Genossenschaften und Kriegsstatistik [Reprint 2021 ed.] 9783112426906, 9783112426890


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Genossenschaften und Kriegsstatistik [Reprint 2021 ed.]
 9783112426906, 9783112426890

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Genossenschaftliche Zeit- und Streitfragen. Begründet von

Ludwig Parifius

und

Dr. Hans Criiger,

fortgeführt von

Htst 15.

Dr. Haus Criiger.

Heft 15.

GenOWsten und Ärte05ftotifti6. Statistische Erhebungen bei den Genossenschaften des Allgemeinen Verbandes der ans Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirschastsgenossenschasten, e. V. Mit graphischen Darstellungen.

Von

Dr. jur., Dr. oec. publ.

E. H. Meyer,

Gerichtsafsefsor, z. Z. I. Sekretär des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- und WirtschaftSgenofsenschaften.

Berlin 1917.

3» Guttentag, Berlagsduchhaudluug, G. m. b. H.

Vorwort. Seitens des Gesamtausschusses des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirt­ schaftsgenossenschaften waren in der Sitzung vom 8. Sep­ tember 1915 auf Antrag des Anwalts, Justizrat Professor Dr. Crüger, statistische Erhebungen über die Wirkungen des Krieges, insonderheit die der ersten Kriegsmonate, beschlossen worden. Schon in den ersten Novembertagen 1915 konnten die Fragebogen an die Genossenschaften hinausgehen. Zu Beginn des Jahres 1916 war das Material soweit ein­ gegangen, daß an eine statistische Zusammenfassung des Materials herangetreten werden konnte. Umfangreiche Arbeiten inner­ halb des Büros des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsver­ bandes verzögerten bis jetzt die wissenschaftliche Ausbeutung des so gewonnenen statistischen Materials. Von der Front für einige Zeit zurückgekehrt, konnte ich dank der Vorarbeiten die übernommene Arbeit bald zum Abschluß bringen. Die statistischen Erhebungen waren veranstaltet worden bei den Genossenschaften des Allgemeinen deutschen Genossenschafts­ verbandes. Die Beteiligung der Genossenschaften bei der Kriegs­ statistik ergibt sich aus nachstehender Tabelle: 1 Dem Allgemeinen 1 Verbände der davon haben deutschen Erwerbs- zur Kriegs­ 1 und Wirtschafts1 genossenscbaften statistik berichtet 1 sind angeschlossen

I. Kreditgenossenschaften. 945 ... 1 Zahl der Genossenschaften. 618 408 „ „ Mitglieder .... . \Ät 350 018 658 Eigenes Vermögen Bilanzsumme...................... ......................................... 1 668 947 273 Stand der fremden Gelder per 31.12.14 . . ,, 1248424 790 „ „ gewährten Kredite per 31.12.14 . „ j 1275584 980

598 439 885 248 620 213 1157 603 915 806 090 829 883072 724

II. Konsumvereine. 285 1 305 313 81 422 509

Zahl der Genossenschaften . „ „ Mitglieder .... Verkaufserlös...................... ................................. M

115 224529 60 623026

III. Baugenossenschaften. Zahl der Genoffenschaften. „ „ Mitglieder .... Mietshäuser . . Erwerbshäuser Aktiven . .........................

..................

___

I

.

. .AL .

208 67 541 4 300 4 027 166196 026

143 48 439 3 527 2 584 118 812 262

IV. Gewerbliche Genoffenschaften. Zahl der Genossenschaften. „ Mitglieder . . . . Verkaufserlös .....................

65 11921 10121875

27 5131 6054297

4

Vorwort.

Die Tabellen geben zugleich einen Aufschluß über den Um­ fang der geschäftlichen Tätigkeit der berichtenden Genossenschaften innerhalb dieses Verbandes. Die Nachprüfung der zur Kriegs­ statistik berichtenden Kreditgenossenschaften ergab, daß es sich dabei sowohl um große und mittlere, als auch kleine Ge­ nossenschaften handelt, und zwar sowohl um Kreditgenossenschaften städtischen wie ländlichen Charakters. Bei den zur Kriegsstatistik berichtenden Konsumverein en handelt es sich um solche in den verschiedensten Orten und mit der verschiedenartigsten Zusammensetzung ihrer Mitglieder. Die an der Kriegsstatistik beteiligten Baugenossen­ schaften verteilen sich gleichfalls über das ganze Deutsche Reich und können als typisch für das gesamte Baugenossenschaftswesen angesehen werden. Bei den gewerblichen Genossenschaften kommt allerdings der Kriegsstatistik eine abschließende Bedeutung für diese Genossen­ schaftsart nicht zu, zumal auch die ersten Kriegsmonate keinen großen Einfluß auf die bereits bestehenden Genossenschaften hatten, auch die genossenschaftliche Organisation des Handwerks erst ini späteren Verlauf des Krieges stattgefunden hat. Die Zahlen und die Nachprüfung der einzelnen Genossen­ schaften zeigen, daß man das aus der Kriegsstatistik sich ergebende Bild als typisch für alle dem Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverband angehörigen Genossenschaften annehmen kann. Vergleichtman die Tätigkeit und Bedeutung der in dem Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverband zusammengeschlossenen Genossen­ schaften mit der Gesamttätigkeit aller Genossenschaften, so darf man sagen, daß den bei den Genoflcnschaften des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes festgestellten Ergebnissen über den Einfluß des Krieges kurz vor und während der ersten Kriegszeit eine allgemeine Bedeutung zur Beurteilung dieses Einflusses auf das gesamte deutsche Genossenschafts wesen zukomnlt. Dank gebührt neben den Genossenschaften, die sich der großen Mühe bei * der Ausfüllung der Fragebogen unterzogen haben, vor allem dem Anwalt des Allgemeinen Verbandes, Herrn Justizrat Professor Or. Er üg er, der die schwierigen Vorarbeiten der Erhebung geleitet und die ganze Arbeit bis zu ihrer Fertig­ stellung gefördert hat. Z. Z. im Felde, im Februar 1917.

