Gabriel von Salamanca, Zentralverwaltung und Finanzen 9783205125525, 3205988957, 9783205988953


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German Pages [535] Year 2003

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Gabriel von Salamanca, Zentralverwaltung und Finanzen
 9783205125525, 3205988957, 9783205988953

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bôhlau

Forschungen zur Europäischen und Vergleichenden Rechtsgeschichte Begründet und herausgegeben von Berthold Sutter Band 7/2

Gerhard Rill

FÜRST UND HOF IN ÖSTERREICH von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohäcs (1521/22 bis 1526)

Band 2: Gabriel von Salamanca, Zentralverwaltung und Finanzen

BÖHLAU VERLAG WIEN • KÖLN • WEIMAR

Gedruckt mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der Steiermärkischen Landesregierung und der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG

Coverabbildung: Medaille 1533, Entwurf von Ulrich Ursentaler. Rectoseite mit Porträt Salamancas (Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett, Inv.Nr. 14.383bß).

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 3-205-98895-7 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.

© 2003 by Bühlau Verlag Ges. m. b. H. und Co. KG, Wien Köln Weimar http://www.boehlau.at Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier. Druck: Berger, A-3580 Wien

Inhalt

Vorbemerkung

7

HOF UND ZENTRALVERWALTUNG Hof, Hofkultur, Hofgesellschaft Der Hofstaat Vorstadien 1503-1518. - Der Hofstaat der „Rechenbücher" 1522/23 (46). - Die Hofordnungen 1524 und 1527/30 (50) Der Geheime Rat Regimenter und Hofräte Kanzleiwesen Ergebnisse

15 34

56 66 80 94

GABRIEL VON SALAMANCA Die Legende Herkunft und soziales Umfeld Salamanca und die Milchbrüder. - Burgos, Handelshaus und Hidalguía (118) Karriere und Vermögensentwicklung Bis zu den habsburgischen Teilungsverträgen. - Zur Zeit der Teilungsverträge (141). - Die Kanzleikarriere (144). Hofhaltung 1523/24 (146). - Exil und Entmachtung (150) Die Anklage Salamanca und die Tiroler Bauern. - Der ainige man (170). Die ständische Offensive (179). - Themen der Anklage (185). Das personelle Umfeld Ergebnisse

207 235

DIE FINANZEN Die Hauptquellen Rechenkammern und Schatzmeisteramt

239 260

5

105 112

137

161

Inhalt

Budgets und Bilanzen „Ordentliche" Einnahmen und Ausgaben. - „Außerordentliche" Steuern (277). - Irrwege einer Mitgift (288). - Das „Konto Neapel" (291). - Die kirchliche Terz (294) Schulden und deren Tilgung Altschulden. - Schuldentilgung (302). - Neuverschuldung (314).- Salamanca und die 180.000 Dukaten-Anleihe (326) Maßnahmen und Projekte Die Münze. - Tiroler Silber (354). - Quecksilber (363). - Das mailändische Salzimportprojekt (370) Ergebnisse EPILOG: Exitus acta probat Organisator der Casa de Austria Gut und Geld Letzte Jahre Das Testament Patrimonium und Geschäft König Ferdinand und der Graf von Ortenburg ANNEX 1. Das Palatinatsdiplom 2. Der Territorialbesitz Salamancas in den österreichischen Erblanden: Retz; Freienstein - Peilstein - Karlsbach; die Windenschen Lehen. - Ernberg und die Eberstein-Heirat (439). Zwischenbilanz 1523/24 (442). - Ortenburg (446). Die Fürstenbergischen Herrschaften (449) Abkürzungsverzeichnis Benützte Archiv- und Bibliotheksbestände Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur Register Postscriptum des Herausgebers Stammtafel Salamanca

6

270

298

339

379

393 399 406 408 410 413

423 435

456 458 460 501 523 nach 527

Vorbemerkung

... herr Michel oder Gabriel Salamanca. Was ain rechter Spanier. Derselb regieret diss jungpluet von Osterreich. Und war fürwar in mir ain wunder, das ain ainig ain auslender, und darzu ainer främbden nation, die Teutschn, das ungezaumbt gewaltig solt regirn! Georg Kirchmairs Denkwürdigkeiten

gewaltig mentsch, volck, so (S. 107).

Vuestra merced tiene tantos trabajos que mi lengua no basta para los recitar, y todos por dos respectos: el primero por bien servir y el segundo por invidia que contra vos se tiene. Parécenos que de necesidad tan gran tormenta ha de ser causa de romper el navio. Salmas an Salamanca, 1525 (S. 106). Es ist überall bekannt, das Euer Fürstl. Durchlaucht kain regierung, kain ratt, kain wesen, kain glauben noch gwalt än den ainigen man gehaben, das auch alle formliche Ordnungen dermassen zerrutt und die einkomen deren camer dermassen vermengt, das niemant an disen man nichts furnemblichs thun kann. Ständische Ausschüsse, 1525 (S. 171). Dominatio vestra, ut solita est, studeat serenissimum principem et eius négocia, sicut Semper fecit, bene dirigere! Bernhard Cles an Salamanca, 1525 (S. 188). Kein tieferer Schatten könnte auf die beiden Habsburger einem Gauner.

fallen als ihre Identifikation

mit

Alphons Lhotsky, 1956 (S. 109).

Diese knappe Auswahl an apodiktischen Aussagen und Interpretationen zu einem zeitlich und thematisch äußerst engen geschichtlichen Ablauf belegt die bis heute unüberbrückten, provokativ vertretenen Divergenzen im Verständnis von Zeitgenossen und Historiographen. Wie leicht zu erkennen ist, geht es dabei weniger um gezielte Kritik oder Aufwertung spezifischer, sachlich überblickbarer Aktivitäten - Äußerungen des Hauptbetroffenen, des österreichischen Landesfürsten, wurden hier bewußt ausgeklammert - , eher um die Be- und Verurteilung eines generell in Frage gestellten moralischpolitischen und auch ökonomischen Verhaltens. Die oft diskutierte Ausgewogenheit von individuell und soziologisch bestimmten Faktoren erscheint dabei eindeutig zu Gunsten der ersteren aufgehoben, die Eigengesetzlichkeit eines langfristigen, entpersonalisierten Prozesses vorübergehend außer Kraft gesetzt. Man könnte, abgesehen vom semantischen Anachronismus, von einem Régime sprechen, für welches mit obigen Zitaten die wesentlichen Voraussetzungen gegeben wären. Versuchen wir das bisher für die österreichische Geschichte der frühen zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts weitgehend - von wenigen Ausnahmen abgesehen - gültige Modell nachzuzeichnen: 7

Vorbemerkung

Ein junger Fürst tritt die Herrschaft in einem ihm bis dahin fremden Land an, er wird von seinem Favoriten und einem angemessenen Gefolge begleitet. Er trifft auf eine zum Großteil loyale, zum Teil widersetzliche Bevölkerung - nämlich auf deren politisch aktive Klassen - und läßt, so seine eigene Auffassung, Gerechtigkeit walten, das heißt die echten und vermeintlichen Häupter einer ungehorsamen „Partei" hinrichten (Wiener Neustädter Prozeß vom Juli 1522). Von nun an festigen sich Anzeichen „welscher" Tyrannei, für welche allerdings nicht der Fürst, sondern sein engster Berater verantwortlich gemacht wird. Vorgänge im Bereich der Außenpolitik, der Finanzen, der Administration bestätigen diese Zuweisung. Kein Fußbreit an Boden, so konstatiert man am Ende dieser kurzen Epoche, wurde erworben oder erobert, die überkommene Schuldenlast mit extremer Härte (und auch nur zum Teil) abgetragen, jeglicher Fortschritt sinnvoller staatlicher Verwaltung ausgesetzt. Dies alles wird verständlich durch die Diktatur des ainigen Mannes, des habgierigen, aus kleinen Verhältnissen stammenden Schatzmeisters, der seine Günstlingsrolle nur für Selbstbereicherung nutzte. Erst als sich der Fürst mit Hilfe seiner treuen Untertanen aus dessen Umklammerung befreite, begann eine neue Entwicklung staatlichen Lebens, welches 1526 mit einem Paukenschlag, der Schaffung von Zentralbehörden, einsetzte. Die causa Salamanca war damit beendet und geriet, nachdem sie der Regierung der Erblande über ein halbes Dezennium Stagnation bereitet hatte, in Vergessenheit.

Sehen wir zunächst von Fragen nach Korruption und den damit verbundenen Defekten öffentlicher Moral ab, würde dieses in groben Umrissen skizzierte Modell dem Erscheinungsbild einer in Ausübung der Macht erstarrten Despotie und eines für jegliche staatliche Entwicklung geschichtslosen Intervalls entsprechen. Gegen diese Vorstellung mußten bereits im ersten Band ernsthafte Bedenken angemeldet werden. Allein die diplomatische Betriebsamkeit, die dem mit enormen Schulden belasteten Hofbudget weitere Ausfälle bescherte, sprach gegen außenpolitische Inaktivität. Ferner konnten — Ansätze zum Aufbau eines Bündnissystems mit benachbarten Mächten wie auch zu einer Relativierung des kaiserlich-spanischen Primatsanspruchs, welcher sich in Maßregeln und Kontrollaktionen, bestenfalls in gönnerhafter Phraseologie äußerte, — kontroversielle Standpunkte innerhalb der österreichischen Hofpolitik, das Streben nach Ziontteur-versprechenden Unternehmungen im Gegensatz zum nüchternen Abwägen realisierbarer Möglichkeiten nachgewiesen werden. So bescheiden diese und andere Symptome eines Aufbruchs in größere abendländische Dimensionen scheinen mögen, sie lassen sich kaum mit einem Laisser-faire vereinbaren, das Machtpolitik nur zum Zweck der Selbstbereicherung aktivierte. 8

Vorbemerkung

Diese Beobachtungen im außenpolitisch-diplomatischen Bereich können jedoch nur dann auf die gesamte Hofpolitik angewandt werden, wenn gleichzeitige, ähnlich gerichtete Tendenzen auch in anderen von der Zentrale aus erreichbaren Sektoren zu erkennen sind. Entscheidend erscheinen dabei angesichts der kurzen Zeitspanne - alle vom Hof ausgehenden Initiativen, welche Chancen immer man ihnen retrospektiv zubilligen mag. Wir werden grundsätzlich mit zwei möglichen, nach dem Grad ihrer Verwirklichung unterschiedlichen Abläufen zu rechnen haben: mit jenen, deren Effizienz bereits vor Mohâcs erkennbar ist oder sein sollte, und anderen, die erst in späteren Jahren Gestalt annahmen. Man wird immerhin für Anstöße, deren Auswirkungen zeitlich bis in die maria-theresianische Epoche, räumlich mit letzter Verästelung in den asiatischen Wirtschaftsraum reichten, ein gewisses Maß an immanenter Sprengkraft, an „Potentialität", beanspruchen dürfen. Die Identifizierung des hier behandelten Abschnittes österreichischer Staats- und Hofgeschichte mit der Karriere eines biographisch nur schemenhaft erfaßbaren Individuums beruht auf einem bereits von Zeitgenossen begründeten Syllogismus: Eine sinnvolle staatliche Entwicklung konnte angesichts der Dominanz des despotischen Schatzmeisters nicht stattfinden; andererseits ermöglichte ein organisatorisches Chaos zwischen dem Tod Maximilians I. und der Schaffung von Zentralbehörden 1526/27 die Tyrannis eines fürstlichen Favoriten. Wie immer man die kausale Abfolge konstruiert: Darin ein Symptom der frühneuzeitlichen Auflösung des „normativen Gefüges der abendländischen Ordnung" durch individuelles Machtstreben zu sehen, würde zu Recht den Widerspruch des Mediävisten herausfordern; Nutzung, Überschreitung und Mißbrauch von legalen Befugnissen durch den „heroischen Einzelnen", von Gattinara im Hinblick auf das Kanzleramt als maladie générale seiner Zeit bezeichnet, waren (abgesehen von der Antike) seit den karolingischen Hausmeiern nicht ungewöhnlich. Inwieweit und ob überhaupt diese Schablone auf den österreichischen Schatzmeistergeneral Gabriel von Salamanca anwendbar ist und wie sich sein diesbezüglicher Ruf verfestigte, wird sich aus authentischen Aussagen ergeben. Die scheinbar geschlossene Front seiner Gegner begründete eine noch heute in Handbüchern existente Salamanca-Legende, die in wenigen Fällen - und da nur in Einzelbelangen - korrigiert oder mit dem Attribut „rätselhaft" belegt wurde. Um die damit vorgezeichnete Thematik in logisch vertretbarer Beweisführung zu bewältigen, wurde folgender Weg gewählt: Nach einer einleitenden Skizzierung der höfischen Rahmenbedingungen wird, vorwiegend an Hand bisher unbenützter Quellen, versucht, in dem angeblichen Chaos, das während der fraglichen Jahre die Tätigkeit der zentralen Gremien und Behörden (Hofstaat, Geheimer Rat, Regimenter und Hofräte, Kanzleien) stillgelegt haben soll, Fixpunkte und Phasen der Organisierung und vor allem 9

Vorbemerkung

das dafür kompetente Personal aufzuspüren; die finanzielle Verwaltung bleibt dabei noch unberücksichtigt. Unabhängig vom Ergebnis dieses ersten Kapitels stellt sich die Frage nach der Position des so umstrittenen Günstlings des Landesfürsten: nach seiner schon von den Zeitgenossen umstrittenen Herkunft, seiner Karriere und Vermögensentwicklung, seinem Ausscheiden aus der Politik, seiner wirklichen oder vermeintlichen Schuld. Auch dabei wird auf rechnerisch nachprüfbare Resultate noch weitgehend verzichtet, denn diese bilden einen integrierenden Teil des zentral gelenkten landesfürstlichen Finanzwesens, welches Gegenstand eines dritten Kapitels sein wird. Ausgehend von den zum Großteil bisher unverwerteten „Rechenbüchern" des Schatzmeisters wird das Wagnis unternommen, das österreichische Budget dieser Jahre, soweit es in die Kompetenz des Schatzmeisteramtes fiel, weiters den Anteil Salamancas daran, sowie dessen Versuche, das Defizit durch wirtschaftspolitische Unternehmungen in den Griff zu bekommen, zu rekonstruieren. Jedes Kapitel endet mit „Ergebnissen", in welchen das jeweilige Resümee in das zeitliche und räumliche Umfeld eingebunden werden soll. Der den Band abschließende „Epilog" verfolgt umrißhaft die Schicksale Salamancas ab 1526 bis zu seinem Tod 1539. Diese inhaltliche Gliederung läßt bereits erkennen, daß es sich auch bei diesem Band um Forschungsergebnisse auf vorwiegend archivalischer Basis handelt, die keineswegs als „Geschichte Österreichs" des behandelten Zeitraums zu werten sind. Besonders gilt dies für die finanz- und wirtschaftsgeschichtlichen Abschnitte des dritten Kapitels, das sich lediglich auf vom Fürstenhof und dessen Schatzmeisteramt ausgehende Initiativen, keinesfalls auf die Ökonomie der Erblande bezieht. Methodisch wurde der weit verbreitete Trend zu krampfhaften Innovationen vermieden; jahrzehntelanger Kontakt zu den Schätzen eines der bedeutendsten europäischen Archive hat ein gewisses Maß an Vertrauen zu Quellen und deren sinnvoller Interpretation entstehen lassen, demgegenüber die meist in Vorworten und Einleitungen angesiedelten Auswüchse einer überstrapazierten Methodologie nur als verunklärend-schmückendes Beiwerk einzustufen wären. Es bereitet dem Autor daher kaum Kopfzerbrechen, ob seine Arbeit den „Restschollen einer v e r s u n k e n e n Epoche in der geistigen Landschaft der Moderne" zugeordnet wird oder am Ende gar von dem „geistig-sprachlichen Kontinuum der ihre eigene Vergangenheit reflektierenden Menschheit" ausgeschlossen bleibt. Zum Verständnis der für unser Thema unerläßlichen Verarbeitung von Finanztransaktionen, Verrechnungen etc. erscheint es zweckdienlich, einen kurzen Uberblick über die wichtigsten, im fraglichen Zeitraum gültigen Relationen jener Währungen hier einzuschalten, die als Zahlungsmittel,

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Vorbemerkung

eher noch als Rechnungsgrundlagen für die Scheidemünze, im Geldverkehr anerkannt und gebräuchlich waren. Auf Abweichungen davon wird, soweit sie für den jeweiligen Zusammenhang relevant sind, selbstverständlich hingewiesen. Wichtigste Recheneinheit ist der rheinische Gulden (fl.rh.) ä 60 Kreuzer (kr.) á 4 Pfennige oder Denare (d.). Der Dukat (früher Goldgulden), die im Gegensatz zum Wertverfall des rheinischen Guldens (1386 bis 1550 sank dessen Gehalt an Feingold von 3,396 auf 2,48 g.) konstant gebliebene Währungseinheit des Florens und des ungarischen Guldens, wird während der hier behandelten Jahre rechnerisch in 86 - in konkreten Fällen eher in 83 oder weniger - Kreuzer unterteilt. In den ersten beiden „Rechenbüchern" Salamancas zählte man noch mit livres (1) a 20 sous ä 12 deniers, allerdings zum Teil nach Rückberechnung aus rheinischen Gulden. Setzen wir diese Währungen und Recheneinheiten in Beziehung zueinander, dann entsprechen einem Dukaten 1,43 fl., also 1fl.25 kr. 2 d., und annähernd 21, zugleich in spanischer Währung 375 maravedí (mrd.). Das Verhältnis des rheinischen Guldens zur livre lautet 7: 5, einem fl.rh. würden demnach 1,41 bzw. 118 s., in spanischer Währung etwa 262 mrd. entsprechen. Grundlage dieses Uberblickes über die wichtigsten Relationen bilden die im Folgenden verarbeiteten Quellen, vor allem die „Rechenbücher" und die „Gedenkbücher", zur Ergänzung wäre auf die umfangreiche Literatur zu verweisen, etwa auf PROBSZT, Osterreichische Münzund Geldgeschichte, bes. 354, 373ff (Tab.), 393-404; TREMEL, Frühkapitalismus 155 (Tab.); aus den einschlägigen Artikeln in NORTH, Lexikon 95 (Dukat), 114f (Floren), 222f (Livre tournois), 409ff (Währungssystem), ergeben sich nur wenige konkrete Daten für die Relationen; ferner KELLENBENZ, Münzen und internationale Bank 652ff; GERHARD, Forschungen; zu den Kursschwankungen; DENZEL, Währungen IX. Lothar SUHLING hat in einer 1980 erschienenen Publikation (Bergbau 174 Anm. 15) dem rheinischen Gulden im frühen 16. Jahrhundert „größenordnungsmäßig" eine Kaufkraft von 100 DM (700 öS) zugeordnet. Übertragen auf Großbeträge, die in den folgenden Ausführungen eine Rolle spielen werden, würde das etwa bedeuten, daß die ständische Steuerbewilligung von 1518 (400.000 fl.) 40 Millionen DM oder 280 Millionen öS, die Gesamtausgaben des Schatzmeisteramtes für 1523 (über 300.000 fl.) 30 Millionen DM oder 210 Millionen öS, die Jahresrente aus Neapel (60.000 Dukaten) rund 8 V2 Millionen DM oder über 60 Millionen öS, das Darlehen schließlich, das Salamanca und seine „Gesellschaft" dem österreichischen Haushalt gewährten (180.000 Dukaten), 253/4 Millionen DM oder 180 Millionen öS gleichzusetzen wären. Diese Zahlen erhalten Gewicht, wenn wir ihnen Kleinbeträge des Alltags, etwa im Dienstleistungsbetrieb, gegenüberstellen: Ein Söldner konnte mit einem Monatslohn von 4-12 fl. (je nach Bewaffnung, ob mit oder ohne Pferd), nach obiger Gleichsetzung mit 400-1.200 DM oder 2.800-8.400 öS rechnen, ein Tagwerker (bei zusätzlicher Verköstigung durch den Arbeitgeber) mit etwa 3 fl. im Monat, also 300 DM oder 2.100 öS, ein Bergarbeiter mit weniger als 2 fl., also 200 DM oder 1.400 öS (Zahlen nach PRIBRAM, Materialien; KRADER,

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Vorbemerkung

Anfänge 216; KÖFLER, Land 618f). Aufschlußreicher sind Querverbindungen. So etwa würde das Salamanca-Darlehen ausgereicht haben, den Unterhalt des den Ungarn zugesagten 10.000 Mann-Heeres (mit Kavallerie und 30 Kanonen) für fast vier Monate zu decken (vgl. RILL, Außenpolitik 183, hier auch Vergleichszahlen zu Militär- und Diplomatiekosten). Die erste Anregung zu diesem Band erhielt ich von meinem älteren Kollegen, später Universitätsprofessor, Dr. H a n s W a g n e r , der mir bei seinem Abgang an die Universität Salzburg den Grundstock einer Kartei, einen Namensindex zur Handschrift W 1081 (,,Rechenbuch II") des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, mit der Aufforderung „etwas daraus zu machen" hinterließ. Leider gestattete mir die Beanspruchung durch andere Aufgaben nicht, meine Schuld noch zu seinen Lebzeiten abzutragen. Erst in Verbindung mit Bemühungen um eine Edition der Korrespondenz des Trienter Bischofs und Kardinals Bernhard Cles griff ich auf diese Kartei zurück, welche bereits im ersten Band von „Fürst und H o f verwertet wurde, besonders aber für diesen zweiten Band einen wichtigen Baustein bildet. Das Urteil Wagners, des stets hilfsbereiten älteren Kollegen und durch und durch seriösen und charakterfesten Gelehrten, hätte sicher viel zu einer qualitativen Bereicherung der folgenden Darlegungen beigetragen. Besonderer Dank gilt meinem alten Freund und Förderer em. o. Univ.Prof. Dr. B e r t h o l d S u t t e r ; e r hat auch zu diesem Band wertvolle Anregungen und produktive Kritik aus seinem reichen Wissen zum Thema beigesteuert und sich für die Drucklegung eingesetzt. Einer unvorhergesehenen Fügung habe ich es zu verdanken, daß die Stadt Burgos, die Heimat unseres Schatzmeisters, in den vergangenen Jahren ein über die schon bisher entwickelten Aktivitäten hinausreichendes Interesse an ihrer Vergangenheit bekundete und die daraus resultierenden Ergebnisse in wissenschaftlich vorbildlicher Form veröffentlichte. Vor allem war es mir vergönnt, mit dem führenden Spezialisten auf diesem Gebiet, Univ.-Prof. Dr. H i l a r i o C a s a d o A l o n s o (Universität Valladolid) in Kontakt zu treten. Die Ausführungen dieses Bandes über Genealogie, soziale und ökonomische Einstufung der Familie Salamanca beziehen sich in wesentlichen Punkten auf seine Publikationen und darüber hinausgehend auf seine schriftliche Beratung. Auch die Erstellung der Salamanca-Stammtafel in der nun vorliegenden Form war mir nur dank seiner Hilfe möglich. Ein ähnlich offener und unkomplizierter Gedankenaustausch fand mit Dr. C h r i s t o p h e r L a f e r l (Wien) statt; er machte mich mit dem Ergebnis seiner Dissertation (die hier noch nach dem Manuskript zitiert wird) und darüber hinausreichenden Erkenntnissen vertraut, ohne daß ich ihm ein Äquivalent zu seinen Forschungen hätte bieten können. Schließlich sei wie-

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Vorbemerkung

derum, wie im ersten Band, einem stets verläßlichen Helfer, unserem Mann in Spanien, Dr. K a r l R u d o l f (Madrid) für seine Mühen herzlich gedankt. Weitere spezielle Danksagungen werden den entsprechenden Aussagen des Bandes zugeordnet. Es erschiene mir jedoch als ein verwerflicher Akt egozentrischer Vergeßlichkeit, nicht auch an dieser Stelle des Beistandes meiner einstigen Kolleginnen und Kollegen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu gedenken, die mir grundsätzliche Erfahrungen und Fachwissen zum Thema rückhaltlos zur Verfügung stellten. Für meine langjährige Kollegin Hon.Prof. Hofrat Dr. C h r i s t i a n e T h o m a s , verstorben am 16. Dezember 1997, deren Teilnahme an meinen wissenschaftlichen Versuchen (wie auch an beruflichen Aufgaben) ich rückblickend nur als unersetzbar bezeichnen kann, kommt mein Dank zu spät. Sie hat mich nicht nur bei Planung und Ausarbeitung dieses und des ersten Bandes beraten und zahlreiche Details beigetragen, sondern auch einen Großteil des Manuskriptes kritisch überprüft - solange die physischen Kräfte ihr dies gestatteten. Ihrem Andenken sei dieser Band gewidmet. Klosterneuburg, im Februar 1998*

Angesichts des beträchtlichen Zeitabstandes zwischen Fertigstellung des Manuskriptes und Drucklegung erscheint es sinnvoll, aus der unterdessen erschienenen Literatur zumindest auf zwei Titel hinzuweisen, auf die ungedruckte Wiener Diplomarbeit von Brigitte JIRASEK über die Finanzen Ferdinands I. (ich danke der Autorin für Teilkopien) sowie auf Friedrich EDELMAYER, El hermano expulsado: don Fernando, in: Torre de los Lujanes 39 (1999) 147-161. Zum „Thema Hof bieten die Beiträge von Heinz NOFLATSCHER und Peter RAUSCHER in Frühneuzeit-Info 12/2001, Heft 2 (Wien - Trebic 2002) neue Aspekte.

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HOF U N D ZENTRALVERWALTUNG

Hof, Hofkultur,

Hofgesellschaft

Für die Existenz eines fürstlichen Hofes in den österreichischen Erblanden während des hier behandelten Zeitabschnittes, einer topographisch, prosopographisch und kulturell erfaßbaren soziologischen Formation, können nur bescheidene Anhaltspunkte geltend gemacht werden. Dieser Mangel ist sicher nicht ausschließlich der kargen Quellenlage, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch dem Zustand eines derartigen Gebildes nach der nahezu totalen Auflösung der ausgeprägten höfisch-administrativen Organisation Maximilians I. anzulasten. Der Neuansatz aber benötigte Zeit, besonders im Hinblick auf die Person des in Österreich völlig unbekannten „Infanten" und dessen personelles Umfeld. Daß sich die Assimilierung und Normalisierung eines Hofbetriebes in weit über unseren Zeitraum hinausreichenden Phasen vollzog, wird in der Entwicklung des Hofstaates, zum Teil auch der neuen Regierungsgremien zu verfolgen sein. Sicher ist auch der ferdinandeische Hof der frühen zwanziger J a h r e Teil eines Kontinuums, welches von der mittelalterlichen patriarchalischen familia über prägnante Zwischenstufen zu dem vom Zeremoniell dominierten Szenarium des Absolutismus führte. Die Verlagerung des imperialen Regierungszentrums nach Spanien bedingte jedoch eine Zäsur, eine für die nächsten Jahrzehnte ausschlaggebende Wertminderung im politischen, vor allem außenpolitisch-diplomatischen, aber auch im - in engerem Sinn - höfischen Bereich. 1 Die örtliche Festlegung einer „ R e s i d e n z " erfolgte in den Jahren vor Mohäcs nicht, sie war im zeitlichen Anschluß an das burgundische Prinzip, abwechselnd in mehreren Baulichkeiten des Herrschaftsbereichs präsent zu sein, wie an die Regierungspraxis Maximilians I. auch nicht zu erwarten. Können wir daher von einem „Reisehof mit wechselnden Residenzen", wie das habsburgische Regierungszentrum bis in das 17. Jahrhundert bezeichnet wurde 2 , sprechen? Schränkt man diese Beobachtung auf die ersten J a h r e Erzherzog Ferdinands in Osterreich ein, dann existieren tatsächlich gewichtige Anzeichen dafür. Bei einem etwa zwanzigjährigen, völlig andersartigen Verhältnissen 1

2

Dazu in größerem zeitlichem Rahmen PRESS, The Habsburg Court 28ff; id., The Imperial Court 294. So BAUMGART, Der deutsche Hof 26. Für Burgund vgl. PARAVICINI, Residenzen 247ff.

15

Hof und Zentralverwaltung

höfischen Lebens entstammenden Fürsten, der sich (von seinem eigenen Sprecher!) als hospes in provinciis suis bezeichnen ließ 3 und, vielleicht nur in akuter Depression, nach der Herrschaft in anderen Ländern per ussir di questi paexi - gemeint sind die österreichischen Erblande - trachtete 4 , wird kaum der Wunsch nach einer stabilitas loci innerhalb seines Regierungsbereichs vorauszusetzen sein. Gegen eine solche sprachen zunächst auch realpolitische Gegebenheiten. Das Itinerar Ferdinands für die Jahre vor Mohacs läßt vier Aufenthaltsschwerpunkte erkennen: Wiener Neustadt, Innsbruck, Linz und - seit 1524 - Wien5. Innsbruck war Hauptsitz der maximilianeischen Regierungsbehörden, die zum Teil auch niederösterreichische Kompetenzen besaßen, vor allem aber eine wichtige Basis für aktive Italienpolitik. Das (nicht realisierte) Projekt Ferdinands, in eigener Person an der Spitze seiner Truppen in das militärische Geschehen in der Lombardei einzugreifen und damit seine Aspirationen auf das Herzogtum Mailand zu untermauern, empfahl eine zumindest zeitweilige Hofhaltung in Tirol nahe der eventuellen Ausgangsposition Trient 6 . Gegen Innsbruck als Residenz sprach hingegen die habsburgische Herrschaftsteilung, welche Ferdinand zunächst, in Worms 1521, keinerlei Rechte in Ober- und Vorderösterreich, in Brüssel 1522 nur deren geheimen Besitz samt Gubernium einräumte. Die Vorstellung, Ferdinand habe im Anschluß an Maximilian eine wie immer geartete Regierungszentrale auf die Dauer in Innsbruck etablieren wollen, wird zusätzlich durch die bereits 1522 auf fürstlichen Befehl einsetzende Transferierung von Urkunden und Akten niederösterreichischer Betreffe aus der Innsbrucker Registratur in das Wiener Schatzgewölbe entkräftet 7 . Linz war zwar 1521 Schauplatz des Einzuges und der Hochzeit des neuen Landesfürsten, Maßnahmen im Sinne einer besonderen Begünstigung des obderennsischen Zentrums lassen sich jedoch während des fraglichen Zeitraums, abgesehen von der Errichtung einer Münzstätte 1526, nicht nachweisen 8 . 3

4

Rede des Großkanzlers Pietro Bonomo beim Wiener Neustädter Fürstentreffen, 1523 Oktober 20: AL fol. 72r (alt 80r). SD 40 645, ähnlich 44 383. Vgl. RILL, Außenpolitik 229.

6

GEVAY, Itinerar.

6

Vgl. RILL, Außenpolitik 7 lff. Siehe unten S. 265. SCHMIDT, Linzer Kunstchronik 3 47. Laut MAYRHOFER - KATZINGER, Geschichte der Stadt Linz 1 123 mußte Linz dem neuen Herrscher wie ein „Provinznest" vorkommen, es sei daher ein „Rätsel, warum er dennoch beinahe jedes Jahr einige Tage und Wochen, ja Monate in den Mauern dieser Stadt verbrachte"; auch Ferdinands Gemahlin Anna, die lange hier residierte, „langweilte sich oft sehr" in Linz.

7 8

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Hof, Hofkultur, Hofgesellschaft

Ganz anders einzustufen ist die Position des ,allzeit getreuen' Wiener Neustadt. Hier tagte noch, wenn auch mit zunehmender Bedeutungslosigkeit, das „alte" Regiment Maximilians. Die Stadt war Schauplatz des Gerichtes 1522 wie des Fürstentreffens 1523. Ferner gibt es einen (wenngleich nicht sehr aussagekräftigen) Beleg dafür, daß Erzherzog Ferdinand wertvolle Stücke der Ausstattung der Wiener Burg nach Wiener Neustadt transferieren ließ9. War der Zeugmeister Ulrich Leisser noch 1522 beauftragt, in Wien und Wiener Neustadt mengl und geprechen am Artilleriepark zu überprüfen und in Ordnung zu bringen 10 , so hören wir in den folgenden Jahren, Oktober 1523 bis Mai 1524, nur von Arbeiten an den Wiener Neustädter Befestigungen sowie am dortigen lust- auch zeughausu. Am deutlichsten äußerte sich der venezianische Orator Carlo Contarini: Derzeit (August 1524) würden in Wiener Neustadt — einer Stadt, die an Größe selbst Vicenza übertreffe - Fortifikationen mit reicher Artilleriebestückung errichtet, und viele seien der Meinung, daß nach Abschluß der Arbeiten der Fürst hier seinen ständigen Sitz (la sua habitatione continua) nehmen werde12; und an anderer Stelle: Wien besitze ein .hübsches Kastell', doch sei dieses nicht so wehrhaft wie jenes von Wiener Neustadt 13 . Der Vergleich des Venezianers zwischen Wien und Wiener Neustadt hinsichtlich der Voraussetzungen für eine Stabilisierung des fürstlichen Hofhalts fiel also eindeutig zu Ungunsten der späteren Kaiserstadt aus, obwohl Contarini auch deren Vorzüge - Befestigung mit Mauern, Türmen und Gräben, zahlreiche Kirchen, diverse ästhetische Baulichkeiten, reges Geschäftsleben nicht verkannte 14 . Dazu kommt, daß hier unter Maximilian I. ständische Zentralbehörden getagt hatten und daß Wien, wenn auch nachrangig gegenüber Innsbruck, in die künstlerisch-wissenschaftlichen Ambitionen des Kaisers 9

10

11

12 13

14

Ferdinand beauftragt verordnete Kommissäre in Wien, das Gewölbe der Wiener Burg, in dem Tapisserien liegen, zu öffnen und dem gegenwärtigen unsern tapesier für das Hoflager in Wiener Neustadt zu übergeben, was dieser verlangt, 1522 Juni 29: Urkunden und Regesten 3/IIXLII n.2708; K ü H N E L , Hofburg 14. Weisung an den Vizedom Laurenz Saurer, 1522 März 16: Urkunden und Regesten 3/IIXLI n.2698. Ib.XCIIf n.2978 (1523 Oktober 31); L n.2765 (Dezember 15); LI nn.2767, 2768 (1524 Januar 5); CXXIIIff n. 2981 (Mai 12-22). Bericht Contarinis, 1524 August 14: SD 36 568f. ... ha unpolito castello, ma non forte come quello di Citanova: undat. Summarium Contarinis über seine Reise an den österreichischen Hof (SD 36 579). Ib.579f. Vgl. - auch für das Folgende - die in der 1974 publizierten Sammelbroschüre: Wien an der Schwelle der Neuzeit, enthaltenen Beiträge, bes. BALTZAREK, Wien an der Schwelle zur Neuzeit 5 und PERGER, Die äußere Wandlung 13f, 16f, 19f; ferner KRATOCHWILL, Wien im 16. Jahrhundert 77-84 und besonders THOMAS, Wien als Residenz 105ff. Die neueste Arbeit von VOCELKA, DU bist die port 265ff enthält für unseren Zeitraum keine neuen Fakten oder Ergebnisse.

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Hof und Zentralverwaltung

durchaus einbezogen war. Diese Fakten und vor allem der seit dem 13. Jahrhundert wiederholt betonte Rang einer Metropole waren wohl ausschlaggebend dafür, daß man aus „verschiedenen Anzeichen" die Absicht Ferdinands, schon vor 1525 in Wien seine Residenz aufzuschlagen, erschlossen hat 15 . Der erstmalige längerfristige Aufenthalt des Fürsten in Wien - 19. Juli bis 7. November 152416 - fällt in jene Phase der österreichischen „Außenpolitik", in welcher, durch mehrere Faktoren bedingt, der maßvolle Optimismus der Anfangsjahre einer depressiven politischen Grundhaltung zu weichen begann. Vor allem die mit den Mitteln der Diplomatie und bescheidenem militärischem Aufwand konstruierte Pufferzone im Osten und Südosten hatte sich als völlig unzureichend erwiesen, und an einer Einbeziehung der österreichischen Erblande in die expansive Strategie der Osmanen war seit dem Fall Belgrads 1521 nicht mehr zu zweifeln17. Der unvermeidbare Primat der Ostpolitik aber erforderte die Präsenz des Fürsten und seines Hofes in der Nähe der gefährdeten Zone, sollte die Resignation nicht auf die dort lebende Bevölkerung übergreifen; erfolgverheißende Unternehmungen im Westen und Süden, ein Aufbruch in neoghibellinische Abenteuer, wofür sich Innsbruck als Operationsbasis angeboten hätte, waren zur Illusion geworden. Wien wird nun zur Festungsstadt, „wie ein Igel, der die Stacheln aufstellt, kriecht die Stadt in sich zusammen"18 Offen ist in dieser Phase noch die Frage, ob die Stadt lediglich ein fortifikatorisch und strategisch wichtiger Posten der Defensive bleiben sollte oder ob man riskieren würde, Residenz und Regierungszentrum hier einzurichten. Der verheerende Brand vom Juli 1525 dürfte die Möglichkeit für eine weitgehende Modernisierung und Adaptierung der Bausubstanz geboten haben, und der Anfall Böhmens und besonders Ungarns bildete einen gewichtigen Grund für die Hofhaltung im Ostbereich der Erblande. Daß schließlich, entgegen der Meinung Contarinis, Wien vor Wiener Neustadt bevorzugt wurde, lag an Fragen der Ausdehnung, der Verbindungswege, der Infrastruktur. Welche Rolle dabei die neue, vom Landesfürsten diktierte Stadtordnung vom 12. März 1526 spielte, ist nach dem derzeitigen Diskussionsstand schwer zu beurteilen; es ist sicher richtig, daß der Sitz des Hofes und der Zentralbehörden mit größtmöglicher Normalisierung und Sicherheit im städtischen Umfeld verbunden sein sollte, - fraglich erscheint nur die Zuweisung von Ursache und Wirkung 19 . 1529 war die Entscheidung längst gefallen, der Sultan konnte mit gewisser 15 16

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So KÜHNEL, Hofburg 1 6 (ohne Quellenangabe). GEVAY, Itinerar; der nächste Aufenthalt in Wien ist erst nach Mohäcs nachweisbar. Vgl. RILL, Außenpolitik 206FF. THOMAS, Wien als Residenz 1 0 3 . Vgl. BALTZAREK, Stadtordnung 188ff, 196, der durch genetische Eingliederung der Stadtordnung deren diktatorische Rechtsschaffung entschärft; dagegen PERGER, Die äußere

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Berechtigung erklären, er habe Ferdinand in Wien, also in dessen auch den Türken bekanntem Herrschaftssitz, gesucht und diese Stadt zwanzig Tage lang .umstanden', der Gesuchte aber habe sich in eine Stadt namens Prag abgesetzt und dort verborgen20. Aus dem Hausbesitz des Schatzmeisters läßt sich die westöstliche Verlagerung des Regierungsschwerpunktes deutlich erkennen. War es 1525, als seine offizielle Position noch uneingeschränkt bestand, ein Haus in Innsbruck (später benannt „zum Burgriesen"), das ihm sein amtliches Wirken in Nähe des Fürsten und des Hofes ermöglichte, so mußte er 1538, wenn er auch lange nach seinem Ausscheiden aus dem Amt noch Kontakte zum Hof unterhalten wollte, ein Domizil in Wien erwerben 21 . Die Residenzfrage hatte zweifellos einen hohen Stellenwert für die Gestaltung des fürstlichen Hofhalts und damit, im Bereich des Zeremoniells, der Festlichkeiten und anderer öffentlicher Auftritte des Herrschers, wofür allgemein ein weites Spektrum an Maßnahmen der fürstlichen „Selbstdarstellung" geltend gemacht wird. Für die Jahre vor der Erwerbung der böhmischen und der ungarischen Krone sind jedoch die diesbezüglichen Aussagen äußerst spärlich. Wer nach dem feierlichen Einzug des neuen Landesfürsten in Linz, seiner Hochzeit und den darauffolgenden, etlich tag dauernden Festen im Mai 152122, in deren Rahmen auch das berühmte Losenstein-Turnier stattfand, eine Renaissance des burgundischen Hoflebens in den österreichischen Erblanden erwartet hatte, mußte enttäuscht sein. Schon für die Linzer Festlichkeiten wurde bemerkt, daß es „trotz allem Gepränge merkwürdig still um die Hochzeit" gewesen sei, und auch die euphorische Würdigung der Veranstaltungen im Rahmen des Wiener Neustädter Fürstentreffens 1523 durch Salamanca - cum incredibili omnium ... satisfactione et animorum alacritate23 - entsprach eher den Gepflogenheiten einer Hofberichterstattung als den faktischen Dimensionen des Geschehens. Wenn Ferdinand während dieser frühen Jahre tatsächlich Gefallen an öffentlichen, teilweise zeremoniösen Lustbarkeiten fand, dann vor allem in zwei Bereichen: einmal in der Jagd -

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Wandlung 200f und DURIGL, Die erste Türkenbelagerung 9, wonach eine „rücksichtslose Zurückdrängung bürgerlicher Freiheit" in Folge der Wiener Unruhen stattgefunden habe. In diesem Sinn auch HENGL, Ständische Opposition 190-201. J . MÜLLER, Ein griechisches Schreiben 3 0 9 . Siehe unten S. 151 und 407. Vgl. LHOTSKY, Zeitalter 120; G. KOLLEE, Hochzeit Ferdinands 23f; LAFERL, Kultur der Spanier 192. Salamanca an Cles, 1523 Oktober 27: CC I 12/35 fol. 12rv; an Ausgaben für die bei turnier und tanzspil verwendeten Stoffe, die der Vizedom Saurer dem Oberststallmeister Pedro de Cordoba zwecks Auszahlung an Wiener Kaufleute zu begleichen hatte, sind lediglich 484 fl. belegbar: Urkunden und Regesten 3/IIXLIX n.2757.

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den politischen Verhandlungen in Wiener Neustadt etwa folgten mehrtägige waidmännische Vergnügungen wobei jedoch keinerlei Anzeichen darauf hindeuten, daß er der Dezimierung des Wildbestandes politische Propaganda (wie einst Maximilian I. 24 ) unterschob. Zum andern scheint er Tanz und Maskeraden (momerei) geschätzt und dabei sogar eine Liberalisierung bürgerlicher Bekleidungsvorschriften angestrebt zu haben; die Initiative für derlei Veranstaltungen ging jedoch sicher nicht von ihm, sondern von seiner tanzfreudigen Gemahlin (ein frolich furstin) aus, die sich, wie Augenzeugen berichteten, viel besser und ausdauernder als er im Reigen zu bewegen wußte 25 . Allerdings handelte es sich dabei nicht um bewußte Akte souveräner Selbstdarstellung, sondern um die naive, von Höflingen mit Bedenken verfolgte Freude an vorwiegend bürgerlichen Vergnügungen. Die Frage nach dem Grund für diesen Verzicht auf ein ausgeprägteres höfisches Treiben läßt sich leicht beantworten. Ferdinand war aus seiner Hofhaltung in Spanien und in den Niederlanden daran gewöhnt, daß seine Auslagen mit dem Rechenstift festgehalten und seinem Bruder vorgelegt wurden. Diese finanzielle Abhängigkeit hörte sich nach den Teilungsverträgen zwar auf, doch haben ihn die österreichischen Regierungsbehörden und vor allem sein Schatzmeister von Anfang an schonungslos informiert. Wollte er beschämende Vorkommnisse, wie sie sich unter seinem kaiserlichen Großvater ereignet hatten - man denke etwa an die wiederholte Schuldhaft der Kaiserin Bianca Maria und deren Hofstaates26 - verhindern, dann mußte 24

Maximilian an Siegmund von Tirol, 1495 März 8: Die deutschen Fürsten sollten von der angesagten Gemsenjagd tief beeindruckt werden. Ich hoff zu gott, daz solche hörner da erlauten werden und so manig wild waidgeschray, daß das den Türken und allen anderen possen Christen ier oren erschallen werden ...: V. v. KRAUS, Maximilians vertraulicher Briefwechsel 1 2 0 ; G . WAGNER, M a x i m i l i a n I. u n d die p o l i t i s c h e P r o p a g a n d a 3 3 - 3 6 ; DOMINGUEZ CASAS,

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Arte y etiqueta 24f weist auf von seinen Großeltern überkommene Kenntnisse spanischer Jagdtechnik Ferdinands hin. Bericht Planitz' an Kurfürst Friedrich von Sachsen, 1522 Dezember 26, Nürnberg: Gemeiniglich an den heiligen tagen des abendes zihen eczlich fursten aufs schlos zum frauenzimmer, do tanzt man welsch, francosisch und teuczsch, unnd ist die herzogin (!) stark, nach irer acht vil sterker den der erzherzog (WÜLCKER - VIRCK, Planitz 283f). Ähnlich die Berichte Dietrichs von Werthern an Herzog Georg von Sachsen, 1522 Dezember 19 und 1523 Januar 12: GESS, Akten und Briefe 1 400 n.412, 435 n.431. Bereits im August 1521 hatte Ferdinand nach einem Tanz im Rathaus zu Nürnberg die Stadtväter gefragt, ob sie gegen einen zweiten Tanz etwas einzuwenden hätten, und die Antwort erhalten: er sey selbs her und hausuater, darumb so möge sein genad lang genung tantzen nach seinem gefallen; bei dieser Gelegenheit scheint Ferdinand - wie vor ihm schon Maximilian I . (vgl. WIESFLECKER, Maximilian I. 4 386) - versucht zu haben, gemäß den Bitten der Nürnberger Bürgersfrauen diesen das Tragen der hohen „Stürze" (Kopfputz und Schleier) nach Augsburger Vorbild zu ersparen: KLRCHER, Deutsche Kaiser 33f. Zu Tanzveranstaltungen auf Reichstagen vlg. AULINGER, Bild des Reichstages 275ff. WIESFLECKER, Maximilian 1.1 386; 2 72,76,237,255; 3 29,54,204.

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konsequent gespart werden, auch wenn die im Hofbudget angestrebte Minimierung der Ausgaben im Vergleich zu den staatlichen Gesamtbedürfnissen eine sehr bescheidene Rolle spielte. Es ist bezeichnend, daß diese Spargesinnung zu Mißverständnissen zwischen Fürst und Ständen führte: Während diese gerade im höfischen Sektor unter Umständen zu zweckgebundenen Zahlungen bereit waren, beharrte Ferdinand (oder sein Schatzmeister?) auf Einschränkungen. Diese werden in der Hofstaatsordnung von 1524 ausdrücklich programmiert und durch Entlassungen realisiert 27 und noch deutlicher, nämlich in Zahlen, in einem Status des Hofes der Königin Anna von 1526 errechnet; die dabei jährlich eingesparte Summe betrug nicht einmal 3.000 fl.28. Es wäre demnach zwar übertrieben, von einem spartanischen Hofleben zu sprechen, der gute Wille zu Einsparungen ist jedoch nicht zu übersehen, und er zeigt sich auch in d e n - i m engeren S i n n - k u l t u r e l l e n A m b i t i o n e n . Daß Ferdinand gegenüber den Wissenschaften aufgeschlossen, im sprachlichen Bereich äußerst lernfähig und für humanistisch-erasmianisches Gedankengut (mit Vorbehalt) empfänglich war, ist mehrfach bezeugt29. Zuverlässige Nachweise einer aktiven Anteilnahme oder Förderung von Kunst und Wissenschaft liegen hingegen erst aus späterer Zeit, besonders ab den dreißiger Jahren, vor. Im Bereich der bildenden Kunst ist auffällig, daß der neue Landesherr zwar Berater und Höflinge, nicht aber Künstler aus Spanien und den Niederlanden nach Osterreich mitbrachte. D i e ikonographischen Werke vor 1530 e n t s t a m m e n vorwiegend d e m schwäbischt i r o l i s c h e n Kreis, d a s e r s t e a u t h e n t i s c h e P o r t r ä t F e r d i n a n d s zur Zeit der Teil u n g s v e r t r ä g e (1521?) schuf der Innsbrucker Hofmaler H a n s Maler a u s S c h w a z , die 1523 v e r s p ä t e t e n t s t a n d e n e „Hochzeitsmedaille" bzw. die „Medaille von 1523" w u r d e n s p ä t e r i n Tafelbildern, M e d a i l l e n , Sgraffitis, H o l z s c h n i t t e n etc. o f t m a l s kopiert u n d variiert 3 0 .

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Vgl. das Hofstaatsverzeichnis von 1524 (siehe unten S. 50), das ein Verzeichnis der Entlassungen enthält, und unten S. 95. HKA NöHA W-61/A-36 fol. 98r-105v, hier 104r; über das angebliche Luxusbedürfnis der Anna, für das allerdings erst ab 1527 Anhaltspunkte existieren, vgl. LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 134ff. Besonders SD 4 4 383 bzw. in der Edition FIEDLERS in FRA11/30 2f. Über Sprachkenntnis WOLFR A M , Briefwechsel 98 und die Einleitung zu FK 3 XXXV; Beziehungen zu Erasmus: BAUER, Anfänge lOOfif; EBERDORFER, Ferdinand I. und Erasmus; MARGOLIN, Erasme entre Charles-Quint et Ferdinand Ier. Laut Lorenzo Orio, dem venezianischen Orator in Ungarn, interessierte sich Ferdinand besonders für Astrologie, Philosophie und Kosmographie: SD 35 298f. HLLGER, Ikonographie 29f, 32-39; ein Zahlungsnachweis an Hans Maler, paintre in Schwaz, auch in RB II fol. 63r.

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Daß gelegentlich Künstler, die am ungarischen Hof tätig gewesen waren, nach der Katastrophe von Mohäcs ihre offenen Ansprüche auf Ferdinand zu übertragen versuchten 31 , war eine reine Besoldungsfrage, die das künstlerische Geschehen am österreichischen Hof kaum beeinflußte. Und wenn bereits in unserem Zeitabschnitt in fürstlichem Auftrag neben Juwelen und Schmuckgegenständen auch Werke geistlicher und weltlicher Gebrauchskunst inventarisiert wurden, dann bezweckte man damit lediglich einen Uberblick über jenes Potential, das man im Bedarfsfall für staatliche Notsituationen oder für die Schuldentilgung verwenden konnte 32 . Im Bereich der Musik beschränkt sich unser Wissen auf die Angaben des Hofstaatsverzeichnisses von 152433, wonach - außer neun Flötisten (tibicines) - für den Kirchengesang acht Sänger, vier Sängerknaben, qui ut moris est Germanici discantum cantabunt, und ein Organist besoldet wurden, wobei einer der Sänger in Zukunft als magister et pedagogus der Knaben fungieren sollte. Immerhin läßt sich daraus erkennen, daß auch während der ersten Regierungsjahre Ferdinands, noch vor dem Engagement des Arnold von Bruck 1528, die maximilianeische Hofkapelle 34 prinzipiell, wenn auch in viel bescheidenerer Besetzung, erhalten blieb. Am ehesten trifft die Beobachtung Lhotskys, die habsburgischen Brüder hätten die unvollendeten Werke Maximilians „zwar nicht mit Feuereifer, aber doch mit der schuldigen Pietät" gefördert35, auf den komplexen Bereich von Hofdichtung und -historiographie zu. Ferdinands Anteil an der Bewältigung dieses Vermächtnisses zeigt sich in der großen Instruktion vom 1. März 1526, in welcher Marx Treitzsauerwein von Ehrentreitz mit der Herausgabe des „Weisskunig", des „Theuerdank", der „Ehrenpforte", der Genealogie des Hauses Habsburg sowie der Stabius-Schriften beauftragt wird 36 . Darüber hinaus sind (wenn auch recht bescheidene) Anzeichen für das Fortleben der politisch-propagandistischen Literatur des Kaisers und seiner Mitarbeiter am ferdinandeischen Hof erkennbar.

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Der sog. „Fürstenmaler" Hans Krell stellte nach 1526 derartige Ansprüche: HKANöHAW61/A-14/1 (= Nr. 273,1) fol. 2-11, hier fol. 7r ein vom Künstler verfaßtes Werkverzeichnis für die Jahre 1522-1526; siehe auch Urkunden und Regesten 3/II L X V I I - L X V I I I n.2897. Über Krell LÖCHER, Der Maler Hans Krell, passim, Werkverzeichnis 170f. Vgl. LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 128ff und unten S. 200f. Siehe unten S. 50. Vgl. WIESFLECKEE, Maximilian I . 5 396ff mit älterer Literatur 762; FEDERHOFER, Niederländer 108. Laut HIRZEL, Dienstinstruktion 153 ist für den Zeitraum 1519-1527 eine Hofmusikkapelle nicht nachweisbar, sie sei erst durch die Erwerbung der böhmischen und ungarischen Krone notwendig geworden. In diesem Sinn auch WESSELY, Bruck 1 74. LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 126. Urkunden und Regesten 3/II LXIIf n.2868.

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Signifikant für diese Entwicklung ist die „Warhafftige historii" von der Demütigung Friedrich Barbarossas durch den autokratischen und listenreichen Papst Alexander III., eine seit 1516 nachweisbare, wohl schon früher im Konflikt Maximilians mit der Kurie entstandene Geschichtsfälschung, die über Nauclerus, Celtis und Jakob Ziegler schließlich zu Luther gelangte und von diesem 1545 polemisch verwertet wurde37. Dieser Vorgang zeigt, wie neoghibellinisch-humanistische Phantasiekonstruktionen tradiert und von den viel folgenreicheren Kontroversen der Konfessionskämpfe absorbiert wurden. Und auch am Hof Ferdinands lassen sich Ansätze zu einer höfisch-ghibellinischen Ideologie im Dreigestirn Sbrulius - Bartholinus Spiegel nachweisen. Riccardus Sbrulius, geboren ca. 1480 in Udine, gilt als typischer Vertreter der Synthese von humanistischer Poesie und Historiographie, begabt mit Improvisationstalent, von hoher literarischer Bildung. Während der letzten Dekade Maximilians I. gehörte er dessen Hof, seit 1517 als poeta laureatus, poeta caesareus und caesareus historiographus an und wurde in dieser Verwendung von Ferdinand übernommen 38 . Sein literarisches Hauptwerk ist die Ubersetzung des „Theuerdank" ins Lateinische (,,Magnanimus"), wobei das Ritterepos zu einem moralisierenden,Carmen heroicum' nach antiken Vorbildern umstilisiert wurde. Die unvollendete Arbeit - nur die Einleitung, die Fürwittig- und die Unfalo-Serie waren abgeschlossen - widmete der Autor dem neuen österreichischen Landesfürsten; allem Anschein nach wollte er für die Fortsetzung Ferdinands Zustimmung einholen, doch scheint er in dieser Erwartung enttäuscht worden zu sein. Das Werk blieb Fragment. 39 Ahnlich Sbrulius versuchte der an zweiter Stelle genannte Italiener, Riccardus Bartholinus aus Perugia, Gelehrsamkeit und panegyrische Schmeichelei aus dem Tummelplatz der Hofpoesie um Maximilian in die geänderten Verhältnisse hinüberzuretten. Auch sein Hauptwerk war bereits einige Jahre alt, nämlich die „monströse Austrias" (1516)40, eine Glorifizierung der militärischen Erfolge des Kaisers im bayerischen Erbfolgekrieg, wobei er von der beschränkten Zulassung des Irrealen', dem Einschreiten antiker Gottheiten, ausgiebig Gebrauch machte41.

Für uns sind vor allem die bereits 1504 vom späteren Großkanzler Pietro Bonomo vermittelten Kontakte des Bartholinus zu Dr. Jakob Spiegel42, seit 1523 lateinischer Sekretär in der österreichischen Hofkanzlei, interessant. 37 38 39

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STADTWALD, Pope Alexander III's Humuliation, passim. Siehe unten S. 49. Über Sbrulius vgl. RUPPRICH, Vom späten Mittelalter bis zum Barock 1 596,600; 2 285f; FÜSSEL, Bartholinus 29ff, 204-230, 247; J. D. MÜLLER, Gedechtnus 54, 63, 159-169, 337ff. So J. D. MÜLLER, Deutsch-lateinische Panegyrik 138. FÜSSEL, Bartholinus, bes. 168-193; Druckbeschreibung der Flugschriften Bartolinis bei KÖHLER, Bibliographie 1/1 lOOff nn.222-228. Über Spiegel und seine Beziehungen zu Salamanca siehe unten S. 91 und 208-211.

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Ob Spiegel an der fingierten rührseligen Epistola Ferdinandi Catholici des Italieners - einer im Stil des „heroischen Briefes" Ovids angeblich von Ferdinand dem Katholischen in Todesnähe verfaßten Begründung seines letzten und endgültigen Testaments zu Gunsten Karls (V.) - mitverantwortlich war, läßt sich nicht mit Sicherheit erkennen; die von Bartholinus selbst besorgte Publikation beruft sich jedenfalls auf einen Auftrag Matthaeus Längs und Spiegels, dessen Name auch unter der Vorrede, derzufolge man den Brief nicht ohne Thränen lesen könne, steht43. 1531 erschienen in der Straßburger Offizin des Johann Schrott in einer gekoppelten Publikation Bartolinis „Austriados libri cum scholiis Spiegeiii", woran letzterer schon seit der Erstedition von 1516 gearbeitet hatte, und eine kommentierte Ausgabe des „Ligurinus", einer 1186/87 verfaßten Versifikation der „Gesta Friderici" (1152-1160) Ottos von Freising und Rahewins. Gemeinsam ist beiden Werken die Verherrlichung des Kaisertums. Während jedoch in der „Austrias" der Gegenwartsbezug nur in der Zeitnähe existiert, wird im „Ligurinus"-Kommentar Spiegels der frühe Barbarossa als vorbildhafter Träger einer gottgewollten Ordnung dargestellt und der päpstliche Primatsanspruch unter theologischem und historischem Aspekt deklassiert, - was fast ein Jahrhundert später (1609) die Indizierung zur Folge hatte 44 . Wie der Widmungsbrief zur Edition belegt, ist nicht der Kaiser, sondern Ferdinand als Repräsentant der universellen Machtbefugnis in Karls Abwesenheit vom Reich Adressat dieser Aufforderung zur politischen antikurialen Restauration. Dabei ist zu bedenken, daß mit dem Ibd Maximilians die Interessengemeinschaft des Kaisertums mit den Humanisten, zumindest mit deren papstfeindlichen Protagonisten - den Celtis-Schülern Vadian, Aventin und Ziegler verloren ging; eine Doktrin, die von der translatio imperii ausgehend nationalen Enthusiasmus im Gegensatz zur „römischen Tyrannei" vertrat, konnte auch bei stärksten politischen Gegensätzen zwischen Kaisertum und Papsttum für Karl V. kein Angebot darstellen, sie mußte unweigerlich bei Luther enden 45 . Mutete man dem „Austriaden" Ferdinand als Ersatzperson für seinen nicht erreichbaren Bruder die Rolle eines quasighibellinischen Erneuerers staufischer Machtpositionen zu? Diese Vorstellung dürfte angesichts der mailändischen Aspirationen des Fürsten, seiner Position nach Pavia sowie der vom päpstlichen Sondergesandten Girolamo Rorario konstatierten feindseligen Haltung des österreichischen Hofes gegenüber dem Papsttum und dessen ,habgieriger und bestechlicher Kurie' nach dem Renversement der päpstlichen Politik 1524/25 keineswegs absurd erscheinen 46 . 43 44 45 46

Verzeichnet bei KÖHLER, Bibliographie 1/1 100 n.224; vgl. FÜSSEL, Bartholinus 207-228. Ib. 196-206. Vgl. STADTWALD, Patriotism and Antipapalism, passim. RlLL, Außenpolitik 77. Es ist bezeichnend, daß während der hier behandelten Jahre gerade

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Die in den frühen zwanziger Jahren noch nicht abschätzbare Konkretisierung und Radikalisierung konfessioneller und religionspolitischer Gegensätze war in erster Linie dafür maßgeblich, daß hochmittelalterliche Reflexionen über die Fragwürdigkeit des päpstlichen Primats an einem erzkatholischen Hof abbrachen oder sich in das Lager,neuer' Konfessionen verlagerten. Der (nach Sbrulius) nächste Hofhistoriograph Ferdinands, der Schweidnitzer Caspar Ursinus Velius47, hatte zwar eine reuchlinistische Vergangenheit und stand in Kontakt mit Humanisten dies- und jenseits der konfessionellen Front, seine poetischen und historiographischen Aktivitäten beschränkten sich jedoch auf die übliche Panegyrik, Distichen, Elegien etc. und — ähnlich Bartholinus, mit dem er in enger Verbindung stand — militärische Hofberichterstattung. Die ghibellinische Thematik spielte dabei keine Rolle, ganz im Gegensatz zu ihrer Aktualisierung am kaiserlichen Hof, vor allem durch Gattinara. Gerade die Einstellung zur Kurie in einer äußerst kritischen Phase läßt die Tatsache der Parteibildung im Kreis der Räte und Höflinge deutlich erkennen. Damit stoßen wir auf einen politisch-soziologischen Faktor, dessen Gewicht für den fürstlich-höfischen Entscheidungsprozeß nur in Einzelfällen bewertet werden kann. Hier sollen lediglich Entwicklungslinien aufgezeigt werden, deren Wirksamkeit für das Erscheinungsbild und die Struktur der H o f g e s e l l s c h a f t - zunächst abgesehen von der hierarchischen Gliederung — bestimmend waren. Der Tod Maximilians bedeutete für sie vorwiegend einen jähen Abbruch, zum geringeren Teil eine kurzfristige Scheinexistenz, deren Autoritätsgrundlage ebenso fragwürdig war wie die Aussicht auf künftige Entlohnung 48 . Diese Demontage einer weitläufigen Personalkonstruktion war auf zwei Ebenen unvermeidbar. In formal-organisatorischer Hinsicht läßt der vor seinem Auseinanderlaufen gerade noch existierende Hofstaat von 1519 ein den deutschen Gepflogenheiten entsprechendes Kunterbunt von geistlichen und weltlichen Ämtern, Chargen, Sekretariaten, handwerklichen Arbeitsplätzen etc. erkennen, welches für den an das strenge burgundische

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Girolamo Balbi, der 1524 selbst in päpstliche Dienste trat, den Topos avara et venalis curia verwendete, - was in der Kanzlei auf der Versoseite eines Schreibens an Salamanca, 1523 April 12, mit Interesse vermerkt wurde: HHStA Staatenabt. Rom Korr. la fol. 18r-19v. Vgl. über ihn BAUCH, Ursinus Velius: RUPPRICH, Vom späten Mittelalter bis zum Barock 1 617f; BONORAND, Vadian 215ff; ERBE - BIETENHOLZ in Contemporaries of Erasmus 3 356f. Vgl. Weisung Karls an den niederösterreichischen Vizedom Saurer, 1521 März 4: Er sei geneigt, Diener und Hofgesinde Maximilians gnedigclich zu versehen; da jedoch für die Erhaltung dieses Hofstaats kein Geld vorhanden sei, möge man in den Erblanden, auch den niederösterreichischen, Amter dafür heranziehen (Kop. In HHStA Handschrift W 719/1 fol. 42r).

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Schema gewöhnten Fürsten und dessen engste Berater zunächst inakzeptabel erscheinen mußte49 Zum anderen waren der maximilianeischen „erweiterten" familia vom Kaiser selbst und dessen Mitarbeitern Leitbilder vorgegeben worden, deren ethische und soziologische Komponenten, Tugenden einer heroisierten ritterlichen Standesgesellschaft50, nach dem Ausfall des Initiators keine Uberlebenschancen hatten. Die Fortführung der kulturellen Manifestationen dieses Programmes übernahmen die Erben, wie wir hörten, eben nur „aus Pietät", nicht aus Überzeugung. Wenn somit die maximilianeische familia weder im administrativen noch im ideologischen Bereich unter der neuen Regierung eine unmittelbare Nachfolge fand, so heißt das nicht, daß nicht auf Organisationsformen und Praktiken der letzten Jahre und Jahrzehnte zurückgegriffen worden wäre. Die zum Großteil auf Erfahrungen jener Zeit basierende Einrichtung zentraler Institutionen wird dies deutlich machen. Nahezu unverändert blieb das Prinzip personeller Verzahnung von höfischen und administrativ-politischen Agenden. Daraus erklärt sich auch die schon angedeutete Bildung von Interessengruppen und Cliquen im engeren Umfeld des Herrschers. Es war zu erwarten, daß man dem Fürsten als Entscheidungsträger jede Übereinstimmung mit einer der einflußreichen Personen oder Gruppierungen als Schwäche anrechnen würde, — ähnlich wie es anfangs seinem Bruder in Spanien erging, den man sogar von der Kanzel herab als Gefangenen seines eigenen Hofes bezeichnete51. Fragen wir uns nach dem essentiellen Gehalt der von der jeweiligen Personengruppe vertretenen Standorte und Interessen, dann steht wohl an erster Stelle die „nationale" Zugehörigkeit. Spanier, Niederländer, Deutsche, - das war in den Augen der Zeitgenossen die strukturelle Basis und zugleich das Grundübel dieser Hofgesellschaft, und die zügige Umformung des Hofstaats von oben wird erkennen lassen, mit welcher Akribie eine auf die Resonanz bei den erbländischen Ständen abzielende Lösung betrieben wurde.

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ÖZV 1/2 139-144 und 144-147; dazu ZOLGER, Hofstaat 38f; GATT, Innsbrucker Hof 36ff; THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 35f. Über die burgundisch-spanische Statusstruktur und die Frage ihrer Vorbildhaftigkeit siehe unten S. 94. Charakteristisch ist etwa ein Vergleich des ferdinandeischen Hofschemas von 1524 (unten S. 50) mit jenem des Herzogs Albrecht von Mecklenburg aus demselben Jahr (KEHN, Hofordnungen 1 185—192): Während bei ersterem die Hofkapelle selbstverständlich (und mit einem Bibelwort begründet) an erster Stelle steht, beginnt das Mecklenburger Verzeichnis mit der Aufzählung der Pferde des Marstalls; erst nach dem Stallpersonal wird ein betreuender Kaplan, neben dem Barbier und dem Mundkoch, angeführt.

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V g l . die t i e f g e h e n d e A n a l y s e von J. D . MÜLLER, Gedechtnus, bes. 22-47, 222-225, 262-268;

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dazu die einschlägigen Kapitel bei WIESFLECKER, Maximilian I., bes. 5 306-323, 362-409. PEREZ, Moines frondeurs 7ff.

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Das von letzteren über den Schatzmeister verhängte Verdikt fußte nicht zuletzt auf „nationalem" Mißtrauen, welches zweifellos durch den spanischen „Hochmut", die Verachtung des von „Barbaren" bevölkerten österreichischen Hofes, noch genährt wurde52. Viel undeutlicher erscheint hingegen die soziale Gruppierung; die niederländische Gesellschaftsstruktur war nur zum Teil, die spanische überhaupt nicht auf das österreichisch-erbländische Sozialgefüge übertragbar. Eine verständliche Einordnung war erst dann möglich, wenn - wie im Fall Salamancas - aus dem Don ein Freiherr oder gar ein Graf geworden war. Sozial differenzierte Parteiungen sind während des fraglichen Zeitraumes am österreichischen Hof jedenfalls nicht nachweisbar, sie dürften, wenn überhaupt, lediglich im Sog nationaler, politischer und privater Gegensätze existiert haben. Symptome einer durch Personen oder „Fraktionen" vertretenen Polarisierung lassen sich am sichersten im Bereich der Außenpolitik nachweisen: in dem schon erwähnten Verhältnis zur Kurie53, in der Politik gegenüber Ungarn und dem kroatischen Adel, in der Einschätzung der iranischen Bündnisfähigkeit, grundsätzlich in der Ambivalenz von Streben nach Erfolg in glorreichen Unternehmungen einerseits und nüchternen Kalkulationen für eine vertretbare Staatsfinanz andererseits 54 . Nur schwer einzuschätzen sind die Impulse, die von den aus Spanien geflüchteten Comuneros (oder auch nur Sympathisanten dieser Bewegung) ausgingen. Daß eine derartige Exilbildung am österreichischen Hof tatsächlich stattfand, ist ebenso bezeugt wie das verständliche Mißtrauen des spanischen Hofes hinsichtlich eventueller Folgen dieser in Einzelfällen nachweisbaren Transmigration 55 . Dem rührigsten Agitator gegen die Casa de Austria, Antonio Rincón, wurde eine Comunero-Vergangenheit nachgesagt, seine „Karriere" führte, aus welchen Motiven auch immer, über die Zugehörigkeit zum Hofstaat der Anna in das feindliche, d. h. französische Lager 56 . Und wenn der ferdinandeische Hof generell, sicher zu Unrecht, der Anfälligkeit für französische oder venezianische Spionage geziehen wurde 57 , so stoßen wir auch dabei auf einen Verdächtigen, der spanischer Herkunft und dem Umkreis der Comunerosbewegung zuzuordnen war 58 . Der einzige belegbare Spionagefall dieser Jahre betraf allerdings keinen spanischen Exulanten, sondern den aus Triest stammenden Sekretär Pietro de' Giuliani. Sein Verrat (1524) wurde erst Jahre 52 53 64 55 56 57 58

Siehe unten S. 206. Siehe oben S. 23. Vgl. RILL, Außenpolitik 43f, 54ff, 69f. Sahnas an Ferdinand, 1523 März 21 und 1524 Juli 16: RV 112f, 125f. Dazu unten S. 44. Zu RILL, Außenpolitik 13-19 ergänzend HOLBAN, Rincon. Sahnas an Ferdinand, 1523 August 14: RV 125f. Meine Vermutung, daß es sich bei dem von Carlo Contarini genannten Verräter Martin de

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Hof und Zentralverwaltung

später entdeckt, und dies ohne Wissen der Stände, die vielmehr in dem Kleriker und Diplomaten Girolamo Balbi einen venezianischen Kollaborateur vermuteten. Sowohl Balbi als auch Giuliani standen in enger Verbindung zu Salamanca 59 , und dessen Beziehungen zu den Comuneros schienen allein schon durch die „Nationalität" erwiesen. Daraus Schlüsse auf eine verschworene Clique im höfischen Rahmen zu ziehen, hieße allerdings die Tatsache ignorieren, daß der Schatzmeister, wie noch nachzuweisen sein wird, einen viel weiteren Kreis von Kontakten, den Ansatz zu einem „Klientelsystem", aufbaute 60 . Entscheidend für das Klima, das an einem fürstlichen Hof herrschte, war der Umgang der Personen und Personengruppen miteinander. Zweifellos ging es am Hof Ferdinands „steifer" zu als an jenem seines kaiserlichen Großvaters 61 . In der Hofstaatsordnung von 1524 erklärte sich der Fürst entschlossen, nur eine friedliche und in Ubereinstimmung miteinander lebende familia' zu ernähren, die Verantwortung dafür wurde dem Obersthofmeister zugewiesen62. Konfrontationen im offiziösen Rahmen hinterließen jedoch auch hier Spuren, welche mit wenigen Beispielen belegt werden können. So waren etwa die zeitüblichen Präzedenzstreitigkeiten auf dem höfisch-diplomatischen Parkett auch im Ambiente des österreichischen Landesfürsten unvermeidbar. Während des Reichstages von 1524, dem Ferdinand als Statthalter zusammen mit dem kaiserlichen Gesandten Jean Hannart präsidierte, sei ein Großteil der Zeit mit Diskussionen um den Vorrang zwischen den angesehensten Beratern des Fürsten, Matthaeus Lang und Bernhard Cles, vertan worden, berichtet der lutherische Prediger Johann Locher; ziehe man einen der beiden dem anderen vor, so murren und grunntzen sie63. Dramatischer konnte es zugehen, wenn im Kreis der Höflinge ein Konflikt um amouröse Beziehungen ausbrach: Am 7. Januar 1526 gerieten zwei Hofbeamte Ferdinands, der Silberkämmerer Martin de Paredes und der wiederholt in diplomatischen Missionen verwendete Alonso de Meneses (domino Menasse) in Streit, wobei es um die Gunst einer Hof-

59 60 61 62

63

... (SD 40 645) um Martin de Guzmän handelt (Außenpolitik 186), dürfte im Hinblick auf dessen enge, noch Jahrzehnte anhaltende Bindung an Ferdinand nicht zutreffen. Siehe unten S. 85 und 217f. Siehe unten S. 233f. LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 138. Summam vero operam, Studium atque diligentiam impendent et adhibunt - nämlich Obersthofmeister und Hofmeister - ut quam minime inter familiam rix?, ir(, contentiones, iurgia, convicia differentig, odia ac simultates oriantur et vigeant: Hofordnung 1524 (wie unten S. 50) fol. 57v. Uber ähnliche Vorschriften in anderen Hofordnungen vgl. KERN, Hofordnungen 1 VII-XV; PLODEK, Hofstruktur 118ff; R. A. MÜLLER, Fürstenhof 40f. LAUBE - SEIFFERT, Flugschriften 102, 581 ANM. 18-19. Die Flugschriften Lochers (recte Johann Rott) sind verzeichnet bei KÖHLER, Bibliographie 1/1 322-326 nn. 2229-2237.

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Hof, Hofkultur, Hofgesellschaft

dame der Gemahlin Ferdinands, Anna, ging. Das Bestürzende an diesem Zwist, der mit blanker Waffe ausgetragen wurde, war, daß er sich im Rahmen einer Tanzveranstaltung in Augsburg in Gegenwart des fürstlichen Paares zutrug. Einer der beiden Kontrahenten - die Zuweisung in den Quellen ist widersprüchlich - wurde getötet, der andere schwer verletzt und starb auf der Flucht in der Lombardei. Ferdinand selbst hatte sich mit gezücktem Degen zwischen die Streitenden geworfen, Casimir von Brandenburg wurde verletzt. Die Affäre erregte nicht nur in Augsburg Aufsehen, sie wurde auch in andere Länder - bezeugt sind Spanien und Venedig - kolportiert64. Derartige Vorfälle waren an fürstlichen Höfen sicher keine Seltenheit. Erhöht wurde die Gefahr unkontrollierter Handlungen durch den Alkoholkonsum, wogegen sich 1524 etliche Reichsfürsten und Fürsten - jeweils für ihre eigene Person und ihr Hofgesinde - zu einem Bund der Enthaltsamkeit zusammenschlössen 65 . Daß auch am österreichischen Hof dieser Jahre über den Durst getrunken wurde, lassen etwa die in der Hofordnung von 1524, ebenso in der Hausordnung Salamancas aus demselben Jahr enthaltenen Anweisungen und Verbote erkennen 66 . Vorschriften und Strafandrohungen nützten in diesem Bereich wohl ebenso wenig wie in jenem des Anstandes zwischen Hofdamen und Höflingen. Zufolge einer Hofordnung für die Königin Anna vom März/April 1526, die zweifellos noch unter dem Eindruck des erwähnten Vorfalls vom Januar dieses Jahres verfaßt wurde, durfte in Hinkunft kaine frau oder junkhfrauen von mannßpilldern im Hofgesinde Ferdinands und Annas zur Tafel mitgebracht werden; die Verantwortung dafür wurde dem türhütenden Hofzwerg aufgebürdet 67 .

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Chronik des Clemens SENDER (Chroniken 23 = Augsburg IV 172f); Carlo Contarini mit dem Kommentar: auf diese Art habe Ferdinand zwei grandi servitori et grandi homeni verloren, quali havevanopessimo animo contra la Signoria nostra (SD 40 669); Sahnas: RV 317. Uber Meneses RILL, Außenpolitik 129f sowie LAFERL, Kultur der Spanier 245f; über Paredes unten S. 51f.

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D u r c h gotteslästerung

und bißhero gebrauchten

zutrincken

sei in D e u t s c h l a n d uielerley boß-

heit, unrath und verderblicher Unwille entstanden, die Fürsten hätten daher beschlossen, diese Unsitte abzustellen und sie auch ihren Amtleuten, Hofgesinde und Dienern bei Strafe zu verbieten. Sollte einer der Fürsten jedoch mit seinem Hofstaat in Länder kommen, wo das Zutrinken üblich sei — ausdrücklich genannt werden die Niederlande, Sachsen, Mecklenburg und Pommern - , dann seien sie dieses Versprechens entbunden: Erklärung im Anschluß an das Heidelberger Ar mbrustschießen, 1524 Juni 6 (Du MONT, Corps universel 4/1 395f n. 175). Zur Ablehnung des „Zutrinkens" am österreichischen Ausschußlandtag 1518 vgl. ZEIBIG, A u s s c h u s s - L a n d t a g 237, 293. 66

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In der Hofordnung von 1524 wird strenge Verwahrung von Küche und Keller angeordnet. Deutlicher ist die Hausordnung Salamancas (siehe unten S. 148), wo die Strafgewalt des Hofmeisters in Fällen von frevenlich sweren, zuetringkhen und Streitigkeiten betont und der Weinkonsum auf zwei Tageszeiten (!) eingeschränkt wird. Wie oben Anm. 28 fol. 99v.

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Hof und Zentralverwaltung

Kleinliche Vorrangstreitigkeiten verdienstvoller Ratgeber geistlichen Standes, galante Abenteuer mit blutigem Ausgang, ein Zwerg als Tugendwächter - passen diese Genrebilder zur Erscheinung eines Hofes, dem ein hoher, zum Teil vorbildhafter Rang bei der Organisation frühneuzeitlicher Staatlichkeit, vor allem auf dem Gebiet einer sachlich ausgewogenen Zentralverwaltung, attestiert wurde 68 ? Die Frage nach der moralischen Vereinbarkeit staatlicher Aufgaben mit dem Leben bei Hof haben seit dem Spätmittelalter zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten mit einschlägigen Erfahrungen gestellt. Am bekanntesten für den österreichischen Hof ist wohl das 1444 von Aeneas Sylvius verfaßte Schreiben an den Eichstätter Bischof Johann von Eich {De curialium miseriis), in welchem der Autor den Rat erteilt, tumultus aulici zur Wahrung des Seelenfriedens und -heiles zu meiden, - ohne für seine eigene Person Konsequenzen daraus zu ziehen69. Am ferdinandeischen Hof schloß sich Castillejo („Aula de cortesanos") dieser höfischen Selbstkritik an, und auch Dr. Jacob Spiegel demonstrierte 1527 eine ähnliche Gesinnung gegenüber dem theatrum aulicum, wobei seine finanzielle Notlage eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte 70 . Deutlich zeigt sich dieser Zwiespalt bei Bernhard Cles, dem einflußreichsten erbländischen Politiker der späten zwanziger und der dreißiger Jahre. Eigenhändige Unterstreichungen und Marginalien in seinem Exemplar des erwähnten Aeneas Sylvius-Briefes lassen darauf schließen, daß Cles dem Hofleben zwar nicht kritiklos gegenüberstand, daß ihm jedoch die Teilnahme an Politik und Regierung ohne Position bei Hof nicht möglich erschien. Und diese Gesinnung liegt seinem Verhalten zugrunde, wenn er trotz Widerwillens gegen höfische Umtriebe nach wiederholter Präsenzverweigerung schließlich doch die ihm zugewiesene Rolle in dem suspekten Ambiente übernahm 71 . Cles hatte sich damit eben jenen für die Zugehörigkeit zu einem Fürstenhof verbindlichen politisch-sozialen Spielregeln angepaßt, welche bald darauf, als man den moralischen Notstand zu einer „Apotheose des Dilettantismus" verklärte, in Kompendien höfischer Verhaltenskunst subsumiert wurden 72 .

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PRESS, Typ des absolutistischen Fürsten 123; id., The Habsburg Court 23ff. Dagegen läßt BAUMGART, Der deutsche Hof 25f Ausstrahlungen auf andere Höfe erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts gelten. Nanque si pacern cupimus, si otium düigimus, si nobis vivere volumus, si salutem anime cupimus, fugienda sunt nobis atria regum et aulici tumultus, in quibus ... avaritia tantum, libido, crudelitas, crapula, invidia et ambitio dominatur ...: FRA 11/61 487; vgl. PAPARELLI, II „De curialium miseriis", passim. Siehe unten S. 210. Zu Castillejo vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 74-84.

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ZIPPEL, L ' i m p e g n o 3 8 f ; RILL - THOMAS, C l e s 3 1 f f .

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Vgl. aus der umfangreichen Literatur MORAW, Personenforschung 13f; ANGLO, Der Höfling

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Hof, Hofkultur, Hofgesellschaft

Man wird die Mechanismen, die Norbert Elias73 seiner bekannten Analyse des Hofes Ludwig XIV. voranstellte, für das frühe 16. Jahrhundert nur mit Vorbehalt übernehmen dürfen, vor allem im Hinblick auf die Forschungslage, die weniger durch das Fehlen eines „theoretischen Rahmenwerkes" als durch die Dürftigkeit verläßlicher Quellen (zumindest für die frühen zwanziger Jahre) eingeengt wird. Der Wandel spezifischer Figurationen beruht natürlich auch in unserem Fall auf dem Zusammentreffen langlebiger Traditionen mit relativ kurzlebigen Individuen, - dieses Problem ist jedenfalls, entgegen den Befürchtungen des Soziologen, in der Historiographie längst bewältigt worden. Entscheidend für die Teilidentität des Hofmannes mit dem „Staatsdiener" in zentraler Funktion, somit für die Synthese von herrschernahem Personenverband und zunehmender Staatlichkeit, war, wie seit Otto Brunner wiederholt dargetan wurde, die Beanspruchung des „ganzen Hauses" für die neuen Aufgaben in Politik und Verwaltung74.

Derartige Beobachtungen gelten auch für den ferdinandeischen Hof der fraglichen Epoche, wobei hier nicht von der „abstrakten Totalität all derer, die dem Herrscher dienen" 75 , die Rede ist, sondern von jenen Personen und Gruppen, die den Herrscher tatsächlich umgaben oder zumindest, wenn die Umstände ihre Abwesenheit erforderten, ihren Platz in den zentralen Hofund Regierungsgremien reserviert hatten. Häufig begegnet uns die Kombination eines Hofamtes (im Kämmerer-, Hofmeister-, Stallmeisteramt, in der adeligen Dienerschaft) mit der Würde eines Rates, einem Schlüsselbegriff der Zugehörigkeit zum fürstlichen Dienstbetrieb. Es mochte sich in vielen Fällen um einen bloßen Titel, verbunden mit einer Pfründe, handeln, zumeist war damit jedoch ein konkretes, wenngleich wandelbares amtliches Profil verbunden, welches, wie für den kaiserlichen Hof nachgewiesen wurde 76 , vor allem eine Einstiegsmöglichkeit für gelehrte Juristen bot. Mit der Ratswürde des Hofbeamten ist bereits eine direkte Verbindung zu den Regierungsgremien und Behörden hergestellt. Als markante Fälle seien hier nur exemplarische Doppelfunktionen auf höherer Ebene angeführt: Ciriak von Polheim (Obersthofmeister, Rat und Landeshauptmann ob der Enns), Leonhard von Fels (nobilis camere und Landeshauptmann an der Etsch), Rudolf Graf Sulz (nobilis, Rat und Diener „von Haus aus", Statthalter beim

42ff; CONERMANN, Der Stil des Hofmanns, passim; zur humanistischen Hofkritik zusammenfassend R . A . MÜLLER, Fürstenhof 86ff. ELIAS, Die höfische Gesellschaft, bes. 33ff, 47f. Von der an Otto B R U N N E R anschließenden Literatur sei hier nur verwiesen auf M Ü N C H , Haus und Regiment 205f; in diesem Sinn schon ZOLGER, Hofstaat 40f und zuletzt SUTTER FICHTNER, Habsburg Household 48f. Zusammenfassend über die staatliche Funktion der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hofgesellschaft MORAW, Organisation und Funktion 32f; A S C H , Court and Household 11-14; R. A . MÜLLER, Fürstenhof 9ff, 18f u. ö. So EVANS, Habsburger 1 2 1 als Alternative zur „konkreten Umgebung des Herrschers". Vgl. KOHLER, Rolle der Juristen, bes. 654ff. 33-37,

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Hof und Zentralverwaltung

oberösterreichischen Hofrat) 77 . Als politischer Schachzug ist zu werten, daß der Führer des kroatischen Adels, Christoph Frankopan, vorübergehend zum grand escuier d'escuierie ernannt wurde, wodurch eine österreichischkroatische Militärzone, welche immer noch der Souveränität des ungarischen Königs unterstand, zumindest personell in die Kompetenz des österreichischen Regierungszentrums einbezogen werden konnte 78 . Unübersehbar ist die Bindung der Diplomatie an Hofchargen. Den meisten österreichischen Gesandten dieser Jahre (Bouton, Pedro de Cordoba, Hemricourt, Alonso und Bernardin de Meneses, Nogarola, Ricci, Salinas, Tovar) wurde ein Hoftitel, zumeist auch die Ratswürde verliehen 79 , ihre Zugehörigkeit zum Fürstenhof ist, zumindest statusmäßig, nicht zu bezweifeln. Es kann jedoch auch als sicher gelten, daß sie in beratender Funktion der Regierung, etwa bei Sitzungen des Geheimen Rates, zur Verfügung zu stehen hatten, wobei die Thematik und das Gewicht ihrer Einflußnahme auf fürstliche Beschlüsse nur von Fall zu Fall — wenn überhaupt — zu erschließen ist. Diese Unschärfe der jeweiligen Kompetenzverteilung läßt nur selten eine sachliche Zuordnung erkennen. In den Quellen tauchen Namen und Begriffe auf, die im Bereich des Hofes eine bedeutende Rolle gespielt haben müssen, für uns jedoch nicht mehr identifizierbar sind. Wer war etwa jener einflußreiche Spanier, genannt Spinch oder sanzacho spagnolo, der zusammen mit Dietrichstein 1524 den venezianischen Gesandten auf dessen Reise nach Wien empfing80, was ist unter der geheimnisvollen hofnahen oder hofinternen synagoga zu verstehen, aus welcher sächsische Beobachter spektakuläre politische Arcana bezogen81? Welches Gewicht der Verzahnung von fürstlicher familia und zentralem Regierungsapparat für die österreichischen Erblande beizumessen ist, zeigt sich in der zulezt von Berthold Sutter klar formulierten staatlichen Gestaltungskraft aus fürstlich-höfischer Initiative, der gegenüber Entwicklungen aus anderer Wurzel in den Hintergrund treten 82 . Der „Königsmechanismus", das heißt die Tendenz, Hoheitsfunktionen diverser Herkunft zu absorbieren oder zumindest zu kontrollieren, war in Österreich auch ohne den entsprechenden Titel wirksam, seine Effizienz beruhte in erster Linie auf der administrativen Konsolidierung im höfischen Umfeld 83 . Archaisch anmutende 77 78 79 80

Siehe unten S. 5 Iff. Siehe unten S. 48 und RILL, Außenpolitik 42f. Biographische Angaben ib. ad indicem. Bericht Contarinis, 1524 August 14, sowie Summarium über seine Reise: SD 36 569, 578.

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RILL, Hannart-Affäre 131.

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Landesfürst und Stände 327f. Vgl. PRESS, The Habsburg Court 25f, 30f; zur Kritik der Elias'schen „Basismechanismen" KOENIGSBERGER, Dominium regale 5 Iff.

