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German Pages 306 [316] Year 1933
GRUNDRISS DER
ROMANISCHEN PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON
GUSTAV GRÖBER NfcUE FOLGE
GUSTAV GRÖBER GESCHICHTE DER FRANZÖSISCHEN LITERATUR I. VERS- UND PROSADICHTUNG DES 14. JAHRHUNDERTS, DRAMA DES 14. UND 15. JAHRHUNDERTS
BERLIN UND LEIPZIG 1933
WALTER DE GRUYTER & CO. V O R M A L S G. J. G O S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G — J. G U T T E N T A G , V E R L A G S . B U C H H A N D L U N G — G E O R G R E I M E R — K A R L J. T R Ü B N E R — V E I T & COMP.
GUSTAV GRÖBER GESCHICHTE DER MITTELFRANZÖSISCHEN LITERATUR i.
VERS- UND PROSADICHTUNG DES 14. JAHRHUNDERTS, DRAMA DES 14. UND 15. JAHRHUNDERTS ZWEITE AUFLAGE B E A R B E I T E T VON
STEFAN HOFER
B E R L I N U N D LEIPZIG 1933
WALTER DE GRUYTER & CO. V O R M A L S G. J. GÖSCHEN* S C H E V E R L A G S H A N D L U N G — J. G U T T E N T A G , V E R L A G S B U C H H A N D L U N G — G E O R G R E I M E R — K A R L J. T R O B N E R — V E I T & COMP.
Archiv-Nr. 47 06 32 Druck von J . J . Augustin in Glückstadt und Hamburg.
VORWORT. Die neue Bearbeitung der Mittelfranzösischen Literaturgeschichte aus Gröbers Grundriß der romanischen Philologie, welche seinerzeit nach regionaler Gruppierung angelegt war, gibt, wie heute gebräuchlich, eine zusammenhängende Darstellung der einzelnen Gattungen der mittelfranzösischen Literatur, ohne mehr die Einordnung nach Provinzen besonders zu berücksichtigen. In einem Punkte ist dieser Grundsatz allerdings durchbrochen. Dort, wo das Lebenswerk eines Dichters in verschiedenen Kapiteln zur Darstellung gelangen müßte, schien es besser, ein abgeschlossenes Bild der gesamten dichterischen Tätigkeit zu geben, ohne Rücksicht darauf, daß getrennte Gebiete der Literatur nun zusammengefaßt wurden. Aus diesem Grunde sind die großen Namen wie Machaut, Deschamps, Alain Chartier, Christine, ferner die Gruppe der Rhetoriqueurs zusammenhängend besprochen. Der Unterzeichnete hat sich bemüht, die Ergebnisse der literarhistorischen Forschung innerhalb der letzten dreißig Jahre zu verwerten, die Aufgabe schien, was Umfang derselben und Schwierigkeiten bei der Erlangung der zahlreichen, während des Krieges und nachher erschienenen Werke betraf, fast unerfüllbar, da die nach 1914 veröffentlichte einschlägige Fachliteratur nur in ausländischen Bibliotheken, hauptsächlich aber in Paris eingesehen werden konnte. Immerhin glaubt der Unterzeichnete, alles, was für die Darstellung der mittelfranzösischen Literatur wichtig war, herangezogen zu haben. Dort, wo in Einzelheiten referierend über Gröber nicht hinausgegangen werden brauchte, ist der frühere Text übernommen worden. Aufrichtiger Dank gebührt dem Verlag, der in Erkenntnis der durch die Zeitverhältnisse erschwerten Arbeitsmöglichkeiten in allen Fragen verständnisvolles Entgegenkommen bewies. Wien, im Februar 1932. Dr. S t e f a n
Hofer.
INHALTSVERZEICHNIS. Geschichtlicher Überblick Die Literatur des Zeitraumes Die Lyrik Gelehrte Dichtung in Versen Die epische Dichtung Geschichte in Versen Bibelbearbeitungcn und Heiligenlegenden in Versen Die Prosa Übersetzer Erbauliche Prosa Geschichtliche Prosa E p i k in Prosa Die dramatische Dichtung des X I V . und X V . Jahrhunderts Mirakel Heiligenmirakel Mystcre Historisches Drama Komisches Drama Sotic Monolog. Sermon J o y e u x . Dialog Bücherverzeichnis Namenverzeichnis
i 3 14 72 96 115 121 133 140 149 151 161 166 179 202 214 235 242 248 250 253 295
GESCHICHTLICHER
ÜBERBLICK
GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK. Karl IV, von Frankreich, der letzte direkte Nachkomme männlicher Linie der Kapetinger, war am ersten Februar 1328 ohne Erben gestorben, seine Frau, Jeanne d'Evreux, sah der Niederkunft eines Kindes entgegen. Es erhob sich nun die Frage, ob die männlichen Nachkommen aus der weiblichen Linie des königlichen Hauses zur Nachfolge berechtigt seien. In diesem Falle konnten zwei Bewerber ihre Ansprüche geltend machen: Philipp v. Valois, als Sohn Karls v. Valois ein Vetter des verstorbenen Königs, und Eduard III. von England, dessen Mutter Isabella die Tochter des französischen Königs Philipps des Schönen (gest. 1314) war. Da die Kronrechte Frankreichs den Frauen keine Erbfolge gewährten und nach der Auffassung der französischen Großen England ein Lehen des französischen Königs war, wurden die Ansprüche Eduards verworfen und nach der Geburt einer Prinzessin die Krone P h i l i p p von Valois (1328—1350) übertragen. Die Tatsache, daß die Könige von Frankreich zugleich die Lehensherren der Könige von England waren, schuf nun eine Lage, die zum Ausbruch der Feindseligkeiten führte. Eduard leistete, allerdings erst nach mehreren Aufforderungen, den Lehenseid für die Guyenne und das Ponthieu. Erst 1336 kam es auf Grund wirtschaftlicher Gegensätze, die durch die Haltung der Franzosen in Flandern verschärft worden waren, zu offenen Kriegsrüstungen. Eduard nahm den Titel eines Königs von Frankreich an, Flandern trat auf die Seite der Engländer, welche, nachdem sie bereits früher Erfolge verzeichnen konnten, das französische Ritterheer bei Crecy (1346) fast aufrieben und 1347 Calais eroberten. Ein kurzer Waffenstillstand dauerte bis 1351 und wurde dann bis 1354 verlängert. Philipp war 1350 gestorben, sein Sohn J o h a n n d e r G u t e (1350 —1364), verlor, als der Krieg mit England wieder ausgebrochen war, bei Poitiers Schlacht und Freiheit (1356) Statt seiner führte der Dauphin Karl, stark durch innere Wirren gehemmt, die Regierung. Der Friede von Bretigny (1360) gab dem französischen König gegen gewaltige Opfer an Geld und Gebietsabtretungen die Freiheit, die er jedoch wieder mit der Gefangenschaft vertauschte, als einer seiner Söhne, die er als Geisel zurückgelassen Oröber-Hofer, Oesch. d. mittelirz. Llt. I.
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hatte, entflohen war. 1364 starb er in London, ihm folgte K a r l V. (1364—1380), dem sein Feldherr duGuesclin fast das ganze Reich wiedergewann, indem er die Verbündeten der Engländer und diese selbst in einer Reihe glücklicher Unternehmungen zurückdrängte, so daß den Feinden nur mehr Bayonne, Bordeaux, Brest, Cherbourg und Calais verblieb. Der König hatte es verstanden, Handel und Gewerbe wieder aufzurichten, die Finanzen und das Rechtswesen zu ordnen und dadurch eine kurze Periode des Aufschwunges zu ermöglichen. K a r l VI., der Wahnsinnige (1380—1422), der nur dem Namennach die Regierung führte, brachte Frankreich an den Rand des Abgrundes. Unter ihm brach der Zwiespalt der Häuser Orléans und Burgund aus, welcher das Land den Greueln des Bürgerkrieges aussetzte und den Adel in die Parteien der Armagnacs und Bourguignons spaltete, nachdem der Herzog Ludwig von Orléans, der den Krieg mit England wollte, auf Anstiften seines politischen und persönlichen Gegners Johann von Burgund ermordet worden war. Die Engländer griffen in diesen Kampf ein, Heinrich V. forderte die Erfüllung des Vertrages von Bretigny und landete 1415 in Frankreich. Bei Azincourt wurden die französischen Ritter vernichtend geschlagen (1415) und die Normandie erobert. Daneben ging der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien weiter, Johann von Burgund fiel ebenfalls durch Mörderhand, sein Sohn Philipp der Gute schloß sich den Engländern an. 1420 kam es zum Vertrag von Troyes. Die Tochter Isabellas, Katharina, wurde mit dem englischen König vermählt und dieser trotz der Ansprüche des Dauphin als Nachfolger Karls VI. anerkannt. Im Jahre 1422 starben sowohl Heinrich V. und Karl VI., unter dessen Sohne K a r l VII. (1422—1461) die nationale Erhebung Frankreichs beginnt. Jeanne d'Are befreite, als die Engländer 1428 Orléans belagerten, die hart bedrängte Stadt und führte den Dauphin zur Krönung nach Reims. Der Tiefstand war überwunden, auch nach dem tragischen Tode des Heldenmädchens blieb der Sieg den französischen Unternehmungen treu. Burgund schloß, allerdings gegen schwere Opfer von Seiten Karls, Frieden, so daß der König nun freie Hand gegen die Engländer hatte. Paris wurde 1436 erobert, 1444 kam es zum Waffenstillstand von Tours, der bis 1449 dauerte. Der Sieg von Formigny 1450 gewann die Normandie, 1453 eroberten die Franzosen nach dem Sieg bei Castillon (Bordeaux) Südfrankreich, die Engländer besaßen nur
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mehr Calais, das sie noch bis 1558 behaupteten. Der Krieg war tatsächlich zu Ende, der Friede wurde aber erst 1492 durch den Vertrag von Etaples geschlossen. L u d w i g X I . (1461—1483) setzte die von seinem Vater begonnenen Reformen fort, der Großteil seiner Regierung ist durch den Kampf gegen den Adel und den Herzog von Burgund ausgefüllt. Unter ihm fallen Anjou und die Provence an die Krone, mit Ausnahme der Bretagne gab es keine großen Lehen mehr in Frankreich. Durch eine starke Armee und ein geordnetes Rechtswesen gelang es Ludwig bald, die Schäden des Krieges zu heilen. Sein Nachfolger K a r l V I I I . (1483—1498) gewann durch Heirat die Bretagne. Er hatte noch Aufstände der großen Adeligen zu bekämpfen und mischte sich in die Erbstreitigkeiten Italiens, wodurch die französische Politik in neue Bahnen gelenkt wurde. Infolge der Kriegszüge über die Alpen kam Frankreich mit der italienischen Renaissance in unmittelbare Berührung, wodurch ein neuer Abschnitt im Geistesleben Frankreichs beginnt. DIE
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Diese politisch so bewegte Zeit konnte einer schöpferischen Entwicklung der französischen Literatur wenig zuträglich sein, da infolge der Kriegsereignisse, welche die Pflege der Geisteswissenschaften, kurze Intervalle ausgenommen, fast hundert Jahre erschwerten, Ruhe und Beschaulichkeit aus Frankreich entflohen waren. Der Bürgerstand hatte im Kampfe, der seinen Wohlstand vernichtete, das Interesse an der Literatur verloren, er konnte zwar vereinzelt die Ereignisse mit Satire oder Klagen begleiten, wie Deschamps es tut, doch ist er außer Stande, der Dichtung neuen Anstoß zu geben. Das Rittertum vermochte es nicht mehr, seine Zeit inspirierend zu beeinflussen, die hohen Ideale, aus denen das Heldenlied, der höfische Roman, die ritterliche Lyrik erflossen waren, erschienen jetzt als inhaltslose Begriffe, die sich nur mehr in Äußerlichkeiten erschöpften und den romanesken Zug und die Verkennung der Wirklichkeit erklären, aus denen die schweren Niederlagen der Ritterheere bei Crécy und Azincourt erwuchsen. Diese Beurteilung des Adels und seiner Literatur tritt in dem Ausspruch hervor, den Philippe v. Maizières im Songe du Viel Pelerin Vérité in den Mund legt, die Jugend möge Romane meiden qui sont rempliz de bourdes et qui attrayent le lysant souvent
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a impossibilité, a jolie, vanité et pechié. So fehlt es dem 14. Jh. an einheitlichen literarischen Bestrebungen, da diese nur in einigen wenigen Zentren, den F ü r s t e n h ö f e n , ihre Pflege fanden. Außer dem Königshof von Paris, wo unter Karl V. und Karl VI. Wissenschaft und Literatur Förderung erfuhren und allen Lern-oder Lehrfreudigen die größte Bibliothek des 14. Jh. zur Verfügung stand, kommen noch die Höfe von Orléans, Anjou, Savoyen, der Bretagne in Betracht. Im 15. Jh. überragt an Bedeutung der burgundische Herzogshof alle Pflegestätten von Kunst und Literatur, da er sich eine eigene Schule von Dichtern, Literaten und Gelehrten heranbilden konnte. In England wird das Französische zwar 1362 durch das Englische als Gerichtssprache verdrängt, doch bleibt das Französische weiter bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bei Hofe in Geltung, wie dies für die norditalienischen Fürstenresidenzen noch im 15. Jahrhundert der Fall ist. Der Einfluß dieser Höfe auf Dichter und Literatur trat in mannigfaltiger Weise hervor. Hier konnten neben dem immer stärker zur Geltung kommenden rationalen Sinn, der sich in didaktisch-moralisierenden Werken äußert, noch aristokratische Anschauungen, wie sie die Kunstlyrik vertrat, aufgenommen und weiter gebildet werden. Als Ausfluß solcher ritterlicher Ideen, welche fördernd auf die aristokratische Hofdichtung einwirken konnten, sind die Liebeshöfe und Ritterorden zu betrachten, welche am Ausgang des 14. Jahrhunderts das Ideal des Frauendienstes hochhalten und pflegen sollen. So wurde die Pariser Court Amoureuse von Karl VI. mit folgender Bestimmung im Jahre 1401 gegründet: principaument soubz la conduite, force et seurtê d'icelles tresloees vertus, c'est assavoir humilité et leauté, a l'onneur, loenge, recommandacion et service de toutes dames et damoiselles. Gleicher Devise folgt der 1399 v o n Marschall Bouciquaut gegründete Orden von der Weißen Dame mit dem grünen Schild, der Hof von Orléans hatte einen Rosenorden, der am Valentinstage (14. II.) 1400 seine Statuten festlegte. Die Rangordnung der Pariser Court Amoureuse ließ neben dem hohen Adel auch Vertreter bürgerlichen Standes zu Ehren kommen. Sie kannte Grands conservateurs, Conservateurs, einen Prince d'amour, ministres, auditeurs, Chevaliers d'honneur, conseilliers, chevaliers, trésoriers, grands veneurs, trésoriers des chartes et registres, escuyers d'amour, maistres des requestes, secrétaires, substituts
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du procureur general de la cour. Die ersten Würdenträger, Grands conservateurs genannt, waren K a r l V I . u n d die B e g r ü n d e r des Liebeshofes, die Herzöge Philipp von B u r g u n d (f 1404) u n d Louis von Bourbon (t 1410). Ein Prince d'amour, auch de la cour d'amottr, führte den Vorsitz bei der Diskussion über die z u r Verhandlung kommenden Fragen und in den Zusammenkünften, wo 24 Ministres de la cour d'amottr Gedichte vortrugen. Unter den 600 Mitgliedern dieses Hofes, deren N a m e n in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts überliefert sind, kommen außer dem A d e l auch kirchliche Würdenträger, Kammerherrn und B e a m t e jedes Ranges vor. Die Pflege solcher ritterlicher Dichtung ist jedoch nicht mehr die alleinige A u f g a b e der an den Höfen wirkenden Literaten. Ihre Stellung als Hof- oder Rechnungsbeamte, die in unmittelbarer Berührung mit dem geistigen Leben bei Hofe stehen oder dessen Anregungen aus weiterer Ferne folgen, befähigt sie, ihre K e n n t nisse und Bildung, die sie an den Universitäten empfangen hatten, auf allen Gebieten der Literatur zu verwerten. D a s Streben nach künstlerischer Form, wie sie in der an klassischen Vorbüdern geschulten Sprachführung (Rhetorique) zum A u s d r u c k k o m m t , bringt jenen neuen Gehalt in die Dichtung, der von Machaut mit folgenden Worten als charakteristisches Merkmal der von ihm vertretenen Schule hervorgehoben wird: Rhetorique versifier Fait l'amant et metrijicr Et si fait faire jolis vers Noviaus et de metre divers. .. Et si aoume son langage Par mattiere plaisant et sage. Ähnlich bezeichnet Froissart (Prison amoureuse S. 323, Prosa Z. 18) die harmonische Einordnung der Teile einer D i c h t u n g als art und das W o r t faiseur, welches Gillion le Muisit für Dichter setzt, entspringt dem gleichen Stolz des selbstbewußten Bildners. Erst Eustache Deschamps nennt sich im späten Alter poete (Mariage v - 3205), dem aber die Dichtung noch eine musique naturelle ist. Diese B e d a c h t n a h m e auf kunstvolle Rede, den A l t e n entnommenes Beiwerk in Ausdruck und Ideen erklärt außer der N a c h a h m u n g der antiken Schriftsteller auch ihre Autorität, die sie in allen Fragen der Dichtung, K u n s t und Wissenschaft ausüben. Deschamps stellt Retorik und klassische Bildung als erstrebenswert hin (VII. 1367) u n d empfiehlt auch dem Herrscher das S t u d i u m antiker Schriften: Sur tous tresors que princes peut avoir C'est d'aprendre les livres A savoir les faiz des anciens (Nr. 356), denn Roys qui ne scet, est comme oisel en caige (ib.). A u c h der
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Fürst muß "ancre, cire, pappier, parchemin" ehren (V, 846), ja Deschamps betont ausdrücklich la doctrine et science Nous vient d'iceulx (den anciens) tres anciennement. Christine preist das Wissen als edlen Reichtum: Si doit on bien mettre force et devoir A acquerir si tres noble richece (Nr. 97) und sie bezeichnet sich selbst als "ancelle de science" (Epistre an Eust. Morel, 1403). Wissen und Bildung des Dichters konnten aber auch auf Wertschätzung hoher Gönner rechnen, wie der von Christine verzeichnete Ausspruch Karls V. bezeugt (Livre des fais, III. c. X I V . ) : "Les clers ou la sapience l'on ne peust trop honorer." Wiederholt kommen die Dichter des 14. und 15. Jahrhunderts, Eustache Deschamps, Christine und Alain Chartier auf diese Überlegenheit der klassischen Bildung zu sprechen, wenn sie die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichen und die Zeitschäden durch den Mangel an großen Ideen, Bildung und Überzeugung begründen. Schärfer drückt Froissart diesen Gedanken aus, wenn er sagt, daß die Römer verdientermaßen Herren der Welt wurden, da sie, außer durch Waffen, die Völker auch in sens und arts überholten. Aus diesem Grunde fanden von antiken Autoren die römischen Geschichtschreiber das meiste Interesse, da sie die Leser nicht nur über Einzelschicksale, sondern auch über größere Abschnitte unterrichteten, aus denen Vergleiche mit der Gegenwart gezogen und eine Geschichtsbetrachtung vermittelt wurde, welche in Anerkennung persönlicher Tüchtigkeit, dem Franc Vonloir Deschamps, (III, 305), gipfelte und menschliche Handlungsweise aus Komponenten beurteilen ließ, welche auch außerhalb kirchlicher Denkungsart standen. Diese Anerkennung der Autorität antiker Schriftsteller veranlaßt aber die Dichter des 14. und 15. Jahrhunderts, ihr Wissen und ihre Vertrautheit mit diesen Vorbildern in den eigenen Werken zu zeigen. Aus diesem Grunde wagen sie es, an der Hand der Alten Vergleiche anzustellen, die oft nicht den Beifall der Gönner finden, sie dürfen den Gegensatz von heute und gestern durch Hinweis auf ihre Gewährsmänner belegen und den Wunsch äußern, Schäden der Zeit durch ähnliche Maßnahmen wie jene zu beheben (Deschamps, Christine, Chartier). Mit dieser Kritik tritt die Persönlichkeit des Dichters in seinen Werken hervor, er kann, stolz auf sein Wissen, sich in der Dichtung neben seinen Herrn stellen und seine eigene Meinung vertreten, weil er des Echos solcher Äußerungen sicher ist. Dadurch gewinnt jedes einzelne Werk neues Interesse, der Verfasser
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bleibt nun nicht mehr in der Verborgenheit, sondern tritt entweder namentlich hervor oder nennt sich in leicht erkenntlicher Weise, o f t in Anagrammen. E r sammelt seine Gedichte selbst, überarbeitet sie, weil er sie nach bestimmten Gesichtspunkten zu größeren Sammlungen einordnet. Dies t u t z. B . Guillaume de Machaut, Christine v. Pisa, Charles d'Orléans mit eigenen und fremden Gedichten u. a. Durch diese B e d a c h t n a h m e auf gelehrten Stil, antike Anschauungen, durch die Ü b e r n a h m e von Sentenzen und Belegstellen, welche in dem Gedankenkreis d e r A l t e n gehalten waren, hauptsächlich aber durch die V e r w e n d u n g der Mythologie und der Allegorien, k o m m t es zu jenem Ineinandergreifen christlicher Anschauungen und antiker Bildungselemente, welche als Anachorismus die D i c h t u n g des 14. und 15. Jahrhunderts charakterisieren. Denn der Dichter verläßt trotz seiner B e w u n d e r u n g für antike Ideen, trotz seiner Forderungen, das Beispiel d e r A l t e n zu befolgen, nicht den Boden christlicher Anschauungen, er bleibt ein frommer Sohn seiner Kirche, der im Stolz und Hochmut, ähnlich der h y b r i s der Alten, in der A b k e h r von natürlicher Einfachheit, der Forderung römischer Geschichtsschreiber, die Ursachen des Niederganges seiner Zeit oder des Vaterlandes erblickt, der aber gerade wegen dieser Tugenden wehmütig nach dem Idealbild jener Sitten und Zustände, wie sie die Schriften der A l t e n schildern, zurückschaut. So fühlt sich der Dichter durch seine Kenntnisse berufen, K r i t i k zu üben, er darf sich eigene Urteile auch dann erlauben, wenn er zu seinem Herrn in Gegensatz tritt, und kann mit B e r u f u n g auf seine Autoritäten, mit dem Hinweis auf Raison und Justice, die nur selten christliche Meinungen vertreten, Themen behandeln, welche früher persönlicher Stellungnahme entzogen waren. D e s c h a m p s ergreift das W o r t zu politischen, sozialen und kirchlichen Fragen, Christine führt, auf gelehrten Quellen fußend, den K a m p f für die Frauen. Alain Chartier scheut sich nicht, die Haltung des französischen Adels, dessen arrogance aveuglée, folie et petite cognoissance zu geißeln und ihm die altrömische Größe, Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit entgegenzustellen. Diese Stellung des gelehrten Dichters erklärt auch die Achtung, welche regierende Fürsten den in ihren Diensten stehenden Poeten entgegenbringen, die Biographien Machauts, Froissarts, von Deschamps, Christine, Alain Chartier, der V e r k e h r des Herzogs Charles d'Orléans mit seinem Dichterkreise, der neben Adeligen auch bürgerliche Namen enthält,
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legen Zeugnis dafür ab, in welchem Ansehen der gelehrte Poet bei den Großen seiner Zeit stand. Und die Anekdote, daß eine königliche Prinzessin den Mund des schlafenden Alain Chartier küßte, weil der Dichter, obwohl häßlich und unscheinbar, so schöne Lieder ersonnen habe, darf wohl als Ausdruck dieser Wertschätzung dichterischer Persönlichkeit aufgefaßt werden. Zu diesem Inhalte tritt als persönliche Eigenart der Stil, style clergial und prosal bei Christine, welcher gehobene Ausdrucksweise sucht und hiebei Allegorie oder mythologische Bilder in weitestem Ausmaße verwendet. Jeder Schriftsteller ist, wie Chartier, ein "loingtain imitateur des orateurs" und je starrer die Dichtung in ihren Themen wird, um so gekünstelter und reicher an rhetorischem Beiwerk erscheint die Sprache der Dichter, die als Rhetoriker schließlich gerade das Gegenteil der Anschauungen vertreten, welche Machaut geäußert hatte: Rhetorique... aourne son langage Par maniere plaisant et sage. Außerhalb der Höfe wird die Dichtung, namentlich auf pikardiscliem Gebiete, von den Puis in hergebrachten poetischen Formen g'epfleg;. Hier sind es Bürger, Beamte und Kleriker, welche ihr poetisches Können in den Dienst der lokalen Puis stellen und zu Ehren Marias Lobgesänge ersinnen, aus denen mehr formales Können als Tiefe oder Innigkeit der Gedanken hervortritt. Von solchen Puis nennt Martin le Franc im Champion des Dames um 1442 die von Abbeville, Arras, Amiens, Cambrai, Douai, Lille, Tournai, Valencienne und schon im 14. Jahrhundert kennt Deschamps in seinem Art de faire chansons von 1380 diese bürgerlichen Pflegestätten der Dichtung als längst bestehende Einrichtungen. Ihnen ist insoferne ein bestimmender Einfluß auf die formale Entwicklung der Lyrik zuzuerkennen, als die bei den Wettbewerben der Puis gebräuchlichen S t r o p h e n f o r m e n nun auch von den an den Höfen wirkenden Lyrikern und Hofdichtern übernommen werden. Der von Machaut so sehr gerühmte Scens (Prol. V., 159), der zu seiner Zeit die Dichtung beherrschte: "Carscens y est qui tout gouverne.. , " , h a t die frühere Vielseitigkeit zugunsten einfacher, bequemer Strophenformen zurückgedrängt. Denn im Gegensatze zu den Lyrikern der Blütezeit, welche ihre Aufgabe darin erblickten, in Metrik und Melodie neue, von den Vorgängern abweichende Gebilde zu finden, verwendet der Dichter des 14. Jahrhunderts feste Formen, welche den einzelnen Gruppen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bleiben und ihre
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Eigenart ausmachen. Strophen und Verszahl, weniger der Inhalt, bestimmen nun äußerlich die Einteilung nach folgenden Gesichtspunkten. Die B a l l a d e besteht aus drei Strophen mit gleichen Reimen, die Zahl der Verse in den Strophen kann im 14. Jahrhundert noch wechseln, so hat besonders Christine 7zeilige Balladen mit verschiedenen Metren geschrieben. Von den Dichtern dieses Zeitraumes haben Machaut, Froissart, Venceslas noch keinen envoi, der aber bei Deschamps und Christine schon auftritt und 3 — 7 Verse umfassen kann. A m gebräuchlichsten sind in den Balladen 8 und iosilbige Verse. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird es Regel, daß Silben- und Zeilenzahl übereinstimmen, also der 8 Silbner für die achtzeilige, der 10 Silbner für die 10 zeilige verwendet wird. Die Strophe der Ballade ist ferner durch die beiden in Kreuzreim stehenden Stollen, den variablen Abgesang und den einzeiligen Refrain in drei Teile gegliedert. Die Ballade hat mehrere Abarten; mit 5 Strophen heißt sie C h a n t r o y a l , der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts 10, 11, 12 zeilige Strophen mit envoi aufweist. Die P a s t o u r e l l e ist ein Chant royal mit 8 Silbnern, Refrain am Ende der Strophen und Envoi. Der Inhalt ist dem Schäferleben entnommen. Der S e r v e n t o i s ist ein Chant royal ohne Refrain zu Ehren der Jungfrau. A m o u r e u s e , auch s ö t t e a m o u r e u s e , c h a n s o n a m o u r e u s e , b a l a d e a m o u r e u s e , stimmt mit dem serventois in der Form iiberein, der Inhalt entspricht der Bezeichnung. Das R o n d e a u , ursprünglich ein Tanzlied, ist zweireimig, die einzige Strophe zerfällt in drei Teile von 5 : 5 : 3 Versen, der Refrain nach der achten und dreizehnten Zeile wiederholt die ersten drei oder vier Silben der ersten Zeile. Das V i r e l a i , aus dem Ruf vireli unter dem Eindruck des Wortes lai zu virelai umgebildet, ist ein Tanzlied aus drei Strophen in verschiedenen Metren. In der ursprünglichen Form beginnt es zunächst mit dem 3—7-zeiligen Refrain, diesem folgt in zwei gleichen Stollen der vom Refrain unabhängige Teil der Strophe, deren zweite Hälfte, der Abgesang, die Reimordnung und Versart des Refrain wiederholt. Dieser schließt dann das Gedicht ab. Bei Machaut und Deschamps ist dann der vom Refrain unabhängige Teil der Strophe mit dem Reim des Refrain übereingestimmt und die drei Strophen in zwei, manchmal auch in eine zusammengezogen worden, wobei der Refrain nur mehr teilweise wiederholt wurde. Deschamps wechselt die Reime von Refrain und Strophe, was
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nach ihm Regel bleibt. Die weiteren Veränderungen gehen dahin, das virelai dem Rondeau anzugleichen, es demnach einstrophig zu schreiben. Dieses einstrophige Virelai wird im 15. Jahrhundert auch Bergerette genannt. Der L a y besteht aus 24 Strophen, deren je zwei in einer Doppelstrophe mit gleicher Verszahl, gleichen Reimen und demselben Rythmus zueinander gehören. Die in der Doppelstrophe vorkommenden Reime dürfen sich nicht mehr wiederholen, die letzte Doppelstrophe dagegen weist dieselben Reime und gleiche Verszahl wie die erste auf. Die E n t w i c k l u n g der einzelnen Gattungen beschränkt sich im großen und ganzen auf Weiterführung und Verbreiterung des vom 13. Jahrhundert übernommenen Bestandes. Inder l y r i s c h e n Dichtung ist eine Zweiteilung der Gattung zu bemerken. Die Minnedichtung, deren Motive in den Hauptthemen Frauendienst und- Verehrung bereits durchwegs konventionell geworden sind, bot inhaltlich keine Möglichkeit mehr zu Veränderungen. Sie wird aber durch Überführung in epische Aktivität und Erzählungsform, wie sie Machaut, Froissart und Chartier in ihren Werken vereinigen, zu glaubhafterem Eindruck erlebter Situationen und Empfindungen gehoben, in denen Seelenanalyse und Darstellung mannigfaltiger Stimmungen die thematische Ausführung ergeben. Das persönliche Liebeslied des höfischen Galan dagegen ergeht sich in traditionellen Klagen, Beteuerungen und Bitten, es artet bei Machaut in Süßlichkeit, Überschwang der Empfindungen und Spitzfindigkeit der Erklärungen aus, klingt bei Chartier ernst, schwer und nachdenklich und wird bei Charles d'Orléans zu anmutigem, einen Dichterkreis beschäftigendem Modespiel, das besonders auf virtuose Behandlung der Strophen mit Reimspielen und Enjambements Wert legt, geistreiche Gedanken, Gegensätze in Worten, Empfindungen und Darstellung, ungewöhnliche Bilder in gewählter, oft gekünstelter Sprache zum Gegenstand hat und dadurch über seine Inhaltsleere hinwegtäuscht. Neben dieser thematisch erfaßten Liebeslyrik macht sich aber auch eine reflektierende, persönliche Dichtung bemerkbar, welche an Ereignisse, Eindrücke oder Anregungen aller Art anknüpft, und Einblick in das Fühlen und Denken der Zeit gewährt. Während früher diese Gruppe durch die Form des Dit von der höfischen Lyrik gesondert war, verwischt sich jetzt diese Scheidung, da nun Ballade, Rondeau, Lai und Chant royal
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auch der Gedankenlyrik zur Verfügung stehen. Hier kann sich der rationale Geist der Zeit in Ratschlägen, Belehrungen, Ausfällen und Klagen betätigen, wie Deschamps es tut, als Persönlichkeit vermag Villon allein eine subjektive Note aus dem Inhalt seiner Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen. Die e p i s c h e D i c h t u n g war in ihren beiden Vertretern, dem Kunst- und Volksepos erstarrt, beide brachten nur mehr Wiederholungen und Übertreibungen allseits bekannter Motive. Ersteres kennt als originale Schöpfung im 14. Jahrhundert noch den Meliador Froissarts, dessen Versuch, das Ritterepos durch lyrische Einlagen zu erweitern, im Roman de la Dame a la Lycorne nachgeahmt wurde. Das V o l k s e p o s strebt durch die Verbindung der aus dem höfischen Roman genommenen Motive (Wunderbares, Abenteuerfahrten, Liebesgeschichten, Darstellung ständischer Sitten) mit dem alten Bestand eine Erweiterung seines Stoffgebietes an, ohne aber den Niedergang der Gattung aufhalten zu können. Als Ersatz für die Epik ist die Darstellung der Zeitereignisse in epischer Form (Combat de trente Bretons, Chronique de Bertrand du Guesclin von Cuvelier, Machaut's Prise d'Alexandre) zu betrachten, doch treten diese Versuche hinter dem Erfolg der in Prosa geschriebenen Zeitchroniken zurück. Die d i d a k t i s c h - m o r a l i s i e r e n d e D i c h t u n g in Versen steht auf weltlichem und geistlichem Gebiete unter dem Einfluß des Rosenromans, dessen Allegorien in unzähligen Nachahmungen wiederkehren und diese Gruppen bis zum Ausgang der mittelfranzösischen Periode herrschen. Gerade hier kann sich die klassische Bildung der Dichter am breitesten entfalten und satirische Begabung in Vergleichen oder geschickt gewählter Einkleidung äußern. Bezeichnenderweise hat das Tierepos im R e n a r t le C o n t r e f a i t beide Tendenzen vereinigt. Belehrung und Unterhaltung erstreben noch die großen Geschichtsdichtungen in Versen, welche aber durch die Prosadarstellungen Froissarts und seiner Nachahmer verdrängt werden. Die P r o s a hat im 14. und 15. Jahrhundert ihr Geltungsgebiet bedeutend erweitert. Geschichtsschreibung und Werke aus allen Wissensgebieten verwenden in immer größerem Ausmaße die Prosaform, welche durch die unter Karl V. einsetzende Renaissance der gelehrten Studien am französischen Hofe neue Entwicklungsmöglichkeiten erhielt. Die Übersetzungen lateinischer Prosaschriftsteller mit vorwiegend didaktischen Werken bedeuten für die französische Prosa eine Schulung, welche Satzbau und Ausdruck
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GESCHICHTLICHER
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nach dem Lateinischen sich richten läßt und dessen oratorischen Zug nachahmt, bis sie in der patriotischen Rhetorik eines Alain Chartier stilistische Meisterwerke schafft, während die Prosa der Christine v. Pisa schon philosophische Traktate und gedankliche Erörterungen zu meistern versteht. Das Bildungsbedürfnis, das im 15. Jahrhundert sich auf alle Gebiete erstreckt, ist der Grund für die Vorherrschaft der Prosa, in der nun auch die Unterhaltungsliteratur, teils in eigenen Werken teils in Neubearbeitungen früherer Versdichtungen auftritt, und die in ihrer realistischen Behandlung von Stoff und Sprache den Übergang zum modernen Roman und zur französischen Novelle vorbereitet, die in den Schriften des Antoine de la Sale, in den Cent Nouvelles Nouvelles, in den Fünfzehn Freuden der Ehe ihre Vorläufer haben. Das D r a m a ist das einzige Gebiet der Literatur, auf welchem das 14. und 15. Jahrhundert Eigenes geschaffen haben. Die ursprünglich nur auf kurzen Umfang berechneten und zur Erbauung dienenden religiösen Gattungen der Miracles und Mystères werden, nachdem sie bereits Ende des 14. Jahrhunderts mit gelehrtem Einschlag erscheinen, im 15. Jahrhundert zu den großen Bühnenspielen, welche lyrische und dramatische Elemente miteinander vereinigen, auf Realistik Bedacht nehmen und auch im technischen Beiwerk der Inszenierung Großartiges leisteten. Religiöses und profanes Drama, dieses durch Spiele geschichtlichen oder novellenartigen Inhaltes vertreten, nehmen an dieser Entwicklung teil, daneben kommt auch das k o m i s c h e Genre mit seinen mehr die Charakteristik und Satyre betonenden Einzelfiguren zur Entwicklung. Der Pathelin ist der gelungenste Vertreter dieser Gattung, welche diese Bedachtnahme auf realeKomik inSituationen und Charakterzeichnung auch in allen Unterabteilungen wie Sermon, Monolog und Dialog, Sotie, Farce, erkennen läßt. Nicht selten übernehmen die ernsten, dramatischen Werke die kunstvollen metrischen Formender Lyrik und zahlreich sind die Strophen, welche in der Form der Ballade, des Rondeau, Virelai der Vorliebe des Publikums für Reimkünsteleien entgegenkommen. Zusammenfassend muß man demnach feststellen, daß der Zeitraum des 14. und 15. Jahrhunderts schöpferisch nichts Neues hervorgebracht hat, sondern nur im Einzelnen die noch verwertbaren Entwicklungsmöglichkeiten weiterführte. Daß man hierbei mehr in die Breite als in die Tiefe ging, ist klar, auch die Meisterschaft eines Machaut, Alain Chartier, Charles d'Orléans und
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LITERATUR.
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zahlreicher anderer Vertreter der unterhaltenden, belehrenden oder wissenschaftlichen Literatur bringt nichts Neues mehr hervor, sondern arbeitet in der Überlieferung. Doch ist diese Arbeit auf den verschiedenen Teilgebieten als die notwendige Vorübung in der Sprach- und Darstellungskunst für jene literarischen Aufgaben zu betrachten, welche die Vielseitigkeit der Renaissancebewegung an ihre Mitarbeiter stellte.
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DIE L Y R I K . Als Meister der neuen Form der Lyrik gilt allen Zeitgenossen G u i l l a u m e de M a c h a u t (Ardennes), der den größten Teil seines Lebens in engen Beziehungen zu den Luxemburger Fürsten stand. Er stammt aus dem Norden der Champagne, wo, wie in Lothringen, das Minnelied bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts Pfleger und Gönner fand. Machaut wurde wahrscheinlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts geboren, der Verlauf seiner Jugendjahre ist unbekannt, gegen 1323 tritt er in den Dienst Johanns v. Luxemburg. Man weiß nicht, durch welche Beziehungen der Dichter mit dem König in Verbindung kam. Er wurde Sekretär Johanns, den er auf seinen verschiedenen Zügen durch Deutschland und Polen begleitete. Diese Periode des Lebens Machauts fällt in die Jahre 1327—31. Der König verschafft seinem Sekretär vom Papste Johann X X I I . zunächst die Kanonikate von Verdun und Arras (1332), die er später gegen das dritte Kanonikat von Reims, das ihm am 4. Jänner 1333 zugesprochen wurde, aufgeben muß. Diese kirchliche Würde hatte für Machaut keine weiteren Verpflichtungen, da er nicht gezwungen war, in Reims zu residieren. Gegen 1340 weilte er in der französischen Krönungsstadt, ohne daß es möglich wäre, bestimmtere Grenzen nach oben oder unten anzugeben. Nach dem Tode des Königs Johann, der 1346 in der Schlacht von Crecy gefallen war, mußte sich Machaut um neue Gönner umsehen. Er trat wahrscheinlich durch Vermittlung der Tochter des Königs v. Böhmen, welche die Frau des Dauphin und Herzogs von der Normandie war, mit dessen Hofe in Verbindung, nach 1350 wurde der König von Narvarra, Charles le Mauvais, sein Gönner. Ihm widmete er am 9. November 1349 den Anfang seines Gedichtes: Le Jugement du roi de Behaigne. Er steht bis 1357 in Beziehungen mit diesem Fürsten, um diese Zeit schließt er sich dann in Reims dem Dauphin, dem späteren König Karl V. an. Machaut hatte damals schon ständigen Aufenthalt in Reims genommen, wo er den Voir Dit
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schreibt, die Krönung Karls sieht und mit Peter von Lusignan zusammentrifft, der mit Vorbereitungen zu seinem Kreuzzug beschäftigt war. Die letzten Jahre seines Lebens bleiben in Dunkel gehüllt. 1372 erscheint sein Name in einem Vertrag in Reims, ferner wissen wir aus einer Ballade (127) des Deschamps, daß dieser dem Grafen Louis de Male von Flandern 1375 in Brügge den Voir Dit Machauts mit einem Briefe des Dichters übergab. Dieser dürfte im April 1377 gestorben sein, denn eine Ballade Deschamps', in der dieser das Hinscheiden seines Gönners beklagt, ist vom 28. Mai 1377 datiert. Wie aus der Bemerkung des Ms. fr. 1584 der Bibl. Nat. hervorgeht, hat Machaut seine Werke selbst gesammelt, den Plan und die Anordnung festgesetzt. Diese unterscheidet zwei Gruppen, lyrische Dichtungen (Balladen, Rondeaux, Virelais, Lais, Complaintes, motets) und die erzählenden lehrhaften Dichtungen, die Dits, welche Machaut selbst an die Spitze seiner Werke stellte. Ein später hinzugefügter Prolog, aus vier Balladen und einem kurzen Gedicht (184 Achtsilbner in 'rimes plates') gibt eineArt von Überblick über sein poetisches Programm. Diese Balladen bilden zwei Gruppen, in der ersten führt N a t u r e dem Dichter ihre Kinder S c e n s , R e t h o r i q u e und M u s i q u e zu, um ihm seine Arbeit zu erleichtern, in der zweiten erscheint A m o r mit Dous P e n s e r , P l a i s a n c e und E s p e r a n c e , um Machaut Stoff für seinen Gesang zu geben. Das in 'rimes plates' abgefaßte Gedicht enthält die Meinung des Dichters über den Wert der von Amour und Nature gewährten Gaben und eine eingehende Erörterung seiner literarischen Theorien. Er zählt die von ihm gepflegten Gattungen auf, nämlich Dis, Chansonnettes, doubles hoqués, plaisans lais, motés, rondiaus, virelais qu'on claimme chansons baladées, complaintes, balades entées. Er weist nach, daß die Dichtung den Menschen gut und fröhlich mache, rühmt die Verdienste der Musik, wofür er Beispiele aus der Mythologie und Bibel anführt. Er nennt die verschiedenen Reime, welche ihn Rethorique lehrte, rime Serpentine, l'autre equivoque ou leonine, l'autre croisie ou retrograde, sonant oder consonant. Er will dann, um Nature, Amour und den Damen zu gefallen, den Dit du vergier (1293 Achtsilbner) beginnen. Dieser dürfte zu den ersten seiner Gedichte gehören, da insbesondere der Mangel jeder persönlichen Note auf den Beginn seiner dichterischen Tätigkeit hinweist. Hier
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steht Machaut noch ganz unter dem Einflüsse des Rosenromans, dem er in Voraussetzung und Ausführung folgt. Das Gedicht schildert eine Vision im Garten Amors, wo er dem Gotte der Liebe mit seinem Gefolge von sechs Jünglingen und Mädchen begegnet. Amor ergeht sich in eingehenden Vorschriften und hebt dann die Verdienste seiner Begleiter hervor. In dieselbe Zeit gehört auch der lebhaft erzählte Remede de Fortune, der vor 1342 verfaßt wurde (4296 Achtsilbner). Der Dichter zählt zunächst die Regeln auf, die derjenige beachten muß, der etwas in der Kunst erreichen will. Amor und seine Dame geben ihm Lehren, wie er verschiedene Tugenden erwerben könne. Da er es nicht wagt, der Dame seine Gefühle mitzuteilen, dichtet er B a l l a d e n , R o n d e a u x , V i r e l a i s und einen l a i , in welchem er seiner Liebe Ausdruck gibt. Dieser Lai kommt in die Hände seiner Dame, doch entflieht der Dichter, um sich nicht als Verfasser erklären zu müssen. Von Esperance getröstet, kehrt er zu seiner Dame zurück, die ihn freundlich aufnimmt und zu ihrem Freunde erwählt. Der Aufenthalt in ihrem Schlosse gibt dem Dichter Gelegenheit zu einer realistischen Beschreibung des seigneurialen Lebens. Als der Dichter nach kurzer Abwesenheit wieder zurückkehrt, wird er kühl empfangen, doch rechtfertigt die Dame ihr Verhalten als Verstellung den mesdisans gegenüber. Der Dichter will es glauben, ohne aber überzeugt zu sein, und schließt mit einem Lobe auf Amor. Das Gedicht verfolgt lehrhaften Zweck, indem es die Theorie der Liebe erörtert und zahlreiche Sentenzen philosophischen oder moralischen Inhaltes bringt. Lyrische Stücke mit musikalischen Kompositionen, die in dem Gedichte vorkommen, können als Vertreter der lyrischen genres vor 1342 betrachtet werden. Einer der ältesten hier eingeordneten Dits dürfte ferner der Dit du Lyon (2204 Achtsilbner) sein. Er ist vom 2 . - 3 . April 1342 datiert. Der Dichter erwacht vom Gesänge einer Nachtigall und begibt sich in den Garten, der von einem Fluß umgeben ist. Als er suchend am Ufer entlang geht, findet er ein Boot ohne Segel und Ruder, das ihn hinüberführt. Auf dem anderen Ufer sieht er sich plötzlich einem furchtbaren Löwen gegenüber, der ihn aber, ohne ein Leid zuzufügen, zu einem Zelte führt, vor dem eine schöne Dame sitzt. Der Löwe legt sich ihr zu Füßen, wird jedoch durch den heiseren Schrei eines Tieres wild und läßt sich nur
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durch die freundlichen Blicke der Dame besänftigen. Ein alter Ritter deutet dem Dichter diese seltsamen Dinge: Früher durfte jeder in diesen Garten eintreten, doch als ein Zauberer den Zugang durch den Fluß unmöglich machte, konnte kein treulos Liebender mehr herein, sie kamen entweder durch das kenternde Boot oder den Löwen um. Die Dame berichtet dann, wie sie den Löwen aufgezogen habe, doch suchen die anderen Tiere, die ihm neidisch sind, seine Ruhe durch mißtönendes Geschrei zu stören. E r müsse diese Angriffe der Neider in Ruhe ertragen. V o m Löwen begleitet, entfernt sich der Dichter aus dem Garten. —Machaut verwertet in diesem Dit altes episches Requisit, das Motiv des Wundergartens und des Löwen als Begleiter sind seit Chrestien wiederholt variiert worden. Der Bericht des alten Ritters gibt Anlaß, verschiedene Typen von Liebhabern zu zeichnen, der Gegensatz zwischen dem Löwen und den anderen Tieren soll den Neid der Mesdisans dem vollkommenen Amant gegenüber versinnbildlichen, während die dem Dichter von der Dame gegebenen Erklärungen zeigen wollen, wie der Ami geduldig Neid und Mißgunst ertragen muß. Vor 1346 dürfte der Jugement du Roy de Behaigne entstanden sein. Er zählt 2079 Verse und ist in der Privilegstrophe abgefaßt ( 3 X a l 0 = b 4 = 3 X b 1 0 = c 4 usf.). Es ist ein débat amoureux, in welchem sich ein Ritter, der von seiner Dame verlassen wurde, und eine Dame, die den Tod ihres Freundes beklagt, über die Berechtigung ihrer Trauer nicht einigen können und auf Rat des Dichters, der zufällig Zeuge ihres Gespräches wird, den König von Böhmen zum Richter wählen. Die Entscheidung fällt zugunsten des Ritters aus. Schon hier wird die Eigenart des Dichters dadurch bemerkbar, daß Machaut im Gedichte selbst hervortritt und an dessen Handlung beteiligt ist. Hervorzuheben ist die genaue Kenntnis der Liebesdoktrin, deren einzelne Motive in den Auseinandersetzungen vor dem Forum des Königs zur Sprache kommen. Als Fortsetzung zu diesem Dit erscheint der Jugement du Roy de Navarre contre le Jugement du Roy de Behaigne. (4212 Achtsilbner). Er kann nicht vor 1349 geschrieben sein, wie sich aus den historischen Anspielungen (Ende der schwarzen Pest, Thronbesteigung Karls des Bösen) ergibt. Nach einer ausführlichen Einleitung über die Mißstände seiner Zeit (430ff.) geht der Dichter zu seinem Thema über. Er hört Trompeten und eilt ins Freie, um zu jagen. Da trifft er eine Dame, welche ihn zu sich entbieten Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I .
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läßt und ihm mitteilt, daß er sich schwer gegen die Damen vergangen habe. Auf die verwunderte Frage, worin denn seine Schuld bestehe, weist sie ihn auf sein Jugement du roy de Behaigne und fordert ihn auf, das Gegenteil zu vertreten. Infolge der Weigerung des Dichters kommt die Frage vor den König von Navarra, der zufällig das Schloß der Dame aufsuchte. E r übernimmt das Richteramt und wählt sich Connoissance, Avis, Raison, Mesure zu Beratern. In langer Wechselrede, durch Beispiele entsprechend gestützt, vertreten die beiden Parteien ihren Standpunkt, auch die vom König gewählten Beisitzer beteiligen sich an dieser Aussprache, welche Gelegenheit gibt, die Geschichte der Dido, von Theseus und Ariane, Jason und Medea, Pyramus und Thisbe, Hero und Leander einzuflechten. Das Urteil fällt gegen Machaut aus, der verurteilt wird, einen Lay, eine Chanson und eine Ballade zu schreiben. Um jedoch leichter Verzeihung zu erlangen, hat der Dichter diesen Dit verfaßt, in dem Spitzfindigkeit der Argumentation und Gelehrsamkeit über die Dürftigkeit der Handlung hinweghelfen sollen. Abseits des von Machaut mit Vorliebe behandelten Liebesmotives scheint der Dit de l'Alerion (4814 Achtsilbner) zu stehen, der zwischen 1342 und 1357 verfaßt wurde. Machaut nennt ihn selbst Dit des quatre oiseaus. Doch behandelt der Dichter hier unter der Allegorie, wie man die Kunst, Jagdvögel zu fangen und aufzuziehen, lernen könne, seine Erfahrungen mit vier Damen. Das Gedicht ist als eine Art Liebeskodex zu betrachten, denn es lehrt, wie man Liebe erwirbt und erhält, es spricht über die Beziehungen zwischen Ritter und Dame, ihre gegenseitigen Pflichten. Der Dichter gibt ein Bild der Beziehungen, wie sie zu seiner Zeit zwischen Herrin und Galan bestanden. Manches gelehrte Beiwerk, Reflexionen und Beispiele sind in den Gang der Erzählung eingestreut. Als Trost für lange Gefangenschaft sendet Machaut seinem Gönner Karl dem Bösen, der am 25. April 1356 von Johann dem Guten gefangengenommen wurde, den Confort d'ami, in der zweiten Hälfte 1357 vollendet. Das Gedicht zerfällt seinem Zwecke gemäß in mehrere Teile, im ersten (vv. 1 —1660) will der Dichter den Gefangenen trösten, der zweite (1661 —2872) bringt nützliche Ratschläge, der dritte enthält allgemeine Lehren an die Fürsten (2873—3944). Die von Machaut verwendeten Beispiele sind alle aus dem alten Testamente genommen, auch Kommentare wurden
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herangezogen, im zweiten und dritten Teile gibt er moralische Ratschläge, spricht über die Pflichten der Fürsten, erörtert Fragen der Kriegskunst (nach Vegetius) und äußert sich über Courtoisie. Doch sind diese Bemerkungen, ohne Zusammenhang aufzuweisen, vereinzelt bei verschiedenen Anlässen vorgebracht. Ein kurzer Epilog, der auf die Schwächen des Gedichtes hinweist, schließt die Ausführungen des Confort d'ami. Die darauf folgende Antwort von 26 Versen, die alle auf mi reimen, dürfte von Machaut sein. Das Gedicht hat D e s c h a m p s zu seinem Lay de Plour und Lay du Roy veranlaßt. In die Traumwelt und ihre Allegorien führt der Dit de la Fontaine (2848 Achtsilbner), 1360 verfaßt, von Machaut selbst Livre Morpheus genannt. Der Dichter hört eines Abends die Klagen eines unglücklich Liebenden, der bittet, daß Morpheus der Dame seine Neigung verkündet. A m nächsten Tage führt ein Spaziergang den Amant und den Dichter zu einer kunstvoll gefaßten Wunderquelle, deren Wasser Liebe erwachen läßt. Im Traume erscheint den beiden Frau Venus, deren Erklärungen, die mythologischen Szenen des Brunnenrandes betreffend, den weiteren Verlauf des Gedichtes ergeben, das mit dem refrainartigen Vers schließt: Dites moi, fu ce bien songié? Auch hier sind Erzählungen als Exemples eingeschaltet, zwei derselben, die Erzählung von Ceyx und Alcyone behandeln das Traummotiv, während zwei, die Hochzeit des Peleus und das Urteil des Paris, als Erklärung der Skulpturen eingeflochten sind. Die persönlichste dieser Dichtungen ist der 1363—64 entstandene Voir Dit. Wahrheit und Dichtung werden hier in Form einer poetischen Liebeskorrespondenz erzählt, die er auf Wunsch seiner Dame, Peronnette d'Armentiures, zu schreiben begann (S. 17). Er beteuert außerdem, daß alles, was er berichtet, reine Wahrheit sei (S. 85). Die an und für sich dürftige Handlung wird durch Zusätze und Einschübe aller Art retardiert oder erweitert, er gibt historische Kenntnisse zum Besten, vergleicht Szenen und Vorgänge der Erzählung mit ähnlichen Erlebnissen mythologischer Figuren, mit denen auch Peronne vertraut ist (S. 243ff.), streut unter dem Schutze eines Traumes Ermahnungen an den jugendlichen Fürsten Karl d. Weisen(?) ein, (p. 215), zahlreiche Reflexionen unterbrechen den Gang der Handlung, die Einzelheiten der Liebesdoktrin kommen ausführlich zur Darstellung und werden durch Ereignisse der Erzählung glaubhaft begründet, 2*
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indem der Dichter die Erörterung der Minnefragen an Begebnisse seiner Erzählung knüpft. Allegorien greifen handelnd ein, epische Darstellung wechselt mit lyrischen Ergüssen, die eingestreuten lyrischen Gedichte (30 Rondeaux zu 2—3 Reimen, 20 Balladen, 10 Chansons balades, 2 Complaintes, 1 lai und zwei Refraingedichte), ferner die zahlreichen Prosabriefe ergeben sich ebenfalls aus Situationen der Handlung. Diese erzählt, wie der kranke Dichter durch einen Freund aus seinen Träumen gerissen wird, indem der Bote ihm ein Rondeau einer Dame überbringt. Es ist die Mitteilung, daß sie ihn liebe, obschon sie ihn nie gesehen. Machaut antwortet, die Korrespondenz wird fortgesetzt und führt den Dichter endlich zu seiner Dame, die ihn freundlich empfängt und auch sein Geständnis in Gnaden aufnimmt. Kurze Reisen trennen ihn öfters von seiner Freundin, mit der er aber in Briefwechsel bleibt. Auf einer Wallfahrt gewährt ihm Frau Venus die Erfüllung seiner Wünsche, indem sie selbst vom Himmel steigt und beide in einer Wolke den Blicken der Welt entzieht. Eine längere Abwesenheit von seiner Dame wird wieder durch Briefe und Gedichte ausgefüllt, welche ein Mißverständnis aufklären müssen, da er Grund hat zu glauben, seine Schöne habe sich einen anderen Freund erwählt. Mit der Versöhnung schließt der Voir Dit. Das Werk tritt durch seine Originalität aus der Tradition völlig heraus, der Dichter geht unbetretene Wege, sieht die Dinge mit eigenen Augen und zeigt sich besonders feinfühlig im Ausdruck. Zur Allegorie, welche die gebräuchlichen Verkörperungen von Desir, Paour, Honte, Esperance Amour in die Handlung bringt, fügt er noch das mythologische Beispiel (fünf an der Zahl), das er dem Ovid moralisé entnahm. E r kennt auch die verbreitetsten Liebesromane der altfranzösischen Literatur (Karre, Chastelaine de Vergi) und zeigt Verständnis für eine Gestalt wie Sokrates. Seine Kenntnis der Redefiguren (Anaphora etc.) und seine Redekunst dürfte er in der juristischen Schule erworben haben. Für Peronne schrieb Machaut um dieselbe Zeit noch einen Dit de la Harpe (10 Silb.) mit Deutungen der Seiten der Lyra nach den Anschauungen der höfischen Minne. Die letzte seiner Dichtungen nimmt ein historisches Ereignis zum Gegenstand der Darstellung, indem das nach 1360 geschriebene Gedicht La frise d'Alexandrie (8857 8Silbn.) die Lebensgeschichte Peters I. von Lusignan (gest. 1369), des Helden von Cypern erzählt, der
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v o n europäischen F ü r s t e n , die i h m B e i s t a n d bei seinem K r e u z z u g versprachen, im S t i c h e gelassen, die E r o b e r u n g v o n A l e x a n d r i e n u n d Kleinasien u n t e r n a h m . D i e B e d a c h t n a h m e auf historische W a h r h e i t l ä ß t M a c h a u t s dichterische F ä h i g k e i t e n nicht z u r E n t f a l t u n g k o m m e n , d a er in der B e s c h r e i b u n g der K ä m p f e d e r Christen gegen die T ü r k e n , in der D a r s t e l l u n g der S t r e i t i g k e i t e n u n t e r den Christen u n d ihrer l e b h a f t e r z ä h l t e n W e c h s e l f ä l l e , in d e m Bericht der d i p l o m a t i s c h e n V e r h a n d l u n g e n u n d in den E i n z e l heiten über die V e r s c h w ö r u n g gegen P e t e r u n d dessen T o d die N a c h r i c h t e n einzelner v o n i h m g e n a n n t e r c h a m p a g n i s c h e n L a n d s leute verwertet, die ihn nur nicht g e n a u ü b e r P e t e r s E r m o r d u n g unterrichten konnten. E r b e s c h r ä n k t sich d a r a u f , k l a r u n d w a h r nachzuerzählen, ohne sich in E r ö r t e r u n g e n einzulassen o d e r S t e l l u n g z u den Ereignissen z u n e h m e n . Den mythologischen R e d e s c h w u n g v e r w e n d e t er nur in der E i n l e i t u n g , in der H e l d e n der V e r g a n g e n h e i t bis auf G o t t f r i e d v o n B o u i l l o n P e t e r g e g e n übergestellt u n d G ö t t e r u n d Gestirne z u seiner G e b u r t u n d seinem Schicksal in B e z i e h u n g g e b r a c h t w e r d e n . M a c h a u t s eigentliche D o m a i n e ist a b e r d a s l y r i s c h e L i e d , d a s noch in Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t der Musik die E m p f i n d u n g e n des Dichters, der seiner D a m e in höfischer L i e b e ergeben ist, z u m A u s d r u c k e bringt. A u c h die D i t s b e h a n d e l n T e i l f r a g e n der Liebeskasuistik, jedoch in epischer E i n k l e i d u n g u n d allegorischem G e w ä n d e , in den k u r z e n Liedern fällt dieser R a h m e n w e g u n d M a c h a u t besingt in d e n V o r a u s s e t z u n g e n der höfischen Minned i c h t u n g die spärlichen F r e u d e n u n d zahlreichen L e i d e n d e s Frauendienstes, er preist die edle Herrin, der er t r e u ergeben ist u n d r ü h m t ihre V o r z ü g e u n d Schönheit. S c h o n der S a m m e l n a m e dieser B a l l a d e n g r u p p e weist auf die V o r a u s s e t z u n g seiner L y r i k hin, er f a ß t seine B a l l a d e n u n d R o n d e a u x (247) u n t e r d e m N a m e n "Lotianges des Dames" z u s a m m e n . E s sind die h e r k ö m m l i c h e n V o r a u s s e t z u n g e n dieser bereits erstarrten L y r i k , die M a c h a u t hier in gefälliger, leichter W e i s e m i t R ü c k s i c h t auf die S a n g b a r k e i t der Lieder variiert, ohne die traditionellen S i t u a t i o n e n z u v e r ändern. E r ist daher der klagende, v e r z a g t e D i e n e r seiner H e r r i n , in deren Gefolge er alle R e g u n g e n der resignierten L i e b e u n d Sehnsucht d u r c h m a c h e n m u ß . V o r h e r r s c h e n d ist der resignierte T o n der an diese V o r a u s s e t z u n g a n k n ü p f e n d e n Lieder, die n u r selten der Freude A u s d r u c k g e b e n , der edlen Herrin dienen z u dürfen (11,92) oder A m o r d a f ü r d a n k e n , lieben z u d ü r f e n (5). E r
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dient in stummer Liebe, da er eine Zurückweisung von seiten seiner D a m e fürchtet (Nr. i ) , er beteuert, seine Herrin .sagement' zu lieben, doch seine Neigung bezwingen zu wollen, damit sie niemand bemerke (19). Die F u r c h t vor seiner D a m e läßt ihn erzittern (124), er ist der furchtsame Liebhaber (180), der bittet, seine Liebe z u erhören (197), dabei aber seinen treuen Dienst verspricht (78, 85, 88, 100, 123, 168, 226, 235) u n d daran die B i t t e knüpft, nicht stolz zu sein (132). Dieser F r a u e n d i e n s t wird zu seinem Lebensinhalt, wenn er beteuert, immer im Dienste der D a m e gestanden z u sein und ihrem R u h m e auch weiter dienen zu wollen (230) . Die Furcht, ungelegen zu kommen, verdüstert diesen .service' (58), der sich auch zu schüchternen Forderungen aufschwingt. E r m a h n t an seinen treuen Dienst (81, 244, 251), der ein Vergessen nicht rechtfertigen läßt (231), bittet, an ihn zu denken (144), keinen anderen zu lieben (153), er weist auf seine Treue hin, die seine Herrin veranlassen möge, nicht hart z u bleiben (41), die ihm die H o f f n u n g gibt, das Herz der D a m e durch .douceur' Zugewinnen (257, 259). E r klagt, v o n seinem Dienste nichts z u haben (117), außer seine Dame zu sehen (211) u n d bittet sie, nur ihn z u lieben (208), denn obschon er früher flatterhaft war, will er nun ein treuer Diener sein (79), trotzdem seine Dame ihn für treulos hält (108). Solche treue Liebe verdiene Trost (152), besonders dann, wenn er alles v o n seiner D a m e ertragen will (66, 186). Dieser Dienst dauert ewig, denn sein Herz ist en servage (21). E r steigert den Ton, wenn die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen (113) ihn zu Vorwürfen gegen seine D a m e veranlaßt, der er schließlich den Dienst aufsagt (252, 265), von der er sich in Verzweiflung trennt, d a er jede H o f f n u n g verloren hat (249), indem sie ihn durch ihre Härte in den T o d treibt (261). Doch nur selten r a f f t sich der Dichter zu solch tragischen Drohungen auf, er ist es zufrieden, einen Blick der H u l d v o n seiner Herrin zu erlangen, ja er bittet sie darum (135), fleht u m Gnade (98) und erklärt, alles G u t e möge in seinem Herzen ersterben, wenn er seine D a m e verrate (64). I m Mittelpunkt aller Gedichte steht die H e r r i n , ihr gelten K l a g e n und Beschwörungen des u m ihre Gunst dienenden Dichters, denn sie ist die Ursache seiner Leiden (210), von ihr erfleht er Gnade (88, 67), Heilung (74, 76, 138), Trost (160), doch sie bleibt, der Tradition entsprechend, hart (221) u n d manche V o r w ü r f e (188,193), K l a g e n oder Mahnungen (42, 7 3 , 1 5 0 ) richtet der Dichter a n sie. Die Motive des Minnesanges kehren hier in zahlreichen
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Varianten wieder: Machaut preist die Schönheit (120) und die Vorzüge (191) der Herrin (8, 62, 169, 173), die ihn zur Liebe entflammten, ihr edles Gehaben (205), er vergleicht sie mit Blumen und Steinen (82), mit dem Bilde des Pygmalion (203), das aber ebenso teilnahmslos sei wie sie. Alle körperlichen und geistigen Vollkommenheiten sind in der Herrin vereinigt, um ihn in ihrem Dienste zu halten (80, 133), nur eine Tugend fehlt ihr, das Mitleid, worum er vergeblich (6, 48), sogar in Todesahnungen (83) bittet. So kann er fragen warum, denn seit seine Augen ihre Schönheit sahen, wäre es besser, blind zu sein als eine mitleidlose Herrin zu sehen (53). Aus dieser hohen Stellung der Herrin ergibt sich die Furcht des Dienenden, ihren Zorn zu erwecken (68, 103), seine bange Frage, ob er recht getan habe, so hoch zu lieben (45, 239), versteht sich ferner die Rücksichtnahme auf den Ruf seiner Dame (104), auf die mesdisans (50), die ihn gerne von der Dame trennen möchten (70, 100, 127, 128, 152, 183, 187). Diese Vorzüge, besonders aber der Seelenadel der Herrin, sind im Verein mit ihrer Schönheit die Voraussetzung der Liebe, wie sie Machaut empfindet, sie halten den dienenden Dichter in ehrerbietiger Entfernung von seiner Herrin. Wiederholt betont Machaut diesen geistigen Gehalt seiner Liebe, die veredelnd und bessernd auf ihn wirke und ihn auf rechte Bahnen lenken könne (185). Aus dieser Voraussetzung lobt er sich, eine edle Dame zu lieben (3), obschon er ihr seine Neigung nicht gestehen könne. Diese Ansicht des Minnesanges, daß reine Liebe adle, erklärt auch die Auffassung einer Dame, die das Recht eines braven Mannes verteidigt, sie zu lieben (198). Obschon aber der Dienst und die Neigung des dienenden Sängers ohne Erfüllung bleiben, verschärfen D e s i r und P e n s e r seine trübe Stimmung. Desir bereitet ihm Schmerzen (26, 32), quält ihn Tag und Nacht (69), bringt ihn dem Tode nahe (159, 163, 164, 170), alle Qualen der Geschichte und Vergangenheit sind nichts gegen die seinen (200), durch die Desir ihm Fleisch und Blut austrocknet, so daß seiner Dame nur Haut und Knochen übrig bleiben (174). Penser gesellt sich hinzu, läßt ihn Tag und Nacht grübeln, nur selten lindern freundlichere Bilder die Klagen der hoffnungslosen Liebe (14, 40, 59, 84, 162, 167, 172, 177 etc.). So ist es erklärlich, daß die Freude ein seltenes Wort in den Liedern des Dichters ist, nur manchmal kommt er dazu, dieser
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Regung Ausdruck zu geben. Freude erfaßt ihn, weil er liebt und Hoffnung hat (6i, 107), von der Dame als ,amis arnés' bezeichnet wird (31), einen freundlichen Blick erhält (95), der ihn ausharren läßt (9), sie sieht (110), oder weil ihm ,doulz parier', das Lächeln und der Glanz ihrer Augen Freude bereitet (152). Häufiger ist das Gegenteil, der Hinweis auf die Trauer und Hoffnungslosigkeit seiner Liebe (44, 55, 75, 77), die ihn auf jede Freude und amoureuse Liebe verzichten lassen (223). Die Erörterung über Entstehung und Wesen von Amour kehrt entsprechend der Bedeutung dieser Frage in der Minnedichtung auch bei Machaut in eingehender Diskussion wieder (96, 242, 246 etc.). Hier steht der Dichter ganz auf dem Boden der Tradition. Daher entsteht Liebe durch Betrachten der Schönheit, loyauté ist neben anderen Eigenschaften die Voraussetzung (54, 119, 25), ohne welche fine amour undenkbar ist. Die Definition der Liebe als Krankheit bietet Anlaß, die Wirkungen der Erkrankung, das Verhalten der betreffenden Personen in verschiedenen Situationen zu zeigen und die herkömmlichen Züge durch manchen gelungenen Einfall zu bereichern, wenn er z. B. erzählt, wie im Herzen der Dame eine Schlange ruhe, im Munde sich ein Skorpion, im Auge ein Basilisk verstecke, die ihn alle drei tödlich verwundet haben (204). Amor und die Herrin werden in diesem Zusammenhange in verschiedenen Gedichten als Arzt gerufen und eingeführt (91, 267). Die Trennung von seiner Dame ermöglicht manch empfundene Betrachtung und eindringliche Mahnungen an seine Herrin, ihn nicht zu vergessen, seiner zu gedenken, wie er es tut (30, 34,116). Der Dichter ergeht sich bald in allgemeinen Voraussetzungen, oder er greift bestimmte Fälle heraus und erörtert sie, wobei er manchmal in die Vergangenheit blickt oder sich der Zukunft zuwendet, die ihm das Wiedersehen ermöglichen soll. Doch auch hier bleibt er der gehorsame Sänger seiner Dame, deren freundliches Wort seine Trennung vergessen läßt (12, 13, 27, 93, 105, 119, 149, 266, 27oetc.), in deren Hut sein Herz bleibt (36, 148, 165, 166, 171, 216). Gerne macht der Dichter F o r t u n e dafür verantwortlich, ihn von seiner Dame getrennt zu haben (227), oder ihm überhaupt feindlich gesinnt zu sein (188, 189, 195). Nur wenige Gedichte stehen außerhalb des Liebesmotives. So äußert er in einer Ballade Befürchtungen für seine Rosse wegen des kalten Windes (215). Dann wieder wendet er sich gegen den März, da er das Zipperlein hat, und erklärt, man solle den April
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ehren, da er den Frühling bringt (253). Seine gesunde Einsicht tritt Bai. 264 hervor, wenn er sagt, man solle nicht an Wahrsagereien glauben, denn Gott und gute Vorbereitungen helfen zusammen, eine Unternehmung zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Allgemein gehalten sind die Betrachtungen der Ballade 233 über Dire scens et jolie faire, die zu den Ratschlägen über droit chemin d'honneur (241) treten können. Gleichen Inhalt haben die übrigen Gruppen seiner lyrischen Dichtung, die Motes, Balades notées, Rondeaux, Chansons baladées. In den Motes (23 Gedichte) kehren die Themen der Liebeskasuistik wieder, teils in Situationen, teils in Reflexionen zum Ausdruck und Darstellung gebracht. Er klagt den Tod an, der ihm seine Freundin geraubt hat (3), wendet sich gegen Fortune (8) und warnt, sich ihr anzuvertrauen. Klagen über vergeblichen Minnedienst, über Désir, Bitten um Gnade, Erörterungen über das Wesen der Liebe (17) ergeben den Inhalt dieser Motés, von denen 11, 12, 18, 19, 21, 22, 23, lateinisch geschrieben sind. Die Balades notées (45), Rondeaux (21) und Chansons baladées bringen Liebesklagen allgemeinen Inhaltes oder Erörterungen bestimmter Voraussetzungen, oft in gesuchten Antithesen, in welchen auch Frauen zu Worte kommen. Die Lays, in verschiedenen Rhythmen geschrieben, behandeln Fragen und bestimmte Voraussetzungen der Liebeslehre. Die Klarheit des Gedankens leidet oft unter dem Zwang des Metrums und der Reime. Reflexionen herrschen vor, das Virtuosentum erstickt den einfachen ergreifenden Ausdruck, der in den Balladen oft glücklich zur Geltung kommt. Gewöhnlich leiten allgemeine Behauptungen in oft sentenzenartiger Weise zu dem bestimmten Falle über, den Machaut erörtern will. Gleich der erste L a y gibt den Inhalt der Sammlung an, indem hier der Dichter mitteilt, daß er auf Wunsch von Loyauté einen L a y schreibt, der sich in Klagen über die Härte seiner Dame ergeht, Mitleid erfleht und gleichwohl die Versicherung treuer Dienste ausspricht. Damit ist die Stimmung der Sammlung gegeben: Resignation und Trauer herrschen vor. Ähnliche Erörterungen über Teilfragen der Minnedichtung enthalten die anderen Lays: Sie bringen Klagen über vergeblichen oder aussichtlosen Minnedienst (26), über die grausame Herrin (5), oft ist der Inhalt schon durch den Titel angezeigt: Le lay mortel (12), le lay de plour (ig, 22), lay de Soucie (20). Daneben erörtern andere L a y s bestimmte
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Fragen, wie le Paradis d'Amour, was Liebe sei, le lay de confort, der Betrachtungen über Fortune und Hoffnung enthält, wozu inhaltlich der Lay de la rose (21) tritt, der die Notwendigkeit der Hoffnung für das Leben betont, während 24 sich in Ausfällen gegen Fortune ergeht, und le lay de l'image die Versicherung ausspricht, das Bild der Herrin im Herzen tragen zu wollen. Abseits dieser Gruppe stehen zwei Lays zum Preise der Jungfrau, le Lay de Nostre Dame (15) und le Lay de la Fontaine (16). Mannigfaltiger, weil persönlicher, ist der Inhalt der Complaintes (10), die neben den gewöhnlichen, der galanten Kasuistik entnommenen Themen von Liebesklagen und Liebesschmerz auch Fragen des Alltages aufgreifen. So schreibt er in Nr. 3 seinem Freunde Henri, daß er kein Pferd besitze, Reims verlassen müsse, das Geld nichts wert sei und außerdem für Steuern ausgegeben werden müsse. Sein Mitgefühl über die bevorstehende Seereise seines Freundes kleidet er in lange Vergleiche, welche Hekubas Leid und die 10 Plagen Ägyptens heranziehen (4), Persönlicher Unmut über seine Verhältnisse spricht aus seiner Bitte um ein Pferd (7), auf welche Nr. 8 die Antwort gibt. Ziemlich derb sind seine Ausfälle gegen die Weinpantscher gehalten, denen er vorwirft, das Gegenteil von dem zu tun, was Gott machte, nämlich aus Wein Wasser. In den Complaintes gibt der Dichter, wie früher schon in den Dits, zahlreiche kleinere Szenenbilder in balladenartiger Handlung, welche das reflektierende Moment unterbrechen und den Eindruck der Lebhaftigkeit erwecken, der sonst seinen Dichtungen fehlt. Wie in den anderen Gruppen kommen auch hier gerne Allegorien zur Verwendung. Machaut hat der Lyrik keine neuen Stoffe zugeführt, er bleibt mit seinen Themen auf dem Boden der höfischen, galanten Modedichtung mit ihren traditionellen Voraussetzungen, in welchen er das Gefühlsmäßige in seinen Extremen nicht selten übertreibt und infolge der Breite der Ausführung in Überschwenglichkeit verfällt. Er geht aber über den Rahmen dieser rein kontemplativen Dichtung noch hinaus, indem er ihr epische Tätigkeit verleiht und sie in seinen Dits mit plastischer Lebendigkeit erfüllt, die sie bei rein thematischer Erledigung der sonst üblichen Probleme nie erreicht hätte. Darin liegt sein Fortschritt gegenüber den Vorgängern, indem er in sonst lyrischen Themen unter dem Einfluß des Rosenromans die Allegorie, das Raisonnement
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und die moralisierende Tendenz zum Ausdruck bringt und auch die Gelehrsamkeit, allerdings aus zweiter Hand geschöpft, in die lyrische Dichtung einzuflechten versteht. Da er aber, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, auch eine persönliche Note insofern herausarbeitet, daß er als Autor handelnd in seinen Dichtungen auftritt, seinen Meinungen Ausdruck verleiht und hiefür das gelehrte Element verwendet, wird er von seinen Zeitgenossen als Begründer einer in Inhalt und Form neuen Dichtungsart betrachtet, die nach ihm Schule macht, wie aus den Worten Deschamps' hervorgeht. ,Machaut le noble rhetorique', ,fleurs des fleurs de toute melodie,' ,tres doulz maistre qui tant fu adrois', ,mondain dieu d'armonie', dessen ,chanterie a moult pleü aus grans seigneurs, a dames et bourgeois' (I. 243-46, Bal. 123, 124); gerade diesen Erfolg des Dichters rühmt Deschamps: ,Les grans seigneurs, Guillaume, vous ont chier, En voz choses prenent esbatement' (I. 24g, bal. 127). Und der Verfasser der "Règles de seconde rhétorique" (hgg. v. Langlois, 1902, p. 12) erklärt: "Maistre Guillaume de Machaut qui commencha toutes tailles nouvelles et les parfais lays d'amours." Diese Bedeutung trat um so stärker hervor, als Machaut offenbar der letzte in Frankreich war, der die lyrische Dichtung nicht von der Musik trennte und der auch als Komponist einen Namen hatte, wie es das Zeugnis des Ugolino d'Orvieto um 1400 beweist. Aus dieser Stellung Machauts seinen Vorgängern gegenüber ergeben sich aber auch die Schwächen seiner Dichtung. Infolge der Spitzfindigkeiten, mit denen er in weit ausholender Argumentation, unterstützt durch Allegorie und Exemples aus dem Altertum, die erstarrten Themen in Worten, variieren und mit neuem Gehalt erfüllen will, verfällt er oft in Übertreibung, seine Gedanken werden pretiös, unklar und verlieren sich leicht im Beiwerk der Wortspiele, Reimkünsteleien und Allegorien, die besonders in der Gruppe der kurzen Dichtungen den sonst so anspruchslosen Liedern eine Schwere verleihen, die in keinem Verhältnis zu ihrem Inhalt steht. Als Wortkünstler dagegen bleibt Machaut unerreicht, seine Reimkunst überwindet alle Schwierigkeiten und versteht es, Nichtigkeiten durch Form und Ausdruck scheinbare Bedeutung zu verleihen. Von größter Bedeutung ist aber Machaut für die formale Entwicklung der lyrischen Strophen geworden, die er auf einige genau definierte Formen beschränkt, in denen Strophenbau und Reim
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zur Kunstfertigkeit erhoben werden. Aus den in Remède de Fortune von Machaut verwendeten lyrischen Einlagen ergeben sich folgende Regeln für die von ihm verwendeten Gattungen: Die Ballade, welche ursprünglich die Zahl der Strophen frei ließ, hat bei Machaut drei Strophen mit gleichen Reimen, jede Strophe enthält 8 oder 10 Verse und schließt mit demselben Refrain. Mit Ausnahme des 5. Verses, der den zweiten Teil der Strophe einleitet, weisen alle Verszeilen den 10 Silbner auf. Der Envoy fehlt noch. Der Lay erscheint bereits in der Form, wie sie Deschamps beschreibt (Oeuvres VII, 287/91). Je zwei zusammengehörige Strophen zerfallen in zwei Hälften und weisen teils gleiche, teils verschiedene Verse auf (vers entiers, vers coppez). Die Strophen sind im Metrum, Zahl der Verse und in Reimen untereinander verschieden. Nur die erste und letzte Strophe sind gleich. Machaut teilt dann noch jede halbe Strophe in weitere zwei gleiche Teile, so daß also die ganze Strophe vier Teile aufweist, ein Vorgang, der im 15. Jahrhundert zur Regel wird. Die Chanson Royale verwendet Machaut noch in der älteren Form mit zwei Strophen zu je 9 Versen (ab ab bc cd d) anfangs noch ohne Refrain. 10 und 7 Silbner werden zunächst gemischt, erst später wird die Gleichheit der Verse Regel. Der Envoy ist noch freier, indem er drei und zwei Verse hat, während Deschamps immer mindestens vier Verse verwendet. Das Virelai beginnt mit einer Strophe von 7 Versen, die sich als Refrain am Ende jeder Strophe wiederholen. Das Virelai besteht aus drei Strophen mit gleichen Rythmen und Reimen, jede Strophe zerfällt in zwei Teile zu drei gleichen Versen, ein dritter Teil hat die Rhythmen und Reime des Refrain. Während bis zu Machaut Ballade und Virelai zusammengeworfen werden, bleiben sie nun durch bestimmte Merkmale getrennt. Der Refrain der Ballade besteht aus ein oder zwei Versen und tritt nur mehr am Ende der Strophe hervor, ohne einen Einfluß auf deren Form zu haben. Im Virelai bildet er selbst eine dem Gedichte vorangehende Strophe von mehreren Versen, deren Reim und Metrum den Abschluß jeder Strophe bestimmen. Im Gegensatz zur gleichmäßigen, feierlichen Ballade ist das Virelai schnell und lustiger. Die Bezeichnung Chanson baladée, welche Machaut gebraucht, konnte sich solange halten, als das Virelai aus drei Strophen bestand. Nachdem der Umfang auf eine oder zwei Strophen
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zurückgegangen war, wie es bereits bei Froissart der Fall ist, entfernt sich das Virelai von der Ballade. Ein Zeitgenosse Machaults ist der durch einen unvollständig überlieferten Lai bekannte F a i n i e r e aus Machau. (Seine -et -O.) Das Bruchstück läßt den Inhalt der verlorenen Dichtung nicht mehr erschließen, der Dichter erzählt, wie ihn ein Traum im Mai, bei Nachtigallgesang, ins Freie führt, wo er seinen Freund, den Herrn v. Enghien, bei dem Bilde der Natur trifft, die, mit Edelsteinen geschmückt, auf einen Felsen abgebildet ist. Schon im 13. Jahrhundert war die Allegorie der Liebe durch das Bild der Jagd erweitert worden, indem Richard de Fournival im Bestiaire d'Amour und Nicole de Margival in der Panthere d'Amour die Leiden und Freuden der Liebe sowie deren Personifizierungen unter dem Gleichnis von Tiereigenschaften und Vorgängen der Jagd darstellten. Ihrem Beispiele folgt J e h a n A c a r t de H e s d i n in seiner April 1332 verfaßten P r i s e A m o u r e u s e (1914 paarweise gereimte 8 Silb. mit 9 Balladen und 9 Rondels), worin er die Schicksale des von Amor verfolgten und erlegten Amant schildert. Der Dichter ist vielleicht mit dem Doktor der Theologie an der Pariser Universität Johannes des Hesdinio identisch, der wie Jehan Hospitalbruder der Stadt Hesdin war (Pas de Calais). Die Prise erzählt, wie Amor den Dichter im Walde der Jugend, durch den die vier Wege von Leesse, Compagnie, Cointise, Fol Cuidier mit ihren Lockungen und Gefahren führen, mit seinen Hunden, verschiedenen, den Rosenroman entnommenen Begriffen, in die Netze von Desir treibt, worauf der Leib des Gefangenen zerteilt wird. Die Dame erhält Herz und Willen, Amor den Leib, die Hunde das Blut und die Eingeweide. Eine Ballade mit der Bitte um Gnade beendet das Gedicht, für das außer dem Rosenroman die früher erwähnten Allegorien das Vorbild abgaben. Als Huldigung für die Vorzüge der Dame sind die in die Dichtung eingeschalteten Balladen (9) und Rondels (9) gedacht. In beiden Gruppen wird gewöhnlich der 7 Silbner, daneben aber auch der 8, 5, 4, 3, 2 Silbner verwendet. Der Reim ist reich, die leoninischen Reime erstrecken den Gleichklang noch auf den vor der Reimsilbe stehenden Vokal, oder weiter. Die Rondels sind isometrisch, haben 13 gegenüber 11 Zeilen der älteren. Die Balladen haben drei Strophen, innerhalb deren die Dreiteiligkeit durch zwei gleichgebaute Stollen und den darauf folgenden Abgesang durchgeführt ist. Der Refrain ist mit einer Ausnahme
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einzeilig. V o n den neun Balladen sind nur die den A n f a n g und Schluß des Gedichtes bildende erste und letzte gleich gebaut, die andern lassen durch Variierung der F o r m das Bestreben des Dichters erkennen, seine Meisterschaft in der Beherrschung der metrischen F o r m zu beweisen. Der Umstand, daß Refrain und Strophen noch nicht getrennt sind, sondern miteinander verbunden bleiben, ferner das Fehlen gelehrter B i l d u n g weist Jehan A c a r t noch vor Machaut. Ein zweites allegorisches Jagdgedicht über die Liebe, l a c h a c e a u s m e s d i s a n s , (751 8 Silb.) erfüllt die v o n fast allen Lyrikern ausgesprochene Bestrafung v o n Mesdisance. Verfasser ist der menestrel R a i m o n d V i d a l , welcher 1338 als erster Südfranzose in der langue d'oil schrieb. E r schildert wie ein Eber, in den A m o r einen Verleumder auf die K l a g e n zweier Liebenden hin verwandelt hatte, von Hunden, den Feinden übler Nachrede, gehetzt und schließlich von vornehmen D a m e n und Herren, die er unter den Namen von Zeitgenossen einführt, erlegt wird. W o h l vertraut mit Machaut's Eigenart, die in allen Einzelheiten das Vorbild für eigenes Schaffen bildet, ist der nach der Mitte des 14. Jahrhunderts als Geschichtsschreiber und als Dichter tätige J e h a n F r o i s s a r t . E r stammte aus einer im Hennegau seit dem 13. Jahrhundert nachweisbaren Familie und wurde 1337 oder 1338 geboren. E r schildert seine Jugend durch Mitteüungen in seinen Gedichten, aus denen wir erfahren, daß er gerne den Erzählungen der Menestrels lauschte und schon früh die Grundanschauung seines späteren dichterischen Schaffens sich aneignete: Que tonte joie et toute honnonrs Viennent et d'armes ei d'amours, eine Anschauung, die er aus seiner im Winter betriebenen Romanlektüre schöpfte (Espinette amoureuse). N a c h d e m er vielleicht in Südfrankreich Handel getrieben h a t t e (BuissonV. 94), k a m er 1361 nach England, w o er der Gemahlin K ö n i g E d u a r d s I I I . Philippa v o n Hennegau (gest. 1369) nebst seinen Gedichten eine verloren gegangene R e i m c h r o n i k über die Geschichte der Kriege zwischen E n g l a n d und Frankreich widmete. 1365 sendet ihn die Königin nach Schottland, wo er Material sammelt, um die Angaben seines Vorgängers Jean le Bei zu kontrollieren. 1366 ist er in Brüssel und sucht dann den schwarzen Prinzen in Bordeaux auf, geht hernach nach kurzem A u f e n t h a l t in E n g l a n d nach Mailand und R o m . N a c h dem Tode Philippas kehrt er ins Hainaut zurück,
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wo er an seinen Chroniques arbeitet. Hier trat er mit dem Sohne Johanns von Böhmen, dem Herzog V e n c e s l a v v o n L u x e m b u r g u n d B r a b a n t , in Verbindung und wurde, nachdem er 1373 bis 1384 den Dienst in der Pfarrei Les Estinnes in Hennegau versehen hatte und Kanonikus von Chimay geworden war, Kaplan des Grafen G u y v o n B l o i s . f ü r welchen er die zweite Redaktion seiner Chroniques und das dritte Buch um 1390 schrieb. Die Fortsetzung seiner 1337 begonnenen Zeitgeschichte führte ihn wieder nach Nord- und Südfrankreich, wo er 1389 in Avignon den Dit du Florin schrieb. Im selben Jahr war er in Paris beim Einzug der Königin Isabella, 1390 ist er in Brüssel, wo er den portugiesischen Gesandten F e r n a n d P a c h e c o kennen lernte, der ihm Nachrichten über Ereignisse und Kriege in Spanien diktierte. 1395 ist er wieder in England, wo er König Richard (1396) ein Exemplar seiner Dichtungen überreichen konnte, das vielleicht in der Hs. Bibl. Nat. 831 von 1394 noch vorliegt. Er starb nach 1404, bis ans Ende seines Lebens mit der Fortsetzung und Umarbeitung von Teilen seiner Chronik beschäftigt, deren letztes Buch unvollendet blieb. Wie Froissart selbst berichtet, hat er alle Berichte, die er im Laufe von 34 Jahren verfaßt hatte, niederschreiben und mit Miniaturen ausstatten lassen. Froissart dürfte seine literarische Tätigkeit wahrscheinlich vor 1360 mit kleineren Gedichten in alten und neuen Formen der Lyrik begonnen haben. Sie bilden auch in der glänzenden Handschrift von 1393 den mittleren Teil der Sammlung, ohne hier chronologisch geordnet zu sein. Froissart schreibt noch Pastourellen (20) obgleich diese zu seiner Zeit fast keine Bedeutung mehr hatten. Sie weist die Form der Chanson royal auf, 5 Strophen mit ein oder zwei Refrainzeilen und dem Envoi an die Princes von Puis. Der Vers ist der Achtsilbner. Seine Schäfer erzählen entweder persönliche Erinnerungen wie Nr. x, das aus der Heimat Froissarts stammt und wahrscheinlich vor Beginn seiner Wanderschaft verfaßt wurde, oder besprechen politische Ereignisse, wie die Rückkehr König Johanns in die englische Gefangenschaft ( N U ) , aus dem Beginn des Jahres 1364, in England geschrieben, die Befreiung Venceslas' aus der Haft (Nr. VI), Ende Juli 1372, Kriegsereignisse in Flandern (Nr. X I I ) , (1382), den Einzug der Königin Isabella v. Bayern in Paris (Nr. X V ) , (1389), sie erörtern die Vorteile eines neuen Mantelschnittes im Winter, machen
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wie Nr. 3 Mitteilungen über einen neuen florin, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1364 geprägt wurde, oder erinnern an freudige Vorfälle im Leben seiner Gönner (Nr. 13, 14) aus den Jahren 1366 und 1389. Die Pastourellen Nr. 8,9 knüpfen an die Reise Froissarts nach B e a m zu dem Grafen Gaston de Foix gegen Ende 1388 an. Daneben kommt auch die traditionelle Schäferpoesie zu ihrem Rechte, wenn Ringelreihen, Schönheitsbewerbungen, Liebesspiele und Werben der Schäfer um ihre Schäferin, Zank und Streit gegen den Rivalen den Inhalt ergeben. Höfische Galanterie macht sich in Liebesklagen und Bitten um Erhörung bemerkbar oder in der Erörterung der Frage, ob der Schäfer seine Freundin heiraten solle. Der kühle, zurückhaltende Ton verrät deutlich, daß es Froissart nur um ein literarisches Spiel zu tun ist, dessen Figuren allerdings aus dem engen Rahmen der Schäferpoesie heraustreten, um Mitteilungen über Zeitereignisse, persönliche Beziehungen und Meinungen des Dichters zu machen. Die feste Form der Pastourelle, wie sie Froissart gebraucht, dürfte sich aus dem Einfluß der Puisdichtung erklären, an deren Ausschreibungen Froissart teilnahm, und vielleicht ergibt sich daraus auch die Erweiterung der Pastourelle, die er über ihren ursprünglichen Rahmen hinausführt und wodurch er Deschamps vorarbeitet. Von 8 selbständigen oder in größere Gedichte eingestreuten, in Vers und Reimen ungemein beweglichen Lais amoureux (200 —332 Verse in 12 Doppelstrophen), die sich aber in der Sprache nicht weit von beschreibender Prosa entfernen, bekunden nur wenige gefühltes Empfinden oder tiefere Anteilnahme. Es sind die durch Machaut vertretenen Themen und Wendungen der galanten Lyrik mit ihren Voraussetzungen vom Entstehen der Minne und ihren Folgen. Liebeswünsche oder Schmerzen, Versicherungen treuen Liebesdienstes, der Preis der Herrin kommen in abgedämpfter, konventioneller Sprache zum Ausdruck, gelehrte Bildung dient dazu, passende Vergleiche zu ermöglichen. Manchmal leitet eine kurze Situation das Gedicht ein oder wird im Laufe des L a y mit dem Thema in Einklang gebracht. Nach Froissarts Aussage: D'un lay faire c'est i. grans fes, (Prison amoureuse 2195), ist es keine leichte Angelegenheit, einen L a y zu dichten und nach den v. 3500 ff. gegebenen Regeln wird es verständlich, daß der Dichter dazu ein halbes Jahr brauchen soll. Von den 6 Chansons roiaus amoureuses, ohne Refrain mit Envoi für die Princes, wurden 5 von den Puis zuAbbeville, Valenciennes,
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Tournai, Lille gekrönt. Die ersten drei sind den Voraussetzungen der höfischen Lyrik entnommen, Nr. i handelt über den Einfluß der Liebe, welche zu sens, force, savoir verhilft. Nr. 2 spricht über die Wirkungen der Liebe, in Nr. 3 äußert sich Froissart über das Verhalten den Damen gegenüber. Nr. 4, eine sote chanson, ist eine derbe Verhöhnung der höfischen Liebe, Nr. 5, 6 sind Marienlieder zu Ehren der Jungfrau. Auch in diesen Chanson diskutiert der Dichter in kühler, fast unpersönlicher Weise über Gemeinplätze der Liebesdichtung. Die 40 Balades amoureuses, meist mit einer Refrainzeile ohne envoi, darunter 13 Einlagen in größeren Gedichten, bewegen sich in den Anschauungen der höfischen Lyrik und stehen deutlich unter dem Einfluß Machauts, sie ergehen sich in Klagen und Hoffen, behandeln das Thema der bangen und flehenden Liebe mit ihren Schmerzen, stellen Liebesfreude über irdische Güter und gehen manchmal von allgemeinen Betrachtungen oder von Sprichwörtern aus. Abseits von den gewöhnlichen Themen steht Nr. 34, wo der Dichter eine Art Lebensanschauung gibt. Von 13 Virelais sind nur drei selbständige Stücke, die anderen gehören in den Zusammenhang seiner dictiés. Nr. x handelt von der Melancholie, Nr. 2 wendet sich gegen die envoisies, 3 ist eine Absage an fol espoir. Nach Prison amoureuse (Ausg. I S. 221, 341) wurden die Virelais noch komponiert oder nach vorhandenen Melodien gesungen (S. 245, v. 965) oder blieben unkomponiert. (S. 242, V 918). ioy Rondeaux, bis auf eins achtzeilig, mit zweimaligem Refrain, beziehen sich auf die von Froissart geliebte .Souveraine dame' Teilmotive der höfischen Lyrik ergeben den Inhalt dieser Gruppe, in der Froissart in getreuer Beobachtung aller traditionellen Züge die Rolle des loial amant spielt. Doch zeigt die oft epigrammatische Form seiner Äußerungen mehr die Routine des an Vorbildern geschulten Dichters als den warmen Ton wirklicher Teilnahme, den Machaut so oft verrät. Die größeren, Traitié oder Dictié genannten erzählenden oder allegorischen lehrhaften Dichtungen, meist im Achtsilbner, setzen den alten Dit fort, sind jedoch mit lyrischen Stücken, pièces de sentement, ausgestattet und besprechen aus Anschauungen des Rosenromans heraus Voraussetzungen der höfischen Liebe. Le Paradis d'amours (1723 V) mit einer Complainte, zwei Rondeaux, einem Lai, Virelai und einer Ballade, dürfte wahrscheinlich zu Gröber-Hofer, Gesch. d. mlttelfrz. Lit. I .
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den frühesten Werken Froissarts gehören. Es ist die gewöhnliche Traumallegorie, welche den Dichter in einen Garten führt, wo er allegorische Gestalten findet, die Liebenden der alten und der mittelalterlichen Epik antrifft und Amor seine Leiden klagt, der ihm dann Hilfe durch Esperance verspricht. In deren Begleitung gelangt er dann zu seiner Dame und die Blumen, aus denen sie gerade einen Kranz windet, veranlassen ihn zu der Ballade mit dem Refrain: Sus totes fleurs j'aime la margherite, eine Anspielung auf den Namen seiner Jugendgeliebten. Der Kranz der Dame belohnt sein Gedicht. Mit dem Dank an Morpheus, der ihm die Kunst gezeigt hat, Balladen, Rondeaux, Virelais zu verfassen, schließt das Gedicht. Der Vergleich des Herzens mit der Uhr führt in dem Lehrgedicht Li orloge amoureux zur Aufzählung aller Ubereinstimmungen zwischen dem Mechanismus einer Uhr und den Empfindungen seines Herzens, dessen Regungen mit den Bewegungen der Uhr, welche durch das Räderwerk in Lauf gesetzt wird, in Parallele gebracht werden, während das Herz durch Amour nach Art der Uhr gelenkt wird. Die Allegorie muß auch hier helfen, Schwierigkeiten zu umgehen oder Künsteleien die sich aus den oft gezwungenen Vergleichen ergeben, plausibel zu machen. Die Liebesdoktrin kommt in zahlreichen Erörterungen zur Darstellung, besonders dort, wo sie helfen soll, die Gefühle des Dichters für seine Dame zu verdeutlichen. Die Erinnerung an seine Jugendzeit und seine ersten Erfahrungen in der Liebe erzählt er in der Espinette amoureuse (4192 V mit Balladen, Rondeaux, Virelais, Complainte, Lai) nach 136g verfaßt. Er gibt hier Einzelheiten über seine Jugend, wie er gerne tanzte und die Erzählungen der Menestrels anhörte, den Mädchen schon damals gerne diente und die Zeit nicht erwarten konnte: 'Que par amours porai amer'. Er gedenkt seiner Studien und der Schläge, die er dabei bekam, lobt den Winter, der ihm Zeit für die Lektüre von Romanen gab, von denen er besonders gerne die trettiers d'amours las. (333) Bei einem Dornbusch hat er eine Erscheinung, es ist Merkur, Juno, Venus, Pallas, die ihn dazu veranlassen, eine Geschichte des trojanischen Krieges zu resümieren. Aufgefordert, sich über das Urteil des Paris zu äußern, gibt er Venus den Preis, die ihm dafür coer gai, 'Jjoli et amonreus verleiht, ihm die Liebe zu einer schönen Dame in Aussicht stellt und dabei auch zugleich eine Lektion über höfische
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Liebe erteilt. Der Bericht seiner Liebesgeschichte nimmt den Hauptteil des Gedichtes ein. Er überrascht ein Fräulein, das den Cleomades liest und ihn bittet, daraus vorzulesen. Er verliebt sich in sie, ohne daß sie seine Neigung erwidert. Er lieh ihr dann ein Buch von Ballieu d'amour, in das er eine eigene Ballade legte. Verschiedene Anlässe führen dann zu weiteren Liedern, bis er erfährt, daß sie sich vermählen werde, worüber er in ein heftiges Fieber verfällt. In dieser "ardour" verfaßt er die Complainte de l'amant. (50 16 zeilige Str.), die trotz der Schwere des mythologischen Beiwerkes tieferen Ausdruckes fähig ist. Nach seiner Genesung erhält er von seiner Dame einen Spiegel, der ihm die Züge seiner Herrin vorgaukeln kann. Er legt ihn unter sein Kopfkissen, im Traume erblickt er ihr Bild, wobei er sich an die Geschichte von Papirus und Idores erinnert (2667), deren zwei Spiegel durch Zauberei das Bild des fernen Partners zeigten. Ein langer Confort ist das Ergebnis dieser Vision. Als er nach längerer Abwesenheit aus England zurückkehrte, gewinnt er ihre Liebe, die sie ihm dadurch zu erkennen gibt, daß sie ihm ein Veilchen überreicht, nachdem sie es geküßt hat. Im Lai am Schluß, der nochmals die Phasen seiner Liebe erwähnt, teilt er dem Leser mit, daß er den Namen seiner Dame und den eigenen im Gedicht versteckt habe. (3330/83). Hier nennt er seine Dame Margueritte. Einfluß von Machauts Voir Dit, der Fontaine amoureuse und des Remede de Fortune sind deutlich erkennbar, indem Anlehnungen an Situationen und Entlehnungen eine genaue Kenntnis der genannten Dichtungen beweisen und auch in der äußeren Form die Übereinstimmung hervortreten lassen. Gleichwohl versteht es der Dichter, in den konventionellen, von seinen Vorgängern übernommenen Themen auch persönliche Züge zum Ausdruck zu bringen, wenn aus eigener Erinnerung der Ton inniger und wärmer wird als es sonst in den schon erstarrten Motiven der Fall zu sein pflegt, oder manche Episoden wirkliches Erleben erkennen lassen. Unter dem Eindruck von Machauts Voir Dit, den er auch der äußeren Form nachahmt, ist der aus Versen und Prosa bestehende Traitie de la firison amoureuse verfaßt (3899 V) mit Virelais, Balladen, Lais, Complainte), zwischen 1372 und 1373 entstanden. Epische Episoden und lyrische Stücke, diese über Fragen der Minnedoktrin, stehen neben einander. Eine längere Einleitung, in der der Dichter seine Erinnerungen über treue Dienste mit3*
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teilt, auf persönliche Erlebnisse zu sprechen kommt, die im Dienste seiner Dame erlittene Enttäuschung erzählt, führt zum eigentlichen Thema, dem Briefwechsel zwischen dem Dichter, hier Flos genannt, und einem Unbekannten, namens Rose, der ihn bittet, ihm in einer schwierigen Liebesangelegenheit seinen Beistand zu leisten. Diese poetische Korrespondenz geht nun, mit Reflexionen durchsetzt, über dieses Thema weiter. Daneben läuft die Liebesgeschichte des Autors, von Zwischenfällen, wie z. B. dem Diebstahl der Briefe Roses, unterbrochen. Von den einzelnen Abschnitten des Gedichtes wäre das durch Ovid veranlaßte Stück zu erwähnen, das aus den Schicksalen des Piramus und Phaeton eine Vorgeschichte des Pygmalion, hier Pynoteus genannt, erzählt, ferner ein allegorischer Traum, (2252/3420), der die Gefangennahme Roses mit der Deutung Froissarts berichtet, und die Erklärung der Pinoteusfabel. Auf den Wunsch Roses hatte Froissart alle Briefe und poetischen Stücke gesammelt und dem ganzen den Namen Prison amoureuse gegeben. Unter dem Namen Rose ist V e n c e s l a s v o n L u x e n b u r g gemeint, dessen Befreiung auch in einer Pastourelle besungen wird. Man hat den Eindruck, daß Fr. hier Machaut's Voir Dit in Form und Inhalt weiterführen und übertreffen wollte. Der Dit dou bleu Chevalier (504 V, a i o aab4biobbc4) übernimmt, abgesehen von Anlehnungen an Machauts Fontaine amoureuse, die Voraussetzungen des Jugement du Roi de Behaime. Der Dichter sieht im Frühling, dessen Erwachen er schildert, einen Ritter in blauer Kleidung kommen, der laut singt. Plötzlich ändert er die Weise, klagt über Liebesleid und stürzt ohnmächtig zu Boden, weshalb ihm der Dichter zu Hilfe eilt. Im nun folgenden Zwiegespräch zwischen beiden ergibt sich der Anlaß, die bekannten Liebenden aufzuzählen: Tristan, Isolde, Yvain, Lancelot, Geron, Perceval, deren Beispiel den Ritter trösten soll, da auch sie sich von der Geliebten trennen mußten. Der Dichter zeichnet die Klagen auf, damit die Dame dem Ritter geneigt werde. Fr. betont in diesem Dit vor allem den sentimentalen Gehalt der höfischen Minne. Auf die Zeit seiner Jugendliebe kommt er in einem der Anlage nach kunstvollsten, nur zu breit ausgeführten, auch biographische Angaben enthaltenden Werke, dem .Trettié amoureux' Le joli buisson de jonesce (5438 V, mit Virelais, Rondeaux, Balladen, Lais, Souhaits) vom Jahre 1373 zurück. In der Einleitung glaubt
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er, eine etwas lang ausgesponnene Erörterung über die Gründe geben zu sollen, die ihn veranlassen, wieder zur Dichtung zu greifen. In einem Gespräch mit Dame Philosophie kommt auch der materielle Standpunkt durch den Hinweis auf die Unterstützung seitens der großen Herren zur Geltung. Nach längerem Drängen und Ratschlägen von Dame Philosophie sucht er den Stoff in der Vergangenheit. Ein Blick auf das Bild seiner Herrin, das er in einem Koffer bewahrt, begeisterte ihn zu einem Virelai (563 ff.). Noch einmal verzögern Reflexionen über sein Alter, das Leben im Jenseits, das jüngste Gericht, die Dichtung, dann geht er zum Thema über: Die Erinnerung an seine Dame versetzt ihn in jene Nacht des 30. November 1373, in der ihm Venus erschien und zu einem buisson führte, in den sie eintreten, um seine Wunder kennen zu lernen. Hier finden sie Jonece und der Dichter nimmt eine .leçon d'astrologie'. Dann führt ihn Jonece weiter und er trifft seine Dame in Gesellschaft von anderen. Im Zweifel, ob sie es sei, betrachtet er ihr Bild, sie ist es wirklich in dem Alter, als er sich in sie verliebte. Jonece zeigt ihm an Beispielen, daß wahre Liebe nicht altern lasse, was er durch Ausführungen aus der Mythologie bekräftigt. Seine Dame ist von Gestalten umgeben, welche die Eigenschaften der nur auf höfischen Voraussetzungen beruhenden Minne verkörpern. Als er durch Refus, Dangier, Escondis verhindert wird, mit seiner Dame zu sprechen, ermöglicht es Jonece durch eine List. Allegorien und mythologische Gestalten führen die Handlung in langen Gesprächen weiter, erörtern die Eigenschaften der Liebenden und legen die Souhaits Amor zur Prüfung vor. Nach seinem Erwachen überdenkt der Dichter das Geschaute, doch findet er darin nichts, was er verschweigen müßte. Er versichert die Reinheit seiner Liebe und wendet sich in einem lay an die Jungfrau, der er Körper und Seele weiht, vielleicht um gerade durch diesen Abschluß den rein spiritualistischen Gehalt seiner auf Entsagung beruhenden Minne anzudeuten. Langatmige Dialoge verschleiern den Mangel an Handlung und täuschen durch ihre Lebhaftigkeit über die Dürftigkeit des Inhalts hinweg. Dazu gesellen sich zahlreiche Reflexionen über die Natur des Menschen, über die Liebe, Jugend und Alter, oder manche Fragen über das Verhalten bei verschiedenen Anlässen. Auch hier zeigt sich der Einfluß des Voir Dit durch Übernahme der antiken Mythologie zum Zwecke der Belehrung, daneben tritt der Einfluß des Rosenromans in Einzelheiten unverkennbar hervor.