Dr. Dr. E H. Meyer.

Inhalt. Seite

Vorwort

3 Einleitung:

Genossenschaften und Kriegsstatistik

7

1. Teil.

Die Kreditgenoffenschasten im Kriege. 1. Die Wirtschaftslage und der Geldmarkt vor dem Kriege. 2. Der Umfang der vorliegenden Kriegsstatistik.

8 9

1. Kapitel. Einfluß des Krieges auf die Mitgliederbewegung nossenschaften.................................................................................

der

Ge­ . .

15

Einfluß auf den alten Mitgliederbestand S. 15; Beitritt neuer Mit­ glieder S. 17.

2. Kapitel. Einfluß des schaften

Krieges auf die Betriebsmittel ......................................

Mitgliederguthaben S. 20; der Spareinlagen S. 22.

der Genossen­

20

Reservefonds S. 20; Fremde Gelder, Höhe

3. Kapitel. Einfluß des Krieges auf den Geschäftsverkehr der Genossen­ schaften ....................................................................................................................... 22 Der Sparkassen- und Depositenverkehr der Genossenschaften S. 22; Ab­ hebungen während der ersten Kriegstage S. 23; Gesamte Höhe der Abhebungen bei den einzelnen Unterverbänden S. 29; Maßnahmen der Genossenschaften gegen die Abhebungen S. 29; Dauer dieser Maß­ nahmen S. 34; Verwertung der abgehobenen Gelder S. 36; Wie verschafften sich die Genossenschaften Mittel zur Befriedigung ihrer Gläubiger? S. 38; Einzahlungen während der ersten Kriegstage: ge­ wöhnlicher Verkehr oder Sicherung des Bestandes S. 38; Gründe der Einzahlungen S. 45; Sparkassenverkehr im weiteren Verlauf des Krieges S. 48.

4. Kapitel. Einfluß des Krieges aus die Kreditgewährung... . Kreditnot, die Kriegskreditkassen und die Genossenschaften S. 50; Bestand der Kredite S. 52; Kriegslieferungen und Blankokredit S. 57.

50

5. Kapitel. Einfluß des Krieges auf daS Geschäftsergebnis der Genossen­ schaften .............................................................................................................................60 Umfang der Gewinne der Genossenschaften S. 60; Dividendenpolitik S. 60.

6

Inhalt.

2. Teil. Konsumvereine, Baugenossenschaften und Gewerbliche Genossenschaften während des Krieges. 1. Kapitel.

Seite

Die Konsumvereine...................................................................................... 64 1. Die Konsumvereine und die Kriegsstatistik 64 2. Der Krieg und die Mitgliederbewegung..............................................................67 3. Der Einfluß des Krieges auf die Warenbeschaffung........................................ 69 Bezug der Waren S. 69; Preisgestaltung S. 70; Der Einfluß des Krieges auf die Mitglieder S. 70; Militärdienstpflicht S. 70; Einkommens­ gestaltung der Mitglieder S. 71; Der Verkehr zwischen Konsumvereinen und Mitgliedern S. 72; Der gesamte Warenumsatz S. 73; Durchschnitt­ licher Warenumsatz der Mitglieder S. 76; Die Außenstände der Mit­ glieder S. 76; Der Sparkassenverkehr S. 76; Die ersten Kriegstage, Beschränkung bei den Abhebungen S. 77; Die Konsumvereine und Heereslieferung S. 78; Geschäftsgewinne und Rabatte der Konsum­ vereine S. 78.

2. Kapitel. Die Baugenossenschaften während des Krieges 80 1. Lage des Wohnungsmarktes während des Krieges.........................................80 2. Umfang und Bedeutung der vorliegenden Kriegsstatistik. 81 3. Mitgliederbewegung bei den Baugenossenschaften............................................. 83 Wohnungsangebot S. 84; Bestand an bezugsfertigen Wohnungen S. 84; Ertrag dieser Wohnungen (Mietsoll) S. 84; Wohnungsnachfrage: Zahl der Nachfragenden S. 86; Leerstehende Wohnungen S. 86; Umfang der tatsächlichen Mietsrückstände S. 87; Zahlungsunfähigkeit der Mieter S. 89. 4. Geschäftsumfang der Erträgnisse. ....................................................................... 90 Buchmäßige Mietsrückstände S. 90; Mietsverluste S. 90; Mietsverluste aus leerstehenden Wohnungen S. 90; Verluste durch Zahlungsunfähigkeit der Mieter S. 90; Dividendengestaltung S. 92; Überweisung an den Reservefonds S. 92. o. Baugenossenschaften und Unterstützung durch öffentliche Körperschaften. 92 Mietsbeihilfe an Mitglieder S. 92; Lasten der Genossenschaften aus diesen Beihilfen S. 95.

3. Kapitel. Gewerblich e Genossenschaften............................................................................96 1. Umfang und Bedeutung der vorliegenden Kriegsstatistik 96 2. Die Mitgliederbewegung............................................................................... . 98 3. Der Einfluß des Krieges auf den Geschäftsbetrieb und Umfang der Ge­ nossenschaften ....................................................... 98 Der übliche Geschäftsverkehr S. 98; Handwerkergenossenschaften und Kriegslieferungen S. 99; Gründe des Fortschritts bezw. Rückgangs im Geschäftsbetrieb S. 99; Die Geschäftsbetriebe der Genossen S. 100.