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SUTTER,

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Hof, Hofkultur, Hofgesellschaft

Umgangsformen im theatrum aulicum, welche dem Ausbau einer „modernen" Verwaltungsstruktur zu widersprechen scheinen, waren nur eine logische Folge dieser Verschmelzung. Der Konnex von Personenverband und Amt aber endete, der mittelalterlichen Tradition folgend, nicht an den Statusgrenzen des fürstlichen Gefolges, er junktimierte interne Hofpolitik mit den Ansprüchen außerhöfischer Einzelpersonen oder Gruppen (den „Muttergruppen" nach Moraw) von Sympathisanten und Klienten, deren Verhalten letztlich vom Funktionieren eines „Interessenausgleichs" abhing84. Und auch in seinem engeren Bereich suchte der Fürst angesichts der zunehmenden ständischen Ingerenz auf die personelle Zusammensetzung des Hofstaates und der Zentralinstitutionen eine Gruppe von Personen enger an sich zu binden, vor allem aber, sie der Kompetenz des immer mächtiger werdenden Obersthofmeisteramtes zu entziehen85; diese Tendenz blieb bestehen, auch als die anfangs stattliche Anzahl nicht-erbländischer Hofchargen auf ein bescheidenes Häuflein von nobiles (abgesehen von den unteren Rängen) zusammengeschmolzen war. Die für die österreichische Geschichte - soweit es sich um die Geschehnisse in und um das Regierungszentrum der Erblande handelt - angeblich so belanglose Zeitspanne 1521/22 bis 1526 fügt sich zeitlich in einen viel umfassenderen Prozeß, der auf verschiedene Art, jedenfalls nicht monokausal zu erklären ist. Hand in Hand mit einer Entpersonalisierung und Objektivierung der Hofpolitik geht der Ausbau neuer oder neu interpretierter Funktionen, welche in Richtung einer Spezialisierung in bürokratischen Normen und, dadurch bedingt, einer Entflechtung von Hofamt und staatlicher Administration tendieren86. Dieser Ablauf stellt jedoch nur eine Seite des Geschehens dar. Die überkommene Ordnung von Hof und fürstlicher familia erweist sich dem rationalen Funktionalismus gegenüber als resistent, indem sie dessen Legitimität aus höfischen Werten und Konventionen ableitet. Damit bleibt, für unsere Epoche und weit darüber hinaus, das Wechselspiel von politischer Realität und politischer Fiktion, der,Maskenhandlung des fürstlichen Hofes', erhalten87.

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Zusammenfassend HAGENEDER, Verwaltung, bes. 105ff; vgl. auch MORAW, Personenforschung 14; id., Uber Patrone und Klienten 5-9; zum „erweiterten Hof' Maximilians I. id., The Court of the German King 127f. Eine Klassifizierung der Bezugssysteme (,,vertikale" und „horizontale" bzw. „primäre" und „sekundäre Loyalitäten") - ROLL, Reichsregiment lOff bietet dankenswerter Weise einen Uberblick über den aktuellen Diskussionsstand - erwies sich, zumindest in diesem Zusammenhang, als unergiebig. Siehe unten S. 56. Vgl. ASCH, Court and Household llff; R. A. MÜLLER, Fürstenhof 25-29; für den österreichischen Hof bis heute unübertroffen ZOLGER, Hofstaat, bes. 53-63. ORNAGHI, Bottega di maschere, passim, bes. 14f (hier obiges Zitat nach Traiano Boccalini).

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Hof und Zentralverwaltung

Der

Hofstaat

Personelle Zusammensetzung und Funktionsschema des landesfürstlichen Hofstaates der Jahre 1521/22 bis 1526 waren bisher völlig unbekannt, wenn wir von wenigen isolierten Nachrichten absehen. Auch die verdienstvolle, im Folgenden mehrmals zitierte Untersuchung von Nicolás Castrillo Benito konnte die zeitliche Lücke zwischen dem ersten „Hofstaat" des im Kindesalter stehenden Infanten in Spanien und jenem des österreichischen Erzherzogs sowie ungarischen und böhmischen Königs von 1527/30 nicht schließen. Diese Dunkelzone, die den Ubergang vom spanischen zum niederländischen und von diesem zum österreichisch-erbländischen Status überdeckt hat, kann nun auf neuer Quellengrundlage und Quelleninterpretation in drei Querschnitten erhellt werden: zum Zeitpunkt der Abreise aus Spanien 1517/18, aus den Rechenbüchern Salamancas 1522/23 und aus einer Hofordnung von 1524. Die zum Teil bereits in Druck vorliegenden, dort jedoch irrig datierten Verzeichnisse von 1527 und 1530 werden - gleichsam als Fluchtpunkt einer logischen Entwicklung - in die folgende Übersicht einbezogen.

Vorstadien 1503 bis 1518 Die 1517/18 erfolgte totale Umgestaltung des Personenkreises um den am 10. März 1503 geborenen Infanten bedeutete die Auflösung einer höfischen Gemeinschaft, welche von den Katholischen Königen geschaffen worden war, deren weitere Schicksale aber vorwiegend durch unvoraussehbare politische Verflechtungen bestimmt wurden. Doña Isabel de Carvajal, Witwe des Sancho de Aquila, die vorher als Hofdame der Königin Isabella gedient hatte 88 , als aya, der Arzt Juan de la Parra und als Chef der Hofhaltung Don Diego Ramírez de Guzmán, Bischof von Catania, der im Falle seiner Abwesenheit von Don Antonio de Rojas, Bischof von Mallorca, später Erzbischof von Granada, vertreten wurde, waren die ersten namentlich bekannten, für das geistliche und weltliche Wohl Ferdinands verantwortlichen Hofbeamten. Fray Alvaro Osorio bezeichnet in seiner Breve relación den übrigen Hofstaat zwar als umfangmäßig bescheiden - entsprechend der tan poca edad des Infanten 89 - , doch sind uns aus dem Zeitraum vom 13. Mai 1503 (Diego de

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D e l a TORRE, L a c a s a 6 3 (zu fol. 1 1 9 - 9 ) . Z u m F o l g e n d e n vgl. RILL, A u ß e n p o l i t i k 1 9 5 - 2 0 2 u n d

die dort verzeichnete Literatur. SANDOVAL, Historia 39. Daten Don Antonio de Rojas' in Historia crítica 6 136 n.34.

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Der Hofstaat

Madrid, tanedor de rabel), bis zum 20. Juni 1504 (Juan Maestre, catelän, menestril de harpa) immerhin 25 Ernennungen bekannt 90 . Nach dem Tod der Königin (20. November 1504) erfolgte durch Ferdinand den Katholischen die erste Umgestaltung und Erweiterung des Hofstaates auf 62 Personen 91 . Auffällig ist bereits jetzt die Dominanz der Familie Guzmän. An die Stelle des Bischofs von Catania tritt dessen Bruder Don Pero Nunez de Guzmän, bei Sandoval kurz el Clavero (Schlüsselbewahrer des Ordens von Calatrava) genannt, als ayo y governador des Hauses 92 ; Gonzalo de Guzmän, Erzpriester von Bonilla, ist Erzkaplan und Diego Ramirez (der Jüngere), Neffe des Governadors und des Bischofs von Catania, Edelknabe (paje). Durch die am 5. November 1505 erfolgte Ernennung Fray Alvaro Osorios 93 zum Erzkaplan Ferdinands wird der Guzmän-Clan noch verstärkt, denn Fray Osorio ist Oheim der Brüder Diego Ramirez und des Clavero94. Nach Ausrufung des Paares Philipp und Juana zu Königen von Kastilien wird Ferdinand nach Valladolid geholt, wo er zunächst in der Corredera de San Pablo Quartier bezieht. Die Hofkonstruktion der Katholischen Könige für ihren Enkel scheint gefährdet: Don Juan Manuel bemüht sich, seinen Gegenspieler Garcilaso de la Vega aus dem Rat Philipps zu eliminieren, und will ihm, dessen Frau und drei Söhnen die führenden Posten im Hofstaat des Infanten als Entschädigung verschaffen; die Provisionen sind bereits ausgehandelt. Im letzten Moment gelingt es dem Guzman-Clan, de la Vega von seinem, besser von Don Manuels Vorhaben abzubringen. Nach dem Tod Philipps in Burgos (26. September 1506) schaltet sich der Consejo Real ein, zunächst um den Clavero aus seiner Funktion zu verdrängen; schließlich, als eine Insurrektion kastilischer Adeliger droht und der Clavero sein Amt einem Regidor von Valladolid, Diego Vernal, übergibt, bestätigt der Consejo Guzmän in seiner Gewalt, allerdings mit Einschränkungen: Ferdinand ist nun im Colegio de San Pablo geradezu interniert, der Clavero auf den mit-

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De la TORRE, La casa 134-139; nach dem Hofschema bei CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 414ff. La casa que ha de tener el ynfante Don Fernando my nieto, 1505: AG Simancas, Casa y Sitios Reales, Leg. 43 fol. 203; danach CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 417-422; weitere Ernennungen durch Ferdinand den Katholischen ib. 423f. Pero Nuñez de Guzmán stand schon in Diensten des 1497 verstorbenen Prinzen Juan; er steht im Hofstaatsverzeichnis an zweiter Stelle der zehn cavalleros diputados para ordinaria compañía de la persona del Prinçipe: FERNÁNDEZ DE OVIEDO, Libro de la Cámara real 15. CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 424. Fray Alvaro war Sohn des Pero Alvarez Osorio, Conde de Trastámara, und Bruder der María Osorio, deren Ehe mit Gonzalo de Guzmán, Señor de Toral, die genannten Guzmán-Brüder entstammten; vgl. SANDOVAL, Historia 3 9 .

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Hof und Zentralverwaltung

wirkenden Schutz der Regidores von Valladolid und der umwohnenden Machthaber wie auch auf consejoy acuerdo de la Chancilleria festgelegt. Der Hofstaat des Infanten erfahrt dabei eine angeblich aus weit zurückreichenden Traditionen95 gespeiste Bereicherung, nämlich die Aufnahme von zwölf monteros aus dem Dienst der Königin Juana, bis König Ferdinand aus Neapel zurückkehren werde. Ab diesem Zeitpunkt verbleibt der Infant bis zum Tod des Großvaters in dessen Obhut96. Erst anläßlich der Zerschlagung des Hofstaates des nun vierzehnjährigen Infanten im Herbst 1517 tritt diese Institution wieder in Erscheinung, diesmal bereits in einem verzweigten politischen Zusammenhang. Bis dahin sind - da sich Hinweise auf ein Hofstaatsverzeichnis von 1515 in Rauch aufgelöst haben 97 - nur einzelne Namen bekannt geworden98, die sich bei systematischer Nachforschung in spanischen Archiven zweifellos ergänzen ließen. Am 7. September 1517 informiert Karl seinen Bruder, daß er, nach bereits erfolgter Vorwarnung, Personen, die eine leitende Stellung in dessen Hofstaat einnahmen, absetzen müsse, da sie sich ihm gegenüber illoyal verhalten hätten und das Aufkommen von Zwietracht unter den Brüdern zu be95

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... como en estos Reynos se acostumbra de tiempo muy antiguo hazer con las personas Reales: ib.42. Über monteros unter den Katholischen Königen vgl. DOMÍNGUEZ CASAS, Arte y etiqueta 21f. Alles nach Fray Osorios Breve relación bei SANDOVAL. Eine lückenhafte Rekonstruktion des Hofstaats beim Tod König Ferdinands bei CEDILLO, Cisneros 1 152. Bei der Familie (Laso) de la Vega handelt es sich um den Comendador mayor de León, Vater des berühmten gleichnamigen Dichters, seine Frau Sancha Guzmán (!) und deren Söhne. CHR. HOFMANN, Das Spanische Hofzeremoniell 196f erwähnt ein Hofstaatsverzeichnis des Infanten Ferdinand von 1515 mit dem Quellenzitat „Arch. Gen. de Simancas, Casa y Sitios Reales, Legajo 43 fol. 209"; im Quellenverzeichnis (297) wird hingegen ein Legajo 43 (worin kein Hofstaatsverzeichnis Ferdinands enthalten ist) nur in der Sección Casa de los Reyes Católicos, nicht aber in Casa y Sitios Reales geführt. Eiine Auskunft des AG Simancas hat klargestellt, daß ein Hofstaatsverzeichnis Ferdinands von 1515 nicht existiert, daß vielmehr die fol.-Angabe wie auch die Jahreszahl unrichtig sind; Leg. 43 fol. 209 enthält lediglich eine Abrechnung des Pedro de Dueñas, 1505 August 31. Für Hilfe bei der Klärung des Sachverhalts danke ich Dr. Andrea Sommer-Mathis (Wien) und Dr. Dieter Weiß (Nürnberg). So etwa werden im Generalpardon für ehemalige Comuneros genannt: Francisco de Mercado, der vor 1516 dem Hofstaat Ferdinands angehörte und dann zum Corregidor von Ciudad Rodrigo ernannt wurde, - zweifellos ein naher Angehöriger des Fernando de Mercado, der im Hofstaat 1505 als despensero genannt wird (CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 420), wie auch des im RB II fol. 28r und 33r erwähnten Alonso de Mercado (zu den Mercado vgl. O P L L - RUDOLF, Spanien und Österreich 44; LAFERL, Kultur der Spanier 247f); ferner Alonso de Saravia, Corregidor von Logroño 1507-1508 und Regidor von Valladolid, der 1517 vorübergehend dem Hofstaat Ferdinands angehört haben soll: PÉREZ, La Revolution 480. Ein im Mai 1520 als tesorero des Gobierno de las Indias genannter Alonso de la Puente wird als ehemaliger Sekretär des Infanten bezeichnet: GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 366.

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Der Hofstaat

fürchten wäre. Ausdrücklich genannt werden der comendador mayor de Calatrava und der Bischof von Astorga. An ihre Stelle sollen der clavero de Calatrava, Diego de Guevara, und Karls Gesandter in Spanien, Charles Poupet Sr de Lachaulx, in der Praxis, da beide abwesend sind, Alonso Tellez Giron, der dem Rat Cisneros' angehört, treten". Die Maßnahmen richten sich also in erster Linie gegen den Guzmän-Clan: Fray Alvaro Osorio, seit 1515 Bischof von Astorga, Gonzalo Nunez, ayo Ferdinands und Comendador mayor des Ordens von Calatrava, zu welchem Amt er vom Ordenskapitel 1516 auf Intervention Karls und Ferdinands gewählt worden war 100 ; schließlich Gonzalo, wohl identisch mit dem Erzkaplan von 1504 1 0 1 . Gerade am Schicksal des Letztgenannten zeigt sich der enge personelle Zusammenhang politischer Tendenzen im Hofstaat mit der aufkeimenden Bewegung der Comuneros102: Gonzalos Vater Ramiro Nunez zählte zu den mächtigsten Comuneros in Leon, er galt zugleich als jefe de la casa de este nombre, agregado al Infante Don Fernando, wurde nach Niederschlagung des Aufstandes aller Besitzungen verlustig erklärt und in Abwesenheit zum Tod verurteilt 103 . Während der Erzkaplan das Schicksal seines Vaters teilte - er lebte seit 1520 im Exil in Portugal 1 0 4 - , gelang anderen Mitgliedern der Familie eine Korrektur des katastrophalen Abstiegs des GuzmänClans: Der Comendador mayor Gonzalo Nunez wurde in den Generalpardon vom

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SPIELMANN - THOMAS, Q u e l l e n 2 9 - 3 3 n . 9 . Z u s a m m e n f a s s e n d RILL, A u ß e n p o l i t i k 1 9 9 f f ; d a -

zu GARCÍA ORO, Cisneros 1 4 1 6 - 4 2 1 . Historia 8 2 ; ergänzend BUCHOLTZ, Geschichte 1 6 8 ; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 1 7 2 . Zum Ordenskapitel vgl. SANDOVAL, Historia 3 4 (zu 1 5 1 5 ) und GALINDEZ CARBAJAL, Anales 3 5 5 (zu 1 5 1 6 ) sowie FERNÁNDEZ IZQUIERDO, La orden militar de Calatrava 7 2 . - Konkurrent Guzmáns bei der Kandidatur für die Würde des Comendador mayor nach dem Tbd des Gutierre de Padillas war der Neffe des Verstorbenen, Gutierre Lopez de Padilla; ausschlaggebend war die Stimme der Gesandten Karls, die die Verdienste Guzmáns als ayo Ferdinands betonten, - aunque despues ansí en la determinación de la ida del Infante a Flándes, estando en Aranda, como en las alteraciones que sucedieron en el reino, no se tuvo su Alteza por bien serbido del dicho Clavero: GALINDEZ CARBAJAL I.e. Wann der Wechsel in der Leitung des Hofstaats von Pero Nuñez auf Gonzalo Nuñez de Guzmán erfolgte, konnte nicht ermittelt werden. Pero Nuñez wurde angeblich noch 1518 wegen schlechter Verköstigung Ferdinands zur Verantwortung gezogen: Er habe ihm häufig Reis ohne Fett, alte Hühner und rohes Obst vorgesetzt, ferner habe er ihm nicht gestattet, Geschenke zu machen - ausgenommen ein altes, abgetragenes Wams, ein abgenutztes Barett oder ein lahmendes Pferd: GOSSART, Charles-Quint 261f; laut Francés de ZUÑIGA (cap. VI, p.llf) schimpfte er in seiner Sterbestunde ,wie ein Maure', weil er sein Geld nicht mitnehmen konnte. SANDOVAL,

Im Schreiben Karls an Ferdinand, 1517 September 7, nicht erwähnt, hingegen in den gleichzeitigen Weisungen an Cisneros und Adrian: WEISS, Papiers d'Etat 191; Historia crítica 1329. Dazu PÉREZ, La Révolution (Register: Guzmán), bes. 85ff, 1 2 3 , 482; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 40FF; FERNÁNDEZ ÁLVAREZ, La España 109f. Siehe auch oben S. 2 7 . Historia crítica 2 145; PÉREZ, La Revolution 24, 171, 301, 479ff, 588, 602, 621; über Ramiros Frau Maria de Quinones, die noch 1522 Widerstand leistete, ib. 302, 641. PÉREZ, L a R e v o l u t i o n 4 8 0 , 5 0 5 f , 5 3 2 , 5 5 1 , 6 1 8 .

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Hof und Zentralverwaltung

28. Oktober 1522 eingeschlossen105, der älteste Sohn des Ramiro Nuñez, Martín, ist seit 1527 im Hofstaat Ferdinands in den österreichischen Erblanden nachweisbar, er war noch nach Jahrzehnten engster Vertrauter des Landesfürsten und kehrte 1559 reich beschenkt nach Spanien zurück106. Die rigorosen Maßnahmen vom September 1517 richteten sich jedoch nicht ausschließlich gegen Mitglieder der Familie Guzmán. Schon im April 1516 wurden Überlegungen angestellt, die militärische Bedeckung des Hofstaates - la guardia y capitanía del Infante - auszuwechseln und damit das potentielle Yerschwörernest zu isolieren 107 . Die Zahl der entlassenen Hofdiener und Gesellschafter des Infanten schwankt zwischen 27 und 33 108 . Zu ihnen zählte auch Ferdinands Stallmeister (cavallerizo) Suero de Aquila, Sohn des Sancho und der Isabel de Carvajal, der aya Ferdinands seit 1503 109 ; obwohl auch er als Deputierter von Avila eine maßgebliche Rolle bei den Comuneros spielte, verhalf ihm ,hohe Protektion', nämlich die Fürsprache Ferdinands für seinen Jugendgespielen, nach kurzer Zeit zur Wiederherstellung seines Ansehens und seines Vermögens 110 . Die übrigen Personen, die im Hofstaat verblieben oder aus ihm ausgeschlossen wurden,

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Historia crítica 6 198fn.204. Über ihn zusammenfassend GOETZ, Ratgeber 473f; LAFERL, Kultur der Spanier 233f. Die seinem Vater entzogenen Lehen wurden 1532 Martin zugesprochen: PÉREZ, La Révolution 674f. Sahnas kündigt Salamanca 1523 August 14 das Kommen eines Sohnes des Ramiro Nuñez an, der einst Page Ferdinands war und ein Neffe des Gonzalo Nuñez ist; er will - wie viele andere, die keine Gelegenheit dazu haben - in Ferdinands Dienste treten: RV 128f, 132f. In einer Instruktion 1516 April 3 für Cisneros' Vertreter am niederländischen Hof Karls, Diego Lopez de Ayala, wird vorgeschlagen, 150 Mann als Bedeckungsmannschaft aufzustellen: Historia crítica 1 174; CEDILLO, Cisneros 1 154. Der Sekretär Cisneros', Fray Francisco Ruiz, Bischof von Avila, beauftragt Ayala 1517 April 23, die Wachmannschaft-porque la guardia es la que nunca se aparta del Infante - auszuwechseln und eine neue unter einem Bruder des Mingoval (gemeint ist der grandécuyer Karls, Charles Lannoy Sr de Maingoval, Molembais et Sancelles, der spätere Vizekönig von Neapel) aufzustellen: GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 1 597f n.456. GOSSART, Charles-Quint 48; CASTRILLO BENITO, Tradition und Wandel 426. Bei PÉREZ, Révolution weitere Namen von Comuneros bzw. deren Familien, die in Verbindung zum Hof Ferdinands standen: 28, 86, 484, 490 (Paredes), 230, 304, 481f, 510, 623 (Tovar), 609 (Quintanilla). Siehe oben S. 34. SANDOVAL, Historia 82; Historia crítica 3 488; 5 283; 6 200f n.209; PÉREZ, La Révolution 261, 436f, 480ff, 492, 497, 591, 601f, 606, 621, 644; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 68 Anm. 209, 832. Interventionen Ferdinands bei Karl betreffend Güterrestitution 1525 in FK 1 277 n.132, 279 n.133/5, 281, 296 n.139/7, 310 n.143/17. - D e r Narr Don Francés de ZUÑIGA (cap. LXV p.43) behauptet in einem angeblichen Schreiben an Ferdinand 1526 Juni 8, Suero de Aquila verstehe sich auf alle Dinge Spaniens und verlasse nie das Haus; allem Anschein nach sei er Wächter der Merzedarier-Mönche ,oder abgerahmter Ziegenkäse' (ó queso cabruno desnatadóf!

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Der Hofstaat

müßten noch aufgespürt werden111. Verantwortlicher Chef des neuen, provisorischen Rumpfhofstaates war nun, da die erste und zweite Garnitur der Funktionäre wegen Abwesenheit ausfiel, der Marqués de Aguilar, Don Luis Fernández Manrique, ein begüterter, hinter der Maske biederer Selbstironie sehr flexibel agierender Grande112. Trotz emotioneller Proteste des Infanten gegenüber Cisneros113 blieb es zunächst, bis zum Eintreffen Karls in Spanien, bei diesem reduzierten Status der Hofhaltung. Der nächste (zwar nicht vollständige, im Verhältnis zu 1517 jedoch viel reichhaltigere) Querschnitt stammt aus jener Zeit, in der Karl, beraten von Chièvres, nach kurzem Aufenthalt in Spanien seinem Bruder einen neuen Hofstaat oktroyierte. Über diese Personengruppe, die den Infanten zum Großteil schon ab seinem Weggang aus Aranda de Duero am 20. April oder seit seinem Eintreffen in Santander am 4. Mai 1518 begleitete114, sind wir durch den Chronisten der nun folgenden Seereise, Laurent Vital, relativ gut unterrichtet115. 111

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So etwa wird der Sekretär Ferdinands Alonso de Castillejo (?) als zuverlässig im Amt belassen: GOSSART, Charles-Quint 48. Im August 1523 erhält ein Franciscus de Avila, der a teñera et iuvenili (täte Ferdinands diesem als Türhüter gedient hatte, eine Jahrespension von 22.000 mrd.: GB 19 fol. 228r-229r. Bezeichnend sind seine angeblich 1517 vor Karl geäußerten Worte: A mi me llaman por soprenombre Ibcinazo [= Speckbauch ?] y lo parezco (ZuÑIGA cap. III p.10, hier auch die Anekdote, Aguilar habe Karl zur Jagd auf riesige Schweine in seinem Revier eingeladen; einem dieser Tiere wachse eine Eiche aus dem Rücken, da es vor drei Jahren ein Diener Aguilars mit einer Lanze getroffen habe). Er galt als treuer Anhänger Cisneros', verbündete sich jedoch auch mit dessen niederländischen Gegnern. Vgl. GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 1 277 Anm. 762 (hier fälschlich Pedro Manrique genannt, d.h. mit seinem Sohn, der später Bischof von Ciudad Rodrigo wurde, verwechselt) und 2 46; GARCÍA ORO, Cisneros 1 419ff. Einige Briefe Aguilars knapp vor bis einen Tag nach der Ankunft Ferdinands in Santander an Chiévres (1518 April 21 bis Mai 5) und Karl (Mai 5) im AG Simancas, Secretaría de Estado, Leg. 5; ich verdanke ihre Kenntnis Dr. Christopher Laferl (Wien). Aguilar erklärt darin unter anderem, er verdiene für seine Dienste weder Strafe noch Belohnung, yo no hago mas de andarme con su alteza. Vgl. CEDILLO, Cisneros 1 5 9 ; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 1 3 7 9 . Das Itinerar ergibt sich aus der Verrechnung Didier Boisots, der am 28. Januar 1519 auf Befehl Karls seinen Bruder Pierre, conseiller et maistre de nostre chambre aux deniers Karls und in dieser Eigenschaft 1518 Ferdinand zugeteilt, im Hofstaat des Infanten ersetzte, nachdem Pierre an den Hof Karls zurückberufen worden war: Kopie des Dekretes Karls unter obigem Datum in den Comptes de Didier Boisot, maitre de la chambre aux deniers de l'archiduc Ferdinand 1518-1519 in Arch. Dép. Du Nord, Lille, Sign. B 3352 fol. 2rv. Zum Itinerar vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 53-57. Vital, früher Sekretär bei Jean de Luxembourg Sr de Ville, Premier Chambellain Philipps des Schönen, nahm selbst an dieser Reise im Dienst Ferdinands teil. Die knappen, für den Hofstaat unergiebigen Nachrichten bei FORONDA Y AQUILERA, Estancias y viajes 1 2 3 und BAUER, Anfange 5 9 - 6 3 beruhen auf der Edition seiner Relation du premier voyage du Charles-Quint en Espaigne bei GACHARD - PIOT, Collection des voyages 3 2 6 2 - 3 0 2 ; über den Au-

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Hof und Zentralverwaltung

Die kleine Flotte, die sich am 27. Mai in Bewegung setzte und, nachdem sie am elften Reisetag, dem 6. Juni, an die irische Küste verschlagen worden war, am 16. Juni in Vlissingen einlangte, bestand aus fünf Schiffen und einer Barke. An der Spitze der Flotte stand ein capitaine général namens „Le Scave"116, jedes Schiff hatte einen eigenen chief et capitaine, nämlich (277): (Philippe de) Boubaix 1 1 7 ; er führte das Schiff Roeulx' (siehe unten), auf dem sich auch der Flottenkommandant befand, w ä h r e n d Roeulx selbst auf dem Schiff des Infanten reiste; (Jean von) Bergen (Berghes, Berquem, Berghem - so 262) auf eigenem Schiff 1 1 8 ; Ung gentilhomme de Faerette119; er hatte das Kommando auf dem Schiff Sempys, der selbst mit Ferdinand reiste; Ung gentilzhomme espaignart Stallmeisteramtes (bateau de

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nommet Scalant120; l'escuyrie);

er befehligte das Schiff des

tor ib. IV-V. Die im folgenden Text in Klammern gesetzten Ziffern beziehen sich auf die Seiten der Edition. Für viele zielführende Hinweise sei Dr. Heide Stratenwerth (Konstanz) herzlichst gedankt. Bei GACHARD - PIOT, Collection 277 Anm. 1 ohne Begründung als „Las Casas" gedeutet. Vital bezeichnet ihn als ung bien honneste anchien personnaige, der sich besonders durch verwegenes Eingreifen für ein von den Franzosen gekapertes kastilisches Schiff vor Venedig während des Krieges Ferdinands des Katholischen ausgezeichnet und es dadurch in Kastilien zu großem Ansehen gebracht habe; Karl habe seine Fähigkeiten als bon fort pilote, vaillant en guerre et bien entendu sur mer erkannt und ihm deshalb das Kommando über die Flotte, die Ferdinand in die Niederlande brachte, anvertraut. Wahrscheinlich ist „Le Scave" (auch La Scave) identisch mit J u a n López de Lazano y Manrique, VII señor de la Casa solar y Palacio d e L a z c a n o , den König Ferdinand 1512 zum Flottenbefehlshaber mit der Bemerkung ernannt hatte: que es el que en la guerra pasada desarmó al capitán general de la mar del rey de Françia: TERRATEIG, Política en Italia 1 336; 2 198. Gehörte als capitaine d'archiers 1522 einer Ordonnance an, die das niederländische Militär neu organisieren sollte: HENNE, Histoire 3 80. Während der Seereise scheint es zu Kontakten Ferdinands zu Bergen gekommen zu sein, die Karl nicht billigte. Auf einer ad hoc einberufenen Sitzung des Ordens vom Goldenen Vlies am 30. Juni 1518 in Gent, also zwei Wochen nach dem Eintreffen des Konvois in den Niederlanden, beschwerte sich Maximilian von Bergen, Herr von Zevenberghen, daß laut Bericht Roeulx' der Chef und Souverain des Ordens, also Karl, seinem Bruder geraten habe, sich vor Bergen und dessen Anhang in Acht zu nehmen und deren Ratschläge nicht zu befolgen, da sich Bergen au préjudice Karls mit dem Kaiser und Erzherzogin Margarethe in Verbindung gesetzt habe: REIFFENBERG, Histoire 340f; HENNE, Histoire 2 225f. Wahrscheinlich Wolf-Dietrich von Pfirt; über seine ab 1523 bezeugte Stellung in habsburgischen und bayerischen Diensten vgl. FK 3/3 655, 697-701 (Nachtrag n.4609). Von GACHARD - PIOT, Collection I.e. Anm. 5 gedeutet als „Salamca [!], l'écuyer, ou Escalante". Eine Identifizierung dieses spanischen gentilzhomme mit Gabriel von Salamanca gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß dieser in dem erwähnten Schreiben Ferdinands an Chièvres, 1518 Mai 22, in der Gegenzeichnung Por mandado delynfante Grabiel de Salamanca, also als Sekretär Ferdinands erscheint; daß er auf dem Schiff des Stallmeister-

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Der Hofstaat

Schließlich das Schiff, auf dem sich der Infant befand. Laut Vital hielt sich hier auch „Le Scave" auf, der allerdings kurz zuvor als an Bord des Schiffes Roeulx' befindlich erklärt wurde. Mit Ferdinand reiste die Creme der Besatzung: Roeulx, Sempy, Molembais (wohl Philippe de Lannoy) 121 , der Sohn des Sr de Lalaing 122 , der Sohn des Sr de Croisilles 123 , Houffalize 124 , Ravel 125 , Carlo d'Achey126, der bisherige Oberststallmeister (grant escuyer) Ferdinands, ein Edelmann aus Kastilien, der während der Reise dauernd an Seekrankheit litt 127 , der Sohn des Marqués de Aguilar 128 , der maistre de l'artillerie Jean de Termonde (Taremonde, Tenremonde) 129 ,und andere Edelleute aus verschiedenen Nationen, deren Namen Vital nicht im Gedächtnis behalten konnte'. Ebenso w i s s e er nicht, w e l c h e F u n k t i o n die B a r k e hatte, er glaube aber, daß sie n u r M a t r o s e n ( m a r o n n i e r s ) transportierte. V e r s u c h e n w i r n u n , a n H a n d der A n g a b e n V i t a i s d e n H o f s t a a t Ferdin a n d s bei der U b e r f a h r t n a c h n i e d e r l ä n d i s c h e m M u s t e r - u n d n u r d i e s e s k a n n in u n s e r e m Fall relevant sein — zu rekonstruieren, d a n n ergibt sich folg e n d e s Bild: An der Spitze steht für die Zeit der Reise Ferry de Croy Sr de Roeulx, grandmaistre dTiostel und Mitglied des Geheimen Rates Karls 130 .

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amtes reiste, könnte mit dem Ausscheiden des Suero de Aquila aus diesem Amt und der darauffolgenden Vakanz zusammenhängen. Vgl. oben S. 38 und LAFERL, Kultur der Spanier 53. Im RB II fol. 13v als Rat genannt. Philippe de Lalaing (? - 1 5 5 0 ) , illegitimer, 1 5 2 4 legitimierter Sohn des Antoine de Lalaing, Grafen von Hoogstraeten, und der Ysabeau de Luxembourg, batarde de Haubourdin; vgl. LUNITZ, Diplomatie 2 3 2 - 2 3 5 ; BORN, Les Lalaing 3 1 3 - 3 1 6 . Im RB II fol. 28r wird ein jeusne sieur de Croisilles als panetier genannt; da ib. fol. 63v Jehan de Bousron als executeur du testament de feu jeusne sieur de Croisilles erscheint, muß dieser spätestens 1523 verstorben sein. Möglicherweise identisch mit François de Merode Sr de Houffalise, der 1528 als Verwundeter im Geldern-Krieg genannt wird: HENNE, Histoire 4 184. Laut GACHARD - PIOT, Collection 3 2 6 3 Anm. 1 Jean de Revelle, capitaine des archiers de corps, möglicherweise ein Verwandter des Kaplans. natif de Bourgoigne, daher zweifellos identisch mit Karls Kämmerer 1517, Charles d'Auxy Sr de Luxembourg: BRANDI, Karl V. 2 411. Suero de Aquila? Von dessen drei Söhnen Juan, Alonso und Pedro Fernández Manrique kommt am ehesten der erstgenannte in Frage, der ab 1537 als Gesandter Karls an der Kurie tätig war; vgl. BRANDI, Karl V. 1 320 u.ö.; 2 265; Stückverzeichnis in MÖStA 37 und 39 nn.5430, 5834-36, 6375 u.ö. - Der alte Marqués de Aguilar, qui avoit de longtemps eu la garde et charge de monseigneur son [Karls] frère (vgl. dazu oben S. 39), begleitete Ferdinand von Aranda bis Santander und kehrte dann zu Karl zurück (270). Vgl. HENNE, Histoire 1 267 Anm. 6; 3 149 Anm. 3, 160 Anm. 7, 168f; 4 152,168. Auch Jean de Termonde Sr de Bornival war mit Karl aus den Niederlanden nach Spanien gekommen: GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 142 Anm. 127. Die Angaben Petrus Martyrs in der ep. 616, 1518 Mai 6 (Opera 578), wonach Chièvres 41

Hof und Zentralverwaltung

Die H o f k a p e l l e besteht aus zwei Kaplänen (277), der eine wird Jan de Grenade — ein Kleriker, der aufgrund seiner guten Englischkenntnisse Kontakte mit den Iren in Kindale anknüpfen konnte (283) - genannt 131 . In der C a m e r a erscheinen als chambellans die schon erwähnten Sempy, Molembais, Lalaing Sohn, Croisilles und Bergen (alle 262), als sommeliers de corps Courteville132 und Adrien de Douvrin (263, 277)133.

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wegen seiner Rivalität gegenüber dem Möns, de Beure diesen sub honoris specie als oeconomus bzw. gubernator domus für den Infanten auf dessen Reise in die Niederlande Karl vorgeschlagen und auch durchgesetzt habe, um einen gefahrlichen Konkurrenten vom Hof zu entfernen, hat in der Literatur Verwirrung gestiftet. Schon SANDOVAL, Historia 95 übernimmt den Namen Beurren, den Titel mayordomo mayor sowie die Anstiftung durch Chièvres, bei GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 184f wird aus Beure Filiberto de Verre (de Veyre, Grandmaître d'hôtel. DOMINGUEZ CASAS, Arte y etiqueta 24, 571) als gefährlichster Feind Chièvres'. Bei Vital 262 heißt es ausdrücklich, Roeulx solle, sobald der Konvoi in den Niederlanden ankomme, durch den Prince de Chimay ersetzt werden. Dazu ergänzend SANDOVAL I.e.: Beurren habe sein Amt bei Ferdinand angetreten, dexando en su oficio [bei Karl] a su hijo que se llamava como el. In Wirklichkeit ist Beur(r)en mit Beaurain zu identifizieren: Ferry de Croy Sr de Roeulx, grandmaître d'hôtel Karls (gest. 1524), führte auch den Titel eines Sr de Beaurain, ebenso wie sein Sohn Adrien, erster comte de Roeulx (gest. 1553); dieser war Kämmerer und premier maître d'hôtel Karls. Vgl. ANSELME de STE MARIE, Histoire généalogique 5 645f; Biographie nationale 3 533-537; BRANDI, Karl V. 2 411. Laut REIFFENBERG, Histoire 340 erwartete Erzherzogin Margarethe Ende Juni 1518 ihren von Ferry de Croy und Antoine de Croy Sr de Sempy begleiteten Neffen Ferdinand in Gent. Tatsächlich hatte bereits im November 1518 (in der Instruktion für Roggendorf, siehe unten S. 45) Charles de Croy, erster prince de Chimay (gest. 1527), Taufpate Karls, Bruder Sempys und Cousin zweiten Grades Chièvres', das Amt als gouverneur de ITiostel Ferdinands übernommen. Vgl. über ihn ANSELME de STE MARIE, Histoire généalogique 5 653f; GACHARD, Rapport 308; id., Notice 13-16; HENNE, Histoire 2 88; Biographie nationale 3 564ff; BORN, Les Croy 119ff; MOREAU in Contemporaries of Erasmus 1 363f. - Noch 1548 stellte Philippe de Croy, erster Herzog von Arscot, Schwiegersohn des printzen von Schimay (= Charles de Croy) aufgrund einer diesem ausgestellten Verschreibung von 1520 über 41.000 fl. Ansprüche an Ferdinand: HKA Hoffinanz r.Nr. 3 (1546/48) fol. 419r^20v. Johann de Revellis (Rebellis u.ä.), genannt de Granada, gehörte 1506 der Grande Chapelle Philipps des Schönen an (HHStA OMeA SR 181 n.2), 1517 wurde ihm von Leo X. eine Kanonikerpfründe am Domkapitel von Granada zugestanden; er folgte Ferdinand in die Niederlande und nach Osterreich als Almosenier, Beichtvater und Rat, 1522 wurde er Dechant des Wiener Domkapitels, am 4. Oktober 1523 als zukünftiger Bischof von Wien präsentiert, am 6. April 1524 von Clemens VII. als Electus bestätigt (Or. HHStAAUR), am 7. August konsekriert. Als Bischof vertrat er die radikale gegenreformatorische Linie, geriet jedoch von Anfang an in finanzielle Bedrängnis und in Konflikte mit Bonomo, Antonius Hoyos Salamanca u.a. Vgl. KOPALLIK, Regesten 2 3-9; TOMEK, Das kirchliche Leben 162-171; id., Kirchengeschichte Österreichs 2 239f; GÖHLER, Wiener Domkapitel 498ff; KORETZ, Das niederländische Element 42-48; LOIDL, Geschichte des Erzbistums Wien 38ff; Joh. WEISSENSTEINER in GATZ, Bischöfe 579f. - Vital (Relation 283) erfuhr von einem französisch sprechenden Kindaler, daß man dort seit der Mission Revellis' — er sollte erkunden, ob ein Aufenthalt in Kindale gefährlich werden könne, jedoch nichts von der Anwesenheit Ferdinands auf der Flotte verraten - sehr wohl wußte, daß sich der Bruder des Königs von Kastilien auf einem Schiff befand: On ne sçay comment ce seigneur d'église le feist ! Über Jean de Courteville, 1494/95 Gesandter Philipps des Schönen bei Maximilian I.,

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Der Hofstaat

Im Bereich des H o s p i t i u m s hören wir von maistres d'hostel (also mehreren) (263) und dem controlleur Jacques Artus (275) 134 . Den Q u a t t r e é t a t s gehörten an: zweipanetiers (263), zwei Bedienstete der echansonnerie (263), zwei écuyers trenchants, nämlich ein ungenannter Spanier und Jean Hinquart (263)135; als escuyer d'escuierie wird schließlich der schon identifizierte Carlo d'Achey genannt (262) 136 . Für die Gesundheit des Infanten war der aragonesische Arzt Dr. Adam (277) verantwortlich 137 . Schließüch kennt Vital die Namen einiger nichtadeliger Diener 138 und des Hauptmanns der Leibwache, den schon erwähnten Herrn de Ravel(e) 139 ; von der Leibwache selbst hören wir nur, daß 400 compaignons de guerre, die Karl zum Schutz seines Bruders hatte anwerben lassen, in Santander erst eintrafen, als die Flotte bereits auf hoher See war (273).

Die Angaben Vitais sind, wie schon angedeutet wurde, keineswegs vollständig, die Anzahl der Dienerschaft und der tatsächlich mitreisenden Leibwache bleibt unbekannt. Den Informationen Boisots hingegen entnehmen wir, daß sich auch ein S c r i p t o r i u m , bestehend aus vier maistres, zwei auditeurs, zwei clercz des comptes und einer Schreibkraft für den maistre de la

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1505-07 Gesandter Maximilians in Frankreich, 1518/19 Kontaktmann Karls zu Maximilian und den Fuggern vgl. WALTHER, Anfänge 30 Anm. 1; PÖLNITZ, Jakob Fugger (ad ind.); NASCHENWENG, Diplomatie 2 lOlf; Low, Villinger 199 Anm. 4 ; VAN DER W E E - BLANCHARD, The Habsburgs and the Antwerp Money Market 33ff. Vgl. Stückverzeichnis in MÖStA 34 n.3223 (1529) und 36 n. 4819 (1533). Auch bei Boisot fol. 3r und 54r als contrerolleur et clerc d'office genannt. Jan Hinquart (Hinckart) oder Inkart u.a. erscheint auch in der Hofordnung von 1524 (siehe unten S. 51) als puer. 1532 ist er Mundschenk im Hofstaat der Maria von Ungarn: FK 3 (ad ind.); HEISS, Diss. 2 445f. Siehe oben Anm. 126. Es handelt sich um den in FK 1 95 und 191 (1524/25) sowie im RB II fol. 14v genannten Dr. Dominicus Adam de Forcz (Sforz), der 1525 nach Spanien zurückkehrte. Nicht genannt wird der Leibarzt Ferdinands Dr. Juan de la Parra, Bischof von Almeria, der Anfang Mai 1521 in Worms einer Seuche zum Opfer fiel (DRA 2 911). Laut Petrus Martyr hatte er Ferdinand ad Borearn begleitet, quia infantem Semper a cunabulis

curaverat noveratque

illius

naturam.

Daß er sein ganzes Leben der Medizin widmete, habe ihn allerdings nicht vor der Pest bewahren können: Schreiben an Pedro Fajardo, marqués de los Velez, 1521 Juni 7 (Opera 641 n.722); vgl. PETRY, Zur Bedeutung von Worms 45; Kurzbiographie von BIETENHOLZ in Contemporaries of Erasmus 3 51f. 138 p a u l Hanneton, der am 12. Juni, noch vor der Abreise, starb (263, 298); Rosalle (263); Jan Balleman, der bereits in Kastilien erkrankte und nach der Abreise aus Santander starb (279f); Hipolite, dem dasselbe Schicksal widerfuhr (ib.) und Hans, ayde de portier (ib.). 139 Siehe oben S. 41. Boisot fol. 54r nennt hingegen einen Michiel de Ambolodi, espaignol, capitaine de la infanterie pietone d'Espaigne, der für den Schutz Ferdinands auf der Seereise verantwortlich gewesen sei.

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Hof und Zentralverwaltung

chambre aux deniers, auf der Flotte befand 140 . Und auch Begleiter in führenden Positionen lassen sich aus anderen Quellen ergänzen; als Beispiel sei angeführt, daß der Admiral von Flandern dem Infanten Gesellschaft leistete 141 . Den fragmentarischen Hinweisen Vitais auf den Hofstaat Ferdinands kommt besonders dann große Aussagekraft zu, wenn wir diesen Status und die vorausgegangene Auflösung des spanischen Hofstaats im September 1517 als zwei Phasen einunddesselben politischen Vorganges werten. Wenn zwischen diesen beiden von den niederländischen Behörden gesteuerten Aktionen noch Reste des spanischen Personals im Dienst verblieben waren, dann war es 1518 zunächst einmal Schluß damit. Auf seinem Schiff war Ferdinand ausschließlich von Niederländern umgeben, wenn wir von dem für den Hofstaat unerheblichen Admiral der Flotte absehen. Ja es hat den Anschein, daß bereits auf der Uberfahrt eine systematische Dehispanisierung des Infanten stattfinden sollte: Vital und Boisot sind sich darüber einig, daß petit ä petit die alten Diener Ferdinands während der Reise mit neuen, niederländischen ausgewechselt wurden und daß man ihn von der Sprache bis zu den Essensgewohnheiten auf die mode de Flandes einstimmen wollte 142 . Sicher war der Positionswechsel der Brüder im Verhältnis zum Hofstaat - ein Großteil der mit Karl aus den Niederlanden angereisten Hofchargen kehrte ja mit dem Konvoi in die Heimat zurück - auch für Karl schmerzlich (quasi insupportable), die bewegten Worte, die er laut Vital (263f) bei der Trennung in Aranda de Duero an seine Hofbeamten richtete, lassen dies erkennen. Während jedoch die Reise Karls aus dringenden politischen Gründen erfolgte und die Brücke zum niederländischen Ambiente damit keineswegs für alle Zukunft zerstört schien, war der Abschied Ferdinands von Spanien und seinem spanischen Gefolge von Anfang an als unwiderruflich festgelegt. Die Reise des Infanten in die Niederlande ähnelt auch in den äußeren Umständen einem Abschieben unter Bedeckung. Bezeichnend dafür ist, daß man seinen Weg von Aranda nach Santander durch den für die niederländische Regierung zuverlässigen Opportunisten Aguilar überwachen ließ, daß man selbst untergeordnete spanische Hofbeamte nach und nach von Ferdinand isolierte und daß sich schließlich auch hohe niederländische Würdenträger mißliebig machten, wenn sie sich allzu intensiv mit dem Infanten beschäftigten 143 . 140

Fol. 53v.

141

La Bibliothèque nationale 2 41f; BAUER, Anfänge 59 Anm. 1. Es handelt sich um Laurent de Gorrevod, Gouverneur von Bresse; vgl. GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 3 6 ; BIETENHOLZ in Contemporaries of Erasmus 2 119. Vital 272; Boisot fol. lOv. Siehe oben Anm. 118.

142 143

GACHARD,

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Der Hofstaat

Die Frage, ob der seit der Abreise aus Spanien amtierende Hofstaat wiederum nur ein Provisorium oder, zumindest im personellen Kernbereich, eine für die nächsten Jahre gültige Lösung darstellen sollte, hing in erster Linie vom Wirkensbereich ab, der dem Infanten damals zugedacht war. Wir werden daher die (ohnedies nur in wenigen Fällen nachweisbaren) Abänderungen des Status vom Frühjahr 1518 als Maßnahmen in zwei Kategorien werten müssen: einmal als von vornherein geplante oder durch natürlichen Ausfall und sachbedingten Austausch gesteuerte Umbesetzungen; in diesen Bereich fallt ebenso der Wechsel im Amt des Gubernators (Prince de Chimay an Stelle Roeulx') wie die Aufnahme Didier Boisots an Stelle seines Bruders Pierre 144 . Viel aufschlußreicher sind jene Akte, die eine grundsätzliche Neuorientierung erkennen oder zumindest vermuten lassen. Am 1. November 1518 bestellte Karl den conseiller, chambellan, gouverneur et capitaine general de nostre pays de Frize, Wilhelm von Roggendorf, zum,ersten Hofmeister' (premier maistre d'hostel) Ferdinands für dessen Reise zu Maximilian, - ein Vorhaben, das nicht mehr zustande kam. Die mit dem Amt Roggendorfs verbundenen Befugnisse - ausdrücklich betont wird die Weisungsgebundenheit der (also mehrerer) Hofmeister, des Pfennigmeisters und des Kontrollors — und Einkünfte sollten gelten, sobald Ferdinand im Reich eintreffen werde. Dies bedeutete keineswegs eine Ablösung Chimays durch Roggendorf; jener bleibt vielmehr gouverneur de Urostei. Roggendorf hat in seine Hände den Diensteid zu leisten und wird von ihm im Auftrag Karls in sein Amt eingeführt 145 . Das heißt, daß die Stellung Chimays uneingeschränkt erhalten bleibt, solange sich Ferdinand in den Niederlanden aufhält. Dennoch scheint damit eine generelle Neugestaltung des ferdinandeischen Hofes eingeleitet worden zu sein. Am 31. Dezember 1518 wird Claude Bouton zum Oberststallmeister (grandecuyer decurie) Ferdinands bestellt und löst damit Charles d'Auxy ab 146 . Diese beiden und weitere, uns unbekannte Ernennungen bildeten zweifellos Teil eines Planes, in dessen Rahmen uns Salamanca, seit Januar 1519 offiziell als Sekretär Ferdinands bezeugt147, in Verbindung mit dem Hofstaat entgegentritt. Wenn Karl am 9. April 1519 seiner Tante Margarethe mitteilt, er werde in Kürze Salamanca avec l'etat de l'hostel de no-

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Über den Wechsel im Gubernatorenamt obenAnm. 130, über Boisot Anm. 114. Orig. im Moravsky zemsky Archiv, Brno, G9, Nr. 260 (Fotokopie im HHStA); Kop. 19. Jahrh. in HHStA FU 1116. Vgl. CHMEL, Österreichische Geschichtsquellen 8 122 n.260; ÖZV 1/2 101 Anm. 1; THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 38, 43. Roggendorf wird noch am Wormser Reichstag 1521 als Ferdinands Hofmeister bezeichnet (SCHEURL, Geschichtbuch 167), im selben Jahr behauptet Petrus Martyr, Ferdinand habe ihn aus seiner Umgebung verbannt (abiecit Rocandolfum ab se), und zwar als Exempel für jene, die die Güte des Fürsten ausnützen wollten: Opera 651 n.736. BEAUVOIS, Bouton X X V , 48f n.22, 61 n.30; zusammenfassend RILL, Außenpolitik 135ff. Siehe unten S. 138.

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Hof und Zentralverwaltung

stre frère abfertigen 148 , dann könnte dies auf reine Botendienste, etwa die Uberbringung der Statusliste, hindeuten; es läßt jedoch im Hinblick auf die zukünftige Position Salamancas eine nicht näher definierbare Mitsprache bei der Zusammenstellung der Chargen vermuten.

Der Hofstaat der „Rechenbücher" 1522/23 Die nächste Phase, für die uns Namen und Chargen des Hofpersonals überliefert sind, umfaßt die Monate September 1522 bis Dezember 1523, den durch die Rechenbücher II und III abgedeckten Zeitraum. Natürlich besteht keine Garantie für Vollständigkeit, es ist jedoch unwahrscheinlich, daß eine größere Anzahl von Hofbediensteten und Hofbeamten während dieser 16 Monate keinerlei Entlohnung erhalten haben sollte. Die Ordnung folgt, den Amtsbezeichnungen entsprechend, im wesentlichen dem niederländischen Muster. An Stelle der „Quattre états" können allerdings nur „Trois états" erschlossen werden, da das Oberststallmeisteramt eigens geführt wird. Die Rekonstruktion des Hofstaats für den fraglichen Zeitraum ergibt somit folgendes Bild 149 : KAPELLE: Maistre Jehan de Grenade (Revellis), aulmosnier150, (37r). - Kapläne: Don Rodrigo de Bonauides 151 (18r, 35v, 37v, 39v); Jehan Bues(s)o, prestre (32r, 1524 Jehan Boyse, capellanus)152-, Robert Rondel (45v) 153 ; Pierre Guenyot, clerc

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LE GLAY, Correspondance 2 220.

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Folienangaben aus den RBB sind in Klammer gesetzt, für RB II in Antiqua, für RB III kursiv. Vermerkt wurde auch die Nennung in der Hofordnung von 1524 (siehe unten S. 50). Die im Folgenden der Originalschreibung entsprechenden, z. T. voneinander abweichenden Namensformen werden im Register identifiziert. Siehe oben S. 42 Anm. 131. Im RB III fol. 59r und 71v Venavides (so auch MITIS, Vom burgundischen Hof 154 Anm. 5) bzw. Venafides; bei OPLL - RUDOLF, Spanien und Österreich 4 4 als „Kapitän" bezeichnet. Juan Bueso, Kleriker aus der Diözese Zaragoza, Hofkaplan ab 1522, Almosenier, erhielt als Pfründen die Pfarren Aspam a.d. Zaya (1524) und Mistelbach (1525); wurde Propst von Ardagger (nach seinem Tod wird Castillejo als Nachfolger präsentiert: RR Ferd. I. 2 fol. 251r); 1533, nach Resignation Nikolaus Fabris (siehe unten S. 50) Kanoniker und Domdechant am Wiener Domkapitel; er starb im August 1536: KOPALLIK, Regesten 2 36 n.30; WOLFSGRUBER, Hofburgkapelle 50; NICOLAY, Castillejo 119 App. II; GÖHLER, Wiener Kollegiatkapitel 524f; LAFERL, Kultur der Spanier 65, 177, 217f. Von FRIESS, Ardagger 453ff, LANDLINGER, Ardagger 25f und ZAK, Dignitäten 57 nicht erwähnt. - 1530 schenkte Ferdinand Bueso und seinem Diener Petrus de Oiararte je zwei Kopfreliquien der 11.000 Jungfrauen aus der Georgskapelle von Wiener Neustadt: RR Ferd. I. 2 fol. 8r. Resignierte 1522 Oktober 4 als Pfarrer von Neulengbach: GB 19 fol. 44v; 1530 März 19 capellanus domesticus, als canonicus supernumerarius für das Wiener Domkapitel präsentiert: RR Ferd. I. 2 fol. 7v.

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de la chapelle (40r); Bartolome de Costilla, clerc d'oratoire (39r) 154 ; J e h a n de Cuvelrie, chaplain des paiges (40r) 155 ; J e a n Frenot, archier caplan (62r). KAMMER. A n t o i n e de Croy Sr de Sempy, premier chambellan (13r, 51r, 63v, 72v) 1 5 6 . - Kämmerer: Philippe de Lannoy Sr de Molembais, conseiller (13v) 1 5 7 ; Don Pedro de Cordoba, conseiller (25r, 28v, 32v, 49v; siehe Oberststallmeisteramt); (Cyriak von) Polheim, conseiller (25v, 29r, 38r, 49r). - Oberster Kammerverwalter: Martin de Paredes, premier sommelier de corps (de chambre) (13v, 1524 subcamerarius)158. - Kammer- u n d Pfennigmeister: Hector de Castell (59v, 78r). Kammerherren (écuyers de chambre): Jehan de Boisrond (de Bouron, 15r, 63v, 77v, 1524 Ioannes de Bousron, nobilis camerç)159; J e h a n de Molins (de Melin, 15r, 77v, 1524 Ioannes de Molyn, nobilis camerç); Martin de Salinas (27v) 1 6 0 . - Kammerknappen (varlets de chambre): Andrien Durtailler (54rv, 58r); Laurens Speet, auch tailleur des robes (52v, 53v, 58r, 60r, 61v, 63v). - Kammerdiener (aides de corps, de chambre): J e h a n Boiteux (15r, identisch m i t J o h a n n Bottiers 55r?) 1 6 1 ; Michiel Brognart (16r); Pierre Dascutia (15r, 1524 Petrus de Scutia, seruitor camerç)162; Je-

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Vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 226f. 1525 März 8 interveniert Ferdinand bei Margarete für Jehan de la Cuvelerye, presbytre mon chappelain. Diesem sei vor drei Jahren die Anwartschaft auf die nächste erledigte Pfründe am Domkapitel von Valenciennes zugesagt worden, das Kapitel habe sich nicht daran gehalten etc.: FK 1 270f n.128. Über Sempy (1480 ? - 1546), der bis 1527 in Ferdinands Dienst verblieb, vgl. KORETZ, Das niederländische Element 140-150 und unten S. 215; Dienstbrief 1521 September 26 in HHStAAUR. Siehe oben S. 41 Anm. 121. Ein Inventarium uestium Ferdinandi archiducis (ÖNB, CVP 7871 fol. 1-151, 168-220; erste und letzte Seite ed. von CHMEL in Der österreichische Geschichtsforscher 1 (1838) 140-143, erwähnt auch bei OPLL - RUDOLF, Spanien und Österreich 46), das Einnahmen und Ausgaben (Geschenke) der Kammer an Stoffen und Tafelgeschirr für den Zeitraum August 1521 bis August 1525 verzeichnet, nennt als verantwortliche Beamte Paredes (camarero) und Francisco de Salamanca (robano bzw. scribano de cámara). Wahrscheinlich ist Paredes identisch mit Martín Cuello de Paredes, bereits Kämmerer bei Königin Isabella 1502/03, dessen Vater Sancho und Brüder ebenfalls in spanischen Hofdiensten standen: TORRE, La casa 56f, 70, 76f. Ein J u a n de Paredes, wahrscheinlich Bruder Martins, wurde im April 1522 amnestiert, er hatte zur Zeit des Comuneros-Aufstandes den bachiller Salazar getötet: Historia crítica 5 113. 1525 April 18 wurde Martín de Paredes die Hauptmannschaft von Görz verliehen (GB 21 fol. 245rv), er genoß die damit verbundenen Einnahmen jedoch nur wenige Monate. Uber seinen Streit (am 7. J a n u a r 1526) mit tödlichem Ausgang mit Alonso de Meneses siehe oben S. 29. Identisch mit J a n B(o)uran, der im September 1523 die Pflege des Schlosses Laas in Kram erhielt (GB 21 fol. 5v-6r) und 1526 als gentilhomme de la chambre genannt wird (FK 1 399). Über ihn RILL, Außenpolitik 118-125. Ihm und Peter Azcot (siehe die folg. Anm.) verlieh Ferdinand 1522 Oktober 11 das Kelleramt in Tirol: GB 19 fol. 47r. 1523 Juni 22 zusätzlich mit einem Grundstück bei Meran ausgestattet (GB 19 fol. 136rv); als Pedro de Azcot wiederholt in FK 2/2 ad ind.; vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 215. 47

Hof und Zentralverwaltung

han de Lattrin (15r, 50r, 1524 Ioannes de Latring); Hans de Ulloa (70v)163; Laurenz Nachtenhover {72r)\ Jan Bouton (77u)164; Juan de Latere (77v); Petro de Arstet (77v). - Türsteher (huysier de chambre): Baltasar de Hag (45r); Francisco de Avila (47v). - Barbier: Alexander Maugis (Mausis ?, Mannges), barbre de corps (15r, 77v, 1524 barbçtonsor). OBERSTHOFMEISTERAMT. Claude Bouton Sr de Corbaron, grandmaistre d'ostel (19v, 43v)165; Henri de Hemricourt, maistre d'ostel (lv, 26r). - Diener, Gesellschafter (varlets servants): Lancelot de la Bacqueria (Bercharia), conseiller (28r, 67v, 1524 Lancilottus de Beccaria, nobilis)166; Pierre de Lantene, conseiller (48v, 1524 Petrus de Lantenega, nobilis); Jehan Mansreytter (38v); Alonso de Mercado, conseiller (28r, 33r, 76r)161; Francisco de Salamanca, conseiller (28r)168. - Pagen, unberitten (varlets de pied): Jehan de Aiala (Dayala, de Ayala, 42r, 49r); Martin de Ar(r)andie (49v)169; Mathieu Colin (42r); Pierre de Henyon (49v); Pedro de Rada (Herrada, 42r, 49v)170. - Pagen, beritten (varlets de littière, alle 42r): Jehan Cadet; Hanns de Dennemarche; Gerard Dragon; Michelot Foret; Josse Hazart, maistre Jehan (?); Lalamand (?); Chirion de Lattre; Jehan le Muet; Joseph de Pistoie. OBERSTSTALLMEISTERAMT. Christoph (Krsto) Graf Frankopan, grant escuier d'escuierie (67v, 71v)171; Pedro de Cordoba, grandécuyer d'écurie (28v, 32v, 68r, 70r, 77r)112. - Stallknappen (écuyers d'écurie): Guille de Bloix (47r)173; Gabriel de la Cyrene (28v, 32v, 38r)174; François van Daso (41r); Wenndl Iphofer (26r); Nico-

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Vielleicht identisch mit Juan de Ulloa (Villoa), der bereits 1503/06 in der Kammer der Königin Isabella angestellt war: TORRE, La casa 76. Sicher ein Verwandter des Obersthofmeisters. Seine Ernennung war bereits 1518 Dezember 31 erfolgt (siehe oben S. 45). Im März 1524 wurde er nach Hofintrigen in Abwesenheit als Obersthofmeister entlassen: RILL, Außenpolitik 136. Italienischer Adeliger, der in Ferdinands Diensten in Italien fiel; vgl. Empfehlungsschreiben Ferdinands für seinen Vater Mattes, 1533 Oktober 9; HHStA Belgien PA 10/4 (Hinweis von Dr. Christiane Thomas). Ca. 1505-1564/67; Daten bei LAFERL, Kultur der Spanier 247f; siehe auch oben S. 36. Ein Vetter des Schatzmeisters Gabriel; siehe unten S. 124ff. Als Ferdinands garderoba wiederholt bezeugt, 1535 geadelt: LAFERL, Kultur der Spanier 211f. Ab 1541 Leiter des königlichen Gestüts in Himberg: LAFERL l.c.256. Cristoffel von Grabaten traf am 20. September 1522 als Oberststallmeister im Gefolge Ferdinands in Nürnberg ein; sein Vater Bernhardin bemühte sich am Reichstag (1. September 1522 - 9. Februar 1523) um Hilfe für Kroatien gegen die Türken und ließ nach seiner Abreise (noch im September) Christoph als Verbindungsmann zurück; vgl. DRA2 791; 3 298, 310, 365f, 369. Bruder des Gesandten Karls in Rom, Luis Fernández de Córdoba, Duque de Sessa; als Oberststallmeister (Ernennung 1523 Mai 1: GB 19 fol. 225rv) war er Nachfolger Frankopans. Daten bei RILL, Außenpolitik 125ff. Guillaume de Blois Sr de Doustienne, im RB III fol. 65v, 68r Falkenmeister; vgl. FK 3/2 223; wahrscheinlich identisch mit dem im Dezember 1523 bezeugten Kurier Bloix: FK 1 88 n.50/21. Gabriel de la Serna, bis 1544 im Hofstaat Ferdinands: LAFERL, Kultur der Spanier 266.

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Der Hofstaat

las de Latour (25v, identisch mit 1524 Latums, nobilis?), Nicolas de Loquinghen (47v); Jehan de Montaing (50r, 55r); Hans Philipp Schad (15v); Jehan Scovaert, capitaine (17r); Henri de Spepach (24v, 27r, 46v, 1524 Henricus de Spechpach, nobilis); Jehan de Veleta (17r); Emerick de Warda (17r). - Furiere: Martin Pfaff, oberster Hoffurier, capitaine (18v, 69r, 66v, 75r); Nicolas de Lattre (de Latere, 52v-53r, 56rv, 70v); dessen Gehilfe Josse Maes (Moes, 50r, 53v, 77v); Jhann von Hespart (72r); Purquin Le Faul, chevaucheur ordinaire (21v, 22r). QUATTRE ÉTATS (ohne Oberststallmeisteramt): Brotreicher (panetiers): Nikolaus Graf Salm d.J., premier panetier (40v, 1524 nobilis ad serviendum in mensa). - panetiers: Don Pedro Lazo (Las[s]o, 28r, 1524 nobilis ad serviendum in mensa)175; Bernardin de Meneses (28r, 1524 nobilis); Philippe de Montmorency (28r, 33r, 48v); Nicolas de Roeulx (63v); Nicolaus Ioricys (? 37v). Mundschenken (échansons): Luys de Tovar, premier échanson (14r, 1524 nobilis ad serviendum in mensa)176. - échansons: Leonhard Graf Nogarola (49r, 1524 nobilis)-, Augustin de Velazque (32v)177. Fürschneider (écuyers tranchants): Alonso de Meneses (31v, 33v, 1524 nobilis)178; Stephan Pempflinger (26v, GB 19 fol. 44v, 45r, 1524 nobilis). HOFMARSCHALL: Jehan de Nyeuela, maistre marichal (49v). JÄGERMEISTER: Georg von Wolfframstorff, maistre veneur (35r, 46r, 61v); Jagdknechte (alle 73v): Peter von der Cunnen; Colin Prunner; Gays von Lifur. HEROLD: Jehan Dukel, dit Tyrol, herault d'armes (40v). MUSIK: Trompeter: Jurig Maier (43v); Christofel Predor (43v); Giovanni Pietro (aus Brescia, 48r); Pietro Francesco und Battista da Milano (34v); Giovanni Francesco da Siena (34v)179. - Sackpfeifer: Augustin Schubinger, sacqueboutte (31r). HOFDICHTER: Richard Sbrulius (Sprulius), poete et historien (17v, 36r, 36v)180. ÄRZTE: Dr. Cosme Bortois (14v-15r) 181 ; Dr. (Dominicus) Adam de Forz (14v); Paulus Ricius (14r, 62r: visicus)182.

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Pedro Laso de Castilla (gest. 1 5 5 8 ) ; vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 239FF. Ca. 1503-1553, seit 1508 copero (Mundschenk) Ferdinands, kam als Kämmerer mit Ferdinand in die Niederlande und nach Österreich: LAFERL, Kultur der Spanier 268f; reiste als Diplomat Ferdinands zu Heinrich VIII.: FK 1 207; vgl. RILL, Außenpolitik 130f. Ein Angehöriger, Francisco de Tovar, diente als compaignon de guerre bei Ferdinand: RB III fol. 34r. 177 Seit 1 5 0 5 im Hofstaat Ferdinands: CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 4 1 9 ; LAFERL, Kultur der Spanier 66f, 270. 178 1524/25 chambellan und Gesandter Ferdinands bei Karl und Bourbon: FK 1 233 Anm. 2, 266 Anm. 4; RILL, Außenpolitik 129f und oben S. 28f. 179 Vgl. WESSELY, Bruck 1 240f. 180 Über ihn oben S. 23. 181 Dr. Cosmas de Borja, 1525 zum protochirurgus Ferdinands ernannt: HHStARR Ferd. I. 1 fol. 17v—18r; vgl. LAFERL, Kultur der Spanier 67, 71, 217. 182 i) r p a olo Ricci, auch in diplomatischen Diensten: RILL, Außenpolitik 65, 246. Kurzbiogra176

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Nur summarisch sind hier zu erwähnen: fünf Personen für Küche, Keller und Bäckerei (42v, 45r, 60v, 62r); Handwerker und anderes Dienstpersonal, insgesamt elf Personen (18rv, 41v, 48r, 52r, 53r, 54rv, 55rv, 57rv, 61v, 67v, 71rv, 75r, 76r, 77r, 58r, 71rv, 76r, 77r); Garden, nämlich archiers de corps (zwölf Niederländer, 30r, 36v, 38v, 42r, 45v, 46r, 75v) unter dem capitaine Nicolas Doffhus (auch Offut, 37r, 63v), archiers de lagarde (fünf Personen, 35v, 36v, 69r) und Compaignons de guerre (34 Mann, vorwiegend Spanier) unter den lantsknet Michiel Gerat und Erhart Renner (beide 41r).

Die Hofordnungen von 1524 und 1527/30 Ein bisher unbekanntes Dokument, das zwischen 24. März und Mitte April 1524 entstanden sein muß, enthält die älteste derzeit auffindbare Hofordnung samt Hofstaatsverzeichnis Ferdinands183. An der Spitze des Hofschemas (fol. 50r-51r) steht - begründet mit einem Matthäus-Zitat (queriteprimum regnum dei: 8,33) - die Hofkapelle: An erster Stelle wird ein Kleriker genannt, der nach ,deutschem Brauch' (Germanico more) den Titel capellf magister führt, nämlich der uns bekannte Johann de Revellis, vulgo nuncupatus de Granata, erwählter Bischof von Wien, Almosenier und Beichtvater Ferdinands; an zweiter Stelle - ohne Namensangabe, daher noch nicht besetzt - ein proto- sive primus capellanus, der von Ferdinand persönlich nominiert werden soll und ,deutscher Nation' sein muß. Es folgen drei Kapläne: Nikolaus Fabri, subelemosinarius (und in dieser Eigenschaft Vertreter Revellis')184 sowie die bereits zu 1522/23 erwähnten Robert Rounde (Rondel) und Johann Boys (Bueso). Zur Kapelle zählen weiters acht cantores, ein Sakristan und ein Organist, jeder mit einem Knaben185.

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phien von BIETENHOLZ in Contemporaines of Erasmus 3 158ff und PILL-RADEMACHER zu nutz und gutem" 509f. HHStA RA RTA 2, Konv. Al fol. 49-58. Die Datierung ergibt sich aus der Nennung des Johannes de Revellis als electus episcopus Viennensis: Seine Wahl erfolgte am 24. März, die Bestätigung durch Clemens VII. am 6. April, mit der Bekanntgabe in Wien ist vor Aprilmitte nicht zu rechnen. Am 7. August fand seine Konsekrierung in St. Stephan statt; vgl. die oben S. 42 Anm. 131 angeführte Literatur. - Eine ausführliche Analyse und Würdigung dieser Hofordnung ist noch ausständig. Vgl. THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 44ff. Fabri (de Fonte Romano), Kleriker der Erzdiözese Besançon, wurde bereits 1521 November 20 als Kaplan Ferdinands (obwohl in den RBB nicht genannt) für die landesfürstliche Patronatspfarre (Gars-) Eggenburg präsentiert, 1522 Juli 2 wurde die Präsentation auf die Pfarre Maigen bei Eggenburg ausgedehnt; 1526 September 15 Domherr zu St. Stephan, resigniert als solcher 1533 (vor September 11), 1535 gestorben als Wiener Domdechant und Pfarrer von Mödling und Gars-Eggenburg; zusammenfassend GÖHLER, Wiener Kollegiatkapitel 509-512 mit weiteren Daten. Siehe oben S. 47.

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Der Kammer gehören an (fol. 51v-52r): Sempy als primus camerarius\ Paredes als subcamerarius; Leonhard von Fels, Johann de Bousron und Johann de Molyn als nobiles camerf; Johannes Bontanus, Petrus de Scutia und Johannes de Latring als servitores camerf, wobei die beiden Letztgenannten für die Bekleidung des Fürsten kompetent sein sollen; der Bartscherer (barbftonsor) Alexander Mausis, die Türsteher (hostiarii) (Hans) Presinger186, Georg Holzel und Petrus Cornu. An der Spitze des Obersthofmeisteramtes (fol. 52r-53v) steht als (neuer) magnus sive summus magister curig Cyriak von Polheim, dem ein magister curig, Hemricourt, beigegeben ist. Das Personal setzt sich aus 26 nobiles trium equorum und 18 nobiles unius equi zusammen. Von diesen insgesamt 44 nobiles können an Hand der Namen mit großer Wahrscheinlichkeit 19 deutsch-erbländischer187, fünf niederländischer188, elf spanischer 189 und zwei italienischer .Nationalität' 190 zugerechnet werden; die restlichen sieben werden erst nach eingehenden Recherchen nach ihrer Identität bestimmbar sein. Bei dem Personal, das dem Obersthofmeisteramt untersteht, wird wiederholt auf einen status antiquus verwiesen, so beim pistor panis, beim pedagogus, magister et director der acht Knaben (an erster Stelle der uns bereits bekannte Jan Hinquarts 191 . Namentlich genannt wird Petrus Narbello als Speisenankündiger (anteambulo cibariorum, qui bacillum ferre solet). Für das Oberststallmeisteramt (fol. 54rv) fällt nur ein Name, nämlich der des Amtsleiters (magister) Pedro de Cordoba, für alle folgenden Chargen wird auf den nicht erhaltenen status antiquus verwiesen: ein Bereiter (equitator), ein Furier, ein servitor qui pluviale sive mantellum serenissimi principis deferre consuevit et debet, vier pedestres qui lakaii dicuntur, ein 186

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In dieser Funktion schon im Hofstaat Maximilians I. von 1519: ÖZV 1/2 141; in FK 1 (ad ind.) wiederholt als pannetier und als Bote zu Karl verwendet; von Castillejo als Günstling Ferdinands erwähnt: PÉREZ VARAS, Castillejo 120. Nikolaus d. J. Graf Salm, Kaspar Kunigl, (Rudolf d. J.) Graf Sulz, Christoph Graf Eberstein, ein Awrsperger, Balthasar von Presing, Wolfgang Oder, Stefan von Zinzendorf, Bernhard Falstorff, Kaspar Rauber, (Stefan) Pempflinger, Heinrich von Speckbach, Meinhardus (?), (Hans Surg von) Surgenstein (Hauptmann bei der Verteidigung Wiens 1529: STÖLLER, Solimán vor Wien 72), Philipp von Hofheim, Christoph Stadler, Heinrich Spiess, Christoph Laming, Georg Hofer. Guille de Blois, Nikolaus de Latour (Laturus), Jean du Chastel, Petrus de Lantenega, Etriveres (?). Pedro de Laso, Bernardus de Roys (Ruiz ?), (Luys de) Tovar, Alonso und Bernardin Meneses, (Christoph) Quintanilla, (Juan de) Castro, Gabriel de Seregna, Fontexna (Fonseca ?), Perla (?), Francisco de Salamanca. (Leonhard ? Graf) Nogarola, Lancelot de Beccaria. Siehe oben S. 43.

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Hof und Zentralverwaltung

nuncius, ein Hufschmied, ein Waffenschmied, zwei Herolde und eine unbestimmte Anzahl von Stallburschen (famuli). Es folgt eine kunterbunte Mischung von Hofchargen, die organisatorisch keinem der Hofstäbe zugeordnet sind (fol. 54v-55v): Personal in Küche, Keller und Vorratsverwaltung, in der Silberkammer, neun Schalmeienspieler (tibicines), ein Apotheker mit Gehilfen, ein Münzmeister mit contrascriptor, ein Türsteher für das Gemach, in dem der Fürst speist, sowie für den Saal, in welchem choref (Tanzspiele ?) stattfinden, ein Schneider, ein Kürschner, ein Verwalter der Tapisserien (aulforum sive tapezarif minister), eine unbestimmte Zahl von Furieren, ein Schuster (calcarius) und ein Stiefelschuster (sartor caligarum), ein Tischler, Wäscherinnen, Wächter und Jagdgehilfen. Namentlich erwähnt werden lediglich der Arzt Dr. Adam (Forz) 192 und der französische Sekretär „Prysellis" (Jean de Bregilles) 193 . Bei allen anderen Chargen finden wir wiederum die Berufung auf den status antiquus.

Dies gilt auch für die Leibwache (armigeri ad custodiam principis deputati) (fol. 55v); auch hier fehlen Namen und Zahlen. Vom Hauptmann wird gesagt, daß er den Kaplan, der ihm beigegeben war, entlassen müsse. Weitere Entlassungen (fol. 56r) betrafen 14 zum Großteil namentlich genannte Personen aus den Bereichen Küche, Keller, Silberkammer, Stallungen und Werkstätten. Es folgen Vorschriften über Ausrüstung, Bekleidung und Verhalten auf Reisen sowie die Androhung von Strafen (fol. 56v). Die Zuordnung dienstrechtlicher Kompetenzen (fol. 57rv) beschränkt sich auf die Spitzen der Hierarchie: Alle Bediensteten der Kammer unterstehen dem magnus camerarius (Sempy), in dessen Abwesenheit dem subcamerarius (Paredes); die Angehörigen des Stallmeisteramtes dem magister stabuli (Pedro de Cordoba); alle anderen Hofbediensteten dem magnus magister curig (Polheim). Es gelten jedoch bemerkenswerte Ausnahmen für a) Angehörige der Kanzlei und des Schatzmeisteramtes; sie fallen in die unmittelbare Kompetenz des Fürsten bzw. des Vorstehers dieser beiden Amter, also Salamancas; b) Räte samt Dienerschaft, die der Fürst unter seine spezielle und direkte Gewalt gestellt hat. Diese Ansätze, Rahmenbedingungen für ein problemfreies Hofleben zu schaffen, waren jedoch nur als Provisorium gemeint. Polheim und Hemricourt sollten, so heißt es abschließend, eine umfassende Hofordnung entwerfen und deren Durchführung in die Wege leiten; vor allem sei darauf zu achten, daß innerhalb der familia kein Streit entstehe und daß - sollten 192 193

Siehe oben S. 43. Siehe unten S. 82. 52

Der Hofstaat

irgendwelche Divergenzen bereits existieren - alle Maßnahmen zur Schlichtung ergriffen würden194. Ein Versuch, die Situationen des Hofstaates 1522/23 und 1524 aufeinander abzustimmen, muß zunächst die Verschiedenheit der Quellengrundlagen berücksichtigen. Während für ersteren Fall der Gesamtkomplex aus Einzelbesoldungen rekonstruiert werden mußte, daher auch keine Vollständigkeit erwarten läßt, ist die Aufstellung von 1524 zwar theoretisch komplett, versagt jedoch bei allen jenen (zahlreichen !) Posten, welche sich auf den status antiquus beziehen. Sicher ist dieser nicht identisch mit jenem, den Salamanca 1519 Ferdinand überbrachte195, er dürfte im Wesentlichen der Situation von 1522/23 entsprochen haben. Unter dem Aspekt der Kontinuität ergeben sich einige interessante Einsichten: • In den oberen Rängen der Kapelle, des Kämmerer-, Obersthofmeisterund Stallmeisteramtes wird der personelle Zusammenhang gewahrt, mit einer Ausnahme: Polheim tritt als Obersthofmeister an die Stelle Boutons (während Hemricourt als Hofmeister bleibt). • In der Kapelle wird zwischen den magister capellg und die Kapläne ein primus capellanus deutscher Zunge eingeschaltet. • In der Kammer bleibt die Spitze unverändert, der Personalstand wird von 16 (?) auf zwölf reduziert, das Hilfspersonal (aide de corps) aufgelöst; es erscheint zum Teil in anderen Positionen wieder. • Im Obersthofmeisteramt wird zwar die Amtsleitung ausgetauscht, der Personalstand ist davon jedoch nicht betroffen, da wir die Summe der nobiles trium equorum (26) und der nobiles unius equi (18) mit jener der quattre états (20) und der varlets (24) von 1522/23, in beiden Fällen 44, gleichsetzen können. • Was aus den 50 compaignons de guerre von 1522/23 geworden ist, wissen wir nicht, - vor allem deshalb nicht, weil Anzahl und Namen der armigeri von 1524 in dem oft zitierten status antiquus enthalten gewesen sein müssen und daher in unserem Verzeichnis nicht aufscheinen196. • Die Gesamtzahl der Hofbediensteten (ohne Garden) betrug 1522/23 etwa 100 Personen, wobei zusätzlich eine unbestimmte Größe - nämlich jene Bediensteten, die im zeitlichen Bereich der Rechenbücher keinen Sold oder einen solchen nicht direkt vom Schatzmeisteramt bezogen — offen gehalten werden muß. Für 1524 ergibt eine Addition rund 130 Einzel 194 196 196

Siehe oben S. 28. Siehe oben S. 45f und unten S. 139. Naheliegend wäre, zumindest einen Teil von ihnen unter den spanischen Verteidigern Wiens 1529 zu vermuten; die bei OPLL - RUDOLF, Spanien und Österreich 52 Abb. 18 (Druck von 1530) angeführten Namen lassen sich allerdings in den RBB 1522/23 nicht nachweisen.

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Hof und Zentralverwaltung

posten. In dieser Summe sind etliche zahlenmäßig nicht erfaßte Ämter nicht inbegriffen. Nach grober Schätzung dürfte eine auffällige quantitative Veränderung nicht erfolgt sein. • Von besonderem Interesse ist die Frage der Postenvergabe nach „Nationalitäten". Beim Hofstaat von 1524 ist die direkte und indirekte Betonung eines „deutschen" Grundschemas unübersehbar: Der primus capellanus muß deutscher Nation sein, die Sängerknaben haben,deutschen Diskant' zu singen; das Obersthofmeisteramt wird einem Angehörigen des erbländischen Adels übertragen; die niederländische Amtsterminologie wird im Bereich des Obersthofmeisteramtes durch lateinisch-deutsche Bezeichnungen und das damit verbundene Schema ersetzt. Die Kenntnis dieser Fakten führt zu der Frage: War diese .Verdeutschung', das heißt die Bevorzugung des erbländischen Elements, eine reine Alibihandlung, eine pro forma-Konzession gegenüber ständischen Forderungen? Abgesehen von den erwähnten demonstrativen Wandlungen in der Kapelle und im Obersthofmeisteramt ergibt sich auch aus der nationalen' Quantität eine eindeutige Entwicklung: 1522/23 lautete das Verhältnis Niederländer : Spanier: „Deutsche" im Bereich der Quattre états, der varlets des Obersthofmeisteramtes und der écuyers und aides der Kammer 22: 1 4 : 3 (sieben von insgesamt 44 Personen gehörten einer anderen Nationalität an oder waren nicht bestimmbar). 1524 herrschten, wenn wir uns auf die nobiles beider Klassen des Obersthofmeisteramtes und der Kammer beziehen, bereits völlig neue Zustände, das Verhältnis war nun (in derselben Reihenfolge) 8 : 11 : 20 (elf von 50 Personen gehörten einer anderen Nationalität an oder waren nicht bestimmbar). Die Relation zwischen den drei „Nationalitäten" war somit durch eine auffällige, wenn nicht sprunghafte Entwicklung gekennzeichnet. Das niederländische Element war von mehr als der Hälfte auf etwa ein Sechstel, das spanische geringfügig abgesunken, das deutsch-erbländische hingegen auf etwa die Hälfte angestiegen. Diese Schätzungen beziehen sich zwar nur auf eine Dienstgruppe innerhalb des Hofstaats, sie bilden jedoch den einigermaßen verläßlichen Kern für eine Rekonstruktion der Gesamtentwicklung 197 . Uber den hier behandelten Zeitraum hinaus führen zwei weitere Aufstellungen, die als stark voneinander abweichende Uberlieferungen, eher noch als schriftlicher Niederschlag zweier Stadien einunddesselben Vorganges zu werten sind. Es handelt sich um die „gleichzeitige Kopie" eines teut197

Siehe unten S. 97.

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Der Hofstaat

sehen hofstats (W), die in der Edition mit 1527-1528 datiert ist, in Wirklichkeit jedoch dem März 1530 zuzuordnen ist 198 , sowie um zwei Dokumente in Libellform, nämlich eine Hofordnung und einen Status, beide von derselben Hand, die Hofordnung mit 1. Januar 1527 datiert (M)199. Ein durchgehender Vergleich dieser beiden Aufstellungen mit jener von 1524 ist aus zwei Gründen nicht möglich: Einmal sind die Hofämter im engeren Sinn mit den Zentralbehörden in ein Corpus zusammengezogen; wir finden hier also, im Gegensatz zu 1524, auch den Präsidenten des Geheimen Rates, Kanzleien und Sekretariate, Hofräte aus allen Erblanden und dem Reich sowie Schatzmeisteramt und Hofkammer vor. Zum andern sind nun auch die neu erworbenen Kronländer Ungarn und Böhmen in den Wirkungsbereich der Hofbehörden einbezogen und zum Teil - aber eben nur zum Teil! - mit eigenem Personal besetzt.

Beschränken wir uns demzufolge auf die Verteilung der „Nationalitäten" im engeren Hofstaatsbereich, dann ergeben sich folgende Fakten: Das Obersthofmeisteramt (M: [Wilhelm] Truchsess [von Waldburg]200, W: Roggendorf), das Oberstkämmereramt (Salm) und das Oberststallmeisteramt (Ungnad) 201 werden von erbländisch-deutschen Adeligen geleitet. Von den „Ausländern", die uns aus den früheren Verzeichnissen bekannt sind, treffen wir 1527/30 an: Kammer: Bousron (M), Martin de Guzmän (W: Bussman), Petrus de Scotia (M), Latrin (M+W); Mundschenken: Guzmän (M, siehe oben), Leonhard Graf Nogarola (M+W), Jacob de Croy Sr de Sempy (W); Für S c h n e i d e r : Pedro Laso (M), Hinkart (W); Truchsessen: Charles de Morbeckh (M), Nicolas Bastard de Roeulx (M: de Reys); Arzte: Ricci (M+W), Dr. Cosmas Boria (M, identisch mit Bortois). 198

HHStA OMeA SR 181, ed. In ÖZV 1/2 147-154. Für die Datierung maßgeblich ist die Erwähnung Wilhelms von Roggendorf als hofmaister: Da Ferdinand seinen Bruder am 7. März 1530 um Zustimmung zur Ernennung Roggendorfs zum grand maistre d'hostel bat (FK 2/2 612 n.417) und dieser bereits drei Tage später erstmals in seiner neuen amtlichen Eigenschaft genannt wird (ib. 614f n.420), muß die Ernennung unmittelbar vorausgegangen sein: THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 44 Anm. 52. 199 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Auswärtige Staaten, Osterreich 52. Erstmals wurden beide Libelle von HIRZEL, Dienstinstruktion 151ff benützt und die Abweichungen von W konstatiert, wobei die Möglichkeit, die Wittelsbacher hätten beide Stücke als „Vorlage" entlehnt, angedeutet wird. 200 V g l F K 2/1 326 n.240/12; biographische Daten bei KOTHE, Fürstl. Rat 122 n.137. - Im Folgenden steht M für die Münchener [1527], W für die Wiener Überlieferung [1530] nach der ÖZV-Edition. 201 Wohl identisch mit dem Fürschneider (incisor) Johann Ungnad (Vndguot), der im November 1523 im Turnier gegen den ungarischen König Ludwig II. antrat: AL fol. 122r (alt 129r).

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Hof und Zentralverwaltung

Daraus ist auch ein weiterer Rückgang des nichterbländischen Elements von 1527 bis 1530 ersichtlich: Von zwei Spaniern in dieser Verwendungsgruppe ist zuletzt nur mehr Guzmán vertreten, von fünf Niederländern sind drei übriggeblieben. Noch deutlicher zeigt sich diese Tendenz im Bereich jener Personen, die in engerer, direkter Abhängigkeit vom Fürsten stehen 202 und damit jenem Kreis entsprechen, der 1524 von der Unterstellung unter das Obersthofmeisteramt ausgenommen war 203 : Alfonsus de Thoubar (M), Bernhardinus de Meneses (M+W), Augustinus de Velasque (M), Hinkart (M), Guibertinus de Bloys (M), Gabriel de la Syrene (M), Franciscus de Salamanca (M+W), Lancelotus de Bacquerie (M), Petrus de Lantenie (M), Johannes de Revellis (M), Estriveres (M), Carolus de Pictieres (M), Antonius de la Ture (M, W: de Latur), Jhan Salamanco (W).

Sämtliche Namen - sowohl der erwähnten Personen als auch deren Angehöriger - sind uns aus den bisherigen Aufstellungen 1518-1524 bekannt. In diesem Zusammenhang ist ausschlaggebend, daß der niederländisch-spanische Anteil von 1527 bis 1530 von zwölf auf vier Personen (Meneses, Latour und die beiden Salamanca) geschrumpft ist. Auf die .nationale' Entwicklung bezogen gelangen wir am Ende der zwanziger Jahre somit zu einer Phase, die auch ohne Kenntnis der Statuslisten von 1527 und 1530 aus dem ab 1522/23 herrschenden Trend erschließbar wäre.

