Gedichte [Reprint 2018 ed.]
 9783111499222, 9783111133096

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Gedichte von

F. m e t e t t u e.

Berlin, 1830. Gedruckt und verlegt

bei G. Reimer.

Inhalt

Träume................................................................................. 3 An die Kunst......................................................................... 5 An den Abendstern................................................................ 6 Bekenntniß.......................................................................... 8 Orakel . . 9 Nachbarschaft........................................................................10 Der glückliche Augenblick . ..... 11 Liebeegruß........................................................................12 Verlorne Freiheit und gefundnes Glück . . . 1Z Der verlorne Amor.............................................................14 Amor verkauft......................................................................16 Lischgesang der neuesten Dichter .... 17 Am Rhein zu singen.............................................................19 Zn der Schweiz zusingen..............................................2t Wanderlied . 23 Gesang im Harz.............................................................. 25 Am Grabe Lean Paule..................................................... 27 Weimar...................................................................... 28 Der Königsstuhl auf Rügen............................................ 29 Fürstenstein in Schlesien.................................................... 29 Erinnerung an den Süden ..... 30 Italienisches Lied............................................................31 Mein braunes Mädchen.....................................................32 Des Mädchens Klage ...... 33 Die junge Lautenspielerin ..... 34 DaS Mädchen an die Laute ..... 34 Das Glockengeläute............................................................... Der Quell..............................................................................37 Schönheit...................................................................... .......... Blüthe und Frucht...............................................................40 Die Wolken . 43

IV

Trost und Schmerz . Reue................................................... Vorwort zu den Sonnetten Das mittelländische Meer Neapel am Abend Neapel am Morgen . Capri an Neapel An Jöchia......................................... Ein Tag auf JSchia . Der Vesuv........................................ Erinnerung auf dem Postlippo Rom an den Wanderer Die Ruinen....................................... DaS Kolosseum . Die Villa Spada zur Rosenzeit Am See der Villa Borghese . An die Pinie .... An den italienischen Frühling . Die CaScatellen Tivoli'S ' . Abschied von Rom . Die Palläste Ln Florenz . Parma........................................... Der Dom Ln Mailand Venedig im Mondenschein Jsola bella ..... Der Blumenschmuck Oberitaliens Letzter Tag in Italien Des Jüngers Entscheidung Töne und Liebe .... Improvisation .... WaS Ihr wollt .... Wie es Euch gefällt . Der Schmetterling und die Blumen . Die Blume als Botin Die weiße Balsamine Die Lilie beim Sonnenuntergang Die Rose.......................................... An die Nelke .... Bei Uebersendung von Vergißmeinnicht Der Jüngling .... Apollo und sein Schüler . Die herrliche Landschaft .

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xVenn PHLbuS, schön in seinen Strahlenkränzen, Verjüngt des Himmels höchsten Thron besteigt. Wenn Lenz und Sommer stehn an ihren Gränzen, Und jener sich dem Gott zum Abschied neigt. Doch dieser ihn empfängt mit frohen Tänzen, Durch Lust und Pracht ihm Huldigung bezeigt, Und er mit seines Auges heißen Flammen Des Nordens schönste Kräfte winkt zusammen: Dann rüstig auf des Jubels mächt'gem Strome Herbei zur Feier jedes Leben schwimmt. Dann wird in der Natur geschmücktem Dome Von Tausenden ein Loblied angestimmt: Die Ros' entzückt mit zaubrischem Arome, Die Lilie jauchzt, die Nelke würzig glimmt. Und selbst die Schwächer« wettzueifern dürsten. Begeistert durch die Näh' des hohen Fürsten. 1

2 Doch scheidend muß die goldne Zeit er kürzen, Vom Süden wird der Hohe uns geraubt; Ihr seht den Herbst nun die Guirlanden schürzen. Die alten Blumen senken trüb das Haupt; Mit buntem Schmuck, nicht mit balsam'schcn Würzen Des Gottes Scheiden et zu feiern glaubt: Was hilft der Blüthen Menge, was die Farben, Wenn in der Brust die mächt'gen Triebe starben. Und die Bedeutung nun? darf ich sie sagen? So ist's in des Gesanges Blüthenreich, Wir leben in des Herbstes kürzern Tagen. — »Und du, den Blumen nur, den spaten, gleich. Willst ihre Menge noch zu mehren wagen?" So fragt ihr wohl, und ich entgegne euch: Es muß der Keim empor zum Lichte steigen. Und wachsend selbst die kleinsten Blüthen zeigen.

