Gegen den Bargeldverkehr [Reprint 2022 ed.] 9783112673584, 9783112673577


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Table of contents :
I. Unsere Fehler
II. Die Aufgaben der staatlichen und kommunalen Behörden
III. Die Reichsbank
IV. Der Postscheck
V. Die Banken und der Zahlungsverkehr
VI. Der Hamburger Überweisungsverkehr
VII. Der bestätigte oder zertifizierte Scheck
VIII. Besonders rückständige Geschäftszweige
IX. Zusammenfassung
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Gegen den Bargeldverkehr [Reprint 2022 ed.]
 9783112673584, 9783112673577

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Gegen den Kargeldnerkehr von

Ernst Kahn Handrtsredakteur der Frankfurter Zeitung

£eip3ig

QPerfag von G&eit $ ßomp.

'1916

Dringliche

Wirtschaftsfragen In dieser Sammlung

führende

werden besonders

Wirtschafts-Politiker

aus

der

Praxis und den Redaktionen unserer großen Zeitungen zu Worte kommen, deren Stel­

lungnahme zu dringlichen Wirtschastsftagen ebenso interessant wie sachverständig sein

wird.

Die

Leste,

im

Llmfange

von

etwa 3—6 Druckbogen, werden in rascher

Folge zur Ausgabe gelangen.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

Anter diesem Gesamttitel erscheinen in dem unterzeichneten Verlage eine Anzahl Äefte, in denen besonders führende Wirtschaftspolitiker aus der Praxis und den Redak­ tionen unserer großen Zeitungen zu Worte kommen sollen. Es liegen bereits vor:

heft 1. Gegen den Vargeldverkehr von Ernst Rahn, Handelsredakteur der Frankfurter Zeitung. Geh. Hl. 1.—

heft 2. Handelspolitik und Krieg von Nrthur Feiler, Redakteur der Frankfurter Zeitung. Geh. Hl. 1.20

heft 3. Der Giroverkehr der deutschen Sparkassen von Oberbürgermeister Dr. von Magner-Ulm. Geh. TH. 1.60

heft 4. Unsere Rohstoffversorgung nach dem Kriege von Dr. Edgar Landauer-vraunschweig. Geh. HL 1.20

heft 5. Neue Wege zur Förderung der Lebensmittel­ produktion und -Versorgung. Gedanken und Vor­ schläge von Regierungsrat Risch-Reu-Ulm und Ober­ bürgermeister Dr. von Wagner-Ulm. Geh. Hl. 1.20

heft 6. Unsere Valutasorgen. Ursachen, Wirkungen und Heilmittel von Ernst Nahn, Handelsredakteur der Frankfurter Zeitung. Hlit 9 graphischen Dar­ stellungen. Geh. Hl. 1.50

heft 7. Die Rriegsfolgezeit und deren wirtschaftliche Organisation von Dr. Wilhelm 5l. Dqes. Geh. Hl. 1.50

Verlag von Veit & Comp., Leipzig, Marienstraße 18

Gegen den Bargeldverkehr Ernst Kahn LandelSredatteur der Frankfurter Zeitung

Leipzig

°

Verlag von Veit & Comp.



1916

Druck von Metzger Sc Wittig in Leipzig.

L

Unsere Fehler. Der große Zerstörer Krieg ist auch ein großer wirtschaftlicher

Reformator. Als Beweis für diese Behauptung genügt der Linweis auf die neuen Wege in der Ernährungsfrage, die Er­ setzung scheinbar unentbehrlicher Zufuhren wie etwa die von Gummi, von Kupfer, Chilisalpeter, Kampfer usw. Erst der Friede wird zeigen, was die Not uns alles gelehrt hat.

Nur

auf einem Gebiete, so scheint es fast, hängen wir einstweilen noch an unsern alten, veralteten Sitten: Auf dem Gebiete der Zahlungs­ technik. Wenn in den letzten Jahrzehnten ganz Deutschland als

der praktischen Neuerungen, England aber als das Land des Althergebrachten galt, so ist es im Zahlungsverkehr

das Land

teilweise gerade umgekehrt gewesen.

Deutschland

steht da auf

einer Entwicklungsstufe, die England vor fünfzig Jahren längst überwunden hatte. Im Großverkehr verfügen wir allerdings über eine ausgezeichnete Einrichtung, die selbst England nicht in dieser Vollkommenheit besitzt: das Gironetz der Reichsbank.

Jeder, der

ein Girokonto bei der Reichsbank erwirbt, ist dadurch in der Lage, allen anderen Teilnehmern auf die schnellste und billigste, volkswirtschaftlich sparsamste Weise, ohne jegliche Inanspruch­ nahme von Bargeld Zahlungen zu Zahl

der Angeschloffenen

recht

überweisen.

gering;

sie

Leider ist die

betrug

1910

erst

25000 und ist dann allmählich bis 1914 auf 28859 gestiegen; da darunter mehrere tausend Behörden sind, ist der Prozentsatz der an die Reichsbank direkt angeschloffenen Landels- und Indstriefirmen unbefriedigend von den in das Handelsregister einge­ tragenen dürsten es kaum mehr als 5—6% sein. Wenn nun auch selbstverständlich von den nicht angeschloffenen 95% sehr häufig

der bargeldlose Verkehr indirekt, vor allem durch Vermittlung der Kreditbanken, in Anspruch genommen wird, so bleibt doch das Gironetz die Vermittlungsstelle für den aristokratischen oder plutokratischen Großverkehr. And das ist vermutlich die Absicht der Reichsbank, die den unlohnenden, mit vieler Detailarbeit ver­ knüpften Verkehr für die Kleinen gar nicht zu übernehmen wünscht. Die ungeheuren Zahlungen des Klein- und Mittelverkehrs müssen mithin außerhalb des Reichsbankgiros möglichst raüonell d. h. unter möglichster Ausschaltung der Barzahlung beglichen werden. Lier fehlt es bei uns bisher am Notwendigsten im scharfen Gegensatz zu England. Denn bei uns ist im Mittel- und Kleinverkehr die Bar­ zahlung fast die Regel, dort die Ausnahme. Bei uns ist der Scheck eine Seltenheit, drüben eine Selbstverständlichkeit. Schon im Frieden war die Wirkung recht deutlich an den Ausweisen der beiden Zentralnoten-Institute, der deutschen Reichsbank und der Bank von England, zu beobachten. Diese hatte Ende 1913 nur 600 Millionen Mark Noten an den Verkehr abgegeben, jene aber 2600 Millionen, also mehr als viermal so viel. And schon im Frieden hatte sich dieser hohe Notenumlauf wiederholt sehr unangenehm bemerkbar gemacht. Die schwere Kreditkrisis des Jahres 1907 wurde zweifellos durch den damaligen beängstigend hohen Notenumlauf der deutschen Reichsbank verschärft. Denn damals war es für die Reichsbank nur mit Schwierigkeiten möglich, die gesetzlich vorgeschriebene Metalldeckung von 33 V3 % einzuhalten und sie mußte zu diesem Zwecke den Diskontsatz bis auf 7 Vs °/o steigern und damit dem ganzen Lande schwere Zinslasten auferlegen. Das ist nur ein, allerdings ganz besonders krasses, Beispiel. Durch eine ganze Reihe weiterer Beispiele ließe sich zeigen, wie der hohe Notenumlauf verteuernd auf die deutschen Geldsätze eingewirkt hat. Die Tatsache, daß in England fast immer niedrigere Zinssätze herrschen, als bei uns, ist u. a. auch auf die verschiedenartige Zahlungstechnik zurückzuführen. Die bösen Erfahrungen des Jahres 1907 haben endlich auch bei uns den berufenen Kreisen, das sind vor allem die Landelsverttetungen und die Presse, die Augen geöffnet. Damals setzte eine vielverheißende Agitation für den Bankscheck ein. Der uner­ müdlichen Aufklärung der Landelskammern und der Zeitungen gelang es damals, in weiten Bevölkerungskreisen dem Bankscheck 4

Freunde zu gewinnen und im Reichspostamt ging man erneut an die Vorarbeiten einer Postscheckordnung, die sich im benach­ barten österreich-Angarn seit langen Jahren so ausgezeichnet bewährt

und deren Einführung in Deutschland Podbielsky schon 1899 vergeblich versucht hatte. Als dann am 11. März 1908 auch noch ein besonderes Scheckgesetz erlassen wurde, da schien es, als ob wir bald den großen Vorsprung Englands auf diesem Gebiete einholen würden. Denn es herrschte geradezu eine Scheck­ begeisterung. Leider dauerte die Freude nicht lang. Das vielversprechende aber noch recht zarte Pflänzchen wurde mit einem Schlag vernichtet, als der Reichstag mit geradezu unbegreiflichem Anverstand im Januar 1909 den Scheckstempel einführte. Was jeder Halb­ wegs Einsichtige vorausgesehen hatte, trat ein. Der Scheckverkehr schrumpfte auf ein Minimum zusammen, die Leute kehrten zum schon halb überwundenen Bargeldverkehr zurück. Selbstverständlich war auch der fiskalische Erlös des Stempels dementsprechend sehr kläglich: der Stempel auf Bankquittungen und Schecks brachte im letzten Friedensjahr nurmehr rund 3 Millionen Mark. Wie der Ertrag säst von Jahr zu Jahr zurückging, zeigen folgende Zahlen: 1910 . . . 3633000 Mark 1911

.

.

.

3173000



1912

.

.

.

3182000



1913

.

.

.

3095000



Davon dürfte der Scheck selbst kaum mehr als zwei Millionen gebracht haben. Dieser klägliche Ertrag, der in keiner­ lei Verhältnis zu dem angerichteten Schaden stand, veranlaßte den Reichstag im Zahre 1913 zur Aufhebung der grob laienhaften, vexatorischen Bestimmnng. Wie erstaunt waren aber alle Fach­ leute, als das Gesetz in seiner endgültigen Form vorlag! Da sah man plötzlich, daß durch den von irgend einem Geheimrat aus dem Reichsschatzamt oder einem Abgeordneten in das Gesetz hin­ eingeschmuggelten Zusatz die Aufhebung des Scheckstempels auf den 31. Dezember 1916 verschoben worden war. Damit waren für den Reichsfiskus rund sechs Millionen Mark gerettet, aber ein Vielfaches dieses Betrages vernichtet. Die dringend not­ wendige Veredlung des Zahlungsverkehrs war abermals in die

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Feme gerückt, und die Reihen der Scheckfreunde wurden erneut gelichtet. Die groteske Einführung des Scheckstempels wäre unver­ ständlich, wenn nicht offenbar hinter den Kulissen zwei mächtige Faktoren die Einführung, wenn nicht unterstützt, so doch geduldet hätten. Das waren die Reichsbank und ein Teil unserer Kreditbanken. Das sonst so ungewöhnlich fähige und in seinen Maßnahmen so glückliche Reichsbankdirektorium hatte noch bis in die letzten Jahre hinein in einer recht verfehlten Art den Scheck­ stempel in den jährlichen Denkschriften über die deutschen Ab­ rechnungsstellen verteidigt, wie man sonst nur sein eigenes Kind in Schutz nimmt. Selbstverständlich wird niemand zweifeln, daß die Neichsbank mit ihrer Maßnahme nur das Beste für das allgemeine Wohl im Auge hatte. Offenbar erwartete sie von einer Aus­ breitung des Scheckverkehrs eine gar zu große Machtstärkung der Privatbanken und damit eine Gefährdung ihrer eigenen Legemonie. Davon — so vermuten wir — befürchtete die Reichsbank eine Erschwerung ihres ohnehin nicht leichten Kampfes gegen die einseitig privatwirtschaftliche Politik der großen Kredit­ banken. Vielleicht beruhigte man sich auch mit der Tatsache, daß in England ja auch ein Scheckstempel besteht, ohne daß er die Lerrschgewalt des Schecks beschränkt hätte. Dabei vergaß man nur, daß in England dieser Stempel erst eingeführt wurde, nachdem der Scheck selbst schon längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden war. Der andere Gegner des Scheckverkehrs war ver­ mutlich ein Teil unserer Bankdirektoren. Diese hörten von ihren Beamten berechtigte Klagen über Arbeitsüberhäufung mit sogenannnten Zwergschecks und darüber, daß der größte Teil der Schecks in bar eingelöst werde. Das waren zweifellos zwei große Mißstände. Die Herren vergaßen aber, daß es sich hier um Kinderkrankheiten handelte, die sicherlich nach einigen Jahren überwunden worden wären. In der Zwischenzeit war, ebenfalls im Jahre 1909, in Deutschland der Postscheck eingeführt worden. Leider war auch er kein vollgültiger Ersatz für den englischen Bankscheck. Dazu fehlte ihm zunächst eine Voraussetzung: die Verzinsung der Ein­ lagen. In den beiden Ländern mit großem Postscheckverkehr, österreich-Angarn und der Schweiz, wurden die Einlagen verzinst. Bei

uns mußte darauf verzichtet werden, weil sonst die Gegnerschaft

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ländlicher Kreise zu einer Ablehnung des Entwurfs im Reichstag geführt hätte. Ob übrigens die Verzinsung wirklich so unbedingt empfehlenswert ist, kann man nicht ohne weiteres bejahen; diese Frage wird später in dem Abschnitt über Postscheck untersucht werden. Viel bedenklicher waren aber andere Paragraphen der Postscheckordnung, so vor allem die geradezu unverständlich anmutmde Bestimmung, daß der Teilnehmer, der über 600 Buchungen auf seinem Konto vornehmen ließ, von der 600sten an eine Art Sttafgebühr von je sieben Pfennigen zu leisten hatte. Diese Be­ stimmung kann überhaupt bloß so verstanden werden, daß die Post den Grundgedanken eines Postscheckverkehrs für so zugkräftig und gesund hielt, daß sie sich vor einem Massenandrang fürchtete und deshalb zunächst einmal ein paar vorbereitende Jahre mit einer beschränkten Teilnehmerzahl vorzog. Für diese Vermutung spricht, daß schon nach wenigen Jahren ein neuer wesentlich verbeffetter Entwurf dem Reichstag vorgelegt und von diesem mit einigen Änderungen gutgeheißen wurde. Mit dem 1. Juli 1914 trat dieses neue außerordentlich verbeffette Postscheckgesetz in Kraft. Leider zogen wenige Tage später schon die ersten schweren Wetter­ wolken am poliüschen Srimmel auf und der 1. August 1914 setzte jeglicher Aufklärungsarbeit über die neuen Einrichtungen ein Ziel. Nur so ist es zu erklären, daß heute, fast zwei Jahre nach dem Inkrafttreten noch weite Kreise die jetzigen Einrichtungen des Postschecks noch gar nicht kennen. Noch vor wenigen Tagen erklärte dem Verfasser einer der tätigsten Mitglieder einer unserer größten Landelskammern, er billige den Widerstand weiter Landelskreise gegen den Postscheck vollauf, denn man könne den großen Firmen nicht die Sttafgebühr von sieben Pfennigen zumuten I Die Aufklärung über den Postscheck ist eines der Lauptziele dieser Schrift. Wenn unsere schlimmen Zahlungssitten schon im Frieden bedenklich waren, so sind sie im Kriege gefährlich. Selbstverständlich bringt jeder Krieg eine bedeutende Erhöhung des Zahlungsmittel­ bedarfs. Das Land mit einer primitiven Zahlungstechnik wird infolgedessen besonders große Ansprüche an das Zentralnoteninstitut stellen. Es war deshalb von vornherein anzunehmen, daß Deutsch­ land eine besonders empfindliche Steigerung seines Notenumlaufs erfahren würde. Dazu kam nun für Deutschland der Amstand in Bettacht, daß es ein unvergleichlich größeres Leer auf die Beine

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zu stellen hatte als etwa Frankreich und England, und/somit der direkte und indirekte Geldbedarf für das Leer außerordentlich an­ wuchs. Man wird nicht fehlgehen, wenn man den ständigen vom Leer festgehaltenen Notenbetrag auf P/4 Milliarden Mark schätzt. Dazu kam weiter der außerordentlich starke Geldbedarf der besetzten Gebiete im Osten und im Westen. Wir schätzen, daß dort etwa P/2 Milliarden deutscher Noten im Llmlauf sind. Lätte nicht von der ersten Kriegswoche an die glänzend durch­ geführte und von allen Seiten unterstützte „Gold zur ReichsbankBewegung" angefangen, so hätte bald die Reichsbank den gesetz­ lichen Bestimmungen, wonach ein Drittel der Notenbestände metallisch gedeckt sein muß, nicht mehr genügen können. Aber P/2 Milliarden Gold sind auf diese Weise zur Reichsbank ge­ tragen worden. Das war außerordentlich angenehm, hatte aber auch eine Kehrseite; denn für diesen Bettag mußten an die Ein­ lieferer Noten gegeben werden, die naturgemäß zum weiteren Anwachsen des Notenumlaufs beitrugen. Berücksichttgt man diese drei Ämstände: den Bedarf des Leeres, den Bedarf der besetzten Gebiete und die Einlieferung von Gold, so erscheint das Anwachsen des Notenumlaufs gar nicht so schlimm, wie man hätte befürchten können. Die nachfolgende Übersicht stellt den Notenumlauf der vier größten kriegführenden Länder (umgerechnet in deutsche Wäh­ rung) zusammen. Für England haben wir rund zwei Milliarden Mark Notstandsnoten dem Notenumlauf zugezählt: Mitte Februar Mitte Februar 1916 1914 Englands Notenumlauf . M. 560 Mill. M. 2650 Mill. Deutschlands Notenumlauf (ohne Darlehnskaffenscheine).......................... „ 6374 „ „ 1826 „ Frankreichs Notenumlauf „ 11360 „ „ 4640 „ „ 3350 „ ! „ 11500 „ Rußlands Notenumlauf.

