä h n t , 2. Aufl. S. 368. Zu S. 9 5 , Z. 1 8 V o n " K a r l W i l h e l m S c h ü t z " s a g t R. Pischel in e i n e m N a c h r u f im Zentralblatt für B i b l i o t h e k s w e s e n 1893 (S. 3 4 1 — 3 4 3 ) : " E r hat mit d ü r f t i g e n Hilfsmitteln A u s g e z e i c h n e t e s g e s c h a f f e n " . P i s c h e l r ü h m t n a m e n t l i c h seine Ü b e r s e t z u n g d e s M e g h a d ü t a , die d u r c h einen N e u d r u c k w i e d e r z u g ä n g l i c h g e m a c h t w e r d e n sollte. A u c h das M ä g h a - K ä v y a h a t t e er g r ü n d l i c h studiert, d o c h e r s c h i e n von s e i n e m Ü b e r s e t z u n g s w e r k " M a g h a ' s T o d d e s Çiçupala. Ein S a n s k r i t i s c h e s K u n s t e p o s " n u r die E r s t e Abtheilung, Ü b e r s e t z u n g , G e s a n g
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I. A L L G . Υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE Υ . A L T E R T U M S K U N D E .
I—XI, Bielefeld 1843. Hoefers Indische Gedichte in deutschen Nachbildungen unterzog er einer strengen, aber gerechten Kritik in der Allgemeinen Literatur-Zeitung 1844, Nr. 289—291. Pischel zählt auch die zahlreichen Werke von Schütz auf dem Gebiete der englischen und romanischen Schulphilologie auf. Zu S. 102. Steins Hypothese, daß I>, das differenzierte griechische P, auf Münzen den Laut sh bezeichne, ist von J. K i r s t e schon in Band II der Wiener Ztschr. f. d. Kunde des Morgenl. S. 236—244 und jetzt ausführlicher in seiner Schrift " O r a b a z e s " , in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1917, bekämpft worden. Kirste bemerkt hier S. 16, daß diese Hypothese schon vor Stein von Cunningham aufgestellt worden sei, der sie Num. Chron. 1890, S. 108 für sich reklamiert habe. Neuerdings hatte Kennedy im Journal der RAS. 1912, S. i o n , 1015 den Namen ΟΕΆΒΣ auf einer Münze aus Characene mit Oshabazes umschrieben. Thomas wies darauf hin, daß derselbe Name auf einer anderen Münze mit dem gewöhnlichen Ρ geschrieben ist. Kirste hält r für den ursprünglichen Laut, indem er diesen Namen auf *Ahurabazos zurückführt. Das mag richtig sein. Von hier aus — daher der Titel seiner Schrift — untersucht er eine Reihe anderer Namen mit diesem E>, lautgeschichtlich und etymologisch, von denen die letzten Nummern, 7. i>AONANO, 8. KANHï>KI, OOHf>KI und 9. KOf-ANO, die wichtigsten sind. Kirste scheint der differenzierten Form des Ρ keine sachliche Bedeutung beizumessen (S. 28), sondern geht überall von einem r aus, das freilich dialektisch verschieden ausgesprochen worden ist. Auch die Bedeutung des O in diesen Namen ist schwer festzustellen. Man wird ungern Steins Zurückführung von ΪΆΟΝΑΝΟ I>AO auf das iranische Shâhan Shaki wieder aufgeben wollen, wenn auch die Endung NANO bis jetzt jeder Erklärung gespottet hat. Kirste hat seine frühere Deutung von t>AO aus einer semitischen Wurzel (hebr. Π$Π weiden) in dieser neueren Schrift ΤΤ
nicht wiederholt. KANH&KI, Kaniska, und die ähnlich gebildeten Namen betrachtet er als Komposita. Es wird schwer zu glauben, daß deren rki der tokharische Reflex von skr. räj sei (S. 44), und daß sowohl Kaniska als auch Juska soviel wie skr. yuvaräja bedeute (S. 47). Nicht minder bedenklich ist, wenn er in Kusana die hinduisierte Form eines tokharischen Korana erblickt (S. 67). Dieses soll auf ein Ethnikon kora, mit tonlosem r, zurückgehen, das er mit skr. Uttara-kuru in Beziehung setzt (S. 64). Kirstes etymologische Erklärungen sind nicht geeignet, Steins Theorie zu beseitigen. Es wird wohl dabei bleiben, daß Ρ einen Zischlaut bezeichnen soll, wenn auch Ρ und & gelegentlich verwechselt worden sind. Zu S. 179, Z. 37. E. Kuhn macht mich darauf aufmerksam, daß offenbar die drei mit "Tôhfat" beginnenden Titel ein und dasselbe Werk bezeichnen, und daß nur einer von ihnen richtig ist, obwohl die Angaben ohne Verbesserung ebenso in der Centenary Review S. 171 unter Postans wiederholt sind. Schon der Herausgeber des Journal der ASB. VII 297 hatte Kkwdn" in "ul Kiram" korrigiert, und für dieses hat Lassen Ind. Alt. III 459 algirani eingesetzt. Tohfat, besser Tuhfat, ist ohne Längezeichen zu schreiben.
GRUNDRISS DER INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE (ENCYCLOPEDIA OF INDO-ARYAN RESFARCH) B E G R Ü N D E T V O N G. B Ü H L E R ,
F O R T G E S E T Z T VON F. KIELHORN,
H E R A U S G E G E B E N V O N H. L Ü D E R S UND J . W A C K E R N A G E L . I. BAND , X. HEFT B.
GESCHICHTE DER
SANSKRIT-PHILOLOGIE UND
INDISCHEN ALTERTUMSKUNDE VON
ERNST
WINDISCH
ZWEITER TEIL
Mit Unterstützung aus den Mitteln der Sächsischen Forschungsinstitute in Leipzig
BERLIN UND LEIPZIG 1920 VEREINIGUNG W I S S E N S C H A F T L I C H E R
VERLEGER
W A L T E R D E GRUYTER & Co. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP.
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten
Schutzformel für die Vereinigten Staaten von Amerika: Copyright 1 9 2 0 by Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. Berlin W. 10.
Druck von M. DuMont Schauberg, Strasburg.
Vorwort. A u f den im Jahre 1 9 1 7 erschienenen ersten Teil von Windischs J ~ \ _ Geschichte der Sanskrit-Philologie folgt hiermit, unter schweren Hemmnissen zu Ende gebracht, der zweite. Noch in den letzten Wochen seines Lebens hatte der Verfasser mit nicht ermüdendem Fleiße an dem Werke gearbeitet, mit dem er seine während eines halben Jahrhunderts der indischen Philologie gewidmeten Studien abschloß. Mitte August 1 9 1 8 sandte er die beiden letzten Kapitel an die Druckerei. Als er am 50. Oktober entschlief, war der Druck nahezu vollendet. Um Korrektur und Revision der letzten Bogen bemühten sich freundlich die Herrn J. Hertel und E. Kuhn. Wir danken insbesondere dem letztern für das lebendige Interesse, mit dem er die Arbeit des Freundes von Anfang an und über dessen T o d hinaus begleitet hat. Der dritte Teil sollte, wie der Verfasser einige Wochen vor seinem T o d e dem zweiten Unterzeichneten schrieb, erstens von der Entwicklung der Sanskritphilologie in Indien handeln; zweitens von den Arbeiten über den südlichen Buddhismus; endlich von der neueren und neuesten Zeit überhaupt. Im Nachlasse fand sich der Anfang einer Bearbeitung des ersten Abschnittes vor; zur sofortigen Verwendung für den Grundriß eignete sich das Stück nicht. Es ist überhaupt fraglich, ob das breit angelegte Werk durch einen dritten Teil wird zum Abschluß gebracht werden können; außer den von Windisch ins A u g e gefaßten Gegenständen würde er noch einiges weitere enthalten müssen. Herausgeber und Verleger werden die Frage im A u g e behalten. Wir können dies Begleitwort nicht schließen, ohne dem hingegangenen edeln Gelehrten für die Bereitwilligkeit, mit der er seiner Zeit die A u f g a b e übernahm, und für seine Treue gegenüber der übernommenen Verpflichtung unsern wärmsten Dank ins Grab nachzurufen. Berlin und Basel im Mai 1920.
H. L ü d e r s .
J. W a c k e r n a g e l .
Inhalt des zweiten Teils. Seite
Kap. X X V I I .
Die Bonner Schule. Fr. Windischmann. H. Brockhaus und seine Schüler Kap. X X V I I I . J. Gildemeister. A. Hoefer Kap. X X I X . Fl·. Stenzler Kap. X X X . Th. Benfey Kap. X X X I . Kopenhagen. N. L . Westergaard Kap. X X X I I . Belgien. F. Neve Kap. XXXIII. O. Böhtlingk Kap. X X X I V . Th. GoldstUcker Kap. X X X V . Der Rgveda. R. Roth Kap. X X X V I . Adalbert Kuhn Kap. X X X V I I . Max Müller. Ausgabe des Rgveda Kap. X X X V I I I . Max Müller. History of Ancient Skr. Literature Kap. X X X I X . Max Müller und Bunsen. Religionsgeschichte Kap. X L . Max Müller. Sprachwissenschaft Kap. X L I . Max Müller. Renaissance der Sanskrit-Literatur · . Kap. XLII. Max Müller. Buddhismus Kap. XL1II. Max Müller. Brahmanische Philosophie Kap. X L I V . Monier Williams. J. Muir Kap. X L V . Th. Aufrecht Kap. X L V I . A. Weber. Der Yajurveda Kap. X L V I I . A . Weber. Katalog und Literaturgeschichte Kap. X L V I I I . A . W e b e r . Abhandlungen Kap. X L I X . A. Weber. Die Präkrt-Studien Kap. L . A. Weber. Die Jaina-Literatur . . · Kap. LI. W. D. Whitney Kap. L H Freunde und Schüler Webers. R. Rost, E. Haas u. a Kap. LIII. H. Grassmann. Α. Ludwig. Η. Zimmer Kap. L I V . Fr. Bollensen Kap. L V . Altere Schweizer Gelehrte Kap. L V I . C. Cappeller. J.Grill Kap. L V I I . H. Brunnhofer Kap. LVIII. J. Eggeling Kap. L I X . Der griechische Einfluß im indischen Drama. E. Windisch . . . Kap. L X . Die Xkhyäna-Hymnen. Ursprung von Epos und Drama . . . . Kap. L X I . B. Delbrück Kap. L X I I . Die Weiterentwicklung der vergleichenden Sprachwissenschaft. . Kap. LXIII. Die Sanskritstudien in Italien. A . de Gubematis
209 215 219 222 234 236 238 246 254 265 270 277 285 290 293 298 301 305 316 319 325 331 342 346 355 361 364 375 379 381 386 392 398 405 414 421 439
Namen- und Sachverzeichnis
453
KAP.
XXVII.
DIE
BONNER
209
SCHULE.
KAP. XXVII.
DIE BONNER SCHULE. F R . WINDISCHMANN.
H. B R O C K H A U S UND S E I N E S C H Ü L E R .
Schon Burnouf sprach von einer B o n n e r S c h u l e der Sanskritstudien in Deutschland. A. W. v. Schlegel hatte die bewußte Absicht, eine Schule zu gründen, denn er schreibt in einem Briefe an Lassen vom 18. Dez. 1823: "Wenn die Vorsehung mir noch eine Anzahl Jahre Leben und Gesundheit gewährt, so muß Bonn ein Mittelpunkt orientalischer Gelehrsamkeit werden, und dabey hoffe ich dann auch für Sie eine ehrenvolle und vortheilhafte Stellung auszuwirken", Briefwechsel S. 13. W e r sich der Sanskrit-Literatur zuwenden wollte, ging nach Bonn zu Schlegel und zu Lassen und holte sich das handschriftliche Material in Paris, London und Oxford, wo die Deutschen zugleich in persönlichen Verkehr mit den französischen und englischen Gelehrten traten. Ordnen wir die deutschen Gelehrten, die zunächst nach und neben Lassen durch ihre Werke und ihre akademische Lehre so wesentlich zur Vertiefung der Sanskritphilologie beigetragen haben, in Verbindung mit den gleichzeitigen hervorragenden Gelehrten anderer Nationalität nach dem Jahre ihrer Geburt, so ergibt sich die folgende Gruppierung: Brockhaus geboren 1806, Stenzler 1807, Benfey 1809, Muir 1810, Fr. Windischmann 1 8 1 1 , Gildemeister, Hoefer und A. Kuhn 1 8 1 2 . In der Mitte zwischen diesen und einer zweiten größeren Gruppe stehen Böhtlingk und der Däne Westergaard, beide geboren 1 8 1 5 . Zu der zweiten Gruppe gehören Spiegel geboren 1820, Goldstücker und Roth geboren 1 8 2 1 , Aufrecht 1822, Max Müller 1823, A. Weber und der Amerikaner Fitz-Edward Hall 1825. Ihnen folgen dann der Engländer Cowell geboren 1826, der Amerikaner Whitney 1827 und der Holländer Kern 1833. In solchen Zahlen spricht sich doch etwas wie der Geist der Zeiten aus, der verschieden ist von der "Herren eigenem Geist". Erst in den 40er Jahren setzen wieder neue Geburtsreihen ein. Friedrich S p i e g e l widmen wir keinen besonderen Abschnitt, da er nur im Anfang seiner Laufbahn auf indischem Gebiete hervorgetreten ist durch seine Ausgaben des Kammaväkya, der Rasavähim und durch Rezensionen. E r hat seine hohe Bedeutung in der Geschichte der altiranischen Philologie durch seine Ausgabe des Avesta, seine iranische Altertumskunde u. a. m. Aber wie so oft bei Lehrer und Schüler, spiegelt sich seine Kombination der Studien in seinem Schüler W. Geiger wieder, nur daß dieser nicht nur im Iranischen, sondern auch im Päli eine bedeutende wissenschaftliche Tätigkeit entfaltet hat. Keiner der älteren deutschen Gelehrten ist in Indien gewesen, keiner von ihnen hat so wie Lassen auch die Inschriften und Monumente oder die politische Geschichte Indiens zu seinem besonderen Studium gemacht. Von deutschen Gelehrten haben erst später Bühler und Kielhorn diese Richtung von neuem eingeschlagen. Zuvor führten R. Roth und Max Müller eine Periode herauf, in der die Forschung in Europa in erster Linie auf den Veda gerichtet war. A. Weber ist in gewissem Sinne mit Lassen vergleichbar, indem er, wenn auch anders als dieser, das gesamte Wissen von Indien in seiner Person gleichsam verkörperte, die Literatur zusammenfassend in seinen "Akademischen Vorlesungen", den Fortschritt der WissenIndo-arische Philologie I.
i B.
14
210
I. A L L G . U. S P R A C H E ,
I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
schaft verfolgend in zahllosen kritischen Anzeigen neu erschienener Werke und ihn selbst durch eigene große Werke herbeiführend. Ehe wir die gewaltige Arbeit jener Generation von bedeutenden Gelehrten darstellen, müssen wir des Theologen Ewald gedenken, der vor ihnen geboren war. Wie einst im Mittelalter in den Klöstern auch die Wissenschaft gepflegt worden ist, wie dann Missionare eine erste Kunde von den Religionen und der Kultur des Orients gebracht haben, so sind auch weiterhin aus den Kreisen der Theologen, namentlich der protestantischen, bedeutende Kenner des Orients hervorgegangen. H e i n r i c h E w a l d , geboren 1803 zu Göttingen, wo er auch als Professor seine Haupttätigkeit entfaltet hat, gestorben 1875, war der Größte von denen, die den ganzen Orient mit ihrem Forschen und Wissen zu umspannen versucht haben. Seine Hauptstärke hatte er auf dem Gebiete des Hebräischen und Arabischen, aber er hatte sich auch eine gute Kenntnis des Sanskrit erworben. Außer seinen schon oben I S. 157 erwähnten, in der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes veröffentlichten Arbeiten, war schon früher seine kleine Schrift "Ueber ältere Sanskrit-Metra", Göttingen 1827, erschienen, die von Gildemeister gerühmt wurde in der 2. Auflage von Lassens Anthologia S. 126. Als Verdienst darf ihm auch angerechnet werden, daß er in Göttingen Bollensen, in Tübingen Schleicher und Roth, alle drei gleichfalls von Haus aus Theologen, für das Sanskrit gewonnen hat. Schon durch seinen Vater hing persönlich mit Schlegel und Lassen zusammen der junge Windischmann, der mit dem ersten Teile seiner Schrift "Saneara sive de Theologumenis Vedanticorum", Bonn 1833, ' n Bonn promoviert hatte. Friedrich Heinrich Hugo W i n d i s c h m a n n , geboren 1 8 1 1 , gestorben 1861 als Generalvikar des Erzbischofs von München, hatte von seinem Vater, Karl Joseph Hieronymus W., dem er auch seine Schrift widmete (Patri Magistro Amico), die Neigung zur Philosophie geerbt. Wie er der indischen Philosophie gegenüberstand, zeigt der Satz S. VIII seiner Schrift: "Christianam autem doctrinam cum Indorum dogmatis comparare atque in his veritatis quasi imagines et scintillas demonstrare, res est utilissima quidem et maximi momenti, sed aliena ab huius libelli proposito, qui tantum in ipso Vedanticorum systemate explicando versatur". Am Schluß der Praefatio apostrophiert er Schlegel, durch den er zum Studium des Sanskrit angeregt worden sei, aus dessen reicher Bibliothek er seltene Bücher habe benutzen dürfen. Aber den eigentlichen Stoff zu seiner Arbeit hat ihm Lassen gegeben. Denn es liegt ihr zugrunde die dem Sankara zugeschriebene "Bälabodhani" (zu lesen -bodhint), ein knappes, aus 47 Sloken bestehendes Compendium der Vedäntalehre, das Lassen in einer Abschrift aus London mitgebracht hatte. Windischmanns Sankara darf der Sache nach als ein Seitenstück zu Lassens ein Jahr zuvor erschienenen Sänkhyakärikäs betrachtet werden. Wie die zahlreichen Zitate zeigen, hatte sich Windischmann aus der damals zugänglichen Sanskritliteratur eine achtungswerte Sprachkenntnis erworben, die es ihm in Verbindung mit der nötigen philologischen Kritik ermöglichte, mit nur einer Handschrift, die allerdings zugleich einen Kommentar enthielt, auszukommen. Die Dissertation hatte den Beifall Räm Mohun Roy's gefunden. Caput I enthält den T e x t des Werkchens, kritische und erklärende Bemerkungen zu jedem Verse, und eine lateinische Ubersetzung. Für das Verständnis war ihm die Calcuttaer Ausgabe des Vedäntasära sehr nützlich. In Caput II bespricht er unter A Sankaras Leben und Werke. Anknüpfend
KAP. X X V I I .
D I E BONNER
SCHULE.
211
an Wilson, Colebrooke und A n d e r e sucht er festzustellen, daß S a n k a r a zwischen 650 und 750 n. Chr. gelebt habe (S. 42), 100 J a h r e nach Kumärila und nach der großen von Kumärila angestifteten V e r f o l g u n g der Buddhisten, an die man damals glaubte. Unter Β behandelt er dann das A l t e r des Vedänta. Den Ursprung dieser Philosophie sucht er in den zur alten vedischen Literatur gehörigen Upanischaden. Anspielungen auf diese finden sich in Manus Gesetzbuch, dieses aber sei wahrscheinlich älter als die Zeit A l e x a n d e r s des Großen, S. 50 ff. Alle F r a g e n behandelt er mit großer Sachkenntnis. A u c h über den Stil und die Sprachformen in den Upanischaden finden wir hier die ersten Beobachtungen, S. 62 ff. E r kannte Anquetil Duperrons Oupnekhat, das er S. X I V gerecht beurteilt hat, benutzte aber für seine Z w e c k e namentlich die vier von R a m Mohun R o y auch im T e x t mit Sankaras Kommentar veröffentlichten Upanischaden (Katha, làâ, K e n a , Mundaka) sowie eine Handschrift der C h ä n d o g y a Upanisad, die ihm v. Bohlen überlassen hatte (S. XII). Caput III hat die Uberschrift "Doctrinae V e d a n t i c a e brevis e x p o s i t i o " , S. 8 9 — 1 8 6 , es endet mit dem T e x t und der Übersetzung des M a h ä v ä k y a aus der C h ä n d o g y a Upanisad. In der Darstellung der Vedäntalehre ist Windischmann ein V o r g ä n g e r Deussens, nur daß die A n s c h a u u n g der beiden verschieden ist. In einem kurzen E p i l o g u s betont Windischmann seinen christlich-katholischen Standpunkt. A. W e b e r hat im A n f a n g seiner " A n a l y s e der in Anquetil du Perron's Übersetzung enthaltenen Upanishad", Indische Studien I (1850) 247, F r . Windischmanns Verdienste gebührend anerkannt. Seine eingehenden Studien auf dem Gebiete der brahmanischen Philosophie haben noch anderweitige V e r w e r t u n g gefunden, indem er seinem V a t e r deutsche Übersetzungen der genannten vier kleineren Upanischaden, mehrerer Stücke des Brhadäraijyaka, fast der ganzen C h ä n d o g y a Upanisad, des Vedäntasära, der Bälabodhini, der S ä n k h y a k ä r i k ä s , großer Stücke von Manus Gesetzbuch (aus Buch I und XII), des ersten Buches der Nyäyasütren für sein großes W e r k " D i e Philosophie im F o r t g a n g e der W e l t g e s c h i c h t e " zur V e r f ü g u n g stellte, wodurch in dessen 1. Bande ( " D i e Grundlage der Philosophie im M o r g e n l a n d e " , Bonn 1 8 2 7 — 1 8 3 4 ) wie W e b e r sagt " d i e Philosophie der Upanishad ganz vortrefflich bearbeitet ist". Nach diesem rühmlichen A n f a n g im Sanskrit hat sich F r . Windischmann später durch wertvolle Arbeiten auf dem Gebiete der altiranischen Religionsgeschichte ausgezeichnet 1 ), auf die sich Muir in Vol. V seiner "Original Sanskrit T e x t s " mehrfach bezieht. Doch gehen diese Studien schon in seine Bonner Zeit zurück, denn Burnouf erzählt seiner Gattin in einem Briefe vom 6. S e p tember 1 8 3 4 von "trois énormes articles", die Windischmann über seinen Y a ç n a geschrieben habe. Im allgemeinen aber sagt er daselbst von ihm: " J ' a i fait la connaissance du jeune Windischmann, qui se destine à devenir cardinal et qui v a partir à Rome. C'est un catholique, homme de beaucoup d'esprit, plein d'instruction, de dehors aimables, aimant les plaisirs et les femmes a v e c passion, en un mot fait pour devenir un prêtre italien. C'est un brun à l'oeil vif, qui contraste singulièrement au milieu des têtes blondes de l ' A l l e m a g n e " , C h o i x de L e t t r e s S. 174. Den Jahren nach der Senior der deutschen Sanskritprofessoren nach L a s s e n w a r H e r m a n n B r o c k h a u s , geboren 1806 zu Amsterdam, aber von deutscher Herkunft, gestorben 1 8 7 7 als Professor der Ostasiatischen S p r a c h e n in L e i p z i g . In der Praefatio zu seiner A u s g a b e des Prabodha') Vgl. E. Kuhn's Artikel über Fr. Windischmann in der Allg. Deutschen Biographie.
14*
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I. A L L G . U. S P R A C H E ,
I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
c a n d r o d a y a nennt e r s e l b s t L a s s e n s e i n e n L e h r e r , d e r s o g a r die K o r r e k t u r d e r D r u c k b o g e n g e l e s e n hat. D a ß er sehr v i e l s e i t i g w a r , w u r d e s c h o n o b e n I S . 145 b e m e r k t . N a c h d e m M u s t e r B u r n o u f s w a r n e b e n d e m S a n s k r i t a u c h d a s A l t i r a n i s c h e s e i n A r b e i t s g e b i e t . E r m a c h t e sich z u e r s t b e k a n n t d u r c h seine A u s g a b e und l a t e i n i s c h e U b e r s e t z u n g d e s "Prabodha C h a n d r o d a y a K r i s h n a Misri C o m o e d i a " , d e r e n F a s c i c u l u s P r i o r L e i p z i g 1835 e r s c h i e n . A u f d i e s e s s p ä t e r e a b e r für die G e i s t e s r i c h t u n g der Inder c h a r a k t e r i s t i s c h e D r a m a w a r B r o c k h a u s d u r c h die e n g l i s c h e Ü b e r s e t z u n g v o n J. T a y l o r , L o n d o n 1812, a u f m e r k s a m g e w o r d e n , die b e i G i l d e m e i s t e r , Bibl. S a n s k r . S p e c , u n t e r Nr. 341 v e r z e i c h n e t ist. H a n d s c h r i f t e n fand er in L o n d o n vor. D i e 1833 e r s c h i e n e n e C a l c u t t a e r A u s g a b e , bei G i l d e m e i s t e r Nr. 339, b e k a m er erst zu G e s i c h t , als sein T e x t s c h o n g e d r u c k t w a r . Unbestreitbar war eine Editio princeps seine A u s g a b e des K a t h ä s a r i t s ä g a r a . B r o c k h a u s w u r d e zu d i e s e m U n t e r n e h m e n v e r a n l a ß t durch " d i e t i e f e n F o r s c h u n g e n d e s v e r s t o r b e n e n S y l v e s t r e de S a c y ü b e r die F a b e l s a m m l u n g d e s B i d p a i " , die " a u f Indien als u r s p r ü n g l i c h e s V a t e r l a n d d i e s e r s i n n r e i c h e n F a b e l n " z u r ü c k f ü h r t e n . A u c h auf e i n e Mitteilung v o n W i l s o n lind auf die E s s a i s v o n L o i s e l e u r D e s l o n g c h a m p s b e z i e h t er sich. Z u e r s t e r s c h i e n " K a t h a Sarit S a g a r a . D i e M ä r c h e n s a m m l u n g d e s Sri S o m a d e v a B h a t t a aus K a s c h m i r . E r s t e s bis f ü n f t e s B u c h . Sanskrit und Deutsch", L e i p z i g u n d Paris, 1 8 3 9 1 ) . A u c h hierfür fand er die H a n d s c h r i f t e n in L o n d o n vor, und in O x f o r d , in W i l s o n s B i b l i o t h e k , d e s s e n F r e u n d s c h a f t u n d L i b e r a l i t ä t er rühmt. B o p p hatte freiwillig die K o r r e k t u r b o g e n mitgelesen. B e z e i c h n e n d für die V e r h ä l t n i s s e ist d e r f o l g e n d e Satz der V o r r e d e S. I X : " J e d e r a b e r , d e r aus I n d i s c h e n H a n d s c h r i f t e n ein W e r k z u e r s t h e r a u s g e g e b e n hat, o h n e d a ß ein C a l c u t t a e r T e x t a b d r u c k o d e r e i n e Ü b e r s e t z u n g die A r b e i t e r l e i c h t e r t e , o h n e v o n i r g e n d e i n e r G l o s s e o d e r C o m m e n t a r unterstützt zu sein, o d e r d e s m ü n d l i c h e n U n t e r r i c h t e s einh e i m i s c h e r G e l e h r t e n g e n i e ß e n zu k ö n n e n , — j e d e r , s a g e ich, w i r d mit N a c h s i c h t die v i e l e n M ä n g e l m e i n e r A r b e i t b e u r t e i l e n , die mir nicht v e r b o r g e n s i n d " . N i e m a n d wird aus den A n f ä n g e n der S a n s k r i t p h i l o l o g i e e i n e für alle Z e i t e n g e n ü g e n d e " c r i t i c a l e d i t i o n " e r w a r t e n . D e s h a l b entspricht die Beurteilung, die J. S. S p e y e r in s e i n e r w e r t v o l l e n A b h a n d l u n g " S t u d i e s a b o u t the K a t h â s a r i t s â g a r a " , A m s t e r d a m 1908, S. 61 ff., d e r A u s g a b e v o n B r o c k h a u s hat a n g e d e i h e n lassen, nicht d e r historischen Gerechtigkeit. Die ü b r i g e n B ü c h e r d e s K a t h â s a r i t s â g a r a v e r ö f f e n t l i c h t e B r o c k h a u s in den " A b h a n d l u n g e n z u r K u n d e d e s M o r g e n l a n d e s " d e r D M G . , B a n d II und IV, L e i p z i g 1862 u n d 1866, in l a t e i n i s c h e r T r a n s s k r i p t i o n . D i e s e A u s g a b e ist die e i n z i g e 2 ) g e b l i e b e n b i s z u d e r A u s g a b e v o n Pandit D u r g ä p r a s ä d und K â à ï n â t h P ä i j d u r a n g P a r a b in d e r N i r n a y a S ä g a r a P r e s s , B o m b a y 1889, die g l e i c h f a l l s v o n S p e y e r a. a. O . kritisiert w o r d e n ist. B r o c k h a u s hat d a s w i c h t i g s t e M ä r c h e n w e r k d e r i n d i s c h e n L i t e r a t u r z u m e r s t e n Mal z u g ä n g l i c h g e m a c h t , zu d e s s e n B e s t a n d t e i l e n a u c h die fünfundzwanzig Erzählungen eines Vetäla gehören. Eine seiner kleinen Abhandl u n g e n in d e n B e r i c h t e n der P h i l o l o g i s c h - h i s t o r i s c h e n K l a s s e d e r K . S a c h s . ' ) D a s erste H e f t b e s p r a c h B e n f e y 1839 in den G o t t i n g , gel. A n z e i g e n , w i e d e r a b g e d r u c k t K l . S c h r i f t e n II, dritte A b t h . S, 3 ff., unter l e b h a f t e r A n e r k e n n u n g v o n B r o c k h a u s ' V e r d i e n s t um das B e k a n n t w e r d e n der indischen Märchen. E r e r w ä h n t a u c h k l e i n e r e A r b e i t e n v o n B r o c k h a u s auf d i e s e m G e b i e t e , aus den Jahren 1834 und 1835. 2 ) E . K u h n teilt mir aus Bendalls C a t a l o g u e mit, d a ß eine Ü b e r t r a g u n g dieses W e r k s in P r o s a ( G a d y ä t m a k a h K a t h ä s a r i t s ä g a r a h , " r e n d e r e d into S a n s k r i t p r o s e f r o m the p o e m of S . " ) von Jibananda V i d y a s a g a r a C a l c u t ' a 1883 v o r h a n d e n ist. E s ist dies w o h l d a s s e l b e B u c h , das im C a t . of the L i b r a r y of the India O f f i c e , S a n s k r i t B o o k s S. 25, als C a l c u t t a 1883 e r s c h i e n e n v e r z e i c h n e t ist, " P a g e s 1 3 9 1 " .
KAP. X X V I I .
D I E BONNER
SCHULE.
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Gesellschaft der W i s s e n s c h a f t e n vom Jahre 1 8 5 3 , von B e n f e y gerühmt (s. K l . Schriften II, dritte Abth. S . 10), handelt von diesen. S o erhielt er als ein erster K e n n e r dieser Literaturgattung von F . - E . Hall sieben Handschriften der V e t á l a p a ñ c a v i m á a t i , die er seinen Schülern Uhle und dem S c h r e i b e r dieser Zeilen übergab. H . Uhle übernahm die A u s g a b e bald allein, die unter dem T i t e l " D i e Vetâlapaficaviûçatikâ in den Rezensionen des Çivadâsa und eines Ungenannten mit kritischem Commentar" L e i p z i g 1 8 8 1 in den Abhandlungen zur K u n d e des Morgenlandes erschien, dem A n d e n k e n an Hermann Brockhaus gewidmet. Im Vorwort wies Uhle nach, daß die anonyme Rezension ein Auszug aus K s e m e n d r a s Brhatkathä ist, "mit vielen nur schwach v e r d e c k t e n Spuren des metrischen Originals". In einer A n z e i g e von Uhles W e r k konnte M. Haberlandt, dem durch Bühlers Güte eine vollständige Handschrift der Brhatkathä vorlag, dies bestätigen, in der Österreichischen Monatsschrift für den Orient vom 1 5 . Juli 1884. F ü r die lateinische Umschrift des Sanskrit w a r B r o c k h a u s in einer Schrift " U b e r den D r u c k sanskritischer W e r k e mit lateinischen Buchstaben", L e i p z i g 1 8 4 1 , eingetreten. Sein V o r s c h l a g hat A n k l a n g gefunden in den Zeiten, in denen auch die sprachvergleichenden Grammatiker noch eifrig dem Studium des Sanskrit, besonders des V e d a , oblagen. A u f r e c h t g a b den R g v e d a und das Aitareyabrähmaija in Transskription heraus, Graßmann das Wörterbuch zum R g v e d a , D e l b r ü c k seine V e d i s c h e Chrestomathie, W e b e r die Taittiriyasaiphitä und andere T e x t e in den Indischen Studien. E b e n s o haben sich die amerikanischen Gelehrten für ihre T e x t a u s g a b e n im Journal der A m e r i c a n Oriental Society der Transskription bedient. A b e r j e mehr die Sanskritphilologie den Charakter eines indischen Sästra annahm, desto mehr trat im Allgemeinen die Transskription für T e x t a u s g a b e n wieder zurück. Nur für die buddhistischen Pälitexte ist sie von Turnours A u s g a b e des Mahävaipsa an bis auf den heutigen T a g üblich geblieben, schon weil die Handschriften in verschiedenen Alphabeten geschrieben sind, je nachdem sie aus Ceylon, Birma oder Siam stammen. Die mit g e w i s s e n Variationen jetzt ziemlich allgemein angenommene Umschreibung des Sanskritalphabets geht auf Sir William Jones und Brockhaus zurück. Brockhaus hatte sich das Drama und das Märchen zu seinem besonderen A r b e i t s g e b i e t ausersehen. E r hatte bei seinen handschriftlichen Studien in L o n d o n noch zwei Dramen ins A u g e gefaßt. A b e r in der uneigennützigsten W e i s e überließ er T u l l b e r g seine Abschrift des Mälavikägnimitra und Böhtlingk sein handschriftliches Material zu einer neuen A u s g a b e des Säkuntala. Brockhaus hat zuerst gesehen, daß die Devanägarihandschriften einen anderen, älteren T e x t bieten als de Chézys A u s g a b e einer bengalischen Handschrift dieses Dramas. Unter den kleineren Arbeiten von Brockhaus beziehen sich zwei auch auf die indische Arithmetik und eine auf die Metrik: " Z u r Geschichte des Indischen Z i f f e r s y s t e m s " in der Zeitschr. f. d. K. d. M. III (1842) S. 7 4 — 8 3 , " U e b e r die A l g e b r a des B h â s k a r a " in den Berichten der K . S. Ges. d. W . IV (1852) S. 1 — 4 6 , " U e b e r die Chandomañjarí (der Blütenzweig der Metra) von G a n g â d â s a " ebenda V I (1854) S. 209—242. E r bewertete den Inhalt der indischen Literatur von einem höheren Standpunkt aus, wenn er in der Abhandlung über die A l g e b r a des B h â s k a r a S. 1 9 s a g t e : " D i e Zeit des Dilettantismus, der sich ausschließlich an Indischer Poesie ergötzte, ist vorbei, die strenge W i s s e n s c h a f t macht ihr R e c h t g e l t e n d , und ich glaube auf diesem Gebiete ist noch manches bis jetzt unbenützte Material für die Geschichte der E n t w i c k e l u n g des menschlichen Geistes aus Indien zu g e w i n n e n " .
214
I. A L L G . υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Im Jahre 1 8 7 2 wurde Brockhaus zum R e k t o r der Universität L e i p z i g gewählt, nach S c h l e g e l in Bonn und Stenzler in Breslau der dritte Professor des Sanskrit in Deutschland, dem diese E h r e zuteil ward. Seine Antrittsrede handelte von der Bedeutung der Indischen Philologie. In seinen Ausführungen heben sich der R g v e d a , Pacini, die F a b e l - und Märchenliteratur, die Philosophie und die Rechtswissenschaft heraus. D a s Gesetzbuch des Manu ist hier in seinem Alter noch überschätzt, die S e k t e der Jaina in ihrem Alter noch unterschätzt, der religiöse und philosophische Gehalt des Buddhismus in seiner ältesten Gestalt, dem Pâli Tipitaka, noch nicht g e n ü g e n d erkannt. Brockhaus gehörte zu den Gründern der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, deren Zeitschrift er in den Jahren 1 8 5 2 bis 1865 redigiert hat. Unter Brockhaus' Schülern ragt hervor M a x Müller, der in den Jahren 1843 und 1844 den ersten Unterricht im Sanskrit von Brockhaus e m p f a n g e n hat, wie er selbst in der W i d m u n g seiner A u s g a b e des " R i g - V e d a - P r a t i s a k h y a " bekennt. A u c h S p i e g e l und Sachau haben bei ihm gehört, aber im engeren Sinne gehören noch zu seinen Schülern der S c h r e i b e r dieser Zeilen und eine G r u p p e von sächsischen Gymnasiallehrern, die ihre Spuren in der Geschichte der Sanskritphilologie zurückgelassen haben. Hermann Camillo K e l l n e r , g e b o r e n 1839, gestorben 1 9 1 6 , w a r Gymnasialprofessor in Z w i c k a u , wo er auch als Goethekenner in Ansehen stand. Durch zwei nach didaktischen Grundsätzen a b g e f a ß t e Bücher, eine im Anschluß an Schleichers Kompendium sprachwissenschaftlich gehaltene Grammatik und eine A u s g a b e des Naia im Anschluß an die von Bopp, in Transskription, mit Anmerkungen und W ö r t e r b u c h , wollte er das Selbststudium des Sanskrit f ö r d e r n : " K u r z e Elementargrammatik der Sanskrit-Sprache. Mit vergleichender Berücksichtigung des Griechischen und L a t e i n i s c h e n " , L e i p z i g 1868, 3. A u f l a g e 1 8 8 5 ; " D a s L i e d vom K ö n i g e Naia. E r s t e s L e s e b u c h für Anf ä n g e r im S a n s k r i t " , L e i p z i g 1885. Im Vorwort zu letzterem B u c h e sind die älteren A u s g a b e n und Übersetzungen dieser epischen Dichtung zusammengestellt. Derselben Art ist, Brockhaus gewidmet, ein drittes Buch Kellners, "Sâvitrî. Praktisches Elementarbuch zur Einführung in die S a n s k r i t s p r a c h e " , L e i p z i g 1888, mit dem er noch v o r den beiden anderen das Selbststudium des Sanskrit zu beginnen empfiehlt. Den einzelnen T e i l e n der Grammatik gehen Sätze in " V o r ü b u n g e n " voraus. Vorangestellt ist eine " E i n l e i t e n d e Uebersicht über die E n t w i c k e l u n g der Sanskritstudien in Deutschland von 1786 bis 1 8 8 6 " . V o r dem T e x t e des Sävitriliedes eine Einleitung mit Literaturangaben über d i e s e s 1 ) . Im P r o g r a m m des Gymnasiums zu Z w i c k a u für 1 8 7 2 veröffentlichte K e l l n e r " E i n l e i t e n d e B e m e r k u n g e n zum D r a m a ') In ähnlicher W e i s e sollte " E i n H ü l f s - und Uebungsbuch für J e d e r m a n n , besonders für L e h r e r der modernen S p r a c h e n " sein die " V o r s c h u l e des Sanskrit in lateinischer Ums c h r i f t " von P r o f e s s o r Dr. A u g . Boltz, Oppenheim 1868. Später erschien die " P r a k t i s c h e G r a m m a t i k der S a n s k r i t - S p r a c h e für den Selbstunterricht" von R i c h a r d F i c k , W i e n (Hartlebens V e r l a g , ohne Jahreszahl), hier sind den einzelnen Abschnitten der G r a m m a t i k Übungssätze beigegeben. E i n e solche praktische Methode des Sanskritunterrichts, an Ollendorf erinnernd, war auf Biihlers und H a u g s Veranlassung in den indischen Sekundärschulen eingeführt und dort durch R . G . Bhäijdärkars L e h r b ü c h e r heimisch geworden. Bühler brachte sie auch im akademischen Unterricht zur Anwenduug in seinem vielbenutzten " L e i t f a d e n f ü r den Elementarcursus des S a n s k r i t " , Wien 1883. In anderen L ä n d e r n ist Ahnliches geschehen. In dem Buche des Amerikaners Elihu Burritt " A Sanskrit H a n d b o o k f o r the f i r e s i d e " L o n d o n 1876, ist für die Einübung eine Sanskritübersetzung des E v a n g e l i u m s J o h a n n i s benutzt. N a c h der großen Zahl von A u f l a g e n zu urteilen, ist an den deutschen Universitäten vornehmlich Stenzlers Elementarbuch benutzt worden, das von Pischel durch Übungssätze der praktischen Methode angepaßt worden ist.
KAP. X X V I I I .
J. GILDEMEISTER.
A . HOEFER.
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Mricchakatikâ", auch ist er der V e r f a s s e r der Biographie von Brockhaus in der " A l l g e m . Deutschen B i o g r a p h i e " . Heinrich U h l e , g e b o r e n 1 8 4 2 , P r o f e s s o r an der K r e u z s c h u l e in Dresden, jetzt in Ruhestand, hat seinen Namen für immer mit der Vetalapañcaviipáati verbunden. Seine A u s g a b e erwähnten wir schon oben S. 2 1 3 . E r hat seitdem aus H a n d schriften, die ihm Hultzsch ü b e r g a b , noch eine andere Version dieses F a b e l w e r k s h e r a u s g e g e b e n , in den Sitzungsberichten der K . Sächsischen Gesellschaft der W i s s e n s c h a f t e n , L e i p z i g 1 9 1 4 , und ist noch mit einer Übersetzung beschäftigt. Richard F r i t z s c h e , g e b o r e n 1 8 5 1 , R e k t o r des Gymnasiums in S c h n e e b e r g , hat das v e r b o r g e n e Verdienst, die K o r r e k t u r von Graßmanns Wörterbuch zum R g v e d a gelesen zu haben. Seine A b h a n d lung " U e b e r die A n f ä n g e der P o e s i e " , B e i g a b e zum Osterprogramm des Königl. Gymnasiums zu Chemnitz 1 8 8 5 , ist für das psychologische V e r ständnis der vedischen Mythologie von Bedeutung und verdient mehr Beachtung, als sie gefunden hat. A u s g e h e n d von der " M e t a p h e r " (Begreifen einer Wahrheit im Bilde, A u f f a s s u n g unbekannter G e g e n s t ä n d e und V o r g ä n g e nach Analogie der bekannten) und der " P r o j e k t i o n " (Übertragung d e r dem Menschen eigentümlichen inneren E r f a h r u n g auf die objektive Welt, S. 6) sucht er die Gestalten des Sürya, der Usas, des A g n i genetisch zu e r k l ä r e n , unter Heranziehung auch der griechischen und der germanischen Mythologie 1 ). A u ß e r einer Arbeit über Kathopanisad I 28 in d e r Zeitschrift der DMG. Band L X V I 727, hat Fritzsche in neuerer Zeit einige von tiefem Verständnis für die indische Philosophie zeugende K r i t i k e n g e s c h r i e b e n : in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie Band 3 1 , S. 3 4 8 — 3 6 1 von Deussens Übersetzung der V i e r philosophischen T e x t e des Mahäbhärata; Band 33, S. 1 1 0 — 1 1 3 von Hultzsch's Übersetzung des T a r k a s a r p g r a h a des Annambhatta; in der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik Band 1 3 5 , S. 79—85 von Hultzsch's Übersetzung desselben W e r k e s und der T a r k a k a u m u d i des L a u g ä k s i B h ä s k a r a ; Band 1 3 6 , S. 2 5 3 — 2 5 5 von Deussens Outlines of Indian Philosophy; Band 142, S. 86—90 von W a l l e s e r s Schrift " D e r ältere V e d ä n t a " ; S. 90—92 von G a r b e ' s Übersetzung der B h a g a v a d g i t ä ; Band 1 4 3 , S. 242 — 2 4 8 von E . Neumanns Übersetzung der " R e d e n Gotamo B u d d h o ' s " aus d e m D i g h a n i k ä y a Band I. KAP. XXVIII.
J. GILDEMEISTER.
A. HOEFER.
W ä h r e n d der katholische T h e o l o g e F r . Windischmann nirgends seinen theologischen Standpunkt verleugnete, zeigen die Arbeiten des B r e m e n s e r s Johannes G i l d e m e i s t e r , der von der protestantischen T h e o l o g i e herkam, einen rein philologischen Charakter. E r w a r im Sanskrit ebenso gut geschult wie im Hebräischen und Arabischen. V o n keinem G e r i n g e r e n als S c h l e g e l selbst w u r d e er gerühmt als ein "iuvenis solertia et perseverantia insignis, ingentem linguarum Asiaticarum ambitum studiis suis ' ) Auf Fritzsches P r o g r a m m nimmt Bezug der in Aarau wirkende Schweizer Arnold Hirzel in seiner Leipziger Dissertation " G l e i c h n i s s e und Metaphern im R g v e d a in culturhistorischer Hinsicht zusammengestellt und verglichen mit den Bildern bei H o m e r , Hesiod, Aeschylos, Sophokles und Euripides", Leipzig 1890, aufgenommen in Steinthal's Zeitschrift für Völkerpsychologie. Die Vergleichungen sind nach einer Auswahl von Gebieten geordnet, denen sie entnommen sind. Die Erklärung der Göttergestalten ist hier nicht bezweckt.
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I . A L L G . Υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE Υ . ALTERTUMSKUNDE.
complexus", Zeitschr. f. d. K . d. M. III (1840) 388. Geboren 1 8 1 2 , gestorben 1890, hat er in Göttingen und Bonn studiert, wo für die semitischen Sprachen Ewald und Freitag, für das Sanskrit Lassen seine Lehrer waren. In Paris und Leiden lag er handschriftlichen Studien ob. E r wurde Professor in Marburg, hier in der theologischen Fakultät, und dann in Bonn, wo er seine akademische Laufbahn auch begonnen hatte. Die weite Ausdehnung seiner Studien hat es mit sich gebracht, daß seinen Arbeiten der einheitliche Charakter fehlt, aber jede einzelne war an ihrer Stelle von unmittelbarem Nutzen. E r griff ein, wo er glaubte sich nützlich machen zu können. Die meisten seiner Arbeiten haben wir schon erwähnt, so vor allem das heute noch unentbehrliche bibliographische Werk "Bibliothecae Sanskritae sive Recensus librorum Sanskritorum hucusque typis vel lapide exscriptorum critici Specimen", Bonn 1847. Auf S. V findet sich ein Verzeichnis der Zeitschriften, in denen die Rezensionen und kleineren Abhandlungen erschienen sind. Seine Kombination von arabischen und indologischen Studien fand Ausdruck in der Schrift "Scriptorum Arabum de rebus Indicis loci et opuscula inedita", Bonn 1838, die Lassen benutzte (s. oben I S. 178), und die Schlegel zitierte zur Unterstützung der Ansicht, daß die Araber die Lehre von den Bewegungen der Himmelskörper früher von den Indern als von den Griechen erhielten (Zeitschr. f. d. K. d. M. III 387 fg.). Bald d a r a u f g a b er heraus "Kalidasae Meghaduta et Çringaratilaka", Bonn 1 8 4 1 , mit einem Glossarium, das dieses kleine Buch für den Unterricht im Sanskrit geeignet machte. Den Kälidäsa setzte Gildemeister noch in das 1. Jahrh. v. Chr. Das Gedicht Srngäratilaka schrieb er dem Kälidäsa nicht zu. F ü r dieses benutzte er eine Kopenhagener und eine Tübinger Handschrift, erstere von seinem Freunde Westergaard, letztere von Goldstücker abgeschrieben. Für den Meghaduta stand ihm Wilsons Calcuttaer Ausgabe zu Gebote, dazu zwei Pariser Handschriften und gleichfalls eine Kopenhagener. Diese Angaben veranschaulichen, mit wie wenig handschriftlichem Material man in der älteren Zeit die Ausgaben unternahm, wie grundlegend dabei die ersten indischen Ausgaben waren, die ja immer mindestens eine Handschrift repräsentierten, und wie der geschulte europäische Herausgeber nun seine Kritik und größere Akribie dazugab. In welcher Weise Gildemeister die von ihm besorgte 2. Auflage von Lassens Anthologia Sanscrítica umarbeitete, ist schon oben I S. 156 gesagt. Durch seine Vielseitigkeit und seine Kollegialität war er ein wichtiges Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, das an deren Wohl und Wehe lebhaften Anteil nahm und vom Herausgeber der Zeitschrift oft um seinen kundigen Rat gebeten wurde. In dieser Eigenschaft habe ich den feinen alten Herrn mit der goldenen Brille in dankbarster Erinnerung. Aber er konnte auch scharfe Pfeile entsenden. Der Zufall will, daß er in gleichem Jahre geboren ist mit dem mehr der linguistischen als der philologischen Richtung angehörigen A l b e r t H o e f e r , geboren 1 8 1 2 in Greifswald, gestorben 1883 als Professor an der dortigen Universität. E r gründete 1845 die "Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache", die mit dem 2. Hefte des 4. Bandes, Greifswald 1853, wieder aufhörte. An ihre Stelle trat die "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen von Th. Aufrecht und A. Kuhn", die 1851 zu erscheinen anfing. Für Hoefers Stellung zu Bopp ist bezeichnend die Anzeige von dessen Vergleichender Grammatik in der von K. Büchner herausgegebenen Berliner "Literarischen Zeitung" 1838, Sp. 533 ff., deren apologetische Bemerkungen Lefmann II
KAP. X X V I I I .
J . GILDEMEISTER.
A . HOEFER.
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220 mitteilt. E s fällt auf, daß H o e f e r von Gildemeister und von W e b e r so scharf kritisiert und so wenig anerkannt worden ist. Im letzten Grunde beruht diese Polemik auf dem latenten G e g e n s a t z zwischen B o p p und der Bonner Schule. B o p p wurde von den Bonnern als Philologe nicht für voll a n g e s e h e n 1 ) , aber doch noch schonend behandelt. H o e f e r w u r d e nicht geschont. H o e f e r hatte, wie in V e r g e l t u n g von L a s s e n s A n z e i g e der Boppschen Sanskritgrammatik im letzten H e f t von S c h l e g e l s Zeitschrift L a s s e n s Anthologia Sanscrítica in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, 1840, S. 839 ff., kritisiert. Dies trug ihm Gildemeisters Streitschrift ein " D i e falsche Sanskritphilologie, an dem Beispiel des Herrn Dr. H o e f e r in Berlin a u f g e z e i g t " , Bonn 1840, und wirkte noch nach, als er später selbst ein " S a n s k r i t - L e s e b u c h mit Benutzung handschriftlicher Quellen", H a m b u r g 1850, h e r a u s g e g e b e n hatte. Dieses unterwarf W e b e r einer scharfen Kritik, ZDMG. IV 399, wieder a b g e d r u c k t Indische Streifen II 1 3 . H o e f e r antwortete in seiner Zeitschrift III 237, worauf eine R e p l i k W e b e r s , Indische Studien II 149, erfolgte. Ohne F r a g e hat sich H o e f e r Blößen im Sanskrit g e g e b e n . E r w a r sehr rührig und publizierte etwas rasch, wie er selbst z u g a b , als er sein Buch " C l a w s B û r , ein niederdeutsches F a s t nachtsspiel", Greifsvvald 1 8 5 0 , g e g e n J a k o b Grimm zu verteidigen hatte, in seiner Zeitschrift III 203 ff. ("Ich bin mir bewußt, rasch wie gewöhnlich, a b e r auch mit w a h r e r L u s t und L i e b e gearbeitet zu haben"). H o e f e r s erste Schrift war " D e P r a k r i t a D i a l e c t o libri d u o " , Berlin 1836, F r a n c i s c o B o p p gewidmet, eine verfrühte Arbeit. E r nennt als seine Quellen die bis dahin vorliegenden A u s g a b e n der Dramen: Chézy's áakuntala, Vikramorvaái von L e n z , die Calcuttaer A u s g a b e n der Dramen Mrcchakatikä, MälatiMädhava, Uttara-Rämacaritra, Mudräräksasa, Ratnâvalî, wozu noch die A u s g a b e des Prabodhacandrodaya von Brockhaus kam. L i e f e r t e n auch diese W e r k e g e n ü g e n d e n S t o f f , so w a r ihr Prakrit doch noch nicht mit der nötigen Kritik redigiert. V o n den Prakritgrammatikern und von den v e r schiedenen Dialekten des Prakrit wußte H o e f e r damals noch nicht viel. Schon das J a h r darauf erschienen L a s s e n s Institutiones linguae pracriticae, Bonn 1 8 3 7 . H i e r gab L a s s e n die R e g e l n der Prakritgrammatik des V a r a r u c i und mit ihnen g e g e n ü b e r der schwankenden Schreibweise der Handschriften einen festen Halt. A b e r H o e f e r setzte seine Prakritstudien fort und bereitete während eines längeren Aufenthalts in L o n d o n und O x f o r d eine A u s g a b e des V a r a r u c i vor. W i r erfahren davon in den beachtenswerten kurzen " A b h a n d l u n g e n zur Geschichte und Literatur des P r â k r i t " , in Band II und III seiner Zeitschrift, 1 8 5 0 und 1 8 5 1 . In einer ersten Abhandlung gibt er die nicht sehr erheblichen E r g e b n i s s e einer Kollation der von L a s s e n benutzten L o n d o n e r Handschrift des V a r a r u c i , und in einer zweiten den A n f a n g der " s . g. 2 t e n R e c e n s i o n des V a r a r u c i " . Nicht H o e f e r , sondern erst Cowell hat V a r a r u c i s Prâkrta-Prakâàa zuerst vollständig herausg e g e b e n , Hertford 1854. In einer dritten Abhandlung, a. a. O. II 488ff., ist H o e f e r der erste, der auf Grund einer in der Chambersschen Sammlung befindlichen Handschrift einen genaueren Bericht über den S e t u b a n d h a , " e i n altes, reines Präkrit-Gedicht", g e g e b e n hat. Zu den Verdiensten H o e f e r s gehört, daß mit durch seine Bemühungen die an vedischen W e r k e n besonders reiche Chamberssche Sammlung für die Berliner Bibliothek ' ) S. W . v. Humboldts Brief an B o p p v o m 25. Nov. 1830, bei L e f m a n n , Nachtrag 76. A , W. v. Schlegel schreibt in einem B r i e f e v o m 14. April 1834 an v. Bohlen (s. dessen Autobiographie, Aufl., S. 144): " D i e Berliner Ausgaben sind nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen".
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I. A L L G . Υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE P H I L O L O G I E Υ . A L T E R T U M S K U N D E .
e r w o r b e n worden ist, s. seine Zeitschrift II 437 fg., w o er auf seinen A u f satz über diese Handschriften und die Geschichte des A n k a u f s in der A. Pr. Staatszt. 1843 Nr. 1 3 verweist. H o e f e r handelte in durchaus philologischer W e i s e — wenn er auch S. 499 den K a i s e r A k b a r nicht erkannt hat — ü b e r den Commentator R ä m a d ä s a , ü b e r K ä l i d ä s a , dem j e n e s Gedicht zugeschrieben wird, u. a. m. A u c h diesen T e x t gedachte er herauszugeben. In Wirklichkeit hat ihn erst später musterhaft h e r a u s g e g e b e n Siegfried Goldschmidt, unterstützt von Paul Goldschmidt, unter seinem eigentlichen Titel R ä v a n a v a h a , in der Rezension des R ä m a d ä s a , mit V e r a r b e i t u n g der Sanskritübersetzung in den Index, Straßburg 1880, die deutsche Übersetzung 1883, kurz v o r seinem T o d e . H o e f e r wird von ihm S. V I erwähnt. Die vierte der Prakritabhandlungen H o e f e r s bezieht sich auf die S p r a c h e der Jaina, a. a. O. III 364 ft. E s lagen ihm eigene E x z e r p t e aus Handschriften vor, aber die A n r e g u n g gaben ihm des R e v . J. Stevenson, Vice-President der R A S . in Bombay, " R e m a r k s on the Mágadhí l a n g u a g e " im A p p e n d i x zu dessen Übersetzung des K a l p a Sútra und Nava T a t v a , " t w o works illustrative of the Jain religion and philosophy", L o n d o n 1848 (Or. Transi. Fund). Durch dieses Buch sind zuerst zwei wichtige T e x t e der J a i n a - L i t e r a t u r in E u r o p a g e n a u e r bekannt g e w o r d e n . Stevenson wurde von einem Y a t i unterstützt. Den Originaltext hat erst später H. Jacobi herausgegeben. Das Prakrit der Jaina bezeichnete C o l e b r o o k e als Mägadhi. E s hat zwar das e für 0 im Nom. Sing., entspricht aber in anderen Punkten den A n g a b e n des V a r a r u c i über die Mägadhi nicht. Deshalb sagte Stevenson, daß es sich dem " A r d h a m ä g a d h i k a " nähere. D e m g e g e n ü b e r behauptet H o e f e r , daß das Jainaprakrit a b g e s e h e n von Einzelheiten mit dem gewöhnlichen Prakrit, der Mâhârâstrî, im Großen und Ganzen eine und dieselbe S p r a c h e sei (a. a. O. 371). Dasselbe lehrt H. J a c o b i in der Einleitung (S. XII) zu seinem Buche " A u s g e w ä h l t e E r z ä h l u n g e n in MähärästrI", L e i p z i g 1886, das mit seinen der Jaina-Literatur entnommenen T e x t e n , seinem W ö r t e r b u c h und seiner Grammatik die beste E i n f ü h r u n g in das Studium des Prakrit bildet. Den Prakritstudien H o e f e r s kann auch seine Übersetzung des Dramas Urvasi, Berlin 1 8 3 7 , angeschlossen w e r d e n ("Übersetzt aus dem Sanskrit und Prakrit"). Die Sanskritphilologie geht ferner die Abhandlung " U e b e r die Grammatik der V e d a s " nahe an, in seiner Zeitschrift II 395 ff. Hier gibt H o e f e r eine deutsche Übersetzung eines Abschnitts der zweiten A u s g a b e von H. H. Wilsons Sanskrit-Grammatik, L o n d o n 1847, S. 449ft", in dem Wilson die vedische S p r a c h e auf Grund der in der SiddhäntakaumudI des Bhattoj ï d ï k s i t a enthaltenen Zusammenfassung der auf den V e d a bezüglichen R e g e l n Päijinis darstellt (vgl. S. 442 fg.). Dieser w e n i g beachtete Überblick ist noch heute von W e r t , da noch nicht g e n ü g e n d festgestellt ist, wie weit Päijini den V e d a beherrscht oder berücksichtigt hat. Am E n d e der Übersetzung fügt H o e f e r „ e i n i g e Notizen über die Geschichte des bisherigen Studiums der V ê d a ' s " hinzu, aus denen hervorgeht, wie gut orientiert er war, bis zu dem damals Neuesten, dem A n f a n g von W e b e r s A u s g a b e des weißen Y a j u r v e d a und von M a x Müllers A u s g a b e des R g v e d a . Da bis zum J a h r e 1845 noch kein vedischer Hymnus mit den Akzenten versehen g e d r u c k t worden war, wandte sich Böhtlingk für die 1 9 H y m n e n seiner Chrestomathie an H o e f e r , der sie nach einem Ms. C h a m b e r s mit den Akzenten versah. A. H o e f e r zählt auch zu den ersten, die das Studium der S a n s k r i t s y n t a x und der v e r g l e i c h e n d e n S y n t a x in Angriff genommen haben, durch seine Schrift " V o m Infinitiv besonders im Sanskrit. E i n e etymologisch-
KAP. X X I X .
F R . STENZLER.
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syntactische Abhandlung als P r o b e einer S a n s k r i t s y n t a x " , Berlin 1 8 4 0 , auf die er in seiner Zeitschrift II 1 8 1 — 1 9 1 unter der Überschrift " Z u r L e h r e vom Infinitiv im Sanskrit und P r â k r i t " zurückkommt. V o m V e d a spürt man noch nicht viel darin, und in der E r k l ä r u n g der Infinitivformen, überhaupt in der E t y m o l o g i e , fehlt die Zucht der L a u t g e s e t z e (die Wurzeln sah und sak sollen etymologisch verwandt sein, S. 83). A u c h A r b e i t e n A n d e r e r auf diesem Gebiete sind in seiner Zeitschrift veröffentlicht worden, so von H. Schweizer in Zürich über den Ablativ im R i g v e d a II 444 ff., über den Instrumentalis III 348 ff. V i e l e a n g e s e h e n e Gelehrte haben in H o e f e r s Zeitschrift g e s c h r i e b e n : Pott, G . C u r t i u s , B e n f e y , A . K u h n , K . H e y s e ( " S y s t e m d e r S p r a c h l a u t e " , IV 3 ff.), Schömann, H. C. von der Gabelentz. A b e r es ist kein Bonner dabei. In der Vielseitigkeit w u r d e H o e f e r noch übertroffen von seinem G r e i f s w a l d e r K o l l e g e n J. G. L . K o s e g a r t e n , Professor der T h e o l o g i e und der Orientalischen Sprachen, von dem wir hier Artikel über das Niederdeutsche, die Maltesische S p r a c h e usw. finden1). Kosegartens A u s g a b e des Pañcatantra legte B e n f e y seinem W e r k e über das Paflcatantra zugrunde, bei dem wir sie besprechen werden. A u c h noch durch anderes hat H o e f e r zur Verbreitung der Kenntnis von Indien b e i g e t r a g e n . Den einzelnen Heften seiner Zeitschrift gab er eine " S p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e B i b l i o g r a p h i e der letzten J a h r e " b e i , in der wir viele der in den vierziger Jahren neu erschienenen Bücher und Schriften verzeichnet finden, aus allen Gebieten der Sprachwissenschaft. Die zwei Bändchen " I n d i s c h e G e d i c h t e . In deutschen Nachbildungen von A . H o e f e r " , als 34. und 35. Band der von F . A. Brockhaus unternommenen " A u s g e w ä h l t e n Bibliothek der C l a s s i k e r des A u s l a n d e s " , L e i p z i g 1844 erschienen, enthalten eine Sammlung von kleineren indischen Dichtungen, der eine W i d m u n g an R ü c k e r t vorangestellt ist. E r schrieb hier, w i e er in den " A n m e r k u n g e n " (II 228) s a g t , " f ü r das g r ö ß e r e gebildete Publicum, dem die englischen, lateinischen, oder in Journalen hie und da v e r b o r g e n e n , oder hinter den T e x t a u s g a b e n befindlichen deutschen U b e r setzungen so gut wie unbekannt zu bleiben p f l e g e n " . B e i d e Bändchen beginnen mit einigen Hymnen des R g v e d a , die er Rosens A u s g a b e entnahm, und denen er auch einige Hymnen aus dem S ä m a v e d a nach Stevenson hinzufügte. Im übrigen sind es E p i s o d e n aus den E p e n und die kleineren Dichtungen (Rtusaiphära usw.), die eben zuerst als indische Dichtung in E u r o p a bekannt g e w o r d e n sind. Dazu kommen einige F a b e l n und Märchen, aus dem Mahäbhärata, Hitopadesa (mit der Einleitung), Kathäsaritsägara, aus der Vetälapancavimsati. E r zitiert mehrmals das Alte Indien von P. v. Bohlen. KAP. XXIX.
FR. STENZLER. W e n i g e r vielseitig, aber umsomehr ein g e b o r e n e r Philologe, der mit einer merkwürdigen Sicherheit und Akribie eine Reihe von wichtigen T e x t e n h e r a u s g e g e b e n hat, fand sofort von seiner ersten Schrift an allgemeine A n e r k e n n u n g A d o l f F r i e d r i c h S t e n z l e r , g e b o r e n 1807 in W o l g a s t , gestorben 1887 als P r o f e s s o r der Orientalischen S p r a c h e n in ') V g l . Kosegartens Brief vom 17. August 1827 an v. Bohlen, in dessen Autobiographie, 2. A u f l . S. 126.
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
Breslau. Ursprünglich T h e o l o g e b e g a n n er seine Sanskritstudien bei B o p p in Berlin, den er durch seine raschen Fortschritte in Erstaunen setzte. E r promovierte dort im J a h r e 1 8 2 9 mit der Dissertation " B r a h m a - V a i v a r t a Puráni S p e c i m e n " , ehe noch Wilsons Analyse dieses Purägas vorlag. Diese Schrift enthält den T e x t der beiden ersten S a r g a mit einer Commentatio mythologica et critica über den U r s p r u n g der 7 Oceane, über die H e r a b kunft des Krsija und der R ä d h ä , über den S l o k a (im Anschluß an E w a l d s Abhandlung). E i n e ähnliche Arbeit w a r die Berlin 1 8 3 1 erschienene Dissertation von A. E . Wollheim " D e nonnullis Padma-Purani Capitibus". Sie gibt den Inhalt einiger Kapitel mit A n f ü h r u n g einzelner V e r s e , und A d h y ä y a X V I vollständig (Nrsimhaprädurbhäva im Umä-Mahesvara-samväda). Benfey rühmt sie, " I n d i e n " S. 257, weil er hier in der Aufzählung der bis dahin erschienenen kleinen P u r ä n a - A r b e i t e n die Namen der 18 Puräna fand. B e i d e Dissertationen hatten ihren Stoff j e einer Berliner Handschrift entnommen. Auf Wollheims Dissertation bezieht sich S c h l e g e l s an L a s s e n gerichtete A u f f o r d e r u n g " N e h m e n Sie sich doch ja der Kritik an, und g e s e g n e n Sie der Boppischen Schule das B a d " (Briefwechsel S. 219). Anton E d u a r d W o l l h e i m d a F o n s e c a , g e b o r e n 1 8 1 0 in H a m b u r g , gestorben 1884 in Berlin, Katholik von jüdischer Herkunft, hat als sprachenkundiger Schriftsteller und Diplomat ein sehr b e w e g t e s L e b e n gehabt, aus dem er in seinem dreibändigen W e r k e "Indiskretionen", 1883 und 1884, erzählt. Seit 1849 einige Jahre Privatdozent für orientalische Sprachen in Berlin veröffentlichte er eine "Mythologie des alten Indien", Berlin 1856, in der zwar der V e d a noch fehlt, aber die spätere Götterwelt mit Visnu und S i v a an der Spitze eine kurze, namenreiche Darstellung gefunden hat, mit ausführlichem R e g i s t e r . S e i n e Quellen sind hauptsächlich die Puränen, besonders das Siva- und das Padma-puräna (Kriyäyogasära), aus denen er wiederholt l ä n g e r e Stücke in Übersetzung mitteilt. Bei vielen Namen gibt er seine Quellen nicht an, aber auf einer gewissen Sachkenntnis beruhte sein Buch. Stenzler ging mit E m p f e h l u n g e n von Bopp an S c h l e g e l und Chézy ausgerüstet von Berlin nach Bonn und Paris (vgl. oben I S. 96). A l s er im J a h r e 1 S 3 1 , von einem Aufenthalte in L o n d o n zurückkehrend, mit B r o c k haus zusammen S c h l e g e l besuchte, fand dieser ihn " g a n z entboppt" (Briefwechsel mit L a s s e n S. 2 1 3 ) . In seiner Dissertatio A c a d é m i c a " D e L e x i c o graphiae Sanscritae prineipiis", Breslau 1847, v e r b e s s e r t e er viele F e h l e r in Bopps Glossar. Stenzler übernahm es, an L a s s e n s Stelle für S c h l e g e l s A u s g a b e des Rämäyaija die L o n d o n e r Handschriften des III. Buches zu kollationieren (Brief S c h l e g e l s an L a s s e n vom 1 2 . März 1832). S c h l e g e l erwirkte für ihn eine preußische Unterstützung ( 1 0 0 T a l e r ) und schoß selbst das zum Unterhalt in L o n d o n F e h l e n d e zu. A b e r daneben ging Stenzler seine eigenen W e g e , zunächst auf dem Gebiete der Kunstpoesie. Schon im J a h r e 1 8 3 2 veröffentlichte der noch sehr j u n g e Gelehrte aus L o n d o n e r Handschriften auf K o s t e n des Oriental Translation F u n d die Editio princeps des Raghuvaipáa, und ebenso 1838 die Editio princeps der sieben ersten Bücher des K u m ä r a s a m b h a v a , beide W e r k e " S a n s k r i t e et L a t i n e " . Sein Prinzip war in beiden F ä l l e n , die Rezension des Mallinätha w i e d e r z u g e b e n . E r dankt seinem F r e u n d e R o s e n und B o p p für Mitlesen der K o r r e k t u r bogen. Diese A u s g a b e n sind durch die indischen A u s g a b e n , die den Commentar des Mallinätha mit enthalten, v e r d r ä n g t worden. A b e r bis auf den heutigen T a g ist an erster Stelle g e b l i e b e n Stenzlers A u s g a b e des
KAP.
XXIX.
FR.
STENZLER.
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Dramas " M r c c h a k a t i k ä id est Curriculum Figlinum S ü d r a k a e r e g i s f a b u l a " , Bonn 1847. Noch 50 J a h r e später gehörte sie zu den Grundlagen von Pischels Grammatik der Prakritsprachen. Stenzler benutzte L a s s e n s Institutiones L i n g u a e Pracriticae, aber er korrigierte die Schreibvveise der Handschriften nicht nach den R e g e l n des Vararuci, wenn sie ihm, auch an anderen Stellen wiederkehrend, durch die Ubereinstimmung der Handschriften gut verbürgt zu sein schien. Schon seit dem Jahre 1 8 3 0 hatte sich Stenzler mit dem Plane getragen, dieses Drama herauszugeben, a n g e r e g t durch Wilsons Übersetzung. E r verglich mit der Calcuttaer A u s g a b e vom Jahre 1 8 2 9 zwei L o n d o n e r Handschriften, unternahm aber die A u s g a b e erst, als er in der 1842 für Berlin erworbenen Chambersschen Handschriftensammlung eine dritte Handschrift des T e x t e s und eine des Commentare entdeckte. Stenzlers A u s g a b e der Mrcchakatikä darf wohl als die erste F r u c h t des A n k a u f s der Chambersschen Sammlung betrachtet werden. In der zweiten Hälfte seines L e b e n s hat Stenzler sein Hauptstudium dem D h a r m a s ä s t r a zugewendet. E r beabsichtigte, alle indischen Gesetzbücher außer dem des Manu im Original mit deutscher Übersetzung in einer Sammlung zu vereinigen. Hat er diese Absicht auch nicht ausführen k ö n n e n , so gehört doch seine A u s g a b e von " Y a j ñ a v a l k y a s Gesetzbuch, Sanskrit und deutsch", Berlin und L o n d o n 1849, noch heute zu den nützlichsten Büchern der Sanskritphilologie. Auch hier benutzte Stenzler nur zwei Berliner Handschriften, dazu einen alten bengalischen D r u c k des T e x t e s und einen ebensolchen der Mitäksarä, bei Gildemeister Nr. 4 5 1 und 459. Unter den indischen Gesetzbüchern, die er herausgeben wollte, wird Stenzler eine Anzahl der 1 6 Smrtiáástráni gemeint haben, die Gildemeister unter Nr. 442—458 verzeichnet. A n d e r e W e r k e dieser Art waren ihm aus Zitaten bekannt. In seiner knappen und klaren W e i s e g a b er in der Abhandlung " Z u r Literatur der Indischen G e s e t z b ü c h e r " , in W e b e r s "Indischen S t u d i e n " I (1850) S. 2 3 2 — 2 4 6 , zum ersten Mal einen Überblick über diese Literaturgattung. F ü r die indische R e c h t s p r a x i s ist Y á j ñ a v a l k y a nicht denkbar ohne Vijñáneávaras Commentar Mitäksarä, dessen selbständige Bedeutung für die Interpretation und die weitere Kenntnis des indischen Rechts schon Stenzler in seiner V o r r e d e gebührend g e w ü r d i g t hat. Die Mitäksarä ist durch neuere indische A u s g a b e n leicht zugänglich g e w o r d e n . Indem Stenzler in der Übersetzung des Y á j ñ a v a l k y a die entsprechenden Stellen aus Manu an den R a n d setzte, hat er, ohne viel Worte, den A n f a n g zu einer auf V e r g l e i c h u n g beruhenden indischen Rechtsgeschichte gemacht. W ä h r e n d A. W . v. S c h l e g e l noch im J a h r e 1840 (Zeitschr. f. d. K . d. M. III 379) behauptete, daß nicht nur das Mänava-, sondern auch das Yájñavalkya-dharmaáástra mindestens schon im 7. Jahrh. v. Chr., vor A l e x a n d e r dem Großen in Indien verbreitet g e w e s e n sei, bezeichnete Stenzler das 2. Jahrh. n. Chr. als die früheste Grenze für die A b f a s s u n g des letztern, hierin richtigere Vorstellungen vom Alter der R e c h t s b ü c h e r in ihrer g e g e n w ä r t i g e n Gestalt zur Geltung bringend. W e n n auch Stenzler in der erwähnten Abhandlung S. 243 (auch schon Y á j ñ a v a l k y a S. X ) von " V o r l ä u f e r n der Dharmaáástra" sprach, und Manus Gesetzbuch nicht an " d i e Spitze der gesetzlichen L i t e r a t u r " stellte, so w a r ihm doch die Bedeutung der Dharmasütra genannten W e r k e noch nicht voll aufg e g a n g e n . W e b e r s Vermutung, der Stenzler beipflichtete, daß die Dharmasütren aus den Grhyasütren h e r v o r g e g a n g e n seien, hat sich nicht bewahrheitet. Die ersteren haben eben im Dharma ihre besonderen Wurzeln, wenn beide Literaturgattungen sich auch in g e w i s s e n Gegenständen berühren, ζ. B. in
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
den V o r s c h r i f t e n f ü r den B r a h m a c ä r i n (s. B a u d h ä y a n a Index). Stenzler hat s p ä t e r auch eins d e r in S ü t r a f o r m a b g e f a ß t e n R e c h t s b ü c h e r h e r a u s g e g e b e n , " S r î - G a u t a m a - d h a r m a s â s t r a m , T h e Institutes of G a u t a m a " , L o n d o n 1 8 7 6 , mit einem W o r t i n d e x . Die B e d e u t u n g dieser älteren Schicht der aus den v e d i s c h e n S c h u l e n stammenden R e c h t s b ü c h e r hat zuerst M. Müller in s e i n e r History voll g e w ü r d i g t . Dann folgten die A u s g a b e n und Ü b e r s e t z u n g e n von B ü h l e r , Jolly, K n a u e r , und namentlich die T a g o r e L e c t u r e s von J o l l y , w o r ü b e r jetzt Jolly in s e i n e r D a r s t e l l u n g v o n " R e c h t und S i t t e " in d i e s e m Grundriß die beste A u s k u n f t gibt. Im J a h r e 1863 hielt Stenzler als R e k t o r d e r Universität am G e b u r t s t a g d e s K ö n i g s eine R e d e " U e b e r die S i t t e " , in d e r er ein anziehendes Bild v o m Inhalt d e r a l t e n , g l e i c h f a l l s in den v e d i s c h e n S c h u l e n entstandenen G r h y a s ü t r a entwarf. S c h o n im J a h r e darauf b e g a n n er in den " A b h a n d l u n g e n für die K u n d e des M o r g e n l a n d e s " der D M G . eine S a m m l u n g s o l c h e r T e x t e h e r a u s z u g e b e n unter d e m T i t e l " G r h y a s ü t r ä n i . Indische H a u s r e g e l n . S a n s k r i t und D e u t s c h " . D e n A n f a n g machte I. A ç v a l â y a n a , L e i p z i g 1 8 6 4 , d e m erst nach l a n g e r P a u s e II. P â r a s k a r a folgte, L e i p z i g 1 8 7 6 . Die ü b r i g e n T e x t e d i e s e r Art sind von O l d e n b e r g , Winternitz, K n a u e r und A n d e r n herausgegeben worden. Stenzlers g e p l a n t e S a m m l u n g hatte außer den b e i d e n genannten zunächst noch S ä n k h ä y a n a und Gobhila u m f a s s e n sollen. Z u d i e s e n v i e r Sütren veröffentlichte er ein W ö r t e r v e r z e i c h n i s , L e i p z i g 1886. Ü b e r diese e i g e n a r t i g e L i t e r a t u r g a t t u n g , die gleichfalls von S t e n z l e r e r ö f f n e t w o r d e n ist, berichtet e i n g e h e n d e r H i l l e b r a n d t in s e i n e m B e i t r a g " R i t u a l - L i t t e r a t u r " in d i e s e m Grundriß. B e i allen diesen W e r k e n , die Stenzler durch seine A u s g a b e n in E u r o p a heimisch m a c h t e , konstituierte er den T e x t nicht nach möglichst vielen H a n d s c h r i f t e n , sondern nach einem einheimischen K o m m e n t a r , d e s s e n E r k l ä r u n g ihm auch f ü r seine Ü b e r s e t z u n g m a ß g e b e n d war. E i n g e h e n d e r e Mitteilungen aus den K o m m e n t a r e n g a b er nur in den Grhyasütren. A u c h W o r t v e r z e i c h n i s s e g e h ö r e n zu Stenzlers Methode d e r T e x t b e a r b e i t u n g . Um den Unterricht im S a n s k r i t hat sich Stenzler s e h r v e r d i e n t g e m a c h t durch sein z u v e r l ä s s i g e s , k n a p p g e f a ß t e s und w o h l f e i l e s " E l e m e n t a r b u c h d e r S a n s k r i t - S p r a c h e . G r a m m a t i k , T e x t e , W ö r t e r b u c h " , B r e s l a u 1868. Die neuen A u f l a g e n sind nach seinem T o d e erst von P i s c h e l , dann v o n G e l d n e r b e s o r g t w o r d e n . Jetzt ist die achte in G e b r a u c h . Die L e s e s t ü c k e sind w i e d e r h o l t g e ä n d e r t w o r d e n . V g l . oben S. 2 1 4 A n m . Stenzler w a r nahe b e f r e u n d e t mit R o s e n und mit B r o c k h a u s , dem er die Grhyasüträni w i d m e t e . A u f alter F r e u n d s c h a f t auch mit W e s t e r g a a r d beruhte, daß er zwei w i c h t i g e A b h a n d l u n g e n d i e s e s dänischen G e l e h r t e n ins D e u t s c h e übersetzen ließ. B ö h t l i n g k dankt ihm im V o r w o r t zum I. B a n d e s e i n e s W ö r t e r b u c h s ( 1 8 5 5 ) f ü r einen vollständigen I n d e x zum Manu. Die B o n n e r S a n s k r i t s c h u l e ist in d e r nächsten G e n e r a t i o n durch eine B r e s l a u e r S a n s k r i t s c h u l e fortgesetzt w o r d e n . M e h r o d e r w e n i g e r ausschließlich d ü r f e n als Stenzlers S c h ü l e r bezeichnet w e r d e n A . W e b e r , K i e l h o r n , E g g e l i n g , Pischel, Hillebrandt. D e r A r t i k e l ü b e r Stenzler in d e r A l l g e m e i n e n D e u t s c h e n B i o g r a p h i e ist von Pischel. KAP.
