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German Pages 891 [907] Year 1914
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1914
Vorwort. Das ganze Material dieses Bandes ist bisher unveröffentlicht, bis auf die Nrn. 1628,1629, 3266 und die von Jäsche in seiner Bearbeitung der Kantischen Logik benutzten Bemerkungen, die aber kaum mehr als 50 Druckseiten füllen dürften. Fast alle Reflexionen stammen aus Kants Handexemplar von G. Fr. Meiers „Auszug aus der Vernunftlehre" 1752 (als L bezeichnet). Sie sind gemäss dem Gang dieses Compendiums nach sachlichen Gesichtspunkten in kleinere Gruppen geschieden und innerhalb der letzteren chronologisch geordnet. Über 'den einzelnen Gruppen sind die Zahlen der Paragraphen aus L vermerkt, zu denen Kants Ausführungen in bald loserer, bald engerer Beziehung stehn, ferner die entsprechenden Seiten- und event. Paragraphenzahlen der von Jäsche herausgegebenen (in Bd. IX dieser Ausgabe erscheinenden) Logik; darauf folgt eine vom Hg. herrührende kurze Uberschrift. Unter dem Strich ist zu Anfang einer jeden Gruppe der Text von L abgedruckt. Um die Auffindung der einzelnen Paragraphen dieses Textes zu erleichtern, gebe ich hinter der Inhaltsübersicht ein Yerzeichniss der Seiten, auf denen er steht. Von eigenartigem Interesse sind die Bemerkungen aus der Phase ß1, die sich fast durch das ganze Compendium hinziehn und erst in den letzten beiden Abschnitten (L §. 518 ff.) versiegen. Ihr grosser Werth beruht nicht etwa auf ihrer actuellen Bedeutung für die heutige Behandlung der betreffenden Fragen, sondern ist durch ihre Entstehungszeit bedingt: sie gewähren uns einen Einblick in Kants Denk- und Anschauungsweise um die Mitte der 50er Jahre, also zu einer Zeit, aus der uns über das Persönliche an Kant sonst nur sehr wenig Material zu Gebote steht. Selbst die scheinbar so nichtssagenden Beispiele ge-
VI
Vorwort.
winnen für den, der sie in grösseren Zusammenhang zu stellen weiss, Leben und typische Bedeutung. Sie nicht zum wenigsten zeigen, wie stark sich der Einfluss der christlich-pietistischen Erziehung in jener Zeit noch bei Kant geltend macht. Wo er in ß1 nur Auszüge aus Meiers „Vernunftlehre" (1752) gibt, sind die in Frage kommenden Stellen aus dem letzteren Werk anmerkungsweise in extenso wiedergegeben. Wichtig sind ferner vor allem die ästhetischen Reflexionen (vgl. besonders die Nrn. 1747—1947, 2015—2027, 2037-2064, 2332f., 2364—2388). Der Plan, zugleich mit Bd. X V I eine Schrift über „Kant als Ästhetiker" erscheinen zu lassen (vgl. Bd. X V S. V), musste aufgegeben werden, da sich bei der Ausführung zeigte, dass eine fortwährende Beziehung auf die gleichzeitigen metaphysischen und erkenntnisstheoretischen Ansichten Kants nicht zu vermeiden war. So wird die Schrift über „Kant als Metaphysiker und Erkenntnisstheoretiker", die das Material von Bd. XVII und XVIII verarbeiten soll, vorher, zugleich mit diesen beiden Bänden, erscheinen, und nach ihr erst die an Bd. XV und X V I sich anlehnende Arbeit über „Kant als Ästhetiker". Zunächst aber werde ich vor allem meine Untersuchungen über „Kant als Naturwissenschaftler" zu Ende führen und in einer gleichnamigen Schrift veröffentlichen, die schon früher von mir in Aussicht gestellt wurde und mit deren Ausarbeitung ich gerade jetzt beschäftigt bin. Auch die ästhetischen Reflexionen in L scheint Kant später, ähnlich wie die in Baumgartens Metaphysica, einer genaueren Durchsicht unterzogen zu haben. Das bezeugen auch in L (auf den Seiten 5', 5, 6', 7', 7, 8') mehrfache Unterstreichungen in den aus t2—u stammenden Nrn. 1787 f., 1791; 1798, 1821, 1845—1847, 1850— 1853, 1855—1857, 1860f., 1864; die sämmtlichen Striche sind mit derselben blass-rothen Tinte gemacht wie die in M (vgl. Bd. X V S. VI). Auf vielen Seiten des Compendiums sind zu einzelnen Bemerkungen Kants Buchstaben, zuweilen auch Zahlen gesetzt, die der Schrift nach nicht von Kant herrühren können und die auch in der Tinte meistens von ihrer Umgebung abweichen. In sehr vielen Fällen stehen diese Zeichen bei Reflexionen, die von Jäsche in seiner Ausgabe der Kantischen Logik benutzt sind. Die Annahme liegt daher
Vorwort.
vn
nahe, dass sie sämmtlich von Jäsche herrühren und dass er vermittelst ihrer eine vorläufige Auswahl und Ordnung herstellen wollte, an die er sich freilich nachträglich nicht überall band. Alle derartigen Zeichen sind in den Anmerkungen aufgeführt. Bd. XVI ist (ähnlich wie Bd. XV) auf das Doppelte der Seitenzahl angewachsen, auf die das Ms. von einem Druckerei-Factor geschätzt war. Deshalb hat sich der Druck länger hinausgezogen, als im vorigen Jahr zu erwarten stand. Eine weitere Ursache der Verzögerung bildeten die zwei beigegebenen Facsimile-Tafeln (L 43' und L 46'; vgl. die Nrn. 2450 ff. und 2516 ff.). Da keine Aussicht zu bestehen scheint, dass es in absehbarer Zeit gelingen werde, so verwickelte Seiten, wie die auf den Tafeln reproducirten, in allen einzelnen Tintennuancen farbig g a n z genau und getreu wiederzugeben, so fiel der Bd. XIV S. XLIII angeführte Grund für ein weiteres Hinausschieben der Repro>ductionen fort. Daher bringt schon der vorliegende Band die beiden complicirtesten Seiten von L in L i c h t d r u c k . E i n weiteres halbes Dutzend steht ihnen an Schwierigkeit nur wenig nach. Der L e s e r bekommt auf diese Weise einen Eindruck von der Beschaffenheit des Ms., er kann den Abdruck der Reflexionen auf seine Genauigkeit prüfen und einen Einblick in die Bedeutung der Stellungsindicien für die chronologische Anordnung gewinnen. Der Herausgeber aber wird bei Seiten von ähnlicher Complicirtheit nur durch solche Facsimile-Drucke in Stand gesetzt, die in Bd. XIV S.XLIV versprochene wichtige, grundlegende Beschreibung der einzelnen Ms.-Seiten zu geben. Das blosse Wort reicht bei derartigen Seiten wie den reproducirten nicht aus: es muss vom Auge her Unterstützung erhalten. Und gerade, je complicirter die Verhältnisse auf den Ms.-Seiten sind, desto sicherer lassen sich in zahlreichen Fällen die einzelnen Bemerkungen chronologisch gegen einander abgrenzen und bestimmen. ') Herr Photograph E. 0 . Hartmann (Tübingen, Mühlstrasse) liefert von den Originalplatten, die dem Lichtdruckverfahren zu Grunde gelegen haben, photographische Abzüge (ä 0,80 M.), auf denen die Verschiedenheiten der Tinten-Nuancen in der Form von Helligkeitsunterschieden noch schärfer hervortreten, als es beim Lichtdruck der Fall ist.
vm
Vorwort.