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DIE
LYRIK.
Von den übrigen, meist kürzeren Dits und Ditiés, die er im Buisson de j onece nicht eigens anführt, fallen einzelne vor 1373, andere, scherzhafte, früher oder später. Zeitlich nicht bestimmbar ist die Traumdichtung von Temple d'onour, vielleicht 1386 anläßlich der Hochzeit des Grafen Louis de Chatillon mit Marie de Berry verfaßt, da Froissart an dieser Feier teilnahm. Der Dichter wohnt der Hochzeit von Desir, dem Sohne von Honneur, mit Plaisance, der Tochter von Courtoisie, bei. Die Festlichkeit findet in dem prachtvollen Tempel statt, in dem der Thron von Honneur steht, zu dem 7 Stufen hinaufführen, auf denen 14 Tugenden stehen, deren Eigenschaften Honneur den beiden Neuvermählten in einer längeren Rede erklärt, um sie in den Stand zu setzen, mit Hilfe dieser Vorzüge zu ihm zu gelangen. Die hier erteilten Lehren beziehen sich durchweg auf die dem Ritter notwendigen Eigenschaften. Die dritte Stelle in den Hss. nimmt die Jugenddichtung Loenge dou joli mois de may ein, (464 V) aus zwei Arten zwölfzeiliger Strophen (21 u. 11), 2 Balladen, einem Virelai und aus einer Liebesklage an die Nachtigall, einem Lobpreis der Anmut der Geliebten und einer Versicherung seiner Dienstwilligkeit zusammengesetzt und unter dem Eindruck der schönen Jahreszeit einer Dame dargebracht, der wahrscheinlich auch der Dittié de la flour de la Margherite (12 sechzehnzeilige Str. mit Reimverkettung), also der Jugendliebe, galt. Es ist ein Lob der Blume, deren Eigenschaften auf die Vorzüge der Geliebten hindeuten. Der scherzhafte Debat dou cheval et dou levrier (92 Achtsilbner) knüpft an den Aufenthalt des Dichters in England an, erzählt, wie ein Hund und Roß sich gegenseitig ihre Leiden und Beschwerden klagen, jedoch beim Anblick einer Stadt den Schritt beschleunigen, um Futter zu erhalten. Der Dit dou Florin (490 Achtsilbner) ist eine Wechselrede zwischen dem Dichter und dem letzten Gulden, den ihm die Diebe gelassen haben, als sie ihm in Avignon sein Geld stahlen. Der Gulden gibt ihm den Rat, einen Gönner zu suchen. Auch hier finden sich Reflexionen, so über die Natur des Geldes, seine Unbeständigkeit, Mitteilungen über Wanderschaften und Beziehungen zu großen Herren der Zeit (v. 265 ff.). Als offenkundige Verspottung der Juristen und des damaligen Prozeßwesens ist die Plaidoierie de la rose et de la violette gedacht (342 Achtsilbner). Dem Gerichtswesen der Zeit wird der Mangel an Imagination, die in dem
JEHAN
FROISSART.
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Gedichte als Richtcr erscheint, vorgehalten. Die Advokaten der beiden Blumen streiten sich mit allen möglichen juristischen Spitzfindigkeiten über die Vorzüge ihrer Klienten, werden aber von Imagination an den höchsten Gerichtshof, an die Lilie, gewiesen. Fraglich bleibt es, ob dieses Gedicht der Dit royal war, für den Froissart 1393 eine Quittung über 20 frs., die er aus der Kassa des Herzogs von Orleans erhielt, ausstellte und der als selbständiges Werk der Bibliothek von Blois 1417 erwähnt wird. Zweifelhaft ist die Autorschaft Froissarts bei zwei ihm zugeschriebenen anonymen Dits. Der eine, La cour de may, (1734 Achtsilbner in rimes doublettes) ist ein Lehrgedicht über die Liebe, das in der Einleitung zusammenfassend die Doktrin über das Wesen der Liebe, das Verhalten des Amant in Worten, Taten und Gedanken enthält. Der Dichter, welcher sich ausdrücklich als in höfischen Diensten stehend bezeichnet (qui est de la cour dès joinesce), unternimmt es auf Wunsch seiner Dame, diesen Dittier zu schreiben. Er erzählt im ersten Teil von seiner Liebe zu einer Dame und den dadurch verursachten Qualen. Doulce Pensee, Desir treten an ihn heran, sein Schweigen zu brechen, sie geleiten ihn dann mit Souvenir, Leesse, Courtoisie zu Amor, der ihm die Geschichte seiner Liebe erzählt und dem Dichter auf seine Bitte die Erlaubnis gibt, das Gehörte aufzuzeichnen unter der Bedingung, daß das Gedicht den Namen Cour de Mai trage. Humilité geleitet ihn weiter zu einem Wunderschloß neben einer Quelle, welche jedem, der sich in ihrem Wasser wäscht, für diesen Tag glücklich macht. Vor den Toren dieses Baues hört er von seiner Begleiterin ein ,prouffitable enseignement'. Getreu seinem Versprechen, jeden Tag während seines einmonatlichen Aufenthaltes an Amors Hofe eine neue Ballade zu dichten, will er die erste Ballade beginnen, doch bricht hier das Gedicht plötzlich ab. Der Trésor amoureux ist eine schwer verständliche, ganz abstrakt gehaltene Allegorie, die außerdem mit gelehrtem Beiwerk überladen ist. Der Mai lockt den Dichter ins Freie und führt ihn bis zum Turm der Schönheit, wo er in Schlaf versinkt. Der Turm verwandelt sich in ein prächtiges Schloß, in dessen Garten zwei Zelte stehen, in dem einen thront Amor mit Nature, das andere beherbergt Raison, Souffisance, Coignoissance, und Loyauté. Coignoissance erklärt ihm die Bedeutung der Allegorien, Loyauté führt den Dichter durch den Hofstaat Amors, der den Dichter mit Morpheus, Rhetorique, Orpheus und Musique zusammenführt,
4o
DIE
LYRIK.
die ihm behilflich sein können. Im Park befindet sich auch der Tresor amoureux und der Dichter erhält von Amor Belehrungen, wie er sich der Hüterin des Schatzes gegenüber verhalten soll. Er möge ein Buch verfassen, das Traurigkeit und Mutlosigkeit, die Dangier und sein Gefolge verursachen, vergessen lassen. Der Dichter geht ans Werk und teilt in der ersten Ballade den erwählten Stoff mit, in der zweiten bittet er Amor um Hilfe, in der dritten Ballade erklärt er, daß Amor jeden Liebenden erlaubt habe, seine Dame mit dem Tresor amoureux zu vergleichen. In den folgenden Balladen erzählt der Dichter seinen Debat mit einem Knappen, der zu Amor kommt, um aus der Quelle der Schönheit Trost zu schöpfen. Sie erörtern mit eingehender Begründung ihrer Ansichten die Frage, ob Chevalerie oder Amor der Vorzug zu geben sei. Während der Dichter für Amor ist, stimmt der Knappe für Chevalerie. Die nächste Frage geht über das Thema, ob der Liebende von Raison oder Amor mehr Vorteile habe. Auch hier wird zugunsten Amors entschieden. Nach dieser Unterbrechung setzt die Handlung wieder ein, der Dichter kommt, von Beau Parier geführt, in das Schloß Amors, der hier das fertige Buch überreicht erhält. Aus der Behauptung des Autors, daß es im Reiche Amors mehr unvollkommene Untertanen als vollkommene gebe, entwickelt sich eine lange Wechselrede zwischen Amor, Beau Parier und Coignoissance, in deren Verlaufe der Dichter einschläft. Der Handschlag, der diese Meinungsverschiedenheit versöhnend beendigt, weckt den Schläfer, der das Gesehene zu einem Buch verarbeitet. — Die durch lange Betrachtungen über theoretische Fragen der Minnedoktrin, oft in Form von Debats bedingten Unterbrechungen der Handlung, die Unklarheit der Gedanken, die Unübersichtlichkeit der Ausführung, endlich die schwerfällige Verstechnik sprechen nicht zugunsten der Autorschaft Froissarts. Froissarts lyrische Dichtung steht ganz unter dem Einfluß von Machaut, dem sie auch in Äußerlichkeiten folgt. Er schreibt wie sein Vorgänger kürzere lyrische und größere lehrhafte Gedichte, die sich in formaler Hinsicht aufs engste den von Machaut gepflegten Gattungen anschließen und sie getreulich übernehmen. In seinen Gedichten gestattet er sich manche poetische Freiheit. Zahlreiche Stellen der längeren Gedichte bestehen aus gereimter Prosa, Enjambements ermöglichen reiche Reime. Sein Zehnsilbner hat die moderne Zäsur. Die Strophenform bildet er auch
OTON DE GRANSON.
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neu. Von rhetorischen Figuren erscheinen bei ihm oft die Wiederholung, die Frage, die Selbstberichtigung, die Unterbrechung der Rede, um Erstaunen zu bezeichnen. Nur in einem Punkte weicht er von seinem Lehrer ab, die Rücksichtnahme auf die Musik, welche Machaut noch seinen Versen zugrunde legt, fehlt bei Froissart. Sonst aber ist Froissart ein gelehriger Schüler Machauts. Wie dieser räumt auch er dem Autor einen größeren Anteil an der Handlung seiner Erzählungen ein, er äußert seine Ansichten für und wider die aufgeworfenen Probleme und sucht durch Fülle des Inhaltes, Abwechslung in der Form, geistvolle Gedanken, die nicht selten in Spitzfindigkeiten ausarten, zu fesseln. Er teilt Machauts Vorliebe für zahlreiche exemples aus der Geschichte und Mythologie und verfolgt mit ihnen nicht nur didaktische Zwecke, sondern will auch unterhalten und bestimmte Voraussetzungen seiner Erzählungen damit beweisen. Inhaltlich ist er in seinen Gedanken, soweit sie die höfische Lyrik betreffen, nicht über Machaut hinausgegangen, er steht auf dem Boden der Tradition und sieht seine Aufgabe darin, Gemeinplätze in gefälliger leichtfaßlicher Art, manchmal in etwas preziöser Weise, zur Darstellung zu bringen. Er vermeidet es, starke Akzente anzuschlagen, Gegensätze auf die Spitze zu treiben und wirkliche Konflikte aufzuwerfen. Er zieht es vor, immer kühl und sachlich zu bleiben, die ursprünglich mehr oratorisch wirkende Diskussion der durchweg erdachten Themen verrät auch dort, wo sie scheinbar tiefere Bewegung verdeutlichen will, daß Froissart hier als geschickter Reimer verstandesmäßig, an Vorbildern geschult, den literarischen Tendenzen jener Kreise entgegenkam, von denen er Beifall und Lohn zu erwarten hatte. Er wendet sich deshalb an die coeurs discres et gens (Jonece 40ff.), deren Ästhetik er in seiner Lyrik zum Ausdrucke bringt. Diese Bedachtnahme auf die Anschauung seiner Gönner bekundet auch sein Ritterroman 'Meliador' (s. Epik) der, nicht unbeeinflußt von dem Prosalancelot, eine Erneuerung des Ritterromans versucht. A m deutlichsten aber tritt diese Rücksicht auf den Ideenkreis des Adels in seinen Chroniques hervor (s. später). Unbeeinflußt von der Dichtung Machauts, den er als nachahmendes Vorbild erwähnt, steht der savoyische Graf O t o n de G r a n s o n in seinem wahrscheinlich nur einen Teil einer umfangreichen Sammlung darstellenden Livre, in welchem er, ganz in der Tradition der Troubadour-Lyrik, einer jungen 16jährigen
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DIE
LYRIK.
hochstehenden Herrin huldigt. Er wurde um 1340 geboren, macht sich durch seine Teilnahme an dem Zuge der Engländer gegen L a Rochelle und durch seine daselbst erfolgte Gefangennahme, die ihn nach Spanien führte, bekannt, trat, nachdem er Ehrenritter des Königs von England und Mitglied des von Philipp de Mézières gegründeten Ritterordens de la Passion de Jésus-Christ geworden, in den Dienst des Roten Grafen Amadeus V I I . von Savoyen, nach dessen Tode er unter dem Verdachte, Mitwisser an dem Mordanschlage gegen seinen Herrn gewesen zu sein, fliehen mußte. Er fiel in demZweikampf (1397), der seine Unschuld erweisen sollte. Die erhaltenen siebenunddreißig Dichtungen bestehen aus Complaintes, Rondeaux, Virelais, Balades, Lais, Valentins- und Neitjahrsgedichten. Seine Balladen, gewöhnlich im Kreuzreim und ohne envoi, haben 8- und 10-zeilige Strophen, daneben schreibt er auch solche von 12 und einmal eine von 14 Zeilen. Der Vers ist mit einer Ausnahme ( X X V I ) der Zehnsilbner. Die überlieferten Gedichte bilden dadurch, daß der Verfasser die wichtigsten Ereignisse seines Minnedienstes an sechs Valentinstage knüpft, eine zusammengehörige Gruppe, in der er seiner Dame huldigt (III), die Trennung von derselben beklagt (XVII), seinen erfolglosen Minnedienst erwähnt ( X X V I ) , sich von seiner Dame lossagt ( X X X V I ) und sich einer neuen Herrin zuwendet, die ihm St. Valentin entgegenführt ( X X X V I I ) . Andere Gedichte innerhalb dieser Abteilung klagen über das Verhalten seiner Dame, ergehen sich in Beteuerungen treuen Dienstes, rühmen die Vorzüge und die edlen Eigenschaften seiner jungen Herrin. Die Stimmung seiner Gedichte, in denen er sich im Lob der Dame und in seiner Stellung als dienender Sänger streng an die Tradition hält, ist zeitweilig durch eine gewisse Wärme und stärkeres persönliches Hervortreten charakterisiert. Otons Dichtungen erfreuten sich, wie aus den Zeugnissen A. Chartiers, Christinens, Martins le Franc, Deschamps, ferner aus der Tatsache, daß die Königin Isabella ein heute verlorenes Buch der Balladen Otons besaß, einer ziemlichen Beliebtheit. Dies und die Anspielung des Dichters auf sein Livre ( X X I X ) legen den Schluß nahe, daß die erhaltenen siebenunddreißig Gedichte nur ein Teil dieses reichhaltigeren Buches sein dürften. Die Anschauungen des Adels über das Wesen der höfischen Minne kommen unter Berücksichtigung weiterer, das Geltungsgebiet aller Chevalerie betreffenden Fragen in dem zwischen 1388
L I V R E DES CENT
BALADES.
43
und 1390 verfaßten Livre des Cent Balades zur Diskussion. Es hat J e a n le S e n e s c h a l , Seneschal des Grafen v. Eu, zum Verfasser und Redaktor. Das Gedicht ist ein Debat, der, über die Streitfrage von Loyauté und Fausseté gehend, in epischer Einkleidung schildert, wie der Verfasser, ein junger Bachelier, auf einem Spazierritte von dem alten Ritter Hutin nach dem Grunde seines träumerischen Wesens befragt und in dem sich nun entwickelnden Gespräche, das die ersten 50 Balladen umfaßt, belehrt wird, wie der wahre Ritter Fausseté vermeiden und Loyauté suchen solle. Die zweite Hälfte vertritt in den Ratschlägen einer Dame, die Liebe auf 'mains lieux' zu richten, eine freiere Auffassung, welche vor ein Schiedsgericht gebracht wird, in welchem sich der Graf d'Eu, Bouciquaut und Cresecque für Loyauté entscheiden, diese 'matiere' in einem Buche behandeln (Bai. 99), das sie mit der Aufforderung an alle Amoureux schließen, ihre Meinung über den vorliegenden Fall abzugeben (Bai. 100). Die erhaltenen 13 Antworten nehmen teils für den alten Ritter Hutin Partei, teils schließen sie sich anderer Auffassung an. Die im Gedichte auftretenden Personen haben in der Zeitgeschichte eine Rolle gespielt. Der alte Ritter ist Hutin de Vermeilles, der von Christine als Vertreter wahrer Ritterschaft gerühmt wird. Als Verfasser kommen in Betracht Philipp d'Artois, Bouciquaut, Cresecque und der Seneschal d'Eu. Dieser dürfte, wie aus der Angabe im livre des Faits de Jean Bouciquaut (Ch. V I I I , I. partie ed. Buchon) geschlossen werden kann, als Redactor der Cent Balades zu betrachten sein. Er ist mit Jean de Saint Pierre II, Seneschal d'Eu zu identifizieren, der mit Bouciquaut, Philipp d'Artois und Jean de Cresecque 1388 im Orient weilte und dort im Verein mit seinem Reisegefährten das Gedicht, welches nach ihrer Rückkehr 1389 und vielleicht während des Aufenthaltes Karls VI. in Avignon (31. Oktober bis 6. November 1389) vor die Öffentlichkeit kam, verfaßte. Die 100 Balladen sind derart geordnet, daß je 28 Gedichte zusammengehören und ihrerseits wieder in Gruppen von 4 Balladen vereinigt sind. Jede weitere Gruppe von 28 Gedichten richtet sich im Strophen- und Versbau ihrer Unterabteilungen von je 4 Gedichten nach dem Schema der früheren, ihnen entsprechenden Gruppen. Die Balladenstrophe hat 8, 9, 10, 11, 12 und 13 Verszeilen mit Acht- und Zehnsilbnern, bzw. Sieben- und Dreisilbnern für die ,vers coppez'. Der envoi fehlt in allen Balladen, im Refrain werden manchmal Sprichwörter verwendet.
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DIE
LYRIK.
Von den Dichtem, welche Antworten gaben, entscheiden sich R e n a u d d e T r i e , seigneur de Serifontaine, (I), (gest. 1396), und J e a n , s e i g n e u r d e C h a m b r i l l a c , (II), Teilnehmer der cour amoureuse, für Abwechslung in der Liebe. Anhänger der treuen Liebe sind: der Bruder des Königs L o u i s M o n s e i g n e u r d e T o u r r a i n e , der erklärt, daß der flatterhafte Liebhaber von allen Damen gehaßt wird, (III), L i o n n e t de C o e s m e s , (IV), der den Gedanken vertritt, daß man mehrere Herzen haben müsse, um mehr als eine Frau zu lieben. J a c q u e t d ' O r l é a n s , (V), Mitglied der cour amoureuse im Jahre 1400, der beständige Liebe fordert, C h a r l e s d ' I v r y , (IX), ebenfalls als Teilnehmer der cour amoureuse erwähnt, wollen nur einer dienen, G u i l l a u m e d e T i g n o n v i l l e , (VI), der Freund des Eustache Deschamps, Christinens, Minister der cour amoureuse, will sich an Loiauté halten; G u y V I de l a T r e m o i l l e , (XI), dessen Antwort durch den Vers gegeben wird: 'En ciel un dieu, en terre une deesse'und J e a n d e B u c y , (XII), erklären in einer chanson royale, nur einer dienen zu wollen. Unentschieden äußern sich F r a n ç o i s d ' A u b e r c h i c o u r t , (X), Mitglied der Cour amoureuse und von Christine lobend erwähnt ; J e a n de B e r r y , (VII), der Bruder Karls V., Conservateur der cour amoureuse, der die Streitfrage mit demHinweis entscheidet : ' On peut l'un dire et l'autre doit on faire', R a o u l , b â t a r d de C o u c y , der sich in versteckter Weise über gewisse Äußerlichkeiten des Minnedienstes lustig macht, und J e a n de M a i l l y , (VIII), der findet, daß sowohl treue als auch flatterhafte Liebe Vorteile habe. In England, wo seit 1362 das Englische Gerichtssprache geworden war, pflegtnoch J o h n G o w e r ( i 3 2 5 — 1 4 0 2 ) neben lateinischer und englischer auch französische Dichtung. Die Lyrik ist durch seine B a l l a d e n vertreten, die nach Mirour 27337, wo er von der törichten Poesie der Vergangenheit spricht, in der Jugend verfaßt wurden. Von ihnen sind zwei an Heinrich IV. gerichtet, 50 sind Minnegedichte, von denen sich die ersten 5 an diejenigen amants wenden, deren Liebe zur Ehe führen soll. Die anderen 45, unter denen sich ein Valentinsgedicht, zwei Neujahrsgedichte, zwei Maigedichte befinden, sind im Ausdruck der herkömmlichen Liebeslyrik gehalten. Sie besingen die Schönheit und Vorzüge der Dame (31), die für ihn ein Quell aller Freude und Gnade ist, (9), klagen über die Härte der Herrin (12, 17, 18), sprechen von seiner Liebe, seiner Treue, seinem Dienste, wenden sich gegen die Mesdisantz und versuchen, die einzelnen Motive des Minne-
JOHN
GOWER
—
DESCHAMPS.
45
dienstes durch originelle Wendungen zu variieren, wenn er zum Beispiel die Liebe mit einem Vogel vergleicht, den er nicht einfangen kann, (19). Er zeigt gerne antikes Wissen, führt Vergleiche mit mythologischen und epischen Gestalten, bewegt sich in Antithesen und leitet manchmal seine Gedichte durch Sprichwörter ein. G. ist bestrebt, den Rahmen der gebräuchlichen Vergleiche zu erweitern und eine persönliche Note auch dort anzubringen, wo die Tradition dem Dichter bereits Wort und Ausführung vorschrieb. Der Traitiè pont ensempler les amantz marietz, eine Art Paraphrase eines kurzen (lat.) Textes über Glaubenswahrheiten und Morallehren, gibt Ratschläge und Warnungen, die durch Beispiele aus der Bibel, der antiken und mittelalterlichen Sagenwelt begründet werden. Im Dienste des Pariser Hofes stand der Schüler Machauts E u s t a c h e M o r e l , der sich nach dem ihm gehörigen vor den Toren seiner Vaterstadt Vertus gelegenen Landgut Deschamps nannte. Er wurde um 1346 in Vertus (Dép. Marne) geboren und dürfte aus einer wohlhabenden Familie stammen, da er das langjährige Schul- und Universitätsstudium ohne fremde Hilfe zu Ende führen konnte. Unsicher bleibt die Behauptung des Recueil des arts de seconde rhétorique (ed. Langlois p. 14), derzufolge er ein Neffe Machauts gewesen wäre, den er aber wahrscheinlich als Student in Reims, wo er die Lateinische Schule besucht haben dürfte, kennen lernte. Das Jusstudium führt ihn 1360 nach Orléans, wo er bis 1367 bleibt, ohne aber das Doktorat zu erlangen. Im gleichen Jahre tritt er in den Dienst des königlichen Hauses, das ihn als Boten verwendet, in welcher Eigenschaft er nach Italien kam. 1375 wird er als königlicher Leibwächter (écuyer) erwähnt. In seinen Gedichten spielt er gerne auf diese Zeit an, in der er ein fröhliches, geselliger Vereinigung nicht abholdes Leben führte. Neben seinem königlichen Amte hatte er seit 1372 eine Stellung als Gerichtsbeamter in Diensten Philipps v. Orléans übernommen. Im Frühjahr 1375 ist er in Brügge, wo er dem Grafen von Flandern, Louis de Male, den Voir Dit Machauts überreicht. Nach dem Tode Philipps blieb er in Diensten der Herzogin, außerdem fand er am königlichen Hofe Verwendung, da er huissier d'armes Karls V. wurde. Der Dienst war nicht schwer und ließ Deschamps noch Zeit, sich als Jurist in der Verwaltung zu betätigen. So erscheint er als Gerichtsamtmann der Grafschaft v. Valeis mit dem Sitz in Crépy. Nach dem Tode
DIE
46 Karls V .
wird Deschamps
LYRIK.
von
Karl V I .
als huissier
d'armes
bestätigt, jedoch zugleich stärker zu Dienstleistungen herangezogen als früher.
1381
erhält er als Entschädigung
für sein nieder-
gebranntes H a u s das Schloß Fismes, außerdem wurde er Eigentümer eines Hauses in Paris.
Der A u f s t a n d des Jahres
1382
vertreibt ihn aus der H a u p t s t a d t , er flüchtet nach Vincennes und begleitet von dort den K ö n i g nach Rouen.
1382 und 1383 folgt er
dem König auf seinen Zügen nach Flandern und nimmt 1384
in
Boulogne an den Waffenstillstandsverhandlungen teil. Die Beziehungen des Dichters zu dem König scheinen sehr innige gewesen zu sein, da Deschamps mehrmals nicht unbeträchtliche Geldgeschenke angewiesen erhielt, die allerdings nur zögernd ausgezahlt wurden. Außerdem stand er mit einflußreichen Adeligen in freundschaftlichen Beziehungen.
I m Winter
1384/85 wird Deschamps nach
Ungarn gereist sein, 1385 ist er wieder in Paris und bleibt dann im Gefolge des Königs.
1386 bringt für Deschamps einen neuen
Zug nach Flandern, 1387 erkrankt er an der Pest.
In den letzten
Jahren erlebt er manche Enttäuschungen und pekuniäre Schwierigkeiten, die auch durch die Ernennung zum Gerichtsamtmann v o n Senlis (1389) nicht gemildert werden.
Neben diesem A m t
war
er noch im Dienste des Herzogs Ludwig v. Orléans tätig, in dessen Gefolge er 1391 nach P a v i a k o m m t und der ihm 1393 die Stellung eines maître des eaux et des forêts überträgt. 1397 unternimmt Deschamps seine letzte große Reise nach Deutschland und Böhmen, nach seiner R ü c k k e h r übt er sein A m t als königlicher und Beamter des Herzogs v . Orléans aus. einer
der
Karls V I .
auditeurs
in
der
Richter
1400 erscheint er als
neugegründeten
Cour
amoureuse
Die letzten Jahre seines Lebens sind von K ä m p f e n
um seine Stellung ausgefüllt, die ihn veranlassen, sein A m t rückzulegen.
zu-
Deschamps verbrachte den A b e n d seines Lebens
in ärmlichen Verhältnissen, da ihm die v o m K ö n i g verliehenen Geldentschädigungen nicht ausbezahlt wurden.
Sein Todesjahr
ist unsicher, doch dürfte er spätestens im L a u f e des Jahres 1407 gestorben sein.
Deschamps war verheiratet, er hatte zwei Söhne
und eine Tochter, die v o m Herzog von Orléans 1394 eine Aussteuer von 500 Goldfranken erhält.
Der eine seiner Söhne, Gilles, für
den der Vater in der Bai. 1038 ein Kanonikat v o m Papste erbittet, dürfte jung gestorben sein, der zweite hieß Laurent und
war
Gerichtsbeamter in Senlis. Während Machaut und Froissart die Sammlung ihrer Gedichte
Deschamps.
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überwachten, deren Einordnung veranlaßten und so sichere Formen überlieferten, hat Deschamps diese Vorsorge nicht getroffen, seine Gedichte sind daher ohne thematische Folge vielleicht nur in der Reihung ursprünglich getrennter, zu verschiedenen Zeiten angelegter Sammlungen, die dann zum Teil nach der äußeren Form der Gedichte geordnet wurden, im Ms. 840 f. fr. der Pariser Nationalbibliothek vereinigt. Es sind 1501 Nummern und zwar 1032 Baiaden, 142 Chansons royales, 170 Rondeaux, 84 Virelais, 14 lais, 10 Gedichte in Strophen, 34 Gedichte in rimes plates, 3 Stücke in Prosa, 12 in lateinischer Sprache. Verhältnismäßig wenig aus dieser gegen 82 000 Verse umfassenden Sammlung gehört der Liebeslyrik an, die in ihren Voraussetzungen getreulich wiederholt wird, der Großteil besteht aus Stimmungs- und Gelegenheitsgedichten aller Art. Deschamps zieht Zeitereignisse in den Kreis seiner Darstellung, begleitet sie mit seinen Bemerkungen, äußert Klagen und Vorwürfe gegen Personen und Zustände, schlägt Abhilfe vor, gibt biographische Einzelheiten aus seinem und dem Leben anderer, richtet Bitten und Beschwerden an höher Stehende, teilt freigebig Ratschläge mit, kritisiert Verhältnisse und Geschehnisse, äußert sich über Fragen der Moral, Politik, des gesellschaftlichen Lebens, spricht über Sitten und Unsitten, besonders der höheren Stände, sagt dem Adel und dem König manche bittere Wahrheit, wobei er sich nicht selten der dem Altertum entnommenen Fabel bedient, um den direkten Vorwurf abzuschwächen. Deschamps hat der Lyrik durch diesen vielfachen Inhalt seiner Gedichte erst ihren eigentlichen Wirkungskreis erschlossen, der unmittelbare Ausdruck aller den Dichter bewegenden Stimmungen und Vorfälle zu sein. Daher der Sinn für Wirklichkeit, die scharfe Beobachtung, Wiedergabe und Beurteüung der für ihn in Betracht kommenden Vorfälle und Ereignisse. Aus dieser Einstellung seinem Stoffe gegenüber erklärt sich auch der Ton des Dichters, der je nach seiner Beurteilung satirisch, belehrend, mahnend, vorwurfsvoll und oft aus dem Nachklang persönlicher Zurücksetzung gerade in der letzten Zeit seines Lebens immer schärfer wird. So treten schon in der ersten Abteilung der Baladas de moralitez (Oeuvres I. II, Nr. 1—303), die vielleicht für lokale Puis gedichtet wurden, da die Envois an Prince oder Princes lauten, bestimmte Themengruppen hervor, die in allen folgenden Gedichten immer wieder aufgegriffen und behandelt werden. Bereits hier zeigt sich der
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DIE LYRIK.
scharfe Blick des die Zeitläufte kritisch betrachtenden Dichters, offenbart sich seine Lebensauffassung bei Erörterungen einzelner Fragen, die nicht selten mit einer bisher nicht gewohnten Freimütigkeit besprochen werden. A l l g e m e i n e Betrachtungen ergeben sich aus persönlicher Erfahrung, wenn er Höflichkeit, Dankbarkeit, Friedfertigkeit, Müßigkeit und Fröhlichkeit als Voraussetzungen eines glücklichen Lebens bezeichnet (II. 298), das durch Entendement gewährleistet wird, (I. 76), oder erklärt, man müsse blind und taub sein, um ruhig leben zu können, (I. 83), wozu dann noch ein gewisser Gleichmut in Glück und Unglück kommen solle, (I. 102). Auf die Unbeständigkeit der Welt weist die Aufforderung hin, eitle Vergnügungen zu unterlassen, (I. 108), Gesundheit als das höchste Gut zu betrachten, (I. 163), und dem Glücke nicht zu trauen, (I. 181), überall gelte der Wahlspruch: Fay ce que doiz et aviegne que puet (I. 59). So kommt er dazu, in der Welt nur wenig als beständig anzuerkennen, (I. 60, I. 121). Denn plötzlich Entstandenes ist von kurzem Bestand, (II. 224), alles ändert sich, (II, 218, 209). Wer sich daher nicht um die flüchtigen Güter der Welt kümmert, fürchtet nicht den Tod (II. 282), der Wissen, Reichtum und Macht endet (I. 120). Gegen Wechselfälle sei 'franche volonté' der beste Halt, (II. 286), auch 'cas soudains', (I. 78), gegenüber, die vermieden werden können, wenn man bei allen Dingen das Ende bedenkt (II. 236). Als immer wiederkehrender Grundsatz dieser persönlichsten Äußerungen des Dichters tritt die Anschauung hervor, daß Selbstzufriedenheit, gewährt durch 'suffiance, sens und santé', (II. 187), in bescheidenen Verhältnissen (I. 42), auf goldener Mittelstraße, (I. 82), die für ihn eine vie moyenne ist sans exceder, (I. 106), das Glück des Menschen ausmachen (II. 200, 201, 260, 302, 303 etc.). Er sieht die Unzufriedenheit der Welt darin, daß jeder über seinen Stand hinausstrebt, (II. 268), und fragt sich, warum sich die Leute so abmühen, Reichtum zu erwerben, der Plage und Kummer verursacht, (II. 271). Vergnügungen ermüden, nur das Studium und die Wissenschaft nicht, (II. 270), mit der sich nichts vergleichen läßt. Er warnt, äußerem Schein zu trauen, (II. 257), sich auf Worte und Versprechungen zu verlassen, (II. 203), viel zu reden und wenig zu handeln (II, 233; I. 41). Scherzhaft ist der Rat, die Heirat mit bestimmten Personen zu vermeiden, (II. 279), elegisch die Bemerkung, man müsse mit den Wölfen heulen, (I. 54). Manchmal drückt die Moral einer
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Fabel die Meinung des Dichters über eine Wahrheit aus, (I. 36; II. 251). A u t o b i o g r a p h i s c h e M i t t e i l u n g e n geben Einblick in Einzelheiten seines Berufes oder äußern sich über bestimmte Vorfälle wie über Machauts Voir Dit, den er nach Brügge brachte, (I. 127) oder über den Tod seines Lehrers, (I. 123). E r gibt Bemerkungen über sich und seinen Sohn, (I. 87), über sein Äußeres, (I. 178), das nach diesen Mitteilungen gerade kein einnehmendes gewesen sein mußte, ironisiert seine friedsame Natur mit dem Refrain: Jamais ne quier suir guerre ne ost, (I. 7), bedauert seine Wahrheitsliebe, die ihm manche Feinde schuf, (II, 246; I, 222, 214), wo er sich mit Diogenes vergleicht, klagt über die Zerstörung seines Hauses durch die Engländer, (II. 247), blickt auf die Torheiten seiner Jugend zurück, in der er sich Roland gleich dünkte, (I. 297), und nimmt an der Schwelle des Greisenalters Abschied von seinen Freunden, (I. 128). In melancholischen Gedanken über sein Alter vertritt er die Ansicht, daß man in der Jugend die Zeit ausnützen solle, (II. 280), er bedauert, Gerichtsbeamter geworden zu sein, (I. 142), oder wendet sich gegen die vergeßlichen Entlehner seiner Bücher (I. 24). E r gedenkt seiner vergangenen Dienste, (II. 250), die ihm nur wenig Belohnungen einbrachten, (II. 235), und stellt traurig fest, daß er nur solange Freunde hatte, als er reich war, (I. 160). Zahlreiche Gedichte haben m o r a l i s i e r e n d e n und teilweise s a t i r i s c h e n I n h a l t , in welchem er gegen verschiedene Erscheinungen seiner Zeit Stellung nimmt. Er betont oft den Gegensatz zwischen einst und jetzt, (I. 31), lobt die alte Zeit mit ihren guten Eigenschaften, die heute fehlen, (I, 96; II. 239) und stellt sie im Gegensatz zur Gegenwart (I, 151; II. 239). Er weist auf die Ursachen hin, die seiner Ansicht nach als Gründe des Rückganges anzuführen sind. Habsucht und Begehrlichkeit haben die Welt verdorben, (I. 21; I. 12; I. 151; II. 275; II. 245) In zahlreichen Einzelfällen zeigt er die zerstörenden Wirkungen dieser Begehrlichkeit (I. 12, 21, 151), welche das 'franc vouloir' unterdrückt (II. 275). Er erteilt einem Buckligen das Wort, um die Schlechtigkeit der Welt zu begründen, (I. 97), zeigt, daß sich niemand bessern wolle, (I. 100), weil Foul Plaisir den Leuten die Einsicht nimmt, (I. 92). Er wendet sich in heftigen Ausfällen gegen die Habgierigen, (I. 15), zeigt, wie Habgier in der Vergangenheit Reiche zugrunde gerichtet hat, (I. 10), warnt vor Verrat, (I. 117), und Falschheit, (I. 91, I. 136), personifiziert Grübcr-IIofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit I .
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diese durch Faux Semblant, (I. 33), und klagt über die Bestechlichkeit der Zeit und aller Stände, (I. 29). Orgueil und Envie sind die Feinde der Menschen (I. 6; I. 131, I. 155); sie lassen die Welt im Verein mit Oultrecuidance, (II. 278), nicht zur Ruhe kommen, (II. 205). So kann nur Egoismus herrschen, (I. 77), der allein e i n e Kunst kennt, Arithmeihique, (I. 53), heute die wichtigste Wissenschaft, (II. 300). Er kritisiert das Verhalten der Reichen, (I. 3, II. 226), beklagt das Los des Armen, der keinen Freund mehr hat, da er keine Geschenke machen kann, (II. 220), und über den jeder spottet, (I. 161). Dies führt ihn zu Betrachtungen über die Ungerechtigkeit der Welt, wo Reichtum und Armut ungleich verteilt sind. (I. 125), läßt ihn zur Gottesfurcht mahnen, (I. 111), um Einsicht, Wahrheit und Gerechtigkeit bitten, (I. 101) und fragen, wann die Welt wieder Freude und Gerechtigkeit erleben werde, (II. 188), oder ob sie immer so schlecht bleiben wolle, (II.216). Als Ursache des Declin der Welt findet er außer den früher angeführten Fehlern noch die Sucht, über den eigenen Stand hinauszustreben, (II. 259), und zu großes Selbstbewußtsein (II. 237). Die Betrachtung der Z e i t v e r h ä l t n i s s e nimmt einen weiten Raum ein. Die Kriegsereignisse geben Anlaß zu verschiedenen Bemerkungen. Er klagt über die Gewalttaten der Soldaten und Wegelagerer, (I. 5), über die Unsicherheit der Straßen, (I. 105), entwirft ein trübes Bild der Zeit, aus der Freude, Ehre und andere Tugenden entschwunden sind, (I. 22), findet in allen Ständen Krieg und Streit, (I. 65), zieht wenig tröstliche Schlüsse auf die Zukunft, da er sieht, wie die Leute Getreide aufhäufen, (I. 113), Malebouche, Jalousie und andere böse Eigenschaften herrschen, (I. 44, 45). Die Ursache dieser'tribulación' ist Sünde, (I. 162), während früher loiauté und honneur in Geltung standen (I. 139). So gerate das Land in immer größeres Unglück und verschiedentlich klagt er über den Niedergang Frankreichs. (I, 140, 141, 159). Schließlich verzweifelt er an der Gegenwart, da auch die Zukunft keine Änderung verspricht, (II. 195). Das Unglück des Landes führt ihn dazu, den Fürsten M a h n u n g e n u n d R a t s c h l ä g e zu erteilen, für die er persönliche Erfahrungen verwerten kann. E r fordert sie auf, sich mit guten Dienern zu umgeben, (I. 50; II. 234, 294), warnt vor Schmeichlern, (I. 69; II. 283), vor unredlichen, (II. 244), unwissenden Dienern, (II. 299), vor Habgierigen, (II. 295), welche als Unkraut die nützlichen Pflanzen verdrängen und entfernt werden müssen, (I. 27),
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spricht über die Pflichten und das Verhalten des Königs, (I. 154; II. 231; II. 212), der gerecht herrschen, (I. 23), und sich Gehorsam verschaffen solle, (II. 296), der Selbsterkenntnis üben muß, (II. 217), und raison vor den Willen setzen soll, (II. 294), sich bescheiden, (II. 196), aber treue Dienste belohnen möge, (II. 283), seine Untertanen liebe, (II. 252), und die Wahrheit vertrage (II. 283, 221). Er fordert Belohnung für treue Dienste, die, wie er an dem Beispiel des alten Hundes zeigt, nur selten anerkannt werden, (I. 70), tadelt Fehler der Herrscher und bezeichnet als die ärgsten Kriegslust, Stolz, Falschheit, Habsucht, Bedrückung der Untertanen, Unschlüssigkeit in wichtigen Entscheidungen (I. 64, II. 228). Gerne werden diese Ermahnungen durch Fabeln oder Vergleiche gemildert. So mahnt er, den Weisen nicht wegen seines ärmlichen Kleides zu verachten, (I. 115), dem Äußeren nicht zu sehr zu trauen, (1.116). Er klagt, daß Haupt und Glieder gegen einander arbeiten, weil sie raison nicht beachten (II. 252). Die Fabel von der Katze, der eine Schelle umgehängt werden soll, weist darauf hin, daß guter Rat zwar billig, die Ausführung aber schwer sei, (I. 58). An die Fabel vom Löwen und der Ameise, (I. 158), wird die Mahnung geknüpft, sich nicht für zu stark zu halten, denn auch die Schwachen und Kleinen können schaden. An dem Beispiel des unwissenden Gärtners wird gezeigt, daß der Herr zu Schaden kommt, wenn unwissende Diener zu groß werden. Persönliche Bitterkeit spricht aus den zahlreichen Gedichten, in denen er seine eigenen Erfahrungen und Enttäuschungen im D i e n s t e d e r G r o ß e n Frankreichs kundgibt. Er richtet harte Vorwürfe an die Fürsten und Höflinge und weiß in zahlreichen Einzelbildern seine Anklagen durch Beispiele anschaulich zu machen. Er nennt den Hof eine Porte d'enfer, ein Hostel deFortune, (I. 119), wo alle Laster herrschen und die Narrheit das Regiment führt, (I. 114), den Ort der Lügner, (I. 74), den Käfig, in welchem man schweigen muß, (I. 80), und gibt Ratschläge, wie man sich bei Hof verhalten müsse, um Erfolg zu haben (II. 256). Verstellung und Heuchelei, (II. 301), Schmeichelei, (II. 256), helfen mit, vorwärts zu kommen. Er warnt vor den Enttäuschungen des Hofdienstes, (II. 256), daß derjenige, der sich vom Hofe entfernt, vergessen wird, (I. 30), ergeht sich in trüben Betrachtungen über vergeblich geleistete Dienste und seine Enttäuschungen, (I- 56, 57) und tröstet diejenigen, welche keinen Lohn für ihre Treue erhielten, (II. 238). Er äußert sich freimütig, über die 4*
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Zustände am Hofe und die daselbst herrschenden Intrigen, (I. 80), über die Gelage, welche die Nacht zum Tage machen, (II. 281), über die Verstellung der Höflinge, (II. 301; II. 256), und teilt seine Wahrnehmungen mit, die er am Hofe unter der Gestalt eines Falken, Kranichs und einer Elster gewinnen konnte, (I. 63). So kommt er zum Schlüsse, den Hof zu meiden, (I. 80), und den Rat zu geben, sich einen Zufluchtsort zu sichern, um außerhalb des Hofes leben zu können (I. 179, II. 208). Denn klug ist derjenige, der nicht zu dienen braucht und nicht den Launen des Herrn überlassen ist (I. 137). P o l i t i s c h e E r e i g n i s s e finden ein Echo in der Dichtung Deschamps. Der Krieg gegen England gibt Gelegenheit, gegen die Feinde Frankreichs, (I. 26,180,182, II. 211), und für den französischen König Partei zu nehmen, (I. 67, 62, II. 229, 242). E r beklagt den Tod des Königs, (1.165,166), des Bertrand du Guesclin, (II. 206, 207), erwähnt den Tod des Papstes, (1.164). Allgemeinere Betrachtungen ergeben sich aus der Zeitlage, wenn er z. B. die Voraussetzungen aufzählt, auf denen das Reich beruht, (II. 263), den Rat gibt, im Frühjahre Krieg zu führen, um Rücksicht auf Menschen und Tier zunehmen, (II. 230), oder die Kriegsgreuel schildert, (I. 64), um daran die Mahnung zu knüpfen, keine Kriege aus Ehrgeiz zu führen und die Untertanen nicht zu bedrücken. R e l i g i o n u n d G l a u b e n kommen in einer kleineren Gruppe von Gedichten zur Erörterung. So lobt er Gottes Macht (I. 14), preist die Jungfrau, (I. 134, 135), die Heiligen, welche man verehren soll, (1.123), warnt vor den eitlenFreuden derWelt, (I. 25, 75), gibt Ratschläge, wie man das Paradies erwerben könne, (II. 261), und weist mahnend auf die Notwendigkeit hin, des kommenden Todes eingedenk zu sein, (II. 198). Dieser Gedanke wird in verschiedener Weise variiert, wenn er den Vergleich mit einem Pächter gebraucht, der für seine Güter Rechenschaft ablegen muß, (II. 197), oder das Leben als ein durch lange Seefahrt morsch gewordenes Schiff bezeichnet, (II. 223). Er beklagt den Hang des Menschen, der Sünde zu folgen, (II. 289), und bittet Pite und Oroison, ihm Erkenntnis zu geben, (II. 276). Ernst klingt die Mahnung, den Lehren der Schrift zu folgen (II. 186, 274) und die Aufforderung an die Priester, Milde, Recht und Billigkeit zu beachten, (II. 275). Aus den Zeitverhältnissen wird die Klage der Kirche verständlich, daß niemand mehr für sie Opfer leiden wolle, (II. 243).
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Als F r a u e n - u n d E h e f e i n d zeigt er sich in einigen Gedichten, wenn er behauptet, Liebe unter Z w a n g und Gesetz müsse ersticken, (I. 110), oder wenn er die Nachteile des Ehestandes aus den bösen Eigenschaften der Frau erklärt, (I. 130), das L o b der Freiheit singt und die Frau als mortels ennetnis des Mannes bezeichnet, (II. 271). D a die Frau sich alles aneignet, (II. 213), so kommt er zur Erkenntnis: Saiges n'est pas qiä en tel Service entre (1.130), was er durch den Hinweis auf den hl. Josef, der im Dienste seiner Familie alle Lasten erträgt, veranschaulicht, (I. 150). G e l e g e n h e i t s g e d i c h t e bringen Neujahrsbegrüßungen an einen Fürsten (II. 293), die er seit 20 Jahren zu verfassen pflegte (I. 112), Glückwünsche zu Geburten, Lobpreisungen schöner Paläste (I. 144/61) und von Paris, (169,170, 171), Reims (172), Lobgedichte, wie das an Chaucer, den er mit Sokrates vergleicht, (II. 285). Künsteleien sind eine auf 8 fache und eine auf mehrfache Weise lesbare retrograde Balade, (9, 18), eine ist mit lateinischen Reimwörtern versehen, (I. 156), eine ist eine grammatische, (I. 73), eine andere eine etymologische Spielerei (I. 158). Inhaltlich schließen sich die Lais (II.304—314), welche zuerst bei Deschamps in der Doppelstrophe auftreten, an die in den vorangehenden Gedichten erörterten Themen an. Trotz des kunstvollen Baues und Reimes, der nur in manchen Fällen der Natürlichkeit des Ausdruckes Zwang anlegt, versteht es Deschamps, Schwerfälligkeit zu vermeiden und seine Gedanken in klarer, ungezwungener Rede zu entwickeln. Der Umfang der Lais (238—272 V) erklärt es, daß hier gerne Situationen vorgeführt werden, aus denen sich dann die Diskussion ergibt. Allegorien treten handelnd und redend auf, geben Ratschläge oder weisen auf Übelstände der Zeit hin, um Abhilfe zu schaffen. So klagt der lay de Verite, (II. 304), daß heute die Wahrheit erstorben sei, vor Papst und den Fürsten schweigen müsse, weil sich keiner Unannehmlichkeiten zuziehen wolle. Ähnlich ist der lay du Desert d'Amours, (II. 305), der sich in traurigen Betrachtungen über das entschwundene Liebesparadies und die heute vergessenen Vorschriften der Liebe ergeht. Ganz in den Anschauungen der höfischen Minne ist der Lay amonreux, (II. 306), geschrieben, dessen Allegorien den Grundgedanken ausdrücken sollen: Par l'amoureuse estincelle Se puet ly mondes reformer. Frühlingsfreude im Mai inmitten der Natur und feiner Gesellschaft schildert der Lay de Franchise, (II. 307), welcher dann in das L o b des einfachen,
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von Reichtum und Neid unbeschwerten Schäferlebens von Robin und Marion ausklingt. Der Wunsch nach einer besseren Zeit spricht aus dem Lay de Vaillance, (II. 308), indem das Bild der Gegenwart mit ihrer Zügellosigkeit der Vergangenheit gegenüber gestellt wird. Lehrhaft ist der Ton und der Inhalt des Lay des XII estas du monde, (II. 309), in dem die Pflichten der zwölf Stände erörtert und ihr Verhalten in der Gegenwart kritisiert werden. Am schlechtesten kommt der Ritterstand weg, dem er die Schuld an der traurigen Zeitlage gibt und die Kriegskunst der Alten zur Nachahmung empfiehlt. Gleichen Inhalt hat der Lay de Plour, (II. 3 1 1 ) , der den Niedergang des von Fremden verwüsteten Landes beklagt, auf das Beispiel der Römer verweist und die unheilvolle Herrschaft von Convoitise und Deshonneur beklagt, zum Schluß aber Lehren gibt, wie der Krieg erfolgreich geführt werden könne. Im Lay du Roy, (II. 312), erteilt er dem König Karl VI. Ratschläge über seine Aufgaben und wendet sich im Lay perilleux, (II. 314), mit der Warnung an die Herrscher, sich vor dem Volke, der Frau und den Kindern zu hüten, wofür er Beispiele aus der Geschichte anführt. Als Nachruf für du Guesclin preist der Lay du tresbon Connestable, (II. 312), die Taten des toten Helden in den verschiedenen Provinzen Frankreichs. Klagen über Liebespein und Ratschläge, wie der Mann die Neigung der Frau gewinnen könne, bilden den Inhalt des lay de Departement, (II. 313), während der Double lay de fragilité humaine eine getreue Paraphrase mit Erläuterungen über einige Kapitel des Buches des Papstes Innocenz III. 'De Contemptu mundi' bietet. Mit gleichen Vorlagen beschäftigen sich die 93 chansons royaux (Bd. III. iff. Nr. 315—408) in Zehnsilbnem, an Prince und Princes gerichtet, aus 5 durchgereimten Strophen mit Refrainzeile und Geleit bestehend. Fabeln, Vergleiche, Allegorien, Beispiele aus der Geschichte dienen zur Veranschaulichung seiner Ratschläge, Mahnungen und Klagen, die sich meist aus bestimmten Anlässen ergeben. Er spricht allgemein über die Eitelkeit des Ruhmes, der sich schließlich mit 7 Fuß Erde begnügen müsse {330. 345). vergleicht das heiße Blut der Jugend mit der Nachdenklichkeit des Alters, stellt den freien Willen über alle Einflüsse (372), rühmt Franc Vouloir als Herrn der Welt, über den envie keine Gewalt habe (315) und verteidigt individuelles Urteil (342). Zeitereignisse werden gestreift, wenn er Hirten über den Krieg sprechen läßt und die Meinung wiedergibt, daß erst die
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Eroberung Calais' den dauernden Frieden verbürge, (359), oder an die Könige Frankreichs und Englands die Aufforderung richtet, Frieden zu schließen (394), und gegen den Waffenstillstand Stellung nimmt, der die Feinde stärke, (405). Episodendes Krieges werden in Nr. 346, (Aufstand v. Montpellier und dessen Bestrafung), Nr. 379, (Aufstand der Maillotins 1381), Nr. 389 (Aufstand gegen den Grafen v. Flandern), Nr. 334, 347 (gegen die Flamen), Nr. 362 (Huldigung du Guesclins) erwähnt. Kriegserfahrung spricht aus dem Rat an den Löwen, Kriege rechtzeitig vorzubereiten, (331), aber nach dem Siege milde zu sein, (332). R a t s c h l ä g e m a n n i g f a c h e r A r t ergeben sich aus Beobachtungen und Erfahrungen. So warnt er die Fürsten, das Volk herrschen zu lassen, (384), zeigt an Beispielen aus der Bibel und der Geschichte die Folgen unüberlegter Herrschsucht, (328), ermahnt die Könige, Gerechtigkeit und Milde zu pflegen, seine Lieder zu lesen, (338), als größten Schatz das Wissen zu betrachten, (356). Er erinnert den Adel an seine Pflichten, (349), zu denen auch fleißiges Studium gehöre, (401), seine Zeit an die Tugenden der Römer. (380), deren Aufstieg und Niedergang den Fürsten eine Warnung sein soll, (406). Durchsichtig ist die Allegorie in den Ratschlägen der Tiere an den Löwen, seine Untertanen nicht übermäßig zu scheren, (397), oder zu bedrücken, (318). Dem Feldherrn gibt er Ratschläge, wie er für seine Soldaten sorgen soll, (326), und sich als guter Führer bewähren kann, (353). An alle richtet sich die Warnung, den Stand zu ändern, (377), das Ende bei allen Unternehmungen zu bedenken, die Pflege des 'euer noble' nicht zu vergessen, (376), und mäßig zu leben, was durch die Klage der Glieder gegen Mund und Bauch versinnbildlicht wird (398). Die d r ü c k e n d e n Z e i t V e r h ä l t n i s s e finden ihre Begründung in dem Hinweis auf den Niedergang von Moral, Sitte und Gerechtigkeit (325, 329, 370, 374, 390, 396), von Wahrheit, (395), Religion, (381), und kirchlicher Würde, (369), durch Zurücksetzung tüchtiger Beamter, (40S), durch die allgemeine Überhebung, welche geringschätzig auf früher Geleistetes herabblickt, (343. 373. 378)- So kommt er zum Vergleich der Gegenwart und Vergangenheit, (375), deren Helden sich in die heutigen Verhältnisse nicht mehr hineinfinden könnten (403), da gegenwärtig nur mehr Narren herrschen, (399), deren 'default d'avis' alles gefährde, (383). Die Sehnsucht nach Frieden kommt zum Aus-
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druck, (344), und veranlaßt ihn zu dem Wunsche, daß Kriege zwischen Völkern gleichen Glaubens vermieden werden (360). E r beklagt die Leiden des Krieges, (327, 357, 386), die schwierige Lage Frankreichs, (387), die Untätigkeit des Königs und geißelt das Verhalten der großen Herren dem Volke gegenüber durch den Refrain : Sa de l'argent (341). Andere Mahnungen des Dichters richten sich gegen die Schädlinge der Zeit, wenn er die Auswüchse der Mode verspottet, (404), die Habgier in dem Hinweis auf die Vergänglichkeit irdischer Güter warnt, (318,336), die Beständigkeit Gottes dem Wechsel auf der Welt entgegenstellt, (320), das Hasten der Menschen als unnütz erklärt (321), vanité und die Vergänglichkeit des Ruhmes beklagt, (330, 368, 399), zur Wahrheitsliebe auffordert, (348, 355, 364) die Verstocktheit des Pharao seiner Zeit als abschreckendes Beispiel vorhält, (382, 371), und ernst auf das kommende Weltende hinweist, (365, 371, 400). Die kleine Gruppe r e l i g i ö s e r Gedichte erörtert Eigenschaften Gottes, (361, 407), den Wert der Fastenzeit, (352), enthält Gebete, (363, 354), und allegorische Deutungen (335, 351, 367). G e l e g e n h e i t s g e d i c h t e sind unter andern der Preis des Mai, (316), die Verkündigung eines Turnieres, (357), die Klage von Mardi Gras über das Kommen von Aschermittwoch, (350), die Warnung vor einer zweiten Ehe, (340). Die 135 Balades amoureuses (III. 209) Nr. 409—547, z. T. mit Anrufung des Prince im Envoi sind, ohne die herkömmlichen Motive zu erweitern, im Rahmen der üblichen Huldigungen, Klagen, Bitten, Hoffnungen, Beteuerungen gehalten. Am stärksten ist die Gruppe der Gedichte, in denen er das L o b d e r H e r r i n verkündet, deren Schönheit, edle Eigenschaften, Vorzüge hervorhebt, Vergleiche mit Edelsteinen Blumen und Heldinnen der Vorzeit zugunsten seiner Dame entscheidet (462, 482, 469, 546, 463, 453, 512 usw.) aber auch derben Ausdruck nicht scheut, (504). Die Rolle des höfischen Amant kehrt in Liebesgeständnissen, (530, 527), den Beteuerungen t r e u e n D i e n s t e s wieder, (479, 409, 496, 422, 538, 519) in den Klagen über v e r g e b l i c h e M i n n e , (414, 416, 510, 490), die nach zu hohem Ziele strebe, (543), i n B i t t e n u n d W ü n s c h e n verschiedenen Inhaltes, vor allem um Gnade, Liebe, Milde, (433, 434, 448, 457, 480, 500, 541/42, 532), in A n k l a g e n g e g e n d i e H ä r t e seiner Dame, (461, 526) in Äußerungen über die Beschwerden der Liebe, (533, 425, 464), auch von Frauen geäußert, (477), i n d e n A u s f ä l l e n g e g e n die Ohren-
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bläser, Faulx Rapport, Male Bouche, (465, 529, 513, 471, 534, 492, 420). D i e T r e n n u n g von der Herrin gibt Gelegenheit zu elegischen Betrachtungen bei der Abreise, beim Abschied, in der Fremde, veranlaßt Warnungen und Botschaften aus der Ferne, Beteuerungen steter Treue und Erwartung freudigen Wiedersehens oder Befürchtungen getäuschter Hoffnungen (410, 411, 424, 438, 439, 443, 467, 472, 473, 515). Einzelne Motive geben Anlaß zu kurzer Stellungnahme. So lobt er das 'doulx penser', (499), die Beständigkeit in der Liebe, (478), deren Wesen er durch Antithesen erklärt, (497), und die den Menschen über die Tiere erhebt, (509). Er klagt über den Verfall des Minnedienstes, (491), fragt, in Anlehnung an das Jeu parti, ob es besser sei, eine junge schöne Dame oder eine in mittleren Jahren stehende zu heiraten, (536), äußert sich über physische und psychische Eigenschaften eines Freundes, bringt seiner Dame Neujahrswünsche dar, (412, 437), läßt aber auch genießende Liebe zu zynischem Geständnisse kommen, (426, 442, 528). Gelegenheitsgedichte stehen außerhalb der durch die Überschrift bezeichneten Gruppe, es sind Turnierankündigungen, (444, 501), Beschreibungen von Schlössern, (454, 483), moralische Betrachtungen, (427, 428, 455, 484, 489,495,458, 470), Schmeicheleien an Frauen einer Stadt, (456, 472, 452, 524). Das launigen Betrachtungen gewidmete (5.) Buch (Nr. 548 —763) der Rondeaux (138) und Virelais (78) (Bd. IV, 1) scheidet die beiden Liederarten strenger erst nach den ersten fünfzig Nummern; dasRondeau, meist mit dreizeiligem Refrain, ist acht-, gewöhnlich dreizehn- und bis achtzehnzeilig. In den ein- bis sechsstrophigen, gewöhnlich dreistrophigen Virelais, mit ein bis sechs- zumeist fünfzeiligen, (729 siebenzeiligem Refrain), ein bis zweireimigem Refrain (725 dreireimig) an der Spitze, werden die zwei Reime des Refrain in allen Strophen festgehalten, die daher manches erzwungene und inhaltsleere Reimwort bieten. Sie bringen inhaltlich nichts Neues und wiederholen Themen der vorangehenden Bücher. Neben dem Großteil der in das Stoffgebiet der galanten Lyrik fallenden Gedichte, welche die Voraussetzungen der höfischen Minnedichtung variieren, stehen Gelegenheitsgedichte über verschiedene Anlässe, die, wie der Abschied von Brüssel, (552), die Aufzählung der Nachteile von Brie, (587), die Erinnerungen an den Aufenthalt in Calais, (596), Paris, (669), die Vorwürfe über
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den pet seines Zimmergenossen, (578, 585), über das Verhalten seiner Tischgenossen, (579, 580), über seine schwache Gesundheit, (638), seine längst fälligen Bezüge, (618, 648, 649) die Nachteile des Dienstes, (736), ein Ausfluß seiner übellaunigen Stimmung sind oder sich in allgemeinen Erörterungen ergehen, wenn er Gesundheit über Reichtum stellt und vor Unmäßigkeit warnt (557, 566, 575), Betrachtungen moralischen oder belehrenden Inhaltes über verschiedene Fragen anstellt, (562, 572, 612, 656, 663, 674 u. m.). Bitten an den König oder an Freunde, (647, 679), Ratschläge an die Soldaten in der Normandie, (710), die Reflexionen der jungen Nonne über das Klosterleben, (751, 752), die Einladung zur Feier seines 50. Geburtstages, (657), die Bemerkung über den Undank von seiten seiner Familie, (637), die Klagen über verlorene Liebe, (550), seine traurige Stimmung, (649), zeigen deutlich, wie Deschamps oft unbedeutende Anlässe zum Anlaß seiner Dichtungen zu machen versteht. Schärfer tritt der Ton persönlicher Bitterkeit in dem dritten B a l l a d e n b u c h (6. Abt. Bd. 4—7) 592 Nummern (764—1355) hervor. Sie gehören alle der späteren Zeit des Dichters an und dies erklärt die oft feindselige Stellungnahme des Autors gegen die hier behandelten Themen, in welchen die ungleich herbere Beurteilung von Personen, Ständen, Verhältnissen, die eindringlicheren Mahnungen an die Zeit den unzufriedenen, ob der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen enttäuschten Deschamps zum scharfsehenden Zensor aller in seinen Blickkreis kommenden Dinge machen. Daher ist auch die Zahl der Gedichte persönlichen und autobiographischen Inhaltes ungleich größer, sie enthalten Bitten an hochstehende Gönner um kleine Geschenke oder Zuwendungen, (IV. 788, 801, 816, 820, V. 866, 875, 890, 891, 9°3. 9°5. 919, 1038, VI. 1168, 1206), geben Kunde über die Ernennung zum Bailli von Senlis, (V. 918), über die Beschwerden seines Amtes, (V. 952, 1036), klagen über die Kürzung seines Gehaltes, (IV. 797), seine Geldverlegenheiten, (V. 902, VII. 1349), über den Verlust seines Landhauses, (V. 835, 836, 845), einer Handschrift, (V. 984), erörtern die Beschwerden des Alters in derber Weise, (V. 865, 901, 965, VI, 1105, VII. 1266), lassen seine furchtsame, aber bequeme Natur, (VII, 1287/88), oder seine melancholische Veranlagung erkennen, (IV. 813), und verwerten verschiedene Erinnerungen, Stimmungen oder Situationen als Vorlage für seine Gedichte. So spricht er über seine Reisen in
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Flandern, (IV. 780, 812, V. 876), in Italien, (V. 1037, 1309), Deutschland, (VII. 1302/05), Ungarn, (VII. 1309), Böhmen, (VII. 1325/27), den Aufenthalt in Prag, (VII. 1321/23), erwähnt die Hochzeit seiner Tochter, (VI. 1149/51) und spottet über sein Mißgeschick, überall ungelegen zu kommen, (V. 889), oder an Achtung zu verlieren, (V. 921). Persönliche Lebensauffassung tritt, wie schon früher, in dem Lob eines ruhigen, mittelmäßigen Lebens, der 'estaz moyens', (V. 973, 1023), fern von dem Getriebe der großen Welt als zufriedener, unabhängiger Mann, hervor, (V. 1081, 1082, 1099, VI. 1201, 1258). Die Kritik der Z e i t v e r h ä l t n i s s e kommt in den verschiedensten Änderungen zum Ausdruck. Er weist hin auf Frankreichs traurige Lage, (V. 980), beklagt den Verfall der guten Sitten im allgemeinen oder im einzelnen, (V. 898, 988, 1005, 1007, 1009, 1011, 1055, VI. 1167), lobt die Vergangenheit, (V. 933, 997, 998), bezeichnet orgueil als Hauptfehler seiner Zeit, (V. 1058, VI. 1163, 1212), in der Falschheit (amour de Renart), Gewalt, Lüge und Laster herrschen, (V. 858, 1019, 1066, VI. 1250, 1153), das Streben nach Geld oder persönlichem Vorteil alles bestimmt, (V.995, VI. 1196), in der sich Diener und Staatsbeamte auf fremde Kosten bereichern (V. 1079) und 'Arimetique' als einzige Wissenschaft anerkannt wird, (V.937, 938, 979). Er verurteilt das Schisma, (V. 948, 985, VI. 1260, 1261), tadelt die Vergnügungssucht in ihrem Übermaß von Tanz und Flötenspiel, (V. 923), den Modeauswüchsen der Frauenkleidung, (VI. 1209), mahnt im Rufe: 'Restraingnons!' alle Stände zur Bescheidenheit, (V. 940), und geißelt in verschiedenen Beispielen die allgemeine Verwilderung der Sitten und Anschauungen, (V. 860, 861, 1062, V. 1239, VI. 1135, 1x36 etc.). Eigene Erfahrungen kommen in den Gedichten zur Sprache, in denen er sich gegen die am Hofe herrschenden Zustände wendet, (V. 1092, 1027, I 0 9 I ) . die Habsucht, Begehrlichkeit, Verschwendung und Verstellung in oft kräftigen Worten brandmarkt, (V. 943, 954, 968, 971, 1018, 1030, 1103), oder ironische Bemerkungen an Erschautes, (V. 844), und Selbsterlebtes anknüpft, (V. 1033, 1070, VI. 1106, VII. 1296). Daraus ergeben sich die Ratschläge und Mahnungen, die gegen diese Übelstände Stellung nehmen und Abhilfe schaffen wollen, sich gegen die Menterie und ihre Folgen wenden, (V. 1078, 1086), gegen Neid (VI. 1114), Habsucht (V. 944, 945), Unmäßigkeit, (VI. 1121), gegen die Schmeichler, (VI. 1172, 1178), zur Be-
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scheidenheit, (V. 994), zur Wahrheit, (V. 953) mahnen, an die Unbeständigkeit der Dinge erinnern, (V. 1077, 1088, 1090), das Würfel- und Kegelspiel tadeln, (IV. 783, V . 1061). Den Reichen wird ihre Pflicht vorgehalten, nach Ehre zu streben, (IV. 824), die Notwendigkeit des Lernens, auch für die Könige, (V. 1001), mit der Aufforderung betont, 'ancre, cire, pappier, parchemin' zu ehren (V. 864). Zahlreiche Mahnungen richten sich an Fürsten und Herrscher und wollen deren Verhalten bei verschiedenen Anlässen durch Rat oder Tadel beeinflussen, (V. 956, 959, 967, 991, VI. 1112, 1113, 1126, 1146, 1194, 1238, 1249). Religiöser Gehalt macht sich geltend in den Gedichten, welche vor dem bösen Ende, (IV. 789), warnen, auf den durch die Herrschaft des Bösen bedingten Untergang der Welt hinweisen und das Erscheinen des Antichrist in Aussicht stellen (V. 982, 986, 1072, 1073, 1075, VI. 1138, 1164). In den verschiedenen Gelegenheitsgedichten macht sich der gleiche Ton scharfer und kritischer Beurteilung bemerkbar. Er spottet über einen *grant doneur de bons jours', (IV. 776), glossiert eine Verordnung über eine Haartracht, (IV. 811), die verschiedenen Arten zu lachen, (V. 843), die Vorliebe für Floskeln (V. 1024), spricht über den Wert der Zeit, (VI. 1122), fordert zu schnellem Genuß auf, (IV. 18x5), läßt Erde und Meer in wechselseitigen Vorwürfen einander gegenüber treten, (VI. 1144), gibt Ratschläge über das Verhalten bei Seuchen, (VI. 1162, VII. 1290, 1291), wendet sich gegen die Bettlerplage, (VI. 1229, 1232, 1259, V I I . 1299, 1300), gegen die Kumulierung der Ämter, (VII. 1315), erörtert die Unannehmlichkeiten des Gastgebers, (VII. 1318), die Beschwerden der Fastenzeit, (VI. 1198), und scheut auch Zweideutigkeit oder derbe Zoten nicht, (V. 1024, 1067, V. 9267, VI. 1226/28). Der Zeit folgend wendet er sich gegen Frauen und Ehe, (V. 929, 976, 977, V I I . 1346), belegt seine Behauptungen aus der Geschichte, (IV. 831, V . 888) und läßt Frauen und Männer über heikle Themen zu Worte kommen, (V. 853, 892, V I . 1232). In der Abteilung der v e r m i s c h t e n G e d i c h t e (Band V I I . 141—199, Nr. 1356—61) sind drei geistliche Gedichte, ein dialogischer Schwank, ein dramatischer Dit, und ein kurzer ProsaTraktat vereinigt, die Demonstracions contre sortileges, welche, gegen Aberglauben und Wahrsagerei gerichtet, die Könige und Fürsten in einer Reihe von Beispielen vor allen Künsten warnen, welche der Erforschung der Zukunft dienen. Ein längerer dictie
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handelt über Christus und die Jungfrau (140 Achtsilbner), ein Double lay (12 Strophen) über die Geburt des Herrn und ihre Bedeutung für die Menschheit, eine Complainte (10 Strophen) aus dem Jahre 1399 über den Tod einer Nonne, deren Name im Acrostichon Marguerite de S. Dizier lautet. Humoristisch sind die 2 anderen Stücke, von denen die Farce des Advokaten Tmbert in Dialogform abgefaßt ist und eigentlich als Schwank bezeichnet werden kann (628 V. 2 silb. Reim, Achtsilbner). Das Stück handelt über die Streitfrage, ob der Kläger Aussichten hat, einen Dieb bestrafen zu lassen, der eine Mandel aus seinem Garten genommen hat. Die sich daraus entwickelnde Diskussion führt zu einem Würfelspiel, in welchem der Advokat verliert und schließlich die Sache aufgibt. Deschamps verspottet in dieser Farce, die zu den Monologen gerechnet werden kann, in denen wie in den lateinischen Mimen durch Stimmwechsel beim Vortrag der Dialog markiert wurde, die Uberhebung, Geldgier und Wortklauberei der Advokaten seiner Zeit. Der Dit des IV. Offices de l'ostel du Roy (486 Achtsilbner), der sich selbst als Debat für 4 Darsteller bezeichnet, handelt über die Aufgaben, welche Weinschank, Bäckerei, Kochkunst und Saucenbereitung für die klaglose Abhaltung der königlichen Tafel übernommen haben. Die einzelnen Ämter beanspruchen in lebhafter Wechselrede jedes den Vorrang für sich, zählen ihre Obliegenheiten auf und geraten nicht selten hart aneinander. Der Streit wird vom Maitre d'ostel, der den Debat gehört hat, geschlichtet, indem er zwar die Wichtigkeit der einzelnen Ämter anerkennt, jedoch erklärt, daß sie einander alle brauchen, was sie schließlich versöhnt. Die folgenden 32 Stücke des v i e r t e n Balladenbuches (8. Abt. Bd. V I I , 252, Nr. 1362—94, mit einigen Rondeaux) wiederholen die bereits bekannten Themen des Dichters, der auch hier wieder Reflexionen und Ratschläge über jene Fragen äußert, die ihm vertraut sind. Er warnt vor äußerem Schein, (1362), sich bei Geschäften betrügen zu lassen, empfiehlt planmäßige Vorbereitung, das Gegenteil von dem zu machen, was die übrigen tun, um glücklich zu sein, (1386), und zeigt den Undank der Welt an dem Schicksal des vom Bauern vernachlässigten alten Hauses, (1391). Er warnt vor Advokaten, Ärzten, Hufschmieden, (1392), empfiehlt, Medizinen nicht zu nehmen, (1393), und stellt Rhetorik und klassische Bildung als erstrebenswert hin, (1367). Der religiöse Standpunkt kommt in ernsten Gedanken über die göttliche
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Gerechtigkeit, (1365), in Warnungen vor dem Ende, (1387), in Klagen über das Schisma, (1388), zur Geltung, die Zeitkritik findet ihren Ausdruck, wenn er über die Verschlechterung der Finanzen, (1368), über das Schwinden von Gerechtigkeit und die Herrschaft von Habgier, (1371), oder über die Bestechlichkeit weltlicher und geistlicher Höfe klagt, (1370—1373). Gelegenheitsgedichte sind das Lob der guten alten Zeit, (1381), der Vergleich der Schärfe des sauren Weines mit schneidenden und spitzen Instrumenten, (1374), und Bitten an den König und an den Herzog Louis von Orleans. Neue Themen bringt die 9. Gruppe (Nr. 1395—1405, Bd. V I I . 253ff.) mit 2 Prosastücken, dem Art de dictier ou de fere chansons vom 25. November und einer Prosacomplainte in lat. Sprache, mit franz. Übersetzung derselben für den Herzog v. Burgund, vom 13. April 1393, (dem Tage des Friedensschlusses zwischen England und Frankreich), über die Feindschaft zwischen beiden Ländern und über den schlimmen Zustand der Kirche nebst den acht Seligkeiten nach Matthäus. Der Dit du gieu des dez (Nr. 1395, 376 Achtsilbn.) richtet sich gegen die Spielleidenschaften des Adels im Kreise der Herzoge von Burgund, Berry, Bourbon, des Herrn von Doucy u. a. m., schildert anschaulich das Verhalten der Spieler bei Gewinn und Verlust, ihre Leidenschaftsausbrüche in Worten, Flüchen und Handlungen, rät zu mäßigem Einsatz und schließt mit lehrhaften Betrachtungen. DieChartredesFumeux, (Nr. 1398, v. 8. Dez. 1368) wird für eine Narrengesellschaft, der Deschamps angehört haben dürfte, geschrieben sein. (28 Zehnsilbner und 226 Achtsilbner). Jean Fumée, der Vorstand der Fumeux, d. s. die Originale in Benehmen, Kleidung, die Launischen und Eigensinnigen, die in keinem Stand fehlen und die hier scherzhaft beschrieben sind, beruft seine Untertanen zu einem Konzil im Februar des kommenden Jahres, also für die Zeit der Narrenfeste, ein. Als Satire auf das Gerichtsverfahren dürfte wahrscheinlich der von Fismes erlassene Aufruf Commission d'un chien (90 Achtsilbner), zu betrachten sein, welcher die Bestrafung eines Hundes verfügt, der in einer Dienstagnacht, während eines starken Sturmes, in seinen Keller eindrang und daselbst groben Unfug verübte. Die Chartre des Bons enfans de Vertus vom August 1372, (262 Achtsilb.), gibt Zechern der Stadt Verhaltungsmaßregeln, nach denen sie den Morgen mit einem Trunk des besten und teuersten Weines begrüßen, den T a g ebenso beschließen
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sollen. Eingehende Belehrungen regeln ihr Verhalten in der Schenke, beim Spiel, im Umgang mit Marketenderinnen und warnen vor Ärzten. In die gleiche Gesellschaft von Zechbrüdern führt die Sentence donnee contre aucuns de Vitry (116 Achtsilb.), in der Deschamps gleichfalls als 'emperers des fumeux' einen Streit schlichtet, der in einer Schenke ausgebrochen war. Auch hier schließt der Zank durch ein festliches Gelage. Erinnerungen an persönliche Erlebnisse enthalten die Commission des loups d'Epargnay vom 4. November 1370, in der er seine Leute gegen Wölfe aufbietet, welche in seinen enclos eingefallen sind, der Lettre d'octroy, (126 Achtsilb.), vom Jahre 1385, ein Mietsvertrag für sein Haus, seinen Stall und Garten in Paris mit genauer Aufzählung aller in Betracht kommenden Punkte, Verbote und Verpflichtungen seitens des Pächters, der sich insbesondere verpflichten muß, die Nachtruhe des Besitzers nicht zu stören. Der Dit de ceuls qui contreuvent nouvellees bourdes (416 Achtsilb.) wendet sich gegen alle, welche Neuigkeiten und Nachrichten verbreiten, lügen und sich verstellen können. U m diese Leute beisammen zu haben, schreibt er ein Parlament in Epernay aus, wo über die Kunst, schöne Erzählungen zu erfinden, während dreier Tage verhandelt werden soll. Diese Versammlung soll dann in verschiedenen Städten abgehalten werden. Eine Ballade wiederholt den gleichen Vorschlag in kürzerer Form unter Beobachtung des Amtsstils. Ähnlichen humoristischen Ton zeigen die 16 Briefe der nächsten (10.) Abteilung (VIII. 1 — 7 3 , Nr. 1406—1421). Sie sind in Achtsilbnern abgefaßt und erörtern oft in burlesker Weise Vorfälle oder Voraussetzungen aus seinem Bekanntenkreise. E r wendet sich (Nr. 1406 vom 24. X I I . 1398) gegen die Vorrechte gewisser Kleriker, Geschenke in Form von Lebensmitteln entgegenzunehmen. Als Warnung vor den bösen Folgen der Heirat schreibt er Nr. 1407 an einen armen clerc, dem er die Unannehmlichkeiten der Ehe, die bösen Eigenschaften der Frau aufzählt und den Rat gibt, diesen Schritt ungeschehen zu machen. Ironisch lautet die Frage in Nr. 1408 an einen jungen, von der Gicht gequälten Ehemann, woher denn seine Krankheit komme. E r gibt dann Ratschläge für seine Heilung. Nr. 1409, unterwegs auf den Knien geschrieben, beklagt die Erkrankung des Herzogs Philipp v. Orleans, warnt ihn vor Wein, wünscht Besserung und empfiehlt den Schreiber. Die gleiche Warnung vor dem Wein
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wiederholt sich Nr. 1410 einem Verwandten gegenüber. Nr. 1411 ist ein scherzhaftes Testament, während einer Krankheit verfaßt, Nr. 1412 ein Brief an den Grafen v. Valoys von dem kranken Pierre de Navarre, wo unter anderen Mitteilungen das Fieber als Frau allegorisiert wird, welche ungesehen in der Nacht kommt und ihn quält. Zum Hochzeitstage des Herrn Guillaume de Meleun ist Nr. 1413 verfaßt, (1390), wo zwei Freunde die Vor- und Nachteile des Ehestandes aufzählen und sich in Glückwünschen oder Warnungen an den Bräutigam wenden. Nr. 1414 enthält in Briefform den Bericht an drei Nonnen über eine durch böse Streiche gestörte Nacht eines Ehepaares, 1415 mahnt an ein versprochenes Geschenk, in 1416 übersendet er einer Nonne, die er zu lieben vorgibt, ein Virelai und ein Schriftstück über Machault. Nr. 1417 richtet sich gegen die Advokaten, Nr. 1418 klagt über die 'durs vins' und andere unangenehme Eigenschaften der Gegend von Brie, in Nr. 1419 lädt er sich zu einem fetten Diner ein; Nr. 1420 ist ein Klagebrief über seine Krankheit, die am schnellsten durch ein Faß guten Weines aus Beaune geheilt werden könnte. Nr. 1421 ist ein Begleitschreiben zu einem Korb von Trinkgläsern und Bechern, die er nach Paris schickt. Das letzte (5.) B a l l a d e n b u c h (VIII. 1—73) enthält in den Nrs. 1422—93 'Balades moralisees' verschiedensten Inhaltes, darunter manche Obszönitäten, und ist vom Schreiber der Hs. aus Deschamps' Papieren zusammengestellt. Nur einige wenige Stücke heben sich von den von Deschamps immer wieder aufgegriffenen Themen ab. Nr. 1441 spricht nach dem Briefe des heiligen Bernhard über die Führung des Hauses und gibt Ratschläge über das Verhalten dem Gesinde und Freunden des Hauses gegenüber. 1431 wendet sich gegen die schlechte Auslegung eines Sprichwortes, in die Nöte der Studenten gibt 1432 Einblick, den Standpunkt des Vaters seinem Sohne gegenüber läßt 1480 erkennen. Eine Erinnerung an die Quatre offices de l'ostel scheint 1437 in der Aufzählung der Ämter des königlichen Haushaltes zu sein. Die Pflichten der einzelnen Stände setzt 1454 auseinander, kurz und bestimmt erklärt er 1428/29, 'Or, argent sont cause de mal.' Über die Kunst, zur rechten Zeit zu schweigen, spricht er in Nr. 1476, die Unmöglichkeit, es allen recht zu tun, weist er an dem Beispiel des Junggesellen und des Verheirateten nach (1484, 85). Die Bigotterie der Heiligenverehrung ver-
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anlaßt den Rat, keine Bilder und Statuen mehr aufzustellen, (1489). Eine Spitzbubenszene für 2 Masken oder par personnages stellt die Chanson royal Nr. 1477 dar, Monolog für 2 Stimmen ist die Klage mit Antwort Nr. 1447, in eiligem Dialog wird in Nr. 1478 eine Verführungsszene, in Nr. 1488 ein Bericht aus Paris dargeboten. Noch drei größere Dichtungen in Achtsilbnern nebst einem Rondeau folgen in der Handschrift. Der traictiè de Geta et d'Amphitrion mis de laiin en franfois bearbeitet den lat. Versschwank des Vitalis Blesensis und behält in der Darstellung der Liebesgeschichte von Zeus und Alkmene den Wechsel von Dialog und Erzählung des Originales bei, das an manchen Stellen breiter ausgeführt wurde, da die kurze und knappe Darstellung der lateinischen Distichen in den achtsilbigen Kurzversen Umschreibungen erforderlich machte. Die Dienerrollen geben Gelegenheit zu komischen Szenen und Exkursen. Als allegorische Deutung der weisen Regierung Karls V. und seines Nachfolgers Karls V I . ist der Traictiè du mauvais gouvemement de ce royaume aufzufassen, der ein im lai 1189 behandeltes Thema: 'fiction de l'aigle' wiederholt. Unter dem Bilde des von dem starken und gerechten Löwen beherrschten Tierstaates, in dem Ordnung und Frieden herrschen, entwickelt er seine Ideen über das Gemeinwesen, den Herrscher, die Stände und deren wechselseitiges Verhältnis zu einander. Bisweilen tritt die Allegorie hinter den theoretischen Erörterungen ganz zurück, wenn Deschamps an konkreten Fällen bestimmte Vorschläge macht. Der Gegensatz des früheren glücklichen Zustandes der Welt mit der durch alle Laster, besonders convoitise verderbten Gegenwart erklärt «las harte Urteil der Götter gegen den Tierstaat, den sie der Vernichtung weihen. Mars soll das Zerstörungswerk beginnen, er sendet die Krähe, den Fuchs und andere Tiere aus, um Zwietracht und Streit zu erregen. Bei der Schilderung, wie Renart seine Aufgabe erfüllt, bricht das Gedicht ab, das dem Dichter nach dem Vorbild des Rosenromanes an zahlreichen Stellen Gelegenheit zu gelehrten Exkursen enzyklopädischen Inhaltes, besonders aus dem Gebiete der Naturwissenschaft, gibt und für welche die Bibel nebst klassischen Autoren als Belege zitiert wurden. Der Enseignement pour continuer sante en corps d'omme (1496, 226 Neunsilbner) gibt Gesundheitsregeln, wahrscheinlich nach einer lat. Vorlage, über Getränke, Speisen aller Art, betont Grüber-Hefer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I.
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die Vorteile von Bewegung und Sport, bespricht die für die einzelnen Jahreszeiten zutreffende Art der Kleidung und schreibt Verhaltungsmaßregeln für verschiedene Krankheiten vor. Unvollständig geblieben ist auch der um 1 3 8 1 begonnene Miroir de Mariage (Nr. 1498) mit 12.103 Achtsilbnern die größte Dichtung Deschamps (Bd. IX). Während die zahlreichen Gedichte, in denen sich Deschamps zum gleichen Thema der Ehe, bzw. Frauen äußerte, nur allgemein die Anschauung der Zeit über diese Frage wiedergaben, geht er hier in methodischer Weise daran, die Vorund Nachteile dieses Schrittes in systematischer Darstellung zu erörtern. E r wählt sich hierfür die Allegorie und stellt sich selbst als Franc Vouloir in den Mittelpunkt der Diskussionen, welche Desir, Faintise, Servitude und Folie, die ihn verheiraten wollen, mit ihm über die Ehe führen. Da er zu keinem Ergebnis kommt, wendet er sich in einem Brief an Repertoire de Science, um dessen Ansichten über die Ehe zu hören. (V. 1128). Die Antwort von Repertoire erörtert nun zunächst die Nachteile der Ehe, weist auf die Kosten hin, die dem Gatten schon bei der Hochzeit erwachsen, warnt vor den unersättlichen Wünschen der Frau, deren Charäkter dem Mann bis zur Hochzeit unbekannt bleibe, zählt die ennuys auf, welche schöne und häßliche Frauen verursachen, bespricht die Sorgen, welche die Kinder den Eltern in der Jugend und später verursachen, und führt dabei die Nachteile von Chevalerie und Bachelerie in langer Reihe an (1128-2105). So ratet er, aufTheophrastes gestützt, zu einem frauenlosen Leben und weist auf das Beispiel des Cicero hin, der seine Frau verstieß und erklärte, ein Mann könne einer Frau und der Wissenschaft zugleich nicht dienen. Die Vorwürfe gegen die Sinnlichkeit der Frau, ihre Verstellungskunst, welche zu verschiedenen, oft verwerflichen Mitteln greift, um alle Wünsche durchzusetzen, veranlassen D., bekannte Beispiele in die oft trockene Aufzählung einzuflechten (Matrone v. Ephesus V 3955). Nach einem längeren Exkurs über die Fehler der öffentlichen Verwaltung (4545 ff.) und einer strengen Kritik der Geistlichkeit (sigöff.) setzt Repertoire seine Aufzählung fort und fordert schließlich Franc Vouloir auf, die'Nopcesespirituelles' zu erstreben, die der 'mariage temporel' überlegen seien, (7280 ff.) da der Name auch durch Pflege der sieben freien Künste und anderer Tugenden weiter lebend erhalten werden könne. Diese Ausführungen schließen mit dem Rate von Repertoire, ein kontemplatives Leben zu führen. Als nun
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Desir, Faintise, Servitude, Folie kommen, um den Entschluß Fr. V. zu erfahren (8411), übergibt ihnen dieser den Brief, der dann Gegenstand einer neuen Diskussion wird, in der die bisher vorgebrachten Argumente entkräftet werden sollen. Folie verteidigt die Ehe und weist auf ihre Vorteile hin, (8875 ff.), entwirft das Bild des Mannes, der durch sein Verhalten die Frau kränkt, und unternimmt deren Ehrenrettung durch den Hinweis auf die vielen heiligen Frauen. Desir will dann beweisen, daß Fr. V. besser durch 'vrai mariage' jene hohen Güter erringen könne, welche er nach dem Rate von Repertoire in der geistigen Ehe suchen solle (9891 ff.). Auch Servitude und Faintise sind gleicher Ansicht. In der weiteren Erörterung wendet sich Fr. V. dann gegen Folie, der die Schuld an den Fehlern der Vergangenheit gegeben wird, (11 049ff.), was Gelegenheit bietet, ein Bild der Lage Frankreichs zu entwerfen, und die Zeitereignisse bis zu den Verhandlungen über die Auslösung des Königs Johann zu führen, (12 103). Die Mitteilung, daß der Autor über seinem Buche gestorben sei, schließt den Miroir. — Die Argumentation verwertet klassische Autoren, Cicero, Juvenal, Justin, Herodot, Plato, Lysias, Virgil, Seneca, Livius, Cato, Catull, des Aristoteles Ethik und Politik, die Bibel, die Frau wird im Sinne der Kirche, mit allen bösen Eigenschaften behaftet, gezeichnet. Beispiele, aus verschiedenen Quellen geschöpft und durch Beobachtungen aus dem Leben ergänzt, veranschaulichen Frauenart und führen Situationen zur Veranschaulichung einzelner Thesen vor. Infolge dieser Fehler des weiblichen Charakters beschließt daher Franc Vouloir, unverheiratet zubleiben, und kann diesen Entschluß durch den Hinweis auf die Vorteile eines Freundschaftsbundes mit einer amie (2937/38), die Unbeständigkeit der Frau, ihre Lasterhaftigkeit und den daraus entspringenden Verwicklungen in der Ehe rechtfertigen. Als sicherstes Mittel, den Lockungen der Ehe zu entgehen, bezeichnet er das Studium und die Beschäftigung mit der Wissenschaft, die alle hervorragende Tüchtigkeit unsterblich mache. Die Diskussion ergeht sich in den weitläufigsten Erörterungen aller Probleme, welche das Interesse der Zeit erweckten, und gibt in den zahlreichen Szenen Einblick in die sozialen Verhältnisse der einzelnen Stände. Heiklere Fragen kommen zur Erörterung, wenn er z. B. die Rolle der Feste und öffentlichen Plätze für die Liebe bespricht (4026).
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Der in Prosa gehaltene Art de dictier (vom 25. Nov. 1392), für einen unbekannten Auftraggeber verfaßt, ist die älteste Unterweisung dieser Art. E r spricht in der Einleitung über die sieben freien Künste, die das Trivium und das Quadrivium ausmachen, von denen die erste Grammaire ist, da sie das Studium der anderen durch die Buchstaben ermögliche; Logik, Redekunst, Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik werden erklärt, letztere in zwei Arten, künstliche (Gesang) und natürliche (Rede, Poesie) geschieden. Er beginnt dann seinen Lehrgang mit der Erklärung der Vokale und Konsonanten, deren Rolle im Verse, bespricht hierauf die einzelnen lyrischen Gattungen, Balade, virelai, rondeau, lai. Offen bleibt die Frage, wie weit er bereits geschriebenen Vorlagen, vielleicht Vorschriften der Puis, folgen konnte. Das von Deschamps ausdrücklich erwähnte Werk über die R e g i e r u n g K a r l s V . (V. 229/30) ist heute endgültig verloren. Es begann mit dem Jahre 1364 und schloß 1396. Der erste Teil enthielt die Geschichte Karls V., der zweite die Karls des V I . Deschamps kann als Lyriker in modernem Sinne des Wortes bezeichnet werden, da er alle Vorfälle des täglichen Lebens, die eigenen Stimmungen und Ansichten in seinen Dichtungen zum Ausdruck bringt. Er gibt nicht nur biographische Mitteüungen über sich selbst, entwirft ein Bild seines Äußern, macht den Leser mit verschiedenen Umständen und Voraussetzungen bekannt, in denen er selbst eine Rolle spielt, er wendet sich auch als scharfer Beobachter einer an Ubelständen reichen Zeit gegen Erscheinungen, die seinem nüchternen, praktischen Sinn, seinem Rechtsempfinden, das Religion, klassische Studien und eigene Erfahrung bestimmen, widerstreben. Hier steht er mit der moralisierenden Tendenz seiner Kritik, die aber auch wirtschaftliche und soziale Forderungen erhebt, noch im Banne des Mittelalters, wenn er sich in Satiren, Mahnungen, Belehrungen oder Vorwürfen an die verschiedenen Stände wendet, sich in Angelegenheiten der weltlichen und kirchlichen Politik einmischt, zu Fragen der Moral, Erziehung, des gesellschaftlichen Lebens Stellung nimmt, immer aber die lehrhafte, reflektierende Absicht in den Vordergrund rückt. Aus dem Geiste des Mittelalters erklärt sich ferner Deschamps' Stellung zur Wissenschaft, bzw. dem klassischen Altertum. Trotz der regen Beschäftigung mit der lat. Literatur, die gerade zu seiner Zeit neue Autoren in den Gesichtskreis der Gebildeten brachte, sieht er den Nutzen der klassischen Studien nur darin, Lehren
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und Beispiele, geeignete Sentenzen und moralische Betrachtungen aus ihnen zu ziehen. In diesem Sinne zitiert er jene klassischen Schriftsteller, die jeder Rhetoriker gelesen haben soll. Es sind dies Priscian, Sokrates, Catull, Valerius Maximus, Tulle, den er von Cicero scheidet, Livius, Ovid, diesen aber nur aus dem Ovid moralisé genommen, Seneca, Plinius, Juvenal, Virgil, Justin, Lukian, Polykrates. Diese Wertschätzung des Altertums bedingt auch die häufige Verwendung der griechisch-römischen Mythologie und deren Übertragung in die christliche Welt seiner Dichtungen. Gerne betont er den Wert des Wissens und weißt auf die Schuld hin, die seine Zeit der Antike abzutragen hat. Daneben kennt er die bedeutendsten Schriftsteller des Mittelalters (Petrus Comestor, Johannes v. Salisbury, Petrus v. Blois) und die zeitgenössische französische Literatur (Rosenroman, Volks- und gelehrte Epik, Lyriker wie Guillaume de Machaut, Philippe de Vitry; den Roman de Renart, Renart le contrefait). Deschamps' Dichtung ist weniger durch hohen Flug der Gedanken als durch die Beurteilung praktischer, materieller Gesichtspunkte zu den von ihm behandelten Fragen bestimmt. Der raisonnierende Geist des unzufriedenen Bürgertums findet in Deschamps dort seinen beredtesten Ausdruck, wo er sich an konkrete Vorlagen halten kann. Da hat er starke Worte und versteht es, in kurzer, treffender Weise Sprache und Gedanken in Einklang zu bringen oder Szenen mit realem Gehalt und packender Anschaulichkeit zu füllen. An Machaut gemessen fehlt es Deschamps an innerer Wärme und der Leichtigkeit, an und für sich belanglose Dinge oder in Tradition festgelegte Motive in ungezwungener, persönlicher Darstellung dem Leser näher zu bringen. Machault will über dem Alltag bleiben, Deschamps dagegen greift nie über die Wirklichkeit hinaus, folgt ihr mit kalter Beobachtung aller realer Vorlagen oder Forderungen, die wie in der Liebeslyrik, trotz aller formaler Meisterschaft, nur in Äußerlichkeiten als gestellte Themen erschöpft werden. Innerhalb dieser Beschränkung aber zeigt er sich als Meister in der Beherrschung der Sprache, die mit seltener Schärfe den richtigen Ausdruck zu treffen weiß, Diskussionen abstrakten Inhaltes ebenso anschaulich zu führen als reale Szenen bildhaft wiederzugeben versteht. Der Lyriker Deschamps vermeidet es langatmig zu werden, er kleidet seine Gedanken in möglichst knappe Form, welche nicht selten Worte des Alltags verwertet. Trotz einer
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gewissen Gleichförmigkeit seiner Ideen, die sich infolge seiner Einstellung in Wiederholungen bewegen, wirkt seine Dichtung heute noch modern in dem Sinne, daß sie ein Sprachrohr aller Empfindungen ist, welche dem Dichter aus den Anregungen einer an Stoffen reichen Zeit erflossen sind. Deschamps bevorzugt die Balade, die mit 1017 Nr. in seiner Gedichtsammlung vertreten ist. Nach der im Art de dictier gegebenen Erklärung ist sie eine dreistrophige chanson mit gleicher Verszahl, gleichem Reim und einem Refrain am Schlüsse einer jeden Strophe aus 1 oder 2 Versen. Fakultativ ist der envoi, der Machault noch fehlt und gewöhnlich 2 Reime der vorangehenden 3 Strophen wiederholt. Die Strophe ist dreiteilig in der Weise, daß, wie in der achtzeiligen Strophe vom Schema abab bc bc zwei parallele Teile dem dritten Teil, der als Abgesang erscheint, gegenüberstehen. Dieser kann dann in größeren Baiaden umfangreicher ausgeführt werden. Die Strophe besteht gewöhnlich aus 8 oder 10, seltener aus 7 , 9 , 1 1 , 1 2 , 1 3 oder 15 Versen. Diese sind in der Strophe alle gleich lang, nur in den Zehnsilbnerbaladen hat die 5. oder 6. Verszeile sieben Silben und heißt dann 'vers coppé', der mit der nächsten Zeile reimt. Deschamps empfiehlt den Wechsel von männlichen und weiblichen Reimen. Die Baiaden teilt er nach den Reimen in zwei Gruppen, in 'balades léonnines', solche mit reichem Reim, und 'balades sonantes', ohne reichen Reim. Retrograde ist eine Balade, wenn die letzte Silbe eines Wortes am Versende als selbständiges Wort den folgenden Vers eröffnet. Die Balade heißt sotte chanson, sotte balade, wenn sie den Leser belustigen will. Die Chanson royale (13g Nr.) ist eine Balade von 5 Strophen mit envoi an den Prince, oft formelhaft oder wirklich an Fürsten gerichtet. Sie weist verschiedene Rhythmen und verschieden lange Strophen auf. Auch der envoi kann je nach der Länge der Strophen, wechseln. Das Rondeau (171 Nr.) wird im Art de dictier nicht erwähnt. E s besteht aus drei zweireimigen Strophen, von denen die erste 2 — 5 Verszeilen hat, die zweite besteht aus 1 — 3 Versen mit dem ersten oder den zwei ersten Versen der ersten Strophe als Refrain. Die dritte Strophe hat die gleiche Verszahl wie die erste, welche ganz als Refrain wiederholt wird. Der Vers besteht aus Sieben-, Acht-, Zehnsilbnern. Das Virelai (84 Nr.) wird von Deschamps chanson baladée
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genannt. Es verwendet den Sieben-, Acht- oder Zehnsilbner und zeigt in der gewöhnlichen Form drei zweireimige Strophen. Die erste Strophe, gewöhnlich aus 4 — 7 Versen bestehend, fungiert als Refrain und wird nach der dritten, die ihrerseits wieder der ersten gleich ist, wiederholt. Die zweite Strophe hat 4 oder 6 Verse und zerfällt in zwei gleich gebaute Teile. In anderen Virelais kann sich die zweite und dritte Strophe mit dem Refrain zweioder dreimal wiederholen. Der Lai besteht aus 24 Strophen, von denen je zwei als Doppelstrophe mit gleicher Verszahl, gleichen Reimen und gleichem Rhythmus zusammengehören. Die in einer Doppelstrophe verwendeten Reime dürfen sich nicht mehr wiederholen, nur die letzte Doppelstrophe muß dieselben Reime und dieselbe Verszahl haben wie die erste.
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GELEHRTE DICHTUNG IN V E R S E N .
GELEHRTE DICHTUNG IN VERSEN Vertreter der wissenschaftlichen Literatur sind meistens Geistliche und Juristen, welche in ihren Schriften moralisch-didaktische oder satirische Zwecke verfolgen. Dementsprechend sind es entweder Übersetzungen aus den lateinischen Schriftstellern des Altertums, welche den Lesern zur Belehrung vorgehalten werden, oder Bearbeitungen entsprechender Abschnitte aus der lateinischen belehrenden Literatur des Mittelalters. Die didaktischen Werke suchen verschiedene Fragen oder Gebiete des geistigen und gesellschaftlichen Lebens zu erörtern und hierfür Ratschläge zu erteilen. Hier macht sich in den Versdichtungen die Allegorie breit, meistens sind es Traumdichtungen, welche im Anschluß an den Rosenroman bestimmte Begriffe personifizieren, um sie als Lehrer oder Berater einzuführen. Selten erhebt sich in diesen Dichtungen der Verfasser zu persönlicher Stellungnahme, es sind erbauliche, im christlichen Sinne gehaltene Vorschriften, welche durch die allegorischen Personen erteilt werden. Der Dichter tritt hinter seine Figuren zurück, er fungiert gewöhnlich nur als Redaktor. Persönlicher sind erst die Prosaschriften, hier kann der Autor, als Übersetzer oder selbständiger Erfinder, manchen eigenen Gedanken entwickeln, auf ferner liegende Gebiete übergreifen und so in seinen Gedanken Zeit und Personen hervortreten lassen. Moralist und Satiriker ist der Parlamentsprokurator J e h a n L e f e v r e , geb. um 1328 zu Ressons-sur-le Mas (Oise), der unter Karl dem Weisen als Übersetzer mehrfach hervortrat. Er bearbeitet die Disticha Catonis in Zehnsilbnern (g. 700, aab), wobei er das lateinische Distichon durch die Vierzeile wiedergibt. In einigen Hss. (älteste von 1402) wird sein Familiennamen in umschriebener Form als Laboureur angegeben. Eine zweite Bearbeitung aus der Feder Lefevres ist die Wiedergabe der Ecloga Theoduli, in der die christliche Lehren zwischen Wahrheit,Lüge und Vernunft erörtert werden, durch die zehnsilbige Vierzeile, (g. 700; aabb), Inc. Oumois de juing que le soleil est haut. Weit verbreitet war die kommentierende Übersetzung der pseudoovidischen, seit dem 15. Jahrhundert Richard von Fournival beigelegten Vetula, unter dem Titel: De la vieille, (5988 Achtsilb.).
JEHAN
LEFEVRE.
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E s ist das alle Gegensätze vereinigende Bild der Kupplerin. Außer der Charakteristik, die das Mädchen, die Frau, Witwe und Kupplerin, welche den jungen Ovid um seine Geliebte bebetrügt und später als Witwe noch die Seine wird, zeichnen, gibt Lefevre Belehrungen über Spiele (Schach), Jagd, Fischfang und am Ende astrologische und philosophische Betrachtungen, ein Prosaprolog erörtert den Wert von Übersetzungen und spricht über den Dichter Ovid. Auf lat. Vorlage beruht vermutlich auch der 1376 geschriebene Respit de la Mort (g. 3750 Achtsilb.) von den Stimmungen beim Nahen des Todes, Reflexionen über menschliche Schwachheit und Wandelbarkeit des menschlichen Wollens, über Geduld, Reue, Versuchung, Reichtum, Ehe, Gelehrsamkeit und dergleichen, wobei Lefevre du, coq a l'asne gekommen zu sein fürchtet. Eine Epistre sur les miseres de la vie (Achtsilb.) in Hs. Bibl. nat. 19 137 ist nur eine schlechte Abschrift des Respit de la Mort. Lefevres umfangreichstes Werk ist der livre de Lamentations de mariage et de bigamie (9844 Achtsilb.), eine Bearbeitung der lat. Dichtung Matheolus, der schärfsten Feindseligkeit und Vorwürfe gegen die Frau im Mittelalter. Lefevre kürzt den lat. Text, wo er zu breit wird, besonders im vierten Teile, fügt aus eigenem Wissen einiges erläuternd hinzu (z. B. über Galatee im 2. Buch) und übersetzt sinngemäß und leichtverständlich, wobei er nicht selten resümierende Wiedergabe oder eigene Wahrnehmungen gibt. Als Widerruf des Matheolus ist der Livre de leesse oder Rebours de Matheolus (g. 2800 Achtsilb.) zu betrachten, in dem er sich bei den Frauen wegen seiner Schmähungen entschuldigt, die Anklagen des Matheolus in langen Ausführungen widerlegt, andere Schlüsse aus den für die Frauen ungünstigen geschichtlichen Beispielen zieht und so, allerdings wohl gegen seinen Willen, die Verteidigung der Frau einleitet, die später mit größerem Erfolg von Christine de Pisan geführt werden sollte. Die langen Widerlegungen und textlichen Anführungen lassen den Juristen erkennen. Eine Danse Macabre, die ihm nach einer Äußerung im Respit de la Mort zugeschrieben werden darf, ist verloren ; sie nimmt die bildlichen Darstellungen vom Todestanz zum Vorbild und überträgt vielleicht deren lat. Verse. Lefevre ist ein gewandter Reimer, der in den Règles de la seconde rhétorique lobend erwähnt wird, aber noch ganz im mittelalterlichen Denken befangen bleibt.
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GELEHRTE DICHTUNG IN V E R S E N .
Ernstere Fragen beschäftigten in der Zeit Karls VI. den Prior von Salon (Provence) H o n o r e B o n e t , Doktor der Rechte in Avignon, den der vom Vizegrafen Raymond von Turenne (seit 1395) geschürte Aufruhr aus seiner Heimat verdrängte und der in Paris seine Dichtung Apparition de Jehan de Meung und das etwas ältere Prosawerk Arbres de batailles schrieb, um dessentwillen ihn Christine de Pisan (Livre des faits d'armes) rühmt und Hugo Grotius (gest. 1645) zu den Vorläufern der Lehre vom Kriegs- und Völkerrecht rechnen konnte. Für die Jahre 1382 und 1386 sind seine Beziehungen zu Karls V. Bruder Louis von Anjou (1356—84), und zu dessen Frau bezeugt; in den Zeiten des großen Schismas (seit 1378), in dem er auf der Seite des Papstes Clemens V. stand, war er mit staatmännischen Sendungen betraut; er starb 1405. Ernst ist der Ton seiner Apparition maistre Jehan de Meun (g. 1550 Achtsilbner mit Prosastücken) vom Jahre 1398, worin er Traumgestalten in Jehans de Meun Pariser Garten, die sich auf Jehans Geheiß in oft absichtlich dunkler Weise über die Lage von Staat und Kirche äußern, die Verantwortung für seine Kritik von Verhältnissen und Personen überläßt, wenn er das Gehörte über Jehans Auftrag in Versen niederschreibt. Die Traumgestalten sind ein Arzt, der die Charlatanerie unwürdiger Kollegen enthüllt, die sich vermessen, von Gott gesandte Krankheiten, wie den Irrsinn Karls VI., heilen zu wollen, ein Jude, der die Zurückrufung der aus Paris verbannten Glaubensgenossen erhofft, die weniger betrogen haben als die christlichen Wucherer, und ein weitgereister Sarazene, der nach Frankreich gekommen war, um hier die Einrichtungen zu studieren. Er stellt die Verderbtheit des geistlichen Standes im Abendland, den allgemeinen Unfrieden unter den Christen, ihre Üppigkeit und Verweichlichung, die Bosheit und Schlechtigkeit, die er bei so vielen berühmten Franzosen wahrnimmt, der schlichten Einfalt seines glücklichen Volkes gegenüber. Ein Jakobiner führt alles Unheil und die Aufhebung der Lehrberechtigung seines Ordens auf das Schisma zurück und leitet alle Nöte der Menschheit aus den kirchlichen Spaltungen her, wobei er seine Auffassung durch die Fabel vom Dattelbaum und der Kürbispflanze verdeutlicht, die an dem Stamm, der langsam edle Frucht zeitigt, sich emporrankt und schnell vergängliche Früchte hervorbringt. Das Buch ist nicht nur eine Anklageschrift, es gibt auch auf Grund eigener
HONORÉ
BOXET
—
J E A N LE
PETIT.