XXX.
TH. B E N F E Y . V o n den drei h e r v o r r a g e n d e n deutschen S a n s k r i t g e l e h r t e n j ü d i s c h e n U r s p r u n g s B e n f e y , G o l d s t ü c k e r und A u f r e c h t hat nur d e r E r s t g e n a n n t e
KAP.
XXX.
TH. BENFEY.
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eine bedeutende akademische T ä t i g k e i t entfaltet. E r hat Göttingen neben Bonn, Berlin, Breslau und L e i p z i g zu einem Hauptsitz der mit dem Sanskrit verbundenen Sprachstudien gemacht und die Göttinger Schule der vergleichenden Sprachwissenschaft gegründet. T h e o d o r B e n f e y , geboren 1 8 0 9 in Nörten bei Göttingen, gestorben 1 8 8 1 als Professor an der Universität Göttingen, hat lange Zeit in gedrückten äußeren Verhältnissen gelebt, die er bitter empfand, bis sich durch späte Erlangung des Ordinariats seine L a g e besserte. Schon oben I S. 1 5 0 ist erwähnt, daß er sich an Burnouf g e w e n d e t hatte, um ein Unterkommen in Paris zu finden. Nach einem v e r g e b l i c h e n Habilitationsversuche in H e i d e l b e r g seit 1 8 3 4 in Göttingen für "occidentalische Philologie" habilitiert, wurde er erst 1862 zum Ordinarius befördert. A . Bezzenberger hat ihm, seinem L e h r e r , in Band VIII seiner " B e i t r ä g e zur K u n d e der Indogermanischen S p r a c h e n " (1884) S. 234 ff. W o r t e der Erinnerung gewidmet, denen auch einige wertvolle B r i e f e beig e f ü g t sind. Dann ist sein L e b e n beschrieben worden von seiner T o c h t e r in dem von B e z z e n b e r g e r h e r a u s g e g e b e n e n S a m m e l w e r k " K l e i n e r e Schriften von T h e o d o r B e n f e y " , E r s t e r Band Berlin 1890, Zweiter Band 1892, j e d e r aus zwei Abtheilungen bestehend. Hier findet sich auch ein 4 1 9 Nummern umfassendes Verzeichnis seiner Schriften. E n d l i c h g a b seine T o c h t e r im J a h r e 1909 die vollständige F o r m der von ihr verfaßten Biographie mit einem umfangreichen A n h a n g von Briefen B e n f e y s an seine Gattin heraus unter dem Titel " T h e o d o r Benfey. Zum A n d e n k e n für seine K i n d e r und E n k e l . Als Handschrift gedruckt. V o n Meta B e n f e y " . W i r lernen in diesem B u c h e besonders die jugendliche Sturm- und Drangperiode B e n f e y s kennen. In seinen intimen Briefen an Stern und an seine Familie spricht er oft in mysteriöser W e i s e von den " u n g e h e u e r e n E n t d e c k u n g e n " , die er gemacht, und von den großen W e r k e n , die er zu schreiben gedachte, von einem W u r z e l l e x i k o n und einer Grammatik für das Sanskrit, das Griechische, das Lateinische. Dann sollen Quaestiones e x grammatica comparativa folgen, die das große Geheimnis, wie sich Sprachen gebildet haben, enthüllen (S. 62 ff.). E s ist anders gekommen. Das Wurzellexikon für das Griechische, die Grammatik für das Sanskrit sind erschienen, a b e r er hat dann andere bedeutende W e r k e geschrieben, die ihm den erstrebten unvergänglichen Ruhm verschafft haben. E s wohnte ihm ein starkes Bewußtsein seiner F ä h i g k e i t e n und seiner Überlegenheit über A n d e r e inne. B e n f e y ist von der klassischen Philologie a u s g e g a n g e n . Dies erklärt, daß er sich mehr mit den Gebrüdern S c h l e g e l als mit B o p p geistesverwandt fühlte. Obwohl er nicht in Bonn studiert hat, dürfen wir ihn zu den Gelehrten der Bonner Richtung rechnen. E r promovierte 1826 in Göttingen mit einer Dissertation " D e L i g u r i s " , die nicht g e d r u c k t worden ist, und erlangte 1 8 2 9 die V e n i a legendi durch die Schrift "Observationes ad Anacreontis fragmenta g e n u i n a " . Charakteristisch für die anfängliche Richtung seiner Studien, ehe er sich dem Sanskrit zuwandte, sind: die im V e r e i n mit seinem F r e u n d e dem Mathematiker M. A. Stern h e r a u s g e g e b e n e Schrift " U e b e r die Monatsnamen einiger alten V ö l k e r , insbesondere d e r Perser, Cappadocier, Juden, S y r i e r " , Berlin 1836, in der n a c h g e w i e s e n wird, daß die jüdischen Monatsnamen aus dem Persischen stammen; sein " G r i e c h i s c h e s W u r z e l l e x i k o n " in zwei Bänden 1 8 3 9 und 1 8 4 2 ; seine Schrift " U e b e r das Verhältnis der ägyptischen S p r a c h e zum semitischen S p r a c h stamm", 1 8 4 4 ; s e ' n Buch " D i e persischen Keilinschriften mit Uebersetzung und G l o s s a r " 1847.
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I· A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Im S a n s k r i t w a r B e n f e y Autodidakt. Mit d e m S a n s k r i t hat er sich zuerst b e s c h ä f t i g t , als er im J a h r e 1 8 3 0 Privatstunden g e b e n d in F r a n k furt a. M. lebte. H i e r machte er die B e k a n n t s c h a f t von P o l e y , von d e s s e n A u s g a b e des D e v ï m â h â t m y a er eine A n z e i g e s c h r i e b , e r s c h i e n e n 1 8 3 3 , w i e d e r a b g e d r u c k t in den " K l e i n e r e n S c h r i f t e n " I i , S . i f f . W i e seine T o c h t e r in d e r B i o g r a p h i e v o n 1 9 0 9 S. 1 9 fg. mitteilt, entstand diese A n z e i g e i n f o l g e einer W e t t e , " d a ß e r binnen w e n i g e n W o c h e n ein B u c h r e c e n s i e r e n w e r d e , das in einer S p r a c h e a b g e f a ß t war, die ihm noch ganz u n b e k a n n t " . D a r a u f bezieht sich in einem auch politisch interessanten B r i e f e 1 8 3 2 aus H e i d e l b e r g , w o er sich zu habilitieren wünschte, der Satz " i c h sehe, daß ich allen, mit denen ich zusammen k o m m e , an V e r s t a n d wohl kaum n a c h g e b e , den meisten weit ü b e r l e g e n bin, habe die F ä h i g k e i t binnen v i e r W o c h e n die s c h w i e r i g s t e S p r a c h e zu e r l e r n e n , s a g mir mal, sollte ich nicht e i n i g e r m a ß e n mich e r h e b e n " , " T h e o d o r B e n f e y " S. 60. A u c h B o p p fühlte er sich ü b e r l e g e n , w i e wir aus einem a n d e r e n B r i e f e ersehen, a. a. O. S . 45, w o er s a g t : " a l l e i n es kann j e d e r s e h e n , daß e r sowohl (Poley) als B o p p selbst, d e s s e n zweite A u s g a b e d e s N a l a s jetzt v o n mir a n g e z e i g t wird, an V e r s t a n d sich mit mir nicht m e s s e n k ö n n e n " . In d e m s e l b e n B r i e f e b e k e n n t er sich zu d e r Richtung von A . W . v. S c h l e g e l : " W o ich auch a u f t r e t e , w e r d e ich mich dem w a h r h a f t genialen S c h l e g e l n ä h e r n , w i e schon meine R e c e n s i o n von R a m a y a n a z e i g e n w i r d , w e l c h e ich d i e s e r T a g e s c h r e i b e n w e r d e " , a. a. O . S . 46. W e n n er auch bei r u h i g e r e r Stimmung S. 58 in einem a n d e r e n B r i e f e in B e z u g auf B o p p sagt, " w i r sind ihm den größten D a n k s c h u l d i g " , so klingt doch auch in seiner G e s c h i c h t e d e r S p r a c h w i s s e n s c h a f t die K r i t i k S c h l e g e l s und L a s s e n s durch. A u c h von F r i e d r i c h S c h l e g e l s Geist w a r er erfüllt, s. S. 1 1 5 . B e n f e y k n ü p f t e lieber an die G e b r ü d e r S c h l e g e l als an B o p p an, w e n n er sich auch d e r B e d e u t u n g von d e s s e n W e r k nicht v e r s c h l i e ß e n konnte. Zu E w a l d in Göttingen hatte er kein näheres Verhältnis. Noch im J a h r e 1 8 3 6 scheint er sich nicht als Orientalisten von F a c h gefühlt zu haben, s. B e z z e n b e r g e r s N e k r o l o g S. 236. N u r bei seiner eminenten B e g a b u n g ist es b e g r e i f l i c h , daß bereits 1 8 4 0 sein g r o ß e r Artikel " I n d i e n " in E r s c h und G r u b e r s E n c y k l o p ä d i e e r s c h e i n e n konnte, g e s c h r i e b e n in unglaublich k u r z e r Zeit. Da d i e s e r A r t i k e l aus der Zeit vor L a s s e n s " I n d i s c h e r Alterthumsk u n d e " stammte, ist er schon oben I S. 1 5 8 ff. v o r d i e s e r analysiert w o r d e n . W i e den Artikel " I n d i e n " für seine " i d e e n r e i c h s t e " , so hielt B e n f e y s e i n e bald f o l g e n d e A u s g a b e des S ä m a v e d a für s e i n e " g e l e h r t e s t e " A r b e i t (s. " T h e o d o r B e n f e y " S. 1 4 1 ) : " S ä m a v e d ä r c i k a m . Die H y m n e n des S â m a V e d a , h e r a u s g e g e b e n , übersetzt und mit G l o s s a r v e r s e h e n " , L e i p z i g 1848. E i n e E d i t i o p r i n c e p s w a r sie nicht, da ihr die allerdings m a n g e l h a f t e Ü b e r s e t z u n g und A u s g a b e dieses V e d a von J . S t e v e n s o n , L o n d o n 1 8 4 2 u n d 1 8 4 3 (Oriental T r a n s i . F u n d ) v o r a u s g e g a n g e n war. B e n f e y konnte a u ß e r L o n d o n e r H a n d s c h r i f t e n auch die B e r l i n e r d e r C h a m b e r s s c h e n S a m m l u n g benutzen. W a s a b e r B e n f e y s A u s g a b e b e s o n d e r s a u s z e i c h n e t , ist die p h i l o l o g i s c h e B e a r b e i t u n g dieses v e d i s c h e n T e x t e s . In d e r E i n l e i t u n g w e r d e n behandelt die zunächst zur Sarphitä des S ä m a v e d a g e h ö r i g e n W e r k e , die von B e n f e y b e v o r z u g t e n L e s a r t e n , das Verhältnis d e r L e s a r t e n d e s S ä m a v e d a zu denen d e s R g v e d a , der v e d i s c h e Sandhi, die d e f e k t i v e S c h r e i b w e i s e , d e r aus d e m Metrum sich e r g e b e n d e u r s p r ü n g l i c h e L a u t b e s t a n d , die Accentuation, für die er auf eine f r ü h e r e a u s f ü h r l i c h e r e Darstellung v e r w e i s t (in seiner 1 8 4 5 e r s c h i e n e n e n A n z e i g e von Böhtlingks A b h a n d l u n g " E i n e r s t e r V e r s u c h ü b e r den A c c e n t im S a n s k r i t " , s. K l . Schriften I, 1 .
KAP. X X X .
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T H . BENFEY.
Abtheil. S. 64ff.), der Padapätha, den er mit dem des R g v e d a verglich. Dazu kommen, hinter dem T e x t e , der Nachweis der Verse im R g v e d a und die Angaben der Dichter usw. aus den Anukramanîs, ein alphabetisches Verzeichnis der V e r s a n f ä n g e , und vor allem ein sorgfältig ausarbeitetes Glossar. Obwohl dieses nur den Wortschatz von 1472 verschiedenen V e r s e n umfaßt (nach Benfeys Berechnung S. XIX), war es doch das erste vedische Wörterbuch. E s ist viel benutzt w o r d e n , bis umfangreichere lexikalische Hilfsmittel vorhanden w a r e n , ebenso wie die als letzter T e i l des W e r k s hinzugefügte deutsche Übersetzung der V e d a v e r s e . Für das Wörterbuch stützte sich Benfey auf Westergaards Radices und auf Wilsons Dictionary. Für alles andere war er auf Handschriften angewiesen, doch erhielt er während des Drucks Roths A u s g a b e des Naighaijtuka und des Nirukta. Säyanas Kommentar zum R g v e d a war ihm nicht zugänglich. Den Kommentar zur Sämavedasamhitä erhielt er durch M a x Müller, nachdem die erste Abteilung seines W e r k e s bereits g e d r u c k t war. W ä h r e n d die Übersetzung von Stevenson dem Kommentare folgt, hat sich Benfey selbständiger gehalten und die Bedeutung der vedischen Wörter durch V e r gleichung mit anderen Stellen, an denen sie vorkommen, zu bestimmen gesucht. Da die meisten V e r s e des Sämaveda dem R g v e d a entnommen sind, wo sie in ihrem Liedzusammenhange stehen, so ist die Saiphitä des Sämaveda als Literaturwerk nur von sekundärer Bedeutung. Doch hat schon Benfey aus den Varianten erschlossen, daß sie nicht aus derselben Rezension, in der wir den T e x t des R g v e d a besitzen, genommen sind. E r glaubte, " d a ß der T e x t des S V . im ganzen eine archaistischere Gestalt habe, als dieselben Verse im R V . " (S. X X I X ) . Derselben Ansicht war auch L u d w i g (Rigveda III 83 ff., " U e b e r die Kritik des R g v e d a - T e x t e s " , Prag 1889), während Aufrecht sich sehr absprechend über den W e r t der L e s arten des Sämaveda äußerte (Rigveda II 2 S. XXXVIIIff.), Oldenberg zwar zugibt, daß der Sämaveda in einigen Fällen eine bessere Lesart biete, aber in weitaus den meisten Fällen die Lesart des R g v e d a vorzieht (Prolegomena, Berlin 1888, S. 273 ff.) 1 ). A u c h Pischel nahm eine mittlere Stellung ein, indem er zwar nicht alles im Sämaveda für ältere Lesart hielt, was L u d w i g so ansah, aber auch Aufrechts absprechendes Urteil nicht für begründet hielt. A u c h über die vedischen Schulen war Benfey noch nicht unterrichtet. D a ß Stevensons und Benfeys T e x t der Schule der Râçâyanîya angehört, hat zuerst W e b e r ausgesprochen, Ind. Stud. I 39. Benfey bemerkte, daß seine Rsi- und Devatä-Verzeichnisse, zu denen er 1855 in W e b e r s Ind. Studien III I9gff. einen Index gab, sich auf ein Prapäthaka mehr, als sein T e x t enthielt, bezogen (S. XVII). S i e g f r i e d G o l d s c h m i d t entdeckte dieses Stück unter dem Titel Äranyaka-Saiphitä als zur Schule der Naigeya gehörig und veröffentlichte es in den Monatsberichten der Berliner A k a d e m i e 1868, S. 228—248: " D e r VII t e Prapäthaka des SämavedaA r c i k a in der Naigeya-Säkhä". Nach dem T o d e Goldschmidts (1884) veröffentlichte W e b e r nach zwei O x f o r d e r Handschriften, deren Abschriften er schon Benfey zur V e r f ü g u n g gestellt hatte, und nach einer neuen A b schrift aus Goldschmidts Nachlaß "Die beiden Anukramani der N a i g e y a Schule der Sâmasaiphitâ", das Arsam und das Daivatam, 1885 in den Ind.
') V g l . noch Oldenberg " R g v e d a . T e x t k r i t i s c h e und exegetische N o t e n " , und die S. 44 zu gleichem Resultat kommende Dissertation seines Schülers J. Brune " Z u r T e x t k r i t i k der dem S ä m a v e d a mit dem achten Magdala des R g v e d a gemeinsamen Stellen", K i e l 1909. (E. Kuhn und J. W a c k e r n a g e l ) . Indo-arische P h i l o l o g i e I.
ι B.
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. A L T E R T U M S K U N D E .
Studien XVII 315 ff.1). Säman bezeichnet nach Benfey die Verse, insofern sie für eine Art Gesang eingerichtet sind (S. XIII). Genauer hat er den Sachverhalt noch nicht untersucht, obwohl er die vier Gäna aufführt, die den eigentlichen Sämaveda ausmachen. Der richtige Name des ersten ist Grämageyagäna. Der falsche Name "Veyagäna" findet sich noch bei M. Müller (History S. 226, 228). Eine größere Klarheit über die Verhältnisse des Sämaveda ist erst gewonnen worden durch die Ausgabe des Pañcaviipáabrahmaija mit Kommentar in der Bibliotheca Indica und durch Burnells Ausgaben der übrigen Brähmaijas dieses Veda, sowie neuerdings durch Simons Ausgabe und Übersetzung des Puspasütra und durch Caland in Hillebrandts "Vedischen Forschungen". Nach dem Sämaveda vertiefte Benfey seine eigene Kenntnis des Sanskrit durch sein großes "Handbuch der Sanskritsprache", dessen erste Abteilung eine Grammatik (Leipzig 1852), dessen zweite Abteilung eine Chrestomathie (1853) und ein Glossar (1854) enthält. Die "Vollständige Grammatik der Sanskritsprache" führt ihre Bezeichnung insofern zu Recht, als sie für Laut- und Formenlehre den Inhalt der Sütren des Päijini, allerdings ohne näheren Nachweis vollständig wiedergibt2). Man merkt ihr diesen Ursprung auch im Stile an. Wegen der Fülle des gebotenen Stoffes, die sie für die erste Erlernung des Sanskrit ungeeignet macht, ist sie noch von den Sprachforschern der 70 er Jahre wie de Saussure viel benutzt worden. Die inhaltsreiche Chrestomathie enthält in zweckmäßiger Auswahl aus den Epen Ambopakhyäna und Sitäharana, das 1. Buch des Pañcatantra zum größten Teil, das 1. Buch des Manu, Stücke aus der Kunstpoesie, ein Stück aus dem Daáakumaracarita, aus der Philosophie die kleinen Werke Vedäntasära und Bhäsäpariccheda vollständig, im Anhang auch das 5. Buch der Râjatarangiçî und einige Hymnen des Rgveda. Chrestomathie und Glossar haben in Deutschland wesentlich zur Vertiefung und Erleichterung der Sanskritstudien beigetragen. Zum Gebrauch für Anfänger veröffentlichte er bald darauf seine "Kurze Sanskrit-Grammatik", Leipzig 1855, in englischer Sprache "A Practical Grammar of the Sanskrit Language", London 1863, 1868, und für die von Max Müller herausgegebenen Handbooks "A Sanskrit English Dictionary with references to the best editions of Sanskrit authors", London 1866. Dazwischen erschien nach kurzer Vorbereitung das Hauptwerk Benfeys, das ihm allerdings den Weltruhm eingetragen hat, von dem er selbst gelegentlich gesprochen haben soll: "Pantschatantra : Fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen. Aus dem Sanskrit übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen", zwei Teile, Leipzig 1859. Durch die Einleitung und die Anmerkungen ist es das Grundwerk einer neuen Wissenschaft, der Vergleichenden Märchenkunde geworden. Wie die Vergleichende Grammatik von Päijinis Grammatik, so ist die Vergleichende Märchenkunde vom Pañcatantra ausgegangen. Die Wanderung der Fabeln und Märchen geht Hand in Hand mit der Übersetzung des Pañcatantra von einer Sprache in die andere. Die Bedeutung dieses indischen Werkes für die allgemeine Kulturgeschichte war schon von Sir William Jones, Wilson, de Sacy, Deslongchamps erkannt worden. Benfey hat den Sachverhalt philologisch ') E . Kuhn bemerkt, daß die " S â m a v e d a - Â r a ç y a k a - S a i j i h i t â " dann auch von F . F o r t u natov herausgegeben worden ist, M o s k v a 1875, v g ' · R o s t ' s Cat. of the L i b r a r y of the India Office, Skr. Books S. 206, w o auch die A u s g a b e n der Kauthumï à â k h â des S ä m a v e d a verzeichnet sind, und Bendalls British Museum Cat. Col. 458. 2 ) B e n f e y gibt hier auch reiche Mitteilungen aus dem V e d a , sowie aus dem E p o s . (J. Wackernagel).
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T H . BENFEY.
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geprüft und zu einer Gesamtdarstellung verarbeitet. Die Einleitung handelt in erster Linie von der Geschichte der Übersetzungen, beginnend mit der verlorenen Übersetzung ins Pehlevï, auf der die arabische beruht, an die sich dann die griechische, persische, hebräische, lateinische und eine alte deutsche anschließen. Die syrischen Versionen waren damals noch nicht bekannt. Für die Sanskritphilologie kommt besonders in Betracht, was Benfey über das Pañcatantra selbst gesagt hat. Nach Benfeys Ansicht bestand das Pañcatantra ursprünglich nicht aus 5, sondern wahrscheinlich aus 13 Abschnitten. Es ist ein mtisästra, ein Lehrbuch der "Regierungskunst" für Könige und auch Minister (S. XV). In der vollständigen Fassung ist es ins Pehlevï übersetzt worden und auf die Wanderschaft gegangen. In Indien selbst sind die ersten fünf Abschnitte als ein besonderes W e r k abgeschieden worden. Von den übrigen scheinen zwei oder drei in der indischen Literatur ganz verloren gegangen zu sein, drei retteten sich in das Mahäbhärata, und nur zwei gerieten in einer oder einigen Rezensionen wieder in das Pañcatantra, in dessen erstes Buch (S. XVIII). Die arabischen "Ausflüsse" reflektieren das Grundwerk so, wie es im 6. Jahrhundert bestand, d. i. ganz, die indischen dagegen schließen sich an die verstümmelte Form des Grundwerks an. An der Spitze steht die Rezension, aus der Somadeva seinen Auszug bildete. Es folgen die Rezension, die das südliche Pañcatantra repräsentiert, dann die dem Hitopadeáa zugrunde liegende, zuletzt die verschiedenen handschriftlich vorhandenen Sanskritrezensionen (S. XIX). Das Pañcatantra-Problem ist äußerst verwickelt, da eine große Zahl verschiedener Versionen und in ihnen die Masse der Erzählungen mit einander zu vergleichen sind. In der neueren Zeit hat J. H e r t e l das ganze Problem nach allen Seiten hin von neuem untersucht. Eine letzte Darstellung der Ergebnisse in seinem Buche "Das Pañcatantra, seine Geschichte und seine Verbreitung", Leipzig und Berlin 1914. Hertel erblickt nicht in den 13 Kapiteln der Pehlevi-Übersetzung den ursprünglichen Bestand des Grundwerks, sondern in den 5 Kapiteln des Pañcatantra. Nur diese gehen auf einen und denselben Verfasser zurück (S. 388). W a s die Pehlevi-Übersetzung mehr hat, ist Zutat, die drei Kapitel, die sich auch im Mahäbhärata finden, hat ihr Verfasser "Burzöe" diesem entlehnt (S. 364). Hertels Ansicht ist also in gewissem Sinne die Umkehrung von Benfeys Ansicht. Benfey legte seiner Übersetzung und seinen Untersuchungen die Editio princeps von Johann Gottfried Ludwig K o s e g a r t e n zugrunde, die somit in der Geschichte der Forschung eine wichtige Rolle gespielt hat: "Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens", Bonn 1848. Am Schluß der Praefatio stattet er Lassen seinen Dank ab, der ihn zu der Ausgabe ermutigt und bei der Korrektur unterstützt hat. Kosegarten, den wir schon oben S. 219 erwähnten, geboren 1792 auf der Insel Rügen, gestorben 1850 als Professor in Greifswald, gehört zur Bonner Schule. Das ziemlich reiche handschriftliche Material verdankte er zum großen Teil seinen Freunden Tullberg und Stenzler. Die einzelnen Handschriften weichen stark von einander ab. Kosegarten unterschied hauptsächlich zwei "editiones", die eine von ihm ornatior, die andere simplicior genannt (Praef. VIIIff.). Er war geneigt, die erstere für die ältere zu halten, da sie mehr mit der arabischen Übersetzung übereinstimme. Seine Ausgabe bietet aber, wenn auch nicht rein, den Textus simplicior, weil dieser in den zwei Hamburger Handschriften enthalten war, die ihm zuerst in die 15*
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
H ä n d e kamen. V o m zweiten T e i l , der den textus ornatior enthalten sollte, ist nur ein i. H e f t erschienen 1 ). B e n f e y benutzte neben der A u s g a b e die beiden H a m b u r g e r Handschriften selbst und eine Berliner Handschrift (K.), die den schmuckreicheren T e x t enthält (I S. 3). E r s t Hertel ließ das U n g e nügende von K o s e g a r t e n s A u s g a b e voll erkennen in seinem 1902 erschienenen Artikel " K r i t i s c h e B e m e r k u n g e n zu K o s e g a r t e n s Pañcatantra", ZDMG. L V I 293—326. K o s e g a r t e n s Sanskrittext hat B e n f e y in seiner Einleitung F a b e l für F a b e l mit den alten Übersetzungen v e r g l i c h e n , die auf einer älteren umfangreicheren F o r m des F a b e l w e r k s beruhen. E r operiert besonders viel mit Silvestre de S a c y s A u s g a b e der arabischen Übersetzung, von ihm benutzt in der Übersetzung von " C a l i l a et D i m n a , ou F a b l e s de B i d p a i " , Paris 1 8 1 9 , und mit dem südindischen Pañcatantra. Dieses letztere w a r ihm bekannt aus dem Buche des A b b é J. A. Dubois " L e Pantchatantra ou les cinq r u s e s " , Paris 1826, das aber nicht unmittelbar einen Sanskrittext, sondern dessen Übersetzung in eine der südindischen S p r a c h e n wiedergibt. Überall verweist B e n f e y auf die entsprechenden äsopischen Fabeln. Die Sanskrittexte der märchenhaften Erzählungen lagen ihm noch nicht vollständig vor (I 2 1 ) . V o n der Vetálapañcaviipáati benutzte er die unter dem Namen " S s i d i k ü r " (besser Siddhikür) bekannte mongolische Übersetzung, die ihm in dem Buche von Benjamin B e r g m a n n "Nomadische Streifereien im L a n d e der K a l m ü k e n " ( R i g a 1804) zugänglich war 2 ). Den Mongolen legte er eine große Bedeutung für die W e i t e r v e r b r e i t u n g der Märchen bei. Ü b e r die ursprüngliche Heimat dieser ganzen Literaturgattung sagt er zusammenfassend in der V o r r e d e S. X X I I : "Meine Untersuchungen im Gebiet der Fabeln, Märchen und Erzählungen des Orients und Occidents haben mir nämlich die Überzeugung verschafft, daß w e n i g e F a b e l n , aber eine große Anzahl von Märchen und Erzählungen von Indien aus sich fast über die ganze W e l t verbreitet h a b e n " . Die meisten T i e r f a b e l n stammen nach seiner Ansicht aus dem Occident und sind umgewandelte äsopische Fabeln, doch sei die T i e r f a b e l auch schon vor der Bekanntschaft mit den äsopischen F a b e l n in Indien vorhanden g e w e s e n : während in der äsopischen F a b e l die T i e r e ihrem T i e r c h a r a k t e r entsprechend handeln, seien die T i e r e der in Indien heimischen F a b e l nur "in Thiergestalt verhüllte M e n s c h e n " (S. X X I ) . Das G r u n d w e r k des Pañcatantra muß zwischen dem 2. Jahrh. vor Chr. und dem 6. Jahrh. nach Chr. entstanden sein (S. XI). Denn im 6. Jahrh. w u r d e es unter dem Sassaniden K h o s r ü Anüshirvän ins Pehlevï übersetzt, andrerseits lasse sich eine u m f a s s e n d e r e Bekanntschaft mit griechischen F a b e l n nicht vor der Zeit " d e r griechischen K ö n i g r e i c h e neben und in Indien" denken. Das 2. Jahrh. v. Chr. wird jetzt von Hertel als ein zu früher T e r m i n beanstandet (Pañcat. S. 8). W e r es verfaßt hat, ist unbekannt. D e r Name des B r a h m a n e n , dem es in den Mund g e l e g t wird, Visijuáarman, soll an Visnugupta erinnern, den Namen des gewöhnlich C ä n a k y a genannten Ministers des Candragupta. S o auch Hertel (Pañc. S. 7). ') " P a r s secunda. T e x t u m sanscritum o m a t i o r e m tenons. P a r t í c u l a p r i m a " , G r y p h i s valdiae M D C C C L I X (sic!). D a s auf der L e i p z i g e r Universitätsbibliothek vorhandene E x e m p l a r bricht auf S . 64 mitten in einem W o r t e ab. B e i H a a s im C a t . of S k r . and Pali B o o k s in the Brit. Mus. S. 1 6 2 " B o n n 1 8 4 9 " (sic!). A u s einer X I I . cal. d e c e m b r . M D C C C X L V I I I datierten Ankündigung K o s e g a r t e n s auf S . 4 des U m s c h l a g s schließt E . K u h n , daß 1849 die richtige J a h r e s z a h l ist, 1859 auf einem D r u c k f e h l e r beruht. 2 ) B e n f e y behandelt dieses W e r k in einer A b h a n d l u n g der P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e s c h r i f t e n vom J a h r e 1858, s. K l . S c h r i f t e n II, dritte A b t h . S. 1 0 ff.
KAP. X X X .
TH. BENFEY.
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E i n H a u p t g e d a n k e B e n f e y s w a r endlich, " d a ß unser W e r k aus dem buddhistischen Culturkreise h e r v o r g i n g " (S. XIII). D i e s e Ansicht ist durch Hertels Untersuchungen nicht bestätigt worden. An einer anderen Stelle (S. X X I I I ) drückt er sich vorsichtiger so a u s , daß die indischen Fabeln, Erzählungen und Märchen "ihren Hauptsitz in der buddistischen Literatur hatten". B e n f e y rechnete zu w e n i g mit der Möglichkeit, daß die Buddhisten schon vorhandene alte Erzählungen nahmen und ihren Z w e c k e n dienstbar machten. E r ist den buddhistischen Beziehungen n a c h g e g a n g e n , soweit ihm dies möglich war. A b e r sein W e r k mußte unvollständig bleiben, da die buddhistische Jätaka- und A v a d ä n a - L i t e r a t u r damals noch nicht vollständig bekannt war. S o konnte er ζ. B . noch nicht w i s s e n , daß die Rahmenerzählung des 4. Buches sich im Suipsumärajätaka, J ä t a k a Nr. 208, wiederfindet. Nach Hertels Ansicht w a r der V e r f a s s e r ein visnuitischer Brahmane (Pañc. S. 7). E r s t später wurden die wichtigen s y r i s c h e n Übersetzungen bekannt. In der Einleitung zur älteren syrischen Ubersetzung hat B e n f e y noch einmal das W o r t in diesen F r a g e n e r g r i f f e n : " K a l i l a g und Damnag. Alte syrische Ubersetzung des indischen Fürstenspiegels. T e x t und deutsche Übersetzung von Gustav Bickell. Mit einer Einleitung von T h e o d o r B e n f e y " , L e i p z i g 1 8 7 6 1 ) . Hier gibt er zunächst einen Überblick über seine früheren E r g e b n i s s e und über d a s , w a s inzwischen neu hinzugekommen war. Durch I. Guidi w a r e n bessere arabische R e z e n s i o n e n , als die von de S a c y h e r a u s g e g e b e n e , bekannt geworden, von A. Burneil hatte er eine Abschrift des Sanskrittextes des südindischen Pañcatantra erhalten 2 ), A. S c h i e f n e r hatte im K a n d j u r die tibetische Übersetzung eines Abschnittes entdeckt, der für die buddhistische Entstehung des G r u n d w e r k s entscheidend sei (S. X I f g . ) . A u c h daß dieses dreizehn Abschnitte gehabt h a b e , sucht er noch mehr zu sichern. Dann erzählt er mit sichtlichem B e h a g e n , wie er mit Bickell von unsicheren Nachrichten ausgehend durch seine Beharrlichkeit schließlich in den Besitz der alten syrischen Übersetzung gelangt ist. Die Auffindung und eine Abschrift der damals in Mardin befindlichen Handschrift ist A . Socin zu verdanken, der sich 1 8 7 0 in diesen G e g e n d e n auf einer wissenschaftlichen R e i s e befand (S. X X I ) . Sehr ausführlich weist er nach, daß diese, leider nicht ganz vollständig erhaltene, syrische Übersetzung zwar nicht aus dem Sanskrit, aber doch aus der Pehleví-Übersetzung geflossen ist und diese genauer w i e d e r g e b e als die arabische, deren ursprüngliche Gestalt in den verschiedenen Rezensionen durch Auslassungen und Zusätze sehr stark verändert worden sei (S. X C I I f f . ) . Bei diesen Untersuchungen ist die Verstümmelung der Namen ein wichtiges B e w e i s mittel für die Abhängigkeitsverhältnisse g e w e s e n . Um das Verhältnis der syrischen Übersetzung zu den übrigen Ausflüssen des Grundwerks zu veranschaulichen, hat B e n f e y im letzten T e i l seiner Einleitung (S. C V f f ) sie für das erste Buch des Pañcatantra mit einander verglichen. Der F r e u d e über die E r l a n g u n g dieser Handschrift hat B e n f e y auch in einem Artikel der A u g s b u r g e r A l l g e m e i n e n Zeitung vom J a h r 1 8 7 1 , " D i e älteste Handschrift des Pañcatantra", A u s d r u c k g e g e b e n , s. K l . Schriften II, dritte Abth. S. 223 ff.
') E i n e neue Ausgabe von F r . Schulthess, " K a i i l a und Dimna syrisch und deutsch", 2 Bände, Berlin 1 9 1 1 . ( E . K u h n . ) 2 ) Vgl. seinen Bericht darüber, " D i s c o v e r y of the oldest recension of the Pañcatantra", A c a d e m y April 1, 1872, Kl. Schriften II, dritte Abth. S . 230 f g .
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Die spätere syrische Version, "The Book of Kalllah and Dimnah translated from the Arabic into Syriac" ist von W. Wright, London 1884, herausgegeben und von Keith-Falconer übersetzt worden. In den Jahren 1857—1859, also während er an seinem Pantschatantra arbeitete, veröffentlichte Benfey mehrere Abhandlungen über einschlägige Werke, in den Goti ing. gel. Anzeigen und in anderen Zeitschriften, die in der 3. Abtheilung der Kleineren Schriften wieder abgedruckt, und von denen einige schon erwähnt sind. Andere betreffen "The Anvár-i Suhailí; or the lights of Canopus; being the Persian version of the fables of Pilpai" von E d w a r d B. E a s t w i c k ; "Tuti-Nameh. Das Papageienbuch. Eine Sammlung orientalischer Erzählungen. Nach der türkischen Bearbeitung zum ersten male übersetzt von G e o r g R o s e n " , Leipzig 1858; "Ardschi-Bordschi. Eine mongolische Erzählung, aus dem Mongolischen übersetzt von dem Lama G a l s a n G o m b o j e w " , St. Petersburg 1858 (über dieses Werk hatte Benfey in den Petersburger Akademieschriften eine Abhandlung veröffentlicht); " L e Comte Lucanor I Apologues et fabliaux du X I V e siècle | traduits pour la première fois de l'Espagnol et précédés d'une notice sur la vie et les oeuvres de Don Juan Manuel ainsi que d'une dissertation sur l'introduction de l'apologue d'Orient en Occident par M. A d o l p h e de P u i b u s q u e " , Paris 1854. Ebenso sind in der 3. Abtheilung der Kleineren Schriften wieder abgedruckt Benfeys 1858 und 1859 im "Ausland" erschienene Abhandlungen "Das Märchen von den 'Menschen mit den wunderbaren Eigenschaften', seine Quelle und seine Verbreitung", und "Die kluge Dirne. Die indischen Märchen von den klugen Räthsellösern und ihre Verbreitung über Asien und Europa". Der ersteren liegt ein Märchen der Vetälapañcavirpáati, der letzteren ein Märchen der Sukasaptati zugrunde. Den Gang der Forschung bis zum Jahre 1872 skizziert M a x M ü l l e r in seinem Essay "über die Wanderung der Märchen", in dem von Liebrecht übersetzten dritten Bande der Essays, Nr. XV. Als Beispiel diente ihm L a Fontaines Fabel vom Milchmädchen, deren Sanskritoriginal Pischel in sein Elementarbuch des Sanskrit aufnahm. Einen kurzen Überblick über den Stand der Forschung vor Hertel gab Ch. R. L a n m a n in Part III S. 312 ff. seines Sanskrit Reader, Boston 1889. In den die Vergleichende Sprachwissenschaft umgestaltenden 70er Jahren ist von den Sprachforschern anerkannt worden, daß Benfey es war, der zuerst den Wechsel im Vokalismus als die Wirkung des A k z e n t e s erklärt hat. Er hat seine Ansichten 1845, 1846 und 1848 in einigen Rezensionen ausgesprochen, die in Band I der Kleineren Schriften wieder abgedruckt worden sind, zuerst 1845 ' n der Anzeige von Böhtlingks Abhandlung "Ein erster Versuch über den Accent im Sanskrit". Hier findet sich der Satz "Accent ist die Seele der Sprache", er führt dann aus, "daß eine überaus große, ja fast die größte Anzahl auffallenderer formativer Erscheinungen im Sanskrit dem Accent ihre Entstehung verdanken" (S. 64), so uktá von vac, suptä von svap, die Samprasärana genannte Erscheinung. Der Akzent erkläre den Ab- und Ausfall von wurzelhaftem a, wie in svds neben àsti, ferner die Schwächung von ä zu i, wie in stkitd von sthä. Auch den gunierten Vokal brachte er mit dem Akzent in Verbindung. Seine Ansicht über das Prinzip der Akzentuation sprach er 1848 in der Anzeige von Aufrechts Schrift "De Accentu Compositorum" folgendermaßen aus: "Wie ich in meiner Anzeige von Holtzmanns Schrift: Ueber den Ablaut (G. g. A. 1846, St. 85. S. 842) bemerkt habe, stand der Accent im Sanskrit und überhaupt in den indogermanischen Sprachen in einem
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einfachen Wort ursprünglich auf d e r Silbe, welche das die Wurzel modificirende Element enthielt, dann so fort immer auf derjenigen, in welcher das eine fertige Bildung modificirende Element auftritt. Unabhängig von mir hat Hr. L o u i s B e n l o e w in seinem zwar vielfach fehlerhaften, aber sehr geistreich abgefaßten Werke (De l'Accentuation dans les langues Indo-Européennes tant anciennes que modernes. Paris 1847 L . Hachette et C ie .) das Gesetz der indo-germanischen Accentuation wesentlich ebenso erklärt (vgl. insbesondre S. 45)". In der Anzeige von Holtzmanns Schrift hatte er, 1846, seine Ansicht doch etwas anders formuliert, nämlich dahin, "daß der Accent ursprünglich nie auf der Stammsilbe, sondern auf der, den Wurzelbegriff modificirenden stand" (Kl. Schriften I 2, S. 69): der Akzent sei dann von hinten nach vorn gewandert. Er erblickte daher in gr. ειμί die ursprüngliche Akzentuation, nicht in Skr. àsini. Daß der Akzent ursprünglich nie auf der Wurzelsilbe gestanden habe, ist gewiß nicht richtig. Die Stellung des Akzents in jedem einzelnen Falle zu begreifen und aus einem einzigen Prinzip zu erklären, ist nicht so leicht. Holtzmann wollte in seiner kleinen Schrift den Gedanken durchführen, daß Guija durch Aufnahme eines a aus der Flexionssilbe in die akzentuierte Stammsilbe entstanden sei, Vrddhi durch die eines ä. Benfey bemerkt dazu: " E r erklärt demnach, recht ansprechend, den Guija der Wurzel budh, ζ. B. in bodh-a-tas, durch den Einfluß der die Silbe erweiternden Akzentuation und das zur Erweiterung sich gleichsam hilfeleistend vordrängende a der nachfolgenden Silbe" (S. 58). Auch manche andere Theorie Benfeys hat der fortgesetzten kritischen Untersuchung nicht standgehalten: so wenn er annahm, daß die schwache Perfektform tene aus ta-a-né, entstanden aus tatané durch Ausstoßung des zweiten t (S. 63), oder daß sidati aus si-ad, entstanden aus sisad- durch Ausstoßung des aweiten s, zusammengezogen sei (S. 64), oder wenn er 1847 in seiner sehr ungünstigen Besprechung von Curtius' Buch über die Tempora und Modi das Futurum bodhisyämi als "erkennen-sein-gehe ich" auffaßte (Kl. Sehr. I 2, 79). Benfey fühlte sich Curtius im Sanskrit überlegen. Seine Stärke als Sanskritgrammatiker ist auf seinen Schüler Wackernagel übergegangen. Die in Benfey ihren Guru verehrende Göttinger Schule umfaßt vorwiegend Sprachforscher, von denen die meisten ihre Stärke im Griechischen, Lateinischen oder Germanischen hatten, Leo Meyer, Fick, Collitz, Bechtel, Bezzenberger im Litauischen. Als Sanskrit-Philologe hat sich von seinen Schülern hervorgetan G. Bühler, der aber durch seine Anstellung in Indien seine besondere Richtung bekam. Wie sehr Benfey selbst die Sanskrit-Philologie in breitester Ausdehnung zu beherrschen suchte, bezeugen seine zahlreichen Anzeigen bedeutender Werke, die in Bandi der Kleineren Schriften gesammelt sind. Wir finden hier unter anderen besprochen Troyers Râdjataranginî, die Übersetzungen des Rgveda von Langlois und von Wilson, Webers Indische Studien, die Übersetzung der Werke des Hiouen-Thsang von St. Julien, Köppens Werk "Die Religion des Buddha und ihre Entstehung", Wassiljews Werk "Der Buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur". In den Jahren 1862 bis 1864 gab Benfey die Vierteljahrschrift " O r i e n t und O c c i d e n t " heraus, die schon mit Heft III des dritten Bandes wieder aufhörte. Ihr Titel ist bezeichnend für Benfeys Richtung. Das Pañcatantra klingt nach in verschiedenen Beiträgen zur Märchenforschung, von Benfey und Anderen, unter ihnen die bekannten Märchenforscher Felix Liebrecht und Reinhold Köhler. Benfeys Schüler G. B ü h l e r tritt hier zunächst als
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E t y m o l o g e auf. A b e r schon II 691 ff. schreibt er als P r o f e s s o r in Bombay über eine Handschrift der Grammatik des Säkatäyana, die er von Whitley S t o k e s erhalten hatte, und III 1 8 1 ff. über andere F u n d e , unter denen auch schon das später von ihm veröffentlichte Äpastambadharmasütra erscheint. Zuvor hatte Bühler schon in Band I 2 1 4 ff. die mythologischen Abhandlungen dieser Zeitschrift durch eine Studie über den vedischen Gott Parjanya eröffnet. J. Muirs "Original Sanskrit T e x t s " lagen schon vor, w a r e n aber noch nicht in das allgemeine W i s s e n ü b e r g e g a n g e n . Die " B e i t r ä g e zur Kenntnis der V e d i s c h e n T h e o g o n i e und Mythologie" von J. Muir III 446 ff. sind die Übersetzung einer im Journal der R A S . 1 8 6 4 erschienenen A b h a n d l u n g , in der bei einer Aufzählung der bis dahin erschienenen Arbeiten über vedische Mythologie die von R. Roth in B a n d V I und V I I der Zeitschrift der DMG. an die Spitze gestellt werden. In der Abhandlung " Z u r Herstellung des V e d a " II 457 ff. gab B o l l e n s e n 1 8 6 4 ein erstes Beispiel seiner kühnen Kritik, mit der er den überlieferten T e x t des R g v e d a auf Grund des Metrums auch über den Sandhi hinausgehend zu korrigieren versuchte. B e n f e y selbst veröffentlichte in seiner Zeitschrift a b g e s e h e n von grammatischen Abhandlungen ( " Ü b e r ri, rî und ]i" II i f f . ) den A n f a n g einer deutschen Ü b e r s e t z u n g des R g v e d a , die sich durch alle drei B ä n d e hinzieht, damals viel benutzt w u r d e , aber III 168 mit R g v . I 1 1 8 abbricht. E i n e Fortsetzung bis R g v . I 1 3 0 in Bezzenbergers Beiträgen zur K u n d e der indog. Sprachen VII 286—309, die einzige Arbeit, " w e l c h e B e n f e y druckfertig hinterlassen hat". Später hat B e n f e y viele kleinere Arbeiten zur vedischen S p r a c h e und zur vergleichenden Grammatik in den "Nachrichten von der K . Gesellschaft der Wissenschaften und der G. A. Universität zu Göttingen" veröffentlicht, die zum T e i l in den Bändchen " V e d i c a und V e r w a n d t e s " , Straßburg 1 8 7 7 , und " V e d i c a und L i n g u i s t i c a " , 1880, revidiert vereinigt worden sind. In den letzten Jahren seines L e b e n s trug sich B e n f e y mit dem Gedanken einer großen vedischen Grammatik. E r ist aber nicht über die breit angelegte " E i n l e i t u n g in die Grammatik der vedischen S p r a c h e . E r s t e A b h a n d l u n g : D e r S a m h i t ä - T e x t " , Göttingen 1874, und andere vorbereitende Abhandlungen hinausgekommen 1 ). Vielleicht w ü r d e diese Grammatik etwas zu sehr unter dem Einfiuß seiner sprachwissenschaftlichen T h e o r i e n gestanden haben. D e l b r ü c k hat 1 8 7 4 in seinem Buche " D a s Altindische V e r b u m " den W e r t von B e n f e y s grammatischen Arbeiten anerkannt und a u s g e s p r o c h e n , daß er auf dem vedischen G e b i e t e nächst Roth das meiste B e n f e y verdanke (S. IV, 13). Die B e f ä h i g u n g , rasch ein weites Gebiet durchdringen und im Ü b e r blick darstellen zu können, hat B e n f e y , wie in seinem J u g e n d w e r k " I n d i e n " , noch einmal in reiferen Jahren bewährt in seiner " G e s c h i c h t e der S p r a c h w i s s e n s c h a f t und O r i e n t a l i s c h e n P h i l o l o g i e in Deutschland seit dem A n f a n g des 19. Jahrhunderts mit einem R ü c k b l i c k auf die früheren Z e i t e n " , München 1869. F ü r die Indische Sprachwissenschaft und die Indische Philologie kommen hauptsächlich zwei längere Abschnitte in B e tracht. An der ersten i d e i l e , S. 3 5 — 1 0 0 , handelt e r , mit den vedischen Gottheiten V ä c und Sarasvatï beginnend, vom Verhältnis des Sanskrit zur vedischen S p r a c h e , von der ältesten E r k l ä r u n g der vedischen H y m n e n , von Y ä s k a und anderen Grammatikern, von dem grammatischen S y s t e m V g l . W e b e r s A n z e i g e einer zweiten 1874 in den A b h a n d l u n g e n der K ö n i g l . G e s e l l s c h a f t d. W i s s e n s c h a f t e n zu G ö t t i n g e n erschienenen Untersuchung " D i e Q u a n t i t ä t s v e r schiedenheiten in den S a i p h i t â - und P a d a - T e x t e n der V e d e n " , Indische S t r e i f e n I I I 3 0 2 f r .
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T H . BENFEY.
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des Päijini, dessen Eigentümlickeiten er in sachkundiger W e i s e beschreibt. E s waren inzwischen nicht nur Böhtlingks A u s g a b e des P a c i n i , Roths A u s g a b e des Nirukta, W e s t e r g a a r d s R a d i c e s linguae S a n s c r i t a e , sondern auch Goldstückers W e r k über Päyini erschienen. Der Zusammenhang zwischen der vedischen S p r a c h e und dem Sanskrit ist kein "naturwüchs i g e r " , sondern mehr ein "künstlicher". Das Sanskrit e r w u c h s , als die Gelehrten nach Untergang der vedischen S p r a c h e als V o l k s s p r a c h e sich bei ihren Spekulationen über den V e d a einer S p r a c h e bedienten, die sich an die heilig gehaltene vedische S p r a c h e anschloß (S. 50 ff.). Das älteste Sanskrit ist für uns Y ä s k a s Nirukta (S. 49). Z w i s c h e n der Zeit, in der die vedischen L i e d e r im V o l k e lebten, und der grammatisch-exegetischen W i e d e r e r w e c k u n g ihres Verständnisses herrschte kein ungestörter kontinuierlicher Zusammenhang, sondern war ein Bruch eingetreten. Die vedische S p r a c h e w a r die Volkssprache eines oder m e h r e r e r Stämme, unter denen die Bharata eine H e g e m o n i e ausübten. Der U n t e r g a n g des Bharata-Reiches führte auch das Aussterben ihrer S p r a c h e mit sich. Mit diesem S p r a c h p r o b l e m hat sich B e n f e y Zeit seines L e b e n s beschäftigt. Hier schließen sich in der W e i t e r e n t w i c k l u n g M a x Müllers R e n a i s s a n c e - T h e o r i e und deren Einschränkung durch Bühler, sowie über das W e s e n des Sanskrit die neueren Abhandlungen von Sorensen, Thomas, Windisch ( " U e b e r den sprachlichen Charakter des Päli"), von O. F r a n k e und von Jacobi ( " W a s ist Sanskrit?") an. In dem zweiten Abschnitt, S. 3 3 3 — 4 1 0 , gibt B e n f e y zuerst, hier über die Grenzen Deutschlands hinausgehend, einen Bericht über die E u r o p ä e r , die vor B o p p eine g e w i s s e K u n d e oder Kenntnis vom Sanskrit besessen haben. E r erwähnt als ersten den Italiener Philippo Sassetti, der in den Jahren 1 5 8 3 — 1 5 8 8 in Indien g e w e s e n ist. Nach ihm hat dann w i e d e r der auf dem Gebiete des Tamulischen tätige Missionar Benjamin S c h u l t z e im Jahre 1 7 2 5 auf die Ähnlichkeit der Zahlwörter des Sanskrit mit denen des Lateinischen hingewiesen, ebenso wie der Orientalist T h e o philus S i e g f r i e d B a y e r , geboren 1694, gestorben 1 7 3 8 , dessen vortreffliche Historia regni G r a e c o r u m Bactriani noch L a s s e n benutzte (vgl. oben I S. 202). A l s den Grund der Ähnlichkeit der W ö r t e r hat schon vor William J o n e s der Pater C o e u r d o u x 1 7 6 7 in Pondichery die ursprüngliche V e r w a n d t s c h a f t der Inder, Griechen und L a t e i n e r a n g e g e b e n . E s w a r ein Gebot der politischen K l u g h e i t , daß die E n g l ä n d e r sehr bald vom indischen R e c h t eingehender Kenntnis nahmen. Auf Halhed, der noch aus dem Persischen und nicht unmittelbar aus dem Sanskrit übersetzte, folgten die K e n n e r des Sanskrit Wilkins, William J o n e s , C o l e b r o o k e . Von Wilson erwähnt er S. 391 wenigstens das L e x i k o n . B e n f e y stellt immer die Sprachwissenschaft in den V o r d e r g r u n d , selbst bei Friedrich v. S c h l e g e l , den er für den genialeren der beiden Brüder hält. Die Darstellung spitzt sich immer mehr auf B o p p zu, den er zu gleicher Zeit feiert und kritisiert. Zu den W e n i g e n , bei denen B e n f e y auch auf L e b e n s g a n g und E i g e n a r t eingeht, gehören nur noch A . W . v. S c h l e g e l (S. 379 ff.) und R ü c k e r t (S. 4 1 3 ) . Doch finden sich W o r t e der A n e r k e n n u n g auch für Böhtlingk, G o l d s t ü c k e r , L a s s e n , R o t h , M a x Müller, W e b e r . Die W ö r t e r b ü c h e r von Böhtlingk und von Goldstücker hebt er besonders hervor (S. 407). Im allgemeinen ist der Ü b e r b l i c k über die Ausbildung der Sanskritphilologie in Deutschland sehr summarisch gehalten, geordnet nach den W e r k e n der indischen Literatur. D e r persönliche und sachliche Zusammenhang der geschichtlichen Entw i c k l u n g läßt sich in dieser Darstellung nur an einigen Stellen erkennen. Vieles hatte damals noch nicht die nötige F e r n e . A b e r zutreffend teilt er
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I· A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
die Geschichte des Sanskritstudiums in Deutschland bis zu seiner Zeit "in zwei ziemlich scharf geschiedene Perioden, welche durch die Einführung der V e d e n . . . im L a u f e der vierziger und ff. Jahre von einander getrennt sind" (S. 405). In einer so von den Fachgenossen anerkannten gründlichen W e i s e wie Benfey hat kaum ein Zweiter Sprachforschung und Sanskritphilologie in einer Person vereinigt. KAP. XXXI.
KOPENHAGEN.
N. L. WESTERGAARD.
Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich auch in Dänemark eine besonders geartete Sprachforschung und Orientalistik entwickelt. D e r dänische Sprachforscher Rasmus Kristian R a s k , geboren 1787, gestorben 1832, gehört neben Bopp mit zu den Begründern der Vergleichenden Sprachwissenschaft und zu denen, die wie Burnouf das Zendavesta zu einem Hauptgegenstand ihrer Studien machten. E r unternahm eine g r o ß e wissenschaftliche Reise, die ihn im Jahre 1820 bis nach Persien und Indien führte. Die auf dieser Reise gesammelten orientalischen Handschriften, darunter auch indische, besonders Pälihandschriften, kamen auf die K ö n i g liche und die Universitätsbibliothek zu Kopenhagen. Sie lieferten W e s t e r gaard die Grundlage für seine A u s g a b e des Zendavesta. A u c h dieser unternahm eine große Reise nach Indien und Persien. Westergaards Verdienste hat Fr. Spiegel gewürdigt in der Beilage zur (Augsburger) A l l g e meinen Zeitung vom 26. Oktober 1878, und sein Landsmann Vilhelm Thomsen in einem N e k r o l o g , der 1878 in den Schriften der Königl. Dänischen Gesellschaft der Wissenschaften erschien und von Bezzenberger in den Beiträgen zur K u n d e der indog. Sprachen V 248—264 ins Deutsche übersetzt worden ist. N i e l s L u d v i g W e s t e r g a a r d , geboren 1815, gestorben 1878, erhielt 1845 eine Professur für Indisch-orientalische Philologie in Kopenhagen, wohl dieselbe, die 1841 Lassen angeboten worden war (Briefwechsel zwischen S c h l e g e l und L a s s e n S. 227 ff.). Für die Sanskritphilologie kommt hauptsächlich die erste Hälfte seines L e b e n s in Betracht, vor dem Aufenthalt in Indien und Persien in den Jahren 1841 —1844. Seine schon in K o p e n h a g e n begonnenen Sanskritstudien setzte er fort in Bonn, Paris, London und Oxford. E r gehört also zur Bonner Schule wie Brockhaus, Stenzler, Böhtlingk, mit denen er nahe befreundet war. Sein Hauptwerk auf dem Gebiet des Sanskrit "Radices linguae Sanscritae", Bonn 1841, nennt er in der W i d m u n g an K ö n i g Christian VIII "primum in Dania studii linguae Sanscritae conatum". E s übertraf an Kritik und Reichhaltigkeit das ältere W e r k " R a d i c e s Sanscritae. Illustratas edidit F. R o s e n " , Berlin 1827, nebst Rosens Dissertation "Corporis Radicum Sanscritarum prolusio", Berlin 1826. Ähnlich wie Böhtlingk wollte W e s t e r g a a r d dazu beitragen, für die L e x i k o graphie und Grammatik des Sanskrit die einheimischen W e r k e dieser Art unmittelbar zugänglich zu machen. Eine Ergänzung der Radices nach der nominalen Seite hin brachte die A u s g a b e und Übersetzung von Hemacandras Abhidhänacintämani von Böhtlingk und Rieu, St. Petersburg 1847. Westergaards Radices bieten ein nach den Endbuchstaben geordnetes Verzeichnis der Sanskritwurzeln auf Grund von Päijinis Dhätupätha verglichen mit dem zur Kätantra-Grammatik und dem des Vopadeva. Im
KAP. X X X I .
KOPENHAGEN.
Ν. L . WESTERGAARD.
235
Appendix gibt er den kritisch gesichteten Text von Päninis Dhätupätha nach Handschriften des East India House zu London. Die Praefatio handelt von den Dhätupäthen nebst ihren Kommentaren, am Schlüsse (S. XI) auch von der Frage, wann die Inder das Sanskrit der Grammatik gesprochen haben. Die Veden "et pleraque quae ad eos pertinent" sind älter als diese Zeit, für Manu und die Epen ist dies unsicher. Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. war das Sanskrit außer bei den Gelehrten " e x ore et quotidiano usu" geschwunden. Aber die späteren Autoren können sich nach älteren Werken gerichtet haben. Deshalb hat er die Belege zu den Wurzeln und ihren Compositis auch der späteren Sanskritliteratur entnommen. Der ihm zugängliche Literaturkreis war freilich noch sehr klein, die wichtigsten Werke waren noch nicht vollständig herausgegeben. Die Hymnen des Vasistha im 7. Buch des Rgveda, acht Bücher der VäjasaneyiSaiphitä mit Kommentar, die dazu gehörigen Sütren, Nighantu und Nirukta hatte er aus Londoner Handschriften abgeschrieben. Vom Mahäbhärata benutzte er nur die vier ersten Bücher. Gleichwohl bildeten diese Belege den Hauptwert von Westergaards Radices, die den Sanskritphilologen und Sprachvergleichern lange Zeit als ein zuverlässiges lexikalisches Hilfsmittel dienten, bis Böhtlingks Wörterbuch vollendet war. Von Westergaards kritischer Sorgfalt zeugt Praef. S. IX fg. die lange Liste von "Radices falsae", die er von Careys Grammar (vgl. Gildemeister Bibl. Sanskr. Spec. Nr. 5) und Wilkins "Radicals of the Sanscrita language" (London 1815) her bei Wilson, Rosen und Bopp vorfand und korrigierte. In Indien beteiligte er sich an der Entzifferung der Aáoka-Inschriften. Seine Kopie der Aáoka-Inschrift von Girnar, veröffentlicht im Journal des Bombay Branch der RAS. 1842, erwähnten wir schon oben (I S. 114). Noch wichtiger für die Wissenschaft wurde sein Aufenthalt in Persien, wo er unter großen Schwierigkeiten auf Kosten seiner Gesundheit die schon vorhandenen Abschriften der Achämeniden-Inschriften von neuem verglich und die Inschrift am Grabe des Darius zum ersten Male abschrieb. Wenn er sich dann besonders der Entzifferung der zweiten Keilschriftgattung zuwendete, deren Sprache er für "skythisch" erklärte, so hat diese auf die weniger bekannten Völker des inneren Asiens gerichtete Forschung neuerdings in seinem Landsmann Vilhelm T h o m s e n einen erfolgreichen Fortsetzer gefunden. Nachdem er seine Professur in Kopenhagen angetreten, sorgte er durch eine Sanskrit Formläre und ein Sanskrit Läsebog, Kopenhagen 1846, für den Unterricht im Sanskrit. In die zweite Hälfte seines Lebens fallen dann seine Ausgabe des Zendavesta (1854) und andere wichtige Werke auf dem Gebiete des Iranischen. Daß er aber auch auf dem altindischen Gebiete immer auf der Höhe der Forschung blieb, bezeugen zwei Abhandlungen (Kopenhagen I860), die auf Veranlassung von Stenzler ins Deutsche übersetzt worden sind: "Ueber den ältesten Zeitraum der indischen Geschichte" und "Ueber Buddhas Todesjahr und einige andere Zeitpunkte in der älteren Geschichte Indiens", Breslau 1862. In der ersteren Abhandlung verwertet er hauptsächlich die durch Max Müllers History of Ancient Sanskrit Literature allgemeiner bekannt gewordene vedische Literatur, die noch in Lassens Indischer Alterthumskunde zu kurz gekommen war. Er unterscheidet in dem ältesten Zeitraum drei Perioden : die vedische Zeit im Pendschab, ohne Kasten, das Emporkommen des Brahman und die Ausbildung des Kastenwesens in den Landschaften an der Ganga und Yamunä, das Auftreten des Buddhismus noch weiter östlich, in Magadha. Von
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I. ALLG. U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
p o l i t i s c h e r G e s c h i c h t e ist w e n i g die R e d e , w e n n e r auch auf C a n d r a g u p t a und A á o k a zu s p r e c h e n kommt. S e i n e A u s f ü h r u n g e n ü b e r die v e r s c h i e d e n e n S c h i c h t e n d e r v e d i s c h e n L i t e r a t u r , die m ü n d l i c h e T r a d i t i o n , die S c h r i f t und die s c h r i f t l i c h e A u f z e i c h n u n g sind noch heute l e s e n s w e r t . S e i n e A n s c h a u u n g e n sind d u r c h a u s m o d e r n . In d e r H a u p t s a c h e B ö h t l i n g k f o l g e n d , setzt e r Panini " g e r a u m e Zeit v o r 2 5 0 v. C h r . " an (S. 76). Päninis Stoff stammte aus v e r s c h i e d e n e n G e g e n d e n , " v o m N o r d l a n d e bis zum O s t l a n d e " , indem e r das schon v o r ihm G e s a m m e l t e durch e i g e n e B e o b a c h t u n g e n v e r v o l l s t ä n d i g t e (S. 76). A u c h von Y ä j n a v a l k y a und den v e r s c h i e d e n e n K ä t y ä y a n a s handelt er e i n g e h e n d e r . F ü r B u d d h a s T o d e s j a h r finden w i r hier (S. 78 fg.) d e n s e l b e n Ansatz, den e r in der z w e i t e n A b h a n d l u n g a u s f ü h r l i c h e r b e g r ü n d e t hat. W e s t e r g a a r d fußt w i e T u r n o u r und A n d e r e auf den A n g a b e n d e s M a h ä v a r p s a , b e g n ü g t sich a b e r nicht mit d e r K o r r e k t u r , die von d e m J a h r e 543 d e r c e y l o n e s i s c h e n R e c h n u n g zu 477 v. Chr. g e f ü h r t hat. Indem e r glaubt, daß es nur einen K ö n i g A á o k a g e g e b e n habe, und daß auf C e y l o n aus d i e s e m die zwei K ö n i g e K â l â à o k a und D h a r m ä s o k a g e m a c h t w o r d e n s e i e n , b e r e c h n e t er u n g e f ä h r 3 6 8 — 3 7 0 v. C h r . als die Z e i t von B u d d h a s T o d . W e b e r stimmte dem in s e i n e r A n z e i g e zu, Ind. S t r e i f e n II 2 1 3 ff. H ä t t e B u d d h a w i r k l i c h so k u r z e Z e i t v o r A l e x a n d e r d e m G r o ß e n und M e g a s t h e n e s g e l e b t , so müßten wir bei den G r i e c h e n bestimmte N a c h r i c h t e n ü b e r ihn e r w a r t e n . S p i e g e l e r w ä h n t noch ein P r o g r a m m W e s t e r g a a r d s aus d e m J a h r 1 8 6 8 , d a s einen B e i t r a g zur G e s c h i c h t e v o n M ä l a v a und K a n y ä k u b j a enthält. E s ist dies die z w e i t e d e r b e i d e n b e d e u t e n d e n , auf die I n s c h r i f t e n gestützten historischen A r b e i t e n W e s t e r g a a r d s , die nur d ä n i s c h e r s c h i e n e n u n d d e s halb l e i d e r nur w e n i g g e l e s e n w o r d e n sind: " D e indiske K e j s e r h u s e f r a det f j e r d e til det tiende A a r h u n d r e d e o g n o g l e a:ldre F y r s t e s l a s g t e r e f t e r s a m s t i d i g e A k t s t y k k e r " in den S c h r i f t e n der K . D ä n i s c h e n G e s e l l s c h . d. W i s s e n s c h a f t e n f ü r 1 8 6 7 — 6 9 ; " B i d r a g til de i n d i s k e L a n d e M á l a v a s o g K a n y a k u b j a s H i s t o r i e " , U n i v e r s i t ä t s p r o g r a m m s e i n e s R e k t o r a t s 1868. KAP.
BELGIEN.
XXXII.
F. NËVE.
Zu d e n e n , die auf G r u n d e i n e r g u t e n K e n n t n i s d e r S a n s k r i t l i t e r a t u r b e s t r e b t w a r e n , auch w e i t e r e n K r e i s e n e i n e V o r s t e l l u n g v o n i h r e m Inhalt und d e m S t a n d der F o r s c h u n g zu g e b e n , g e h ö r t d e r v i e l s e i t i g e b e l g i s c h e Gelehrte F é l i x N é v e . G e b o r e n 1 8 1 6 , g e s t o r b e n 1 8 9 3 , hat e r z u n ä c h s t d a s V e r d i e n s t , die S a n s k r i t s t u d i e n in B e l g i e n heimisch g e m a c h t zu h a b e n . S e i t 1 8 4 1 P r o f e s s o r an d e r k a t h o l i s c h e n U n i v e r s i t ä t zu L o u v a i n w a r e r a n f a n g s mit den " c o u r s d'histoire de la littérature a n c i e n n e et d e s l a n g u e s o r i e n t a l e s " , s p ä t e r mit d e m " c o u r s d'histoire de la philosophie a n c i e n n e " betraut, ü b e r S a n s k r i t las e r nur n e b e n h e r . S e i n e r e i c h e s c h r i f t s t e l l e r i s c h e T ä t i g k e i t , die sich nicht nur auf d a s S a n s k r i t , s o n d e r n auch auf die christliche L i t e r a t u r A r m e n i e n s , die s y r i s c h e L i t e r a t u r und v i e l e s a n d e r e b e z o g , ist b e s c h r i e b e n in d e r " N o t i c e s u r la v i e et les t r a v a u x de F é l i x - J e a n B a p t i s t e - J o s e p h N e v e " v o n T . - J . L a m y , mit e i n e m V e r z e i c h n i s s e i n e r S c h r i f t e n , im A n n u a i r e d e l ' A c a d é m i e R o y a l e de B e l g i q u e 1 8 9 4 , S . 499 ff. A l s B e l g i e r v e r f o l g t e e r mit g l e i c h e m E i f e r die A r b e i t e n d e r F r a n z o s e n w i e die d e r D e u t s c h e n . M. M ü l l e r s a g t v o n ihm in e i n e m B r i e f e : " j e ne c o n n a i s p e r s o n n e qui ait réussi si bien à c o m b i n e r les d e u x natures fran-
KAP.
XXXII.
BELGIEN.
F.
NEVE.
237
çaise et a l l e m a n d e " (Notice S. 523). Seine L e h r e r im Sanskrit waren L a s s e n in Bonn und Burnouf in Paris. Dem letzteren ist sein erstes Buch " É t u d e s sur les Hymnes du R i g - V e d a " , L o u v a i n und Paris 1842, gewidmet. A b e r auch der katholische T h e o l o g F r . Windischmann, dessen Bruder in L o u v a i n P r o f e s s o r der Anatomie w a r , und zu dem er während eines einjährigen Aufenthaltes in München in nähere Beziehungen trat, hatte Einfluß auf ihn, der sich noch bis zuletzt in seinen Vedäntastudien äußert. Diese b e g a n n e n schon mit einer kleinen Erstlingsarbeit über den Mohamudg a r a , im Journal Asiatique 1 8 4 1 , T e x t und Ü b e r s e t z u n g , wobei er auch eine Handschrift benutzte. Seine Studien im R g v e d a gipfelten in dem umfangreichen " E s s a i sur le mythe des R i b h a v a s , premier vestige de l'apothéose dans le V é d a , a v e c le t e x t e sanscrit et la traduction française des hymnes adressés à ces divinités", Paris 1847. E r fand die Zustimmung von Adalbert Kuhn, der ihn seinen F r e u n d nennt, in der Zeitschrift f. V e r g i . Sprachf. IV 1 0 3 . Den T e x t , auch den Kommentar des Säyana dazu, v e r schaffte sich N é v e aus Handschriften zu Paris und London. Das W e r k gehört noch der Zeit vor Roth und M. Müller an und hat deshalb jetzt nur noch einen historischen W e r t . A b e r auch schon in seinen ersten vedischen E t u d e s berührte er m a n c h e s , w a s erst später genauer bekannt wurde, gab er u. a. aus handschriftlichen Studien Auskunft über die Nighaijtu und Y ä s k a (S. 39). Die vedischen Arbeiten hat er nicht fortgesetzt, er lenkte vielmehr in die alten Bahnen ein und schrieb über S t e l l u n g , Inhalt und F o r m eines großen T e i l s der L i t e r a t u r w e r k e , die zuerst der europäischen W i s s e n s c h a f t zugeführt worden sind. Diese verschiedenartigen Arbeiten faßte er zuletzt in einem größeren W e r k e von 5 1 5 Seiten zusammen unter dem Titel " L e s E p o q u e s Littéraires de l'Inde", B r u x e l l e s und Paris 1883, angezeigt von W e b e r , Ind.Stud. X V I I I 4 5 8 ' ) . D e r V e d a , die Astronomie, die Grammatik fehlen, behandelt sind die E p e n , Puränen, Kälidäsa, das Drama, der Vedänta, das Nïtiââstra, der Buddhismus. Überraschende Neuigkeiten finden sich nicht. Seine Hauptführer sind L a s s e n , Burnouf, Wilson, F r . Windischmann, W e b e r . Da er auch w e n i g e r bekannte französische Arbeiten anführt, so hat sein W e r k für die Geschichte der Sanskritphilolo^ie noch jetzt einen g e w i s s e n W e r t , auch durch die historischen Abschnitte in der Einleitung über die Verbreitung der Sanskritstudien in E u r o p a . E r w a r kein "vulgarisateur superficiel", sagt sein Biograph (S. 538), sondern seine Darstellung beruhte immer auf gründlichen Studien. Die drei literarischen E p o c h e n oder Phasen, die N é v e annimmt, haben einen etwas verschwommenen Charakter. Die vedische E p o c h e geht in ihren Ausläufern bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. Die zweite E p o c h e reicht vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum E n d e unseres Mittelalters und umfaßt außer der ältesten Redaktion des Mánavadharmaáastra um das 5. Jahrhundert v. Chr. (S. 44) und den beiden großen E p e n auch die H a u p t w e r k e der brahmanischen Poesie und Philosophie, obwohl die Prinzipien der Säipkhyaphilosophie schon 6 bis 7 Jahrhunderte vor der christlichen Ä r a auftreten (S. 46). F ü r die dritte E p o c h e kommen die Puräijen in Betracht. V o n den E p e n behandelt er nur das Mahäbhärata ausführlicher, und zwar indem er aus seinem reichen Inhalt " d e s portraits de f e m m e " heraushebt : Sävitri, Pramadvarä, Damayantï, àakuntalâ. Den zum T e i l in wörtlicher Übersetzung bestehenden E r -
' ) E . K u h n hat im L i t e r a t u r - B l a t t f ü r Orientalische P h i l o l o g i e I I 3 5 f f . a n g e g e b e n , w o die einzelnen A u f s ä t z e v o r h e r gedruckt w o r d e n waren. A n d e r e R e z e n s i o n e n v o n N è v e s B u c h sind e b e n d a I 3 1 0 verzeichnet.
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
Zahlungen geht eine Einleitung über die Stellung der Frau im alten Indien voraus, hauptsächlich nach dem Mânavadharmaàâstra 1 ). Die Klage des Brahmanen, von dessen Familie ein Glied dem Räksasa Baka dargebracht werden soll, benutzt er zu einem idealen Bilde von einer Brahmanenfamilie in den heroischen Zeiten Indiens (S. 165 ff.). Über die Puräijen berichtet er nach Burnouf und Wilson (S. 183 ff.). In dem Abschnitt über die "Poésie profane" (S. 234 ff.) steht an erster Stelle Kälidäsa, dessen Werke und Zeit er bespricht, Lassen und Weber folgend. Da Néve wenig polemisiert, so fallen wiederholte kritische Bemerkungen über den "libre-penseur" Fauche auf (S. 235 ff.). In dem großen "Essai sur l'origine et les sources du Drame Indien" (S. 269), der das indische Drama nach allen Seiten hin beleuchtet, kommt er auch auf die F r a g e des griechischen Einflusses zu sprechen (S. 351 ff.), ohne sich bestimmt für oder gegen diese Annahme zu entscheiden. Für Bhavabhüti, den er in seiner Chronologie (S. 282) in das 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. setzt, konnte er auf die Einleitung zu seiner Übersetzung des Uttara-Rämacarita verweisen, " L e dénouement de l'histoire de Râma", Bruxelles 1880. Von der brahmanischen Philosophie hat ihn besonders der Vedänta angezogen, und zwar in der Auffassung und Lehre des áaipkara. Kumärila und áaipkara sind ihm die Vernichter der Buddhisten in Indien. Das System des Vedänta ist schon seit Colebrookes Essay bekannt (S. 385). Néve hat es nicht selbst im Bhäsya des áaipkara studiert, aber er gibt hier (S. 392 ff.) eine Übersetzung von dessen Lehrgedicht Atmabodha, für das er auch Handschriften benutzt hatte. Der Hauptvertreter der gnomischen Poesie ist Bhartrhari, und als Hauptwerke des Nïtisàstra beschreibt er kurz das Pañcatantra und den Hitopadeáa (S. 435 ff ). Schon früher hatte er aus Lassens Chrestomathie eine Fabel vom verschlagenen Schakal aus dem Mahäbhärata übersetzt. Benfeys Pantschatantra erwähnt er, berichtet aber nicht über seinen Inhalt. Eine Würdigung von Garcin de Tassys Arbeiten auf dem Gebiet des Hindustani bildet den Hauptinhalt eines Abschnittes über "L'Inde Moderne et sa Littérature" (S. 458 ff.). Die Darstellung des Buddhismus (S. 478 ff.) ist hauptsächlich auf Burnoufs und Wassiliews Werke gegründet, im Leben Buddhas auf den Lalitavistara, doch kannte er auch die Werke von Spence Hardy und Bigandet. Diese können aber nicht die T e x t e des Päli Tipitaka ersetzen, von denen 1883 erst wenige veröffentlicht worden waren. Vom ursprünglichen Buddhismus, von Buddhas Lehre konnte Néve noch kein Bild entwerfen. Den Schluß bildet eine Analyse des buddhistischen Dramas Nägänanda (S. 503 ff.). Über Nèves wissenschaftlichen Charakter im allgemeinen vgl. A. Weber, Indische Streifen II 27.
KAP. XXXIII.
O. BÖHTLINGK. Von dem Triumvirat Böhtlingk, Roth, A. Weber, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiete des Sanskrit die Geister bis zu einem gewissen Grade beherrscht hat, ist B ö h t l i n g k derjenige, welcher durch sein großes Sanskritwörterbuch die gesamte Sanskritphilologie, *) N é v e war also ein Vorgänger von J . J . Meyer, dessen neuestes W e r k " D a s W e i b im altindischen E p o s " , Leipzig 1 9 1 5 , von mir in Witkowskis Zeitschrift angezeigt worden ist.
KAP. X X X I I I .