Der Geheime Rat Die Existenz eines „Geheimen Rates" Ferdinands vor der Hofordnung vom 1. Januar 1527 ist weder aus einem Installationsakt noch aus der Rezeption älterer Behörden, sondern nur aus vereinzelten Lebenszeichen einer Gruppe von Beratern zu erschließen. Tatsächüch gab es nachweisbar 1522/23 und wiederum seit 1. Januar 1526 zwar den Präsidenten eines derartigen Gremiums, nämlich Bernhard von Cles204, jedoch weder eine Instruktion noch 202

M fol. 30r: und über die obangezaigten ambter und personen will ir ku. Mt. noch zu hofgesindt halten, die all gerüsst sein sollen ...; W153: Hernach volgen kgl. Mt. diener ausserhalb seiner Mt. Räth und officier ... 203 Siehe oben S. 52. 204 Wenn Cles 1522/23 unsers fürstlich hofrats President genannt wird (GB 19 fol. 17rv und 122r: 1522 Juni 3/4; 21 fol. 8r: 1523 September 24; vgl. BAUER, Anfänge 175; TISOT, Ricerche 78), dann kann sich dieser Titel nicht auf den Hofrat, dessen personelle Zusammensetzung wir ja kennen (siehe unten S. 66ff), sondern nur auf einen engeren Beraterkreis beziehen. Dem scheint zu widersprechen, daß erst unter dem Datum des 1. Januar 1526 eine Ernennungsurkunde vorliegt (Orig. in AUR; RR Ferd. 1 . 1 fol. 46rv; vgl. TISOT l.c.99); demnach soll Cles alle Rechte ausüben, quibus nostri secreti et privati consilii presidens uti, frui, gaude-

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Der Geheime Rat

einen fest umschriebenen Personalstand. Seiner Funktion nach stellte dieser Geheime Rat die zeitgenössische Form innerhalb einer von den spätmittelalterlichen Beratern und Beraterkollegien bis zu der „Kammerregierung" diverser neuzeitlicher Kabinettsmodelle205 verlaufenden Entwicklung dar. Seine Mitglieder sind jene Männer, ,von denen man glaubt, daß sie mehr als die anderen wissen, mit denen sich der Kaiser in abgelegene Gemächer zurückzuziehen pflegt und alles berät, weil er sie für zuverlässiger als die anderen hält'206. Unumstritten war für diesen Rat der Weisen zu Beginn der Regierung Ferdinands der Primat der „Außenpolitik", - in den Niederlanden207 ebenso wie in Spanien208 und in dem konfliktreichen Schema von Kompetenzen der maximilianeischen Behörden209. Darüber hinaus sollten alle aygnen gehaimen grossen Sachen des Fürsten210 dem Wirkungsbereich des Hofrates entzogen und damit ein auf wenige Vertraute reduziertes Gremium betraut werden. Als Reservat patrimonialer Regierungsstrategie war das Handeln dieser fluktuierenden obersten Ebene jedenfalls für auswärtige und innere (ständische) Faktoren nur von Fall zu Fall kalkulierbar.

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re et potiri debet et potest quomodolibet consuetudine vel de iure. Dafür ist sicher das spanische Vorbild zumindest mitentscheidend. Auch dort gab es - nach einer Empfehlung Gattinaras vom April 1523 (BRANDI, Berichte und Studien 19 181-222; vgl. HEADLEY, The emperor 43) - einen Consejo de Estado (privado), von Salinas meist nur als su [Karls] consejo bezeichnet, der 1526, nach dem Ausscheiden eines Großteils der Räte, ohne „Gründungsakt" restauriert wurde. Vgl. WALSER - WOHLFEIL, Zentralbehörden 231-239; LUNITZ, Diplomatie und Diplomaten 210f; STRATENWERTH, Aktenkundliche Aspekte 69; RILL - THOMAS, Cles 43 Anm. 54. Die für die österreichischen Erblande von WALTHER, Kanzleiordnungen 342 getroffene Feststellung, Kabinett und Geheimer Rat seien nicht identisch gewesen, stützt sich auf ein Komma in der Hofstaatsordnung vom 1. Januar 1527: ... im rate, sei es bei kgl. Mt., im, geheimen rat oder im hofrat...; in der ÖZV 1/2 102f ist das Komma nach Mt. zwar weggelassen, im Original (HHStA OMeA SR 181, Mappe 1527 Januar 1, fol. 2v) ist dieses Satzzeichen jedoch, wenn auch undeutlich, zu erkennen und wird sinngemäß durch den Wortlaut am Ende des Absatzes (es sei bei kgl. Mt. oder in den reten) bestätigt. Sicher hat jedoch WALTHER dieses Detail überschätzt: Hier sind nicht zwei voneinander unabhängige Gremien C,Kabinett" und Geheimer Rat) gemeint, der scheinbare Gegensatz bezieht sich auf Beratungen in einem kleineren Kreis von (geheimen) Räten bei kgl. Mt. einerseits und reguläre Sitzungen des mehr oder weniger vollständigen Geheimen Rates andererseits. ... qui plus caeteris sapere putabantur ... Cum his enim Caesar in abditas cameras sese reducere solitus erat resque cunctas eorum consilio gerere: Aeneas Silvius in der Historia Australis, zit. nach ROSENTHAL, Behördenorganisation 80; CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 435f; zum geheimen Rat Friedrichs III. SEUFFERT, Drei Register 90ff. ROSENTHAL, Behördenorganisation 83; WALTHER, Anfänge 70-73; WALSER - WOHLFEIL, Zentralbehörden 8, 11; BAELDE, Collaterale Raden 12, 33f; CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 433ff. WALSER - WOHLFEIL, Zentralbehörden 228.

209

WIESFLECKER, Maximilian I. 3 254; 5 285, 728; HOLLEGGER, Maximilian I. 123f.

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So schon im Innsbrucker Libell 1518: ZEIßIG, Ausschuss-Landtag 228.

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Hof und Zentralverwaltung

Dabei ist zu bedenken, daß der neue Landesfürst zweifellos von Anfang an, schon vor den Teilungsverträgen, besonders aber nach der Festlegung seines Regierungsbereiches, an eine Vielzahl durchaus beratungswilliger Personen und Personengruppen geriet und diesen eigene, empirisch erworbene Vorstellungen nur in bescheidenem Ausmaß entgegensetzen konnte. Es ist daher nicht nur im Sinne der Courtoisie zu verstehen, wenn für (vermeintliche) Fehlentscheidungen des Fürsten dessen Ratgeber verantwortlich gemacht wurden. Besonders am spanischen Hof war man bemüht, alle „Schuld" an (für Karl) unbequemen Maßnahmen der bewährten Schablone eines von unzuverlässigen Räten verschuldeten Mißgriffs einzuordnen. Bereits wenige Wochen nach dem Tod Maximilians gab Karl zu verstehen, daß bei einer zukünftigen Erbteilung die brüderliche Liebe mehr Gewicht haben müsse als das Vorhaben irgendwelcher Ratgeber, - womit nur die zur Zeit aktiven Mitglieder des Hofstaats Ferdinands gemeint sein können211. In Folge der divergierenden Interessen der Brüder in der Politik gegenüber Venedig entstand der erste Anlaß, den engsten Beratern Ferdinands, Salamanca und Cles, die Schuld an einer für den Kaiserhof unerwünschten diplomatischen Entwicklung anzulasten 212 . Die Versuche, den Entscheidungsprozeß am österreichischen Hof direkt oder indirekt unter Kontrolle zu bringen, wie sie etwa die Gillis-Mission und die Hannart-Affäre 1523/24 erkennen lassen 213 , reichen weit über die hier behandelten Jahre hinaus und steuerten 1534/36 einem neuen Höhepunkt zu214. Im Gegensatz dazu stellte sich Ferdinand bereits in den frühen zwanziger Jahren entschieden vor seine Räte 215 , teils durch ostentatives Ansuchen um kaiserliche Gunstbeweise für die Beschuldigten, teils durch unmißverständliche Erklärungen: Gott sei Dank hätten seine Räte nicht geschlafen, schreibt er im April 1524 an Karl, und nicht nur seine, sondern auch die kaiserlichen Interessen vertreten 216 ; und im folgenden Jahr noch pointierter: Es sei merkwürdig, daß die Kurfürsten über geheime Angelegenheiten der Casa de Austria Bescheid wüßten, obwohl Ferdinand nur mit seinen privez 211

212

Karl an Ferdinand, 1519 März 5: ... ceulx qui vous diroient chose à ce [Karls Versprechungen] contraire bzw. J'ai esté advertí que alcuns vous conseillent... (FK 1 11 n.12/2-3). Siehe unten S. 194.

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RILL, H a n n a r t - A f f â r e .

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R I L L - T H O M A S , Cles 9ff. Diesem Verhalten entspricht der von Salamanca, Burgo und dem Bischof von Eger, Ladislaus Szalkay, für den ungarischen Hof im Oktober 1523 aufgestellte Grundsatz: Adiuvet [princeps] consiliarios et officiâtes suos, quibus se committat, et defendat eos ut quiecius servire possint et non paciatur eos opprimi per insolencias invidorum, nam tanto maior erit autoritas principis quanto magis consiliarii et officiales boni sunt securi sub manu et potestateprincipis (AL fol. 71v [alt 79v]). 1524 Juni 27: FK 1 127 n.66/1.

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216

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Der Geheime Rat

conseillers gesprochen habe 217 , - was im Kontext die Verläßlichkeit der eigenen Räte im Gegensatz zu der allgemein bekannten Indiskretion des spanischen Hofes (die Salinas-Berichte liefern dafür eine Fundgrube) betonen will. Für eine sachliche Bewertung des Beratergremiums Ferdinands nach zeitgenössischem Maßstab existieren hingegen nur zweckorientierte, somit wenig verläßliche Aussagen: Etwa das von spanischen Höflingen inspirierte Bonmot Salinas', die Leute um den Fürsten seien zwar zum Teil ehrenwert, doch sagten nur wenige die Wahrheit 218 , oder die Erklärung des listenreichen Intriganten Balthasar Wolff von Wolffsthal, der Erzherzog sei fast ibel versehen mit retten, es gatt im auch darnach219. Dem widerspricht die Feststellung Ferdinands in der Bredam-Instruktion vom Juni 1524, er könne zwar nicht als Karls Statthalter im Reich, jedoch als Landesfürst .erfahrene Männer, wie sie die Fürsten bei sich zu halten pflegen', in entscheidenden Fragen heranziehen 220 . Die Effizienz dieses Kollegiums war bedingt durch Verfahrensweisen, mehr noch durch die jeweilige persönliche Zusammensetzung. Zum Teil scheint eine gewisse Umständlichkeit und Schwerfälligkeit geherrscht zu haben, und auch das bewährte Prinzip, eine riskante fürstliche Entschließung durch ein Gutachten der Räte zu ersetzen, blieb nicht ungenutzt 221 . Wir hören davon, daß in Fragen der Außenpolitik von dem kompetenten, im Ausland weilenden Gesandten schriftliche Äußerungen verlangt wurden, die man dann dem Rat zur Stellungnahme vorlegte, wobei noch die Heimkehr abwesender Räte sowie des Gesandten, der ja bereits referiert hatte, abge217 218

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1525 September 1: FK 1 323 n.149/3. ... no faltaban allá algunas personas de santas y buenas intenciones ..., veo que hay pocas personas que á S.A. le manifiesten la verdad ... : RV 73f. Wolff an Kurfürst Friedrich von Sachsen, 1524 April 17: FÖRSTEMANN, Neues Urkundenbuch 1 188 n.68. Ahnlich die Jahrzehnte später angeblich von türkischer Seite getroffene Feststellung: dieser ,arme Ferdinand' besitze weder Geld noch Verbündete noch (taugliche) Räte und verliere deshalb jeden Krieg gegen den Sultan: ALBERI, Relazioni I I I / 3 158f; vgl. BRAUNSTEIN, Venedig und die Türken 60. FK 1 152f n.76/3. Laut Szydtowieckis Bericht an den König von Polen ließ Bonomo in seiner am 20. Oktober 1523 am Wiener Neustädter Kongreß gehaltenen Rede folgende Vorgangsweise bezüglich der dem König von Ungarn zu gewährenden militärischen Hilfe erkennen: Ferdinand habe sich mit seinen Räten, quos ad presens secum habere potuit, besprochen; obwohl er die Stärke der Feinde nicht kannte, habe er, um der christlichen Sache nicht zu schaden, seine Räte beauftragt, ihre Entscheidung schriftlich festzulegen (deliberationem scribere) und diese zu verkünden, in qua deliberatione declaravit: quantum prestare et quo pacto res contra Turcum instituí debeat (AL fol. 72r [alt 80r]; AT 6 334). Der für die ungarischen Erwartungen schockierend geringe Umfang der in Aussicht gestellten Hilfe war demnach Resultat von Überlegungen der geheimen Räte - ohne nachweisbare Billigung oder Mißbilligung des Fürsten; vgl. RILL, Außenpolitik 48 f.

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Hof und Zentralverwaltung

wartet werden mußte, ehe die Entscheidung fiel222. Da dieser Fall möglicherweise eine Ausnahme darstellt und viel zwanglosere Beratungen mit einzelnen Personen besonderen Vertrauens für die fürstliche Entschließung sicher größeres Gewicht besaßen 223 , wäre die Kenntnis des fraglichen Personenkreises von Bedeutung. Mit den engeren Vertrauten Maximilians scheint der junge Fürst nur unwesentliche Kontakte unterhalten zu haben, von Ausnahmen, etwa Treitzsauerwein, abgesehen. Dem entspricht, daß sich gerade Chievres, der am Hof Karls dessen Bruder wohl am kritischsten gegenüberstand, von den „alten" Räten - Matthaeus Lang, Jacob Villinger und Nikolaus Ziegler wiederholt inspirieren ließ224. Eine Vorstellung vom Kreis jener Personen, die von Ferdinand für Beratungen herangezogen wurden, ermöglicht das RB II (1522/23), also für jene Zeit, in der Spanier und Niederländer im Hofstaat noch dominierten 225 : Lancelot della Beccaria (Bacqueria, 28r) Balbi (25r, 28v) Bouton (19v, 43v) Pedro de Cordoba (25r, 49v) Hector Du Chastel (60r) Georg von Herberstein (26v) Siegmund von Herberstein (24r)226 Philippe de Lannoy Sr de Molembais (13v) Pierre de Lantene (Lantenega, 48r) Alonso de Mercado (28r, 33r) Martin de Paredes (13v) Cyriak von Polheim (49r) Johann de Revellis (74r) Francisco de Salamanca (28r) Sempy (13r, 51r, 63v, 72v) Heinrich Spiess (47r) Hans Surg von Surgenstein (33r) Dr. Johann Vaut (28r) 222 Ygj ¿i e Schilderung Contarinis, 1524 September 25, wo allerdings Salamanca für gezielte Verzögerungsmanöver verantwortlich gemacht wird: SD 36 571. 223 y g j (jj e idyiii s c he Schilderung der Beratungsgespräche Ferdinands mit Cles: R i l l - Thomas, Cles 49 Anm. 168. 224 Bericht des englischen Gesandten Cuthbert Tunstall aus Worms, 1521 Februar 9: DRA 2 794; vgl. Scheible, Fürsten auf dem Reichstag 386. 225 In Klammer Folien des RB II; die meisten Namen erscheinen auch im Hofstaat; siehe oben S. 46ff. 226 Als einziger mit dem Titel conseiller extraordinaire, was bedeutet, daß er als außerordentlicher Experte (wohl in Fragen der Ostdiplomatie) fallweise herangezogen wurde.

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Der Geheime Rat

Dr. Beatus Widmann (Verdman, 28r) Mag. Albert von Wolfstein (24v, 25r).

Schon dabei zeigt sich, daß das spanische Element zahlenmäßig (vier von 20) bei weitem nicht die Rolle spielte, die man in der Zeit der noch unerschütterten Dominanz des Schatzmeisters erwarten dürfte. Nachrichten aus dem Jahr 1522, die erkennen lassen, welche Personen der Fürst für den Fall schwerwiegender Entscheidungen am Reichstag um sich haben wollte, bestätigen diese Beobachtung: Im Mai werden Cles, der König von Cypern227, Sempy, Serntein, Lamparter und Graf Hans von Hardegg genannt 228 , im September desselben Jahres besteht das beratende Gefolge Ferdinands aus Sempy, Pedro de Córdoba (als einzigem Spanier), Philippe von Lannoy, Bouton, Christoph von Grabaten229, Cyriak von Polheim, Siegmund von Herberstein, Lamparter und Cles, - welcher deshalb als letzter genannt wird, weil er mit der üblichen Verspätung eintraf 230 . Beim Wiener Neustädter Fürstentreffen im Oktober 1523 sah das Gremium der Materie entsprechend ganz anders aus: Außer Salamanca und Bonomo werden als Berater Ferdinands die Bischöfe von Laibach, Christoph Rauber, und Wiener Neustadt, Dietrich Kammerer, Pfalzgraf Philipp (!), der Großmeister des St. GeorgsOrdens Johann Geumann, Fabri und Sempy genannt 231 . Eine weitere Aufzählung von Namen wäre insofern irrelevant, als gerade beim Geheimen Rat die Präsenz nichts über das Gewicht der einzelnen Beraterstimme aussagt. Werturteile, wie wir sie aus späteren Jahren für die dominierende Position Cles' kennen 232 , fehlen entweder gänzlich oder beziehen ihre Gültigkeit aus einer konkreten Situation. Wenn etwa Clemens VII. dem bestbezahlten Diplomaten Ferdinands dieser Jahre, Balbi, der zum Zeitpunkt der Brüsseler Verträge zum continuus et domesticus consiliarius ernannt worden war 233 , große Ingerenz auf die Entschlüsse des Fürsten zubilligt234, dann ergibt dies 227

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Eugen von Lusignan, Sohn Jakobs V. von Cypern, der schon 1516-1521 am Innsbrucker Hof nachweisbar ist; vgl. HEISS, Diss. 422. Nennungen in der älteren Serie der RR-Bände: Z fol. 36v, 82r; AAfol. 79r, 233r; QQ fol. 236r. Die päpstlichen Vertreter in Ungarn, Campeggio und Burgio, schlössen aus der Entsendung eines Famiiiaren Lusignans nach Konstantinopel, daß dieser seine Position am österreichischen Hof nutzen wollte, um seine Herrschaft in Cypern zu restaurieren: Campeggio an Sadoleto, 1525 Januar 22 (FRAKNÓI, Relationes 129). Planitz an Kurfürst Friedrich, 1 5 2 2 Mai 1 4 , mit dem Zusatz und andere mehr: WÜLCKER VIRCK, Planitz 1 4 9 . Christoph von Frankopan; über ihn oben S. 48. DRA 3 315f. Zum Reichstag 1524 (Eintreffen Ferdinands in Nürnberg am 29. November 1523) existieren keine Präsenzlisten. AL fol. 61r (alt 69r) und 88v (alt 96v). RILL - T H O M A S , Cles 16FF. GB 19 fol. 8v, 9r (1522 Februar 8); vgl. RILL, Außenpolitik 152ff. Clemens VII. an Balbi, 1523 Dezember 24: BALAN, MR 314 n.138.

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eine interessante Variante zum Urteil der ständischen Ausschüsse, demzufolge Balbi die Rolle eines einflußreichen, von Salamanca geförderten Verräters spielte235; der päpstliche Zuspruch ist jedoch nicht als grundsätzliche Einschätzung, eher als gezielter Ausdruck einer für den Augenblick opportunen Politik zu werten. Für das Gremium der Räte ist also in unserem Zeitraum nicht nur mit einer fluktuierenden Anzahl zu rechnen - die sakrale Zwölf, die Contarini 1524 anführt, bezieht sich zweifellos nur auf den aktuellen Stand, sofern dieser vom venezianischen Gesandten überblickt werden konnte 236 ; die Angehörigen dieser im Werden begriffenen „Institution" unterschieden sich auch wesentlich voneinander nach Aufgabe und möglicher Einflußnahme; die in Einzelfällen dem Ratstitel beigefügten Spezifikationen — continuus bei Balbi, extraordinarius bei Siegmund von Herberstein - sind daher nicht im Sinne einer offiziellen Nomenklatur, sondern als ursprüngliche Wert- und Sinngebung des jeweiligen Amtes zu verstehen. Gerade diese durch kein vorgegebenes Schema behinderte Entfaltung spezieller Kompetenzen förderte Ansätze zu einem harten Kern, dessen Existenz eine gewisse Kontinuität im politischen Handeln garantierte, zugleich jedoch die schon beobachtete Formierung von Gruppen nach politischen, religiösen und anderen Interessen, schließlich in egoistisch-ökonomischen Zweckverbindungen zur Folge hatte 237 . Diese Parteiungen sind allerdings nur sporadisch zu erkennen, so etwa, wenn kurienfeindliche Politik auf eine mit den Lutheranern sympathisierende Gruppe von Räten zurückgeführt und als Fraktion der malevoli den papsttreuen Personen gegenübergestellt wurde 238 . Über die 236 236

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RILL, Petrus Julianus 27 und unten S. 217. SD 36 579f. Seiner Somma di la relatione vom 29. März 1527 (SD 44 383 und zum Teil davon abweichend bei FIEDLER in FRA 2/30 3) ist zu entnehmen, daß Contarini seine wohl durch venezianische Verhältnisse bestimmten Vorstellungen einer konstanten Zahl von Räten korrigieren mußte: In Wirklichkeit halte Ferdinand nur vier consieri an seinem Hof, nämlich Cles, den maestro di casa (Obersthofmeister) Vielmo Sturzer bzw. Strueser (zu identifizieren mit Wilhelm Truchsess zu Waldburg; siehe oben S. 55), den gran canselier Sigismondo Lietistener bzw. Lictistainer (damit kann nur Dietrichstein als Statthalter gemeint sein) - in der Editiion der FRA mit dem Zusatz gran canceliere qual e particular nobelle et e molto suo favorito (hier als Leonhard von Harrach gedeutet) schließlich dessen Vorgänger Salamanca, der allerdings entlassen worden sei und sich derzeit auf einer Gesandtschaftsreise in England befinde (siehe unten S. 395). Am deutlichsten zu erkennen in der Verbindung Cles - Salamanca am Beispiel des Bergwerks Idria: RILL, Quecksilber aus Idria, bes. 46ff. Daß derartige Verflechungen fürstlicher Berater mit dem Handelskapital auch unter Maximilian I. üblich waren und auch erkannt wurden, zeigt etwa die Chronik Walter Rems (Chroniken deutscher Städte 23 101); vgl. Cl. BAUER, Villinger 16. Uber zeitgenössische Ausdrücke wie „Hecke", „Kette", „Liga" siehe WIESFLECKER, Maximilian I. 5 2 8 5 ; R I L L - T H O M A S , Cles 9f. BALAN M R 339 n.154; M S 309ff. Vgl. MÜLLER, Kurie 42-45 und oben S . 23.

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Der Geheime Rat

„nationale" Gruppierung der Berater des Fürsten hatten die Zeitgenossen widersprüchliche und fragwürdige Ansichten: Als sicher galt, daß die Iiispanier den Ton angaben und die Deutschen einflußlos waren; während jedoch die Niederländer im oft zitierten „R"-Bericht als gleich ... übel gehalten wie die erbländischen Räte galten239, sind sie in einem Pasquill von 1525 jene, die neben den Spaniern die Macht ausüben und die Untertanen bei der nassen umbfürn2*0. Ein Beratergremium im Sinne des Geheimen Rates stand prinzipiell nicht von Anfang an auf der ständischen Forderungsliste. Den Ansprüchen der Landschaft hätte zunächst eine konzessionsbereite Partnerschaft des Landesfürsten mit Regimentern und Kammern genügt. Eine Befassung mit ,großen und geheimen Sachen' lag schon deshalb nicht im unmittelbaren Interessenbereich der Stände, weil derartige Materien wegen ihrer Unübersichtlichkeit, zum Teil auch Unverständlichkeit die primären Anliegen der Landschaft nur verunklärt hätten und das ständische Engagement im „außenpolitischen" Bereich trotz gemeinsamer Ansätze kaum über den Grenzsektor des jeweiligen Erblandes hinausreichte. Es mußte jedoch mit Entscheidungen, die im Geheimen Rat getroffen wurden und umstrittene innererbländische Probleme betrafen, gerechnet werden. Da Existenz und Berechtigung eines engeren fürstlichen Rates nicht in Frage gestellt werden konnten und eine Oktroyierung des Personals, gegen die sich Ferdinand auch entschieden zur Wehr setzte241, gegen die Respektierung überkommener, von ständischer Seite anerkannter fürstlicher Prärogativen verstieß, sollte die Fiktion eines reduzierten Hofrats den Ständen den Zugriff auf diesen herrschernahen Verband sichern. Wie man schon 1518 verlangt hatte, versuchten es die ständischen Ausschüsse auch 1525/26 mit einer Konstruktion, derzufolge der Fürst ,in allen geheimen Sachen' auf eine Beratergruppe zurückgreifen sollte, die nahezu ausschließlich dem von den Ständen kontrollierten Hofrat zu entnehmen war242. In diesem Punkt entsprach die Hofordnung von 1527/30 allerdings nur unvollkommen den ständischen Vorstellungen, da Ferdinand ein viel breiteres Personalreservoir für die Auswahl der geheimen Räte festlegte243.

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Zit. nach JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 75. STERN, Salamanca 29. Siehe unten S. 182f. Bericht Contarinis, 1525 April 27: SD 38 253£f. Vgl. die ständische Eingabe, präs. 1525 Dezember 31: H K A L T A r . N r . 53 fol. 86v-87r; HIRN, Landtage 84. In diesem Sinn auch der Innsbrucker Landtagsabschied, 1523 April 16: auch zu ir Dt. hofhanndlungen soll Ferdinand lanndleut zu rättn prauchn ( T L A L T A 1 [bis 1523] unfol.; Kop. in Landständ. Archiv LTA Fasz. 1 n.21). OZV 1/2 107: Die geheimen Räte (etlich wenig personen) sollen aus den öbristen ämptern und reten genommen werden.

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Hof und Zentralverwaltung

Wir sind damit bei jenem Prozeß angelangt, der in seinen Grundtendenzen für Süd- und Mitteldeutschland als „Ausbruch" des Geheimen Rates aus dem Hofrat gedeutet wurde 244 . Gerhard Oestreich hat dazu das im wesentlichen heute gültige Gegenbild, die Entstehung des Geheimen Rates in der fürstlichen Kammer, entwickelt245. Was jedoch bei Oestreich in breitem zeitlichem und geographischem Rahmen als eine in verschiedenen Stadien erkennbare, vorwiegend mit Quellen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegbare Abfolge nachgewiesen wird, erscheint am österreichischen Hof auf wenige Jahrzehnte komprimiert. Diese erbländische Variante enthält das Aufkommen eines auf frühe Vorstufen in den,abgelegenen Gemächern' des Fürsten zurückgehenden secretum consilium zu Beginn der Regierungszeit Maximilians 246 ebenso wie die erwähnten Parteiungen, den Konkurrenzkampf mit Regimentern und anderen Behörden und schließlich die von den Ständen geforderte personelle Bindung an den Hofrat. Der „Ausbruch" erscheint hier in sein Gegenteil, die zumindest teilweise Vereinnahmung des Geheimen Rates durch den Hofrat, verkehrt. Daß es dabei, weit über unsere Zeitspanne hinaus, nicht zu einer exakten personellen und institutionellen Abgrenzung kam, zeigt ein Blick auf die Hofstaatsverzeichnisse, die bis in die fünfziger Jahre bestenfalls den konstanten Kern einer Beratergruppe erkennen lassen. Zu Lebzeiten Cles' wird neben dem Präsidenten kein Mitglied namentlich angeführt 247 , ab 1539 ist Hans Hoffmann von Grünpüchl (ohne Anführung von Amt und Würde) alleiniger ständiger Repräsentant des Geheimen Rates. Allmählich gesellen sich ihm weitere Personen hinzu, für die jedoch eher das Amt (Vizekanzler, böhmischer Kanzler, Obersthofmarschall) als eine persönliche Vertrauensstellung ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Erst um die Jahrhundertmitte konsolidiert sich ein Gremium, in welchem sich „Berater" und „Beamte", Inhaber hoher Hofämter, zusammenfinden. Mit der zunehmenden Dominanz des Obersthofmeisteramtes in einem dem Wesen der Kamarilla grundsätzlich konträren Aufgabenbereich endet diese Entwicklungsperiode des Geheimen Rates 248 .

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Entstehung der modernen Staatsministerien, bes. 57f. Das persönliche Regiment 202-228; vgl. auch KRAUS, Secretarius und Sekretariat 82ff; Dt. VWG 1 109£f, 318ff, 495. Vgl. HOLLEGGER, Maximilian 1 . 1 2 3 £ f . ÖZV 1/2 147ff, 154ff. Ib. 156: 1539/41; 161: 1544/45; 165: [1545/50], In allen drei Fällen steht Hoffmann unmittelbar unter dem Titel gehairn rätt\ ob die folgenden Chargen auch noch dazuzurechnen sind, bleibt zunächst fraglich: 1541 und 1544/45 Vizekanzler Georg Gienger, 1545/50 Dr. Jakob Jonas; dann der Obersthofmarschall: 1539/41 Melchior von Lamberg, 1544 und 1545 Balthasar Presinger, [1545/50] Hans Trautson; schließlich der böhmische Kanzler: 1544 und 1545 ohne Namensnennung, [1545/50] Heinrich von Plauen. Erst im Verzeichnis von 1550/51 (ib. 167f) ist das Stammpersonal eindeutig faßbar, als geheime Räte werden geHINTZE,

OESTREICH,

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Der Geheime Rat

Das Verhältnis zwischen Aufgabe und Amt zeigt sich auch, wenngleich nur in Einzelfällen nachweisbar, in einer die institutionelle Entwicklung überdauernden personellen Kontinuität. Von den conseillers von 1522/23 erscheinen nach 1526 etliche in Hofämtern: so Francisco de Salamanca als kgl. Mt. diener ausserhalb seiner Mt. räth und officir249, Lancelot della Beccaria als Truchseß und Hans Surg von Surgenstein als understäblmeister250. Es ist als sicher anzunehmen, daß ihre beratende Funktion die neuen Würden in der Praxis überdauerte, wie andererseits die Veramtung der Beraterstellen zu einer dem Geheimen Rat wesensfremden Schematisierung und schließlich zur Stagnation führte.

Auf die Amtszeit Salamancas bezogen bedeutet dies, daß zwischen dem Regierungsantritt Ferdinands und der offiziellen Installierung eines Geheimen Rates keineswegs die Verdrängung spärlicher Ansätze aus den Jahren vor 1518 durch das Einmannprinzip stattfand. Es scheint vielmehr, daß nach dem durch Korruption und Intrigen gekennzeichneten Verfall des maximilianeischen Rates die Neuformierung eines beratenden Organs begann, in welchem zunächst das niederländische und das spanische Element dominierten, das jedoch noch vor der Abberufung Salamancas zunehmend erbländischen Charakter annahm. Eine personelle Identität von Räten und Hofchargen war wohl möglich und üblich, jedoch nicht institutionalisiert. Charakteristisch dafür ist das ursprüngliche, bezugslose Nebeneinander der obersten Stelle im Geheimen Rat und im Obersthofmeisteramt 251 . Mit der Einbindung in das Schema des Hofstaats und zum Teil auch in den Hofrat wurde schließlich jener Zustand bürokratischer Konsolidierung erreicht, der bereits den Keim sachlicher Entfremdung in sich trug.

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nannt: Hoffmann, Obersthofmarschall Trautson, Gienger (jetzt Landvogt in Ober- und Niederschwaben) und Hofvizekanzler Dr. Jonas. Aber auch Heinrich von Plauen, der böhmische Kanzler, wird, wenn auch nicht in dieser Sparte, als geheimer Rat bezeichnet. Der Obersthofmeister erscheint erst 1553 und 1554 (ohne Namen, daher als Amt) im Geheimen Rat, jetzt allerdings an dessen Spitze (ib. 171f). In späteren Verzeichnissen aus der Regierungszeit Ferdinands wird der Geheime Rat nicht mehr geführt. Ib. 153 (1527/28); über ihn unten S. 124ff. Ib. 149. In der Hofstaatsordnung vom 1. Januar bzw. 8. Februar 1527 (ib. lOOf) wird Cles als Präsident des Geheimen Rates an erster Stelle (Am ersten der herr von Triennt) genannt, daran schließt der Hofmeister (Der sol die erst person bei kgl. Mt. geacht werden ...); in den Ratssitzungen hatte letzterer den Fürsten in dessen Abwesenheit zu repräsentieren, während der Präsident des Geheimen Rates den Fürsten nicht vertrat, sondern ihm als oberstes beratendes Organ gegenüberstand.

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Hof und Zentralverwaltung

Regimenter und Hofräte Zum Zeitpunkt des Todes Maximilians I. hatten die Regimenter der beiden Ländergruppen, der oberösterreichischen unter Einschluß Vorderösterreichs und der niederösterreichischen, stark voneinander abweichende Aufbauphasen hinter sich und befanden sich in dementsprechend divergierender Handlungsfähigkeit. Das seit den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts tätige Innsbrucker Regiment, eine Variante jener Institution, welche am Meraner Landtag von 1487 im Rahmen einer dualistischen Verfassung errichtet worden war, war zwar 1519 — nach wiederholter Dienstaufkündigung wegen zu hoher Verschuldung - nicht mehr im Amt, willigte jedoch noch vor dem Eintreffen erster Verfügungen aus Spanien in eine Neuinstallierung durch die Stände ein, was eine enge Bindung zwischen Regierung und Landschaft zur Folge hatte 252 . Man hat daher mit Recht die Verwaltungskontinuität im oberösterreichischen Bereich hervorgehoben 253 und in dieser Kooperation sogar die Frühform eines „Konzentrationskabinetts" sehen wollen254. Ganz anders verlief die Entwicklung in den niederösterreichischen Erblanden: Theoretisch gab es seit 21. April 1501 eine Landregiments- und Kammergerichtsordnung, in deren Präambel die Notwendigkeit einer Trennung von Rechtsprechung und Kammergutverwaltung gefordert und durch Abspaltung einer Hof- und Hauskammer dekretiert wird. Für die Einstufung von Regiment und Hofrat ist entscheidend, daß hier bereits beide Behörden existieren: nämlich eine niederösterreichische Regierung mit einem obersten Hauptmann (Wilfang von Polheim) und dem Sitz in Enns, welche ebenso wie ein Hofrichter (Jörg von Losenstein) und die erwähnte Kammer einer obersten Instanz, nämlich dem Hofrat, untersteht; dieser Hofrat ist ebenfalls ortsgebunden, und zwar mit der Begründung, daß dieserart die Parteien dem kaiserlichen Hof nicht nachreisen müß-

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JÄGER, Landständische Verfassung 2/2 340ff, 353; WOPFNER, Lage Tirols 108f; BURKERT, Landesfürst und Stände 15, 38 (das hier betonte Erlöschen der Kontinuität wegen Amtsniederlegung ist nur formal zutreffend). In einem an Erzherzogin Margarethe gerichteten Rechtfertigungsschreiben, 1519 April 6, betonen die Regenten, sie hätten einige Wochen vor Weihnachten 1518 resigniert, ne ex impotentia aliquid negligeretur et nobis ... aliqua culpa importaretur, mit der Bitte rem provinciarum anderen Personen zu übertragen; sie seien jedoch bereit, in Rechtsangelegenheiten weiterhin ihre Pflicht zu erfüllen; wegen des Testaments Maximilians und eines Mandats Karls seien sie gezwungen, im Amt zu verbleiben und hätten auch schon alles nur Mögliche unternommen (Instruktion für Petrus de Laude unter obigem Datum: HHStA Maximiiiana 38 fol. 687r-694r). Über die letzten Jahre des maximilianeischen Regiments vgl. HOLLEGGER, Maximilian I. 184-200. SPECHTENHAUSER, Behörden- und Verwaltungsorganisation 5. MAYER, Verwaltungsorganisationen 6 0 .

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Regimenter und Hofräte

ten 255 . Daß diese Neuschöpfung nicht den Erwartungen entsprach, zeigte sich spätestens am Mürzzuschlager Ausschußtag vom November 1508 in zweierlei Hinsicht: einmal in den Klagen über die „unordentliche Regierung", welche eine Umbesetzung des Regiments (vom Hofrat ist jetzt gar nicht mehr die Rede) notwendig mache, und zweitens in Anschuldigungen, erhoben vom oberösterreichischen Regiment, das die Schwäche der Schwesterbehörde genutzt hatte, um sich in der Praxis eine Art von Oberinstanz anzumaßen 256 . Nach dem Tod des Kaisers bestand das niederösterreichische Regiment, dessen Wirken reichlich Stoff für eine chronique scandaleuse zu bieten hat, aus einem obersten Hauptmann (Georg von Rottal), einem Kanzler (Dr. Johann Schneitpeck), einem Vizedom (Laurenz Saurer) und fünf Räten, darunter dem Bischof von Wien und dem Propst von Klosterneuburg 257 .

Somit existierten 1518/19 im Sinne der vorangegangenen Verordnungen drei Institutionen, die den Titel „Regiment" oder „Hofrat" beanspruchen durften: Ein relativ intaktes, wenngleich rücktrittswilliges, durch ständische Initiative gestütztes oberösterreichisches Regiment, dessen Aktivitäten ohne legale Basis in den niederösterreichischen Bereich expandierten; ein „oktroyiertes" niederösterreichisches Regiment, das kurz vor seiner Entmachtung stand, obwohl Karl angeblich den Fortbestand dieses Gremiums noch 1521 garantierte258; schließlich ein Hofrat, der dem Wortlaut nach als übergeordnete Instanz für die niederösterreichische Gruppe zu fungieren hatte, seinen Agenden zufolge jedoch nur als zentrales, für beide Ländergruppen zuständiges Organ sinnvoll sein konnte. Unterdessen hatte ein neuer und letzter Ansatz des Kaisers mit der Begründung „Osterreich gehört doch auch zum Reich" dieses Schema zumindest theoretisch außer Kraft gesetzt: Die Hofordnung vom 24. Mai 1518 sah einen Hofrat mit 18 Räten - nach einem Schlüssel aufgeteilt auf die Vertreter der obersten Hofämter, des Reiches, der nieder-, ober- und vorderösterreichischen Erblande - vor, welche für alles außer den

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Orig. und Kopie im HKA NöHA H 83/A fol. 12-25. Vgl. VANCSA, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2 573£T.; WlESFLECKER, Maximilian I. 3 239, 520 (nach Kopie in AUR). Über Vorstufen KÖGL, Studien 52ff (chaotisch); über die Entwicklung des Hofrats bis 1518 HOLLEGGEE, Maximilian I. 113-130. WlESFLECKER, Maximilian I. 4 293ff. KRAUS, Zur Geschichte Österreichs 13 Anm. 2; zum Regiment seit 1510 am ausführlichsten HOLLEGGER, Maximilian I. 287-310. Über die für das Wesen des niederösterreichischen Regiments charakteristische Lauffner-Affare siehe PERGER, Bürgermeister 31ff. In diesem Sinn Schneitpeck an den Klosterneuburger Propst Georg Hausmannstetter, 1521 Februar 10, Worms: Leider könne man sich nicht darauf berufen, ohne die Ungnade Karls zu riskieren; novit DVR quod senes in cicadas transmutabantur, quoniam garruli fuerunt ut cicade. DV intelligit misterium (Stiftsarchiv Klosterneuburg, Briefe der Pröpste, Georg Hausmannstetter 1505-1541, ohne Fol.).

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Hof und Zentralverwaltung

„großen und geheimen" Staatsangelegenheiten im Reich und in den Erblanden kompetent sein sollten259. Maximilian restaurierte damit jene 1497/98 errichtete Behörde, die als oberstes Regierungs-, Verwaltungs- und Gerichtsorgan für das Reich, Österreich und Burgund zuständig gewesen und, vor allem wegen der führenden Rolle des Kurfürsten Friedrich von Sachsen in diesem Gremium, von Rivalen, etwa Berthold von Mainz und Ludovico il Moro, angefeindet worden war260. Mit einem Nachtrag zum Testament Maximilians vom 11. Januar 1519, wonach alle Hofräte im Amt verbleiben sollten, dem Streit dieser mit den Testamentariern und mysteriösen Vorkommnissen um den letzten Willen des Verstorbenen261 beginnt eine Phase der Rechtsunsicherheit hinsichtlich der maßgeblichen Behörden und deren Instanzenzuges.

In der niederösterreichischen Ländergruppe wurde die Autorität des von Maximilian eingesetzten Regiments in wenigen Tagen (Ende Januar und Anfang Februar 1519) hinweggefegt, und zwar auf Landtagen, deren Entschlüsse Gemeinsamkeiten aufweisen, jedoch keineswegs ausschließlich durch das Wiener Beispiel bestimmt waren 262 . Zur gleichen Zeit etwa, als die niederösterreichischen Stände dem Regiment den Gehorsam aufkündigten, agierte im Reich und in Tirol bereits das sogenannte „Augsburger Regiment", eine Gruppe von Männern, die unter Maximilian führende Positionen bekleidet hatten: Matthaeus Lang, Michael von Wolkenstein, Cyprian von Serntein, Jacob Villinger, Hans Renner, Nikolaus Ziegler und als Spezialbevollmächtigter Karls Maximilian von Zevenberghen, Herr von Berghes, - zunächst, nach Karls Erklärung, als Gesandte bei den Kurfürsten in Fragen der Königswahl 263 , nach eigener Interpretation als conseillers et chefs au conseil d'Inspruch ... avecpouvoir de traiter tout de l'affaire de l'Empire que d'autres264. Mit Dekreten vom 23. und 27. Juli 1519 wurde die Tätigkeit dieser (zumindest in ihrer Selbsteinschätzung) agilen Beamten legalisiert: Als ,Statthalter, Regenten und Räte des geheimen Rates und obersten Regiments' hatten sie uneingeschränkte 269

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BRANDIS, Landeshauptleute 470; ZEIBIG, Ausschuss-Landtag 227ff, 273; ADLER, Organisation 472ff; ÖZV 1/2 84-91; WIESFLECKER, Maximilian I. 4 312; HOLLEGGER, Maximilian I. 118f, 339f; PERGER, Kirchhofer 12. ÖZV 1 / 2 2-16 nn.2-4; W I E S F L E C K E R , Maximilian I. 2 307, 502 Anm. 14; LüDOLPHY, Friedrich der Weise 157ff. Dazu vor allem LAHODA, Ständekampf 7 4 - 8 8 ; BURKERT, Landesfürst und Stände llff. LAHODA, Ständekampf 99-105; PERGER, Kirchhofer 13ff; BURKERT, Landesfürst und Stände 19-38; HENGL, Ständische Opposition, passim. 1 5 1 9 Februar 11, Molins de Rey, Karl an Margarethe: LE GLAY, Négotiations 2 221f; vgl. Löw, Villinger 285ff. 1 5 1 9 Februar 20, Augsburg, Zevenberghen an Margarethe: GACHARD, Rapport 163 n.43; LE GLAY, Négotiations 2 263; für ihr Engagement charakteristisch der Bericht Zevenberghens, 1519 Februar 14: ... et sur ma foy, se Villinger, Renner, Siegler et nous autres servons Dieu de telle sorte comme servons le roy,j'espere que auresmes bonne part en paradis ... (ib. 228).

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Regimenter und Hofräte

Ingerenz (ordnen, setzen, aufrichten und versehen) auf die Regierungen in Wien, Innsbruck und Ensisheim und deren Beamte im Einzelnen (regieren, gubernieren, ordnen und reformieren), wobei die Stätte ihres Wirkens nicht lokalisiert wurde, sondern dieses allenthalben nach gelegenheit der zeit und henndl stattfinden sollte. Neben den schon genannten Personen gehörten diesem ambulanten Gremium auch Cles, Bonomo, Wilhelm von Roggendorf, Georg von Firmian, Siegmund von Dietrichstein, Jacob de Bannissiis und Hieronymus Brunner an; Zevenberghen führte den Titel unnser [Karls] obriste potschafft in Deutschlanndt. Die Entgegennahme der Huldigung ist ein zwar betonter, jedoch nicht der einzige Auftrag an diese mit reichen Fakultäten ausgestattete Regierungs- und Kontrollbehörde265. Neben den beiden alten Regimentern existierte somit ein drittes, das die Autorität ersterer in Frage stellte und sowohl für die Vorbereitung der Königswahl als auch für die Regierung der Erblande den Platz als oberste Instanz beanspruchte. Daß Karl nur diesem dritten und obersten Regiment vertraute und von ihm die entscheidenden Schritte erwartete, zeigen zwei Weisungen vom August 1520, wonach es für die Einsetzung, Funktionsfähigkeit und Sparsamkeit der österreichischen Regierung verantwortlich gemacht wurde 266 . Reich und Erblande bildeten nun wiederum getrennte Administrationsbereiche, wobei allerdings die personelle Zusammensetzung der Behörden eine grenzüberschreitende Praxis erkennen läßt. Wenn auch durch die Reichsregimentsordnung vom Mai 152 1 267 die Befugnisse des Augsburger Regiments vom Juli 1519 für das Reich, soferne solche überhaupt bestanden hatten, erloschen, blieb doch die zentralistische Konstruktion Maximilians in theoretischen Ansätzen erhalten. 265

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Dekrete Karls, 1519 Juli 23 und 27, Barcelona, im Vidimus des Abtes von St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1524 Oktober 1: AUR. Vgl. BRANDIS, Landeshauptleute 518£f; BURKERT, Landesfürst und Stände 58, 60-63; THOMAS, Karl V. als Landesherr 29 Anm. 70. Wie KRAUS, Zur Geschichte Österreichs 30 zeigt, glaubten die österreichischen Stände tatsächlich, die „Augsburger Regenten" seien nur für die Erbhuldigung kompetent. Wenn PÖLNITZ, Jacob Fugger 2 491f behauptet, Karl V. habe Lang, Bonomo, Cles, Zevenberghen und andere erst unter dem Datum des 22. Mai 1522 zu seinen Statthaltern und Regenten ernannt, dann beruht dies auf einem Mißverständnis: In der Urkunde dieses Datums (HHStA RR Karl V. 3 fol. 204v-205v = GROSS, Reichsregisterbücher n.2986) bekennt Karl nur diefinanziellenVerpflichtungen gegenüber den Genannten, die „vormals" in den nieder- und oberösterreichischen Erblanden autorisiert waren. Weisungen Karls, 1520 August 6 und 22: HHStA RR Karl V. 1 fol. 2v, 7v-8r; vgl. BAUER, Anfänge 106; THOMAS, Karl V. als Landesherr 16f, 39, wo der Übergang vom „System eines außerhalb der Landschaft agierenden Obersten Regiments" zur bodenständigen Regierung aufgezeigt wird. Über diesbezügliche Kontakte der innerösterreichischen Stände zu Karl und Hannart im August 1520 vgl. BURKERT, Landesfürst und Stände 81ff. Kontroversen des oberösterreichischen Regiments mit den Augsburger Regenten in der Steuerfrage werden auch in der Instruktion für Petrus de Laude (oben Anm. 252) erwähnt. DRA2 222-233 n.2; vgl. ib. 173-185 n.13, 725 Anm. 2, 732; GRABNER, Zur Geschichte 15ff.

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Hof und Zentralverwaltung

Von Anfang an umstritten war die Kompetenz des nach dem Vorbild der Regimentsordnung von 1500 neu errichteten Reichsregiments für die Erblande. In der Praxis trat sie trotz zunehmender Dominanz Ferdinands und der habsburgischen Regimentsräte kaum in Erscheinung. Im Reich hegte man hingegen diverse Befürchtungen, etwa: Ferdinand werde das Reich als Statthalter durch die alten kaiserlichen Räte regieren lassen268, eine nebencanzlei Ferdinands drohe die Agenden des Reichsregiments einzuengen269, oder aber: das Reichsregiment werde gegen die Interessen der verblendeten Fürsten gewaltiglich regieren 270 . Dazu kamen Vorwürfe wegen angeblicher Fälschungen und Unterschlagungen gegen die zum theil heillosen Angehörigen des Regiments271. Bereits im August 1523 argwöhnte Karl, daß das 1521 errichtete Regiment yezt villeicht zerganngen sein mocht, und erließ äußerst komplizierte Vorschriften für die Vertretung und eventuelle Vertretungsvertretung des Statthalters 272 . Dieses zweite Reichsregiment, dessen Struktur und Wirken erst in jüngster Zeit erschöpfend analysiert und bewertet wurde273, scheint vor allem deshalb auf Mißtrauen und Ablehnung gestoßen zu sein, weil man es zu Unrecht mit den verhaßten „alten" Räten identifizierte. Es handelte sich vor allem um Ziegler, Renner, Villinger, Sernteiner und Lamparter, - durchwegs Personen, die uns aus den Gremien Maximilians, aber auch als conseillers et chefs von 1519 vertraut sind274, die jedoch, abgesehen von Gregor Lamparter (der bereits am 25. März 1523 verstarb), nicht dem Reichsregiment angehörten. Von Ziegler, dem Ersten dieses „kaiserlichen Staatsrates", wollte man im Mai 1522 wissen, er sei Ferdinands Vizekanzler im Statthalteramt geworden275, und im Oktober: Nur Lamparter und Ziegler besäßen noch Einfluß, hingegen der Willinger et hoc genus omne sint zustrauet und nichtsmir im spile .. ,276. 268 269 270

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Planitz an Kurfürst Friedrich, 1522 Februar 8: WÜLCKER - VIRCK, Planitz 80f. DRA3 130, Anm. 1. Leonhard von Eck an Herzog Wilhelm von Bayern, 1523 März 28: JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 14ff; ähnlich Bericht Planitz' vom Juni 1523: WÜLCKER - VIRCK, Planitz 455 n.190. JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 17ff vorwiegend nach von Eck stammenden Informationen. Zwei Urkunden vom August 1523, Valladolid, ohne Tagesdatum, inAUR, „1523 um August"; vgl. BAUER, Anfange 205f. Obiges Zitat aus der ersten, nur von Waldkirch abgezeichneten, jedoch bereits besiegelten Urkunde, in welcher der Name des Statthalters freigelassen wird. In der zweiten, von Karl, Hannart und Waltkirch unterfertigten Urkunde, welche Ferdinand als Statthalter, Pfalzgraf Friedrich als dessen Vertreter sowie die Möglichkeit einer Vertretung beider enthält, fehlt dieser Passus. Alle bisherigen Forschungen sind überholt durch die grundlegende Dissertation von Christine ROLL, Reichsregiment, hier bes. 40f, 123f, 191ff, 297f, 331ff. Zum Verhältnis zwischen Karl, Ferdinand und dem Reichsregiment vgl. auch RABE - MARZAHL, „Comme représentant" ( 1 9 9 6 ) 80ff. Über die „alten" Räte vor allem Low, Villinger 285ff, 293-297. Biographische Daten Gregor Lamparters (1463-1523), der seit Mai 1522 tatsächlich dem Reichsregiment angehörte, bei ROLL, Reichsregiment 488-492. Friedrich von Thun an Kurfürst Friedrich, 1522 Mai 9: DRA 3 795 n.144; vgl. BRÜCKNER, Geschichte des Reichstags zu Worms 44f. Dr. Dietrich von Werthern und Dr. Otto von Pack an Herzog Georg von Sachsen: GESS, Akten und Briefe 1 366 n.388.

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Regimenter und Hofräte

Indessen hatte Ferdinand, seit dem Wormser Vertrag vom 28. April 1521 Souverän in den niederösterreichischen Erblanden, eine für diesen Bereich zuständige Behörde geschaffen. Dieser im Juni 1521 errichtete erste Hofrat bestand aus elf Personen, an der Spitze die landesfürstliche Gemahlin Anna als obriste regirerin - was die legitime Basis dieses Gremiums in Ferdinands Abwesenheit unterstreichen sollte — und Bonomo als der obriste rat im hofrat, Sekretär war Treitzsauerwein, Kammerprokurator Dr. Georg Besserer 277 . In der Hofratsinstruktion vom 15. Oktober 1521 wurden die Agenden genau umschrieben und gegenüber der Hofkammer abgegrenzt. Zeichnungsberechtigt waren demnach Anna, Bonomo (jetzt bereits als Großkanzler und obrist haubt unnsers hofrats der niederösterreichischen lande) und Treitzsauerwein 278 . Interessant ist die Position des letzteren: Sowohl in der niederösterreichischen Kanzlei279 als auch im Hofrat fungierte er nicht kraft eines ihm ad personam verliehenen Amtes, sondern als Verweser Salamancas, der somit indirekt Mitglied des Hofrates war, ohne in dessen Personalaufstellung geführt zu werden. Auffällig ist ferner, daß keinerlei Beziehungen zum alten Regiment, weder personell noch institutionell, hergestellt wurden. Während der Hofrat im März 1522 eine eigene Gesandtschaft zum Nürnberger Reichstag schickte 280 , führte jenes in Wiener Neustadt ein Schattendasein; seine Emissionen wurden schon 1520 von Böswilligen als zusamenklaubt zetlen bezeichnet281. Dr. Johann Schneitpeck und Konsorten klammerten sich an Salamanca als vermeintlichen Fürsprecher „ihrer Sache" beim Landesfürsten 282 . Diese auf die Dauer unerträgliche Doppelgleisigkeit fand schließlich nach dem Wiener Neustädter Gericht mit einer personellen Fusion beider Behörden ein Ende. In dem neuen, mit Instruktion vom 18. August 1522 errichteten Hofrat waren Mitglieder des alten Hofrats - Bonomo, Lienhart von Harrach, Treitzsauerwein und Dr. Besserer - wie auch des Wiener Neustädter 277

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Druck bei BUCHOLTZ, Geschichte 1 492-495; vgl. LAHODA, Ständekampf 186f; PERGER, Kirchhofer 22. Uber die nicht realisierte Vorstufe in der Instruktion Karls V. für seine Gesandten zu den niederösterreichischen Landtagen vom 24. Februar 1521 siehe THOMAS, Karl V. als Landesherr 19f und 47f (Text der Instruktion); ib. 32f und 36 über das Verhältnis zu den Absichten der Stände. Druck bei ROSENTHAL, Behördenorganisation 2 5 9 - 2 6 7 n.III; undat. lateinisches Konzept in HKANöHAN 2 9 / A / l fol. 3r-llr. Zur Sache MOLTKE, Dietrichstein 2 0 6 - 2 1 1 . Siehe unten S. 84. Instruktion des Großkanzlers und des Hofrats für Hans von Reichenburg und Georg von Herberstein, 1522 März 15: DRA 3 74; BAUER, Anfänge 178; RILL, Außenpolitik 247f. Zit. nach BURKERT, Landesfürst und Stände 157 Anm. 82. Schneitpeck an Salamanca, 1522 Juni 22: Ego vero pro comperto habeo, DVmihi plurimum favore, quod ut Semper faciat, ac patrocinio suo apud serenissimum principem nostrum mihi adsit, Herum atque iterum rogo (HHStAGK 25b/Schneitpeck fol. lr).

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Hof und Zentralverwaltung

Regiments - Schneitpeck und Hans von Lamberg - vertreten; zusätzlich erscheinen Wolfgang Jörger von Tollet, Erasmus von Dornberg und Siegmund von Herberstein. Dieser Personenkreis stellte jedoch nicht ein geschlossenes, in seinen Agenden homogenes Gremium dar, sondern zerfiel in zwei Gruppen: jene, die nach detaillierten Vorschriften - unter anderem wird dekretiert, daß Parteiensachen streng nach der Reihenfolge des Einlaufens für jede Woche in Säcke gelegt und an jedem Tag (der Siebentagewoche!) ain sunnder sackh erledigt werden soll — Suppliken, Kriegssachen und andere Gegenstände der fürstlichen Regierung zu begutachten u n d zu entscheiden hatte (Bonomo, Lamberg, Jörger, Harrach und Treitzsauerwein), und eine zweite, minder autorisierte Gruppe (die restlichen Mitglieder des Hofrats), deren Agenden sich auf gerichtliche Angelegenheiten, besonders die Abstellung des Straßenraubes, beschränkten. Zugleich wurde eine neue Raitkammer errichtet 283 . Wir wissen zwar nicht, wie diese Institution funktionierte, doch ist sicher, daß innere Konflikte - mögen sie auf persönlichen Rivalitäten oder Sachfragen beruht haben - erst jetzt ihrem Höhepunkt zusteuerten. Im „Kampf gegen den Hofrat" - eine überspitzte Formulierung, da es nicht um die Institution als solche, sondern um deren Besetzung ging — tritt ein Mann in den Vordergrund, der bereits unter Maximilian als Repräsentant des innerösterreichischen ständischen Lagers eine Rolle gespielt hatte und nun in die erste Position vorrückt: Siegmund von Dietrichstein. Bonomo erleidet ein ähnliches Schicksal, wie er es vor kurzem seinen Wiener Neustädter Rivalen bereitet hatte 284 . Bereits im Mai 1523 ist aus einer seiner Eingaben der Unterton des an seiner Position Verzweifelnden und von der fürstlichen Gunst Isolierten nicht zu überhören 285 . Mit Hofdekret vom 5. November 1523 schließlich geht der „Machtkampf zu Ende. Der nur für seine Abwesenheit ernannte Hofrat, so erklärt Ferdinand, der unter der Leitung Annas und Bonomos stand, habe seine Sache gut gemacht, - allerdings, so können wir ergänzen, nicht so gut, daß sein unverändertes Fortbestehen gerechtfertigt wäre. Von Anna ist nun nicht mehr die Rede, Bonomo und Schneitpeck scheiden aus. An die Stelle des Großkanzlers tritt Dietrichstein mit dem Titel eines Statthalters. Vom alten Team verbleiben Lamberg, Jörger, Har283

284 285

Orig. im HKA NöHA H/83/Afol. 28r-37v; Kop. HHStA Österreich Staat 1 fol. 1-2. Druck bei OBERLEITNER, Österreichs Finanzen 8. Das von BURKERT, Landesfürst und Stände 147 angeführte Datum (1522 Juni 12) bezieht sich auf die Rückkehr Ferdinands nach Österreich. Dazu MOLTKE, Dietrichstein 229ff. In einem Bericht über gefangene Türken (vgl. RILL, Außenpolitik 45f) rechtfertigt Bonomo am 11. Mai 1523 sein Verhalten: Ferdinand möge seinen Rat akzeptieren oder ablehnen, nur antworten möge er! Und: ne reputet me uel temerarium vel mendacem et ea que pro debito officio meo interdum ei [Ferdinand] significo, benigne dignetur audire (HHStA GK 25a fol. 21r).

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Regimenter und Hofräte

räch, Herberstein, Treitzsauerwein, Dornberg und Dr. Besserer; es kommen hinzu: Christoph von Puchheim, Philipp von Wichsenstein, Dr. Johann Kaufmann und Dr. Georg Mandl, wobei die drei Letztgenannten nur mit Vorbehalt als neue Mitglieder bezeichnet werden können, da sie bereits 1521 dem niederösterreichischen Hofrat angehört hatten und 1522 eliminiert worden waren. Die Agenden dieses neuen Hofrats beschränken sich im wesentlichen auf die Justiz mit besonderer Zielrichtung auf Gewalttätigkeiten, besonders Raub; gegenüber 1522 hat der Spielraum instruktionsgemäß eher abgenommen, die umständlichen Praktiken der Judikatur wurden selbst von Mitgliedern dieses Gremiums heftig kritisiert 286 . Daß jedoch die Einengung der Fakultäten zunächst kaum praktische Folgen hatte, beweisen unter anderem die Maßnahmen des Hofrats in den im selben Monat stattfindenden österreichisch-ungarischen Grenzstreitigkeiten 287 . Nicht weniger dramatisch, von lautstarken Kommentaren begleitet, verlief die etwa gleichzeitige Entwicklung der oberösterreichischen Regierung. Die vom Regiment nur widerwillig fortgesetzte Amtsführung scheint, etwa zur Zeit der Brüsseler Verträge, durch einen natürlichen, durch Todesfälle bedingten Schrumpfungsprozeß beeinträchtigt worden zu sein. Ferdinand beschwor im Herbst 1522 die verbliebenen Räte, die Geschäfte - sonnderlich die justicia betreffennt - trotz neuerlicher Ankündigung einer Demissionierung bis zu seinem Eintreffen weiterzuführen 288 . Am Innsbrucker Landtag vom April 1523 ergab sich der erste Konflikt: Während der Landesfürst in fast allen Punkten den ständischen Forderungen nachgab, setzte er dem Ansinnen, die Regierung mit dem meren teil der pesten im land zu besetzen, das Prinzip einer subjektiv-elitären Berufung geschickter Personen entgegen289. Eine Umgestaltung des oberösterreichischen Regierungsgremiums zeichnete sich ab. Salinas wünschte Salamanca bereits im Mai 1523 die er286

Orig. in HHStAAUR (1523 November 5); vgl. CASTRILLO-BENITO, Tradition und Wandel 443f. Kritik Herbersteins in dessen Schreiben an Salamanca, 1524 Juni 2: Der modus procedendi gereiche weder dem Fürsten zu Ehren noch den Untertanen zum Vorteil; unter zehn Fällen finde er keinen, der in einem Zeitraum von unter fünf Jahren erledigt worden sei, egal wie hoch der Streitwert liege. Die ganze Welt verwünsche das iudicium Germanicum, demzufolge vom Beginn bis zum Ende des Verfahrens alles schriftlich festgehalten werde, etc. Salamanca möge Ferdinand in diesem Sinne beraten (HHStA GK 25b fol. 128v). 287 Weisung an Kommissare, 1523 November 27, unterzeichnet von Dietrichstein, Puchheim, Lamberg, Harrach, Herberstein, Dr. Mandl, Dr. Besserer und Treitzsauerwein: HHStA Hungarica 1 fol. 43rv. Zur Sache RILL, Außenpolitik 54. 288 Ferdinand an Innsbrucker Regiment, 1522 Oktober 27: TLA Hofres. 1 (1522) fol. 12r; in diesem Sinne bereits Cles an Serntein, 1522 Juli 31: TLA Pest-Archiv XTV176. Angeblich warf Ferdinand dem Regiment vor, daß es im Namen Karls, nicht in seinem Namen amtiere, wogegen sich das Regiment auf ausdrückliche Weisung Cles' berufen konnte: Regiment an Cles, 1522 Oktober 30 (CC 16 fol. 272rv). 289

HIRN, Landtage 60f.

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Hof und Zentralverwaltung

strebte Befreiung von jenen jämmerlichen Greisen' (ruines vecinosf90, kurz darauf weiß auch Planitz von einer im Gang befindlichen grundsätzlichen Umgestaltung der Innsbrucker Behörde291. Wie die einzelnen Maßnahmen getroffen wurden, bedürfte noch einer eingehenden Untersuchung. Anlaß bot angeblich ein spargiertes famos schreiben an den Markgrafen Casimir von Brandenburg, in welchem namentlich genannte Mitglieder des Regiments grober Pflichtverletzung beschuldigt wurden; als diese Anklage in deutscher und lateinischer Sprache verlesen wurde, beteuerte Ferdinand zwar sein Vertrauen in das Regiment, doch soll dieses in der Annahme, daß nur Courtoisie die Worte des Landesfürsten bestimme, nun endgültig um seine Entlassung gebeten haben, welche jetzt auch bereitwillig gewährt wurde 292 . Wahrscheinlich liegt in diesem Vorgang die Wurzel für den Haß der Tiroler gegen Salamanca. Planitz berichtete im Juli 1523 von einem groß heimlich gemurmel gegen die Tyrannei, über die Befürchtung, man wolde in weiber und kinder hernemen und 4000 Spanier in Tirol einquartieren, schließlich davon, daß die abgesetzten Regenten mit dem Salamangka wilde sollen aufgestossen haben, weswegen nun folgenreiche Konspirationen zu erwarten wären 293 . Dazu muß allerdings gesagt werden, daß die Informationen Planitz' von dem Inspirator der Hannart-Affäre, Balthasar Wolff von Wolffsthal, stammten. In dem anonymen „R"-Bericht wurde sogar das vermeintliche Motiv aufgedeckt: die verschmähte Werbung Salamancas um eine Tochter Georgs von Firmian 294 . Tatsache ist, daß Veränderungen im Hofrat, wenn zunächst auch nur provisorisch, stattfanden. Aus einer Anordnung Ferdinands vom Anfang Juni 1523 erfahren wir, daß nur mehr vier Räte amtierten: Serntein, Christoph Philipp von Liechtenstein, Wilhelm Schurff und Dr. Johann Vaut (Vayt). Ihnen wird ausdrücklich empfohlen, gross oder merglich hanndlungen, die man an FD bringen [solle], dem Schatzmeister zu schicken und dessen Bescheid abzuwarten. Außerdem müsse von jeder Erledigung ein Extrakt an Ferdinand geschickt und dann von Salamanca unterschrieben und verfertigt werden. Die oberösterreichische Regierung oder besser deren Torso — war damit politisch entmachtet und vorübergehend unter Kuratel des Schatzmeisters gestellt295. 290

Sahnas an Salamanca, 1523 Mai 4: RV 117.

291

WÜLCKER - VIRCK, P l a n i t z 4 6 5 (2).

292

BRANDIS, Landeshauptleute 540; HIRN, Landtage 63ff; dazu die phantasievolle Deutung (ohne zusätzliche Quellen) bei BOCKING, Gaismair 40-43: die Salamanca-Clique als „Filter zwischen dem orts- und (teilweise) sprachunkundigen" Landesfürsten und dessen Regierung. Nur die „biegsamen Räte" Serntein und Fuchs „vermochten sich auf dem schmalen Grat zwischen Tiroler Adelsregierung und spanischem Absolutismus zu halten". Über den Landtag allgemein KÖFLER, Land 285f. 293 WÜLCKER - VIRCK, Planitz 476f. 294 JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 75; siehe unten S. 448. 295 w e i s u n g Ferdinands an den oberösterreichischen Hofrat, 1523 Juni 4: TLA Pest-Archiv III

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Regimenter und Hofräte

Diese kurzfristige Interimslösung endete bereits am 16. August 1523 mit der Instruierung des neuen oberösterreichischen Hofrats: Mit der Begründung, daß Ferdinand von seinem Bruder als Gubernator - das Geheimnis von Brüssel war ja offiziell noch nicht gelüftet - in allen österreichischen Erblanden eingesetzt worden sei, Ferdinand jedoch nicht ständig in Tirol residieren könne, wird ein Regierungsgremium (hoffrath), bestehend aus einem Statthalter und zehn Räten, ernannt, das für Justiz, Kriegssachen, Acht und Bann, Gratialia, Botschaften, Information und Beratung des Landesfürsten, Versiegelung und Kontrolle aller Emissionen, Verwahrung der Siegel etc. verantwortlich ist. Die Tiroler Raitkammer ist von diesem Hofrat unabhängig, sofern sie nicht dessen Beratung erbittet, was auch umgekehrt möglich sein soll296.

Für uns ist vor allem die personelle Umgestaltung maßgeblich: Daß ein neuer Statthalter, Graf Rudolf von Sulz, ernannt wurde, ist nicht auffällig, da sein Vorgänger Michael von Wolkenstein in demselben Jahr verstorben war 297 . Vom alten Personal verblieben: Serntein (weiterhin Kanzler), Christoph Fuchs von Fuchsberg (in Vertretung seines erkrankten Vaters Degen), Liechtenstein und Jörg von Frundsberg als oberster Feldhauptmann. Von den alten Räten war Hans Caspar von Laubenberg 1522 verstorben 298 . Es schieden aus dem Rat Hieronymus „Pius" Baidung (der allerdings vorher als Kanzler nach Salzburg berufen worden war und 1526 in diesem Rang nach Innsbruck zurückkehrte) 299 Bartholomäus von Firmian 300 , Georg Bötsch (nun Landrat) 301 und Siegmund von Thun (weiterhin in persönlichen Diensten Ferdinands) 302 . Neulinge im Hofrat waren Siegmund von Falkenstein, Balthasar von Cles303, Wilhelm von Reichen-

296

297

298

299

4a. Schurff gehörte 1519 der nach Barcelona entsandten Erbhuldigungskommission für das Elsaß an: HOLLEGGER, Maximilian I. 348; der Württemberger maistre Jean Vautt, aussi docteur et conseiller, wird im RB II fol. 28r verzeichnet; vgl. über ihn PILL-RADEMACHER, „... zu nutz und gutem" 526ff. Orig. in HHStAAUR 1523 August 16, fol. 1-9; ib. Kopien mit Gewaltbrief für den Hofrat, 1523 August 17. Zum Folgenden BURKERT, Landesfürst und Stände 152ff; HOLLEGGER, Maximilian I. 200. SPECHTENHAUSER, Behörden- und Verwaltungsorganisation 35-39; HOLLEGGER, Maximilian I. 219f. Über die Politik Rudolfs von Sulz vgl. SEGER, Aus den Zeiten des Herrschaftsüberganges 40-46. SPECHTENHAUSER I.e. 42f, 95-103; HOLLEGGER I.e. 211f (Fuchs), 212 (Laubenberg), 217 (Frundsberg). SPECHTENHAUSER I.e. 62; BONORAND, Vadian 139f. Laut BRANDIS, Landeshauptleute 540 (danach HOLLEGGER I.e. 220) verblieb Baidung im Hofrat, was jedoch durch die Instruktion 1523 August 16 (obenAnm. 296) widerlegt wird.

300

SPECHTENHAUSER I.e. 7 0 f .

301

SPECHTENHAUSER I.e. 6 3 f ; HOLLEGGER I.e. 2 1 7 f .

302

SPECHTENHAUSER I.e. 113ff. Laut BRANDIS, Landeshauptleute 219) auch Karl Trapp. Beide bei SPECHTENHAUSER nicht genannt.

303

75

540

(danach

HOLLEGGER

I.e.

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bach304, Anton Brandisser305, Hillprand von Spaur306 und Dr. Beatus Widmann (Verwalter der oberösterreichischen Kanzlei)307. Von den insgesamt elf Räten wurden also vier, alle schon in Diensten Maximilians, aus dem alten Regiment übernommen, sieben andere kamen hinzu. Dabei ist zu bedenken, daß zwei Stellen durch Todesfalle vakant waren und von den vier ausscheidenden alten Räten drei im landesfürstlichen Dienst verblieben, einer von ihnen (Baidung) sogar Tiroler Kanzler wurde. Lediglich Firmian scheint leer ausgegangen zu sein, - was mit viel Phantasie auf einen echten Kern des „R"-Berichtes schließen ließe308.

Die angeblich so unerhörten Umbesetzungen in der obersten Tiroler Regierungsbehörde reduzieren sich somit auf den Ersatz des verstorbenen Statthalters und die personelle Auffüllung von vier Posten, deren bisherige Amtsträger (außer Firmian) im landesfürstlichen Dienst verblieben. Mag dies immerhin genügen, um eine gezielte Aktion gegen das alte - und rücktrittswillige! - Regiment zu vermuten, wobei allem Anschein nach das vorderösterreichische Element protegiert wurde 309 , ein politischer Coup Salamancas läßt sich daraus ebenso wenig erkennen wie aus der am folgenden Tag, dem 17. August 1523, dekretierten Wiedereinsetzung des Ensisheimer Regiments für Vorderösterreich 310 . Richtig dürfte hingegen sein, daß Salamanca seine während der ersten Jahreshälfte erworbene Ingerenz teilweise wahrte und als landesfürstlich-hofrätliche Zwischeninstanz fungierte, indem er sich Erlässe aus Innsbruck zusenden, diese vom Landesfürsten unterzeichnen ließ (dieselben mandat hab ich FD zaichen und fertigen lassen) und Anweisung erteilte, die in Ferdinands Namen ausgestellten Urkunden und Briefschaften nicht mit dem Datierungsort Innsbruck, sondern mit dem jeweiligen Aufenthaltsort des Fürsten zu versehen 311 . Das Urteil der Zeitgenossen über den neuen Hofrat aber war nun einmal gefällt und gelangte auch in das interessierte Ausland. Der angesehene Ti-

304

SPECHTENHAUSER I.e. 1 0 9 f .

306

Ib. 65-70. Ib. l l l f f . Ib. 124. Biographische Daten bei PILL-RADEMACHER, „... zu nutz und gutem" 531ff. Siehe unten S. 448. So B ü R K E R T , Landesfürst und Stände 153, der darauf hinweist, daß nur einer der neuernannten Räte, nämlich Spaur, dem Kemgebiet Tirols zuzurechnen ist. BEEMELMANS, Urkunden 2-8; id., Vorderösterreichische Behörden 64ff, 72f; ROTHE, Instruktionen 449ff. Vgl. F E I N E , Territorialbildung 303; BURKERT, Landesfürst und Stände 154f; HOLLEGGER, Maximilian I. 268, zur Vorgeschichte ib. 257ff. Für Württemberg war bereits am 25. Mai 1522 ein „neues" Regiment eingesetzt worden, dessen Kanzler Dr. Heinrich Winckelhofer dem Schatzmeistergeneral, also Salamanca, untergeordnet war: KOTHE, Fürstl. Rat 46. Salamanca an oberösterreichisches Regiment, 1523 September 28: TLA Oberösterr. Hofregistratur A (Einlauft Abt. X, lfd. Fasz. 28, Pos. 95.

306 307 308 309

310

311

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roler consiglio del contado, berichtet Gasparo Contarini Ende 1525, über den sich Maximilian I. oft bei vertrauten Freunden (con qualche intrinseco amicö) beklagt habe, sei jetzt von Ferdinand zu einem erheblichen Teil eliminiert worden, und der Fürst bemühe sich weiterhin, ihn zu entmachten (di abbassarlo)312. In Wirklichkeit scheint allerdings nicht die personelle Neugestaltung, sondern eine schon in maximilianeischer Zeit erkennbare, in diesen Jahren unlösbare Konstruktionsschwäche den Ausschlag für die folgenden Mißhelligkeiten gegeben zu haben. Trotz guten Willens, die ihm auferlegten Pflichten zu erfüllen, wie der Hofrat zur Jahreswende 1524/25 beteuert, scheitere alles an der Finanzverwaltung, genauer: am eingeschränkten Kontakt zwischen Hofrat und Kammer; nur ain gueter verstannd zwischen beiden - in der Sicht des Hofrats dessen Weisungsrecht - könne in Krisenfällen Erfolg garantieren 313 . Damit wurden die Bestrebungen, zwischen Justiz und Finanzen einen sauberen Schnitt zu ziehen, für die administrative Praxis in Frage gestellt, kurz nachdem sie ansatzweise verwirklicht worden war. Und wenige Monate später sollten die Stände wiederum völlig konträre Positionen beziehen314!

Zu Beginn des für die innere Entwicklung der Erblande so entscheidenden Jahres 1525 präsentierten sich die Regierungsgremien somit in folgendem Zustand: • Aus einem in drei Phasen abgewickelten Prozeß war im November 1523 ein niederösterreichischer Hofrat hervorgegangen, welchem weder ein Spanier noch ein Niederländer angehörte und an dessen Spitze der wohl mächtigste und angesehenste Repräsentant der innerösterreichischen Landschaft stand. • In Tirol war das maximilianeische Regiment trotz Rücktrittsangeboten bis 1523 im Amt verblieben und dann, nach dem Tod des Statthalters, durch einen Hofrat zum Teil ergänzt, zum Teil ersetzt worden. Abgesehen davon, daß bei den Neuaufnahmen das vorderösterreichische Element überwog, gibt es keine überzeugenden Anzeichen für einen Traditionsbruch. Auch in dieser Behörde befanden sich weder Niederländer noch Spanier. • Dies gilt auch für das gleichzeitig errichtete Regiment in Ensisheim.

312 313

314

Finalrelation, 1 5 2 5 November 1 6 : ALBERI, Relazioni 1 / 2 1 3 . Denkschrift des Innsbrucker Hofrats, 1524 Oktober 8/1525 Januar: TLA An die Fürstl. Durchlaucht 1523-1525 fol. 314ff; vgl. W O P F N E R , Lage Tirols 210ff n.V; ib. 107 wird daraus gefolgert: Ferdinand habe den Hofrat mit ungenügenden Vollmachten ausgestattet und damit „selbstherrliche Ideen" realisiert! Vgl. die ähnliche Argumentation für Innerösterreich bei SITTIG, Landstände 108ff. Siehe unten S. 172.

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Hof und Zentralverwaltung

• Die von Maximilian angestrebte, wenn auch nur fiktive Identität von Reichs- und erbländischem Hofrat war durch die Errichtung des Reichsregiments und die Hofratsinstruktionen für die Erblande illusorisch geworden. In dieser Situation setzten die Forderungen der Ausschüsse des Augsburger Generallandtags 1525/26 ein. Die ständischen Ansprüche gingen von der Voraussetzung aus, daß zunächst einmal, in erster Linie durch die Abberufung Salamancas von allen seinen bisherigen Ämtern und Würden, eine Entflechtung der personell verfilzten Regierungsspitze, besonders aber die Trennung von „politischer" Gewalt und Finanzen stattfinden müsse. Da der Idealzustand, die persönliche Regierung des Fürsten, nicht erwartet werden dürfe, möge dieser als ständige oberste Behörde ainen staten dapffern ansehlichen hoffrat ernennen und mit geeigneten Landesangehörigen von gepurt und herkumen, nämlich zwei oder mehr aus dem Reich und mindestens je zwei aus den erbländischen Bereichen, besetzen. Die Kompetenzen sollten sich erstrecken: auf die Justiz, auf Sachen des Kammerguts (!) und auf alle geheimen sachen, welche allain durch EFD selbs zu entscheiden seien, — in diesem Fall sollten jedoch nur ausgewählte Personen (der Geheime Rat?) an den Beratungen teilnehmen. Da dieser Hofrat, und dies gelte auch für Kanzlei und Kammer, für das erwartete Regierungsvolumen nicht ausreichen würde, sollte in den nieder-, ober- und vorderösterreichischen Ländern je eine Regierung eingesetzt werden, wie dies früher zum großen Nutzen des Hauses Österreich der Fall gewesen sei315. Im Februar 1527, also erst nach der Erwerbung Böhmens und Ungarns, wurden die Anliegen des Generallandtages (in einigen Punkten variierte) Wirklichkeit; wir stehen damit am oft zitierten Beginn der österreichischen „Zentralverwaltung". Dem Hofrat gehörten nun die Träger der obersten Hofämter, fünf niederösterreichische, zwei oberösterreichische, ein vorderösterreichischer, ein oder zwei Reichs-, fünf böhmisch-mährisch-schlesische und zwei ungarische Räte sowie zwei Rechtsgelehrte an 316 . Waren damit alle organisatorischen Errungenschaften aus den Jahren Salamancas hinweggefegt worden oder, anders gefragt: Bildeten die ständischen Entwürfe bezüglich des Hofrats den Ausgangspunkt für eine dem angeblich selbstherrlichen Regime des Schatzmeistergenerals entgegengesetzte, vielleicht durch dieses ausgelöste Verwaltungsreform? Bei sachlicher Beurteilung dieser Vorstellungen ist zu bedenken, daß 315

316

HKA LTA r. Nr. 53 fol. 71rv, 86v-87r, 88v-89r; auszugsweise bei MAYR, Generallandtag 30f, 36ff; ib. 57-60 der Dialog des Landesfürsten mit den Ständen über die personelle Besetzung des Hofrats. ÖZV 1/2 106f; die fast wörtliche Wiederholung 1537 ib. 124f.

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• bis zu den Brüsseler Verträgen oberste und niederösterreichische Regierung (Regiment oder Hofrat) identisch sein mußten, wollte man nicht eine Oberinstanz für e i n e Unterinstanz schaffen, • in der niederösterreichischen Gruppe seit 1521, in der ober- und vorderösterreichischen seit 1523 sehr wohl an Weiterführung, Ausbau und Reform der maximilianeischen Behördenrelikte gearbeitet wurde, wie detaillierte Instruktionen und personelle Veränderungen erkennen ließen, • die „deutsche" - das heißt nicht von Spaniern, Niederländern und anderen nicht den österreichischen Erblanden und dem Reich angehörigen Räten dominierte oder unterwanderte - Personalkonstellation seit Regierungsantritt Ferdinands bestand, • ein persönliches Eingreifen Salamancas, abgesehen von der vorübergehenden Ingerenz auf die Reste des alten Tiroler Regiments 1523, bei der Besetzung hofrätlicher Posten weder nachweisbar noch wahrscheinlich ist. Der Reformcharakter der ständischen Entwürfe von 1525/26 und der Ordnung von 1527 beschränkt sich daher auf die - allerdings äußerst folgenreiche - Errichtung einer für die Ländergruppen gemeinsame bürokratische Überdachung der bestehenden Landesbehörden, nämlich jener „Hofräte", deren Existenz in den Eingaben der ständischen Ausschüsse völlig ignoriert wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Errichtung dieser Oberinstanz erst nach der Erwerbung Böhmens und Ungarns zwingend notwendig geworden war, während die Vertretung des Reiches im Hofrat doch nur eine reservatio mentalis im Hinblick auf die zeitgenössische Reichsverfassung darstellte. Die Kompetenzverteilung innerhalb des neuen Hofrates nach Ländern war weiterhin nicht durch Ressorts, sondern, abgesehen von Hofamtern und Doktoren, durch territoriale Faktoren bestimmt, womit der jeweilige Hofratsangehörige zumeist als verlängerter Arm und Experte „seines Landes" zu agieren hatte. Wir gelangen damit in die Nähe jenes Sachverhalts, den wir bereits beim Hofstaat konstatieren konnten: Die scheinbar so innovativen Akte ab 1526 bildeten nur zu einem bescheidenen Teil die Antwort auf ständische Ansprüche, sie stellten eher die Folge der Erweiterung des dynastischen Herrschaftsbereichs in Verbindung mit einer seit den Teilungsverträgen nachweisbaren, intensiv betriebenen Behördenorganisation dar.

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Hof und Zentralverwaltung

Kanzleiwesen Die Einstufung der Kanzlei in den Verwaltungsapparat der frühen Neuzeit ist grundsätzlich unter zwei verschiedenen Aspekten erfolgt, deren Erscheinungsbilder zunächst unvereinbar anmuten. In einer für die Kanzleigeschichte klassischen Untersuchung von 1909 wurde das Modell eines im 15. und 16. Jahrhundert abrollenden Prozesses entwickelt, in dem fürstlicher Rat, Kabinett, Kanzlei und Sekretariat in der Art biologischer Faktoren Gewicht erhalten oder degenerieren, einander entlassen oder absorbieren 317 . Anders die für eine breite Zeitspanne synchrone Sicht, derzufolge gleichartige Positionen eines professionell agierenden Berufsstandes das 16. Jahrhundert als das „Zeitalter der Sekretäre" erscheinen lassen 318 ; entscheidend sind dabei weniger Organisationsformen als analoges Verhalten. In diesem Sinn ist zu verstehen, daß Maximilian I., als er zu seinen jähren kam, ... gar vil secretari von jugent nach seinem willen aufgezogen hatte, um sich der Verläßlichkeit dieses entscheidenden Instrumentariums zu versichern 319 . Die frühen Jahre Ferdinands in Österreich werden Ansätze zum Aufbau eines derartigen intimeren und flexiblen Kanzleibereichs erkennen lassen 320 , und auch die Ausschüsse der österreichischen Stände von 1525 waren sich der Möglichkeiten einer zumindest korrigierenden Ingerenz von Sekretären und Schreibkräften im Klaren, als sie - nahezu poetisch - konstatierten, daß ain cantzley aines fursten hertzgeaeht [werde] und also ist321. Mit der Hofordnung Maximilians vom 24. Mai 1518 war im Kanzleiwesen eine Kompetenzverteilung geschaffen worden, die im Prinzip der Ent-

317

WALTHER, Kanzleiordnungen, bes. 341ff. HEADLEY, The emperor 15, 43f. Widersprüchlich wird die Rolle der Sekretäre beurteilt in Dt. VWG 1 38ff, 106ff, 317; für das Spätmittelalter KRAUS, Secretarius und Sekretariat 51-60; über die vielseitige Verwendung von Sekretären im Spanien der Katholischen Könige vgl. C U E S T A - ZAMORA, LOS secretarios 418ff. Die Notwendigkeit einer genetischeren Betrachtung des spätmittelalterlichen Kanzleiwesens betont MORAW, Entfaltung der deutschen Territorien 83-90. Charakteristisch für den möglichen Radius von Agenden des Sekretärs ist die Consulta Gattinaras vom April 1523 bezüglich Lalemands: BRANDI, A U S den Kabinettsakten 197f. 319 Weisskunig, hg. von A. SCHULZ, 70. Zum maximilianeischen Kanzleiwesen MOSER, Kanzlei Maximilians I. 1 13-49; HOLLEGGER, Maximilian I. 31ff, lllff; TENNANT, Habsburg Chancery Language 114—119; zum Dictum Kirchmairs, nur Schreibern, Jägern, Falknern, Hirschen und Hunden sei es unter Kaiser Maximilian gut gegangen (FRA1 1 442), vgl. WIES318

FLECKER, Maximilian I. 4 493. 320 321

Siehe unten S. lOlf. Eingabe an Ferdinand, präs. 1525 Dezember 31: HKALTAr. Nr. 53 fol. 71r. Siehe auch unten S. 172.

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wicklung seit etwa 1502, dem Zeitpunkt der Ausschaltung der Mainzer Kanzlei, entsprach. An die Stelle des bisherigen Dualismus' von Reichskanzlei und erbländischer Hofkanzlei sollte ein geschlossenes Corpus mit drei Sekretariaten - zuständig für das Reich, die oberösterreichische und die niederösterreichische Ländergruppe - treten, für welches eine ausschließliche Funktionsabhängigkeit vom Hofrat bestand 322 . Nach dem Tod des Kaisers verfiel zunächst dieser Ansatz, — für die Erblande nicht zuletzt deshalb, weil der neue Landesfürst, noch ehe er die Regierung in den Erblanden angetreten hatte, angeblich bereits seit Mitte 1520 über eine eigene Kanzlei, deren Ausmaß und Funktionsweise uns allerdings unbekannt sind, verfügte 323 und diese in seinen Herrschaftsbereich mitbrachte. Trotzdem wurde in der Genter Hofkanzleiordnung Gattinaras vom 1. Januar 1522, bereits nach den Wormser und kurz vor den Brüsseler Verträgen, an der Konstruktion einer für das Reich und die Erblande gemeinsamen, also entsprechenden erbländischen Institutionen übergeordneten Kanzlei festgehalten, nachdem sich der Mainzer Erzkanzler und Gattinara über die ständige Vertretung des ersteren, sofern er nicht am Hof Karls V. anwesend sein sollte, durch den Großkanzler geeinigt hatten 324 . Das multinationale Personal — zwei Vizekanzler: Niklas Ziegler (aus der Kanzlei Maximilians) für Reichsangelegenheiten und Hannart in negociis provinciarum Austriae, drei ständige Sekretäre (Lalemand, Maximiiianus Transsilvanus und der Aragonese Philip de Nicola) und insgesamt zehn Schreiber, Kontrarelatoren, Registratoren und Taxatoren - , fünf kompetenzmäßig umschriebene Registraturen (Betreffe des Kaisers, deutsche und italienische Reichssachen, res Australes und Petitionswesen) sowie eine ausgeklügelte Geschäftsordnung gaben Anlaß zu der Vermutung, daß Gattinara damit mehr als eine Reichskanzlei, allem Anschein nach das mobile Verwaltungszentrum für ein habsburgisches Universalreich habe errichten wollen. Sicher ist, daß persönliche Erfahrungen ausschlaggebend für die Absicht des Großkanzlers waren, unkontrollierbare Ingerenzen von Sekretären und Kanzleicliquen auf die fürstlichen Entscheidungen durch eine straff organisierte, von ihm persönlich geleitete Behörde auszuschalten 325 .

322

ADLER, Organisation 477f; ROSENTHAL, Behördenorganisation 9 4 - 9 7 ; ÖZV 1/2 87; WIES-

FLECKER, Maximilian I. 4 312f; 5 289ff. 323 Nur aus der Erklärung vom Dezember 1523, Salamanca habe dreieinhalb Jahre lang etliche Sekretäre und Kanzleischreiber für Ferdinand unterhalten, erschließbar: RB III fol. 68v. Vgl. unten S. 145. 324 WALTHER, Kanzleiordnungen 367f; HEADLEY, The emperor 32ff, 66ff. 325 So bes. HEADLEY, The emperor 33. Edition bei WALTHER, Kanzleiordnungen 387-392. Vgl. THOMAS, Karl V. als Landesherr 31f, wo Transsilvanus als Verfasser der Instruktion Karls für seine Kommissare zum Landtag im Land ob der Enns vom 24. Februar 1521 wahrscheinlich gemacht wird.