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Erfahrungen des Autors Vorschläge, wie den hier aufgedeckten Mißständen im Staate und in der Kirche abzuhelfen wäre. Der Dichter steht auf der Seite der Unterdrückten und Schwachen, besonders der Bauern und Bürger, die er gegen die Übergriffe der Adeligen in Schutz nimmt, und gibt in seinen Ausfällen oft einen Einblick in die Zeitverhältnisse. Bonets Reime sind, da der Autor Südfranzose war, nicht immer korrekt. Eine wichtige Rolle in der Untersuchung gegen den Mörder Louis' von Orléans (gest. 1407) spielte der um 1360 in der Diözese Rouen geborene Theolog und Jurist J e a n le P e t i t . Ihn hatte sich Johann v. Burgund an Stelle des berühmten Rektors der Pariser Universität Gerson zum Berater gewählt, nachdem Jean durch seine Erörterungen über das Schisma (1405) Aufsehen erregt hatte. Als Anwalt des Herzogs, der des Mordes an Louis von Orléans bezichtigt wurde, konnte Jean seine gepriesene Redekunst in der wirksamen Verteidigungsrede für Johann (1408), freilich nur unter gewagter sophistischer Argumentierung, zur Geltung bringen. (Vergi. Bibl. Ec. Chartes 72, 19 11, S. 57) Mit reichen Einkünften dafür von Jehan belohnt, starb er 1411ZU Hesdin (Pas-de-Cal). Französisch schrieb er nur für die Fürsten, denen er Weisungen gab, und für Laien, die er belehren oder die er in den Stand setzen wollte, zu den religiösen Streitigkeiten der Zeit Stellung zu nehmen. In drei Gedichten im Legendenstil, zu Ehren Martels von Basqueville (Seine inf.) im Auftrag der Witwe eines seiner Nachkommen, des Marschalls Wilhelm VI. von Basqueville, 1388—89 geschrieben, machte er die normannische Lokallegende von Martel unter den Titeln Livre du champ d'or (3052 Achtsilb.), Livre du miracle de Basqueville (2394 Aclitsilb.) in zwölfzeil. Str.) und Vie de S. Leonard (702 Achtsilb.) näher bekannt, erweitert aber den Bericht durch zahlreiche Znsätze lehrhaften und moralisierenden Inhaltes aus klassischen und theologischen Autoren, so daß die Erzählung oft zurücktritt. In einem Gefilde, das den Schild der Martels mit drei Hämmern darstellt, disputiert er im Traum zuerst mit seinem gehaßten Gegner Johann von Monzon und erblickt dann die Bedeutung der drei Hämmer (Prudence, Honneur, Hardiesse) und die Anwendung, die große Männer, auch des Altertums, von ihnen machten, jedoch auch, daß sie, die mit allen Helden der Vergangenheit, darunter die Martels, vermählt gewesen wären, in ein anderes Land ziehen wollten, nachdem sie zum Adel Frank-
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GELEHRTE DICHTUNG IN V E R S E N .
reichs das Vertrauen verloren hätten; sie werden jedoch durch den Zuspruch des Dichters zurückgehalten, worauf sie ihm unter zeitkritischen Winken eine Erziehungslehre für den künftigen Regenten entwickeln. Das Mir acte (mit Prosaprolog) berichtet kurz über Martels Gefangennahme im hl. Lande und seine Verurteilung durch den Sultan, um diesem dann durch Martel die christlichen Glaubensartikel mit Benutzung von Jehan Chapuis Sept articles de la foi, auseinandersetzen und ihm Portraits der Apostel vorführen zu lassen. Nach seiner Rückkehr in die Heimat gründet Martel die Leonardkapelle, an die sich im letzten Teil der Dichtung eine viel breitere Erzählung von Leben und Wundern des hl. Leonard nach der lat. Vita, um jüngere Beweise seiner Heiligkeit vermehrt, anschließt, als im ersten Teile schon geboten worden war. In die Jahre 1388 und 1392 gehören die zwei anderen Lehrgedichte, die die Hs. der Legendendichtung Jeans noch mitteilt, eine Disfntoison des pastourelles (1856 Achtsilb. a b a b . . ) eine Verteidigung der Lehre von der Immaculata conceptio gegen den spanischen Dominikaner J o h a n n v o n M o n z o n , der 1387 in Paris wegen der von ihm an der Universität verbreiteten Ansicht von Marias Befleckung verurteilt wurde. Neun jungfräuliche Hirtinnen, die die Theologie, Autorität, Vernunft usw. bedeuten, stellen sich am Tage der Conceptio Mariae neun alten Schäferinnen, d. s. Ketzerei, Streitsucht usw. entgegen, um die ketzerischen Argumente zurückzuweisen, die sie Monzon an die Hand gegeben hatten. Jeans jüngstes Gedicht, eine Complainte de l'eglise, ebenfalls in gekreuzten Reimen, (322 Achtsilb.), beklagt die Kirche, um die sich die drei Parteien während des Schismas stritten, die Anhänger des Papstes Clemens' V I I . und Urbans, die sie jeder als ihre Braut betrachten, und deren Widersacher, die die Kirche für verwitwet ansehen. Jean ist ein geschickter Reimer, aber nur Nachahmer, der seine Kenntnisse in den Dienst erbaulicher Belehrung stellt. Seine Sprache hat provinzielle Züge und ringt nicht selten mit der Schwierigkeit leicht faßlicher Darstellung. Fragen aus dem Gebiete der Herolds- und Jagdkunst werden in Lehrgedichten behandelt, die für den König Johann, für Karl V. und andere geschrieben wurden. Der Conseillier du roi und Porteoriflamme de France, der tapfere messire G e o f f r o i d e C h a r n y (Yonne), Herr v. Eierre-Perthuis (das.), von dessen Kriegstaten Froissart erzählt, der 1337 Heerführer war und 1356 für den
G e o f f r o i d e C h a r n y — G a c e DE LA B u i g n e .
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bedrängten König Johann in der Schlacht von Poitiers den Todesstreich empfing, hinterläßt außer belehrenden Prosaschriften (s. später) ein in zahlreichen Hss. erhaltenes Livre (1800 V., Privilegstrophe) worin er dem jungen Ritter Belehrungen über Standestugenden und Vorschriften für seine kommende kriegerische Betätigung anläßlich verschiedener Einzelfälle, wie sie das Kriegsleben bringt, erteilt. Ohne den Stoff sorgfältig zu gliedern oder Reimschwierigkeiten gewachsen zu sein, gewährt er unter Mitteilung wichtiger geschichtlicher Tatsachen Einblick in eigene Gedanken und Stimmungen der Zeit. G a c e d e l a B u i g n e (Calvados), Kaplan Philipps VI., Johanns, dessen Gefangenschaft er teilte, und Karls V., verfaßt für Karl einen Jagdtraktat, Deduiz de la chasse (Achtsilb.), der in Form eines Debat zwischen Falkenjagd und Hundejagd, den Vorzug der beiden Jagdarten vor König Johann feststellen will, wobei er mit dem Streit der Tugenden und Laster beginnt, sich in Einzelheiten bei Bartholomäus Anglicus und in der Form im L i v r e du roi M o d u s et de l a r e i n e R a c i o Rat holt. Der Bericht ist gemessen und sachlich, durch die Allegorie manchmal unklar und weitläufig. H a r d o y n , s e i g n e u r de F o n t a i n n e s - G u e r i n (Maine-et-L.) benützt für seinen 1394 verfaßten Livre du tresor de venerie (1948 Achtsilb.), der mit Bezug auf Bilder für einen ungenannten Gönner geschrieben wurde, den älteren Dit La chace dou cerf und die nach 1387 verfaßte, Phüipp dem Kühnen von Burgund gewidmete Prosaschrift Livre de la chasce des G r a f e n G a s t o n P h e b u s v. F o i x und H e r r n v. B e a r n (gest. 1391). Er macht mit den ihm von seinem Lehrer Guillaume du Pont mitgeteilten angevinischen Jagdsignalen, mit der Hirschjagd und der für sie notwendigen Abrichtung der Hunde, mit der Ausweidung des Hirschen in trockener Aufzählung u. a. bekannt. In hohem Greisenalter wendet sich G i l l i o n le M u i s i t (Aegidius Mucidus) geb. 1272, gest. 1352 als Abt von S. Marin zu Tournai, der Dichtung zu, für welche ihm neben dem Rosenroman P h i l i p p e de V i t r y und G u i l l a u m e de M a c h a u t als Vorbilder gelten. Sein 1350 in vierzeiligen Alexandrinerstrophen (aaaa) abgefaßter Estat et Maintien gibt, nachdem eine in Prosa und Alexandrinern gehaltene Einleitung zunächst über die Verhältnisse im Kloster des Verfassers berichtet und sich über den Zweck des für 'estudiants' geschriebenen Buches äußert, eingehende Mitteilungen über die Pflichten und Lebensregeln der geistlichen und weltlichen Stände,
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G E L E H R T E D I C H T U N G IN
VERSEN.
zählt bei den ersteren die Vorschriften und A u f g a b e n der verschiedenen Orden und Würdenträger in ihrer Rangabstufung auf, geht dann zu den einzelnen Vertretern des Laienstandes (Fürsten, Edelleute,Kaufleute) über, denen teils in allgemeinen Erörterungen, die oft von lateinischen Sprüchen an der Spitze der Abschnitte ausgehen, teils für bestimmte Fälle Weisungen oder Ratschläge erteilt werden. In zwei langen Dialogen, die der als A b t auftretende Verfasser mit Damen und Männern führt, nimmt er die Frauen gegen die ihnen gemachten Vorwürfe in Schutz und gibt den Männern Ratschläge zur Friedfertigkeit. Mit Betrachtungen über die zwei Stände der Geistlichen und Laien, ferner über die Weltlage schließt der Dichter sein an Beobachtungen und Mitteilungen reiches, auch durch lebhafte Darstellungen fesselndes Buch. In der Complainte des compagnons (153 Str.) verwahrt er sich dagegen, Frauen gegenüber geizig oder hart gewesen zu sein, die Lamentations (g. 2200 Achtsilb.) aus dem Jahre 1350 ergehen sich in Betrachtungen, daß sein auch im E s t a t und der C o m p l a i n t e erwähntes Augenleiden eine Buße für seine Sünden sei, was den Anlaß zu strenger Selbstprüfung bietet, während die Meditations (g. 700 Achtsilb.) sich über seine dichterische Tätigkeit und die Dichter seiner Zeit äußern. Ein G e b e t a n d i e J u n g f r a u (18 Str. aaaa Alex.), G e b e t e über das Pestjahr 1349, e ' n L o b g e d i c h t auf die Bischöfe von Tournai, sowie eine Abtliste für S. Martin von Tournai ergänzen das Bild dichterischer Tätigkeit, zu der noch zwei lateinische Chroniken kommen, in die er französische Gedichte aufgenommen hat. Gillions Stil ist flüssig, durch Dialektik und Lektüre auch französischer Schriftsteller geschult (Reclus de Molliens, Collart Haubiert, Jehan de le Motte, Philippe de Vitry, Machaut) und daher im Stande, bereits bekannte Gedanken in eigener Weise wiederzugeben. Der Geistliche und Clerc zeigt sich in der Betonung christlicher Anschauungen und in der Wertschätzung einer besseren Vergangenheit, im Streben nach gewählter Sprache und einer gewissen Eindringlichkeit, die manchmal in Weitschweifigkeit übergeht. In seinen Reimen läßt er der Mundart ziemlichen R a u m , weshalb er selbst seine Sprache als 'walesc' bezeichnet (S. 357). Eine Reihe von Versbearbeitungen befassen sich mit Fragen der E r z i e h u n g und des U n t e r r i c h t e s meist im Anschluß an lat. Vorbilder des Altertums und Mittelalters oder durch
Renaut v. Louens — JEHAN DE Cis.
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Erörterung bestimmter Abschnitte der Moral und der Standeslehren. Die unter dem Namen Melibeus bekannten Abhandlungen des Albertano v. Brescia über den Wert des Redens und Schweigens, über Gottes- und Nächstenliebe, über Trost und R a t , finden, nachdem sie schon im 13. Jahrhundert übersetzt worden waren, einen Bearbeiter in R e n a u t v . L o u e n s , der seinen Melibee et Prudence und die Ü b e r s e t z u n g von Boethius' De consolatione philosophiae (g. 8000 Achtsilb. Prol. Str. 4 X ab etc. in lebhafter Darstellung) in Poligny zw. 1336 und 1337 verfaßte. Eingeschoben in den Boethius ist der Dit des estas du siecle, der die einzelnen Berufe aufzählt, und den Helden die Astronomie wählen läßt, um die Geheimnisse des Himmels kennen zu lernen. Übereinstimmung mit Renaut zeigt die Prosa- und Reimmischende Hs. der Consolatio der Bibl. nat. 1096. Ziemlich gleichzeitig mit Renaut erfolgte eine zweite Übersetzung der Consolatio in Reimen, Inc. Sigebertus uns clers moult sages (Achtsilb.), welche nach Hs. Bibl. nat 576 von einem aus Meun stammenden Verfasser herrührt, während ein dritter zwischen 1367 und 1396 reimender Übersetzer einen J e h a n de C i s (Aisne) als Autor nennt. Seine Übersetzung, Inc. Icellui qui bat Ics buissons (g. 10 000 Achtsilb.), ist in vielen Hss., darunter eine vom Jahre 1424, verbreitet und wurde irrtümlich dem Herzog Charles d'Orléans beigelegt. Eine gekürzte Version enthält Hs. Bibl. nat. 25 418, Inc. Pom le tont puissant honorer. Unbekannt ist der reimende Übersetzer des Anticlaudian des Alanus v. Lille, Hss. Bibl. nat. 149, 1634, 14. Jh., Inc. Aucunes gens vont arguant, welche den durch Vorzüge und Wissenschaft ausgezeichneten edlen Menschen in seinen Beziehungen zu irdischen und himmlischen Dingen vorführen. Eine Morallehre für Laien schreibt 1352 ein Domherr zu L e Frère-sur-Oise (Aisne), der seine Mußezeit ausfüllen wollte. Sein Exemple du riche komme et du lardre (g. 15 000 Achtsilb. r. ger.) beginnt mit der Erzählung von dem reichen Manne und armen Lazarus, erörtert unter Hinweis auf die kirchlichen Autoren die Lehre von den sieben Todsünden, wobei der Reihe nach alle Stände vom Papst herab bis zum Spieler einen Miroir vorgehalten bekommen, Ratschläge und Vorschriften für verschiedene Lebenslagen erteilt werden. Als Vorbild ist gelegentlich der Reclus de Molliens herangezogen.
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GELEHRTE DICHTUNG IN VERSEN.
A l l e g o r i s c h e G e d i c h t e erörtern im Dienste der Moral und Belehrung Fragen allgemeineren oder engeren Inhaltes, nicht selten auf Grund kirchlicher Dogmen, meist aber als Wiedergabe gelehrter Quellen. Enzyklopädisch ist der Allegorie und Satire vereinigende Mirour de l'Omme (29 945 Achtsilb. Helinandstr.) des in England dichtenden J o h n G o w e r . Das Gedicht, welches zwischen 1377 und 1381 verfaßt wurde, will einen Überblick über Tugenden und Laster geben und ihren Einfluß auf die verschiedenen Stände darlegen. Der Dichter erzählt zunächst die Entstehung der sieben Todsünden, welche durch den Inzest von Pesché, der Tochter des Teufels, mit dem eigenen Vater und ihrem eigenen Sohne erzeugt werden. Der Teufel versucht mit Hüfe seiner Nachkommenschaft vergeblich den Menschen zu verführen, erst nachdem aus der Verbindung seiner Töchter mit Siecle jedes Laster 5 Töchter erhalten hatte, konnte er Einfluß auf den Menschen gewinnen, für deren Heil wieder die 7 Tugenden, deren jede 5 Töchter hat, gegen die Laster kämpfen. Die Beschreibung jedes Lasters und jeder Tugend geben Anlaß zu Reflexionen und Zitaten, episch ist die Schilderung des Aufzuges der Laster auf ihren, die Wesensart symbolisierenden Reittieren anläßlich ihrer Hochzeit mit Siecle. Der zweite Teil des Gedichtes bringt erst den eigentlichen Weltspiegel, indem der Dichter hier die verschiedenen Stände wie Adel, Klerus, Bürger und gewöhnliches Volk mit ihren Fehlern vorführt. Er folgt hier den moralisierenden Anschauungen des Mittelalters, das überall Anlaß zu Klage findet, und vor allem den Klerus, den Papst nicht ausgenommen, strenge richtet. Der dritte Teil gibt die Anleitung, wie der Mensch Hilfe von der Jungfrau erflehen müsse, was Gelegenheit bietet, das Leben der Gottesmutter und ihre Wunder zu berichten. Ein Gebet an die Jungfrau schließt das Werk ab. Das Gedicht ist in Strophen von 12 Versen zu 8 Silben geschrieben (aab — a a b — b b a — bba), die Verse sind ziemlich regelmäßig gebaut. Gower ist kein origineller Schriftsteller und erfindet weder dem Stüe noch dem Thema nach etwas Neues, seine Bilder sind Gemeingut derZeit, doch ist das Gedicht interessant durch den Einblick, den es in die Verhältnisse des 14. Jhs. gewährt, dem manche Betrachtung gewidmet ist. Der Mirour verwertet zahlreiche Quellen. In seiner Anlage folgt er dem Reclus de Molliens und dem Lehrbuch des Wilhelm v. Wadington M a n u e l d e s p e c h i é s (12.755 Achtsilb. agfr), außerdem einer der S o m m e le R o i des
JOHN G O W E R —
PHILIPPE DE
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VITRY.
frère L a u r e n t nahe stehenden Sammlung. Er kennt Ciceros De officiis und De amicitia, Seneca, Isidor, die Disticha Catonis, Cassiodor, von mittelalterlichen Schriftstellern außer den bereits angeführten noch Helinand, dessen Todesgedicht eine Rede an das Fleisch nachahmt, Albertus Magnus, alle weniger vielleicht aus eigener Lektüre als aus Kompendien, die ihm seine moralischen Reflexionen über die Fehler der Welt, die Vorwürfe gegen die einzelnen Stände, die zahlreichen Exempel bieten konnten. Epische Lebhaftigkeit macht auch die allegorischen Personen zu greifbaren, mit menschlichem Empfinden begabte Wesen, wie überhaupt das Bestreben Gowers nach rasch ablaufender Handlung geht, sobald er auf Unterweisung und moralische Exkurse verzichtet. Klare Disposition, welche durch Zusammenfassungen einzelner Abschnitte die Lektüre erleichtert, eine gewählte, Wort und Satzbau abwägende Sprache, welche stellenweise rhetorische Wirkung erstrebt, helfen über selbstverständliche Längen des Werkes hinweg. Gelehrte Bildung, kunstvolle Rhetorik, die sich an lateinischen Vorbildern schulte, klare Führung der Allegorie, deren didaktische, moralisierenden Schlußfolgerungen sich ungezwungen ergeben, sind die dichterischen Vorzüge P h i l i p p e ' s de V i t r y (geb. 1291, Kanonikus in Clermont, später Bischof von Meaux, gest. 1381), der von Deschamps (V. S. 53; V I I I , S. 178) und von Petrarca gerühmt und auch im Traité de Seconde Rhétorique als Musiker erwähnt wird, der Moteten, Baiaden, Lais und Rondeaux verfaßt hatte. In seinem erhaltenen Gedichte Chapel des 3 fleurs de Iis, welches anläßlich des von Philipp v. Valois geplanten Kreuzzuges um 1335 verfaßt wurde, führt er aus, wie Frankreich durch drei Blumen, nämlich Science, Foy, Chevalerie, ausgezeichnet sei. Gott habe diese drei Blumen zu einer Einheit vereinigt. Science läßt Gott erkennen, scheidet das Falsche vom Richtigen, sie müsse an den Anfang aller Erkenntnisse gestellt werden, doch könne sie nicht den Nachkommen wie Reichtum überliefert werden, wie es das Beispiel des Roboan beweise, des Sohnes Salomons, der zwar den Reichtum, aber nicht den 'Sens' des Vaters erbte. Diese Blume sei auch dem König notwendig, welcher ehrliche und weise Räte brauche. Unter Science ist aber nicht Science mondaine zu verstehen, welche nur auf weltlichen Vorteil schaut. Wer sich von ihr leiten lasse, gehe in der Nacht ohne Licht. Die zweite Blume ist Foy catholique, sie ier-Hofer, C.escïi. d. m i t t e l f r z . L i t . I.
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GELEHRTE DICHTUNG IN VERSEN.
läßt Science erstehen und wachsen, durch sie wissen wir die Wahrheit über den Glauben und das Wesen Gottes. Diese Blume wurzelt auf der Erde, reicht aber in den Himmel hinauf, um dort das Heil des Menschen zu suchen. Doch gerade von dieser Blume tragen viele nur die Farbe, ohne ihren Duft in sich aufzunehmen, es sind die schlechten Christen mit ihren Fehlern und Lastern. Die dritte Blume, Chevalerie, soll Gerechtigkeit und Frieden auf Erden verbürgen und den Glauben verteidigen. Die Erörterung der Eigenschaften dieser Tugend führt dazu, die Geschichte der Chevalerie und der übrigen Stände zu geben; das Volk scheidet sich in drei Gruppen: Priester, Gewerbetreibende und Ritter, welche die Pflicht haben, die zwei anderen zu verteidigen. Daher müsse die Ritterschaft verschiedene Tugenden, darunter Gerechtigkeit, Mitleid, Wahrheitsliebe und vor allem Sens besitzen. Diesen zu lehren sind die Clers notwendig, welche dem Adel ihr Wissen vermitteln. Wie unentbehrlich auch dem Ritterstand das Wissen sei, zeigt er an einem kurzen Auszug aus Vegetius, welche dem Ritterstande wertvolle Ratschläge gibt. (Vers 662ff.). Auch Sittenbilder, welche Vorkommnisse aus den Kreuzzügen festhalten, werden in die Erörterung eingezogen und eindringlich die christlichen, den Kreuzfahrern nötigen Eigenschaften in Erinnerung gebracht. Die letzten Strophen enthalten die Mahnung an den König, als Jüngling diese drei Blumen zum Kranze zu winden, um später alle anderen Adeligen an christlichen und ritterlichen Vorzügen zu übertreffen. Neben diesem Gedicht ist Philipp noch durch den D i t de F r a n c G o n t i e r (4 Str. abab cdcd Zehnsilb.) bekannt, der als ein Lob des ruhigen, in seiner Einfachheit ausreichenden Landlebens gedacht ist. Er führt Gontier und seine Frau Helene vor, welche sich mit den Erträgnissen ihrer einfachen Wirtschaft bescheiden, ohne Reichtum und Macht, welche das Leben verbittern, zu erstreben. Der Dichter schätzt Franc Gontier höher als den Höfling und leitet dadurch die Reihe jener Gedichte ein, welche in der Folgezeit über Deschamps, Christine bis zu René führen und die Nachteile des Hof1 eben s mehr oder weniger eindringlich aufzeigen. Unter dem Einfluß des Rosenromans stehen die a l l e g o r i s c h e n V i s i o n e n und T r a u m d i c h t u n g e n , deren personifizierte Begriffe religiöse Geheimnisse verdeutlichen oder moralische Belehrung vermitteln sollen. Als clerc führt sich der ungenannte,
CTUIIXAUME DE
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DIGULLEVILLE.
aus dem NO. Frankreichs stammende Dichter einer nach 1315 und vor 1340 verfaßten Voie d'Enfer et de Paradis (7448 Achtsilb. in der ältesten Hs.) ein, welche außer den fünf Hss. der erzählenden Redaktion auch in einer dramatisierten Überarbeitung (2 journées) des 15. Jahrhunderts vorliegt. Das Gedicht, für einen 'preudomme' auf dessen Wunsch geschrieben, ist der Bericht eines Traumes, der den Dichter in Begleitung von Desesperance bis in die Hölle und zu den 7 Todsünden führt, deren Schlösser und Hofhaltung Anlaß zu ausführlicher Beschreibung geben, in welche satirische Ausfälle gegen Adel und Klerus eingeflochten sind. Contrition entreißt den Wanderer den Händen von Desesperance und Foursenée, die ihn, im Verein mit den Teufeln, in der Hölle zurückhalten wollen. Eindringliche Ermahnungen von Confesse, welche die Gebote Gottes, der Kirche und des Glaubens erklärt, führen zu dem zweiten Teil, in welchem Gott selbst den Dichter auffordert, unter Leitung von Esperance die Wanderung zum Paradiese zu beginnen. Nach dem Aufenthalt bei den sieben Tugenden kommt er an die Schwelle des irdischen Paradieses, ohne jedoch, wie im Gedichte Jehan's de le Motte, Gott selbst schauen zu dürfen. — Neben der erbaulichen und belehrenden Tendenz tritt auch die Satire gegen politische und soziale Verhältnisse der Zeit unverhüllt hervor. In Inhalt und Ausführung konnte der Dichter auf Vorgänger zurückgreifen. Die Visio s. Pauli lag seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in frz. Übersetzungen vor. Der Songe d'Enfer und die Voie de Paradis des Raoul de Houdenc, die Voie de Paradis des Rutebuef und Baudouin de Condé behandelten die gleichen Stoffe, für Satire und Allegorie blieb der Rosenroman das unerreichte Vorbild. Auf den 'beau romans de la Rose' beruft sich der Cistercienserprior in Chanlis (Dep. Oise) G u i l l a u m e de D i g u l l e v i l l e , wenn er in spätem Alter darangeht, das Leben im Diesseits und Jenseits in drei allegorischen Traumdichtungen zu beschreiben. Derißßo—1332 entstandene und später noch einmal vorgenommene erste Teil zeigt die Gefahren des Erdenlebens und läßt schon aus dem Titel „Pelerinage de la vie humaine" (13540 männl. und weibl. Achtsilb.) die Absicht des Verfassers erkennen, eine Anleitung zu geben, wie die Seele ihre Aufgabe, den Weg zu Christus zu finden und die Anfechtungen der Sünde abzuwehren, erfüllen könne. Eine Vision führt dem Dichter verschiedene allegorische Gestalten n den Weg, welche in drei Gruppen die Verkörperungen der für 6*
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das irdische Leben in Betracht kommenden Einflüsse darstellen, welche das menschliche Schicksal bestimmen: Schwächen des Fleisches, Verstandeskräfte, Ahnungen des religiösen Empfindens. Im Gespräche mit dem Dichter geben sie Aufschlüsse, welche Wege zu vermeiden, welche dagegen einzuschlagen sind, um nach Jerusalem zu kommen, das hier den Garten der Lebensfreude des Rosenromans vertritt und auf dessen Zinnen die heiligsten Männer der Kirche von Augustin bis Franz v. Assisi thronen. Die jugendliche Seele, welche wie bei Ruetebuef (Voie de paradis v. 26ff.) mit Stab und Schärpe ausgerüstet ist, kommt in Lagen, wo sie die Waffen des Glaubens gegen ihre Feinde nicht gebrauchen kann, so daß sie öfter in die Irre geht und von Gottes Gnade und Vernunft auf den rechten Weg geleitet wird. Mit deren Hilfe gelangt die Seele am gemeinen praktischen Verstände vorbei, läßt sich aber dann, im Streben nach Genuß und Bequemlichkeit, von Oisiveté ablenken, die sie den Lastern überantwortet. Durch die Hilfe der Vernunft, der göttlichen Gnade und der Jungfrau gelingt es der Seele, auf dem von Satan beherrschten Meere des Lebens, wo nur die gläubigen Seelen sich schwimmend erhalten, während die anderen untersinken müssen, das Schiff der Religion zu erreichen und ruhig den Tod zu erwarten. Guillaume kann schon auf Vorgänger blicken, welche dasselbe Thema behandelten. Denn B a u d o u i n v. C o n d é führt in der Voie de Paradis die Seele als Pilger vor, während Personifikationen von Tugenden und Lastern in ähnlicher Voraussetzung bei R a o u l s v. H o u d e n c Songe d'Enfer et de Paradis und H u o n s v. M e r i Tournoiment Antéchrist auftreten. Guillaumes Allegorien aber greifen nirgends in die Erzählung ein, sie dienen nur dazu, Gegensätze zu veranschaulichen, ohne diese aber selbst zu lösen. Die Laster werden nicht als sinnbare, beeinflussende Kräfte hingestellt, für Guillaume kommt in erster Linie nur der theologische Begriff in Betracht, der selbst seine Wesenseigenschaften mitteilt (V 2347, 2391). Die Laster, welche alle aus Oisiveté entstehen, erhalten in dem Bestreben, erkenntlich vorgeführt zu werden, oft groteske komische Züge, wo die Absicht der Verdeutlichung dem Dichter nicht recht gelingen will, sollen Zeichnungen dem Eindruck nachhelfen (V 2526, 11 480). Die Lebendigkeit, welche die allegorischen Gestalten des Rosenromans ungezwungen in die Handlung hineinführt, erreicht Guillaume in
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DIGULLEVILLE.
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seinen Personifikationen nicht, er versucht auch kaum eine Charakterzeichnung der einzelnen Gestalten, bei denen sich vielfach die theologisch-kirchliche Auffassung zu sehr bemerkbar macht, so daß nur manche Figuren durch Züge charakterisiert sind, die dem Leben der mittleren Stände, die er kennt, entnommen sind. Guillaumes Ausdruck ist dort am zutreffendsten, wo er frei von irgendwelchen Absichten sich der Alltagssprache nähert. Hier bringt er auch kurze, epigrammatische Ausdrucksweise zu treffender Wirkung. Meistens aber bemüht er sich, seine Gedanken beredt und eindringlich wiederzugeben, was ihn manchmal zu Weitschweifigkeiten verleitet. Er versucht auch bestimmte Kunstmittel der Rede, wie Häufung, Antithese, grammatische Symmetrie, Wortspiele, sprichwörtliche Redewendungen entsprechend zu verwerten. In seinen Erörterungen beobachtet er die 'signification, doctrine' und 'demonstracion' und will durch die Diskussion theologischer oder didaktischer Fragen den Lesern seine Ansichten über verschiedene Probleme nahe bringen, wobei Beispiele schwer verständliche Glaubenswahrheiten verdeutlichen sollen. Er beruft sich gern auf Kirchenväter und auf Aristoteles, dessen Ethik er nennt, verschmäht aber auch Hinweise auf die Volksliteratur (Roland, Renart, Fablei) oder auf Legenden und Anekdoten nicht. Der zweite Teil, die Pèlerinage de l'ame (11 618 Achtsilb.), gibt dem Leser eine auf den Angaben der Apokalypse beruhende Schilderung vom Jenseits. Die Seele des träumenden Dichters wird von ihrem guten Engel, der sie auf ihrem Flug gegen Satan verteidigt, vor den hl. Michael und das Weltgericht gebracht, dessen Ankläger Teufel und Gewissen, dessen Richter Raison, Justice und Vérité sind, während Misericorde als Advokat und der Ordenspatron Guillaumes, der hl. Benedikt, als Zeuge erscheinen. Ein Brief der göttlichen Gnade und ein Schreiben Christi über sein Erlöserwerk geben auf der Wage der Gerechtigkeit den Ausschlag zugunsten der Seele, deren noch ungetilgte Sünden im Fegefeuer verbrennen, in das sie nun Zutritt erlangt. Sie sieht, wie hier Seelen zum lichten Paradies aufsteigen, um das sich Abrahams Schoß als leuchtende Hülle legt. Die zu leicht befundenen Seelen werden von Teufeln in die Hölle gebracht, wo sie die ihren Sünden entsprechenden Gestalten annehmen. Vom Purgatorium aus, wo dame Priere als Trösterin und Sachwalterin der für die Seelen verrichteten guten Werke tätig ist.
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erscheint das Paradies als heller Lichtkern. Das Fegefeuer ist die zweite Falte der aus drei Schalen bestehenden Höllennuß, deren Kern den Verdammten überlassen bleibt. In der innersten, undurchsichtigen Hülle weilen die Ungetauften, mit der Erbsünde Behafteten, während der äußerste für die Seelen bestimmt ist, welche baldige Vergebung erwarten. Der Engel erklärt der Seele die hier herrschenden Einrichtungen, Mitteilungen der Büßenden ergänzen das Bild, das für die Hölle und ihre Bewohner die geläufigen Vorstellungen verwendet. Eingehend schildert Guillaume die Qualen und Strafen der Verdammten, die auch Antwort auf Fragen geben. Legenden werden erwähnt, so die im 12. Jahrhundert lat. aufgezeichnete Legende vom Kreuzholze. Die Geduldigen und Gleichmütigen ruhen unter Grabplatten, welche ein Eselsbild tragen (nach dem hl. Bernhard). Doctrine, deren lange Zunge die vorübergehenden Seelen beleckt und vervollkommnet, äußert sich über das Wesen der Seele und die Möglichkeit geistiger Vervollkommnung, eine Statue des Nebukadnczar gibt Anlaß zu Erörterungen über eine Regierungsform, in der Freigebigkeit statt Habsucht als Grundsatz zu gelten hätte. Der Schlußteil bringt dann die eingehende Beschreibung des Firmamentes mit seinen Bewegungen der sieben um sich kreisenden Sphären, des krystallenen Himmels und des im Paradies liegenden himmlischen Jerusalem mit den Wohnungen der Heiligen, Märtyrer, Engel, wobei eine gewisse Hierarchie beobachtet wird. Als der Engel verschwindet, erwacht der Dichter. Manche der von Guillaume erwähnten Beschreibungen dürften, außer literarische Vorlagen, auch Illustrationen aus Hss. verwertet haben, wie sie in Frankreich in Mss. seit dem 10. Jahrhundert angetroffen werden. Von den angeführten Schriftstellern kannte er den heiligen Bernhard (V 5719, 6731), Jacobusde Voragine (5781), Augustin (V 6949, 70 83), vielleicht Pt0lemaeus(8907ff.), Dionysius Areopagita (V 9471) oder den wegen der tabula rasa (V 6892) erwähnten Aristoteles, dem er ein Buch über den Apfel beilegt. Seine Verweise auf die sonst erwähnten Schriftsteller dürften wohl aus zweiter Hand genommen sein und verraten kein tieferes theologisches Wissen. Immerhin hat er aus den ihm zur Verfügung stehenden Quellen seiner Zeit das anschaulichste Gemälde von Jenseits entwerfen können. Der dritte Teil seine Werkes, Pelerinage Jhesucrist (11 416 Achtsüb.), ist der schwächste und bringt in Anlehnung an die Evangelien, von denen das des Marcus
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zurücktritt, das Leben Christi bis zur Himmelfahrt und zur Ausgießung des hl. Geistes. Die Vision führt zunächst den Streit der vier Töchter Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit und Barmherzigkeit vor, der durch den Beschluß Gottes, seinen eigenen Sohn für das Erlösungswerk zu opfern, zum eigentlichen Thema überleitet. Gabriel verkündet Maria das Wunder der Empfängnis und erklärt es durch das Gleichnis vom Sonnenstrahl und Krystall. Der Dichter erzählt das Wunder der Empfängnis, läßt bei der Begegnung Marias und Elisabeths Christus und Johannes im Mutterleibe reden und Natur über die allen natürlichen Gesetzen widersprechende Geburt Christi klagen. Der weitere Verlauf von Christi Leben folgt dem Evangelium von Lukas und Mathäus, führt nach dem Kreuzestod und Auferstehung wieder zu den vier Schwestern zurück, welchen Gott befiehlt, die Erlösung in Liedern zu feiern. Durch Gabriels Gesang über die Himmelfahrt Mariens erwacht der Dichter und schließt mit einem Gebet. Eingestreut sind bei verschiedenen Anlässen Betrachtungen, Lehren und Vergleiche, wohl in dem Bestreben, den bereits durch die Bibel bekannten Gang der Erzählung etwas abwechselnd zu gestalten und didaktische Absichten des Verfassers zu Wort kommen zu lassen. Guillaume verrät nirgends, daß zu seiner Zeit bereits eine neue Dichtung in der Literatur Frankreichs sich durchgesetzt hatte, welche die Betonung der subjektiven Note und die Pflege der Form als ihre Aufgabe betrachtete. Er bleibt in den Anschauungen und dem Stil des 13. Jahrhunderts, für das die Allegorie noch nicht zum Ausdrucksmittel eigener, persönlicher Anschauungen auf allen möglichen Gebieten geworden war. Auch die Wertschätzung des Altertums in der Übernahme und Anerkennung seiner Schriftsteller findet bei Guillaume, der sich hier hätte auf Virgil berufen können, nur unvollkommenen Ausdruck. Sein Werk ist die Vision des Jenseits unter dem Einfluß der christlichen Visionen des Mittelalters, das auch in den Legenden, die er verwertet, in seiner naiven Auffassung hervortritt. Persönliche Gestaltungskraft fehlt Guillaume, er versucht es nirgends, den ihm durch Dogma und Tradition vorgeschriebenen Weg zu verlassen und anders als durch kirchliche Lehren die Seele des Lesers zu rühren. Unter Guillaumes Einfluß schreibt 1340 in Paris J e h a n d e l e M o t t e im Hause des königl. Goldschmiedes Symon de Lille, auf
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GELEHRTE DICHTUNG IN V E R S E N .
dessen Verlangen er bereits sein Pfauengedicht verfaßt hatte, das Gedicht Voie d'Enfer et de Paradis (Hs. Bibl. nat. fr. 12 562 Achtsilb. in zwölfzeil. Stroph.). Es ist eine Traumallegorie, in der der Verfasser, durch Murdre und Desesperance geführt, nach siebentägiger Wanderung, in deren Verlauf er bei Orgueil, Envie, Ire, Paresse, Avarice etc. eingekehrt war, in die Hölle kommt. Dort wollen sich die Todsünden, die ihn bisher freundlich begleitet hatten, seiner bemächtigen, die Flucht des Dichters wird aber durch den Tod, der auf einem 'noir boef reitet, vereitelt und Ire soll die Seele in die Eisflut der 'ireus' tauchen, doch wird das Urteil durch das Eingreifen der Jungfrau vereitelt. In der Voie de Paradis kommt er, von Confession, Satisfaction, Sapience, Charité, Patience und anderen Tugenden geleitet, nach langer Wanderung auf schmalem Wege zur Himmelspforte. Diese öffnet sich und nun sieht er im Himmel, der wie die Hölle in sieben gleiche Kreise geteilt ist, den Aufenthalt der Märtyrer, Heiligen, der Apostel und Marias, welche ihn vor Christus führt. Mit der aus dem Reclus de Moliens inspirierten Mahnung, die Todsünden zu meiden und das Gute zu tun, schließt das Gedicht, das nicht selten dramatische Akzente und lebhafte Darstellung erreicht. Diese Vorzüge erklären Jehans Dichterruf bei seinen Zeitgenossen, die ihn hoch einschätzten, wie es das Zeugnis des Gille le Muisit beweist, der ihn „un des meilleurs faiseurs" nennt (ed. Kervyn de Lettenhoven, I, 85). Sowohl Jehan als auch der unbekannte Verfasser des religiös-moralisierenden Traumgedichtes in der Hs. Bibl. nat. 12460 Liber fortunae (ca. 4900 Achtsilb.) schreiben weniger unter dem Einfluß des Rosenromans als vielmehr unter dem Eindruck des Guillaume de Digulleville. Guillaumes Versuch, die Allegorie und Vision zur Verdeutlichung der höchsten Glaubensgeheimnisse heranzuziehen, blieb vereinzelt, die andern Dichter begnügten sich, leichter darzustellende Probleme zu erörtern. Einfluß der neuen durch Machaut vertretenen Richtung und Erfassung klassischen Vorbildes in Sprache und Gedanken zeigt J e a n d e l e M o t t e in seinem ersten der Gemahlin Eduards III. v. England gewidmeten Traumgedicht Regret de Guillaume comte de Hainaut aus dem Jahre 1339. Der Dichter kommt im Traume zu einem Waldschloß, in das er nur durch ein Fenster blicken darf, ohne eintreten zu können. Er hört so die Klagen von 30 hier versammelten Damen, Personi-
JEHAN DE LE MOTTE —
JEHAN LE COURT.
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fikationen ritterlicher Eigenschaften wie Debonairete, Largesce u. a. m., u m den verstorbenen Grafen. Sie zählen dessen Tugenden auf, betrauern den Verlust, den sie durch den T o d des Edelmanns erleiden, und vergleichen diesen mit Heroen aus der Mythologie und Literatur. N a c h jeder K l a g e folgt eine Ballade, welche in den ersten zwei Strophen die K l a g e , in der dritten die auf den Nachfolger gesetzten Hoffnungen enthält. Die Balladen sind noch ohne envoi, mit ein oder zweizeiligem Refrain, dreistrophig und isometrisch gebaut. D e r Dichter verwendet Wortspiele und Vergleiche, welche seine klassischen Kenntnisse erweisen und sucht durch künstlerische Behandlung des Reimes die Einförmigkeit der K l a g e n zu vermeiden. I m B a u seiner Balladen steht er neben Machaut, in dessen Schule ihn F o r m g e w a n d t h e i t und die Verwendung klassischer Elemente weisen. D a s Gedicht enthält zahlreiche Anspielungen auf bekannte und nur v o n dem A u t o r mitgeteilte Romane, welche wie Tarse et son amie Flore (v. 995ff.), Eglente reine de Maillogres ( 2 i i 2 f f . ) , le duc d'Osterrice et son amie Sassydoine sonst in der Erzählungsliteratur des 14. Jahrhunderts nicht genannt werden. Der als Zeitgenosse Machauts erwähnte J e h a n l e C o u r t , dit Brisebarre, Verfasser eines Pfauengedichtes und religiöser Lieder, schreibt eine allegorische T r a u m d i c h t u n g , den Dit de l'Evesque et de Droit, der in zwei Fassungen vorliegt, einer kürzeren (in Kopenhagen, anc. fonds 2061), einer längeren unvollständigen (in Paris B . N. n. acq. fr. 1 0 0 5 6 ; 1018 bzw. 3740 Achtsilb.), worin Droit, Verite und andere Tugenden und Laster wegen eines v o m Bischof verweigerten und von Droit verlangten Grußes in zahlreichen D e b a t s und einem genau beschriebenen, jedoch unentschieden gelassenen Prozeß sich gegenübertreten. Moralisierend ist der Inhalt anderer um und nach 1350 verfaßter Traumgedichte. E i n im Jahre 1345 im Gefängnis v o n einem Geistlichen verfaßte Traumallegorie Livre de Fortune (5000 Achtsilb., Hss. Bibl. nat. fr. 1 2 4 6 0 ; Clermont-Ferrant 356 fol. 5 2 — 6 1 , fragm.) führt Fortune mit Raison, A b o n d a n c e , Mesure zu dem Gefangenen, dem sie über die Geheimnisse des Glaubens, über Vorschriften der Kirche Belehrungen und Aufschlüsse gibt. Der Songe du Castel (Hs. Bibl. nat. 25 566) vergleicht den von den Todsünden bedrohten Menschen mit einem Schloß, das v o n sieben Königen, den Todsünden, belagert wird. N a c h der Pest des Jahres 1348 entstand der Songe vert (1822 Achtsilb.). D e m
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über den Tod seiner Dame trauernden Dichter erscheint im Traume Amor mit allegorischen Gestalten (Desir, Bon Espoir, Loiauté, Plaisance), welche ihm die schwarzen Trauerkleider ausziehen und dafür die grünen der Hoffnung und der Freude anlegen. Das Gedicht, als Trost für den trauernden Freund, der auch Belehrungen über die höfische Minne erhält, geschrieben, ist vielleicht noch vor Philipp's de Vitry Chapel des trois fleurs de Iis, Eustache Deschamps und Gillion le Muisit anzusetzen. Im Stile des Rosenromans berichtet J a c q u e s B r u y a n t (vom Autor des Mesnagier de Paris dagegen Jehan Br. genannt) in seinem Gedichte La Voie de Povreté et de Richesse eine Vision, die er drei Wochen nach seiner Hochzeit hatte. Er sieht, als er eines Abends im Bette lag, einen Mann, Besoin, und drei Frauen, Necessité, Souffreté, Disetté, die Kinder von Malheurund Pauvreté, hereintreten. Andere Allegorien gesellen sich zu ihnen und wollen ihn Desesperance übergeben, doch wird er von Raison aufgerichtet und zum Schlosse von Labour gewiesen. Nach längerem Schwanken macht er sich im Vereine mit Bon Coeur und Bonne Volonté auf, gelangt zum Schlosse von Richesse, an dessen Bau 10 ooo Arbeiter unter der Leitung von Travail tätig sind. Allegorische Gestalten wie Bon Coeur, Bonne Volonté u. a. fordern ihn zu fleißiger Arbeit auf und der Dichter folgt ihrem Rate. Mit der Bitte an die Jungfrau, ihn, wenn nicht schon zu Richesse, doch wenigstens zu Suffiance zu führen, schließt das Gedicht, welches gegen Ende des 14. Jahrhunderts in den Mesnagier de Paris aufgenommen und 1499 von P i e r r e T r i n g o r in seinem Chasteau de Labour auquel est contenu l'adresse de Richesse et de Pauvreté nachgeahmt wurde. Als höfischer Dichter verwertet T h o m a s III. v. S a l u z z o (Piemont; gest. 1416), der in den politischen Händeln seiner Zeit wiederholt hervortrat, seine Kenntnisse in Geschichte und Literatur in seinem 1395 verfaßten belehrenden Traumgedicht vom Chevalier errant (Verse und Prosa). Er kommt auf seiner Wanderung zum Hofe Amors, zur Residenz Fortunas und zum Palaste der Dame Bon conseil oder Cognoissance, deren Töchter, die Tugenden, ihn während seiner Wanderung schon begleiteten, aber wieder verlassen haben. Bei Fortuna findet er bedeutende Frauen und Männer der Vergangenheit (Penthesilea, Agamemnon, Nero, Attila), Fürsten Asiens und Europas, zeitgenössische Regenten und Feldherrn, (Bertrand Du Guesclin), Frauen seiner Zeit, wie
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ESCHECS AMOUREUX.
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die Königin Johanna von Neapel (gest. 1382) und eine Gräfin von Piemont, von deren Klagen über ihr Schicksal Thomas die ihm wichtig scheinenden Einzelheiten festhält. Amor liegt im Kampfe mit Jalousie. Seine Armee führen Paris, Alexander, Cäsar, Merlin, Lanzelot. Auf seiner Wanderung durch das Zeltlager der Helden entwirft er ihre oft nicht schmeichelhaft gezeichneten Porträts und vergißt nicht, sein eigenes Geschlecht inmitten der Beschreibung von Schlachten, Kämpfen, Jagden, Festen vorzuführen. Er beurteilt seine Personen vom Standpunkte der Kardinaltugenden und Todsünden, um ihre Handlungen daraus zu erklären.—Ein Karmelitermönch J e a n de C a r t h e m i wollte mit einem anderen Chevalier errant im Jahre 1557 noch ein religiös moralisches Seitenstück zu der weltlich geistlichen Dichtung des Marquis bieten. Weltliches Wissen erfährt im Traume der unbekannte Verfasser der zwischen 1370 und 1380 verfaßten Eschecs amoureux (über 30000 Achtsilb. ohne Schluß), der wieder von der Natur, dem Inbegriff aller weltlichen Dinge seit Alain von Lille und Jehan de Meun, zu einer Wanderung durch die Welt veranlaßt, von Merkur mit Venus, Minerva, Juno, mit Venus' Sohn Deduit und Amor bekannt gemacht und von Diana vergebens gewarnt wird, sich zu Venus und in ihren Vergier d'amour zu begeben, wo er beim Schachspiel Liesse, Doulz regart u. a. und Deduit mit seiner Dame erblickt. Ein Spiel mit ihr und Unterhaltungen mit Amor machen ihn mit Liebe und Liebesleid bekannt, Beispiele der alten Sagen zeigen sie ihm von den verschiedensten Seiten, Minerva klärt ihn über die schlimmen Eigenschaften der Liebe, ihre Unvernünftigkeit und physische Bedenklichkeit auf, unterweist ihn nach Ovids Remedia in den 35 Heilmitteln gegen die Liebe und empfiehlt ihm, wie z. Z. üblich, den Sinn auf die wahre Glückseligkeit, die in tätigem Leben und in der Contemplation besteht, zu richten und Frankreich zum Aufenthalt und Paris als Studienort zu wählen. Darauf folgt nun eine Lehre vom Staat, von den Regenten, Ständen, Ämtern, den ehelichen Pflichten, vom Verhältnis der Geschlechter, von Kinderernährung und Erziehung, von Unterricht, Spiel und Künsten, wobei sie die pädagogischen Vorteile der Musik hervorhebt, von der Behandlung der Bediensteten, vom Haushalt und seiner Einrichtung, von der Bedeutung des Erwerbs, vom Geldwechsel und von Fragen des täglichen Lebens. Die Darstellung wirbt um die Gunst des Lesers für die erörterten
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Wissensgegenstände, Beschäftigungen und getroffenen Entscheidungen. Die Quellen dieser Enzyklopädie sind leicht nachzuweisen, der Verfasser übernimmt des Guido v. Colonna de regimine principum, verwertet ausführlich das Spéculum doctrinale des Vincenz v. Beauvais und kennt den Tresor des Brunetto Latini. Die Sprache läßt an Klarheit und Fluß kaum etwas zu wünschen übrig. Eine im 15. Jahrhundert weiter verbreitete Prosabearbeitung, de rime en prose, nach der Hs. Bibl. nat. 19 114, umgesetzt, enthält eine ausführliche Untersuchung über den französischen Versbau gegenüber dem lateinischen und übernimmt die Ars rythmica des Johannes de Carlandia aus dem Jahre 1260 für die musikalisch-metrischen Theorien. Auch die Liebeslyrik entzieht sich nicht dem Einfluß dieser moralisierenden Dichtung, welche, an Liebesfragen anknüpfend, allegorisch-belehrende Auslegungen oder Verhaltungsmaßregeln geben kann. In ersterem Sinne äußert sich der Provenzale R a y m o n d B a d a u t in seinem vom 23. April 1345 datierten Romanz (Dit) de l'arbre d'amours (2845 Achtsilb., aabb), den er für die Herzogin Bonne, die Tochter des bei Crecy gefallenen Königs Johann, verfaßte (Hs. Bibl. nat. 24432, fol. 265). Der Dichter wird von Dame Amour, welche im Schlosse des Ritters Bon Eur mit ihrer Schwester Honnour wohnt, zum Baume Volonté geführt, dessen 20 Zweige jeder nur ein Blatt und eine Frucht tragen, welche Vorzüge und Fehler wie Biauté, Jonesse, Orguel, Despit und andere vorstellen. Der Dichter darf von jeder Frucht kosten, seine abfällige Äußerung, mehr bittere als süße Früchte genossen zu haben, führt zu einer längeren Verteidigung von Amour über die 'biens' und 'maus' der Liebe. Ton und Darstellung sind trocken, Spitzfindigkeiten suchen oft vergeblich über manche Längen der gekünstelten Vergleiche hinwegzutäuschen. Die aus dem 13. Jahrhundert stammenden gleichlautenden Gedichte vom 'Arbre d'Amours '(Hs. S. Geneviève 2200, fol. 1 9 8 d — 203c v. J.1277, Bibl. nat. fr. 847, fol. 204a—210b) waren R. Badaut ebenso unbekannt wie das Breviari d'Amor seines Landsmannes Matfré Ermengau. Verhaltungsmaßregeln gibt der N i c o l e genannte Dichter eines Ordre d'Amour (378 V), der jedoch kaum mit Nicole de Margival, dem Dichter des Dit de lapanthere, zu identifizieren sein wird. Unbekannt ist der Verfasser L e B e l eines Art d'Amour, de vertu et de boneurté, der unter dem Einfluß der Schriften des Cicero (Laelius), des Seneca und der Ethik des Aristoteles
R E X A R T LE
CONTREFAIT.
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das Wesen der Liebe und Freundschaft, deren Entstehen, ihre Einwirkungen, deren W e r t und Ziel in o f t schwer verständlichen Erörterungen zu erklären versucht. D e r A u t o r dürfte wahrscheinlich ein Kleriker gewesen sein, wie der z u T h o m a s v. A q u i n o gehörige T r a k t a t über die Eigenschaften der Tugenden vermuten läßt. G u i l l a u m e d e l a P e r r i e r e aus Toulouse ist der Verfasser der in Hs. Bibl. nat. 2503, 14. Jahrhundert, stehenden Cent considerations d'amour, Inc. Foy seid, cousin, m'a reserve nature (10 S.), welche er für einen Maistre Jean de Malerippe, greffier des E a u x et des Forestes, schrieb. Die l e h r h a f t e T i e r d i c h t u n g ist durch den satirische Zwecke verfolgenden Renart le contrejait des clers T h i e b e r t aus Troyes vertreten, der, seinen eigenen A n g a b e n zufolge, dem geistlichen Stande Valet sagte, um mit einer F r a u z u leben, sich als A r z t , Astrolog, Makler und Spezereihändler fortbrachte und seine satirischen Beobachtungen unter dem D e c k m a n t e l der D i c h t u n g schrieb: Pour dire par escript convert Ce qn'il n'osoit dire enapert. E r begann das B u c h im Alter v o n 40 Jahren (1319) und d ü r f t e um 1322 fertig geworden sein, nahm aber nach 1328 die A r b e i t wieder auf und schloß diese erweiterte Fassung 1342 ab. W ä h r e n d der erste E n t w u r f (32 000 v v . ) mehr satirische Zwecke verfolgt und sich offener gegen die Mißbräuche der Zeit wandte, legt der Verfasser im zweiten das Gewicht auf moralisierende und erbauliche Tendenz, greift zu Beispielen aus der Geschichte oder der Legende, beruft sich auf antike Schriftsteller, auf Chansons de geste, verwertet theologische Disputationen zur Verdeutlichung seiner lehrhaften Absichten und drängt so den früher satirischen Gehalt der Tierdichtung g a n z zurück. D a s Gedicht (41 150 v. in der zweiten Fassung) beginnt mit der H o f h a l t u n g Nobels, die auf R a t Renarts beschließt, die Armen zu bedrücken und nur die Reichen aller Ehren teilhaftig werden zu lassen. D a s Mißgeschick des von Hunden g e j a g t e n Wolfes, der den V o r w a n d sucht, die Ziege Barbue fressen zu können, ergibt in mehreren Szenen, die dem Fuchs Gelegenheit z u klugem R a t und lehrhaften Beispielen aus der Geschichte bieten, die I. Branche ( — 3198). Die zweite beginnt mit der K l a g e Isegrimms gegen R e n a r t , Ehebruch mit der Wölfin getrieben z u haben, jedoch findet der Löwe keinen Grund, Renart z u verurteilen und erklärt Hersant für schuldig, die nun ihrerseits dem W o l f e vorwirft, sie verlassen zu haben. R e n a r t wird vorgeladen, doch der B o t e Nobels, die
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G E L E H R T E DICHTUNG IX
VERSEN.
Katze Tibert, wird im Hühnerstall eines escolier blutig geschlagen und verklagt nun den Fuchs beim König. Auf Zureden des Dachses kommt Renart an den Hof, wird hier verurteilt, kann aber in einer langen Rede, die dem Verfasser zu einer enzyklopädischen Darstellung der Weltgeschichte bis zum Jahre 1328 in Vers und Prosa veranlaßt, den Löwen umstimmen. ( — 224x4). Br. III (—23348) führt den alten Fuchs vor, der in seiner Behausung einen vilain klagen hört und ihm durch gute Lehren, welche moralische und geschichtliche Beispiele verwerten, Trost gibt. Br. IV ( — 29662) erzählt den Beichtgang des Fuchses, der Peur begegnet, die ihm mit der Hölle droht, Nature, die ihn auffordert, fröhlich zu leben, Raison, die ihn zur Reue und Buße mahnt. Renart beichtet nun einem Einsiedler sein Leben, allein die Weigerung, die an den Reichen, Geistlichen und Bettlerorden begangenen Diebstähle zu bereuen, macht die Absolution des Fuchses unmöglich, weshalb ihn der Einsiedler nach Rom schickt. Renart beginnt die Wanderung, gibt sie aber bald auf und will, nachdem er die verschiedenen Handwerke überprüft hat, sein altes Leben aufnehmen: Aventure querre. Die Episoden Renarts mit der Krähe Tiecelin, deren Junge er verzehrt, und mit dem Wolfe im Ziehbrunnen ergeben mit zahlreichen Lehren und Beispielen den weiteren Inhalt. Br. V (—30730) berichtet, wie Renart seinen ältesten Sohn Percehai auf der Jagd opfert, um sich selbst retten zu können, geht dann, durch eingeschobene Erzählungen die Ereignisse illustrierend, auf die für den Fuchs beschämenden Abenteuer mit dem Hirsch und dem Bär über. Br. V I ( — 33868) beginnt mit Renarts Verfolgung, Gefangennahme und Flucht vom Rücken eines Bauern, erzählt, wie Renart den Hahn Chantecler überlistet, der aber durch klug berechnete Schmeichelei auf Renarts Eitelkeit entkommt. Traumerklärungen und Allegorien retardieren die Handlung, die durch den Rat der Armut, Raison zu folgen und zu beichten, in Br. V I I ( — 39024) überleitet. Hier führt Renart seine Absicht, Lossprechung für seine Sünden zu erlangen, aus, indem er der Gabelweihe, die unter dem Namen Gubert auftritt, beichtet. Die Selbstbeschuldigungen Renarts bieten den Anlaß, in langen Exkursen die Eigenschaften Gottes, die sieben freien Künste, und die sozialen Verhältnisse der Zeit zu besprechen, in der die Armen allen Bedrückungen ausgesetzt sind. Das Beichtgespräch endet damit, daß Renart den Vogel fängt und in seine Behausung
R E N A R T LE CONTREFAIT.
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schleppt. Br. V I I I (—41150) ist, ohne mehr auf die Abenteuer des Fuchses Bezug zu nehmen, eine gegen die Frauen und Stände gerichtete Satire. Auf dem Heimweg trifft der Verfasser eine Tigerin, die nach siebenjährigem Fasten ihre Beute, eine treue, dem Manne ergebene Frau, sucht. Thiebert, der Verfasser, hilft ihr dabei, sie kommen auf den Markt, wo die versammelten Frauen ungeachtet der Warnung Thieberts bleiben, sich über ihre Männer beklagen und das Lob ihres Geliebten verkünden. Auch die zweite Absicht des Raubtieres, einen gewissenhaften Arbeiter zu finden, ist unmöglich, es will eine bessere Gelegenheit abwarten, sich zu sättigen, die Wechselrede zwischen beiden läßt wieder manches scharfe Wort gegen die Stände fallen. Nach dem Auftreten von Patience und ihrer Mahnung zufrieden zu sein, wobei als Beispiel die Fabel vom Raben erzählt wird, der sich mit fremden Federn schmückte, bricht das Gedicht ziemlich unvermittelt ohne eigentlichen Ausgang ab. Für diese gewaltige Kompilation mußte dem Verfasser, der nach seiner eigenen Angabe gerne Bücher sammelte (v. 407; 33 531), eine reiche Bibliothek zur Verfügung gestanden sein. Er kennt von den 'doclcurs', wie er seine Gewährsmänner nennt, (32 335ff.) Cicero, Seneca, Sallust, Boethius, Jesus Sirach und Petrus Alphonsus. Von geschichtlichen Werken allgemeineren Inhaltes nimmt er Beispiele aus den Faiz des Romains, der Legenda aurea, den Gesta regum Anglorum des Wilhelm v. Malmesbury. Von naturwissenschaftlichen Schriften haben der dem Aristoteles zugeschriebene Livre des Secrez, der Introductoir d'Astronomie des Albumazar, die Imago mundi manches beigesteuert. Die Erzählungsliteratur tritt, abgesehen vom Roman de Renart und dem Roman de Fauvel, durch Chansons de geste, antike Romane, Lais, Fableaux und den Rosenroman in mannigfaltiger Weise in der Erzählung hervor. Diese selbst ist trotz der Fülle des Gebotenen im allgemeinen lebendig, der Autor versteht es, seine persönliche Note in zahlreichen Exkursen zum Ausdruck zu bringen, wenn er im Anschluß an die Erzählung als scharfer Beobachter der Wirklichkeit ironisch oder teilnahmsvoll Personen und Klassen zeichnet, Zeitereignisse oder soziale Verhältnisse kritisiert, aus seiner eigenen Erfahrung und Vergangenheit manchen Rat gibt und in Einzelbildern Einblick in die Kulturgeschichte seiner Zeit gewährt. E r ist wie Deschamps der die Zeit glossierende Bürger, gleich jenem erblickt auch er in der 'moienne vie' (38.553) das erstrebenswerte Ziel des Lebens.
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D I E EPISCHE
DICHTUNG.
DIE EPISCHE DICHTUNG Die nationale Ependichtung hat noch vor Ausgang des 13. Jahrhunderts den zyklischen Ausbau ihrer Gesten abgeschlossen, in Ausführung und Voraussetzungen konnten die Dichter der jüngeren Heldenlieder kaum mehr Neues bringen. Sie übernehmen daher die in den höfischen Romanen gebräuchlichen Motive, Abenteuerfahrten in ferne, wunderbare Länder, Feen-, Riesen- und Zwergengeschichten, welche die Möglichkeiten zu phantastischen Einzelheiten und seltsamen Vorfällen geben und auf diese Weise die Monotonie der früher so ernsten Heldenlieder unterbrechen. Diese Zusätze, welche seit Ende des 13. Jahrhunderts in immer größerem Umfange auftreten, sind die letzten stofflichen Erweiterungen durch das dem Kampfepos ursprünglich fremde, romantische Element. Die Häufung dieser Züge und die Übertreibung aller damit verbundenen Voraussetzungen, dann die Vorliebe für derbe Realistik und Erotik charakterisieren diese jungen Epen, welche nach dem Verfasser des Baudouin von Blinden zu Instrumenten gesungen wurden, wie auch die Bemerkung Corbechons in der Karl V. gewidmeten Ubersetzung von De proprietatilius rerum unter dem Worte cymphonia beweist, nach ihm ein 'Instrument dont les aveugles jonent en ch.anta.nt les chansons de geste'. Erweiterungen der K a r o l i n g e r g e s t e hatten zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits die in den älteren Liedern offen gelassenen Voraussetzungen abgeschlossen, so daß die Karlsgeste keine Fortsetzung mehr fand. Das nur durch den deutschen Prosaroman von Loher und Maller bezeugte französische Heldengedicht über Mallart dürfte noch vor diesen Zeitabschnitt fallen, da es mit älteren, weniger verbreiteten Liedern (Gormond und Isembart, Anseis de Carthage) Berührung zeigt. Es wurde 1405 von M a r g a r e t h e v. J o i n v i l l e et V a u d e m e n t , Gemahlin des Herzogs Friedrich v. Lothringen, in Prosa aufgelöst und 1407 von ihrer Tochter E l i s a b e t h , Gräfin v. Nassau-Saarbrücken, nach dieser Prosafassung ins Deutsche übertragen. Verloren ist das im Galiens Ii Restorés (Stengel A. A. 84, Marburg, 1890, p. 83) bezeugte Epos Gui de Toumant, das die daselbst erzählten Ereignisse vor dem Zug Karls nach Spanien spielen läßt. Das Epos dürfte zwei Teile gehabt und die durch Karls Feindschaft
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bedingte Orientfahrt des Helden erzählt haben. Das von C u v e l i e r v. 10 716 seiner Chronik genannte Epos Guten v. Cournans ist mit dem vorstehenden vielleicht identisch. Die jüngeren Nachdichtungen des Karolingerepos sind alle in Alexandrinern geschrieben. Als Neubearbeitung aus dem Ende des 14. Jahrhunderts kommt die Alexandrinerfassung von Amis et Amiles (8500—14000 Alex. Tir.) in Betracht, Inc. Seigneur or faiies paix pour dien et pour son non. Als Vorlage scheinen das Rolandslied, die Guillaumeund Lothringerepen gedient zu haben. Die Ereignisse spielen in Ungarn und Friesland. Der Vater des Amiles, Graf v. Clermont, wird während der Wallfahrt in Akkon gefangen und lebt längere Zeit auf einer finsteren Insel, wo Greife hausen. Am Ende erhält Girart, Amis Sohn, durch Karl den Großen Ermengard zur Gemahlin. Auch Jourdain de Blaives wurde in Alexandriner umgearbeitet (gegen 23 000 v.) Inc. Seigneur or faites pais pour Dieu de magestes. E r schließt die Geschichte Girarts ab und erzählt in gleicher Ausführlichkeit das Leben seines Sohnes Jourdain von der Geburt bis zum Tode. Der Schreiber D r u e t V y g n o n vollendete die Hs. i. J. 1455. Der Zeit dieser Neubearbeitungen gehören vielleicht auch erst die jüngsten Teile des Huoncyklus der Pariser Hss. 1451 und 22 555 an, wie überhaupt aus der Äußerung des Reimchronisten C u v e l i e r (V. 10 719) eil menestrelz font ces nobles rotnans, nämlich über Roland, Olivier, Charlemagne, Perceval, Tristan, auf ein Fortleben der Chansons de geste zu schließen ist. In die nachkarolingische Zeit führt das Epos von Hugues Capet, dessen Verfasser außerdem noch die zwei Epen Baudouin de Sebourg lind Li Bastars de Bouillon zugewiesen werden können. Der durch die Anspielung auf die Voeux de paon nach 1312 fallende Hugues Capet (6361 Alex.) macht aus dem Helden, wahrscheinlich infolge der durch die Ähnlichkeit von Capet zu chapple, chapler (zerhacken) bedingten volkstümlichen Interpretation des Namens, die auch Dante in der Erwähnung Capets als jigliuolo del beccaio bezeugt, den Sohn einer Fleischerstochter. Die ritterliche Abstammung verleugnet sich im Knaben nicht, dessen Streben nach Ruhm und Abenteuer aller Art ihn dann durch Kämpfe und Liebesgeschichten nach Brabant und Friesland führt, ihm nach seiner Rückkehr Gelegenheit gibt, in Paris die Königin Blancheflur, die Witwe König Ludwigs, und ihre Tochter Gröber-Hofer, C.esch. d. mittelfrz. Lit. I.
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Marie gegen die Nachstellungen des Grafen Savari und seines Anhanges zu schützen. Er bezwingt die zahlreichen Feinde mit Hilfe der Bürger von Paris und seiner 10 Bastarde, die Hand der Königstochter belohnt seine Tapferkeit, die ihn auf den Thron Frankreichs erhebt. Nach ruhmvollen Kämpfen gegen seine Feinde und die Sarazenen stirbt er nach zehnjähriger Herrschaft. Von Ritter und Glaubensideal weiß der Dichter des Hugues Capet nicht mehr viel zu sagen, dafür versteht er es, das Bild seines Helden mit realen Zügen zu versehen, die auch menschliche Schwächen nicht scheuen, Genußsucht und Leichtlebigkeit als erstrebenswert hinstellen und Einzelheiten des Alltagslebens zur Charakteristik der Personen verwerten. Der Gegensatz zwischen bürgerlichen Verhältnissen und adeligem Gehaben gibt Anlaß zu komischen Szenen, in denen das oft derbe Wort nicht hinter dem Bilde zurückbleibt. Lebhafte Dialoge, scharfe Beobachtung sind die Vorzüge des Gedichtes, das die übrigen Voraussetzungen der Volksepik geschickt übernimmt. Der Dichter kennt seine Vorgänger, da er von Parise, Guillaume, Gormond, Aimeri, Roland, Ogier, Fergus, Alexander spricht. Bald lenkte die Erkenntnis, daß die alten Karlsepen nach ihrer zyklischen Vereinigung keine Möglichkeit einer Weiterführung mehr boten, den Blick der Ependichter auf die vorkarolingische Königsgeschichte, welche der Phantasie für alle Erfindungen freien Spielraum ließ, die Geschichte der ersten Dynastien Frankreichs nach dem Vorbild des Abenteurerromans vorzuführen. Aus dem 14. Jahrhundert stammt das im Anfang unvollständige Epos von Ciperis de Vignevaux (7995 Alex.), in dem Chilperich, Sohn eines normannischen Herzogs und Enkel Clothars, wegen der Liebe zu einem ihm unebenbürtigen Mädchen das Land verlassen muß und König von Ungarn wird. Die Geschichte seiner Bastarde führt die Handlung in alle möglichen Länder. Ciperis selbst wird nach langen Kämpfen König von Frankreich. Bezeichnend ist, daß der Dichter hier den Bürgerstand schon eine bestimmende Rolle spielen und Personen aus dem niederen Kreisen in längeren Episoden hervortreten läßt. Die Vorliebe für derbe Realistik, Übertreibung und Häufung bekannter Epenmotive suchtenden Mangel an Originalität zu verdecken. Diese geht dem Dichter des Theseus de Cologne (über 15 000 Alex.) vollständig ab, sein Epos ist nur die Aneinanderreihung der bekanntesten Motive alter Heldenlieder. Der Held, ein Verwandter Dagoberts,
THESEUS DE COLOGNE — CHARLES LE CHAUVE.
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ist als Kind ausgesetzt worden, gelangt nach Rom und erringt hier die Neigung der Kaiserstochter Flore, die er aber an den Kaiser von Konstantinopel verliert. Während Theseus in Rom herrscht, besteigt sein Sohn Gadifer den Thron von Byzanz. Die Fortsetzung wiederholt die Geschichte der Eltern in dem Schicksal von Gadifers Frau und Kindern, die nach langer Trennung vereinigt werden. Durch den Bezug auf Ciperis erweist sich der auch sonst mit fremdem Gute arbeitende Charles le Chauve als eine der jüngsten und auch schwächsten Dichtungen dieser Gruppe. Melsiau von Ungarn wird unter dem Namen Karl der Kahle König von Frankreich und verbannt, getäuscht durch die Verleumdungen des verräterischen Seneschalls Gundbalt, seinen Sohn Philippe, der nach Sizilien kommt, hier die Liebe und die Hand der Königstochter von Montluisant erwirbt, sie aber verläßt, um Jerusalem zu befreien, dessen zweiter König er wird. In seiner Abwesenheit wurde Doraine Mutter eines Knaben, Dieudonné, den ihr aber der abgewiesene Freier raubt, um sie beschuldigen zu können, sie habe ihr Kind verzehrt. Es folgen dann die Abenteuer des von Guillaume d'Esturgon mit seiner Tochter Supplante aufgezogenen Dieudonné, der von der Fee Gloriande drei Wundergaben erhält, Vater Dagoberts, des späteren Königs von Frankreich und Gründers von St. Denis wird, nach weiten Fahrten (Magnetberg) seinen Vater findet, die Versöhnung Philipps mit Karl bewirkt und die Verräter bei Paris besiegt. Die Schicksale von Dieudonnés Frau Supplante und seines Sohnes Dagoberts ermöglichen einen dritten Teil des Romans mit gleichen Motiven. Supplante, von Josué v. Aumarie entführt, bleibt durch einen Zauberring unberührt, Dieudonné, der sicli mit einer Heidin Corsabrine vergessen hat, muß seine Schuld durch lange Gefangenschaft büßen, ehe er befreit und mit seiner Gemahlin vereinigt wird. Beide beschließen als Einsiedler ihr Leben und werden als hl. Honorat und hl. Fides verehrt. Zum Schlüsse treffen Dagobert und der Heide Corsabrine, der Sohn Dieudonnés, vor Paris zusammen, doch bekehrt sich der Heide und nimmt den Namen Innocenz an. Er ist der spätere hl. Innocenz von Paris. Der Dichter hat zahlreiche Episoden und Einzelheiten aus dem Huon, der, nach Anklängen zu schließen, in der Zehnsilbnerfassung vorlag, und aus der Chanson d'Esclarmonde entlehnt, (Horn, Becher, Magnetberg, ähnliches Schicksal Huons und Dieudonnés), die Verwendung 7*
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auch sonst gebräuchlicher Motive zeigt genaue Kenntnis der Epenliteratur, aus der Gaydon, Chevalier au Cygne, Doon de Mayence, Paris la Duchesse, Ciperis de Vignevaux in charakteristischen Einzelheiten hervortreten. Eine kürzende Fassung der chanson de geste von Florence de Rome ist der Dit de Flourence de Rome (189 Str. Alex. 4 a), der vielleicht dem als Dichter von Marienmirakeln bekannten J e a n de S. Q u e n t i n zugewiesen werden kann. E r erzählt zunächst die Werbung der beiden Brüder Milon und Esmeré um die mit allen Vorzügen ausgestattete Florence, die Anschläge Milons gegen Esmeré und Florence, deren Schicksal es ist, von allen Männern begehrt zu werden. Nachdem sie Milons Anschlägen im Walde durch die Hilfe von Tieren entronnen ist, muß sie aus dem Schlosse ihres Wohltäters Thierri ziehen, nachdem Macaire den Verdacht auf sie gelenkt hatte, die junge Tochter Thierris in der Nacht ermordet zu haben. Ihr Gefährte Gonbaut, ein ehemaliger Räuber, verkauft sie an einen Piraten aus dessen Gewalt sie der Untergang des Schiffes befreit. Nachdem sie lange Zeit in einem Kloster als Wundertäterin gewirkt hat, erscheinen alle an ihrem Schicksale beteiligten Personen vor ihr, um nach öffentlicher Buße Heilung ihrer Gebrechen zu erlangen. Esmeré und Thierri erfahren die Wahrheit, Macaire, Milon und Gonbaut erleiden den Feuertod und als 'conclusión' heiratet Florence ihren Verlobten. Der Dit begründet die Leidensgeschichte der Heldin durch ihre Einwilligung in die Heirat, welche das Gelübde, unvermählt zu bleiben, brechen mußte. Der Dichter verstärkt die auf Erbauung bedachten Züge, Engelserscheinungen, Wunder, Gebete spielen eine große Rolle und bringen eine der ursprünglichen Handlung ferner liegende religiöse Idee zum Ausdrucke. Die E m p ö r e r g e s t e konnte, wie Überarbeitungen alter Lieder und mehrere neue Dichtungen beweisen, noch ungleich länger das Interesse für die geste Doon wachhalten. In die Mitte des 14. Jahrhunderts fällt die Umarbeitung des alten Zehnsilbnerepos von Ogier in einen Alexandrinerroman von 25 000 v., dessen Erweiterungen unter dem Einfluß der Artusepik und der Oberondichtung zu Stande kommen, indem die Erlebnisse Ogiers im Orient und im Feenreich erzählt werden. Als Vorgeschichte zu Renaut v. Montauban erzählt die Chanson v . Mangis d'Aigremont (9608 Alex., pik.) aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Geschichte des in der Jugend geraubten
VLVIEN DE MONBRANC — TRISTAN DE N A N T E U I L .
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Maugis, der, ein Sohn des Beuve d'Aigremore und ein Neffe Aimeris, von der Fee Oriande erzogen wird, das Roß Baiart und das Schwert Frober gewinnt, in Toledo studiert und später, als er aus Spanien wegen seiner Liebschaft mit der Gemahlin Marsiiiens vertrieben wurde, Renaut aufsucht, dem er Schwert und Roß gibt und im Kampfe gegen Karl beisteht. Charakteristisch für die spätere Entstehung ist die Vorliebe, mit welcher der Verfasser Liebesabenteuer und Kraftstücke seines Helden beschreibt. Maugis' Zwillingsbruder erhält, wahrscheinlich von demselben Verfasser, eine kurze Chanson, es ist der Vivien deMonbranc, (2000 Alex.), in welcher der Held Monbranc gegen die Heiden verteidigt und später mit seiner geste gegen Karl d. Großen kämpft. Da die in der Sammelhandschrift von Montpellier auf diese beiden Epen folgende Dichtung von den Quatre fils Aimon die Voraussetzungen der genannten Heldenlieder berücksichtigt, dürfte sie wahrscheinlich von demselben Verfasser überarbeitet worden sein. Die Chanson von Guillaume de Nanteuil findet eine Fortsetzung in dem unvollendeten Tristan de Nanteuil (24 000 Alex.), der die Abenteuer von Guis Sohn Tristan erzählt. Das Epos trägt alle Zeichen seiner späten, vielleicht die Verfallszeit der Heldenlieder abschließenden Entstehung. Der Dichter kennt nicht nur die Voraussetzungen der für seinen Stoff in Betracht kommenden Epen, wie A y e d'Avignon, Gui de Nanteuil, er übernimmt auch aus anderen Chansons de geste (Huon, Parise und Fortsetzungen) oder höfischen Romanen (Cleomades) und verwertet für die Geschichte seines Helden außerdem noch legendarische Züge aus dem Leben des hl. Gilles. Liebes- und Verführungsgeschichten spielen eine bestimmende Rolle, die schon früher unverhüllt hervortretende Genußfreudigkeit wird hier zur unbekümmert auf ihr Ziel losgehenden Brutalität, die durch Wunder und folkloristische Züge gerechtfertigt werden soll. Verkleidungen, Verkennungen, Trennungen, verräterische Anschläge und ihre Abwehr, unverschuldetes Leid und dessen Lösung ermöglichen es, für alle wichtigeren Personen eine Art Einzelgeste innerhalb des weiten Rahmens bereits bekannter Voraussetzungen zu schreiben und dadurch das Werk zu dem gewaltigen Umfang und dem Labyrinth sich ineinander verschlingender Handlungen anschwellen zu lassen. Die Einleitung erzählt, wie A y e d'Avignon ihren von Galafre von Armenien gefangenen Gatten sucht und ihn nach
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einer Reihe v o n Abenteuern, welche durch ihre Verkleidung als Mann bedingt werden, endlich wiederfindet. Ihr Sohn Gui wird v o n Murgafier in Rochebrune gefangen gehalten, gewinnt die Liebe seiner T o c h t e r Honoree, welche dann, als sie Garnier v . Valvenice geheiratet hat, ihren und Guis S o h n D o o n heimlich aussetzen läßt. Guis F r a u Eglantine wurde nach B a b y l o n entf ü h r t und ihr Sohn Tristan zunächst von einer Meerfrau, dann aber v o n einer Hirschkuh aufgezogen, was seine Wildheit und rohen Instinkte erklärt. Galafres Tochter Blanchandine ist die Freundin Tristans geworden, ihr Sohn ist der kleine R a i m o n , den Guis F r a u E g l a n t i n e allein in der W a l d h ü t t e seiner Eltern findet und mit sich n i m m t . Tristan wird von seinem B r u d e r Doon, der sich auf die Suche nach seinen Eltern begeben hat, gefunden, sein feiges Verhalten macht ihn aber unfähig, W a f f e n t a t e n zu verrichten, weshalb sich die Fee Gloriande seiner erbarmt und ihn ritterliches Verhalten lehrt. A u f der F a h r t nach R o m , wo er sich taufen lassen soll, k ä m p f t Tristan mit seinem V a t e r Gui, zieht v o n R o m nach Friesland, w o neue K ä m p f e und Liebesabenteuer seiner harren. Wie A y e im ersten Teile hat auch Blanchandine, die Freundin Tristans, in der Verkleidung als Mann die Neigung einer Schönen errungen, da sich Galafres Nichte Ciarinde in den vermeintlichen Ritter verliebte. Ein Wunder, welches die Verwandlung der Frau in den Mann ermöglicht, bringt diese Episode z u m gewünschten A b s c h l u ß . D e r hl. Gilles v. Provence ist die Frucht dieser Vereinigung. D a r a n schließt sich die Geste dieser drei Personen. Ciarinde wird v o n Blanchandin getrennt und stirbt in Koblenz, Gilles zieht sich als Einsiedler in die Provence zurück. D a s Schicksal der anderen Verwandten, welche durch K ä m p f e oder Anschläge u m k o m m e n , ergibt die Fortsetzung. Tristan selbst, der einen ihm abgehauenen A r m als W a f f e gebraucht, wird, nachdem er von Gilles geheilt wurde, v o n einem seiner Söhne, Garson, unerkannt bei einem Festmahle, als der Wein die Gemüter erhitzt hatte, z u T o d e getroffen. Die Erkennung erfolgt noch so rechtzeitig, daß T r i s t a n dem Sohne die R a c h e für den eigenen V a t e r Gui übertragen k a n n . Dieser A u f t r a g sollte, wie der Dichter mitteilt, noch den I n h a l t eines zweiten R o m a n s bilden. I m A i m e r i z y k l u s schließt die als Vorgeschichte zum Garin de Monglane gedachte chanson v o n den Enfances Garin (g. 5000 A l e x . , Halbvers) die Biographie des Helden ab. In N a c h a h m u n g
GIRART v . ROUSSIIXON — KREUZZUGSEPEN.
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der in Berthe, Macaire und Doon de Mayence verwendeten Motive der unschuldig vertriebenen Königin, des bösen Seneschalls, des von der Mutter getrennten Kindes, erzählt sie die Leiden von Garins Mutter Flore in der Fremde, Garins Kämpfe bis zur Vereinigung mit seinen Eltern und die Gewinnung Aquitaniens. Von den V a s a l l e n e p e n wurde zwischen 1330 und 1334 die chanson von Girart v. Roussillon für Eudo IV. v. Burgund und seine Geschwister, welche als Nachfolger Girarts bezeichnet werden, (v. 253ff.), in paarweis gereimte Alexandriner (6712 v.) umgearbeitet. Der Dichter verwertet für seine Kompilation das alte Gedicht und die lateinische Vita, er legt Wert auf belehrende Betrachtungen und Exemples und zeigt das Bestreben, Übereinstimmungen mit der früheren Epentechnik zu vermeiden. Erst in Hss. des 15. Jahrhunderts (Hss. Bibl. nat. 1451; 22 555), welche aber auf frühere Vorlagen zurückgehen dürften, ist die Huonsgeste mit den Fortsetzungen (Hiwn de Bordeaux, Esclarmonde, Huon roide feerie, Ciarisse et Florent, Yde et Olive, Croissant, Godin, Auberon) in einer Alexandrinerumarbeitung erhalten, welche in einzelnen Episoden eigene Wege geht. Die K r e u z z u g s e p e n erfuhren sowohl Überarbeitung als auch Erweiterung durch jüngere Fortsetzungen. Verloren ist eine Chanson de geste des 14. Jahrhunderts über M e u r v i n , Sohn Ogiers und Morgans und Ahnherrn Gottfrieds. Ihr Inhalt wird, stark verändert, durch den 1540 gedruckten Prosaroman wiedergegeben. Als Zusammenfassung des alten Bestandes erweist sich der in Lüttich geschriebene Chevalier au Cygne et Godefroi de Bouillon (35.200 Alex.), der die Geschichte des Hauses Bouillon nach der Schwanrittersage erzählt und die Eroberung des heiligen Landes nach den früheren historischen Gesten (Chanson de Jerusalem, Chetifs, Chanson d'Antioche) mit neuen, die Einzelheiten erweiternden Zusätzen berichtet. Da der Überarbeiter die Fortsetzung zum Bastart de Bouillon kennt, kann man vielleicht auch diese Version auf einen Kreis zurückführen, dem noch der Verfasser des Baudouin de Sebourc angehört. Dieser schöpft seine Kenntnisse nur aus den Angaben der chansons de geste und erfindet neue Einzelheiten, wenn es die Erzählung erfordert. Unter Baudouin de Sebourc ist der dritte König von Jerusalem, Baudouin du Bourg, gemeint (1118—1131), der im Laufeseiner wechselvollen Kämpfe um das heilige Land mehrmals in die Gefangenschaft der Sarazenen geraten war, eine armenische Adelige
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geheiratet hatte und von den Geschichtsschreibern als edler, frommer Herr beschrieben wurde. Der Dichter des Baudouin de Sebourc übernimmt die in den C h e t i f s gegebenen Voraussetzungen, um an sie anzuknüpfen. Ernout v. Beauvais eilt seinem Bruder Baudouin, der sich unter den Chetifs befindet, zu Hilfe, wird aber durch den Verrat des falschen Seneschalls Gauffroi den Heiden ausgeliefert und fällt im Kampfe gegen einen Drachen. Gaufroi vermählt sich mit der Witwe Ernouts, dessen jüngster Sohn Baudouin beim Ritter v. Sebourg (bei Valenciennes) aufwächst. In der Gefangenschaft hatte Ernout der schönen Fürstin Elionor seinen Sohn Esmeré als Gatten versprochen; die Irrfahrten Elionors zu ihrem fernen, unbekannten Verlobten und ihre Bemühungen, den jungen Ritter, der mit ihr und seinen Brüdern vor Gaufroi fliehen muß, zu gewinnen, führen die Erzählung bis zu dem Zeitpunkt, da Baudouin herangewachsen ist. Unbekümmert um die Gebote der Dankbarkeit und Lehenspflicht verführt er die Tochter seines Pflegevaters, entflieht mit Blanche, der Erbin des Grafen v. Flandern, und gelangt, nachdem er das von ihm betörte Mädchen verloren hatte, nachBagdad, wo er sich als Schuster verdingt und das Christentum verbreitet. Nach weiteren Abenteurerfahrten, die ihn bis zur Hölle führen, kehrt er nach Frankreich zurück und lebt dann als Einsiedler in der Wüste, während sein ältester Bastard den Kampf gegen Gaufroi fortsetzt. Nach sieben Jahren tritt Baudouin wieder hervor, besiegt den Seneschall, der den König von Frankreich vergiftet hatte, um sich der Krone zu bemächtigen, findet seine von ihm getrennte Blanche und sucht seine Söhne in Syrien auf. Der Bastart de Bouillon setzt dann die Erzählung fort. Baudouin kämpft in Syrien weiter, wird durch die schöne Sinamonde Vater des Bastart v . Bouillon und dringt bis zum Roten Meer vor. Von dort kommt er ins Feenland, wo er fünf Jahre bleibt, ohne es zu wissen, Die Enfances des Bastart ergeben nun die Fortsetzung, die bis zum Tode Baudouins reicht. Der noch fehlende Schluß sollte die Geschichte des Bastart und des hl. Landes bis zum Verlust von Akkon (1291) bringen. Mehr noch als im Hugues Capet tritt in diesen Gedichten die Tendenz des Autors hervor, durch Vergröberung und Übertreibung der schon bekannten, aus Volks- und Kunstepik genommenen Motive neues Interesse für eine schon absterbende Gattung zu erwecken. Seinem Publikum zu Liebe, dem er sein Werk vorliest, (Baudouin
B R U N DE LA MONTAGNE —
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17.107, 16, 1), und das ihm Geld gibt, (Baud. 5. 19), legt er den Nachdruck auf derbe, Wort und Handlung berücksichtigende Komik, grobe Erotik, bringt er Szenen aus dem Leben der niederen Stände, verwendet er Sagen und Legenden aus gelehrten und christlichen Quellen, alles in dem Bestreben, seine Erzählung in raschem Flusse zu halten, eigene Wege zu gehen und Entlehnungen so weit als möglich zurücktreten zu lassen. Von hoher Auffassung des alten Heldenideals im Dienste Frankreichs oder des Glaubens ist nichts zu merken, dafür tritt eine vielfach ironische Stellungnahme des Dichters zu seinen Helden und deren Tun hervor, während der Inhaltslosigkeit durch phantastische Übertreibungen abgeholfen werden soll. Der A b e n t e u r e r r o m a n ist durch den unvollständig erhaltenen Brun de la Montagne (3926 Alex.) vertreten. Das um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstandene Gedicht, dessen Verfasser zum Preis der höfischen Liebe und der durch sie bedingten chevalerie schreibt, erzählt die Schicksale eines von seinem Vater im Walde von Broceliande ausgesetzten Knaben, dem zwei Feen Rittertugenden mitgeben, während ihn die dritte zu unglücklicher Liebe verurteilte. Mit der Ausfahrt des Helden, der seine Schöne im Eisenturm der Fee Morgan findet, bricht das Gedicht ab. Wie weit der Zusammenhang mit dem Ogier, auf dessen Liebe zur Fee Morgan im V. 3399 angespielt wurde, gehen sollte, läßt sich heute schwer bestimmen. Der h ö f i s c h e V e r s r o m a n ist im 14. Jahrhundert inhaltlich erschöpft, die größte Dichtung dieser Art, Froissarts Meliador (3 0 -736 V., ohne Schluß) versucht nur insofern eine Neuerung, daß die Lyrik durch die in den Roman aufgenommenen Lieder Wenzels v. Brabant und Luxemburg einen besonderen Anteil zugewiesen erhält. Der Roman wurde nach Paradis d'Amours (V. 985 ff.) bereits 1369 begonnen, auf Wenceslas' Wunsch neu bearbeitet und mit einer Einlage von 52 Rondeaux, 11 Baiaden und 16 Virelais erweitert, aber erst nach Wenceslas' Tode (1383) vollendet. 1388 las er ihn, nach dem Dit du florin (V. 291 ff.) und den Chroniken (Ausg. K . v. Lettenhove, II. 85) dem Grafen Gaston Phebus v. Foix in den Mitternachtsstunden vor, was zehn Wochen in Anspruch nahm. Der Roman, eine Wiederholung bekanntester Motive, ist stofflich arm und erzählt, wie die schöne Hermondine, um den Bewerbungen des ihr nicht genehmen, an Mondsucht leidenden Ritter Camel zu entgehen, das Ver-
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sprechen ablegt, nur demjenigen die Hand zu reichen, der nach fünfjähriger Abenteurerfahrt als der tapferste Held bezeichnet werde. Meliador, der am Hofe des Königs Artus zum Ritter geschlagen wurde, hörte die Bedingungen des Kampfausschreibens, sieht das Bild der Schönen und sein ganzes Sinnen geht nun dahin, den ausgesetzten Preis zu gewinnen. Er besteht zahlreiche Kämpfe, tötet Camel und sendet die unterlegenen Ritter an den Hof des Königs Artus. Auch andere Helden zogen auf die Abenteuersuche und müssen in verschiedenen Kämpfen ihre Tüchtigkeit erweisen. Meliador kommt bis nach Irland, sieht, als Goldschmied verkleidet, seine Schöne und kann im Schlußtournier den ersehnten Preis und die Hand Hermondinens erringen. Neben Meliador tritt im Schlußteil ein zweiter Held in den Vordergrund, es ist Sagremor, der Sohn des Königs von Irland, dessen Abenteuer, durch die Liebe zur jungen Sebille verursacht, zeitweilig die Haupthelden zurücktreten lassen. Im nicht erhaltenen Schlüsse, aus dem ein Bruchstück einer Episode überliefert ist, sollte die Vereinigung des Paares erzählt werden. Der Roman versucht die alten Voraussetzungen der höfischen Epik wieder zu beleben. Artus ist daher der oberste Richter über alle die Ritterschaft interessierenden Fragen, an seinem Hofe treffen sich die besten Helden der Zeit mit den Besiegten, um Bericht über ihre Taten zu geben, hier erfolgt auch die Lösung des Romans. Motive der früheren Ritterdichtung wie ein Zaubergarten, der Hunger und Durst vergessen läßt, der weiße Hirsch, Nymphen, der Zwerg in Begleitung einer Dame, werden in die Erzählung verwoben. Die Personen des Romans denken und handeln in den Anschauungen des Dichters, der durch sie das ideale Bild des Adelsstandes verwirklicht. Die Ritter sind nicht nur im Waffenhandwerk, sondern auch in der Betätigung höfischer Standespflichten ausgebildet, verstehen es, sich in Fertigkeiten zu betätigen (Malerei, Dichtkunst) und sich in allen Situationen immer nach den Regeln der courtoisie zu verhalten. Diese wird von erfahrenen Helden gelehrt und dieser Unterricht als Pflicht des älteren dem jüngeren gegenüber betrachtet (V. 25.640). Die Frauen entsprechen dem Bild, das die höfische Lyrik von ihnen entwarf: Sie sind zart, anmutig, voll Innigkeit, jedoch mit einer gewissen Selbständigkeit, die sie Entschlüsse fassen, Pläne verfolgen oder vereiteln läßt. Szenen, in denen höfisches Leben und Treiben mit seinen festlichen Veranstaltungen, wie Turnieren,
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Tafeln, Hochzeiten, geselligen Veranstaltungen, erzählt werden, sind mit offenkundiger Vorliebe ausgeführt. Die Helden des Romans haben durchweg jenen romanesken Zug, der das Verhalten der Ritterschaft im 14. und 15. Jahrhundert charakterisiert und den Froissart wie kein anderer Dichter zu erfassen wußte. Den gleichen Vorgang, epische Darstellung durch lyrische Einlagen zu unterbrechen, beobachtet der aus der Gegend von Beauvais stammende Dichter des Romans de la Dame a la Lycorne et du Bian Chevalier au Lyon (8575 Achtsilb.) durch die in den Text eingestreuten Baiaden (15), Rondeaux(7), 1 Complainte, 1 Dit, 1 Balete, 1 Lied in freier Strophenform, welche als Vers den Siebensilbner (5 Baiaden), Achtsilbner (4), Zehnsilbner (5), Zwölfsilbner (1) verwenden. Der im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts geschriebene Roman erzählt die Abenteuer des Beau Chevalier im Dienste seiner Herrin, welche von dem Liebesgott infolge ihrer Vorzüge und Schönheit ein Einhorn erhalten hatte. Die Abenteuerfahrt führt den Ritter in den Orient, Kämpfe mit Riesen, Ungetümen, Zauberfiguren, mythologischen Tieren, die Verwendung der Allegorie im Epos bekunden Belesenheit des Verfassers nicht nur auf epischem Gebiete und lassen vielleicht an einen Clerc denken. Der Roman ist der Versuch, die Voraussetzungen des Minnegesanges, die reine entsagende Liebe zu einer hochstehenden, edlen Herrin, episch zur Darstellung zu bringen, der Dichter weist am Schlüsse seines Werkes ausdrücklich auf diese Absicht hin (85Ö2ff.). Daraus erklärt sich auch das Bestreben, den Hauptpersonen eine den Tendenzen des Romanes entsprechende Charakteristik, die auf Handlungen und Ideen Wert legt, zu geben. Überarbeitungen früherer höfischer Versromane suchen durch entsprechende Veränderungen neues Interesse zu gewinnen. Auf Kristians Gedicht geht die Alexandrinerversion des Guillaume d'Angleterre zurück (237 Str. 4a). Der Roman von Robert le Diable wird unter Betonung des erbaulichen Inhaltes gleichfalls in Alexandriner umgeformt (254 Str. 4 a). Die Geschichte von Roberts Sohn Richard sans peur (Druck von 1496) geht auf die Bemerkung von einem Sohne Roberts im Dit zurück und besteht in der Hauptsache aus den Kämpfen Richarts mit Höllengeistern. Der Hinweis auf den Dit von Robert rückt die Geschichte Richarts nahe an die seines Vaters heran. Noch der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird die Alexan-
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DIE
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drinerredaktion der Erzählung von der B e l l e H e l a i n e d e C o n s t a n t i n o p l e (15454 Alex.) angehören, welche das Manekine Thema verwertet. Die Heldin ist die Tochter des Kaisers von Konstantinopel, der sie nach dem Tode der Mutter heiraten will und für seine Absicht sogar die Einwilligung des Papstes erhält. Helaine aber entflieht, wird die Gemahlin des Königs von England, der sie infolge der Nachstellungen seiner Mutter und Großmutter verliert und erst nach langer Trennung in Tours wiederfindet. Ob der Roman von Lion de Bourges, der in seinem Schlußteil ebenfalls dasselbe Thema enthält, mit dem Roman von der Belle Helaine in Zusammenhang zu bringen ist, muß offen bleiben. Auch außerhalb Frankreichs, in N o r d i t a l i e n , ist das Interesse an epischen Liedern noch so rege, daß sich Dichter veranlaßt sehen, Ergänzungen zu schon bekannten Gesten zu geben. Als Einleitung zum Rolandslied will ein unbekannter aus Padua stammender Dichter seine Entree de Spagne betrachtet wissen, die er in Anlehnung an den Pseudo-Turpin und unter Benützung zweier weiterer von ihm erfundener Gewährsmänner, eines G a u t i e r v o n A r a g o n und J o h a n n v o n N a v a r r a , in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verfaßt hat. Der unbekannte Dichter, der nach einer Notiz im Inventar des Francesco Gonzaga (gest. 1407) vielleicht M i n o c h i o hieß, verändert manche der im Turpin gegebenen Voraussetzungen, besitzt oberflächliche klassische Bildung und kennt aus der französischen Literatur außer den antiken Romanen und den von ihm verspotteten 'flabes d'Artu' (v. 366—67) genauer die auf den Karlskreis bezüglichen Heldenlieder. Als ihm zukommender originaler Teil der Entree, die er bis zum v. 15 805 führt, ist der Zug Rolands in den Orient zu betrachten, (lückenhaft in der Handschrift überliefert). Er bemüht sich, den Charakter seiner Hauptpersonen entsprechend der epischen Tradition beizubehalten, gestaltet jedoch manche Züge nach den Erfordernissen seiner Erzählung selbständig aus. — Das Gedicht, zu dessen Niederschrift ihn die nächtliche Erscheinung des Erzbischofs bewog (v. 50/55), beginnt mit dem Kriegsrat Karls zu Aachen, wo der Zug gegen Spanien beschlossen wird. Auch Marsilies, den seine Spione davon benachrichtigten, versammelt seine Barone, um sich mit ihnen zu beraten. Karl der Große läßt einen Neffen Ganelons, Anseis von Pontieu, als Regent zurück, der dann später den Versuch macht, sich der Königin und des Reiches zu bemächtigen, weshalb Karl zurück-
E N T R E E DE SPAGNE — P R I S E DE PAMPELTJNE.
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kehren muß. Mit 100 000 Mann dringen die Franzosen in Spanien ein, wo Roland drei Tage mit dem Riesen Ferragu kämpft. Nach der Übergabe von Najera legen sich die Franken vor Pampeluna, das in wechselnden Stürmen belagert wird. Roland zieht währenddessen heimlich vor Noble, um das sich ein heftiger Kampf entwickelt, der zugunsten der Franken endet. Als Roland nach seiner Rückkehr vor Karl tritt, empfängt ihn dieser mit einem Schlage ins Gesicht, weshalb der so gedemütigte Held das Heer verläßt, sich einschifft, nach Syrien gelangt, wo er bis Mekka vordringt. Er gewährt dem Sultan von Persien, dessen Tochter Diones vom König Malcuidant zur Frau begehrt wird, Hilfe im Kampfe gegen den unwillkommenen Freier und hat dabei Gelegenheit, Persien mit den sagenhaften Gegenden des Orients kennen zu lernen. (Lücke in der Hs.). Nach der Besiegung Malcuidants und der Eroberung Jerusalems, dessen Bewohner sich taufen lassen, verläßt Roland Persien, wird von einem Sturme nach Spanien verschlagen und findet im Walde einen Einsiedler, der für die Ermordung seiner Eltern und Brüder Buße tut und gegen die Heiden kämpft. Roland erfährt hier, daß er nach der Eroberung Pampelunas noch sieben Jahre zu leben hat. Er kommt zur Stadt, wo seine Versöhnung mit dem Kaiser der beginnenden Zwietracht im Belagerungsheer ein Ende macht. (Vers 15 805). Die Fortsetzung des N i c o l a s de V e r o n a , die Prise dePampelune, ist im Anfang lückenhaft überliefert und folgt im großen und ganzen den in der Entree gegebenen Voraussetzungen. Pampeluna wird erobert, doch muß Roland einen Streit zwischen den deutschen und lombardischen Verbündeten schlichten. Marsielies gelingt es, Karl in eine gefährliche Lage zu bringen, die an ihn abgesandten Unterhändler Karls Basin und Basilie läßt er hinrichten. (Roland v. 208). Karl erobert schließlich Tudele, Cordres und andere Städte Spaniens und belagert im VII. Jahre seines Krieges Astorga. In diesem Jahre soll Roland in Roncesvalles fallen. Nicolas, vielleicht der im Professorenverzeichnis der Universität von Padua (1382) erwähnte gleichnamige 'legum doctor', hat nach einer Anspielung in der Prise (1676—79), die auf sein im Jahre 1343 vollendetes Gedicht Pharsale Bezug hat, erst nach diesem Jahre die Fortsetzung der Entree geschrieben. Er benützt im wesentlichen die im Roland gegebenen Voraussetzungen, da sein Epos ja auf die Niederlage im Tale Ronsesvales vorbereiten soll.
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DIE
EPISCHE
DICHTUNG.
Abseits von den gewöhnlichen Voraussetzungen der epischen Dichtung steht der francoitalienische, durch Dantes Inferno inspirierte Huon d'Auvergne (über 12 000 Zehn- bis Zwölfsilbner). Der Dichter gewinnt dem sonst in der Epik genügend bekannten Motiv, den unbequemen Gatten durch einen gefährlichen Auftrag zu beseitigen, eine neue Variante ab, indem Hugo, dessen Frau von Karl Martell umworben wird, auf Befehl des Königs den Höllenfürst Luzifer aufsuchen muß, um diesen zur Anerkennung von Karls Oberhoheit und zur Zahlung eines Tributes zu bewegen. Die Fahrt durch Ungarn nach Jerusalem und Asien gibt Gelegenheit, Kämpfe mit Heiden, Ungeheuern und Dämonen vorzuführen, die Wunder dieser Gegenden zu schildern (Höllenberg, Arrarat mit der Arche) und endlich eine aus Dante übernommene Beschreibung der Hölle, welche der Held mit Aeneas als Interpret durchwandert, zu geben. Hugo gelangt bis zu Luzifer, richtet seinen Auftrag aus und wird durch die Luft zu Karl zurückgebracht, der dann als Missetäter selbst die Höllenfahrt antreten muß. Hugo stirbt den Heldentod, nachdem er an den Kämpfen um Rom teilgenommen hat. Nur äußerlich steht durch die Personen der Verräter aus Ganelons Geschlecht die Chanson von Lion de Bourges mit den Empörerepen in Beziehung. Das Lied sollte vielmehr eine Art Familiengeste der Grafen von Bourges zusammenfassen und ist in diesem Sinne geschrieben, Die Chanson, in einer Alexandriner- (ms. f. fr. 22 555) und Achtsilbnerredaktion (ms. f. fr. 351) erhalten, erzählt unter Berufung auf historische Quellen und angeblich in Bourges zu sehende Abbildungen die Geschichte des historischen Vizegrafen H e r p i n v. B o u r g e s (gest. 1109) und seiner Nachkommen. Von Clariaut, dem Onkel Ganelons, bei Karl dem Großen verleumdet, muß Herpin sein Land verlassen. In Italien schenkt die Herzogin einem Kinde das Leben, wird von Räubern entführt und kommt schließlich, als Mann verkleidet, an den Hof des Königs von Toledo, wo sie kühne Waffentaten vollbringt, die Liebe der Königstochter gewinnt und dann, nachdem ihr Geschlecht erkannt wurde, den König heiratet, den sie aber in der ersten Nacht verläßt. Das Kind der Herzogin wurde von einer Löwin gesäugt und erhält deshalb von seinem Pflegevater den Namen Lion. Herangewachsen erringt er die Liebe der schönen Florentine, der Tochter des Königs von Sizilien, und kann alle Hindernisse, die sich ihrer Ver-
LION DE BOURGES — LIVRE DE
LUSIGNAN.
ni
einigung in den Weg stellen, überwinden. Nach der Hochzeit macht sich Lion auf, seine Eltern zu suchen, und nun wiederholen sich die Schicksale der Eltern an den Kindern. Florentine gebiert in Lions Abwesenheit zwei Söhne, Herpin und Wilhelm, von denen der erstgenannte geraubt wird und bei einem Hirten aufwächst, indes seine Mutter mit dem zweiten Kinde aus dem Reiche fliehen muß. Nach zahllosen Kämpfen und Abenteuern in verschiedenen Ländern findet Lion seine Eltern, die er aber bald nach ihrer Vereinigung verliert. Auf der Fahrt in seine Heimat wird er nach Deutschland verschlagen, kommt in Auberons Schloß im Ardennerwald und wird erst nach schweren Kämpfen mit seiner Familie vereinigt. Der Schluß der Chanson erzählt das Schicksal der beiden Söhne, ihren Kampf um Bourges und die weiteren Abenteuer. Das Vorbild der Chanson ist das Gedicht Paris la Duchesse, aus dem das Motiv der von Gatten und Kindern getrennten Frau genommen ist. Anklänge an andere Chansons (Huon de Bordeaux, Anseis de Cartage, M anekine), die Kenntnis der antiken Romane sowie der höfischen Ritterdichtung bekunden die Belesenheit des Verfassers, der die gangbaren Themen seiner Vorgänger (die Sage vom dankbaren Toten, Liebesabenteuer, Entführung der Heldin durch den abgewiesenen Freier) geschickt zu übernehmen versteht. Von den beiden Fassungen ist die Alexandrinerredaktion die ältere, sie dürfte zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden und der im Tristan de Nanteuil erwähnte Lyon de Bourges mit dem Helden dieses älteren Gedichtes identisch sein. Auf sie geht auch die deutsche Fassung zurück. Die jüngere Achtsilbnerversion ist die Überarbeitung eines älteren Zwölfsilbnertextes, von dem sie insofern abweicht, als der Dichter bestrebt ist, in Einzelheiten sich mehr den Anschauungen "des höfischen Romans zu nähern. Ähnliche Absichten wie den Verfasser des Lion de Bourges veranlassen um die Jahrhundertwende den Dichter C o u l d r e t t e , eine Hausgeschichte des Geschlechtes v. Lusignan in seinem Livre de Lusignan zu schreiben (6629 Achtsilb., am Schluß kürzere Metren). Er verfaßte seine Erzählung, für die er bereits auf eine andere Fassung verweisen kann (v. 88), über Auftrag seines Herrn, des Grant seigneur de Parthenay (Deux-Sèvres, gest. 1401, vor Abschluß der Dichtung), der ihm auch nach dem Prolog drei Bücher, darunter das eines Grafen von Salisbury (v. 108) verschafft hatte. Couldrette scheint oberflächliches antikes Wissen
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D I E EPISCHE
DICHTUNG.
aufzuweisen, er erwähnt gleich zu Beginn die 'Metaphisique' des Aristoteles, und kennt aus Vergil die Geschichte der Gründung Carthagos, die er für Lusignan übernimmt (v. 720). In seiner Einleitung spricht er daher auch etwas von oben über die Artusromane (v. 177 ff.), obgleich er ihre Motive (Feen, Wunderbrunnen, Riesen, Avallon) beibehält. Der Name Lusignan geht nach seiner Erklärung auf den einer Fee Melusine zurück, welche in der Fontaine de Soif hauste. Der durch Überschriften in einzelne K a p i t e l zerlegte L i v r e erzählt in flüssiger, durch Lektüre von Epen geschulter Darstellung, wie Raymond, der Neffe des Grafen v. Poitiers, seinen Oheim auf der Jagd durch einen unglücklichen, gegen einen Eber geführten Schwertschlag tötet, auf dem Heimritt mit der Leiche des Erschlagenen zur Quelle der Melusine kommt und hier die Erscheinung der schönen Nixe hat, welche sich mit ihm verlobt, jedoch die Bedingung stellt, jeden Samstag allein bleiben zu können. Nach langen Jahren, während welcher Melusine Schlösser aufführen ließ und R a y m o n d Söhne, alle mit gezeichnetem Gesicht, geschenkt hatte, bricht Raymond, durch seinen Bruder, Grafen v . Forez, eifersüchtig gemacht, sein Versprechen und sieht durch ein in die Türe gebohrtes Loch Melusine als Fischweib, welche queue ot desoulz de serpent, grant ethorrible veraiement (v. 3031/32). R a y m o n d wird von nun an seines Geheimnisses nicht mehr froh, und als er die Nachricht vernimmt, sein Sohn Geoffroi habe die A b t e i Maillezais verbrannt und seinen Bruder Fromond samt 100 Mönchen getötet, schleudert er im Zorn Melusinen die Beschimpfung 'serpent' entgegen. Sie m u ß ihn verlassen und macht ihm den Vorwurf, sie um ihre Liebe gebracht zu haben (S. 181), weissagt Unglück und verspricht immer wiederzukommen, sobald das Schloß seinen Herrn wechseln würde. Nach ergreifendem Abschied entschwindet sie in Schlangengestalt durch das Fenster. Ihre Geschichte wird dann anläßlich der Abenteuer Geoffrois erzählt, der bei der Verfolgung eines Riesen nach A v a l o n zum Grabe seines Großvaters Heimas gelangt (v. 4 8 7 ^ . ) , der ein ähnliches Versprechen, seine F r a u Presine in der 'gesine' nicht zu sehen, übertreten hatte. Eine seiner drei Töchter ist Melusine, welche 'par ordre de faerie' (4933) jeden Samstag Schlangengestalt annehmen mußte. Geoffroi stirbt nach weiteren Taten als Einsiedler in Maillezais, nachdem er sich mit Raymond, der nach R o m gepilgert war und als Eremit in Monsaret lebte, versöhnt hatte. Der jüngste Sohn Thierry
JEHAN LE COURT — JEHAN DE LE MOTTE — PHARSALE.