In den Anmerkungen wurden folgende Colleg-„Nachschriften" nach Kants Logik benutzt (die Stichworte, mit denen die Hefte gewöhnlich citirt sind, stehn in Sperrdruck): 1) Collegium des Herren Professors Kant über Meyers [!] Auszug aus der Vernunft-Lehre nachgeschrieben von H. U. v. B l o m b e r g . 4°. 2 Bände. 1030 Seiten. Besitzer: Hofrath Diederichs (Mietau). 2) Logik, nach den Vorlesungen des HE. Prof. Imanuel Kant. 1789. Von meinem Grossvater Friedrich Bauch, Pastor in Laskowitz + 1824. Dr. G.B. 4°. 127 Seiten. Besitzer: Stadtbibliothek B r e s l a u . Hs. R 2472. 3) Über Logik und Vernunftlehre. B u s o l t . 4°. 167 Seiten. Besitzer: Königliche Bibliothek in Berlin. Ms. germ. quart 1294. 4) Logic nach den Vorlesungen des Herrn Professor Kant. Auf dem Titelblatt stehn die Namen G r ü n h e y d [durchstrichen!] und Petrenz. 4°. 194 Seiten. Besitzer: Universitäts - Bibliothek in Königsberg. Ms. 2444. 5) Vorlesungen über die Logik oder Vernunftlehre im Sommerhalben Jahr 1775 vom Herrn Professor Immanuel Kant, nachgeschrieben von G.W.Hintz. 4°. 249 Seiten. Besitzer: UniversitätsBibliothek in Königsberg. Ms. 2582. 6) Imma[n]uel Kants Professor der Logic und Metaphysic Vorlesungen über die Vernunft-Lehre. Königsberg d 9. Jul. 1782. Carl Christoph H o f f m a n n . 4°. 129 Seiten. Besitzer: Universitäts-Bibliothek in Königsberg. Ms. 1946. 7) Vorlesungen des Herrn Professoris Kant über die Logic. P h i l i p p i . Koenigsberg im May 1772. 4°. 183 Seiten. Besitzer: Königliche Bibliothek in Berlin. Herr Prof. Dr. Frey hat den Text von Meiers Auszug aus der Vernunftlehre einer orthographischen Bearbeitung gemäss den für den Druck von Kants eigenen Schriften in der I. Abtheilung dieser Ausgabe gültigen Grundsätzen unterzogen. Grammatik, Stil, Interpunction blieben erhalten, ebenso der stellenweise von Meier angewandte halbfette Druck. Abgesehn von der Orthographie sind nur folgende Stellen verändert, in denen es sich um offenbare Druckfehler handelt;
IX
Vorwort.
17532 welches st. welche (vgl. 17723) 20025 gleichen st. reichen (vgl. 434«.) 22527 73 st. 72 31630 jenes st. jenen 33329 extensive clarior st. extensiue, clarior 66820 identicum), welches st. identicum),) welches 8I828 er st. e s 82928 Ausdrücke st. Ausdrucke
Die von Kant in Meiers Text unterstrichenen Worte sind im Druck gesperrt. Das Wort „Philologie" in 19731 ist von Kant zweimal unterstrichen. Herzlichen Dank drängt es mich auch diesmal wieder Herrn Prof. Dr. Gundermann auszusprechen, mit dem ich etwa 50 schwerlesbare Stellen gemeinsam untersuchen durfte. Von ihm herstammende Lösungen oder Conjecturen sind in den Anmerkungen als solche gekennzeichnet. Warmer Dank gebührt auch Herrn Amtsgerichtsrath A. Warda, der die grosse Güte hatte, vom vorliegenden Bande eine Correctur mitzulesen. Mehrfach verdanken Anmerkungen seinen Anregungen ihr Dasein oder ihre jetzige Form. Tübingen, den 10. Juni 1914. Erich Adickes.
Inhaltsübersicht des Bandes. Vorwort Inhaltsübersicht Verzeichniss der Seiten, auf denen der Text von L abgedruckt ist Einleitung in die Yernnnftlehre Begriff, Aufgabe und Eintheilung der Logik Begriff und Eintheilung der Philosophie Analytik — Dialektik. Theoretische — praktische Logik. Nutzen der Logik Der erste Hanpttheil: von der gelehrten Erkenntnis» . . . D e r e r s t e A b s c h n i t t : von d e r g e l e h r t e n E r kenntniss überhaupt Vorstellung. Gegenstand der Vorstellung. Arten der Erkenntniss. Klarheit. Deutlichkeit Grund und Folge Vernunfterkenntniss, historische Erkenntniss Logische und ästhetische Vollkommenheit der Erkenntniss Unvollkommenheiten der Erkenntniss Der a n d e r e A b s c h n i t t : von d e r W e i t l ä u f t i g k e i t der g e l e h r t e n E r k e n n t n i s s Unwissenheit. Horizont der Erkenntniss Lobenswürdige und tadelnswürdige Unwissenheit . . . Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der d r i t t e Abschnitt: von der Grösse der g e l e h r t e n Erkenntniss D e r v i e r t e A b s c h n i t t : von d e r W a h r h e i t d e r gelehrten Erkenntniss Wesen und Kriterien der Wahrheit und Falschheit . . Logische, ästhetische und praktische Wahrheit; totale und partiale. Genaue und subtile Erkenntniss, rohe und grobe Dogmatische und historische Wahrheiten. Lehrgebäude
V—IX XI—XIV XV—XVI 3—75 3—50 51—71 71—75 76—775 76—169 76—91 91—93 93—99 99—162 162—166 170—218 170—190 190—195 195—202 206—218 219—236 237—295 237—261 262—275 275—280
Inhaltsübersicht. Wesen des Irrthums Arten des Irrthums Der f ü n f t e A b s c h n i t t : von der K l a r h e i t der gelehrten Erkenntniss Merkmal Analytische und synthetische, coordinirte und subordinirte Merkmale Bejahende und verneinende Merkmale Wichtige und unwichtige, fruchtbare und unfruchtbare Merkmale Zureichende und unzureichende Merkmale Nothwendige und zufällige Merkmale Äusserliche und innerliche Merkmale. Modi, attributa, essentia Klare, deutliche und dunkle Erkenntniss Grade der Klarheit. Deutlichkeit Lebhaftigkeit der Erkenntniss Analytische und synthetische Deutlichkeit. Grade der Erkenntniss Grade der Deutlichkeit Der s e c h s t e A b s c h n i t t : von der G e w i s s h e i t der gelehrten Erkenntniss Gewissheit der Erkenntniss. Meinen, Glauben, Wissen . Zurückhaltung des Urtheils. Vorläufige Urtheile . . . Vorurtheil im Allgemeinen Arten der Vorurtheile. Verhalten gegen Vorurtheile . . Wahrscheinlichkeit, Scheinbarkeit, moralische Gewissheit Zweifel, Scrupel, Einwurf Wahre und falsche Zweifel. Auflösung von Zweifeln. Ausgemachte und unausgemachte Wahrheiten . . . Dogmatismus. Skepticismus. Skeptische Methode . . Hypothese Überredung Wissenschaft. System Arten und Grade der Gewissheit Willkürliche Wahrheiten Beweis Erfahrung. Vernunft. Glaube Zeuge. Unglaube. Moralischer Glaube Der siebende A b s c h n i t t : von der p r a k t i s c h e n gelehrten Erkenntniss Praktisch, speculativ, theoretisch