O. BÖHTLINGK.
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soweit zu ihr gründlichste Kenntnis des Sprachgebrauchs gehört, auf ein höheres Niveau gehoben hat. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg hat ihn, ihr Mitglied, in den Stand gesetzt, die gewaltige Arbeit unbehindert durch andere Verpflichtungen durchzuführen und hat die Kosten des Druckes getragen. Böhtlingk selbst rastete nie, sondern lebte nur seiner Arbeit mit nie ermattender Energie. Nach Vol lendung des großen Wörterbuchs begann er sofort das Wörterbuch in kürzerer F a s s u n g , es war ihm zum Bedürfnis geworden, immer wieder eine neue Arbeit in Angriff zu nehmen und in den Druck zu geben, bis in sein hohes Alter hinein. Sein Ideal w a r , wie er öfters aussprach, das Sanskrit so gut zu verstehen, wie Fleischer das Arabische. Dies hat er erreicht, und mehr noch, denn er hat sein Wissen auch in gewaltigen W e r k e n niedergelegt. Böhtlingk gehört wie L a s s e n zu den Gelehrten, die sich voll und ganz in ihren Werken ausgelebt haben. Die Bedeutung seiner T e x t a u s gaben beruht nicht auf der Menge der von ihm benutzten Handschriften, sondern auf seiner Sorgfalt und seiner Kritik, mit der er einen korrekten T e x t geben wollte. E r glich den Philologen altklassischer Schulung. Auch A. W . v. Schlegel legte Wert auf die Heilung des T e x t e s durch Konjekturen. Ohne F r a g e ist Böhtlingk etwas zu rasch mit Konjekturen bei der Hand gewesen. Garbe hat in der Neuauflage von Böhtlingks Chrestomathie manche seiner Konjekturen wieder entfernt. A b e r den zahlreichen mangelhaften T e x t a u s g a b e n der ersten Zeit gegenüber war sein Mut der Kritik sehr wohl am Platze. Poetischer Schwung war ihm nicht gegeben, seine nüchternen Übersetzungen zeichnen sich durch ihre Genauigkeit aus, und dadurch, daß er über keine Schwierigkeit glatt hinwegging. Die Übersetzungen von Böhtlingk werden immer ihren wissenschaftlichen W e r t behalten. Die Feststellung der Wortbedeutung, die kritische Behandlung der einzelnen schwierigen Stelle war seine Hauptstärke. Nur selten hat er zusammenhängende Untersuchungen über einen Gegenstand oder über literarhistorische F r a g e n angestellt. Da er nie akademische Vorlesungen gehalten hat, fehlte ihm auch die von daher kommende A n r e g u n g dazu. W i e sehr Böhtlingk mit seinem Wörterbuch lange Jahre hindurch im Mittelpunkt der Sanskritphilologie gestanden hat, zeigt die lange Reihe der F a c h g e n o s s e n , denen er im Vorwort zum letzten Bande des kürzeren Wörterbuchs seinen Dank für ihre Beiträge abstattet. Wohl war er sich seiner Bedeutung bewußt, aber er knüpfte gern persönliche Beziehungen zu den Fachgenossen an, und kam auch dem jüngsten, der ihn besuchte oder ihm seine Arbeit schickte, wie einem Gleichstehenden entgegen. Drei, verschiedenen Generationen angehörende, hervorragende Freunde haben Böhtlingks wissenschaftliche Bedeutung und Persönlichkeit in übereinstimmender W e i s e charakterisiert: H. K e r n in der holländischen Zeitschrift " M u s e u m " 1904, S. 322 ff. ; B . D e l b r ü c k in den " B e r i c h t e n " der K . Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1904, S. 253 ff. ; L . v. Schroeder in der Beilage zur "Neuen F r e i e n P r e s s e " vom 1 7 . April 1904, wieder abgedruckt in des letzteren " R e d e n und Aufsätze", Leipzig 1 9 1 3 , S. 3 1 5 ff. E i n e Biographie auch von A . Ballini in Pullés Studi Italiani di Filologia Indoiranica 1904. O t t o B ö h t l i n g k , geboren 1 8 1 5 in St. Petersburg, aus einer L ü b e c k e r Familie stammend, aber holländischer Staatsangehöriger, bis er g e g e n E n d e seines L e b e n s russischer Staatsangehöriger wurde, gestorben 1904 in L e i p z i g , war seit 1842 Mitglied, zuletzt Ehrenmitglied der K . Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. E s wurde ihm gestattet, seinen Wohnsitz in
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
Deutschland zu nehmen. V o n 1868 an lebte er in J e n a , von 1 8 8 5 an in L e i p z i g , w o ihm L e s k i e n und W i n d i s c h b e s o n d e r s nahe standen. S c h o n w ä h r e n d s e i n e r Studienzeit in P e t e r s b u r g w a r ihm B o p p s G l o s s a r i u m und G r a m m a t i k in die H ä n d e g e k o m m e n . E r g i n g d a h e r zunächst nach Berlin, von da nach Bonn. S e i n e A u s g a b e " A b h i j ñ a n a s a k u n t a l a i i i " ist " D e m g e l i e b t e n L e h r e r H e r r n Christian L a s s e n " g e w i d m e t . In g e w i s s e m Sinne hat Böhtlingk eine friedliche S y n t h e s e d e r B e r l i n e r und d e r B o n n e r S c h u l e v o l l z o g e n , indem e r , d e r philologischen F o r d e r u n g L a s s e n s f o l g e n d , deren B e r e c h t i g u n g ü b r i g e n s auch B o p p a n e r k a n n t e , die v o n B o p p nur indirekt benutzte einheimische G r a m m a t i k durch seine A u s g a b e und B e a r b e i t u n g des " A s t a k a i p P â n i n î y a i p " den e u r o p ä i s c h e n G e l e h r t e n unmittelbar z u g ä n g l i c h m a c h t e : " P â n i n i s acht B ü c h e r g r a m m a t i s c h e r R e g e l n " , B a n d I "Pâninis S û t r a s mit Indischen S c h o l i e n " , B o n n 1 8 3 9 , B a n d II E i n l e i t u n g , C o m m e n t a r , I n d i c e s , 1840. Historisch betrachtet ist dies ein W e r k ersten R a n g e s , trotz d e r späteren K r i t i k von Seiten G o l d s t ü c k e r s . N u r ein Mann von Böhtlingks E n e r g i e und d u r c h d r i n g e n d e m V e r s t ä n d e konnte mit d i e s e r A u f g a b e in dem j u g e n d l i c h e n A l t e r v o n 2 4 J a h r e n fertig w e r d e n . E i n kurzer A u f enthalt in L o n d o n hatte ihm gestattet, auch H a n d s c h r i f t e n hinzuzuziehen, a b e r in der H a u p t s a c h e beruht dieses W e r k auf der von C o l e b r o o k e v e r a n l a ß t e n C a l c u t t a e r A u s g a b e des Panini v o m J a h r e 1 8 0 9 (s. oben I S. 54), auch in den Mitteilungen aus d e m M a h ä b h ä s y a und d e r K ä s i k ä . Diese A b h ä n g i g k e i t hat G o l d s t ü c k e r ihm zum s c h w e r e n Vorvvurf g e m a c h t . D e r erste B a n d enthält den T e x t der S ü t r e n mit der m o d e r n e n E r k l ä r u n g d e r indischen H e r a u s g e b e r . A u f d i e s e stützt sich B ö h t l i n g k s E r k l ä r u n g in s e i n e m C o m m e n t a r , d e r im zweiten B a n d enthalten ist. E s k a m Böhtlingk in e r s t e r L i n i e darauf an, die Sütren selbst zu v e r s t e h e n und verständlich zu m a c h e n . Doch f ü g t er im C o m m e n t a r die V ä r t t i k a s d e s K ä t y ä y a n a hinzu, ü b e r h a u p t alles das, w a s aus Patañjalis M a h ä b h ä s y a in die C a l c u t t a e r A u s g a b e a u f g e n o m m e n w o r d e n w a r . A u c h die K á á i k á und die Siddhäntak a u m u d i sind benutzt. B ö h t l i n g k g a b in seiner E i n l e i t u n g S. L V I f f . einen Ü b e r b l i c k ü b e r die A n o r d n u n g d e r S ü t r e n in d e r S i d d h ä n t a k a u m u d i nach deren C a l c u t t a e r A u s g a b e v o m J a h r e 1 8 1 1 (Gildemeister, Bibl. S a n s k r . S p e c . Nr. 379), aus der auch seine B e a r b e i t u n g d e r U i j ä d i - S u f f i x e in den P e t e r s b u r g e r M é m o i r e s v o m J a h r e 1 8 4 4 g e f l o s s e n ist (Gildem. Nr. 380). W i e gut Böhtlingk schon damals den Pacini v e r s t a n d , zeigt sein " E r k l ä r e n d e r I n d e x d e r grammatischen K u n s t a u s d r ü c k e " , d e r im zweiten B a n d auf den C o m mentar folgt. Den Schluß bildet ein A l p h a b e t i s c h e s V e r z e i c h n i s d e r S ü t r e n , nützlich, um die Zitate d e r einheimischen K o m m e n t a r e zu finden, und ein e b e n s o l c h e s d e r zu den Sütren g e h ö r i g e n Gaijas o d e r W ö r t e r r e i h e n . D e n Dhätupätha nahm er nicht mit auf, mit R ü c k s i c h t auf W e s t e r g a a r d s damals erwartete Ausgabe. B ö h t l i n g k s W e r k ist w e i t e r ergänzt w o r d e n durch A u f r e c h t s A u s g a b e d e r Unädisütren mit d e m K o m m e n t a r d e s Ujjvaladatta, K i e l h o r n s A u s g a b e d e r Phitsüträ^Li und des P a r i b h á s e n d u á e k h a r a , und E g g e l i n g s immer noch unvollendete A u s g a b e des G a n a r a t n a m a h o d a d h i . U b e r t r o f f e n ist es, w a s den T e x t anlangt, erst durch die vollständigen A u s gaben des Mahäbhäsya. In d e r E i n l e i t u n g handelt Böhtlingk teils im A n s c h l u ß an C o l e b r o o k e , teils auf G r u n d e i g e n e r Studien von d e r P e r s o n d e s Päijini, von d e s s e n V o r g ä n g e r n und den W e r k e n seiner N a c h f o l g e r , von Pâninis s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e m S y s t e m , von der E i n r i c h t u n g d e r S ü t r e n , von d e r A n o r d n u n g d e s S t o f f e s . N o c h heute wird man g e r n diese orientierenden A u s f ü h r u n g e n lesen, w e n n auch im L a u f e der Zeit durch die U n t e r s u c h u n g e n von G o l d -
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O . BÖHTLINGK.
stücker, Kielhorn, W e b e r , L i e b i c h namentlich die Bedeutung des Mahäbhäsya und seiner Bestandteile noch mehr erkannt und auch sonst noch manches N e u e hinzugefügt worden ist. Daß unter Säläturiya, von ¡salatura, dem Namen eines Ortes bei Attock, Panini zu verstehen ist, hat Böhtlingk aus dem Gaijaratnamahodadhi festgestellt (S. VIII), w a r aber v o r ihm schon von Jaquet vermutet worden. Nach Böhtlingk würde Panini um 350 (S. X I X ) , K ä t y ä y a n a um 250 (S. X L V ) , Patañjali um 1 5 0 v. Chr. (S. X V I I I ) gelebt haben. Diese Ansätze sind von vielen Gelehrten festgehalten worden, doch wird Pänini wahrscheinlich in eine noch ältere Zeit zu setzen sein. Kielhorn hat einmal g e s a g t , auch in bezug auf die Übersetzung des K â v y â d a r â a , daß Böhtlingk da aufhöre, w o das eigentliche Sästra angehe. G e w i ß gehört der Inhalt des Mahäbhäsya und anderes mehr dazu, wenn man das Sanskrit der alten einheimischen Grammatik vollständig kennen lernen will, aber es ist wissenschaftlich nichts d a g e g e n einzuwenden, ist jedenfalls von großem Nutzen g e w e s e n , daß Böhtlingk zunächst den G r u n d s t o c k , die S ü t r e n , leichter zugänglich und verständlich machen wollte. Dieses Ziel hat Böhtlingk noch mehr erreicht, als er, in die Zeit der zweiten A u f l a g e n eingetreten, nochmals "Pâninis Grammatik", L e i p z i g 1887 herausgab, diesmal j e d e s Sütra mit einer deutschen Übersetzung und einer kurzen Erläuterung v e r s e h e n d , ohne den längeren Commentar des früheren W e r k s . Zu den früheren Indices ist noch der Dhätupätha und "Pâninis Wortschatz" hinzugekommen. In der Einleitung hat er sich kürzer gefaßt. E r bleibt bei seiner Datierung der drei großen Grammatiker, und geht nur zumteil auf die Argumente ein, die inzwischen in diesen F r a g e n neu vorgebracht worden waren. Sehr entschieden tritt er g e g e n M. Müller für Roths Ansicht über das hohe Alter der Schrift in Indien ein. Die ganze indische Literatur mit Ausnahme der vedischen Hymnen setzt eine Bekanntschaft mit der Schrift voraus. " A l s o , entweder ist die Schrift den Indern schon sehr frühe bekannt g e w e s e n , oder die ganze indische Literatur ist eine verhältnißmäßig j u n g e " (S. XII). Aus denselben Gründen wie den Panini hat Böhtlingk auch den V o p a d e v a h e r a u s g e g e b e n : " V o p a d e v a s M u g d h a b o d h a " , St. Petersburg 1847. Nur C o l e b r o o k e hatte seiner Grammatik den Panini zugrunde gelegt, C a r e y und F o r s t e r folgten dem V o p a d e v a . Bopp, " d e r w e d e r bei seinen grammatischen noch bei seinen lexikalischen W e r k e n andere als secundäre Quellen benutzt" (S. IV), folgt teilweise dem Forster. Um nun denjenigen, " d i e auf eine selbständige W e i s e mit der S p r a c h e der alten Inder vertraut zu werden w ü n s c h e n " , den Zugang zu erleichtern, gab Böhtlingk auch diesen späten Grammatiker heraus, wobei ihm C a r e y s Grammatik von größtem Nutzen war, da dieser jede R e g e l beinahe wörtlich übersetzt hat. V o p a d e v a lebte in der 2. Hälfte des 1 3 . Jahrhunderts am H o f e des K ö n i g s Hemädri von Devagiri. E r gilt auch als der V e r f a s s e r des Bhägavatapuräna (s. oben I S. 128). A u c h diese A u s g a b e hat durch Böhtlingks Indices, besonders durch die E r k l ä r u n g der grammatischen A u s d r ü c k e , die bei V o p a d e v a w i e d e r andere sind als bei Päijini, und das Verzeichnis der W ö r t e r , die von V o p a d e v a besprochen werden, einen dauernden W e r t erhalten. W i e dem Vorwort zu seiner Chrestomathie zu entnehmen ist, hatte Böhtlingk die Absicht, selbst eine g r o ß e , auf die Sütren des Pänini g e g r ü n d e t e Sanskritgrammatik zu s c h r e i b e n , aber es ist bei Vorarbeiten dazu g e b l i e b e n , die er sämtlich schon im Jahre 1843 der P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e vorlegte. A u ß e r einigen kleineren Aufsätzen über die Sandhiregeln, die im Bulletin hist.-phil. g e d r u c k t sind, verfaßte er drei größere Indo-arische Fhilologie I. i B.
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
Abhandlungen, die hintereinander gedruckt in einem und demselben Bande der Mémoires der Petersburger Akademie, VI. Sér. Sc. polit, etc., Tome VII ι—369, St. Petersburg 1848, erschienen sind: "Ein erster Versuch über den Accent im Sanskrit", "Die Declination im Sanskrit", "Die UnädiAffixe". Die Lehre vom Akzent war in allen bisher erschienenen Grammatiken ganz unberücksichtigt geblieben. Er stellte sie hier nach den Sütren des Panini dar, mit vollständig durchgeführten Konjugationsparadigmen, ohne jedoch überall das Richtige getroffen zu haben, gab hier auch zum ersten Male aus einer Handschrift eine Probe der originalen Akzentuation des Rgveda (S. 54), u n d e ¡ n e erste Bearbeitung der aus der SiddhäntakaumudT abgedruckten Phitsüträiji, die vom Akzent der Indeclinabilia und der nicht-flektierten Nomina handeln. Auch in der Abhandlung über die Deklination hat er die Akzente angebracht. Die Unädi-Affixe druckte er gleichfalls aus der Calcuttaer Ausgabe der Siddhäntakaumudi ab. Leider war deren T e x t fehlerhaft. Aufrecht bedauert in seiner Ausgabe von "Ujjvaladatta's Commentary on the Unädisütras", Bonn 1859, S. XX, daß Böhtlingk nicht Handschriften zugezogen hat. In seiner großen Abhandlung "Über die Sprache der Jakuten", die zuerst als Band III von "Dr. A. Th. v. Middendorfs Reise in den äußersten Norden und Osten Sibiriens", St. Petersburg 1851, erschienen ist, zeigt Böhtlingk, wie vortrefflich er eine Sprache in deskriptiver Weise darzustellen verstand. Diese Abhandlung ist ein wichtiger Beitrag zur allgemeinen Sprachwissenschaft und darf als ein Seitenstück zu W. v. Humboldts Abhandlung "Über die Kawi-Sprache" bezeichnet werden. Noch in seiner Bonner Zeit entstand seine Ausgabe und Übersetzung von "Kâlidâsas Ring-Çakuntala", Bonn 1842. Dieses W e r k entstammte aber nicht seiner eigenen Initiative, sondern wurde ihm übertragen von seinen Freunden Westergaard und Brockhaus, die beide in London handschriftliches Material zu einer Ausgabe gesammelt hatten. Böhtlingk berichtet darüber in der Einleitung. Westergaard wurde durch seine Reise nach Indien verhindert, seinen Plan auszuführen, und übergab Böhtlingk sein Material. Dasselbe tat dann Brockhaus, der zuerst entdeckt hat, daß die Devanâgarîhandschriften einen anderen, älteren T e x t bieten als die auf einer bengalischen Handschrift beruhende Ausgabe Chézys. Darin besteht die historische Bedeutung von Böhtlingks Ausgabe, daß sie die Editio princeps der Devanägari-Rezension ist. Außer durch die genaue Ubersetzung zeichnet sie sich durch die kritischen Anmerkungen hinter dem T e x t e aus, in denen der Kommentar des Kätavema verarbeitet und auch dem Präkrt größere Sorgfalt gewidmet ist. Das indische Drama stand früher mehr als jetzt im Vordergrund des philologischen Interesses. Böhtlingk hat sich auf diesem Gebiete noch weiter betätigt durch seine Übersetzung des schwerer verständlichen, kulturhistorisch wichtigsten Schauspiels "Mrcchakatika, d. i. das Irdene Wägelchen", St. Petersburg 1877, nach Stenzlers Ausgabe, mit einem Überblick über die bis dahin vorhandenen Bearbeitungen im Vorwort, und mit kritischen Anmerkungen. Auch nahm er in die zweite Auflage seiner Chrestomathie eine Ausgabe des dem König Harsa zugeschriebenen Dramas RatnävalT von Cappeller auf. Böhtlingks Sanskrit-Chrestomathie, St. Petersburg 1845, führt zum Wörterbuch hinüber. Die Chrestomathien müssen einige T e x t e bieten, die ein Anfänger leicht bewältigen kann, sie sollen ferner eine Vorstellung von den verschiedenen Literaturgattungen geben, sie veranschaulichen aber auch, welche T e x t e die Herausgeber zu ihrer Zeit für besonders
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O . BÖHTLINGK.
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wichtig hielten. Böhtlingk wählte aus dem Mahäbhärata das Nalopäkhyäna, durch seine Kritik um 1 i g 1 / 2 Strophe kürzer g e w o r d e n als B o p p s T e x t , Viávámitras K a m p f um die Brahmanenwürde und Daáarathas T o d aus dem R ä m ä y a n a , das V I . und VII. Buch des Manu, eine Anzahl F a b e l n aus dem H i t o p a d e s a , V e r s e aus dem Amarüáataka und aus Bhartrhari, das VII. Buch des Raghuvaipáa, die Geschichte des V i d ü s a k a aus dem K a t h ä saritsägara, und 1 9 H y m n e n des R g v e d a , letztere mit Bezeichnung des Udätta, aber noch nicht in der originalen Akzentuation. B e n f e y hat in seiner Chrestomathie einer ähnlichen Auswahl zwei philosophische T e x t e hinzugefügt. Noch näher kam dem Ideal die vollständig neugestaltete 2. A u f l a g e von Böhtlingks Chrestomathie, St. Petersburg 1 8 7 7 , in der die v e d i s c h e L i t e r a t u r an der Spitze steht, und zwar nicht nur durch Hymnen des R g v e d a , sondern auch durch Brähmana, Upanisad und Sütra vertreten. Die Auswahl aus den anderen W e r k e n ist überall geändert, S t ü c k e aus dem Visnupuräna und verschiedenen Sästren sind neu hinzugekommen, darunter auch lehrreiche Abschnitte aus der K â à i k â und aus der Philosophie der ganze Vedäntasära mit Übersetzung. In der von Garbe herausg e g e b e n e n 3. A u f l a g e , L e i p z i g 1909, sind Böhtlingks T e x t e n auch noch Hymnen des A t h a r v a v e d a eingefügt worden, sowie die ganze Kathopanisad, die Böhtlingk 1890 in den Berichten der K . S. Ges. d. W i s s e n s c h a f t e n übersetzt hatte. So ist von Böhtlingk auch für den ersten Unterricht im Sanskrit in nachhaltiger W e i s e g e s o r g t worden. Ohne W ö r t e r b u c h kann der A n f ä n g e r selbst mit der besten Chrestomathie nichts anfangen. E s schwebte Böhtlingk zuerst etwas Ähnliches vor, wie B e n f e y in seinem " H a n d b u c h " verwirklicht hat. A b e r schon im V o r w o r t zur Chrestomathie sagt er im Jahr 1845 von dem geplanten W ö r t e r b u c h : " D a s s e l b e wird sich auf die W e r k e der einheimischen L e x i c o graphen und Grammatiker gründen und sich k e i n e s w e g s auf die Chrestomathie b e s c h r ä n k e n " . E s w e r d e die neue A u s g a b e des Boppschen Glossars an Vollständigkeit überbieten. Das " S a n s k r i t - W ö r t e r b u c h h e r a u s g e g e b e n von der Kaiserlichen A k a d e m i e der Wissenschaften, bearbeitet von Otto Böhtlingk und Rudolph R o t h " ist mit j e d e m T e i l dem Ideale der Vollständigkeit näher g e r ü c k t : E r s t e r T e i l St. Petersburg 1 8 5 2 — 1 8 5 5 , Zweiter T e i l 1 8 5 6 — 1 8 5 8 , Dritter Teil 1859—1861, Vierter Teil 1862—1865, Fünfter Teil 1866—1868, Sechster T e i l 1 8 6 9 — 1 8 7 1 , Siebenter T e i l 1 8 7 2 — 1 8 7 5 , im ganzen 9478 zweispaltige Seiten in Großquart. Die einheimischen Wurzelverzeichnisse und W ö r t e r b ü c h e r hatten schon für Wilsons W ö r t e r b u c h das erste F a c h w e r k gebildet. Zu dem R i e s e n w e r k und zu der Schatzkammer ist das P e t e r s b u r g e r Wörterbuch erst g e w o r d e n durch die Füllung, die Böhtlingk und Roth diesem F a c h w e r k g e g e b e n haben. Diese Füllung besteht aus den zahllosen T e x t s t e l l e n , mit denen die nach ihrer natürlichen Entw i c k l u n g geordneten Bedeutungen der W ö r t e r aus der Literatur belegt worden sind. Roths Anteil, der Wortschatz des R g v e d a (auch Suáruta u. Α.), ist der wichtigste, w a r a b e r auch bestimmter umschrieben und deshalb wenigstens der Masse nach leichter zu umfassen. Auf Böhtlingk fiel die Masse der eigentlichen Sanskritliteratur. Delbrück schätzte Böhtlingks Anteil auf 9 / 1 0 des Ganzen. W e r t v o l l e Unterstützung erhielt das W e r k von A n f a n g an von Whitney durch ein vollständiges Wörterverzeichnis des Atharvaveda, von W e b e r durch die B e i t r ä g e aus dem áatapathabrahmana und anderen ritualistischen W e r k e n , von Stenzler durch einen vollständigen I n d e x zum Gesetzbuch des Manu, vom 2. T e i l e an auch durch B e i t r ä g e von 16*
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I- ALLG. υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
K e r n , " e i n e m tüchtigen S c h ü l e r W e b e r s " , zunächst aus V a r ä h a m i h i r a s W e r k e n . Im V o r w o r t d e s i . und d e s 7. T e i l s dankt B ö h t l i n g k a u c h s e i n e m F r e u n d e S c h i e f n e r , d e r ihm B e i t r ä g e aus d e r n o r d b u d d h i s t i s c h e n L i t e r a t u r l i e f e r t e . E s w a r ein G l ü c k , daß d a m a l s noch nicht die g a n z e S a n s k r i t l i t e r a t u r z u g ä n g l i c h w a r . S e l b s t d e r M u t i g s t e hätte d i e s e r u n g e h e u r e n M a s s e g e g e n ü b e r den Mut v e r l i e r e n m ü s s e n . Nicht d u r c h w i l l k ü r l i c h e B e s c h r ä n k u n g , s o n d e r n durch den S t a n d d e r W i s s e n s c h a f t w a r e n d e m W e r k bestimmte G r e n z e n g e z o g e n , die freilich d u r c h den F o r t s c h r i t t d e r W i s s e n s c h a f t f o r t w ä h r e n d e r w e i t e r t w u r d e n . D a h e r die s t a r k e n N a c h t r ä g e in d e r zweiten H ä l f t e d e s 5. T e i l s . A b e r auch die A u s n u t z u n g d e r z u g ä n g l i c h e n W e r k e w a r nicht ü b e r a l l eine g l e i c h m ä ß i g v o l l s t ä n d i g e g e w e s e n . D u r c h m u s t e r t man die " E r k l ä r u n g d e r A b k ü r z u n g e n " im 1. T e i l , die zugleich ein V e r z e i c h n i s d e r Q u e l l e n ist, so ist die Zahl d e r w i c h t i g e n T e x t a u s g a b e n noch nicht s e h r g r o ß ; zu ihnen g e h ö r e n a u c h die T e x t s t ü c k e in den C h r e s t o m a t h i e n . Nicht w e n i g e W e r k e w u r d e n in H a n d s c h r i f t e n benutzt. A n g a b e n a u s u n e d i e r t e n K o s a s s o w i e aus d e r B o t a n i k und a n d e r e n S ä s t r e n sind d e m Sabdakalpadruma entnommen, dem großen Wörterbuch des Räja Rädhäkänta, g e d r u c k t C a l c u t t a 1 8 2 1 — 1 8 5 7 , nicht im B u c h h a n d e l , a b e r B ö h t l i n g k z u g ä n g l i c h d u r c h das E x e m p l a r d e r P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e . V g l . G i l d e meister, Bibl. S a n s k r . S p e c . Nr. 5 4 0 ; W e b e r , Ind. S t r e i f e n II 205. D e r zielb e w u ß t e n E n e r g i e B ö h t l i n g k s ist es zu d a n k e n , daß das g e w a l t i g e W e r k in d e m Z e i t r a u m v o n 23 J a h r e n hat v o l l e n d e t w e r d e n können. E s ist nicht v o l l k o m m e n , a b e r es ist v o l l e n d e t w o r d e n . G o l d s t ü c k e r s W ö r t e r b u c h ist d u r c h die m o n o g r a p h i s c h e B e a r b e i t u n g e i n z e l n e r W ö r t e r und d u r c h d a s t i e f e r e E i n d r i n g e n in die S ä s t r e n v o l l k o m m e n e r , a b e r es ist ohne R ü c k sicht auf die M ö g l i c h k e i t d e r V o l l e n d u n g a n g e l e g t und d e s h a l b ein T o r s o geblieben. W i e s e h r B ö h t l i n g k immer die V o l l e n d u n g des W e r k e s im A u g e h a t t e , spricht e r im V o r w o r t zum 4. und zum 5. T e i l aus. E r hat absichtlich den K r e i s s e i n e r Q u e l l e n nicht e r w e i t e r t und die N a c h t r ä g e z u r ü c k g e s t e l l t . S o ist es als eine w e i t e r e F ö r d e r u n g der W i s s e n s c h a f t a n z u s e h e n , daß B ö h t l i n g k aus v e r s c h i e d e n e n G r ü n d e n d a s " S a n s k r i t W ö r t e r b u c h in k ü r z e r e r F a s s u n g " in A n g r i f f nahm und mit u n g e s c h w ä c h t e r E n e r g i e auch d i e s e s zu E n d e f ü h r t e , d a n k d e r P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e , die auch dies e r m ö g l i c h t e . Die b e i d e n W ö r t e r b ü c h e r bilden e i n e n R u h m e s titel d e r P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e . D e r erste T e i l d e s zweiten W ö r t e r b u c h s e r s c h i e n St. P e t e r s b u r g 1 8 7 9 , d e r z w e i t e 1 8 8 1 , d e r dritte 1 8 8 2 , d e r v i e r t e 1 8 8 3 , d e r f ü n f t e 1 8 8 4 , d e r s e c h s t e 1 8 8 6 , der s i e b e n t e 1889, z u s a m m e n 2 1 0 7 Quartseiten. W i e B ö h t l i n g k im V o r w o r t zum 1 . T e i l sagt, wollte e r e i n e k ü r z e r e B e a r b e i t u n g d e s W ö r t e r b u c h s herstellen, " w e l c h e dem B e dürfnis d e r A n f ä n g e r und s o l c h e r B e n ü t z e r e n t s p r ä c h e , f ü r w e l c h e der dort g e g e b e n e A p p a r a t zu r e i c h ist". D a b e i hatte e r eine G e l e g e n h e i t , " f ü r d a s W ö r t e r b u c h selbst die im A u g e n b l i c k m ö g l i c h e n E r g ä n z u n g e n und V e r b e s s e r u n g e n zu g e b e n " . In d i e s e n letzteren besteht d e r hohe w i s s e n schaftliche W e r t des zweiten Wörterbuchs. Alle hier g e g e b e n e n B e l e g e sind n e u , die B e l e g e d e s e r s t e n W ö r t e r b u c h s sind nicht w i e d e r h o l t . In d e m l a n g e n V e r z e i c h n i s d e r im 1 . T e i l zitierten W e r k e finden w i r v i e l e T e x t e w i e d e r , die schon im 1 . T e i l des g r o ß e n W ö r t e r b u c h s als Quellen v e r z e i c h n e t sind, a b e r es w a r e n inzwischen die A u s g a b e n d e r B i b l i o t h e c a Indica und v i e l e a n d e r e w i c h t i g e A u s g a b e n und W e r k e e r s c h i e n e n und v o n B ö h t l i n g k benutzt w o r d e n . Im zweiten, auch in den f o l g e n d e n T e i l e n sind w e i t e r e Q u e l l e n v e r z e i c h n e t , und m e h r e n sich die von F a c h g e n o s s e n g e l i e f e r t e n m e h r o d e r w e n i g e r u m f a n g r e i c h e n N a c h t r ä g e . D u r c h die a u s
KAP. XXXIII.
O . BÖHTLINGK.
245
den neueren W e r k e n der Sanskritphilologie stammenden Ergänzungen und Berichtigungen verbürgt das kürzere Wörterbuch gewissermaßen im übrigen die Zuverlässigkeit des älteren. A u c h die Eigennamen sind in beide Wörterbücher aufgenommen, doch wünschte man öfter mehr Auskunft namentlich über die geographischen Namen. Dieser T e i l der Realien l a g den beiden Philologen ferner. Die Inschriften sind nur vereinzelt berücksichtigt: im V o r w o r t zum 5. T e i l des großen Wörterbuchs empfängt Whitney den Dank für Beiträge aus den im Journal der A O S . veröffentlichten Inschriften. In den Petersburger Wörterbüchern haben nicht nur A n f ä n g e r , sondern auch die größten Gelehrten weitgehende Belehrung gefunden. Sie haben eine so hochstehende Kenntnis des literarischen Sprachgebrauchs zum Gemeingut der Wissenschaft gemacht, daß eine Vermehrung nur noch durch eingehende Studien auf entlegneren Gebieten oder durch neugefundene W e r k e möglich g e w e s e n ist. W e r belangreiche Nachträge zum Petersburger Wörterbuch bringen kann, betrachtet dies mit einer gewissen Genugtuung als ein Zeugnis für die Wichtigkeit seiner eigenen Arbeit und ihres Gegenstands. Ein wohlfeiles Wörterbuch für A n f ä n g e r wenigstens in deutscher Sprache hat erst Cappeller geliefert. Der Fortschritt der Wissenschaft wird weniger darin bestehen, daß bald ein noch vollkommenerer neuer Thesaurus des gesamten Sanskrit-Sprachschatzes geschaffen wird, als darin, daß immer mehr wichtige T e x t e und Disziplinen ihr Spezialwörterbuch erhalten. Dabei können auch die Kommentatoren noch mehr zu ihrem Rechte kommen. Böhtlingk und Roth waren beide Männer von wenig Worten. Ihre gemeinsamen Vorworte sind äußerst knapp gehalten. Von historischer Bedeutung ist ihre Stellungnahme zu Säyaijas Kommentar zum R g v e d a im V o r w o r t zum 1. T e i l des großen Wörterbuchs. Das Vorwort zum 5. T e i l enthält eine Antwort auf Angriffe Goldstückers, ohne Namennennung 1 ), das Vorwort zum 4. T e i l des kürzern Wörterbuchs eine scharfe Kritik des Sanskrit-Englischen Wörterbuchs von Monier Williams (1872), der das Petersburger Wörterbuch zu unselbständig benutzt hat. Eine Frucht von der Arbeit am Wörterbuch waren die drei Bände "Indische Sprüche. Sanskrit und Deutsch", St. Petersburg 1863—1865, die Böhtlingk der Reihe nach seinen Freunden Roth, Brockhaus und Stenzler, W e b e r widmete. An Stelle weiterer Nachträge erschien 1870 bis 1873 e ' n e zweite vermehrte und verbesserte Auflage, seinen Freunden Pott, Westergaard, K e r n gewidmet. Die erste enthielt 5419 Sprüche, die zweite enthält deren 7613. A u c h eine Darstellung der "Weisheit des Brahmanen", wie Rückerts W e r k , eine weniger poetische, aber dafür streng philologische! Böhtlingk hat hier nicht nur aus Bhartrhari, Amarusataka und ähnlichen W e r k e n , sondern auch aus anderen nicht eigentlich der Spruchdichtung angehörigen T e x t e n , noch über die für sein Wörterbuch benutzten hinausgehend, die sententiösen V e r s e in alphabetischer Anordnung zusammengestellt und kritisch bearbeitet. Zum sachlichen Inhalt der Sprüche gab A . Blau auf A n r e g u n g von Cappeller einen Index in den Abhandlungen der DMG. IX, L e i p z i g 1893. In demselben Jahre, in dem auch das kürzere Wörterbuch vollendet wurde, veröffentlichte Böhtlingk mit Kritik des T e x t e s verbundene Übersetzungen der Chändogyopanisad und der Brhadäranyakopanisad, L e i p z i g ') Auch eine Kritik von Benfeys Sanskrit Dictionary ohne Namennennung. (J. W a c k e r nagel.)
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
1889, denen er in den Jahren darauf in den Berichten der K. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. X L I I und X L I I I noch einige von den kleineren Upanischaden folgen ließ. Zu der Ubersetzung von "Dandin's Poetik" (Kâvyâdarâa), Leipzig 1890, wird ihn Pischels Behauptung, daß Daijdin der Verfasser des Dramas Mrcchakatika sei, veranlaßt haben, eine Behauptung, die Böhtlingk im Vorwort mit guten Gründen zurückweist. Die UpanisadÜbersetzungen kritisierte Whitney, Am. Journ. of Philol. X I 407 ff., auch Deussen nahm Stellung zu ihnen. Eine kritische Bemerkung zu Vers 149 des Kâvyâdarâa von Kielhorn, Gött. Nachr. 1890 S. 419, ist vereinzelt geblieben. In einer Reihe von kleineren kritischen Artikeln bewährte Böhtlingk seinen Scharfsinn an T e x t und Übersetzung des Väsistha-, Äpastambiya-, Baudhâyana-dharmaàâstra, und an den Grhyasütren des Hiraijyakesin, in der Zeitschrift der DMG. X X X I X — X L I I I (1885—1889). In prinzipieller Weise nimmt er hier ( X X X I X 517 ff.) Bühler gegenüber für den geschulten europäischen Philologen das Recht in Anspruch, in Texten, die sonst in gutem Sanskrit abgefaßt sind, fehlerhafte Wörter und_ Formen zu beseitigen, auch wenn sie von Scholiasten wie Haradatta zu Apastamba beibehalten und dem Autor selbst zugeschrieben werden. Böhtlingks kritischer Standpunkt ist berechtigt, nur fragt es sich, ob nicht doch die überlieferte Form in den T e x t , die Korrektur in die Anmerkung gehört. Auch zu dem in der Zeitschrift Band X L I I I und X L I V geführten Streit über den Sinn der Fabel vom Ziegenbock und dem Messer, die Pischel, "Vedische Studien" I 182, zur Erklärung einer vedischen Stelle herangezogen hatte, gab Böhtlingk den Anstoß. In den Mélanges Asiatiques, Tome Χ 247 ff·, St. Petersburg 1892, ist ein bis dahin vollständiges Verzeichnis von "Böhtlingks Druckschriften" gegeben (zusammengestellt von Salemann und v. Oldenburg, durchgesehen von ihm selbst), das 99 Nummern umfaßt. E r hat von da an noch 40 kleinere und größere Arbeiten in den "Berichten" der K. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften veröffentlicht. KAP. XXXIV.
TH. GOLDSTÜCKER. Einen andern Standpunkt als Böhtlingk nahm ein T h . G o l d s t ü c k e r . Hatte der junge Böhtlingk sich die Aufgabe gestellt, zunächst die Sütren des Panini zu verstehen, so war Goldstücker der erste Gelehrte in Europa, der ohne die Hilfe von Pandits das Mahäbhäsya bis zu einem gewissen Grade bemeistert hat. Sein Gegensatz zu Böhtlingk bestand im allgemeinen darin, daß er die Autorität der einheimischen Tradition und Gelehrsamkeit mehr zur Geltung zu bringen suchte. E r war der erste der bedeutenden F r o n d e u r e , die namentlich in Deutschland den herrschenden Autoritäten entgegentraten. Solche Frondeure waren weiterhin M. Haug, A. Ludwig, A. Bergaigne, R. Pischel. Aus der früheren Zeit könnte Vans Kennedy in seinem Verhältnis zu Wilson ihnen zugezählt werden. Theodor Goldstücker, jüdischen Ursprungs, früh reif, aber auch früh gestorben, war geboren 1821 in Königsberg, machte auch dort seine ersten Sanskritstudien unter v. Bohlen (s. oben I S. 89), und ging von da nach Bonn zu Lassen. Nachdem er 1840 in Königsberg promoviert hatte, lebte er einige Jahre in Paris. E r galt als "einer der treuesten und gelehrtesten Schüler" Burnoufs (s. oben I S. 150). Von 1846 an wieder in Deutschland,
KAP. X X X I V .
TH.
GOLDSTÜCKER.
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hielt er sich längere Zeit in Berlin auf, wo er mit W e b e r und Kuhn ein Sanskritkränzchen hatte (Pänini S. 259). Auch zu Bopp hatte er Beziehungen. Er feiert diesen im Vorwort zu seiner Ausgabe des Jaiminiya-Nyäya-MäläVistara als den Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft. A b e r der Charakter seiner W e r k e hängt besonders eng mit seiner Übersiedelung nach London zusammen, wohin er sich 1850 b e g a b , und wo er 1872 gestorben ist, als Professor des Sanskrit an der London University 1 ). Aus seiner ersten Studienzeit stammt seine anonym erschienene Übersetzung des Dramas Prabodhacandrodaya, die unter dem Titel "PrabodhaChandrodaya oder die Geburt des Begriffs", mit einem Vorwort von seinem Lehrer, dem Königsberger Philosophen K. Rosenkranz eingeführt, Königsberg 1842 erschien. Vgl. v. Schroeder, Indiens Lit. und Cult. 659. In London übertrug ihm Wilson die 3. Auflage seines Wörterbuchs. A b e r es sind davon nur 6 Hefte erschienen, Berlin und London 1856—1864, die nur bis arindama reichen. Es hat daher keinen größeren Einfluß auf die Entwickelung der Sanskritphilologie ausüben können. Der Titel " A Dictionary, Sanskrit and English, extended and improved from the second edition of the Dictionary of Professor H. H. Wilson, with his sanction and concurrence, together with a supplement, grammatical appendices and an index, serving as an English-Sanskrit vocabulary" deutet an, wie groß es gedacht war. A b e r erst vom 2. Hefte an gab ihm Goldstücker seinen besonderen Charakter. W e b e r hat in seinen Anzeigen des 2. und des 4. Heftes, Ind. Streifen II S. 145 und 206, den wissenschaftlichen Wert des Erschienenen voll anerkannt. Er besteht einerseits in der "geradezu encyklopädischen Ausführlichkeit" einzelner Artikel — W e b e r verweist dabei auf abhiseka — , andererseits in den Exzerpten aus der einheimischen Kommentarliteratur, mit der Goldstücker in den Handschriften des East India House vertraut geworden war. Gegen Goldstückers "orthodoxe Hingabe an die Auktorität der indischen E x e g e t e n und Grammatiker" wendete sich W e b e r mit scharfen Worten, indem er dabei das falsche Wort abhinirmukta, für abhinimrukta, und die Wurzel rnruc bespricht. Immerhin bleibt es dankenswert, daß in Goldstückers Wörterbuch, vom 2. Hefte an, die alten indischen Kommentatoren zu Worte gekommen sind. Ein Mangel ist, daß zwar ihre Worte angegeben werden, aber nicht die Stelle, an der sie stehen. Goldstücker war besonders zu Hause auf den Gebieten der Grammatik, Lexikographie, Philosophie, Ritualdogmatik (wie W e b e r die Pürva-Mimäipsä nennt) und des Rechts. Während Böhtlingk sich in erster Linie an die Sütren hielt, wollte Goldstücker zur Geltung bringen, was Kommentatoren wie Kätyäyana, Kumärila, Mädhava gesagt haben. Dies äußert sich auch in seiner Ausgabe des "Mánava Kalpasútra, being a portion of this ancient work on Vedic rites together with the commentary of Kumárilasvámin", London 1861. Der T e x t ist ein Kommentar, in dem von den Sütren selbst nur die Anfangsworte g e g e b e n werden. Erst nachdem der Druck vollendet war, erhielt er auch eine Handschrift eines Teils der Sütren selbst. Das Mänava-Srauta-Sütra ist erst von Fr. Knauer vollständig herausgegeben worden, St. Petersburg 1901—1903. Das, was Goldstücker veröffentlichte, war die lithographische Wiedergabe des Faksimiles einer Handschrift eines dem Kumärila zugeschriebenen Kommentars, deren W e r t er überschätzte. Daß diese Handschrift unvollständig und lückenhaft war, blieb Goldstücker nicht verborgen, wurde aber von W e b e r in seiner Kritik Goldstückers, ' ) In L o n d o n habe ich auch ihn 1870 persönlich kennen und schätzen gelernt.
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
in den Ind. Stud. V 12 ff., und von P. v. Bradke in seiner Abhandlung "über das Mänava-grhya-sütra", in der Zeitschr. d. DMG. X X X V I 448 ff., noch mehr hervorgehoben. In der Preface weist Goldstücker, der eine Geschichte der Mimäipsa zu schreiben beabsichtigte, auf den sachlichen Zusammenhang hin, in dem die Mimäipsä mit den Schulen des schwarzen Yajurveda steht. Aber diese Ausgabe ist berühmt geworden durch ihre Preface, die auch als selbständiges Buch erschienen ist unter dem Titel " P á r i i n i , his p l a c e in S a n s k r i t L i t e r a t u r e " , London und Berlin 1861. Trotz seines stark polemischen Charakters gehört dieses Buch auch durch seine Dialektik zu den glänzendsten Werken der Sanskritphilologie. Goldstücker erwärmte sich doch nicht nur für Größen wie Kumärila und Mädhava, sondern besaß auch ein volles Verständnis für die wichtigsten literarhistorischen Fragen, die er hier auf Grund langjähriger Forschungen zu beantworten versuchte. E s ist dies das eine der zwei Werke, die Weber Punkt für Punkt einer eingehenden Kritik unterzogen hat, dieses erste unter der Überschrift "Zur Frage über das Zeitalter Pâninis", Indische Studien V 1 — 1 7 6 . Weber war schon zuvor, in Band I 141 ff. (1850), in den "Skizzen aus Pâninis Zeit, I. Uber den damals bestehenden Literaturkreis", sowie in seinen Akademischen Vorlesungen, Berlin 1852, in die Behandlung der PäniniProbleme eingetreten. Goldstücker fühlte sich seinen Vorgängern auf diesem Gebiete überlegen, und so veranlaßte ihn M. Müllers damals eben erschienene History of Ancient Sanskrit Literature, London 1859, unveränderte 2. Auflage i860, sofort das Wort zu ergreifen und die Preface zu einem Buche, das er gerade veröffentlichte, zu einer Abrechnung mit seinen früheren Freunden und einer eingehenden Erörterung der damals brennendsten Fragen zu benutzen (s. Pánini S. 240). Als Frondeur erscheint er, wenn er zum Schlüsse sagt, er habe versucht "to examine the competence of those who set themselves up as our masters and authorities" (S. 268). Goldstückers Kritik an Böhtlingks Ausgabe des Panini war völlig ungerecht, auch insofern, als sie 20 Jahre nach dem Erscheinen dieses Werkes geschrieben wurde. Weber wahrte daher nur die historische Gerechtigkeit, wenn er im Anfang seiner großen Abhandlung Böhtlingks Ausgabe des Panini ein treffliches Werk nannte, "welches seiner Zeit geradezu Epoche machte". Goldstücker handelt zuerst vom Alter der Schrift in Indien und kommt im Gegensatz zu M. Müller zu dem Resultat, daß Pâninis Grammatik die Schrift voraussetze, und daß zu Pâninis Zeit auch die vedischen Schriften schon aufgezeichnet gewesen seien. Wenn auch nicht alles Einzelne, was Goldstücker vorbrachte, als ein sicherer Beweis für diese Ansichten, die aus allgemeinen Gründen eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich haben, angesehen werden kann, so hat Goldstücker doch hier eine Reihe von Ausdrücken besprochen, die bei dieser Frage in Betracht kommen können: yavanäm, lipikara, kända, fatala, sütra, grantha, varna, ürdhvam, svaritet und anudättet, lopa, rsir darsanät. Für den größten Teil dieser Wörter sucht Weber die Unsicherheit von Goldstückers Auffassung darzutun. In dem Abschnitt über svaritet und anudättet S. 45 ff. gab Goldstücker eine Übersetzung des Mahäbhäsya zu Pä. I 3, 1 1 Svaritenädhikärah und kam zu dem Schlüsse, daß dieser Svarita über ein Wort des Adhikära geschrieben wurde. Kielhorn, der über diese Stelle in der Gurupûjâkaumudï S. 29ff. (1895) handelte, gab dies nicht zu: die Handschriften der Astâdhyâyï enthalten nirgends das Zeichen eines Svarita. Durch eine von Goldstücker abweichende freie Wiedergabe der Bemerkungen Kätyäyanas und Patañjalis
KAP.
XXXIV.
T H . GOLDSTÜCKER.
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suchte er zu zeigen, daß auch diese keine T e x t e vor sich hatten, in denen die Adhikäras mit dem Svarita bezeichnet waren. Freilich wird es dabei wieder völlig unklar, wie dieser Svarita als Merkmal der Adhikäras ursprünglich bemerkbar gewesen ist. Nach M. Müllers Theorie von den vier Perioden der vedischen Literatur, die Goldstücker von S. 68 an kritisiert, würden Kätyäyana und Pänini in die vierte dieser Perioden, die Sütra-Periode, und zwar in die Zeit um 350 v. Chr. gehören. So war Panini schon von Böhtlingk angesetzt worden. Man wird Goldstücker zugeben müssen, daß die sagenhaften A n g a b e n , auf denen diese Jahreszahl mit beruht, unzuverlässig sind. V o r ihm hatte sich schon W e b e r in seiner Bearbeitung des Vâjasaneyi-Prâtiââkhya, Ind. Stud. IV 87 (1857), in ähnlicher Weise ausgesprochen. Da ein sicherer Anhalt, um für Päijini eine bestimmte Jahreszahl ansetzen zu können, nicht vorhanden ist, sind wir auf eine relative Chronologie angewiesen. W e b e r hatte damit einen Anfang gemacht, indem er den zu Päninis Zeit bestehenden Literaturkreis zu bestimmen suchte. Goldstücker hat diese Untersuchungen fortgesetzt (S. 89 ff.), dabei aber zuviel e x silentio geschlossen. Panini soll gekannt haben nur den schwarzen Y a j u r v e d a , den R g v e d a und den S ä m a v e d a , dagegen nicht gekannt haben den weißen Yajurveda mit Satapathabrähmana und Kätyäyanas Kalpasütra, den Atharvaveda, die Aranyakas, die Upanischaden, die sechs philosophischen Systeme. Kätyäyana kann nicht ein Zeitgenosse Päninis gewesen sein, denn Kätyäyana kannte den weißen Yajurveda, Äraijyakas, das Nyäya-System. Dazu kamen noch einige sprachliche Gründe, die Goldstücker zu der Annahme eines größeren Zeitunterschieds zwischen Pâçini und Kätyäyana veranlaßten. W e b e r bekämpft (S.43ff.) Goldstücker Punkt für Punkt, indem er zu Goldstückers Kenntnis des Mahäbhäsya seine Kenntnis des Yajurveda hinzubrachte. In diesem Streit kam viel an auf die Interpretation eines Värttika zu Pä. IV 3, 105, ptiränaproktesu brähmanakalpesu Yäjnavalkyädibhyah pratisedhas tulyakälatvät. W e b e r verstand das letzte Wort dahin, daß Yäjnavalkya zu gleicher Zeit mit Pänini gelebt habe, Goldstücker dagegen verstand es mit Kaiyyata dahin, daß Yäjnavalkya in die gleiche alte Zeit gehöre wie die Alten, auf die Päninis Sütra gemünzt ist. Die letztere Interpretation ist ohne F r a g e die richtige. Goldstücker beginnt diesen Abschnitt mit einer Analyse des Mahäbhäsya und einer Beschreibung seiner Bestandteile, der Värttikas des K ä t y ä y a n a , der Isti s des Patañjali, der verschiedenen Arten der Kärikäs, der aus verschiedenen Zeiten stammenden Paribhäsäs. E r erwähnt Nägojibhattas Angabe über das W e s e n der Värttikas : sütre 'nukiaduruktacintäkaratvam värttikatvam. Obwohl er den Kätyäyana in eine erheblich spätere Zeit als die des Pänini setzte, behielt er doch die Animosität des Kätyäyana gegenüber Päijini aus der L e g e n d e bei: "Kátyáyana did not mean to justify and to defend the rules of Pánini, but to find fault with them", S. 1 1 9 , " K á t y á y a n a , in short, does not leave the impression of an admirer or friend of Pánini, but that of an antagonist, — often, too, of an unfair antagonist", S. 120. E s mag Goldstückers polemischer Natur nahegelegen haben, sich das Verhältnis des Nachfolgers zum V o r g ä n g e r so zu denken (vgl. Weber, Ind. Stud. V 89). Die Animosität setzte sich fort, Kätyäyana wird ebenso von Patañjali getadelt, "who on such occasions severely rates him for his ungenerous treatment o f P á j i i n i " , S. 120. Diese Auffassung ist einer der wenigen Punkte, in denen W e b e r Goldstücker nicht entgegentrat. E s ist Kielhorn vorbehalten geblieben, das Verhältnis der drei großen Grammatiker und den Charakter des Mahäbhäsya
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I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. A L T E R T U M S K U N D E .
doch noch richtiger zu erfassen. Aber Kielhorn scheint wie Goldstücker der Ansicht gewesen zu sein, daß Panini in eine viel ältere Zeit gehöre, als Böhtlingk, M. Müller und Weber anzunehmen geneigt waren. Von S. 157 an bespricht Goldstücker die grammatischen Werke, die in naher sachlicher Beziehung zu Päijinis Werk stehen : für die "Uijijädisütras" lag ihm schon Aufrechts Ausgabe vor, für den Dhätupätha die Ausgabe Westergaards; Kielhorns Ausgabe der Phitsütras war noch nicht erschienen. Goldstücker sucht mit seiner Dialektik wahrscheinlich zu machen, daß zwar das von den Unnädisuffixen handelnde Sütrawerk erst später entstanden, die erste Liste dieser Suffixe aber von Panini aufgestellt worden sei. M. Müller hatte in seiner History S. 245, die "Uaâdi-sûtras" für älter als Pänini angesehen, da dieser sie erwähne, aber auf einige Wörter, z. B. diñara = Iat. denarius, und Sütren aufmerksam gemacht, die erst nach Pänini hinzugekommen sein müssen. Goldstücker hielt Pänini auch für den Verfasser des zu seiner Grammatik gehörigen Dhätupätha. Von den technischen Ausdrücken seiner Grammatik habe Pänini diejenigen neu eingeführt (wenigstens in dem Sinne, in dem er sie gebraucht), die er definiere; die er nicht definiere, habe er von seinen Vorgängern übernommen. Weber weist S. 83 ff. seiner Kritik nach, daß dieses Kriterium nicht streng durchführbar ist. Für die Frage, "whether or not Pánini was the originator of all the technical terms he employs in his work", bezeichnete Goldstücker Pä. I 2, 53 und die folgenden vier Sütren als maßgebend, S. 162 ff. Böhtlingk hielt in seiner Übersetzung des Pänini (1887) diese fünf Sütren für unecht, indem er sich auf die von Kielhorn erhaltene Auskunft beruft, daß die Sütren 54—57 nirgends im Mahäbhäsya erwähnt werden. Bis auf den heutigen T a g ist über diese Punkte noch nicht völlige Klarheit geschaffen. Ein allgemeineres Interesse hat der Streit über die Priorität der Prâtiââkhyen, denn hier kommt auch die Geschichte des Rgveda-Textes mit in Betracht. Über diese Werke hatte zuerst Roth in seinem Erstlingswerke einige Auskunft gegeben, die er aus Handschriften der Prâtiââkhyen zum Rgveda, zum weißen und zum schwarzen Yajurveda schöpfte. Wir sehen hier, wie schwer auch die Fragen der relativen Chronologie zu entscheiden sind. Von demselben Material aus kamen die Streitenden zu entgegengesetzten Resultaten: Roth, M. Müller und Weber hatten die Priorität der Prâtiââkhyen behauptet, der letztere in seiner Bearbeitung des Väjasaneyi-Prätisäkhya, Ind. Stud. IV S. 65 ff., Goldstücker kämpfte S. 183—213 für Päninis Priorität. Weber suchte ihn in seiner Kritik S. 89—135 zu widerlegen. Alle stimmen darin überein, daß von den Prätisäkhyen das zum Rgveda das älteste ist. Da dieses damals weder in Regniers noch in M. Müllers Ausgabe schon vollständig vorlag, so wurde besonders das von Weber zuerst vollständig herausgegebene Vâjasaneyi-Prâtiââkhya des Kätyäyana zur Vergleichung mit Päjjini herangezogen. Goldstücker hat in dieser Frage einen schweren Stand, denn àâkalya und Saunaka, die Autoritäten des Rgveda-Prätisäkhya, werden in den Sütren des Päijini erwähnt. Das Sütra I 1, 16, das allerdings im Mahäbhäsya nicht besprochen wird, setzt sogar die Kenntnis des Padapätha voraus. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Wenn irgend ein W e r k seinem Inhalte nach als eine Hilfswissenschaft zum Veda angesehen werden kann, so ist es das Prâtiââkhya. Gleichwohl erscheint dieser Name nicht in der alten Liste der Vedänga. Das P r â t i â â k h y a ist siksä oder Lehre von der richtigen lautlichen Gestaltung des vedischen T e x t e s , aber in Anpassung an eine
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T H . GOLDSTÜCKER.
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bestimmte Rezension des vedischen T e x t e s und in Durchführung des Sandhi bis in j e d e Einzelheit und j e d e Stelle hinein. Eine solche Phonetik war schon vor Panini vorhanden, aber ob schon so in Versen und in der Vollendung, in der sie uns jetzt im Prâtiâàkhya zum R g v e d a vorliegt, kann bezweifelt werden. Dieses fällt auch insofern aus dem Rahmen des alten Vedänga-Systems heraus, als es zwei Vedängen enthält, außer der siksa auch das chandas, die Metrik. A b e r im Prâtiâàkhya ist die alte siksä in einer vollkommensten Ausbildung aufgehoben. Durch die Untersuchungen von O. F r a n k e , Sieg und namentlich Lüders ist erwiesen, daß die jetzt unter dem Namen siksä gehenden Werkchen von den Pràtiââkhyen abhängig sind. Eine relative Chronologie hat Goldstücker S. 209 ff. auch zwischen Pänini als Dàksïputra und einem Grammatiker V y ä d i als Däksäyana herzustellen gesucht. Diesem wird ein großes W e r k " S a i p g r a h a " zugeschrieben (vgl. S. 80), das Patañjali zu Pà. II 3, 66 nach den Sütren des Päijini erwähnt. Während M. Müller die Phitsütren für älter, Y ä s k a s Nirukta für jünger als Päijini hielt, drehte Goldstücker das Verhältnis um. Jedenfalls ist Tatsache, daß Päijini die Bildung des Namens Y ä s k a lehrt. Als die Krone des Ganzen bezeichnet W e b e r in seiner Kritik S. 1 3 6 , daß Goldstücker S. 225 den Panini in die Zeit vor Buddha setzen will. Daß der Name Säkyamuni, und daß nirväna im buddhistischen Sinne dieses Wortes bei Pänini nicht vorkommt, sind keine durchschlagenden Gründe. Wenn sich keine sicheren Berührungspunkte zwischen Pasini und Buddha finden lassen, so wird das in ihrer Gegensätzlichkeit begründet sein: Pänini war der Grammatiker des brahmanischen Sanskrit, Buddha der in einer Volkssprache redende Stifter eines neuen Glaubens. Seit M. Müller wird vorwiegend 477 v. Chr. als Buddhas Todesjahr angesetzt. Goldstücker macht aber S. 233 geltend, daß man den Fehler von 66 Jahren (vgl. oben I S. 1 1 8 ) ebenso gut in den für die alten K ö n i g e in der Überlieferung angesetzten Zahlen suchen dürfe, sodaß also Candragupta nicht 162, sondern 228 Jahre nach Buddha gelebt hätte. Auf diese Weise könnte allerdings das durch die griechischen Berichte gesicherte Datum 3 1 5 v. Chr. für Candragupta mit dem Jahre 543 v. Chr. der ceylonesischen Überlieferung in Einklang gesetzt werden. Ganz besonders aber muß anerkannt werden, daß Goldstücker S. 228 ff. zuerst auf zwei Stellen des Mahäbhäsya aufmerksam gemacht hat, die einen Anhalt für die Datierung des Patañjali bieten. Aus dem Satze Manryair hiranyärthibhir arcäh prakalpitah im Kommentar zu Pä. V 3, 99 Schloß Goldstücker, daß er nach dem letzten König dieser Dynastie gelebt haben müsse, d. i. nach 180 v. Chr. Die S a c h e , um die es sich handelt, bietet wie die F a b e l vom Bock und dem Messer Schwierigkeiten für das Verständnis, und ist wiederholt behandelt worden, außer von W e b e r später von R. G. Bhandarkar und Peterson, von Kielhorn und Böhtlingk, von letzterem zweimal, Zeitschr. d. DMG. X X X I X (1885) 528 und X L I 175 »). Auch Böhtlingk war der Ansicht, daß die Dynastie der Maurya gemeint sei, und daß hier ein Anhalt für die Zeit des Patañjali vorliege. Noch berühmter ist die zweite Stelle, im Bhäsya zu Sütra III 2, i n , wo Patañjali den Gebrauch des Imperfekts durch die Sätzchen arunad Yavanah, Säketam und arnnad Yavano Mädhyamikän illustriert, die sich auf Ereignisse zu Patañjalis Zeit beziehen müssen. Unter den Mädhyamika verstand Goldstücker, ') Vgl. noch Ludwig im Festgruß an R . v. Roth S. 57 ff. (J. Wackernagel.)
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auch Weber, die buddhistische Sekte dieses Namens, unter dem Yavana aber den König Menandros, weil nur dieser von den griechischen Königen in seinen Eroberungen bis nach Säketa oder Ayodhyä vorgedrungen sein könne. Nach Lassen regierte dieser um 144 v. Chr., daher sagt Goldstücker S. 234, daß Patañjali diese Stelle zwischen 140 und 120 v. Chr. geschrieben haben müsse. In der Geschichte des Mahâbhâçya spielt der König von Kaschmir Abhimanyu eine Rolle. Goldstücker hat zu dem schon von Böhtlingk behandelten Vers der Räjatarangini I 176 eine ältere Stelle aus Bhartrharis Vâkyapadïya beigebracht, nach einer weniger guten Handschrift, deren T e x t Weber in seiner Kritik S. 158 ff. aus einer Berliner Handschrift verbessern konnte. Wenn auch Weber nirgends ohne weiteres den Ansichten Goldstückers zugestimmt hat, so hat er doch schließlich die Wichtigkeit der von Goldstücker ans Licht gezogenen Stellen anerkannt, die zu den Grundlagen der älteren indischen Literaturgeschichte geworden sind, vgl. Vincent A. Smith, Early History of India, 2 d ed. S. 204fg. Daß Mädhyamika nicht die buddhistische Sekte dieses Namens bezeichnet, sondern ein Volk in Madhyadeáa, hat zuerst Kern gesehen in der Preface zu seiner Ausgabe der Brhatsaiphitä (1865) S. 38. Kielhorn erklärte dann diesen Namen als eine Ableitung von Madhyamikä, dem Namen einer Stadt in Räjputäna, Ind. Ant. VII 266. Ob nicht nur unter Gonardiya, sondern auch unter Gopikaputra im Mahäbhäsya Patañjali selbst zu verstehen ist, wie Goldstücker meinte, ist noch eine offene Frage. E r verwies auf die Kaáiká zu Pä. I I, 75, wo Gonardiya als ein Beispiel für Ortsnamen präcäm dese angeführt wird. Daher wird Patañjali wie Kätyäyana zu den östlichen Grammatikern gerechnet. Der letzte Teil des Buchs beschäftigt sich mit dem Petersburger Wörterbuch. Uber Roth spottet er, weil dieser der Meinung war, daß ein gewissenhafter europäischer E x e g e t den Veda richtiger und besser verstehen könne als Säyaija. Wer wird heute noch "Wilsons excellent w o r k " (S. 247) als Muster einer Übersetzung des R g v e d a aufstellen! Die freie Forschung konnte sich bei Säyanas Erklärung des R g v e d a nicht beruhigen. Der Weg, auf dem Roth vorangegangen ist, mußte gegangen werden. Die Korrektur, eine gewisse Reaktion stellte sich von selbst ein, aber nicht eine vollständige Rückkehr auf den Standpunkt von Wilson und Goldstücker. Der besondere Hauptvorwurf gegen Böhtlingk bezieht sich darauf, daß dieser nicht kr, kr, klp, dhë (,dhayati'), gäi (gäyati'), so (syatï) als Wurzeln angesetzt hat, sondern kar, kar, kalp, dhä, gä, sä. Selbst wenn man der Ansicht ist, daß Böhtlingk besser getan hätte, die Ansätze der indischen Grammatiker beizubehalten —· auch weil vom sprachwissenschaftlichen Standpunkte aus angesehen die Wurzelstufe kr der beibehaltenen Wurzelstufe vid entspricht, u. s. w. —, so ist dies doch kein den sachlichen Wert des Wörterbuchs erschütternder Punkt. Böhtlingk hat kurz im Vorwort zum 5. Teil des großen Wörterbuchs geantwortet. J. R. Ballantyne, der sich auch durch seine Schulbücher (for the use of the Benares College) zur Einführung in die verschiedenen Systeme der brahmanischen Philosophie verdient gemacht hat, begann das Mahäbhäsya herauszugeben mit °pradîpa des Kaiyyata (jünger als Vämana, der im 8. Jahrhundert lebte, und älter als Hemacandra, 1 0 8 8 — 1 1 7 2 ) und °pradïpoddyota des Nägojibhatta (18. Jahrh.). E s ist aber nur der erste Band erschienen, Mirzapore 1 8 5 5 , in Großfolio Querdruck, den I. Päda des ι . Adhyäya enthaltend, der aber nach Weber (Ind. Stud. XIII 294) ein
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Fünftel des ganzen Werks ausmacht. Von einer englischen Übersetzung dazu sind nur 40 Seiten gedruckt, als ein Specimen. Goldstücker hat diesen Band benutzt, mußte aber für sein Studium des Ganzen und seine Mitteilungen die Londoner Handschriften heranziehen. E r ließ dann den ganzen Komplex nach durchkorrigierten Handschriften photolithographieren, 6 Bände mit 4674 Seiten, London 1874, nur in 50 Exemplaren abgezogen. Einen erkennbaren größeren Einfluß auf das weitere Studium der Grammatik hat diese Ausgabe nicht ausgeübt. Der Fortschritt in der Forschung knüpft sich an die in Benares 1870 (Samvat 1927) erschienene Ausgabe des Mahäbhäsya mit Kaiyyatas Pradïpa und an Kielhorns Ausgabe ohne diesen Superkommentar. Goldstücker kämpfte nicht nur für Panini, Ivätyäyana, Patañjali, sondern auch für Kumärila, Sankara, Säyana und Mädhava. Seinem Bestreben, das indische Altertum durch die alten einheimischen Interpreten wieder aufleben zu lassen, entspricht, daß er die Publikationen der von ihm gegründeten Sanskrit T e x t Society unter dem Titel Auetores Sanscriti mit der Ausgabe des "Jaiminíya-Nyáya-Málá-Vistara of Mádhaváchárya" inaugurierte, Part I 1865. Unter nyäya in diesem Titel sind die adhikaranas von Jaiminis Mimäqisä zu verstehen. Part VI und VII erschien erst 1878, nach Goldstückers T o d , pietätvoll zurechtgemacht und herausgegeben von E . B. Cowcll. Unter Goldstückers kleineren Arbeiten scheint die aus einem Vortrag vor der East India Association hervorgegangene Schrift "On the deficiencies in the present administration of Hindu L a w " , London 1 8 7 1 , weit abzuliegen von seinen bisher besprochenen Studien. Aber er bleibt auch hier seinem Charakter treu. Denn er kämpft hier dafür, daß erst recht die für die Praxis des Lebens so wichtige Rechtsprechung ohne die Einführung von "english notions" (S. 16), in indischem Geiste, nach den Anschauungen der für die Inder maßgebenden einheimischen Rechtslehrer erfolgen soll. Der englische Richter in Indien muß Sanskrit verstehen, die in den verschiedenen Teilen Indiens als Autorität geltenden Rechtsbücher sollen ins Englische übersetzt, die schon vorhandenen Ubersetzungen revidiert werden. Die von Whitley Stokes herausgegebene Sammlung der Hindu Law Books war ganz in seinem Sinne. Aus seinen einleitenden Bemerkungen und seinem Überblick über die für die Praxis wichtigsten Rechtsbücher geht hervor, daß zwei Materien des indischen Rechts, das Erbrecht und die Adoption, ein besonders sorgfältiges Studium beanspruchen, weil sie mit auf den religiösen Anschauungen der Inder beruhen, die im Sräddha oder Manenopfer ihren Ausdruck gefunden haben (S. 21). Colebrookes Übersetzungen (s. oben I S. 33) beruhten nicht auf einer zufälligen Wahl ihres Gegenstandes. Goldstücker hatte dieser Rechtsliteratur ein ebenso gründliches Studium gewidmet wie dem Mahäbhäsya. Seine Untersuchung über den bandhu oder Verwandten und die Abstufung der Verwandtschaft sowie über die Verhältnisse der geteilten und der ungeteilten Familie sind kleine Monographien. An einigen Beispielen, zum Teil sogar aus dem "Digest of Hindu Law, from the replies of the Shastris in the several Courts of the Bombay Presidency, Book II, Partition" von R. West und J. G. Bühler, weist er Irrtümer der Rechtsprechung nach, die aus mangelhafter Kenntnis der indischen Anschauungen stammen. Nach seinem Tode erschienen noch zwei Bände "Literary of the late Prof. Theodore Goldstücker", London 1879. Zu den die leider nicht das Licht der Welt erblickt haben, gehört eine vollständige Übersetzung des Mahäbhärata von Goldstücker, die
Remains Werken, kritische von der
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Firma Brockhaus & Avenarius im BibliographischenAnzeiger für orientalische, theologische und philologische Literatur 1847 Nr. 9 angezeigt wurde. Diese Übersetzung ist wohl von M. Müller, History S. 43, gemeint.
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Goldstücker war eine konsequente, in sich geschlossene wissenschaftliche Persönlichkeit. Alle seine Arbeiten waren von dem Gedanken beherrscht, daß das indische Altertum mit indischen Augen und im Lichte der einheimischen Tradition angeschaut werden müsse. Dem g e g e n ü b e r nahm Roth immer mehr und mehr den Standpunkt ein, den man in die W o r t e fassen kann: L o s von Säyaija und von der durch die Weiterentwicklung des indischen Geistes bedingten Umwandlung des Ursprünglichen! V o n jedem dieser beiden Standpunkte aus muß die Sache angesehen werden. Roths Standpunkt begünstigte namentlich in Deutschland eine isolierende Behandlung des R g v e d a , die jedenfalls das Gute gehabt hat, daß sich viele an der Vedaforschung beteiligen konnten. Die vedische Sprache gab den vergleichenden Sprachforschern neuen Stoff und neue A n r e g u n g , namentlich in der Richtung der vergleichenden Syntax. Die Interpretation der schwierigen Stellen des R g v e d a ist vorwiegend Sache der eigentlichen Philologen geblieben. A b e r indem die von manchen Philologen scheel angesehenen Sprachforscher an den klaren Stellen den Gebrauch der Kasus, der T e m p o r a und Modi beobachteten, haben auch sie wesentlich zum richtigen und sicheren Verständnis des V e d a beigetragen, g e g e n über den Willkürlichkeiten Säyanas. Denn so schön auch Säyajja die grammatischen Formen nach den Sütren des Panini zu erklären versteht, so wird ihm doch heute niemand mehr folgen wollen, wenn er so oft Vertauschung der K a s u s annimmt oder stillschweigend ein Präteritum durch das Präsens ersetzt. In diesen Punkten ist die traditionelle Erklärung für immer durch die europäische Wissenschaft beseitigt worden. Die Anregung zu dem grammatischen Studium des V e d a ist von Bopps Schule ausgegangen. Roth, der von der T h e o l o g i e herkam, hat nicht unmittelbar zu grammatischen Spezialstudien angeregt. Seine grammatischen Arbeiten beziehen sich auf die äußere T e x t g e s t a l t , sind von philologischer, nicht von sprachvergleichender A r t , und seine Forschung war mehr auf den sachlichen, besonders den mythologischen und religiösen Inhalt der Hymnen gerichtet. Auch M a x Müller war kein eigentlicher Grammaticus des Veda, wenn er auch gern über vergleichende Sprachwissenschaft geschrieben hat. Mit poetischem Schwung hat er in dem T e i l e seiner Schriften, der für weitere Kreise bestimmt w a r , gleichfalls den mythologischen Inhalt des R g v e d a zur Geltung gebracht. Währe.nd Roth die Göttergestalten zunächst nur zu zeichnen versuchte, ging M a x Müller weiter in der V e r wertung der Hymnen für allgemeine wissenschaftliche Z w e c k e : er suchte die vedischen Götter zu deuten und verglich sie mit den Göttern der verwandten Völker. So wurde er einer der Begründer der vergleichenden Mythologie, die damals neben und aus der vergleichenden Sprachwissenschaft erwuchs; die Etymologie hat dabei eine große Rolle gespielt. Da M. Müllers Bücher zum größten T e i l englisch und deutsch erschienen sind, hat er auch in Deutschland mächtig angeregt. A b e r in der Kenntnis der
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griechischen und germanischen Mythologie und in der wissenschaftlichen Ausführung der V e r g l e i c h e w a r ihm A d a l b e r t K u h n überlegen. F ü r die Sanskritphilologie steht die H e r a u s g a b e der T e x t e , ihre Stellung in der Literatur und ihre Interpretation an erster Stelle. R u d o l f R o t h , g e b o r e n 1 8 2 1 in Stuttgart, gestorben 1895 als P r o f e s s o r in T ü b i n g e n , w a r im Stift zu T ü b i n g e n Student der T h e o l o g i e und wurde durch E w a l d für das Sanskrit gewonnen. Diesem, seinem verehrten L e h r e r , stattet er im V o r w o r t zum Nirukta (1847) mit besonderer W ä r m e seinen D a n k ab. E w a l d hatte nach Verlust seiner Göttinger Professur in T ü b i n g e n ein Unterkommen gefunden, zunächst als Orientalist in der philosophischen Fakultät. W i e der Orient viele Sprachen und verschiedene Kulturen umfaßt, so auch der Orientalist alten Stils. K l e i n e r e Arbeiten E w a l d s auf dem Gebiet des Sanskrit sind in L a s s e n s Zeitschrift erschienen, s. oben I S. 1 5 7 , II S. 2. Auch in das Persische wurde Roth zuerst durch E w a l d eingeführt. Die durch den württembergischen Missionar Häberlin nach T ü b i n g e n gelangte kleine Sammlung von Sanskrithandschriften bot weitere A n r e g u n g . E r ging dann denselben W e g , den vor ihm auch andere deutsche Gelehrte g e g a n g e n waren, um tiefer in das Sanskrit einzudringen, und b e g a b sich 1 S 4 3 nach P a r i s , von da nach L o n d o n und O x f o r d . In Paris wurde er, w i e zwei Jahre später auch noch M a x Müller, Schüler Burnoufs. W i e Burnouf verband er mit dem Studium des Sanskrit das des Zendavesta, eine Kombination, die dann wieder Roths Schüler H a u g , Geldner und L i n d n e r fortgesetzt haben. A u f den Bibliotheken zu Paris, L o n d o n und O x f o r d sammelte er das handschriftliche Material für seine W e r k e . In E n g l a n d förderte namentlich Wilson seine Studien. Diesem widmete er seine Schrift " Z u r Litteratur und Geschichte des W e d a " . A u c h dem Dr. W . H. Mill, vormals Vorsteher des Bishop C o l l e g e in Calcutta, den wir bei der Inschriftenentzifferung kennen gelernt haben (s. oben I S. 104), bekennt er sich in der Einleitung zum Nirukta für Überlassung einer wichtigen Handschrift zu Danke verpflichtet. Durch Roths L e h r t ä t i g k e i t ist T ü b i n g e n in der zweiten H ä l f t e des 19. Jahrhunderts der Vorort der vedischen und der religionswissenschaftlichen Studien geworden. Ü b e r Roths L e b e n und Persönlichkeit handelt eingehender sein Schüler und N a c h f o l g e r R. G a r b e in der Allgemeinen Deutschen Biographie. H i e r finden sich auch einige E r g ä n z u n g e n zu dem Verzeichnis der Schriften R o t h s , das G a r b e schon in B e z z e n b e r g e r s " B e i t r ä g e n ζ. K . d. Ind. S p r . " X X I I 147 ff. und X X I V 323 ff. g e g e b e n hatte, und am Schluß ein Verzeichnis der R e d e n und Artikel über Roth, aus dem hervorgeht, w e l c h e h e r v o r r a g e n d e Stellung im wissenschaftlichen L e b e n seiner Zeit er eingenommen hat. Auch die große Zahl bedeutender G e l e h r t e r , die sich am " F e s t g r u ß an R. v. R o t h " zu seinem Doktor-Jubiläum, Stuttgart 1893, beteiligten, zeugt davon. In jenem deutschen Triumvirat R o t h , Böhtlingk, W e b e r war Roth die bedeutendste Persönlichkeit. Nach seiner Erstlingsarbeit " E x t r a i t du Vikrama Charitram" im Journal Asiatique 1 8 4 5 , S. 2 7 8 — 3 0 5 , aus der man zuerst g e n a u e r e s über ein indisches Märchenwerk erfuhr (s. oben I S. 175), gab Roth bald nach seiner R ü c k k e h r aus E n g l a n d , kaum 25 Jahre alt, sein kleines Buch " Z u r Litteratur und Geschichte des W e d a " , Stuttgart 1846, heraus. Schleicher bezeichnete es in einer oben I S. 1 5 8 erwähnten B e s p r e c h u n g als E p o c h e machend. E s wurde ins E n g l i s c h e und ins Französische übersetzt. Das Wichtigste von dem, w a s darin steht, ist jetzt Gemeingut der W i s s e n s c h a f t , a b e r damals lag für den V e d a nur C o l e b r o o k e s E s s a y und R o s e n s A u s g a b e d e s ι . Astaka des R g v e d a vor. Die A u s g a b e des S ä m a v e d a von Stevenson
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wollte Roth nicht anerkennen, weil sie in T e x t und Übersetzung zu ungenau w a r (S. 2). Die erst 1848 erschienene A u s g a b e B e n f e y s stellte Roth sehr hoch. Daß Roth seine Mitteilungen über die V e d e n aus den Handschriften s c h ö p f t e , läßt sein Buch noch besonders als eine T a t erscheinen. Die erste der drei A b h a n d l u n g e n , die hier programmatisch zu einem Ganzen vereinigt sind, w a r aus einem V o r t r a g auf der Philologenversammlung zu Darmstadt 1845 h e r v o r g e g a n g e n und führt die Überschrift " D i e Hymnens a m m l u n g e n " . Ihr ist ein Verzeichnis der Handschriften vorangestellt, " n a c h welchen der V e r f a s s e r die hauptsächlichsten der im F o l g e n d e n erwähnten Bücher kennt". W i r finden hier nicht nur die vier Saiphit.äs nebst ihren Anukramanls, sowie Säyaijas Kommentar zum R g v e d a , und Sadguruáisyas Kommentar zur Anukramanï des R g v e d a , sondern auch das Aitareyabrähmana nebst Kommentar, Aàvalâyanas Srauta- und Grhyasütren, Naighantuka und Nirukta mit den Kommentaren des Devaräja und Durga, Siksä und Chandas. Roth hat durchaus nicht von Haus aus das Studium der einheimischen K o m m e n t a r e für überflüssig erachtet. " S ä y a n a s Commentar", sagte er damals S. 24, " w i r d für uns immer sowohl die hauptsächlichste Quelle für W e d e n e r k l ä r u n g , als eine F u n d g r u b e für die Geschichte der Litteratur überhaupt b l e i b e n " , und schließt dann seine B e u r teilung S ä y a n a s mit der B e m e r k u n g , daß nichts angelegentlicher zu wünschen w ä r e , " a l s eine vollständige Bekanntmachung der Sanhitâ des R i g w e d a und ihres wortreichen Commentators". Unter Wilsons L e i t u n g wollte er sich " n e b e n Dr. Trithen in L o n d o n und Dr. Rieu aus G e n f " mit an diesem W e r k e beteiligen, S. 25. Von M. Müller konnte damals, 1846, noch nicht die R e d e sein. Roth beschreibt die Samhitäs der vier V e d e n und ihr Verhältnis zu einander. E r hat zuerst die Einteilung des R g v e d a in die IO Mandala (S. 26 ff.) und die Bedeutung der Prätiiäkhyen zur Geltung gebracht (S. 1 4 ff.), vielleicht aber noch nicht g e n ü g e n d von der fundamentalen Bedeutung d u r c h d r u n g e n , die der Padapätha für das Prátiáákhya hat (vgl. oben S. 250). E r hatte drei Schriften dieses Namens a u f g e f u n d e n (S. 1 4 ) , das des S a u n a k a zum R g v e d a , " d a s bedeutendste unter den d r e i e n " , das des K ä t y ä y a n a zur Väjasaneya-Saiphitä und das zur Taittiriya-Samhitä. Die in Berlin vorhandenen Handschriften dieser Literaturgattung hatte er nicht eingesehen. Die Stelle über die L e s u n g des V e d a in der Schule teilt er S. 36 aus einer P a r i s e r und einer L o n d o n e r Handschrift mit. W a s die Chronologie anlangt, so hat schon Roth die R e i h e n f o l g e Säkalya, Y ä s k a , Pänini aufgestellt. Das Prátiáákhya ist älter als das Nirukta (S. 16) und dieses älter als Panini (S. 20). Indem er für Pänini das konventionelle Jahr 350 annimmt, setzt er für das Nirukta etwa 400 v. Chr. und für die Prâtiââkhyen das 5. Jahrh. v. Chr. an (S. 16). Die Sammlung der vedischen T e x t e könne dann nicht später als in das 7. Jahrh. v. Chr. fallen. Durch welchen mutmaßlichen Zeitraum die Entstehung der L i e d e r von ihrer Sammlung getrennt g e w e s e n sei, diese F r a g e w e r d e nie mit Sicherheit zu beantworten sein, doch w e r d e sich aus inneren Merkmalen des T e x t e s und aus der V e r g l e i c h u n g des S ä m a und der VäjasaneyT der Anteil e r g e b e n , den der Sammler an der jetzigen Gestalt des V e d a hat (S. 19). Die den V e d a betreffenden F r a g e n hängen eng "mit der durch ihr hohes Alter m e r k w ü r d i g e n G r a m m a t i k " zusammen (S. 19). Die Brähmapas waren schon zur Zeit Y ä s k a s vorhanden (S. 21). D e r Buddhismus setzt die Brähmaijas und die Ausbildung des Rituals voraus, das ganze G e b ä u d e des Kultus und der Cerimonien w a r schon vor dem 6. oder 5. Jahrh. v. Chr., der Zeit Buddhas, aufgerichtet (S. 23). In den E x k u r s e n
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(S. 46) führt er die érauta- und Grhyasütren an, die ihm in den Londoner und Oxforder Handschriften zu Gesicht gekommen waren. Er glaubt nicht, daß das Mahäbhärata auch nur seinem Grundbestandteile nach bis in die vorbuddhistische Zeit zurückreiche, und bezweifelt dies auch für das Rämäyaija. An die Stelle der Religion Agnis, Indras, Mitras und Varuças beginnt in den Epen die Religion Visçius und Brahmas zu treten, aber daneben ist in bemerkenswertem Zwiespalt der vedische Kultus bis auf den heutigen T a g fortgesetzt worden (S. 47). Roth wußte von der Brhaddevatä des áaunaka und von den zu einzelnen Hymnen des Rgveda gehörigen Legenden, die er aus der Anukramanikä und aus Säyaijas Kommentar kannte. Er wußte auch von den in den Brähmaijas enthaltenen Legenden und hat zuerst auf den Zusammenhang hingewiesen, der hier zwischen der vedischen Literatur und den Epen besteht, ihn exemplifizierend an der Geschichte von Sunaljsepa im Aitareyabrâhmaça, die im Rämäyaija episch behandelt worden ist. Die alte Fassung dieser Geschichte übersetzte er später in Webers Indischen Studien I 457 ff., II 112 ff. Indem Roth auf wenigen Seiten in seiner knappen Art, ohne Dialektik und Polemik, die Ergebnisse seiner Studien mitteilte, hat er zugleich ein Programm für die ganze weitere Forschung auf dem Gebiet des Veda aufgestellt. Dreizehn Jahre später hat M. Müller in seiner History of Ancient Sanskrit Literature wortreicher und in weiterer Ausführung über dieselben Gegenstände gehandelt. Die zweite Abhandlung "Die älteste Wedengrammatik, oder die Prâtiçâkhja Sùtren", S. 53 ff·, ist bald durch die Ausgaben von Regnier und M. Müller überholt worden, Roth hat aber zuerst, aus den Handschriften, eine Probe von ihrem Inhalte gegeben, wozu er die Lehre vom Anusvära auswählte (S. 68 ff.). Er geht aus von einer Definition in Madhusúdana Sarasvatï's Prasthänabheda, einer schon von Colebrooke benutzten Enzyklopädie der indischen Literatur, mit deren T e x t und Übersetzung Weber 1850 den I. Band der Indischen Studien eröffnet hat, und handelt im Anschluß daran von den Ausdrücken sakhä, carana, pärsada. Wenig beachtet worden ist seine Bemerkung (S. 56), aus Säyanas Kommentar zum Rgveda sei ihm nur eine Stelle bekannt, in der dieser ein Pratiáákhya zitiere: jedenfalls ist es Tatsache, daß Säyana sich für gewöhnlich weder um den Padapätha noch um das Prätisäkhya kümmert, auch um den Akzent und die Forderungen des Metrums nicht. In der 3. Abhandlung "Geschichtliches im Rigweda. Vasishthas Kampf mit Viçvâmitra" (S. 87 ff.) gab Roth eine erste Probe der geschichtlichen Verwertung des Rgveda und seines Verständnisses der Hymnen, mit Benutzung, aber auch mit Kritik von Säyaijas Kommentar. Bedenkt man, daß Roth aus den Handschriften arbeitete, so wird man bewundern müssen, daß er sofort das historisch Wichtigste herausgefunden hat, den König Sudäs, den Zehnkönigskampf, die Vasisthas und den Viávámitra, die Trtsu und Bharata, dazu als Schauplatz das Pendschab, den Zusammenfluß der Vipaá und Sutudrï, die Parusçî. Die hier von ihm behandelten Stellen sind VII 33, 1—6, VII 1 8 , 5 — 2 5 , III 3 3 , 1 — 1 3 , III 53, 9—13, 2 1 — 2 4 , VII 83, I—7. Fehler im Texte finden sich nur vereinzelt, z. B. dvarad für düräd VII 33, 1. Schon S. 8 hatte er bemerkt, daß der Rgveda nicht ausschließlich religiöse Lieder enthalte, und auf das Lied vom Spieler, den Fröschehymnus, ferner auch zuerst auf die dialogische Form vieler Hymnen hingewiesen. Als Beispiel für den charakteristischen Inhalt des Atharvaveda gab er S. 37 ff. unter anderem den Hymnus an die takman genannte Krankheit. Roths Anregung hat weiter gewirkt in V i r g i l Indo-arische Philologie I. i B.
