Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen im Dienste der Polizei: Ein Leitfaden für Polizei- und Kriminalbeamte [Reprint 2019 ed.] 9783111533254, 9783111165295


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Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen im Dienste der Polizei: Ein Leitfaden für Polizei- und Kriminalbeamte [Reprint 2019 ed.]
 9783111533254, 9783111165295

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Kleine kriminalistische Bücherei herausgegeben von

Hans Schneickert.

------------------- 5 -------------------

Gerichtsiirztliche

Tatbestandsseststellllngen im Dienste der Polizei. Ein Leitfaden für Uolhei- und Kriminalbeamte von

Dr. med. Paul Rehfeldt, Polizeimedizinalrat in Köln a. Rh.

Berlin und Leipzig 1927.

Walter de Gruyter & Co. vormals G. I. Göichen'sche Verlagshandlung — I. Guttentag, Verlags­ buchhandlung — Georg Reimer — Karl I. Trübner — Veit & Comp.

Copyright 1927 by Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig. Übersetzungsrecht vorbehalten.

Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 10

Vorwort. Eine streng wissenschaftliche Materie in eine populär ver­

ständliche

zu

immer

ein

gewagtes

Man kann dabei Gefahr lausen,

entweder

Fassung

Unternehmen.

bringen,

ist

über die Grenzen des dem ungeschulten Leser Faßlichen hin­ auszugehen und unverstanden zu bleiben oder sich in unwe­

sentliche Dinge zu verlieren, immer wird dadurch der Wert und der Zweck der Arbeit herabgesetzt.

Ich habe mich den­

noch daran gewagt und bin der Aufforderung des Herrn

Dr. jur. Schneickert, Leiter des Erkennungsdienstes beim Polizeipräsidium

Berlin, mit

Freuden

gefolgt,

möglichst

das gesamte, den Polizerbeamten und Kriminalisten inter­ essierende Gebiet der gerichtlichen Medizin in einer leicht

verständlichen Form unter tunlichster Vermeidung aller un­

bekannten Fachausdrücke und Fremdworte darzustellen, zu­ mal mir aus vielen Unterhaltungen mit Polizeibeamten das Bedürfnis nach einer solchen Arbeit durchaus bekannt war.

In der kriminalistischen Literatur finden sich zwar hier

und dort aus der Feder sehr erfahrener Kriminalisten auch

Bearbeitungen dieses Stoffes für den nicht ärztlich vorge­

bildeten Beamten, aber er ist in der Fülle der übrigen kri­ minalwissenschaftlichen Forschungsgebiete meist etwas stief­

mütterlich

davongekommen.

Behandlung, zumal von

Eine

geschlossene,

einheitliche

einem Arzt, ist mir nicht bekannt

1*

4

Vorwort.

geworden, so daß die vorliegende Arbeit eine Lücke in der kriminalistischen Literatur aussüllen soll. Möge das Büchlein den Polizeibeamten und Krimina­ listen die Lösung mancher schwierigen Frage aus ihrer viel­ seitigen Tätigkeit erleichtern helfen und das Verständnis und Interesse an ihrem Berufe anregen und fördern, dann erfüllt es seinen Zweck voll und ganz. Köln, im September 1926.

Dr. Rehfeldt.

Inhaltsverzeichnis. Seite A. Allgemeine Bemerkungen.....................................................

7

B. Die Kennzeichen des eintretenden Todes..............................12

Erscheinungen an der Leiche...............................................18 Allgemeines.......................................................................... 18 Die Körperwärme................................................................19 Das Auge........................................................................... 20 Die Totenflecke......................................................................21 Die Leichenstarre................................................................25 Die Zersetzungs- und Fäulnisvorgänge 27 g) Die Verwertung der Leichenerscheinungen im Fahn­

C. Die a) b) c) d) e) f)

dungsdienste ........................................................................... 29

D. Die Erscheinungen an der Leiche bei gewaltsamen Todes­ ursachen ................................................ 32 a) Tod durch Verletzungen.................................................... 33

durch Schnittverletzungen............................... 34 durch Hiebverletzungen ...... 44 durch Stichverletzungen IV. Tod durch Schußverletzungen................................4V. Tod durch Verletzungen mittels stumpfer Ge­ walteinwirkungen .................................................... 50 b) Verletzungen am lebenden und am totenKörper 55 c) Tod durch Erstickung........................................ 57 I. Tod II. Tod III. Tod

I. Tod durch Verschluß der Atemöffnungen und der Atemwege durch feste Fremdkörper . . 59 II. Tod durch Strangulation.................................. 62

a) ß) y)

Tod Tod Tod

durchErhängen..................................... 64 durchErdrosseln.................................... 69 durchErwürgen.....................................70

Inhaltsverzeichnis.

6

Seite Tod durch Behinderung der Atembewegungen 72 Tod durch Ertrinken.................................... 73 durch abnorme Temperaturen................. 77 Tod durch sehr niedere Temperaturen . . 77 II. Tod durch hohe Temperaturen................... 79 III. Toddurch Sonnenstich und Hitzschlag . . 82 Tod durch Elektrizität................................................. 82 Tod durch Verhungern..................................................84 Tod durch Vergiftung.................................................. 85 Körperverletzungen und Tod durch Sittlichkeits­ verbrechen 103 Kindesmord .................................................................109

III. IV. d) Tod I.

e) f) g) h) i)

E. Fruchtabtreibung..................................................................... 116 F. Blutspuren

Register

........................................................................... 122

....................................................................................... 126

A. Allgemeine Bemerkungen. Es liegt in der Eigenart des Berufes der Kriminal- und Polizeibeamten, daß sie auf ihren Dienstgängen — unver­ mutet oder viel

häufiger durch

fremde Personen

herbei-

gerusen — an ausgesundenen Leichen die ersten Feststel­ lungen und Tatbestandsaufnahmen zu machen haben, die zur Klärung eines zunächst noch unbekannten Geschehnisses füh­

ren sollen, durch das ein oder auch mehrere Menschenleben vernichtet wurden.

In der überwiegenden Mehrzahl solcher

Vorkommnisse handelt es sich um plötzliche Todesfälle, über die hinsichtlich der Einzelheiten im Ablauf des Sterbens und

der Vorgänge, die zum Tode führten, Zeugen nicht vernom­

men werden können.

Entweder ist der Tod unerwartet und

ohne Zeugen infolge krankhafter Veranlagung des Betroffe­

nen oder durch Unglücksfall eingetreten, oder die verstorbene Person hat in der Absicht der Selbsttötung mit Vorbedacht die Einsamkeit ausgesucht, oder aber das Opfer eines Ver­

brechens wurde im Augenblick des Alleinseins gestellt und

getötet.

Seltener ist von beobachtenden Personen eine



vielleicht — glaubwürdige, einfache und eindeutige Beschrei­

bung des Vorganges zu erhalten, die aber doch zunächst immer mit einer gewissen Zurückhaltung aufzunehmen ist,

da einerseits derartige katastrophale Ereignisse häufig genug

die Klarheit der seelischen Eindrücke verwischen und somit zu unbeabsichtigten Entstellungen in den späteren Aussagen

führen können, andererseits auch aus erklärlichen Gründen

8

Allgemeine Bemerkungen.

absichtlich und bewußt unrichtige und eine gewisse Harm­

losigkeit der vorausgegangenen Handlung vortäuschende An­ gaben zur Vertuschung und Verschleierung der Wahrheit ge­ macht werden.

So ist es

eine jedem erfahrenen

Krimi­

nalisten hinlänglich bekannte Erscheinung, daß bei Todes­ fällen unbestimmter Ursache von den überlebenden Anver­

wandten und von anderen an dem Tode interessierten Per­ sonen häufig genug versucht wird, dem erhebenden Beamten den

Tod

als

einen

Selbstmord

aus

Gründen

„schlechter

wirtschaftlicher Lage" oder als Folge „geistiger Umnachtung und Verworrenheit" hinzustellen und mit geschickter Rede begreiflich

zu

machen,

denn bei

Annahme

eines

Selbst­

mordes kommen die Nachforschungen der Behörden im allge­ meinen einfacher und schneller zum Abschluß als bei den

Fällen,

bei

denen

der

Verdacht

Handlung die Gerichte beschäftigt.

auf

eine

verbrecherische

Auf solche Weise wird

manche strafbare Tat ohne ernstliche Verfolgung und ge­

bührende Verurteilung des Täters vorzeitig ad acta getan. Eine klarstellende, scharfe Prüfung der eventuell gegebenen

Schilderungen an den offensichtlichen Beweismitteln, die die Leiche und ihre Umgebung birgt, ist daher immer durchaus vonnöten und darf unter keinen Umständen unterlassen wer­

den. Bis auf gelegentliche Fälle, daß eine Person plötzlich und

unerwartet und ohne Zeugen eines natürlichen Todes in­

folge eines körperlichen Gebrechens gestorben ist, handelt cs sich meist um eine der drei Todesarten: durch Unglückssall, durch Selbsttötung oder durch Tötung durch fremde Hand.

Die Unterschiede der Merkmale an der Leiche zur Klärung

9

Allgemeine Bemerkungen. der

Todesart,

durch

welche

das

unerwartet

Leben

ohne

Zeugen erloschen ist, sind immer nur durch genaueste Fest­ stellungen und vorsichtige Abwägung der einzelnen Erschei­ nungsformen am Leichnam und seiner Umgebung zu er­

kennen, da die Ähnlichkeiten in der Ausdrucksgestaltung bei Unglücksfall, Selbstmord und Tötung durch fremde Hand

ohne die erforderliche Sachkenntnis zu

Trug­

erheblichen

schlüssen und falschen Folgerungen führen können.

Während

der Laie in den allermeisten Fällen vor einem ihm unlös­

baren Rätsel steht und sich nur in Vermutungen ausläßt, kann der in der Beobachtung und Deutung der äußeren

Merkmale

Geübte doch

sehr ost und bald nach

Inaugenscheinnahme des

Sicherheit sagen, gewirkt

haben

gesamten

welche Todesart

muß.

Ein

Bildes im

erfahrener

mit

genauer ziemlicher

vorliegenden

Falle

Kriminalist

wird

unter Beachtung aller Umstände selten einen Todesfall aus

natürlichen Ursachen

als die Folge eines

verbrecherischen

Aktes oder auch umgekehrt anzusehen geneigt sein, denn es gibt für die verschiedenen Todesarten — sei es durch Ver­ letzungen, durch Strangulation, durch Ertrinken oder Er­

sticken usw. — eine Reihe so typischer Kennzeichen, daß der

eindeutige und unwiderlegbare Schluß häufig nicht schwie­ rig zu ziehen ist; allerdings darf man nicht unberücksichtigt

lassen, daß öfters auch das Gesamtbild

— besonders bei

raffiniert vorbereiteten und ausgeführten Verbrechen — so Unklar und vieldeutig sein kann, daß nur schärfste Unter­

suchung und umfassende Feststellung und peinlich genaueste

Deutung aller vorhandenen Beweismomente zu einer größ­

ten Wahrscheinlichkeit, nicht aber zur absolut bestimmten,

10

Allgemeine Bemerkungen.

durchaus unumstößlichen Klärung hinleiten, die noch durch die weiteren Nachforschungen geschaffen werden muß.

Es gehört daher in den Rahmen der Ausbildung und Schulung

eines jeden

Kriminalisten

und

Polizeibeamten,

mit den charakteristischen Erkennungsmitteln zur Unterschei­ dung von Tod durch Unglücksfall, durch Selbsttötung und durch Tötung von fremder Hand so vertraut zu werden, daß

seine

ersten

Aufnahmen

am

Tatort



sowohl

an

der

Leiche, wie an ihrer näheren und weiteren Umgebung —

klar und begründet genug sind zum Nutzen für die späteren

Nachforschungen der Behörden,

und

daß nicht etwa durch

unsachgemäße Angaben im schriftlichen Berichte oder durch

unzweckmäßige oder gar falsche Handlungsweise am Tatort das

wahre

Bild

verwischt

oder

entstellt

wird

oder

die

Mittel zur sicheren Feststellung unbeabsichtigt aus reiner

Unkenntnis zerstört werden.

Es muß auch bei jedem noch ungeklärten Todesfälle für den hinzutretenden Kriminal- und Polizeibeamten oberster

Grundsatz sein, zunächst am Tatort möglichst nichts zu be­

rühren, garnichts

an

der

Vorgefundenen Lage

der Dinge

zu verändern und dafür mit den Augen den Gesamteindruck wie auch die feinsten Details so klar als möglich aufzuneh­ men, daß daraus ein wirklich brauchbares Resultat zu fol­

gern ist.

Selbst scheinbar gleichgültigste und nebensächlichste

Gegenstände oder deren besondere Lage und Anordnung kön­

nen für die Deutung durch den erfahrenen Fachmann von allergrößter Wichtigkeit sein; durch sie ist schon manches­ mal der einzig gangbare Weg zur weiteren Klarstellung der Angelegenheit gewiesen worden. Es ist darum auch durchaus

11

Allgemeine Bemerkungen.

vonnöten, unberufene Personen

vom Tatort

fernzuhalten

und Neugierige mit Bestimmtheit abzuweisen, damit jede

Veränderung dort grundsätzlich vermieden wird und vorhan­ dene Spuren nicht zerstört oder verschleiert oder durch hin­

zukommende falsche vermehrt werden.

Nur Personen, die

irgendwelche zweckdienliche, bestimmte Aussagen zu den vor­

ausgegangenen Geschehnissen machen können, sind in die­

sem Sinne zu vernehmen; in erster Linie also solche Per­ sonen, die Zeugen des Todes und seiner näheren Umstände

waren, ferner solche, die über Beobachtungen am Verstorbe­

nen z. B. über Selbstmordabsichten oder Drohungen gegen den Verstorbenen in letzter Zeit vor dem eingetretenen Tode

Angaben machen können.

Weiterhin sind auch diejenigen

auszuforschen, die vor dem Eintreffen des

Beamten

am

Tatort bereits anwesend waren und — vielleicht in der Ab­

sicht, dem Verunglückten zu helfen — Veränderungen am Tatort herbeigeführt haben. In solchen Fällen ist es äußerst wichtig, zu wissen, welcher Art die Veränderungen waren und wie der Tatort, die Stellung, Haltung und Lage der

Leiche und der in ihrer Umgebung befindlichen Gegenstände

ursprünglich aussahen.

Über die Behandlung und Auswertung der Spuren in der Umgebung der Leiche wird in anderen Kapiteln ausführ­

licher berichtet und umfassend ist darüber in der einschlä­ gigen Literatur über Kriminalistik genügende Anleitung zu

finden; insbesondere wird auf das in der gleichen Samm­ lung erschienene Büchlein: Dr. Schneickert, „Kriminalistische

Spurensicherung" verwiesen.

B. Die Kennzeichen des eintretenden Todes. Bei jeder bewußtlosen Person, die ohne Beistand aufge­ funden wird, ist auch für den Kriminalisten das erste selbst­

Erfordernis

verständliche

die

Feststellung,

ob

diese

ihrer

Sinneswahrnehmungen beraubte Person noch irgendwelche

Anzeichen des Lebens in sich trägt, die ein beschleunigtes und zielbestimmtes Eingreifen zur Erhaltung des

geschä­

digten Lebens erheischen, oder ob das Leben bereits erloschen und der sichere Tod eingetreten ist, so daß jede Bemühung

von Anbeginn zur Erfolglosigkeit verurteilt wäre und da­ mit Zeit- und Arbeitsaufwand für wichtigere Untersuchun­

gen verloren gingen. Da es nicht immer möglich ist, einen Arzt als Fach­ berater so schnell zur Stelle zu bekommen, wie es oft zur beschleunigten Handlung nötig wäre, so muß der Krimi­

nalist wie der Polizeibeamte auch mit den charakteristischen

Kennzeichen des eintretenden Todes vertraut und

in der

Lage sein, die äußeren Erscheinungen an der Leiche unter den verschiedenen äußeren räumlichen und klimatischen Um­

ständen und zeitlichen Einflüssen für die Beurteilung nach

bester Möglichkeit richtig und sachgemäß zu deuten und für seine folgenden Untersuchungen in Ansatz zu bringen.

Er

darf an einer Leiche, die bereits Totenflecke aufweist, seine Zeit

nicht

geuden,

mit

oder

erfolglosen bei

einer

Wiederbelebungsversuchen

ausgebluteten

Leiche

mit

ver­

den

Die Kennzeichen des eintretenden Todes.

Zeichen der Totenstarre nicht erst noch

13

einen kunstvollen

Verband anlegen wollen. Bei einer Leiche, die bereits mehrere Tage liegt, sind

immer alle

durch

den

Tod

bedingten

Veränderungen

so

deutlich und fortgeschritten ausgeprägt, daß selbst der unge­

schulte Laie keine Zweifel mehr an der Echtheit des Todes hat.

Bei einer frischen Leiche dagegen können sogar dem

in der Beobachtung Geübten gelegentlich Bedenken bei der Frage

austauchen,

ob

einem

scheintoten

oder

tun hat.

man

es mit

noch

einem

einem

bereits

lebenden

toten,

Körper

zu

Entgegen der Auffassung der meisten Laien muß

betont werden, daß wirklicher Scheintod sehr selten vor­

kommt und in der Regel kaum länger als 10—12 Stunden anhält, ohne Zeichen des Lebens erkennen zu lassen.



Um Irrtümern bei der Beurteilung fraglicher Fälle aus

dem Wege zu gehen, wendet man folgende Untersuchungs­

methode an: man tropft aus die Haut (etwa des Unter­ armes)

durch

eine

Flamme

flüssig

und stellt dessen Wirkung fest.

gemachten

Siegellack

Trifft der Siegellack die

Haut eines lebenden Körpers, so rötet sie sich unter der Siegellackschicht und in ihrer Umgebung als Reaktion aus

die beigebrachte Verbrennung; wird der Versuch an einer Leiche gemacht, so bleibt die Haut unter dem Siegellack unverändert blaß wie zuvor.

Man kann den Versuch auch

einfach mit einem brennenden Zündholz vornehmen, mit dem

man die Haut verbrennt; am lebenden Körper tritt eine

Rötung, eventuell die Bildung einer Brandblase ein, an der Leiche bleibt die Rötung aus und die Haut platzt wie

verbranntes Leder.

14

Die Kennzeichen des eintretenden TodeS.

Zur

Erhaltung

Funktionen

des

Lebens

Körpers

des

sind

besonderen

im

notwendig:

unumgänglich

zwei

die

Kreisung des Blutes in den Adern und die Ein- und Aus­ atmung der Lust durch die Lungen.

Diese Tatsache be­

dingt auch, daß an einer aufgefundenen bewußtlosen Per­ son in erster Linie danach zu forschen ist, ob diese Aus-

druckssormen des Lebens — wenn auch nur in schwacher und

gerade

noch

erkennbarer Weise

wahrzunehmen sind.



festzustellen

und

Wenn nicht offensichtliche Anzeichen

für den sicher eingetretenen Tod sprechen, wie sie später noch im einzelnen beschrieben werden, dann ist es die erste

und dringendste Aufgabe, zu ermitteln, ob die Herztätig­

keit noch im Gange ist und ob die Atmung noch nicht ruht. Die Herztätigkeit erfolgt durch die gleichmäßige abwech­

selnde Zusammenziehung und Ausdehnung des Herzmuskels, der das Blut ruckartig durch die Adern des gesamten Kör­ pers hindurchpumpt (beim gesunden Erwachsenen mit durch­

schnittlich 70—80 regelmäßigen Schlägen in der Minute).

Diese Erscheinung ist sowohl am Herzen selbst wie auch an

den Schlagadern, besonders an einzelnen geeigneten Körper­ stellen, erkennbar.

Auf der linken Brustseite zwischen dem

Brustbein und der Brustwarze markiert sich die Herztätig­ keit

in

einem

rhythmischen

schnelleren

oder

langsameren

Anstoßen des Herzens gegen die Brustwand und diese Be­

wegung ist mit der flach aufgelegten Hand fühlbar und häufig auch sichtbar.

In nicht seltenen Fällen ist der Herz­

stoß sortgeleitet auch in der Magengrube nahe dem unteren

Ende des

fühlen.

Brustbeins

zu sehen oder doch

wenigstens zu

Dieser Herzstoß setzt sich wellenförmig fort durch

15

Die Kennzeichen des eintretenden Todes. das

ganze Netz

der Blutgefäße und

ist mit dem unter

geringem Druck aufgelegten Finger deutlich zu fühlen an der Daumenseite des Unterarmes dicht oberhalb des Hand­

gelenkes, an der Vorderseite des Oberschenkels dicht unter­ halb der Leistenbeuge und auch an der seitlichen Halspartie

etwa in der Mitte zwischen dem Unterkieserrande und dem

Schlüsselbein

neben

dem

großen

Kopfbeugemuskel.

Dem

nicht Geübten ist zu empfehlen, diese Stellen wiederholt

mit dem Finger an sich selbst abzutasten, bis er den Puls­ schlag dort fühlt und mühelos

immer wieder findet.



Solange an diesen Stellen noch die geringste Bewegung des kreisenden Blutstromes wahrnehmbar ist, ist auch noch Leben

in dem Körper und diesem jede Unterstützung und Hilfe zur

Erhaltung des Lebens zu geben.

Ebenso kann der Tod noch nicht eingetreten sein, solange die Atmung noch unterhalten ist, wenn sie sich vielleicht auch nur in sehr schwachen und langsamen und seltenen

Einziehungen und Ausstoßungen der Lust durch die Lungen

anzeigt.

Beim gesunden Menschen ist die Atmung

ohne

Mühe an dem sich wiederholenden Heben und Senken des Brustkorbes (ca. 16—20 mal in der Minute) und zum Teil auch

an den

zunehmen.

gleichen Bewegungen der Bauchdecke wahr­

Bei einer körperlich schwer geschädigten Person

in tiefer Bewußtlosigkeit kann die Atmung

allerdings so

schwach, oberflächlich und selten sein, daß diese Bewegun­ gen selbst einem Geübten häufig nicht mehr deutlich und

sicher erkennbar sind.

Es können dann sogar durch die

gesteigerte Anspannung der Sinnestätigkeit des Beobachters,

verbunden

mit der mehr

oder

minder

großen

Erregung

16

Die Kennzeichen des eintretenden Todes.

über das Ereignis, ausgesprochene Selbsttäuschungen

Vor­

Um zu einer durchaus eindeutigen Klärung der

kommen.

Sachlage zu gelangen, und um nicht wertvolle Zeit an un­ geeigneten Versuchen

zu

allgemeinen mit Erfolg

mittel.

verlieren, bedient man

sich

zweier leicht beschaffbarer

im

Hilfs­

Man sucht festzustellen, ob noch Atemluft durch den

Mund und die Nasenöffnung ein- und austritt und hält zu diesem Zwecke eine leicht bewegliche Feder davor, die bei

noch bestehender Atmung dem Luststrom folgend mehr oder

weniger energisch, ganz oder teilweise sich hin- und her­

bewegt.

Dieser sonst brauchbaren Methode zur Erkennung

der Atmung haftet nur der eine Nachteil an, daß die Feder

auch einmal durch die Atemluft des zu nahe befindlichen Beobachters bewegt werden kann und daß sie bei einiger

Unruhe der sie haltenden Hand sehr leicht eine gar nicht mehr bestehende Atmung

und

vielgeübtes

vorzutäuschen

Beweisführung

in der

Verfahren

mit

einem

vor

Sicherer

vermag.

ein

zuverlässiger ist

anderes

und

Nase

Mund

gehaltenen Spiegel, dessen blanke Fläche bei noch bestehender

Atmung

durch

den

Feuchtigkeitsgehalt

der

körperwarmen

Atemlust mit einer dünnen Schicht Wasserdampf in feinster

Tröpschenform beschlägt, so daß das Bild im Spiegel ver­

schleiert wird.

Körpers

wird

Vor dem Mund oder der Nase eines toten ein

Spiegel

immer

klar

und

ungetrübt

bleiben.

Wenn diese

Feststellungsmethoden zusammen

oder

aucb

nur eine allein die Annahme berechtigen, daß das Leben

noch nicht erloschen ist, so sind selbstverständlich alle durch­ führbaren Maßnahmen zu treffen, die irgendwie zur Er-

Die Kennzeichen des eintretenden Todes.

17

Haltung des Lebens geeignet sind, wie Fortschaffung aus einem gefährdenden Raum, Befreiung aus

heitsschädigenden Lage und

einer gesund­

beengender Kleidung,

Herbei­

rufen eines Arztes, Einleitung der eventuell notwendigen

Wiederbelebungsversuche, Anlage eines Notverbandes gege­ benenfalls mit Abbinden eines stark blutenden Gliedes usw.

— Sind dagegen Herzbewegung und Atmung mit absoluter Bestimmtheit nicht mehr vorhanden und nicht mehr erkenn­ bar, und ist die Siegellackprobe negativ, dann ist der Tod

eingetreten, der nun je nach den äußeren, zeitlichen und örtlichen Einflüssen weitere Veränderungen an der Leiche

herbeigeführt

hat.



Eins

muß

im

Anschluß

hieran

allerdings noch betont werden, daß bei Personen mit Gas­

vergiftungen und bei Ertrunkenen, falls die seit dem Ereig­ nis verstrichene Zeit noch kurz ist, auch ohne Nachweis von

Atmung und Herztätigkeit dennoch Wiederbelebungsversuche anzustellen

sind,

da

hier

gelegentlich

diese

Mühe

durch

einen vollen Erfolg belohnt wird.

N e h f e ld t, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststettungen.

2

C. Die Erscheinungen an der Leiche,

a. Allgemeines. Mit dem Erlöschen des Lebens hören alle Funktionen des

Körpers und seiner einzelnen Organe auf.

entspannen sich

und

Haltung

nehmen die

Die Muskeln

der

absoluten

Ruhe an; der Blutkreislauf steht still, die Atmung hört auf, da zu diesen beiden Verrichtungen die fortdauernde, un­

unterbrochene

Muskelarbeit

Voraussetzung

ist.

Die

nor­

male verdauende Tätigkeit des Magens und Darmes kommt zur Ruhe, ebenso findet keine Ausscheidung der verbrauchten und unverwertbaren Stoffe in der natürlichen Folge und

unter dem normalen Bilde der Entleerung mehr statt. Die Drüsen sondern keine Säfte mehr

ab

und die Sinnes­

organe nehmen keine äußeren Eindrücke mehr auf. Alle Veränderungen, die nunmehr an der Leiche in Er­

scheinung treten, sind allein abbauende Vorgänge chemischer und physikalischer Natur, unterstützt durch die zerstörende

und auflösende Arbeit einer Anzahl von Bakterien, die der Körper in gewisser Menge auch während des Lebens in sich

birgt.

Alle die nach dem Tode sich dartuenden Veränder­

ungen sind Zerfallserscheinungen, sind der erkennbare Aus­ druck der beginnenden Zersetzung und Verwesung der Sub­

stanz bis zu ihrer restlosen Auflösung. einsetzenden

Umgestaltungen

der

Die durch den Tod

Materie

in

den

ersten

19

Die Erscheinungen an der Leiche.

Stunden und Tagen sind in ihren einzelnen Ausdrucksfor­ men so charakteristisch und markant, daß sie dem Kenner

die Möglichkeit für besondere Schlüsse auf örtliche und zeit­ liche Umstände liefern,

die für

die

Klarstellung

dunkler

Vorgänge in mehrfacher Hinsicht von ganz erheblicher Wich­

tigkeit sein können.

b. Die Körperwärme. Beim gesunden erwachsenen Menschen liegt die Körper­

wärme zwischen 36 und 37 Grad Celsius, die bei einzelnen Personen kurz nach dem Tode um ein geringes Maß vor­ übergehend ansteigen kann. In den ersten 2 bis 3 Stunden

nach dem Tode hält sich die Temperatur noch ungefähr auf

der normalen Höhe, um dann mit jeder Stunde um etwa 1 Grad zu finken, bis nach 10 bis 12 oder 15 Stunden

beim Befühlen des Körpers die Empfindung der völligen Erkaltung wahrgenommen wird.

Außere Einflüsse der Um­

gebung sind aber nicht ohne Wirkung auf die Geschwindig­

keit, mit der sich die Temperaturabnahme an der Leiche voll­

zieht.

So hält der tote Körper, der in

einem warmen

Federbett gestorben ist und unter dieser Hülle liegen bleibt, seine hohe Temperatur wesentlich länger und die Abkühlung

geht in einem langsameren Tempo vor sich, während bei Frost an einer im Freien befindlichen Leiche der Tempe­ ratursturz schneller abläust.

Ebenso ist die Temperaturab­

nahme eine geschwindere bei solchen Personen, die z. B.

beim kalten Baden durch die Umgebung des Wassers, in dem sie den Tod fanden, schon vorher eine Verminderung

ihrer Körperwärme erfahren haben.

Nach der Erfahrung 2*

20

Die Erscheinungen an der Leiche.

kühlen auch magere Personen nach dem Tode schneller ab

als solche mit stärkerem Fettansatz.

c. Das Auge. Sehr bald nach dem Eintritt des Todes verliert das Auge seinen natürlichen Glanz, den es im Leben zeigt, da ein­

mal die ständige Absonderung der Tränenflüssigkeit aus der

Tränendrüse aufhört und andererseits durch das Nachlassen des inneren Gewebsdruckes die pralle Spannung aller Teile

des Augapfels sich vermindert. Die Folge ist, daß die äuße­ ren, sichtbaren Häute des Auges, die Hornhaut und die

Augenbindehaut, schrumpfen und ein trübes und stumpfes

Aussehen annehmen.

Bei geöffneten Augen und besonders

noch in warmer, lufttrockener Umgebung pflegt die Aus­

trocknung

im

allgemeinen

sehr

schnell

einzutreten,

wäh­

rend sie sich bei geschlossenen Augen — bedingt durch den feuchtigkeitserhaltenden Schutz der Lider — wesentlich lang­

samer einstellt, so daß unter dieser Bedingung die Form des Auges noch bis zu einigen Tagen erhalten bleiben kann.