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Die Neuordnung der Reichskanzlei vom 26. August 1524 beinhaltete, was Headley vor allem aus der Personalverteilung erschlossen hat, ein deutliches Abrücken von den deutschen Angelegenheiten zu Gunsten der spanischen, ursprünglich aragonesischen, jetzt von Gattinara forcierten Italienpolitik326. Für die Administrierung österreichisch-erbländischer Betreffe war diese Behörde - auch als übergeordnete Instanz - völlig ungeeignet, sofern eine derartige Zuordnung nach Brüssel überhaupt vorstellbar gewesen wäre. Was blieb, war eine eher protektionistische als amtsgemäße (und für den österreichischen Landesfürsten keineswegs billige) Förderung österreichischer Anliegen durch Hannart, später durch Lalemand327. Ausschlaggebend für die Entwicklung des österreichischen Kanzleiwesens waren vier Faktoren: 1. Von den nach dem Wormser Vertrag (28. April 1521) für die niederösterreichischen Länder kompetenten Kanzleien hören wir, daß von Anfang an sechs unter der Leitung Salamancas stehende Schreibstuben - eine Hofkanzlei, fünf Länderkanzleien für Osterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain — zumindest auf dem Papier existierten 328 . Der effektive Personalstand dieses Kanzleiimperiums - ein solches ließe die Urkunde vom September 1525 vermuten - ist nur zum Teil nachweisbar. Im RB II (1522/23) werden insgesamt acht Sekretäre genannt; nach Abzug eines Ehrenpostens — Guillaume de Bourguignon führte den Titel eines secretaire aux honneurs329 - verbleiben sieben für den Kanzleidienst: Hans Beheim 330 , J e h a n de Bregilles als secretaire ordinaire (abgesehen von Bourguignon der einzige Niederländer in dieser Reihe) 331 , Johann Fernberger 3 3 2 , Niklas Rabenhaupt als secretaire ordinaire333, 326

Texte bei WALTHER, Kanzleiordnungen I.e. ( 1 5 2 2 ) und HASENCLEVER, Kanzleiordnung Gattinaras 4 8 - 5 2 ( 1 5 2 4 ) ; dazu HEADLEY, The emperor 60-66.

327

Vgl. RILL, Hannart-Affäre 124f, 135f.

328

So in der Ablösung der Kanzleieinnahmen Salamancas durch Ferdinand, 1525 September 1 (HHStARR Ferdinand 1.1 fol. 32v-33v), wo von vorangegangenen litteris nostris desuper emanatis in oppido nostro Lyncio die Rede ist. Salamanca habe als supremus secretarius der Kanzleien, videlicet archiducalis curiç nostrç et quinque patriarum nostrarum hereditariarum inférions Austriç... cum fide, sollicitudine et cura sigillorum et secretariorum ad usum earundem cancellariarum necessariorum seine Aufgabe versehen und sei dafür mit den üblichen Kanzleieinkünften (earundem cancellariarum utilitatibus, proventibus et emolumentis tarn ordinariis quam extraordinariis qualibuscunque solitis et consuetis tenendis, levandis et imbursandisper eum vel suos ad id deputatos scribas, rationales siue taxatores) entlohnt worden. RB II fol. 15v. Ib. fol. 16v. Ib. fol. lv, 38r, 73r; FK 3/2 223; über seine Agenden im Verrechnungswesen siehe unten S. 239. RB II fol. 24v, 25r; siehe unten Anm. 370-377. RB II fol. 16r; siehe unten Anm. 366-369.

329 330 331 332 333

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Kanzleiwesen

Peter Stoss 334 , Mag. Veit Sutor 335 , schließlich Veit Waldenburger (Victus Waldembourg) als Registrator für sechs Monate336. Eine kurze Zeit später in das RB III (Ende 1523) eingetragene Besoldungsliste für das Kanzleipersonal 337 stimmt damit teilweise überein: Fernberger, Rabenhaupt, Stoss und Waldenburger (jetzt als Taxator) sind geblieben, neu kommen hinzu Felix Mandl, Hans Singkmoser (Registrator), Dr. Jakob Spiegel (Sekretär), Bartholomäus Strobl, Panthaleon Vogt und Andreas Wisinger. Es wird noch zu zeigen sein, daß die personelle Kontinuität auch in der Neuschöpfung von 1526 gewahrt blieb. Aus diesem Entwicklungsstrang ist zu erkennen, daß es sich bei den genannten Personen um die Beamten der Hofkanzlei handelt. 2. Von den fünf länderkompetenten Kanzleien im niederösterreichischen Sektor, welche in der Urkunde von 1525 genannt werden, ließ sich hingegen kein Lebenszeichen ermitteln. Wenn auch in den einzelnen Ländern eine weit zurückreichende Tradition landesfürstlichen Kanzleiwesens vorausgesetzt werden muß - so ist etwa im Land ob der Enns seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ein „Schreiber der Hauptmannschaft ob der Enns" bezeugt 338 - , so liegen doch keinerlei Anzeichen für eine Reaktivierung dieser Amter während der ersten Jahre Ferdinands vor. Gesichert ist hingegen die Existenz einer für den gesamten niederösterreichischen Länderkomplex kompetenten Kanzlei, deren Agenden und Personalstand durch eine 1523 erlassene Ordnung präzis umschrieben werden339. Für das Personal ergibt sich daraus die folgende Konstellation: 334

RB II fol. 16r, 26r. Stoss hatte bereits der Kanzlei Maximilians angehört (HOLLEGGER, Maximilian I. 53), wurde am 20. Juni 1520 von Karl als Sekretär in Innsbruck angestellt und am 28. Mai 1523 von Ferdinand übernommen: GB 19 fol. 116rv; vgl. SPECHTENHAUSER, Behörden- und Verwaltungsorganisation 154f. Mit Mandat vom 27. September 1524 wurde Stoss für ain zeit lang nach Innsbruck versetzt, und zwar im Austausch gegen Wilhelm Putsch, den Ferdinand an seinem Hof benötigte: Ferdinand an Bischof von Brixen, Statthalter und Räte des oberösterreichischen Hofrats (TLA Pest-Archiv III 4a).

335

R B I I fol. 6 2 r ; vgl. RILL, A u ß e n p o l i t i k 1 8 8 f .

336

RB II fol. 16v. RB III fol. 78v-79r; vgl. MITIS, Vom burgundischen Hof 155.

337

338 YGJ ZLBERMAYR, D a s o b e r ö s t e r r e i c h i s c h e L a n d e s a r c h i v 1 3 2 ; PUTSCHÖGL, L a n d e s h a u p t m a n n

und Landesanwalt 274. Für sachdienliche Hinweise danke ich Dr. Georg Heilingsetzer (Linz), für negative Ergebnisse aus dem innerösterreichischen Sektor Univ.-Doz. Dr. Günter Burkert (Wien). 339 Niederschrift mit zahlreichen Korrekturen und Ergänzungen im NöLA Landesregierungsarchiv, Nö. Reg. vor 1740, Kart. 1 n.2 fol. l r - 6 r ; dazu Instruktion für die allgemeine Registratur fol. 7r-8v und für die Registratur in Raitkammerbetreffen fol. 9v-10r; Nachtrag betreffend Vertretung (Greiffenstein durch Nuz) fol. l l r ; Personalaufstellung fol. 12r;

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An der Spitze steht Marx Treitzsauerwein als Verweser, dessen Befehl alle Manipulationen auslöst. In der Praxis scheint der Sekretär Hans Greiffenstein das Faktotum des Betriebes gewesen zu sein, da er in fast allen Agenden als Verbindungsmann zwischen Verweser und Referenten genannt und ihm ein eigener Vertreter, Hans Nuz, beigegeben wird. Ihm zunächst stehen Hans Oder als Sekretär in Gerichtsfallen und Taxator, ferner die Registratoren Hans Hofmann und, speziell für Raitkammersachen, Colman Prunner und Jörg Diemer. Eine Sonderstellung nimmt der lateinische Sekretär Mag. Hans Leopoldt ein, der, in der Personalliste (fol. 12r) an erster Stelle genannt, von Greiffenstein und Konsorten unbehelligt geblieben zu sein scheint und nur durchzuführen hatte, was ime dann [von wem?] bevolhen wirdt. In den niederen Diensten werden schließlich sechs ständige und vier ad hoc besoldete Schreiber namentlich angeführt 340 . Wir können für diese niederösterreichische Kanzlei zunächst festhalten, daß sie a) über einen fest umschriebenen Personalstand und eine auf diesen bezogene Kanzleiordnung verfügte und b) mit der Hofkanzlei weder identisch war noch in irgendeiner nachweisbaren Beziehung zu ihr stand. 3. Die oberösterreichischen Erblande hatten zum Zeitpunkt des Regierungsantritts Erzherzog Ferdinands eine funktionierende und nahezu autarke Regimentskanzlei. Der Tiroler Kanzler Cyprian von Serntein 341 , schon 1482 im Dienst Erzherzog Siegmunds, hielt die bodenständige Kanzleitradition bis zu seinem Tod (7. April 1524) aufrecht, obwohl er sich fast kontinuierlich vertreten ließ (durch Dr. Matthaeus Khuen von Belasy 1502-1513, durch Hans Kantz 1513-1524); auf ihn folgte noch im April 1525 Dr. Beatus Widmann, vorher Hofrat in der Innsbrucker Re-

340

341

Instruktion für den lateinischen Sekretär fol. 13r. Vgl. dazu STARZER, Beiträge 31ff und vor allem STUNDNER, Kanzlei des Regiments, passim. Daß Treitzsauerwein Verfasser dieser Ordnung war, ist nicht auszuschließen, doch wird fol. lr nur gesagt, daß er die folgende Ordnung einzuschreiben und zu halten bevolhen habe. Eine Rekonstruktion der Kanzleipraxis ergibt sich aus der zitierten Literatur nicht. Uber die vorangegangene Entwicklung (ab 1501) STUNDNER I.e. 98ff und HOLLEGGER, Maximilian 1.92-103. Die von STUNDNER, Kanzlei des Regiments U l f gebotenen Namen sind zum Teil zu korrigieren: Caspar Straicher (statt Giesser), Lienhardt Tumbfaß (statt Tumbfluss), Andre Becham (statt Rechmann); Ofert (?) Gerler fehlt bei Stundner. Hans Nuz kann als Vertreter Greiffensteins nicht der Schreiberreihe, in welcher er auf fol. 12r auch nicht aufscheint, zugeordnet werden. Hans Hofmann, vorher steirischer Landschrannenschreiber, ist nicht identisch mit dem Nachfolger Salamancas als Schatzmeister, Hans Hoffmann von Grünpüchl (vgl. EHRLICHER, Könige des Ennstales 36); er gilt als Autor einer 1523 in Augsburg bei Jobst Necker publizierten, Siegmund von Dietrichstein gewidmeten Darstellung samt Quellensammlung zu den Ereignissen von 1520/21 unter dem Titel: Des loblichen Fürstenthumbs Steyr Erbhuldigung inn dem 1521 auch nachvolgend des 21. Jars beschehene etc. (ÖNB 79.B.60; eine Zweitausgabe erschien in Graz 1566). Vgl. EDER, Dietrichstein 646. Über ihn WIESFLECKER, Maximilian I. 5 237-240; HOLLEGGER, Maximilian I. 74ff.

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gierung 342 . Das übrige Personal ist zum Großteil ab 1520 in der Kanzlei bezeugt und stammte fast durchwegs aus dem Land, war jedenfalls sicher nicht vom Hof, etwa vom Schatzmeister, eingeschleust, obwohl Salamanca seit Februar 1522 omnem superioritatem über die Kanzleien von Tirol und Württemberg ausübte 343 . 4. Neben der Hofkanzlei und den beiden auf länderspezifischen Traditionen beruhenden Kanzleien, über die Salamanca als supremus secretarius Weisungshoheit besaß, existierte noch eine weitere Kanzlei, die allerdings nur ansatzweise rekonstruiert werden kann. Im Dezember 1523 erklärte Ferdinand, daß Salamanca seit dreieinhalb Jahren etliche Sekretäre und Kanzleischreiber in eigenem Sold gehalten habe 344 . Auch die Urkunde vom 1. September 1525 weist indirekt auf diese Tatsache hin, wenn sie von einem für das Kanzleiwesen benötigten, von Salamanca gestellten Personal spricht 345 . Wie diese vom supremus secretarius besoldeten, in den offiziellen Abrechnungen nicht verzeichneten Leute hießen, wissen wir nicht. Mit großer Sicherheit können wir den später als Hochverräter verurteilten Pietro de' Giuliani dieser Gruppe zuordnen. Giuliani ist nicht nur vom Januar 1523 bis Ende 1525 fast lückenlos in der Kanzlei bezeugt, ohne dafür vom Landesfürsten ein irgendwo nachweisbares Entgelt erhalten zu haben, er war auch in den persönlichen Finanztransaktionen Salamancas tätig und agierte als Verbindungsmann zwischen diesem und Cles346. Zweifellos existierte somit bereits während der ersten Herrschaftsjahre Ferdinands eine jener Privat- oder (später typologisch so eingestuften) „Kabinetts"kanzleien, wie sie das frühneuzeitliche Fürstentum — wohl viel häufiger, als für die Forschung erkennbar ist — bei besonders wichtigen und diskreten Erledigungen „zu eigenen Händen" verwendete 347 . Wie sorgsam dieses Instrument hinter der politischen Bühne verborgen wurde, zeigt die Tatsache, daß die Existenz der sehr aktiven Privatkanzlei Maximilians I. heute fast nur mehr aus der Tätigkeit und dem Titel Matthaeus Längs zu erschließen ist 348 . Die Besonderheit der ferdinandeischen „Kabinetts"kanzlei dieser frühen Jahre 342

343

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347 348

SPECHTENHAUSER, Behörden- und Verwaltungsorganisation 48-55. Siehe auch oben S . 76. Siehe unten S . 144. Biographische Daten der Kanzleibeamten bei SPECHTENHAUSER I.e. 145-187 und HOLLEGGER, Maximilian I. 70ff, 176ff. Über die erst 1528 und 1530 erlassenen württembergischen Kanzleiordnungen, die an die österreichischen anschlössen, vgl. KOTHE, Fürstl. Rat 47f. Wie oben Anm. 323. Wie oben Anm. 328. RILL, Petrus Julianus 33f. YGJ OESTREICH, Das persönliche Regiment 220f, wo jedoch nur viel spätere Fälle angeführt werden. WLESFLECKER, Maximilian I. 5 288f, 729 Anm. 66; HOLLEGGER, Maximilian I. 33f.

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liegt darin, daß sie in direktem Dienstverhältnis zum supremus secretarias, der sie besoldete, und nur in indirektem zum Fürsten stand. Wenn auch Personal und Streuung der Agenden unbekannt sind, darf doch angenommen werden, daß dieses in Anonymität wirkende Sekretariat als eine Art Spezialeinheit des obersten Sekretärs und Schatzmeisters näher an den Nerv der politischen Entwicklung heranreichte als die genannten offiziellen Kanzleien. Diese Konstruktion erklärt auch, warum erst relativ spät, und da nur im oberösterreichischen Sektor, die für den Hofrat schon früher geäußerte Befürchtung auftauchte, man, das heißt Salamanca, wolle durch Infiltrierung ausgewählten Personals das Kanzleiwesen in den Griff bekommen. Im August 1525 hören wir von der vagen Prophezeiung, es mocht villeicht ein verendrung in der [oberösterreichischen] cantzlei beschehen und die empter sunst auch mit frembden besetzt werden349. Die Existenz einer Hofkanzlei, welcher Salamanca - wenn man von der fragwürdigen Autorität des Kanzlers oder Großkanzlers absieht - als oberster Sekretär vorstand, vor allem aber einer Privatkanzlei, die außerhalb der offiziellen Ämterhierarchie stand und deren Mitglieder persönlich von Salamanca abhängig waren, erübrigte die Einflußnahme auf Institutionen, deren Wirkensbereich laut Instruktion auf den Aktionsradius anderer landesfürstlicher Behörden, der Regimenter (Hofräte) und Kammern, abgestimmt war. Um diese Zeit hatte sich der etappenweise Rückzug Salamancas aus dem Kanzleiwesen bereits vollzogen350. Die diesbezüglichen Forderungen der ständischen Ausschüsse von 1525/26 gingen daher, soweit sie auf die Person des verhaßten obersten Sekretärs und Schatzmeistergenerals abzielten, ins Leere. Was die Stände unter einer „guten Kanzlei" verstanden, war ein Rückgriff auf das maximilianeische Modell: Der Hofkanzlei sollten drei Sekretariate mit Kompetenzen für das Reich, die oberösterreichischen und die niederösterreichischen Erblande angehören, wobei es dem Fürsten gestattet wurde, den hispanischen und den wallischen sachen ... der nottorft nach gnedigs einsehen ze thuen3bl. In der Augsburger Hofkanzleiordnung vom 6. März 1526 wird diese Forderung mit geringen Abänderungen realisiert, so hat es zunächst den Anschein. An der Spitze der Hofkanzlei steht nun ein Kanzler, Lienhart von Harrach, dem zwei Sekretäre, Rabenhaupt für die niederösterreichische und Fernberger für die ober- und vorderösterreichisch-

349

350 361

Gregor Bomerer an Cles, 1525 August 1, aufgrund einer Mitteilung Wilhelm Putschs: CCI 11/56 fol. 3-4. Siehe unten S. 155. Eingabe der Stände, präs. 1525 Dezember 31 (HKA LTA r. Nr. 53 fol. 87v) und s.d., wohl 1526 Februar 16 (ib. fol. 374rv).

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württembergische Ländergruppe unter Einschluß der Reichsangelegenheiten, unterstehen. Das maximilianeisch-ständische Modell wird insoferne variiert, als die Betreffe des Reichs, worunter in der aktuellen Situation nur Beziehungen zum Reich, eventuell auch Agenden aufgrund des Statthalteramtes Ferdinands verstanden werden können, nicht einem eigenen, sondern als Annex dem für den westlichen Teil der Erblande kompetenten Sekretariat zugeordnet werden. Dazu kommt eine dritte Abteilung, die für die lateinische Expedition zuständig ist. Die Bezeichnung „Sekretariat" wird allem Anschein nach mit Absicht vermieden. Johannes Maius, der dafür Verantwortliche, untersteht wie die beiden Sekretäre dem Kanzler, hat aber auch auf anzeigen jener zu agieren. Das geographische Prinzip wird somit durch das sprachliche ergänzt, - wiederum adäquat dem 1524 in der Reichskanzlei geltenden Gebrauch, wonach Johann Fabri dem Sekretär Valdes für deutschsprachige Expeditionen zur Verfügung zu stehen hatte 352 . Beim Versuch, die bisher ermittelten Fakten mit dem allgemein so innovativ eingeschätzten Akt vom März 1526 - immerhin dem ersten nachweisbaren Schritt auf dem Weg zur „Zentralverwaltung" - zu konfrontieren, stoßen wir auf die folgenden augenfälligen Veränderungen: 1. An Stelle eines „obersten Sekretärs" übernimmt nun, wie in den Länderkanzleien, ein Kanzler die Leitung der Hofkanzlei. In dem für die Jahre vor 1526 erschließbaren Modell war hingegen, wenn wir uns der Titulatur anvertrauen, nur ein primus inter pares an der Spitze der Kanzlei gestanden, der im Sinne der amtlichen Nomenklatur seine Autorität indirekt vom Fürsten, direkt, wenngleich nur in der Theorie, vom Groß- (Kanzler) bezogen haben sollte, - ein Zustand, den die Stände 1525 als skandalös empfanden 353 . Bedeutet das neugeschaffene Kanzleramt nun eine Aufwertung der Position des obersten Kanzleibeamten oder gar eine Verselbständigung, da seit dem Ausscheiden Bonomos, der vom Juli 1521 bis Oktober 1523 die Würde eines magnus cancellarius bekleidet hatte, kein Großkanzler oder Kanzler mehr ernannt worden war? Ferner: Können wir aus dieser Verschiebung in der amtlichen Titulatur einen ähnlichen Machtkampf zwischen dem aus seiner Position verdrängten „obersten Sekretär" und dem nachstoßenden neuen Kanzler erschließen, wie er für die Kanzlei Gattinaras in demselben Zeitraum rekonstruiert wurde 354 ?

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Ö Z V 1/2 91-96 n.ll; vgl. 1/1139f und WALTHER, Kanzleiordnungen 366f, 376. Bei keinem anderen Fürsten — wie klanig stannts der sein mag - sei dies vorstellbar: wie Anm. 351 fol. 71r. Über den ständigen Wechsel in der Titulatur des obersten Kanzleibeamten im Spätmittelalter vgl. STELZER, Zur Kanzlei 305f. Ygj v o r a i i e m ¿¡E Stellungnahme Gattinaras bei HEADLEY, The emperor 154—161, bes. 156f.

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Soweit aus den Quellen ersichtlich, existierte vor 1526 überhaupt keine amtliche Beziehung, somit auch kein gestörtes Verhältnis, zwischen (Groß-) Kanzler und Salamanca. Dr. Johann Schneitpeck, der bis 1521 den Kanzlertitel führte, fällt in diesem Zusammenhang aus, da ihm a) diese Würde nur im Rahmen des niederösterreichischen Regiments, nicht in dem einer „Hofkanzlei" zustand und b) auch diese Position im Laufe der Ereignisse nach dem Tod Maximilians I. bereits entglitten war. Direkte Beziehungen zwischen Schneitpeck und Salamanca, die übrigens nicht amtlichen, sondern privat-protektionistischen Charakters waren, sind erst später, als ersterer mit diplomatischen Missionen betraut war, nachweisbar 355 . Pietro Bonomo hingegen gehörte als Großkanzler und zeitweiliger Chef des Hofrats tatsächlich der fürstlichen Regierung an; auch in seinen, sehr bescheidenen, Kontakten zum Leiter der Kanzleien ist jedoch keine Spur amtlicher Zuordnung zu erkennen 356 . Die Erklärung dafür liegt prinzipiell im Positionsverlust des Kanzleramtes im Rahmen der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Kanzlei, dem eine Aufwertung im fürstlichen Rat entsprach oder vorausging. Bonomo war als Großkanzler zumindest kurzfristig „Mitgestalter des Hofgeschehens und der Außenbeziehungen"357, mit der Kanzlei selbst hatte er um diese Zeit kaum mehr etwas zu tun. Und dasselbe gilt für den nächsten und viel einflußreicheren fürstlichen Berater, Cles, der seit Februar 1528 den Titel eines „Obersten Kanzlers" führte. Abgesehen davon, daß er als persönlicher Vertrauter Ferdinands und als Präsident des Geheimen Rates mit Problemen der großen Politik mehr als ausgelastet war, hätte ihm seine häufige Abwesenheit vom Hof eine - auch nur kontrollierende — Tätigkeit k a u m gestattet 3 5 8 . Da sich somit die Annahme einer offiziellen Abhängigkeit des supremus secretarius von einer nebulosen, nur aus dem Titel erschließbaren Oberinstanz im Sinne der Ämterhierarchie als haltlos erwiesen hat, bleibt noch die Frage nach dem Verhältnis Salamancas zu Lienhart von Harrach, dem möglicherweise siegreichen Rivalen, offen. Harrach, seit März 1522 Mitglied des Hofrats359, wurde am 1. Januar 1526, also zwei Monate vor Erlaß der Kanzleiordnung, zum Hofkanzler ernannt360, zu einem 355 356 357 358

369 360

Siehe unten S. 255f. Siehe unten S. 216f. Vgl. MORAW, Entfaltung der deutschen Territorien 90. RILL - THOMAS, Cles, passim. GB 20 fol. 85v: 1522 März 23 (an Stelle des verstorbenen Wilhelm Schrott). GB 25 fol. 114v.

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Zeitpunkt, an dem die Unhaltbarkeit der Position Salamancas längst deutlich geworden war 361 . Von vorausgehenden Machtkämpfen zwischen den beiden ist nichts bekannt, nicht einmal dem über alle Hofintrigen bestens informierten Salinas. Einige Schreiben Salamancas an Harrach aus dem Jahr 1527 lassen erkennen, daß die potentiellen Kontrahenten in bestem Einvernehmen verkehrten: Sie standen nicht nur in informellem Schriftwechsel über das politische Tagesgeschehen362, Salamanca hatte sich bereits 1525 an Harrach um Beschaffung verläßlichen Kanzleipersonals gewandt 363 und beanspruchte nun auch die Hilfe des Kanzlers im Interesse von Freunden und Verwandten; so etwa, wenn er die Förderung seines „Schwagers" Hans von Morsperg und Beifort in einem Verfahren der Ensisheimer Regierung oder bei der Erlangung einer Pfründe für seinen „Vetter" (richtig: Neffen), den Bischof (richtig: Koadjutor) von Gurk, Anton Hoyos-Salamanca, erbat 364 . Ein vorangegangener Rivalitätskampf in der Kanzlei ist daher weder nachweisbar noch wahrscheinlich.

Aus diesen Tatsachen ergibt sich, daß mit der Kanzleiordnung von 1526 weder ein Wandel in der Einstufung der Kanzlei innerhalb der Amterhierarchie noch eine Gewaltlösung als Folge von Kabalen und Machtkämpfen stattgefunden hatte. Auf das Kanzleramt bezogen bedeutet die schriftliche Fixierung eine durch äußere Umstände, die ständische Opposition und die Haltung Kaiser Karls V. gegenüber Salamanca, bedingte Umbesetzung, verbunden mit einer Titeländerung im Sinne der bodenständigen, in den fürstlichen Länderkanzleien verwendeten Amtsterminologie. 2. Die Kanzleiordnung von 1526 besticht vor allem durch ihre saubere Ressortteilung in zwei nach Ländergruppen getrennte Sekretariate, welchen - zunächst als Hilfsamt, bald jedoch als eigenes Sekretariat365 - eine dritte, lateinische Abteilung beigegeben war. Die Namen der Sekretäre sind uns nicht neu: Niklas Rabenhaupt, Schwager Dr. Gregor Lamparters, seit Juni 1522 „ordentlicher" Sekretär366, erwarb in den darauffolgenden Jahren die Herr-

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Siehe unten S. 150ff. Zwei Schreiben an Harrach, 1527 Februar 25, Brügge: Salamanca wird in acht Tagen in England ankommen, möchte Auftrag des englischen Gesandten bei Ferdinand erfahren; hat Nachrichten über die Krönung Ferdinands und über Christoph Frankopan erhalten, ersucht um weitere Informationen (Origg. im Harracharchiv, Depot im AVA). Salamanca an Harrach, s.d. (1525 August): Konzept in HKANö Kammer 1 fol. 15r n.12; die Datierung ergibt sich aus Bemerkungen und Fragen zum Salzburger Bauernkrieg; vgl. K Ö C H L , Bauernkriege im Erzstift Salzburg 58 und FK 1 319 n. 147/3-4. Drei Schreiben von 1527 Februar 25, August 7 und Dezember 25: Salamanca bittet Harrach um Intervention für den „Bischof' von Gurk betr. die Wiener Dompropstei; im letzten Schreiben die Intervention für Morsperg (Origg. im Harracharchiv wie Anm. 362). Siehe unten Anm. 378. Die Ernennung zum „ordentlichen" Sekretär erfolgte am 1. Juni 1522: GB 19 fol. 16rv. Bio-

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schaft Waxenberg und die Feste Ottenstein 367 als Lehen und wurde im Mai 1526, also bereits nach der Kanzleiordnung, zum Rat und Kammersekretär mit Expektanz auf das Kanzleramt der niederösterreichischen Kanzlei, welche noch von Treitzsauerwein geleitet wurde, ernannt 368 . Durch seine Lehen war er niederösterreichischer Landstand, es war daher fast selbstverständlich, daß er in der Hofkanzlei vor 1526 wie nachher die niederösterreichischen Belange bearbeitete. Daß seine Beziehungen zu Salamanca über dessen Abberufung hinweg unbelastet blieben, läßt ein Passus in Salamancas Testament erkennen, in welchem den Kindern des damals (1539) bereits verstorbenen niederösterreichischen Kanzlers eine Rente ausgesetzt wird 369 . Der andere Sekretär, Johann Fernberger, stand bereits in Diensten Maximilians, wurde 1521 von Karl V. als Sekretär in Innsbruck übernommen 370 und erscheint wie Rabenhaupt im 2. Rechenbuch Salamancas (1522/23), - also nach Brüssel, jedoch zu einer Zeit, als die Übergabe Tirols an Ferdinand noch geheim gehalten werden mußte 371 . Auch er brachte es zu ansehnlichem Besitz: einem Haus in Innsbruck 372 , Pacht und Maut in Linz373 und diversen Pflegschaften 374 . Auffällige Beziehungen zu Salamanca lassen sich nicht nachweisen, doch dürfte Fernberger im geschäftlichen Bereich mit diesem in Kontakt gekommen sein: als Gewerke in Idria 375 und als Geschäftspartner der Fugger 376 . Sicher ist, daß er in der Hofkanzlei schon bald nach den Brüsseler Verträgen für oberöster-

graphische Daten bei STARZER, Beiträge 418f, zusätzliche Daten in HKA GBB und Nö Kammer 1, passim. 367 GB 20 fol. 358v; 21 fol. 17r-18v, 183v. 368 HHStARR Ferdinand I. 1 fol. 58v-59r (s.d.); GB 25 fol. 166v (zu 1526 Mai 1). 369 Testament fol. 15v. Rabenhaupt starb am 30. Juni 1538. 370 Siehe oben Anm. 332. 371 RB II fol. 24v, 25r, woraus hervorgeht, daß er seit spätestens September 1522 in Ferdinands Diensten stand. Ab 1515/16 ist er in der Hofkanzlei Kaiser Maximilians nachweisbar (HOLLEGGER, Maximilian I. 55). Der Sold von jährlich 150 fl., den ihm Karl V. 1521 zugebilligt hatte (HHStA Hs.W 719 fol. 160 = GROSS, Reichsregister n.1548; HÖFLER, Zur Kritik und Quellenkunde 2 161), wurde in gleicher Höhe von Ferdinand übernommen: TLA Hofresolutionen 1 (1523) fol. 90r, 92r; GB 21 fol. 59v-603; Amtsrevers 1525 Januar 1 in HHStA AUR. 372 Bestätigung durch Ferdinand, 1524 Februar 22: GB 21 fol. 85v-86r. 373 GB 23 fol. 119r-120r (1524 August 21). 374 GB 23 fol. 142v-144v (1524 August 25). 375 Ferdinand gibt dem Krainer Vizedom Erasmus Braunwarter und Fernberger die durch den Tod des Wolfgang Schwarz heimgefallenen Anteile, 1523 November 19: GB 21 fol. 49v. 376 Unter unbekanntem Datum bittet Johann Lucas Salamanca um Intervention hinsichtlich einer Schuld, die er 1520 bei Philipp Adler, Jakob Fugger und Fernberger aufgenommen hatte: HKANö Kammer 1 fol. 654r-655v n.442; 1530 traf Fernberger ein Arrangement mit den Fuggern über Einnahmen aus dem Zoll von Engelhartszell: ib.4 n.37.

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reichische Angelegenheiten kompetent war, — Jahre bevor es auf dem Papier eine speziell für diese Belange kompetente Abteilung gab377. 3. Auffällig erscheint weiter die Schaffung einer eigenen lateinischen Abteilung, die schon im folgenden oder übernächsten Jahr zu einem selbständigen Sekretariat aufgewertet wurde 378 . Amtsträger ist Johannes Maius, von dem wir wissen, daß er der jüngere Halbbruder des 1526 aus der Kanzlei ausgeschiedenen Dr. Jakob Spiegel war. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß Spiegel seit den Zeiten Maximilians I. die lateinische Expedition betreute und seinen Halbbruder nach eigener Aussage als Nachfolger ausbildete 379 . Auch im lateinischen Sekretariat gab es demzufolge keinen Traditionsbruch und keine Neuschöpfung, sondern nur die schriftliche Legalisierung — unter Wahrung personeller Kontinuität - der bisherigen Usancen. 4. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangen wir schließlich beim restlichen Personal der Hofkanzlei. Die Namen Wisinger, Vogt, Mandl und Waldenburger finden sich sowohl in den Rechenbüchern II und III als auch in der Kanzleiordnung von 1526; es fehlen Stoss380, Singkmoser und Strobl. Neu hinzugekommen sind Hans Hofmann (als Kopist aus der niederösterreichischen Kanzlei übernommen) im niederösterreichischen, Niklas Schmidtperger und der Hämerl381 im oberösterreichischen Sektor. Im Personalbereich stellt somit die angebliche Neuschöpfung von 1526 die geradlinige Fortführung einer zumindest seit 1522/23, wahrscheinlich schon seit dem Regierungsantritt Ferdinands bestehenden Kanzleitradition dar, dies ist zumindest aus den angeführten Namen zu erschließen, auch wenn damit nicht alle Sekretäre dieser Jahre erfaßt werden konnten 382 . Lediglich

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Daß die Kompetenzen Rabenhaupts für das niederösterreichische, Fernbergers für das oberösterreichische Sekretariat dem jeweiligen Bedarf angepaßt, nicht prinzipiell festgelegt waren, zeigen die Gegenzeichnungen, etwa in den Hofresolutionen der oberösterreichischen Kammerregistratur 1 (1521-1525, TLA): Vorwiegend erscheint ab 1523 Fernberger, vorher (1522) nur Salamanca, der auch ab 1523 die meisten die Fugger, Bergwerksangelegenheiten, Wechselgeschäfte etc. betreffenden Schriftstücke gegenzeichnet, daneben aber auch Rabenhaupt und Singkmoser. So schon in dem undatierten, zu 1530 anzusetzenden Hofstaatsverzeichnis: ÖZV 1/2 147. Siehe unten S. 210. In der oberösterreichischen Kanzlei bis 1540 tätig: SPECHTENHAUSER, Behörden- und Verwaltungsorganisation 154f; über seinen Abgang aus der Hofkanzlei oben S. 83. Sebastian Hämerl war nur vorübergehend in der Hofkanzlei tätig, er gehörte schon als Knabe der Raitkammerkanzlei Maximilians an, wird im Hofstaatsverzeichnis ( 1 5 3 0 ) nicht mehr genannt, ist hingegen bis 1 5 3 6 in der oberösterreichischen Kanzlei bezeugt: SPECHTENHAUSER I.e. 1 7 2 ; HOLLEGGER, Maximilian I. 5 5 , 89f. So werden etwa im Mai 1524 Hans Sachs und Hans Witl als solche genannt: GB 24 fol. 22rv.

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Hof und Zentralverwaltung

vier von neun genannten Personen wurden ausgewechselt und ein Sachbearbeiter für die lateinische Sektion aufgenommen, der naher Verwandter und Amtserbe des bereits abgetretenen Vorgängers war. Hingegen erfolgte nun in der Hofkanzlei eine präzise Umschreibung der Agenden und eine Klassifizierung nach „Stuben", - doch ist auch dabei anzunehmen, daß die Theorie eine seit Jahren bestehende Praxis einholte. Daß auch dieser Konstruktion nur kurze Lebensdauer beschieden war, hängt sicher in erster Linie mit der Einbeziehung Ungarns und Böhmens in den Herrschaftsbereich der Casa de Austria zusammen. Es entstanden damit neue Probleme im Kanzleiwesen, die man 1527/28 mit der Konzentrierung aller Initiativen auf den Hofkanzler zu meistern suchte, während andererseits die Aufblähung des Kanzleiapparates auf zehn Sekretariate teils nach geographischen, teils nach sprachlichen und funktionalen Gesichtspunkten 383 zu gegenteiligen Ergebnissen führte. Aus den zuletzt erhaltenen Depeschen, erklärte Salinas im Oktober 1529, müsse er erkennen, daß diese äußerst verworren (muy confusos), von verschiedenen Händen und außerhalb jeglicher Ordnung abgefaßt seien 384 . Und dieser Ungestimmtheit auf praktische Anforderungen entspricht, daß noch 1531 niemand der Kanzlei angehörte, der im Stande war, türkische Schriftstücke zu enträtseln 385 . Nach diesem kurzen Ausblick erscheint die Annahme, derzufolge der Tod Maximilians ein Abreißen jeglicher Kontinuität im österreichischen Kanzleiwesen bedeutet hätte und erst 1526, nach Jahren gezielter Destruktion von Seite Salamancas, geordnete Verhältnisse geschaffen wurden 386 , einigermaßen erschüttert. Aus den Quellen war zu erkennen, daß im oberösterreichischen Bereich eine schon durch die Person des Kanzlers gesicherte, aus maximilianeischen Zeiten herüberreichende Tradition bestand und daß erst 1525, gegenüber den Ratsgremien um Monate retardierend, Gerüchte über Behördenorganisation 97f. In der Hofordnung vom 1. Januar/8. Februar 1527 wird die Regelung der böhmischen und ungarischen Sekretariate noch offengehalten (OZV 2/2 104), im Hofstaatsverzeichnis (1530) sind zehn Sekretariate nach Ländergruppen vorgesehen (ib. 147). Bei WALTHER, Kanzleiordnungen 376f ist die Instruktion vom Februar 1528 (ib. 238-246 n.13) ein „kräftiger Anlauf..., der dann freilich doch in dem verschiedenartigen Stoff sich verliert, so daß das kühne Unternehmen... schließlich in einiger Verwirrung endet". Salinas an Ferdinand, 1529 Oktober 10: RV 448. Ferdinand an Süleyman I., 1 5 2 9 Juli 1 5 und 2 3 : GEVAY, Urkunden und Aktenstücke 1 2 3 , 2 6 ; SUTTER - FICHTNER, Ferdinand 4 1 . Noch am 5 . Mai 1 5 3 1 ersucht Ferdinand Cles, einen Dolmetsch für türkische Schreiben, quas hactenus non in communi sed abstrusa quadam et difficili lingua scriptas habuimus, zu besorgen: CC 12. So besonders WALTHER, Kanzleiordnungen 375f. Dem widerspricht allerdings die ib. 366f (ähnlich id., Ursprünge 83 über das Eindringen der „spanischen Formen") geäußerte Vermutung, Salamanca habe Elemente der aragonesischen Organisation in die österreichische Kanzleiordnung von 1526 eingebracht.

383 YGI ROSENTHAL,

384 385

386

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Kanzleiwesen

eine allenfalls geplante „Veränderung" aufkamen. Für die niederösterreichische Gruppe ist zumindest seit 1523 ein über 1526 fortbestehender Neuansatz nachweisbar. Wenn hingegen für die zentrale fürstliche Kanzlei bis 1526 keine allgemein verbindliche Instruktion existierte, — ist dies ein Beleg dafür, daß Salamanca einen solchen Akt sabotierte, um nach Belieben schalten und walten zu können? Eine allgemeine Dekretierung amtlicher Obliegenheiten allein konnte, wie bereits ersichtlich war, weder vor 1518 noch nach 1526 Funktionstüchtigkeit garantieren. Eine Alternative zur generellen Amtsbeschreibung bestand in der Festlegung der Agenden und Befugnisse des einzelnen Amtsträgers. Bei den Ernennungen Rabenhaupts im Juni 1522387, des spanischen Theologen Dr. Gabriel Sanchez im August 1525388, Christobal Castillejos im September desselben Jahres 3 8 9 und Desiderius' de Symandres im April 1526390 werden diese Fakultäten umschrieben: Der Ernannte habe auf Anordnung Salamancas und besonders in dessen Abwesenheit alle Schreiben des Fürsten, welchen Inhalts immer, diesem zur Unterschrift vorzulegen, sie zu unterschreiben (gegenzuzeichnen) und für ihre Expedition zu sorgen, an allen Ratsversammlungen als legitimus noster secretarius teilzunehmen, dort Briefe und Unterschriften zu überlesen und die Beschlüsse des Rates abzuzeichnen - und alles (diese Formel wird mehrmals wiederholt) nach altem Gebrauch (mos) der Sekretäre zu erledigen; das Salär, das den jeweils Ernannten zu den erwähnten Leistungen verpflichtet, wird, ebenfalls in Angleichung an die übrigen Sekretäre, festgelegt.

Wenn man dabei das Fehlen einer Zuteilung der speziellen Aufgaben bemängelt, muß daran erinnert werden, daß sowohl in der niederösterreichischen Kanzleiordnung von 1523 als in jener für die Hofkanzlei 1526 konkrete Vorschriften, welche die Obliegenheiten des Sekretärs im Ganzen der Kanzlei spezifizieren sollten, stets an den Namen des Amtsträgers gebunden waren. Bei Zuweisung dieser Sonderagenden wurden persönliche Eignung und Vertrauenswürdigkeit berücksichtigt, das Ausscheiden jedes Kanzleimitgliedes in gehobener Stellung machte somit eine Neueinteilung notwendig. Es gab also vor 1526 ein Formular, welches Aufgaben und Ansprüche des einzelnen Sekretärs festlegte, auf eine generelle Instruktion hingegen verzichtete und eine Umverteilung der Kompetenzen jederzeit gestattete.

387 388 389 390

GB 19 fol. 16rv. HHStA RR Ferdinand I. 1 fol. 27rv. Über ihn LAFERL, Kultur der Spanier 67, 263. HHStA RR Ferdinand I. 1 fol. 34rv. Ib. fol. 53rv.

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Hof und Zentralverwaltung

Ergebnisse Wenn bisher die Jahre zwischen den habsburgischen Teilungsverträgen und der Schlacht von Mohâcs als Epoche einer Stagnation oder eines Vakuums in der Weiterentwicklung maximilianeischer Ansätze zu einer österreichischen „Zentralverwaltung" gedeutet wurden, dann beruht diese Vorstellung auf der Unkenntnis von Details, deren Summe einen vorwiegend konstant verlaufenden Prozeß ergibt. Dies gilt in erster Linie für den Hofstaat: Die These eines radikalen Umbaues in Folge ständischer Initiativen 1525/26 wird widerlegt durch den jeweils für die Jahre 1518, 1522/23 und 1524 rekonstruierbaren Status, und zwar sowohl unter dem Aspekt personeller Veränderungen als auch unter jenem eines „System"wandels, eines sukzessiven Ubergangs vom niederländischen zum deutsch-erbländischen Schema. In der Organisationsform schließt der Hofstaat Ferdinands seit dessen Eintreffen in den Erblanden an die niederländische Tradition - und zwar in dem zuletzt durch die Hofordnung Karls II. (V.) von 1515 fixierten Stadium - an 391 : Zweifellos folgte der erste von Salamanca überbrachte Status dem burgundischen Schema, wie noch die Amtsterminologie im RB II erkennen läßt. Aber auch das Verzeichnis von 1524 übernimmt im Prinzip diese Gliederung: Die Capella (auf eine Trennung in Grande und Petite Chapelle wird verzichtet) steht entsprechend der Ordnung von 1515 an erster Stelle, womit Neuerungen Philipps des Schönen rückgängig gemacht wurden 392 ; es folgen die camera (chambellains), die magistri curif (maîtres d'hôtel), nämlich summus magister und magister, die nobiles trium equorum - personell war bei ihnen eine Kontinuität von den gentilshommes des quatre états erkennbar - bzw. unius equi, wobei dasselbe in Beziehung auf die valets servants gilt. In den übrigen Funktionsgruppen ergeben sich allerdings wesentliche Differenzen zum niederländischen System393. Wir stehen etwa auf halbem Weg zum teutschen Hofstaat von 1527/30, welcher sämtliche Organe der Zentralverwaltung in den Status einbezieht. 391

Über die burgundische Entwicklung seit 1474 (Hofstaat für Karl den Kühnen von Olivier de la Marche) und den Ubergang auf die habsburgischen Höfe zusammenfassend HOFMANN, Zeremoniell 43, 52-57, 293ff; vgl. auch BRANDI, Karl V. 2 66, 409-415; PLODEK, Hofstruktur 90-94; PARAVICINI, Hofordnungen 133ff; id., Soziale Schichtung 128f; id., The Court of the Dukes of Burgundy 97ff; DOMINGUEZ CASAS, Arte y etiqueta 560ff, 564ff, 569-616; R. A. MÜLLER, Fürstenhof llf; zu der oft diskutierten Frage einer möglichen Rezeption burgundischer Vorbilder durch Maximilian I. vgl. vor allem HÄRTUNG, Staatsbildende Kräfte, passim; LANZINNER, F ü r s t 2 3 f ; LINK i n D t . V W G 1 4 7 6 ; KOHLER, B u r g u n d 2 8 f .

392 Vgl ¿ i e Begründung am Beginn der Hofordnung 1524 (oben S. 50) fol. 50r: Serenissimus princeps domus auleque suf statum recogniturus bene riteque sumit inicium a capell? suf ac cantorif constitutione, quia usus earum recte in dei optimi maximi laudem honoremque tendit et potissimum suscipitur ... Für die Zeit ab 1528 erschließt WESSELY, Bruck 76f eine Trennung von Grande und Petite Chapelle, die „allerdings nicht ausdrücklich ausgesprochen wird und etwas verwischt" ist. 393 Interessant wäre die Einordnung der von Andreas da Burgo (als Vertreter Karls), Sala-

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Ergebnisse

Wenn bei der Beschreibung des höfischen Dienstrechts in Burgund im 15. Jahrhundert daraufhingewiesen wurde, daß die Anzahl der „Planstellen" in den Hoflisten weitgehend fixiert und eine Vergrößerung nur nach Maßgabe des Jahresbudgets möglich war 394 , dann gilt dies in verstärktem Ausmaß für den von Geldknappheit geplagten österreichischen Hof. Ferdinand mußte selbst eine Intervention Cles' für die Anstellung eines Hofbediensteten abschlagen: Gerade Cles müsse ja wissen, daß der Landesfürst aus ökonomischen Gründen keiner Ausweitung seines Hofstaats zustimmen könne 395 . 1524 sollte mit dem Sparprogramm Ernst gemacht werden, wie Entlassungen und Funktionszusammenlegungen erkennen lassen. In seiner Finalrelation vom November 1525 bescheinigt Gasparo Contarini dem österreichischen Fürsten eine äußerst bescheidene Hofhaltung: Außer seiner Leibgarde, deren Umfang wir nur aus dem RB II erschließen konnten, und seinen Verwaltungsbeamten lebten nur wenige auf Kosten des Erzherzogs, von einer stehenden Truppe ganz zu schweigen; angesichts der geringen landesfürstlichen Einkünfte könne mit einer Änderung dieses Zustandes nicht gerechnet werden 396 . Eine wesentliche Verminderung der mit 130 Köpfen397 (ohne Garden) geschätzten fürstlichen Hofgesellschaft ließ sich nach unseren Berechnungen bis 1526 allerdings nicht realisieren, und nach Mohäcs erwuchsen auch dem Hofstaat Anforderungen in neuen Dimensionen. Eine ähnliche Kontinuität war im Kanzleiwesen festzustellen. Hofkanzlei und fürstliche Länderkanzleien, welche vor allem im oberösterreichischen Bereich auf weit zurückreichenden Traditionen beruhten, erfüllten, wie der amtliche Schriftwechsel erkennen ließ, durchaus die ihnen gestellten Auf-

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395 396

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manca (für Ferdinand) und Ladislaus Szalkay, Bischof von Eger, ausgearbeiteten und am 19. Oktober 1523 in Wiener Neustadt dem polnischen Kanzler Szydlowiecki übergebenen Hofordnung für König Ludwig von Ungarn. Die Kapelle wird darin nicht erwähnt, die Hofchargen beginnen mit der Kammer, es folgen die Geheimen Räte, officiales primarii ...et alii pauci fideles, Kanzler und Sekretäre, Schatzmeister, magistri curif vel domus, schließlich consiliarii et officiales (AL fol. 70r-71v [alt 78r-79v]). Offensichtlich vermischten sich hier ungarische Traditionen mit dem niederländischen und dem maximilianeischen Schema, aber auch mit den Erfordernissen einer Krisensituation. SCHWARZKOPF, Zum höfischen Dienstrecht 427. Ferdinand an Cles, 1523 September 21: CC I 2. ...perché oltre la guardia della persona sua e degli ufficiali suoi, pochi altri vivono a spese dell'arciduca, nè tiene gente d'armi ordinaria, nè fanteria;pur di così piccola entrata credo poco gli possa avanzar...: ALBÈRI, Relazioni I 2 1 3 . Vgl. auch oben S . 2 0 . Siehe oben S. 53. Ein Vergleich mit zeitgenössischen Statusverzeichnissen anderer Fürstenhöfe müßte erst erarbeitet werden. Als Beispiel sei auf eine Abrechnung für den pfalzischen Hof 1529/30 hingewiesen, wonach dort 150 Personen (80 Hofbeamte und 70 Hofdiener) mit 12.000 Goldgulden jährlich erhalten wurden: KOTZENDORFER, Finanzverhältnisse Friedrichs II. von der Pfalz 81-85. Ein von MLKOLETZKY, Haushalt 669ff verwendetes Verzeichnis des österreichischen Hofes von 1537 zählt 286 Personen (ohne Hartschiere und Trabanten, jährliche Auslagen: 71.440 iL); der Münchner Hof wuchs von Anfang bis Mitte des 16. Jahrhunderts von ca. 160 auf ca. 400-500 Personen an: LANZINNER, Fürst 22f.

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Hof und Zentralverwaltung

gaben. Auch in diesem Sektor ist keine echte Bruchlinie zu konstatieren. Die niederösterreichische Kanzleiordnung von 1523 stellt eher die Konsolidierung bestehender Verhältnisse als einen innovativen Akt dar, und bei den gegen Ende unserer Epoche auftretenden Gerüchten über eine totale Umgestaltung der oberösterreichischen Kanzlei handelte es sich eben nur um Befürchtungen, welche sich zumindest vor 1526 nicht bewahrheiteten. Sucht man nach Fakten einer dramatischen Entwicklung während der fraglichen Jahre, dann wird man Anzeichen dafür am ehesten bei Regimentern und Hofräten finden. In der zweiten Jahreshälfte 1523 wurden in den Ländergruppen, der niederösterreichischen und der oberösterreichischvorderösterreichischen, neue Hofratsgremien installiert. Vorausgegangen waren in beiden Fällen Turbulenzen, aus welchen adäquate, wenn auch zeitlich verschobene Phasen ablesbar sind: • der Niedergang einer aus der maximilianeischen Verwaltung überkommenen Behörde, im niederösterreichischen Bereich durch Funktionsuntüchtigkeit, im oberösterreichischen durch Rücktrittsgesinnung (vor allem wegen finanzieller Probleme) und Personalschrumpfung bestimmt; • der „Machtkampf, nämlich die Versuche des „alten" Personals, die Position zu halten, sich zumindest für die ihm zur Last gelegten Mängel zu rechtfertigen und die erwartete Neuerung als grobe und sachfremde Ungerechtigkeit abzustempeln; • die Fusionierung „neuer" Kräfte mit dem noch verfügbaren Personal, soweit dieses vom fürstlichen Hof als den Anforderungen entsprechend und loyal angesehen wurde; • schließlich die Errichtung einer neuen Behörde, wobei, besonders im oberösterreichischen Sektor, die Bruchlinie weitaus unschärfer ist als die Begleitumstände und der Kommentar von Zeitgenossen dies erwarten Keßen. Überraschend ist das Ergebnis einer Konfrontation zeitgenössischer Kritik mit den aus den Quellen abgeleiteten Fakten hinsichtlich des Anteils der Nationalitäten. Dabei ist zu beachten, daß sich Vorwürfe bezüglich einer fremden Dominanz in der Regierung ausschließlich gegen Spanier und Niederländer richteten und daß dabei, sehen wir von der Person des Schatzmeisters ab, auf eine nach Umfang, Zusammensetzung und Wirken äußerst heterogene Gruppe nichterbländischer Beamter abgezielt wurde. Für die frühesten Anfange des neuen Landesfürsten ist diese Haltung verständlich, besonders im Hinblick auf das Forum des Wiener Neustädter Gerichtes von 1522: Von zwölf Beisitzern waren vier Niederländer, zwei Italiener, sechs Beamte (mit einer Ausnahme Juristen) aus dem Reich; Spanier waren zwar nicht vertreten, es fehlten jedoch auch, wenn wir von den Sekretären absehen, erbländische Untertanen398. Dann aber setzte eine Entwicklung ein, die von den Zeitgenossen nicht zur Kenntnis genommen wurde. 398

Zusammenfassend

PERGER,

Kirchhofer 114ff. Dazu unten

96

S.

197ff.

Ergebnisse

Wie aus den bisherigen Ausführungen ersichtlich ist, scheiden Regimenter und Hofrat sowie die Kanzleien der Ländergruppen aus dem Kreis möglicher Überfremdung aus, hier gab es weder Niederländer noch Spanier. Für die Hofkanzlei hatten selbst die kritischen ständischen Verordneten 1525/26 dem Fürsten ausländische Sekretäre für hispanische und wallische Angelegenheiten zugebilligt, tatsächlich wurden vom August 1525 bis April 1526 Dienstbriefe für zwei spanische und einen niederländischen Sekretär ausgestellt; alle drei Beamten blieben über unsere Epoche hinaus in der Kanzlei tätig 399 . Ein spanisch-niederländisches Übergewicht wird man daraus jedenfalls nicht erschließen können. Am deutlichsten zeigt sich der allgemeine Trend in der Umbildung des Hofstaates: Der überwiegend niederländische Personalstand von 1518 blieb am Fürstenhof der österreichischen Erblande nur rudimentär erhalten. Zum Ausscheiden niederländischer Beamter oder deren Verbleib in ihrer Heimat kam eine neue, wenn auch zahlenmäßig bescheidene Welle von Spaniern, die zum Teil dem „Infanten" schon in Kastilien gedient hatten und nach Niederschlagung des Comuneros-Aufstandes irgendwo Zuflucht suchen mußten400.1522/23 hatte sich die Relation bei den Hofbediensteten gegenüber 1518 von fast 100 % auf etwa 50 % Niederländer und von nahezu null % auf etwa 30 % Spanier verschoben, 1524 betrug der niederländische Anteil ca. 17 %, der spanische ca. 25 %. Nutznießer dieser Entwicklung waren erbländische und deutsche Amtsträger, deren Anteil von 1522/23 bis 1524 von etwa 12,5 auf etwa 42,5 % gestiegen war401.

Bei geradliniger Weiterfuhrung dieser Tendenz gelangen wir ungefähr zu jener Reduzierung des niederländisch-spanischen Anteils, wie sie im Status von 1527/30 zu Tage tritt. Einer so eindringlichen ständischen Mahnung, einen teutschen hoffstat zu errichten 402 , hätte es also gar nicht bedurft, die Weichen in diese Richtung waren längst gestellt. Sicher ist hingegen, daß von Beginn an ein Zugzwang zur Auswechslung des fremdländischen Per399

400

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Hofstaat 1527 (wie oben S. 55) fol. 19rv; 1530: ÖZV 1/2 147. 1522/23 hatten zwei niederländische Sekretäre, davon einer aux honneurs, der Hofkanzlei angehört (siehe oben S. 82). Siehe oben S. 37ff. Wie LAFERL, Kultur der Spanier 64, 85-92, 274 Tab. 1-2 an Hand überzeugender Symptome (Verehelichung, Erwerb von Besitz, vor allem Hausbesitz in Wien, Standeserhöhungen, Pfründenerwerb durch Kleriker) nachweist, wuchs die spanische „Kolonie" in Wien bis in die dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts an; dies bezieht sich jedoch nicht auf den Hofstaat und die Regierungsgremien. Berücksichtigt wurden für die Prozentzahlen nur jene Hofämter, die in beiden Aufstellungen (1522/23 und 1524) vergleichbar sind, also Kapelle (ohne Sänger und Organisten), Kammer und Obersthofmeisteramt, und zwar ohne jene Posten, die im Status von 1524 nicht zahlenmäßig und namentlich angeführt werden; ebenso fehlen die archiers, da 1524 die armigeri nicht aufgeschlüsselt werden. Vgl. dazu die Zahlen für den Bereich der Quattre états bzw. der nobiles des Obersthofmeisteramtes (oben S. 53), welche in der obigen Reihenfolge der Nationalitäten das Verhältnis 11:25:43 ergeben. HKALTAr.Nr.53 fol. 88r; vgl. unten S. 175.

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sonals bestand, wie ihn alle in einen neuen Herrschaftsbereich versetzten Fürsten bewältigen mußten - und nur selten in einer derart kurzen Zeitspanne tatsächlich bewältigten. Als die ungarische Königin-Witwe in den Niederlanden ihren neuen Hofstaat zusammenstellte, war es gerade ihr Bruder Ferdinand, der ihr aufgrund eigener Erfahrung dringend empfahl, zumindest für die höchsten Würden Leute aus dem Land zu verwenden 403 . Nahezu unbeeinflußt davon blieb zunächst der Geheime Rat, vor allem deshalb, weil sich seine Agenden vorwiegend auf dynastische und „außenpolitische" Gegenstände bezogen, welche für die Stände, sofern es sich nicht um Probleme an ihren eigenen Grenzen handelte, kaum überschaubar waren. Die von ihnen angestrebte Rückkoppelung des Geheimen Rates an den Hofrat wurde in abgewandelter Form erst allmählich realisiert, und zwar durch das zunehmende Ausscheiden der nichterbländischen Elemente aus dem Hofstaat, der ja die personelle Basis des Geheimen Rates bildete, und die nach 1526 schrittweise erfolgte Bindung dieses Gremiums an die obersten Hofämter. Die Frage, ob die Ordnungen und Dekrete vom Januar 1526 bis zum Februar 1527 tatsächlich a l s N e u b e g i n n d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n Zent r a l v e r w a l t u n g zu werten sind, kann aufgrund unserer Unterlagen nur mit großer Vorsicht beantwortet werden. Die „Verwaltungsreform" beginnt mit der Ernennung eines Präsidenten des Geheimen Rates am 1. Januar 1526. Bernhard von Cles ist allerdings schon in vorangegangenen Jahren in dieser Funktion bezeugt, seine neuerliche Installierung ist weniger als erster Schritt im Rahmen einer administrativen Gesamtreform denn als Markstein in seiner persönlichen politischen Planung zu werten: Erfahrungen des Bauernkriegsjahres 1525 scheinen ihn veranlaßt zu haben, seine selbstgewählte Trienter Isolation aufzugeben und sich von nun an gestaltend in die politische Szene einzuschalten 404 . Der zeitlich nächste Schritt, die Hofkanzleiordnung vom 6. März 1526, war zweifellos von ständischen Forderungen im Sinn maximilianeischer Organisationsformen inspiriert. Bei näherer Betrachtung beschränkt sich das „Neue" allerdings auf eine Veränderung der Amtsterminologie („Kanzler" statt „Oberster Sekretär") ohne wesentliche Kompetenzverschiebung, auf eine durch geographische und sprachliche Faktoren bestimmte Ressorttrennung, die in der Praxis schon existierte, schließlich auf die Einbeziehung des Reiches als Annex des oberösterreichischen (vorderösterreichisch-württembergischen) Sekretariats, was doch eine Abwertung gegenüber dem maximilianeischen Modell bedeutete. Hingegen 403

404

Ferdinand an Maria, 1531 Januar 4: FK 3 2 n.446/3; vgl. dazu THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 40f. RILL - THOMAS, Cles 32f; dazu oben S. 56 und unten S. 231-234.

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Ergebnisse

konnte nachgewiesen werden, daß die personelle und amtsspezifische Tradition gewahrt blieb und die Agenden der einzelnen Sekretäre weiterhin in Dienstbriefen festgelegt wurden. Der nächste und für unseren Zeitraum letzte Schritt, der bereits nach Mohäcs, also nach dem Anfall Ungarns und Böhmens, erfolgte, bestand in der Hofratsordnung vom Februar 1527, - und in diesem Sektor hatten die Stände ihre Forderungen hinsichtlich Trennung von politischer und finanzieller Gewalt, Kompetenzzuweisung und Instanzenzug am entschiedensten präsentiert. Ein Vergleich mit den vorangegangenen Hofratsordnungen läßt allerdings auch dabei erkennen, daß die angebliche Neugestaltung dieser Institution 1527 vorwiegend auf den bereits 1523 in Kraft gesetzten Maßnahmen beruhte und im Wesentlichen nur die Adaptierung an die politische Situation, die Einbeziehung der Kronen Ungarns und Böhmens, bedeutete. Zusammenfassend kann somit die These vertreten werden, daß die in der Literatur so stark betonte Begründung der österreichischen „Zentralverwaltung" 1526/27 als Moment einer Entwicklung zu werten ist, welche - abgesehen von Vorstufen unter Kaiser Maximilian I. - zum Teil einem vorgegebenen und über diese Zeitspanne hinaus wirksamen Trend folgte (Hofstaat, Geheimer Rat), zum andern Teil durch Dekrete und Ordnungen während der ersten Regierungsjahre Ferdinands festgelegt war (Hofrat, Kanzleien) und nun an die ab 1526 veränderten Gegebenheiten angepaßt wurde. Die Position, die G a b r i e l v o n S a l a m a n c a in diesem Prozeß einnahm - wobei nochmals daraufhingewiesen werden muß, daß seine eigentliche Domäne, das Finanzwesen, hier noch nicht berücksichtigt wird läßt sich nun bereits mit größerer Gewißheit präzisieren. Er war es ja, der den ersten Hofstaat in die Erblande „gebracht" hatte; daß er auf die weitere Entwicklung in diesem Bereich Einfluß nahm, ist zumindest nicht unwahrscheinlich. Sollte jedoch diese Annahme zutreffen, dann kann sich seine Ingerenz nur zu Gunsten des erbländischen Elements ausgewirkt haben, die allmähliche personelle Umgestaltung läßt keinen anderen Schluß zu. Entscheidend dafür waren wohl weniger ständisch-erbländische Pressionen als die Ermahnungen Sahnas', welche nicht nur seine privaten Erwartungen, sondern auch den Wunsch des kaiserlich-spanischen Hofes ausdrückten: Ferdinand möge sich mit einem Gefolge seiner nunmehrigen Untertanen umgeben 405 .

405 Ygj u n t e n S. 175. Damit würde auch das sonst nicht verifizierbare, von Salinas an Salamanca, 1524 Dezember 28, weitergereichte Gerücht übereinstimmen, wonach sich gerade die Spanier im Hofstaat über ihren Landsmann im Schatzmeisteramt am meisten beklagten: RV 240f.

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Auch über die Beziehungen Salamancas zum Geheimen Rat sind wir nur indirekt informiert: durch sein gutes Verhältnis zum Präsidenten dieses fluktuierenden Gremiums, Bernhard Cles, auch in Regierungsgeschäften 406 , sowie an Hand seiner Präsenz an Orten, wo es solchen Rates bedurfte, etwa am Reichstag zu Nürnberg und am Fürstentreffen zu Wiener Neustadt, - wie auch generell behauptet wurde, er sei in alle rat gangen407. Welche Rolle er im „Kampf um den (niederösterreichischen) Hofrat" spielte, ist nicht eindeutig feststellbar; sicher engagierte er sich nicht für Männer, deren amtliche Karriere in die Zeit Maximilians und weiter zurückreichte (Schneitpeck, Bonomo). Deutlicher lassen sich Spuren seines Handelns im oberösterreichischen Bereich ablesen, wo er die Schwäche des Regiments für den Ausbau einer amtshierarchisch nicht vorgesehenen Führungsposition nutzte und an dieser Errungenschaft auch dann noch festhielt, als der neue Hofrat installiert war. Damit machte er sich letztlich mitschuldig an einer Diskreditierung dieser Institution und an Haßgefühlen beim Adel und beim „gemeinen Mann"408. Fest umrissen erscheint die Position Salamancas im Kanzleibetrieb: 1. Als supremus secretarius, der von Anfang an alle Sekretariate geleitet hatte, verkörperte er dem Fürsten gegenüber d i e Kanzlei; jeder neu aufgenommene Sekretär hatte seine Aufgaben cum volúntate et consensu et precipue in absentia Salamancas wahrzunehmen. Diese Konstruktion beruhte auf einer fiktiven Identität des obersten Sekretärs mit dem gesamten Kanzleiapparat. Salamanca gehörte somit, wie Daten und Einkünfte im Verlauf seiner Karriere erkennen lassen werden, dem spätmittelalterlichen Typus des „Kanzleiunternehmers" an, das Personal stand, obwohl in fürstlichem Dienst, in enger Abhängigkeit vom obersten Sekretär, welcher - wenn auch nur kurzfristig - diesen offiziellen Leistungssektor gepachtet hatte und sich aus den üblichen Kanzleieinnahmen und Taxen schadlos hielt 409 . 406 407

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Dazu unten S. 232f. STREIN, Collectanea (NöLA) VIII 5 fol. 64rv. Siehe unten S. 182. Dafür bezeichnend ist ein Schreiben Kaspar Kunigls an Cles, 1525 Juni 4: Kunigl habe erfahren, daß der Fürst ihn in den Innsbrucker Hofrat berufen wolle, was ihm zur Zeit gar nicht angenehm sei. Der gemeine mann sage, daß nur Anhänger Salamancas diese Chance hätten, da dieser ausschließlich seine Parteigänger im Hofrat akzeptiere; daher sei zu befürchten, das ich davon nicht änderst dan mue und unglik gwartent; wer die darin sein, trachten all darvon (CC 111/69 fol. llOr-lllv). Über die spätmittelalterliche Kanzleipacht vgl. ISENMANN, Reichsfinanzen 59ff; MORAW, Personenforschung llf; id., Über Patrone und Klienten 12. Unter Friedrich III. betrieb der Vizekanzler (seit 1458 Kanzler) Ulrich Weltzli als Kanzleipächter gegenüber Klienten und Personal grosse schynderei: REINLE, Riederer 466ff. Laut WIESFLECKER, Maximilian I. 3 233 und 518 Anm. 31 wurde in der maximilianeischen Kanzlei die Verpfändung von Taxen in Folge des Gossembrot-Vertrages vom August 1501 abgestellt.

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Ergebnisse

2. Das behördenmäßig vorgegebene Gerüst ließ mehrere Abteilungen erkennen: eine oberösterreichisch-vorderösterreichische, eine württembergische, eine (theoretisch) fünfpolige niederösterreichische und eine Hofkanzlei. Über alle diese amtlichen Einheiten hatte Salamanca das Weisungsrecht, das in der Praxis allerdings nur beschränkt realisierbar war. Am weitestgehenden entzog sich die oberösterreichisch-vorderösterreichische Kanzlei der effektiven Verfügbarkeit. Für einen ad hoc signalisierten Einsatz war sie für den obersten Sekretär kaum verwendbar. Salamanca selbst erklärte freimütig, er könne für Unregelmäßigkeiten in der Innsbrucker Kanzlei keine Garantie übernehmen, denn er sei unerfahren in Tiroler Angelegenheiten; was man ihm aus Innsbruck zusende, versehe er mit der erforderlichen Unterschrift 410 . Ahnliches gilt für die württembergische Kanzlei, deren Kanzler Dr. Heinrich Winckelhofer im Juni 1522 instruiert wurde, sein aufsehen auf den supremus secretarius zu haben, das heißt dessen Anweisungen Folge zu leisten 411 . Letztlich beruhte im Sinne der Hierarchie auch die Führungsposition Salamancas gegenüber der niederösterreichischen Kanzlei darauf, daß Treitzsauerwein nicht kraft einer ihm verliehenen Autorität, sondern nur als Verweser des obersten Sekretärs an der Spitze dieser Institution stand 412 , - ein Mann, dessen steile Karriere im Dienst Maximilians möglicherweise durch Salamanca unterbrochen worden war. In der Praxis ergibt dies eine funktionale Doppelkonstruktion, die durch die Person des obersten Sekretärs, nicht durch ein Amtsschema zusammengehalten wurde: Den offiziell nur über den jeweiligen „Verweser" verfügbaren Länderkanzleien steht als engerer Amtsbereich ein nicht unterteilbares Corpus von Hof- und Separatkanzlei Salamancas gegenüber. Dabei drängen sich Parallelen zur Reichskanzlei Gattinaras auf. Headley hat das Plenum der Sekretäre als „separate barony" des Großkanzlers charakterisiert, welche im familiären Rahmen einer „Sodalitas" in halbamtlicher Kommunität und gepflegter Gastlichkeit in Erscheinung trat 413 . Wenn auch im Umkreis Sa410 411

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413

Salamanca an Cles, 1523 September 7: CC112/35 fol. 9r. Collectanea (NöLA) V I I I 5 fol. 63rv; vgl. BERNHARDT, Zentralbehörden 2 289f. In Folge der Hofratsinstruktion 1522 August 18 (wie oben S. 72). Vgl. OBERLEITNER, Österreichs Finanzen 8 Anm. 4; BAUER, Anfänge 167f. Biographische Daten zu Treitzsauerwein zusammenfassend bei J.-D. MÜLLER, Gedechtnus 60f. In einem Schreiben an Otto Beckmann, 1520 März 27, preist Christoph SCHEURL (Briefbuch 2 109) die Leutseligkeit Gattinaras bei Tisch: Nunquam solus prandet, iucundis coepulonibus recreatur, gaudet, arridet, fabulatur, interprandendum seria iocis miscet ... Dazu HEADLEY, Gattinara, Erasmus 71f; id., The emperor 79f. Nach LUTZ, Sodalitäten 45£f scheint die Bezeichnung sodalitas im Hinblick auf die mögliche zeitgenössische Umschreibung

STREIN,

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Hof und Zentralverwaltung

lamancas keine direkten Anzeichen für eine ähnliche Vereinigung nachweisbar waren, so lassen doch einzelne Hinweise einen derartigen „inneren" Bereich der Kanzlei erahnen; so etwa, wenn der Triestiner Abgesandte die Sekretäre (genannt werden Dr. Spiegel und Pietro de' Giuliani) bei Abwesenheit Salamancas wie die um ihren Herrn trauernden Apostel schildert 414 . Und wenn Philip de Nicola und Alfonso de Valdés ausdrücklich als persönliche Sekretäre Gattinaras bezeichnet werden und Valdés kurz darauf als secretaire de l'empereur erscheint - was nach Headley eine Abwanderung aus dem Konnex persönlicher Verpflichtung in den eines „cameral type of government" bedeutet 415 - , dann entspricht dem eine ähnlich flexible Personalabgrenzung im Fall Castillejos, der von Salamanca persönlich, als ein Mann der nicht nur Briefe schreiben, sondern ihn auch sonst entlasten könne, angestellt werden sollte und wenige Monate später als Sekretär der Hofkanzlei im landesfürstlichen Dienst stand 416 . Auf ähnliche Weise wurde auch die letzte Berufung eines Sekretärs, nämlich die des Kärntner Schrannenschreibers Andreas Adler, eingeleitet, und zwar im Zusammenwirken Salamancas mit seinem Nachfolger Harrach, der Adler ausdrücklich empfohlen hatte 417 . Diese Vorgänge konsequent auf eine amtsschematische Begründung zurückzuführen, wäre angesichts der Quellenlage wenig aussichtsreich und entspräche auch nicht jenem konstruktiv-experimentellen Stadium, in welchem den „Männern der Feder" ebenso persönliche wie amtsspezifische Verpflichtungen 418 — der jeweiligen Situation entsprechend - zugeordnet wurden. 3. Aus den Beobachtungen Horst Rabes hat sich ergeben, daß die administrative Bewältigung des Imperiums Karls V., die Regierbarkeit dieser Summe von Ländern unterschiedlicher Strukturen, schwerlich funktioniert hätte, wäre sie lediglich auf „Verwaltung" im herkömmlichen Sinn angewiesen gewesen. An die Stelle einer ausgeklügelten Ämterhierarchie traten demnach subsidiär direkte Kontakte des Kaisers mit Regentschaften und Herrschaften, die in ihrer Gesamtheit als „die politische Korrespondenz Karls V." umschrieben werden 419 . Sieht man davon

414 415

416 417

418

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allerdings bedenklich. Zur Arbeits- und Lebensgemeinschaft der Kanzlei unter Maximilian I. vgl. WLESFLECKER, Maximilian I. 5 223. Siehe unten S. 153. HEADLEY, The emperor 83. Über Castillejo unten S. 213f. Wie oben S. 89 Anm. 363. Im Hofstaatsverzeichnis von 1530 und in der Instruktion vom 2. Dezember 1528 wird Adler als niederösterreichischer Sekretär der Hofkanzlei genannt: ÖZV 1/2 147, 24 lf. Auf die Grauzone zwischen amtlichem und privatem Sektor beim spätmittelalterlichen Kanzleipersonal weist besonders MORAW, „Regierung" und „Verwaltung" 1 5 7 hin. RABE, Elemente, passim, bes. 173-177; STRATENWERTH, Aktenkundliche Aspekte 68ff; RABE - STRATENWERTH, Politische Korrespondenz 15ff; ROLL, Reichsregiment 168-171.

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Ergebnisse

ab, daß das Anschwellen der Korrespondenz dieser Zeit, auch der „politischen", ebenso in anderen Herrschaftsbereichen stattfand, daß ferner „länderübergreifende Verwaltungsinstitutionen" und zunehmende Schriftlichkeit weniger in Alternativpositionen als in der Form einer alles Übrige verschlingenden Partnerschaft aufzutreten pflegen, so bleibt doch die Aufdeckung eines administrativen Verhaltens unbestritten, welches auch für die österreichische Kanzleiführung dieser Jahre beansprucht werden kann: Der Vorrang der flexiblen, dem Tagesgeschehen und den jeweiligen politischen Schwerpunkten angepaßte Wirkensweise der Sekretariate, die sich in Querverbindung zu (oft aus ihren eigenen Kreisen gestellten) Räten und anderen Beamten direkter Kontakte bedienten, gegenüber einer an Amtstradition und den Konsens schwerfällig agierender Gremien gebundenen Hierarchie. Die von Zeitgenossen beklagte Einflußnahme Salamancas auf das Geschehen während seiner Amtszeit wäre kaum vorstellbar ohne unorthodoxes, jede Möglichkeit nutzendes Agieren im direkten halb- oder außeramtlichen Weg. Und das war es wohl auch, was einer der engsten Mitarbeiter Salamancas meinte, als er 1527 über die homines novi der österreichischen Verwaltung spöttelte: Auch wenn sie große Worte machten, könnten sie kein Fünkchen der Errungenschaften der vergangenen Ara des Ingeniums und Engagements Salamancas rückgängig machen 420 .

420

Novi isti etiamsi crêpant dicam tarn libere quam vere omnes contusi ne guttulam quidem repriment ingenii et industriae Ortemburgianae: Spiegel an Fabri, 1527 Oktober 28 (KNOD, Spiegel 1 56f n.12); im Original (ÖNB CVP.lat. 9337g fol. 25r) mit der Randbemerkung Ortemburgii laus versehen.

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GABRIEL VON SALAMANCA Die Legende Die Präsenz Salamancas in der höfisch-administrativen Konstellation um den Fürsten ist somit nach unseren bisherigen Kenntnissen, auch bei Ausklammerung des finanziellen Sektors, nicht zu übersehen. Sie bildet den entscheidenden Faktor in jenem Sammelbecken von verbürgten Nachrichten, Gerüchten und Verzerrungen, das schließlich ausschlaggebend für das Aufkommen und die Weiterbildung einer Salamanca-Legende wurde. Dabei ist auffällig, daß tragende Elemente des bis vor kurzem noch gültigen Klischees nicht erst in einer zeitlich weit distanzierten Historiographie, sondern schon im Umfeld seiner Aktivitäten entstanden sind. Die im Bereich der Tiroler Landtage bis 1525 anwachsende Kritik an der Person des Schatzmeistergenerals hat eine kurze aber intensive Vorgeschichte. Einen ersten signifikanten Fixpunkt stellt die mysteriöse Mission des kaiserlichen Agenten Michiel Gillis im Spätsommer 1523 dar. Was dieser recherchierte, ist ausführlich aus einem Bericht des bayerischen Kundschafters „R", der sich ausdrücklich auf Gillis beruft, zu ersehen: Salamanca boykottiere aus persönlichen Motiven ein Abkommen mit Venedig, schalte das alte Regiment aus, um „Deutsche" und Niederländer zu Gunsten der Spanier zu eliminieren; er bediene sich erpresserischer Mittel und feiere seine Hochzeit in Prunk auf Kosten des Landesfürsten; der Kaiser und Erzherzogin Margarethe würden Erzherzog Ferdinand die Freundschaft aufkündigen, ja ersterer werde die oberösterreichischen Länder wieder an sich nehmen, sofern sich sein Bruder nicht von Salamanca trenne, etc.1. Der Fluß von Informationen und Vermutungen mündete schließlich in das Kernstück der sogenannten Hannart-Afiare, eine gefälschte Instruktion Karls V. für seinen Gesandten zum Nürnberger Reichstag von 1524, Jehan Hannart. Wenn auch eine aus leicht durchschaubaren Motiven agierende Person, der aus höchsten Würden in maximilianeischer Zeit abgestiegene Balthasar Wolff von Wolffsthal, als Urheber dieses Dokuments nachzuweisen war 2 , zeigt der ganze Vorgang doch deutlich die Salamanca-feindlichen Positionen in Spa1

2

Bericht des Agenten „R" an Herzog Ludwig von Bayern, 1523 Juli 17: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kurbayern, Außenarchiv 4457 fol. 2r-5v; JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 75 Anm. 3. RILL, Hannart-Affäre, bes. 127-134. Ergänzend zu Wolff vgl. THOMAS, Karl V. als Landesherr 15.

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Gabriel von Salamanca

nien, im Reich und in den Erblanden; der Schatzmeister war bereits zu einem Tyrannen, zu einem Unterdrücker der Bevölkerung und besonders des armen hofgesinds3 abgestempelt. Und wenn man im Reich einem römischen Königtum Ferdinands ablehnend gegenüberstand, dann war es - neben politischen Motiven und der Jugend des Erzherzogs - wiederum der Einfluß des spanischen Beraters, der dieses Projekt blockierte4. Ein besonderes Informationsbedürfnis betreffend die Person Salamancas zeigte der spanische Hof. Aus einem aus den Niederlanden in Valladolid eingelangten Schreiben vom September 1524 ergaben sich - trotz schonender Vermittlung dieser Nachricht durch einen ,wahren Freund' Salamancas, Jean Lalemand 5 , -schockierende Einsichten: Die Unbeliebtheit Ferdinands gehe auf Salamanca zurück, Reichtum und Prunk des Favoriten verbitterten die Bevölkerung; grauenhafte Ausschreitungen gegen Hofbeamte Ferdinands stellten das erste Ergebnis dieser Gesinnung dar 6 . Martin de Salmas, damals noch Parteigänger des Schatzmeisters, wies Ende 1524 und Anfang 1525 wiederholt auf die Stimmungsmache im Umkreis Karls hin, aufsobradas murmuraciones, deren Inhalt er wohl mitteilen würde, si la lengua para ello me bastase. Man spreche hier derzeit von nichts anderem als von den gegen Salamanca erhobenen Vorwürfen und der daraus resultierenden Unzufriedenheit des Kaisers mit seinem Bruder. Salamanca möge nicht länger in der Hybris des Schweigenden verharren, sondern sich endlich rechtfertigen, er werde dann, so wünsche es sich Salmas zumindest, wie ein Heiliger dastehen; andernfalls müsse er damit rechnen, daß sein Schicksal eines Tages einen verhängnisvollen Lauf nehmen werde7. Mit einem,Freund' (Lalemand?) berät sich Sahnas über die Chancen Salamancas in Osterreich und kommt zu deprimierenden Ergebnissen: Es gebe dort nur Feinde des Schatzmeisters, Neid stehe an der Spitze der Motive. Derart geballte Emotionen aber müßten zum Schiffbruch des Verhaßten führen 8 . 3

Georg Kirchmüllner an den Bürgermeister von Nördlingen, 1523 August 4/22: DRA 4 694 Anm. 1.

4

D R A 4 6 8 5 ; BAUER, A n f ä n g e 2 1 6 f ; LAUBACH, N a c h f o l g e 7 A n m . 3 0 , 12.

5

Siehe unten S. 212. Salmas an Salamanca, 1524 September 7: Die Auskünfte gehen auf eine persona principal, die der Informant (Lalemand) nicht nennen will, zurück; die im letzten Punkt erwähnten Missetäter hätten einem Kämmerer Ferdinands beide Hände abgehackt, was dessen Tod zur Folge hatte; einen Kaplan hätten sie entmannt. Die Täter seien im Stande, Ferdinand das Gleiche oder noch Ärgeres (!) anzutun. Salamanca möge sich daher schleunigst rechtfertigen, buenas obras allein genügten nicht (RV 216f)! Bei dem Informanten handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Claude Bouton, Sr de Corbaron; vgl. RILL, Außenpolitik 135ff. ... porque habeis depensar que el dia la fortuna viene, no queda roso ni velloso ...: Sahnas an Salamanca, 1524 November 15 und Dezember 18 (RV 234ff, ähnlich 240f). Parecenos que de necesidad tan gran tormento ha de ser causa de romper el navio: Sahnas an Salamanca, 1525 Januar 10 (RV 251ff).

6

7

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Die Legende

Die kryptische Ausdrucksweise Salinas', besonders bei der Berufung auf Gewährsmänner, läßt nur vage Vermutungen über den Informationsweg von Österreich nach Spanien zu. Sicher stand dabei an erster Stelle der Kommunikationsbereich höfischer Kabalen 9 . Manches, besonders der wiederholte Hinweis auf die Stimmung in der Bevölkerung, das quantitative Mißbehagen - ein im Umkreis der Krone sonst ziemlich irrelevantes Moment - , läßt jedoch auch auf die Kenntnis radikaler populistischer Anfeindungen schließen, wie wir sie in Propaganda- und Schmähschriften noch antreffen werden. Mit den Aussagen von Zeitgenossen beginnt eine Salamanca-Tradition, die bis in unsere Tage nachgewirkt hat. Bereits die ersten Schritte sind charakteristisch für die Uberlieferungsart. Georg Kirchmair hat in seinen „Denkwürdigkeiten" versucht, das Phänomen Salamanca mit einem kausal bestimmten Modell zu erklären: Kein Tiroler Landtag seit hundert Jahren hätte so viele Ergebnisse nötig gehabt wie jener von 1523, keiner habe so wenig erbracht. Grund dafür sei die haimlich zwayung unnter dem adl. Neid und Mißgunst führten zu Spott und Schande und zu einem Tiefpunkt der bestehenden Ordnung. Damit aber habe die Stunde für den främbden man geschlagen: Als dieser den Stand der Dinge erkannte, hueb er an, sich noch heher zu erheben, u n d Tirol werde von da a n als ain rechte puess auf solich sinden ... wider alle lanndsfreyhait geregiert ... 10 . Nicht dieses Sündenfall-

modell als ganzes, jedoch Details desselben wurden unmittelbar darauf von Dr. Gregor Angerer übernommen und konkretisiert. Es erscheint fast symptomatisch, daß Kirchmair beim Vornamen Salamancas noch zwischen Gabriel und Michael schwankt, während sich Angerer mit Gewißheit für den falschen Namen Michael entscheidet. Wenn Kirchmair in der Haltung des Tiroler Episkopats noch vorwiegend einen interessenbedingten Abfall von der ständischen Sache gesehen hatte (sie hiengen ... gewaltiklich am fursten, gleich als wäre aine ersame lanntschaft

nit auch des fursten parthey!), so ist

bei Angerer weniger der Egoismus der Bischöfe als die Einflüsterung Salamancas ausschlaggebend, da erstere nur dem zustimmten, was durch diesen bereits ausgerichtet worden sei. Beide Autoren berichten ferner über den Widerstand der Bevölkerung gegen neue Steuern; Angerer fügt dem, gleichs a m als Begründung, hinzu: dann die gericht, stette und Ortschaften kherten sich nicht an den verruchten Spanier. Gerade in der Steuerfrage wird der

Grad der Glaubwürdigkeit Angerers besonders deutlich: Während Kirchmair von Vermögensschätzungen berichtet, bei denen der Wert einer Feuer-

9

10

Über den Informationskanal, der von Bouton über eine virgo Lekirch bzw. Liquerque zum spanischen Hof führte, vgl. RILL, Hannart-Affare 126 Anm. 169. F R A I 460f; vgl. HOLLAENDER, Salamanca 14.

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Gabriel von Salamanca

statt mit 150 fl. veranschlagt werden soll, will Angerer wissen, daß Salamanca auf eine feuerstatt 150 gülden steuren aufschlagen habe lassen11! Binnen weniger Jahre verfestigten sich derartige Aburteilungen zum Zerrbild eines geradezu legendären höfischen Schmarotzers. 1538, also im Jahr vor seinem Tod, taucht der Name Salamanca sogar in Luthers Tischgesprächen auf, und zwar in seltsamer Gesellschaft: Nach den Worten des württembergischen Kriegsmannes Dietrich Speth bildet der Schatzmeister zusammen mit dem Apostel Paulus und dem „Bischof von Salzburg, also Matthaeus Lang, ein apokalyptisches Triumvirat (des teuffels trinitas), das alles Böse dieser Zeit verschuldet habe 12 . Man wird dieses abstruse Dictum zwar lediglich als Kuriosität einstufen können, doch zeigt sich darin ein Bekanntheitsgrad, welcher in den übrigen zeitnahen Aussagen weniger auf eine chimärenhafte Mission als auf nüchternes, skrupelloses Streben nach Macht und Reichtum zurückgeführt wurde. In einer äußerst kritischen Denkschrift über die Räte Ferdinands aus dem Jahr 1542 erinnert sich Cornelius Schepper maßloser Bereicherungen Salamancas 13 , und als sich 1555 Salamancas ältester Sohn, Graf Ferdinand von Ortenburg, über die Mißgunst der Behörden beklagte, bedauerte die niederösterreichische Regierung, daß sich König Ferdinand einst viel zu freigebig gegenüber seinem Schatzmeister verhalten habe; denn dessen Absichten seien unfuegsam und im rechten strafmäßig und ungestimm gewesen. Salamanca aber habe sich durchsetzen können, weil er sein Ansehen (?) und seine hohen Amter gegenüber Ferdinand, der damals jung, neu im landt war, ausspielte 14 . Das Gewicht einer derartigen Machtfülle fand schließlich auch Eingang in die Familientradition der Salamanca und wurde bei gegebenem Anlaß verwertet. 1641 erklärte der Mailänder Senator Gonzalo de Salamanca, sein Vorfahre Gabriel habe zwar von Erzherzog Ferdinand Ortenburg als Lehen erhalten,

11

Die Vergleichsstellen bei Kirchmair I.e. (über ihn GRANICHSTAEDTEN-CERVA, Brixen 213f) und Angerer 308f. Über die Unzuverlässigkeit Angerers ib. 217; HIRN, Landtage 116ff; STELLA, Gaismair 63ff. Daten der Gesandtschaften Angerers bei RILL, Außenpolitik 157f. Daß die Thesen Angerers auch in die seriöse Literatur Eingang fanden, zeigt etwa die Darstellung bei SARTORI-MONTECROCE, Steuerwesen 28. Laut BÜCKING, Gaismair 62 ersann Angerer post festum auch „Mord-, Sauf- und Vergewaltigungsorgien" (Mai 1525 in Brixen), welche ebenfalls von der Historiographie übernommen wurden. SEIDEMANN, Lauterbachs Tagebuch 172: Ideo non immerito S. Paulus a papistis cavillatur blasphemiis, quasi esset haereticorum pater, et sicut Ditrich de Speth, impiissimus ille nebulo, impudentissime dicit, es habe nicht großer drey buben, den S. Paulum, den bischoffzu Saltzburg unnd den Salamancka; diese drey haben alles ungluck angericht. Er mocht den Paulum wol ausleschen unnd sich an seine Stadt setzen, das des teuffels trinitas blieb, oder ließen Sadoletum unnd Petrum Bembum darbey sein. LANZ, Staatspapiere 299ff. TÜRK, Spittal 8 3 ; WIESFLECKER, Maximilian I. 4 4 4 9 . AMMANN,

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Die Legende

sei aber vorher in Diensten Karls V. gestanden und dieser habe ihm die Grafschaft Tirol übergeben 15 ! Die moderne Historiographie knüpft, auch methodisch, unmittelbar an diese Tradition an. Mayr16, Hirn 17 und Stern 18 , um nur die wichtigsten Autoren zu nennen, folgen fast ausschließlich den „Denkwürdigkeiten" und den ständischen Beschwerden von 1525/26, bei Wilhelm Bauer 19 kommt es zu wahren Haßtiraden gegen den „Emporkömmling", den „rücksichtslosen Opportunisten, der Fürstentreue nur vorgetäuscht" habe, dem „zu wahrer Größe ... die nötige sittliche Kraft fehlte" etc. Daß man im Tausendjährigen Reich die Tiroler Erhebung von 1525 als Prinzipienstreit zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis, dem „Germanen" Gaismair und dem „Juden" Salamanca deutete, ist nicht überraschend 20 . Mit Bedauern muß hingegen vermerkt werden, daß selbst Alphons Lhotsky 21 , auf Kirchmair und der zitierten Literatur fußend, das tradierte Bild kritiklos übernommen und ausgebaut hat; aus Salamancas Wesen spreche „nur die Gier des an sich geistlosen und völlig gewissenlosen Geldraffens auf Kosten des Lebensmarkes ganzer Länder", zugleich die „protzig-alberne Weise des Neureichen" und das Verhalten eines „Hochverräters". Die tiefsten Schatten auf Karl und Ferdinand werfe ihre „Identifikation mit einem Gauner". Besonders absurd erscheint es, wenn der um Zurechtrückung des idealisierten Gaismair-Bildes bemühte Jürgen Bücking ohne Quellenbasis den „Juden" bzw. „Converso" Salamanca nicht nur als skrupellosen Höfling charakterisiert, sondern auch in einer Tabelle über „außerordentliche Belastungen" des Stiftes Brixen 1510-1525 einen Posten „Salamancas Selbstbereicherung", natürlich ebenfalls ohne jeglichen Beleg, auflistet 22 .