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G r o h m a n n s Abhandlung "Medicinisches aus dem Atharva-Veda, mit besonderem Bezug auf den Takman", in Webers Ind. Stud. I X 381 ff. (1865). Bis auf den heutigen T a g ist ein wichtiges Hilfsmittel für das Studium des Veda geblieben ein zweites Hauptwerk, "Jâska's Nirukta sammt den Nighantavas herausgegeben und erläutert von Rudolph Roth", Göttingen 1852. Der erste Teil mit dem T e x t und der Einleitung "Ueber das Nirukta und die verwandte Litteratur, mit einer Abhandlung über die Elemente des indischen Accentes" war schon 1847 erschienen. Den T e x t gab er nach Pariser und Londoner Handschriften, eine Kollation der Berliner Handschriften vermittelte ihm Weber. Beim Druck in Göttingen unterstützte ihn Benfey. Zugrunde liegen Wörtersammlungen, die älter sind als Y ä s k a , verteilt auf fünf Adhyäya. Die Bezeichnung Nighantu, Naighantuka kommt eigentlich nur den ersten drei Adhyäya zu, einer Sammlung der nach Ansicht der alten Interpreten im Rgveda vorkommenden Synonyma für 69 nominale und verbale Begriffe. Sie ist zugleich ein erstes Beispiel der ebenso angelegten Sanskrit-Kosas, nur daß diese letzteren auf der Kenntnis eines lebendigen Sprachgebrauchs beruhen. Daß die Angaben des Naighantuka nicht immer von gleicher Sicherheit sind, veranschaulicht schon das eine Wort rta, das unter den Wörtern für Wasser angeführt wird. Diese Bedeutung von rta wird heute selbst für die Stelle, mit der Y ä s k a sie im Nirukta belegt, kaum anerkannt, geschweige denn an den zahlreichen Stellen, in denen Säyana sie annimmt. Der 4. Adhyäya führt den besonderen Namen Naigamakända und besteht in einem Verzeichnis von 278 Wörtern, die verschiedene Bedeutung haben, oder deren Bildung schwer verständlich ist. Wir sehen, daß dieselben Wörter, deren Bedeutung auch der heutige Interpret nicht mit Sicherheit feststellen kann, schon den alten Interpreten schwierig erschienen sind. Dieser Sammlung entsprechen unter den Sanskrit-Kosas Werke wie Hemacandras Anekärthasaipgraha. Der 5. Adhyäya, das Daivatakäijda, enthält die Namen der Gottheiten, die in den vedischen Versen die Hauptsache sind. Uber diese drei verschiedenen Wörtersammlungen vgl. Pischel in seiner Anzeige von Ludwigs Mantraliteratur, Gött. Gel. Anz. 1879, S. 572. Yäskas Nirukta ist eine Fixierung dessen, was von jeher zu diesen Wörtern gehört hat, eine vedische Stelle und deren Erklärung, besonders die etymologische Erklärung des schwierigen Wortes. Von den Wörtern des Naighantuka ist nur eine Auswahl so behandelt. Yäskas Einleitung in das Nirukta über die vier Redeteile (näman, äkhyäta, upasarga, nipäta) ist auch für die Geschichte der Grammatik wichtig. Yäska folgte der Lehre des Grammatikers Säkatäyana, daß die Nomina von den Verben abstammen, während Gärgya sagte "nicht alle". Die etymologischen Deutungen schwieriger Wörter, die Yäska aufstellt, sind für den geschulten Sprachforscher unannehmbar. Ein Beispiel liefert sogleich im Anfang das Wort nighantavah, das er als nigantavah. (nigamanät) auffaßt. Roths Erklärung "Die zusammengefügten, aneinander gereihten Wörter" ist auch nicht einwandsfrei und stimmt nicht zu der Bedeutung, in der naighantuka im Nirukta selbst gebraucht ist (S. XII). Durch seine "Erläuterungen" hat Roth diese ehrwürdigen Denkmäler vedischer Philologie leichter verständlich und durch sein "Alphabetisches Wörterverzeichnis" leichter zugänglich gemacht. In der Einleitung, die durch ein Nachwort am Ende des zweiten Teils, S. 2i9ff., ergänzt wird, handelt Roth von den Handschriften, den verschiedenen Rezensionen, besonders aber über einige Gegenstände, über die er auch nach seinem ersten Buche noch etwas Besonderes zu sagen
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hatte. Yäska hat I 20, wo er die Vedängäni erwähnt, darunter nicht die jetzt so bezeichneten Bücher verstanden, sondern eine ältere Gestalt der vedischen Hilfswissenschaften (S. XX). Im Anschluß an Nir. X 5 hat Roth zuerst auf das Käthaka und die Maitrâyajjîyâ àâkhâ aufmerksam gemacht (S. XXII), die dann später von seinem Schüler L . v. Schroeder herausgegeben worden sind. E r hat zuerst eine Charakteristik der Brähmanas gegeben (S. XXIV), die er die Dogmatik der Brahmanen nennt und scharf unterscheidet von dem, praktischen Zwecken dienenden, in den Kalpasütren vorliegenden Vedänga des Rituals. Brähmana erklärt er für eine Ableitung von dem Neutrum brdhman : "Das Heilige in der Handlung", ist Gegenstand des Brähmana, nicht diese selbst. Roth stützte sich besonders auf das Aitareyabrähmajja. Wäre ihm auch das Satapathabrähmaija zugänglich gewesen und hätte er noch mehr beachtet, daß die Verschiedenheit der Veden auf der Verschiedenheit der beim Opfer tätigen Hauptpriester beruht, würde er vermutlich jenen Unterschied nicht ganz so scharf gezogen haben. Daß einzelne Schriften des Kalpa auf Brähmaijas beruhen, z. B. das Kalpasütra der Áávaláyana auf dem Aitareyabrähmana, hatte er sehr wohl gesehen. Andrerseits ist ihm zuzugeben, daß vieles in den Brähmanas an die Mîmâipsâ erinnert. Zum ersten Male gab er hier als Probe in freier Wiedergabe ein Stück aus einem solchen, den Abschnitt über das Tieropfer, mit Beigabe des Textes der Äpri-Verse. Aus den Berliner Handschriften der Prâtiââkhyen wußte er jetzt das Wesen dieser Schriften genauer zu bestimmen als zuvor: ein Prätisäkhya ist die Elementargrammatik einer einzelnen säkka, d. i. vedischen Saiphitä (S. X L I I fg.). Da er die Verse des Rgveda hier im Nirukta zum erstenmal mit ihren Akzenten versah, lag es nahe, der Einleitung einen Anhang über die Elemente des indischen Akzentes nach den Prâtiââkhyen beizufügen. Die von Roth ausgehende Anregung wirkte für viele bestimmend fort. Unwillkürlich denken wir daran, daß Roths Schüler Haug das Aitareyabrähmana herausgegeben und übersetzt, und die Abhandlungen "Brahma und die Brahmanen" und "Ueber das Wesen und den Werth des wedischen Accents" geschrieben hat. Sodann gab Roth zusammen mit W. D. Whitney die " A t h a r v a V e d a S a i p h i t ä " heraus, Berlin 1856. Der 1. Band enthält den Text, ein zweiter Teil, der eine Einleitung, erklärende und kritische Noten, Nachweisungen aus dem Padapätha, dem Prätisäkhya, der Anukramaiji und aus dem Kauáikaáütra nebst einer Konkordanz des Atharvaveda mit den übrigen vedischen Sanhitäs bringen sollte, ist so nicht erschienen. Einen Bericht über den Fortgang der Arbeit gab Whitney 1875 in Vol. X des JAOS., Proceed. CXVIII fg. Wir sehen hier, daß eine deutsche Übersetzung beabsichtigt war. Das Prâtiââkhya ist 1862 von Whitney in Vol. VII des Journal der AOS. nach einer einzigen Handschrift herausgegeben worden (dazu 1872 Whitneys "Collation of a second Manuscript of the AtharvaVeda Prâtiçâkhya" in Band X des JAOS. S. 1 5 6 — 1 7 1 ) , das Kauáikasütra von Bloomfield, das gleichfalls zum Ritual des Atharvaveda gehörige Vaitänasütra von Garbe, die Konkordanz von Whitney in Band II von Webers Indischen Studien, das alphabetische Verzeichnis der Versanfänge von Whitney ebenda in Band IV. Einen "Index Verborum to the published text of the Atharva-Veda" veröffentlichte Whitney 1881 in Vol. XII des Journal der AOS. Einen Abschluß der von Roth und Whitney dem Atharvaveda gewidmeten Studien brachten erst die zwei Prachtbände der "Atharva-Veda Saiphitä, Translated, with a Critical and Exegetical Com17*
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mentary by William Dwight Whitney, Revised and brought nearer to completion and edited by Charles Rockwell Lanman", Cambridge, Mass., 1905, in der Harvard Oriental Series. Aus Lanmans genauem Bericht über die den Atharvaveda betreffenden Werke in seiner Introduction geht hervor, daß Whitney auch schon für die Ausgabe des T e x t e s den weitaus größten Teil der Arbeit getan hat. Der ursprüngliche Plan der Arbeitsteilung ging dahin, daß Roth für den 2. Teil die Hauptarbeit übernehmen sollte. Daran ist er durch seine Mitarbeit am Petersburger Wörterbuch verhindert worden. Doch hat sich in seinem Nachlaß eine nahezu druckfertige vollständige Übersetzung des Atharvaveda gefunden, die auf der Tübinger Bibliothek aufbewahrt wird : wie Garbe mitteilt, ist sie in Whitneys Händen gewesen und von diesem für seine englische Ubersetzung benutzt worden. Abgesehen von der Anregung, die Roth durch die in Berlin erschienene Textausgabe in Deutschland für das Studium des Atharvaveda gegeben hat, ist er an Whitneys und Lanmans Werk auch beteiligt durch seine Entdeckung der Paippalädasäkhä in Kaschmir. Auf dieses Land war die Aufmerksamkeit der Philologen von Anfang an durch die Räjatarangim gelenkt worden. Roth steht hier an der Spitze derer, die, wie Bühler, Μ. A. Stein, Hertel, der indischen Philologie und Altertumskunde von daher wichtigen Stoff zugeführt haben. Der T e x t des Atharvaveda ist sehr verwahrlost überliefert. Roth erhielt zwar neue Handschriften, darunter eine des Padapätha aus Poona, aber sie stimmten auch in den zahlreichen Verderbnissen mit den benutzten überein. Veranlaßt durch die Angabe in dem Reisebericht des Freiherrn Karl v. Hügel, "Kaschmir und das Reich der S i e k " II 364, daß alle Brahmanen in Kaschmir dem Atharvaveda angehörten, hatte Roth schon in einer Universitätsschrift über den Atharvaveda vom Jahre 1856 die Vermutung ausgesprochen, daß vielleicht in Kaschmir eine bessere Rezension dieses Veda erhalten wäre. Durch Vermittelung von J. Muir erlangte er vom Mahäräja von Kaschmir zunächst eine sehr fehlerhafte Abschrift, dann aber auch deren Original, eine auf Birkenrinde geschriebene Handschrift in Särada-Schrift, die auf der Tübinger Bibliothek aufbewahrt wird. Roth berichtete über alles dies in seiner Abhandlung " D e r Atharvaveda in Kaschmir", Tübingen 1876. Die von den Meistern begonnene gemeinsame Arbeit wurde von ihren Schülern fortgesetzt, indem M. Bloomfield und R. Garbe herausgaben " T h e Kashmirian Atharva-Veda (school of the Paippalädas), reproduced fin 544 plates) by chromophotography from the manuscript in the University Library at Tübingen", 3 Voll., Stuttgart 1901. E s ergab sich als sehr wahrscheinlich, wenn nicht ais sicher, daß der von Roth und Whitney veröffentlichte T e x t , die sogenannte Vulgata, die Rezension der Saunaka ist, weil das mit ihm übereinstimmende Prätisäkhya dem Saunaka zugeschrieben wird, der neue T e x t die Rezension der Paippaläda, jene in Südindien, diese in Kaschmir erhalten. Pippaläda ist der Rsi der zum Atharveda gehörigen Praánopanisad. In der Vulgata beginnt der Atharvaveda mit den Worten Ye trisaptáh pariyanti. In der Handschrift aus Kaschmir ist das erste Blatt verloren: es fehlt daher der Pratyaksa-Beweis dafür, daß er hier mit Sdm mo devtr abhistaye (in der Vulgata I 6, 1) begann, was in den ersten Zeilen des Mahäbhäsya als Anfang des Atharvaveda bezeichnet wird. Beide Rezensionen zerfallen in 20 Kända, auf die jedoch die Hymnen sehr verschieden verteilt sind. Aus Garbes Index zum Vaitänasütra ergab sich, daß die meisten Verse, die im Ritual des Atharvaveda gebraucht werden, im 20. Buche stehen, und zwar vorwiegend in derselben Reihenfolge,
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XXXV.
DER
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außerdem viele im 6. und 7. Buche (vgl. Windisch, Lit. Centralbl. 1879, 4. Okt.). A b e r für den Hauptteil des Atharvaveda, die Zaubersprüche und Beschwörungen, lehrt das Kausikasütra die V e r w e n d u n g , zu dessen A u s g a b e neuerdings W . Caland kritische B e m e r k u n g e n veröffentlicht hat. E h e Bloomfield dieses wichtige W e r k im Jahre 1890 h e r a u s g a b , entdeckte S h a n k a r Pandurang Pandit einen K o m m e n t a r zum A t h a r v a v e d a von S ä y a n a : " D i s c o v e r y of Säyaijas Commentary on the A t h a r v a - V e d a " , A c a d e m y Jun. S, 1880, S. 423. E r g a b ihn später auf Kosten der R e g i e r u n g heraus: " A . V . with the Commentary of S â y a ç â c â r y a " , 4 Voll., Bombay 1 8 9 5 — 1 8 9 8 . Säyanas Kommentar bezieht sich, ebenso wie das K a u á i k a s ü t r a , auf die Saunakt. W a s vor Lanman-Whitneys Übersetzung aus dem A t h a r v a v e d a übersetzt worden war, von Aufrecht, W e b e r , Grill, L u d w i g , Florenz, V . Henry, Bloomfield, Griffith, wird von L a n m a n erwähnt. J . Grill, ein Schüler Roths im Sanskrit, übersetzte " H u n d e r t L i e d e r des Atharva V e d a " , zuerst im Programm des e v a n g . theol. Seminars zu Maulbronn, 1879, 2. Aufl. Stuttgart 1889. E i n e größere A u s w a h l von L i e d e r n gab Bloomfield in Vol. X L I I der S a c r e d B o o k s of the East, 1897. R a l p h T . H. Griffith veröffentlichte eine vollständige U b e r s e t z u n g , als Supplement zum Pandit: " T h e Hymns of the A t h a r v a - V e d a " , 2 Voll., B e n a r e s 1895 u n d 1896. Bloomfield schließt seine P r e f a c e mit den W o r t e n : "Neither the Paippaläda nor Säyana sensibly relieves the task of the difficulty and responsibility". E r hat den A t h a r v a - V e d a in diesem Indoarischen Grundriß behandelt, Straßburg 1899. Seitdem haben amerikanische Gelehrte begonnen, die einzelnen Bücher des P a i p p a l ä d a - T e x t e s zu bearbeiten, L e R o y Carr Barret, " T h e Kashmirian Atharva V e d a , B o o k o n e " , in Vol. X X V I des Journal der A O S . , 1906, u. s. w. Roth w a r wohl der erste, der den jüngeren Charakter des A t h a r v a v e d a g e g e n ü b e r dem R g v e d a aus bestimmten der Sprache entnommenen Gründen erwiesen hat, in seiner Abhandlung über den Atharvaveda, T ü b i n g e n 1856. Diese B e w e i s f ü h r u n g hat Muir in seine "Original Sanskrit T e x t s " II 2 44Öff. aufgenommen, nachdem K e r n in seiner Abhandlung "Indische Theorieën over de S t a n d e n v e r d e e l i n g " einen B e w e i s für den jüngeren Charakter des A t h a r v a v e d a vermißt hatte. A b e r den größten Einfluß auf die F o r s c h u n g hat Roth ausgeübt durch seine lexikalische Bearbeitung des R g v e d a in den Petersburger W ö r t e r büchern, die wir schon oben S. 243, 244, erwähnen mußten. Böhtlingk-Roth erscheint uns wie eines der vedischen D v a n d v e n , Indrä-Varuijau usw.! E i n W ö r t e r b u c h kommt der selbständigen F o r s c h u n g anderer weit mehr zugute als eine Übersetzung. Als Roth seine Arbeit am W ö r t e r b u c h begann, g a b es noch keine vollständige A u s g a b e des R g v e d a : die ersten drei B ä n d e des Wörterbuchs erschienen in den Jahren 1855, 1858, 1 8 6 1 , der erste Band von M. Müllers großer A u s g a b e mit Säyanas Kommentar zwar schon 1849, aber der sechste erst 1874, dazwischen Aufrechts T e x t ausgabe 1 8 6 1 — 1 8 6 3 . Roth w a r also anfangs v o r w i e g e n d auf seine eigenen Abschriften angewiesen. Diese Verhältnisse waren namentlich der Ausnutzung S ä y a n a s nicht günstig. A b e r es werden im ganzen nicht sehr viele Stellen sein, in denen Roth deshalb geirrt hat, weil er nicht S ä y a n a folgte. Roth hat am R g v e d a das große philologische Prinzip zur Geltung gebracht, daß ein j e d e r T e x t zunächst aus sich selbst, aus seinem eigenen S p r a c h g e b r a u c h verstanden werden muß. Dazu ist die Sammlung der Stellen notwendig, an denen ein W o r t v o r k o m m t , und der V e r w e i s auf Stellen ähnlichen Inhalts. Die Aáoka-Inschriften und die altpersischen Keilinschriften sind von den europäischen Gelehrten entziffert und ver-
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standen worden, ohne daß ein Kommentar vorlag. Wie Böhtlingk den Panini zunächst aus sich selbst verstehen wollte, so Roth den Rgveda. Roth hat uns selbständig gemacht im Verständnis des Veda und urteilsfähig gegenüber der Erklärung Säyanas. Der Rgveda enthält auch viele leichte Verse, Roth stimmte auch oft mit Säyana überein, aber wo die Grammatik oder der Sprachgebrauch oder die Wahrscheinlichkeit gegen ihn sprachen, hat Roth sich nicht gescheut von ihm abzuweichen. Goldstückers Spott über Roth (Panini S. 247, vgl. oben S. 252) kann die Anerkennung von Roths Verdiensten um die Anbahnung eines richtigen Verständnisses des Rgveda nicht beeinträchtigen. Aber Säyana ist nicht abgetan durch Roths Arbeit. Auch Roth hat nicht immer das Richtige getroffen. Immer wieder von neuem muß jeder, der den Rgveda verstehen will, namentlich an den schwierigen Stellen von Säyaija ausgehen. S ä y a n a hat gewissenhaft die ritualistische Verwendung der Verse verzeichnet. Als die Lieder zuerst entstanden, war das spätere Ritual noch nicht ausgebildet. Wie durch die Verwendung für dieses eine Umdeutung des Sinnes eintreten konnte, veranschaulicht beispielsweise Säyanas Erklärung von kitavásah Taitt. S. III 4, 1 1 , 6, wo Rgv. V 85, 8 im Ritual verwendet ist. Aber die meisten Hymnen waren von Anfang an für ein Opfer bestimmt. Es kann sein, daß Roth dem sakralen Charakter der Hymnen nicht immer genügend Rechnung getragen hat. Doch wird das alte Opfer einfacher gewesen sein, man stellte noch nicht einzelne Verse verschiedenen Ursprungs zu langen Litaneien zusammen, der ganze Hymnus, wie er im Rgveda steht, war für das Opfer bestimmt. Säyana führt ferner die Legenden an, auf die sich manche Hymnen beziehen, freilich aus denselben Quellen, die uns noch jetzt auch unmittelbar zugänglich sind, aus der Brhaddevatä und der Anukramarri. Hier erhebt sich die Frage, ob diese Legenden auf einer selbständigen Tradition beruhen, oder ob sie erst in einer späteren Zeit aus dem T e x t des Rgveda abstrahiert worden sind. Manchmal möchte man das letztere glauben, aber z. B. die Angaben zu dem Hymnus an die Flüsse III 33 enthalten doch einige Züge mehr, als man aus dem T e x t des Hymnus gewinnen könnte. Viele Mißverständnisse beruhen bei Säyana auf seinem Mangel an historischem Sinn, indem er den Wörtern ohne weiteres auch für die vedische Zeit dieselbe Bedeutung gibt, in der sie im späteren Sanskrit gebraucht wurden. Ein solcher Anachronismus ist es auch, wenn er für asura nur die spätere dämonische Bedeutung kennt, und da, wo Varuna, Indra oder andere Götter so bezeichnet werden, sich zur Auswahl in gewundenen etymologisierenden Erklärungen ergeht : in Wilsons Übersetzung sind Rgv. I 54, 3 gleich zwei nebeneinander aufgenommen, "the giver of rain, the repeller of enemies". Sowohl für das Nirukta, dem Säyana immer folgt, als auch für Säyanas Kommentar fehlt immer noch eine zusammenfassende Analyse und Kritik. Im Anfang seines Artikels über die Fabel vom Bock und dem Messer bezeichnet sich Roth selbst als einen "Liebhaber des begreiflichen und natürlichen auch in indischen Sachen", Zeitschr. d. DMG. X L I V 371. Roths Stärke bestand nicht darin, daß er mit außergewöhnlicher Gelehrsamkeit seine Ansicht verteidigen konnte, sondern in einem genialen Blicke für das Richtige oder Wahrscheinliche. Sein klarer Kopf verlangte überall ein klares Bild, und sein entschiedener Charakter ein Fertigwerden mit jeder Schwierigkeit. Damit hängt zusammen, daß Roths Ideal eine poetische klare Übersetzung war im Gegensatz zu M. Müller, der mehr Wert auf
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einen genau erklärenden Kommentar legte. Benfey soll einmal gesagt haben, daß Roth aus den vedischen Liedern schwäbische Volkslieder mache. An diesem Scherzwort ist insofern etwas Wahres, als Roth manchmal auch da ein klares Bild entwarf, wo ein solches nicht mit Sicherheit zu gewinnen war. Ein Beispiel dafür ist seine Übersetzung von R g v . IV 27, "Der Adler mit dem Soma", in der Zeitschr. d. DMG. X X X V i ' 3 5 3 ff., vgl. das Vorwort zu den Siebenzig Liedern S. VII. Roth hat sich immer nur Hymnen ausgesucht, die ein besonderes sachliches Interesse boten, die Zahl der von ihm selbst übersetzten ist nicht sehr groß, aber von seiner Art sind die "Siebenzig Lieder des Rigveda übersetzt von Karl Geldner und Adolf K a e g i " , Tübingen 1875. E r ist an diesem kleinen Buche mit dem Vorwort und sechs Hymnen beteiligt, von denen er zwei (I 165 und II 38) schon in der Zeitschr. d. DMG. X X I V (1870) S. 301 ff. als Proben seiner Übersetzungsart veröffentlicht hatte. Bei Roth kommt mehr noch als bei anderen Gelehrten nicht nur das in Betracht, was er selbst getan, sondern auch das, was durch seine Schüler ausgeführt worden ist. Seine Blütezeit als akademischer Lehrer fiel in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts, in denen K. Geldner, geb. 1852, R. Garbe, geb. 1857, B. Lindner, geb. 1853, H. Zimmer, geb. 1 8 5 1 , und der Schweizer A. Kaegi, geb. 1849, um Roths willen Tübingen aufgesucht haben. Roth war kein Freund wortreicher Ausführungen, über viele wichtige Dinge hat er in kleinen Arbeiten von wenigen Seiten gehandelt, über die Garbes Verzeichnis von Roths Schriften einen Uberblick gewährt. Wir erkennen in ihnen seine religions- und kulturgeschichtliche Richtung. Die drei Essays "Zur Geschichte der Religionen", I. Die Brahma-Religion,' II. Die Buddha-Religion, III. Die Ormuzd-Religion, erschienen schon in den Jahren 1846, 1847 und 1849 in den von den liberalen Theologen F. Chr. Baur und E. Zeller herausgegebenen "Theologischen Jahrbüchern", der erste in Band V 346—363, der zweite in Band VI 175 —190, der dritte in Band VIII 281—297. Über Varuija sagt er V 354: "Dieser aber ist, so glaube ich, das äußerste Himmelsgewölbe, der Hintergrund des Himmels, jenseits des glänzenden Äthers, der Indra gehört, jenseits der Sonne und Gestirne, gleichsam die unermeßliche Grenze des Alls; er ist, wie sein Name sagt, der Umfasser". Die Aávin sind ihm "die der Morgenröte voraneilenden lichten Streifen des Himmels" S. 3 5 1 , vgl. S. 361. Dazu kam im Jahre 1852 die von Lassen, Muir und anderen öfter zitierte Abhandlung "Die höchsten Götter der arischen Völker", in der Zeitschr. d. DMG. VI 67—77. E r handelt hier von den Göttern der Lichtwelt, den Aditya, und ist auch hier besonders auf Varuna näher eingegangen. Noch heute kann es wünschenswert erscheinen, daß diese vier Essays zu einem Ganzen vereinigt und durch Neudruck leichter zugänglich gemacht werden. Denn sie stehen am Anfang der neueren Studien über die Religionen der Inder und Perser, und sind klassisch in ihrer Art. Auf diesen Gebieten hat er mehr noch durch seine religionsgeschichtlichen V o r l e s u n g e n an der Universität gewirkt, deren Einfluß Lindner hervorhebt in seinen "Grundzügen der allgemeinen Religionswissenschaft auf geschichtlicher Grundlage", erschienen als Beitrag zu Zöcklers Handbuch der theolog. Wissenschaften, Band III, 3. Aufl., S. 582. Aber die Werke von Roths Schülern setzen auch die Textausgaben der Veden von M. Müller, Aufrecht, W e b e r und die von diesen ausgehende Anregung voraus. zu
Ehe wir Roth verlassen, sind noch einige wichtige Fragen zu erwähnen, denen er mit zuerst Stellung genommen hat. In den Vedischen
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Studien, I. "Von Pada und Samhitâ", in Kuhns Zeitschr. X X V I 45 ff. (1883), kritisiert er im Anschluß an Bollensens Ausführung in "Orient und Occident" II 457 ff. (1864) das Dogma vom "kanonischen Werth" des Padapätha. Ebenda macht er sehr wahrscheinlich, daß die Sammlung der Hymnen eine schriftliche gewesen ist, schon die der einzelnen Marídalas, im Gegensatz zu Benfey, der in seiner Abhandlung über den Saiphitä-Text (s. oben S. 232) die Ansicht vertreten hatte, daß die Sammlung noch lange Zeit nach ihrer ersten Vereinigung einzig und allein aus dem Gedächtnis vorgetragen und erst verhältnismäßig spät schriftlich fixiert worden sei. Roth dachte für dieses Sammeln der Hymnen zu einem großen Corpus, also in schriftlicher Aufzeichnung, an das 7. Jahrhundert v. Chr. (S. 56). Der Wortlaut blieb in der Hauptsache unverändert, nachdem "die Erklärungsschriften, zuerst die Pâtha und Prâtiçâkhya, sich wie ein Gitter um die Texte gestellt hatten". Die Fehler im Rgveda sind älter: Roth führt aus, wie er sie sich durch die Tätigkeit der Sammler entstanden denkt. E r kam in der Zeitschr. d. DMG. XLVIII i o i f f . , 676ff. (1894) auf die Eigenheiten und Fehler der Aufzeichnung ausführlicher zurück in seiner Abhandlung "Rechtschreibung im Veda", anknüpfend an das, was Benfey im Sämaveda "die verkürzte Schreibvveise" nannte. Kürzungen des Wortendes im Veda, über die er auf dem Internationalen Orientalistenkongreß 1886 in Wien sprach, sind Fälle wie irisa, recane (für rocanesu). Roth selbst hat nie wie etwa Graßmann den Rgveda isoliert betrachtet. Im Gegenteil, es gehört geradezu zu seiner wissenschaftlichen Eigenart, vom Veda, von einer vedischen Stelle oder einem vedischen Worte ausgehend die Sache in ihrem weiteren Vorkommen und in ihrer Weiterentwicklung zu verfolgen. Viele seiner kleinen Arbeiten sind Beispiele dafür, ein besonders glänzendes, auch für seine knappe und doch so lichtvolle Darstellung, die kleine Abhandlung "Wergeid im Veda", Zeitschr. d. DMG. X L I 672—674 (1887Ì: von dem vedischen Worte satadäya ausgehend gewinnt er aus Brähmapastellen Wort und Begriff des vaira, der "Mannbuße", eben des germanischen Wergeids, und verfolgt dann die Sache bis in die Dharmasütren hinein. Angeregt durch diese Abhandlung haben Bühler und v. Schroeder im "Festgruß an R. v. Roth" (1893) denselben Gegenstand noch weiter verfolgt. In den 80er Jahren, in denen Roth das Lied über den Raub des Soma übersetzte, hat er wiederholt über die Somapflanze gehandelt: "Über den Soma", Zeitschr. d. DMG. X X X V 680ff. (1881), "Wo wächst der Soma?" ebenda X X X V I I I 1 3 4 » . (1884). Noch in seinem Nachlaß fand sich eine nicht ganz fertig gewordene Arbeit über denselben Gegenstand, die nach einer testamentarischen Bestimmung vernichtet werden mußte. Sind seine Untersuchungen auch nicht zu sicheren Ergebnissen gekommen, so hat sich doch hier seine Vertrautheit mit der indischen B o t a n i k gezeigt, aus der er auch Beiträge für das Wörterbuch geliefert hat. Zu den Quellen gehören die Nighaçtu genannten Werke, die eine Aufzählung von Namen der Pflanzen, Tiere, Speisen, Heilmittel enthalten. Ein solches Werk ist der Madanavinoda, über den Roth geschrieben hat in Webers Ind. Stud. XIV 398 ff. und in der Zeitschr. d. DMG. X X X I 159. Zu seinen botanischen Schriften gehört auch sein Beitrag zur Festgabe für A.Weber 1895 "Vom Baum Vibhïdaka", dessen Nüsse als Würfel gebraucht wurden. Dieses botanische Interesse wird auch, neben dem kulturhistorischen, bei seiner früheren Abhandlung "Über das Würfelspiel bei den Indern" in Band II der Zeitschr. d. DMG. in Betracht kommen. Roth hat durchaus nicht nur den Veda studiert.
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ADALBERT
KUHN.
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F ü r seine Kenntnisse auf dem Gebiete der Medizin zeugen seine Beiträge aus dem W e r k des S u á r u t a für das Wörterbuch, sowie seine A b handlung "Indische Medicin", Zeitschr. d. DMG. X X V I 441 ff. (1872). Er gab hier die erste nähere Kunde über die ältere Carakasaiphitä auf Grund einer Calcuttaer A u s g a b e und übersetzte zwei Stücke daraus, " W i e man Arzt w i r d " und " D e r Pfuscher". Diese Studien hatte er im Band zuvor, S. 645 ff., gleichsam inauguriert durch seine Übersetzung von R g v . X 97, " D a s L i e d des Arztes". Roth hat noch andere W e r k e der indischen Medizin kurz angezeigt, darunter auch die 1891 ff. erschienene englische Übersetzung der Carakasaiphitä von Avinash Chandra Kaviratna, ZDMG. X L V I I I 140. Des deutschen Arztes Fr. Hessler lateinische Übersetzung des Suáruta bezeichnete er als verfehlt. In der Zeit vor Roth hatten in Deutschland nur Vullers und Stenzler kleine Arbeiten über den Suáruta veröffentlicht, die Gildemeister verzeichnet. In diesem Grundriß hat Jolly die indische Medizin dargestellt. KAP. X X X V I .
ADALBERT KUHN. Neben den Universitätsprofessoren gehörte zu den ersten Forschern auf dem Gebiete des R g v e d a der Direktor des Köllnischen Gymnasiums zu Berlin A d a l b e r t K u h n , geboren 1 8 1 2 in Königsberg, gestorben 1881 in Berlin. E r war im Sanskrit und in der Vergleichenden Sprachwissenschaft ein Schüler Bopps. Seine Doktordissertation war die bekannte Schrift " D e conjugatione in -μι linguae sanscritae ratione habita", Berolini 1837. Seine vergleichende Forschung beschränkte sich aber nicht auf die formale Seite der Sprache, sondern suchte aus der Sprache, aus den Mythen und Märchen sachliche Auskunft über die Götter und die Kulturverhältnisse der indogermanischen Völker zu gewinnen. So hat er in der vergleichenden Behandlung der Mythologie, der Kulturgeschichte und Volkskunde einen nachhaltigen Einfluß ausgeübt. E r stützte sich besonders auf das Altindische, Griechische und Deutsche. Im R g v e d a schuf er sich durch genaue Übersetzung der in Betracht kommenden Stellen eine philologisch zuverlässige Grundlage. Joh. Schmidt hat dem Verstorbenen in Band X X V I ( 1 8 8 1 ) der Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung S. V — V I I einen die ganze Persönlichkeit in sympathischer W e i s e würdigenden Nachruf gewidmet, dabei Kuhns letzte Schrift über Entwickelungsstufen der Mythenbildung (Abh. der Beri. Ak. 1873) besonders hervorhebend. Als der 100. Geburtstag Kuhns gekommen war, schrieb Wilhelm Schulze, der Nachfolger Joh. Schmidts in der Berliner Professur, einen gehaltvollen Aufsatz "Zum Gedächtnis Adalbert Kuhns", in derselben Zeitschrift X L V ( 1 9 1 3 ) S. 375·—380. Indem er ihn als "Redakteur, Rezensenten und Mitforscher" betrachtet, zählt er namentlich eine Reihe seiner " E i n z e l f u n d e " auf dem Gebiete der vergleichenden Grammatik auf (z. B. vedisch sahasriya = gr. χίλιοι, χέλλιοι, lat. erit = vedisch ásati), die man ihm als Forscher verdankt. Ebenfalls aus Anlaß seines 100. Geburtstages feierte ihn H. Hirt als den Begründer der indogermanischen Altertumskunde in Band II des Indogermanischen Jahrbuchs S. 2 1 3 — 2 1 5 . Kuhn war zwar zehn Jahre älter als Roth, ist aber erst in reiferen Jahren mit größeren vedischen Arbeiten hervorgetreten: Roths Schrift " Z u r Litteratur und Geschichte des W e d a " erschien 1846, Kuhns Schrift " D i e
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Herabkunft des F e u e r s und des Göttertranks" 1859. Kuhn hatte sich aber schon vorher durch andere Arbeiten, namentlich auf dem Gebiete der deutschen Mythologie und Sagenforschung einen Namen gemacht 1 ). A u f diesem Gebiete arbeitete er zusammen mit seinem S c h w a g e r Schwartz. In seiner Abhandlung " Ü b e r die Vrihaddevatâ", 1850 in W e b e r s Indischen Studien I 101 erschienen, knüpft er an Roth an. W i e schon oben S. 247 bemerkt, hatte er in den Jahren 1848—1850 in Berlin ein Sanskritkränzchen zusammen mit Goldstücker und W e b e r . Noch in einer seiner letzten Schriften ist Weber, der dauernd von Kuhn beeinflußt worden ist, für die W i c h t i g k e i t der vergleichenden Mythologie eingetreten. Im Jahre 1852 erschien der erste Band der von Kuhn, anfangs im Verein mit Aufrecht, h e r a u s g e g e b e n e n "Zeitschrift für V e r g l e i c h e n d e Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen", der "Kuhnschen Zeitschrift", die er 1858 durch die von ihm im Bunde mit Schleicher gegründeten "Beiträge zur Vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der Arischen, Celtischen und Slawischen Sprachen" ergänzte. Durch diese zwei Zeitschriften ist sein Name für immer verewigt. Die " B e i t r ä g e " hörten im Jahre 1876 mit dem achten Bande wieder auf, aber die "Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen" besteht mit erweitertem Inhalt und Titel noch heute fort, seit 1906 vereinigt mit den von Adalbert Bezzenberger gegründeten "Beiträgen zur Kunde der indogermanischen Sprachen". A n die Stelle von Adalbert Kuhn ist sein Sohn Ernst Kuhn getreten. Als Mitherausgeber erschienen auf den Titeln zuerst A . L e s k i e n und J. Schmidt, dann W . Schulze; neben Bezzenberger stand zuvor W . Prellwitz. Jetzt wird die aus der Vereinigung h e r v o r g e g a n g e n e Zeitschrift herausgegeben von A . Bezzenberger, E. Kuhn und W . Schulze. W i e Kuhn die Sprachvergleichung für die U r g e s c h i c h t e der indogermanischen V ö l k e r verwendete, zeigt eine erste Abhandlung "Zur ältesten Geschichte der indogermanischen V ö l k e r " , erschienen 1850 in W e b e r s Ind. Studien I 3 2 1 — 3 6 3 , wo er die gemeinsamen Verwandtschaftsnamen, die gemeinsamen Namen der Haustiere, Getreidearten u.'s. w. zusammenstellt, immer vom Sanskrit und den "Bruchstücken der V e d e n " ausgehend, die bis dahin vorlagen. Diese Studien sind später durch die W e r k e von Pictet, Schräder und Hirt erweitert und vertieft worden, für die V e r wandtschaftsnamen durch eine bekannte Abhandlung von Delbrück. Besonders aber hat Kuhn die vergleichende Sprachwissenschaft der M y t h o l o g i e dienstbar gemacht. Seine charakteristischen Gleichungen ,,Säramejyas und Hermeias", "-Sara?yâ-'Epivvùç", "Gandharven und Kentauren'' — die letztere lautlich und sachlich am wenigsten haltbar — finden sich, die erste in Haupts Zeitschrift für Deutsches Alterthum VI 117 ff., die beiden anderen in dem 1852 erschienenen I. Band seiner Zeitschrift f. V e r g i . Sprachf. S. 439 und S. 513; daselbst S. 193 auch seine Zusammenstellung der Τελχίνες mit der vedischen Druh, die wohl schon damals weniger ') Über die ersten kleineren Arbeiten auf vedischem G e b i e t e im A n s c h l u ß an R o s e n und N é v e , die schon v o n 1840 an erschienen sind, vgl. Gildemeisters Bibl. Skr. Spec, und E. K u h n s weiter unten S. 270 erwähnte Ubersicht der S c h r i f t e n seines V a t e r s S. 186 und 189. — E. Kuhn bemerkt hierüber bei der K o r r e k t u r : " D a s früheste Stück ist die kleine Abhandlung über die Metra in R o s e n s S p e c i m e n v o m Jahre 1840, dann folgt die bedeutsame R e c e n s i o n von R o s e n s A u s g a b e des ersten A s t a k a 1844, darauf mehrere A r t i k e l in H o e f e r s Zeitschrift 1846. Zu R o t h s A u s g a b e des Nirukta gab er Mitteilungen aus Berliner Handschriften, vgl. R o t h s Einleitung S. V I f g . " .
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überzeugend gewesen ist. Vedische Belegstellen aus dem 1. Astaka konnte er dem ersten Bande von M. Müllers großer Ausgabe des Rgveda entnehmen, unter Benutzung von Sâyaças Kommentar, aber für die anderen Astakas war er auf die Berliner Handschriften angewiesen. Eine solche hatte er schon für die mythischen Itihäsas der Brhaddevatä in der oben erwähnten Abhandlung herangezogen. Dieser T e x t erschien vollständig erst 1892 in der Bibliotheca Indica, und dann, sorgfältig von Macdonell bearbeitet, 1904 in der Harvard Oriental Series 1 ). In einer Abhandlung über die Namen der Milchstraße und des Höllenhundes, in seiner Zeitschr. II 311—318, kommt er auf den devayäna des Veda zu sprechen und auf Webers Vergleichung der särameydu svânan caturaksáu iabálau (Rgv. Χ 14, io) mit dem griech. Kerberos 2 ). In der Abhandlung über die Morgenröte und die Schicksalsgöttinnen in seiner Zeitschr. III 449 springt er von der Usas zur Brünhild über, wird aber dem erhabenen Wesen der Usas mehr gerecht als Pischel in der Einleitung zum 1. Band der Vedischen Studien. Die von Kuhn gesteckten weiteren Ziele zeigt seine prinzipiell wichtige Abhandlung "Die Sprachvergleichung und die Urgeschichte der indogermanischen Völker", in seiner Zeitschr. IV (1855) 81—124. An Nèves Schrift anknüpfend behandelt er hier S. 103 ff. auf Grund der Hymnen die Rbhus und vergleicht diese nach Vorgang von Lassen mit dem griechischen Orpheus, noch gewagter auch mit den germanischen Elben. Nach seiner ganzen Arbeitsweise ist Adalbert Kuhn der philologische Begründer der Vergleichenden Mythologie. Sein Standpunkt fand 1859 in der Schrift "Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks" einen klassischen Ausdruck. Hier führt er auf den ersten Seiten aus, daß sich bei den verschiedenen indogermanischen Völkern auch die Spuren einer alten Göttergemeinschaft nachweisen lassen. Während Max Müller die Mythologie mehr mit der Religion verband, verfolgte sie Kuhn mehr in die Märchen und Sagen hinein. Das anspruchslos auftretende Buch, das nur etwas übersichtlicher sein könnte, ist noch heute lesenswert um seines Materials und um der Vergleichung und Deutung der Mythen willen, trotzdem daß ein Hauptpunkt, die etymologische Zusammenstellung von Προμηθεύς mit skr. manth, wieder aufgegeben worden ist 3 ). Zu seinem Inhalt gehören die Erzeugung des Feuers durch die Reibhölzer nach den indischen Quellen, die Sage von Purüravas und Urvaáí, die Cyaväna-Sage. Nicht in Kuhns knapper und zielbewußter Art, sondern etwas diffus ziehen sich später W. S o n n e s "Sprachliche und mythologische Untersuchungen angeknüpft an Rigveda I 5°" durch vier Bände (XII bis XV) der Zeitschrift für Vergi. Sprachforschung hin, doch sind auch sie ein Zeugnis für die Anregung, die den sprachlichen und mythologischen Studien durch den Rgveda gegeben worden ist. Ausgehend von den Wörtern und Formen, die in dem an die Spitze gestellten, nicht besonders schwierigen Hymnus vorkommen, behandelt er diese in vergleichender Weise, ähnlich wie Pott vom Hundertsten ins Tausendste kommend. So gibt ihm eine Schwierigkeit in der Konstruktion von Rgv. I 50, 10 Veranlassung zu einer Spezialuntersuchung über die Präposition pari und das Wesen der Präpositionen überhaupt, in der er auch zahlreiche andere vedische Stellen ') Kuhns Materialien haben Macdonell vorgelegen, s. dessen Einleitung S. X . 2 ) Diese Vergleichung hat Benfey "Vedica und Verwandtes", S. 149 ff., und neuerdings Bloomfield wieder aufgenommen, "Cerberus, the Dog of Hades", Chicago 1905, s. Or. Bibl. X I X S. 183. 3 ) Vgl. W. Roschers Ausführliches Lexikon der griech. und röm. Mythologie III 3033.
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bespricht. Sonne zählt jedenfalls mit zu den ersten, die den Rgveda mit Verständnis gelesen haben, auch auf Säyana und das Nirukta achtend. An seiner Ubersetzung wird man weniger Anstoß nehmen als an dem, was er lautlich für möglich gehalten, und an seinen Deutungen der Mythen, so an seiner Deutung der Dioskuren und Asvin (Zeitschr. X V 1 1 2 ) . Odysseus hat sich, nach Odyss. XII 4 3 i f f . , vermittelst zweier zusammengebundener Balken "aus der Sinfluth" gerettet: "zwei durch Querhölzer verbundene, parallele Balken (δόκανα) sind das Bild der Dioskuren — die den Bhujyu aus der Sinfluth retten". Viele der Deutungen von Mythen und Namen haben mißtrauisch gemacht gegen die vergleichende Mythologie. Weber erblickte in den Aávin das Gestirn der Gemini (Vedische Studien 7, Sitzungsber. der Beri. Ak. 1898 S. 565 ff.), Näsatya aber seien sie genannt "als die einer N a s e (dual), I n s e l (νήσος; vgl. N a s e als Name eines C a p s ) gleich im Ocean des Morgenhimmels Stehenden" (Ind. Streifen III 39). Wir dürfen aber nie vergessen, daß neben solchen zweifelhaften Erklärungen Gleichungen wie Dyauspitä: Ζευς πατήρ und Jupiter, Sürya: Ήέλιος und Sol, u. a. m., stehen. Mit Befriedigung konnte Kuhn 1864 in seiner Zeitschrift XIII 49 zu Anfang einer Abhandlung über indische und germanische Segenssprüche, in der er Verse des Atharvaveda zur Vergleichung heranzog, aussprechen: "daß die indogermanischen Völker mit den Sprachen seit der Urzeit auch eine nicht geringe Zahl von mythischen und religiösen Vorstellungen, die Grundlagen von Sitte und Recht, gemeinsam haben, ist wohl jetzt schon als eine nicht mehr bestrittene Thatsache anzusehen". Die alte Methode, bei der Vergleichung in der Mythologie wie in der Grammatik vom Sanskrit und Veda auszugehen, war berechtigt und ist durchaus nicht veraltet, wenn man auch den Mythen und religiösen Gebräuchen noch auf anderen Wegen beizukommen versuchen muß. Auf die volkstümlichen Vorstellungen ist gerade Kuhn schon mit großem Erfolge eingegangen. Weniger hat er Fetischismus und Ahnenkult in Betracht gezogen. Aber der Hauptgrund, weshalb manche seiner Ansichten veraltet sind, ist doch, daß er mit der damaligen Sprachwissenschaft Etymologien und Gleichungen für möglich hielt, die vor der immer strenger ausgebildeten Lautlehre nicht standgehalten haben. E r hat viele richtige Zusammenstellungen, aber griechisch Προμηθεύς und μανθάνα) kann nicht mit der Sanskritwurzel manth verbunden werden, skr. bhuranyú (das zu jarbhurïti und ττορφύρει gehört) nicht mit Wurzel bhr und gr. Φορωνεύς ("Herabkunft des Feuers", 2. Aufl., S. 18, 27, u. s.w.). Besonders auffallend erscheint uns heute, wenn er für skr. pani die Grundbedeutung "Sumpf" ansetzte, indem er es zu skr. panka "Sumpf" stellte (Haupt's Zeitschr. VI 117). Lassen glaubte ihm dies (Ind. Alterthumsk. I 2 , S. 894 fg. Kuhn hat die Sprachvergleichung auch für die U r g e s c h i c h t e der indogermanischen Völker verwendet, in seiner Abhandlung "Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker" (s. oben S. 266). Aus solchen Arbeiten ist eine besondere vergleichende Wissenschaft entstanden, die "Paléontologie Linguistique", wie sie der Genfer Gelehrte A d o l p h e P i c t e t nannte, der Verfasser eines ersten das Ganze umfassenden Werks dieser A r t : " L e s Origines Indo-Européennes ou les Aryas Primitifs, Essai de Paléontologie Linguistique", 2 Bände, Paris 1859 und 1863, 2. Auflage 3 Bände, Paris 1877. Pictet hat jedenfalls das Verdienst, den Stoff nach allen Seiten hin gesammelt und geordnet zu haben. Mit dem Namen der Arya beginnend, handelte er von deren ursprünglichen Wohnsitzen, die
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e r in Baktrien suchte, von den klimatischen und geographischen Verhältnissen, von den Mineralien, von den Bäumen und Pflanzen, den Tieren, von der L e b e n s w e i s e der Arier, von J a g d , Fischfang, Hirtenleben, A c k e r bau, von den Handwerken und Werkzeugen, von K r i e g und Waffen, von Wohnung, Kleidung, Nahrung, von der Familie, vom Eigentum, von Recht und Gericht, von Festen, Spielen und besonderen Gebräuchen, ζ. B. bei der Bestattung ( vom geistigen L e b e n , von astronomischen Verhältnissen und der Zeiteinteilung, von alten Überlieferungen, Aberglauben, von der Religion, den Göttern, den Elementen. Im einzelnen ist vieles ungenügend und nur als ein erster Anfang anzusehen. Pictet kannte die Sanskritliteratur zu wenig und stand in der Etymologie noch nicht auf einem strengeren Standpunkte. Mit Delbrücks Gründlichkeit in seiner Monographie über die indogermanischen Verwandtschaftsnamen ist Pictets W e r k nicht geschrieben. Die paläontologischen Arbeiten von A. de Gubernatis haben zwar einen ähnlichen Charakter, gehen aber in der Heranziehung der Sanskritliteratur über Pictet hinaus. Im engeren Sinne gehören zur Sanskritphilologie nur die W e r k e , die sich in philologischer Weise auf die Sanskritliteratur gründen, wie Zimmers "Altindisches L e b e n " oder die Monographien von Haas über die Hochzeitsgebräuche, von Caland über die Bestattungsgebräuche u. a. m. Daß "die o r t h o g r a p h i s c h e G e s t a l t " , in der uns die vedischcn L i e d e r überliefert sind, aus einer Zeit stammt, "in der sich die Sprache schon wesentlich anders als zur Zeit der Abfassung gestaltet hatte", lehrt schon das Prâtiââkhya und war von Benfey an den Versen des Sämaveda gezeigt worden. A. Kuhn hat diese Verhältnisse in seiner Abhandlung "Sprachliche resultate aus der vedischen metrik" an einem großen Teile des R g v e d a genau untersucht, in den Beiträgen zur Vergi. Sprachf. III 1 1 3 — 1 2 5 und IV 1 7 9 — 2 1 6 , 1863 und 1865. Dreisilbiges Sarta ist gewiß altertümlicher als Sürya, Indara für Indra wird auf Svarabhakti beruhen, aber schwer verständlich sind die " Z e r d e h n u n g e n " wie marutaam, martaasah, paanii, und die " A u f l ö s u n g e n " von Diphthongen wie "traïdhâ", "daëva" für tredha, deva. Über dieses Problem, "Die Vocale mit zweisilbiger Geltung", hat noch eingehender Oldenberg in den "Prolegomena" gehandelt S. 163 ff., ohne jedoch wesentlich über Kuhn hinauszukommen. Neuerdings ist diese ganze Erscheinung aus alten Akzentverhältnissen erklärt worden, von A. Bezzenberger in den Gött. gel. Anzeigen 1887 S. 4 1 5 und von H. Hirt 1 8 9 1 in seiner Habilitationsschrift " V o m gestoßenen und schleifenden T o n in den indogerm. Sprachen", in den "Indog. F o r s c h . " I 1 ff., s. S. 5, wobei die schleifende Betonung des Litauischen einen Anhalt bietet. Um jener Untersuchungen willen hat W e b e r seine zwei Abhandlungen über die Metrik der Inder in Band VIII der Indischen Studien Kuhn gewidmet. Nach A. Kuhns T o d e hat sein Sohn E . Kuhn zwei Bände "Mythologische Studien von Adalbert K u h n " herausgegeben. Der erste Band enthält einen Neudruck der Schrift "Die Herabkunft des F e u e r s und des Göttertranks", Gütersloh 1886, der zweite Band hat den Titel "Hinterlassene mythologische Abhandlungen", Gütersloh 1 9 1 2 . Die erste Häfte des letzteren nehmen ein " V i e r akademische Abhandlungen über Pitaras und Z w e r g e " : 1. " Ü b e r die Pitaras als Lichtwesen", 2. " Ü b e r die Z w e r g e als Seelen der Verstorbenen", 3. und 4. " Ü b e r die Z w e r g e als L i c h t w e s e n " . Die zweite Hälfte enthält ein " F r a g m e n t über die Bedeutung der Rinder in der indogermanischen Mythologie". Sie bedeuten die Lichtstrahlen und Wolken. Die Paulis des R g v e d a , von denen die Kühe geraubt worden sind, hielt Kuhn für mythische
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W e s e n , deren Beziehung zu dem Asura Vaia er hervorhob (S. 105ff.). Diesem zweiten Bande ist eine "Übersicht der Schriften Adalbert Kuhns" beigegeben, S. 183—200. KAP. XXXVII.
MAX MÜLLER.
AUSGABE DES RGVEDA.
Während A. Kuhn nur für Gelehrte schrieb und auch Roth zunächst bei den deutschen Fachgenossen die höchste Schätzung fand, ist der nicht minder begabte enthusiastische M. Müller vor dem Areopag von Fürsten und führenden Geistern aller Art als der Apostel des V e d a , der Sprachund Religionswissenschaft aufgetreten, hat er, immer und immer wieder auf das Alter und die Einzigartigkeit des Veda hinweisend, von England aus in der ganzen gebildeten Welt Verständnis für seine Wissenschaft erweckt. M. Müller war der bedeutendste der zahlreichen deutschen Sanskritforscher, die in einer nunmehr vergangenen Zeit in England oder Indien ein fruchtreiches Arbeitsfeld gefunden haben. Auch England kann sie anerkennen, denn sie haben nie den englischen Interessen zuwider gehandelt, manche sind vielmehr fast zu Engländern geworden. In Deutschland aber wird man das vorurteilslose Entgegenkommen anerkennen dürfen, mit dem bis vor kurzem auf der englischen Seite der Forschungseifer der deutschen Gelehrten für die Wissenschaft nutzbar gemacht worden ist 1 ). F r i e d r i c h M a x M ü l l e r war geboren im Jahre 1823 zu Dessau und ist gestorben 1900 als Professor der Vergleichenden Sprachwissenschaft in Oxford. Seinen Werdegang hat er selbst geschildert in den Fragmenten zu einer Selbstbiographie "Aus meinem L e b e n " , die sein Sohn nach seinem Tode herausgegeben hat, deutsche Übersetzung von H. Groschke, Gotha 1902. Kurz zuvor war erschienen "Auld Lang Syne", ins Deutsche übersetzt von demselben, unter dem Titel "Alte Zeiten, alte Freunde" Gotha 1901. M. Müller spricht bescheiden von sich, sonnt sich aber doch in seinem Ruhme, und sei es auch nur, indem er von all den bedeutenden Männern erzählt, mit denen er in persönlichen Beziehungen gestanden hat. E r sprach gern von seinem Vater, dem Dichter Wilhelm Müller, und seinem Urgroßvater mütterlicherseits Basedow, dem Gründer des Philanthropinums in Dessau 2 ). Nach dem frühen Tode seines Vaters besuchte er die Nikolaischule in Leipzig unter Nobbe und studierte dann an der dortigen Universität klassische Philologie bei Gottfried Hermann, Haupt, Westermann, Klotz. Gottfried Hermann, dem er Verständnis für Bopps Vergleichende Sprachwissenschaft nachrühmt, war sein Gönner ("Aus meinem L e b e n " S. 128). Daneben hörte er auch eifrig philosophische Vorlesungen und schon von seinem 2. Semester an, 1841/42, Sanskrit bei Brockhaus, den er einen "ausgezeichneten, gütigen, fördernden L e h r e r " nennt ("Alte Zeiten" S. 253). Außer Sanskritgrammatik und Geschichte der Indischen Literatur waren in seinem Kollegienbuch bezeugt Naia, Prabodhacandrodaya, Somadeva und R g v e d a , bei dem Spiegel sein Studiengenosse war ("Aus meinem L e b e n " S. 1 2 1 ) . In der Philosophie fühlte er sich anfangs besonders zu dem der Hegeischen Richtung angehörigen Hermann Weisse hingezogen, trotz der schwer ringenden Vortragsweise dieses tiefsinnigen Mannes ("Aus ' ) G e s c h r i e b e n a m 16. F e b r u a r 1 9 1 5 . ) U b e r b e i d e hat M. Müller in der Allg. D e u t s c h e n B i o g r a p h i e g e s c h r i e b e n .
2
KAP. X X X V I I .
MAX MÜLLER.
A U S G A B E DES
RGVEDA.
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meinem L e b e n " S. 109, 1 1 6 ) , dem sich auch der V e r f a s s e r dieser Geschichte für die A n r e g u n g zu geschichtsphilosophischer Betrachtungsweise zu D a n k verpflichtet fühlt. S p ä t e r fand M. Müller mehr Anhalt für sein besonderes Studium der Sprachwissenschaft und Etymologie, dem er sich "schon auf der Universität ganz h i n g e g e b e n hatte" ( " A u s meinem L e b e n " S. 1 1 9 ) , in der von Drobisch v o r g e t r a g e n e n Herbartschen Philosophie, aus der M. Müller die A n a l y s e der B e g r i f f e , die b e g r i f f l i c h e Erkenntnis herausgriff. D e r damalige Betrieb der klassischen Philologie hat ihn nicht voll befriedigt, doch v e r s c h a f f t e er ihm eine gründliche philologische Schulung. In der S p r a c h - und Religionswissenschaft hat er keine solche fachmännische Ausbildung genossen. F ü r die Religionsgeschichte fand er A n r e g u n g bei F r i e d r i c h S c h l e g e l und in Windischmanns W e r k " D i e Philosophie im Fortg a n g der W e l t g e s c h i c h t e " . Um Bopp und Schelling zu hören, ging er im J a h r e 1844 nach Berlin 1 ). A b e r er w a r enttäuscht von B o p p , der in der Vorlesung sein Manuskript ablas ( " A u s meinem L e b e n " S. 128). S o b e g a b er sich, obwohl ziemlich mittellos und u n e r f a h r e n , aber immer gute F r e u n d e findend2), nach Paris zu Burnouf. W e n n M. Müller jetzt in der Sprach- und in der Religionswissenschaft als Dilettant abgelehnt wird, so wird man ihm nicht ganz gerecht, selbst L . v. S c h r o e d e r nicht, der in seinen " R e d e n und A u f s ä t z e n " S. 296 ff. eine sonst sehr sympathische Charakteristik M. Müllers g e g e b e n hat. Die V e r g l e i c h e n d e Sprachwissenschaft ist in Deutschland empirisch aus sich selbst heraus zu einem System und zu einer Geschichte aller einzelnen W ö r t e r und F o r m e n ausgebaut worden. Dabei hat sich zugleich ein E i n b l i c k in die V o r g ä n g e oder Gesetze e r g e b e n , in denen sich das Sprachleben äußert. In E n g l a n d lebend hat M . M ü l l e r an dieser empirischen F o r s c h u n g nicht unmittelbar teilgenommen. Die Gesichtspunkte a b e r , die sich aus der Empirie für das L e b e n der S p r a c h e e r g e b e n , sind nur zum T e i l dieselben, wie die für die philosophische Betrachtung naheliegenden. Obwohl M. Müller auch von der strengeren L a u t l e h r e und von den neuen Ideen Kenntnis nahm, ist er doch in der Hauptsache auf einem älteren Standpunkte und bei seiner philosophischen Betrachtungsweise geblieben, für die er in dem weiteren K r e i s e der Gebildeten mehr E m p f ä n g l i c h k e i t f a n d , als bei den anderes erwartenden eigentlichen Fachvertretern. Diese nahmen auch mit R e c h t an manchem Einzelbeispiel Anstoß (θεός = deus) 3 ), das nicht mehr dem Stand der W i s s e n s c h a f t entsprach. Auf dem Gebiet der Mythologie und R e l i g i o n lag die S a c h e etwas anders. Hier hat auch die E n t w i c k l u n g der W i s s e n s c h a f t den W e g über M. Müllers Standpunkt genommen. A b g e sehen d a v o n , daß die F e h l e r seiner S p r a c h w i s s e n s c h a f t sich auch hier bemerklich machten, w a r er darin einseitig, daß er etwas zu sehr die vedische Mythologie zum A u s g a n g nahm, die zwar immer wichtig für eine höhere Stufe der R e l i g i o n bleiben wird, aber nicht zur Grundlage einer Betrachtung aller Religion dienen kann. Im allgemeinen ist festzuhalten, daß M. Müller als Philologe gut geschult war, als S p r a c h - und Religionsforscher manchmal ·) In diese Zeit fallen die ersten Veröffentlichungen M. Müllers: "Hitopadesa. E i n e alte indische Fabelsammlung aus dem Sanskrit zum erstenmal in das Deutsche übersetzt", L e i p z i g 1844, ferner Besprechungen von Johnsons erstem Buch des Hitopadesa und einer indischen Ausgabe des Mahänätaka mit englischer Übersetzung in den Jahrbüchern für wissensch. Kritik 1844, 1846, diese drei schon von Gildemeister, Bibl. Skr. Spec, verzeichnet. Dazu "Meghadüta, der Wolkenbote, dem K â l i d â s a nachgedichtet", 1847. E r lernte in Paris den Baron d'Eckstein kennen, für den er dann in L o n d o n arbeitete. W i r werden diesem bei A. W e b e r wieder begegnen. 3 ) S. die Nachträge.
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mehr wie ein Poet und Philosoph aufgetreten ist. In Paris fand er hauptsächlich philologische Anregung. M. Müller war der letzte der hervorragenden deutschen Sanskritisten, die zu B u r n o u f in die Lehre gingen. E r traf bei diesem noch mit Roth und Goldstücker zusammen, auch mit Gorresio und Néve (Rig-Veda-Sanhita VI S. V). Gegen Roth setzte sich bei ihm von Anfang an eine gewisse Abneigung fest ("Aus meinem L e b e n " S. 141), obwohl er ihn in der Vorrede zu Rig-Veda-Sanhita I S. X X V "my learned friend Professor Roth" genannt hat. Burnouf bezeichnete damals als die nächste große Aufgabe die Ausgabe des R g v e d a mit S â y a ç a s Kommentar. E r erklärte den Rgveda nach seines verstorbenen Freundes Rosen Ausgabe des I. Astaka. M.Müller sagt: "ich wurde ein eifriger Besucher seines Kollegs über die Hymnen des Rig-Veda, und hier ging mir eine neue Welt auf" (ebenda S. 139). Ohne Frage ist M. Müller hauptsächlich durch Burnouf zu seinem großen Werk angeregt worden. In dem Rückblick zu Anfang der Prelace zu Vol. VI der Rig-Veda-Sanhita sagt e r : "It was in the year 1845, when attending the lectures of Eugène Burnouf at Paris, that for the first time my thoughts became fixed on an edition of the Rig-veda and its voluminous commentary". Vgl. Vol. II S. L X . In der Vorrede zu seiner Übersetzung der Hymnen an die Maruts S. XVIII fg. schildert er Burnoufs Vorlesung über den Veda. Zunächst dachte er an eine Ausgabe in Deutschland. Während er auf der Bibhothek in Paris arbeitete, verwendete sich Alexander v. Humboldt, an den er von der Herzogin von Dessau empfohlen war, bei Friedrich Wilhelm IV. für dieses Unternehmen. E s stellte sich als zu kostspielig für jeden Privatverleger heraus, selbst bei Unterstützung aus der königlichen Schatulle ("Alte Zeiten" S. 189). M. Müller hat dann ernstlich an die Hilfe der Petersburger Akademie gedacht und sich zu diesem Zwecke 1845 mit Böhtlingk in Verbindung gesetzt. Auf diese Vorgänge bezieht sich Böhtlingks Schrift " F . Max Müller als Mythendichter", St. Petersburg 1891, womit zu vergleichen ist, was M. Müller 1902 in seiner Selbstbiographie ("Aus meinem L e b e n " S. 149 fg·) über die Geschichte dieses Petersburger Planes gesagt hat. Wenn die Arbeit so geteilt werden sollte, daß Böhtlingk den T e x t des Rgveda, M. Müller den T e x t des Säyaija übernahm, so ersieht man daraus, wie großen Wert M. Müller auf den letzteren legte. Im Jahre 1846 schrieb Roth (s. oben S. 256), daß er sich an der Bekanntmachung des Rgveda mit Säyaijas Kommentar unter Wilsons Leitung beteiligen werde. Wilson ist mit seiner Übersetzung dabei geblieben, aber an die Stelle von Roth, Trithen und Rieu ist M. Müller getreten. Der 1. Band ist schon im Jahre 1849 erschienen, als M. Müller 26 Jahre alt war. E s spricht für M. Müllers Begabung, Eifer und gewinnendes Wesen, daß er so jung so rasch so Großes hat erreichen können. Auf gut Glück begab er sich im Jahre 1846 von Paris nach London. Dort fand er sehr bald in dem preußischen Gesandten v. B u n s e n , der sich selbst in seiner Jugend für den Veda interessiert hatte, einen einflußreichen Förderer seiner Pläne. Ihm und Wilson ist es zu danken, daß die East India Company beschloß, das Werk auf ihre Kosten drucken zu lassen ("Aus meinem L e b e n " S. 166). An ihre Stelle trat vom 4. Bande an der Secretary of State for India, daher die letzten drei Bände der Königin Victoria gewidmet sind. M. Müller übernahm das Werk allein, Roths Beteiligung lehnte er ab (a. a. O. S. 141). Doch hat er bald gegen Bezahlung Hilfskräfte zur Mitarbeit herangezogen (vgl. Rig-Veda-Sanhita VI S. X X X I V ) , darin die Arbeitsweise der Engländer
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nachahmend, oder dem vergleichbar, daß L a s s e n in London für S c h l e g e l s A u s g a b e des R ä m ä y a n a gearbeitet hat. Der erste Amanuensis dieser A r t w a r Aufrecht, den er zwar hier nicht mit Namen nennt, aber doch deutlich g e n u g bezeichnet (Aus m. L . S. 167). Denn A u f r e c h t war es, dessen T e x t a u s g a b e in Transskription e r s c h i e n , ehe M. Müllers A u s g a b e vollendet war, was diesem allerdings nicht angenehm sein konnte. In der V o r r e d e zu Rig-Veda-Sanhita III S. X I V stattete er A u f r e c h t seinen Dank ab, " a s much of the correctness and accuracy of the last volumes was due to his conscientious cooperation". Später sind Brunnhofer, E g g e l i n g , Thibaut, Winternitz stille Mitarbeiter g e w e s e n . Im Jahre 1 8 5 4 erschien der zweite Band, 1 8 5 6 der dritte, 1862 der vierte, 1 8 7 2 der fünfte, endlich 1 8 7 4 der letzte. W i e indische Elephanten stehen die sechs gewaltigen Quartbände vor unseren A u g e n ! Die Hauptschwierigkeit bereitete der K o m m e n t a r des Säyaija, da die Handschriften wiederholt v e r s a g t e n und es damals auch nicht immer leicht w a r , Säyanas Zitate zu verstehen und nachzuweisen. M. Müller hat davon ausführlich in den V o r r e d e n gehandelt, in denen außerdem die Varietas Lectionis einen breiten R a u m einnimmt. Über die Zitate bei Säyaija handelte er schon in der V o r r e d e zu Vol. I. E r nannte hierbei S. X X I I I Böhtlingks A u s g a b e des Päiiini " a most e x c e l l e n t and meritorious w o r k " , so viel man auch g e g e n einzelne T e i l e derselben vorbringen könne. In der V o r r e d e zu Vol. V I kommt er auf diesen Gegenstand z u r ü c k , mit kritischer Betrachtung des Wortlauts der Zitate. In Betracht kommen Panini, V ä r t t i k a s , Dhätupätha, Unädi- und Phitsütra, Nirukta, A s v a l ä y a n a s árauta- und Grhyasütra, Anukramanl, S ä y a n a s K o m mentar Dhätuvrtti und Nyäyamälävistara, mehr vereinzelt Mahäbhäsya, K â à i k â , Pingala. Säyaija war vertraut mit den beiden Mimäipsäs. Besonders häufig aber zitiert er die heiligen T e x t e der TaittirTya: die K o m mentare zu diesen hatte er schon a b g e f a ß t , ehe er an den R g v e d a ging. Säyana w a r ein Südinder, in Südindien w a r die Schule der TaittirTya weit verbreitet (S. X X V I I I ) . Zu R g v . I 7 4 , 7 zitiert er s o g a r Taittiriyänäm Prâtiââkhyam (S. X X ) . Die Untersuchung über ältere Kommentare zum R g v e d a verläuft resultatlos (S. X X V I I ) . Schon für Vol. II hatte M. Müller aus Indien von Ballantyne, damals noch Principal of the Sanskrit C o l l e g e zu B e n a r e s , und von F . - E d w a r d Hall in Benares Unterstützung erhalten. In Vol. V I dankt er Burnell für Auskunft aus árngéri, dem Sitz von Säyanas N a c h f o l g e r n (S. X X X I I ) . Der Ansicht B u r n e l l s , daß nicht nur Mädhava und V i d y ä r a n y a , sondern auch Mädhava und S ä y a n a nur verschiedene Namen für ein und dieselbe Person seien, tritt er nicht bei (S. X X V ) . Ausführlich legt er die Grundsätze dar, nach denen er seinen T e x t konstituiert hat (S. X X X I I ff.). E s sind die Grundsätze der klassischen Philologie (S. X L V ) , deren Schule unter Gottfried Hermann und Haupt durchgemacht zu haben er sich rühmt (S. LUI). Immer und immer wieder bricht der persönliche Gegensatz durch, in dem er zu Böhtlingk, Roth und A. W e b e r stand, wenn sie auch gegenseitig ihre Verdienste anerkannten. Weber bezeichnete M. Müllers A u s g a b e in einer A n z e i g e des 1. Bandes als "ein großartiges Monument deutschen F l e i ß e s und englischer L i b e r a l i t ä t " (Ind. Streifen II 1 1 ) , hatte aber zuvor die Varianten einer alten von M. Müller nicht benutzten Berliner Handschrift des 1. A s t a k a zu einem kleinen S t ü c k des Kommentars mitgeteilt. M. Müller bespricht diese Varianten, indem er zu zeigen versucht, " h o w little they affect the t e x t as constituted by me twenty-five y e a r s a g o " (S. X L I ) , und wartet dann seinem K r i t i k e r mit der Kollation einer Handschrift von Mahidharas Kommentar zur V ä j a s a n e y i Indo-arische Philologie I. I . B .
