217 36 7MB
German Pages 133 [136] Year 1927
Kleine kriminalistische Bücherei herausgegeben von
Hans Schneickert.
------------------- 5 -------------------
Gerichtsiirztliche
Tatbestandsseststellllngen im Dienste der Polizei. Ein Leitfaden für Uolhei- und Kriminalbeamte von
Dr. med. Paul Rehfeldt, Polizeimedizinalrat in Köln a. Rh.
Berlin und Leipzig 1927.
Walter de Gruyter & Co. vormals G. I. Göichen'sche Verlagshandlung — I. Guttentag, Verlags buchhandlung — Georg Reimer — Karl I. Trübner — Veit & Comp.
Copyright 1927 by Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig. Übersetzungsrecht vorbehalten.
Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 10
Vorwort. Eine streng wissenschaftliche Materie in eine populär ver
ständliche
zu
immer
ein
gewagtes
Man kann dabei Gefahr lausen,
entweder
Fassung
Unternehmen.
bringen,
ist
über die Grenzen des dem ungeschulten Leser Faßlichen hin auszugehen und unverstanden zu bleiben oder sich in unwe
sentliche Dinge zu verlieren, immer wird dadurch der Wert und der Zweck der Arbeit herabgesetzt.
Ich habe mich den
noch daran gewagt und bin der Aufforderung des Herrn
Dr. jur. Schneickert, Leiter des Erkennungsdienstes beim Polizeipräsidium
Berlin, mit
Freuden
gefolgt,
möglichst
das gesamte, den Polizerbeamten und Kriminalisten inter essierende Gebiet der gerichtlichen Medizin in einer leicht
verständlichen Form unter tunlichster Vermeidung aller un
bekannten Fachausdrücke und Fremdworte darzustellen, zu mal mir aus vielen Unterhaltungen mit Polizeibeamten das Bedürfnis nach einer solchen Arbeit durchaus bekannt war.
In der kriminalistischen Literatur finden sich zwar hier
und dort aus der Feder sehr erfahrener Kriminalisten auch
Bearbeitungen dieses Stoffes für den nicht ärztlich vorge
bildeten Beamten, aber er ist in der Fülle der übrigen kri minalwissenschaftlichen Forschungsgebiete meist etwas stief
mütterlich
davongekommen.
Behandlung, zumal von
Eine
geschlossene,
einheitliche
einem Arzt, ist mir nicht bekannt
1*
4
Vorwort.
geworden, so daß die vorliegende Arbeit eine Lücke in der kriminalistischen Literatur aussüllen soll. Möge das Büchlein den Polizeibeamten und Krimina listen die Lösung mancher schwierigen Frage aus ihrer viel seitigen Tätigkeit erleichtern helfen und das Verständnis und Interesse an ihrem Berufe anregen und fördern, dann erfüllt es seinen Zweck voll und ganz. Köln, im September 1926.
Dr. Rehfeldt.
Inhaltsverzeichnis. Seite A. Allgemeine Bemerkungen.....................................................
7
B. Die Kennzeichen des eintretenden Todes..............................12
Erscheinungen an der Leiche...............................................18 Allgemeines.......................................................................... 18 Die Körperwärme................................................................19 Das Auge........................................................................... 20 Die Totenflecke......................................................................21 Die Leichenstarre................................................................25 Die Zersetzungs- und Fäulnisvorgänge 27 g) Die Verwertung der Leichenerscheinungen im Fahn
C. Die a) b) c) d) e) f)
dungsdienste ........................................................................... 29
D. Die Erscheinungen an der Leiche bei gewaltsamen Todes ursachen ................................................ 32 a) Tod durch Verletzungen.................................................... 33
durch Schnittverletzungen............................... 34 durch Hiebverletzungen ...... 44 durch Stichverletzungen IV. Tod durch Schußverletzungen................................4V. Tod durch Verletzungen mittels stumpfer Ge walteinwirkungen .................................................... 50 b) Verletzungen am lebenden und am totenKörper 55 c) Tod durch Erstickung........................................ 57 I. Tod II. Tod III. Tod
I. Tod durch Verschluß der Atemöffnungen und der Atemwege durch feste Fremdkörper . . 59 II. Tod durch Strangulation.................................. 62
a) ß) y)
Tod Tod Tod
durchErhängen..................................... 64 durchErdrosseln.................................... 69 durchErwürgen.....................................70
Inhaltsverzeichnis.
6
Seite Tod durch Behinderung der Atembewegungen 72 Tod durch Ertrinken.................................... 73 durch abnorme Temperaturen................. 77 Tod durch sehr niedere Temperaturen . . 77 II. Tod durch hohe Temperaturen................... 79 III. Toddurch Sonnenstich und Hitzschlag . . 82 Tod durch Elektrizität................................................. 82 Tod durch Verhungern..................................................84 Tod durch Vergiftung.................................................. 85 Körperverletzungen und Tod durch Sittlichkeits verbrechen 103 Kindesmord .................................................................109
III. IV. d) Tod I.
e) f) g) h) i)
E. Fruchtabtreibung..................................................................... 116 F. Blutspuren
Register
........................................................................... 122
....................................................................................... 126
A. Allgemeine Bemerkungen. Es liegt in der Eigenart des Berufes der Kriminal- und Polizeibeamten, daß sie auf ihren Dienstgängen — unver mutet oder viel
häufiger durch
fremde Personen
herbei-
gerusen — an ausgesundenen Leichen die ersten Feststel lungen und Tatbestandsaufnahmen zu machen haben, die zur Klärung eines zunächst noch unbekannten Geschehnisses füh
ren sollen, durch das ein oder auch mehrere Menschenleben vernichtet wurden.
In der überwiegenden Mehrzahl solcher
Vorkommnisse handelt es sich um plötzliche Todesfälle, über die hinsichtlich der Einzelheiten im Ablauf des Sterbens und
der Vorgänge, die zum Tode führten, Zeugen nicht vernom
men werden können.
Entweder ist der Tod unerwartet und
ohne Zeugen infolge krankhafter Veranlagung des Betroffe
nen oder durch Unglücksfall eingetreten, oder die verstorbene Person hat in der Absicht der Selbsttötung mit Vorbedacht die Einsamkeit ausgesucht, oder aber das Opfer eines Ver
brechens wurde im Augenblick des Alleinseins gestellt und
getötet.
Seltener ist von beobachtenden Personen eine
—
vielleicht — glaubwürdige, einfache und eindeutige Beschrei
bung des Vorganges zu erhalten, die aber doch zunächst immer mit einer gewissen Zurückhaltung aufzunehmen ist,
da einerseits derartige katastrophale Ereignisse häufig genug
die Klarheit der seelischen Eindrücke verwischen und somit zu unbeabsichtigten Entstellungen in den späteren Aussagen
führen können, andererseits auch aus erklärlichen Gründen
8
Allgemeine Bemerkungen.
absichtlich und bewußt unrichtige und eine gewisse Harm
losigkeit der vorausgegangenen Handlung vortäuschende An gaben zur Vertuschung und Verschleierung der Wahrheit ge macht werden.
So ist es
eine jedem erfahrenen
Krimi
nalisten hinlänglich bekannte Erscheinung, daß bei Todes fällen unbestimmter Ursache von den überlebenden Anver
wandten und von anderen an dem Tode interessierten Per sonen häufig genug versucht wird, dem erhebenden Beamten den
Tod
als
einen
Selbstmord
aus
Gründen
„schlechter
wirtschaftlicher Lage" oder als Folge „geistiger Umnachtung und Verworrenheit" hinzustellen und mit geschickter Rede begreiflich
zu
machen,
denn bei
Annahme
eines
Selbst
mordes kommen die Nachforschungen der Behörden im allge meinen einfacher und schneller zum Abschluß als bei den
Fällen,
bei
denen
der
Verdacht
Handlung die Gerichte beschäftigt.
auf
eine
verbrecherische
Auf solche Weise wird
manche strafbare Tat ohne ernstliche Verfolgung und ge
bührende Verurteilung des Täters vorzeitig ad acta getan. Eine klarstellende, scharfe Prüfung der eventuell gegebenen
Schilderungen an den offensichtlichen Beweismitteln, die die Leiche und ihre Umgebung birgt, ist daher immer durchaus vonnöten und darf unter keinen Umständen unterlassen wer
den. Bis auf gelegentliche Fälle, daß eine Person plötzlich und
unerwartet und ohne Zeugen eines natürlichen Todes in
folge eines körperlichen Gebrechens gestorben ist, handelt cs sich meist um eine der drei Todesarten: durch Unglückssall, durch Selbsttötung oder durch Tötung durch fremde Hand.
Die Unterschiede der Merkmale an der Leiche zur Klärung
9
Allgemeine Bemerkungen. der
Todesart,
durch
welche
das
unerwartet
Leben
ohne
Zeugen erloschen ist, sind immer nur durch genaueste Fest stellungen und vorsichtige Abwägung der einzelnen Erschei nungsformen am Leichnam und seiner Umgebung zu er
kennen, da die Ähnlichkeiten in der Ausdrucksgestaltung bei Unglücksfall, Selbstmord und Tötung durch fremde Hand
ohne die erforderliche Sachkenntnis zu
Trug
erheblichen
schlüssen und falschen Folgerungen führen können.
Während
der Laie in den allermeisten Fällen vor einem ihm unlös
baren Rätsel steht und sich nur in Vermutungen ausläßt, kann der in der Beobachtung und Deutung der äußeren
Merkmale
Geübte doch
sehr ost und bald nach
Inaugenscheinnahme des
Sicherheit sagen, gewirkt
haben
gesamten
welche Todesart
muß.
Ein
Bildes im
erfahrener
mit
genauer ziemlicher
vorliegenden
Falle
Kriminalist
wird
unter Beachtung aller Umstände selten einen Todesfall aus
natürlichen Ursachen
als die Folge eines
verbrecherischen
Aktes oder auch umgekehrt anzusehen geneigt sein, denn es gibt für die verschiedenen Todesarten — sei es durch Ver letzungen, durch Strangulation, durch Ertrinken oder Er
sticken usw. — eine Reihe so typischer Kennzeichen, daß der
eindeutige und unwiderlegbare Schluß häufig nicht schwie rig zu ziehen ist; allerdings darf man nicht unberücksichtigt
lassen, daß öfters auch das Gesamtbild
— besonders bei
raffiniert vorbereiteten und ausgeführten Verbrechen — so Unklar und vieldeutig sein kann, daß nur schärfste Unter
suchung und umfassende Feststellung und peinlich genaueste
Deutung aller vorhandenen Beweismomente zu einer größ
ten Wahrscheinlichkeit, nicht aber zur absolut bestimmten,
10
Allgemeine Bemerkungen.
durchaus unumstößlichen Klärung hinleiten, die noch durch die weiteren Nachforschungen geschaffen werden muß.
Es gehört daher in den Rahmen der Ausbildung und Schulung
eines jeden
Kriminalisten
und
Polizeibeamten,
mit den charakteristischen Erkennungsmitteln zur Unterschei dung von Tod durch Unglücksfall, durch Selbsttötung und durch Tötung von fremder Hand so vertraut zu werden, daß
seine
ersten
Aufnahmen
am
Tatort
—
sowohl
an
der
Leiche, wie an ihrer näheren und weiteren Umgebung —
klar und begründet genug sind zum Nutzen für die späteren
Nachforschungen der Behörden,
und
daß nicht etwa durch
unsachgemäße Angaben im schriftlichen Berichte oder durch
unzweckmäßige oder gar falsche Handlungsweise am Tatort das
wahre
Bild
verwischt
oder
entstellt
wird
oder
die
Mittel zur sicheren Feststellung unbeabsichtigt aus reiner
Unkenntnis zerstört werden.
Es muß auch bei jedem noch ungeklärten Todesfälle für den hinzutretenden Kriminal- und Polizeibeamten oberster
Grundsatz sein, zunächst am Tatort möglichst nichts zu be
rühren, garnichts
an
der
Vorgefundenen Lage
der Dinge
zu verändern und dafür mit den Augen den Gesamteindruck wie auch die feinsten Details so klar als möglich aufzuneh men, daß daraus ein wirklich brauchbares Resultat zu fol
gern ist.
Selbst scheinbar gleichgültigste und nebensächlichste
Gegenstände oder deren besondere Lage und Anordnung kön
nen für die Deutung durch den erfahrenen Fachmann von allergrößter Wichtigkeit sein; durch sie ist schon manches mal der einzig gangbare Weg zur weiteren Klarstellung der Angelegenheit gewiesen worden. Es ist darum auch durchaus
11
Allgemeine Bemerkungen.
vonnöten, unberufene Personen
vom Tatort
fernzuhalten
und Neugierige mit Bestimmtheit abzuweisen, damit jede
Veränderung dort grundsätzlich vermieden wird und vorhan dene Spuren nicht zerstört oder verschleiert oder durch hin
zukommende falsche vermehrt werden.
Nur Personen, die
irgendwelche zweckdienliche, bestimmte Aussagen zu den vor
ausgegangenen Geschehnissen machen können, sind in die
sem Sinne zu vernehmen; in erster Linie also solche Per sonen, die Zeugen des Todes und seiner näheren Umstände
waren, ferner solche, die über Beobachtungen am Verstorbe
nen z. B. über Selbstmordabsichten oder Drohungen gegen den Verstorbenen in letzter Zeit vor dem eingetretenen Tode
Angaben machen können.
Weiterhin sind auch diejenigen
auszuforschen, die vor dem Eintreffen des
Beamten
am
Tatort bereits anwesend waren und — vielleicht in der Ab
sicht, dem Verunglückten zu helfen — Veränderungen am Tatort herbeigeführt haben. In solchen Fällen ist es äußerst wichtig, zu wissen, welcher Art die Veränderungen waren und wie der Tatort, die Stellung, Haltung und Lage der
Leiche und der in ihrer Umgebung befindlichen Gegenstände
ursprünglich aussahen.
Über die Behandlung und Auswertung der Spuren in der Umgebung der Leiche wird in anderen Kapiteln ausführ
licher berichtet und umfassend ist darüber in der einschlä gigen Literatur über Kriminalistik genügende Anleitung zu
finden; insbesondere wird auf das in der gleichen Samm lung erschienene Büchlein: Dr. Schneickert, „Kriminalistische
Spurensicherung" verwiesen.
B. Die Kennzeichen des eintretenden Todes. Bei jeder bewußtlosen Person, die ohne Beistand aufge funden wird, ist auch für den Kriminalisten das erste selbst
Erfordernis
verständliche
die
Feststellung,
ob
diese
ihrer
Sinneswahrnehmungen beraubte Person noch irgendwelche
Anzeichen des Lebens in sich trägt, die ein beschleunigtes und zielbestimmtes Eingreifen zur Erhaltung des
geschä
digten Lebens erheischen, oder ob das Leben bereits erloschen und der sichere Tod eingetreten ist, so daß jede Bemühung
von Anbeginn zur Erfolglosigkeit verurteilt wäre und da mit Zeit- und Arbeitsaufwand für wichtigere Untersuchun
gen verloren gingen. Da es nicht immer möglich ist, einen Arzt als Fach berater so schnell zur Stelle zu bekommen, wie es oft zur beschleunigten Handlung nötig wäre, so muß der Krimi
nalist wie der Polizeibeamte auch mit den charakteristischen
Kennzeichen des eintretenden Todes vertraut und
in der
Lage sein, die äußeren Erscheinungen an der Leiche unter den verschiedenen äußeren räumlichen und klimatischen Um
ständen und zeitlichen Einflüssen für die Beurteilung nach
bester Möglichkeit richtig und sachgemäß zu deuten und für seine folgenden Untersuchungen in Ansatz zu bringen.
Er
darf an einer Leiche, die bereits Totenflecke aufweist, seine Zeit
nicht
geuden,
mit
oder
erfolglosen bei
einer
Wiederbelebungsversuchen
ausgebluteten
Leiche
mit
ver
den
Die Kennzeichen des eintretenden Todes.
Zeichen der Totenstarre nicht erst noch
13
einen kunstvollen
Verband anlegen wollen. Bei einer Leiche, die bereits mehrere Tage liegt, sind
immer alle
durch
den
Tod
bedingten
Veränderungen
so
deutlich und fortgeschritten ausgeprägt, daß selbst der unge
schulte Laie keine Zweifel mehr an der Echtheit des Todes hat.
Bei einer frischen Leiche dagegen können sogar dem
in der Beobachtung Geübten gelegentlich Bedenken bei der Frage
austauchen,
ob
einem
scheintoten
oder
tun hat.
man
es mit
noch
einem
einem
bereits
lebenden
toten,
Körper
zu
Entgegen der Auffassung der meisten Laien muß
betont werden, daß wirklicher Scheintod sehr selten vor
kommt und in der Regel kaum länger als 10—12 Stunden anhält, ohne Zeichen des Lebens erkennen zu lassen.
—
Um Irrtümern bei der Beurteilung fraglicher Fälle aus
dem Wege zu gehen, wendet man folgende Untersuchungs
methode an: man tropft aus die Haut (etwa des Unter armes)
durch
eine
Flamme
flüssig
und stellt dessen Wirkung fest.
gemachten
Siegellack
Trifft der Siegellack die
Haut eines lebenden Körpers, so rötet sie sich unter der Siegellackschicht und in ihrer Umgebung als Reaktion aus
die beigebrachte Verbrennung; wird der Versuch an einer Leiche gemacht, so bleibt die Haut unter dem Siegellack unverändert blaß wie zuvor.
Man kann den Versuch auch
einfach mit einem brennenden Zündholz vornehmen, mit dem
man die Haut verbrennt; am lebenden Körper tritt eine
Rötung, eventuell die Bildung einer Brandblase ein, an der Leiche bleibt die Rötung aus und die Haut platzt wie
verbranntes Leder.
14
Die Kennzeichen des eintretenden TodeS.
Zur
Erhaltung
Funktionen
des
Lebens
Körpers
des
sind
besonderen
im
notwendig:
unumgänglich
zwei
die
Kreisung des Blutes in den Adern und die Ein- und Aus atmung der Lust durch die Lungen.
Diese Tatsache be
dingt auch, daß an einer aufgefundenen bewußtlosen Per son in erster Linie danach zu forschen ist, ob diese Aus-
druckssormen des Lebens — wenn auch nur in schwacher und
gerade
noch
erkennbarer Weise
wahrzunehmen sind.
—
festzustellen
und
Wenn nicht offensichtliche Anzeichen
für den sicher eingetretenen Tod sprechen, wie sie später noch im einzelnen beschrieben werden, dann ist es die erste
und dringendste Aufgabe, zu ermitteln, ob die Herztätig
keit noch im Gange ist und ob die Atmung noch nicht ruht. Die Herztätigkeit erfolgt durch die gleichmäßige abwech
selnde Zusammenziehung und Ausdehnung des Herzmuskels, der das Blut ruckartig durch die Adern des gesamten Kör pers hindurchpumpt (beim gesunden Erwachsenen mit durch
schnittlich 70—80 regelmäßigen Schlägen in der Minute).
Diese Erscheinung ist sowohl am Herzen selbst wie auch an
den Schlagadern, besonders an einzelnen geeigneten Körper stellen, erkennbar.
Auf der linken Brustseite zwischen dem
Brustbein und der Brustwarze markiert sich die Herztätig keit
in
einem
rhythmischen
schnelleren
oder
langsameren
Anstoßen des Herzens gegen die Brustwand und diese Be
wegung ist mit der flach aufgelegten Hand fühlbar und häufig auch sichtbar.
In nicht seltenen Fällen ist der Herz
stoß sortgeleitet auch in der Magengrube nahe dem unteren
Ende des
fühlen.
Brustbeins
zu sehen oder doch
wenigstens zu
Dieser Herzstoß setzt sich wellenförmig fort durch
15
Die Kennzeichen des eintretenden Todes. das
ganze Netz
der Blutgefäße und
ist mit dem unter
geringem Druck aufgelegten Finger deutlich zu fühlen an der Daumenseite des Unterarmes dicht oberhalb des Hand
gelenkes, an der Vorderseite des Oberschenkels dicht unter halb der Leistenbeuge und auch an der seitlichen Halspartie
etwa in der Mitte zwischen dem Unterkieserrande und dem
Schlüsselbein
neben
dem
großen
Kopfbeugemuskel.
Dem
nicht Geübten ist zu empfehlen, diese Stellen wiederholt
mit dem Finger an sich selbst abzutasten, bis er den Puls schlag dort fühlt und mühelos
immer wieder findet.
—
Solange an diesen Stellen noch die geringste Bewegung des kreisenden Blutstromes wahrnehmbar ist, ist auch noch Leben
in dem Körper und diesem jede Unterstützung und Hilfe zur
Erhaltung des Lebens zu geben.
Ebenso kann der Tod noch nicht eingetreten sein, solange die Atmung noch unterhalten ist, wenn sie sich vielleicht auch nur in sehr schwachen und langsamen und seltenen
Einziehungen und Ausstoßungen der Lust durch die Lungen
anzeigt.
Beim gesunden Menschen ist die Atmung
ohne
Mühe an dem sich wiederholenden Heben und Senken des Brustkorbes (ca. 16—20 mal in der Minute) und zum Teil auch
an den
zunehmen.
gleichen Bewegungen der Bauchdecke wahr
Bei einer körperlich schwer geschädigten Person
in tiefer Bewußtlosigkeit kann die Atmung
allerdings so
schwach, oberflächlich und selten sein, daß diese Bewegun gen selbst einem Geübten häufig nicht mehr deutlich und
sicher erkennbar sind.
Es können dann sogar durch die
gesteigerte Anspannung der Sinnestätigkeit des Beobachters,
verbunden
mit der mehr
oder
minder
großen
Erregung
16
Die Kennzeichen des eintretenden Todes.
über das Ereignis, ausgesprochene Selbsttäuschungen
Vor
Um zu einer durchaus eindeutigen Klärung der
kommen.
Sachlage zu gelangen, und um nicht wertvolle Zeit an un geeigneten Versuchen
zu
allgemeinen mit Erfolg
mittel.
verlieren, bedient man
sich
zweier leicht beschaffbarer
im
Hilfs
Man sucht festzustellen, ob noch Atemluft durch den
Mund und die Nasenöffnung ein- und austritt und hält zu diesem Zwecke eine leicht bewegliche Feder davor, die bei
noch bestehender Atmung dem Luststrom folgend mehr oder
weniger energisch, ganz oder teilweise sich hin- und her
bewegt.
Dieser sonst brauchbaren Methode zur Erkennung
der Atmung haftet nur der eine Nachteil an, daß die Feder
auch einmal durch die Atemluft des zu nahe befindlichen Beobachters bewegt werden kann und daß sie bei einiger
Unruhe der sie haltenden Hand sehr leicht eine gar nicht mehr bestehende Atmung
und
vielgeübtes
vorzutäuschen
Beweisführung
in der
Verfahren
mit
einem
vor
Sicherer
vermag.
ein
zuverlässiger ist
anderes
und
Nase
Mund
gehaltenen Spiegel, dessen blanke Fläche bei noch bestehender
Atmung
durch
den
Feuchtigkeitsgehalt
der
körperwarmen
Atemlust mit einer dünnen Schicht Wasserdampf in feinster
Tröpschenform beschlägt, so daß das Bild im Spiegel ver
schleiert wird.
Körpers
wird
Vor dem Mund oder der Nase eines toten ein
Spiegel
immer
klar
und
ungetrübt
bleiben.
Wenn diese
Feststellungsmethoden zusammen
oder
aucb
nur eine allein die Annahme berechtigen, daß das Leben
noch nicht erloschen ist, so sind selbstverständlich alle durch führbaren Maßnahmen zu treffen, die irgendwie zur Er-
Die Kennzeichen des eintretenden Todes.
17
Haltung des Lebens geeignet sind, wie Fortschaffung aus einem gefährdenden Raum, Befreiung aus
heitsschädigenden Lage und
einer gesund
beengender Kleidung,
Herbei
rufen eines Arztes, Einleitung der eventuell notwendigen
Wiederbelebungsversuche, Anlage eines Notverbandes gege benenfalls mit Abbinden eines stark blutenden Gliedes usw.
— Sind dagegen Herzbewegung und Atmung mit absoluter Bestimmtheit nicht mehr vorhanden und nicht mehr erkenn bar, und ist die Siegellackprobe negativ, dann ist der Tod
eingetreten, der nun je nach den äußeren, zeitlichen und örtlichen Einflüssen weitere Veränderungen an der Leiche
herbeigeführt
hat.
—
Eins
muß
im
Anschluß
hieran
allerdings noch betont werden, daß bei Personen mit Gas
vergiftungen und bei Ertrunkenen, falls die seit dem Ereig nis verstrichene Zeit noch kurz ist, auch ohne Nachweis von
Atmung und Herztätigkeit dennoch Wiederbelebungsversuche anzustellen
sind,
da
hier
gelegentlich
diese
Mühe
durch
einen vollen Erfolg belohnt wird.
N e h f e ld t, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststettungen.
2
C. Die Erscheinungen an der Leiche,
a. Allgemeines. Mit dem Erlöschen des Lebens hören alle Funktionen des
Körpers und seiner einzelnen Organe auf.
entspannen sich
und
Haltung
nehmen die
Die Muskeln
der
absoluten
Ruhe an; der Blutkreislauf steht still, die Atmung hört auf, da zu diesen beiden Verrichtungen die fortdauernde, un
unterbrochene
Muskelarbeit
Voraussetzung
ist.
Die
nor
male verdauende Tätigkeit des Magens und Darmes kommt zur Ruhe, ebenso findet keine Ausscheidung der verbrauchten und unverwertbaren Stoffe in der natürlichen Folge und
unter dem normalen Bilde der Entleerung mehr statt. Die Drüsen sondern keine Säfte mehr
ab
und die Sinnes
organe nehmen keine äußeren Eindrücke mehr auf. Alle Veränderungen, die nunmehr an der Leiche in Er
scheinung treten, sind allein abbauende Vorgänge chemischer und physikalischer Natur, unterstützt durch die zerstörende
und auflösende Arbeit einer Anzahl von Bakterien, die der Körper in gewisser Menge auch während des Lebens in sich
birgt.
Alle die nach dem Tode sich dartuenden Veränder
ungen sind Zerfallserscheinungen, sind der erkennbare Aus druck der beginnenden Zersetzung und Verwesung der Sub
stanz bis zu ihrer restlosen Auflösung. einsetzenden
Umgestaltungen
der
Die durch den Tod
Materie
in
den
ersten
19
Die Erscheinungen an der Leiche.
Stunden und Tagen sind in ihren einzelnen Ausdrucksfor men so charakteristisch und markant, daß sie dem Kenner
die Möglichkeit für besondere Schlüsse auf örtliche und zeit liche Umstände liefern,
die für
die
Klarstellung
dunkler
Vorgänge in mehrfacher Hinsicht von ganz erheblicher Wich
tigkeit sein können.
b. Die Körperwärme. Beim gesunden erwachsenen Menschen liegt die Körper
wärme zwischen 36 und 37 Grad Celsius, die bei einzelnen Personen kurz nach dem Tode um ein geringes Maß vor übergehend ansteigen kann. In den ersten 2 bis 3 Stunden
nach dem Tode hält sich die Temperatur noch ungefähr auf
der normalen Höhe, um dann mit jeder Stunde um etwa 1 Grad zu finken, bis nach 10 bis 12 oder 15 Stunden
beim Befühlen des Körpers die Empfindung der völligen Erkaltung wahrgenommen wird.
Außere Einflüsse der Um
gebung sind aber nicht ohne Wirkung auf die Geschwindig
keit, mit der sich die Temperaturabnahme an der Leiche voll
zieht.
So hält der tote Körper, der in
einem warmen
Federbett gestorben ist und unter dieser Hülle liegen bleibt, seine hohe Temperatur wesentlich länger und die Abkühlung
geht in einem langsameren Tempo vor sich, während bei Frost an einer im Freien befindlichen Leiche der Tempe ratursturz schneller abläust.
Ebenso ist die Temperaturab
nahme eine geschwindere bei solchen Personen, die z. B.
beim kalten Baden durch die Umgebung des Wassers, in dem sie den Tod fanden, schon vorher eine Verminderung
ihrer Körperwärme erfahren haben.
Nach der Erfahrung 2*
20
Die Erscheinungen an der Leiche.
kühlen auch magere Personen nach dem Tode schneller ab
als solche mit stärkerem Fettansatz.
c. Das Auge. Sehr bald nach dem Eintritt des Todes verliert das Auge seinen natürlichen Glanz, den es im Leben zeigt, da ein
mal die ständige Absonderung der Tränenflüssigkeit aus der
Tränendrüse aufhört und andererseits durch das Nachlassen des inneren Gewebsdruckes die pralle Spannung aller Teile
des Augapfels sich vermindert. Die Folge ist, daß die äuße ren, sichtbaren Häute des Auges, die Hornhaut und die
Augenbindehaut, schrumpfen und ein trübes und stumpfes
Aussehen annehmen.
Bei geöffneten Augen und besonders
noch in warmer, lufttrockener Umgebung pflegt die Aus
trocknung
im
allgemeinen
sehr
schnell
einzutreten,
wäh
rend sie sich bei geschlossenen Augen — bedingt durch den feuchtigkeitserhaltenden Schutz der Lider — wesentlich lang
samer einstellt, so daß unter dieser Bedingung die Form des Auges noch bis zu einigen Tagen erhalten bleiben kann.
Neben diesen regelmäßig
wiederkehrenden Erscheinungen
am Auge der Leiche kommen noch als gelegentliche Befunde
Verletzungen an den Augen zur Beobachtung, die den Ein druck hervorrufen können,
daß verbrecherische Handlungen
vorliegen möchten, die aber in der Tat durch Tiere — In
sekten und auch Vögel — nach dem Tode an der unge schützt im Freien mit geöffneten Augen liegenden Leiche bei gebracht sein können.