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wird Herr von Parthenay und der Stammherr derer von Parthenay. Drei Tage vor Raymonds Tode erschien Melusine in Lusignan. Ein kurzer Bericht über die Schicksale der anderen Brüder schließt den livre (v. 5764), dem ein von einer fremden Hand verfaßter Teil noch die Geschichte der zwei Schwestern Melusinens folgen läßt, Geoffroi noch einmal im Schlosse Lusignan vorführt, von seinem Tode berichtet und sein Grabmal in Maillezais erwähnt. Lebhafte Darstellung und leichter Stil, der Personen in Dialog und Selbstgespräch zu charakterisieren weiß, auf Gemütsregungen eingeht und besonders Melusinens sanfte Frauennatur dem Leser nahe bringt, sind Couldrets Beigabe zu einer sonst im Banne der Artusromane stehenden Dichtung. Aus dem Stoffgebiet des a n t i k e n E p o s sind zwei Dichtungen zu erwähnen, welche als Episoden und Fortsetzungen zum Alexanderroman gedacht sind. In Nachahmung der 1312 verfaßten Voeux du paon des J a c q u e s d e L o n g u y o n , dessen Gedicht nach der Episode des Herzogs Melcis in den Hss. angefügt erscheint, schreibt der in den règles de la seconde rhétorique als Dichter mehrerer 'Livres' erwähnte und als Zeitgenosse Machauts genannte J e h a n le C o u r t , dit B r i s e b a r r e aus Douai, gest. 1340, den Restor du paon (2788 Alex.), der in den Mss. auf die Voeux folgt und außer den breit erzählten höfischen Veranstaltungen um den goldenen Pfau nur die kurze Episode der Liebesgeschichte von Emenides und der Sultanstochter Rosenès enthält. In einem dritten Pfauengedichte, le Parfait du paon, dessen 'matiere' und 'introduction' ihm sein Gönner Simon v. Lille gab, erzählt der Dichter J e h an de le M o t t e , der diese Fortsetzung auf Wunsch des königl. Goldschmiedes Simon v. Lille in dessen Hause 1340 schrieb, den Kampf Alexanders um die Stadt Mclide, woselbst die verschiedenen voeux geäußert werden. Die Eroberung der Stadt beschließt das Gedicht, welches Jehan als getreuen Nachahmer des Jacques de Longuyon zeigt. In Norditalien, das ja die Tradition der Ependichtung ungleich länger festhielt als Frankreich, fanden auch historische, aus gelehrten Quellen geschöpfte Ereignisse epische Darstellung. So schreibt der bereits genannte N i c o l a s v. V e r o n a , der auch als Bearbeiter einer Passion Christi bekannt ist, nach einer unbekannten Fassung der Faits des Romains für den Markgrafen von Ferrara, Nicolas I. v. Este, ein Alexandrinergedicht Pharsale (3166 V.), ohne wahrscheinlich Lucan selbst zu kennen. Er wählte Grober-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I.
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D I E EPISCHE
DICHTUNG.
den Alexandriner, da dieser, der Prosa ähnlich, sich leichter für Rezitation während des Rittes aus dem Sattel eignete. So erklären sich wohl auch die vielen formelhaften Wendungen aus der epischen Sprache und die synonymen Ausdrücke an den Strophenanfängen, um nach Unterbrechungen leichter den Zusammenhang mit dem bereits vorgetragenen Teil herzustellen. Nicolas kürzt manche Teile, führt andere weiter aus und bemüht sich, epische Aktivität durch direkte Berichte der beteiligten Personen und durch Kampf Schilderungen zu erreichen. Sein Französisch zeigt weniger Italianismen als die Sprache der früheren francoitalienischen Dichter. Auf Dares, Virgil, Justin und Thebenroman, denen Voraussetzungen und Personen entnommen sind, geht das Epos von Hector et Hercules (2040 Achtsilbner) zurück. Hector rächt den Tod Laomedons und den Raub seiner Schwester Hesione an Hercules, der im Zweikampf fällt und mit großen Ehren bestattet wird. Der unbekannte Autor hat, offenbar durch klassische Lektüre geschult, den Geist des Altertums in Reden und Anschauungen der Personen zum Ausdruck bringen können. Auf die Völkerwanderung greift das 1358 für den Hof von Ferrara geschriebene Epos von Attila, f l a g e l l u s D e i , zurück (über 36 000 italienisierende Zehn- bis Zwölfsilbner). Sein Verfasser N i c o l a d a C a s o l a , Sohn eines Notars Giovanni da Bologna, infolge der politischen Verhältnisse aus seiner Vaterstadt vertrieben, wollte im Auftrag eines Ferrara'schen Freundes dem Hause Este damit eine Huldigung darbringen, und stellte deshalb durch den Helden Foresto d'Este zwischen dem Hause Este und dem Hunnenkönig einen Zusammenhang mit historischen Ereignissen her. Die Quellen sind, obschon Nicola den Stoff einer französischen Chronik entnommen haben will, die in Norditalien verbreiteten Erzählungen über Attila, die jedoch von den Nachrichten in der lateinischen Chronik seit dem 12. Jahrhundert abweichen. Nicola, der gelehrte Bildung nicht besaß und Attilas Leben und Taten bis zu seinem Tode vorführen sollte, verwertet die gewöhnlichen Motive der Heldenepik vor allem endlose Schlachtenbeschreibungen und häuft Wunderbares und Abenteuerliches wahllos zusammen. Attila, die Frucht der Verbindung der im Turme eingeschlossenen Königstöchter mit ihrem 'levrier', kommt nach Italien, wo er Aquilea zerstört und die Städte der Lombardei verwüstet. Die Darstellung ist schwerfällig. Eine
ATTILA —
G U E R R E DE M E T Z .
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P r o s a c h r o n i k über Attila in derselben Sprache aus dem Ende des 14. Jahrhunderts in der Hs. der Marcusbibl. X . 96 ist eine Prosaauflösung des Gedichtes. An einem der norditalienischen Fürstenhöfe dürfte von einem Italiener der Versroman des Levrier Ar Chiles verfaßt worden sein. Die erhaltenen Fragmente sind ein Teil des Prologes mit der Erklärung des Autors, einen Hund zum Helden seines Romanes machen zu wollen, wobei er sich auf Ovid und den Roman de Renard beruft, um zu beweisen, daß Tiere auch Helden von Erzählungen sein können, und eine Aufzählung der Vorzüge des Hundes. Das Gedicht (ungleich lange Tiraden und gereimte Zwölfsilbner) kann durch den Hinweis auf 'retorique' (45) ziemlich spät angesetzt werden. G E S C H I C H T E IN V E R S E N Die Darstellung geschichtlicher Ereignisse in Versen erfolgt im 14. Jahrhundert in der Art der früheren Reimchroniken, nicht selten mit Anlehnung an epische Vorbilder. Stadt-, Provinzialund allgemeine Geschichte, bestimmte Ereignisse werden in Versen, oft nur in Aufzählung der in Betracht kommenden Tatsachen, vorgetragen. Vielfach berichten Augenzeugen oder den betreffenden Ereignissen nahestehende Personen, wodurch die Darstellung persönliche Färbung erhalten kann. L o k a l c h r o n i k e n in Versen sind mehrfach erhalten. Metzer Stadtgeschichte erzählt, wohlvertraut mit allen Ereignissen, der unbekannte Verfasser des Gedichtes La guerre de Metz (300 Str. 4 X ab), als Zeitvertreib Pour eschevir la mirancolie geschrieben, wie die Eingangsworte besagen. Der in der Epenliteratur nicht unbewanderte Dichter, der Perceval, Tristan und die Trojasage kennt, erzählt, wahrscheinlich erst nach den Ereignissen und auf Grund schriftlicher Aufzeichnungen (Str. 100), den Versuch des Königs Johann von Böhmen, Sohnes Kaisers Heinrich VII., und seiner Verbündeten, sich der Stadt Metz durch einen Handstreich zu bemächtigen. Warme Parteinahme für die Sache der Stadt, auf deren Vergangenheit und Wohlstand mit Stolz hingewiesen wird, sprechen aus der chronologisch geordneten Darstellung, welche, in klarem Stil geführt, mit dem Jahre 1325 abbricht. Zum Krieg um Metz gehören noch 11 kleine Gedichte, welche sich in scharfem satirischem Tone über Mängel der Stadtverwaltung und über die Kriegsplagen aussprechen (Hist. litt. 34, S. 592). 8*
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G E S C H I C H T E IN
VERSEN.
In der Art der Heldendichtung beschreibt ein unbekannter, wahrscheinlich dem geistlichen Stande angehöriger Dichter ein Ereignis aus der Zeit des ioojährigen Krieges, den Combat des trente Bretons (519 Alex. Tir.). Es ist der Bericht über den am 27. März 1351 zwischen 30 bretonischen und 30 englischen Kriegern stattgefundenen Zweikampf, welcher der Willkür der englischen Besatzung des Schlosses Auray (Bret.) ein Ende bereiten und entscheiden sollte, wer daselbst gebieten dürfe. Sieger blieben nach hartem Kampfe die Bretonen. Der Verfasser schreibt, wahrscheinlich unter dem Eindruck des Ereignisses, lebhaft und voller Anteil für die Sache seiner Helden. Die Niederlage von Poitiers (1356) und die Gefangennahme des Königs Johann des Guten und seines Sohnes beklagt eine dem Adel feindliche Complainte, welche den Ausgang der Schlacht durch Verrat erklärt. Reges Interesse fanden geschichtliche Werke in Flandern, wo nicht selten Parteinahme die Abfassung dieser Chroniken veranlaßte. In breiter Anlage und unter Hinweis auf seine Aufgabe, als Historiker Kritik walten zu lassen, schreibt in Lüttich J e h a n d e s P r e i s d ' O u t r e m e u s e die Geschichte seiner Vaterstadt. E r wurde 1338 in Lüttich geboren, wo seine Familie schon seit langem Bürgerrechte besaß. Er wurde Kleriker und fand Verwendung als Ratsschreiber der Stadt. Seine Stellung und sein Vermögen erlaubten es ihm, seiner Neigung, der Literatur, zu leben. Er starb am 25. November 1400. Seine unvollständig erhaltene Geste de Liège (wall.) hatte Teile in Alexandrinertiraden mit sechssilb. Strophenschluß, mit den Anreden der Chansons de geste an das Publikum. Der erste Teil zählt gegen 40 000 Verse, vom zweiten sind in einem mit Prosa durchsetzten Auszuge gegen 14 000 Verse erhalten, der dritte ist bis auf 200 Verse verloren. E r kompiliert seine Geste aus lat. Chroniken, die er aufzählt und welche wie die verlorene des Lütticher Bischofes H u g o de P i e r e p o n t Fabeln und Wunderbares enthalten. Auch ältere Gedichte übernimmt er als Quellen. Das eine bezog sich auf die im Mittelalter viel besprochenen Neuf preux d. h. Hektor, Alexander Cäsar, Josua, David, Judas Makkabäus, Artus, Karl den Großen Gottfried v. Bouillon. Die übrigen beziehen sich auf den R o . S a l e m o n , auf N o i e e t s e s t r o i s e n f a n s , auf die E n f a n s A d a m L a guerre de la vache, mit eigener Schlußschrift versehen, behandelt eine Lütticher Episode, den Kampf wegen einer Kuh. Eine vor.
JEHAN DES PREIS —
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DITS.
ihm verfaßte, heute verlorene Dichtung von O g i e r und seiner Rolle in Lüttich dürfte ebenfalls in die Geste de Liege übernommen worden sein. Die Chansons de geste, die wie z. B. Renaut von Montauban, auch ihm als Erfindungen der Spielleute gelten, lehnt er zwar als Quellen für seine Geste von Lüttich ab, doch benutzte er manche derselben, so weit es sein Vers zuließ, wortgetreu. Der erste vollständigste Teil geht bis 1229 und führt die Geschichte Lüttichs und der wallonischen Städte bis auf den trojanischen Krieg zurück, den er in das Jahr 4019 nach der Schöpfung verlegt, wobei er die Gründung von Tournai dem Turnus zuschreibt, Jean erzählt die Ereignisse bis zu Christi Geburt (i. J. 5184) und geht rasch bis ins 9. Jahrhundert, ohne andere Vorlagen als Fabeln und Legenden aufweisen zu können. Besser orientiert führt er den Bericht bis zum Ende des zweiten Buches (1345), ohne aber etwas Neues berichten zu können. Das dritte Buch reichte bis 1390, ist aber nur in kaum 250 Versen erhalten. Er verknüpft mit seiner Darstellung auch didaktische Zwecke, denn er will seinen Landsleuten zeigen, welche Lehren sie aus den Vorgängen ziehen könnten. Seine Sprache ist lebhaft und erhält ihren natürlichen Fluß durch sparsame Anwendung von Parenthesen und Inversionen; im Reim derselben Strophe kehrt selten ein Wort wieder. Auch kürzere, als D i t s zu bezeichnende Gedichte äußern sich zu historischen Ereignissen, nicht selten in allegorischer Einkleidung oder mit didaktischer Absicht. Diese liegt vor in der im Jahre 1338 in der Abtei zu Chalis (Senlis) entstandenen allegorischen Vision von den F l e u r s de Iis, Hs. Ars. 3646, welche das französische Herrscherhaus begrüßt und Fürsten und Stände über ihre Pflichten belehrt (Rom. 27. 72). Der Voen du hairon vom Jahre 1338 (446 Alex. Tir.) berichtet, wie der am Hofe Eduards III. mit anderen Rittern in Verbannung lebende Graf Robert v. Artois den König dazu bringt, nach dem Vorbild der Voeux du paon auf einen gefangenen Häher, das furchtsamste und unedelste unter den durch die Beize zu fangenden Vögeln, das Gelübde abzulegen, in Frankreich einzufallen, wobei die mit ihm gelobenden Ritter ihre Versprechungen, die sie vor den Damen des Hofes äußern, in sonderbare Formen kleiden. Auch das Gelübde der Königin, zur rechten Zeit vor dem Kriege zu gebären, geht in Erfüllung, da sie in Antwerpen Mutter des Lion d'Anvers wurde. Heroldskenntnisse
verwertet
das Trauergedicht
auf
die in
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G E S C H I C H T E IN
VERSEN.
der Schlacht von Crécy (1346) gefallenen Großen Frankreichs, der Dit des VIII blasons (330 Achtsilb.) des J e h a n de B i t e r i (Bitry, Oise?), der eine weitere, jedoch nicht bekannte Dichtung über dasselbe Ereignis in Aussicht nahm. Die durch Frauen personifizierten Begriffe von Proece, Franchise, Gentilesse, Loiauté, Sobriété, Hardiesse, Caritè und Obédience treten mit den Schilden ihrer gefallenen Freunde auf, unter denen der Dichter auch seine Gönner namentlich einführt, und weisen auf ihre Taten hin. Gleichen Inhalt hat der ausführlichere Rotulus (566 Achtsilb.) des im Dienste Johanns v. Beaumont stehenden Menestrels C o l i n de H e n a u t , der Proece allein die Aufgabe überträgt, die Banner der Gefallenen vorzuführen, während die Allegorien der ritterlichen Tugenden den Nachruf halten. Als Vorbild für beide Gedichte diente der Regret Jehans de le Mote. Als Verfasser eines Dit des Hérauts (194 Achtsilb.), der sich in Klagen über den Verfall der Turniere und der Heroldskunst ergeht, nennt sich H e n r i de L a o n . Er ist selbst Waffenherold und kennt den Conte des hirauts des Baudouin v . Condé, dem er in den Ausfällen gegen die unwissenden, müßigen und auf Gewinn bedachten Herolde folgt, welche nicht mehr im Stande sind, Turniere zu leiten, wie sie früher zum Ruhme der Ritterschaft veranstaltet wurden. Der Dit ist in seinen Einzelheiten ein interessantes Zeugnis für den Niedergang ritterlicher Lebensführung, um welche hundert Jahre später La Salle in einer ähnlichen Schrift klagt. Im Dienste Johanns IV. von Bretagne stehen zwei Chronisten, welche die von ihnen erlebten Ereignisse in Form der Verschronik berichten. G u i l l a u m e de l a P e n n e , der 1378 unter Silvester Budés, einem Verwandten von Bertrand du Guesclin, an dem Bretonenzug nach Italien im Auftrag Papst Gregors X I . teilnahm, erzählt die Eroberung der vom Papst in Avignon abgefallenen italienischen Städte und das Schicksal Budés in seiner Geste de Bretons en Italie (Achtsilb.). Ein weiteres Ziel als bloße Geschichtschreibung setzt sich der in Diensten Johanns IV. stehende Notar G u i l l a u m e de S. A n d r é , der für den Herzog in London (1381) und Paris (1384) diplomatische Missionen ausführte und 1389 als Mitglied der Landstände zu Rennes genannt wird. Sein Livre du bon Jehan, duc de Bretagne (4305 Achtsilb.) enthält neben Ratschlägen für verschiedene Lebenslagen auch eine Darstellung der bretagnischen Geschichte von 1341—81, die eingehender nur die
GUILLAUME DE S. A N D R E —
CUVELIER.
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K ä m p f e Johanns und seiner Mutter u m das Herzogtum der Bretagne erzählen. E r verteidigt die Ansprüche seines Herrn, k n ü p f t Betrachtungen an die v o n ihm festgehaltenen Ereignisse und kann dabei warnend auf die Unbeständigkeit irdischer Verhältnisse im Wechsel des Glückes hinweisen. E r schreibt einfach und geht Provinzialismen nicht aus dem Wege. In seinen Lebensregeln bringt er christliche und antike Anschauungen, gestützt durch eigene Erfahrungen, z u m A u s d r u c k . A u c h bekannte Persönlichkeiten der Zeit finden Biographen, welche das Leben ihrer Helden in Chronikenstil erzählen. Zwischen November 1380 und längstens 1387 schrieb der sonst unbekannte C u v e l i e r seine Chanson de Bertrand du Gttesclin (22 790 einreimige A l e x . Laissen, pik.) Philippe de Maizieres (gest. 1405) nennt ihn Cimelier und zählt ihn z u den faiseurs honnestes et prudhommes. Cuvelier ahmt die chansons de geste nach und beruft sich auch auf die Chronik v . St. Denis, die er vielleicht gekannt hat. Der Inhalt, der eigene Erlebnisse und Berichte v o n Augenzeugen zu verwerten scheint, hält die zeitliche Reihenfolge ein, ohne jedoch allen Episoden gleiches Interesse entgegenzubringen. A m eindringlichsten sind die Schilderungen v o n Schlachten und Zweikämpfen, die sich an die Epentradition halten können. Seine Chanson erzählt das Leben des Helden von der Jugend bis zu dessen Tode und bringt auch Episoden, in denen die Zeitgeschichte weiter als nur um du Guesclin geführt wird. Manche von Cuvelier erzählte Ereignisse entsprechen nicht ganz der Wirklichkeit, so im spanischen Z u g , den er vermutlich selbst mitmachte, der sich aber auf einem sehr ausgedehnten Schauplatze bewegt u n d die H ä l f t e der Chronik in Anspruch nimmt. E r kennt Geschehnisse und die zahlreichen Personen, von denen er zu sprechen hat, im wesentlichen nur oberflächlich, er irrte sich oft in Zeitangaben, ist aber aufrichtig, läßt auch dem Gegner Gerechtigkeit zuteil werden und verstößt k a u m gegen die Wahrscheinlichkeit, trotzdem er als F o r m geschichtlicher Darstellung nur die Chansons de geste g e k a n n t zu haben scheint (vgl. V . 8481; 8642; 10 713, etc.), deren Personen und Fabeln ihm vertraut sind (Roland, Olivier, g i o i f f . , Virgil 9136, Merlin 3286, 6771). Seine literarische B i l d u n g hielt sich daher in den Grenzen der populären französischen Dichtung. A u c h sein Ausdruck ist ungelehrt. Die eine H ä l f t e seines Alexandriners ist gewöhnlich inhaltlos und gewisse Phrasen kehren wieder. Er
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BIBELBEARBEITUNGEN
UND
HEIUGENLEGENDEN.
scheint das Gedicht nicht für den Vortrag eingerichtet zu haben; nach etwa 2000 Versen findet immer eine Art Wiederholung von Vorangegangenem statt (vgl. V. 2068, 4252, 6560, etc.). Seine Reimchronik wurde 1379 für Jean d ' E s t o u t e v i l l e in Prosa umgeschrieben (Ms. Bibl. nat. n. a. fr. 20. 961). Du Guesclins feierliches Leichenbegängnis in der Abtei von S. Denis (1389) wurde dann von einem G u i l l a u m e , der vielleicht später der Diözese Quimper angehörte, in seiner Description des obseques de Bertrand du Guesclin (17 achtzeil. Str.) mit Namensangabe der dabei mitwirkenden Personen beschrieben. Wie D u Guesclin so fand auch sein großer Gegner, der schwarze Prinz, einen Herold seiner Taten in dem von Froissart erwähnten Herold (Guyon ?), der in Diensten des englischen Generalleutnants in der Gascogne John Chandos (gest. 1370) stand und daher C h a n d o s l e h e r a u l t genannt wird. E r dürfte aus der Umgebung von Valenciennes stammen und um 1385 seine pietätvolle, im wesentlichen zuverlässige Vie et gestes du Prince Noir (4213 Achtsilb.) von Philippas Sohne Eduard, dem Schwarzen Prinzen, (gest. 1376) niedergeschrieben haben. Das Gedicht erzählt das ganze Leben des Prinzen, berichtet die Ereignisse in Frankreich nach Mitteilungen von Gewährsmännern und auf Grund schriftlicher Quellen, um dann als Hauptteil den Zug nach Spanien eingehend zu behandeln, da der Herold diese Ereignisse als Augenzeuge kennt. Ungenauigkeiten in den Angaben erklären sich aus dem Bestreben, das Verdienst und den Ruhm des Prinzen in den Vordergrund treten zu lassen. Doch ist das Gedicht eine wichtige Quelle für die Kenntnis der Jahre 1366—67 und Froissart hat es für seine Chroniques verwertet. Die einfache, von literarischen Ambitionen freie Darstellung läßt freilich den in die Tiefe gehenden Blick vermissen, die im Reim gebundene Sprache vermeidet wohl nicht ohne Absicht eingehende Charakteristik, Verdeutlichung von seelischen Vorgängen oder Anführung pittoresker Einzelheiten. Aus Pariser Studentenkreisen dürfte eine Chanson in der im politischen Lied öfter gebrauchten sechszeiligen Strophe auf den P r e v o s t H u g o A u b r i o t (22 Str.,sechszeil. mit Spruch) aus dem Jahre 1381 stammen, Inc. Hugues Aubriot bien me recors. Der Genannte, welcher wegen seiner Strenge gegen die Studenten mit der Universität in Zwiespalt geraten war, wurde der Ketzerei angeklagt, an den Pranger gestellt und gefangen gesetzt. Das Lied, das die organisatorischen Verdienste Aubriots anerkennt, ist mit dieser Strafe einverstanden.
PSALTER —
ÜBERSETZUNGEN — T R O I S MARIES.
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BIBELBEARBEITUNGEN UND HEILIGENLEGENDEN IN VERSEN Die großen Versredaktionen der Bibel, wie sie Geuffroi de Paris und Jehan Malkaraume im 13. Jahrhundert verfaßt hatten, drängen auch noch im 14. Jahrhundert das Interesse für Bearbeitungen einzelner Teile der Bibel zurück. In England entstand eine wahrscheinlich die ganze Bibel umfassende Versbearbeitung (Zehnsilb.), deren erhaltene Teile (Genesis) den Text in freier, wenngleich oft ungenauer Übertragung wiedergeben. Der unbekannte Autor besaß eine gewisse Belesenheit, ist aber in Reim und Ausdruck ziemlich nachlässig. Aus Lothringen stammt ein Psalmenbuch mit den nächtlichen Gebeten für die Woche, dem Vaterunser und Glaubensbekenntnis, der P s a u t i e r l o r r a i n , 1365, dessen Prolog sich über die Schwierigkeit der Übersetzung des lateinischen Textes in das Lothringische äußert. Die Übersetzung, welche vielleicht ältere französische Vorlagen verwertet, ist genau, ohne aber freierer Wiedergabe des Textes oder Umschreibungen zur Verdeutlichung aus dem Wege zu gehen. Ein lothringischer Franziskaner und Lehrer der Theologie derselben Zeit, J e a n , fertigte 1389 in Neufchâteau (Vosges) eine Übersetzung von Johanns v. Schwaben (Heinrich v. Suso, gest. 1365) Horologium sapientiae an, die als Orcloge de sapience in Hss. und Drucken häufig wiederkehrt. Aus der Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte die Übersetzung der drei ersten Kapitel des Hohenliedes stammen, Inc. Très glorieus dieus or encline ( 8 S., Hs. Bibl. nat. 14966), welche sich in ihren allegorischen Glossen und Zusätzen am Rosenroman inspirierte, jedoch nach ihren satirischen Äußerungen und gelehrten Ausdrücken von einem Geistlichen übersetzt zu sein scheint. Die kontinentale Fassung der Kindheit Jesu, Inc. Dire vos voil ci et retraire (paarweise reimende Achtsilb.) wird in einer aus England stammenden, der ersten Hälfte des Jahrhunderts angehörenden Handschrift mit der Unterschrift eines Jehan Raynzford durch vierzeilige Strophen wiedergegeben. Kurz ist die Moralité des Trois Maries (1870 Achtsilb.) in der Vatic. Hs. Reg. 1682, erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, und Bibl. nat. 24 429, zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, gegen-
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über der ziemlich gleichzeitigen, erschöpfenden Darstellung durch J e h a n de F i l l o n . J e h a n de S. Q u e n t i n , der Verfasser des die geste von Florence de Rome abkürzenden Dit de Flourence de Rome, dürfte auch als Verfasser eines die Voraussetzung des Robert le Diable variierenden Gedichtes, l'Enjant voue au diable sein (vierzeil., einreimige Alex. Str.). Aus Abscheu darüber, in der Karfreitagsnacht ihrem Manne zu Willen gewesen zu sein, schenkt die Mutter das Kind dem Teufel. Der Sohn wird später Einsiedler und durch das Eingreifen der Jungfrau gerettet. Christus selbst tauft den Jüngling, die Gottesmutter ist seine Patin. Zahlreich sind die Sammlungen von Heiligenleben und -legenden in Versen, ferner von gereimten Gebeten und frommen Traktaten erbaulichen Inhaltes. Als Verfasser religiöser Gedichte ist J e h a n le Court dit B r i s e b a r r e aus Douai zu nennen, von dem ein Tresor Nostre Dame in Bibl. nat. fr. 576, 994, zwei Serventois de N. Dame in Bibl. nat. fr. 1543, Charleville 200, und zwei Chansons vorliegen. Seine Escole de Foy (262 zwölfzeil. Str. Achtsilb. aabaab bbabba) ist eine Aufzählung und Erklärung der Glaubenswahrheiten. (S. Hist. litt. 36). An die Jungfrau ist ein anon., von Johannes dem Evangelisten gesprochenes Gebet in vierzeiligen Strophen gerichtet, die Hs. Bibl. nat. 19 186 enthält einen Didier de N. Dame, Inc. Je vieng et si vous presente. P a r a p h r a s e n des A v e M a r i a erscheinen öfters in Hss., in reichen Reimen ergeht sich das in Rom. 43 (1914) S. 20 abgedruckte Gebet an Maria. Als Verfasser eines Lobgedichtes über die 15 Freuden Marias Helinandstrophe, nennt sich ein frater M a r t i n u s , ein ostfranzösisches Gebet in achtsilbigen Reimpaaren verrät frommes Empfinden. Ein Dit de la Rose (Hs. Bibl. nat. 24436, Achtsilb., vierzehnzeil. Str., der letzte Vers aus dem Anfang einer lat. Hymne) preist die Jungfrau, der in der gleichen Hs. ein Gedicht Li ABC Plantefolie und eine französische Paraphrase der Hymne A v e maris Stella als Ausdruck der Verehrung gewidmet ist. Marias Ehe erzählt ein kontinentalfrz. Gedicht aus dem 14. Jahrhundert, Inc. Oez tuit la Premiere hystoire (1312 Achtsilb., Hs. Bibl. nat. 409), welches die früheren Fassungen über das Leben Marias und Jesus' verwertet. Ein Debat der Jungfrau mit dem Kreuze wechselt mit Anklagen der Gottesmutter und der Verteidigung des Kreuzes. Eine Marienklage (Achtsilb. in zwölfzeil. Str.) aus dem Ende
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des 14. Jahrhunderts läßt die Jungfrau sich in Ansprachen an Gott Vater, Sohn den hl. Geist, das Kreuz, die Juden und die Schacher äußern. Aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts stammt die in Zwölfsilbnern und monorimen Tiraden geschriebene Paraphrase über vier Verse des Buches der Sprüche (16—19), in der die Laster personifiziert als Diener des Teufels auftreten. Daneben fehlt auch eine Parodie des P a t e r n o s t e r und des A v e M a r i a nicht, welche im ms. fr. 24436 wohl dem gleichen Verfasser zuzuschreiben sind. Zu den Betrachtungen über die Wunden Christi in Ms. Ars. 570 s. Bull. Soc. Anc. T. 1901, das. auch andere Hss. Die H e i l i g e n l e b e n in Versen sind teils im 14. Jahrhundert verfaßt, teils in Sammelhandschriften au älteren Redaktionen übernommen. In vierzeiligen Alexandrinerstrophen ist das im 14. Jahrhundert geschriebene Leben des hl. Antonius von Padua (ms. Bibl. nat. 2198, fol. 40) Inc. Jhesucrist qui en la crois laissa son corps estendre, dem im 15. Jahrhundert ein Gedicht in Zehnsilb. folgt (ms. Bibl. nat. fr. 5036, fol. 117) Inc. Pour plaire a Dien, qui est sur tous puissant. Gegen Ende des Jahrhunderts wird ein B a r b a r a l e b e n verfaßt (Ms. Avignon 615, fol. 96) Inc. Jhesu Christ qui pour nous heut persecución. S. C a t h e r i n e findet ihren Dichter in E s t i e n n e L a n q u e l i e r , dessen Katharinenleben (228 Achtsilb. Helinandstr.) von dem sonst gewöhnlichen Schema abweicht, indem der Verfasser, der 1369 als Maler zu Paris im Dienste v. Jean de Berry stand, die Heilige selbst anredet und so nach der Legenda aurea ihr Leben und Martyrium erzählt. In mehreren Hss. ist das Leben des hl. C h r i s t o p h enthalten, außer einem Dictier, Hs. Bibl. nat 19186, Inc. S. Christofe mártir tres doux, noch B . n . f r . 25 549, Bibl. Philipps 3. 668 inCheltenham, Inc. j'ay oy diré souvent en aueuns lieux. Ein Gedicht von 200 Versen bringt B. N. fr. 1555, fol. 126, v°: Poy a de bien en cest siecle mortal. Die Hs. Brüssel 10.295—304, fol. 47, v° enthält die Legende, (Alex.) der Hl. Dieudonne, Mutter des hl. Chrysostumus mit einer Legende des hl. Jean Bouche d'or, die in das Gedicht eingeschaltet ist. In Achtsilb. ist die Lebensbeschreibung des H. Evroul, Ms. Bibl. nat. fr. 19 867, im gleichen Versmaß erscheint ein Georgsleben (Ausg. J. E. Matzke) zu dem ein zweites Gedicht in achtzeiligen Strophen, Bibl. nat. n. acq. fr. 4412, fol. 471, tritt. Hs. Bibl. nat. fr. 2093 enthält ein Leben des hl. Franz von Assisi, die Hs. Bibl. nat. fr. 1707, fol. 8 ein Gregorsleben. Die
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L e i d e n s g e s c h i c h t e C h r i s t i fand wiederholte Bearbeitungen, wie die Fassungen in Bibl. nat. 12 483 in Achtsilb., Bibl. nat. 821, (1600 Achtsilb. italianisierend) 1534, fol. 1, die mit der Auferweckung des Lazarus beginnt und mit der Veronikalegende endet, 1555, fol. 145; 19.186, fol. 129; 24865, fol. 1 1 1 ; Rom, Vat. Reg. 473 fol. 11, beweisen. Über das Gedicht des Nicolas da Verona s. P. Meyer, Rom I X . 506, A. Thomas, Bibl. d. Ecoles fr. d'Athènes et de Rome, fasc. X X V . S. 23; betr. Nicolas da Casola die Ausgabe von A. Boucherie, Revue des langues romanes I (1870). Ein Mönch in Saint-Josse-sur Mer überarbeitet ein älteres Gedicht über den Schutzherrn seines Klosters, S. Josse (Bibl. nat. fr. 2101, vergl. Notices et Extr. X X X I I I ) , dessen Leben außerdem in einer Reihe von Vierzeilern, die zur Erklärung von Bildern dienen, in der Hs. Brüssel 10.958 erzählt wird. In Alex. (63 vierz. Str.) findet Saint Leu, Bischof von Sens,gest. 623, in B. N. fr. 1555, fol. 130; 1809 fol. 69, Inc. Le roi de paradis s'estendy En l'arbre de la crois au jour de vendredy Erwähnung. Das Leben der hl. Margarethe wird außer von Bozon noch in einem anon. Gedicht des Ms. Sloane 1611, Inc. Qui cest escrit vodra entendre, und in B. n. nouv. acq. fr. 6352 geschildert, Inc. Escoutez tuit, par tel couvent Que Dieu vous doint entendement. Bekannt ist außer Wace und Pierre de Beauvais noch der Dichter eines Lebens der drei Marien, J e a n d e V e n e t t e , in Achtsilb. B. n. fr. 1531, 1532, 12 468, 24.311 (gedruckt 1511 und später, vergl. Brunet, Manuel du libraire unter Venette) . öfters wurde das Leben der Maria Magdalena behandelt. Außer bei B o z o n finden wir ein Gedicht in Vierzeilern (3 Zehnsilb. und 1 Viersilb. aaab bbbc etc.) im Ms. Besançon 254, fol. 165; Arch. des Basses-Pyr, ms. 10, Inc. Or escoutés, vous, qui solez pechier. Der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört ein Leben des hl. Quentin und das von der Alexiuslegende beeinflußte Gedicht über den hl. Simon de Crepy an, dessen Legende bereits im 13. Jahrhundert geschrieben wurde. In Form der Chanson de geste ist die Pilatuslegende gehalten, Inc. Seigneurs, or faittes pais (1189 Alex. Tir. pic.), in Achtsilb. ist die gleiche Legende in der Hs. Lambeth Pal. 522, Inc. En le nun de la trinite agfrz. erhalten. In zwei Fassungen ist ein Leben der hl. Yves überliefert, Inc. A la digne loettge du pere glorieux. Als Autor des Gedichtes von Sainte Foi (Achtsilb.) nennt sich S i m o n de W a l s i n g h a m , Mönch von Bury Saint Edmond, Ms.: Welbeck, Bibl. des Herzogs von Portland, 161,
HEILIGENLEBEN —
JEHAN DE S .
QUENTIN.
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fol. 147 d. In Alex, schreibt ein Unbekannter das in B. n. fr. 1555, fol. 201 aufgezeichnete Sebastiansleben, Inc.: Jhesucrist, qui sur touz est vray fusicien. In ungleich langen Strophen, deren jede mit einem Sprichwort abschließt, erzählt J e a n d e S a i n t-M a r t i n das Leben des Thomas Helie v. Biville (Achtsilb.). S a m m e l h a n d s c h r i f t e n vereinigen oft eine größere Zahl von Heiligenlegenden und Marienmirakeln. In die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört die Hs. A v r a n c h e s Nr. 244, deren 32 Heiligengeschichten und Visionen (8 Silb.) auf ältere Herkunft weisen. Der Verfasser dürfte die ersten Bücher der Väterleben (Hieronymus, Cassian u. a.), ferner Augustin, Ambrosius, Gregor den Großen, Baeda, den h. Bernhard und Jakob v. Vitry (1240) benützt haben. J e h a n d e S. Q u e n t i n wird der Verfasser der in Hs. Bibl. nat. 24 432 enthaltenen Marienmirakel sein, welche die Ditstrophe von vier Alexandrinern aufweisen und auf ältere französische Vorlagen zurückgehen. Jehan, der sich im Mirakel vom Chevalier et escuier selbst nennt, dürfte noch der Verfasser des Mariengedichtes L'enfant voué au diable in der gleichen Strophenform sein. Der Dichter verwertet in seiner Sammlung meist die Vie des Peres, deren Geschichten mit geringfügigen Veränderungen übernommen werden. So geht der Dit des trois chanoines (103 Str.) auf Nr. 10 der Vies zurück; De la borjosse de Rome (54 Str.) mit der Variante Des cuirs de buef (119 Str.) auf Nr. 40: Inceste (vom Vergehen der Mutter am Sohn) mit dem Zusatz, daß die Sünder Verzeihung erhielten, jedoch sieben Jahre in Rindshäuten Buße tun mußten. Der Dit qu'on clamme Respon (48 Str.) ist V. d. P. 60; Petit jutel (41 Str.) entspricht V. d. P. 2; La pecheresse qui estrangla trois enjans, Inc. Par la grâce de dieu nostre souverain pere (38 Str.), ist V. d. P. 67, Infanticide ; in le povre chevalier wird der Ritter, der dem Teufel die eigene Frau verpfändete, von Maria, der die Verratene innige Verehrung widmete, gerettet. Les deux chevaliers (52 Str.) führt die Seele des in Wollust gestorbenen Ritters, die nun durch das Feuer der Reue gepeinigt wird, als warnendes Beispiel dem zweiten, Maria ergebenen Ritter vor. Der Chevalier et escuier (57 Str.) variiert die in Bibl. nat. ms. fr. 8x8, Nr. 27 gegebeneVoraussetzung des Chevalier qui just morz (vom strauchelnden Ritter, der es verschmäht, Marias Hilfe anzurufen und der den Hals bricht,) in der Weise, daß der verarmte Ritter sich weigert, Maria zu verleugnen und dann eine reiche Heirat macht,
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HEIEIGENLEGENDEN.
während der verstockte Knappe vom Teufel an den Galgen gebracht wird. Nach eigener Angabe geht auch der Dit du chien et du mescreant, Inc. A toutes bones gens qui ont entendement, auf die V. d. P. zurück. Noch zu bestimmen sind die Vorlagen für den Dit de la borjosse de Narbonne (56 Str.), worin Maria den jungen Dieb auf die Bitte seiner Mutter, die in ihrer Angst mit den an ihrer Brust befestigten Strängen die Glocken läutete, vom Galgen rettet. Ferner für Le chevalier qui devint ermite (43 Str.), von dem Ritter, welcher durch seine Frau vom Räuberleben abgehalten und zur Einkehr veranlaßt wird, worauf er eine ganze Nacht hindurch, trotz aller Versuchungen durch den Bösen, im Gebet zu Maria verharrte. Ebenso für l'Enfant qui sauva sa mere (44 Str.), worin der Kleriker seiner eigenen Mutter, die als Witwe in ihrem Elend dem Teufel verfallen war, die himmlische Verzeihung erwirkt, was sie ihm in einer Vision kundtut. Weitere Dits, deren Quellen noch unbekannt blieben, sind: L'enfant rosti (45 Str.) Inc. Li dous roys Jhesucrist par annuncion; Le cordouanier, Inc. Dieux qui por nous sauver voult en terre descendre (40 Str.) ; De l'eaue beneoite et du vergier, Inc. Vous qui voulez oir, retenir et aprendre (g. 40 Str.) ; Du riche home qui jeta le pain a la teste du pauvre, Inc. Moult fu nez bone heure qui bien fait en sa vie (g. 4oStr.) ; der Dit des trois pommes, fol. 53, Inc. Tuit cil soient benei de dieu et de sa mere (g. 70 Str.) ; La beguine qui mist le cors N. S. avecques un crapaut en un escrin (50 Str.) Die Hs. R a w l i n s o n P o e t r y 241 m i s e . 437, erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, enthält drei Marienmirakel des Mönches von S.Edmund E v e r a r d de G a t o l e , der sie aus dem lateinischen übernommen haben will. Darunter befinden sich Ildefons und Chartres (286 Achtsilb.) sowie Champ fleuri (406 Achtsilb.) von dem erkrankten Kleriker, den ein Engel im Traum zum Blütenfeld führt, das das Paradies bedeutet und wo in einem Tempel Maria sich befindet, die den Kranken durch ihre Milch gesund macht. Die in der Mehrzahl Marienwunder enthaltende S a m m l u n g in Achtsilb. (eins in Alex.) in drei Büchern der Londoner Hs.Royal20. B. XIV 1. H. 14. Jh., darunter schon von Adgar bearbeitete Stoffe, wie Theophilus (543 V.), Juitel (265 V.), aber auch neue, ist eine Bearbeitung des ebenso angeordneten lat. Mirakelbuches in der O x f o r d e r Hs. Balliol 240 des 12. Jahrhunderts. Der Vers ist anglofranz., die Darstellung aber gewandt. Nach bestimmtem Plane ist das in Hs. Bibl. nat. 12483 ent-
MARIENLEGENDEN.
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haltene nach 1328 verfaßte M a r i a l e angelegt, das ursprünglich zwei Bücher zu je 50 Kapiteln enthielt, die heute aber nur teilweise überliefert sind, da von den 100 Kapiteln 43 fehlen. Jedes Kapitel hatte als Einleitung ein Gedicht in Achtsilb. Versen, das die Beschreibung eines Tieres, eines Steines, einer Pflanze oder irgend eines Gegenstandes enthielt, deren Eigenschaften aufgezählt und mit den Tugenden der Gottesmutter in Beziehung gebracht wurden. Eine längere Erzählung über ein Marien wunder bildete den Hauptteil jedes Kapitels, an dessen Schluß eine Chanson, ein lai oder dit profanen Inhaltes und verschiedenen Autoren angehörig steht. Darunter auch geistliche Nachbildungen weltlicher Minnelieder mit Refrain, ein strophisches Fableau von Savetier Baillet (22 Str. a 5 b 5 abb 10 c 10 cc), dessen Reimstellung genau der des Martin Hapart in Hs. Avranches Nr. 244 und des Fableau vom Prestre qui fus mis au lardier entspricht. Von den Legenden behandelt die Geschichte d'une abbesse que Nostre Dame delivre de confusion das in der 19. Erzählung der Vie des Peres und von Gautier de Corincy berichtete Wunder, daß die Äbtissin, welche sich mit einem Geistlichen vergessen, durch das Eingreifen Mariens gerettet wird, während das Kind bei einem Einsiedler heranwächst. Ein Fragment eines verlorenen Heiligenlebens, Comment Saint Romain fut templé par une jame, erzählt die Versuchung des Heiligen, den der Teufel in Gestalt einer Frau vergeblich verführen will. Ein Mirakel des hl. Romain ist der Bericht de la recluse de Ronen qui s'ardi en un jour, um ihr hartes Urteil über eine Sünderin zu büßen. Erbaulichen Inhalt haben ein Dyalogue, der den Freuden des Weltlebens die des Paradieses gegenüberstellt, die Geschichte vom Wucherer, der das Paternoster dadurch lernt, daß er bewogen wird, seine Schuldner mit den Worten des Gebetes zu benennen; ein Dialog hat die Form eines Debats zwischen einem Mann und einer Frau, die schließlich den Werbungen nachgibt. Aus dem sonst ernsten Ton der Erzählungen fällt die Geschichte vom Subdiakon, der bei der Verkündigung des Evangeliums plötzlich, nur ihm allein sichtbar, den Teufel erblickt, welcher, auf einem Fenster sitzend, den Tratsch zweier Frauen mitschreibt und bei einer ungeschickten Bewegung herabfällt. Die den andern unverständliche Freude des Subdiakons gibt jedoch Priester und Gemeinde Anlaß zu Ärgernis. — Der vielleicht normannische Verfasser, ein Dominikaner, mußte eine sehr reichhaltige Bibliothek besessen haben, um sein enzyklo-
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B I B E L B E A R B E I T U N G E N UND H E I L I G E N L E G E N D E N .
pädisches Werk auszuführen, er benützte besonders das Spéculum naturale des Vincenz v. Beauvais und de proprietatibus rerum des Barthélémy v. Glanvil. Unter dem Entlehnten befinden sich ein Dit de la vérité, der Dit de la queue de Renart (23 Str. ab ab cc dd) aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, die Contenance des femmes (170 Achtsilb.) und eine Aufforderung, statt weltlicher Tanzlieder Gesänge von Maria anzustimmen, der Artus und Ludwig gehuldigt hatten (68 Achtsilb.). Religiöse, geschichtliche und moralische Unterweisung gibt J e a n G a u l a r t de C h a v e n g e s in seinem vor 1340 geschriebenen, gegen 4900 Verse (Achtsilbn.) enthaltenden Gedicht le livre royal, das Jeanne d'Evreux, der Witwe Karls IV., gewidmet war und der Belehrung der Frauen dienen sollte. Virgil, Ovid, die lateinischen Geschichtsschreiber und Kirchenväter liefern Textstellen zu dem oft weitschweifig erzählten Inhalt über das Leben der Jungfrau nach der Bibel und der Legendenliteratur, wozu zahlreiche Bemerkungen, 'disgressions', über Zeitverhältnisse, die Geschichte Frankreichs, die Kreuzzüge in kurzem Annalenton treten. Die bereits von dem pilcardischen Dichter P i e r r e behandelte G e s c h i c h t e v o n d e n d r e i M a r i e n (den Kindern der hl. Anna) findet im Pariser Karmeliter J e h a n de F i l l o n oder d e V e n e t t e (Beauvaisis), der auch eine lat. Fortsetzung zur Chronik des Guillaume de Nangis schrieb, einen Bearbeiter, der in seinem 35 000 Achtsilbner zählenden Gedichte die Geschichte Marias bis auf Adam zurückführt, Kommentare und allegorische Erklärungen hinzufügt, endlich die Geschichte Christi und der Apostel aufnimmt und die verschiedenen Zentren der Marienverehrung samt ihren Reliquien und deren Wundern beschreibt. Aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt der Romans dou Lis (4206 Verse mit Prosa), der die Geschichte der Erlösung erzählt, wobei der Autor, der sich selbst bescheiden uns pracheours de nüle renumee nennt, besonders die Verherrlichung der Jungfrau im Auge hat. Als Quellen kommen die Evangelien, unter diesen wieder in erster Linie Lukas in Betracht. Verwendet ist außerdem die Allegorie der vier Töchter Gottes. Das gleiche Manuskript enthält noch eine A p o k a l y p s e (hgg. v. A. H. Todd in Publ. Mod. Lang. Ass. 1903) und eine M a r i a M a g d a l e n a (hgg. in Studies in Honor of A. M. Elliott I, 1911, p. 10). Die Verslegende über das Marien wunder von der H e i l e n d e n K e r z e (54 Achtsilbn.), das zur Gründung der Confrerie de N. Dame-
MARIAGE
DES
I X
FILLES —
TOMBEL
DE
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CHART.
des-Ardents in Arras führte, scheint in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts anzugehören. Das Gedicht Mariage des IX filles au diable (660 Achtsilbn., agfrz.), Inc. De gestes ne voil chaunter, geht auf die in der lat. Predigt entwickelte Allegorie zurück, nach welcher die Laster als Töchter des Teufels an Personen aller Stände verheiratet werden (vergl. Gower). Dem agfrz. Text soll eine Schrift Grossetestes zu Grunde gelegt worden sein. Die auf dem Kontinent verbreitete Fassung, Inc. Seignour en siecles ne vaut rien, 21 Helinandstr., stammt bereits aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Ähnlich stellt das agionorm. Gedicht (gereimte Alex.) Les sept choses que Dieu het die sieben Todsünden personifiziert als Diener des Teufels dar, Inc. Catoun aprent son filz cornent se doit mener. Eine Sammlung erbaulicher Geschichten in Versen, Le Tombel de Chartrouse (ms. n. acq. fr. 6835) ist dem Prior der Chartreuse de Fontaine N. Dame, Eustache, gewidmet. Der unbekannte Verfasser, der sich wegen seiner durch den Reim etwas freieren Übersetzung entschuldigen zu müssen glaubt, hat 31 erbauliche, mit 'accessoires' erweiterte Erzählungen geschrieben, darunter auch die Geschichte der danseurs maudits (254 Achtsilbn.), von denen ebenfalls im Renart Contrefait berichtet wird. Sie erzählt, wie der durch Tanz und Gesang im Meßopfer gestörte Priester, dessen Aufforderung, den Sonntag zu heiligen, ungehört verhallt, von Gott die Bestrafung der Frevler erlangt, welche auf dem Friedhof ein Jahr tanzen müssen und dabei langsam in die Erde versinken. Eine Übersetzung der dem hl. Bonadventura zugeschriebenen Philomena, Inc. L'autrier, de la Fontaine a la vierge Marie, beschließt die Sammlung. Dasselbe lat. Gedicht erscheint noch einmal unter relig. Gedichten einer Karl V. gehörigen Hs., Inc. Rossignaus qui devancier, welche noch einen religiösen Traité d'amour enthält, Inc. Selonc que dit s. escripture (112 Achtsilbn.). Bonadventuras Lignum vitae ist in einer Alexandrinerversion. Inc. En talent m'est venu que je mette ma cure, wiedergegeben (Hs. Brit. Mus. Add. 20697). Die S p r u c h d i c h t u n g äußert sich gleichfalls moralisierend oder belehrend zu religiösen und weltlichen Fragen. Die Verantwortlichkeit für gutes und böses Handeln überläßt dem Menschen das kurze Lehrgedicht in Hs. Bibl. nat. 24. 431 aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Inc. Damediex donne le pooir (g. 190 üröber-Hofer, Gesch. d. niittelfrz. Lit. I.
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Achtsilbn.). Das M i s e r e r e des Reclus de Molliens ahmt D u r a n d v. C h a m p a g n e in seinem Miroir de l'ame (48 Hei. Str.), Inc. Benedicite dominus (Hs. Bibl. nat. 12 594, 14. Jahrhundert,) nach. Das Thema von den Trois mors et trois vifs erscheint im Mireur du monde (60 Str. Achtsilbn. aabb), Inc. Je vois morir, in dem Lebensalter und Stände auftreten und die zitierten Worte am Ende der Strophen wiederholt werden. Eine Nachbildung des 14. Jahrhunderts, Inc. Li fil Adam, avant venes (52 Str.), gebraucht dieselben Worte, um die Strophen abzuschließen. Hs. Bibl. nat. fr. 24432, fol 246 v° enthält einen am Schluß unvollständigen Dit des III mortes et des III vives, Inc. Une avanture merveilleuse, über das gleiche Thema. Die Bearbeitungen der dem Ende des 12. Jahrhunderts angehörigen Quinze Signes (westfr.) über die 15 Vorzeichen des Gerichtes kehren öfters wieder, so in der Hs. Bibl. nat. 1181 aus dem 15. Jahrhundert, aber in das 14. Jahrhundert zurückweisend, Inc. Au temps que dieu jugier vouldra (Achtsilbn.). Mit der westfr. Fassung berühren sich XV signes devant le jour du jugement (21 Str. aabb, 16 Silb.), Inc. En l'onneur et a la loenge, in Hs. Steiger-Mai, und la fin del monde in einer Florentiner Hs. des 14. Jahrhunderts (23 Str. aabbb Achtsilbn.), Inc. La terre qui -par sa nature. Mahnend weist das Romania 29, S. 21 veröffentlichte Gedicht, Inc. Si come jeo ai en livre apris (Achtsilbn.), den an Gott verzweifelnden Schüler des Bischofs Julian auf das letzte Gericht. Das altfr. Gedicht der Hs. Harlington Nr. 2253, Inc. Une petite parole (126 Achtsilbn.), erinnert unter Mahnungen an den Sündenfall, die Erlösung und das jüngste Gericht. S p r i c h w ö r t e r S a m m l u n g e n vermitteln in kurzer, leichtfaßlicher Form Lehren und Lebensweisheit. Die ursprünglich in der Zahl von 50 vorgelegenen, aus Cato, Cicero, Virgil, Seneca, Plato, Boethius u. a. genommenen Proverbes et ditz des philosophes (des sages) wurden durch Zusätze auf 240 Sprichwörter gebracht. Sie zeigen den richtigen Mittelweg, geben Ratschläge oder führen Tatsachen an, wobei sie sich entweder an alle Menschen oder an bestimmte Stände wenden. Sprichwörter und Redensarten bilden gleichfalls den Dit de traverces (Verkehrtheiten, 194 V.) in Hss. aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Lebensregeln des in zwei Fassungen (Hexameter und Distichen) vorliegenden L i b e r F a c e t i wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts in einander unabhängig gegenüberstehenden Übersetzungen ins
BREVETS —
DITS.
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Französische übertragen. Der in Hexametern abgefaßte F a c e t u s liegt in einer fragmentarischen Prosafassung und in drei Versübersetzungen vor, die in vierzeiligen Strophen ein lat. Distichon wiedergeben. B r e v e t s (Amulette) in franz. Versen sollen gegen Krankheiten und Gefahren schützen und sind seit Ende des 13. Jahrhunderts in Hss. verzeichnet (Bibl. nat. n. acq. 4627, Inc. De celle sainte bouce, 61 Alex. Tiraden). Die S a t i r e g e g e n d i e F r a u e n kommt in den kurzen Dits oft recht scharf zum Ausdruck. So warnt das Gedicht in Hs. Bern354, fol. 159, Inc.Enunporpens suidel'autrier (120 Achtsilbn.), vor den Gefahren des Ehestandes und weist dabei auf Salomon hin. Hs. 24 436 der Bibl. Nat. enthält ein Gedicht gegen die Frauen, Inc. Cy voulez oir un petit compte, das die Frauen als reißendste aller 'bestes' hinstellt. Ein anderes Gedicht gegen die Frauen, Inc. Si j'avoie une fame qui ne me mentist point, schließt jeden Vers mit dem Worte point. Dem gegenüber findet sich auch manchmal das Lob der Frau, wie in Hs. Harley 2253 (114 Achtsilbner), wo mit Hinweis auf Maria das Lob der Mütter und edlen Damen verkündet wird. Von 72 Schönheiten weiß der Anonymus des Gedichtes in Hs. 24 432, fol. 245 zu sprechen, Inc. L'an de grace mil III c. Et XXXII fui je tracens. Im Dit des Amans (23 Str. Alex.) Hs. Pavia E 5 verteidigt der Verfasser J e a n die Frau durch zahlreiche Gründe. Kurze Gedichte sprechen sich gegen die Fehler der einzelnen Stände aus. Die Hs. Bern 354, 14. Jahrhundert, enthält den Dit des clers, welcher die geistliche Hierarchie als dem 'Tien' ergeben hinstellt und ihre Zuchtlosigkeit geißelt. In derselben Hs. wird das Bürgertum im Dit borjois borjon als habgierig und skrupellos nach Reichtum strebend verhöhnt. Der Dit du vilain despensier (40 Achtsilbn.) Hs. Bibl. nat. 24 432 aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts) reimt nur pend pens und wünscht die Vilains an den Galgen. Kritik und Belehrung kommt gleichfalls im Dit zum Ausdruck. Der Dit des Planetes (1. Hälfte des 14. Jahrhunderts) knüpft an die Namen der Wochentage und an die Eigenschaften der Planeten Betrachtungen über das Verhalten der einzelnen Stände und betont nach Aufzählung ihrer Verfehlungen die für diesen T a g und Stand notwendigen Pflichten. Reflektierend ist der Dit des douze mois, welcher das menschliche Leben in 12 Abschnitte zu 6 Jahren 9*
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BIBELBEARBEITUNGEN UND
HEILIGENLEGENDEN.
einteilt, denen er dann die Namen und Eigenschaften der 12 Monate beilegt. Nach dieser Rechnung lebt der Mensch 72 Jahre, doch auch diese werden nicht voll ausgenützt, da die Hälfte des Lebens dem Schlafe gehöre, die ersten 15 Jahre auch nicht in Betracht kommen und 5 durch Krankheiten oder Strafe verloren gehen. Burlesk ist der Dit du Boudin, der in ausgelassener Weise die Zubereitung der Blutwurst erklärt. Der Verfasser dürfte wahrscheinlich ein Student gewesen sein, da er den Mont SainteGeneviève genau kennt. Der Dit du hardi cheval, der alle schlechten Eigenschaften aufzählt, zeigt Übereinstimmung mit Machaut's Dit du cheval. Mit Paris beschäftigt sich ein L e n d i t g e d i c h t (168 Achtsilbn.), das die Einrichtung und den Verlauf des königl. Jahrmarktes, die zum Verkauf ausgebotenen Gegenstände schildert und die Städte erwähnt, die ihn beschickten.
JEAN D U P I N , L I V R E DE
MANDEVIE.
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DIE PROSA Das Gebiet der Prosa umfaßt vornehmlich alle Arten der Belehrung in Fragen weltlichen und kirchlichen Wissens entweder in Form von Abhandlungen nicht selten enzyklopädischen Inhaltes oder von Übersetzungen aus bestimmten Wissenszweigen. Belehrung und Moral vermittelt der um 1302 geborne J e a n D u p i n vielleicht der gleichnamige spätere A b t v. Cluny, gest. 1374, in seinem Livre de Mandevie, einer zwischen 1336 und 1340 verfaßten Traumallegorie in 8 Büchern, von denen 1 — 7 in Prosa, das letzte in Versen geschrieben ist. Der Verfasser wird im Traume in das Land des Todes versetzt, welches auf dem Meere der Welt schwimmt. Vom Ritter Mandevie begleitet, kommt er in das Schloß des Liebesgottes und von dort in die verschiedenen Teile des Reiches des Todes und Amors. Die ersten 7 Prosabücher bilden einen allegorischen Roman, das erste gibt die Exposition, das zweite hat den Guerre du Siecle zum Gegenstand und erzählt die Erstürmung der Stadt Franchise durch die Laster. Im dritten Buch wird der Leser in das Land von Fortune geführt, im vierten wechselt der Schauplatz wieder zur Stadt Franchise zurück, wo der Höllenfürst alles durcheinander gebracht hat, das fünfte Buch ist eine Art Kirchenspiegel, das sechste verfolgt die gleichen Tendenzen für die Laien, das siebente Buch, eine Moralenzyklopädie, vereinigt alle Elemente moralischer Unterweisung. Das achte Buch (Achtsilbner aa b, aa b) gibt unter dem Namen S o m m e oder M e l a n c h o l i e s eine Art Zusammenfassung, in der nur Satire und didaktisch-sittliche Unterweisung berücksichtigt wird. Dupins Satire richtet sich gegen alle Stände, sie wirft dem hohen Klerus Bestechung und Luxus, dem niederen Habsucht, Falschheit, Gefräßigkeit vor. König und Adel müssen harte Vorwürfe wegen ihrer Habsucht, Untätigkeit und Geldverschwendung hören, Richter und Advokaten werden wegen ihrer Bestechlichkeit, das Volk wegen seines Ungehorsams und Mangels an Ehrenhaftigkeit hart getadelt. Den Frauen hält er ihre traditionellen Fehler vor. Der Dichter wandelt auf bekannten Wegen, nimmt die Allegorien aus dem Rosenroman, verwertet die Bibel im alten und neuen Testament, zieht jedoch nur selten gelehrtes Wissen heran, doch zeigt er sich in Fragen über die
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DIE
PROSA.
Natur, Weltkunde, Physiologie wahrscheinlich auf Grund der großen Kompendien des Mittelalters vertraut. G e o f f r o i d e C h a r n y , der Verfasser eines gereimten Livre über Standesfragen des ritterlichen Kriegerhandwerkes, äußert sich in Prosa zu dem gleichen Thema, wenn er in einem Livre de chevalerie und in Demandes pour la joute, les tournois et la guerre Fragen über verschiedene bei Turnieren und in Kämpfen sich ergebende Voraussetzungen erörtert, die Wichtigkeit der Waffenübung betont und die Pflichten des Ritters aufzählt. Aus seiner Erfahrung kann er zweifelhafte Fälle, die sich bei Turnier und Kampf ergaben, lösen und derart eine Art Einführung in das Waffenhandwerk geben. Zwischen 1386 und 1389 schrieb H o n o r é B o n e t , der Dichter der Apparition de Jehan de Meung, seine Prosaschrift Arbre de Batailles in vier Büchern, worin er dem jungen König Karl V I . die Grundzüge eines Kriegs- und Völkerrechtes entwickelt. Der Ausgangspunkt seiner Darlegung ist die Voraussetzung, es sei unmöglich, Krieg und Streit zu vermeiden. Sie wird schon durch die fünf streitenden Engel der Apokalypse bezeugt und durch Anziehung, Abstoßung und Bewegung begründet. Er weist auf die Versuche zur Gründung von Weltreichen im Altertum (Babylon, Karthago, Mazedonien, Rom) hin, begründet dann das Recht zur Kriegsführung, Zweck und Wesen des Kampfes, (gegen Heiden, Juden etc.) erörtert das Verhalten der Kämpfenden gegen den Feind, gegen den Priester, Frauen und Kinder, untersucht die Ansprüche auf Beute, Entschädigung und Lösegeld, wobei er seine Ausführungen nicht nur durch die Bibel, sondern auch nach römischem und Kirchenrecht, an der Hand des Aristoteles, der Summa des Thomas v. Aquino und nach den Chroniken des Martin v. Troppau und Toloméo v. Lucca begründete. Stellen aus italienischen Juristen hebt er dabei bisweilen wörtlich aus, z. B. aus Oldrado di Ponte v. Lodi, Alberico di Rosciate, Bartolo und Johann v. Legnanos Tractatus de bello. Das in England von P i e r r e d ' A b e r n u m in Verse gebrachte pseudoaristotelische S e c r e t u m s e c r e t o r u m , das dort von dem Dominikaner J o f r o i v. W a t e r f o r d und seinem Mitarbeiter S e r v a i s C o p a l e in Prosa bekannt gemacht wurde, erfuhr in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine öfters abgeschriebene P r o s a wiedergäbe auf Grund der Dichtung mit dem Titel Livre des secres Aristote oder Dou gouvernement des rois, Inc. A son très veillant je Philippes.
P L A C I D E S ET T I M E O —
G E O F F R O I D E LA
TOUR.
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In zwei Prosafassungen liegt eine für Fürstensöhne bestimmte Zusammenfassung des Wissens vor, der Livre des secrets aux philosophes oder Placides et Timeo. Als Verfasser wird in der jüngeren Bearbeitung J e h a n B o n n e t , Priester und Doktor der Theologie in Paris, genannt. Nach dem Druck von 1504 soll das Buch Philipp dem Schönen gewidmet gewesen sein, dem jedoch der Verfasser selbstbewußter gegenübertritt als es Zeitgenossen taten. Für einen Kleriker aber sind die in dem Buche geäußerten Meinungen mit den kirchlichen Anschauungen nicht recht vereinbar. In dem Gespräch zwischen dem Lehrer Timeo (Timäus) und dem Schüler Placides kommen die Vorteile einer auf gelehrter Bildung beruhenden Erziehung zur Sprache, Theologie und Physik mit ihren Problemen leiten die Diskussion ein, ohne daß eine Lösung geboten würde. Erörterungen aus dem Gebiet der Naturkunde folgen, wobei dieser Abschnitt ausführlich auf das Verhältnis der Geschlechter eingeht. Der Geschichtsabriß enthält Fabeln, Anekdoten und irrtümliche Angaben. Sokrates ist der Lehrer Alexanders d. Gr., die Weisen betreiben Astrologie und Geheimkünste. Biblische und weltliche Schriftsteller haben gleiche Autorität. Der Verfasser dürfte medizinisch gebildet gewesen sein und Kenntnisse aus jüdisch-maurischen Quellen geschöpft haben. Die Fragen des Schülers ergeben nur den Gedankengang und dienen zur Einkleidung der Lehre, wie in der Imago mundi des Honorius. Die Redaktionen gehen im zweiten Teile auseinander, da die jüngere, statt der in der älteren gebrachten Diskussion über Astronomie, Astrologie, Medizin, auf Naturkunde, sagenhafte Geschichte und Erörterungen über Knechtschaft, Gesetzgebung, Stände und dergleichen eingeht und die Lehren eines sonst unbekannten Albert v. Trapezunt über Komplexionen und Temperamente vorbringt. Umfassend ist die Belehrung, welche der Chevalier G e o f f r o i de l a T o u r L a n d r y (Maine et L.) in seinem Livre pour l'enseignement de ses jilles (1371/72) vermitteln will. Ein ähnliches für seine Söhne bestimmtes Buch ist verloren. Geoffroi hatte sich in seiner Jugend als Lyriker versucht und war im Kampfe gegen die Engländer hervorgetreten. Er schrieb unter Mithilfe zweier Geistlicher und zweier clers, die ihm die notwendigen Beispiele aus der Bibel, den Heiligenlegenden und Chroniken beisteuerten, woraus sich manche Ungleichheiten in Stil und Gehalt seiner Erzählung erklären mögen. Der Prologist noch in Reimen, doch gab Geoffroi
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den Vers auf, um schneller weiter zu kommen. Lehre und moralisches Beispiel wechseln ab. Die Lehre ist geistlich und weltlich; sie weist auf die Notwendigkeit der Gottesfurcht, erörtert den täglichen Pflichtenkreis, spricht über die Eigenschaften, die Mädchen und Frauen zieren, zählt die Untugenden auf, die sie meiden müssen, sie gibt Winke über ihr Verhalten in der Gesellschaft, über die Pflichten der Hausfrau, stellt die Lebensführung der guten Frauen in Gegensatz zu dem abschreckenden Schicksal der schlechten Frauen, deren erste E v a ist. Die Beispiele dienen dem Verfasser als Beleg für seine Lehren und sind in der Art der Exempelsammlungen des Mittelalters mit Rücksicht auf die Reihenfolge der Kapitel chronologisch zusammengestellt. Diese kurzen Erzählungen oft anekdotischen Inhalts, welche Bedachtnahme auf Charakteristik und reale Verhältnisse zeigen, können als der erste Versuch auf dem Wege zur franz. Novelle betrachtet werden. Auch Sprichwörter werden zur Veranschaulichung herangezogen. — Frauenpflichten im Hause und entsprechendes Verhalten vor Leuten lehrt gleichfalls der Mesnagier de Paris, dessen unbekannter Verfasser, ein wohlhabender Bürger von Paris, nach 1392 und vor 1400 schrieb und nützliche Ratschläge zusammenstellte, um seiner bedeutend j üngeren Frau Anweisungen für ihr Verhalten in und außer dem Hause zu geben. Beispiele aus der Bibel, den antiken Schriftstellern, dem Roman des sept sages, eigene Beobachtungen des Verfassers und Anekdoten wollen den erzieherischen Zweck erreichen. Die Schrift verrät regen Anteil an den humanistischen Bestrebungen der Zeit, die Sprache ist lebhaft und anschaulich, eigene Ansichten werden neben allgemeinen Sentenzen vorgebracht und verraten die scharfe Beobachtungsgabe des um sein Haus sorgenden Eheherrn. Auf eine lat. Vorlage dürften die im 14. Jahrhundert häufigen Enseignements nouveaux d'un pere a son fils beruhen, Inc. Beau jils tu dois croire oder Anciennement n'estoit nulz hont baptises. Den Priestern wurde von gelehrten Geistlichen in Paris ein Doctrinal aux simples gens, Inc. En non de Jhesucrist, empfohlen, das dem gemeinen Mann das Verständnis für die Glaubensartikel, zehn Gebote, Credo etc. eröffnen sollte. Es war zu Lebzeiten der Königin (1325—70) Jeanne d'Evreux, Gemahlin Karls IV. von Frankreich (f 1328), entstanden, deren in Hss. des Doctrinals gedacht ist. Als Verfasser wird gewöhnlich G u y de R o y e , Erzbischof von Sens (1388) und Rheims (1390; gest. 1409), genannt.
GERSOX.
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Belehrung aus dem Gebiet der Theologie und Geschichte vermittelt noch die Hs. Bibl. nat. n. acq. fr. 10 237 aus dem 14. Jahrhundert, über das Wesen der Chevalerie äußert sich ein traictie in der Hs. Bibl. nat. n. acq. fr. 10 867, Inc. Les plus nobles offices qui entre les hotnmes, aus dem Jahre 1377. Als Kanzelredner, Theolog und Politiker tritt J e a n C h a u l i e r dit G e r s o n in dem letzten Drittel des Jahrhunderts in Wort und Schrift hervor. Er wurde 1363 zu Gerson (Diöz. Rheims) geboren, war Schüler, Lehrer und Kanzler (1395) der Pariser Universität, Kanzler und Prediger der Notre Damekirche in Paris und des Hofes (1389—97) und ist nach dem Rücktritt von seinen Ämtern 1429 in Lyon gestorben. Er nahm seit dem Schisma zu allen Streitigkeiten der Kirche energisch Stellung, entschied als konservativer Theolog im Hußprozeß gegen den Reformator und zeigt sich in seinen Schriften als einsichtiger Beurteiler der Zeit, der überzeugungsfest seine Gedanken verbreitete und dessen Werke dogmatischen Inhalts oder über den geistlichen Beruf, über religiöse und bürgerliche Moral oder über Mißstände der Zeit, über Exegese usw. in lat. Sprache Zeugnis von der reichen Bewegtheit seines Innenlebens ablegen. Darunter wurden die inhaltlich allgemeiner verständlichen von ihm übersetzt, andere sind von vorneherein von ihm französisch geschrieben, insbesondere Predigten. Solcher französischen Predigten werden 60 gezählt. Sie sind die ersten sicheren Originalpredigten von literarischem Charakter in französischer Sprache, erstreckten sich über die Sonntage des Kirchenjahres oder sind an Kirchenfesten, zu Ehren von Heüigen, oder im Namen der Universität bei anderen Gelegenheiten in der Form der 'proposition' vor Volk und Hof gehalten worden, erörtern dogmatische Fragen, preisen den Heiligen und ermahnen nachdrücklich zu christlicher Lebensführung. Der Grundgedanke seiner Anschauungen in allen seinen Schriften ist Gerechtigkeit und Friede. Er bemüht sich, einfach und klar zu sein, gebraucht daher solche Allegorien, welche auf die Einbildung wirken. Mit Sorgfalt vermeidet es Gerson, sich den Anschein der Gelehrsamkeit durch Zitate zu geben. Während seine kurzen Predigten für das Volk in leichter gefälliger Form, ohne größere Sorgfalt konzipiert sind, arbeitet er die großen, vor dem Hofe gehaltenen gründlich durch und legt Wert auf oratorischen, die Klassiker nachahmenden Stil. Sie halten gewöhnlich einen
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DIE
PROSA.
bestimmten Gang ein, indem Glossen und Kommentare den Text erläutern, unterbrochen von persönlichen Zusätzen, Gebeten, Gleichnissen, welche sich teils in Allegorien bewegen, dann aber auch scharf schlagend und sentenziös sein können und in Einzelheiten gelehrte Zusätze bringen. Als von ihm französisch geschrieben für Kinder und einfache Leute nennt er selbst das ABC des simples gens, einen Mirouer de l'ame parlant des dis commandemens, La science de bien mourir, L'examen de conscience und ein noch zu bestimmendes Exemplaire des petits enfants. Zu seinen erbaulichen und moralisierenden französischen Abhandlungen gehören die vielfach in den Hss. noch des 15. Jahrhunderts auftretenden Traktate von dem Montagne de l'homme contemplatif a son ame oder von der Mendicité spirituelle, die Exposition de la foy pour le simple peuple, das Testamentum quotidianum Peregrini, der Dialogue sur la doctrine du nouvel chant du euer und die Predigt über die Passion: Ad Deum vadit (Ausg. D. H. Carnahan, Univ. of Illinois studies in Lang, a. Litt. 1917. A.Champion, Hist. poétique du X V . s. II S. 169). Ebenso eine Art erster Katechismus, Opusculum tripartitum, mit den zehn Geboten, einer Beichtlehre und einer Anleitung zu frommem Sterben, das in Hss. auch lateinisch begegnet. Ferner ein in franz. Hss. Gerson gewöhnlich beigelegter Livre de sapience, ein Traité des temptations, der vielleicht früher lateinisch aufgezeichnet war und dem Tractatus contra tentationem entsprechen wird, dann eine Belehrung über die Différence du péché mortel et du péché veniel, eine Brieve maniéré de confesser pour jeunes gens, während lateinisch die Doctrine contre conscience trop estroite nicht vorzukommen scheint und auch die kurzen Erörterungen De diversis diaboli tentationibus, De quo sit cogitandum per singulos dies (in Briefform) Quomodo puer Jesus in Mente devota concipitur, nascitur, balneattir etc. Meditationes animae circa Ascensionem, ein Anagogicum de verbo Gloria in excelsis, ein Dialogus de tribulatione und ein Dialogus cordis, conscientiae, rationis et quinque sensuum, sowie die mahnenden Considerationes contra adulatores prineipum von 1408 und die Exhortatio ad Ducem Bituricensem ut solemnizetur festum Josephi von 1413 nur in französischer Fassung bekannt geworden sind und geradezu auf Laien berechnet waren. Einem Spéculum bonae vitae in lateinischen Versen nach französischem Muster steht dagegen nur eine französische Prosabetrachtung Miroir de bonne vie gegenüber. Kleinere in lateinischer Fassung nicht aufzufindende religiöse
GERSON —
COURTECUISSE.
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Schriften scheinen noch in den französischen Hss. Bibl. nat. 974 und 990, 1797, 24.791 und Tours 312 vorzukommen. Gersons französischer Brief gegen den Rosenroman Complainte piteable de chasteté contre le fol amoreux du Roman de la Rose vom 18. Mai 1402, ist eine Vision, die sein Herz an den Hof von Crestienté richtet, wo es Justice canonique mit Misericorde und Vérité findet. Die Tugenden unter dem Vorsitz von Entendement soubtil und Raison, denen Prudence, Science als Sekretäre, Eloquence théologienne als Advokat zur Seite stehen, richten über die Anklage von Chasteté gegen Fol Amoureux. In acht Punkten entwickelt Chasteté seine Anklage, die in die Forderung ausklingt: Si soit tel livre osté et exterminé. Die Hs. Bibl. nat. 990 enthält noch ein dringendes französisches Schreiben der Mutter Gersons an ihre Söhne um Fürbitte. Bezeichnend für die wachsende Bedeutung der französischen Sprache in den Werken auch gelehrter Theologen seit dem Ende des 14. Jahrhunderts ist nicht nur die umfassende Anwendung, die Gerson von der französischen Landessprache schon bei subtilen religiösen Erörterungen auf der Kanzel sowohl wie in Büchern für die lesekundigen Laien machen kann, sondern noch mehr, daß er französisch abgefaßten theologischen Schriften in seinen Zitaten, z. B. einem Tractatulus in gallico De remedio contra tentationes blasphemiae compositus ebensoviel Autorität beizumessen vermag, wie solchen in der lateinischen Gelehrtensprache, deren Ersetzbarkeit durch das Französiche darnach bereits seiner Zeit zum Bewußtsein gekommen ist. Neben Gerson tritt J e h a n de C o u r t e c u i s s e (gest. 1423 in Genf), aumonier des Königs, Ratsherr im Grand conseil, Bischof von Paris und Genf, der "doctor sublimus, wie ihn die Gallia christ, nennt, (VII, 344), als Prediger hervor. Seine lateinischen (Bibl. nat. ms. lat. 3546) und französischen Predigten (Ms. 2764 v. Arras) sind in feierlicher, majestätischer Sprache gehalten, welcher ernster und schwerer als die Gersons wirkt. Der Aufbau seiner Predigten ist einfach, gewöhnlich nur auf zwei oder drei Hauptpunkte angelegt, die wieder in Unterteilungen gegliedert sind. Zitate aus der Bibel und profanen Schriftstellern, wahrscheinlich durch Kompendien vermittelt, wollen nebst Anekdoten und Hinweisen auf eigene Lektüre den Eindruck der Gelehrsamkeit erwecken. Der Inhalt seiner Predigten, welche immer mit einem Texte des Evangeliums beginnen, will praktische, dem Leben angepaßte Moral vermitteln, weshalb sie Ratschläge für alle Stände und
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DIE PROSA.
verschiedene Lagen geben. Mit Gerson verglichen, fehlt ihm Mannigfaltigkeit des Inhaltes und Größe des Ausdruckes, doch fesseln seine Predigten durch den natürlichen Fluß der Rede, welche in den französischen Predigten ungleich lebhafter als in den lateinischen wirkt. Die R e c h t s w i s s e n s c h a f t ist durch den Grand Coutumier des J a c q u e s d ' A b l e i g e s , Sekretär des Herzogs v. Berry und Advokat des Chatelet, vertreten. Er verfaßte seinen Grand Coutumier wahrscheinlich im Jahre 1389 und behandelt in den vier Büchern die in Paris gebräuchliche Jurisdiktion auf Grund von Verwaltungsakten und Rechtserlässen des Parlaments. Um die gleiche Zeit hält J e a n B o u t i l l i e r aus Tournai, Verwaltungsbeamter seiner Vaterstadt, um 1330 geboren, gegen 1400gestorben, die Rechtsgebräuche seiner Heimat in der S o m m e r u r a l e fest, so genannt, weil er sie auf dem Lande vollendete. Es ist eine Sammlung von Rechtsgebräuchen, wie sie sich unter dem Einfluß des römischen Rechtes und der Parlamentsentscheidungen entwickelt und festgelegt hatten. Als Vorlage dient ihm der umfangreiche, lateinisch geschriebene Grand Coutumier der Normandie. Anonym ist ein aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammender Coutumier für Burgund, deren Verfasser sich teils auf den Grand Coutumier und auf Urkunden stützt. (Hist. lit. 33, S. 157). Zum Seerecht vergl. H. L. Zeller: Die Ordonnance Karls V. über die Admiralität nach der Hs. Paris, Bibl. nat. u. acg. fr. 10 251, Berlin 1915, Sammlung älterer Seerechtsquellen 9, und die das Seerecht von Oleron betr. das. erschienene Abhandl. Nr. 8. ÜBERSETZER
Die Prosaliteratur erfuhr durch das Interesse der französischen Könige an gelehrten Werken, die meist aus Übersetzungen geschichtlicher, didaktischer und religiöser Kompendien bestanden, neue Förderung. Schon Johann II. war ein Freund der Bücher, die er sammeln und durch enlumineurs verzieren ließ. Als Übersetzer erbaulicher und didaktischer Schriften steht der Hospitaliter von Saint-Jacques du Haut-Pas in Paris, J e h a n du V i g n a y , im Dienste des königlichen Hauses. Seine Tätigkeit fällt zwischen 1326 und 1341. Er arbeitet für J e a n n e de B o u r g o g n e , die Gemahlin Philipps VI. von Frankreich, gest.1348, und für ihren Sohn J e a n , Herzog der Normandie, den späteren König J o h a n n
JEHAN DU
VIGNAY.
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den Guten. Seine Übersetzungen umfassen erbauliche und belehrende Werke. Der T h e o l o g i e gehören an die Übertragungen der Epistres et evangiles de tout l'an (Hss. B. Nat. 22 890, 22 936, nouv. acq. 4508) für die Königin Johanna aus dem Jahre 1326, die Übersetzung der Legenda aurea unter Benützung der kurz vorher vollendeten des J e h a n B e l e t (B. N. 17 232, 15 475, 23 113, Drucke Brunet V., 1366ff.) die Übersetzung des Speculum ecclesiae (Miroir del'eglise) des Hugo de Sancto Caro, der eine kurze Beschreibung und Erklärung der römischen Messe und eine Anleitung für den Handgebrauch des Priesters gibt. (Hs. Bibl. nat. 19.810). Zugeschrieben wird ihm noch eine Noble hystoire et exposicion de la messe (hgg. Walter Howard Frere, Priest of the Community of the Resurection. Alcuin Club Collections. II. 1898/99. London,) die aber nicht mit der vorigen identisch ist. W e l t l i c h e n W i s s e n s g e b i e t e n gehören an: Der Miroir hystorial, die Übertragung des vierten Teiles von Vinzenz' v. Beauvais Speculum maius (Hs. B. N. 6353—59) auf Wunsch der Königin Johanna unternommen, die französische Wiedergabe der V i t e n des hl. L u d w i g I X . und P h i l i p p III. des Mönches von S. Denis, Robert Primat (Hs. Brit. Mus. Bibl. reg. D. I. Bl. X L I I . Abgedruckt in Historiens de France X X I I I ) . Ein verlorengegangener Alexander in Prosa aus dem Jahre 1341 ist durch das Inventar des Louvre bezeugt. Übertragungen von R e i s e b e s c h r e i b u n g e n sind das Directoire a faire le passage de Terre sainte nach dem lat. Directorium ad Philippum des Brocardus (Brochart), eine Anleitung für die Reise ins hl. Land, und die Merveilles de la terre d'Oultremer des Odoricus v. Friaul, das 1351 einen späteren Bearbeiter an Jean le Long aus Ypern fand. Weitere Übersetzungen betreffen das Itinerarium des Ricaldo v. Monte Croce, den Brief De statu terrae sanctae v. J. 1336 des Wilhelm v. Bodensleve, Briefe des Tartarenkönigs und Großkhans v. Catay. Die von J e h a n d e M e u n g bereits 1284 übersetzte und von J e a n P r i o r a t in Verse gebrachte Wiedergabe der Epitoma rei militaris des Fl. Vegetius erhält von Jean eine neue Prosafassung (ms. Cambridge, Univ. E. E. II. 17, Bl. 3. Bibl. nat. 1229, Cambridge, Magd. Coli. (coli. S . P e p y s 1928) Brüssel 11 048. Brit. Mus. Bibl. Reg. 20 B. I.) Zeit und Auftraggeber sind unbekannt. Christine benützt es in ihrem Livre des faits d'armes. Die von maistre Harent d'Antioche Ende des 13. Jahrhunderts übersetzten O t i a i m p e r i a l i a des Gervasius v. Tilbury erscheinen
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als Oisivetez des empereres, die nur in einer Hs. bekannt sind (Ashburnham-Barrois Nr. i g , Verkaufskatalog von 1901, Nr. 432, erworben von Charles Fairfax Murray). Für Jean bestimmt ist die Übersetzung des lateinischen S o l a t i u m l u d i s c a c c h o r u m des Dominikaners J a c o b u s d e C e s s o l i s unter dem Titel: Jeu des esches moralisés, zu dem die abweichende Bearbeitung des Pariser Dominikaners J e h a n F r e r o n tritt, der 1347 seine Moralitez sur le jeu des eschecs einem Bertran Aubert. von Tarascon widmet, dessen Kaplan er war. Die Enseignemens ou ordonnances gehen auf den verlorenen T e x t der Instructiones des Theodore Paleologue, Marquis v. Montferrat, Sohnes des Kaisers Andronikus zurück, (Brüssel 9467, 1 1 042). Jean bemüht sich, die ihm vorliegenden Texte möglichst genau zu übersetzen, deshalb greift er, wie er im Prolog zum Vegetius mitteilt, lieber zur Prosa, die er manchmal selbständig führt und mit Erklärungen erweitert. Er steht unter der Autorität der Alten, welche 'en divers volum.es ont dit aucunes chozes qui mout sont profitables.' Für Johann II. übertrug P i e r r e B e r s u i r e die e r s t e und d r i t t e D e k a d e und die ersten neun Bücher der v i e r t e n D e k a d e von Livius' Römischer Geschichte. Diese Übersetzung, welche zu den gelesensten Büchern des 14. und 15. Jahrhunderts gehörte, wurde im 15. Jahrhundert durch eine Übersetzung des Punischen Krieges nach Leonardo v. Arezzo vervollständigt. Auf Johanns Wunsch begann auch maistre J e a n de S y , der Verfasser einer französischen Consolacion de Boece, die Übertragung der B i b e l mit Kommentaren. Der T e x t der ersten Bücher wurde 1356 vollendet, doch unterbrach die Gefangenschaft des Königs die Vollendung des Werkes, dessen Kosten die Juden zu tragen hatten. Karl V . vergrößerte die von seinen Vorgängern übernommene Bibliothek, von Christine als 'belle assemblée de notables livres et belle librairie' gerühmt, deren Großteil er in einem Turme des Louvre unterbrachte, wo in eigens dazu ausgestatteten Räumen dreier Stockwerke die von G i l l e s M a l e t betreute Bücherei des Königs mit alten und neuen Werken der Theologie, der Rechtskunde, Geschichte und Literatur aufgestellt wurde. Die in den Jahren 1373 bis 1424 aufgenommenen Inventare verzeichnen eine Höchstziffer von 1239 Werken, darunter zahlreiche vom König selbst veranlaßte Übersetzungen, die in der Absicht erfolgten, die Kenntnisse der Zeit durch eine geeignete Auswahl von Vertretern
SIMON D E H E S D I N — N I C O L A S D E
GONESSE.
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aller Epochen und Wissenszweige zu erweitern. Beamte des Königs und Gelehrte der Universität stellten ihr Wissen in den Dienst dieser Übersetzungstätigkeit. Denn das Französische wurde schon als 'un beau langage et hon' gerühmt (Prolog z. frz. Übersetzung des Quadriperti Ptolemaei), verwendet zu Nutz und Frommen der Leute 'de grant entendement et de excellent engin et qui n'entendent pas souffisamment latin' (ibidem). Der König förderte diese Arbeiten, die er nicht selten selbst veranlaßte. F r e r e S i m o n d e H e s d i n (Pas-de-Calais), Johanniter von Jerusalem, übertrug die sieben ersten Bücher der F a c t a et d i c t a m e m o r a b i l i a des Valerius Maximus mehr sinngemäß als wörtlich, wie er in der Einleitung erklärt. Seine Arbeit wurde von N i c o l a s d e G o n e s s e fortgesetzt, der sie 1401 für Johann v. Berry (1360—1416), den Bruder Karls V., vollendete. Ein Auszug aus dem so abgeschlossenen Werk machte um 1458 den Inhalt noch weiteren Kreisen bekannt. Für den Herzog v. Berry übertrug der als Prediger bekannte J e a n d e C o u r t e c u i s s e , Kanonikus von Notre-Dame, Kanzler der Pariser Universität, gest. im E x i l als Bischof von Genf, die unter Senecas Namen gehende Schrift von den v i e r K a r d i n a l t u g e n d e n oder die F o r m u l a e v i t a e h o n e s t a e des Martin v . Braga ins Französische, wobei er den Text mit Glossen begleitet. Für Karls V . Gemahlin, die Herzogin Johanna v . Bourbon, (gest. 1378) verfaßte J e a n H e n r y , Chantre der Pariser Kirche, eine Schrift über das Kindbett der Jungfrau Maria, La gesine Nostre Dame, ein zweites Werk, der Livre de contem-plation, Hs. Bibl. nat. 907, war für die Äbtissin von S. Clara in Aiguesperse bestimmt. Im Auftrag Karls V . versucht sich J a c q u e s B a u c h a n t aus St. Quentin, sergent d'armes, gest. 1396, als Übersetzer zweier Werke, indem er einen lateinischen T e x t der Visionen der heiligen Elisabeth unter dem Titel le livre des Voies de Dieu bearbeitete, Hs. Bibl. nat. 1792, und dann, ermutigt durch den Erfolg seiner Übertragung, die Abhandlung Senecas De remediis fortuitorum, die schon seit Ende des 13. Jahrhunderts im L i v r e d e S e n e q u e c o n t r e m e s a v e n t u r e im Französischen vorlag, als Remedes ou confors des maulz de fortune übersetzt. J e a n D a u d i n , Kanonikus der Saint-Chapelle, bearbeitet in französischer Sprache die auf Seneca fußende Abhandlung Petrarcas, R e m e d i a u t r i u s q u e f o r t u n a e , die er als remedes de l'une et l'autre fortune dem König widmete. Nach dem von Gilles Malet geführten Register der
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PROSA.
königlichen Bibliothek übersetzte er noch die Schrift des Vincenz v . Beauvais d e e r u d i t i o n e p u e r o r u m n o b i l i u m (Hs.bibl.nat. fr. 9683) und den T r o s t b r i e f desselben Autors an den hl. Ludwig (ms. fr. 1032). Durch frühere Arbeiten wohl geschult, geht R a o u l de P r e s l e s (gest. 1382) daran, pour l'utilité publique du royaume et de toute la chrestienté, die C i v i t a s D e i des hl. Augustin für Karl V. zu übersetzen, nachdem er sich lange geweigert hatte, dieser Aufforderung nachzukommen. Die Arbeit beschäftigt ihn von Allerheiligen 1371 bis September 1375, die Übersetzung, für welche er aus dreißig Texten den ihm am besten scheinenden zugrunde legte, ist von einem oft aus zweiter Hand geschöpften Kommentar begleitet und hatte, nach der Zahl der Hss. zu urteilen, großen Erfolg. A m Ende seines Lebens unterzog er sich noch einer Neubearbeitung der französischen B i b e l , für welche er sich Freiheit der Übertragung und eine nicht unbeträchtliche Selbständigkeit dem Texte gegenüber in Auslassungen oder erklärenden Zusätzen zu wahren weiß. Nur dem Inhalte nach bekannt ist eine von ihm verfaßte Chronique, die von der Schöpfung bis zu Tarquinius Super bus ging. In dreijähriger Arbeit (1371—1374) vollendet N i c o l e O r e s m e (geb. um 1330), Dechant der Kirche von Rouen, 1377 Bischof von Lisieux, gest. 1382, die französische Fassung der Bücher des Aristoteles über Ethik (Ethiques) Politik (livre de politique) und Ökonomie (livre appelle économique). Die Übersetzung dient lehrhaften Zwecken, indem sie die hohen Würdenträger des Staates über ihre Aufgaben unterrichten will. Als Grundtext kamen für Oresme nur die lateinischen Fassungen des Aristoteles in Betracht ; als weitere Übertragungen Oresmes aus den Schriften des Aristoteles folgen die 1377 vollendete Abhandlung über Himmel und Kosmos, Du ciel et du monde, De l'Espere (Bibl. nat. n. acq. fr. 10 045), und der Traité contre l'astrologie selon Aristote. Die unter dem Namen Quadriperti bekannte Schrift des Ptolemaeus, deren Übersetzung im Inventar Karls V. verzeichnet ist, dürfte in ihrer französischen Fassung gleichfalls auf Oresme zurückgehen, wie die oft wörtlichen Anklänge in der Vorrede der Ethiques wahrscheinlich machen. Auch eigene Werke macht er den französischen Lesern zugänglich, der Livre des divinations wendet sich gegen den Aberglauben und Weissagungen, seine Untersuchung über Erfindung, Wesen und Wandel des Geldes, de
N.
ORESME —
EVRART
v.
CONTY
—
JEAN
GOLEIN.
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l'origine, nature et mutation des monnaies, erteilt den Fürsten, welche das Geld verschlechtern, ernste Mahnungen, wobei er die Anschauung vertritt, daß das allgemeine Wohl den Interessen einzelner voranzustellen sei. Oresme bemüht sich, den von ihm übersetzten T e x t klar und verständlich zu machen und ist sich der Schwierigkeit dieser Aufgabe wohl bewußt wenn er erklärt: 'Ce n'est chose aisie a mettre ou bailiier en frangois ne que gens layes puissent legierement entendre' (Livre de divinacions). Die P r o b l e m a t a des Aristoteles fanden einen Übersetzer im königlichen Leibarzt E v r a r t v. C o n t y , der seine Arbeit nach Karls Tode (1380) vollendete. Der als Vorlage dienende lateinische T e x t ist durch Zusätze und eingehende Erörterungen kommentiert. Unter den mittelalterlichen Gelehrten, deren Werke für den Hof übersetzt wurden, fanden die Autoren, welche weltliches und praktisches Wissen lehren, das meiste Interesse. Der Prior von Rouen und Provinzial der Karmeliter, J e a n G o l e i n , (1320—1403) übersetzte für Karl V . aus dem bereits in französischer Übertragung vorliegenden Lehrbuch des A e g i d i u s R o m a n u s De regimine principum die letzten Abschnitte von der königlichen Gewalt unter dem Titel Livre de l'information des princes (1379), entwickelt dem König außerdem die Lehren des R a t i o n a l e d i v i n o r u m o f f i c i o r u m über Organisation und Gebräuche der Kirche nach Guillelmus Durantus in seinem Rational du devin office (ms. fr. 437, Ars. 2001) vom Jahre 1374, bearbeitet außer einem Appendix zu Legenda aurea und einem Agnesleben (1369), die Erziehungslehre des Vincenz v. Beauvais De eruditione regalium filiorum in der Schrift Education des enfants nobles, wie auch die umfangreiche klösterliche Morallehre und Asketik in Gesprächsform der Conlationes patrum (Migne, Patrologia lat. Bd. 49, S. 477) des hl. Cassian v. Marseille (gest. 450) in seinen Collations des peres, 1370, ms. fr. 175. Bis 1342 geht die von ihm fortgeführte Bearbeitung (1368) der umfassenden und viel gelesenen Weltchronik der F l o r e s c r o n i c o r u m , einer Kaiser-, Königs- und Papstgeschichte, das Werk des als Inquisitor und Bischof v. Lodeve 1321 gestorbenen Dominikanerpriors von Limoges, Bernardus Guidonis, (Bibl. nat. f. fr. n. acq. 1409). Golein zeichnet auch die Übersetzung der Chronik des Bischofs von Burgos, Gonzalo de Hinojosa, Les Chroniques d'Espagne, in zwei Büchern (Ms. Brit. Mus. R o y a l 19, E. V I . Cat. Casley p. 300). Der infolge seines mannigfachen Inhaltes viel zu Rate gezogene Grober-Hofer Gesch. d. mittelfrz. I,it. I.
IO
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D I E PROSA.
P o l i k r a t i c u s des J o h a n n v. S a l e s b u r y fand 1372 in frere D e n i s F o u l e c h a t einen Bearbeiter, dessen Text trotz seiner Versicherung 'mettre clerement senz muer la sentence', manche Ungenauigkeiten enthält. Viel mehr noch wurde, den zahlreichen Hss. zufolge, die freie Bearbeitung des naturkundlichen und landwirtschaftlichen Sammelwerkes D e p r o p r i e t a t i b u s r e r u m des B a r t h o l o m ä u s A n g l i c u s (vor 1260) gelesen, die der Augustinermönch und Magister der Theologie J e a n C o r b e c h o n um 1372 dem König anfertigte. Weitere Belehrung über den Landbau, die Ackerbestellung usw. gewährte der Italiener P i e t r o de C r e s c e n z i von Bologna (ca. 1230—1316) mit seinen lat. Duodecim libri ruralium commodorum (um 1300), die gegen 1373 ein Ungenannter unter dem Titel 'Livre appelé Rustican du champ de labeur' Karl widmen konnte. Auf ihr fußt eine Originalschrift über die Schäferei, Zucht, Pflege, Krankheiten der Schafe, über die Arbeiten und erforderlichen Eigenschaften des Schäfers in den einzelnen Monaten des Jahres, Le bon berger des J e a n d e B r i e vom Jahre 1379, der auf Grund eigener Erfahrungen und durch die Autorität zahlreicher Schriftsteller den Inhalt seines Buches glaubhaft machen will. Unbekannt sind die Übersetzer der für Karl angefertigten Übertragungen der Schrift des Thomas v. Cantimpré: B o n u m u n i v e r s a l e de a p i b u s (ms. 2953 in Brüssel), dessen französischer Text in manchen Stellen eine freiere Fassung anstrebt, der a s t r o n o m i s c h e n T a b e l l e n Alfons' v. Castilien und der S o l i l o q u i a des hl. Augustin, im Register als 'Le Seul Parier s. Augustin' verzeichnet. Anonym ist eine in Hs. Bibl. nat. 24 396 Karl gewidmete Übersetzung von Guidos de le Colonne H i s t o r i a T r o j a n a , La grande et vraye histoire de Troye la grant überliefert, die auch in den Hss. Bibl. nat. 16x2, 1627, vorzuliegen scheint. Politische Fragen werden in der französischen Übersetzung der lateinischen Staatsschrift Somnium viridiarie erörtert, welche wahrscheinlich der Verfasser P h i l i p p e d e M a i z i e r e s unter dem Titel: Songe du vergier übertrug. Phüipp war Beamter des Königs von Cypern, Peter v. Lusignan (gest. 1369), und gewann als dessen Kanzler die europäischen Fürsten durch seine Beredtsamkeit für die Unterstützung eines neuen Kreuzzugsunternehmens, das mit der Einnahme von Alexandria (1365) einen unglücklichen Ausgang nahm. Philippe begab sich darauf nach Frankreich zurück, wurde um 1374 königlicher Rat, nach Karls
PHIL, DE MAILLEZAIS —
G U I L L A U M E DE TIGNONVILLE.
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Tod Coelistiner und starb 1405. Seine Schrift in Traumform hatte er König Karl V . 1376, bzw. 1378 übergeben. Sie untersucht in einem Gespräch zwischen Kleriker und Ritter im Beisein des Königs, der mit den Königinnen der göttlichen und weltlichen Macht auf einer Bank in einem Garten zuhört, die Frage nach dem Verhältnis von Papst- und Königswelt, unter Anführung allerdings längst bekannter Gründe sowohl für die Unabhängigkeit der einen von der anderen wie für die Vormacht der Kirche und ihre entscheidende Stimme auch in Angelegenheiten des Staates, jedoch ohne die Frage lösen zu wollen, obwohl die Meinung Philippes, der das ganze träumte, dahin geht, daß das Königtum dem Papsttum nicht unterzuordnen sei. Gleichzeitig werden aber auch darin politische Streitpunkte der siebziger Jahre zur Sprache gebracht und Reformationen in der Verwaltung empfohlen; die Tendenz des Buches führte später das Verbot seiner Verbreitung herbei. Philippe de Maizières dürfte auch der Verfasser des in der Tendenz ähnlichen Songe du vielz pelerin sein, der, als eine Art Lehrgang der Politik, Fragen der Erziehung der französischen Prinzen in Form leicht erkenntlicher Allegorien erörtert und Vérité, welche auf eine Wanderung durch Europa, Asien und Afrika geführt v/ird, zur Beraterin des weißen Falken, d. i. des künftigen Königs von Frankreich bestimmt, wobei der Autor die zeitgenössischen Verhältnisse kritisiert, auf die Wiedereroberung des hl. Landes durch einen Kreuzzug zu sprechen kommt und den Frieden mit England anrät. Auch Karl VI. teilte das Interesse Karls V. an gelehrten Büchern, er beschäftigt geschickte Kopisten und Miniaturenmaler. Unter seiner Regierung wurde der Bestand an hebräischen Büchern, welche schon Karl V. gesammelt hatte, beträchtlich erweitert. Doch ließ er es zu, daß die Bibliothek durch Entlehnungen und Übertragung an Mitglieder des königlichen Hauses zerstreut wurde, so daß am Ende seiner Regierung nur mehr 843 Bände von ursprünglich 1239 vorhanden waren. Unter ihm macht G u i l l a u m e d e T i g n o n v i l l e , Staatsrat und Kammerherr Karls V., Prévôt von Paris (1401—1408) bekannt als Politiker und Staatsmann, genannt bei der Gründung einer cour amoureuse zu Ehren der Königin Isabella (1401) die d i c t a et g e s t a a n t i q u o r u m p h i l o s o p h o r u m in französischer Übertragung zugänglich. Seine Ditz moraulx des philosophes bringen außer den Biographien der bekannten Philosophen deren Aussprüche, für welche die Bear10*
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DIE
PROSA.
beitung des Honein Ibn Ishak in Betracht kommt. Die Ditz wurden zweimal (1450 und 1474) ins Englische übersetzt. Aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts stammt die Übersetzung der lateinischen Abhandlung über den Weltkreis, S p h a e r a , des Erzbischofs von Lincoln, R o b e r t G r o s s e t e t e , in Hs. Bibl. nat. 613 mit anderen astrologischen Traktaten. Von G i l l e s l e M u i s i wird als Übersetzer eines lateinischen T h e o d o l u s der Minorit J a c q u e m o n B o c h e t , erwähnt. Vielleicht darf er als Verfasser des im ms. fr. 12478 der bibl. nat. vorliegenden Tiaudelet betrachtet werden, der auch von J e h a n le F e v r e de R e s s o n übersetzt worden war. Der französische Text ist um einen Prolog und außerdem um Glossen erweitert, deren Inhalt aus den Mythografien des Mittelalters geschöpft sind. Sie erläutern den Inhalt der Strophen in mehr oder weniger ausführlicher Weise. Lateinische Schriften, darunter auch das Buch des Alexander Neckam 'De Naturis Rerum' verwertet der Prosatraktat Livre du roi Modus et de la reine Racio qui parle des deduiz et de pestilence aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es ist eine Erörterung über die verschiedenen Arten der Jagd und über die Beize, deren Vorzüge in dem Schiedsspruch eines Grafen Tancarville bestimmt werden. Eine später (1338) angeschlossene allegorisierende Erweiterung, der Songe de la pestilence, berichtet, ohne Bezug auf das Vorhergehende, eine Vision, in welcher der Dichter das Unheil erfährt, das der Teufel anrichtet, Klagen über die Verderbnis der Welt niederschreibt, den Streit zwischen Tugenden und Lastern vorführt und auf Gottes Strafgericht hinweist. Nachrichten über die Zeitgeschichte beschließen die Schrift, als deren Verfasser im Genfer Ms. fr. 168 ein D e n i s d ' H o r m e s g e n a n n t wird. G a u t i e r l e B r e t o n fertigte 1347 im Schlosse von Dangu für den Herrn von Préaux den französischen Text der Geomantia des Wilhelm v. Meerbecke an. Unbekannt ist der Italiener, welcher für den Grafen v. Caserta die B r i e f e des S e n e c a an Lucilius französisch wiedergab (ms. fr. 12 235, n. acq. fr. 20 545). A l s Übersetzer von 40 H o m e l i e n des hl. Gregor, der Schrift de arrha animae des Hugo v. S. Victor wird P i e r r e H a n g e s t , prévôt der Kathedrale von Amiens, genannt, der diese Werke vor 1368 übersetzte, da sie in diesem Jahre Karl V. angeboten wurden.
ERBAULICHE PROSA.