Zunahme

4-M. 2090 Mill.

4+ 4-

„ 4548 „ 6720 „ 8150

„ „ „

Deutschland schneidet somit im Vergleich mit seinen beiden Nachbarn noch relativ gut ab.

An und für sich erklärt sich der hohe Notenumlauf der deutschen Reichsbank auf ganz natürliche Weise. Trotzdem darf man sich darüber keiner Täuschung hingeben, daß er im Ausland recht ungünstig kommentiert wird. Nur die Tatsache, daß unsere

Feinde im Osten und Westen einen unvergleichlich höheren Noten­ umlauf ausweisen müssen, verhindert sie, diesen Llmstand gegen uns noch mehr auszuspielen. Das darf uns aber nicht abhalten, alles zu tun, um auf alle mögliche Weise den Notenumlauf niederzudrücken. Das erhöht in gar nicht zu unterschätzender Weise unsere finanzielle Widerstandskraft und unser Ansehen im Ausland. Darüber hinaus aber würde eine Veredlung der deut­ schen Zahlungssitten eine willkommene, dringend notwendige Vor­ bereitung für die Friedensarbeit bilden.

II.

Die Aufgaben der staatlichen und kommunalen Behörden. Berücksichtigt man die sehr gefährlichen Folgen des allzuhohen Notenumlaufes für die Allgemeinwirtschaft und für die Staats­ finanzen, so sollte man als selbstverständlich annehmen, daß alle Behörden, angefangen von den Spitzen der Zentralbehörden und Einzelstaaten bis zu den Ausführungsorganen, vor allem aber auch den Leitern unserer mächtigen Kommunalverbände und Städte ihre ganze Macht auf eine Veredlung der altväterlichen Zahlungs­ unsitten einsetzen würden. Vor allem sollte man glauben, daß die verschiedenen staatlichen und städtischen Finanzminister in ihrem ureigenen Interesse nach dieser Richtung wirken. Leider fehlt es hier mit wenigen löblichen Ausnahmen noch am allernotwendigsten.

Die Steuerbehörden. Zu diesen Ausnahmen rechnen wir einen Teil der Steuer­ behörden, die in den Zahlungsaufforderungen stets auf die Vorteile der Schecks und Postanweisungen aufmerksam machen, oder etwa auf die Einrichtungen mancher Sparkassen, die es ohne weiteres übernehmen, die Steuerbeträge von den Sparbüchern abzuschreiben. Das ist eine außerordentlich praktische Einrichtung, da sie einmal die Verzinsung der betreffenden Beträge bis zum letzten Tage sichert und außerdem jegliche Schreibarbeit und jeden Botengang unnötig macht. Aber selbst für die Steuerbehörden 9

gilt dieses Lob nicht rückhaltlos, denn in kleineren Gemeinden ist die bargeldlose Bezahlung der Steuer nicht immer möglich, wie einige Beispiele zeigen. So erzählt ein Leser der „Frankfurter Zeitung" \ er habe vor einigen Jahren einen zu Anrecht erhobenen Steuerbetrag trotz seiner Bitte nicht im Postscheck überwiesen sondern in bar erhalten mit der etwas dunkeln Begründung, die Post übernehme auf Postanweisung nicht mehr als 600 Mark. Ein anderer Leser, der in einer kleineren rheinländischen Stadt wohnt, erhielt von der dortigen Steuerstelle den Bescheid, er könne die Steuern durch eine Bankstelle bezahlen lassen, zu diesem Zwecke müsse er aber der Bank seinen Steuerzettel aushändigen. Das ist natürlich nur ein Botendienst und.keine Ersparnis von Bargeld. Das Königlich bayerische Rentamt in Frankenthal „bestrafte" noch im Februar d. I. einen Steuerzahler, der mit Postscheck be= zahlte, mit völlig unverständlichen Sondergebühren, hat sich dann allerdings auf eine Beschwerde hin entschuldigt. Wenn die herangezogenen Fälle auf einer irrtümlichen Auf­ fassung untergeordneter Organe beruhen, so sind sie nicht gar zu tragisch zu nehmen. Sollten aber die betreffenden Stellen auf gründ bestehender Dienstanweisungen gehandelt haben, so müßten diese schleunigst abgeändert werden. Wie es aber in andern Teilen unserer Bureaukratie mit der Organisation des bargeldlosen Ver­ kehrs noch hapert, das sieht man aus folgender vorgedruckten Zu­ schrift einer Berliner Zentralstelle: Königlich preußische Berlin SW. 68, den 18. I. 1916. Kontrolle der Staatspapiere Für den uns unter dem 14. ds. Ms. eingesandten einzulösenden Reichskassen-Schein von 1882 haben wir den Ersatz abzüglich 25 Pf. Porto mittels Postanweisung an Sie abgesandt, da wir kein Giro bei der Reichsbank haben.

Wenn schon Berliner amtliche Stellen so schreiben, wie müssen erst Behörden in der Provinz verfahren? Einen gewissen Anhaltspunkt für die Beantwortung dieser Frage bietet folgender Briefwechsel, in dem ein reichsländischer 1 Der Verfasser hat den Kampf gegen den Bargeldverkehr zuerst in der Frankfurter Zeitung begonnen. Daraufhin sind ihm Hunderte von Zuschriften zugekommen, die er zum Teil in der vorliegenden Arbeit im Interesse der Sache benutzen wird.

Staatsanwalt einem Gerichtsvollzieher den Postscheckverkehr verbietet. Der Kaiserliche 1. Staatsanwalt am Landgericht. Lerrn Gerichtsvollzieher... „In der Anlage erhalten Sie das Protokoll über die Prüfung Ihrer Geschäftsführung ... Ich bemerke dazu folgendes: Daß Sie, wie Ihnen mündlich aufgegeben wurde, . . . von der Ein- und Auszah­ lung fremder Gelder durch Postscheckkonto Abstand genom­ men haben und dauernd nehmen werden, wollen Sie berichten ... Alle zur Vereinnahmung bestimmten Gelder sind vielmehr bei Ihnen einzuzahlen..."

Antwort des Gerichtsvollziehers: „Von der Ein- und Auszahlung fremder Gelder durch Postscheck­ konto habe ich, wie von Euer Lochwohlgeboren angeordnet, Abstand genommen und werde auch zukünftig davon abstehen, wenn auch die moderne Einrichtung des Postscheckverkehrs zahlreiche Vorteile und Erleichterungen im Geldverkehr bietet."

Der Briefwechsel ist zwar schon vom Jahre 1913, die An­ ordnung ist aber heute noch in Kraft zum Schaden unseres Zah­ lungsverkehrs. Lier ist ein Fall, in dem untere Behörden — vergebens — die vorgesetzte Behörde auf wichtige Verbesserung Hinweisen, während es doch eigentlich umgekehrt sein sollte.

Die Staatsbahn. Zu denen, die dem bargeldlosen Verkehr Widerstand ent­ gegenbringen, gehören merkwürdigerweise auch manche Teile der Bahnverwaltung. Eine Reihe von Klagen liegt vor gegen die Güterkassen. Es scheinen offenbar noch erstaunlich große Summen bei diesen in bar bezahlt zu werden, wo doch der Post­ scheck das gegebene Clearing wäre. Es würde sich dringend emp­ fehlen, wenn die einzelnen Eisenbahnpräsidenten oder aber der Minister durch eine Verfügung den Anschluß sämtlicher Güter­ kaffen verfügen würde. Daß hier der Fehler nicht an der Post liegen kann, geht daraus hervor, daß einzelne Güterkaffen an den Scheckverkehr angeschloffen sind, und daß die Post sogar bereit ist, den Güterkassen ihre bisherige Arbeit außerordentlich zu erleichtern; sie stellt den Bahnbehörden die nötigen Formulare umsonst zur Verfügung und ermöglicht ihnen dadurch eine außerordentliche Arbeitsersparnis. Es ist für die Bahn nur erforderlich, bei ihren Kunden einmal anzufragen, ob ihnen eine Bezahlung der Ge­ ll

bühren durch das Postscheckamt genehm ist; bejaht der Kunde das, so erfolgt automatisch durch die Post die Abbuchung ohne be­ sondere jedesmalige Wiederholung des Antrags; der Kunde er­ hält von der Post, wie bei der Abbuchung von Telephonrechnung, eine entsprechende Benachrichtigung; leider haben gerade sehr große Güterstellen, wie ein Blick ins Teilnehmerverzeichnis zeigt, keinen Gebrauch von dieser Einrichtung gemacht. Dabei handelt es sich bei dieser periodischen Abbuchungseinrichtung um eine Sache, die wahrscheinlich eine außerordentliche Zukunft hat. Es sind uns auch Fälle vorgelegt worden, in denen eine sehr große Güterkaffe die Annahme eines weißen Reichsbankschecks verweigerte und Bar­ zahlung forderte.

Die Gemeinde«. Recht schlimm scheint es noch in manchen Gemeinden mit der Zahlungstechnik zu stehen. So schreibt der Vertreter des Düsseldorfer Oberbürgermeisters auf einen Artikel des Verfassers: „Es scheint, als ob zahlreiche kleinere Gemeinden überhaupt kein Postscheckkonto besitzen, denn wir sind in vielen Fällen genötigt, Überweisungen an kleinere Armenverbände durch Postanweisungen') laufen zu lassen, joicr würde eine amtliche Einwirkung und Auf­ klärung zweckdienlich sein." Ein weiteres Beispiel für diese Rück­ ständigkeit mancher Gemeinden liefert die Gemeinde Neu-Isenburg bei Frankfurt a. M., deren Kasse weder ein Bank-, noch ein Reichsbank-, noch ein Postscheckkonto hat. Wie die Städte wirken sollten, dafür ist folgender Nunderlaß vom 28. Januar 1916 des Düsseldorfer Oberbürgermeisters an die verschiedenen städti­ schen Stellen vorbildlich: „Für die Wahrung der wirtschaftlichen Interessen des Reiches ist es von hervorragender Bedeutung, daß der Umlauf von Banknoten auf das notwendigste Maß beschränkt wird. Die städtischen Kassen sind schon dauernd bemüht gewesen, durch Benutzung des Reichsbankgiros der Bank- und Sparkassenverbindungen und des Postscheckkontos den

1 Diese Zuschrift zeigt übrigens, daß selbst die sehr fortgeschrittene Düsseldorfer Stadtverwaltung nicht alle Vorteile des Postschecks kennt, denn tatsächlich ist sie nicht genötigt, derartigen Gemeinden per Post­ anweisung zu zahlen, sondern sie könnte die Zahlung ebenfalls mit Post­ scheck erledigen. Sie würde damit an Äberweisungsgebühren sparen und wäre auch nicht genötigt, das Geld in bar einzuzahlen.

Bargeldverkehr einzuschränken. Doch ist es wünschenswert, noch in weiterem Maße durch Aufklärung des Publikums und der mit den Kaffen in Verbindung stehenden Personen und Geschäftsstellen den Überweisungsverkehr zu fördern. Ich ersuche, bei jeder sich bietenden

Gelegenheit das Publikum auf die Vorteile der Geldüberweisung hin­ zuweisen, auf die Benutzung und Errichtung von Bank- und Sparkassen­ verbindungen und namentlich von Postscheckkonten hinzuwirken und hierbei hervorzuheben, daß jede unnötige Ansammlung von Geld und Banknoten den vaterländischen Interessen widerspricht. Ich darf hierbei voraussetzen, daß die städtischen Kaffen mit gutem Bei­ spiel vorangehen und insbesondere die täglichen Bestände nicht über das notwendigste Maß hinaus auflaufen lassen. Vorschlägen zur weiteren Aufklärung des Publikums sehe ich gern entgegen."

Ein recht weites Feld zur Veredlung des Zahlungsverkehrs eröffnet sich den Städten als Großunternehmer, als Besitzer der Gas- und Elektrizitätswerke. Es ist heute noch in Deutsch­ land gang und gäbe, diese Beträge von einem Kassierer einziehen zu lassen. Der Vorgang spielt sich bekanntlich so ab, daß ein „Kontrolleur" die Zahl der Kilowattstunden an der Llhr abliest und einen Zettel über die Zahl der verbrauchten Kilowattstunden zurückläßt. Nach einiger Zeit kommt dann ein zweiter städtischer Angestellter, der den Betrag hierfür einsammelt. Statt dessen sollten die Städte auf dem ersten Zettel des Konttolleurs etwa folgenden Vordruck anbringen: „Falls Sie ein Postscheckkonto haben, empfehlen wir Ihnen, uns den fälligen Bettag mit Post­ scheck zu überweisen, die Kilowattstunde kostet 40 Pfennige." Damit könnte sich die Stadt manche Arbeit sparen, da der Ein­ kassierer viel weniger Gänge zu machen hätte und gleichzeittg wäre der Veredlung des Bargeldverkehrs gedient. Der Vordruck der Stadt würde vielleicht manchen veranlassen, sich ein Postscheck­ konto zuzulegen. Sind dann einmal genügend Kunden der Stadt an den Postscheckverkehr angeschlossen, so könnte der ganze riesige Geldverkehr noch einfacher durch sogenannte Abbuchung erledigt werden. Daß selbst vom Magistrat der Reichshauptstadt der bar­ geldlose Verkehr noch keineswegs ideal durchgeführt ist, zeigt fol­ gende im „Berliner Tageblatt" wiedergegebene Zuschrift des dor­ tigen Magistrats an einen Zeichner der letzten Kriegsanleihe: „Überweisungen von Spargeldern zum Zweck der Anleihe werden nicht vorgenommen. Vielmehr sind die gezeichneten Beiträge in der Zeit vom 4. zum 10. April d. I. von den Sparbüchern abzuheben."

Vorbildliche schweizerische Einrichtungen. Wie weit wir in diesen Dingen nicht nur hinter England und Amerika, sondern auch hinter der kleinen Schweiz zurück find, geht aus folgender Zuschrift eines Schweizer Lesers der „Frank­ furter Zeitung" hervor: Meilen (Schweiz), den 21. Januar 1916.

„Über Ihren Artikel wegen der dortigen Schwierigkeiten der Be­ gleichung einer Gasrechnung durch Postscheck war ich geradezu verblüfft. Kommt so etwas in Deutschland, im gepriesenen Lande geschäftlicher Geschicklichkeit, noch vor? Dem Kenner des Postscheckverkehrs in der Schweiz ist eS einfach unbegreiflich, daß Behörden und Publikum dort derartig schwerfällig sein sollten. Im Kanton Zürich beispielsweise hat jede Verwaltung, auch des kleinsten Nestes, ein Postscheckkonto, und zwar je eins für jede Kaffe, und es ist ganz selbstverständlich, daß alle Einzahlungen kostenfrei beim nächsten Postamt geleistet werden, ob es sich nun um Gas, Wasser oder Elektrizität handelt oder um Steuern irgendwelcher Art. Bei jedem Steuerzettel, den ich empfange, liegt der fertig ausgefüllte Posteinzahlungsschein gleich bei, mit dem ich die Ein­ zahlung kostenfrei beim nächsten Postamt mache. Bei anderen Steuerzetteln sah ich perforierte Posteinzahlungsscheine angebogen, die der Postbeamte nach Abstemplung abreißt und die als vollgültige Steuer­ quittungen bezeichnet werden. Es sollten alle Verwaltungen und Kassen der Post ihren Geldverkehr übertragen, wenigstens soweit das ohne besondere Umstände einfach durch Einrichtung eines Postscheckkontos möglich ist, so würde nicht allein der Bargeldumlauf vermindert, sondern es würde auch sehr viel Arbeitszeit gespart, die ja jetzt in Deutschland so wertvoll ist und leider noch ganz unnötigerweise durch weite Wege zu den Kaffen und durch Warten verschwendet wird.