15 16 17 18 19 20

21 22

AVAAdelsakt Gonzalo Salamanca, Grafenstand 1641 Mai 2 fol. 27r; siehe auch unten S. 136. Generallandtag 137-154. Landtage 49f, 62. Salamanca, passim. Anfänge, bes. 168-173. Vgl. die von BÜCKING, Gaismair 120 zitierte Literatur und besonders die 122 reproduzierte Ankündigung der „Ostmarkschau" (Wels 1940, Titel: „Die Tiroler Bauern wehren sich besonders heftig gegen fremdes Recht und fremde Gewohnheit"), wo auch die Salamanca-Medaille (siehe unten S. 137) abgebildet ist. Zeitalter des Hauses Österreich 135, 139,144f. BÜCKING, Gaismair 29 (Tabelle), 40 (Urteil). Auf eine weitere Aufzählung abwertender Urteile in der neueren, besonders westösterreichischen Literatur - so etwa habe sich, laut BLLGERI, Geschichte Vorarlbergs 3 20, Salamanca zum „geldgierigsten Tyrannen" aufgeschwungen, nach PALME, Frühe Neuzeit 42 (ähnlich Aspekte 304) war er ein „raffgieriger und zweifelsohne despotischer Fremdling", während KÖFLER, Land 289 nur auf die „absolutistischen Bestrebungen des allmächtigen Kanzlers [!]" hinweist - darf wohl verzichtet werden.

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Gabriel von Salamanca

Dieses apodiktische Festhalten an ungeprüften Uberlieferungen ist umso erstaunlicher, als es auch Versuche einer weniger emotionellen Deutung von Leben und Werk des umstrittenen Mannes aus Burgos gab. Auch für dieses, allerdings seltene und viel weniger attraktive Unterfangen reichen die Quellen in die Zeit Salamancas zurück. Die wichtigsten zeitgenössischen Äußerungen verdanken wir wiederum Salinas, der sich in der kritischen Phase von Salamanca zu distanzieren beginnt und noch zwischen Anerkennung und Vorwürfen schwankt 23 . Er bezeugt einerseits, daß Ferdinand seinem Schatzmeister zu großem Dank verpflichtet sei, und dies seit der Zeit, als Salinas noch Augenzeuge war (cuando yo presente estaba), also noch in der spanischen Periode des Infanten, bis auf den heutigen Tag; auch vor der Entscheidung in Italien, der Schlacht von Pavia, sei Salamanca jener gewesen, der als erster ,die Lanze einlegte und damit bewirkte, daß aus dieser Quelle Wasser für den Sieg floß' (que enriströ lanza, pues de esa fuente solid el aquapara la victoria). Noch direkter spricht sich der niederösterreichische Vizedom Georg Kiemseer im September 1525 aus, indem er die Suggestivfrage stellt: Was wäre mit den Erblanden geschehen, wäre Salamanca mit ratt, hilf und großen darlehen nit gewesen24? Andererseits - und damit folgen wir wiederum Salinas - war Salamanca für die Schädigung seines Rufes zumindest mitverantwortlich: Es müsse ihm ja bekannt sein, daß alle seine Probleme aus dem Neid anderer resultierten (todo vuestro mal procede de invidia); denn die Camarilla um Karl V. hätte die Nachrichten über seine Verehelichung ebenso nach ihren Absichten gefärbt (pusieron la tinta que quisierori)25, wie sie ihm nun die Schuld an der (Tiroler) Volkserhebung, wofür er tausendmal den Tod verdient habe, anlaste und die Bedrängnis Salamancas (im Sommer 1525) mit Zynismus verfolge26. Der Beschuldigte aber schwieg, wie wir schon gehört haben, er vertraute, zur Verzweiflung des von allen Seiten bedrängten Sahnas, auf die Evidenz seiner Leistung. Salamanca lud also, wenn wir diesen Aussagen folgen, zwar keine moralische Schuld auf sich, verschärfte aber durch beharrliches Schweigen und inopportunes Insistieren auf Fakten, die nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannt sein konnten, die Krise. Allerdings hat er selbst das Schweigen mindestens dreimal gebrochen: Zum ersten Mal im Juni 1524, als er sich durch einen eigenen „Gesandten" vor dem Kurfürsten von Sachsen gegen Vorwürfe verteidigte, die,gegen seine Person und besonders seinen Ruf und den

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24 25 26

Das Folgende nach Schreiben Salinas' an Salamanca, 1524 September 7, 1525 April 3 und September 22: RV 216f, 271, 297f. Kiemseer an Salamanca, 1525 September 22: STREIN, Collectanea VIII/5 (NöLA) fol. 75rv. RV 212f. RV 297f.

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Die Legende

Namen eines integren Mannes' gerichtet waren 27 , das zweite und dritte Mal gegenüber den am Innsbrucker Landtag und am Augsburger Generallandtag versammelten Ständen, wie noch ausführlich zu belegen sein wird. Im politischen Alltag gehörten die Mitte der zwanziger Jahre gegen Salamanca erhobenen Beschuldigungen kurze Zeit später bereits der Vergangenheit an. 1530 versicherte Karl V. den dereinst vieler Missetaten verdächtigten Mann seiner Dankbarkeit 28 . Im März 1536 erinnert sich Sahnas, daß vor Jahren in Tirol der Absturz (la caida) Salamancas stattgefunden habe 29 . Uber die Berater Ferdinands werde am spanischen Hof viel geredet, und die Materie erscheine schlimmer als zu Salamancas Zeit30. Als Salmas dem Kaiser die geforderte Charakteristik des nun so mächtigen Schatzmeisters Hans Hoffmann vorträgt, veranlaßt er damit Karl V., als ob es ein Salamanca-Problem nie gegeben hätte, zu der Frage: ,Und von einem solchen Menschen hängt die Existenz meines Bruders ab?'31. Noch knapp vor dem Tod Salamancas hören wir von einem Gerücht, demzufolge Roggendorf (?) seinerzeit eine geheime Verschwörung der Stände gegen den verhaßten Spanier angezettelt habe; der ,weise Mann' aber habe das Feld seinen Neidern überlassen, und die habsburgischen Brüder trauerten nun über den Ausfall seiner sachkundigen Beratung 32 . Eine Salamanca-Apologie hat es jedoch, abgesehen von farblosen höfischen Huldigungen 33 , nie gegeben. Nach vereinzelten Ansätzen schuf die 27

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Kredenzschreiben Salamancas für Balthasar Wolff zu Kurfürst Friedrich von Sachsen, 1524 Juni 8: FÖRSTEMANN, Neues Urkundenbuch 1 201 n.78; Antwort des Kurfürsten, August 17: ib. 216 n. 91. HHStA RR Karl V. 14 fol. 128v-130v (= GROSS, Reichsregisterbücher n.5019). Siehe unten S. 397. Salinas an Castillejo, 1536 März 21: RV 706. Sahnas an Ferdinand, 1535 April 20: RV 683. Salinas an Castillejo, 1535 Dezember 6: RV 679ff, Zitat 681. ... fama est alias Rogendorff persecutum fuisse Salamancam, excitata provincialium secreta seditione, ne ille interesset consiliis; ita enim habere privilegia huius patriae, unde ille homo prudens cessit invidiae, quodfortasse doluit caesari et regi, quia, ut dixi, prudens est Salamanca, et fortasse putant caesar et rex, si ille hactenus in Consilio regio perseverasset, res fuisse melius successuras ...: Bericht Aleanders nach Rom, 1539 Januar 14 (NB 14/2 256). Der Hofhistoriograph Ursinus Velius (über ihn oben S. 25) übermittelte 1528 Fabri eine von ihm verfaßte „Soteria pro illustri ac magnifico viro D. Gabriele comité in Ottenburg", die er im Jahr zuvor, als Salamanca von einer schweren und gefährlichen Krankheit genas, gedichtet hatte. Die aussagekräftigsten Zeilen dieser humanistischen Huldigung (in: Disticha Caesarum Romanorum a Iulio dictatore usque ad nostram memoriam, Viennae Austriae 1528): Salamanca werde Teil unserer Geschichte sein (... qui nostraepars eris historiae) und Hie pacis bellique probe consultus, et auspex / Publica sustinuit persaepe negotia solus. / Et regis nonpauca suo discrimine obivit: / Magnanimi custos iuvenis, sociusque laborum. Zur Anrede magnifice heros durch Fabri siehe unten S. 220.

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Gabriel von Salamanca

Forschung erst in den letzten Jahrzehnten eine neue Basis, wobei im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung nicht an Traditionen angeschlossen, sondern auf der Ermittlung neuer Quellen aufgebaut wurde. Bahnbrecher auf diesem Weg war Albert Hollaender 34 , der als erster die beklagte Seite zu Wort kommen ließ. Seine Pionierarbeit übernahm und erweiterte Hermann Wiesflecker, vor allem im Hinblick auf die Tilgung der von Kaiser Maximilian hinterlassenen Schulden, zu einem durchaus vertretbaren Salamancabild 35 . Zehn Jahre nach dem Erscheinen von Lhotskys Buch war die „boa constrictor" der Casa de Austria vom Verdacht schmutziger Affären zumindest provisorisch reingewaschen. Für eine umfassende Revision des gängigen Salamanca-Klischees, wie sie für die späteren Jahre, als aus dem fürstlichen Favoriten ein österreichischer Landstand geworden war, Renate Wagner-Rieger36 und Therese Meyer 37 bereits vorgenommen haben, reichten diese Ansätze allerdings nicht aus. Der ainige man blieb bis heute der personifizierte Einbruch einer fremdländischen, unkontrollierbaren Gewalt in die zwar angeschlagene, in ihrer sozialen und politischen Kontinuität jedoch von einleuchtenden Gesetzmäßigkeiten bestimmte Welt.

Herkunft und soziales

Umfeld

Salamanca und die Milchbrüder Die Ungewißheit über die Herkunft des Schatzmeistergenerals, über Rang und Ansehen seiner Familie, hat schon den Zeitgenossen Kopfzerbrechen verursacht und zu absurden Vermutungen geführt 38 . Mit dem vertrauten Schema ständischer Gruppierungen in den österreichischen Erblanden war diesem Fall nicht beizukommen. Es kann daher nicht überraschen, daß diese Ratlosigkeit Mißtrauen, Mißverstehen und grobe Fehleinschätzungen bewirkte. Wenn hier versucht wird, Licht in das Dunkel der Salamanca-Genealogie zu bringen, dann keineswegs deshalb, weil etwa eine Ahnentafel als unerläßlich für die Beurteilung der finanziellen und politischen Operationen 34 35 36 37 38

In seinem oftzitierten Aufsatz über Salamanca. Maximilian I. 4 45 lf. Spittal, bes. 26. Spittal 111—121; hier (118) wird Salamanca sogar Genialität zugebilligt. So etwa wurde bereits im 16. Jahrhundert behauptet, daß er unehelicher Sohn Kaiser Maximilians I. gewesen sei; vgl. PERGER, St. Martinsspital 21f.

112

Herkunft und soziales Umfeld

eines - neben dem Fürsten - maßgeblichen Mitentscheidungsträgers erachtet würde. Es wird sich jedoch zeigen, daß einige gezielte Fragen nur mit Hilfe von Kenntnissen zu beantworten sind, die über den Karrierebeginn und selbst über die Geburt Salamancas hinaus zurückreichen. An erster Stelle gibt die Vertrautheit des Fürsten mit dessen engstem Berater Anlaß zu der (zunächst allerdings sehr vagen) Vermutung, ältere Bindungen Salamancas an die Casa de Austria oder an Ferdinand persönlich - oder aber solche, die neben der Person des Favoriten auch dessen Familie einschlössen - hätten eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Ferner wird an Hand eines Palatinatsdiploms zu verfolgen sein, wie Salamanca und Angehörige späterer Generationen die ständische und genealogische Situation ihres Hauses interpretierten, eventuell auch manipulierten. Schließlich muß als Schwerpunkt der Untersuchung die Einordnung genealogischer Daten in die soziale, ökonomische und ethnische Entwicklung in Kastilien, speziell Burgos, versucht werden, - auch wenn damit ein Grad der Ausführlichkeit erreicht wird, den ein rein biographisches Interesse kaum erfordern würde. Am eingehendsten sind wir dank der Salinas-Korrespondenz über Salamancas Geschwister und einen Elternteil informiert, obwohl wir gerade im Hinblick auf letzteren in eine genealogische Sackgase geraten. Mit dem anscheinend ältesten Bruder Francisco39 und dessen Familie war Sahnas gut bekannt; er wußte um persönliche Details und scheint auch an der Karriere des licenciado - so wird Francisco in den Quellen stets genannt - , die diesen zu den Würden eines Alcalde Mayor de Galicia und eines Oidor de la Real Audiencia de Galicia y Sevilla führte, aktiv Anteil genommen zu haben. Sahnas berichtet wiederholt über die Reise Franciscos im Jahr 1522 zum Papst, bei dem der licenciado in großem Ansehen gestanden sein soll. Der Papst war es laut Salinas auch, der die Aufnahme Franciscos in den Consejo privado Karls V. empfahl. Daß es nicht dazu kam, lag allem Anschein nach daran, daß der Förderer Franciscos am Hof, der Beichtvater Jean Glapion40, am 14. September 1522 in Valladolid verstarb. 1525 resignierte Salinas: Er habe sein Möglichstes für den licenciado getan, Salamanca möge nicht mehr für seinen Bruder intervenieren, es wäre völlig sinnlos41. Dieser ältere Bruder Salamancas, dem beinahe der Sprung in den geheimen Rat Karls V. geglückt wäre, war zweimal verheiratet, mit Clara de Mazuelo und Isabel Diaz Tamaya, und hatte mindestens zwei Söhne und drei Töchter; von seinem zweiten Sohn Garcia, der uns noch beschäftigen wird, leitete sich der in Mai39

In den Quellen stets an erster Stelle genannt, was sich allerdings auch auf sein Ansehen in Burgos beziehen könnte.

40

Ü b e r i h n LEHNHOFF, B e i c h t v ä t e r 2 0 - 3 3 .

41

Alles nach Briefen Salinas' an Salamanca: RV 33, 55, 60, 87f, 95, 215f, 275.

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Gabriel von Salamanca

land im gehobenen Militär- und Zivildienst tätige Zweig her 42 . Der licenciado zählte jedenfalls zu den angesehensten und vermögendsten Männern von Burgos. Politisch hatte er sich beim Aufstand der Comuneros 1520 als Prokurator seiner Heimatstadt sowie mit einem Darlehen um die Krone verdient gemacht, seine soziale und ökonomische Position zeigt sich etwa im Ankauf eines Besitztums in Arroyal (bei Burgos), dessen Palacio noch heute existiert, um 620.000 maravedís (etwa 16.500 Dukaten) 43 . Auch mit dem zweiten Bruder Salamancas - die Reihenfolge der Geburten ist nicht erkennbar - Alonso und dessen Familie stand Salinas in Kontakt. Er rühmt die Schönheit der Frau Alonsos, Ana de Polanco, und die Anmut der Kinder und kennt auch die Sorgen, die sich Alonso um sein in Frankreich liegendes Vermögen macht 44 . Problematisch wird die Verwandtschaftsfrage bei der in Burgos lebenden Francisca „de Ayala"45, die, Salinas schwört es, Salamanca eine gute Schwester sei, auch wenn dieser sich nur wenig um sie kümmere 46 . Seit Anfang 1523 taucht wiederholt die Frage ihrer Verehelichung auf: Eine standesgemäße Ehe sei wegen Mangels an geeigneten Kandidaten (por respecto de la mucha falta de hombres que en este pueblo hay) nicht einfach; in Burgos lebten gut zwei Dutzend Frauen, die mindestens 4000 Dukaten in die Ehe bringen könnten und trotzdem keine Freier gefunden hätten. Als ein Hidalgo, Angehöriger des Hauses Carranza und Hofmeister der Grafen von Salinas, als Bewerber auftrat, griff man schnell zu. Im April 1525 war die Ehe Carranza-Salamanca bereits geschlossen. Interessant ist dabei, daß drei Männer über diese Heirat entschieden: die Brüder Francisco und Alonso und ein „señor Salazar", von dem noch die Rede sein wird47. Genaueres wissen wir über Salamancas andere Schwester Iñes (Agnes). Sie ist 1522 bereits seit langem (1503 ?) verehelicht und lebt in Burgos oder auf einem Landsitz in der Nähe der Stadt 48 . Ihr Gemahl Juan Hoyos war Enkel jenes Alonso Hoyos, der Ferdinand den Katholischen vor einem verräterischen Anschlag geschützt hatte und von diesem aus Dankbarkeit zum mogo de cámara, später zum capitán ernannt und nach Tenerifa versetzt 42

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AVAAdelsakt Salamanca 1641;

DÁVILA JALON, Nobiliario de la Ciudad de Burgos 2 430f; BASAS FERNANDEZ, LOS libros 229. Historia crítica 1 512; 2 88, 108ff; PÉREZ, La révolution 236, 540; CASADO ALONSO, Nuevos

documentos 218f; id., Señores 484. RV 60f, 87f. RV 99. RV 87f. RV 99, 188f, 272. RV61.

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Herkunft und soziales Umfeld

w o r d e n war, w o er e s a n g e b l i c h z u a n s e h n l i c h e m R e i c h t u m b r a c h t e 4 9 . D e r E h e H o y o s - S a l a m a n c a e n t s t a m m t e n a c h t Kinder, v o n d e n e n z w e i S ö h n e u n d z w e i Töchter n a c h Österreich a u s w a n d e r t e n , u n t e r i h n e n J u a n ( J o h a n n II.), der 1 5 6 0 a l s G o u v e r n e u r v o n Triest u n d Gradisca starb. Von i h m l e i t e t s i c h die österreichische Linie Hoyos ab 5 0 . D e r z w e i t e S o h n a u s dieser E h e w a r Ant o n i u s , der i n der ö s t e r r e i c h i s c h e n H i s t o r i o g r a p h i e a m m e i s t e n b e a c h t e t e Verwandte des Schatzmeisters. 1521 Aspirant auf die Propstei Maria Wörth in Kärnten, wurde er im darauffolgenden Jahr Koadjutor - nur wegen seines zu geringen Alters nicht Bischof - von Gurk; seine steile Karriere verdankte er nicht nur seinem einflußreichen Onkel Gabriel 51 , sondern indirekt auch Girolamo Balbi, der in demselben Jahr 1522 Bischof von Gurk geworden war und seither in bester Verbindung zum Schatzmeistergeneral stand 52 . Bald bewarb sich Antonius auch, allerdings vergeblich, um die Koadjutorie von Wien, empfing erst spät die Weihen und bemühte sich mehr um die Wissenschaften, unter anderem als Übersetzer aus dem Spanischen ins Lateinische, und um den Wohlstand seiner Angehörigen als um die Disziplin und die wirtschaftliche Sicherheit der ihm anvertrauten Kirche. Seit 1540 Bischof von Gurk, wurde der 1551 von seinem eigenen Lakaien, angeblich wegen eines halben Dukaten, ermordet 53 . D i e G e s c h w i s t e r g e n e r a t i o n S a l a m a n c a s b i e t e t also k e i n e n e n n e n s w e r t e n gen e a l o g i s c h e n P r o b l e m e . E t w a s k o m p l i z i e r t e r w i r d die S i t u a t i o n , w e n n w i r

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FERNÁNDEZ DE OVIEDO, Libro de la Cámara real 9 8 . Zur Genealogie vgl. DÁVILA JALÓN, Nobiliario de la Villa de Guzmán 51f. Siehe auch unten S. 126. LEEDER, Hoyos 234ff; WAGNER-RIEGER, Spittal 12ff; RESCH, Retzer Heimatbuch 2 582; HABSBURG-LOTHRINGEN, Hoyos 565f, 576; O P L L - RUDOLF, Spanien und Österreich 5 1 . Direkt ausgedrückt in der Verleihung einer Jahrespension von 300 fl., die Antonius wegen der Verdienste seines Oheims Gabriel erhalten soll: GB 21 fol. 24rv (1523 Oktober 6). Zahlen mußte diese Pension Johann de Revellis als Bischof von Wien. Erklärung Ferdinands, 1522 November 21: Matthaeus Lang verzichtet zu Gunsten Balbis auf Gurk, ebenso Herzog Ernst von Bayern, Administrator von Passau, welcher noch aus der Zeit Maximilians I. Ansprüche hatte, jedoch unter Reservierung von 800 fl. aus den Einnahmen der Kirche von Gurk (sowie weiterer 900 fl. aus Kitzbühel). Für die Zahlung aus den Gurker Einkünften ist Balbi verantwortlich, und zwar mit Zustimmung des Antonius Hoyos Salamanca, der Balbi als Koadjutor beigegeben werden soll (GB 19 fol. 56v-57r). Am 27. November fand die Präsentation statt (ib.fol. 57v-58r). Unter dem Datum 1522 Dezember 20 verzichtete Antonius auf die Propstei Maria Wörth zu Gunsten des Salzburger Domherrn Balthasar Lamberger auf dessen Lebenszeit (RR Ferdinand I. 1 fol. 8rv; GB 19 fol. 65rv; das Original wurde Gabriel von Salamanca als Prokurator des Antonius zugestellt). In einem Schreiben Balbis an Salamanca aus Rom, 1523 Februar 23, steht die Frage der Koadjutorie für Antonius vor allen cause publice an erster Stelle: HHStA Staatenabteilungen, Rom Korr. la fol. 16r. Siehe auch unten S. 217f. OBERSTEINER, Bischöfe von Gurk 292-304; SCHÖFFMANN, Gurk 28; SALLABERGER, Lang 221ff; Peter G . TROPPER in GATZ, Bischöfe 611f; zahlreiche weitere Quellen im HKA (GBB, Hoffinanz, Niederösterr. Kammer).

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einen Schritt zurückgehen. Vom Vater Gonzalo Rodríguez ist in der SalinasKorrespondenz nicht die Rede, er muß Anfang der zwanziger Jahre bereits verstorben gewesen sein. Hingegen wird die Mutter einige Male genannt; wir erfahren von ihr, daß sie 1522 in Burgos lebte 54 , daß sich Salamanca auch um sie wenig kümmerte 55 und daß sie Isabel de Ayala hieß 56 . Hier entstehen jedoch die ersten Komplikationen. 1523 spricht Salinas von einem señor Solazar, su padre, wobei aus dem Satzzusammenhang nicht eindeutig hervorgeht, ob sich das su auf Gabriel oder Francisca bezieht57. Dieser Señor Salazar gebärdet sich anläßlich der erwähnten Verehelichung Franciscas auch ganz als Vater, indem er zusammen mit ihren Brüdern die Wahl trifft. Wir erfahren von ihm ferner, daß er Beraldino hieß 58 und daß er noch im Kriegswesen tätig war, aus dem er sich aber, da er sich dafür zu alt und zu korpulent fühlte, zurückziehen wollte, wovon ihn nur Geldmangel abhielt. Als er Salamanca um Fürsprache bat 59 , intervenierte dieser tatsächlich, wenngleich vergeblich, bei Ms. de Biurre (wohl Floris Egmont, Graf von Büren) 60 . Und nach Salazars Tod im Juli 1525 richtete Salinas an Salamanca Worte, die einem Kondolenzschreiben gleichkommen61. Es kann daher nicht bezweifelt werden, daß enge familiäre oder quasifamiliäre Beziehungen zwischen den Häusern Salamanca, Ayala und Salazar bestanden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Gebrauch des Familiennamens wie die Erwähnung verwandtschaftlicher Bande im fraglichen Ambiente viel freizügiger erfolgte, als es nach den uns geläufigen Normen vorstellbar wäre. Gabriels Schwester Francisca nannte sich „de Ayala", weil ihre Mutter Angehörige eines den Salamanca sozial überlegenen Geschlechtes war. Der padre Salazar, für dessen Familie in den für uns maßgeblichen Generationen keine genealogische Bindung an das Haus Salamanca nachweisbar ist, dürfte eher als väterlicher Berater und Protektor der Witwe Isabel und ihrer Kinder denn als leiblicher Väter anzusprechen sein62. 54 55 56

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RV 59. RV 87f. RV 250; da Salinas die Familienverhältnisse im Hause Salamanca aus eigener Erfahrung kannte, ist seine Aussage wohl höher zu werten als die Angaben bei DÁVILA JALÓN, Nobiliario de la Ciudad de Burgos 430, wo die Mutter Iñes de Ayala genannt wird. RV 134. RV 151. Salinas an Salamanca, 1522 November 18: El sr. Salazar besa las manos de v.md. y le suplica le haga merced de algunas cartas de favor para que haya de comer; que ya como es viejo y grande y pesado asientasele el arnés (RV 87f); 1523 August 20: El sr. Salazar ocupado en la guerra... (RV 141). RV 151 (1523 Oktober 4). RV 290. Auch bei dieser Frage darf ich mich auf schriftliche Beratung durch Prof. Casado Alonso

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Die daraus resultierenden Fakten wären auch nur von mäßigem Interesse, träte nicht ein weiterer Umstand hinzu. 1527 erwähnt Salinas in einem Schreiben an Ferdinand einen Salazar, hermano de leche de S.A., der beschlossen habe, nach Osterreich zu reisen, um den Infanten in dessen Bedrängnis (trabajo) nicht im Stich zu lassen. Dafür und für den Dank, den der nunmehrige König von Ungarn und Böhmen seiner (Salazars) Mutter schuldet, müsse etwas für den jungen Mann getan werden .. .63. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei diesem Milchbruder um Juan de Salazar, der als Sohn der ama Ferdinands - ihr Name wird in diesem Zusammenhang nicht genannt - schon im Hofstaat von 150364 erwähnt wird, oder aber um Andrés de Salazar, möglicherweise Bruder Juans, dem Ferdinand 1524 eine Jahresrente von 15.000 maravedís aussetzte, weil er ihm schon seit frühester Jugend gedient habe65. Die Bindung der Familie Salazar an den österreichischen Landesfürsten bestand weit über unseren Zeitraum hinaus, zum Teil noch während der Kaiserjahre Ferdinands I.66. Sehen wir zunächst von Aspekten sozialer Einstufung ab, dann ergeben die vorwiegend aus Salinas-Briefen gewonnenen Einsichten folgenden Sachverhalt: Ein Salazar, Juan oder Andrés (oder beide) war(en) Milchbrüder Ferdinands; seine (ihre) Mutter, aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit einer 1516 bezeugten María de la Concha, kann als ama des Infanten gelten67. Beraldino de Salazar, als padre der Schwester Gabriels angesprochen

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(Valladolid) berufen, der mir aufgrund seiner reichen Erfahrung Hinweise — vor allem prinzipieller Natur - erteilte, welche aus Handbüchern nicht zu gewinnen waren. Salinas an Ferdinand, 1527 Februar 10 und Mai 28: RV 344, 360. CASTRILLO BENITO, Tradition und Wandel 4 1 8 . ... fidelibus et continuis obsequiis et meritis, que nobis a teneris annis fidelis dilectus Andreas de Salazar Hispanus ex Burgos, familiaris noster ... prestitit: GB 21 fol. 92v-93r. Ochoa de Salazar, der sich 1520 während der Revolution der Comuneros auf Seite der Krone verdient gemacht hatte (Historia crítica 2 397, 725; 3 651), ist seit 1524 als Famiiiare Ferdinands und Hauptmann spanischen Kriegsvolkes nachweisbar, warb 1532 Truppen in der Biscaya an (GB 21 fol. 200r; 37 fol. 131r; 38 fol. 146rv) und wurde 1539 in den Orden von Santiago aufgenommen (KELLENBENZ, Maestrazgopacht 40). Noch 1561 verweist Lope Garcia de Salazar in einer an Ferdinand gerichteten Supplik für seinen Sohn auf Verdienste der Familie Salazar um die Casa de Austria; schon sein Vater und Großvater hätten der spanischen Krone gedient, von seinen Brüdern Ochoa und Julian sei letzterer - wie auch sein Sohn Pero González - im Dienst Ferdinands verstorben (HHStA Staatenabteilung, Spanien, Dipl. Korr. 5, Mappe 19 fol. 6r). Julian ist ab 1542 als Diener und Silberkämmerer (GB 53 fol. 46v; HHStA OMeA SR 181/22 fol. 25v; FIRNHABER, Hofstaat 11), der 1552 Erzherzog Maximilian nach Spanien begleitete (HHStA Patente und Steckbriefe), bezeugt. Vgl. auch unten S. 126. Weitere Daten und genealogische Einordnung der in Ferdinands Diensten gestandenen Salazar bei LAFERL, Kultur der Spanier 26 lf. In einem an Cisneros gerichteten Schreiben, 1516 Februar 10, Segovia, erklärt Maria de la Concha, sie sei von Königin Isabella als ama Ferdinands angestellt worden, habe jedoch dafür keinerlei Einkünfte erhalten, sondern in dieser Stellung sogar ihren eigenen Besitz ver-

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und auch in Aktionen väterlicher Fürsorge für diese nachweisbar, könnte der Oheim, ja sogar der leibliche Vater der „Milchbrüder" oder eines derselben gewesen sein. Wir stehen hier vor einem Zugehörigkeitssystem, das zwar diverse genealogische Konstruktionen zuläßt, dessen Substanz jedoch auf einer über Verwandtschaftsbeziehungen liegenden Ebene zu werten ist. Gabriel von Salamanca gehörte zumindest über seine Schwester Francisca einer Clique an, in deren Zentrum die ama des Infanten stand. Gemeinsame Kindheitserlebnisse, bekannte Personen, Lokalitäten etc. in Kastilien waren für das Naheverhältnis des Fürsten zu seinem ersten Berater sicher mitentscheidend. Daß das Faktum der Milchbrüderschaft - wenngleich in mißverständlicher Formulierung - Jahrzehnte später nicht gänzlich in Vergessenheit geraten war, zeigt die rückblickende Erklärung des venezianischen Gesandten Niccolö Tiepolo in dessen Finalrelation 1532: Die Allmacht Salamancas am Hof Ferdinands beruhte nicht zuletzt darauf, daß beide gemeinsam .ernährt' und nur durch den Druck der,Deutschen' getrennt worden seien68.

Burgos, Handelshaus und Hidalguía Im Zeitalter der Katholischen Könige wurde Burgos, damals bereits Hauptsitz des Hauses Salamanca, emphatisch als eine Handelsmetropole gerühmt, die im Geschäftsbetrieb alle Städte der Welt, selbst Venedig, in den Schatten stelle69. Diese Behauptung ist zweifellos übertrieben, doch verbleibt der Tatbestand einer ungewöhnlichen Kommunal- und Handelsevolution, welche

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braucht. Ihre einzige Entschädigung seien vista y presencia des Infanten gewesen. Jetzt wolle sie wieder in die Dienste Ferdinands treten und habe in diesem Sinn bereits an ihren Ehemann, einen Sekretär am Hof Karls, geschrieben. Sie begründe dieses Anliegen mit amor y memoria que el ynfante ...de me tiene (CEDILLO, Cisneros 2 22f; vgl. GARCÍA ORO, Cisneros 1 417f). Nennungen anderer Angehöriger der Familie de la Concha im Dienst Isabellas bei BAEZA, Cuentas 1172; 2 435. Naheliegend wäre eine eheliche Verbindung der Amme mit einem Salazar, doch befindet sich unter den in der Literatur nachweisbaren Sekretären Karls (vgl. WALSER - WOHLFEIL, Zentralbehörden 126ff; CUESTA - ZAMORA, Los secretarios 446) kein Träger dieses Namens. In seinem schon zitierten Schreiben (oben S. 39) an Chiévres, 1518 Mai 22, Santander, erinnert Ferdinand daran, daß Karl der ama seines Bruders eine Versorgung zugesagt habe, worum sie jetzt ansuchen werde; Chievres möge intervenieren (AGS Secretaria de Estado, Leg. 5). - Für Beratung speziell in dieser Frage danke ich besonders Dr. Karl Rudolf sowie meinen Kolleginnen Dr. Elisabeth Springer und Dr. Christiane Thomas. ... che [Salamanca] é Spagnuolo nutrito con lui [Ferdinand] fino in Spagna, ha molta affezione ...: ALBÉRI, Relazioni 1/1 96. Aus der „Crónica incompleta de los Reyes católicos" zit. bei BASAS FERNÁNDEZ, Mercaderes 64; Burgos en la edad media 318.

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etwa 1425/30 einsetzte, und, unterbrochen durch Krisenzeiten 1450-1480 und 1510-1521/25, bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts im Zeichen einer steil ansteigenden Prosperität stand 70 . War ursprünglich die Lage an der Hauptroute der Peregrinado von Santiago für die Entfaltung des städtischen Profils ausschlaggebend, so standen in der für uns relevanten Epoche wirtschaftliche, merkantile und politische Faktoren im Vordergrund des auch im demographischen Bereich erkennbaren Aufstiegs 71 . Die Einwohnerschaft der mit dem Titel muy noble ausgezeichneten Stadt stellte die verläßlichsten Gläubiger (mit gewaltigen Summen!) der Krone und verpflichtete sich zum Aufgebot von Truppen, wann immer der König dies fordern sollte72. Und diese von der dominierenden Bevölkerungsklasse getragene Loyalität überdauerte die Revolution der Comuneros, obwohl soziale Spannungen und die Bildung von Fraktionen im städtischen Regiment ein geschlossenes Vorgehen der Bürgerschaft erschwerten 73 . Wichtigster Faktor der burgalesischen Ökonomie war seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts der Wollexport, welcher dadurch ermöglicht wurde, daß die „cañadas", die Weidewege von nahezu drei Millionen Schafen, alljährlich von Logroño nach Béjar und zurück über Burgos führten 74 . Der Großteil der exportierten Wolle ging in die Niederlande, wo bereits die organisatorische Basis für den kastilisch-flämischen Großhandel existierte. Das Konsulat von Brügge, das durch die Erteilung des Stapelrechtes 1494 seinen (letzten) Höhepunkt erreichte, unterstand, wie andere kastilische Konsulate in Frankreich, Italien und England, der Zentrale in Burgos, führte jedoch zugleich ein durch Privilegien abgesichertes wirtschaftliches und kulturelles Eigenleben in der Spanjaardstraat 75 . Auffällig am Verhält70

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CASADO ALONSO, El comercio, passim, auch für das Folgende; die Chronologie dieser Entwicklung 188f. Zahlenangaben (zum Teil voneinander abweichend) für etwa 1500-1530 (Anwachsen von 10.000 auf 12-13.000, dann bis zur Jahrhundertmitte 25.000, worauf rapides Absinken folgte) bei GONZÁLEZ, Burgos 161 (Tabelle), dazu 136, 159; Burgos en la edad media 247-252. Die Entwicklung ab 1530 ist auch aus den Kopfzahlen der steuerpflichtigen Bürger (vecinos pecheros) ersichtlich (1530: 1.500, 1561: 4.347, 1591: 574): FERNÁNDEZ ALVAREZ, Burgos en el siglo XVI 222f, 228. Vgl. SERRANO, Los reyes católicos 15ff; BASAS FERNÁNDEZ, Mercaderes 60f; GONZALEZ, Burgos 136ff; VICENS VIVES, The Economies 42ff; KELLENBENZ, Konkurrenten der Fugger 93f; Burgos en la edad media 217ff, 321f. PÉREZ, La Révolution 449ff; MATHERS, Relations 489-501. Uber die den Wollexport kontrollierende Organisation der Mesta und deren problematische Haltung gegenüber der Textilindustrie vgl. aus der umfangreichen Literatur etwa BASAS 2 FERNÁNDEZ, Mercaderes 63f; CARANDE, Los banqueros 1 31-47; VICENS VIVES, The Economies 36-41; id., The Economy 260ff; WALLERSTEIN, The Modern World-System 165ff; RAHN PHILLIPS, Spanish Merchants 260ff; Burgos en la edad media 329-339. Vgl. DE ROOVER, Money banking and credit 48f; VAN KLAVEREN, Wirtschaftsgeschichte

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nis zwischen Konsulat und Heimatstadt ist das Fehlen einer paarweisen Bindung von Export und Import. Die Exporteure verfügten über ihre Korrespondenten in Brügge, meist Verwandte, mittels Wechsel über ihre Einnahmen und lösten diesen im Binnenland, vorwiegend auf der Messe von Medina del Campo, ein76. Daß im Konsulat von Brügge in organisatorischer Hinsicht eine extrem hohe Stufe im Bankwesen erreicht war, beweisen - zumindest formal - die präzisen Bestimmungen von 149477. In jenen Jahren, in welchen sich in den österreichischen Erblanden die Karriere und der Abgang Gabriels von Salamanca abspielten, hatte der Geldmarkt von Brügge allerdings längst seine Spitzenposition verloren. Seit dem letzten Dezennium des 15. Jahrhunderts und besonders unter Karl V. übersiedelte der Großteil der Hochfinanz nach Antwerpen 78 . Neuere Forschungen 79 haben jedoch ergeben, daß ein Teil der Kaufleute und Korrespondenten bald darauf nach Brügge zurückkehrte. Die Geschäftssitze der finanzkräftigsten Angehörigen der Salamanca-Sippe 80 belegen diese Zweiteilung der kastilischen Handelsvertretungen. Mit diesen knappen Hinweisen sollte der wirtschaftlich-soziale Rahmen skizziert werden, in dessen Bereich der Aufstieg der Salamanca zu einem der kapitalskräftigsten Häuser der spanischen Königreiche stattfand. Unsere genealogischen Kenntnisse über die in Burgos beheimatete Familie setzen - abgesehen von nicht verifizierbaren Herkunftstheorien 81 - mit einem Gonzalo Garcia ein, von welchem sich zwei Linien, Diego Garcia (f 1438) und Francisco Garcia (f 1472) ableiten.

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238-242; HELMER, Apuntes 96ff; PHILLIPS, Local Integration 34ff; CASADO ALONSO, Las colonias 18-36. VAN KLAVEREN, Wirtschaftsgeschichte 2 4 2 - 2 4 5 ; vgl. NORTH, Warenmessen 2 2 9 , 2 3 2 . BASAS FERNÁNDEZ, Banqueros 316-319; Burgos en la edad media 322ff. Laut LAPEYRE, Banque 286f war die Grenze zwischen usuriers, changeurs-banquiers und marchands-banquiers in Brügge - seit dem 14. Jahrhundert ! - durch Gesetze besonders streng gezogen worden. Vgl. STRIEDER, Aus Antwerpens Notariatsarchiven XVIIIf; GORIS, Étude 14f, 29ff; VAN DER WEE, The Growth of the Antwerp Market 109ff; BRAUDEL, Sozialgeschichte (3) 152ff. CASADO ALONSO, Las colonias 20ff; VAN UYTVEN, Antwerpen 3f. Siehe unten S. 122f (Pedro in Brügge) und 129 (Jerónimo in Antwerpen). In der älteren Literatur, so bei BUCELINUS, Germania 199 und CORONINI DE CRONBERG, Opera miscellanea 1 55ff, heißt der Vater Gabriels Brutius oder Consalvus iun., der Großvater Alphonsus oder Franciscus, der Urgroßvater Consalvus sen. und dessen Vater Johannes Fridericus. Die einigermaßen gesicherten Angaben in der neueren Literatur beruhen vorwiegend auf den von DAVILA JALON, Nobiliario de la Ciudad de Burgos 2 430f gesammelten Aussagen, auf der Beilage zum Adelsakt 1641 im AVA sowie auf den von MARÉCHAL, La chapelle, passim, veröffentlichten Daten aus den „Papiers de la famille de Salamanca" (Brügge). Völlig unverwertbar sind die Daten bei GARCÍA CARRAFFA, Diccionario 79 151ff. Der Anfang der burgalesischen Salamanca wird auf einen Vigil Froilaz, der großen Einfluß auf

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Zu den Söhnen Diego Garcías zählen Alonso (f 1494/95), der in Eheverbindung mit der einflußreichen Familie Malvenda trat 82 , Juan 83 und der schon erwähnte Pedro ,der Gute' 84 . Unter den Nachkommen des letzteren finden wir jenen Francisco (f 1581), der in enger Beziehung zu seinem Vetter, unserem Schatzmeistergeneral Gabriel, stand 85 , sowie Cristoforo, von welchem sich die Gradiscaner Linie herleitete 86 . Die Deszendenz Francisco Garcías, Stifters der Kapelle „de Nuestra Señora del Rosario" in der Kirche San Ildefonso in Burgos, umfaßt in der ersten Generation: Diego, Kaplan König Heinrichs IV.87, Juan, Prior von Guadix, ferner den im Palatinasdiplom fälschlich genannten patruus Pedro 88 , schließlich Gonzalo Rodríguez, den Vater Gabriels. Die nächste Generation, Gabriel und Geschwister, haben wir bereits kennengelernt.

König Alfons VI. (1065-1109) ausgeübt haben soll, zurückgeführt; dieser habe zwei Linien begründet, die Salamanca und die De las Varillas. Uber die aus Leon stammenden Proilaz (Fruela u.a.) und De las Varillas im Rahmen des Königsdienstes und der Neubesiedlung von Salamanca im 12. Jahrhundert vgl. VILLAH Y MACIAS, Historia de Salamanca 1 66f, 220ff, 245; BIZAGORENA, Salamanca 14f; ALVAREZ VILLAR, De Heraldica Salmantina 37ff; Moxö, Nobleza 30; Documentos de los Archivos 87, 95, 173f, 181. Laut schriftlicher Mitteilung von Prof. Casado Alonso sind die Salamanca seit 1426 als Verpächter einer Fleischbank in Burgos und Inhaber eines escriiano-Postens beim Stadtrat bezeugt. Da der Stammvater Gonzalo Garcia bereits in Burgos, nämlich in der Pfarrkirche Santa Maria La Bianca, bestattet ist, wäre mit einer Präsenz der Salamanca in Burgos ab Ende des 14. Jahrhunderts zu rechnen. Die Stifter von Kapellen in San Lesmes in Burgos, Garcia (f 1510) und Gonzalo (t 1521), die mit ihren Familien dort bestattet wurden, müssen einem anderen Zweig der Salamanca zugeordnet werden; vgl. M. MARTINEZ BURGOS, Guia turistica 203ff, 209 und unten Taf 2. 82

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Siehe unten S. 128; wahrscheinlich identisch mit einem 1468 erwähnten Kaufmann in Brügge: GILLIODTS, Cartulaire 1 1 0 4 . Möglicherweise identisch mit dem Kapitän einer Karavelle, dem König Heinrich IV. das Recht der Brigantage für französische Handelsschiffe einräumte, da Juan trotz Salvus conductus des Königs von Frankreich von französischen Untertanen samt seinem Schiff und 25 Mann im Hafen von Onaflor (Honfleur, südlich von Le Havre) festgehalten worden sei. Ausführliche Schilderung im Privileg Heinrichs IV., 1468 Januar 26, inseriert in der Bestätigung Ferdinands des Katholischen und der Isabella, 1478 August 20: AGS Registro General del Sello VIII - 1 4 7 8 Fol. 9 2 ; verzeichnet von TORRES FONTES, Itinerario 2 1 1 . Siehe unten S. 124. Im Testament des anderen Pedro derselben Generation, des Vaterbruders Gabriels, vom Januar 1524 wird er als bereits verstorben bezeichnet (... Pedro de Salamanca, mi primo, que Dios aya): MARÉCHAL, La chapelle 2 0 , 4 6 . Über ihn unten S. 124ff. CZOERNIG, Görz und Gradisca 7 8 4 ; SCHULLERN, Über einige Geschlechter 3 9 7 . Unter dem Datum 1510 April 8 beauftragt Ferdinand der Katholischen Beatriz Maldonado, sie möge einen escribano für den Hof von Galicia bestimmen, da der jetzige Inhaber dieses Postens, Diego de Salamanca, dafür nicht qualifiziert sei: verzeichnet in Sotheby's Valuable Printed Books and Manuscripts, London 24th and 15th June 1993, 192 n.446. Den Hinweis darauf verdanke ich Dr. Christiane Thomas. Siehe oben S. 128 und unten S. 432.

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Gabriel von Salamanca

Gabriel von Salamanca hat in seinen Ämtern und Würden in den österreichischen Erblanden keineswegs alle Brücken zu seiner Familie abgebrochen, wie schon die Salinas-Berichte erkennen ließen. Angehörige des Hauses in Italien standen in Kontakt mit Gabriel wie auch mit Alonso und ließen ersterem vertrauliche Informationen zukommen 8 9 . Vor allem sind familiäre Beziehungen zu drei Personen nachweisbar, nämlich zu zwei Pedros - dem wiederholt erwähnten Vaterbruder Gabriels und einem zweiten, der in die Salamanca-Genealogie nicht eingeordnet werden konnte - sowie zu seinem Vetter Francisco. Der Vaterbruder Pedro ist eine Schlüsselfigur in den Aktivitäten des Konsulats von Brügge. Fraglich ist, ob er mit jenem Kaufmann identifiziert werden kann, der 1495 Depeschen zwischen den Katholischen Königen und deren Gesandten in England, Dr. Rodrigo Gonzales de Puebla, beförderte 90 . Sonst aber sind wir dank der gründlichen Untersuchung von Joseph Marechal 91 über ihn eingehend informiert. Gebürtiger Burgalese, wird er während des Zeitraums 1498 bis 1515 zehnmal zum Konsul in Brügge gewählt. Ursprünglich nur für Kastilien und Leon kompetent, erlangte das Konsulat bald einen viel weiteren, internationalen Spielraum. Existenzgrundlage für die unter der Protektion des Konsulats operierenden Angehörigen der spanischen Nation' war das Wechselgeschäft, das, wie schon erwähnt wurde, den finanziellen Ausgleich der spanischen Wollexporte ermöglichte. Der Gewinn lag hier bedeutend höher als im Mutterland, er betrug in der Regel vierzig Prozent im Jahr! Die Zulässigkeit von Wechselgeschäften wurde zwar auch hier von Theologen prinzipiell angefochten, doch scheinen Pedro diese Konflikte nur vorübergehend tangiert zu haben. Er erhielt jedenfalls viermal die päpstliche Absolution in Bezug auf Wechselvergehen in kirchlichem Sinn. Diese guten Beziehungen zur Kirche waren nicht zufällig und auch nicht einseitig: 1513/15 stiftete Pedro eine Kapelle an der Südseite der Augustinerkirche in Brügge. Das 1521 von Jan Gossart, gen. Mabuse, geschaffene Altartryptichon gelangte nach Irrwegen zum Teil in die Eremitage von St. Petersburg, zum anderen Teil in das Toledo Museum of Art in die USA. 1522 verlieh Hadrian VI. Pedro und dessen Erben das Patronat über die Kapelle.

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Der bei RILL, Außenpolitik 56,129 und 242 als Informant Gabriels erwähnte Maestro de Salamanca wird im Codizill zum Testament Pedros (1529) als Bruder der ebenfalls erbenden Diego und Juan de Salamanca angeführt: MARECHAL, La chapelle 58. Der Salamanca-Malvenda-Linie können diese drei Brüder nicht zugeordnet werden, da der dieser Deszendenz zugehörige Diego laut Malvenda-Akten im Archiv von Simancas (siehe unten S. 128) bereits 1503 verstorben war. Ferdinand und Isabella an Puebla, 1495 August 22-24: Calendar/Spain 1 67 n.103. Dafür käme allerdings auch der erwähnte Pedro ,der Gute' in Frage. La chapelle, passim, auch für das Folgende. Die Angaben Marechals beruhen zum Großteil auf den von GILLIODTS, Cartulaire, verzeichneten Dokumenten.

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Herkunft und soziales Umfeld

Läßt schon diese Stiftung auf Wohlstand schließen, so rundet sich das Bild bei Betrachtung seiner Lebensverhältnisse. Pedro hielt in der Spaniaardstraat ein luxuriös ausgestattetes Haus, die Casa negra (oder 't zwart Huus), das ihm und zwei Subdirektoren als Bank- und Geschäftsgebäude diente und in welchem er stets verschiedenste Geldsorten für plötzlich anfallende Transaktionen bereithielt. Im Dezember 1523 scheint er, obwohl bei guter Gesundheit, von Todesahnungen befallen worden zu sein92. Tatsächlich starb er erst am 21. Februar 1529. In seinem Testament werden hohe Beträge für Kirchen und fromme Stiftungen, für Kapellen in Burgos sowie für zahlreiche Verwandte und Bedienstete verzeichnet93.

Diese Fakten aus der Biographie Pedros wurden deshalb hier eingefügt, weil wir aus ihnen zuverlässige Erkenntnisse über Stand und Wesen des Hauses Salamanca in der dem Schatzmeistergeneral vorangehenden Generation ableiten können. Wenn wir hinzufügen, daß Pedro nachweisbar in geschäftlicher Beziehung zu seinem Neffen Alonso stand 94 , dann finden wir hier geradezu den Modellfall für das Schema eines Familienbetriebes in Verbindung von burgalesischem Wollexport und flandrischem Wechselgeschäft. Zu Gabriel unterhielt Pedro allem Anschein nach beste Beziehungen. Jener ist zusammen mit dem Kaufmann Alonso de Santa Gadea, dem Neffen und Haupterben Pedros, Testamentsvollstrecker. Und derselbe Alonso de Santa Gadea, der uns noch als mysteriöser Faktor im Finanzhaushalt des österreichischen Schatzmeisteramtes begegnen wird, erscheint auch, zusammen mit Anton Fugger und anderen, als Vollstrecker im Testament Gabriels 95 . Daß Gabriel selbst von Pedro nichts erbte, daß sogar das seiner Tochter Anna bereits zugesagte Heiratsgut um 1.000 Dukaten reduziert wurde, wird im Testament Pedros damit beegründet, daß sein Neffe finanzielle Zuwendungen nicht notwendig habe96. Man wird aus alldem folgern dürfen, daß Gabriel - im Gegensatz zu seinem Bruder Francisco, dem Pedro wegen ,Ungehorsams' nichts hinterließ 97 — in einem engen Vertrauensverhältnis zu 92

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Frater Livinus Laudeghem berichtet Gabriel von Salamanca, 1523 Dezember 13: es gehe Pedro dem Alter entsprechend gut, doch fürchte er sich vor dem kommenden Jahr und rede ständig davon, worauf Laudeghem gesagt habe: honorande domine, non mihi videris tarn timere uti verba vestra sonare uidentur; audio quod non desistas indies thesaurizare, sed non quod classem paraveris ad futurum evadendum diluvium ... (HHStA GK 25b fol. 152r). Auszugsweise ediert von MARÉCHAL, La chapelle 3 8 - 5 3 (Testament 1 5 2 4 Januar 2 9 ) bzw. 5 3 - 6 4 (Codizill 1 5 2 9 Februar 2 0 ) . Vgl. auch PHILLIPS, Local Integration 4 6 , 4 9 . MARÉCHAL, La chapelle 10 und 52 n.V. Testament fol. 16v-17r; WAGNER-RIEGER, Spittal 12 Anm. 19. Ytem quiero que al señor conde Ortenburque, mi sobrino, se le quite mil ducados de oro de los quatro mil que le tengo mandados para el casamiento de su hija, considerando que el no tiene necesidad'. MARÉCHAL, La chapelle 63; dazu das Testament Gabriels fol. 6v-7r. ...noie mando dar ninguna cosa, porque me a seydo muy desobediente ...: MARÉCHAL, La chapelle 46f.

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Gabriel von Salamanca

seinem Oheim, dem vermögenden Erbonkel der ganzen Familie, stand, und die Vermutung liegt nahe, daß der österreichische Schatzmeister seine finanztechnischen Kenntnisse im Kontor Pedros in Brügge erwarb. Der andere Pedro (Fernando), vom venezianischen Gesandten Carlo Contarini als Bruder Gabriels, von diesem selbst jedoch als affinis bzw. consanguineus meus bezeichnet, konnte in die Salamanca-Genealogie nicht eingereiht werden 98 . Er ist Ende 1523 bis 1526 im diplomatischen Dienst Ferdinands bezeugt, und zwar auf dem verantwortungs- und ehrenvollen Posten eines agens et procurator, später orator et ambasiator bei der Kurie, deren Interessen er auch am österreichischen Hof vertrat; ein von Clemens VII. akzeptierter Vertragsentwurf, der allerdings nicht realisiert wurde, scheint aus seiner Feder zu stammen. Uber Beziehungen zu seinem affinis Gabriel ist zwar nichts bekannt, im Hinblick auf seine Familienzugehörigkeit und seine durch keinerlei frühere Beziehungen zur Casa de Austria bedingte, somit auffällige Position in der ferdinandeischen Diplomatie kann seine Förderung durch den Schatzmeistergeneral als sicher gelten. Die engsten Kontakte im Rahmen des Familienverbandes unterhielt Gabriel von Salamanca zu seinem Vetter aus der Diego Garcia-Linie, Francisco. 1503 in Burgos als Sohn Pedros des .Guten'99 geboren, verbrachte Francisco seine Jugend ebendort, wo wir auch Gabriel während seiner Lehrjahre vermuteten, nämlich im Kontor des Oheims Pedro in Brügge. Seit 1521 stand er in Diensten Ferdinands 100 ,1524 wohnte er bei seinem Vetter Gabriel, der ihm das Truchsessenamt bei Ferdinands Schwester Maria vermitteln wollte101. Während der folgenden Jahre ist er als escuyer d'escuyerie102, als nobilis mit vier Pferden 103 im Hofstaat Ferdinands sowie in diversen diplomatischen Missionen104 nachweisbar. 1538 zieht er an der Spitze von 2.000 Mann nach Ungarn gegen die Türken 105 , wahrscheinlich gemeinsam mit seinem Bruder Juan, der in demselben Jahr zum

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Zusammenfassend über ihn RILL, Außenpolitik 91f, 128f, 242 auch für das Folgende. Erkennbar aus einem Schreiben Ferdinands an Los Cobos, 1538 Dezember 31, wo auf Ansprüche des längst verstorbenen Pedro, des Vaters Franciscos, als veedor del exercito dellos Yngleses que estuvieron en Navarra Bezug genommen wird: HHStA StAbt. Spanien, Dipl. Korr. 1, Mappe 20 fol. 5r. 1559 erklärt Ferdinand, Francisco de Salamanca habe ihm 38 Jahre lang gedient; wie unten Anm. 116. Schneitpeck an Salamanca, 1524 April 18 und 29: HHStA GK 25b fol. 20v, 23r. F K 1 3 4 8 f n . 166/2. HHStA OMeA SR 181/5 fol. 12r; weitere Nennungen im Hofstaat Ferdinands in SR 181/16 fol. 13v (1539); 182/32 fol. 41v (1553); 182/36 fol. 62v (1556); 182/37 fol. 15r (1557); 182/38 fol. 39v (1558). HKA Niederösterr. Kammer 1 fol. 416f n.287; RV 309, 612; FK 1 356 n.170/1. HHStA Reichsarchive, Mandate, Patente und Paßbriefe in Kriegssachen 1 fol. 13r; MARÉCHAL, La chapelle 65f n.VI; die folgenden Daten beruhen, soweit nicht anders angegeben,

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Herkunft und soziales Umfeld

Truppeninspektor, kompetent für Rekrutierung und Straffälle im Heer, ernannt wurde 106 . Dann aber, vier Jahre nach dem Tod Gabriels, gerät Francisco in eine rufschädigende militärische Affäre. Die angebliche verreterey des jungen Salamanca107 beim Fall der Stadt Gran im August 1543 hat nicht eben zu seinem und seines Vetters Nachruhm - besonders, weil man in späterer Zeit Francisco mit Gabriel verwechselte 108 - beigetragen. Tatsächlich scheint Francisco zusammen mit einem anderen Spanier, Martin Lascano (Liscanus), als Befehlshaber über die italienische Verteidigungsmannschaft an der Ubergabe in auswegloser Situation nicht unbeteiligt gewesen zu sein. Daß es sich jedoch nicht um Verrat handelte, beweist der Umstand, daß er nach kurzer Haft in Preßburg seine militärische Karriere fortsetzen konnte 109 .1547 befindet er sich im kaiserlichen Heer vor Wittenberg und wird zum Hauptmann der Garde ernannt 110 , 1552 erscheint er als

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auf 1609 angefertigten Übersetzungen aus dem Deutschen in die spanische oder lateinische Sprache aus den in Brügge (Stadsarchiev Brügge, Spaanse Natie XII-394) befindlichen, von MARECHAL I.e. publizierten Salamanca-Familienpapieren. ... in consiliarium, ac lustrationis sive delectus prefectum, quem vulgo veedor general appellant ... destinamus; ihm waren zwei satellites sive hallabarderii sowie ein spanischer Schreiber beigegeben: HHStARR Ferdinand 1.1 fol. 46r (1538 September 5). Daß Francisco und Juan Brüder waren, ergibt sich aus der Urkunde Ferdinands, 1559 Juni 13, für Francisco (wie unten Anm. 116). So ScHIESS, Briefwechsel 2 302 n.1033 im Kommentar zum Schreiben Ambrosius Blaurers an Heinrich Bullinger, 1543 September 22, welches auch obiges Zitat enthält; danach STERN, Salamanca 39f. Francisco war damals 40 Jahr alt, „jung" kann sich nur auf die Unterscheidung von dem bereits verstorbenen Schatzmeister beziehen; in diesem Sinn auch Gereon Sailer, Stadtarzt von Augsburg, an Philipp von Hessen, 1543 August 27: LENZ, Briefwechsel 3 323. Die schon im 16. Jahrhundert einsetzenden Darstellungen des Falles von Gran (PAOLO GIOVIO in der Ed. Lutetiae 1554 fol. 106v-107v; ISTHVANFI, Historiarum de rebus Ungaricis libri XXXIV 262-267; im 19. Jahrhundert HAMMER, Geschichte 3 255ff; BUCHOLTZ, Geschichte 5 197f; FESSLER - KLEIN, Geschichte von Ungarn 3 526) gehen fast ausschließlich auf die erstmals 1544 in Antwerpen in Druck erschienenen Briefe des Johann Martin Stella, hier benützt in der Ausgabe von SCHWANDTNER, SS rerum Hungaricarum 2 263-289 (über Salamanca 273-277, 286) zurück, wo auf Augenzeugenberichte verwiesen wird. Die Schuld Franciscos bestand demnach darin, daß er die Kontakte eines italienischen Fähnrichs mit türkischen Unterhändlern nicht mit exemplarischer Strenge ahndete. Auch in der Chronik des Rustem Pascha (FORRER, Chronik 127-130) ist nur von einem Überläufer (nicht im Rang Franciscos!) die Rede. Die ungarischen Statthalter wissen in Berichten aus Preßburg, 1543 August 13 und 31, von Anzeichen für Verrat, da Augustinus Sbardellatus prepositus mit eigenhändigen Schreiben mit dem Feind korrespondiert habe: HHStA Hungarica 52/1543 VIII-IX fol. 81r, 115v-116r. Zsigmond Pozsgay nennt in einem Bericht an den Magistrat von Tyrnau, 1543 August 14, Salamanca überhaupt nicht; Sbardellati und der spätere Burggraf von Gran, Martin de Lascano, hätten ihre Taten zwar gerühmt, aber: in factis et operibus stercere [!] viliores funeti sunt: BARTA, Adalékok az 1543. Evi, bes. 5 mit Anm. 8. Auch diese Gerüchte sind angesichts der Karriere Sbardelatis (1548 Bischof von Vác/Waitzen) und seines Todes im Kampf gegen die Türken unglaubwürdig; vgl. DUDITHIUS, Epistulae 1 453 Anm. 13 mit weiterer Literatur. Für eingehende Beratung danke ich Dr. Laios Gecsényi (Györ). MARECHAL,

La chapelle 66f

n.VII.

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Gabriel von Salamanca

Quartiermeister Maximilians (II.)111, als Truppenorganisator112 und, im Mai 1555, als Kommissar in Krain beim Verhör von Gefangenen und bei Verhandlungen mit Venedig in der Uskokenfrage 113 . Am 4. September 1555 wird er zum Rat ernannt 114 . Ferdinand empfiehlt ihn 1559 dem spanischen König Philipp II.115. Im selben Jahr interveniert Francisco für seinen Neffen Niccolö, nachdem ihm die Würde eines eques auratus mit Wappenbesserung verliehen worden war116. 1561 heiratet er in zweiter Ehe mit päpstlicher Dispens seine Verwandte Josina Pardo und stirbt, nachdem er 1578 sein Testament verfaßt hatte, am 20. Dezember 1581 als reicher und angesehener Mann in Brügge117.

Entscheidend für die Einschätzung des sozialen und ökonomischen Niveaus des Hauses Salamanca ist auch der Bezugsrahmen des Connubiums. In der Generation Gabriels waren bisher drei Namen - Hoyos, Salazar (wenn auch in fragwürdiger genealogischer Verbindung) und Ayala - zu erwähnen. Ohne auf Details dieser weitverzweigten, keineswegs auf Burgos und dessen Umfeld beschränkten Sippen einzugehen, erscheinen in unserem Zusammenhang doch einige Fakten relevant. Vom Aufstieg der Hoyos im königlichen Dienst war bereits die Rede118, ebenso von der weit über die zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts hinaus nachweisbaren Bindung von Angehörigen des Hauses Salazar an den Infanten und österreichischen Landesfürsten119. Sicher handelt es sich dabei nur um markante Fälle im Rahmen eines gegenüber den Trastämara und der Casa de Austria bestehenden Dienst- und Treueverhältnisses. Zahlreiche Träger des Namens Salazar sind sowohl im Hofstaat 120 als auch im militärischen Dienst der Katholischen Könige und Karls V. in Italien, im Reich und in Afrika bezeugt 121 .

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Ib. 67f n.VIII; HHStA OMeA SR 181/28 fol. 13v.

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MARÉCHAL, L a c h a p e l l e 68f n.IX.

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HHStA Österr. Akten, Krain 3 fol. 44r-60v, 65r-72r. AVA Salbücher 4 fol. 160rv; MARECHAL, La chapelle 69f n.X. Ib. 71n.XI. Ferdinand an Maximilian (II.), 1559 April 24: HHStA Spanien, Hofkorrespondenz 1 fol. 62; mit Wappenbesserung für Francisco und dessen verstorbenen Bruder J u a n und dessen Nachkommen, 1559 Juni 13, erneuert Ferdinand, nun als Kaiser, die bereits verliehene Würde eines eques auratus: HHStA RR Ferdinand I. 12 fol. 91r-92v. MARÉCHAL, La chapelle 22-27; Ehevertrag 1561 J a n u a r 13 bei GLLLIODTS, Cartulaire 378f. Siehe oben S. 115. Zur Genealogie der Salazar im Mittelalter siehe die allerdings nur bedingt verwendbaren Ausführungen bei GARCÍA CARRAFFA, Diccionario 7 9 1 5 1 - 1 6 1 mit ausführlicher Bibliographie. Vgl. FERNÁNDEZ DE OVIEDO, Libro de la Cámara real 9 6 ; TORRE, La casa de Isabel 4 3 , 6 8 , 7 4 , 8 3 , 107f; SERRANO, LOS reyes Católicos 2 2 9 . Ein Beraldino, möglicherweise identisch mit dem padre der Francisca de Salamanca (siehe oben S. 114) war Befehlshaber spanischer Wachtruppen; Petrus Martyr (Opera 428 n.268, 524 n.505) berichtet von ihm, daß er die französische Sprache beherrschte und 1512 fran-

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Herkunft und soziales Umfeld

Der Name Ayala, der uns bereits bei Salamancas Mutter und Schwester begegnete und auch in der Verrechnung des österreichischen Schatzmeisteramtes eine Rolle spielen wird (Gregorio de Ayala), führt in eine noch angesehenere gesellschaftliche Schicht. Die Familie stammte aus der baskischen Provinz Alava und stand seit den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts im Dienst Alfons' XI.; Pero Lopez (1332-1407) machte Karriere bei den Trastámara und ist als Verfasser von Chroniken und eines satirischen Gedichtes bekannt 122 . Unter Heinrich IV. erscheinen zwei Ayala jeweils im Rang eines mariscal123. Juan de Ayala schließlich heiratete die Schwester des Vizekönigs von León und Kastilien, Pedro Fernández de Velasco. Damit standen die Ayala in Eheverbindung mit einer Familie, die mit dem königlichen Haus verschwägert war 124 . Angehörige dieses verzweigten Geschlechtes gehörten selbstverständlich dem königlichen Hofstaat an 125 , sie spielten aber auch in der spanischen Diplomatie eine bedeutende Rolle: Pedro 126 und, als Kontaktmann Cisneros' zum Brüsseler Hof Karls V., Don Diego López 127 . Seit dem 16. Jahrhundert stellte ein Zweig der Familie eine Serie von sieben Sekretären im Archiv von Simancas, - seit 1561 mit dem Titel archivero128.

Der Schwerpunkt sozialen Aufstiegs lag demnach in allen drei Fällen auf dem Königsdienst, der Karriere im öffentlichen zivilen oder militärischen Amt, - ähnlich wie bei Gabriels Bruder Francisco. Die Stammtafel der Salamanca enthält jedoch auch Namen verschwägerter Familien, die Schlüsse auf die Position in der städtischen Oligarchie, im Geschäfts- und Bankwesen zulassen, etwa: Mazuelo (seit dem 15. Jahrhundert tesoreros de la Casa de Moneda), Castro, Salinas, Quintanadueñas129, Polanco130. Die wohl inter-

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zösische Truppen überlistete. 1531 verleiht Karl V. einem Pedro (oder Perucho) de Salazar Adel und Wappen für militärische Leistungen in Italien und Afrika: HHStARR Karl V. 16 fol. 142v-143r (GROSS, Reichsregisterbücher n.5570), Konzept im AVA. 1547 erhalten Fernando und Juan den Adel für Kriegsdienste in Afrika und Deutschland: Konzepte im AVA. HILLGARTH, Kingdoms 2 0 5 - 2 0 8 mit Literatur 6 5 4 . Zur Genealogie GALINDEZ CARBAJAL, Adiciones genealógicas 5 2 2 - 5 3 6 ; hier ( 5 3 3 ) die Bemerkung, Pedro López de Ayala habe neun Schwestern und Brüder gehabt, „de quien deben descender grandes generaciones, que por no ser de grandes casas no se puede saber quien son". Pedro 1455, García 1463: Memorial de diversas hazañas 11, 85. SERRANO, LOS reyes Católicos 30f; über andere Angehörige ib.283. FERNÁNDEZ DE OVIEDO, Libro de la Cámara real 1 5 8 ; TORRE, La casa de Isabel 4 8 , 8 1 . HÖFLER, Depeschen 112ff, 149; HÖFLECHNER, Die Gesandten der europäischen Mächte 330f. Cartas del Cardenal Cisneros XV-XX; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 29, 41, 47, 356; CUESTA ZAMORA, LOS scretarios 424f; GARCÍA ORO, Cisneros, ad ind. (s.v. López). VALGOMA Y DÍAZ VARELA, Los Ayala, passim, Stammtafel nach 118. Gómez de Quintanadueñas, 1510 Konsul in Brügge, war in erster Ehe mit Catalina de Mazuelo verheiratet und verfügte testamentarisch über Liegenschaften, die er gemeinsam mit (Diego?) García de Salamanca besaß: BASAS FERNÁNDEZ, El Mercader Quintana-dueñas 562f. 1522/23 wurde die Konsulargerichtsbarkeit in Brügge durch den prior Diego de Salamanca

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Gabriel von Salamanca

essanteste Verschwägerung ergab sich aus der Ehe des 1494/95 verstorbenen Alonso mit Isabel de Malvenda. Aus Akten eines von 1495 bis 1510 geführten Vormundschafts- und Erbschaftsprozesses erfahren wir, daß auch aus dieser Verbindung ein Gabriel - in derselben Generation wie unser Schatzmeister — stammte und daß die Salamanca geschäftliche Beziehungen zu den Malvenda, besonders dem Bruder der Isabel, Martin, unterhielten131. Die Salamanca standen damit in Connubium mit dem Clan der Malvenda - Cartagena - Santamaría, der sowohl im politischen als auch im Geschäftsleben in Burgos der ersten Garnitur angehörte132. Haben nun die Salamanca lediglich durch Heiraten am gehobenen Stand ihrer Partner — die Gesamtheit der genannten Familien wurde mit dem nebulosen Begriff von „newcomers" belegt 133 - partizipiert oder brachten sie eigenes Vermögen (in welchem Volumen?) in diese Verbindungen ein? Geschäftsbücher der Familie haben sich aus der Zeit Gabriels und der vorangegangenen Generationen nicht erhalten. Wir wissen jedoch bereits, daß der „Erbonkel" Pedro in Brügge über ein beträchtliches Vermögen verfügte. In den zwanziger J a h r e n des 15. J a h r h u n d e r t s hatten die Salamanca, wie schon erwähnt wurde, auch Einnahmen aus der Fleischbank von Burgos bezogen. Dieser Schlüsselpunkt der Stadtversorgung stand in — wenngleich zumeist kontraproduktivem — Konnex zum Wollhandel 134 . Damit gelangen wir zu Gabriels Bruder Alonso, Exporteur von Wolle und Farbstoff, Teilhaber der Handelsfirma,^Antonio y herederos de García de Santa Cruz y Alonso de Salamanca". Die Kaufkraft dieser Firma läßt sich vage daraus ermessen, daß sie 1547 für Wolle zehn Millionen maravedís (etwa 27.000 Dukaten oder 36.000 Gulden) ausgab 135 . Bereits 1528 hatte Alonso ca. 310.000 maravedís nur aus dem Handel in den Niederlanden eingenommen 136 . Von seinem Sohn Miguel (f 1571), der zusammen mit seinem Vetter Garcia (1516-1567), Sohn des Licenciado Francisco, die „Compañía García y Miguel de Salamanca" begründete, stammen fünf Geschäftsbücher aus den J a h r e n 1551 bis 1556 137 . Die Kapitalskraft dieser Compañía läßt sich annähernd aus einem

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Polanco geleitet (BASAS FERNÁNDEZ, LOS libros 2 2 7 - 2 4 1 ) , der wahrscheinlich identisch ist mit dem Sohn Alonsos, des Bruders Gabriels, und der Ana de Polanco. Akten und Korrespondenzen in AGS Casa real, Leg. 7 Fol. 46-54. CASADO ALONSO, Una familia de la oligarquía burgalesa, passim. Uber ihre weitreichenden geschäftlichen Verbindungen KELLENBENZ, Fugger in Spanien, ad ind. Den genealogischen Angaben bei CANTERA BURGOS, Alvar García de Santa María 401 ist zu entnehmen, daß im 16. Jahrhundert noch ein zweiter Ehekontrakt Malvenda - Salamanca (mit vertauschten Vornamen: Alonso de Malvenda, 11555, Isabel de Salamanca) abgeschlossen wurde.

133 MATHERS, Relations 77. 134

V g l . CASADO ALONSO, S e ñ o r e s 2 2 2 - 2 2 9 .

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BASAS FERNÁNDEZ, LOS l i b r o s 2 3 0 .

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CASADO ALONSO,

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BASAS FERNÁNDEZ, LOS libros 2 2 7 - 2 4 1 . Weitere (insgesamt 24) Geschäftsbücher der Sala-

Señores 507f.

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Herkunft und soziales Umfeld

Wolleankauf 1562, in den sechs Millionen maravedís investiert wurden 138 , erkennen. Den Höhepunkt erreichten die geschäftlichen Aktivitäten mit Alonsos zweitem Sohn Jerónimo, der, dem Trend der Zeit folgend, bereits in Antwerpen residierte. Während der fünfziger und sechziger Jahre entwickelte er eine hektische, nicht immer erfolgreiche Betriebsamkeit: Als Financier Karls V., Philipps II. und der Margarethe von Parma, als Investor der spanischen Lotterie, Pächter der spanischen Salinen, der Maestrazgos; als Leiter eines Handelshauses, das Seife nach spanischer Art erzeugte und mit Wein und Bier handelte. Zusammen mit der Firma seines Vetters Garcia expandierte sein Geschäft in die Neue Welt, - und dies alles trotz schwerer Einbußen durch Prozesse und Brigantage mit einem Volumen, das sich aus der (ersten, beabsichtigten) Maestrazgopacht - 200.000300.000 Dukaten! - erahnen läßt139.

Gegenüber diesem Engagement im Spitzenfeld europäischer, nicht nur spanischer Finanztransaktionen nimmt sich die Stellung der Salamanca im königlichen und städtischen Dienst eher bescheiden aus. Dem Hofstaat der Königin Isabella gehörten zwei Personen in untergeordneter Position an 140 . 1510 nahmen zwei Salamanca an der Expedition gegen Oran teil141. In die obere Beamtenschaft von Burgos drang die Familie erst ab den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts ein142. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte eine geradezu fieberhafte Kauflust der burgalesischen Oligarchie in der „Comarca" ihrer Heimatstadt eingesetzt. Der Name Salamanca erscheint in diesem Zusammenhang erstmals 1464, dann 1479 und im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts 143 . 1506 erwirbt der Licenciado Francisco einen Herrschaftssitz in Arroyal. Charakteristisch ist für seine und seines Bruders Alonso Herrschaftsstrategie, daß - trotz Anpassung an den Lebensstil der Feudalgesellschaft - die Erträge aus dem Land nicht nur zur Selbsterhaltung der Herrschaft, sondern auch, zum Teil zu über fünfzig Prozent, für geschäftliche Investitionen verwendet werden 144 .

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manca aus der zweiten Hälfte des 1 6 . Jahrhunderts erwähnt CASADO ALONSO, Las colonias 48f. BASAS FERNÁNDEZ, LOS libros 2 3 7 . Vgl. GORIS, Étude 250f, 358f, 365, 418, 439, 471f, 612; CARANDE, Carlos V 21 433f; PÖLNITZ, Anton Fugger 2 566 Anm. 151; 3 / 1 386, 430, 507; 3/2 25,156; SANZ, LOS burgaleses 399; KELLENBENZ, Fugger in Spanien, ad ind. TORRE, La casa de Isabel 98, 106. SANDOVAL, Historia 1 6 . Procuradores mayores: 1533/34 Diego González; 1555/57 García; Alcaldes mayores: 1548/52 Juan. Vgl. MATHERS, Relations 167f, 171. Tabelle bei CASADO ALONSO, Señores 4 8 6 - 4 9 6 , hier 4 9 0 , 4 9 4 . Vgl. Burgos en la edad media 272; CASADO ALONSO, Señores 497ff, 5 0 5 , 507£f.

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Gabriel von Salamanca

Wenn es neben dieser Aufwärtsentwicklung zu Besitz und Reichtum auch Anzeichen von Armut gab, dann nur in bescheidenem Rahmen und in einem Bereich: in jenem des Ausbruchs der „secundones", der „hidalgos pobres" aus dem scheinbar zukunftslosen Ambiente in die „Nueva España" jenseits des Ozeans. Die Versuchung, an derartigen Expeditionen teilzunehmen, dürfte sich im Haus Salamanca jedoch in Grenzen gehalten haben. Ein Juan agierte als Conquistador in Nueva Galicia und starb dort in Armut 145 , ein Pedro de Salamanca kam am 4. April 1517 in Santo Domingo mit 14 Dienern an. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt 146 . Ebensowenig wissen wir über die Karriere eines Alonso de Salamanca, der 1518 als escribano público in Santiago de los Caballeros, einem Schlüsselpunkt des Sklavenhandels, bezeugt ist 147 . Laut Empfehlungsschreiben Ferdinands für Francisco de Salamanca an Philipp II. 148 war ein Angehöriger des Hauses 1524 an der Eroberung von Perú beteiligt. Das - von wenigen Ausnahmen abgesehen - hohe soziale und ökonomische Niveau der Salamanca konnte von zwei Faktoren bedroht werden: Kurzfristig von einer eventuellen Involvierung in die 1520/21 in Spanien aufflammende revolutionäre Bewegung der Comuneros, über einen längeren Zeitraum gesehen von einer Infragestellung der „limpieza de sangre". Tatsächlich erscheint unter den Anhängern und Sympathisanten der Comuneros mehrmals der Name Salamanca: in Toro, Segovia, Medina del Campo und Valladolid149. Und auch die in der Generation Gabriels den Salamanca nahestehenden Familien tauchen wiederholt außerhalb Burgos' im Zusammenhang mit der Comuneroserhebung - auf beiden Seiten der oft sehr unscharfen Frontlinie - auf: der Ayala-Clan in Toledo150, die Salazar 151 , Hoyos102. Wenn die burgalesische Familie Salamanca von folgenreichen Rückschlägen verschont blieb, hatte sie dies in erster Linie dem Umstand zu verdanken, daß Burgos nach anfänglicher SymDiccionario 1197f; SANZ, LOS burgaleses 389f. Der bei ICAZA 1 66f verzeichnete Diego de Salamanca gehörte nicht der Familie in Burgos an, sondern stammte als Sohn des Payo Gómez de la Cabega aus der Stadt Salamanca. 146 GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 1 3 2 1 , 3 3 2 . 147 Ib. 2 152. 148 Wie oben Anm. 115. 149 Ygj Historia crítica 1 527f (Pedro, vecino von Medina del Campo, als Parteigänger der Junta von Avila); 3 109 (Francisco, einer der Hauptleute der Junta de las quadrillas von Valladolid), 786 (Alonso, im Mai 1521 aus Valladolid ausgewiesen); 5 247, 283, 291, 306, 557 (Pedro, einer der más comprometidos, 1522 und 1525 amnestiert); PEREZ, La Révolution 498 (García, Parteigänger der Comuneros in Segovia). In Burgos (?) verlor ein Pero Alonso, comunero, seine escribanía: Historia crítica 5 504. 150 Ib. 6 2 0 0 ; GIMÉNEZ FERNÁNDEZ, Las Casas 2 , ad ind.; PEREZ, La Révolution, ad ind. 161 Historia crítica 1 507; 3 104, 107, 109; 4 112, 261; 5 671. 152 In der Person des gefangengenommenen Gómez de Hoyos, dessen Güter sequestriert wurden: Historia crítica 4 108; 5 289, 644; PEREZ, La Révolution 480, 491f, 623. 146

ICAZA,

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Herkunft und soziales Umfeld

pathie für die Comuneros zur rechten Zeit die Partei des Königs u n d der Gubernatoren maßgeblich unterstützte. Der Licenciado Francisco h a t t e jedenfalls die Zeichen der Zeit erkannt, a l s er der Krone ein großzügiges D a r l e h e n für den Kampf gegen die Aufständischen gewährte 1 5 3 .

Das zweite Problem, das die Salamanca mit vielen anderen burgalesischen Familien teilten, war ihre - mögliche oder wahrscheinliche - jüdische Abstammung. Im Reich und in den Erblanden entstanden innerhalb kurzer Zeit ebenso aggressive wie substanzlose Deutungen der Herkunft des verhaßten Schatzmeisters. Die Urteile reichten von der Formel, man wisse nicht, ob er Christ, Jude oder Maure sei154, über die inhaltlich indifferente Abwertung der jud155 bis zur primitiven Beschimpfung der stinkendt, ketzerisch asarianisch [aussätzige] jud und pöswicht156. Und selbst italienische Diplomaten apostrophierten Gabriel von Salamanca, den man sonst wie andere Spanier am ferdinandeischen Hof zur papsttreuen Gruppe zählte157, als naturalmente nemico del clero158 oder kurz als maran159. In Spanien und in den Niederlanden wußte man allem Anschein nach davon nichts. In der Geschichte der „Juderia" von Burgos vor dem Austreibungsjahr 1492 kommt der Name Salamanca nicht vor160, und auch die Verzeichnisse der in Antwerpen 1519-1570 - also für eine Zeit, als Gerónimo und andere Familienangehörige von dort aus ihre geschäftlichen Aktivitäten abwickelten - ansässigen Marranen enthalten keinen Salamanca 161 . Die seriöse deutschsprachige Literatur hat sich, ohne auf die sozialen und ethnischen Verhältnisse in Kastilien einzugehen, zur Frage der jüdischen Herkunft Gabriels von Salamanca vorsichtig verhalten; die Urteile reichen von 153 154

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Siehe oben S. 113f. Dr. Leonhard Eck an Herzog Wilhelm von Bayern, 1 5 3 3 Dezember 6: JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 75 Anm.; ähnlich die Formulierung, die man um dieselbe Zeit gegenüber dem Bischof von Gurk, Girolamo Balbi, anwandte: RILL, Außenpolitik 156. So derselbe Eck an Herzog Wilhelm von Bayern, ca. neun Jahre vorher, 1525 Februar 22: graff Gabriel von Ortenburg khombt heut gen Augspurg, ob im EFG ain wilpret schicken weit, des der jud sich desselben auch genaygter bedanken mechte ..., mit dem Zusatz: Dies sei natürlich unwichtig, er schreibe es nur, das der brief lang genug wurde (VOGT, Die bayrische Politik 393f). So ein Pasquill (angeblich Sendschreiben der ganzen gemaine der Grafschaft Tirol an die niederösterreichischen Länder) von 1525: BUCHOLTZ, Geschichte 8 332; dazu MEYER, Spittal 113, 140 Anm. 9. Asarianisch bezieht sich auf den laut AT 2 Kön. 15 bis zu seinem Tod aussätzigen König Asaija. In diesem Sinn Planitz an Karfürst Friedrich von Sachsen, 1524 April 9: WÜLCKER - VLRCK, Planitz 615f;DRA 4 756. Rorario an Clemens V I I . , [1525 Januar]: BALAN, M S 62f Anm. 1; MOLLER, Kurie 285. Bericht Lorenzo d'Orios, 1523 Dezember 22: SD 35 298. CANTERA, La Judería de Burgos 96ff. GORIS, Étude 6 5 1 f f .

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Gabriel von Salamanca

„nicht erwiesen" bis zur pointierten Ablehnung der zeitgenössischen Behauptungen162. Um in dieser Frage Klarheit zu schaffen oder zumindest zum Ansatz für eine sinnvolle Fragestellung zu gelangen, ist ein Blick auf die in der Literatur häufig diskutierte Stellung der Juden im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kastilien, speziell Burgos, unerläßlich163. Unter den mittelalterlichen aljamas, den selbständigen jüdischen Ortsgemeinden (nicht Ghettos!), war jene von Burgos die bedeutendste; ihre Bevölkerung lebte vorwiegend vom Handwerk, von der Landwirtschaft, vom Kleinhandel, als Steuer- und Zolleinnehmer. Auch hier erweist sich die These von der jüdischen Wurzel des frühen Kapitalismus als unhaltbar 164 . Wenn für das Spätmittelalter ein Rückgang in der Prosperität der jüdischen Gemeinden festgestellt wurde, so war für die Zeitgenossen eine andere Entwicklung, nämlich die Ausbildung jüdischer Stadtoligarchien, augenfälliger. Das Ergebnis der daraus seit dem 13. Jahrhundert anwachsenden antisemitischen Tendenzen, welche in den ganz Kastilien und Aragon umfassenden Pogromen von 1391 kulminierten, bildete die Entstehung der ethnisch-konfessionellen Gruppe „bekehrter" Neuchristen jüdischer Herkunft, der Conversos, welche, wenn man sie eines „Criptojudaismo" überführte oder nur verdächtigte, bereits zu „marranos" abgestempelt und mit größter Brutalität verfolgt wurden 165 . Trotz wiederholter Nachstellungen und Massaker gelang jedoch in Burgos „unverdächtigen" Conversos der soziale Aufstieg in höchste zivile und kirchliche Ämter und die Verbindung mit (vorgeblich) nichtjüdischen Familien. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war der gesamte spanische Hochadel, noch mehr das Bürgertum, mit „jüdischem Blut" vermischt. Der auf eine halbe Million geschätzte Mittelstand gehörte zum Großteil dieser ethnischen Mischung an. Burgos aber war d a s Zentrum dieser Entwicklung. Der gegen die gesamte Judenschaft gerichtete Ausweisungserlaß von Granada 1492 betraf die burgalesischen Conversosfamilien nicht, da sie längst in das christliche Umfeld integriert waren. Dazu kam, daß die vor allem durch den Wollexport zu Wohlstand gelangten Sippen sich der Krone gegenüber als verläßlich und ko-

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Vor allem STERN, Salamanca 2 0 ; MLTIS, Vom burgundischen Hof 1 5 3 ; HOLLAENDER, Salamanca 34; MEYER, Spittal 113. Hingegen bezeichnet ihn noch 1982 ENDRES, Der Niederadel 63 Anm. 40 als „spanischen Juden". Vgl. für das Folgende BAER, A History 2 324ff, 338ff; DOMINGUEZ ORTIZ, La Sociedad 143ff; KAMEN, Inquisition 13ff, 24-28, 36f; CANTERA BURGOS, Fernando del Pulgar, passim; VlCENS VIVES, The Economies 49ff; ROTH - SALOMON, A History, bes. 24f, 34; HILLGARTH, Kingdoms 2 324f; SCHULIN, Die spanischen und portugiesischen Juden 86f, 94-101; Burgos en la edad media 371-374; PEREZ, Ferdinand und Isabella 262-269,273, 299, 303; FRIEDMANN, Jewish Conversion 8-18; GILOMEN, Wucher 278ff, 285f, 291ff, 298-301. Dazu prinzipiell MARAVALL, Estado moderno 2 128 und 143 Anm. 122. Zum Begriff vgl. RÉVAH, Les Marranes, passim; SLCROFF, Les controverses 249f; ROTH - SALOMON, A History 27f.

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Herkunft und soziales Umfeld

operativ erwiesen hatten, - wie dies in ähnlicher Form auch der österreichische Landesfürst zu Beginn seiner Regierung erfahren sollte 166 .