21
Die Erscheinungen an der Leiche.
d. Die Totenflecke. Wichtiger als die Leichenerscheinungen
an der Körper
temperatur und an den Augen sind für die Nachforschungen
des Kriminalisten die Veränderungen an der Leiche, die man Das sind in der Regel in mehr
als Totenflecke bezeichnet. oder minder
großer, Punkt-
bis
flächensörmiger
Ausdeh
nung in der Haut sichtbare, bläulich-rote bis rötlich-blaue,
ziemlich scharf begrenzte Flecken, die infolge des langsamen Abfließens
des
mit seinen
Blutes
nach dem Stillstand des Herzens
farbigen
und
Bestandteilen
damit des
Kreis
laufes in den Partien des Körpers sich zeigen, die in ihren
tiefbesindlichen Lagen der Unterfläche am nächsten liegen
Da ohne Herztätigkeit
oder dicht über dem Boden schweben.
das Blut in den Blutgefäßen nicht mehr unter Druck steht, folgt es in dem erschlafften Körper dem Gesetz der Schwere
und senkt sich nach unten.
chen,
die
die
Träger
des
Dabei nehmen die Blutkörper roten
Blutfarbstoffes
—
des
Hämoglobins — sind, die unterste Lage ein, weil sie spezi
fisch schwerer sind als das Blutwasser — das Serum. Die Totenflecken sind
im allgemeinen bereits 2 bis 3
Stunden nach erfolgtem Tode feststellbar und mit ihrem
Erscheinen tritt nun das charakteristische Bild zutage, daß die hochgelegenen Teile ein blasses
wächsern-gelbes
Aus
sehen haben, weil alle färbenden Blutbestandteile zur Tiefe
abgeslossen
sind,
und
die
am
tiefsten
gelegenen
Körper
stellen die typische bläuliche Verfärbung — die Totenflecke — aufweisen.
Die Flecken nehmen in den ersten 12 Stunden
ständig an Deutlichkeit und Ausdehnung in der äußeren Haut zu, da das Blut mit seinem Hämoglobin allmählich
22
Die Erscheinungen an der Leiche.
auch durch die Wandungen der Blutgefäße hindurchdringt
und das umgebende Körpergewebe durchtränkt. weise
nach
treten
Totenslecke
die
Todes)
Eintritt des
Ausnahms
früher
(1—IV2
Stunden
auch
wesentlich
verspätet
oder
(4—6—10 Stunden nach Erlöschen des Lebens) auf. Eine künstliche Beseitigung der Leichenflecke ist nach ihrem
vollkommenen Auftreten nicht mehr möglich.
Nur in den
ersten Stunden während der Ausbildung
Flecken kann
man
durch
stärkeren
Druck
ein
der
Blasserwerden
bewirken.
Auch durch Umlagerung der Leiche ist eine Verlagerung der Flecke von einer Körperpartie zu einer anderen nur in der
Zeit ihrer Bildung noch möglich.
Nachher bleiben sie an
den einmal eingenommenen Stellen und um so deutlicher, je später nach dem eingetretenen Tode die Lageveränderun
gen des Körpers vorgenommen werden, denn die gesenkten festen
und
flüssigen
Blutbestandteile
gerinnen
und
ver
kleben langsam in den Adern und teilweise auch in dem be nachbarten Gewebe nach dem Durchtritt dorthin.
Während die Farbe der Totenflecke in der Regel bläulich rot ist, begegnet der Kriminalist ihnen gelegentlich auch in
hellroter Tönung, die für Vergiftung mit Kohlenoxydgas
oder mit Blausäure
(Cyankalium)
charakteristisch ist und
auch durch die Kälte bei Erfrorenen und bei winterlichen Wasserleichen bedingt sein kann, oder in braunrot bis grau
braun als typisches äußeres Erkennungszeichen bei Chlorkalium-Vergiftung und bei Morchelvergiftung.
Die Verteilung
der
Totenflecke ist vollkommen
gebun
den an die jeweilige Lagerung der Leiche nach dem Eintritt
des Todes- falls nicht bald danach Änderungen daran vor-
23
Die Erscheinungen an der Leiche.
genommen sind.
Die Flecke finden sich nur an den abhän
gigen, tiefliegenden Körperstellen mit der besonderen Eigen tümlichkeit, daß die die feste Unterlage berührenden Par tien infolge des äußeren Druckes auf diese durch die Eigen
schwere des Körpers von der Verfärbung freibleiben.
Bei
einer Person zum Beispiel, die in Rückenlage gestorben ist,
werden sich die Totenflecke naturgemäß an der gesamten un gepreßten
rückseitigen
Körperoberfläche
zeigen,
also
am
Hinterkopf — ausgenommen die Stelle, die der Unterfläche direkt auflagert — am hinteren Rande der beiden Ohren
muscheln, am gesamten Rücken und Gesäß — ohne die von
der Unterlage fest berührten und gepreßten Partien an den
Schulterblättern und dem hinteren Becken — und ferner an den Rückseiten der oberen und unteren Gliedmaßen, die
nur
an
werden.
ihren
Auflagestellen farbfreie
Flächen
ausweisen
Wird die bisher unberührte Leiche in Seitenlage
gefunden, so zeigen sich die Totenflecke an der nach unten
liegenden Körperhälfte; bei einer in Bauchlage gestorbenen Person demzufolge an der Vorderseite des Körpers.
Aus
dieser Regelmäßigkeit in der Verteilung der Flecken erklärt sich auch die Eigentümlichkeit in der Ausbreitung der Ver färbung bei Erhängten, die ihre Totenflecke im Gesicht des nach vorn überhängenden Kopfes, an den Händen und an
den Füßen tragen, während der gesamte Rumpf, die Arme und die Beine wächsern-bleich sind.
Diese ausgesprochene Gesetzmäßigkeit in der Lagerung der Totenflecke an der Leiche erhebt den Anspruch darauf, ein
wichtiges Hilfsmittel für den Kriminalisten in der Beur teilung mancher scheinbaren Widersprüche und Unklarheiten
24
Die Erscheinungen an der Leiche.
zu sein und läßt unter gewissen Voraussetzungen eindeutige
So
zu.
Folgerungen
ist mit
absoluter
Bestimmtheit zu
sagen, daß an einer Leiche mit den Totenflecken auf der vorderen Körperhälfte, die in Rückenlage aufgefunden wird,
nachträglich
und
zwar
frühestens
mehrere
Stunden
nach
Eintritt des Todes — vielleicht zur Verschleierung eines
Verbrechens — eine Veränderung ihrer Lage aus ihrer ur sprünglichen Bauchlage vorgenommen wurde.
Hat man aus
anderen
im
noch
Erscheinungen
abgehandelt
an
werden,
der Leiche,
auch
die
die
ungefähre
folgenden
Zeit
des
Todeseintritts genauer ermitteln können, so ist damit auch
auf den ungefähren Zeitpunkt zu schließen, an dem wahr
scheinlich der Täter am Tatort zum zweiten Male anwe send gewesen ist.
Fernerhin
ist die Möglichkeit gegeben,
bei nachträglichen Veränderungen der ursprünglichen Lage
der Leiche diese Lage — entsprechend der Verteilung der
Totenflecke — im großen ganzen wieder herzustellen, ein Umstand, der für die Beurteilung über Vorgänge bei der
Tat gegebenenfalls von erheblicher Wichtigkeit und Bedeu tung sein kann.
Entsprechend
der
Verteilung
der
Leichenslecke
an
der
Körperoberfläche ist eine solche auch bei der gerichtsärztlichen Leichenöffnung
zu finden.
an den inneren Organen übereinstimmend
Aus
obduzierenden
ihrer Verteilung
Gerichtsarzt
noch
eröffnen
mannigfache
sich
für den
Einzelheiten
für die Feststellung und Beurteilung über den jeweils vor liegenden Fall.
25
Die Erscheinungen an der Leiche.
e. Die Leichenstarre. Mit den Totenflecken zusammen ist ein vorzügliches Hilfs mittel zur Bestimmung der Sterbestunde bei einer uner
wartet und ohne Zeugen aus dem Leben geschiedenen Per son das Einsetzen und die später folgende Lösung der Toten
starre.
An jeder Leiche stellt sich nach der vorausgegange
nen vollkommenen Erschlaffung der gesamten Muskulatur
des Körpers diese Starre ein, die nur unter Kraftanwendung zu überwinden ist. Die Muskeln werden in der Stel lung, die die unberührte Leiche im Tode innehatte, fest gespannt und verlieren eine gewisse Zeitdauer ihre, ihnen
im Leben
eigentümliche
Elastizität.
Dadurch
werden
die
Gelenke fest fixiert, so daß der Körper während der Dauer der Starre die
jeder an
ihm
Muskelstarre
einmal ohne
—
—
eingenommene gewaltsame
vorgenommenen
Haltung
auch
Einwirkung
bei
auf die
Lageveränderung
beibe
hält. Versucht man die Starre noch in der Zeit ihrer Aus
bildung gewaltsam wieder zu lösen, so tritt sie dennoch nach her wieder ein; sie kehrt aber nach gewaltsamer Lösung
nicht wieder, wenn sie bereits vollkommen war. Die Toten
starre beginnt in der Regel 3 bis 4 Stunden nach dem
Tode, ist in der 7. bis 8. Stunde vollkommen ausgebildet und dauert im allgemeinen etwa bis zur 24. Stunde nach dem Tode.
Allerdings können die Zeiten des Beginnes und
der Lösung der Starre etwas schwanken
gelegentliche seltene
und es können
Fälle zur Beobachtung
kommen,
denen die Starre sofort nach dem Tode einsetzt.
bei
Die Ab
weichungen von den üblichen Zeitverhältnissen sind beson ders durch die die Leiche umgebende Temperatur bedingt,
Die Erscheinungen an der Leiche.
26
eine Beschleunigung tritt erfahrungsgemäß auch häufig bei Tod durch Blitzschlag, durch Kopfschuß und nach gewissen Vergiftungen
z.
B.
durch
Strychnin
ein,
während
eine
merkliche Verlangsamung besonders beim Tode nach lan gem Siechtum beobachtet wird.
Sehr kurz
ist die Frist
zwischen dem eingetretenen Tode und Beginn der Toten
starre in der Regel bei kleinen Kindern.
Hier beginnt die
Starre bereits 10 Minuten bis 1/2 Stunde nach dem Er löschen des Lebens.
Die Totenstarre beginnt immer im Kaugelenk.
Sie brei
tet sich dann fortschreitend aus nacheinander am Hals, an den oberen Gliedmaßen, am Rumpf und schließlich an den
unteren Gliedmaßen.
Die Reihenfolge, in der die Teile
des Körpers befallen werden, ist absolut charakteristisch. Die selbständige Lösung nach der etwa 16—20 stündigen Starre
geht typisch in der umgekehrten Reihenfolge vor sich. Die Ursache der Leichenstarre liegt in der Einwirkung der nach dem Tode im Körper sich bildenden fettsauren Leichen
gifte auf das
Muskelgewebe,
nach
deren
Wirkung
dann
wieder eine vollkommene Erschlaffung der Muskulatur folgt. Zu erwähnen ist hier noch der Unterschied zwischen Toten starre und Kältestarre, die bei Erfrierungen im Winter vor kommt.
Bei der Totenstarre bleiben die Haut, dle Lippen,
die Nasenspitze und die Ohrläppchen weich und beweglich; bei der Kältestarre werden gerade diese der Kälte am stärksten
ausgesetzten Körperteile am schnellsten glashart und spröde bis zur Brüchigkeit.
Verwechslungen in dieser Hinsicht dürf
ten also kaum vorkommen.
27
Die Erscheinungen an der Leiche.
f. Die Zersetzungs- und Fäulnisvorgänge. Sehr bald, wenige Stunden nach dem Tode bereits, be ginnen sich an der Leiche Veränderungen — zunächst noch
schwach, später immer deutlicher — bemerkbar zu machen, die man als Fäulnis oder Verwesung bezeichnet. Die jedem
Körper anhaftenden Bakterien und Bazillen, die im Leben
unter normalen Verhältnissen, wie z. B. die Colibazillen, nur auf den Verdauungsapparat beschränkt bleiben, begin nen sich nach dem Tode über den ganzen Körper auszu
breiten und die Gewebe zu zerstören und aufzulösen.
Umgebung,
warmer
in
den
Sommermoilaten,
In
besonders
wenn häufige Gewitter auftreten, und nach schweren In
fektionskrankheiten geht dieser Vorgang mit seinen Folgen schneller vor sich, als sonst im allgemeinen beobachtet wird; ebenso
werden
die
Organe mit
lockerem,
weichem,
saft
reichem Gewebe wie die Lungen, die Milz usw. schneller
befallen als die festeren Körperbestandteile, wie die Musku
latur und die muskulösen Organe.
Durch die Zersetzungs
vorgänge wird die Farbe des Körpergewebes verändert und
nimmt einen gelblichgrünen bis grünen bis bläulichgrünen Ton an.
Gase,
Ferner
besonders
entstehen durch den Gewebszerfall freie Schweselwasserstosfgase,
die
einmal
der
Leiche den typischen stinkenden Verwesungsgeruch geben, an dererseits den Körper bis zur Entstellung aufblähen und
auftreiben und bei hochgradiger Fäulnis die Gesichtszüge schnell verändern. Zuerst kennzeichnen sich die Verwesungserscheinungen in
den unteren Partien der Bauchhaut oberhalb der Leisten
beuge.
An dieser dünnsten Stelle der Bauchhaut zeigt sich
Die Erscheinungen an der Leiche.
28 eine
grünliche
der
Verfärbung
Haut.
der
Mit
zuneh
menden Bildung des Schwefelwasserstofsgases breitet sich die
Verfärbung weiter über den Bauch nach oben aus und mit
ihrer Ausdehnung beginnt sich die Haut von ihrer Unter
Allmählich nimmt diese Ver
lage in Blasen abzuheben.
änderung die ganze Körperoberfläche ein, die Blasen Platzen
stellenweise infolge der hohen Spannung des Gases und der leichten Zerreißbarkeit
des Gewebes,
und
es entleert
sich daraus eine stinkende, nicht klare grünliche Flüssigkeit.
Ebenso bilden sich auch in den tieferen Körpergeweben und
in den Organen Fäulniserscheinungen, die das Gewebe auf lockern, zum Teil verflüssigen und mit Gasmassen durch setzen. — Diese Veränderungen beruhen teils auf der auf
lösenden Tätigkeit der Bakterien, teils darauf, daß mit dem Aufhören
des
Substanz
umgestalten
Lebens
chemische
und
die
Vorgänge
die
komplizierten
organische Eiweißstofse
des Körpers durch Einwirkung des Sauerstoffes der Lust
in chemisch einfachere Bestandteile abbauen.
Die Wirkung
der Bakterien führt zur Fäulnis, die des Sauerstoffes zur
Verwesung. Besondere Merkmale neben dem Gesagten weisen noch die Wasserleichen auf.
Durch die aufquellende Eigenschaft des
Wassers bei längerer Einwirkung auf den toten Körper bil
det sich eine „Gänsehaut" und an den Hohlhand- und Fuß
flächen eiine dicke, faltige „Waschhaut", die sich nach der ein getretenen Lösung handschuhartig von der Unterftäche ab
streifen läßt.
Die
jeweilige
Schnelligkeit
dieser
Bildung
an Wasserleichen hängt von der Temperatur des Wassers ab und von dem Umstand, ob die Körperobersläche durch
29
Die Erscheinungen an der Leiche. aufliegende Kleidungsstücke
gegen die intensiven Einflüsse
des Wassers zum Teil geschützt ist. An Wasserleichen zeigt sich ferner die Eigentümlichkeit, daß die Haare leicht aus
fallen oder büschelartig verkleben und leicht brüchig wer den.
Die Hornhaut des Auges erfährt nicht wie sonst an
der Leiche die braune Eintrocknung, sondern sie quillt auf und verschleiert die darunterliegende Regenbogenhaut bis zur
Unkenntlichkeit. Als Nebenerscheinung an der Leiche, die ungeschützt liegt,
ist noch zu erwähnen, daß gelegentlich schon nach wenigen Tagen
Insekten sich
häufig
genug
ihre
ansiedeln.
Besonders
Eier auf Leichen
legen
Fliegen
wie überhaupt
auf
Kadavers ab, und man findet dann ihre Maden und Puppen im Gewebe und auf seiner Oberfläche.
Allerdings können
bei Personen mit sehr vernachlässigten Wunden diese Er
scheinungen schon zu Lebzeiten bestanden haben.
g. Die Verwertung der Leichenerscheimmgen im Fahndungsdienste. Für den Kriminalisten ist es bei ungeklärten Todesfällen
von wesentlicher Bedeutung, an Hand des gegebenen Tat sachenmaterials den Zeitpunkt des eingetretenen Todes nach
größter Wahrscheinlichkeit ermitteln zu können, um diesen für die weiteren gerichtlichen Erhebungen unter genauester Angabe
solche
der
Einzelheiten
Feststellungen
sind
im
Bericht
äußerst
sestzulegen,
denn
für
Auf
wertvoll
die
nahme der Verfolgung und ebenso für die Überführung bei Verbrechen.
Schon die Körpertemperatur der Leiche kann unter Be-
Die Erscheinungen an der Leiche.
30
rücksichtigung der äußeren Umstände allgemein daraus hin
deuten, ob das Leben erst vor wenigen Stunden erloschen
ist, oder ob eine längere Zeitdauer seit dem Eintritt des Todes verstrichen ist.
Weitere Schlüsse lassen sich aber dar
aus nicht mit Bestimmtheit ziehen. Ebenso geben die Erscheinungen an den Augen keine ge nauen Hinweise für die gewünschte Klarstellung.
Anders verhält es sich mit den Totenflecken als Ermitt lungszeichen
für die Todesstunde.
Sind
überhaupt
noch
keine Totenflecke zu erkennen, so kann der Tod erst vor ganz kurzer Zeit, höchstens vor 2 bis 3 Stunden erfolgt sein, denn erst darnach beginnen die ersten Anzeichen der Ver
färbung sichtbar zu werden.
Lassen sich die erst schwach
ausgeprägten Flecke durch Fingerdruck noch fast vollkommen
zum Schwinden bringen, so spricht das untrügerisch dafür,
daß der Blutaustritt aus den Adern in das umgebende Ge webe und die Gerinnung noch nicht stattgesunden haben
und daß höchstens eine Zeit von strichen ist.
etwa 6 Stunden ver
Kommt es durch den Fingerdruck nur noch zu
einer deutlich wahrnehmbaren Verblassung aber keinem Ver
schwinden der bläulichen Verfärbung mehr, dann muß der Zeitpunkt des Todes schon einige Stunden weiter zurück liegen, jedoch nicht über ungefähr 12 Stunden, denn nach dieser
Frist
sind
die
Totenflecke
so
vollkommen
ausge
bildet und durch die Gerinnung fest in das Gewebe einge
bettet, daß sie weder durch Druck noch durch Lageverände rung an ihrer Intensität verlieren.
Noch sicherer wird die Ermittlung, wenn man zu diesen
Betrachtungen und Deutungen die Phasen in Berücksich-
31
Die Erscheinungen an der Leiche.
tigung bringt, die an der Leichenstarre aufeinander folgen.
Ist die Muskulatur noch vollkommen schlaff und weich, so kann
von
dem
Augenblick
dieser
Wahrnehmung
an
—
vorausgesetzt, daß die Starre sich später noch einstellt —
nur mit einer Zeit von höchstens 3 bis 4 Stunden seit dem Tode gerechnet werden. In den folgenden 3 bis 4 Stunden, also bis zur 7. bis 8. Stunde geht die Ausbildung der
Starre vor sich, die sich in dieser Phase dadurch auszeich
net, daß sie sich nach einmal einstellt.
versuchter künstlicher Lösung noch
Von der 8. bis 24. Stunde nach Todes
eintritt ist die Starre vollkommen und nach künstlicher Über
windung derselben kehrt sie nicht wieder zurück. die Lösung
ohne
Beihilfe in
einzelnen
Beginnt
Gelenken bereits
wieder vor sich zu gehen, dann befindet man sich am Ende
dieser Phase.
Ist die Starre ohne gewaltsame Einwirkung
schon vorübergegangen, dann müssen seit dem Erlöschen des Lebens mindestens 24 Stunden verflossen sein.
Die Fäulnis- und Verwesungsvorgänge geben im allge meinen nicht so klare und engbegrenzte Zeitabschnitte an und deuten je nach ihrem mehr oder minder starken Fort
schreiten auf eine längere oder kürzere Zwischenzeit seit der
Sterbestunde hin. Alle
diese
Zeitangaben
können
unter
den
früher
ge
schilderten Voraussetzungen in gewissen Breiten schwanken, haben aber nach den gesammelten Erfahrungen und Beob achtungen doch allgemeine Gültigkeit, so daß andere Fest stellungen als Abweichungen von der Regel anzusprechen
sind.
D. Die Erscheinungen an der Leiche bei gewaltsamen Todesursachen. Die im
vorausgegangenen Abschnitt abgehandelten
Er
scheinungen an der Leiche gelten in jedem Falle: sowohl nach natürlichem Tode, wie bei gewaltsamen Todesursachen.
Dort handelte es sich um die Beschreibung des regelmäßig Wiederkehrenden Verlaufes der Veränderungen, die sich zu
den
verschiedenen
Zeitpunkten
und
unter
den
äußeren Einflüssen an der Leiche vollziehen.
jeweiligen
Ganz anderer
Art sind die Erscheinungen an der Leiche, die zur Klärung
der Frage dienen, ob es sich bei einem gewaltsam verur sachten Tode um einen Unglücksfall, um eine Selbsttötung oder um eine Tötung durch fremde Hand in verbrecherischer Absicht handelte.
Da
die Todesarten durch
die verschie
denen Mittel zur gewaltsamen Vernichtung des Lebens sehr
vielfältig sind, so müssen die Erscheinungen an der Leiche bei den verschiedenen Todesursachen einzeln für sich behan delt werden und die Unterschiede hinsichtlich der charakte
ristischen Merkmale, die je nach ihrer Art auf Unglückssüll, Selbstmord oder Verbrechen hindeuten, wechselseitig in Ver gleich
gestellt
werden.
Eine
durchaus
einwandfreie
und
eindeutige Feststellung in dieser Hinsicht ist von wesent
licher Bedeutung für die Gerichte, da in häufigen Fällen unerwartet und ohne Zeugen eingetretenen Todes die An nahme eines Verbrechens zunächst gestellt wird und gestellt
Die Erscheinungen an der Leiche usw. werden muß.
33
Genaueste Prüfung und bestmögliche Ber-
wertung der Erscheinungsformen ist für die weiteren Maß nahmen von allergrößter Wichtigkeit.
Voraussetzung hier
für sind naturgemäß umfassende theoretische und praktische Kentnisse und Erfahrungen.
a. Tod durch Verletzungen. Eine Verletzung, im allgemeinen betrachtet, wird durch eine
gewaltsame
Durchtrennung
von
zusammengehörigem
Körpergewebe mittels eines festen, dafür geeigneten Gegen standes herbeigeführt.
Dabei verursachen die verschiedenen
Arten der benutzbaren Gegenstände entsprechend ihrer Form
und ihrer Handhabung auch Verletzungen unterschiedlicher Gestalt, Ausdehnung und Wirkung. So werden „Schnittver letzungen" sich als glatte Durchtrennungen des Körperge webes von der Haut aus in die Tiefe auszeichnen, die unter
gleichzeitigem Druck und Zug
durch
einen
scharfkantigen,
schneidenden Gegenstand, also zum Beispiel durch ein Messer
oder Glasscherben usw., beigebracht werden. — Bei „Hieb
verletzungen" erfolgt die Durchtrennung des Körpergewebes mittels eines mit einer Schwere versehenen Gegenstandes
durch die Kraft des den Gegenstand führenden Armes und durch
die dem
Gegenstände
eigene
Schwere.
Die Hieb
verletzungen zeichnen sich gegenüber den Schnittverletzungen neben der Länge der Wunde durch besondere Tiefenwirkung
und hervorragende Gefährdung auch der festen Knochen aus.
— Bei „Stichverletzungen" dringt ein mehr oder weniger
scharf gespitzter Gegenstand unter Anwendung von Druck im Stoß bei der Gewebsdurchtrennung lediglich in die Tiefe Rehfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen.
3
34
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
des Körpers. — Bei den „Schußverletzungen" wirkt das
durch entzündetes Pulver getriebene Projektil entweder ober
flächlich bei Streifschüssen oder in die Tiefe beim Einschuß unter
gleichmäßiger
Gefährdung
der
Weichteile
wie
der
Knochen. — Bei „Verletzungen durch stumpfe Gewalt" ver
ursacht ein mit mehr oder minder breiter, umschriebener Angriffsfläche versehener Gegenstand durch die ihm anhaf tende Schwere und durch die Kraft des ihn führenden Armes
eine
Zerreißung
und
Zermalmung
der
Gewebe,
wobei
unter gewissen Umständen die äußere Haut nur geringe Be schädigungen aufweisen braucht, während die darunter lie genden Gewebe und Organe schwerste Zerstörungen erfahren
haben können.
Es können durch das stumpfe Gewaltmittel
aber auch fast glattrandige Wunden gesetzt werden, so daß zunächst der Eindruck einer Schnittwunde hervorgerufen wird.
I. Tod durch Schnittverletzungen. Schnittverletzungen können im Unglücksfall, in selbstmör derischer Absicht oder durch ein Verbrechen beigebracht werden.
Die Mehrzahl der Todesfälle nach Schnittverletzungen durch Unglückssall sind die Folge einer größeren oder geringeren
Fahrlässigkeit oder aber besonderer Gefährdung in Berufen, wie sie in der Industrie und der Landwirtschaft durchaus nicht selten sind.
Aus sie braucht hier im einzelnen nicht
eingegangen werden, da selbst bei Todesfällen ohne Zeugen der Zusammenhang meist aus dem gesamten Bilde verhält
nismäßig leicht zu erklären ist.
Anders verhält es sich bei
der Selbsttötung und beim Mord, bei denen zunächst starke Zweifel nach dieser und jener Richtung
bestehen können,
35
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
denn die Schnittwunden als solche weisen in ihren Grund formen keine nennenswerten Unterschiede auf. Sie sind länglich, mit größerem Längs- als Tiefendurch messer, sie haben glatte Wundränder, die nur nach Verwen
dung schartiger Instrumente zerfetzt sein können, und die
Wundränder klaffen entsprechend der Tiefe und Länge der Wunde, so daß diese eine länglich-ovale Gestalt ninitntntL Meist ist der Ansangsteil der Wunde, wo das schneidende
Instrument mit Druck eingesetzt wurde, tiefer als der End teil, in dem nur noch der Zug fast allein wirkte.
Wurde
das schneidende Instrument mit Kraft mehrmals
in die
gleiche Wunde eingesetzt, so finden sich in der Regel meh rere Wunden innerhalb der einen äußeren Verletzung, gele
gentlich mit Fetzenbildung und Einkerbungen in den Wund rändern.
Es kann aber auch bei einer einfachen Schnitt
wunde der Eindruck wachgerusen werden, daß es sich um mehrere
Schnitte
handelt,
wenn
eine
faltige,
runzelige
Hautpartie (z. B. der Hals bei alten Leuten) getroffen ist. Infolge der glatten Gewebsdurchtrennung sind Blutergüsse
unter der Haut in der Umgebung der Wunde gar nicht oder nur in minimaler Ausdehnung vorhanden.
Die erste, das Leben gefährdende und meist zum Tode führende Folge der Schnittverletzungen ist die Blutung aus
den Wunden, die um so stärker und schneller vor sich geht, je mehr und größere Blutgefäße durchtrennt wurden.
Im
allgemeinen tritt nach einem Verlust von l1/2 bis 2 Liter Blut der Tod ein, bei verhältnismäßig geringerer Menge,
wenn die Blutung sehr heftig und stark ist, während bei
langsamer Blutung die verlorene Blutmenge bis zum Er3*
36
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
löschen deS Lebens größer sein kann.
Mit der fortschreiten
den Blutung stellt sich eine Blässe der Schleimhäute und der Haut und auch der inneren Körperorgane ein, da mit
dem ausströmenden Blute auch der an die roten Blutkörper
chen gebundene rote Farbstoff aus dem Körper verschwindet. Gelegentlich kann der Tod auch sehr schnell nach dem bei
gebrachten Schnitte eintreten, ohne daß bereits große Blut mengen verloren oder lebenswichtige Organe getroffen wor den sind, nämlich dann, wenn nach der Durchtrennung einer
größeren Vene (Blutader) in dieser durch die zum Herzen
strömende Blutmasse Luft aufgesogen und zum Herzen mit gerissen wird.
Dort bildet die Luft mit dem Blute durch
die Wirbelbewegungen in den Hohlräumen eine schaumige
Masse, die den sofortigen Tod herbeiführt.
Man spricht
bei solchen Vorkommnissen von „Luftembolien". Bei
Gesichtswunden
und
tiefen
Halsverletzungen
mit
Einschnitt der Luftröhre kann der Tod dadurch verursacht
werden, daß Blutmassen in die Luftröhre einfließen und bei
der Einatmung mit in die Lungenbläschen hineingerissen
werden.
Das
Blut füllt dort
einen
mehr oder minder
großen Teil der feinen Hohlräume, schaltet einen Bezirk der Lungen an der Atmung aus und führt zum Tode.
Man nennt dies eine „Blutaspiration". Für die Beurteilung
der Frage, ob
beim Tod
durch
Schnittverletzungen Mord oder Selbstmord ein Leben ver
nichtet hat, ist die genaue Untersuchung der Leiche wie eine
eingehende Besichtigung des Tatortes durchaus vonnöten. Der Selbstmörder, der seine Tat in Ruhe mit Vorbedacht
vorbereitet, handelt im allgemeinen auch zweckentsprechender
37
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
und verstandesmäßiger als der Mörder, den die Eile bei der Erledigung seiner verbrecherischen Handlung treibt. Da
her findet man in der Regel, daß beim Selbstmörder die Körperpartie, in die der Schnitt beigebracht wurde, von der
Kleidung
sorgfältig
vorher
entblößt wurde,
während
der
Mörder seine Waffe auch durch die Kleidung hindurchwirken
läßt.
Ebenso wählt der Selbstmörder zur Erzielung eines
schnellen
und
sicheren
Erfolges
seiner
Handlung
wohl
überlegt grundsätzlich nur solche Körperstellen für die beizu
bringenden Verletzungen aus, wo er nach seiner Kenntnis
auf lebenswichtige Organe oder stark blutende Gefäße trifft oder diese wenigstens vermutet, während der Mörder, der
mit dem Widerstande seines Opfers kämpfen oder doch aus einen solchen Kampf gefaßt sein muß, weniger wählerisch
zufchneidet, wo immer sich ihm Gelegenheit bietet.