Noch ein Wort über die Zeitersparnis. Ist es wirklich nötig, daß bei jedem aufgegebenen Telegramm oder Einschreibebrief oder bei jeder einzelnen Aufgabe einer Postanweisung das Publikum auf die einzelnen Eintragungen, Numerierungen, Beklebuugen und Stemplungen wartet? Kann das alles nicht der Beamte machen, wenn sein Schalter leer ist oder kann er sonst nicht zwecks Eintragungen seine Ablösung erhalten? Ich hatte kürzlich am Bahnhof Zürich ein Telegramm, einen Ein­ schreibebrief und eine Postanweisung aufzugeben. Ich brauchte auf keinerlei Eintragung zu warten, sondern hatte alle drei Dinge an drei verschiedenen Schaltern in höchstens 1/6 der Zeit erledigt, die es in Deutschland beansprucht hätte. Warum die gänzlich zwecklose Zeitverschwendung, die doch jetzt aufhören müßte, da Arbeitskraft und -zeit ungeahnten Wert bekommen haben?

Die Militärbehörden.

Nachdem die Zivilbehörden in diesen Dingen teilweise sagen, darf es nicht wunder nehmen, wenn auch ein großer der Militärbehörden keineswegs den unbedingt notwendigen dernen Zahlungsweg einschlägt. Da es sich dabei gerade um ungeheure Summen handelt, geben wir auch dafür einige lege. So schreibt ein Eingeweihter:

ver­ Teil mo­ jetzt Be­

„In unserer gewaltigen Armee kennt man von Truppenteil zu Truppen­ teil nur den Bar- bzw. Postanweisungsverkehr. Jedes Bataillon, jede selbständige Spezialtruppe, jedes Lazarett hat seinen Kaffenschrank mit Bargeld und zieht auch mit diesem ins Feld. Befindet sich vorüber­ gehend ein Offizier oder Mann bei einem fremden Truppenteil oder in einem Lazarett, so wird der ihm hier ausgezahlte Gehalt oder die Löhnung schriftlich von seiner eigenen Truppe eingefordert und von dieser in bar der auszahlenden Formation vergütet. Welche Arbeit und wieviel Bar­ geld ließe sich ersparen, wenn hier, wo es sich doch um Geldverkehr innerhalb eines großen Betriebes handelt, der einfache Überweisungs­

und Gutschriftverkehr eingeführt würde!"

And eine angesehene Bergwerksgesellschaft stellt folgende Mitteilung der Gamisonverwaltungskaffe Münster, in der direkt eine Barzusendung gefordert wird, zur Verfügung: .. Es wird ergebenst ersucht, den errechneten Betrag von Mk.... mittels Postanweisung oder Zählkarte portofrei, aber ohne Linzurechnung von Bestellgeld innerhalb 8 Tagen an die diesseitige Kasse einzuzahlen. Eine Überweisung im Giro wird nicht gewünscht."

Ein nur scheinbarer Beleg für die Rückständigkeit mancher Militärbehörden, der aber bei näherem Zusehen doch eine ganz andere Deutung zuläßt, ist folgende Zuschrift: „Meine Firma, die umfangreiche Leereslieferungen aussührt, erhält die Deckung fast ausnahmslos im Wege des Postscheckverkehrs, aber — das ist das bedauerliche an der Sache — nicht im Über­ weisungsverkehr, sondern immer mittels Zahlkarte (!!). Die mili­ tärischen Stellen bedienen sich also zwar der Postscheckeinrichtung, aber nur in der denkbar unvollkommensten Weise. Das Geld wird in bar zum Postamt getragen und mit der Zahlkarte in bar dem Postbeamten übergeben. Es handelte sich in den von mir beobachteten Fällen um Beträge von 50000 Mk. und mehr. Wenn man sich vor Augen hält, wie unwirtschaftlich das Lerumtragen solch großer Geldbeträge ist, von den infolge Beraubung, Verlust usw. möglichen Gefahren ganz ab­ gesehen, so erscheint es wirklich notwendig, möglichst auf Änderung des Zahlungswesens hinzuwirken. Es sind ja riesige Geldbeträge, die ge15

rade in den jetzigen Zeiten von der Militärverwaltung in Bewegung gesetzt werden. Unsere Heeresleitung könnte auch auf diesem wirtschaft­ lichen Gebiete wirklich bahnbrechend sein und sehr Gutes leisten, nicht nur unmittelbar für jetzt, da sie die größten Geldbettäge in Bewegung setzt, sondern auch mittelbar für die Zukunft durch das gute Beispiel."

Lier liegt ein Fall vor, in dem unter Umständen die betreffende Militärbehörde geradezu modern und rationell ge­ arbeitet hat. Es ist nämlich durchaus nicht gesagt, daß die Zahlung in bar erfolgte. Sehr viele Militärbehörden, bei denen zurzeit tüchtige Fachleute (Reichsbankbeamte usw.) arbeiten, er­ ledigen nämlich Zahlungen an Postscheckinhaber wie folgt: Sie schreiben alle Anweisungen statt auf rote Postschecks auf blaue Zahlkarten heraus, gehen aber nicht etwa hin — wie die obige Zuschrift meint — und zahlen den Betrag der Post in bar, son­ dern sie geben der Post einen Scheck für die Gesamtsumme auf die Reichsbank oder eine Privatbank. Damit verbinden sie fol­ gende Vorteile: Sie müssen nicht bei der Post ein lästiges hohes Guthaben schaffen; sie können bis zum letzten Tag die Zinsen bei der Bank einheimsen, die Gebühr der Zahlung geht zu Lasten des Empfängers und schließlich kommt unter Amständen der Emp­ fänger schneller zu seinem Geld. Die Zahlkarte läuft nämlich in allen den Fällen rascher als die Überweisung, in denen Aufgabe und Bestimmungsort in zwei verschiedenen Postscheckbezirken liegt, weil sie im Gegensatz zu jener nur in einem Scheckamt gebucht werden muß. Soweit aber bei Militärbehörden noch Rückständigkeiten vor­ liegen, würde zweifellos ein kurz gefaßter aufklärender und ener­ gischer Erlaß des Kriegsministeriums genügen, schnell den bargeld­ losen Verkehr überall durchzuführen. Die Militärbehörde dürfte überhaupt grundsätzlich mit niemandem einen Abschluß machen, der nicht Bank oder Postscheckkonto besitzt.

Die Krankenkassen. Recht schlimm scheint es noch bei manchen Krankenkassen und Berufsgenossenschaften zu sein. So schildert ein Ar­ beitgebervertreter an einer Württembergischen Ortskrankenkasse die geradezu weltfremden Ansichten der dortigen Verwaltung: „Als Arbeitgeberverlreter im Vorstand einer Württembergischen Orts­ krankenkasse betrieb ich die Einführung des Postscheckverkehrs und be-

mühte mich auch sehr um Vermeidung umfangreichen Bargeldverkehrs, leider mit geringem Erfolg. Die Arbeitervertreter sehen lieber große flüssige Mittel als Anlage in Staatspapieren. Die Verwaltung macht Anspruch auf einen Kassenbestand, der für kaufmännische Begriffe weit über das Notwendige hinausgeht. Überdies erklärt mir der Kassierer, daß ihm Kaffenein- und -ausgänge durch Postscheck wesentlich mehr Arbeit und Buchungen veranlassen. Er darf das Guthaben beim Postscheckamt nicht als Kaffenbestand führen, wie es wohl die Regel in kaufmännischen Betrieben ist, denn er muß laut gesetzlichen Vorschriften seinen Kassenbestand jederzeit in bar vorweisen können. Der Ausweis des Postscheckamts genügt nicht, um das Guthaben als Teil des Kassenbestands zu betrachten. Die Bezahlung von Krankengeld durch Postscheck ist also nicht einfach ein Kasseneingang, sondern zugleich eine Ausgabe an das Postscheck­ amt (!l). Ein Weiterverfügen wird unter diesen Umständen natürlich möglichst vermieden, denn das wäre nicht nur eine Ausgabe, sondern vorher eine Einnahme. Dann zieht der Kassierer schon vor, das Geld auch wirklich vorher einzunehmen und es vom Postscheckamt bar zu er­ heben."

Erfreulicherweise scheint man in anderen Krankenkassen wesent­ lich fortschrittlicher gesinnt zu sein, wie eine Reihe von Er­ widerungen auf die eben zitierte Einsendung dem Verfasser gezeigt haben. Zusammenfassend möchten wir Vorschlägen, daß alle Zentralstellen in Reich, Stadt und Kommune durch energische Erlasse ihre Nachgeordneten Stellen zur konsequenten bargeldlosen Bezahlung anhalten, daß grundsätzlich keine Reichs- und Staatsbehörde und keine Stadt Abschlüsse vor­ nimmt mit Lieferanten ohne Bank- oder Postscheckkonto, und daß darüber hinaus keine Gelegenheit versäumt wird, auf­ klärend auf das Publikum zu wirken.

III.

Die Reichsbank. Es gibt wohl keine hohe Reichsbehörde, die sich so glänzend im Kriege bewährt hat wie die deutsche Reichsbank. Ihre Leistungen sind über alles Lob erhaben. Präsident Lavenstein und die anderen Mitglieder des Direktoriums haben sich unverDringliche Wirtschaftsfragen. k)eft 1.

2

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gänzlichen Ruhm um die wirtschaftliche Mobilisierung erworben. In einem Punkt aber verstehen wir ihre Politik nicht recht: das ist ihr Verhalten gegenüber dem Bargeldverkehr. Die Reichsbank selbst besitzt, wie schon erwähnt, seit den ersten Jahren ihres Be­ stehens die allervollkommensten Einrichtungen zur Ersparnis von Bargeldumlauf. Das ist das Reichsbank-Clearing und die Giro­ überweisung. Während der Clearingverkehr zum Ausgleich und der Verrechnung unter den ganz großen Geldinstituten dient, ist der Giroverkehr darauf zugeschnitten, Zahlungen nicht nur zwischen den Bankinstituten, sondern auch zwischen den größeren Unter­ nehmungen in der Industrie, dem Landel und der Landwirtschaft zu vermitteln. Man sollte denken, daß die Zahl der Teilnehmer in einem Lande wie Deutschland einige hunderttausend Firmen umfasse. Statt dessen zählte im Jahre 1914 die Reichsbank sage und schreibe 28859 Girokontenteilh aber. Da das Institut im ganzen 488 Filialen im ganzen Reich hat, ohne die sogenannten Anteranstalten, so kommen auf jede dieser Stellen im Durchschnitt 59 Kunden! Dabei muß noch berücksichtigt werden, daß von den Girokonten ein sehr großer Teil auf Behörden entfällt. Ein Grund, warum so wenige Teilnehmer zu finden sind, ist u. a. in den Vorschriften über das sogenannte Mindestguthaben zu suchen. Die Reichsbank verlangt mit vollem Recht von jedem Teilnehmer, daß er eine gewisse Summe stets unberührt und unverzinst bei der Reichsbank liegen lasse. Sei es nun, daß die große Unterneh­ mungslust der meisten deutschen Kaufleute oder aber die Kleinlich­ keit mancher Leute schuld daran ist, auf jeden Fall stoßen sich an dieser Vorschrift viele Leute. Ob aber die Reichsbank selbst so ganz schuldlos an dieser Sache ist, ist nicht ganz sicher. Die Äöhe des Mindestguthabens wird nämlich u. a. bestimmt nach dem Wechselgeschäft des einzelnen Teilnehmers mit der Reichsbank. Es ist bekannt, daß die einzelnen Reichsbankvorsteher einen kleinen Gewinnanteil aus dem Wechseldiskontgeschäft beziehen. Wenn daher ein Girokunde wenig oder gar nicht mit der Reichsbank diskontiert, so wird ihm das Mindestguthaben erhöht. Run gibt es eine Reihe von Geschäftszweigen und Betrieben, die keine Wechsel zu diskontieren haben, oder aber nur ganz große Stücke, die vorteilhafter bei Privatbanken eingereicht werden. Solche Firmen würden dann gewissermaßen gezwungen sein, ein unverhältnismäßig hohes Mindestguthaben bei der Reichsbank zu unterhalten und 18

um das zu vermeiden, werden sie es vorziehen, ihr Konto zu kündigen und ausschließlich mit einer Privatbank zu arbeiten. Weiter aber wäre zu untersuchen, ob nicht die Reichsbank in diesen Dingen etwas weniger zurückhaltend sein könnte, ob sie nicht größeren Firmen, die noch kein Girokonto besitzen, nahelegen sollte, dem Betrieb beizutreten. Das widerspricht allerdings den sehr vor­ nehmen Traditionen der Reichsbank, ist aber sowohl im Allgemein­ interesse, als in dem des Instituts gelegen. Freilich wird die Reichsbank auch bei der Befolgung dieser Vorschläge kaum den Giroverkehr derart demokratisieren können, daß er auch den Mittel­ und Kleinverkehr erfaßt. Ein derartiges Ansinnen würde das Institut auch darum ablehnen, weil es eine völlige Llmorganisierung der Einrichtung nötig machen würde. Wenn wir die Behauptung aufgestellt haben, die Reichsbank unterstütze den bargeldlosen Verkehr nicht genügend, so denken wir ferner an das Verhältnis von Reichsbank zum Postscheckamt. Darin herrschen in der Tat recht merkwürdige Verhältnisse. Man sollte doch denken, daß Reichsbank und Postscheckamt letzten Endes ein und derselben Aufgabe dienen: der Ausschaltung jeglichen überflüssigen Bargeldverkehrs und daß sie deshalb Land in Land arbeiten sollten. Die ganze Einrichtung des Postschecks ist doch lediglich die Übertragung der Kleinarbeit an die so vielseitige Post.

Die Post, das ist unsere Auffassung, ist lediglich die Vertreterin der Reichsbank für den Mittel- und Kleinverkehr. Statt dessen arbeiten sich beide Behörden, sicher ohne es zu wollen, entgegen. Wer beispielsweise von seinem Postscheckkonto auf sein Reichs­ bankgirokonto Geld überweisen läßt, der muß dafür ganz un­ begründeterweise Gebühren zahlen, die häufig höher sind als bei Barabhebung; die Übermittlung kostet nämlich pro V10 pro Mille, mindestens aber 30 Pfennig. zeigt folgende Zuschrift:

Zu welchen Folgen das

führt,

„Ich pflege die Rechnungen meiner Lieferanten usw. in der Regel je­ weils am Schluffe des Monats durch unmittelbare Überweisung aus meinem Postscheckkonto zu bezahlen. Die Beträge, die sich in der übrigen Zeit dort ansammeln, überweise ich, um sie nicht zinslos stehen zu lassen, der Reichsbank bzw. meiner anderen Bankverbindung. Beide berechnen mir für diese Überweisungen die Gebühren, die das Postscheckamt für

Barauszahlungen ansetzt, nämlich 5 Psg. und '/>« pro Mille, mindestens aber 30 Psg. Außerdem berechnet mir letzteres die Äberweisungsgebühr mit 3 Psg. 2‘

19

Mehr aus Anmut über das bureaukratische Verf/ahren, wenig­ stens der Reichsbank, als um die 3 Pfg. zu ersparen, lasse ich daher die Beträge jeweils in bar auszahlen. Auf diese Weise muß einerseits Bargeld, andererseits der ganze umständliche Apparat der Feldbestellung durch die Post in Bewegung gesetzt werden. And doch ließen sich diese Geldbewegungen auf so einfache Art und Weise bargeldlos erledigen.