282—288 288—294 296—358 296—300 300—304 305—307 307—309 309—310 310 311—315 315—326 327—332 333—338 340—346 349—358 359—515 359—396 396—400 400—412 412—427 427—443 444—446 446—451 452—461 461—472 473—475 476—478 479—482 482—483 483—492 493—504 504—515 516—532 516—519
Inhaltsfibersicht. Der a c h t e A b s c h n i t t : von d e n g e l e h r t e n B e g r i f f e n Begriff im Allgemeinen. Idee Arten der Begriffe. Erfahrungsbegriffe Abstraction, Comparation, Reflexion Inhalt, Umfang der Begriffe. Höherer, niederer Begriff. Gattung, Art Willkürlich gemachte Begriffe Definition, Erörterung, Beschreibung Erfordernisse einer Definition Nominal- und Realdefinitionen Logische Eintheilung des Begriffs Der n e u n t e A b s c h n i t t : von den g e l e h r t e n U r t h e i l e n Wesen des Urtheils. Materie und Form Qualität der Urtheile Bedingung, Bestimmung, Zergliederung der Urtheile . . Quantität der Urtheile Einfache und zusammengesetzte Urtheile Hypothetische und disjunctive Urtheile Modalität der Urtheile Exponible Urtheile Theoretische und praktische Urtheile Erweisliche und unerweisliche (leere) Urtheile. Axiome und Postulate. Analytische und synthetische Urtheile Judicia intuitiva — discursiva Wahrnehmungs- und Erfahrungsurtheile Zusätze. Lehrsätze. Aufgaben. Lehnsätze. Scholien. Qualitates occultae Verstandesschlüsse: Aequi pollenz, Subalternation, Opposition, Conversion, Contraposition der Urtheile . . . Der z e h n t e A b s c h n i t t : von d e n g e l e h r t e n Vernunftschlüssen Wesen, Bestandteile, Arten der Schlüsse Termini, Materie und Form des Vernunftschlusses. . . Allgemeine Regeln für Vernunftschlüsse aller Arten . . Ordentliche und ausserordentliche Vernunftschlüsse. Major und Minor in ordentlichen (kategorischen) Vernunftschlüssen Die vier Figuren der Schlüsse Allgemeine Regeln für die kategorischen Schlüsse. . . Besondere Regeln für die einzelnen Figuren der kategorischen Schlüsse. Modi dieser Figuren Hypothetische Vernunftschlüsse
XHI 538—623 633—541 541—549 549—558 559—567 568—572 572—589 589—600 601—611 612—623 624—703 624—635 635—641 642—646 647—651 651—652 653—662 662—663 663—664 664—667 667—674 674—677 678—679 679—690 691—703 704—775 704—710 710—712 712—719
719—720 721—729 729—734 734—744 745—748
XIV
Inhaltstibersicht.
Disjunctive Vernunftschlüsse Dilemma Unmittelbare Folgerungen. Förmliche und versteckte Vernunftschlüsse Induction und Analogie Trugschlüsse Zusammengesetzte Vernunftschlüsse Beweise und ihre Fehler Der andere Hanpttheil: von der Lehrart der gelehrten Erkenntnlss Methode im Allgemeinen. Einzelne Arten derselben . . Analytische und synthetische Methode Scientifische und populäre Methode . . Weitere Arten der Methode Doctrin, Disciplin, Wissenschaft Methodisch und tumultuarisch Meditiren Der dritte Hanpttheil: von dem gelehrten Vortrage . . . . D e r e r s t e A b s c h n i t t : von dem G e b r a u c h e d e r Worte D e r a n d e r e A b s c h n i t t : von d e r g e l e h r t e n Schreibeart Der d r i t t e A b s c h n i t t : von einer g e l e h r t e n Rede . . Der v i e r t e Abschnitt: von g e l e h r t e n S c h r i f t e n . . Der vierte Hanpttheil: von dem Charakter eines Gelehrten • Berichtigungen und Nachträge
748—750 750—751 751—752 753—761 762—767 768—772 773—775 776—813 776—785 786—798 798—800 800—809 809—810 810—811 811—813 814—830 814—830 831—837 838—859 860—864 865—872 873—875
Yerzeichniss der Seiten, auf denen der Text von X abgedruckt ist. Seite
Titel und Vorrede von L L §. 1 - 4 §.5 §. 6—9 §. 10—14 §. 15—18 §. 19—35 §.36 §. 37—49 §.50 §. 51—54 §. 65—65 §. 66—98 §. 99—103 §. 1 0 4 - 1 0 5 §. 106—109 §. 110—113 §. 114—115 §.116 §. 1 1 7 - 1 2 1 §. 1 2 2 - 1 3 4 §.135 §. 1 3 6 - 1 4 0 §. 1 4 1 - 1 6 7 §. 1 6 8 - 1 6 9 §. 170 . §. 1 7 1 - 1 7 5 §.176 §. 177—180 §. 181—183 §. 184—185
3—4 5 51—52 72—74 76—81 91—94 99—111 163 167—178 190—191 194—198 202—206 219—243 262—267 275-277 281—283 287-291 295—297 301 305-312 315—330 333 338-342 346-371 396-402 412—417 427—432 444 446—447. 450—455 461—464 473—476
XVI
Verzeichniss der Seiten, auf denen der Text von L abgedruckt ist. Seite
§. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §. §.
186—206 207—216 216—217 218—253 254—258 259—260 261—265 266—267 268—269 270—279 280—284 285—291 292—293 . 294—296 297—308 309—318 319-356 357—363 364—373 374—391 392—401 402—405 406—421 422-426 427-433 434—563
.
.
'
•
479—497 504—510 516—517 520—536 541—545 549-551 559—563 568—569 572—573 589—598 601—605 612—619 624—626 635—637 642—654 662—670 674—706 710—715 718—723 729—738 745—754 762—765 768—778 786—789 798—805 809—872
«ant'« ©Triften,
$aiibf$tiftli$et ïïat^lafe.
III.
1
Einleitung in die Vernunftlehre. [L
§. 1—9. IX
L §. IX
11—87.]
1-4.
11—21.
[Begriff, Aufgabe und Eintheilung der Logik.]
1562.
a2. LI.