Ferner
ist für die Beurteilung von Wichtigkeit auch die Schnittrich
tung am Körper.
Ein Selbstmörder setzt sein schneidendes
Werkzeug so an den Körper an und führt den Schnitt in der Richtung aus, in der seine ausübende Hand mit unge schwächter Kraft in ungekünstelter, natürlicher Haltung die
größte Wirkung erreicht, oder mit anderen Worten, er wird
nicht eine Schnittrichtung wählen, die so unbequem ist, daß er
dadurch
seine
Kraftleistung
vermindern
wird.
Bei
Durchschneidungen der Pulsadern versucht der Selbstmörder immer, diese quer zu ihrem Verlauf — häufig in mehreren
Schnitten — zu durchtrennen. Bei Halsschnitten ist die Richtung, in der die Wunde
verläuft, bedeutungsvoll für die Klarstellung der vorausge
gangenen Tat.
Ein rechtshändig veranlagter Selbstmörder
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
38
führt in der Regel den Schnitt mit seinem Messer beim Durchschneiden — gemäß der bequemsten und wirksamsten
Haltung — von links oben nach rechts unten, so daß die
Schnittwunde hinter oder dicht unter dem linken Ohre be ginnt, dort auch am tiefsten gesetzt ist und in schräger Rich
tung nach rechts abwärts über die vordere Halssläche ver läuft.
Querverlaufende, horizontale Halsschnittwunden deu
ten im
allgemeinen
aus gewaltsamen
Tod
durch
fremde
Hand hin und kommen — jedoch selten — bei Selbstmör
dern dann vor, wenn der Kops während der Ausführung des Schnittes stark nach links gebeugt war. Schnittwunden,
die über dem Hals von rechts oben nach links unten ver laufen, weisen immer auf einen Mord hin, wenn der Ver
storbene nicht Linkshänder war.
Angaben
beigebracht
(Wenn nicht glaubwürdige
können,
werden
versucht
man
die
Rechts- oder Linkshändigkeit an der Schwielenbildung in den Händen zu erkennen, denn die Arbeitshand hat immer
auch stärkere Schwielenbildung.)
Aus der Tiefe der Hals
schnitte läßt sich der Schluß ziehen, daß bei sehr tiefen Wunden mit größter Wahrscheinlichkeit Mord anzunehmen
ist sowohl bei Einzahl der Schnittwunden wie auch bei mehreren Schnitten — möglicherweise auch innerhalb einer
Wunde —, die der Mörder zur gründlichen Wirkung seiner
Tat ausführte. selbstmörderischer
Halsschnittwunden bis zum Halswirbel in
Handlung
sind
sehr
selten;
dagegen
sehr häufig findet man bei Selbstmorden mehrere Hals schnittwunden, von denen die ersten oberflächlich und zag
haft beigebracht waren. Sind an einer Leiche mehrere bis zahlreiche Schnittwunden
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
39
am Körper vorhanden, so sind aus ihrer Verteilung und
örtlichen Lage wichtige Schlüsse für den Kriminalisten zu Da der Selbstmörder, wie oben bereits gesagt, sein
ziehen.
Mordinstrument nur auf Körperstellen ansetzt, die nach sei ner Überzeugung allein geeignet oder Erfolg versprechend
sind,
gilt
die
daß
Regel,
bei
mehrfachen
Schnittverlet
zungen, die gehäuft sich an einer für die eigene Hand des Verletzten leicht
und
bequem zugänglichen
Stelle, zumal
wenn die Lage am Körper geschickt ausgesucht ist, oder an
mehreren Stellen befinden, die jede für sich zur Tötung ge
eignet ist, im allgemeinen ein Selbstmord anzunehmen ist. Hierfür sei folgendes Beispiel genannt: Die 24 jährige Toch
ter des Gastwirts A. in S. hatte ein Verlöbnis gelöst, was ihr leid wurde.
Sie kaufte in einem Stahlwarengeschäft
ein Rasiermesser, begab sich damit in die Laube ihrer El
tern und versuchte, sich an verschiedenen Körperstellen die
Schlagadern zu öffnen.
Es wurden Verletzungen an bei
den Handgelenken und an den Ellenbogenhöhlen und am linken Fuß oberhalb des Knöchels gefunden.
schlagader zu öffnen, hatte sie versucht.
Auch die Hals Zuletzt hatte sie
sich mit dem Rasiermesser den Kehlkopf durchschnitten. Durch
diese vielfachen Selbstverletzungen hatte sie den Tod ge funden.
Bei vielfachen Schnittverletzungen, die mehr oder
weniger wahllos an der Leiche verteilt sind, ist mit der
Tatsache eines Mordes zu rechnen, bei dem vielleicht, um den Widerstand des Getöteten zu brechen, der Mörder wild und regellos zugeschnitten hat, bis die Kraft seines Opfers erlahmt war.
Die Annahme des Mordes wird noch be
sonders gestützt, wenn die Schnittwunden durch die eigene
40
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Hand des Toten wegen ihrer schwer oder nur sehr unbe quem oder ohne Kraft erreichbaren Lage kaum oder über
Ebenso sprechen für
haupt nicht beigebracht sein können.
Mord
mehrere
ausgedehnte,
schwere
Schnittverletzungen,
von denen jeder Schnitt allein tödlich wirken mußte. Von besonderer Bedeutung für die Beurteilung und Klä rung der Todesart sind auch noch die Hand- und Finger
verletzungen, die in ihrer Art gewisse Gesetzmäßigkeiten er
kennen lassen.
zwei Gruppen:
Man bei
unterscheidet ihrer Anordnung nach
der
ersten
Gruppe liegen
die
Ver
letzungen in der Hohlhand und auf der Beugeseite (Innen
seite) der Finger.
nannten
Es handelt sich bei ihnen um die soge
Abwehrverletzungen,
die
dadurch
zustande
kom
men, daß das Opfer des Verbrechens im Abwehrkampf ver
sucht,
die
Waffe des
Täters
von
seinem
Körper
abzu
wenden, sich vor ernstlichen Verletzungen zu schützen oder die Waffe dem Täter zu entwinden.
Dabei faßt der Ange
griffene in die Klinge, die bei dem Kampf die inneren Hand- und Fingerflächen verwundet.
Die Schnittwunden
zeichnen sich hier als längere oder kürzere gmtte Wunden
aus, oder aber häufig sind sie auch dergestalt, daß größere
Haut- und Fleischlappen losgelöst sind.
Ganz anders ge
artet sind die Fingerverletzungen bei der zweiten Gruppe.
Sie verlaufen quer über die Fingerkuppen dicht neben den
Nägeln oder auch über diese hinweg und entstehen dadurch, daß der Selbstmörder bei der Ausführung seiner Tat ver
sucht, mit der zweiten Hand zur Erzielung einer stärkeren Wirkung die Haut an der Einschnittstelle zu spannen und
dabei in seiner Unruhe auch die Finger mit dem Messer
41
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
trifft und einschneidet, oder aber, wenn er bei Benutzung eines sehr langen Messers mit beiden Händen zugreift und
mit einer Hand die Messerspitze umfaßt, die die Finger spitzen verletzt.
Während also die erste Gruppe der Hand
verletzungen durchaus auf ein Verbrechen hindeutet, ist die
typisches Kennzeichen für Selbstmord.
zweite Gruppe ein
Eine bei uns seltene Todesart, halber
hier
(Harakiri).
sein
erwähnt
soll,
die
der Vollständigkeit
Bauchaufschlitzen
das
ist
Dabei ist im allgemeinen anzunehmen, daß bei
Selbstmord die Kleidung vorher entfernt wurde, während bei Mord der Schnitt durch die Kleidung geführt wurde.
Als Selbstmord kommt diese Todesart wohl nur bei geistig anormalen Personen und vielleicht auch bei Betrunkenen vor.
II. Tod durch Hiebverletzungen. Hiebverletzungen Werkzeuge
und
ähnliche, bei
verbunden
mit
beigebracht
werden
Ausmaßes
größeren
durch
Äxte,
wie
denen das
Gewicht des
Kraft
führenden
der
des
scharfkantige
Beile,
Säbel
Instrumentes wirkt.
Armes
Die Wunden sind in der Regel tief und die Werkzeuge ver
ursachen beim Aufschlagen auf Knochen mehr oder minder starke
Beschädigungen
derselben
von
einfachen
rillensör-
migen Einkerbungen bis zu schwersten vollkommenen Zer trümmerungen.
sein. per
Die
Durch
abgetrennt
Körperteile
Wunden lassen
ziemlich
eindeutig
können
Hiebverletzungen
und
die
aus
auf
die
Körperhöhlen
ihrer
Lage
Richtungen
aus denen die Hiebe beigebracht wurden.
ganze
eröffnet
zum
Kör
schließen,
Der Tod nach
Hiebverletzungen tritt entweder infolge der schweren Ber-
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
42
letzung lebenswichtiger Organe ein,
er ist die Folge
oder
des verursachten starken Blutverlustes, besonders bei Durch trennung der größeren Gefäßstämme,
der Verletzung
durch
eine
oder häufig folgt
vergiftung). — Im allgemeinen
ist
aus
er
(Blut
Wundinsektionskrankheit
Hiebverletzungen
auf einen Mord zu schließen, denn aus selbstmörderischer
Absicht kommen sie nur sehr selten vor, und es handelt sich dann bei diesen fast immer nur um Schädelverletzungen an der Stirn- und vorderen Scheitelpartie, die in der Mehr zahl beigebracht wurden und parallel zu einander verlaufend
nur kleinen
einen
Hiebverletzungen
Raum
spricht
einnehmen.
die
kreuz-
Für
und
Mord
durch
querverlaufende
Richtung und die Verteilung der Wunden über den gan zen Kopf, besonders Hinterhaupt und Nacken.
III. Tod durch Stichverletzungen. Die Stichverletzungen, die für Selbstmord selten gewählt werden, zeichnen sich durch kleine äußere Wunden aus, die
aber
dafür
reichen.
um
so
tiefer
in
das
Körpergewebe
hinein
An den Stichverletzungen kehren einige besonders
charakteristische Anzeichen
für
die
Beurteilung
der
Vor
gänge vor dem Eintritt des Todes immer wieder, die be
reits an früheren Stellen als Unterscheidungsmerkmale beim Selbstmord und beim Morde angedeutet wurden.
Der Selbstmörder — das ist eine allgemein gültige Er fahrungstatsache — entblößt vor der Tat die Körperstelle,
in die er das stechende Instrument stoßen will, von der darüber befindlichen Kleidung.
Sind dagegen die Kleider
über der Stichwunde nicht entfernt und mit dem Mord-
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
43
Werkzeug durchstoßen, so ist der Verdacht auf einen Mord
immer berechtigt und ganz sicher dann, wenn die durch
stochene
zum
Kleidung
Vortäuschen
nachträglich beiseite geschoben ist.
Selbstmordes
eines
Weiterhin hat die Er
fahrung gelehrt, daß bei mehrfachen Stichverletzungen, die „in gruppenweiser Anordnung" in schneller Folge an der
gleichen
darunter
Körperstelle,
einzelne geringfügig
und
oberflächlich, z. B. der Herzgegend beigebracht wurden, die Annahme
einer
Verteilung der
Selbsttötung
berechtigt
ist,
während
die
mehrfachen Stichverletzungen beim Morde
ganz regellos und vielfältig zu sein pflegt, da der Mörder
Augenblicke
jede im
Zustoßens
des
beliebige
ungeschützte
Körperstelle zur Vollbringung seiner Tat zu verletzen sucht. Für Mord spricht besonders auch das Vorhandensein wahl los verteilter Wunden an Oberarm, Unterarm und Hand,
die bei der Abwehr empfangen wurden, und wenn Wun den an Körperstellen liegen, die der Getötete selbst nicht
oder kaum erreichen konnte. Die
Wunde
mandelförmiger einen
kann
selbst
Gestalt
sein,
eine
reine
Stichwunde
sie
kann
aber
Wechsel in der Führung
des
auch
Mordwerkzeuges bei
der Handlung in eine Schnittwunde übergehen. pische
Mandelsorm
wird
spitzen Mordwerkzeugen
besonders
ohne
von
durch
nach
Schneide
Die ty
Stichen
verursacht,
mit kann
aber auch unabhängig von der Werkzeugsorm bei reinen
Stichverletzungen
mit
oder mit vierkantigen entstehen.
ein-
oder
zweischneidigen
oder psriemförmigen
Messern
Instrumenten
Bedingt ist die Wundsorm durch die der Haut
eigentümliche Spaltbarkeit und durch die elastische Span-
44
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
nung der Haut.
— In
eine Schnittverletzung geht die
Stichwunde über, wenn beim Einstich oder beim Heraus
ziehen die das
schneidende Mordwerkzeug
führende Hand
einen Druck aus die Rückseite des Instrumentes ausübte
und somit eine Erweiterung der Wunde geschaffen wurde. Auf das Mordwerkzeug selbst kann aus der Form der
Wunde in den meisten Fällen kaum gefolgert werden, und
noch schwerer sind bestimmte Schlüsse auf seine Größe und Breite möglich, da die elastischen Körpergewebe, besonders
die Haut sich während des Stiches dehnen und nach dem selben um ein gewisses Maß wieder zusammenziehen kann. So ist durchaus nicht selten, ja fast in der Regel die Öff
nung
der
Stichwunde
enger
als
der
Durchmesser
einer
Stichösfnung in einem unelastischen Material wie Karton papier mit dem gleichen Instrument, mit dem die Wunde gesetzt wurde.
Nur in der Länge kann die Wunde insofern
nicht vom Instrument abweichen, als sie nicht tiefer sein kann als das benutzte Mordwerkzeug lang ist.
Der Tod tritt ein durch Verletzung mit schwerer Schädi gung lebenswichtiger Organe, durch
Verbluten
aus
gro
ßen Blutgefäßen oder als spätere Folg^ der Verwundung
durch Infektionskrankheiten. Den Stichverletzungen stehen die Bißwunden nahe, die
ost sehr deutlich jeden Zahnabdruck erkennen lassen und bei Bissen durch Menschen dann aus
Gipsabdrücken des Ge
bisses die Jdentitätsfeststellung des Täters möglich machen,
da die Zahnsormen und Zahnstellungen fast ebenso indi viduell sind wie die Linien in den Fingerabdrücken.
45
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
IV. Tod durch Schnßverletzungen. Die Zahl der Fälle gewaltsamen Todes durch Schuß
verletzungen
häufig
außerordentlich
ist
zur
Vernichtung
des Lebens sowohl in selbstmörderischer Absicht (vorzugs weise beim männlichen Geschlecht) wie durch fremde Hand.
Wenn auch hin und wieder die Klärung der Tat außer ordentlich schwierig und nur unter Anwendung aller be kannten
wissenschaftlichen
Hilfsmittel
möglich ist,
so
ist
doch die Mehrzahl der Todesfälle hinsichtlich der Täter schaft nach den aus der Erfahrung gewonnenen und gül tigen Regeln
und
Gesetzmäßigkeiten unschwer
zu
klären.
Aus dem Verlauf des Schußkanals ist die Richtung fest
zustellen, aus der geschossen wurde; aus der Schußwunde im allgemeinen ist mit ungefährer Sicherheit, bei Steck schüssen ist aus dem vorgefundenen Geschoß mit Bestimmt
heit auf die Waffe zu schließen, die zur Verübung der Tat verwendet wurde.
Zu unterscheiden ist bei Schußverletzungen zunächst zwi schen Durchschüssen, Steckschüssen
und Streifschüssen.
Bei
den Durchschüssen zeigt sich am Körper eine Einschußwunde, ein
Schußkanal
und
eine
Ausschußwunde.
Bei
Steck
schüssen findet man eine Einschußöffnung und einen län
geren oder kürzeren Schußkanal, an dessen Ende im all gemeinen das
Geschoß
liegt.
Streifschüsse
reißen
rillen
förmig die Körperoberfläche auf; die Wunden haben also
keine isolierte Öffnung und keinen röhrenförmigen Kanal, sondern sie ähneln eher einer mehr oder minder
langen
Schnittverletzung. Bon hervorragender Wichtigkeit für die Beurteilung der
46
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Schußverletzungen ist die Gestalt der Einschußöffnung und das Aussehen ihrer Umgebung.
Die Einschußöffnung kann
entsprechend der Wirkung unserer Handfeuerwaffen je nach der Entfernung,
ebenso
größer,
aus der das Geschoß abgeseuert wurde, groß
oder
kleiner
Durchmesser und Umfang sein.
als
Geschoß
das
im
Größer als der Geschoß
querschnitt ist die Einschußwunde, wenn es sich um einen
sogenannten
Diese
handelt.
Nahschuß
Einschußwunden
haben als weiteres Erkennungsmal, das auf die geringe
Entfernung der Abschußstelle
Körper hin
zum verletzten
deutet, einen Kranz von strahlenförmigen Hautverletzungen, die den Eindruck einer schwachen Sprengung der Körper oberfläche
erwecken
und
weitgehende
wenn die Wasfenmündung setzt war.
Zersetzungen
der Körperstelle
direkt
zeigen,
aufge
Bei zunehmender größerer Entfernung, aus der
die Schüsse
wurden,
abgegeben
die
werden
Einschußöff
nungen den Querschnitten der Geschosse gleich und schließ lich sogar kleiner als diese.
ligen wunde.
in
Hautverletzungen
Bei Nahschüssen
verletzung
und
ihrer
Sicherheit
auf
die
Hier fehlen dann auch die strah-
Umgebung
der
ist aus
näheren
mit
Umgebung
genaue Entfernung
der der Schuß fiel.
Einschuß
der
dem Bilde der Schuß
ziemlicher
zu schließen, aus
Bei kurzen Entfernungen von einigen
Zentimetern ist die die Einschußöffnung umgebende Haut
durch
eine
Leiche
als
Verbrennung ein
roter
bis
graubrauner
nung
die
Körperhaare
Nachbarschaft
ausgezeichnet,
ringförmiger,
abhebt.
die
sich
harteingetrockneter,
Brandsaum,
abgesengt
Weiterhin
in
sind,
dessen aus
liegt der
an
der
braun Ausdeh
der
blassen
Haut
schmie-
47
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
tiger, schwarzer
aufgelagert, der sich ab
Pulverschmauch
wischen läßt, und in die Haut eingebettet zeigen sich dunkle
Pünktchen und Flecken eingetriebener, unverbrannter Pul
verkörnchen, die beim Schuß von dem Geschoß mitgerissen Solche
wurden. gen
Pulverschmauchauflagerun
Brandsäume,
Pulvereinsprengungen
und
sich
zeigen
bei
Schuß
verletzungen aus Entfernungen bis zu etwa 20 cm.
Bei
mehr als ungefähr 30 cm Entfernung findet man keinen Pulverschmauch mehr aufgelagert, und die Pulvereinspren
gungen in
die Haut kommen in der Regel nur bis zu
Entfernungen von ca. 60 cm vor. vereinsprengungen
wächst
mit
Der Umkreis der Pul
der
Entfernung
größeren
vom Körper, ist
der W'affenmündung
also bei Schüssen,
bei denen die Mündung auf die Haut aufgesetzt war, kaum
oder gar nicht vorhanden, da in diesen Fällen die Pulver körnchen in
den Wundkanal selbst hineingepreßt
während der Umkreis
bei größeren
wurden,
Entfernungen infolge
der Erweiterung des Streukegels (wie bei Schrotschüssen) bis zu 10—15 cm Durchmesser haben kann.
Der Schußkanal
kann
sehr
verschieden
ohne
aussehen,
daß daraus irgendwelche besonderen Schlüsse auf die vor
ausgegangene Tat gefolgert werden können. fachsten
Fällen stellt
Körpergewebe dar.
er einen
Die
glatten
In den ein
Gang
durch
das
explosive Wirkung des Geschosses
kann aber auch zu schweren Gewebszerreißungen führen, zu umfangreichen Zerfetzungen der Muskulatur und
troffenen
rissene
zu
Knochen.
Kleiderfetzen,
schweren Im
inneren Organe und der
Zertrümmerungen
Schußkanal
abgesprengte
können
Geschoßteile
der
sich
ge
mitge
und
los-
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
48 gerissene
Der
finden.
Knochensplitter
Schußkanal
kann
auch von seiner ursprünglich geraden Bahn bis zur starken
Winkelbildung
wenn
abweichen,
durch
den
Anprall
des
Geschosses aus einen Knochen eine Ablenkung aus der ur sprünglichen Flugrichtung verursacht wurde. Handelt es sich bei der Verletzung um einen Steckschuß, so muß das Geschoß
sich natürlich noch im Körper besinden, und es kann nach seiner Entfernung gelegentlich der gerichtsärztlichen Körper öffnung zur Feststellung der gebrauchten Waffe dienen.
Die Ausschußöffnungen die
häufig
mit
sind
sie
Einschußwunden, zerrissenen
in der Regel größer als
zeigen
und
unregelmäßige
zerfetzten
Gestalt,
Wundrändern
bis
zum Ausmaß umfangreichster Zerstörungen. Besonders cha rakteristisch tritt dieses Bild in Erscheinung, wenn durch den Schuß auch
wurden,
wie
Knochen durchschlagen oder zertrümmert
sich
dies
verletzungen kundtut. ten
Knochenmassen
am
eindruckvollsten
bei Schädel
Hier wirken die auseinandergespreng am
stärksten
trichterförmig
zerstörend
auf die ausliegenden weichen Gewebsteile des Gesichtes oder der Kopsschwarte.
Über die Tat selbst mit ihren einzelnen
Begleiterscheinungen
gibt
die
Ausschußöfsnung
sonst
kei
nen nennenswerten Aufschluß. Zu erwähnen ist an dieser Stelle noch, daß bei Schrot schüssen die Entfernung
der
einzelnen
Einschußöffnungen
voneinander abhängig ist von der Entfernung, aus der der
Schuß abgegeben wurde.
War diese groß, so liegen die
Einschußwunden infolge der Streuung verhältnismäßig weit
voneinander, wurde der Schuß aus größerer Nähe abge feuert, so liegen die Wunden eng beisammen; wurde die
49
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Mündung beim Abschuß dem Körper ganz nahe gehalten oder auf denselben ausgesetzt, so findet sich häufig nur ein«
einzige Einschußöffnung. Das Urteil, ob die Schußverletzung durch die Hand des Getöteten selbst oder durch fremde Hand beigebracht wurde,
Hier fehlen
ist bei Fernschüssen am einfachsten zu fällen.
die Pulvereinsprengungen, die
Pulverschleimauslagerungen
und der Brandsaum, und die Tat kann nur durch fremde Hand vollbracht sein.
beiführung
legungen und
Bei Nahschüssen müssen zur Her
eindeutigen
einer
Feststellungen
Entscheidung
mitwirken.
andere
Hier
Über
gelten
die
gleichen grundsätzlichen Tatsachen wie bei den übrigen Ver
letzungen, daß der die Tat vorbereitende Selbstmörder in
der Regel die Kleidung von der Stelle des Körpers löst, in
die er den Schuß abgeben will, daß er ferner bedacht ist, mit einem Schusse die stärkste Wirkung zu erzielen und
daher bestimmte, besonders geeignete Körperstellen in seiner
Auswahl bevorzugt wie
die Herzgegend, die Stirn, den
Mund und die Schläfe und rechte,
der
Linkshänder
die
zwar der Rechtshänder die
linke
Schläfe.
Wenn
man
weiterhin berücksichtigt, daß mehrere Schußverletzungen im allgemeinen gegen die Annahme eines Selbstmordes spre
chen, zumal wenn es sich um mehrere schwere, tödlich wir kende Verletzungen handelt, und daß bei Kopfschüssen die
Richtungen des Schußverlaufes von unten nach oben, von vorn nach hinten und von der Seite
für Selbstmord spre
chen, Schußführungen von oben nach unten oder gar von
hinten
nach
Handlung
vorn
aber
die
Annahme
ausschließen,
so
einer sind
selbstmörderischen
aus
solchen
Re hfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellimgen.
Über-
4
50
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
legungen, verbunden mit den Feststellungen aus der Auf nahme des Lokalbesundes — Lage der Leiche und Zustand
Verteilung
Kleidung,
ihrer
Blutes
des
und
Lage
der
Waffe, an der die Fingerabdrücke nachzuprüfen sind — die
Folgerungen für die absolute Klärung der Tat im allge
Die Stelle der Einschußöff
meinen nicht sehr schwierig.
nung am Körper nach einem Morde durch fremde Hand ist durchaus nicht so charakteristisch wie am Körper eines
Selbstmörders, da der Mörder — um nicht auf Wider
stand zu stoßen und dadurch vielleicht an seiner Tat ver hindert zu werden — weniger wählerisch sein Ziel suchen
kann als der Selbstmörder, der die Tat überlegt vorbe reitet und sie in verhältnismäßiger Ruhe und ohne allzu
große Hast vollbringt. Einschußöffnungen in der Körperrück seite
sprechen
selbstverständlich
für
die
Annahme
eines
Mordes.
V. Tod durch Verletzungen mittels stumpfer Gewalt einwirkung. bisher
Den
stehen
die
geschilderten
nahe
Verletzungsformen sehr
stumpfer
mittels
Gewalteinwirkung
herbei
geführten Körperbeschädigungen, bei denen jedoch insofern Abweichungen
von
dem
äußeren
allgemeinen
Bilde
der
Verletzungen durch Schnitt, Hieb, Stich und Schuß vor
kommen
können,
Wunden
mit
als
nicht
in
allen
Durchtrennung
der
äußeren
handen sein brauchen.
Fällen
auch
Haut
vov-
Als Mittel zur Beibringung solcher
Verletzungen kommen vorzugsweise „stumpfe Gewaltmittel mit umschriebener Angriffsfläche"
zur Verwendung
wie:
51
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Stöcke, Schlagringe, die stumpfe Seite von Beilen, soge
nannte Totschläger und ähnlich wirkende Gegenstände, fer ner haben den gleichen Erfolg und die gleiche Auswirkung: Überfahrungen, Zerquetschungen und indirekt auch die Stürze
aus großer Höhe.
Das Ergebnis der Gewaltwirkung liegt
infolge der bekannten Elastizität der Haut und der weichen
Körpergewebe und bis zu einem gewissen Grade auch der Knochen in breiten
Grenzen zwischen leichtesten
Hautab
schürfungen und geringen Blutergüssen und schwersten inne
ren
Verletzungen
Knochenzertrümmerungen.
und
Deshalb
geben gerade hier die äußeren Leichenbesichtigungen oft nur
ungenügenden oder fast gar keinen Aufschluß über das vor ausgegangene Geschehnis und die Einzelheiten der Körper
schädigung, und erst die Obduktion durch den Gerichtsarzt führt
in
Verbindung
Nachforschungen
zur
kriminalistischen
übrigen
den
mit
Klarstellung
der
Angelegenheit
und
ihrer Zusammenhänge.
Die Hautverletzungen können sein: 1. Hautabschürfungen, die sich an der Leiche als gelb braune, eingetrocknete Partien auszeichnen und durch ihre
Gestalt als Bänder bei Radspuren nach Überfahrungen, als halbmondförmige
halbkreisförmige absatz
usw.
für
Flächen
Stellen den
bei
bei
Fingernageleindrücken, Tritten
Kriminalisten zur
mit
dem
als
Stiefel
Beurteilung
von
Wichtigkeit sind. 2. Quetschungen mit mehr oder minder starken, eventuell
erhabenen Blutergüssen im Unterhautzellgewebe, die an der Leiche eine braunrote Farbe mit dunkler Rand- und heller
Mittelpartie haben und durch ihre Ausbreitung, Verteilung
52
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
und Gestalt ein bedeutsames Hilfsmittel im Erkennungs dienst darstellen, da z. B. bei Überfahrenen die Radspuren
sich bandförmig, bei Stockschlägen (z. B. nach Kindermiß handlungen) die Aufschlagstellen striemen- und streifenförmig
aus ihrer Umgebung
abheben.
3. Wunden, die wie bei anderen Verletzungen glattrandig
sein können, aber in der Regel in ihrer Umgebung eine
stärkere Hebung der Haut infolge des durch das stumpfe
Gewaltmittel verursachten Blutergusses
ausweisen, wie er
bei Stich-, Schnitt- usw. Verletzungen im allgemeinen nicht
aufzutreten pflegt.
Die inneren Verletzungen, die jedes Organ betreffen kön-
ncn, sind in der Regel bei der äußeren Leichenbetrachtung trotz ihrer Schwere nicht zu erkennen und in ihrem ganzen
Ausmaße selbst dann noch schwer zu beurteilen, wenn gleich zeitig
sehr
äußere Wunden
tiefgreifende
vorhanden
sind.
Der Tod kann, abgesehen von den Folgen schwerer Organ
schädigungen auch durch Verblutungen in das Gewebe und durch Chokwirkung hervorgerufen werden.
Eine eindeutige
und umfassende Klarstellung ist nur durch die gerichtsärzt liche Leichenöffnung möglich.
Die Knochenzertrümmerungen können einfache wie kom plizierte Brüche sein.
An den
Gliedmaßen
sind
sie
ge
legentlich durch die unnatürliche Bewegungsmöglichkeit an
der Bruchstelle schon bei der äußeren Untersuchung wahr
nehmbar.
Meist zeigen sich besonders bei Schädelbrüchen
über der Bruchstelle Hautverlehungen und Blutergüsse, die tiefere
Verletzungen
der
Knochen
vermuten
lassen.
Zu
weilen sind infolge der schweren Gewalteinwirkung auch ab-
53
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
gesprengte Knochensplitter durch die Weichteile bis an die Körperoberfläche
durchgetrieben
und
sichtbar.
Bei
Ver
letzungen des Schädels mittels stumpfer Gewalteinwirkungen, die zu Schädelbrüchen geführt haben, ist eine häufig
wiederkehrende Folgeerscheinung, daß Blutungen aus Nase, Mund oder Ohren ausgetreten sind.