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saiphitä auf, die dieser in seiner Ausgabe des Weißen Yajurveda benutzt hatte. Die Frage "Why are not such technical terms as gititi, sirahkampin, etc., given in the Petersburg Dictionary?" (S. X ) veranlaßte Böhtlingk zu einer Gegenbemerkung im Vorwort zum 7. Band des Wörterbuchs und zu einem scharfen Artikel "Zur Charakteristik Max Müllers" im Anzeiger zur Jenaer Literaturzeitung 1876, Nr. 6. Im allgemeinen aber hatte M. Müller die hohe Bedeutung des Petersburger Wörterbuchs schon in der Vorrede zu Vol. IV S. L X X 1 X anerkannt. Mit Roth hatte er sich in der Vorrede zu Vol. V auseinandergesetzt im Anschluß an eine Bemerkung Spiegels (S. VII ff.). Dieser hatte daran erinnert, daß weder Luther zu seiner Ubersetzung der Bibel, noch Schlegel zu seiner Übersetzung des Shakespeare einen Kommentar gegeben habe. Roth wollte den Schwerpunkt der Arbeit in eine gute Übersetzung des Rgveda legen. M. Müller betonte mehr die Notwendigkeit eines Kommentars, den aber auch Roth nicht völlig abgelehnt hat, sondern nur beschränkt wissen wollte auf Stellen, wo die Übersetzung nicht unmittelbar überzeugend, der Übersetzer seiner Sache nicht sicher sei. Wissenschaftlich am wichtigsten ist die Vorrede zu Vol. IV, die auch selbständig erschienen ist unter dem Titel "On ancient Hindu Astronomy and Chronology". Außer der Frage nach dem Ursprung der Naksatra behandelt er hier die in seiner History of Ancient Sanskrit Literature durchgeführte vedische Chronologie. Gleich im Anfang verteidigt er mit guten Gründen seine schon History S. 172 aufgestellte Ansicht, daß brähmana, der Name der zweiten Schicht der vedischen Literatur, von brahmán "priest" abzuleiten ist, und nicht von dem Neutrum brdhman, was Westergaards und Roths Ansicht war. Für den, der die Geschichte der Sanskritphilologie schreibt, ist ein Verzeichnis der damals (1862) lebenden Sanskritisten von Interesse (S. L X X I X ) . Von den verstorbenen fehlt Burnoufs Name nach dem Wilsons wohl nur aus Versehen. Wenn aber auch Prinsep nicht genannt ist, so wird dies daher kommen, daß von den europäischen Gelehrten sich eine Zeit lang nur wenige um Inschriften und Münzen kümmerten. Den Inhalt der Sarvänukramanf gab M. Müller den einzelnen Bänden in Tabellenform bei. Die Paribhäsäs dazu, von denen einige das technische Verfahren bei diesen Angaben verstehen lehren, hat der Verfasser dieser Geschichte in seiner Chrestomathie "Zwölf Hymnen des Rigveda mit Säyanas Kommentar'·', Leipzig 1883, zuerst veröffentlicht. "Kâtyâyana's Sarvânukramaijî" ist dann vollständig, mit Sadguruáisyas Kommentar und Indices, von Macdonell in den Anecdota Oxoniensia herausgegeben worden, 18S6. Alphabetische Verzeichnisse der Gottheiten und der Rsis nach der Anukramanï sind dem letzten Bande der "Rig-Veda-Sanhitä" beigegeben, ebenso ein Index der Versanfänge. Aber die wichtigste Beigabe ist der vollständige Index Verborum zum Padapätha des Rgveda, verteilt auf Band V und VI. Der junge Gelehrte, der diesen von M. Müller selbst angelegten Index sorgfältig nachgeprüft hat (V S. X X V ) , war E g g e l i n g . Graßmann hat sein Wörterbuch (Leipzig 1873 —1875) nach diesem Index ergänzen können. Diese I. Ausgabe des Rgveda mit Säyanas Kommentar war in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt worden. Da sie auch in Indien gekauft wurde, war sie bald vergriffen. Der India Council lehnte es ab, die Kosten einer 2. Ausgabe zu übernehmen (I 2 S. LII). Die 2. Ausgabe " R i g Veda-Saiphitä, the Sacred Hymns of the Brahmans, together with the Commentary of Sâyanâchârya" in vier Quartbänden, wurde veröffentlicht "under the Patronage of His Highness the Maharajah of Vijayanagara (Sir
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Pasupati Ananda Gajapati R a z ) " , der 1. und 2. Band L o n d o n 1 8 9 0 , der 3. und 4. Band 1892. Im 1. und 4. Band sind die V o r r e d e n der 1. A u s g a b e a b g e d r u c k t , aber die Indices fehlen dieser 2. A u s g a b e . Ihr U m f a n g ist g e r i n g e r , weil der Kommentar in kleineren T y p e n gedruckt worden ist. J e d e r Band enthält auch eine neue Varietas L e c t i o n i s , denn es standen dem H e r a u s g e b e r neue Handschriften zur V e r f ü g u n g . Namentlich im 1 . Mandala hat der T e x t des Kommentars vielfach verbessert werden können. M. Müller rühmt dankbar die Hilfe von Bühlers Schüler Winternitz bei dieser mühsamen Arbeit (I S. LIII). S o sorgfältig auch schon der T e x t der I . A u f l a g e konstituiert worden war, so ist doch die 2. eine verbesserte A u f l a g e . Mehr oder w e n i g e r abhängig von M. Müllers 1. A u s g a b e w a r e n zwei B o m b a y e r A u s g a b e n von Säyaijas Kommentar und Petersons 1888 und 1892 ff. in der Bombay Sanskrit Series erschienene vedische Bücher " H y m n s from the R i g v e d a , ed. with Sayana's commentary, notes and a translation" und " H a n d b o o k to the study of the R i g v e d a " , dessen Part I Säyanas Einleitung, Part II das 7. Magdala enthält. Die erste B o m b a y e r A u s g a b e w a r ein bloßer Nachdruck (in 8 Bänden, S a k ä b d ä l j 1 8 1 0 — 1 8 1 2 ) , die H e r a u s g e b e r der zweiten, Bodasopâhva-Râja-Râmaàâstri und G o r e ityupäbhidha- Siva-Rämasästri, haben auch einige Handschriften benutzt und einen hier und da verbesserten T e x t g e g e b e n . Von diesen Verhältnissen berichtet M. Müller in der V o r r e d e zum 4. Band S. C L X I I ff. Sofort nach der Vollendung seiner " E d i t i o P r i n c e p s " veranstaltete M. Müller auch eine A u s g a b e des R g v e d a " R e p r i n t e d from the Editio P r i n c e p s " , ohne Säyaijas Kommentar, " T h e Hymns of the R i g - V e d a in the Sarphita T e x t " und "in the Pada T e x t . . .", in zwei Bänden, London 1 8 7 3 , 2. A u s g a b e " R i g V e d a Saiphitä. In the Saiphitâ and Pada T e x t s " , 1877. Schon zuvor war erschienen, im Anschluß an M. Müllers oben I S. 1 5 0 erwähnte A u s g a b e des Prâtiâàkhya, " D i e Hymnen des R i g - V e d a in Saiphitäund P a d a - T e x t . Das 1. Mandala zum Gebrauch für V o r l e s u n g e n " , L e i p z i g 1869, offenbar eine stecken gebliebene A u s g a b e für Deutschland. F ü r das richtige Verständnis der Hymnen, die Aufhellung der dunklen Stellen, hat M. Müller durch eigene F o r s c h u n g nicht so großes geleistet. A b g e s e h e n von einzelnen in seiner History und in seinen E s s a y s übersetzten Hymnen ist es mit einer Übersetzung und E r k l ä r u n g des ganzen R g v e d a bei einem 1. B a n d e geblieben (mit einigen Hymnen mehr wieder a b g e d r u c k t in den S a c r e d B o o k s of the East, Vol. X X X I I ) : " R i g - V e d a - S a n h i t a . T h e S a c r e d Hymns of the B r a h m a n s " , Vol. I " H y m n s to the Maruts or the Storm-Gods", L o n d o n 1 8 6 9 , gewidmet dem Andenken an C o l e b r o o k e , Rosen, Burnouf, "the three founders of V e d i c Scholarship in E u r o p e " . M. Müller hat hier gezeigt, wie er sich einen Kommentar als R e c h t f e r t i g u n g der Übersetzung zunächst gedacht hat. Der Abdruck aller Parallelstellen, kurz der ganzen Präparation, in derselben W e i s e für den ganzen R g v e d a durchgeführt, würde zu einem unerschwinglichen R i e s e n w e r k ohne Übersichtlichkeit geführt haben. Durch Beschränkung auf das Notwendigste hat H. Oldenb e r g , obwohl er auch die Kritik der überlieferten äußeren F o r m des T e x t e s aufgenommen hat, in unseren T a g e n einen fortlaufenden Kommentar mäßigen U m f a n g s herzustellen verstanden 1 ). M. Müllers lange V o r r e d e hat v o r w i e g e n d apologetischen Charakter. E r rechtfertigt die Methode, nach der e r ° d e n T e x t in seiner " E d i t i o P r i n c e p s " hergestellt hat, wobei er mehr ') Oldenberg hat seinem Werke den T i t e l " R g v e d a . Textkritische und exegetische N o t e n " gegeben. Die Bezeichnung als K o m m e n t a r lehnt er bescheidenerweise zu A n f a n g des 2. Bandes ab, das sei es nicht und wolle es nicht sein. 18*
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als bisher die Wichtigkeit des Pratiáákhya für die treue Überlieferung des Textes hervorhebt, und setzt sich in seiner geschickten Weise mit A u f r e c h t s transskribierter Ausgabe auseinander (S. X X X I , XLIIIff.), indem er deren Fehler zusammenstellt. Rückhaltloser ist die Anerkennung, die er den Arbeiten von A. K u h n , die sich auf die Textgestalt des Rgveda beziehen, zuteil werden läßt (S. X X , LXVIIff.). Eingehend bespricht er die Mittel, die das Prätisäkhya zur Erfüllung des Metrums an -die Hand gibt, erklärt sich aber gegen jede Änderung des überlieferten Wortlauts, auch wenn durch sie eine größere Regelmäßigkeit des Metrums herbeigeführt werden könnte. Dieser Standpunkt ist berechtigt. Der seit mehr als 2000 Jahren unverändert überlieferte T e x t des Rgveda muß auch für den Philologen sakrosankt sein, mit seinen Fehlern. Die Verbesserungen gehören in die Anmerkungen oder in den Kommentar. Eine sogenannte kritische Ausgabe des Rgveda, wie sie einigen Gelehrten vorgeschwebt hat, kann ebensowenig an die Stelle des überlieferten Textes treten wie Ficks "in der ursprünglichen Sprachform wiederhergestellter Homer". Ein Ansatz zu solcher Restitution des Ursprünglichen, den Böhtlingk in der 2. Auflage seiner Chrestomathie (1877) gemacht hatte, ist von Garbe in der 3. Auflage wieder aufgegeben worden 1 ). Böhtlingk versuchte, ebenda in den Anmerkungen, sich über das historische Verhältnis der Saiphitä zum Padapätha durch etwas verwickelte Vermutungen klar zu werden, M. Müller beschränkte sich auf die Erklärung, daß weder die Sarphitä noch der Padapätha den ursprünglichen T e x t darstelle (S. XXVII). Zu den Fehlern, die M. Müller beispielsweise anführt, gehört ca rdtham I 70, 4 für cardtham, ferner u lokdrn, das zuerst von A. Kuhn zu ulokdm zusammengezogen worden ist (S. LXVIIIff.). Ludwig nahm dieses letztere Wort nicht an. Daß in Wörtern wie adhOaränam der vorletzte lange Vokal metrisch einen Iambus vertritt, hat zuerst Rosen gesehen (S. XX). Gleichfalls "under the patronage of the Court of Directors of the EastIndia Company" erschien ein Jahr nach M.Müllers erstem Band der 1. Band von W i l s o n s schon in Indien angefangener Ü b e r s e t z u n g des Rgveda, die zusammen mit M. Müllers Textausgabe ein großes Ganze bilden sollte: "Rig-Veda-Sanhitä. A Collection of Ancient Hindu Hymns, constituting the first Asht'aka, or Book, of the Rig-Veda", London 1850. Wilson hatte sie vollendet, nach seinem Tode ist der Druck vom 4. Bande an von Ballantyne, Cowell, dann von des letzteren Schüler W. F. Webster besorgt worden. Der 6. und letzte Band erschien 1888. Webster bemerkt hier in der Vorrede, daß Wilson mehr Säya^as Auffassung als den Rgveda selbst übersetzt habe. Aber in dieser ihrer Einseitigkeit hat Wilsons Übersetzung einen dauernden Wert. Die Vorrede zum 1. Bande veranschaulicht in schlichter Darstellung, was man vor Roth und M. Müller über den Veda wußte, und entwirft auf Grund des 1. Astaka eine leichte Skizze von den vedischen Göttern und Kulturverhältnissen.
') In der 1. Auflage seiner Chrestomathie hatte Böhtlingk die Hymnen in dreifacher F o r m gegeben : zuerst die überlieferte Saiphitä, aber ohne Accentuation, dann die Restitution, mit Bezeichnung des Udätta durch übergesetztes skr. an dritter Stelle in kleinem Druck ein modifizierter Padapätha. In der 2. Auflage gab Böhtlingk nur den von ihm restituierten T e x t .
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MAX MÜLLER. HISTORY OF ANCIENT SKR. LITERATURE. In der Vorrede zum ι. Bande seiner Ausgabe des Rgveda hatte M. Müller schon 1849 ein "Introductory Memoir on the Literature of the V e d a " angekündigt. E r wurde inzwischen 1851 zum Deputy Professor, 1854 zum Professor of Modern European Languages and Literature an der Universität Oxford ernannt, was ihm anderweitige Verpflichtungen auferlegte. So erschien das aus jenem Memoir erwachsene, Wilson gewidmete Werk " A H i s t o r y of A n c i e n t S a n s k r i t L i t e r a t u r e " erst London 1859, in 2. (unveränderter) Auflage i860 (vgl. Goldstücker, Pánini S. 241). Der Zusatz auf dem Titel "so far as it illustrates the primitive religion of the Brahmans" läßt seine religionsgeschichtliche Stimmung erkennen. Wenn auch dieses Werk zum Teil schon zehn Jahre früher geschrieben, nach den Angaben der Vorrede zehn Bogen davon schon 1851 gedruckt waren, so war ihm doch jedenfalls Roths grundlegende, gleichfalls Wilson gewidmete Schrift vorausgegangen. Was bis zum Jahre 1859 erschienen war, hat M. Müller seinem Werke einverleibt. Sind ihm auch andere in manchen Punkten zuvorgekommen, so gereichte ihm doch zur Genugtuung, daß das Neue mit seinen eigenen Ansichten übereinstimmte. Die Introduction S. ι—66 macht den Eindruck einer glänzenden Rede und sucht in geschichtsphilosophischer Weise, Indien mit Griechenland vergleichend, die Einzigartigkeit des V e d a , des "most Ancient Book of the Aryan Family", seine Bedeutung für die Geschichte Indiens, für die Weltgeschichte darzutun. Der Veda bildet ein Ganzes für sich, es lassen sich Zusammenhänge zwischen ihm und der späteren Literatur nachweisen (S. 36), aber Rämäyaija, Mahäbhärata, die Purâçen, das Gesetzbuch des Manu sind "no authority for the History of the Vedic A g e " . Vieles Bekannte hat hier einen vorzüglichen Ausdruck gefunden, wichtige Einzelstellen geben der allgemeinen Darstellung eine gewisse Grundlage. So illustriert er die Lehre vom atman durch das Gespräch des Yajñavalkya mit der Maitreyi aus dem Brhadäranyaka, allerdings mit einer unannehmbaren Etymologie dieses Wortes (S. 20ff.). Es gab in Indien "no history to call forth a historian" (S. 30). Um so bedeutender Indiens Stellung "in the i n t e l l e c t u a l history of mankind" (S. 32). Das Menschengeschlecht bedurfte einer allmählichen Erziehung, "before, in the fulness of time, it could be admitted to the truths of Christianity" (S. 32). Die Buddhisten standen zu den Brahmanen ungefähr in demselben Verhältnis wie "the early Protestants to the Church of Rome" (S. 33). Die buddhistische Aera teilt die ganze Geschichte Indiens in zwei Teile in derselben Weise wie die christliche Aera die Geschichte der Welt (S. 35). Ein Merkmal der vedischen Literatur ist, daß der Anustubh-áloka noch nicht das Versmaß ganzer Werke ist, wie im Rämäyana, Mahäbhärata, Gesetzbuch des Manu (S. 68). Mit der jüngsten Schicht beginnend und in das Altertum hinaufsteigend stellt M. Müller die vedische Literatur in vier Kapiteln im Rahmen eines chronologischen Systems dar, indem er vier verschiedene Schichten annimmt und diese auf v i e r verschiedene P e r i o d e n verteilt: die'Sütra-Periode 200 bis 600 v. Chr. (S. 244), die Brähmaija-Periode 600 bis 800 v. Chr. (S. 445), die Mantra-Periode 800 bis 1000 v. Chr. (S. 497), die Chandas-Periode
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1000 bis 1200 v. Chr. (S. 572). Die Sütra-Periode bildet die Grundlage dieser Berechnung, denn in sie hinein fallen die einigermaßen sicheren Daten der älteren indischen Geschichte, Buddhas Auftreten und der Zug Alexanders nach Indien. Auf eine Beschreibung des Sütrastils (S. 71 ff.) folgt ein Abschnitt über den Unterschied von srtiti und smrti und die Lehre der Brahmanen von dem nicht menschlichen Ursprung des Veda. Über diese Lehre hat dann J. Muir im 3. Band seiner Original Sanskrit T e x t s ein reiches Material zusammengetragen. M. Müller führt für die Argumentation der Inder Stellen aus Kumärilas Tantravärttika und Säyanas Kommentar zur Paräsarasmrti an, die er den Handschriften entnehmen mußte. Unter den Sütren seiner Sütraperiode versteht er die Werke, die zu den V e d ä n g e n gehören oder in Beziehung stehen. Die alten Vedängen waren gehaltvoller als die dürftigen Werkchen, die jetzt unter diesem Namen gehen (S. 145), man muß ihre Lehren in den Brähmaiias und Sütren suchen (S. 110). Der Siksä ordnet er die Prâtiââkhyen unter, deren AVesen er ebenso wie Roth in der Einleitung zum Nirukta bestimmt (s. oben S. 2571, ohne jedoch näher auf ihre Lehre einzugehen. Die ursprüngliche Bedeutung der Wörter säkhä, carana und pärsada hat er schärfer gefaßt, als vor ihm geschehen (S. 123 ff., vgl. S. 377 ff.). Zum Besitz der carana oder vedischen Schulen gehören auch die Sämayäcärika- oder Dharma-sütren (S. 132), deren Namen er schon zuvor (S. 1 0 1 ) erklärt hatte. E s war ihm das große Sütrawerk der Apastamba bekannt, das in schöner Vollständigkeit die Kalpa-, Grhya- und Dharma-sütren enthält (S. 134). Das Äpastambiyadharmasütra ist später von Bühler herausgegeben und übersetzt worden. M. Müller dankt diesem hier am Ende der Vorrede für Anfertigung des Index zu seinem Buche. Die Stellen aus jenem Sütra und aus Haradattas Kommentar dazu entnahm M. Müller einer Handschrift. Eingehender als die kurzen Bemerkungen über Chandas und Vyäkaraija (S. 1 4 7 — 1 5 2 ) ist die Beschreibung des Vedänga "Nirukta, or Etymology", bei deren Ausarbeitung ihm Roths Ausgabe von Yäskas Nirukta noch nicht vorgelegen zu haben scheint. In einer Anmerkung zu S. 157 stellt er gegenüber Roth die Namen der drei alten Wörtersammlungen richtig, im Anschluß an eine Stelle aus Säyanas Kommentar, in der auch auf den Zusammenhang des vedischen Nighaçtu mit den spätem Wörterbüchern des Amarasiipha, Haläyudha u. s. w. hingewiesen ist. Während Roth sich auf eine Übersetzung von Yäskas berühmter Einleitung über die Wortarten und Etymologie beschränkte, vergleicht M. Müller die Entwickelung der Grammatik in Indien, über die Nirukta, Prätisäkhyen und Päijini Aufschluß geben, mit der Geschichte der Grammatik in Griechenland, nicht bloß geistreich, sondern auch sehr substantiell, indem er auch hier die Inder selbst, unter ihnen den Kommentator Durga, reden läßt. In dem Abschnitt über den K a l p a oder das Ritual hat M. Müller besonders klar auseinander gesetzt, wie die Existenz und der Unterschied der drei oder vier Veden in der Drei- oder V i e r z a h l der H a u p t p r i e s t e r beim Opfer begründet ist. Die Rgvedasaiphitä ist gesammelt "without any reference to sacrificial purposes". Aber die Brâhmaças der drei Veden setzen die drei Klassen der Priester voraus (S. 173). Die Sarphitä des weißen Yajurveda ist eine für die Opfer angelegte Sammlung der Formeln und Verse, die der Adhvaryu bei seinen manuellen Funktionen mit leiser Stimme zu murmeln hatte. Die Saqihitä des Sämaveda ist ein "book of songs" und enthält den T e x t der Verse, die der Udgätar beim Opfer (nach den saman genannten Melodien der Gänas) zu singen hatte. Der Hotar rezitierte seine Verse des Rgveda
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mit lauter Stimme nach den strengen Regeln der Aussprache und Akzentuation. Für ihn gab es keine besondere Zusammenstellung der Hymnen und einzelnen Verse nach der Ordnung ihres Gebrauchs beim Opfer, er mußte den ganzen Rgveda auswendig wissen (S. 175). Auf den "Brahman or Purohita", den überwachenden vierten Priester, dem der Atharvaveda zugeteilt worden ist, kommt er an späteren Stellen zu sprechen (S. 431, 447). Auch die Verzweigung des Veda durch die vedischen Schulen, für die er den C a r a n a v y ü h a in Handschriften und in Rädhäkäntas Sabdakalpadruma benutzte (S. 251, und S. 367 ff., wo er Webers Ausgabe in der Anmerkung erwähnt) hat M. Müller hier eingehend erörtert. E r Schloß daran auch ein Verzeichnis der G o t r a s , der Geschlechter oder Hauptfamilien der Brahmanen (S. 379 ff.). M. Müller unterschied drei Arten der caranas, je nachdem sie ihren Ursprung nahmen mit dem T e x t einer Samhitä, eines Brähmana oder eines Sütra (S. 251, vgl. S. 364 Anm. 3). An die Ivalpasütren schließen sich die Kuladharmas an, die teils Grhya- teils Dharmasütra sind (S. 201). M. Müller hat zuerst mit Bestimmtheit ausgesprochen, daß in den Dharmasütren die Originale der späteren metrischen Gesetzbücher des Manu, Yäjfiavalkya u. s. w. zu erblicken seien, und schon vor Stenzler eine Vorstellung vom Inhalt der G r h y a s ü t r e n gegeben, die in so einzigartiger Weise die religiöse Regelung des privaten Lebens vorführen. Für vieles, was seitdem durch Ausgaben und Abhandlungen allgemein bekannt geworden ist, hat M. Müller aus Handschriften geschöpft, so für die zehn Sütren des Sämaveda, die sich vorwiegend auf das Ritual beziehen (S. 209). Das 6. Vedänga, Jyotisa, ist wie die Siksä nur durch ein dürftiges Werkchen vertreten, das später von Weber veröffentlicht worden ist. Die Astronomie ist in Indien wie anderswo aus dem Bedürfnisse entsprungen, die Zeiten der Opfer genau festzulegen. Astronomische Angaben finden sich mehrfach in den Brähmaijas und im Rgveda. M. Müller verweist auf Rgv. I 25, 8, wo sich unverkennbar eine Anspielung auf einen 13. Schaltmonat findet. In die Sütraperiode gehören auch die A n u k r a m a n ï s , von denen M. Müller die des Rgveda schon für seine Ausgabe zu verwerten begonnen hatte. Er kannte auch die Anukramanîs des Yajurveda und des Sämaveda, unter den letzteren das zur Sruti gerechnete Ärseyabrähmana, aus dessen Anfang er eine Stelle zitiert (S. 226). Über die von den Gottheiten des Rgveda handelnde Brhaddevatä des Saunaka hatte A. Kuhn die erste genauere Kunde gebracht (S. 217). á a u n a k a , seine Nachfolger Asvaläyana und Kätyäyana sind als Autoren dieser Literaturgattung bekannt (S. 215, 229). Über diese drei teilt M. Müller eine längere Stelle aus Sadguruáisyas Kommentar mit (S. 230 ff.). Indem er den Verfasser der Värttikas zu den Sütren des Panini, den Verfasser der Sarvânukramanî und den gewöhnlich Vararuci genannten Kätyäyana für eine und dieselbe Person hält, nimmt er auf Grund der von Böhtlingk (s. oben S. 241) nicht in derselben Sache verwendeten Legende bei Somadeva an, daß dieser K ä t y ä y a n a zur Zeit des letzten Nanda, also in der 2. Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. gelebt habe. Dies würde etwa die Mitte der Sütraperiode gewesen sein, die Perspektive in die ältere Zeit gibt Saunaka, aber auch später als Kätyäyana hat es Verfasser von solchen Sütren gegeben. So kam M. Müller dazu, seine Sütraperiode in die Zeit zwischen 600 und 200 v. Chr. zu setzen (S. 244). Ehe M. Müller die chronologischen Fragen noch weiter fortsetzt, schiebt er einen Abschnitt über die P a r i á i s t a oder "Paralipomena" ein, eine Literatur von Nachträgen. Sie verteilen sich auf die vier Veden. Zu den achtzehn des Yajurveda
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gehört der von M. Müller viel benutzte C a r a n a v y ü h a , dem er auch die L i s t e dieser 1 8 Pariáista entnahm. F ü r die meisten von ihnen konnte er Handschriften nachweisen. E r nennt auch Pariáistas des R g - und Sämaveda. Die dem Kauáika zugeschriebenen Pariáistas der Ätharvana hatte W e b e r auf 74 geschätzt. Sie sind neuerdings von v. Negelein vollständig h e r a u s g e g e b e n worden. Den A n f a n g mit der H e r a u s g a b e von Pariáistas machte W e b e r mit dem wichtigen C a r a n a v y ü h a im 3. Bande der Indischen Studien (1855), u n d m ' t dem Pratijñásütra, das sich an das Prätisäkhya des weißen Y a j u r v e d a anschließt, in den Abhandlungen der Berliner A k a demie vom Jahre 1 8 7 1 (1872). Das R g v i d h ä n a , bei M. Müller erwähnt S. 234, das die abergläubische V e r w e n d u n g der R g v e r s e lehrt, wurde von Rud. M e y e r h e r a u s g e g e b e n , Berlin 1 8 7 8 ; das Grhyasaipgrahaparisista des Gobhilaputra von Bloomfield in B a n d X X X V der Zeitschrift der DMG. ( 1 8 8 1 ) , auch in der A u s g a b e des Gobhila-Grhyasütra der Bibliotheca Indica; der I. Prapäthaka des K a r m a p r a d i p a , eines anderen Pariáista zum GobhilaGrhyasütra, bei M. Müller erwähnt S. 2 0 1 , von F . Schräder, Halle 1 8 8 9 ; der 2. Prapäthaka von A . v. Staël-Holstein 1890. Da das Auftreten des Buddhismus und die Zeit des Candragupta in seine Sütraperiode fällt, hat M. Müller hier zum Schluß die chronologischen F r a g e n eingehend behandelt (S. 260 ff.). Über die Zeit des Candragupta besteht kein Zweifel, wohl aber weichen die A n g a b e n für das T o d e s j a h r B u d d h a s in den verschiedenen Quellen um Hunderte von Jahren von einander ab. M. Müller bringt hier nichts Neues, er beschränkt sich darauf, die Unsicherheiten aller dieser Nachrichten hervorzuheben, nicht nur der aus den chinesischen und tibetischen, sondern auch der aus den ceylonesischen Quellen stammenden, und gelangt zu seinem Ansatz für das T o d e s j a h r Buddhas durch eine Kombination von sicheren und unsicheren A n g a b e n (S. 298). Sicher ist, wenn auch nicht in den Einern, der A u s g a n g s p u n k t , das für den Regierungsantritt Candraguptas aus der griechischen Geschichte gewonnene Jahr 3 1 5 v. Chr. Die Puränen (Visiju IV 24, 7 fg.) und der Mahävaipsa stimmen darin überein, daß auf Candragupta sein Sohn Bindusära, dann dessen Sohn A s o k a folgte. Sie stimmen auch darin überein, daß C ä n a k y a oder Kautilya, der jetzt durch die Auffindung des Kautilïya Nïtiââstra in den V o r d e r g r u n d des Interesses g e r ü c k t worden ist, dem Candragupta zur H e r r s c h a f t verhalf. Die im Mahävamsa V 18 (vgl. Dipav. V 100) g e g e b e n e n R e g i e r u n g s z e i t e n werden auch nicht weit von der Wahrheit entfernt sein. Darnach ist A s o k a im J a h r 263 zur R e g i e r u n g gelangt und 4 Jahre darauf, im Jahre 259 v. Chr. geweiht worden. Dieses E r e i g n i s aber hat nach dem Mahävarpsa V 2 1 (Dïpav. V I 1) 2 1 8 J a h r e nach dem Nirväna Buddhas stattgefunden: 259 + 2 1 8 ergibt für dieses das J a h r 477 v. Chr. Zu demselben J a h r e 477 gelangt e r , indem er zu 3 1 5 , dem Jahre von Candraguptas Regierungsantritt, 1 6 2 hinzuzählt, d. i. die Summe der Regierungszeiten der K ö n i g e von Ajätasattu a n , der noch 24 Jahre nach Buddhas T o d regiert hat, bis zu Candragupta (nach Mahäv. II 32, IV I ff. und V 14ff.). In Chapter II " T h e Brähmaija P e r i o d " diskutierend weiter vom J ü n g e r e n zum Alteren aufsteigend, beginnt er mit den Ä r a n y a k a s und den U p a n i s a d e n . F ü r die letzteren lag schon seit Anquetil Duperrons Oupnekhat eine umfangreiche gelehrte Literatur vor (S. 325ff.). M. Müller schätzte die Zahl der Upanisaden nach Elliot auf 108, " a n d even h i g h e r " . Die ältesten waren in der Bibliotheca Indica (S. 3 1 5 ) , einige schon früher, v e r öffentlicht worden : B r h a d ä r a p y a k a , Aitareya, C h ä n d o g y a , Taittirïya, Tsä,
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Kena, Katha, Praána, Muijdaka, Mändükya. Auch die ávetáávatara Up. benutzte (S. 319), und die Kausîtaki Up. kannte er (S. 337 fg.). Ohne ausführlicher auf die Lehren einzugehen, erwähnt er doch aus der Chändogya-Upanisad IJI, 14, 4 und aus dem Satapathabrähmapa die Lehre des Sändilya, daß Atman und Brahman identisch sind (S. 323). Die Wörter aranyaka und upanisad kommen zwar bei Päijini vor, aber nicht als Bezeichnung von Literaturwerken (S. 339fg.). Das á a t a p a t h a b r a h m a i j a mit seinem Äraij.yaka hielt er für jünger als die Brähmajjas und Araijyakas anderer Veden (S. 330, 376), des Yajñavalkya wegen, auf den der weiße Yajurveda zurückgeführt wird, und dessen spätere Zeit er aus dem tulyakälatvät des Värttika zu Pä. IV 3, 105 folgerte (S. 363, vgl. oben S. 249). Die acht Brähmanas des Sämaveda kannte er aus einer Angabe des Säyana (S. 348), nur das Vaipáabrahmaija war damals von Weber herausgegeben (S. 356 Anm.). Stil und ritualistischen Inhalt der Brähmaijas veranschaulicht er durch Übersetzung und T e x t der Dîksanïyâ im Aitareya und eines Stückes aus dem Kausîtaki Brähmana (S. 390ff.). Für den legendarischen Inhalt gibt er außer kleineren Stücken die zwei berühmtesten Geschichten, die auch Böhtlingk in die 2. Ausgabe seiner Chrestomathie aufgenommen hat, die Geschichte von S u n a h á e p a aus dem Aitareya- und die F l u t s a g e aus dem Satapatha-brähmana. Von der ersteren, die alsbald auch von F. Streiter behandelt worden ist in seiner Dissertation "De Sunahsepo fabula indica", Berlin 1861, und die schon durch Roth bekannt gemacht worden war (s. oben S. 257), gab er den vollständigen T e x t im Appendix, mit den Abweichungen der im Sänkhäyanasütra enthaltenen Version. Wie ein Nachtrag ist an den Schluß des Kapitels (S. 445 ff.) ein Abschnitt über das zum Atharvaveda gehörige Gopathabrähmana gestellt, über dessen Inhalt er, nach einer Londoner Handschrift, etwas mehr sagt als Weber. Eine Ausgabe erschien erst 1870—72 in der Bibliotheca Indica. M. Müller hielt den ersten Teil dieses Werkes für nicht jünger als die anderen Brähmanas (S. 454). Nach Bloomfields Abhandlung " T h e position of the Gopatha-Brähmaria in Vedic Literature", im Journal der AOS. X I X I ff., würden sogar Kausika- und Vaitäna-sütra älter sein als Pürva- und Uttarabrähmaija. Vgl. Bloomfield, "The. Atharvaveda and the Gopatha-brähmaiia" in diesem Grundriß, 1899. Die langen Listen der Lehrer im áatapathaund Vaipsa-brähmana beweisen für M. M., daß er seine Brähmanaperiode mit 200 Jahren, 600—800 v. Chr., eher zu kurz als zu lang angesetzt hat (S. 445). M. Müller betont, daß nicht nur durch das künstliche Ceremonial, sondern auch durch veränderte Vorstellungen von den Göttern in den Brähmanas "a complete misunderstanding of the original intention of the Vedic hymns" eingetreten sei, und verweist dabei auf den Hymnus, aus dem ein Gott K a entstanden ist (S. 432 fg.). Es ist vielfach beanstandet worden, daß M. Müller seine zwei ältesten Perioden "Mantra" und "Chandas Period" genannt hat, weil die Bedeutungen der Wörter mantra und chandas dem Wesen dieser Perioden wenig entsprechen 1 ). Die Mantraperiode soll die Periode des Sammeins sein, in ihr ') Mantra ist eine allgemeine Bezeichnung der heiligen Verse und Sprüche des Veda. Die PürvamTmäipsä II I, 32fr. bezeichnet mantra und brähmana als die beiden Hauptbestandteile des Veda. Dieser Unterschied wird erst in einer späteren Zeit so formuliert worden sein: so könnte mantra zur Bezeichnung der heiligen Verse und Formeln in einer zweiten Periode gerechtfertigt werden. Chandas bezeichnet den Veda im allgemeinen in den mehrmals bei Pacini wiederkehrenden Worten bahulam chandasi (vielfältig im Veda) und hat außerdem die Bedeutung Metrum, Metrik: vielleicht darf daher mit diesem Worte eine erste vedische Periode benannt werden, in der zuerst Suktas in metrischer F o r m gedichtet wurden, neben einem alten Bestand von Opferformeln in Prosa.
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entstanden die in den 10 Mandatas enthaltenen Einzelsammlungen und deren Vereinigung zu der großen Saiphitä des Rgveda. Ihr gehören die späteren Hymnen an. Die Dichter selbst unterscheiden zwischen "ancient and modern hymns". Ein neues Lied wurde als eine besondere Ehrung der Götter angesehen (S. 481). Spätere Hymnen stehen besonders im 1. und in den drei letzten Magdalas, obwohl es in diesen Büchern auch nicht an alten Hymnen fehlt (S. 479). Zu den Kriterien, an denen man ein späteres Lied erkennt, gehören die Namen der verschiedenen Priester und andere Andeutungen des ausgebildeten Rituals. M. Müller kommt in diesem Abschnitt nochmals auf die verschiedenen Arten der Priester zu sprechen, auf die 16 rtvtj, im Anschluß an Äsvaläyanas Kalpasütra IV 1, 6 (S. 468 ff.), und auf den Purohita, der neben dem priesterlichen auch einen politischen Charakter hatte (S. 485 ff.). Auch R g v . VII 103 das Lied an die Frösche, das er hier übersetzt (S. 494), und die Dänastutis (S. 493) rechnet er zu den späteren Hymnen, die erst in seiner Mantraperiode entstanden sein sollen. Um mehrere Generationen " o f m o d e r n poets" und mehrere Klassen von Sammlern unterzubringen, glaubt er die Zeit 800—1000 v. Chr. ansetzen zu dürfen (S. 497). Ein längerer Abschnitt hat die Überschrift " T h e I n t r o d u c t i o n of W r i t i n g " (S. 497ff.). Wie Benfey, und im Gegensatz zu Roth (s. oben S. 241), ist er der Ansicht, daß die Sammlung der Hymnen nicht schriftlich erfolgt ist, daß "before the time of Pâriini, and before the first spreading of Buddhism in India, writing for literary purposes was absolutely unknown" (S. 507). Denn in der alten Literatur sei nirgends von Schrift und Schreiben die Rede. Ausführlicher als Roth gibt er die Stelle aus dem Prâtiââkhya wieder, die vom Auswendiglernen des Rgveda handelt (S. 503). Bei Manu und Yajñavalkya werden schriftliche Dokumente erwähnt, aber nicht in den Dharmasùtren (S. S ^ f g · ) · Erst bei Vopadeva werden Anusvära und Visarga nach ihrer schriftlichen Gestalt mit "vindu" und "dvivindu" bezeichnet (S. 508). Die Inschriften des Asoka fallen ins 3. Jahrh. v. Chr. (S. 520), das griechische Alphabet war schon vor Alexanders Invasion bekannt (S. 51C). In dem fabelhaften Bericht des Lalitavistara über den Unterricht, den der junge Buddha erhielt, werden die Namen von 64 indischen Alphabeten genannt; das Alphabet, das er lernt, ist das gewöhnliche Sanskrit-Alphabet (S. 517 ff.). M. Müller erwähnt das Lotusblatt, auf das Sakuntalä, das bhürjapatra, auf das Urvasï schreibt (S. 5 i 2 f g . ) . Daß die Schrift zu Päninis Zeit bekannt war, beweist schon das eine Wort lipikara, Pâ. III 2, 21 (S. 520), das aber nur einen Mann bezeichnet, der lipis, "i. e. public inscriptions" macht (vgl. Rgv. IV, Pref. S. L X X X I V ) , und nicht den Schluß zuläßt, daß Päninis Sütren ein schriftlich abgefaßtes Werk waren. Mehrere der Wörter, die Goldstücker als in diesen Fragen wichtig zusammengestellt hat (s. oben S. 248), waren schon von M. Müller hier besprochen worden, yavanânï, grantha, patala. In Chapter IV " T h e Chandas Period" könnte man bestimmtere Angaben über die Hymnen erwarten, die M. Müller für die ältesten hält. Statt dessen bespricht er die der vedischen Religion eigentümlichen Anschauungen, die sich auch in Hymnen seiner Mantraperiode finden. M. Müller scheint eine U r o f f e n b a r u n g anzunehmen (S. 528, 538). " T h e r e is a monotheism that precedes the polytheism of the V e d a " (S. 559). "Whereas the Semitic nations relapsed from time to time into polytheism, the Aryans of India seem to have relapsed into monotheism" (S. 558fg.). Die arischen Völker besaßen "an instinctive monotheism", wofür er besonders R g v . Χ 1 2 1 anführt (S. 568). E s gibt nur ein Divine Being, obwohl es unter ver-
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schiedenen Namen angerufen wird, Rgv. I 164, 46 (S. 567). Die Macht des einzelnen Gottes wird nicht als beschränkt durch die Macht anderer individueller Götter angesehen, im Augenblick der Anrufung erscheint jeder Gott als der einzige, höchste (S. 532, 546). Den Namen Heno- oder Kathenotheismus für diese Theorie gebraucht M. Müller hier noch nicht. Schon Kumärila hat den Prajäpati und den Indra Ahalyäjära durch die Deutung der Mythen vom Vorwurf der Immoralität gereinigt (S. 529). Mit einer gewissen Befriedigung führt M.Müller in der Vorrede zu Vol. IV der Rig-Veda-Sanhita die Urteile über sein Buch von Wilson, Barthélémy St. Hilaire und Whitney an. Selbst Whitney hat gegen die vier Perioden nichts Erhebliches einzuwenden und erkennt die Bescheidenheit und Vorsicht ihrer Datierung an. Die Aera der vedischen Dichter werde eher in eine frühere als in eine spätere Zeit fallen. Aber M. Müller hätte wenigstens andeuten sollen, daß es auch eine astronomische Methode gebe, das Alter des Veda zu berechnen. Allerdings fällt auf, daß er Colebrookes astronomische Datierung der vedischen Periode nicht berücksichtigt hat. M. Müller hat die Astronomie beiseite gelassen, weil ihr hier die sicheren Grundlagen fehlen. Wir würden die Sachkunde und Promptheit, mit der er dies darzulegen sucht (S. XIII ff.), noch mehr bewundern, wenn ihm nicht Weber erheblich vorgearbeitet hätte in seiner etwas früher erschienenen Abhandlung "Die vedischen Nachrichten von den naxatra (Mondstationen)", in zwei Teilen, in den Abhandlungen der Berliner Akademie, i860, 1862 (gelesen i860, 1861) Auch die Ausgabe des Süryasiddhänta von Burgess und Whitney in der Bibliotheca Indica lag damals schon vor. Den Anstoß zu Webers Untersuchung über die Naksatra hatten die Artikel des französischen Astronomen J. B. Biot gegeben, die dieser in den Jahren 1859—1861 im Journal des Savants veröffentlichte, nachdem er schon zwanzig Jahre früher in derselben Zeitschrift die gleiche Ansicht ausgesprochen hatte, "daß nämlich die indischen naxatra nur eine, und zwar sehr ungeschicktc, Copie der chinesischen sieou seien". Diese sieou, 24 an Zahl, sollen schon um 2357 v. Chr. in China angewendet worden sein. Mit einer erstaunlichen Gelehrsamkeit erschüttert Weber im ersten Teil seiner Abhandlung die Sicherheit dieses Ansatzes aus den Werken der Sinologen selbst. Bis auf weiteres lasse sich die Erwähnung des Systems nicht über ca. 250 v. Chr. hinauf verfolgen (I 285). Die indischen Naksatras können nicht aus China stammen, denn ihre praktische Verwendung ist in den Brähmaijas aus viel älterer Zeit bezeugt. Im zweiten Teil seiner Abhandlung bespricht Weber die Stellen der vedischen Literatur, an denen das Wort naksatra vorkommt. Die meisten Stellen des Rgveda gewährleisten für dieses nur die Bedeutung "Stern", aber die Worte dtko ndksatränäm esärn tipas the sòma áhitah Rgv. X 85, 2 enthalten eine unverkennbare Beziehung des Mondes zu den Naksatras. Nicht minder berühmt ist Vers 13 desselben Hymnus, in dem die Namen von zwei Naksatras erwähnt werden (aghäsu könnte ein alter Fehler für maghäsu sein, arjunyoh. als Synonymum für phalgtmyoh aufgefaßt werden). Aufrechts etymologische Erklärung aus *nakta-tra "Hüter der Nacht", die Weber billigt (II 268), verstößt gegen die Lautgesetze. Ebenso unannehmbar ist Päijinis Zerlegung in na-ksatra. Mit Recht bleibt M. Müller bei der alten (Yäskas) Ableitung vom Verbum naksate (RigVeda-Sanhita IV, Pref. S. LXVI). Im Yajurveda, in den Brähmanas, in den Kalpa- und Grhya-sütren sind die naksaträni die Mondhäuser ( ' ^ 5 ° wurde er außerordentlicher, 1855 ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft und des Sanskrit. Er war Autodidakt. Seine Forschung galt namentlich den uralaltaischen Sprachen. Vgl. über ihn und seine Schriften den Almanach der Wiener Akademie 1854 (S. 247 und S. 289), 1869 (S. 237 ff.). Die "Ausführliche Sanskrit-Grammatik für den öffentlichen und Selbstunterricht von Anton Boiler, Dozent der Sanskritsprache an der kais. kön. Universität zu Wien", Wien 1847, ist auf Pacini und Vopadeva sowie auf Böhtlingks Abhandlungen gegründet.
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bezeichnet, der Sanskrit lehrte. Aber die Hauptanregung zum Studium des Sanskrit erhielt er von Albrecht Weber in Berlin. Am Ende des Schlußworts im 6. Bande seines Rigveda S. XII sagt Ludwig von diesem seinem Lehrer: "dessen durch zwei jare unermüdlich fortgesetzte Unterweisung den grund zu meinen spätem arbeiten gelegt hat". Schon seine frühere Schrift über Agglutination oder Adaptation hatte er Weber gewidmet. Ludwigs unabhängige frondierende Stellung in der Sprachwissenschaft und in der Vedaforschung erklärt sich daraus, daß er im Anfang seiner Studien weder zu Bopp noch zu Roth in ein näheres Verhältnis getreten war. Obwohl er Roths Verdienste wiederholt anerkannt hat, fühlte er sich doch mehr zu Max Müller hingezogen, von dem er in der Widmung seines Kommentars sagt, daß er dem Studium des Veda die Stelle, die Würde, die es auf dem Gesamtgebiete der menschlichen Geistesarbeit beanspruchen darf, für alle Zeiten gesichert habe. Auf der 1. Seite seiner Gratulationsschrift zur Eröffnungsfeier der Κ. K. Universität in Czernowitz "Die Philosophischen und Religiösen Anschauungen des Veda in ihrer Entwicklung", Prag 1875, wendete er die Worte " E i n denkmal schuf ich dauernder als erz, das höher raget als der pyramiden königlicher bau" auf das Sanskritwörterbuch von Böhtlingk und Roth und auf M. Müllers Ausgabe des Rgveda an. Da Ludwigs Vorwort zum 1. Bande "Prag, ende 1 8 7 5 " , Grassmanns Vorwort zum 1. Teile "Stettin, im April 1876" unterzeichnet ist, konnte Ludwig auf den Titel setzen "Zum ersten Male vollständig ins Deutsche übersetzt". Jedenfalls haben Grassmann und Ludwig von verschiedenem Standpunkte aus unabhängig von einander gearbeitet. E s wird immer einen besonderen Reiz gewähren, die beiden Übersetzungen miteinander zu vergleichen : wo sie übereinstimmen, wird der T e x t richtig verstanden sein, wo sie voneinander abweichen, wird eine Schwierigkeit vorliegen. Mit einer kleinen Übertreibung kann man sagen, daß sich Grassmanns Übersetzung liest, als ob alles leicht w ä r e , Ludwigs Übersetzung liest, als ob in jeder Zeile eine Schwierigkeit enthalten wäre. Die beiden Übersetzer sahen sich gegenseitig nicht mit günstigen Augen an. Im Vorwort zum 3. Bande spricht sich Ludwig im allgemeinen über die Siebenzig Lieder und über Grassmanns Werk aus. E r beanstandet hier die metrische Form, wirft Grassmann seine Konjekturen vor, die er an die Stelle des Überlieferten gesetzt habe, und vorgefaßte Meinungen, sodaß seine Übersetzung nicht als "unverfälschtes abbild des originals" angesehen werden könne (S. IX). Besonders im zweiten Band des Kommentars (z. B. S. 581) hat sich Ludwig öfter in unerlaubter Weise abfällig über Grassmann ausgesprochen. Auch in sprachwissenschaftlicher Beziehung bestand ein Gegensatz zwischen den beiden. Grassmann war der Interpret der herrschenden Anschauungen seiner Zeit, die Schule von Georg Curtius stand hinter ihm, Forscher wie Whitney und Delbrück rühmten und benutzten seine Werke. Ludwig hegte andere Ansichten über die Entstehung der Flexionsformen. Im Vorwort zum 3. Band klagt er darüber, daß er so wenig Beachtung gefunden habe, und bespricht er einige Einzelheiten, in denen er angegriffen worden war. Man muß bedenken, daß seine Übersetzung, schon in der Schreibweise vom Gewohnten abweichend, zunächst allein erschien, und daß die Bände, in denen sich die Tiefe und Gründlichkeit seiner Studien offenbart, erst einige Jahre später kamen. Aber schon Pischel ist ihm bei aller Kritik in seiner Anzeige des 3. Bandes gerecht geworden, in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1879, S. 563 ff., und ebenso Zimmer, wenn es bei diesem auch nicht
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an persönlichen Angriffen fehlt, im Anzeiger f. Deutsches Alt. u. Deutsche Litt. 1879 S. 307 ff. Das glänzendste Lob stellte ihm aber Benfey aus, als er von seiner Übersetzung sagte: "Wir haben durch Alfred Ludwig eine so gewissenhafte und im großen Ganzen so sorglich erwogene Übersetzung des R. erhalten, daß es eigentlich Pflicht wäre bei jeder Stelle, wo man von ihm abweicht, anzugeben, daß und warum man nicht folgen kann", Gött. gel. Anz. 1876, S. 443. Der 3. Band, "Die Mantralitteratur und das alte Indien als Einleitung zur Übersetzung", Prag 1878, bot eine vedische Altertumskunde, wie sie in Lassens Indischer Altertumskunde noch nicht enthalten war. Ludwig faßte zusammen und ergänzte durch eigene Forschung, was durch Roth, M. Müller, Muir über den Veda, besonders die Rgveda-Saiphitä, und aus ihr bekannt geworden war. Auch den Atharvaveda hat er herangezogen. Er hat die Eigennamen und andere sachlich wichtige Wörter gesammelt und besprochen, darunter auch die im Rgveda selbst genannten Namen der Versmaße (S. 51). Den "Gewaltmaßregeln" gegenüber, wenn der überlieferte Wortlaut das Versmaß nicht erfüllt, rechnet er auch mit einer unvollkommenen Durchführung der Metrik (S. 48). Dabei ist nur zu beachten, daß in den zahlreichen metrisch mangelhaften Stellen Wörter und Formen von einer bestimmten Beschaffenheit immer und immer wiederkehren. Bei einer eingehenden Besprechung der Varianten des Sämaveda kam er zu dem Ergebnis, daß dieser im Vergleich mit dem Rgveda im Ganzen der ältere, aber auch der "verwarlostere" Text sei (S. 90). Zu der Zeit, aus der die ältesten Inschriften stammen, bestand Päijinis Grammatik und wohl auch der Veda bereits geschrieben (S. 82). "Die Nachrichten des Rig- und Atharvaveda über Geographie, Geschichte, Verfassung des alten Indien" und "Die philosophischen und religiösen Anschauungen des Veda in ihrer Entwickelung" hatte er schon zuvor in zwei Abhandlungen behandelt, Prag 1875. Aus den genealogischen Angaben erschließt Ludwig, daß für die durch den Veda repräsentierte Dichtungsgattung "eine dauer von mindestens dritthalb jarhunderten" erwiesen ist (S. 182). Die Angaben des Veda astronomischer Art, für die er sich auf die Arbeiten von Weber und Whitney bezieht, widersprechen nicht der Annahme, daß die Anfänge des Veda wenigstens ins 15. Jahrh. v. Chr. hinaufreichen (S. 187). Das Hauptgebiet der Ärya war das Flußgebiet des Sindhu vom Gebirge bis zum Meere (S. 202). In den Abschnitten über die Stände und den Staat, die Religion und die Mythologie der Arya zeugen die Erörterungen über die Grundbegriffe der Religion (S. 257 ff.) und über das böse Prinzip (S. 345) von Ludwigs philosophischer Denkweise. Im Kommentar, V 433 ff., kommt er im Anschluß an Rgv. X 129 auf die philosophischreligiöse Entwicklung nochmals zurück, ebenso S. 562 ff. auf den moralischreligiösen Standpunkt des Veda. Auch wo man ihm nicht beistimmen kann, z. B. in der Gleichsetzung von Parsu und Prthu (S. 196) und in vielen Etymologien, gibt er doch überall ein reiches Material. Von wichtigen Wörtern behandelt er eingehend pani S. 203, brahman S. 220, 296, vidatha S. 259, vayuna S. 267, rta S. 284, satya S. 292, mäyä S. 308. Die Identität von Varuna und Ουρανός bestreitet er : Varuna sei kein Gott des Himmels in der elementaren Bedeutung des Wortes, hinter ihm stehe Dyaus als solcher (S. 314). In dem letzten Abschnitt über den Kult(S. 353) hat er die auf das Opfer bezüglichen Wörter gesammelt, und die im Rgveda vorkommenden Angaben aus dem Atharvaveda und der VäjasaneyiSaiphitä ergänzt. In den Textbeilagen (S. 419 ff.) sind nach einer Über-
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Setzung der im Rgveda nicht vorkommenden Strophen des Sâmaveda viele Hymnen des Atharvaveda übersetzt, geordnet nach sachlichen Gesichtspunkten, und zum Schluß Upamanyus Preislied an die Aávin aus dem Mahäbhärata. Wie Ludwig als Ubersetzer nicht von Grassmann, so kann er andererseits als vedischer Altertumsforscher nicht von Zimmer getrennt werden. H e i n r i c h Z i m m e r , geboren 1851 in Castellaun (Rheinprovinz), gestorben 1 9 1 0 als Professor der Keltologie zu Berlin, war im Sanskrit ein Schüler Goldschmidts in Straßburg und Roths in Tübingen (vgl. Havers, Ind. Forsch. Anzeiger 27, 172 ff.). In der Widmung seines Buches nennt er diese beiden und Weber seine verehrten Lehrer. E r halte seine Studien sehr weit ausgedehnt, war in der Germanistik ein Schüler Scherers, wendete sich aber bald keltologischen Studien zu, in die er zuerst von W'indisch eingeführt worden war. Sein Buch "Altindisches Leben", Straßburg 1879, ging aus einer Straßburger Preisarbeit hervor, wie schon oben S. 304 erwähnt. Es war im Druck, als Ludwigs dritter Band erschien. Beide Werke sind eine Ergänzung zu Lassens Indischer Altertumskunde, an die Zimmers Buch auch in seiner Anlage erinnert. Die Mythologie und das Ritual hat Zimmer in seine Darstellung nicht mit aufgenommen, aber in den übrigen Kapiteln ist er mehr als Ludwig auf systematische Vollständigkeit ausgegangen. Bei den Gegenständen von Ludwigs früheren Abhandlungen hatte er schon in seinem T e x t Ludwigs Ansichten berücksichtigen können. Neu sind bei Zimmer die Landesprodukte, die Tiere, Bäume, Pflanzen, Mineralien. In den Flüssen, in den Stämmen der Ärya und Dasyu berühren sich die beiden. Zimmer nahm nicht an, daß im Rgveda unter samudra das Meer zu verstehen sei. Die vedischen Arier waren damals noch nicht bis zum Meere vorgedrungen. Unter Sarasvatï will er zu ältest die Sindhu verstehen. Die Namen Prthu und Paráu bezieht er nicht auf die Parther und Perser (S. 137). Zimmers Betrachtungsweise ist die isolierende. Von den kühnen Ideen Brunnhofers, der im Rgveda Iran und Turan erblickte, findet sich bei Zimmer kaum eine Spur. Das zweite Buch handelt von Wohnung, Gemeinde, Staat, Kasten, von den volkswirtschaftlichen Verhältnissen, manches zum ersten Male darstellend. Seine germanistischen Studien legten ihm nahe, den Bericht über die alten Germanen in Tacitus' Germania zur Vergleichung heranzuziehen. Wenn er auch S. 221 die Viehzucht als die Haupterwerbsquelle der vedischen Arier bezeichnet, so hatten diese doch gräma, vrjana genannte feste Wohnsitze verbunden mit Ackerbau. Zimmer stellt krφ (panca krstayah wie panca janäh) und carsani, allgemeine Ausdrücke für Menschen, zu skr. krsyati pflügen, was immer noch wahrscheinlicher ist als Geldners Ableitung von carati. Städte gab es noch nicht, unter pur, pura sind nur durch Umwallungen befestigte Plätze zum Schutz für Hab und Gut zu verstehen, wie sie mehr noch von den Urbewohnern erwähnt werden (S. 142). Indra ist pürbhid, Burgenzerstörer. Die Burgen müssen also besonders bei den Feinden vorhanden gewesen sein. Mit Muir ist Zimmer der Ansicht, daß in den ältesten Hymnen noch keine sicheren Spuren von dem ausgebildeten Kastenwesen zu finden sind. Zimmer sucht darzustellen, wie sich dieses allmählich entwickelt hat, unter Kämpfen der Herrscher und des kriegerischen Adels gegen die immer maßloser werdenden Ansprüche der Priestergemeinschaft (S. 197). Eine Vermittelung der entgegengesetzten Ansichten wird darin liegen, daß Ansätze zu den Kasten schon in den ältesten Zeiten in den verschiedenen Ständen bei allen alten Völkern vorhanden waren (vgl. das Indo-arische Philologie I, I. B.
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oben S. 3 io fg. Bemerkte). Daß das ausgebildete Kastensystem einer späterer» Zeit nicht schon in den Zeiten des Rgveda vorhanden war, ist eigentlich selbstverständlich. Aus den Kapiteln über Kleidung und Schmuck, Vergnügungen, Krieg betrifft der Abschnitt über das Spiel einen oft behandelten Gegenstand. Mehr solcher Gegenstände sind wieder in dem "Die inneren Verhältnisse" überschriebenen dritten Buche enthalten. Von Kunst und Wissenschaft war in der vedischen Zeit nur die Dichtkunst ausgebildet. In den Abschnitten über Himmelskunde, Kosmologische Vorstellungen, Zeiteinteilung Schloß er sich an Weber an. Für die Heilkunde bot der Atharvaveda reichen Stoff. Die Kapitel über die Gliederung der Familie, Bestattung, Leben nach dem Tode brachten nichts Neues. Überall schöpfte Zimmer unmittelbar aus den Texten, er hatte sich schön in die vedische Sprache eingelesen. In den Nachträgen nahm er auf Ludwigs Buch Bezug und wendete sich z. B. gegen dessen Auffassung von Paráu und Prthu (S. 433), wie umgekehrt Ludwig in der Vorrede zum vierten Band mehrfach gegen Zimmer polemisiert. Zimmer tritt für die Hymnen des Parucchepa ein, die er zu den ältesten Teilen des Rgveda rechnet (S. XXXII). Band IV und V von Ludwigs großem Werk enthalten den K o m m e n t a r zur Ubersetzung. Ludwig war der erste, der einen Anfang damit machte, den Rgveda nicht nur aus sich selbst oder mit Hilfe des Säyaija zu erklären, sondern auch "die gesammte Vedalitteratur soweit sie gedruckt vorligt zur grundlage der interpretation zu wälen" (IV Vorrede S. IX). Es muß anerkannt werden, daß Ludwig schon vor Pischel und Geldner, vielleicht noch mehr als diese, die nächste Aufklärung über den Geist des Rgveda in der übrigen altindischen Literatur gesucht hat. Außer Säyaija finden wir die Taittiriya Saiphitä, das Aitareya-, Tändya-, Satapatha-brähmana und die Srautasütren oft zitiert. Ludwig hat zuerst, jedenfalls mehr als Roth, M. Müller und Grassmann, im Anschluß an Haug die Bedeutung des Rituals für das Verständnis des Rgveda hervorgehoben (S. XIII). Auch darin folgt er Haug, daß er den Veda mit dem Zendavesta vergleicht und die merkwürdigen Veränderungen in der Bedeutung von asura und deva zu deuten versucht. Ludwig hat wie Grassmann den überlieferten Text, wo er ihm verdorben zu sein schien, durch Konjekturen zu verbessern gesucht und gewiß manchmal das Richtige getroffen. Aber mit philologischem Takte sagt er, "dasz wer den Rgveda ediren wird, immer nur die Çâkalarecension wird reproducieren dürfen" (S. XXXVI). Was ihr vorausliegt, ist keine in vollem Umfang wiederherstellbare Größe (vgl. oben S. 276). Ludwigs Kommentar enthält eine Fülle von wertvollen Bemerkungen sachlicher Art, z. B. (für die Tierfabel wichtig) über Löwe, Tiger und Wolf IV 356, ferner über das Tieropfer V 381. Aber immer und immer wieder verficht Ludwig besonders seine s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e n Ansichten, die er schon zuvor in seinen Schriften "Die Entstehung der a-Declination", in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1867, "Der Infinitiv im Veda mit einer Systematik des Litauischen und Slavischen Verbs", Prag 1871, "Agglutination oder Adaptation? Eine sprachwissenschaftliche Streitfrage", Prag 1873, ausführlicher, aber nicht sehr übersichtlich dargelegt hatte. Während er mit anerkennenswerter Selbstkritik seine Übersetzung im Kommentar öfter verbessert hat (z. B. IV 149, V 198, 280, 333, 353), blieb er felsenfest von der Richtigkeit seiner sprachwissenschaftlichen Ansichten überzeugt. Er glaubte, daß das Gebäude der Bopp-Schleicher-Curtius'schen Methode zusammengestürzt
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sei, weil er seine Unhaltbarkeit erwiesen habe ("Über Methode bei Interpretation des Rgveda" S. 8). Ohne Frage hat er etwas zu seinem Zusammensturz, oder besser gesagt zu seinem Umbau beigetragen. In seinen glossogonischen Anschauungen findet sich mancher richtige Gedanke, der nach und nach Anerkennung gefunden hat. Man wird ihm zugeben dürfen, daß die Bedeutung der Flexionsform nicht immer auf einer entsprechenden Bedeutung des Flexionssuffixes beruht. Whitneys schon 1867 ausgesprochene glossogonische Ansichten waren von denen Ludwigs nicht sehr verschieden, auch Whitney stellte das Prinzip der "adaptation" auf, s. oben S. 361. Aber Ludwig hat die Anwendung seiner Theorie in seiner Auffassung der vedischen Formen übertrieben. Seine Theorie lernt man in den ersten Paragraphen seiner Schrift "Der Infinitiv im Veda" kennen. Er bekämpft hier Schleicher, "der die Sprachforschung mit gewalt und in offenbar tendenziöser weise in die naturwissenschaften hinein zwängen wollte" (S. 2). Die Bedeutung der Flexionsformen darf nicht im Flexionssuffix gesucht werden. Ludwig geht von den Stämmen aus, die in vorhistorischer Zeit die lebendigen Wörter waren und im Sinne verschiedener Kasus oder Personen gebraucht wurden. Das Suffix, das an den Stamm antrat, modifizierte die Bedeutung dieses Stammes nicht, sondern entlehnte die Bedeutung dem Stamme, "nachdem es die ihm eigene (demonstrative) eingebüszt hatte" (S. 4). Darin liegt der Unterschied zwischen den flektierenden (Arya-) und den agglutinierenden Sprachen (S. 5). Vgl. "Agglutination oder Adaptation" S. 62 und S. 28. Das i des Lokativs ist nicht Lokativendung, sondern war ursprünglich Auslaut eines Wortstammes von allgemeinerer Bedeutung. Er nimmt eine Menge von Stämmen auf i an, die durch Abfall des i zu konsonantischen Stämmen geworden seien. Die Bedeutung des Gen. PI. darf nicht in dem Suffixe ärn gesucht werden, denn im Veda finden sich Genitive PI. wie devän, martän usw. Abgesehen davon, daß Ludwig solche Formen auch da angenommen hat, wo es unnötig ist, haben auch Roth und Pischel solche Formen anerkannt. Die Konjugationsformen auf mài, sai, täi, von denen Ludwig für die Konjugation ausgeht, hatten ursprünglich eine allgemeine verbale Bedeutung, keine Beziehung auf die drei grammatischen Personen. Aber es hält schwer zu glauben, daß asmi jemals etwas anderes bedeutet habe als "ich bin". Nach Ludwig ist das Verbum infinitum dem Verbum finitum vorausgegangen. In diesem Sinne muß seine Infinitivtheorie verstanden werden. Die Veranlassung, sie in die Interpretation des Rgveda einzuführen, boten die Fälle, in denen er nicht die erwartete Form der ausgebildeten Grammatik, sondern eine andere Form vorfand. In die vedische Zeit ragt noch der Sprachgebrauch einer vorhistorischen Zeit hinein, in dem Stammformen im Sinne verschiedener Kasus und die Flexionsformen der späteren Grammatik in freierer Weise gebraucht werden konnten. Nicht nur Delbrück, sondern auch Benfey, der Ludwig sonst zu schätzen wußte, haben Ludwigs Ansichten abgelehnt, Delbrück in seiner eingehenden Rezension der Schrift "Der Infinitiv im Veda", in Kuhns Zeitschrift X X (1872) S. 212—240, und in seiner Anzeige der Schrift "Agglutination oder Adaptation?" ebenda XXI 381—384, Benfey in seiner Rezension derselben Schrift in der North British Review, 1870 und 1871, die "Kleinere Schriften" I 295—305 wieder abgedruckt ist. Ludwig verteidigte seine Ansichten in seiner Streitschrift "Agglutination oder Adaptation", erkannte aber an, daß Benfey sie "volständig unverfälscht" wiedergegeben habe (S. 46 ff.). Auch die sprachwissenschaftlichen Abhandlungen Benfeys über das Suffix 24*
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ya oder ia und über die Entstehung des Vokativs kritisierte er (S. n 8 f f . ) . Mit größerer S c h ä r f e w e n d e t e er sich g e g e n Curtius ( " Z u r Chronologie der indog. S p r a c h f o r s c h u n g " ) , F r i e d r i c h Müller und namentlich Delbrück. Unter der Überschrift " A b w e h r " veröffentlichte er (S. 82 ff.) eine in K u h n s Zeitschrift nicht zum A b d r u c k gelangte E r w i d e r u n g auf Delbrücks R e z e n sion. Hier findet sich auch eine kurze Zusammenstellung seiner Ansichten (S. 1 1 3 ff.), und erst zum Schlüsse eine klare Formulierung der Prinzipienf r a g e : " s i n d die s u f f i x e wesentliche t r ä g e r der bedeutung, die wir an ihnen finden, und sind sie es vom a n f a n g e ihrer Wirksamkeit an? o d e r : sind sie nur die zufälligen t r ä g e r der b e d e u t u n g , t r ä g e r derselben erst g e w o r d e n im laufe der zeit, durch eine oder s o g a r mehre Wandlungen h i n d u r c h ? " (S. 132). D e l b r ü c k hat L u d w i g s Adaptationstheorie noch einmal in seiner ruhigen W e i s e kritisch b e s p r o c h e n , in seiner Schrift "Einleitung in das S p r a c h s t u d i u m " 2 S. 66—70. A b e r in gewissen Punkten hat doch der Fortschritt der W i s s e n s c h a f t L u d w i g R e c h t g e g e b e n . Daß τιμα]ιυ ursprünglich " i c h g e h e e h r e " bedeute, wie Curtius annahm, und daß auch im Optativcharakter i die Wurzel i " g e h e n " zu erblicken sei (S. 7 2 f g . ) , wird jetzt nicht mehr geglaubt. Die S p r a c h w i s s e n s c h a f t hat sich immer mehr in den L a u t g e s e t z e n die einzige zuverlässige Grundlage g e g e b e n . In der Annahme von nichtgesetzmäßigen Lautverstümmelungen haben L u d w i g , B e n f e y , D e l b r ü c k sich g e g e n s e i t i g nichts v o r z u w e r f e n , wenn sie auch nie so wild etymologisiert haben wie Bollensen. D e l b r ü c k w a r noch der Ansicht, daß - ë als V e r t r e t e r der ersten Person vor sich ein als V e r t r e t e r der dritten Person ein t eingebüßt habe (Kuhns Zeitschr. X X 238). S p ä t e r w u r d e er durch theoretische Betrachtungen über die L a u t g e s e t z e strenger, wie aus seiner zuerst 1880 erschienenen Schrift "Einleitung in das Sprachstudium" zu ersehen ist. L u d w i g g l a u b t e , daß das r der S u f f i x e re, ran aus s entstanden sei (S. 1 1 7 ) , u. a. m. Diese Polemik und dieser Groll L u d w i g s , der sich auch in persönlichen Ausfällen g e g e n seine F a c h g e n o s s e n L u f t machte, klingen noch nach im K o m m e n t a r , in Band IV und V seines R g v e d a , w o eben viele der F o r m e n zu besprechen waren, auf die sich seine T h e o r i e gründet. A u c h hier spricht er bitter von der "methode- und zillosen Sprachwissenschaft" (V 586). An mehreren Stellen hat er hier l ä n g e r e E x k u r s e eingelegt auch über Dinge, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der E r klärung des R g v e d a stehen, z. B. über die litauische E n d u n g -mi im Instr. Sing. (IV 396), über den Ursprung des A k k . Plur. auf -äns (V 448), usw. T i e f e r greift in die Interpretation ein seine T h e o r i e von den F o r m e n auf äi, von denen er vielfach als einem ersten Flexionsansatz ausgeht. Dieses äi ist im Sanskrit in i und i ü b e r g e g a n g e n (IV 145 ff.) und hat anderweitige Flexionszusätze erfahren. E r handelt davon sprachvergleichend, mit Polemik g e g e n Bezzenberger, IV 3 7 0 f f . Durch A b f a l l von i ist ai zu a g e w o r d e n (V 1 5 0 ff.). V i e l e Nominalstämme w a r e n ursprünglich Stämme auf i und wurden erst durch A u f g e b e n des i zu konsonantischen Stämmen ( V 2 5 1 , 610). W a s L u d w i g auf Grund seiner verschiedenen T h e o r i e n im V e d a für möglich hielt, veranschaulichen folgende dem Kommentar entnommene B e i s p i e l e : nrvatih R g v . V I I 3, 8 ist Instr. PI. für °tyäih\ rukmaih R g v . V 52, 6 ist Nom. Pl.; stomäh R g v . I 1 1 , 8 und gnäh IV 5 1 , 9 sind Instrumentale PI. ; mahäm R g v . III 2, 3 und medham V 27, 4 sind Instrumentale S g . ; somapäh R g v . III 49, 1 ist L o k . S g . ; ibhyän R g v . I 65, 4, aktün I 68, 1 , nrn V I 2, 1 1 , devän X 1 2 , 5 sind Genitive Pl., ebenso ζ'ayunä R g v . IV 5, 1 3 , tanvä X 56, i ; patangän R g v . IV 4, 2 steht für
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patakgäni\ prasastih. R g v . VIII 6, 22 steht für prasastisu, vacah VIII 63, 1 für vacasä. D a ß Formen wie devän im Sinne des Gen. PI. vorkommen, daß unter gewissen Bedingungen die Kasusendung w e g g e l a s s e n ist, ζ. B. in navyasä vacah VI 48, 11, trisa ä recane divah I 105, 5, hatte auch Delbrück z u g e g e b e n : "im veda wird bisweilen das casus- oder numeruszeichen nicht am substantivum und dem dazugehörigen adjectivum, sondern nur an einem der beiden Wörter ausgedrückt" (Kuhns Zeitschr. X X 219, 227, 225, 232). Delbrück hob wiederholt hervor, daß auf solche Erscheinungen schon Bollensen aufmerksam gemacht hat, um den sich L u d w i g im Vollgefühl seiner originalen Forschung nicht gekümmert hatte, obwohl er in diesem in mancher Beziehung einen geistesverwandten Forscher gefunden haben würde. Die Erklärungen aber, die Bollensen und Delbrück gaben, waren nicht immer einwandsfrei, so ζ. B. wenn in nrtamäbhir üti R g v . V I 19, 10 üti falsche Schreibung für ütis und dies "aus *utibhis *utihis" zusammengezogen sein soll (a. a. O. S. 229 fg.). Auch Roth und Pischel sahen die Sache so an, daß die Kasusformen im V e d a öfter sekundäre Verkürzungen erlitten haben, Roth in dem oben S. 264 angeführten Vortrag, Pischel in den Vedischen Studien (s. deren Indices). Pischel betrachtet nfn Rgv. I 121, 13 als "eine metri causa verkürzte Form, die alle Casus vertreten kann" (Ved. Stud. I 42). Das klingt fast wie Panini oder wie L u d w i g , nur ohne den Hintergrund von dessen glossogonischer Analyse. Besonders wenig Zustimmung hat L u d w i g mit seiner Infinitivtheorie auf dem Gebiete des V e r b u m s gefunden. Die Formen auf -si seien zwar vorzugsweise auf die 2. Sg. beschränkt worden, waren aber ursprünglich Infinitive und kommen noch im Sinne verschiedener Personen vor, satsi, vaisi, asi = astu (IV 341). Zu srosi (2. Sg. Imperat.) Rgv. VI 4, ^ bemerkt e r : " E s ist alte infinitivform zugleich stamm für den aorist" (IV 347). Ebenso faßt er eine Aoristform wie darsi Rgv. III 56, 2 auf : "sie ist kein aorist, keine flectierte form, folglich musz jeder der logisch denkt in derselben einen infinitiv finden" (IV 202). Man wird dies ebensowenig zugeben, als wenn er die Participia Praes. adat, pibat Rgv. X 37, 11 für Infinitive erklärt (IV 133, V 4 7 , 62). Infinitive sind ihm ferner mädayadhvam, prnadhvam (V 393, 608, 616). Der sechste und letzte Band von L u d w i g s großem W e r k e erschien erst 1888: "Register der Belegstellen, Verzeichnis der Conjecturen, Glossar, Sachliches und Grammatisches Repertorium für den R i g v e d a " . W i r sehen hier, in wie weitem Umfange L u d w i g die gesamte vedische Literatur zum Verständnis des R g v e d a herangezogen, und über wie viele wichtige Punkte er sich ausgesprochen hat. Im "Schluszwort", wie er das Vorwort genannt hat, antwortet er auf Einwände, die g e g e n seine Ansichten erhoben worden waren, in b e z u g auf den Sämaveda, die Kasten, die Sonnenfinsternisse, die vedische Sprache, diese "in ihrem noch unconsolidierten zustande . . , in welchem vilfach die reste der früheren epochen teils noch nicht vollständig ersetzt durch schärfer definierte neubildungen, teils noch nicht durch engste specialisierung und beschränkung in der anwendung, ihrer Vergangenheit so weit als es überhaupt möglich entfremdet sind". Die Erscheinungen dieser Art hat er an letzter Stelle S. 240—265 zusammengestellt, eine für die Charakteristik der vedischen Sprache und für die weitere Forschung wertvolle Sammlung, auch wenn man im Prinzip und im Einzelnen anderer Ansicht ist als Ludwig. A u f Sonnenfinsternisse im R g v e d a hatte L u d w i g schon in seinem Kommentar hingewiesen (V IOO, 218, 468, 508). Er veröffentlichte darüber 1885 in den Sitzungsberichten
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der Κ. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften eine besondere Abhandlung, die mit Whitneys Kritik schon oben S. 358 erwähnt ist. E s kommen in Betracht die Stellen Rgv. V 33, 4, X 138, 3, IV 28, 2, V 40, 5—9. Wenn auch R g v . V 40, 5—9 offenbar von einer Sonnenfinsternis die Rede ist, so beruht doch die astronomische Berechnung dieser Sonnenfinsternis und mithin die Datierung dieses Hymnus nur auf einer Hypothese des Indianisten. Denn da es im Laufe der Jahrhunderte viele Sonnenfinsternisse gegeben hat, die in Indien beobachtbar gewesen sind, so muß der Indianist dem Astronomen das Jahrhundert angeben, in dem er die Sonnenfinsternis suchen soll. Ludwig gab dem Astronomen die Zeit um 1000 v. Chr. an, und daraus berechnete dieser für die eine das Jahr 1 0 0 1 , für die andere das Jahr 1029 v. Chr. Ludwig hat die vedischen Studien Zeit seines Lebens fortgeführt. In den Jahren 1889 und 1890 erschienen in den Abhandlungen der K. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zwei Abhandlungen, die eine "Über die Kritik des R g v e d a - T e x t e s " , die andere "Über Methode bei Interpretation des R g v e d a " . In der ersteren nimmt er auf Oldenbergs "Prolegomena" Bezug, in der letzteren setzt er sich mit Pischel und Geldners "Vedischen Studien" auseinander. In der ersteren erörtert er den Wert, den die Varianten der übrigen Veden, besonders des Säma- und des Atharvaveda, gegenüber dem T e x t e des Rgveda haben, den wir in der Rezension der Säkala besitzen. Sie beruhen auf anderer Überlieferung, ob besserer oder schlechterer bleibt zu untersuchen. Sehr viel Wichtiges kommt dabei nicht heraus. Ludwig berechnet die Zahl der wichtigeren Varianten auf etwa 600. Im I . T e i l S. 9—20 behandelt er die Fälle, in denen der Rgveda die richtige Lesart habe, im II. Teil S. 20—57 die Fälle, in denen die Lesart der anderen Veden vorzuziehen sei. E r sucht die Abweichungen zu klassifizieren, einige scheinen in der Schrift ihre Quelle zu haben (S. 50). Auch auf einzelne andere der von Oldenberg behandelten Punkte geht er ein. Ludwig hat hier schon vor Bezzenberger und Hirt in bezug auf die langen Vokale, die metrisch zwei Silben vertreten, gesagt: "Höchstens könnte man sich zur anname verstehn, dasz dise längen mit steigendem accent a A gesprochen wurden immer aber als continuierlicher vocal" (S. 59). Die Bedeutung der zweiten Abhandlung beruht auf der Kritik, die L u d w i g , eingehender als irgend ein anderer Gelehrter, an der Methode und den Ergebnissen von Pischel und Geldner geübt hat. Zugleich wahrt er sich selbst das Verdienst, die Interpretation des Rgveda schon in der vielseitigen Weise in Angriff genommen zu haben, die Pischel forderte. Die sprachlichen Probleme hat Ludwig tiefer aufgefaßt als Roth und Pischel. Im I. Teil "Die grammatischen Formen des V e d a " will er zeigen, daß man mit dem Moment der mechanischen Kürzung oder der poetischen Licenz nicht auskommt, um die von der Grammatik abweichenden vedischen Formen zu verstehen. Ihre Erklärung will er aus der Sprachgeschichte geben. Seine Theorien haben auch heute noch nicht allgemeinere Anerkennung gefunden, trotz manches beachtenswerten Gedankens. Richtig hat er z. B. vor Windisch u. A. gesehen, daß die Endung "us" der 3. Plur. nicht aus ant entstanden ist, sondern als ur zu den Endungen ra% re, ire, rire gehört, deren r er freilich doch aus J entstanden sein läßt. Daß diese Formen ursprünglich "unflectiertes particip" gewesen und sich deshalb an jedes Subjekt anschließen konnten (S. 15), wird höchstens einen Teil der Wahrheit enthalten. Im II. Teil behandelt Ludwig Pischels Methode, den schwierigen Wörtern ihre Bedeutung abzugewinnen.
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Selbst wenn dies Pischel und Geldner nicht allzu häufig besser als Ludwig gelungen ist, muß doch das Methodische in Pischels Versuchen anerkannt werden. Ludwig hat surudh, carkrse, vrjanat nireka, irrnä, vayuna u. a. m. herausgegriffen. Im III. Teil über das vedische Zeitalter nimmt einen breiten Raum ein der von Geldner behandelte Hymnus Rgv. X 91, iff. (Purüravas und Urvaáí), von dem Ludwig eine neue Übersetzung gibt. Mit Recht weist Ludwig Pischels Ansicht von der starken Entwicklung des Hetärenwesens in der vedischen Zeit zurück (S. 45). Außer dem Veda hat Ludwig auch dem M a h ä b h ä r a t a ein eingehendes Studium gewidmet, wovon seine Abhandlung "Über das Verhältnis des mythischen dementes zu der historischen Grundlage des Mahäbhärata" zeugt, in den Abhandlungen der K. böhmischen Ges. d. Wiss., Prag 1884. Er zeigt hier wieder seine Neigung zu Vermutungen über Vorgeschichtliches. Mit Lassens naiver historischer Verwertung des Mahäbhärata war er ebensowenig einverstanden als Soerensen in seiner 1883 erschienenen Doktorschrift über das Mahäbhärata. Er erwähnt sonst nur noch über die alten Völkerverhältnisse Oldenbergs Exkurs in der ersten Auflage seines Buddha, nimmt aber eine Verschmelzung der Kuru mit den Pañcala erst für eine spätere Zeit an (S. 5). Der große Krieg des Mahäbhärata ist der Kampf, in dem die Bharata den Kuru das Kuruksetra abgerungen haben (S. 6). Päijdu ist der erfundene Vater der fünf Pändava, die nicht Brüder, sondern Repräsentanten verschiedener Stämme waren. Auf den alten historischen Stoff ist der mythische Kampf des Sommers mit dem Winter übertragen worden. Die fünf Päijdava sind die fünf Jahreszeiten, die Söhne des Pändu, d. i. der verblichenen vergangenen Sonne. Duryodhana ist der schwer zu bekämpfende Winter, der Sohn des blinden Dhrtarästra, d. i. der von Wolken umhüllten Wintersonne (S. 14). Es müßten sicherere Anhaltspunkte vorhanden sein, um diese Deutung glaubhaft finden zu können. Holtzmann glaubte, das ursprüngliche Epos wieder herstellen zu können. Ludwig erwähnt Holtzmann nicht, hält es aber für fruchtlos, Vermutungen über die älteste Gestalt des Epos zu wagen (S. 17). K A P . LIV.