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Aus dem Jahre 1374 rührt eine Übersetzung des Memoriale historiarum des Kanonikus v. S. Victor, J e h a n v . P a r i s , (gest. gegen 1351) her, die jedoch nur bis H u g o Capet reicht. Mit 1380 datiert eine neue Übersetzung von Vegetius' d e r e m i l i t a r i (Rom. 25, 402), Hs. Bibl. nat. 22 790 enthält Buch X — X I I der I n s t i t u t i o n e s Justinians von einem Anonymus. Auf Aristoteles geht die in Hs. Bibl. nat. 1543 v o m Jahre 1402 stehende Bearbeitung der Physiognomik und ein Livre de nature, ferner in Hs. Bibl. nat. 572 vom selben Jahre der Traitte des quatre choses zurück. Hs. Bibl. nat. n. acq. fr. 10 867 enthält die im Jahre 1377 geschriebene Übersetzung der T r i o n f i Petrarcas. Von Übertragungen erbaulicher und theologischer Werke wären zu erwähnen die für Jean, Herzog v. Berry, 1380 angefertigte Vie de Jesus-Christ, Inc. Sur toutes les pancees spirituelles la plus prouffitable (Hs. Bibl. nat. n. acq. fr. 10 823), die belehrende und erbauliche Voie de Paradis, auch Ckemin de Paradis in Prosa (Bibl. nat. ms. fr. 1838), welche auf den Iter Paradisi, auch De tribus Dictis des R o b e r t v. Sorbon zurückgeht.
ERBAULICHE
PROSA
Die Prosafassungen der Heiligenleben werden gewöhnlich in größeren Legendiers vereinigt. D e m Beginn des 14. Jahrhunderts gehören die Sammlungen B. N. fr. 423 und B. N. fr. 13 496 an. Mit dem Ms. v. Tours 1008 ist das Ms. 116 der Estensischen Bibliothek von Modena verwandt. Den vier Gruppen von Legenden im Ms. von Tours entsprechen drei Gruppen im Ms. von Modena, wo drei ziemlich lange Stücke über die Geburt der Jungfrau und Christi, ferner über die Himmelfahrt Marias handeln. Sie sind der Legenda aurea entnommen. Die übrigen Legenden gehen auf andere Vorlagen zurück. Aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt die Legendensammlung von 86 Geschichten im Ms. 3660 der Bibl. Philipps in Cheltenham, zu dem das Ms. 1 7 1 6 der Bibl. Mazarine inhaltlich mit 44 Legenden tritt. Die aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende, im Ms. 12 483 der Bibl. nat. enthaltene, von einem Dominikaner geschriebene Sammlung von Allegorien, Erzählungen und Geschichten zu Ehren der Jungfrau wurde bereits früher erwähnt. D e m 14. Jahrhundert gehören weiter noch an die Legendensammlung der Hs. E g e r t o n 745 des Brit. Museums mit Vers- und Prosalegenden,
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PROSA.
die Hs. B r ü s s e l 9925 mit 71 Geschichten, B. N. fr. 183 (77 Erzählungen) und 185 (137 Erz.), Brit. Mus. Addit. 17. 275 (154 Erz.). Die Erzählungen der drei letzten Sammlungen sind größtenteils der Legenda aurea entnommen. Dem Ms. von Alençon Nr. 27, welches die Somme le roi des Bruders Laurent enthält, ist eine Legendensammlung von 21 Erzählungen beigeschlossen. Ein Christusleben und ein Testament der 12 Patriarchen enthält die Hs. n. acq. fr. 10 176. In Hs. Bibl. nat. 340 steht eine Sammlung von V ä t e r l e b e n nach dem hl. Hieronymus, ferner die Dialogue Gregoire le pape und ein Franciscusleben nach der lat. Vita. Aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammt die auf eine ältere Sammlung zurückgehende Hs. von Tours Nr. 1015 mit 16 Legenden, ferner B. N. fr. 413 mit 106 Legenden und die Sammlung von Dublin, Trinity Coll. B. 2. 8 mit 20 Geschichten. 203 Erzählungen enthält die 1399 geschriebene, auf ältere Vorlagen zurückgehende Hs. 141 der Laurentiana in Florenz. Marienwunder in Prosa wurden seit dem 14. Jahrhundert häufiger, sie stellen die Lehre an den Eingang und betonen dadurch ihre moralisierende Absicht. Die Hs. S. Geneviève 792 nach 1350 enthält ein sonst unbekanntes Wunder D'un religieus qui requist qu'il peust cognoistre une des joies de paradis. Die aus dem 15. Jahrhundert stammende Hs. Bibl. nat. 25.440 enthält drei aus der Vie des Peres entnommene Wunder D'un hermite qui obeist a l'ennemi (V. d. P. 35), den Ritter mit dem Barisei (Nr. 18) und Kröte im Mund (Nr. 16), welche aber weiter zurückreichen. Auf die Historia scholastica des Petrus Comestor gehen die um 1350 im Vermandois geschriebenen Histoires tirées de l'Ancien Testament zurück. Der unbekannte Verfasser, wahrscheinlich ein Mönch und nach der Art seiner Bearbeitung des Lateinischen mächtig, kürzt seine Vorlage, aus der er nur das Wichtigste übernimmt, und erzählt in klarem Stil seine auf Erbauung berechneten Geschichten. Die L e g e n d a a u r e a des J a c o b u s de V o r a g i n e wurde im 14. Jahrhundert mehrfach übersetzt. Die erste Übertragung ist die eines mestre J e h a n B e l e t (Bibl. nat. 183, 185; Brit. Mus. Addit. 6524), dessen Text dann als Unterlage für die Drucke diente (Paris 1483, 84, 87). J e h a n du V i g n a y vollendete seine Übersetzung der Legende doree im Jahre 1348, sie dürfte teilweise auf Belet beruhen. Mss. der französischen Übersetzung liegen vor in Bibl. nat. 988,14. Jahrhundert ; Tours 1008,14. Jahrhundert
L E G E N D E N — JEHAN DES PREIS.
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mit ital. Stücken im Anfang; Bibl. nat. 1534, 1535; Tours IOII, 1012; Brüssel 9226, 9227, 9228 aus dem 15. Jahrhundert. E i n z e l l e g e n d e n . Die Legende der hl. Genoveva wird nach der lat. Vita in Hs. Bibl. nat. fr. 988 und in der Bearbeitung des Priors von S. Geneviève, Thomas Benoist, aus dem Jahre 1367 erzählt. Die Tungdaluslegende geht auf die lateinische Prosa zurück. In Hs. Bibl. nat. 430 aus dem 14. Jahrhundert findet sich außer einer aus dem Lateinischen übersetzten Sammlung von Väterleben nach Hieronymus u. a. ein Leben des hl. Franciscus nach der lat. Vita und die Dialogue Gregoire le pape. Ms. Ars. 570 enthält ein Georgsleben in Prosa. Erbauliche und historische Traktate kleineren Umfanges finden sich in Hs. Bibl. nat. n. acq. 10 237, 14. Jahrhundert. Belehrung und Erbauung will die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich von einem clerc (Hofbeamten?) angelegte Sammlung des Livre qui est appelle une composition de la s. escripture vermitteln, mit dem bekannteren Namen Cy nous dit, nach der Einleitung der Geschichten, bezeichnet. Die Erzählungen haben durchwegs erbaulichen Inhalt, werden oft in anekdotenhafter Form gebracht und sind der Bibel, den apokryphen Evangelien, den Väterleben, Heiligenlegenden und Gesta Romanorum entnommen. Sie fassen manchmal die Lehre in Form eines Sprichwortes zusammen. Auch die Spruchdichtung verwendet im 14. Jahrhundert die Prosa in immer weiterem Ausmaße, wie die Sprichwortsammlung der Hs. Bibl. nat. 25 545 aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts beweist, Inc. Qui le bien voit et le mal prent, welche als Proverbes ruraux et vulgaux bezeichnet werden. GESCHICHTLICHE
PROSA
Das Interesse an der Darstellung der Landesgeschichte hat in allen Teilen Frankreichs sowohl umfassende Werke als auch Chroniken über bestimmte Zeiträume entstehen lassen. Regen Anteil an dieser Betätigung nehmen die nördlichen Provinzen, deren reiche Städte, in die Kriegswirren der Zeit verstrickt, manchem Bürger oder Clerc Gelegenheit boten, Lokal- bzw. Zeitgeschichte in seinen Aufzeichnungen festzuhalten. In Lüttich schreibt J e h a n d e s P r e i s , dessen Myreur des histoires in drei Büchern (Lücken) einen chronologisch geordneten Überblick
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über die Ereignisse aller Zeiten, Länder und Reiche von der Sintflut bis 1340 gibt. Der erste Teil reicht von der Zerstörung Trojas bis zur Krönung Karls d. Großen, der zweite bis zum Tode Baudouins v. Konstantinopel (1207), der dritte bis zur Belagerung von Teneriffa (1340). Verschiedene Angaben deuten noch auf ein viertes, jedoch verlorenes Buch. Die Absicht des Verfassers ging dahin, den des Lateinischen unkundigen Lesern alle lateinischen Chroniken zugänglich zu machen, weshalb er wörtlich übersetzte. E r entnimmt seinen Vorlagen die eingehenden Berichte über Länder, Städte, Familien, doch steht er seinen Quellen vollständig unkritisch gegenüber. Chroniken, Legenden und Chansons de geste haben gleichen Wert und ergeben in Berichten über Helden (Roland, Ogier, Doon v. Mainz, Otinel, Anseis de Carthage, Sebile) oder Heilige nicht unbeträchtliche Teile seines Myreur. Die von ihm verzeichneten Quellen führen außer den bekannten Schriftstellern des Altertums und Mittelalters auch die gebräuchlichen lateinischen und französischen Chroniken bis zu seiner Zeit an, doch zahlreiche dieser Angaben sind erfunden, wo sie nachweisbar sind, enthalten sie nicht selten Widersprüche gegenüber ihren Vorlagen. Am besten kennt Jehan die Ritterromane und die auf Flandern bezüglichen Chroniken. Jehan beklagt es, von den Zeitereignissen nicht rechtzeitig Aufzeichnungen gemacht zu haben, doch füllt er die Lücken seiner Kenntnisse durch freie Erfindungen oder Zusätze aller Art aus. Er beurteilt die Ereignisse der Weltgeschichte nur v o m feudalen Standpunkt aus, fortschreitende Entwicklung kennt er nicht, wie ihm auch der Blick für die Beurteilung der Verhältnisse seiner Zeit ganz fehlt. Sein Werk wurde später von Jean de Stavelot fortgesetzt, welcher auch den Namen Myreur statt Chroniques anwendete. Ein zweites Prosawerk Jehans, ein in dreißigjähriger Arbeit kompilierter Tresorier de philosophie (Bibl. nat. 12 326, Brüssel II 2761) ist eine Art mittelalterlicher Enzyklopädie in vier Büchern, wo in alphabetischer Ordnung Mitteilungen über Wissenswertes gegeben werden. Unbekannt ist der Verfasser der Chroniques (auch Istore et chronique) de Flandre für die Jahre 792—1342 aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, welche ihrer Darstellung u. a. eine Genealogia comitum Flandriae, eine Chronographia regum Francorum, die nach 1220 verfaßte Histoire des ducs de Normandie et des rois d'Angleterre (ed. Michel 1890) des maistre M a t t h i e u ,
J A C Q U E S DE HEMRICOURT — J E A N LE B E L .
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ferner die Chronique des Menestrel von Reims und die Chronique von S. Denis zu Grunde legen. Sie findet dann in den Anciennes Chroniques de Flandre eine Fortführung bis 1384. Flandrische Zeitgeschichte berichtet auch J a c q u e s d e H e m r i c o u r t , geb. zu Lüttich im Jahre 1333, gest. 1402 als Bürgermeister seiner Vaterstadt. E r verwertet sein im Dienste der Adeligen und als Beamter der Stadt Lüttich erworbenes Wissen in seinem Miroir des Nobles de Hesbaie (ed. Salbray), der eine Genealogie der Nachkommen des Raes de Dammartin und seiner Frau gibt und durch genaue Mitteilungen über Sitten und Gebräuche des Adels im 14. Jahrhundert kulturhistorisch wertvoll ist. Ein zweiter Teil behandelt den von 1290—1335 dauernden Kampf der Häuser Awans und Waroux. Praktischen Zweck verfolgt seine Schrift Li patron delle Temporaliteit, welche Einblick in die Geschichte Lüttichs gewährt und den Lüttichern zeigen will, daß sie mit der Verwaltung ihrer Stadt zufrieden sein können. Jacques bemüht sich, historisch getreue, auf Urkunden zurückgehende Berichte zu geben, er schreibt fließend und lebhaft, ohne aber Provinzialismen zu vermeiden. Als Vorläufer Froissarts und dessen Gewährsmann verdient es der Kanonikus von S. Lambert in Lüttich, J e a n l e B e i , einer ungerechtfertigten Vergessenheit entrissen zu werden, der er durch den größeren Erfolg seines Fortsetzers und Überarbeiters Froissart anheim fiel. Jean wird in Lüttig für die Jahre 1313, 15, 21 urkundlich bezeigt, macht 1327 mit Johann II. v. Hainaut den Zug gegen die Schotten in England mit und ist in Lüttich 1370 gestorben. Wie sein Landsmann Jacques de Hemricourt mitteilt, führte er das Leben eines grand seigneur, der auch der lyrischen Modedichtung huldigte und heute verlorene virelais und chansons verfaßte. Von seinen zwei Söhnen ist der eine, Gilles, Kanonikus von S. Martin in Lüttich, durch eine Chronik Li livres des mervelles et notables faits pues la creation dou monde, bekannt geworden. Jean le Bei ist der Verfasser einer für Jean de Hainaut, seigneur de Beaumont (gest. 1356) geschriebenen Chronik, Histoire vraye et notable des nouvelles guerres et ckoses avenues en France, Angleterre etc. die, in mehreren zeitlich getrennten Abständen geschrieben, zunächst die Ereignisse der Regierung Eduard III. berichten wollte, dann aber auch die französische Geschichte in den Kreis der Betrachtung zog, wobei allerdings die letzten Partien gegenüber
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der anfangs breiten, eingehenden Darstellung in knapper, trockener Weise berichtet werden. Jean legte auf gründliches Quellenstudium Wert, zieht für seinen Bericht teils geschriebene Vorlagen heran, wie die Chronographia regum Francorum für den Krieg in der Bretagne, oder er benützt die Mitteilungen von Gewährsmännern, die ihm, wie Jean de Hainaut, über die Schlacht von Crécy glaubwürdige Berichte geben konnten. Er hatte durch seine einflußreichen Beziehungen Gelegenheit, Einblick in verschiedene Ereignisse zu gewinnen und so ein gut fundiertes Werk zu schreiben, dasein früheres l i v r e r i m é über den gleichen Gegenstand als ein Buch voller Übertreibungen, Unwahrheiten und leerer Worte überflüssig machte. Trotz seiner Abhängigkeit den ihm übermittelten Berichten gegenüber geht er kritisch zu Werk, sein Urteil (entente) ist vorsichtig zurückhaltend, nicht über die Ereignisse hinausgehend, weshalb er es vermeidet, Lücken durch eigene Konjekturen auszufüllen. Als aufmerksamer Beobachter legt er Wert auf genaue Mitteilungen von Begleitumständen, aus denen die Beweggründe hervortreten sollen, im Bestreben, seine Personen handelnd und in ihren Ideen verständlich vorzuführen, belebt er die Erzählung durch Dialoge und Monologe, manche Berichte sind szenisch erfaßt und lassen Protagonisten in den Vordergrund treten, doch werden in diesen Fällen mehr Äußerlichkeiten hervorgehoben, der Hintergrund vieler Ereignisse kommt nicht zur Darstellung. Wie Froissart ist er ein Freund des Adels, auf dessen Seite er steht, ohne jedoch mit seiner Kritik dort zu sparen, wo er Tadel für berechtigt hält. Mit Froissart trifft er ferner in der Teilnahmslosigkeit den von ihm erzählten Ereignissen gegenüber zusammen. Sein Bericht ist lebhaft und weiß Einzelheiten scharf festzuhalten, bevorzugt aber die einfache, ungezwungene, rasch ablaufende Darstellung der früheren Geschichtsschreibung. Die kunstvolle Periode, wie sie Froissart verwendet, ist Jean noch fremd. Der Umstand, daß Froissart die Zeitgeschichte seines Vorgängers ganz übernahm, sie noch weiterführte und in seinen Chroniques das Hauptgewicht auf die pittoresken, farbenprächtigen Schilderungen des von ihm gepriesenen Ritterlebens legte, machte es erklärlich, daß Jean bald in Vergessenheit geriet, so daß seine Chronik nur in einem Manuskript überliefert wurde. In der von Jean le Bei vorgezeichneten Weise setzt F r o i s s a r t in seinem Lebenswerke, 'Les Chroniques' (4 Bücher 1325—1400)
FROISSART.
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die Darstellung der Zeitgeschichte fort. Historische Treue verbunden mit Lebendigkeit der Darstellung zusammengehöriger Ereignisse und Zeiträume sind die Vorzüge dieses umfassenden Geschichtswerkes, das in Anlage und Eigenart der kunstvollen, auf künstlerische Wirkung bedachten Erzählung noch weiter über den Rahmen der bisher gewohnten Chroniken hinausgeht und das erstemal eine europäische Gesamtgeschichte in französischer Sprache versucht, da Froissart der Filiation der geschilderten Ereignisse in Frankreich, England, den Niederlanden, Deutschland, Italien und Spanien folgt und den Zusammenhang aufdecken will. Er konnte sich in der ersten Fassung der Chroniques, die bereits seinen Ruhm begründete, an Jean le Bei halten, den er übernahm und dessen Vorgang er mit solchem Erfolge nachahmte, daß der Vorgänger in Vergessenheit geriet. Er vermehrt das pittoreske Detail, indem er sich durch Gewährsmänner Berichte und Ergänzungen über weniger bekannte Vorfälle verschafft, und kommt dadurch zu jener Breite und Eindringlichkeit des Berichtes in seinen späteren Büchern, daß die Umarbeitung der auf Jean le Bei beruhenden Partien notwendig wird. Das erste Buch über die Jahre 1325—1369 wurde zweimal umgearbeitet. Die erste Fassung, 1373 für Robert v. Namur, durch Verschwägerung Parteigänger Englands, geschrieben, berücksichtigte den englischen Standpunkt, der dann in der zweiten, nach 1377 erfolgten Bearbeitung, als Froissart im Dienste Guis von Blois stand, für die Jahre 1323—1377 (Tod Eduards III.) in Hss. von Amiens und Valenciennes, die Froissart ausführte, zurücktritt. Die Hs. Rom, in der die Überarbeitung in Form von Geschichtsbetrachtungen und stärkerer Betonung des französischen Standpunktes hervortritt, bricht mit dem Jahre 1350 ab. Das zweite Buch (1377—1385) war ursprünglich als Chronique deFlandre, (1379—1385/86) verbreitet, entstand gegen 1387 und wurde 1400 berichtigt und vermehrt. Das dritte Buch (1385—1390) ist nach 1390 geschrieben, am vierten 1390—1396 (—1400 Tod Richards II. von England) arbeitete Froissart seit 1395. Die Chroniques abregees für die Jahre 1322—1378, welche einen Auszug aus dem größeren Werke geben, sind nach der bis 1377 reichenden Redaktion des ersten Buches abgefaßt worden. In der ersten Form desselben hatte Froissart für die Jahre 1325 —1366 Jehan le Bei, bis 1356, häufig wörtlich benützt ; in der zweiten fügt er besonders für die Jahre 1350 —1356 Zusätze
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PROSA.
auf Grund eigener Erkundigungen an. Mit der bis zum Jahre 1350 reichenden Fassung (Hs. Rom) wollte er die letzten Spuren fremder Hand aus seinem Werke tilgen, um so den Ruhm eigener Arbeit für alle vier Bücher beanspruchen zu können. Dokumente standen ihm weniger zur Verfügung. Er verschaffte sich die notwendigen Berichte durch seine Reisen oder gibt die Erzählungen seiner zahlreichen Gewährsmänner wieder, ohne Kritik an das Gehörte zu legen, wenn nur neue, packende Einzelheiten herausgenommen werden konnten. Dadurch wird seine Geschichte erlebte Wirklichkeit und vermittelt den Eindruck subjektiver Wahrheit, über welche Froissart nirgends hinausgehen will. Daraus ergibt sich aber auch die Buntheit seiner historischen Bilder, in der Schilderung von Feldzügen und Schlachten, in der Wiedergabe von Charakterzügen und Reden historischer Personen, bei Familiennachrichten und Anekdoten. Seine Berichterstatter für die Jahre seit 1356 sind nobles et grans seigneurs und hiraux de guerres, unter den ersten z. B. der Fürst David Bruce von Schottland, der Sohn des Günstlings Eduard des II. vonEngland, Eduard Spencer, der portugiesische Gesandte Pacheco; unter den Heerführern der spätere Connetable Eduards III. in Frankreich Jean Chandos, von dem er im Prison amoureuse (V. 2798) spricht und dem er Nachrichten über die Schlacht von Poitiers (1356) verdankte, die Chandos' Herold selbst noch beschreibt, u. a. Sie vermitteln Froissart selbstgeschaute Zeitbilder, wie man sie in der damaligen lat. Chronik, die schriftliche Vorlagen übernimmt und deshalb ihre Darstellung auf die Hauptzüge von Vorgängen und auf die Ergebnisse von Unternehmungen zu beschränken pflegte, vergeblich suchen würde. In chronologischer Folge, jedoch sparsam mit Jahreszahlen, beginnt er in England mit Eduard II. von England (1307), geht beim Jahre 1328 mit der Krönung Philipps von Valois auf Frankreich über und berichtet eingehend den englisch-französischen Thronstreit, wobei jedoch die französische Geschichte der Zeit nur knapp gestreift wird, trotzdem die Ereignisse vorwiegend in Frankreich spielen. Kurz ist der Verlauf der Jahre 1342—1345 und 1351—1354 gehalten. Im zweiten Buch rücken Frankreich, Flandern und die Empörung der flandrischen Städte in den Vordergrund. Das dritte Buch gibt Mitteilungen von seinen Reiseerlebnissen und zitiert Berichte seiner Gewährsmänner D'Espang, Basco de Mauléon, Laurent Foga^a u. a. nebst den am Hofe Gastons v. Foix erhaltenen Nachrichten. Das vierte Buch
FROISSART.
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bringt die Berichte mehr im Chronikenstil, verweilt aber bei farbenreichen Einzelheiten, wie bei Isabellens von Bayern und Karls des VI. Hochzeit (1389), deren Festlichkeiten Froissart als Teilnehmer beschreibt, bei Turnierspielen, Gesandtschaften, kriegerischen Expeditionen (nach Nikopolis, Frauen- und Feeninsel Cephalonia,) Belagerungen, und gewährt Einblicke in das private Leben hochgestellter Personen. Spannend wird der Ausbruch des Verfolgungswahnsinns Karls VI. erzählt, (Bd. 15, 35) anschaulich der Verlauf phantastischer Aufführungen (Danse des Sauvages Bd. 15, 34) und dergl. Von solcher Art sind noch im B u c h 1 die Erzählung von der mutigen Gräfin von Montfort (Luce § isoff.), von der Gräfin Salesbury und Eduard III. (aus Jean le Bei übernommen, § 181, 223ff.), von den Schlachten von Crecy, (§ 274), und Poitiers (§ 37iff.), von der Hinrichtung der Bürger von Calais (§ 312ff.), vom Kampf der dreißig Bretonen (§ 335ff.), vom Tod des Ritters vom Orden von Stern, den vom König Johann in Nachahmung der Tafelrunde gegründeten Orden, dessen 300 Mitglieder aus dem französischen Adel sich jährlich einmal in ihrem Ordenshause versammelten (§ 342), von der Überlistung von Evreux (§ 405). Im zweiten Buch sind scharf umrissene Figuren Philippe d'Artevelde und Francois Ackermann (Ausg. Kervyn v. L. Bd. 9) und lebendig entwickelt wird die Empörung in England von 1381 (Luce § 212 ff.). Dagegen lassen Froissart kühl der Tod seines Landesherrn (§ 331), die Taten Du Guesclin gegenüber denjenigen des Schwarzen Prinzen u. a. Froissart sieht nur, wie er im Prolog sagt, die,,Grans Aventures", welche der Ritterstand vollführt, alle Handlungen, seien sie auch noch so verurteilenswert, werden von diesem Standpunkte aus gesehen, entschuldigt und oft in ein ganz anderes Licht gerückt. So ist es erklärlich, daß er derart genau beschreibt, daß wir heute noch die Ideen, das Leben und die Verhältnisse der Ritterschaft in allen Einzelheiten des Kriegs- und Standeslebens kennen. Daher tritt uns die Lebensfreude und Farbenpracht, die von den ernsten Moralisten der Zeit der Ritterschaft vorgeworfen wurden, mit der Unmittelbarkeit selbstgeschauter und mitempfundener Erlebnisse entgegen. Daraus ergibt sich die oft dramatische, packende Darstellung der Szenen und der Fluß, in welchem Froissart die erzählten Ereignisse zu halten versteht. Man spürt, die Vorliebe seiner Jugend für Romane führt dem Chronisten die
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Feder zur epischen Umgestaltung der Ereignisse seiner Zeit. A m besten kann man den Unterschied in der Auffassung dieser Darstellungsweise seinem Vorgänger Jean le Bei gegenüber nachweisen. Dieser ist ernst, charakterisiert mit knappen, zutreffenden Worten, ohne die Äußerlichkeiten der von ihm geschilderten Vorgänge zu erwähnen. Froissart dagegen rückt das Detail in den Vordergrund und macht daraus ein großartiges Mosaik bestimmter, ihm zusagender Vorgänge. Daher kümmert er sich nicht um das Volk, um dessen Leiden und Vergewaltigungen. Die zerstampfte Erde Frankreichs, die zerstörten Dörfer, alle Blutopfer erwecken in ihm weiter keine Anteilnahme, da sie den Hintergrund für die Grans Merveilles und Beiles Aventures (Prolog S. 2) abgeben. Diese stellt er als Beispiele für die Nachahmung hin, alles andere tritt für Froissart als Verfasser einer nur im epischen Sinne gedachten, den Ritterstand verherrlichenden Chronik zurück. Außer diesen großen Chroniken behandeln Werke kleineren Umfanges kürzere Epochen oder einzelne Ereignisse. Die aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammende, von Guillaume de Nangis verfaßte Chronique abregee,welche mit Regierungsbeginn PhilippsIV. endete, wird bis 1381 weitergeführt. Für Philipp v. Valois ist eine aus den Jahren 1328 und 1330 stammende Bearbeitung der allgemeinen und Landesgeschichte nach den geläufigsten lateinischen Autoren (Vincenz v. Beauvais, Petrus Comestor) und unter Verwendung von Chansons de geste sowie Fabelsammlungen angelegt. Die bis 1326 reichende Darstellung, welche aus Vincenz v. Beauvais die Scheidung der Ereignisse in sechs Weltalter übernimmt, wurde bis 1383 fortgesetzt. Von Einzeldarstellungen ist Jehan's du Vignay Übersetzung von Primats L e b e n d e s h. L u d w i g und P h i l i p p s d e s K ü h n e n , das bis 1285 weitergeführt worden war, hier zu erwähnen. Noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden die G e s t a L u d o v i c i des Guillaume de Nangis, vielleicht von Guillaume selbst, der über die Quellen Primats verfügte, übersetzt. Als ein Teil der Grandes Chroniques de France erscheint der die Regierung Johanns II. und Karls V. behandelnde Abschnitt, dessen Abfassung dem Kanzler P i e r r e d ' O r g e m o n t zugeschrieben wird. Die Chronik scheint unter dem Diktat, zumindest aber unter der Aufsicht des Königs Karl verfaßt worden zu sein, da sie sich bemüht, die Intentionen des Herrschers ins richtige Licht zu rücken und die getroffenen Maßnahmen zu rechtfertigen. Der
JEHAN DE P A R I S — J E A N D E N O Y A L — J E A N L E F E V R E .
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literarische Wert ist gering, Komposition, Form und Stil treten hinter der propagandistischen Absicht zurück. Bis Hugo Capet führt die aus dem Jahre 1374 stammende Übersetzung des M e m o r i a l e h i s t o r i a r u m des Kanonikus von S. Victor J e h a n de P a r i s (gest. 1352). Die Niederlage des Kreuzheeres in Bulgarien bei Nikopolis (1396) findet eingehende Darstellung in der Epistre lamentable sur le fait du roy de Honguerie par les Tures devant Nicopoli von P h i l i p p v . M a i z i é r e s . Dagegen ist die Relation de la Croisade eines Serviteur de Gui (II.) v. Blois (gest. 1397) nur ein ziemlich getreuer Auszug ausFroissart. Weiter greift J e a n de N o y a l , A b t von S. Vincent zu Laon, zurück, der in seinem 1388 geschriebenen, unvollständig erhaltenen Miroir historial die von 1223—1380 reichende Geschichte der Päpste, der deutschen Kaiser und französischen Könige erzählt, wobei die Angaben der benützten Quellen (Guillaume de Nangis, die Flores Chronicorum des Bernard Gui u. Chroniken) durch Zusätze aus eigenen Wahrnehmungen ergänzt werden. Ernst im Ton, vorsichtig im Urteil ist der dem Adels- und Soldatenstand angehörige Verfasser der Chronique normande (1294—1372), der zwischen 1369 und 1372 schrieb und in der Darstellung der Zeitgeschichte den die Normandie betreffenden Einzelheiten besonderes Interesse widmet. Er ist gut unterrichtet, obgleich er vieles nach Berichten niederschreibt. Die umgearbeitete Chronique normande wurde später der unter dem Namen Istore de Flandre gehenden Chronik des Baudouin d'Avesnes angeschlossen. Von 1327 bis 1393 erstrecken sich, anfänglich in knapper resümierender Weise, dann auf eigenen Wahrnehmungen beruhend, die Chroniques des quatre Premiers Valois, welche in den achtziger Jahren des Jahrhunderts wahrscheinlich von einem Geistlichen aus Rouen geschrieben wurden. Treffendes Urteil, das aus dem Übermittelten reflektierend manche Schlüsse zieht, und die Fähigkeit, ernste Situationen eindrucksvoll zu schildern, werden manchmal, da der Autor die Interessen des Klerus verteidigt, durch einseitige Stellungnahme zu den Ereignissen beeinträchtigt. In Tagebuchform hält J e a n L e f e v r e , Bischof von Chartres, (gest. 1390), der auch durch Zeitgedichte und Schriften bekannt ist, die in den Jahren 1380—1388 vorgefallenen Ereignisse in seinem Diarium historicum fest. Als Kanzler der Könige von Sizilien und Herzoge von Anjou Louis I. (1360—84) und Louis II.
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(1384—1417) war er in verschiedenen diplomatischen Angelegenheiten tätig gewesen und konnte auch Akten oder Auszüge für seine Aufzeichnungen verwenden. Eine im Kloster S. Marie von Y o r k geschriebene französische C h r o n i k aus dem Ende des 14. Jahrhunderts enthält eine Chronik von England von Noe bis zum Jahre 1333 nach dem Brut und eine Fortsetzung bis zum Jahre 1381 nach verschiedenen Quellen, unter denen sich auch Briefe und Originaldokumente befinden. Der unbekannte Autor, wahrscheinlich ein Geistlicher, ist bemüht, die zeitgenössischen Ereignisse unparteiisch darzustellen. In England wird auch die Übersetzung des lateinischen Geschichtswerkes von Christus bis auf König Heinrich II., das der Dominikanerprior in London Nicolas Trevet (gest. 1328) für Eduard I. Tochter Marie verfaßte, entstanden sein. Anonym sind die annalistischen Chroniques de London, die sich von der Regierung Heinrichs III. bis auf Eduard III., d. i. von 1260 bis 1344 erstrecken. In breiter Darstellung, welche auf die Berichte von Gewährsmännern zurückgeht, erzählt die Chronique de la Träison et mort de Richard II. roy d'Angleterre die letzten Jahre und den Tod Richards II. von England bis zur Heimkehr seiner Witwe Isabella nach Frankreich. Neben geschichtlichen erschienen auch g e o g r a p h i s c h e W e r k e und bekunden das Interesse an fernen Erdteilen und Ländern. So treten R e i s e b e s c h r e i b u n g e n über den Orient mehrfach als Übersetzungen oder Kompilationen hervor. Schon im Jahre 1307 hatte der Prämonstratenser H a y t o n , früherer Herr v . Curchi (Corghos, gegenüber Cypern) seine Erinnerungen über den Orient, dessen Völker und Länder einem N i c o l a s F a u c o n diktiert, der diesen Text mangelhaft ins Lateinische übertrug, aus dem ihn 1351 J e h a n L e l o n g , Mönch von S. Bertin in S. Omer und Übersetzer auch anderer lateinischen Werke über den Orient, französisch wiedergab. Die Schrift unterrichtet über die Länder und Völker Asiens, zählt die Herrscher Asiens seit Christi Geburt und ihre Taten auf, beschäftigt sich eingehend mit den Tartaren und dem Stifter ihrer Religion und erörtert auch die Möglichkeiten der Eroberung des hl. Landes. Als Quellen können Wilhelm v. Tyrus und dessen französischen Fortsetzer und für die Völker Asiens vielleicht auch schon Marco Polo in Betracht kommen, der Großteil des Erzählten geht auf eigene Wahrnehmungen Haytons zurück. — Weitere Kunde über den Orient gaben die Ubersetzungen des
REISEBESCHREIBUNGEN —
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GALIEN.
J e h a n d u V i g n a y , Directoire a faire le passage de Terre sainte, das das lateinische Directorium ad Philippum eines unbekannten Dominikaners widergibt, und die dem Minoriten Ordoricus v. Friaul (gest. 1331) folgenden Merveilles de la terre d'outre mer, die von J e h a n L e l o n g 1351 ein zweites Mal übertragen wurden. Den Orient betreffende Übersetzungen Jehans de Vignay sind noch das Itinerarium, des Ricaldo v. Monte Croce, der Brief De statu Terrae sanctae vom Jahre 1336 des Wilhelm v. B o d e n s l e v e , Briefe des Tartarenkönigs und Großkhans v. Catay von 1338. Übersetzung anderer Beschreibungen der heiligen Orte in Jerusalem, wie des Buches des F r e t e l l u s , liber locorum sanctorum terrae Jerusalem, eine Beschreibung biblischer Denkwürdigkeiten, gehen nebenher. Aus Erinnerungen an seinen angeblich 34jährigen Aufenthalt im Orient, wo er auch in Diensten des Sultans von Ägypten gestanden haben will, schreibt der in St. Albans in England 1322 geborene, in Lüttich nach Jean des Preis 1372 gestorbene Arzt J e a n de M a n d e v i l l e , eigentlich J e a n d e B o u r g o g n e d i t ä l a b a r b e , seinen Bericht le voyage d'Outre mer in französischer Sprache. Die über Ägypten, Palästina, Indien, Persien und China erzählten Wunderlichkeiten betreffend Völker, Tiere und örtlichkeiten gehen alle auf ältere Berichte fabulösen und legendarischen Inhalts zurück. Nach Jean des Preis soll er unter anderen Schriften auch einen lapidaire verfaßt haben.
EPIK
IN
PROSA.
Die Prosaauflösungen der chansons de geste und höfischen Romane setzen im 14. Jahrhundert die bereits früher begonnene Zusammenfassung weiterer Cyklen fort. Im Inventar der Bibliothek Karls V . wird schon 1380 von Jean Blanchet der nach 1350 entstandene Prosaroman von Berinus erwähnt, der die von dem gleichnamigen Helden und seinem Sohn Aigres in der Verbannung erlebten Abenteuer darunter mit einer ausführlichen Episode des Aufenthaltes auf dem Magnetberg erzählt. Aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts dürften die Prosafassungen der Chanson de geste von Galien und Guerin v. Montglave stammen, welche später unter dem Titel Galien le restoré die Roland, Olivier und Galien betreffenden Ereignisse kombinieren, um die Vorgeschichte für Galiens Sohn zu geben. Auf dieser Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I.
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PROSA.
Fassung fußen dann die im 15. und 16. Jahrhundert hergestellten Drucke des Galien restore und des Romans Guerin de Monglave. Zwischen 1337 und 1390 entstand der Prosaroman von Perceforest, dessen Verfasser die Artus- und Alexandersage miteinander verbindet, indem er Alexander nach England führt, um den Briten, die auf den R a t der Venus nach dem Erlöschen der Familie Bruts am Meeresufer ihren Herrscher erwarten, in Betis und Gadifer, den Söhnen eines von ihm besiegten indischen Fürsten, ihre Könige zu geben. Betis, der Schottland erhalten hat, durchzieht den Wald von Darnant, in dem Merlin, von seiner Geliebten Viviane überlistet, der Erlösung harrt und bricht den Zauber, daher sein Name Perceforest. Gadifer war von Alexander zum König von England bestimmt worden, nach zahlreichen Abenteuern finden sich schließlich die beiden Brüder auf einer einsamen Insel wieder und werden getauft. Unter den vielen Episoden verdient die in Prosa und Vers auftretende Geschichte der R o s e a l a d a m e l e a l erwähnt zu werden, welche das Motiv der Wette auf die Treue der Gattin an das Welken der zur Erinnerung überreichten Rose knüpft und das Schicksal der ungerecht verdächtigten Lisiane zu einem glücklichen Ausgang führt. Der Roman verrät schon in der Einleitung, welche nach Galfried v . Monmouth die englische Geschichte von Brut bis Artus resümiert, das Bestreben des Verfassers, durch Kontamination und Übertreibung bekannter, aus anderen Romanen übernommener Voraussetzungen das Interesse zu fesseln; allein Unübersichtlichkeit der Anlage, das Unvermögen, die Spannung wachzuhalten oder zu steigern, und der oft banale Ausdruck charakterisieren den Perceforest in der Wahl des Stoffes und dessen Ausführung als ein Werk des Niederganges. Die gleichen Mängel treten im großen Roman von Ysaie le triste hervor, der die Schicksale von Tristan und Isoldens Sohn berichtet und stark von der Oberondichtung beeinflußt ist. Der Held, von Isolde während einer vorgetäuschten Pilgerfahrt geboren, wird von einem Einsiedler erzogen, kommt auf einer Abenteurerfahrt zu Merlins Grab, der ihm mitteilt, daß alle Artusritter tot sind, daher kann sein Wunsch, von einem derselben zum Ritter geschlagen zu werden, nur durch Lanzelots Arm symbolisch erfüllt werden. Unter dem Schutze des Zwerges Tronc vollführt Ysaie seine weiteren Abenteuer, gewinnt die Liebe der englischen Königstochter Marthe, welche die Mutter Marcs des Jüngeren wird. Die Suche nach dem in die Ferne gezogenen Ysaie führt Marthe, der
JEHAN D'ARRAS
PROSANOVELLE.
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Tronc als oft unzuverlässiger Begleiter beigesellt ist, erst dann mit dem Helden zusammen, bis Marc imstande ist, die nach England gekommenen Sarazenen zu besiegen und Orimonde, die Tochter des Anführers, zu gewinnen. Dann tritt er seine Abenteuerfahrt an, begleitet von Tronc, der von den Feen als Lohn für seine treuen Dienste in Oberon verwandelt wird. Zwischen 1387 und 1394 schrieb J e h a n d ' A r r a s in Prosa sein Livre de Melusine, da sein Herr Herzog Johann v. Berry als Graf v. Poitou und Eroberer von Lusignan (1373) ferner als Nachkomme der Geschlechter von Lusignan an der Haussage seines Geschlechtes Interesse nahm. Jehan, der weiter ausholt als der den gleichen Stoff behandelnde Couldrette, beginnt mit der Geschichte von Elinas, bringt mehr Einzelheiten und Erklärungen, weist aber sonst mit Couldrette im Verlauf der Darstellung solche Übereinstimmung, bisweilen mit wörtlichen Anklängen auf, daß das auch Jean vorliegende Buch des Grafen v. Salsbury für beide Dichter als gemeinsame Quelle anzusehen ist, die möglicherweise gereimt war, da Couldrette nach seinen eigenen Worten die Geschichte nur in anderer Versform nacherzählen wollte. Eine Übertragung der Prosa Jehans in Reime seitens Couldrettes ließe sich trotz der Angaben über die Auftraggeber bei den beiden Schriftstellern und ihre verschiedenen Quellen aus gleichem genealogischen Interesse erklären. Jehan von Arras besitzt noch größere Kenntnis adliger Familien und mehr geographisches Wissen als Couldrette, verfügt aber kaum über eine höhere Bildung als dieser und stellt kunstlos dar. Die P r o s a n o v e l l e des 14. Jahrhunderts hat in kleinerem Ausmaß als die in Prosa aufgelösten Heldenlieder die Darstellung von Einzelschicksalen zum Inhalt, wobei die alten Motive von Trennung durch eigenes oder unverschuldetes Unglück und Wiederfinden durch die entsprechende Reihe von dazwischen liegenden Abenteuern verbunden werden. Abseits von den gewöhnlichen Motiven der unterhaltenden Prosaerzählung steht die aus der jüdischen Legende stammende von J e a n d e V i g n a y i n seiner Übersetzung des Speculum historiale des Vincenz v. Beauvais wiedergegebene Ystoire Asseneth, welche die Liebe Asseneths, einer Tochter Putiphars zu Joseph und ihre Bekehrung infolge einer Engelserscheinung erzählt. Die oben erwähnten Voraussetzungen charakterisieren die Erzählung von der Comtesse de Ponthieu, einer Episode der 11*
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französischen Prosachronik De la prise de Jerusalem, par Saladin. Sie erzählt in Übertragung der Schicksale des Grafen v. Gleichen auf die Frau, wie die Tochter des Grafen v. Saint Pol, nachdem sie auf einer Wallfahrt von Räubern vergewaltigt worden war, auf Befehl ihres Vaters in einem Faß auf das Meer hinausgestoßen, gerettet und schließlich die Frau des Sultans von Almeria wird. Als ihr erster Mann auf einer Kreuzfahrt gefangen in ihre Gewalt kommt, entflieht sie mit ihm und ihre zweite Ehe wird als ungültig erklärt. Ihre Tochter wird die Mutter Saladins, wodurch die Verbindung zum Roman von Jehan d'Avesnes hergeteilt ist. Betonung des Ehrbegriffes, und das Bestreben, die schweren, Religions- und Standesanschauungen betreffenden Konflikte verständlich zu machen, charakterisieren diese Erzählung aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Als Auflösung einer alten in Achtsilbnern geschriebenen Chronik berichtet die Histoire de Fotdques Fitz Warin, deren Ms. noch im 18. Jahrhundert vorhanden gewesen sein soll, die Abenteuer des historischen Fouques III, der sich um 1200 gegen König Johann empört, ihm als Befehlshaber einer bewaffneten Schar lange Widerstand geleistet, an den Kämpfen um die Magna Charta teilgenommen hatte und blind im Kloster gestorben war. Er wird als trotziger unbesiegbarer Kämpe geschildert, den außer Kraft und Mut auch List und Schlauheit auszeichnen, so daß er manchen gefährlichen Lagen entrinnen, dem König in Verkleidungen manchen Streich spielen und ihn selbst gefangen nehmen kann. Ihm steht Jehan v. Rampagne zur Seite, der gleichfalls durch Verkleidungen und unerwartetes Eingreifen manche Situationen löst. Der Erzähler versteht es, ernste, ergreifende Szenen, welche aus dem Leben genommen sein konnten, mit phantastischen Abenteuern abwechseln zu lassen, neben historischen Personen treten bekannte Gestalten aus den Versroman auf (Artus, Key, Urien, Merlin) oder eigene Erfindungen führen nach dem Muster der Abenteuerromane phantastische Episoden ein. An das Fableau erinnert in der Intrigue und Charakterzeichnung, die Novelle von Agnes und Meleus im Bruchstück eines französischen Exempelbuches, das von einem Italiener im 14. Jahrhundert vielleicht unter dem Einfluß Boccaccios, geschrieben wurde. Ein Geizhals schlägt seiner Frau die Bitte um ein neues Kleid ab mit der Begründung, daß sie auch im alten zu einem Feste gehen könne. Der Groll gegen den habgierigen Mann läßt
A G N E S ET M E L E U S —
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sie die Werbung eines jungen Ritters, der sie liebt und dessen stille Neigung seine Schwester offenbart, günstig aufnehmen, sie leitet ihn an, aus dem Nachbarhaus einen Gang in ihr eigenes Haus zu graben und die Geldkisten des Alten zu leeren. Der Mann stirbt aus Verzweiflung über den Verlust seines Goldes und der Ritter heiratet seine Geliebte. Ihre Tochter wird später die Frau eines flandrischen Grafen, der Sohn ein berühmter Held. Der unbekannte Verfasser will seine Geschichte als warnendes Exempel gegen den Geiz betrachtet wissen, die Personen sind von diesem Standpunkt aus gezeichnet und ihr Verhalten dem Alten gegenüber wird als berechtigt hingestellt. Scharfe Charakteristik, ausdrucksvoller, den Situationen angepaßter Dialog und rasche Handlung sind die Vorzüge dieser Erzählung. Als Novelle erscheint der Livre de Troilus des P i e r r e de B e a u v a i s , der gegen Ende des 14. Jahrhunderts am Hofe des Königs von Sizilien in Gedenken an seine eigene treulose Geliebte die Geschichte der falschen Briseis schrieb, welche den trojanischen Prinzen Troilus mit Diomedes hintergeht. Pierre schöpft aus dem Filostrato des Boccaccio, den er mit Petrarca verwechselt.
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D R A M A T I S C H E D I C H T U N G D E S X I V . UND X V . J A H R H D T S .
DIE DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND XV. JAHRHUNDERTS Die Nachrichten über die Aufführungen geistlicher Stücke in französischer Sprache werden im 14. Jahrhundert zahlreicher und beziehen sich zunächst auf die Darstellung lebender Bilder und pantomimischer geistlicher Spiele, welche seit 1313 bekannt sind, da sie Godefroy de Paris in seiner Chronik beschreibt (Ed. Buchon, 5329/30): Là vit-on Dieu sa mere rire, Renard, jisiciens et mire. Vor Karl V. wurde am 6. Jänner 1378 die Eroberung Jerusalems durch Gottfried v. Bouillon dargestellt und 1389 kamen beim Einzug Isabellens von Bayern Pantomimen zu Aufführung. Zu diesen Spielen kann man auch die für Bethune, Lille und Abbeville bezeugten Wagenspiele rechnen, bei denen biblische Szenen mimisch veranschaulicht wurden. Die dramatische Kunst inspirierte sich auch an den Werken der Bildhauerei auf Portalen und in Kirchen, wo Gruppen und Szenen aus der Heils-und Heiligengeschichte zur Nachahmung auffordern konnten. Dies war der Fall bei der im Jahre 1420 beim Einzug Karls VI. und Heinrichs V. von England in Paris gespielten Passion, welche sich das Passionsrelief im Chor von Notre-Dame de Paris zum Vorbild nahm und es auf einer 100 Fuß langen Bühne 'au vif vorführte. Umgekehrt hat dann die fortschreitende Kunst der dramatischen Darstellung auch der im Dienste der Kirche stehenden Büdhauerei neue Anregungen gegeben. Die Nachrichten über die Aufführungen geistlicher Spiele im 14. Jahrhundert gehen weit zurück. Fraglich ist es, ob die 1351 in Bayeux aufgeführte Nativité, welche vom Kirchenkapitel verurteilt wird, in französischer Sprache gespielt wurde, die gleiche Ungewißheit herrscht für die Aufführung der Resurrection in Cambrai 1376 und in Paris 1390, welche vor Karl VI. durch Geistliche dargestellt wurde. Französisch dagegen war das 1351 in Lille aufgeführte Spiel von der hl. Katharine und die 1418 in Troyes aufgeführte Resurrection. Für P a r i s und U m g e b u n g lauten die Nachrichten ungleich bestimmter und lassen eine rege dramatische Tätigkeit erkennen. Das erste hier in Betracht kommende Dokument (Thomas, Rom. X X I , S. 606) läßt ersehen, daß die Passion in P a r i s schon seit längerer Zeit regelmäßig
AUFFÜHRUNGEN —
CONFRÉRIES.
aufgeführt wurde. R o u e n bezeugt die gleiche Tatsache seit 1374. Im April 1381 wurde vor Karl VI. im Hotel S. Paul in P a r i s die Passion aufgeführt, 1384 spielte man in A u n a i ein TheophilusMystère, 1395 folgt die Erwähnung für Chelles. 1398 findet die Aufführung der Passion in S a i n t M a u r - l e s - F o s s é s statt, 1398 werden die Mystères de l'Annonciation de la Vierge Marie et de la Nativité N. Seigneur zu P a r i s im Hôtel d'Orléans gespielt. 1392 ist die Passion und 1415 die Nativité S. Jehan Baptiste für Paris bezeugt. Schon aus der Tatsache, daß der Katalog der Bibliothek Karls V. im Jahre 1373 eine Passion N. Seigneur rimée par personnages verzeichnet, rückt die Aufführung religiöser dramatischer Spiele in französischer Sprache für Paris in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinauf. In die gleiche Zeit führt auch die Glosse des Nie. O r e s m e in seiner Übersetzung der Ethik des Aristoteles, wo er über die Verwilderung in den Texten der Mystères Klage führt. Diese Aufführungen wurden, da es ständige Schauspieler im 14. Jahrhundert noch nicht gab, zunächst von Bürgern und Brüderschaften durchgeführt. Die älteste bekannte Confrerie de la Passion ist 1371 in N a n t e s gegründet, ihr folgt 1374 die Confrerie de la Charité de Rouen 1374. Der Puy in P a r i s , für den die Miracles des Ms. Cangé verfaßt wurden, läßt sich bis 1391 zurückverfolgen. In P a r i s erlangte die Confrerie de la Passion, deren Aufführungen seit 1380 urkundlich nachgewiesen sind, von Karl VI. im Jahre 1402 das Recht, die Passion Christi und andere Mysterien aufzuführen. Sie spielten zuerst im Trinitätspital bei den Hallen, dann im Hotel de Flandre und später im Hôtel de Bourgogne. Sie assoziierten sich gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts mit den Enfants sans souci und den Basochiens, welche im Hôpital de la Trinité Farcen und Sotien aufführten. Eine andere Vereinigung in Paris ist die 1413 gegründete Confrerie de Notre-Dame-de-Liesse, welche von Karl VI. und der Königin Isabella von Bayern gefördert wurde und sich durch prunkvolle Aufführung einen Namen machte. Die Sammlung ihrer Mirakel von J e a n L o u v e t stammt allerdings erst aus den Jahren 1536 bis 1550. Auch in L i l l e werden die Aufführungen von Spielen durch Schauspielervereinigungen bestritten, welche auf bestimmten Plätzen der Stadt auftraten und neben geistlichen auch weltliche Spiele verschiedenen Inhaltes aufführten. In St. Omer werden dramatische Gesellschaften seit 1450 regelmäßig vom
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DRAMATISCHE D I C H T U N G DES XVI. UND XV. JAHRHDTS.
Magistrat unterstützt, ihr Programm umfaßt geistliche und weltliche Spiele. Eine andere Vereinigung war die B a s o c h e in Paris, welche Farcen und Moralitäten spielte und seit 1350 zu verfolgen ist. Die Basoche bestand aus Angehörigen des Richterstandes und umfaßte die B a s o c h e d u P a r l e m e n t , d u C h a t e l e t und den E m p i r e d e G a l i l é e , von denen jede im Jahr drei bis vier Veranstaltungen gab, denen Prozessionen, Pantomimen und lebendige Bilder vorangingen. Ausfälle gegen Richter oder bekannte Personen, gegen Zustände, Verordnungen etc. bildeten den Inhalt dieser Stücke, welche oft das Mißfallen der Behörde erweckten, wie im Jahre 1442 eine Parlamentswarnung und 1473 ein Prozeß wegen Aufführung freier Farcen und Soties bezeugen. Zu den Dichtern der Pariser Basoche gehörte P i e r r e B l a n c h e t aus Poitiers (1459—1519), der sich in seiner Grabschrift als satirischen Schriftsteller und guten Schauspieler bezeichnet. H e n r i B a u d e erhielt mit einigen Bazochiens i486 eine Strafe wegen einer satirischen Dichtung, die sie verbreitet hatten. Mit der Basoche standen die Enfants sans souci in enger Verbindung. Ihre Vereinigung soll unter Karl VI. zu gleicher Zeit mit der Confrerie de la Passion gegründet worden sein. Sie war als eine Schar von Narren organisiert und ging auf das im Mittelalter weitverbreitete Fête des Fous zurück, das unter dem Namen Festum stultorum, fatuorum, follorum, auch festum subdiaconorum, festum baculi in den Kirchen Frankreichs abgehalten wurde und verschiedentlich Anlaß zu energischen Schritten seitens kirchlicher und weltlicher Behörden gab und auch den Kanzler der Pariser Universität Jean Gerson zu einem französischen Artikel dagegen veranlaßt hatte. (Opera 3 (1706), S. 309, lat.). Neben den Enfants sans Souci in Paris bestanden die Cornards oder Connards von R o u e n und E v r e u x , die Suppôts du Seigneur de la Coquille in L y o n , die Société des fous v. C l e v e s . Sie spielten im traditionellen Narrenkostüm, traten mit andern Schauspielergesellschaften auf, entweder nach deren Stücken oder in Vor- und Zwischenspielen. Die nach ihnen genannten S o t i e s reichen bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zurück und stammen in ihren ersten Stücken aus der Provinz. Geselligkeit im engeren Kreise, wahrscheinlich als Trink- und Spielgesellschaften, pflegen die Sociétés joyeuses der Provinz, zu denen die Fumeurs und Bons enfants gezählt werden können, von denen Deschamps zu berichten weiß.
BÜHNENEINRICHTUNG.
Die geistlichen Spiele konnten noch im 14. und 15. Jahrhundert in der Kirche zur Aufführung gelangen, wie dies 1451 bei einem Mystère in der Kirche S. Malou in R o u e n der Fall war. In A m i e n s diente noch 1496 der Chor einem Josefsspiel als Bühne. Für die Mirakel war der geschlossene Raum Regel, sie wurden seit Beginn des 15. Jahrhunderts im großen Salle des Trinitätsspitales bei den Hallen aufgeführt, während die Mirakel von Notre Dame de Liesse des Jean Louvet in Häusern zur Darstellung gelangten. Auch der Friedhof konnte für Spiele verwendet werden, wie dies für ein mystère innerhalb des Friedhofes der Abtei S. Pierre in V i e n n e bezeugt ist. Gewöhnlich wurde aber die Bühne auf öffentlichen Plätzen als großes Gerüst (eschafaud, establie) aufgestellt, wenn nicht andere geeignetere örtlichkeiten für die Aufführung in Betracht kamen. Dies war z. B. der Fall im Hofe des Franziskanerklosters von R o m a n s , wo 1509 die Passion gespielt wurde, und in B o u r g e s , wo die Aufführung von Grebans Actes des Apôtres 1536 innerhalb der Arena des alten römischen Amphitheaters stattfand. Die Bühne (hourt, im Gegensatz zum Zuschauerraum: parc) war eine aus Holz errichtete, gewöhnlich langgestreckte Plattform, welche entweder den Halbbogen eines Amphitheaters abschloß oder auch frei inmitten eines Zirkusrundes stehen konnte. In R o m a n s war das Gerüst 33,50 m lang und gegen 17 m breit, in R o u e n erreichte es sogar die Länge von 68 m. Allerdings war hier die Bühne mit ihren verschiedenen Abteilungen in vier Gruppen geteilt. Wurde dagegen in einem Saale gespielt, so brachte man zwei übereinander liegende Etagen an. Die erhaltenen Rechnungen beweisen, daß die Ausgaben für diese Gerüste oft eine sehr beträchtliche Höhe erreichten, weshalb Philipp der Gute 1459 der Stadt A i r e die Erlaubnis erteilte, aus seinen Besitzungen Holz für den Bau einer Bühne zu schlagen. Auf dieser Plattform erhoben sich nun, gewöhnlich aneinander gereiht, Aufbauten, mansions genannt. Der vor ihnen liegende freie Raum, auf welchem gespielt wurde hieß Champ, Terre, Parc oder Parquet, vergl. M ö n s : Kayn s'en va par le parquet (Livre Conduit S. 15). Diese Bezeichnungen stammen noch aus der Zeit, als die Spiele zu ebener Erde ausgeführt wurden. Hier konnten auch noch neue mansions aus Holz oder Stein aufgeführt werden, wenn es sich darum handelte, während des Spieles Verrichtungen von Handwerkern zu zeigen (S. Barbe). Die von
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Cohen S. 70 seiner Histoire de la Mise en Scène abgedruckte Miniatur, welche die langgestreckte Bühneneinrichtung der im Jahre 1547 in V a l e n c i e n n e s gespielten Passion festhält, läßt von links nach rechts folgende örtlichkeiten, welche außer durch Überschriften auch an ihren Aufbauten erkenntlich sind, unterscheiden: Une salle, in dem auch das Silete (s. unten) gespielt werden konnte und über dem das Paradies gezeichnet ist; Nazareth, durch eine Türe und umfriedeten Raum bezeichnet; le Temple mit dem Thronsitz. Das als Säulenhalle gedachte Gebäude erhebt sich auf einer Plattform von drei Stufen. Jerusalem ist durch eine Stadtpforte und eine Ringmauer erkenntlich gemacht. Le Palais erscheint als langgestreckte in die Mitte der Bühne vorragende Halle, welche ihre Schmalseite dem Zuschauerraum zukehrt. In der Fortsetzung der Stadtmauer von Jerusalem schließt, kenntlich durch die Kirche, der Bischofspalast an, dessen Ringmauer zur Porte dorée führt. Vor dieser und dem rechten Säulengang des Palais ist ein Bassin, welches das M e e r vorstellt. Die rechte Ecke ist der Unterwelt vorbehalten. Hier erhebt sich, außerhalb der Ringmauer der Hölle, der als Turm dargestellte Limbe des Peres, die H ö l l e selbst ist ein festungsartiges Gebäude, dessen Eingang eine Teufelsfratze mit weit aufgesperrtem Höllenrachen symbolisiert. Diese Einteilung, welche mindestens die drei wichtigsten Orte, P a r a d i e s , P a l a s t , bzw. J e r u s a l e m , H ö l l e , einhalten mußte, war für die Passionsspiele und Heiligenmirakel bindend und variierte nur in den Zwischenstationen. Das Laurensspiel z. B. verzeichnet außer dem Paradies und der Hölle den erhöht angebrachten Palast des römischen Kaisers, die Residenz des Papstes und ein Gefängnis. Die 1437 in Metz gespielte Vengeance Jhesucrist machte Jerusalem besonders kenntlich, während im hl. Didier Langres auf einem Hügel zu sehen war. Nur in den Marienmirakeln ist, wie die Zeichnungen der Hss. ersehen lassen, die Bühne leer und durch einen geblümten Hintergrund abgeschlossen. Wahrscheinlich aber wurden Städte und Häuser, welche die Personen des Mirakels aufzusuchen hatten, durch M a n s i o n s angedeutet. Aus der Imperatrice ersieht man, daß im Bühnenhintergrund eine Felspartie angebracht war und ein Boot sich bewegen konnte. Intérieurs werden vorgeführt, Tische, Betten, Betschemel, Altarbilder, Teppiche sind die Einrichtungsgegenstände für die Zimmer. Um bei Szenenwechsel der Einbildungskraft der Zuschauer zu Hilfe zu kommen, werden Auf-
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Schriften (escritel) angeschlagen, wie dies in dem 1474 in R o u e n gespielten Mystère de l'Incarnation geschah. In M ö n s wurden bei der 1501 veranstalteten Aufführung der Passion 98 derartige 'briefves de grosse lettre des lieux sur le Hourt' verwendet. Oft zählte auch der den Prolog rezitierende Schauspieler die einzelnen Szenen auf, ein Brauch, der für die 12 verschiedenen mansions des mystère S. Vincent und für das mystère de S. Laurent bezeugt ist (Cohen, S. 76). Diese mansions (auch établies oder étages, in Möns lieux, sièges, loges) waren nicht an eine bestimmte Zahl gebunden. Je nach Anlage und Ausdehnung der Bühne konnten die mansions zeltartig oder in festerer Ausführung, mit Teppichen verhängt oder mit bemaltem Pergament verkleidet, angelegt sein. Unter diesen mansions wurde dem irdischen und himmlischen Paradies die größte Aufmerksamkeit, was Aufbau und Inszenierung betraf, geschenkt, und die Bühnenvorschriften geben diesbezüglich ganz genaue Vorschriften, in denen z. B. Regenbogen, Bäume, Früchte, Blumen, der Lebensbaum mit der Lebensquelle ausdrücklich genannt sind, außerdem die Gruppierung der Personen, ihr Auftreten und Abgehen bestimmt werden. (Cohen S. 91). Das himmlische Paradies hatte gewöhnlich einen erhöhten Platz, der die Aufbauten der Bühne überragte und zu dem man auf sichtbaren Stufen oder mittels versteckt angebrachter Leiter emporstieg (Actes des Apôtres, III. Buch). Bei der 1543 im Hôtel Orléans stattgefundenen Aufführung des Mystère S. Christofle war das Paradies 4 m über der Bühne angelegt. In Möns sah man hier Holzengel, welche auf einem um Gottes Thron kreisenden Rade befestigt waren. Auf dem andern Ende der Bühne lag die Hölle, welche man so eindrucksvoll als möglich darzustellen versuchte. Sie hat meistens drei Teile, einen Turm, eine tiefe Grube (puy), in welche Satan von Christus hinabgestoßen wird, und den Höllenschlund in Form eines ungeheuren Rachens (gueule, auch chappe d'Hellequin, in Möns gheule du Crappault d'Enffer genannt), welche sich bei der M e t z e r P a s s i o n und der 1474 in R o u e n gespielten Incarnation durch eine Vorrichtung öffnen und schließen ließ. Auch Versenkungen ermöglichen in diesem Teile manchen gelungenen Effekt. Für die Versammlung der Teufel war noch entweder oberhalb des Höllenschlundes oder innerhalb der von ihnen besetzten Burg ein Platz freigehalten. Der Höllenwächter ist ein Teufel namens Cerberus, der jede Gefahr durch seinen 'cry'
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anzeigt. Die Erscheinung Christi in der Hölle gibt den Verfassern der späteren mystères Anlaß zu eingehenden Regiebemerkungen, wenn etwa nach dem Livre de Conduite die Pforten der Hölle erbeben sollen, wenn Christus mit zwei Engeln erscheint, oder wenn Satan gebunden und in den puy gestoßen wird, die Teufel ihre Burg gegen Christus verteidigen u. a. m. (Cohen S. 93). Auf die eindrucksvolle Darstellung der Hölle konzentrierte sich das Bemühen aller an der Ausführung Beteiligten. In Möns ist sie eine Festung mit Schießscharten und einer Plattform, auf der Lucifer mit gefesselten Verdammten zu sehen war. Das Enfer der Aufführung von Bourges war 14 Fuß lang, 8 F u ß breit, es hatte die Form eines Felsens, auf dem sich ein flammenspeiender Turm erhob, aus dem Lucifer mit Kopf und Oberleib hervorragte. Die zwischen Himmel und Hölle liegenden mansions brauchten keine Gerade einzuhalten, manche wurden auch erst während der Aufführung errichtet, wie im h. Laurens, in dem Soldaten ein Zelt aufschlugen, oder in S. Barbe, in der man Maurer bei der Arbeit sah. Auch Nebenbühnen kommen zur Verwendung und werden für die Propheten in der 1474 zu Weihnachten in Rouen gespielten Incarnation gefordert, da auf der Hauptbühne schon 22 mansions standen. Kleinere Bauten konnten je nach Umständen vorgeschrieben werden, etwa Wachttürme, Tempel und Schiffe zu dem öfters erwähnten Meer (vergl. la mer dudit Hourt von Möns), wenn wie im Spiele vom h. Ludwig die Seeschlacht von Damiette oder im Siège d'Orléans Belagerungen auf die Bühne kamen. Kleine Kulissen aus gewirktem Stoffe oder bemaltem Pergament ergänzen den Eindruck oder waren bestimmt, in geeigneten Augenblicken als Vorhang zu dienen (bei den verschiedenen accouchements, Entkleidungen). Über Bühne und Zuschauerraum waren Piachen, die an Balken und Seilen befestigt waren, gespannt, um bei Aufführungen im Freien Schutz gegen Sonne und Regen zu gewähren. Maschinen verschiedener Art ermöglichten die Vorführung von Wundern und außerordentlichen Begebenheiten, geschickte facteurs oder conducteurs de secretzs verstanden es, diese Szenen mit aller Eindringlichkeit und ohne Gefährdung für Schauspieler und Zuschauer vorzuführen. Fehlte es an solchen Maschinenmeistern, so konnte man sie aus andern Städten kommen lassen. Dies geschah in S e u r r e 1496, wo für das mystère S. Martin ein maistre Germain J a c q u e t aus Autun geholt wird, die Bewohner v o n M ö n s wandten sich an G u i l l a u m e de l a C h i e r e in C h a u n y
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und an seinen Bruder J e a n , in R o m a n s konnte der Uhrmacher J e a n R o s i e r dieses Amt übernehmen. Diese Maschinen, gewöhnlich Flaschenzüge oder Hebelwerke, seltener mechanische Apparate, dienten zum Betriebe der verschiedenen feintes oder secretz, welche Götterstandbilder (Ydolles), Tiere oder größere Gegenstände wie Schiffe, bewegliche Türme vorstellten. Fainctier heißt der Erzeuger solcher Figuren oder der Maschinen, welche sie in Bewegung setzen, sie über die Bühne schweben ließen oder allerlei Tiere, Fabelwesen, feuerspeiende Drachen bis zum trojanischen Pferd vorführten. (Cohen S. 147.) Besonders wichtig waren die Dienste dieser Maschinisten oder Erzeuger für die Marter- bzw. Kreuzigungsszenen, welche in aller Ausführlichkeit vor den Zuschauern gezeigt wurden. Die eingehenden Vorschriften, welche z. B. das mystère Le Roi Avenir von Jehan le Prieur und das mystère de la Vengeance et Destruction de Jherusalem über die Marterungen aller Art, Brandmarkungen, Geiselungen, Verstümmelungen, Hinrichtungen enthalten, fordern geschickt gearbeitete und entsprechend vorbereitete Puppen (Charniere im Roi Avenir genannt), bzw. Instrumente, um die erstrebte Natürlichkeit zu erzielen. Der Livre de Conduit zählt außer dem faucorps S. Jehan zwei couteaux faints und andere Geräte auf (S. X L I I ) . Unumgänglich notwendig waren diese Feinctes in den Fällen, wo es sich um das Martyrium von Frauen handelte, wie dies im mystère der h. B a r b a r a an einer Puppe demonstriert wurde. Die verschiedenen Erscheinungen der Engel, Heüigen, des Erlösers erforderten eigene Vorrichtungen, voleries, welche die verschiedenen Ascensions und Descentes ausführten, Wolken auf die Bühne herunterließen (ntiêes), Puppen statt der Personen in die Höhe entführten. Auch Donner, Regen, Überschwemmungen, Wunder aller Art erfordern außer verschiedenen Geräten auch die Hilfe solcher fainctiers, die Darstellung der Sintflut im Viel Testament machte ein Bassin und Wasserzuleitung erforderlich, in M ö n s werden diese von den deputez aux secrez du Déluge bedient. Lichteffekte, wie sie bei Erscheinungen und der Ausgießung des hl. Geistes auftraten, Feuersbrünste (die Zerstörung Jerusalems im Mystere de la Vengeance oder beim Weltuntergang), die Veranschaulichung des Höllenfeuers, die Bedienung der Gueule d'enfer, für welche in Möns 'dix instruments à jeter feu' verwendet wurden, und der verschiedenen Versenkungen, in Möns 'fosseries' oder 'secrez de terre' genannt, die Handhabung der Apparate, welche
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die Götzenbilder in Bewegung setzten, den Höllenlärm erzeugten (in Möns keuwes pour faire les tonnoires) und die beim Tode des Erlösers eingetretenen Wunder vorführten, ergeben den Pflichtenkreis eines fainctiers und die großen mystères und der Livre de Conduite enthalten diesbezüglich genaue und eingehende Regiebemerkungen. Musik begleitete die dramatischen Aufführungen, in welchen außer religiösen Chören auch weltliche Lieder, Rondeaux, Balades, Virelais gesungen und von Instrumenten geführt wurden. Von diesen künden Trompeten nicht nur Aufführungen an, sie sollen bei bestimmten Anlässen, feierlichen Ereignissen, beim Auftreten wichtiger Personen die Aufmerksamkeit der Zuschauer wecken oder den Übergang zwischen zwei Szenen ausfüllen. Diese Untermalung und die Übergangsmusik ist das sogenannte Silete. Es wird als Fachbezeichnung von Greban sogar für Kanonen und den Donner verwendet. Neben den verschiedenen Instrumenten kam auch die Orgel zur Verwendung. Manchmal wurden Musiker aufgenommen. Sie hatten wie die Sänger ihren Platz entweder im Paradies oder an einer geeigneten Stelle, gelegentlich auch hinter den Kulissen, wo sie spielten, während auf der Bühne markiert wurde. Auch Tanzmusik fehlte nicht, wie im mystere vom hl. Ludwig und in der Passion des Jean Michel verzeichnet wird. Greban schreibt 'quelque motet ou chose joyeuse' vor. Instrumental- und Vokaleinlagen dienten dazu, Pausen oder langsame Szenen auszufüllen Die Organisation der Spiele war Angelegenheit der ganzen Gemeinde, welche oft hiefür Abgaben einhob. Die weltlichen und kirchlichen Autoritäten unterstützten die Aufführungen, indem sie notwendige Ausrüstungsgegenstände herliehen, wie es das Kapitel von Besançon 1487 für das mystère des hl. F e r r é o l und F e r j u s tat, oder sie bewilligten Geldzuschüsse. Eine solche Unterstützung ist für R o u e n anläßlich der Aufführung des K a t h a r i n e n m y s t e r s 1454 in der Höhe von 25 livres verzeichnet. Die Aufführung der religiösen Spiele stand unter der Leitung erfahrener, hierfür entlohnter Regisseure, welche man sich oft aus andern Städten holte, wie dies die Bewohner von S a u m u r taten, welche sich aus Rouen einen gewissen T h o m a s L e P r e v o s t verschrieben. Im Dienste des Königs René standen als Spielleiter P i e r r e de H u r i o n und J e a n le P r i e u r , in M a n s leitete P i e r r e C u r e t die Aufführung des Barbaramystèrs. Im 16. Jahrhundert
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war J e a n B o u c h e t als Regisseur von Passionsspielen bekannt. Wo Bühnenvereinigungen zur Aufführung von Spielen bestanden, hatten diese Confreries die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen, welche sich auf Finanzierung und Inszenierung der Stücke bezogen. Die Kosten schwankten je nach der Aufführung, während sie in Vienne 1400 noch 125 fl. betrugen, mußte Rouen 1410 eine Anleihe von 15 000 livres aufnehmen. Die Fehlbeträge gingen zu Lasten der Gemeinde oder Confrerie. Die Verfasser der religiösen Stücke gehören dem Bürger oder Beamtenstande an, sie legen in späterer Zeit Wert darauf, ihre Namen bekannt zu geben. Neun von ihnen sind Geistliche: Eustache M e r c a d é , Arnoul und Simon G r e b a n , Guillaume F l a m a n t , Michel le F l a m e n g , Claude D o l e s o n , Kanonikus P r a , L o y s C h o q u e t , Nicolas L o u p v e n t . Juristen sind Jacques M i l e t und Barthélémy A n e a u . L o u v e t im 16. Jahrhundert ist Huissier, G u i l l a u m e le D o y e n und J e h a n d ' A b o n d a n c e sind Notare, Jean M i c h e l ist Arzt, J e h a n le P r i e u r und E l o y d u M o n t sind Hofbedienstete. Als Berufsdramatiker können Arnoul G r e b a n und Claude C h e v a l e t (Bearbeitung des 5. Christof) betrachtet werden. Die Arbeit dieser Verfasser bestand fast immer nur darin, schon vorhandene Texte zu erweitern und sie miteinander zu vereinigen, wobei gewöhnlich die komischen und burlesken Szenen, Diablerien und Wirtshausbilder, in Betracht kamen. Auch gelehrte Quellen aller Art, geschichtliche und theologische Werke, treten hinzu und befriedigen neben religiösen auch didaktische Zwecke. Daraus ergibt sich nicht selten die lange auf diese Kompüationen verwendete Arbeitszeit, die 1491 für Rouen bereits auf 18 Jahre zurückreicht (Cohen 190/91). Eine Zensur überwachte die Texte und die Aufführung. Bekannt ist das am 4. Juni 1398 erlassene Verbot des Prévost von Paris, in St. Maur die Passion zu spielen. Kommunale und kirchliche Behörden teilten sich in die Aufsicht und Strafen waren auf die Übertretung ihrer Vorschriften gelegt. 1476 mußten vier Bewohner von Creil (Oise) eine Geldbuße leisten, weil sie trotz des Verbotes ihres Pfarrers eine Vie de S. Victor aufgeführt hatten. Die Schauspieler der Mystères und Mirakel waren reiche Bürger oder Handwerker, aber auch Adelige und Priester stellten sich in den Dienst der Sache. In D i j o n leitete 1474 der Priester Jean Montbeliard ein Mystère des hl. Eloi, in R o u e n erlaubte das Kapitel im Jahre 1476 seinen Geistlichen die Teilnahme am
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Mystère und dispensiert sie von ihren Kapitelversammlungen. Studenten fehlen in ernsten und heiteren Stücken gleichfalls nicht. Truppen von Berufsschauspielern tauchen erst im 16. Jahrhundert auf, sie wurden früher durch die freiwilligen C o n f r e r i e s ersetzt. Solche sind in Char t r è s , R o u e n , Amiens, L i m o g e s, Compiègne bekannt, das größte Ansehen aber erlangte die Conjrerie de la Passion in Paris, welche schon vor 1380 Mystères gespielt hatte. Diese Confreries konnten in den Handwerkskorporationen Vorgänger gehabt haben, weichte schon im 14. Jahrhundert mystères mimés, in manchen Fällen sicher das Fest ihres Innungspatrons, aufführten (Cohen 240). Diese Gewohnheit wird zuerst von der Innung der Schuhmacher in Paris verzeichnet, welche 1443 die Geschichte des hl. Crispin und Crispinian spielten. Diesen Innungen fiel dann später bei den großen Mystères die Ausführung bestimmter, in ihr Fach fallender Arbeiten zu. Die Zahl der Schauspieler stieg mit dem Umfang der Mystères und erreicht in der Passion Grebans mit 490 wohl die höchste Ziffer in diesem Zeitabschnitt. Frauenrollen wurden von jungen Männern gespielt, wie dies in Metz der Fall war, wo ein junger Barbiergeselle als hl. Barbara die Zuschauer durch sein Spiel zu Tränen rührte und das Interesse eines Kanonikus erweckte, der ihn studieren ließ, so daß der Barbier später Kanonikus in Aachen werden konnte. Die erste Nachricht über eine Frau als Darstellerin stammt ebenfalls aus Metz, wo im Jahre 1468 ein i8jähriges Mädchen die Rolle der hl. Catherine mit solchem Erfolge spielte, daß ein Edelmann sich in sie verliebte und sie heiratete. Auch Kinder hatten Rollen, wenn es galt, den Helden in seiner Jugend auf die Bühne zu bringen. Dies war der Fall im Mystère 5. Louis und in der Passion von Möns, wo Maria und Jesus im Alter von 7 , 1 3 , bzw. 12 und 30 Jahren auftreten. Die Statisten werden in Möns als personnages sans parler bezeichnet, das Mystère vom H. Martin spricht von Wächtern qui ne diront mot. Ein Schauspieler konnte auch mehrere Rollen übernehmen. Während der Aufführung saßen die gerade unbeschäftigten Darsteller rechts und links von der Bühne. Für die Rollen waren Schminken, Perrücken und Bärte in Gebrauch, auch die Maske war, wie Deschamps' chansons und balades à deux visages à jouer par personnage und der mit der Maske in der Hand abgebildete Magier in der Kathedrale von Bois-le-Duc beweisen, bekannt. Die Kostüme der Schauspieler suchten einzelne Typen zu veran-
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schaulichen. So traten die Gottesmutter und die drei Marien immer als Nonnen auf, Gott trug eine Tiara, die Engel hatten lange, weiße Kleider, die vornehmen weltlichen Personen waren in Samt gehüllt und nach der Mode ihrer Zeit gekleidet. Verstöße gegen 'habillements honnestes' wurden mit Geldstrafen geahndet. Die Verpflichtungen der Schauspieler, welche nach ihren Fähigkeiten von den Behörden ausgewählt wurden, waren genau festgelegt. Sie mußten eidlich erklären, an den festgesetzten Tagen zu spielen, die ihnen zugewiesenen Rollen (in Möns brièvetés, parchons genannt) zu übernehmen, die Proben zu besuchen und im Falle ungerechtfertigten Fernbleibens eine Geldstrafe zu entrichten. Sie mußten am Tage der Aufführung zu einer bestimmten Stunde im Theater sein, das sie nicht verlassen durften. Ausdrücklich war auf Einhaltung guten Einvernehmens und auf Gehorsam dem Regisseur gegenüber hingewiesen. Für das Recht zu spielen war ein bestimmter Betrag zu erlegen. Verstöße gegen diese Bestimmungen wurden mit Haft und Geldstrafen geahndet (Kontrakt von Valenciennes, Cohen S. 215). Die Schauspieler mußten für ihre Kostüme, die ihnen, wie das Verzeichnis von Möns beweist, genau vorgeschrieben waren, selbst aufkommen oder sie wurden von anderen, reicheren, welche nicht an den Spielen tätig teilnahmen, ausgestattet, außerdem stellten kirchliche und kommunale Behörden manches bei. Überschüsse der Spieleinnahmen wurden oft unter die Mitwirkenden verteilt, außerdem erhielten die Darsteller eine tägliche Entlohnung samt Verpflegung (Livre de Conduite S. L X X I V - L X X V I ) . Mimik und Diktion wurde durch Regievorschriften geregelt, da die Darsteller fast durchweg einfache Leute waren, welche als gens ignares ne sachant ni A ni B bezeichnet wurden, während ein Lüler Geschichtsschreiber sie als 'gens de métiers, plus capables d'exciter la risée que la piété' bezeichnet. Improvisationen waren ausdrücklich verboten. Geste und Diktion sind für die religiösen Partien im ganzen Mittelalter gleich konventionell geblieben, jene drückt realistisch Schmerz und Freude aus, letztere ahmt in der psalmodisierenden Rezitation den Ton der Litaneien nach. Die Darstellung war realistisch und nicht selten kamen Schauspieler in gefährliche Lagen. In M e t z wurden 1437 bei der Aufführung der Passion Christi zwei Priester in den Rollen des ErCröber-Hofer, Gesch. d. mitteHrz. Lit. I.
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lösers und des Judas ohnmächtig, in S e u r r e verbrannten 1496 die Kleider Satans und das Abenteuer gab Anlaß zu einem scherzhaften Couplet (Cohen S. 240). Die Zuschauer waren von der Bühne entweder durch einen freien Raum oder durch eine Art Gitter (créneau) getrennt. Die Sitze konnten entweder vor der Bühne oder um diese angeordnet sein. Bevorzugte Zuschauer hatten Logen zur Verfügung, welche teurer als die andern Plätze waren. Der Eintritt wurde beim Eingang in den Saal oder in die Umfriedung bezahlt. Dem Stücke ging die Monstre voraus, der Aufzug der Schauspieler, welche am Vortage oder vor der Aufführung im Kostüm ihrer .Rollen vom Spielplatz ausgingen und unter dem Schalle aller Instrumente, mit den im Spiele vorkommenden 'feintes' die Stadt durchzogen. Zu dieser Monstre wurden die Teilnehmer durch den 'cri', der unter Trompetenschall erfolgte, zusammenberufen. In Möns wurden, bis jetzt urkundlich das erstemal bezeugt, Affichen an den Stadttoren angeschlagen, (Livre Conduit LXVIII). Den Zuschauern erklärte ein Meneur in einem Prolog Personen, Mansionen und die wichtigsten Punkte des Spieles (S. Didier, S. Vincent). Die Aufführung des Stückes, bzw. der Akte nahm Vor- und Nachmittag in Anspruch. Man begann des Morgens gegen acht Uhr und spielte bis Mittag, worauf nach einer Pause das Spiel seinen Fortgang bis Abend nahm. Die Einteilung in journées fehlt noch in den Marienmirakeln der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, sie wurde erst mit dem wachsenden Umfang der dramatischen Spiele, der Ausgestaltung des szenischen Apparates und der großen Zahl der Rollen notwendig. Als man dann den ganzen Tag spielte, blieb der Name journée auch für die halbtägige Aufführung. Für die Vormittagszeit findet sich auch der Name matinée (mystère S. Martin), demi-jour im hl. Ludwig, matinée und apres-diner werden im Livre de Conduite gegenübergestellt. Der Meneur war nicht verpflichtet, die halbtägige journée in ihrer ganzen Dauer einzuhalten, im hl. Bernard de Menthon schloß er schon nach 1800 V. Gewöhnlich wurde dasselbe Stück an mehreren Tagen aufgeführt, so das Barbe spiel in Metz 1485, das am 24. Juli begann, drei Tage dauerte, am dritten Tag durch ein Gewitter unterbrochen und am folgenden Sonntag weitergeführt wurde. So ist auch in Laval (Mayenne) 1498 die viertägige Spieldauer einer Bourgeoise de Rome, wahrscheinlich die Dramatisierung der
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Erzählung Inceste (Nr. 40 der Vie des Peres) als Wiederholung zu erklären. Die großen Passionen Mercadets und Grebans erforderten selbstverständlich mehrere Tage, auch die Heiligenleben konnten über einen Tag hinausgehen wie das mystère von S. Quentin, dessen 24 000 Verse 1471 in Angers an vier Tagen gespielt wurden. Da während der Aufführung die ganze Stadt dem Spiele zusah, auch manchmal, wie in Seurre 1496, sogar Handwerksbeschäftigungen untersagt waren, so mußten besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Man stellte doppelte Wachen auf, schloß die Tore der Stadt und ließ diese von Bewaffneten durchziehen, was in Angers geschah. Besondere Verordnungen regelten für diese Zeit das Leben innerhalb der Mauern. Früh- und Abendgottesdienste wurden verlegt, jedes Glockengeläute unterblieb, erst am Abend brach dann die so lange gehemmte Ausgelassenheit um so lärmender los (Cohen S. 261). Die Zuschauerzahl war bei diesen religiösen Spielen oft eine beträchtliche, 1490 sahen in Reims gegen 5700 Personen der 'Crucifixion' zu und wurden von der Stadt mit Wein bewirtet. Alle Stände zeigten dasselbe Interesse, nur mußte der Klerus später für den Besuch der Vorstellungen die Erlaubnis seiner Behörde einholen und 1474 wird ein Kapellan der Kathedrale von Rouen wegen Übertretung dieser Anordnung zu einer Geldstrafe verurteilt (Cohen S. 256).
MIRAKEL
Bereits das 12. Jahrhundert kennt ein Marienmirakel in Rutebuefs T h e o p h i l u s s p i e l , das Märiens Eingreifen zur Rettung des sündigen Bischofs auf die Bühne bringt. Die Technik des Mirakel des 14. Jahrhunderts folgt den durch die Erzählungen in Vers und Prosa gegebenen Voraussetzungen, die Erzählung wird in Monolog und Dialog aufgelöst, Mariens Eingreifen ist als Wunder gedacht und steht außerhalb innerer Entwicklung des Konfliktes, den es lösen soll. Die Themen sind durchweg bekannt. Nur wenige dramatische Marienmirakel werden handschriftlich einzeln angetroffen. Verloren ist das 1384 in Aunai gespielte Theophilusmirakel. Vielleicht gehört auch das durch einen Druck des 16. Jahrhunderts überlieferte Mirakel vom Chevalier qui donna sa femme au diable (Petit de Julleville, II S. 335) in das 14. Jahrhundert. Aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts stammt 12*
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die im Ms. Cange aufgezeichnete Sammlung von 40 Marienmirakeln, welche das Repertoire eines Pariser Puy oder einer Confrerie sind, jedoch noch in das 14. Jahrhundert zurückreichen, wobei aber die Reihenfolge der Stücke nicht die chronologische der Aufführung ist. Die Darstellung der Miracles des Ms. Cange fand, wie aus den Bühnenanweisungen zu entnehmen ist, entweder in einem Saale oder auf einem ziemlich engen Platze statt. Anspielungen in Straßen- und Eigennamen deuten darauf hin, daß das Theater bei den Hallen oder in diesen selbst lag. Hier in der Nähe hatte, im Trinitätsspital, auch die spätere Confrerie de la Passion ihre Aufführungen. Die von E. Roy verzeichnete Notiz aus dem Jahre 1429, 'Unum de miraculis B. Mariae virginis' einer Pariser Aufführung dürfte sich wahrscheinlich auf ein Spiel des Ms. Cange beziehen. Ob das 1485 in Compiegne und 1498 in Metz gegebene Alexiusspiel und ein 1455 in Compiegne gespieltes Drama von B e r t h e und P i p i n mit Nr. 40 und 41 der Hs. Cange identisch sind, muß offen bleiben. Von den 40 Stücken sind 14 von einem oder auch zwei Serventois begleitet, der sich auf das betreffende Fest, aber nicht auf das Spiel bezieht, und 28 von einem Sermon (einmal in Versen), der das Stück entweder eröffnet oder in dasselbe eingelegt ist und in diesem Falle dann zur Handlung in Beziehung steht. Das Schlußwort des Sermons bildet dann den nächsten Reim. Der Sermon wendet sich an die Mitglieder der Brüderschaft und ist gewöhnlich eine Lobpreisung Mariens. Den Schluß des Spieles bildet ein Chor, der manchmal auch eine Motette zu singen hat. Als Vers der Mirakel erscheint der Achtsilbner mit viersilbigen Kurzvers am Redeschluß, der mit der ersten Zeile des nächstem Sprechers reimt. Die Anlage der Mirakel ist einfach, schon die erste Szene führt in die Exposition ein, die folgenden Szenen lassen, in den älteren Stücken noch zurückhaltender, die weiteren Personen auftreten und weisen ihnen auch den Standort an. Szenen, welche durch zeitliche Intervalle getrennt sind, bleiben unverbunden. Ortwechsel kann ungezwungen durch mansions und escriteaux angedeutet werden. Der noch seltene Monolog ist fast nur motiviertes Selbstgespräch. Die Stoffe der Mirakel sind nicht nur in den Erzählungen bei Gautier de Coincy gegeben, sondern kehren außerdem in einem Prosamirakelbuch des 15. Jahrhunderts in Hs. Bibl. nat. 140
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wieder. Schon das erste der Mirakel, D'un enfant qui fu donné au dyable (1527 V., 18 Personen, Zeitdauer 15 Jahre), ist in Gautiers Sammlung vertreten. Es ist die Erzählung von dem Knaben, der von der Mutter, welche durch ihren Gatten zur Übertretung ihres seinerzeit eingegangenen Keuschheitsgelübdes gezwungen worden war, dem Teufel überantwortet wird, der sich aber durch das Eingreifen Marias seines Opfers an dem Tage beraubt sieht, als ihm der Knabe von dem Einsiedler Honoré, an den ihn der Papst gewiesen hatte, auf Grund eines von der Mutter unterzeichneten Vertrages ausgeliefert werden sollte. Doch wird dieser Rechtsbrief von Christus mit dem Hinweis, daß die Frau ohne Zustimmung ihres Mannes keine Verpflichtungen eingehen dürfe, für ungültig erklärt. Die Handlung spielt in Frankreich und Rom, der Monolog findet nur für die Gebete Verwendung. Eines der Rondeaux, die beim Erscheinen Marias angestimmt werden, wird von Mirakel 12 und 14 wiederholt. Von den sonst als Typen gehaltenen Personen hebt sich die Rolle der Mutter durch warme, rührende Züge ab, wenn sie sich zweimal für die Verlängerung des Termines einsetzt und ihrer Mutterliebe Ausdruck gibt (v. 510ff.). Das zweite Stück Comment elle délivra une abbesse (1256 V., 13 Personen) durch die Anspielung auf den Ort Vaugirard (V. 493) für Paris lokalisiert, wird nach kurzer Einleitung mit der Predigt eines Priesters eröffnet. Die leichtfertige Äbtissin, welche die Folgen ihres Fehltrittes nicht mehr verheimlichen kann, wird vor der Visitation durch den Bischof von Maria ihres Kindes entbunden und kann bei der nun folgenden Untersuchung für unschuldig befunden werden. Als der Bischof die Anklägerin strenge bestrafen will, gesteht die Äbtissin, deren Kind von Maria einem Einsiedler übergeben worden war, in der Beichte ihre Schuld, die ihr als sainte femme (v. 1174), der Maria si grant courtoisie (1161) erwiesen hat, vergeben wird. Gautier und Mirakel unterscheiden sich von der in den Vies des anciens peres enthaltenen Fassung, daß der hier erwähnte, von fünf Damen begleitete Archidiakon fehlt. Aus Schicklichkeitserwägungen ist auch die Rolle der Matrone begründet, welche die Untersuchung der Schuldigen vornimmt. Diese Szene findet, obwohl in die Zelle der Äbtissin verlegt, ebenso wie ihre Niederkunft, bei der Maria als ventriere hilft, auf der Bühne statt. In der Zeichnung der Äbtissin als lüsterne Frau, die dem clerc mit den Worten der höfischen Liebesdichtung ent-
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gegenkommt, folgt der Verfasser der mittelalterlichen Auffassung über die Natur der Frau. Gut kontrastiert ist das Verhalten der Schwestern, welche aus Rache, von ihrer Oberin knapp gehalten zu werden, dem Bischof den Zustand der Äbtissin verraten und durch ihre Verstellung sowie durch ihr hämisches Verhalten Sympathie für die Sünderin erwerben. D'une nonne qui laissa son abbaie (Nr. 7, 1102 V. Prosapredigt, 14 Pers.) dramatisiert die Geschichte der von einem Ritter betörten Nonne, der Maria zweimal bei ihrer Flucht in den Weg tritt. Erst als sie den Gruß A v e unterläßt, kann sie dem Kloster entrinnen, in das sie später nach dreißigjähriger Ehe, der zwei Söhne entsprossen, wieder reuig zurückkehrt. Bemerkenswert ist das Bestreben des Dichters, Ritter und Nonne in höfisch feiner Sprache, die Kenntnis der Liebeslyrik verrät, sprechen zu lassen. Die im Ms. Ars. 3518 verzeichnete Geschichte De la Tresoriere qui fu hors de s'dbeie cinq ans et nostre Dame servi pour eile (490 Achtsilbn.) und die gleiche in den Vies des peres als Sacristine eingeführte Erzählung weichen dadurch von Gautier und Mirakel ab, daß in diesen die Nonne ohne Stellvertreterin bleibt und der Mann Mönch wird. Inhaltlich und sprachlich zeigt sich das Mirakel Nr. 13 De l'empereur Julien et Libanius (21 Personen, 1585 V . mit eingelegter Predigt) durch Gautiers Basilius (Ausg. S. 395) beeinflußt. Das Stück, in dessen Mittelpunkt die Person des hl. Basilius steht, führt zunächst den Tod Julians vor, der auf Befehl Marias durch S. Mercure getötet wird, und schildert dann die Bekehrung des Seneschalls Libanius, der Maria in einer Vision erblickte und seine beiden Augen opferte, um ihre Schönheit noch einmal zu sehen, worauf er dann als blinder Einsiedler sich dem Dienste Mariens weiht. Neben den Hauptpersonen kommen Ritter, Bürger, Kleriker, Knechte und Teufel, deren Diktion beabsichtigte Differenzierung und Bedachtnahme auf den Stand der Sprechenden erkennen läßt, auf die Bühne. Der Prevost que N. D. delivra (Nr. 14, 20 Personen, 1339 V.) ist, außer Gautier S. 593, noch die in mehreren erweiterten Hss. der Vie des peres erscheinende Geschichte über die zwei Brüder in R o m , von denen Maria den ungerechten Richter aus der Hölle ins Leben zurückruft, den anderen dagegen ins Fegefeuer versetzt. Das Spiel, mit einer Marienpredigt des Papstes und einem Rondeau wie in Nr. 1 und 12 sowie einem anderen nach Nr. 33, begründet die Erlösung des Propstes Estienne, der den hl. Preject besonders ver-
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ehrte, durch die Maria vorgebrachte Fürsprache des Heiligen, dessen Verhandlungen im Himmel zwischen Gott, Maria und Christus anschaulich vorgeführt werden. Von Gott für dreißig Tage aus dem Fegefeuer entlassen, kann der Propst dem Papst Bericht abstatten über seine Vergehen, den Aufenthalt im Fegefeuer und ihn bitten, die für die Erlösung seines Bruders notwendige Messe zu lesen. Die Erscheinung der Jungfrau zerstreut die letzten Zweifel des Papstes. Als einzelne Abschnitte heben sich die ungerechte Prozeßführung des Prevost, seine durch Teufel auf Gottes Befehl vollzogene Versetzung ins Fegefeuer und der Aufenthalt daselbst nebst den im Himmel geführten Debatten für die Befreiung des Propstes ab. Le parroissian escoumenie (Nr. 17, 14 Personen, 2036 V., mit fehlendem Schluß) dramatisiert Gautiers kurze Erzählung, derzufolge der wegen seiner Unbotmäßigkeit aus der kirchlichen Gemeinde ausgeschlossene Bürger Godard nach dem während einer Wallfahrt erfolgten Ableben des Pfarrers die Lossprechung von der Seele des Verstorbenen auf Marias Fürbitte erst erlangt, als er eine ihm aufgetragene Bußfahrt nach Alexandrien zu einem Einsiedler und von diesem zu einem demütigen, vom Volk verspotteten Narr ausgeführt hatte, der, obwohl ein Königssohn, den Himmel durch den Verzicht auf sein glänzendes Leben gewinnen will. Mit dem unverständliche Reden führenden Narren, dessen Geschichte durch die Alexiuslegende oder die Erzählung von Barlaam und Josaphat beeinflußt erscheint, treten noch zwei Hilfsfiguren als komische Personen auf, die mit dem Königssohn ihre Possen treiben. An Stelle des in den bisher erwähnten Stücken vorkommenden Erzengels Michael ist der Erzengel Rafael getreten. Chanoine qui se maria (Nr. 19, 16 Personen, 1278 V., Gautier S. 627) mit Marienpredigt, einem Rondeau wie in Nr. 10 und einem anderen in Nr. 11, läßt den Kanonikus, den seine Verwandten zur Heirat bereden, durch die Erscheinung Marias an sein Gelübde erinnern, so daß er, wie Alexius, seine ihm angetraute Frau verläßt, ohne sie zu berühren. Ein Brief teilt der Zurückgebliebenen seinen Entschluß mit, als Einsiedler Buße zu tun, worauf die verlassene Frau den Schleier nimmt. Die Geschäftigkeit der um die Heirat sich bemühenden Personen ermöglicht raschen Szenenwechsel und Stimmungsbilder als Kontrast zu dem zögernden Verhalten des Kanonikus, dessen Seelenkämpfe sich in gut pointierten Monologen kund tun (1023 ff.).
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De une femme que Nostre Dame garda d'estre arse (Nr. 26, Predigt, 26 Personen, 1552 V . und Str. a8 abó cc b. Gautier S. 331) zeigt das Eingreifen der Jungfrau zu Gunsten einer Frau Guibour, die ihren Schwiegersohn auf das Gerücht verbotener Beziehungen hin im Keller ihres Hauses erdrosseln ließ. Zum Feuertode verurteilt, wird sie von Maria vor dem Verbrennen bewahrt und kann nachher noch zahlreiche gute Werke verrichten. Wiedergabe von Empfindungen im Selbstgespräch der in ihrer Ehre getroffenen Frau, in der Klage um den Ermordeten und Charakterisierung der einzelnen Personen durch Worte und Handlung erwecken den Eindruck dramatischer Lebendigkeit, welche auch durch überraschende Wendungen z. B. durch die Entdeckung des Mordes, das Geständnis der Mörderin, wach gehalten wird. L'empereris de Rome (Nr. 27, 25 Personen, 2116 V.) bei Gautier (Méon, Nouv. rec. 2, I) und in den Vies des peres (Nr. 11) kürzt die Abenteuer der Kaiserin, welche den sie mit Anträgen verfolgenden Schwager in den Turm sperrt, wohin er zu dem erbetenen Stelldichein kam. Nach der Rückkehr ihres Gemahls aus dem hl. Land wird sie infolge der Verleumdung ihres Schwagers vom Kaiser verstoßen und kann durch die ihr von Maria verliehene Wundergabe, mit welcher sie die Aussätzigen heilt, ihre Unschuld beweisen. Denn der Verleumder ihrer Ehre, der von Gott mit dem Aussatz bestraft wurde, erlangt seine Gesundheit erst dann, als er öffentlich das Bekenntnis seiner Schuld abgelegt hatte. Sinn für dramatische Wirkung zeigt die Szene, in der die erwartete Heüung durch die verschwiegene Sünde ausbleibt und der bisher verstockte Sünder reuig in sich geht. Ähnlichkeit mit dem Kaufmann von Venedig zeigt Un Marchand et un juif (Nr. 35, 27 Personen, 1626 V., Gautier S. 541), wo der fromme, Maria verehrende Kaufmann, der durch seine auf der Bühne gezeigten Wohltaten, welche er allen Bittstellern erweist, verarmte, den ihm Geld leihenden Juden Christus und Maria als Bürgen stellt, welche dann in der Kirche während der nach dem Verfallstag geführten Verhandlung dem Juden die rechtzeitige Tilgung der Schuld durch den Kaufmann beweisen. Dieser hatte nämlich am Zahltag dem Meer ein mit Gold gefülltes Kästchen übergeben, das auch in die Hände des Gläubigers gekommen war, ohne daß dieser den Namen des Besitzers kannte. Die Bekehrung des Juden schließt das Stück, in welchem auf Wunsch des Bischofs eine Motete angestimmt wird.