Über und neben
L§.1:
2lHeS,roa§aus einem gemifeen Vermögen íjerfíiefet, entftefjt gewifjen Regeln gemáfe. 2)enn e§ gefdjiefyt immer einem ©runbe gemäfe. Solglid) wirb audj bie Sßernunft nadj geminen Regeln Ijanbeln. Siefe (Regeln Zu Hr. 1562—1629: Diese Reflexionen greifen zum Theil auch schon auf L §. 6—8 über. Doch schien es weder rathsam, den betreffenden Theil der Bemerkungen von den übrigen abzutrennen, noch L §. 6—8 mit sämmtlichen auf diese Paragraphen bezüglichen Reflexionen vor L §.5 abzudrucken.
George Friedrich Meiers ordentlichen Lehrers der Weltweisheit und der berlinischen Akademie der Wissenschaften Mitgliedes
Auszug aus der
Vernunftlehre. Mit Königl. Poln. und Kurfürstl. Sachs, allergnädigsten Freiheiten. HALLE, bei Johann Justinus Gebauer. 1752.
4
JReflejtonen jut Öogif. — L §. 1—4. ¿Begriff, SlufgaBe u. ©tntijeiiuiig ber Sogt!.
toerben entoeber beutlidj ober »erworren erfannt. 3 n beut legieren $aUe ift es bie Sdatiirlidje Sogic. e. g. 2Ran fejjt beqm ©el)en feine gatfee nad) getoifjen Siegeln, aber man ijat Don biefen Regeln nur einen nermorrenen SSegriff. @ben alfo finbet tnan ben (Scfjlufj: 25er (Sfel f)at güfee S e r 2J?enfdj Ijat ftüfee Ergo: . . . . aud) unridjtig, aber barum, meil e§ ben öertoorrenen Regeln ber SSernunft toieberfpridjt. d a g e g e n , wenn man bie Siegeln »er= nünftig ju bendfen beutlid) einfielt [fo] unb jte grünbltd) beweifen fan, fo Ijat man eine SBifeenfdjaft ber Sogif. 2Betl man nun in bem gemeinen (Srienntnife ntdjt fo wof)l bie ERid^tenbe SSernunft [ a ß nur ben Ser[t] ju fennen, gleidj tote man um ¿u geljen nidjt barf ben SoreH gelefen fjaben. aber wenn man auf eine öollfommen SSernünftige 5lrt benfen totU . . . 3 nur grösstenteils verwischt und gerathen. || 6 ®CX? ber? || 7 Statt Ergo im Ms. E. (mit einem kleinen Strich durch das Ende des Buchstabens von links unten nach rechts oben). Das Kolon nicht sicher, die 4 darauf folgenden Punkte noch viel
weniger. Zu ergänzen ist natürlich: ift ber üftenfd) etn (Sfet. || 11 Stidjtenbe? || 12 Kant hat Giov. Alf. Borelli: De motu animalium (2 Thle. 4°. t680/l und öfter) im Sinn. Vgl. 11g, II2 509. || Über den Punkt nach i)aben kann kaum ein Zweifel sein. Kant hat den begonnenen Satz nicht zu Ende geführt. || 13 DollfotTOtten ? Botifommne? II rotU? rechts davon noch zwei bis drei ganz unleserliche Worte, in die später der Anfang von Hfl. 1594 hineingeschrieben ist.
Vorrede. Da diese gegenwärtige Schrift ein blosser Auszug aus meiner grössern Vernunftlehre ist, welche zu gleicher Zeit mit dieser ans Licht tritt; so habe ich nichts weiter "zu erinnern, als dass ich diesen Auszug zum Gebrauch in meinen Lesestunden verfertiget habe, und dass ich ein paar Materien in dem Auszuge abgehandelt habe, welche ich in dem grössern Werke ausgelassen. Da ich schon seit geraumer Zeit an meiner grössern Vernunftlehre gearbeitet habe, so darf niemand glauben, als wenn ich zu eilfertig in der Verfertigung dieser beiden Schriften gewesen wäre. Wenn mich jemand deswegen tadeln will, dass ich mit zwei Vernunftlehren zu gleicher Zeit ans Licht trete, so muss ich abwarten, was er für eine vernünftige Ursach seines Tadels anzugeben im Stande sein wird. Von ohngefähr habe ich §. 63 einen Druckfehler in der zweiten Zeile gefunden, wo an statt in einem reichen Grade, gelesen werden muss in einem gleichen Grade. Die übrigen etwa eingeschlichenen Druckfehler wird der geneigte Leser gütigst entschuldigen. Ich wünsche, dass ich, mit dieser Schrift, vielen Leuten einen angenehmen Dienst leisten möge.
9lr. 1 5 6 2 - 1 5 6 4 ( S a n b XYI).
5
einigetierringernben 5iu|ett ber ülatürlidjen ßogicf ¿u fei»r. £)iefe 3tatörlidje Soflic !an burd) Ausübung feljr öerbefjert werben.
1563.
a 2. L 1. Neben L §. 2 „kürlichen—enthalte":
attentio. abstractio. Praejud:
1564.
ß'—s 2. L 1. Zu L §. 2 Nr. 1, unter Rfl. 1563:
©er SöcgfaU wirb burd) S3orurtf)eiIe aufgehoben. SBenn Biete ettoaS bortoaljrgalten, fo mu| etroa3 mareS fetjn.
2 SluSÜbung sehr zweifelhaft, grossentheils conjicirt. 4 abstractio? || Praejud? Möglich, dass auf das d noch eine Endung folgt. || Über attentio abstra noch 3—.5 ganz Masse, unleserliche Worte.
[i] Einleitung in die Yernunftlehre. §. 1. Die Y e r n u n f t l e h r e oder die Vernunftkunst (logica, philosophia instrumentalis, philosophia rationalis) ist eine Wissenschaft, welche die Regeln der gelehrten Erkenntniss und des gelehrten Vortrages abhandelt. §. 2. Damit die Yernunftlehre keine ganz willkürlichen, gekünstelten und unnatürlichen Gesetze enthalte, so müssen die Regeln derselben hergeleitet werden, 1) aus den Erfahrungen von den Würkungen der menschlichen Vernunft, 2) aus der Natur der menschlichen Vernunft, 3) aus den allgemeinen Grundwahrheiten, auf welchen die gesammte menschliche Erkenntniss beruhet. §. 3. Die Absicht der Vernunftlebre ist entweder die Vollkommenheit einer gelehrten Erkenntniss und eines gelehrten Vortrages, welche sich bloss für G e l e h r t e Ton P r o f e s s i o n schicken, oder welche a u c h a n d e r n G e l e h r t e n anständig und brauchbar sind. [2] §. 4. Die Vernunftlehre ist ein Mittel, ohne welchem man keine gelehrte Erkenntniss und Wissenschaft erlangen kann, und durch dessen gehörigen Gebrauch eine gelehrte Erkenntniss und Wissenschaft erlangt wird §. 1.
Fortsetzung: S. 51.
6
^Reflexionen jut Cogtf. — L §. 1—4.
SBegriff, Slufgabe u. ©int^eilung ber Sogt!.
1565, y—(f- LI. In L §. 2, über „gekünstelten und lichen" : Slu§ bem gemeinen ©ebraudj.