3 Träume. Äls Kindlein, kaum vier Spannen groß, Saß ich auf weichem Mntterschooß, Mir ist, als wär' es heut noch. Und wenn sie nUch in Schlummer sang, Daß süß mir's durch die Seele drang, O, welche Lust empfand ich! Im luft'gcn Kleid so schön und hold. Mit Flügelchcn von Grün und Gold Erschienen kleine Elfen; Sie tanzten, brachten Blumen mir. Und schöne Spiele spielten wir, Ich war ihr liebes Herzchen. Von blauen Höh'n und goldner A» Erzählten sie, von Blüthenthau Und bunten Perl'n, ihr Spielzeug; Sie tränken Duft, und jagten sich Mit Schmetterlingen wonniglich. Und schliefen Nachts in Kelchen. Ich spielt' und softe manches Jahr Mit dieser holden Kinderschaar, Ein Knabe endlich ward ich; Da lauschte ich voll Iugendglut, Wie man im Knabenalter thut, Was unsre Dichter sangen. Gestalten kamen, hehr und licht, Und schauten mir in's Angesicht

4 Und winkten ernst mich aufwärts; Vom wunderschönen Göttersaal Erzählten sie mir jedesmal Und von den goldnen Sternen. Da ward das Herz so weit so voll. Daß es in Sehnsucht überquoll, In höher» Schlägen pocht' cs; Und als ich nun ein Jüngling war, Ging ich allein, und weinte gar. Und wußte nicht worüber. Da kam in meine Einsamkeit, Umwallt vom lichten Sternenkleid, Ein Weib so hold, so himmlisch. Und sprach in süßer Melodie: Ich bin die heil'ge Poesie, Du sahst mich oft und kennst mich. Und küßte lächelnd meinen Mund, Da gab sich schnell die Wirkung kund: Mein Herz war auf den Lippen, Und wie bezaubert sagte ich: „Du schönes Bild, ich liebe dich," Und wie Gesang erklang es. Drauf scheidend sprach sie: „bin dir gut. Wenn du mir treu bleibst, junges Blut, Will dich besuchen häufig^ Und sich, so oft sie kam und schied, Ergoß sich in Gesang und Lied Entzücken oder Sehnsucht.

5 Doch war sie da und küßte mich, Umfaßte ich sie inniglich: Quoll'S reicher von den Lippen. Wohl zeigen'- meine Lieder klar, Wann die Geliebte bei mir war In glücklichen Momenten.

An die Kunst. Äaß die bang durchweinte Nacht, Daß die abgebrannten Kerzen Sagen könnten, wie mit Schmerzen, Heil'ge, ich um dich gewacht. Und der junge, frohe Tag, Wie ich innig für dich glühe, Was ich, wie ich mich bemühe. Dir zu sagen nicht vermag. Wenn des Herzens inn'ge Brunst Lieblich auch zu singen zwange. Und die Thräne zaubrisch klänge, Dann besäß ich deine Gunst. Oftmals, wenn die inn're Glut Heller, höher angeglommen. Mächtige Gedanken kommen. Stürmisch wie die wilde Flut, Auf und ab in süßer Pein Mich durch meine Kammer jagen, Ach, dann muß ich's zögernd wagen, Der Empfindung Sprache leihn.

6 Doch umsonst, daß ich's gewagt! Was den Lippen mir entflossen, Haben frühere Genossen Längst gefühlt und oft gesagt. Andre denen's volle Herz Fein zu sprechen, nicht verwehret. Denen nicht die Leiden mehret Des Mißlingens tiefer Schmerz, Gaben schlau, besonnen Acht, Was beim Werben dir gefalle, Machten's so, und haben's Alle Weiter drum als ich gebracht. Nur dein Lächeln, hohe Kunst, Ich für meine Lieb' begehre. Will nicht Ruhm» nicht laute Ehre, Göttliche, durch deine Gunst. Nur die Schmerzen meiner Brust, Die in Thränen jetzt zerfließen. Mögt' in Rythmen ich ergießen, Lieblich dir und mir zur Lust.