Die Postscheckämter besitzen ein Reichsbankgirokonto. Sie brauchten die Beiträge nur mittels roter Schecks der Reichsbank zu überweisen. So könnten weder die Reichsbank noch eine andere Bank — der Besitz eines Girokontos darf ja bei jeder größeren Bank vorausgesetzt werden — entstehende Kosten geltend machen. Auch für das Postscheckamt selbst wäre nach meiner Meinung dieser Weg der einfachste und besondere Kosten entständen ihm nicht. Es ist anzunehmen, daß viele Geschäfts­ leute in derselben Weise verfahren werden wie ich, und es könnte daher wohl die Übertragung großer Beträge — ohne Zweifel — bargeldlos geschehen, wenn die Postscheckämter das angedeutete Verfahren ein­ schlügen. Dem Einwand, daß es Pflicht jedes einzelnen Geschäftsmannes sei, die kleinen Kosten auf sich zu nehmen, nachdem es im Interesse der ge­ samten Wirtschaft liege, den bargeldlosen Geldumsatz nach Kräften zu fördern, darf wohl entgegnet werden, daß es in demselben Maße Auf­ gabe der amtlichen Stellen ist, durch entsprechende Einrichtungen diese Bestrebungen zu fördern."

Die naheliegende Vermutung, daß hier fiskalische Gesichts­ punkte den Ausschlag geben, wird von der Reichsbank entschieden bestritten. Die seitherige Mindestgebühr verteidigt zwar niemand und ihr Sah von 30 Pfennig soll auch demnächst herabgesetzt werden. Dagegen wird die Berechnung des 7i. 7o. durch die Post auffallenderweise sowohl von der Reichspost wie von der Reichsbank mit Eifer verteidigt. Wie die beiden Behörden ihren Standpunkt verteidigen, ergibt sich aus folgendem: Die Postverwaltung: Wenn die Überweisung von Postscheck- auf Reichsbankkonto für nur 3 Pfg. erfolgen könnte, so würden die großen Postscheckkunden ihr Postkonto nur als Sammelstelle für eingehende Beträge benützen und dann jeden Tag den Eingang sofort an die Reichsbank weitergehen lassen. Damit würden die Guthaben bei der Post stark zusammenschmelzen, ihre Zinseneinnahmen stark zurückgehen und die ohnehin geringe Rentabilität ins Gegenteil umschlagen. Die Reichsbank: Wenn für 3 Pfg. jeden Tag der ganze Geld­ eingang für unsere Kunden bei uns konzentriert wird, so wird dann uns die Aufgabe zugemutet, alle die unzähligen kleinen Zahlungen für unsere Kunden vorzunehmen, die bisher durch die Post geleistet worden

sind. Darauf sind wir nicht eingerichtet: das ist nicht unsere Aufgabe, das gefährdet die unbedingt nötige Pünktlichkeit für die Großüber­ weisungen.

Diese Argumente bestechen auf den ersten Blick. Sie ver­ lieren aber an Überzeugungskraft, je länger man darüber nach­

denkt. Zunächst einmal der Standpunkt der Post. Er ist, wie sie selbst zugibt, von fiskalischen, nicht von verkehrspolitischen Gründen diktiert. Aber auch fiskalisch läßt sich gegen ihn sehr viel sagen. Die Zahl der Firmen, die gleichzeitig Postscheck und Reichsbankonto haben, ist viel geringer, als man gemeinhin an­ nimmt. Von den 150000 Postscheckteilnehmern, die demnächst erreicht sein werden, dürften kaum mehr als 10°/o auf Privat­ firmen mit Reichsbankgirokonto entfallen. (Es gibt nämlich noch erstaunlich viele große Firmen, die dem Postscheckverkehr nicht angeschloffen sind, so z. B. sämtliche Lamburger Großbanken, Firmen wie Thyssen, Lugo Stinnes, große Tageszeitungen, Ver­ lagshäuser von Weltruf usw. Amgekehrt sind — leider — noch viele Tausende von bedeutenden Läufern ohne Reichsbankgiro­ konto.) Die Zahl der in Betracht kommenden Firmen, bei denen die Überweisung von der Post zur Reichsbank stattfinden könnte, ist also beschränkt; sie wird weiter dadurch vermindert, daß von den 488 Reichsbankstellen überhaupt nur 13 Postscheckkonto haben. Die Gefahr für die Post, einen ansehnlichen Teil ihrer Einlagen zu verlieren, ist ferner dadurch begrenzt, weil von der Zeit der Einzahlung bis zur Gutschrift zwei bis drei Tage vergehen. Weiter aber ist die Gefahr auch deshalb viel geringer, als man sie sich bei der Reichspost vorstellt, weil die Äberweisungsmöglich-

keiten durch die Reichsbank sehr beschränkt sind; man kann durch sie nur an einige 20000 Firmen überweisen, während man von der Post aus unbeschränkt viel Leute bezahlen kann. Zudem hat es für den Inhaber eines Postscheckkontos auch darum wenig Reiz, stets alle Beträge durch die Reichsbank statt durch die Post überweisen zu lassen, weil die Postüberweisung billiger ist: denn wenn man per Reichsbankgiro einen Betrag überweist, so ist eine gleichzeitige Benachrichtigung per Postkarte oder Brief nötig, während man bei der Postüberweisung den Postabschnitt umsonst bzw. für 3 Pfennig zur Verfügung hat. Sollte aber die Reichs­ bank trotz dieser Tatsachen noch Bedenken haben, so hat sie es ja in der Land, durch Erhöhung des Mindestguthabens eventuellen 21

Mißbräuchen entgegenzutreten. Die Post kann beruhigt sein: eine Abschaffung dieser Gebühren gefährdet ihre Rentabilität nicht; wer stets auf möglichst geringes Guthaben hält, hat ganz andere Wege: er überträgt die Gelder auf sein Konto bei einer Privat­ bank, wo er seine Einlagen verzinst erhält. Würde die Post die Sondergebühren gegen die Neichsbank fallen lassen, so würde sie namentlich solchen Firmen entgegenkommen, die viele kleine Zah­ lungen bekommen, aber in wenigen großen Posten zu zahlen haben. Sie sollte also den Widerstand aufgeben! Noch eine andere Einrichtung bei der Reichsbank erhöht den Bargeldverkehr: das ist die Behandlung der Rückwechsel. Auch hierfür lassen wir am besten einige Zuschriften sprechen. „Rückwechsel bei der Reichsbant müssen dem Bantdiener in bar be­ zahlt werden; sie werden nicht, wie es natürlich wäre, auf Girokonto belastet; gibt man einen roten Scheck in Zahlung, dann nimmt der Bankdiener den Wechsel wieder mit und man muß ihn am nächsten Tag auf der Bank abholen."

Ein Industrieller schreibt zu diesem Punkt: „Wir diskontieren unsere Wechsel bei der Reichsbank, bei der wir natürlich ein Konto unterhalten. Wenn aber einmal ein Wechsel un­ bezahlt zurückkommt, so dürfen die Kassenboten den Gegenwert — ob viel oder wenig — nicht per Scheck auf die Reichsbank annehmen. Nein, wir müssen erst das Geld auf der Reichsbank erheben und es dann dem Boten derselben Reichsbank auszahlen, damit er es wieder auf die Bank zurückbringt, wobei er den halben Tag mit der gefüllten Geldkatze herumlaufen muß. Wenn ein Wechsel nicht bezahlt wird, erhält man gewöhnlich sofort direkten Avis und muß dann, da der Retourwechsel selbst erst nach Tagen eintrifft, häufig längere Zeit das bare Geld in der Kaffe halten, statt es auf der Bank stehen zu lassen, was nur zum Vorteil der Lerren Einbrecher ist."

Daß die Reichsbank mit an der Einführung des Scheck­ stempels schuld ist, haben wir bereits im ersten Kapitel angedeutet. Wir erhoffen von dem Institut in Zukunft eine freundlichere Lat­ tung gegenüber dem bargeldlosen Verkehr durch die Bestrebung, die Zahl der Girokonten zu erhöhen, durch ein besseres Inein­ anderarbeiten mit dem Postscheckamt und durch eine bessere Be­ handlung der Rückwechsel usw.

IV. Der Postscheck. Man kann gar nicht genug bedauern, daß die Einrichtungen des Postscheckverkehrs in Deutschland noch so unbekannt und miß­ verstanden sind, sonst wäre es nicht möglich, daß in einem Lande mit 65 Millionen Einwohnern nur 130000 Postschekkonten be­ stehen. Wären die Einrichtungen des Postschecks allgemein be­ kannt und würden sie nachdrücklich und immer wieder von allen Seiten verkündet werden, so würden wir in einem Jahre rund 1 Million Postscheckteilnehmer in Deutschland haben. Das ist ein kühnes Wort. Es stützt sich aber auf allerhand Beobachtungen und Versuche des Verfassers. Es ist ihm beispielsweise bekannt, daß seine ersten aufklärenden Artikel in der „Frankfurter Zeitung" mit einem Schlage allein dem Frankfurter Postscheckamte — für die anderen Ämter fehlen ihm bis zur Stunde Einzelnachweise — eine geradezu überraschende Zahl von neuen Kunden zugeführt haben; wobei zu berücksichtigen ist, daß die wichtige Unterstützung der Lokalblätter, der Behörden usw. fehlte. Mit der Zahl der Teilnehmer allein ist es aber nicht getan. Denn was hilft es, wenn jemand ein Postscheckkonto besitzt und es nicht genügend oder nicht richtig ausnutzt! Wir stehen nicht an zu behaupten, daß von den 130000 Postscheckkunden der größte Teil die Einrich­ tungen absichtlich oder unabsichtlich falsch benutzt. Von der ab­ sichtlich falschen Benutzung wird noch gesprochen werden. Stier möchten wir zunächst nur jene erwähnen, die unabsichtlich einen falschen Gebrauch machen. Denn diese Klasse ist nahe verwandt jenen Stunderttausenden, die aus Ankenntnis noch kein Postscheck­ konto haben. Woher kommt nun diese Ankenntnis? Sie beruht auf einem schweren Versagen jener Kreise, denen eine Aufklärung zur Pflicht fiele. Da ist vor allem die mangelnde Aufklärung der Postverwaltung selbst, dann aber auch der Presse und schließ­ lich aller Interessenvertretungen wie Standelskammern, Landwirtschaftskammern, Genossenschaften usw. Freilich gilt für alle diese Kreise ein Milderungsgrund: der Krieg. Die Aufklärungs­ propaganda hätte naturgemäß einsetzen müssen mit der grund­ legenden Änderung der Postscheckeinrichtungen vom 1. Juli 1914. Man kann zugunsten aller beteiligten Kreise annehmen, daß die

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Propaganda ohne den Krieg gekommen wäre. Nachdem nun aber der Krieg schon so lange währt, gilt dieser Entschuldigungs­ grund nicht mehr. Es ist allmählich hohe Zeit, daß auch im Kriege die von uns genannten Instanzen, vor allem die Post, mit der Aufklärung einsetzen. Wir glaubten ursprünglich, daß die Postverwaltung bisher vor einem derartigen Propagandafeldzug zurückgeschreckt sei, weil sie sich vor einer weiteren Ausdehnung des Verkehrs fürchtete, und weil sie jetzt im Kriege einer ansehn­ lichen Ausdehnung des Verkehrs nicht gewachsen sei. Das ist aber offenbar nicht der Fall. Im Gegenteil hat uns der persön­ liche Verkehr mit den betreffenden Behörden davon überzeugt, daß sie nichts sehnlicher wünschen als eine schleunige weitere Aus­ dehnung, wie überhaupt in den betreffenden Beamtenkreisen ein außerordentlich begrüßenswerter Enthusiasmus für die neue Ein­ richtung besteht und eine Bereitwilligkeit auf alle neuen Vorschläge einzugehen — eine Bereitwilligkeit, wie man sie im Privatbureaukratismus nicht immer findet. Am so unbegreiflicher ist die Zurückhaltung der Post. Bei aller rühmenswerten Tüchtigkeit fehlt ihr doch jegliches Verständnis für die Reklametrommel. Auch hier begegnen wir einer ganz falschen Vornehmheit. Was würde es schaden, wenn die Post sich einmal einen tüchtigen Reklamefachmann für ihre Zwecke gewinnen würde? Wenn sie das nicht will, so stehen ihr auch ohnedies zahllose Mittel zur Verfügung, um ihrer vorttefflichen Einrichtung allenthalben Eingang zu ver­ schaffen. Zunächst einmal könnte die Post, selbstverständlich ohne irgendwelche Ankosten, über die gesamte deutsche Presse verfügen. Jede Zeitung würde gern kleinen aufklärenden Abhandlungen über den Postscheck Aufnahme gewähren. Ferner aber steht ihr ein Reklamemittel — ebenfalls kostenlos — zur Verfügung, um das sie jeder Kaufmann beneiden würde: das sind die Zahlkarten, die in der ungeheueren Auflage von 100 Millionen Stück alljährlich an Nichtteilnehmer des Postschecks gehen. Bekanntlich dienen diese Zahlkarten dazu, solchen Leuten, die kein Konto besitzen, die Einzahlung auf das Konto eines Teilnehmers zu ermöglichen. Wie wäre es nun, wenn die Postverwaltung diese Zahlkarten dazu benutzen würde, um für ihre Sache Reklame zu machen? Sie brauchte lediglich in roter Schrift die betteffenden Formulare zu überdrucken, etwa mit dem Äinweis, daß die Zahlkarte nur eine sehr mangelhafte Ausnutzung des Postscheckverkehrs biete und

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daß erst der Anschluß an das System selbst einen dem einzelnen und der Gesamtheit nützlichen Effekt herbeiführt. Dann könnte mit Beispielen die Vorteile der Einrichtung klargemacht werden, etwa mit Hinweis auf die geringe Mindesteinlage, auf die Ver­ billigung gegenüber der Postanweisung, die Annehmlichkeiten für die Lausfrauen usw. Selbstverständlich wäre es weder nötig noch wünschenswert, alle diese Dinge auf dasselbe Formular zu drucken. Im Gegenteil wäre es viel wirksamer, wenn 10, 20 oder noch mehr verschiedene „Reklametexte" entworfen würden. Denn gerade durch die Abwechselung wird erfahrungsgemäß die größte Wirkung erzielt. Es ist, wie schon gesagt, Tatsache, daß eine ganze Anmenge selbst großer Betriebe heute noch keine Ahnung hat, daß im Jahre 1914 die ursprünglich recht ungeschickte Postschekordnung vollständig erneuert worden ist. Immer noch hören wir von Leuten, die den Anschluß an den Postscheck mit einer ganz ähnlichen Begründung ablehnen, wie das in der Einleitung er­ wähnte Landelskammermitglied. Fast noch ärgerlicher aber ist die Ankenntnis über eine ganze Reihe guter Einrichtungen des Postscheckamtes in den Kreisen jener, die bereits ein Konto besitzen. Es ist uns beispielsweise ein sehr großes Anternehmen bekannt, das bis vor kurzem jährlich 20000 Auszahlungen mit Wertbriefen oder eingeschriebenen Briefen vornahm, weil es schon wegen der Anterschrift von 20000 Post­ schecks nicht den Postscheck benutzte. Dieses Anternehmen hatte keine Ahnung von dem Vorhandensein des Sammelschecks oder der Sammelüberweisung. Auch hier liegt unseres Dafürhaltens ein Feld der Reklame. Selbstverständlich zeigt das von großer Verständnislosigkeit und der Hauptfehler liegt zweifellos bei dem betreffenden Anternehmen selbst, daß es nicht der Mühe Wert gefunden hat, die Bestimmungen der Postscheckordnung zu studieren. Immer wieder müssen wir, schon um eine Änderung für die

Zukunft zu erreichen, die Post selbst für die vorhandene Ankenntnis verantwortlich machen. Was würde man von einem Fabrikanten sagen, der einen neuen Gebrauchsgegenstand herstellt und der in der Lage ist, davon jede beliebige Menge zu liefern, der es aber ablehnt, irgendwelche Propaganda einzuleiten, der weder Reisende hinausschickt, noch Inserate erläßt, noch an die Kunden schreibt? Man würde ihn für einen komischen Kauz erklären, der in

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das kapitalistische Zeitalter handwerksmäßige Grundsätze herüber­ genommen hat und der aller Wahrscheinlichkeit nach bald seinen Bankerott erklären wird. Das wird der Post nicht passieren; denn sie hat ein Monopol. Man sieht hier, wie lähmend manch­ mal Monopole wirken können.