Neben diesen regelmäßig

wiederkehrenden Erscheinungen

am Auge der Leiche kommen noch als gelegentliche Befunde

Verletzungen an den Augen zur Beobachtung, die den Ein­ druck hervorrufen können,

daß verbrecherische Handlungen

vorliegen möchten, die aber in der Tat durch Tiere — In­

sekten und auch Vögel — nach dem Tode an der unge­ schützt im Freien mit geöffneten Augen liegenden Leiche bei­ gebracht sein können.

21

Die Erscheinungen an der Leiche.

d. Die Totenflecke. Wichtiger als die Leichenerscheinungen

an der Körper­

temperatur und an den Augen sind für die Nachforschungen

des Kriminalisten die Veränderungen an der Leiche, die man Das sind in der Regel in mehr

als Totenflecke bezeichnet. oder minder

großer, Punkt-

bis

flächensörmiger

Ausdeh­

nung in der Haut sichtbare, bläulich-rote bis rötlich-blaue,

ziemlich scharf begrenzte Flecken, die infolge des langsamen Abfließens

des

mit seinen

Blutes

nach dem Stillstand des Herzens

farbigen

und

Bestandteilen

damit des

Kreis­

laufes in den Partien des Körpers sich zeigen, die in ihren

tiefbesindlichen Lagen der Unterfläche am nächsten liegen

Da ohne Herztätigkeit

oder dicht über dem Boden schweben.

das Blut in den Blutgefäßen nicht mehr unter Druck steht, folgt es in dem erschlafften Körper dem Gesetz der Schwere

und senkt sich nach unten.

chen,

die

die

Träger

des

Dabei nehmen die Blutkörper­ roten

Blutfarbstoffes



des

Hämoglobins — sind, die unterste Lage ein, weil sie spezi­

fisch schwerer sind als das Blutwasser — das Serum. Die Totenflecken sind

im allgemeinen bereits 2 bis 3

Stunden nach erfolgtem Tode feststellbar und mit ihrem

Erscheinen tritt nun das charakteristische Bild zutage, daß die hochgelegenen Teile ein blasses

wächsern-gelbes

Aus­

sehen haben, weil alle färbenden Blutbestandteile zur Tiefe

abgeslossen

sind,

und

die

am

tiefsten

gelegenen

Körper­

stellen die typische bläuliche Verfärbung — die Totenflecke — aufweisen.

Die Flecken nehmen in den ersten 12 Stunden

ständig an Deutlichkeit und Ausdehnung in der äußeren Haut zu, da das Blut mit seinem Hämoglobin allmählich

22

Die Erscheinungen an der Leiche.

auch durch die Wandungen der Blutgefäße hindurchdringt

und das umgebende Körpergewebe durchtränkt. weise

nach

treten

Totenslecke

die

Todes)

Eintritt des

Ausnahms­

früher

(1—IV2

Stunden

auch

wesentlich

verspätet

oder

(4—6—10 Stunden nach Erlöschen des Lebens) auf. Eine künstliche Beseitigung der Leichenflecke ist nach ihrem

vollkommenen Auftreten nicht mehr möglich.

Nur in den

ersten Stunden während der Ausbildung

Flecken kann

man

durch

stärkeren

Druck

ein

der

Blasserwerden

bewirken.

Auch durch Umlagerung der Leiche ist eine Verlagerung der Flecke von einer Körperpartie zu einer anderen nur in der

Zeit ihrer Bildung noch möglich.

Nachher bleiben sie an

den einmal eingenommenen Stellen und um so deutlicher, je später nach dem eingetretenen Tode die Lageveränderun­

gen des Körpers vorgenommen werden, denn die gesenkten festen

und

flüssigen

Blutbestandteile

gerinnen

und

ver­

kleben langsam in den Adern und teilweise auch in dem be­ nachbarten Gewebe nach dem Durchtritt dorthin.

Während die Farbe der Totenflecke in der Regel bläulich­ rot ist, begegnet der Kriminalist ihnen gelegentlich auch in

hellroter Tönung, die für Vergiftung mit Kohlenoxydgas

oder mit Blausäure

(Cyankalium)

charakteristisch ist und

auch durch die Kälte bei Erfrorenen und bei winterlichen Wasserleichen bedingt sein kann, oder in braunrot bis grau­

braun als typisches äußeres Erkennungszeichen bei Chlorkalium-Vergiftung und bei Morchelvergiftung.

Die Verteilung

der

Totenflecke ist vollkommen

gebun­

den an die jeweilige Lagerung der Leiche nach dem Eintritt

des Todes- falls nicht bald danach Änderungen daran vor-

23

Die Erscheinungen an der Leiche.

genommen sind.

Die Flecke finden sich nur an den abhän­

gigen, tiefliegenden Körperstellen mit der besonderen Eigen­ tümlichkeit, daß die die feste Unterlage berührenden Par­ tien infolge des äußeren Druckes auf diese durch die Eigen­

schwere des Körpers von der Verfärbung freibleiben.

Bei

einer Person zum Beispiel, die in Rückenlage gestorben ist,

werden sich die Totenflecke naturgemäß an der gesamten un­ gepreßten

rückseitigen

Körperoberfläche

zeigen,

also

am

Hinterkopf — ausgenommen die Stelle, die der Unterfläche direkt auflagert — am hinteren Rande der beiden Ohren­

muscheln, am gesamten Rücken und Gesäß — ohne die von

der Unterlage fest berührten und gepreßten Partien an den

Schulterblättern und dem hinteren Becken — und ferner an den Rückseiten der oberen und unteren Gliedmaßen, die

nur

an

werden.

ihren

Auflagestellen farbfreie

Flächen

ausweisen

Wird die bisher unberührte Leiche in Seitenlage

gefunden, so zeigen sich die Totenflecke an der nach unten

liegenden Körperhälfte; bei einer in Bauchlage gestorbenen Person demzufolge an der Vorderseite des Körpers.

Aus

dieser Regelmäßigkeit in der Verteilung der Flecken erklärt sich auch die Eigentümlichkeit in der Ausbreitung der Ver­ färbung bei Erhängten, die ihre Totenflecke im Gesicht des nach vorn überhängenden Kopfes, an den Händen und an

den Füßen tragen, während der gesamte Rumpf, die Arme und die Beine wächsern-bleich sind.

Diese ausgesprochene Gesetzmäßigkeit in der Lagerung der Totenflecke an der Leiche erhebt den Anspruch darauf, ein

wichtiges Hilfsmittel für den Kriminalisten in der Beur­ teilung mancher scheinbaren Widersprüche und Unklarheiten

24

Die Erscheinungen an der Leiche.

zu sein und läßt unter gewissen Voraussetzungen eindeutige

So

zu.

Folgerungen

ist mit

absoluter

Bestimmtheit zu

sagen, daß an einer Leiche mit den Totenflecken auf der vorderen Körperhälfte, die in Rückenlage aufgefunden wird,

nachträglich

und

zwar

frühestens

mehrere

Stunden

nach

Eintritt des Todes — vielleicht zur Verschleierung eines

Verbrechens — eine Veränderung ihrer Lage aus ihrer ur­ sprünglichen Bauchlage vorgenommen wurde.

Hat man aus

anderen

im

noch

Erscheinungen

abgehandelt

an

werden,

der Leiche,

auch

die

die

ungefähre

folgenden

Zeit

des

Todeseintritts genauer ermitteln können, so ist damit auch

auf den ungefähren Zeitpunkt zu schließen, an dem wahr­

scheinlich der Täter am Tatort zum zweiten Male anwe­ send gewesen ist.

Fernerhin

ist die Möglichkeit gegeben,

bei nachträglichen Veränderungen der ursprünglichen Lage

der Leiche diese Lage — entsprechend der Verteilung der

Totenflecke — im großen ganzen wieder herzustellen, ein Umstand, der für die Beurteilung über Vorgänge bei der

Tat gegebenenfalls von erheblicher Wichtigkeit und Bedeu­ tung sein kann.

Entsprechend

der

Verteilung

der

Leichenslecke

an

der

Körperoberfläche ist eine solche auch bei der gerichtsärztlichen Leichenöffnung

zu finden.

an den inneren Organen übereinstimmend

Aus

obduzierenden

ihrer Verteilung

Gerichtsarzt

noch

eröffnen

mannigfache

sich

für den

Einzelheiten

für die Feststellung und Beurteilung über den jeweils vor­ liegenden Fall.

25

Die Erscheinungen an der Leiche.

e. Die Leichenstarre. Mit den Totenflecken zusammen ist ein vorzügliches Hilfs­ mittel zur Bestimmung der Sterbestunde bei einer uner­

wartet und ohne Zeugen aus dem Leben geschiedenen Per­ son das Einsetzen und die später folgende Lösung der Toten­

starre.

An jeder Leiche stellt sich nach der vorausgegange­

nen vollkommenen Erschlaffung der gesamten Muskulatur

des Körpers diese Starre ein, die nur unter Kraftanwendung zu überwinden ist. Die Muskeln werden in der Stel­ lung, die die unberührte Leiche im Tode innehatte, fest gespannt und verlieren eine gewisse Zeitdauer ihre, ihnen

im Leben

eigentümliche

Elastizität.

Dadurch

werden

die

Gelenke fest fixiert, so daß der Körper während der Dauer der Starre die

jeder an

ihm

Muskelstarre

einmal ohne





eingenommene gewaltsame

vorgenommenen

Haltung

auch

Einwirkung

bei

auf die

Lageveränderung

beibe­

hält. Versucht man die Starre noch in der Zeit ihrer Aus­

bildung gewaltsam wieder zu lösen, so tritt sie dennoch nach­ her wieder ein; sie kehrt aber nach gewaltsamer Lösung

nicht wieder, wenn sie bereits vollkommen war. Die Toten­

starre beginnt in der Regel 3 bis 4 Stunden nach dem

Tode, ist in der 7. bis 8. Stunde vollkommen ausgebildet und dauert im allgemeinen etwa bis zur 24. Stunde nach dem Tode.

Allerdings können die Zeiten des Beginnes und

der Lösung der Starre etwas schwanken

gelegentliche seltene

und es können

Fälle zur Beobachtung

kommen,

denen die Starre sofort nach dem Tode einsetzt.

bei

Die Ab­

weichungen von den üblichen Zeitverhältnissen sind beson­ ders durch die die Leiche umgebende Temperatur bedingt,

Die Erscheinungen an der Leiche.

26

eine Beschleunigung tritt erfahrungsgemäß auch häufig bei Tod durch Blitzschlag, durch Kopfschuß und nach gewissen Vergiftungen

z.

B.

durch

Strychnin

ein,

während

eine

merkliche Verlangsamung besonders beim Tode nach lan­ gem Siechtum beobachtet wird.

Sehr kurz

ist die Frist

zwischen dem eingetretenen Tode und Beginn der Toten­

starre in der Regel bei kleinen Kindern.

Hier beginnt die

Starre bereits 10 Minuten bis 1/2 Stunde nach dem Er­ löschen des Lebens.

Die Totenstarre beginnt immer im Kaugelenk.

Sie brei­

tet sich dann fortschreitend aus nacheinander am Hals, an den oberen Gliedmaßen, am Rumpf und schließlich an den

unteren Gliedmaßen.

Die Reihenfolge, in der die Teile

des Körpers befallen werden, ist absolut charakteristisch. Die selbständige Lösung nach der etwa 16—20 stündigen Starre

geht typisch in der umgekehrten Reihenfolge vor sich. Die Ursache der Leichenstarre liegt in der Einwirkung der nach dem Tode im Körper sich bildenden fettsauren Leichen­

gifte auf das

Muskelgewebe,

nach

deren

Wirkung

dann

wieder eine vollkommene Erschlaffung der Muskulatur folgt. Zu erwähnen ist hier noch der Unterschied zwischen Toten­ starre und Kältestarre, die bei Erfrierungen im Winter vor­ kommt.

Bei der Totenstarre bleiben die Haut, dle Lippen,

die Nasenspitze und die Ohrläppchen weich und beweglich; bei der Kältestarre werden gerade diese der Kälte am stärksten

ausgesetzten Körperteile am schnellsten glashart und spröde bis zur Brüchigkeit.

Verwechslungen in dieser Hinsicht dürf­

ten also kaum vorkommen.

27

Die Erscheinungen an der Leiche.

f. Die Zersetzungs- und Fäulnisvorgänge. Sehr bald, wenige Stunden nach dem Tode bereits, be­ ginnen sich an der Leiche Veränderungen — zunächst noch

schwach, später immer deutlicher — bemerkbar zu machen, die man als Fäulnis oder Verwesung bezeichnet. Die jedem

Körper anhaftenden Bakterien und Bazillen, die im Leben

unter normalen Verhältnissen, wie z. B. die Colibazillen, nur auf den Verdauungsapparat beschränkt bleiben, begin­ nen sich nach dem Tode über den ganzen Körper auszu­

breiten und die Gewebe zu zerstören und aufzulösen.

Umgebung,

warmer

in

den

Sommermoilaten,

In

besonders

wenn häufige Gewitter auftreten, und nach schweren In­

fektionskrankheiten geht dieser Vorgang mit seinen Folgen schneller vor sich, als sonst im allgemeinen beobachtet wird; ebenso

werden

die

Organe mit

lockerem,

weichem,

saft­

reichem Gewebe wie die Lungen, die Milz usw. schneller

befallen als die festeren Körperbestandteile, wie die Musku­

latur und die muskulösen Organe.

Durch die Zersetzungs­

vorgänge wird die Farbe des Körpergewebes verändert und

nimmt einen gelblichgrünen bis grünen bis bläulichgrünen Ton an.

Gase,

Ferner

besonders

entstehen durch den Gewebszerfall freie Schweselwasserstosfgase,

die

einmal

der

Leiche den typischen stinkenden Verwesungsgeruch geben, an­ dererseits den Körper bis zur Entstellung aufblähen und

auftreiben und bei hochgradiger Fäulnis die Gesichtszüge schnell verändern. Zuerst kennzeichnen sich die Verwesungserscheinungen in

den unteren Partien der Bauchhaut oberhalb der Leisten­

beuge.

An dieser dünnsten Stelle der Bauchhaut zeigt sich

Die Erscheinungen an der Leiche.

28 eine

grünliche

der

Verfärbung

Haut.

der

Mit

zuneh­

menden Bildung des Schwefelwasserstofsgases breitet sich die

Verfärbung weiter über den Bauch nach oben aus und mit

ihrer Ausdehnung beginnt sich die Haut von ihrer Unter­

Allmählich nimmt diese Ver­

lage in Blasen abzuheben.

änderung die ganze Körperoberfläche ein, die Blasen Platzen

stellenweise infolge der hohen Spannung des Gases und der leichten Zerreißbarkeit

des Gewebes,

und

es entleert

sich daraus eine stinkende, nicht klare grünliche Flüssigkeit.

Ebenso bilden sich auch in den tieferen Körpergeweben und

in den Organen Fäulniserscheinungen, die das Gewebe auf­ lockern, zum Teil verflüssigen und mit Gasmassen durch­ setzen. — Diese Veränderungen beruhen teils auf der auf­

lösenden Tätigkeit der Bakterien, teils darauf, daß mit dem Aufhören

des

Substanz

umgestalten

Lebens

chemische

und

die

Vorgänge

die

komplizierten

organische Eiweißstofse

des Körpers durch Einwirkung des Sauerstoffes der Lust

in chemisch einfachere Bestandteile abbauen.

Die Wirkung

der Bakterien führt zur Fäulnis, die des Sauerstoffes zur

Verwesung. Besondere Merkmale neben dem Gesagten weisen noch die Wasserleichen auf.

Durch die aufquellende Eigenschaft des

Wassers bei längerer Einwirkung auf den toten Körper bil­

det sich eine „Gänsehaut" und an den Hohlhand- und Fuß­

flächen eiine dicke, faltige „Waschhaut", die sich nach der ein­ getretenen Lösung handschuhartig von der Unterftäche ab­

streifen läßt.

Die

jeweilige

Schnelligkeit

dieser

Bildung

an Wasserleichen hängt von der Temperatur des Wassers ab und von dem Umstand, ob die Körperobersläche durch

29

Die Erscheinungen an der Leiche. aufliegende Kleidungsstücke

gegen die intensiven Einflüsse

des Wassers zum Teil geschützt ist. An Wasserleichen zeigt sich ferner die Eigentümlichkeit, daß die Haare leicht aus­

fallen oder büschelartig verkleben und leicht brüchig wer­ den.

Die Hornhaut des Auges erfährt nicht wie sonst an

der Leiche die braune Eintrocknung, sondern sie quillt auf und verschleiert die darunterliegende Regenbogenhaut bis zur

Unkenntlichkeit. Als Nebenerscheinung an der Leiche, die ungeschützt liegt,

ist noch zu erwähnen, daß gelegentlich schon nach wenigen Tagen

Insekten sich

häufig

genug

ihre

ansiedeln.

Besonders

Eier auf Leichen

legen

Fliegen

wie überhaupt

auf

Kadavers ab, und man findet dann ihre Maden und Puppen im Gewebe und auf seiner Oberfläche.

Allerdings können

bei Personen mit sehr vernachlässigten Wunden diese Er­

scheinungen schon zu Lebzeiten bestanden haben.

g. Die Verwertung der Leichenerscheimmgen im Fahndungsdienste. Für den Kriminalisten ist es bei ungeklärten Todesfällen

von wesentlicher Bedeutung, an Hand des gegebenen Tat­ sachenmaterials den Zeitpunkt des eingetretenen Todes nach

größter Wahrscheinlichkeit ermitteln zu können, um diesen für die weiteren gerichtlichen Erhebungen unter genauester Angabe

solche

der

Einzelheiten

Feststellungen

sind

im

Bericht

äußerst

sestzulegen,

denn

für

Auf­

wertvoll

die

nahme der Verfolgung und ebenso für die Überführung bei Verbrechen.

Schon die Körpertemperatur der Leiche kann unter Be-

Die Erscheinungen an der Leiche.

30

rücksichtigung der äußeren Umstände allgemein daraus hin­

deuten, ob das Leben erst vor wenigen Stunden erloschen

ist, oder ob eine längere Zeitdauer seit dem Eintritt des Todes verstrichen ist.

Weitere Schlüsse lassen sich aber dar­

aus nicht mit Bestimmtheit ziehen. Ebenso geben die Erscheinungen an den Augen keine ge­ nauen Hinweise für die gewünschte Klarstellung.

Anders verhält es sich mit den Totenflecken als Ermitt­ lungszeichen

für die Todesstunde.

Sind

überhaupt

noch

keine Totenflecke zu erkennen, so kann der Tod erst vor ganz kurzer Zeit, höchstens vor 2 bis 3 Stunden erfolgt sein, denn erst darnach beginnen die ersten Anzeichen der Ver­

färbung sichtbar zu werden.

Lassen sich die erst schwach

ausgeprägten Flecke durch Fingerdruck noch fast vollkommen

zum Schwinden bringen, so spricht das untrügerisch dafür,

daß der Blutaustritt aus den Adern in das umgebende Ge­ webe und die Gerinnung noch nicht stattgesunden haben

und daß höchstens eine Zeit von strichen ist.

etwa 6 Stunden ver­

Kommt es durch den Fingerdruck nur noch zu

einer deutlich wahrnehmbaren Verblassung aber keinem Ver­

schwinden der bläulichen Verfärbung mehr, dann muß der Zeitpunkt des Todes schon einige Stunden weiter zurück­ liegen, jedoch nicht über ungefähr 12 Stunden, denn nach dieser

Frist

sind

die

Totenflecke

so

vollkommen

ausge­

bildet und durch die Gerinnung fest in das Gewebe einge­

bettet, daß sie weder durch Druck noch durch Lageverände­ rung an ihrer Intensität verlieren.

Noch sicherer wird die Ermittlung, wenn man zu diesen

Betrachtungen und Deutungen die Phasen in Berücksich-

31

Die Erscheinungen an der Leiche.

tigung bringt, die an der Leichenstarre aufeinander folgen.

Ist die Muskulatur noch vollkommen schlaff und weich, so kann

von

dem

Augenblick

dieser

Wahrnehmung

an



vorausgesetzt, daß die Starre sich später noch einstellt —

nur mit einer Zeit von höchstens 3 bis 4 Stunden seit dem Tode gerechnet werden. In den folgenden 3 bis 4 Stunden, also bis zur 7. bis 8. Stunde geht die Ausbildung der

Starre vor sich, die sich in dieser Phase dadurch auszeich­

net, daß sie sich nach einmal einstellt.

versuchter künstlicher Lösung noch

Von der 8. bis 24. Stunde nach Todes­

eintritt ist die Starre vollkommen und nach künstlicher Über­

windung derselben kehrt sie nicht wieder zurück. die Lösung

ohne

Beihilfe in

einzelnen

Beginnt

Gelenken bereits

wieder vor sich zu gehen, dann befindet man sich am Ende

dieser Phase.

Ist die Starre ohne gewaltsame Einwirkung

schon vorübergegangen, dann müssen seit dem Erlöschen des Lebens mindestens 24 Stunden verflossen sein.

Die Fäulnis- und Verwesungsvorgänge geben im allge­ meinen nicht so klare und engbegrenzte Zeitabschnitte an und deuten je nach ihrem mehr oder minder starken Fort­

schreiten auf eine längere oder kürzere Zwischenzeit seit der

Sterbestunde hin. Alle

diese

Zeitangaben

können

unter

den

früher

ge­

schilderten Voraussetzungen in gewissen Breiten schwanken, haben aber nach den gesammelten Erfahrungen und Beob­ achtungen doch allgemeine Gültigkeit, so daß andere Fest­ stellungen als Abweichungen von der Regel anzusprechen

sind.

D. Die Erscheinungen an der Leiche bei gewaltsamen Todesursachen. Die im

vorausgegangenen Abschnitt abgehandelten

Er­

scheinungen an der Leiche gelten in jedem Falle: sowohl nach natürlichem Tode, wie bei gewaltsamen Todesursachen.

Dort handelte es sich um die Beschreibung des regelmäßig Wiederkehrenden Verlaufes der Veränderungen, die sich zu

den

verschiedenen

Zeitpunkten

und

unter

den

äußeren Einflüssen an der Leiche vollziehen.

jeweiligen

Ganz anderer

Art sind die Erscheinungen an der Leiche, die zur Klärung

der Frage dienen, ob es sich bei einem gewaltsam verur­ sachten Tode um einen Unglücksfall, um eine Selbsttötung oder um eine Tötung durch fremde Hand in verbrecherischer Absicht handelte.

Da

die Todesarten durch

die verschie­

denen Mittel zur gewaltsamen Vernichtung des Lebens sehr

vielfältig sind, so müssen die Erscheinungen an der Leiche bei den verschiedenen Todesursachen einzeln für sich behan­ delt werden und die Unterschiede hinsichtlich der charakte­

ristischen Merkmale, die je nach ihrer Art auf Unglückssüll, Selbstmord oder Verbrechen hindeuten, wechselseitig in Ver­ gleich

gestellt

werden.

Eine

durchaus

einwandfreie

und

eindeutige Feststellung in dieser Hinsicht ist von wesent­

licher Bedeutung für die Gerichte, da in häufigen Fällen unerwartet und ohne Zeugen eingetretenen Todes die An­ nahme eines Verbrechens zunächst gestellt wird und gestellt

Die Erscheinungen an der Leiche usw. werden muß.

33

Genaueste Prüfung und bestmögliche Ber-

wertung der Erscheinungsformen ist für die weiteren Maß­ nahmen von allergrößter Wichtigkeit.

Voraussetzung hier­

für sind naturgemäß umfassende theoretische und praktische Kentnisse und Erfahrungen.

a. Tod durch Verletzungen. Eine Verletzung, im allgemeinen betrachtet, wird durch eine

gewaltsame

Durchtrennung

von

zusammengehörigem

Körpergewebe mittels eines festen, dafür geeigneten Gegen­ standes herbeigeführt.

Dabei verursachen die verschiedenen

Arten der benutzbaren Gegenstände entsprechend ihrer Form

und ihrer Handhabung auch Verletzungen unterschiedlicher Gestalt, Ausdehnung und Wirkung. So werden „Schnittver­ letzungen" sich als glatte Durchtrennungen des Körperge­ webes von der Haut aus in die Tiefe auszeichnen, die unter

gleichzeitigem Druck und Zug

durch

einen

scharfkantigen,

schneidenden Gegenstand, also zum Beispiel durch ein Messer

oder Glasscherben usw., beigebracht werden. — Bei „Hieb­

verletzungen" erfolgt die Durchtrennung des Körpergewebes mittels eines mit einer Schwere versehenen Gegenstandes

durch die Kraft des den Gegenstand führenden Armes und durch

die dem

Gegenstände

eigene

Schwere.

Die Hieb­

verletzungen zeichnen sich gegenüber den Schnittverletzungen neben der Länge der Wunde durch besondere Tiefenwirkung

und hervorragende Gefährdung auch der festen Knochen aus.

— Bei „Stichverletzungen" dringt ein mehr oder weniger

scharf gespitzter Gegenstand unter Anwendung von Druck im Stoß bei der Gewebsdurchtrennung lediglich in die Tiefe Rehfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen.

3

34

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

des Körpers. — Bei den „Schußverletzungen" wirkt das

durch entzündetes Pulver getriebene Projektil entweder ober­

flächlich bei Streifschüssen oder in die Tiefe beim Einschuß unter

gleichmäßiger

Gefährdung

der

Weichteile

wie

der

Knochen. — Bei „Verletzungen durch stumpfe Gewalt" ver­

ursacht ein mit mehr oder minder breiter, umschriebener Angriffsfläche versehener Gegenstand durch die ihm anhaf­ tende Schwere und durch die Kraft des ihn führenden Armes

eine

Zerreißung

und

Zermalmung

der

Gewebe,

wobei

unter gewissen Umständen die äußere Haut nur geringe Be­ schädigungen aufweisen braucht, während die darunter lie­ genden Gewebe und Organe schwerste Zerstörungen erfahren

haben können.

Es können durch das stumpfe Gewaltmittel

aber auch fast glattrandige Wunden gesetzt werden, so daß zunächst der Eindruck einer Schnittwunde hervorgerufen wird.

I. Tod durch Schnittverletzungen. Schnittverletzungen können im Unglücksfall, in selbstmör­ derischer Absicht oder durch ein Verbrechen beigebracht werden.

Die Mehrzahl der Todesfälle nach Schnittverletzungen durch Unglückssall sind die Folge einer größeren oder geringeren

Fahrlässigkeit oder aber besonderer Gefährdung in Berufen, wie sie in der Industrie und der Landwirtschaft durchaus nicht selten sind.

Aus sie braucht hier im einzelnen nicht

eingegangen werden, da selbst bei Todesfällen ohne Zeugen der Zusammenhang meist aus dem gesamten Bilde verhält­

nismäßig leicht zu erklären ist.

Anders verhält es sich bei

der Selbsttötung und beim Mord, bei denen zunächst starke Zweifel nach dieser und jener Richtung

bestehen können,

35

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

denn die Schnittwunden als solche weisen in ihren Grund­ formen keine nennenswerten Unterschiede auf. Sie sind länglich, mit größerem Längs- als Tiefendurch­ messer, sie haben glatte Wundränder, die nur nach Verwen­

dung schartiger Instrumente zerfetzt sein können, und die

Wundränder klaffen entsprechend der Tiefe und Länge der Wunde, so daß diese eine länglich-ovale Gestalt ninitntntL Meist ist der Ansangsteil der Wunde, wo das schneidende

Instrument mit Druck eingesetzt wurde, tiefer als der End­ teil, in dem nur noch der Zug fast allein wirkte.

Wurde

das schneidende Instrument mit Kraft mehrmals

in die

gleiche Wunde eingesetzt, so finden sich in der Regel meh­ rere Wunden innerhalb der einen äußeren Verletzung, gele­

gentlich mit Fetzenbildung und Einkerbungen in den Wund­ rändern.

Es kann aber auch bei einer einfachen Schnitt­

wunde der Eindruck wachgerusen werden, daß es sich um mehrere

Schnitte

handelt,

wenn

eine

faltige,

runzelige

Hautpartie (z. B. der Hals bei alten Leuten) getroffen ist. Infolge der glatten Gewebsdurchtrennung sind Blutergüsse

unter der Haut in der Umgebung der Wunde gar nicht oder nur in minimaler Ausdehnung vorhanden.

Die erste, das Leben gefährdende und meist zum Tode führende Folge der Schnittverletzungen ist die Blutung aus

den Wunden, die um so stärker und schneller vor sich geht, je mehr und größere Blutgefäße durchtrennt wurden.

Im

allgemeinen tritt nach einem Verlust von l1/2 bis 2 Liter Blut der Tod ein, bei verhältnismäßig geringerer Menge,

wenn die Blutung sehr heftig und stark ist, während bei

langsamer Blutung die verlorene Blutmenge bis zum Er3*

36

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

löschen deS Lebens größer sein kann.

Mit der fortschreiten­

den Blutung stellt sich eine Blässe der Schleimhäute und der Haut und auch der inneren Körperorgane ein, da mit

dem ausströmenden Blute auch der an die roten Blutkörper­

chen gebundene rote Farbstoff aus dem Körper verschwindet. Gelegentlich kann der Tod auch sehr schnell nach dem bei­

gebrachten Schnitte eintreten, ohne daß bereits große Blut­ mengen verloren oder lebenswichtige Organe getroffen wor­ den sind, nämlich dann, wenn nach der Durchtrennung einer

größeren Vene (Blutader) in dieser durch die zum Herzen

strömende Blutmasse Luft aufgesogen und zum Herzen mit­ gerissen wird.

Dort bildet die Luft mit dem Blute durch

die Wirbelbewegungen in den Hohlräumen eine schaumige

Masse, die den sofortigen Tod herbeiführt.

Man spricht

bei solchen Vorkommnissen von „Luftembolien". Bei

Gesichtswunden

und

tiefen

Halsverletzungen

mit

Einschnitt der Luftröhre kann der Tod dadurch verursacht

werden, daß Blutmassen in die Luftröhre einfließen und bei

der Einatmung mit in die Lungenbläschen hineingerissen

werden.

Das

Blut füllt dort

einen

mehr oder minder

großen Teil der feinen Hohlräume, schaltet einen Bezirk der Lungen an der Atmung aus und führt zum Tode.