Für Nachforschungen in speziellen Fällen bedeutet dies, daß es zwar Conversosfamilien gab, deren einstige Zugehörigkeit zum Judentum allgemein bekannt war, daß jedoch fast alle Familien des gehobenen Mittelstandes in Burgos in irgendwelchen Zweigen ihrer Aszendenz auf jüdische Herkunft zurückzuführen waren, — woran man sich nicht erinnern konnte oder wollte. Bei den Salamanca waren Anspielungen auf einen jüdischen Ursprung, wie etwa bei den Salazar167 und den Ayala168 nicht zu ermitteln169; zu „marranos" wurden sie erst durch das über einen ihrer Angehörigen im Reich und in den Erblanden gefällte Urteil. Hingegen waren sie mit Familien verschwägert, deren Zugehörigkeit zu den Neuchristen außer Frage stand, vor allem mit den mächtigen Malvenda170. Derselbe Alonso, der Isabel de Malvenda geehelicht hatte, konnte es wagen, einem prominenten burgaleser Juden, der 1492 ausgewiesen wurde, bei dessen Vermögenssicherung behilflich zu sein171. Fassen wir zusammen: Direkte verläßliche Nachrichten über die ethnisch-religiöse Vorgeschichte der Familie Salamanca konnten zwar nicht ermittelt werden, die Zugehörigkeit zur burgalesischen Wirtschaftsoligarchie 166

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Die von KELLENBENZ, Fugger in Spanien 1 4 0 7 ; 2 1 5 9 Anm. 1 7 5 angekündigte Untersuchung über Conversos als Geldgeber Ferdinands ist leider nicht mehr erschienen. Als 1547 im Domkapitel von Toledo für dessen Angehörige die limpieza de sangre in Folge des Statuts der Capilla de Reyes Nuevos von 1530 zur Aufnahmebedingung gemacht werden sollte, befand sich unter den Opponenten ein Juan de Salazar. Der Erzbischof Juan Martínez Silíceo erklärte daraufhin, Salazar sei immer schon ein Freund der Conversos gewesen und stehe in Verdacht, selbst ,von Blut' ein Converso zu sein: SLCROFF, Les controverses 118. MATHERS, Students from Burgos 547, 550 erwähnt den Fall eines Andrés de Ayala, welcher 1517 aus dem spanischen Kolleg der Universität Bologna ausgewiesen wurde, weil „pruebas" jüdische Vorfahren ergeben hätten. Den von BASAS FERNÁNDEZ, LOS libros 229 angeführten Fall eines Dr. Diego de Salamanca, der gegen den Vorwurf jüdischer Abstammung ankämpfte, konnte ich nicht verifizieren. Vgl. oben S. 128. Aus einer Weisung Ferdinands des Katholischen an seinen tesorero de los descargos, 1510 Januar 15, ergibt sich folgender Sachverhalt: 1492 mußte ein burgalesischer Jude - se llamaba mayor caboco judio de la dicha ciudad [Burgos] - nach Portugal emigrieren, wobei ihm Alonso de Salamanca einen Wechsel über 425 Golddukaten ausstellte und durch seinen Faktor auch einlösen ließ. Da der Emigrant jedoch der unberechtigten Geldprägung und anderer Delikte beschuldigt wurde, mußte Alonso diesen Betrag als sequestriertes Vermögen des Juden an die Krone bezahlen. Inzwischen kehrte der einstige Jude als Christ mit Namen maestro Bernaldino zurück und entkräftete die ihm vorgeworfenen Verbrechen, worauf Witwe und Erben des 1494/95 verstorbenen Alonso de Salamanca die 425 Dukaten zurückerhielten: wie Anm. 131 Fol. 46.

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Gabriel von Salamanca

und damit zu einer durch Ehe- und Geschäftsverbindungen zusammengewachsenen Gruppe, in welcher Conversos-Familien die maßgebliche Rolle spielten, ist hingegen evident. Diese Einstufung führt zu der allein entscheidenden und in den Erblanden oft gestellten Frage nach der sozialen Position des Hauses Salamanca. Zu den meistdiskutierten sozialen Klassen im abendländischen Bereich zählt die spanische Hidalguía. Ungeachtet ihrer in konkreten Fällen kaum rekonstruierbaren, zumeist fragwürdigen Traditionen galt für sie ein Katalog von Ansprüchen, etwa: Karriere im öffentlichen, womöglich königlichen Dienst als Offizier oder letrado; ein nicht mit rangmindernder Arbeit behaftetes vivir noblemente, ein Lebensstil, der den Erwerb von Landbesitz, ein entsprechendes Wohnniveau in Villen und Palästen und schließlich eine kulturelle Selbstdarstellung voraussetzte. Der Zutritt zu dieser „Kaste" mußte allerdings, sofern er nicht im Wege eines officiums erfolgte, mit ökonomischem Geschick erworben werden. So etwa konnte das Avancement des Gewerbetreibenden oder Kleinhändlers zum Großkaufmann mit Fernhandelsunternehmungen oder zum Inhaber eines Wechselkontors, dem obersten Rang in der merkantilen Stufung, jenen Wohlstand bewirken, der in der Abfolge weniger Generationen dem Deszendenten die Rahmenbedingungen für ein klassenbewußtes Dasein als Hidalgo schuf172.

So weit ist der Aufstieg der Familie Salamanca mit diesem Standesbild ohne Schwierigkeit vereinbar. Wohlstand herrschte, wie wir nachweisen konnten, nicht erst in der Generation Gabriels; das Vermögen, das der Erbonkel Pedro hinterließ, sowie die Summen, die Gabriels Bruder Alonso und besonders dessen Sohn Jerónimo in geschäftliche Unternehmungen investierten, zeigen deutlich, daß ihnen - wie es Salinas formulierte - ,Gott genügend zum Essen gegeben' hatte 173 und daß der später nachweisbare Reichtum nicht durch eine einmalige Spekulation, sondern durch eine solide Geschäftstradition zustande gekommen war. Für die daraus resultierende soziale Position zeugen noch heute ihre im 16. Jahrhundert errichteten Adelssitze von Arroyal und Olmos Albos, die den optischen Schwerpunkt des in Phasen erworbenen Großgrundbesitzes im Umfeld von Burgos darstellten. Und die Wohnstätten und Handelsniederlassungen in der Calle de S. Llórente in Burgos und in der Spaniaardstraat in Brügge waren nicht nur Zentren einer weit über die Landesgrenzen hinausreichenden geschäftlichen Expansion, sie bildeten auch die Basis für Aktivitäten, die sowohl das Kirchenwesen (Pa172

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Aus der umfangreichen Literatur sei hier verwiesen auf DOMÍNGUEZ ORTIZ, La Sociedad 171ff, 223-227; Moxó, La nobleza 41ff, 59-68; PEREZ, Ferdinand und Isabella 158-161; M A RAVALL, Estado moderno 2, bes. 16-42; Burgos en la edad media 365-369; GUERRERO N A VARRETE, Formulas de transmisión 175-182. RV 217.

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Herkunft und soziales Umfeld

tronat über Kirchen und Klöster) als auch die kunstfördernde Glorifizierung des eigenen Hauses einschlössen 174 . Diese Standeskriterien - Reichtum, Grundbesitz, gehobener Lebensstil, amtliche Karriere, Mäzenatentum - waren zwar Voraussetzung für den sozialen Aufstieg, reichten aber für eine Einstufung in die Klasse der Hidalguía nicht aus. Wie wir noch hören werden, gab es auch innerhalb der Familie Salamanca Stimmen, die eine soziale Genese zurückwiesen und statt dessen, zumindest auf heraldischem Gebiet, eine immerwährende, in eine nebulose antigüedad zurückreichende Tradition beanspruchten 175 , — eine Vorstellung, welcher nur das Bewußtsein einer nobleza de sangre zugrundehegen konnte. Gerade in der für uns relevanten Epoche setzte jedoch die Tendenz zur Absicherung des sozialen Status durch offiziellen schriftlichen Nachweis ein. Da kaum eine Familie der städtischen Oligarchie über Zeugnisse, die in die Zeit der Reconquista zurückreichten, verfügte, war man zunächst auf das Erinnerungsvermögen betagter glaubwürdiger Männer angewiesen. Sofern ihre in den probanzas schriftlich fixierten Aussagen den Tatbestand de limpia y noble sangre y de buenos padres untermauerten, war der Anschluß an den niederen Adel hergestellt, rückten Familien, die ein negocio ahildagado ausgeübt und dereinst zu den Conversos gezählt hatten oder mit diesen zumindest verschwägert waren, in den Stand der Hidalguía auf. Der um ca. 1540 einsetzende strengere Formalismus bei der Aufnahme der probanzas bewirkte nur die Manipulierung der Verfahren, vor allem den Zusammenschluß mehrerer Familien, die ihren Status fixiert wissen wollten, zu Aussagebündnissen, schließlich die 1593 von Philipp II. angeordneten Revisionen176. Die Salamanca haben von diesen probanzas maßvoll und relativ spät Gebrauch gemacht. Während etwa die mit ihnen verschwägerten Hoyos durch 1532 und 1545 in Burgos angestellte Befragungen eine bis in das 7. Jahrhundert zurückreichende limpieza de sangre konstruierten 177 , beschränkten sich die ersten Versuche Gabriels von Salamanca, soziales Ansehen seiner 174

Abgesehen von den bereits mitgeteilten Ergebnissen kann ich mich auch dabei auf Beratung und Urteil des derzeit wohl kompetentesten Spezialisten, Prof. Hilario Casado Alonso (Valladolid), berufen. 175 Siehe unten S. 426. 176 Uber die probanzas vgl. vor allem die grundlegenden Ausführungen von DOMINGUEZ ORTIZ, La sociedad, passim, bes. 162ff, 202, 223-227; FRIEDMANN, Jewish Conversion 16ff. 177 Ygj LEEDER, Geschichte des Hauses Hoyos 1 1 - 4 mit der gelehrten Argumentation, daß die dafür maßgebliche westgotische Königsurkunde nicht 683, sondern bereits 643 ausgestellt worden sein müsse. WURZBACH, Biographisches Lexikon 9 348f hält an einer Abstammung vom westgotischen König Chindaswind (642-653) fest. Im Freiherrnstandsdiplom für den Hauptmann von Triest, Hans Hoyos von Stixenstein, 1547 Juli 13 (AVAAdelsakt E; ähnlich 1555 Mai 30: Adelsakt R) ist nur von allt adelich herkhomen ... der Hoyos in Hispanien die Rede. Vgl. oben S. 115.

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Gabriel von Salamanca

Familie in den österreichischen Erblanden zu manifestieren, auf vage Umschreibungen des,uralten'Ansehens seines Hauses (ex clara et vetustissima domo et familia) und auf (vergebliche) Bemühungen um den Titel „Don"178. Weitere Anstrengungen in diese Richtung waren für ihn und seine Deszendenz wegen des kurz darauf verliehenen Freiherrn- und Grafenstandes unnötig. Seine in Spanien verbliebenen Verwandten wurden in Folge einer probanza von 1575 zu hijosdalgo notorios de sangre erklärt 179 . U m eine konkretere Standesfixierung bemühte sich die Mailänder Linie: Als Gonzalo Rodríguez de Salamanca, mailändischer Senator, 1641, nach dem Aussterben der Salamanca-Ortenburg, um die Verleihung des Marchese-Titels ansuchte, wurde ihm zwar nicht dieser, jedoch der eines comes absquepraedicato zugesprochen; auch die Ausdehnung des Titels auf seine Neffen wurde genehmigt. Bei der Beweisaufnahme griff man auf 19 Zeugenaussagen aus dem Jahr 1590 zurück; damals hatte Juan Rodríguez de Salamanca, ebenfalls Senator in Mailand, im erzbischöflichen Palais in Burgos probanzas aufnehmen lassen. Befragt wurden vor allem betagte Männer, unter anderen ein Antonio de Salazar, vecino y regidor de la ciudad de Burgos, 73 Jahre alt. Dabei wurde ermittelt, daß die Vorfahren in Burgos reiche und angesehene Leute waren und stets als Hidalgos galten; der Licenciado Francisco und dessen Bruder Gabriel hohe Amter bekleidet hatten, letzterer sogar als ,Graf in Deutschland, und auch spätere Angehörige des Hauses es zu hohen Würden, etwa bei der Inquisition (!), brachten; daher die Vorfahren unbezweifelbar christianos viezos limpios sin raga de moros ni judíos ni penitenciados por el Santo Officio de la Inquisición gewesen seien180. Damit war die Distanz zwischen nobleza und einer von Conversos dominierten städtischen Kaufmannsoligarchie endgültig überbrückt, der Prozeß der Hidalgo-Werdung im Hause Salamanca abgeschlossen. Es kann nach alldem den Zeitgenossen im Reich und in den Erblanden kaum ein Vorwurf daraus gemacht werden, daß sie die diffizilen und noch in Umgestaltung befindlichen sozialen und ethnischen Prozesse in der Heimat des Schatzmeistergenerals nicht überblickten. Auffälliger ist, daß sie die 178

Siehe unten S. 432. Charakteristisch für die in der Praxis nur lose Verbindung des Titels „Don" zur Hidalguía ist eine Bestandsaufnahme in Albuquerque 1499, derzufolge von 221 Hidalgos nur zwei zur Führung des Titels berechtigt waren: PEREZ, La Revolution 63f.

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D AVILA JALÓN, N o b i l i a r i o 2 3 4 1 .

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Nach dem Adelsakt 1641 im AVA; darin auch die Aussage des Fray Cristóbal de Santo Tis vom Kloster San Augustin in Burgos: er habe gehört, che los Salamanca eran de los principales caballeros que avian benido de Salamanca, y que descendían por linea recta de los Varillas ... que eran los que primero habían fundado y gobernado a Salamanca ... (fol. 16rv); in diesem Sinn auch eine 1599/1606 in Burgos durchgeführte probanza, in welcher hidalguía, nobleza y limpieza de sangre bezeugt werden, wobei auch die Ehe Gabriels mit einer Markgräfin von Baden angeführt wird: ÜAVILA JALON, Extractas, bes. 242.

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Karriere und Vermögensentwicklung

Frage von gepurd und herkumen mit dem scheinbaren Tatbestand einer totalen Mittellosigkeit verknüpften. Er sei flichtig, gantz arm aus Spanien an den österreichischen Hof gekommen181, wurde behauptet, daher-weil man dieses Umstandes wissentlich sei - könne er auch keinerlei Vermögen nach Osterreich mitgebracht haben 182 . Daß diese Annahme, soweit sie die Finanzkraft der Familie Salamanca betrifft, falsch war, bedarf nach den bisherigen Ausführungen wohl keines weiteren Beweises. Ob der Schatzmeistergeneral allerdings von Möglichkeiten einer Vermögenstransferierung Gebrauch machte, kann erst in einem späteren Kapitel untersucht werden.

Karriere und

Vermögensentwicklung

Bis zu den habsburgischen Teilungsverträgen Für den Ansatz des Geburtsdatums Salamancas sind wir auf Schlüsse a posteriori angewiesen. Nach einer von Ulrich Ursentaler entworfenen, 1533 geprägten Medaille stand Salamanca damals im 43. Lebensjahr, er muß demzufolge 1489/90 geboren worden sein183. Daß er laut eigenen Angaben bereits als Jüngling in Ferdinands Diensten stand, widerspricht diesem Datum zumindest nicht. Wir hätten daher mit einem Altersunterschied von 13 bis 14 Jahren zwischen dem Landesfürsten und seinem späteren Schatzmeister zu rechnen. Als Geburtsort kommt nach unseren bisherigen Kenntnissen wohl nur Burgos in Frage. Die ersten drei Dezennien des Curriculums hegen völlig im Dunkeln. Der einzige in der Literatur bisher gebotene Anhaltspunkt, aus dem eine Kanzleikarriere im Dienst Kaiser Maximilians I. aufgrund spezieller Sprachkenntnisse (des Russischen!) hätte erschlossen werden können, muß als Produkt einer Fehlinterpretation aufgegeben werden 184 . Hingegen kann als sicher angenommen werden, daß Salamanca

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So Clemens SENDER in den Chroniken deutscher Städte 23 (Augsburg IV) 172. So die ständischen Ausschüsse 1525: HKA LTA r.Nr. 53 fol. 75r. Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett, Inv. Nr. 14.383 bß; recto Porträt mit Umschrift: GABRIEL COMES IN ORTENBVRG; verso Inschrift: EXITVS / ACTA PROBAT / AETATIS SVE / XXXXIIII. ANO / MDXXXIII. Abb. bei DOMANIG, Die deutsche Medaille Taf. 3, dazu S. 6 n.31 (,,Tyroler Meister"); WAGNER-RIEGER, Spittal 11 mit Abb. 1; MOESER, Münzstätte Hall 486f mit Taf. XLIV (vor S. 481); M E Y E R , Spittal 112; PROBSZT-OHSTORFF, Kärntner Medaillen 72f n.166 mit Taf. XIX. Siehe unten S. 191.

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Gabriel von Salamanca



schon in J u g e n d j a h r e n - von meiner jugent in der zeit an, als ich in irer

f. Dt. dienst komen bin185 - eine nicht näher bestimmbare Position am „Hof des Infanten einnahm, wobei den bisherigen Ausführungen zufolge eine genealogische beziehungsweise pseudogenealogische Wurzel dieses in den erhaltenen Hofstaatsverzeichnissen nicht erkennbaren Naheverhältnisses zu vermuten ist; • etliche (wohl die späteren) dieser dunklen Jahre bei seinem Oheim Pedro in Brügge verbrachte und dabei eine gediegene kaufmännische Erfahrung erwarb. Daraufweist einerseits die Vertrautheit Pedros mit seinem Neffen hin, andererseits sind die Kenntnis des niederländischen Finanzwesens und der allem Anschein nach mühelose Einstieg in die europäische Hochfinanz damit zu erklären. Erst ab 1518 wird die Karriere Salamancas quellenmäßig faßbar. Am 22. Mai dieses Jahres unterzeichnet er ein von Ferdinand in Santander, also vor der Abreise in die Niederlande, an Chievres gerichtetes Schreiben por mandado del ynfante186. Wenige Monate darauf unternimmt er als Ferdinands Sekretär eine Gesandtschaftsreise an den englischen Hof: Unter dem Datum des 26. Januar 1519 erscheint maitre [!] Gabriel von Salamanca als secrétaire de don Fernand, envoyé ...de Malines vers le roi d'Angleterre et depuis á Valensiennes et á Mortagne, wofür er 112 I i i s erhält, am 27. Februar als envoyé ...de Malines vers le roi ä Barcelone mit einer Besoldung von 1001 und weiteren 2001 bei seiner Rückkehr am 13. Mai187. Diese Mission nach England kann nur mit den Trauergesandtschaften in Verbindung stehen, welche den englischen König offiziell über den am 12. Januar 1519 erfolgten Tod des Kaisers informieren sollten. Den Anfang machte dabei Erzherzogin Margarethe mit zwei Schreiben vom 23. Januar an Heinrich VIII. und an Wolsey, worin sie unter anderem um Beistand für les deux joenesprinces ...en tous leursgrans afferes bzw. (an Wolsey) für den roy catolique et don Fernand bat 188 . Kurz darauf muß Heinrich VIII. ein Kondolenzschreiben geschickt haben, für welches Margarethe bereits am 7. Februar dankte189. Mit einiger Verspätung wiederholte sich der entsprechende Vorgang - Mitteilung des Trauerfalles und Dank für Kondolenz - von Seite

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Laut Urkunde 1522 Februar 5 (siehe unten S. 144f); HOLLAENDER, Salamanca 23. AGS Secr. de Estado, Leg. 5. 187 GACHARD, Rapport 3 0 7 ; erwähnt von BAUER, Anfange 1 6 7 und STERN, Salamanca 2 0 . 188 Originale in London, British Library, Cotton Ms. Galba B.V fol. 33rv (an Heinrich VIII.) und 378rv (an Wolsey), verzeichnet bei BREWER, Letters and papers 3/1 10f nn.38-39, erwähnt bei BUSCH, Drei Jahre 28. - Für selbstlose Hilfe danke ich Dr. Christiane Thomas, die 1980 die hier und in den folgenden Anmerkungen zitierten Quellen in der British Library überprüft hat. 189 Orig. (Fragment) ib., Cotton Ms. Galba B.V fol. 377rv. 186

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Karriere und Vermögensentwicklung

Karls: Schreiben an den König und an Wolsey am 6. Februar190, Dank für erfolgte Kondolenz am 22. Februar191.

Obwohl Salamanca in keinem dieser Briefe Margarethes und Karls genannt wird, kann seine Teilnahme an der Gesandtschaft Margarethes nach dem Hinweis Gachards als gesichert betrachtet werden. Außerdem ist zu erkennen, in welcher Funktion er dies tat: nämlich als Ferdinands Sekretär, der die Person des Infanten zu repräsentieren und - was zumindest bei der Mission zu Wolsey angenommen werden kann - Kontakte seines Herrn anzuknüpfen hatte. Kurz nach seiner Rückkehr aus England begab sich Salamanca, wie wir gehört haben, direkt nach Valenciennes und Mortagne - über den Zweck dieser Reise ist nichts bekannt - und schließlich am 27. Februar 1519 zu Karl nach Barcelona, von wo er am 13. Mai zurückkehrte. Der Inhalt dieser spanischen Mission läßt sich aus einem Schreiben Karls an Margarethe vom 9. April 1519 erkennen: In Kürze wolle man Salamanca abfertigen, und dieser werde den Hofstaat (das heißt wohl: das Verzeichnis des Hofstaats) Ferdinands sowie eine Aufstellung der niederländischen Finanzen mitbringen192. Aus diesen spärlichen Nachrichten der Jahre 1518 und 1519 lassen sich zwei Erkenntnisse ableiten: 1. Salamanca genoß um diese Zeit nicht nur das Vertrauen Ferdinands, er repräsentierte bereits in amtlicher Stellung als Sekretär auf diplomatischen Missionen ebenso wie als Gegenzeichner in den für die zukünftige Regierung Ferdinands maßgeblichen Urkunden 193 . 2. Die Tatsache, daß Karl V. Salamanca den Status der Hofgesellschaft seines Bruders übergab, wobei vorausgegangene Absprachen anzunehmen 190

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Originale ib., Cotton Ms. Vespasian C.I fol. 238br-239r (an Heinrich VIII.) und 240r-241v (an Wolsey); verzeichnet bei BREWER, Letters and papers 3/1 18 nn.60-61. Originale ib., fol. 242ar-243r (an Heinrich VIII.) und 244r-245v (an Wolsey); verzeichnet bei BREWER, Letters and papers 3 / 1 26 nn.87-88. Brief expédierons Salamanca avec l'état de l'hostel de nostre frère et celuy de nos finances de pardelà: L E GLAY, Correspondance 2 2 2 0 ; erwähnt von BAUER, Anfänge 1 6 7 und STERN, Salamanca 20. Abgesehen von dem in Anm. 186 erwähnten Schreiben vom Mai 1518, wo Salamanca ohne Amtstitel gegenzeichnet, erstmals bei der Ermächtigung Karls durch Ferdinand, die Erbhuldigung in den österreichischen Erblanden auch in seinem (Ferdinands) Namen entgegenzunehmen, 1519 Juli 12, Brüssel, mit Gegenzeichnung ad mandatum domini infantis proprium G. Salamanca m.p.: Oberösterr. Landesarchiv, Urkunden aus dem Ständischen Archiv n.19; vgl. THOMAS, Von Burgund zu Habsburg 37. Kopie im Niederösterr. Landesarchiv A-III-18 fol. 29-31.

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Gabriel von Salamanca

sind, läßt darauf schließen, daß Salamanca auch bei Karl Vertrauen genoß und als Angehöriger des loyalen kastilischen Elementes geschätzt, somit nicht der 1517 zum Großteil eliminierten Hofpartei 194 zugerechnet wurde. Daß aufmerksame Beobachter diese Hofstaatsmission als tragend für die Karriere des späteren Schatzmeisters werteten, zeigt eine über vier Jahre darauf vom venezianischen Gesandten aufgestellte knappe Begründung der Machtstellung Salamancas: ,Er war jener, der Ferdinand das Personal für den Hofstaat besorgte'195. Auch für die folgenden Jahre bis zu den Brüsseler Verträgen vom Februar 1522 fehlen exakte Daten der amtlichen Laufbahn. Aus einer Erklärung Salamancas aus dem Jahr 1523 ergibt sich, daß etwa ab Mitte 1520 bereits eine ihm unterstellte Kanzlei mit Sekretären und Schreibern existierte 196 . Damit stand Salamanca an der Spitze einer „Behörde", welche für die Durchführung von Amtsgeschäften in einem noch nicht präzisierten Bereich kompetent war. Auch der Einstieg in die finanzielle Verwaltung ist bereits vor den Wormser Verträgen (April 1521) nachweisbar. Ab März 1520 erscheint Salamanca als argentier oder Pfennigmeister 197 , im selben Jahr als Rat, oberster Sekretär und Schatzmeister 198 . Zahlungsaufträge, welche er von dem einkomen unnsers [Ferdinands] schazmaisterambts

general deiner Ver-

waltung durchzuführen hatte, belegen seine Amtstätigkeit 199 . Parallel zu diesen ersten Schritten amtlicher Karriere ging der Erwerb von Gut und Geld, - und zwar von Anfang an in der für die folgenden Jahre charakteristischen Form. Am 8. Juli 1521 belehnt Ferdinand seinen Pfennigmeister mit Schloß und Herrschaft Schönegg an der Ybbs. Nachdem der frühere Besitzer, Sebastian von Pernegg, Straßenräuber - darunter den berüchtigten „langen Jacob" und dessen Anhang - beherbergt hatte, wurde das Räubernest belagert und eingenommen und samt dazugehörigem Herr194 196

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Siehe oben S. 36ff. Bericht d'Orios, 1523 Dezember 22: Salamanca era quello Ii [Ferdinand] metea servitori in la sua corte ... (SD 35 298f). Gemäß RB III fol. 68v; siehe oben S. 82f. Zahlungsauftrag Ferdinands zu Gunsten Charles' de Croy, prince de Chimay, an son ärg e r e r Salamanca, 1520 März 17: H K A N ö H A W 6 1 / A / 3 6 f o l . 112r. Als conseiller, premier secretaire et argentier maistre im Dienstbrief für Sempy, 1521 September 26 (ed. von MITIS, Vom burgundischen Hof 162f), als Schatzmeister in der in Anm. 197 erwähnten Abrechnung mit Chimay zu 1521 April 3, dann in der Instruktion für den Hofrat der fünf niederösterreichischen Erblande, 1521 Oktober 15: ROSENTHAL, Behördenorganisation 260; BAUER, Anfänge 167f; ÖZV 1/1 30 Anm. 1. Außer den in Anm. 197 und 198 genannten Urkunden, Auftrag Ferdinands, 1521 Oktober 24, dem Hauptmann von Wiener Neustadt, Melchior von Maßmünster, 100 fl. zu bezahlen: GB 19 fol. 6r; dazu BAUER, Anfänge 167: „Auch in den Erblanden bemächtigte er sich sogleich der Finanzen".

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Karriere und Vermögensentwicklung

schaftsbereich zuerst dem Mautner von Ybbs, dem späteren Vizedom des Landes unter der Enns, Georg Kiemseer, übertragen, ehe es SalamancaLehen wurde 200 . Uber ein Jahr später ging es für eine Summe von 4.000 fl. in den Allodialbesitz Salamancas über und verblieb so bis Januar 1526, als dieser es dem Landesfürsten restituierte 201 . Neben diesem durch Abgeltung gedeckten Erwerb ist im Oktober 1521 ein erstes (und für die nächsten Jahre seltenes) Zeugnis fürstlicher Großzügigkeit ohne Gegenleistung zu vermerken: Ferdinand vergibt das aus dem Nachlaß des erbenlos verstorbenen Wolfgang Müllner zu Radaun stammende Vermögen an seine verläßlichsten Diener, wobei besonders der Verteilungsschlüssel aufschlußreich ist: Salamanca erhält 1.000 fl., Treitzsauerwein 500, Hemricourt 300 und der Sekretär Niklas Rabenhaut 50 fl.202.

Zur Zeit der Teilungsverträge Als die für die Zukunft der österreichischen Erblande so bedeutungsvollen Teilungsverträge von Worms (April 1521) und Brüssel (Februar 1522) abgeschlossen wurden, war Salamanca nicht mehr homo novus am österreichischen Hof, er stand bereits in führender amtlicher Position dem Landesfürsten zur Verfügung und war, wenn auch nur in bescheidenem Ausmaß, Lehenträger in den niederösterreichischen Erblanden. Uber seine Mitwirkung an den genannten Verträgen ist gerätselt und spekuliert worden. Wilhelm Bauer distanzierte sich einerseits von derartigen Vermutungen, indem er von einer „mehr oder minder absichtlich auftretenden Legende" sprach, die von einer „späteren Einbildungskraft" reflektiert worden sei203, während er an anderer Stelle die „geriebene Kaufmannsschlauheit" Salamancas unterstrich, die diesen bei den Abmachungen befähigt habe, „für seinen Gebieter alle Künste seiner Diplomatie zu spielen ..."204. Da diese beiden nur schwer miteinander zu vereinbarenden Behauptungen vorwiegend aus dem Schwung historiographischer Emotion zu deuten sind, scheint ein Rückgriff auf die bescheidene Quellenbasis unerläßlich:

200

201

202 203 204

HKANöHAr. Nr. 220 fol. 2-23; Lehenbuch Ferdinands I. 1521-1524 (Niederösterr. Landesarchiv Reg. A, Hs. 17/13) fol. 65v-66r. Vertrag 1522 September 25/27: GB 19 fol. 39v-40v. Rückstellung 1526 Januar 11, Salamanca an alle Untertanen der Herrschaft Schönegg: hat diese samt allen Rechten an Ferdinand zurückgegeben (GB 27 fol. 9r). GB 20 fol. 50v. BAUER, Anfänge 134f. Ib. 168; in diesem Sinn besonders TÜRK, Spittal 63: Salamanca habe die Teilungsverträge „ausgeklügelt".

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Gabriel von Salamanca

1. Die im August 1522 erfolgte Belehnung Salamancas mit Freienstein, Peilstein und Karlsbach begründet Ferdinand unter anderem mit dessen Verdiensten bei unnserer person in unsern treffenlichen sachen unnd insonnderheit in der taillung, so ... herr Karl ... jungst mit unns gethan205. 2. In seiner schon erwähnten Relation vom 22. Dezember 1523 erläutert der venezianische Gesandte Lorenzo d'Orio den Hauptgrund für die Günstlingsrolle Salamancas bei Ferdinand: Als Chiévres im Rahmen des innerhabsburgischen Ausgleichs Karl riet, Ferdinand nicht zu groß werden zu lassen, habe Salamanca hingegen die Erhöhung seines Fürsten und dessen gutes Einvernehmen mit dem Kaiser gefördert, — und damit sei die Dankbarkeit Ferdinands erklärbar 206 . 3. In einer ihrer Anklageschriften vom Januar 1526 werfen die ständischen Ausschüsse des Augsburger Generallandtags Salamanca vor, er habe sich gerühmt, bei Karl V. erwirkt zu haben, daß Ferdinand nicht mit einer Pension in den Niederlanden abgespeist wurde, sondern die österreichischen Erblande als Herrschaftsbereich erhielt. Diese Vorstellung, erklären die Ausschüsse, sei unannehmbar, da der Kaiser, der prun aller gerechtigkait, sich niemals durch irgendjemandes Praktiken beeinflussen lassen würde 207 . Sehen wir von der eigenartigen Logik dieser Beweisführung ab, dann ergibt sich doch zwingend, daß dieses angebliche ,Sich-rühmen' Salamancas Ferdinand vertraut gewesen sein muß und wie Punkt 1 erkennen läßt - inhaltlich anerkannt wurde. 4. In einem äußerst suspekten Brief eines gewissen seigneur Logos an einen anonymen Empfänger vom Beginn der fünfziger Jahre des 16. Jahrhunderts wird folgende Behauptung aufgestellt:

206 206

207

GB 20 fol. 153r; ähnlich in der Belehnung mit Ortenburg (unten S. 446fi). SD 35 299: ... è processo la gran autorità, quando monsignor di Chievres che morite conseiava esso emperador tenisse basso detto suo fradello, questo a l'incontro zerchava exaltarlo et meter ben con la cesarea maestà; unde adesso deto signor voi render il merito ... Die Rolle Chièvres' wird bestätigt durch die von Gasparo Contarmi nach Venedig berichtete Aussage eines kaiserlichen Sekretärs: Karl habe sehr unklug gehandelt, Ferdinand die Grafschaft Tirol zu übergeben; hätte Chièvres (gestorben am 28. Mai 1521) noch gelebt, wäre dies nie geschehen, denn Chièvres habe Karl in seiner (des Sekretärs) Gegenwart gewarnt: .Fürchtet nicht den König von Frankreich oder einen anderen Fürsten, sondern nur euren Bruder' (DITTRICH, Regesten und Briefe 16 n.39; vgl. id., Contarmi 121f; BAUER, Anfange 135; D A N SAERT, Chièvres 178; RILL, Außenpolitik 217). Ausschüsse an Ferdinand, 1526 Januar 19 (präs.): HKA NöLTA r.Nr. 53 fol. 364rv. Siehe unten S. 174.

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Karriere und Vermögensentwicklung

Als Karl seinen Bruder zu überreden suchte, nicht zu heiraten, damit die Länder der Casa de Austria nicht zerfielen, habe sich Salamanca an den Beichtvater Karls gewandt: Dieser möge den Kaiser von seinem Vorhaben - come poco pia et Christiana ... così abineuole [intenzione] nel cospetto di Dio - abbringen, was auch geschehen sei. Da Salamanca, hier schon als conte d'Ortenburg genannt, dem „König" Ferdinand damit große Dienste geleistet und la libertà sua (Ferdinands) erkämpft habe, fühlte er sich berechtigt, entsprechende Ansprüche zu stellen, ja er wollte sogar Graf von Tirol werden (!); die Bevölkerung haßte ihn jedoch so sehr, daß sie ihn beinahe umgebracht hätte, und auch „König Maximilian" (II.!) schätzte ihn nicht208.

Abgesehen von den haarsträubenden Anachronismen dieses Machwerks, die eine unfruchtbare Kontroverse zwischen Bauer und Turba zur Folge hatten 209 , scheint es doch möglich, einige Fakten und Schlüsse mit dieser Legende zu kombinieren: • Schon Stern hat darauf hingewiesen, daß das Gerücht über den angeblichen Verrat eines Verwandten, des jungen Salamanca', bei der Verteidigung Grans gegen die Türken Herrn Logos inspiriert hat 210 . • Es ist bezeugt, daß der ebenso intrigante wie eitle Beichtvater Juan Glapion großen Einfluß auf Karl V. ausübte, was auch Aleander beobachtete, und ihm die einlaufende Post vorlas und interpretierte 211 . • In dem uns bereits bekannten Testament des patruus Pedro de Salamanca, des in Brügge residierenden Geschäftsmannes, vom 29. Januar 1524 wird auch fray Juan Glapion bedacht 212 . • Contarini erklärt in seiner bereits zitierten Relation, Karl sei bei den Teilungsverträgen gegenüber Ferdinand auf Fürsprache des Kanzlers (Gattinara) und des Beichtvaters konzessionsbereit geworden213. 5. Die Begünstigungen Salamancas durch Ferdinand setzen noch in Brüssel, und zwar vor der Unterzeichnung des Geheimabkommens vom 7. Februar 1522, ein214.

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212

213 214

Papiers d'Etat 4 384f n.130 (zu 1554); für die Datierung dieses mysteriösen Schreibens ist die ebenso mißverständliche Erwähnung der Ermordung Georg Martinuzzis (am 17. Dezember 1551) ausschlaggebend. YGJ T U R B A , Geschichte des Thronfolgerechtes 155ff; dagegen BAUER, Anfange 141 Anm. 2; dagegen wiederum TURBA, Kritische Beiträge 193-196. STERN, Salamanca 39. Siehe oben S. 125. LEHNHOFF, Beichtväter 25-29. Vgl. BURKERT, Landesfürst 128 Anm. 11. Über Glapion zuletzt BIETENHOLZ in Contemporaries of Erasmus 2 103ff. MARECHAL, La chapelle 45. Über eine personalpolitische Intervention Salamancas bei Glapion berichtet Salinas im November 1522: RV 76. Wie oben Anm. 206. Siehe unten Annex 2. GRANVELLE,

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Gabriel von Salamanca

Beim Überdenken dieser bescheidenen aber unmißverständlichen Aussagen gelangen wir zu folgender Hypothese: Zwischen Glapion und der Familie Salamanca müssen nicht näher definierbare Beziehungen bestanden haben, wobei aus dem Testament Pedros ein gewisses Ausmaß von Verpflichtung gegenüber Karls Beichtvater zu erschließen ist. Bei den Vorverhandlungen zu den Teilungsverträgen, bei welchen es natürlich nicht um die Frage einer eventuellen Ehelosigkeit Ferdinands, sondern um die territoriale und finanzielle Abfindung ging, scheint sich Gabriel von Salamanca diese Konstellation zunutze gemacht zu haben: Im Zusammenwirken mit Glapion und Gattinara, dessen Parteinahme für Ferdinand von Salinas wiederholt bezeugt wird 215 , vertrat er allem Anschein nach die Sache seines Fürsten gegenüber Chiévres und einer von diesem dominierten Camarilla. Aus Ferdinands kurz darauf erfolgten Erklärungen ist ersichtlich, daß dieser Einsatz erfolgreich war - wie erfolgreich, wissen wir nicht, da wir die Ausgangsbasen beider Seiten nicht kennen. Mit Vorsicht können wir die Differenz zwischen Worms und Brüssel als Kernstück der Verdienste — eher Mitverdienste - Salamancas vermuten. Jede weitere Behauptung ohne zusätzliche Quellen wäre zwar haltlose Spekulation, doch läßt sich schon aus dieser vorsichtigen Rekonstruktion ein im Verhältnis zu den historischen Auswirkungen erstaunliches Maß an politischer Einflußnahme eines Geschäftsmannes ablesen, der seine Karriere bei Hof eben erst begonnen hatte.

Die Kanzleikarriere In unmittelbarer Zeitnähe zu den Brüsseler Verträgen steht ein Dokument, das man bisher als Zeugnis für den entscheidenden Durchbruch Salamancas zur Macht in den Erblanden wertete. Als es ausgestellt wurde - am 5. Februar 1522, also zwei Tage vor dem endgültigen Teilungsvertrag - war dieser bereits komplett textiert. Ferdinand überträgt nun Salamanca (der Titel lautet: consiliarius, primus secretarius et thesaurarius noster generalis) die Leitung (omnem superioritatem et gubernium) der Kanzleien der Grafschaft Tirol und des Herzogtums Württemberg mit allen dazugehörigen Einnahmen (cum taxa quarumcumque litterarum omnibusque proventibus, emolumentis et aliis quibuscumque commodis ordinariis vel extraordinariis ad eas [cancellarias] quomodolibet spectantibus et pertinentibus). Dafür ist Salamanca verpflichtet, eine, zwei oder mehrere Personen ausschließlich zur Verfügung des Landesfürsten (ad nostram tantum voluntatem et nutum) zu

215

Vgl. RILL, Außenpolitik 214f.

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Karriere und Vermögensentwicklung

unterhalten und aus den Kanzleieinkünften zu besolden; was von diesen übrigbleibt, steht Salamanca frei zur Verfügung 216 . Wenn daraus gefolgert wurde, Salamanca habe mit dieser Ernennung den „Grund zu seinem kolossalen Reichtum gelegt"217, dann hat man dabei zweierlei übersehen: 1. Zunächst erhebt sich die bisher völlig unberücksichtigte Frage, warum hier von der Kanzleiadministration der niederösterreichischen Erblande überhaupt nicht die Rede ist. War diese Institution von der Oberhoheit Salamancas eximiert oder wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt darüber entschieden? Sofern nicht die bereits zitierte Erklärung im RB III 218 und die Titulatur primus secretarius genügen, schafft die erwähnte Urkunde Ferdinands vom 1. September 1525 hinreichend Klarheit. Sie läßt nämlich erkennen, daß die Ernennung vom 5. Februar 1522 lediglich eine Angleichung an die in Brüssel erfolgte Erweiterung des ferdinandeischen Herrschaftsbereiches darstellte 219 . 2. Bisher wurde immer nur ein Teil dieses Aktes, die Privilegierung des Kanzleichefs, gesehen, nicht jedoch der damit gekoppelte zweite Teil, nämlich die Verpflichtung, Kanzleipersonal zu unterhalten. Laut RB II220 wurden zwar Salamanca und Brégilles für 13 Monate (1. September 1522 bis 30. September 1523) 241 für Papier, Pergament und Tinte zuerkannt, doch hatte dieser bescheidene Betrag nichts mit den Personalkosten zu tun. Bereits Ende 1522 wurden die Einkünfte Salamancas als nicht kostendeckend für beide Ämter, oberstes Sekretariat und Generalschatzmeisteramt, angesehen und daher eine zusätzliche Jahresrente von 600 fl. aus landesfürstlichen Einnahmen, dem Zoll von Engelhartszell, dafür reserviert 221 . Trotzdem überschritten die Kanzleiauslagen bald auch den damit erweiterten Rahmen: Ende 1523 wird Salamanca bestätigt222, daß er seit dreieinhalb Jahren, also etwa ab Mitte 1520, Sekretäre und Kanzleischreiber in seinem Sold gehabt habe - wozu er ja auch verpflichtet war - und daß er jetzt ,für die ganze Zeit' mit 2.150 fl. abgefunden worden sei. Damals begann jedoch bereits der Abbau der Kanzleieinnahmen beziehungsweise deren Umwandlung in eine pauschalierte

216

GB 19 fol. 7v-8r.

217

So STERN, Salamanca 20f.

218

Siehe oben S. 81 Anm. 323. Siehe oben S. 85. RB II fol. 73r. GB 19 fol. 46v (1522 Oktober 9, Nürnberg). RB III fol. 68v; vgl. ÖZV 1/1 30 Anm. 1.

219 220 221 222

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Gabriel von Salamanca

Jahresrente: Am 16. August 1523 verzichtete Salamanca auf die aus den Kanzleien von Innsbruck und Ensisheim einlaufenden Taxen für eine Jahresrente von 500 fl.223. Ca. zwei Jahre später wiederholte sich derselbe Vorgang im Hinblick auf die niederösterreichischen Kanzleieinnahmen, hier allerdings mit einem Äquivalent von 1.200 Dukaten (etwa 1.700 fl.) jährlicher Abfindung 224 . Eine Addition dieser Beträge ergibt in der Retrospektive die Summe von rund 2.200 fl. durchschnittlicher Jahreseinkünfte - als Obergrenze, da wir nicht annehmen können, daß sich der verderbte Geschäftsmann unter seinem Wert verkaufte. Zusammenfassend wäre festzustellen, daß es sich bei dem Dokument vom 5. Februar 1522 nicht um einen Gratialakt, sondern um ein Administrationsabkommen handelt, dessen Vertragscharakter, wie immer man die Verteilung von Nutzen und Auslagen beurteilen mag, den zeitüblichen Vorstellungen durchaus entsprach 225 .

Hofhaltung 1523/24 Abgesehen von der Belehnung mit Schönegg war bisher vom Grunderwerb Salamancas (unter diversen Titeln) nicht die Rede. Und gerade in diesem Bereich verdichten sich dessen Aktivitäten in den Jahren 1522 bis 1524 zu einem akribisch betriebenen, wenngleich durch bestehende Rechtsverhältnisse stark beeinträchtigten Unterfangen. Es beginnt im Lande unter der Enns mit einer verunglückten Aspiration auf Retz, mit Erfolg hingegen auf die Herrschaften Freienstein - Peilstein - Karlsbach, die Windenschen Lehen, dann auf die Herrschaft Ernberg im Tiroler Außerfern - in Verbindung mit der standeserhöhenden Ehe mit Elisabeth von Eberstein - , führt weiter in die Vorlande, erreicht den Höhepunkt in der kärntnerischen Grafschaft Ortenburg und ein vorläufiges Ende im Erwerb der Fürstenberg-Herrschaften und den darauffolgenden niederösterreichisch-vorländischen Tauschprojekten mit dem österreichischen Landesfürstentum 226 . Angesichts dieser keinesfalls spektakulären Vermögensentwicklung erhebt sich die Frage, wie

223

224 226 226

Orig. TLA Hofresolutionen 1 (1525!) fol. 65r; Kop. HKA Innerösterr. Misz. r.Nr. 134 fol. 75r. Salamanca selbst focht später (nach 1527) diesen Verzicht an und behauptete, man werde bey den registraturn und in ander weg nichts davon finden können: ib. fol. 75r. Tatsächlich sind jedoch unter den Ausgaben der Innsbrucker Kammer für 1524 und 1525 die jeweils an Salamanca bezahlten 500 fl. verbucht: TLA Oberösterr. Kammer-Raitbuch 74 fol. 473r; 75 fol. 392r. HHStARR Ferdinand I. 1 fol. 32v-33v. Siehe oben S. 100. Siehe Annex 2 S. 449-^155.

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Karriere und Vermögensentwicklung

Salamanca seine angeblich so aufwendige Hofhaltung finanzierte, ob sein Repräsentationsbedürfnis, das für Zeitgenossen und Historiographen eine feststehende Tatsache bildete, nicht zwangsläufig den Griff in die Staatskasse zur Folge haben mußte. Einem glücklichen Zufall verdanken wir die Kenntnis einer Hofordnung Salamancas für seine Hausangestellten vom 21. Januar 1524, also aus einer dem rekonstruierten Vermögensquerschnitt entsprechenden Phase227. Der angeblich den Dimensionen einer „herzoglichen" Hofhaltung gemäße häusliche Aufwand des Schatzmeistergenerals kann damit zumindest hinsichtlich des Personals überprüft werden. Folgende Namen und Amter werden verzeichnet: Wilhelm von Herberstein 228 als Hofmeister, welcher der gesamten Dienerschaft des Ehepaares Salamanca vorsteht, wobei ihm ein Knecht und ein pueb assistieren; ein Kämmerer, Nicasy (von Preuner) 229 , der zugleich das für den Haushalt verfügbare Geld zu verwalten und zusätzlich die gesamte französische Korrespondenz zu erledigen hat; als Gehilfen sind ihm Angulo 230 und Neidecker (?) beigegeben; ein Küchenmeister; ein Kellermeister namens Utz, ein Eseltreiber; ein Silberkämmerer, Hans von Osnabrück, zugleich Kammerdiener der Schatzmeistersgattin; ein mundtkoch231 mit einem kuchelpueben\ ein Stallmeister, Christoph Khevenhüller 232 , dem Burger (?) und Baptista (?) sowie zwei reisige Knechte Gabriel und Bernhardin, ein Lakai und zwei Türken zur Seite stehen; für Salamancas Frau eine Hofmeisterin und zwei Jungfrauen; schließlich ein Kaplan für das Ehepaar Salamanca. Die Rangfolge innerhalb dieser Gemeinschaft von 24 Personen spiegelt sich in der Tafelordnung wider. Am ersten Tisch speisen Salamanca, dessen Frau und Vetter, der Hauptmann Francisco 233 , die zwei Jungfrauen und die Hofmeisterin; am

227

Das Folgende nach der Überlieferung in den genealogischen Manuskripten des Reichart Strein von Schwarzenau: Niederösterr. Landesarchiv, Strein Collectanea VIII/5 fol. 25r-29r und im Oberösterr. Landesarchiv, Schlüsselberger Archiv 5/9 pp. 28-36. Vgl. GROSSMANN, Streun von Schwarzenau 559f; KRACKOWIZER, Archiv von Schlüsselberg 15. Uber Strein zusammenfassend REINGRABNER, Adel und Reformation 34ff, lOlff. 228 B m ( j e r Siegmunds; siehe unten S. 197. Er vertrat im Juni 1526 Salamanca als Prokurator am unterderennsischen Landtag: Coli. VIII/5 fol. 70r-71r. 229 Später Mautner zu Ybbs, ehelichte 1525 die Jungfrau Barbl, Schwester des verstorbenen Lorenz Saurer; bei ihm war 1535 Salamancas Sohn Ferdinand in Kost: ib. fol. 77r, 79r. 230 Sicher identisch mit dem im Testament Pedros von Salamanca von 1524 bedachten Angulo, criado de conde de Ortenburque: MARECHAL, La chapelle 6 0 . 231 Sein Name ist in den Abschriften freigelassen, konnte daher wahrscheinlich vom Kopisten nicht gelesen werden. 232 1526 als Pfleger zu Ortenburg bezeugt: Coli. VIII/5 fol. 77v. Bernhard Khevenhüller, Diener Salamancas, war noch 1538 dessen Vertrauter in finanziellen Abwicklungen mit dem Landesfürsten: HKARA38/B fol. 640ff, 651ff. Zur genealogischen Einordnung siehe Stammtafel bei NEUMANN, Zur Frühgeschichte der Khevenhüller 84; vgl. unten S. 228. 233 Über ihn oben S. 124ff.

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Gabriel von Salamanca

zweiten - allerdings erst wenn am Herrentisch die Mahlzeit beendet ist - der Hofmeister, der Kaplan, Nicasy, Khevenhüller, Burger, der Stallmeister ( - Khevenhüller, daher zweimal geführt), der Küchenmeister und Angulo; am dritten der Kellermeister, die zwei Reisigen (Gabriel und Bernhardin), der Kammerdiener (Hans von Osnabrück), der Knecht des Hofmeisters, der Lakai, der pueb des Hofmeisters und der Eseltreiber. Der Rest des Personals, nämlich der Küchenjunge und die zwei Türken werden mit dem verpflegt, was von den drei Tischen übrigbleibt. Neidecker und Baptista werden dabei übersehen, der Koch ernährt sich wohl direkt an seinem Arbeitsplatz.

Abgesehen von Namen und Amtstiteln lassen sich die folgenden Funktionsprinzipien erkennen: A u s s t a t t u n g : Die Bekleidung erfolgt auf teutsche manier, das heißt: jeder Angestellte erhält zwei einfache Kleider mit hosen, wams, kappen und huet... als das auf den winter der somerrock unndter das windterklaid gefuetert werde. Die Waffen - harnasch oder wer, es seyen armbrust oder spieß - werden dem Personal gegen zetl geliehen, verlorene Waffen müssen vom Leihnehmer bezahlt werden. Beim Ausrücken in das veld hat eine Formation zu herrschen, die für alle verbindlich ist. Wer diese Schlachtordnung, in der sich der Hofstaat als Kriegsmacht darstellt, verläßt, muß seinen Harnisch oder wer zu Fuß nach Hause tragen. Der Stall besteht außer dessen Personal aus 17 Pferden und zwei Trageseln, wobei erstere, wie wir gehört haben, auch für militärische Zwecke vorgesehen sind. D i s z i p l i n : In dieser Frage besitzt der Hofmeister alle Vollmachten. Er hat absolute Strafgewalt in Fällen, in denen Angehörige der Familia frevenlich sweren, zuetringkhen oder in uneinichait oder widerwertigkeit mit einander leben-, er hat darauf zu achten, daß kein Diener - außer Hans von Osnabrück - das Frauengemach betritt. Er soll besonders den Konsum von Wein kontrollieren, der nur zur Morgensuppe oder als Schlaftrunk ausgegeben werden darf. P r i n z i p g e g e n s e i t i g e r Ü b e r w a c h u n g : Der Hofmeister hat jeden Abend die Rechnungslegung des Küchenmeisters in Gegenwart des Kochs oder eines anderen Bediensteten zu überprüfen. Der Küchenmeister muß außerdem über seine Ausgaben ein eigenes Protokoll führen und am Ende jeder Woche Salamanca persönlich und dem Hofmeister Rechnung legen. Der Kellermeister ist bei seinen Ankäufen an die Kontrolle durch den Hofmeister und den Küchenmeister gebunden. Der Koch wiederum hat sich gegenüber dem Küchenmeister zu verantworten etc. Dieser Kontrollmechanismus, der zweifellos auch in anderen vergleichbaren, adeligen oder großbürgerlichen Hofhaltungen angewandt wurde, stand natürlich in Bezug zu überkommenen Prozeduren fürstlicher Finanzgebarung. D o p p e l f u n k t i o n e n : Wie zum Teil auch im Hofstaat Ferdinands ist eine zweioder mehrfache Verwendung einzelner Bediensteter vorgesehen, wenn seine spezifischen Agenden - so können wir zumindest annehmen — eine zusätzliche Belastung gestatten. So führt etwa der Kämmerer die französische Korrespondenz, der Silberkämmerer ist zugleich Kammerdiener der Schatzmeistersgattin, die drei Bediensteten des Stallmeisteramtes leisten auch Dienst an der Tafel und der 148

Karriere und Vermögensentwicklung

Eseltreiber versieht das Amt eines Türstehers, wenn der Schatzmeister beim Mahle sitzt. Ein Faktotum scheint jener Angulo gewesen zu sein, der sich sowohl in der Kammer als auch an der Tafel unentbehrlich machte.

Das Fazit dieser Aufstellung ergibt eine unerwartete Bescheidenheit des Haushalts; ein Vergleich mit dem fürstlichen Hofstaat desselben Jahres, welchen der schatzmeisterliche Personal- und Sachaufwand angeblich übertroffen haben soll, ist ernüchternd: Dem Kaplan Salamancas entsprechen im Hofstaat Ferdinands fünf Kapläne, abgesehen von Sängerknaben, Organisten etc., der schatzmeisterlichen Kammer zwölf Personen in der Kammer des Landesfürsten. Das Obersthofmeisteramt beschäftigte bereits 74 Personen, die Stallungen 15, in den Sparten Verpflegung, Medizin etc. ist die Zahl nicht bekannt. Dazu kamen mindestens zehn Handwerker, eine unbestimmte Zahl von Gardisten und 14 außerordentliche Hofbedienstete. Für die Zahl der Pferde in den landesfürstlichen Stallungen fehlen exakte Daten; bezeugt sind zwei bespannte Wagen für die Kapelle. Die nobiles des Obersthofmeisteramtes hatten mit (mindestens) 96 Pferden zu dienen 234 . Auch ohne Vergleichszahlen235 ist somit eine konkrete Aussage möglich: Die behauptete Gleichrangigkeit, sogar Überlegenheit des schatzmeisterlichen gegenüber dem fürstlichen Hofstaat existierte nur in der - wie wir hören werden: bereitwillig genährten — Phantasie der Zeitgenossen. In Wirklichkeit entsprach der quantitative Abstand völlig der hierarchischen Kluft zwischen fürstlichem Hof und dem Haushalt eines zu hohen Würden aufgestiegenen Financiers. Weder die Vermögensentwicklung bis 1524, deren Rekonstruktion allerdings eine breite Randzone an Ungewißheit enthält, noch das Hauswesen Salamancas läßt somit ungewöhnliche Dimensionen erkennen, wie sie nach den Mutmaßungen der Zeitgenossen zu erwarten gewesen wären. Die Belehnung mit den genannten erbländischen Herrschaften liegt durchaus auf der Ebene des Gewohnten, besonders weil der Erwerbende aus eigener Tasche dafür bezahlte und die Ansprüche der Vorbesitzer ablöste. Die Ausstattung mit minimalen Renten, verstreuten Zehenten, Mühlen, Fleischbänken und Fischteichen mutet fast romantisch an, wenn man an das Geschäftsvolumen der in Burgos und Brügge tätigen Verwandten des Schatzmeisters denkt. Ab 1524 tritt ein Wandel in den Aussagen der (verläßlichen) Quellen ein, und dies in zweifacher Hinsicht: Zunächst gibt uns eine horrende Summe, die der Landesfürst plötzlich, ohne erkennbare Vorgeschichte, seinem Schatzmeister schuldete, ein Rätsel auf, dessen Lösung nur im Konnex mit 234 236

Zahlen nach den oben S. 53 zitierten Hofstaatsverzeichnissen und -rekonstruktionen. Ansätze dafür vor allem bei HÄRTEL, Patrimoniale Hofhaltung 92ff; REISENLEITNER VOCELKA, Höfe und Residenzen 51ff.

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-

Gabriel von Salamanca

der zentralen Finanzgebarung möglich sein wird236. Zum andern nahm der Erwerb von Grundbesitz konkretere Formen an. Landesfürstliche Schenkungen und Belehnungen waren zwar weiterhin mit finanziellen Gegenleistungen verbunden, der Aufbau von Herrschaften folgte jedoch nun politischen, geographischen und wirtschaftlichen Grundsätzen, welche eine dominierende Position in der jeweiligen Landschaft erwarten ließen.

Exil und Entmachtung Vom 1. Januar 1525 datiert eine landesfürstliche Entschließung, die eine Sensation für die Erblande und für die mit Osterreich in Kontakt stehenden Höfe bedeutet haben muß. Nach Rechnungslegung für das Jahr 1524 wurde Salamanca auf eigenes Ansuchen seines Amtes, einnehmen und ausgeben durchzuführen, enthoben; statt dessen ist er von nun an obrister Schatzmeister und Superintendent

über alle erbländischen

einkommen

und

kammer-

güter. Als Nachfolger wird der oberste Pfennigmeister Johann Löble genannt: Er soll für Ausgaben und Einnahmen verantwortlich sein, das heißt jene Gelder verrechnen, die auf landesfürstliche Weisung mit Salamancas hanndtzaichen angefordert waren, diese Gelder aus den Rechenkammern aufbringen und den Parteien quittieren 237 . Löble war demzufolge ausführendes, für korrekte Abwicklung und Bilanzierung verantwortliches Organ, er garantierte damit jene Transaktionen, die wir im einzelnen noch in den „Rechenbüchern" Salamancas kennenlernen werden. Salamancas Agenden hingegen entziehen sich fast jeder Kontrolle: Weder die Ingerenz auf die erbländischen Einnahmen und Kammergüter noch das Zustandekommen der Zahlungsaufträge konnten im Sinne der üblichen Verrechnungspraxis verbucht werden. Löble befand sich damit in einer Position, in der ihm bei jedem Schritt ein in seiner Machtvollkommenheit zwar scheinbar eingeschränkter, dafür aber gleichsam mit einem Spiegelbild operierender Schatzmeister gegenüberstand: Einerseits war Löble an die Aufträge, die von Ferdinand über Salamanca einlangten, gebunden, andererseits stieß er bei der Durchführung dieser Aufträge im Bereich der erbländischen Einnahmen und Kammergüter — und anderes war um diese Zeit kaum verfügbar — wiederum auf Salamanca, der ja die Interessen des Landesfürsten in möglichst schonungsvoller Behandlung dieser Einkünfte zu vertreten hatte.

236 237

Siehe unten S. 251ff. GB 21 fol. 276v (Instruktion für Salamanca) und 277r (für Löble); vgl. MITIS, Vom burgundischen Hof 155f.

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Exil und Entmachtung

Inwieweit diese Neuregelung in der obersten Finanzverwaltung tatsächlich in Kraft trat, ist fraglich; sie wurde im Herbst fast wörtlich wiederholt, als ob es sich um eine völlig neue Verfügung handle 238 . Dies ist insofern von Interesse, als zeitlich zwischen diesen beiden Entschließungen die ganze Palette von Mißgunst, Anklage und Empörung gegenüber dem soeben noch allmächtigen Favoriten des Fürsten liegt. Erfahrene Beobachter prophezeiten schon Anfang 1525 weitere Schritte zur Entmachtung Salamancas: Man spreche bereits von einem Ausscheiden des ehemaligen Schatzmeistergenerals, der jetzt nur mehr obrister Schatzmeister war, aus dem fürstlichen Rat, obwohl ein neuer Kanzler bisher noch nicht ernannt worden sei 239 . Dieses Gerücht hat möglicherweise Ferdinand selbst mit der Weisung an die oberösterreichische Raitkammer, die Kanzleieinkünfte mit Salamanca abzurechnen, inspiriert 240 . Allerdings handelte es sich dabei um ein Mißverständnis: Daß diese Verrechnung stattfinden sollte, bedeutete keineswegs das Ende eines Dienstverhältnisses. Und wenn Ferdinand tags darauf, am 1. Februar 1525, Salamanca das früher im Besitz des Kanzlers Cyprian von Serntein befindliche Haus in der Hofgasse in Innsbruck (später Haus zum Burgriesen) samt Hofstatt und Stallung auf Lebenszeit verlieh 241 , dann läßt dies eher den Wunsch des Fürsten nach häufigerer Präsenz seines vertrauten Weggefährten für die Zeit seiner Innsbrucker Aufenthalte als eine eventuelle Abkühlung des bestehenden Vertrauensverhältnisses erkennen. Warum die folgende Entwicklung in ganz anderen Bahnen verlief, wird noch zu untersuchen sein. Hier sollen zunächst die nüchternen Daten der kritischen Wochen und Monate des Jahres 1525 - lediglich auf die Person Salamancas bezogen — festgehalten werden. Am 22. Februar 1525 begibt sich Salamanca, wie schon oftmals vorher, nach Augsburg 242 . Am 24. April abends wird in Innsbruck ein brieff des Inhalts angeschlagen: Ferdinand möge Cles, den Bischof von Brixen, Salamanca und Fabri entlassen, sonst wollten „sie" diese vier Mißliebigen selbst aus dem Land jagen 243 . Unterdessen ist Salamanca nach Innsbruck zurück-

238

239 240 241 242 243

Ferdinand an die oberösterreichische Raitkammer, 1525 September 18: TLA Hofres. 1 (1525) fol. 193rv. Vgl. ROSENTHAL, Behördenorganisation 126f, wonach Salamanca nur mehr im Besitz von Würden und Bezügen geblieben sei, während die eigentliche Funktion an Löble fiel. Bericht Carlo Contarinis, 1525 Februar 20: SD 37 665. 1525 Januar 31: GB 21 fol. 220v-221r. GB 21 fol. 226r. REM, Cronica 229; VOGT, Die bayrische Politik 393. HOLLAENDER, Salamanca 19. Nach PREU, Chronik 33 erfolgte der Anschlag erst am 3. Mai.

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gekehrt. Am 9. Mai hat sich Cles bereits aus der Gefahrenzone der aufflammenden Bauernunruhen abgesetzt, Salamanca behält die Nerven und trifft Vorkehrungen, die unter anderem in der Anfertigung von Damensätteln bestehen244, während der gemäßigte Teil des „Volkes" seine Ausweisung fordert und radikaler Gesinnte ihre Bereitschaft zu Gewalttätigkeiten kundtun, — was allerdings erst nach der Abreise des Verhaßten bekannt wird 245 . Tatsächlich hatte sich Salamanca bereits in der Nacht vom 13. zum 14. Mai, angeblich ohne Wissen Ferdinands, entfernt, und zwar, wie Carlo Contarini wissen wollte, lediglich mit drei Berittenen in Richtung Italien 246 . Als der Volkszorn sein Opfer nicht erreichen konnte, ergoß er sich in gewohnte Bahnen: Wenn man schon des elenden Spaniers nicht habhaft werden konnte, wollte man zumindest la roba del Salamanca247. Und nun, Mitte Juni 1525, übernimmt auch der in Innsbruck versammelte Landtag die Klagen des „Volkes" und erklärt, er wolle kein bischoffoder Spanioli mer an dem hoff in räten haben; und dies gefiel im [Ferdinand] übel, aber er muost es zuogeben, es wer im lieb oder laid ...248. Um diese Zeit befand sich Salamanca mit seiner Frau und seiner ganzen familia in einem drei Meilen von Augsburg gelegenen Castrum, dem Fuggersitz Schmiechen (im Gericht Landsberg), wo er bereits seit Pfingsten (4. Juni) residierte, nachdem die Augsburger Bürgerschaft vor den Drohungen der Bauern kapituliert hatte; letztere hatten angeblich gedroht, sie würden den Besitz der F u g g e r p l ü n d e r n (metterano a saco tutto quello di essi Fo-

cheri), falls man Salamanca in Augsburg aufnehmen sollte249. Salamanca weilte demzufolge von Mitte Mai bis Anfang/Mitte August 1525 im Exil, selbst dort in seiner Sicherheit und außerdem mit dem Verlust 244

246

246

247 248 249

Giovanni Francesco Contarini an Nicolo Boldù: ... el [Salamanca] si fa alcune selle da donna et altre cose che dimostrano el voi partir...: SD 38 295. Bericht Girolamo Rorarios nach Rom, 1525 Mai 13: BALAN MR 451; STEKN, Salamanca 120. Vgl. dazu einen anonymen Bericht, 1525 Mai 14:... und wo er noch wenig dagebliben, so wär er gewiß erschlagen worden ... (JÖRG, Deutschland in der Revolutionsperiode 512 Anm. 1). Bericht Carlo Contarinis, 1525 Mai 14: Die Bevölkerung von Schwaz habe gefordert, daß ihr Salamanca ausgeliefert werde, und nehme eine drohende Haltung ein. Per tanto lui [Salamanca], per fuzir la furia, questa notte senza saputa di l'archiduca, è partito con tre cavalli per Italia (SD 38 307f, 329f). Laut PREU (wie oben Anm. 243) hätten sich die drei anderen Betroffenen rechtzeitig abgesetzt, aber der Salamanca hat solchs mit gwalt thun und da bleiben wollen, da hat sich die paurschaft aufgemacht im Intal und haben in zu Hall innen worden; hat bei im gehabt bis in 50 pferdt. Da ist das gantz land aufgewesen und die stat Hall eingenommen, daß er inen mit harter muhe entrunnen ist mit zweienpferden ... SD 38 322, 335, 350f, 362. So REM (wie Anm. 242); Details unten S. 183f. SD 39 96ff; JÖRG, Deutschland in der Revolutionsperiode 531 Anm. 16; völlig mißverstanden von PÖLNITZ, Jacob Fugger 1 597f; 2 557.

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Exil und Entmachtung

seines beweglichen Vermögens bedroht und ohne Einfluß auf den Verlauf der Dinge. Auch für die Vorstellung, daß er einen Hof ohne Kopf hinterlassen habe, sprechen einige Quellen. Der Triestiner Gesandte Hieronymus Decius trifft die Sekretäre der landesfürstlichen Kanzlei ,wie die Apostel nach dem Abgang des Erlösers' an 250 . Und selbst die Innsbrucker Raitkammer gesteht ihre Ratlosigkeit ein, indem sie sich in Salamancas Abwesenheit als handlungsunfähig erklärt 251 . Es gibt jedoch auch Aussagen, die dieses Bild - Salamanca im Exil in größter Bedrängnis, die Regierung ohne Kontakt zu ihrem einstigen Mittelpunkt und somit in ihrer Aktivität eingeschränkt - korrigieren. Den Tiroler Ständen waren angeblich kontinuierliche geheime Korrespondenzen (von welchen sich leider nichts erhalten hat) zwischen Ferdinand und Salamanca bekannt 252 , und als gegen Ende dieses Exilsommers der Fürst und sein erster Berater in Weilheim zusammentrafen, wurde dieser con magior favor che mai in seinem Kreis aufgenommen 253 . Daß diese Kontakte 1525 nie gänzlich abgerissen waren, lassen vor allem die regen geschäftlichen, zum Teil lehensrechtlichen und halbamtlichen Verbindungen zwischen dem Landesfürsten und seinem exilierten Schatzmeister erkennen: Knapp vor seiner Abreise, am 7. Mai 1525, läßt sich Salamanca von Ferdinand Schloß und Herrschaft Ernberg ablösen, womit die Herrschaftsbildung in Tirol rückgängig gemacht und mögliche - und auch ins Auge gefaßte - Repressalien in diesem Bereich ausgeschaltet werden254. Am 9. Mai eximiert Ferdinand den Grafen von Ortenburg und dessen Erben von den Amtsbefugnissen des Hansgrafen und damit von der landesfürstlichen Kontrolle im Handel mit Bergbauprodukten255. Vom 17. Mai schließlich, also nur wenige Tage nach der Abreise Salaman250

261

Bericht Decios nachTriest, 1525 März 23: ...pensosi et admiransiper la repentina et insaputa absentia del signor tesaurero, come li apostoli quando Christo fo perso, ... ioli vedevo come persi ch'è persecutiuntur pastores, sparguntur boves gregis ... (KANDLER, Storia del consiglio 165; vgl. oben S. 102). Diese anschauliche Situationsbeschreibung bezieht sich zwar auf den ersten Aufenthalt Salamancas in Augsburg, trifft jedoch zweifellos in erhöhtem Maßstab auf die Exilszeit zu. Raitkammer an Ferdinand, 1525 Mai 19: TLA Hofres. 1 (1524!), chronol. Reihe fol. lOlrv; ib. fol. llOr Antwort Ferdinands, Mai 22: Räte sollen nach schriftlichem Befehl Polheims und Georgs von Herberstein handeln.

252

V g l . STERN, S a l a m a n c a 3 1 A n m . 2.

253

Anonymer Bericht (eines Sekretärs Carlo Contarinis?): SD 39 317; nach SD 39 366 waren Salamanca und Fabri erst am 18. August wieder am Hof, den Angaben PREU'S (wie Anm. 243) zufolge hatte Salamanca am 1. August Schmiechen verlassen. GB 21 fol. 248v-250v; laut Randvermerk fol. 249v war die Kaufsumme (aus dem Konto Neapel) 1530 bereits ausbezahlt. Siehe auch Annex 2, S. 439-442. GB 21 fol. 252r; darin heißt es, Ferdinand habe diese hannsgraven in Kärnten und Steiermark zwecks verhuettung des furkauffs, aufsehung auf die contrabant, so mit dem salz und eysenhanndl getriben werden möchte, eingesetzt.

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Gabriel von Salamanca

cas aus Innsbruck, datiert der Kaufvertrag betreffend die Fürstenberg-Herrschaft L'Isle-sur-le-Doubs, die nun aus der Pfandschaft Basels über Ferdinand an Salamanca gelangt256. Die Vorbereitungen Salamancas auf das Exil bestanden also nicht nur in der Bestellung von Damensätteln. Aber auch während der angeblich kontaktlosen Monate werden Geschäfte abgeschlossen, die eingehende Absprachen voraussetzen. Anfang Juni verbürgt sich Salamanca für 24.600 fl., welche Ferdinand zwecks Anwerbung von Truppen bei den Fuggern als Kredit nimmt 257 . Gerade in den Monaten äußerster Bedrängnis scheint sich die Interessengemeinschaft Ferdinand — Salamanca - Fugger bestens bewährt zu haben. In diese Zeit fällt die Abfassung der Rechtfertigungsschrift Salamancas, die am 22. Juni dem Innsbrucker Landtag zugestellt wird 258 . Zwei Tage d a r a u f t r i t t Ferdinand an Salamanca eine Schuld des Vizekönigs von Neapel (3.000 fl.) ab, - zu ergezung des schadens und nachtails, den er [Salamanca] uerschiner zeit, als er unnser schazmaisterambt gehanndlt, ... gelitten259. Und auch der Vertrag vom 1. August, in dem Salamanca die Fürstenberg-Herrschaften um 25.000 fl. aufkauft 2 6 0 , sowie eine Verschreibung Ferdinands an die Fugger, welche Salamanca mit seinen neapolitanischen Einnahmen deckt 261 , fallen noch in die Zeit vor dem Zusammentreffen in Weilheim. Alle diese Aktivitäten lassen Tendenzen erkennen, die zum Teil schon vor dem Exil spürbar waren, jetzt aber, unmittelbar nach der Abreise und während des Aufenthaltes in Schmiechen, forciert wurden: die Abstoßung des am meisten bedrohten Tiroler Besitzes; die Festigung der innerösterreichischen Herrschaft Ortenburg; den Ausbau des Herrschaftskomplexes in Vorderösterreich; schließlich die finanzielle Sicherstellung unter gleichzeitiger Verwertung der eigenen Kreditwürdigkeit für die Verbindung mit den Fuggern, was schließlich zu einem endgültigen, wenn auch erst nach langwierigen Transaktionen erreichten finanziellen Ausgleich führt 2 6 2 . Parallel dazu geht der Rückzug aus der öffentlichen Stellung. Von den Verfügungen vom 1. J a n u a r und 18. September 1525, welche eine Preisgabe des Schatzmeistergeneralats beinhalteten, war bereits die Rede. Mit Patent vom 1. September erfolgte nun auch eine Neuorganisierung, zunächst De-

256 257 258 259 260 261

262

Siehe unten S. 451. GB 21 fol. 260rv: Schadlosbrief Ferdinands für Salamanca, 1525 Juni 11. Siehe unten S. 166f. GB 21 fol. 277v. Siehe unten S. 452f. 152 5 August 10: GB 25 fol. 4v-5r und 5v-6r; dazu Weisung Ferdinands an Salamanca Villena, August 19: HHStA RR Ferd. I. 1 fol. 26rv. Siehe unten S. 333. Siehe unten S. 334.

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Zentralisierung, der Kanzleien: Salamanca verzichtet auf die Leitung (superintendentia, administratio et provisio) und zugleich auf die damit verbundenen Einnahmen der niederösterreichischen Kanzlei und wird dafür mit jährlichen 1.200 Golddukaten (ca. 1.720 fl.), die wiederum aus dem Konto Neapel oder, falls dieses überbelastet sein sollte, aus der Maut von Engelhartszell zu bezahlen waren, entschädigt 263 . Auch diese Maßnahme scheint erst allmählich Eingang in die Praxis des Kanzleipersonals gefunden zu haben 264 . Eine ähnliche Ablöse erfolgte am 1. Mai 1526 bezüglich der tirolischen und württembergischen Kanzleien, wobei es sich allerdings bereits um einen Verzicht zweiten Grades handelte: Tatsächlich hatte ja Salamanca auf die Einkünfte dieser Ämter, quarum cancellariarum etiam curam et administrationem acuratissime gessit, gegen einen jährlichen Pauschalbetrag von 500 (Tirol) und 200 fl. (Württemberg), wozu noch eine Pension von 300 livres (etwa 214 fl. 14 kr.) und eine weitere von 600 fl. kam, verzichtet. Nun opfert er von der jährlichen Summe von 1.514 fl. 14 kr. rund ein Drittel und wird - ohne amtliche Verpflichtung - ab 1. Juni 1526 mit jährlichen 1.000 fl. auf Lebenszeit unter dem Titel einer unwiderruflichen Schenkung abgefunden 265 .

Damit haben wir jenen Ereignissen vorgegriffen, welche zwischen Dezember 1525 und März 1526 für Salamanca den Höhepunkt der Krisis hinsichtlich seiner amtlichen Position - die persönliche Bedrohung war ja seit Sommer 1525 vorübergehend gebannt - und schließlich seinen „Sturz" herbeiführen sollten. Am 13. Dezember 1525, also eine Woche nach der erwähnten Weisung Ferdinands an alle Untertanen und Lehensträger der Grafschaft Ortenburg 266 , weiß Carlo Contarini bereits, daß die in Augsburg versammelten ständischen Ausschüsse die Entlassung Salamancas fordern würden 267 . Dasselbe Datum trägt die Proposition Ferdinands, die eine Rechtfertigung der bisherigen Finanzgebarung enthält 268 . Am 23. Dezember - an demselben Tag stellt Ferdinand Salamanca einen Schadlosbrief über 263

HHStA RR Ferd. I. 1 fol. 32v-33v; vgl. oben S. 86. 264 Vgl. Schreiben Salamancas an Hans Leupoldt, 1525 November 12: erklärt auf Anfrage Leupoldts, ob er weiterhin Schreiben Salamancas gegenzeichnen soll, er wisse dies auch nicht, es gehe ihn auch nichts mehr an, da die Kanzleitaxen nun nicht mehr an ihn, sondern an den Landesfürsten zu entrichten wären (HKANö Kammer 1 fol. 61 n.25). 265 HHStA RR Ferd. I. 1 fol. 56r-57v; dazu Weisung an Regiment und Kammer von Tirol und Württemberg von demselben Tag: Salamanca soll Anteile an jährlichen Kanzleitaxen von 500 bzw. 200 fl. nur mehr bis 30. Juni 1526 erhalten (GB 25 fol. 187r) und Weisung an Hans Behaim, Einnehmer von Engelhartszell, betr. 600fl.Pension (ib.); vgl. MAYR, Generallandtag 140f und ÖZV1/1 31 Anm. 4. Auf diese Taxen von Innsbruck und Ensisheim hatte Salamanca bereits am 16. August 1523 gegen eine Pauschalrente von 500 fl. verzichtet. 266 Siehe unten S. 447. 267 SD 40 523. 268 MAYR, Generallandtag 22ff.

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fast 60.000 fl. aus 2 6 9 - kennt Contarini im Prinzip bereits die Erwartungen beider Seiten: Ferdinand fordere die Bewilligung von 600.000 fl., der Generallandtag die Entlassung Salamancas und aller jener, che non sono antiqui et nobeli di la Germania, aus Regierung und Rat. Salamanca versuche sein Mögliches, um die Stände zu beschwichtigen 270 . Der Verlauf der nun folgenden Ereignisse läßt sich am besten in der Art von Tagesmeldungen darstellen: 1525 Dezember 31, Augsburg: Die ständischen Ausschüsse überreichen Ferdinand ein umfangreiches Schriftstück als Antwort auf dessen Proposition, worin vor allem mit ausführlicher Begründung der Rücktritt Salamancas gefordert wird271. 1526 Januar 2, Augsburg: Salamanca erteilt dem Vizedom Kiemseer Anweisungen, - nach wie vor in seiner Funktion als Schatzmeister272. 1526 Januar 5/12: Die vorder- und niederösterreichischen Herrschaften Salamancas werden für diesen vertragsmäßig abgesichert273. 1526 Januar 9, Augsburg: Ferdinand erteilt Salamanca zwei Instruktionen für eine Mission zu Karl V.274. 1526 Januar 10, Augsburg: Ferdinand gibt den Ausschüssen eine äußerst ungnädige Antwort auf ihre am 31. Dezember 1525 überreichte Schrift275, von Contarini lediglich als Maßnahme fürstlicher Verzögerungstaktik interpretiert 276 . 1526 Januar 12, Augsburg: Die Ausschüsse wenden sich mit ihrem Anliegen direkt an Karl V.277. 1526 Januar 13, Augsburg: Ferdinand begründet in einem Schreiben an seinen Bruder die Entsendung Salamancas mit den erschreckenden Zuständen im Reich, besonders mit der Aktivität der mauldite secte Lutheriene2ls. Salamanca verabschiedet sich brieflich von Philipp von Baden und Niklas Salm (d.Ä.)279 und reist ab280. 269 270

271 272 273 274 275 276 277 278 279 280

GB 25 fol. 75r-77r. E conte Salamanca non resta per ogni via possibile a cercar di placare tutti aziò si removino de la opinione che i hanno contra de lui...: SD 40 544; ähnlich 635. MAYR, Generallandtag 28ff; dazu ausführlich unten S. 170-176. HKA Nö Kammer 1 fol. 79r-82v n.37. Siehe unten S. 453 und PÖLNITZ, Jacob Fugger 1 574. RILL, Außenpolitik 227ff und unten S. 393ff. MAYR, Generallandtag 43. SD 40 676. Ersichtlich aus der Antwort Karls, April 4 (wie Anm. 287). FK 1 359 n.175/1. So FK 1363. Carlo Contarini, 1526 Januar 14: Salamanca gestern abgereist (SD 40 700); Januar 16:

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Exil und Entmachtung

Am selben Tag noch bietet Ferdinand den Ständen einen Kompromiß an, welcher den ersten Schritt zur faktischen Entmachtung Salamancas darstellt: Er erklärt sich bereit, diesen des Schatzmeisteramtes (im Ausmaß des Patentes vom 1. Januar und 18. September 1525) zu entheben, will ihm jedoch die Agenden eines Superintendenten des Kammerguts reservieren. Da Salamanca derzeit eine Mission in Spanien zu erledigen habe, werde ihn Cles in dieser Funktion bis auf weiteres vertreten 281 . Die folgenden Wochen bringen ein zähes Ringen zwischen dem Landesfürsten und den Ständen, deren Vorhaben einer totalen Entmachtung des gefürchteten ehemaligen Schatzmeistergenerals feststeht. Noch im Januar weisen die Ausschüsse eine inzwischen eingelangte Verteidigungsschrift Salamancas zurück 282 , ihre dem Landesfürsten zugestellte Gegendarstellung ist im Ton zwar gemäßigter, im Kontext jedoch unverändert. Einer ständischen Vorlage vom 19. Januar 1526 folgen: eine Antwort Ferdinands vom 22., dann wieder zwei ständische vom 23. und 29. Januar - in letzterer werden konkret 400.000 fl., zahlbar in vier Jahren, angeboten, sofern Salamanca aller Posten enthoben würde — und eine landesfürstliche vom 3. Februar mit der gewundenen Erklärung, Ferdinand werde nach Salamancas Rückkehr aus Spanien dermassen darinn hanndien und einsehung thun, darob I.F.D. underthanen der billicheit nach wol zufriden sein sollen283. In der weiteren Zwiesprache (5. Februar bis 5. März 1526), in welcher der auf die ständischen Bewilligungen angewiesene Landesfürst immer mehr in die Defensive gedrängt wird, entsteht jenes Salamanca-Bild, das die Grundlage künftiger Bewertungen bilden sollte284. Es gab jedoch noch einen zweiten Schauplatz, auf dem sich die Zukunft Salamancas und der österreichischen Zentralregierung entschied. In den ersten Februartagen des Jahres 1526 trifft Salamanca in Toledo ein und berichtet dem Kaiser ausführlich über den Generallandtag und über Ferdinands Anliegen betreffend Mailand 285 . Die Mission ist von kurzer Dauer. Bereits Mitte März scheint Salamanca die Heimreise angetreten zu haben, am 7. April erreicht er Tübingen 286 .

281 282

Reise erfolgt in wichtigen Staatsgeschäften, doch glaubt Salamanca selbst, daß er in Stücke gerissen worden wäre, hätte er sich nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone begeben (ib. 703). HKANö Kammer 1 fol. 99rv n.47; GB 25 fol. lOOv-lOlr. Präs. 1526 Januar 19: HKALTAr.Nr. 53 fol. 362r-366r; siehe unten S. 177ff.

283

MAYR, G e n e r a l l a n d t a g 4 3 - 5 0 .

284

Dazu ausführlich unten S. 170ff. Karl an Ferdinand, 1526 Februar 9 (Nachtrag): FK 1 368 n.182/9. Contarini berichtet 1526 März 22, Cles habe ihm die baldige Rückkehr Salamancas angezeigt (SD 41138), und April 9 über Ankunft in Tübingen (ib. 180f). Vgl. RILL, Außenpolitik 240.

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Gabriel von Salamanca

Zweifellos nahm er die Gelegenheit wahr, seine eigene Sache am Kaiserhof zu vertreten, - und er war nicht der erste, der Karl V. mit dieser Angelegenheit konfrontierte. Bereits am 12. Januar, also einen Tag vor der Abreise Salamancas nach Spanien, hatte eine zweiköpfige Delegation der Augsburger Ausschüsse versucht, ihren Standpunkt am Kaiserhof plausibel zu machen. Wir kennen ihr Vorbringen nur aus der Antwort Karls vom 4. April, worin sich dieser mit dem Vorgehen des Generallandtags keineswegs einverstanden erklärt: Er hoffe nur, daß diese Bevormundung seines Bruders nicht von den Ständen, sondern aus etlicher sondern personen flüssigen practiken herfliesse\ vor allem könne nicht toleriert werden, daß die Stände ihrem fürsten und herrn gesetze und mass ... geben, wie der regieren oder welih diener er urlauben oder annemen solte281. Aber auch von Seite Ferdinands waren Intervenienten für Salamanca am Werk, nicht nur der Betroffene selbst: zunächst Pedro de Córdoba, der seit 24. September 1525 in Spanien weilte; daß er in der causa Salamanca bei Karl vorsprach, wird von diesem selbst bestätigt 288 . Ein weiterer Fürsprecher Salamancas war dessen Vetter Francisco de Salamanca, der — nach einer ersten Mission in anderen Angelegenheiten 289 - am 27. März wiederum in Spanien bezeugt ist 290 . Es herrschte also während der ersten Monate des Jahres 1526 in Sachen des Schatzmeisters ein reges Kommen und Gehen am spanischen Hof. Als erster dürfte Pedro de Córdoba interveniert haben, dann langte die Delegation der Ausschüsse ein, bald darauf Salamanca selbst, zuletzt noch dessen Vetter Francisco. Was sich dabei abspielte, welche Position nach diesen vielfältigen Informationen und Interventionen Karl V. bezog, läßt sich nur fragmentarisch aus zwei Berichten Salinas' rekonstruieren, - und diese sind voll von kryptischen Anspielungen und Beteuerungen, daß die Sache viel zu heikel für eine schriftliche Mitteilung sei291: Karl hatte demzufolge mit großer Bestürzung die Streitigkeiten um den Schatzmeister zur Kenntnis genommen; Ferdinand möge sich über die pasión seines Bruders nicht wundern, habe er (Ferdinand) doch nie eine zufriedenstellende Aufklärung in dieser Frage angeboten. Der Kaiser habe Sahnas Dinge gesagt, die auf 287

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MAYR, Generallandtag 126f, 134. Über die Delegation auch Contarini, 1526 Februar 9: SD 40 826. Daten dieser Mission bei RILL, Außenpolitik 239f. Die diesbezügliche Erklärung Karls, 1526 Februar 2, in FK 1 368 n.182/8: Pedro de Cördoba habe sich mit Eifer für Salamanca eingesetzt, Ferdinand wird von ihm Karls Meinung erfahren. Beglaubigung 1525 Oktober 31: FK 1 337 n.157/2; Recredentiale 1526 Januar 6 ib. 356 n.173/1. RV 309. Berichte Salinas' 1526 März 27 und April 19: RV 309ff und 320f.

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Exil und Entmachtung

keinen Fall - nicht einmal in Chiffre - dem Post- oder Kurierweg anvertraut werden könnten. Salinas selbst und Pedro de Córdoba, dem Salamanca grundlos mißtraue, hätten ihr Bestes gegeben, Salamanca aber habe, wie Sahnas von Anfang an fürchtete, die Situation völlig verzerrt dargestellt. Sollte Ferdinand weiterhin nach dem Rat Salamancas handeln, würde dies ein Zerwürfnis zwischen den Brüdern zur Folge haben, — ein unverantwortbares, denn: Wenn Ferdinand Salamanca auch für viele Dienste Dank schulde, wäre eine Entfremdung zwischen Karl und Ferdinand ein sinnloses Opfer, das Salamanca nur schaden könne. Der Kaiser selbst würde el remedio, cual convenga a la restauración dello, que piensa ser perdido, wünschen, und diese bewiesene Anteilnahme und Fürsorge Karls verdiene es, von Ferdinand mit größtem Feingefühl erwidert zu werden, damit auch nicht eine Spur von Mißstimmung zurückbleibe ...

Diese stark geraffte und auf die verständlichen Passagen in den Berichten Salinas' beschränkte Wiedergabe läßt erkennen, daß Karl nach langem Zögern und mit starkem emotionellem Engagement einen Entschluß in der Salamanca-Frage gefaßt und dabei Informationen berücksichtigt hatte, die Ferdinand nicht zur Verfügung standen. Vergleicht man die daraus ersichtliche Einstellung Karls mit seinem schon erwähnten Schreiben an die Ausschüsse, dann ergibt sich, daß er zwar einerseits die Anmaßung der Stände, dem Fürsten hinsichtlich seiner Berater Vorschriften zu erteilen, prinzipiell zurückwies, andererseits jedoch den Stein des Anstoßes ohne Mitwirkung der Stände zu entfernen wünschte. Nicht als Ergebnis ständischer Erpressung, sondern als eine davon unabhängige Maßnahme des Hauses Osterreich sollte die Eliminierung eines nicht mehr gebrauchten und lästig gewordenen Ratgebers erscheinen. Die Informationen, die Karl vorlagen und von Sahnas als Arcana heikelster Sorte behandelt wurden, kennen wir zwar nicht im einzelnen, doch beruhten sie sicher nicht nur auf Auskünften der Generallandtags-Delegierten, sondern reichten wohl zum Teil auf jene Erfahrungen zurück, die der Geheimagent Michiel Gillis im Sommer 1523 in den österreichischen Erblanden gesammelt hatte 292 . Ferdinand stand also, als seine endgültige Entscheidung unvermeidbar wurde, unter zweifachem Druck: Unter dem der Stände, deren Argumente weder moralisch noch politisch, jedoch umso mehr finanziell überzeugend waren, und unter dem seines übermächtigen, zu jedem Übergriff in die landesfürstlichen Rechte bereiten Bruders. Unter diesem Aspekt ist es verständlich, daß sich Ferdinand schließlich zu Maßnahmen entschloß, welche Salamanca früher als sein Fürst vorausgesehen hatte. Der letzte Schritt erfolgte unter möglichster Wahrung der Form. Am 3. Mai 1526 wird Salamanca, nach nochmaliger Rühmung seiner Verdien-

292

Siehe oben S. 105.