Nun hat die Postverwaltung, wenn wir richtig unterrichtet sind, das Gefühl, daß sie in dieser Richtung durchaus ihre Schuldig­ keit getan hat. So hat sie bei der Verbesserung der Postscheck­ bestimmungen in einer Aussage von 500000 Stück ein sehr ge­ schickt abgefaßtes, hübsch gedrucktes Werbeblatt verteilen lassen; der Erfolg dieser Propaganda soll gleich Null gewesen sein. Da­ gegen ist einzuwenden, daß diese Aussage viel zu gering war, daß die Verteilung vermutlich in die ungünstigste Zeit fiel und daß nur eine andauernde Bearbeitung zum Ziel führt; seit Mitte 1914 ist aber so gut wie nichts geschehen, es sei denn die ganz vereinzelte Aufklärungsversuche bei wenigen Großkaufleuten durch die Postscheckämter. Dieser Aufklärung einzelner Großen steht offenbar eine geradezu entgegengesetzte Bearbeitung des Publi­ kums durch manche kleine Postämter gegenüber, die von der allgemeinen Einführung des Postscheckverkehrs für sich eine Deklassierung befürchten. In dieser Richtung ist der nachstehende Bries von Interesse: „Von dem Vorsteher eines kleinen Dorfpostamts, mit dem ich über den Postscheck sprach, erfuhr ich von dessen Befürchtung, daß bei Aus­ dehnung des Scheckverkehrs auf die kleinsten Agenturen der Post­ verwaltung infolge der abnehmenden Portoeingänge durch geringeren Postanweisungsverkaus manche kleinen Poststellen aufgegeben würden. Zweifellos wird diese Angst mancher Beamter ganz gewiß nicht zur Verbreitung des angeregten Postscheckverkehrs beitragen. Deshalb wäre unbedingt allen Postangestellten in verbindlicher Weise zu eröffnen, daß diese Befürchtung niemals Verwirklichung finden wird, damit auch sie im eigensten Postintereffe nick)1 fernerhin gegen den erweiterungs­ erwünschten Postscheckverkehr arbeiten. Gerade auf kleinen Orten ist der Postbeamte der einzige Mensch, der in dem gewünschten Sinne arbeiten kann und soll, indem er jedem, der eine Postanweisung kaufen will, eine Zahlkarte anbietet, sobald natürlich festgestellt ist, daß der Empfänger Kontoinhaber bei einem Postscheckamt ist. Die meisten Bewohner des platten Landes wissen überhaupt nichts von einem Postscheckverkehr und den Vorteilen in bezug auf Portoersparnis. Wichtig ist vor allen Dingen, bekannt zu geben, daß eine Zahlkarte nichts kostet."

Bei der allgemeinen Unkenntnis über die großen Vor­ züge des Postscheckverkehrs ist es vielleicht nicht überfiüssig, auch an dieser Stelle kurz die Vorteile der Einrichtung zusammenzufaffen. 1.

Erhebliche Ersparnis an Porto und Gebühren: Es kommt

dagegen im Postscheckverkehr durch in Bostverkebr durck Zahlkarte Überweisung Postscheck die Über­ Geldbrief (zur Bar­ (zur Gut­ (von Post­ mittlung Post­ irrt im schrift auf ein scheckkonto zahlung aus von anwei­ einem Post­ auf Post­ Rah- Fern­ Postscheck­ sung scheckkonto) scheckkonto) verkehr verkehr konto) 5M. 25 „ 100 „ 200 „ 400 „ 600 „ 800 „ 1000 „ 3000 „ 10000 „

10 Pf. 20 „ 20 „ 30 „ 40 „ 50 „ 60 „ (90 „ ) — —

|

30 Pf. 50 Pf.

35 40 70 190

„ 55 „ 60 „ 90 „ 210

„ „ „ „

5 Pf.

10 „ (ohne Be­ schränkung auf einen Löchstbetrag)

| 3 Pf (ohne Be­ schränkung auf einen Höchstbetrag)

6 Pf-

7 9 11 13 15 35 105

„ „ „ „ „ „ „

2. Verluste durch Diebstahl und Feuer sind bei den Post­ scheckgeldern ausgeschlossen. 3. Der Eingang der Rechnungen (durch die Benutzung der blauen Zahlkarte) erfolgt schneller als bisher.

4. Die Ersparnis an Zeit und die höhere Bequemlichkeit ergibt sich daraus, daß man vom Schreibtisch aus alle Zahlungen erledigen kann. Man spart den lästigen Gang zur Post. 5. Erleichterung in der Rechnungsführung des Privat­ mannes und bessere Übersicht über den Kassenbestand; denn das Scheck­ buch gibt eine genaue Kontrolle der Ausgaben und die regelmäßige Be­ nachrichtigung der Post nach jeder Zahlung nennt jedesmal den Rest des Guthabens.

Bei den ungewöhnlich billigen Gebührensätzen, mit denen die Post sich zufrieden gibt, ist es tatsächlich unbegreiflich, warum die Einrichtung nicht ganz anders benutzt wird. Selbstverständlich werden gegen sie eine Reihe von Klagen vorgebracht. Diese Klagen richten sich in der Regel nicht gegen die Handhabung durch die ausführenden Organe, sondern gegen Mängel im Post-

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scheckgesetz selbst. Wenn wir auch auf dem Standpunkt stehen, daß jetzt keine Aussicht ist, eine Änderung des bestehenden Gesetzes herbeizuführen, daß es zunächst vielmehr Sache des Publikums ist, den Postscheck mit allen seinen Vor- und Nachteilen gründlich auszunützen, müssen doch an dieser Stelle diese Beschwerden kurz erörtert werden. Viele stoßen sich daran, daß das Postscheckamt keine Zinsen für Einlagen gewährt. Deutschland unterscheidet sich in diesem Punkte tatsächlich erheblich von den Einrichtungen in der Schweiz und namentlich Österreich-Angarns. In Österreich-

Angarn ist mit dem Postscheckamt gleichzeitig eine Postsparkasse verbunden, die eine derartige Bedeutung angenommen hat, daß sie als einer der wichtigsten Faktoren auf dem österreichischen Geld­ märkte gelten kann und beim Abschluß von Anleihen eine ausschlag­ gebende Rolle spielt usw. In Deutschland wäre an einem Ver­ such, die Postscheckeinlagen verzinslich zu machen, die ganze Ein­ richtung gescheitert, denn einsiußreiche Kreise, vor allem die ländlichen Genossenschaften und wohl auch die Sparkassen, machten ihren ganzen Einfluß geltend, um eine Verzinsung der Guthaben unmöglich zu machen, weil sie eine zu starke Konkurrenz durch die neue Einrichtung befürchteten. Wir glauben nicht, daß diese Kon­ kurrenz allzustark ins Gewicht gefallen wäre, denn naturgemäß könnte die Post keine hohen Zinsen vergüten; sie würde schließ­ lich diese auf P/z—2°/o beschränken müssen und nur Beträge über 100 Mark, die über einen halben Monat bei ihr stehen, verzinsen. Allzuviel würde also für den einzelnen Einleger nicht dabei heraus­ kommen, wohl aber würde die Post mit sehr erheblicher Mehr­ arbeit belastet werden. Wenn wir trotzdem nicht zu den Gegnern der Verzinsung zählen, so geschieht das aus psychologischen Mo­ menten. Ein großer Teil des deutschen Publikums ist noch so außerordentlich kleinlich, daß es wegen ein paar Pfennige Zinsen sofort zum Postscheckamt gehen würde. Es ist übrigens gar nicht ausgeschlossen, daß in Zukunft, wenn einmal die Zahl der Konten­ inhaber die erste Million erreicht hat, die Macht dieser Gruppe eine Verzinsung durchsetzen wird. Eine andere Klage befaßt sich mit der Zahl der Postscheck­ ämter. Es gibt in Deutschland einschließlich der drei bayerischen und des Württembergischen Amtes bis jetzt 13 Ämter. Das ist

für manchen Theoretiker zuviel und für viele Praktiker zu wenig. Im Auslande beobachten wir zwei grundverschiedene Richtungen: 28

das eine ist das österreichische Prinzip, das nur ein einziges Scheckamt in Wien kennt, das andere ist das schweizerische, das bei jeder großen Postanstalt vollständige Scheckeinrichtungen vor­ sieht. Wir in Deutschland haben hier eine Mittellinie gewählt. Ein Zurückgehen auf die österreichische vollständige Zentralisation ist wohl ausgeschlossen, obwohl diese zweifellos auch ihre Vorteile hat, da jeder Vorgang nur an einer einzigen Stelle zu buchen ist, während bei uns dafür sehr häufig zwei Scheckämter not­ wendig sind. Die Stimmen der Anhänger der völligen Zentrali­ sation haben also für uns nur akademischen Wert. Nachdem man nun aber einmal sich entschlossen hat zu dezentralisieren, ist tatsächlich die Forderung nach weiteren Postscheckämtern nicht von der Land zu weisen, da bei dem jetzigen System der Verkehr zwischen recht naheliegenden Orten eine Reihe von Tagen in An­ spruch nimmt. Folgendes Beispiel von der bayerisch-württembergischen Grenze ist dafür ein guter Beweis: „Ein Grund, der viele abhält, sich Postscheckkonto errichten zu lassen, ist der Amstand, daß bei der jetzigen Organisation das Geld viel zu lange unterwegs bleibt. Gesetzt den Fall, der Einzahlende sitzt in Alm, der Empfänger im nahen Augsburg, so kann ein Brief mit Scheck, der Donnerstag, den 20.1. 16, vormittags ausgegeben wird, nachmittags schon in A. sein und vom Empfänger noch am selben Tage verwertet werden. Ein Postscheck, zur gleichen Zeit aufgegeben, wandert nach Stuttgart, wo er aber in den seltensten Fällen noch so rechtzeitig ein­ trifft, um am gleichen Tage noch bearbeitet zu werden. Es geht also erst am 21. weiter nach München, wo die nötigen Buchungen am 22. vorgenommen werden. Von da aus reist er endlich nach Augsburg und wird dem Empfänger Sonntag, den 23.1, zugestellt. Da kann dieser wieder nichts damit anfangen; vielmehr kann er erst am Montag seine Verfügungen treffen. Alle Postschecks, die an den drei letzten Tagen der Woche eingeschrieben werden, brauchen also, bis man über sie ver­ fügen kann, auf eine Distanz von 89 km mindestens fünf Tage. (Selbst­ verständlich nicht auf jede derartige Entfernung. Das gegebene Beispiel ist besonders ungünstig. Der Verfasser.) Braucht nur noch ein Post­ feiertag, deren es nicht zu wenige gibt, dazu zu kommen, so werden es sechs Tage oder auch eine volle Woche. Der Zinsverlust für ein Anternehmen von einigem Amfang, das etwa 5000 Postscheckeingänge pro Tag hat, ist nicht unbedeutend; deshalb: mehr Postscheckämter."

Ähnliche Klagen hört man namentlich auch aus Elsaß-Loth­ ringen oder aber etwa aus der Provinz Sachsen, die ihren ganzen Verkehr über Berlin zu bewerkstelligen hat. Wir glauben, das Richtige wäre es, wenn man für große wirtschaftlich geschlossene 29

Gebiete, also Länderteile, die den größten Teil ihtes Verkehrs in sich selbst ausgleichen, neue Postscheckämter einrichten würde. Städte und Landelskammerbezirke, die Wert darauf legen ein eigenes Postscheckamt zu bekommen, werden jetzt schon gut tun, in ihrem Bezirk durch Propaganda eine möglichst große Zahl von Konten entstehen zu lassen. Das ist die wirksamste Aktivlegitimation, um später diesen Wunsch erfüllt zu bekommen. Wenn freilich so große Städte, wie etwa Wiesbaden, heute erst 400 Konten aufweisen können, so werden sie kein Glück haben, falls sie später für Er­ richtung eines Postscheckamtes einkommen. Den größten Mißstand aber in der gegenwärtigen Postscheck­ ordnung bildet die Regelung des Gebührenwesens. Während, wie das logisch richtig ist, bei der Überweisung und beim Scheck

die Gebühren zu Lasten des Ausstellers gehen, ist das bei der Zahl­ karte, also jenem Zahlungsmittel, das der Nichtteilnehmer benutzt, wenn er an einen Teilnehmer Zahlungen zu leisten hat, umgekehrt. Die Gebühren für die Zahlkarte hat der Zahlungsempfänger zu leisten. Das war im Entwurf zum Postscheckgesetz nicht vorge­ sehen. Dieses schlug vielmehr vor, daß auch in diesem Falle die Gebühr von dem zur Zahlung Verpflichteten zu leisten wäre. Merkwürdigerweise hat der Reichstag, und zwar auf Anraten von Handelskammern usw. diesen Vorschlag umgeändert. Die Folgen davon sind recht bedenklich. Eine Unmenge von kleineren Geschäften mit einem recht lebhaften Zahlungsverkehr schaffen sich kein Postscheckkonto an, weil sie sonst die Gebühren für die Über­ weisung selbst zu zahlen haben, während sie jetzt, bei der Bezah­ lung mit Zahlkarte, die Gebühr dem Lieferanten aufbürden können. Ja, noch mehr: Es gibt eine ganze Reihe von Geschäften, die zwar ein Postscheckkonto besitzt, trotzdem aber die Zahlungen an ihre Lieferanten mit Zahlkarte vornimmt, wiederum um die Ge­ bühren zu ersparen. Andererseits gibt es auch zahlreiche große Geschäfte, die sich weigern, dem Postscheckverkehr beizutreten, um dieser Sonderbelastung aus dem Wege zu gehen, oder aber sie besitzen ein Postscheckkonto, verbergen das aber vor ihren Kunden, um Einzahlungen per Zahlkarte zu vermeiden. Das alles bringt in der Praxis das Bedenkliche mit sich, daß die Zahlkarte doch eine geradezu dominierende Rolle im Zahlungsverkehr einnimmt, da unseres Wissens 90 °/0 aller Zahlungen mit Zahlkarte geleistet werden. Damit ist der eigentliche Zweck der Postscheckverkehrs, 30

die Ausschaltung des Barverkehrs, nur halb erreicht, es sei denn,

daß der per Zahlkarte Arbeitende den Betrag nicht in bar einliefert, sondem für den Gesamtbetrag einen Scheck auf die

Das ist im Reichs­ postgebiet ohne weiteres angängig; in Bayern macht die Post

Reichsbank oder eine Privatbank ausstellt.

große Schwierigkeiten. Es wird gar nicht anders gehen, als daß in dem Punkte der Gebührenbelastung in absehbarer Zeit der Reichs­ tag die ursprüngliche Fassung der Regierung wieder zu Ehren kommen läßt. Das hätte u. a. auch den Vorteil, daß die ganze umständliche Berechnung wieder wegfallen würde, denn sie könnte auf dem Wege der Frankatur erledigt werden.

V.

Die Banken und der Zahlungsverkehr. Merkwürdigerweise sind die meisten Klagen, die aus dem

Publikum über die Rückständigkeit unseres Zahlungsverkehrs kom­ men, gegen die Banken gerichtet.

Wären diese Beschwerden alle

berechtigt, so wäre das darum unverständlich, weil erstens unsere

Banken im allgemeinen recht modern sind, und zweitens weil sie

doch den allergrößten Vorteil aus dem veredelten Zahlungsverkehr ziehen würden. Sie bekämen dadurch viel mehr Einlagen, und damit böte sich ihnen auch eine erhöhte Gewinnmöglichkeit. Er­

freulicherweise beruhen sehr viele dieser gegen die Banken gerich­ teten Klagen auf irrigen Voraussetzungen. Sie entspringen einer

mangelhaften Kenntnis des Publikums über die Aufgaben der Banken. So wird immer wieder folgende Beschwerde in allen möglichen Variationen vorgebracht. Einer meiner Geschäftsfreunde in Siegen beauftragte seine dortige Bank, uns mehrere Tausend Mark zu überweisen. Die Bank entledigte sich ihres Auftrages, indem sie uns die Summe in Banknoten (I I) ein­ sandte, statt vorher bei uns mit einem einfachen Brief oder telefo­ nischen Ruf zu fragen, wie wir die Überweisung wünschten. Dabei ist in unsern Briefen deutlich unsere Bankverbindung und unser Post­ scheckkonto genannt. A. & Cie.