Einleitung.

Genossenschaften und Kriegsstatistik.

Der Krieg hat die Bedeutung der wiesen und

Genossenschaften erneut er­

hat ihnen Anerkennung und Verbreitung

gebracht.

Die

allgemeine wirtschaftliche Lage hatte sich in der Zwischenzeit so geklärt,

daß

eine statistische Erhebung,

zumal über die Wirkung des Krieges

ersten Kriegsmonaten, die uns

in den

erscheinen, wohl angebracht war. dem Allgemeinen Verbände der

heute beinahe schon historisch

Die Erhebung erstreckte sich auf die

auf Selbsthilfe beruhenden deutschen

Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften — im nachstehenden bezeichnet

mit Allgemeiner deutscher Genoffenschaftsverband oder Allgemeiner Verband — angeschlossenen Genossenschaften. Dem Verbände sind zurzeit nach den Angaben des Jahrbuchs des Verbandes für 1914 an­ geschloffen: 1. 976 Kreditgenossenschaften mit 618408 Mitgliedern, 2.

285 Konsumvereine



305 313



3.

208 Baugenossenschaften



67 541



,

65 Gewerbliche Genoffenscha ften, und zwar: 29 Rohstoffgenossenschaften mit 2 828

12 Magazingenoffenschaften

n

17 Produktivgenoffenschaften

H

539 1966

n

1823

7 Werkgenoffenschaften

Von diesen Genossenschaften haben die meisten zu der vorliegenden

Kriegsstatistik berichtet, und zwar: 1. 630 Kreditgenossenschaften, 2.

128 Konsumvereine,

3.

146 Baugenossenschaften,

4.

Im

27 Gewerbliche Genossenschaften.

einzelnen wird darüber bei

arten berichtet.

den

einzelnen Genoffenschafts­

8

Genossenschaften und Kriegsstatistik.

1. Teil.

Die Kreditgenossenschaften im Kriege. 1. Die Wirtschaftslage und der Geldmartt vor dem Kriege. Das Jahr 1913 hatte für das wirtschaftliche Leben Deutschlands mit einer Flaute geschlossen. Das erste Halbjahr 1914 brachte einen kleinen Aufschwung, so daß man sagen kann, daß das gewerbliche Leben Deutschlands zur Zeit des Kriegsbeginnes immerhin befriedigend war. Im Jahre 1914 war das Wirtschaftsleben gewissermaßen in einem Stillstand der Aufwärtsbewegung. Der Krieg überraschte so unser Wirtschaftsleben in einem Zustand der Ruhe, besser noch in einem Zustand der Sammlung für eine neue Hochkonjunktur. Verbunden mit dieser wirtschaftlichen Ruhe war eine sehr geringe Anspannung des Geldmarktes. Es lag eine gewisse Geldflüssigkeit vor, zumal auch die Kreditinstitute sich den schon an sich geringeren Kreditansprüchen von Handel und Industrie gegenüber einer maßvollen Zurückhaltung befleißigten. Gleichzeitig wurde diese Zeit dazu benutzt, um die vom Reichsbankpräsidenten geforderte Liquidität zu verstärken. Als mit der Erledigung der zahlreichen Quartalsansprüche gleichzeitig eine Ver­ schärfung der politischen Lage eintrat, zeigte sich der Geldmarkt allen Kreditansprüchen und größeren Finanzaktionen gegenüber ganz besonders zurückhaltend, so daß mit Eintritt der Kriegsgefahr der Geldmarkt ein durchaus gesundes und kräftiges Aussehen hatte. „Man wird be­ haupten dürfen", so heißt es in Conrads volkswirtschaftlicher Chronik 1914 S. 974, „daß der deutsche Geldmarkt sich bei Ausbruch des Weltkrieges in der denkbar günstigsten Verfassung befand, die ihn befähigte, auch den gewaltigen ungeahnten Aufgaben der Kriegszeit in durchaus befriedigender Weise gerecht zu werden. Wenn man von den ersten Wochen des Krieges absieht, in denen, wie überall, zunächst Bestürzung herrschte, so funktionierte der Geldmarkt bis zum Ende des Jahres 1914 zweifellos besser, als in den meisten anderen Ländern und hatte ein kaum wenig günstigeres Aussehen als im Frieden. Rach Überwindung der ersten Kriegswochen und nach rascher Orientierung in den völlig umgebildeten Wirtschaftsverhältnissen setzte eine Kriegskonjunktur ein, die bei dem umfangreichen und vielseitigen Heeresbedarf manche Industriezweige bedachte, und so den Verlust wichtiger Auslandsbeziehungen weniger fühlbar machte. Die in den Kriegsmonaten andauernde Geldflüssigkeit war zunächst eine Folge der.

1. Teil. Die Kreditgenossenschaften.

9

insbesondere auf die Heereslieferungen zurückzuführenden, Umwandlung unseres Zahlungsverkehrs zum Barverkehr und der damit zusammen­ hängenden Beschränkung und teilweise völligen Abstoßung bisher be­ nötigter Betriebskredite in vielen Wirtschaftszweigen, sowie der durch

die notwendigen Produktionsbeschränkungen ermöglichten Verringerung

von Lagerbeständen, indem alle auf solche Weise freigewordenen und neugebildeten Kapitalien bei dem Fehlen anderer Verwertungsgelegen­

heiten an dem Geldmärkte Anlage suchten." Diese Kritik unseres Wirtschaftslebens und ist durchaus zutreffend.

unseres Geldmarktes

Sicher ist, daß es für die Entwickelung aller

Kreditinstitute während des Krieges und dem Einfluß desselben auf

diese von höchster Bedeutung war,

daß der Krieg unser Wirtschafts­

leben in einem Zustand der Ruhe und nicht der Hochkonjunktur mit einer Hand in Hand gehenden Überspannung des Kredits überrascht

Ohne diese günstige Lage unserer Kreditinstitute wäre es sonst

hat.

nicht möglich

gewesen,

hältnisien und

der sich notwendig aus den kriegerischen Ver-

der vollständigen Umwandlung

unseres Verkehrslebens

ergebenden Kriegskreditkrisis so bald und vollständig Herr zu werden.