Man nennt dies eine „Blutaspiration". Für die Beurteilung

der Frage, ob

beim Tod

durch

Schnittverletzungen Mord oder Selbstmord ein Leben ver­

nichtet hat, ist die genaue Untersuchung der Leiche wie eine

eingehende Besichtigung des Tatortes durchaus vonnöten. Der Selbstmörder, der seine Tat in Ruhe mit Vorbedacht

vorbereitet, handelt im allgemeinen auch zweckentsprechender

37

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

und verstandesmäßiger als der Mörder, den die Eile bei der Erledigung seiner verbrecherischen Handlung treibt. Da­

her findet man in der Regel, daß beim Selbstmörder die Körperpartie, in die der Schnitt beigebracht wurde, von der

Kleidung

sorgfältig

vorher

entblößt wurde,

während

der

Mörder seine Waffe auch durch die Kleidung hindurchwirken

läßt.

Ebenso wählt der Selbstmörder zur Erzielung eines

schnellen

und

sicheren

Erfolges

seiner

Handlung

wohl­

überlegt grundsätzlich nur solche Körperstellen für die beizu­

bringenden Verletzungen aus, wo er nach seiner Kenntnis

auf lebenswichtige Organe oder stark blutende Gefäße trifft oder diese wenigstens vermutet, während der Mörder, der

mit dem Widerstande seines Opfers kämpfen oder doch aus einen solchen Kampf gefaßt sein muß, weniger wählerisch

zufchneidet, wo immer sich ihm Gelegenheit bietet.

Ferner

ist für die Beurteilung von Wichtigkeit auch die Schnittrich­

tung am Körper.

Ein Selbstmörder setzt sein schneidendes

Werkzeug so an den Körper an und führt den Schnitt in der Richtung aus, in der seine ausübende Hand mit unge­ schwächter Kraft in ungekünstelter, natürlicher Haltung die

größte Wirkung erreicht, oder mit anderen Worten, er wird

nicht eine Schnittrichtung wählen, die so unbequem ist, daß er

dadurch

seine

Kraftleistung

vermindern

wird.

Bei

Durchschneidungen der Pulsadern versucht der Selbstmörder immer, diese quer zu ihrem Verlauf — häufig in mehreren

Schnitten — zu durchtrennen. Bei Halsschnitten ist die Richtung, in der die Wunde

verläuft, bedeutungsvoll für die Klarstellung der vorausge­

gangenen Tat.

Ein rechtshändig veranlagter Selbstmörder

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

38

führt in der Regel den Schnitt mit seinem Messer beim Durchschneiden — gemäß der bequemsten und wirksamsten

Haltung — von links oben nach rechts unten, so daß die

Schnittwunde hinter oder dicht unter dem linken Ohre be­ ginnt, dort auch am tiefsten gesetzt ist und in schräger Rich­

tung nach rechts abwärts über die vordere Halssläche ver­ läuft.

Querverlaufende, horizontale Halsschnittwunden deu­

ten im

allgemeinen

aus gewaltsamen

Tod

durch

fremde

Hand hin und kommen — jedoch selten — bei Selbstmör­

dern dann vor, wenn der Kops während der Ausführung des Schnittes stark nach links gebeugt war. Schnittwunden,

die über dem Hals von rechts oben nach links unten ver­ laufen, weisen immer auf einen Mord hin, wenn der Ver­

storbene nicht Linkshänder war.

Angaben

beigebracht

(Wenn nicht glaubwürdige

können,

werden

versucht

man

die

Rechts- oder Linkshändigkeit an der Schwielenbildung in den Händen zu erkennen, denn die Arbeitshand hat immer

auch stärkere Schwielenbildung.)

Aus der Tiefe der Hals­

schnitte läßt sich der Schluß ziehen, daß bei sehr tiefen Wunden mit größter Wahrscheinlichkeit Mord anzunehmen

ist sowohl bei Einzahl der Schnittwunden wie auch bei mehreren Schnitten — möglicherweise auch innerhalb einer

Wunde —, die der Mörder zur gründlichen Wirkung seiner

Tat ausführte. selbstmörderischer

Halsschnittwunden bis zum Halswirbel in

Handlung

sind

sehr

selten;

dagegen

sehr häufig findet man bei Selbstmorden mehrere Hals­ schnittwunden, von denen die ersten oberflächlich und zag­

haft beigebracht waren. Sind an einer Leiche mehrere bis zahlreiche Schnittwunden

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

39

am Körper vorhanden, so sind aus ihrer Verteilung und

örtlichen Lage wichtige Schlüsse für den Kriminalisten zu Da der Selbstmörder, wie oben bereits gesagt, sein

ziehen.

Mordinstrument nur auf Körperstellen ansetzt, die nach sei­ ner Überzeugung allein geeignet oder Erfolg versprechend

sind,

gilt

die

daß

Regel,

bei

mehrfachen

Schnittverlet­

zungen, die gehäuft sich an einer für die eigene Hand des Verletzten leicht

und

bequem zugänglichen

Stelle, zumal

wenn die Lage am Körper geschickt ausgesucht ist, oder an

mehreren Stellen befinden, die jede für sich zur Tötung ge­

eignet ist, im allgemeinen ein Selbstmord anzunehmen ist. Hierfür sei folgendes Beispiel genannt: Die 24 jährige Toch­

ter des Gastwirts A. in S. hatte ein Verlöbnis gelöst, was ihr leid wurde.

Sie kaufte in einem Stahlwarengeschäft

ein Rasiermesser, begab sich damit in die Laube ihrer El­

tern und versuchte, sich an verschiedenen Körperstellen die

Schlagadern zu öffnen.

Es wurden Verletzungen an bei­

den Handgelenken und an den Ellenbogenhöhlen und am linken Fuß oberhalb des Knöchels gefunden.

schlagader zu öffnen, hatte sie versucht.

Auch die Hals­ Zuletzt hatte sie

sich mit dem Rasiermesser den Kehlkopf durchschnitten. Durch

diese vielfachen Selbstverletzungen hatte sie den Tod ge­ funden.

Bei vielfachen Schnittverletzungen, die mehr oder

weniger wahllos an der Leiche verteilt sind, ist mit der

Tatsache eines Mordes zu rechnen, bei dem vielleicht, um den Widerstand des Getöteten zu brechen, der Mörder wild und regellos zugeschnitten hat, bis die Kraft seines Opfers erlahmt war.

Die Annahme des Mordes wird noch be­

sonders gestützt, wenn die Schnittwunden durch die eigene

40

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Hand des Toten wegen ihrer schwer oder nur sehr unbe­ quem oder ohne Kraft erreichbaren Lage kaum oder über­

Ebenso sprechen für

haupt nicht beigebracht sein können.

Mord

mehrere

ausgedehnte,

schwere

Schnittverletzungen,

von denen jeder Schnitt allein tödlich wirken mußte. Von besonderer Bedeutung für die Beurteilung und Klä­ rung der Todesart sind auch noch die Hand- und Finger­

verletzungen, die in ihrer Art gewisse Gesetzmäßigkeiten er­

kennen lassen.

zwei Gruppen:

Man bei

unterscheidet ihrer Anordnung nach

der

ersten

Gruppe liegen

die

Ver­

letzungen in der Hohlhand und auf der Beugeseite (Innen­

seite) der Finger.

nannten

Es handelt sich bei ihnen um die soge­

Abwehrverletzungen,

die

dadurch

zustande

kom­

men, daß das Opfer des Verbrechens im Abwehrkampf ver­

sucht,

die

Waffe des

Täters

von

seinem

Körper

abzu­

wenden, sich vor ernstlichen Verletzungen zu schützen oder die Waffe dem Täter zu entwinden.

Dabei faßt der Ange­

griffene in die Klinge, die bei dem Kampf die inneren Hand- und Fingerflächen verwundet.

Die Schnittwunden

zeichnen sich hier als längere oder kürzere gmtte Wunden

aus, oder aber häufig sind sie auch dergestalt, daß größere

Haut- und Fleischlappen losgelöst sind.

Ganz anders ge­

artet sind die Fingerverletzungen bei der zweiten Gruppe.

Sie verlaufen quer über die Fingerkuppen dicht neben den

Nägeln oder auch über diese hinweg und entstehen dadurch, daß der Selbstmörder bei der Ausführung seiner Tat ver­

sucht, mit der zweiten Hand zur Erzielung einer stärkeren Wirkung die Haut an der Einschnittstelle zu spannen und

dabei in seiner Unruhe auch die Finger mit dem Messer

41

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

trifft und einschneidet, oder aber, wenn er bei Benutzung eines sehr langen Messers mit beiden Händen zugreift und

mit einer Hand die Messerspitze umfaßt, die die Finger­ spitzen verletzt.

Während also die erste Gruppe der Hand­

verletzungen durchaus auf ein Verbrechen hindeutet, ist die

typisches Kennzeichen für Selbstmord.

zweite Gruppe ein

Eine bei uns seltene Todesart, halber

hier

(Harakiri).

sein

erwähnt

soll,

die

der Vollständigkeit

Bauchaufschlitzen

das

ist

Dabei ist im allgemeinen anzunehmen, daß bei

Selbstmord die Kleidung vorher entfernt wurde, während bei Mord der Schnitt durch die Kleidung geführt wurde.

Als Selbstmord kommt diese Todesart wohl nur bei geistig anormalen Personen und vielleicht auch bei Betrunkenen vor.

II. Tod durch Hiebverletzungen. Hiebverletzungen Werkzeuge

und

ähnliche, bei

verbunden

mit

beigebracht

werden

Ausmaßes

größeren

durch

Äxte,

wie

denen das

Gewicht des

Kraft

führenden

der

des

scharfkantige

Beile,

Säbel

Instrumentes wirkt.

Armes

Die Wunden sind in der Regel tief und die Werkzeuge ver­

ursachen beim Aufschlagen auf Knochen mehr oder minder starke

Beschädigungen

derselben

von

einfachen

rillensör-

migen Einkerbungen bis zu schwersten vollkommenen Zer­ trümmerungen.

sein. per

Die

Durch

abgetrennt

Körperteile

Wunden lassen

ziemlich

eindeutig

können

Hiebverletzungen

und

die

aus

auf

die

Körperhöhlen

ihrer

Lage

Richtungen

aus denen die Hiebe beigebracht wurden.

ganze

eröffnet

zum

Kör­

schließen,

Der Tod nach

Hiebverletzungen tritt entweder infolge der schweren Ber-

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

42

letzung lebenswichtiger Organe ein,

er ist die Folge

oder

des verursachten starken Blutverlustes, besonders bei Durch­ trennung der größeren Gefäßstämme,

der Verletzung

durch

eine

oder häufig folgt

vergiftung). — Im allgemeinen

ist

aus

er

(Blut­

Wundinsektionskrankheit

Hiebverletzungen

auf einen Mord zu schließen, denn aus selbstmörderischer

Absicht kommen sie nur sehr selten vor, und es handelt sich dann bei diesen fast immer nur um Schädelverletzungen an der Stirn- und vorderen Scheitelpartie, die in der Mehr­ zahl beigebracht wurden und parallel zu einander verlaufend

nur kleinen

einen

Hiebverletzungen

Raum

spricht

einnehmen.

die

kreuz-

Für

und

Mord

durch

querverlaufende

Richtung und die Verteilung der Wunden über den gan­ zen Kopf, besonders Hinterhaupt und Nacken.

III. Tod durch Stichverletzungen. Die Stichverletzungen, die für Selbstmord selten gewählt werden, zeichnen sich durch kleine äußere Wunden aus, die

aber

dafür

reichen.

um

so

tiefer

in

das

Körpergewebe

hinein­

An den Stichverletzungen kehren einige besonders

charakteristische Anzeichen

für

die

Beurteilung

der

Vor­

gänge vor dem Eintritt des Todes immer wieder, die be­

reits an früheren Stellen als Unterscheidungsmerkmale beim Selbstmord und beim Morde angedeutet wurden.

Der Selbstmörder — das ist eine allgemein gültige Er­ fahrungstatsache — entblößt vor der Tat die Körperstelle,

in die er das stechende Instrument stoßen will, von der darüber befindlichen Kleidung.

Sind dagegen die Kleider

über der Stichwunde nicht entfernt und mit dem Mord-

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

43

Werkzeug durchstoßen, so ist der Verdacht auf einen Mord

immer berechtigt und ganz sicher dann, wenn die durch­

stochene

zum

Kleidung

Vortäuschen

nachträglich beiseite geschoben ist.

Selbstmordes

eines

Weiterhin hat die Er­

fahrung gelehrt, daß bei mehrfachen Stichverletzungen, die „in gruppenweiser Anordnung" in schneller Folge an der

gleichen

darunter

Körperstelle,

einzelne geringfügig

und

oberflächlich, z. B. der Herzgegend beigebracht wurden, die Annahme

einer

Verteilung der

Selbsttötung

berechtigt

ist,

während

die

mehrfachen Stichverletzungen beim Morde

ganz regellos und vielfältig zu sein pflegt, da der Mörder

Augenblicke

jede im

Zustoßens

des

beliebige

ungeschützte

Körperstelle zur Vollbringung seiner Tat zu verletzen sucht. Für Mord spricht besonders auch das Vorhandensein wahl­ los verteilter Wunden an Oberarm, Unterarm und Hand,

die bei der Abwehr empfangen wurden, und wenn Wun­ den an Körperstellen liegen, die der Getötete selbst nicht

oder kaum erreichen konnte. Die

Wunde

mandelförmiger einen

kann

selbst

Gestalt

sein,

eine

reine

Stichwunde

sie

kann

aber

Wechsel in der Führung

des

auch

Mordwerkzeuges bei

der Handlung in eine Schnittwunde übergehen. pische

Mandelsorm

wird

spitzen Mordwerkzeugen

besonders

ohne

von

durch

nach

Schneide

Die ty­

Stichen

verursacht,

mit kann

aber auch unabhängig von der Werkzeugsorm bei reinen

Stichverletzungen

mit

oder mit vierkantigen entstehen.

ein-

oder

zweischneidigen

oder psriemförmigen

Messern

Instrumenten

Bedingt ist die Wundsorm durch die der Haut

eigentümliche Spaltbarkeit und durch die elastische Span-

44

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

nung der Haut.

— In

eine Schnittverletzung geht die

Stichwunde über, wenn beim Einstich oder beim Heraus­

ziehen die das

schneidende Mordwerkzeug

führende Hand

einen Druck aus die Rückseite des Instrumentes ausübte

und somit eine Erweiterung der Wunde geschaffen wurde. Auf das Mordwerkzeug selbst kann aus der Form der

Wunde in den meisten Fällen kaum gefolgert werden, und

noch schwerer sind bestimmte Schlüsse auf seine Größe und Breite möglich, da die elastischen Körpergewebe, besonders

die Haut sich während des Stiches dehnen und nach dem­ selben um ein gewisses Maß wieder zusammenziehen kann. So ist durchaus nicht selten, ja fast in der Regel die Öff­

nung

der

Stichwunde

enger

als

der

Durchmesser

einer

Stichösfnung in einem unelastischen Material wie Karton­ papier mit dem gleichen Instrument, mit dem die Wunde gesetzt wurde.

Nur in der Länge kann die Wunde insofern

nicht vom Instrument abweichen, als sie nicht tiefer sein kann als das benutzte Mordwerkzeug lang ist.

Der Tod tritt ein durch Verletzung mit schwerer Schädi­ gung lebenswichtiger Organe, durch

Verbluten

aus

gro­

ßen Blutgefäßen oder als spätere Folg^ der Verwundung

durch Infektionskrankheiten. Den Stichverletzungen stehen die Bißwunden nahe, die

ost sehr deutlich jeden Zahnabdruck erkennen lassen und bei Bissen durch Menschen dann aus

Gipsabdrücken des Ge­

bisses die Jdentitätsfeststellung des Täters möglich machen,

da die Zahnsormen und Zahnstellungen fast ebenso indi­ viduell sind wie die Linien in den Fingerabdrücken.

45

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

IV. Tod durch Schnßverletzungen. Die Zahl der Fälle gewaltsamen Todes durch Schuß­

verletzungen

häufig

außerordentlich

ist

zur

Vernichtung

des Lebens sowohl in selbstmörderischer Absicht (vorzugs­ weise beim männlichen Geschlecht) wie durch fremde Hand.

Wenn auch hin und wieder die Klärung der Tat außer­ ordentlich schwierig und nur unter Anwendung aller be­ kannten

wissenschaftlichen

Hilfsmittel

möglich ist,

so

ist

doch die Mehrzahl der Todesfälle hinsichtlich der Täter­ schaft nach den aus der Erfahrung gewonnenen und gül­ tigen Regeln

und

Gesetzmäßigkeiten unschwer

zu

klären.

Aus dem Verlauf des Schußkanals ist die Richtung fest­

zustellen, aus der geschossen wurde; aus der Schußwunde im allgemeinen ist mit ungefährer Sicherheit, bei Steck­ schüssen ist aus dem vorgefundenen Geschoß mit Bestimmt­

heit auf die Waffe zu schließen, die zur Verübung der Tat verwendet wurde.

Zu unterscheiden ist bei Schußverletzungen zunächst zwi­ schen Durchschüssen, Steckschüssen

und Streifschüssen.

Bei

den Durchschüssen zeigt sich am Körper eine Einschußwunde, ein

Schußkanal

und

eine

Ausschußwunde.

Bei

Steck­

schüssen findet man eine Einschußöffnung und einen län­

geren oder kürzeren Schußkanal, an dessen Ende im all­ gemeinen das

Geschoß

liegt.

Streifschüsse

reißen

rillen­

förmig die Körperoberfläche auf; die Wunden haben also

keine isolierte Öffnung und keinen röhrenförmigen Kanal, sondern sie ähneln eher einer mehr oder minder

langen

Schnittverletzung. Bon hervorragender Wichtigkeit für die Beurteilung der

46

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Schußverletzungen ist die Gestalt der Einschußöffnung und das Aussehen ihrer Umgebung.

Die Einschußöffnung kann

entsprechend der Wirkung unserer Handfeuerwaffen je nach der Entfernung,

ebenso

größer,

aus der das Geschoß abgeseuert wurde, groß

oder

kleiner

Durchmesser und Umfang sein.

als

Geschoß

das

im

Größer als der Geschoß­

querschnitt ist die Einschußwunde, wenn es sich um einen

sogenannten

Diese

handelt.

Nahschuß

Einschußwunden

haben als weiteres Erkennungsmal, das auf die geringe

Entfernung der Abschußstelle

Körper hin­

zum verletzten

deutet, einen Kranz von strahlenförmigen Hautverletzungen, die den Eindruck einer schwachen Sprengung der Körper­ oberfläche

erwecken

und

weitgehende

wenn die Wasfenmündung setzt war.

Zersetzungen

der Körperstelle

direkt

zeigen,

aufge­

Bei zunehmender größerer Entfernung, aus der

die Schüsse

wurden,

abgegeben

die

werden

Einschußöff­

nungen den Querschnitten der Geschosse gleich und schließ­ lich sogar kleiner als diese.

ligen wunde.

in

Hautverletzungen

Bei Nahschüssen

verletzung

und

ihrer

Sicherheit

auf

die

Hier fehlen dann auch die strah-

Umgebung

der

ist aus

näheren

mit

Umgebung

genaue Entfernung

der der Schuß fiel.

Einschuß­

der

dem Bilde der Schuß­

ziemlicher

zu schließen, aus

Bei kurzen Entfernungen von einigen

Zentimetern ist die die Einschußöffnung umgebende Haut

durch

eine

Leiche

als

Verbrennung ein

roter

bis

graubrauner

nung

die

Körperhaare

Nachbarschaft

ausgezeichnet,

ringförmiger,

abhebt.

die

sich

harteingetrockneter,

Brandsaum,

abgesengt

Weiterhin

in

sind,

dessen aus

liegt der

an

der

braun­ Ausdeh­

der

blassen

Haut

schmie-

47

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

tiger, schwarzer

aufgelagert, der sich ab­

Pulverschmauch

wischen läßt, und in die Haut eingebettet zeigen sich dunkle

Pünktchen und Flecken eingetriebener, unverbrannter Pul­

verkörnchen, die beim Schuß von dem Geschoß mitgerissen Solche

wurden. gen

Pulverschmauchauflagerun­

Brandsäume,

Pulvereinsprengungen

und

sich

zeigen

bei

Schuß­

verletzungen aus Entfernungen bis zu etwa 20 cm.

Bei

mehr als ungefähr 30 cm Entfernung findet man keinen Pulverschmauch mehr aufgelagert, und die Pulvereinspren­

gungen in

die Haut kommen in der Regel nur bis zu

Entfernungen von ca. 60 cm vor. vereinsprengungen

wächst

mit

Der Umkreis der Pul­

der

Entfernung

größeren

vom Körper, ist

der W'affenmündung

also bei Schüssen,

bei denen die Mündung auf die Haut aufgesetzt war, kaum

oder gar nicht vorhanden, da in diesen Fällen die Pulver­ körnchen in

den Wundkanal selbst hineingepreßt

während der Umkreis

bei größeren

wurden,

Entfernungen infolge

der Erweiterung des Streukegels (wie bei Schrotschüssen) bis zu 10—15 cm Durchmesser haben kann.

Der Schußkanal

kann

sehr

verschieden

ohne

aussehen,

daß daraus irgendwelche besonderen Schlüsse auf die vor­

ausgegangene Tat gefolgert werden können. fachsten

Fällen stellt

Körpergewebe dar.

er einen

Die

glatten

In den ein­

Gang

durch

das

explosive Wirkung des Geschosses

kann aber auch zu schweren Gewebszerreißungen führen, zu umfangreichen Zerfetzungen der Muskulatur und

troffenen

rissene

zu

Knochen.

Kleiderfetzen,

schweren Im

inneren Organe und der

Zertrümmerungen

Schußkanal

abgesprengte

können

Geschoßteile

der

sich

ge­

mitge­

und

los-

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

48 gerissene

Der

finden.

Knochensplitter

Schußkanal

kann

auch von seiner ursprünglich geraden Bahn bis zur starken

Winkelbildung

wenn

abweichen,

durch

den

Anprall

des

Geschosses aus einen Knochen eine Ablenkung aus der ur­ sprünglichen Flugrichtung verursacht wurde. Handelt es sich bei der Verletzung um einen Steckschuß, so muß das Geschoß

sich natürlich noch im Körper besinden, und es kann nach seiner Entfernung gelegentlich der gerichtsärztlichen Körper­ öffnung zur Feststellung der gebrauchten Waffe dienen.

Die Ausschußöffnungen die

häufig

mit

sind

sie

Einschußwunden, zerrissenen

in der Regel größer als

zeigen

und

unregelmäßige

zerfetzten

Gestalt,

Wundrändern

bis

zum Ausmaß umfangreichster Zerstörungen. Besonders cha­ rakteristisch tritt dieses Bild in Erscheinung, wenn durch den Schuß auch

wurden,

wie

Knochen durchschlagen oder zertrümmert

sich

dies

verletzungen kundtut. ten

Knochenmassen

am

eindruckvollsten

bei Schädel­

Hier wirken die auseinandergespreng­ am

stärksten

trichterförmig

zerstörend

auf die ausliegenden weichen Gewebsteile des Gesichtes oder der Kopsschwarte.

Über die Tat selbst mit ihren einzelnen

Begleiterscheinungen

gibt

die

Ausschußöfsnung

sonst

kei­

nen nennenswerten Aufschluß. Zu erwähnen ist an dieser Stelle noch, daß bei Schrot­ schüssen die Entfernung

der

einzelnen

Einschußöffnungen

voneinander abhängig ist von der Entfernung, aus der der

Schuß abgegeben wurde.

War diese groß, so liegen die

Einschußwunden infolge der Streuung verhältnismäßig weit

voneinander, wurde der Schuß aus größerer Nähe abge­ feuert, so liegen die Wunden eng beisammen; wurde die

49

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Mündung beim Abschuß dem Körper ganz nahe gehalten oder auf denselben ausgesetzt, so findet sich häufig nur ein«

einzige Einschußöffnung. Das Urteil, ob die Schußverletzung durch die Hand des Getöteten selbst oder durch fremde Hand beigebracht wurde,

Hier fehlen

ist bei Fernschüssen am einfachsten zu fällen.

die Pulvereinsprengungen, die

Pulverschleimauslagerungen

und der Brandsaum, und die Tat kann nur durch fremde Hand vollbracht sein.

beiführung

legungen und

Bei Nahschüssen müssen zur Her­

eindeutigen

einer

Feststellungen

Entscheidung

mitwirken.

andere

Hier

Über­

gelten

die

gleichen grundsätzlichen Tatsachen wie bei den übrigen Ver­

letzungen, daß der die Tat vorbereitende Selbstmörder in

der Regel die Kleidung von der Stelle des Körpers löst, in

die er den Schuß abgeben will, daß er ferner bedacht ist, mit einem Schusse die stärkste Wirkung zu erzielen und

daher bestimmte, besonders geeignete Körperstellen in seiner

Auswahl bevorzugt wie

die Herzgegend, die Stirn, den

Mund und die Schläfe und rechte,

der

Linkshänder

die

zwar der Rechtshänder die

linke

Schläfe.

Wenn

man

weiterhin berücksichtigt, daß mehrere Schußverletzungen im allgemeinen gegen die Annahme eines Selbstmordes spre­

chen, zumal wenn es sich um mehrere schwere, tödlich wir­ kende Verletzungen handelt, und daß bei Kopfschüssen die

Richtungen des Schußverlaufes von unten nach oben, von vorn nach hinten und von der Seite

für Selbstmord spre­

chen, Schußführungen von oben nach unten oder gar von

hinten

nach

Handlung

vorn

aber

die

Annahme

ausschließen,

so

einer sind

selbstmörderischen

aus

solchen

Re hfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellimgen.

Über-

4

50

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

legungen, verbunden mit den Feststellungen aus der Auf­ nahme des Lokalbesundes — Lage der Leiche und Zustand

Verteilung

Kleidung,

ihrer

Blutes

des

und

Lage

der

Waffe, an der die Fingerabdrücke nachzuprüfen sind — die

Folgerungen für die absolute Klärung der Tat im allge­

Die Stelle der Einschußöff­

meinen nicht sehr schwierig.

nung am Körper nach einem Morde durch fremde Hand ist durchaus nicht so charakteristisch wie am Körper eines

Selbstmörders, da der Mörder — um nicht auf Wider­

stand zu stoßen und dadurch vielleicht an seiner Tat ver­ hindert zu werden — weniger wählerisch sein Ziel suchen

kann als der Selbstmörder, der die Tat überlegt vorbe­ reitet und sie in verhältnismäßiger Ruhe und ohne allzu

große Hast vollbringt. Einschußöffnungen in der Körperrück­ seite

sprechen

selbstverständlich

für

die

Annahme

eines

Mordes.

V. Tod durch Verletzungen mittels stumpfer Gewalt­ einwirkung. bisher

Den

stehen

die

geschilderten

nahe

Verletzungsformen sehr

stumpfer

mittels

Gewalteinwirkung

herbei­

geführten Körperbeschädigungen, bei denen jedoch insofern Abweichungen

von

dem

äußeren

allgemeinen

Bilde

der

Verletzungen durch Schnitt, Hieb, Stich und Schuß vor­

kommen

können,

Wunden

mit

als

nicht

in

allen

Durchtrennung

der

äußeren

handen sein brauchen.

Fällen

auch

Haut

vov-

Als Mittel zur Beibringung solcher

Verletzungen kommen vorzugsweise „stumpfe Gewaltmittel mit umschriebener Angriffsfläche"

zur Verwendung

wie:

51

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Stöcke, Schlagringe, die stumpfe Seite von Beilen, soge­

nannte Totschläger und ähnlich wirkende Gegenstände, fer­ ner haben den gleichen Erfolg und die gleiche Auswirkung: Überfahrungen, Zerquetschungen und indirekt auch die Stürze

aus großer Höhe.

Das Ergebnis der Gewaltwirkung liegt

infolge der bekannten Elastizität der Haut und der weichen

Körpergewebe und bis zu einem gewissen Grade auch der Knochen in breiten

Grenzen zwischen leichtesten

Hautab­

schürfungen und geringen Blutergüssen und schwersten inne­

ren

Verletzungen

Knochenzertrümmerungen.

und

Deshalb

geben gerade hier die äußeren Leichenbesichtigungen oft nur

ungenügenden oder fast gar keinen Aufschluß über das vor­ ausgegangene Geschehnis und die Einzelheiten der Körper­

schädigung, und erst die Obduktion durch den Gerichtsarzt führt

in

Verbindung

Nachforschungen

zur

kriminalistischen

übrigen

den

mit

Klarstellung

der

Angelegenheit

und

ihrer Zusammenhänge.

Die Hautverletzungen können sein: 1. Hautabschürfungen, die sich an der Leiche als gelb­ braune, eingetrocknete Partien auszeichnen und durch ihre

Gestalt als Bänder bei Radspuren nach Überfahrungen, als halbmondförmige

halbkreisförmige absatz

usw.

für

Flächen

Stellen den

bei

bei

Fingernageleindrücken, Tritten

Kriminalisten zur

mit

dem

als

Stiefel­

Beurteilung

von

Wichtigkeit sind. 2. Quetschungen mit mehr oder minder starken, eventuell

erhabenen Blutergüssen im Unterhautzellgewebe, die an der Leiche eine braunrote Farbe mit dunkler Rand- und heller

Mittelpartie haben und durch ihre Ausbreitung, Verteilung

52

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

und Gestalt ein bedeutsames Hilfsmittel im Erkennungs­ dienst darstellen, da z. B. bei Überfahrenen die Radspuren

sich bandförmig, bei Stockschlägen (z. B. nach Kindermiß­ handlungen) die Aufschlagstellen striemen- und streifenförmig

aus ihrer Umgebung

abheben.

3. Wunden, die wie bei anderen Verletzungen glattrandig

sein können, aber in der Regel in ihrer Umgebung eine

stärkere Hebung der Haut infolge des durch das stumpfe

Gewaltmittel verursachten Blutergusses

ausweisen, wie er

bei Stich-, Schnitt- usw. Verletzungen im allgemeinen nicht

aufzutreten pflegt.

Die inneren Verletzungen, die jedes Organ betreffen kön-

ncn, sind in der Regel bei der äußeren Leichenbetrachtung trotz ihrer Schwere nicht zu erkennen und in ihrem ganzen

Ausmaße selbst dann noch schwer zu beurteilen, wenn gleich­ zeitig

sehr

äußere Wunden

tiefgreifende

vorhanden

sind.