Die so schreiben,

verkennen ganz,

daß derartige zweifellos

sehr zu bedauernde Zahlungssitten nicht immer auf das Schuld-

31

tonte der Banken zu schreiben sind, denn woher soll die Bank in Siegen wissen, wer die Bankverbindung der Mainzer Firma ist? Aber selbst wenn der Siegener Bank die Bankverbindung in Mainz bekannt ist, so weiß sie noch lange nicht, ob eine Äberweisung

an diese angenehm ist. Es könnten beispielsweise Differenzen zwischen Bank und Kunden bestehen. Die zur Zahlung beauf­ tragte Bank kann auch nicht ohne weiteres den Postscheck benützen, weil sie nicht weiß, ob das Geld unverzüglich gebraucht wird. Sie riskiert da unter Llmständen einen Regreß-Anspruch. Aus diesem Grunde ist auch eine briefliche Anfrage gefährlich. Die Lehre daraus ist also, daß die Auftraggeber ihren Banken stets den Äbermittlungsweg angeben sollten. Sie sparen dabei auch Spesen. Selbstverständlich werden Fälle wie das obige Mainzer Beispiel bei Banken mit tüchtigen Kassierern seltener vorkommen, als bei Banken, die derartigen Dingen gleichgültig gegenüberstehen. Denn zweifellos hat es der Kassierer in der Land, auf die Zahlungssitten seiner Kundschaft veredelnd einzuwirken und hieran fehlt es doch manchmal noch recht gewaltig. Der gute Wille und das Verständnis für die ungeheure Wichtigkeit des bargeld­ losen Verkehrs läßt da leider manchmal zu wünschen übrig, und hier müßte die Aufklärung von oben herunterkommen, d. h. die Zentraldirektoren unserer Großbanken müßten ganz anders wie bisher auf ihre Beamten aufklärend und anfeuernd wirken.

Wir haben weiter oben die seinerzeitige Einführung des unsinnigen Scheckstempels u. a. zurückgeführt auf die versteckte Scheckfeindlichkeit mancher Privatbanken. Die Bankdirektoren hörten kurz nach Einführung des Scheckgesehes von ihren Be­ amten schwere und zweifellos berechtigte Klagen über die Arbeits­ überhäufung infolge der vielen kleinen Schecks, die zudem noch zum Teile in bar eingelöst wurden. Recht hübsch hat das ein Fachmann, der Direktor der Frankfurter Bank, Dr. Winterwerb, in einem Feuilleton der „Frankfurter Zeitung" geschildert, hinter dessen Lumor sich recht viel Ernst verbirgt, weshalb wir ein Stück daraus hier wiedergeben. „Als Heilmittel gegen die Barzahlung gilt der Scheckverkehr und — er ist es auch. Aber der Scheckverkehr kann, wie die Ehe, ein Himmel oder eine Hölle sein. Leider ist es bei uns in Deutschland in feinem gegenwärtigen Zustand eine Hölle, dagegen bei unseren Feinden, den Engländern, ein Himmel.

Der Rentier T. ist in der glücklichen Lage, über sehr viel Zeit zu verfügen und kann infolgedessen gar nicht begreifen, daß andere Menschen in ihrer Zeit knapp bemessen find. Auch weiß er alles besser als seine Mitlebenden und kümmert sich sehr viel um gemeinnützige Fragen. Eines Tages liest er über den Scheckverkehr und faßt sofort den heroi­ schen Entschluß, der üblen Barzahlung zu Leibe zu rücken und zu diesem Zweck ein Scheckkonto zu errichten. Zunächst aber besucht er sämtliche Banken der Stadt, um einen möglichst hohen Zinsfuß zu erzielen. Schließlich findet er auch wirklich eine, die ihm statt der üblichen P/2 volle 2% vergütet. Er zahlt sofort 2000 Mark ein und läßt sich ein Scheckbuch aushändigen. Dieser Besitz macht ihn so glücklich, daß er gleich am ersten Tage 20 Schecks herausschreibt. And so geht es weiter. Metzger, Bäcker, Schuster, Schneider, kurz alle Lieferanten werden in Schecks bezahlt. Auf den Betrag kommt es unserm Rentier nicht an. Er schreibt Beträge unter 2 Mark mit der gleichen Grazie heraus wie solche über 20 Mark. Darob großes Entsetzen bei den Lieferanten, von denen natürlich in unserem lieben Vaterlande nur sehr wenige ein Scheckkonto haben. Die Leute müssen die Schecks bei der bezogenen Bank in bar einkassieren und, wenn Lerr 9E. in besonders guter Laune einen Verrechnungsscheck herausgeschrieben hat, bekommen sie überhaupt nichts. Roch größeres Entsetzen bei dem Bankkassierer, der einen beträchtlichen Teil seines Daseins den Schecks des Lerrn 9E. widmen muß. Run, er mag sich mit dem Buchhalter trösten, der in der Tat noch viel mehr unter den gemeinnützigen Bestrebungen des Lerrn 9C. leidet. Aber des Buchhalters Dornenpfad beginnt recht eigentlich erst am Ende des Lalbjahres beim Abschluß. Richt weniger als 165 Schecks sind gebucht und nun heißt es, die Zinsberechnung machen. Lieber Leser, hast du schon einmal Kontokorrentzinsen nach der retrograden oder progessiven Methode oder gar in einer Staffel gerechnet? Wenn nicht, dann —: der Mensch versuche die Götter nicht! Der Buch­ halter läuft händeringend zum Direktor und erklärt, daß ihm der Arzt einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer Kaltwasserheilanstalt dringend empfohlen habe. Der Lerr Direktor zuckt mitleidig die Achseln. Er sieht ja ein, daß die Bank mit der Kundschaft des Lerrn 9i. gründ­ lich hereingefallen ist. Aber schließlich, „wenn wir's nicht tun, tut's die Konkurrenz. Auch darf das zarte Pflänzchen des Scheckverkehrs in der ersten Entwicklung nicht gehemmt werden." Der Lerr Buchhalter erhält eine Gehaltszulage von monatlich 10 Mark und der Abschluß wird be­ endet. ..."

Das Publikum hat, damit hat Dr. Winterwerb zweifellos recht, die Einrichtungen des Schecks mißverstanden und mißbraucht. Wenn aber auf Grund dieser Tatsache manche Bankdirektoren zu

versteckten Scheckgegnern würden, so haben auch sie einen großen Fehler gemacht. Sie hätten Geduld haben und bei ihrer Kundschaft Dringliche Wirtschaftsfragen. fjcftl.

3

«

aufklärend wirken müssen. Lier liegt schon der erste Vorwurf, den man manchen Banken machen muß. Es handelt sich hier aber mehr um eine Anterlaffungssünde, als um eine tatsächliche Feind­ schaft gegen die modernen Bestrebungen. Recht strittig ist die Schuldfrage beim Einzug von Schecks zu beantworten. Viele Banken berechnen eine Provision, wenn Schecks, die auf sie gezogen sind, ihnen zur Überweisung des

Gegenwertes vorgelegt werden. Nehmen wir an, eine Berliner Gesellschaft zahlt ihren Münchener Lieferanten mit einem Scheck auf eine Berliner Großbank und der Münchener Lieferant schickt diesen Scheck an die betreffende Berliner Stelle mit dem Auftrag, ihm den Gegenwert zu überweisen, so wird häufig von der Bank eine Provision berechnet. Darüber beklagen sich sehr viele Waren­ kaufleute. Es ist uns auch bei dieser Klage zweifelhaft, ob sie berechtigt ist, denn die Münchener Firma verkennt unseres Dafür­ haltens die Natur des Schecks, wenn sie ihn nach Berlin zum Inkasso sendet. Die eigentliche Aufgabe des Schecks wäre doch erst dann erfüllt, wenn ihn der Kaufmann an seine eigene Bank­ verbindung zur Gutschrift weiter geben würde. Die Münchener und Berliner Bank — so ist die eigentliche Idee des Scheck­ wesens — sollen dann im Bank-Clearing den Betrag gegenein­ ander verrechnen. Ganz anders liegt es mit den Klagen, die von den Spar­ kassen laut werden. Diese beschweren sich darüber, daß die Banken sie besonders schlecht behandeln, um ihnen den Scheckverkehr un­ möglich zu machen. Dafür das folgende Beispiel: „Den bargeldlosen Verkehr zu fördern durch Einführung und Pflege des Scheck- und Überweisungsverkehrs versuchen auch wir, mußten aber damit insofern bittere Erfahrungen machen, als gerade bei vielen Banken hierin kein Entgegenkommen gezeigt wird. Man sollte doch meinen, daß die Schecks von Privatbanken und Großbanken als vollwerttge Zahlungsmittel gelten sollen; dem ist aber nicht so, wie folgender Fall darstellt: Die Sparkasse in N. nahm von einem ihrer Kunden einen Scheck auf eine Bankfirma in Gladbeck i. Wests, als vollwertiges Zahlungs­ mittel herein und sandte ihn, weil ihr in früheren Fällen von der be­ zogenen Bankfirma stets Abzüge auf deren Schecks gemacht wurden, an die Sparkasse nach Gladbeck zum Einzug. Als die Sparkasse der be­ zogenen Bankfirma den Scheck zur Zahlung vorlegte, verweigerte diese die volle Zahlung und verlangte trotz Gegenvorstellung von der Spar­ kasse, daß fle sich einen Abzug von 40 Pfg. = */2 %0 gefallen lasse;

worauf sich die Sparkasse nicht einließ. Ein solches Verfahren sollen angeblich alle der Rheinisch-Wests. Bankvereinigung angeschlossenen Bankfirmen, darunter einige Großbanken mit ibrem weitverzweigten Filialnetz, beschlußgemäß üben, wenn Schecks auf sie durch Sparkassen eingehen."

Ein

derartiges Vorgehen

der

Banken

Künstlerischen und kleinlichen Eindruck.

macht

einen

recht

Denn die Banken haben

wohl kaum vom Scheckverkehr der Sparkassen zu fürchten, selbst

wenn dieser sich als lebensfähig erweisen sollte.

Die hauptsächlichsten Vorwürfe aber, welche gegen die Banken vorgebracht werden, bestehen aus zahllosen Klagen, daß die Banken durch Sonderprovisionen aller Art den Scheckverkehr er­ schweren. Immer wieder werden Beispiele vorgebracht, in denen der Kunde seine Überraschung oder Empörung darüber ausdrückt,

daß ihm im Scheckverkehr Gebühren berechnet werden, die er nicht versteht, oder aber die Gutschrift so spät erfolgt, daß dem Kunden dadurch Schaden entsteht. Auch dafür einige Zuschriften. „Ich arbeite hier mit zwei Banken, A. und B. Wenn ich bei A. schuldig bin, hole ich das Geld in bar und bringe es vormittags zu 21. hin, wo es mir am gleichen Tage noch gutgebracht wird. Wenn ich aber 21. einen Scheck auf B. übergebe, bekomme ich diesen erst einen Tag später gutgeschrieben. 2llle meine Bemühungen, dies zu ändern, sind erfolglos geblieben. Sie ersehen daraus, daß es lediglich an den Banken liegt, wenn der Anfug mit dem Bargeldumlauf nicht beseitigt wird; denn es könnte doch den Banken untereinander gleichgültig sein, ob sie mit Bargeld oder mit Scheck abrechnen."

Oder etwa Folgendes: „Wir haben die Privatbanken nicht nur als Gegner des Postschecks, indem die Valutierung 6—8 Tage nach Abgang des Schecks erfolgt und selbst noch Spesen abgezogen werden je nach Löhe des Scheckbetrages, sondern auch als Gegner des Bankschecks kennen gelernt; dafür ein Beispiel: 21m 30. September erhielten wir für eine Leereslieferung einen Scheck auf die Nationalbank in Berlin im Betrage von 6755,82 Mark, den wir sofort an unsere Bank zur Gutschrift einreichten. Diese be­ stätigt uns den Eingang der Rimesse am 2. Oktober unter Abzug von 3,37 Mark Inkassospesen mit 6752.45 Mark Wert 7. Oktober. Wir reklamierten sofort, daß die Bankspesen, wenn sie aufrechterhalten bleiben sollten, keinesfalls die wünschenswerte Einbürgerung des Scheck­ verkehrs fördere und uns der Abzug in diesem Falle umsomehr befremde, da der bewußte Scheck auch zahlbar bei einer Schwesterfiliale Der betreffenden Bank war. Die Bank antwortete ablehnend."

Eine andere Firma läßt sich wie folgt hören:

/

Nach unserer Ansicht wird die Ausbreitung des Scheckverkehrs in erster Linie von den Banken und Bankgeschäften, denen die Förderung dieses Verkehrsmittels am Lerzen liegen sollte, verhindert. Wir bekommen in Friedenszeiten ziemlich große Schecks von unserer Kundschaft und müssen diese an unseren Bankier geben, da wir diese Schecks unmöglich unseren Lieferanten weitergeben können. Unser Bankier, sowie alle bisherigen Banken berechnen nun für diese Schecks ohne Ausnahme eine Valuta 6 Tage nach Einreichung, so daß wir für je Mk. 1000.— Scheckbetrag Mk. 1.— Zinsen verlieren müssen. — Daß es uns unter solchen Verhältnissen lieber ist, wenn uns die Kund­ schaft unser Guthaben per Post in bar sendet, ist einleuchtend. Lier müßte also vor allen Dingen mal der Lebel einsetzen; die Banken müßten „honoris causa“ veranlaßt werden nicht solche hohen Spesen für den Einzug von Schecks zu berechnen. Schreiben wir nun wieder einen Scheck aus, so geht es dem Empfänger genau wie uns: dieser wird auch noch ärgerlich über den Verlust, den der Scheck verursacht, und wenn wir 2—3 mal per Scheck bezahlt haben, zieht der Empfänger vor, seine Ware, die er produziert, einem anderen Käufer zu liefern, der ihm per Post bares Geld sendet. — Es bleibt uns also nichts übrig, als auch zum Bargeldverkehr wieder überzugehen, wollen wir uns nicht empfindlich schädigen. Lier könnte ja der Postscheckverkehr die Lücke ausfüllen, aber der Empfänger des Geldes — Gerber, Landwirte — hat am Sonnabend Mk. 800—1000.— für die Lohnzahlung nötig und mit Postschecks kann er keinen Lohn bezahlen. — Er ist vorläufig noch zu bequem, sich ein Postscheckkonto anzulegen. Die Banken haben ein Provisionsminimum für Effektenumsätze festgesetzt; könnten dieselben im Interesse der Sache nicht auch ein Provisionsmaximum für den Einzug von Schecks festsetzen? Aber da scheint der Bankierverband zu versagen. Nicht nur beim Publikum ist der Fehler zu suchen, sondern auch bei denen, die die Lüter des Scheckverkehrs sein sollten, aber nicht sind."

Selbstverständlich darf man nicht jede dieser Klagen ohne weiteres unterschreiben; es laufen da allerhand Übertreibungen seitens

des Publikums mit unter. Der Hauptfehler scheint darin zu liegen, daß die Banken in diesen Dingen uneinheitlich vorgehen und die Kundschaft nicht genügend über ihren Standpunkt und über das volkswirtschaftlich und privatwirtschaftlich Wünschenswerte aufklären. Der Centralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes, der auf Veranlassung seines in diesen Dingen so eifrig tätigen Vorsitzenden Dr. Rieffer in diesen Tagen erst mit einem ausgezeichneten Aufruf hervorgetreten ist, sollte sich dazu 36

entschließen, in diesen Dingen einheitliche Richtlinien festzustellen, die von den Banken ihrer Kundschaft mitgeteilt werden, und die etwa die folgenden Punkte behandeln sollten: Zweck des Schecks, Grenzen in der Anwendung des Schecks, Vorzüge der Überweisung an Stelle der Schecks, einheitliche Regelung der Provisionen für Schecks und der Gutschrift.