2. Der Umfang der vorliegenden Kriegsstatisttk. Der Krieg

hat,

das ist sicher, zunächst eine Kreditkrisis hervor­

gerufen. Betrachtet man aber den Verlauf, den die durch die kriegerischen Ereigniffe

sagen,

heraufgeführte Kriegskreditkrisis

gehabt hat, so

daß eine solche heute nicht mehr besteht,

Beginn des Jahres 1915 geendet

kann man

daß sie vielmehr mit

hat, nachdem auch der Reichsbank­

diskontsatz auf 5 vom Hundert herabgesetzt war, und daß sie bei weitem nicht den Umfang hatte, den man vor diesem Kriege stets befürchtet hatte.

Auch im Verlauf der Kreditkrisis, deren Beginn man auf einige

Tage vor Kriegserklärung ansetzen darf, und deren Beginn teilweise zusammenfiel mit den starken Geldansprüchen der Ultimogeschäste, lassen sich

verschiedene Grade der Jntensivität feststellen.

Die stärkste und

akute Kreditkrisis fällt in die Tage vom 25. Juli bis 8. August 1914. Mit Ablauf des August,

der Beendigung der Mobilmachung,

gleich­

zeitig mit den ersten großen militärischen Erfolgen, endete die Periode dieser Krisis, um von da bis Ende des Jahres allmählich gänzlich ab­

zuflauen.

Auch

bei den Kreditgenossenschaften

können wir diese drei

Perioden einer Kreditkrisis genau verfolgen. Nachdem so der Verlauf unseres Wirtschaftslebens gezeigt hatte, daß das Jahr 1915 keine Kreditkrisis mehr bedeute, unser Wirtschafts­

leben vielmehr wieder normal verlaufe, normal im Sinne einer An-

10

Genossenschaften und Kriegsstatisttt.

Passung an die durch den Krieg gegebenen Verhältnisse, erschien es angebracht festzustellen, wie denn der Krieg während jener Zeit auf die Kreditgenossenschaften gewirkt habe.

Diesen Feststellungen diente die Veranstaltung der vorliegenden Kriegsstatistik, soweit sie sich mit den Kreditgenossenschaften des All­

gemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes befaßt.

Ein umfangreicher

Fragebogen suchte sich über die einzelnen Verhältnisse Aufklärung zu verschaffen.

Der Fragebogen hat den nachstehenden Inhalt:

Kviegsstatistik.

^Mber,1915.

Kreditgenossenschaften. 1. Bestand der Spareinlagen einschließlich Depositen, Scheck­ gelder, Kontokorrentguthaben: am 1b. Juli 1914 Mark 15. August 1914........................ „ 30. September 1914 „ 31. März 1915 „ 31. Dez. 1914 2. Höhe der Abhebungen (Spareinlagen, Depositen, Scheck­

Mark

Mark

gelder, Kontokorrentguthaben) in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914, desgleichen für denselben Zeitraum

in 1913 (siehe beiliegende Tabelle Pos. A). 3. Zahl der Posten der Abhebungen in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914, desgleichen für denselben Zeitraum in 1913 (siehe beiliegende Tabelle Pos. A). Höhe der Einzahlungen (Spareinlagen, Depositen, Scheck­ gelder, Kontokorrentguthaben) in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914, desgleichen für denselben Zeitraum in 1913 (siehe beiliegende Tabelle Pos. B). 5. Zahl der Posten der Einzahlungen in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914, desgleichen für denselben Zeitraum in 1913 (siehe beiliegende Tabelle Pos. B). 6. Kündigungen in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914 aus spätere Termine:

sJn einer beigelegten Tabelle war die Bewegung der Spargelder

nach Tagen geordnet einzutragen.

Die Tabelle wies folgende Rubriken

auf, und zwar sowohl für 1914 wie 1913:] A. Abhebungen

Täglich rückzahlbare Einlagen

Posten Mark

Einlagen mit Kündigungs­ frist Postens Mark 1

B. Einzahlungen

Täglich rückzahlbare

Einlagen Posten Mark

Einlagen mit

Kündigungs­ frist

Posten Mark

Kündigungen

in der Zeit vom 15. 7.—15. 8.

auf spätere Termine Posten | !

Mark

1. Teil»

Die Kreditgenossenschaften.

11

7. Wurden für die Auszahlungen Beschränkungen eingeführt und worin bestanden diese? Sind insbesondere Guthaben, welche auf tägliche Abhebung angelegt waren, in jedem geforderten Betrage glatt ausgezahlt worden oder hat man nur Teilbeträge her­ ausgegeben ? An welchem Tage wurden die Höchstbeträge festgesetzt und wann abgeändert? Bestanden Verabredungen mit anderen am Platze an­ sässigen Genossenschaften oder Sparkassen? 8. Hat ein Ansturm auf die Kaffe stattgefunden? War derselbe — außer durch Angstabhebungen infolge allgemeiner Kriegsfurcht — durch besondere Gründe veranlaßt?