Der Tod kann, abgesehen von den Folgen schwerer Organ­

schädigungen auch durch Verblutungen in das Gewebe und durch Chokwirkung hervorgerufen werden.

Eine eindeutige

und umfassende Klarstellung ist nur durch die gerichtsärzt­ liche Leichenöffnung möglich.

Die Knochenzertrümmerungen können einfache wie kom­ plizierte Brüche sein.

An den

Gliedmaßen

sind

sie

ge­

legentlich durch die unnatürliche Bewegungsmöglichkeit an

der Bruchstelle schon bei der äußeren Untersuchung wahr­

nehmbar.

Meist zeigen sich besonders bei Schädelbrüchen

über der Bruchstelle Hautverlehungen und Blutergüsse, die tiefere

Verletzungen

der

Knochen

vermuten

lassen.

Zu­

weilen sind infolge der schweren Gewalteinwirkung auch ab-

53

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

gesprengte Knochensplitter durch die Weichteile bis an die Körperoberfläche

durchgetrieben

und

sichtbar.

Bei

Ver­

letzungen des Schädels mittels stumpfer Gewalteinwirkungen, die zu Schädelbrüchen geführt haben, ist eine häufig

wiederkehrende Folgeerscheinung, daß Blutungen aus Nase, Mund oder Ohren ausgetreten sind.

Während beim Sturz aus großer Höhe die Hautoerlet»zungen am Körper fast immer nur sehr geringfügig sind

und sich in den meisten Fällen 'allein an der Stelle des Aufschlages zeigen, sind die Zerreißungen und Quetschungen der inneren Organe ebenso wie die Knochenbrüche und -Zer­

schmetterungen je pralles

zwar

nach der Art

wechselnd

aber

und Heftigkeit des Auf­

im

allgemeinen

so

schwer,

daß die Schädigungen sofort oder doch sehr bald zum Tode führen.

Mehrfache

ergüsse über

größere

äußere oder

Hautverlehungen engere

oder

Körperpartien

Blut­

verteilt,

deuten auf gewaltsamen Tod durch Schläge, Fußtritte und

ähnliche Einwirkungen hin.

Bei Überfahrungen ist die Haut

in breiter bandförmiger Radspur durch Ergüsse von Blutund Lymphflüssigkeit von der Unterlage deutlich abgehoben,

sofern es nicht zu schweren Muskel-, Knochen- und Organ­ zerreißungen

gekommen

ist

oder

sogar

ganze

Körperteile

zermalmt oder voneinander getrennt sind. Die vielgestaltigen Figuren der Blutaustritte in die Haut sind dem Kriminalisten in den meisten Fällen ein eindeu­

tiger Fingerzeig zur Ermittlung des angewandten stumpfen Gegenstandes, mit dem der Tod herbeigeführt wurde, und ihnen gehört darum immer die genaueste Beachtung und Untersuchung.

54

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Sturz aus großer Höhe (aus hochgelegenen Etagen) und Überfahrenwerden

sind

durchaus

nicht

selten

gewählte

Selbstmordarten, besonders des weiblichen Geschlechtes. Meist

sind Zusammenhänge der Selbstmordabsicht und der aus­

geführten Tat aus früheren Äußerungen und aus Abschieds­ briefen ersichtlich.

Selbstmorde

nen

Mord

Beide Todesarten können aber auch als

vorgetäuscht sein,

um

einen

vorausgegange­

zu maskieren.

Als Beispiele für Mord durch diese beiden Todesarten

seien folgende Vorkommnisse wiedergegeben: In angetrun­ kenem Zustande hatte ein Mann seine 10jährige Tochter nach

einer Flaische Bier geschickt.

Das Kind verspätete sich um

einige Minuten und wurde darum von seinem Vater ge­ schlagen und mißhandelt.

Als die Mutter hinzukam und

das Kind vor weiteren Mißhandlungen zu schützen versuchte, entriß der Vater der Mutter das Kind und warf es durch

das

Fenster

auf

die Straße hinaus,

wo

es

mit einem

Schädelbruch und anderen schweren Verletzungen tot liegen

blieb. — Ein Matrose hatte sich in angeheitertem Zustand

in

einen

Straßengraben

gelegt

und

war

eingeschlasen.

Einige Zeit später wurde der Mann unbekleidet von Pas­ santen auf den Eisenbahnschienen gesunden, wo er von den Räubern, die den Mann vorher ausgeraubt hatten, nieder­

legt worden war.

Der beabsichtigte Mord war nicht gelun­

gen, weil in der Zwischenzeit kein Zug die Strecke befahren hatte.

55

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

b. Verletzungen am lebenden nnd am toten Körper. Im Anschluß an die bisher gegebenen Ausführungen sind

noch die Unterschiede näher zu beleuchten, die an der Leiche

erkennen lassen, ob vorgefundene Verletzungen dem Körper noch zu Lebzeiten beigebracht sind und somit zu einer Schä­

digung des Lebens geführt haben, oder ob diese Wunden erst nach dem Tode entweder durch zufällige Begebenheiten oder

mit Vorbedacht zur Verschleierung einer vorausgegangenen

verbrecherischen Tat gesetzt worden sind. Die Unterscheidungen sind in der Kriminalistik von Wichtigkeit zur Vermeidung falsch leitender Irrtümer und Fehlannahmen.

Da das Blut im lebenden Körper unter einem gewissen

Druck steht, so erfolgt aus jeder Wunde eine Blutung, deren Stärke im jeweiligen Falle von der Größe und Tiefe der

Wunde und von der Größe und Bedeutung der verletzten Blutgefäße abhängig ist.

Am toten Körper ist der gesamte

Gewebsdruck und somit auch der Blutdruck aufgehoben uno,

wenn der erfolgte Tod bereits einige Stunden zurückliegt, ist

die

Hauptmasse

der

festen

Blutbestandteile

mit

dem

ihnen anhaftenden roten Blutfarbstoff geronnen und in den

Blutgefäßen und dem umgebenden Gewebe fest verankert.

Bei zum Tode Regel

entsprechend

führenden Verletzungen werden schwere

Blutungen

erfolgen,

in der

die

sich

entweder nach außen oder seltener in die großen Körper­ höhlen, die

Bauchhöhle oder die

Blutmassen

finden sich dann alsLachen in der Umgebung

der Leiche,

unter und neben ihr,

und wenn größere oder

die größten

Pulsadern durch die

Verletzung getroffen und

Brusthöhle ergießen. Die

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

56

geöffnet sind, können

Blutflecken bis auf mehrere Meter

Entfernung gespritzt und nachweisbar sein. Auch bei Hieb-, Stich-, Schnitt- usw. Wunden, bei denen die Hauptblutung

nach innen stattfand, wird immer aus den oberflächlichen Wundpartien auch Blut nach außen abgesickert sein. — Aus nach dem Tode beigebrachten Verletzungen ist die Blutung,

wenn eine solche überhaupt noch eintritt, auch aus großen

Wunden nur verhältnismäßig gering und, da das Blut dann

ohne Druck nur langsam aus der Wundöffnung abfließt, auch allein aus den Körper und seine nächste Nachbarschaft

ergossen.

Während durch

zu Lebzeiten beigebrachte

Ver­

letzungen die Körper stark ausbluten, kommt es zu einer

Ausblutung bei Verletzungen nach eingetretenem Tode nicht

mehr. Sind in der direkten Umgebung der Wunde blutunter­

laufene

oder

Hauterhebungen

gelblichgrünliche

und

Lymphergüsse

bläulichgrünliche

Verfärbungen

durch

bis

Blut-

sichtbar, oder ist der Wundrand und seine Nachbarschaft ent­

zündlich gerötet, so sind diese Erscheinungen immer sichere

und untrügerische Beweise dafür, daß solche Verletzungen

bei Lebzeiten empfangen wurden, da Blutergüsse und Ent­ zündungen nur am lebenden Körper zur Entwicklung kom­

men können, niemals aber an der Leiche.

Allerdings muß

man berücksichtigen, daß die geschilderten Erscheinungen auch am im Leben verletzten Körper fehlen können, z. B. bei Ge­

websdurchtrennungen und Öffnung größerer Adern mit sehr

scharfen Mordwerkzeugen, die Quetschung

der

Weichteile

Ausblutung führten.

infolge ihrer Schärfe keine

verursachten

und

zu

schneller

Für den obduzierenden Gerichtsarzt

57

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

sind noch zwei weitere Merkmale bezeichnend, nämlich der

Nachweis

erstens

einer Luftembolie (Luftbläschen in den

Herzhohlräumen oder in von der Wunde entfernt liegenden

Blutgefäßen) und zweitens eine Blutaspiration (bei Gesichts­

und Halsverletzungen in die Lungen durch die Atmung einge­

sogene Blutmassen), Erscheinungen, die allein während des Lebens, niemals aber im Tode Vorkommen können.

Nach eingetretenem Tode beigebrachte Verletzungen können — abgesehen von Maßnahmen von fremder Hand in der Absicht der Verschleierung einer verbrecherischen Handlung —

auch die Folgen von gelegentlichen Zufälligkeiten sein, die

durch die örtlichen Verhältnisse bedingt sind.

So sind die

an Wasserleichen zu findenden Verletzungen durchaus nicht

selten durch Schiffsschrauben, Bootshaken usw.

verursacht,

mit denen die Leiche in befahrbaren Gewässern in Berüh­

rung

kam,

oder sie können

als

Biß- oder

Rißwunden

von Wassertieren (Fischen, Krebsen, Wasserratten usw.) her­

vorgerufen

sein.

Bei

im

Freien

aufgefundenen

Leichen

können solche Verletzungen, sofern menschliche Gewaltmaß­ nahmen auszuschließen sind, durch Raubwild (Füchse, auch

Ratten, Mäuse usw.), durch Vögel und Insekten (z. B.

Ameisen) gesetzt sein.

c. Tod durch Erstickung. Der Erstickungstod

durch

die

der

ist

Zutritt

die Folge der Atembehinderung,

sauerstoffhaltiger,

atmosphärischer

Luft in das Lungengewebe über eine erträgliche Zeit hin­

aus unterbunden wird und somit die zur Erhaltung des

Lebens notwendige Aufnahme von Sauerstoff in das Blut

58

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

und die Ausscheidung von Kohlensäure aus dem Organis­

mus

aufhört.

Die

Atembehinderung

bis

zur

tödlichen

Wirkung kann aus Krankheitszuständen z. B. der Lungen (bei Lungenentzündung usw.), des Rippenfelles (bei Rippen­ fellentzündung)

bei

und

Erkrankungen des

zirkulierenden

Blutes (bei schwerer Blutarmut, starken Blutverlusten usw.)

zustande kommen.

Auf diese Fälle braucht im folgenden

nicht eingegangen werden.

Sie kann durch gewaltsame und

unnatürliche Einwirkungen entstehen: 1. durch Verschluß der Atemöffnungen, also des Mundes und der Nase;

2. durch äußeren Verschluß der Atemwege, also der Luft­

röhre an ihrem oberen, besonders leicht zugänglichen Ab­

schnitte (Strangulation); 3. durch gewaltsame Stillstellung der Atembewegungen;

4. durch Verstopfen

der Atemwege durch

feste Fremd­

körper oder durch Flüssigkeiten, die bei der Einatmung ein­

gesogen werden; mnd 5. durch Mangel an Sauerstoff in der umgebenden Luft.

Bei allen diesen Todesarten gehen regelmäßig dem Ein­ tritt des Todes vier Stadien voraus: Die Erstickung be­

ginnt mit dem Stadium der Atemnot; der Erstickende ringt aus Sauerstoffmangel und infolge der Überladung des Kör­ pers

mit

Kohlensäure

sind dabei verstärkt.

nach

Luft;

die Atembewegungen

Dann folgt das Stadium der Krämpfe,

in dem der Körper unruhig in mehr oder minder kräf­ tigen Bewegungen erschüttert wird und das mit dem Ein­

tritt der Bewußtlosigkeit abgeschlossen wird.

Hieran schließt

sich als drittes Stadium eine Atempause, in der der Körper

59

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

die sogenannten

völlig ruhig ist, bis als letztes Stadium

„terminalen Atembewegungen"

mit einigen krampfartigen,

schnappenden, allmählich schwächer und langsamer werden­

den Atemzügen folgen, die durch den eintretenden Tod been­ det werden.

Dieser ganze Vorgang der Erstickung dauert

nur längstens wenige Minuten.

Während des Erstickungs­

todes tritt wohl häufig eine bläuliche bis violette Verfär­

bung des Gesichtes auf, doch ist diese Erscheinung ebenso

unregelmäßig wie die hin und wieder sich zeigenden Haut­

blutungen an Erstickten,

die mehr bei

allmählichem Er­

stickungstode in Krankheitsfällen (bei Herzfehlern,

Lungen­

entzündung usw.) beobachtet werden.

I. Tod durch Verschluß der Atemöffnnngen und der Atemwege durch feste Fremdkörper. Der Tod durch Verschluß der Atemöffnungen — der Nase

und des Mundes — ist verhältnismäßig selten. als

bei

Unglücksfall

Verschüttungen

Er kommt

Erdgruben

mit

des

feinkörnigen

Sandes,

ge­

krankhaft

veranlagten

Personen

im

geringem

Porenvolumen

legentlich

auch

bei

in

Krampfzustande und bei Betrunkenen vor, die im bewußt­

losen Zustande so und

in

weiche

unglücklich auf Kissen, Betten, Polster

Tücher

fallen,

daß

jeder

Luftzutritt

zu

Mund und Nase abgeschlossen wird und die Erstickung folgt.

Ebenso kommt es bei kleinen Kindern vor, daß diese im

Bett mit Erwachsenen zusammenliegend im Schlafe unter das Bettzeug heruntergleiten und so, der Atemluft völlig

benommen,

ersticken.

Diese

nicht

häufigen

Vorkommnisse

sind insofern in der Kriminalistik wichtig und bedeutungs-

60

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

voll, als sich an den Leichen solchermaßen Erstickter äußere

lich keine Spuren nachweisen lassen, während an Leichen

mit gewaltsam durch andere Personen herbeigeführtem Ver­ schluß der Atemöffnungen in der Regel auch Spuren die­

ses

Gewaltaktes

erkennbar

Hier geht je nach dem

sind.

Alter und der Kraft der angegriffenen Person dem Tode

ein mehr oder

minder heftiger Kampf voraus, bei dem

Hautverletzungen, Blutunterlaufungen und halbmondförmige Nägeleindrücke besonders im Gesicht nicht ausbleiben, und es zeigen sich an der Leiche deutliche Druckstellen an der

Nase und um den Mund herum durch die feste Aufpres­

sung der Hand

zum Verschluß der Atemöffnungen.

Nur

bei einigen, sehr geschickt ausgesührten Morden ist der Nach­ weis solcher Spuren schwierig. — Selbstmord durch Ver­

schluß der Atemöffnungen dürfte im allgemeinen nicht an­

zunehmen sein, da einerseits die Wirkung beim Auslegen entsprechender Gegenstände auf das Gesicht sehr unsicher ist,

andererseits beim Versuch

des

Zuhaltens

von Nase und

Mund mit den Händen die Kraft mit dem Auftreten der

Bewußtlosigkeit aufhört und die. Atmung mechanisch wie­

der in

Gang

Dagegen

kommt.

Weise bei Neugeborenen

und

kommt

Mord

auf diese

Kleinkindern häufiger

vor,

seltener jedoch bei Erwachsenen, die sich dann meist bereits im bewußtlosen und

somit wehrlosen Zustande befanden.

Beim Tode durch inneren Verschluß der Atemwege durch

feste Fremdkörper handelt Mehrzahl der

Fälle

es

sich

in

der

überwiegenden

um unglückliche Vorkommnisse ohne

absichtliches Zutun des Verunglückten und ohne Verschulden anderer Personen.

Bei Leuten mit herabgesetzter Empfin-

61

Die Erscheinungen an der Leiche usw. dungSfähigkeit

im

Rachen

können

sich

beim

Essen

feste

Bissen vor «den Kehlkopf legen, es können beim Erbrechen

Teile des ausgepreßten Mageninhaltes in die Luftröhre ge­

langen, künstliche, schlechtsitzende Gebisse können im Schlaf

rückwärts in den Rachen gleiten, und es kommt bei Kin­ dern gelegentlich vor, daß beim Spiel und bei Nahrungs­

aufnahmen feste Gegenstände wie Lutschpfropfen, Obstkerne,

Münzen, Bohnen, Erbsen und anderes mehr den Weg in

die

Luftröhre

nehmen

oder

den

Rachenraum

Kehlkopf ausfüllen und zur Erstickung führen.

vor

dem

Als Beispiel

sei folgendes Ereignis wiedergegeben: Bei einem Ausfluge

hatte sich ein Mann auf eine Schaukel gesetzt und war wenige Augenblicke später tot herabgestürzt.

Die Annahme,

daß der Dturz einem Schwindelanfall gefolgt und der Tod

durch einen Halswirbelbruch herbeigeführt sei, wurde durch das Ergebnis

der

gerichtsärztlichen Leichenöffnung

wider­

legt, denn ein künstliches Gebiß, das der Mann trug, hatte

sich

aus

seiner

ursprünglichen

Lage

gelöst

und

sich

so

gelagert, daß eine Erstickung durch inneren Verschluß der

Atemwege eingetreten war. — Ein Selbstmord durch diese

Todesart ist aus begreiflichen Gründen kaum anzunehmen, dagegen ist — wenn auch selten — die Annahme eines Mordes durch Einschiebung fester Gegenstände (Knebel aus

Papier, Stoffstücken, ,Werg oder Watte) in den Rachen einer bewußtlosen Person,

an

der meist

zuvor

versuche gemacht wurden, durchaus berechtigt. ärztliche Obduktion wird

andere Mord­

Die gerichts­

in solchen Fällen zur Klarheit

führen.

Die Fragen über den Tod durch Verschluß der Atemwege

62

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

durch Flüssigkeiten

in

werden

einem

besonderen Kapitel

„Tod durch Ertrinken" behandelt werden.

II. Tod durch Strangulation. Zusammenpressung, die Zuschnü­

Strangulation ist die

rung der Kehle.

Man unterscheidet drei Arten der Stran­

gulation: Das Erhängen, das Erdrosseln und das Erwür­

gen.

Beim

wird

Erhängen

das

Strangulationswerkzeug

durch die Schwere des darin hängenden Körpers zusammen­ gezogen, beim Erdrosseln zieht die Hand des Mörders oder des

Selbstmörders

das

Strangulationswerkzeug

zu

und

beim Erwürgen wird die Kehle durch die Hand des Mör­ ders ohne ein weiteres Hilfsmittel zusammengepreßt. Als Strangulationswerkzeuge können

und

schlingfähigen Mittel

alle bandförmigen

zur Verwendung

kommen wie

Kordeln und Schnüre in jeder Stärke, sofern sie nur den

Zug

aushalten,

Drähte,

Ketten,

Bänder,

lederne

Leib­

riemen, Hosenträger, Leinenstreifen von Bett- und Tisch­

tüchern, Tücher

knüpfte Die führt

aller

Taschentücher,

Erfindungsgabe hier

zu

den

Art wie Handtücher, Halstücher

mancher

und

Selbstmörder

seltsamsten

zusammenge­

mehr.

dergleichen

und

Maßnahmen,

Mörder

und

dem

Selbstmörder wie dem Mörder ist jedes Mittel gut genug, sofern es nur für die Ausführung der Absicht einen siche­

ren Erfolg verspricht. um den Hals

Das Strangulationswerkzeug

geschlungen und kräftig zugezogen.

wird Durch

diese Einschnürung wird der Blutstrom, der in den Hals­ schlagadern zu beiden

Seiten der Luft- und Speiseröhre

vom Herzen zum Kopfe aufwärtssteigt, unterbrochen. Darin

63

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

liegt der

eigentliche

den

Eintritt

punkt,

Effekt der Strangulation,

der beiden

Unterbindung

der

da idie

schon

Bewußtlosigkeit

Atmung

denn die

Halsschlagadern bewirkt noch

zu

ungehindert

noch vollkommen im Gange sein kann.

bereits

einem

Zeit­

möglich

und

Die Ausschaltung

der Atmung durch die Zusammenschnürung der Luftröhre kommt erst in zweiter Linie zur tödlichen Wirkung; sie braucht bei der Strangulation überhaupt nicht mitwirken,

wenn die Unterbindung der Blutzufuhr zum Kopfe allein so lange und so vollkommen angedauert hat, daß die Funk­

tionen des Gehirns

infolge Mangels

stofführendem Blut ausgehört haben.

an frischem sauer-

Daß die Bewußtlosig­

keit bei fester Strangulation momentan einsetzt, ist durch

zwei wiederholte Beobachtungen einwandfrei erwiesen. Wäh­ rend Selbstmordkandidaten, die

zum Messer, zur

Schuß­

waffe, zum Gifte griffen, sich noch im letzten Augenblick

besinnen

und

von

Leute, die bereits

ihrer

Absicht

ablassen,

gibt

es

keine

fest in der Schlinge hingen und sich

selbst wieder daraus befreit haben.

Mit der Zusammen­

ziehung des Strangmittels hört jede Sinneswahrnehmung und jedes Denkvermögen auf.

Das bestätigt auch die an­

dere Beobachtung, daß bei Personen, die noch rechtzeitig

durch fremde Hand aus der Schlinge befreit wurden, die

Erinnerung nur bis zum Augenblick der Zuschnürung reicht,

darüber hinaus aber jede Erinnerung ausgelöscht ist.

Ja es

kommt vor, daß die Erinnerung selbst noch an Dinge und Vorgänge verloren geht, die vor der Zusammenschnürung

lagen. Man nennt diese Erscheinung „retrograde Amnesie".

64

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

«. Tod durch Erhängen. Diese Todesart häufig gewählt lichen

bei Selbstmorden

wird

vom männlichen

sowohl

Geschlecht

(65 0/0

außerordentlich vom

wie

aller Selbstmorde bei

weib­

Männern,

45o/o aller Selbstmorde bei Frauen); Morde durch Erhän­ gen einer lebenden Person sind dagegen sehr selten.

Ge­

legentlich kommen sogar Erhängungen auch im Unglücks­

salle vor, wofür folgendes Beispiel dienen soll: Ein in E.

wohnender 67 jähriger Mann war schon längere Zeit bett­ lägerig krank gewesen und nun eines Tages ausgestanden, um in seinem Garten Arbeiten vorzunehmen.

Dabei über­

fiel ihn eine so große Schwäche, daß er hinstürzte und un­ glücklicherweise

mit

dem

aus

Hals

Drahtgitter

das

der

Gartenumzäunung fiel. Da er sich selbst nicht helfen konnte

und fremde Hilfe nicht zugegen war, war der Tod innerhalb weniger Minuten eingetreten.

Die Lage des Toten und

das Aussehen des ganzen Vorfalles gab zunächst Veran­ lassung zur

Annahme

eines

Mordes.

Die Angelegenheit

wurde als Unglücksfall aufgeklärt.

Als Mittel zum Erhängen werden die oben angeführten

Strangulationswerkzeuge gebraucht,

bei

denen

man

zwei

Gruppen unterscheidet: 1. Weiche Strangmittel, die band­

förmig breit sind und daher breite, nicht scharf abgegrenzte, bisweilen

nur

sehr

schwache

und

wenig

prägte Strangulationsmarken Hervorrufen.

deutlich

ausge­

Solche weichen

Strangmarken können mitunter später wieder verschwinden.

Sie

können

von

den

zur

Hals

Verwechslung mit beengenden

Einschnürungsmarken

Kleidungsstücken,

wie

festen

65

Die Erscheinungen an der Leiche usw. Kragen, bei Nichterhängten verleiten.

Die weichen Strang­

mittel werden vorzugsweise von Frauen gebraucht. 2. Harte Strangmittel (Kordeln, Drähte usw.), schassen tiefgehende,

schmale,

einschneidende

scharf

Strangulationsfurchen

und

kennzeichnen 'sich als feste braune Eintrocknungen der Haut.

Das Strangulationswerkzeug kann

um den Hals wechselnde

sehr verschiedenartig

geschlungen sein und dementsprechend auch

Lagen

Das ursprünglich

Strangulationsmarken

der

an

zurücklassen.

tiefer Stelle um den Hals gelegte

Strangulationswerkzeug

schiebt

sich

durch

den

Zug

des

Körpers nach oben bis dicht unter den Unterkieferrand zwi­ schen Kehlkopf und Zungenbein, wo die Marke erkennbar bleibt.

Es kann aber auch in seltenen Fällen unterhalb

des Kehlkopfes bleiben.

Das Strangmittel kann als eine

einfache offene Schlinge um die Vorderseite des Halses ge­

legt sein und läßt dann eine einfache symmetrische Furche erkennen, die hinter dem einen Ohr beginnt, vorn um den

Hals herumläust und hinter dem anderen Ohr endigt; oder es kann in einfacher Umschlingung im Nacken verknotet sein,

dann läuft die Strangfurche wie beim ersten Falle, aber nur noch Halses

in

weiter

an den Hinteren seitlichen Partien des

aussteigender

Richtung, oder der Knoten liegt

an einer Seite des Halses, dann läuft die unsymmetrische

Strangmarke,

die

an

dieser

auch über die Nackenpartie.

Seite

zum

Kopse

ansteigt,

Das Strangmittel kann auch

in mehreren Umschlingungen um den Hals gewunden sein, dann läßt es mehrere in sich zurücklaufende Marken zurück,

die zwischen sich nach der Zahl der in Abständen gelegten Umschnürungen eine oder mehrere mit Blutergüssen gefüllte Reh selbt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststettungen.

5

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

66

Sitzt der Knoten vorn am Hals, dann

Hautfalten haben.

läßt er dort auch in der Regel eine Marke in der Abdruck­

form des Knotens zurück.

Die Strangulationsmarke ist am

stärksten an der Stelle ausgeprägt und in die Haut einge­ schnitten, an der

die Last des

schwebenden Körpers

am

intensivsten wirkte, also bei der symmetrischen Marke mit dem Knoten im Nacken ist sie an der Halsvorderseite zwi­

schen

Kehlkopf und

Zungenbein

am

tiefsten.

Durch

die

scheuernde Wirkung rauher, harter Strangmittel kann die Haut abgelöst sein, und neben der Marke können sich Haut­

bläschen bilden. Die Strangulationsfurche kann auch unter­ brochen

sein,

wenn

Hals

zwischen

und

Strangwerkzeug

Kleidungsstücke oder ein Vollbart zu liegen kamen. Durch die kräftige Zusammenpressung der Halsschlagadern tritt eine Stauung des Blutkreislaufes zum Kopfe ein, die

nicht selten (aber nicht regelmäßig) eine Blaufärbung des Gesichtes und punkt- und flächensörmige Blutungen in die

Haut in der Umgebung der Einschnürungsmarke zur Folge

hat. kaum

Diese Blutungen können, wenn sie mit bloßem Auge wahrnehmbar

graphischen

sind,

Ausnahme

sehr

zium

gut

Ausdruck

in

der

sarbenphoto-

kommen.

Bei

Er­

hängten wird durch den Druck des Strangmittels gegen den

Mundboden und gegen das Zungenbein die Zunge selbst aus dem Munde herausgepreßt; ferner zeigen sich häufig

Harn- und Kotabgang und bei männlichen Leichen ausge­ tretene Samenslüssigkeit.

Weiterhin ist durchaus charakte­

ristisch die Verteilung der Totenflecke, die nach längerem

Hängen an den tiefsten Stellen des Körpers, also an den

Füßen und auch - - nur geringer ausgeprägt — an den

67

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Fingern zur Ausbildung kommen und nach ca. 5 stündigem

Hängen nicht mehr verlagert werden können.

Wenn auch die Mehrzahl der sich erhängenden Selbst­

mörder

einen

hochgelegenen

Ausknüpfungspunkt

(Fenster­

kreuze, hoch eingetriebene Haken, Baumäste usw.) wählen, so daß der Körper, der sich von einem Stuhl, einem Tisch,

einer Leiter usw.

aus in die Schlinge fallen ließ, frei

über dem Boden schwebt, so ist es durchaus keine Selten­ heit, daß Erhängte, die sich an tiefen Ausknüpsungspunkten

(Bettpfosten,

Türklinken

usw.)

aufhängten,

in

stehender,

kniender oder auch fast horizontal liegender Stellung auf­

gefunden werden.

Der Tod trat dann immer ein nach der

durch die feste Zusammenpressung der vorderen Halspartien

sofort beginnenden Bewußtlosigkeit.

Selbstmord

ist

bei

Erhängten

anzunehmen,

wenn

die

äußeren Anzeichen eindeutig dafür sprechen, wenn die Per­

son vor dem

Tode mündlich oder schriftlich Selbstmord­

absichten geäußert hat^), und wenn der Erhängte sich selbst so in die Schlinge hineinbringen konnte, wie er darin auf­

Es muß ein hoch über dem Boden schwe­

gefunden wurde.

bender Körper also einen entsprechend hohen Unterstützungs­ punkt

(Stuhl,

Kiste,

Leiter

usw.)

als

Ausgangsstellung

gehabt haben, um sich in dieser Höhe aufknüpsen zu können,

und dieser Ausgangspunkt darf nicht fehlen.

Bei einem

so hoch Aufgehängten, der keinen entsprechenden Ausgangs­

punkt

unter

sich

oder

vielleicht

umgestoßen

neben

sich

liegen hat, ist die Annahme eines Selbstmordes nicht be*) Im Zweifelsfalle sind hinterlassene Selbstmörderbriefe stets auf ihre Echtheit durch Sachverständige zu prüfen.

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

68

rechtigt, da die Person nicht von selbst in die hohe Schlinge

gelangen konnte.

Mord durch Erhängen kommt im allgemeinen nur an Kindern

aber

bewußtlosen

an

oder

werden

durch

Erwachsenen

Häusig

vor.