In den Erläuterungen sollte dann die Kundschaft darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Scheck nicht dazu da ist, vom Empfänger an die bezogene Bank weitergeleitet zu werden, sondern daß es richtiger ist, den Scheck an die eigene Bank zu geben. Die Kundschaft sollte weiter in diesen Richtlinien davon abgehalten werden, gar zu kleine Schecks auszustellen. Man sollte außerdem klar machen, daß der Scheck nicht die Auf­ gabe hat, in bar einkassiert zu werden usw., Dinge, die sich für den Fachmann von selbst verstehen, die aber leider im Publikum bis hinaus zum Großhandel und der Großindustrie oft noch nicht recht verstanden werden, wie ja überhaupt dieses Unverständnis über banktechnische Dinge in unserer Kaufmannschaft noch erstaun­ lich groß ist. Bei dieser Gelegenheit könnten dann die Banken noch weitere geldsparende Reformen in Angriff nehmen, wie etwa die Frage des (noch zu behandelnden) zertifizierten Schecks, die Ausgabe von handlicheren Scheckformularen, die man auch in der Tasche mit sich führen kann und ferner die Über­ lassung von Formularen für Überweisungsaufträge. Denn zweifellos wird in sehr vielen Fällen der Scheck an­ gewandt, wo doch die Banküberweisung praktischer und billiger wäre. Das Gironetz der Reichsbank kann sehr häufig an Stelle des in England üblichen Schecks den Zahlungsverkehr erledigen. Alles in allem muß gesagt werden, daß die Banken bisher nicht ihre volle Schuldigkeit für die Einführung des bargeldlosen Verkehrs geleistet haben. Auf der einen Seite freuen sie sich natürlich sehr, wenn sie durch Eröffnung von Scheckkontis neue Kunden und neue Einlagen bekommen, auf der anderen Seite aber sind häufig noch recht kleinliche Beweggründe zu beobachten. Was soll man beispielsweise über folgenden typischen Fall sagen, der uns aus der Praxis bekannt ist:

Die große Filiale einer ersten Berliner Großbank in F. er­ hält in regelmäßigen Abständen von einer rheinischen Bank den Auftrag, einer Handelsfirma in F. ansehnliche Beträge von 30000, 40000 und 50000 Mark auszuzahlen. Statt nun diesen Betrag auf das Reichsbankgirokonto dieser Handelsfirma überweisen zu lassen, schickt fie mit bewundernswerter Beharrlichkeit das Geld mit Kassenboten bar zu jener Handelsfirma, die dann natürlich das Geld in einem zweiten Botengang wieder zur Reichsbank bringen läßt. Der Grund dieser merkwürdigen Technik soll darauf beruhen, daß der Kassierer der betreffenden Großbankfiliale zwei Quittungen als Belege braucht. Daß diese auch beim bargeld­ losen Verkehr zu erhalten find, scheint ihm noch nicht gedämmert zu haben. Daß selbst in den Zentralen der Berliner Banken Tag für Tag gewaltige Summen unnötigerweise in Wertbriefen verschickt werden, ist uns auch durch allerhand Zuschriften bekannt. So ist uns erst kürzlich wieder, nachdem schon lange die Propaganda für die Veredlungdes Zahlungsverkehrs eingesetzt hatte, der Wertbrief einer Berliner Depositenkasse an den Direktor einer süddeutschen bekannten Industriefirma vorgelegt worden, in dem sich einige tausend Mark in Roten befanden. Das einzig Richtige wäre im vorliegenden Falle natürlich gewesen, wenn die betreffende Ber­ liner Depositenkasse ihre Filiale an dem Wohnort des betreffenden Direktors zur Auszahlung angewiesen hätte. Dadurch wäre zu­ nächst einmal die unsinnige, kostspielige und zeitraubende Lerumwanderung von Bargeld in Deutschland vermieden worden, aber auch die betreffende Filiale hätte selbverständlich das Geld nicht in bar auszuzahlen brauchen, sondem hätte durch telephonischen Anruf bei dem betreffenden Herrn sich die Order geben lassen können, das Geld auf sein Bankkonto zu überweisen. Man kann über den Wert des dichten Filialnetzes unserer Großbanken verschiedener Meinung sein. Ein zweifelloser Vorzug dieses Netzes wäre die Ausschaltung der Herumsendung von hohen Bargeldbeträgen. Warum wird nicht zum mindesten dieser Vorzug auch wirklich ausgenutzt? Da die eben angeführten Fälle sich beliebig vermehren ließen, so scheint tatsächlich der Vorwurf berechtigt, daß die Großbanken ihre Filialen nicht immer richtig anleiten; sie könnten in dieser Beziehung manches von Privatfirmen lernen. Wir denken da 38

an die geradezu mustergültige Propaganda, die in diesen Tagen eine bekannte Dresdner Privatbankfirma eingeleitet hat. Sie stellte

zunächst

sämtlichen

sächsischen

Behörden

ein

in

zwei

Farben hergestelltes auffallendes Plakat zur Verfügung, um es in den Amtsräumen

anzubringen.

Umstehend der Text dieses

Plakats: Ein Florpostblatt, das den Text dieses Plakats enthält, wird

jedem Brief dieser Firma beigelegt. In einem Zirkular, das sämtlichen Ladengeschäften, Ärzten und Rechtsanwälten am Sitze

des Bankhauses zugesandt wurde, ist in jedermann verständlicher Weise der Vorzug des bargeldlosen Verkehrs geschildert. Nach­ stehend geben wir dieses Zirkular im Wortlaut wieder: Euer Lochwohlgeboren!

Seit Ausbruch des Krieges ist der Ruf ergangen „tragt das Gold zur Reichsbank" und das deutsche Volk hat in vaterländischem Pflicht­ bewußtsein und in vollem Verständnis für den Wert der finanziellen Leistungsfähigkeit diesem Rufe Folge geleistet. Mehr als eine Milliarde Mark in Gold sind so aus dem Verkehr in die Kassen der Reichsbank geflossen und haben dazu beigetragen, die Golddeckung unserer Bank­ noten zu stärken. In gleicher Weise aber muß unser Volk es auch ver­ stehen, daß nicht minder wichtig als die Verstärkung unseres Gold­ bestandes die Verminderung des Papiergeldumlaufes ist. Am diese zu erreichen, sollte überall bei Zahlungen das bare Geld soviel als möglich durch andere Zahlmittel ersetzt werden.

Das wichtigste Mittel bargeldloser Zahlung ist der Scheck, und wie es für jeden Deutschen eine vaterländische Pflicht ist, sein Gold zur Reichsbank zu tragen, so ist es besonders während der Kriegszeit nicht minder eine solche, sich ein Scheckkonto bei einer Bank errichten zu lassen und darauf bedacht zu sein, daß Zahlungen, die er zu leisten oder zu empfangen hat, durch Scheck bewirkt werden. Dabei ist es natürlich notwendig, daß beide Teile, der Zahler und der Empfänger, ihr Scheck­ konto haben und durch Aufdruck auf Briefen und Rechnungen jedem bekannt geben, bei welcher Bank sie ein solches Konto unterhalten, da­ mit der Zahler weiß, wohin er zahlen soll; vor allem sollten Kaufleute, Ärzte und Rechtsanwälte bei Ausschreibung ihrer Rechnungen darauf bedacht sein. Die Errichtung eines Scheckkonlos bietet zudem dadurch, daß das Geld verzinst wird und nicht gestohlen werden kann, für jeden noch besondere Vorteile. Allem voran aber muß das vaterländische Interesse stehen, das von jedermann die Mitwirkung bei der Stärkung unserer finanziellen Krafi erheischt. And darum sollte überall der Ruf: „Schafft Euch ein Scheckkonto" in gleichem Maße gehört und befolgt werden wie die Mahnung: „Tragt das Gold zur Reichsbank".

300 Mark Papiergeld unnötig in Umlauf zu halten, ist genau so vaterlandsfeindlich gehandelt, wie 100 Mark Gold der Reichsbank vorzuenthalten.

Ersetzt die Barzahlung durch

Scheckzahlung! Durch Zahlung mittels Scheck und Konto­ übertragung

wird

der

Papiergeldumlauf

verringert. Jeder Einzelne genießt Vorteile von einem

niedrigen

Papiergeldumlauf.

Je

weniger

Papier­

geld im Umlauf ist, desto höher bewertet man

unsere Währung im Auslande.

Höhere Bewertung der Währung seitens des

Auslandes verbilligt aber die gesamte Lebens­ haltung.

Bankscheck und Postscheck sind Bargeldersatz.

Wir haben zur Bequemlichkeit unserer Kundschaft besonders hand­ liche Taschenscheckbücher eingeführt und stehen Ihnen auch sonst mit Rat und Tat für die Errichtung eines Scheckkontos, das wir provisionsfrei führen, gern zur Verfügung.

Schließlich erhalten sämtliche Kunden, die auf ihren Brief­ bögen noch nicht den Namen ihrer Bankverbindung tragen, in einem besonderen Kuvert eine Anzahl Zettel mit der Inschrift: „Bankkonto Sf. Dresden", um auf diese Weise ebenfalls den bargeldlosen Verkehr zu unterstützen. Wir glauben, daß, ganz abgesehen von den volkswirtschaftlichen Vorteilen eines solchen Vor­ gehens, eine derartige Propaganda auch privatwittschaftlich recht rentabel für die Firma sein wird. Der Verfasser hat die ihm von dem Bankhause zur Verfügung gestellten Unterlagen dem Direktor einer unserer Großbanken zur Kenntnisnahme eingeschickt, in der Loffnung, daß auch unsere Großbanken eine ähnliche Pro­ paganda entfalten sollten, denn es liegt auf der Land, daß der Wirkungskreis einer Privatfirma erheblich geringer ist, als der irgend einer unserer mächtigen Großbankkonzerne. Die liebens­ würdige Antwort des betteffenden Bankdirektors gipfelte in dem Satze: „Äber die Art und Weise einer Propaganda für den bar­ geldlosen Verkehr kann man natürlich verschiedener Meinung sein. Eine Großbank kann aber nicht alles machen, was ein kleines Privathaus glaubt verantworten zu können." Auf gut deutsch: „etwas Derartiges ist weit unter unserer Würde." Wenn man sich daran erinnert, in welcher direkt un­ würdigen Weise Depositenkassenvorsteher mancher Großbanken noch in dem letzten Jahre vor dem Kriege sich gegenseitig die Kund­ schaft abspenstig gemacht, förmlich Reisende in ihre Dienste ge­ nommen haben, so versteht man nicht, wie auf einmal in einer Sache, die von höchster und dringlichster volkswirschaftlicher Be­ deutung ist, die Banken so außerordentlich vomehm und zurück­ haltend werden. Alle diese Dinge verstärken immer wieder den Verdacht, daß in dieser Frage, wie in so mancher anderen, unsere Großbanken sich ihrer ungeheuren volkswirtschaftlichen Bedeutung und Verantwortung nicht voll bewußt sind, ferner aber auch, daß der Privatbürokratismus manchmal viel schlimmer ist als der staatliche.

VI. Der Hamburger Überweisungsverkehr. Wenn man immer wieder sagt, daß Deutschland mit seinen Zahlungssitten weit hinter anderen Ländern zurückbleibt, so muß man auf eine bemerkenswerte Ausnahme aufmerksam machen: auf Hamburg. Hamburg erfreut sich seit alter Zeit einer ganz aus­ gezeichneten Einrichtung: des sogenannten Abschreibverkehrs. Das Wesen dieses Abschreibverfahrens besteht darin, daß in Hamburg jede Firma, auch die kleineren, ja jeder Arzt, jeder Anwalt und selbst sehr viele Privatleute ein Konto bei einer der sogenannten Girobanken unterhalten. Das ist auf Rechnungen und Briefbogen vermerkt und auch aus dem Adreßbuch zu ersehen. Hat nun Herr Müller an Herrn Schultze Zahlung zu leisten, so beauftragt er durch ein bestimmtes Formular seine Bank, die Summe der Bank des Herrn Schultze zu vergüten. Die Banken teilen sich die gegenseitigen Gutschriftsbögen im Laufe des Tages mit und regu­ lieren den jeweiligen Saldo Tag für Tag durch die Abrechnungs­ stelle der Reichsbank. Auf diese Weise wird auch der ganze Wechselverkehr, die Wertpapierregulierung, die Bezahlung der Waren, der Frachten usw. geregelt. Selbst Firmen mit außer­ ordentlich großem Zahlungsverkehr sind dadurch in der Lage, ihre Geldvorräte auf ein Mindestmaß zu beschränken, wie man es im übrigen Reich nicht für möglich halten würde. Es ist in Ham­ burg selbstverständlich, alle seine Zahlungen am Vormittag zu er­ ledigen, um noch am selben Tage die Regelung zu ermöglichen. Die volkswirtschaftlichen Vorzüge dieses Systems sind am besten der Statistik über den Abrechnungsverkehr der Reichsbank zu ent­ nehmen: Auf die Abrechnungsstelle Hamburg, an der 8 Mit­ glieder gegenüber 20 Mitgliedern in Berlin beteiligt sind, ent­ fallen 1913 allein 8*/4 Millionen Einlieferungen von insgesamt 15^2 Millionen Einlieferungen der sämtlichen 24 Abrechnungs­ stellen Deutschlands. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn auch in der einen oder anderen Großstadt des deutschen Binnenlandes einmal ein ähnliches System zur Nachahmung käme.

VII.

Der bestätigte oder zertifizierte Scheck. Einer der Einwände, die gegen den Scheck mit einem ge­ wissen Recht gemacht werden, ist die Tatsache, daß niemand beim

Erhalt eines Schecks prüfen kaun, ob er tatsächlich gedeckt ist. Das erschwert namentlich die Anwendnng des Schecks bei allen derartigen Geschäften, bei denen dem Verkäufer der Käufer nicht genügend bekannt ist. Diesem Mißstand ist man in England und

Amerika aus dem Wege gegangen durch

die

Einrichtung des

zertifizierten Schecks. Dessen Wesen besteht darin, daß die bezogene Bank auf den Scheck einen Annahmevermerk setzt. Das kann auf zwei verschiedene Arten geschehen.

Entweder wird ein für

allemal dem Besitzer eines Scheckkontos eine Anzahl von Schecks in bestimmter Löhe zertifiziert, etwa in der Weise, daß ein Privat­

mann sich 100 Scheckformulare zu 50 Mark von seiner Bank als gedeckt bezeichnen läßt. Die Bank besitzt dafür irgendwelche Sicherheiten, beispielsweise ein Depot. Selbstverständlich kann

diese Möglichkeit noch sehr stark variiert werden, indem man eine Anzahl von Schecks zu 50, 100, 200, 300 usw. Mark ausstellt. Dieser Weg eignet sich namentlich für wohlhabendere Privatleute,

für die Reise usw.

Eine allgemeine Einführung möchten wir aber

nicht empfehlen; denn es könnte sonst der Scheck eine Art private

Banknote mit allen ihren Nachteilen werden.

Die zweite Mög­

lichkeit besteht darin, daß man einen ganz bestimmten, für irgend­ welchen Zweck nötigen Betrag sich vor Äbersendung an den Kunden von der Bank zertifizieren

läßt.

Ein Leser der „Frankfurter

Zeitung", der den zertifizierten Scheck von seinem Aufenthalt in Amerika her gut kennt, schreibt über diese Frage folgendes: „Ich möchte auf eine Einrichtung Hinweisen, die sich in den Ver­ einigten Staaten von Amerika glänzend bewährt hat und die man leider bei der Beratung über das Scheckgesetz von 1908 für gut befunden hat, bei uns nicht einzuführen. Es ist dies der angenommene oder zertifizierte Scheck. Das Wesen dieser Einrichtung besteht darin, daß der Scheck einen Vermerk des Bezogenen aufweist, wonach der Betrag des Schecks dem Guthaben des Ausstellers entnommen und zur Verfügung des An­ weisungsempfängers bereitgehalten wird. Zn der Vornahme dieser Be­ lastung auf Antrag des Ausstellers liegt der Vorzug des „angenommenen" oder, wie es richtiger heißen sollte, des „bestätigten" Schecks. Wenn ein

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solcher Scheck vorgezeigt wird, kann man ohne Bedenken den Gegenwert aus den Länden geben, soweit der Bezogene überhaupt vertrauenswürdig scheint. Auf diese Art wechseln in den Vereinigten Staaten täglich Milliarden von Werten den Besitzer. Besonders beliebt ist der be­ stätigte Scheck beim Lypothekenverkehr, bei dem in Deutschland immer noch die Barzahlung erforderlich ist. In Preußen allein betrug der Lypothekenverkehr, d. h. Eintragungen und Löschungen im Jahre 1913 Mk. 6019.86 Millionen und da man annehmen kann, daß die Eintragungen und Löschungen im allgemeinen zum Quartalsende stattfinden, so wird man sagen dürfen, daß hierfür ungefähr Mk. 1500 Millionen in Gold oder Banknoten erforderlich sind. Zu dem Lypothekenverkehr kommt noch der Umsatz auf dem Grundstücksmarkt, der gleichfalls nur mittels Bargeld vor sich geht.... Der § 10 des Scheckgesetzes verbietet die Akzeptierung eines Schecks mit der Begründung, daß dadurch der Bezogene zu einem selbständigen Schuldner wird, während er nach dem Charakter des Schecks lediglich Zahlungsorgan sein soll. Die amerikanischen Bankiers fassen die Wirkung des Zertifizierens ganz anders auf, indem sie sich als Treuhänder des auf Antrag entweder des Ausstellers oder des Zahlungsempfängers aus dem Guthaben ausgeschiedenen Betrages ansehen. Wird der Bezogene, noch ehe der Scheck einkassiert oder verrechnet werden konnte, ein Fall der zu Zeiten einer Panik denkbar und auch tatsächlich vorgekommen ist, zahlungsunfähig, so ist nicht der Bezogene der Schuldner des Zahlungs­ berechtigten, sondern nach wie vor der Aussteller. Der Einwand des Gesetzgebers ist also hinfällig. Es ist unbegreiflich, warum wir alle Einrichtungen des Scheckverkehrs, mit Ausnahme des „Certifying“, über­ nommen haben und es ist hohe Zeit, diesen Fehler gutzumachen."