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Gabriel von Salamanca

ste, auf eigene Bitte (!) endgültig des Schatzmeisteramtes gnediglich enthebt, jedoch zum Rat und Kämmerer bestellt; wann immer er am Hof weilt, soll er zu Ferdinands Rat Zutritt haben, ja seine Anwesenheit bei Hof wird für ca. ein Drittel des Jahres ausdrücklich verlangt. Als Entschädigung dafür werden ihm jährlich 2.000 fl. zuerkannt 293 . Außerdem verbrämt der Fürst diese Kapitulation vor der ständischen Erpressung mit diversen Gunstbezeugungen: Noch am Tag der Abberufung vom Schatzmeisteramt erhält Salamanca die Exepktanz auf die Landvogtei im Oberelsaß294; eine Woche darauf, am 10. Mai, beteuert Ferdinand, daß die Abgabe des Schatzmeisteramtes keineswegs ein Ausscheiden Salamancas aus seinem Dienst bedeute, im Gegenteil: Wann immer sich Salamanca im Land unter der Enns, besonders im Bereich seiner Hauptmannschaft von Wiener Neustadt, aufhalte, solle er, sein Einverständnis vorausgesetzt, im Kammerrat sitzen, dabei den Landesfürsten repräsentieren und damit die obriste statt einnehmen. Damit nicht genug: Da Salamanca mit sonnderer geschickhlichait, verstanndt und vernunfft von got begabt sei und diese Fähigkeiten stets zu Ferdinands Nutzen eingesetzt habe, soll er jederzeit berechtigt sein, an den Sitzungen des niederösterreichischen Hofrats teilzunehmen und in diesem Forum seinem Stand als Graf von Ortenburg gemäß Platz und Stimme haben 295 . Wir werden später sehen, daß Salamanca den Wandel der Dinge realistischer beurteilte als Ferdinand, der seine fürstliche Reputation durch das erzwungene Abrücken von der Vertrauensperson seiner Wahl gefährdet sehen mußte. Salamanca ging von nun an konsequent den Weg, der ihn aus der nicht ad hoc lösbaren Verklammerung mit seinem erledigten Amt herausführte. Am 16. Mai wurde ihm bestätigt, daß er die für seine Amtsführung benötigten Urkunden dem Landesfürsten restituiert habe 296 , am 20. Mai ergeht an die neuen Machthaber, Cles als Präsident des Geheimen Rates und Harrach als Hofkanzler, die Weisung, die zu Gunsten Salamancas ausgestellten Urkunden in margine zu unterfertigen 297 . Für die österreichischen Erblande war die Salamanca-Ara im Mai 1526 endgültig abgeschlossen.

293

294 296 296 297

GB 25 fol. 191v-192r; vgl. MAYR, Generallandtag 144; STERN, Salamanca 33; PÖLNITZ, Jacob Fugger 1 406 (hier ist von 1.000 Dukaten die Rede). GB 25 fol. 192rv; siehe unten S. 401. 1 526 Mai 10: GB 25 fol. 196rv. GB 25 fol. 207v-208r. HKANö Kammer 1 fol. 517r n.361. Über die Ernennung Hans Hofmanns zu Grünpüchl zum Schatzmeister wurde die oberösterreichische Regierung 1526 Septemer 27 informiert; die provisorische Führung der Agenden durch Cles und Harrach war damit hinfällig: TLA Gesch. v. H. 1526 fol. 206rv.

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Die

Anklage

Salamanca und die Tiroler Bauern Erweiterte Kenntnisse der Herkunft sowie der Karriere und Vermögensbildung Salamancas machen zwar einige der gegen ihn erhobenen Anwürfe fragwürdig, sie allein erklären jedoch nicht Intentionen und Hartnäckigkeit der politisch agierenden oder auch nur reflektierenden Zeitgenossen. Die entscheidende inhaltliche und verbale Gestaltung eines pointiert ausgeformten Salamanca-Bildes erfolgte, wie bereits zu ersehen war, im Bauernkriegsjahr 1525. Es wird daher die nächste Aufgabe sein, die Position Salamancas während und unmittelbar nach den bewegten Ereignissen dieser Zeit zu rekonstruieren; und dies betrifft nicht seine uns bereits bekannten äußeren Schicksale, sondern die Voraussetzungen und den schrittweisen Vollzug der - zumindest moralischen -Aburteilung. Erst das Verständnis dieser Phase wird eine sachliche Bewertung der erhobenen Klagen und Beschwerden ermöglichen. Die Tiroler Unruhen des Jahres 1525 beginnen mit der Empörung der Schwazer Bergknappen, deren Marsch gegen Innsbruck und dem zweimaligen Zusammentreffen Ferdinands mit der aufgebrachten Menge bei Hall am 22. Januar und 15. Februar, wobei der junge Landesfiirst ein beträchtliches Maß an Entschlossenheit zeigte. In dem am 18. Februar erlassenen Libell macht Ferdinand Zugeständnisse betreffend Details des montanen Alltags und die Verdrängung der Fugger aus dem Erzgeschäft und dem Besitz des Hüttenwerks298. Der nächste Schritt, der für uns von Bedeutung sein könnte, ist der von Ferdinand für den 5. März einberufene Innsbrucker Landtag, auf dem der Fürst - so die gängige Theorie - den Ansatz eines „sozialen Programmes" in Folge des Autoritätsgewinnes nach der Schlacht von Pavia zu Steuerforderungen umfunktionierte, während die Stände, die angeblich schon jetzt in dem „grimmigst gehaßten Günstling Ferdinands, Salamanca", ihren eigentlichen Gegenspieler erkannten, eine Verstärkung des Innsbrucker Hofrats an Zahl und Agenden anstrebten 299 .

298

299

Vgl. dazu HOLLAENDER, Bergknappenaufstand; MACEK, Bauernkrieg 122-126; FRANZ, Bauernkrieg 154f; BÜCKING, Gaismair 70; LAUBE, Aufstand 174ff; LUDWIG, Bewegungen 214f. In diesem Kapitel wird die umfangreiche, besonders anläßlich des Jubiläumsjahres 1975 erschienene Literatur nur soweit angeführt, als sie unmittelbar für die Salamanca-Frage und deren engeres thematisches Umfeld relevant ist. Vgl. zur Abfolge der Ereignisse die „synchronoptische Übersicht" bei BÜCKING, Gaismair 173-177; zusammenfassend EGG, Tänzl 41£f, 48f; BURKERT, Landesfürst und Stände 71ff; KÖFLER, Land 286ff. So HIRN, Landtage 77-99, Zitat 86.

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Gabriel von Salamanca

Diese Forderung bezog sich auf eine personelle Aufstockung von Hofrat und Kammer mit Angehörigen der Landschaft, wobei im Bedarfsfall zunächst der Statthalter mit je zwei für Hofrat und Kammer ernannten Mitgliedern dieser landständisch dominierten Zusatzgruppe, erst im Notfall diese zusammen mit dem gesamten Hofrat volkomen macht und gwalt haben sollten 300 . Man wird darin kaum mehr erkennen können als das weit zurückreichende Bestreben, landleut zu rättn (zu) prauchn - und dies womöglich auch zu Ir Dt. hofhanndlungeti301 und außerdem eine der stets wiederkehrenden ständischen Varianten in der Arithmetik der dualistischen Struktur der Landesregierungsbehörden. Daß man dabei ein Gegengewicht gegen den Einfluß Salamancas schaffen wollte, ist nicht auszuschließen, wird jedoch mit keinem Wort erwähnt.

Interessant für die weitere Entwicklung ist, daß die Stände zwar die Bergknappen bei deren Forderung, die im Februar-Libell zugesagte Verdrängung der Fugger endlich zu realisieren, unterstützten, zugleich jedoch Ferdinand Hilfe gegen die zu neuen Empörungen gestimmten Montanarbeiter anboten. Wie ernst diese Loyalitätsbezeugung gemeint war, erwies sich, als am 24. April der vorkalkulierte Aufstand ausbrach: Von einer wirksamen Intervention der Stände ist nichts bekannt, hingegen davon, daß in der Folge das Bergarbeiterprogramm in die „allgemeinen Ziele breiter oppositioneller Schichten" integriert wurde 302 , - das heißt, daß von nun an das Problem der Bergwerke, soweit es um deren Ausschöpfung, nicht aber um die Lebensumstände der Knappen ging, einen Hauptpunkt der ständischen Forderungen darstellte. Angeblich soll jetzt zum ersten Mal ausdrücklich die Entfernung Salamancas und der Prälaten aus dem Hofrat (!) gefordert worden sein303. Unmittelbar nach dem Beginn der am 10. Mai einsetzenden allgemeinen Bauernerhebung - mit welchem terminus man immer die nun folgenden Ausschreitungen belegen mag — wurden einerseits Kommissäre ernannt, die in den deutschtirolischen Gerichten die Beschwerden erheben sollten 304 , während andererseits die Bauern von sich aus Versammlungen veranstalteten. Bei dieser Gelegenheit hören wir zum ersten (und in Bezug auf Salamanca einzigen) Mal direkt, nicht durch Ausschüsse der Landschaft gefiltert, die Sprache des vierten Standes. In den rund 230 lokalen Beschwerdekomplexen, die in den Editionen von Wopfner und Steinegger Schober vorliegen, scheint Salamanca nur dreimal auf, nämlich:

300

301

302

303 304

Landtagsabschied in TLA LTA 2, Mappe „Landtagssachen von Tirol" (unfol.) = ib., Mappe „Landtagsakten 1525-1527" fol. 44v. So zuletzt im Landtagsabschied 1523 April 16: TLA LTA 1 (unfol.) = TLA Landständisches Archiv, Verhandlungen der Landschaft 1 n.21; vgl. HIRN, Landtage 60. LAUBE, Aufstand 179. SD 38 253f. STEINEGGER - SCHOBER, Partikularbeschwerden VI.

162

Die Anklage

(1) Die Gerichte Thaur und Rettenberg beklagen sich über Salamanca, weil er Waffen aus dem Land führe; dies sei dieser unnser versamblung die grost ursach, doch wollten sie niemanden besweren oder ... belaidigen305. (2) Das Gericht Sonnenburg unterbreitet die Forderung, der Landesfürst möge in Zukunft das Land mit Salamanca nit beladen, sonst werde es zum totalen Aufruhr kommen 306 . (3) Das Gericht Ernberg (also Angehörige oder Anrainer der an Salamanca verpfändeten Herrschaft) beschuldigen Salamancas Verweser Eberhart von Freiberg, daß er Waffen, die dem Gericht gehörten, auf das Schloß verbracht habe 307 .

Fassen wir diese bäuerlichen Gravamina, die schon Hollaender308 bündig mit der Frage „Ist das alles?" charakterisiert hat, zusammen, dann ergibt sich a) das Delikt der Waffenentfremdung, das einmal dem Schatzmeister selbst, einmal dessen Verweser angelastet wird. Es ist zwar nicht daran zu zweifeln, daß sich die Bauern durch diese Maßnahmen tatsächlich verunsichert fühlten; es hat jedoch nicht nur der Landesfürst die Verlagerung von Waffen als Maßnahmen der Landesdefension gerechtfertigt, auch die gesamtständische Vertretung ließ später diesen Punkt in ihrer Instruktion für die zum Generallandtag entsandten Ausschüsse als Fehlinformation fallen309; b) die Unerwünschtheit Salamancas, bei dessen weiterem Verbleib im Land ein allgemeiner Aufruhr angekündigt wird, wobei man vergeblich nach einer Begründung für diese Androhung Ausschau hält.

Quellen 7 2 . Ib. 82. Ib. 83ff; vgl. LADURNER, Ernberg 113ff. Salamanca 18. Disen artiggl [betreffend Waffenverlagerung und Verlegung fremden Kriegsvolks nach Tirol] achtet ain ersame landtschafft an not zu verantwurten, dann ain ersame landtschafft hat disen und anndern dergleichen reden aus schazmaisters verganngen hanndlungen leichtlichen glauben geben mugen ...: Instruktion für die Ausschüsse zum Generallandtag, wie unten Anm. 319. MAYR, Generallandtag 42 deutet dies: „Eine Erwiderung auf die Entschuldigung Salamancas ... erachtet die Landschaft für unnöthig, seine früheren Thaten beweisen genug". Die Instruktion beruft sich jedoch nicht auf Beweise, sondern auf den leichtlichen glaubenl - Die Antworten Ferdinands auf die jeweiligen Beschwerden an den in Anm. 305 und 307 zitierten Stellen. Daß Waffenübertragungen, auch aus landesfürstlichen Zeughäusern, an Burgherren weiterhin üblich waren, zeigt etwa der Befehl Ferdinands an den Zeugmeister der Vorlande Hans Dietl, 1526 April 30, Salamanca oder dessen Pfleger zu Brunstatt mit einer präzisierten Menge von Waffen auszustatten: GB 25 fol. 184r.

305 WOPFNER, 306 307 308 309

163

Gabriel von Salamanca

Von den drei Anwürfen fallen also jene zwei, denen wir ein echtes, der Situation gemäßes Anliegen zubilligen müssen, als Produkt irriger Spekulationen aus. Der dritte schwebt insofern in der Luft, als er - ganz im Gegensatz zu den sonstigen bäuerlichen Beschwerden - völlig losgelöst von den konkreten Befürchtungen und Existenzsorgen geäußert wird, als hätten die Leute nicht genau gewußt, wovon sie eigentlich redeten. Die Salamanca betreffenden Punkte, die überhaupt nur in einem winzigen Teil der gesamten bäuerlichen Anliegen aufscheinen, müssen demzufolge auf Informationsmangel oder Fehlschlüssen beruht haben, sofern nicht andere Beweggründe dafür nachgewiesen werden können. Charakteristisch für den Stellenwert des Schatzmeisters im Gesamtkomplex der Beschwerden ist ein Vergleich der Ergebnisse des „landesfürstlichen" Innsbrucker Mai-Landtages mit den 64 Artikeln des bäuerlichen Landtages von Meran (30. Mai bis 8. Juni): Die Forderungen der in Innsbruck versammelten zwei unteren Stände 310 - neben Städten und Gerichten werden auch die Bergknappen ohne spezifische Zielvorstellungen genannt - können in vier Punkte subsumiert werden: Ferdinand möge a) keine Geistlichen in der Regierung dulden, b) das unverfälschte Evangelium predigen lassen, c)

den schatzmaister in der graffschaft Tirol zu kainern gwalt prauchen und

d) kein fremdes Kriegsvolk nach Tirol kommen lassen. Würden diese Vorstellungen berücksichtigt, wollten die Versammelten mit Hilfe Gottes, des Landesfürsten und des loblichen stannds vom adl (!) künftige Empörungen unterdrücken. Was nun die Punkte (c) und (d) - denn auch dieser bezog sich indirekt auf Salamanca — betrifft, sahen die Beschwerden im einzelnen folgendermaßen aus: (1) S a l a m a n c a habe zu B e g i n n der R e g i e r u n g F e r d i n a n d s als ain wenigere främbde person alle Ämter innegehabt und nach Willkür regiert. (2) Seine Regierung habe dem Gemeinen M a n n wenig nutz und fromen da er sich

310

und

gebracht,

Die von WOPFNER, Quellen IX Anm. 5 angekündigte Publikation in einem zweiten Teilband ist bisher nicht erfolgt und auch in der Jubiläumsliteratur keinem der zahlreichen Autoren abgegangen. Den Landtagsabschied edierte HOFFMANN, Geschichte Tirols XXXVII-XLIV n.XVI nach einer Abschrift (Ferd. Dip. 1063 fol. 65). Das Folgende nach TLAHs. 1874 („Tirolische Empörung") fol. 62r-63r = Landständisches Archiv, Verhandlungen der Landschaft 2 fol. 21rv. Vgl. WOPFNER, Innsbrucker Landtag 137ff.

164

Die Anklage

(3) persönlich bereichert habe. (4) Ferdinand wolle auf Rat Salamancas fremdes Kriegsvolk zu ainer straff des lannds nach Tirol bringen lassen, - zumindest sei diesbezüglich ain gemain geschray entstanden.

Die Antwort Ferdinands auf dieses Ansinnen ist durch Mißtrauen und Ratlosigkeit bestimmt. Während er sich in der Frage des unverfälschten Evangeliums zu Zugeständnissen bereit erklärt, vermutet er bezüglich (c) und (d), der gmain man mocht villeicht grundts der sachen nit wol bericht sein, er werde jedoch, dieweil der gmain man in disem land ab inen dermessen beswerung tregt, einen zufriedenstellenden Ausweg finden. Ganz anderen Voraussetzungen entstammen die Forderungen betreffend Salamanca im Artikel 46 des Meraner Landtages: Auch hier soll der Schatzmeister mit seinem leib und guet aus dem land gethan werden, wobei ihm alle (!) Herrschaftssitze, Güter und Gerichte abzunehmen und dem Landesfürsten zurückzustellen wären 311 . Nicht erwähnt werden die Regierungsfunktionen, die „Abschaffung" beschränkt sich auf den Territorialbesitzer Salamanca. Bringen wir die Forderungen beider Landtage bezüglich Salamancas mit dem erwähnten originären Anliegen einzelner Tiroler Gerichte in Verbindung, dann erscheint die Motivierung am Innsbrucker Landtag wie ein nachträglicher Kommentar zu der Sonnenburger Forderung („politische" Ausschaltung), während der betreffende Meraner Artikel die Konsequenz angeblicher persönlicher Übergriffe, der Waffenverlagerung, darstellt. Diese Unterscheidung bietet die erste Handhabe, den Wust von Anklagen auf verschiedenartige Wurzeln und Interessensphären zurückzuführen. Auf einem neuerlichen, vom 12. Juni bis 21. Juli in Innsbruck abgehaltenen Landtag fehlte der geistliche Stand, es überwog das radikale Element 312 . Die landesfürstlich-ständischen Gegensätze entzündeten sich vor allem an finanziellen, kirchenpolitischen, gerichtlichen und wirtschaftlichen Fragen. Obwohl den Ständen am 22. Juni die noch zu besprechende Verteidigungsschrift Salamancas zugestellt wurde, wird diese in der ständischen Replik auf die Vorwürfe Ferdinands 313 mit keinem Wort ausdrücklich erwähnt; allerdings wird der ständische Widerstand damit begründet, daß der Gemeine Mann erst dem Landtagsabschied vom 27. Mai gemäß ersättigt 311 WOPFNER, Quellen 45; zum Meraner Landtag BÜCKING, Gaismair 71, SCHMIDT, Frühkapitalismus und Zunftwesen 107. 312 313

Zum Folgenden WOPFNER, Innsbrucker Landtag 9 4 - 1 2 7 . Vom 26. Juni: TLALTA 2, Mappe „Landtagsakten 1525-1527" fol. 74r = ib., Mappe „1525, aus dem Trienter Archiv" (unfol.).

165

Gabriel von Salamanca

werden müsse, ehe man zu einer Übereinstimmung gelangen könne 314, was in der Literatur auf die Entfernung Salamancas bezogen wurde 315 . Dabei sind jedoch folgende Fakten zu erwägen: • In seiner Duplik vom 3. Juli droht Ferdinand: Die letzte für Ungehorsame erlassene Amnestie erstrecke sich nur auf die unteren Stände, - was doch deutlich erkennen läßt, daß der Widerstand gegen die erarbeiteten Artikel lediglich vom Adel - der Klerus war ja nicht anwesend - ausging316. • Einen Tag nach Ende des Landtags, am 22. Juli, vereinbarte Ferdinand mit den Ständen die Einsetzung eines ständischen Ausschusses, der neben dem Hofrat unter anderem befugt sein sollte, die Städte und Gerichte zur Zustimmung zum „Durchzug" von Truppen nach Italien, die selbstverständlich auch für die Bestrafung der Aufständischen bestimmt waren, zu überreden. • In diesem Zusammenhang ermächtigte Ferdinand das Regiment zu finanziellen Reformen, besonders zu direkten Verhandlungen mit den Fuggern zwecks Auslösung der Tiroler Silbergruben, wobei jedoch der Wert der Verschreibung gewahrt bleiben müsse 317 . Es fällt auf, daß auch in diesem Separatabkommen, in dem es Ferdinand anscheinend gelang, den Adel, dem er soeben noch unverhohlen gedroht hatte, von den unteren Ständen zu trennen, von Salamanca nicht die Rede ist. Unterdessen war jedoch jene Verteidigungsschrift des Schatzmeisters bei den Ständen eingelangt, die bereits Hollaender ausführlich besprochen und ediert hat 318 . Es genügt daher eine knappe Zusammenfassung im Klartext ohne die zeitübliche, hier ohnedies nur sparsam angewandte Phraseologie: (1) Salamanca habe erfahren, daß er von etlichen Personen vielleicht aus neid und sonnderlichen anligen ihres aigens willens bezichtigt worden sei, er habe zu Beginn der Herrschaft Ferdinands alle Ämter regiert, damit den Gemeinen Mann geschädigt und sich selbst bereichert, fremdes Kriegsvolk in das Land und Waffen außer Landes gebracht.

314 316 316 317

318

Antwort der Stände, 1525 Juli 1: ib., fol. 80r bzw. unfol. So JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 1 0 ; WOPFNER, Innsbrucker Landtag 1 2 7 . Vgl. MACEK, Zu den Anfängen 189. TLA LTA 2, Mappe „Landtagsakten 1525-1527" fol. 116r-117v; danach W O P F N E R , Innsbrucker Landtag 137-140. Edition bei HOLLAENDER, Salamanca 2 3 - 2 5 (nach Münchener Kopie). Die ib. 2 2 erwähnten Kopien liegen am Ende der unfol. Mappe TLA LTA 2, „Landtagssachen von Tirol".

166

Die Anklage

(2) Er, der von Jugend an Ferdinand ehrlich gedient habe, bestreite dies und sei bereit, sich unter angemessenen Umständen zu verantworten. (3) Zu dem Vorwurf, er habe sich als Schatzmeister bereichert, sei zu erklären: er habe (a) seit Amtsantritt nicht mehr als 70-80.000 fl. aus Tirol erhalten, da alles, was darüber hinausging, noch aus der Zeit Maximilians I. her an Kaufleute verschrieben war; (b) kein Kammergut, weder Herrschaften noch Bergwerke, verpfändet oder verkauft, vielmehr bei den Kaufleuten erwirkt, daß sie bis in hunderttausent marckh silber dem Landesfürsten freiwillig zur Verfügung stellten. (4) Betreffend seine Geschäftsführung als Schatzmeister habe er (a) mehr als einmal vorschriftsgemäß Rechnung gelegt, (b) dabei niemanden geschädigt oder begünstigt, (c) bei notwendiger Aufnahme von Kredit möglichst geringe Interessen ausgehandelt, wie aus den Abrechnungen zu ersehen sei. Dadurch sei (d) weder dem Haus Österreich noch der Grafschaft Tirol byß auff gegenwurttig emperung irgendein Schaden erwachsen. (5) Was ihm der Landesfürst in Anerkennung seiner Verdienste bisher an Besitz übergab, habe Salamanca erst von den darauf ruhenden Verpfändungen entlasten müssen, wobei das meiste in landesfürstlichem Eigentum verblieben und nur Lehen Salamancas geworden sei. (6) Die erwähnten Waffen (Geschütz und Pulver) seien nicht in das Ausland, sondern von Innsbruck nach Rattenberg und Kufstein verbracht worden. (7) Salamanca habe nie die Absicht gehabt, fremdes Kriegsvolk nach Tirol zu führen. (8) Er habe in Tirol nie nach Willkür regiert, denn Ferdinand sei von Gott mit solhem verstandt, vernunfft und tugenden versehen, daß er keinen regirer brauche und Salamanca nur in dienender Funktion dem Fürsten nützlich war. (9) Die Landschaft möge daher allen Verleumdern entgegentreten und Salamanca schriftlich antworten. Diese im letzten Punkt gewünschte Antwort ist jedoch, soweit dies den Quellen zu entnehmen ist, erst viel später erfolgt. Auch mit dem Landesfürsten wurde über die „Verteidigungsschrift" - diese Bezeichnung ist insofern irreführend, als dem Schatzmeister allem Anschein nach keine Anklage zugestellt wurde, er vielmehr aus eigener Initiative zu den am Innsbrucker Mai-Landtag erhobenen Vorwürfen Stellung nahm - vorerst nicht diskutiert. Die Tiroler Stände, besser gesagt die Adelskurie, vermieden also zunächst den Dialog mit dem Schatzmeister und mit dem Fürsten über den Schatzmeister, - und dies gerade zu jener Zeit, als sie den entscheidenden Schritt gegen Salamanca in die Wege leiteten. Bald nach dem 22. Juli, in Ansätzen wohl noch während des Innsbrucker Landtages, entstand eine Instruktion für die Tiroler Ausschüsse zum Generallandtag, in der ausführlich zu Salamancas Schrift Stellung genommen 167

Gabriel von Salamanca

und diese Replik in ein phantasiereich konstruiertes argumentatives Umfeld eingeschaltet wird319: Die Landschaft von Tirol, heißt es hier, habe sich, on allen ruemb zu reden, viel mehr Verdienste um Ferdinand erworben als der ainige man, was folgendermaßen begründet wird: Die wällischen fursten und potentaten hätten sich bereits in Praktiken gegen das Haus Osterreich verbündet, als durch Truppen, die der Landesfürst u n d d a s L a n d Tirol aufgeboten hatten, die wällische empörung in Valsugana und auf dem Nons niedergeschlagen wurde, - wie in Zeiten Maximilians I., der dann, wenn er von anderen im Stich gelassen wurde, mit Hilfe seiner Tiroler im wellischen landt siegreich blieb. Diesen Erfolg aber hatte die reputation, ansehen oder sorg, so man gegen des schazmaisters person in Italia tregt, nicht bewirken können, und in Folge davon werde Salamanca, wie man auch schon vernommen habe, nicht ruhen, unz er sich an der graffschafft Tyrol gerechen habe. Die Landschaft kenne Salamancas hizig gemuet und wisse daher, daß er aus Rache Karl und Ferdinand gegen das Land aufhetzen, die Angehörigen des Landadels vom Hof fernhalten, Bergwerke und Kammergut ruinieren, Uneinigkeit zwischen den Ständen schüren und schließlich die Grafschaft durch fremdes Kriegsvolk verheeren lassen werde.

Nun folgt ein Themenwechsel, es geht nicht mehr um die Nemesis, sondern um den Grund- und Herrschaftsbesitzer Salamanca, im speziellen um die Frage, ob Herrschaftsrechte, welche dem Schatzmeister wider prauch und wider des hochloblichen haus Osterreich und etwo gemain lannden freyhaiten übertragen worden seien, nicht angefochten werden könnten. Die Begründung: Salamancas Herrschaften lägen zum Teil an der Grenze zu Venedig, auf etlichen von ihnen befänden sich auch Bergwerke. Sollten deren Erträge nun, wie etwa in Schwaz und anderswo, ansteigen, dann würde dies ein Zunehmen des Arbeitspersonals (der manschafft) und der Einnahmen zur Folge haben und damit ein bedeutendes grenznahes Wirtschaftspotential entstehen. Und dann könnte Venedig mit dem Besitzer dieses ökonomischen Faktors ein Abkommen (einen verstannd) eingehen, wovon böse Folgen für den österreichischen Landesherrn und die Erblande zu erwarten wären. Man solle sich deshalb an den alten Brauch halten, keine Herrschaft, die über Bergwerke verfüge, dem Haus Osterreich durch Verkauf oder in anderen Wegen zu entfremden ...32°.

319

320

Original der Instruktion in TLA LTA 2, Mappe „Landtagssachen von Tirol" (unfol.); eine gedrängte Zusammenfassung bei MAYE, Generallandtag 40ff in den Anmerkungen. Bereits mit Vertrag 1524 August 26 hatte Salamanca zu Gunsten Ferdinands auf alle im Bau befindlichen und bereits bestehenden Bergwerke auf seinen Besitzungen, also vor allem in der Grafschaft Ortenburg, verzichtet: GB 21 fol. 150r-151v = GB 23 fol. 152v-153r, 156v. Uber die weitere Entwicklung dieser Abmachungen siehe unten S. 399f.

168

Die Anklage

In den folgenden Absätzen wird zu der „Verteidigungsschrift" Salamancas Stellung bezogen: (ad 1) Salamanca werde darüber (betreffend den Neid etlicher Personen) aufkommendem Generallandtag informiert werden, daß sowohl die Angehörigen der Landschaft als auch die Reichsstände vom Kurfürsten bis zum Ritter mitsambt der merer tayl seiner swaher ... ain besonnder freyd und wolgefallen und kain enndtzizen darab emphahen und haben wurden. (ad 2) Das jugentlich wesen des Schatzmeisters interessiere die Stände ebenso wenig wie sein Herkommen (!), es lohne sich nicht, für die Aufklärung dieser Frage Zeit und Mühe zu opfern; die Stände würden an gluckh und wolfart Salamancas außerhalb Tirols kain mißfallen tragen. Hinsichtlich seiner Amtstätigkeit in den Erblanden aber genüge die Aussage der am Generallandtag versammelten Ausschüsse, das Zeugnis der Geheimen Räte hingegen sei unerheblich! (ad 3a) Das von Salamanca angegebene Einkommen von 60-70.000 fl. sei nur dann richtig, wenn man es als Summe des Einnahmenüberschusses nach der Tilgung aller alten Schulden (!) einstufe. Die wirklichen Einnahmen betrugen laut Auskunft des Innsbrucker Landtages von 1523 (hier fehlt die Zahl), die Schulden (desgleichen, und dies in der Originalinstruktion!). Tatsächlich habe die Kammer bisher 350.000 fl.321 bezahlt, - und da sollte jetzt kein Geld vorhanden sein? (ad 3b) Die Aussage Salamancas, er habe in Tirol weder Herrschaften noch Schlösser verpfändet, sei insofern ergänzungsbedürftig, als er sehr wohl bereits belastete Objekte zusätzlich belastet habe. Abgesehen davon sei die Verpfandung zu Zeiten Maximilians I. zum Schutz des Landes notwendig gewesen, - das yezt nit ist. Die Tatsache schließlich, daß Salamanca von Kaufleuten Silber erwarb, wäre an sich erfreulich, werde jedoch dadurch entwertet, daß die diesbezüglichen Verhandlungen nicht öffentlich stattfanden. (ad 4) Die Punkte (a), (b) betreffend Rechnungslegung sowie (d) betreffend möglichen Schaden für das Haus Osterreich und für Tirol bleiben unwidersprochen, hingegen zu (c) betreffend geringe Verzinsung aufgenommener Kredite: Die Stände schätzten solher geschickhlichait wol, wüßten aber auch den Grund dafür: Als Kanzler (?) fertigte Salamanca seine eigenen (des Schatzmeisters) Urkunden - im selbs zu nuzen (?), da ihm beide Amter anvertraut waren, und hatte damit ain gewunnen spil. Dies führe zu den Schlüssen, daß der Schatzmeister seine händl in aller gehaim hanndlt und nit leyden mag, daz ander seiner hanndlungen wissen tragen, und daß er hochtragenden gemuets sei, da er sonst jedermann Einblick gewähren würde (!). (ad 5) Bezüglich der Belohnung Salamancas durch Ferdinand tappen die Stände völlig im Dunklen. Zweierlei ist ihnen unverständlich, nämlich (a): Wofür hat Salamanca Geschenke erhalten, da er doch weder Besitz für den Landesfürsten 321

dritthalbhunclerttausend, von MAYR, Generallandtag 4 1 Anm. 169

2

mit „250.000" übersetzt.

Gabriel von Salamanca

dazugewonnen noch die Schulden der Grafschaft Tirol zur Gänze abgelöst hat? Und (b) die Kernfrage: Wofür nahm Salamanca das Geld? Es sei zwar bekannt, daß Ferdinand, ehe er nach Osterreich kam, Salamanca ain uerschreibung umb alle (!) lehen und zoll aller erblander auf dessen Drängen gegeben habe, aber auf welchem Weg erfolgte diese Ablöse, wo doch jedermann des Schatzmeisters vermugen und erblich einkumen, so er, vor und ee er zu FDt. diennst komen, gehebt hat, unverporgen ist (!) ? (ad 6-7) In den Fragen der Waffenausfuhr und der Verlegung fremder Truppen nach Tirol sehen sich die Stände zu einem Rückzieher genötigt, ja sie bekennen sogar, es sei dem Schatzmeister darumb zu dannckhen, daß er guten Willen in Frage des Kriegsvolkes gezeigt habe. (ad 8) In diesem Punkt (ainig und gewaltig Regierung) habe sich Salamanca verraten, indem er ungeursacht diese Frage in sein Defensivprogramm aufgenommen und also zierlichen angezogen habe. Denn auch sie hätten natürlich die Tugenden des Fürsten längst erkannt, nur: sie wollten diese on yemands Verhinderung... geniessenl (ad 9) Hinsichtlich angeblicher Verleumdungen stellen die Stände die zumindest formal berechtigte Frage: Wer sind diese Personen?

Der ainige man Wir gelangen nun zur entscheidenden Quellenbasis aller jener Aussagen, welche das Salamanca-Bild in der Historiographie geprägt haben, nämlich zu den Eingaben der Ausschüsse im Rahmen des Generallandtags von 1525/26, besonders zu jener, die am 31. Dezember 1525 dem Landesfürsten präsentiert wurde 322 . Sie bildet das Kernstück der „Anklage", wobei die angeblichen Missetaten des Schatzmeisters zunächst nicht direkt beim Namen genannt, sondern aus den Axiomen politischer und finanzieller Zerrüttung der Erblande deduziert werden. Vertraut man kritiklos dieser imponierenden zeitgenössischen Analyse eines gescheiterten Regimes, dann wird man sich der Ansicht, die Krise der frühen zwanziger Jahre sei durch das selbstherrliche Schalten eines ainigen Mannes heraufbeschworen worden, nicht entziehen können. Michael Mayr 323 besaß dieses Vertrauen und schaltete sich aktiv in den Uberlieferungsprozeß ein: Seine Wiedergabe dieses Dokuments verrät bei der Konfrontation mit dem Original fragwürdige Selektionen; Formulierungen, aus denen - auch im Rahmen der zeitüblichen Ausdrucksweise - plump vertrauliche Pressionen mit unverhohlenem Fingerzeig auf die überlegene ständische Position dieses Jahres erkennbar 322 323

HKA LTAr.Nr. 53 fol. 63r-92v. Generallandtag, passim.

170

Die Anklage

sind, werden zumeist eliminiert. Bedenklich erscheint, daß dadurch das Raffinement der Beweisführung in seiner Kombination von kompromißlosem Zielstreben und breiter Biederkeit verloren geht. Gerade dieser Unausgewogenheit versucht die folgende Inhaltsangabe - wenngleich mit vielleicht ermüdenden Zitaten - abzuhelfen. Der ständischen Argumentation vorauszusetzen ist das Bekenntis Ferdinands, er habe außerhalb der Erblande die so dringend benötigten Mittel, zumindest in der erforderlichen Höhe, nicht aufbringen können (fol. 66r). Wie aber kam es dazu, fragt man sich, daß die Flucht in die Ressourcen auswärtiger Geldgeber überhaupt versucht werden mußte? Als Ferdinand die Regierung der Erblande übernahm, war dies für die Untertanen ain unaussprechliche herzliche groß trostliche frolockung und fraidt gewesen, welche allerdings bald durch eine Vertrauenskrise zerstört wurde (fol. 68v-69r). Das führte dazu, daß einerseits die Feinde Österreichs ir entsitzen, sorg und forcht, so si sonnst gehabt, verloren und widerwerttige pratiekhen anzettelten und daß andererseits beim Gemeinen Mann bald Gefühle von Verachtung und Empörung die gewohnte Untertanentreue verdrängten. Jetzt erst erfahren wir den Grund für diesen Gesinnungswandel in In- und Ausland: Kurfürsten, Fürsten und andere Anhänger des Hauses Österreich im Reich hätten mit Bestürzung erkannt, daß sie durch annderer nation frembde personen regiert würden (fol. 69r). Ferdinand wäre längst zum römischen König gewählt worden, hätte er sich am Reichstag mit ansehlichen tapfern personen von gepurdt eerlichen herkumens aus dem Reich und den österreichischen Erblanden zur Schau gestellt (fol. 69rv).

Wenn damit der Eindruck eines Gegensatzes zwischen einer erfolgreichen „fremden" Clique und beiseitegeschobenen „Inländern" entsteht, wird nun (fol. 69v—70r) diese erste Gruppe auf aine ainige person der erblannden frembder nation eingeengt; und diese (vorläufig noch anonyme) Person habe verschuldet, das EFD ir selbs angebornen tugendt, darm.it EFD von got reichlichen begabt, nit prauchen, auch derselben macht und hochait nit erkanndt, besonnder des gewalts, ire erbliche lannd und leut..., wie ainem hochloblichen fursten zu thun gepurdt ..., zu regieren und zu hanndln verhindert worden ist. Kein Wunder, daß der Landesfürst von seinen Untertanen als für främbt gehalten und geacht wird (fol. 70rv).

Daneben aber - und hier kehrt man zur finanziell-ökonomischen Seite zurück - sei das Vermögen Ferdinands (das sich demzufolge ursprünglich in guter Ordnung befunden haben muß) durch die beispiellose Konzentration aller maßgeblichen Amter in einer Hand dermassen verwikelt, vermengt, in Unwissenheit

und in unmüglichait

gepracht

schlissen zu werten sei (fol. 70rv).

171

worden,

d a ß es n u n a l s ver-

Gabriel von Salamanca

Hier folgt ein interessanter Exkurs über die Postúlate an eine antagonistisch strukturierte Regierung: Die obersten Amter, besonders Schatzmeister und Kanzler, seien underschidlicher und widerwertiger natur und aigenschafft, sie haben einander zu beobachten und zu kontrollieren; oberste Finanzverwaltung und Kanzleileitung dürften ohne verhängnisvolle Mißerfolge nicht auf eine Person konzentriert werden (fol. 71rv).

Somit ist klargestellt, wer eigentlich gemeint ist. Der Schatzmeister habe verständlicherweise (im Hinblick auf die skizzierte Gewaltentrennung) jedes Aufkommen eines von ihm unabhängigen Regierungsamtes verhindert; Hofkanzler habe es seit geraumer Zeit nicht gegeben, was bei einem anderen Fürsten - wie klanig stannts der sein mag - unvorstellbar wäre. Hofrat und Regierungen in allen Erblanden wurden nach Salamancas Gutdünken besetzt, kein Kanzler, Vizedom, Kammermeister oder Amtmann habe nennenswerte Autorität, denn alles sei nach seinem Willen passiert, verzaichnet und versigelt worden. Und welches Amt, vom höchsten bis zum niedrigsten, habe bisher mehr den Befehlen des Fürsten als denen des Schatzmeisters gehorchen müssen (fol. 71v)? Hand in Hand mit dieser Destabilisierung der althergebrachten Ordnung in der fürstlichen Regierung — die sich vor allem darin äußert, daß treue Beamte geschoben, ungeacht und verschupfft werden - gehe eine Neubesetzung der wichtigsten geistlichen (!) und weltlichen Ämter mit suspekten, eigennützigen Existenzen, als deren Prototyp der Venezianer Balbi bezeichnet wird (fol. 72r-73v) 324 . Dies alles erscheint zwar schlimm genug, wäre aber gerade noch zu tolerieren, würde der Ruin der überkommenen Ordnung durch handgreifliche Vorteile des fürstlichen Ansehens und Vermögens egalisiert. Wie aber steht es damit? Wo sind die Königreiche, Herzogtümer, Graf- und Herrschaften, die Salamanca durch seine grosse beruembte geschickligkait gewonnen habe? Worin manifestiert sich die Vermehrung oder auch nur Stabilisierung der fürstlichen Einkünfte? Während die erste Frage unbeantwortet bleibt - sie erledigt sich ja von selbst im Hinblick auf die seit den Brüsseler Verträgen stagnierenden Verhältnisse — provoziert die zweite einen neuerlichen belehrenden Exkurs: Salamancas Patentlösung beschränke sich auf die Verpfändung (hinlassung und Verzinsung) der landesfürstlichen Kammergüter: paumgarten, wisematten, äcker, weingartten, see und weyer oder der zollen und ämbter, die Nachteile dieses Prinzips liegen auf der Hand: Zölle und Mauten werden entfremdet und überlastet, der Verkehr auf andere Wege umgeleitet (hanndtierung und hanndlung auß dem

324

Siehe oben S. 28 und unten S. 217f.

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Die Anklage

landt enntzogen), Fischteiche ausgefischt und zerstört, die Wälder, deren finanzieller Ertrag allerdings gering ist, der wollust des hochloblichen fursten entzogen. Das dieser Entwicklung zugrundeliegende Finanzsystem gebe sich daher als reine spitzfundigkait des Schatzmeisters zu erkennen, der damit mühsam Geschaffenes zerstöre und dem Fürsten Schimpf und Schande bereite (fol. 73v). Und nun expandiert die Beweisführung in die kritische Zone politischer Folgewirkungen: • Verunsicherung und Aufruhr der Untertanen leiten sich nach den Erfahrungen des Tiroler Bauernaufstandes aus diesen Maßnahmen des Schatzmeisters her (bes. fol. 84v). • Was die gewaltige regierung eines fürstlichen Beraters ohne entsprechende Kontrolle bewirken kann, zeige der Fall Morone im Herzogtum Mailand, der bei Existenz einer ansehnlichen Ratsbehörde nie hätte erfolgen können (fol. 74rv). Diese Kumulation von innen- und außenpolitischen Rückschlägen und Risken ohne anderweitigen Vorteil des Fürsten führt zwingend zur Frage nach dem cui bono; des Rätsels Lösung liegt, wie zu erwarten war, im Eigennutz des Schatzmeisters. Salamanca habe in kürzester Zeit einen derartigen Besitz angehäuft, ya auch mit vil dappfern summa gelts landesfürstliche Pfandschaften eingelöst, daß man sich fragen müsse, woher dieses Geld stamme, ob nicht Machenschaften zum Schaden der Erblande dafür die Voraussetzung bildeten, — dieweill doch sein gepurd und herkumen wissentlichen und er solhs (gelt) in diese lannd nit pracht, von seinen eitern solhs nit ererbt noch uberkumen ... Der geradezu fürstliche Prunk, den Salamanca in seinem Lebensstil entfalte, stehe in krassem Gegensatz zum finanziellen Abbau des erbländischen Vermögens. Und deshalb werde es den Ständen schwerfallen, diesen Zustand in die lenng zu gedulden (fol. 75r). Nach dieser unverblümten Warnung an die Adresse des Landesfürsten verflacht die bisher kunstvoll konstruierte Beweisführung. Wiederholungen und Ubertreibungen wechseln mit wenig überzeugenden Argumenten. Charakteristisch für die Sicht der Stände ist etwa die Bemerkung, daß man ein solches Vermögen, wie es Salamanca besitze, nicht durch eine fünijährige Amtsführung, sondern nur durch ein geistliches Lehen oder durch Heirat erwerben könne (fol. 75v), oder: Wenn es so weitergehe, werde Salamanca in zehn Jahren viel reicher sein als der Landesfürst selbst (fol. 76r). Ein Jahreseinkommen von 1.000-3.000 fl. wäre im Hinblick auf die Erschöpfung des Kammergutes nicht eine fürstliche, sondern eine geradezu kaiserliche Begnadung - zu geschweigen was schazmaister extraordinari mit merklichen EFD und derselben erblannden schaden uberkomen, davon EFD vielleicht yezt kain wissen hat (fol. 76v-77r). (Was wenige Seiten vorher noch als vage Vermutung geäußert wurde, hat sich also hier bereits zur Tatsache gefestigt!) Sobald Ferdinand die Regierung übernehmen werde, würden ihm diese 173

Gabriel von Salamanca

Geldquellen, über welche jetzt Salamanca verfüge, selbs in die hannd fliessen (fol. 77r). Diese Verdächtigungen und ökonomischen Erwägungen werden ergänzt durch Maximen zur Regentenmoral, die eher einem mittelalterlichen Fürstenspiegel als einer ständischen Stellungnahme zu finanziellen Forderungen zu entstammen scheinen: Mit Kummer müssen die getreuen Untertanen konstatieren, daß ein Landfremder beim Fürsten in höherem Ansehen stehe als sie selbst, deren Vorfahren für das Haus Osterreich ihr Blut vergossen haben. Derartige Zustände aber seien auch bei mächtigen Fürsten nie von langem Bestand gewesen, denn: Wann von der natur solher der mensch angelernt und bericht wirdet, das das haubt zu den glidern seins leibs in ainigkait und lieb verhafft, aines dem andern, alls sich gepurt, hilff und handraichung thuet, sy baide wol und in stättem wesen bestandiglichen besten werden; herwider so das haubt in widerwerttigem willen mit den glidern befunden, sy baid in grossen abfal, gefer oder abnemen khumen werden ... (fol. 77rv). Oder, gleich darauf, in anderer Abfolge: Die Regententugenden, mit denen Ferdinand von Jugend an in Überfluß begnadet sei, blieben ungenutzt, da sie von Salamanca niedergedruckht wurden, - was man nicht nur in den Erblanden, sondern auch in anderen Ländern nach gemeinem geruech und geschray erkenne. Da aber alle diese Wahrnehmungen zur Zeit nichts fruchten, müsse eine höhere Instanz, der Allmächtige selbst, stund und zeit für einen Gesinnungswandel des Fürsten bestimmen (fol. 77v-78r). Und diese Stunde der Erleuchtung, wäre zu ergänzen, sei nun durch die ständische Initiative gekommen, allerdings im letztmöglichen Augenblick. Denn die Vertrauenskrise zwischen Fürst und Untertanen manifestiere sich bereits darin, das EFD kain regierung, kain ratt, kain wesen, kain glauben noch gwalt an den ainigen man gehaben, das auch alle formlichen Ordnungen dermassen zerrutt und die einkomen deren camer dermassen vermengt seien, daß man ohne Salamanca nichts furnemblichs mehr unternehmen, ja nicht einmal den Landesfürsten über den Stand der Dinge informieren könne. Kein Wunder, daß die stets getreuen - die Berechtigung dieses Epithetons wird wortreich nachgewiesen - Untertanen in Verachtung zu ierer verklainerung erwachssen und khumen sindt (fol. 78r). Es folgt ein dritter, diesmal historischer, Exkurs (fol. 79v-83v): Die Beratung des Landesfürsten ist nicht nur Recht, sondern auch Pflicht der Stände. Dies habe sich bereits unter Kaiser Friedrich III. als Vorteil erwiesen (hier werden keine konkreten Beispiele angeführt), besonders aber bei Erzherzog Siegmund von Tirol, der durch Absetzung eigennütziger Räte auf Verlangen der Stände das Ärgste verhindern konnte. Eine ähnliche Räte-Eliminierung sei unter Maximilian I. erfolgt, und auch Karl V. habe in den Niederlanden Schwierigkeiten gehabt, weil er mit den Hochteutschen, also Räten, die einer frembden nation entstammten, regierte. Dies beweise, daß sich ein Fürst unzuverlässiger Räte 174

Die Anklage

sehr wohl entledigen dürfe, und auch Ferdinand stehe natürlich dieses Recht zu. Statt nach dem Urteil eines allmächtigen Beraters könne er sich dann aus eigener Weisheit entschließen. Dem Alleingang fürstlicher Regententugend seien allerdings, wie die Vergangenheit lehrt, Grenzen gesetzt. Wieder ist es das goldene Zeitalter Maximilians I., die Epoche der Harmonie zwischen Fürst und Untertanen, in der die Erblande, on allen ruemb zu reden, durch ständische Beratung in merer ansehen, auffnamen und reichthuemb kumen und gewachsen, dann si bey anderen fursten von Osterreich gewesen sein. Für diese reibungslose Zusammenarbeit - man könnte rückblickend sagen: als Patentlösung für alle damaligen und noch entstehenden Dualismusprobleme - sei maßgebend, das erzelt zwo fruchten (der Vorteil der Erblande und das Einvernehmen der Stände mit dem Fürsten) aus ainem grundt und ursprung erwachsen seien, nämlich: (a) Da die Stände stets auf den Vorteil des Kaisers und der Erblande bedacht waren und der Kaiser andererseits nit verhez noch zu Ungnaden entschieden habe, war es selbstverständlich, daß die Stände ihrem Herrn, als er die Erblande zu besweren willens gewesen (!), von diesem Vorhaben abrieten. (b) Als der Kaiser aber auß anligender not finanzielle Hilfe beanspruchte, waren die Stände dazu ohneweiteres bereit. Was daraus folgt, ist eine heile Welt des Regierens, ein Modell, das für jeden Herrscher, also auch für Ferdinand, praktikabel sein müßte, - unter einer Voraussetzung allerdings: daß er sich dits ainigen mans ledigen werde. Nur durch dieses Personalproblem seien die Stände in derartige Bedrängnis geraten und gezwungen worden, iren getreuen rat und underthänige extraordinari hilff, welche nur aus lieb und underthenigem willen der erblande dann in anndern weg erlangt werden mueß, zu versagen (fol. 83v-84r). Sollte sich Ferdinand — besonders unter dem Eindruck des durch Salamancas Schuld entfesselten Bauernaufstandes - dazu bereit erklären, dann gebe es keinen Grund, am Aufschwung der Erblande zu zweifeln: Alles werde wiederum in Ordnung kommen, die Schulden werden getilgt werden, die landesfürstlichen Einnahmen fließen, der Fürst wie in alten Zeiten geehrt und geliebt werden (fol. 85r). Allerdings existiere ein weiteres Hindernis, das Ferdinand von der Ausübung seiner bisher von Salamanca niedergedruckhten Regententugend abhalten könne: Seine Statthalterschaft im Reich, eine Aufgabe, die ihm für die Erblande wenig Zeit lassen werde. Dem sei jedoch leicht abzuhelfen: Man besetze die höchsten Ämter (Hofmeister, Marschall, Kanzler, Schatzmeister) mit tauglichen Männern von gepurt und herkumen und errichte ainen staten, dapffern, ansehlichen hoffrat mit mindestens drei Amtsträgern aus dem Reich und je zwei aus den Erblanden; dieser Hofrat soll für alle Rechtsfälle - auch in Sachen des Kammerguts - sowie für alle geheimen Gegenstände kompetent sein und über alles, was in den Erblanden vorgeht, informiert werden, wodurch man den Fürsten verschonen und mercklicher last entladen können werde (fol. 175

Gabriel von Salamanca

85v-87r). Ebenso sei es notwendig, eine funktionsfähige Kanzlei samt Registratur zu installieren und mit mindestens drei Sekretären für das Reich und die Erblande zu besetzen, wobei dem Fürsten eine Sondervollmacht konzediert wird: mit den hispanischen und den wellischen sachen wais EFD der notturfft nach wol gnediges einsehen ze thuen (fol. 87v). Ferner sei es ein Gebot der Stunde, einen teutschen hoffstat sowie Regierungen für die einzelnen Ländergruppen zu errichten (fol. 88r-89r). Und alle diese Behörden hätten nichts anderes zu raten und zu behandeln dann allain alles des so zu EFD ere, auffnemen und wolfart dienen und raichen mag (fol. 89r)325. Und am Ende dieser umfangreichen Eingabe wird nochmals unmißverständlich die Position des gesamten Elaborates im ständischen Konzept fixiert. Sollte Ferdinand diesen Komplex von Ratschlägen akzeptieren und sich außerdem nach zusätzlichen pesonnder beswärden der Erblande rich-

ten, wellen alsdann die getreuen erblannd EFD ... weg, mitl und hilff gehorsamlichen anzaigen ... (fol. 92r). Der Entlassung Salamancas und den geforderten Maßnahmen sollte also Weiteres folgen.

Uberdenkt man dieses Vorbringen generell, ohne zunächst auf Details einzugehen, dann erscheinen drei Punkte der Argumentation besonders auffällig: 1.

Das gesamte Anraten, schließlich auch Anerbieten, hat, wenn auch nur indirekt in eine ultimative Formel gebracht, die Ausschaltung Salamancas zur Voraussetzung. Eine Kompromißlösung, welche die gewünschten Reformen mit dem Verbleiben des Schatzmeisters, in welcher Funktion auch immer, vereint, wird nicht ins Auge gefaßt.

2.

Für die Theorie frühneuzeitlicher Verfassungsentwicklung ist interessant, wie in diesem Elaborat mit den Kategorien staatstragender und staatsformender Kräfte umgegangen wird. Der gewohnte Dualismus erscheint hier eher als Trialismus mit flexiblen, zum Teil austauschbaren Positionen. Der österreichische Landesfürst und das Haus Osterreich 326 spielen dabei die führende Rolle, die anderen Posten verteilen sich auf die Stände und die Gesamtheit der Erblande. Sobald vom Wirken der Stände die Rede ist, stehen diesen der Fürst, die Casa de Austria und die Erblande als Nutznießer gegenüber. In anderem Zusammenhang wiederum zeigen sich die ständischen Ausschüsse als Sublimat eines gesamtösterreichischen Interessenkollektivs gegenüber landesfürstlicher Mißwirtschaft. Eine Besserung kann nur durch einen „neuen Bund" erfolgen, in dem ein von den Ständen dominierter Regierungsapparat mit

325 Vgl. dazu die Ausführungen über die Zentralbehörden, bes. S. 94ff. 326

Uber die Flexibilität, mit der dieser Begriff auch von landesfürstlicher Seite gegenüber den Ständen angewandt wurde, vgl. THOMAS, Karl V. als Landesherr 19.

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der landesfürstlichen Autorität zu einer Einheit gegenüber den Regierten, den erbländischen Untertanen, verschmilzt. Es ist evident, daß eine derart wandelbare Kombinatorik der politischen Ordnung keineswegs den in der Praxis ausgebildeten Verfassungsstrukturen entsprach. 3. Die Kritik, besonders die positiven Anregungen der ständischen Stellungnahme setzen ein totales Vakuum im Ausbau von Verfassung und Verwaltung seit dem Tod Maximilians I. voraus. Die Fehlschläge der letzten Jahre können nur dadurch überwunden werden, daß an die 1519 abgerissene Entwicklung, die problemlose Interessengemeinschaft von Landesfürst und Ständen, angeschlossen wird. Wie diese Vorstellung zu werten ist, wurde zum Teil - unter dem Aspekt der zentralen Instanzen - bereits klargestellt und wird hinsichtlich der Finanzverwaltung noch zu untersuchen sein. Die Klammer, die diese drei prinzipiell nicht unbedingt zusammengehörigen Axiome verbindet, ist die erbitterte Opposition gegen den ainigen man, den alle öffentlichen Funktionen an sich raffenden Grafen von Ortenburg, — und darin stimmt die Eingabe der Ausschüsse mit der Instruktion des Innsbrucker Landtags überein. Allerdings enthielt letztere nur Leitlinien; für die Stilisierung, den Grad der Ausführlichkeit und damit für die Gewichtung des einzelnen Punktes im Rahmen einer umfassenden Stellungnahme bestand, wie die Instruktion wiederholt zu erkennen gibt, hinlänglicher Freiraum. Und dieser wurde von den Ausschüssen nicht nur weitgehend genutzt, sondern zum Teil auch mit neuen Inhalten belegt327. Dies beginnt bereits bei der Präambel: Der abstruse Kausalzusammenhang zwischen den Praktiken der wällischen Fürsten und den Rachegefühlen des Schatzmeisters wird ebenso eliminiert wie die These von der bedrohlichen Grenznähe der Bergwerke. Weiters bleiben die Aussagen, daß sich alle Welt über die Erklärungen der Landschaft freuen müsse (ad 1) und daß man weder am jugendlichen wesen noch an der Herkunft Salamancas interessiert sei (ad 2), auf der Strecke; wie wir hörten, spielten ja gerade gepurd und herkumen in der Beweisführung am Generallandtag eine tragende Rolle. Auf konkrete Zahlen (ad 3a) läßt man sich jetzt gar nicht erst ein, - woher hätte man sie für die niederösterreichische Ländergruppe ohne Salamanca auch nehmen sollen! Es genügt die Feststellung, daß Ferdinands Einkommen verschlissen sei, ohne daß der Genesis dieses Ruins rechnerisch nachgegangen wurde. Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei der Behandlung des Kammerguts (ad 3b): Eine Unterscheidung von echten Verpfändungen und einer Aufstockung des bisherigen Pfandschillings schien für einen flüssigen Verlauf der Argumentation zu sperrig, die systematische Zerstörung des Kammerguts - ohne Nutzen, jedoch zur 327

Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die undatierte Instruktion (oben S. 168f£). 177

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Schande des Fürsten - klang zweifellos effektvoller. Es versteht sich, daß das Lob für den Schatzmeister im Hinblick auf die Silberbeschaffung hier ebenso wenig verloren hatte wie der Rückzieher betreffend die Waffenverlagerung und das fremde Kriegsvolk (ad 6, 7). Besonders deutlich wird der Abstand zwischen beiden Schriften bei der Kritik der Identität von Kanzler und Schatzmeister (ad 4): Die Geschicklichkeit Salamancas in Kreditoperationen (in der Instruktion Ausgangspunkt für diesen Artikel) fällt aus, ebenso der - in diesen Zusammenhang völlig deplacierte - Vorwurf des hochtragenden gemuets; hingegen wird die erwähnte Identitätskritik zu einer vernichtenden Charakterisierung des gesamten, allein auf Salamanca konzentrierten Verwaltungsapparates ausgebaut. Die Ausführungen hinsichtlich der Belohnung (ad 5) bleiben prinzipiell erhalten, werden jedoch rhetorisch ausgefeilt und münden in die unverhohlene Drohung, unter diesen Umständen müsse selbst den bravsten Untertanen der Gehorsam beschwarlichen fallen. Die gewaltige Regierung schließlich (ad 8) kehrt sinngemäß in zahlreichen Passagen wieder und wird mit dem Morone-Beispiel illustriert. Man charakterisiert nun - nicht gerade wörtlich, aber ohne großes Bemühen um diplomatischen Takt — das Verhältnis zwischen dem Fürsten und seinem Favoriten als das einer totalen Abhängigkeit. Zu diesen Abwandlungen der Instruktion, die immerhin durch den Passus mit merer ausfuerung oder ähnlich einigermaßen gedeckt erscheinen, kommen grundsätzlich neue Argumente und Forderungen, etwa 328 : die Verhinderung der Königswahl (fol. 69rv); der finanzielle Vorteil, den Ferdinand bei eigenständiger Regierung haben würde (fol. 77r); das Gleichnis von Haupt und Gliedern (ib.); der historische Exkurs (fol. 79v-83r); Salamancas Verantwortung für die Tiroler Bauernerhebung (fol. 84v); die Forderung nach einer Neuordnung der Zentral- und Länderverwaltung (fol. 85v-90r). Die entscheidende, prinzipiell neue Gewichtung innerhalb des Papiers der Ausschüsse gegenüber der Instruktion gibt sich darin zu erkennen, daß fast auf jeder Seite der „Anklage" direkt oder indirekt das durch Salamanca gestörte Verhältnis des Fürsten zu seinen Untertanen dargelegt, motiviert und beklagt wird. Was in der Instruktion ein Punkt unter vielen war, bildet hier die eigentliche causa, neben der selbst das angeschlagene Ansehen des Fürsten, die Minderung des Kammerguts, die erstrebte Verwaltungsreform etc. nur als daraus deduzierte Größen zweiten Ranges erscheinen. Dieser viel kompakteren Variante lag wohl die Erkenntnis zu Grunde, daß die in der Instruktion angeführten Fakten und Argumente - die noch dazu in einigen Punkten Ansätze zu einer nahezu objektiven Beurteilung enthielten - nicht ausreichten, um am Generallandtag den primären Auftrag der Tiroler Landschaft zu vertreten: die bedingungslose Absetzung des Schatzmeisters zu er-

328

In Klammern die Folioangabe nach dem Original der „Anklage" (wie Anm. 322).

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reichen, bis dahin aber weder mit Ferdinand noch mit den Ausschüssen der anderen Erblande Verhandlungen zu führen. Damit gibt sich schon zu erkennen, daß der Einfluß der übrigen Erblande auf die Anklageschrift unerheblich war, andernfalls hätte es nach Tiroler Auffassung überhaupt zu keinem Gespräch kommen können. Erst die Umstilisierung, Filterung, Anreicherung und inhaltliche Konzentrierung des Instruktionstextes verlieh der Schrift jene Durchschlagskraft, die sie zum moralischen Pendant eines Ultimatums machte: Der „Kopf des Schatzmeisters konnte jetzt nicht nur mit der vordergründigen Bereitschaft zu finanziellen Konzessionen, sondern auch mit einer ethisch-staatsphilosophischen Belehrung des Landesfürsten gefordert werden.

Die ständische Offensive Vielleicht ist bei diesem Versuch, die ständische Argumentation von ihrer unmittelbaren Vorstufe bis zur geballten Anklage hin zu verfolgen, das politischökonomische Umfeld zu wenig beachtet worden. Den ersten Schritt zum Ruin des Landes habe es bedeutet, stellten im Oktober 1525 die am Bozener Landtag versammelten Tiroler Stände fest, daß anfänngklich die mergcklich gottesgab des berckhwercks zu abfal kumen sei; die ganze Wirtschaft sei in den Sog dieses Niederganges geraten, andere, nicht montane, Produkte konnten nicht mehr verkauft werden329. Damit vernehmen wir mit Erstaunen eine mit dem marxistischen Erklärungsmodell übereinstimmende Theorie, über welche noch vor wenigen Jahren zwecks Aufdeckung der Ursachen des Tiroler Bauernkrieges diskutiert wurde330. Tatsächlich war es möglich gewesen, daß Bergknappen und Stände ein Stück Weges miteinander oder zumindest nebeneinander gingen, allerdings dadurch bedingt, daß letztere den Furor der Masse gegen die „parasitäre" Position des Montankapitalismus beanspruchen konnten. Dabei ging es den Ständen nicht um die sozialen und wirtschaftlichen AnHegen der Bergarbeiter, sondern in erster Linie um die Rückgewinnung des „Bergsegens" und damit um die Ausschaltung der Monopolisten, was indirekt auch Salamanca als, wie man meinte, geheimen Gehilfen und Lohnempfänger der Fugger 331 betraf. Dieses Bündnis führte, wie wir hörten, im April zur teilweisen Einbeziehung der bergmännischen Forderungen in das ständische Programm. Damit war Salamanca auf die Rolle eines Defraudanten im Bereich des Tiroler Bergwesens festgelegt. 329

330 331

Ständische Vorlage, 1525 Oktober 30, am Bozener Landtag: TLA LTA 2, Mappe „Innsbruck, Meran", unfol. Vgl. LAUBE, Aufstand 171-179; BUCKLE, Revolution 14f; LUDWIG, Bergleute 23-26, 44ff. Dazu unten S. 320ff.

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Noch in anderer Hinsicht zeigte sich die vorübergehende Einigkeit verschiedener Interessensphären in einer atypischen, für Salamanca verhängnisvollen Kooperation. Primär waren die Beschwerden der Bauern gegen Klerus und Adel - den sie schon 1519 zu todt slagen332 und auch 1525 trotz der Vermittlungsversuche der Gesandten Bayerns und des Schwäbischen Bundes kanntz teuflhaftig aus den Verhandlungen mit dem Landesfürsten ausschließen wollten 333 - , vor allem gegen die wirtschaftliche und judizielle Ubermacht der Grundherren gerichtet. (Daß die unteren Stände den Zugzwang des Grundherrn, der wiederum vom Landesfürsten unter Druck gesetzt wurde, erkannten 334 , ist unwahrscheinlich.) Zum anderen ging es Städten und Gerichten um eine stärkere politische Präsenz im ständischen Bereich, in radikaleren Visionen um eine Gleichheit aller gegenüber dem Fürsten 335 . Angesichts des Gegensatzes zwischen einem „territorialisierten", auf das Bündnis mit dem Landesherrn zählenden Untertanenverband 336 einerseits und den Mediatstufen, Geistlichkeit und Adel, andererseits wäre eine zumindest zeitweise Verbindung der unteren Stände mit dem — wenn wir im Rahmen des Salamanca-Klischees bleiben — autoritätsbeflissenen, dem Tiroler Adel verhaßten Schatzmeister zu erwarten gewesen. Für derartige Berührungspunkte existieren jedoch keinerlei Unterlagen. Diese Abnormität des Mit- und Gegeneinander ist in der Literatur mit gemeinsamen Bestrebungen aller Stände, „die zentralen Regierungsbehörden wiederum Einheimischen zu öffnen"337, erklärt worden. Im faktischen Ablauf der Ereignisse erschwert allerdings eine Vielzahl von Interaktionen, die keineswegs den a posteriori erschlossenen Standesinteressen entsprachen 338 — beispielhaft dafür ist die Zusage der unteren Tiroler Stände, künftige Erhebungen mit Hilfe des Adels zu unterdrücken 339 - die Rückverfolgung einzelner Faktoren der gegen Salamanca erhobenen Pauschalanklage zu ihrem vermeintlichen Ursprung hin. Eine der Wurzeln konnten wir darin erkennen, daß Salamanca für das „kapitalistische" System im Tiroler BergH I R N , Landtage 33ff; WOPFNER, Lage Tirols 2 0 0 . So Karl Trapp an Cles, 1525 Juni 20: CC I 13/4 fol. 19rv, 21r; ähnlich 1525 Juli 10 und 13: ib. fol. 25r-26v. 334 Ygj f E i G L j Krise der Grundherrschaft, passim; id., Ursachen der niederösterreichischen Bauernkriege 202ff; BLICKLE, Revolution 131. Das Modell bereits bei WALLERSTEIN, The Modern World-System 134f. 336 Zum Gesamtproblem aus der umfangreichen, oft widersprüchlichen Literatur vor allem BUSZELLO, Staatsvorstellung 275-290; B U C K L E , Revolution 90,106f; BISCHOFF-URACK, Gaismair 83f; VOGLER, Tendenzen 107ff; FRANZ, Bauernkrieg 1525 in heutiger Sicht 39; SCHULZE, Bäuerlicher Widerstand 65ff. 336 PRESS, Kommunalismus 1 2 6 . 337 BLICKLE, Revolution 1 9 8 . 338 Vgl. PRESS, Herrschaft 178ff, 184ff. 339 Siehe oben S. 162. 332

333

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wesen verantwortlich gemacht wurde, ein Vorwurf, der an sich unberechtigt war, jedoch durch die offensichtliche Begünstigung der Fugger durch den Schatzmeister genährt wurde 340 . Für die Bergknappen, die zum Großteil in der Tradition des risikoreichen Einzel- oder Kleingruppenunternehmertums („Lehnhäuer") standen und der Intensität des in größerem Rahmen programmierten Arbeitsvorganges nicht gewachsen waren 341 , bildete die Ausschaltung des vermeintlichen Fugger-Strohmannes einen verständlichen Part ihres Forderungskataloges. Als sich die Stände aus ganz anderen Motiven dieses Anliegens bemächtigten, dann jedoch dem Landesfürsten ihre Hilfe gegen die unbequemen Gesellen aus den Schwazer Minen anboten, entlud sich der Grimm der um den Erfolg ihres Vorpreschens gebrachten Knappen im Schrei nach Rache an der Gallionsfigur des verhaßten Großunternehmertums, - und für dieses Feindbild schien der suspekte Spanier geradezu geschaffen 342 . Im Bereich der Städte und Gerichte existieren vereinzelte Anzeichen für eine weiter zurückreichende radikale Tradition. Bereits Mitte April 1524 berichtet der sächsische Sekretär Thomas van der Hayden aus Eßlingen, man vernehme hie außen eyn boes geschrey über yn [Salamanca], heyßenyn Salmanhanken, und selbst Salamancas „Schwager" Wilhelm Truchseß meine, es wird noch eyn großen ufruer in oesterreichischen landen und in Schwaben ... machen343. Es gab also spätestens neun Monate vor Beginn des offenen Aufruhrs in den ober- und vorderösterreichischen Ländern eine in Bezug auf Salamanca recht aggressive Stimmung, wobei wir allerdings nicht wissen, von welchen sozialen und lokalen Gruppen diese getragen und verbreitet wurde. Auch die Motive können nur vermutet werden. Es ist naheliegend, daß sich das boes geschrey von 1524 aus dem groß heimlich gemurmel von 1523, wovon anläßlich der Umgestaltung des Tiroler Regiments die Rede war, entwickelte, daß folglich die Keimzelle der Empörung, soweit sich diese gegen den Schatzmeister richtete, nicht in breiten Schichten der Bevölkerung, etwa bei den Bergarbeitern oder in der Bauernschaft, sondern bei jenen zu suchen ist, die schon 1523 mit dem Salamangka wilde sollen aufgestossen haben, also bei den entmachteten oberösterreichischen Regenten 344 .

340 341

342

343

344

Siehe unten S. 320. Vgl. LAUBE, Aufstand 173; über die mobile soziale Schichtung der Bergarbeiter STRÄTZ, Bergmännisches Arbeitsrecht 89ff; LUDWIG, Bewegungen 211; KRADER, Anfänge des Kapitalismus 202-227. Laut Carlo Contarini waren es in erster Linie die Knappen, die die Auslieferung Salamancas forderten; SD 38 307f, 329f. GESS, Akten und Briefe 1 724 n.715. Dazu oben S. 73f.

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Die Sendschreiben und Gedichte, die diese Stimmung ausdrücken, hat bereits Hollaender zusammengestellt 345 : Ein lateinisches Spottgedicht aus Spalatins nachgelassenen Papieren, das noch dem Jahr 1524 angehören soll; ein nicht datierbares Gedicht, in welchem der Schatzmeister an zweiter Stelle, nach Fugger aber noch vor den Bischöfen von Trient und Brixen sowie Fabri genannt wird; eine Supplication, die angeblich ein armes peuerlein aus Tirol verfaßt hat; ferner der schon erwähnte, am 24. April 1524 in Innsbruck angeschlagene Brief, in dem Salamanca in der schwarzen Liste nach den beiden Bischöfen, aber vor Fabri rangiert346.

In summa ergibt diese „Schmähliteratur" (Hollaender) einen Katalog frommer Wünsche für das diesseitige (Pest, Armut, Syphilis etc.) und das jenseitige Leben des Schatzmeisters, läßt jedoch auch die Bereitschaft erkennen, der göttlichen Gerechtigkeit mit entsprechenden Taten nachzuhelfen. Die konkreten Beschuldigungen entsprechen dem zeitüblichen literarischen Grobianismus, sind jedoch inhaltlich - wie es dieser „volkstümlichen" Gattung eigen ist - wenig aufschlußreich: Ob Salamanca als lupus rapacissimus, der die Regierung in Tirol an sich reißen wolle, als schalk, der die Erblande mit krummer finantz und ausleyen übervorteile, oder einfach als einer, der seinen Fürsten beschaysst — wessen man in gleichem Atemzug auch Fabri und den Bischof von Brixen bezichtigt - charakterisiert wird, nach einer Spezifizierung dieser schablonenhaften Vorwürfe sucht man vergebens. Am detailreichsten ist eine Sendschrift der Tiroler Gerichte an alle gemain in den niederösterreichischen Landen, die bald nach der Abreise Salamancas, also etwa in der zweiten Maihälfte, entstanden sein dürfte 347 : Die Empörung der Bauernschaft im Reich, jetzt auch in den oberösterreichischen Ländern und in Württemberg, sei durch pösse aygennutzige regierung fremder hispanischer nación verursacht worden. Man habe zwar aus Mitleid mit Ferdinand und seiner edlen Gemahlin dessen Jugend und unverstandt berücksichtigt, doch sei der Fürst verfurt von vier Männern: den Bischöfen von Trient und Brixen, von Salamanca sowie von dem untreuen schmid, den man nent Faber. Die Schuld Salamancas wird in zwei Punkten präzisiert: Erstens habe er sich auß unserm bluetigen schwaiß (also aus Steuern) ein Fürstentum ergaunert und zuletzt eine herr345

346 347

HOLLAENDER, Salamanca 14ff. Vgl. auch die systematische Übersicht bei K E R N , Zur Geschichte der Volksbewegung 92-95. Die Deprecatio in Salamancam (bei Spalatin) ist ediert von KAPP, Kleine Nachlese 2 633 n.64. In einem an den Landvogt im Elsaß (Wilhelm von Rappoltstein?) gerichteten Schreiben, 1525 Mai 5, werden in der Reihenfolge Salamanca Bischöfe von Brixen und Trient - Fabri für den erwarteten Aufruhr verantwortlich gemacht: JÖRG, Deutschland in der Revolutions-Periode 512f. Siehe oben S. 151. Gekürzte Fassung bei BUCHOLTZ, Geschichte 8 331f, Volltext, jedoch mit beträchtlichen Abschreibfehlern, bei STREIN, Collectanea (NöLA) VIII/5 fol. 55r-56v. Diese Schmähschrift enthält auch den oben S. 131 angeführten Passus asarianisch jud und pößwicht.

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schaft zu Burgundi um 40.000 fl. gekauft; zweitens — und dies wiege noch schwerer - sei der Schatz des Hauses Osterreich durch ihn ferfüret worden: Silber und Kleinodien, sogar die der Fürstin, habe man über Innsbruck weckhgeführt und auch die Siegel der alten herrn von Osterreich wurden eingeschmolzen. Und dann das eigentliche Anliegen des Schreibens: Die niederösterreichischen Standesbrüder mögen Salamanca und Fabri, die sich wohl zu ihnen begeben hätten, ja nicht entkommen lassen, sondern schinden, spyssen, syeden und prattn lassen, obwohl sie eigentlich noch Ärgeres verdient hätten. Got wils also haben, und ihr thut got dem herrn ain gevallen darob ...

Der harte Kern der Anschuldigungen betrifft also einmal die mißbräuchliche Verwendung von Steuergeldern für persönliche Bereicherung - was noch zu überprüfen sein wird und hinsichtlich der Fürstenberg-Herrschaften dem Annex zu entnehmen ist — und die Einschmelzung und Entfremdung von Kleinodien, die allerdings der Fürst als letzte Rettung vor dem finanziellen Chaos selbst angeordnet hatte 348 . Ubersehen wir die Differenzen im sprachlichen Niveau, die zwischen diesen Schmähschriften, den Salamanca-Artikeln der bäuerlichen Beschwerden und den Generallandtags-Eingaben bestehen, dann ergibt sich als Gemeinsamkeit die Forderung nach Entmachtung, Ausweisung, zum Teil auch Verfolgung und Bestrafung des Schatzmeisters. Während jedoch die ständische Argumentation eine in zwei Arbeitsgängen sorgfältig konstruierte und ausgefeilte Kette von Fakten, Beweisführungen und Belehrungen enthält, müssen sich die Darlegungen „bäuerlicher" Provenienz mit Haßtiraden und Unterstellungen, bestenfalls mit Informationen aus zweiter Hand begnügen. Dabei ist zweierlei zu bedenken: einmal, daß in den bäuerlichen Beschwerden Salamanca neben den Klagen über Klerus und Grundherrschaft eine qualitativ und quantitativ sehr bescheidene Rolle spielte; dies gilt besonders für die umfassendste Punktation, die Meraner Artikel349, aber auch noch für die gegenüber den glücklosen Aufrührern maßvolle ständische Argumentation auf dem Ende Oktober in Bozen abgehaltenen Landtag350. Zum Zweiten wird man die Autoren der erwähnten Pamphlete und Sendschreiben sicher nicht in den Reihen der aufgebrachten Masse niedrigen Bildungsniveaus suchen dürfen. Sie enthalten vielmehr die wesentlichen Anzeichen einer von 348 349

350

Siehe unten S.306f und 394f. Edition der Meraner Artikel bei WOPFNER, Quellen 35-47, Erwähnung Salamancas in Art. 46; FRANZ, Quellen 272-285 n.91. Vgl. BUCKLE, Revolution lOOf, 198; BUSZELLO, Staatsvorstellung 279f. MACEK, Bauernkrieg 347ff (sehr emotionell) nach den Landtagsakten im Archiv von Tetschen (Decin). Im Folgenden benütze ich die ständische Vorlage, 1525 Oktober 30, wie oben Anm. 329. Dem Titel auf dem Umschlagblatt (Abschid des landtags, Symonis Jude zu Bozen gehalten 1525) ist von anderer Hand beigefügt von wegen des Salamanka, - obwohl dieser nur im letzten Abschnitt genannt wird.

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teilinformierten, immerhin schriftkundigen Aufwieglern und Emissären getragenen Indoktrination. Die anfangs nur schwer durchschaubare Querverbindung zwischen Bauernunruhen und Salamanca-Phobie läßt sich nun auf folgende Punkte konzentrieren: 1. Die Revolte der Bergknappen verhilft den Tiroler Ständen zu einem massiven Druck auf den Landesfürsten bezüglich der Bergwerke und des in die Bergverträge mit Fuggern und anderen Handelshäusern involvierten Schatzmeisters. 2. Bei Berücksichtigung aller „Partikularbeschwerden" ergibt sich, daß das Salamanca-Problem einen Fremdkörper in den originären Anliegen der bäuerlichen Bevölkerung darstellt. 3. Eine kollektive Verurteilung der „Salamanca-Tyrannei" wird erstmals im Innsbrucker Regiment (samt dessen Umfeld) am Landtag 1523 greifbar, was auch gut informierte Zeitgenossen vermerkten 351 . 4. Der angeblich in breiteren Kreisen der Tiroler und vorderösterreichischen Bevölkerung vorhandene Haß gegen den Schatzmeister tritt in Form (lateinischer und deutscher) Schmähschriften, die sicher nicht von Angehörigen des bäuerlichen Standes verfaßt wurden, unmittelbar nach dem Zeitpunkt jenes Eklats (Punkt 3) in Erscheinung. 5. Der entscheidende Vorstoß gegen den Schatzmeister findet ohne den vierten Stand statt, doch wird das Faktum einer inzwischen niedergeschlagenen Erhebung von den Ständen aufgegriffen und Salamanca angelastet. Mit entsprechender Dialektik kann damit der Adel als alleiniger Repräsentant des Landes seine Salamanca betreffenden Forderungen zu einem Anliegen „aller treuen Untertanen" aufwerten.

351

Burgo an Cles, 1523 Mai 29, Buda: er habe Nachricht erhalten, quod in illa dieta Urolensi concluserunt nullo modo velle amplius pati tirannos et item dominum Salamancham (CC I 8/2 fol. 20r). In diesem Sinn auch 1525 Juni 24: Es gebe Leute, die Ferdinands Regierungshandlungen mit Mißtrauen verfolgten (interpretantur in suspitione) und daß man Salamanca als Kanzler (!) ablehne; zugleich vernehme man anderes, quod turpe est homini prudenti, und dies möge Salamanca als Produkt böswilliger Gesinnung vergessen und im Vertrauen auf Gott mißachten (HHStA GK 25b fol. 36v).

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Die Anklage

Themen der Anklage Wenn bisher mehrmals von einer Ver- oder Aburteilung Salamancas gesprochen wurde, dann ist dies in ausschließlich politisch-moralischem Sinn zu verstehen. Die ständischen Vorlagen lassen zwar ein in zwei Phasen erstelltes System von Schuldzuweisungen erkennen, und auch die Verteidigungsschrift des Schatzmeisters enthält Merkmale eines gerichtlichen Plädoyers. Zu einem forensischen Verfahren, einer direkten Konfrontation der gegensätzlichen Positionen, kam es jedoch nicht. Dabei hätten Verdächtigungen und Anschuldigungen, wie sie gegen Salamanca erhoben wurden, anderswo - bei ausreichenden Beweisen - sicher die Konfiskation der Güter oder gar den Verlust von Ehre und Leben zur Folge gehabt. Die anklagenden Stände hingegen verzichteten auf diesbezügliche Forderungen, sie waren sogar bereit, der zukünftigen Karriere Salamancas nichts in den Weg zu legen, sofern dieser nur aus den Erblanden herausführen würde. Der Umstand, daß eine Tribunalisierung des Falles Salamanca nicht stattgefunden hat, zwingt uns, das reichhaltige Material der „Anklage" selbst zu ordnen und zu bewerten. Dabei geht es nicht nur um die ständische Argumentation, sondern auch um die Stimmen jener, die als Zeitzeugen vor ein fiktives Forum zu laden wären. Wir kategorisieren daher primär nicht nach der Provenienz der Quellen, sondern nach der Thematik. Am Beginn steht die Frage, ob die vielfach behauptete Einflußnahme Salamancas auf die Entscheidungen des Fürsten überzeugend zu belegen ist. Es folgen die Punkte: „schlechte" Regierung; Störung des Einvernehmens zwischen dem Fürsten und dessen Untertanen; Verschleuderung des habsburgischen Schatzes; moralische Unzulänglichkeit (Bestechlichkeit, Erpressung etc.); schließlich die Verbindung der Anschuldigungen mit der den Zeitgenossen so wichtig scheinenden Festlegung des religiösen und „nationalen" Standortes Salamancas. Der konkreteste Teil, die Amtsausübung des Schatzmeisters, kann allerdings erst später, bei der Rekonstruktion finanzieller und wirtschaftlicher Vorgänge am fürstlichen Hof, zur Sprache kommen. Die E i n f l u ß n a h m e Salamancas auf fast alle fürstlichen Unternehmungen wird von Beobachtern unterschiedlicher Lager konstatiert. Die früheste direkte Aussage (Januar 1523) stammt vom sächsischen Gesandten Dietrich von Werthern: Ferdinand unternehme, als man mich bericht, nichts, denn was der Salamangka S(einer)D(urchlaucht) ratet ,..352. Diese Erklärung wird in der Folge vielfach bestätigt, so von deutschen Zeugen353, fast gleich352 353

GESS, Akten und Briefe 1 445 n.438. Georg Kirchmülner an den Bürgermeister von Nördlingen, 1523 August 4, 22: DRA 4 694 Anm. 1.

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Gabriel von Salamanca

zeitig in Berichten, die in Spanien einlangten 354 , und in den Finalrelationen der venezianischen Diplomaten Lorenzo d'Orio (1523)355 und - fast ein Jahrzehnt später - Niccolö Tieplolo (1532)356. Die Ansicht des letzteren, der Schatzmeister habe alles .gemacht', das heißt seine Ziele durch Regierungsmaßnahmen, nicht nur durch Einflüsterungen realisiert, wird von verschiedenen Positionen aus geteilt: im nüchternen Urteil des Nuntius 357 , in der humanistischen Glorifizierung358 wie in der schonungslosen Kritik Georg Kirchmairs359. Und selbst während der Exilmonate 1525 rechneten die Parteigänger Salamancas mit dessen,guter und weiser Beratung' des Fürsten mittels schriftlicher oder von vertrauenswürdigen Boten getragener Kontakte360. Von einer grundsätzlich noch wertfreien Umschreibung des Berater-Verhältnisses war es nur ein kleiner Schritt zur Abwertung der fürstlichen Autorität. Ferdinand wurde demnach von seinem Schatzmeister nicht nur zu „falschen" und unwürdigen Regierungshandlungen verfiert361, er hat sich selbst zu dessen ausführendem Organ degradiert 362 , — eine Vorstellung, die noch zwei Jahrhunderte später die Fiktion eines gelehrten aber substanzlosen Fürstenkindes, das man von Salamanca in das Reich habe „verbringen" lassen, ermöglichte363. In letzter Konsequenz führen die zeitgenössischen Be354

Salmas an Salamanca, 1523 August 14: Ferdinand unternehme nie etwas gegen Salamancas Willen, Salinas wisse dies de buena tinta (RV 130). 355 Ferdinand è governado da un spagnai chiamato Gabriel Salamancha ... qual è il suo intimo secretorio e consier: SD 35 298. 366 ... e per lui [Salamanca] si soleva il re governare, sì che esso faceva il tutto: ALBÈRI, Relazioni 1/1 96. 357 Bericht 1524 September 3: Campeggio habe Ferdinand überreden wollen, seinen Sitz nach Esslingen zu verlegen, doch glaube er nicht an den Erfolg dieser Intervention, denn: Salamanca che fa le fatti in queste parte debba essere de contraria opinione (FRAKNÓI, Relationes 3 2 ) . 358 Nach Ursinus Velius (siehe oben S. 25) habe Salamanca oft allein die publica negotia aufrecht erhalten. 369 ... du [Salamanca] regierst den fursten und die underthanen und nyemant fragt dich wie und warumb: FRAI/1 4 6 2 ; HOLLAENDER, Salamanca 1 4 . 360 ßurgo an Salamanca, 1525 Juni 23: Et quamvis dominatio vestra illustrissima sit absens, tarnen non debet cessare bono et prudenti Consilio suo in omnibus apud suam serenitatem et litteris et nunciis fidis (HHStA GK 25b fol. 63v). 361 So Balthasar Wolff an Kurfürst Friedrich von Sachsen, 1524 Februar 22, aufgrund einer Erklärung Hannarts: FÖRSTEMANN, NUB 1 149 n.32; ähnlich G E S S , Akten und Briefe 1 724 n.715; dazu die zeitgenössische Publizistik (REM, Cronica 211) und die „bäuerlichen" Beschwerden oben S. 182f. 362 Salinas an Salamanca, 1524 November 15, nach Berichten, die vom österreichischen Hof in Madrid eingelangt waren: ... S.A. no es mas queparte de lo que vos, senor, quereris (RV 235). 363 So ZEDLER, Universal-Lexicon 9 (1735) 543: „Nachdem er [Ferdinand] in Spanien unter Anführung der berühmtesten Männer den Grund zu den mathematischen [!] und politischen Wissenschaften geleget, brachte man ihm [!] unter Aufsicht Gabrielis Salamanca ... nach Teutschland...".