1566.
yfrj?
geleitet werdenüber
x—X? v—gff
LI.
unnatür-
In L §. 2, unter „derselben her-
„den Würkungen der menschlichen":
s
practifdj au§ fubiectioen prindpien. In L §. 2, unter „Natur auf welchen1"' :
— Vernunftüber
„Grundwahrheiten,
tljeoretifdj aus obiectiüen principien. Unter „auf welchenzwischen
§. 2 und §. 3:
10
33ct)be au§ ber gemeinen SSernunft. Zu L §. 2, am untern
Rand:
[fubiecttoe Sogicf: »on ben ©efeijen, nad) benen unfere Sernunft roirft]
tfjeoretifd) ift Jebe obiecttoe ßogic, nemlidj fie geigt, tt>a§ ju einer an fid) öoUfommenen 6rfentni§ g e p r e ; practifc^ aber ift jte nur, fo fern u fie fubiectioe princtpien ijat, b. i. wenn man eriennet, toeldje mittel nad) ben ©efejjen unfereS SSerftanbeS unb öernunft erfobert »erben, um fie fo gu tnadjen. Gritic unb organon ber SBiffenfdjaften.
1567. Hälfte:
i2—*,3? ( e 2 f j L 1. Neben L §. 2 Nr. 2 und 3, §. 3 erste 20
S i e Sogic ift felbft pijtlofopljie. Zu JVr. 156S—15ß8: Diese Nrn. schliesse ich hier an, weil sie sich ebenso wie Nr. 1563, 1564, direct auf den Wortlaut von L beziehn und ohne diesen ganz unverständlich sind. 25 9 theor. || Links von diesem Wort steht der g-Zusatz von 29s, der möglicherweise hierher gehört. [[ Z. 9 steht senkrecht unter Z. 6, ist aber durch zwei Textzeilen von ihr getrennt. Zwischen den letzteren steht ein Zeichen, das am untern Rand vor Z. 13 wiederkehrt.
9lr. 1565—1570 (Sanb XVI).
7
( s entweber criticE ber ©efunben öernunft ober pPofopljie; bie Untere rnufe nadj ber 3Belttt>eiSl)eit abge^anbeli »erben, organon audj.)
1568. l2—x3?(e2?) LI. ZuL§.3 „Gelehrte von Profession" etc.: Dor Ungeteilte bie criticE ber ©efunben 33ernunft. (" ©rammattic gur SSerbefferung ber @prad)e.)
1569.
ß1. L 1'.
D e n o m i n a t i o . Logica, Philosophia rationalis, SSernunftleljre ftnb ibentifdj in iijrer SBortbebeutung. Philisophia instrumentalis Reifet fte barum, »eil fte glei^fam ba$ inftrument ift, anbere Sßifjenfd&aften 31t tractiren ? fo wie ein Sineal ein inftrument ift, gerabe linien gu sieben, unb ein transporteur ein inftrument, SBinfel öon beljöriger ©röfee gu machen: fo ift ber 23orratf) unb Inbegriff tiefer Regeln ba§ inftrument, begriffe unb fd)lü|e richtig gu formtreu unb gu prüfen.
1570.
ß1. L f .
2)er -Dienfd) i)at @inn gu ©ntpfinben, SSerftanb gum 25enfen unb einen SBitlen gu »eleu ober gu öerabfdjeuen. SBenn er nid)t§ weiter wie [finn] ein jtnnlidjeS SSermßgen »orgufteUen unb gu begehren Ijatte, fo würbe er wie bie empfinblidje ^flan^e ober »ie eine 2>?ufdjel fetjn. SlHein er ijat SSerftanb. S)iefeS bricht ab.
1 s-Zusatz: *—l? (¡f) (rj?) (qf) Vielleicht ist der s-Zusatz die Fortsetzung von 6u. || ober sc. critid ber pfjtlofopfjte 5 Ungelegte? Ungelegten? || 6 s-Zusatz: x—li ß f ) (n?) (gt) 16 ©inn au? ©inn 311m? || 31m ©enfen || 18 [finn]? [fein]? || l)atte? Ijette?? || 19 SlHein? Stber?? || 20 ©iefeS? ©iefer?
8
SReflejiotten jur Sogif. —
1571. Logica
L §. 1 — 4 .
¿Begriff, Aufgabe u. ®inti)etlung ber 8ogif.
ß1. L f . aliter
definita:
Est
scientia
dirigendi
facultatem
»Ott bem nötigen ©ebraudj ber SSernunft. © e r SBerfafjer unterfdjeibet Ijier ba§ gelehrte öon bem gemeinen @r= fentnifee. 35te gemeine ©rfenntnifj fteijet entmeber befonbere ober all» gemeine SBarljeiten ein. 33et)be aber nur au§ folgenben ©rünben. 1. au§ bem ©ebrautf) ber ©inne. 2. au§ ber (ärmartung äfynlidjer gälle. 3. aus bem ( g ©djlufe Don ber) Übereinftimmung öieler befonberer 5äHe auf allgemeine. 4 . au§ bem @of)lertt)iefene Regeln Bon il)rer SRid)tigfeit erlangt mirb.* * { g 2Jian tljeilt gemeiniglid) bie Siogif in naturalem unb artilicialem, in bie natürlidje unb fünftlidje ein. 5)ie erftere ift eine blofje Ausübung ber regeln ridjtig j u benfen, oline biefe Regeln felber j u fettnen. 9Jian Ijat nur einen obfcuren SSegriff »on ben Siegeln, nad) welken bie Segriffe georbnet unb oerbunben »erben foHen. ift leidjt j u betoeifen, bafj, ber nad) folgen Regeln tjanbelt, feine 2Bifeen= fdjaft berfelben fjat. per definitjonem scientiae. Silfo fan e§ aud) feine natürlidje SogtcE genant werben. ©S giebt alfo feine eigentliche Sogici, al§ nur in bem gelehrten ©rfentnifje.)
cognoscitivam in perspicienda ventate.
S i t bie äßifjenfdjaft
Zu L §. 2 Nr. 1 : L o g i c a e x p e r i m e n t a l i s . 2Bir bemerfen, bafj fid) alle Segrtffe beutüc^er fajjen lafjen, wenn man fte burd) S i l b e r ber imagination fan 5 [)ier sc. in L /. |j H Das (£ von (SrtvartuitQ links am Rande weggerissen, ebenso ttt von mit (Z. 10), ®i von ®ie (Z. 12), b von burtf) (Z. 15), ®e von ©eleljrt (Z. 11). |J 9 bem aus ber II 13 ben nach mit gerathen. Das Wort ist halb weggerissen, halb verwischt; es steht links am Rand. Dasselbe ist bei ÖDlt (Z. 18) der Fall. || 28 Nach gelehrten ein Punkt.
9
sRr. 1 5 7 1 (SBaitb X V I ) .
begreiflid) ©rûnben
matten.
$artï)ei)lid)feit
5
SBir
bemerfen,
bajj
ber
SerçfaU
bet)
ben
flârften
f a n gurûcfgeljalten werben, menti ein 2llte3 SSorurtljetl ober ber ïïeigung
eine
ober eine Unauflöflic^feit gewifjer fd)wierig=
feiten bagegen ift.