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Die Annahme, daß diese sich eng an Gautier anschließenden dramatischen Bearbeitungen einem einzigen Dichter angehören, wird durch Ungleichmäßigkeiten in der Ausführung und der dichterischen Gestaltungsfähigkeit innerhalb der einzelnen Stücke widerlegt. So gebraucht 1 den Achtsilbner statt des vierzeiligen Verses am Redeschluß. Ohne Predigt sind 1 und 17, Nr. 2 bringt sie in Versen, die anderen in Prosa. Nur in Nr 17 tritt Rafael für Michael ein. Die Dürftigkeit der Rede in 1, 2, 7, 13 weist diese Stücke wohl am weitesten in der Zeitbestimmung zurück, was bei Nr. 1 auch durch den Reim wahrscheinlich wird, der einfacher als in den folgenden Stücken ist. Zwei weitere bei Gautier fehlende Mirakel finden sich im Prosamirakelbuch Hs. Bibl. nat. 410, deren Vorlage den Dichtern des Puy bekannt gewesen sein wird. Im Mirakel L'evesque que l'arcediacre murtrit (Nr. 3 des Ms. C. = Nr. 78 der Hs. 410, 21 Personen, 1138 V.,) mit Predigt am Beginn und einem Serventois am Schluß, überführt Marias Eingreifen den Archidiakon, der aus Neid und Ehrgeiz seinen Bischof durch einen geschickt vorbereiteten Anschlag ums Leben brachte und dessen Nachfolger geworden war, des Mordes, indem sie die Seele eines Ritters vor dem Richterstuhl Gottes die Wahrheit erkennen läßt. Die Dialoge der Nebenpersonen, (Kanoniker, Mennestrel, Teufel) sind lebhaft und dienen in ihren Rück- und Ausblicken zur Verbindung der Abschnitte der Handlung. Kontrastwirkung ergibt sich, wenn der neugewählte Bischof zuerst seinen Ankläger, dessen Seele die Wahrheit geschaut hatte, als Schläfer verhöhnt, dann aber unter der Beschuldigung zusammenbricht. Un marchant et un larron (Ms. C. Nr. 11 = Hs. 410 Nr. 51, 10 Personen, 761 V., Predigt am Beginn) mit einem Nr. 3 ähnlichen Rondeau, zeigt die Bekehrung eines Räubers, der sah, wie Maria dem von ihm belauerten Kaufmann einen Kranz aufsetzte. Der Räuber und sein Gegner, dem sich Maria im Gebete zeigte, werden Eremiten. Trotz der Kürze des Spieles tritt das lyrische Moment im Marienlob stark hervor. Das Mirakel vom Pape qui vendí le basme (Nr. 8, 15 Personen, 1278 V.) hat bereits einen Vorgänger in Hs. Bibl. nat. 818, dessen Nr. 8 De l'emperere de Constantinople, erzählt, wie der Kaiser von Konstantinopel, der sich von dem Gelübde, eine ewige Lampe zu stiften, infolge der Unmöglichkeit Balsam zu erhalten, loskaufte, die Kirche nicht mehr betreten kann. Das dramatische Mirakel macht den Papst zum Schuldigen
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dessen Vergehen darin bestand, daß er den Bürger, der die von • seinem Ahn gespendete Lampe zu betreuen hatte, gegen ein Geldgeschenk von seiner Verpflichtung entband, das in der Peterskirche befindliche Weihgeschenk mit Balsam zu füllen. Der Ausgang ist versöhnlicher, die Reue des sein Vergehen bekennenden Papstes besänftigt den Zorn Gottes und des Heiligen, dem statt der Lampe zwei Karfunkel als Lichtquellen gespendet werden. Ansätze zur Charakteristik zeigen sich vielleicht in der Zeichnung des den Preis abhandelnden, geschwätzigen Bürgers und der auf ihren Vorteil bedachten Sergents des Papstes. Auf einer älteren Verslegende beruht das in der Jugendgeschichte etwas weitschweifige Mirakel von S. Jean Crisosthomus, (Nr. 6, 20 Personen, 1579 V., mit Predigt), der von der Königstochter aus Rache wegen verschmähter Liebe angeklagt wird, sie verführt zu haben. Vom König deshalb verurteilt, den wilden Tieren in der Wüste vorgeworfen zu werden, versagt er der Königstochter die Geburt ihres Kindes, ehe sie nicht die Wahrheit gestanden hat. Erst nach reumütigem Widerruf kann sie ihr Kind gebären, das über Aufforderung des Heiligen seinen Vater bezeichnet. Marias Eingreifen rettet Jean ein zweitesmal, als ihn der König auf Grund eines gefälschten Briefes verstümmeln und in ein Kloster sperren ließ. Sie fügt ihm die abgeschlagene Hand wieder an und führt ihn durch dieses Wunder auf seinen Bischofssitz zurück. Die Legende von Jean le Paulu (Nr. 30, 23 Personen, 1612 V., mit eingelegter Predigt, einem Serventois couronné, einem Serventois estrivé, einem Rondeau wie in Nr. 22, 26) folgt der bereits in der Hs. Arsenal 3518 verzeichneten Version, derzufolge Le Paulu aus Reue darüber, eine während der Jagd verirrte Königstochter in seiner Klause vergewaltigt und in einen Brunnen geworfen zu haben, sich nur mehr kriechend auf Händen und Füßen fortbewegt und durch diese Buße die ihm durch ein neugeborenes Kind ausgesprochene Verzeihung Gottes erhält, da Marias Eingreifen die Königstochter gerettet hatte (v. i54off.). Beide Mirakel legen den Nachdruck mehr auf die Verdeutlichung von seelischen Konflikten. Vier Stücke, deren Themen nicht in erzählender Form vorausgehen dürften, sind in ihrer Anlage als Marienmirakel konzipiert. Das Spiel von Evesque a qui N. D. donna un jouel d'or (Nr. 10, 838 V. 10 Personen, mit Rondeau wie in Nr. 19 und eingelegter Predigt) führt den hl. Eloi vor einen Bischof, dem er eine Schale
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mit Milch von Marias Brust überreicht. Die Dürftigkeit der Handlung wird durch oft lang erscheinende geistliche Gespräche des Bischofs mit Klerikern und einem Eremiten zu verdecken gesucht. Abwechslungsreicher und realistisch in einzelnen Szenen ist das Mirakel Un enfant que N. D. resucita (Nr. 15, 22 Personen, 1844 V . mit Andeutung einer Predigt und Serventois). Maria bewahrt eine zum Feuertode verurteilte Frau, welche im Schlaf ihr Neugeborenes in das vorbereitete B a d fallen ließ, wo es ertrank, vor dem Feuertode, indem sie, als die Mutter schon auf dem Scheiterhaufen steht, das Kind wieder zum Leben erweckt. Voll Dankbarkeit unternehmen die Eltern eine Wallfahrt zu einem Gnadenorte Mariens. Der Wechsel in der Stimmung der Personen, besonders der Mutter, ihre Freude, Verzweiflung, Zuversicht und geduldige Ergebung ermöglichen gut kontrastierte Szenen, in denen das Gefühlsmoment zur Geltung gebracht wird. Breiter in der Anlage, die aus diesem Grunde zu Wiederholung von Einzelheiten führt, ist La mere du pape (Nr. 16, 14 Personen, 1824 V., mit angedeuteter Predigt, einem Rondeau aus Nr. 27, 33 und nach 28.). Eine Mutter stellt sich in ihrem Stolze, den ältesten Sohn als Papst und die zwei jüngeren als Kardinäle im Dienste der Kirche zu sehen, über Maria, da diese nur einen Sohn hatte. Vom Prediger, den sie um Lossprechung von der Sünde des Hochmuts bat, wird sie an ihren eigenen Sohn gewiesen, der sie verurteilte, eine zehnjährige Bußfahrt zu unternehmen, mit dem Verbote, länger als eine Nacht in einer Stadt zu schlafen, vielmehr dort zu ruhen, wo die Dunkelheit sie überrasche. Sie stirbt am Ende dieser Frist, von Engeln betreut, die sie in der auf Geheiß Mariens in einer Nacht errichteten Kapelle begraben. Das reumütige Geständnis des pflichtvergessenen Priesters, der, obwohl in der Nähe wohnend, sich geweigert hatte, in die Schneenacht hinauszugehen und die Beichte der Sterbenden zu hören, gibt dem Papste Kunde von dem Ereignis. Lehrhafte, kirchliche Unterweisung bedingt manche Länge in den Gesprächen und Monologen der handelnden Personen. Pierre le changeur (Nr. 36, 24 Personen, 2119 V., Predigt am Beginn und Rondeau wie in Nr. 5) zeigt, wie ein hartherziger Kaufmann in sich geht, als er während einer schweren Krankheit im Traume die Erscheinung Marias hatte, die dem Teufel seine Seele abrang, da er, wenn auch nur im Zorn, einem Bettler ein Brot an den Kopf geworfen hatte. Durch seine Wohltaten arm
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geworden, läßt er sich in Jerusalem als Sklave verkaufen und gewinnt seinen Herrn, der die Erscheinung Gottes und Mariens erblickt, samt seinem Hause für das Christentum. Auch hier kehren reflektierende Monologe und Auftritte von Nebenpersonen öfter, als dies der Handlung zum Vorteil gereicht, wieder. Eine Reihe von Mirakeln augenscheinlich jüngerer Entstehungszeit nimmt die Themen aus der französischen weltlichen Epik und führt das Schicksal unschuldig verfolgter Frauen vor, deren Los sich in der dramatischen Fassung durch Marias Eingreifen zum Besseren wendet. Der Geschichte der Manekine folgt De la fille du roy de Hongrie (Nr. 29, 32 Personen, 2542 V. Rondeaurefrain aus Nr. 7). Der u m den Verlust der Gattin trauernde König, der vergeblich das Ebenbild der Verstorbenen gesucht hatte, wird von seinem Ratgeber auf die eigene Tochter verwiesen und erlangt vom Papst den Ehedispens. D a das Mädchen, um der drohenden Blutschande zu entgehen, sich die Hand abgeschlagen hatte, wird sie vom Vater zum Feuertode verurteilt, jedoch durch das Mitleid der sie bewachenden Ritter gerettet. Sie gelangt nach Schottland, wo der König des Landes trotz des Einspruches seiner Mutter sich mit ihr vermählt. Die Schwiegermutter benützt die A b wesenheit des Königs, um die im Kindsbett liegende Königin zu verderben, Marias Hilfe führt sie nach Rom in das Haus eines Senators, in welchem der König auf seiner Wallfahrt von dem spielenden Knaben den Ring der Königin erhält und so seine Gemahlin wiederfindet. Der glückliche Ausgang schließt auch die Versöhnung mit ihrem Vater ein, den sie in der Peterskirche erkennt, wo der Papst die im Tiber auf wunderbare Weise gefundene Hand wieder mit dem A r m vereinigt. Mit der vom Papst befohlenen und vom Kapellan angestimmten 'louenge ä Marie' soll das Stück seinen Abschluß finden. Der Dichter verleiht Schmerz und Freude der handelnden Personen beredten Ausdruck in den Klagen der Königin um ihr neugeborenes Kind, in der Aussprache der Gatten nach ihrer Vereinigung klingt empfundene Wärme aus den Worten hervor. Gleiche Voraussetzung ergibt die Handlung des Spieles De la fille d'un roy (Nr. 37, 36 Personen, 3324 V., Predigt). Die vom Vater zur Frau erwählte Tochter Isabel entflieht mit Hilfe Marias, schlägt, als Ritter verkleidet, im Dienste des griechischen Kaisers vor Konstantinopel die Türken und ihre Verbündeten in die Flucht und erhält die Tochter des Kaisers zur Frau. D a die Aussprache Isabels, welche der Kaisers-
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tochter ihr Geschlecht verriet, belauscht und dem Kaiser mitgeteilt wurde, soll jeder Zweifel im Bade gelöst werden, das nach Landesbrauch die Neuvermählten nehmen sollen, (V. 2767), doch hier ermöglicht ein Wunder die Verwandlung der Heldin in den 'biau filz' des Kaisers. Der Schluß weicht von der in Nr. 29 gegebenen Fassung ab, indem die Heldin dem Kaiser von Konstantinopel in dem Augenblick, als ihr Angeber wegen falscher Aussage hingerichtet werden soll, die Wahrheit eingesteht, worauf der Kaiser sich mit ihr vermählt, ihr Vater dagegen, der zur rechten Zeit nach Konstantinopel kam, die Prinzessin heimführt. Der Werbung geht die Jugendgeschichte der Königstochter voran, dieser Abschnitt und die Rückkehr ihres Vaters aus Jerusalem ist, vielleicht unter dem Eindruck epischer Vorlagen, etwas breit gehalten und möglicherweise spätere Zutat, da die eigentliche Geschichte ohne weiteren Bezug auf das Vorangehende mit der Aufforderung des Grafen an den König beginnt, sich wieder zu vermählen (v. 938ff.). Auch hier wird, wie in Nr. 29, der König von seinem Ratgeber auf die eigene Tochter gewiesen. Gespräche von Nebenfiguren und Episoden sind daraufhin angelegt, die wichtigen Ereignisse resümierend vor Augen zu halten. Während sonst der Erzengel Gabriel Maria begleitet, folgt er hier der Heldin, der außerdem Michael als sprechender weißer Hirsch Rat und Trost erteilt. Der lateinkundige Verfasser, der lateinische Dialoge einstreut, weist geistliche Kenntnisse auf, fühlt sich aber nicht veranlaßt, den epischen Gehalt seines Themas durch erbauliche Zusätze zu verändern. Die Übernahme der Verse 2—351 aus Nr. 29 (978—1164 in Nr. 37), der abweichende Schluß gegenüber Nr. 29 und die nur in Nr. 37 vorkommenden Formen vo, no rücken letzteres Mirakel zeitlich nach Nr. 29 und deuten mit Sicherheit auf zwei verschiedene Verfasser hin. Frauenleid erzählt auch das Miracle du roy Thierry (Nr. 32, 2384 V., 29 Personen ohne Predigt), das in seiner Anlage der älteren chanson de geste Elioxe folgt, indem die Mutter des Königs von Arragon die mit Hunden vertauschten Drillingssöhne ihrer Schwiegertochter aussetzen läßt, diese selbst Knechten überantwortet, die sie auf ihr Geheiß ertränken sollen, sie jedoch in einem Nachen auf das Meer hinaustreiben lassen. Die Vertriebene wird von Michael nach Jerusalem geführt und tritt hier als Magd in die Dienste eines Wirtes, der ihr nach zwölfjährigem Dienst vor seiner Wallfahrt nach Rom die Herberge überläßt. Hier erfolgt auch
igo
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die Versöhnung mit ihrem Gemahl, der früher schon seine Söhne wiedergefunden hatte. Der Verfasser versteht es, die Charakteristik seiner Personen ohne rhetorische Übertreibungen hervorzuheben und kleinere Rollen in entsprechender Zurückhaltung neben den Helden zu halten. Menschlich begründet ist der Umschwung in der Stimmung der gedungenen Mörderin, die durch das Lächeln der Kinder zu weicherer Regung geführt wird und sie im Walde aussetzt (V. 112 f.). Dramatisch ist die Szene, in der die alte Königin nach ihrem Geständnis auf der Bühne tot zusammensinkt, auch starke Akzente (Haß, Zorn, Unwillen) kommen ebenso wie rührende Szenen zu überzeugender Darstellung, während in den Kinderszenen Natürlichkeit, ungesuchte Lebendigkeit hervortritt. Übereinstimmungen in der Anlage von Nr. 29 und 32, die Erwähnung von Fortune in den beiden Monologen der Heldin (Nr. 32, v. 919, Nr. 29 v. 1724) rücken die beiden Miracles auch vielleicht in der Person des Bearbeiters nahe aneinander. Frauenrache am Räuber ihrer Ehre veranschaulicht La femme du roy de Portigal (Nr. 4, 16 Personen, 1539 V., Predigt), eine Bearbeitung des älteren Versmirakels vom Seneschal (Vies des peres Nr. 31), der im Mirakel von der Braut seines Herrn, deren Schlafgemach er im Dunkel der Nacht mit dem ihm vom König anvertrauten Schlüssel öffnet und welche er sich willfährig macht, vor Tagesanbruch getötet wird, als sie die Täuschung erkannte. Sie beredet ihre Base, das Brautlager mit dem König zu teilen, da sie die Entdeckung ihrer Schande befürchtet. Als sich aber die Stellvertreterin weigert, ihr den Platz an der Seite ihres Gemahls zu überlassen, knebelt sie die Wortbrüchige und verbrennt sie im Bette. Die Königin, deren Beichte vom Kaplan aus Rache über die ihm widerfahrene Zurückweisung dem König verraten wurde, soll verbrannt werden. Auf ihr Gebet sendet Maria einen Eremiten mit dem Befehl an den König, den Priester statt der reuigen Mörderin zu verbrennen, die Königin sühnt ihre Schuld im Ordensleben, der König folgt ihrem Beispiele. Abweichend von dem sonst gebräuchlichen Schema handelt der Seneschall nicht aus Freude am Bösen, er will vielmehr den König von einer nicht ebenbürtigen Verbindung abhalten (v. 648/50). Die Rache der Braut am Seneschal und an ihrer Base wird als Notwehr hingestellt und durch die Liebe zum König von Maria entschuldigt. Die Handlung, "1 welche über manche Unwahrscheinlichkeiten
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rasch hinweggehen muß, (V. I024ff., io55ff.), wird für einzelne Abschnitte in Zwiegesprächen und Monologen resümiert. Den Zyklus der Wette, wie sie in der Verserzählung von Conte de Poitiers, der Prosaerzählung vom Roi Flore et Belle Jeanne u. a. um die Treue der Frau vorlag, verbindet Mirakel Nr. 28 De Oton roy d'Espaigne (2079 V., 25 Personen, Predigt und Rondeau wie in Nr. 39 am Beginn) mit einer Bühnenbearbeitung der in den Sarazenenepen gebräuchlichen Voraussetzungen, da der Schauplatz nach Spanien verlegt wird, wo Oton, von seinem Oheim, dem Kaiser Lothar, dazu aufgefordert, im Kampf gegen den König Alfons Gebiet und Gemahlin gewinnt. Berenger, der die Treue der Frauen bezweifelt und vom König zurechtgewiesen wird, wettet, die Königin zu Falle zu bringen. Er weiß sich durch Bestechung das von Oton geforderte Erkennungszeichen zu verschaffen und als Beweis für den Ehebruch anzuführen, weshalb ihm Oton die Herrschaft überläßt und zu den Heiden übergeht. Die an ihrem Leben bedrohte Königin war auf den Rat Mariens als Mann verkleidet nach Grenada geflüchtet. Die Lösung des Konfliktes erfolgt in Rom, wo Oton, dessen Reue Gottes Verzeihung erlangte, seine als Knappe verkleidete Frau und ihr Verleumder zusammentreffen. Im Zweikampf mit Oton unterliegt Berenger und büßt seine Schuld mit dem Leben, auf die Erkennung der Gatten folgt die Versöhnung der vor Rom kämpfenden spanischen Fürsten mit dem Kaiser. Ein Festgelage feiert mit Motetengesang den glücklichen Ausgang aller Verwicklungen und Prüfungen. Auch hier erspart sich der Verfasser durch die Übernahme der epischen Voraussetzungen die Mühe unterscheidender Charakteristik oder persönlicher Gestaltung. Dramatisierung der Chanson de geste Macaire liegt vor in der Marquise de la Gaudine (Nr. 12, 17 Personen, 1140 V., mit nur angezeigter Predigt und einem Rondeau aus Nr. 1 und 14), welche das Thema der unschuldig vertriebenen Frau nach den in Macaire gegebenen Voraussetzungen behandelt, indem auch hier der Zwerg Galot, der im Bette der Marquise vorgefunden wird, im Solde des abgewiesenen Verleumders steht; dieser ist hier der Oheim des im Preußenlande kämpfenden Marquis, welcher Gemahlin und Land in der Obhut seines Verwandten zurückließ. Die Rettung der Frau, welche von ihrem zurückgekehrten Gemahl zum Feuertode verurteilt wird, erfolgt über Eingreifen Marias durch einen jungen, seiner Herrin ergebenen Ritter, der den Verleumder im Gottesgericht
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besiegt und ihm das Geständnis seiner Schuld entreißt. Zum Bilde des rachsüchtigen Verleumders paßt es, wenn der Oheim dem heimkehrenden Marquis entgegeneilt, um die Bestrafung seiner Frau zu fordern. Über Wunsch des Marquis sollen die Versammelten das Lied anstimmen: Pour l'amour du temps gracieux. Schon im Titel weist das Miracle de Berthe, vielleicht das 1455 in Compiegne gespielte Mystère, (Nr. 31, 31 Personen, 2896 V., Predigt am Beginn und Serventois am Ende) auf Adenets Chanson de Geste Berte als grans pies hin. Berthas Prüfungen, durch die Ränke der alten Dienerin Maliste verursacht, erscheinen hier noch durch die Anklage, ihrer Dienerin nach dem Leben getrachtet zu haben, vermehrt. Nach der Entlarvung der Dienerin durch das nach Frankreich gekommene Königspaar von Ungarn erfährt Pipin, der sich im Walde verirrt hatte, von Bertha unerkannt die Geschichte ihrer Flucht und das spätere Zusammentreffen mit den Eltern ermöglicht die Wiedererkennung und die Vereinigung der beiden Gatten. Menestrel feiern den glücklichen Ausgang durch ihr Spiel. Die Charakterzeichnung der im Walde fern allen weltlichen Verlockungen lebenden Förstersleute, zu welchen die Vertriebene durch Marias Hilfe kam, sollte wohl ein Gegenstück zu den um Bertha spielenden Intriganten sein. Auch sonst steht dieses Miracle, was Anschauungen und Sprache seiner Personen sowie Verarbeitung der in der Vorlage gegebenen Voraussetzungen betrifft, über den anderen auf Epen beruhenden Stücken. Von epischen Helden fanden nur Robert der Teufel und die beiden Freunde Amis und Amiles den Weg auf die Mirakelbühne, da die ihnen zu Grunde liegenden Dichtungen schon in das Gebiet der Legende gehörten. Robert le diable (Nr. 33, 44 Personen, 2279 V., mit an Nr. 27, 14, 16 erinnernden Rondeaurefrains) folgt der im Versroman erzählten Geschichte des vom Teufel erflehten Sohnes, dessen Grausamkeiten den Beginn des Miracles erfüllen und der erst dann ziemlich unvermittelt in sich geht, als er von seiner Mutter die Herkunft seines nur auf Unrecht, Gewalt, Trotz und Auflehnung bedachten Wesens erfährt. Er wird vom Papst an einen Einsiedler gewiesen, dem Gott die Buße für Robert offenbart, derzufolge dieser als stummer Narr mit Hunden Nahrung und Lager teilen soll. Das Büßerleben Roberts, sein Kampf gegen die Heiden als weißer Ritter, seine Erkennung durch die stumme Kaiserstochter, welche die Sprache erlangt, und den betrügerischen Seneschall entlarvt, ergeben die weiteren
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Abschnitte. Die in der Narrenrolle gelegenen Ansätze zu derb komischen Wirkungen sind, da sie durch Gebärden unterstützt werden, besser herausgearbeitet als die rohen, ernsten, den gewalttätigen Charakter Roberts auch in Gesprächen kraß zeichnenden Szenen, die sich in Übertreibungen gefallen. Die Vermählung Roberts mit der Kaiserstochter, wobei der Papst die clercs zu einem Festgesange auffordert, beschließt das in manchen Zügen wirksame Stück. Amis et Amiles (Nr. 23, 20 Personen, 1898 V.), mit Rondeau wie in Nr. 34) wiederholt mit Betonung des empfindsamen Gehaltes in gedrängter Form die Geschichte der beiden Freunde, von denen Amiles im Dunkel der Nacht die Liebe der Königstochter genießt, ohne es zu wissen, und wegen seiner Tat von Hardre angeklagt wurde. Da Amis den Zweikampf für Amiles übernimmt, wird er vom Aussatz ergriffen, erfährt aber durch St. Michael auf Gottes Befehl die Möglichkeit seiner Heilung durch das Blut der Kinder seines Freundes, der auch das Opfer bringt. Marias Hand gibt den zwei Kindern das Leben zurück, das von Amiles angestimmte Te Deum beschließt das Stück. Der Epenliteratur gehört noch die Gestalt des Stammvaters der Wilhelmsgeste an, dem im Mirakel Saint Guillaume du desert (Nr. 9, 285 Personen, 1431 V., Predigt) allerdings eine der epischen Tradition fremde Rolle zugewiesen ist, da er in einen Kirchenstreit zwischen zwei Päpsten eingreift, sich aber dem hl. Bernhard unterwirft und von einem Einsiedler an den Papst gewiesen wird, der ihn nach Jerusalem zum Patriarchen gehen heißt. Dieser führt Wilhelm in eine Einsiedelei, in der die Teufel Wilhelm aufsuchen, um ihn zur Rückkehr in die Welt zu bewegen, jedoch durch das Eingreifen Marias von ihrem Vorhaben ablassen müssen. Er stirbt, von seinen Schülern Albert und Regnaut betreut, in der Gnade Gottes, auf dessen Geheiß Jungfrauen seine Seele in den Himmel führen. Die kirchliche Einstellung, welche außer in den Reden der geistlichen Würdenträger vor allem in den Ermahnungen des hl. Bernhard über den Frieden in der Kirche hervortreten, weist auf Anregungen hin, die vielleicht außerhalb des Puy gelegen sind (Schisma, Ordenskämpfe) . Die der Heiligenlegende zugehörigen Marienmirakel folgen meist der schriftlichen Überlieferung, über die sie nicht hinausgehen. Da sich die Bearbeitungen in manchen Belangen von den lateinischen Legenden unterscheiden, dürften wahrscheinlich Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz.
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französische Vorlagen in Betracht kommen. Gewöhnlich bilden Bekehrungen oder die Leiden von Märtyrern den Inhalt. Die Alexiuslegende wiederholt das Miracle De s. Alexis (Nr. 40, 36 Personen, 2659 V., mit gleichem Rondeau wie in Nr. 24, ohne Predigt) vielleicht nach der im 14. Jahrhundert vorgenommenen französischen Bearbeitung der Legende aurea, c. 94 (Hs. Bibl. nat. 988, Tours 1008). Es wird mit einer Bewirtung Bedürftiger eröffnet, die beiden Kaiser Honorius und Arcadius veranlassen, um die Dienste des Eufemian zu belohnen, die Verheiratung seines Sohnes Alexis mit Sabine, der Tochter des Lipagius. Alexis entfernt sich nach der Hochzeit und tauscht mit einem Armen die Kleider, um unerkannt zu bleiben. Maria vermittelt auf Gottes Wunsch seine Aufnahme in eine Kirche, aus der ihm Eufemian in sein Haus bringt, wo Alexis unerkannt stirbt. Erst nach seinemTode, der durchEngelsbotschaft dem um den Papst versammelten Kardinalskollegium mitgeteilt wird, verrät der von Alexis hinterlassene Brief seine Herkunft. Die dramatisch wenig wirksame Rolle des Alexis bedingt die langen Gespräche über christliche Lehren und Tugenden und das Hervortreten von Nebenfiguren, von denen die Bettler Musehault und Huchon die Handlung im Schlußteil führen. Sie kehren noch in Nr. 2 1 , 23> 28, 33 wieder. Außer der legenda aurea (c. 92) enthalten auch die Vies des peres im Ermite acusé (Nr. 24) den Stoff des Miracle de Theodore (Nr. 18, 21 Personen, 1 7 0 1 V., mit 2 Serventois, einem Rondeau aus Alexis, einem aus Nr. 34 und einem Refrain aus Nr. 10). Die hl. Theodora von Alexandria, welche als Mann verkleidet unter Mönchen lebt, um den begangenen Ehebruch zu sühnen, wird von einer Wirtstochter, deren Liebesgunst der vermeintliche Mönch zurückwies, der Vaterschaft ihres Kindes geziehen. Maria verkündet aber dem Abt die Unschuld Theodoras in einer Vision. Die Kupplerin, deren sich der amant bedient und welche der anfänglich Widerstrebenden erklärt, Gott könne die in der Nacht begangenen Sünden wegen der Dunkelheit nicht sehen, erinnert an die Rolle der Auberee. Gewählte Sprache und Bedachtnahme auf unterscheidende Charakteristik der Personen sind die Vorzüge des auch in der Anlage geschickt geführten Stückes. De s. Sevestre et de l'emfereur Constantin (Nr. 20, 24 Personen, 1450 V., mit einem Serventois couronné und estrivé und angedeuteter Predigt) dramatisiert nach Legenda aurea (c. 12) die
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Bekehrung des Kaisers Konstantin, der es, durch die Bitten der Mutter bewegt, ablehnt, den ihn entstellenden Aussatz durch Kinderblut heilen zu lassen. Gott weist ihn im Traume an den hl. Silvester, der ihn tauft, vom Aussatz heilt, und nach einer gelehrten Wechselrede auch jüdische Gelehrte samt der Mutter des Kaisers dem christlichen Glauben zuführt. Kenntnis des Lateinischen und kirchlichen Sinn weisen auf einen Kleriker als Verfasser hin. — Disputation und Aussätziger kehren wieder in dem Miracle de Barlaam et Josaphat (Nr. 21, Predigt, 21 Personen, 1728 V., Legende aurea c. 180), in welchem Barlaam, Minister des Königs Avenir, dessen Sohn Josaphat dem Christentum gewinnt, jedoch von einem Barlaam gleichenden heidnischen Eremiten abgelöst wird, der Josaphats Abfall vom Christentum durch einen nach öffentlicher Disputation ausgesprochenen Widerruf bewirken soll, jedoch im christlichen Sinne redet und nun selbst mit noch anderen bekehrt wird. Der plötzliche Umschwung ist hier als wirksame Szene auf die Bühne gebracht. — Jüngeren Datums in der Abfassungsreihe des Ms. Cangé dürfte nach dem szenischen Apparat (Marterszenen mit Henkerknechten und den auf der Bühne erscheinenden Löwen) das Miracle de S. Ignace sein (Nr. 24,15 Personen, 1200 V., Leg. aurea c. 36, mit einleitender Predigt. Serventois und Rondeau aus dem Alexis). Das Stück besteht aus einer Reihe von Gesprächen über Glaubensfragen zwischen Trajan, seinen Begleitern einerseits und dem hl. Ignatius anderseits, der die im Stücke vorgeführten Martern mit Gottes Hilfe erträgt. — Nicht viel später dürfte das Legenda aurea c. 117 folgende, am Ende unvollständige Miracle de s. Lorens fallen (Nr. 38, 29 Personen, 2076 V., Predigt hinter der Szene) da die Bedachtnahme auf geschichtliche Szenen (Königswahl mit Thronbesteigung des Decius) und die eingehende Darstellung der Marterepisoden schon die Bühnentechnik des 15. Jahrhunderts andeuten. Das Mirakel dramatisiert das Leben und den von Kaiser Decius befohlenen Martertod des hl. Laurentius, der vom hl.Michael Tröstung und Stärkung erhält. Die Geschichtskenntnisse des Verfassers machen die Franzosen zu Untertanen des römischen Kaisers Philipp (v. 142). — Ausführlicher als der in Legenda aurea c. 42 stehende Bericht ist das Miracle de s. Valentin (Nr. 25, 1361 V., 22 Personen mit Predigt, serventois couronné und estrivé). Der in Jumiéges besonders verehrte Heilige diocletianischer Zeit gibt, nachdem er auf Gottes Befehl dem Rufe des 13*
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römischen Philosophen Cato, seinen Sohn zu heilen, gefolgt ist, dem Kranken die Gesundheit wieder und gewinnt ihn, den Vater und dessen Hörer für das Christentum, was den Kaiser derart erbittert, daß er die bekehrten Schüler töten ließ. Valentin tauft 7000 Heiden und wird zum Tode verurteilt, der Kaiser erstickt an einem Knochen beim Mahle, nach dessen Ende der Heilige vom Henker, den die Teufel dann in die Hölle führen, enthauptet wird. Auch hier ergeben die Erörterungen über die Geheimnisse des Christenglaubens und seinen Vorrang den Inhalt der Gespräche zwischen den Hauptpersonen. — Die von Jehan du Vignay nach 1324 vorgenommene französische Übersetzung des Speculum historíale des Vincenz v. Beauvais (13 c. 95) enthält die Legende vom Arzt P a n t a l e o n , der unter Diokletian mit seinem Glauben Kranke heilt und bekehrt und auf seine Bitte an Christus und Maria den Märtyrertod erleidet. Das mit einer (in den Reim nicht einbezogenen) Marienpredigt eingeleitetes Mirakel De S. Panthaleon (Nr. 22, Predigt, 1731 V., 21 Personen, mit Rondeau nach Nr. 26 und 30) läßt Panthaleon nach ähnlichen Gesprächen wie im Valentin mit anderen Christen auf der Bühne sterben, nachdem ihm Gott in seinen Martern Beistand geleistet hatte. Der Verfasser bringt auch im Dialog Wort und Reimspiele. — Für das Miracle de S. Baiäheuch (Nr. 34, 32 Personen, 2635 V., mit Rondeau wie in Nr. 23 und 18) dürfte infolge mancher Abweichungen vom Text des Spec. hist. 24 c. 116 weniger die lat. Fassung als vielmehr eine franz. Version in Betracht kommen. Das Stück zeigt eingangs die Vermählung des Königs Clodoveus mit Balthilde, deren gottgefälliges Wirken vorgeführt wird. Während der durch eine Wallfahrt bedingten Abwesenheit des Königs lehnte sich der zum Regent eingesetzte älteste Sohn des Königs gegen seine Mutter auf und überredet auch den jüngeren Bruder zur Empörung, die in einer dramatischen Aussprache mit der Königin vorgeführt wird (v. 1146ff.). Die in offener Auflehnung vom König gefangen gesetzten Söhne werden im Rate der Barone von ihrer Mutter verurteilt, gelähmt zu werden, der König läßt das Urteil ausführen und die verstümmelten Söhne beschließen ihr Leben als Büßer hinter Klostermauern. Der Widerstand der Söhne bringt eine gewisse Spannung in die Handlung, ihr mit Ergebung ertragenes Schicksal erweckt Mitleid, während die Härte der Eltern durch die Sorge um das Seelenheil der Empörer verständlich gemacht werden soll.
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Der Historia francorum des Gregor v. Tours (2, c. 28ff.) folgt das Miracle De Clovis (Nr. 39, 35 Personen, 2450 V., mit Rondeau wie in 28, 15), das zuerst die Brautwerbung Clodwigs um Clotilde vorführt und die Geschichte seiner Bekehrung dramatisiert, die nach anfänglicher Weigerung durch das in der Schlacht von Zülpich gemachte Gelübde, welches ihm zum Sieg verhalf, motiviert wird. Die Tauffeier, bei welcher eine Taube die hl. Ampulle mit dem Balsam vom Himmel bringt, wird mit dem vom hl. Remigius angestimmten Te deum beschlossen. Lebhafter und flüssiger Stil heben im Verein mit geschickt angelegten Szenen dieses Stück über die anderen empor, der gelehrte Stoff und seine Wiedergabe durch einen auf die Erfordernisse der Bühne bedachten Bearbeiter jücken auch dieses Miracle zeitlich in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts. In die Mystereliteratur gehört die Nativité nostre seigneur Jhesu Christ (Nr. 5, 13 Personen, 1066 V., mit Marienpredigt am Beginn, Serventois couronné und estrivé am Schluß und Rondeaux (eines aus Nr. 36) von Michael und Gabriel nach der Geburt Christi angestimmt). Die Grundlagen sind die Infantia salvatoris und die Legenda aurea c. 6. Maria kommt auf der Bühne nieder, Salome, deren Hände erstarben, als sie, die Ungläubige, Maria berühren wollte, wird bekehrt und geheilt. Simeon begrüßt Christi Erscheinen; Christus wird zum Tempel gebracht und disputiert mit den Schriftgelehrten über das erste Gebot. Das Mariendrama ist im allgemeinen noch dialogisierte Erzählung. Der Dialog referiert fast durchweg Handlungen, betont weniger Willensentscheidungen oder starke Affekte. Die älteren Stücke teilen Rede und Gegenrede streckenweise in gleichviel Verse. Die Handlung berücksichtigt reale Vorkommnisse wie Schlachten, Jagden, Martern, Erkrankungen und Heilungen, Entbindungen, Beilager, Bäder, sowie Zweikämpfe, Mord, Mahlzeiten und dergleichen. Die Zahl der Rollen ist in den älteren Stücken noch klein. Maria, Christus, Engel und Teufel, die Vertreter der Stände vom Edelmann und Kardinal bis herab zum Knecht und Henker können als Typen bezeichnet werden. Individuell dagegen sind die Hauptpersonen der Fabel erfaßt. Gelegentlich bringen sie Leidenschaft, Entrüstung, Schmerz, Verzweiflung faßbar zum Ausdruck, sie rühren (Nr. 26), oder ringen im Selbstgespräch nach einem Entschluß. Nicht allzuoft paßt sich die Rede der Lage und dem Stande der Sprechenden
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an, trifft aber den Ton bei den Vertretern niederer Stände, bei Knechten, Henkern, bei durstigen Männern und Frauen, die komische Wirkung beziehungsweise Abwechslung erzielen sollen; beredt und oft lyrisch ist das Gebet; Diskretes kann offen gesagt werden (Nr. 37, V. 2874ff.). Die Zahl der gelegentlich bis zu fünf am Gespräch sich beteiligenden Personen bewegt sich zwischen 9 (Nr. 11) und 47 (Nr. 33), die Zahl der Verse zwischen 761 (Nr. 11) und 3324 (Nr. 37). Die spärlichen Bühnenanweisungen beziehen sich auf die Handlung, selten auf die Szenerie; in Nr. 34 wird eine Pause vor einer Umarmung vorgeschrieben, in Nr. 34 eine Ohnmacht, in Nr. 29 das Trinken, ohne zu sprechen; in Nr. 25 haben jedoch Diener Tafeln vor dem Kaiser aufzustellen, in Nr. 38 wird das Kommen von Personen angezeigt. Die Bühne ist erst noch der Ort für Kommen und Gehen, die Stätte, wo man einander begegnet, Reden vorträgt und Gespräche hält. Sie kann durch mansions sehr entlegene Orte vereinigen. Der schematische Aufbau der Stücke und ihr ziemlich gleichbleibender Umfang ist wohl durch die im Puis gegebene Tradition zu erklären. Der Versuch, bestimmte Unterschiede oder Übereinstimmungen für die Zuweisung mehrerer Stücke an einen Verfasser in Betracht zu ziehen, führt zu keinem Ergebnis. Die Benutzung z. B. derselben erfundenen Namen in verschiedenen Stücken, die Anwendung desselben Rondeaus oder Rondeaurefrains in mehreren Dramen sind keine Beweise für ein und denselben Verfasser. Sonst müßte der Dichter des nach dem Schema ausgeführten Oton Nr. 28 auch den weit überlegenen Clovis Nr. 39 geschrieben haben. Benutzung eines älteren Stückes durch einen jüngeren Dichter ist dort anzunehmen, wo ein Rondeau in weniger sinngemäßer Fassung wiederkehrt, wie das zweite Rondeau von Nr. 22 in Nr. 26 und 30. Die Rondeaux gehörten zu dem Programm des Puy und nicht zu den Mariendramen, da sie mit dem Inhalt der Mirakel kaum in Beziehung stehen; die Varianten scheinen sich aus mangelhafter Kenntnis der Originalform zu erklären, wie zum Beispiel bei Nr. 5 und 35. Die notwendigen Einlagen konnten den aus Rondeaux, Balladen, Grands chans usw. zusammengesetzten Liedersammlungen des eigenen und anderer Puis, wie solche in Hss. des 15. und 16. Jahrhunderts ( z . Bibl. nat. Nr. 379, 1715; 2202 von Rouen) vorliegen, entnommen wurden. Aus gleicher Quelle stammen die hymnenartigen Schlußlieder, Serventois couronnes und estrives, d. s. auf den Puis gekrönte oder
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mit Stimmengleichheit verabschiedete religiöse Lieder, die im Envoi z. T. noch den prince und die princes du pui (Nr. 5 I. 18) den prince excellent und gentil (Nr. 31), den prince d'amours (Nr. 20) anreden. Die Überschrift des ersten Serventois bei Nr. 5 Serventoys couronné a u d i t p u y beweist, daß der Puy eigene preisgekrönte Lieder verwendete, wo die Anrede an den prince traditionell war. Auf den Zweck des Puy weist die in Nr. 25 vorkommende Marienpredigt von der glorieuse vierge mere Marie pour qui honneur et reverence nous sommes ci assemblez, wo ci den Theatersaal bedeutet. In den Predigten wird nur der Bibeltext zur Predigt angezeigt, die erst aufzusuchen ist, wie in Nr. 20, oder es wird nur überhaupt eine Predigt an bestimmter Stelle verlangt, wie in Nr. 12,15. In 17 Mirakeln fehlt die Predigt überhaupt. Nach Gutdünken konnten ganz ebenso Motets (Nr. 10, 27) oder andere Lieder (Nr. 34) eingeschaltet werden. Eine Untersuchung über das Vorkommen der Rondeaux oder von Predigten würde schwerlich die Zusammengehörigkeit bestimmter Mirakel ergeben. Parisismen in der Art von perte : parte (Nr. 9, V. 1341) weisen mit den von Roy festgestellten Ortsbezeichnungen auf die Hauptstadt und ihre Umgebung hin. Der Reim ist bei allen mehr oder weniger reich. Die Verfasser dürften alle geistliche Bildung besessen haben, wie Tendenz und Auffassung des Göttlichen in den Mirakeln, ferner Aussprüche und Liederstücke beweisen. Umfassend war sie nicht, da die größten Anachronismen unterlaufen. Jakobiner und Karmeliter gab es nach Nr. 34 schon im 7. Jahrhundert; im Ignace (Nr. 24), der unter Trajan spielt, wird Gregor der Große zitiert, in Nr. 38 führt Kaiser Dacian (Decius) Krieg mit den Franzosen und will sich in Aachen oder Frankfurt a. M. krönen lassen usw. Nur wenige Marienmirakel, ohne Predigt und Rondeaux, sind außerhalb der Sammlung aus Drucken des beginnenden 16. Jahrhunderts bekannt, sie gehen aber auf frühere Zeit zurück. Den Stoff zu dem einen, eine mit dem Fest der Immaculata conceptio in Verbindung gebrachte Variante zum Theophilus, vom Chevalier qui donna sa femme au diable (g. 1400 V.) bot die Legenda aurea c. 119 unter den Wundern Marias dar. Zu Maria, Christus, Gabriel, Rafaël, Ritter, Dame, Teufel treten drei Hilfsfiguren. Der verschwenderische Ritter gelangt immer wieder zu Vermögen, nachdem er seine Frau dem Teufel verschrieben hat. Maria erbarmt sich ihrer, reitet mit dem Ritter, während seine Frau beim
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Gebet in der Marienkirche entschlummert, in ihrer Gestalt zum Teufel, befreit den Ritter von der eingegangenen Verpflichtung und führt ihn unter Ermahnungen seiner Frau wieder zu Der Vers mit dem Reimstichwort behält hier die Silbenzahl des vorangehenden Verses, der Achtsilbner wechselt aber im Dialog mit dem Fünfsilbner, ein Gebet verwendet Zehnsilbner in langgestreckter Strophe; darin kündigt sich ein Verfasser an, der die Formenkunst im Drama pflegt, wie seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die Mysteriendichter. Der Eingangsvers ist aber noch reimlos, wie in den mit Predigt eingeführten Mirakeln. Die Sprechweise der Personen ist bürgerlich. Ein zweites, für Marias Geburtsfeier bestimmtes Stück von der Jeune fille laquelle se voulut abandonner a peche (g. 1600 V.), führt Maria nicht mehr zur Erde; abersie bewirkt die Errettung der jungen Tochter, diesich, um die armen Eltern zu unterstützen, auf des Teufels Rat der Schande hingeben wollte, nachdem sie zuerst, vor den Verlockungen einer Buhlerin zurückschreckend, in einen Wald geflohen war. Aus den Händen eines Räubers befreit, wurde sie zum Galgen verurteilt, weil ihr Erretter, ein Ritter, der Aussage des Räubers Glauben schenkte, wonach sie das ihr von einem Kaufmann übergebene Siegel durch Diebstahl an sich gebracht hätte, und sie vor Gericht stellte. Ihren Eltern zurückgegeben, wird sie schließlich verheiratet. In seiner Vorliebe für Wortspiele wie durch Einschaltung eines sangbaren Liedes in der Art der Chansons des 15. Jahrhunderts durch den Hinweis auf die 1413 gegründete Confrerie de Liesse gehört das Stück in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts (E. Roy Etudes sur le Theatre fr. S. C L I). Das Ereignis eines dritten im 16. Jahrhundert gedruckten Mirakels, De la hostie (1590 V.), von dem Juden, der vergeblich eine Hostie zu zerstören suchte, die ihm eine arme Frau vom Abendmahl, um einer Schuld bei ihm ledig zu werden, mitgebracht hatte, und der deshalb verbrannt wird, trug sich angeblich im 13. Jahrhundert in Paris zu, von wo jene wegen Kindesmords verfolgte Frau nach Senlis floh, wo sie durch Henkershand gerichtet wurde. 1444 soll der Stoff in Paris schon einmal mimisch dargestellt worden sein. In einem vierten gedruckten Marienspiel, das sich Mistere de l'Institution de Vordre des freres prescheurs oder von s. Dominique nennt, mit 37 Personen, in 4500 V., wird in Anwesenheit von Maria mit den Engeln ein Streit um den Vorrang zwischen dem hl. Regnault und hl. Dominicus dargestellt, der
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dem Volksverständnis ferne steht, so daß das Stück vielleicht für interne Veranstaltungen vor einem in die Ordensgeschichte eingeweihten Publikum bestimmt war. Inhaltlich nahe zu dem Mirakel Nr. 30 (Jean le Paulu) der Hs. S. Geneviève steht das Fragment einer Freiburger M o r a l i t é mit 6 Personen (Ecuyer, roi, chapelain, fille du roi, diable, ermite), in der die im Walde verirrte Königstochter zu dem Eremiten kommt, dessen Nachstellungen, zu welchen der Teufel den Einsiedler durch Drohungen veranlaßte, sie durch die Hilfe eines Ritters entgeht. In den Fragmenten wechseln Strophen von Acht und Fünfsilbnern. Das letzte Marienmirakel, von dem man Kenntnis hat, la bourgeoise de Rome, vermutlich eine Bearbeitung der Erzählung Inceste (Nr. 40 der Vies des peres) wurde 1493 zu Laval (Mayenne) aufgeführt; nachher scheint das Mariendrama von der Bühne verschwunden zu sein. Ohne das Eingreifen Marias könnten zahlreiche der angeführten Dramen in ihrer Konfliktstellung als Schauspiele in modernem Sinne betrachtet werden, da sie Probleme des Lebens auf die Bühne brachten, um sie hier einer Lösung zuzuführen. So mag vielleicht das einzige Drama, das sich frei vom Eingreifen überirdischer Mächte hält und die Handlung aus dem Verhalten der Personen resultieren läßt, mit Absicht die Bezeichnung 'Geschichte' gewählt haben. Es ist das um die Jahrhundertwende verfaßte Griseldisdrama, Estoire de Griseldis (2608 Achtsilbner), das nach der Unterschrift der Hs. Livre de l'estoire de la marquise de Saluce miz par fiersonnaiges et rigmé l'an 1395 in diesem Jahre verfaßt, bzw. in der Abschrift fertiggestellt wurde, obgleich die angeblich Karl VI. überreichte Hs. mit ihrer wunderlichen Orthographie erst späterer Herkunft ist. Der Verfasser, der die lateinische Nacherzählung der letzten Novelle von Boccaccios Deamerone durch Petrarca benützte, kündigt den Inhalt des Dramas, das die Leiden und die unwürdige Behandlung der unebenbürtigen Gemahlin durch den stolzen Marquis von Saluzzo vorführen soll, schon im Prolog (100 V.) an, dessen Endreim von den ersten Versen des Dramas aufgenommen wird. Nebenfiguren wie Adelige, Jäger und Hofdamen treten an die Seite der Hauptpersonen, welche in verschiedenen Szenen und Situationen öffentlichen und privaten Lebens vorgeführt werden. Der Verfasser gewinnt aus Andeutungen des Briefes neue Episoden, fügt Nebenschauplätze an, so besonders die Hirtenszenen mit ihren drolligen Dialogen, und kon-
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trastiert wirksam die Härte des Grafen mit der stillen Duldernatur Griseldens. Hirtengespräche beschließen jeden Akt. Der Verfasser hat mythologische Kenntnisse und gibt sogar den Jagdhunden literarische Namen. Die Reden der Personen sind je nach ihrem Stande abgestuft, der Dialog entwickelt sich rasch, hebt bedeutsame Stellen oder Wendungen hervor und resümiert Entschlüsse bzw. Handlungen, die zur Charakteristik der Personen beitragen. Aufführungen eines Griseldisdramas fanden in der Pfingstwoche des Jahres 1491 in Metz statt. HEILIGENMIRAKEL. Das 14. Jahrhundert erwähnt nur einmal und zwar für das Jahr 1 3 5 1 eine in Lille stattgefundene Aufführung eines französischen Heiligenmirakels. Doch die damals gespielte hl. Katharine ist ebensowenig erhalten wie eine 1 4 3 1 in Montélimar oder 1433 in Metz aufgeführte, bei der ein Notar die Rolle der Heiligen spielte. Auch das in Rouen 1454 aufgeführte Katharinenspiel, für welches die Stadt einen Zuschuß von 25 livres leistete, ferner das in Metz i486 und in Angers 1492 dargestellte Katharinenleben ist in seiner textlichen Fassung verloren. Verloren sind von aufgeführten Heiligenmirakeln aus dem 15. Jahrhundert ein hl. Maclou, in Bar-s.-Aube 1408 gespielt; ein im Juni 1 4 1 5 im Louvre aufgeführter Johannes der Täufer, als dessen Spielleiter oder Verfasser J e h a n B o n n e , Student an der Sorbonne und maistre ès arts, genannt wird. 1433 ist für Möns zu Ostern die Aufführung der Vie et Histoire de Sainte Wandru zu verzeichnen, 1459 folgte am 2. September ein jeu de Mme. Sainte Barbe. Von weiteren Aufführungen in Möns sind zu erwähnen ein Katharinenleben im August 1487 (3 Tage) und ein Georgsleben (8. —10. August 1491). Ein mystère von Johannes dem Täufer wurde 1462 in Saumur und gegen 1500 in Chaumont aufgeführt (Rom. 1910, S. 373). Von Stücken in Metz ist der hl. Vitus von 1420, der hl. Victor von 1425 (dreitägig; auch in Triel, Seine-et O., 1470 aufgeführt), die hl. Katharine von Siena 1468 und der hl. Michael 1480, worin ein blondhaariger Knabe als Erzengel bewundert wurde, nicht erhalten. Ob die hl. Barbe, in der der schöne Barbierlehrling mit mädchenhaftem Gesichte in Metz 1485 auftrat, und der hl. Laurent, 1488 daselbst aufgeführt, die gleichnamigen erhaltenen Stücke sind, ist nicht zu entscheiden. In Paris erschien 1422 gelegentlich
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der Anwesenheit König Heinrichs V. von England ein nicht erhaltener S. Georg auf der Bühne, 1428 in Nevers. In Dijon führte 1447 ein Priester, Jean Montbeliard, ein Stück von S. Eloi auf, in das eine belustigende Farce eingelegt war. In Compiègne spielte man 1451 eine hl. Agnes, 1457 einen hl. Antonius, inAuxerre 1452 einen 5. Germain, in Beauvais 1452 einen hl. Petrus, in Amiens 1459 einen hl. Firmin und 1482 die Tausend Märtirer, als deren Verfasser ein Jakobiner frère Michel le F l a m e n g genannt wird. In Chambéry folgte 1470 eine hl. Susanne, in Rouen ein Stück vom Schutzpatron der Stadt, S. Romain, das seine confrerie auf dem Friedhofe der Kathedrale aufführte; in Troyes 1485 ein hl. Lupus, in Angers i486 ein hl. Moritz, 1487 in Besançon ein mystere des saints Ferréol et s. F erjus, in Laval 1498 la bourgeoyse de Romme, Stücke, welche alle nicht erhalten blieben und das Interesse der Zeit für die Pflege dieser Spiele erkennen lassen. Der Name Miracle, den schon Rutebuef seinem Theophilus gab, paßte auf das Heiligenspiel eben so gut wie auf das Mariendrama, das sich des Heiligenleben selbst auch bemächtigt hatte und gelegentlich Lebensläufe darstellte. Sie bilden, mit dem Wirken, Leiden und den Martern des Heiligen als Mittelpunkt, das Thema der Heiligenmirakel, in denen Henker und Teufel stehende Figuren sind. Auch das Genovefaspiel nennt sich Miracle; öfters freilich wurden sie auch Mistere genannt, weil sie sich mit diesem noch mehr berühren. Häufig ist der Heilige der Patron einer Stadt. Da ihren Bewohnern seine Geschichte genau bekannt war, konnte daraus nur wenig in der Dramatisierang ausgelassen und wenig zugesetzt werden. Bei öfterer Aufführung mußte das Interesse an den bekannten Dingen aber notwendig erlahmen. Daher finden in die Heiligenmirakel frühzeitig die Narrenspäße Eingang, die ernste Szenen derselben sogar persiflieren können, die aber ein Mittel waren, das Publikum im Theater festzuhalten. Wahrscheinlich trugen diese Einlagen dazu bei, die Stücke untergehen zu lassen. Das Interesse für sie erlischt im Anfang des 16. Jahrhunderts. Unter den überlieferten Heiligenmirakeln ist das früheste das von Crespin et Crespinian, das in zwei voneinander unabhängigen Fassungen (Hs. des Musée Condé in Chantilly Nr. 619, Anfang des 15. Jahrhunderts, als Kontamination zweier Stücke zu betrachten), und dem gedruckten Texte vorliegt und das 1443, 1458
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und 1459 von der Schustergilde in Paris, das erste Mal auf Anordnung und mit öffentlichen Mitteln der Stadt, 1488, vermutlich in derselben Gestalt, auch in Compiègne aufgeführt wurde. Von den vier ystoires, die das Stück bilden, enthält die für den Druck benutzte Hs. nur den 2. (1792 Acht- u. Viersilbn.), 3. (1792) und 4. Teil (1064), worin in Übereinstimmung mit der Vita, in selbstgefälliger Breite, die beiden Heiligen vom Kerkermeister und nicht weniger als 6 Henkersknechten, deren Gespräche im 2. und 3. A k t die Bühne beherrschen, vor Stadtoberhaupt und Richtern gemartert, aber erst durch Diocletian zum Tode verurteilt werden, während die Henker in dem siedenden ö l und Blei selbst umkommen, das die heiligen Leiber der beständig zum Himmel flehenden Verurteilten verschont hatte. Im 4. Teil erscheinen ihre Seelen im Himmel. Ihre sterblichen Überreste werden auf Befehl eines Engels im Beisein des Papstes in Soissons in einer Kapelle beigesetzt. Aus den Marienmirakeln sind die Engel Gabriel und Rafaël, Christus und Maria herübergenommen. Uriel wird zu den Himmelsboten hinzugefügt, Predigt, Rondeaux und Serventois fehlen. Zwei Dramen berichten die Leiden der hl. Barbe, die man außer in Metz 1485 auch in Amiens 1448, 1475, und 1476 von jungen Leuten in Compiègne, 1484 in Angers, 1493 in Laval auf der Bühne sah. Das kürzere Stück in zwei journées und gegen 3500 Achtsilbner (2 Tage und 38 Personen), das seit 1500 mehrmals gedruckt worden ist, wird wohl das in Metz und noch 1489 in Decize (Nièvre) von wandernden Darstellern gegebene sein, das die Legende von der hl. Barbara von Nicomedien (gest. 306) nach Vincenz von Beauvais Spec. hist. 13 c. 67 gestaltet. Teufel treten 6, Henker 4 auf, Barbara ist von 3 Jungfrauen, ihr Vater, König Dioscorus, von Rittern umgeben, außerdem erscheinen Priester, Hirten, Kranke, der Kaiser, der Papst, Gott mit den Engeln und ein Eremit, der die in einen Turm in Abwesenheit ihrer Eltern eingeschlossene Barbara bekehrt. Nach fruchtlosen Martern vom eignen Vater enthauptet, wird sie in den Himmel aufgenommen, der Henker bemächtigt sich die Hölle. Eine Buhlerin eröffnet das Spiel mit einem Liebeslied, ein Prolog bezeichnet die Räume der Bühne. Für Laval kommt das ungedruckte zweite Barbaramirakel von P i e r r e C u r e t , Kanonikus von Le Mans, in fünf journées und 20 000 Achtsilbnern (auch gekreuzt) mit 100 Personen in Betracht, da die Beschreibung der Aufführung von soviel Darstellern spricht und das Stück
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sechs Tage dauerte; der Graf von Lavai ließ die Schauspieler in Samt und Seide auftreten. Als Gäste hatte er Parlamentsmitglieder aus Paris kommen lassen. Seine Trompeter und Bläser spielten in den Pausen auf, ein Fluggerät wirkte mit, ein Tier, aus dessen Nasenlöchern Feuer sprühte, wurde von einem jungen Advokaten dargestellt. Zu den hier sehr verstärkten Gruppen des kürzeren Stücks kommen noch Cherubime und Seraphime, ein König, ein Emir, ein persischer Fürst mit Gefolge, Origines mit Gelehrten, Soldaten und der Stultus, der improvisiert. Der Verfasser gefiel sich in Reim- und Strophenkünsteleien nach Art der Rhetoriqueurs. Die lateinischen und französischen Bühnenanweisungen beziehen sich auch auf den szenischen Apparat. Für die Aufführung des Peter und Paul zu Compiègne 1451 wird das große Mistère de s. Pierre et s. Paul mit 100 Personen und gegen 1700 V. in Betracht kommen, das Anfang des 16. Jahrhunderts gedruckt wurde und die Hauptpunkte der Legenda aurea c. 89 entlehnte; für das vom Priester Marcellin Richard überarbeitete (verfaßte ?) Andreasspiel 1458 zu Abbeville der hl. Andreas (gest. 95), vielleicht dasselbe (1474 in Forcalquier) im Druck aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts (Paris, B. N. Res. Y . f. 121) mit 86 Personen und über 8000 Versen (Acht- mit Viersilbn.) nach Legenda aurea c. 2, das eine alte franz. Verslegende in gegen 1000 Versen wiederzugeben vermocht hatte; die Zahl der Bekehrten, Kranken usw. der Erzählung wird im Drama oft vervierfacht. Das Stück ist von dem entsprechenden Teü der 'Actes des Apostres' des Simon Greban unabhängig, das seinerseits mehr Szenen enthält. Der alte Druck des hl. Lattrens (gest. 258) in 8818 V. nebst Prolog, nach Legenda aurea im c. 117, wird wohl das zu Chambéry (Savoyen) 1460, zu Compiègne 1467, in Metz 1488 gespielte Leben des hl. Lorenz wiedergeben, obwohl der Druck, unkontrollierbar, in Zusammenhang mit einem Leibarzt König Franz I. S a in t e Mar t h e (gest. 1551) gebracht worden ist, der den heiligen Lorenz 1499 geschrieben haben soll. Erweitert hat der Verfasser gegenüber dem Mirakel von Lorenz (s. S. 202), noch die Martern, Vater und Mutter des Heüigen erscheinen, der Dialog ist verbreitert, Reim- und Verswechsel dient, Stimmungswechsel anzuzeigen, die Sprache ist manchmal charakteristisch und auch gehoben. Die Bühnenanweisung schreibt Pausen und den Gestus vor. Im Jahre 1460 fand in Cambrai noch die Vorführung eines Madelaine-
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spiels durch 'Genossen' statt, die das 1605 gedruckte Magdalenendrama von nur 1800 Versen und 22 Rollen zur Verfügung haben mochten, dem die Legenda aurea eine breite Unterlage darbot, so daß außer der Landung der Geschwister Magdalena, Martha und Lazarus in Marseille, auf die sich die früheren Verslegenden beschränken, auch ihr Leben vor der Meerfahrt behandelt werden konnte. Vielleicht darf man ferner auch das im alten Drucke vorliegende Mistere de s. Christofle (34 Personen, gegen 2000 Acht- mit Viersilbn.) in den Christofledrama erkennen, das junge Leute in Compiègne 1464 auf dem Käsemarkt aufführten. Genau wie in der Legenda aurea c. 100 und in den französischen Ausflüssen daraus hat Christofle dort, bevor er das Kind Christus über den Fluß trägt, als Riese Reprobus Gewaltigere als er in der Welt gesucht und auch im Teufel nicht seinen Meister gefunden. Er bekehrt, Christ geworden, die Heiden, erträgt mit zwei Christinnen unter Gottes Beistand alle Martern und bewirkt so die Taufe des ihn peinigenden Königs. Das in Burgund oder der Franche-Comté entstandene Spiel vom hl. Adrien (f 303), gegen 1450 verfaßt und in Decize 1468 aufgeführt, könnte in dem handschriftlichen Livre et mistere du glorieux seigneur et martir s. Adrien (9588 V.) vom Jahre 1485 mit 89 Personen erhalten sein, das allerdings vermutlich in Grammont (Flandern) entstand, wo der Heilige besonders verehrt wurde und seit 1476 eine Chambre de rhétorique nachzuweisen ist, durch die die Dichtung hervorgerufen sein konnte. Den Stoff bietet außer Vincenz von Beauvais auch noch die Legenda aurea im c. 134. Bei der Christenverfolgung in Nicomedien unter Maximinian wird der als Feldherr erprobte, auf die Bitten seiner christlichen Frau von Maria erleuchtete Adrian als Christ erkannt, zur Strafe der Füße und Hände beraubt, deren eine seine in Konstantinopel von einem Heiden umworbene Frau zu ihrer Rettung gebraucht, wonach sie sie dem nach Konstantinopel gebrachten Leichnam ansetzt und stirbt. Verkleidungen von Frauen und Teufeln sind eine Besonderheit dieses Stückes, dessen vornehme Personen Wert auf höfisches Betragen legen. Für den Parterkrieg, der im ersten Akt den Kaiser in den Orient führt, konnte der Verfasser vielleicht aus Jean des Preis schöpfen. Er sucht Vers und Reim den Stimmungen anzupassen. Der Dialog geht ins Rondeau über, so daß der Partner den Refrain nachspricht. Ein Rusticus, der aber nicht Narr zu sein scheint, tritt in den Pausen auf.
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Marienmirakel ähnlich und dementsprechend kurz gehalten ist das Miracle de s. Nicolas d'ung juif (gegen 2000 V.) mit 18 Personen, vor dessen Druck eine Darstellung 1496 in Anwesenheit des Königs Karl VIII. in Nancy und die Aufführung eines Nicolasmirakels 1478 vor König René, ebenfalls in Lothringen, zu Nicolas du Port (bei Nancy), wo dem Heiligen zu Ehren ein fünftägiges Fest begangen wurde, erfolgte. Ob auf das Fest sich etwa ein anderes Nicolasmirakel mit 24 Rollen, von dem ein Druck verzeichnet wird, bezieht, muß dahingestellt bleiben. Ein Prolog zu einem Nicolausspiel ist aus dem 15. Jahrhundert für eine Aufführung der Klosterschüler von Foix (Blois) der Abtei SaintLomer de Blois erhalten (Rom. 1925. S. 191). Das Nicolaswunder, das erzählt, wie ein Jude vor dem Nicolasbild als Zeugen einem Christen Geld borgte, der ihn betrog, und, als der Christ von den himmlischen Mächten dafür des Lebens beraubt war, den Heiligen bat, den Toten wieder ins Leben zurückzurufen, hat die Legenda aurea c. 3 Nr. 8. Über das erhaltene Heiligenspiel von S. Didier, Bischof von Langres (3. Jh.) in gegen 10 200 V., mit Prolog (Zehnsilbn.), für drei Tage, erfährt man, daß es vom Zeitgenossen Molinets G u i l l a u m e F l a m a n t , Kanonikus zu Langres, auf Wunsch seiner Ordensgenossen verfaßt wurde und 1482 in Szene ging. Der Dichter zeigt, wenn er von Priamus, Ilion, Aristoteles, vom Wert der Geschichte usw. bei dieser Gelegenheit spricht und Vers, Reim und Strophe nach Bedürfnis wechselt, daß er wie der Hofdichter der Zeit literarisch sich geltend machen möchte. Der einfache, zum Bischof gewordene Bauer Didier ist von ihm zwar nach der Vita des Warnahar in die Zeit der Völkerwanderung versetzt, Langres wird aber bei ihm von den Vandalen mit Feuergewehren eingenommen und Didier wird enthauptet. Die zum Entsatz herbeigeeilten römischen Soldaten sprechen ein italianisiertes Französisch. Der letzte Akt, der Translation und den Wundern des Heiligen gewidmet, spielt im Jahre 1314. Ein Narr mit einem Esel parodiert einzelne Szenen des Spiels und kritisiert die Zeitgenossen. Auf ältere Stücke geht das von M o l i n e t um 1460 bearbeitete Mystère de S. Quentin (24. 115 Achtsilbn.) zurück, dessen Leidensgeschichte schon 1451 während 3 Tage in Abbeville aufgeführt worden war. Molinet, der auch die Auffindung des Grabes des Heiligen durch Eusebius und Eligius berichtet, dramatisiert das Leben des Heiligen schwer und pathetisch in 6 Abschnitten.
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Der erste Teil erzählt die Jugend des Quintinus, seine Bekehrung und Flucht nach Gallien, wo er als Prediger wirkt. Der zweite Abschnitt spielt in Amiens und Soissons, bringt als Episode die Geschichte der thebanischen Legion und den Abfall des Papstes Marzellinus, der dann im dritten Teil seine Schuld durch das Martyrium sühnt. In einer eigenen Episode treten die beiden Brüder Crispin und Crispinian auf. S. Quentin wird in Amiens gemartert, wobei er Beweise seiner Standhaftigkeit gibt. Der vierte Abschnitt führt die Leiden des Heiligen bis zu dessen Enthauptung in Agosta und bringt auch das Martyrium der Brüder Crispin und Crispinian. Die erste I n v e n c i ó n spielt ungefähr 50 Jahre nach dem Tode S. Qu., die z w e i t e einige Jahrhunderte später. Sie berichten die Entdeckung des Grabes unter Benützung von Legenden und Wundern, welche sich an die Personen von Eusebius und Eligius knüpfen. Die große Zahl der Personen, welche in 267 sprechenden Rollen auftreten, macht es erklärlich, daß der Dichter auf Charakterisierung im einzelnen wenig Wert legt, sondern nur Typen vorführt. Stolz, Überhebung und Würde der Vornehmen stehen in Gegensatz zu demütigem, bescheidenem Wesen der gewöhnlichen Leute, die Römer werden durchweg als grausam und haßerfüllt, die Christen als sanftmütig und ergeben dargestellt. In der Handlung und im Spiel hält sich Molinet durchaus an die Tradition, er legt dafür das Hauptgewicht auf die Ausstattung, indem 20 nebeneinander liegende mansions die Handlung in verschiedene Orte führen, ferner Musik für die Chorpartien der Engel und Teufel vorgesehen war. Als spitzfindiger Rhetoriqueur zeigt sich Molinet, wenn er in einem Brief an den Papst Marcellinus den Vorwurf erheben läßt, der abtrünnige Kirchenfürst habe die vier mittleren Buchstaben seines Namens und damit symbolisch auch die Grundfesten des Christentums zerstört (R: Romaine papalité. C: Crestienté. E : Eglise. L : Leauté), so daß als Rest nur mehr Malin für die Bezeichnung des Papstes bleibe. Als Vorlage des Stückes kommt die lat. Vita des Heiligen (Acta SS. Boll. p. 794/801) in Betracht. Den Text des 1471 zu Angers vor König René gespielten hl. Vincent dürfte die Hs. Bibl. nat. ms. fr. 12 538 vom Jahre 1476 mit gegen 13 000 V. überliefern, in der die Rolle der komischen Person zum Hinweis auf ihre Improvisationen offen gelassen ist. Wo René die Dramatisierung des um 1450 verfaßten Roy Avenir der Barlaam- und Josaphatlegende (127 Personen 15.440 Acht-
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silbner, Balladen, Rondel) durch seinen Maréchal de logis J e a n du P e r i e r dit le P r i e u r darstellen ließ, wird nicht berichtet. Vielleicht ist der in Chambéry 1446 aufgeführte hl. Sebastian der gleiche wie der im Jahre 1567 in Savoyen gegebene, von dem der erste Teil in einer Hs. des 15. Jahrhunderts, das Ganze in einer Hs. des 16. Jahrhunderts erhalten blieb. Ein anderes Sebastianspiel in Hss. des 15. Jahrhunderts für 2 Tage mit 54 Personen und einem satirischen Prolog in gegen 6000 V., worin, wie in S. Adrien, ein Rusticus und daneben seine Frau in der Rolle einer Wirtin für grobkomische Unterhaltung sorgen, ist ohne Beziehungen zu Savoyen. Unbezeugt sind Aufführungen bei andern Heiligendramen des 15. Jahrhunderts. Darunter eine Ystoire de la vie de s. Genis in 4078 V. mit 50 Personen von dem der Christenlehre ehemals feindlich gesinnten Schauspieler Genesius, der im Theater vor Kaiser Diocletian plötzlich erleuchtet wird, die Hauptsätze des Christentums, die mit Diskussionen darüber den größten Teil des Dramas füllen, entwickelt und nach Peinigungen in den Himmel eingeht, während Diocletian mit Teufeln zur Hölle fährt. Vielleicht ist es das Mystère von Saint-Genou, das 1490 vor dem französischen König in Montilz-les-Toures gespielt wurde. (Cohen 244). Daß die Hs. bei Aufführungen zu Grunde gelegt wurde, ist aus Textänderungen zu ersehen, die ihre Besitzer vornahmen. In einem Epilog ist anagrammatisch der Name J e a n O u d i n verwendet, wohl der Name des Verfassers. Er reimt nachlässig. Die nicht sehr ausführliche Vita des Genesius in Ados Martyrologium war seine Unterlage. Paulus Diaconus in den Gesta episcop. Mettens. lieferte den Stoff für die Regiebemerkungen enthaltende Vie et miracles de s. Clement (3. Jh.), des Apostels und ersten Bischofs von Metz, mit 79 Personen und Begleitern, worin die Handlung in Rom und Metz auf verschiedenen Plätzen und in einem elsässischen Schloß unter Nero spielt, Petrus in Versen predigt und Clement mit andern aussendet, um den Bedrängnissen der Christen und den Verwüstungen einer Schlange zu steuern. Clement bekehrt Heiden, errichtet Kirchen und bewirkt Heüungen und Auferweckungen, die das Mitgefühl zu erregen vermögen. Die Darstellung ist breit, die Vorgänge verlaufen langsam. Eine Szene unter Handwerkern ist nach dem Leben. Das Volk (le pueple) von Metz redet mit und scheint im Chor gesprochen zu haben. Die Schlange spricht ebenfalls zu Genossinnen. Der Verfasser, Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I.
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wahrscheinlich ein Geistlicher, verwendet den paarweis reimenden Achtsilbner, Dialoge, Volksszenen, Personen werden durch Verswechsel charakterisiert, Rondels sind nur mehr in Resten erkennbar. Das zweitägige savoyische Mystere de s. Bernard de Menikon (b. Annecy) erzählt in 4340 V. (paarweise reimende Achtsilbn., dann Gebete als lyrische Einlagen in verschiedenen Formen), mit 60 Personen, vom Gründer der Hospize auf dem großen und kleinen S. Bernhard und Archidiakonus von Aosta aus adligem Hause (gest. 1008), dessen Legende unter dem Namen seines Nachfolgers überliefert ist. Wie der hl. Fiacre, sollte er jung vermählt werden und wirbt um die von den Eltern gewünschte reiche Braut, flieht aber vor der Vermählung und bleibt unbeschädigt bei einem tiefen Fall auf einen Felsen. Er geht, wie die ihm bestimmte Braut, ins Kloster, vertreibt die Räuber und Teufel, die die über den S. Bernhard ziehenden Rompilger belästigen, errichtet Hospize, predigt in Paris, Mailand u. a. und verrichtet im Leben und im Tod Wunder. Viele alltägliche Dinge gehen hier vor, die Menschen reden ihre Sprache und sind nach dem Leben gezeichnet. Äußerst lebendig ist die Szene, die die Flucht des Bräutigams nach sich zieht, über die die Beteiligten Scham und Schande empfinden. Rührend ist das kindliche Flehn der verlassenen Braut, die ihre Eltern für die Eltern des treulosen Bräutigams um Verzeihung bittet. Ein Fol monologisiert und spaßt mit dem Publikum beim Verlassen des Theaters. Beim Monolog tritt Vermischung und Reimwechsel ein. Der Reim ist mundartlich gefärbt. Zweimal ersetzt der Meneur des Stückes die Szene durch Erzählung (V. 3714; 4199), um abzukürzen. Das Stück ist nach einer erhaltenen Rechnung in Genf 1484 gespielt und noch 1656 in Aosta aufgeführt worden. Das Mystère vom hl. Martin, vielleicht dem Überarbeiter des Andreasmysteriums, dem Priester M a r c e l l i n R i c h a r d , zuzuschreiben (53 Personen in 6400 Versen), ist hauptsächlich den Wundern gewidmet, die der gekrönte ungarische Königssohn und spätere Abt von Marmoutier bei Tours, von einem Einsiedler bekehrt, verrichtete, nachdem er seinen Schwager und seine Schwester dem Christentum gewonnen hatte. Sie erkämpfen sich Ungarn, während er in der Lombardei als Prediger tätig ist. Einige Zusätze welche sich nicht in der Geschichte des Heiligen finden, entstammen derzeit noch nicht bestimmten Quellen. Der Prolog bezeichnet als Orte der Bühne das Paradies, eine Kapelle, das Haus des Fürsten
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von Ungarn, ein Gehölz, Marmoutier, Tours u. a. Dramatisches Leben fehlt. Witzig ist die Szene zwischen einem Blinden und einem Lahmen, der sich von jenem auf der Schulter davontragen läßt in der Befürchtung, die Nähe des hl. Martin könnte bewirken, daß sie auf das Betteln verzichten müßten. Von beider Bekehrung spricht schon das Martinsleben der Legenda aurea c. 166, außerdem noch die Vita Briccii, die. c. 167, benutzt wurde. Lachen sollte auch durch den Teufel erregt werden, der sich bei einer Hantierung an den Kopf stößt, und durch Satan, dem bei der Versuchung Martins ein Bein abgeschlagen wird. A m 9. Oktober 1496 führt A n d r é de l a V i g n e sein Mystère de S. Martin in Seurre auf, das 132 Personen beschäftigte und drei Tage dauerte. Die Moralité de l'aveugle et du boiteux die ebenfalls ein Wunder des hl. Martin berichtet, setzte das Mystère fort. Unvollendet ist in einem Druck die Vie de s. Fiacre (gegen 1600 V.) mit 15 Personen, überliefert, vom Einsiedler von Meaux (t gegen 670), worin eine allegorische Figur, Force de courage, auf Marias Verlangen dem schottischen Heiligen beisteht, als ihn die Admiralstochter entführen will. Nachdem Fiacre bei seiner Flucht aus Schottland seine Kleider mit einem Aussätzigen getauscht hat, bricht das Stück ab. Ebenfalls in altem Druck liegt vor eine Vie de s. Marguerite von der längst in Frankreich populären als Hirtin aufwachsenden Tochter des Kaisers Theodosius, deren Unschuld Olibrius nachstellt, die ein Drache verschlingt, danach enthauptet wird und in den Himmel eingeht. Ein tauber Bauer spielt darin den Rusticus. Die Wunder des hl. Remigius (gegen 15000 V.) werden in der unvollständigen Hs. Arsenal 3364, 15. Jh. nach dem Bericht des Erzbischofes Hincmarus von Reims aus dem 9. Jahrhundert vorgeführt. Es sind Wunder und Legenden, die in verschiedenen Versformen neben dem paarweis gereimten Achtsilbn. erscheinen. Die Bemerkung: Chantez, menestrez, jouez, orgues! deutet auf musikalische Begleitung hin. Zwei zwischen Heiligen- und Bibelspiel stehende kurze Mariendramen dramatisieren Marias Leben, genauer ihre Himmelfahrt. Das erste, L'assomption de la vierge Marie, ist in etwa 3000 V., für Vormittag und Nachmittag mit 39 Personen, in einem Druck erhalten und beruht auf Legenda aurea c. 119, worin die von den Teufeln beanspruchte Maria von Christus und den Engeln zum Himmel sichtbar emporgetragen wird; sie wirft dabei dem ungläubigen Thomas ihren Gürtel zu und die Apostel 14*
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bestatten ihren Leib. Die Ansprüche des Teufels vertritt darin ein Advokat. Nur z. T. bekannt ist das zweite Himmelfahrtsdrama, Ascension de la Vierge, mit 45 Personen in gegen 1200 V., erhalten in einer Hs. zu Rhodez. In der berühmten Hs. der B i b l . S. G e n e v i è v e aus der Mitte des 15. Jahrhunderts sind 11 Heiligenmirakel und biblische Spiele vereinigt. Sie bilden wahrscheinlich das Repertoire der Pariser Confrérie de la Passion und wurden, wie aus den Ortsnamen nachzuweisen ist, in Paris verfaßt. Auch sie reichen in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts zurück, da das im Jahre 1398 verfaßte Mystère Jour du jugement zahlreiche Stellen aus dem Ms. S. Geneviève übernimmt. Zweifelhaft ist es, ob das Mystere s. Estiene und die Conversion des s. Pierre et de s. Paul mit den 1446 in Orléans und 1451 in Compiègne aufgeführten identisch sind. Nr. 6—11 Martire s. Estiene mit 13 Personen (364 Achtsilbn.), Conversion s. Pol, mit 24 Personen (430 Achtsilbner), Conversion S. Denis mit 8 Personen (430 Achtsilbn.), Martire s. Pene et s. Pol mit 25 Personen (840 Achtsilbn.), Le jeu s. Denis mit 29 Personen (1490 Achtsilbn.) und Miracle comment les anges firent joye quant madame s. Genevieve fut nee mit 56 Personen (3100 Achsilbn.) bilden eine eigene Abteilung der Hs. und sind nicht nur unter einem Titel zusammengefaßt, sondern als zusammengehörig oder als zusammenfaßbar dadurch kenntlich gemacht, daß kürzere Schlüsse den einzelnen Stücken beigefügt sind, die gebraucht werden sollten, wenn nicht das Ganze zu geben beabsichtigt wurde. Das Buch wollte augenscheinlich das Publikum mit dem ersten Bischof von Paris, S. Denis (t 286) und mit der Patronin der Stadt, Genovefa (t 512), bekannt machen und verband mit ihnen die vorausgehenden Apostelstücke, weil S. Denis und der von Paulus bekehrte Dionysius Areopagyta, wie in der Legenda aurea (c. 153!), als dieselbe Person angesehen wurden, weshalb S. Denis auch hier von Paulus getauft ( Jubinal 2, S. 42ff.) wird und sich nach Paulus und Petrus in Rom erkundigen kann (Jubinal 1, S. 101). Der hinter einem Gebet folgende Prolog in Versen macht den Zuschauer auf die Teile des Gesamtspiels aufmerksam. Das Mistere s. Estiene ist die in Dialog umgeschriebene Apostelgeschichte (c. 6. V. 8 ff. und c. 7) ebenso die Conversion s. Pol (Apostelgeschichte c. 9). Der Lichtschein, der Paulus zu Boden zwang, ist im Drama durch eine Fackel ersetzt, die Christus aus dem Paradiese auf Saul herabwarf.
HS. DER BlBI,. S .
GENEVIEVE.
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Die Conversion s. Denis und Geu s. Denis decken sich mit der V i t a des hl. Dionysius bei Vincenz von Beauvais, Spec. hist. II c. 16, 17, 28, doch ist dort nicht die Rede von Regulus und Sanctin und die rohen Spaße kommen auf die Rechnung des Dichters. Das Martire s. Pere et s. Pol, (Fragmente einer erweiterten Fassung in der Anhalter Bibliothek, Z. R. Ph. X X V I S. 76, Rom. 1902. S. 336) mit denselben Henkern berührt sich mit Legenda aurea c. 89, 90, wo über Petrus und Paulus Aufenthalt in Rom und Tod noch viel eingehender berichtet ist. Eine erweiternde Neubearbeitung dieser Teile des Regiebuches liegt, unvollständig in dem Mystere de s. Denis in Hs. Bibl. nat. 1041, 16. Jh. für 6 Tage vor. Die Abschnitte überGenovefa, von ihrerGeburt bis zu denWundern, die sie veranlaßt, gehen in den Bericht bei Vincenz von Beauvais, Spec. hist. 21 c. 46ff. auf. Wohl nirgends jedoch sind vom Verfasser die lateinischen Texte selbst benutzt worden. Nicht Spaßmacher sind die 6 Narren (fols), die Genovefa heilt, wohl aber einige Kranke geben sich dazu her, afin que le jeu soit mains fade et plus plaisans. — Die für sich bestehende Vie s. Fiatre mit 25 Personen und in 984 Achtsilbn. mit Viersilbn., wodurch es zu den Mirakeln des Ms. Cange zu treten scheint, führt weiter als das früher erwähnte Fiacremirakel Tod und Bestattung des Heiligen und Heilungen an seinem Grabe vor. E r stirbt in einer Einsiedelei, nachdem ihn seine Braut dort aufgefunden hat, ohne ihn wiederzuerkennen. U m die Zuschauer auch noch für die Wunder zusammen zu halten, wird eine derbe farsse (277 Achtund Viersilbn.) mit 6 Personen, die nichts mit dem Heiligen zu tun haben, eingeschaltet, wobei Prügel die Hauptsache sind, die zuerst zwei in ihrem Berufe wenig erfolgreiche Männer ihren pflichtvergessenen Frauen, die sich in der Kneipe betrinken, dann die Frauen sich selbst verabreichen. Dem Verfasser der Genoveva ist auch dieses farzierte Mirakel, bei dem, was er sonst bietet, wohl zuzutrauen. Die übrigen vier Stücke sind biblische (s. unten). Geschichte und Legende verarbeitet unter Benützung der Schrift des Guillaume v. Chartres De vita et miraculis s. Ludovici das Mystere des. Louis (3 Tage mit 280 sprechendenz. T. historischen Personen, g. 20 000 V., vorwiegend Achtsilbn., in einer Hs. v. 1472), das sein Hauptaugenmerk auf die Darstellung der im Orient spielenden Ereignisse legt, in deren Mittelpunkt die Gestalt des Königs steht. Der erste Tag, von Ludwigs Krönung bis zur Eroberung von Damiette, zeigt am Vormittag die Krönung, Hoch-
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zeit, eine Herausforderung durch einen Vasallen, den Krieg mit ihm und den Engländern, Vorgänge in England und Ludwigs Erkrankung (S. 83), am Nachmittag nach kurzer Pause, nach einem Prolog, das Aufgebot zum Kreuzzuge, eine Kreuzzugspredigt, den Abschied des Kreuzheeres, die Einschiffung nach Cypern und den Kampf mit dem Sultan von Babylon. Ein Epilog schließt diesen Abschnitt. Der zweite T a g (nur Vormittag) führt die Handlung bis 1260 weiter und zeigt Ludwig als Kämpfer, Regenten, Helfer der Armen und Vater. Der dritte T a g (nur Vormittag) reicht bis zu Ludwigs Tode, der auf der Bühne erfolgt, und schließt mit Ermahnungen an seinen Sohn und einigen Heilungen. Nach der Krönung wird Ludwigs Rolle von einem zweiten Schauspieler gespielt, (S. 23). Der langsame Gang der Handlung und die verhältnismäßig geringe Zahl der Szenen bedingt die breite Anlage, die auch in der pathetischen Gesprächsweise der Personen, der Beachtung höfischer Formen, der eingehenden Ausführung auch kürzerer Episoden hervortritt. Die Inszenierung verwertet bereits alle Behelfe der späteren Bühnentechnik (Feuerwaffen, Schiffe auf der Bühne, Belagerungen), welche der dramatischen Kunst des ausgehenden 15. Jahrhunderts ihre Eigenart verlieh.
MYSTERE.
Der Name mystere wird nicht weniger schwankend gebraucht, als 'miracle'. Vorwiegend verwendet für Dramen mit biblischem Stoff, wird doch auch das Marienmirakel von der Hostie (s. S. 200), das Griseldisspiel (s. S. 201) und oft das Heiligenmirakel so genannt. Auch für pantomimische Entremets bei Banquetten, z. B. für das von einem T e x t in Versen begleitete große Entremet von Jason, das 1453 bei einem Fest des Ordens vom Goldnen Vließ vorgeführt wurde, sagte man mystere. Zuerst heißt so ein Auferstehungsdrama, das 1376 in Cambrai gespielt wurde, und die Auferstehungsdramen mögen die ältesten biblischen Bühnenstücke gewesen sein. Für sie war der Name mysterium durchaus angemessen, entsprechender als der gelegentlich angewandte Ausdruck ministerium (im Sinne von 'geistlicher Dienst' officium). Nach 1450 bezeichnet das Wort 'Mystere' dann das ernste religiöse Stück, das seinen Inhalt 1. dem alten Testament, 2. dem neuen Testamente mit der Apostelgeschichte und 3. der Heili-
AUFFÜHRUNGEN V.
MYSTÈRES.
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gengescliichte entnahm. Hier wird der Name Mystere von den Dramen mit biblischem Stoff gebraucht werden. Aufführungen von Mysterien werden seit dem Ende des 14. Jahrhunderts häufig erwähnt. Ob diese Aufführungen bei gleichoder ähnlich betitelten Mysterien, die wir in Hss. oder Drucken besitzen, stattfanden, ist in den wenigsten Fällen außer Zweifel. Ein Auferstehungsdrama (Resurrection) spielte man, außer in Cambrai 1390, auch in Paris vor Karl VI. (vielleicht aber lat.) und 1456 vor René in Angers; die Passion Christi 1396 und 1432 in Nevers, 1426 in Decize; 1401, 1413, 1427/9, 1445, 1455 in Amiens; 1430 in Rennes; 1445 zu Pfingsten und 1452 in Rouen; in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Orléans; 1455 in Abbeville, wohin Greban einen Text seiner Passion für 10 Goldtaler verkauft hatte, 1462 in Auxerre und, unter Leitung des Königs René (mit einem Spiel von Johannes dem Täufer), in Saumur (Anjou), 1473 ferner in Paris, nach Grebans Text, der dort seit 1450 dreimal schon verwendet worden war, 1483 in Troyes, 1484 und 1490 in Rheims, 1485 in Lyon (wiederholt 1487) und 1484 in Tours in verschwenderischer Ausstattung. 1456 und i486 in Angers, i486 auch in Châlons-s. Marne, 1490 in Paris nach Michels Text, sowie nach einer Bearbeitung der Passion Grebans und so weiter. Mit der Resurrection verbunden erschien die Passion auf den Bühnen in Paris 1398—1402, in Amiens 1413 zu Pfingsten, 1437 in Metz, 1471 in Lens (Artois), wo die Resurrection alljährlich, die Passion von 7 zu 7 Jahren in der Kirche in Szene ging. Die Resurrection, mit der Vengeance verbunden, führten Lille 1484, Malines (b. Lille) 1494 auf; die Resurrection allein 1425 Nevers, 1456 Angers auf Kosten König Renés und 1471 oder vor 1471 nach dem Texte Michels, der nach 1456 schrieb, 1484 auch Malines; die Vengeance allein Nevers schon 1396, Metz, wahrscheinlich zu Ehren König Renés, 1437, Amiens 1446, Abbeville 1458, 1463. Nur aus Metz weiß man von einer Aufführung der Apocalypse, 1409 (1412?). Die Ascension wird 1416 in Lille, die Nativité erst 1451, und 1474 zu Weihnachten (auf dem Neumarkt) in Rouen und 1494 in Laval, aufgeführt mit der Passion und Resurrection wurde sie in Poitiers i486 gegeben. Eine Aufführung der Purification de Nostre Dame im Jahre 1452 wird aus Abbeville, die des Vieux testament 1458 und die eines Jonas 1488 vom selben Ort, eine Darstellung der Apostelgeschichte in der Bearbeitung D u Periers aus Angers von 1478, die Aufführung eines Joseph aus Amiens erst 1496 gemeldet.
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Die älteste dramatische Bearbeitung der Leidensgeschichte im 14. Jahrhundert, die Passio Palatina, ist gegen 1330 im Südosten der Ile de France entstanden. Schon die Kürze des Spieles (1900 V.), die geringe Zahl der sprechenden Personen (40), der rasche Verlauf der knapp gehaltenen Handlung weisen im Verein mit der ernsten, trockenen Diktion auf das hohe Alter dieser Passion hin, welche über einen verlornen Archetyp direkt an die Passion des Jongleurs anschließt. Der Inhalt zieht in der dramatischen Bearbeitung rasch vorüber, vom Abendmahl Christi bis zur Erscheinung des Erlösers nach seiner Auferstehung übernimmt der Dichter die Angaben der Bibel und des Nicodemusevangeliums und weicht nur in wenigen Punkten ab, wenn er die Verleugnung Petri und die Reue des Judas während des zweiten Verhöres vor Pilatus einsetzt, die Geißelung und die Verlosung der Kleider vor der Verurteilung stattfinden und die Dornenkrone erst dem Gekreuzigten auf das Haupt drücken läßt. Der Gang zur Richtstätte fehlt in der Passion, welche in ihrer Hauptszene, der Kreuzigung, auch die ältere Version bewahrt, nach der Christus an das bereits stehende Kreuz geschlagen wird. Die in den späteren Mystères immer wiederkehrenden Legenden der Veronica und der Frau des Pilatus sind noch nicht in die Darstellung einbezogen worden. Zu dieser Beschränkung auf die Hauptereignisse des Evangeliums und der Betonung des rein erbaulichen Momentes, das noch durch keine burlesken Szenen abgelenkt wird, paßt der ernste Ton und rasche Fluß des Dialoges, der nur in manchen Stellen lyrische Breite erreicht, wenn versucht wird, die Seelenqualen der Gottesmutter und ihrer Begleiter anschaulich zu machen. Der Vers der Passion ist der paarweis reimende Achtsilbner, auch im Kreuzreim und in monorimen Reihen. Wechsel des Metrums erfolgt aus bestimmten Gründen, so bringen Neun-, Zehn-, Zwölfsilbner feierliche oder lyrische Stimmungen zum Ausdruck. Das memnotechnische Kunstmittel, Rede und Gegenrede auf denselben Reim zu setzen, ist nur in wenigen Fällen angewendet, ein Umstand, der die Passion gleichfalls hoch in das 14. Jahrhundert zurückreichen läßt. Gleichzeitig mit der Passio Palatina ist das Si Wewer B r u c h s t ü c k einer ungefähr ebenso langen Passion auszusetzen, die im ersten Teil den Schluß der Höllenfahrt Christi und das Gespräch der erwachenden Ritter vor dem Grab enthält, im zweiten Teil den
PASSIONEN.
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Schluß des Spieles bringt, das mit dem grant pardon Christi an die Zuschauer endet. Die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen, welche nebeneinander laufende Redaktionen vorstellen, beziehen sich auf Veränderungen in der Reihenfolge der Ereignisse, indem im Fragment die Höllenfahrt nach der Auferstehung erfolgt, während sie in der Palatina dem Begräbnis vorangeht. Auch im Inhalt und im Text weichen die beiden Passionen voneinander ab, so daß sich der Schluß nahe legt, daß beide auf einen verlornen Archetypus zurückgehen, der direkt aus dem Passionsgedicht der Jongleurs schöpfte. Diese Filiation wird durch die im 14. Jahrhundert herrschende Gewohnheit erklärlich, zu den Aufführungen der Passion nur solche Texte zu verwenden, welche bereits erprobt waren und in die man die für notwendig befundenen Abänderungen eintrug. Einen älteren Text, der noch Einzelheiten des erzählenden Passionsgedichtes der Jongleurs erkennen läßt, verarbeitet die 1470 in A u tun von dem Theologen Philipp B i a r d kopierte Passion d'Autun (Hss. Bibl. nat., n. a. fr. 4085 und n.a. fr. 4356, dazu das Fragment des von Bédier in Rom. 1894, S. 86/90 gedruckten Fragmentes) . Das Stück beginnt mit demAbendmahl, zu dem die Büßerin Magdalena kommt, der Verrat des Judas, die Szenen auf dem ölberg und bei der Gefangennahme Christi folgen bis zur Verurteilung durch Pilatus dem Bericht des Evangeliums, das auch in den Episoden der Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung, des Abstieges in die Vorhölle und den Erscheinungen Christi die Handlung führt. An geeigneten Stellen fügen sich die im Mittelalter bekannten Legenden ein, welche dazu beitragen, dem streng gehaltenen Texte etwas Abwechslung zu gewähren. Es sind dies die aus der Legenda aurea genommene Warnung der Frau des Pilatus an ihren Gemahl, Christus zu verurteilen, die Legende vom Schmied, der sich weigert, die Kreuznägel zu verfertigen, welche dann seine Frau herstellt, die Heilung der blinden Verónica und des blinden Longinus. Abweichend ist die Szene der Auferstehung, da hier ein Engel Christus aus dem Grabe ruft. Der unbekannte Autor kannte die Passion der Jongleurs, da das ms n. a. fr. 4085 die erzählenden Partien des Gedichtes übernommen hat und dessen einfache Darstellung auch in diesem ersten Versuch seiner Dramatisierung noch deutlich erkennbar ist.
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DRAMATISCHE D I C H T U N G DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
Auch die vier Mystères der Hs. S. Geneviève gehen auf das Passionsgedicht der Jongleurs zurück. Es sind vier zusammenhängende Spiele, welche in Anlage und Technik noch der älteren Schule angehören, jedoch in ihrer zyklischen Tendenz schon die späteren großen Mystères der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erkennen lassen. Die drei ersten Stücke, Nativité Jhesucrist (1980 Acht- und Viersilbner, Lücken, 28 Personen), G eu des trois rois (1564 Achtsilbn., 19 Personen), Résurrection de Jhesucrist (1746 Achtsilbn., 24 Personen) werden durch ein Mirakel des hl. Fiacre von der Passion (4500 Achtsilbn., 56 Personen) getrennt. Da aber die Resurrection bereits die Schöpfungsgeschichte und den Sündenfall mit der Erlösung kombiniert, konnte sie auch ohne die beiden ersten Stücke gespielt werden. Alle vier mysteres werden durch eine Predigt eingeleitet. Diese weist in der Nativité auf die Notwendigkeit der Menschwerdung Christi hin, für deren Begründung Schöpfung, Sündenfall und Prophetien über den kommenden Messias vorgeführt werden. Die Hochzeit Mariens im Tempel gibt Anlaß, das Wunder des grünenden Stabes in Josefs Hand zu zeigen, das schon früher eine Parallele in der Verpflanzung des Lebensbaumes aus dem Paradies durch Seth hatte, andere Wunder begleiten die Verkündigung und sollen die Göttlichkeit des Kindes bezeugen (Anastasialegende, das Kohlenmirakel, Sturz der Jupiterstatuen), Gabriel verkündet den Hirten die Geburt, mit dem Te Deum des Boten Gratemauvais, der die Zuschauer vorher in die Schenke einlädt, schließt das Spiel. Außer der Bibel folgt der Verfasser, hauptsächlich in den Legenden, dem Roman de l'Annonciation Nostre Dame, der Legenda aurea und einer um 1380 verfaßten Vie de Jesus Christ. Die Darstellung kümmert sich nicht um geschichtliche Voraussetzungen, zeitlich getrennte Personen treten nebeneinander auf, auch die Charakteristik ist kaum versucht und läßt die Differenzierung der Personen durch die Rede ganz außer Acht. Das Geu des trois rois beschreibt die Ankunft der drei Könige vor Herodes, die Anbetung des Kindes, die Flucht nach Ägypten, den Kindesmord, den Selbstmord des Herodes und die Rückkehr der hl. Familie. Die Quellen dieses Spieles sind dieselben wie in dem ersten Stücke, doch weist die der Nativité überlegene Behandlung des Stoffes, die ernste Darstellung und das Fehlen des Viersilbners auf einen andern Verfasser hin. Der Umstand, daß Monstrelet die im Königsspiel erwähnte Figur des Semeur in
RESURRECTION — PASSION S. GENEVIÈVE.
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einer mimischen Darstellung der Geburt Christi beim Empfang König Heinrichs 1431 in Paris sah, läßt vermuten, daß die Handschrift schon um diese Zeit als Regiebuch benützt wurde, da andere Mystères diese Gestalt nicht kennen. Die Resurrection wiederholt im Sermon teilweise die Ereignisse der früheren Stücke und geht, nachdem sie aus dem alten Testamente die Erschaffung der Menschen, deren Sündenfall und Tod vorgeführt hat, auf die im neuen Testamente vor der Auferstehung erzählten Ereignisse über. Ananas und Caiphas stellen Wachen vor dem Grabe auf, Adam, Eva und die Propheten flehen Christus um Erlösung an, was die Teufel in Schrecken versetzt, worauf Christus die Väter in den Himmel führt. Maria klagt vor dem Grabe und vergeblich versuchen Johannes und die drei Marien sie zu trösten. Diese entfernen sich dann, und nach ihrer Rückkehr verkündet ihnen Gabriel mit Raphael die Auferstehung, die Wächter erwachen aus ihrer Betäubung und entfliehen. Christus erscheint Maria Magdalena, deren Te Deum das Stück schließt. Auch hier ist der Ton ernst, nur selten wird der Versuch gemacht, lyrischer Stimmung Ausdruck zu geben, z. B. in Marias Betrachtungen über das Wort Ave. Die Passion Nostre Seigneur nähert sich in ihrem Umfang schon den großen Spielen der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. In der Komposition herrscht noch die alte Technik vor, da die Handlung sich nur auf die eigentliche Passion beschränkt. Diese beginnt mit dem Gastmahl zu Bethania, zeigt die Begegnung Christi mit Maria, die Auferweckung des Lazarus, der die in der Hölle gesehenen Qualen nach Petrus Comestor schildert. Auf den Einzug in Jerusalem folgt die Verschwörung der Hohen Priester mit Judas, das Abendmahl, die Wacht auf dem ölberg, die Verurteilung Christi, welche Pilatus trotz der Warnung seiner Frau ausspricht, die Mißhandlung Christi, die Fußwaschung, Judas' Reue und Selbstmord, die Veronicaszene, die Kreuzigung und Klagen um Christus, dessen Grablegung und Abstieg in die Hölle, der Aufzug der Wachen, die Tröstung der klagenden Frauen durch Michael, die Erscheinung Christi vor Maria Magdalena, deren Erzählung vor Petrus und Johannes, die Bekehrung des Centurio. Nach dem Tode Christi treten S. Eglise und Synagogue auf, welche durch jene von der Gottheit des Messias überzeugt wird. — Die Passion zeigt schon insofern eine Abkehr von der früheren Darstellungsweise, daß sie die Leiden Christi vermehrt und eingehend schildert, daneben
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DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
aber auch die legendenhaften Züge zahlreicher als früher einbezieht (Erzählung des Lazarus, Legende der Frau des Pilatus und der Veronica, Rolle des Malchus, der Debat zwischen Kirche und Synagoge). Als Quellen kommen für Resurrection und Passion, welche von verschiedenen Verfassern herstammen, die Evangelien und die Legendensammlungen des Mittelalters in Betracht. Vielleicht läßt sich aus der Tatsache, daß eine von Karl V. gespendete Altarverzierung die im Ms. S. Geneviève enthaltene Szene zwischen Kirche und Synagoge als Bild enthält, auf eine nähere Verwandtschaft der Hs. S. Geneviève mit der in der Bibliothek des Königs befindlichen Passion schließen. Zusammenfassend kann also festgestellt werden, daß die vorher genannten vier Stücke verschiedenen Verfassern angehören und zu verschiedenen Daten in das Ms. aufgenommen wurden, Nativité und D r e i K ö n i g s s p i e l sind aus der gleichen Quelle, dem Roman de l'Annonciation Nostre-Dame gezogen, Passion und Resurrection gehen auf die Evangelien zurück und verwerten neben diesen noch die bekannten Legenden des Mittelalters, welche sich schon in der Passion des Jongleurs vorfanden. Dieses Gedicht, welches von Geoffroi de Paris 1243 in seiner Bible des sept Estaz du Monde verarbeitet wurde, enthält alle Berichte, die in den späteren Mysterien wiederkehren. In welchem Zusammenhang ein anscheinend stark gekürztes Dreikönigsspiel von Freiburg mit dem Text der Hs. S. Geneviève steht, ist wegen der Kürze der aufgefundenen Bruchstücke nicht ersichtlich (s. Rom. 51, S. 521 ff.). Unter dem Einfluß der Mystères der Hs. von S. Geneviève steht das aus dem Jahre 1398 stammende Mystère Le jour du jugement (2438 v.). Der unbekannte Verfasser, ein Kleriker, erzählt unter Benützung des Matthäusevangeliums der Apokalypse, des Buches von Adson über den Antichrist sowie anderer geistlicher und weltlicher Quellen (Merlin, Agolant) nach einem kurzen Sermon die Abstammung des Antichrist aus der Verbindung einer jüdischen Dirne mit einem Teufel, die Wunder des falschen Christus, der durch einen Blitz erschlagen wird, den Kampf der Teufel und Riesen gegen den Himmel und den Verlauf des von den Aposteln gehaltenen jüngsten Gerichtes, das die Gerechten zu Gott, die Verdammten aber in die Hölle führt. Das Gedicht ist unter dem Eindruck der Alliance, welche Karl VI. von Frankreich und der deutsche Kaiser Wenzel von Luxemburg gegen
P A S S I O N V.
SEMUR.
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Benedikt X I I I . schlössen, verfaßt und gewährt durch realistische Wiedergabe zeitgenössischer Verhältnisse einen Einblick in die Sitten des ausgehenden 14. Jahrhunderts. Der Autor kennt und übernimmt zahlreiche Textstellen der Mystères der Handschrift S. Geneviève, deren Niederschrift also vor 1398, in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts zu setzen ist. Auf die früheren Passionen der Palatina, von Autun und S. Geneviève geht die im Jahre 1488 von Jehan Floichot in Semur-en-Auxois geschriebene, jedoch im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts verfaßte Passion de Semur zurück (2 journées, 9580 Achtsilbn., mit Vier-, Sechs-, Zehn- und Zwölfsilbn.). Die beiden Journées, welche von verschiedenen Verfassern herrühren, bestehen aus je zwei kleineren Dramen, so daß die ganze Passion eigentlich vier Spiele enthält und dadurch die im Ms. S. Geneviève gegebene Reihenfolge einhält. Sprachliche Gründe erweisen für die erste Journée ein höheres Alter als für die zweite, welche ihrerseits eine Bearbeitung der Passion von S. Geneviève vorstellt, während für die erste Journée nur die Kenntnis des Jeu des trois Roys festzustellen ist. Die e r s t e Journée ( i n sprechende Personen) beginnt mit dem Sermon des Predigers, nimmt aus dem alten Testamente die Erschaffung und den Sturz der Engel, die Erschaffung der ersten Menschen und deren Sündenfall, erzählt die Geschichte der feindlichen Brüder, der Sintflut und führt die Ereignisse des alten Testamentes bis zum Dekalog, nach welchem der durch Ecclesia gerufene Zug der Propheten und der zwischen Esperance und Charité gehaltene Debat (Alex.) den Ubergang zum neuen Testamente bilden, dessen Ereignisse, um einen Debat zwischen Eglise und Synagoge vermehrt, von der Hochzeit Märiens bis zur Versuchung Christi in der Wüste noch in die erste Journée fallen, welche ursprünglich aber mit dem Drei Königsspiel schloß, während die Passion mit der Predigt des Johannes einsetzte. Die z w e i t e Journée (106 sprechende Rollen), ebenfalls durch einen Sermon eröffnet, dramatisiert das Leben und die Leiden Christi von der Wahl der Apostel bis zur Erscheinung des Erlösers vor dem ungläubigen Thomas und folgt in ihren Unterabteilungen dem Gang der Evangelien, welche durch die Legenden über Judas, Veronika, den Schmied Nikodemus, Longinus und kleinere Zusätze erweitert und abwechslungsreich gestaltet werden. Diesem Zwecke dienen auch groteske und komische Szenen, welche den Rustikus, Teufel und Soldaten in
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oft grober, derber Weise mit den biblischen Ereignissen in Verbindung bringen. Die Passion von Semur folgt in ihrer Anlage: N a t i v i t é , K ö n i g s s p i e l , P a s s i o n und R e s u r r e c t i o n , dem Ms. S. Geneviève, aus dem sie auch Textstellen übernimmt. Außer den vier Evangelien und dem lateinischen Nicodemusevangelium wurden noch theologische Traktate (die Glossa ordinaria) und apokryphe Schriften (die Predigt des hl. Augustinus, das dem hl. Hieronymus zugeschriebene Evangelium über die Geburt Mariä, der apokryphe Dialog des hl. Anselm, De Passione Domini), für die Komposition herangezogen. Als N e u e r u n g erscheint in der Passion von Semur die Kreuzigungsszene in den Vordergrund der ganzen Passion gerückt. Hier hat der Einfluß der Mystik mit ihren Traktaten, besonders der dem hl. Anselm zugeschriebene Text über Einzelheiten der Kreuzigung, der die Gottesmutter mit den Leiden des Sohnes in engere Verbindung brachte, und die angeblich vom hl. Bonadventura verfaßte Schrift Meditationes vitae Christi, einen entscheidenden Einfluß geübt. Die Passion von Semur ist dadurch der Ausgang einer neuen Darstellung der Passionsgeschichte geworden, welche nun ihren Zweck in der eingehenden Wiedergabe der Leiden Christi mit allen möglichen Häufungen blutiger, rührender Szenen und Einzelheiten sah. Indem so die Kreuzigung mit allen Aufführungsmöglichkeiten das Interesse auf sich vereinigt, kommen auch neue Gestalten wie Maria, Johannes, Magdalena zu größerer Aktivität, welche sie mit der Passion in Verbindung bringt. In dieser breiten Anlage und gewollten Realistik ihrer Darstellung, welche pathetische und burleske Szenen vorführt, in der Übernahme neuer Episoden, welche die Handlung auch auf femerliegende Einzelheiten lenken, ist der Beginn einer neuen Technik zu sehen, welche die Passion von Semur der zweiten Entwicklungsperiode der französischen Mystères zuweist. Noch ein zweites charakteristisches Merkmal scheidet die nach 1450 entstandenen religiösen Dramen von ihren Vorgängern in der Art des Ms. S. Geneviève. Die Verfasser legen Wert auf Gelehrsamkeit, benützen lange, theologische Traktate, inspirieren sich aus mystischen Abhandlungen und erörtern deren Probleme im Munde ihrer Personen oder Allegorien. Damit erhält auch die symbolische Deutung der Ereignisse unter Hinweis auf diesen mystischen, erbaulichen Zweck eine immer wachsende Bedeutung.
EUSTACHE MERCADÉ.
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Gelehrtes Wissen zeichnet den als Dichter von geistlichen Spielen angesehenen Prévost von Dampierre, E u s t a c h e M e r c a d é , aus. Er bekleidete seit 1414 das Amt eines geistlichen Richters zu Corbie, wurde Prior zu Ham (Pas-de-Calais), jedoch 1427 von den Engländern wegen Majestätsbeleidigung in Amiens eingekerkert, aber 1437 wieder eingesetzt. Er legte am 2. Mai 1437 das Doktorat ab, ging im gleichen Jahre als Gesandter zum Papste Eugen und vertrat 1438 die Pariser Fakultät am Konzil von Bourges. 1439 wurde er Dekan an der juristischen Fakultät und starb am 10. Jänner 1440 (A. Thomas, Rom. 1906, S. 583). Er nennt sich als Verfasser einer Vengeance, welcher eine P a s s i o n J h e s u c r i s t vorangeht, weshalb man ihn als Verfasser beider Stücke betrachtet, ohne jedoch andere Zeugnisse hierfür zu haben. Wahrscheinlicher ist es, daß Mercadé der Überarbeiter der unter dem Namen Passion à' Anas gehenden Dramatisierung der Leidensgeschichte ist, welche durch seine Konzeption bestimmend für die späteren Passionen des 15. Jahrhunderts geworden ist. Denn die Passion von Arras ist der erste Versuch einer einheitlichen, die gesamte Heilsgeschichte umfassenden dramatischen Darstellung. Sie gehört wohl in ihrer Gänze einem theologisch geschulten Verfasser an, der seinem Drama einen szenischen Mittelpunkt in der Kreuzigungsszene gibt, die er außerdem noch metaphysisch durch den Débat de Justice et Misericorde am Beginn des Stückes motiviert. Diese Allegorie, welche auf den 84. Çsalm zurückgeht und schon bei Hugo v. St. Victor (f 1141) vorkommt, wird für das französische Theater schon vor der Arraser Passion durch das mittelniederländische Paschspei in Mastricht wahrscheinlich gemacht. Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit und Milde sprechen im Verein mit den Engeln für und gegen die Verdammung des Menschen, dessen Todsünde nur dadurch getilgt werden kann, daß Gott als Mensch diese Schuld durch sein Leiden sühnt. Diese theologische Begründung des Erlösungswerkes macht die alte Eröffnung der Passion durch den Sündenfall und das Prophetenspiel überflüssig. Die Arraser Passion geht aber noch weiter und setzt die in der Passion von Semur versuchte Neuerung fort, indem sie die Kreuzigungsszene mit der größten Sorgfalt in allen Einzelheiten vorführt. Auch hierfür waren gelehrte Quellen notwendig und außer dem bereits in der Passion von Semur verwendeten apokryphen Dialog des hl. Anselm, De Passione Domini, hat der Verfasser der Arraser
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Passion noch das Elucidarium des Honoré d'Autun, die Summa des Iii. Thomas von Aquin, die Kommentare des Beda, welche verschiedene Einzelheiten der Lebensgeschichte Christi beisteuerten, die Legenda aurea und die bekannten Legenden des Mittelalters benützt, welche aber schon im Gedicht der Jongleurs vorkamen. Wie weit noch vorangehende Spiele übernommen wurden, ist bei der vollständigen Neugestaltung der Anlage heute nicht mehr bestimmbar. Diese Bedachtnahme auf theologische Gelehrsamkeit, welche besonders im vierten Teile augenscheinlich wird, erklärt den großen Umfang dieser Passion, deren Dauer damals ungewöhnlich gewesen sein mußte, da sich der Dichter ausdrücklich diesbezüglich entschuldigt. Die Ereignisse werden auf vier Journées mit je 6000 V., 112 Personen, über 200 Statisten verteilt, jeder Tag beginnt mit einer Predigt, nach dem Debat des ersten Tages folgt die Verkündigung Mariens. Die durch die Evangelien gegebene chronologische Reihenfolge wird durch Zusätze, welche meistens die Erzählungen der Legenda aurea verwerten, durch theologische Reflexionen, gelehrte Belege und Gespräche ausgedehnt. Der Dichter führt Teufels-, Schäferund Volksszenen zu größerem Umfang aus, verweilt bei den Erörterungen in der Synagoge und bringt durch die Späße des Henkers und der Soldaten einen oft gewollten Gegensatz zu den Leiden des Erlösers, welche über das Maß der in Semur gezeigten Passion hinausgingen. Der Versuch einer Unterscheidung der Rede bedingt das wechselnde Versmaß, indem der gewöhnliche Achtsilbner mit gekreuzten, mit zehn-, sechs- oder siebensilbigen und strophisch geordneten Versen wechselt. Ausdrücklich als Verfasser genannt i s t M e r c a d e t in der ungedruckten Vengeance (3 Tage, 14070 V.), welche sich in einzelnen Hss. vorfand (H. Martin, Cat. de la Bibl. de l'Arsénal V I I I , p. 284). Sie schildert nach der Angabe des Prescheur die Bestrafung der Juden, welche für die Kreuzigung Christi aus ihrem Lande vertrieben und von allen Völkern geknechtet werden. Als Quellen benützt Mercadé außer der Bibel die Acta Pilati, die Veronicalegende, die Geschichte des jüdischen Krieges von Josephus in der dem Hegesippus zugeschriebenen Bearbeitung. Der Beginn der Vengeance mit der Auferstehung Christi veranlaßt Mercadé, die römische Kaisergeschichte von Tiberius bis Vespasian einzubeziehen. Die Vengeance zeigt gegenüber der Passion eine stärkere Vorliebe für Sentenzen und allgemeine Betrachtungen, welche gerne gelehrtes
MERCADÉ —
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GREBAN.