Während beim Sturz aus großer Höhe die Hautoerlet»zungen am Körper fast immer nur sehr geringfügig sind
und sich in den meisten Fällen 'allein an der Stelle des Aufschlages zeigen, sind die Zerreißungen und Quetschungen der inneren Organe ebenso wie die Knochenbrüche und -Zer
schmetterungen je pralles
zwar
nach der Art
wechselnd
aber
und Heftigkeit des Auf
im
allgemeinen
so
schwer,
daß die Schädigungen sofort oder doch sehr bald zum Tode führen.
Mehrfache
ergüsse über
größere
äußere oder
Hautverlehungen engere
oder
Körperpartien
Blut
verteilt,
deuten auf gewaltsamen Tod durch Schläge, Fußtritte und
ähnliche Einwirkungen hin.
Bei Überfahrungen ist die Haut
in breiter bandförmiger Radspur durch Ergüsse von Blutund Lymphflüssigkeit von der Unterlage deutlich abgehoben,
sofern es nicht zu schweren Muskel-, Knochen- und Organ zerreißungen
gekommen
ist
oder
sogar
ganze
Körperteile
zermalmt oder voneinander getrennt sind. Die vielgestaltigen Figuren der Blutaustritte in die Haut sind dem Kriminalisten in den meisten Fällen ein eindeu
tiger Fingerzeig zur Ermittlung des angewandten stumpfen Gegenstandes, mit dem der Tod herbeigeführt wurde, und ihnen gehört darum immer die genaueste Beachtung und Untersuchung.
54
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Sturz aus großer Höhe (aus hochgelegenen Etagen) und Überfahrenwerden
sind
durchaus
nicht
selten
gewählte
Selbstmordarten, besonders des weiblichen Geschlechtes. Meist
sind Zusammenhänge der Selbstmordabsicht und der aus
geführten Tat aus früheren Äußerungen und aus Abschieds briefen ersichtlich.
Selbstmorde
nen
Mord
Beide Todesarten können aber auch als
vorgetäuscht sein,
um
einen
vorausgegange
zu maskieren.
Als Beispiele für Mord durch diese beiden Todesarten
seien folgende Vorkommnisse wiedergegeben: In angetrun kenem Zustande hatte ein Mann seine 10jährige Tochter nach
einer Flaische Bier geschickt.
Das Kind verspätete sich um
einige Minuten und wurde darum von seinem Vater ge schlagen und mißhandelt.
Als die Mutter hinzukam und
das Kind vor weiteren Mißhandlungen zu schützen versuchte, entriß der Vater der Mutter das Kind und warf es durch
das
Fenster
auf
die Straße hinaus,
wo
es
mit einem
Schädelbruch und anderen schweren Verletzungen tot liegen
blieb. — Ein Matrose hatte sich in angeheitertem Zustand
in
einen
Straßengraben
gelegt
und
war
eingeschlasen.
Einige Zeit später wurde der Mann unbekleidet von Pas santen auf den Eisenbahnschienen gesunden, wo er von den Räubern, die den Mann vorher ausgeraubt hatten, nieder
legt worden war.
Der beabsichtigte Mord war nicht gelun
gen, weil in der Zwischenzeit kein Zug die Strecke befahren hatte.
55
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
b. Verletzungen am lebenden nnd am toten Körper. Im Anschluß an die bisher gegebenen Ausführungen sind
noch die Unterschiede näher zu beleuchten, die an der Leiche
erkennen lassen, ob vorgefundene Verletzungen dem Körper noch zu Lebzeiten beigebracht sind und somit zu einer Schä
digung des Lebens geführt haben, oder ob diese Wunden erst nach dem Tode entweder durch zufällige Begebenheiten oder
mit Vorbedacht zur Verschleierung einer vorausgegangenen
verbrecherischen Tat gesetzt worden sind. Die Unterscheidungen sind in der Kriminalistik von Wichtigkeit zur Vermeidung falsch leitender Irrtümer und Fehlannahmen.
Da das Blut im lebenden Körper unter einem gewissen
Druck steht, so erfolgt aus jeder Wunde eine Blutung, deren Stärke im jeweiligen Falle von der Größe und Tiefe der
Wunde und von der Größe und Bedeutung der verletzten Blutgefäße abhängig ist.
Am toten Körper ist der gesamte
Gewebsdruck und somit auch der Blutdruck aufgehoben uno,
wenn der erfolgte Tod bereits einige Stunden zurückliegt, ist
die
Hauptmasse
der
festen
Blutbestandteile
mit
dem
ihnen anhaftenden roten Blutfarbstoff geronnen und in den
Blutgefäßen und dem umgebenden Gewebe fest verankert.
Bei zum Tode Regel
entsprechend
führenden Verletzungen werden schwere
Blutungen
erfolgen,
in der
die
sich
entweder nach außen oder seltener in die großen Körper höhlen, die
Bauchhöhle oder die
Blutmassen
finden sich dann alsLachen in der Umgebung
der Leiche,
unter und neben ihr,
und wenn größere oder
die größten
Pulsadern durch die
Verletzung getroffen und
Brusthöhle ergießen. Die
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
56
geöffnet sind, können
Blutflecken bis auf mehrere Meter
Entfernung gespritzt und nachweisbar sein. Auch bei Hieb-, Stich-, Schnitt- usw. Wunden, bei denen die Hauptblutung
nach innen stattfand, wird immer aus den oberflächlichen Wundpartien auch Blut nach außen abgesickert sein. — Aus nach dem Tode beigebrachten Verletzungen ist die Blutung,
wenn eine solche überhaupt noch eintritt, auch aus großen
Wunden nur verhältnismäßig gering und, da das Blut dann
ohne Druck nur langsam aus der Wundöffnung abfließt, auch allein aus den Körper und seine nächste Nachbarschaft
ergossen.
Während durch
zu Lebzeiten beigebrachte
Ver
letzungen die Körper stark ausbluten, kommt es zu einer
Ausblutung bei Verletzungen nach eingetretenem Tode nicht
mehr. Sind in der direkten Umgebung der Wunde blutunter
laufene
oder
Hauterhebungen
gelblichgrünliche
und
Lymphergüsse
bläulichgrünliche
Verfärbungen
durch
bis
Blut-
sichtbar, oder ist der Wundrand und seine Nachbarschaft ent
zündlich gerötet, so sind diese Erscheinungen immer sichere
und untrügerische Beweise dafür, daß solche Verletzungen
bei Lebzeiten empfangen wurden, da Blutergüsse und Ent zündungen nur am lebenden Körper zur Entwicklung kom
men können, niemals aber an der Leiche.
Allerdings muß
man berücksichtigen, daß die geschilderten Erscheinungen auch am im Leben verletzten Körper fehlen können, z. B. bei Ge
websdurchtrennungen und Öffnung größerer Adern mit sehr
scharfen Mordwerkzeugen, die Quetschung
der
Weichteile
Ausblutung führten.
infolge ihrer Schärfe keine
verursachten
und
zu
schneller
Für den obduzierenden Gerichtsarzt
57
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
sind noch zwei weitere Merkmale bezeichnend, nämlich der
Nachweis
erstens
einer Luftembolie (Luftbläschen in den
Herzhohlräumen oder in von der Wunde entfernt liegenden
Blutgefäßen) und zweitens eine Blutaspiration (bei Gesichts
und Halsverletzungen in die Lungen durch die Atmung einge
sogene Blutmassen), Erscheinungen, die allein während des Lebens, niemals aber im Tode Vorkommen können.
Nach eingetretenem Tode beigebrachte Verletzungen können — abgesehen von Maßnahmen von fremder Hand in der Absicht der Verschleierung einer verbrecherischen Handlung —
auch die Folgen von gelegentlichen Zufälligkeiten sein, die
durch die örtlichen Verhältnisse bedingt sind.
So sind die
an Wasserleichen zu findenden Verletzungen durchaus nicht
selten durch Schiffsschrauben, Bootshaken usw.
verursacht,
mit denen die Leiche in befahrbaren Gewässern in Berüh
rung
kam,
oder sie können
als
Biß- oder
Rißwunden
von Wassertieren (Fischen, Krebsen, Wasserratten usw.) her
vorgerufen
sein.
Bei
im
Freien
aufgefundenen
Leichen
können solche Verletzungen, sofern menschliche Gewaltmaß nahmen auszuschließen sind, durch Raubwild (Füchse, auch
Ratten, Mäuse usw.), durch Vögel und Insekten (z. B.
Ameisen) gesetzt sein.
c. Tod durch Erstickung. Der Erstickungstod
durch
die
der
ist
Zutritt
die Folge der Atembehinderung,
sauerstoffhaltiger,
atmosphärischer
Luft in das Lungengewebe über eine erträgliche Zeit hin
aus unterbunden wird und somit die zur Erhaltung des
Lebens notwendige Aufnahme von Sauerstoff in das Blut
58
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
und die Ausscheidung von Kohlensäure aus dem Organis
mus
aufhört.
Die
Atembehinderung
bis
zur
tödlichen
Wirkung kann aus Krankheitszuständen z. B. der Lungen (bei Lungenentzündung usw.), des Rippenfelles (bei Rippen fellentzündung)
bei
und
Erkrankungen des
zirkulierenden
Blutes (bei schwerer Blutarmut, starken Blutverlusten usw.)
zustande kommen.
Auf diese Fälle braucht im folgenden
nicht eingegangen werden.
Sie kann durch gewaltsame und
unnatürliche Einwirkungen entstehen: 1. durch Verschluß der Atemöffnungen, also des Mundes und der Nase;
2. durch äußeren Verschluß der Atemwege, also der Luft
röhre an ihrem oberen, besonders leicht zugänglichen Ab
schnitte (Strangulation); 3. durch gewaltsame Stillstellung der Atembewegungen;
4. durch Verstopfen
der Atemwege durch
feste Fremd
körper oder durch Flüssigkeiten, die bei der Einatmung ein
gesogen werden; mnd 5. durch Mangel an Sauerstoff in der umgebenden Luft.
Bei allen diesen Todesarten gehen regelmäßig dem Ein tritt des Todes vier Stadien voraus: Die Erstickung be
ginnt mit dem Stadium der Atemnot; der Erstickende ringt aus Sauerstoffmangel und infolge der Überladung des Kör pers
mit
Kohlensäure
sind dabei verstärkt.
nach
Luft;
die Atembewegungen
Dann folgt das Stadium der Krämpfe,
in dem der Körper unruhig in mehr oder minder kräf tigen Bewegungen erschüttert wird und das mit dem Ein
tritt der Bewußtlosigkeit abgeschlossen wird.
Hieran schließt
sich als drittes Stadium eine Atempause, in der der Körper
59
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
die sogenannten
völlig ruhig ist, bis als letztes Stadium
„terminalen Atembewegungen"
mit einigen krampfartigen,
schnappenden, allmählich schwächer und langsamer werden
den Atemzügen folgen, die durch den eintretenden Tod been det werden.
Dieser ganze Vorgang der Erstickung dauert
nur längstens wenige Minuten.
Während des Erstickungs
todes tritt wohl häufig eine bläuliche bis violette Verfär
bung des Gesichtes auf, doch ist diese Erscheinung ebenso
unregelmäßig wie die hin und wieder sich zeigenden Haut
blutungen an Erstickten,
die mehr bei
allmählichem Er
stickungstode in Krankheitsfällen (bei Herzfehlern,
Lungen
entzündung usw.) beobachtet werden.
I. Tod durch Verschluß der Atemöffnnngen und der Atemwege durch feste Fremdkörper. Der Tod durch Verschluß der Atemöffnungen — der Nase
und des Mundes — ist verhältnismäßig selten. als
bei
Unglücksfall
Verschüttungen
Er kommt
Erdgruben
mit
des
feinkörnigen
Sandes,
ge
krankhaft
veranlagten
Personen
im
geringem
Porenvolumen
legentlich
auch
bei
in
Krampfzustande und bei Betrunkenen vor, die im bewußt
losen Zustande so und
in
weiche
unglücklich auf Kissen, Betten, Polster
Tücher
fallen,
daß
jeder
Luftzutritt
zu
Mund und Nase abgeschlossen wird und die Erstickung folgt.
Ebenso kommt es bei kleinen Kindern vor, daß diese im
Bett mit Erwachsenen zusammenliegend im Schlafe unter das Bettzeug heruntergleiten und so, der Atemluft völlig
benommen,
ersticken.
Diese
nicht
häufigen
Vorkommnisse
sind insofern in der Kriminalistik wichtig und bedeutungs-
60
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
voll, als sich an den Leichen solchermaßen Erstickter äußere
lich keine Spuren nachweisen lassen, während an Leichen
mit gewaltsam durch andere Personen herbeigeführtem Ver schluß der Atemöffnungen in der Regel auch Spuren die
ses
Gewaltaktes
erkennbar
Hier geht je nach dem
sind.
Alter und der Kraft der angegriffenen Person dem Tode
ein mehr oder
minder heftiger Kampf voraus, bei dem
Hautverletzungen, Blutunterlaufungen und halbmondförmige Nägeleindrücke besonders im Gesicht nicht ausbleiben, und es zeigen sich an der Leiche deutliche Druckstellen an der
Nase und um den Mund herum durch die feste Aufpres
sung der Hand
zum Verschluß der Atemöffnungen.
Nur
bei einigen, sehr geschickt ausgesührten Morden ist der Nach weis solcher Spuren schwierig. — Selbstmord durch Ver
schluß der Atemöffnungen dürfte im allgemeinen nicht an
zunehmen sein, da einerseits die Wirkung beim Auslegen entsprechender Gegenstände auf das Gesicht sehr unsicher ist,
andererseits beim Versuch
des
Zuhaltens
von Nase und
Mund mit den Händen die Kraft mit dem Auftreten der
Bewußtlosigkeit aufhört und die. Atmung mechanisch wie
der in
Gang
Dagegen
kommt.
Weise bei Neugeborenen
und
kommt
Mord
auf diese
Kleinkindern häufiger
vor,
seltener jedoch bei Erwachsenen, die sich dann meist bereits im bewußtlosen und
somit wehrlosen Zustande befanden.
Beim Tode durch inneren Verschluß der Atemwege durch
feste Fremdkörper handelt Mehrzahl der
Fälle
es
sich
in
der
überwiegenden
um unglückliche Vorkommnisse ohne
absichtliches Zutun des Verunglückten und ohne Verschulden anderer Personen.
Bei Leuten mit herabgesetzter Empfin-
61
Die Erscheinungen an der Leiche usw. dungSfähigkeit
im
Rachen
können
sich
beim
Essen
feste
Bissen vor «den Kehlkopf legen, es können beim Erbrechen
Teile des ausgepreßten Mageninhaltes in die Luftröhre ge
langen, künstliche, schlechtsitzende Gebisse können im Schlaf
rückwärts in den Rachen gleiten, und es kommt bei Kin dern gelegentlich vor, daß beim Spiel und bei Nahrungs
aufnahmen feste Gegenstände wie Lutschpfropfen, Obstkerne,
Münzen, Bohnen, Erbsen und anderes mehr den Weg in
die
Luftröhre
nehmen
oder
den
Rachenraum
Kehlkopf ausfüllen und zur Erstickung führen.
vor
dem
Als Beispiel
sei folgendes Ereignis wiedergegeben: Bei einem Ausfluge
hatte sich ein Mann auf eine Schaukel gesetzt und war wenige Augenblicke später tot herabgestürzt.
Die Annahme,
daß der Dturz einem Schwindelanfall gefolgt und der Tod
durch einen Halswirbelbruch herbeigeführt sei, wurde durch das Ergebnis
der
gerichtsärztlichen Leichenöffnung
wider
legt, denn ein künstliches Gebiß, das der Mann trug, hatte
sich
aus
seiner
ursprünglichen
Lage
gelöst
und
sich
so
gelagert, daß eine Erstickung durch inneren Verschluß der
Atemwege eingetreten war. — Ein Selbstmord durch diese
Todesart ist aus begreiflichen Gründen kaum anzunehmen, dagegen ist — wenn auch selten — die Annahme eines Mordes durch Einschiebung fester Gegenstände (Knebel aus
Papier, Stoffstücken, ,Werg oder Watte) in den Rachen einer bewußtlosen Person,
an
der meist
zuvor
versuche gemacht wurden, durchaus berechtigt. ärztliche Obduktion wird
andere Mord
Die gerichts
in solchen Fällen zur Klarheit
führen.
Die Fragen über den Tod durch Verschluß der Atemwege
62
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
durch Flüssigkeiten
in
werden
einem
besonderen Kapitel
„Tod durch Ertrinken" behandelt werden.
II. Tod durch Strangulation. Zusammenpressung, die Zuschnü
Strangulation ist die
rung der Kehle.
Man unterscheidet drei Arten der Stran
gulation: Das Erhängen, das Erdrosseln und das Erwür
gen.
Beim
wird
Erhängen
das
Strangulationswerkzeug
durch die Schwere des darin hängenden Körpers zusammen gezogen, beim Erdrosseln zieht die Hand des Mörders oder des
Selbstmörders
das
Strangulationswerkzeug
zu
und
beim Erwürgen wird die Kehle durch die Hand des Mör ders ohne ein weiteres Hilfsmittel zusammengepreßt. Als Strangulationswerkzeuge können
und
schlingfähigen Mittel
alle bandförmigen
zur Verwendung
kommen wie
Kordeln und Schnüre in jeder Stärke, sofern sie nur den
Zug
aushalten,
Drähte,
Ketten,
Bänder,
lederne
Leib
riemen, Hosenträger, Leinenstreifen von Bett- und Tisch
tüchern, Tücher
knüpfte Die führt
aller
Taschentücher,
Erfindungsgabe hier
zu
den
Art wie Handtücher, Halstücher
mancher
und
Selbstmörder
seltsamsten
zusammenge
mehr.
dergleichen
und
Maßnahmen,
Mörder
und
dem
Selbstmörder wie dem Mörder ist jedes Mittel gut genug, sofern es nur für die Ausführung der Absicht einen siche
ren Erfolg verspricht. um den Hals
Das Strangulationswerkzeug
geschlungen und kräftig zugezogen.
wird Durch
diese Einschnürung wird der Blutstrom, der in den Hals schlagadern zu beiden
Seiten der Luft- und Speiseröhre
vom Herzen zum Kopfe aufwärtssteigt, unterbrochen. Darin
63
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
liegt der
eigentliche
den
Eintritt
punkt,
Effekt der Strangulation,
der beiden
Unterbindung
der
da idie
schon
Bewußtlosigkeit
Atmung
denn die
Halsschlagadern bewirkt noch
zu
ungehindert
noch vollkommen im Gange sein kann.
bereits
einem
Zeit
möglich
und
Die Ausschaltung
der Atmung durch die Zusammenschnürung der Luftröhre kommt erst in zweiter Linie zur tödlichen Wirkung; sie braucht bei der Strangulation überhaupt nicht mitwirken,
wenn die Unterbindung der Blutzufuhr zum Kopfe allein so lange und so vollkommen angedauert hat, daß die Funk
tionen des Gehirns
infolge Mangels
stofführendem Blut ausgehört haben.
an frischem sauer-
Daß die Bewußtlosig
keit bei fester Strangulation momentan einsetzt, ist durch
zwei wiederholte Beobachtungen einwandfrei erwiesen. Wäh rend Selbstmordkandidaten, die
zum Messer, zur
Schuß
waffe, zum Gifte griffen, sich noch im letzten Augenblick
besinnen
und
von
Leute, die bereits
ihrer
Absicht
ablassen,
gibt
es
keine
fest in der Schlinge hingen und sich
selbst wieder daraus befreit haben.
Mit der Zusammen
ziehung des Strangmittels hört jede Sinneswahrnehmung und jedes Denkvermögen auf.
Das bestätigt auch die an
dere Beobachtung, daß bei Personen, die noch rechtzeitig
durch fremde Hand aus der Schlinge befreit wurden, die
Erinnerung nur bis zum Augenblick der Zuschnürung reicht,
darüber hinaus aber jede Erinnerung ausgelöscht ist.
Ja es
kommt vor, daß die Erinnerung selbst noch an Dinge und Vorgänge verloren geht, die vor der Zusammenschnürung
lagen. Man nennt diese Erscheinung „retrograde Amnesie".
64
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
«. Tod durch Erhängen. Diese Todesart häufig gewählt lichen
bei Selbstmorden
wird
vom männlichen
sowohl
Geschlecht
(65 0/0
außerordentlich vom
wie
aller Selbstmorde bei
weib
Männern,
45o/o aller Selbstmorde bei Frauen); Morde durch Erhän gen einer lebenden Person sind dagegen sehr selten.
Ge
legentlich kommen sogar Erhängungen auch im Unglücks
salle vor, wofür folgendes Beispiel dienen soll: Ein in E.
wohnender 67 jähriger Mann war schon längere Zeit bett lägerig krank gewesen und nun eines Tages ausgestanden, um in seinem Garten Arbeiten vorzunehmen.
Dabei über
fiel ihn eine so große Schwäche, daß er hinstürzte und un glücklicherweise
mit
dem
aus
Hals
Drahtgitter
das
der
Gartenumzäunung fiel. Da er sich selbst nicht helfen konnte
und fremde Hilfe nicht zugegen war, war der Tod innerhalb weniger Minuten eingetreten.
Die Lage des Toten und
das Aussehen des ganzen Vorfalles gab zunächst Veran lassung zur
Annahme
eines
Mordes.
Die Angelegenheit
wurde als Unglücksfall aufgeklärt.
Als Mittel zum Erhängen werden die oben angeführten
Strangulationswerkzeuge gebraucht,
bei
denen
man
zwei
Gruppen unterscheidet: 1. Weiche Strangmittel, die band
förmig breit sind und daher breite, nicht scharf abgegrenzte, bisweilen
nur
sehr
schwache
und
wenig
prägte Strangulationsmarken Hervorrufen.
deutlich
ausge
Solche weichen
Strangmarken können mitunter später wieder verschwinden.
Sie
können
von
den
zur
Hals
Verwechslung mit beengenden
Einschnürungsmarken
Kleidungsstücken,
wie
festen
65
Die Erscheinungen an der Leiche usw. Kragen, bei Nichterhängten verleiten.
Die weichen Strang
mittel werden vorzugsweise von Frauen gebraucht. 2. Harte Strangmittel (Kordeln, Drähte usw.), schassen tiefgehende,
schmale,
einschneidende
scharf
Strangulationsfurchen
und
kennzeichnen 'sich als feste braune Eintrocknungen der Haut.
Das Strangulationswerkzeug kann
um den Hals wechselnde
sehr verschiedenartig
geschlungen sein und dementsprechend auch
Lagen
Das ursprünglich
Strangulationsmarken
der
an
zurücklassen.
tiefer Stelle um den Hals gelegte
Strangulationswerkzeug
schiebt
sich
durch
den
Zug
des
Körpers nach oben bis dicht unter den Unterkieferrand zwi schen Kehlkopf und Zungenbein, wo die Marke erkennbar bleibt.
Es kann aber auch in seltenen Fällen unterhalb
des Kehlkopfes bleiben.
Das Strangmittel kann als eine
einfache offene Schlinge um die Vorderseite des Halses ge
legt sein und läßt dann eine einfache symmetrische Furche erkennen, die hinter dem einen Ohr beginnt, vorn um den
Hals herumläust und hinter dem anderen Ohr endigt; oder es kann in einfacher Umschlingung im Nacken verknotet sein,
dann läuft die Strangfurche wie beim ersten Falle, aber nur noch Halses
in
weiter
an den Hinteren seitlichen Partien des
aussteigender
Richtung, oder der Knoten liegt
an einer Seite des Halses, dann läuft die unsymmetrische
Strangmarke,
die
an
dieser
auch über die Nackenpartie.
Seite
zum
Kopse
ansteigt,
Das Strangmittel kann auch
in mehreren Umschlingungen um den Hals gewunden sein, dann läßt es mehrere in sich zurücklaufende Marken zurück,
die zwischen sich nach der Zahl der in Abständen gelegten Umschnürungen eine oder mehrere mit Blutergüssen gefüllte Reh selbt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststettungen.
5
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
66
Sitzt der Knoten vorn am Hals, dann
Hautfalten haben.
läßt er dort auch in der Regel eine Marke in der Abdruck
form des Knotens zurück.
Die Strangulationsmarke ist am
stärksten an der Stelle ausgeprägt und in die Haut einge schnitten, an der
die Last des
schwebenden Körpers
am
intensivsten wirkte, also bei der symmetrischen Marke mit dem Knoten im Nacken ist sie an der Halsvorderseite zwi
schen
Kehlkopf und
Zungenbein
am
tiefsten.
Durch
die
scheuernde Wirkung rauher, harter Strangmittel kann die Haut abgelöst sein, und neben der Marke können sich Haut
bläschen bilden. Die Strangulationsfurche kann auch unter brochen
sein,
wenn
Hals
zwischen
und
Strangwerkzeug
Kleidungsstücke oder ein Vollbart zu liegen kamen. Durch die kräftige Zusammenpressung der Halsschlagadern tritt eine Stauung des Blutkreislaufes zum Kopfe ein, die
nicht selten (aber nicht regelmäßig) eine Blaufärbung des Gesichtes und punkt- und flächensörmige Blutungen in die
Haut in der Umgebung der Einschnürungsmarke zur Folge
hat. kaum
Diese Blutungen können, wenn sie mit bloßem Auge wahrnehmbar
graphischen
sind,
Ausnahme
sehr
zium
gut
Ausdruck
in
der
sarbenphoto-
kommen.
Bei
Er
hängten wird durch den Druck des Strangmittels gegen den
Mundboden und gegen das Zungenbein die Zunge selbst aus dem Munde herausgepreßt; ferner zeigen sich häufig
Harn- und Kotabgang und bei männlichen Leichen ausge tretene Samenslüssigkeit.
Weiterhin ist durchaus charakte
ristisch die Verteilung der Totenflecke, die nach längerem
Hängen an den tiefsten Stellen des Körpers, also an den
Füßen und auch - - nur geringer ausgeprägt — an den
67
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Fingern zur Ausbildung kommen und nach ca. 5 stündigem
Hängen nicht mehr verlagert werden können.
Wenn auch die Mehrzahl der sich erhängenden Selbst
mörder
einen
hochgelegenen
Ausknüpfungspunkt
(Fenster
kreuze, hoch eingetriebene Haken, Baumäste usw.) wählen, so daß der Körper, der sich von einem Stuhl, einem Tisch,
einer Leiter usw.
aus in die Schlinge fallen ließ, frei
über dem Boden schwebt, so ist es durchaus keine Selten heit, daß Erhängte, die sich an tiefen Ausknüpsungspunkten
(Bettpfosten,
Türklinken
usw.)
aufhängten,
in
stehender,
kniender oder auch fast horizontal liegender Stellung auf
gefunden werden.
Der Tod trat dann immer ein nach der
durch die feste Zusammenpressung der vorderen Halspartien
sofort beginnenden Bewußtlosigkeit.
Selbstmord
ist
bei
Erhängten
anzunehmen,
wenn
die
äußeren Anzeichen eindeutig dafür sprechen, wenn die Per
son vor dem
Tode mündlich oder schriftlich Selbstmord
absichten geäußert hat^), und wenn der Erhängte sich selbst so in die Schlinge hineinbringen konnte, wie er darin auf
Es muß ein hoch über dem Boden schwe
gefunden wurde.
bender Körper also einen entsprechend hohen Unterstützungs punkt
(Stuhl,
Kiste,
Leiter
usw.)
als
Ausgangsstellung
gehabt haben, um sich in dieser Höhe aufknüpsen zu können,
und dieser Ausgangspunkt darf nicht fehlen.
Bei einem
so hoch Aufgehängten, der keinen entsprechenden Ausgangs
punkt
unter
sich
oder
vielleicht
umgestoßen
neben
sich
liegen hat, ist die Annahme eines Selbstmordes nicht be*) Im Zweifelsfalle sind hinterlassene Selbstmörderbriefe stets auf ihre Echtheit durch Sachverständige zu prüfen.
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
68
rechtigt, da die Person nicht von selbst in die hohe Schlinge
gelangen konnte.
Mord durch Erhängen kommt im allgemeinen nur an Kindern
aber
bewußtlosen
an
oder
werden
durch
Erwachsenen
Häusig
vor.
Mittel ermordete Erwachsene
andere
nachträglich aufgehängt, damit dadurch zur Verschleierung einer verbrecherischen Tat der Anschein eines Selbstmordes
wachgerufen werden soll. Außer den Feststellungen am Tat ort sind in solchen Fällen zur Behebung von Zweifeln, ob
das Erhängen noch zu Lebzeiten oder erst nach dem einge tretenen Tode stattgesunden hat, die Untersuchungen an der Strangulationsmarke
tretenen
Tode
geschilderten
zwischen
wichtig,
Aufgeknüpften
denn
Hautblutungen .neben
denselben
bei
an
zeigen
mehreren
nach
sich
der
einge
dem
nicht
die
oben
Strangmarke und
Umschlingungen.
Ver
letzungen an solchen verdächtigen Leichen sind nicht ohne
weiteres ausschlaggebend für die Annahme eines Mordes, da der Erhängte anderen
auch
vor dem Erhängen bereits
Selbstmordversuch
gemacht
haben
kann,
einen
und
da
ferner nach eingetretenem Tode beim Abnehmen der Leiche oder beim Hängen im Freien bei Wind durch das Aus-
fchlagen
der
Leiche
gegen feste Körper Verletzungen bei
gebracht sein können.
Wichtig für die Entscheidung, ob Selbstmord durch Er hängen vorliegt, oder ob die erhängte Person durch fremde Hand in -die Schlinge gebracht wurde, kann die Art der Knotung sein (fester Knoten, beweglicher Knoten).
69
Die Erscheinungen an der Leiche usw. ß. Tod durch Erdrosseln.
Beim Erdrosseln wird das Strangulationswerkzeug nicht
durch die Eigen'schwere des Körpers, sondern entweder — seltener — durch die eigene Hand beim Selbstmorde oder
—
häusiger
durch
—
fremde
durch
Hand
Morde,
beim
Kraft um den
eine gleichwertige
oder
Hals zusammen
gezogen. Die Strangulationsmarke verläuft in fortlaufender, horizontaler Linie tiefer gelegen als bei Erhängten, vorn
und hinten fast gleich tief eingeschnitten um den ganzen Hals
herum
und
kann
nur
unterbrochen
sein,
wenn
Kleidungsstücke (Schals, Halstücher, Kragen usw.) oder ein langer Vollbart zwischen das Strangulationswerkzeug und
den Hals gerieten.