FR. BOLLENSEN. Gleichaltrig mit Benfey gehört noch zu den Veteranen der Sanskritphilologie in Deutschland F r i e d r i c h B o l l e n s e n , geboren 1809 in Roßdorf bei Göttingen, gestorben 1896. W . Neisser hat ihm auf Grund persönlicher Bekanntschaft in Bezzenbergers Beiträgen XXIV 173—176 einen sympathischen Nachruf gewidmet. Bollensen studierte in Göttingen Theologie und wurde von Ewald in das Sanskrit eingeführt. Durch' eine Hauslehrerstelle kam er nach Rußland. Noch in jungen Jahren wurde er Ende 1834 zum Oberlehrer der deutschen Sprache an der Kais. Waisenerziehungsanstalt in Gatschina ernannt. Er war dann längere Zeit Adjunktprofessor an der Petersburger Universität. Auf dem Titelblatt seiner Ausgabe der Urvaáí bezeichnet er sich 1846 als "Adjunkt-Professor am Paedagogischen Haupt-Institute". Im Jahre 1852 wurde er als ordentlicher Professor des Sanskrit nach Kasan berufen, kehrte aber 1856 nach Deutschland zurück, wo er lange Jahre in Witzenhausen a. d. Werra, zuletzt in Wiesbaden lebte. Als Herausgeber von Dramen schließt sich Bollensen an Lenz an, dessen literarischen Nachlaß zu einer verbesserten Ausgabe
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von Kälidäsa's Urvaáí er in P e t e r s b u r g vorfand. Die A u s g a b e der "Vikramorvasï" (s. oben I S. 144) ist Bollensens H a u p t w e r k . Empfohlen von Böhtlingk, dem er dafür dankt, w u r d e es "auf V e r f ü g u n g der Kaiserlichen Akademie der W i s s e n s c h a f t e n g e d r u c k t " , St. P e t e r s b u r g 1846. Dem T e x t e folgen u m f a n g r e i c h e " A n m e r k u n g e n " und eine deutsche Ü b e r s e t z u n g . Bollensens kritische B e g a b u n g zeigt sich b e s o n d e r s in der Behandlung des P r ä k r t , für das er L a s s e n s Institutiones Pracriticae benutzen konnte. Für den Apabhraipsa des vierten Aktes fand er einen Anhalt am P r ä k r t Pingala, von dem L e n z "eine Kopie nebst der Kollation noch d r e i e r H a n d s c h r i f t e n und 2 K o m m e n t a r e n " hinterlassen hatte (S. IX). Diesen Apabhraipsaliedern u n d ihrer Metrik ist der lange " A n h a n g " hinter d e n A n m e r k u n g e n , S. 5 0 7 — 6 0 6 , gewidmet. E r teilt hier die in Betracht komm e n d e n R e g e l n des Präkrt-Pingala mit, von denen er in seiner T h e o r i e a u s g e g a n g e n ist. In der P r ä k r t m e t r i k hatte er nur Colebrooke (s. oben I S. 32) als V o r g ä n g e r gehabt, den er hier und da zitiert. Bei aller E i g e n tümlichkeit der P r ä k r t m e t r e n sucht er sie doch aus den Sanskritmetren zu entwickeln. W e s e n t l i c h e Eigentümlichkeiten sind der musikalische Vortrag und der Reim (S. 559)· F ü r die Ausdrücke, die sich auf Musik, Gesang, T a n z u n d Mimik b e z i e h e n , stand ihm nur eine unvollständige Handschrift d e s Sangîtaratnâkara zu G e b o t e , die er durch die A n g a b e n in R a n g a n ä t h a s K o m m e n t a r zur Urvasï ergänzte. Mit diesen Hilfsmitteln gelang es ihm nicht, tiefer in das W e s e n und die Einzelheiten der indischen Musik einzudringen, obwohl er mit musikalischen Kenntnissen a u s g e r ü s t e t war (S. 510). Immerhin hat bis jetzt kein europäischer H e r a u s g e b e r eines indischen Dramas in dieser Richtung mehr geleistet als Bollensen. Zur A u s g a b e eines zweiten D r a m a s , des Mälavikägnimitram, w u r d e er ü b e r 30 Jahre später d a d u r c h v e r a n l a ß t , d a ß ihm Stenzler dazu den Nachlaß T u l l b e r g s zur V e r f ü g u n g stellte: "Mälavikägnimitrarp, das ist Malavika und Agnimitra. Ein Drama Kalidasas in fünf Akten. Mit kritischen und e r k l ä r e n d e n A n m e r k u n g e n h e r a u s g e g e b e n von Friedrich Bollensen. Gedruckt auf Kosten der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", L e i p zig 1879. Mit dem N a c h l a ß T u l l b e r g s allein konnte er nichts a n f a n g e n . Da erschien 1869 in Bombay eine A u s g a b e von Shankar P. Pandit u n d 1870 in Calcutta eine solche von Pandit T a r a n a t h a T a r k a v a c a s p a t i . Die letztere im Verein mit zwei H a n d s c h r i f t e n , die er von Fitz-Edward Hall erhielt, und mit O x f o r d e r Handschriften ist seiner A u s g a b e zugrunde gelegt, die er Stenzler und Hall widmete. Die O x f o r d e r Handschriften verglich Pischel für ihn bei seinem Aufenthalt in E n g l a n d . Bei diesem Drama können gleichfalls v e r s c h i e d e n e Rezensionen unterschieden w e r d e n , obwohl ihr Abstand hier nicht so g r o ß ist wie bei der á a k u n t a l a . E r b e h a n d e l t in der V o r r e d e S. VII fg. die Gestaltung der Saurasenï. Trotz Stenzler u n d Pischel hat sich Bollensen nicht davon ü b e r z e u g e n k ö n n e n , d a ß die bengalischen H a n d s c h r i f t e n den Vorzug vor den a n d e r e n verdienen. E r hat sich an die Calcuttaer Ausgabe und die " n o r d i n d i s c h e n " H a n d s c h r i f t e n gehalten. Zu den südindischen H a n d s c h r i f t e n gehört der K o m m e n t a r d e s Kätayavema, aus dem er Mitteilungen macht. Bollensen benutzte "die vortreffliche Schrift 'Zur T e x t k r i t i k und E r k l ä r u n g von Kálidásas Málavikágnimitra', I. Teil, von Dr. F. H a a g " , der ihm auch seinen handschriftlichen zweiten Teil zu beliebiger Benutzung überließ. In der V o r r e d e trägt er auch seine T h e o r i e ü b e r ch vor, auf die er in seinen vedischen Arbeiten wiederholt zurückkommt. Die umfangreichen A n m e r k u n g e n bieten die Varia lectio, d a n e b e n auch sachliche B e m e r k u n g e n zur E r k l ä r u n g d e s
KAP. Ο ν .
F R . BOLLENSEN.
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Textes, z. B. S. 144 über das Schauhaus. Dieses zweite von Bollensen herausgegebene Drama enthält nur eine einzige Prakritstrophe, die Sakuntalä dagegen 9, die Urvaáí gar deren 31. Er schließt daraus, daß Mälavikägnimitra das früheste der drei Dramen ist (S. 150). Durch die in seiner Ausgabe der Vikramorvaáí niedergelegten metrischen Studien erhält Bollensens ganze wissenschaftliche Tätigkeit einen einheitlichen Charakter. Denn auch im Rgveda betreffen seine Arbeiten vornehmlich die sprachlich-metrische Seite des Textes. Sein Ziel war, die ursprüngliche Form von Metrum und Wort des Verses wieder herzustellen, wo sie in der überlieferten Saiphitä verdunkelt ist. In dieser Richtung ging er systematisch und kühn ändernd vor, durchaus selbständig und ohne sich viel um andere Gelehrte zu kümmern, gestützt auf eigene Sammlungen und Beobachtungen. Nur Benfey finden wir öfter zitiert. Nach einer ersten Studie "Zur Herstellung des Veda" 1864 in Benfeys Zeitschrift "Orient und Occident" II 457—485 und kleineren Artikeln über eine Wurzel bhar "schreien, jubeln, rufen" und über uloká, lokd in der Zeitschrift der DMG. XVIII 601—608, erschien 1868 seine große Abhandlung über die Hymnen Rgv. I 65 — 73 "Die Lieder des Parâçara", ZDMG. X X I I 569—653. Vom Prâtisâkhya als Grundlage ausgehend, betrachtet er die Versmaße in einem gewissen Zusammenhang, indem er das eine aus dem andern ableitet. Sein Urteil über die Dvipadä Viräj in den Liedern des Parááara ist gewiß zutreffend. Bei der Interpretation benutzte er Benfeys Übersetzung, weicht aber oft von ihr ab. Den Forderungen des Metrums entsprechend hob er im Innern und am Ende des Päda oder "Stollen" den Sandhi auf. Den Anusvära ersetzte er überall durch den ursprünglichen Nasal, den Visarga duldete er nur am Ende eines Stollen. Für nn im Auslaut hinter kurzem Vokal setzte er nt ein {grïnâtti úpa sthät I 68, 1). Mit Zuversicht nimmt er Umstellungen vor (ζ. Β. I 66, 1, s. S. 578) und setzt er Konjekturen in den T e x t , wenn auch im Allgemeinen nicht so häufig wie in den drei Versen I 66, 3—5, wo er den überlieferten Wortlaut an sechs Stellen geändert hat, darunter besonders überflüssig Vers 3 duröka- in urokâ-çocih. Sehr schlimm sind Bollensens Etymologien. Er gehörte der Zeit vor der strengen Beobachtung der Lautgesetze an. So führte er S. 603 svar, sünara, Varuna und Äditya auf die Wurzel vas zurück, S. 607 seine Wurzel bhar "schallen" über bar {lat. baritus, ZDMG. X L V 215) auf var und schließlich auf gar, S. 6 1 2 Marut auf gmarutl Mehr Wert hatten seine Sammlungen der Verbalformen auf ran und ram S. 598, der Prekative S. 594, der Infinitivformen auf am (yamam) mit Behandlung der Rektion des Infinitivs S. 621. In der Auffassung der grammatischen Formen nähert er sich manchmal den Ansichten Ludwigs, z. B. S. 606 in bezug auf den Lokativ und Instrumental Sg. der Stämme auf a, i, u, vgl. S. 617 ff. Sechs Beilagen handeln der Reihe nach über die "Nunation", über die Verwendung und Bedeutung des Avagraha, über das Augment (a-, ä-) und die Partikel sma, smä, über auslautendes ar, über auslautendes as und den Visarga, über den Dual. Unter Nunation verstand er das Setzen eines Anunäsika über auslautenden Vokal, um den Hiatus zu beseitigen. Der Avagraha ist kein Elisions-, sondern ein Verschmelzungszeichen (S. 625). Die Partikel sma, smä soll als Kern das Augment enthalten, "sm ist nur Bekleidung" (S. 626), obwohl sie im Rgveda noch nicht das Präsens zum Präteritum macht. Den Visarga läßt er nur in der Pause bestehen, aber "als inhaltsleeres Zeichen des Schwundes eines s" (S. 632). Ist auch manche Ansicht Bollensens verfehlt, so hat er
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doch für die von ihm behandelten Fragen ein reiches Material zusammengebracht und gehört er zu den ersten, die an den T e x t des Rgveda mit unbefangener, allerdings oft kühner Kritik herangetreten sind. In der Abhandlung "Zur Vedametrik", ZDMG. X X X V (1881) 448—455 sucht er die Svaräj und Bhurij, die Viräj und Nicrt, die überzähligen und die unterzähligen Verse des Prâtiââkhya zu beseitigen. Die Viräj der Anukramaijï bezeichnet ursprünglich nicht den um einen oder zwei Silben verminderten Päda, sondern die um ein oder zwei Glieder verminderte Strophe selbst (S. 449). Da aber nach Bollensens Theorie der aus zwei Pädas bestehende Vers der Urvers ist, würde es sich hier nicht um Verminderung, sondern um Vermehrung handeln. In der a. a. O. S. 456—472 sich anschließenden Abhandlung "Die Betonungssysteme des Rig- und Sämaveda" zeigt Bollensen, wie die kompliziertere Akzentuation des Sämaveda aus der des Rgveda hervorgegangen ist. Auf den Unterschied zwischen der griechischen Betonung und der des Sanskrit hatte er schon in Kuhns Zeitschrift XIII 202—207 hingewiesen. Über den griechischen Verbalakzent schrieb später (1877) Wackernagel ebenda XXIII 457—470 eine berühmte Abhandlung. In der letzten Zeit seines Lebens wurde Bollensen durch eine Augenkrankheit an jeder Beschäftigung gehindert. Daher erklärt sich wohl auch, daß er nicht noch mehr veröffentlicht hat. Seine letzten Arbeiten erschienen unter der Überschrift "Beiträge zur Kritik des Veda" 1887, 1891 und 1893, ZDMG. XLI 494—507, X L V 204—220, XLVII 583—594. An der ersten Stelle betreffen sie prthivi in der Bedeutung Luftraum, anäs (nach Ludwig a-näs, nach Roth αη-âs) und mrdhraväc Rgv. V 29, 10, die Asvinä (Morgenstern und Abendstern) und ihr Beiwort dhisnyä, ferner Rgv. VI 61, 13 und sein Wort apds "fließend", das von ihm mit A. Kuhn, Grassmann u. A. angenommene Wort uloka (überliefert u loka), die Götter Mitra, Varuna und Aryaman, Indra. Seine Etymologien sind auch hier verfehlt: Mitra stellt er zu smi "hell sein, strahlen", Varuna, ursprünglich "das Tageslicht", zu Oar — vas ("die Wurzeln 3 var und 2 vas durchkreuzen sich mehrfach" S. 504), Indra zu indh. Während Indra der Nationalgott in religiöser Beziehung sei, betrachtet er Aryaman als den eigentlichen Deus Aricus, indem er Rgv. VII 64, 3 unter deva aryàh mit Recht den Aryaman versteht. In Nr. II seiner "Beiträge zur Kritik des Veda", ZDMG. X L V (1891) 204ff. beschäftigt sich Bollensen hauptsächlich mit der Prüfung "des alten Patriarchenliedes der Gotama", Rgv. I 88, dessen Versmaß Grassmann als verwahrlost, dessen Sinn dieser als verworren bezeichnet hatte. Zu Benfeys Übersetzung zieht Bollensen jetzt auch die Übersetzungen von Ludwig, Grassmann und Max Müller heran, die hier stark von einander abweichen. Des letzteren Hymns to the Maruts schätzte er besonders. Bollensen hat durch seine Konjekturen einen lesbaren T e x t hergestellt, aber ob den ursprünglichen, ist sehr die Frage. Er kommt hier S. 207 auch nochmals auf seine metrische Theorie zu sprechen: "Aus dem Gäyatri-Stollen, d. i. aus dem 8 silbigen Stollen entwickeln sich alle vedischen Versmaße. Wie je zwei rhythmische Einheiten oder Versfüße einen Stollen bilden, so gehören wenigstens 2 Stollen zur Bildung einer Strophe und demgemäß ist die Grundstrophe eine dvipadä"\ durch Hinzufügung eines 4silbigen Fußes erwächst ein 12silbiger Stollen, durch Hinzufügung eines gleichwertigen Stollens die Gäyatri; ein dieser hinzugefügter gleichwertiger Stollen, der Anuçtubh, d. i. "Nachstollen", genannt wurde, gab dem ganzen
KAP. L V .
Ä L T E R E SCHWEIZER
GELEHRTE.
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Versmaß den Namen; der 12silbige Stollen behielt "den Reim der Gäyatristollen"bei, aber der Tristubhstollen ließ ihn zu w j_ _ zusammenschrumpfen und legte auch vorher den Stollenschnitt oder die Cäsur anders. In Nr. III seiner "Beiträge zur Kritik des Veda", ZDMG. X L VII (1893) S. 583—594 kommt Bollensen ein letztes Mal besonders auf seine sprachlichen Theorien über den Visarga, den Avagraha, den Anunäsika, die Betonung usw. zurück und unternimmt es, dabei eine Anzahl von schwierigen Stellen des Rgveda durch kühne Auffassung oder Änderung der überlieferten Formen zu heilen. Er berührt sich bisweilen mit Pischel und Ludwig (S. 588), während Oldenberg in den Prolegomena zurückhaltender ist. Die Ligatur cch will er aus dem Rgveda verbannen (S. 584), denn ch, das er als Verschlingung von ç und c auffaßt, repräsentiert schon eine Doppelkonsonanz. Die palatalen Aspiraten ch und jh gebe es überhaupt nicht im Veda. Daher seine auffallende Umschreibung gaçcati statt gacchati, çcand statt chand usw. Daß cch unnötig sei und ch hinter kurzem Vokal als Zeichen einer Doppelkonsonanz genüge, war auch Aufrechts Ansicht. Über den Wert von ch hatte sich Bollensen schon in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Mälavikägnimitra aufgrund der Handschriften ausgesprochen. Ein anderes beliebtes Thema von ihm ist "die alte Dativform auf ai" (S. 586), aus der die gewöhnliche Dativform auf äya durch Anfügung der Partikel am entstanden sein soll, zum Schwund des m vgl. tubhya neben tubhyam. In dem Absolutivsuffix tväya des 10. Magdala (bhaktväya usw.) sind die beiden Absolutivsuffixe tvä und ya mit einander verbunden, auch dieses von ihm auf am zurückgeführt. Pischels Dative auf ä verkürzt aus äya (z. B. dänd) erkennt er nicht an, die Form ranä Rgv. IX 7, 7 hat uns Ludwig, "der Meister in allen archaischen Formen", als unbestimmten Verbalstamm ohne Personalsuffix für ranati erklärt (S. 588). Dagegen gibt es einen Genitiv PI. auf â mit verlorenem m. Die Genitive PI. auf än, in, un, rn beruhen auf einem Mißverständnis der Dichter selbst, die zwei Akzente der Infinitive auf favai (ζ. Β. étavâ u) auf falscher Auffassung eines Merkzeichens dafür, daß ai zu ai zu brechen sei (S. 590). Der Akkusativ PI. der Stämme auf a, i, u, r soll auf änt, int, ünt, fnt ausgehen (S. 594). Bollensens Kampf mit den Schwierigkeiten des Rgveda ist immer lehrreich, obwohl man ihm sehr oft nicht folgen kann. KAP. LV.
ÄLTERE SCHWEIZER GELEHRTE. Die drei folgenden Schweizer Gelehrten, Rieu, Trithen und Haag, haben in der Sanskritphilologie keine neuen Bahnen eingeschlagen. Sie haben, wie auch später Brunnhofer, in Deutschland studiert und auch ihr weiteres Leben mindestens Jahre lang im Ausland zugebracht. Nach Bollensens Ausgabe der Vikramorvaáí im Jahre 1846 erschien das Jahr darauf "Hemak'andra's Abhidhânak'intâmani, Ein systematisch angeordnetes Synonymisches Lexicon. Herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Otto Böhtlingk und Charles Rieu", St. Petersburg 1847. Dieser einheimische Kosa war eine Grundlage für den nominalen Teil von Böhtlingks Wörterbuch. Während Böhtlingk sich mit der mangelhaften Calcuttaer Ausgabe abmühte, faßte Rieu in London den Plan, diesen Kosa nebst Hemacandras eigenem Kommentar neu herauszugeben und sich zu diesem Zwecke mit Böhtlingk zu verbinden. Die Initiative ging also von Rieu aus. Rieu ist nicht bis zu Ende dabei geblieben, aber er hat die
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I. A L L O . Υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
Handschriften a b g e s c h r i e b e n und verglichen, Böhtlingk hat redigiert, übersetzt, erklärt, w i e im V o r w o r t von ihm a n g e g e b e n . V g l . W e b e r s Kritik Ind. Streifen II S. 4 fg. A m Schluß des Vorworts stehen die folgenden W o r t e B ö h t l i n g k s : "Ich bin ü b e r z e u g t , daß mit dieser neuen A u s g a b e Vielen gedient sein w i r d ; nur E i n e r , der es sich zum festen Vorsatz gemacht zu haben scheint, bei seinen Sanskrit-Studien nie an die reinere Quelle zu g e h e n , wird zu seinem eigenen Nachtheil und zu aller derer, die seine W e r k e benutzen, nach wie vor Alles bei Seite liegen lassen, w a s auf diesem Gebiete erscheint". Diese W o r t e beziehen sich auf B o p p . Die S a c h e ist nicht so schlimm g e w o r d e n , seine F e h l e r sind verbessert worden. W ä r e B o p p nicht wie ein indischer A s k e t in den Samädhi seiner vergleichenden Methode versunken g e w e s e n , würde er vielleicht nicht s o Großes erreicht haben. A b e r als Verdienst von Rieu muß anerkannt werden, schon frühe in E u r o p a eine kritische A u s g a b e von H e m a c a n d r a s nützlichem W e r k a n g e r e g t und möglich gemacht zu haben. Rieus Hauptbedeutung lag aber auf dem Gebiete des A r a b i s c h e n , Persischen und Türkischen. C h a r l e s R i e u war 1 8 2 0 in Genf geboren, und ist gestorben 1902. E r hatte in Bonn studiert, w a r also im Sanskrit ein Schüler L a s s e n s . E r ging nach P e t e r s b u r g , w o er mit Böhtlingk befreundet wurde, 1847 nach London. Hier fand er Anstellung am British Museum, wurde Curator of Oriental Mss., verfaßte Catalogues of Arabic, Persian, T u r k i s h Mss., und wurde zuletzt A d a m s P r o f e s s o r of Arabic in Cambridge. Sein Nachfolger in dieser P r o f e s s u r , E d w a r d G. B r o w n e , hat ihm im Journal der R A S . 1 9 0 2 S. 7 1 8 ff. einen warmen N e k r o l o g gewidmet. Roth wollte einst zusammen mit Rieu und T r i t h e n , einem zweiten S c h w e i z e r , der sich damals nach E n g l a n d g e w e n d e t hatte, den R g v e d a mit S ä y a n a s Kommentar in L o n d o n herausgeben (s. oben S. 256). Daraus wurde nichts, da M a x Müller die S a c h e in die Hand nahm. F r a n z H e i n r i c h T r i t h e n w a r wie Rieu im Jahre 1 8 2 0 in der Schweiz g e b o r e n , wuchs aber in Odessa a u f , wohin sein V a t e r sich b e g e b e n hatte. D e r Sohn studierte zwischen 1 8 3 8 und 1840 in Berlin, bei Bopp und A n d e r e n , und ging dann nach E n g l a n d , w o er L e h r e r der modernen S p r a c h e n in R u g b y w a r und am British Museum angestellt wurde. E r w a r dann einige Zeit Hauslehrer beim russischen Kriegsminister, hielt sich in Konstantinopel und K a i r o a u f , bis er wieder nach E n g l a n d zurückkehrte. Dort w u r d e er Professor der modernen Sprachen an der T a y l o r Institution in O x f o r d . E r begann auch seine V o r l e s u n g e n mit einem V o r t r a g über die Stellung der slawischen S p r a c h e n im K r e i s e der indogermanischen Sprachen, der in den Transactions der Philological Society 1848 gedruckt ist, w u r d e aber 1 8 5 0 irrsinnig, und starb 1 8 5 4 1 ) . Trithens Verdienst um das Sanskrit ist auf die A u s g a b e eines Dramas beschränkt g e b l i e b e n : " T h e Mahá V i r a Charita, or the History of Ráma, a Sanskrit Play by Bhatta Bhavabhúti. Edited by Francis Henry T r i t h e n " , L o n d o n 1848. E s w a r die erste A u s g a b e dieses D r a m a s , sie beruht auf drei Handschriften, zwei L o n d o n e r (des E a s t - I n d i a House) und einer O x f o r d e r , und erschien zwei J a h r e nach Bollensens Vikramorvasï. Wie Trithen am Schluß des kurzen " A d v e r t i s e m e n t " bemerkt, w a r eine Hauptveranlassung für sein Buch "the scarcity of the Sanskrit Plays which have been hitherto printed in E u r o p e or in India", und weil er lieber das einzige noch nicht veröffentlichte W e r k eines berühmten Dichters drucken ') Die Angaben über Trithen finden sich in der Biographie universelle, auch bei L a Rousse, Grand Dictionnaire universel du X I X . siècle.
KAP. L V I .
C . CAPPELLER.
J. GRILL.
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lassen wollte, als eine neue A u s g a b e eines der Dramen zu veranstalten " w h i c h have been circulated in E u r o p e " . Im Präkrt lehnte er es ab, die Übereinstimmung der Handschriften nach den R e g e l n des V a r a r u c i zu korrigieren, " f o r this would be to correct the l a n g u a g e of one period by the rules of a grammarian belonging to a different a g e " . E i n zweiter T e i l mit den Various Readings, Ubersetzung usw. ist nicht erschienen. Auch H a a g s Sanskritstudien waren auf das indische Drama gerichtet. F r i e d r i c h H a a g 1 ) , geboren 1846 in Diessenhofen (Kanton Thurgau), gestorben 1 9 1 4 , studierte in Zürich, Göttingen, Berlin, und promovierte 1 8 6 9 in Zürich mit der Schrift " V e r g l e i c h u n g des Prakrit und der romanischen S p r a c h e n " . E r widmete sie seinem L e h r e r , dem Zürcher Sprachforscher Schweizer-Sidler, dem wir in Kuhns Zeitschrift oft b e g e g n e n , und der seinerseits im Sanskrit ein Schüler Hirzeis, des Übersetzers der Sakuntalä, war. Als L e h r e r an der Kantonschule in F r a u e n f e l d habilitierte sich H a a g 1873 in Zürich für Sanskrit, w a r aber 1873 — 1 8 7 8 L e h r e r in Rußland und las dann, nach der Schweiz z u r ü c k g e k e h r t , 1878 — 1884 von Schaffhausen aus in Zürich über slawische S p r a c h e n , besonders Russisch. Er ging dann nach Burgdorf und kam von hier aus als Professor für klassische Philologie (mit Grammatik der klassischen Sprachen) nach Bern. Dort hat er neben E . Müller-Hess nicht mehr über Sanskrit g e l e s e n , seine späteren Arbeiten betreffen den lateinischen Unterricht und die bernische Schulgeschichte. A u s der früheren Zeit stammen die zwei P r o g r a m m e : " Z u r T e x t e s k r i t i k und E r k l ä r u n g des Mâlavikâgnimitra", F r a u e n f e l d 1 8 7 2 (vgl. die Kritik von A . W e b e r , Ind. Streifen III S. 1 2 6 ff.) und " B e i t r ä g e zu Visäkhadatta's M u d r ä r ä k s a s a " , Burgdorf 1886.
KAP. LVI.
C. C A P P E L L E R .
J. GRILL.
W e n n wir versuchen die Gelehrten zu gruppieren, können die beiden obengenannten zusammengestellt w e r d e n , weil sie im gleichen Jahre g e b o r e n sind, beide nahe Beziehungen zu den älteren Meistern hatten, C a p p c l l e r zu Böhtlingk, Grill zu R o t h , und weil beide dazu beigetragen haben, die indischen Dramen durch sorgfältige A u s g a b e n in Deutschland einzubürgern. W e d e r die englischen, noch die französischen Gelehrten sind in dieser philologischen Richtung so tätig g e w e s e n , wie die deutschen. Doch hat Wilson durch sein Hindu T h e a t r e einen ersten Überblick, Sylvain L é v i durch sein " T h é â t r e Indien" eine vollständigere Darstellung dieser anziehenden Literaturgattung g e g e b e n . C a r l C a p p e l l e r ist geboren 1840 zu A l e x k e h m e n in Ostpreußen. E r studierte 1 8 6 0 — 1 8 6 4 in Berlin zuerst klassische Philologie, dann Sanskrit bei B o p p und W e b e r . Die A n r e g u n g durch den letztern spricht sich aus in seiner Dissertation "Observationes ad K a l i d ä s a e Mälavikägnimitram", K ö n i g s b e r g 1868, mit der er 1868 in L e i p z i g promovierte. Im Jahre 1 8 7 2 habilitierte er sich in J e n a , seit 1875 ist er daselbst außerordentlicher P r o f e s s o r des Sanskrit, neben D e l b r ü c k die philologische Seite vertretend. In seiner Habilitationsschrift " D i e Ganachandas. E i n Beitrag zur indischen M e t r i k " teilte er die E r g e b n i s s e einer statistischen Untersuchung von 1 0 0 0 Strophen dieser V e r s m a ß e mit, unter denen die Äryästrophe am ') Die näheren Angaben über Haag verdanke ich Prof. Schwyzer.
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bekanntesten ist. Die Grundlage bildeten die von Weber in Band VIII der Indischen Studien zusammengestellten Regeln der indischen Nationalmetriker, dazu Bollensens Untersuchungen in seiner Ausgabe der Vikramorvasï, Colebrookes Abhandlung "on Sanscrit and Pracrit-Poetry", die früher viel benutzte kleine Schrift von Ch. Ph. Brown "Sanskrit prosody and numerical symbols explained", London 1869, usw. Die Verse entnahm er Böhtlingks Indischen Sprüchen, den Dramen, Varähamihira's BrhatSaiphitä, Häla's Saptaáataka. Sodann bereicherte er die zweite (und dritte) Ausgabe von Böhtlingks Chrestomathie 1877 durch eine vollständige Ausgabe des Dramas Ratnâvalî. Das Bopp-Stipendium ermöglichte ihm, mit den älteren indischen Ausgaben die in Paris, London und Oxford vorhandenen Handschriften zu kollationieren. Bei der Textgestaltung verfuhr er eklektisch, verschiedene Rezensionen schienen ihm nicht vorzuliegen. In England traf er mit Pischel zusammen, der ihm die Herausgabe von Vämanas Kävyälaipkäravrtti aus den Handschriften zu Paris, London und Oxford überließ. Dieses wichtige Werk erschien in zwei Teilen: "Vâmana's Lehrbuch der Poetik, zum ersten Male herausgegeben", Jena 1875, und "Vâmana's Stilregeln bearbeitet von C. Cappeller", Straßburg 1880. Er dankt dem damals noch in Jena lebenden Böhtlingk für seine Hilfe, die Textausgabe ist A. Weber gewidmet. Die Frage, ob der Verfasser identisch ist mit dem Vämana der Käsikävrtti, beantwortet Cappeller nicht mit Bestimmtheit : "Mein Resultat wäre also, daß unser Vämana wohl ein Zeitgenosse des Verfassers der Kâçikâvrtti gewesen sein k a n n , wenn wir beide etwa um 1000 setzen; daß sie aber wahrscheinlich v e r s c h i e d e n e Persönlichkeiten waren" (Vorrede zur Bearbeitung S. VII). Übersetzt hat Cappeller nur das fünfte und letzte Adhikaraga, das grammatischen Inhalt hat. Erst später erschien in Indien "Vamana Kavyalamkara Sutravrtti, Vagbhata Alaqikara and Sarasvati Kanthabharana, ed. by Anundoram Borooah", London und Calcutta 1883. Eine Editio princeps war auch die Böhtlingk gewidmete Ausgabe eines dritten Dramas aus zwei Oxforder Handschriften: "Pracandapândava. Ein Drama des Râjaçekhara", Straßburg 1885. Über die Zeit und die Werke Rajaáekharas hatte damals Pischel einen Aufsatz geschrieben in den Gött. gel. Anzeigen 1883, S. H 2 0 f f . , durch den Cappeller zu dieser Ausgabe angeregt wurde, und dem er in der Datierung — um 1000 n. Chr. — folgt. Nach dem Prolog, der wichtige Angaben enthält, wäre der eigentliche Name dieses Dramas Bälabhärata, ein Seitenstück zu Bälarämäyaija. E s besteht nur aus zwei Akten (anka) und könnte auch sonst noch den Eindruck des Unfertigen machen. Cappeller hält aber für wahrscheinlich, "daß der Dichter sich diesmal beschränken und nur einige Scenen aus dem Epos dramatisieren wollte" (Vorwort S. VIII). Das Studium des Sanskrit ist wesentlich gefördert worden durch das wohlfeile "Sanskrit-Wörterbuch nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet von Carl Cappeller", Straßburg 1887, Böhtlingk und Roth gewidmet. E s ist in erster Linie für die zweite Ausgabe von Böhtlingks Chrestomathie bestimmt, berücksichtigt aber auch noch andere T e x t e , die für Anfänger geeignet sind. Noch weiter ist der Kreis dieser T e x t e gezogen in der Whitney gewidmeten englischen Bearbeitung " A Sanskrit-English Dictionary", Straßburg 1891, bei der er von Lanman durch Rat und Tat unterstützt wurde. E s gehört dieses Werk in die Zeit des Zusammenarbeitens der deutschen und der amerikanischen Gelehrten: Whitneys Grammatik wurde ins Deutsche, Cappellers Wörterbuch ins Englische
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übersetzt. In England wurde besonders benutzt " A Sanskrit-English Dictionary" von Monier-Williams, die zweite Ausgabe besorgt von Cappeller im Verein mit Leumann, Oxford 1899. Cappellers Arbeiten auf dem Gebiet des indischen Dramas waren noch nicht zu Ende. E r förderte im besonderen unsere Kenntnis des Prahasana, der indischen Posse, durch seine autographierte Ausgabe des Dhürtasamägama und des Hâsyârijava, mit kritischem Apparat, Jena 1883; das erstere Stück war schon in Lassens Chrestomathie zugänglich gewesen. Zwei weitere Stücke dieser Art machte er in der A. Weber dargebrachten Gurupüjäkaumudl, Leipzig 1895, durch eine Analyse weiteren Kreisen bekannt, unter der Überschrift "Zwei Prahasanas", Kautukasarvasva und Kautukaratnäkara. Später gab er das schon seit den ersten Zeiten der Sanskritphilologie in Europa durch Chézy und Böhtlingk bekannt gewordene schönste Drama heraus: "Kälidäsa's Sakuntalä (Kürzere Textform) mit kritischen und erklärenden Anmerkungen", Leipzig 1909. E r hatte eine zweite Auflage von Böhtlingks Ausgabe übernommen, es ist aber daraus ein neues Werk geworden, gewidmet "Dem Andenken Richard Pischels Gest. am 26. Dezember 1908", dem er auch in einem Nachwort anerkennende Worte nachruft. Cappeller unterscheidet die vier Hauptgestalten, die der T e x t im Laufe der Zeit angenommen hat, Devanâgarî, kaschmirische, bengalische und südindische Rezension, bevorzugt auch vorwiegend die erstgenannte, hat aber ein eklektisches Verfahren durchgeführt, durch das er, so weit möglich, den ursprünglichen T e x t wiederherstellen wollte. Man kann darüber verschiedener Ansicht sein. In der Einleitung führt Cappeller die neueren indischen Ausgaben auf. Den neuaufgefundenen Kommentar des Räghavabhatta benutzte er in der zweiten Ausgabe des Dramas von Godabole-Paraba, Bombay 1891. Die in den vorwiegend erklärenden Anmerkungen enthaltene varia lectio stammt aus den Werken seiner Vorgänger. Cappeller hat nur zwei Handschriften selbst kollationiert, neu zum erstenmal nur eine Leipziger. Den T e x t der kas.chmirischen Handschrift kannte er aus der Ausgabe des "um die Sakuntaläkritik hochverdienten Burkhard", die Lesarten der südindischen Handschriften aus der Ausgabe von T. Foulkes, Madras 1904, sowie aus einer älteren Ausgabe, Madras 1874, die auch den Kommentar des Viväsäcärya enthielt (S. XVIII fg.). Obwohl er nicht glaubt, daß den Dichtern für das Präkrit so bestimmte Regeln vorgeschwebt haben wie für das Sanskrit, hat er sich doch bemüht, die dialektischen Stellen möglichst nach der Grammatik zu normalisieren. E r erwähnt Blochs Schrift "Vararuci und Hemacandra" (S. XVII). Die chäyä hat er, wie bei der Ratnâvalî durch einen PräkritIndex ersetzt. Böhtlingks Ubersetzung des Dramas ist nicht wieder abgedruckt. Endlich gab er unter der Überschrift "Ein medizinisches Sanskritdrama" in der Festschrift für E. Windisch eine Analyse des in der Kävyamälä 1891 veröffentlichten Jivänandana, Leipzig 1 9 1 4 . In diesem Stück wird vorgeführt, "wie das menschliche Leben, hier als König Jlva dargestellt, in seiner Stadt (dem Leibe) von einem Heere von Krankheiten unter der Führung des Yaksman (der Schwindsucht) belagert wird, sich derselben aber mit den durch die Huld der Götter erworbenen Heilmitteln erfolgreich erwehrt". Zu der Festschrift für O. Böhtlingk trug er einen Artikel "Zur Mrcchakatikâ" bei, Stuttgart 1888, zu der für H. Kern " B e merkungen zu Vallabhadeva's Subhäsitävali", Leiden 1 9 1 3 , zu der für E . Kuhn "Zitate aus Mäghas Siáupalavadha", Breslau 1916. Aus der letzten Zeit beziehen sich noch zwei Werke auf das indische K ä v y a : "Bhäravi's
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Poem Kiratarjuniya, translated and e x p l a i n e d " , in der H a r v a r d Oriental Series, C a m b r i d g e Mass. 1 9 1 2 , und " B ä l a m ä g h a , Mâgha's Siáupalavadha im A u s z u g e bearbeitet", Stuttgart 1 9 1 5 . In wie h e r v o r r a g e n d e r W e i s e C a p p e l l e r das Sanskrit als S p r a c h e beherrscht, geht aus seiner W i e d e r g a b e von deutschen Dichterworten und griechischen Strophen in Sanskrit hervor: " S u b h ä s i t a m ä l i k ä , eine A u s w a h l von Sprüchen deutscher Dichter in Sanskrit nachgebildet", J e n a 1902 (auch im Ind. Antiquary Vol. X X X I I , Juli 1903), und " Y a v a n a s a t a k a m , 1 0 0 Sanskrit Strophen nach griechischen D i c h t e r n " , J e n a 1903 (Ind. Antiquary Vol. X X X I V , F e b r . 1905). C a p p e l l e r s Übersetzung von M a x Müllers "India, what can it teach u s " unter dem T i t e l "Indien in seiner weltgeschichtlichen S t e l l u n g " wurde schon oben S. 293 erwähnt. W i e Cappeller zu Böhtlingk, so stand der württembergische T h e o l o g e Grill zu Roth in einem Pietätsverhältnis. W i e Bollensen hat er auf den Gebieten des V e d a und des Drama gearbeitet, wenn auch w e n i g e r tief gehend. Mit vielseitiger Kenntnis des Orients ausgerüstet, hat er auch theologische und religionsgeschichtliche W e r k e veröffentlicht, von denen wir eines zu erwähnen haben werden. J u l i u s G r i l l ist geboren 1840, w a r R e p e t e n t in T ü b i n g e n , D e k a n in C a l w , P r o f e s s o r am Seminar in Maulbronn, seit 1888 P r o f e s s o r der alttestamentlichen E x e g e s e in T ü b i n g e n , jetzt in Ruhestand. Im Sanskrit bezeichnet er sich selbst als Schüler Roths. Sein H a u p t w e r k auf diesem Gebiet ist die kritische A u s g a b e eines indischen Dramas, die er Böhtlingk, Hall und Roth widmete: " V e n î s a m h a r a : Die Ehrenrettung der Königin. E i n Drama in 6 A k t e n von Bhatta Naray a n a " , L e i p z i g 1 8 7 1 . D e r Stoff dieses Dramas ist der H a u p t s a g e des Mahäbhärata entnommen. Die indischen Dramen kritisch herauszugeben galt immer noch als eine H a u p t a u f g a b e . Grill knüpft an L e n z an (s. oben I S. 144), dessen von der K . A k a d e m i e in St. Petersburg aufbewahrter Nachlaß Kollationen von Handschriften dieses Dramas enthielt. Zu einer A u s g a b e genügten sie nicht. Grill konnte in Paris eine Handschrift abschreiben, erhielt von Hall zwei Handschriften und durch Rost die L o n doner Handschriften. Dazu benutzte er in Indien erschienene Lithographien und A u s g a b e n . Ü b e r diese Hilfsmittel berichtet er sehr ausführlich im V o r w o r t und in der Einleitung. A u c h hier verteilen sich die Handschriften auf verschiedene R e z e n s i o n e n , stehen die nordindischen im Allgemeinen dem ursprünglichen T e x t e am nächsten, verdienen die bengalischen im Allgemeinen nicht den V o r z u g , wenn sie auch hier die ursprüngliche Nändi erhalten haben, und nehmen die südindischen eine Stellung für sich ein. Doch sind die Unterschiede der Rezensionen nicht besonders groß. In den A n m e r k u n g e n ist eine reiche V a r i a lectio g e g e b e n . Die Einleitung handelt außer von den Handschriften und Drucken an erster Stelle vom Dichter des Dramas, die bekannten A n g a b e n etwas umständlich prüfend, aber nicht wesentlich über L a s s e n und andere V o r g ä n g e r hinauskommend. Auch Grill entscheidet sich (S. X V ) für die Identität des Dichters Mrgaräjalaksma-Bhatta-Näräyaija (so in der Unterschrift) mit dem Brahmanen Bhatta Näräyana, der als erster von fünf Brahmanen im 6. J a h r hundert n. Chr. von K a n y ä k u b j a nach Bengalen kommt. Die Geschichte wird in dem von Pertsch h e r a u s g e g e b e n e n Ksitíáavaipáavalicarita erzählt. Dieser Brahmane gehörte zum vedischen Gotra des áandilya. E i n L e h r e r des Namens áandilya ist die Hauptautorität der K ä n d a V I — X des áatapathabrähmana (S. X X ) . W i c h t i g e r für den vorliegenden F a l l ist, daß ein áandilya als V e r k ü n d i g e r der L e h r e der Päficarätra genannt wird. Bhatta
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Närayaija wird daher ein Anhänger dieser Sekte gewesen sein (S. XII). So findet sich in der Einleitung S. X V I I eine Darstellung der Lehre der Pañcaratra. Grill glaubt Anklänge an diese Lehre und an die Geschichte von den fünf Brahmanen (in den fünf Pändava und in der Zahl von fünf Städten) entdeckt zu haben, was nicht ganz unwahrscheinlich ist. Die fünf Brahmanen kamen an den Hof des Königs Ädisüra, dessen Dynastie in Bengalen der Dynastie der Pala vorausging. Nach einer Wahrscheinlichkeitsrechnung Lassens würde der Anfang der Päla und das Ende der Dynastie des Adisüra ungefähr in das Jahr 760 n. Chr. gefallen sein. Ädisüra, der die Brahmanen begünstigte, soll ein Zeitgenosse des Königs árí-Harsa von Kanyäkubja gewesen sein, der durch Hiuen-Thsang bekannt geworden ist, und der die Buddhisten begünstigte. Aus ihrer Zeit, also dem Ende des 6. oder dem Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. würde Bhatta Näräyaijas Drama stammen. In dem Cärväka des letzten Aktes erblickt Grill eine Anspielung auf den Buddhismus. Grills Übersetzung von hundert Liedern des Atharvaveda haben wir schon oben S. 261 nach Roth und Whitneys Ausgabe dieses Veda eingereiht. Durch seine Studien im Veda und im Epos wurde er zur Religionsgeschichte und Vergleichenden Mythologie geführt. Aus ihnen erwuchs das Buch "Die Erzväter der Menschheit. Ein Beitrag zur Grundlegung einer hebräischen Alterthnmswissenschaft von Dr. Julius Grill, Diaconus in Calw. Erste Abtheilung: Zur Methode der urgeschichtlichen Forschung. Die ersten Menschen", Leipzig 1875. Bei seiner Prüfung der epischen Stoffe der Inder, der Griechen, auf ihre Geschichtlichkeit hin, kam er zu der Überzeugung, daß der Inhalt des indischen Epos bei weitem nicht den historischen Wert habe, den ihm z. B. Lassen zutraue (Vorwort S. III·. Von den Meistern "vergleichender indogermanischer Mythologie", bei denen er in die Schule gegangen, nennt er A. Kuhn mit Namen (S. IV). Aus dem Vorwort, das eine Art Bekenntnis ist, geht hervor, wie schwer es dem Theologen geworden ist, die "angeerbte Auffassung der alttestamentlichen Offenbarungsgeschichte" (S. VII) einzuschränken : arische Mythologie bildet die Grundlage der das hohe Altertum behandelnden Erzählungen der Bibel, auch der alttestamentliche Kultus ist nach seiner Naturseite echt arischen Ursprungs (S. XIII). Daß auch "die Aegyptologie und die Assyriologie der Aufhellung des hebräischen Altertums wertvolle Dienste geleistet haben", will er nicht in Abrede stellen (S. X). Deutlicher spricht er seine Ansicht S. 85 fg. dahin aus, daß "das hebräische Urvolk in seinem Ursprung ein sanskritisch-arisches Glied der indogermanischen Kette" gewesen sei, und daß es "seine sanskritische Muttersprache mit einem semitischen Idiom, dem sog. Hebräischen, vertauscht" habe. Die Haltlosigkeit dieser Gedanken geht schon aus wenigen Beispielen des "empirischen" Beweises hervor, mit denen Grill sie wahrscheinlich zu ma chen dachte: Aharon soll "eine Transformation" von Atharvan sein (S. 221, Pinlhás von skr. pînaças "qui ferit turgida" (S. 27), Nôach von Návaka "Schiffer" (S. 44), Debhôrâhvon Vipalâ (sic!) im Sinne einer laut redenden Göttin (S. 66), usw. Das Buch ist in seinem Hauptgedanken und in seinen Vergleichungen vollständig verfehlt, trotz seiner Gelehrsamkeit auf indischem und hebräischem Gebiete. Immerhin ist es ein interessantes Beispiel für die Wirkung, die das indische Altertum auf die verschiedenen Individualitäten in ihren Arbeitsgebieten ausgeübt hat, und für das dunkle Streben, Zusammenhänge zwischen den orientalischen Völkern zu entdecken. Indo-arische
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H. BRUNNHOFER. Ahnlich wie Rieu und Trithen fand ein dritter Schweizer, H. Brunnhofer, Arbeit und Stellung in England und Rußland, doch kehrte er wieder nach der Schweiz zurück. In zahlreichen Werken verfolgte er in der Interpretation des Rgveda unentwegt eine Richtung subjektivster Art. Während Roth und Max Müller den mythologischen, A. Kuhn und Bollensen den sprachlich-metrischen, später Bergaigne den ritualistischen Gesichtspunkt mehr oder weniger einseitig zur Geltung brachten, ging Brunnhofer darauf aus, in den Namen, in den geographischen Angaben, in einzelnen Wörtern und in dunklen Anspielungen Beziehungen des Rgveda zu außerindischen Ländern und Völkern nachzuweisen. Er machte so mit weitgehender Phantasie den Rgveda zu einer Urkunde für die Vorgeschichte der indischen Arier, stammend aus den Zeiten, in denen diese sich noch auf dem W e g e von Iran nach Indien befanden. Über das Leben und die W e r k e Brunnhofers gibt E. Kuhn einen dankenswerten Überblick in dem letzterschienenen Hefte der Zeitschrift der DMG., Band LXXI (1917)
S. 431—437. H e r m a n n B r u n n h o f e r , geboren 1841 zu Aarau, gestorben 1917 in München, war im Sanskrit ein Schüler Webers. Im Jahre 1866 begab er sich nach England, wo er zuerst als Nachfolger des nach Indien berufenen Kielhorn wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei Monier Williams in Oxford war. Im Sommer 1867 arbeitete er in gleicher Eigenschaft an dem Wortindex zum Rgveda für Max Müller. Über seinen Anteil an diesem Index sagt er selbst in seinem Buche "Östliches W e r d e n " S. 219: "Das Wortverzeichnis zum Rigveda, das in Müllers erster großer Rigveda-Ausgabe im fünften und sechsten Band veröffentlicht worden ist, war im Auftrage Max Müllers nach dessen Wortverzeichnissen zu den einzelnen Mandalas, im Sommer i867 vom Verfasser dieser Zeilen in Oxford zusammengestellt worden" *). Die vedischen Studien hatte er schon in Berlin eifrig betrieben. Durch seinen Lehrer W e b e r war sein Blick auch auf das Satapathabrähmana gelenkt worden. In seinem wechselvollen Leben hat e r dann bald eine Anstellung in der Schweiz gehabt, bald in St. Petersburg gelebt, wo er das vom Fürsten E. Uchtomskij verfaßte W e r k über die Orientreise des späteren Kaisers Nikolaus II. ins Deutsche übertrug. Im Sommer 1905 unternahm er selbst eine Wolgareise von Kasan bis Astrachan. Seine weitverzweigte schriftstellerische Tätigkeit bezog sich auch auf die russischen Verhältnisse, bis in den Weltkrieg hinein. Habilitiert hat er sich erst 1901 in Bern, bezeichnenderweise für Urgeschichte und historische Geographie des Orients. Ebenso entspricht seiner Studienrichtung ein Lehrauftrag für historische Topographie, den er 1906 erhielt. Zum Titularprofessor ernannt, verließ er Bern 1914 und lebte zuletzt in München, wo er äuch gestorben ist. Schon in der Schrift "Γαλα (Γαλακτος), Lac (Lactis), der graecoitalische name der milch. Ein monographischer beitrag zur ältesten empfindungs·) In einer Anmerkung dazu sagt er, daß er für diese "damals noch sehr schwierige große Arbeit" von Max Müller 50 Pfund Sterling, Max Müller nach einer Berechnung von Monier Williams für die ganze Ausgabe ein Gesamthonorar von 5851 Pfund Sterling erhalten habe.
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geschichte der indogermanischen Völker", Aarau 1871, zeigt sich Brunnhofer wohlbewandert in der vergleichenden Sprachwissenschaft, zeigt sich a b e r auch seine Eigenart : phantasievolle Behandlung von Etymologien und Ursprungsfragen, willkürliche Identifizierungen, ohne gebührende Rücksicht auf die Lautverhältnisse zu nehmen. Γαλακτ, von Wurzel gai mit zwei diminutiven Suffixen, ist ihm "der liebe, liebe trank" (S. 34). Durch seine poetische Begeisterung mutet uns an der Essay "Über den Geist der Indischen Lyrik, mit Original-Übersetzungen aus der Hymnensammlung des Rigveda, den Spruchdichtern und Hâla's Anthologie volksthümlicher Liebeslieder", Leipzig (Otto Schulze) 1882, gewidmet dem "Pandit Shyâmaji Krishnavarmâ", zur Erinnerung an den Orientalisten-Kongreß in Berlin. H y m n e n , die später eine große Rolle bei ihm spielen, sind schon hier übersetzt. In der Schlußbetrachtung sagt er "Der Veda ist gleichsam der Morgenlerchentriller der zum Bewußtsein ihrer Größe erwachenden Menschheit". Die ihm eigene Methode in seiner auf die Sitze und W a n d e r u n g e n der Völker gerichteten Forschung zeigte er zuerst in dem 1884 gedruckten Vortrag "Über den Ursitz der Indogermanen", s. "Öffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz. H e r a u s g e g e b e n von Benno Schwabe", VIII. Band H e f t V, Basel 1885. Hier wird der Drbhika von Rgv. II 14, 3 im Anschluß an Ludwig als der Vertreter des iranischen Stammes der Derbiker aufgefaßt, der seine Wohnsitze von Chorasan bis an das Kaspische Meer hatte, steht aber der Rgveda sonst nicht im Vordergrund der Ausführungen. In O. Schräders Buch "Sprachvergleichung und Urgeschichte", Jena 1883, waren die Ansichten über den Ursitz der Indogermanen besprochen worden. Benfey hatte im Vorwort zu Ficks W ö r t e r b u c h der indogermanischen Grundsprache, Göttingen 1868, diesen Ursitz nicht in Asien, sondern in Europa gesucht. F ü r diese Ansicht werden die in den indogermanischen Sprachen gemeinsamen Baum- und Tiernamen geltend gemacht. Brunnhofer tritt für Armenien ein, das im Klima an Mitteleuropa erinnert. Armenien ist das Zentrum von zwei Flußwandernamen, "Kur und Araxes", die häufiger als alle anderen Flußnamen in indogermanischen Ländern des Ostens und Westens wiederkehren (S. 22). Brunnhofers vedische Arbeiten, von denen die grundlegenden in den 80er Jahren entstanden sind, laufen sämtlich auf seine H a u p t g e d a n k e n hinaus, auch diejenigen, die zunächst rein sprachlicher Art zu sein scheinen. W ä h r e n d des Druckes seiner Abhandlung "Über dialektspuren im vedischen gebrauche der infinitivformen", Kuhns Zeitschr. XXV (1881) S. 329—377, hat sich ihm viel neues Material zu einer Abhandlung ü b e r den Zusammenhang der indischen und iranischen Arier während der Vedenzeit ergeben (S. 377). Ein erstes Beispiel seiner Methode war damals seine Deutung von Sakapüta Rgv. X 132, 5 als áaka-putra, áaka-sohn, S. 373. An und für sich hat Brunnhofer mit Recht gefordert, d a ß die Hymnen der verschiedenen Rsi-Geschlechter, wie sie in der Anukramanikä a n g e g e b e n werden, einzeln untersucht werden müssen. Dies hat er in seiner Statistik der Infinitivformen ausgeführt. In der hier gewonnenen Chronologie stehen die Gautama an erster, die Bhäradväja an zweiter Stelle usw. (S. 374)· Um sichere Ergebnisse liefern zu können, müßte sich die Untersuchung auch noch auf andere Punkte erstrecken. Die Fortsetzung dieser Studien gab Brunnhofer 1886 in seiner Abhandlung "Über das gegenseitige verhältniss der beiden kândagruppen des Çatapathabrâhmana nach massgabe der in ihnen verwendeten infinitivformen", Bezzenbergers Beiträge X S. 234—266. Schon W e b e r hatte von 25*
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einem Grundstock dieses dem Yájñavalkya zugeschriebenen Brähmana die Kända VI—X unterschieden, in denen Sändilya als Lehrer hervortritt. Brunnhofer fand diesen Unterschied durch seine Statistik der Infinitive bestätigt und suchte durch seine Deutung der Namen zu beweisen, daß die Sändilya-Gruppe iranischen Ursprungs ist. Der Satap. IX 5, 2, 15 erwähnte Tura Kävaseya ist ein Iranier aus Turan, und der Fluß Kärotz, an dem er den Göttern das Feuer geschichtet hat, ist die iranische Haraqaiti-Sarasvafi. In einem Hymnus seines Ahnen Kavasa Ailüsa, Rgv. X 30, I, kommt das Wort prthujrdyas vor, das mit dem perethuzrayanh des Avesta identisch ist. Kavasa schließt sich an den schon in der früheren Abhandlung entdeckten Iranier Sakapüta an (S. 258 ff.). So sind diese beiden Abhandlungen die Vorläufer zu seinem ersten größeren Werke, in dem seine Ideen und seine Methode zur vollsten Entfaltung gekommen sind: "Iran und Turan. Historisch-geographische und ethnologische Untersuchungen über den ältesten Schauplatz der Indischen Urgeschichte", Leipzig 1889, dem Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch gewidmet. Brunnhofer war damals Lehrer am Gymnasium in Goldingen in Kurland. Das Buch bildet das Fünfte Heft der "Einzelbeiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Sprachwissenschaft". Der Titel des Buches ist dahin zu verstehen, daß Iran und Turan "die Urheimat der indischen Sanskrit-Arier" war (S. 229). Kern hatte schon 1867 Baktrisch und Altindisch als so nahe verwandt bezeichnet, daß das Baktrische ohne Ubertreibung ein Dialekt der vedischen Sprache genannt werden könne. Bartholomae hatte 1883 in seinem Handbuch der altiranischen Dialekte einen Avestatext nachgewiesen, "der sich Wort für Wort mit der Sprache des Veda deckt". Schon zuvor hatte Brunnhofer 1880 in Kuhns Zeitschrift Band X X V (1881) einerseits im Gebrauch der Infinitivformen dialektische Verschiedenheit der vedischen Sprache, andrerseits iranische Dichter mitten im Rgveda zu erkennen geglaubt. E r hat "den bis dahin für 'vom Mist gereinigt' interpretierten Namen des Vedadichters Çakapûta als einen mundartlich verschliffenen Çaka-putra, d. h. 'Çaka-Sohn' entdeckt" (Iran und Turan S. 3). Seine Folgerungen aus diesen Grundgedanken hat er in der Einleitung zu einem Gesamtbild vereinigt. Die vedischen Clane haben vereinzelt Jahrhunderte lang über das ungeheure Areal Nordirans hin zwischen dem Kaspischen Meere und dem Fünfstromland nomadisiert (S. XI). Die Interpretation des Veda muß sich von Roths Vorstellungen frei machen und das vedische Altertum vom Fünfstromland weg nach Iran verlegen. Auch in Bergaignes Buch " L a Religion Védique" ist der geographische und klimatologische Gehalt der Hymnen vernachlässigt. Brunnhofer wünschte, daß die russische Regierung sich entschlösse, "längs des Südrandes ihres jetzigen und zukünftigen Reiches, vom Pontus Euxinus bis zum Hindukush, insbesondere aber längs der Alburs- und Hindukushkette, alle Flurnamen und Ortssagen" zu sammeln und der europäischen Wissenschaft zugänglich zu machen (S. XXIII). Brunnhofer selbst hat die Namen geographischen Werken und Reiseberichten alter und neuer, auch der neuesten Zeit entnommen, indem er glaubte, daß noch in der Gegenwart Uraltes erhalten sei. Spiegels Eranische Alterthumskunde und Geigers Buch "Ostiranische Kultur im Alterthum" lieferten ihm gleichfalls viel Material. Das Schähnäme zitiert er in Schacks Übersetzung. Daß unter den prthupdrsavah Rgv. VII 83, 1 die Parther und die Perser zu verstehen seien, hatten schon Ludwig u. A. angenommen. Auch daß die Pärthaväh Rgv. VI 27, 8 die Parther seien (S. 40), ist wenigstens diskutabel. Ohne
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F r a g e stammt die Flutsage aus einem Lande im Nordwesten Indiens. A u c h gewisse Einzelheiten in der Mythologie und im Opferwesen (Mitra und Mithra, hotä und zaota, usw.), die er hier nicht erwähnt, sprechen für ein nahes Verhältnis zwischen Indien und Iran, aber alles dies rechtfertigt in keiner W e i s e Brunnhofers mit der größten Kühnheit durchgeführten Iranismus. Brunnhofer ist sich selbst seiner Kühnheit bewußt, denn er bekennt sich zu dem gelegentlich von Scherer geäußerten Satze " A b e r die sogenannte Vorsicht ist eine von den widerlichsten Gelehrtenuntugenden, mit der Feigheit recht innig verwandt" (S. 145). Eine seiner größten Kühnheiten ist, daß er in den Worten àpâmtvâm . . . sedha (halt ab Siechtum), R g v . X 98, 12 die Stadt Apameia in der Landschaft Choarene an den Kaspischen Pässen erblickt (S. 34). Mehr als der Indus kommen für den R g v e d a O x u s und Iaxartes in Betracht. Unter samudra versteht er vorwiegend das Kaspische M e e r , das er mit dem Rsi Kasyapa zusammenbringt. Kasyapa war der Name des Genius des den Indern mit den Iraniern gemeinsamen Götterbergs, aber auch eines iranischen Stammes. Letzterer ist in dem Städtenamen Κασπάπυρος enthalten, für *Kasyapa-pura, wovon Kaschmir (S. 53). Der Abschnitt "Die Kaspier oder K a ç y a p a " S. 5 i f f . ist voll von Kombinationen der Namen, die mit Kas- beginnen. Nahus ist altpersisch naqa, die Bezeichnung des persischen Großkönigs auf den Keilinschriften (S. 49). Den Königsnamen Abhyävartin Rgv. V I 27, 5 und 8 leitet er von *Abhyävarta ab, worin er "die Stadt Abward in Chorasan" erblickt (S. 39). Der Rsi Agastya, von ihm mit Σαγάρτιος, altpers. 'Açargata' verglichen (S. 68), war ein geborener Iranier, der das Sanskrit nur unvollkommen beherrschte (S. 63). A l s Beweis führt er an die in seinen Hymnen besonders häufige Silbenzerdehnung (aa oder aä für ä usw., wobei er an iranisch dacvo usw. denkt, S. 63); ferner einzelne von ihm angenommene iranische W ö r t e r ζ. B. ashatarä Rgv. I 173, 4 Komparativ von altiranisch asha "heilig", und moshu "rasch", das er ebenda V e r s 12 für mó s;î in den T e x t einsetzt. Die L i e d e r des Sunahsepa R g v . I 24 ff. betrachtet er als iranischen Ursprungs mit der Begründung: "Nur einem derart in die Hunde vernarrten V o l k e wie den Iraniern, insbesondere den Zoroastriern, konnte es beifallen, sich sogar 'Hundeschwanz' zu nennen" (S. 72). Die Pani Rgv. X 108 sind die TTdpvoi der Griechen, die am unteren Lauf der Rasa, d. i. des O x u s , wohnten (S. 115). Indras Kampf mit dem Dämon Varcin findet er trotz sachlicher Verschiedenheit, infolge einer entfernten Ähnlichkeit der Namen, in dem Kampfe des Gurgin mit Anderimau im Schähnäme wieder (S. 35)· E r faßt sich ein Herz und wagt in asura wohl auch einmal "den Assur und assyrisches" zu erblicken (S. 215). Vavri Rgv. V 19, 1 soll eine Anspielung auf Bawri, Babylon enthalten (S. 220)! Die Usas, deren Lastwagen Indra zerschmetterte, Rgv. IV 30, 8ff., ist die Königin Semiramis aus Babylon, die einen mit einer Niederlage endigenden Eroberungszug über den Indus machte (S. 213)! A u c h die Spuren der Sakenkönigin Tomyris, deren Namen er mit Cumuri identifiziert und aus contri "Bettler" deutet, turkotatarische Bezeichnung der Nomadenvölker, entdeckt er im R g v e d a (S. 204). Ein lautlicher Anachronismus ist e s , wenn er in der vedischen Sprache öfter prakritische Verschleifungen annimmt, so sieht er in Ajatnïdha "eine Hindeutung auf den allgemeinen Stammvater der Arier: Ärya, prakritisch in Aja verschliffen" (S. 229). Über W e b e r geht hinaus, wenn er nicht nur das Pferdeopfer, sondern überhaupt die Käijda V — X des Satapathabrähmana mit den Namen darin als iranischen Ursprungs ansieht. Den Flußnamen Käroti hatte er schon zuvor auf Haraqaiti, die
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
altiranische Form von skr. Sarasvatï, aus der die griechischen Namen Άράχωτος und Arachosien entstanden sind, zurückgeführt (S. 31, 127). Aus seiner Ubersetzung von Rgveda VII 96, 1 "Ein hohes Lied singe ich, die a s s y r i s c h e unter den Flüssen will ich erhöhen, die Sarasvatï" (S. 215) erhellt, wo er diesen Fluß sucht. Varuna, den er als den Gott des gestirnten Nachthimmels und der unendlichen See auffaßt (S. 173), läßt er sich vom Weltherrn zum Weltfeind Vrtra umwandeln (S. 175). Auch für den Hiranyagarbha-Hymnus Rgv. X 121 will er mit seiner Methode iranischen, für den Weltschöpfungshymnus Rgv. X 129 babylonischen Ursprung nachweisen, und für den Varuna-Hymnus Atharvav. IV 16, den er ähnlicher Gedanken wegen mit Psalm 139 vergleicht, medischen Ursprung (S. 179ff.). Im Allgemeinen besteht für Brunnhofer kein Zweifel "über die iranische Heimat der gerade wichtigsten Rigvedalieder", er behauptet, "daß eine ganz beträchtliche Anzahl vedischer Rishi den Boden Indiens nicht nur niemals betreten, sondern wahrscheinlich nicht einmal gekannt hat" (S. 149fg.). In den "Einzelbeiträgen zur allgemeinen und vergleichenden Sprachwissenschaft" folgten auf Heft 5 "Iran und Turan" noch zwei weitere Bücher Brunnhofers ähnlicher Richtung : Heft 9 "Vom Pontus bis zum Indus. Historisch-geographische und ethnologische Skizzen", Leipzig 1890, und Heft 12 "Vom Arai bis zur Gangâ. Historisch-geographische und ethnologische Skizzen zur Urgeschichte der Menschheit", Leipzig 1892. Diese drei starken Hefte (5, 9 und 12) gehen auch unter dem Gesamttitel "Urgeschichte der Arier in Vorder- und Zentralasien. Historisch-geographische Untersuchungen über den ältesten Schauplatz des Rigveda und Avesta". Dazwischen erschien noch in demselben Verlag ein Buch "Culturwandel und Völkerverkehr", Leipzig 1891. Vgl. E. Kuhn, a. a. O. S. 433. Brunnhofer ist an seinen Ansichten nie irre geworden. Wir ersehen dies aus einem zweiten Hauptwerke, das er über zwanzig Jahre nach ''Iran und Turan" veröffentlichte: "Arische Urzeit, Forschungen auf dem Gebiete des ältesten Vorder- und Zentralasiens nebst Osteuropa", Bern 1910. In der Vorrede beschwert er sich darüber, daß er so wenig Anklang gefunden hat. Selbst Weber hatte ihm Monomanie vorgeworfen. Ein gewisses Verständnis hatte er bei Hillebrandt 1 ) gefunden, den er noch mehr für sich zu gewinnen sucht. Hin und wieder hatte Ludwig verwandte Anschauungen geäußert. Das neue Werk ist eine Fortsetzung und Ergänzung von "Iran und Turan". Er hat noch mehr Wörter und Namen sowie kulturgeschichtliche Angaben zusammengetragen, aus denen der noch halb iranische, turanische, semitische Charakter des Rgveda hervorgehen soll. Skr. rksa, gr. άρκτος, das er zu skr. arka "weiß" stellt, ist der Eisbär. Skr. nagara "Stadt" ist ein arabisches Wort. Der Name Trksi Rgv. VIII 22, 7 bedeutet "Türke", der Trksi Träsadasyava und mit ihm König Trasddasjyu selbst war ein Türkensultan (S. 34). Auf das von ihm als "Babylon" gedeutete vavri Rgv. IV 42, 1 kommt er abermals zurück (S. 33 ff.). E r *) Hillebrandt steht prinzipiell auf dem Standtpunkt Brunnhofers, wenn er in seinem Aufsatz "Die Heimat des R g v e d a " , Osterr. Monatsschrift für den Orient 1917, S. 285 sagt: "Eine nur an Indien haftende Interpretation reicht in Wirklichkeit nicht aus, um den Eigentümlichkeiten des R g v e d a gerecht zu werden und die darin eingebetteten Fossilien richtig zu bewerten". Auf Brunnhofers Übertreibungen geht er im einzelnen nicht ein, sondern zitiert ihn nur für die Gleichungen Pani = ΤΤάρνοι, Soòhari = Obar'eis. Besonders im VIII. Magdala findet er "am Westen haftende Erinnerungen" (ζ. B. maná). Die Turvasa scheinen aus den Steppen des Nordwestens zu kommen (S. 287). Vrtra war ursprünglich nicht der Dämon der Dürre oder ein Wolkendämon, sondern Dämon des Winters, der die Flüsse in Fesseln schlägt, bis der junge Held des Frühlings sie befreit : vedische Stämme brachten ihn aus der Ferne nach Indien mit (S. 285).
KAP. L y n .
H . BRUNNHOFEN
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vermutet, daß Divodäsa ein Hittiter Kappadokiens war, und nimmt Ludwigs F r a g e " Ç a m b a r a König der Pûru?" auf (S. 69ff.). In dem nichtarischen Gott Kütsa des Rgveda taucht " d e r altsemitische Gott KuzahΚοίέ" auf (S. 76) und in dem nicht erklärten dtitki, Atithigvd ein für W e s t asien mehrfach bezeugter Gott "ΑΖχΖος (S. 79). Von S. 82 an wendet er sich mehr einzelnen W ö r t e r n und kulturhistorisch wichtigen Gegenständen zu : IV. Arische Sprachaltertümer, V. Naturereignisse, Natur- und Kunstprodukte, VI. Gestirne im Veda, VII. Mythologie der Arier, VIII. Arischer Volksglaube, IX. Arischer Volksbrauch, X. Arische Rechtsaltertümer, XI. Arische Kriegsaltertümer, XII. Philosophie und Theologie des Veda und Avesta. Der zweite Bestandteil von ahy-drsu soll armenisch arçiu, Adler, sein (S. 88). Zu den semitischen W ö r t e r n rechnet er nicht nur manä, sondern auch mit Ludwig kenipá und mit Cassel plüsi, das dieser dem "hebr. prushi oder plushi, Floh" gleichsetzte (S. 90). Das vedische yújyam pdyak erinnerte ihn an das turkotatarische yogtirt, "gestockte oder geronnene Milch", und kurtig y até Rgv. IX 77, 5 gar an magyarisches hurok, Lasso (S. 92) ! In V kommt er bei Gelegenheit des Pfeffers auf Pîpru Mfgaya Rgv. IV 16, 13, den "Pfeffersack von Merw" zu sprechen, der kein Dämon, sondern schon in alter Zeit einer der durch den Pfefferhandel reich gewordenen Krösusse gewesen sei (S. 110). In den Abschnitten über die zahmen T i e r e will er aus Rgv. V ι, 8 erweisen, daß die Katze schon 2000 bis 3000 Jahre v. Chr. ein den Brahmanen willkommenes Haustier gewesen sei (S. 127), ist dagegen unann e h m b a r , daß er aus Rgv. V 50, 4 eine Erwähnung des Dromedars gewinnen will, indem er drónyak pdiuh in drómyah pdíuk "das laufende T i e r " ändert (S. 140)! Dem steht gleich, wenn er in VI aus yuvór ha mdksä Rgv. X 40, 6 yuvór hamdksä "euer W a g e n " macht und darunter das Sternbild des Großen Bären oder W a g e n s versteht, mit Hinweis auf άμαξα, das auch im Griechischen dieses Sternbild bezeichnet (S. 162). In VII behält er nicht nur die Gleichsetzung von Gandkarva und Κένταυρος bei, sondern fragt er noch, ob nicht Kandarpa, der Liebesgott, "ein aus d e r Urzeit h e r ü b e r g e r e t t e t e r Gandkarva" sei (S. 183). Ein starkes Stück mythologischer Vergleichung ist, wenn er móki, Nacht, mit der Βαυκίς der Philemon-Baucis-Sage zusammenbringt (S. 210), oder Indra mit dem hl. Andreas (S. 247). In den Abschnitten über Mythologie und Volksglauben zitiert er öfter das W e r k des von Ethé übersetzten persischen Kosmographen Qazwînl (S. 257). Zu den Gelehrten, die er hochschätzt, gehören Rochholz, Lagarde, Hehn, Schräder. Die sachliche Anordnung seines W e r k e s ist nur zu billigen, aber überall behandelt er nur eine Auswahl von Gegenständen, über die er unter seinen Gesichtspunkten etwas zu sagen hat. Sein vedischer Iranismus und Turanismus verbindet sich mit d e r T e n d e n z , Altes im Neuen und Neues im Alten wieder zu erkennen, in phantastischer aber doch a n r e g e n d e r Weise. Von den Einzelheiten der letzten Abschnitte heben wir noch hervor, d a ß er in dem Schmuck und W a f f e n p r u n k der Marut die verschwenderische Pracht des Waffenschmucks zentralasiatischer Panzerreiter des Altertums, d e r Parther, erblickt (S. 353), " d a ß die Sanskrit-Arier des Rigveda schon das Schießpulver gekannt h a b e n " (S. 360), mit Berufung auf Rgv. IV 4, 1 und X 89, 12, woran er dann die assyrisch-ägyptische Erfindung des Sichelwagens in Rgv. I 166, 10 anschließt (S. 361). Unter der Überschrift "Heraldische Rätsel" (S. 375) sind die Tierbilder auf den Fahnen gemeint. Seine V e r m u t u n g , daß Rgv. II 12, 8 unter nänä die armenische Kriegs-
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
göttin Nane zu verstehen sei (S. 3^9) > hat er in seiner Übersetzung des ganzen Hymnus (S. 400) nicht beibehalten. In dem letzten religiös-philosophischen Teile behandelt er Gegenstände wie die Logoslehre, die Gnadenwahl, Orthodoxie und Ketzerei im Veda. Noch vor diesem Buche "Arische Urzeit" hatte Brunnhofer über 40 Essays, die zuerst in entlegenen Zeitschriften erschienen waren, zu einer Sammlung vereinigt unter dem phantastischen Titel "Östliches Werden Kulturaustausch und Handelsverkehr zwischen Orient und Okzident von der Urzeit bis zur Gegenwart", Bern 1907. Er hat sich in diesen Essays, bei denen ihm vielleicht Max Müllers Essays Vorbild waren, über sehr verschiedene Gegenstände geäußert. Sie sind verteilt auf die Abschnitte I. Orient und Okzident in Wechselwirkung, II. Indien, III. Zentral- und Hochasien, IV. Ostasien, V. Australien. Es wird nicht Zufall sein, daß Brunnhofer wiederholt über Giordano Bruno geschrieben hat, der für seine Überzeugungen den Tod auf dem Scheiterhaufen starb. Auch in I finden wir hier einen Vortrag über ihn, dem sich dann, an M. Müller erinnernd, ein Essay über Bunsen und die Bibel anschließt. Mehr Wert als seine Artikel über die so oft dargestellten Lehren des Buddhismus (Karman und Nirväna, usw.), oder über Fahian und Akbar haben für uns in II die Essays "Goethes Verhältnis zur indischen Baukunst und Bildhauerei", "Brahmanische und buddhistische Anklänge in Goethe und Schiller", sowie "Max Müllers Verdienste um Sprach- und Religionswissenschaft" : in dem ersten Essay teilt er aus den "Zahmen Xenien" die Sprüche mit, in denen Goethe seinen Abscheu vor den mißgestalteten Göttern in den Felsentempeln von Ellora äußerte, in dem zweiten führt er Stellen an, in denen sich ein Glaube der beiden großen Dichter an Seelenwanderung und Nirvana ausspricht, im dritten hat er Max Müller, besonders auch dem Stilisten, ein biographisches Denkmal gesetzt, mit vielen interessanten Notizen. Den Einfluß Schellings schätzt er vielleicht zu hoch ein. Bei dem Problem vom Ursprung der Sprache steht er auf Seiten M. Müllers gegenüber Whitney. Sonderbar nimmt sich aus, wenn gerade Brunnhofer ihm zum Vorwurf macht, daß er sich bei seinen mythologischen Etymologien "über alle Einsprüche der Lautgesetze souverän hinweg schwang" (S. 227). Einen echt Brunnhoferschen Gedanken enthält der Essay "Der nördliche Ursprung des Buddhismus". E r betrachtet die Säkya, denen Buddha entstammte, als arisierte und brahmanisierte Turanier. Die Toleranz sei aber keine arische, sondern trotz Dschingiskhan und Tamerlan eine turanische Eigenschaft, wofür er auf seinen Helden Akbar verweist, auch habe nur im Chinesischen Reich so etwas wie Toleranz geherrscht (S. 277). Brunnhofers Behandlung einzelner Verse und Wörter des Rgveda in Bezzenbergers Beiträgen Band X X V I (1901) ist ganz von derselben Art wie in den besprochenen Büchern. Zu Anfang seiner "Emendationen zum Rigveda" (ebenda S. 76) verweist er auf die Stellen, an denen seine und Weber-Försters Entdeckung "des ungeheuren Alters des Rigveda" — er spricht in seinen Werken wiederholt von 3000—2000 v. Chr. — zu finden ist. KAP. LVIII.
J. EGGELING. Zu den deutschen Gelehrten, die in England als Professoren des Sanskrit die Stätte ihrer Wirksamkeit gefunden haben, zählt als der letzte
KAP. L V I I I .
J . EGGELING.