An den Abendstern. schöner Stern so hell und rein, Spendet doch dein sanfter Schein Ruhe mir und Frieden! Ist in deinem stillen Schooß Schmerz und Sehnsucht auch so groß, Wie bei uns hienieden?

7 Schaut ein Knabe, blöde zwar, In ein dunkles Augenpaar Dort in lichten Räumen: Wird ihm auch so weh und bang. Muß er einsam tagelang Von den Augen träumen? Oder folgt dem ersten Blick Das erwünschte hohe Glück, Gleich ein Wechsellieben? Steht Erhörung still und leis' In des Auges holdem Kreis' Und noch mehr geschrieben? Trifft er seiner Sehnsucht Ziel Fern vom störenden Gewühl, Will fein Leid ihr klagen: Raubt das bange Herz ihm dort Auch das scheue Liebeswort, Und er kann nichts sagen? Oder eilt der holde Laut Leicht int Wechsel und vertraut Auf der Liebe Flügeln? Sind die Lippen stets bereit. Die geträumte Seeligkeit Küssend zu besiegeln? Ist es so, dann mögt ich gern Hin zu dir, du schöner Stern, Kann's hier kaum ertragen. Daß ich meine Lippen auch Einmal zu was Andrem brauch'. Als nur stet- zu klagen.

8

Bekenntniß. Saß mich's, Liebchen, dir gestehen. Künftig werd ich nichts mehr thun, Nichts, als dir ins Auge sehen, Und zu deinen Füßen ruhn. Wirst an diesem schönen Plätzchen Einzig mein Gedanke sein — Kannst du wohl, mein liebes Schätzchen, Solchen Müßiggänger freyn? Willst du fleißig sein, willst spinnen. Hindert dich mein loses Spiel: Werde blöde erst beginnen, Denn damit gewinnt man viel. Plötzlich stockt dein schnelles Rädchen, Theilest meine Tändelein. — Kannst du wohl, mein theures Mädchen, Solchen bösen Spieler freyn? Durstig such ich dein« Lippen, Kenn' ich doch den süßen Trank: „Lästger geh" — nein, laß mich nippen — „Werde bös'" — ich werde krank. Amor drauf, das schlaue Bübchen, Schenkt mir von dem Nektar ein. — Kannst du wohl, mein süßes Liebchen, Solchen argen Trinker freyn?



9



Orakel. 28aS für Blumen auf der Au Meinem Blick sich zeigen, Purpurroth und weiß und blau J Jede prangt so eigen. Lächelt freundlich, duftet schön. Jede müßte herrlich stehn Meinem lieben Mädchen. Denk ich, wie sie lieblich ist. Mögt' ich weiß ihr schicken; Denk ich, wie sie feurig küßt, Ihr die Nelke pflücken. Doch am meisten, scheint eS mir. Ziemt die blaue Farbe ihr. Denn die deutet Treue. Sich, der lose Schmetterling Muß die Blumen kennen. Fliegt zu allen leicht und flink, Soll die beste nennen. „Suche aus dem bunten Strauß' Etwas für mein Liebchen aus, Daß sie mein gedenke." Sieh, der kleine Gaukler eilt. Rührt die Purpurschwingen, Flattert, schäkert und enteilt Allen bunten Schlingen, Irrt in Kreisen, ungezählt, Steigt und senkt sich, ach — und wählt Eine Flatterrose.

10

Nachbarschaft. Hch seh aus meinem Fenster Nach Liebchens Fenster hin. Mein Herz, so trüb und traurig, Begehrt die Trösterin. Doch Nacht und Nebel liegen Dicht über Stadt und Land, Und Seufzer überfliegen Nicht diese Scheidewand. Ha! Sang und Saitenklänge Durchzucken licht und schnell Die Finsterniß wie Blitze, Und plötzlich wird es hell. Herz klopfe nur, es theilet Sich wohl der Nebelflor, Und aus dem Dunkel eilet Dein Leben dann hervor. Hast du geklopft so freudig. Umsonst gehofft so bang. Und wird, eh sie erscheinet, Zuletzt die Zeit dir lang; So kann ich nicht mehr weilen Im Stübchen sonder Harm, Muß selbst den Flor zertheilen, Muß hin in Liebchens Arm.