9. Auf welche Gründe sind die Einzahlungen, zumal in der Zeit vom 23. 7. 1914 bis 4. 8. 1914 zurückzuführen? Handelt es sich um die gewöhnlichen geschäftlichen Vor­ gänge? Sind die Einzahlungen zur Sicherung der Bestände erfolgt?

10. Summe der Gesamtkredite (Kontokorrentkonto, Vorschuß­ konto, Wechselkonto usw. — es sollen alle Kredite ein­ bezogen werden, z. B. auch Steiggelder, Hypotheken), am 30. Juni 1914 Mark ,, 30. „ 1915 „ 31. Dezbr. 1914 11. Woher sind die erforderlichen Mittel für die Befriedigung der Gläubiger in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8. 1914 genommen? Reichten die Kaffenbestände aus? (Zu den Kassenbeständen sind auch die verfügbaren Bank­ guthaben und Primadiskonten zu zählen.) Wurde Kredit in Anspruch genommen? Bei wem? In welcher Form? Wurden Wertpapiere beliehen? Wurden Geschäftswechsel diskontiert? Wurden Finanzwechsel diskontiert? Gegen welchen Zins und Provision? 12. Welche Verwendung mögen die im Sparkassen- und Deposttenverkehr in der Zeit vom 15. 7. 1914 bis 15. 8.1914

abgehobenen Gelder gefunden haben? Sind die Gelder bei anderen Kreditinstituten — Spar­ kassen angelegt? Haben sie in der Wirtschaft Verwendung gefunden?

Welche Verwendung sonst? 13. Bestanden am Platz Kriegskreditkassen und welchen Einfluß haben diese auf die Geschäftsführung der Genossenschaft ausgeübt? 14 Sind Blankokredite gewährt, um Mitgliedern die Aus­ führung von Kriegslieserungen zu ermöglichen? In welchem Verhältnis steht die Höhe solcher Kredite zu dem Wert der Lieferung?

Mark

12

Genossenschaften und Kriegsstattstik. November 1915.

Kriegsstatistik. Für alle Genoffenschaflen.

1. Zahl der Beitrittserklärungen:

1913

1914

1915 (bis 1. Oktober)

2. Zahl der Kündigungen:

1913

1915 (bis 1. Oktober) .

1914

3. Zahl der Todesfälle:

1913 1914 infolge des Krieges

1915 (bis 1. Oktober)

4. Zahl der Ausschließungen: 1913

1915 (bis 1. Oktober)

1914

5. Höhe der Dividende:

1914

für das Geschäftsjahr 1913

6. Höhe des Reingewinnes: für das Geschäftsjahr 1913

1914

7. Höhe der Überweisungen an die Reserven: im Geschäftsjahr 1913

1914

Von den dem Allgemeinen Verband angeschlossenen zum

Jahrbuch 1915 berichtenden 941 Kreditgenossenschaften haben sich 630 an der Berichterstattung beteiligt.

Von diesen haben 598 die Frage­

bogen so vollständig beantwortet, daß sie als Vergleichsmaterial ver­ wendet werden konnten.

Berichte vor.

Von den wichtigsten Genossenschaften liegen

Wie sich diese Berichte auf die dem Allgemeinen Verband

angehörigen Unterverbände verteilen,

Tabelle 1 (S. 13). bewegung,

ergibt sich

aus

nebenstehender

Für manche Frage, wie z. B. die der Mitglieder­

ist das Material der Jahrbücher vielfach umfassender.

Das

der Kriegsstatistik bringt aber zahlreiche Fragen, die im Jahrbuch keine Beantwortung gefunden haben. Schon mit Rücksicht Material

darauf ist,

um für die Arbeit möglichst

haben, von der Verwendung

gleichmäßiges Material zu

der Jahrbuchzahlen Abstand genommen

und dieselben nur zur Vergleichung herangezogen worden. Seitens des Allgemeinen Verbandes waren schon vor dieser Kriegs­ statistik zahlreiche Rundschreiben und Einzelerhebungen zu Fragen des Krieges ergangen. An alle Genoffenschaflen:

Oktober 1914.

Umfrage,

betr.

den

Einfluß des Krieges auf den Mitgliederbestand der Genoffen (BlfG. 1914

Tabelle 1

Hriegsstatistik bei den Äreditgenossenschasten. Lfd.

Nr.

Name

des

Verbandes

Eigenes Vermögen

Bilanzsumme

JC

Jt

8 16 17 18 15

17 734 8 426 5 464 18028 10 886

6 847 13 865 2 350 11057 6 227

908 896 076 982 460

20019209 42 793 218 12 201 203 49138405 32192 271

42 73 50 46 40 85 25

29 38 30 28 22 56 21 i

14453 44176 14 431 17 456 13 413 43 343 15460

8 435 623 28 491 739 5 568 708 9679 052 5 635 764 25137 642 12 716154

49141 632 139188 957 35 405 980 59 938 578 32 065110 111 225178 65531002

35 37 27 35 36 91

29 ! 27 14 17 18 53

14 255 18 231 9 561 5862 6532 50 563

8159 594 7 676 632 6135 697 2 723 213 5 202 416 20 533087 i

39105 006 33 517 815 27181 776 13 013 311 29 434 683 92 029453

22 94 53

18 57 44

8 248 41185 46 965

4 788948 13 432 237 1 27 916889

22167 683 60 220 853 121600 290

30 17

16 7

9 094 6119

12 222 431 3 815065

53 871 739 16 520 563

972

598

439885

248 620213

1157 503 915

Teil. Die Lkreditgenossenschaften.