VIII. Besonders rückständige Geschäftszweige. Es gibt recht wenig Zweige unseres Geschästslebens, die wirklich moderne Zahlungssitten vollständig befriedigend durch­ geführt haben; wohl aber sind gar viele große und gerade jetzt besonders wichtige Zweige des Erwerbslebens bekannt, in denen geradezu gemeingefährliche Zahlungssitten herrschen. Mit am schlimmsten steht es mit den Geschäften, die sich mit der Nah­ rungsmittelversorgung befassen, dem Viehhandel, dem Pferdehandel, wie überhaupt mit all jenen Geschäftszweigen, bei denen die Land­ wirtschaft in Frage kommt. Große Pferdehändler gehen mit 100000 Mark in Bar auf den Einkauf. Folgende Zuschrift kann für die Zahlungssitten in diesen Branchen als Beleg dienen:

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„Bisher habe ich in der Diskussion über die Veredlung des Geld­ verkehrs einen Linweis darauf vermißt, welche außerordentlich große Summen noch im Barverkehr erspart werden könnten, wenn durch den nötigen Linweis darauf aufmerksam gemacht werden würde, daß im Großeinkauf der Lebensmittel und speziell bei Einkauf von Vieh sich der Scheck einführen würde. Es ist mir bekannt, daß fast durchwegs bei der ländlichen Bevölkerung beim Einkauf von Vieh auf Barzahlung bestanden wird. Noch verwunderlicher ist es jedoch, daß im Großviehhandel unter Ländlern noch zum weitaus größten Teil dasselbe üblich ist. Durch ein gelegentliches Gespräch mit einem Fach­ mann habe ich festgestellt, daß sich fast sämtliche Viehhändler, welche ja noch größtenteils an kleineren Plätzen ansässig sind, bedeutende Bestände in Banknoten halten müssen, weil sich mangels eines geeigneten Linweises und einer entsprechenden Organisation weder im Einzelhandel noch im Großhandel von Vieh der Scheck einbürgern konnte. Da meines Wissens aber die betreffenden Ländler organisiert sind, so sollte es keine Schwierigkeiten machen, hier bessernd einzugreifen und auch bei der bäuerlichen Bevölkerung würde sicherlich der Scheck vertrauenswürdiger Ländler in Zahlung genommen werden, wenn von den Behörden und führenden Persönlichkeiten mit Nachdruck auf den Vorteil hingewiesen würde. Die ländlichen Genossenschaftsbanken würden durch einen der­ artigen Verkehr nur Vorteile haben. Es mag bei den Ländlern mit anderen ländlichen Produkten ähnlich liegen. Dabei handelt es sich um ganz außerordentlich große Summen, die im Barverkehr erspart werden könnten."

Auf denselben Mißstand weist auch Professor Eberstadt in der „Deutschen Wirtschaftszeitung" vom 1. Februar hin, indem

er schreibt: „Nicht allein in den Umsätzen des privaten Bedarfs, sondern vor allem im Großverkehr unter Geschäftsleuten werden täglich in großem Umfang Barzahlungen geleistet, auf deren Ersetzung durch bargeldlose, jedoch in ihrem Wertbetrage gesicherte Zahlungsmittel man bedacht sein sollte. Namentlich auf dem gewaltigen, heute besonders bedeut­ samen Gebiet des Nahrungsmittelverkehrs bildet die Barzahlung unter Ländlern die Regel. In Berlin kann man — um nur wenige Beispiele zu nennen — beobachten, wie auf dem Zentralviehhof, in den großen Markthallen, im Butterhandel, an der Eierbörse die Ländler Pakete von Banknoten Herumschleppen und auszahlen, wenn auch im einzelnen Scheckverkehr stattfindet."

Recht rückständig sind die Zahlungssitten in einem Zweige unseres Wirtschaftslebens, von dem man es am wenigsten er­ warten sollte:

Bei einem sehr großen Teil des Verlags- und

namentlich des Zeitungsgeschäfts. Ans sind führende Verlags­ firmen in Leipzig bekannt, die bei geradezu riesigen Amsätzen bis

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jetzt den Postscheck nicht eingeführt haben, weil sie völlig unbe­ rechtigte und auf irrigen Voraussetzungen beruhende Vorurteile gegen ihn hegen, und es vorziehen alljährlich Hunderttausende von Postanweisungen zu erhalten. Besonders merkwürdig ist aber auch die Zahlungstechnik fast aller großen deutschen Zeitungen. Wenn man das Verzeichnis der Teilnehmer am Postscheckverkehr durchsieht, so vermißt man gerade die besten Namen und wenn man dann mit Korrespondenten von großen Zeitungen spricht, so erfährt man, daß sie ihr Lonorar und ihre Auslagen entweder mit Postanweisung oder gar per Wertbrief oder eingeschriebenem Brief erhalten. Bei den großen Berliner Zeitungsfirmen müssen auf diese Weise allein an unnötigem Porto Zehntausende zum Fenster hinausgeworfen werden. Wenn schon das volkswirtschaftliche Interesse die Verleger nicht zu einer Änderung ihrer Zahlungs­ sitten veranlaßt, so sollte der privatwirtschaftliche Vorteil sie end­ lich zu vernünftigen Neuerungen veranlassen. Die hier angeführten Beispiele von rückständigen Geschäftszweigen ließen sich noch be­ liebig vermehren; es sollen hier aber nur einige besonders krasse Fälle angeführt werden.

IX. Zusammenfassung. Alle die vorstehenden Kapitel zeigen, wie rückständig in Deutschland die Zahlungssitten sind. Milliarden von Banknoten sind unnötigerweise im Llmlauf. Die Folgen dieser schlechten Technik können die denkbar schwersten sein. Sie können unsere Kreditfähigkeit im Auslande erschüttern, unsere Warenpreise empfindlich erhöhen. Darum ist es höchste Zeit alles zu tun, um schleunigst zu bessern. Wie kann das geschehen? Die Behörden müssen hier ihre Gleichgültigkeit aufgeben und ein Machtwort sprechen. Zunächst in ihren eigenen Betrieben. Es darf nicht vorkommen, daß Militärbehörden Tausende als Wertbrief in der Welt herumschicken, es muß unmöglich gemacht werden, daß Güterkassen mit einem Girokonto Bargeldzahlungen verlangen, wie das noch in diesen Tagen in Frankfurt geschehen ist, es muß vor allem der Postscheckverkehr in der großzügigsten Weise aus-

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gebaut werden. Der Postscheck ist seinem ganzen Grundgedanken nach eine Einrichtung, die viel besser ist als der englische Scheck­ verkehr, denn bei einer Erweiterung der Mitgliederzahl ist hier die Grundlage eines Clearings gegeben, wie die Welt ihn noch nicht gesehen hat. Zu diesem Zweck ist schleunigst die Anzahl der Postscheckkonteninhaber auf ein Vielfaches zu steigern. 150000 Konten sind lächerlich wenig für Deutschland. Wir müssen noch im Kriege diese Zahl vervielfachen. Selbstverständlich ist die Stelle, die in erster Linie darauf zu dringen hat, die Post selbst, denn sie macht dabei ein sehr gutes Geschäft. Bisher hat sie für die Propaganda sehr wenig getan. So sehr wir die Tüchtigkeit der Postbehörde schätzen, so sehr wir anerkennen, daß bei ihr viel moderner gearbeitet wird als in vielen privatkapita­ listischen Großbetrieben, so müssen wir ihr doch den Vorwurf machen, daß sie für die Aufklärung rein gar nichts getan hat. Selbst die 150000 Teilnehmer kennen die zahlreichen Vorteile des Postscheckverkehrs noch nicht, geschweige denn diejenigen, die bisher abseits stehen. Wenn selbst Landelskammermitglieder und Großbetriebe keine Ahnung haben, daß die ominöse Steige­ rungsgebühr seit Jahr und Tag gefallen ist, so ist das der beste Beweis. Wenn auf dem Lande heute noch Postbeamte aus Angst, ihre Stellung zu verlieren, dem Postscheck feind­ lich gegenüberstehen, so ist das ebenfalls bezeichnend. Freilich ist es mit der Propaganda allein nicht getan. Der Postscheck ist, wie jede Einrichtung, noch verbesserungsfähig. Manche Verbesserungen sind nur durch • die umständliche Gesetzes­ maschine herbeizuführen. Vieles aber kann im Verwaltungs­ wege geschehen. Wir rechnen hierzu die Vermehrung der Post­ scheckämter, ferner die Beseitigung der Gebühren zwischen Reichsbank und Post. Das Allerwichtigste aber scheint uns zu sein, daß aus keinen Fall bei den bevorstehenden neuen Steuern der Postscheckverkehr belastet wird. Das wäre das Verhängnisvollste, waS im Interesse der Volkswirtschaft und der Post auf diesem Gebiet geschehen könnte. Man würde wieder dieselben schweren Fehler wie beim Scheckstempel machen, man würde ja das Luhn, das die goldenen Eier legen soll, schlachten. Wenn der Fiskus seine Einnahmen aus dem Post­ scheckverkehr erhöhen will, so sollte er eher die bestehenden Ge­ bühren, Mindestguthaben, Frankaturzwang für Briefe an die

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Scheckämter usw. ermäßigen statt sie zu erhöhen, Henn dadurch käme eine derartige Belebung des Verkehrs, daß der Ausfall in wenigen Monaten reichlich eingeholt wäre. Erhöhung der Ge­ bühren bei einer neuen, noch kaum eingeführten Einrichtung, wirtt lähmend und abschreckend. Noch sehr viel haben die Banken zur Veredelung des Zahlungsverkehrs zu tun; sie müssen ihre Pro­ visionsrechnungen usw. so machen, daß das Publikum sie als berechtigt anerkennt. Sie müssen selbst mit Lilfe ihrer gewaltigen Maschinen überall aufklärend wirken. Sie müssen die kleinliche und falsche Eifersucht gegen den Postscheck, der in Wahrheit eine Entlastung für sie ist, aufgeben. Eine sehr große Aufgabe bleibt für die Genossenschaften mit deren Millonen Mitglieder auf dem Lande zu tun, denn dort liegen die Verhältnisse am schlechtesten. Recht wenig haben bisher die Handelskammern, Handwerks­ kammern und Landwirtschaftskammem auf diesem Gebiet geleistet. Auch sie haben in diesen Dingen sehr viel nachzuholen. Die Hauptaufgabe aber liegt beim Einzelnen. Jeder muß sich selbst die Frage vorlegen, ob sein Zahlungsverkehr so ist, wie sein Privatinteresse und die Allgemeinheit es verlangen. Wenn diese letzte Forderung wirklich erfüllt werden würde, so wäre die ganze Frage in kurzer Zeit geregelt. Leider sind wir da sehr skeptisch. Für uns hat dieser Krieg wieder gezeigt, daß in diesen Dingen nur der Zwang, das Gesetz, der Erlaß, die Welt zur Vernunft bringt. Wir fürchten, daß auch in bezug auf unseren Zahlungs­ verkehr erst gesetzliche Bestimmungen, besonders erhöhter Ouittungsstempel für den Bargeldverkehr, für Hypotheken- und Mieten­ zahlung, das herbeisühren wird, was unbedingt nötig ist: Eine Beseitigung unserer unsinnnigen Zahlungssitten.

Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung Eine sozialphilosophische Untersuchung von

Dr. Rudolf Stammler Geh. Iusttzrat, o. ö. Professor der Rechte an der Universität Lalle

Gr. 8. Geh. M. 1b.—, geb. in Lalbfranz M. 19.— Geh. Justizrat Prof. Dr. Stampa schreibt in der „Deutschen Juristenzeitung": „Das groß angelegte Werk, welches bei seinem Er­ scheinen in der ganzen wissenschaftlichen Welt das lebhafteste Inter­ esse erweckte und bereits in dritter Auflage vorlieat, will erforschen, unter welcher allgemeingültiger Gesetzmäßigkeit das soziale Leben der Menschen steht, und welcher Weg dadurch zur Lösung der sozialen Frage gewiesen wird"... und schließt nach eingehender Würdigung des Werkes: „So erfasse ich in dürftiger Skizze die vornehmsten Grundgedanken der Stammlerschen Sozialphilosophie. Über ihre Berechtigung wird in vielem gestritten, aber darüber wird Einigkeit herrschen, daß das Buch eine Geistestat ersten Ranges ist, die nur ein Kopf von universaler Bildung und schärfstem Denkvermögen vollbringen konnte."

Beiträge zur älteren Deutschen Wirtschafts- und Versaffungsgeschichte Gesammelte Aufsätze von

Dr. Georg Caro Privatdozent

Gr. 8.

Geb. M. 3.50

Neue Beiträge zur Deutschen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte Gesammelte Aufsätze von

Dr. Georg Caro Prtvardozent

Gr. 8.

Geh. M. 4.-

Es ist von der Kritik allgemein anerkannt worden, wie ungemein fruchtbar die von kritischem Geist getragenen Untersuchungen des Derfassers waren, dessen Forschungsergebnisse weit über den Rahmen des von ihm behandelten Gebietes hinaus allgemeine Bedeutung haben. Diese sorgfältigen auf reiches urkundliches Material zurückgehenden und durch große Selbständigkeit sich auszeichnenden Arbeiten sind zu den bedeutsamsten Leistungen zu zählen, die auf dem Gebiete der deutschen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte in den letzten Jahren erschienen sind. Derartige auf gründliche Quellen­ forschung aufgebaute Spezialarbeiten werden, wenn sie wie hier von einem kundigen Forscher auf die allgemein wichtigen Grundprobleme hin gerichtet werden, die allein gesicherte Basis für eine deutsche Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte sein können.

Verlag von Veit & Comp. in Leipzig, Marienstr. 18

Kriegswirtschaftslehre von

Dr. Ferdinand Schmid Geh. Lofrat, o. ö. Professor an der Universität Leipzig

Gr.-Oktav. Preis geheftet M. 2.50 N dem vorliegenden Buche, das aus einem Zyklus von Vorträgen entstanden ist, die im Januar 1915 int Auftrage des Ausschusses für volkstümliche Hochschulkurse in der Leip­ ziger Universität gehalten wurden, sind die durch den gegen­ wärtigen Krieg ausgeldsten wirtschaftlichen Maßnahmen und Erscheinungen unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammen­ gestellt. Der berühmte VolkSwirtschastler hat in dm Kapiteln: Theoretische Kriegswirtschaftslehre — Wirtschaftliche Heeresverwaltungslehre — Kriegsfinanzwissenschaft — Kriegswirtschaftspolitik und internationale KriegsWirtschaftspolitik einen reichen und hochinteressanten Stoff zusammengetragen, so daß dieses attuelle billige Werk von jedermann mit großem Nutzen gelesen werden wird.

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Weltwirtschaftliche Studien. Vorträge und Aufsätze von

Dr. Hermann Schumacher o. ö. Professor an der Universität Bonn

Gr. 8.

Geh. M. 12.—, geb. in Ganzleinen M. 13.50

Die in der vorliegenden Sammlung enthaltenen Vorträge und Auf­ sätze haben ihre Wiederveröffentlichung schon deshalb verdient, weil sie Meisterstücke wissenschaftlicher Detailarbeit auf dem Gebiete der Welt­ wirtschaft sind. Alle diejenigen, die dem Streben des Verfassers auf wirtschaft­ lichem Gebiete das richtige Verständnis entgegenbringen, werden in dem vorliegenden Werke schätzbare Anregungen und Mittel finden zur Orientierung über die ökonomischen Probleme unserer Zeit.

Verlag von Veit & Comp. in Leipzig, Marienstr. 18