11

Der glückliche Augenblick. Wohl entzücken schöne Lieder, Fühl' ich's doch beim Lesen wieder, Daß die Muse Kränze flicht; In der trunkenen Bewegung Spür ich, auch zu fingen, Regung — Muse warum kommst du nicht? Da ich von der Schule komme, Hoff ich, daß Horaz mir fromme, Und manch klassisches Gedicht; Bin ein Jüngling, fühle innig, Drum den rechten Ton gewinn' ich — Muse warum kommst du nicht? Eötterkraft aus vollen Bechern Trank ich heut mit frohen Zechern, Daß der Nektar aus mir spricht; Will drum Andre auch begeistern, Aller Herzen mich bcmeistern — Muse warum kommst du nicht? Durch die dunkeln Straßen eil' ich. Dann vor Liebchens Fenster weil' ich. Ach wie ist mein Geist ihr nah! Will ein Abendlied ihr bringen. Und von meiner Liebe singen — Muse bist du plötzlich da?



12



Liebesgruß. o*

das erschreckt — Ich bin so selig, und doch könnt' ich sterben. Die Blumen schaun auf mich, ich sehe nieder Und schäme mich, bin wohl ein furchtsam Kind, Denn gerne blickt' ich auf — o komme wieder. Du süß Gefühl, wenn wir alleine sind. Lindenblüthe« Laß mich träumen, lebensschwangres Licht! 0 ich weiß, nie wird es sich erfüllen, Und doch glüh' ich für mein Traumgesicht. Ja, mein Leben ists, und ihm entquillen So allmächt'ge Hauche, die berauschen, Ew'ges Urbild, mag dich nicht vertauschen! Schmetterling. Ach nein! es trog sich wieder mein Verlangen: So manchen Reiz hat hier mein Blick entsiegelt.

79 Nur nicht den Kelch, der Geist, Empfindung spiegelt, Ja Göttliches auf holden Purpurwangen. Und dennoch sah ich einst ihn himmlisch prangen, Gewiß, es ist kein Wahn, der mich beflügelt; Fort, fort — mein Streben werde nicht gezügelt, Bis meine Arm' das Ideal umfangen. Und lebte das, wonach ich glühend ringe, Woran des Glaubens Nerven fest sich ranken. Das cw'ge Schöne, doch nur im Gedanken: So finde Treu man bei dem Schmetterlinge, Denn lieben will ichs, treu und sonder Wanken, Bi- ich zum Quell de- Schönen auf mich schwinge.

Die Blume als Botin. Die Blumen. Eieh uns träumen, glühn und schmachten, Jüngling, der du traurig bist, Darfst uns Blumen nicht verachten, Wissen auch, was Liebe ist. Höre, wie so süß wir sprechen, Sieh, wie schön die Lippen prangen. Würdig, Küsse zu empfangen: Mußt uns für dein Liebchen brechen. Jüngling. So Diele sind es, die mein Auge schaut. Doch wähl ich dich, du Blüthe der Citronen, Du hast das Wesen, dem die Liebe traut. Ein hoher Geist muß glühend in dir wohnen.

80 Nimm diese Küsse, bring sie meiner Braut, Nicht ich, die Jauchzende wird dich belohnen — Verschließ sie in den tiefsten Schvoß der Düfte; Und ihr entführt die Botin, schnelle Lüste. Die Geliebte. Wo wandelt jetzt des Liebsten fiücht'ger Fuß? Ach schützt ihn mir, ihr himmlischen Gewalten! Die Blumen spannen schlau^ mit falschem Gruß, Die bunten Netze auS, ihn festzuhalten. Die Lüfte, schmeichelnd, äffen meinen Kuß, Mein Bild der Wolken schwankende Gestalten; Don allen Zweigen glaubt er mich zu hören: Wohl weilt er fern, da Alle ihn bethören. Sieh ein Kind aus fernen Zonen Kommt, auf Zephyrs leichtem Rücken Gaukelnd durch die Lust getragen. Ach, wie wollt' ich dich belohnen. Könntest du, mich zu beglücken, Don dem Liebsten Kunde sagen. Lispeltest du noch so leise. Gäbst du auf des Süden- Weise Würzig duftend dich mir kund; Dennoch wollt ich leicht dich fassen. Keinen Laut entschlüpfen lassen — Doch geschlossen bleibt dein Mund. Die Blüthe. Du trauerst, daß mein duft'ger Mund geschlossen Ach, deines Liebsten Küsse, die so süßen. Die Wonne in mein Dlüthenleben gossen, Möcht' ewig ich in tiefster Brust verschließen.