Da dem Tode durch Erdrosseln in der Regel ein längerer Todeskampf vorauszugehen Pflegt, ist auch die Stauung des
Blutes
in den Adern des Kopfes durch die Zusammen
pressung und die gleichzeitige Krastanspannung eine größere als bei Erhängten, und demzufolge ist die Blaufärbung des Gesichtes und des Halses über der Strangmarke regelmäßig besonders ausgesprochen, so daß sie auch nach dem Tode sehr
deutlich erkennbar bleibt. in die
Haut
und
Ebenso sind die kleinen Blutungen
die Schleimhäute
(am
besten
in
der
Augenbindehaut wahrnehmbar) bei Erdrosselten sehr häufig und groß an Zahl und reichen genau bis an das Strangu
lationswerkzeug
heran.
Die
Hautverfärbungen
und
die
Haut- und Schleimhautblutungen bei Strangulierten sind geradezu charakteristisch
für Erdrosselungen.
Die Totenslecke bilden
sich, da keine Aufhängung
des
Körpers stattgefunden hat und die Leiche in liegender Stel-
70 lung
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
ruht,
an den Partien des
Körpers aus,
die dem
Boden am nächsten sind, so daß durch diese typische Er scheinung die Unterscheidung
gegenüber dem Befunde bei
Erhängten nicht schwer ist. Wurde die Leiche eines durch fremde Hand Erdrosselten
zur
Vortäuschung eines Selbstmordes nachträglich
aufge
hängt, so finden sich am Halse zwei Strangulationsmarken:
eine horizontale, die von der Erdrosselung herrüht und eine nach oben aussteigende infolge der Verschiebung des Strang
mittels nach oben beim Ausknüpfen. Bei durch Selbstmord Erdrosselten, bei denen der Knoten
im Würgeband meist vorn am Halse liegt, werden sich in der Regel keine Kratz- und auch Bißverletzungen am Kopf
und den Händen
finden, wie sie bei durch Mörderhand
Erdrosselten durchaus nicht selten sind, da sie aus einem
dem
Tode
vorausgegangenen
herrühren.
Kampfe
Bei
Selbstmördern können aber Verletzungen (Stich-, Schnitt-, Schußverletzungen) gefunden werden, wenn der Erdrosselung
Ebenso kommen
ein anderer Selbstmordversuch vorausging.
bei Ermordeten schwerere Verletzungen, besonders Kopshieb wunden vor, wenn Erwachsene dadurch vor der Erdrosselung
betäubt werden sollten.
7. Tod durch Erwürgen. Der Tod durch Erwürgen wird ohne Anwendung eines Strangulationswerkzeuges
Wirkung
wird
lediglich
herbeigeführt
durch
kräftiges
und
die
tödliche
Zusammenpressen
der vorderen Halsseite des Opfers mit einer Hand oder auch mit den beiden Händen des Mörders erreicht.
Durch
71
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
den
kraftvollen
Druck
wird
der
Kehlkopf
und
even
tuell auch die obere Luftröhre bis zum Bruch der Knorpel zerquetscht und die Atmung somit unterbunden, so daß das Erwürgen zu
einem
reinen Erstickungstode führen
Selbstverständlich können
aber gleichzeitig auch
kann.
die Hals
schlagadern komprimiert werden, wodurch dann — wie beim
Erhängen
und
Erdrosseln
—
infolge
der
Stauung
des
Kreislaufes eine Blaufärbung des Gesichtes eintreten wird. Durch den Fingerdruck bekommt die Totenmarke des Er
würgten ein ganz eigenes Aussehen, denn die zupackende, pressende Hand läßt an den Stellen des stärksten Druckes,
also an den Fingerangriffspunkten deutliche Würgespuren der Fingerkuppen zurück, die häufig auch die besonders tiefen
und scharf nusgeprägten halbmondförmigen Eindrücke der
Fingernägel deutlich wahrnehmen lassen. Bei typischen Fäl len zeigt sich, wenn der Mörder Rechtshänder war, an der
rechten Halsseite der Leiche der Daumenabdruck, während an der linken Seite die Würgespuren der übrigen vier Finger
sichtbar sind.
Dieses Bild am Halse der Erwürgten tritt
allerdings nicht immer so charakteristisch in Erscheinung,
denn die Fingerabdrücke — selbstverständlich ohne erkenn bare Papillarlinien — können auch in großer Zahl am vor deren
Halsteil
unregelmäßig
verteilt
aufzufinden
sein,
wenn der Mörder mit einer oder beiden Händen mehrmals
kräftig zupackte, um sein Opfer zu überwinden und sein Ziel — die Tötung — sicher zu erreichen.
Bei Links
händigkeit des Mörders liegt der Daumenabdruck aus der
linken Halsseite des Erwürgten. — Die Fingerabdrücke kön nen gelegentlich auch nur sehr schwach und verwaschen sein
72
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
oder sogar ganz fehlen, wenn sich zwischen der Hand des
Täters und dem Halse seines Opfers Kleidungsstücke befan den. Häufiger aber weist die Haut des Halses und auch des
Gesichtes Kratzwunden durch Verletzungen mit Fingernägeln auf, die beim Kampf zur Überwindung der Gegenwehr vor dem Erwürgen beigebracht wurden.
Die Verteilung der Totenslecke am Körper der Erwürgten ist entsprechend der an Erdrosselten. — Zur Verschleierung
des Verbrechens kommt es vor, daß Erwürgte vom Mörder nach der Tat aufgehängt werden, um durch Erhängen vorzutäuschen. die Fingerabdruckspuren
am
einen Selbstmord
In solchen Fällen weisen
Halse der Leiche neben der
Strangulationsmarke immer den richtigen Weg zur Klar
stellung des Sachverhaltes.
Selbstmord
eintretender
durch
Erwürgen
Bewußtlosigkeit
ist ausgeschlossen, da
infolge
der
mit
Zusammenpres-
sung der Halsschlagadern die Kraft der Hand erlahmt und
Atmung und Kreislauf nunmehr wieder in Gang kommen.
III. Tod durch Behinderung der Atembewegunge«. Bei dieser Todesart ist die Annahme eines Selbstmordes
ausgeschlossen.
Am häufigsten kommt sie im Unglücksfall
durch Verschüttung in Sandgruben und Bergwerken und bei Hauseinstürzen usw. vor, ferner bei Quetschungen zwi
schen den Puffern zweier Eisenbahnwagen und im Gedränge (Massenansammlungen,
diese
Tötungsart
Panik
gelegentlich
usw.).
Beim
besonders
an
Mord
kann
Jugendlichen
durch Knien auf Brust und Bauch angewandt sein. Durch die gewaltsame Pressung, durch die weitere Atem-
73
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
bewegungen unmöglich gemacht werden, treten in der Regel neben den Verletzungen innerer Organe und den Rippen
brüchen eine Blaufärbung des Gesichtes und Blutungen in die Haut auf; aber der Befund bei der Totenbeschau kann mitunter auch ziemlich negativ sein.
IV. Tod durch Ertrinken. Der Ertrinkungstod kann durch Unglückssall, durch Selbst
tötung und auch durch Mord herbeigeführt sein. Die zahl reichen
Unglücksfälle des
unter
Ertrinkens
den
verschie
densten äußeren Umständen (beim Baden, bei Schiffahrten,
beim Spiel von Kindern, infolge Sturzes bei einer Be wußtseinstrübung
Betrunkener,
Epileptischer
kranker usw.) sind hinlänglich bekannt.
und
Geistes
Der Ertrinkungs
tod -als Mittel zum Selbstmorde wird sehr häufig und be
sonders
vom
weiblichen
Geschlecht
gewählt.
Mord
durch
Ertränken kommt nicht allzu häufig und fast nur an kleinen Kindern
und
Wehrlosen
vor,
da
diese
Tötungsart
bei
Widerstand leistenden Erwachsenen zu schwierig und unsicher
sein dürfte. Der Ertrinkungstod kann in jeder Flüssigkeit gefunden
werden, es braucht nicht nur Wasser zu sein, und auch eine dickflüssige Masse, wie der Inhalt von Abortgruben, kann
den Erstickungstod verursachen.
Fernerhin ist zu bemerken,
daß das Wasser zur Herbeiführung des Todes durchaus nicht
tief sein braucht.
pels
genügen,
Es kann eine seichte Stelle eines Tüm
daß
ein
mit
dem
Gesicht
dort
Hinein
gefallener in einer Ohnmacht, in einem Krampfanfall seinen Tod durch Ertrinken findet.
Daß Neugeborene im Inhalt
74
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
von Aborten oder kleine Kinder in verhältnismäßig kleinen Badewannen, Waschkübeln usw. ertränkt werden, ist keine
Seltenheit. Der Tod durch Ertrinken ist ein reiner Erstickungstod, da die in die Atemwege eindringende Flüssigkeit einen Ab schluß der Lungen gegen die Außenluft schafft, so daß die Lungen
keinen Sauerstoff
mehr
einatmen können.
Dem
Ertrinkungstode gehen wie auch sonst dem Erstickungstode
die früher beschriebenen Phasen: Atemnot mit verstärkten Atembewegungen, Bewußtlosigkeit, Atempause und „termi nale Atembewegungen" voraus nur mit der weiteren Er
scheinung, daß der ersten dieser vier Phasen noch ein kurzes,
tiefes Einatmen mit einer — durch den Reiz der kühlen Flüssigkeit auf die Haut ausgelösten
—
darauffolgenden
Atempause vorausgeschickt wird.
Die Erscheinungen an den Wasserleichen sind folgende: 1. Die in die Luftwege eingedrungenen Flüssigkeitsmassen
füllen diese teilweise aus und
sind wie
die übrigen ty
pischen Veränderungen an den Lungen bei der gerichtsärzt
lichen Leichenöffnung feststellbar. Bei den im Ertrinken ver
stärkten
Atembewegungen
bildet
die
vermischt
Flüssigkeit
mit dem Schleim der Mundhöhle, des Rachens und der
Luftwege mit den Luftbeständen der Lunge einen weißlich rötlichen Schaum, der sich vor der Mund- und Nasenöff
nung und auch im Kehlkopf und der Luftröhre auflagert. 2. Es zeigen sich an Wasserleichen noch weitere Ver änderungen, die mit dem Ertrinkungstode selbst nicht in
direkter Verbindung der
längeren
stehen,
Einwirkung
sondern lediglich des
Wassers
auf
die den
Folgen
toten
75
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Durch längeren Aufenthalt der Leichen im
Körper sind.
Wasser wird die Haut (wie man das an den Händen von Wäscherinnen beobachten kann) ausgewässert, sie wird faltig und weich und quillt bei langer Dauer der Auswässerung
auf.
Am frühesten setzt diese Quellung an den nicht von
Kleidungsstücken
bedeckten
geschützten
und
Händen
ein.
Die Bildungsdauer der „Waschhaut" geht um so schneller
wärmer das Wasser ist.
vor sich, je
Oberhaut kann soweit zunehmen,
Die Quellung der
daß die Haut sich von
der Unterlage löst und sich wie ein Handschuh abstreifen läßt.
Auch die Finger-
und
Zehennägel lösen
sich
von
ihrer
Unterlage und können ausfallen, so daß das leere Nagel bett
zum
Vorschein
kommt.
Die
Haare
verkleben
und
werden brüchig und fallen aus, so daß an solchen Stellen gelegentlich
der
werden kann.
Eindruck
des
Rasiertseins
hervorgerufen
Bei Leichen, die lange Zeit (nicht unter
6 Wochen) unter Wasser gelegen haben und nicht an die
Oberfläche gekommen sind, bildet sich nach der Abstoßung der Haut aus
dem nun freigelegten Unterhautfettgewebe
eine krümeliche, fettige, harte, weißliche „Fettwachsschicht" als Folge einer Zersetzung des Körperfettes.
Voraussetzung
für die Fettwachsbildung ist aber, daß die Fäulnis nicht
durch die Einwirkung von Insekten usw. beschleunigt sein
darf, denn in solchen Fällen entwickelt sich die grünlich aussehende, stinkende Wasserleiche mit reichlichen kleineren
und größeren Luftblasen unter der Haut, die zum Teil auch in Fetzen abgelöst sein kann. Bei den typischen Wasser
leichen ist die Hornhaut des Auges
schon nach
wenigen
Tagen durch Quellung getrübt und verschleiert, und
die
76
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Zunge ist durch Gase aus dem Munde herausgepreßt.
Der
ganze Körper ist bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so daß die Feststellung der Identität außerordentlich schwierig wer den kann. Finden letzungen,
sich so
bei
dann
Wasserleichen
müssen
diese
dem
und
wann
Kriminalisten
Ver
sofort die
Fragen ausdrängen: Sind die Verletzungen vor dem ein
getretenen Tode beigebracht, stammen sie von der eigenen Hand des Verstorbenen oder von fremder Hand, oder sind
die Verletzungen erst nach dem Tode durch besondere Zu
fälligkeiten zugefügt?
Dem Tode
durch Ertrinken
kann
ein anderer Selbstmordversuch durch Erschießen, durch Stich oder Schnittverletzungen vorausgegangen sein, oder der Ver
storbene kann sich bei seinem Sprunge ins Wasser an festen Gegenständen (Baumstümpfen, Steinen, Brückenpfeilern usw.)
verletzt haben.
Der Tote kann auch nach einer Ermordung
durch den Täter zur Verschleierung des Verbrechens und zur Vortäuschung eines Selbstmordes in das Wasser geworfen
sein.
In diesen Fällen werden die Wunden das in dem
Abschnitt über „Tod durch Verletzungen" näher geschilderte
typische Aussehen und die charakteristische Lage am Körper aufweisen.
Die Verletzungen können auch nach dem Tode
von Wassertieren (Krebsen, Fischen und besonders Wasser ratten)
gesetzt
sein
oder
sie
können
beim
Treiben
im
fließenden Wasser durch Anstoß an Steine, Brücken usw.
oder durch Schiffsschrauben, Bootshaken usw. beigebracht sein, die bis zur Leichenzerstückelung wirken können.
Sie können
schließlich auch bei der Bergung der Leiche und bei Wieder belebungsversuchen
zugefügt
sein.
Eine
Klarstellung
des
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
77
Ursprunges solcher Verletzungen au Wasserleichen macht oft
erhebliche Schwierigkeiten. Ein seltenes Vorkommen
ist die gefesselte
Wasserleiche,
einem Falle beschrieben wurde, bei dem eine
wie sie in
männliche Person in kauernder Stellung an Händen und
Füßen mit Umschlingung des Strickes um den Hals gesesselt aus dem Wasser geborgen wurde. besonders
an
der
Knotungsart
Die Erhebungen
Seiles
des
klärten
die
Fragen, ob Mord oder Selbstmord vorliegen könnte, dahin auf,
daß
unstreitbar
ein
Selbstmord
von
Person
einer
vorlag, die sich selbst vor dem Ertrinken zur Verhinderung von
Schwimmbewegungen
erst
gefesselt
und
dann
ins
Wasser gerollt hatte. — Von einem anderen Falle wurde berichtet, daß bei S... die Leichen eines Ehepaares aus
dem
Neckar
gelandet
waren
mit
der
Eigen
besonderen
tümlichkeit, daß beide Personen mit einer Schnur an den
Händen zusammengebunden waren.
Selbstmord wurde fest
gestellt.
d. Tod durch abnorme Temperaturen. I. Tod durch sehr niedere Temperaturen. Die Frequenz der
Erfrierungen hängt immer von der
jeweiligen geographischen Lage eines Landstriches ab, denn
je nördlicher
ein
Gebiet liegt,
um
so
häufiger
kommen
Erfrierungen vor, zum anderen Teil ist die Höhenlage be
einflussend, denn im
Hochgebirge sind Erfrierungen zahl
reicher als in tiefgelegenen Gebieten gleicher geographischer
Breite.
Fernerhin ist zu beachten, daß int allgemeinen ma
gere, schlecht genährte Personen — zumal bei mangelhafter
78
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Kleidung — und durch körperliche Anstrengung Erschöpfte
leichter erfrieren als gut Genährte mit reichlichem Fett
polster ausgestattete und solche Menschen, die eine gut wär mende Kleidung tragen.
Enge Kleidung, die die isolierende
Luftschicht zwischen der Kleidung und dem Körper fehlen
läßt, begünstigt die Erfrierung.
Als weitere wichtige Tat
sache ist zu erwähnen, daß Betrunkene für Erfrierungen disponiert sind, weil einerseits das Empfindungsvermögen für die Kälte in der Trunkenheit herabgesetzt ist, anderer
seits die Wärmeabgabe des Körpers infolge des aufgenom menen Alkohols vermehrt und somit die Kälteeinwirkung be
günstigt ist. Die Erfrierung beginnt mit einem Prickeln und Taub
heitsgefühl in
Kälte
der
besonders
ungeschützten Haut und
ausgesetzten
in den der
Körperteilen: Ohren,
Nase,
Wangen, Händen und Füßen. Dann stellt sich ein Müdig keitsgefühl
mit
Arbeitskraft ein.
Schlafbedürfnis
und
Verminderung
der
Der Gang wird unsicher, die Atmung
und Herztätigkeit werden langsamer. Die Pupillen werden weit.
Das
Schlafbedürfnis
überwindet
die
Willenskraft
und schließlich, wenn die Körpertemperatur weiter gesunken ist, tritt der Tod ein.
An den erfrorenen Körperstellen kann man drei Grade
des Erfrierens unterscheiden: 1. Nach anfänglicher Blässe wird die Haut an den be fallenen Körperpartien entzündlich rot bis bläulich verfärbt.
2. Die Weiterwirkung der Kälte hebt die Haut in Blasen von der Unterlage ab.
Die Blasen können platzen, und es
kann Geschwürsbildung folgen.
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
79
3. Bei ganz schweren Erfrierungen sterben die Körper partien ab, und es können sich Teile wie die Ohren, Finger,
Zehen, ja die Füße selbst abstoßen.
Bei Erfrorenen sind die Totenflecke hellrot. Bei Tatbestandsaufnahmen ist zu beachten, daß gefrorene Leichen durchaus nicht einen Erfrierungstod gefunden haben
brauchen, sondern daß die Todesursache auch eine andere und die — spätere — Gesrierung nur eine Nebenerschei
nung
an der
Leiche infolge der zufälligen Temperatur
verhältnisse sein kann.
II. Tod durch hohe Temperaturen. Die überwiegende Mehrzahl von Todesfällen durch Ein wirkung abnorm hoher Temperaturen auf den Körper —
also durch Verbrennen und Verbrühen — kommt in Un
glücksfällen vor. Daß Selbsttötung durch Verbrennung herbeigesührt wird, ist
Tötungsart.
ebenso selten wie Mord durch diese
Gelegentlich wird aber auch versucht, Kapital
verbrechen durch
nachträgliches Verbrennen der Leiche zu
vertuschen und den Anschein eines Unglücksfalles zu geben. Verbrennungen entstehen durch intensive kürzere oder längere
Einwirkung einer offenen Flamme oder durch stark erhitzte oder glühende Gegenstände auf den Körper; Verbrühungen
sind die Folgen der Einwirkung heißer Flüssigkeiten oder ihrer Dämpfe.
Man
unterscheidet vier Grade von Ver
brennungen :
1. Die Rötung der Haut verbunden mit leichter Schwel lung
ist die
leichteste Form.
Die Erscheinungen
gehen
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
80
in der Regel nach Abstoßung der betroffenen Hautpartien in wenigen Tagen zurück. 2. Die Blasenbildung von Erbsen- bis Faustgröße setzt
stärkere
Hitzewirkung
Schmerzen.
voraus
verursacht
und
erhebliche
Die Blasen, die mit einer gelblichen Flüssig
keit gefüllt sind, reißen leicht ein oder Platzen; ihre Um
gebung zeigt die Rötung des ersten Grades der Verbren nung.
Das
Leben
der Verbrannten
ist
im
allgemeinen
schwer gefährdet, wenn die Verbrennung etwa ein Drittel der Körperoberfläche — bei Kindern bereits kleinere Be zirke — einnimmt.
3. Beim dritten Grade der Verbrennung hängt die Haut
in Fetzen zerrissen herab, sie wird schwarzbraun und trock Es bilden sich Brandschorse.
net lederartig ein.
Die Ver
brühung bei diesem Grade ist die sogenannte weiße Ver
schorfung: die sich leblos, zäh und hart anfühlende Haut sieht alabasterweiß aus. 4. Die
schwersten
Grade der Verbrennungen sind die
Verkohlungen der Weichteile mit dunkelbrauner bis schwarzer Verfärbung; sie ergreifen
das Körpergewebe
bis
in
seine
tiefsten Partien, mitunter noch mit schweren Veränderungen
der Knochen, die brüchig werden und springen.
stehen
erst
durch
offenen Flammen.
Zustand gültigkeit
höchster
lange
intensive
Sie ent
Hitzeeinwirkung
der
Die Befallenen kommen zuerst in einen Erregung,
mit Müdigkeit
dem
folgt.
eine
Der
stumpfe
Tod
kann,
Gleich
wenn
nicht die Rauchgase oder ein Nervenchok schon früher das Leben beendeten, bei schweren Fällen nach 4 bis 6 Stunden eintreten, er ist im allgemeinen innerhalb 2 bis 3 Tagen
zu erwarten.
Wird diese Zeit überstanden, so ist die Ge-
81
Die Erscheinungen an der Leiche usw. -fahr
dennoch
nicht
vollkommen
da
überwunden,
Wund
infektionen, Blutungen aus Adern, die durch die Verbren-
nuug verletzt sind usw., immer auch in der Folgezeit noch das Leben gefährden.
An der Leiche zeigen sich außer den oben angeführten
Erscheinungen
noch
weitere
Kennzeichen:
Haut
Die
der
verkohlten Leichen weist häufig scharsrandige Wunden auf,
die Schnittverletzungen durchaus
ähnlich sehen.
Sie ent
stehen dadurch, daß die Haut durch die Hitze ihre Feuchtig keit verliert, schrumpft und wie erhitztes Leder auseinander
platzt. — Ferner haben die Leichen infolge der sogenannten
Wärmestarre auffallende Körperhaltungen, denn die Arme und Beine werden durch den Verlust der Feuchtigkeit aus
Muskeln,
den
die
sich
darum
zusammenziehen,
in
den
Ellbogen- und Kniegelenken gebeugt, die Füße werden in
den Sprunggelenken stark gestreckt, so daß die Leichen eine Boxer- oder dabei
also
Fechterstellung lediglich
um
einnehmen.
Vorgänge
Es
handelt
physikalischer
sich
Natur,
nicht etwa, wie es den Anschein erwecken könnte, um dem
Tode vorausgegangene und
in der Haltung
beibehaltene
Abwehrbewegungen. — Die Haare an den Leichen sind,
soweit sie mit der Flamme in Berührung kamen, versengt;
die Organe können durch Schrumpfung ihr Volumen ver
ringert haben. Die Entscheidung, ob eine Verbrennung am lebenden oder am toten Körper stattgesunden hat, kann aus dem äußeren
Leichenbefunde nicht
gefällt
werden,
gerichtsärztliche Leichenöffnung zur
hier
tann
nur
die
Klärung der näheren
Umstände führen. Rehfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen.
Q
82
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
III. Tod durch Sonnenstich nnd Hitzschlag. die Folge der direkten intensiven
Der Sonnenstich ist
Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den ruhenden Körper.
Durch und
diesen
starken
Reiz
Erregungszustände
zuerst
werden
.ausgelöst,
denen
Kopfschmerzen Bewußtlosigkeit
und schließlich der Tod folgen. — Besondere charakteristische Erscheinungen .an der Leiche lassen sich nicht nachweisen.
Der Hitzschlag wird verursacht, wenn bei hoher Außen temperatur
wegten,
leistet wird. nissen
mit
hohem
umgebenden
vom
große
be
ge
wird die unter normalen Verhält
Dadurch Körper
nicht
Körperanstrengung
Feuchtigkeitsgehalt der
Luft
.abgegebene
zurückgehalten (Wärmestauung), steigt wie im Fieber hoch an.
Eigenwärme
und
im
Körper
die Körpertemperatur
Disponierend für Hitzschlag
wirken unzureichende Flüssigkeitsaufnahme durch Getränke, «übermäßige Rahrungszusuhr, eng anliegende, warme Klei dung und Alkoholgenuß. — Es stellen sich Rötung des Ge
sichtes, Kopfschmerzen, Beklemmungsgefühl und Trockenheit im Hals ein, weiterhin folgen beschleunigte Atmung, Be wußtlosigkeit und Krämpfe, bis schließlich der Tod eintritt. Einen
charakteristischen
Befund
weist
weder
das
Äußere
der Leiche auf, noch ist ein solcher bei der Leichenöffnung
zu erheben.
e. Tod durch Elektrizität. Tod durch Blitzschlag ist durchaus nicht selten, und es 'können durch einen Blitzstrahl eine oder auch gleichzeitig
mehrere Personen tödlich getroffen werden, besonders wenn diese durch ein den elektrischen Strom leitendes Medium
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
(Metall) verbunden sind.
und
sörmig verästelte
83
An der Leiche finden sich baum-
zickzackförmige, typische Blitzfiguren,
ferner weisen die Haut und die Haare Verbrennungen und die Haut Durchlöcherungen, besonders an den Fußsohlen aus.
Metallgegenstände
in den
Taschen der
oxy
Getroffenen
dieren und schmelzen zuweilen, die Kleidung kann zerrissen, versengt und verbrannt sein. Eisengegenstände werden mag
netisch. Der
Tod
durch
elektrischen
Starkstrom
ist
meist
aus
Unglücksfälle (Berührung gerissener Leitungen usw.) zurück-
zusühren; ,als Mittel zur Vollbringung selbstmörderischer
oder verbrecherischer Absichten kommt er selten in Anwen
dung, da die Herstellung des Kontaktes zwischen der Leitung und der Person nicht unerhebliche Schwierigkeiten macht. Als Beispiel für den Tod durch Starkstrom im Unglücks
fall sei folgendes Geschehnis berichtet: Eine Frau sah eine Kuh tot aus einer Wiese liegen. Sie ging daraus zu dem Tier,
kam mit einem Stacheldraht in Berührung und fiel tot zu
Boden.
Ein
Mann,
der den
beobachtet
Vorgang
hatte,
wollte der Frau helfen, berührte ebenfalls den Stacheldraht und starb gleichfalls sofort.
war der
Stacheldraht durch
Wie sich später herausstellte, Umfallen
eines
Mastes der
Starkstromleitung mit dieser in Berührung gekommen. —
Für das diene
Vorkommen
folgender
von
Bericht:
Selbstmord
Der
und die 17 jährige Magd B. verübten Liebe dadurch
Selbstmord,
zusammenbanden und
dann
durch
20 jährige
daß sie durch
sich
Starkstrom
Hausdiener
K.
aus unglücklicher
mit
Strohseilen
einen Draht mit der
Starkstromleitung eine Verbindung herstellten. —
84
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Die
tödliche
Wirkung
des
Starkstromes
in
liegt
sonderen Spannungshöhen, in der Stromart
be
(Gleichstrom
wirkt bereits bei geringerer Spannung als Wechselstrom)
und in der Schaltungsart.
von dem jeweiligen
Sie ist ferner auch abhängig
Widerstand der Haut
und
von der
Einwirkungsdauer.
Der Tod tritt momentan durch Atem-
und
ein;
Herzstillstand
Leichen weist
die Haut der
wie
nach dem Tode durch Blitzschlag Berbrennungsstellen, die an der Eintrittsstelle immer vorhanden sind, an der Aus
trittsstelle fehlen können, und Durchlöcherungen auf.
f. Tod durch Verhungern. Der Tod
durch
(Schisssunglücken,
Verhungern
kommt bei
Verschüttungen
in
Unglückssällen
Bergwerken,
Ver
irrungen usw.) vor, er kann in selbstmörderischer Absicht an der eigenen Person herbeigeführt werden und er kann
auch — allerdings nur bei Kleinkindern (durch Ausfetzen, Engelmacherei) — die Folge verbrecherischer Handlung sein.
Als Beispiel eines Selbstmordfalles sei eine kürzlich mit
geteilte Feststellung wiedergegeben: man fand bei baulichen
Veränderungen
in
einem
Kellerraum
die
Leiche
einer
männlichen Person eingemauert, die sich selbst eingemauert hatte, um den Hungertod zu finden.
Die Nahrungsentziehung Dauer
mehrerer
Wochen
kann ziemlich lange, bis zur
vertragen
wenden,
sofern
Flüssigkeitszufuhr nicht gleichzeitig unterbunden ist,
die wird
diese aber auch vorenthalten, so tritt der Tod schon nach
einigen Tagen infolge Wasserverarmung der Gewebe ein. Kinder erliegen dem Hunger wesentlich früher als Erwach-
85
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
sene, -die ihn um so länger vertragen, je besser sie bei
Beginn des Hungerns genährt waren. — An den Leichen
Verhungerter ist 'die starke Abmagerung und welke Schlafsheit -des Gewebes augenfällig. Sonst können an den Leichen besondere, für den Tod durch Verhungern charakteristische
Merkmale äußerlich nicht festgestellt werden.
g. Tod durch Vergiftung. Die Todesfälle durch Vergiftungen machen in der Sta
tistik unter den Sterbefällen auf unnatürliche Weise einen hohen Prozentsatz aus.
Sie können durch unglückliche Zu
fälle eintreten, sie sind über in bedeutender Zahl auch die Folge absichtlich
herbeigeführter
Versuche, das
Leben
in
selbstmörderischer oder verbrecherischer Handlung abzukürzen. Die unglücklichen
Zufälligkeiten, die zu tödlich wirken
den Vergiftungen führen, können aus eigener Unvorsich tigkeit,
auf
Fahrlässigkeit
und
in
selteneren
Fällen
aus
Unkenntnis und unvorhergesehenen Zwischenfällen beruhen.