Mittel ermordete Erwachsene

andere

nachträglich aufgehängt, damit dadurch zur Verschleierung einer verbrecherischen Tat der Anschein eines Selbstmordes

wachgerufen werden soll. Außer den Feststellungen am Tat­ ort sind in solchen Fällen zur Behebung von Zweifeln, ob

das Erhängen noch zu Lebzeiten oder erst nach dem einge­ tretenen Tode stattgesunden hat, die Untersuchungen an der Strangulationsmarke

tretenen

Tode

geschilderten

zwischen

wichtig,

Aufgeknüpften

denn

Hautblutungen .neben

denselben

bei

an

zeigen

mehreren

nach

sich

der

einge­

dem

nicht

die

oben

Strangmarke und

Umschlingungen.

Ver­

letzungen an solchen verdächtigen Leichen sind nicht ohne

weiteres ausschlaggebend für die Annahme eines Mordes, da der Erhängte anderen

auch

vor dem Erhängen bereits

Selbstmordversuch

gemacht

haben

kann,

einen

und

da

ferner nach eingetretenem Tode beim Abnehmen der Leiche oder beim Hängen im Freien bei Wind durch das Aus-

fchlagen

der

Leiche

gegen feste Körper Verletzungen bei­

gebracht sein können.

Wichtig für die Entscheidung, ob Selbstmord durch Er­ hängen vorliegt, oder ob die erhängte Person durch fremde Hand in -die Schlinge gebracht wurde, kann die Art der Knotung sein (fester Knoten, beweglicher Knoten).

69

Die Erscheinungen an der Leiche usw. ß. Tod durch Erdrosseln.

Beim Erdrosseln wird das Strangulationswerkzeug nicht

durch die Eigen'schwere des Körpers, sondern entweder — seltener — durch die eigene Hand beim Selbstmorde oder



häusiger

durch



fremde

durch

Hand

Morde,

beim

Kraft um den

eine gleichwertige

oder

Hals zusammen­

gezogen. Die Strangulationsmarke verläuft in fortlaufender, horizontaler Linie tiefer gelegen als bei Erhängten, vorn

und hinten fast gleich tief eingeschnitten um den ganzen Hals

herum

und

kann

nur

unterbrochen

sein,

wenn

Kleidungsstücke (Schals, Halstücher, Kragen usw.) oder ein langer Vollbart zwischen das Strangulationswerkzeug und

den Hals gerieten.

Da dem Tode durch Erdrosseln in der Regel ein längerer Todeskampf vorauszugehen Pflegt, ist auch die Stauung des

Blutes

in den Adern des Kopfes durch die Zusammen­

pressung und die gleichzeitige Krastanspannung eine größere als bei Erhängten, und demzufolge ist die Blaufärbung des Gesichtes und des Halses über der Strangmarke regelmäßig besonders ausgesprochen, so daß sie auch nach dem Tode sehr

deutlich erkennbar bleibt. in die

Haut

und

Ebenso sind die kleinen Blutungen

die Schleimhäute

(am

besten

in

der

Augenbindehaut wahrnehmbar) bei Erdrosselten sehr häufig und groß an Zahl und reichen genau bis an das Strangu­

lationswerkzeug

heran.

Die

Hautverfärbungen

und

die

Haut- und Schleimhautblutungen bei Strangulierten sind geradezu charakteristisch

für Erdrosselungen.

Die Totenslecke bilden

sich, da keine Aufhängung

des

Körpers stattgefunden hat und die Leiche in liegender Stel-

70 lung

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

ruht,

an den Partien des

Körpers aus,

die dem

Boden am nächsten sind, so daß durch diese typische Er­ scheinung die Unterscheidung

gegenüber dem Befunde bei

Erhängten nicht schwer ist. Wurde die Leiche eines durch fremde Hand Erdrosselten

zur

Vortäuschung eines Selbstmordes nachträglich

aufge­

hängt, so finden sich am Halse zwei Strangulationsmarken:

eine horizontale, die von der Erdrosselung herrüht und eine nach oben aussteigende infolge der Verschiebung des Strang­

mittels nach oben beim Ausknüpfen. Bei durch Selbstmord Erdrosselten, bei denen der Knoten

im Würgeband meist vorn am Halse liegt, werden sich in der Regel keine Kratz- und auch Bißverletzungen am Kopf

und den Händen

finden, wie sie bei durch Mörderhand

Erdrosselten durchaus nicht selten sind, da sie aus einem

dem

Tode

vorausgegangenen

herrühren.

Kampfe

Bei

Selbstmördern können aber Verletzungen (Stich-, Schnitt-, Schußverletzungen) gefunden werden, wenn der Erdrosselung

Ebenso kommen

ein anderer Selbstmordversuch vorausging.

bei Ermordeten schwerere Verletzungen, besonders Kopshieb­ wunden vor, wenn Erwachsene dadurch vor der Erdrosselung

betäubt werden sollten.

7. Tod durch Erwürgen. Der Tod durch Erwürgen wird ohne Anwendung eines Strangulationswerkzeuges

Wirkung

wird

lediglich

herbeigeführt

durch

kräftiges

und

die

tödliche

Zusammenpressen

der vorderen Halsseite des Opfers mit einer Hand oder auch mit den beiden Händen des Mörders erreicht.

Durch

71

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

den

kraftvollen

Druck

wird

der

Kehlkopf

und

even­

tuell auch die obere Luftröhre bis zum Bruch der Knorpel zerquetscht und die Atmung somit unterbunden, so daß das Erwürgen zu

einem

reinen Erstickungstode führen

Selbstverständlich können

aber gleichzeitig auch

kann.

die Hals­

schlagadern komprimiert werden, wodurch dann — wie beim

Erhängen

und

Erdrosseln



infolge

der

Stauung

des

Kreislaufes eine Blaufärbung des Gesichtes eintreten wird. Durch den Fingerdruck bekommt die Totenmarke des Er­

würgten ein ganz eigenes Aussehen, denn die zupackende, pressende Hand läßt an den Stellen des stärksten Druckes,

also an den Fingerangriffspunkten deutliche Würgespuren der Fingerkuppen zurück, die häufig auch die besonders tiefen

und scharf nusgeprägten halbmondförmigen Eindrücke der

Fingernägel deutlich wahrnehmen lassen. Bei typischen Fäl­ len zeigt sich, wenn der Mörder Rechtshänder war, an der

rechten Halsseite der Leiche der Daumenabdruck, während an der linken Seite die Würgespuren der übrigen vier Finger

sichtbar sind.

Dieses Bild am Halse der Erwürgten tritt

allerdings nicht immer so charakteristisch in Erscheinung,

denn die Fingerabdrücke — selbstverständlich ohne erkenn­ bare Papillarlinien — können auch in großer Zahl am vor­ deren

Halsteil

unregelmäßig

verteilt

aufzufinden

sein,

wenn der Mörder mit einer oder beiden Händen mehrmals

kräftig zupackte, um sein Opfer zu überwinden und sein Ziel — die Tötung — sicher zu erreichen.

Bei Links­

händigkeit des Mörders liegt der Daumenabdruck aus der

linken Halsseite des Erwürgten. — Die Fingerabdrücke kön­ nen gelegentlich auch nur sehr schwach und verwaschen sein

72

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

oder sogar ganz fehlen, wenn sich zwischen der Hand des

Täters und dem Halse seines Opfers Kleidungsstücke befan­ den. Häufiger aber weist die Haut des Halses und auch des

Gesichtes Kratzwunden durch Verletzungen mit Fingernägeln auf, die beim Kampf zur Überwindung der Gegenwehr vor dem Erwürgen beigebracht wurden.

Die Verteilung der Totenslecke am Körper der Erwürgten ist entsprechend der an Erdrosselten. — Zur Verschleierung

des Verbrechens kommt es vor, daß Erwürgte vom Mörder nach der Tat aufgehängt werden, um durch Erhängen vorzutäuschen. die Fingerabdruckspuren

am

einen Selbstmord

In solchen Fällen weisen

Halse der Leiche neben der

Strangulationsmarke immer den richtigen Weg zur Klar­

stellung des Sachverhaltes.

Selbstmord

eintretender

durch

Erwürgen

Bewußtlosigkeit

ist ausgeschlossen, da

infolge

der

mit

Zusammenpres-

sung der Halsschlagadern die Kraft der Hand erlahmt und

Atmung und Kreislauf nunmehr wieder in Gang kommen.

III. Tod durch Behinderung der Atembewegunge«. Bei dieser Todesart ist die Annahme eines Selbstmordes

ausgeschlossen.

Am häufigsten kommt sie im Unglücksfall

durch Verschüttung in Sandgruben und Bergwerken und bei Hauseinstürzen usw. vor, ferner bei Quetschungen zwi­

schen den Puffern zweier Eisenbahnwagen und im Gedränge (Massenansammlungen,

diese

Tötungsart

Panik

gelegentlich

usw.).

Beim

besonders

an

Mord

kann

Jugendlichen

durch Knien auf Brust und Bauch angewandt sein. Durch die gewaltsame Pressung, durch die weitere Atem-

73

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

bewegungen unmöglich gemacht werden, treten in der Regel neben den Verletzungen innerer Organe und den Rippen­

brüchen eine Blaufärbung des Gesichtes und Blutungen in die Haut auf; aber der Befund bei der Totenbeschau kann mitunter auch ziemlich negativ sein.

IV. Tod durch Ertrinken. Der Ertrinkungstod kann durch Unglückssall, durch Selbst­

tötung und auch durch Mord herbeigeführt sein. Die zahl­ reichen

Unglücksfälle des

unter

Ertrinkens

den

verschie­

densten äußeren Umständen (beim Baden, bei Schiffahrten,

beim Spiel von Kindern, infolge Sturzes bei einer Be­ wußtseinstrübung

Betrunkener,

Epileptischer

kranker usw.) sind hinlänglich bekannt.

und

Geistes­

Der Ertrinkungs­

tod -als Mittel zum Selbstmorde wird sehr häufig und be­

sonders

vom

weiblichen

Geschlecht

gewählt.

Mord

durch

Ertränken kommt nicht allzu häufig und fast nur an kleinen Kindern

und

Wehrlosen

vor,

da

diese

Tötungsart

bei

Widerstand leistenden Erwachsenen zu schwierig und unsicher

sein dürfte. Der Ertrinkungstod kann in jeder Flüssigkeit gefunden

werden, es braucht nicht nur Wasser zu sein, und auch eine dickflüssige Masse, wie der Inhalt von Abortgruben, kann

den Erstickungstod verursachen.

Fernerhin ist zu bemerken,

daß das Wasser zur Herbeiführung des Todes durchaus nicht

tief sein braucht.

pels

genügen,

Es kann eine seichte Stelle eines Tüm­

daß

ein

mit

dem

Gesicht

dort

Hinein­

gefallener in einer Ohnmacht, in einem Krampfanfall seinen Tod durch Ertrinken findet.

Daß Neugeborene im Inhalt

74

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

von Aborten oder kleine Kinder in verhältnismäßig kleinen Badewannen, Waschkübeln usw. ertränkt werden, ist keine

Seltenheit. Der Tod durch Ertrinken ist ein reiner Erstickungstod, da die in die Atemwege eindringende Flüssigkeit einen Ab­ schluß der Lungen gegen die Außenluft schafft, so daß die Lungen

keinen Sauerstoff

mehr

einatmen können.

Dem

Ertrinkungstode gehen wie auch sonst dem Erstickungstode

die früher beschriebenen Phasen: Atemnot mit verstärkten Atembewegungen, Bewußtlosigkeit, Atempause und „termi­ nale Atembewegungen" voraus nur mit der weiteren Er­

scheinung, daß der ersten dieser vier Phasen noch ein kurzes,

tiefes Einatmen mit einer — durch den Reiz der kühlen Flüssigkeit auf die Haut ausgelösten



darauffolgenden

Atempause vorausgeschickt wird.

Die Erscheinungen an den Wasserleichen sind folgende: 1. Die in die Luftwege eingedrungenen Flüssigkeitsmassen

füllen diese teilweise aus und

sind wie

die übrigen ty­

pischen Veränderungen an den Lungen bei der gerichtsärzt­

lichen Leichenöffnung feststellbar. Bei den im Ertrinken ver­

stärkten

Atembewegungen

bildet

die

vermischt

Flüssigkeit

mit dem Schleim der Mundhöhle, des Rachens und der

Luftwege mit den Luftbeständen der Lunge einen weißlich­ rötlichen Schaum, der sich vor der Mund- und Nasenöff­

nung und auch im Kehlkopf und der Luftröhre auflagert. 2. Es zeigen sich an Wasserleichen noch weitere Ver­ änderungen, die mit dem Ertrinkungstode selbst nicht in

direkter Verbindung der

längeren

stehen,

Einwirkung

sondern lediglich des

Wassers

auf

die den

Folgen

toten

75

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Durch längeren Aufenthalt der Leichen im

Körper sind.

Wasser wird die Haut (wie man das an den Händen von Wäscherinnen beobachten kann) ausgewässert, sie wird faltig und weich und quillt bei langer Dauer der Auswässerung

auf.

Am frühesten setzt diese Quellung an den nicht von

Kleidungsstücken

bedeckten

geschützten

und

Händen

ein.

Die Bildungsdauer der „Waschhaut" geht um so schneller

wärmer das Wasser ist.

vor sich, je

Oberhaut kann soweit zunehmen,

Die Quellung der

daß die Haut sich von

der Unterlage löst und sich wie ein Handschuh abstreifen läßt.

Auch die Finger-

und

Zehennägel lösen

sich

von

ihrer

Unterlage und können ausfallen, so daß das leere Nagel­ bett

zum

Vorschein

kommt.

Die

Haare

verkleben

und

werden brüchig und fallen aus, so daß an solchen Stellen gelegentlich

der

werden kann.

Eindruck

des

Rasiertseins

hervorgerufen

Bei Leichen, die lange Zeit (nicht unter

6 Wochen) unter Wasser gelegen haben und nicht an die

Oberfläche gekommen sind, bildet sich nach der Abstoßung der Haut aus

dem nun freigelegten Unterhautfettgewebe

eine krümeliche, fettige, harte, weißliche „Fettwachsschicht" als Folge einer Zersetzung des Körperfettes.

Voraussetzung

für die Fettwachsbildung ist aber, daß die Fäulnis nicht

durch die Einwirkung von Insekten usw. beschleunigt sein

darf, denn in solchen Fällen entwickelt sich die grünlich aussehende, stinkende Wasserleiche mit reichlichen kleineren

und größeren Luftblasen unter der Haut, die zum Teil auch in Fetzen abgelöst sein kann. Bei den typischen Wasser­

leichen ist die Hornhaut des Auges

schon nach

wenigen

Tagen durch Quellung getrübt und verschleiert, und

die

76

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Zunge ist durch Gase aus dem Munde herausgepreßt.

Der

ganze Körper ist bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so daß die Feststellung der Identität außerordentlich schwierig wer­ den kann. Finden letzungen,

sich so

bei

dann

Wasserleichen

müssen

diese

dem

und

wann

Kriminalisten

Ver­

sofort die

Fragen ausdrängen: Sind die Verletzungen vor dem ein­

getretenen Tode beigebracht, stammen sie von der eigenen Hand des Verstorbenen oder von fremder Hand, oder sind

die Verletzungen erst nach dem Tode durch besondere Zu­

fälligkeiten zugefügt?

Dem Tode

durch Ertrinken

kann

ein anderer Selbstmordversuch durch Erschießen, durch Stich­ oder Schnittverletzungen vorausgegangen sein, oder der Ver­

storbene kann sich bei seinem Sprunge ins Wasser an festen Gegenständen (Baumstümpfen, Steinen, Brückenpfeilern usw.)

verletzt haben.

Der Tote kann auch nach einer Ermordung

durch den Täter zur Verschleierung des Verbrechens und zur Vortäuschung eines Selbstmordes in das Wasser geworfen

sein.

In diesen Fällen werden die Wunden das in dem

Abschnitt über „Tod durch Verletzungen" näher geschilderte

typische Aussehen und die charakteristische Lage am Körper aufweisen.

Die Verletzungen können auch nach dem Tode

von Wassertieren (Krebsen, Fischen und besonders Wasser­ ratten)

gesetzt

sein

oder

sie

können

beim

Treiben

im

fließenden Wasser durch Anstoß an Steine, Brücken usw.

oder durch Schiffsschrauben, Bootshaken usw. beigebracht sein, die bis zur Leichenzerstückelung wirken können.

Sie können

schließlich auch bei der Bergung der Leiche und bei Wieder­ belebungsversuchen

zugefügt

sein.

Eine

Klarstellung

des

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

77

Ursprunges solcher Verletzungen au Wasserleichen macht oft

erhebliche Schwierigkeiten. Ein seltenes Vorkommen

ist die gefesselte

Wasserleiche,

einem Falle beschrieben wurde, bei dem eine

wie sie in

männliche Person in kauernder Stellung an Händen und

Füßen mit Umschlingung des Strickes um den Hals gesesselt aus dem Wasser geborgen wurde. besonders

an

der

Knotungsart

Die Erhebungen

Seiles

des

klärten

die

Fragen, ob Mord oder Selbstmord vorliegen könnte, dahin auf,

daß

unstreitbar

ein

Selbstmord

von

Person

einer

vorlag, die sich selbst vor dem Ertrinken zur Verhinderung von

Schwimmbewegungen

erst

gefesselt

und

dann

ins

Wasser gerollt hatte. — Von einem anderen Falle wurde berichtet, daß bei S... die Leichen eines Ehepaares aus

dem

Neckar

gelandet

waren

mit

der

Eigen­

besonderen

tümlichkeit, daß beide Personen mit einer Schnur an den

Händen zusammengebunden waren.

Selbstmord wurde fest­

gestellt.

d. Tod durch abnorme Temperaturen. I. Tod durch sehr niedere Temperaturen. Die Frequenz der

Erfrierungen hängt immer von der

jeweiligen geographischen Lage eines Landstriches ab, denn

je nördlicher

ein

Gebiet liegt,

um

so

häufiger

kommen

Erfrierungen vor, zum anderen Teil ist die Höhenlage be­

einflussend, denn im

Hochgebirge sind Erfrierungen zahl­

reicher als in tiefgelegenen Gebieten gleicher geographischer

Breite.

Fernerhin ist zu beachten, daß int allgemeinen ma­

gere, schlecht genährte Personen — zumal bei mangelhafter

78

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Kleidung — und durch körperliche Anstrengung Erschöpfte

leichter erfrieren als gut Genährte mit reichlichem Fett­

polster ausgestattete und solche Menschen, die eine gut wär­ mende Kleidung tragen.

Enge Kleidung, die die isolierende

Luftschicht zwischen der Kleidung und dem Körper fehlen

läßt, begünstigt die Erfrierung.

Als weitere wichtige Tat­

sache ist zu erwähnen, daß Betrunkene für Erfrierungen disponiert sind, weil einerseits das Empfindungsvermögen für die Kälte in der Trunkenheit herabgesetzt ist, anderer­

seits die Wärmeabgabe des Körpers infolge des aufgenom­ menen Alkohols vermehrt und somit die Kälteeinwirkung be­

günstigt ist. Die Erfrierung beginnt mit einem Prickeln und Taub­

heitsgefühl in

Kälte

der

besonders

ungeschützten Haut und

ausgesetzten

in den der

Körperteilen: Ohren,

Nase,

Wangen, Händen und Füßen. Dann stellt sich ein Müdig­ keitsgefühl

mit

Arbeitskraft ein.

Schlafbedürfnis

und

Verminderung

der

Der Gang wird unsicher, die Atmung

und Herztätigkeit werden langsamer. Die Pupillen werden weit.

Das

Schlafbedürfnis

überwindet

die

Willenskraft

und schließlich, wenn die Körpertemperatur weiter gesunken ist, tritt der Tod ein.

An den erfrorenen Körperstellen kann man drei Grade

des Erfrierens unterscheiden: 1. Nach anfänglicher Blässe wird die Haut an den be­ fallenen Körperpartien entzündlich rot bis bläulich verfärbt.

2. Die Weiterwirkung der Kälte hebt die Haut in Blasen von der Unterlage ab.

Die Blasen können platzen, und es

kann Geschwürsbildung folgen.

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

79

3. Bei ganz schweren Erfrierungen sterben die Körper­ partien ab, und es können sich Teile wie die Ohren, Finger,

Zehen, ja die Füße selbst abstoßen.

Bei Erfrorenen sind die Totenflecke hellrot. Bei Tatbestandsaufnahmen ist zu beachten, daß gefrorene Leichen durchaus nicht einen Erfrierungstod gefunden haben

brauchen, sondern daß die Todesursache auch eine andere und die — spätere — Gesrierung nur eine Nebenerschei­

nung

an der

Leiche infolge der zufälligen Temperatur­

verhältnisse sein kann.

II. Tod durch hohe Temperaturen. Die überwiegende Mehrzahl von Todesfällen durch Ein­ wirkung abnorm hoher Temperaturen auf den Körper —

also durch Verbrennen und Verbrühen — kommt in Un­

glücksfällen vor. Daß Selbsttötung durch Verbrennung herbeigesührt wird, ist

Tötungsart.

ebenso selten wie Mord durch diese

Gelegentlich wird aber auch versucht, Kapital­

verbrechen durch

nachträgliches Verbrennen der Leiche zu

vertuschen und den Anschein eines Unglücksfalles zu geben. Verbrennungen entstehen durch intensive kürzere oder längere

Einwirkung einer offenen Flamme oder durch stark erhitzte oder glühende Gegenstände auf den Körper; Verbrühungen

sind die Folgen der Einwirkung heißer Flüssigkeiten oder ihrer Dämpfe.

Man

unterscheidet vier Grade von Ver­

brennungen :

1. Die Rötung der Haut verbunden mit leichter Schwel­ lung

ist die

leichteste Form.

Die Erscheinungen

gehen

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

80

in der Regel nach Abstoßung der betroffenen Hautpartien in wenigen Tagen zurück. 2. Die Blasenbildung von Erbsen- bis Faustgröße setzt

stärkere

Hitzewirkung

Schmerzen.

voraus

verursacht

und

erhebliche

Die Blasen, die mit einer gelblichen Flüssig­

keit gefüllt sind, reißen leicht ein oder Platzen; ihre Um­

gebung zeigt die Rötung des ersten Grades der Verbren­ nung.

Das

Leben

der Verbrannten

ist

im

allgemeinen

schwer gefährdet, wenn die Verbrennung etwa ein Drittel der Körperoberfläche — bei Kindern bereits kleinere Be­ zirke — einnimmt.

3. Beim dritten Grade der Verbrennung hängt die Haut

in Fetzen zerrissen herab, sie wird schwarzbraun und trock­ Es bilden sich Brandschorse.

net lederartig ein.

Die Ver­

brühung bei diesem Grade ist die sogenannte weiße Ver­

schorfung: die sich leblos, zäh und hart anfühlende Haut sieht alabasterweiß aus. 4. Die

schwersten

Grade der Verbrennungen sind die

Verkohlungen der Weichteile mit dunkelbrauner bis schwarzer Verfärbung; sie ergreifen

das Körpergewebe

bis

in

seine

tiefsten Partien, mitunter noch mit schweren Veränderungen

der Knochen, die brüchig werden und springen.

stehen

erst

durch

offenen Flammen.

Zustand gültigkeit

höchster

lange

intensive

Sie ent­

Hitzeeinwirkung

der

Die Befallenen kommen zuerst in einen Erregung,

mit Müdigkeit

dem

folgt.

eine

Der

stumpfe

Tod

kann,

Gleich­

wenn

nicht die Rauchgase oder ein Nervenchok schon früher das Leben beendeten, bei schweren Fällen nach 4 bis 6 Stunden eintreten, er ist im allgemeinen innerhalb 2 bis 3 Tagen

zu erwarten.

Wird diese Zeit überstanden, so ist die Ge-

81

Die Erscheinungen an der Leiche usw. -fahr

dennoch

nicht

vollkommen

da

überwunden,

Wund­

infektionen, Blutungen aus Adern, die durch die Verbren-

nuug verletzt sind usw., immer auch in der Folgezeit noch das Leben gefährden.

An der Leiche zeigen sich außer den oben angeführten

Erscheinungen

noch

weitere

Kennzeichen:

Haut

Die

der

verkohlten Leichen weist häufig scharsrandige Wunden auf,

die Schnittverletzungen durchaus

ähnlich sehen.

Sie ent­

stehen dadurch, daß die Haut durch die Hitze ihre Feuchtig­ keit verliert, schrumpft und wie erhitztes Leder auseinander­

platzt. — Ferner haben die Leichen infolge der sogenannten

Wärmestarre auffallende Körperhaltungen, denn die Arme und Beine werden durch den Verlust der Feuchtigkeit aus

Muskeln,

den

die

sich

darum

zusammenziehen,

in

den

Ellbogen- und Kniegelenken gebeugt, die Füße werden in

den Sprunggelenken stark gestreckt, so daß die Leichen eine Boxer- oder dabei

also

Fechterstellung lediglich

um

einnehmen.

Vorgänge

Es

handelt

physikalischer

sich

Natur,

nicht etwa, wie es den Anschein erwecken könnte, um dem

Tode vorausgegangene und

in der Haltung

beibehaltene

Abwehrbewegungen. — Die Haare an den Leichen sind,

soweit sie mit der Flamme in Berührung kamen, versengt;

die Organe können durch Schrumpfung ihr Volumen ver­

ringert haben. Die Entscheidung, ob eine Verbrennung am lebenden oder am toten Körper stattgesunden hat, kann aus dem äußeren

Leichenbefunde nicht

gefällt

werden,

gerichtsärztliche Leichenöffnung zur

hier

tann

nur

die

Klärung der näheren

Umstände führen. Rehfeldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsfeststellungen.

Q

82

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

III. Tod durch Sonnenstich nnd Hitzschlag. die Folge der direkten intensiven

Der Sonnenstich ist

Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den ruhenden Körper.

Durch und

diesen

starken

Reiz

Erregungszustände

zuerst

werden

.ausgelöst,

denen

Kopfschmerzen Bewußtlosigkeit

und schließlich der Tod folgen. — Besondere charakteristische Erscheinungen .an der Leiche lassen sich nicht nachweisen.

Der Hitzschlag wird verursacht, wenn bei hoher Außen­ temperatur

wegten,

leistet wird. nissen

mit

hohem

umgebenden

vom

große

be­

ge­

wird die unter normalen Verhält­

Dadurch Körper

nicht

Körperanstrengung

Feuchtigkeitsgehalt der

Luft

.abgegebene

zurückgehalten (Wärmestauung), steigt wie im Fieber hoch an.

Eigenwärme

und

im

Körper

die Körpertemperatur

Disponierend für Hitzschlag

wirken unzureichende Flüssigkeitsaufnahme durch Getränke, «übermäßige Rahrungszusuhr, eng anliegende, warme Klei­ dung und Alkoholgenuß. — Es stellen sich Rötung des Ge­

sichtes, Kopfschmerzen, Beklemmungsgefühl und Trockenheit im Hals ein, weiterhin folgen beschleunigte Atmung, Be­ wußtlosigkeit und Krämpfe, bis schließlich der Tod eintritt. Einen

charakteristischen

Befund

weist

weder

das

Äußere

der Leiche auf, noch ist ein solcher bei der Leichenöffnung

zu erheben.

e. Tod durch Elektrizität. Tod durch Blitzschlag ist durchaus nicht selten, und es 'können durch einen Blitzstrahl eine oder auch gleichzeitig

mehrere Personen tödlich getroffen werden, besonders wenn diese durch ein den elektrischen Strom leitendes Medium

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

(Metall) verbunden sind.

und

sörmig verästelte

83

An der Leiche finden sich baum-

zickzackförmige, typische Blitzfiguren,

ferner weisen die Haut und die Haare Verbrennungen und die Haut Durchlöcherungen, besonders an den Fußsohlen aus.

Metallgegenstände

in den

Taschen der

oxy­

Getroffenen

dieren und schmelzen zuweilen, die Kleidung kann zerrissen, versengt und verbrannt sein. Eisengegenstände werden mag­

netisch. Der

Tod

durch

elektrischen

Starkstrom

ist

meist

aus

Unglücksfälle (Berührung gerissener Leitungen usw.) zurück-

zusühren; ,als Mittel zur Vollbringung selbstmörderischer

oder verbrecherischer Absichten kommt er selten in Anwen­

dung, da die Herstellung des Kontaktes zwischen der Leitung und der Person nicht unerhebliche Schwierigkeiten macht. Als Beispiel für den Tod durch Starkstrom im Unglücks­

fall sei folgendes Geschehnis berichtet: Eine Frau sah eine Kuh tot aus einer Wiese liegen. Sie ging daraus zu dem Tier,

kam mit einem Stacheldraht in Berührung und fiel tot zu

Boden.

Ein

Mann,

der den

beobachtet

Vorgang

hatte,

wollte der Frau helfen, berührte ebenfalls den Stacheldraht und starb gleichfalls sofort.

war der

Stacheldraht durch

Wie sich später herausstellte, Umfallen

eines

Mastes der

Starkstromleitung mit dieser in Berührung gekommen. —

Für das diene

Vorkommen

folgender

von

Bericht:

Selbstmord

Der

und die 17 jährige Magd B. verübten Liebe dadurch

Selbstmord,

zusammenbanden und

dann

durch

20 jährige

daß sie durch

sich

Starkstrom

Hausdiener

K.

aus unglücklicher

mit

Strohseilen

einen Draht mit der

Starkstromleitung eine Verbindung herstellten. —

84

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Die

tödliche

Wirkung

des

Starkstromes

in

liegt

sonderen Spannungshöhen, in der Stromart

be­

(Gleichstrom

wirkt bereits bei geringerer Spannung als Wechselstrom)

und in der Schaltungsart.

von dem jeweiligen

Sie ist ferner auch abhängig

Widerstand der Haut

und

von der

Einwirkungsdauer.

Der Tod tritt momentan durch Atem-

und

ein;

Herzstillstand

Leichen weist

die Haut der

wie

nach dem Tode durch Blitzschlag Berbrennungsstellen, die an der Eintrittsstelle immer vorhanden sind, an der Aus­

trittsstelle fehlen können, und Durchlöcherungen auf.

f. Tod durch Verhungern. Der Tod

durch

(Schisssunglücken,

Verhungern

kommt bei

Verschüttungen

in

Unglückssällen

Bergwerken,

Ver­

irrungen usw.) vor, er kann in selbstmörderischer Absicht an der eigenen Person herbeigeführt werden und er kann

auch — allerdings nur bei Kleinkindern (durch Ausfetzen, Engelmacherei) — die Folge verbrecherischer Handlung sein.