Wissen verraten, weist aber im Strophenbau weniger Reichhaltigkeit auf als die vorangehende Passion, für welche Mercadé wahrscheinlich schon eine feste Vorlage fand. Aufführungen einer Vengeance in Verbindung mit einer Passion werden bereits 1396 und 1432 für Nevers gemeldet, doch dauerten diese Stücke nur je einen Tag. 1437 wurde in Metz nach der Passion eine viertägige Vengeance gespielt, 1446 verzeichnet Amiens die Inszenierung einer Vengeance, welche nach dem Personenverzeichnis Mercadés Stück ist. Der Text wurde noch 1501 gespielt. Die viertägige, 1491 bis 1539 öfters gedruckte Vengeance ist eine Erweiterung und freie Überarbeitung des Arraser Textes, der in dieser Fassung gegen 22 000 V. und 194 sprechende Personen hat und Karl V I I I . gewidmet wurde. Der Bearbeiter Mercadés hebt mit Vorliebe blutige und rohe Szenen aus der römischen Geschichte hervor, der er übrigens ziemlich unbefangen gegenübersteht. Der Druck bringt zahlreiche Rondels, Balladen und andere Strophenformen. Unter König René und in seiner Nähe lebte, ohne daß man von Beziehungen beider zueinander wüßte, der 1456 in der Pariser Fakultät als theologischer Repetent zugelassene maistre A r n o u i G r e b a n , maître de chapelle an Notre-Dame von Paris, gest. nach 1473, der allein ein großes Mystere de la Passion für 4 Tage in 34574 ( — 2 ) Versen mit 224 Personen schrieb. Gemeinsam mit seinem Bruder S i m o n G r e b a n , der ebenfalls in Le Mans geboren wurde und dort, wie Arnoul Domherr war, 1468 in Diensten des Bruders Renés, des Grafen Karl v. Maine, stand, und nach seinem Tode durch Errichtung eines Grabmales im Dom zu Le Mans geehrt wurde, verfaßte er ein zweites Mystere, Les actes des apostres mit 494 Personen in 61 908 V. und 9 Büchern. Von der vor 1452 beendeten Passion sind mehrere Aufführungen im 15. Jahrhundert bekannt, von den Actes des apostres eine vor König René 1478, unter Leitung seines Hausdichters D u Perier, der das Werk vielleicht nach Simons Tode noch für die Bühne zurecht zu machen hatte, und eine besonders prunkvolle noch aus dem Jahre 1536 im römischen Amphitheater zu Bourges, die vierzig Tage in Anspruch nahm, sowie weitere im 16. Jahrhundert. Greban verwertet schon bekannte Texte, die er geschickt einzufügen weiß. Der Streit der Schwestern ist in der Passion durch Übersetzungen aus der Summa des hl. Thomas bedeutend erweitert und zugespitzt (V. 2072ff.). Greban kennt Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. Lit. I .
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auch die Arraser Passion, die er ganz umarbeitet, so daß nur wenige textliche Übereinstimmungen bestehen bleiben. Er schöpft seine Anregungen aus den Postillen des Nicolas de Lire, aus denen er zahlreiche Zusätze historischen und theologischen Inhaltes nimmt. Ebenso ist die 1398 für Isabella von Bayern verfaßte P r o s a p a s s i o n für Szenen zwischen Jesu und Maria bestimmend gewesen, in der die Mutter den Sohn anfleht, ihr die Qual der Passion zu ersparen. Voran geht ein die Predigt ersetzender Prolog (Helinandstrophen und Achtsilbn.), der den Inhalt des ersten Teiles bis zur Geburt Christi angibt, und ein nicht unbedingt für die Aufführung bestimmtes Vorspiel Creacion abrégée, vielleicht die verkürzte Wiedergabe eines seiner im Testament viel erhaltenen Stücke (V. 249—1740) mit Inhaltsangabe für jede Szene, das bis zum Tode Adams reicht, im Himmel zwischen Gott und Engeln, unter den Teufeln in der Hölle und unter den ersten Menschen auf der Erde spielt und den Unterschied zwischen der unvergebbaren Sünde des Teufels und der der erlösbaren Menschheit verständlich machen soll. Den am Ende des Vorspiels vom acteur angekündigten Schwesternstreit bereitet eine Szene zwischen Adam, E v a und Propheten im Limbus vor, die das Verlangen nach Erlösung kundgeben und sich in der Verheißung trösten. Dann folgen die Vorgänge aus Christi Leben in der üblichen Ordnung, jedoch durch Zusätze, welche durchweg aus den Postillen des Nicolas v. Lire genommen sind, vermehrt, die ihrerseits auch Kürzungen im T e x t von Arras bedingen. Besonders die reflektierenden Stellen sind aus den Postillen entweder wörtlich übernommen oder noch durch Weiterungen Grebans fortgeführt. Einzelheiten sind noch der Summa des hl. Thomas, der Historia scholastica des Petrus Comestor, der Legenda aurea und den Meditationen entnommen. Grebans Passion erfreute sich im 15. Jahrhundert solcher Wertschätzung, daß man sich an den Dichter um authentische Texte wandte. So kaufte 1452 Guillaume de Bonneuil aus Abbeville um 10 Goldtaler die Passion, welche dann in Abbeville blieb ; Mans und Troyes besaßen gleichfalls Mss. Die Actes des apostres erstrecken sich von der Ersetzung des Judas durch Matthäus und der Ausgießung des hl. Geistes über die Apostel bis zum Tode des Petrus, Paulus und Nero und führen nach der neutestamentlichen Uberlieferung und einigen apokryphen Büchern unter Verwertung der römischen Kaisergeschichte die Steinigung des Stephanus, Pauli Bekehrung,
ACTES DES APOSTRES —
JEAN MICHEL.
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den Tod des Jakobus, Herodes und der Jungfrau Maria, die Reisen der Apostel, ihr Martyrium, die Reisen und Taten des Petrus, Paulus und des Magiers Simon vor in der Art der Heiligenspiele, vermischt mit vielen Diableries, in denen Teufel sich der Glaubenszeugen zu bemächtigen und Christen vom Glauben abwendig zu machen suchen. Die Sprache der beiden Greban ist noch flüssiger und gelehrter als die Mercades und völlig unanstößig; das Epitheton wird reichlich und wirksam angewendet, um den Hörer zu ergreifen. Die Anlage der Handlung in der Passion ist architektonisch; jeder Tag ist vom Prolog an in gleicher Weise gegliedert, die Schwestern erscheinen, wie am Anfang so am Ende; die Verteilung der Ereignisse ist dieselbe wie bei Mercade, aber für bestimmte Handlungen sind andere Personen gewählt. Überaus mannigfaltig ist der Vers. Der gepaarte Achtsilbner wird von fünf-, sechs-, Zehnsilbnern abgelöst und durch Partien in acht-, sechs-, elf-, zwölf-, dreizehnzeiliger Strophe unterbrochen, ähnlich wie im späteren spanischen Drama; neben gekreuzten Reimen begegnen die Stellungen der Helinand- und Privilegstrophe, kürzere und längere Verse mischen sich nicht nur in Gebeten und Klagen, sondern auch im Gespräch; Engel, Kain und Abel, Hirten und andere Personen teilen sich in Rondeaux, die drei Könige in eine Ballade, andere Personen in andere Strophen verschiedener Bauart und in Leiche; Johannes der Täufer spricht Selbstbekenntnisse in Fünfsilbnerstrophen, Engel und Maria singen geistliche Lieder, Maria und Joseph stimmen einander unterbrechend einen Wechselgesang auf den geborenen Christus an, Maria eine kunstvolle, aber nicht wirksame Klage, auch der Schlußgesang ist eindruckslos, wie viele der lateinischen Vorbilder. Von Arnoul blieb noch ein lobpreisender zweigliedriger Lai mit mythologischen Vergleichen erhalten, von Simon Greban eine allegorische Complainte (269 achtzeil. Str.) auf den dramatischen Dichter Jacques Milet, den er in der Kirche von Dame Rhetorique in Begleitung von Cicero, Horaz, Orosius, Virgil, Homer, Ovid, Boccaccio, Guillaume v. Lorris, Jean de Meun, Mercade und von Musikern wie Okeghem bestatten läßt und dem Alain Chartier die Grabschrift widmet. Arnoul und Simon Greban blieben bis auf die Pleiade unvergessene Dichter und waren noch für J. du Beilay divins esprits. Auch Grebans Passion erfuhr eine Umarbeitung noch im 15. Jahrhundert durch J e a n M i c h e l , vielleicht der Arzt des 15*
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Sohnes Karls VIII., geb. um 1435, Rektor der Universität zu Angers, gest. g. 1502, dessen Passion de Jhesu Crist mit 140 Personen für 4 Tage i486 unter Beteiligung von Gestlichen und des Dichters in der Rolle des Lazarus prunkvoll in Angers und 1490 in Paris vorgeführt wurde. Er fügt zu den von seinen Vorgängern benützten Werken noch die dem Hegesippus zugeschriebene Josefslegende, ferner zeitgenössische Legenden hinzu und verbreitert auch die Judaslegende. Während Greban in seinen Zusätzen sich streng an die Theologie hält, läßt sich Michel von seiner Phantasie leiten und übernimmt wahllos alle Legenden. Seine Veränderungen erstrecken sich auf die Nebenrollen, auf welche er neue Einzelheiten häuft. (Lazarus, Maria Magdalena, Judas). Er versteht es, dramatische Wirkung zu erzielen und pathetische Szenen zu erfinden. Die 4. journeé, das Urteil des Pilatus, enthält die meisten und längsten Zusätze. Aus J. Michels Werk entstand die stark gekürzte b r e t o n i s c h e P a s s i o n . Außerdem wurde aus Grebans Resurrection und Michels Passion samt Conception soweit sie sich ergänzen, noch ein neues Passionsmystére hergestellt (g. 65 000 V.), das 1507 in Paris von den Passionsbrüdern aufgeführt wurde. Mit alttestamentlichen Szenen vereinigt, entstand aus Grebans Passion, wohl noch Ende des 15. Jahrhunderts ein biblisches G e s a m t m y s t e r i u m , das den erzählenden Inhalt beider Testamente in allen Hauptzügen auf der Bühne dem Zuschauer vor Augen führte. Als Kompilation aus den Passionen von Arras, Greban und Jehan Michel sind die beiden Passionen von Valenciennes zu betrachten (Hs. Nr. 419 in Valenciennes und B. n. fr. 12 536). Die Handschrift von Valenciennes (20 journées) bringt aus dem alten Testamente die Geschichte der Schöpfung bis zur Sintflut und aus dem neuen Testamente das ganze Leben Christi mit der Apostelgeschichte, wobei sie nur selten in Einzelheiten von J. Michels Passion und dem Arraser Text abweicht. Sie dürfte nach 1490 und vor 1547 entstanden sein, da in diesem Jahre die auf 25 journées erweiterte Fassung der Hs. B. n. fr. 12 536 aufgeführt wurde. Auch die Redaktion, welche die Geschichte der Eltern Marias hinzufügt, ist nach den Vorlagen von Michel und Greban gearbeitet, übernimmt aber ungleich getreuer als die ältere Fassung den Text von Arras. Die Umarbeitungen beider Texte erstreben größere Deutlichkeit in dem Zusammenhang der einzelnen Szenen oder Handlungen.
Du
PERIER — ANONYME
MYSTÈRES.
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Eine Résurrection de Jhesu Crist (3 Tage, ca. 150 Personen und 20 000 Verse in z. T. strophischen Formen) hat der Dichter König Renés, D u P e r i e r , 1456 in Angers aufgeführt. Sie beruhte auf dem Nicodemusevangelium und brachte die Grablegung und Höllenfahrt Christi, die Bekehrung des ungläubigen Thomas, die Auferstehung des Carinus und Leontius, die Anschläge der Juden zur Verhinderung der Auferstehung, die Himmelfahrt und die Ausgießung des Hl. Geistes. Außer den Diablerien sorgen noch drei lustige, singende Gesellen für die Heiterkeit. Die zyklische Ausgestaltung des ganzen Passionsdramas fand ihren Abschluß in dem gegen Ende des 15. Jahrhunderts verfaßten Mystère de la Conception, Nativité du Mariage et de l'Annonciation de la Benoiste Vierge Marie avec la Nativité de Jhesucrist, et de son enfance. (Eine journée, 96 sprechende Personen, paarweis gereimte Achtsilbn., mit Drei- bis Zehnsilbn., Strophen und feste Dichtungsformen). Im ersten Teil berichtet das Spiel die Geschichte der Eltern Mariens, Joachim und Anna, der zweite Teil übernimmt die erste Journée Grebans mit nur wenigen Abweichungen. Der unbekannte Kompilator schöpft seine Kenntnisse aus dem apokryphen Evangelium von der Geburt Mariens und der Kindheit Christi, den Meditationes Christi, dem Abriß des Hegesippus und aus der Historia scholastica, welcher Einzelheiten über Herodes mitteilte. Zu den bedeutenderen anonymen Mysterien gehört eine von Greban unabhängig angelegte, abwechslungsreiche Incarnation mit Nativité de Jesus Crist, 1474 zu Rouen vorgeführt, die vermutlich verschieden ist von einer dort 1451 gesehenen Nativité (12 800 V., 78 Personen). Sie gibt die benutzten Quellen unter lateinischen Bemerkungen dazu selber an, Bibel, Legende, Kirchenlehrer, unter ihnen Hieronymus, Augustin, ferner Bonaventura, Nicolas de Lire mit den Ergänzungen des Paulus de Burgos dazu, u. a. Die gelehrte Arbeit ist für zwei Tage eingerichtet und gibt für die Darstellung den Schauspielern Winke in französischer Sprache. In der Incarnation gehen dem sehr erregten, dialektisch zugespitzten Streit der Schwestern noch die Prophetien, die Sybillenweissagung in Rom vor Octavian und eine Szene im Apollotempel voraus. Den Übergang bilden Adam und E v a mit den Erzvätern im Höllenvorhof und eine Wanderung Vérités auf der Erde, die ihr keinen gerechten Menschen zeugen kann. Der erste Tag schließt mit der Mitteilung Marias
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an Joseph über die Konzeption, die Nativité mit der Hirtenszene und mit dem Opfer, das der Kaiser der Jungfrau-Mutter darbringt. Der Redestil hält sich auf einer gewissen Höhe, der Ausdruck ist vielfach selbstgeprägt, die Mannigfaltigkeit in Vers-, Strophenform und Reimweise nicht geringer als bei Greban. An Rondeaux sind über 200 eingestreut; Ballade und Virelais sind seltener; bei einem Dutzend Motets ist Musik vorgesehen; Engel singen die Texte, Instrumente spielen die Weisen (s. I. B. S. 210). Im Dialog wird der dafür gewöhnlich gebrauchte Achtsilbner bisweilen zu einsilbiger Gegenrede zerstückt, die fünfsilbige Reihe aabaab wird auch in der Umkehrung verwendet. Nicht näher bekannt ist ein Mysteredu jugement de dieu in Hs. Bibl. nat. 15 063 des 15. Jahrhunderts, wovon nur der dritte T a g erhalten blieb und in dem, wie in der Moralité, Tugenden etc. als allegorische Figuren auftreten. Teilweise Änderungen in der Kreuzigungsszene zeigt die aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammende Passion von Amboise, in der Christus selbst auf das Kreuz steigt. Die Aufführung von a l t t e s t a m e n t l i c h e n M y s t e r i e n wird erst seit 1458 (Abbeville) gemeldet. Sie scheinen späteren Ursprungs zu sein als die neutestamentlichen und wurden wahrscheinlich erst nötig, als das Bedürfnis eintrat, im Einzelnen das vorgeführt zu erhalten, was die Christusmysterien als Vorspiel aus dem alten Testament lediglich aushoben, um verständlich zu werden. Was an alttestamentlichen Spielen erhalten blieb, ist zu einem alttestamentlichen Gesamtmystere vereinigt, in Drucken seit 1500, das die einzelnen, jedenfalls von verschiedenen Verfassern herrührenden Teile durch Abschnitte des zerlegten Schwesternstreits verknüpft und so nachträglich erst zur Einheit gelangt ist. Einzelne Stücke des Cyklus, wie das in vielen Sprachen auf die Bühne gelangte Opfer Abrahams, der Verkauf Josephs, die hl. Susanne, sind in der Tat in abweichenden, allerdings nicht älteren Fassungen im 16. Jahrhundert gesondert aufgeführt und gedruckt worden. Die Arbeit des Redaktors war nicht schwierig. E r verfuhr, wie der Hersteller des Bühnenbuchs von S. Geneviève; er hatte die jedenfalls auf einander abgestimmten alttestamentlichen Stücke nur chronologisch anzureihen, Lücken auszufüllen und nur etwa da, wo der Zusammenhang fehlte, Verknüpfungen herzustellen. Vielleicht stand auch er im Dienste der Pariser Passionsbrüder, die aus dem Mystere vom 'Vieux testament' 1542
AI/TTESTAMENTL.
MYSTÈRES.
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Teile darstellen konnten. Die Quellen der einzelnen Stücke bildeten das alte Testament, die jüdische Legende, die alttestamentlichen Texterklärungen, die in der Bible historiale nach Petrus Comestor schon frühzeitig zusammengestellt worden waren. Einrichtung, Vers und Apparat sind in den alttestamentlichen Stücken ebenso entwickelt wie im neutestamentlichen Drama seit Greban, weshalb sie kaum vor seiner Zeit verfaßt wurden. Selbst Blitz und Donner verstehen sich in ihnen von selbst auf der Bühne (V. 25 187). Einzelne Stücke scheinen enger zusammen zu gehören und Gruppen zu bilden. So 1. die Schöpfung, vielleicht von Greban verfaßt, mit singenden allegorischen Figuren, und der Sündenfall nebst Gottes Entschließung über Adam und Eva ( — V. 1882), worin dem Zuschauer ein farbiger Himmel mit der Aufschrift Celum empireum, Lucifer vor einer großen Sonne in Feuer und Flammen gezeigt wird, Personen mittels einer Mechanik emporgehoben werden, Bäume, und die schönsten Blumen der Jahreszeit auf der Bühne zu sehen und Pausen nötig waren, um die technischen Veranstaltungen auszuführen. Selbst den ersten Menschen bildete der Darsteller Gottes aus dem Erdenkloß vor den Augen der Zuschauer. Ein Ganzes bilden 2. Leben und Tod der Erzeitern und Cains und Abels (—V. 4969) nebst Kreuzholzlegende, mit mehreren eindrucksvollen Szenen, vorwiegend in gekreuzt gereimten Achtsilbnern, mit Balladen, im allgemeinen in schlichterer Sprache gehalten als die ersten Abschnitte. 3. Sintflut und Noah ( — V. 6608), meist in gepaarten Achtsilbnern, nicht ohne Derbheiten; der Zuschauer ist Zeuge der Weinstockpflanzung und sieht bei der Sinflut Ertrinkende. 4. Die realistischen Zwischenstücke vom Thurmbau zu Babel, mit den anfangs miteinander scherzenden, dann in fremden Zungen redenden Bauleuten, von den Feuer anbetenden Chaldäern und Abraham in Ägypten ( — V. 7861), nicht für sich allein darstellbare Teile in Achtsilbnerpaaren etc., mag der Redaktor eingeschaltet haben, um auf 5. das Abrahamdrama ( — V. 10 598) vorzubereiten, in dem das Reimpaar ebenfalls überwiegt. Abraham befreit Lot, wird von Melchisedek gesegnet, heiratet Hagar; Sodom und Gomorrha fallen. Abraham, der Isak opfern soll, beklagt in lebhaften, Schmerz ausdrückenden Monologen das Opfer, zeigt sich aber kühl bei Isaaks Jammern, wird jedoch wieder gerührt bei der fast spannend dargelegten Opferung. 6. Ein Zwischenstück mit häufigem Verswechsel wird die mit Saras und A brahams Tod ver-
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DRAMATISCHE D I C H T U N G DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
bundene Verheiratung Isaaks mit Rebekka ( — V. n 449) sein. Unzerlegbar bei ihrem durchgebildeten Zusammenhang sind die folgenden Teile über 7. Jakob und Joseph ( — V . 21 624), in deren Reimpaare sich kunstvolle lyrische Strophen mischen. Nach den letzten Kapiteln der Genesis handeln sie vom Verkauf der Erstgeburt, vom Streit und der Versöhnung zwischen Jakob und Esau, von Jakobs Werbung um Rahel und ihrem Tod bei der Geburt Benjamins, von Josephs Traum und dem Zerwürfnis der Söhne Jakobs, vom Verkauf Josephs in zeitschildernder Händlerszene, von der Traumauslegung, dem Zug der Brüder Josephs nach Ägypten, Jakobs Reise zu Joseph und Jakobs Tod. Die verschiedene Messung des Namens Moyse in den dem Ende der Genesis entsprechenden Abschnitten von Josephs und Pharaos Tod und der Geburt des Moses ( — V . 23 105), nach dem Anfang des zweiten Buches Mosis, und die hier gebrauchte Form ebrienne für ebree = hebraea, deren sich die Fortsetzung von 8. Moses' Leben ( — V. 27 113) bedient, sind vielleicht ein Anzeichen, daß das Josephdrama erst bei V . 23 105 endete. Nr. 8 setzte dann ein bei der Flucht aus Ägypten und dem Tod der Ägypter im Roten Meer und erstreckte sich über die Bekanntgebung der Zehn Gebote bis zum Tode des Aaron und Moses. Da zwei lyrische Stellen des Mosesdramas Nachahmungen einer Strophe aus dem Blason de faulses amours des Guillaume Alexis sind, das Gedicht des Alexis aber erst seit i486 im Druck verbreitet wurde, so wird das Mosesdrama zu den jüngsten Teilen des alttestamentlichen Cyklus zu rechnen sein. Es verwertet den darstellbaren Stoff aus dem 2 . - 5 . Buch Mosis vom Anfang bis zum Ende. In den folgenden Abschnitten (V. 27 114—36 535 ff.), die unvermittelt zu Simson und zum Buch der Richter c. 14 übergehen, fehlen die Schwesterszenen und damit die Parallelisierungen von Vorgängen des alten und neuen Testaments, die die Schwestern in ihren Gesprächen vorzunehmen hatten. Gott trifft nun selbst die Anordnungen. Ein zweites System scheint hier zur Geltung zu kommen, das in der Gruppe alttestamentlicher Stücke herrscht, die auch die prosodische Besonderheit aufweisen, im Achtsilbner hinter betontem Vokal ein stummes e zu elidieren. Auch sind hier die Rondeaux seltener und in einzelnen Teilen gar nicht angewandt. Miteinander inhaltlich verbunden sind dabei 9. der monotone Simson ( — V . 28 165), worin Simson nach dem Philister-
ALTTESTAMENTL.
MYSTÈRES.
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kämpf den Tod durch Delila erleidet, die nicht im mindesten Verführungskünste entwickelt, und der dürftige Samuel ( — V. 28 801), der aus den beiden Büchern Samuelis die Darbietung i m Tempel und Samuels Kampf mit den Philistern aushebt, der auf die Meldung von Simsons Tod hin stattfindet. Unterlage für die folgenden Königsdramen von 10. David ( — V . 33061) über Samuel, Saul, David und den jungen Salomo waren die beiden Bücher Samuelis und das 1. Buch der Könige (c. I), für 11. Salomo ( — V. 36 535) das 1. Buch der Könige und die Sprüche Salomonis mit der Erzählung von Davids Tod, Salomos Salbung zum König, seine Entscheidung im Streit der Mütter, deren Namen hier anders lauten als V. 33 350ff., und im Streit der Söhne über den Baum, den der Vater jedem zugedacht zu haben schien, der aber nach Salomos Urteil nur dem jüngsten gebührt, der aus Liebe zum Vater Abstand nahm, nach seinem Leichnam zu schießen. Ein Abschluß wird in dem Spiel auch durch den Vortrag der Sprüche Salomos in Gegenwart der Königin von Saba nicht erreicht. Im David ist die Darstellung frischer und freier als im Simson und Samuel; die Vergewaltigung Thamars ist nicht übergangen. Im Salomo wechseln häufig Vers und Strophe; einzelne Ausdrücke darin werden auf einen normannischen Verfasser gedeutet. Episoden aus dem alten Testament behandeln die 6 kürzeren letzten Stücke des Cyklus (V. 36536—49386); mit dem letzten von Octavian und den Sibyllen erreichen sie die neutestamentliche Zeit. Aus Buch Hiob floß 12. der zur Geduld mahnende Job (37 848) in Acht- und Zehn-Silbn. mit Rondeaux, der verschieden ist von einer 1478 handschriftlich vorkommenden und lange gedruckten Patience de Job, worin die Gespräche von Schäfer, Rinderhirt und Kameltreiber sehr entwickelt sind, der Erzengel wieder erscheint und eine recht energische Frau in Szene gesetzt ist, wogegen der Freund wenig zu Worte kommt. Raffael und die Frau mit einem Gegenbild sind auch vorhanden in dem aus dem Buche Tobias hervorgegangenen, nicht vollständig erhaltenen (bis Tobias c. 9) 13. Senacherib et Tobie ( — V . 39688), vom assyrischen Verfolger der Juden, dem seine Söhne den Tod bereiten, alles nach dem Bibeltext angeordnet. Ebenso gibt 14. Daniel et Susanne ( — 1 4 855), mit Acht-, Zehnsilbnern, Rondeau und Ballade c. 2—6 des Buches Daniel mit der apokryphen Fortsetzung wieder; Daniel und Susanne erscheinen bis zur
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D R A M A T I S C H E D I C H T U N G D E S x r v . UND X V . J A H R H D T S .
Entlarvung der Richter, die sie verführen wollen, abwechselnd auf der Bühne ; die Vorgänge werden dem Hörer hier besonders nahe gebracht. Ein Danieldrama wurde 1477 in Abbeville gespielt. Den jüdischen Heldinnen, Judith und Esther sind die beiden folgenden Nummern gewidmet. Aus dem Buche Judith ging die lebendig dramatisierte 15. Judith ( — V . 44325) hervor, die große Mannigfaltigkeit in Vers und Reim entwickelt und die neu ist in ihren militärischen Szenen, Kanonenschüssen, prahlerischen Soldaten in der Art des tapferen Falstaff usw. Die schließlich auftretende Heldin macht dem nichtigen Kriegslärm ein Ende. Aus dem Buch Esther floß 16. Ahasvérus undEsther in 2 Journées ( — V. 48 259) mit allen Einzelheiten des Bibeltextes, aber mit Deutung Esthers auf Maria. Leben haben hier nur die Frauen, seine Würde wahrt Mardachai, Haman ist kriechend nach oben, tyrannisch nach unten, Ahasvérus' Zorn über seine ungehorsame Frau wird eingehend begründet. Nachdem der Zuschauer erst Gastmählern beigewohnt hat, erfährt er regelmäßig die wechselnden Sorgen und Hoffnungen Hamans, die er seiner Frau eröffnet. Erregt ist die Szene zwischen dem König, Haman und Esther, worin sie sich als Jüdin zu erkennen gibt und Haman als den Urheber des Mordanschlages auf die Juden entlarvt, wonach ein ausgeführtes Henkergespräch das Stück beschließt. Das letzte Spiel endlich 17. von Octavian und den Sibyllen ( — V. 49 386) weicht von der Fassung in der Rouener Incarnation und Nativité von 1474 darin ab, daß nach der Verkündigung des Jungfrauensohnes durch die Sibylle von Tibur ein Künstler eine Statue des Octavian herstellt, die das römische Volk anbeten soll. Octavian verzichtet darauf, als ihm von der Sibylle Maria mit dem Christuskinde am Himmel im Paradiese gezeigt wird, wonach die übrigen Sibyllen, nach einem französischen Gedicht, der Menschheit (Humains) Verkündigungen auf Christus vortragen und Humains das Stück mit der Bitte an das Publikum um Nachsicht für die Fehler schließt, die bei der Darstellung vorgekommen sein könnten. Die Benutzung der Quellen und die Darstellung von Stoff und Figuren weist in den einzelnen alttestamentlichen Spielen keine besonderen Unterschiede auf. Eine Zeile der Quelle kann einen Vers, aber auch eine ganze Szene hervorrufen. Die Personen desselben Standes sind gleichartig gezeichnet, weil sie den Repräsentanten eines solchen in der Zeit des Dichters nachgestaltet
SIEGE
D'ORLÉANS.
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wurden und er nur den Typus auffaßte. Das Publikum ließ sich den Typus aber ebenso gefallen, wie die spätere Zeit den Harlekin, und der Spanier den Gracioso seiner Lustspiele usw. Zu Charakteren werden die Typen erst durch den Stoff, an dem der Dichter aber keinen Anteil hat, da er ihn möglichst wahrheitsgetreu zu verarbeiten hatte. Gleich bleiben sich auch die Reden von Gott, Engeln und Teufeln, der Esprit gaulois kommt dagegen öfters zum Vorschein in den Gesprächen niederer Leute, die das Werk des Dichters immer selber sind. Willensstreit, Konflikte fehlen schon den Stoffen und damit Katastrophen; auch diese waren ja nicht in den Quellen gegeben. Der Dichter hatte auf der Bühne zu belehren, zu erbauen und konnte der Langeweile durch Einmischung der Komik vorbeugen, aber wesentlich nur eine formale Kunst entwickeln, die er denn auch in der Vielgestaltigkeit von Vers- und Strophenbau, in der Umbildung des ursprünglich einfachen Dialogs in den Lyrismus der Retorik, im parallelen Aufbau von Szenen und dergleichen zur Geltung gebracht hat. HISTORISCHES
DRAMA
Zwei weltliche historische Mystères, denen das weltlich-geistliche Spiel vom hl. Ludwig bald gefolgt sein wird, entstehen um die Mitte des 15. Jahrhunderts, beide in Orléans. Das eine, vom vaterländischen Sinne angeregt, nimmt seinen Stoff aus der Zeitgeschichte, das andere aus der antiken Sage, doch sind beide in der Anlage des Bibeldramas gehalten. Das erstere vom Siege d'Orleans (20 529 V.) mit 140 redenden Personen, in Achtsilbnern, Zehnsilbnern und Alexandrinern (Rondeaux etc.) behandelt den Entsatz des von den Engländern belagerten Orléans (1429) unter der Führung der Jungfrau von Orléans (gest. 1431) und ist, da auf den Tod Talbots (1453) verwiesen wird, wohl erst darnach oder nach 1456 entstanden, wo eine Enquête zum Zwecke der Rehabilitierung der Familie der Jungfrau zu deren Gunsten ihren Abschluß fand. Weiter war ein Anstoß zur Dramatisierung der Ereignisse durch eine seit 1435 bestehende Festfeier der Stadt Orléans zur Erinnerung an ihre Befreiung durch eine Prozession gegeben, bei der die pantomimische Darstellung von Szenen aus dem Kampfe nicht gefehlt haben wird. Da Handlungen und Personen des Dramas nachweisbar historisch
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DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
sind, anderes nicht Kontrollierbare glaubhaft gebracht wird, läßt sich vermuten, daß der Verfasser ein Bewohner von Orléans war, der nach Berichten und Erzählungen schrieb, die den Haß gegen England noch verspüren ließen. Nach seinen metrischen Formen wird man in ihm einen Zeitgenossen Grebans erkennen dürfen, wofür auch die große Sorgfalt spricht, die der Verfasser auf die Inszenierung und die Musik richtet. Die Handlung beginnt in England, wo der Graf von Salesbury den Beschluß durchsetzt, Frankreich durch die Belagerung von Orléans unter englische Herrschaft zu bringen, und Mannschaften aufgeboten werden, wie im hl. Ludwig. Der nächste Akt spielt in Rouen und in Chartres, wo ein Astrolog den Engländern in dunklen Worten Unglück verkündet, dann in und bei Orléans und an anderen Orten. Vorherrschend sind Besprechungen, Beratungen, Botschaften, Befehlserteilungen, Kampfszenen, über die die Feldherrn unter Trompetenschall auf der Bühne die Zuschauer in längeren Reden unterrichten, Jubel über Siege, Verzweiflung über Niederlagen, Bestattungen, Totenklagen u. dgl. Ihre Mission wird der Jungfrau nach Gebeten des Königs von Frankreich und des Schutzpatrons von Orléans auf Gottes Beschluß durch den heiligen Michael eröffnet, der wiederholt ausgesandt wird, um ihr zu raten und Mut einzuflößen. Spät erst findet sie Glauben und erst im zweiten Teile der Dichtung gelangt sie nach Orléans. Durch ihre Reden entzündet sie den Mut der Belagerten, Waffenerfolge verschaffen ihr Gehorsam bei den Ungläubigen, verwundet verfolgt sie die Feinde und mit der Gefangennahme der englischen Heerführer setzt sie der Belagerung ein Ziel. Ihre Schlußrede empfiehlt den Sieg durch eine Prozession zu feiern. Die Sprache hat nur einen Anflug vom gelehrten Stil, wirkt zwar stellenweise gehoben, ist aber überwiegend trivial oder alltäglich und in der Hs., wie der Vers, öfters inkorrekt. Der Dialog bewegt sich streckenweis in der achtzeiligen Strophe, die Reden sind übermäßig gedehnt und häufig selbstgefällig; auf die Jungfrau entfallen allein 3000 Verse. Etwas früher schrieb in Orléans der zweite Vertreter des ernsten weltlichen Dramas der maistre J a c q u e s M i l e t , ehemals Student der Rechte in Orléans, den Simon Greban als Verfasser einer Forest de Tristesse bezeichnet und Jean Lemaire de Beiges als Dichter rühmte, über den Näheres aber nicht überliefert wird. Seine mehrfach gedruckte Destruction de Troye le grani für 4 Tage
JACQUES
MILET.
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in gegen 28 000 V., neben Achtsilbnerpaaren Vier-, Sechs-, Zwölfsilbner, in allerlei Strophen, Rondeaux usw., von denen jedem T a g ungefähr gleichviel zugemessen sind, sollte die Anfänge der französischen Geschichte bekannt geben, hat daher ebenfalls einen patriotischen Grundgedanken (vgl. Prolog), wurde von Milet noch im Jünglingsalter, 1450, begonnen und 1453, nachdem er Magister artium geworden war, beendet. Agnes Sorel widmete Milet 1450 eine lateinische Grabschrift in Versen, 1459 seiner Geliebten eine große allegorische Huldigung La forest de tristesse (g. 5000 V. in achtzeiligen Str.) und starb bereits 1466 in Paris. Milet folgt in der Destruction getreu der Historia trojana Guidos delle Colonne, bereichert aber die Charaktere, Hektor, Agamemnon, Menelaus u. a., durch neue, aus den Situationen sich ergebende Züge; der Gang der Handlung ist jedoch auch bei ihm äußerst schleppend. Der erste Halbtag von 3000 Versen bietet nur die Benachrichtigung der Verwandten von dem Raub der Hesione durch einen Boten des Priamus und die Entführung Helenas durch Paris; ausführlich ist der Bericht über die Ausschiffung der Griechen, die Kämpfe des zweiten und dritten Tages, die zur Mittagszeit von Waffenstillständen unterbrochen werden, über die Täuschung der Trojaner durch das Pferd, die Zerstörung Trojas und die Abfahrt des Aeneas am vierten Tage. Umständliche Schönrederei, wie sie der Dichter des Hofes zur Zeit übt, häufige Tränen und Ohnmächten sind Helden und Nebenfiguren gemeinsam. Nachdruck muß der Rede durch den Ton, der vorgeschrieben wird (V. 7252, 'en voix terrible'), erteilt werden. In den häufigen Pausen musizierten Menestrels. — Von einer Aufführung des Trojadramas Milets, das vielleicht über das Verständnis des damaligen Theaterpublikums hinausging, ist nichts bekannt; vielleicht hatte deshalb Milet keine Nachfolger im historischen Schauspiel. Auf die Vorliebe des 14. und 15. Jahrhunderts für mythologische Stoffe, geht noch ein Narzissusspiel (zwölfzeil. Str. a a b a a b b b c b b c ) zurück, das die bekannte Erzählung dramatisiert, dabei aber auch den Narren auf die Bühne bringt, um Reden oder Handlungen einzelner Personen zu glossieren.
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D R A M A T I S C H E D I C H T U N G D E S X I V . UND X V . J A H R H D T S .
ALLEGORISCHES
DRAMA.
MORALITÉ.
Moralité wird im 15. Jahrhundert das auf die Bühne gebrachte allegorisch-moralische Gedicht und der Debat, gelegentlich die Farce und die Sotie, im 16. Jahrhundert auch das dramatisierte Exempel oder Beispiel genannt. Hier war schon in der Psychomachia des Prudentius ein Beispiel der Allegorie gegeben, welche dann ihren dramatischen Ausdruck in der lehrhaften Moralité fand. Bis gegen Ende der Periode erfährt man mehr von Darstellungen von Moralitäten als von Dichtern solcher, und nur eine geringe Zahl dramatischer Moralitäten ist handschriftlich erhalten. Die älteste Aufführung, von der berichtet wird, die Darstellung der Sept vertus et sept vices mortels, bei verschlossenen Toren zu Tours 1390, kann eine moralité mimée gewesen sein, wie es noch die Très belle histoire de paix et de guerre war, die im Jahre 1449 der Verfasser des Journals von Paris auf einem Eschaffault in der Rue S. Martin gespielt sah, oder wie sie 1458 beim Einzug Philipps des Guten in Gent aufgeführt wurden. Die erste Aufführung einer literarischen Moralité, die durch jene mimischen Darstellungen mit der ehedem rezitierten allegorischen Lehrdichtung vermittelt wird, ist durch die Hs. Bibl. nat. 25 547, fol. 313, für das Jahr 1426 festgestellt, wo in der Überschrift zu einem allegorischen Spiel à cinq personnages: Dieu, le docteur, pechié, dyable, l'homme, Inc. Dieu : Utinam saperent et intellegerent.., Doct. : Entendez que devez entendre, in g. 1600 Achtsilbn., angegeben ist: Moralité faitte au college de Navarre à Paris le jours s. Antoine (17. Jänner) l'an 1426. Demzufolge wäre die älteste dramatische Moralität in Paris von Schülern aufgeführt worden, die in der Tat öfter als Darsteller kurzer dramatischer Dichtungen erwähnt werden und welche dasMoralitätenspiel wohl überhaupt ins Leben riefen, da es stets über das Verständnis von Schauspielern aus Handwerkerkreisen hinausging und nicht selten Bildung verrät. 1444 wird in Troyes ein Jeu de personnages mit Hypocrisie, Faintise, Faux-Semblant aufgeführt. Die in Brügge September 1449 gespielte dramatisierte Darstellung der Danse macabre wird als moralité bezeichnet. Nicht ermittelt ist, was bei einer Moralité 1451 in Troyes, ferner 1461 in Amboise (Touraine) vor der Königin von Frankreich, 1474 in Nancy vor König René, 1482 in Paris im Palais des Kardinals von Bourbon zur Feier des Friedens von Arras, 1483 in Beauvais dargestellt wurde, wofür
MORALITÉ.
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ein dortiger Lehrer den Text lieferte. Auch die i486 in Paris aufgeführte satirische Moralité, für welche H e n r i B a u d e eingekerkert wurde, ist inhaltlich unbekannt. Mit einigen dieser bezeugten Moralitäten gingen gleichzeitig Farcen und Soties in Szene, z. B. bei dem Spiel im Palais des Kardinals von Bourbon, und auch in den Hss. schließen sie sich den Moralitäten an, z. B. in der großen Sammlung von Theaterstücken des 16. Jahrhunderts Bibl. nat. 24 341. Schon früher war die Farce hinter dem Mirakel üblich (vergl. Hs. Bibl. nat. 904 von 1488), sie wurde 1468 hinter dem hl. Adrien für nötig befunden und war schon 1447 nach einem Mirakel vom heiligen Eloi in Dijon von solcher Lascivität, daß es zu einem Prozeß gegen die Darsteller kam. Die allegorische Moralität des Zeitraumes ist entweder religiös, moralisch belehrend oder politisch-polemisch, also Zeitsatire auf der Bühne, auf der nun ganze Stände unter Sammelnamen auftreten. Dadurch entfernt sich die Moralité ziemlich schnell von der kirchlichen Tradition, indem der Autor seinem Stoffe freier gegenübersteht. Durch die Allegorie hat sich auch eine Art Psychologie entwickelt, indem auf die Beweggründe der Handlungen eingegangen wird. Dies führt auch zu einer Änderung in der Komposition, da die Handlung sich jetzt nur um einen Mittelpunkt bewegt, straffer konzipiert und abgewickelt wird. Die älteste unter diesen Moralités ist die schon sehr umfangreiche über den richtigen und falschen Lebensweg, Bien avisé, Mal avisé (g. 8000 Achtsilbn.), wofern sie dasselbe Stück ist, das unter diesem Namen 1439 in Rennes aufgeführt wurde; vielleicht aber bietet sie der vorhandene Druck in einer verjüngten Gestalt. An das alte Heiligenspiel erinnert darin der Prolog mit dem Glaubensbekenntnis, das Erscheinen von Gott und Engeln und von Lucifer mit ebensoviel Teufeln, an das jüngere Mystère der gekreuzt gereimte Achtsilbner. Die übrigen Personen sind Richtungen des Willens und Intellekts, Gebrechen und Tugenden, wie Wille, Vernunft, Demut, Auflehnung, Schande und Scham, daneben äußere Mächte, wie Glück, Unglück, Herrschaft und andere mehr. Bien avisé gelangt wie die Personen in den Traumallegorien mit pädagogischer Tendenz auf seiner Lebenswanderung, von Klugheit geführt, zu Tugend und stirbt in den Armen des guten Endes; der ihn szenenweise ablösende Mal avisé, von Torheit zu Unglück gebracht, verfällt dem Teufel. Fortuna dreht dann um das Schicksalsrad vier in dem Hexa-
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DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
meter Regnabo, regno, regnavi, sum sine regno bezeichnete allegorische Figuren, die mit Mal avisé vor dem Eintritt in die Hölle sich noch bei einem Mahl zusammenfinden, bei dem sie mit dem Teufel Höllensauce mit brennendem Schwefel verzehren, worauf der Tisch mit ihnen zusammenbricht. Breiter noch wird derselbe Gedanke ausgeführt in dem Homme juste et homme mondain, in gegen 30 000 Versen verschiedenen Maßes (und Prosa) mit 84 allegorischen Personen, Engeln und Teufeln, des S i m o n B o u g o u i n (auch B o u r g o i n ) , eines Valet de chambre Ludwigs X I I . , der Petrarcas Trionfi übersetzte und noch ein großes Lehrgedicht in dialogischer Form Espinette du jeune prince conquérant le royaume de bonne renomee (1508) hinterließ; doch ist nicht sicher, ob die Moralité Bougouins nicht erst der folgenden Periode angehört und nicht verschieden von der mit jenem Titel versehenen Moralité ist, die 1476 in Tarascon wahrscheinlich vor König René gespielt wurde. Eine dritte dieser großen Moralitäten Homme pêcheur in 23 000 Versen mit 62 allegorischen Gestalten, die den Jüngling durch das Leben bis zum Tode begleiten, erschien vor 1494 und noch im 16. Jahrhundert auf der Bühne. Vor 1488 fällt von den erheblich kürzeren satirischen Moralitäten La croix Faubin, die in Hs. Bibl. nat. 904 hinter einem Mystère auftritt und in 484 Versen (ohne Schluß) wegen drückender und unangemessener Besteuerungen das Brot (Landmann), den Wein (Weinbauer), über Tout (den Herrscher?) und den Einen und den Anderen (Minister ?) klagen und sie von Patience (Geduld) trösten läßt. Eine ähnliche Beschwerde bedeutete wahrscheinlich auch das in der Hs. des Adrianmirakels enthaltene Spiel vom Pauvre peuple, Bon renon, Piuseurs, Envie, Flaterie, Raison, Honneur in Zehnsilbnern. Von den Moralitäten, die in zeitlich nicht näher bestimmbaren Hss. des 15. Jahrhunderts überliefert sind, geht das aus gelehrten Kreisen erwachsene Stück mit Excellence, Science, Paris et Peuple in 740 V., Hs. Bibl. nat. 1661 kaum über den Dialog hinaus, wenn gedämpft von Paris und Peuple Trauer darüber geäußert wird, daß der Garten der Vollendung von rauhen Winden berührt und die Kinder der Wissenschaft auseinander getrieben worden sind. Günstiger sprechen über das vielgerühmte Paris in dem Spiel von Le petit, Le grand, Justice, Conseil, Paris, in Hs. Bibl. nat. 25 467, in 1640 Velsen, zwei Schäfer, die von Justice und Conseil dahin gebracht worden
MORALITÉS
V.
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CHANTILLY.
waren. Den emporstrebenden Menschen lenkt in einer zweiten Moralität dieser Hs., in 2500 Versen, von Aucun, Connaissance, Malice, Puissance, Autorité, Malheur, Connaissance vom Gebrauch falscher Mittel rechtzeitig ab und bewahrt ihn so vor dem Untergang. Verschiedene Stücke vereinigt die Hs. 617 von Chantilly, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Kloster Saint-Michel von Huy geschrieben. Es sind zunächst zwei Nativités, welche aufeinander folgen und, wie das gleiche Metrum annehmen läßt, wahrscheinlich ein einziges Stück bildeten. Der Text berichtet im Anschluß an die Bibel die Ereignisse bei der Geburt Christi. Die einfache Darstellung weist das Original noch in das 14. Jahrhundert zurück. Die Moralité des 7 péchés mortels läßt die sieben Todsünden mit dem Teufel an der Spitze und die sieben Tugenden unter der Führung Mariens vor einem Einsiedler zu einem Debat zusammenkommen, der selbstverständlich zum Nachteil der Laster ausgeht. Das Stück endet mit dem moralisierenden Epüog des Einsiedlers. Als Vorbild kommt für diese Moralité der Miroir de vie et de mort des Robert de l'Oulme (1266) in Betracht, eine z w e i t e M o r a l i t ä t ist ein Schäferspiel, in welchem Foy, Amour, Prudence, Honeur und Paix auftreten. Foy wirbt um Loyalté, die Tochter von Prudence, und bittet Amour um Hilfe. Der Verfasser, welcher sich B o n v e r ier nennt, versteht es, vielleicht unter Einfluß der politischen Pastourellen von Froissart, bei der Einführung von Paix sich ausführlich über Zeitverhältnisse zu äußern. Das fünfte Stück weist schon im Titel : Le Jeu de Pelerinage humain auf das Gedicht des Guillaume de Diguilleville Pelerinage de vie humaine hin, dessen dramatische Bearbeitung es ist. Der unbekannte Verfasser will das Wesen der Eucharistie erklären, welche dem Püger auf dem Wege in das Paradies, in welches er mit Hilfe symbolischer Ausrüstungsgegenstände unter Führung von Memoire kommt, als Nahrung dienen soll. Die Abfassungszeit dürfte für diese fünf Stücke verschieden sein. Die beiden ersten, welche vielleicht eine lateinische Vorlage in französische Verse übertragen, gehören ebenso wie die Überarbeitung von Guillaumes Gedicht in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, vielleicht kann man diese drei Stücke einem einzigen Bearbeiter zuschreiben. Dagegen gehen III und IV auf frühere Texte zurück Die politische Moralität beginnt mit dem G. Chastellain beigelegten Concile de Basle vom Jahre 1431, das eine Schülerarbeit Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelfrz. I,it. I.
16
242
DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
sein würde, wenn es ihm gehört. Die drei anderen 'mysteres' Chastellains waren jedenfalls nicht für die Volksbühne bestimmte zeitgeschichtliche Allegorien. Die letzte Aufführung von Moralitäten scheint in Draguignan (Provence) 1613 stattgefunden zu haben.
KOMISCHES DRAMA. MONOLOG.
LUSTSPIEL. F A R C E UND
DIALOG
UND
SOTIE.
Der Name farce (vom lat. farsus farcire: stopfen) wird für das komische Spiel das erstemal in dem Fiacremirakel gebraucht, wo farsse die eingeschobenen komischen Szenen bezeichnet, welche nach der Bestattung des Heiligen und vor der Darstellung der Wunder zwischen dem Räuber, dem Bauer, dem Soldaten und deren Frauen spielen. Die Verbindung mit dem Mirakel ist durch das Reimstichwort gegeben. Die erste Mitteilung über die Aufführung einer Farce bezieht sich wohl auf die Galans sans souci, die 1385 eine Vergütung erhielten -pour avoir chanté et joué (Petit de Julleville, Rép. S. 312). Im Jahre 1398 verbietet der Prévôt von Paris die Aufführung von Farcen ohne ausdrückliche Erlaubnis. Aus dem Jahre 1447 stammt die in das Mirakel vom hl. Eloi eingeschaltete Farce, (Rép. S. 330), welche wegen ihres anstößigen Inhaltes allgemeines Ärgernis erregte. Die halb auvergnatische, halb französisch satirische Farce Malbec, Malgorge, Maleguépe bildete 1477 den Teil einer Szene zwischen Christus und Simon, der seine Diener Malbec und Malegorge für das Christus zugedachte Mahl um Fleisch ausgesandt hatte, welche aber das Tier Maleguépe (das unterwürfige auvergnatische Volk) fangen, das gegen ihre verlästerten Herren aufgewiegelt wird. (Petit de Julleville, Rép. S. 159). Die Verwendung solcher komischer Einschaltungen in ernsten Dichtungen dürfte schon zu Zeiten von Deschamps üblich gewesen sein, da dieser den nach 1360 verfaßten dramat. Dialog Trubert et Antroignard (Oeuvres V I I , S. 155 ff.) Farce nannte. Die Absicht dieser Stücke war ¡aire resveiller ou rire les gens (Rép. 330). Aufführungen von jeux par personnages bei Festen, Hochzeiten und andern Gelegenheiten werden öfters berichtet (Rép. S. 342, 351), ohne daß dabei von einem Mirakel oder Mystère gesprochen würde, z. B . 1402 aus Amiens, 1410 von Lyon, 1439 von S. Omer und Brüssel, 1454 von Nevers, wo G. Chastellain Philipp dem Guten Spiele vorzuführen
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FARCEN.
hatte. Ausdrücklich erwähnt wird die Aufführung einer Farce 1476 am Hofe Renés, wo die Farce du pect gespielt wurde. 1478 und 1479 folgten die Aufführungen von Compiègne und Paris für die Witwe Charles v. Orléans, die Galluns sans soucy spielten 1479 in Nancy vor René, 1480 und i486 in Metz, 1483 und 1485 in Paris vor Ludwig X I I . , die Basochiens führten hier 1492 die Farce Pattes ointes auf. Der Umstand, daß die bis 1470 lokalisierbaren Farcen alle aus der Picardie stammen, läßt vermuten, daß das komische Theater sich in Nordfrankreich entwickelte und von dort weiter vordrang. Das Hervortreten um und in Paris (Pathelin) kann dadurch begünstigt worden sein, daß die Picardie seit 1463 zur Krone gehörte und die Picarden an der Universität eine der vier Nationen bildeten. Aus dem Einfluß, den die Bazoche auf die Farce nahm, erklärt sich der starke juristische Einschlag, der auch im Pathelin sehr deutlich hervortritt und welcher unter dessen Einfluß in anderen Farcen nachgeahmt wurde. Die Farce kann wie die Moralität allegorisch sein und verfolgt dann satirische Absichten (Farce morale). Die gewöhnliche Farce führt Szenen aus dem bürgerlichen Leben und komische Volkstypen vor. Im Gegensatz zur satirischen Moralität berücksichtigt die Farce nur reale, dem Leben entnommene Szenen ohne allegorische Deutung oder Tendenz, sie ist daher nicht selten ein Spiegelbild der Zeit, aus welcher sie gerne Sprichwörter und Volkslieder verwendet. In der Form ist sie ungleich freier und konnte durch Improvisationen erweitert werden, noch im Pathelin ist z. B. die Stelle angegeben, wo der Advokat in allen Dialekten improvisieren soll. Der Scherz ist derb, ohne Mitleid für menschliche Schwächen und öffentliche Mißstände, der Inhalt ist gewöhnlich eine Satire gegen Frauen, den Ehestand und dessen Leiden, sie wenden sich gegen die verschiedenen Klassen der Gesellschaft, von denen der Vilain immer verspottet, der Klerus als habgierig, sinnlich, falsch und ausschweifend hingestellt wird. Der Dialog verzichtet auf langatmige Erklärungen, ist oft epigrammatisch und versteht es, die mit all ihren komischen Wirkungen erfaßten Charaktere lebenswahr und in ihren Stimmungen zu zeichnen. Die Verfasser gehörten oft gebildeteren Kreisen an, aber sie wissen die Anschauungen der Leute aus dem Volke wiederzugeben. Die Handlung geht nur auf grobe Wirkung aus, begleitet den Dialog mit Gebärden, die Intrigue ist einfach, sie besteht aus Verwechslungen, Überraschungen, Listen oder Kontrastwirkungen. 16*
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Der Vers ist gewöhnlich der gepaarte Achtsilbner, daneben wird auch die Reimkreuzung, der Zehnsilbner, der Rondeaudialog mit verschiedenartigem Refrainspiel verwendet. Die meisten Farcen sind in Drucken des 16. Jahrhunderts überliefert. In das 15. Jahrhundert gehen die handschriftlich im Ms. B. nat. n. a. fr. 10 660 erhaltenen Farcen zurück. La Mandelette (4 Pers.) berichtet, wie es wegen des Starrsinns der Frau und einer Formel, welche über einen Korb gesprochen werden soll, zum Streit kommt. Lourdinet (3 Personen) ist das Spiel vom ungeschickten Knecht, der überall anstößt. Satirisch ist die in Romanía 1925 S. 200 erwähnte Farce de Tripet (Fragmente), da Tripet der Spitzname für die Person ist, welche den Zeitgenossen im Narrenkleide die Wahrheit zu sagen hatte. Verloren ist die nach dem gleichnamigen Epos verfaßte Farce Audigier. Von den gedruckten Farcen dürfte die von Mestier, Marchandise, Bergier, Tempsqui court, Les gens (488 V., Rondeauanlage) die älteste sein, da sie auf den Bauernaufstand von 1446 verweist. Die erwerbenden Stände, Handwerker, Bauer, Kaufmann klagen über die böse, verdienstlose Zeit, die in buntem Gewände auftritt und ihre Wünsche für eine bessere Zukunft entgegennimmt. Sie erscheint dann wieder in rotem Kleide, in Waffen unerkannt vor ihnen, versetzt sie in Schrecken und schiebt Les Gens die Schuld für die Verhältnisse zu, über welche die Stände sich beklagten. Dann tritt Les Gens selbst mit einer nach rückwärts schauenden Maske auf dem Hinterhaupte auf. Einzelheiten der oft scharfen, die Ursachen aufgreifenden Satire, zahlreiche Ausfälle und Reden sind heute unverständlich. Die Farce dürfte das Werk eines überlegenden, gebildeten Verfassers sein, der vielleicht selbst am Schlüsse von der Vergeblichkeit seiner Klagen überzeugt ist, wenn er die unzufriedenen Stände von den Galants forttragen läßt. Auf Agnes Sorel, Karls VII. Geliebte (t 1450), scheint die Farce nouvelle, Marchandise et Mestier, Pou d'acquest et Grosse despense (283 Acht- und Zehnsilbner) hinzuweisen, wenn nicht eher die Steuerpolitik der Zeit mit ihren Härten gegen Bürger und Bauern allegorisch vorgeführt werden soll. Geringer Erwerb (Pou acquest) wirft den sich beklagenden erwerbenden Ständen den Bettelsack hin und Grosse Despense will ihnen noch die Lumpen, mit denen sie von der Zeit bekleidet sind, wegnehmen. Klagen über die Zeit bilden auch in der mit Gesangsstücken versehenen Bergerie morale Mieux que devant
Farcen.
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(235 Acht- und Fiinfsilbn.) den Inhalt, wenn Bessre Zeit, Plat pays, Peuple Pensif und Bergiere sich über Plünderungen und Gewalttaten entlassener Soldaten äußern und bei Mieux que Devant Hilfe suchen. Die Erwähnung einer Verordnung aus dem Jahre 1448 rückt das Stück nahe an dieses Datum heran. Als Galans treten die Soldaten in der Farce morale von Marchebeau, Galop amour et Convoitise auf (309 z. T. strophisch verwendete Achtsilbn.), in der Amour und Convoitise die Werbungen der mittellosen Aufschneider, welche sich mit allerlei Künsten herausstreichen wollen, abweisen. In Amiens spielte man 1472 zu Weihnachten das Jeu Va partout, Ne te bouge, Tout le monde et Bon temps (7 Pers., 270 Acht- und Fünfsilb. Verse), in welchem der Verfasser J e a n D e s t r e e s seinen Erwartungen, die der Regierungsantritt Ludwigs X I . erfüllen sollte, Ausdruck gibt. Die verschwundene gute Zeit wird von V a partout gesucht und von Jedermann in Anspruch genommen, als sie gefunden wurde. Ein Gendarm schlichtet den Streit und versichert, daß er sie festhalten werde, so lange König Ludwig regiere. D a der Pui von Amiens in seinem Statut die Veranstaltung eines jeu de mistere zu Lichtmeß in Aussicht nahm, wird das Spiel wahrscheinlich mit Rücksicht darauf nach 1461 entstanden sein. In die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die im Lyoner Druck von 16x9 überlieferte Farce La Présentation des Joyaux zu setzen sein, die in handschriftlichen Fragmenten erhalten ist (s. Rom. 51, S. 518). Aus dem Ende des 15. Jahrhunderts wird das noch stärker mundartlich gefärbte, in der Stimmung der Chansons der Zeit gehaltene Stück von den Trois commeres, Peu file (von filer) Jeanne et Pemette in i l i V. überliefert, die sich die Liebe eines jungen Mannes streitig machen, dem die wenig Arbeitsame mehr als deutlich entgegenkommt. Verse (Acht- und Viersilbn.) und Reime sind mangelhaft. Aus Rouen stammt die gegen Ende des Jahrhunderts verfaßte Farce La mère, la fille, le témoin, l'amoureux, l'officiai, welche Marion wegen ihrer Ansprüche an Colin vor Gericht führt. Von den b u r l e s k e n Farcen des 15. Jahrhunderts dürfte die älteste die um 1450 entstandene Farve Un aveugle, son valet et une tripière sein (3 Personen, 124 V. Le Roux I 12) in der die resolute Tripière den valet übel zerkratzt. Um 1460 dürfte die Posse Pasté et la tarte (294 V. Achtsilbn.) anzusetzen sein, in der zwei Tagediebe der Frau eines Pastetenbäckers zuerst eine Pastete abschwindeln können, der Versuch, sich auch eine Torte
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DRAMATISCHE D I C H T U N G DES XIV. UND XV. JAHRHDTS.
zu holen, endet mit Prügeln, die beiden zuteil werden. Die Farce du Pect läßt den Richter einen Streit, der sich zwischen Hubert und seiner Frau über die Ursache und Berechtigung eines Pet erhoben hat, durch einen accord von nez et cul beenden (Viollet I). Situationskomik führt Le Cuvier (331 Achtsilbn.) vor, wenn er zeigt, wie der drangsalierte Ehemann seine Frau in der Waschkufe zappeln läßt, um in seinem Pflichtenverzeichnis nachzulesen, ob er sie herausholen dürfe. Das Meisterstück der Gattung ist aber der kurz vor 1470 verfaßte Maistre Pierre Pathelin (1600 Achtsilbn.) Der Grundgedanke des Stückes, daß auch der schlaueste Betrüger von ganz einfachen Leuten übertölpelt werden kann, wird in den zwei Teilen des Stückes bewiesen, von denen der erste das Verhalten des Betrügers, der zweite dessen Übervorteilung zeigt. Das Stück verwertet bereits bekannte Themen der Schwankliteratur, nämlich das Thema von dem gestohlenen Tuche und dem ungetreuen Schweinehirten. Durch Vereinigung dieser zwei Themen tritt der Schäfer an Stelle des Schweinehirten. Pathelin versteht es zunächst, einem Tuchhändler sechs Ellen Tuch unter dem Versprechen, noch am gleichen Tage zuzahlen, herauszulocken, ihn aber dann durch eine geschickt gespielte Komödie, in der er als fiebernder, phantasierender Kranker allen möglichen Unsinn redet, zu überzeugen, daß er sich in der Person geirrt habe. Der unehrliche Schäfer des Betrogenen nimmt die Hilfe Pathelins in Anspruch und beantwortet auf dessen Rat alle Fragen des Richters nur mit Bäh, Bäh. Der Tuchhändler, der über Pathelins Teilnahme an der Verhandlung seine beiden Streitfragen durcheinander bringt, wird als verrückt erklärt und mit seiner Forderung abgewiesen. Der Schäfer aber, der als unzurechnungsfähig entlassen wurde, kann der Forderung Pathelins mit seinem bewährten Bäh antworten und der schlaue Advokat ist einem Einfältigen aufgesessen. Rasche Handlung und flüssiger Dialog, der die Charaktere der Personen ersehen läßt, verständnisvolle Übereinstimmung der Komik mit Situationen, Gebärden und Handlungen sind die Vorzüge dieser Farce, welche Reuchlin zur Nachahmung in seinem Stücke 'Henno' veranlaßten. Der Verfasser des Pathelin ist unbekannt, es wird aber wahrscheinlich ein Clerc des Palais gewesen sein. Die Zuweisung an Guülaume Alexis entbehrt jeder inneren Wahrscheinlichkeit. Die Beliebtheit des Pathelin beweisen zwei Nachahmungen, welche seinen Namen übernehmen, Le Nouveau Pathelin (826 V.)
PATHELIN
TR. N A C H A H M E R .
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mit Pathelin, dem Kürschner und Priester aus dem Jahre 1474, verändert die Fabel insofern, als Pathelin hier den Kürschner um einen Pelz prellt und dann einen Priester als Käufer mit dem Händler zusammenführt. Jener glaubt, der Kürschner wolle bei ihm beichten, der Kürschner wieder erwartet, daß der Priester ihm den Pelz bezahle und daraus ergeben sich die Mißverständnisse. Le Testament de Pathelin, nach 1500 in Rouen verfaßt und wahrscheinlich dem Repertoire der Conards von Rouen angehörig, verwertet beide Stücke, läßt Pathelin, bei dem die Heilmittel des Apothekers nichts mehr helfen, seine Prellereien beichten und seine Laufbahn mit einem burlesken Testamente, das Villon manchen Ausdruck entlehnt, beenden. Der Einfluß Pathelins läßt sich besonders in den Hauptszenen zahlreicher Farcen des 16. Jahrhunderts nachweisen. In das 15. Jahrhundert gehört noch la femme, le badin et deux voisins (Le Roux III, 10), worin ein Bauer auf dem Markte um seine Erbsen geprellt wird. Juristische Kenntnisse weisen die Farce Les femmes qui demandent les arrérages de leurs maris (Violet I, 111), deren Inhalt im Titel erscheint, in das Repertoire der clercs du Palais. Auf die Basoche deutet auch die Farce moralisée der Deux maris et leurs femmes (Violet I, 145), welche die Behauptung erhärtet, daß die leichtsinnige, aber sanfte Frau der zänkischen, ehrbaren vorzuziehen sei. Frauenhalsstarrigkeit zeigt Obstination des femmes (Viollet I 21) aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, welche das über die Bestimmung eines Käfigs streitende Ehepaar lebhaft und realistisch vorführt. Die Zähmung der rechthaberischen Frau wird in der Farce Le Pont aux Asnes (Violet I, 135) durch den Hinweis auf diese Brücke ermöglicht, von der der Mann das Heilmittel, den Stock, nach Hause bringt. Le nouveau marié (Violet I) führt den blöden Ehemann vor, den die Mutter der Frau auf seine Pflichten verweisen muß. Lustig schildert Le mari, la femme, le badin, l'amoureux (Viol. I, 175) das läppische Gehaben des die Zärtlichkeiten störenden Dieners, der dem Manne in seiner Dummheit die Aufführung der Frau verrät. Einfach ist die Farce von Mahuet badin, natif de Bagnolet (Viollet II, 80), eine Satire auf die Einfalt des aus Bagnolet, dem französischen Schiida bei Paris, stammenden Bauernjungen, der Butter und Eier in Paris verschenkt. An Villons Testament erinnert das Vermächtnis des frère Guillebert in der gleichnamigen Farce (Violet I, 318). Die Mehrzahl der bei Violet, Le Roux und Mabille veröffentlichten Farcen sind nach der Jahrhundertwende entstanden.
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DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND X V . JAHRHDTS.
SOTIE.
Der Name Sotie als Bezeichnung einer dramatischen Dichtung ist vor Ende des 15. Jahrhunderts nicht gebräuchlich und die Gattung vor der Mitte des 15. Jahrhunderts unbekannt. Die Annahme, daß in Adans de le Haie Jeu Feuillie das Feenspiel als Sotie gelten könne, wird durch die Verschiedenheit der später so genannten Dramen ausgeschlossen. 1432 bezeugt H e r e n c B a u d e t im Doctrinal de la seconde Rhetorique (hgg. von Langlois S. 175), daß in Amiens am Neujahrstage solche, von einem prince geleitete Feste stattfanden, bei denen sottes amoureuses vorgetragen wurden. Doch können damit wohl nur chansons gemeint gewesen sein, welche übrigens für Valenciennes bezeugt sind (Picot, S. V) . Der Name Sotie weist darauf hin, daß die Gattung auf die Narrenvereinigungen (Soties) und Maskeraden bei dem im Mittelalter gebräuchlichen Fête des Fous zurückgeht, bei denen unter allerlei Ausgelassenheiten und tollen Umzügen Fehler und Gebräuche karrikiert und nachgeahmt wurden. Dieser Brauch, den Nächsten zu verspotten, ist in literarischen Gesellschaften des 14. Jahrhunderts schon durch Deschamps bezeugt, doch geschah es noch in Form von kurzen Balladen oder Dits, die dramatische Form dürfte sich dadurch entwickelt haben, daß sich die Fastnachstdichtung der allegorisch satirischen Farce anschloß, deren Darsteller vielleicht schon früh Mitglieder von Narrenvereinen (soties) waren, denen es leicht fiel, ähnliche satirische Spiele unter ihren in der Sotie gebräuchlichen Namen (als Narrenfürst, Narrenmutter selbst zu verfassen. Sie werden auch noch galants genannt, noch die späte Sotie Les Sobres sotz (Le Roux, IV, Nr. 4) setzt galants und sots gleich. Von der Farce unterscheidet sich die Sotie schon im Umfang, der bedeutend geringer ist, die Handlung verläuft sprunghaft und richtet sich oft gegen lokale oder politische Fragen. Die älteste Sotie (3 Pers.) ist nur fragmentarisch erhalten und dürfte um 1440 verfaßt sein. Sie führt 2 Bettler vor, deren Bitten um Almosen von dem dritten Spieler mit Spott abgetan werden. Nach 1445 wurde in Rouen von den dortigen Basochiens die Sotie von den Troys Galans, le Monde qu'on faict paistre et Ordre verfaßt (476 Achtsilbn., mit Refrainzeile, Echoreimen, 5 Personen). Sie zeigt, wie die drei Galans Monde ausnützen wollen, wie diese sich aber vorsieht und Ordre alle Anschläge vereitelt. Les menus propos (3 Pers., 571 Achtsilbn.) ist
SOTIE.
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um 1461 in Rouen entstanden und stellt einen Dialog ohne weitere Handlung mit heute unverständlichen Anspielungen vor. Als Verfasser kann der als Spieler vers 96 genannte Cardinot betrachtet werden. Die in Paris von einem Clerc wahrscheinlich zum Regierungsantritt Ludwigs X I . verfaßte Farce moralisée des Gens nouveaux (258 Achtsilbn. mit Refrainz. und Echoreimen) führt die Alten und Jungen im Disput über vergangene Fehler und notwendige Neuerungen vor, als aber Monde ihr Programm entwickelt, wollen die Jungen sie beschützen, wozu sie aber Geld fordern. Sie führen sie zunächst in den sicheren Ort Mal, dann zu Mal en Pire und Monde klagt, daß jeder sie nur ausnützen wolle. In la Folie des Gorriers (632 Achtsilbn., 4 Personen. Rondeaux, Refrainz., Echoreime) treten statt der Narren zwei Gorriers (Stutzer) auf, welche auf Kosten der Leichtgläubigen das Auskommen finden und, von Folie geführt, ihre Absicht auch verwirklichen. Folie gibt sich am Schluß zu erkennen und der Sot kann das Stück mit einer moralisierenden Bemerkung abschließen. Les deux Galluns et une femme qui se nomme Sancté (3 Pers., 211 Achtsilbn. mit Rondeaux und Chansons aus den Chansons du X V e s.) führten zwei Soldaten mit Santé zusammen, welche sie über ihr Los tröstet und ihnen treu bleiben will. Das Stück dürfte in den 80er Jahren verfaßt sein. Als Gallans werden die Narren noch bezeichnet in den jüngeren Stücken Les trois galans et Philipot, les trois galans et un badin. Politisch ist die Sotie nouvelle de 1'Astrologie (5 Pers., 595 Achtsilbn.), in der ein Astrolog mit Hilfe seiner Kunst ein trauriges Bild der Zukunft entwirft, wobei Ausfälle auf die Gegenwart nicht fehlen, in der von Ludwig X I I . , als Mars bezeichnet, Abhilfe aller Übelstände erwartet wird. Der Verfasser dieses oft pamphletartigen Stückes ist nach seinen juristischen Ausdrücken unter den Pariser Basochiens zu suchen, die Anspielungen führen in die zweite Hälfte des Jahres 1498. Über eine S o t i e g e g e n C e s a r e B o r g i a vergl. E. Picot Nr. VIII. Am Ausgang des Jahrhunderts stehend, deuten diese Stücke schon auf die Umwandlung der Gattung hin, welche sich durch ihren gelehrteren, Politik und Religion behandelnden Inhalt bereits an ein gebildeteres Publikum wenden.
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D R A M A T I S C H E D I C H T U N G DES XIV. UND X V . JAHRHDTS.
MONOLOG.
SERMON JOYEUX.
DIALOG.
Von den die Moralität und Farce in den Hss. des 16. Jahrhunderts begleitenden Monologen, Sermonen und Dialogen reicht derMonolog bis auf Coquillart, in dessen Zeit der Name zuerst gebraucht wird, zurück und darüber hinaus, da schon unter Deschamps' Gedichten sich solche befinden, die in Monologweise vorgetragen werden sollten. Der Name kam auf, als der Monolog auf die Bühne verpflanzt wurde, nachdem er zuvor in lustiger Gesellschaft und in der Kneipe (so vermutlich schon von Rutebuef) zum besten gegeben worden war. Nur war er im letzten Falle nicht auf Selbstcharakteristik beschränkt, wie der Monolog bei Kostümierung des Vortragenden auf der Bühne, sondern, wie der Monologue von heute, ein von einem Schauspieler durch Stimmenwechsel und Gebärden gekennzeichnetes Gespräch zwischen mehreren Personen. Der erheblich jüngere Dialog bildet sich aus dem Monolog heraus, indem ein zweiter Schauspieler die zweite Person des Gesprächs vorführt. Der Sermon joyeux, der eine dramatische Aufführung einleitet, wie die Predigt das Mirakelspiel, ist durch dieses selbst erst hervorgerufen und ursprünglich Predigtparodie, die sich nun in burlesker und grober Weise an die Kleriker wendet. Der herrschende Vers in allen drei Arten ist der Achtsilbner, gelegentlich wird vom Rondeau auch hier Gebrauch gemacht. Sermons gibt es schon im 15. Jahrhundert nicht wenige; der Monolog ist selten; der Dialog tritt erst einmal auf. Der S e r m o n , der sich bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erhält und einen hohen Grad von Zuchtlosigkeit erreicht, geht bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zurück, wenn der Sermon de s. Raisin schon dieser Zeit angehört. Die Predigt von der hl. Traube hat einen Vorläufer in dem Martyre des s. Bachus des Geffroi von Paris, der aber nur eine Satire auf die leichtgläubigen Hagiographen darbietet. Obszön ist Sermon de s. Billouart, um 1460, des Dichters und Geschichtsschreibers J e a n M o l i n e t . Die Lügenkunst empfiehlt witzig in z. T. dunkeln Anspielungen der Sermon de s. Faulcet (126 V.) um 1475, der eine politische Spitze zu haben scheint. Im 16. Jahrhundert kommen so noch der hl. Schöps und Hering und die hl. Zwiebel u. a. an die Reihe. Sermon nennt sich noch, ohne an die Predigt zu erinnern, die eine von zwei Zoten der Berner Hs. Nr. 473, zweite Hälfte 15. Jahrhundert, Barbes et brayes (g. 400 V.), wo zwei öfters wiederholte
SERMON-MONOLOG .
25i
Zeilen eine These über die Unzweckmäßigkeit der beiden im Titel genannten Dinge in gewissen Fällen angeben, die der Verfasser, der am Ende freigehalten sein will, schulmäßig mit Absicht, wie er sagt lateinisch nicht französisch beweist, wonach er wahrscheinlich das lateinische Disputieren verspotten wollte. Die Disticha Catonis parodiert der Joly cul (g. 120 V.), der auf Zuhörer aber nicht hinweist. Discours en forme de sermon nennt sich sodann eine Warnung der Männer vor den Frauen, die ein Geistlicher und Farcendarsteller in Auxerre J e a n P i n a r d (um 1480) hinterließ, während andere Gedichte von ihm verloren sind. Das Zechen ist Gegenstand eines Sermons mit dem Thema Qui bibunt me adhuc sicient (390 V.) in Hs. Ende des 15. Jahrhunderts. Nach Hinweisen auf die Pariser Universität stammt aus dortigen Studentenkreisen noch ein Sermon du foul et de la •pusse (173 V.) von der Überlegenheit der Laus über den Floh im Kampfe. Der Monolog konnte leicht die von den jongleurs verfaßten Dits als Spiel vorführen. Der älteste Monolog, von etwa 1468, Du franc archier de Baignollet (bei Paris), in 350 V., häufig in Villons Werken gedruckt und ihm beigelegt, beschreibt den freiwilligen Soldaten, der von seinen Taten Rühmens macht, aber beim Krähen eines Hahnes gleich daran denkt, ihn zu stehlen, vor einer Vogelscheuche im Soldatenrock, im Glauben, es sei um ihn geschehen, kapituliert und sich dem vermeintlichen Gegner auf Gnade mit Gut und Leben übergibt, wenn er sie dagegen als Strohpuppe erkennt, sofort als Kriegsbeute nach Haus trägt usw. C o q u i l l a r t hat ein Seitenstück dazu geschrieben. Der Monolog kann auch als farce gespielt, bzw. in diese übernommen werden. Der einzige, vielleicht noch dem Ende des 15. Jahrhunderts entstammende Dialog De Maillepaye et de Baillevent (60 sechszeil. Str., Achtsilbn.) ist für zwei Darsteller bestimmt, die sich bisweilen sogar, wenn das Gespräch lebhaft wird, halbversweis abwechseln. Man hat es mit zwei Windbeuteln zu tun, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie zu Geld kommen könnten und diese Frage in leeren Redensarten erörtern. — Überblickt man die dramatische Kunst des Mittelalters, so kann man feststellen, daß das ernste und heitere Genre in allen seinen Unterabteilungen vertreten und bis zur Grenze erreichbarer Ausgestaltung gebracht wurde. Das ernste Drama ist aller-
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DRAMATISCHE DICHTUNG DES XIV. UND X V . JAHRHDTS.
dings im engen Rahmen religiöser Vorstellungen geblieben, aber innerhalb desselben konnte es in Anlage und Ausführung die gegebenen Voraussetzungen ausschöpfen, seinen Personen auch individuelle Züge verleihen und besonders durch reiche Inszenierung die dem Stoff anhaftende Einseitigkeit mildern. Freier war dagegen das komische Genre, hier konnte Gestaltungskraft und Witz sich in allen Voraussetzungen betätigen und in gelungener, auch moderne Ansprüche befriedigender Darstellungskunst ein reiches Programm bestreiten, in welchem Humor, Ironie und scharfe Charakteristik hervortreten.
B Ü CHER VERZEICHNIS.
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BÜCHERVERZEICHNIS. Zeitschriften1) : Archivum romanicum. Freiburg i. d. Schweiz i g i y î i . Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Begr. v. Ludw. Herrig. Fortgeführt v. A . Brandl und O. Schultz-Gora. Bibliothèque de l'Ecole des Chartes. Germanisch-romanische Monatsschrift. Heidelberg 1909 ff. Hsg. v . H. Schröder. Histoire littéraire de la France. 1865ff. Journal des Savants p. p. l'Académie des Inscriptions et BellesLettres, P. i886ff. Literaturblatt f. germanische und romanische Philologie. 1880ff. Hgg. v. O. Behaghel und Fr. Neumann. Leipzig. Modern Language Notes. Baltimore i886ff. Hgg. v. A . M. Elliot, J. W . Bright, H. Collitz. Modern Language Review, The. Cambridge University 1906ff. Modern Philology. Chicago, 1903ff. ; Hgg. v. Ph. S. Allen, Fr. J. Carpenter, C. v. Klenze. Moyen Age, Le. Bulletin mensuel d'histoire et de philologie. Paris, i888ff. Neophilologus, Groningen 1915 ff. ; Hgg. v. Prof. Dr. Frantzen, Salverda de Grave u. a. Neuphilologische Mitteilungen. Hgg. v. Neuph. Verein in Helsingfors i8goff. Notices et extraits des manuscrits franç. de la Bibliothèque Nationale et autres Bibliothèques, Paris. Publications of the Modem Language Association. i886ff. Hgg. von James Bright. Revue des cours et conférences. Paris. Revue des langues romanes. Montpellier et Paris 1870ff. Romania. Recueil trimestriel fondé p. P. Meyer et G. Paris. P. 1872 ff., fortgeführt v. M. Roques. Romanic Review, The. New Y o r k i g i o f f . H g g . v. Henry Todd, R a y m o n d Weeks. Romanische Forschungen. Organ f. romanische Sprachen und Mittellatein. Hgg. v. K . Vollmöller, fortgeführt v. Rud. Zenker. Erlangen 1882 ff. 1 ) Die Abkürzungen für die Titel der am häufigsten zitierten Zeitschriften sind so gewählt, daß sie ohne weiteres nach obigem Verzeichnis verständlich sind.
BÜCHERVERZEICHNIS.
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S t u d j medievali, hgg. v. F r . N o v a t i e R o d . Renier, Turin i g o 6 f f . Zeitschrift f. französische Sprache u n d L i t e r a t u r . Begründet v. G. K ö r t i n g u n d E . Koschwitz. F o r t g e f ü h r t v. D. Behrens (gest. 1930); H g g . v. E . Gamillscheg u n d E . Winkler. i88off. Zeitschrift f. romanische Philologie. Hgg. v. G u s t a v Gröber, fortg e f ü h r t v. A. H i l k a . Halle i 8 7 6 f f . II. W e r k e a l l g e m e i n e n
Inhaltes.
1. G e s c h i c h t e . Lavisse E., Histoire de F r a n c e depuis les origines j u s q u ' à la Révolution, P . i g o o f f . ; R . Sternfeld, F r a n z . Gesch. (Samml. Göschen) 1911; Aug. Molinier. Les sources de l'histoire de F r a n c e des origines a u x guerres d'Italie, P. i g o o f f . ; Histoire de la N a t i o n française publiée sous la direction de G. H a n o t a u x , . . . . T. X I I , X I I I ; Coville, la civilisation f r a n ç . au 14 e et au 15 e siècle, Bull, h e b d o m . des cours et conférences 1895, N r . 8, 11, 12, 22, 25, 27, 2 9> 35 >° Jules Viard, L a succession au t h r ô n e . Moyen âge X X X I I ( i g 2 i ) ; Chevalier U. R é p e r t o i r e des sources h i s t o r i q u e s d u m o y e n âge (Bio-Bibliographie) Paris, 1905—1907, 2 Bde. ; K u s e n b e r g E . , D e r 100jährige Krieg im Spiegelbild der zeitgenössischen Poesie. Diss., B o n n 1916; 2. K u l t u r g e s c h i c h t e : Ch. V. Langlois, L a vie en F r a n c e au moyen âge de la fin du X I I e au milieu du X I V e siècle d ' a p r è s les r o m a n s m o n d a i n s du t e m p s , P . 1924. — L a vie en F r a n c e au m o y e n âge de la fin d u X I I e au milieu du X I V e siècle d ' a p r è s les moralistes du temps, P . ig25. — L a vie en F r a n c e au moyen âge du X I I e au milieu du X I V e s. L a connaissance de la n a t u r e e t d u m o n d e . — L a vie spirituelle, enseignements, m é d i t a t i o n s et controverses, P . ig28. J o a n E v a n s , Life in mediaeval F r a n c e , Oxford, U n . Press ig25. 3. L i t e r a t u r g e s c h i c h t e : Histoire de la langue e t de la litt. fr. des origines à 1900, publiée sous la direction de P e t i t de Julleville. P., 1895—99. ( I — I I MA); G. Paris, Esquisse historique de la l i t t é r a t u r e f r a n ç . au moyen âge (depuis les origines j u s q u ' à la fin d u X V e siècle). P. 1907; Derselbe, L a l i t t é r a t u r e f r a n ç . au moyen âge ( X I e — X I V e siècle) P . 1907; Derselbe, Mélanges de litt, f r a n ç . d u moyen âge I e , I I e p a r t i e p. p. Mario Roques, P . 1912; J e a n r o y A. Les é t u d e s s. la litt, f r a n ç . du m o y e n âge (La science fr.) P . 1915; Répertoire bibliographique de la l i t t é r a t u r e fr. des origines à nos jours, p a r R o b e r t Federn, P. 1913; A. Lângfors, Les Incipit des poèmes
BÜCHERVERZEICHNIS.
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Kataloge.1)
1 . H a n d s c h r i f t e n k a t a l o g e : Catalogue des manuscrits fr. de la Bibliothèque Impériale (nach 1871 C a t a l o g u e . . . de la Bibliothèque Nationale). Paris i 8 6 8 f f . Die nach 1910 erworbenen Mss. sind in der Bibliothèque de l'Ecole des Chartes katalogisiert. Catalogue général des manuscrits des Bibliothèques publiques. P . 1885ff. (Paris, Départements). Notices sur les mss. français conservés à la Bibliothèque de Genève. No. 1 — 84 in Bibl. E c . Chartes 70 (1909) S. 4 7 1 — 5 2 2 No. 8 5 — 1 7 3 daselbst 72 (1911) S. 2 7 9 — 3 1 3 No. 1 7 4 — 1 9 1 daselbst 72 (1911) S. 556—599. L a t h a m A . G. T h e O x f o r d treasury of french literature. I. Mittelalter bis 17. Jh. L o n d o n 1915. 2. I n k u n a b e l n : C a t a l o g u e général des incunables des bibliothèques publiques de F r a n c e par M. Pellechet. 3 Bde. 1897ff. 3. Der K a t a l o g der Bücherbestände der Pariser Nationalbibliothek ist bis zum B u c h s t a b e n M erschienen. S. 4. L i e b e s h o f : P o t v i n , L a Charte de la Cour d ' a m o u r de l'année 1401, Bull, de l ' A c . R o y de Belg., I I I e s., X I I , 1886, S. 191 ff. A . Piaget, L a cour amoureuse etc., R o m . X X , S. 4 i 7 f f - , Ders. U n ms. de la Cour am. de Ch. V I , R o m . X X X I , S. 597—603. S. 9. D i c h t u n g s a r t e n : H . Chatelain, Recherches sur le vers franç. au X V e siècle, Paris 1905 (Lit. das.); H . Thieme, Essai sur l'histoire du vers franç. P . 1916. E . Faral, L a pastourelle, R o m . 49, S. 204/59; E . Hoepffner, Virelais et ballades dans le chansonnier d ' O x f o r d (Douce 308) A r c h i v u m R o m . I V (1920) S. 20—40; F r . Gennrich, Die altfranz. Rotrouenge I. II. Halle 1925; Ders. in Z. R . Ph. 46 (1926) S. 135; Piguet, E . , L ' é v o l u t i o n de la pastourelle du X I I e s. à nos jours. P u b l . de Ältere S a m m e l w e r k e (P. Paris, les mss. fr. de la B i b l . du roi, P., i 8 3 6 f f . , 7 B d e . ; W a r d , C a t . of R o m a n c e s on the dep. of Mss. in the Brit. Mus., 1883 ff. ; Delisle u. a.) sind im L a u f e des Verzeichnisses angeführt.
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2Ö0
BÜCHERVERZEICHNIS.
S. 86.
S. 87.
S. S. S. S.
89. 89. 89. 89.
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BÜCHERVERZEICHNIS.
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B ÜCHERVERZEICHNIS.
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S. 117. S. 117.
S. 118. S. 118. S. 118. S. 118.
S. 118.
S. 119.
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BÜCHERVERZEICHNIS.
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B ÜCHERVERZEICHNIS.
S. 120.
Bibelbearbeitungen
und
267
Heiligenlegenden.
S. i 2 i . V e r s b e a r b e i t u n g (Genesis), s. P . Meyer, R o m . 36 (1907), S. 184. S. 121. B ü c h e r d. a l t e n u. n e u e n T e s t a m e n t s : S. P a u l Meyer, Bull. Soc. A n c . T e x t e s 1905; P s a u t i e r l o r r a i n . Ausg. Apfelstedt, 1881 (dazu Bibliogr. d. Z. R . Ph. 1881, S. 87); B o n n a r d o t 1884; Hss. s. Ausg. u. Berger, L a bible franç. 1884 S. 270. — Marg. Förster. Die franz. Psalmenübersetzungen v . 12. bis zum E n d e d. 18. Jhs., Diss., Berlin 1914. S . 121. H o h e L i e d : Bonnard. L e s traductions de la Bible, S. 162. S. 121. J e a n , O r e l o g e d e s a p i e n c e : S. P . Paris, Mss. fr. 4, 146. 160. i 9 5 f f . ; 7, 256. 4 1 5 ; ferner Bibl. nat. 1030. 1118. 1135. 1878. 13233. 17099. 22922; n. acq. fr. 1 1 6 7 7 ; Ars, 2114. 2314. 2315. 2316. 2672. 5162. S. Geneviève 1016. Brüssel 10981; V a t i c a n , Pal. lat. 1973, 1991; Metz 198. D r u c k e bei Brunet, Manuel. 4, 233. L i t . Chavin de Malan, L a vie e t les lettres de H. de Suzo, 1842. v. Diepenbrock, H. Suso's Leben u. Schriften 1837. S. 121. K i n d h e i t J e s u : Meyer, R o m . 15. 334 Nr. 36; Ders., das. 16, 221 (Stücke); s. Bonard 1. c. S. 237. S. 121. M o r a l i t é d e s T r o i s M a r i e s : Hs. V a t . R e g . 1682, Bibl. nat. 24429. S. 122. L ' e n f a n t v o u é au diable, s. R o m . 33, S. i ô 7 f f . S. 122. J e a n , d i t B r i s e b a r r e : Hist. litt. X X X V I , S. 44ff., Hss. u. Ausg. das.; Marienlieder gedr. von Salmon in Mélanges W a h l u n d (1896), S. 213. S. 122. G e b e t J o h a n n e s : Ausg. R o m . 1910, S. 45. S. 122. P a r a p h r a s e n d. A v e M a r i a : R o m . 41 (1912) S. 2 1 2 — 1 3 ; L i t . s. Bull. Soc. A n c . T e x t e s 1901, 53; Mem. Soc. Néoph. de Helsingfors I V (1906) S. 3 5 1 ; Z. frz. Sp. L i t . 1908, S. 206. S. 122. F r a t e r M a r t i n u s : L o b g e d i c h t . Mod. L a n g . R e v . I V , 70 ff. ; 200 ff. S. 122. D i t d e l a R o s e . S. R o m . 41 (1912) S. 206—46. Notice du ms. fr. 24. 436 v . A . L â n g f o r s . S. 122. D é b a t d. J u n g f r a u . R o m . 43 (1914), S. 22. S. 122. M a r i e n k l a g e : R e v . L a n g . rom. L I I I (1910), Lângfors, Contributions à la bibl. des plaintes de la Vierge. S. 123. P a r a p h r a s e ü b e r v i e r V e r s e d. B u c h e s d. S p r ü c h e : R o m . 37 (1908), S. 2 1 2 — 1 5 . S. 123. F ü r d i e B i b l i o g r a p h i e d. H e i l i g e n l e g e n d e n : Vgl. P. Meyer, Versions en vers e t en prose des vies des pères, Hist. L i t t , de France, X X X I I I , S. 254ff.; Hss., L i t . daselbst.
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BÜCHERVERZEICHNIS.
S. 123. A n t o n i u s : 15. Jh., Ausg. P. Ubald d'Alençon, Archives franciscaines 2, P. 1904. Hist. litt. S. 339. — B a r b a r a : Hist. litt. 33, S. 340. S. 123. E s t i e n n e L a n q u e l i e r : Catharinenleben, herausg. i. Rom. 39 (1910) 54Îf. Manger K., Die frz. Bearbeitungen der Legende der hl. Katherina v. Alexandrien. S. 123. C h r i s t o p h e : Hist. litt. 33. S. 344. S. 123. Hl. D i e u d o n n é . S. Rom. 30, S. 300. Hist. litt. 33, S. 345. S. 123. E v r o u l : Hist. litt. 33. S. 349. S. 123. G e o r g : Ausg. Matzke, Publ. Mod. Lang. Ass. of Am. X V I I I (1903), S. 1 5 8 — 1 7 1 . Hist. litt. 33. S. 351. S. 123. F r a n z v. A s s i s i : Hist. litt. 33. S. 350. S. 123. G r e g o r : Ausg. Carl Fant, Upsala 1887. S. 124. C h r i s t i L e i d e n s g e s c h i c h t e : Mss. der Passion in Rom. X V I , 47, 227, 244; X X V , 5 5 1 ; Notices et Extr. X X X I V , I. 164; Hist. litt. 33, 358, 359. S. 124. S. J o s s e : Not. et Extr. X X X I I I . Hist. litt. 33, S. 360. S. 124. S a i n t L e u . : Das., S. 361. Ausg. Söderhjelm, Mem. Soc. néoph. de Helsingfors I I I (1902). S. 124. M a r g a r e t e : Das. S. 363; Rom. 40, 532ff. Hs. n. acq. fr. 11670, fol. 49 v ° . S. 124. D r e i M a r i e n : Hist. litt. 33, S. 367. S. 124. M a r i a M a g d a l e n a : Das., S. 368. S. 124. Q u e n t i n . Das. S. 374. S. 124. S i m o n de C r é p y : Ausg. E. Walberg, Deux anc. poèmes sur s. Simon de Crépy, Lund 1909. S. 124. P i l a t u s - L e g e n d e : Archiv 63, S. 62. S. 124. HI. Y v e s : Hist. litt. 33, S. 378. S. 124. S a i n t e F o i : Das., 350 S. 125. S e b a s t i a n : Das., 375. S. 125. T h o m a s Hélie v. Biville. Ausg. L. de Lontaumont; Hist, litt. 33, S. 377. S. 125. Hs. A v r a n c h e s : S. Schwan in Rom. 13, 260; Desroches, Hist, du Mont. S. Michel 2 (1838), S. 337ff. (Inhaltsangabe u. Stücke); Mém. de la Soc. des antiq. de Norm. 10. Bd., S. 2 3 1 ; Cat. des mss. des Bibl. des départ. 4 (1872), S. 554; Rom. 28, 474. S. 125. D i t des t r o i s c h a n o i n e s : Gedruckt bei Jubinal, Nouv. Ree. 1, 266; Tobler in Jahrb. f. R . E . Lit. 7, 426; Naetebus, S. 84. S. 125. De l a b o u r j o s s e de R o m e : Jubinal, Nouv. Ree. 1, 79. — Hist. litt. 23, 1 2 1 ; Naetebus, S. 75. S. 125. D e s c u i r s de b u e f : Jubinal, Nouv. Ree. 1, 42. — Hist, litt. 23, 1 2 1 ; Naetebus S. 65.
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S. 125. D i t q u ' o n c l a m m e R e s p o n : Jubinal, N o u v . Ree. 1, 173; N a e t e b u s S. 62. S. 125. P e t i t j u t e l : Gedr. bei W o l t e r , J u d e n k n a b e (1879), S. 108. Jubinal N o u v . Ree. 1, 2 3 1 ; N a e t e b u s S. 64. S. 125. L e s d e u x c h e v a l i e r s : Jubinal, N o u v . Ree. 1, 145; s. Naetebus S. 68. S. 125. C h e v a l i e r e t e s e u i e r : Gedr. Jubinal, N o u v . Ree. 1, 1 1 8 ; Hist. litt. 23, 122; Mussafia, Marienleg. I I , S. 52, 1 0 5 — 1 0 6 ; Naetebus S. 64. S. 126. D i t d e l a b o r j o s s e d e N a r b o n n e : Jubinal, N o u v . Ree. i , 33; N a e t e b u s S. 69. Hist. litt. 23, 121. S. 126. C h e v a l i e r q u i d e v i n t e r m i t e : Jubinal, N o u v . Ree. 1, 352; Köhler in Jahrb. f. R . E . L i t . 6, 326; 9, 3 5 1 ; N a e t e b u s
S. 57S. 126. L ' e n f a n t q u i s a u v a s a m e r e : Jubinal, Ree. 1, 223; Naetebus S. 64. S. 126. L e p o v r e c h e v a l i e r : Jubinal, N o u v . Ree. 1, 138; Hist, litt. 23, 123; W r i g h t . L a t . Stories (1842), S. 31. Mussafia, Marienleg. II, S. 65 (S. 63). S. 126. E v e r a r d d e G a t o l e : S . P . M e y e r , R o m . 29, 27; Stengel Z. fr. Spr. L i t . 14, 1, 129. I l d e f o n s . Mussafia, Marienleg. I, 23, i e t c . ; C h a r t r e s , Mussafia, 1. c. S. 24, 3; c h a m p f l e u r i , s. R o m . 15, 272. S. 126. L o n d o n e r H s . R o y a l 20 B . X I V . W a r d , C a t . of romances, 2, 728; Neuhaus, A d g a r s Marienlegenden (1886), S. 28; Mussafia, I V , S. 15; I I , S. 29. 5. 127. M a r i a l e d. Hs. Bibl. nat. 12, 483. R a y n a u d in R o m . 14, 442; Z. R . Ph. 8, 570. Lângfors, Notices et e x t r a i t s X X X I X , II. Ders. in Mem. de la Soc. Néo-Philolog. de Helsingfors V I I I (1929) S. 387—408: L e sous-diacre, les 2 femmes bavardes et le diable. S. 128. J e a n G a u l a r t d e C h a v e n g e s . L e livre royal, s. Hist, litt. 36. S. 128. J e h a n d e F i l l o n : S. Bonnard, L e s T r a d u c t i o n s de la Bible, S. 196; Hss. s. daselbst, dazu Bibl. nat. 24, 3 1 1 . 24, 434. L a Curne de S. P a l a y e in Mém. de l ' A c . des inscr. 13 (1740), 520. S. 128. R o m a n s d o u L i s : H g g . v . F . C. Ostrander, N . Y o r k , Columbia, Un. Press (1915). S. 128. H e i l e n d e K e r z e : Gedr. bei Cavrois, Cartulaire de N . Dame-Des-Ardents (1876), S. 22. S. 129. M a r i a g e d e s I X f i l l e s a u d e a b l e : Gedr. v . Meyer in R o m . 29. 61-Hss. s. Herrigs A r c h . 22. 420; Stengel, Cod. D i g b y S. 27; ders. in Zeitschr. F r a n z . Spr. L i t . , 14. I., 136. — L i t .
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Haureau im Journ. des Sav. 1884, S. 225; Ders. in Notices et extraits, 33. 1, 290; Romania 19, 308; 29, 54. 129. L e s s e p t c h o s e s que Dieu h e t : P. Meyer, Rom. 37, 1906, S. 2 1 2 . 129. T o m b e l de C h a r t r o u s e s. Hist. litt. 36, s. 225 mit Angabe der einzelnen Legenden. 129. D a n s e u r s m a u d i t s : Gedr. v. G. Raynaud, Mel. Wilmotte, s. 572/79. 129. P h i l o m e n a , Hist. litt. 36, S. 235; Weitere Übers. S. 237, Anm. 1. L i g n u m v i t a e , s. P. Meyer, Bull. Soc. anc. Textes 1892, S. 94. 129. S p r u c h d i c h t u n g . 130. Durand de C h a m p a g n e : Miroir de l'ame, S. van Hamel, Rendus de Mol., Einl. S. 6, 94; Hist. litt. 30, 332; Naetebus, S. 1 3 1 . 130. Mireur du monde: Ausg. Méon, Vers sur la mort par Thibaud de Marly (1835), S. 73; Z. R. Ph. 1, 549; Hss. s. Naetebus S. 141; P. Meyer in Rom. 25, 418; ferner Brüssel 9556. Zum Thema der Drei T o t e n und drei L e b e n d e n s. Stefan Glixelli, les cinq poèmes des trois morts et des trois vifs. P., 1914. 130. Li fil Adam etc: Gedr. Mém. de l'Ac. d'Arras 28, 306; Hs. s. Naetebus S. 142. 130. Quinze signes: Hs. 1181; S. P. Meyer in Bull, de la Soc. anc. Textes 21, 113; Paul u. Braune, Beitr. 6, 424; Quinze signes d e v a n t le j o u r du j u g e m e n t , Paul u. Braune, Beitr. 6,440 (472); Hs. S t e i g e r - M a i , Tobler in Jahrb. f. R. E. Lit. 7, 403; F l o r e n t i n e r Hs., gedr. in Bull. Soc. anc. textes 5, 79; Lit. Naetebus S. 141. 130. P r o v e r b e s et ditz des p h i l o s o p h e s : Hgg. v. Morawski, les Diz et proverbes des Sages, P., 1924, Univ. de Paris. Fac. des Lettres, I I e série, I I ; Hss. u. Drucke das.; Über Hss. u. Bibliogr. der Sprichwörter vergl. Jos. Morawski, Proverbes franç. antérieurs au X V e siècle, Classiques fr. du m. âge 47 (1925)- Ders., Les recueils d'anciens proverbes franç. analysés et classés, Rom. 48 (1922) S. 481 ff., wo über die Filiation der einzelnen Hss. u. Sprichwörtergruppen Aufschluß gegeben wird. 130. D i t des t r a v e r c e s : Gedr. bei Jubinal, Lettres à Salvandy, S. 249, Hs. das. S. 47, Lit. das. u. Hist. litt. 23, 508. 131. F a c e t u s : hgg. v. Morawski, Soc. scient, de Poznan, trav. de la com. philol. II, fasc. 1. (1923). 131. B r e v e t s . Bull. Soc. a. textes, 1891, S. 67. 131. L o b der F r a u in Hs. Harley 2253, gedr. bei Wright, Reli-
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S. 131. S. 131.
S. 131. S. 131. S. 131. S. 132. S. 132. S. 132.
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quiae antiquae 2, 218; Jubinal, Nouv. Ree. 2, 334; Hss. s. das. Lit., Meyer in Rom. 6, 500. Zu H s . 2 4 4 3 6 s. Rom. 41 (1912) S. 206—46. D i t d e s a m a n s des Dichters J e h a n : Gedr. bei Mussafia, Hs. v . P a v i a S. 8 (552). Naetebus, S. 62. D i t d e s c l e r s : Gedr. bei Wright, Anecdota lit. (1844), S. 66; Lit., Hist. litt. 23, 133. B o r j o i s b o r j o n . S . W r i g h t , 1. c. S. 57; Litt., Hist. litt. 23, 183. D i t d u V i l a i n d e s p e n s i e r : Gedr. bei W r i g h t 1. c. S. 54; Lit., Hist. litt. 23, 195. D i t d e s p l a n e t e s : Gedr. bei Jubinal, N o u v . Ree. 1, 372. Hs. das. u. Bibl. nat. 23432; Lit., Hist. litt. 33, 257. D i t d e s d o u z e m o i s : Hgg. v . Morawski, Archivum Romanicum, X , 1926, S. 351. D i t d u B o u d i n : Hgg. R o m . 1911, S. 8. D i t d u H a r d i C h e v a l : Hgg. R o m . 32 (1903), S. 587. L e n d i t : Gedr. bei Méon, Fabl. 2, 301; Hs. Bibl. nat. 24432. Die
Prosa.
S- 133- J e a n D u p i n : Livre de Mandevie; K a r l L., U n moraliste bourbonnais du X I V e s. et son oeuvre. L e roman de Mandevie et les Melancolies de Jean Dupin; P., 1912 (Extr. du Bull, d. la Soc. d'Emulation du Bourbonnais. S. Ztschr. frz. Spr. Lit. 41, 2, S. 46); mss. Bibl. nat. 451; 1002; 1146; 1147; 1149; 1602—03; 1876; 25. 519; Ars. 5099; Vatican, Pal. lat. 1992; Venedig Bibl. S. Marco, cod. X L V f. A p p . 75; Berlin, Gall, fol. 128 a — c . , Drucke S. 80, u. bei Naetebus S. 105. S. 134. G e o f f r o i d e C h a r n y : L i v r e : Gedr. bei K e r v y n de Lettenhove, Oeuvres de Froissart, I. Intr. II. I I I (1873) S. 463. Hs. das. D e m a n d e s p o u r l a j o u t e , S. Piaget in Rom. 26, 396. S. 134. H o n o r é B o n e t . A r b r e d e b a t a i l l e s : Hgg. v . N y s , 1883; Drucke bei Brunet I, 378; Hss. s. Ausg. Einl. S. 28; P. Paris, Mss. fr. 5, 101. 307; Langlois in Not. et extraits 33, 2, 84; ferner Bibl. nat. 674, 1260, 1261, 1262, 1263—64, 1265, 1266, 1267, 1268, 1269, 1270, 1271, 1273, 1274, 1275, 1276, 1277, 9690, 9691, 17183, 17184, 23020. Ars. 2694, 2695; Tours 957; Troyes 917; Brüssel 3751, 9009; Bern 280; Lit. s. Ausg. Einl. Bearb. prov. cat. engl. S. 134. L i v r e d e s s e c r e s A r i s t o t e oder D o u g o u v e r n e m e n t d e s r o i s : Hss. 562, 571 (s. P . Paris, Mss. fr. 4, 344; 407); 24432; Ars. 3190; Tours 955; Brüssel 10367; Genf 1 7 9 b (s. Bull. soc. anc. textes 3,, 87), Bern 275. S- 135. J e h a n B o n n e t : Livre des secrets a u x philosophes. S. Hist, litt. 30, 567; Hss. das.