16 46 30 24 18

..

Bayerischer Genoffenschastsverband . . Verband der Kreditvereine zu Berlin................................................. „ der Fränkischen Vorschuß- und Kreditgenossenschaften. . ,, Hessischer Vorschuß- und Kreditvereine................................................. „ der Kreditgenossenschaften der Lausitz u. d. benachbarten Landesteile „ der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften im Reg.-Bez. Magde­ burg, Herzogtum Braunschweig und der Provinz Hannover............... 7. Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften am Mittelrhein 8. „ der Norddeutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. . 9. „ der Vorschuß- und Kreditvereine von Nordwestdeutschland. . . 10. „ der Oberbadischen Kreditgenossenschaften.......................................... 11. Verb, der Ost« u. Westpreußischen Erwerbs- u Wirtschaftsgenossenschaften 12. Verband Pfälzischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften ... . 13. „ der Verschuß- und Kreditvereine von Pommern und den Grenzkreifen der Mark Brandenburg........................................................................... 14. Verb, der deutschen Erwerbs- u Wirtschaftsgenossenschaften der Prov. Posen 16. „ der Kreditgenossenschaften von Rheinland, Westfalen, Lippe u. Waldeck 16. Verband der Vorschußvereine in der Prov. Sachsen u. dem Herzogt. Anhalt. 17. „ Sächsischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften................... 18. „ der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Schlesiens.... 19. „ Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften der Provinzen Mecklenburg und Oberhessen........................................................ 1 Verband Thüringischer Vorschußvereine................... 20. 21. „ der Unterbadischen Kreditgenossenschaften............................................. „ der Kreditgenossenschaften von Westbrandenburg und den an­ 22. grenzenden Landesteilen............................................................ Keinem Unterverband angehörend.............................................................................. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Zahl der Zahl der Zahl ange­ berich­ der schlosse­ tenden nen Vereine Mitglieder. Vereine

14

Genossenschaften und Kriegsstatistik.

S. 781). Genossenschaften während der ersten Kriegsmonate. November 1914 (BlfG. 1915 S. 1). Genoffenschaften während der Kriegsmonate August 1914 bis Juni 1915 (BlfG. 1915 S. 437). Auch innerhalb der Unterverbände liegt schon zahlreiches statistisches Material vor, das sich mit einzelnen der hier erörterten Fragen befaßt. Schon mit Rücksicht auf den geringeren Umfang solcher Erhebung konnten diese Erörterungen teilweise weiter und mehr ins einzelne gehen, als bei einer großen Erhebung, die sich auf alle dem Allgemeinen Verband angeschlossenen Unterverbände bezieht. Solche Sonder­ erhebungen überden Geldverkehr in den ersten Kriegsmonaten lagen vor:

im Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften am Mittelrhein, mitgeteilt in den. Blättern für Genossenschaftswesen 1914 S. 690, im Verband Pfälzischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, mit­ geteilt in den Blättern für Genossenschaftswesen 1915 S. 48, im Verband der Vorschuß- und Kreöitvereine von Nordwestdeutschland,

mitgeteilt in den Blättern für Genossenschaftswesen 1915 S. 91, im Verband Hessischer Vorschuß- und Kreditvereine, mitgeteilt in den Blättern für Genossenschaftswesen 1915 S.. 212, im Verband der Vorschuß- und Kreditvereine von Pommern mit dem Grenzveretn der Provinz Brandenburg, mitgeteilt in den Blättern für Genossenschaftswesen 1915 S. 247,

im Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffenschasten der Provinz Starkenburg und Oberheffen, mitgeteilt in den Blättern für Ge­ nossenschaftswesen 1915 S. 290. Zu beachten ist, daß bei allen diesen Erhebungen Rücksicht zu nehmen war auf die starke Arbeitslast, die bei den Genossenschaften teilweise auf den einzelnen lag, vor allem infolge Einziehung zahl­ reicher Angestellten. (Über den Umfang dieser Einziehungen vergl.

Jahrbuch 1914 S. 45, BlfG. 1915 S. 436. Anfang Juni standen im Felde bei 588 berichtenden Genoffenschaften 307 Vorstandsmitglieder, 370 Aufsichtsratsmitglieder, 1065 Angestellte.)

1. Teil. Die Kreditgenossenschaften.

15

1. Kapitel.

Der Einfluß des Krieges auf die Mitgliederbewegung der Genossenschaften. Der Einflust auf den alten Mitgliederbestand.

Gleich bei Beginn des Krieges wurden Befürchtungen

bei den

Genossenschaften laut, daß der Krieg zu einer erheblichen Verminderung

der Mitgliederzahl führen könne. Die Gründe für solchen Rückgang wurden erblickt außer in dem Ausfall an Mitgliedern durch Tod im Felde, vor allem in den Kündigungen seitens der Mitglieder, die ent­

weder Befürchtungen hegten oder ihre Guthaben freihaben wollten. Es wurde sogar schon an eine gesetzgeberische Maßnahme gedacht, um

den dadurch drohenden Gefahren vorzubeugen.

Von seilen des All­

gemeinen Verbandes wurde daher versucht, im Wege einer Umfrage

festzustellen,

in welchem Umfang tatsächlich die Genossenschaften in

ihrem Mitgliederbestände während des Krieges bedroht würden.

Grund dieser Erhebung stellt Dr. Crüger fest: daß die Zahl der Kündigungen sehr

durchaus nicht

erfüllt.