—
Auf
Unvorsichtigkeit
Leuchtgas-,
Grubengas-
erhebliche
von
sind
eine
und
Schwefeldioxydvergiftungen
Zahl
zurückzusühren, ebenso auch viele Vergiftungen durch Ge nuß nicht mehr einwandfreier, verdorbener Lebensrnittel usw.
Sie können einzelne Personen treffen, wie sie auch durch aus
nicht
selten
Massenvergiftungen
bedingen.
—
Auf
Fahrlässigkeit und leichtsinnige Unachtsamkeit sind eine An zahl von
Vergiftungen
zurückzuführen, bei denen
tödlich
wirkende Stoffe in ihren oft unzweckmäßigen Behältnissen nicht genügend gekennzeichnet sind und die so gelegentlich unter der
Voraussetzung
und
in der
Annahme, daß
es
86 sich
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
um
nicht giftigen Stoff handele, dem
anderen,
einen
Hierhin gehören die nicht sel
Körper zugeführt werden.
Vorkommnisse,
tenen
aus
daß
unetikettierten
Flaschen
(Wein-, Bier-, Selterwasserflaschen usw.), in denen Säuren, Laugen oder Lysol usw. aufbewahrt wurden, in dem Glau ben getrunken wird, daß sie ein ebenfalls im Haushalt —
vielleicht in einer ebensolchen Flasche — vorhandenes Ge
nußmittel
lässigkeit
enthalten. gehören
Zu
auch
den
die
Todesfällen
Vergiftungen
durch
durch
Fahr
Kohlen
oxydgas aus falsch behandelten oder schadhaft gewordenen Ofen, ferner die Verwechselung und die fälschliche, leicht
fertige Verwendung von starkwirkenden Medikamenten ohne
z. B.
Beachtung der Verordnung, wie
die
Eingabe
von
Arzneien, die für Erwachsene verschrieben wurden, in der gleichen
auch
Menge
bei
Kindern;
weiterhin
sind
die Nahrungsmittelsäl'schungen zu rechnen,
hierunter
die mit
unzweckmäßigen Stoffen in der Absicht vorgenommen wur-
den, Lebensmittel länger verwendungsfähig zu erhalten. — Auf Unkenntnis und unvorhergesehenen Zwischenfällen be
ruhen z.
B.
Vergiftungen mit giftigen
Pilzen, die
im
besten Glauben für genießbare gehalten wurden, die häu figen Todesfälle bei Kindern nach dem Genuß tödlich wir
kender Früchte (Tollkirschen, Stechäpfel usw.) und Pflanzen
teile (Fleckschierling u. a.) und auch die in chemischen Labo ratorien
vorkommenden
tieren.
Als
durch
einen
schehnis
Beispiel
Vergiftungen für
unglücklichen
eine
beim
tödliche
Zwischenfall
sei
Experimen
Gasvergiftung folgendes
Ge
wiedergegeben: Eine Frau hatte sich beim An
kleiden auf den Bettrand gesetzt, um die Strümpfe anzu-
87
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
ziehen.
In einem plötzlichen Schwindelanfall hatte sie den
etwa 1 Meter über dem Kopfende des Bettes befindlichen
Hahn einer Gaslampe berührt und unwillkürlich geöffnet. Sie war in ihrer Ohnmacht nicht mehr imstande, den Hahn wieder zu schließen und vergiftete sich an dem ausströmen
den Leuchtgase.
Bei Selbstmorden
hat
man
alle
überhaupt
wirksamen
Gifte angewandt gefunden: giftige Metallsalze (in Sub
stanz und in Lösungen), Laugen und Säuren, giftige orga nische
Verbindungen,
durch
Einatmung
tödlich
wirkende
Gase und schließlich auch schädliche Bakterien (die man aus gewissen Gründen mit unter die giftig wirkenden Mittel
rechnen muß).
Auch
die widerlich schmeckenden und
rie
chenden Gifte kommen bei Selbstmorden nicht selten zur
Verwendung, und ihr Nachweis deutet im allgemeinen aus eine Selbsttötung hin, da die Darreichung solcher auffälligen
Stoffe bei Mordversuchen ungeeignet ist, weil das Opfer meist die drohende Gefahr rechtzeitig erkennen und zurück weisen würde.
Auffallend ist, daß die Bevorzugung dieser
oder jener Giftstoffe bei Selbstmorden von Zeit zu Zeit einem Wechsel unterworfen ist, so daß man geradezu von
Modegiften sprechen kann.
Bei Morden werden die Gifte in der Mehrzahl der Fälle
so beigebracht, daß das Opfer beim Genuß des Giftstoffes nichts Auffälliges wahrnimmt, entweder werden geschmackund geruchlose Gifte gewählt oder die sonst am Geschmack,
Geruch oder an der Farbe erkennbaren Eigentümlichkeiten
werden durch Suppen, Kaffee, Wein usw., in die die Stoffe
geschüttet
werden,
verdeckt.
Allerdings
kommen
mitunter
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
88
auch bei Morden übel schmeckende und auffällig riechende Gifte unverdeckt zur Verwendung, indem sie angeblich als
Medikamente gereicht werden.
In der Regel kann man bei
Giftmorden annehmen, daß der Mörder im. Haushalt seines
Opfers und
über dessen Lebensweise gut Bescheid wußte.
Zu beachten ist auch, daß gelegentlich nach Ermordungen
durch andere Tötungsarten dem Toten zur Verschleierung der verbrecherischen Tat und zur Vortäuschung eines Selbst mordes Gifte in den Mund geschüttet werden; es ist dann
die Aufgabe des
obduzierenden Gerichtsarztes, an beson
deren Erscheinungsformen an der Leiche solche Vorkommnisse
zu erkennen. Die Beibringung der Gifte kann in reiner, unveränderter Form oder in Verdünnungen oder Lösungen oder als Bei
mischung
zu
Lebens-
und
Genußmitteln
Sie
erfolgen.
können dem Körper durch den Mund einverleibt werden,
es kommt aber auch vor, daß die Gifte mit Klystieren oder
mit einem Spülmittel bei Blasen-, Scheiden- und Gebärmutterspülungen
in
den
Körper
gebracht
Auch
werden.
Wunden können zur Ausnahme von Giften dienen und bei
der
vielfachen
Verwendung
modernen Medizin kommen
von
Einspritzungen
Gifte auch
in
der
auf diesem Wege
gelegentlich in tödlich wirkender Menge in den Körper. Bei
Vergistungssällen schwangerer Frauen ist immer die Mög lichkeit in Erwägung zu ziehen, daß der Tod durch Ver
giftung die Folge eines Abtreibungsversuches sein kann.
Alle plötzlichen, unerwarteten Todesfälle, die keine äuße
ren Kennzeichen für den Tod durch andere Ursachen wahr nehmen lassen, sind zunächst immer verdächtig aus Tötung
89
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
durch Gifte. merksamkeit
In solchen Fällen den
nach
ist
nut
folgenden
im
genauester
ausgesührten
Auf beson
deren Merkmalen an der Leiche zu fahnden und alle in der Umgebung der Leiche befindlichen verdächtigen Behält
(Flaschen,
nisse
Arzneischachteln,
Kruken, Tüten
Gläser,
Töpfe,
usw.)
sind
einer
Tassen,
Teller,
genauen
Prü
fung zu unterziehen, sicher zu stellen und zu beschlagnah
Dabei ist zu beachten, daß das Behältnis mit dem
men.
Gistrest (Pulver, Flüssigkeiten, Tabletten, Pillen usw.) so
wohl sorgfältig versteckt, bar
in
Schränken,
leicht mit
einer
bracht sein kann.
wie auch durchaus
Schubfächern,
auffällig
Arzneischränkchen
falschen Etikettierung
versehen)
sicht (viel
unterge
Der Rest kann auch in Wasserausgüsse,
Aborte, Nachtgeschirre, auf bie Erde, in Blumentöpfe usw.
ausgeschüttet sein, und es ist darum auch dort danach zu
suchen.
Bei der Annahme eines Giftmordes ist es ratsam,
besser ein verdächtiges Objekt mehr zu beschlagnahmen als,
in der Meinung,
daß
es
sich
nur um harmlose Dinge
handele, das Corpus delicti stehen zu lassen.
Jedes Gift
und jeder Stoff, der ein Gift sein könnte und jedes Be hältnis, das ein Gift enthalten könnte, ist darum zu be rücksichtigen. Auch erbrochener Mageninhalt, der sich in der
Umgebung der Leiche findet, ist für die chemische Unter suchung
aufzuheben, da
in
ihm der
Giftstoff gegebenen
falls nachgewiesen werden kann. —
Eine scharf umschriebene Definition des Wortes „Gift" ist nicht zu geben, da für die gesundheitsschädigende Wir kung bei den einzelnen Stoffen und den verschiedenen Per
sonen wechselnde Voraussetzungen zugrunde liegen können.
90 Es
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
kann
eine Substanz bei
einem
Menschen
schädigend
wirken, während eine andere Person die gleiche Menge noch
ohne nachweisbaren Nachteil vertragen kann.
Es kann eine
kleine Menge eines Stoffes gesundheitsfördernd sein (wie dies bei einer großen Zahl als Arzneimittel angewandter soge
nannter giftiger Substanzen bekannt ist), wogegen größere Mengen desselben Stoffes absolut tödlich wirken. Bestimmte
Mengen
gewisser
Stoffe
können
von
Erwachsenen
ohne
Nachteil ausgenommen werden, obwohl die gleiche Menge bei Kindern bereits schweren Schaden anzurichten vermag.
Ferner können sich Menschen an gewisse Gifte durch lang-
anhaltende, regelmäßige Zufuhr und sehr langsame, gleich mäßige Steigerung
des
Quantums
in
einem
Maße ge
wöhnen, daß sie schließlich die vielfache Menge dessen un beschadet vertragen, was andere, nicht an das Gift Ge^
wähnte, mit Bestimmtheit tötet (erinnert sei hier nur an die
bekannten
Arsenesser
in
Tirol
und
in
der
Steiermark).
Bon Einfluß auf die Wirkung des Giftstoffes kann auch die Füllung des Magens bei der Aufnahme des Giftes sein
und die Löslichkeit des Stoffes im Mageninhalt, denn es
ist bekannt, daß schwer lösliche Gifte mitunter den Körper ohne Schädigungen passieren können.
Eine weitere Erfah
rungstatsache ist es auch, daß vorausgegangener Genuß von
Kaffee und alkoholischen Getränken die Wirkung von Giften zu steigern vermag.
Aus diesen Feststellungen und Beob
achtungen ergibt sich, daß man den Begriff der Giftigkeit eines Stoffes immer nur unter der Voraussetzung einer be
stimmten — auch noch schwankenden — Mindestmenge an wenden kann, wie man in entsprechender Werse die Ver-
91
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
träglichkeit
starkwirkender
Arzneimittel
erwachsenen
bei
Menschen in den in der Medizin gebräuchlichen Zusammen
stellungen
der
Maximaldosen
(größte
Gaben)
nach
oben
abgegrenzt hat, weil größere Mengen bereits zu Gesund heitsstörungen führen können.
Besteht bei plötzlichen, unerwartet eingetretenen Todes
fällen der Verdacht, daß der Tod durch Vergiftung herbei
geführt sein könnte, weil Krankheitszeichen fehlen und auch die in den vorausgegangenen Abschnitten näher beschriebe
nen Merkmale für Tod durch andere Gewaltmittel nicht
nachweisbar sind, so ist an der Leiche zunächst nach Kenn
zeichen zu suchen, die die Vermutung eines Vergiftungs todes begründen und stützen können.
Allerdings ist immer
dabei zu bedenken, daß es Vergiftungen gibt, die an der Leiche überhaupt keine charakteristischen äußeren Verände
rungen Hervorrufen, so
daß aus
dem Mangel
an
beson
deren Merkmalen die Annahme einer Vergiftung dennoch nicht ohne weiteres abzulehnen ist.
Zu achten ist bei der äußeren Besichtigung der Leiche zu nächst auf die Hautfarbe, die bei Kohlenoxydvergiftung rosa
bis rot ist, und auf die Farbe der Totenflecke, die abwei
chend
von
der
gewöhnlich bläulichroten bis
rötlichblauen
Tönung auch hellrot (Kohlenoxydvergiftung, Blausäurever
giftung) und graubraun bis braunrot (Chlorkalium- und
Morchelvergiftung)
sein
kann.
Festzustellen
ist
ferner,
ob sich an den Lippen, in den Mundwinkeln, am Kinn und
vielleicht auch
an dem Hals Veränderungen der Schleim
haut und der Haut durch Verätzungen finden lassen, die
sich als weiße, gelbe, braune, graubraune bis grauschwarze,
92
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
fleckige oder streifige Schorfe markieren, weil die ätzende
zum
Flüssigkeit
aus
Teil
dem
Munde
ausgeflossen ist,
und ob diese Schorfe hart und brüchig oder weich und bieg
sam sind.
Des weiteren sind auch auffällige Gerüche nach
Bittermandelöl,
Arznei-
und
Desinfektionsmitteln,
Essig
säure, Spirituosen, Knoblauch usw. zu beachten und, wenn solche Gerüche von der Leiche selbst ausgehen, als besonders
anzusprechen.
verdächtig
finden, so
kann
grünlichblau
usw.)
geben,
auch
wie
Ist erbrochener Mageninhalt zu
seine Farbe (bräunlich, schwärzlich oder
Hinweise ganz
auf
gewisse
charakteristisch
das
Vergiftungen Leuchten
des
Mageninhaltes im Dunkeln auf Phosphorvergistung hin deutet.
Vorhandene
ebenfalls
Stuhl-
aus eventuelle
und
Harnentleerungen
sind
Abweichung der Farbe von der
normalen Tönung zu prüfen. Im folgenden seien
die besonderen Merkmale bei den
am häufigsten vorkommenden Vergiftungen, soweit sie für
Kriminal- und Polizeibeamte von Bedeutung sind, näher
gekennzeichnet; dem Gerichtsarzt stehen durch die Obduk tion
und
die
chemische
Untersuchung
weitere
Hilfsmittel
zur genaueren Ermittelung von Vergiftungen zu Gebote,
auf die hier nicht weiter eingegangen werden braucht.
1. Arsenvergisiungen:
Sie kommen gelegentlich als un
glückliche Zufälle durch Verwechslungen mit anderen Stof fen vor, auch Vergiftungen durch arsenhaltige Medikamente (Salben, Salvarsan,
Arsenpillen
worden, doch sind sie selten.
usw.)
sind
bekannt
ge
Viel häufiger sind die vor
sätzlichen Vergiftungen mit Arsenverbindungen in verbre cherischer und selbstmörderischer Absicht.
Zur Verwendung
93
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
kommt hierbei am häufigsten der weiße Arsenik (Arsentri oxyd = arsenige Säure), der außerordentlich giftig, geruch-
und geschmacklos und ohne auffällige Farbe ist und daher unschwer und unbemerkbar beigebracht werden kann. Selbstmorden
findet
man
auch
arsensaure
das
Bei
Kupfer
(Kupriarsenit---Scheelsches Grün) und eine andere Maler
farbe: das Schweinfurter Grün (eine Doppelverbindung aus arsensaurem
und
essigsaurem
Kupfer)
verwendet,
zwei
Arsenverbindungen, die durch ihre schwer verdeckbare grüne
Farbe auffallend und daher bei Mordversuchen außer bei
kleinen Kindern sehr ungeeignet sind.
Die genannten Gifte
werden in der Mehrzahl der Fälle durch den Mund bei
gebracht, es sind aber auch Arsenvergiftungen bekannt ge worden, bei denen das Gift dem Körper mit einem Klystier oder bei Abtreibungsversuchen in die Scheide oder die Ge
bärmutter eingesührt wurde. — Die Wirkung des Arsens ist sehr heftig, der Tod tritt nach der Ausnahme des Arsens in gelöster Form schon nach wenigen Minuten ein, bei Darreichung in fester Substanz folgt die Wirkung erst nach einer bis mehreren Stunden. Zur Herbeiführung des Todes
durch weißen Arsenik genügen bereits Mengen von 0.1 bis 0.2 g.
Die Erscheinungen am Vergifteten ähneln denen
eines Cholerakranken, es stellen sich Erbrechen und heftige Durchfälle
und
auch
die
der Cholerakranken ein,
charakteristischen unt)
schließlich
Wadenkrämpfe
folgt
der
Tod.
Äußerlich sind an der Leiche keine besonderen Feststellungen zu erheben, nur nach dem Genuß der arsenhaltigen grünen Malerfarben können sich gelegentlich Reste grünen Farb
stoffes an den Lippen und eventuell im Schnurrbart zeigen.
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
94
Das Gift ist chemisch im Magen- und Darminhalt und in
Teilen des Körpergewebes nachweisbar.
2. Phosphorvergistungen: Sie sind gegen früher verhält nismäßig
selten
geworden,
die
seitdem
Verwendung
des
giftigen Phosphors für die Herstellung von Zündhölzern verboten ist.
während
Giftig ist der gelbe kristallinische Phosphor,
der
Phosphor sind
rote
Phosphor
wegen
des
ungiftig
üblen
ist.
Geschmackes
Morde
mit
und seines
Leuchtens im Dunkeln, durch die er leicht erkannt wird, sel ten; häufiger kommen Selbstmorde mit diesem Gifte und Todesfälle nach Abtreibungsversuchen
mit Phosphor
vor.
Der Tod wird schon durch die Zuführung von 0.1 § Phos phor herbeigeführt. Durch die Vergiftung, die ähnliche Er scheinungen nach sich zieht, wie sie der Knollenblätterpilz
auslöst,
tritt
Erbrechen
von
knoblauchartig
riechendem,
fchwarzbraunem Mageninhalt auf, der im Dunkeln einen
bläulichen Lichtschimmer wahrnehmen läßt.
An der Leiche
sind die gelbe Hautfarbe wie bei einem Gelbsuchtkranken und das Vorhandensein von Blutungen in die Haut auf
fällig. 3. Blausaurevergiftungen: Die meisten Vergiftungen mit Blausäure kommen durch Unglücksfälle vor, nach übermä
ßigem Genuß von Bittermandeln und Speisen (Konditor waren), denen reichlich Bittermandelöl zugesetzt war, und
auch nach dem Genuß einer größeren Anzahl von Obst kernen (Pflaumen, Pfirsichen und Aprikosen),
mandelöl enthalten.
die Bitter
Es ist aber zu beachten, daß Blau
säure auch bei Morden benutzt wird, obwohl das Gift auf fallend riecht und schlecht schmeckt.
Bei diesen Vorkomm-
95
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
nissen ist es zur Verdeckung seiner Eigentümlichkeit in der
Regel Speisen oder Getränken (Kaffee, Wein, Likören) zu gesetzt und besonders häufig solchen Likören, die selbst schon
einen
Geschmack
nach
Bittermandeln
haben
darum
und
Bei Selbstmorden wird
nichts Ausfälliges erkennen lassen.
die Verwendung von Blausäure sehr häufig gefunden, da die schnelle und durchaus sichere Wirkung dieses Giftes so
wohl nach Beibringung durch den Mund, wie auch nach der Einatmung seiner Dämpfe allgemein bekannt ist.
Die töd
liche Wirkung wird schon mit 0.06 g Blausäure erreicht. Der Tod tritt nach schwerer Atemnot und Krämpfen in
An der Leiche sind die hellroten
wenigen Minuten ein.
Totenslecke charakteristisch, und aus dem Munde der Leiche
ist der typische Blausäuregeruch deutlich wahrnehmbar.
4. Su-Nmatvergistungen: Sie kommen wegen der ver hältnismäßig leichten Zugänglichkeit zu diesem Gifte (Queck silberchlorid = Hydrargyrum bichloratum)
als Desinfek
tionsmittel und als ein in manchen Gewerbezweigen unent
behrlicher Stoss häufig vor. So finden sich Sublimatvergif
tungen durch Unglückssälle und noch häufiger durch Selbst
mordversuche und durch Verbrechen.
Das weiße Salz wird
am häufigsten in Flüssigkeiten gelöst durch den Mund zu
geführt, bei Morden Getränke
(Milch,
wird
Kaffee,
der Likör
schlechte Geschmack
usw.)
verdeckt.
durch
Seltener
sind die Vergiftungen nach Scheidenspülungen mit Subli
matlösungen zu Abtreibungszwecken.
ken bereits tödlich.
0.2 g Sublimat wir
Erbrechen und stinkende Durchfälle sind
die erste Folge der Vergiftung, dann tritt eine blutige Ver
färbung des Harns auf.
Der Tod tritt — von seltenen
96 schnell
Die Erscheinungen an der Leiche usw. verlaufenden
Bergiftungsfällen
nach einigen qualvollen Tagen ein.
abgesehen
—
erst
Durch die Ätzwirkung
des Sublimats bilden sich an den Lippen und im Munde
den
(wie an
Schleimhäuten der inneren Organe)
weiße
Nach Vergiftungen durch Schei
Ätzschorfe und Geschwüre. denspülungen mit
sublimathaltiger
die Ätzschorfe und
Geschwüre
Flüssigkeit zeigen
sich
an den Schleimhautpartien
der Schamlippen und in der Scheide selbst.
5. Blei- und Kupfervergistnngen:
Abgesehen
von
den
chronischen Bleivergiftungen in Gewerbebetrieben und nach Benutzung bleihältiger Metallbehältnisse zur Aufbewahrung
von Lebens- und Genußmitteln sind akute Bleivergiftungen sehr selten, denn die tödlich wirkende Menge der giftigen
Bleisalze ist groß und der Geschmack ist ausfällig. Erbrechen,
Tod ein.
und
Darmstörungen
Bewußtlosigkeit
tritt
Nach der
Äußerlich bietet die Leichenbeschau nichts Ausfal
lendes. — Kupfervergiftungen kommen mitunter bei Selbst morden mit Kupfersalzen (Kupferazetat — Grünspan und
Kupfersulsat -- Kupfervitriol)
vor; wegen der auffallenden
grünen bis blaugrünen Farbe und des leicht erkennbaren
es bei Morden selten verwendet.
Geschmackes findet man
Erbrechen grünen Mageninhaltes und Entleerungen braun
roten Darminhaltes voraus.
und
Krampfanfälle gehen dem Tode
Gelegentlich, wenn die Wirkung des Giftes lang
sam erfolgte, findet man eine Gelbfärbung der Haut an der Leiche.
6. Lysolvergistungen:
Lysol ist ein bei Selbstmorden be
sonders häufig angewandtes Gift, das wegen seines auf fälligen Geruches und Geschmackes bei Mordversuchen so-
97
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Nur bei Morden
fort erkannt und zurückgewiesen würde. an
kleinen
Auch
Kindern
Vergiftungen
findet
man
es
gelegentlich
benutzt.
Lysol
mit
Abtreibungsversuchen
nach
Die tödliche Wirkung, der Bewußt
sind bekannt geworden.
seinsstörungen vorausgehen,
tritt schon nach
dem
Genuß
von ca. 15.0 g Lysol ein, meist ist die bei Selbstmorden dem Körper beigebrachte Menge jedoch wesentlich größer.
An
sind
Leiche
der
neben
dem
Geruch
nach
Lysol die
trockenen, gelblichen bis bräunlichen harten Ätzschorfe
Munde
auffallend.
am
Harn Lysolvergifteter färbt sich
Der
nach längerem Stehen grünschwarz.
7. Karbolsäurevergiftungen: Todesfälle nach Karbolsäure
vergiftungen sind in früheren Zeiten häufiger sowohl als zufällige
Unglücksfälle,
als
auch
durch Selbstmord
und
Mord vorgekommen, in der Gegenwart sind sie seltener ge worden.
Wegen des markanten Geruches findet die Karbol
säure bei Morden
außer an kleinen Kindern keine Ver
wendung, bei Selbstmordversuchen häufiger vor.
kommt ihre Benutzung
Da die Karbolsäure gelegentlich
Abtreibungszwecke
versucht
wird,
sind
auch
auch für
danach
liche Vergiftungen erfolgt und berichtet worden.
töd
Etwa 10
bis 12 g des Giftes wirken tödlich. Dem Tode geht wie bei der Lysolvergiftung gen voraus.
ein Stadium der Bewußtseinsstörun
Auch hier fallen an der Leiche der Karbol
säuregeruch und die harten, weißen bis gelben Ätzschorfe
am Munde und am Kinn auf, und der Harn nimmt eben falls nach längerem Stehen dunkelgrüne bis grünschwarze
Farbe an.
8. Kleefalzvergiftungen: Da Kleesalz
(saures
Rehseldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsseststellungen.
oxalsaures 7
98
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Kalium = Zuckersäure) im Haushalt häufig vorhanden ist,
weil es zur Entfernung von Flecken Verwendung findet, kommen gelegentlich Vergiftungen durch Verwechslungen mit anderen
Lebens
Salzen wird
vor.
fast
es
Mit
Vorsatz
nur
bei
zur
Verkürzung
Selbstmorden
und auch dabei nicht gerade sehr oft.
des
verwendet
Die tödlich wirkende
Nach Erbrechen bräunlichschwarzen
Menge sind etwa 10 g.
Mageninhalts und Entleerung dünner fast schwarzer Stühle (deren dunkle Farbe von Magen- und Darmblutungen her rührt)
und
weiterhin
folgenden Krämpfen
Bewußt
und
losigkeit tritt der Tod nach einiger Zeit (selten schon nach einer Stunde) ein.
Äußerlich sind an der Leiche keine be
sonderen Merkmale zu erkennen, nur die gerichtsärztliche Leichenöffnung mit der chemischen Untersuchung kann die
Todesursache klarstellen.
9. Vergiftungen durch Säuren: Die Vergiftungen mit diesen
Stoffen
(Salzsäure,
Schwefelsäure,
Salpetersäure,
Essigsäure und Chromsäure) sind nicht selten.
Schwere Er
krankungen und Todesfälle kommen durch Verwechselungen
vor, da häufig zum Ausbewahren von Säuren, Flaschen
benutzt werden, die auch sonst im Haushalt als Behältnisse für
Genußmittel
(Bier,
Wein
usw.)
in
Gebrauch
sind.
Wegen des scharfen Geschmackes und Brennens im Munde
bei Darreichung dieser Stosse wird die Verwendung von Säuren
bei
Verbrechen
im
allgemeinen nicht
beobachtet,
nur bei Morden an kleinen Kindern findet man die genann ten Flüssigkeiten
bracht.
mitunter dem Körper gewaltsam beige
Selbstmorde durch
Trinken von Säuren
kommen
öfter vor; auch Todesfälle nach Abtreibungsversuchen mit
99
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
diesen Mitteln sind bekannt geworden. Die ätzende Wirkung der Säuren verursacht schwerste Veränderungen im Munde,
Rachen, Speiseröhre,
Magen
Darm,
und
daher
ist
Er
brechen dunkelbraunen bis schwarzen Mageninhaltes nicht selten.
An der Leiche zeigen sich an den Lippen und im
Munde Ätzschorfe, die nach Verwendung von Schwefelsäure
hart und schwarzgrau, von Salpetersäure und Chromsäure
gelb sind. Salzsäure und Essigsäure machen im allgemeinen keine Ätzschorfe; die Essigsäure ist am Geruch in der Nähe
des Mundes der Leiche erkennbar.
10. Vergiftungen durch Laugen: Durch unglückliche Zu fälle kommen Vergiftungen durch Laugen (Natronlauge und
Kalilauge) aus den gleichen Gründen wie durch Säuren vor.
Auch Selbstmorde und Abtreibungsversuche haben nach Ver
wendung von Laugen tödlichen Ausgang gehabt. Leiche sind
äußerlich
An der
außer der Aufquellung der Mund
schleimhaut keine besonderen Merkmale wahrnehmbar.
11. Ammoniakoergistungen: Sie sind selten sowohl durch Unglücksfälle
wie
auch
durch
Selbstmorde
und
Morde,
die fast nur an Kindern sestgestellt wurden. Nach schwarz
braunen
dünnen
Stuhlentleerungen,
Bewußtlosigkeit tritt der Tod ein.
Krampfanfällen
und
Bei der äußeren Leichen
besichtigung fallen keine besonderen Erscheinungen auf. 12. Vergiftungen mit Kalium chloricum: Sie kommen
durch Verwechslungen Glaubersalz
vor
und
mit
anderen
können
die
Stoffen,
z. B. mit
verhängnisvolle
Folge
nach dem Verschlucken von Mundspülwasser sein, in dem dieses Mittel enthalten ist.
Auch Morde und Selbstmorde
mit Kalium chloricum sind bekannt geworden. — Als erste
100
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Erscheinungen nach der Vergiftung treten Erbrechen brau ner
Massen
und
bis Tagen
eventl.
Atemnot,
dann
auf,
Bewußtlosigkeit
der Tod.
auch
Durchfälle
einigen
nach
folgt
An der Leiche sind
und
Stunden
besonders die
grauen Totenflecke auffallend, und bei solchen Personen, die
erst spät nach der Giftausnahme gestorben sind, zeigt sich
eine Gelbfärbung der Haut wie bei Gelbsuchtkranken.
Der
Harn ist braunschwarz.
13. Vergiftungen mit ttohlenoryd: Die Todesfälle nach Einatmung von Kohlenoxyd (einem Bestandteile des Leucht
gases)
sind
häufig
sehr
sowohl
Unglückssälle
durch
wie
auch als Folge selbstmörderischer und verbrecherischer Hand
lungen. Das Kohlenoxyd wird von den roten Blutkörperchen leicht ausgenommen und festgehalten, so daß der Sauer
stoff
schließlich
Nach
anfänglichen
Aufnahme
keine
Kopfschmerzen
finden
mehr
kann.
tritt Atemnot und
— Be
nommenheit, weiterhin Erbrechen und Bewußtlosigkeit und
schließlich der Tod ein, wenn nicht rechtzeitig Hilfe kommt. An
der Leiche ist das ausfällige Zeichen die hellrote Farbe der
Totenslecke und der Schleimhäute (Lippen usw.), wie sie sonst nur noch bei Blausäurevergiftung und an Erfrorenen
zutage tritt. 14.
Vergiftungen
Gasen: Vergiftungen atmosphärische
Luft
mit
anderen
mit ist
gesundheitsschädlichen
Kohlensäure,
und sich
daher
die
schwerer
am Boden
kommen in Brunnen, Kellern und Gruben vor.