3)aljer fdjlug j e m a n b »or, bie waf)re religion auf
biefe
2lrt
madjen,
feine
auêfûnbig
religion unb
gu
t)ätten,
ifynen
erftltd^
bann
alle
in
wenn
jemanb
etlidje § e ^ b e n ,
bie ® a r
ben praeliminair=2Bifeenfcï)aften
religionen
mit
iljren
©rünben
unterrichtete
öorlegte,
um
ju
weilen. (5ine Siegel, io
nunft
gießen
trad)tung tiemlid) art
fan,
bie m a n ift:
genötigt
wenn
»tele
auê
ben
SSßen j e m a n b
wirb,
einen
biefeê tljun,
(Srfaljrungen burd)
eine
gewinn fo tnufe e t w a s
l i c f j f e t t (Z.
25
30
35
40
auf
vor
b i e f e (Z.
4),
unter
in
be
in
3Ser= S3e= üor=
waljr
wat)re§
ju
galten,
feqn.
begreiflich, eine
unterrichtete
Stuf
biefe
$aêcal.
(Z.
6).
vor
|| 9
ißartijel)©ine
vor
in g e n ö t i g t (Z. 11), f e i in f e l b f t (Z. 13) fast ganz zerstört am abgegriffnen Rand links. || 10 Über b u r d ) ein Verweisungszeichen, das rechts von i b e e n (IU5) wiederkehrt. || 13 Vermuthlich denkt Kant hier an folgende Stelle aus Bl. Pascals Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets (Nr. 16 in dem XXVII. Abschnitt „Pensées sur les miraclesUlmer Ausgabe von 1717 S. 162—164): „Lors que j'ay considéré d'où vient qu'on ajoute tant de foy h tant d'imposteurs qui disent qu'ils ont des remedes, jusqu'à mettre souvent sa vie entre leurs mains, il m'a paru que la veritable cause est, qu'il y a de vrais remedes; car il ne serait pas possible qu'il y en eust tant de faux, et qu'on y donnast tant de créance, s'il n'y en avoit de véritables. . . . De même, ce qui fait qu'on croit tant de faux effets de la Lune, c'est qu'il y en a de vrais, comme le flux de la mer. Ainsi il me paroist aussi évidemment qu'il n'y a tant de faux miracles, de fausses révélations, de sortileges, etc. que parce qu'il y en a de vrais; ny de fausses Religions, que parce qu'il y en a une veritable. Car s'il n'y avoit jamais eu rien de tout cela, il est comme impossible que les hommes se le fussent imaginé, et encore plus que tant d'autres l'eussent cru. Mais comme il y a eu de trés-grandes choses véritables, et qu'ainsi elles ont esté crues par de grands hommes, cette impression a esté cause que presque tout le monde s'est rendu capable de croire aussi les fausses. Et ainsi au lieu de conclure, qu'il n'y a point de vrais miracles, puisqu'il y en a de faux-, il faut dire au contraire, qu'il y a de vrais miracles, puisqu'il en a tant de faux, et qu'il n'y en a de faux que par cette raison qu'il y en a de vrais; et qu'il n'y a de même, de fausses Religions, que parce qu'il y en a une veritable. Cela vient de ce que l'esprit de l'homme se trouvant plié de ce costé-la par la vérité; devient susceptible par là île toutes les faussetez.u Vielleicht hat Kant auch bei den Worten (Stlte — fel)U (Z. ! ) — 1 2 ) Pascals Pensées im Auge. Vgl. besonders den ausführlichen Plan des unvollendeten Siegel,
20
2),
9ïîenf(i)lid)en
üor
b e w e i f e t f e l b f t b i e A b g ö t t e r e i ) , b a f s e i n © o t t fei),
1—6 Wegen des lädirten Randes ist ergänzt 15
ber
fretje unpartfjeqlidje
gen
10 SReffcjionen aur Cogtf. — L §. 1—4. SSegriff, Aufgabe u. (Sint£)eiluitg bcr Cogtf. Zu L §. 2 Nr. 2:
3lu§ ber 9 t a t u r b e r V e r n u n f t . SBentt man weife, wie bie Seelen» fräfte einanber fuborbinirt fetjn, fo weife man aud), auf welker feite man jtd) öor fehlem öerfidjern fönne. j. (5. bie imagination üerbirbt fel)r oft bie allgemeine ibeen. 5 Zu L§. 2 Nr. 3:
2lu§ ben a l l g e m e i n e n , g. 6 . SBenn einer gewifeen (Sigenfdjaft ein $räbicat jufommt unb bie (Sigenfdjaft wirb bem 35inge beigelegt, fo fomt ba§ $rabicat bem SDinge aud) ¿u. SBenn einem ©inge ein $räbicat gufornt, biefeS Sßräbicat aber wieberftreitet einer gewifeen ©igenfdjaft, fo 10 [tmeberj] !an biefe (äigenfdjaft bem Singe aud) nid)t gufommen. Zu L §. 3:
§. 3. (Sin gelehrter öon $rofefeion ift berjenige, ber bie 2Bifeen= fdjaften in ber Drbnung unb SJiet^obe, wie fie in ber republitf ber gelehrten öorgetragen werben, inne fjat [mtb bie ®efdjtcfain Wörter (? Wörter?) am abgegriffnen-Hand links. || 20 ©Çltogifticf? @t)IIogtftif? II 23 ben grösstentheils weggerissen und ergänzt. || erfteren? erften??
9tr. 1571-1572 (äöanb XVI).
11
ju tücrbcn, jttet)tenS aber audj bie gemeinü^ige ©rfenntnifj baoon unter» fdjeiben; benn baöon einen geteö^nlid^en ©ebraud) machen Reifet: ein $ebant ober @df)ulfud)§ feqn.