Auch

keiner Beunruhigung Anlaß"

S. 45).

Auf „Die Befürchtung,

erheblich sein würde,

hat sich

das Ausscheiden durch Tod gibt zu

(BlfG. 1914 S. 782, Jahrbuch 1914

Die Nachprüfung an Hand der vorliegenden Kriegsstatistik

ergibt folgendes:

Die Verminderung des alten Mitgliederbestandes kann sich voll­ ziehen

1. durch Kündigung seitens der Mitglieder, 2. durch Ausschluß seitens der Genossenschaft, 3. durch Tod.

Die Kündigungen

bei den berichtenden 598 Genossenschaften

betrugen

1913

15 629,

1914 .

13814,

1915 ...

12 701 (vergl. umseitig Tabelle 2).

Was man allgemein befürchtet hatte, eine gesteigerte Kündigung seitens der Mitglieder, ist nicht eingetreten. Die Befürchtungen stützten sich vor allem darauf, daß Mitglieder aus Ängstlichkeit zahlreicher

kündigen würden.

Daß dieses nicht in dem befürchteten Umfange ein­

getreten ist, darf man wohl u. a. darauf zurückführen, daß die Kredit­

genossenschaften sich währmd des Krieges, vor allem auch während der ersten Kriegstage so hervorragend bewährt hatten.

Kündigungen, um

16

Genossenschaften und Kriegsstatistrk.

Tabelle 2.

Mitgliederbewegung bei den Kreditgenossenschaften in den Jahren 1913 bis 1915.

32000 30 000

28000 26000

24000

22000 20000

18000 16000

14000

12000 10 000

8000 6000

4000 2000 0

1. Teil.

Die Kreditgenossenschaften.

17

über das Guthaben verfügen zu können, scheinen gleichfalls nicht in

umfangreichem Maße stattgefunden zu haben.

Soweit die Mitglieder bei der Genossenschaft einen Kredit hatten, waren, wie auch sonst,

Kündigungen seitens der Mitglieder wenig zu befürchten. Der Ausschluß.

Auch

die Ausschließungen von Mitgliedern

seitens der Genossenschaften sind in den Kriegsjahren zurückgegangen.

Sie sanken von 4043 1913 auf 1781 in 1915 (vergl. Tabelle 2).

Die Gründe für diesen

Das bedeutet einen Rückgang um rd. 60 %.

Rückgang wird man wohl vor allem darin zu suchen haben, daß auch

die Genoffenschaften ihrerseits vielfach vermieden haben, an bestehenden Verhältniffen zu rühren, wenn das Mitglied im Felde steht oder eine

durch den Krieg geschaffene mißliche Lage gegeben war.

Man suchte

eben zu vermeiden, dem Genossen Schwierigkeiten zu bereiten.

Die Zahl der unsicheren Konten bei den Kreditgenossenschaften hat sich im Laufe des Krieges stark vermehrt; das ergibt sich aber aus

den

allgemeinen wirtschaftlichen Verhältniffen.

wertung dieser Konten

seitens

der

Eine vorsichtige Be­

Genoffenschaften erscheint daher

dringend notwendig.

Eine Steigerung hat naturgemäß der Abgang an Mitgliedern durch den Tod erfahren, aber auch hier nicht in dem Maße, als man zu Beginn des Krieges gefürchtet (vergl. Tabelle 2).

Die Steigerung

um 1450 mehr Todesfälle von 1913 auf 1915 ist nicht sehr bedeutend.

Die Zunahme an Todesfällen mag vielleicht noch etwas stärker sein, da anzunehmen ist, daß nicht alle Todesfälle zur Kenntnis der Ge­ noffenschaften gelangt sind. Man denke nur an die zahlreichen Fälle der Kriegsverschollenheit. Die berichtenden Genoffenschaften geben die

Zahl der Kriegstodesfälle für die Zeit

bis 1. November 1915 mit

2274 an. Beitritt neuer Mitglieder.

Betrachtet man den Gesamtrückgang in dem alten Mitgliederkreise,

so zeigte sich, daß die Kriegsjahre diesen Abgang nicht, wie man ge­ fürchtet hatte, verstärkt haben, sondern daß er sogar geringer geworden

ist (vergl. Tabelle 2).

Insoweit wäre das Bild für die Genoffenschaften

allerdings sehr erfteulich.

Doch auf den verminderten Mitgliederabgang

darf das Urteil nicht allein gestützt werden.

Jede Genoffenschaft ver­

langt, will sie fortbestehen, eine gewisse Emeuerung des Mitglieder­

bestandes, einen Ersatz für die freiwillig oder unfreiwillig ausscheidenden

Genoffen.

Tatsache ist, daß die Kreditgenoffenschaften sich in der Zeit

Meyer, Genossenschaften und Kriegsstatistik.

2

Genossenschaften und KriegSftatistik,

18

vor dem Kriege immer mehr durchgesetzt haben, so daß eine anhaltende Steigerung des Mitgliederbestandes zu beobachten war (vergl. Jahrbuch

1915 S. 119).

Die Zahl der Beitrittserklärungen bei den zur Kriegsstatistik be­ richtenden Genossenschaften betrug 1913 31754, 1914 23861, 1915

12628.

Das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Vorjahre von

24,01 % im Jahre 1914 und von 47,07 % gegenüber dem Vorjahr

im Jahre 1915.

Vergleicht man Mitgliederabgang mit Mitglieder­

beitritt, so ergibt sich ein Mitgliederzuwachs bezw. Rückgang von

+

5180 für 1913,

-

1429 für 1914,

- 11205 für 1915.

Die Ursache dieses Rückgangs für 1914 und 1915 ist aber, worauf

ausdrücklich hinzuweisen, nicht die stärkere Abnahme im alten Mitglieder­ bestand, sondern die geringeren Beitrittserklärungen.