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J u l i u s E g g e l i n g , geboren 1842 zu Bernburg, gestorben 1 9 1 8 ' ) . Nachdem er die Universitäten Breslau und Berlin besucht hatte, begab er sich 1867 nach London, um die Handschriften in den dortigen Bibliotheken zu studieren. E r wurde bald als Nachfolger Brunnhofers Assistent bei Max Müller, 1867—1869, s. oben S. 273, der ihm bei dem Index des Rgveda die Nachprüfung der Stellen übertrug. Von 1869 bis 1875 war er Secretary und Librarian der Royal Asiatic Society, von 1872 bis 1875 auch Professor des Sanskrit am University College zu London. Als Aufrecht 1875 nach Bonn übersiedelte, wurde er dessen Nachfolger in der Professur für Sanskrit and Comparative Philology zu Edinburgh. E r legte diese 1 9 1 4 bei Ausbruch des großen Krieges nieder und zog sich nach Witten in Westfalen zurück. In der Richtung seiner Arbeiten hat er Anschluß an Böhtlingk, Aufrecht und Weber. Einen großen Teil seines Lebens war er neben anderen Arbeiten mit der Katalogisation der Sanskrit-Handschriften der India Office Library beschäftigt, die von R. Rost organisiert worden war. Nach einem Index zu Max Müllers Ausgabe des Prätisäkhya, Leipzig 1869, trat er in der ersten Zeit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit mit zwei Textausgaben hervor. Die erste betraf die unter dem Namen Kätantra bekannte, kurzgefaßte Grammatik (samksiptam vyäkaranam) desSarvavarman und erschien in der Bibliotheca Indica: " T h e Kätantra with the Commentary of Durgasimha, edited, with Notes and Indexes", Calcutta 1874—1878. Sie zeigt Beziehungen zur Päli-Grammatik des Kaccäyana und ist nach Bühler besonders in Kaschmir in Gebrauch, vgl. Weber, Akad. Vöries. 2 336. In den Notes gibt Eggeling Mitteilungen auch aus anderen Kommentaren und Verweise auf die Sütren des Pänini. Die zahlreichen auf der India Office Library vorhandenen Handschriften sind in Part II (1889) des Catalogue S. 196ff. beschrieben. Die zweite, unmittelbar darauf folgende, seinem Lehrer Stenzler gewidmete, Textausgabe ist "Vardhamâna's Ganaratnamahodadhi, with the Author's Commentary. Edited, with critical Notes and Indices", in den Publikationen der Sanskrit T e x t Society, London 1879, 1880. Das Datum von Vardhamänas "metrical version of the Ganas", d. i. der zu grammatischen Sütren gehörigen Wörterreihen, ist nach einem Verse am Ende Sarpvat 1 1 9 7 = 1 1 4 0 11. Chr. Noch über einige andere Punkte unterrichtet die kurze Preface. Vardhamäna hatte Beziehungen zu Kslrasvämin, dem Kommentator des Amarakosa. Der wissenschaftliche Wert des Werkes ist in Vardhamâna's Vrtti enthalten. Die darin zitierten Sütren beweisen, daß es nicht auf Päijinis Grammatik berechnet ist, "but for some modern grammar" (S. IX). In diesem Punkte traf Eggeling mit Böhtlingk zusammen, während Goldstücker das Gegenteil behauptet hatte. Eggeling trat als Editor to the Sanskrit T e x t Society an die Stelle von Goldstücker, der auch beabsichtigt hatte, den Gaijaratnamahodadhi herauszugeben. Bessere Handschriften, die es ihm ermöglichten, den Plan auszuführen, erhielt Eggeling von Bühler. Bei seiner Arbeit unterstützten ihn die Professoren Aufrecht, Stenzler, Weber, Roth, Haas, Pischel, Kielhorn und "last not least, Dr. v. Böhtlingk" (S. VIII). In Vers 2 dieses WTerks wird Pänini als Säläturiya bezeichnet, was Vardhamäna in seiner Vrtti aus Saläturo grämah, dem Geburtsorte Päninis, erklärt. Zu beiden Ausgaben sind die Indices nicht erschienen. Aus Eggelings Londoner Zeit stammt noch der "Catalogue of Buddhist Sanskrit Manuscripts in the Possession of the Royal Asiatic Society (Hodgson ') Ich erhielt die Nachricht von seinem am 13. März 1 9 1 8 zu Witten noch vor dem Druck dieses Kapitels.
erfolgten T o d e
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I· A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Collection). By Professors Ε. B. Cowell and J. Eggeling", London 1875, 56 Seiten. Hodgsons Schenkung war schon 1835 und 1836 erfolgt. Weber besprach diesen Katalog in Verbindung mit "Daniel Wright's History of Nepâl", London 1877, in der Jenaer Literaturzeitung 1877 S. 410 ff., wieder abgedruckt Ind. Streifen III 520ff. Wright hatte eine Sammlung von über 400 solcher Handschriften der nordbuddhistischen Literatur aus Nepal mitgebracht, deren Beschreibung Weber als den wertvollsten Teil von Wrights ganzem Werk bezeichnet. Diese Sammlung befindet sich auf der Universitätsbibliothek zu Cambridge. Vgl. jetzt Bendall's Catalogue. In Nepal haben sich sehr alte Handschriften erhalten, vielleicht sogar aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Die "Newâr era" beginnt im Oktober 880 n. Chr. In Cowell-Eggeling's Catalogue ist die älteste Handschrift Nr. 2 Ganda-vyüha datiert Saipvat 2 8 6 = 1166 n. Chr., während allerdings hier die meisten Handschriften "modern writing" haben. Eggelings zwei Hauptwerke begannen in den 80 er Jahren zu erscheinen und zogen sich durch Jahrzehnte hin. Den Anfang machte, von Max Müller angeregt, in den Sacred Books of the East "The Satapatha-Brâhmaça, according to the Text of the Mâdhyandina School, translated by Julius Eggeling", Part I, Käijda I und II, SBE. Vol. XII, Oxford 1882. In einer inhaltsreichen XLVII Seiten langen Introduction unterrichtet er im Anschluß an Weber und Max Müller über die Kasten, die Priester, besonders den Purohita (S. XII, XIV), über die Beziehung, in der die Götter Agni, Indra, Viáve devälj zu den drei oberen Kasten stehen, über den Ursprung und Inhalt der Brähmaija genannten Werke, um sich dann von S. X X V an dem Adhvaryu und dem Yajurveda mit seinen Schulen zuzuwenden. Er hob schon vor Oldenberg den Zusammenhang des 8. und 9. Magdala des Rgveda mit dem Sämaveda hervor (S. XXI), hält Brähmana etymologisch für eine Ableitung von brahmán, Priester, im Sinne einer autoritativen Äußerung eines solchen (S. XXIII), betrachtet wie Weber die ersten neun Käijda als einen älteren Bestand des Satapathabrähmaija, in dem jedoch Yäjfiavalkya nur in den ersten fünf Kändas, in den letzten vier Sändilya die Hauptautorität ist. Auch auf geographische Unterschiede und auf die zeitliche Folge der Lehrer in den Vaqisas geht er ein (S. XXX). Das in Käijda VI—IX mit großer Ausführlichkeit dargestellte Agnicayana scheint besonders im Nordwesten Indiens gepflegt worden zu sein. Das "Väjasaneyaka" wird in Apastambas Srauta- und Dharmasütren zitiert, aber der Wortlaut ist nicht immer genau derselbe, wie schon Bühler bemerkt hatte (S. XXXIX). Kanva findet sich auch unter den Rsis des Rgveda. Eggeling macht auf einen Zusammenhang in grammatischen Punkten zwischen der Känva-Schule des weißen Yajurveda und den "redactors of the Rksaiphitä" aufmerksam (S. XLV). In Part II, SBÉ. Vol. XXVI, Oxford 1885, sind die Käijda III und IV übersetzt, deren Inhalt das Somaopfer bildet. Seit Windischmanns Schrift "Über den Somacultus der Arier", München 1846, hatten sich A. Kuhn, Roth, Haug, Bergaigne nach verschiedenen Seiten hin mit dem Soma des Veda und dem Haoma des Avesta beschäftigt. Haug hatte ihn in Indien selbst kennen gelernt, Roth durch zwei 1881 und 1883 in der Zeitschrift der DMG. erschienene und ins Englische übersetzte Aufsätze den Anstoß zum Suchen nach der Pflanze gegeben. Die von der englischen Regierung angeordneten Nachforschungen ergaben, daß die Beschreibung des Strauches, den die Pârsîs von Kermän und Yezd für ihren "Hûm juice" benutzen, auf das "Sarcostemma" paßt, "or some other group of Asclepiads,
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J . EGGELING.
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such as the Periploca aphylla" (S. X X V ) . Vom irdischen Soma ist der himmlische zu unterscheiden. Eggeling geht den Beziehungen des himmlischen Soma zu Sonne und Mond, zu Agni und Indra nach, wobei er vielfach die Anschauungen von Bergaigne kritisiert, bei aller Anerkennung von dessen Bestreben, das Ritual mehr zur Geltung zu bringen. Auch den Mythus von Soma und Adler bespricht er eingehend (S. XIX). Gegen Ende dankt er Whitney für seine Kritik von Part I, wobei er die Bedeutung von kapäla und von Agnis Epitheton jätdvedas erörtert, für letzteres von Stellen wie visvä veda jànima jätdvedäh Rgv. VI 15, 13 ausgehend (S. X X X I ) . Part III, S B E . X L I , Oxford 1894, behandelt in Kända V die Somaopfer Väjapeya und Räjasüya, in Kända VI und VII das Agnicayana, die Schichtung des Feueraltars. In der Introduction gibt Eggeling eine Beschreibung der sieben samsthä oder Grundformen des eintägigen Somaopfers, unter denen der Agnistoma die einfachste und gewöhnlichste ist (S. XIII). In bezug auf die "political ceremonies" Räjasüya "or inauguration of a king" und Väjapeya "or drink of strength" (S. XI) hebt er hervor, daß das letztere auch vom Brahmanen dargebracht werden kann, während dieser, im besondern der purohita, an Stelle des auf den Ksatriya beschränkten Räjasüya den Brhaspatisava darbringt (S. X X I V fg.). Im Schlußsatze der Einleitung spricht Eggeling sein Einverständnis aus mit der von Hillebrandt im ersten Bande seiner Vedischen Mythologie voll erwiesenen "identity of Soma with the Moon in early Vedic mythology". Part IV, S B E . Vol. XLIII, Oxford 1897, setzt in Kända VIII das Agnicayana fort, auch noch in Kända IX, mit Nachträgen zum Somaopfer. Zu Anfang von Käijda IX steht der Satarudriyahoma. Käijda X , mit dem Namen Agnirahasya, hat einen kosmogonisch-mystischen Charakter. Wenn das Agnicayana besonders ausführlich gelehrt wird und über ein Drittel des ganzen Brähmanas einnimmt, so erklärt dies Eggeling aus dem späteren Ursprung der Käiida V I — X (S. XIII). Hauptsächlich handelt er in der Introduction von den späteren als Weltschöpfer aufgestellten höchsten Gottheiten abstrakter Art, Viávakarman, Hiraijyagarbha, Purusa, Ka, Visvävasu, Prajäpati, Brahmaçaspati, Brahman (S. XIV), von dem mystischen Verhältnis des Prajäpati zu Agni, zum Opferer (S. XIX), andererseits zu Sonne und Mond (S. XXII), und von der kosmogonischen Bedeutung des Opfers. Diese sakrale Spekulation hat schließlich zu Atman und Brahman geführt. Der fünfte und letzte Teil, SBE. Vol. X L I V , Oxford 1890, umfaßt Käijda XI, XII, XIII und XIV, jedoch ohne das Brhadäranyaka in den letzten 6 Kapiteln, weil dieses schon vorher von M. Müller in Vol. X V der SBE. übersetzt worden war. In der Introduction sind Eggelings Ausführungen über den Aávamedha, das Roßopfer, besonders wichtig, dessen politische Bedeutung aus den Sagen und historischen Berichten über mächtige Könige hervorgeht. Das Roß steht in mystischer Beziehung zu Prajäpati und Varuna Die Verehrung des Mitra und Varuija tritt im Rgveda zurück hinter der des Indra, und stammt aus der Zeit vor den Hymnen des Rgveda. Die Eroberung des Landes der sieben Ströme und das allmähliche Vordringen nach dem Osten führte die Arier in ein Klima, in dem auf die heiße Jahreszeit eine Regenzeit mit Stürmen und Gewittern folgte, und in eine Zeit fortwährender Kämpfe mit den Ureinwohnern (S. XXI). Eggeling gibt dann einen vergleichenden Bericht über Yudhisthiras Roßopfer im Âàvamedhikaparvan des Mahäbhärata und über das des Daáaratha zu Anfang des Rämäyana (S. X X V I ft.). Mit weiter Umschau
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in der alten Literatur behandelt er auch den Purusamedha, das Menschenopfer (S. X X X I I I ff.), wobei er Kritik an der S u n a h á e p a - S a g e übt (S. X X X I V ff.). Nach seiner Ansicht haben sich die "ritual a r r a n g e m e n t s " des Purusamedha an die des A s v a m e d h a a n g e s c h l o s s e n , und würde das Menschenopfer bei den arischen Indern nicht eigentlich heimisch und in Ausübung g e w e s e n sein. An die Stelle des Menschen traten Opfertiere. F a s t zwanzig Jahre lang hat E g g e l i n g an der Übersetzung des Satapathabrähmana gearbeitet. W e b e r erkannte die S c h w i e r i g k e i t des W e r k e s an, M a x Müller hat ihm durch seinen Zuspruch immer wieder Mut zur W e i t e r arbeit gemacht ('S. L). Diese Übersetzung ist von Grammatikern und Philologen viel benutzt worden und wird auf die Dauer ein nützliches W e r k der Sanskritphilologie bleiben. Mit seinem zweiten H a u p t w e r k e , der Katalogisation der Sanskrithandschriften der India Office L i b r a r y , w a r E g g e l i n g schon 1869 von R. Rost betraut worden. A n f a n g s war die Arbeit geteilt zwischen ihm, E . Haas und E . Windisch, wie schon oben S. 362 a n g e g e b e n ist. E g g e l i n g übernahm "the V e d i c department, as well as the Grammatical, L e x i c o g r a p h i c , Rhetorical and L a w L i t e r a t u r e " , während die "remaining departments of the Classical Sanskrit literature" auf Haas fielen (Preface zu Part Γι. Die philosophischen Handschriften waren Windisch zugeteilt. H a a s erkrankte und starb 1 S 8 2 , ohne Druckfertiges zu hinterlassen, sodaß E g g e l i n g für seinen F r e u n d eintreten und die g e w a l t i g e Arbeit allein durchführen mußte mit Ausnahme des verhältnismäßig kleinen T e i l s von Windisch. Das monumentale W e r k , das C o l e b r o o k e s Handschriftensammlung umfaßt, begann erst spät zu erscheinen: " C a t a l o g u e of the Sanskrit Manuscripts in the L i b r a r y of the India Office. Part I. — V e d i c Manuscripts. By Julius E g g e l i n g , Ph. D.", L o n d o n 1887. Auszüge aus den W e r k e n w e r d e n in der R e g e l nur g e g e b e n , w o noch keine A u s g a b e n vorlagen. Die E r w ä h n u n g der A u s g a b e n ist ein sehr nützlicher Bestandteil dieses K a t a l o g s . Auch durch die Hinweise auf ausführliche Beschreibungen in den K a t a l o g e n von Aufrecht, W e b e r , Burneil, Räjendraläla Mitra, T a y l o r u. a. wird der wissenschaftliche W e r t von E g g e l i n g s K a t a l o g erhöht. Aus Part I seien die Sammlungen der Upanischaden S. 109 ff. hervorgehoben, darunter eine solche aller den A n d h r a Brähmans bekannten, a n g e l e g t für Sir W a l t e r Elliot, " t o whose enlightened and well-directed researches our k n o w l e d g e of South-Indian chronology is so deeply indebted" (Preface) '). In Part II, L o n d o n 1889, finden wir die Grammatik, L e x i k o g r a p h i e , Metrik und Musik, in Part III, London 1 8 9 1 , A l a m k ä r a und Dharma durch die allgemein bekannten, aber auch durch seltenere W e r k e vertreten. Zu den letzteren gehört der Saipgitaratnäkara, ein Compendium der Musik von S ä r n g a d e v a , einem K a s c h m i r e r . A u s Part III erhält man einen Überblick über die gesamte neuere E n t w i c k l u n g der beiden Disziplinen, etwa vom 1 1 . o d e r 12. Jahrhundert an, in neuen Darstellungen und in Kommentaren. Den A n f a n g kann man im A l a m k ä r a mit Mammatas K ä v y a p r a k ä s a und mit d e m Vägbhatälaipkära machen. Im Dharma nehmen einen breiten R a u m ein die W e r k e , die nach Art von Hemädris Caturvargacintämani aus dem 1 3 . Jahrhundert unter besonderer Betonung der religiösen Pflichten und ' ) Sir W a l t e r Elliot, geb. 1803, gest. 1887, ging 1 8 : 0 nach Madras und zeichnete sich zunächst als Offizier aus. E r wurde P r i v a t e S e c r e t a r y to L o r d E l p h i n s t o n e in M a d r a s 1 8 3 7 — 4 2 i später M e m b e r of Council, M a d r a s . S e i n e S a m m l u n g von Buddhist Marbles v o n A m a r ä v a ü befindet sich im British Museum (Buckland).
KAP.
LVIII.
J.
EGGELING.
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Sühnungen den alten Inhalt des Dharma darstellen. Das religiöse Element tritt in diesen späteren Schriften besonders hervor. In den beschriebenen Handschriften finden sich auch Werke über den vierten Äsrama im L e b e n des Brahmanen (den des Sannyäsin), über die vierte K a s t e , den Südra, und andere seltener behandelte Gegenstände. Part IV, London 1894, enthält die von Windisch beschriebenen Philosophischen Handschriften und die von E g g e l i n g eingehend dargestellte Tantra-Literatur. E g g e l i n g fügte der Philosophie außer einer Anzahl von Handschriften der Hauptsysteme noch die sektarischen W e r k e über die Bhakti und den Kasmïr Saivism hinzu. Andrerseits hatte schon Haas einige der T a n t r a - W e r k e katalogisiert. Beide Herausgeber danken besonders Aufrecht für Unterstützung während des Drucks. E g g e l i n g s eingehende Analyse der wenig bekannten T a n t r a - W e r k e gibt eine Vorstellung von dieser eigentümlichen Literaturgattung. In der Philosophie hatte die Beschreibung einen Anhalt an Halls Index, dessen Angaben aber in einigen Fällen aus den Handschriften berichtigt werden konnten, ζ. B. in bezug auf den Charakter von Prasastapädas Padärthadharmasairigraha : dieser ist nicht ein Kommentar zu den einzelnen Sütren des K a n a d a , sondern ein mehr selbständiges W e r k , wenn auch bhäsya genannt. In die neueren W e r k e des Vaisesika ist die L o g i k des Nyäya eingeführt, was ihnen einen Nyäya-artigen Charakter gibt. Von den neueren W e r k e n der Nyäyaliteratur sei hervorgehoben der in Indien vielbenutzte Tattvacintämani des Gangesa mit der sich anschließenden Kommentarliteratur, Tattvacintämanidldhiti des Siromani usw. Die Handschriften der selten gewordenen alten Kommentare zu den Nyäya-Sütren und den Sütren der Karmamlmämsä in den Stufen Bhäsya und Värttika sind zum Teil nur Fragmente. Doch lernte Goldstücker hier das Sloka- und Tantravärttika des von ihm hoch geschätzten Kumärila Bhatta kennen. Mit Part V und den Disziplinen Medicine, Astronomy and Mathematics, Architecture and Technical Science, London 1896, betrat E g g e l i n g die ursprünglich Haas zugeteilten Gebiete, dessen hinterlassene Arbeit er einer Überarbeitung und Ergänzung unterziehen mußte, da zwischen Bearbeitung und Druck ein Zeitraum von 20 Jahren lag. Entsprechend den Studien Colebrookes ist die Astronomie besonders reich vertreten. E s wird hier zwischen Astronomie, Astrologie und den aus arabisch-persischer Quelle stammenden, T ä j i k a genannten W e r k e n unterschieden. An die Spitze der eigentlichen Astronomie sind zwei aus vedischen Schulen stammende W e r k e gestellt. Die Reihe der Hauptwerke eröffnet als das älteste das Äryabhatiya, der im Jahre 499 n. Chr. von Äryabhata verfaßte Siddhänta. Von den astrologischen W e r k e n , die praktischen Zwecken dienen, die günstigen T a g e bezeichnen, die Stellung der Gestirne bei der Geburt deuten (Jätaka), usw., steht die durch Kern bekannter gewordene Rrhatsamhitä des Varähamihira aus dem 7. Jahr. 11. Chr. an erster Stelle. Die in der Medizin an den Anfang gestellte Carakasamhitä ist nach einer alten Schule des schwarzen Yajurveda benannt, doch hielt Goldstücker die Atreyasaiphitä, die gleichfalls den Namen einer solchen Schule trägt und unter dem Namen Häritasamhitä in Calcutta herausgegeben worden ist, für älter. Goldstücker hatte dieses W e r k analysiert in Mrs. Mannings "Ancient and Mediœval India" I S. 339—342 ( E g g . S. 930'). E s folgt Part VI mit der Epic Literature (Mahäbhärata und Rämäyana) und der Pauranik Literature, London 1899. Über die letztere hatte schon Aufrecht in seinem Oxforder Catalogus einst viel benutzte Auskunft
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gegeben. Die Bibliothek des India Office ist noch reicher an Handschriften der Purinen, der ganzen Werke und einzelner Teile, wie der Mähätmyas, die eine Literaturgattung für sich geworden sind. Das Bhägavata- und das Skandapuräna nehmen einen breiten Raum ein. Die Analyse ist ausführlich, in den Auszügen sind bisweilen ganze Legenden mitgeteilt. Die traditionelle Aufzählung der Puräijen und Upapuräijen findet sich auch im Brhad-Dharmapuräija (S. 1229), aber im Katalog ist nicht diese Reihenfolge mit dem Unterschied von Puräpa und Upapuräna eingehalten, sondern sind die Werke alphabetisch angeordnet : unter dem Namen Adipuräija macht ein Upapuräna den Anfang, dann Aditya-, Kalki-, Kälikä-puräija usw. Den Inhalt von Part VII, London 1904, bilden "Poetic Compositions in Verse and Prose" und die Dramatic Literature. Erstere umfassen die Kävyas wie Raghuvaipsa, die Campü genannten Werke, sowie die Romane wie Daáakumäracarita, dieses mit verschiedenen Formen der pürvapithikä, und die Fabel- und Märchenwerke wie Pañcatantra und Vetälapancaviipsati. Die Auszüge aus den verschiedenen Handschriften des letzteren Werkes lassen dessen Variationen erkennen. In der dramatischen Literatur wird oft auf Sylvain Lévis Théâtre Indien verwiesen. Von den ungedruckten Dramen, von denen einzelne bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurückgehen, verschaffen Auszüge und Inhaltsangaben eine Vorstellung. Bei den herausgegebenen Dramen hat die Nebeneinanderstellung der verschiedenen Kommentare einen besonderen Wert. Von allen größeren Katalogen gilt, daß in ihnen die persönlichen Angaben über eine große Zahl von Autoren, über ihren Stammbaum und ihre Lehrer aus dem Anfang und Ende der Werke beisammen sind. Die persönliche Geschichte der indischen Literatur zu schreiben wird dadurch erleichtert, sie kann für die neuere Zeit etwas mehr bieten als die nur noch aus Namen bestehenden alten Vamsas für die ältere Zeit.
KAP. LIX.
DER GRIECHISCHE EINFLUSS IM INDISCHEN DRAMA. E. WINDISCH. Der Geburt nach und durch seine Beziehungen zu Delbrück und Eggeling findet seine Stellung hier E r n s t W i n d i s c h , Professor des Sanskrit in Leipzig, geboren 1844 zu Dresden. Er studierte 1863—1868 in Leipzig klassische Philologie unter Georg Curtius und Fr. Ritsehl, daneben aber auch Germanistik unter Fr. Zarncke und von Anfang an Sanskrit und Zend unter H. Brockhaus. Die klassischen Philologen legten damals ihre Studien ziemlich breit an, ohne strenge Scheidung der Fächer. Durch G. Curtius waren sie namentlich in Leipzig für die Vergleichende Sprachwissenschaft gewonnen. Im Jahre 1869 habilitierte sich Windisch in Leipzig für Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft und wurde 1871 außerordentlicher Professor daselbst, nachdem er von Ostern 1870 bis in den Sommer 1871 hinein in England gearbeitet und dort eine zuerst Eggeling angebotene Professur in Bombay gleichfalls abgelehnt hatte. In England arbeitete er zusammen mit Eggeling und Haas an dem "Catalogue of the Sanskrit Manuscripts in the India Office Library", wozu er von Brockhaus empfohlen worden war, und begann daneben das Studium der keltischen Sprachen, namentlich des Irischen, auch dazu von Brockhaus
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D E R GRIECHISCHE EINFLUSS IM INDISCHEN DRAMA.
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veranlaßt, s. oben I S. 145. Das Studium des Keltischen hat er neben dem des Sanskrit bis in sein Alter fortgesetzt, vgl. über ihn die Artikel von Oertel und Thurneysen zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum im Indogermanischen Jahrbuch für 1917. Nachdem Windisch 1872 in Heidelberg, 1875 in Straßburg ein Ordinariat für V e r g l e i c h e n d e Sprachwissenschaft erhalten hatte, folgte er 1877 einem Rufe als Nachfolger von Brockhaus nach Leipzig. In der Festschrift für E. Windisch zu seinem 70. Geburtstag, L e i p z i g 1914, gab E. Kuhn ein bis dahin vollständiges Verzeichnis von seinen verschiedenartigen Schriften. Windischs Habilitationsschrift "Untersuchungen über den Ursprung des Relativpronomens in den indogermanischen Sprachen", in Curtius' "Studien zur Griechischen und Lateinischen Grammatik", II 2 0 1 — 4 1 9 , L e i p z i g 1869, war einer der ersten Beiträge zur Vergleichenden Syntax. E r faßte diese als einen T e i l der Bedeutungslehre, indem er zunächst darauf ausging, die etymologische Bedeutung der W ö r t e r zu bestimmen, die dem Satzbau dienen, und im Sinne von Bréals Schrift " L e s idées latentes du l a n g u a g e " die Entwicklung der syntaktischen Ideen, ihr Einziehen in die sätzeverbindenden W ö r t e r zu beobachten. Apollonios Dyskolos hat für das Demonstrativpronomen den Unterschied einer πρώτη beîgiç oder beîgiç της όψεως und einer δευτέρα δειεις oder αναφορά aufgestellt. A u f der αναφορά, der einfachen Rückbeziehung auf Erwähntes, beruht im allgemeinen bei skr. yas, altiranisch _yö, gr. δς das W e s e n des satzverbindenden Relativpronomens, wenn es sich aus einem Demonstrativum oder einem Pronomen der 3. Person entwickelt hat. Der Begriff der αναφορά ist auch bei Pacini nachweisbar (anvädesa, anükti, S. 252 ff.) Die gemeinsamen Bestrebungen veranlaßten Delbrück, sich mit Windisch zu den "Syntaktischen Forschungen" zu verbinden, s. das Kap. LXI. Durch seinen Aufenthalt in England und seine Katalogsarbeit wurde das Zusammenarbeiten mit Delbrück wieder aufgehoben. Schon 1876 hat Windisch in den Beiträgen zur Vergleichenden Sprachforschung VIII S. 465 Anm. das Deponens und Passivum der italischen und der keltischen Sprachen an die Sanskritformen re und ran, rate und rata und die dazu gehörigen vedischen Formen angeknüpft (mentre, bodheran, serate, aserata, aduhra, aduhrata usw.). Erst 1887 erschien in den Schriften der K . Sachs. Ges. d. W . die Abhandlung "Über die Verbalformen mit dem Charakter R im Arischen, Italischen und Celtischen". Brugmann und Andere nahmen diese Kombination an. Zimmer ging noch mehr auf die britannischen Sprachen ein. In der Behandlung der vedischen Formen ohne die V e r gleichung war Benfey vorausgegangen in den Abhandlungen der K. Ges. d. W . zu Göttingen 1871. Windischs Abhandlung "Personalendungen im Griechischen und im Sanskrit", in den Berichten der K . Sachs. Ges. d. W . 1889, brach mit der Theorie, daß die Personalendungen mit ihrer vollen Bedeutung im Personalpronomen wurzeln und durch Verstümmelung aus diesem entstanden seien, ζ. B. das mediale gr. σαι aus tva-tva, wie Curtius annahm. L u d w i g bekämpfte dies gleichfalls, setzte aber eine neue V e r stümmelungstheorie an die Stelle der alten. In der Abhandlung "Uber den Sitz der denkenden S e e l e " , Berichte 1891, ist der Hauptgedanke, d a ß bei den alten Völkern nicht der K o p f , sondern das Herz dieser Sitz sei, in der Abhandlung " Z u r T h e o r i e der Mischsprachen und L e h n w ö r t e r " , Berichte 1897, führt er aus: "Nicht die erlernte fremde Sprache, sondern die eigene Sprache eines V o l k e s wird unter dem Einfluß der fremden Sprache zur Mischsprache" (S. 104).
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Eine erste literarhistorische Arbeit war 1874 die bereits oben S. 352 erwähnte Ausgabe und Übersetzung der ersten vier Kapitel von Hemacandras Yogasästra, ein Beitrag zur Kenntnis der Jaina-Lehre, ZDMG. XXVIII 185—262, vgl. S. 678. In Leipzig trat er seine Professur an mit einer Rede "Über die brahmanische Philosophie", gedruckt in der Zeitschrift "Im Neuen Reich", 1878, I S. 801—817. Er handelt hier von der Einrichtung der brahmanischen Systeme und gibt Beispiele von der Art ihrer Diskussion. Auf die brahmanische Philosophie bezieht sich auch das Renunziationsprogramm der Leipziger Philosophischen Fakultät vom Jahre 1887/8 "Über das Nyäyabhäsya". In der Ausgabe der Bibl. Ind. sind bisweilen Sätze als Sütren gedruckt, die bei Viávanatha, dem Verfasser der Nyäyasütravrtti, des jüngeren Kommentars, fehlen. Solche Sätze erscheinen dann, den Värttikas des Mahäbhäsya vergleichbar, erklärend wiederholt. In anderen Fällen ist in der Vrtti Sütra, was im ßhäsya nur Erläuterung ist. Der Verfasser der Nyäyasütren wird Gotama und Aksapäda, der Verfasser des Bhäsya Vätsyäyana und Paksilasvämin genannt. Der erste Name ist der alte vedische Schulname. Diese Namensverhältnisse geben Windisch Veranlassung, im allgemeinen auf die Bedeutung der vedischen Schulen für die Entwicklung der Wissenschaften hinzuweisen. Auf Webers Bahnen wandelte Windisch, als er 1881 auf dem V. Internationalen Orientalisten-Kongreß zu Berlin einen Vortrag "Über den griechischen Einfluß im indischen Drama" hielt, Verhandlungen S. 3 — 106. E r hatte damals übersehen, daß ihm in dieser Anschauung des indischen Dramas E. Brandes in seiner dänischen Übersetzung der Mrcchakatiká ("Lervognen, et Indisk Skuespil", Kjöbenhavn 1870) vorausgegangen war. Beide denken dabei nicht an die griechische Tragödie, sondern an die neuere attische Komödie, die wir aus Plautus und Terenz kennen. Die Einteilung in Akte, der Verlauf der Auftritte ist ähnlicher Art. DerYavanikä genannte Vorhang scheint in seiner Bezeichnung auf die Griechen hinzuweisen. Das Hauptmotiv der Fabel ist ein Liebesverhältnis. Am größten ist die Ähnlichkeit, wo es sich nicht um König und Prinzessin oder Personen der Sage handelt, sondern um Personen des gewöhnlichen Lebens wie um den Kaufherrn Cärudatta und die Hetäre Vasantasenä im Drama Mrcchakatiká. Die Könige der Dramen Mälavikägnimitra und Ratnävali stehen nicht besonders hoch. Daß der Verliebte bei den Indern im indischen Gewände, bei den Griechen im griechischen Gewände auftritt, ist nicht zu verwundern. Manche Ähnlichkeiten im Stücke erklären sich auch aus der Ähnlichkeit der Kulturstufe. Eine merkwürdige Übereinstimmung, die kaum zufällig sein kann, ist das Motiv der Wiedererkennung, griech. άναγνωρισμός, skr. abhijuäna. Die Charakterfiguren des vidäsaka, des vita und des sakära scheinen dem servus currens, dem parasitus und dem miles gloriosus mehr oder weniger entsprechend in das indische Drama hineingestellt zu sein. Die prastävanä der Inder hat eine unverkennbare Ähnlichkeit mit dem prologus. In Goethes Faust wird die Nachahmung des indischen Prologs und des Sütradhära allgemein anerkannt. Aber die Fachgenossen haben vorwiegend den griechischen Einfluß im indischen Drama abgelehnt 1 ), Pischel und Jacobi schon in der Diskussion auf dem ') T r e f f e n d sagt H . R e i c h , D L Z . 1 9 1 5 , S p . 5 5 5 : " I n der F r a g e Orient oder Okzident stellt sich der k l a s s i s c h e P h i l o l o g e gerne dem N a c h w e i s orientalischer Einflüsse allzu kritisch g e g e n ü b e r und u m g e k e h r t der Orientalist dem N a c h w e i s hellenischer Einflüsse. J e d e r möchte, ein w e n i g eifersüchtig, die ihm b e s o n d e r s ans H e r z g e w a c h s e n e Kultur möglichst rein aus ihr selbst erklären.
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DER GRIECHISCHE EINFLUSS IM INDISCHEN DRAMA.
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Kongreß, Verhandl. I 81. L. v. Schroeder hat in seinem W e r k e "Indiens Literatur und Cultur", Leipzig 1887, S. 598 ff., Windischs Argumente zu entkräften gesucht, ebenso Sylvain Lévi in seinem W e r k e " L e T h é â t r e Indien", Paris 1890, S. igöff. Lévi ist nicht davon überzeugt, daß die Mrcchakatikä des Südraka älter als Kälidäsa sei (S. 207). Südraka gehört zu den legendarischen Persönlichkeiten, wenn er auch in Vämana's Kävyälamkäravrtti vorkommt. In seiner Anzeige von Lévis Buch, Gött. gelehrte Anzeigen 1891, S. 353 ff., kommt Pischel nochmals auf seine Ablehnung von griechischem Einfluß zurück. Auch A. Barth, Rev. Crit. hatte sich dagegen ausgesprochen. Aber niemand war der Ansicht, daß d a s Drama der Inder ganz von außen stamme, sondern es war in gewissen Formen bei ihnen ursprünglich. Dies erhellt aus den Mitteilungen des Mahäbhäsya über die Schauspieler und Rhapsoden, über dramatische Aufführung der Göttergeschichten und Sagen, s. oben S. 335. Die letzteren bilden den alten Stoff des einheimischen Dramas mit fester Fabel, wie Mahâvîracarita, Venisaiphära, und haben sich immer wieder durchgesetzt. Von ihnen unterscheiden sich die Dramen mit erfundener Liebesgeschichte und mit eingestellten Charakterfiguren, vidüsaka usw. Bei diesen kann der griechische Einfluß sehr wohl in Betracht gezogen werden, er wird aber auch noch sonst wirksam gewesen sein. Zwischen den beiden Arten werden sich Kontaminationen im Laufe der Zeit eingestellt haben. Einen solchen Fall suchte Windisch in einem Aufsatz "über das Drama Mrcchakatikä und die Krsnalegende" in diesem Drama, das er für das älteste hielt, nachzuweisen, Sitzungsberichte der K. Sächs. Ges. d. W. 1885, S. 439 —479· Wir finden hier zwei Hauptgegenstände, neben der Liebesgeschichte von Cärudatta und Vasantasenä einen politischen Vorgang, der an den Kamsavadha erinnert. König Pälaka entspricht dem Kamsa, Aryaka dem Krsija. Für den griechischen Einfluß trat außer W e b e r in seiner Abhandlung "Die Griechen in Indien", Sitzungsberichte der Beri. Akad. 17. Juli 1890, ein Vincent A. Smith, "Graeco-Roman Influence on the Civilisation of Ancient India", Journal ASB. LVIII Part I, No. 3, Calcutta 1889. Einen förmlichen Beweis für das griechische Theater auf indischem Boden erbrachte 1904 eine briefliche Mitteilung von Theodor Bloch in der Zeitschrift der DMG. LVIII S. 455—457, "Ein Griechisches Theater in Indien". Er sah es in entlegener Gegend, auf einer Reise nach dem Ramgarh Hill im Sirguja State, dem größten der Tributary States of Chota Nagpur, und beschreibt seine Anlage: "Im Halbkreis, terrassenförmig übereinander, sind eine Reihe Sitze ausgehauen, die durch strahlenförmige Linien wieder abgeteilt sind, ganz nach Art eines griechischen Theaters". Das Amphitheater mochte etwa für 30 Zuschauer Platz haben. Die Höhle ist unter dem Namen der Sitabenga-Höhle bekannt. Bloch behandelt auch ihre Inschriften. Sein früher Tod hat leider die von ihm beabsichtigte Veröffentlichung seiner Pläne und Photographien im Archaeological Annual verhindert. Auf die Sache bezieht sich ein kleiner Artikel von Lüders in demselben Band der ZDMG., LVIII (1904) S. 867fg., "Indische Höhlen als Vergnügungsorte". L ü d e r s verweist auf die därigrha und ülavesma "Felsenhäuser" bei Kälidäsa (Kumäras. I 10 und 14, Meghad. I 25), gewinnt auch aus den älteren Jaina-Inschriften zu Mathurä die Überzeugung, daß noch manche andere Höhle in Indien nicht die Wohnung stiller Mönche, sondern der Aufenthaltsort von ganikäs und lenasobhikäs und ihrer Liebhaber gewesen sei, und sprach sich damals angesichts von Blochs "griechischem" I n d o - a r i s c h e P h i l o l o g i e Τ. ι B.
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Theater und der Ausführungen von Reich über den Mimus, die wir sogleich erwähnen, für einen Zusammenhang zwischen dem indischen Drama und dem antiken Mimus aus. Das griechische Problem erhielt eine neue Wendung durch das Werk von H e r m a n n R e i c h , "Der Mimus. Ein literar-entwickelungsgeschichtlicher Versuch". E s erschien zuerst der I. Band in zwei Teilen, Berlin 1903. Ein zweiter Band soll von Mimus, Roman und Novelle handeln. Allerdings war zur Zeit des Kälidäsa die Zeit der griechischen Könige vorbei, aber die Beeinflussung der indischen Dichter hätte schon früher im Verborgenen stattgefunden haben können. Reich setzte an die Stelle der attischen neueren Komödie, deren ganze Haltung einer Reihe von indischen Dramen besonders ähnlich ist, den Mimus und gab I 5öff. eine Beschreibung seines Wesens. Der Mimus war nach der attischen neueren Komödie eine zum Teil nicht literate, mehr volkstümliche Form der dramatischen Darstellung, die Caesar und Cicero liebten. E r behandelt die menschlichen Schwächen in viel mannigfaltigerer Weise, als das indische Drama, zu dessen feiner literarischer Form er auch nicht recht stimmt. "Des Mimen Wahrzeichen ist der Phallus" (I 2, S. 626). An den Ehebruchsmimus, den Räubermimus werden wir in Indien nicht erinnert. Neben der Prosa des Dialogs, in dem die Volkssprache vorherrscht, stehen die Mimodien mit ihrer gehobenen Sprache (I 2, S. 571). Der byzantinische Mimus ist zuletzt im türkischen Orient zum volkstümlichen Pupp^nspiel Karagöz geworden. Reich handelt davon I 2, S. 6i8ff., kehrt aber dann S. 694 zum Mimus zurück, wie dieser im indischen Drama wieder zu erkennen ist. Auch bei Shakespeare ist er lebendig. Schon vor Reich hatte Klein in seiner Geschichte des Dramas III 85, 87 die Mrcchakatikä mit Shakspeare verglichen. Wenn auch bestimmte einzelne Fälle nicht nachweisbar sind, macht doch Reich aus allgemeinen Gründen wahrscheinlich, daß die Mimen nach Indien gewandert sind. W o sie auftraten, mußten sie unwillkürlich, unmittelbar oder mittelbar die Denk- und Dichtweise beeinflussen. Hier schlagen zwei Arbeiten von Pischel ein, zunächst seine Hallesche Rektorrede "Die Heimat des Puppenspiels", Halle 1900. Mit seiner gründlichen Gelehrsamkeit, aber auch mit seiner Neigung zu absonderlichen Schlüssen will er wahrscheinlich machen, daß "das Puppenspiel überhaupt die älteste Form dramatischer Darstellung ist". Sicher sei dies der Fall in Indien. Und dort haben wir auch seine Heimat zu suchen (S. 6). Sein Hauptargument ist, daß in Räjasekhara's Bälarämäyana aus dem 10. Jahrh. n. Chr. der Puppenspieler sütradhära, "Fadenhalter", genannt wird, womit von älterer Zeit her der Schauspieldirektor bezeichnet zu werden pflegt, während ein zweiter wichtiger Ausdruck sthäpaka "Aufsteller" in erster Linie den Mann bezeichnete, dem die Anfertigung, Reparatur und Aufstellung der Puppen oblag (S. 9, S. 12). Reichs Werk erwähnt Pischel nicht, damals hatte der Arabist Jacob eingehend über den Karagöz geschrieben. Pischel hat die Stellen gesammelt, an denen kunstvolle, sprechende Puppen in der Sanskritliteratur vorkommen, und orientiert über die W e r k e , in denen man sich über das Auftreten des Karagöz, Pickelhering, Hans Wurst, Kasperle, Arlecchino, Punchinello (Punch), Policinello unterrichten kann. Der Hans Wurst der Volksbühne, der Kasperle des Puppentheaters ist aber identisch mit dem Vidüsaka (S. ig). Pischel kommt hier auch auf die dialogischen Hymnen des Rgveda zu sprechen, über die zuerst Windisch die Vermutung ausgesprochen habe,
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IM INDISCHEN D R A M A .
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daß ursprünglich nur die Verse fixiert waren, und der Zusammenhang von dem Vortragenden durch Erzählung in Prosa festgestellt worden sei. So erkläre sich auch der Name granthika "Verknüpfer" für den Rhapsoden (S. 14)· In seiner zweiten Abhandlung "Das altindische Schattenspiel", Sitzungsberichte der Beri. Akad. 1906 Nr. XXIII, S. 1 — 2 1 , geht Pischel von Blochs Mitteilung über ein griechisches Theater aus. Daß dieses von Bloch beschriebene Theater griechische Form hat, kann nicht bestritten werden. Pischel nimmt an, daß in diesen Höhlentheatern Puppenspiele und Schattenspiele aufgeführt wurden. Shankar Pâçdurang Pandit hat in seiner Ausgabe des Vikramorvasïya hervorgehoben, daß bis heute Vorstellungen mit Puppen und Papierfiguren die einzigen dramatischen Aufführungen sind, die die Landbevölkerung Indiens kennt (S. 4). Stellen über das Schattenspiel sind schwer aufzutreiben. Als chäyänätaka "Schattenspiel" wird bezeichnet das Dütängada des Subhata, das bei einer Gedächtnisfeier zu Ehren des Königs Kumärapäla im 13. Jahrh. n. Chr. aufgeführt wurde, herausgegeben von Durgäprasäd und Kâàînâth Pändurang Parab in der Kävyamälä, Bombay 1891 (S. 15). Auf dieses Stück ist Pischel näher eingegangen, über andere Stücke, die von Lévi Chäyänätaka genannt werden, läßt sich nichts sagen. Pischel entdeckt Beziehungen des Dütängada zum Hanüman- oder Mahä-nätaka. Doch behandelt das letztere den ganzen Stoff des Rämäyajja, das erstere nur eine Episode, die Botschaft des Affen Angada an Rävaija, um Sita zurückzufordern (S. 17). Daß wir im Mahänätaka mehr eine epische als eine dramatische Dichtung zu sehen hätten, hatte schon Max Müller ausgesprochen (S. 18). Obwohl wir von einer Aufführung dieser Stücke als Schattenspiel nichts wissen, betrachtet Pischel das Chäyänätaka als eine literarische Fortbildung des alten volkstümlichen Schattenspiels : durch den Nachweis des Schattenspiels in alter Zeit sei die letzte L ü c k e in der Entwicklung des indischen Dramas ausgefüllt (S. 20). Diesen Nachweis glaubt er erbracht zu haben, indem er an vereinzelten Stellen unter rñpopajwana "die Kunst des Schattenspielers", unter rupparüpaka das Schattenspiel versteht, wobei er auch rüpadaksa und das damit identische lupadakhe der Höhleninschrift von Sitabenga, nach seiner Ansicht "Kopist", behandelt (S. 13). Allein nach allem, was wir von dramatischer Aufführung aus der ältesten Literatur erfahren, scheint diese zu ältest unmittelbar durch lebendige Personen und nicht durch Puppen oder Schattenfiguren erfolgt zu sein. Von griechischem Einfluß wollte Pischel nach wie vor nichts wissen, als ob solcher überhaupt unmöglich gewesen wäre (S. 20)._ Reich berichtet mit Genugtuung von dem durchschlagenden Erfolg seiner Mimus-Forschung in der Deutschen Literaturzeitung vom 20. März 1 9 1 5 , Spalte 477ff., 541 ff., 589ff.: "Antike Romane, Novellenkränze und Schwankbücher, ihre Entwicklungsgeschichte und Beziehung zum Mimus", Berlin 1 9 1 5 . Auf die indischen Verhältnisse geht er besonders an der dritten Stelle ein, Spalte 58gff. Das Bild, das Pischel von der Entwicklung des indischen Dramas gegeben hat, lehnt er als unwahrscheinlich ab. Für die Verbreitung des griechischen Mimus im Orient beruft er sich auf Joseph Horovitz "Spuren griechischer Mimen im Orient" (Sp. 553,)· Wenn Pischel für ungriechisch und für einen charakteristischen Zug der orientalischen Komödie hält, daß die von Grenfell und Hunt aus den Oxyrrhynchus Papyri 1903 veröffentlichte Farce an der indischen Küste spielt, und daß 26*
404
I. A L L G . U. S P R A C H E , I B . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E U. A L T E R T U M S K U N D E .
die darin auftretenden Inder in ihrer S p r a c h e r e d e n , so bezeichnet es R e i c h als eine Besonderheit des antiken Mimus, alle Personen in ihren eigentümlichen Dialekten und Sprachen reden zu lassen, wie den K a r t h a g e r im Poenulus des Plautus (Sp. 591). A u c h Wundt, der V ö l k e r p s y c h o l o g i e II ("Mythus und R e l i g i o n " ) 1, S. 4 6 3 — 5 2 6 im J a h r e 1905 eine lehrreiche E r ö r t e r u n g über den Zusammenhang von "Mimus und D r a m a " g e g e b e n hat, bezeichnet S. 488 Pischels T h e o r i e als "psychologisch so außerordentlich unwahrscheinlich", daß man sich darüber wundern müsse, wie Pischel auf eine solche T h e o r i e habe verfallen können. W ä h r e n d Reich das Buch von L . v. S c h r o e d e r "Mimus und Mysterium im R i g v e d a " zu den E r f o l g e n seiner F o r s c h u n g rechnen darf, will Oldenb e r g den griechischen Mimus in Indien nicht anerkennen, " D i e Literatur des alten Indien" S. 2 4 4 f g . : das indische Drama schildere indisches L e b e n in indischer Form. Reich bemerkt d a g e g e n , daß der griechische Mimus biologisch sei, daß er das menschliche L e b e n in einer allgemein gültigen F o r m fasse und deshalb leicht übertragbar sei (Sp. 592). Ohlenbergs Einwände veranlassen ihn, nochmals auf die Punkte einzugehen, die er im indischen Drama auf den griechischen Mimus zurückführt. Windischs buddhistische Arbeiten werden in einem späteren Kapitel über die Geschichte der buddhistischen Philologie eine Stelle finden, hier g e d e n k e n wir noch seiner vedischen Studien, die uns im nächsten Kapitel zu den namentlich von Oldenberg angestellten Untersuchungen über die Äkhyänahymnen des R g v e d a und den Ursprung von E p o s und Drama führen werden. G e g e n ü b e r einer gewissen A b k e h r von Säyana gab Windisch eine Einführung in das Studium von dessen Kommentar durch seine Chrestomathie " Z w ö l f Hymnen des R i g v e d a mit Säyana's Commentar. T e x t . W ö r t e r b u c h zu Säyana. A p p e n d i c e s " , L e i p z i g 1883. In einem der A p p e n dices wurden zum erstenmal die Paribhäsäs oder technischen R e g e l n über die kurze A u s d r u c k s w e i s e der von S ä y a n a benutzten Sarvänukramani mitgeteilt, ohne die diese nicht voll verstanden werden kann. In der V o r r e d e wird auf die S c h w ä c h e n von S ä y a n a s Interpretation hingewiesen, namentlich seinen Mangel an historischem Sinn und seine oft nicht annehmbaren Etymologien zur E r k l ä r u n g dunkler Wörter. Einige kleine vedische Artikel sind von E . Kuhn in der Festschrift verzeichnet. In seinem V o r t r a g e " Ü b e r die altirische S a g e der Táin Bó C ú a l n g e (Raub der Rinder von C.)" auf der Philologenversammlung zu Gera, L e i p z i g 1879, Verhandlungen S. 1 5 — 3 2 , hat Windisch auf literarische Verhältnisse aufmerksam gemacht, die sich in der altindischen Literatur wiederfinden. Die alten S a g e n werden in Prosa erzählt, eine erste Stufe der Versifizierung ist, daß den Hauptpersonen Gedichte in den Mund gelegt werden, Monologe und D i a l o g e , als deren U r h e b e r sie dann gelten. Auf diese W e i s e ist Ossian zu einem Dichter g e w o r d e n . Aus Altindien kommen als ähnliche literarhistorische Erscheinungen die sogenannten Äkhyänahymnen des R g v e d a in Betracht. Diese beziehen sich auf bestimmte S a g e n oder Mythen, enthalten aber nur deren in V e r s e gebrachte R e d e n , während wir uns die Erzählung als nicht wörtlich fixiert nur in Prosa vorhanden denken müssen. Von solchen A n f ä n g e n aus erscheint also in der Entwicklung des E p o s als letztes der erzählende T e i l versifiziert. Die Vorstufe finden wir vollständig als literarischen T y p u s in den Brähmanas: hier sind die S a g e n in Prosa erzählt mit eingelegten R e d e n in V e r s f o r m , den Gäthäs. Diese Stufe der epischen Erzählung läßt sich auch im Mahäbhärata und in der buddhistischen Literatur nachweisen. Schließlich ist der epische
KAP.
LX.
DIE
AKHYÄNA-HYMNEN.
S t o f f a u c h in s e i n e n e r z ä h l e n d e n T e i l e n l i e g t in d e r L i t e r a t u r so v o r 1 ) .
KAP.
in V e r s e
405
g e b r a c h t w o r d e n un-d
LX.
DIE ÄKHYÄNA-HYMNEN. URSPRUNG VON EPOS UND
DRAMA.
Z w i s c h e n d e m P r o b l e m d e s g r i e c h i s c h e n E i n f l u s s e s im D r a m a , den A k h y ä n a - H y m n e n d e s R g v e d a u n d d e m U r s p r u n g v o n E p o s und D r a m a in Indien b e s t e h t in d e r F o r s c h u n g ein g e w i s s e r Z u s a m m e n h a n g . Das P r o b l e m d e r A k h y ä n a h y m n e n hat O e d e n b e r g w i e d e r h o l t b e h a n d e l t , z u e r s t in s e i n e r A b h a n d l u n g " D a s A l t i n d i s c h e A k h y â n a , mit b e s o n d e r e r R ü c k sicht auf d a s S u p a r n â k h y â n a " , Z D M G . X X X V I I (1883) S. 5 4 — 8 6 , u n a b h ä n g i g v o n W i n d i s c h (S. 79). D a s zum R g v e d a g e h ö r i g e S u p a r n â k h y â n a b e s t e h t aus W e c h s e l r e d e n in V e r s e n , d e r e n T e x t v i e l f a c h v e r d o r b e n , d e r e n Z u s a m m e n h a n g nicht ohne w e i t e r e s v e r s t ä n d l i c h ist. Die Bezieh u n g e n d i e s e r V e r s e e r g e b e n sich aus d e m S a t a p a t h a b r ä h m a n a , w o sie mit e i n e r E r z ä h l u n g in P r o s a v e r b u n d e n sind und als die v e r s i f i z i e r t e n Reden der beteiligten Personen erscheinen. Ahnliches beobachtete Oldenb e r g an e i n e m b u d d h i s t i s c h e n Jätaka. D i e e r z ä h l e n d e D i c h t u n g setzt sich aus E r z ä h l u n g der E r e i g n i s s e und R e d e n der P e r s o n e n z u s a m m e n . Die R e d e n w u r d e n z u m T e i l in m e t r i s c h e r F o r m , in die G ä t h ä g e n a n n t e n V e r s e , g e f a ß t und g a b e n d e r E r z ä h l u n g ihren Halt. Die letztere b l i e b d e r f r e i e n F a s s u n g in P r o s a ü b e r l a s s e n , bis a u c h sie fixiert und mit d e n V e r s e n v e r e i n t f o r t g e f ü h r t w u r d e 2 ) . A l s ein s o l c h e s v o l l s t ä n d i g e Ä k h y ä n a führte O l d e n b e r g die â u n a l j s e p a - G e s c h i c h t e d e s A i t a r e y a b r ä h m a n a an mit ihrer P r o s a e r z ä h l u n g und ihren Gäthäs, in die b e i d e r A n r u f u n g d e r G ö t t e r a u c h n o c h H y m n e n d e r R g v e d a s a m h i t ä h e r e i n g e z o g e n w o r d e n sind, w e n n a u c h o h n e den W o r l a u t ihres T e x t e s (S. 80). In Ü b e r e i n s t i m m u n g mit W i n d i s c h b e t r a c h t e t e O l d e n b e r g i n n e r h a l b d e r R g v e d a s a i p h i t ä als ein ' ) W i n d i s c h sagte darüber a. a. O . S. 28: " F ü r die eben b e s p r o c h e n e n literarhistoris c h e n V e r h ä l t n i s s e bietet uns die altindische L i t e r a t u r eine h ö c h s t interessante ähnliche E r s c h e i n u n g . D i e B r â h m a p a s enthalten v i e l e S a g e n , die in P r o s a erzählt w e r d e n , aber nicht selten sind ihnen V e r s e b e i g e g e b e n , bekannt unter dem N a m e n der G â t h â ' s . D i e s ist auch hier eine v o r e p i s c h e S t u f e der D i c h t u n g . D i e s e G â t h â ' s sind g l e i c h f a l l s R e d e n , M o n o l o g e oder D i a l o g e , die w i e j e n e altirischen G e d i c h t e den H a u p t p e r s o n e n der S a g e in den Mund g e l e g t w e r d e n . Ich erinnere nur an die S a g e n von H a r i ç c a n d r a und Ç u n a h ç e p a i m 7. B u c h e des A i t a r e y a b r â h m a ç a . Ja n o c h mehr. Im 10. B u c h e des R i g v e d a steht ein G e d i c h t , das aus einem Z w i e g e s p r ä c h z w i s c h e n der A p s a r a s U r v a ç î und P u r û v a v a s besteht. E s ist dort k a u m verständlich, denn es ist ein v o n seiner R a h m e n e r z ä h l u n g l o s g e l ö s t e s G e d i c h t ; b e s s e r v e r s t e h e n w i r es i m I i . B u c h e des Ç a t a p a t h a b r â h m a ç a , w o sich dieselben V e r s e finden, a b e r inmitten einer S a g e , auf die sie sich b e z i e h e n sollen. Jedenfalls sind es V e r s e , die d e m P u r û r a v a s und der Urvaçî in den Mund g e l e g t sind. Und daran ank n ü p f e n d hat die spätere indische G e l e h r s a m k e i t diese z w e i P e r s o n e n zu den V e r f a s s e r n des L i e d e s g e m a c h t . G e n a u in derselben W e i s e ist O s s i a n zu einem D i c h t e r und V e r fasser vieler W e r k e geworden". 2 ) O l d e n b e r g s W o r t e lauten S . 79: " W i r s c h l i e ß e n n a c h dieser A n a l o g i e auf das S u p a r n â k h y â n a . D a s s e l b e m u ß , daran k ö n n e n wir nunmehr k a u m z w e i f e l n , aus p r o s a i s c h e n und m e t r i s c h e n E l e m e n t e n g e m i s c h t g e w e s e n sein. W i c h t i g e r e W e c h s e l r e d e n w a r e n in V e r s e n ; hier und da auch eine b e s o n d e r s h e r v o r t r e t e n d e P o i n t e der E r z ä h l u n g selbst. D i e V e r s e a b e r sind zu d e n k e n als v o n einer p r o s a i s c h e n Umhüllung e i n g e f a ß t , w e l c h e u n s — e b e n w e i l sie keinen fixierten W o r t l a u t h a t t e — so w e n i g erhalten ist, w i e wir in d e r S a m m l u n g der buddhistischen heiligen T e x t e der p r o s a i s c h e n Umhüllung der J ä t a k a s begegnen".
4O6
I . A L L G . υ . SPRACHE, Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
solches episches Stück den Hymnus von Purüravas und Urvaáí (Rgv. X 95), indem er auf seine Ergänzung im Satapathabrähmana (XI 5, 1, 10) verwies. O l d e n b e r g hat diese wichtige literarische Erscheinung in einer zweiten Abhandlung weiter verfolgt, "Akhyânahymnen im R i g v e d a " , ZDMG. X X X I X (1885) S. 52—90. E r formuliert hier zu A n f a n g ' d i e T a t sache so, " d a ß in einer Reihe von Fällen allein die metrischen Bestandtheile derartiger A k h y â n a s — vornehmlich sind dies die in den Zusammenhang der Erzählungen verflochtenen Reden und W e c h s e l r e d e n — von A n f a n g an in festem Wortlaut fixiert und überliefert worden sind; die Prosa d a g e g e n , welche jene V e r s e verband und zu den dialogischen Partien die A n g a b e der thatsächlichen V o r g ä n g e hinzufügte, fehlt entweder überhaupt in der Uberlieferung oder ist doch nur in einer jüngeren Traditionsschicht als die zugehörigen V e r s e , durch die Hand von Commentatoren auf uns gelangt". Den A n f a n g macht Oldenberg mit Rgv. VIII, 100 "Indra, Vâyu, der Vritrakampf und die Erschaffung der Sprache". E r hebt hervor, daß in der Brhatkathä zu diesen Akhyänahyirmen auch deren erzählender T e i l in V e r s e gefaßt ist. Windisch führte in seinem Buche "Mara und Buddha", L e i p z i g 1895, S. 222, aus, daß auch an anderen Stellen der Weltliteratur die Entwicklung der epischen Dichtung den besprochenen Verlauf genommen hat: "Das epische Gedicht aber wird erst dadurch vollendet, daß zu den Reden nun auch die Rahmenerzählung in metrische Form gefaßt wird. Eine letzte Stufe ist, daß die Reden zurücktreten und nur Ereignisse in Versform erzählt werden". Die Sunaljsepasage, die im Aitareyabrähmaija in der älteren Prosaform mit den eingelegten Gäthäs vorliegt, ist im Rämäyana vollständig versifiziert als vollendete epische Dichtung enthalten. Beide Fassungen sind in die 2. und 3. Auflage von Böhtlingks Chrestomathie aufgenommen. Diese Chrestomathie und Stenzlers Elementarbuch der Sanskritsprache enthalten noch andere Stücke in verschiedenen Stufen der epischen F i x i e r u n g und Erzählungsweise: bei Böhtlingk von den in diesen F r a g e n literarhistorischer Entwicklung besonders wichtigen, noch in Prosa erzählten L e g e n d e n des Mahäbhärata die mit der Mißhandlung des Särameya durch die Brüder des Janamejaya anhebende Geschichte aus dem Buche Pausya, bei Stenzler-Pischel aus dem 3. Parvan des Mahäbhärata die Geschichte von der Froschprinzessin und von V ä m a d e v a , beide mit eingelegten V e r s e n und mit ansetzender Versifizierung 1 ). Bei Stenzler-Pischel ebendaher die ganz versifizierte
' ) E i n i g e der zum T e i l e t w a s unbehilflichen V e r s e sind nicht r i c h t i g v e r s t a n d e n w o r den. D i e V e r s e Mä mandükän S. 70, Z . 28ff. in der 8. A u f l a g e v o n S t e n z l e r - P i s c h e l sind z u ü b e r s e t z e n : " W o l l e n i c h t die F r ö s c h e töten, halte du d e n Z o r n zurück | es s c h w i n d e t h o h e s M a ß v o n R e i c h t h u m der u n v e r s t ä n d i g e n L e u t e || V e r s p r i c h , du w i r s t sie nicht (töten), w e n n du sie b e k o m m e n hast, w i r s t du den Z o r n fahren l a s s e n II g e n u g g e t h a n Unrecht v o n dir, d e n n w a s h a s t du v o n den g e t ö t e t e n F r ö s c h e n " . II E i n i g e V e r s e enthalten die R e d e v e r s c h i e d e n e r P e r s o n e n ( w i e w i r ähnliches aus d e m 5· A k t der M f c c h a k a t i k ä kennen). S. 72 Z . 22 sind nur die W o r t e " N i c h t für die B r a h m a n e n ist die J a g d g e s c h a f f e n " W o r t e d e s K ö n i g s , der 2. P ä d a enthält eine E r w i d e r u n g d e s V ä m a d e v a : " N i c h t u n t e r w e i s e i c h dich d e n v o n heute an u n w a h r e n " . Im 3. und 4. P ä d a s p r i c h t w i e d e r der K ö n i g : " I n d e m i c h auf d e i n e n g a n z e n U n t e r r i c h t verzichte, so o B r a h m a n e m ö c h t e ich die reine W e l t erlangen !" D i e s w i d e r r u f t er in d e m V e r s e S . 73, Z. 29, in dem nur der I. und 2. P ä d a W o r t e der R â j a p u t r ï s i n d : " W i e e s s i c h gebührt o V ä m a d e v a w e i s e ich ihn t a g t ä g l i c h an, den s c h u l d b e l a d e n e n " . I D e n 3. und 4. P ä d a s p r i c h t der K ö n i g , d a h e r mfgayan g r a m m a t i s c h v o l l k o m m e n r i c h t i g i s t : " I n d e m ich auf F r e u n d l i c h k e i t e n für die B r a h m a n e n a u s g e h e , so o B r a h m a n e m ö c h t e ich die die reine W e l t e r l a n g e n ! " — In d e r 9. A u f l a g e des E l e m e n t a r b u c h s hat G e l d n e r d i e s e i n t e r e s s a n t e n T e x t e des M a h ä b h ä r a t a durch die ersten K a p i t e l v o n N a i a und D a m a y a n t î ersetzt.
KAP. L X .
DIE
AKHYÄNA-HYMNEN.
407
L e g e n d e von Cyavana und Sukanyä, von der bei Böhtlingk eine (ältere) kürzere Version ganz in Prosa aus dem àatapathabrâhmana mitgeteilt ist. Noch v o r O l d e n b e r g s erstem Aufsatz war die für Ursprung und Entwicklung von E p o s und Drama wichtige Schrift " T h e Yâtrâs; or, T h e Popular Dramas of Bengal, by Nisikânta Chattopâdhyâya", London 1882 (deutsch in seinen "Indischen Essays"), erschienen. Der Verfasser, kein eigentlicher Pandit, wie sein inkorrektes Sanskrit zeigt, war ein moderner Bengale, der einige Jahre in Deutschland (in Leipzig) und in der Schweiz lebte. Zu seiner Kenntnis der einheimischen Verhältnisse hatte er sich umfassende Kenntnisse in der vergleichenden Kultur- und Literaturgeschichte erworben. W i e d e r h o l t nimmt er auf J. L . Kleins "Geschichte des Dramas" Bezug, in der auch das indische Drama mit lebhafter Anerkennung behandelt ist. A u c h die W e r k e der europäischen Sanskritgelehrten, namentlich die von Wilson und Lassen, hat er benutzt. Yäträ bezeichnet zunächst "religious processions in connection with the history of the popular god, Krishna, which take place three times every year, in spring (vasanta), rainy season (varshâ) and autumm (çarat)", dann "a species of popular dramatical representations", die ursprünglich wohl nur an den genannten drei Hauptfesten aufgeführt wurden, jetzt aber nicht mehr auf diese Zeiten beschränkt sind (S. 2). Den Inhalt bildet vorzugsweise das Liebesverhältnis Krsijas mit Rädhä und anderen Hirtinnen, doch finden wir unter den acht von N. Ch. angeführten Titeln auch solche, die den großen Epen entstammen (Rämavanaväsa-, Kuruksetrayäträ u. a. m.). Die meisten dieser Yäträs waren nicht aufgezeichnet und sind spurlos verloren g e g a n g e n . N. Ch. hielt sich nicht unmittelbar an die volkstümlichen Aufführungen, sondern an die Stücke, die Sri Krsnakamala Gosvâmî, "the spiritual or ecclesiastic guide of several respectable communities" in D a c c a in Ostbengalen verfaßte und herausgab, um durch sie die manchmal indezenten volkstümlichen Aufführungen zu verdrängen : Svapnaviläsa-, Divyonmäda- und Vicitraviläsa-yäträ (S. 3). Das zweite Stück des Gosvâmî hat N. Ch. teilweise übersetzt (S. 36ff.). Die L i e b e n d e n sind getrennt, die Gespräche und die Gesänge der den Krsna suchenden Hirtinnen zeigen die engste Verwandtschaft des gleichfalls aus Bengalen stammenden GTtagovinda des Jayadeva mit diesen Yäträs : im Gitagovinda sind die Yäträs in die Sanskritliteratur eingeführt worden. Das Dasein der Yäträs kann für noch ältere Zeiten erschlossen werden. Der 4. A k t in Kälidäsa's Drama Urvaái ist den Yäträs nachgebildet, wie schon Bollensen in seiner A u s g a b e S. 507 erkannt hatte. D e r über die T r e n n u n g von der Urvaái wahnsinnig gewordene K ö n i g redet, singt und gebärdet sich in derselben W e i s e wie Krsna und die Hirtinnen, der K ö n i g hat die Rolle des Krsija übernommen (Bollensen). Aus diesem Vorbild des 4. A k t e s erklärt sich auch, daß der K ö n i g hier in Apabhraipáa spricht, nicht in Sanskrit, denn die Yäträs wurden in der Volkssprache aufgeführt. Dasselbe Motiv, die T r e n n u n g der L i e b e n d e n , klingt auch aus Kälidäsa's Meghadüta heraus. Nisikânta Chattopädhyäya hebt hervor, daß die Yäträs nicht in A k t e eingeteilt sind (S. 8), und daß ihnen die Figuren des Vidüsaka und des Vita fehlen (S. 10). Nändi und Prastävanä sind vorhanden, an Stelle des Sütradhära erscheint ein Adhikarï (S. 7). In der inhaltsreichen Schrift ist auch die Geschichte der bengalischen Literatur, der bengalischen Sprache und die politische Geschichte Bengalens dargestellt. Für die letztere stützt sich N. Ch. auf Lassen. In der Geschichte der Sprache bedauert er, d a ß die Schriftsteller die bengalische Sprache immer mehr mit Sanskritwörtern, Tatsamas, überladen haben.
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I. A L L G . υ . S P R A C H E , Ι Β . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE υ . ALTERTUMSKUNDE.
Zehn Jahre später erschien die von Geldner angeregte Schrift "Die Sagenstoffe des Rgveda und die indische Itihâsatradition von Emil Sieg", mit I bezeichnet, Stuttgart 1902. Sieg untersucht hier in gründlicher Weise die Nachrichten über das alte Äkhyäna, das in der Literatur gewöhnlich Itihäsa genannt wird (S. 17). Seine philologischen Untersuchungen beginnen mit dem viniyoga, d. i. der Bestimmung oder Verwendung der Hymnen oder einzelner Verse. Abgesehen von der generellen (sämänya) Verwendung aller Rgvedalieder, "daß sie um ihrer selbst willen in der Schule gelehrt, gelernt und privatim repetiert wurden" (S. 3), gibt es noch einen verschiedenartigen speziellen viniyoga. Nach Autoritäten wie Durga und Säyana sind die Hymnen mit s a invàda in ihrem visesa-viniyuga eben für das Äkhyäna bestimmt (S. 2). Durch diese Angabe, mit der sich unsere Auffassung der Akhyänahymnen sehr wohl verträgt, ist die Frage beantwortet, zu welchem Zwecke die Dichter sie gedichtet haben : zu ihrer poetischen Gestaltung, zur Fixierung ihres Inhalts. Es erhebt sich die weitere F r a g e , ob die Akhyänas oder Itihäsas, die in der Brhaddevatä, in Säyanas Kommentar und in anderen Werken erzählt werden, auf alter Uberlieferung beruhen oder nur aus den in den Hymnen enthaltenen Angaben zusammengestellt sind. Wenn es auch manchmal so aussieht, als ob das letztere der Fall wäre, so war doch sicher eine lebendige alte Überlieferung ursprünglich vorhanden. Das beweist der Name der schon von Yäska angeführten Aitihäsika, die hier von Sieg als eine besondere Richtung und Klasse von Interpreten des Rgveda behandelt werden (S. 13 ff.). E r unterscheidet bei der Erklärung der Mantras eine ritualistische, eine philosophische, eine etymologische und eine historisch-mythologische Schule (S. 7 ff.). Sieg gibt eine wertvolle Sammlung der auf diese Verhältnisse bezüglichen Angaben. Schon im Satapathabrähmana und in anderen vcdischen Texten erscheint das Puräna neben dem Itihäsa (S. 21). Das Dvandvacompositum Itihäsapuräna wird als der fünfte Veda bezeichnet. Sieg hat seine Untersuchungen über den Gebrauch aller dieser Namen auch auf das Mahäbhärata ausgedehnt. Dieses ist Itihäsa. Wenn das Collectivum Itihäsapuräna der fünfte Veda genannt wird, so muß schon zur Zeit der Brähmanas in flüssiger Form ein Sagenschatz vorhanden gewesen sein. Aber das Mahäbhärata deckt sich nicht mit dem alten Itihäsa, und das alte Puräna war verschieden von den späteren Sammelwerken dieses Namens. Zu Siegs systematischer Sammlung von alten Itihäsas haben auch Mahäbhärata, namentlich Buch I, III und XII, und Rämäyaiia beigetragen. Siegs Stärke besteht nicht in phantasiereichen Vermutungen, sondern in der methodischen Ausnutzung des Uberlieferten zur Aufhellung gewisser Hymnen, der Akhyänahymnen des Rgveda. Die Auswahl war bedingt durch sein vollständiges Itihäsa-Material, von dem ausgehend er auch über die vor seiner Schrift erschienenen "Vedischen Studien" von Geldner und Pischel hinausgehen konnte. Sie beginnt mit dem Itihäsa von den Särngas, "den Sperlingen", die Rsis waren zur Zeit des großen Brandes des Khändava-Waldes. In Betracht kommt der Hymnus Rgv. X 142, den er S. 49 übersetzt. Es folgt Syäväsva Ätreya, den die Anukramanï als Rsi der Hymnen Rgv. V 52—61, 81, 82, VIII 35 — 38, IX 32 bezeichnet (S. 50). E r übersetzt von diesen S. 57 den von Graßmann in den Anhang verbannten Hymnus an die Maruts V 61 und möchte zu ihrem Itihäsa auch IX 58 ziehen (S. 63). Gegen Hillebrandt und Oldenberg hält er daran fest, daß sich der Hymnus an Agni Rgv. V 2 auf den Itihäsa vom Rsi Vrsa Jana, Wagenlenker eines Königs aus dem Geschlecht
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LX.
DIE
ÄKHYÄNA-HYMNEN.
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des lksväku, bezieht und übersetzt ihn S. 69. Besonders glänzend bewährt sich seine unbefangene Kritik bei den Itihäsas, an denen Vämadeva, der Rsi des vierten Mandala, beteiligt ist. E r behandelt hier hauptsächlich die Hymnen R g v . IV, 18, 26, 27, 42. Der Inhalt der Itihäsas wird angedeutet durch die Überschriften "Die Geburt des V ä m a d e v a " (S. 76), " V ä m a deva verkauft Indra" (S. 90), " V ä m a d e v a und T r a s a d a s y u " (S. 96). Dem V ä m a d e v a ist eine wunderbare Geburt angedichtet worden. Sieg stellt aus den verschiedenen Versionen des Itihäsa fest, daß die Worte R g v . IV 27, ι "Im Mutterleibe befindlich habe ich von allen Geburten der Götter gewußt" nicht von Vämadeva, sondern von Indra gesprochen werden. Um die wunderbare Geburt des Indra, nicht um die des Vämadeva, handelte es sich ursprünglich. Zu R g v . IV 42, 8 weist er nach, daß daurgaha der Name eines Pferdes ist. E r vermutet ferner, daß Dadhikrävan das Schlachtroß des Trasadasyu war (S. 101). In dem Abschnitt über den Maiträvaruni Agastya (S. 105 ff.), seine wunderbare Geburt aus dem Samen des Mitra und des Varuna, seine Gespräche mit Indra und mit den Maruts, wird von seinen Hymnen namentlich R g v . I 165 übereinstimmend mit Oldenberg vom Standpunkt des Itihäsa aus erklärt. W i e Pischel hält Sieg die Viâpalâ R g v . I 1 1 6 , 15 für ein R e n n p f e r d , und übersetzt er paritakmyäyäm mit "beim Entscheidungskampf" (S. 129) '). An letzter Stelle löst Sieg in glücklicher Weise die Schwierigkeiten, die in der Uberlieferung in bezug auf Deväpi und seinen jüngeren Bruder König Saiptanu vorhanden sind, indem er in den Variationen der Erzählung einen Anhalt findet, zwischen zwei Deväpis zu unterscheiden, die später zusammengefallen sind. Die dem jüngeren Deväpi eigentümlichen Züge finden sich namentlich in den Puränen. Den Itihäsa über den älteren Deväpi erzählen Y ä s k a und die Brhaddevatä, seine Angaben genügen für den Hymnus R g v . X 98, den sich nach Siegs Vermutung ein jüngerer Dichter, gleichfalls zum Z w e c k e der R e g e n g e w i n n u n g , zu eigen gemacht hat (S. 1 4 1 ) . Keine Spur von dramatischer Darstellung, keine Spur von Iranismus in Siegs Schrift. Sie beweist den Wert der alten Überlieferung, läßt aber auch deren Wandelbarkeit erkennen, das Absterben alter Stoffe und das Aufkommen neuer. A u s einer Handschrift Kielhorns beschreibt Sieg die Nitimañjarí des Dyä (sie!) Dviveda, der den S â y a ç a benutzt hat. M a x Müller hatte das umgekehrte Verhältnis angenommen. Die Nítimañjari ist eine Sammlung von Regeln der Lebensklugheit in Sloken mit Kommentar in Prosa vom V e r fasser selbst. Die M t i r e g e l n sind Magdala für Mandala dem R g v e d a entnommen, mit dessen Versen und Itihäsas sie belegt werden (S. 39). Über dieses W e r k hatte Keith schon vor S i e g zwei Artikel veröffentlicht: " T h e Níti-Mañjarí of Dyâ Dviveda" und " A Nítimañjarí Quotation Identified", J R A S . 1900 S. 127 ff. und S. 796ff. Der Akhyäna-Theorie hatten früher unter Anderen zugestimmt Geldner in den Vedischen Studien I (1889) S. 284ÎÏ., wo er eingehend von diesen F r a g e n handelt, S. 243 ff. auch von Purüravas und Urvasî im R g v e d a , und L ü d e r s in seiner Rsyaárnga-Abhandlung S. 39ff. Bekämpft wurde sie von J . H e r t e l in seiner Abhandlung " D e r Ursprung des indischen Dramas und E p o s " , Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenl. 1904, S. 59—83, *) W e n n ich hier und ö f t e r solche Einzelheiten a n f ü h r e , so ist zu bedenken, daß in d e r G e s c h i c h t e der Philologie einzelne Stellen und W ö r t e r o f t mehr die A u f m e r k s a m k e i t d e r P h i l o l o g e n in Anspruch g e n o m m e n haben, als g r ö ß e r e L i t e r a t u r k o m p l e x e und allgemeine F r a g e n . G e s c h i c h t e der Sanskritphilologie und G e s c h i c h t e der Sanskritliteratur sind verschiedene Dinge.
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S. 137—168. Hertel will wahrscheinlich machen, daß wir in den einen samväda enthaltenden Hymnen des Rgveda die ersten Ansätze zum indischen Drama vor uns haben (S. 138), ohne weitere Zutat singend von den Redenden aufgeführt. Gegen diese Auffassung hat Oldenberg geltend gemacht, daß die Inder selbst nur von einem Suparpa-äkhyana reden, nicht von einem Drama dieses Namens. Wir fügen hinzu, daß bei Hertels Vermutung der Dialog des entwickelten Dramas in Versen abgefaßt sein sollte und nicht in Prosa. Die Verse im entwickelten Drama nehmen vielmehr eine ähnliche Stellung ein wie die Verse im Akhyäna in seiner aus einer Mischung von Prosa und Versen bestehenden Form. Aber darin wird Hertel recht haben, daß der Saipväda-Hymnus nicht notwendig in Verbindung mit der in Prosa vollständig gegebenen Erzählung der Legende oder des Mythus vorgetragen werden mußte, um verständlich zu werden. Diese Geschichten waren damals allgemein bekannt und brauchten nicht erst zur Erklärung des Sarpväda rezitiert zu werden. Hertel beginnt seine Behandlung des Pani-Hymnus mit Schillers Ballade "Hektors Abschied", ohne jedoch auf das Wesen der Ballade, ursprünglich Tanzlied, näher einzugehen. Alle Verse werden von den Indern, je nach dem Versmaß verschieden, mit singendem Tone vorgetragen, wofür er Äußerungen von Bühler und von Hultzsch anführt. So ist es auch schon in der vedischen Zeit gewesen. Die Art des Gesangs war verschieden, es sei nur an das gäyati des Udgätar und das samsati oder arcati des Hotar erinnert. Auch ist wohl zwischen eigentlichen Melodien und singendem Vortrag zu unterscheiden. Die Vergleichung mit dem deutschen Volkslied lehrt ihn, daß auch in den vedischen Liedern der Refrain ein Merkmal des "sangbaren Liedes" ist (S. 74). Für die Entwicklung des indischen Dramas aus Sarpväda-Liedern verweist Hertel auf Analoga in anderen Literaturen, namentlich in der Geschichte unseres mittelalterlichen Dramas (S. 139). Die samvädäh sind nicht epischer, sondern dramatischer Natur (S. 150). Die Hymnen Rgv. X 51—53, die zusammen gehören, verteilt er sogar auf Akte eines Dramas (S. 154). Ebenso unterscheidet er die Akte eines kleinen Dramas im Najinikäjätaka (S. 158), ohne zu bedenken, daß wenigstens in alter Zeit den Buddhisten das Anschauen von Aufführungen verboten war, also wohl auch das Verfassen von solchen. In Übereinstimmung mit Hertel betrachtet L. v. S c h r o e d e r in seinem gehaltvollen Buche "Mysterium und Mimus im Rigveda", Leipzig 1908, die Saipväda-Hymnen des Rgveda als kleine Dramen. Aber während Hertel die Entwicklung des literaten Dramas mit ihnen beginnen läßt, stellt v. Schroeder einen solchen Zusammenhang in Abrede: sie sollen vielmehr der Abschluß einer vorhistorischen Art von dramatischen mit Tanz verbundenen Gesängen gewesen sein (S. 69), wie sie noch jetzt bei den Naturvölkern an ihren Festen beobachtet worden sind. Während Hertel auf Analoga in der Entwicklung des kirchlichen Dramas in unserem Mittelalter hinweist, denkt sich v. Schroeder die Vorform des Dramas nach Art der bei den Mexikanern und Cora-Indianern üblichen Tänze. Solche Tänze in der Festzeit haben sich auf den Färöer erhalten, woraus v. Schroeder auf ihr Vorhandensein in der indogermanischen Urzeit schließt. Daß sich das indische Drama aus Singspielen wie dem Gîtagovinda entwickelt habe, war schon die Ansicht Lassens und Anderer. Jedenfalls hat v. Schroeder das Verdienst, diese Theorie durch seine Analoga und Ausführungen einigermaßen anschaulich gemacht zu haben. Unter Tanz hat man hierbei Reigentänze zu verstehen, rhythmisches Schreiten, aber auch anderweitige
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LX.
DIE
AKHYÄNA-HYMNEN.