81 Doch wollt' er mich mit ihnen nicht beglücken, Er brauchte nur die armen durst'gen Lippen, Dir seinen Gruß, du Glückliche, zu schicken: So komm denn, um au« meinem Kelch zu nippen.

Die weiße Balsamine. 2!ls Liebende, entsernt einander, klagten. Und Thränen nur, den Schmerz auf trübem Grunde, Der Einsamkeit die Sehnsucht leise sagten: Ersann Cythere Lindrung solcher Wunde. Sie sammelte die heißen Tropfen alle. Und mit des Kusses Zaubermacht, der schnellen, Ließ plötzlich ,|ie die flüssigen Kristalle Zu zarten Knospen und zu Blüthen schwellen. So schuf sie au- den aufgeblühten Thränen Für da- entfernte Herz die theure Blume. Die kann durch Pracht nicht anzuziehen wähnen. Auch rechnet sie nicht Duft zu ihrem Ruhme. Doch füllt, nur fühlbar dem verwandten Herzen, Ein andrer Balsam still des Kelches Leere: „Der treuen Liebe süße Schnsuchtschmerzen" Drum nannte Dalsamine sie Cythere.

Die Lilie beim Sonnenuntergang. §aut jubelnd, Phöbu-, harrt der Abend deiner. Du nahst, und Freudenfeuer sind entglommen, Der Aermste selbst hat Purpur umgenommen. Doch für dich sterben, glaub ich, könnte keiner.

G

82 Doch tief im Westen glüht es höher, reiner, Dort harrt die Braut, erröthend, süß beklommen; Ja dieser Trost soll meinem Herzen frommen. Nicht klagen will ich, achtest du nicht meiner. Doch morgen, wenn die Glühn'de dich entlassen. Der Kelche Perlen im Vorübereilen Für sie mit deinem Golde einzufassen: Dann wirst bei meinen Thränen du verweilen, Dann trifft dein Blick die Wangen mir, die blassen. Und sterben kann ich von den heißen Pfeilen.

Die

Rose.

28issen möcht' ich, sprach ein schönes Kind, Warum manchmal brennen meine Wangen, Seit von Phyllis ich die Ros' empfangen. Da doch Rosen zum Verschenken sind. Und ein holdes Knäblein, blond von Haaren, Schalkhaft lächelnd, stand zur Seite ihr: Schäferin, ich bin schon lange hier, Und gar Manches kann ich offenbaren. Noch verwundert dachte sie daran, Wir so schnell der Kleine hergekommen, Als er neben ihr schon Platz genommen, Und mit schlauer Miene so begann: Als die Erd' das schönste aller Feste, Selig den Bermählungstag beging, Prächtige Geschenke sie empfing Aus dem Reichthum himmlischer Palläste.

83 Aehrengold, der Wiesen bunten Flor Streuten ihr die Götter, sandten Trauben Süß und glühend, zogen Blüthenlauben, Und cs sang der Nachtigallen Chor. Doch Cythere, meine Mutter, pflückte Eine Ros' auf seligem Gefild, Und den Purpurkelch, der Liebe Bild, Sie durch mich dem jungen Bräutchen schickte. Heißer glomm des Herzens stille Glut, Als die Blum' sie vor den Busen steckte. Und der Flammen Widerschein bedeckte Ihre Wangen wie mit Purpurblut. Wenn seitdem, merk auf, ein schlanker Knabe Eine Rose schenkt der blöden Maid, Regt sich leis' der Liebe Seligkeit, Und die Wangen brennen von der Gabe. Schweige, rief erzürnt das schöne Kind, Wie du lügst mit deiner losen Sage; Ob ich gleich die Ros' am Busen trage, Herz und Wangen doch wie immer sind. Jener ruft: wer kommt denn dort gegangen? Sollt' ihn kennen, sieh doch einmal hin; Phyllis ist es liebe Schäferin — Und da plötzlich brannten ihr die Wangen.