Einatmung
der
Kohlensäure
Schwindelgefühl, Atemnot, der Tod ein.
stellen
sich
Bewußtlosigkeit
als
hält,
Nach der
Kopfschmerzen,
und
schließlich
An der Leiche sind besondere Merkmale nicht
101
Die Erscheinungen an der Leiche usw. —
finden.
zu
Schwefelwasserstoffgasvergiftungen kommen
gelegentlich bei Arbeitern in Kloaken vor, in denen sich das Gift aus dem Grubeninhalt bildet.
Dem Tode gehen in
der Regel Erbrechen, Atemnot, Bewußtlosigkeit und färbt.
Chloroformvergiftungen,
—
auch
An der Leiche ist das Blut schwarz ge
Krämpfe voraus.
gelegentlich
die
bei
Narkosen vorkommen, sind auch bei Selbstmorden und Mor
Nach Bewußtlosigkeit und Unruhe
den bekannt geworden.
tritt der Tod ein. An der Leiche ist nichts Charakteristisches nachweisbar.
15. Alkoholvergiftungen sowohl mit reinem Alkohol wie
mit Methylalkohol kommen fast nur bei Trinkern vor. Nach dem
Genuß
von
Methylalkohol
zeigen
sich
Erbrechen,
Krampfanfälle, Bewußtlosigkeit, Lähmungen, auch Delirien,
Erscheinungen
und diesen
folgt der Tod.
Äußere Kenn
zeichen sind an der Leiche nicht zu finden. 16.
Vergiftungen
aus
mörderischen und
einigen
mit
aus
sind
phiumvergistungen
Arzneimitteln:
Mor-
aus
selbst
Unglücksfällen,
mörderischen
Handlungen
bekannt.
0.2 g Morphium führen zum Tode, der mehrere Stunden
nach Zuführung des Giftes eintritt.
Übelkeit, Atemnot und
Bewußtlosigkeit gehen dem Tode voraus. — Kokainvergif tungen sind in den letzten Jahren häufiger vorgekommen, besonders durch
die
Mode des
Kokainschnupsens.
1.0 g
Kokain wirkt tödlich, nachdem sich vorher Schluckbeschwer den, Muskelschwäche, Bewußtseinstrübungen und Halluzi
nationen
gezeigt
führt
keiner
zu
vergiftungen
sind
haben.
Die
besonderen beobachtet
äußere
Leichenbesichtigung
Wahrnehmung.
worden
bei
—
Atropin
Unglücksfällen
102
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
(falsche Verwendung des Heilmittels und Genuß von Toll
kirschen, Stechapfel und Bilsenkraut, aus denen das Atropin gewonnen
und
wird)
bei
auch
Selbstmorden.
0.06 g des Giftes führen zum Tode.
Bereits
Die Haut färbt sich
rot und wird trocken, es treten Erregungszustände ein, und
nach Bewußtlosigkeit folgt der Tod.
An der Leiche zeigen
sich keine besonderen Merkmale. — Strychninvergiftungen sind bei Selbstmorden und Morden bekanntgeworden; das Gift schmeckt bereits
0.03
bitter g
und
hat
eine tödliche Wirkung
spätestens
nach
5—10
Stunden.
mit Dem
Tode gehen Krampfanfälle voraus. Auch hier fehlen an der
Leiche
besondere
charakteristische
Erscheinungen.
Anti-
—
pyrin, Pyramidon, Antifebrin, Phenazetin usw. geben ähn liche Erscheinungen tungen
mit
den
wie
Bei
chloricum.
Kalium
bekannten
Schlafmitteln
Vergif
Veronal,
Sul-
fonal usw. werden an der Leiche keine äußerlich erkenn
baren Veränderungen gesunden. 17. Pilzvergiftungen: Sie kommen in der Regel infolge
Verwechselungen vor
und
daher
von giftigen Arten mit eßbaren Pilzen
auch
nur
in
den
Spätsommermonaten.
Dem Tode voraus gehen Erbrechen, Durchfälle und Krämpfe;
nach
Genuß
von
Knollenblätterschwamm, der
öfters
mit
dem Champignon verwechselt wird, zeigt sich mitunter auch
Gelbfärbung der Haut. 18. Vergiftungen mit Nahrungsmitteln wie verdorbener Wurst, Fisch und Fleisch rufen schwere Magen- und Darm
störungen hervor, bevor der Tod eintritt.
der
Vergiftungen
geschieht
durch
Der Nachweis
bakteriologische
Unter
suchungen, da andere Merkmale an der Leiche nicht vor
handen sind, die auf derartige Vergiftungen hindeuten.
103
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
h. Körperverletzungen und Tod durch Sittlichkeitsverbrechen. Während die bisher beschriebenen Körperverletzungen durch
fremde Hand aus allen denkbaren Motiven beigebracht sein können,
wie
z.
B.
aus
Eifersucht,
Meinungsverschieden
heit, Rachsucht, aus dem Verlangen nach fremdem Eigen
tum zur Besitzvergrößerung und Bereicherung, im Streit, in der Trunkenheit, zur Beseitigung von Zeugen anderer Verbrechen und aus
vielen anderen Beweggründen mehr,
sollen nunmehr die typischen und häufigsten Verletzungen als Folgen schwerer Sittlichkeitsdelikte geschildert werden. Zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Geschlechts trieb und Körperverletzungen
eventuell bis zum tödlichen
Ausgange muß die Tatsache zugrunde gelegt werden, daß auch
bei
normaler
Veranlagung
mehr
oder
schlechtsverkehr
eine
strengung und
Gewaltanwendung
der
Personen
minder
starke
im
Ge
Kraftan
aufgebracht wird, durch
die die Lust besonders auf dem Höhepunkt des Aktes ge
steigert wird.
Bei kalten, empfindungsarmen Naturen ist
dieser physische Faktor im Beischlaf nur gering oder fast gar nicht vorhanden, bei sexuell stark erregbaren Naturen kann er über ein gesundes Mittelmaß bis zum Äußersten
gesteigert sein.
Dabei ist bei diesen Menschen zwischen zwei
grundsätzlich verschiedenen Persönlichkeiten zu unterscheiden:
den masochistisch Veranlagten, die eine Erhöhung des Ge
nusses durch Erdulden von Gewaltanwendung erfahren, und den sadistisch Veranlagten, die zur Steigerung ihrer sexu ellen Empfindung
selbst
Gewalt üben
dulden und leiden sehen müssen.
und den Partner
Eine Grenze vom Nor-
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
104
malen zum darüber
gesteigerten Ausmaß ist nicht anzu
geben, die Übergänge sind fließend und bei den einzelnen
Persönlichkeiten häufig auch zeitweilig in gewissen Breiten wechselnd.
Die Steigerung kann gering sein, wie es sich
zum Beispiel im leichten Biß während des Geschlechtsaktes
nicht selten zeigt, sie kann aber auch Formen annehmen, die dem Begriff der gewalttätigen Körperverletzungen durch
aus gleich
sind.
Zu diesen
Gewaltakten
im Geschlechts
verkehr gehören die Auspeitschungen mit Ruten, Stöcken,
Riemen, Hundepeitschen usw., die Auseinanderreißungen der
weiblichen Schelde bis zu gelegentlich schwersten Verletzungen
am Damm und die Weichverletzungen durch schwere Biß wunden, durch Stechen
und Schneiden vor und im Ge
schlechtsverkehr. Die Verletzungen können, wie jede derartige Körperbeschädigung, tödlichen Ausgang
haben.
Die tiefen
Bißwunden mit ihren typischen Zahnabdrücken im Fleische,
ebenso die Stich- und Schnittwunden finden sich vorzugs weise am Hals, an den Brüsten, am Unterleib und dort
besonders
in
der
sungen des Halses gung
Genitalgegend. bis
zur tödlich
Auch
Zusammenpres
auslausenden
im Beischlaf sind vorgekommen und
Erwür
an den früher
genauer beschriebenen Würgespuren (f. Kapitel „Tod durch
Erwürgen") erkennbar.
Die Täter derartiger Gewaltmaß
nahmen sind sexuell verirrte Individuen, die immer wieder
zur Erzielung eines vollen Genusses und sexueller Befrie digung zu solchen Tätlichkeiten neigen und sich hemmungs
los hinreißen lassen. Aus schwerer sexueller Verirrung beruhen auch die Hand
lungen der Messerstecher aus sexuellen Motiven.
Sie sind
105
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
sadistisch
die
Personen,
veranlagte
allein
schon
in
dem
Bewußtsein, eine Person des anderen Geschlechtes verletzt zu
haben,
und
an
dem
Schmerzausdruck
des
blutenden
Opsers sexuelle Befriedigung bis zum Samenerguß finden.
Sie versuchen je nach ihrer Vorstellungs- und Einbildungs art beim Stechen im allgemeinen die Brüste, den Unter
leib, die Schamgegend
oder die
Schenkel
des
gewählten
Opfers zu treffen; meist strebt der gleiche Täter immer
nach Verwundung der gleichen Körperpartie, so daß auf fallende Wiederholungen solcher Verletzungen gemeldet wer
den, bis der Täter gefaßt ist. tende Gelegenheit wahr,
Er nimmt jede sich bie
bevorzugt wohl
ruhige Straßen
und Plätze, scheut aber auch nicht vor der Handlung auf belebten Straßen zurück,
auf denen er seinen Verfolgern
leichter zu entkommen hofft.
Diese Verletzungen sind oft
genug nicht sehr schwer, sie können aber auch lebenswichtige Organe treffen oder durch hinzutretende Blutvergiftung zum Tode führen.
Die größte Steigerung der sadistischen Veranlagung zeigt
sich im Lustmörder, der vorsätzlich, aber ohne Überlegung im stärksten Affekt tötet, damit sich in dieser grauenhaften
Gewalthandlung sein schwer entarteter Geschlechtstrieb be
friedigt.
Die Tötung
durch Erwürgung
kann während
des
Geschlechtsaktes
erfolgen oder durch schwere,
mehrfache
Schnitt- und Stichverletzungen in den Körper des Opfers, besonders in die Hals-, Brust- und Bauchgegend bis zu
ausgedehnten
Zerfleischungen
und
Zersetzungen
des
Kör
pers, gelegentlich auch mit Öffnung der Bauchhöhle durch
Aufschlitzen der Bauchdecken.
Man findet nicht selten dann
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
106
die Eingeweide herausgerissen, in denen der Lustmörder zur Auspeitschung seiner sexuellen Erregung, die bis zur Raserei gesteigert sein kann, herumwühlte.
Die Geschlechtsteile des
Opfers sind oft verstümmelt, zerfetzt oder herausgeschnitten, die Scheide aufgeschlitzt und die Brüste vom Körper ab
getrennt.
Auffallend ist auch die nicht seltene Zerstückelung
der Leiche durch Abtrennung der Glieder und des Kopfes
vom Rumpf. Außer der Tötung
im Geschlechtsakte sind
auch Fälle
von Lustmord bekannt geworden, bei denen die Tötung erst erfolgte und der Mörder in einem Rausche am Blut und
grauenhaften Zurichtung
beim Anblick der
dieses geschlechtlich gebrauchte.
ser geschlechtlichen Verirrung
seines Opfers
Bei einer dritten Art die findet der Täter
allein in
der Tötung seine sexuelle Befriedigung, ohne daß es zu
einer geschlechtlichen Vereinigung kommt. Bei der Auffindung der durch Lustmord getöteten Per
sonen, zeigen diese sehr häufig — fast in der Regel — noch die gleiche Lage, in der der Lustmörder sie mit ent
blößtem Körper
hat,
so
daß
oder
—
aufgedeckten
abgesehen
von
getötet
Geschlechtsteilen
seltenen
Fällen
vorge
täuschten Lustmordes — aus dem Gesamteindruck sofort auf
die
vorausgegangene
werden kann.
sadistische Handlung
geschlossen
Solche Leichen erwecken die Vorstellung, daß
der Mörder an dem Anblick seines solchermaßen zugerich
teten
Opfers
und
an
dem
Gedanken,
durch
eine
solche
Schaustellung andere zum Entsetzen zu bringen, noch eine
Wollust empfand. Eine gelegentliche Erscheinung nach Lust morden ist die Tatsache, daß die durch die Zerstückelung ab-
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
107
getrennten Leichenteile an verschiedenen Stellen der nähe
ren oder weiteren Umgebung des Tatortes verstreut auf
Auch diese Handlung der Verschleppung
gefunden werden.
von Leichenteilen entspringt, sofern nicht Verschleierungs
absicht zu solcher Tat verleitet, zweifellos einer sadistischen Neigung, die Mitwelt durch das Ausfinden der Leichenteile
in Aufregung zu versetzen.
Der Vollständigkeit halber ist
hier noch zu erwähnen, daß vereinzelt auch in Verbindung
mit Lustmord Fälle von Antropophagie angetroffen werden,
das heißt, daß der Lustmörder Teile seines Opfers verzehrt. Zu den Verbrechen aus sexuellen Motiven gehört ferner
die
Notzucht.
einem
In
Zustande
stark
erregten
Ge
schlechtsdranges stürzt sich der Täter auf sein überraschtes und ihm widerstrebendes Opfer und begeht unter Anwen dung körperlicher Gewalt seine unzüchtige Handlung, oder er lockt es
zur Ausübung
seiner verbrecherischen Absicht
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an einen ihm geeignet
und sicher scheinenden Ort, um es dort zu vergewaltigen. Wichtig
zu
wissen
ist, daß Notzucht
an Kindern
(selbst
Säuglingen) und Erwachsenen jeden Alters (auch Greisin
nen) begangen
wird,
daß Notzuchthandlungen auch
gele
gentlich von Frauen
versucht werden, und daß sie
auch
unter
Gleichgeschlechtlichen
durch
die
zungen
vorkommen.
Gewaltanwendung
sinden
sich
die
Neben
zustandekommenden
wichtigsten, den
anderen
Verlet
Notzuchtakt
be
weisenden Spuren an den Geschlechtsteilen, gelegentlich auch am After und weiterhin an den Oberschenkeln, die infolge
der gewaltsamen, kräftigen Versuche zur Auseinanderpres»
sung der Beine Kratzspuren und Blutergüsse, besonders an
108 den
Die Erscheinungen an der Leiche usw. Innenseiten
tragen
weiblichen Personen
können.
kann
Bei
noch
das die Scheide
unschuldigen verschließende
Hymen (Jungfernhäutchen) mehr oder minder zerrissen sein
und bluten, an den Schamlippen finden sich Blutergüsse infolge von Quetschungen durch die gewaltsamen Versuche
das männliche Glied in die Scheide einzuführen, die nach gelungenem Versuch
Scheideneingange
erweitert
(durch
die
ist.
Die
Einführung
Verletzungen des
am
männlichen
Gliedes, aber auch durch Aufreißen mit den Fingern oder
mit festen Gegenständen) können besonders bei kleinen Mäd chen sehr ausgedehnt und als tiefe Rißquetschwunden vor
zugsweise am Damme erkennbar sein und können so schwere Form annehmen, daß Verblutungen daraus möglich sind.
Auf den ost sehr heftigen Kampf bei der Überwindung des Widerstandes sind die Verletzungen zurückzuführen, die an
den Ober- und Unterarmen und Handgelenken, am Hals und im Gesicht — besonders an den Wangen und am
Munde durch
Zupressen
desselben,
um
ein
Schreien
zu
verhindern — am behaarten Kopfe und den Beinen ange
troffen werden.
An diesen Stellen zeigen sich Kratzspuren,
Wunden, Blutergüsse und Beulen.
Der Mund des Opfers
kann mit Tuchfetzen von Kleidungsstücken, mit Gras und
Laub oder mit Erde gefüllt sein, mit denen der Täter die
Hilfeschreie ersticken wollte. — Von Wichtigkeit bei der Fest stellung des Tatbestandes ist die Untersuchung der Wäsche-
und Kleidungsstücke auf Samenslecke, die zur Beweis
führung dienen und mikroskopisch eindeutig als solche er kannt werden können; auch der Fußboden und Gegenstände
am Tatort können solche Spuren bergen, auf die darum immer genau zu achten ist.
109
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Die Folgen des Notzuchtaktes können, sofern nicht der Tod durch Verletzungen, Erstickung, Herzlähmung oder durch Chok eiutrat, Schwängerung, Übertragung von Geschlechts krankheiten und Krankheiten auf nervöser Basis infolge der
Häufig genug ist die Not
seelischen Erschütterung sein.
zuchthandlung auch der Ursprung des Sinkens der sittlichen und moralischen Widerstandskraft des Opfers und der Be ginn seines Abstieges zur Prostitution und zum Verbrechen,
i. Kindesmord. Unter Kindesmord versteht man die absichtliche Tötung eines
neugeborenen Kindes in oder kurz nach der Geburt
durch
die Mutter. Danach
ist es von Wichtigkeit
bei der
Tatbestandsaufnahme zur Klärung der Frage, ob Kindes mord
vorliegt, festzustellen, ob die Leiche die eines Neuge-«
borenen ist, ob das Kind gelebt hat und durch welche Todes ursache es gestorben ist.
Da im allgemeinen eine Reini
gung des Kindes vor der bald nach der Geburt vorgenom
menen Tötung noch nicht stattgesunden hat, ist der kind
liche Körper noch mit Blut — vom Geburtsvorgange her rührend
—
und
mit
minder
besonders
am
fettiger
Fruchtschmiere
behaarten
Spuren können gelegentlich
Kopfe
mehr
behaftet.
oder Diese
durch Flüssigkeiten, in denen
die Leiche gelegen hat, teilweise beseitigt sein, jedoch ist als bemerkenswert zu beachten, daß die fettige Fruchtschmiere
sich auch
im
Wasser ziemlich lange aus der Haut hält.
Für das Neugeborensein spricht es auch, wenn die Tren
nung des Mutterkuchens vom Kinde noch nicht vorgenom men wurde, wie dies gelegentlich bei Kindesmorden beob-
110
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
achtet wird. — Die Frage, ob ein Kind bereits gelebt hat
oder vielleicht
tot
ist,
geboren
durch
muß
ärztliche Leichenöffnung beantwortet
die
werden.
gerichts-
Die Todes
ursachen, die zum Ableben eines neugeborenen Kindes ge
natürlicher Art oder
führt haben, können
auch auf Ge
walteinwirkungen zurückzuführen sein.
Die natürlichen Todesursachen vor und während der Ge burt können bedingt sein durch besondere krankhafte Ver--
anlagungen der Mutter, die durch die ärztliche Untersuchung an der Entbundenen feststellbar sind, durch krankhafte An lagen oder mangelhafte oder unnormale Entwicklung des
abweichende
Kindes (von der Regel
Gebärmutter,
Wasserkopf,
Kindslagen
Mißbildungen,
in
der
Zwillinge,
zu
kurze Nabelschnur, Knoten in der Nabelschnur, Nabelschnur umschlingung um den Hals des Kindes und vieles andere
mehr) und auch durch besondere, schädigende Vorgänge bei der Geburt zumal dann, wenn der Gebärenden keine fremde
Hilfe
zur
Seite
steht
(sehr
Fortschreiten
langsames
der
Geburt oder Sturzgeburt, Ohnmacht der Mutter während und gleich nach der Geburt, so daß die Sorge für das Neu
geborene
ausbleibt,
Nabelschnurvorfall,
Verblutungen
aus
der durchtrennten Nabelschnur, Scheintod des Neugeborenen usw.).
Durch
solche
Regelwidrigkeiten
und
Zwischenfälle
während der Geburt kann der Tod des Kindes, meist als Erstickungstod, ohne Verschulden der Mutter eintreten, oft
genug ist er
auch dann nicht einmal abzuwenden, wenn
sachkundige Hilfe zur Hand ist.
geborenen
lassen
fast
immer
Die Leichen solcher Neu auch
die
charakteristischen
Spuren für die Erklärungen der Todesursache erkennen.
111
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
Ebenso lassen auch die gewaltsamen Maßnahmen zur vor
sätzlichen Tötung des neugeborenen Kindes in der Regel deutliche Spuren am Kindskörper zurück, die allerdings in
manchen Fällen große Ähnlichkeit mit Erscheinungen haben können, wie sie auch an normal geborenen Kindern vorzu kommen
Mutter
der
groß
verhältnismäßig
gefüllte
So zeigen
pflegen.
an
wege
Geschwülste
waren
und
Schädel oder im Gesicht.
durch
starke
Beugung
Geburts
sich — wenn die
eng
oder —
der
durchaus
Einpressungen
kindliche
Kops
häufig
blut
kindlichen
am
Am Halse finden sich gelegentlich
oder
Streckung
des
Kopfes
beim
Durchgang durch die Geburtswege Streifen in der Haut, die Strangulationsmarken ähnlich sein können.
Im Gesicht
können Kratzspuren wahrnehmbar sein, die ihren Ursprung darin haben, daß die Mutter den vorgetretenen kindlichen Kops faßte, um durch Ziehen daran den Ge-burtsakt zu be schleunigen.
Das sind
bei alleingebärenden Frauen nicht
ganz seltene Vorkommnisse, doch die Spuren dieser Selbst
hilfe zeigen sich
dann aber nur im Gesicht und an der
obersten Halspartie des Kindes, während die unteren Teile
des Halses davon
verschont bleiben.
Solche Verletzungen
können mitunter ziemlich erheblich sein und bei der ersten Wahrnehmung
den
Verdacht
auskommen
lassen,
daß
sie
durch Gewaltmaßnahmen zur Kindestötung entstanden seien. Auch Knochenbrüche und -Zertrümmerungen am kindlichen
Körper können festgestellt werden, die wie bei Sturzgeburten ohne Verschulden der Mutter entstanden sein können, denn
bei solcher Sturzgeburt vollzieht sich der ganze Vorgang ost so schnell, daß die Mutter unter dem Zwange der stürmt-
112
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
schen Erscheinungen
fast
unbewußt eine Hockstellung
ein
nimmt und den kindlichen Körper geradezu verliert, ehe sie
recht die Erkenntnis
gewonnen hat, daß die Geburt mit
größter Beschleunigung bereits im vollen Gange ist.
Der
Kindsschädel kann dabei auf den Boden ausschlagen und da
durch Brüche der Schädelknochen davontragen; die Geburt
kann sich auch auf dem Klosett vollziehen, und das Kind kann somit in den Abort stürzen und in dessen Inhalt er
sticken.
Die Nabelschnur kann bei dem Sturz reißen, oder
durch den plötzlichen starken Zug an der Nabelschnur kann
der Mutterkuchen vorzeitig
in mehr oder minder breiter
Fläche von seiner Haststelle in der Gebärmutter gelöst wer
den, so daß es zur Verblutung des Kindes kommen kann. Alle
diese Erscheinungen sind die gelegentlichen Folgen seltener unglücklicher Zufälligkeiten während der Geburt, die gewissen
Gewalteingriffen in das
kindliche Leben durchaus
sein können, an denen die meist
überraschte
ähnlich
Mutter
keine
Schuld hat. Bei der absichtlichen Tötung neugeborener Kinder kom men einzelne Todesarten besonders häufig zur Beobachtung,
während andere, bei Erwachsenen ost benutzte Mittel wegen der schlechten
Anwendungsmöglichkeit nur selten
im
Ge
brauch gesunden werden. Schnitt- und Stichverletzungen sind nicht feiten und be
sonders handelt es sich um Schnittwunden am Halse zur
Durchtrennung des Kehlkopfes und um Schnitt- und Stich
verletzungen in die Brust- und Bauchhöhle.
Wiederholt sind
auch Stichverletzungen in die am Schädel noch nicht ver
knöcherte
Stelle
zwischen
Stirnbein
und
Scheitelbeinen
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
113
(große Fontanelle) gesunden worden, Verletzungen, die oft nur mit einer größeren Nadel ausgeführt — sehr winzig
und unscheinbar sein können, aber wegen der folgenschweren Zerstörung der Gehirnmasse und Eröffnung ihrer Blutgefäße zum Tode führen.
leichteren
Auch Zerstückelungen der Kindsleiche zur
Beseitigung
und
der Tat
Verheimlichung
sind
durchaus nicht selten.
Verletzungen durch stumpfe Gewalt
mittel sind mehrfach
festgestellt worden; schwere Schädel
zertrümmerungen und Zerreißungen der inneren Organe sind
Folgert
die
solcher
Gewaltakte.
Blutunterlaufene
Wund
ränder deuten bei Verletzungen an kindlichen Körpern eben
so wie an Leichen Erwachsener daraus hin, daß die Wunden dem
lebenden
Kinde
beigebracht
sind,
am
totgeborenen
Kinde und am bereits durch andere Mittel getöteten Neu
geborenen zeigen die Wundränder später beigebrachter Ver-
letzungen (z. B. zum Zwecke der Zerstückelung) keine Blut ergüsse. Die Tötung durch Erstickung des Kindes ist die häufigste absichtlich herbeigeführte Kindestötung.
Sie kann durch Er
würgen ausgeführt sein; dann zeigen sich die Fingereindrücke
mit den
halbmondförmigen
Nageleindruckstellen
am
Hals
auch in seinen unteren Partien, gelegentlich sind außerdem
auch Kratzwunden
im
Gesicht feststellbar.
Die
Erstickung
kann auch durch Erdrosseln und Erhängen erfolgt sein, dann
werden sich am Halse weiche oder harte Strangulations marken erkennen lassen, je nach dem Strangulationswerk zeug, das angewandt wurde.
zu
wissen,
auch
absichtliche
Es kommen, dies ist wichtig Strangulationen
mit
der
Nabelschnur nach der Geburt vor, die den Eindruck erwecken
Rehfeldt, Gerichtsärztliche Talbestandsfeststellimgen.
8
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
114
und vortäuschen sollen, daß der Tod durch einen unglück lichen Zufall bedingt sei. Die gerichtsärztliche Untersuchung
kann in solchen Fällen Klarheit schaffen.
an der Leiche
Auch der gewaltsam verursachte Tod durch Ertränken ist
durchaus nicht selten, häufiger aber sind die Fälle, in de nen das bereits
worfen wurde.
getötete Kind später in das Wasser ge
Der künstliche Verschluß der Atemöfsnungen
mit Tüchern, Bettzeug usw., die gewaltsame Einbringung
von Fremdkörpern in den Mund und die Rachenhöhle zur Erstickung ebenso wie die absichtliche Behinderung der Atem
bewegungen durch Zusammenpressung des Brustkorbes haben als Mittel zur Kindestötung wiederholt Anwendung gefun den.
Die
gerichtsärztliche
Untersuchung der Lungen, des
Magens usw. führen in solchen zunächst oft unklaren und zweifelhaften Fällen zur eindeutigen Entscheidung, ob na
türliche Todesursache oder ein Gewaltakt vorliegt. Kindesmorde durch Vergiftungen sind selten.
Zu erwähnen sind noch die Tötungen durch absichtliche Unterlassung des bei und gleich nach der Geburt notwen digen Beistandes für das Kind.
schnur
muß
zur
Vermeidung
bunden werden, die
Die durchtrennte Nabel
einer
Verblutung
unter
Unterlassung dieser Maßnahme kann
den Tod des Kindes zur Folge haben, besonders wenn die
Atmung des Kindes schwach ist. des leichten Wärmeverlustes
Das Kind bedarf wegen
einer warmen Kleidung und
Lagerung in einem Bett, ohne diesen Schutz geht es be sonders in den kühleren Jahreszeiten ebenso wie durch Aus setzen in Zugluft und Kälte zugrunde.
Es muß im Bett so
115
Die Erscheinungen an der Leiche usw.
gelegt sein, daß es frei und unbehindert atmen kann und
vor der Gefahr einer Erstickung bewahrt ist.
Unterlassung der erforderlichen Hilfe und Fürsorge wird im allgemeinen schwer nachzuweisen sein, zumal immer auch die Frage offen ist, ob die durch die Geburt selbst stark geschwächte Mutter gleich nach der Entbindung überhaupt
dazu imstande war, dem hilfsbedürftigen Kinde den not
wendigen Beistand zu leisten.
Ebenso ist oft auch die Ent
scheidung sehr schwierig zu fällen, ob ein an sich lebens
schwaches
Kind
bei
einer sachgemäßen Versorgung
über
haupt weitergelebt hätte, oder ob nicht die Lebensschwäche
allein
den
frühzeitigen
Tod
verursacht
hat.
Selbst
der
Mangel an Kenntnis bei der Mutter über die Pflege und Versorgung des neugeborenen Kindes kann dessen Tod zur Folge haben.
absichtlichen Prüfung
In allen solchen Fällen ist der Nachweis der
Tötung
aller
schwierig
Umstände
und
und
nur
nach
Zusammenhänge
genauester
möglich.
E. Fruchtabtreibung. Hinsichtlich der Beweggründe und im Effekt dem Kindes
morde nahe steht künstliche
die Abtreibung
der
Leibesfrucht durch
Schwangerschaftsunterbrechung,
denn
durch
die
Fruchtabtreibung wird ein keimendes, nur noch nicht voll entwickeltes, lebendes Wesen getötet.
figsten
vorkommende
Verbrechen
Sie ist das am häu
gegen
das
Leben.
Die
Zahl der kriminellen Fruchtabtreibungen, die den Behörden bekannt werden, macht nur einen Bruchteil dessen aus, was Gebiete der strafbaren Handlungen
tatsächlich auf diesem
geschieht.
Das
ist
darum erklärlich, weil häufig die be
stehende Schwangerschaft der Umwelt noch nicht bekannt ist, so daß darum ein Verdacht wegen Abtreibung nicht aufkommt, sodann
leichten
weil
die
Erfolg
erscheinungen
Maßnahmen
haben
und
ost genug
äußerlich
verhältnismäßig
auffällige
Folge
können, und weil die Verheim
ausbleiben
lichung der Tat bei einer großen Anzahl von Fällen nicht gar zu schwierig ist.
Daß das Verlangen nach vorzeitiger
Entledigung von der
Leibesfrucht groß ist, ist allgemein
bekannt, und dafür sprechen auch die vielen in Zeitungen unter allerlei Decknamen angepriesenen Mittel zur Frucht
abtreibung wie „sichere
Mittel zur Wiedererlangung
ausgebliebenen monatlichen
Regel",
der
Mittel „gegen Blut
stockung und Periodenstörung" usw., die gegen Nachnahme
„diskret versandt" werden.