Dieser Rückgang

entfällt durchweg auf alle Verbände gleichmäßig (vergl. nebenstehende Tabelle 3). 1915 verzeichnen alle Unterverbände einen Rückgang.

Im ganzen genommen ist der Rückgang an der Zahl der Mitglieder gegenüber ihrer Gesamtzahl nicht sehr erheblich.

Das Jahrbuch

berechnet ihn, allerdings unter Zugrundelegung anderer Zahlen, auf etwa 3 vom Tausend im Jahre 1914 (Jahrbuch S. 92), auf 2,7 vom

Hundert im Jahre 1915 (Jahrbuch 1915 S. 122).

daß der Rückgang noch

Richtig ist,

keinen sehr hohen Prozentsatz des Gesamt­

bestandes ausmacht; immerhin hat die rückläufige Tendenz sich im Jahre 1915 sehr verstärkt.

Die Berufe,

auf die der Rückgang entfällt, sind vor allem die

Handwerker, die ihnen gleichstehenden kleinen Wirtschaftsexistenzen der

Gast- und Schankwirte; Krieg getroffen sind.

alles Elemente, die am schwersten durch den

Mitgliederbew^ung bei den einzelnen Verbänden in den Jahren 1913—1915. V

Verbände

Beitrittserklärungen i

1913

1914

Mitgliederabgang

1915 | 1913

1915

1913

1914

1915 Ul 033 1- 757 21 — 299 — 103

1 525 982 370 834 619

1306 1031 254 767 518

1504 992 230 663 479

+ 11 - 25 + 91 4-181 + 78

+ 73 — 419 + 103 !—155 + 750

773 2 507 992 1133 949 3197 747

706 2 216 1090 1076 826 2 708 727

575 2 006 1037 995 680 3199 642

4-197 — 40 4-127 4-422 4-171 4-662 + 193

+ 85 — 13 -219 + 129 -187 1+ 143 26

321

889

935

1390

788

4 042

1365

1100 +18914^ 25 —

312

604 414 519 3 928

441 308 360 2 926

221 174 169 2 232

489 316 306 3 538

512 287 370 3 216

425 276 469 2 918

— — —

204 102 300 686

18 55 44

413 2 689 3040

329 1860 2 027

158 947 1017

794 1851 2741

520 1791 2 481

359 -381 -191 — 201 1597 + 838 + 69 — 650 2 285 + 299 — 454 -1268

16

709

555

233

580

588

7 19 20 18 15

1536 957 461 1015 697

1379 612 357 612 575

29 45 30 28 27 62 21

970 2 467 1119 1555 1120 3 859 940

791 2 203 871 1205 639 2 851 701

30

1111

869

29

1631

14 19 19 55

879 + 222

+ + + +

115 98 213 390

-

129 578 — 548 ;— 408 - 321 1-2315 - 119 i 66 — 558

- 71 + 21 — 10 — 290

501 + 129 — 33 —

268

Kreditgenossenschaften.

471 235 !! 209 11 364! 376 ! i 446 i 1428 i 4891| 587!! 359]' 884 523,

1914

Zuwachs (+) beziv. Rückgang (—)

- Teil. D ie

Bayerischer Genossenschaftsverband................................................. Verband der Kreditvereine zu Berlin.............................................. der Fränkischen Vorschuß- und Kreditvereine............. Hessischer Vorschuß- und Kreditvereine.......................... i u der Kreditgenoffensch. d. Lausitz u. benachb Landesteile der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften im • Reg -Bez. Magdeburg usw................................................... der Erwerbs- u. Wirtschaftsgenoffensch. am Mittelrhein der Norddeutschen Erwerbs- u. Wirtschaftsgenoffensch. der Vorschuß- u. Kreditvereine v. Nordwestdeutschland n der Oberbadischen Erwerbs- u. Wirtschaftsgenoffensch. 1 der ost- u. westpreuß. Erwerbs- u. Wirtschaftsaenoffensch. | Pfälzischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften,! der Vorschuß- und Kreditvereine von Pommern und * Brandenburg........................................................................... der Deutschen Erwerbs- u. Wirtschaftsgenoffenschasten der Provinz Posen.............................................................. der Kreditgenossenschaften von Rheinland, Westfalen, Lippe und Waldeck.............................................................. d. Vorschußvereine i. d. Prov. Sachsen u. Herzogt. Anhalt Sächsischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffenschasten der Erwerbs- u. Wirtschaftsgenossenschaften Schlesiens der Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffenschasten der Provinz Starkenburg und Oberheffen.......................... Thüringischer Vorschußvereine.......................................... der Unterbadischen Kreditgenossenschaften.................... der Kreditgenossenschaften von Westbrandenburg und angrenzenden Landesteilen.................................................

berich­ tenden Vereine

Tabelle 3.

Genossenschaften und KriegsstatMk.

20

2> Kapitel.

Einfluß des Krieges auf die Betriebsmittel der Genossenfchasten. Mitgliederguthaben.

Hand in Hand mit dem Rückgang des Mitgliederbestandes ging auch ein Rückgang in dem Gesamtbestande der Genossenschaftsguthaben.

Für die zur Kriegsstatistik berichtenden Genossenschaften

liegen

allerdings darüber keine Zahlen vor.

Er ergibt sich aber aus den

Zahlen des Jahrbuchs für 1914/1915.

Der Mitgliederbestand bei den

Verbandsgenoffenschaften ging danach zurück von 627 329 Mitgliedern 1913 auf 618408, 1914 auf 601395, 1915. Die Mitgliedergut­ haben gingen zurück von 241615 581

auf 234138 826