Als Beispiel eines Selbstmordfalles sei eine kürzlich mit­

geteilte Feststellung wiedergegeben: man fand bei baulichen

Veränderungen

in

einem

Kellerraum

die

Leiche

einer

männlichen Person eingemauert, die sich selbst eingemauert hatte, um den Hungertod zu finden.

Die Nahrungsentziehung Dauer

mehrerer

Wochen

kann ziemlich lange, bis zur

vertragen

wenden,

sofern

Flüssigkeitszufuhr nicht gleichzeitig unterbunden ist,

die wird

diese aber auch vorenthalten, so tritt der Tod schon nach

einigen Tagen infolge Wasserverarmung der Gewebe ein. Kinder erliegen dem Hunger wesentlich früher als Erwach-

85

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

sene, -die ihn um so länger vertragen, je besser sie bei

Beginn des Hungerns genährt waren. — An den Leichen

Verhungerter ist 'die starke Abmagerung und welke Schlafsheit -des Gewebes augenfällig. Sonst können an den Leichen besondere, für den Tod durch Verhungern charakteristische

Merkmale äußerlich nicht festgestellt werden.

g. Tod durch Vergiftung. Die Todesfälle durch Vergiftungen machen in der Sta­

tistik unter den Sterbefällen auf unnatürliche Weise einen hohen Prozentsatz aus.

Sie können durch unglückliche Zu­

fälle eintreten, sie sind über in bedeutender Zahl auch die Folge absichtlich

herbeigeführter

Versuche, das

Leben

in

selbstmörderischer oder verbrecherischer Handlung abzukürzen. Die unglücklichen

Zufälligkeiten, die zu tödlich wirken­

den Vergiftungen führen, können aus eigener Unvorsich­ tigkeit,

auf

Fahrlässigkeit

und

in

selteneren

Fällen

aus

Unkenntnis und unvorhergesehenen Zwischenfällen beruhen.



Auf

Unvorsichtigkeit

Leuchtgas-,

Grubengas-

erhebliche

von

sind

eine

und

Schwefeldioxydvergiftungen

Zahl

zurückzusühren, ebenso auch viele Vergiftungen durch Ge­ nuß nicht mehr einwandfreier, verdorbener Lebensrnittel usw.

Sie können einzelne Personen treffen, wie sie auch durch­ aus

nicht

selten

Massenvergiftungen

bedingen.



Auf

Fahrlässigkeit und leichtsinnige Unachtsamkeit sind eine An­ zahl von

Vergiftungen

zurückzuführen, bei denen

tödlich

wirkende Stoffe in ihren oft unzweckmäßigen Behältnissen nicht genügend gekennzeichnet sind und die so gelegentlich unter der

Voraussetzung

und

in der

Annahme, daß

es

86 sich

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

um

nicht giftigen Stoff handele, dem

anderen,

einen

Hierhin gehören die nicht sel­

Körper zugeführt werden.

Vorkommnisse,

tenen

aus

daß

unetikettierten

Flaschen

(Wein-, Bier-, Selterwasserflaschen usw.), in denen Säuren, Laugen oder Lysol usw. aufbewahrt wurden, in dem Glau­ ben getrunken wird, daß sie ein ebenfalls im Haushalt —

vielleicht in einer ebensolchen Flasche — vorhandenes Ge­

nußmittel

lässigkeit

enthalten. gehören

Zu

auch

den

die

Todesfällen

Vergiftungen

durch

durch

Fahr­

Kohlen­

oxydgas aus falsch behandelten oder schadhaft gewordenen Ofen, ferner die Verwechselung und die fälschliche, leicht­

fertige Verwendung von starkwirkenden Medikamenten ohne

z. B.

Beachtung der Verordnung, wie

die

Eingabe

von

Arzneien, die für Erwachsene verschrieben wurden, in der gleichen

auch

Menge

bei

Kindern;

weiterhin

sind

die Nahrungsmittelsäl'schungen zu rechnen,

hierunter

die mit

unzweckmäßigen Stoffen in der Absicht vorgenommen wur-

den, Lebensmittel länger verwendungsfähig zu erhalten. — Auf Unkenntnis und unvorhergesehenen Zwischenfällen be­

ruhen z.

B.

Vergiftungen mit giftigen

Pilzen, die

im

besten Glauben für genießbare gehalten wurden, die häu­ figen Todesfälle bei Kindern nach dem Genuß tödlich wir­

kender Früchte (Tollkirschen, Stechäpfel usw.) und Pflanzen­

teile (Fleckschierling u. a.) und auch die in chemischen Labo­ ratorien

vorkommenden

tieren.

Als

durch

einen

schehnis

Beispiel

Vergiftungen für

unglücklichen

eine

beim

tödliche

Zwischenfall

sei

Experimen­

Gasvergiftung folgendes

Ge­

wiedergegeben: Eine Frau hatte sich beim An­

kleiden auf den Bettrand gesetzt, um die Strümpfe anzu-

87

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

ziehen.

In einem plötzlichen Schwindelanfall hatte sie den

etwa 1 Meter über dem Kopfende des Bettes befindlichen

Hahn einer Gaslampe berührt und unwillkürlich geöffnet. Sie war in ihrer Ohnmacht nicht mehr imstande, den Hahn wieder zu schließen und vergiftete sich an dem ausströmen­

den Leuchtgase.

Bei Selbstmorden

hat

man

alle

überhaupt

wirksamen

Gifte angewandt gefunden: giftige Metallsalze (in Sub­

stanz und in Lösungen), Laugen und Säuren, giftige orga­ nische

Verbindungen,

durch

Einatmung

tödlich

wirkende

Gase und schließlich auch schädliche Bakterien (die man aus gewissen Gründen mit unter die giftig wirkenden Mittel

rechnen muß).

Auch

die widerlich schmeckenden und

rie­

chenden Gifte kommen bei Selbstmorden nicht selten zur

Verwendung, und ihr Nachweis deutet im allgemeinen aus eine Selbsttötung hin, da die Darreichung solcher auffälligen

Stoffe bei Mordversuchen ungeeignet ist, weil das Opfer meist die drohende Gefahr rechtzeitig erkennen und zurück­ weisen würde.

Auffallend ist, daß die Bevorzugung dieser

oder jener Giftstoffe bei Selbstmorden von Zeit zu Zeit einem Wechsel unterworfen ist, so daß man geradezu von

Modegiften sprechen kann.

Bei Morden werden die Gifte in der Mehrzahl der Fälle

so beigebracht, daß das Opfer beim Genuß des Giftstoffes nichts Auffälliges wahrnimmt, entweder werden geschmackund geruchlose Gifte gewählt oder die sonst am Geschmack,

Geruch oder an der Farbe erkennbaren Eigentümlichkeiten

werden durch Suppen, Kaffee, Wein usw., in die die Stoffe

geschüttet

werden,

verdeckt.

Allerdings

kommen

mitunter

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

88

auch bei Morden übel schmeckende und auffällig riechende Gifte unverdeckt zur Verwendung, indem sie angeblich als

Medikamente gereicht werden.

In der Regel kann man bei

Giftmorden annehmen, daß der Mörder im. Haushalt seines

Opfers und

über dessen Lebensweise gut Bescheid wußte.

Zu beachten ist auch, daß gelegentlich nach Ermordungen

durch andere Tötungsarten dem Toten zur Verschleierung der verbrecherischen Tat und zur Vortäuschung eines Selbst­ mordes Gifte in den Mund geschüttet werden; es ist dann

die Aufgabe des

obduzierenden Gerichtsarztes, an beson­

deren Erscheinungsformen an der Leiche solche Vorkommnisse

zu erkennen. Die Beibringung der Gifte kann in reiner, unveränderter Form oder in Verdünnungen oder Lösungen oder als Bei­

mischung

zu

Lebens-

und

Genußmitteln

Sie

erfolgen.

können dem Körper durch den Mund einverleibt werden,

es kommt aber auch vor, daß die Gifte mit Klystieren oder

mit einem Spülmittel bei Blasen-, Scheiden- und Gebärmutterspülungen

in

den

Körper

gebracht

Auch

werden.

Wunden können zur Ausnahme von Giften dienen und bei

der

vielfachen

Verwendung

modernen Medizin kommen

von

Einspritzungen

Gifte auch

in

der

auf diesem Wege

gelegentlich in tödlich wirkender Menge in den Körper. Bei

Vergistungssällen schwangerer Frauen ist immer die Mög­ lichkeit in Erwägung zu ziehen, daß der Tod durch Ver­

giftung die Folge eines Abtreibungsversuches sein kann.

Alle plötzlichen, unerwarteten Todesfälle, die keine äuße­

ren Kennzeichen für den Tod durch andere Ursachen wahr­ nehmen lassen, sind zunächst immer verdächtig aus Tötung

89

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

durch Gifte. merksamkeit

In solchen Fällen den

nach

ist

nut

folgenden

im

genauester

ausgesührten

Auf­ beson­

deren Merkmalen an der Leiche zu fahnden und alle in der Umgebung der Leiche befindlichen verdächtigen Behält­

(Flaschen,

nisse

Arzneischachteln,

Kruken, Tüten

Gläser,

Töpfe,

usw.)

sind

einer

Tassen,

Teller,

genauen

Prü­

fung zu unterziehen, sicher zu stellen und zu beschlagnah­

Dabei ist zu beachten, daß das Behältnis mit dem

men.

Gistrest (Pulver, Flüssigkeiten, Tabletten, Pillen usw.) so­

wohl sorgfältig versteckt, bar

in

Schränken,

leicht mit

einer

bracht sein kann.

wie auch durchaus

Schubfächern,

auffällig

Arzneischränkchen

falschen Etikettierung

versehen)

sicht­ (viel­

unterge­

Der Rest kann auch in Wasserausgüsse,

Aborte, Nachtgeschirre, auf bie Erde, in Blumentöpfe usw.

ausgeschüttet sein, und es ist darum auch dort danach zu

suchen.

Bei der Annahme eines Giftmordes ist es ratsam,

besser ein verdächtiges Objekt mehr zu beschlagnahmen als,

in der Meinung,

daß

es

sich

nur um harmlose Dinge

handele, das Corpus delicti stehen zu lassen.

Jedes Gift

und jeder Stoff, der ein Gift sein könnte und jedes Be­ hältnis, das ein Gift enthalten könnte, ist darum zu be­ rücksichtigen. Auch erbrochener Mageninhalt, der sich in der

Umgebung der Leiche findet, ist für die chemische Unter­ suchung

aufzuheben, da

in

ihm der

Giftstoff gegebenen­

falls nachgewiesen werden kann. —

Eine scharf umschriebene Definition des Wortes „Gift" ist nicht zu geben, da für die gesundheitsschädigende Wir­ kung bei den einzelnen Stoffen und den verschiedenen Per­

sonen wechselnde Voraussetzungen zugrunde liegen können.

90 Es

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

kann

eine Substanz bei

einem

Menschen

schädigend

wirken, während eine andere Person die gleiche Menge noch

ohne nachweisbaren Nachteil vertragen kann.

Es kann eine

kleine Menge eines Stoffes gesundheitsfördernd sein (wie dies bei einer großen Zahl als Arzneimittel angewandter soge­

nannter giftiger Substanzen bekannt ist), wogegen größere Mengen desselben Stoffes absolut tödlich wirken. Bestimmte

Mengen

gewisser

Stoffe

können

von

Erwachsenen

ohne

Nachteil ausgenommen werden, obwohl die gleiche Menge bei Kindern bereits schweren Schaden anzurichten vermag.

Ferner können sich Menschen an gewisse Gifte durch lang-

anhaltende, regelmäßige Zufuhr und sehr langsame, gleich­ mäßige Steigerung

des

Quantums

in

einem

Maße ge­

wöhnen, daß sie schließlich die vielfache Menge dessen un­ beschadet vertragen, was andere, nicht an das Gift Ge^

wähnte, mit Bestimmtheit tötet (erinnert sei hier nur an die

bekannten

Arsenesser

in

Tirol

und

in

der

Steiermark).

Bon Einfluß auf die Wirkung des Giftstoffes kann auch die Füllung des Magens bei der Aufnahme des Giftes sein

und die Löslichkeit des Stoffes im Mageninhalt, denn es

ist bekannt, daß schwer lösliche Gifte mitunter den Körper ohne Schädigungen passieren können.

Eine weitere Erfah­

rungstatsache ist es auch, daß vorausgegangener Genuß von

Kaffee und alkoholischen Getränken die Wirkung von Giften zu steigern vermag.

Aus diesen Feststellungen und Beob­

achtungen ergibt sich, daß man den Begriff der Giftigkeit eines Stoffes immer nur unter der Voraussetzung einer be­

stimmten — auch noch schwankenden — Mindestmenge an­ wenden kann, wie man in entsprechender Werse die Ver-

91

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

träglichkeit

starkwirkender

Arzneimittel

erwachsenen

bei

Menschen in den in der Medizin gebräuchlichen Zusammen­

stellungen

der

Maximaldosen

(größte

Gaben)

nach

oben

abgegrenzt hat, weil größere Mengen bereits zu Gesund­ heitsstörungen führen können.

Besteht bei plötzlichen, unerwartet eingetretenen Todes­

fällen der Verdacht, daß der Tod durch Vergiftung herbei­

geführt sein könnte, weil Krankheitszeichen fehlen und auch die in den vorausgegangenen Abschnitten näher beschriebe­

nen Merkmale für Tod durch andere Gewaltmittel nicht

nachweisbar sind, so ist an der Leiche zunächst nach Kenn­

zeichen zu suchen, die die Vermutung eines Vergiftungs­ todes begründen und stützen können.

Allerdings ist immer

dabei zu bedenken, daß es Vergiftungen gibt, die an der Leiche überhaupt keine charakteristischen äußeren Verände­

rungen Hervorrufen, so

daß aus

dem Mangel

an

beson­

deren Merkmalen die Annahme einer Vergiftung dennoch nicht ohne weiteres abzulehnen ist.

Zu achten ist bei der äußeren Besichtigung der Leiche zu­ nächst auf die Hautfarbe, die bei Kohlenoxydvergiftung rosa

bis rot ist, und auf die Farbe der Totenflecke, die abwei­

chend

von

der

gewöhnlich bläulichroten bis

rötlichblauen

Tönung auch hellrot (Kohlenoxydvergiftung, Blausäurever­

giftung) und graubraun bis braunrot (Chlorkalium- und

Morchelvergiftung)

sein

kann.

Festzustellen

ist

ferner,

ob sich an den Lippen, in den Mundwinkeln, am Kinn und

vielleicht auch

an dem Hals Veränderungen der Schleim­

haut und der Haut durch Verätzungen finden lassen, die

sich als weiße, gelbe, braune, graubraune bis grauschwarze,

92

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

fleckige oder streifige Schorfe markieren, weil die ätzende

zum

Flüssigkeit

aus

Teil

dem

Munde

ausgeflossen ist,

und ob diese Schorfe hart und brüchig oder weich und bieg­

sam sind.

Des weiteren sind auch auffällige Gerüche nach

Bittermandelöl,

Arznei-

und

Desinfektionsmitteln,

Essig­

säure, Spirituosen, Knoblauch usw. zu beachten und, wenn solche Gerüche von der Leiche selbst ausgehen, als besonders

anzusprechen.

verdächtig

finden, so

kann

grünlichblau

usw.)

geben,

auch

wie

Ist erbrochener Mageninhalt zu

seine Farbe (bräunlich, schwärzlich oder

Hinweise ganz

auf

gewisse

charakteristisch

das

Vergiftungen Leuchten

des

Mageninhaltes im Dunkeln auf Phosphorvergistung hin­ deutet.

Vorhandene

ebenfalls

Stuhl-

aus eventuelle

und

Harnentleerungen

sind

Abweichung der Farbe von der

normalen Tönung zu prüfen. Im folgenden seien

die besonderen Merkmale bei den

am häufigsten vorkommenden Vergiftungen, soweit sie für

Kriminal- und Polizeibeamte von Bedeutung sind, näher

gekennzeichnet; dem Gerichtsarzt stehen durch die Obduk­ tion

und

die

chemische

Untersuchung

weitere

Hilfsmittel

zur genaueren Ermittelung von Vergiftungen zu Gebote,

auf die hier nicht weiter eingegangen werden braucht.

1. Arsenvergisiungen:

Sie kommen gelegentlich als un­

glückliche Zufälle durch Verwechslungen mit anderen Stof­ fen vor, auch Vergiftungen durch arsenhaltige Medikamente (Salben, Salvarsan,

Arsenpillen

worden, doch sind sie selten.

usw.)

sind

bekannt

ge­

Viel häufiger sind die vor­

sätzlichen Vergiftungen mit Arsenverbindungen in verbre­ cherischer und selbstmörderischer Absicht.

Zur Verwendung

93

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

kommt hierbei am häufigsten der weiße Arsenik (Arsentri­ oxyd = arsenige Säure), der außerordentlich giftig, geruch-

und geschmacklos und ohne auffällige Farbe ist und daher unschwer und unbemerkbar beigebracht werden kann. Selbstmorden

findet

man

auch

arsensaure

das

Bei

Kupfer

(Kupriarsenit---Scheelsches Grün) und eine andere Maler­

farbe: das Schweinfurter Grün (eine Doppelverbindung aus arsensaurem

und

essigsaurem

Kupfer)

verwendet,

zwei

Arsenverbindungen, die durch ihre schwer verdeckbare grüne

Farbe auffallend und daher bei Mordversuchen außer bei

kleinen Kindern sehr ungeeignet sind.

Die genannten Gifte

werden in der Mehrzahl der Fälle durch den Mund bei­

gebracht, es sind aber auch Arsenvergiftungen bekannt ge­ worden, bei denen das Gift dem Körper mit einem Klystier oder bei Abtreibungsversuchen in die Scheide oder die Ge­

bärmutter eingesührt wurde. — Die Wirkung des Arsens ist sehr heftig, der Tod tritt nach der Ausnahme des Arsens in gelöster Form schon nach wenigen Minuten ein, bei Darreichung in fester Substanz folgt die Wirkung erst nach einer bis mehreren Stunden. Zur Herbeiführung des Todes

durch weißen Arsenik genügen bereits Mengen von 0.1 bis 0.2 g.

Die Erscheinungen am Vergifteten ähneln denen

eines Cholerakranken, es stellen sich Erbrechen und heftige Durchfälle

und

auch

die

der Cholerakranken ein,

charakteristischen unt)

schließlich

Wadenkrämpfe

folgt

der

Tod.

Äußerlich sind an der Leiche keine besonderen Feststellungen zu erheben, nur nach dem Genuß der arsenhaltigen grünen Malerfarben können sich gelegentlich Reste grünen Farb­

stoffes an den Lippen und eventuell im Schnurrbart zeigen.

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

94

Das Gift ist chemisch im Magen- und Darminhalt und in

Teilen des Körpergewebes nachweisbar.

2. Phosphorvergistungen: Sie sind gegen früher verhält­ nismäßig

selten

geworden,

die

seitdem

Verwendung

des

giftigen Phosphors für die Herstellung von Zündhölzern verboten ist.

während

Giftig ist der gelbe kristallinische Phosphor,

der

Phosphor sind

rote

Phosphor

wegen

des

ungiftig

üblen

ist.

Geschmackes

Morde

mit

und seines

Leuchtens im Dunkeln, durch die er leicht erkannt wird, sel­ ten; häufiger kommen Selbstmorde mit diesem Gifte und Todesfälle nach Abtreibungsversuchen

mit Phosphor

vor.

Der Tod wird schon durch die Zuführung von 0.1 § Phos­ phor herbeigeführt. Durch die Vergiftung, die ähnliche Er­ scheinungen nach sich zieht, wie sie der Knollenblätterpilz

auslöst,

tritt

Erbrechen

von

knoblauchartig

riechendem,

fchwarzbraunem Mageninhalt auf, der im Dunkeln einen

bläulichen Lichtschimmer wahrnehmen läßt.

An der Leiche

sind die gelbe Hautfarbe wie bei einem Gelbsuchtkranken und das Vorhandensein von Blutungen in die Haut auf­

fällig. 3. Blausaurevergiftungen: Die meisten Vergiftungen mit Blausäure kommen durch Unglücksfälle vor, nach übermä­

ßigem Genuß von Bittermandeln und Speisen (Konditor­ waren), denen reichlich Bittermandelöl zugesetzt war, und

auch nach dem Genuß einer größeren Anzahl von Obst­ kernen (Pflaumen, Pfirsichen und Aprikosen),

mandelöl enthalten.

die Bitter­

Es ist aber zu beachten, daß Blau­

säure auch bei Morden benutzt wird, obwohl das Gift auf­ fallend riecht und schlecht schmeckt.

Bei diesen Vorkomm-

95

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

nissen ist es zur Verdeckung seiner Eigentümlichkeit in der

Regel Speisen oder Getränken (Kaffee, Wein, Likören) zu­ gesetzt und besonders häufig solchen Likören, die selbst schon

einen

Geschmack

nach

Bittermandeln

haben

darum

und

Bei Selbstmorden wird

nichts Ausfälliges erkennen lassen.

die Verwendung von Blausäure sehr häufig gefunden, da die schnelle und durchaus sichere Wirkung dieses Giftes so­

wohl nach Beibringung durch den Mund, wie auch nach der Einatmung seiner Dämpfe allgemein bekannt ist.

Die töd­

liche Wirkung wird schon mit 0.06 g Blausäure erreicht. Der Tod tritt nach schwerer Atemnot und Krämpfen in

An der Leiche sind die hellroten

wenigen Minuten ein.

Totenslecke charakteristisch, und aus dem Munde der Leiche

ist der typische Blausäuregeruch deutlich wahrnehmbar.

4. Su-Nmatvergistungen: Sie kommen wegen der ver­ hältnismäßig leichten Zugänglichkeit zu diesem Gifte (Queck­ silberchlorid = Hydrargyrum bichloratum)

als Desinfek­

tionsmittel und als ein in manchen Gewerbezweigen unent­

behrlicher Stoss häufig vor. So finden sich Sublimatvergif­

tungen durch Unglückssälle und noch häufiger durch Selbst­

mordversuche und durch Verbrechen.

Das weiße Salz wird

am häufigsten in Flüssigkeiten gelöst durch den Mund zu­

geführt, bei Morden Getränke

(Milch,

wird

Kaffee,

der Likör

schlechte Geschmack

usw.)

verdeckt.

durch

Seltener

sind die Vergiftungen nach Scheidenspülungen mit Subli­

matlösungen zu Abtreibungszwecken.

ken bereits tödlich.

0.2 g Sublimat wir­

Erbrechen und stinkende Durchfälle sind

die erste Folge der Vergiftung, dann tritt eine blutige Ver­

färbung des Harns auf.

Der Tod tritt — von seltenen

96 schnell

Die Erscheinungen an der Leiche usw. verlaufenden

Bergiftungsfällen

nach einigen qualvollen Tagen ein.

abgesehen



erst

Durch die Ätzwirkung

des Sublimats bilden sich an den Lippen und im Munde

den

(wie an

Schleimhäuten der inneren Organe)

weiße

Nach Vergiftungen durch Schei­

Ätzschorfe und Geschwüre. denspülungen mit

sublimathaltiger

die Ätzschorfe und

Geschwüre

Flüssigkeit zeigen

sich

an den Schleimhautpartien

der Schamlippen und in der Scheide selbst.

5. Blei- und Kupfervergistnngen:

Abgesehen

von

den

chronischen Bleivergiftungen in Gewerbebetrieben und nach Benutzung bleihältiger Metallbehältnisse zur Aufbewahrung

von Lebens- und Genußmitteln sind akute Bleivergiftungen sehr selten, denn die tödlich wirkende Menge der giftigen

Bleisalze ist groß und der Geschmack ist ausfällig. Erbrechen,

Tod ein.

und

Darmstörungen

Bewußtlosigkeit

tritt

Nach der

Äußerlich bietet die Leichenbeschau nichts Ausfal­

lendes. — Kupfervergiftungen kommen mitunter bei Selbst­ morden mit Kupfersalzen (Kupferazetat — Grünspan und

Kupfersulsat -- Kupfervitriol)

vor; wegen der auffallenden

grünen bis blaugrünen Farbe und des leicht erkennbaren

es bei Morden selten verwendet.

Geschmackes findet man

Erbrechen grünen Mageninhaltes und Entleerungen braun­

roten Darminhaltes voraus.

und

Krampfanfälle gehen dem Tode

Gelegentlich, wenn die Wirkung des Giftes lang­

sam erfolgte, findet man eine Gelbfärbung der Haut an der Leiche.

6. Lysolvergistungen:

Lysol ist ein bei Selbstmorden be­

sonders häufig angewandtes Gift, das wegen seines auf­ fälligen Geruches und Geschmackes bei Mordversuchen so-

97

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Nur bei Morden

fort erkannt und zurückgewiesen würde. an

kleinen

Auch

Kindern

Vergiftungen

findet

man

es

gelegentlich

benutzt.

Lysol

mit

Abtreibungsversuchen

nach

Die tödliche Wirkung, der Bewußt­

sind bekannt geworden.

seinsstörungen vorausgehen,

tritt schon nach

dem

Genuß

von ca. 15.0 g Lysol ein, meist ist die bei Selbstmorden dem Körper beigebrachte Menge jedoch wesentlich größer.

An

sind

Leiche

der

neben

dem

Geruch

nach

Lysol die

trockenen, gelblichen bis bräunlichen harten Ätzschorfe

Munde

auffallend.

am

Harn Lysolvergifteter färbt sich

Der

nach längerem Stehen grünschwarz.

7. Karbolsäurevergiftungen: Todesfälle nach Karbolsäure­

vergiftungen sind in früheren Zeiten häufiger sowohl als zufällige

Unglücksfälle,

als

auch

durch Selbstmord

und

Mord vorgekommen, in der Gegenwart sind sie seltener ge­ worden.

Wegen des markanten Geruches findet die Karbol­

säure bei Morden

außer an kleinen Kindern keine Ver­

wendung, bei Selbstmordversuchen häufiger vor.

kommt ihre Benutzung

Da die Karbolsäure gelegentlich

Abtreibungszwecke

versucht

wird,

sind

auch

auch für

danach

liche Vergiftungen erfolgt und berichtet worden.

töd­

Etwa 10

bis 12 g des Giftes wirken tödlich. Dem Tode geht wie bei der Lysolvergiftung gen voraus.

ein Stadium der Bewußtseinsstörun­

Auch hier fallen an der Leiche der Karbol­

säuregeruch und die harten, weißen bis gelben Ätzschorfe

am Munde und am Kinn auf, und der Harn nimmt eben­ falls nach längerem Stehen dunkelgrüne bis grünschwarze

Farbe an.

8. Kleefalzvergiftungen: Da Kleesalz

(saures

Rehseldt, Gerichtsärztliche Tatbestandsseststellungen.

oxalsaures 7

98

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Kalium = Zuckersäure) im Haushalt häufig vorhanden ist,

weil es zur Entfernung von Flecken Verwendung findet, kommen gelegentlich Vergiftungen durch Verwechslungen mit anderen

Lebens

Salzen wird

vor.

fast

es

Mit

Vorsatz

nur

bei

zur

Verkürzung

Selbstmorden

und auch dabei nicht gerade sehr oft.

des

verwendet

Die tödlich wirkende

Nach Erbrechen bräunlichschwarzen

Menge sind etwa 10 g.

Mageninhalts und Entleerung dünner fast schwarzer Stühle (deren dunkle Farbe von Magen- und Darmblutungen her­ rührt)

und

weiterhin

folgenden Krämpfen

Bewußt­

und

losigkeit tritt der Tod nach einiger Zeit (selten schon nach einer Stunde) ein.

Äußerlich sind an der Leiche keine be­

sonderen Merkmale zu erkennen, nur die gerichtsärztliche Leichenöffnung mit der chemischen Untersuchung kann die

Todesursache klarstellen.

9. Vergiftungen durch Säuren: Die Vergiftungen mit diesen

Stoffen

(Salzsäure,

Schwefelsäure,

Salpetersäure,

Essigsäure und Chromsäure) sind nicht selten.

Schwere Er­

krankungen und Todesfälle kommen durch Verwechselungen

vor, da häufig zum Ausbewahren von Säuren, Flaschen

benutzt werden, die auch sonst im Haushalt als Behältnisse für

Genußmittel

(Bier,

Wein

usw.)

in

Gebrauch

sind.

Wegen des scharfen Geschmackes und Brennens im Munde

bei Darreichung dieser Stosse wird die Verwendung von Säuren

bei

Verbrechen

im

allgemeinen nicht

beobachtet,

nur bei Morden an kleinen Kindern findet man die genann­ ten Flüssigkeiten

bracht.

mitunter dem Körper gewaltsam beige­

Selbstmorde durch

Trinken von Säuren

kommen

öfter vor; auch Todesfälle nach Abtreibungsversuchen mit

99

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

diesen Mitteln sind bekannt geworden. Die ätzende Wirkung der Säuren verursacht schwerste Veränderungen im Munde,

Rachen, Speiseröhre,

Magen

Darm,

und

daher

ist

Er­

brechen dunkelbraunen bis schwarzen Mageninhaltes nicht selten.

An der Leiche zeigen sich an den Lippen und im

Munde Ätzschorfe, die nach Verwendung von Schwefelsäure

hart und schwarzgrau, von Salpetersäure und Chromsäure

gelb sind. Salzsäure und Essigsäure machen im allgemeinen keine Ätzschorfe; die Essigsäure ist am Geruch in der Nähe

des Mundes der Leiche erkennbar.

10. Vergiftungen durch Laugen: Durch unglückliche Zu­ fälle kommen Vergiftungen durch Laugen (Natronlauge und

Kalilauge) aus den gleichen Gründen wie durch Säuren vor.

Auch Selbstmorde und Abtreibungsversuche haben nach Ver­

wendung von Laugen tödlichen Ausgang gehabt. Leiche sind

äußerlich

An der

außer der Aufquellung der Mund­

schleimhaut keine besonderen Merkmale wahrnehmbar.

11. Ammoniakoergistungen: Sie sind selten sowohl durch Unglücksfälle

wie

auch

durch

Selbstmorde

und

Morde,

die fast nur an Kindern sestgestellt wurden. Nach schwarz­

braunen

dünnen

Stuhlentleerungen,

Bewußtlosigkeit tritt der Tod ein.