Auch manche Zeitungsannonce
117
Fruchtabtreibung.
mit der Bekanntgabe „vertrauensvoller Aufnahme in dis
kreten Fällen" ist durchaus verdächtig.
In allen Fällen, bei denen die Annahme Berechtigung hat, daß
eine
Abtreibung der Leibesfrucht
vorgenommen
ist, werden die Untersuchungen und Tatbestandsfeststellungen
nach
verschiedenen
durch
die
haupt
eine
eventuell
Richtungen
ärztliche
nötig
Untersuchung zu
Fruchtausstoßung
stattgefunden
künstliche
nachweisbar,
sein.
Zunächst
ermitteln,
Versuche
hat
und
zur
ist
über
ob
ob
Frucht
abtreibung vorgenommen sind, denn auch der Versuch (auch mit ungeeigneten Mitteln und am untauglichen Objekt) ist strafbar. Dann muß die Frage geklärt werden, ob der vor
zeitige Abgang der Frucht absichtlich herbeigeführt wurde,
oder ob vielleicht eine krankhafte Veranlagung der Schwan geren oder ein Unglücksfall oder möglicherweise eine unbe dachte
Leichtfertigkeit
zur
unbeabsichtigten
Lösung
und
Ausstoßung der Leibesfrucht geführt haben. Infektionskrank heiten wie Syphilis,
Tuberkulose
Gonorrhöe und
(allge
mein über den ganzen Körper ausgebreitet, wie auch aus die Geschlechtsorgane beschränkt) und gewisse Erkrankungen der Gebärmutter
können
erfahrungsgemäß
zur
selbständigen
Schwangerschaftsunterbrechung führen; ebenso können schwere Unfälle
(Stürze,
heftige
schungen desselben usw.)
Stöße
gegen
(Reiten, Tanzen, Ei'senbahnfahrten schaft vorzeitig beendigen. kungen
und
den
Leib,
Quet
und auch starke Erschütterungen
usw.) die Schwanger
Selbst schwere seelische Einwir
Gemütserregungen
sind
gelegentlich
als
die
Ursache der Schwangerschaftsunterbrechung beobachtet worden.
Während der Austreibung der Frucht in diesen Fällen im
Fruchtabtreibung.
118
allgemeinen bestimmte Erscheinungen wie zunehmend stärker
werdende Blutungen aus den Genitalien, dumpfes Emp finden im Unterleib und wehenartige Zusammenziehungen der Gebärmutter mit sich steigernden Schmerzen vorausgehen,
treten
Wahrnehmungen
solche
bei
künstlicher
Fruchtab
treibung vorher nicht ein, sondern die Schmerzen sind von
Anfang an sehr heftig über den ganzen Leib ausstrahlend,
und die Blutung kann entweder fast ganz fehlen oder sich sofort recht stark einstellen.
Tritt sehr bald nach Beginn
des Abtreibungsversuches auch eine allgemeine Blutvergif tung
(Sepsis) des
Störungen
und
heftigen Schüttelfrösten
mit
schweren Er
(Benommenheit,
Allgemeinbefindens
brechen, Durchfällen usw.) in Erscheinung, so ist der Ver dacht
kriminelle
auf
begründet.
Eingriffe besonders
Da
fernerhin Todesfälle nach unbeabsichtigter Schwangerschafts unterbrechung verhältnismäßig selten sind, hat die Annahme einer strafbaren Handlung bei Schwangerschaftsunterbrechung
mit tödlichem Ausgang durchaus ihre Berechtigung. wird
ärztliche Untersuchung
auch
hier
zur
Eine
Klärung
der
Zweifel führen. sind
Die Erhebungen
ausgestoßenen
neben der
stellen
und
zu
finden,
immer auch dahin Frucht auch das
mit dem
Schwangerschaft herbeigeführt wurde.
gebrachten
Mittel
kundigen,
operativen
der unter
strengster
sind
die
von
Unterbrechung
der
Die zur Verwendung
ungezählt, aber
Eingriff
auszudehnen, Mittel festzu
außer
dem sach
fachmännischer
Hand,
Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen
zur peinlichen Vermeidung einer Gefährdung der Schwan geren erfolgt und
in der Heilkunde nur unter ganz be-
119
Fruchtabtreibung. stimmten,
zur
Voraussetzungen
engbegrenzten
Erhaltung
es
kein
sicheres Mittel zur Bewirkung einer Fruchtabtreibung.
Die
des Lebens
der
wird,
angewendet
Mutter
gibt
Mittel, die mit größter Wahrscheinlichkeit als sicher wirkend
in Anwendung gefunden werden, bergen fast immer auch gleichzeitig eine hohe Gefahr für das Leben der werdenden Mutter in sich; es sind dies als äußere Abtreibungsmittel
zugespitzte
Sonden,
oder
scharfkantige
Haarnadeln,
Gegenstände
Drähte,
Holzstäbchen usw., mit de
zugespitzte
Katheter, Bougies,
Lanzetten,
wie
Häkelhaken,
Stricknadeln,
nen der Versuch des Eihautstiches oder einer Lösung der Frucht von der Innenwand der Gebärmutter gemacht wird,
ferner heiße Voll- oder Teil-Bäder mit Zusatz von scharf wirkenden
heiße
Mitteln
(Asche,
Dampfbäder,
Salz,
usw.)
Senfmehl
Fremdkörpern
von
Einlagen
in
oder
die
Scheide, die auf die Gebärmutter einen wehenbewirkenden Reiz
ausüben
Gaze usw.).
sollen
(Seife,
Weiterhin
mit
Glyzerin
getränkte
beobachtet man Abtreibungs-Ver
suche durch Einspritzungen von starkwirkenden Arznei- und
(Sublimat,
Desinfektionsmitteln
Lysol,
Holzessig)
mittels
Gebärmutterspritzen aller möglichen Ausführungen, die so wohl zu schweren Verletzungen und Vergiftungen wie auch
zu Lusteinblasungen
in
die Blutgefäße der
mit darauffolgendem Tod führen können. starke, körperliche
wöhnlich
Heben)
Gebärmutter
Auch durch unge
Kraftanstrengungen
und kräftige Erschütterungen
(schweres
des Unterleibes (Sprin
gen, Stöße und Schläge auf den Leib und grobes Kneten
desselben)
werden
Abtreibungsversuche
vielfältigen innerlich zur
gemacht.
—
Die
Verwendung kommenden Mittel
F. Blutspuren. Einen
wichtigen
besonders
Wissenschaft
und
Technik
Teil
macht
der
die
Spuren und ihre Verwertung aus.
kriminalistischen
Kenntnis
über
die
Die Auffindung, der
Nachweis, die Sicherung und die sachgemäße Deutung kön nen zur Klarstellung der Frage, ob Unglücksfall, Selbstmord
oder Verbrechen
vorliegt,
und zur genaueren Aufklärung
des Herganges beim Verbrechen dienen, und sie vermögen
wertvolle Hinweise für die Verfolgung des Verbrechens zu
geben. — Im Rahmen dieser Arbeit interessieren besonders die Blutspuren.
Immer ist es von Wichtigkeit und im Bericht genau zu
beschreiben, an welchen Stellen am Tatorte und in seiner
Umgebung die Blutspuren aufgefunden wurden und welche Form und Farbe die Flecken hatten.
Die Leiche selbst kann erheblich mit Blut besudelt sein,
das Blut kann aber auch trotz einer größeren Verletzung
vermißt werden, weil entweder der Mörder in der Absicht einer Verschleierung seiner Tat das Blut abgewaschen hat,
oder
weil
vielleicht
auch
andere
Personen
(Verwandte,
Nachbarn usw.) unbedacht eine Reinigung der Leiche vor
genommen haben.
Es kann auf große Flächen des Körpers
verteilt oder auch nur in einigen schmalen Streifen abge flossen sein.
Es
kann bei Halsschnitten
überwiegend die
vordere Körperhälfte (vordere Halsseite, Brust und Bauch)
123
Blutspuren.
mit Blut bedeckt sein, während die Rückenseite kaum Blut
flecken ausweist, dann ist die Annahme eines Selbstmordes wahrscheinlich; oder es
ist bei Halsschnitten vorzugsweise
Körperpartie
die rückseitige
(Nacken,
Hinterhaupt, Schul
tern und Rücken) stark mit Blut behaftet und die Körper
vorderseite fast frei einen Mord.
davon, dann spricht der Befund für
Die Hand des Selbstmörders, die das Messer
führte, ist in der Regel stark mit Blut befleckt, während
nach Morden die Hände der Leichen fast immer nur ge ringe Blutspuren tragen, die meist von Verletzungen bei
Abwehrbewegungen herrühren. — Bei stark ausgebluteten
Leichen wird der Körper in oder neben einer großen Blut lache liegen, es ist aber zu bemerken, daß der Blutverlust
gelegentlich nach tödlichen Verletzungen auch außerordentlich gering sein kann.
Bei Verletzungen größerer Pulsadern, in denen das krei sende Blut unter Druck steht, spritzt es in einem mehr oder minder starken Strahl aus den Wunden und kann dabei
entfernt stehende Gegenstände und die Wände treffen.
Die
Blutspritzer zeigen dann Keulenform mit der Besonderheit,
daß der breite
Teil der Keule dorthin gerichtet ist, wo
die blutende Person sich in jenem Augenblick gerade be
fand, als der Strahl den Körper verließ.
Das gleiche gilt
auch von Blutspritzern, die beim Schlagen in eine Wunde
und von einem schnell bewegten Gegenstände (Mordinstru
menten Usw.) abgeschleudert wurden.
Je schneller die Be
wegung war, um so länger wird der Spritzer, je langsamer,
um so mehr nähert sich seine Form dem kreisrunden Flecken. Tropft das Blut von einem ruhenden Körper oder Gegen-
124
Blutspuren.
stand auf eine horizontale Unterlage, so entsteht eine kreis
runde Blutspur umgeben mit einem Kranz kleiner läng licher Tröpfchen; tropft es auf eine schräg stehende Unter
lage, so nimmt der Flecken infolge der abwärtsfließenden Bewegung der Flüssigkeit längliche Gestalt an.
Die Blut
spuren können verschmiert und gewischt sein, wenn z. B. blutbefleckte Kleidungsteile des Täters oder des Opfers an
dere Gegenstände berührten.
Es können sich auch blutige
Fingerabdruckspuren von der Hand des Mörders an Gegen
ständen und finden.
Fußspuren
blutige
auch
ferner
am Tatort
Sie sind von ganz besonderem Wert bei der Tat
bestandsaufnahme.
Die Farbe der rot,
rosa,
Blutspuren kann sehr verschieden sein:
braun,
rotbraun,
grau,
schwarz,
grün,
blau;
auch farblose Blutspuren werden mitunter gefunden.
ses
wechselnde
Aussehen
ist
bedingt
Die
Witterungs
durch
einflüsse, durch Einwirkung von Feuchtigkeit und Trocken
heit, Hitze und Kälte, Dunkelheit, Tageslicht und Sonnen bestrahlung.
Auch
chemische
Stoffe unter
der
Spur
(in
Tapeten usw.) können sich in der Blutflüssigkeit lösen und dadurch von Einfluß auf die Farbenänderung werden. Diese
Mannigfaltigkeit in der Farbentönung kann beim Suchen nach Blutspuren zur Verwechslung mit Flecken führen, die
Ähnlichkeiten mit Blutspuren haben wie Rostflecken, Färb-,
Säureflecken chemischen,
usw.
Solche
mikroskopischen
Irrtümer
und
suchung der Spuren durch den dere
Schwierigkeit zu
sind
aber
spektroskopischen
bei
der
Unter
Gerichtsarzt ohne beson
erkennen.
Aufgefundene Blutspuren
sind
wegen
ihrer
Wichtigkeit
Blutspuren. zur
Aufklärung
der
125
vorausgegangenen
Tat
sofort
vor
jeder Zerstörung zu schützen und nötigenfalls zu markieren.
Blutspuren, die sich
im Freien befinden, bedürfen zuerst
dieser Sicherung, dann folgt die Sicherung der Spuren in
geschlossenen schädigen.
Räumen,
da
Witterungseinflüsse
sie
nicht
Am Boden befindliche Blutspuren werden mit
Kisten, Schachteln, Gefäßen und ähnlichen geeigneten Gegen ständen überdeckt, damit sie nicht zertreten werden können.
Spuren an Wänden, Fenstern, Türen, größeren Möbel stücken, Ofen usw. werden durch darunter geklebte Papier streifen gut sichtbar gemacht. Blutbefleckte Gegenstände wer den, sofern sie klein sind, in Glasgefäßen oder Schachteln
aufgehoben, größere Gegenstände sind in Aktenpapier zu
verschnüren. durch
Alle verpackten Gegenstände mit Spuren sind
entsprechende
Aufschriften
genau
zu
kennzeichnen.
Kleidungsstücke werden so eingerollt und verschnürt, daß die Blutspuren innen liegen. Die Abnahme der Blutspuren von
ihrer Unterlage geschieht am besten durch den Arzt, erläßt
gegebenenfalls einen Teil
der Unterlage (Tapete,
Diele,
Mauer usw.) aus ihrer Umgebung herauslösen, um eine
Zerstörung der Spur möglichst zu vermeiden.
Ihm fällt
auch die Untersuchung der Blutspur zu, nämlich die Fest
stellung, ob es sich überhaupt um Blut handelt, ob es
Menschen- oder Tierblut ist, und wie die Spur zu beur teilen ist.
Sachregister. A Abortgruben 73, 74, 112. Abtreibungsmittel 119. Abtreibungsversuche 88, 93, 94, 95, 97, 98, 99, 116. Abwehrbewegungen 81. Abwehrverletzungen 40, 123. Alkohol 101, 120. Aloe 120. Ammoniak 99. Amnesie, retrograde 63. Antifebrin 102. Antipyrin 102. Anthropophagie 107. Aprikosenkerne 94. Arsen 92, 120. Arsenesser 92. Arsenige Säure 93. Arsenik, weißer 93, 120. Arsenpillen 92. Arsensaures Kupfer 93. Arsentrioxyd 93. Arsenvergiftungen 92. Arzneimittel, Vergiftungen durch 86, 88, 101. Atembewegungen, Tod durch Behinderung der 72, 114. -, terminale 58, 74.
Atemnot 58. Atempause 58. Atemöffnungen, Tod durch Verschluß der 59, 114. Atmung, Nachweis der 15. Atropin 101. Ätzschorfe 92, 96, 97, 98. Aufknüpfungspunkt beim Er hängen 67. Auge 20, 29, 30. Augenbindehaut 20. Ausschußöffnung 48. Auspeitschungen 104. Aussetzung 84.
B Bakterien 18, 27, 87. Bauchaufschlitzen 41, 105. Bernsteinöl 120. Bewußtlosigkeit durch Stran gulation 63. Bilsenkraut 102. Bißverletzungen 44, 57, 70, 104. Bittermandelöl 94. Blaufärbung des Gesichtes 66, 69, 71, 73. Blausäure 22, 91.
127
Sachregister. Bleivergiftungen 96. Bleisalze 96, 120. Blitzfiguren 83. Blitzschlag, Tod durch 26, 82. Blutarmut 58, Blutaspiratton 36, 57. Blutdruck 55. Blutergüsse 35, 51, 53, 56, 60, 65, 107, 108. Blutfarbstoff 21. Blutspuren 56, 122. —, Farbe der 124. —, Form der 123. —, Witterungseinflüsse auf 124. Blutungen 55. Blutvergiftung 118. Blutwasser 21. Boxerstellung 81. Brandblase 13, 80. Brandsaum 46, 49. Brandschors 80. Bootshaken, Verletzungen durch 57, 76.
C
Chlorkaliumvergistung 22, 91, 99, 102. Chloroformvergistung 101. Chromsäure 98, 120. Coloquinten 120. Crotonöl 120. Cyankaliumvergiftung 22,91.
D
Daumenabdruck 71. Durchfälle s. Stuhlentleerun gen. Durchschüsse 45.
E Eihautsttch 119. Einschußöffnung 46. Eintrocknung, braune 29, 65. Elektrizität, Tod durch 82. Engelmacherei 84. Erbrechen s. Mageninhalt. Erdrosseln 62, 69, 113. Erfrierungen 77. —, Grade der 78. Erhängen 62, 64, 113. Erstickungstod 57, 71, 74, 109, 110, 113. —, Ursachen des 61. vorausgehende Stadien 58. Ertränken 73, 114. Ertrinken 73. Erwürgen 62, 70, 104, 105, 113. Essigsäure 98, 120. Etikettierung, falsche 89.
F Fäulnisvorgänge 27, 31, 121. Fechterstellung 81. Fettwachsschicht 75. Fingerabdrücke 50, 71, 124.
128
Sachregister.
Fingerangriffspunkte 71. Fingernageleindrücke 51, 60, 113. Fingerverletzungen 40. Fischvergiftung 102. Fleckschierling 86. Fleischvergiftung 102. Fontanelle, große 113. Fruchtabtreibung 116. Fruchtschmiere 109. Fußspuren 124. Fußtrittabdrücke 51, 53.
G Gänsehaut 28. Gase, Vergiftung durch 17, 87. Gefrierung 79. Geschlechtskrankheiten 109. Geschwürsbildung 78. Gewebsdruck 55. Glaubersalz 99. Gleichstrom 84. Glycerin 119, 120. Gonorrhoe 117. Grubengas 85. Grünspan 96.
H Haare 29, 46, 75, 81, 83. Halsverletzungen 36, 37, 57, 122. Handverletzungen 40. Harakiri 41.
Harn 66, 92, 95, 97, 100. Haut, Auswässerung der 75. -, Blutungen in die 66, 68, 69, 73, 94. —, Durchlöcherung der 83, 84. —, Verfärbung der (s. auch. Blaufärbung) 28, 91, 94, 96, 100, 102. Hautabschürfungen 51. Hautbläschen 66. Hautverletzungen 60. Herzlähmung 109. Herztätigkeit, Nachweis der 14. Hiebverletzungen s. Verletzun gen. Hitzschlag 82. Holzessig 119. Hornhaut 20, 29, 75. Hydrargyrum bichloratum 95. Hymen 108.
I Identität 44, 76. Insekten, Verletzungen durch 20, 29, 57, 75. Jungfernhäutchen 108.
K Kalilauge, Vergiftung durch 99. Kalium chloricum 99. —, saures oxalsaures 98.
Sachregister.
Kältestarre 26. Karbolsäure 97, 120. Kindermißhandlungen 52. Kindesmord 109. Kindslagen 110. Kleesalz 97. Knollenblätterschwamm 94, 102. Knebel 69. Knotung 68, 77. Kot s. Stuhlentleerungen. Kohlenoxydvergiftung 22, 86, 91, 100. Kohlensäurevergiftung 100. Kokain 101. Kopfschuß 26, 49. Kopfverletzungen 42, 70. Körperwärme 19, 29, 82. Krämpfe 58, 59, 73, 82, 93, 95, 96, 98, 99, 101, 102. Kratzwunden 70,72,107,108, 111, 113. Kupserazetat 96. Kupfer, arsensaures 4- essig saures 93. Kupfersulfat 96. Kupfervergiftung 96. Kupfervitriol 96. Kupriarsenit 93.
L
Laugen 86, 87, 99. Leben, Anzeichen des 12. Lebensschwäche 115.
129
Leiche, Erscheinungen an der 18, 29. Leichenflecke s. Totenflecke. Leichengifte 26. Leichenstarre 13, 25, 31. Leichenzerstückelung 106,113. Leuchtgas, Vergiftung durch 85, 100. Linkshänder 38, 49, 71. Luftembolie 36, 57. Lungenentzündung 58. Lustmord 105. Lymphergüsse 56. Lysol 86, 87, 96, 119.
M
Mageninhalt 89, 92, 93, 94, 95,96,98,99,100,101,102, 118. Masochismus 103. Massenansammlungen 72. Massenvergiftungen 85. Medikamente, Vergiftung durch 86, 88, 101. Messerstecher 104. Methylalkohol 101. Mißbildungen 110. Modegifte 87. Morcheln, Vergiftung durch 22, 91. Morphium 101. Mundspülwasser 99. Mutterkorn 120. 1 Mutterkuchen 109, 112.
Rehfeldt, Gerich tsärzliche Tatbestandsfeststellungen.
9
130
Sachregister,
N Nabelschnurknoten 110. --riß 112. --Umschlingung 110, 113. --Vorfall 110. -, Verblutung aus der 110, 112. Nagelbett 76. Nahrungsentziehung 84. Nahschuß 46, 49. Narkose 101. Natronlauge 99. Neugeborenes, Anzeichen des 109. Notzucht 107.
O Ohnmacht 73, 110. Oxalsäure 97, 120.
Q Quecksilberchlorid 95. Quellung der Hornhaut 75. Quetschungen 51, 72, 108.
R Radspur 51, 52. Raubwild, Verletzungen durch 57. Rauchgase 80. Rechtshänder 37, 38, 49, 71. Regenbogenhaut 29. Rhabarber 120. Rippenbrüche 73. Rippenfellentzündung 58. Rostflecke 124.
S
P Panik 72. Petroleum 120. Pfirsichkerne 94. Pflaumenkerne 94. Phenazetin 102. Phosphor 92, 94, 120. Pilzvergiftung 86, 102. Prostitution 109. Puls 15. Pulvereinsprengungen 47,49. Pulverschmauchauflagerungen 47, 49. Pupillen 78. Phramidon 102.
Sadismus 103. Safran 120. Salpetersäure 98, 120. Salvarsan 92. Salzsäure 98, 120. Samen, menschlicher 66, 105, 108. Säureflecken 124. Säuren 86, 87, 98, 120. Schädelbrüche 52, 112, 113. Scheelesches Grün 93. Scheintod 13, 110. Schiffsschrauben, Verletzun gen durch 57, 76. Schneickert 11.
131
Sachregister.
Schnittrichtung 37. Schrotschüsse 48. Schußkanal 47. Schußverletzungen s. Ver letzungen. Schwangerschaftsunter brechung 116 (s. auch Ab treibungsversuche). Schwängerung 109. Schwefeldioxyd 82. Schwefelsäure 98, 120. Schwefelwasserstoffes 27, 101. Schweinfurter Grün 93, 120. Selbstrnordabsichten 67. Selbstmörderbriefe 67. Senfmehl 119. Sennesblätter 120. Sepsis 118. Siegellackprobe 13. Sittlichkeitsverbrechen 103. Sonnenstich 82. Spannungshöhe bei Stark strom 84. Spurennachweis 11, 122. Spurensicherung 11,122,125. Starkstrom 83. -, Stromart 84. —, Schaltungsart 84. Stechapfel 86, 102. Steckschüsse 45. Stichverletzungen s. Ver letzungen. Stockschläge 52. Strangulation, Tod durch 62.
Strangulationsmarke 64, 68, 69, 111, 113. Strangulationswertzeug 62, 64, 69, 113. Streifschüsse 45. Streukegel bei Schußver letzungen 47. Strychnin 26, 102. Stuhlentleerungen 66,92, 93, 95, 96, 98, 99, 102, 118. Sturzgeburt 110, 111. Sturz aus großer Höhe 51. Sublimat 95, 119,120. Sulfonal 102. Syphilis 117.
T Tatort 10, 11, 50, 108, 122. Temperatur, Tod durch sehr niedere 77. ----------------- hohe 79. Terpentinöl 120. Todeskampf 69. Todesstunde, Ermittlung der 30. Tollkirschen, Vergiftung durch 86, 102. Totenflecke 12, 21, 30, 66, 69, 72, 79, 91, 94, 100. Totenmarke 71. Totenstarre s. Leichenstarre. Tuberkulose 117.
U Überfahrungen 51, 53.
Sachregister.
132
Unterstützungspunkt beim Er hängen 67. B
Verätzungen 91. Verblutung 35. Verbrennung 79. —, Grade der 79. —, durch Blitzstrahl 83, 84. —, durch Schuß 46. Verbrühen 79. Vergiftungen 85, 114, 120. — durch Alkohol 101. — — Ammoniak 99. Antifebrin 102. Antipyrin 102. ------- Arsen 92. ------- Atropin 101. ------- Bilsenkraut 102. ------- Blausäure 22, 91, 94. ------- Blei 96. — — Chlorkalium 22,91,99. — — Chloroform 101. — — Chromjäure 98 — - Essigsäure 98. Fleckschierling 86. ------- Gase 17, 87. — — Grubengas 85. — — Grünspan 96. — — Hydrargyrum bichloratum 95. — — Kalilauge 99. — — Kalium chloricum 99. — — Karbolsäure 97. Kleesalz 97.
Vergiftungen durch Knollenblätteychwamm 102. ------- Kohlenoxydgas 22, 86, 91, 100. — — Kohlensäure 100. — - Kokain 101. — — Kupfer 93, 96. Kupferazetat 96. Kupfersulfat 96. Kupfervitriol 96. Kupriarsenit 93. Laugen 86, 87, 99. — — Leuchtgas 85, 100. Lysol 86, 87, 96. — — Medikamente 86, 88, 101. ------- Methylalkohol 101. ------- Morcheln 22, 91. — — Morphium 101. — — Nahrungsmittel 102. — — Narkose 101. — - Natronlauge 99. Oxalsäure 97. — - Phenazetin 102. — - Phosphor 92, 94. Pilze 86, 102. — — Pyramidon 102. — — Quecksilberchlorid 95. — — Salpetersäure 98. — — Salvarsan 92. — — Salzsäure 98. — — Säuren 86, 87, 98. — — Scheelesches Grün 93. — - Schwefeldioxyd 82. — — Schwefelsäure 98.
133
Sachregister. Vergiftungen durch Schwefelwasserstofsgas 27, 101. ------- Schweinfurter Grün 93. ------- Stechapfel 86, 102. ------- Strychnin 26, 102. — — Sublimat 95. — — Sulfonal 102. Tollkirschen 86, 102. Veronal 102. Zuckersäure 18. Verhungern 84. Verirren 84. Verkohlung 80. Verletzungen amErhängten 68.
— — — —
— lebenden Körper 55. — toten Körper 55. an Wasserleichen 76. durch Biß 44, 57,101,104. Hieb 33, 41, 56. ------- Schnitt 33, 34, 56, 76, 104, 105, 112. ------- Schuß 33, 45, 76. ------- Stich 33, 42, 56, 76, 104, 105, 112. ------- stumpfe Gewalt 34, 50, 113. ------- Tiere 20, 57, 76. Veronal 102. Verschleierung von Verbre chen 24, 68, 70, 72, 76, 79, 88, 106, 107, 122.
Verschleppung von Leichen teilen 107. Verschorfung, weiße 80. Verschüttungen 59, 72, 80. Verwesung 18, 27, 31. Verwesung 18, 27, 31. Vögel, Verletzungen durch 20, 57. W Wacholder 120. Wärmestarre 81. Wärmestauung 82. Waschhaut 28, 75. Wasserkopf 110. Wasserleiche 22, 28, 57, 74. — gefesselte 77. Wastertiere, Verletzungen durch 57, 76. Wasserverarmung des Kör pers 84. Wechselstrom 84. Würgespuren 71. Wurstvergiftungen 102.
3 Zahnabdrücke 44, 104. Zedernöl 120. Zerquetschungen 51. Zersetzungsvorgänge 18, 27. Zuckersäure 98. Zwillinge 110.
Vatter de örupter L to.
Berlin W)0un6£tlp)Ig
Postscheckkonto:
Berlin NW 7 Nr. 59533
Kleine kriminalistische Bücherei herausgegeben von Hans Schneickert Band 1: Die strafrechtlichen Aufgaben der Polizei. Für den Polizei unterricht und die Polizeipraxis dargestellt von Dr. jur. Hans Schneickert, Leiter des Erkennungsdienstes beim Polizeipräsidium Berlin, beauftragter Dozent für Kriminalistik an der Universität Berlin. Taschenformat. RM. Z.Band 2: Beobachtung und Ermittlungspraxis im Polizei- und Detettivdienst. Von Lothar Philipp. Taschen format. RM. Z.Band 3: Zalschspieler. Formen und Technik des Spielbetruges. Nebst einem Anhänge: Der Spielprosessor und sein angeblich sicheres System beim Spiel gegen eine öffentliche Roulettebank. Von Hans von Manteuffel, Kriminalinspektor, beeideter Sachverständiger beim Kammergericht und den Landgerichten I, II und III in Berlin. Taschenformat. RM. Z.Band 4: Kriminalistische Spurensicherung. Sammlung dienstlicher Anweisungen und sachverständiger Ratschläge für den Dienstgebrauch und für Polizeischulen. Herausgegeben von Dr. jur. Hans Schneickert, Leiter des Er kennungsdienstes beim Polizeipräsidium Berlin. Mit 2 Abbildungen. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Taschenformat. RM. 3.—
Walter öe örupter & Co. Postscheckkonto:
IIqJ
Berlin W JO unöieipjig Berlin NW 7 Nr. 59533
Strafgesetzbuch für -as Deutsche Reich mit Nebengesetzen Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister von
Dr. Franz v. Liszt f und Dr. Ernst Delaquis Siebenundzwanzigste Auflage bearbeitet von
Dr. Eduard Kohlrausch Professor der Rechte in Berlin
1927.
Taschenformat.
Gebunden Rm. 8.—
(Guttentag'sche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Bd- 2)
Strafprozessordnung und
Gerichts verfassungsgeseh mit Neb engesetzen Textausgabe mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister bearbeitet von
Dr. Eduard Kohlrausch Professor der Rechte in Berlin
Zwanzigste Auflage
Taschenformat.
Gebunden Rm. 7.—
(Guttentag'sche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Bd. 12)
Berlin V10 und Leipzig
Walter de örusster & Co.
Berlin NW 7 Nr. 59533
Postscheckkonto:
Ende Februar 1927 erscheint:
System und Praxis der
Daktyloskopie und der sonstigen technischen
Methoden der
Kriminalpolizei Von
Dr. Robert Heindl Dritte, neu bearbeitete u. vermehrte Auflage Mit 21 Bildertafeln und 905 Abbildungen im Text
1927.
Lex.-8°.
ca. 800 Seiten