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S. 1 3 5 . G e o f f r o i d e l a T o u r L a n d r y : L i v r e p o u r e n s e i g n e m e n t d e ses filles, A u s g . d e M o n t a i g l o n , 1 8 5 4 ; H s s . d a s . E i n l . S. 4 2 ; d a z u A r s . 2687, 3 3 5 6 ; B r ü s s e l 9308, 9 5 4 2 ; D r u c k e d a s . S. 44; L i t . A u s g . E i n l . S. 4 5 ; Al. H e n t s c h , D e la l i t t , d i d a c t i q u e d u m . âge s ' a d r e s s a n t s p é c i a l e m e n t a u x f e m m e s . H a . 1903, S. i 2 7 f f . ; W . S ö d e r h j e l m , la n o u v e l l e f r a n ç . a u X V e siècle, Einl. ; P e t e r Stolingwa, Z u m Livre du chevalier de la T o u r L a n d r y . Die B r e s l a u e r H s . d e s T e x t e s , d i e k u l t u r h i s t . B e d e u t u n g d e s W e r k e s u . seine Q u e l l e n , Diss., B r e s l a u 1 9 1 1 . S. 136. M e s n a g i e r d e P a r i s : A u s g . P i c h o n , L e M é n a g i e r d e P a r i s , t r a i t é d e m o r a l e e t d ' é c o n o m i e d o m e s t i q u e etc. P . , 1 8 4 7 (Soc. d e s bibliophiles fr.) ; A . H e n t s c h , d e la l i t t , d i d a c t i q u e d u m . â g e e t c . S. 1 4 1 . S. 136. E n s e i g n e m e n t s n o u v e a u x d ' u n père à son fils: P . P a r i s , Mss. f r . 4, 2 0 2 ; 5, 4 2 2 ; f e r n e r B i b l . n a t . 25, 549. S. 136. D o c t r i n a l a u x s i m p l e s g e n s : H s s . s. P . P a r i s , Mss. f r . 7, 250, 3 3 7 ; L a n g l o i s in Mél. d ' h i s t . e t d ' a r c h . V (1885), S. 40 (Ecole d e R o m e ) ; R o m . 2 5 , 4 1 9 ; f e r n e r Bibl. n a t . 1007, 1008, 1055, 1 6 6 1 , 1846, 1865, 1879, 1880, 1885, 1 7 0 8 8 ; n . a c q . f r . 1 0 0 4 2 . A r r a s 236. M e t z 3 1 0 . B e r n 420; V a t i k a n P a l . l a t . 1959. D r u c k e bei B r u n e i M a n u e l 4, 1434. S. 1 3 7 . G e r s o n : J . P i n e t , L a v i e a r d e n t e d e G e r s o n . P . 1929. (Collection A r s e t fides). L i t . n o c h bei Chevalier, 1. c . ; Molinier, L e s s o u r c e s d e l ' h i s t . d e F r a n c e , I V , 3 8 3 3 ; N o ë l Valois, la F r a n c e e t le g r a n d s c h i s m e d ' o c c i d e n t , 4 vol. 1 8 9 6 — 1 9 0 2 , t . 3, 4; P i a g e t , in P e t i t d e Julleville, H i s t . d e la l a n g u e e t d e la l i t t , f r . , 2 , 2 4 5 ; S c h w a b , J o h . G e r s o n , 1 8 5 8 ; E r s c h u . G r u b e r , E n c y c l . I . B d . 62, S. i ô f f ; A u s g . D u P i n (1706) 5 B d e . F r a n z . P r e d i g t e n : S. A u s g . B d . 3, 1 5 9 1 i f . ; 4, 5 6 5 f f ; 6 5 7 ; l ' A b b é B o u r r é , E s s a i h i s t . e t c r i t . s u r les s e r m o n s f r a n ç . d e G e r s o n . P . 1858. — H s s . s. B o u r r e t , S. 4 7 f f . ; P . P a r i s Mss. f r . 7, 288. 3 6 7 ; f e r n e r Bibl. n a t . 1003, 1920, 1 3 3 1 8 , 1 9 3 6 2 , 24840, 2 4 8 4 1 , 24842, n . a c q . f r . 1 0 0 5 9 ; D o u a i , s. C a t a l . S. 641. E i n z e l n e P r e d i g t e n in H s s . B i b l . n a t . 970. 2 4 5 7 ; T r o y e s 2292. A B C d e s s i m p l e s g e n s : H s s . Bibl. n a t . 981. 1 5 5 1 . 1836. 1843. 1 8 6 1 Ars. 3386. G e n e v i è v e 2440. S. 138. M i r o u e r d e l ' a m e : H s s . B i b l . n a t . 909. 1003. 1 7 9 3 . 17941843. 1 8 6 1 . 1 9 2 8 7 . 24867. 2 5 5 4 8 . A r s 3386. B r ü s s e l 1 1 1 3 3 . D r u c k e bei B r u n e t , M a n u e l 2, 1560. S. 138. L a s c i e n c e d e b i e n m o u r i r : H s s . Bibl. n a t . 9 8 1 . 990. 1003. 1 1 1 4 . 1 5 5 1 . 1 7 9 3 . 1836. 1843. 1 8 6 1 . 1 9 3 6 2 . 24. 867. B r ü s s e l 19306 (?) S. 1 3 8 . L ' e x a m e n d e c o n s c i e n c e : H s s . B i b l . n a t . 9 8 1 . 990. 1 5 5 1 . 1 7 9 3 . 1836. 1843. 1 8 6 1 . 24867. Ars. 3386.
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S. 138. M o n t a g n e d e c o n t e m p l a t i o n : Hss. Bibl. nat. 190. 990. 1003. 1820. 1835. 2460. 25. 551; Ars. 2131. Troyes 2296; S. P. Paris, Mss. fr. 2, 115. Ausg. J. Pinet, la montagne de contemplación, Lyon 1927; Bibl. das. S. 138. M e n d i c i t é s p i r i t u e l l e : Hss. Bibl. nat. 190. 909. (P.Paris, Mss. fr. 7, 224). 973. 990. 1003. 1835. 1847. 2440. 9575. 25551. Ars. 2131. Charieville 58, Tours 385, Brüssel 9274, 9305. Druck bei Brunet, Manuel 2, 1561. Ausg. Pinet, 1. c. S. 138. E x p o s i t i o n d e l a f o y etc. Tours 403. S. 138. T e s t a m e n t u m q u o t i d i a n u m : Lat. bei Du Pin 3, 762; franz. Hs. das. S. 138. D i a l o g u e s u r l a d o c t r i n e : Hs. Tours 379; s. Du Pin, Ausg. 4, 808. S. 138. A d d e u m v a d i t : Ausgabe Carnahan, Univ. of Illinois studies in Lang. a. Litt. 1917. S. auch Champion, Hist, poét. du X V e s., II, S. 168. Zur Ausg. s. Rom. 45, s . 540—43S. 138. O p u s c u l u m t r i p a r t i t u m : Hss. Bibl. nat. 13258. Charieville 58. Metz 600. lat. bei Du Pin 1, 425. Drucke beiBrunet, Manuel 2, 1557. S. 138. L i v r e de s a p i e n c e : Hss. s. P. Paris, Mss. fr. 7,391; Bibl. nat. 1028, 1795. 1796. Nouv. Acq. 1541. Brüssel 9299. Drucke bei Brunet, Manuel 2, 1560. S. 138. T r a i t é d e s t e m p t a t i o n s : Hss. Bibl. nat. 1003. 1793. 1861. 2095. 25551. Geneviève 2440. Ars. 2113. 3386. Metz 611. Tours 403. Troyes 630. 2296. S. 138. D i f f e r e n c e du p e c h é m o r t e l : Hss. Bibl. nat. 1003. 1793. 1843. 1861. Ars. 2113. 3386. Tours 312. Troyes 630. Brüssel 11 135. Lat. bei Du Pin 2, 141. S. 138. B r i e v e m a n i e r e de c o n f e s s e r : Hss. Bibl. nat. 1003. 1861. 24864. 25548. S. 138. D o c t r i n e c o n t r e c o n s c i e n c e : Hss. Bibl. nat. 25551. Troyes 2296; lat. bei Du Pin 3, 241. S. 138. D e d i v e r s i s d i a b o l i t e n t a t i o n i b u s ; lat. übers, bei Du Pin 3. 589. S. 138. D e q u o s i t c o g i t a n d u m , das. 602. Q u o m o d o p u e r J e s u s , das. 685. S. 138. M e d i t a t i o n e s a n i m a e , das. 697. A n a g o g i c u m , das. 4, 542. D i a l o g u s , das. 3, 740. D i a l o g u s c o r d i s , das. 830. S. 138. C o n s i d e r a t i o n e s , das. 622. E x h o r t a t i o , das. 729. S. 138. S p e c u l u m , das. 688. M i r o i r , P. Paris, Mss. fr. 7, 412. S. 139. C o m p l a i n t e p i t e a b l e : Hgg. v. Langlois, Rom. 1918—19, 5. 23. Ch. F. Ward, The Epistles on the Romance of the Rose and other documents in the Debate. Univ. Press of Gröber-Hofer, Gesch. d. mittelírz. Lit. I.
18
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Chicago, 1 9 1 1 . (S. Bibl. nat. n. acq. fr. 10059). Zu Hs. Bibl. nat. 990 s. P. Paris, Mss. fr. 7, 410. T r a c t a t u l u s in g a l l i c o . Du Pin, 3, 342. S. 139. J e h a n de C o u r t e c u i s s e . S. A.Coville, Recherches sur Jean de C. et ses oeuvres oratoires. Bibl. Ec. Chartes 65 (1904). Rechtsgelehrsamkeit. S. 140. J a c q u e s d ' A b l e i g e s : Guilhiermoz, Le ms. 4472 du f. fr. de la bibl. nat. et le Grand Coutumier de France. Bibl. Ec. des Chartes 1905 (66), S. 664. Delisle, l'Auteur du Gr. Cout. de France, Mém. de la s o c . . . . de l'Hist. de Paris, t. V I I I , 1881. — Ausg. v. Laboulaye et Dareste, P., 1868. S. 140. J e a n B o u t i l l i e r : S. Hist. litt, de la France X X X I I I , S. 154, ms. n. acq. fr. 20023. Paul Viollet, les établissements ds. s. Louis I, 347/57. Über eine Très ancienne Coutume de Bretaigne S. Hist. litt. 36, S. 577, Ausg., Hss. das. Übersetzer. S. 140. J e a n d u V i g n a y . E p i s t r e s , s . R o m . 2 5 , 3 9 3 f f . ZumKirchenspiegel.s.O. Jordan, J . de V . u . sein Kirchensp., Ha.,1905. Zum S. 141. Alexander s. P. Meyer, Rom. 25, 406. M i r o i r h y s t o r i a l . Hss. s. P. Paris, Mss. fr. 2, 88. Ferner Bibl. nat. 52; 3 0 8 — 3 1 1 ; 3 1 2 — 3 1 5 ; 316; 317—327; 328; 6353—59; 6394—99; 15456 bis 15457; Bern 98 u. a. m. V i t e n , s. Bouquet, Ree. des hist. d. Gaul. 23, 1 (Teile). Hss. das.; Meyer, Doc. mss. 17. 73; Rom. 25. 408. P. Paris, Mss. fr. 2. 88; Lit., Hist. litt. 18, 4 7 1 ; Berger, Bibl. fr. 224; Brosien, Neu. Arch. 4, 427. D i r e c t o i r e , s. P. Meyer, Rom. 25, 406; ders. in Doc. mss. 73. M e r v e i l l e s , s. P. Meyer, Doc. mss. S. 71. J e h a n L e l o n g , s. P. Meyer Doc. mss. S. 72; Anm.; dazu Bibl. nat. 1 2 2 0 2 , Bern 125. Weitere Übersetzungen: Hss. Bibl. nat. 1380; 2810; 12202; Bern 125. Delisle, Rech. II, p. 254, n. S. 142. 196. J e u des e s c h e s m o r a l i s é s . Rom. 25, 407. Hss. S. P. Paris, Mss. fr. 5, 16; Delisle, Invnt. des mss. fr. 2 (1878), S. 1 8 1 ; Bull. soc. anc. text. 1875, 49; ferner Bibl. nat. 572; 812; 1164; 1 1 7 0 ; 1728; 1729; 9197; 12440; Ars. 2725; 3254; 5107; Troyes 2138; Brüssel 1 1 0 5 0 ; 10394—104414; 1 1 0 7 4 bis 1 1 0 7 8 ; 1 1 0 4 5 ; 1 1 1 3 6 ; Lit. Hist. litt. 25, 29. 407. 941. J e h a n F r e r o n : Langlois, Not. Extr. 33, 2, 1 1 6 ; Delisle, Inv. S. 182; Bull. soc. anc. text. 1892, 95; ferner Bibl. nat. 578; nouv. acq. 720. Dijon 2982, Brüssel 10. 394; 1 1 0 4 5 . Lit. Hist. litt. 25, 26. E n s e i g n e m e n s , Rom. 25, 408. S. 142. Für die Übersetzer im Dienste des franz. Hofes vergi. Delisle Léop., Recherches sur la librairie de Charles V. P. 1907, 2 Bde. (zitiert als librairie). Das. Hss. u. Lit.
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S. 142. P i e r r e B e r s u i r e : Delisle, librairie, I, 21, 28. A . Thomas in Rom. 40 (1911) S. 97. Genf Ms. fr. 77 (Petau 180) u. Ms. fr. 79 (Petau 29) im Auszug. S. 142. J e a n de S y : S. Berger, la bible franç. S. 238 — 43. Ms. fr. 15397- S. Bibl. Ec. Ch. 70 (1909) S. 498ff. Hs. d. III. Dekade n. acq. fr. 21471. S. 143. S i m o n de H e s d i n : Delisle, librairie, I, 114 (ms. n. acq. fr. 20233). S. 143. J e a n de C o u r t e c u i s s e : Hss. P. Paris, Mss. fr. 2, 121 ; 5, 87; ferner Bibl. nat. 1020, 3887, 9186, 25270, 25548 (1403) u. 1081, Brüssel 9359, 9560 unter Laurents de Premierfait Namen, dem ebenso irrig in Bibl. nat. 1085 (vergl. Bibl. nat. 24283; Bern 246 anonym) Oresmes Economique beigelegt sind. Bibl. n. acq. fr. 20545, Briefe des Seneca an Lucilius. Genf M. fr. 79 (Petau 29). Über den Prediger, s. Coville in Bibl. Ec. des Chartes 65 (1904) S. 469ff. S. 143. J e a n H e n r y : L a gesine Nostre Dame. Hs. Bibl. nat. 1866. S. 143. J a c q u e s B a u c h a n t : Delisle, libr. I, 85. S. 143. J e a n D a u d i n : Delisle, Libr. I, 92. S. 144. R a o u l de P r e s l e s : Delisle, I, 107, 222—224. S. 144. N i e . O r e s m e : Delisle, Libr. I, 104. Bridrey Em., la théorie de la monnaie au X I V e siècle. Nie. Oresme. P. 1906. Quadriperti s. Bibl. Ec. Ch. 71 (1910) S. 32—38. S. 145. E v r a r t v. C o n t y : Hss. s. P. Paris, Mss. fr. 2, 205ff.; 4, 347. Delisle, Invent. 2, 163. S. 145. J e a n G o l e i n : Delisle, Libr. I, 94—104. S. 146. D e n i s F o u l e c h a t : Delisle, Libr. I, S. 73, 85ff. S. 146. J e a n C o r b e c h o n : Delisle, Libr. S. 91. S. 146. L i v r e a p p e l é r u s t i c a n : Delisle, Libr. I, 115. S. 146. J e h a n de B r i e : Ausg. P. Lacroix, 1879. Drucke bei Brunet Manuel i., 1256. Lit. Rom. VIII, 450/4; A. Thomas, Grande Encyclopédie V I I I , S. 11; H. Hauser, Rev. d'hist. litt, de la France, 1912, wo der Dichter in das 16. Jh. versetzt wird. Dazu A. Thomas, Rom. 42 (1913) S. 85. Die a n o n y m e n Übersetzungen, s. Delisle Libr. I, S. n 6 f f . Über die aus der Bibl. Karls V. erhaltenen Hss. vergl. Delisle, Libr. I, S. 142 ff. S. 146. P h i l i p p e d e M a i z i e r e s : Hss. s. P. Paris, Recherches sur l'auteur du Songe du vergier in Mém. de l'Ac. des inscr. 15, I, S. 350; Bibl. nat. 215, 537, 1066, 9200—01, 9199, 12442, 24290, 24291, 24542; Nouv. acq. 1048; Ars. 2682—83, Montpellier Med. 6; Brit. Mus. Roy. 19 C IV. Bibl. Ec. Ch. (1911) S. 573, Genf 184 (Petau 212). Drucke bei P. Paris, 1. c. 347 (frz. u. lat.) — Lit., P. Paris, 1. c. S. 336. Müller in 18*
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Ztschr. f. Kirchenrecht 14 (1877), S. 134 (s. G. Paris, Rom. 7, 149); Mas-Latrie in Bibl. Ec. Chartes 34 (1873) S. 74, 84. — S. 147. S o n g e du v i e l z p e l e r i n , s. Jorga, Philippe de Mezières, S. 468/71, 503, in Bibl. de l'école des Hautes Etudes, fase. 1 1 0 , 1896. Bibl. Ec. Ch. 72 (1911) S. 572; Genf, Ms. fr. 183 (Petau 175). S. Molinier IV, 3343. S. 147. G u i l l a u m e de T i g n o n v i l l e : Hss. s. P. Paris, Mss. fr. 5, i ; 6, 277; ferner Bibl. nat. 812, 1 1 0 5 , 1106, 1107, 1 1 3 4 , 1 1 6 4 , 1694, 12440, 1 9 1 2 3 , 1 9 1 2 4 , nouv. acq. fr. 1 0 0 5 9 , 10404, 10641.
Brüssel
9545,
10394/414, 10409, 10812, 1 1 0 7 1 , 1 1 1 0 7 , 1 1 1 0 8 , u m ;
Ars.
2311,
2312;
Tours
756, 7 5 7 ;
Bern
667. Drucke bei Brunet, Manuel 2, 765. — Lit. Robert Eder, Tignonvillana inedita, Rom. Forsch. 33 (1905), ältere Lit. das., S. 1 0 9 . S. 148. T i a u d e l e t : S. Parducci, L e Tiaudelet, traduction en vers du Theodolus, Rom. X L I V , S. 38; G. S. Hamilton, Theodolus, in Mod. Phil. V I I (1909) S. 1 7 3 — 1 7 5 , 179, V i l i ( 1 9 1 1 ) , S. 6 1 1 — 1 2 .
S. 148.
S. 148. S. 149. S. 149. S. 149.
D e r s . in R o m . 48, S .
124.
Über den dem Dichter Jaquemon Bochet zugeschriebenen mit Glossen versehenen Tiaudelet S. Rom. 44, S. 37ff. L i v r e du r o i M o d u s e t de l a r e i n e R a c i o : Ausg. Blaze, 1839. Hss. s. Werth. Z. R . Ph. 12, S. 384; Lit. das. S. 383. G a u t i e r le B r e t o n : Delisle, Librairie, I, S. 1 1 8 . J e h a n v. P a r i s : Hs. Bern B 196; Ausg. des Originals s. Potthast, Bibl. med. aevi I, 673. V e g e t i u s : S. Rom. 25, 402. A r i s t o t e l e s : P. Paris, Mss. fr. 5, i f f . ; vergi, auch Hs. Bibl. nat. 1 2 0 1 .
S. 149.
Erbauliche
Prosa.
S. 149. P r o s a f a s s u n g e n der Heiligenleben. Légendiers, s. Hist, litt. 33, S. 421 ff. ; Ms. 9225 v. Brüssel s. auch Rom. 34, 1905, S. 24—48.
Hs. Egerton
s. R o m . 3 9 ( 1 9 1 0 ) ,
S. 5 3 2 f f . ;
569;
R o m . 40 ( 1 9 1 1 ) , S. 4 1 .
S. 150. V ä t e r l e b e n s. unten. S. 150. M a r i e n w u n d e r in P r o s a : H. Vloberg, L a légende dorée de Notre Dame, P., 1 9 2 1 ; Bibl. zu acht Marienlegenden; A. Lepitre, L a vierge Marie dans la litt, franç. et provençale du m. âge. Lyon, 1905. S. 150. H i s t o i r e s t i r é e s de l ' A n c i e n T e s t a m e n t : Hugo Loh, Hist, tirées de l'Ancien Test. Diss., Münster, 1912. S. 150. J e h a n B e l e t : S. P. Paris, Mss. fr. 2, 87; Ward, Catal. of romances 2, 476; 549.
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S. 150. J e h a n d u V i g n a y ' s L e g e n d e d o r e e : Proben in Exposition de la messe from La Légende dorée with illuminations ed. b y Howard frère (Alcuin's Club Collect.) 2 (1899). S. 151. S. G e n e v i è v e : Köhler, Vie de S. Geneviève (1881), Einl. S. 52. Das. S. 51 betr. Thomas Benoist. S. 151. T u n g d a l u s l e g e n d e : P. Paris, Mss. fr. 6, 31; Ausg. H. Fnedel u. K . Meyer, La Vision de T., textes franc, anglonorm. et irlandais, P., 1907. (Ms. Bibl. nat. n. acq. fr. 10059, fol. 175 v»), S. 151. V ä t e r l e b e n : P. Paris, Mss. fr. 4, 92; 93. D i a l o g u e G r é g o i r e , P.Paris, 1. c. S. 91 ; ferner Bibl. nat. 9760, S. Geneviève 1373, Brüssel 9554. F r a n c i s c u s l e b e n , P. Paris, 1. c. S. 92. S. 151. C y n o u s d i t : P. Meyer, Rom. 16, 567; P. Paris, Mss. fr. 4, 77; 99. Hs. s. Meyer, 1. c. S. 568; dazu Geneviève 1465, Brüssel 9017 (mit dem Namen David Aubert's), 10388. Hist. litt. 36, S. 237—53, Hss. u. Bibl. das. (Bibl. nat. n. acq. s. fr. 11204, 11 273). S. 151. P r o v e r b e s r u r a u x e t v u l g a u x : S. Le Roux de Lincy, Livre des Proverbes franç., 2 (1859), S. 549; Ulrich, Z. frz. Spr. Lit. 24 (1902). Geschichtliche
Prosa.
S. 151. J e h a n d e s P r e i s : Myreur, Ausg. v. Borgnet et Bormans, 6 Bde. (1864—80). — Hss. S. Bormans, Chronique et geste, Einl. S. 189; Langlois in Not. Extr. 33, 2, 85. Lit. Bormans, 1. c. S. 88ff. Fris V., Les sources du Myreur d. H. de Jean d'O. pour l'hist. de Flandre (Fédér. archéol. et. hist, de Belg., Liège, 1909) und die früher für die Geste de Liège angegebene Lit. — T r e s o r i e r de p h i l o s o p h i e S. Bormans, 1. c. S. 88; Michelant in Bull, de l'Inst. archéol. liégeoise 10, 39. Mol. IV, 3464. S. 153. A n c i e n n e s c h r o n i q u e s de F l a n d r e : Ausg. Kervyn v. Lettenhove; Bouquet, Ree. des hist. d. Gaule, 22, 329 (Proben) Hss. das. S. 330; Brüssel 9568. Lit., Rom. 26, 111 ; Etud. déd. à Monod, S. 361 ; Pirenne, les sources de la Chron. de Fl. Mol. III, 2891; IV, 3459. S- 153. J a c q u e s de H e m r i c o u r t : Miroir etc. S. Balau Sylv., Etude crit. des sources de l'hist. du Pays de Liège. Mém. cour, p. l'Ac. royale de Belgique, 61 (1902—23), S. 546. Mol. IV, 3463S. 153. J e a n le B e l : Ausg. v. J. Viard et Deprez, Chronique de Jean le Bel, publ. pour la Soc. de l'hist. de France, 2 vol. P., 1904/5; Hs. u. Lit. das. Einl.; Jules Viard, la chron. de J. le
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B. et la Chronographie Regum Francorum, Bibl. Ec. Chartes 1905 (66) S. 540. Mol. IV, 3093. F r o i s s a r t : Ausg. Kervyn de Lettenhove (i863ff.); Luce et Raynaud (i869ff.); Buchon, 1852—53, 3 Bde. Redaktion des 1. Buches hgg. v. Kervyn de Lettenhove, 1863, 2 Bde.; Chroniques abrégées, hgg. v. Kervyn v. Lettenhove in Bd. 17 (1872) der Chroniques. Ältere Ausg. bei Potthast Bibl. medii aevi 1,473 ; Hss. das. S. 472 ; Kervyn de Lettenhove, Chroniques de F. I, 2; I, 2—3, S. 185, 397; Luce, Ausg. Bd. 1, Einl. S. 34, Bd. 9, Einl. S. 6; P. Paris, Mss. fr. 1, 97; 5, 374; Meyer, Doc. mss. (1871) S. 1 2 1 , 132; Schultz, Beschreibung der Breslauer Bilderhs. des Fr. (1867). Lit. s. früher. W. P. Ker, Essays on Mediaeval literature (1905), S. 135. Über ein bisher unbekanntes Ms. der livres I, I I der Chroniques s. Bibl. Ec. Ch. 83 (1922), S. 297ff. Mol. IV, 3094. C h r o n i q u e a b r e g é é : S. Bouquet, 1. c. 20, 647 (Teile). Hss., das.; Mol. I I I . 2536. C h r o n i k f. Philippe v. Valois. S. Bouquet, 21, 146; Hss. das.; Coudere in Et. déd. à Monod S. 438, Lit., das S. 415. Hist, litt. 36, S. 631. Mol. I I I , 2356. J e h a n du V i g n a y : S. Bouqet, 23, 1 (Proben). Hss. das.; Meyer, Doc. mss. 17, 73; Rom. 25, 408; P. Paris, Mss. fr. 2, 88; Lit., Hist. litt. 18, 471. Berger, Bible fr., S. 224; Brosien, in Neu. Arch. 4, 427. Mol. III, 2531. G e s t a L u d o v i c i : S. Bouquet 20, 3 1 3 (Stück). Hs. das S. 9. Mol. I I I , 2533. P i e r r e d ' O r g e m o n t : Grandes Chroniques, hgg. v. R. Delachenal, Soc. de l'hist. de Fr., 1910, 1916, 1920; Hs., Lit. das. Bd. 3. Mol. IV, 3099 s. Index S. 164. J e h a n de P a r i s : Hs. Bern. B. 196. Zum Original s. Potthast, Bibl., medii aevi 1, 673. Mol. III, 2854. P h i l i p p e v. M a i z i e r e s : Epistre lamentable, gedr. z. T. bei Kervyn v. Lettenhove, Froissart, 16, 444. Jorga N. Philippe de Mezieres et la croisade au X I V , s. Bibl. de l'école des Hautes E t . fasc. 110, 1896. Mol. IV, 3555; 3562. S e r v i t e u r de G u i de B l o i s : Gedr. bei Kervyn v. Lettenhove, Froissart, 15, 439; 16, 413 s. Deleville Le Roulx, L a France en Orient (1886), S. 212. Mol. IV, 3678. J e a n de N o y a i : Hs. u. Lit., Molinier, Chronique normande du X I V e siècle (1882). Einl. S. 60; Ders. in Annuaire de la Soc. de l'hist. de France 1883. S. 246 (Stück). Mol. IV, 3101. C h r o n i q u e n o r m a n d e : Ausg. A. et E . Molinier, 1882. Hss. das. Einl. S. 30. Lit. das.; Mol. IV, 3100.
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S. 159. C h r o n i q u e s d e s q u a t r e premiers Valois: Ausg. Luce, 1862. Hs. das. Einl. S. 41. Lit. das. Mol. IV, 3102. S. 159. J e a n L e f e v r e : Diarium, Ausg. Moranvillé (1887—91), 2 Bde. Hs. das. 1, Einl. S. 1. Mol. IV, 3576. S. 160. C h r o n i k v. Y o r k : Hgg. v. V. H. Galbraith, Manchester 1927. S. 160. C h r o n i q u e s de L o n d o n : Ausg. Aungier, 1844 (Cambd. Soc.). S. 160. N i c o l a s T r e v e t : S. Dictionaire of nat. biography Bd. 57 1899), S. 234. Hss. das.; Hardy, Descriptive catalogue 3 (1871) 295, 349, 365; Bibl. nat. 9687. Mol. III, 2881. S. 160. C h r o n i q u e de l a t r a ï s o n e t m o r t de R i c h a r t III. Hgg. v. Williams (Engl. hist. Soc., B d . 12, 1846) Hss. das. Einl. S. 83. Mol. II, 3988. S. 160. H a y t o n : Fleurs, Hss. u. Drucke in Bibl. Ec. Chartes 35, 93. Hist. litt. 25, 499. Lit. das. S. 479; Deleville Le Roux, La France orientale (1886) S. 64; J e h a n L e l o n g , Hss. Bibl. nat. 1830; Bern 125. Doutrepont, Litt. fr. à la cour des ducs de Bourgogne, S. 242. J e h a n du V i g n a y , Directoire (Hs. Brit. Mus. Bibl. Reg. 19. D. 1. Bl. i ô s d ) . Les merveilles de la terre d'outre mer, Hs. Brit. Mus. Bibl. Reg. 19. D. 1. Bl. i3öff.). Zur Übersetzung des J e h a n L e l o n g s. P. Meyer Doc. mss. S. 72; ferner Bibl. nat. 12202; Bern 125. Jehans du Vignay Übersetzungen über den Orient, Hss. Bibl. nat. 1380, 2810, 12202, Bern 125. S. O. Jordan, Jehan du Vignay u. sein Kirchenspiegel, Ha. 1905. Zu den Reisebeschreibungen über Jerusalem etc. Vergl. Michelant et Raynaud, Itinéraire de Jerusalem, 1882; Rom. 23, 500; H. Cordier, Les voyages en Asie du frère Odoric de Pordenone, 1891. Bull. soc. anc. textes 1895, 108. Mol. III, 3090. S. 161. J e a n de M a n d e v i l l e : Frz. Text in der Ausg. des engl. Textes v. Warner (Roxburghe Club 1890). Hss. Bibl. nat. 1403, 2129, 2810, 5586, 5633, 5634, 5635, 5636, 5637, 6109, 24436, 25284. Nouv. acq. 4515, 10723. A i x 148. Tours 947. Brüssel 10420, 10439, 1 1 1 4 1 , 14787. Bern 58; 125, A 280. Lit. Röhricht in Bibl. geogr. Palestinae (1879), S. 79ff-; Wollseif fen, Die ungedr. lat. Versionen Mandevilles, 1886; Bovenschen, Quellen der Reisebeschreibung des John v. M. in Ztschr. der Ges. f. Erdkunde 23 (1888) S. 177; Pannier, les Lapidaires fr. (1882) S. 191; Bullet, d'hist litt. fr. des PaysBas, 1902—03, S. 118 (Brügge 1906), H. Cordier, Jehan de Mandevie. Chauvin in Wallonia S. 237—42. N. A. Cramer, Inleiding op eene utgabe der Reis van Jan v. Mandeville, Leiden 1908. Mélanges phil. p. p. Mario EspositoFlorenz 1921. N. V I I , Le paradis terrestre chez le Pseudo-Mandeville (Quelle ist der Iter. Alex. Magni ad Paradisum).
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B ÜCHERVERZEICHNIS.
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S. 179. M i r a k e l : S. E . Roy, Etudes s. le théâtre fr. du X I V e siècle. La Comédie sans Titre et les miracles de Notre-Dame, Revue Bourguignon 1901. Bd. 1 1 , S. C X X (über Daten u. Autoren). S. 180. M i r a c l e s de N o s t r e D a m e : Hgg. v. G. Paris u. Robert, 1870—83, Soc. Ane. Textes. Hs. s. Ausg.; Jubinal, Myst. inédits I (1837); Einl. S. 24; Monmerqué et Michel, Théâtre fr. (1839), S. 216; P. Paris, Mss. fr. I, 234. — Lit. Petit de Julleville, Myst. 2, 226ff.; Schiött, Archiv 68, S. 129; Schnell, Abfassungszeit der Miracles N. D. 1885; Ders., Untersuchungen überd. Verfasser d. Miracles N. D. 1885 ; Voigt, Die Mirakel der Hs. 819, welche epische Stoffe behandeln, 1883; Jensen, Die Miracles de N. D. untersucht in ihrem Verhältnis zu Gautier de Coincy 1892 ; Wieck, Der Teufel auf d. mittelalt. Mysterienbühne, 1887; Müller, Das Rondel in den Mirakelspielen, 1884; Poewe Jul., Sprache u. Verskunst der Myst. inédits du X V e s. (abgedr. v. A. Jubinal, Paris 1837). Diss. Halle 1900. Loewinski H., Die Lyrik in d. M. de N. D., Berlin 1909; H. Meyer, Die Predigten in den M. N. D., R. F. 1912, S. 706/98. Heinze P., Die Engel auf der mittelalterl. Mysterienbühne Frankreichs, Grfsw. 1905. Patzer C., The miracles de N. D. and the XIV*h century, Mod. Lang. Notes X X , 2. S. 180. A l e x i u s : S. Petit de Julleville, Myst. 2, 47, 76; B e r t h e , s. das. S. 26. S. 181. D ' u n e n f a n t q u i f u d o n n é au d y a b l e : Gedr. noch bei Keller, Un miracle de N. D. 1865. — Lit. Petit de Julleville Myst. 2, 228; Mussafia, Die von Gautier de C. benützten Quellen, S. 17, Vergi. Hs. Bibl. nat. 410, Nr. 21 (s. das Verz. bei P. Paris, Mss. fr. 4, i f f . ) ; ebenso in Hs. Bibl. nat. 881, fol. 139. S. 181. C o m m e n t e l l e d é l i v r a une a b b e s s e : Lit. Petit de Julleville, 1. c. 2, 2 3 1 ; Mussafia, Gautier, S. 9; Vies des anc. pères, gedr. bei Méon, Nouv. ree., 2, 314. Das Mirakel steht auch in Hs. Bibl. nat. 410, Nr. 3 1 . S. 182. D ' u n e n o n n e q u i l a i s s a son a b b a i e . Lit. Petit de Julleville, 2, 241; Gröber im Försterband (1902) S. 421. S. 182. De l ' e m p e r e u r J u l i e n : Gedr. auch bei Du Méril, Origines du théâtre moderne (1849) S. 305. Lit. Petit de Julleville, 2, 254; Mussafia, 1. c. 6; Prosa Hs. 410, Nr. 155. (?) S. 182. P r é v o s t que N o s t r e D a m e d é l i v r a : S. Petit de Julleville 2, 258; Mussafia, 1. c. 5 u. 6; Prosa in Hs. 1881, fol. 162; 410, Nr. 61. S. 183. L e p a r o i s s i a n e s c o u m e n i é : S. Petit de Julleville, 2, 265; Mussafia, S. 26.
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BÙCHERVERZEICHNIS.
S. 183. C h a n o i n e q u i se m a r i a : Petit de Julleville 2, 272; Mussafia, S. 7; Prosa Hs. 410, Nr. 10 (oder 169?). S. 184. De une f e m m e q u e N. D. g a r d a d ' e s t r e a r s e : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel S. 327. Lit. Petit de Julleville I, 158; 2, 291; Mussafia S. 38, Prosa Hs. 410, Nr. 29. S. 184. L ' e m p e r e r i s de R o m e : Gedr. noch v. Monmerqué u. Michel, S. 365. Lit. Petit de Julleville 2, 293; Mussafia S. 28; Schiôtt im Archiv 68, 163. S. 184. M a r c h a n t et j u i f : S. Petitde Julleville2,317;MussafiaS. 10. S. 185. L ' e v e s q u e que l ' a r c e d i a c r e m u r t r i t : S. Petit de Julleville 2, 233. S. 185. Un m a r c h a n t et un l a r r o n : S. Petit de Julleville 2, 250. S. 185. P a p e q u i v e n d i le b a s m e : Petit de Julleville 2, 242. S. 186. J e a n C r i s o s t h o m u s : Gedr. auch v. Wahlund, 1875; S. Petit de Julleville 2, 238. S. 186. J e a n le P a u l u : S. Petit de Julleville 2, 30; I, 177; Weber in Rom. 6, 329. S. 186. E v e s q u e a q u i N. D. d o n n a un j o u e l d ' o r : S. Petit de Julleville 2, 248. S. 187. Un e n f a n t que N. D. r e s u c i t a : Petit de Julleville 2, 260; I, 163. S. 187. L a mère du p a p e : Petit de Julleville 2, 261. S. 187. P i e r r e le c h a n g e u r : Petit de Julleville 2, 320. S. 188. De l a f i l l e du r o y de H o n g r i e : Gedr. noch bei Monmerqué u. Michel, S. 481 ; S. Petit de Julleville 2, 300; Suchier, Philippe de Remi, I, Einl. S. 84. S. 188. De l a f i l l e d ' u n r o y : Petitde Julleville 2, 322; Wesselofsky in Novella della figlia del re di Dacia (1866), Einl. S. 66. S. 189. M i r a c l e du r o y T h i e r r y : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel, S. 4 3 1 ; S. Petit de Julleville 2, 297. S. 190. L a f e m m e du r o y de P o r t i g a l : Petit de Julleville 2, 235; I, 136; Kòhler in Rom. 1 1 , 581. S. 191. De O t o n r o y d ' E s p a g n e : Gedr. bei Monmerqué u. Michel, S. 4 3 1 ; S. Petit de Julleville 2, 297. S. 191. M a r q u i s e de la G a u d i n e : Gedr. auch v. Silvestre, Coll.de poésies etc. Nr. 1 3 ; S. Petit de Julleville 2, 252; I, 140. S. 192. M i r a c l e de B e r t h e : Gedr. auch bei Silvestre Nr. 9; S. Petit de Julleville 2, 305; I, 143. S. 192. R o b e r t le d i a b l e : Gedr. auch von der Soc. des antiq. de Normandie 1836; von Fournier, 1879; S. Petit de Julleville 2, 3 1 0 ; I, 149. S. 193. A m i s et A m i l e s : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel, S. 219; S. Kôlbing in Paul u. Braune, Beitr. 4, 307; Petit de Julleville 2, 284.
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193. 194. 194. 194. 195.
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S. G u i l l a u m e : S. Petit de Julleville 2, 245. S. A l e x i s : S. Petit de Julleville 2, 330. T h e o d o r e : S., Petit de Julleville 2, 267. S. S e v e s t r e etc. Petit de Julleville 2, 275. B a r l a a m et J o s a p h a t : Gedr. auch bei Meyer u. Zotenberg, Barlaam u. Josaphat (1864) S. 368, S. Petit de Julleville 2, 277. 195. S. I g n a c e : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel S. 265; S. Petit de Julleville 2, 287. 195. S. L o r e n s : S., Petit de Julleville 2, 326. 195. S. V a l e n t i n : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel S. 294; S. Petit de Julleville 2, 289. 196. S. P a n t h a l e o n : S. Petit de Julleville 2, 281; Hss. der lat. vita Troyes Nr. 2, 1248. 1636. 196. S. B a u t h e u c h : Gedr. auch bei Langlois Du Pont-de-l'Arche, Essai sur les énervés de Jumièges (1838) S. 97. S. Petit de Julleville 2, 3 1 3 ; Franz. Version s. bei Langlois, 1. c. S. 70. Hss. noch Bibl. nat. Cangé 10, 309 ( ?) ; Troyes 1955. 197. C l o v i s : Gedr. auch bei Monmerqué u. Michel, S. 609; S. Petit de Julleville 2, 329; I, 153. 197. N a t i v i t é n o s t r e s e i g n e u r : Gedr. auch bei Du Méril, Origines lat. du théâtre fr., S. 354; S. Petit de Julleville 2, 236. 199. C h e v a l i e r q u i d o n n a sa f e m m e au d i a b l e : Gedr. in Viollet le Duc, Ane. théâtre fr. 3 (1854), S. 425; Fournier, Théâtre fr. avant la Renaissance, S. 175; S. Petit de Julleville 2, 335. Zur Legenda aurea s. Ausg. Grässe S. 513, Abschn. 3. 200. J e u n e f i l l e l a q u e l l e se v o u l u t a b a n d o n n e r : Gedr. v. De Montaran, Ree. de livrets rares et curieux, 1829; S. Petit de Julleville 2, 340; I, 168. 200. De la h o s t i e : Gcdr. Aix 1 8 1 7 ; S. Parfaict, Hist. du théâtre fr. 2, 365; Petit de Julleville 2, 574. 200. M i s t è r e de l ' i n s t i t u t i o n de l ' o r d r e des f r è r e s p r e s c h e u r s : S. Petit de Julleville. 2, 522. 201. F r e i b u r g e r F r a g m e n t e , S. Rom. 51, S. 5 i i f f . 201. l a b o u r g e o i s e de R o m e . S. Petit de Julleville 2, 75. 201. E s t o i r e de G r i s e l d i s : Ausg. Groeneveld 1888 (S. Mussafia in Litbl. f. germ. rom. Phil. 10, 3 1 7 ; Risop, Archiv 83, 466). A. Glomeau, P. 1923 (ms. Bibl. nat. 2203) (S. Rom. 50, S. 130—133). Vergi. Schuster Rieh., Griseldis in der frz. Literatur, Tübingen 1909; v. Westenholz, Griseldissage in der Litgesch. 1888; Wannenmacher, Griseldissage auf der iber. Halbinsel, 1894. Petit de Julleville 2, 342. Zur Aufführung in Metz s. Petit de Julleville 2, 60.
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BÜCHERVERZEICHNIS.
S. 202. H e i l i g e n m i r a k e l . S. 202. Aufführung im 14. J h . s. Petit de Julleville 2, 4ff., 644. S. 203. C r e s p i n e t C r e s p i n i a n : Ausg. Desalles et Chabaille, 1856; S. Petit de Julleville 2, 498; 502; 1 6 ; 2 7 ; 54; O. Ostrowski, le myst. de S. Crespin etc. Diss. Grfsw. 1909. S. 204. S. B a r b e : S. Petit de Julleville 2, 20, 38, 44, 48, 63, 4 8 1 / 2 , 486, 645; S. P . Louis Pottoer, la vie et Histoire de M e S. Barbe, Laval, 1902), Max Brandenburg, Die festen Strophengebilde u. einige metrische Künsteleien des Myst. de S. Barbe. Grfsw. 1907; Seefeldt Paul, Studien über die verschiedenen mittelalterlichen dram. Fassungen der Barbaralegende. Grfsw. 1908. S. 205. S. P i e r r e e t S. P a u l : S. Petit de Julleville 2, 21, 548; Parfaict 2, 563. S. 205. A n d r e a s : S. Petit de Julleville 2, 27, 467; Parfaict 3, 27. Karl Wolkenhauer, Das Myst. de S. André, Grfsw. 1905. S. 205. H. L a u r e n s : Ausg. Söderhjelm u. Wallenskiöld, Acta societ. scientif. Fennicae, 18. Bd. (1891) S. 111; Lit. das. S. 1 1 3 ; Söderhjelm, De s. Laurent (1888), Einl. S. 24; Petit de Julleville 2, 524; ferner 2, 28, 3 1 , 55. S. 205. M a d e l a i n e s p i e l : Petit de Julleville. 2, 644, 533. S. 206. M i s t è r e de s. C r i s t o f l e : Ausg. H. de Chateaugiron et Artaud, 1 8 3 3 ; S. Petit de Julleville 2, 4 9 1 ; 30. S. 206. H. A d r i e n : Petit de Julleville 2, 645; Herrn. Vinquist, Etude s. la langue du myst. de S. Adrien, Lund 1909; Ausgabe des L i v r e von Picot (Roxburghe Club), 1895 (s. Tobler Z. R . Ph. 20, 408); Petit de Julleville 2, 466. S. 207. S. N i c o l a s : Ausg. 1868 (Baillieu); Petit de Julleville 2, 27, 42, 66, 541, Anm.; Ch. Samarin, Rem. 5 1 , S. 1 9 1 — 9 7 ; Rom. 53, S. 297—99. Ida de Valle de Paz, la leggenda di S. Nicola nella tradizione poetica medioevale in Francia. Florenz, 1 9 2 1 . H. Fissen, Das Leben d. h. Nikolaus in d. altfr. Lit., Gött. 1921. O. Weydig, Beiträge zur Geschichte des Mirakelspieles in Frankreich. Das Nikolausmirakel. J e n a 1910. S. 207. S. D i d i e r : Ausg. Carnandet, 1855. Petit de Julleville 2, 43» 5°9. I. 2 3 1 , 322. Vita, gedr. Acta sanetorum, Mai 5, 244. S. 207. S. Q u e n t i n : Ausg. H. Chatelain, 1908; Petit de Julleville 2, 549; 22; Langlois in Rom. 22, 552. S. 208. H. V i n c e n t : Petit de Julleville 2, 5 6 1 ; 34. S. 208. R o y A v e n i r : Max Hippe, le myst. du Roy Avenir, Grfsw. 1906. S. 209. S e b a s t i a n : Petit de Julleville 2, 18, 557, 560. S. 209. Y s t o i r e de l a v i e de s. G e n i s : Ausg. Mostert u. Stengel, 1895; Hss. u. Lit. das. S. 3 ; Petit de Julleville 2, 520.
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S. 209. S. C l e m e n t : Ausg. Abel, 1861; Hs. s. Einl.; Petit de Julleville 2, 493 ; Tinius Fritz, Studien über das myst. de S. Clement. Grfsw. 1909. S. 210. S. B e r n a r d de M e n t h o n : Ausg. Le Coy de la Marche, 1888; Hss. u. Lit. s. Einl. S. 23; Ders. in Rev. du monde cath. 12, 735, 849; Jac. Fourmann, Rom. Forsch. 32, Ô25ff. P. Aebischer, Le Myst. de S. B. deM. (Augusta Praetoria 1925, S. 49Îf. u. S. A.). S. 210. S. M a r t i n : Hgg. v. P. Guillaume, Rev. lang. rom. L H (1909); Silvestre, Coll. de poésies Nr. 14 (1841) ; s. Petit de Julleville 2, 535S. 211. S. F i a c r e : Petit de Julleville 2, 513. S. 211. S. M a r g u e r i t e : Petit de Julleville 2, 531; I, 344. S. 211. S. R e m i : Petit de Julleville 2, 555; Hinrichs Bruno, Le myst. de S. Remi, Grfsw. 1907. S. 211. L ' a s s o m p t i o n de l a v i e r g e M a r i e : Petit de Julleville I, 274; 2, 470; Parfaict, 3, 73 (2, 560). S. 212. A s c e n s i o n de la V i e r g e : Petit de Julleville. 2, 473. S. 212. M y s t è r e s d e r B i b l . S . G e n e v i è v e . Ausg. Jubinal, Myst. inédits 2 Bde. (1837); Hs. das. 2, 5; Petit de Julleville 2, 379; Zur Lit. vergl. 2, 502, 504, 510, 515, 544, 546; Poewe, Sprache u. Verskunst der Myst. inédits (Jubinal) (1890); E. Roy, Etudes sur le théâtre fr. du X I V e et X V e siècle, Rev., Bourguignonne Bd. 11 (1901) (vergl. Charles Urbain, Quelques points de l'hist. du théâtre au moyen âge etc. Bull, du Bibliophile 1902, 492ff.; N. Valois im Journ. des Sav., déc. 1903). S. 212. Zu den Aufführungen in Orléans u. Compiègne s. Petit de Julleville 2, 18, 21. S. 212. M a r t i r e s. P e r r e e t s. P o l : Über das Bruchstück eines Peter-Paul-Mirakels mit teilweise wörtl. übereinstimmenden Text s. Andresen Z. R. Ph. 26, 77 ff. S. 212. M i s t e r e S. E t i e n n e und C o n v e r s i o n S. P o l : Gedr. bei Fournier, Théâtre fr. avant la Ren., S. i, 17. S. 213. M y s t e r e s. D e n i s : S. Erler, Das Mystère de S. Denis in Hs. Nr. 1041 der Nat. Bibl., 1896. S. 213. V i e de s. F i a c r e : Gedr. bei Fournier, S. 19; Jubinal, I, 304; s. das. S. 394; Petit de Julleville 2, 511. S. 213. M y s t è r e de s. L o u i s : Ausg. Michel 1871; Hs. s. Einl. S 4; Otto, Krit. Studie über das Jeu s. Loys, 1897. S. 214. M y s t è r e . Emile Roy, Le Mystère de la Passion en France du X V e au X V I e siècle. Etude accomp. de textes inédits. P. 1905 (dazu A. Jeanroy im Journ. des Sav. sept. 1906 (auch Sonderdr.), Rom. 35 (1906) 365ff. S. 214. Zu J a s o n : Vergl. Olivier de la Marche, ed. Beaune et D'Ar-
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S. 215.
S. 215. S. 216.
S. 216. S. 216.
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S. 218.
S. 220.
S. 221.
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baumont, 2, 258 (vergl. auch das. 2, 378, 3, 143). Zur Aufführung v. Cambrai s. Petit de Julleville 2, 5. Zum Ausdruck ministerium s. das I, 188; 2, 35. A u f f ü h r u n g e n v. M y s t e r e s s. Petit de Julleville 2, 3ff.; 644; Finot in Bull. hist, et phil. (Comité des travaux hist.) 1899, S. 504 (Lille). J o s e p h : S. Hss. bei Jacob, Bibl. dramat. de Mr. de Soleinne I (1843), S. 120; Druck v. Silvestre 1835. P a s s i o P a l a t i n a : Ausg. v. Karl Christ in Z. R . Phil. 40 (1920) S. 405/88; Zur Hs. s. Christ, Die altfrz. Hss. der Palatina, Beihft. z. Zentralblatt f. Bibliothekswesen X L V I (1916); Grace Frank, L a Passion du Palatinus, Class, fr. du m. âge, 30 (1922) ; Grace Frank, The Palatine Passion and the développement of the Passion Play, Publ. of the Mod. Lang. Ass. of America X X X V (1920) 464 ff. B r u c h s t ü c k v. S i t t e n : Hgg. v. Bédier Rom. 24 (1895), S. 86 ff. P a s s i o n s g e d i c h t der Jongleurs, s. Herrn. Theben, Die altfr. Achtsilbnerredaktion der Passion, Diss. Grfsw. 1909; ferner Erich Pfuhl, Die weitere Fassung der altfr. Dichtung über Christi Höllenfahrt u. Auferstehung, Diss. Grfsw. 1909 (m. Teildrucken). — D a s Passionsgedicht der Jongleurs nach Hs. O. 2. 14 des Trinity College v. Cambridge u. Var. der Hs. B. N. 20040 hgg. v. Fr. A. Foster, The Northern Passion, Early engl, text soc., original series 145, 147 (1913, 1916). Zum Drama (Bibl.) vergl. Becker Walter, Die Sage v. d. Höllenfahrt Christi i. d. altfrz. Lit., R. F. 32. P a s s i o n d ' A u t u n : S. E. Roy, Le Mystère de la Passion; Fr. Schumacher, Les éléments narratifs de la Passion d'Autun, Rom. 1908, S. 570. M y s t è r e s d e r Hs. S . G e n e v i è v e : Gedruckt bei Jubinal Bd. 2; vergl. dazu ein Fragment mit abweichendem Text in Bibl. Ec. Ch. 85 (1924) S. 310—22 (vom T e x t Jubinal II. S. 156ff.) S. E. Roy, 1. c.; Ders., Etudes sur le théâtre fr. du X V e siècle. L a comédie sans titre. (Zeit- u. Ortsbestimmungen). Ders. Le mystère de la Passion en France; Weydig Otto, Beiträge zur Geschichte des Mirakelspieles. L e J o u r du J u g e m e n t : Ausg. E . Roy, Etudes sur le théâtre fr. au X I V e siècle. Le Jour du Jugement, mystère sur le grande schisme. P., 1903. P a s s i o n de S e m u r : Hgg. v. E . Roy, 1. c. Emil Streblow: Le Mystère de Semur (Paris, Bibl. Nat. f. fr. 904). Ergänzende Bemerkungen zu der Ausgabe v. Roy. Vergleichung d. Passion v. Semur mit der von Arras, etc. Diss. Grfsw. 1905.
BÜCHERVERZEICHNIS.
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S. 223. E u s t a c h e M e r c a d é : S. Einleitung zur Ausg. des Mystère de la Passion v. Richard (dazu Stengel in Zeitschr. frz. Spr. Lit. 17, II, 217); E. Roy, le Mystère de la Passion en France, S. 275; A. Jeanroy, Rom. X X X V , 373 u. Journ. des Sav. sept. 1906, S. 491; A. Thomas in Rom. 35, 583 (Notice biogr. sur E . Mere.). Ein neues Ms. der Vengeance s. Bibl. Ec. Ch. 71 (1910) S. 58ff. bes. S. 63. S. 223. P a s s i o n : Ausg. v. Jules-Marie Richard, Arras, 1893; Petit de Julleville 2, 4 1 5 ; I, 3 1 4 ; G. Paris, Rom. 16, 4 1 7 ; E.Pein, Untersuchungen über die Verfasser der Passion u. der Vengeance Jhesucrist der Stadtbibl. v. Arras, Diss. Grfsw. 1903; B . Oldörp, Untersuchungen über das Mystere „ L a Vengeance" N. S. etc. Diss. Grfsw. 1907. S. 223. D e b a t d e r S c h w e s t e r n : S. Hope Trawer, The four Daughters of God. Bryn Mawr College Monographs. Monogr. Series VI, 1907; Ders. in Publ. Mod. Lang. Ass. of Am. 40 (1925) S. 44—92. S. 224. V e n g e a n c e : S. Ausg. der Passion, Einl. S. 20 und die Diss, v. E . Pein, B . Oldörp u. Geister Otto, Die Teufelsszenen i. d. Passion v. A., Grfw. 1907. Zu den Aufführungen der Vengeance vergl. Petit de Julleville 2, 1 2 ; 18, 451. S. 225. A r n o u l G r e b a n : S. Champion, Hist, poétique du X V e siècle, II, S. 133—188; Hss. u. Bibl. das.; Ausgabe des Mystère de la Passion v. G. Paris et G. Raynaud, 1878. S. 225. L e s a c t e s des a p o s t r e s : S. Raymond Lebègue, Le Mystère des Actes des Apôtres. P., 1929. Mss. u. Ausg. das.. Ch. II, S. 3Öff. Drucke auch bei Petit de Julleville 2, 461. S. 227. Zum L a i s. Picot, Rom. 19, 595; 22, 281; zur C o m p l a i n t e , Piaget, Rom. 22, 230. S. 227. J e a n M i c h e l : S. Petit de Julleville I, 324, 2, 437. Zur Aufführung s. Petit de Julleville 2, 49; 56; Die Erweiterungen s. Petit de Julleville 2, 439; Parfaict 2, 239; I, 73ff. E . Roy, Mystère. Kruse Kurt, Jehan Michel: Das Mystère de la Passion Jesu Christ joué à Paris et Angiers u. sein Verhältnis zu der Passion v. Arnoul Greban u. zu den beiden Valencienner Passionen. Dis.. Grfsw. 1903. Das G e s a m t m y s t e r e Petit de Julleville 2, 4 1 1 ; Bibl. Ec. Chartes 3, 448; G. Paris in Einl. zur Passion Greban's, S. 25; P. Paris, Mss. fr. 7, 212 (Hs. 904 v. 1488). S. 228. Passionen v. V a l e n c i e n n e s : S. die Diss. u. Teildrucke von H. Gieße, L a Passion de J . Chr. jouée à Valenciennes l'an 1547. Grfsw. 1905; A. Kneisel, Das Myst. de la Passion J . Chr. etc. Grfsw. 1906; H. Schreiner, Weitere Studien z. Val. Passion, Grfsw. 1907; K . Mokros, Weitere Studien über
Gröber-Hofer, Gesch. d. mitteUrz. Üt. I.
19
2Ç0
S. 229. S. 229.
S. 229.
S. 230. S. 230.
S. 235. S. 235.
S. 236.
S. 237.
S. 238.
BÜCHERVERZEICHNIS.
das Mystère „ L a Passion de J . Cr." etc., Grfsw. 1908; O. Schaab, Studien über den Teil der beiden Val. Passionsmyst., welcher über die Auferstehung Christi handelt. Grfsw. 1909; B . Koeppen, Die beiden Val. Passionen in ihrem Verhältnis zu den Quellen. Grfsw. 1 9 1 1 . Noel Dupire, Rom. 48, S. 571. R e s u r r e c t i o n de J h e s u : S. Petit de Julleville, 2, 446; Lebègue, Actes des Apôtres, S. 7. M y s t è r e de la C o n c e p t i o n : S. K . Kraatz, Le Myst. de la Conception... de Marie. Grfsw. 1906; E . Franke, Untersuchungen über das Myst. de la Conception, Grfsw. 1909. I n c a r n a t i o n u. N a t i v i t é de J e s u s C h r i s t : Ausg. L e Verdier, 3 Bde. (1884—86); S. Lit. Bd. 3; Petit de Julleville 2, 430, 36; Parfaict 2, 494. M y s t è r e du j u g e m e n t de dieu. S. Petit de Julleville 2, 494. A l t t e s t a m . M y s t e r i e n : Ausg. J . de Rothschild, Le mystere du Viel Testament, 6 Bde. (1878—91). Druck das. 1, 2 1 ; S. Petit de Julleville 2, 352; Sepet in Bibl. Ec. Chartes 38 (1877), S. 429; A. Meyer, Die Sprache des Myst. du V. Test. Diss. Heidelb. Historisches Drama. S i e g e d ' O r l e a n s : Ausg. Guessard et de Certain, 1862; Hs. das. Einlt. S. 3; S. Vallet de Virivillc, Bibl. Ec. Chartes 25 (1864) S. 1 ; Tivier, Hist. de la litt. dram. (1873) S. 280; Ders., Et. sur le myst. du Siège d'Orl., (1868), S. 1 ; Petit de Julleville 2, 576; Becker, Die Mysterien Le siège d'Orl. und L a destruction de Troye, 1886; Hanebuth, Die hauptsächlichsten Jeanne d'Arc-Dichtungen, 1893; Meyer Alfr., Das Kulturhistorische in Le Myst. du Siège d'Orl., 1906. D e s t r u c t i o n de T r o y e le g r a n t : Ausg. Stengel, 1883. Hss. u. Drucke s. Einl. S. 6; Häpke, Krit. Beiträge zu Milet's dram. Istorie de la Destr. de Troye (1899), S. 7; Wunder, Über J . M.'s Destr. de Tr. (1868), S. 4; Petit de Julleville 2, 569; Olivier, J . M.'s Destr. de Troye, 1899; Becker, Das Myst. Le siège d'Orl.; Tivier in Hist. de la litt. dram. S. 383, Petit de Julleville 2, 569; I, 3 1 5 ; Piaget in Rom. 22, 230; Bayot, la légende de Troie à la cour de Bourgogne, 1908; Guy, Rhétoriqueurs S. 18. N a r z i s s u s , hgg. v. A. Hilka, 92. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur. Sitzung d. Sekt. f. neuere Philol. v. 23. Juli 1914. Breslau 1914. Allegorisches Drama. Moralité. Petit de Julleville, Répertoire du théâtre comique en France. 1886; Ders. Les comédiens en France, 1885.
BÜCHERVERZEICHNIS.
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S. 238. S e p t v e r t u s et s e p t v i c e s : S. Petit de Julleville, Rép. S. 324. S. 238. Zu den Aufführungen von Schülern s. Petit de Julleville Rép. ad 1439 u. Les comédiens, S. 291. Moralité v. 1451, s. Rép. S. 336, 337, 341, 345, 346, 349. S. 238. D a n s e m a c a b r e : S. Doutrepont S. 362. S. 239. Hs. Bibl. nat 24341, Ausg. v. Leroux de Lincy et Michel, Recueil de farces, moralités et sermons joyeux, 1837, 4 Bde. S. 239. M i r a k e l v. h. E l o i : S. Petit de Julleville, Rép. S. 37. S. 239. B i e n a v i s é , M a l a v i s é : S. Rép. S. 39, Parfaict 2, 1 1 3 ; Babelon Jean, La Moralité de Bien avisé, 1910. S. 240. S i m o n B o u g o u i n : S. Rép. S. 67. Parfaict 3, 1 1 2 . (Druck v. 1508) Bertoni, Per la fortuna dei Trionfi in Francia, Modena 1904, S. Rom. 30, S. 574; E s p i n e t t e s. Brunet, Manuel 2, 1062. Zum Spiel v. Tarascon s. Rép. S. 67. S. 240. H o m m e p e c h e u r : S. Petit de Julleville, S. 72. S. 240. L a c r o i x F a u b i n : Rép. S. 52; P. Paris, Mss. fr. 7, 216. S. 240. P a u v r e p e u p l e , B o n r e n o n etc.: S. Rép., S. 96; Picot in der Ausg. des Adrianmirakels, Einl. S. 20. S. 240. E x c e l l e n c e , S c i e n c e etc.: S. Rép. 63. S. 240. L e p e t i t . L e g r a n d etc.: Rép. S. 97; Catalogue des livres de la Bibl. de Mr. le duc de la Vallière 3 (1783) S. 413. S. 241. A u c u n , C o n n a i s s a n c e etc.: S. Rép. S. 37. S. 341. Hs. v. C h a n t i l l y , hgg. v. G. Cohen, Mystères et moralités du ras. 617 de Ch., Bibl. du XVe siècle, X X V , 1920; Dazu E. Hoepffner in Rom. 47 (1921), S. 607; 48 (1922), S. 62; A. Lângfors, Le Miroir de la vie et de Mort, etc., Rom. 47, S. 5 1 1 ; 48, S. 14. S. 242. K o m i s c h e s D r a m a . L u s t s p i e l . D i a l o g u n d M o n o l o g . Sammlungen. Le Roux de Lincy et Michel, Ree. de farces, moralités et sermons joyeux (1857), 4 Bde.; Viollet le Duc, Ancien théâtre fr., Bd. 1—3 ( 1854ff.) ; Picot et Nyrop, Nouv. rec. de farces fr., 1880; Jacob bibliophile, Ree. de farces, soties et moralités, 1859; Fournier, Le théâtre fr. avant la Renaissance, 1872; Mabile, Choix de farces, sotties et moralités, 1872; Picot, Rec. général des soties. Soc. A. Textes 1903—1912; — Lit. Petit de Julleville, les comédiens au m. âge, 1885; Répertoire du théâtre comique en France 1885; la comédie et les moeurs en France au m. âge, 1886; Picot, la sottie en France, Rom. 7, 236; Sepet in Origines catholiques (1901) S. 418; P. Toldo, Etudes sur le théâtre fr. du m. âge et sur le rôle de la nouvelle dans les farces et dans les comédies. Studi di filologia romanza I X ; Beneke Aug., Das
Gröber-Hofer, Gesell, d. mittelfrz. I.it. I.
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S. 242.
S. 244.
S. 244.
S. 244. S. 245.
S. 245. S. 245. S. 245. S. 245. S. 246. S. 246. S. 246.
BÜCHERVERZEICHNIS.
Repertoire und die Quellen der frz. Farce, Jena 1 9 1 0 ; Wiedenhofen Aug., Beiträge z. Entwicklungsgeschichte der frz. Farce, Münster 1 9 1 3 ; Rolland Joachim, Le théâtre comique en France avant le X V e siècle. (Essai bibliographique) P., 1927. (Edition de la Rev. des Etudes Litt.). M a l b e c , M a l e g o r g e , M a l e g u ê p e : Petit de Julleville, Rép. 159. Aufführungen zu Festen etc. s. Rép. 32Ôff., S. 3 4 i f f . M e s t i e r , M a r c h a n d i s e : Gedr. bei Fournier S. 44; Le Roux de Lincy 4; S. Petit de Julleville, Rép. 176, über Hs. u. Lit. M a r c h a n d i s e et M e s t i e r : Gedr. bei Fournier S. 6 1 ; Viollet le Duc 3, 249; Druck s. Rép. S. 162; Lit. s. Ausg.; Magnin im Journ. Sav. 1858, S. 421. B e r g e r i e m o r a l e : Gedr. bei Fournier S. 54; Viollet le Duc 3, S. 2 1 3 ; Druck u. Lit. s. Rép. S. 179. M a r c h e b a u etc., V a p a r t o u t , gedr. bei Lecocq, Hist. du théâtre en Picardie (1880), S. 207; Fleury, Origine et développement de l'art théâtral dans la prov. de Reims (1881), S. 249; in Bull, de la Soc. acad. de Laon 12 (1861) S. 154; bei de Beauvillé, Ree. de doc. concernant la Picardie 1 (1860) S. 149; in Mém. de la Soc. des antiq. de Picardie, 2. sér., 3 (1854) S. 565; Hs. u. Lit. s. Ausg. Petit de Julleville, Rép. S. 251, 340. T r o i s c o m m e r e s : Gedr. Rom. 10, 553; Lit. das. u. bei Petit de Julleville, S. 213. L a m e r e , l a f i l l e , le t é m o i n : Le Roux I, 22; Mabille II. Un a v e u g l e , son v a l e t et une t r i p i è r e : Le Roux I, 1 2 ; Mabille I, 80. P a s t é e t l a t a r t e : Ausg. Pannier, 1875; gedr. bei Fournier S. 1 2 ; Violett le Duc 2, 64; Petit de Julleville S. 190. F a r c e du P e c t : Viollet I, 94. L e C u v i e r : Violett I, 32; Fournier 192, Picot 1. M a i s t r e P i e r r e P a t h e l i n : Ausg. Jacob bibliophile, 1876, ders. im Ree. de farces, S. 3; Genin 1854; Fournier S. 86; Schneegans Fr., Bibl. romanica N. 60, 61, 1908; R . T. Holbrook, Class. fr. du m. âge 35; Maistre P. Pathelin, Facs. d. Ausg., v. 1485 (Guillaume Le Roy in Lyon) v. E . Picot, Soc. des Textes fr. modernes 1907. Maistre P. Pathelin Hystorié, Facsimile d. Ausg. v. Marion de Malaunoy (1500) in S. A. T. Liste der Drucke das. Lit. Petit de Julleville, Rép. S. 191 ff. ; R. T. Holbrook Etudes sur Pathelin in Elliot Monographs in the Rom. lang. a. litt. V (1917), Drucke u. Manuskr. das.; Ders. in Mod. Phil. I I I S. 1 1 7 ; Ders. in Rom.
B ÜCHERVERZEICHNIS.
S. 246. S. 247. S . 247. S. 247. S. 247. S. S. S. S.
247. 247. 247. 247.
S. 247. S. 247. S. 248.
S. S. S. S. S.
248. 248. 249. 249. 249.
S. 249. S. 249. S. 250.
S. 250. S. 250. S. 250. S. 251. S. 251. S. 251.
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46 (1920) S. 84; Rom. 54 (1928) S. 66; Louis Cons, L'auteur de la Farce P., Elliot Monographs etc. 17 (1926); Schumacher J., Studien zur Farce P., Berlin 1 9 1 1 ; Leo Jordan, Archiv 123, S. 342 ff. L e N o u v e a u P a t h e l i n : Gedr. bei Jacob, Ree. de farces S. 119. — Siehe Petit de Julleville, S. 187. L e t e s t a m e n t de P a t h e l i n : Gedr. bel Jacob 1. c. S. 175. L a f e m m e , le b a d i n e t d e u x v o i s i n s : Le Roux III, 10. L e s f e m m e s q u i d e m a n d e n t l e s a r r é r a g e s de l e u r s m a r i s : Viollet 1, 63. D e u x m a r i s e t l e u r s f e m m e s : Violet I, 145, Picot 115; dazu Einl. S. L V I I I f f . O b s t i n a t i o n d e s f e m m e s : Viollet I, 21, Fournier 126. L e P o n t a u x A s n e s : Viollet I, 135, Fournier S. 148. L e n o u v e a u m a r i é : Violet i, 11. L e m a r i , l a f e m m e , le b a d i n , l ' a m o u r e u x : Viollet I, 179. M a h u e t b a d i n , n a t i f de B a g n o l e t : Viollet II, 80. F r è r e G u i l l e b e r t : Violett I, 305. S o t i e : Siehe Picot, Recueil de Soties, Soc. A. Textes, 1902ff., u. die hier gegebenen Ausführungen zu den einzelnen Stücken. L e s t r o i s g a l a n s : S. Petit de Julleville S. 143. L e s m e n u s p r o p o s : S. Petit de Julleville S. 168. G e n s n o u v e a u x : Petit de Julleville S. 145. F o l i e d e s G o r r i e r s : Petit de Julleville S. 137. L e s d e u x G a l l a n s e t u n e f e m m e : S. Petit de Julleville S. 142. L e s t r o i s g a l a n s e t P h i l i p o t : S. Petit de Julleville S. 141. L e s t r o i s g a l a n s e t u n b a d i n : S. Petit de Julleville S. 142. Monolog, Sermon j o y e u x , Dialog. S. Picot in Romania 15, 358; 16, 438; 17, 207; Petit de Julleville Rép. S. 259; Jacobson J. P., Essai sur les origines de la Comédie en France au m. âge. P. 1910. S e r m o n de S. R a i s i n : Gedr. bei Montaiglon II, 112. — S. Picot Rom. 15, 363. S e r m o n de s. F a u l c e t : Gedr. bei Montaiglon 13, S. 289; S. Picot Rom. 15, 366. B a r b e s e t b r a y e s : S. Picot Rom. 15, S. 387. J o l y c u l : S. Picot Rom. 15, S. 386. J e a n P i n a r d : Ausg. Crapelet 1851; gedr. in Poésies et chansons auxerroises (1882) S. 19; Picot, Rom. 15, S. 387. Q u i b i b u n t m e etc.: S. Picot Rom. 16, S. 438. 20*
294 S. 251. S e r m o n
B ÙCHERVERZEICHNIS.
du p o u l
e t de
la p u s s e :
S. Picot Rom. 16,
S- 453S. 251. D u f r a n c a r c h i e r de B a i g n o l l e t : Gedr. bei Violet le Duc 2, 326; Picot et Nyrop, S. 47; Drucke s. Picot Rom. 16, 522; Picot et Nyrop, Einl. S. 26. — Lit. s. das. u. Rom. 16, S. 518; Petit de Julleville, Rép. S. 268. S. 251. D e M a i l l e p a y e e t de B a i l l e v e n t : Gedr. bei Fournier S. 113 u. in Ausg. Villons (z. B. Jannet, S. 164). S. Petit de Julleville S. 174.
NAMENSVERZEICHNIS.
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NAMENSVERZEICHNIS. Die Heiligenleben und Heiligendramen sind unter dem Buchstaben H in eigener Rubrik verzeichnet. Dichter, deren Vor- und Familienname bekannt sind, werden unter beiden Namen geführt, z. B. Jean Bouchet unter Jean und Bouchet. A B C Plantefolie 122 Acart, Jehan, de Hesdin 29 Actes des Apôtres 225 Adam de la Haie 248 Aegidius Romanusi45 Agnes und Meleus 164 Agnesleben 145 Aimon, quatre fils 101 Alain Chartier 6, 7, 8, 10, 12, 42 Alanus v. Lille 79, 91 Albertano v.Brescia 79 Albertus Magnus 81 Albumazar 95 Alexander 141, 162 Alexis Guillaume 232, 246 Alexius (Spiel) 194 Alfons v. Castilien 146 Allegorische Gedichte 80 Alttestamentliche Mysterien 230 Amadeus V I I . v. Savoyen 42 Amis und Amiles 97 (Epos), 193 (Miracle) Amoureuse 9 (Lied) Anciennes Chroniques de Flandre 153 André de la Vigne 211 Aneau Barthélémy 175 Anjou 3, 4 Anticlaudian 79
Antoine de la Sale 12 Apparition M. Jehan de Meun 74 Arbre d'amours 92 Arbre de Batailles 134 Archilés, le levrier.115 Aristoteles 67, 85, 86 92, 144 Arnoul Greban 169,225 Art d'amour 92 Ascension de la Vierge (Spiel) 212 Asseneth, Ystoire 163 Assomption de la vierge Marie (Spiel) 211 Attila 114 Aubriot Hugo 120 Aucun, Connaissance, Malice, Puissance, Autorité, Malheur (Spiel) 241 Audigier (Spiel) 244 Augustin 86, 144, 146 Aveugle, un, son valet et une tripière (Spiel) 245 Azincourt 2
Barthélémy v. Glanvil 128 Bartholomäus Anglicus 77, 146 Basle, Concile de (Spiel) 241 Basoche 168 Basochiens 167, 168 Bastart de Bouillon 104 Batailles, Arbre de 134 Bauchant Jacques 143 Baude Henri 168, 239 Baudet Herenc 248 Baudouin d'Avesnes 159 Baudouin de Condé 83, 84, 118 Baudouin de Sebourc 103 Bayonne 2 Beda 224 Belet Jehan 141, 150 Belle Helaine de Constantinople 108 Benoist Thomas 151 Bergerette 10 Bergerie morale Mieux Badaut Raymon 92 que devant 244 Ballade 9, 28, 70 Berinus 161 Barlaam et Josaphat Bernardus Guidonis (Spiel) 195 145 Barbes et brayes Bersuire Pierre 142 (Spiel) 250 Berte as grans pies Barthélémy Aneau 175 (Miracle) 192
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NAMENSVERZEICHNIS.
Bertrand du Guesclin 2. 52, 54- 55. " 9 . 120 Biard Philipp 217 Bibel 142, 144 Bibelbearbeitungen 121 Bien avisé, Mal avisé (Spiel) 239 Billouart, Sermon de 250 Blanchet Jean 161 Blanchet Pierre 168 Bochet Jacquemon 148 Boece, Consolacion (des Jean de Sy)i42 Boethius (Übersetzungen) 79, 95 Bon berger 146 Bonadventurai29,222 Bonet Honoré 74, 134 Bonne Jehan 202 Bonnet Jehan 135 Bons enfants 168 Bonverier 241 Bordeaux 2 Borgia Cesare 249 Bouchet Jean 175 Bouciquaut 4, 43 Boudin, Dit du 132 Bougouin Simon (auch Bourgoin) 240 Bourgeoise de Rome 178, 203 Boutillier Jean 140 Brest 2 Bretagne 4 Bretonische Passion 228 Bretons, Combat des 30; 116 Brevets 131 Brisebarre 89, 113,122
Brocardus 141 Brun de la Montagne 105 Brunetto Latini 92 Bruyant Jacques 90 Biïhneneinrichtung i69ff. Burgund, Hof 4 Calais 1, 2, 3 Cangé, Ms. 180 Cardinot 249 Cassian v. Marseillei45 Cassiodor 81 Castillon 2 Cato 67 Catull 67, 69 Cent Balades s. livre des Cent Balades 43 Cent nouvelles nouvelles 12 Cesare Borgia 249 Chace dou cerf 77 Chandos John 120 Chandos le herault 120 Chanson royale 28, 70 Chant royal 9, 28, 70 Chantilly (Spiele) 241 Chapel des 3 fleurs de lis 81 Chapuis Jehan 76 Charles d ' I v r y 44 Charles d'Orléans 7, 10, 12, 79 Charles le Chauve 99 Charles le Mauvais 14 Chartier Alain 6, 7, 8, 10, 12, 42 Chastellain 241 Chemin de Paradis 149 Cherbourg 2 Chevalet Claude 175 Chevalier au Cygnei03 Chevalier qui donna sa
femme au dia ble (Spiel) 179 Chevalerie, Livre de 134 Choquet Loys 175 Christi Leidensgeschichte 124 Christine v. Pisa 6, 7, 8,9,12,42,43,73,74 Chronik (des Klosters S. Marie v.York) 160 Chronique Abregée 158 Chroniques d'Espagne 145 Chroniques de Flandre 152 Chroniques de London 160 Chronique normande 159 Chronique de la Traison et mort de Richard II 160 Chroniques des quatre premiers Valois 159 Cicero 67, 81, 92, 95 Cimelier 119 Ciperis de Vignevaux 98 Claude Chevalet 175 Claude Doleson 175 Clemens V I I . 76 Clovis (Spiel) 197 Colin de Henaut 118 Collart Haubiert 78 Collations des peres 145 Combat des trente Bretons 116 Complainte de l'eglise 76 Complainte des compagnons 78 Complainte über Poitier 116
Comtesse de Ponthieu 163 Concile de Basle 241 Confrerie de la Passion 167, 212 Confreries 176 Consolatio philosophiae, Übers. 79 Consolation de Boece (d. Jean de Sy) 142 Conte de Poitiers 191 Conversion de S.Pierre et de S. Paul 212 Copale Servais 134 Coquillart 250, 251 Corbechon Jean 96, 146 Cornards oder Connards 168 Couldrette 1 1 1 , 163 Court Amoureuse v. Paris 4 Courtecuisse Jehan 139, 143 Coutumiers 140 Crécy, Schlacht v. 1, 3. 14 Cri (Inszenierung) 178 Croix Faubin (Spiel) 240 Curet Pierre 174, 204 Cuvelier 1 1 , 97, 1 1 9 Cuvier, le (Spiel) 246 Cy nous dit 151 Danse macabre 238 Danseurs maudits 129 Daudin Jean 143 Débat d. Jungfrau 122 Deduiz de la chasse 77 Demandes pour la joute 134 Denis Foulechat 146 Denis d'Hormes 148
NAMENSVERZEICHNIS.
297
Deschamps 3, 5, 6, 7, 8, 9, 15, 19, 27, 28, 42, 45ff., 242, 248 Description des obseques de B.du Guesclin 120 Destrees Jean 245 Destruction de Troye le grant (Spiel) 236 Deux maris et leurs femmes (Spiel) 247 Dialogue Grégoire 150
Dit des planetes 1 3 1 Dit de la Rose 122 Dit de traverces 130 Ditz moraulz des philosophes 147 Doctrinal aux simples gens 136 Doleson Claude 175 Drama 12, 166 ff. Dramatische Dichtung 166 ff. Druct-Vygnon 97 Dupin Jean 133 Durand v. Champagne 130
151 Diktion der Schauspieler 177 Dionysius Areopagita 86 Directoire a faire le passage de Terre Sainte 141 Discours en forme de sermon 251 Disputoison des pastourelles 76 Disticha Catonis 72,81 Dit des Amans 131 Dit des V I I I blasons 118 Dit borjois borjon 1 3 1 Dit du boudin 132 Dit du hardi cheval 132 Dit des clers 1 3 1 Dit du vilain despensier 1 3 1 Dit des estas du siecle 79 Dit de l'evesque 89 Dit de Flourence de Rome 100 Dit des hérauts 118 Dit des douze moisi3i Dit des I I I mortes et des I I I vives 130
Eduard, der schwarze Prinz 120 Eduard I I I . 1 Education des enfants nobles 145 Ehe Märiens 122 Elioxe 189 Elisabeth v. NassauSaarbrücken 96 Eloy du Mont 175 Enfances Garin 102 Enfant voué au diable 122 Enfants sans souci 167, 168 Enseignements nouveaux d'un père à son fils 136 Enseignements ou ordonnances (des Théodore Paleologue) 142 Entrée de Spagne 108 Epische Dichtung 96 Epistre lamentable sur le fait du roy de Honguerie 159 Epistres et evangiles
298
NAMENSVERZEICHNIS.
de tout l'an (Jehan du Vignay) 1 4 1 Ermengau Matfré 92 Eschecs amoureux 91 Escole de Foy 122 Escritel 1 7 1 Espagne, Chroniques d' 145 Espinette du jeune prince conquérant le royaume de bonne renomee 240 Estât et Maintien 77 Estienne Lanquelier
deux voisins (Spiel) 247 Femmes, les, qui demandent les arérages (Spiel) 247 Fernand Pacheco 31 Fête des fous 168 Flamant Guillaume 175, 207 Flandern 1 Flandre, anc. chroniques 153 —, chroniques 152 Fleurs de lis 1 1 7 Floichot Jehan 221 Flourence de Rome, Dit 100 Folie des Gorriers 249 Formigny, Sieg v. 2 Fosseries 173 Foulechat Denis 146 Foulques, Fitz Warin, Histoire de 164 Franc archier de Baignolet 251 François d'Auberchicourt 44 Freron Jehan 142 Fretellus 161 Froissart 5, 6, 7, 9, 10, 1 1 , 3off., 76, 105,
123 Estoire deGriseldis 201 Etaples, Vertrag v. 3 Eustache, Prior 129 Eustache Mercadé 175 223 Eustache Morel s. Deschamps 45 ff Everard de Gatole 126 Evrart v. Conty 145 Excellence, Science, Paris et Peuple 240 Exemple du riche homme et du lardre 79 Facetus 1 3 1 Fainiere 29 Farce 242 ff Farce moralisée des Gens nouveaux 249 Farce du Pect 243, 246 Farce de Tripet 244 Faubin, la croix (Spiel) 240 Faucon Nicolas 160 Faulcet, Sermon de S. 250 Feintes 173 Femme, la, le badin et
I54ff.,
241
Fürstenhöfe 4 Fumeurs 168 Gace de la Buigne 77 Galans, les deux et une femme qui se nomme Sancté (Spiel) 249 Galans, les trois et un badin (Spiel) 249 Galans, les trois et Phillipot (Spiel) 249
Galfried v. Monmouth 162 Galien le restoré 161 Garin, Enfances 102 Gaston de Foix 32, 77, 105 Gaulart Jean de Chavenges 128 Gautier v. Aragon 108 Gautier le Breton 148 Gautier de Coincy 180, 184 Geffroi von Paris 250 Geoffroi de Charny 76, 134 Geoffroi de la Tour Landry 135 Germain Jacquet 172 Gerson 75, 137, 168 Gervasius v. Tilbury 141 Gesamtmysterium 228 Gesta Ludovici (frz. Übersetzung des Guillaume de Nangis) 158 Geste de Bretons en Italie 1 1 8 Geste de Liege 1 1 6 Geu des trois rois 218 Gilles Malet 142, 143 Gillion le Muisit, 5, 77, 88, 148 Girart v. Roussillon 103 Godefroi de Bouillon 103 Godefroy de Paris 166 Golein Jean 145 Gonzalo de Hinojosa 145 Gower, John 44, 80 Grand Coutumier 140 Greban Arnoul 225
N AMENSVERZEICHNIS. Greban Simon 175, 205, 225, 236 Griseldis, Estoire de (Spiel) 201 Grossetête Robert 148 Grotius Hugo 74 Gueria v. Monglane 161 Guerre de Metz 1 1 5 Gui de Tournant 96 Guido v. Colonna 92, 14O Guillaume (Verfasser der Description des obseques de Bertrand du Guesclin) 120 Guillaume Alexis 232 Guillaume de S. André 1 1 8 Guillaume d'Angleterre 107 Guillaume de la Chiere 172 Guillaume de Digulleviile 83ff. Guillaume le Doyen 175 Guillelmus Durantus 145 Guillaume Flamant 175. 207 Guillaume de Nangis 158 Guillaume de la Penne 118 Guillaume de la Perriere 93 Guillaume de Tignonville 44, 147 Guillebert frère (Spiel) 247 Guy v. Blois 31 Guy de Roye 136
299
Guy V I de la Tremoille Heilige: Didier (Spiel) 170, 207 44 Guyenne 1 — Dieudonne (Gedicht) 123 Hairon, Voeu du 1 1 7 — Eloi (Spiel) 175, 186, 203, 239 Hangest Pierre 148 Haidoyn, seigneur de — Estiene (Spiel) 2 1 2 Fointainnes-Guerin — Evroul (Gedicht) 123 77 Harent d'Antioche 141 — Ferreol et Ferjus (Spiel) 174, 203 Haubiert, Collart 78 — Fiacre (Spiel) 2 1 1 , Hayton 160 213 Hector et Hercules 1 1 4 — Firmin 203 (Spiel) Heilende Kerze 128 — Franciscus (Vita) Heilige (Legenden) 150, 1 5 1 — Adrien (Spiel) 206, — Franz v. Assisi 239 (Gedicht) 123 — Agnes 145, 203 — Genesius (Spiel) (Spiel) 209 — Andreas (Spiel) 205 Genoveva (Legen— — Antonius (Spiel) de) 1 5 1 , 212 (Spiel) 203 — Antonius v. Padua — Georg, 123 (Gedicht), 151 (Prosa) 123 — Barbara, Gedicht 202, 203 (Spiel) — Germain (Spiel) 123 203 — Barbe (Spiel) 172, 173, 178, 202, 204 —Gregor (Gedicht) — Bauthuuch (Spiel) 123 196 — Guillaume du de— Bernard de Mensert (Spiel) 193 thon (Spiel) 210 — Ignace (Spiel 195 — Catherine 123, 166, — Jean Bouche d'Or 174, 202 (Gedicht) 123 — Christofle (Spiel) — Jean Crisosthomus 1 7 1 , 206 (Spiel) 186 —Christoph (Gedicht) — Johannes der Täufer (Spiel) 167, 202 123 — Clement (Spiel) 209 — Josef (Spiel) 169 — Crespin et Cres- — Josse (Gedicht) 124 pinian (Spiel) 176, — Katharina (Spiel) 203 174 —Denis (Spiel) 212, — Laurens (Spiel) 170, 213 172, 195, 202, 205
3oo Heilige : Leu (Gedicht) 124 — Ludwig (Spiel) 172, 213 — Lupus (Spiel) 203 — Maclou (Spiel) 202 — Madelaine (Spiel) 205/6 — Margarete (Gedicht) 124, 211, (Spiel) — Maria Magdalena (Gedicht) 124 — Marthe (Spiel) 205 — Martin (Spiel) 176, 210, 211 — Michael (Spiel) 202 — Moritz (Spiel) 203 — Nicolas (Spiel) 207 — Pantaleon (Spiel) 196 — Pierre et Paul martire 205, 212, 213 — Quentin 124, 179, 207 — Remigius (Spiel) 211 — Romain (Spiel) 203 — Sebastian 125 (Gedicht), 209 (Spiel) — Sevestre (Spiel) 194 — Simon de Crepy (Gedicht) 124 — Susanne (Spiel) 203 — Theodora (Spiel) 194 — Theophilus (mystère) 167 — Valentin (Spiel) 195 — Victor (Spiel) 175, 202 — Vincent (Spiel) 208
NAMENSVERZEICHNIS.
Heilige: Vitus (Spiel) 202 — Wandru (Spiel) 202 — Y v e s (Gedicht) 124 Heiligenleben (Verse) 123 ff. Heiligenlegenden 121 Heiligenspiele 202 ff Heinrich V . 2 Helaine, Belle, de Constantinople 108 Helinand 81 Henri Baude 168, 239 Henry Jean 143 Henri de Laon 118 Herenc Baudet 248 Herodot 67 Histoires tirées de l'anc. Test. 150 Hohelied 121 Homme juste et homme mondain (Spiel) 240 Homme pecheur (Spiel) 240 Honein Ibn Ishak 148 Honoré Bonet 74, 134 Hugues Capet 97 Hugo de Pierrepont 116 Hugo Aubriot 120 Hugo Grotius 74 Huon d'Auvergne 110 Huon v. Meri 84 Huonsgeste 103 Hutin de Vermeilles 43
Isidor 81 Isolde 36 Istoire de Flandre (Bauduin d'Avesnes) 159 Jacobus de Cessolis 142 Jacobus de Voragine 150 Jacquemon Bochet 148 Jacques d'Ableiges 140 Jacques Bauchant 143 Jacques Bruyant 90 Jacques de Hemricourt 153 Jacques de Longuyon 113 Jacques Milet 175, 227, 236 Jacquet Germain 172 Jacquet d'Orléans 44 Jagdbücher 77 Jean, Übersetzer, 121, Dichter des Dit des amants 131 Jean Acart de Hesdin 29 Jehan J
d'Abondance
75 Jean d'Arras 163 Jehan d'Avesnes 164 Jean le Bel 153 Jehan Belet 141, 150 Jean de Berry 44, 143, Incarnation de Jhesu 163 Christ 229 Jean de Biteri 118 Innocenz III. 54 Jean Blanchet 161 Institutiones (Justi- Jehan Bonne 202 nian frz.) 149 Jean Bonnet 135 Isabella v. Bayern 2, Jean Bouchet 175 31. 42, 157 Jean de Bourgogne
dit à la barbe s. Jean de Mandeville 161 Jean Boutillier 140 Jean de Brie 146 Jean de Bucy 44 Jean de Carthemy 91 Jean de Cham brillac44 Jean Chapuis 76 Jean Chaulier (s. Gerson) 137 Jean de la Chiere 173 Jean de Cis 79 Jean Corbechon 146 Jean le Court dit Brisebarre 89, 1 1 3 , 122 Jean de Courtecuisse 139. 143 Jean de Cresecque 43 Jean Daudin 143 Jean Destrees 245 Jean Dupin 133 Jean d'Estouteville 120 Jean de Fillon (Venette) 122, 124, 128 Jehan Floichot 221 Jehan Freron 142 Jehan Froissart s. Froissart Jean Gaulart de Chavenges 128 Jean Golein 145 Jean Henry 143 Jean Lefevre, Bischof v. Chartres 159 Jehan Lefevre, Dichter 72 Jehan Lelong 160, 161 Jean Lemaire 236 Jehan Louvet 167, 169, 175 Jean de Mailly 44 Jehan de Mandeville 161
NAMENSVERZEICHNIS.
301
Jehan de Meungç 1,141 Jean Michel 175, 227 Jean Molinet 207, 250 Jean Montbeliard 175 Jehan de le Motte 78, 87—88, 1 1 3 , 118 Jean de Noyai 159 Jean Oudin 209 Jean de Saint-Martin 125 Jean de Saint Pierre, seneschal d'Eu 43 Jehan v. Paris 149, 159 Jehan le Petit 75 Jehan du Perier, dit le Prieur 173, 174, 175, 208, 209, 229 Jean Pinard 251 Jehan des Preis d'Outremeuse 116, 1 5 1 , 206 Jean Priorat 141 Jean de S. Quentin 100, 122, 125 Jehan Raynzford 121 Jean Rosier 173 Jean, seigneur de Chambrillac 44 Jean le Seneschal 43 Jean de Stavelot 152 Jean de Sy 142 Jean de Venette 122, 124, 128 Jehan du Vignay 140, 141, 150, 161, 196 Jeanne d'Arc 2 Jeanne de Bourgogne 140 Jeanne d'Evreuxi,136 Jesu Kindheit 1 2 1 Jesus Sirach 95 Jeu des esches moralisés 142
Jeu de Pelerinage humain (Spiel) 241 Jeu des trois rois 218 Jofroi v. Waterford 134 Johann II. (Übersetzer für) 140 Johann X X I I . 14 Johann v. Böhmen 31, 115 Johann v. Burgund 2, 75 Johann der Gute 1 Johann v. Legnano 134 Johann v. Luxemburg r 4 Johann v. Monzon 75, 76 Johann v. Navarra 108 Johann v. Salisbury 69, 146 Johann v. Schwaben 121 Johannes de Carlandia 92 John Gower 44, 80 Joly cul 251 Jour du jugement 212, 220 Jourdain de Blaives 97 Journées 178 Justin 67, 69 Juvenal 67, 69 Karl IV. i KarlV. 2, 4, 6 , 1 1 , 1 5 , 6 5 Karl VI. 2, 4, 5, 65, 74- M7 Karl V I I . 2 Karl V I I I . 3 Kindheit Jesu 1 2 1
302
NAMENSVERZEICHNIS.
Lamentations 78 Lancelot 36 Lanquelier Estienne 123 La Salle 118 Laurent frère 81, 150 Lay 10, 28 Le Bel 92 Leben der 3 Marien 124 Lefèvre Jean, Bischof v. Chartres 159 Lefevre Jehan (Dichter) 72 Legenda aurea, frz. Übersetzung 150 Légendiers (Erbauliche Prosa) 149 Leidensgeschichte Christi (Gedicht) 124 Lelong Johann 160, 161 Lemaire Jean 236 Lenditgedicht 132 Leonardov.Arezzo 142 Levrier Archilès 1 1 5 Liebeshöfe 4 Liège, Geste de 1 1 6 Lignum vitae 129 Lion de Bourges 1 1 0 Lionnet de Coesmes 44 Livius 67, 69 Livre des Geoffroy de Charny 77 Livre appelé Rustican 146 Livre des Cent Balades 43 Livre du champ d'or 75 Livre de chevalerie 134 Livre des divinations 144
Livre de Fortune 89 Livre de l'information des princes 145 Livre du bon Jehan, duc de Bretagne 1 1 8 Livre de lamentations de mariage 73 Livre de leesce 73 Livre de Lusignan n i Livre de Mandevie 133 Livre de Melusine 163 Livre du miracle de Basqueville 75 Livre du roi Modus et de la reine Racio 77, 148 Livre de nature 149 Livre royal 128 Livre des secres Aristote 134 Livre des secrets aux philosophes 135 Livre du trésor de venerie 77 Lokalchroniken 1 1 5 London, chroniques de 160 Louis v. Bourbon 5 Louis de Chatillon 38 Louis, monseigneur de Tourraine 44 Loupvent Nicolas 175 Lourdinet (Spiel) 244 Louvet, Jean, 167, 169, 175 Loys Choquet 175 Ludwig (Vita) 141,158 Ludwig X I . 3 Ludwig v. Orléans 2, 46, 62, 75 Lukian 69 Lysias 67 Macaire 191
Machaut, Guillaume de 5, 7, 8, 9, 10, 1 1 , 12, 14 ff., 35, 64, 77 Mahuet badin, natif de Bagnolet (Spiel) 247 Maillepaye, de, et de Baillevent (Dialog) 251 Maistre Pierre Pathelin 246 Malbec, Malgorge, Maleguêpe (Spiel) 242 Malet Gilles 142, 143 Mallart 96 Mandelette, L a (Spiel) 244 Mansions 171 Marcellin Richard 205, 210 Marchandise et Mestier (Spiel) 244 Marchebeau, Galop, amour et Convoitise (Spiel) 245 Marco Polo 160 Margarethe v. Joinville et Vaudement 96 Mari, Le, la femme, le badin, l'amoureux (Spiel) 247 Mariage des I X filles au diable 129 Mariale 127 Marias Ehe 122 Marie, Assomption (Spiel) 2 1 1 Marie: mystere de la Conception de la vierge Marie etc.229 Marienklage 122 Marien, Leben der drei 124
Marienmirakel 17Qff. Marienwunder in Prosa 150 Martin v. Braga 143 Martin le Franc 8, 42 Martin v. Troppau 134 Martinus frere 122 Matfré Ermengau 92 Matheolus 73 Matthieu maistre 152 Maugis d'Aigremont 100 Meditations 78 Meliador 105 Melibeus (lat., frz.) 79 Melusine, livre de, 163 Meneur 178 Menus propos (Spiel) 248 Mère, la, la fille, le témoin etc. (Spiel)245 Merlin 162 Mercadet Eustache 175. 223 Merveilles de la terre d'Oultremer 141 Mesnagier de Paris 90, 136 Mestier, Marchandise Bergier, Temps qui court, Les gens (Spiel) 244 Metz, L a guerre de 115 Meurvin 103 Michel le Flameng 175 203 Michel Jean 175, 227 Mieux que devant (Spiel) 244 Milet Jacques 236 Mimik 177 Minochio 108 Miracles 12, 179ff. Mireur du monde 130
NAMENSVERZEICHNIS.
303
Miroir historial (des Jean de Noyai) 159 Miroir des Nobles de Hesbaie 153 Mirour de l'Omme 80 Miserere des Reclus de Molliens 130 Modus, livre du roi et de la reine Racio qui parle des deduiz et de pestilence 148 Molinet Jean 207, 250 Monolog 251 Monstre 178 Monstrelet 218 Montbeliard Jean 175 Moralité (Gattung) 238 ff, Moralité des sept péchés mortels (Spiel) 241 Moralitez sur le jeu des eschecs 142 Morel Eustache (siehe Deschamps) 45 fï. Myreur des histoires (Jean des Preis) 151 Mystère de la Conception, Nativité, du Mariage et l'Annonciation de la Benoiste Vierge Marie avec la Nativité de Jhesuchrist et de son enfance 229 Mystere du jugement de dieu 230 Mystere de la Passion (Greban) 225 Mystères 12, 2i4ff. Mystères, alttest, 230 Mystères der Hs. S. Geneviève 218
Narzissusspiel 237 Nativité de Jesu Christ 197, 218, 229 Nicola da Casola 114, 124 Nicolas Faucon 160 Nicolas de Gonesse 143 Nicolas de Lire 226 Nicolas Loupvent 175 Nicolas Trevet 160 Nicolas da Verona 109, 113. 124 Nicole 92 Nicole de Margival 29, 92 Nicole Oresme 144, 167 Nouveau Marié Le, (Spiel) 247 Noveau Pathelin, Le 246 Obstination des femmes 247 (Spiel) Ogier 100, 117 Oisivetez des empereres 142 Oldrado di Ponte v. Lodi 134 Ordoricus v. Friaul 141, 161 Ordre d'amour 92 Oreloge de sapience 121 Oresme Nicolas 144, 167 Orléans, Hof v. 5 Orléans, Siège d', 172, 235 Oton de Granson4i, 42 Oudin Jean 209 Ovid 69, 73, 91 Ovid moralisé 20
304
NAMENSVERZEICHNIS.
Paraphrase d. A v e Maria 122 Paraphrase (Buch der Sprüche) 123 Parfait du Paon 113 Parodie des Paternoster, A v e Maria
Perceforest 162 Perceval 36 Peronnette d'Armentières 19, 20 Personnages sans parler 176 Peter v. Lusignan 15, 20, 146 Petit, Le, Le grand, Justice, conseil Paris (Spiel) 240 Petrarca 143, 149, 240 Petrus Alphonsus 95 Petrus v. Blois 69 Petrus Comestor 69, 150, 158, 219, 226 Pharsale 113 P h i l i p p i i i . (Vita) 141, 158 Philipp IV. 158 Philipp d'Artois 43 Philipp v. Burgund 2, 169
123 Pasté et la tarte (Spiel 245 Passion v.Amboise 230 Passion d'Autun 217 Passion, bretonische 228 Passion der Hs. S. Geneviève 218 Passion de Jhesu Crist (Jean Michel) 228 Passion des Jongleurs 216 Passion de Semur 221 Passio palatina 216 Passionen v. Valenciennes 228 Pastourelle 9 Pathelin (s. auch Maistre Pierre Pathelin, Le Nouveau Pathelin, Le Testament de Pathelin) 12, 246 Pathelin (Farce) 246 Pathelin u. Nachdichtungen 240ff. Patron delle Temporaliteit 153 Pattes ointes (Spiel) 243 Pauvre peuple, Bon renon (Spiel) 240 Pelerinage de l'ame 85 Pelerinage Jhesu Crist 86 Pelerinage de la vie humaine 83
Philipp v.
Hennegau
3° Philipp d. Kühne 77,
Pierre d'Orgemont 158 Pierre Tringor 90 Pietro de Crescenzi 146 Pilatuslegende 124 Pinard, Jean 251 Placides et Timeo 135 Planetes, Dit des 131 Plantefolie A B C 122 Plato 67 Plinius 69 Poitiers 1 Polykrates 69 Polykraticus 146 Pont aux Asnes (Spiel) 247 Ponthieu 1 Pra, Kanonikus 175 Présentation des Joy a u x (Spiel) 245 Priorat Jean 141 Priscian 69 Prise de Pampelune 109 Primat: Leben d. Hl. Ludwig u. Philipp d. Kühnen 158 Propos, Les menus 248 Prosadichtungen
141. ! 5 8 Philippe de Maizières 3, 42, 119, 146, 159 Philipp v. Orléans 45 133 ffPhilipp d. Schöne 1 Prosanovelle 163 Philipp v. Valois 1,81, Prosapassion der Königin Isabella v. 158 Philippe de Vitry 69, Bayern 226 Proverbes et ditz des 77. 78. 81 philosophes 130 Philipp Biard 217 Proverbes ruraux et Philomena 129 vulgaux 151 Pierre d'Abernum 134 Pierre de Beauvaisi65 Psautier lorrain 121 Ptolemaeus 86, 144 Pierre Bersuire 142 Puis 8 Pierre Blanchet 168 Pierre Curet 174, 204 Quatre fils Aimon 101 Pierre Hangest 148 Pierre de Hurion 174 Quinze signes 130
Raimond Vidal 30 Raisin, Sermon de s. 250 Raoul, bâtard de Coucy 44 Raoul de Houdenc 83, 84 Raoul de Presles 144 Rational du devin office 145 Raymond Badaut 92 Raynzford Jehan 121 Reclus de Moliens 78, 80, 88, 130 Regret de Guillaume 88 Reisebeschreibungen 160 Relation de la Croisade 159 Remedes ou confors des maulz de fortune (Jacques Bauchant) 143 Renart le contrefait 93 Renaud de Trie 44 Renaut v. Louens 79 Restor du paon 113 Résurrection (Hs. S. Geneviève) 219 Résurrection de Jhesucrist 218, 229 Ricaldo v. Monte Croce 141, 161 Richard II. v. England, Chroniques 160 Richard de Fournival 29, 72 Richard Marcellin 205, 210 Richard sans peur 107 Ritterorden 4
NAMENSVERZEICHNIS.
305
Robert le Diable 107, 192 Robert Grossetête 148 Robert de l'Oulme24i Robert Primat 141 Robert v. Sorbon 149 Roi Flore et Belle Jeanne 191 Romans de la Dame à la Lycorne et du Biau Chevalier au Lyon 107 Romans dou Lis 128 Rondeau 9, 70 Rose a la dame leal 162 Rose, Dit de la 122 Rosenorden v. Orléans 4 Rosier Jean 173 Rotulus 118 Roy Avenir 208 Rustican 146 Rutebuef 83, 179
Sermon du poul et de la pusse 251 Sermon de s. Raisin 250 Servais Copale 134 Serventois 9 Serviteur de Gui (II. v. Blois) 159 Siège d'Orléans (Mystère) 172, 235 Silete 174 Simon Bougouin (Bourgoin) 240 Simon Greban 175, 205, 225, 236 Simon de Hesdin 143 Simon v. Lille 113 Simon v. Walsingham 124 Sittener Bruchstück 216 Sobressotz. Les (Spiel) 248 Société des Fous 168 Sociétés joyeuses 168 Sokrates 69 Somme rurale 140 Songe du Castel 89 Songe de la pestilence 148 Songe du vergier 146 Songe vert 89 Songe du vielz pelerin 3. 147 Sotie 248 Sotie nouvelle de l'Astrologie 249 Sprichwörtersammlungen 130 Spruchdichtung 129 Statisten 176 Strophenformen 8—9 Suppôts du Seigneur de la Coquille 168
Sallust 95 Sammelhandschriften (Légendiers) I25ff. Satire gegen Frauen 131 Savoyen, Hof v. 4 Secretz 173 Semur, (Passion) 221 Seneca 67, 69, 81, 92, 95 143. H 8 Sept choses que Dieu het 129 Sept vertus et sept vices mortels (Spiel) 238 Sermon 250 Sermon de s. Billouart 250 Sermon de s. Faulcet 250
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NAMENSVERZEICHNIS.
Tausend Märtirer (Spiel) 203 Terre sainte, Directoire 141 Testament de Pathelin, le 247 Testament viel 226 Theodore Paleologue, Marquis v. Montferrat 142 Theophilus (Mystere) 167 Theseus de Cologne 98 Thiebert 93 Thomas v. Aquino 93,
Troilus, le Livre de Vie et gestes du Prince noir 120 (Pierre de Beauvais) Villon 11 165 Trois commeres, Peu Vincenz v. Beauvais 92, 128, 145, 158 file, Jeanne et PerVirelai 9, 28, 70 nette (Spiel) 245 Trois galans, les, et un Virgil 67, 69 Visio s. Pauli 83 badin (Spiel) 249 Trois galans, les, et Vitalis Blesensis 65 Philipot (Spiel) 249 Viviane 162 Trois Maries 121, 124 Vivien de Monbranc 101 Troye, Destruction de la grant (Spiel) 236 Voeu du hairon 117 Troye, histoire (Prosa- Voeux 113 Voie d'Enfer et de Paübers.) 146 radis 83, 88 Troyes, Vertrag v. 2 Troys Galans, le Mon- Voie de Paradis 149 de, qu'on faict pai- Voie de Pauvreté et de Richesse 90 stre et Ordre (Spiel) Voies de Dieu, le livre 248 des 143 Trubert et AntroiVoleries 173 gnard 61, 242 Tulle 69 Tungdaluslegende 151 Wilhelm V I . v. Basqueville 75 Ugolino d'Orvieto 27 Wilhelm v. Bodensleve 141, 161 Va partout. Ne te Wilhelm v. Malmesbouge, Tout le monbury 95 de et Bon temps 245 Wilhelm v. Meerbecke Valerius Maximus 69 148 Valois, chroniques 159 Wilhelm v. Tyrus 160 Vegetius 19, 82, 149 Wilhelm v. WadingVenceslas9, 31,36,105 ton 80 Vengeanc e(Mercadé) 224 Ysaie le Triste 162
134. 2 2 4 Thomas Benoist 151 Thomas v. Cantimpré 146 Thomas le Prévost 174 Thomas III. v. Saluzzo 90 Tolomeo v. Lucca 134 Tombel de Chartrouse 129 Tours, Waffenstillstand 2 Traitté des quatre choses 149 Traumdichtungen 82 Très belle histoire de paix et de guerre (Spiel) 238 Tresoirier de philosophie 152 Trevet Nicolas 160 Tringor Pierre 90 Vidal Raimond 30 Tristan de Nanteuil Vie de Jesus-Christ Zensur 175 101 149
Grundriß der romanischen Philologie Begründet von G u s t a v G r ö b e r , Neue Folge 4:
Geschichte der französischen Literatur im Zeitalter der Rénaissance. Von H e i n r i c h M o r f . Zweite, verbesserte und
vermehrte Auflage. Groß-Oktav. VIII, 268 Seiten. 1914. RM 5.—, geb. 6.—
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Aus Dichtung und Sprache der Romanen.
Vorträge und Skizzen. Von H e i n r i c h M o r f . 1. Reihe. Oktav. XI, 540 Seiten. Anastatischer Nachdruck 1922. RM 4 . - , geb. 5.— 2. Reihe. Oktav. XI, 387 Seiten. 1911. Vergriffen. 3. Reihe. Oktav. V I I I , 421 Seiten. 1922. RM. 4.—, geb. 5.—
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Von H e i n r i c h S c h n e e g a n s . Mit 28 Abbildungen. Groß-Oktav. XV,523Seiten. 1894. RM 18.—
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Eustache Deschamps.
Leben und Werke. Von E r n s t H o e p f f n e r . Oktav. V I I I , 233 Seiten. 1904. RM. 5.50 Ferdinand Brunetière. Beitrag zur Geschichte der französischen Kritik. Von E r n s t R o b e r t C u r t i u s . Oktav. V, 138 Seiten. 1914. RM 3 — Die Melodien der Troubadours. Nach dem gesamten handschriftlichen Material zum erstenmal bearbeitet und herausgegeben, nebst einer Untersuchung über die Entwicklung der Notenschrift (bis um 1250) und das rhythmisch-metrische Prinzip der mittelalterlich-lyrischen Dichtungen, sowie mit Übertragung in moderne Noten der Melodien der Troubadours und Trouvères. Mit zahlreichen Notenbeispielen und über 200 Troubadoursliedern und Zitaten in moderne Notenschrift umschrieben. Von J . - B . B e c k . Quart. V I I I , 201 Seiten. 1908. RM 30 —
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Walter de Gruyter & Co., Berlin W10, Genthlner.Str. 38