1572. ß1. L 2'. Zu. L §. 4:
( g ÜJfan fönte DieHeidjt biefeS in B^eifel gießen. SBir fönnen ofyne regeln gel)en lernen, unb, wie Borellus gewiefen, fo fteft bod^ eine grofse Äunft im ©eljen. SBir iönnen bie [3ung] $ef)le gu SuSbrüfung aller S p n e gebrauten, unb, was baju gehöre, weis ein jeher, ber ein mujicalifd) inftrument f i e l e n lernet.) Um biefeS ju beweifen, möfeen Wir bartljun, bafj alle SluSübung ber Gräfte beS aSerftanbcö ol)ne Regeln 5D?angeIt)aft fetj. [3iHes gelegte ©r!enntni| fefcet eine SInroenbitng einer ooKfnmmenen SSorfteHungSfraft oorauä; nun ift aber] ©ine Siegel ift bie (" grünblidje) grfenntnifj ber Slrt, wie etwas einem gewijjeit gemäfe foll ausgeübt werben. 23er oljne foldje [Regeln Ijanbelt, ber übet feine [Vernunft] Äraft be§ 33erftanbeS aus, oijtte ju wifjen, warum er fte fo unb nidjt anberS ausübet. 2BaS man, oijne (j> ben) ©runb ju wifjen, [ausübet] Ijanbelt, fan eben fo woljl uitridjtig als ridjtig [tjonbeln] gefd)ei)en. Sllfo wer ol)ne Regeln feine SSernunft ausübt, [fan] ift ber ©efal)r gu irren gar ¿u fefyr unterworfen. ÜJian barf nidjt einwenben, bajj man feine SSernunft im gemeinen erienntnijje oljne Siegeln feljr ridjtig ©ebraudjen !an. £ter ift oom gelehrten ©rfenntnifj bie Diebe, b. i. weldjeS Don ber täglichen Qrrfaljrung etwas entfernt ift. SBegm gemeinen ©rfentnifee erwirbt man burd) (Sr= faf)rungen eine gäljigfeit, in ftngularen gäUen ridjtig gu urtljeilen. 3 « allgemeinen objectis, wo bie ftnnlidje ibeen nidjt allein gulangen, mufj eine SBifeenfdjaft üon ben Siegeln oorauS geljen, nadj welken biefelbe foUen gebraucht werben. DfterS Reifet eS wie bei) ben ßacebaemonifdjen ©efanbten in Sltljen. 5)ie Logici wifjen bie Kegeln, aber bie Mathematici üben fte aus.
6 Zu Borellus vgl. 412, uf. || 13 ©riennig || 14 einer || 16 narum || 28 ben 8acebaentonifcf)en ©efanbten in Sitten vgl. die bekannte Anekdote in Ciceros
Zu
12
Sicflcsionen 311K Sogt!. — L § . 1 — 4 .
1573.
yfri?
SBegriff, A u f g a b e u. (Sinttjeilutig bcr
fiogtf.
f x f ) g?f L III.
©emeine Erfahrungen Äunft unb 3Biffenjd^aften eigene Übung [aiadja^mmtgen] Regeln (»unb §Radjaf)mung) ©enie 2Bir ijaben S i n n ju SSerftanb ju Vernunft gu empfinben, urteilen, fdjlieffen. Sitte werben e^colirt burdj Übung unb eignen ©ebrauä), burd) (Srfafjrung 9la^a^mung t burdj untertoeifung: nid)t burd) ÜIßadjaljmMtg, fonbern burd) Segftnele Regeln. 2)ie ÜJtadjaijmung ift falfd) beq einem ungeübten unb ift öielmal unotfyig be^m geübten. 2)urd) eigene Übung unb anwenbung: 1. Sinne. 2. SSerftanb. 3. SSernunft. ©efunber 33erftanb. a. (Einfalt. b. ridjtigfeit. c. nu|barfeit. fann Mein fegn, aber gut. [roeitläufig] geiner SSerftanb unb 33ernunft. Itrtljeilt über SSegriffe, bie nid)t in bie Sinne fallen, ober über foldje SSerfjaltnifje, bie nidjt in bie Sinne fallen. SSernunft bricht ab. (»falfdjer SSerftanb ift grofj unb unridjtig. Ungeübte, SSerberbte Cato maior §. 63/., übernommen und frei ausgestaltet im Spectator Nr. 6 vom 7. März 1710 (deutsehe Übersetzung 1739 I 32); auch in dem Sammelwerk (von Lacombe): Anecdoten oder Sammlung kleiner Begebenheiten und witziger Einfälle, nach alphabetischer Ordnung (Aus dem Französischen übersetzt) 2. Aufl. 1778 I 36 findet sich die Erzählung. 7 , 9 Über Ü b u n g , 9 l a d j a l j m u n g , unterroeifung die g-Zusätze
2, 1 , 3 . || 8 6 r =
faijnntg durchstrichen, aber durch untergesetzte Punkte restituirt. || 9 Der Satz ist entweder unvollendet, oder man muss (was mir wahrscheinlicher int) blttcl) mit Siegeln verbinden. Letzteres Wort ist zugleich nähere Bestimmung zu untettoeifung, wie SBetyfpiele zu Siadjafjmung und (Srfaijrung ZU Übung. II 11 Über ift f stehn noch die durchstrichnen Worte
c o r ftd). || ungebteit? u n g a b t e n ? (verschrieben
für
unbegabten:^ || 16
a (äinfalt
nachträglich zugesetzt; statt b und c ursprimglich: a und b. || 22 Statt in — fallen drei wagerechte Striche. || 24l Der g-Zusatz steht rechts von Z. 19—21.
Str. 1573 (Sanb XVI).
13
SSernunft. Unerfaijrenijeit, galfdjljett. e. g. ©inne unb ©eifter= erfdfjeinungen.) (»2)er SSerftanb, wobei) man ftd) auf Gtrfaljrung berufen fan, ober nidjt.) 9 Älein, aber gefunbA (Srfatyrenljeit. ) ( ' fällen in concreto) Regeln: 1. fo fern fte üon ber auäübung abgezogen »erben, öom gefunben SSerftanbe: man Ijanbelt nad) Siegeln, oljne biefe ju »iffen. 2. tote fte cor ber Übung öorauSgeljen. Sogicf. SBei) ber gefunben SSernunft geljt bie Ausübung öor ben Siegeln, bei) ber gelehrten Sßernunft bie Siegeln üor ber Ausübung oortjer, »eil in jener bie Erfahrungen bie SluSübung leiten, in biefer nidjt. 3)a bie ©efunbe SSernunft [oot b] aller anbern jum gunbamente bienet, fo fteljt man, bafj bie Übung juerft unb banad) [bie] nidjt bie 9ladj= aljmung, fonbern bie Siegeln folgen muffen. medicina mentis, organon.
( » j u früh gejeitigt) Sinne. SSerftanb. SSernunft. 9lid)tigfeit. ©röjje. ©rünblidjfeit unb tiefe ber SSernunft. ©efunber SSerftanb. (Sinfalt. 3üd)tigfeit. Sfluparieit. ©eiehrfamfeit ift enttteber SSergröfjerung ober SSerbefeerung. ©efunber SSerftanb »irb bem franien, aber aud) bem feinen (Sontra» biftinguirt. SSerbefferung öor ber SSergrofeerung. 1 ^utfl^iit || 3 Der g-Zusatz steht rechts von Z. 7/. || 6 Der g-Zusatz steht, mit Blei geschrieben, rechts von Z. 9—11. || 12 Vielleicht stammt das Folgende aus späterer Zeit als das Vorhergehende. || 17 b in bie aus f || 19 Dieser g-Zusatz steht rechts von Z. 12—15. || 23 gezeitigt? II Der g-Zusatz steht, mit Blei geschrieben, rechts von Z. 15f. || 24:—30 Die Schrift dieser Zeilen ist zwar dieselbe wie die der Zeilen 12—18 und des rechts stehenden g-Zusatzes (Iii—9), die Tinte ist aber eine andere, röthlichere.