Krampfanfällen

und

Bei der äußeren Leichen­

besichtigung fallen keine besonderen Erscheinungen auf. 12. Vergiftungen mit Kalium chloricum: Sie kommen

durch Verwechslungen Glaubersalz

vor

und

mit

anderen

können

die

Stoffen,

z. B. mit

verhängnisvolle

Folge

nach dem Verschlucken von Mundspülwasser sein, in dem dieses Mittel enthalten ist.

Auch Morde und Selbstmorde

mit Kalium chloricum sind bekannt geworden. — Als erste

100

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Erscheinungen nach der Vergiftung treten Erbrechen brau­ ner

Massen

und

bis Tagen

eventl.

Atemnot,

dann

auf,

Bewußtlosigkeit

der Tod.

auch

Durchfälle

einigen

nach

folgt

An der Leiche sind

und

Stunden

besonders die

grauen Totenflecke auffallend, und bei solchen Personen, die

erst spät nach der Giftausnahme gestorben sind, zeigt sich

eine Gelbfärbung der Haut wie bei Gelbsuchtkranken.

Der

Harn ist braunschwarz.

13. Vergiftungen mit ttohlenoryd: Die Todesfälle nach Einatmung von Kohlenoxyd (einem Bestandteile des Leucht­

gases)

sind

häufig

sehr

sowohl

Unglückssälle

durch

wie

auch als Folge selbstmörderischer und verbrecherischer Hand­

lungen. Das Kohlenoxyd wird von den roten Blutkörperchen leicht ausgenommen und festgehalten, so daß der Sauer­

stoff

schließlich

Nach

anfänglichen

Aufnahme

keine

Kopfschmerzen

finden

mehr

kann.

tritt Atemnot und

— Be­

nommenheit, weiterhin Erbrechen und Bewußtlosigkeit und

schließlich der Tod ein, wenn nicht rechtzeitig Hilfe kommt. An

der Leiche ist das ausfällige Zeichen die hellrote Farbe der

Totenslecke und der Schleimhäute (Lippen usw.), wie sie sonst nur noch bei Blausäurevergiftung und an Erfrorenen

zutage tritt. 14.

Vergiftungen

Gasen: Vergiftungen atmosphärische

Luft

mit

anderen

mit ist

gesundheitsschädlichen

Kohlensäure,

und sich

daher

die

schwerer

am Boden

kommen in Brunnen, Kellern und Gruben vor.

Einatmung

der

Kohlensäure

Schwindelgefühl, Atemnot, der Tod ein.

stellen

sich

Bewußtlosigkeit

als

hält,

Nach der

Kopfschmerzen,

und

schließlich

An der Leiche sind besondere Merkmale nicht

101

Die Erscheinungen an der Leiche usw. —

finden.

zu

Schwefelwasserstoffgasvergiftungen kommen

gelegentlich bei Arbeitern in Kloaken vor, in denen sich das Gift aus dem Grubeninhalt bildet.

Dem Tode gehen in

der Regel Erbrechen, Atemnot, Bewußtlosigkeit und färbt.

Chloroformvergiftungen,



auch

An der Leiche ist das Blut schwarz ge­

Krämpfe voraus.

gelegentlich

die

bei

Narkosen vorkommen, sind auch bei Selbstmorden und Mor­

Nach Bewußtlosigkeit und Unruhe

den bekannt geworden.

tritt der Tod ein. An der Leiche ist nichts Charakteristisches nachweisbar.

15. Alkoholvergiftungen sowohl mit reinem Alkohol wie

mit Methylalkohol kommen fast nur bei Trinkern vor. Nach dem

Genuß

von

Methylalkohol

zeigen

sich

Erbrechen,

Krampfanfälle, Bewußtlosigkeit, Lähmungen, auch Delirien,

Erscheinungen

und diesen

folgt der Tod.

Äußere Kenn­

zeichen sind an der Leiche nicht zu finden. 16.

Vergiftungen

aus

mörderischen und

einigen

mit

aus

sind

phiumvergistungen

Arzneimitteln:

Mor-

aus

selbst­

Unglücksfällen,

mörderischen

Handlungen

bekannt.

0.2 g Morphium führen zum Tode, der mehrere Stunden

nach Zuführung des Giftes eintritt.

Übelkeit, Atemnot und

Bewußtlosigkeit gehen dem Tode voraus. — Kokainvergif­ tungen sind in den letzten Jahren häufiger vorgekommen, besonders durch

die

Mode des

Kokainschnupsens.

1.0 g

Kokain wirkt tödlich, nachdem sich vorher Schluckbeschwer­ den, Muskelschwäche, Bewußtseinstrübungen und Halluzi­

nationen

gezeigt

führt

keiner

zu

vergiftungen

sind

haben.

Die

besonderen beobachtet

äußere

Leichenbesichtigung

Wahrnehmung.

worden

bei



Atropin­

Unglücksfällen

102

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

(falsche Verwendung des Heilmittels und Genuß von Toll­

kirschen, Stechapfel und Bilsenkraut, aus denen das Atropin gewonnen

und

wird)

bei

auch

Selbstmorden.

0.06 g des Giftes führen zum Tode.

Bereits

Die Haut färbt sich

rot und wird trocken, es treten Erregungszustände ein, und

nach Bewußtlosigkeit folgt der Tod.

An der Leiche zeigen

sich keine besonderen Merkmale. — Strychninvergiftungen sind bei Selbstmorden und Morden bekanntgeworden; das Gift schmeckt bereits

0.03

bitter g

und

hat

eine tödliche Wirkung

spätestens

nach

5—10

Stunden.

mit Dem

Tode gehen Krampfanfälle voraus. Auch hier fehlen an der

Leiche

besondere

charakteristische

Erscheinungen.

Anti-



pyrin, Pyramidon, Antifebrin, Phenazetin usw. geben ähn­ liche Erscheinungen tungen

mit

den

wie

Bei

chloricum.

Kalium

bekannten

Schlafmitteln

Vergif­

Veronal,

Sul-

fonal usw. werden an der Leiche keine äußerlich erkenn­

baren Veränderungen gesunden. 17. Pilzvergiftungen: Sie kommen in der Regel infolge

Verwechselungen vor

und

daher

von giftigen Arten mit eßbaren Pilzen

auch

nur

in

den

Spätsommermonaten.

Dem Tode voraus gehen Erbrechen, Durchfälle und Krämpfe;

nach

Genuß

von

Knollenblätterschwamm, der

öfters

mit

dem Champignon verwechselt wird, zeigt sich mitunter auch

Gelbfärbung der Haut. 18. Vergiftungen mit Nahrungsmitteln wie verdorbener Wurst, Fisch und Fleisch rufen schwere Magen- und Darm­

störungen hervor, bevor der Tod eintritt.

der

Vergiftungen

geschieht

durch

Der Nachweis

bakteriologische

Unter­

suchungen, da andere Merkmale an der Leiche nicht vor­

handen sind, die auf derartige Vergiftungen hindeuten.

103

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

h. Körperverletzungen und Tod durch Sittlichkeitsverbrechen. Während die bisher beschriebenen Körperverletzungen durch

fremde Hand aus allen denkbaren Motiven beigebracht sein können,

wie

z.

B.

aus

Eifersucht,

Meinungsverschieden­

heit, Rachsucht, aus dem Verlangen nach fremdem Eigen­

tum zur Besitzvergrößerung und Bereicherung, im Streit, in der Trunkenheit, zur Beseitigung von Zeugen anderer Verbrechen und aus

vielen anderen Beweggründen mehr,

sollen nunmehr die typischen und häufigsten Verletzungen als Folgen schwerer Sittlichkeitsdelikte geschildert werden. Zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Geschlechts­ trieb und Körperverletzungen

eventuell bis zum tödlichen

Ausgange muß die Tatsache zugrunde gelegt werden, daß auch

bei

normaler

Veranlagung

mehr

oder

schlechtsverkehr

eine

strengung und

Gewaltanwendung

der

Personen

minder

starke

im

Ge­

Kraftan­

aufgebracht wird, durch

die die Lust besonders auf dem Höhepunkt des Aktes ge­

steigert wird.

Bei kalten, empfindungsarmen Naturen ist

dieser physische Faktor im Beischlaf nur gering oder fast gar nicht vorhanden, bei sexuell stark erregbaren Naturen kann er über ein gesundes Mittelmaß bis zum Äußersten

gesteigert sein.

Dabei ist bei diesen Menschen zwischen zwei

grundsätzlich verschiedenen Persönlichkeiten zu unterscheiden:

den masochistisch Veranlagten, die eine Erhöhung des Ge­

nusses durch Erdulden von Gewaltanwendung erfahren, und den sadistisch Veranlagten, die zur Steigerung ihrer sexu­ ellen Empfindung

selbst

Gewalt üben

dulden und leiden sehen müssen.

und den Partner

Eine Grenze vom Nor-

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

104

malen zum darüber

gesteigerten Ausmaß ist nicht anzu­

geben, die Übergänge sind fließend und bei den einzelnen

Persönlichkeiten häufig auch zeitweilig in gewissen Breiten wechselnd.

Die Steigerung kann gering sein, wie es sich

zum Beispiel im leichten Biß während des Geschlechtsaktes

nicht selten zeigt, sie kann aber auch Formen annehmen, die dem Begriff der gewalttätigen Körperverletzungen durch­

aus gleich

sind.

Zu diesen

Gewaltakten

im Geschlechts­

verkehr gehören die Auspeitschungen mit Ruten, Stöcken,

Riemen, Hundepeitschen usw., die Auseinanderreißungen der

weiblichen Schelde bis zu gelegentlich schwersten Verletzungen

am Damm und die Weichverletzungen durch schwere Biß­ wunden, durch Stechen

und Schneiden vor und im Ge­

schlechtsverkehr. Die Verletzungen können, wie jede derartige Körperbeschädigung, tödlichen Ausgang

haben.

Die tiefen

Bißwunden mit ihren typischen Zahnabdrücken im Fleische,

ebenso die Stich- und Schnittwunden finden sich vorzugs­ weise am Hals, an den Brüsten, am Unterleib und dort

besonders

in

der

sungen des Halses gung

Genitalgegend. bis

zur tödlich

Auch

Zusammenpres­

auslausenden

im Beischlaf sind vorgekommen und

Erwür­

an den früher

genauer beschriebenen Würgespuren (f. Kapitel „Tod durch

Erwürgen") erkennbar.

Die Täter derartiger Gewaltmaß­

nahmen sind sexuell verirrte Individuen, die immer wieder

zur Erzielung eines vollen Genusses und sexueller Befrie­ digung zu solchen Tätlichkeiten neigen und sich hemmungs­

los hinreißen lassen. Aus schwerer sexueller Verirrung beruhen auch die Hand­

lungen der Messerstecher aus sexuellen Motiven.

Sie sind

105

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

sadistisch

die

Personen,

veranlagte

allein

schon

in

dem

Bewußtsein, eine Person des anderen Geschlechtes verletzt zu

haben,

und

an

dem

Schmerzausdruck

des

blutenden

Opsers sexuelle Befriedigung bis zum Samenerguß finden.

Sie versuchen je nach ihrer Vorstellungs- und Einbildungs­ art beim Stechen im allgemeinen die Brüste, den Unter­

leib, die Schamgegend

oder die

Schenkel

des

gewählten

Opfers zu treffen; meist strebt der gleiche Täter immer

nach Verwundung der gleichen Körperpartie, so daß auf­ fallende Wiederholungen solcher Verletzungen gemeldet wer­

den, bis der Täter gefaßt ist. tende Gelegenheit wahr,

Er nimmt jede sich bie­

bevorzugt wohl

ruhige Straßen

und Plätze, scheut aber auch nicht vor der Handlung auf belebten Straßen zurück,

auf denen er seinen Verfolgern

leichter zu entkommen hofft.

Diese Verletzungen sind oft

genug nicht sehr schwer, sie können aber auch lebenswichtige Organe treffen oder durch hinzutretende Blutvergiftung zum Tode führen.

Die größte Steigerung der sadistischen Veranlagung zeigt

sich im Lustmörder, der vorsätzlich, aber ohne Überlegung im stärksten Affekt tötet, damit sich in dieser grauenhaften

Gewalthandlung sein schwer entarteter Geschlechtstrieb be­

friedigt.

Die Tötung

durch Erwürgung

kann während

des

Geschlechtsaktes

erfolgen oder durch schwere,

mehrfache

Schnitt- und Stichverletzungen in den Körper des Opfers, besonders in die Hals-, Brust- und Bauchgegend bis zu

ausgedehnten

Zerfleischungen

und

Zersetzungen

des

Kör­

pers, gelegentlich auch mit Öffnung der Bauchhöhle durch

Aufschlitzen der Bauchdecken.

Man findet nicht selten dann

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

106

die Eingeweide herausgerissen, in denen der Lustmörder zur Auspeitschung seiner sexuellen Erregung, die bis zur Raserei gesteigert sein kann, herumwühlte.

Die Geschlechtsteile des

Opfers sind oft verstümmelt, zerfetzt oder herausgeschnitten, die Scheide aufgeschlitzt und die Brüste vom Körper ab­

getrennt.

Auffallend ist auch die nicht seltene Zerstückelung

der Leiche durch Abtrennung der Glieder und des Kopfes

vom Rumpf. Außer der Tötung

im Geschlechtsakte sind

auch Fälle

von Lustmord bekannt geworden, bei denen die Tötung erst erfolgte und der Mörder in einem Rausche am Blut und

grauenhaften Zurichtung

beim Anblick der

dieses geschlechtlich gebrauchte.

ser geschlechtlichen Verirrung

seines Opfers

Bei einer dritten Art die­ findet der Täter

allein in

der Tötung seine sexuelle Befriedigung, ohne daß es zu

einer geschlechtlichen Vereinigung kommt. Bei der Auffindung der durch Lustmord getöteten Per­

sonen, zeigen diese sehr häufig — fast in der Regel — noch die gleiche Lage, in der der Lustmörder sie mit ent­

blößtem Körper

hat,

so

daß

oder



aufgedeckten

abgesehen

von

getötet

Geschlechtsteilen

seltenen

Fällen

vorge­

täuschten Lustmordes — aus dem Gesamteindruck sofort auf

die

vorausgegangene

werden kann.

sadistische Handlung

geschlossen

Solche Leichen erwecken die Vorstellung, daß

der Mörder an dem Anblick seines solchermaßen zugerich­

teten

Opfers

und

an

dem

Gedanken,

durch

eine

solche

Schaustellung andere zum Entsetzen zu bringen, noch eine

Wollust empfand. Eine gelegentliche Erscheinung nach Lust­ morden ist die Tatsache, daß die durch die Zerstückelung ab-

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

107

getrennten Leichenteile an verschiedenen Stellen der nähe­

ren oder weiteren Umgebung des Tatortes verstreut auf­

Auch diese Handlung der Verschleppung

gefunden werden.

von Leichenteilen entspringt, sofern nicht Verschleierungs­

absicht zu solcher Tat verleitet, zweifellos einer sadistischen Neigung, die Mitwelt durch das Ausfinden der Leichenteile

in Aufregung zu versetzen.

Der Vollständigkeit halber ist

hier noch zu erwähnen, daß vereinzelt auch in Verbindung

mit Lustmord Fälle von Antropophagie angetroffen werden,

das heißt, daß der Lustmörder Teile seines Opfers verzehrt. Zu den Verbrechen aus sexuellen Motiven gehört ferner

die

Notzucht.

einem

In

Zustande

stark

erregten

Ge­

schlechtsdranges stürzt sich der Täter auf sein überraschtes und ihm widerstrebendes Opfer und begeht unter Anwen­ dung körperlicher Gewalt seine unzüchtige Handlung, oder er lockt es

zur Ausübung

seiner verbrecherischen Absicht

unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an einen ihm geeignet

und sicher scheinenden Ort, um es dort zu vergewaltigen. Wichtig

zu

wissen

ist, daß Notzucht

an Kindern

(selbst

Säuglingen) und Erwachsenen jeden Alters (auch Greisin­

nen) begangen

wird,

daß Notzuchthandlungen auch

gele­

gentlich von Frauen

versucht werden, und daß sie

auch

unter

Gleichgeschlechtlichen

durch

die

zungen

vorkommen.

Gewaltanwendung

sinden

sich

die

Neben

zustandekommenden

wichtigsten, den

anderen

Verlet­

Notzuchtakt

be­

weisenden Spuren an den Geschlechtsteilen, gelegentlich auch am After und weiterhin an den Oberschenkeln, die infolge

der gewaltsamen, kräftigen Versuche zur Auseinanderpres»

sung der Beine Kratzspuren und Blutergüsse, besonders an

108 den

Die Erscheinungen an der Leiche usw. Innenseiten

tragen

weiblichen Personen

können.

kann

Bei

noch

das die Scheide

unschuldigen verschließende

Hymen (Jungfernhäutchen) mehr oder minder zerrissen sein

und bluten, an den Schamlippen finden sich Blutergüsse infolge von Quetschungen durch die gewaltsamen Versuche

das männliche Glied in die Scheide einzuführen, die nach gelungenem Versuch

Scheideneingange

erweitert

(durch

die

ist.

Die

Einführung

Verletzungen des

am

männlichen

Gliedes, aber auch durch Aufreißen mit den Fingern oder

mit festen Gegenständen) können besonders bei kleinen Mäd­ chen sehr ausgedehnt und als tiefe Rißquetschwunden vor­

zugsweise am Damme erkennbar sein und können so schwere Form annehmen, daß Verblutungen daraus möglich sind.

Auf den ost sehr heftigen Kampf bei der Überwindung des Widerstandes sind die Verletzungen zurückzuführen, die an

den Ober- und Unterarmen und Handgelenken, am Hals und im Gesicht — besonders an den Wangen und am

Munde durch

Zupressen

desselben,

um

ein

Schreien

zu

verhindern — am behaarten Kopfe und den Beinen ange­

troffen werden.

An diesen Stellen zeigen sich Kratzspuren,

Wunden, Blutergüsse und Beulen.

Der Mund des Opfers

kann mit Tuchfetzen von Kleidungsstücken, mit Gras und

Laub oder mit Erde gefüllt sein, mit denen der Täter die

Hilfeschreie ersticken wollte. — Von Wichtigkeit bei der Fest­ stellung des Tatbestandes ist die Untersuchung der Wäsche-

und Kleidungsstücke auf Samenslecke, die zur Beweis­

führung dienen und mikroskopisch eindeutig als solche er­ kannt werden können; auch der Fußboden und Gegenstände

am Tatort können solche Spuren bergen, auf die darum immer genau zu achten ist.

109

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Die Folgen des Notzuchtaktes können, sofern nicht der Tod durch Verletzungen, Erstickung, Herzlähmung oder durch Chok eiutrat, Schwängerung, Übertragung von Geschlechts­ krankheiten und Krankheiten auf nervöser Basis infolge der

Häufig genug ist die Not­

seelischen Erschütterung sein.

zuchthandlung auch der Ursprung des Sinkens der sittlichen und moralischen Widerstandskraft des Opfers und der Be­ ginn seines Abstieges zur Prostitution und zum Verbrechen,

i. Kindesmord. Unter Kindesmord versteht man die absichtliche Tötung eines

neugeborenen Kindes in oder kurz nach der Geburt

durch

die Mutter. Danach

ist es von Wichtigkeit

bei der

Tatbestandsaufnahme zur Klärung der Frage, ob Kindes­ mord

vorliegt, festzustellen, ob die Leiche die eines Neuge-«

borenen ist, ob das Kind gelebt hat und durch welche Todes­ ursache es gestorben ist.

Da im allgemeinen eine Reini­

gung des Kindes vor der bald nach der Geburt vorgenom­

menen Tötung noch nicht stattgesunden hat, ist der kind­

liche Körper noch mit Blut — vom Geburtsvorgange her­ rührend



und

mit

minder

besonders

am

fettiger

Fruchtschmiere

behaarten

Spuren können gelegentlich

Kopfe

mehr

behaftet.

oder Diese

durch Flüssigkeiten, in denen

die Leiche gelegen hat, teilweise beseitigt sein, jedoch ist als bemerkenswert zu beachten, daß die fettige Fruchtschmiere

sich auch

im

Wasser ziemlich lange aus der Haut hält.

Für das Neugeborensein spricht es auch, wenn die Tren­

nung des Mutterkuchens vom Kinde noch nicht vorgenom­ men wurde, wie dies gelegentlich bei Kindesmorden beob-

110

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

achtet wird. — Die Frage, ob ein Kind bereits gelebt hat

oder vielleicht

tot

ist,

geboren

durch

muß

ärztliche Leichenöffnung beantwortet

die

werden.

gerichts-

Die Todes­

ursachen, die zum Ableben eines neugeborenen Kindes ge­

natürlicher Art oder

führt haben, können

auch auf Ge­

walteinwirkungen zurückzuführen sein.

Die natürlichen Todesursachen vor und während der Ge­ burt können bedingt sein durch besondere krankhafte Ver--

anlagungen der Mutter, die durch die ärztliche Untersuchung an der Entbundenen feststellbar sind, durch krankhafte An­ lagen oder mangelhafte oder unnormale Entwicklung des

abweichende

Kindes (von der Regel

Gebärmutter,

Wasserkopf,

Kindslagen

Mißbildungen,

in

der

Zwillinge,

zu

kurze Nabelschnur, Knoten in der Nabelschnur, Nabelschnur­ umschlingung um den Hals des Kindes und vieles andere

mehr) und auch durch besondere, schädigende Vorgänge bei der Geburt zumal dann, wenn der Gebärenden keine fremde

Hilfe

zur

Seite

steht

(sehr

Fortschreiten

langsames

der

Geburt oder Sturzgeburt, Ohnmacht der Mutter während und gleich nach der Geburt, so daß die Sorge für das Neu­

geborene

ausbleibt,

Nabelschnurvorfall,

Verblutungen

aus

der durchtrennten Nabelschnur, Scheintod des Neugeborenen usw.).

Durch

solche

Regelwidrigkeiten

und

Zwischenfälle

während der Geburt kann der Tod des Kindes, meist als Erstickungstod, ohne Verschulden der Mutter eintreten, oft

genug ist er

auch dann nicht einmal abzuwenden, wenn

sachkundige Hilfe zur Hand ist.

geborenen

lassen

fast

immer

Die Leichen solcher Neu­ auch

die

charakteristischen

Spuren für die Erklärungen der Todesursache erkennen.

111

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

Ebenso lassen auch die gewaltsamen Maßnahmen zur vor­

sätzlichen Tötung des neugeborenen Kindes in der Regel deutliche Spuren am Kindskörper zurück, die allerdings in

manchen Fällen große Ähnlichkeit mit Erscheinungen haben können, wie sie auch an normal geborenen Kindern vorzu­ kommen

Mutter

der

groß

verhältnismäßig

gefüllte

So zeigen

pflegen.

an

wege

Geschwülste

waren

und

Schädel oder im Gesicht.

durch

starke

Beugung

Geburts­

sich — wenn die

eng

oder —

der

durchaus

Einpressungen

kindliche

Kops

häufig

blut­

kindlichen

am

Am Halse finden sich gelegentlich

oder

Streckung

des

Kopfes

beim

Durchgang durch die Geburtswege Streifen in der Haut, die Strangulationsmarken ähnlich sein können.

Im Gesicht

können Kratzspuren wahrnehmbar sein, die ihren Ursprung darin haben, daß die Mutter den vorgetretenen kindlichen Kops faßte, um durch Ziehen daran den Ge-burtsakt zu be­ schleunigen.

Das sind

bei alleingebärenden Frauen nicht

ganz seltene Vorkommnisse, doch die Spuren dieser Selbst­

hilfe zeigen sich

dann aber nur im Gesicht und an der

obersten Halspartie des Kindes, während die unteren Teile

des Halses davon

verschont bleiben.

Solche Verletzungen

können mitunter ziemlich erheblich sein und bei der ersten Wahrnehmung

den

Verdacht

auskommen

lassen,

daß

sie

durch Gewaltmaßnahmen zur Kindestötung entstanden seien. Auch Knochenbrüche und -Zertrümmerungen am kindlichen

Körper können festgestellt werden, die wie bei Sturzgeburten ohne Verschulden der Mutter entstanden sein können, denn

bei solcher Sturzgeburt vollzieht sich der ganze Vorgang ost so schnell, daß die Mutter unter dem Zwange der stürmt-

112

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

schen Erscheinungen

fast

unbewußt eine Hockstellung

ein­

nimmt und den kindlichen Körper geradezu verliert, ehe sie

recht die Erkenntnis

gewonnen hat, daß die Geburt mit

größter Beschleunigung bereits im vollen Gange ist.

Der

Kindsschädel kann dabei auf den Boden ausschlagen und da­

durch Brüche der Schädelknochen davontragen; die Geburt

kann sich auch auf dem Klosett vollziehen, und das Kind kann somit in den Abort stürzen und in dessen Inhalt er­

sticken.

Die Nabelschnur kann bei dem Sturz reißen, oder

durch den plötzlichen starken Zug an der Nabelschnur kann

der Mutterkuchen vorzeitig

in mehr oder minder breiter

Fläche von seiner Haststelle in der Gebärmutter gelöst wer­

den, so daß es zur Verblutung des Kindes kommen kann. Alle

diese Erscheinungen sind die gelegentlichen Folgen seltener unglücklicher Zufälligkeiten während der Geburt, die gewissen

Gewalteingriffen in das

kindliche Leben durchaus

sein können, an denen die meist

überraschte

ähnlich

Mutter

keine

Schuld hat. Bei der absichtlichen Tötung neugeborener Kinder kom­ men einzelne Todesarten besonders häufig zur Beobachtung,

während andere, bei Erwachsenen ost benutzte Mittel wegen der schlechten

Anwendungsmöglichkeit nur selten

im

Ge­

brauch gesunden werden. Schnitt- und Stichverletzungen sind nicht feiten und be­

sonders handelt es sich um Schnittwunden am Halse zur

Durchtrennung des Kehlkopfes und um Schnitt- und Stich­

verletzungen in die Brust- und Bauchhöhle.

Wiederholt sind

auch Stichverletzungen in die am Schädel noch nicht ver­

knöcherte

Stelle

zwischen

Stirnbein

und

Scheitelbeinen

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

113

(große Fontanelle) gesunden worden, Verletzungen, die oft nur mit einer größeren Nadel ausgeführt — sehr winzig

und unscheinbar sein können, aber wegen der folgenschweren Zerstörung der Gehirnmasse und Eröffnung ihrer Blutgefäße zum Tode führen.

leichteren

Auch Zerstückelungen der Kindsleiche zur

Beseitigung

und

der Tat

Verheimlichung

sind

durchaus nicht selten.

Verletzungen durch stumpfe Gewalt­

mittel sind mehrfach

festgestellt worden; schwere Schädel­

zertrümmerungen und Zerreißungen der inneren Organe sind

Folgert

die

solcher

Gewaltakte.

Blutunterlaufene

Wund­

ränder deuten bei Verletzungen an kindlichen Körpern eben­

so wie an Leichen Erwachsener daraus hin, daß die Wunden dem

lebenden

Kinde

beigebracht

sind,

am

totgeborenen

Kinde und am bereits durch andere Mittel getöteten Neu­

geborenen zeigen die Wundränder später beigebrachter Ver-

letzungen (z. B. zum Zwecke der Zerstückelung) keine Blut­ ergüsse. Die Tötung durch Erstickung des Kindes ist die häufigste absichtlich herbeigeführte Kindestötung.

Sie kann durch Er­

würgen ausgeführt sein; dann zeigen sich die Fingereindrücke

mit den

halbmondförmigen

Nageleindruckstellen

am

Hals

auch in seinen unteren Partien, gelegentlich sind außerdem

auch Kratzwunden

im

Gesicht feststellbar.

Die

Erstickung

kann auch durch Erdrosseln und Erhängen erfolgt sein, dann

werden sich am Halse weiche oder harte Strangulations­ marken erkennen lassen, je nach dem Strangulationswerk­ zeug, das angewandt wurde.

zu

wissen,

auch

absichtliche

Es kommen, dies ist wichtig Strangulationen

mit

der

Nabelschnur nach der Geburt vor, die den Eindruck erwecken

Rehfeldt, Gerichtsärztliche Talbestandsfeststellimgen.

8

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

114

und vortäuschen sollen, daß der Tod durch einen unglück­ lichen Zufall bedingt sei. Die gerichtsärztliche Untersuchung

kann in solchen Fällen Klarheit schaffen.

an der Leiche

Auch der gewaltsam verursachte Tod durch Ertränken ist

durchaus nicht selten, häufiger aber sind die Fälle, in de­ nen das bereits

worfen wurde.

getötete Kind später in das Wasser ge­

Der künstliche Verschluß der Atemöfsnungen

mit Tüchern, Bettzeug usw., die gewaltsame Einbringung

von Fremdkörpern in den Mund und die Rachenhöhle zur Erstickung ebenso wie die absichtliche Behinderung der Atem­

bewegungen durch Zusammenpressung des Brustkorbes haben als Mittel zur Kindestötung wiederholt Anwendung gefun­ den.

Die

gerichtsärztliche

Untersuchung der Lungen, des

Magens usw. führen in solchen zunächst oft unklaren und zweifelhaften Fällen zur eindeutigen Entscheidung, ob na­

türliche Todesursache oder ein Gewaltakt vorliegt. Kindesmorde durch Vergiftungen sind selten.

Zu erwähnen sind noch die Tötungen durch absichtliche Unterlassung des bei und gleich nach der Geburt notwen­ digen Beistandes für das Kind.

schnur

muß

zur

Vermeidung

bunden werden, die

Die durchtrennte Nabel­

einer

Verblutung

unter­

Unterlassung dieser Maßnahme kann

den Tod des Kindes zur Folge haben, besonders wenn die

Atmung des Kindes schwach ist. des leichten Wärmeverlustes

Das Kind bedarf wegen

einer warmen Kleidung und

Lagerung in einem Bett, ohne diesen Schutz geht es be­ sonders in den kühleren Jahreszeiten ebenso wie durch Aus­ setzen in Zugluft und Kälte zugrunde.

Es muß im Bett so

115

Die Erscheinungen an der Leiche usw.

gelegt sein, daß es frei und unbehindert atmen kann und

vor der Gefahr einer Erstickung bewahrt ist.