84 An die Nelke. 9?nn hängst du welk das Köpfchen, Meinst, daß ich dich betrog» Weil ich den Duft zu gierig Von deinen Lippen sog. Ach hast du nicht geduftet So süß und gar zu lieb. Und kannst du nun mir zürnen. Daß ich nicht mäßig blieb? Ich wollt' es, da ich spielend Für andre dich erlauscht. Doch warum hat vor allen Dein Nektar mich berauscht? Denkst du, baß ich dich lasse, Weil du verblühet nun, Sollst darum du nicht trauern. Sollst mir am Herzen ruhn.

Bei Uebersendung von Vergißmeinnicht. Äöcnn durch unsre blauen Sterne Sonst ein Herz voll Liebe spricht. Sagen wir: »Vergiß mein nicht. Bin ich künftig von dir ferne." Aber heut auf andre Weise Giebt durch unsern Dlumenmund Rcuerfüllte Lieb' sich kund. Denn Vergessen flehn wir leise.

85

Der Jüngling. Äöenn ich doch auf sturmbcwögtcm Meere, Aehnlich dem Delphin, mich schaukcln könnte! Ach, im milden Kampf der Elemente Würd' ich finden, was ich heiß begehre. Wenn die Wogen himmelwärts mich rissen. Dorthin, wo die schönen Sterne hangen, Könnt' ich aus der Näh nach ihnen langen. Würde manchen zu erhaschen wissen. Sank ich dann auf jähem Stur; der Schäume Zu des Abgrund's unsichtbaren Schrecken, Würd ich manche Perle dort entdecken. Mir beschaun die tiefverborgncn Räume. Ach, ich ließ mich von den Wogen tragen. Müßt' ich Perl' und Sterne auch entbehren. Würd' mein volles Herz sich doch entleeren. Sanfter nach dem Kampf die Pulse schlagen.

Apollo und sein Schüler. (V

Schüler.

^jch wär' in deine Göttlichkeit, 0 Meister, gerne eingeweiht. Und bleibst mir doch so ferne. Ach, laß in deinem Glanz dich sch», Und jeden Zauber mich verstehn. Damit ich singen lerne.

86 Apol lo. Ich wandelte als Hirt im schönen Thal, Und ringshin quoll der Klang der sanften Flöte, Und sieh, getroffen von dem hellen Strahl, Erwachten plötzlich alle Blumenbeete. Schüler.! Ich will auch wandeln auf der Spur Der schönen heiligen Natur, In ihre Tiefen dringen; Wohl rührt nur und erfreut ein Lied, Wenn innig drin die Wahrheit glüht: So hoff ich einst zu singen. Apollo. Wenn ich mit Seherblick zur Ferne dringe. Und dann in Bildern von der Lippe quillt Der Strom der künftgen, der verborgnen Dinge, Wird mit Entzücken jede Brust erfüllt.

Schüler. Wohl herrlich ist es, ohne Müh Mit leichtem Flug der Phantasie Ins Feenland zu dringen; Ich fühls, nur die Begeisterung Macht Lieder ewig neu und jung: Wie lern' ich so zu singen? Apollo. Ich fliege, von dem reinsten Licht umflossen. Jedwede Freude zur Begleiterin, Als Sonnengott mit den entflammten Rossen Kühn zu des Himmels höchstem Scheitel hin.

87 Schüler. Vor dieser Höhe schwindelt mir. Ich seh hinauf, doch kann zu ihr Ein Gott nur mächtig dringen; Und wie das Aug' sich auch gewöhnt. Daß einst mein Lied Vollendung krönt. So werd' ich nimmer singen.