14 Sleflejtottett jur Sogt!. — L §. 1—4. ¿Begriff, Aufgabe u. ©tntfjeiiung ber Sogif. (»25ie Sogif be§ ©efunben SSerftanbeS (de bon sens), be§ ®e= lehrten SSerftanbeS, ®ie erftere tft toeit nüfclidjer, »ornemlidj ttientt matt bie ©rengen berfelben lennt. 3)ie @elef)tfamfeit ift eine 23ergröfjerung be§ ©efunben 3Ser= e ftanbeS. 2Benn man eine tranfe Vernunft öergröfcert, fo üergröfeert man ben SEBaljn unb bie Srrtljümer; man mufj fte alfo Borger »erbeffern. catharcticon.) ( s SSerftanb unb Vernunft fjaben entweber gu iljren ©rünben eigene 10 (ärfaljrung ober audj (Srfentnijfe, aieldEje burdt) bie gemeine erfaljrung nidjt erlangt werben. (Semeiner SSerftanb. wirb bem [fe] Esprit contrabiftiguirt, sensus communis. ©efunber [bem Serberbten]. Bon sens, 15 SBeq gemeinem unb gefunbem: (Einfalt. ift Hein, aber ® u t
1574,. yf ij f (*?) Q?? L III.
S i e gefunbe SSernunft grönbet ftd) nitf)t auf bie Sogic, fonbern biefe bient ii)r wie (» entfpringt auö tf)r wie bie) grammattic gur SSerbefferung. 20 Sogic ift eine SEBiffenfdjaft, wie man feine Vernunft braudjen foU.
1575.
y?rj? (xf) Q?? L III.
©efunber SSerftanb ift baS SSermögen, nad) ©efefcen ber (Srfaljrung ju urteilen.* ober »on ber GrrfentniS in concreto ju ber in abstracto ober Dom befonberen gurn allgemeinen gu fteigen. 25 1—9
Dieser g-Zusatz
steht unter län—so geschrieben,
steht rechts
von 13n/„
und zwar, wie es scheint, mit derselben
©rünben? ti)tem ©runbe??
19 f . Vgl. J. G. Sulzer: der Gelehrsamkeit
24—30• | | 10—17
Der
und 14i—g, über Nr. 1574, ist erst nach dem g-Zusatz von
Kurzer
2. Aufl. 1759
Begriff aller Wissenschaften
S. 147:
heynahe das, was die Grammatik für
Tinte wie Nr. 1576.
||
10
s-Zusatz Iii—9
iljren
und andern Theüe
„ Die Logik ist in Ansehung der Philosophie
die Sprache
ist."
30
gflr. 1 5 7 3 - 1 5 7 7 (Sanb XVI).
15
•(» S i e Sßiffenfdjaft ber ©cfunben SSernunft ift crtticf, bie ber ©eleljrfamfeit foCt boctrin fegn.)
1576.
f ? rf'f (*??)
q3n
L
IV.
Stile Untre ©rfentnifje jinb entmeber (Smpftnbung (unb beren 2Bieber= holung: (Erinnerungen) ober Urtijeile ober «Sdjlüffe. (SmpfinbungSöer« mögen, SSerftanb, oernunft. SeneS »erfdjaft bie 9Jiaterialien ju ben anberen. 5)aS gtteijte toädjft mit ber (Erfahrung, unb baS [entere 35er» gleist bie Urteile, ©er ( 9 gute) SSerftanb ift ber ( 9 gemeine, aber) ge= funbe ober ber feine (" unb gelehrte) oerftanb. S)er ©efunbe ertoirbt jid) bur
1 5 9 4 .
x—Xf
( v — V )
( y f r j ? ) Q?f
L
1.
Übe>°
L
§.
1:
[Slügemetne ph] Philosophia propaedevtica generalis. S)ie logic Reifet philosophia rationalis, ntdjt toeil fte buri) ben ©e= braudj ber Vernunft erlangt toirb, fonbern »eil fte ii)r obiect bricht ab.
1 5 9 5 .
v.—Yi(v—VO
( y f r j f j Q f ?
L I .
Zu
L
§ . 1 „Regeln"
(5
1 S
):
2Ba§ bie Siegeln betrift, baju gehört toiffenfdjaft; was bieStnwenbung betrift: gefunber SSerftanb.
4 phaenomene? phaenomenen?? phaenomena?? 13 ®iet i?? || Reifet? i)eifft?
u
29
9lr. 1591—1599 (»anb XVI). 1596.
ift
x—Xf
(v—£.?)
fyfij?)
Q?f
L 1. Um und
in L §.
2:
principia logices sunt vel empirica vel rationalia. £Die logie al§ scientia philosophica propaedevtica (g ber anbere critiä.) mufj burd) bie analysin ber gemeinen SSernunft entfteljn,
ti)eil
(' SSon ber Vernunft überhaupt.) ( s ©ie regeln ber SSernunft muffen bogmatifdj fetyn, weil bie @r= fentnis ber SBernunft a priori ift.)
1597. Schlussworten
x—X? von
(%?) L §.3
( t j f ) (q?)
(v?)
„Profession
L I .
—
Unter
und
zwischen
den
sind":
5)a3 toirflidje SSorge^n unter 2lu3brüfe gebraut. S i e practifdje fiogif ift nit^t bie Äunft tedjnifdjer SGBorte unb tedj* nifdjer formen. S i e ift bie Steinigung unb 33ermaf)rung oon 3rrtf)ümer.
1598.
x—fif
7i—t?
i]??
L
1'.
SBenn wir nur feine titel cor practifdje SBiffenfdjaften Ratten, fo mürbe eine ßütfe fe^n, unb bie würbe man fudjen gu ergänzen. ®er Canon ift ba, aber bie Sluäübung bricht ab.
1599.
x—X?
(v—l?)
(yf
i f ) q??
L
4.
1, 3>n ber Sogic |anbeln wir nid^t üom ltrfprunge ber ©egriffe, ob aus ©innen ober anbern Orünben (" unb ben Äräften, Worin ieber ber= felben feinen @runb Ijat): ba§ geboret Bor bie metap^ftc. 3 Es ist nicht ganz ausgeschlossen, wenn auch sehr unwahrscheinlich, dass der g-Zusatz dem ursprünglichen Zusammenhang der Reflexion angehört. |[ 5 Der g-Zusatz steht in L §. 2, rechts von gemeinen (Z. 4), links von tijeoretifcf) (6g).
12 oon? öor??? 14 leinen? feine? 29i8—3019 In die 1 ist nachträglich eine 3 hinemcorrigirt, in die 2 eine 1, und das Verweisungszeichen vor dem g-Zusatz (30i3) ist in eine 2 verwandelt. Ferner
30
SReflejionen jut Sogt!. — L §. 1—4. SSegriff, Slufgabe u. Stntfjetlurtg ber Sogtf.
2, nid&t öott ben fubiectioen Siegeln (»^^d^ologifd^en ©efefcen ober phaenomenis be§ 35enfen§): wie ber SSerftanb bet) un§ benft, fonbern ben obiectioen: wie er benien foll, b. i. 2Ba3 nadj regeln be§ S S e r f t a n b e ö ü b e r h a u p t ju bettfert ift. V i r o l o g i e . 3, *nid)t öon (» ©rfentnifjen, fo ferne fte ftcf) burdj @ad)en unter= Reiben) bem SSerlfjältniffe unb ben Seftimmungen ber @a