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Bewegungen und Gebärden, um das innere Leben zum Ausdruck zu bringen. Wo es sich um die Verehrung von Göttern oder Dämonen der Fruchtbarkeit handelt, herrscht in diesen Tänzen der Naturvölker das erotische Element mit phallischen Bewegungen vor. Im Veda und im alten Ritual merken wir von solcher Götterverehrung nichts, v. Schroeder meint, daß die Brahmanen sie zurückgedrängt haben, später sei sie im Kult des Visiju und Siva, besonders des Krsça, der ein Avatära V Ì S Q U S ist, zum Vorschein gekommen. Im Hauptteil seines Buchs behandelt v. Schroeder die Samväda-Hymnen eingehend unter seinen Gesichtspunkten und mit dem ihm eigenen dichterischen Schwung. Er findet sie kraftvoll, schön und klar. Wenn er gleich die ersten, Rgv. I 171, 172 und 165, nach Vorgang von Hertel, als ebensoviele (sehr kurze) Akte eines Dramas zu einem Ganzen vereinigt, so wird diese von der Uberlieferung abweichende Konstruktion nicht für jeden überzeugend sein. Näher liegt die Annahme, daß das Verhältnis Indras zu den Marut immer wieder in neuen Hymnen von den dichterischen Priestern ausgemalt wurde. Und wenn wir sehen, wie das Sunahsepa-äkhyäna zu rezitieren als ein Verdienst galt und im Ritual angebracht worden ist — bei der Rezitation vielleicht mit dramatischer Wiedergabe der Reden durch verschiedene Personen, aber gewiß nicht als wirkliches Drama —, so läßt es sich verstehen, daß einst auch noch andere mythische und profane Stoffe in das Ritual hereingezogen worden sind. Was den Titel des Buches anlangt, so versteht v. Schroeder unter Mysterium das von ihm angenommene "urarische kultliche Drama mit Tanz und Gesang der Götter und Dämonen" (S. 71, 89) und unter Mimus eine heitere Form ähnlicher Art: "Ernstes und heitres dramatisches Spiel, Mysterium und Mimus, hat aller Wahrscheinlichkeit nach schon in der arischen Urzeit bestanden" (S. 90). Zum Vorschein gekommen sind sie erst später in dem mehr volkstümlichen Kult des Visnu und Siva. Aber von tanzenden Göttern sei auch schon im Rgveda die Rede : die Beiwörter nrtú und nrtii bezeichnen Indra und die Usas als Tänzer und Tänzerin (S. 37, 44), und in gleichem Sinne wird von den Marut die Wurzel krïd (spielen) gebraucht (S. 49). Das phallische Element zeigt sich in den Sisnadeva, bei denen er an "phallische Dämonen" denkt (S. 64). Nachträglich hat v. Schroeder in seinem Aufsatz "Göttertanz und Weltentstehung", Wiener Zeitschrift XXIII (1909) S. 1 —17, noch den kosmogonischen Hymnus Rgv. X 72, besonders Vers 6, für seine Ideen herangezogen. Allein süsamrabdhäh bedeutet schwerlich "euch haltend an der Hand", und nflyatäm iva bezeichnet die Götter nicht "als Tanzende", sondern vergleicht sie nur mit solchen. Die von L. v. Schroeder behandelten Lieder sind: Rgv. I 170, 171 und 165 (Indra, die Maruts und Agastya), I 179 (Lopämudrä und Agastya), X 108 (Sarama und die Pañis), X 51—53» X 124 (Die Wiedergewinnung des Agni), IV 42 (Varuija und Indra), III 33 (Visvämitra und die Ströme), X 95 (Purüravas und Urvaáí), X 10 (Yama und Yamï, Anhang: Rsyasrnga undáánta), X 86 (Das Vrsäkapilied), IV 18 (Indras widernatürliche Geburt), VIII 89 (Indra, Väyu (?) und der Sänger), X 102 (Mudgalas Wettfahrt), X 1 1 9 (Der betrunkene Indra), X 97 (Der Mimus des Medizinmannes), X 34 (Der ruinierte Spieler), VII 103 (Die Frösche), IX 112 ("Ein volkstümlicher Umzug beim Somafest"). L. v. Schroeder zieht die vergleichende Mythologie und Volkskunde reichlich heran und interpretiert mit viel Phantasie. Man kann aber bei der vergleichenden Methode auch manchen fremden Gedanken in die Hymnen hineintragen.
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L. v. S c h r o e d e r s Buch ist b e s p r o c h e n worden von O l d e n b e r g in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1909 S. 66—83, von A. B. Keith im Journal der RAS. 1909 S. 200—209, u n d von Winternitz in der W i e n e r Zeitschrift f. d. K u n d e d e s Morgenlandes XXIII (1909) S. 102—137 in d e m vorsichtig a b w ä g e n d e n Aufsatz "Dialog, A k h y ä n a u n d Drama in der indischen L i t e r a t u r " . O l d e n b e r g ist von d e r T h e o r i e H e r t e l s u n d v. Schroeders — an dramatische A u f f ü h r u n g e n in der vedischen Zeit hatten auch schon Max Müller und Sylvain Levi g e d a c h t — nicht ü b e r z e u g t und weist v. S c h r o e d e r s A n s c h a u u n g als keinen Anhalt an den T a t s a c h e n findend mit E n t s c h i e d e n h e i t zurück. E r geht auf einige H y m n e n näher ein, z. B. IX 112, den v. S c h r o e d e r mit b e s o n d e r e r L i e b e ausgemalt hat. Keith schreibt zwar dem Buche v. S c h r o e d e r s u m seiner vergleichenden Methode willen eine g r o ß e B e d e u t u n g für die Religionsgeschichte_ zu, hält a b e r w e d e r v. S c h r o e d e r s kultliche Dramen noch O l d e n b e r g s Akhyänatheorie für erwiesen u n d sagt, d a ß im R g v e d a vieles unsicher und dunkel bleiben w e r d e . Winternitz sucht zu vermitteln. Die Akhyänatheorie sei keinesw e g s abgetan, wenn sie auch nicht alles erklärt, andrerseits h a b e v. Schroeder, für dessen poetische Art, die Dinge anzuschauen, er viel Verständnis besitzt, bei einigen Dialogliedern des R g v e d a sehr wahrscheinlich gemacht, d a ß sie als kultliche Dramen aufzufassen sind (S. 125). Im A n f a n g seines Aufsatzes erwähnt er eine Ä u ß e r u n g Bloomfields ü b e r den Zweck der vedischen L i e d e r : d a ß ein vedisches L i e d einem l i t e r a r i s c h e n Bedürfnis e n t s p r u n g e n sei, m ü ß t e erst b e s o n d e r s bewiesen w e r d e n , die g r o ß e Masse der H y m n e n sei für praktische Zwecke verfaßt. E r führt dann später aus, wie auch die Dialoglieder als A k h y ä n a zum Kult in Beziehung gesetzt w e r d e n konnten (S. 132). Beachtenswert sind auch seine Bemerk u n g e n ü b e r die Beliebtheit der Mischung von Prosa und Poesie in d e r indischen Literatur ü b e r h a u p t zu allen Zeiten (S. 130). Es hält schwer, in diesen verwickelten Streitfragen, die n o t g e d r u n g e n etwas advokatorisch behandelt werden, eine E i n i g u n g der F o r s c h e r herbeizuführen. H e r t e l hat trotz Winternitz, dessen Anzeige er kannte, in seiner Abhandlung "Der S u p a r n ä d h y ä y a , ein vedisches Mysterium" a n k n ü p f e n d an L. v. S c h r o e d e r s Buch, das ganze Problem von neuem aufgerollt u n d seinen Standpunkt, ohne zurückzuweichen, temperamentvoll verteidigt, in demselben Band XXIII (1909) der W i e n e r Zeitschrift S. 273—346. E r bek ä m p f t O l d e n b e r g s A k h y ä n a t h e o r i e sehr scharf, namentlich die Ansicht, d a ß eine Erzählung des Mythus oder der Geschichte in nicht wörtlich fixierter Prosa v o r h a n d e n w a r , in die sich der Samväda einfügte. Dem g e g e n ü b e r sind für ihn wie für L. v. S c h r o e d e r die Saipvädahymnen klar u n d schön, wie dieser b e t r a c h t e t er die Samvädahymnen als kultliche D r a m e n und sucht diese Auffassung am S u p a r n ä k h y ä n a im Einzelnen als die richtige zu beweisen. Das S u p a r n ä k h y ä n a v e r b ü r g t ihm auch den Z u s a m m e n h a n g der kultischen Dramen der altvedischen Zeit der R g v e d a saxphitä mit d e m Sanskritdrama der klassischen Zeit. In diesem P u n k t e weicht er von L. v. S c h r o e d e r a b , der diesen Z u s a m m e n h a n g in A b r e d e stellte. W e n n auch H e r t e l u n t e r Drama eine wirkliche dramatische Auff ü h r u n g verstand, bei der die Rollen der darstellenden Personen als Garuda, Indra durch bestimmte Abzeichen kenntlich g e m a c h t sein konnten (S. 337). so nähert er sich doch durch gelegentliche Ä u ß e r u n g e n der Gegenseite. In den S c h l u ß b e m e r k u n g e n sagt e r , d a ß er bei d e m A u s d r u c k Drama zunächst an " G e d i c h t e " g e d a c h t habe, die, von m e h r e r e n Personen im W e c h s e l g e s a n g v o r g e t r a g e n , der Prosa zu ihrem Verständnis nicht b e d ü r f e n ,
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LX.
DIE
ÄKHYÄNA-HYMNEN.
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viele von ihnen würde er unbedenklich auch mit Balladen bezeichnen (S. 346). Auch gibt er zu, daß die Anfänge von Epos und Drama dicht bei einander liegen. Die in der Überlieferung üblichen Ausdrücke Suparnaä k h y ä n a , - a d h y ä y a empfindet auch er als seiner Theorie entgegenstehend, hält aber, da die Wurzel khyä auch schauen bedeutet, nicht für unmöglich, daß äkhyäna ursprünglich Schauspiel bedeutet habe (S. 338). Was bis zum Jahre 1 9 1 1 in dieser großen Streitfrage vorgebracht worden war, hat Keith noch einmal zusammengestellt und kritisch beleuchtet unter der Überschrift " T h e Vedic Akhyana and the Indian Drama", im Journal der R A S . 1 9 1 1 S. 979—1009. Beiden Theorien, der AkhyänaTheorie und der Annahme von kultlichen Dramen gegenüber bleibt er bei seiner Skepsis; was er positiv sagt, ist unerheblich (S. 1005ff.). Von Gelehrten, die der Äkhyäna-Theorie zugestimmt haben, nennt er Pischel, Geldner, Macdonell, Hopkins, Winternitz und v. Bradke (S. 980 fg.), andrerseits haben Max Müller und S. Levi schon lange vor Hertel und v. Schroeder von Drama in der vedischen Zeit gesprochen, ohne jedoch in diesem Punkte Beachtung gefunden zu haben. Oldenberg fühlte sich keineswegs geschlagen, sondern wahrte seinen Standpunkt in den Göttinger Nachrichten 1 9 1 1 , indem er hier namentlich auf die Parallele der Jätakaverse einging. Wirklich Ernst gemacht, die Akhyäna-Hymnen Balladen zu nennen, hat G e l d n e r in seinem Aufsatz "Die indische Balladendichtung", Festschrift der Universität Marburg für die Philologenversammlung 1 9 1 3 , Marburg 1 9 1 3 . E r beginnt mit einer sehr beachtenswerten Äußerung Goethes über das Wesen der Balladen aus den Noten zu seinem Gedicht vom vertriebenen und zurückkehrenden Grafen. Nach der Verschiedenheit ihrer Bestandteile, der Reden und der erzählenden Verse, unterscheidet Geldner verschiedene Arten dieser indischen Balladen, darunter die monologische "Ich-Ballade", ζ. B. R g v . VIII 91. Besprochen hat er von diesem Typus den Hymnus des Kavasa, R g v . X 33 (übersetzt S. m ) , und das Spielerlied, Rgv. X 34. Als "doppelseitige" Balladen, "aus Rede und Gegenrede bestehend", hat er zuvor analysiert (S. ioiff.) das Zwiegespräch des Viàvâmitra mit den Flüssen, Rgv. III 33 (übersetzt S. 102 ff.), die Ballade von der Saramä und den Pani, Rgv. X 108 (übersetzt S. 104 fg.), das erstere der Heldensage, die letztere dem Mythos vom Kuhraub entnommen. Dem Mythos gehört auch an die Ballade von Yama und Yami, dem Märchen die Ballade von Purüravas und Urvasi, R g v . X 95, den "Niederungen der Volkspoesie" die Ballade von Vrsäkapi, Rgv. X 86. Über die Entwicklung der Ballade sagt er: "Erst allmählich ist das dialogisierte Erzählungslied aus dem gewöhnlichen Götterpsalm hervorgewachsen und herausgetreten" (S. 114). "Mit der Ballade ist alles erklärt" : Geldner lehnt jetzt Ohlenbergs Theorie ab, daß die Äkhyänahymnen Bruchstücke größerer Erzählungen seien, deren verbindende Prosa von dem Vortragenden jeweilig extemporiert wurde, aber auch die Theorien von Hertel und v. Schnieder, die in ihnen kleine kultlichc Dramen erblickten (S. 96). Auf die Äkhyänahymnen ist Oldenberg zuletzt zurückgekommen in seiner Abhandlung "Zur Geschichte der altindischen Prosa. Mit besonderer Berücksichtigung der prosaisch-poetischen Erzählung", Abhandlungen der Königl. Gesellsch. der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1917. Oldenberg untersucht hier die Gestalt der älteren indischen Prosa, die er zunächst in den Yajussprüchen und in der rituellen Prosa der TaittirlyaSamhitä, des Aitareya- und Satapathabrähmana findet, hier wieder zwischen
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einer älteren und einer jüngeren Stufe unterscheidend. Er schildert deren Inhalt und Stil, auch auf grammatische Einzelheiten eingehend, wie Gebrauch des Perfektums, der Partikel ha und anderer Partikeln (S. 24 ff.). Schon in diese rituelle Prosa sind vereinzelt Verse eingelegt, die yajñagäthäs. Auch in den árauta-, Grhya-, Dharma-sütren kommen sie vor. Von den Brähmaijas geht er zu den Upanischaden über, deren Prosa der Grundlage nach Brähmaijaprosa ist (S. 28), und an diese schließt sich die Päli-Prosa von Buddhas Lehre an (S. 39). Aber die Grundlage für die Beurteilung der Akhyänahymnen bildet die Prosa der epischen oder legendarischen Erzählung, behandelt in der zweiten Hälfte der Abhandlung (S. 53ff.). Gegenüber anderer Auffassung, namentlich der von Hertel und Keith, setzt Oldenberg die Verse, die dieser erzählenden Prosa eingelegt oder hinzugefügt sind, in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der epischen Dichtung ins rechte Licht. Er beschreibt hier Inhalt und Form dieser schon oben verzeichneten Textstücke, und das Verhältnis der Verse zur Prosa. Die Geschichte von Purüravas und Urvaéï bezeichnet er als das "älteste in seiner Totalität uns vorliegende Exemplar einer selbständigen indischen prosaisch-poetischen Erzählung" (S. 57). Am Suparnäkhyäna aber können wir verfolgen, "wie ein altes kleines prosaisch-poetisches Epos in seine jüngere rein poetische Form umgesetzt worden ist" (S. 65). Oldenberg hat die für die Frage nach dem Ursprung des Epos wichtigen Prosakapitel des Mahäbhärata nach Inhalt und Stil eingehend charakterisiert, ebenso die altbuddhistischen Erzählungen. Hier erweist sich das Udäna als in dieser Frage bedeutsam (S. 75): der Redende, vorwiegend Buddha, wird zu einer unwillkürlich aus seinem Munde hervorbrechenden poetischen Äußerung über einen Vorgang begeistert. In bezug auf das Verhältnis der Verse zur Prosa in den Jätakas setzt er sich besonders mit Keith auseinander (S. 79ff.), der JRAS. 1909, 1911, 1912 von diesen Dingen gehandelt hatte. Auch das Tanträkhyäyika zeigt denselben Erzählungstypus, Prosa mit eingelegten Versen, "belastet durch übergroße Mengen von Nïtiversen" (S. 86). Wiederholt betont Oldenberg, daß die Erzählung zunächst in Prosa erfolgte, deren Form anfangs nicht fixiert war, sondern jedem Erzähler überlassen blieb. Eine durch Zufall festgehaltene oder absichtlich geschaffene Form konnte dann literarisch werden. Rede und Gegenrede der in der Erzählung auftretenden Personen war es, die zuerst in der Versform eine bestimmte Fassung erhielt. Andrer Inhalt, Zusammenfassung des Geschehenen, Inhaltsangaben ("Registerverse" S. 87), ist im ganzen selten. Die Akhyänahymnen des Rgveda mit ihren Reden und Gegenreden, "bei denen der Faden der zu ihnen hinführenden und zwischen ihnen verlaufenden Handlung fehlt", können und müssen im Lichte der moderneren Gebilde gedeutet werden (S. 89). K A P . LXI.
B. DELBRÜCK. Wir haben Delbrück auf sprachwissenschaftlichem Gebiete Ludwig gegenüber als den Vorkämpfer der Bopp-Schleicher-Curtius'schen Schule kennen gelernt. Aber, wohlbegründeten neuen Anschauungen immer zugänglich, hielt er sich nicht starr an der Boppschen Sprachwissenschaft fest, sondern Schloß er sich bald den jüngeren Sprachforschern an, die einst mit dem Namen der "Junggrammatiker" bezeichnet wurden. W i r
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LXI.
Β. DELBRÜCK.
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werden von ihnen im nächsten Kapitel handeln. Brugmann v e r b a n d sich mit ihm und übertrug ihm die S y n t a x in seinem Grundriß der V e r g l e i chenden Sprachwissenschaft. Denn von A n f a n g an richtete D e l b r ü c k mit der ihm eigenen zielbewußten E n e r g i e sein A u g e n m e r k auf die S y n t a x : er ist der B e g r ü n d e r der V e r g l e i c h e n d e n S y n t a x . Zum zweiten oder dritten Mal vollzog sich der Prozeß, daß eine neue Disziplin von der altindischen S p r a c h e und Literatur ihren A u s g a n g nahm. D e l b r ü c k fußte durchaus selbständig und unmittelbar auf den T e x t e n der vedischen Literatur, wenn er sich auch g e r n e aller Hilfsmittel bediente, die für ihr Verständnis vorhanden waren. E s liegt in der Natur der Sache, daß die S y n t a x sich v o r z u g s w e i s e auf die sicher verstandenen Stellen der T e x t e aufbaut, "auf unanfechtbares Material", w i e Delbrück Altind. S y n t a x S. V I sagt. A b e r Delbrücks Untersuchungen über den Gebrauch der Casus, der Modi, der T e m p o r a bilden auch für den Philologen ein G e g e n g e w i c h t g e g e n die von Panini für den V e d a gelehrten und von S ä y a n a angenommenen grammatischen Lizenzen und haben dem Philologen das Gewissen geschärft. B e r t h o l d D e l b r ü c k ist geboren 1842 zu Berlin. In das Sanskrit w u r d e er eingeführt in Halle von Pott, dessen Bedeutung für die etymologische F o r s c h u n g und die Ausbildung einer wissenschaftlichen L a u t l e h r e er in seiner Einleitung in das Sprachstudium hervorgehoben hat, und in Berlin von W e b e r , bei dem er V e d a hörte. Ist er somit ähnlich wie L u d w i g im ersten A n f a n g von W e b e r a u s g e g a n g e n , so waren doch Böhtlingk und Roth seine Leitsterne. In der dankbaren A n e r k e n n u n g des P e t e r s b u r g e r W ö r t e r b u c h s gleicht er Whitney und Graßmann. Seiner Bewunderung für Roth als Interpreten des R g v e d a hat er wiederholt A u s d r u c k g e g e b e n , z. B. in seinem Buche " D a s Altindische V e r b u m " S. 1 1 . Mit Böhtlingk stand er in J e n a jahrelang in täglichem persönlichen V e r k e h r . Nachdem er sich 1867 in Halle habilitiert hatte, folgte er 1 8 7 0 einem R u f e nach J e n a , w o 1 8 7 3 e ¡ n Ordinariat für Sanskrit und v e r g l e i c h e n d e Sprachkunde für ihn gegründet wurde. Seit 1 9 1 3 ist er in den Ruhestand getreten. D e l b r ü c k s erste Arbeiten b e w e g t e n sich auf dem Gebiete der K a s u s lehre. Seine Habilitationsschrift De usu dativi in carminibus R i g v e d a e erschien 1869 in Kuhns Zeitschrift X V I I I S. 81 ff. in einer v e r b e s s e r t e n deutschen Bearbeitung unter dem Titel " Ü b e r den indogermanischen, speziell den vedischen D a t i v " . A b e r einen umgestaltenden Einfluß auf die K a s u s l e h r e hat ausgeübt seine Schrift " A b l a t i v L o c a l i s Instrumentalis im Altindischen Lateinischen Griechischen und D e u t s c h e n " , Berlin 1867. Denn da im Griechischen die besonderen F o r m e n dieser K a s u s a u f g e g e b e n worden sind, so entstand für dessen Genitiv und Dativ die L e h r e von den ursprünglichen und den die verlorenen K a s u s vertretenden F u n k tionen, wie auch für den lateinischen Ablativ und den deutschen Dativ. Zwei J a h r e darauf erschien Windischs in die vergleichende S y n t a x einschlagende Abhandlung " Ü b e r den Ursprung des R e l a t i v p r o n o m e n s " , in Curtius' Studien II 2 0 1 — 4 1 9 , L e i p z i g 1869. D e l b r ü c k verband sich mit Windisch zur H e r a u s g a b e der "Syntaktischen F o r s c h u n g e n " , deren I. Band " D e r Gebrauch des Conjunctivs und Optativs im Sanskrit und Griechischen" Halle 1 8 7 1 erschien. Nur in der vedischen S p r a c h e bestanden w i e im Griechischen und Iranischen die Modi Konjunktiv und Optativ oder Potential neben einander, in den anderen verwandten Sprachen sind diese zwei Modi zusammengefallen, w a s in der Behandlung ihres Konjunktivs zu berücksichtigen ist. A l l e s dies hat Delbrück in die W e g e geleitet und zum T e i l ausgeführt. D e l b r ü c k s Darstellung, der ein G e -
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I. A L L G . Ü. S P R A C H E , Ι Β . I N D O - A R I S C H E P H I L O L O G I E Υ . A L T E R T U M S K U N D E .
dankenaustausch zwischen den beiden Herausgebern vorausgegangen war, beruhte auf Sammlungen von Stellen aus dem Rgveda und aus den homerischen Gedichten, von denen die ersteren von Delbrück allein, die letzteren zum größten Teil von Windisch angelegt waren. Den Eindruck, den dieses Werk machte, veranschaulicht die Besprechung Autenrieths 1871 in den Blättern f. d. bayer. Gymnasialwesen VIII ggfí. Da Windisch 1870 zu anderen Arbeiten nach England ging (s. oben S. 398), hat Delbrück diese syntaktischen Forschungen allein fortgesetzt, wenn auch Windischs Name noch mit auf dem Titel von II und III steht Ehe Band II folgte, gab Delbrück in seinem Buche "Das Altindische Verbum aus den Hymnen des Rgveda dargestellt", Halle 1874, einen wichtigen Beitrag zur vedischen Formenlehre. Dieses Buch war für seine Zeit eine bedeutende Leistung, denn von Graßmanns Wörterbuch hatten Delbrück nur zwei Lieferungen vorgelegen, auch M. Müllers Index und das Petersburger Wörterbuch waren noch nicht vollendet, die Übersetzungen von Graßmann und Ludwig noch nicht erschienen. Im ersten Kapitel orientierte Delbrück in einfacher Weise über die vedischen Verhältnisse, wie sie bis dahin wiederholt erörtert worden waren, über das vedische Volk im Induslande, über die Entstehung einer Sprache der Gebildeten neben der Volkssprache, über Panini, der in den ersten Jahrhunderten v. Chr. gelebt, der aus dem Leben, nicht aus der Literatur geschöpft habe (S. 5), über die verschiedenen Samhitäs, über den Unterschied von älteren und jüngeren Liedern, über die Umgestaltung des T e x t e s durch den Sandhi, über den Padapätha, über Säyana und über die modernen Arbeiten zur Aufhellung des Veda. In den Syntaktischen Forschungen II, "Altindische Tempuslehre", Halle 1876, ist das wichtigste Ergebnis, daß der Aorist im Veda das eben Geschehene bezeichnet (S. 86), was in den früher erschienenen Übersetzungen noch nicht genügend zum Ausdruck gekommen ist. In einem kurzen letzten Abschnitt sind auch Sätze des Satapatha- und des Aitareya-brähmana herangezogen. In der Vorrede gedenkt er dankbar des Wörterbuchs von Böhtlingk und Roth und der persönlichen Unterstützung von Seiten Graßmanns. In der Vorrede zu I sagt Delbrück, daß er sich in der Philosophie der Richtung von Lazarus und Steinthal angeschlossen habe. E r gewinnt die Grundbegriffe mit einer einfachen Logik, die empirisch von dem ausgeht, was die einzelnen Stellen selbst besagen. Bei dieser Darstellung des Selbstbeobachteten kam es ihm auch nicht auf die Lehre der indischen Grammatiker an. In der Vorrede zu II konnte er darauf verweisen, daß Böhtlingk den in Betracht kommenden Abschnitt der Käsikä über den Gebrauch der Tempora in die 2. Auflage seiner Chrestomathie aufnehmen werde, die ebendaher auch Päninis Theorie über die Kasus gebracht hat. Daß Hübschmann in seinem Buche "Zur Casuslehre", München 1875, S. 141 ff. die Käraka-Theorie dargestellt hatte, scheint ihm damals entgangen zu sein. Da es sich hier um verschiedene Sprachperioden handelt, stimmt das im Rgveda Beobachtete nicht genau mit Päninis Lehre überein. Hier setzten später die Studien von Liebich und Wackernagel ein. Aber die Gesichtspunkte der historischen Grammatik sind zunächst für den Grammatiker weniger anziehend gewesen, als die der vergleichenden Grammatik. Etwas mehr auf Sprachgeschichte und Päjriini ist Delbrück eingegangen in dem Abschnitt über die Imperative auf -täd und das im Rgveda noch nicht nachweisbare Futurum auf -tä, -tärah im Anfang von "Syntaktische Forschungen" III. Dieser nur 80 Seiten umfassende Band hat den Titel "Die Altindische Wortfolge aus dem Çatapathabrâhmana
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Β.
DELBRÜCK.
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dargestellt", Halle 1878. Gegenüber der sehr freien Wortstellung in den Versen des Veda u n 3 in der klassischen Kunstpoesie, die ohne die scharf a u s g e p r ä g t e n Flexionsformen nicht denkbar w ä r e , hat Delbrück für die Prosa eine natürliche Wortfolge im Satze, zuerst das Subjekt, am E n d e das Verbum, festzustellen gesucht zugleich mit den Bedingungen, unter denen sie zu j e d e r Zeit verändert werden konnte. Hierbei gelangte er zu einer Erklärung der Betonungsverhältnisse des Verbums, unbetont im Hauptsatz, betont im Nebensatz (S. 77), die jedenfalls bei der Lösung dieses Problems mit in F r a g e kommt. In der geschichtlichen Entwicklung des Stils beobachten wir ein allmähliches Überhandnehmen der nominalen Ausdrucksvveise, das jedenfalls nicht in der rein arischen Denkweise begründet ist. Kurz vor III war in Band III der Mémoires de la Soc. de Ling, de Paris 1875 Bergaignes Aufsatz "Sur la construction grammaticale considérée dans son développement historique en sanscrit, en grec, en latin, dans les langues romanes et dans les langues germaniques" erschienen, in dem aber des Sanskrit "nur kurz gedacht wird". Es war dies nur ein Teil einer Preisarbeit der Pariser Akademie. Bergaigne berichtet davon in einer Anzeige von Delbrücks Schrift, Revue Critique 1880 No. 4, und bespricht die P u n k t e , in denen er sich mit Delbrück berührt. Das IV. Bändchen, "Die Grundlagen der Griechischen Syntax erörtert von B. Delbrück", Halle 1879, läßt von neuem erkennen, welche Bedeutung das Sanskrit, besonders die vedische Sprache, in der Geschichte der Wissenschaft für die griechische Grammatik gehabt hat. Es folgten nun die g r o ß e n , die ganze Syntax umfassenden W e r k e Delbrücks, die "Altindische Syntax", als Band V der Synt. Forsch., Halle 1888, und die "Vergleichende Syntax der Indogermanischen Sprachen", die in drei Teilen den dritten bis fünften Band von Brugmann und Delbrücks "Grundriß der Vergleichenden Grammatik der Indogermanischen Sprachen" bildet, Straßburg 1893, 1897, 1900. F ü r sein durch die einfache Klarheit der Darstellung ausgezeichnetes Buch "Altindische Syntax" lieferte ihm das Material außer dem Rgveda hauptsächlich das Aitareya- und das áatapatha-brahmaija, die Taittiriya- und die Maiträyaiji-saiphitä. Auch hier gibt er in der Vorrede seiner Bewunderung für das Böhtlingk-Rothsche Wörterbuch Ausdruck, daneben waren ihm die W e r k e von Graßmann und Whitney von Nutzen, sowie Eggelings Übersetzung des Satapathabrähmaija, soweit sie bis dahin erschienen war. Auch auf Ludwig nahm er Bezug. Es waren inzwischen noch mehr Spezialarbeiten auf syntaktischem Gebiete erschienen. Von den um Whitney sich gruppierenden Amerikanern benutzte er die Schriften von Haskell (S. 33), Avery (S. 354), Bloomfield (S. 275), auch Eva Channings kleinen Aufsatz "On Negative Clauses in the Rigveda", JAOS. XIII (1886), Proceed. S. XVIII (S. 544). Das Studium der Syntax war eine notwendige Ergänzung zur Laut- und Formenlehre, in Deutschland lag der Anreiz dazu in den 70 er und 80 er Jahren des 19. Jahrh. gleichsam in der Luft. Es m a g Delbrücks und Ludwigs Beispiel so gewirkt haben, daß sich die j ü n g e r e n Gelehrten damals mit Vorliebe der Kasuslehre und dem Infinitiv zuwendeten. Bald nach Delbrücks Schrift erschien 1869 die Dissertation von E. Siecke "De genetivi in lingua Sanscrita imprimis Vedica usu", der er 1876 in Kuhns Beiträgen zur Vergleichenden Sprachforschung, VIII 377 ff., seine Abhandlung "Der gebrauch des ablativs im Sanskrit, besonders im V e d a " nachfolgen ließ. Dieser waren zwei Schriften ü b e r den Infinitiv vorausgegangen : Eugenius Wilhelmus "De Infinitivi Linguarum Sanscriticae Bactricae Persicae Graecae Oscae UmIndo-arische Philologie I. ι B.
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I. A L L G . U. SPRACHE, I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. ALTERTUMSKUNDE.
bricae Latinae Goticae forma et usu", Isenaci 1872, und Julius Jolly, " G e schichte des Infinitivs im Indogermanischen", München 1873, Curtius g e w i d met. Wilhelm, g e b o r e n 1842, Professor am Gymnasium und an der Universität zu Jena, ein Schüler Schleichers, hatte seine Hauptstärke auf dem Gebiete des Iranischen. E r erkannte L u d w i g s Bedeutung an, mißbilligte aber den T o n seiner Polemik g e g e n Schleicher. Diese beiden Schriften lagen Delbrück für seine Altindische Syntax vor, ebenso das gehaltvolle, Martin H a u g gewidmete Buch "Zur Casuslehre", München 1875, von Heinrich Hübschmann. Nach einer wertvollen geschichtlichen Einleitung stellt Hübschmann im Besondern den Sprachgebrauch des Avesta und der altpersischen Keilinschriften dar. D a g e g e n gehörte in das Gebiet der Altindischen Syntax Heinrich W e n z e l s erste Schrift "Über den Instrumentalis im R i g v e d a " , T ü b i n g e n 1879. Von W e n z e l handelten wir schon oben S. 301, er hat seine Hauptbedeutung auf dem Gebiete des Tibetischen gehabt. A l s besonders gehaltvoll rühmt Delbrück (S. VIII) die Arbeit seines Schülers Carl Gaedicke. Aus dessen Dissertation über den Akkusativ im R g v e d a , Jena 1877, ging seine g r ö ß e r e Schrift "Der Accusativ im V e d a " , Breslau 1880, hervor, in der er auch auf andere Kasus e i n g e g a n g e n ist. Hier reiht sich auch die L e i p z i g e r Dissertation von Ferdinand de Saussure ein, " D e l'emploi du génitif absolu", Genève 1881, von Delbrück erwähnt S. 389. F. de Saussure ist in der Geschichte der Sprachwissenschaft berühmt geworden als der Verfasser des "Mémoire sur le système primitif des voy-'lies dans les langues indo-européennes", wovon später. Den L o k a t i v des Zieles im R i g v e d a und in den homerischen Gedichten behandelte Holzman in der Zeitschrift für Völkerpsychologie X 182ff. (Delbr. S. 121). Eine in russischer Sprache abgefaßte " S y n t a x der altindischen S p r a c h e " von Scherzi, I, Charkow 1883, erwähnt Delbrück nachträglich in der V o r r e d e S. VII. Vereinzelt geblieben ist die 1884 erschienene L e i p z i g e r Dissertation " T h e Atmanepada in Rigveda'' von dem Amerikaner Adoniram Judson Eaton, geboren 1851, von Delbrück zitiert S. 236. Um ihrer Statistik der vedischen Infinitivformen willen wurden von ihm (S. 410, 425 fr.) auch die zwei 1881 und 1885 erschienenen, aber aus älterer Zeit stammenden Abhandlungen von Hermann Brunnhofer benutzt: " Ü b e r dialektspuren im vedischen gebrauche der infinitivformen" in Kuhns Zeitschrift X X V 329ff., und " Ü b e r das gegenseitige verhältniss der beiden käijdagruppen des Çatapatha-bràhmana nach massgabe der in ihnen verwendeten infinitivformen", in Bezzenbergers Beiträgen X 234ff. Die verschiedene Häufigkeit der alten Infinitivformen könnte allerdings in Dialektverschiedenheit und in dem verschiedenen Alter der T e x t s t ü c k e begründet sein, wenn auch Brunnhofers Schlüsse vielleicht etwas zu mechanisch oder sanguinisch waren. Gelegentlich getane Ä u ß e r u n g e n über syntaktische Dinge verzeichnet Delbrück von Pischel (S. 137, 204), Neisser (S. 365), Brugmann (S. 502), W a c k e r n a g e l (S. 599). In der Zeit nach Delbrücks Altindischer Syntax wird es merkwürdig still auf dem syntaktischen Gebiete. Der Rahm war abgeschöpft. Sanskritaner mit vorwiegend grammatischen Neigungen wurden seltener. Den Grammatikern waren die Schwierigkeiten des V e d a immer mehr zum Bewußtsein gekommen, zum T e i l durch die unnötig scharfe Kritik der Philologen. Die Sanskritphilologen schlugen mehr und mehr eine das Sanskrit isolierende Richtung ein, die vergleichenden Sprachforscher wendeten sich mehr der Bearbeitung der europäischen Sprachen zu. Beides geschah mit gesteigerter Gründlichkeit, führte aber doch zu einer gewissen Entfremdung der beiden Seiten.
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Β . DELBRÜCK.
In früheren Jahren hatte sich D e l b r ü c k auch über kulturgeschichtliche Gegenstände g e ä u ß e r t , in Band III der Zeitschrift für V ö l k e r p s y c h o l o g i e über " D i e Entstehung des Mythos bei den indogermanischen V ö l k e r n . Ein psychologischer V e r s u c h " , und " Ü b e r das Verhältniß zwischen Religion und Mythologie". Seine Abhandlung über die Verwandtschaftsverhältnisse haben wir schon oben S. 266 eingereiht. In D e l b r ü c k s erste P e r i o d e , in der er sich hauptsächlich mit dem Sanskrit b e s c h ä f t i g t e , gehört seine " V e d i s c h e Chrestomathie mit Anmerkungen und G l o s s a r " , Halle 1874. Darin, daß er die Hymnen in lateinischer Umschrift gab, hatte er Aufrecht zum V o r g ä n g e r , in dessen A u s g a b e des R g v e d a gleichfalls die einheimische Betonungsweise vollständig zur Anschauung gekommen ist. W e n n D e l b r ü c k in den A n g a b e n über die Bedeutung schwieriger W ö r t e r vielfach von Roth, Muir, M. Müller abhängig war, so w a r eben Roth damals die Hauptautorität auf diesem Gebiete, und gehörte D e l b r ü c k noch nicht zu der Generation, die sich von dieser Autorität loslöste. Sein Buch hat Vielen ein erstes Verständnis des R g v e d a eröffnet. W e n n H a u g in den Göttingischen gel. Anzeigen 1 8 7 5 , S. 6 5 — 1 0 3 , diese Chrestomathie eingehend kritisiert hat, so galt diese Kritik mehr der ganzen Richtung, der D e l b r ü c k angehörte, und w a r es die Kritik eines Gelehrten, der nach einem längeren Aufenthalte in Indien das zur Geltung bringen wollte, w a s er dort gelernt hatte. Ein Jahr nach der Chrestomathie veröffentlichte Delbrück die kleine Schrift " D a s Sprachstudium auf den Deutschen Universitäten. Praktische Rathschläge für Studirende der Philologie", J e n a 1 8 7 5 , die von G. Curtius in der J e n a e r Literaturzeitung 1 8 7 5 , Artikel 386, zustimmend besprochen wurde. Damals hatte v. S y b e l die vergleichende S p r a c h k u n d e zwar als " e i n e der aussichtreichsten Disciplinen" anerkannt, aber doch die künftigen Gymnasiallehrer vor ihr gewarnt. Dem g e g e n ü b e r vertraten Delbrück und Curtius die wissenschaftliche F o r d e r u n g , daß das Studium der alten S p r a c h e n von A n f a n g an mit der sprachwissenschaftlichen A u f f a s s u n g durchdrungen w e r d e n müsse. " D a s Colleg über S a n s k r i t g r a m m a t i k " , sagt D e l b r ü c k , " g e h ö r t in das erste oder zweite S e m e s t e r " , ihm sollen Übungen im L e s e n von Sanskrittexten folgen, die Methode der vergleichenden Grammatik soll dann vorzugsweise in ihrer A n w e n d u n g auf das G r i e c h i s c h e , demnächst, " w e n n es sich so f ü g t " , auf das Lateinische, eventuell auf das Deutsche studiert werden. Curtius empfahl dazu noch eine einleitende, elementar gehaltene V o r l e s u n g , die es mit den allgemeinen F r a g e n des Sprachstudiums, mit dessen Geschichte und Methodik, mit der Gliederung des Sprachstamms usw. zu tun hat. So ist es in der Hauptsache g e w o r d e n , nur daß das Studium des Sanskrit nach und nach w i e d e r mehr zurückgetreten ist. Dem Inhalt der von G. Curtius eingeführten einleitenden V o r l e s u n g entsprach zum T e i l das bald darauf von D e l b r ü c k h e r a u s g e g e b e n e mit großem Beifall aufgenommene kleine Buch "Einleitung in das Sprachstudium. E i n Beitrag zur Geschichte und Methodik der Vergleichenden S p r a c h f o r s c h u n g " , in der Bibliothek Indogermanischer Grammatiken bei Breitkopf & Härtel, L e i p z i g 1880. In der zweiten A u f l a g e , 1884, wurden die Kapitel 1 — 4 zu einer Geschichte der grammatischen Studien erweitert. D i e s e sind überschrieben: " F r a n z B o p p " , " B o p p ' s Zeitgenossen und N a c h f o l g e r bis auf A u g u s t S c h l e i c h e r " , " A u g u s t S c h l e i c h e r " , " N e u e B e s t r e b u n g e n " . D e r zweite, theoretische T e i l enthält die K a p i t e l : " D i e A g g l u tinationstheorie", " D i e L a u t g e s e t z e " , " D i e Völkertrennungen". D e r Unterschied zwischen B o p p und Schleicher ist vielleicht nirgends so scharf 27*
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I . A L L G . U. S P R A C H E , I B . INDO-ARISCHE PHILOLOGIE U. A L T E R T U M S K U N D E .
gezeichnet wie in diesem Buche (S. 45). Außer Bopp und Schleicher charakterisiert Delbrück auch die Gebrüder Schlegel, W . v. Humboldt, Pott, Benfey mit wenigen Worten in treffender Weise. Bei Gelegenheit von Bopps Agglutinationstheorie erörtert er den Begriff der Wurzel (S. 9, vgl. S. 73 ff.). Die Wurzel war das Urwort einer vorhistorischen Zeit. Die Wurzeln waren verschiedener Art, neben den verbalen Wurzeln standen die Pronomina und Präpositionen. Delbrück würdigt das Verdienst von Pott, der in seinen Etymologischen Forschungen den gemeinsamen Wortschatz der verwandten Sprachen zusammenstellend und besprechend, allerdings infolge des Reichtums seines Stoffes nicht in der wünschenswerten Weise übersichtlich, eine strengere Beachtung der Lautgesetze zur Geltung brachte (S. 34). In der gleichen Richtung wirkte Schleichers systematisierende Behandlung der Lautlehre in seinem Compendium. Um die Ausnahmen von der regelrechten Lautvertretung zu erklären, macht Delbrück schon auf das wichtige Prinzip der Analogiebildung aufmerksam. Bopp hatte sich zwei Aufgaben gestellt, die Entstehung der Flexion zu ergründen und die Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen im Einzelnen zu erweisen (S. 140). Was das erstere Problem anlangt, so wollte R. Westphal in seiner Philosophisch-historischen Grammatik der deutschen Sprache, Jena 1865, Bopps Agglutinationstheorie durch eine Evolutionstheorie, A. Ludwig in seinen oben genannten Schriften durch eine Adaptationstheorie ersetzen (S. 66, vgl. oben S. 370). Unter Agglutination wird die Zusammensetzung der verbalen Wurzel mit pronominalen Elementen zu deutlicheren grammatischen Formen verstanden. Durch den Begriff der Adaptation wird betont, daß die mit der verbalen Wurzel zusammengesetzten pronominalen Elemente ursprünglich eine allgemeinere Bedeutung hatten, und daß die so entstandenen grammatischen Formen erst durch sekundäre Beschränkung einem engeren grammatischen Begriffe angepaßt worden sind. Evolution soll besagen, daß an die Wurzel an und für sich bedeutungslose Laute (α, 2, u, na, ni, nu usw.) zur Bildung von grammatischen Formen angefügt worden sind, gleichfalls ein Fortschritt "aus größerer Allgemeinheit zur concreteren Bestimmtheit" (S. 63). Delbrück kritisiert diese verschiedenen Theorien und bleibt in der Hauptsache mit Pott, Schleicher, Curtius u. a. bei Bopps Agglutinationstheorie (S. 90), die Curtius in seiner berühmten Abhandlung "Zur Chronologie der indogermanischen Sprachforschung", 2. Aufl., Leipzig 1873, weiter ausgeführt hat (S. 77). Mit den Anschauungen von Curtius übereinstimmend, bespricht Delbrück in seinem systematischen Teile nach den Wurzeln das Nomen mit den Stammbildungssuffixen und der Kasusbildung, das Verbum mit den Tempusstämmen, den Modusstämmen und den Personalendungen. Potts Annahme von zusammengesetzten Wurzeln, wie sväd aus su, ä und ad, und bei den Suffixen Benfeys Verstümmelungstheorie wies er zurück (S. 81, 87). Als berechtigt erscheint dagegen die Lehre von den Wurzeldeterminativen, die bei Curtius und bei Fick eine Rolle spielte, denn man wird kaum in Abrede stellen können, daß in Fällen wie yug und yu (verbinden) die längere Wurzel aus der kürzeren durch Hinzufügung eines Lautes am Ende erwachsen ist, ohne daß es gelingen will, Bedeutung und Funktion dieses Lautes genauer zu ergründen. Diese glossogonischen Untersuchungen haben eine Zeit lang die Forscher sehr beschäftigt, sind aber jetzt mehr zurückgetreten, ebenso wie die Rekonstruktion der Ursprache, die besonders bei Schleicher eine Rolle spielte. Aber die Rekonstruktion der einzelnen grammatischen Form, des einzelnen Wortes ist bei der Vergleichung
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D I E W E I T E R E N T W I C K L U N G DER V E R G L . SPRACHWISSENSCHAFT.
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der verwandten Sprachen unentbehrlich und liegt der ganzen Sprachwissenschaft zugrunde, wie Brugmanns Grundriß und Ficks Etymologisches Wörterbuch zeigen. Indem Delbrück die Sprachforscher und die Sprachforschung in lehrreichem Überblick vorführte, hat er in seiner "Einleitung in das Sprachstudium" eine kurze Geschichte der indogermanischen Sprachwissenschaft einer älteren Zeit gegeben. Einem Sprachforscher jüdischen Ursprungs wie Ascoli lag es nahe, eine Urverwandtschaft der indogermanischen Sprachen mit den semitischen Sprachen anzunehmen. Auf dieses Problem geht Delbrück nicht näher ein (S. ioo), auch nicht auf den Umschwung, der sich schon zu seiner Zeit durch eine neuere Generation in der indogermanischen Sprachwissenschaft vollzog. Dieser Umschwung beschäftigt uns im nächsten Kapitel.
KAP. L X I I .
DIE WEITERENTWICKLUNG DER VERGLEICHENDEN SPRACHWISSENSCHAFT. Es läßt sich beobachten — vgl. oben S. 209 —, daß die Geburtsjahre gleichgestimmter Forscher einer jüngeren Generation, die mit neuen Ansätzen, hier besonders in der Lautlehre, hervortraten, ziemlich dicht bei einander liegen. Als die Zeit erfüllet war, traten sie hervor. Das folgende Verzeichnis wird für das ganze Kapitel lehrreich sein. Schleicher war 1821 geboren, Curtius 1820, Ascoli 1829. In der nächsten Zeit folgte zunächst keine bemerkenswerte Gruppenbildung. Diese setzt ein mit Amelung und Leskien geboren 1840, F i c k u n d Scherer 1842, Delbrück und Joh. Schmidt 1843, Windisch 1844, Collitz 1845, E. Kuhn und Paul 1846, Osthoff 1847, Hübschmann 1848, Brugmann 1849, Möller, Braune und Sievers 1850, Bezzenberger 1 8 5 1 , Bartholomae und Bechtel 1855, de Saussure 1857. Mit dem Jahre 1849, dem Geburtsjahre Pischels, setzt dann noch eine lange Reihe von hervorragenden Sanskritphilologen ein, von denen wir mehrere schon erwähnt haben. Die meisten von ihnen sind noch am Leben, sie gehören noch nicht eigentlich der Geschichte an, ihre Wirksamkeit werden wir erst im dritten und letzten Teil vorführen. Wie wir im vorigen Kapitel sahen, ist auch die Vergleichende Syntax vom Sanskrit ausgegangen. Vom Sanskrit als der Ursprache ist nur anfangs gesprochen worden, ehe die Verhältnisse genauer untersucht worden waren, vgl. oben I S. 58, 69. Das Sanskrit liegt uns nur in einer besonders alten Form vor, weil die Inder schon sehr früh eine Literatur erzeugt haben, in der die altertümliche Sprache fixiert und bis auf den heutigen T a g erhalten worden ist. Deshalb wird es immer an die Spitze der indogermanischen Sprachen gestellt werden müssen (vgl. Pott, Et. Forsch. I 76). Aber es gibt auch Punkte, in denen es vom Ursprünglichen abgefallen ist und dieses weniger treu bewahrt hat, als andere Sprachen. Auch mußte man sich von gewissen Anschauungen der indischen Grammatiker frei machen, so bewunderungswürdig auch deren Sprachanalyse ist, und so sehr diese auch die Forschung auf den richtigen W e g geführt hat. Die Grammatik wird durch die Lexikographie ergänzt. Päijinis Vyâkaraça und der Dhätupätha sind untrennbar von einander. So stehen auch neben Bopps Vergleichender Grammatik die "Etymologischen Forschungen" von Friedrich
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August Pott 1 ), neben August Schleichers "Compendium der Vergleichenden Grammatik" die "Grundzüge der Griechischen Etymologie" von Georg Curtius, denen Benfeys "Griechisches Wurzellexikon" vorausgegangen war, in einem dritten Stadium neben Karl Brugmanns "Grundriß der Vergleichenden Grammatik" das "Vergleichende Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen" von August Fick, dessen 2. Auflage in der Rekonstruktion von Grundsprachen der einzelnen Sprachengruppen noch an Schleicher erinnert. An dieser geschichtlichen Entwicklung sind viele bedeutende Gelehrte beteiligt gewesen; sie in vollem Umfange darzustellen, ist Sache der Vergleichenden Sprachwissenschaft. Wenn auch jede der verwandten Sprachen Anteil an dieser hat, ist sie doch eine besondere Wissenschaft geworden, die ihren vollen Mann erfordert. W. Streitberg gibt jetzt unter Mitwirkung von Fachgelehrten eine Geschichte der indogermanischen Sprachwissenschaft heraus, von der zuerst aus dem II. Teil ("Die Erforschung der indogermanischen Sprachen") der i. Band "Griechisch, Italisch, Vulgärlatein, Keltisch", und der 3. Band "Slavisch-Litauisch", Straßburg 1916 und 1917, erschienen sind. Der Fortschritt hat sich in erster Linie auf dem Gebiete der Lautlehre vollzogen. Auch hier dürfen wir mit einem Hinweis auf die indischen Grammatiker beginnen, die schon frühe ihre Sprachlaute klassifiziert und in eine wissenschaftliche Ordnung gebracht haben, im Gegensatz zu dem Durcheinander der Buchstaben des semitischen und des griechischen Alphabets. Auch das Wesen der Sprachlaute und die Art ihrer Hervorbringung durch die verschiedenen Organe war ihnen bekannt. M. Müller rühmt ihre Kenntnis in seiner Ausgabe des Rgvedaprätisäkhya S. XVII, zu Sütra 39 ff. Wir finden bei Panini und in den Prätisäkhyen den Unterschied von ghosa und aghosa (tönend und tonlos), sparsa und üsman (Kontaktund Zischlaute), sosman (Aspiratae), anunäsika (Nasale) u. a. m. Im T e x t des Pânini werden an Stelle der eigentlichen grammatischen Kunstausdrücke vorwiegend die aus den áivasütren gebildeten künstlichen Wörtchen gebraucht, wie ac Vokal, hai Konsonant. Aber im 1. Patala des Prätisäkhya, a. a. O., werden die Gutturale als jihvämüliya, die Palatale als tälavya, die Cerebrale als mürdhanya, die Dentale als dantamiilïya, die Labiale als osthya bezeichnet. Die Aufmerksamkeit der modernen Sprachforscher wurde im Besonderen durch die Lautverschiebung, dann durch die Ableitung des Prakrit aus dem Sanskrit, der romanischen Sprachen *) Pott war geboren 1802 zu N e t t e l r e d e im Hannoverschen, studierte in Göttingen und wurde 1833 Professor der allgemeinen S p r a c h w i s s e n s c h a f t in Halle, entsprechend der weiten Ausdehnung seiner Studien. Über das Verhältnis seiner " E t y m o l o g i s c h e n F o r s c h u n g e n " zu B o p p s Vergleichender G r a m m a t i k spricht er sich selbst II 479 aus : im ersten T e i l habe er die g r o ß e G ü t e r g e m e i n s c h a f t der Sanskritsprachen rücksichtlich der Verbalwurzeln nachweisen w o l l e n , im zweiten T e i l b e s c h ä f t i g e er sich hauptsächlich mit der V e r w a n d t s c h a f t der A b l e i t u n g s s u f f i x e , die Flexionssuffixe seien schon v o n B o p p meisterhaft verglichen worden. In der T a t bringt er nach einer E t y m o l o g i s c h e n Lautvergleichungstafel I 82 und nach einem ersten A b s c h n i t t " V e r g l e i c h u n g der C o n s o n a n t e n in Nominen und Suffixen" ein Wurzelverzeichnis in 375 Nummern, I 180—284. A l l e i n das G a n z e ist durch lautliche Untersuchungen durchsetzt, teils vergleichender Art, teils unter Gesichtspunkten, die an die alte G r a m m a t i k erinnern: Assimilation, Dissimilation, Metathesis II 112, Figuren des Uberflusses und des Mangels II 125, Epenthese und Ekthlipse nebst der S y n k o p e II 223, Epithese und A p o k o p e II 302. E s folgt dann in einem letzten A b s c h n i t t e die W o r t l e h r e II 351, die Zusammensetzung II 372, die A b l e i t u n g II 398, und auch n o c h die F l e x i o n II 613. D a s Veraltete in Potts A n s c h a u u n g e n zeigt sich II 81 fg. in einem kurzen Satze, w o er es auffallend findet, d a ß die Palatale sich in der Reduplikation nicht durch Gutturale w i e diese durch Palatale ersetzen.
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aus dem Lateinischen auf die Lautlehre gelenkt. In der theoretischen Lautphysiologie ist Eduard Sievers, der in Leipzig eine Vorlesung bei dem Physiologen Merkel gehört hatte, der Lehrer der Sprachforscher geworden. Um die klassische Sprache, das Sanskrit, ebenso um die Saiphitäs der Veden in ihrer korrekten Gestalt zu bewahren und vor dem Verfall zu behüten, gingen die indischen Grammatiker in gründlicher und großartiger Weise von einer vollständigen Analyse der Sprache aus und rekonstruierten sie in der Grammatik und in den Prâtiââkhyen aus ihren Elementen nach den Regeln der Kunst. In beiden Fällen dieselbe Methode, der Padapätha geht dem Dhätupätha parallel. Samskära bezeichnet bei Yäska die Zurechtmachung der Sprache, samskrta ist die nach den Regeln der Grammatik richtig gebildete Sprache. Bei dieser Analyse und diesem Wiederaufbau der Sprache sind die Inder auf die so wichtige Theorie von Guija und Vrddhi gekommen. Die Tatsachen sind richtig beobachtet, wenn sich ihre Auffassung auch geändert hat. Guija und Vrddhi sitzen so fest in der Sanskritgrammatik, daß ihre Namen auch aus unserer Elementargrammatik nicht ganz verbannt werden können. Die systematische Durchführung der Gunatheorie in Schleichers Compendium bezeichnet einen Höhepunkt von Päijinis Einfluß in der Vergleichenden Grammatik. Die von den Meistern vorgetragenen Lehren pflegen zunächst von den Schülern gläubig hingenommen zu werden. Erst nach einiger Zeit kommt die Kritik und die Revision. Von Schleicher und von Curtius ging eine letzte Generation aus, die alles neu untersuchte und dabei in gewissen Punkten einen richtigeren Einblick in das Sprachleben gewann. A u g u s t S c h l e i c h e r , geboren 1821 zu Meiningen, gestorben 1868 in Jena, hatte sich 1846 in Bonn für vergleichende Sprachwissenschaft habilitiert, kam 1850 als Professor der Philologie nach Prag und war seit 1857 Professor der Sprachwissenschaft und altdeutschen Philologie in Jena. In Prag war er mit G. Curtius zusammen, der in der Schrift "Zur Kritik der neuesten Sprachforschung" S. 146 seiner mit warmen Worten gedenkt, wenn er auch "eine allzu weit gehende Entschiedenheit in seinen Behauptungen" und "den allzu dogmatischen Ton seiner Lehren" an ihm tadelt Der Aufenthalt in Prag hat Schleicher zu seinem eingehenden Studium der slawischen Sprachen und des Litauischen geführt, von Prag aus unternahm er noch 1857 mit Unterstützung der Wiener Akademie eine Reise nach dem preußischen Litauen. Im Sanskrit war Schleicher ein Schüler Ewalds. Er hatte in Leipzig und Tübingen zunächst Theologie studiert, wendete sich aber in Tübingen unter Ewald orientalischen Studien zu. Nach Bonn übergesiedelt studierte er neben allgemeiner Sprachwissenschaft unter Ritsehl klassische Philologie. So hatte er sich nach und nach eine ausgedehnte Sprachkenntnis erworben. Der einstige Theolog war aber in seinen Anschauungen ein Naturforscher geworden, der die Sprachwissenschaft als eine Naturwissenschaft ansah, der sich namentlich im letzten Teil seines Lebens viel mit Botanik beschäftigte und gern in seinem Garten tätig war. Charakteristisch für ihn ist die Schrift "Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft", Weimar 1863, 3. Aufl. 1873. Wichtiger als Lefmanns Biographie "August Schleicher", Leipzig 1870, ist die Charakteristik, die Johannes Schmidt in seinem Nekrolog, Kuhns Zeitschr. XVIII (1869) 315—320, und in der Allg. Deutschen Biographie von ihm gegeben hat. G e o r g C u r t i u s , geboren 1820 in Lübeck, gestorben 1885, war Professor der klassischen Philologie in Prag, Kiel und Leipzig, wohin er 1862
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berufen wurde. E r hatte in Bonn und Berlin studiert. In Bonn hörte er bei Ritsehl und Lassen, der ihn in das Sanskrit einführte. In Berlin, w o er sich auch 1846 habilitierte, gehörte er zu dem Kränzchen von Weber, A. Kuhn, Aufrecht und Goldstücker (vgl. oben S. 266), und las er V e d a mit Weber. Seine sprachwissenschaftliche Richtung wurde von Bopp, Wilhelm v. Humboldt und Jacob Grimm bestimmt. Im Vorwort zum ersten Teil der von Windisch herausgegebenen "Kleinen Schriften von Georg Curtius" veröffentlichte Ernst Curtius Erinnerungen an seinen Bruder, die für beide Brüder charakteristisch sind. Neben den Grundzügen der griechischen Etymologie ist das Verbum der griechischen Sprache ein zweites Hauptwerk von G. Curtius, in dem er das Griechische im Lichte der vergleichenden Sprachwissenschaft darstellte. Seine zunächst für Österreich bestimmte, aber auch in Deutschland weitverbreitete, in vielen Auflagen erschienene Griechische Schulgrammatik, zuerst Prag 1852, elfte Aufl. 1875, ist mit großem Takt von demselben Standpunkt aus geschrieben. Durch seine "Erläuterungen zu meiner griechischen Schulgrammatik" sorgte er für das richtige Verständnis der Lehrer. Verschiedene seiner kleineren Abhandlungen haben in die Entwicklung der Sprachwissenschaft eingegriffen, wenn auch mancher ihrer Hauptgedanken nicht auf die Dauer festgehalten worden ist. Seine Wirksamkeit schildern der Nekrolog von Angermann in Bezz. Beitr. 1886 und Windischs Schrift "Georg Curtius, Eine Charakteristik", Berlin 1887. Schleicher und Curtius haben für die neuere Richtung der ganzen Indogermanistik den Boden vorbereitet. Beide verlegten den Schwerpunkt ihrer Forschung in europäische Sprachen, Curtius in das Griechische, Schleicher in das Slawische und Litauische. Beide wurden in ihren systematisch gehaltenen Hauptwerken dazu geführt, die Lautgesetze strenger zu beobachten als Bopp, Pott und Benfey. Bei Curtius tritt dies zutage in seinem Hauptwerk "Grundzüge der Griechischen Etymologie", Leipzig, in zwei Teilen, 1858 und 1862, 5. Auflage 1879, bei Schleicher in seinem "Compendium der vergleichenden Grammatik der Indogermanischen Sprachen", Jena 1861, 3. Auflage, nach seinem Tode herausgegeben von Leskien und J. Schmidt, Weimar 1 8 7 1 , 4. Auflage 1876. Eine Sammlung sicherer Etymologien ist nur möglich bei strenger Beobachtung der Lautgesetze. Wenn auch Curtius die Lehre von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze nicht unbedingt anerkannt, sondern neben dem regelrechten auch einen sporadischen Lautwandel angenommen hat, so liegt doch schon in dieser Unterscheidung ein Fortschritt zu besserer Erkenntnis des Lebens der Sprache. Schleicher verfolgte das Ziel einer Rekonstruktion der Grundsprache, hat er doch in den "Beiträgen zur Vergi. Sprachf." V (1868) 206—208 eine kleine Fabel in der indogermanischen Grundsprache abzufassen versucht. Solche Versuche sind nicht fortgesetzt worden. Grundformen aufzustellen ist nur für das einzelne Wort möglich. Und wie schwierig es ist, auch solche einzelne Grundformen aufzustellen, veranschaulichen Ficks Ansätze in seinen Wörterbüchern, an denen vom heutigen Standpunkt der Wissenschaft aus viel zu bessern wäre. Schleicher hat nicht nur Grammatiken des Kirchenslawischen und Litauischen, sondern auch litauische T e x t e herausgegeben. Curtius, ein Kenner der griechischen Literatur, hat durch seine Erörterung der einzelnen etymologischen Zusammenstellungen, deren Urheber er angibt, philologischen Ansprüchen genügt und zur Vertiefung der Sprachwissenschaft beigetragen. Die Originalität Potts, sein großes Verdienst, die Sprachen zuerst nach den
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zusammengehörigen Wörtern durchsucht und in seinen "Etymologischen Forschungen" ein reiches Material gesammelt zu haben, darf in keiner Weise angetastet werden. Die 2. Auflage von Curtius' Grundzügen erschien 50 Jahre nach Bopps "Conjugationssystem", 1866, und ist Bopp gewidmet. Die vierte Auflage, Leipzig 1873, ist durch Vergleichungen aus den keltischen Sprachen von Windisch erweitert worden, verbessert, mit Hilfe einer Kritik von Wh. Stokes, in der fünften Auflage 1879. Ein erster Hauptvertreter der intensiven auf die Lautlehre gerichteten Forschung war G. I. A s c o l i . Von seinen Schriften stehen an erster Stelle die Corsi di glottologia, ins Deutsche übersetzt unter dem Titel "Vorträge über Glottologie", und das von ihm gegründete Archivio Glottologico Italiano, das auch seine bedeutenden Werke auf dem Gebiete des Altirischen enthält. Für die Sanskritphilologie sind besonders wichtig die "Vorlesungen über die Vergleichende Lautlehre des Sanskrit, des Griechischen und des Lateinischen", im ersten Band der "Vorträge über Glottologie", Halle 1872 1 ). Als er diese Vorlesungen zuerst im Jahre 1861/62 hielt, waren seine unmittelbaren Hilfsmittel, wie er im Vorwort sagt, Bopps Vergleichende Grammatik, die erste Auflage von Potts Etymologischen Forschungen und die ersten 10 Bände von Kuhns Zeitschrift. Ascoli hat zuerst die zweifache Natur der indogermanischen Gutturale erkannt, von denen das eine k im Sanskrit durch den palatalen Zischlaut (s, satani) vertreten ist. Aus der zwiefachen Natur der Gutturale und Palatale erklärt sich die Verschiedenheit der Lautgestaltung, die in yukta und mrsta von den Wurzeln yuj und mrj, in dagdha und lïdha von den Wurzeln dah und lih beobachtet wird. Er erschloß aus mrsta, auch für das Sanskrit einen dem ζ des Zend entsprechenden tönenden Zischlaut z, der dem aus der Tenuis entstandenen s (§ 24, S. 86) parallel gehe, und führte ebenso das dh von mïdha, lïdha auf ein indoiranisches z'+t zurück (§ 36, S. 155 der Übers.). Auch die Sprachforscher, die Ascolis Lehre von der Verschiedenheit der Gutturale zu der jetzt herrschenden Lehre von den verschiedenen indogermanischen Gutturalreihen umgestaltet haben, erkannten dessen Verdienst um die richtige Lösung des Problems an. Die Besonderheit der einen Gutturalreihe zeigt sich deutlich in den Zischlauten des Indo-iranischen, Slawischen und Litauischen, die Besonderheit der anderen in dem qu und gv des Lateinischen, dem π, τ und β des Griechischen, dem p und b der keltischen Sprachen, dem hv und q des Gotischen. Die Entwicklung dieser Lehre stellt Collitz dar, "Die entstehung der indoiranischen palatalreihe", in Bezzenbergers Beiträgen III (1879) S. I77ff. Fick, Hübschmann, Möller, Collitz waren sehr bald noch über Ascoli hinausgegangen. Fick nahm in seinem Buche "Die ehemalige Spracheinheit der Indogermanen Europas", Göttingen 1873, nur eine doppelte ursprachliche Tenuis an, wie vor ihm schon Havet (Vorwort S. V). Die scharfe Scheidung der zwei Gutturalreihen führte Hübschmann auch für die einfache und die aspirierte Media durch in seiner Abhandlung "g1, gh1 im sanskrit und iranischen", Kuhns Zeitschr. XXIII (1877) S. 384ff. Später hat Bezzenberger den zwei Gutturalreihen noch eine dritte hinzugefügt, gebildet von den Gutturalen, die weder in der einen Gruppe von Sprachen zu einem Zischlaut geworden sind, noch in der anderen Gruppe Labialismus oder Dentalismus zeigen (jugd), "Die indogermanischen Gutturalreihen", Beiträge zur Kunde der indog. Spr. X V I (1890) S. 2 3 4 f r . ') E . Kuhn setzt hier hinzu: " Z u Ascolis Verdiensten um das P r ä k f t vgl. seine gesammelten Abhandlungen, die Merzdorf übersetzt hat".
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Hervorragende ältere Schüler von Schleicher waren August Leskien, geboren 1840, und Johannes Schmidt, geboren 1843. Leskien war zuvor in seiner Leipziger Studienzeit schon von Curtius in die Vergleichende Sprachwissenschaft eingeführt worden, ehe er sich in Jena an Schleicher anschloß und der Slawistik zuwandte, die in ihm einen ihrer bedeutendsten Vertreter gehabt hat. Von Curtius' zahlreichen Schülern trat K a r l B r u g m a n n , geboren 1849, zuerst im Bunde mit ihm auf, bis Curtius die Richtung Brugmanns beanstandete. Durch Brugmann wurde der Bruch mit den älteren Anschauungen besonders offenbar. Der Bruch trat zutage in einer Erklärung, die Curtius in Band IX der von ihm gegründeten, dann mit Brugmann zusammen herausgegebenen "Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik", S. 468, erließ. In diesem Bande waren Brugmans 1 ) epochemachende Abhandlungen erschienen: "Nasalis sonans in der indogermanischen Grundsprache", und "Zur Geschichte der stammabstufenden Declinationen. Erste Abhandlung: Die Nomina auf -AR- und -TAR-", Leipzig 18762). Johannes Schmidt, der Brugmann immer kritisch gegenüber stand, zollte ihm in einer Anzeige dieses Bandes in der Jenaer Literaturzeitung 1877, Artikel 691, die Anerkennung: "Brugman's Arbeiten sind von allen in diesem Bande enthaltenen bei Weitem die wichtigsten und folgenreichsten". Einige Jahre zuvor hatte Schmidt sein Werk "Zur Geschichte des Indogermanischen Vocalismus", Erste Abteilung Weimar 1871, Zweite Abteilung 1875, veröffentlicht, das zwar eingehend vom Einfluß der Nasale auf die Vokale, von Svarabhakti und von dem Einfluß von r und / auf Vokale handelte, aber noch keine Spur von den neuen Anschauungen zeigte. Brugmanns Lehre von der Nasalis sonans, des nach Unterdrückung des vorausgehenden a silbebildend oder sonantisch gewordenen η und m, ließ zum erstenmal die Gesetzmäßigkeit der Vokalisation in der Reihe satám, έκατόν, centum, got. hund erkennen. Dieselbe Vertretung der geschwächten Nasalsilbe kehrt in unzähligen Beispielen wieder 3 ). Das Prinzip der Stammabstufung lag an und für sich im Sanskrit klar vor Augen, neu war die eingehende Untersuchung über ihre Gestaltung in den europäischen Sprachen. Dabei stellte sich heraus, daß auch die geschwächte r- (und /-) Silbe in den europäischen Sprachen ihren bestimmten, wenn auch oft getrübten Reflex hat : dem skr. r in pitfsu entspricht das gr. pa in πατράσι. Brugmann verweist S. 325 für diese Gleichung auf Osthoffs Abhandlung über die «-Deklination (in Paul und Braunes Beiträgen III 52, 61) 4 ), hat aber doch der Lehre von einer "ursprünglichen liquida sonans" zuerst ihre prinzipielle Fassung gegeben, indem er weitere Beispiele für gr. pa hinzufügte (άνόρά-ποόον, έδρακον, έτραπον, επραθον). Erst nach Brugmann handelte Fick von dem ρ-, λ- und v-Vokal, in seiner 1878 erschienenen Abhandlung "Zum Aorist- und Perfectablaut im Griechischen", Bezz. Beitr. IV 173 ff., wo er am Schlüsse S. 191 auch die Vertretung des r im Litauischen und Slawischen durch Beispiele belegt.' In Brugmanns Abhandlung über die Nasalis sonans lesen wir auch S. 324 ') Er schrieb seinen Namen anfangs mit nur einem n. Eine Fortsetzung der letzteren war seine Habilitationsschrift "Zur Geschichte der Nominalsuffixe -as, -jas und -vas", Weimar 1877, in Kuhns Zeitschr. X X I V . 3 ) W i e man vor Brugmann die geschwächte Nasalsilbe erklärte, zeigt beispielsweise Delbrück, Altind. Verbum S . 9 3 : " D i e Inder, welche die Lautgruppe -ani als betonte Silbe oder nach einer betonten in hohem Grade lieben, drängen das η aus, sobald eine betonte Silbe folgt". 4 ) " D a s griech. p a in π α τ ρ δ - σ ι , mit dem man sich so vielfach ohne erfolg abgequält hat . . . , stelle ich unmittelbar dem sanskr. f von pilf-shu gleich", Osthoff a. a. O. S. 52 2)
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den Satz, "daß ursprünglicher Vocalwegfall unter dem Einfluß der Accentuation mehrfach nachweisbar ist", Benfey und Osthoff haben dies in der Flexion und Weiterbildung der -tor-Stämme "schlagend nachgewiesen". Benfey hatte schon frühzeitig die Bedeutung der Akzentuation für die Gestaltung der Wortformen erkannt. In jener Zeit ist wiederholt auf eine Bemerkung von ihm verwiesen worden, die er in seiner 1852 erschienenen Vollständigen Grammatik der Sanskritsprache S. 3 1 0 zu den Stammformen präc und präfic gemacht hat: "Die Form mit Nasal ist die organische Form, welche in Folge der ursprünglichen Accentuation (vgl. § 760) in den schwachen und schwächsten Casus ihn eingebüßt hat". Osthoff spricht von dem Gesetze, daß bei den die Suffixsilbe betonenden Nominalstämmen der Akzent in den schwachen Kasus ursprünglich auf die Endung trat, in seiner Abhandlung "Zur Frage des Ursprungs der germanischen «-Declination" in Paul und Braunes "Beiträgen zur geschichte der deutschen spräche" III (1877) S. 45 ff. Bei diesen Untersuchungen kamen die Sprachforscher mehr und mehr zu der Einsicht, daß da, wo die nach den Lautgesetzen zu erwartende Form nicht vorliegt, die Lautgesetze durch Analogiebildung oder Formübertragung durchkreuzt worden sind. Brugmann handelte über das Prinzip der sogenannten "falschen Analogie" in seiner Abhandlung über die Nasalis sonans a. a. O. S. 3 1 7 in einer langen Anmerkung, beginnend mit einer Äußerung A. Leskiens in dessen "besonders in methodischer Beziehung so lehrreichen Abhandlung über die Declination im Slavischlitauischen und Germanischen S. 39". In Band IX von Curtius' Studien S. 232 hatte sich vor Brugmann auch R. Merzdorf über dieses Prinzip ausgesprochen 1 ). In einer hier zugefügten Anmerkung erklärte Curtius, daß auch er dieses Prinzip als vollberechtigt anerkenne und nur vor vorschneller Anwendung warne. Auch Ascoli brachte das Prinzip der Analogiebildung zur Geltung in seiner Abhandlung über das griechische Superlativsuffix τατο, von der Merzdorf in Band IX von Curtius' Studien S. 339 eine deutsche Übersetzung gab, mit einer Vorbemerkung über ihre prinzipielle Bedeutung. Die neue Aera brach in den 70er Jahren an. E s war eine Zeit gekommen, in der sich eine größere Zahl von ungefähr gleichalterigen Gelehrten von verschiedenen Seiten der Sprachforschung zuwandten. Durch das Buch des genialen Germanisten Wilhelm Scherer "Zur Geschichte der deutschen Sprache", Berlin 1868, erhielten sie eine gewisse Einheitlichkeit der Richtung. Die Germanisten unter ihnen untersuchten mit Eifer die Endsilben in der nominalen Flexion der germanischen Sprachen. In Leipzig waren es Schüler von Zarncke und Curtius, die unter dem Namen der Junggrammatiker bekannt sind. Ihre Arbeiten erschienen zum Teil in den ersten Bänden der von Hermann Paul und Wilhelm Braune herausgegebenen "Beiträge zur geschichte der deutschen spräche und literatur". Paul nennt zu Anfang seiner Abhandlung "Die vocale der flexions- und ableitungssilben in den ältesten germanischen dialecten", in dem Fr. Zarncke gewidmeten IV. Bande der genannten "Beiträge" S. 3 1 5 ff., die Namen Wilhelm Braune, Eduard Sievers, August Leskien, Hermann Osthoff, zuletzt Karl Brugmann, dessen Arbeiten "am tiefsten in die gesammte indog. !) E . Kuhn bemerkt bei der Korrektur: "Über das Prinzip der Analogie s. die Vorrede zu E . Kuhns Paü-Grammatik 1875. Das ist ζ. T . durch Leskiens Einfluß zu erklären, aber jedenfalls die früheste hier zu erwähnende Äußerung".
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stammbildungs- und flexionslehre" e i n g e g r i f f e n haben (S. 3 2 1 ) 1 ) . Der älteste dieser Grammatiker w a r L e s k i e n , damals schon P r o f e s s o r in L e i p z i g , dessen V o r l e s u n g e n die anderen hörten. Die Methode, die er in seinen Schriften und V o r l e s u n g e n anwendete, w u r d e vorbildlich. " S e i n e r persönlichen a n r e g u n g " , sagt Paul S. 322, " h a b e n wir übrigen, glaube ich, alle nicht w e n i g zu d a n k e n " . A u s L e s k i e n sprach zugleich auch Schleicher, dessen S c h ü l e r er war. V o n einer " j u n g g r a m m a t i s c h e n " Richtung haben in der Öffentlichkeit zuerst Brugmann und Osthoff selbst g e s p r o c h e n , in ihrem V o r w o r t zu den "Morphologischen F o r s c h u n g e n " . A b e r den Namen hat Z a r n c k e erfunden. Brugmann konstatiert dies in einer E r k l ä r u n g unter der Uberschrift " Z u dem 'Vorwort' zu Band I der Morphologischen Untersuchungen von Osthoff und B r u g m a n n " , im elften Band (1900) der "Indog. F o r s c h u n g e n " . E d u a r d W e c h s s l e r hatte in einem Beitrag zu der F e s t g a b e für Hermann Suchier, Halle 1900, unter der Überschrift " G i e b t es L a u t g e s e t z e ? " den K a m p f um die L a u t l e h r e geschildert, der nach 1 8 7 0 entbrannte, und Osthoff die V e r f a s s e r s c h a f t des von ihm und Brugmann unterzeichneten V o r w o r t s zugeschrieben. Brugmann erklärt, daß das V o r w o r t von ihm verfaßt ist, wenn auch in vollem Einverständnis mit Osthoff. E r hat die Bezeichnung " j u n g grammatisch" von Z a r n c k e übernommen, der sie zuerst in seiner B e g u t achtung von R. K ö g e l s Dissertation über das K e r o n i s c h e Glossar gebraucht hat. D e r letzte Satz der folgenden Stelle enthält die Namen der Gelehrten, die Z a r n c k e unter dem Namen " J u n g g r a m m a t i k e r " verstand, und ist einer vollständigeren Abschrift Brugmanns aus den Fakultätsakten entnommen: " D e r V e r f . ist ein begeisterter A n h ä n g e r unserer junggrammatischen Schule. Seine Arbeit steht in dieser Beziehung durchaus à la hauteur. J e d e s Wort, j e d e Andeutung von Brugmann, Paul, Braune, Sievers, Osthoff ist mit feurigem Enthusiasmus a u f g e g r i f f e n und für die Betrachtung der Einzelheiten zum A u s g a n g s p u n k t g e n o m m e n " . Mehr noch als Osthoff, der mit seinen Arbeiten etwas früher hervortrat, hat Brugmann die Prinzipien der neuen Richtung betont und wichtige allgemeine F r a g e n zur E r ö r t e r u n g gebracht. A l s für diese beiden Junggrammatiker kein R a u m mehr in Curtius' Studien war, gründeten sie die "Morphologischen Untersuchungen auf dem Gebiete der indogermanischen S p r a c h e n " , von denen vier T e i l e erschienen sind, L e i p z i g 1 8 7 8 — 1 8 8 1 . Im ersten Satz des b e m e r k e n s w e r t e n V o r w o r t s führen sie selbst die neue Methode auf S c h e r e r zurück: " S e i t dem erscheinen von S c h e r e r ' s buch 'Zur Geschichte der deutschen spräche' (Berlin 1868) und wesentlich durch die von diesem buch a u s g e g a n g e n e n impulse hat sich die physiognomie der vergleichenden Sprachwissenschaft nicht unbeträchtlich v e r ä n d e r t " . A l s die zwei wichtigsten von den methodischen Grundsätzen der j u n g grammatischen Richtung bezeichnen sie S. X I I I , daß aller L a u t w a n d e l , ') Paul stellt gleichsam als den Grundstock die folgenden Arbeiten der oben genannten Gelehrten hin: Braune "Über die quantität der althochdeutschen endsilben", Paul und Braunes Beitr. II (1876) 1 2 5 f r . ; Sievers " D i e starke adjectivdeclination", ebenda II 98ff.; Leskien " D i e declination im slavisch-litauischen und germanischen", Leipzig 1876; Osthoff "Forschungen im gebiete der indog. nominalen Stammbildung", J e n a 1875, 1876, und " Z u r F r a g e des Ursprungs der germanischen »-declination", Paul und Braunes Beitr. I I I (1876) I ff. Im I V . und V. Bande derselben Beiträge erschienen 1877 und 1878 Sievers' Studien " Z u r accent- und lautlehre der germanischen sprachen". Einen ähnlichen Charakter hat die Schrift " D i e nominalsuffixe a und â in den germanischen Sprachen", Straßburg und London 1876 (aus den "Quellen und Forschungen" von ten Brink und Scherer, XIII), von Heinrich Zimmer, der ein unmittelbarer Schüler Scherers war.
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soweit er mechanisch vor sich g e h e , sich nach ausnahmslosen Gesetzen vollziehe, und daß die Formassoziation, d. h. die Neubildung von Sprachformen auf dem W e g e der Analogie, für die älteren Sprachperioden genau so wie für die jüngeren anzuerkennen sei. Das letztere hatte schon Paul, d e r Philosoph der Junggrammatiker, hervorgehoben in der erwähnten A b handlung " D i e V o c a l e der F l e x i o n s - und Ableitungs-Silben in den ältesten germanischen D i a l e c t e n " , Beitr. IV 326, w o er psychologisch von der Analogiebildung handelt. Noch ausführlicher ist er dann auf diese Hauptpunkte, absolute Gesetzmäßigkeit der L a u t b e w e g u n g und Formenassoziation, e i n g e g a n g e n im ersten T e i l seiner Abhandlung " Z u r Geschichte des germanischen V o c a l i s m u s " , Paul und Braunes Beitr. V I 1 ff. G e g e n ü b e r den V o r l e s u n g e n über Sprachwissenschaft von M a x Müller und auch von Whitney enthält Pauls späteres W e r k "Principien der S p r a c h g e s c h i c h t e " den Geist der neueren Sprachwissenschaft, zuerst erschienen Halle 1880. W ä h r e n d noch G. Curtius das a des Sanskrit als einen Urvokal ansah, der sich erst in einer Periode der europäischen Spracheinheit zu a e 0 gespalten habe, fand Brugmann Grund zu der Annahme, daß auch das a des Sanskrit, und mithin schon das der Ursprache, von v e r s c h i e d e n e r F ä r b u n g g e w e s e n sei: a , hatte einen «-artigen, « 2 einen