Unterlassung der erforderlichen Hilfe und Fürsorge wird im allgemeinen schwer nachzuweisen sein, zumal immer auch die Frage offen ist, ob die durch die Geburt selbst stark geschwächte Mutter gleich nach der Entbindung überhaupt

dazu imstande war, dem hilfsbedürftigen Kinde den not­

wendigen Beistand zu leisten.

Ebenso ist oft auch die Ent­

scheidung sehr schwierig zu fällen, ob ein an sich lebens­

schwaches

Kind

bei

einer sachgemäßen Versorgung

über­

haupt weitergelebt hätte, oder ob nicht die Lebensschwäche

allein

den

frühzeitigen

Tod

verursacht

hat.

Selbst

der

Mangel an Kenntnis bei der Mutter über die Pflege und Versorgung des neugeborenen Kindes kann dessen Tod zur Folge haben.

absichtlichen Prüfung

In allen solchen Fällen ist der Nachweis der

Tötung

aller

schwierig

Umstände

und

und

nur

nach

Zusammenhänge

genauester

möglich.

E. Fruchtabtreibung. Hinsichtlich der Beweggründe und im Effekt dem Kindes­

morde nahe steht künstliche

die Abtreibung

der

Leibesfrucht durch

Schwangerschaftsunterbrechung,

denn

durch

die

Fruchtabtreibung wird ein keimendes, nur noch nicht voll entwickeltes, lebendes Wesen getötet.

figsten

vorkommende

Verbrechen

Sie ist das am häu­

gegen

das

Leben.

Die

Zahl der kriminellen Fruchtabtreibungen, die den Behörden bekannt werden, macht nur einen Bruchteil dessen aus, was Gebiete der strafbaren Handlungen

tatsächlich auf diesem

geschieht.

Das

ist

darum erklärlich, weil häufig die be­

stehende Schwangerschaft der Umwelt noch nicht bekannt ist, so daß darum ein Verdacht wegen Abtreibung nicht aufkommt, sodann

leichten

weil

die

Erfolg

erscheinungen

Maßnahmen

haben

und

ost genug

äußerlich

verhältnismäßig

auffällige

Folge­

können, und weil die Verheim­

ausbleiben

lichung der Tat bei einer großen Anzahl von Fällen nicht gar zu schwierig ist.

Daß das Verlangen nach vorzeitiger

Entledigung von der

Leibesfrucht groß ist, ist allgemein

bekannt, und dafür sprechen auch die vielen in Zeitungen unter allerlei Decknamen angepriesenen Mittel zur Frucht­

abtreibung wie „sichere

Mittel zur Wiedererlangung

ausgebliebenen monatlichen

Regel",

der

Mittel „gegen Blut­

stockung und Periodenstörung" usw., die gegen Nachnahme

„diskret versandt" werden.

Auch manche Zeitungsannonce

117

Fruchtabtreibung.

mit der Bekanntgabe „vertrauensvoller Aufnahme in dis­

kreten Fällen" ist durchaus verdächtig.

In allen Fällen, bei denen die Annahme Berechtigung hat, daß

eine

Abtreibung der Leibesfrucht

vorgenommen

ist, werden die Untersuchungen und Tatbestandsfeststellungen

nach

verschiedenen

durch

die

haupt

eine

eventuell

Richtungen

ärztliche

nötig

Untersuchung zu

Fruchtausstoßung

stattgefunden

künstliche

nachweisbar,

sein.

Zunächst

ermitteln,

Versuche

hat

und

zur

ist

über­

ob

ob

Frucht­

abtreibung vorgenommen sind, denn auch der Versuch (auch mit ungeeigneten Mitteln und am untauglichen Objekt) ist strafbar. Dann muß die Frage geklärt werden, ob der vor­

zeitige Abgang der Frucht absichtlich herbeigeführt wurde,

oder ob vielleicht eine krankhafte Veranlagung der Schwan­ geren oder ein Unglücksfall oder möglicherweise eine unbe­ dachte

Leichtfertigkeit

zur

unbeabsichtigten

Lösung

und

Ausstoßung der Leibesfrucht geführt haben. Infektionskrank­ heiten wie Syphilis,

Tuberkulose

Gonorrhöe und

(allge­

mein über den ganzen Körper ausgebreitet, wie auch aus die Geschlechtsorgane beschränkt) und gewisse Erkrankungen der Gebärmutter

können

erfahrungsgemäß

zur

selbständigen

Schwangerschaftsunterbrechung führen; ebenso können schwere Unfälle

(Stürze,

heftige

schungen desselben usw.)

Stöße

gegen

(Reiten, Tanzen, Ei'senbahnfahrten schaft vorzeitig beendigen. kungen

und

den

Leib,

Quet­

und auch starke Erschütterungen

usw.) die Schwanger­

Selbst schwere seelische Einwir­

Gemütserregungen

sind

gelegentlich

als

die

Ursache der Schwangerschaftsunterbrechung beobachtet worden.

Während der Austreibung der Frucht in diesen Fällen im

Fruchtabtreibung.

118

allgemeinen bestimmte Erscheinungen wie zunehmend stärker

werdende Blutungen aus den Genitalien, dumpfes Emp­ finden im Unterleib und wehenartige Zusammenziehungen der Gebärmutter mit sich steigernden Schmerzen vorausgehen,

treten

Wahrnehmungen

solche

bei

künstlicher

Fruchtab­

treibung vorher nicht ein, sondern die Schmerzen sind von

Anfang an sehr heftig über den ganzen Leib ausstrahlend,

und die Blutung kann entweder fast ganz fehlen oder sich sofort recht stark einstellen.

Tritt sehr bald nach Beginn

des Abtreibungsversuches auch eine allgemeine Blutvergif­ tung

(Sepsis) des

Störungen

und

heftigen Schüttelfrösten

mit

schweren Er­

(Benommenheit,

Allgemeinbefindens

brechen, Durchfällen usw.) in Erscheinung, so ist der Ver­ dacht

kriminelle

auf

begründet.

Eingriffe besonders

Da

fernerhin Todesfälle nach unbeabsichtigter Schwangerschafts­ unterbrechung verhältnismäßig selten sind, hat die Annahme einer strafbaren Handlung bei Schwangerschaftsunterbrechung

mit tödlichem Ausgang durchaus ihre Berechtigung. wird

ärztliche Untersuchung

auch

hier

zur

Eine

Klärung

der

Zweifel führen. sind

Die Erhebungen

ausgestoßenen

neben der

stellen

und

zu

finden,

immer auch dahin Frucht auch das

mit dem

Schwangerschaft herbeigeführt wurde.

gebrachten

Mittel

kundigen,

operativen

der unter

strengster

sind

die

von

Unterbrechung

der

Die zur Verwendung

ungezählt, aber

Eingriff

auszudehnen, Mittel festzu­

außer

dem sach­

fachmännischer

Hand,

Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen

zur peinlichen Vermeidung einer Gefährdung der Schwan­ geren erfolgt und

in der Heilkunde nur unter ganz be-

119

Fruchtabtreibung. stimmten,

zur

Voraussetzungen

engbegrenzten

Erhaltung

es

kein

sicheres Mittel zur Bewirkung einer Fruchtabtreibung.

Die

des Lebens

der

wird,

angewendet

Mutter

gibt

Mittel, die mit größter Wahrscheinlichkeit als sicher wirkend

in Anwendung gefunden werden, bergen fast immer auch gleichzeitig eine hohe Gefahr für das Leben der werdenden Mutter in sich; es sind dies als äußere Abtreibungsmittel

zugespitzte

Sonden,

oder

scharfkantige

Haarnadeln,

Gegenstände

Drähte,

Holzstäbchen usw., mit de­

zugespitzte

Katheter, Bougies,

Lanzetten,

wie

Häkelhaken,

Stricknadeln,

nen der Versuch des Eihautstiches oder einer Lösung der Frucht von der Innenwand der Gebärmutter gemacht wird,

ferner heiße Voll- oder Teil-Bäder mit Zusatz von scharf­ wirkenden

heiße

Mitteln

(Asche,

Dampfbäder,

Salz,

usw.)

Senfmehl

Fremdkörpern

von

Einlagen

in

oder

die

Scheide, die auf die Gebärmutter einen wehenbewirkenden Reiz

ausüben

Gaze usw.).

sollen

(Seife,

Weiterhin

mit

Glyzerin

getränkte

beobachtet man Abtreibungs-Ver­

suche durch Einspritzungen von starkwirkenden Arznei- und

(Sublimat,

Desinfektionsmitteln

Lysol,

Holzessig)

mittels

Gebärmutterspritzen aller möglichen Ausführungen, die so­ wohl zu schweren Verletzungen und Vergiftungen wie auch

zu Lusteinblasungen

in

die Blutgefäße der

mit darauffolgendem Tod führen können. starke, körperliche

wöhnlich

Heben)

Gebärmutter

Auch durch unge­

Kraftanstrengungen

und kräftige Erschütterungen

(schweres

des Unterleibes (Sprin­

gen, Stöße und Schläge auf den Leib und grobes Kneten

desselben)

werden

Abtreibungsversuche

vielfältigen innerlich zur

gemacht.



Die

Verwendung kommenden Mittel

F. Blutspuren. Einen

wichtigen

besonders

Wissenschaft

und

Technik

Teil

macht

der

die

Spuren und ihre Verwertung aus.

kriminalistischen

Kenntnis

über

die

Die Auffindung, der

Nachweis, die Sicherung und die sachgemäße Deutung kön­ nen zur Klarstellung der Frage, ob Unglücksfall, Selbstmord

oder Verbrechen

vorliegt,

und zur genaueren Aufklärung

des Herganges beim Verbrechen dienen, und sie vermögen

wertvolle Hinweise für die Verfolgung des Verbrechens zu

geben. — Im Rahmen dieser Arbeit interessieren besonders die Blutspuren.

Immer ist es von Wichtigkeit und im Bericht genau zu

beschreiben, an welchen Stellen am Tatorte und in seiner

Umgebung die Blutspuren aufgefunden wurden und welche Form und Farbe die Flecken hatten.

Die Leiche selbst kann erheblich mit Blut besudelt sein,

das Blut kann aber auch trotz einer größeren Verletzung

vermißt werden, weil entweder der Mörder in der Absicht einer Verschleierung seiner Tat das Blut abgewaschen hat,

oder

weil

vielleicht

auch

andere

Personen

(Verwandte,

Nachbarn usw.) unbedacht eine Reinigung der Leiche vor­

genommen haben.

Es kann auf große Flächen des Körpers

verteilt oder auch nur in einigen schmalen Streifen abge­ flossen sein.

Es

kann bei Halsschnitten

überwiegend die

vordere Körperhälfte (vordere Halsseite, Brust und Bauch)

123

Blutspuren.

mit Blut bedeckt sein, während die Rückenseite kaum Blut­

flecken ausweist, dann ist die Annahme eines Selbstmordes wahrscheinlich; oder es

ist bei Halsschnitten vorzugsweise

Körperpartie

die rückseitige

(Nacken,

Hinterhaupt, Schul­

tern und Rücken) stark mit Blut behaftet und die Körper­

vorderseite fast frei einen Mord.

davon, dann spricht der Befund für

Die Hand des Selbstmörders, die das Messer

führte, ist in der Regel stark mit Blut befleckt, während

nach Morden die Hände der Leichen fast immer nur ge­ ringe Blutspuren tragen, die meist von Verletzungen bei

Abwehrbewegungen herrühren. — Bei stark ausgebluteten

Leichen wird der Körper in oder neben einer großen Blut­ lache liegen, es ist aber zu bemerken, daß der Blutverlust

gelegentlich nach tödlichen Verletzungen auch außerordentlich gering sein kann.

Bei Verletzungen größerer Pulsadern, in denen das krei­ sende Blut unter Druck steht, spritzt es in einem mehr oder minder starken Strahl aus den Wunden und kann dabei

entfernt stehende Gegenstände und die Wände treffen.

Die

Blutspritzer zeigen dann Keulenform mit der Besonderheit,

daß der breite

Teil der Keule dorthin gerichtet ist, wo

die blutende Person sich in jenem Augenblick gerade be­

fand, als der Strahl den Körper verließ.

Das gleiche gilt

auch von Blutspritzern, die beim Schlagen in eine Wunde

und von einem schnell bewegten Gegenstände (Mordinstru­

menten Usw.) abgeschleudert wurden.

Je schneller die Be­

wegung war, um so länger wird der Spritzer, je langsamer,

um so mehr nähert sich seine Form dem kreisrunden Flecken. Tropft das Blut von einem ruhenden Körper oder Gegen-

124

Blutspuren.

stand auf eine horizontale Unterlage, so entsteht eine kreis­

runde Blutspur umgeben mit einem Kranz kleiner läng­ licher Tröpfchen; tropft es auf eine schräg stehende Unter­

lage, so nimmt der Flecken infolge der abwärtsfließenden Bewegung der Flüssigkeit längliche Gestalt an.

Die Blut­

spuren können verschmiert und gewischt sein, wenn z. B. blutbefleckte Kleidungsteile des Täters oder des Opfers an­

dere Gegenstände berührten.

Es können sich auch blutige

Fingerabdruckspuren von der Hand des Mörders an Gegen­

ständen und finden.

Fußspuren

blutige

auch

ferner

am Tatort

Sie sind von ganz besonderem Wert bei der Tat­

bestandsaufnahme.

Die Farbe der rot,

rosa,

Blutspuren kann sehr verschieden sein:

braun,

rotbraun,

grau,

schwarz,

grün,

blau;

auch farblose Blutspuren werden mitunter gefunden.

ses

wechselnde

Aussehen

ist

bedingt

Die­

Witterungs­

durch

einflüsse, durch Einwirkung von Feuchtigkeit und Trocken­

heit, Hitze und Kälte, Dunkelheit, Tageslicht und Sonnen­ bestrahlung.

Auch

chemische

Stoffe unter

der

Spur

(in

Tapeten usw.) können sich in der Blutflüssigkeit lösen und dadurch von Einfluß auf die Farbenänderung werden. Diese

Mannigfaltigkeit in der Farbentönung kann beim Suchen nach Blutspuren zur Verwechslung mit Flecken führen, die

Ähnlichkeiten mit Blutspuren haben wie Rostflecken, Färb-,

Säureflecken chemischen,

usw.

Solche

mikroskopischen

Irrtümer

und

suchung der Spuren durch den dere

Schwierigkeit zu

sind

aber

spektroskopischen

bei

der

Unter­

Gerichtsarzt ohne beson­

erkennen.

Aufgefundene Blutspuren

sind

wegen

ihrer

Wichtigkeit

Blutspuren. zur

Aufklärung

der

125

vorausgegangenen

Tat

sofort

vor

jeder Zerstörung zu schützen und nötigenfalls zu markieren.

Blutspuren, die sich

im Freien befinden, bedürfen zuerst

dieser Sicherung, dann folgt die Sicherung der Spuren in

geschlossenen schädigen.

Räumen,

da

Witterungseinflüsse

sie

nicht

Am Boden befindliche Blutspuren werden mit

Kisten, Schachteln, Gefäßen und ähnlichen geeigneten Gegen­ ständen überdeckt, damit sie nicht zertreten werden können.

Spuren an Wänden, Fenstern, Türen, größeren Möbel­ stücken, Ofen usw. werden durch darunter geklebte Papier­ streifen gut sichtbar gemacht. Blutbefleckte Gegenstände wer­ den, sofern sie klein sind, in Glasgefäßen oder Schachteln

aufgehoben, größere Gegenstände sind in Aktenpapier zu

verschnüren. durch

Alle verpackten Gegenstände mit Spuren sind

entsprechende

Aufschriften

genau

zu

kennzeichnen.

Kleidungsstücke werden so eingerollt und verschnürt, daß die Blutspuren innen liegen. Die Abnahme der Blutspuren von

ihrer Unterlage geschieht am besten durch den Arzt, erläßt

gegebenenfalls einen Teil

der Unterlage (Tapete,

Diele,

Mauer usw.) aus ihrer Umgebung herauslösen, um eine

Zerstörung der Spur möglichst zu vermeiden.

Ihm fällt

auch die Untersuchung der Blutspur zu, nämlich die Fest­

stellung, ob es sich überhaupt um Blut handelt, ob es

Menschen- oder Tierblut ist, und wie die Spur zu beur­ teilen ist.

Sachregister. A Abortgruben 73, 74, 112. Abtreibungsmittel 119. Abtreibungsversuche 88, 93, 94, 95, 97, 98, 99, 116. Abwehrbewegungen 81. Abwehrverletzungen 40, 123. Alkohol 101, 120. Aloe 120. Ammoniak 99. Amnesie, retrograde 63. Antifebrin 102. Antipyrin 102. Anthropophagie 107. Aprikosenkerne 94. Arsen 92, 120. Arsenesser 92. Arsenige Säure 93. Arsenik, weißer 93, 120. Arsenpillen 92. Arsensaures Kupfer 93. Arsentrioxyd 93. Arsenvergiftungen 92. Arzneimittel, Vergiftungen durch 86, 88, 101. Atembewegungen, Tod durch Behinderung der 72, 114. -, terminale 58, 74.

Atemnot 58. Atempause 58. Atemöffnungen, Tod durch Verschluß der 59, 114. Atmung, Nachweis der 15. Atropin 101. Ätzschorfe 92, 96, 97, 98. Aufknüpfungspunkt beim Er­ hängen 67. Auge 20, 29, 30. Augenbindehaut 20. Ausschußöffnung 48. Auspeitschungen 104. Aussetzung 84.

B Bakterien 18, 27, 87. Bauchaufschlitzen 41, 105. Bernsteinöl 120. Bewußtlosigkeit durch Stran­ gulation 63. Bilsenkraut 102. Bißverletzungen 44, 57, 70, 104. Bittermandelöl 94. Blaufärbung des Gesichtes 66, 69, 71, 73. Blausäure 22, 91.

127

Sachregister. Bleivergiftungen 96. Bleisalze 96, 120. Blitzfiguren 83. Blitzschlag, Tod durch 26, 82. Blutarmut 58, Blutaspiratton 36, 57. Blutdruck 55. Blutergüsse 35, 51, 53, 56, 60, 65, 107, 108. Blutfarbstoff 21. Blutspuren 56, 122. —, Farbe der 124. —, Form der 123. —, Witterungseinflüsse auf 124. Blutungen 55. Blutvergiftung 118. Blutwasser 21. Boxerstellung 81. Brandblase 13, 80. Brandsaum 46, 49. Brandschors 80. Bootshaken, Verletzungen durch 57, 76.

C

Chlorkaliumvergistung 22, 91, 99, 102. Chloroformvergistung 101. Chromsäure 98, 120. Coloquinten 120. Crotonöl 120. Cyankaliumvergiftung 22,91.

D

Daumenabdruck 71. Durchfälle s. Stuhlentleerun­ gen. Durchschüsse 45.

E Eihautsttch 119. Einschußöffnung 46. Eintrocknung, braune 29, 65. Elektrizität, Tod durch 82. Engelmacherei 84. Erbrechen s. Mageninhalt. Erdrosseln 62, 69, 113. Erfrierungen 77. —, Grade der 78. Erhängen 62, 64, 113. Erstickungstod 57, 71, 74, 109, 110, 113. —, Ursachen des 61. vorausgehende Stadien 58. Ertränken 73, 114. Ertrinken 73. Erwürgen 62, 70, 104, 105, 113. Essigsäure 98, 120. Etikettierung, falsche 89.

F Fäulnisvorgänge 27, 31, 121. Fechterstellung 81. Fettwachsschicht 75. Fingerabdrücke 50, 71, 124.

128

Sachregister.

Fingerangriffspunkte 71. Fingernageleindrücke 51, 60, 113. Fingerverletzungen 40. Fischvergiftung 102. Fleckschierling 86. Fleischvergiftung 102. Fontanelle, große 113. Fruchtabtreibung 116. Fruchtschmiere 109. Fußspuren 124. Fußtrittabdrücke 51, 53.

G Gänsehaut 28. Gase, Vergiftung durch 17, 87. Gefrierung 79. Geschlechtskrankheiten 109. Geschwürsbildung 78. Gewebsdruck 55. Glaubersalz 99. Gleichstrom 84. Glycerin 119, 120. Gonorrhoe 117. Grubengas 85. Grünspan 96.

H Haare 29, 46, 75, 81, 83. Halsverletzungen 36, 37, 57, 122. Handverletzungen 40. Harakiri 41.

Harn 66, 92, 95, 97, 100. Haut, Auswässerung der 75. -, Blutungen in die 66, 68, 69, 73, 94. —, Durchlöcherung der 83, 84. —, Verfärbung der (s. auch. Blaufärbung) 28, 91, 94, 96, 100, 102. Hautabschürfungen 51. Hautbläschen 66. Hautverletzungen 60. Herzlähmung 109. Herztätigkeit, Nachweis der 14. Hiebverletzungen s. Verletzun­ gen. Hitzschlag 82. Holzessig 119. Hornhaut 20, 29, 75. Hydrargyrum bichloratum 95. Hymen 108.

I Identität 44, 76. Insekten, Verletzungen durch 20, 29, 57, 75. Jungfernhäutchen 108.

K Kalilauge, Vergiftung durch 99. Kalium chloricum 99. —, saures oxalsaures 98.

Sachregister.

Kältestarre 26. Karbolsäure 97, 120. Kindermißhandlungen 52. Kindesmord 109. Kindslagen 110. Kleesalz 97. Knollenblätterschwamm 94, 102. Knebel 69. Knotung 68, 77. Kot s. Stuhlentleerungen. Kohlenoxydvergiftung 22, 86, 91, 100. Kohlensäurevergiftung 100. Kokain 101. Kopfschuß 26, 49. Kopfverletzungen 42, 70. Körperwärme 19, 29, 82. Krämpfe 58, 59, 73, 82, 93, 95, 96, 98, 99, 101, 102. Kratzwunden 70,72,107,108, 111, 113. Kupserazetat 96. Kupfer, arsensaures 4- essig­ saures 93. Kupfersulfat 96. Kupfervergiftung 96. Kupfervitriol 96. Kupriarsenit 93.

L

Laugen 86, 87, 99. Leben, Anzeichen des 12. Lebensschwäche 115.

129

Leiche, Erscheinungen an der 18, 29. Leichenflecke s. Totenflecke. Leichengifte 26. Leichenstarre 13, 25, 31. Leichenzerstückelung 106,113. Leuchtgas, Vergiftung durch 85, 100. Linkshänder 38, 49, 71. Luftembolie 36, 57. Lungenentzündung 58. Lustmord 105. Lymphergüsse 56. Lysol 86, 87, 96, 119.

M

Mageninhalt 89, 92, 93, 94, 95,96,98,99,100,101,102, 118. Masochismus 103. Massenansammlungen 72. Massenvergiftungen 85. Medikamente, Vergiftung durch 86, 88, 101. Messerstecher 104. Methylalkohol 101. Mißbildungen 110. Modegifte 87. Morcheln, Vergiftung durch 22, 91. Morphium 101. Mundspülwasser 99. Mutterkorn 120. 1 Mutterkuchen 109, 112.

Rehfeldt, Gerich tsärzliche Tatbestandsfeststellungen.

9

130

Sachregister,

N Nabelschnurknoten 110. --riß 112. --Umschlingung 110, 113. --Vorfall 110. -, Verblutung aus der 110, 112. Nagelbett 76. Nahrungsentziehung 84. Nahschuß 46, 49. Narkose 101. Natronlauge 99. Neugeborenes, Anzeichen des 109. Notzucht 107.

O Ohnmacht 73, 110. Oxalsäure 97, 120.

Q Quecksilberchlorid 95. Quellung der Hornhaut 75. Quetschungen 51, 72, 108.

R Radspur 51, 52. Raubwild, Verletzungen durch 57. Rauchgase 80. Rechtshänder 37, 38, 49, 71. Regenbogenhaut 29. Rhabarber 120. Rippenbrüche 73. Rippenfellentzündung 58. Rostflecke 124.

S

P Panik 72. Petroleum 120. Pfirsichkerne 94. Pflaumenkerne 94. Phenazetin 102. Phosphor 92, 94, 120. Pilzvergiftung 86, 102. Prostitution 109. Puls 15. Pulvereinsprengungen 47,49. Pulverschmauchauflagerungen 47, 49. Pupillen 78. Phramidon 102.

Sadismus 103. Safran 120. Salpetersäure 98, 120. Salvarsan 92. Salzsäure 98, 120. Samen, menschlicher 66, 105, 108. Säureflecken 124. Säuren 86, 87, 98, 120. Schädelbrüche 52, 112, 113. Scheelesches Grün 93. Scheintod 13, 110. Schiffsschrauben, Verletzun­ gen durch 57, 76. Schneickert 11.

131

Sachregister.

Schnittrichtung 37. Schrotschüsse 48. Schußkanal 47. Schußverletzungen s. Ver­ letzungen. Schwangerschaftsunter­ brechung 116 (s. auch Ab­ treibungsversuche). Schwängerung 109. Schwefeldioxyd 82. Schwefelsäure 98, 120. Schwefelwasserstoffes 27, 101. Schweinfurter Grün 93, 120. Selbstrnordabsichten 67. Selbstmörderbriefe 67. Senfmehl 119. Sennesblätter 120. Sepsis 118. Siegellackprobe 13. Sittlichkeitsverbrechen 103. Sonnenstich 82. Spannungshöhe bei Stark­ strom 84. Spurennachweis 11, 122. Spurensicherung 11,122,125. Starkstrom 83. -, Stromart 84. —, Schaltungsart 84. Stechapfel 86, 102. Steckschüsse 45. Stichverletzungen s. Ver­ letzungen. Stockschläge 52. Strangulation, Tod durch 62.

Strangulationsmarke 64, 68, 69, 111, 113. Strangulationswertzeug 62, 64, 69, 113. Streifschüsse 45. Streukegel bei Schußver­ letzungen 47. Strychnin 26, 102. Stuhlentleerungen 66,92, 93, 95, 96, 98, 99, 102, 118. Sturzgeburt 110, 111. Sturz aus großer Höhe 51. Sublimat 95, 119,120. Sulfonal 102. Syphilis 117.

T Tatort 10, 11, 50, 108, 122. Temperatur, Tod durch sehr niedere 77. ----------------- hohe 79. Terpentinöl 120. Todeskampf 69. Todesstunde, Ermittlung der 30. Tollkirschen, Vergiftung durch 86, 102. Totenflecke 12, 21, 30, 66, 69, 72, 79, 91, 94, 100. Totenmarke 71. Totenstarre s. Leichenstarre. Tuberkulose 117.

U Überfahrungen 51, 53.

Sachregister.

132

Unterstützungspunkt beim Er­ hängen 67. B

Verätzungen 91. Verblutung 35. Verbrennung 79. —, Grade der 79. —, durch Blitzstrahl 83, 84. —, durch Schuß 46. Verbrühen 79. Vergiftungen 85, 114, 120. — durch Alkohol 101. — — Ammoniak 99. Antifebrin 102. Antipyrin 102. ------- Arsen 92. ------- Atropin 101. ------- Bilsenkraut 102. ------- Blausäure 22, 91, 94. ------- Blei 96. — — Chlorkalium 22,91,99. — — Chloroform 101. — — Chromjäure 98 — - Essigsäure 98. Fleckschierling 86. ------- Gase 17, 87. — — Grubengas 85. — — Grünspan 96. — — Hydrargyrum bichloratum 95. — — Kalilauge 99. — — Kalium chloricum 99. — — Karbolsäure 97. Kleesalz 97.

Vergiftungen durch Knollenblätteychwamm 102. ------- Kohlenoxydgas 22, 86, 91, 100. — — Kohlensäure 100. — - Kokain 101. — — Kupfer 93, 96. Kupferazetat 96. Kupfersulfat 96. Kupfervitriol 96. Kupriarsenit 93. Laugen 86, 87, 99. — — Leuchtgas 85, 100. Lysol 86, 87, 96. — — Medikamente 86, 88, 101. ------- Methylalkohol 101. ------- Morcheln 22, 91. — — Morphium 101. — — Nahrungsmittel 102. — — Narkose 101. — - Natronlauge 99. Oxalsäure 97. — - Phenazetin 102. — - Phosphor 92, 94. Pilze 86, 102. — — Pyramidon 102. — — Quecksilberchlorid 95. — — Salpetersäure 98. — — Salvarsan 92. — — Salzsäure 98. — — Säuren 86, 87, 98. — — Scheelesches Grün 93. — - Schwefeldioxyd 82. — — Schwefelsäure 98.

133

Sachregister. Vergiftungen durch Schwefelwasserstofsgas 27, 101. ------- Schweinfurter Grün 93. ------- Stechapfel 86, 102. ------- Strychnin 26, 102. — — Sublimat 95. — — Sulfonal 102. Tollkirschen 86, 102. Veronal 102. Zuckersäure 18. Verhungern 84. Verirren 84. Verkohlung 80. Verletzungen amErhängten 68.

— — — —

— lebenden Körper 55. — toten Körper 55. an Wasserleichen 76. durch Biß 44, 57,101,104. Hieb 33, 41, 56. ------- Schnitt 33, 34, 56, 76, 104, 105, 112. ------- Schuß 33, 45, 76. ------- Stich 33, 42, 56, 76, 104, 105, 112. ------- stumpfe Gewalt 34, 50, 113. ------- Tiere 20, 57, 76. Veronal 102. Verschleierung von Verbre­ chen 24, 68, 70, 72, 76, 79, 88, 106, 107, 122.

Verschleppung von Leichen­ teilen 107. Verschorfung, weiße 80. Verschüttungen 59, 72, 80. Verwesung 18, 27, 31. Verwesung 18, 27, 31. Vögel, Verletzungen durch 20, 57. W Wacholder 120. Wärmestarre 81. Wärmestauung 82. Waschhaut 28, 75. Wasserkopf 110. Wasserleiche 22, 28, 57, 74. — gefesselte 77. Wastertiere, Verletzungen durch 57, 76. Wasserverarmung des Kör­ pers 84. Wechselstrom 84. Würgespuren 71. Wurstvergiftungen 102.

3 Zahnabdrücke 44, 104. Zedernöl 120. Zerquetschungen 51. Zersetzungsvorgänge 18, 27. Zuckersäure 98. Zwillinge 110.

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