Die herrliche Landschaft. Oeconom. §)ie Wiesen lächeln und die grünen Auen, Und Freude athmen die bepflanzten Höhn: Wer kann die Pracht, die bunten Farben schauen. Und doch, was sie verkünden, nicht verstehn? So reiche Saat und Sonnengold und Regen, Der fruchtbar stets zur rechten Stunde fällt, Verkünden uns zum Herbst den schönsten Segen: Ja, Hoffnung blüht und Freude auf dem Feld. Welch eine Gegend! Gras und Obst, Getraide Entquillt ihr reich, und Feu'rung beut der Wald, Der milde Boden ackert sich mit Freude, Der nahe Strom entführt die Früchte bald. Feldherr. Mag ich auch den ganzen Strom entlang Don dem Meere suchen bis zur Quelle, Find' ich dennoch keine beff're Stelle Für de- Heeres sichern Uebergang. Seht, die Berge diesseits überschaun

88 Jene Hügel, und die blühnden Hecken, Die weithin den Ufcrrand bedecken. Bilden für die Schützen einen Zaun, Die da nieder mit des Rohres Blei AlleS, waS sich jenseit nähert, strecken; Doch rückt massenweis' der Feind herbei,

Muß

man der Geschützes Donner wecken. Unterm Schutz der hochgewölbten Dogen

Glühn'der Kugel, in den Feind gesandt. Wird hier über die gcduld'gcn Wogen Schnell und leicht die Brücke dann gespannt, Welch Terrain, ha, welche Positionen! Busch für Fußvolk, Berge für Kanonen, Heil mir, daß ich diese Stelle fand. Der Geschäftsmann. Die Akten zwar versprechen reiche Beute, Doch lustzuwandeln, zur Gesundheit bloß. Riß ich mich auf Geheiß des Arztes loS; Fürwahr, so ist Natur recht freundlich heute. Zwar nennen junge, schwärmerische Leute Sie reich, sogar erhaben; aber groß Ist nur allein ein tücht'gcr Aktenstoß, Und Reichthum nenn' ich, waS ich dran« erbeute. Doch ging ich heut hinaus zu meinem Wohle, Schon spür' ich, daß ich freier Athem hole. Und will nun schnell noch andern Nutzen zieh», Will mir für künft'gcn Streit die Grenzen merkel Und nebenbei, das kranke Aug' zu starken, Deseh ich mir das frische FrühlingSgrün.

89 Der Dichter. Welch mächt'ger Zauber hat mich hergezogen, Bin ich in meiner Traume Fabelland Auf's Neu im Schwung der Phantasie geflogen? Es hat, so deucht mir, inniglich entbrannt. Die trunken glühenden, geschmückten Wogen Ein Strom des Paradieses hergewandt. Und weithin ausgegossen mit den Fluten Jn's reiche Braulbett seine Liebesgluten. Und ihm entsteigen reizende Sirenen, Gehüllt in Naß den holden Gliederba«, Da- feuchte Haar entwallt im Tanz den Schinen Und in die Dlüthenkelche fällt der Thau, Und das Gebüsch entbrennt von ihren Töne», A«S ihren Augen trinkt das Himmelblau, Und wie sie schäkernd, plätschernd sich ergötzen. So fliegen Blitze hin nach allen Plätzen. Doch plötzlich seh ich, wie die Schaar, erschrocken Vor meinen Blicken, mädchenhaft gekrümmt, Sich schützend mit den Händen, mit den Locken, Verschämt die Flucht, schnell untertauchend, nimmt. Verschämt, daß auf der Büsche Dlüthenflocken Der Widerschein des holden Purpurs glimmt; Doch schlagen nun der Blumen bunte Flammen, Die Schaar verbergend, über sie zusammen. Ach, daß ich die Holdseligen verjagte! Weil nicht in Andacht bloß das Herz genoß, Auch der Verstand hier laut zu werden wagte, Und ich zu singen im Geheim beschloß

90 Das Ew'gc, was noch nie die Zunge sagte: Geschah cs, daß der Zauber schnell zerfloß. So kurzes Glück nur können Träume malen» Und jeder muß Tribut der Erde zahlen?

Druckfehler. Seite22 Zettel v. u. lies dichter statt dichten — 30 — 3 v. u. — seh statt sah — 31 —10 v. o. — Laut st. Hauch — 36 — 1 v. u. — Die st. Dir — 45 — 13 v. o. — trauliches st. treuliches — 54 —12 v. o. — auf st. um --- 76 — 3 v. u. — dem schönsten st. den schönern