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Die Anklage

hauptungen, ohne sich auf konkrete Nachweise zu beziehen, zur generellen Verdammung eines Régimes, das der ganzen Welt (!) verhaßt sei364. Prinzipiellen Widerspruch gegen die Ansicht, Salamanca habe die Regierungsgeschäfte geleitet, gab es, soweit dies aus den Quellen ersichtlich ist, nur von Seite der beiden Betroffenen. In der oftzitierten Instruktion für Bredam vom Juni 1524 stellt Ferdinand Salamanca und Cles als Berater auf eine Stufe, wobei jedoch der Beistand der Genannten keineswegs zu einer Abhängigkeit des Fürsten geführt habe; denn es sei eine haltlose Unterstellung, wenn man sage, Ferdinand könne nicht einmal mit gemeinem (Haus)verstand Entscheidungen treffen und müsse diese daher seinen intimen Beratern überlassen 365 . Ahnlich argumentiert Salamanca in seiner Verteidigungsschrift vom Juni 1525366: Er regiere nicht, er diene; allein schon die moralische und geistige Disposition des Fürsten schließe die behauptete Bevormundung aus. Somit steht eine Schablone gegen die andere, der von einem dominierenden Höfling geleitete Fürst gegen den weisen, von einem dienenden Berater umsorgten Herrscher. Allerdings blieben Fakten, aus welchen das Ausmaß der vermuteten Ingerenz Salamancas indirekt erschlossen werden könnte, bisher nahezu unbeachtet. Da sich der Schatzmeister fast ständig in der Nähe des Fürsten aufhielt, existiert für die Jahre seiner offiziellen Tätigkeit keine Korrespondenz. Auch die spärlichen Hinweise auf gute Beziehungen Salamancas zu Ferdinands Gemahlin Anna können nur subsidiär gewertet werden und nehmen sich im Vergleich zu der dichten Korrespondenz der Landesmutter mit Cles sehr bescheiden aus 367 . Deutlich wird das Naheverhältnis zwischen 364

Hannart an Margarethe, [1524 Februar 18/26]: Der Hauptgrund für die Opposition der Kurfürsten gegen ein Königtum Ferdinands sei Salamanca; et blasment á merveiller le crédit et gouvernement que a Salamanca; et est fort odieux ä tout le monde (DRA 4 693f n.196/2). 365 Dies scheint der Sinn des folgenden Passus der Bredam-Instruktion zu sein: ... ut nequeamus discernere saltem communi sensu, ne quid nobis, quod arrogantiam [!] sapiat ultra vendicemus, quod quantumque nos opporteat tribuere Ulis, cum quibus agimus retractius ... (FK 1 176 n.76/48, koll. mit dem Orig. in HHStAAUR). 366 Wie oben S. 166f. 367 Ygj Schreiben Annas an Salamanca, 1523 Oktober 3: er möge helfen, damit Iro Dt. dero gemahel bald zu ir oder zu im kommen mug (STREIN, Coli. [NöLA] VIII/5 fol. 78v); dieses Thema beherrscht auch die zahlreichen Briefe Annas an Cles: RILL - THOMAS, Cles 27. Daß Anna Ende Juni 1525 eine Wahlfahrt nach Seefeld unternahm, um dem im Exil weilenden Schatzmeister Geld, Kleinodien und Silbergeschirr im Wert von 100.000 fl. zukommen zu lassen, geht auf ein bei den aufständischen Bauern verbreitetes Gerücht zurück: HOLLAENDER, Salamanca 20. Wenig überzeugend ist die Behauptung Christians von Dänemark (Brief an seine Gemahlin Isabella, 1524 April 3: ALLEN, Breve og Aktstykker 196ff n.105), Anna werde von der Gemahlin Salamancas, also Elisabeth von Eberstein, beherrscht. Weder diese noch Bernhard von Eberstein, angeblich Hofmeister Annas, dessen Amt sich für

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Gabriel von Salamanca

Fürst und Berater während der Phasen des „Sturzes" Salamancas, vor allem in den Bemühungen Ferdinands, diesen in eine künftige Regierungstätigkeit einzubinden368. Uber Prinzipien einer Arbeitsteilung ist daraus nichts zu erkennen. Und auch die Methode Ferdinands, harte Worte gegenüber ausländischen Diplomaten nicht selbst auszusprechen, sondern diese Aufgabe dem Schatzmeister und obersten Sekretär zu überlassen369, entsprach durchaus den an anderen Höfen üblichen Gepflogenheiten. Näher an den Kern der Sache heran führen Randbemerkungen Salamancas auf Schriftstücken, die den Fürsten als Adressaten nennen. Sie enthalten, wie die an Salamanca direkt gerichteten Einlaufstücke, teils kurze Inhaltsangaben der betreffenden Absätze, teils Bemerkungen zum Gegenstand und erste Ansätze zur Beantwortung370. Wie diese verschieden auslegbaren Usancen zu bewerten sind, zeigt ein Schreiben des über die Wege der fürstlichen Beschlußfassung gut informierten Geheimratspräsidenten Cles an den Schatzmeister: Er bitte Salamanca, zu veranlassen, daß Ferdinand seine (Cles') Briefe lese und gut aufnehme (ut sua serenitas legat et in bonam partem capiat); Salamanca möge sich in gewohnter Weise bemühen, den Fürsten und dessen Handlungen gut zu lenken, wie er dies immer getan habe (dominatio vestra, ut sólita est, studeat serenissimum principem et eins negocia, sicut Semper fecit, bene dirigere)311. Es existiert jedoch darüber hinaus eine Gruppe von Quellen, aus welchen zusätzliche Informationen über die Position Salamancas im Rahmen der Hofpolitik erschlossen werden können. Salamanca hat nachweisbar dreimal, wahrscheinlich öfter, Dokumente, die sich in seinem Gewahrsam befanden, der Raitkammer übergeben: a)

368

am 31. Dezember 1523 27 Stück 372 , die Position Salamancas bei Hof vorteilhaft ausgewirkt habe (so STREIN I.E.) sind im Hofstaat Annas oder Ferdinands nachweisbar, als einziger Familienangehöriger erscheint Christoph von Eberstein im Hofstaat von 1524; siehe oben S. 51. Siehe oben S. 156 und unten 393. In der Phantasie der Zeitgenossen machte Salamanca auch nach 1525/26 große Karriere, 1529 sogar als ungarischer,Vizekönig'! So PREU, Chron i k 4 2 ; vgl. STERN, S a l a m a n c a 3 4 ; WAGNER-RIEGER, S p i t t a l 1 6 .

369

370

371

372

Laut Bericht Carlo Contarinis, 1525 September 25, hörte Ferdinand dessen Vortrag betreffend die Koppelung von Restitutionen an Venedig mit venezianischen Zahlungen (vgl. RILL, Außenpolitik 31ff) zwar an, zog sich jedoch dann zurück und ließ Salamanca antworten, dessen Rede mit den barschen Worten endete: Non acade dir altro; Soa Excellentia vol Ii danari (SD 40 41f). So auf Berichten Cles', Schneitpecks und anderer aus dem Jahr 1524 in HHStA GK 25a, passim. Cles an Salamanca, 1525 Oktober 7 und 18: HHStA GK 25b fol. 71r, 79r. Vgl. RILL - THOMAS, Cles 14. GB 21 fol. 21v-22r.

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Die Anklage

b)

am 30. Oktober 1524 ein Stück 373 ,

c)

am 16. Mai 1526 26 Stück sowie ain weissen sackh voll mit

schrifften31i.

Wir können das in den Ubergabelisten erfaßte Schriftgut nach dem Betreff in vier Kategorien unterteilen 375 : 1. Dokumente, bei denen ein persönliches Interesse Salamancas vorausgesetzt werden kann: (a) Vertrag Ferdinands mit Melchior von Maßmünster, 1522 September 13, zwei Exemplare376; (c) Vertrag Ferdinands mit Salamanca betreffend die Fürstenberg-Territorien, 1525 August 1 und 20, zwei Exemplare deutsch und lat.377; 2. Dokumente, die für die landesfürstlichen Finanzen und damit für das Schatzmeisteramt relevant sind: (a) Vertrag Ferdinands mit der Herzogin von Braunschweig (recte: mit Heinrich d. J. von Braunschweig und Maria Jacobea von Württemberg) betreffend deren Heiratsgut, 1523 April 16; Vollmacht Karls für Ferdinand, in Österreich neue Aufschläge, Mauten und Zölle zu errichten, 1522 April 1; Bestätigung des Erzbischofs von Salzburg über den Erhalt von 4.000 und 15.000 fl. Schuldenrückzahlung, 1523 Januar 24 und Juni 26; Verschreibung Karls und der Königin Johanna über jährlich 60.000 Dukaten aus den neapolitanischen Einkünften an Ferdinand, 1522 April 9378; (c) Monopoliendeklaration Karls, 1525 Mai 13, zwei Exemplare379; Zession Karls über die aus dem Vertrag mit Venedig stammenden 100.000 (recte: 200.000) Dukaten zu Gunsten Ferdinands, 1524 April 7380; 3. Dokumente von staats- (dynastie-, reichs- und lehens-)rechtlicher Bedeutung:

373 374

375

376 377 378 379 380

HKA Hoffinanz 1 (1524) fol. 2r. GB 25 fol. 207v-208r, mit der Begründung, Salamanca, der sich jetzt anhaimb fuegt, werde nun längere Zeit nicht am Hof Ferdinands sein. Da in den Listen keine Daten, sondern nur äußerst dürftige, zum Teil mißverständliche Inhaltsangaben der Dokumente geboten werden, war die Identifizierung in den Beständen des HHStAin zehn Fällen nicht möglich. Im Folgenden werden die identifizierten Stücke falls nicht anders angegeben - nach den in der AUR aufbewahrten Originalen angeführt. Uber die Bedeutung dieses Vertrages für Salamanca siehe unten S. 443. Vgl. unten S. 451. HHStA FU 1159; dazu unten S. 292. Vgl. unten S. 387. HHStA F U 1175. Vgl. RILL, Außenpolitik 27 und unten S. 288ff.

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Gabriel von Salamanca

(a) Renovation des gwalz Ferdinands für Karl, 1519 Juli 12381; drei Verträge Ferdinands mit der Gräfin von Montfort, 1523 Juli II 382 ; Urlaubbrief des Königs von Ungarn über unnsere lehen auf sechs jar, 1522 Dezember 24383; Bestätigung der Privilegien des Hauses Osterreich durch Karl, 1522 März 28384; Übertragung des Guberniums in den oberösterreichischen Ländern und Württemberg von Karl auf Ferdinand, 1522 Januar 30385; Aufschub der Belehnung Ferdinands mit vom Reich stammenden Regalien und Lehen durch Karl auf sechs Jahre, 1522 März 28; Vollmacht Karls für Ferdinand, von anderen Fürsten Lehen zu empfangen (recte: Ferdinand wird von Karl bevollmächtigt, innerhalb der Erblande und Württembergs für Karl u n d Ferdinand Lehen zu empfangen und dafür Bevollmächtigte zu ernennen), 1522 April 6 386 ; Brief der tailung der österreichischen Erblande (Wormser Teilungsvertrag), 1521 April 28387; Brief Karls betreffend etlich Herrschaft und nuzung (Brüsseler Vertrag betreffend die im Wormser Vertrag von den fünf niederösterreichischen Ländern abgetrennten Gebiete), 1522 Januar 30, Brüssel 388 ; Vertrag Ferdinands mit (Michael von) Neuhaus betreffend die Herrschaft Tolmein, 1523 August l 389 ; 381

382

383

Vidimus des Abtes von St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1524 Oktober 1 (AUR; Orig. heute im OöLA, Urkunden aus dem ständischen Archiv n. 19; vgl. THOMAS, Karl V. als Landesherr 36). Ferdinand überträgt damit seinen dem Testament Maximilians I. gemäßen Anteil an der Regierung der österreichischen Erblande an Karl, da er derzeit nicht in diese kommen kann. Vertragspartner sind Ferdinand und Christoph von Schwarzenberg als Prokurator seiner Schwägerin Magdalena, geb. Gräfin von Ottingen, betreffend deren Anspruch auf verlassen landt, leut, hab und guet des verstorbenen Grafen Leonhard von Görz, Pfalzgrafen in Kärnten. Ferdinand löst diese Ansprüche ab, obwohl er dem Vertragspartner keinerlei Rechte zugestanden hat: zwei Originale, dazu zwei Verzichtbriefe der Gräfin und Schwarzenbergs (alle in AUR unter obigem Datum). Es handelt sich um einen Belehnungsaufschub um fünf (!) J a h r e hinsichtlich der von der böhmischen Krone stammenden Lehen in Württemberg.

384

V g l . BAUER, A n f ä n g e 1 5 3 f .

385

Edition ib. 247ffn.III. Vgl. ib. 154. Notifikation Karls (des Wormser Teilungsvertrages) mit Rückvermerk Erster tailbrief datum Wurmbs 1521. HHStA FU 1151-1155; zu den Editionen siehe THOMAS, Diplomatie im eigenen Haus 38 Anm. 19. In der AUR nicht vorhanden, Abschrift in GB 19 fol. 195r. Dieser Vertrag spielte eine Rolle für die Grenzverhandlungen mit Venedig; vgl. RILL, Außenpolitik 32.

386 387

388

389

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Die Anklage

(c) Vollmacht Karls für Ferdinand, bei persönlicher Verhinderung einen Stellvertreter am Reichsregiment zu ernennen, 1525 Februar 20; Deklaration Karls, derzufolge Ferdinand für den Fall, daß die Existenz des Reichsregiments innerhalb der nächsten zwei Jahre enden sollte, bis aufunnsern weytern beschaid Statthalter bleiben solle, 1525 Februar 20; Ubergabe der oberösterreichischen und vorderösterreichischen Länder sowie Württembergs an Ferdinand unangesehen des sechsjärigen Vertrags, 1525 Februar 15 390 ; 11 offen mandat und befehl Karls an die ober-, vorderösterreichischen und württembergischen Stände, Ferdinand die Erbhuldigung zu leisten, 1525 Oktober 31 391 ; 4. Dokumente, die sich auf (aus der Sicht des österreichischen Hofes) außenpolitische Gegenstände beziehen: (a) Vertrag mit Venedig, 1523 August 4 392 ; Vertrag Ferdinands mit den Herzogen von Bayern betreffend die Grenze zum Land ob der Enns, 1523 Februar 5 33 ; (b) Vertrag Maximilians I. mit dem Zaren Vasilij III., 1514 August 4 394 ;

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Recte: Die laut (Brüsseler) Vertrag 1522 Februar 7 über Ferdinands ursprünglichen Erbanteil, die fünf niederösterreichischen Herzogtümer, hinausgehende Zusage betreffend die obgenannten Territorien wird von der vereinbarten sechsjährigen Geheimhaltung befreit; ed. bei BAUER, Anfänge 260-264 n.VI. Empfänger: Württemberg, Landvogtei Schwaben, Nellenburg, Burgau, Sonnenburg, Ehingen, Berg, Feldkirch, Bludenz, Bregenz, Schelkingen und Kirchberg, Weißenhorn, Pfaffenhofen, Wullenstätten. Kopie unter diesem Datum in AUR; tatsächliches Vertragsdatum: 1524 Juli 29. Vgl. RILL, Außenpolitik 28ff. Es handelt sich nur um eine Einigung Ferdinands mit den Herzogen Wilhelm und Ludwig von Bayern, wonach beiderseits ernannte Kommissare an einem festgesetzten Tag über die Beilegung von Grenzstreitigkeiten verhandeln sollen. Das russische Original tauchte 1524 in der Hofkammer auf, konnte jedoch nicht gelesen werden; vgl. RILL, Außenpolitik 99. Der Vermerk der Übergabe dieses Exemplars im PutschRepertorium des TLA (Band 5 S. 442:... ain gegenbrief vom Reussischen kaiser in Reussischer schrifft und sprach, auch mit ainem guldin anhangenden insigel) hat zu der absurden These MAYRS, Generallandtag 137f (übernommen von STERN, Salamanca 20, bezweifelt von BAUER, Anfänge 167) geführt, Salamanca habe bereits 1514 in der spanischen (!) Kanzlei Maximilians I. einen „höheren Posten" bekleidet. Wie aus anderen Angaben des Putsch-Repertoriums ersichtlich ist, bezieht sich die jeweilige Jahresangabe am rechten Rand natürlich nicht auf das Datum der Ubergabe, sondern auf das Ausfertigungsjahr der betreffenden Urkunde.

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Gabriel von Salamanca

(c) Vollmacht Karls für die potschafft in Moßkabittn, 1525 Mai 13395

Sehen wir von den nicht identifizierbaren Urkunden sowie von Flüchtigkeitsfehlern in den Listen ab, so ergibt sich ein überraschendes Bild. Daß Salamanca Dokumente, die seine eigenen Herrschaften oder das Schatzmeisteramt betrafen, vorübergehend an sich nahm, ist nicht außergewöhnlich; diese Handlungsweise entsprach durchaus der damals üblichen Praxis 396 . Schon der Umstand, daß jene beiden Aktionen, die unter Beteiligung der österreichischen Diplomatie zu einem „völkerrechtlichen" Ergebnis gelangten (Venedig) oder gelangen sollten (Moskau), über Salamanca liefen - anders ist die Rückstellung der betreffenden Urkunden kaum zu deuten läßt aufhorchen. Noch eindrucksvoller ist die Tatsache, daß sich die wichtigsten Unterlagen zur dynastisch-staatlichen Entwicklung Österreichs während dieser Jahre - einschließlich der Wormser und Brüsseler Teilungsverträge und in diesen Zusammenhang gehöriger Dokumente - , zur Statthalterschaft Ferdinands im Reich sowie zur lehensrechtlichen Stellung des österreichischen Landesfürstentums zum jeweils aktuellen Zeitpunkt in den Händen Salamancas befanden. Der aus der Rückstellung dieser Dokumente erschließbare Sachverhalt spricht eine deutlichere Sprache als die zumeist verzerrten Urteile engagierter Zeitgenossen. Zusammen mit anderen „wertungsfreien" Aussagen erbringt dieser Tatbestand jedenfalls eine Beweisaufnahme, die ein im Verhältnis zu bisherigen Vorstellungen erweitertes und konkretisiertes Spektrum der Einflußnahme Salamancas auf die fürstliche Politik erkennen läßt. Die Anklage der Stände war jedoch alles andere als „wertungsfrei", sie enthielt, wie wir hörten, massive Kritik an einer in ihren Augen „schlechten" Regierungstätigkeit. Die umstrittene Rolle Salamancas beim Aufbau der Zentralbehörden wurde bereits ausführlich analysiert, die Finanzverwaltung wird in einem späteren Kapitel untersucht werden. Offen bleiben zwei Bereiche: Die Gestaltung der Verhältnisse zu Machtfaktoren außerhalb der österreichischen Grenze, also der Außenpolitik, und die Beziehung zu den erbländischen Untertanen aller ständischen Schichten. Hinsichtlich der A u ß e n p o l i t i k erscheint es zunächst fraglich, ob sich überhaupt Spuren eines Engagements Salamancas in diesem Sektor nachweisen oder zumindest vermuten lassen. Es kann sich dabei nicht nur um Randerscheinungen oder Fehlentscheidungen im diplomatischen Alltag handeln: Daß zwei Agenten Ferdinands keinen saluus conductus erhielten, wor-

395

396

In der Vollmacht, welche ursprünglich für Antonio de' Conti vorgesehen war, ist der Name des Gesandten noch freigelassen; vgl. RILL, Außenpolitik 101. Dazu BAUER, Register- und Konzeptwesen 267f; id., Anfänge 1 9 4 Anm. 1.

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Die Anklage

aus der kaiserliche Sekretär Michiel Gillis weitgehende Schlüsse zog397, oder daß man Salamanca die venezianische Herkunft eines hochrangigen Diplomaten (Balbi) zum Vorwurf machte, zeigt doch nur die Dürftigkeit der für die Kläger verfügbaren Unterlagen. (Ein wirklich folgenreicher Lapsus, der Verrat Giulianis, war den Ständen hingegen nicht bekannt 398 .) Es geht jedoch hier um die viel entscheidendere Frage nach eventuell nachweisbaren grundsätzlichen Intentionen des Schatzmeisters. Einen ersten konkreten Anhaltspunkt bietet die von verschiedenen Seiten ausgesprochene Schuldzuweisung, Salamanca - und in zweiter Linie Cles - verzögerten den Vertragsabschluß mit Venedig beziehungsweise, nachdem dieser Vertrag am 21. Juli 1523 zustandegekommen war, boykottierten dessen Durchführung 399 . Da jedoch Karl seine Ansprüche auf jene 200.000 Dukaten, die Venedig in Raten zahlen sollte, seinem Bruder zediert hatte, erscheint die aufschiebende Taktik Salamancas sinnwidrig: Gerade er als Schatzmeister mußte am Einlangen dieses gewaltigen Betrages und damit an einem schnellen und reibungslosen Abschluß mit dem zahlungskräftigen Partner interessiert sein! Dieser Widerspruch ist leicht zu erklären. Der gelernte Finanzmann hat wohl als erster erkannt, daß man auch in diesem hochpolitischen Fall nicht die Ware, zumindest nicht die ganze - nämlich die den Venezianern zu restituierenden Grenzgebiete - aus der Hand geben dürfe, ehe nicht die venezianischen Zahlungen gesichert schienen. Daß dem nicht so war, zeigt die Wendigkeit, mit der die Gesamtsumme von Karl je nach augenblicklichem Bedarf als Schuldentilgung bei Ferdinand oder als Zuwendung für die kaiserliche Kriegskasse verbucht wurde 400 . Weil Salamanca dieses Manöver durchschaut hatte und Ferdinand gerade in der 397

RILL, Hannart-Affäre 97f.

398

Siehe oben S. 27f. Bereits Anfang Juli 1523 wurde am spanischen Hof Salamanca als Verhinderer des Vertrages mit Venedig bezeichnet, wobei laut Sahnas die dafür maßgeblichen Informationen vom österreichischen Hof stammten (RV 122). Im bayerischen „R"-Bericht (1523 Juli 17) steht die auf Ermittlungen Gillis' zurückgehende Behauptung, Salamanca habe Güter an sich gebracht, die eigentlich vertriebenen venezianischen Eigentümern restituiert werden müßten, und verzögere deshalb den Vertragsabschluß. Ähnliche haltlose Gerüchte dürften auch den Vorstellungen der Tiroler Stände zugrunde liegen, Salamanca wolle im Grenzgebiet zu Venedig einen großen Herrschaftsbereich aufbauen (siehe oben S. 168), wobei ein Zusammenspiel Salamancas mit Venedig vermutet wird. Ferdinand nahm schon 1523 Dezember 18 (FK 1 92 n.51) und in der Bredam-Instruktioin (1524 Juni 13) Salamanca und Cles energisch in Schutz: Beide Räte hätten nachgewiesen, daß ihm die Vertragsartikel nicht nur zum Nachteil (incommodo) gereichten, sondern auch präjudizierend und belastend (prfiudiciales et onerosi) wären. Nach Vertragsabschluß aber hätten die emuli Karls behauptet, Salamanca sei durch ungeheure Bestechungsgelder Venedigs überzeugt worden und Ferdinand habe - qui ab eius nutupendeamus - zugestimmt (FK 1 176 n.76/48)!

399

400

Siehe unten S. 290f.

193

Gabriel von Salamanca

Venedig-Frage eine von den Vorstellungen seines Bruders abweichende Politik betrieb, zog sich der Schatzmeister den Groll des spanischen Hofes zu. Die Hannart-Affäre war symptomatisch für diese Gesinnung 401 . Damit enden bereits direkte Aussagen zum Kapitel Salamanca und die Außenpolitik. Für das Folgende sind wir auf Indizien angewiesen. In der Ostpolitik tritt der Schatzmeister dreimal mehr oder minder deutlich in Erscheinung: Einmal als Verbündeter des kroatischen Adels (Christoph Frankopan) und damit als Verfechter einer in der Türkenabwehr nicht nur auf den ungarischen Königshof fixierten Politik402. Im Rahmen des Wiener Neustädter Fürstentreffens (Oktober 1523) kann Salamanca mit Sicherheit für das militärisch-finanzielle Angebot seines Fürsten verantwortlich gemacht werden, welches quantitativ zwar sehr bescheiden war, in den begleitenden Maßnahmen jedoch einen realistischen Einblick erkennen läßt403.1525/26 schließlich scheint es Salamanca gewesen zu sein, der, trotz guter Beziehungen zum polnischen Kanzler Christoph Szydiowiecki404, für die aus dem Programm der Verhandlungen Herbersteins bereits gestrichene, den polnischen Intentionen zuwiderlaufende Erneuerung der österreichisch-moskowitischen Verträge ein nachträgliches Mandat ausfertigen ließ405. Gegenüber der Kurie verfolgte Salamanca in engem Einvernehmen mit seinem affinis Pedro de Salamanca, Ferdinands Gesandtem in Rom, eine sehr unscharf wirkende Linie. Während letzterer den Schatzmeister, Cles und Pedro de Córdoba als verläßlichste Stützen des Papstes am österreichischen Hof auch in der kritischen politischen Phase Ende 1524/Anfang 1525 bezeichnet406, konstruiert der päpstliche Sondergesandte Girolamo Rorario ein davon abweichendes Schema der Parteiungen: Cles tue sein Mögliches für Rom, seine Stimme gelte jedoch bei Hof nicht

401

RILL, Hannart-Affäre, passim; völlig mißverstanden wurde das Verhältnis Salamancas zu Venedig bei PÖLNITZ, Jacob Fugger 1 597f, wonach die Venezianer den Tiroler Bauernaufstand ausnützen wollten, um Ferdinand von Salamanca zu trennen und damit den „übermäßigen spanischen Einfluß bei Hof' auszuschalten.

402

RILL, A u ß e n p o l i t i k 43.

403

Ib. 48f. In einem Dankschreiben Szydtowieckis an Salamanca, 1523 November 9, wird letzterer als procul omni dubio cor ... principis sui et mei (König Sigismunds von Polen) apostrophiert: HHStAStAbt Polen 1 1 fol. 21r; ein weiteres Dankschreiben ib. fol. 19rv. Vgl. RILL, Außenpolitik 102ff; id., Arbitrium lOOff. Pedro de Salamanca an Clemens VII., 1524 Dezember 13: BALAN, MS 309ff; 1525 März 7 versichert Gabriel von Salamanca dem Papst, er habe schon immer bei Ferdinand für eine romfreundliche Politik gesprochen, und dieser werde sich auch weiterhin me monitore (!) so verhalten: ib. 329. Clemens VII., anerkannte 1525 März 21 Salamancas loyale Gesinnung, ermahnte ihn jedoch, pro loco et auctoritate quam geris die Ausrottung der Häresien bei .seinen Fürsten' (Karl u n d Ferdinand!) zu fördern: ib. 114f.

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Die Anklage

mehr als jede andere; und wann immer er sich äußere, hätten andere bereits ihre kurienfeindliche Gesinnung zu erkennen gegeben (mussabant). Da nun die fürstlichen Räte vorgeschlagen haben, Ferdinand möge jeden Verkehr mit Rom abbrechen und seinen Gesandten abberufen, weil es ferner in diesem Gremium niemanden gebe, der einen derartigen Vorschlag dem Schatzmeister zu unterbreiten wage, sei es klar, daß dieser selbst - naturalmente inimico del clero407 - die romfeindliche Politik inspiriere! Dazu der Vorschlag Rorarios: Clemens VII. möge Pedro de Salamanca mit Versprechungen hinhalten, der Gesandte werde diese Täuschung an den Schatzmeister und dieser an den Fürsten weiterleiten408.

Beim Versuch, in dem bisher beobachteten politischen Verhalten Salamancas Alternativen zu den Normen fürstlichen Machtstrebens zu finden, wird man von den folgenden Grundsätzen auszugehen haben: • Gewinn, im territorialen wie im finanziellen Bereich, ist selbstverständlich zu nutzen, aber: Auch ein greifbar scheinender Vorteil darf nicht zur Aufgabe der verfügbaren Trümpfe verleiten (Venedig). • Bindungen an Verträge und Bündnisse sind zwingend, aber: (a) Unzuverlässige Partner müssen, wenn möglich, unter Kontrolle gehalten werden (Polen/Moskau); (b) bei einem Renversement des Partners besteht keine Notwendigkeit, alle Brücken zu diesem abzubrechen (Kurie); (c) bei Schwächen des Partners müssen auch Machtfaktoren, deren Verhältnis zu jenem umstritten ist, subsidiär genutzt werden (Ungarn/Kroatien). • Unvermeidbare militärische Unternehmungen sind zu bejahen, aber: nur in einem dem Potential der Erblande entsprechenden Ausmaß und mit allen notwendigen Begleitmaßnahmen (Zusage an Ungarn). Gemeinsamer Angelpunkt in diesen spekulativen Konfrontationen ist das jeweilige „aber". Es setzte der Unabsehbarkeit fürstlicher honneur-Ethik insofern Grenzen, als es an Hand umfangreicher Informationen (deren Einholung sich allerdings erst im Anfangsstadium befand) sowie einer realistischeren Einschätzung der Situation ein - für den Fürsten eher schmerzliches - Regulativ, bestenfalls eine erfolgversprechende Ersatzlösung bot. Am deutlichsten konnte diese in sich kontradiktorische Haltung des Hofes in den Projekten „Mailand I" (Herrschaft über Mailand) und „Mailand II" (Verzicht darauf unter günstigen ökonomischen Bedingungen) der für die österreichische Politik dieser Jahre so aufschlußreichen Bredam-Instruktion nachgewiesen werden 409 . Daß man am Kaiserhof die dafür maßgebliche Rollenverteilung kannte, zeigt die Schuldzuweisung an Salamanca 407 408 409

Wie oben S. 131. Rorario an Sadoleto, 1525 Januar 28: MÜLLER, Kurie 284f. RILL, Außenpolitik 68ff, 85f.

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Gabriel von Salamanca

in Fällen, in welchen Ferdinand vom Grundsatz seines Bruders, es sei für einen Fürsten unziemlich, ,bei heroischen Handlungen an das Geld zu denken'410, abwich: so indirekt im Rahmen des für die österreichischen Erblande sinnlosen Bourbon-Unternehmens gegen Frankreich 411 oder direkt angesichts der Absenz Ferdinands vom italienischen Kriegsschauplatz 1524/ 25412. Ob und in welchem Ausmaß die soeben erschlossenen Grundsätze des Schatzmeisters tatsächlich zum Tragen kamen, bleibt ungewiß. Ein außenpolitisches Engagement wie bei seinem Amtsvorgänger Villinger ist bei Salamanca jedenfalls nicht nachweisbar 413 . Viel bedeutsamer — und von den Ständen entsprechend eingestuft — war der Vorwurf, Salamanca trage die Hauptschuld am g e s t ö r t e n V e r h ä l t n i s z w i s c h e n F ü r s t u n d U n t e r t a n e n . Die ständische Argumentation, die wir im Detail bereits kennengelernt haben, verfestigte sich in der Literatur zu einem simplen Antagonismus: Dem „politischen Scharfblick" der Landschaft stand demzufolge eine durch fremdländische Usancen bedingte Ablehnung jeder Art ständischen Wesens entgegen 414 . Dabei kam es, je nach Bedarf, zu Gewichtungen unter territorialem 415 und sozialem 416 Aspekt. Beweiskräftige Quellen für derartige Konstruktionen wurden freilich nie genannt. Selbst den Tiroler Ständen wäre wohl die Hypothese befremdlich erschienen, derzufolge der Schatzmeister seine aggressive Untertanenpolitik mit Hilfe außenpolitischer Erfolge (!) betrieben habe 417 . Richtig dürfte hingegen sein, daß Salamanca im niederösterreichischen Bereich nicht wie in Tirol einer geschlossenen Front gegenüberstand.

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BRANDI, Eigenhändige Aufzeichnungen 2 3 1 . Bereits im Dezember 1523 mußte sich Ferdinand gegen den Vorwurf verteidigen, er habe eigenmächtig Wilhelm von Fürstenberg an Stelle des Grafen Felix von Werdenberg das Kommando über ein 10.000 Mann starkes Kontingent übertragen wollen (FK 1 83 n.50/5); im Juni 1524 wollte man am spanischen Hof wissen, daß Salamanca es gewesen sei, der seinem allié Fürstenberg zu diesem Kommando verholfen habe (ib. 140 n.72/6), - ein nicht verifizierbares Gerücht, das wahrscheinlich auf die im März 1524 einsetzenden FürstenbergVerträge zurückgeht. Es war naheliegend, die Frage des Kommandos mit dem Scheitern des Unternehmens (vgl. GUNN, March on Paris, passim; RILL, Außenpolitik 35ff) in Verbindung zu bringen. Karl selbst beschuldigte Ferdinand, durch sein Fernbleiben vom Kriegsschauplatz für die Meuterei der Landsknechte verantwortlich zu sein (FK 1 79 n.48/2). Salinas an Ferdinand, 1525 April 26 und 1526 Juli 4: Calendar/Sp.3/1 103 n.53; RV 325. Vgl. Low, Villinger, bes. 219ff. So vor allem HIRN, Landtage 54ff, 62. Laut SITTIG, Landstände 140 zeigten sich die niederösterreichischen Stände viel zurückhaltender als die Tiroler, da der „schmalen Überschicht... eine so heftige Opposition" nicht lag, - „oder sie kam doch nicht so an die Oberfläche ...". Salamanca ahmte - so BAUER, Anfänge 1 7 1 f - die Unsitten seiner „neuen Standesgenossen" nach, um auf diese Art die „Jugend seines Adels" verbergen zu können.

So HIRN, Landtage 81f.

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Die Anklage

Als Wilhelm von Herberstein im Juni 1526 Salamanca am unterderennsischen Landtag vertreten sollte, wurde er vom Landmarschall Jörg von Puchheim und einem Teil der Verordneten in dieser Funktion auch anerkannt; eine zahlenmäßig stärkere Fraktion, die eine Anfechtung der Beschlüsse des Generallandtags befürchtete, setzte schließlich mit Formalanträgen den Ausschluß Herbersteins durch418.

In Widerspruch zu unseren bisherigen Beobachtungen steht das angebliche Engagement Salamancas für die Strenge des Gerichtsurteils vom 23. Juli 1522419. Da die reichhaltige Palette von Reflexionen über den Wiener Neustädter Schuldspruch bis heute keine restlos befriedigende Erklärung für das kompromißlose Vorgehen gegen die Angeklagten enthält, war es naheliegend, nach einer treibenden, hinter dem Tribunal verborgenen Kraft zu suchen. Ferdinand selbst hat gegenüber seinem Bruder zunächst die Strenge des Urteils 420 , kurz darauf jedoch auch den Standpunkt vertreten, man müsse Gerechtigkeit mit Milde (misericorde et clemence) - hier allerdings gegenüber den Comuneros - vereinen421. Wenn er nun diese clemence in Wiener Neustadt vermissen ließ, dann mußten wohl „spanische Rechtsanschauungen", im speziellen der übermächtige Berater Salamanca als „Triebfeder" oder „Seele" dafür verantwortlich sein, wenngleich - wie zugegeben wurde - diese Patentlösung „im einzelnen" nicht belegbar ist 422 . Bleiben wir bei der Vorstellung einer außerhalb des Gerichtshofes wirkenden „Triebfeder", dann bietet sich mit größerer Wahrscheinlichkeit ein anderes Modell an. Die „natürlichen" Feinde von Siebenbürger und Genossen waren weder Spanier (die in Wiener Neustadt überhaupt nicht in Erscheinung traten) und Niederländer noch deutsche Juristen, sondern die Mitglieder des „alten" Regiments; mit welcher Erbitterung zwischen ihnen und den „Landräten" verfahren wurde, zeigt die Schilderung des Wiener Alltags während der kritischen Monate durch den Bürgermeister Wolfgang Kirchhofer 423 . Direkte Kontakte des Wortführers der „alten" Räte, Dr. Johann Schneitpeck, welcher in Wiener Neustadt die Anklage vertrat, mit Ferdinand und dessen engerem Beraterkreis sind zwar nicht nachweisbar, wohl 418

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Wilhelm von Herberstein an Salamanca, 1526 Juni 28: STREIN, Coli. (NöLA) VIII/5 fol. 70r—71r. Aus der umfangreichen Literatur vor allem LAHODA, Ständekampf, passim; NOVOTNY, Ein Ringen um ständische Autonomie, passim; LHOTSKY, Zeitalter 123ff; SITTIG, Landstände 121f; BURKERT, Landesfürst und Stände 139ff; HENGL, Ständische Opposition, passim. 1522 September 2: F K 1 1 7 n.18/7. 1522 November 5: ib. 31 n.23/2; dazu RILL, Außenpolitik 222. H I R N , Landtage 49f; STERN, Salamanca 21; LAHODA, Ständekampf 198f, 227 mit der Bemerkung, Salamanca sei dafür (wofür?) vom Landesfürsten mit Territorien (Freienstein etc.) belohnt worden. Obige Einschränkung bei WIESFLECKER, Maximilian I. 4 449. Vgl. die Edition von R . PERGER: KIRCHHOFER, Erinnerungen, passim.

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Gabriel von Salamanca

aber solche des Fürsten mit dem Propst von Klosterneuburg, Georg II. Hausmannstetter, der ebenfalls dem alten Regiment angehörte. Auf diese Beziehung wurde in der Literatur wiederholt hingewiesen424. Tatsache ist, daß Ferdinand nach mehrstündiger Unterredung mit Hausmannstetter an den für die Ostpolitik so wichtigen, Ende Mai bis Anfang Juli 1522 in Wien geführten Gesprächen425 nicht teilnahm, sondern direkt von Klosterneuburg nach Wiener Neustadt reiste, und daß der Propst dort ca. vier Wochen lang Gelegenheit hatte, Ferdinand ausführlich zu informieren und auf eine Grunddisposition für das bevorstehende Verfahren vorzubereiten426. Den Tenor dieser Beratung kennen wir zwar nicht, es existieren jedoch programmatische Äußerungen Schneitpecks, der zu Hausmannstetter in engem, auch persönlichem Kontakt stand427. Es sei sehr bedauerlich, meint Schneitpeck schon Anfang 1521 gegenüber dem Propst, daß Karl die niederösterreichischen Länder seinem Bruder übergeben habe, denn diese Länder würden von nun an nach anderen Grundsätzen (als vom „alten" Regiment?) regiert werden. Eines habe jedoch Karl im Geheimen (in archano) versprochen: daß alle alten Regenten in den Diensten Karls und Ferdinands bleiben würden. Schriftlich könne man diese Zusage freilich nicht weitergeben, denn die Gegner des Regiments würden sogleich dafür sorgen, daß die Öffentlichkeit davon erfahre und die alten Räte (wegen Indiskretion?) in Ungnade fielen. Würde Karl die Länder in seinem eigenen Namen regieren, wäre die Wiedereinsetzung der alten Räte schon beschlossene Sache ... Vor allem gereiche es Schneitpeck in seiner Bedrängnis zum Trost, daß Ferdinand in wenigen Tagen hier (in Worms) sein werde, und mit ihm zusammen werde Schneitpeck mit Hilfe der Götter in Österreich einziehen (Austriam petam) etc. Der Propst möge darauf vertrauen, daß die gemeinsamen Feinde nicht obsiegen würden 428 .

Daß sich Hausmannstetter unmittelbar vor dem Gerichtstermin unter Berufung auf seinen geistlichen Stand aus dem Geschehen zurückzog - den diesbezüglichen Brief an Ferdinand hat Floridus Röhrig als „schönes und 424

LUDWIG, Hervorragende Pröpste 243; id., Propst Georg II. Hausmannstetter 225ff, 248-282 über die erbittert geführten Prozesse des Stiftes Klosterneuburg gegen die Stadt Wien 1516-1519; LAHODA, Ständekampf 198; RÖRIG, Die angebliche Plünderung 290ff; LHOTSKY, Zeitalter 120; BURKERT, Landesfürst und Stände 138f. 425 Vgl. RILL, Außenpolitik 248. 426 Ferdinand hielt sich ab Mitte Juni in Wiener Neustadt auf, am 4. Juli forderte er von der Stadt Wien die Übersendung einer Truhe mit Dokumenten sowie von ettlich supplicationen, hänndl und brieff betreffend die Sprecher der „Aufständischen" Dr. Siebenbürger, Dr. Gamp und Dr. Görber (HHStAAUR 1522 Juli 4, koll. Kopie des 18. Jahrh.). 427 Vgl. drei Schreiben Schneitpecks an Hausmannstetter, 1521 Februar 10, April 26 und September 21: Stiftsarchiv Klosterneuburg, Korrespondenz der Pröpste, Georg Hausmannstetter 1509-1541, unfol. 428 Schneitpeck an Hausmannstetter, 1521 Februar 10, Worms (ex Wurmacia, in die carnisprimiali, anno 21): ib.

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Die Anklage

mutiges Schreiben" interpretiert - , läßt daraufschließen, daß er die Strenge des zu erwartenden Urteils bereits kannte 429 . Die These von einem abgestimmten Vorgehen der beiden Wortführer des alten Regiments - der Propst als Informant und Berater des Fürsten, Schneitpeck als offizieller Vertreter der Anklage - ist letztlich zwar nicht beweisbar, hat jedoch mehr Wahrscheinlichkeit für sich als die Zuweisung der Verantwortung für das rigorose Ergebnis an das spanische Umfeld des Fürsten, speziell an Salamanca. Bescheidene Anhaltspunkte für die Einstellung Salamancas zu „rebellischen" Untertanen existieren im Rahmen der Bauernkriege. Aus mehreren Schreiben Cles' an Ferdinand und an den Schatzmeister vom Herbst 1525 ist ersichtlich, daß der Bischof die bereits entwaffneten Aufständischen mit Strafexpeditionen zur Räson — ad honesta quequam et §qua simul acceptanda - bringen wollte, wie dies andere Fürsten im Gegensatz zu Ferdinand getan hätten; er habe sich jedoch gezwungen gesehen, die schon früher geforderten rigorosen Maßnahmen umständlich zu begründen, da er bisher weder bei Ferdinand noch bei Salamanca Zustimmung gefunden habe430.

Können wir daraus folgern, daß Salamanca seinem Fürsten eine milde Untertanenpolitik, etwa im Sinne der c/emereiia-Empfehlung des Erasmus 431 , suggerierte? Abgesehen davon, daß für eine derartige Annahme die Quellenbasis nicht ausreichen würde, scheint eine Äußerung Salamancas vom August 1525 in eine ganz andere Richtung zu weisen: Er höre gern, daß man auch in Osterreich unter der Enns gegen die aufrührerischen Bauern zu Feld ziehe, schreibt er Anfang August 1525 an Harrach, aber - und dies

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...Will auch vor EFD und menigklich offenlich protestiert und bezeugt haben, wo in dieser verhör und hanndlung ainicherlay anzaigen mundtlich oder schrifftlich hanndlung furgebracht wurden, darein mier als geistlich person einzulassen nicht gepueret, das ich darinnen einen beistanndt, rat, tad, hilff noch annders, so denselben diennstlich sein mag, nicht bewillig noch tailhafftigsein welle ...: Schreiben an Ferdinand, s.d. (Stiftsarchiv Klosterneuburg, Alte Kammerbriefe, Neue Rapulatur 230 fol. 27r n.50; verwendet von LAHODA I.e. und ausführlich von RÖHRIG, Die angebliche Plünderung 293. Cles an Salamanca, 1525 September 17 und Oktober 9: HHStA GK 25b fol. 50r, 73rv. Die von TISOT, Ricerche 95ff konstruierte maßvolle Haltung Cles' gegenüber den Aufständischen wird durch die Quellen nicht untermauert. Cles drängte vielmehr in mehreren an Ferdinand und Salamanca gerichteten Schreiben auf schnelle und harte Bestrafung der Ungehorsamen (GK 25a fol. 33r, 37r, 45r, 50rv, 52r, 60r-61r; 25b fol. 23r, 25r, 30r); auch die oberösterreichische Regierung folgte bei der Entsendung einer Strafexpedition in das Trentino dem ausdrücklichen Wunsch des Bischofs: Statthalter und Hofrat an Cles, 1525 August 19 (CCI 6 fol. 379r). Vgl. MARGOLIN, Erasme entre Charles-Quint et Ferdinand IER 291ff.

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ist das eigentliche Anliegen des Briefes - was immer man unternehme, möge man schnell tun, damit die Unkosten nicht zu hoch würden 432 ! Eine Zusammenfassung dieser sporadischen Einsichten ergibt: Daß Salamanca als treibende Kraft hinter dem Wiener Neustädter Gerichtsspruch stand, ist weder nachweisbar noch wahrscheinlich; eher ist an eine Beeinflussung Ferdinands durch die am meisten involvierte Gruppe, das alte Regiment, zu denken, für welches eine blutige Revanche die Chance bot, die angeschlagene fortune und damit die frühere Position zu restabilisieren. Weder 1522 noch - wie aus den „echten" bäuerlichen Beschwerden zu ersehen war - 1525 hatte Salamanca zunächst Anlaß, sich persönlich von ungehorsamen Untertanen, Bürgern oder Bauern, bedroht zu fühlen. Erst die Ausweitung, Radikalisierung und Verfremdung der Tiroler Unruhen, die ihn zur Flucht zwangen, veränderten dieses Bild. Salamanca sprach sich jetzt für ein militärisches Untenehmen aus, allerdings nicht im Sinne einer staatlichen Bestrafungsmoral, sondern als Financier, dem jede notwendige Aktiion recht sein konnte, wenn sie nur schnell und relativ billig erfolgte. Ein weiterer gegen den Schatzmeister erhobener Vorwurf war zumindest teilweise berechtigt, nämlich: daß er den S c h a t z d e s H a u s e s O s t e r r e i c h ferfürt und verschmelzet habe 433 . Mit Sicherheit können wir annehmen, daß Salamanca an der Inventarisierung und Schätzung der in Wien, Innsbruck, Wiener Neustadt und Graz aufbewahrten Kleinodien434 wesentlichen Anteil hatte und daß diese Maßnahmen nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern auch eine Vermarktung, sei es durch Verpfändung, Verkauf oder Einschmelzung, bezweckten. Auch die 1526 einsetzende Plünderung von Kirchenschätzen 435 geht möglicherweise auf Planungen seiner Amtszeit zurück. Salamanca war jedoch keineswegs Initiator dieses Vorgehens. Schon Maximilian I. hatte einen Teil des burgundischen Schatzes zur Finanzierung seiner aufwendigen Politik verpfändet 436 , Karl V. bemühte sich, wie noch auszuführen sein wird, vergeblich um die Rücklösung einiger repräsentativer Stücke. Die überkommene Schuldenlast, die Türkengefahr und die

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Undat. Konzept in HKA Nö Kammer 1 fol. 15r-16v n.12. Das Schreiben muß in jene Zeit fallen, in der Salm den (später widerrufenen) Auftrag erhielt, sich mit seinen Truppen der Salzburger Grenze zu nähern; vgl. BUCHOLTZ, Geschichte 9 633f; KÖCHL, Bauernkriege 58; FK 1 319 nl47/3-4. STREIN, Coli. (NöLA) VIII/5 fol. 55r-56v. Vgl. dazu LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 121-128; ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 211; BURKERT, Landesfürst und Stände 148ff.

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LHOTSKY I.e. 1 3 2 f .

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LHOTSKY I.e. 104f; vgl. WIESFLECKER, Maximilian I. 5 304f, 571, 807 Anm. 44.

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Die Anklage

Tiroler Bauernerhebung zwangen die österreichische Regierung zur Ausnützung aller Ressourcen, auch wenn die dafür notwendigen Maßnahmen das dynastische Empfinden der Casa der Austria auf das Schmerzlichste trafen. Es bleibe ihm gar nichts anderes übrig, als seine verzweifelte Vermögenslage durch die Preisgabe von Kleinodien zu bessern, gestand Ferdinand seiner Schwester Isabella im März 1524, wolle er nicht von Gläubigern bedrängt und von den Türken aus dem eigenen Land verjagt werden 437 . Und am Höhepunkt der Tiroler Empörung befahl er den niederösterreichischen Behörden, alles was an Kleinodien und Silbergeschirr im eigenen Besitz wie in Kirchen und Klöstern auffindbar sei, zu verkaufen, zu verpfänden oder einzuschmelzen, um einem Ubergreifen des Aufstands auf die niederösterreichischen Erblande mit Kriegsvolk begegnen zu können 438 . Der Abgang Salamancas änderte nichts an diesen Bestrebungen, welche sich nach 1526 auch auf Ungarn erstreckten 439 ; und der Zugriff auf Kirchenschätze kam erst jetzt in Schwung440. Daß Salamanca in diesem Bereich vorübergehend einer zwar befremdlichen aber nahezu unvermeidbaren Tradition folgte, mögen zwei Beispiele verdeutlichen: Im März 1519 machte das Tiroler Regiment Karl V. auf ein wertvolles, aus burgundischem Besitz stammendes, jetzt im Besitz des Erzbischofs von Gran befindliches Kreuz aufmerksam. Als Karl die Auslösung um 25.000 fl. den oberösterreichischen Ständen zumutete - allerdings unter Anrechnung auf bereits bewilligte Steuern erklärten die Tiroler ihr Desinteresse 441 . Ihre wenige Jahre später abgegebene Erklärung, es soll uns die sun noch der ertpodn uns nit tragen, würden sie einer Veräußerung von Schätzen des Hauses Osterreich zustimmen 442 , erscheint in diesem Licht doch fragwürdig. Im Oktober 1526 befahl Ferdinand seinem ehemaligen Schatzmeister, um diese Zeit noch Hauptmann von Wiener Neustadt, neben Briefschaften auch Kleinodien, die in der Burg aufbewahrt würden, einer dafür eingesetzten Kommission

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Isabella von Dänemark an ihren Gemahl Christian, 1524 März 30: ALLEN, Breve og Aktstykker 183f n.100. 438 Ferdinand an Vizestatthalter, Hof- und Kammerräte der niederösterreichischen Länder, 1525 Mai 14: HHStAAUR. 439 HHStA FA103 Konv. 2 (= fol. 121-276): Akten betr. Juwelen im Schloß von Preßburg, beginnend mit dem Mandat Ferdinands, 1527 Oktober 24, die Kleinodien seinen Kommissaren zwecks Einschmelzung und Vermünzung zu übergeben. 440 Vgl. MENSI, Geschichte der direkten Steuern 2 315ff; für Österreich unter der Enns besonders Akten über Inventarisierung und Verkauf 1526/27: HKA NöHA G 74 fol. 127-156. Siehe auch unten S. 394. 441 LHOTSKY, Geschichte der Sammlungen 1 117. 442 Wie oben Anm. 433.

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Gabriel von Salamanca

auszuliefern, zumindest die ernannten Kommissare weisungsgemäß schalten zu lassen443. Salamanca, der allem Anschein nach diesen Kommissaren Schwierigkeiten gemacht hatte, war damit Leidtragender seiner eigenen Usancen geworden. Die Bevorzugung des aktuellen Realwertes gegenüber dem ideellen und künstlerischen Gehalt von Kleinodien - eine schon im 12. J a h r h u n d e r t nachweisbare ökonomische Grundregel — war eben nicht ein auf das Schatzmeisteramt Salamancas beschränktes Prinzip 444 . Zielten die bisher beobachteten Anschuldigungen auf eine nicht nur maßlose, sondern auch absurde, das Ansehen des Fürsten wie das Wohl der Erblande schädigende Einflußnahme auf die von Hof gesteuerte Politik ab, so waren - als Ergänzung eines derartigen Pauschalurteils - darüber hinausreichende Enthüllungen über den Kern dieses fürstlich-schatzmeisterlichen Zusammenspiels zu erwarten: Über eine Überhäufung Salamancas mit Schenkungen und Gnaden auf Kosten der Untertanen sowie über eine von Ferdinand geduldete m o r a l i s c h e U n z u l ä n g l i c h k e i t des Favorisierten, die sich in Akten der Bereicherung, Erpressung und Bestechlichkeit zu äußern pflegen. Der passiv-ertragreiche Anteil, den Salamanca an diesem Einverständnis seines Fürsten genommen haben soll, läßt sich mit wenigen Worten umschreiben: Er habe mehr Kammergut, Schlösser und Herrschaften in seine Hand gebracht als je ein Diener des Hauses Österreich, und auf dieser Basis einen Lebensstil mit cöstligkait und pracht entwickelt, der alles Bisherige in den Schatten stelle und fürstliche Dimensionen angenommen habe 445 . Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen wird jedoch in Folge unserer bisherigen Ergebnisse sehr in Frage gestellt: Salamanca zahlte zuviel, um als Nutznießer größeren Stils gelten zu können 446 , und die Vorstellung von Prunk und Luxus wird durch seine relativ bescheidene „Hofhaltung widerlegt 447 . Eine rechnerische Bewältigung dieser Frage ist 443

Ferdinand an Salamanca, 1526 Oktober 22: HHStA Hofakten des Ministeriums des Innern 12,1 E5 fol. 45r. 444 Vgl. RÖSCH, Wirtschaftsexpansion 25ff; dazu die Äußerung Salamancas gegenüber dem Pfalzgrafen Friedrich: Gegenstände aus gold und silber hieße man nit clainater, dann wann man es in die münze schickte, so machte man münz daraus ... (Werthern an Georg von Sachsen, 1523 Januar 21: GESS, Akten und Briefe 1 445 n.438). 445 y gl Vorlage der ständischen Ausschüsse vom Dezember 1525 (wie oben S. 173) fol. 75r; ferner Kiemseer an Salamanca, 1525 September 22: STREIN, Coli. (NöLA) VIII/5 fol. 74v; DRA4 694 Anm. 1; Chroniken der deutschen Städte 23 (= Augusburg 4) 172, wo von einem Jahreseinkommen von 26.000 fl. die Rede ist; im „R"-Bericht fol. 3v: Salamanca ist herzog bzw. als wer er selbst ain herzog. Laut Schreiben Salinas' an Salamanca, 1524 September 7, langte in Spanien aus den Niederlanden die Nachricht ein, Salamancas Küche und Pferdestall seien größer und personalreicher als jene Ferdinands: RV 212f. 446 Siehe oben S. 149. 447 Siehe oben S. 146-150.

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Die Anklage

von den Zeitgenossen wie von späteren Betrachtern - in gläubigem Vertrauen auf jene - nie versucht worden. Im Hinblick auf die am Hof Maximilians I. herrschende Atmosphäre von Habgier, Korruption und Nötigung wie auf die zeitlich weiter zurückgehende Bereicherung von Beamten und Bürgern, welche auf der Basis von Anleihen an den Fürsten stattfand und daher mit dem Prädikat „nicht verdammenswert" versehen wurde 448 , könnte man es sich beim Versuch einer Rechtfertigung Salamancas leicht machen, da die ihm zur Last gelegten Verfehlungen zum Großteil der zeitüblichen Praxis höfischer „staatstragender" Kreise entsprachen. Dieser moralische Positivismus, zu welchem die zumeist vagen und emotionellen Aussagen der Quellen förmlich einladen, endet jedoch dort, wo für das konkrete Verhalten des Beschuldigten ein Beleg erbracht werden kann. Tatsächlich existieren im Rahmen der zeitgenössischen wie der posthumen Verurteilung derartige Hinweise, etwa auf: die Firmian-Affäre im „R"-Bericht; sowohl die Tendenz der Quelle als auch der rekonstruierbare Sachverhalt lassen diesen Vorwurf mehr als zweifelhaft erscheinen449; einen ähnlich gelagerten erpresserischen Akt, diesmal zu Gunsten eines spanischen Kumpanen, gegenüber der Witwe des als Ketzer verbrannten Wiener Bürgers Caspar Tauber450; schließlich die angebliche Bestechung durch Venedig, die allerdings schon durch den Vorwurf des spanischen Hofes, Salamanca blockiere den Vertragsabschluß mit der Republik, widerlegt wird451.

Da somit die angeführten Behauptungen der „Kläger" und ihrer Nachfahren über ein amoralisches Verhalten des Schatzmeisters auf Sand gebaut sind, wird man sich nach anderen Aussagen umsehen müssen, womöglich nach solchen, in denen der Beschuldigte unmittelbar bei einer auch nach damaligen Moralvorstellungen bewertbaren Tat in flagranti ertappt werden könnte.

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Vgl. WILKE, Österreichische Beamte 40-44; WIESFLECKER, Maximilian I. 1 412ff; 2 408f; 5 224, 239 (über Serntein). Siehe unten S. 448. Laut REM, Cronica 213 wollte Salamanca die Witwe einem Spanier vermählen, doch lehnte diese ab. Also wolt die guett frau nits zufriden sein, so muest sie im lMfl. geben zusampt dem unfal, daß man ir iren frumen man verprennt hat. Nachweisbar ist nur, daß das Haus des am 17. September 1524 hingerichteten Caspar Tauber in der Wiener Dorothergasse zunächst konfisziert, jedoch bereits 1525 der Witwe Margret, geb. Reicholf, gegen Zahlung ainer suma gelts restituiert wurde. In zweiter Ehe vermählte sich die Witwe mit dem Wiener Fleischhackersohn Leopold Ebersperger. Vgl. NICOLADONI, Tauberiana 153; PERGER, Neues über Caspar Tauber 96. Siehe oben S. 193.

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Gabriel von Salamanca

Die sächsischen Gesandten von der Planitz (für Kurfürst Friedrich) und Werthern (für Herzog Georg) waren von Habsucht und Bestechlichkeit Salamancas von Anfang an überzeugt, — anscheinend in Folge eines Analogieschlusses, da Georg von Sachsen, um die Eintreibung seiner Außenstände bei Ferdinand zu forcieren, bereits die alten Räte Villinger und Ziegler korrumpiert hatte. Mit Ferdinand, so meinte Werthern, der sein Wissen wiederum vom Pfalzgrafen Friedrich bezog, sei es schwer über Geldangelegenheiten zu verhandeln, denn die Leute, die des spils macht hetten, könne man ane finanzen nicht überzeugen. Er, Werthern, habe keinerlei Chancen, sofern er nicht das auf gelt auf ein iglichen gülden dem schatzmaister und seiner geselschaft zu einer finanz folgen ließe. Wenige Tage später macht er die Probe aufs Exempel: Er bietet Salamanca die finanz an - und wird abgewiesen452. Anfang 1526 nimmt Salamanca in einem Schreiben an den niederösterreichischen Vizedom Kiemseer Bezug auf dessen Angebot: Würde er dem Vizedom einen Bergwerksanteil in Schladming verschaffen, werde sich dieser mit einem kostbaren Trinkgeschirr dankbar erweisen. Dazu Salamanca: Solhen euern guten willen nimb ich für werch an und well desselben trinkhschirrs nit, sonder ir mugt als das euch ein tringschirr machen lassen und dasselbe tringschirr nach mir nennen und also in meinem namen mir zu ern und gedechtnis gebrauchen453. Im April 1526 ist Salamanca als politischer Faktor zwar bereits entmachtet, man weiß jedoch (oder glaubt zu wissen), daß sein Einfluß auf den Fürsten auch jetzt noch gewissen Personen nützen würde, die ihrerseits dem in die Ecke gedrängten einstigen Favoriten gerade zu diesem Zeitpunkt wertvolle Verbündete sein könnten. In diesem Sinn interveniert Balthasar Merklin für Wilhelm von Roggendorf. Die Antwort Salamancas: Nun gib ich euch zu erkhennen, das mein gemuet oder gewonheit nit ist, mir freuntschaft oder guten willen machen durch sachen, die in meiner gewalt nit stehen, oder jemandts geben, das ich selbst nit habiSA. Es geht bei den aufgezeigten Fällen — andere ließen sich nicht ermitteln — um Verhaltensweisen auf verschiedenen Ebenen: um versuchte Bestechung in Dimensionen der internationalen Finanzen, um das Angebot einer „Erkenntlichkeit" bescheideneren Ausmaßes, um Personalpolitik 455 . Gemein-

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Berichte Wertherns, 1523 Januar 12 und 21: GESS, Akten und Briefe 1 430f n.430; 445 n.438; vgl. GESS, Schulden 227, 232. Das Urteil Planitz' bei FÖRSTEMANN, NUB 1 188ff und DRA4 773 n.260. Zur „sächsischen Schuld" siehe unten S. 305ff. Salamanca an Kiemseer, 1526 Januar 2: HKANö Kammer 1 fol. 79r n.37 (Konzept). Salamanca an Merklin, 1526 April 27: ib. fol. 416r n.287 (Konzept). Eine Reaktion Salamancas auf den von SITTIG, Landstände 140 erwähnten Beschluß der innerösterreichischen Stände 1523, sofern dieser überhaupt realisiert wurde, dem Schatzmeister 300 Dukaten als Verehrung zuzustellen, ist nicht bekannt. Über die angebliche Bestechung durch die Fugger siehe unten S. 323.

204

Die Anklage

sam ist ihnen das entschiedene Nein Salamancas. Und damit dürften die unbeweisbaren Beschuldigungen, die wir in der Salamanca-Legende kennengelernt haben, nicht nur prinzipiell in Frage gestellt, sondern auch mit wenigen aber überzeugenden Aussagen konfrontiert worden sein, welche ein ganz anderes Bild, das eines trotz einschlägiger Offerte nicht korrumpierbaren Beamten, ergeben. Abgesehen von der auch nach heutigen Wertvorstellungen denkbaren Inkriminierung Salamancas spielten zwei weitere, zeitgebundene Faktoren eine wesentliche Rolle bei der Entstehung eines durchwegs negativen Persönlichkeitsbildes: sein umstrittenes Verhältnis zur Religion und seine nationale Herkunft. Der erste Punkt darf wohl, soweit es sich um die familiäre Tradition handelt, als restlos geklärt erachtet werden 456 . Wenn Verdächtigungen bezüglich einer konfessionellen Indifferenz, zum Teil verbunden mit antisemitischen Beschimpfungen, im Umlauf waren, dann stellten diese Äußerungen den anscheinend unverzichtbaren Teil einer gezielten Campagne oder ein Konglomerat vager Vorstellungen von den ethnisch-religiösen Zuständen auf der Pyrenäenhalbinsel dar. Um derartigen Anwürfen ausgesetzt zu sein, mußte Salamanca keinerlei häresieverdächtige Handlungen setzen, aufgrund seiner Herkunft war er von Anfang an mit dem peccadiglio di Spagna, der mit Juden und Muslim geteilten Ablehnung der Trinität, belastet 457 . Andererseits existiert kein Anhaltspunkt für die protestantische These, Ferdinand habe sich aus anreizen des Salamangken mit den konservativen Mächten, vor allem dem Klerus und Bayern, gegen das,wahre Evangelium' verbündet 458 , - eine Behauptung, die im Konnex mit ähnlichen Vermutungen in der Literatur schließlich das Klischee einer „Gesinnung des glühend den alten kirchlichen Gewalten ergebenen Spaniers" 459 entstehen ließ. Der Widerspruch dieser Vorstellung zu dem Dictum des päpstlichen Sondergesandten, Salamanca sei,natürlich' ein Feind des Klerus, ist leicht zu erklären. Zweifellos war Salamanca Anhänger - ob „glühend" sei dahingestellt - der römisch-orthodoxen Lehre. Seine späteren Aussagen, vor allem sein Testament, lassen keinerlei Berührungspunkte zur reformierten Kirche erkennen. Sein Amt gestattete ihm jedoch, wie vielen Finanzverwaltern nach ihm, ein offizielles konfessionelles Engagement nur dort, wo es nicht mit den finanziellen und in weiterem Sinn politischen Interessen des Hofes kollidierte.

466 457 458

459

Siehe oben S. 131ff. PEREZ, Ferdinand und Isabella 309f. So Planitz an Kurfürst Friedrich von Sachsen, [3], STERN, S a l a m a n c a 36.

205

1524

April

9 : WÜLCKER - VIRCK,

Planitz

616

Gabriel von Salamanca

Die Konfessionsfrage bildete jedoch nur einen Annex zu der viel eingehender diskutierten Problematik seiner „nationalen" Herkunft. Denn Salamanca war nicht nur Ausländer, den man - zumindest in den oberösterreichischen Ländern - von Regierungsgeschäften fernhalten wollte460, er war Spanier und damit Angehöriger der im Reich bestgehaßten, wenngleich kaum oder fast nur in militärischer Gestalt bekannten Nation. „Dieberey", „Mörderey" und extreme Habsucht (soberana avariçia) galten als hervorstechendste Eigenheiten des Spaniers, seinem religiösen Fanatismus entsprach sein Hang zur - aktiven und passiv erduldeten - Despotie461. Die angebliche Analogie im Handeln des „Walchen" und des „Spaniolen" verschmolz in der Sicht des erbländischen Chronisten, wie bereits erwähnt wurde462, zur „welschen", von Gott als Strafe verhängten Tyrannis. Das bekannte Losensteiner Turnier von 1521 kann als Ausdruck dieser nationalen Aggressivität gelten, obwohl der moralische Gehalt der Szene keineswegs für den obderennsischen Haudegen spricht463. Nebenbei sei angemerkt, daß die Beurteilung der „deutschen" Umgebung des Fürsten von spanischer Seite nicht besser, wenngleich anders akzentuiert ausfiel: Schon am Hof Maximilians I. glaubten spanische Diplomaten eine Vereinigung von habgierigen und bestechlichen Personen beschränkten Horizontes zu einer Räuberbande (quadrilla) konstatieren zu müssen464. Laut Salmas war der ferdinandeische Hof von .Barbaren' bevölkert; ein Hauptgrund für die Anfeindungen Salamancas sei seine Stellung als extrangero, den sie - selbst seine angeheirateten Verwandten - bei erster Gelegenheit im Stich lassen würden; und fast entschuldigend: am Ende seien sie eben Deutsche ( Spain in the Fifteenth Century S. 296-353 Ramón CARANDE, Carlos V y sus Banqueros. La Hacienda Real de Castilla. 3 Bde. (Madrid 1943-1949; ed. abreviada 2 Bde. (Barcelona 2 1977) Hilario CASADO ALONSO, Una familia de la oligarquía burgalesa del siglo XV: los Alonso de Burgos-Maluenda, in: La • ciudad de Burgos. Actas S. 143-162 Hilario CASADO ALONSO, Nuevos documentos sobre la guerra de las comunidades en Burgos, in: La ciudad de Burgos. Actas S. 247-260 Hilario CASADO ALONSO, Señores, mercaderes y campesinos. La comarca de Burgos a fines de la edad media (Valladolid 1987) Hilario CASADO ALONSO, El comercio internacional burgalés en los ss. XV y XVI, in: Actas del V centenario del Consulado de Burgos (Burgos 1994) S. 177-247 Hilario CASADO ALONSO, Las colonias de mercaderes castellanos en Europa (siglos XV y XVI), in: Castilla y Europa. Comercio y mercaderes en los siglos XIV, XV y XVI (Burgos 1995) S. 15-56

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Adolf

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Frank

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Hermann KELLENBENZ, Wirtschaftsgeschichtliche Aspekte der überseeischen Expansion Portugals, in: Scripta Mercaturae 2 (1970) S. 1-39 Hermann KELLENBENZ, Die Vorschläge des Nicolaus Copernicus zu einer Reform des preussischen Münzwesens, in: Nicolaus Copernicus zum 500. Geburtstag, hg. von Friedrich Kaulbach u.a. (Köln - Wien 1973) S. 81-96 Hermann KELLENBENZ, Wirtschaftspolitik in Europa zu Beginn der Neuzeit, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen (1974) S. 37-59 Hermann KELLENBENZ, Die Brüder Diego und Cristöbal de Haro, in: Aufsätze zur portugiesischen Kulturgeschichte 14 (1976/77) S. 303-315 Hermann KELLENBENZ, Europäisches Kupfer, Ende 15. bis Mitte 17. Jahrhundert. Ergebnisse eines Kolloquiums, in: Hermann Kellenbenz (Hg.), Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa 1500-1650 (= Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 3, Wien - Köln 1977) S. 290-351 Hermann KELLENBENZ, Die Rolle der Verbindungsplätze zwischen Spanien und Augsburg im Unternehmen Anton Fuggers, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 65 (1978) S. 1-37 Hermann KELLENBENZ, Die Konkurrenten der Fugger als Bankiers der spanischen Krone, in: Zeitschrift für Unternehmungsgeschichte 24 (1979) S. 81-98 Hermann KELLENBENZ, Die Münzen und die internationale Bank Ende 15. bis Anfang 17. Jahrhundert, in: Barbagli (Hg.), La moneta nell'economia europea S. 651-680 Hermann KELLENBENZ, Das Konto Neapel in der Augsburger Verrechnung der Fugger, in: Mut zur Kritik. Hans Linhart zum 80. Geburtstag (Bern - Stuttgart 1981) S. 361-387 Hermann KELLENBENZ, Das Römisch-Deutsche Reich im Rahmen der wirtschafts- und finanzpolitischen Erwägungen Karls V. im Spannungsfeld imperialer und dynastischer Interessen, in: Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V. S. 35-54

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Hans-Joachim KÖHLER, Bibliographie der Flugschriften des 16. Jahrhunderts. Teil I: Das frühe 16. Jahrhundert (1501-1530). Bd. 1: Druckbeschreibungen A-G (Tübingen 1991); Bd. 2: Druckbeschreibungen H-L (Tübingen 1992) Helmut G. KOENIGSBERGER, Dominium regale or dominium politicum regale? Monarchies and Parliaments in Early Modern Europe, in: Der moderne Parlamentarismus und seine Grundlagen in der ständischen Repräsentation. Hg. von Karl Bosl (Berlin 1977) S. 4 3 - 6 8

Martin KÖRNER, Steuern und Abgaben in Theorie und Praxis im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Eckart Schremmer (Hg.), Steuern, Abgaben und Dienste vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 114, S t u t t g a r t 1994) S. 5 3 - 7 6

Alfred KOHLER, Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V. Die reichsständische Opposition gegen die Wahl Ferdinands I. zum römischen König und gegen die Anerkennung seines Königtums (1524—1534) (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 19, Göttingen 1982) Alfred KOHLER, Zur Bedeutung der Juristen im Regierungssystem der „Monarchia universalis" Kaiser Karls V., in: Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates. Hg. von Roman Schnur (Berlin 1986) S. 649-674 Alfred KOHLER, Die spanisch-österreichische Begegnung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein mentalitätsgeschichtlicher Versuch, in Spanien und Osterreich in der Renaissance S. 4 3 - 5 5

Alfred KOHLER, Burgund, die Republik der Vereinigten Niederlande und Osterreich. Zur Bedeutung eines politischen und wirtschaftlichen Beziehungsfeldes vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, in: Österreich - Niederlande. Beziehungen in Politik, Wirtschaft und Kultur. Red.: Jeroen B. van Heerde (Horn - Wien) S. 25-37 Karl KOHUT, Humanismus und Gesellschaft im 16. Jahrhundert: Das Verhältnis von Tradition und Reform in den gesellschaftspolitischen Schriften des Juan Luis Vives, in: Humanismus und Ökonomie S. 183-205 Gerda KOLLER, Die Hochzeit Ferdinands I. in Linz, in: linz aktiv. Vierteljahresschrift für Stadtkultur und städtisches Leben 24 (1967) S. 19-26 Joseph KOPALLIK, Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Bd. 2: Regesten zur Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe Wiens (Wien 1894) Sylvia KORETZ, Das niederländische Element am Hofe Ferdinands I. (ungedr. phil. Diss. Wien 1970)

Die KORRESPONDENZ Ferdinands I., Familienkorrespondenz. Bd. 1: Bis 1526, bearb. von Wilhelm Bauer (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 11, Wien 1912); Bd. 2: 1527-1530, bearb. von Wilhelm Bauer und Robert Lacroix (Veröffentlichungen etc. 30/31, Wien 1938); Bd. 3:1531-1532, bearb. von Herwig Wolfram und Christiane Thomas (Veröffentlichungen etc. 58, Wien 1973-1984) Otto KOSER, Repertorium der Akten des Reichskammergerichts. Untrennbarer Bestand. Bd. 2: Prozessakten aus dem Elsass, aus Lothringen und angrenzenden ehemaligen Reichslanden (Heppenheim a. d. Bergstraße 1936) Irmgard KOTHE, Die Instruktionen für die erzherzogliche Regierung in Ensisheim und die Regentschaft in Württemberg 1523 und 1531. Ein Beitrag zur Geschichte der Behördenorganisation, in: Archiv für Urkundenforschung 15 (1938) S. 449-471 Irmgard KOTHE, Der fürstliche Rat in Württemberg im 15. und 16. Jahrhundert (Darstellungen aus der Württembergischen Geschichte 29, Stuttgart 1938)

477

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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478

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Karl LEEDER, Geschichte des Hauses Hoyos in Österreich. Bd. 1 (Wien 1914) André Joseph Ghislain L E GLAY (Hg.), Correspondance de l'empereur Maximilien I et de Marguerite d'Autriche, sa fille, gouvernante de Pays-Bas, de 1507 à 1519. Bd. 1 (Paris 1839) André Joseph Ghislain L E GLAY (Hg.), Négotiations diplomatiques entre la France et l'Autriche. 2 Bde. (Collection de documents inédits sur l'histoire de France, sér. I (23), Paris 1845) Otto LEHNHOFF, Die Beichtväter Karls V. Ihre politische Tätigkeit und ihr Verhältnis zum Kaiser (Alfeld 1932) F. W. LEITNER -»• Inschriften Max LENZ (Hg.), Briefwechsel Landgraf Philipp's des Großmüthigen von Hessen mit Bucer. 3. Teil (Publicationen aus den k. Preußischen Staatsarchiven 47, Leipzig 1891) LEXIKON des Mittelalters. Bd. 5 (München - Zürich 1990) Alphons LHOTSKY, Die Geschichte der Sammlungen (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 2. Teil). 1. Hälfte: Von den Anfangen bis zum Tode Kaiser Karls VI. 1740 (Wien-Horn 1941-45) Alphons LHOTSKY, Das Zeitalter des Hauses Österreich. Die ersten Jahre der Regierung Ferdinands I. (1520-1527) (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte Österreichs 4 = Schriften des DDr. Franz Josef Mayer-Gunthof-Fonds 7, Wien 1971) Kurt LÖCHER, Der Maler Hans Krell aus Crailsheim in den Diensten des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach und König Ludwigs II. von Ungarn, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 97 (1994-1995) S. 151-186 Corinna Low, Jakob Villinger im Dienste Kaiser Maximilians I. (ungedr. Geisteswiss. Diss. Graz 1987) Luitgard Low, Das ehemalige ortenburgische Hospital zu Spittal/Drau. Zu den Ergebnissen einer Untersuchung, in: Jahrbuch für Volkskunde und Museologie des Bezirksmuseums Spittal/Drau 10 (1996-97) S. 195-199 Franz LOIDL, Geschichte des Erzbistums Wien (Wien - München 1983) J. LOPEZ Cedillo J. LOSERTH, Das Kirchengut in der Steiermark im 16. und 17. Jahrhundert (Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 8/3, Graz - Wien 1912)

479

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Ingetraut LUDOLPHY, Die religiöse Einstellung Friedrichs des Weisen, Kurfürst von Sachsen, vor der Reformation als Voraussetzung seiner Lutherpolitik, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Osterreich 96 (1980) S. 74—89 Karl-Heinz LUDWIG, Bergleute im Bauernkrieg, in: Zeitschrift für historische Forschung 5 (1978) S. 23-47 Karl-Heinz LUDWIG, Sozialemanzipatorische, politische und religiöse Bewegungen 1524—1526 im Montanwesen des Ostalpenraums, in: ->• Dörrer (Hg.), Die Bauernkriege S. 211-224 Vinzenz Oskar LUDWIG, Propst Georg II. Hausmanstetter. Beiträge zur Kultur- und politischen Geschichte Niederösterreichs im 16. Jahrhundert, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg 4 (1912) S. 213-324 Vinzenz Oskar LUDWIG, Hervorragende Pröpste Klosterneuburgs in ihrer Beziehung zum politischen Zeitgeschehen, in: St. Leopold. Festschrift des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg zur 800-jährigen Gedenkfeier des Todes des Heiligen (Klosterneuburg 1936) S. 181-213 Johann Christian L Ü N I G , Teutsches Reichsarchiv 23: Spicilegium seculare II (Leipzig 1719) Johann Christian LÜNIG, Selecta scripta illustria (Leipzig 1723) Martin LUNITZ, Diplomatie und Diplomaten im 16. Jahrhundert. Studien zu den ständigen Gesandten Kaiser Karls V. in Frankreich (Konstanzer Dissertationen 213, Konstanz 1987) Arnold LUSCHIN VON EBENGREUTH, Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte des Mittelalters und der neueren Zeit (München - Berlin 2 1926) Albrecht P. LUTTENBERGER, Das Haus Fürstenberg vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, in: Die Fuerstenberger. 800 Jahre Herrschaft und Kultur in Mitteleuropa. Niederösterreichische Landesausstellung, Schloß Weitra 1994 (Korneuburg 1994) S. 1 - 3 8 Elmar LUTZ, Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften in der Zeit der Fugger. 2 Bde. (Studien zur Fuggergeschichte 25, Tübingen 1976) Heinrich LUTZ, Conrad Peutinger. Beiträge zu einer politischen Biographie (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg 9, Augsburg 1958) Heinrich LUTZ, Die Sodalitäten im oberdeutschen Humanismus des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, in: Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. J a h r h u n d e r t s (= Mitteilung XII der Kommission für Humanismusforschung, Weinheim 1984) S. 45-60 Josef

MACEK, ZU

den Anfängen des Tiroler Bauernkrieges, in: Historica

1

(Praha

1959)

S.135-196

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480

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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481

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Oskar

Vom burgundischen Hof Ferdinands I . in Österreich. Eine Verrechnung des Generalschatzmeisters aus dem Jahre 1522, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1928) S. 153-163 Karl MOESER, Die Münzstätte Hall, ihre Bedeutung für das gesamte deutsche Münzwesen, in: Haller Buch (= Schlern-Schriften 106, Innsbruck 1953) S. 470-489 Konrad von MOLTKE, Siegmund von Dietrichstein. Die Anfänge ständischer Institutionen und das Eindringen des Protestantismus in die Steiermark zur Zeit Maximilians I. und Ferdinands I. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 29, Göttingen 1970) Peter MORAW, Königtum und Hochfinanz in Deutschland 1350-1450, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 122 (1974) S. 23-34 Peter MORAW, Personenforschung und deutsches Königtum, in: Zeitschrift für historische Forschung 2 (1975) S. 7-18 Peter MORAW, Wesenszüge der „Regierung" und „Verwaltung" des deutschen Königs im Reich (ca. 1350-1450), in: Histoire comparée de l'administration (IVe-XVIIIe siècles) (= Beiheft der Francia 9, München 1980) S. 149-167 Peter MORAW, Organisation und Funktion von Verwaltung im ausgehenden Mittelalter MITIS,

(ca. 1350-1500), in: Deutsche Verwaltungsgeschichte 1 S. 21-65 Die Entfaltung der deutschen Territorien im 14. und 15. Jahrhundert, in: Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter. Teilband 1 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 35, München 1984) S. 61-108 Peter MORAW, Uber Patrone und Klienten im Heiligen Römischen Reich des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 9, München 1988) S. 1-18 Peter MORAW, The Court of the German King and of the Emperor at the end of the Middle Ages 1 4 4 0 - 1 5 1 9 , in: Princes, Patronage, and the Nobility S. 1 0 3 - 1 3 7 Carlo MORELLI, Saggio storico della contea di Gorizia dall'anno 1 5 0 0 all'anno 1 6 0 0 (In Gorizia Peter

MORAW,

1773)

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Karl Otto MÜLLER, Quellen zur Handelsgeschichte der Paumgartner von Augsburg ( 1 4 8 0 - 1 5 7 0 ) (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 9, Wiesbaden 1955) Rainer A. MÜLLER, Der Fürstenhof in der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte 33, München 1995) Richard MÜLLER, Wiens räumliche Entwicklung und topographische Benennungen, in: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Alterthumsvereine zu Wien 4 (Wien 1911) S. 283-410 Paul MÜNCH, Haus und Regiment - Überlegungen zum Einfluß der alteuropäischen Ökonomie auf die fürstliche Regierungstheorie und -praxis während der frühen Neuzeit, in: Europäische Hofkultur 2 S. 205-210 Herfried MÜNKLER, Politische Partizipation oder bürgerliche Sekurität: Der Rückzug des Bürgers aus der Politik in der italienischen Renaissance, in: Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Philosophie und Politik. Hg. von Jochen Schmidt (Darmstadt 1989) S. 168-183 Giovanni MUTO, Sull'evoluzione del concetto di „hacienda" nel sistema imperiale spagnolo, in: Finanze e ragion di Stato in Italia e in Germania nella prima Età moderna. A cura di Aldo De Maddalena e Hermann Kellenbenz (= Annali dell'Istituto storico italo-germanico, quad. 14, Bologna 1984) S. 155-179 Giovanni MUTO, „Decretos" e „medios generales": la gestione delle crisi finanziarie nell'Italia spagnola, in: La repubblica internazionale del denaro S. 275-332 Georg MUTSCHLECHNER, Vom alten Bergbau am Falkenstein (Schwaz), in: Schwazer Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Schwaz und Umgebung (= Schlern-Schriften 85, Innsbruck 1951) S. 113-125 Georg MUTSCHLECHNER, Der Bleiberg und die Tiroler Montanindustrie. Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart, in: Neues aus Alt-Villach 17 (1980) S. 61-113 Alfred NAGL, Die Anfänge der Reform des deutschen und österreichischen Münzwesens, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 13-14 (1915) S. 347-399 Hannes P. NASCHENWENG, Beiträge zur Geschichte der Diplomatie und des Gesandtschaftswesens unter Maximilian I. 1500-1508. 2 Teile (ungedr. phil. Diss. Graz 1978) Wilhelm NEUMANN, Zur Frühgeschichte der Khevenhüller, in: Neues aus Alt-Villach 15 (1978) S. 61-84 Wilhelm NEWALD, Das österreichische Münzwesen unter Ferdinand I. (Wien 1883) Alexander NICOLADONI, Tauberiana, in: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 15 (1894) S. 152-153 Clara Leonora NICOLAY, The life and works of Cristóbal de Castillejo, the last of the nationalists in Castilian poetry (Publications of the University of Pennsylvania, Ser. in Romanie languages and literature 4, Philadelphia 1910) Alois NLEDERSTÄTTER, Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit 1400-1522 (Wien 1996) Michael NORTH (Hg.), Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes (München 1995) Michael NORTH, Von den Warenmessen zu den Wechselmessen. Grundlagen des europäischen Zahlungsverkehrs in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Europäische Messen und Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit (= Städteforschung. Reihe A, Bd. 39, Köln Wien - Weimar 1996) S. 223-238 Alexander NOVOTNY, Ein Ringen um ständische Autonomie zur Zeit des erstarkenden Absolutismus (1519-22), in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 71 (1963) S. 354-369

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

aus Deutschland nebst ergänzenden Actenstücken. I. Abt. (1533-1559), Bd. 4: Legation Aleanders 1538-1539. Bearb. von Walter Friedensburg (Gotha 1893)

NUNTIATURBERICHTE

Karl OBERLEITNER, Österreichs Finanzen und Kriegswesen unter Ferdinand I. Vom Jahre 1522 bis 1564. Nach den Quellen des k.k. Finanz-Ministerial-Archivs, in: Archiv für österreichische Geschichte 22 (1860) S. 1-231 Jakob OBERSTEINER, Die Bischöfe von Gurk 1072-1822 (Aus Forschung und Kunst 5, Klagenfurt 1969) Peter OCHS, Geschichte der Stadt und Landschaft Basel. Bd. 5 (Basel 1 8 2 1 ) Gerhard OESTREICH, Das persönliche Regiment der deutschen Fürsten am Beginn der Neuzeit, in: id., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates. Ausgewählte Aufsätze (Berlin 1969) S. 2 0 1 - 2 3 4

César

Empréstitos de la Corona de Castilla bajo la dinastía Trastámara in: Hispania 5 1 / 1 ( 1 9 9 1 ) S. 3 1 7 - 3 2 7 Ferdinand OPLL - Karl RUDOLF, Spanien und Österreich (Wien 1 9 9 1 ) Lorenzo ORNAGHI, La „Bottega di maschere" e le origini della politica moderna, in: „Familia" del principe e famiglia aristocratica, a cura di Cesare Mozzarelli (= Europa delle Corti. Biblioteca del Cinquecento 41, Roma 1988) S. 9-23 The OXFORD Encyclopedia of the Reformation. Ed. in Chief: Hans J. Hillerbrand. 4 Bde. (Oxford 1996) OLIVERA SERRANO, (1369-1474),

Rudolf

Die landesherrlichen Salinen- und Salzbergrechte im Mittelalter. Eine vergleichende Studie (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 34, Innsbruck 1974) Rudolf PALME, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der inneralpinen Salzwerke bis zu deren Monopolisierung (Rechtshistorische Reihe 25, Frankfurt a. M. 1983) Rudolf PALME, Frühe Neuzeit (1490-1665), in: Geschichte des Landes Tirol. Bd. 2 (Bozen 1986) S. 3-287 PALME,

Rudolf PALME, Historiographische und rezeptionsgeschichtliche Aspekte der Tätigkeit der Fugger in Tirol, in: Burkhardt (Hg.), Augsburger Handelshäuser, S. 297-307 Gioacchino PAPARELLI, II „De curialium miseriis", in: Enea Silvio Piccolomini - Papa Pio II (Siena 1968) S. 213-219 Werner PARAVICINI, Sechs Neuerscheinungen zur burgundisch-französischen Geschichte im 15. Jahrhundert, in: Francia 2 (1974) S. 665-691 Werner PARAVICINI, Soziale Schichtung und soziale Mobilität am Hof der Herzöge von Burgund, in: Francia 5 (1978) S. 127-182 Werner PARAVICINI, Administrateurs professionnels et princes dilettantes. Remarques sur un problème administrative à la fin du moyen âge, in: Histoire comparée de l'administration, IVe-XVIIIe siècles (= Beiheft 9 der Francia, Zürich - München 1980) S. 168-181 Werner PARAVICINI, Die Hofordnungen Herzog Philipps des Guten von Burgund. I: 1407, 1409, 1415, in: Francia 10 (1982) S. 131-166 Werner PARAVICINI, The Court of the Dukes of Burgundy. A Model for Europe? in: Princes, Patronage, and the Nobility S. 69-102 Werner PARAVICINI, Die Residenzen der Herzöge von Burgund, 1355—1430, in: Fürstliche Residenzen S.207-263

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Volker

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

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Kurt

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Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Habsburger und zur Bedeutung des Geldes im 16. und 17. Jahrhundert, in: -»• Häusler (Hg.), Geld S. 143-159 Gerhard WLNNER, Das Diözesanarchiv Sankt Pölten. Behörden und Institutionen, ihre Geschichte und Bestände (St. Pölten 1962) WIRTSCHAFTSKRÄFTE und Wirtschaftswege, I: Mittelmeer und Kontinent. Festschrift für Hermann Kellenbenz (= Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte 4, Bamberg 1978); s. Blaschke, Braunstein Franz Karl WLSSGRILL, Schauplatz des nieder-österreichischen landsässigen Adels vom Herrenund Ritter-Stande vom XI. bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts, in: Heraldisch-genealogische Zeitschrift,Adler" 2 (1872) S. 13-134; 3 (1873) S. 17-108 Harald WITTHÖFT, Die Münzordnungen und das Grundgewicht im Deutschen Reich vom 16. Jahrhundert bis 1871/72, in: -«• Geld und Währung S. 44-68 Ferdinand WOLF, Ueber einige unbekannt gebliebene Werke Cristoval de Castillejo's in einer Handschrift der k.k. Hof-Bibliothek zu Wien, in: Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Cl. 5 (Wien 1850) S. 134-139 F. WOLFF, Elsässisches Burgen-Lexikon. Verzeichnis der Burgen und Schlösser im Elsaß (Veröffentlichungen des K. Denkmal-Archivs zu Straßburg i. E. 9, Straßburg 1908) Herwig WOLFRAM, Des herrn Corneli unziemlich begeren. Der Versuch eines unehelichen Sohnes Maximilians I., auf Kosten Klosterneuburgs versorgt zu werden, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg NF 4 (1964) S. 77-98 Herwig WOLFRAM, Gegenstände des Briefwechsels zwischen Ferdinand I. und seinen Geschwistern Karl V. und Maria von Ungarn. Dargestellt an ihrer Korrespondenz in den Jahren 1531 und 1532, in: Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs, hg. von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner (Wien - Köln - Graz 1974) S. 84-101 Cölestin WOLFSGRUBER, Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistliche Hofkapelle (Wien 1905) Max R. von WOLFSTRIGL-WOLFSKRON, Die Tiroler Erzbergbaue 1301-1665 (Innsbruck 1903) Hermann WOPFNER, Der Innsbrucker Landtag vom 12. Juni 1525 bis zum 21. Juli 1525, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 44 (1900) S. 85-151 Hermann WOPFNER, Die Lage Tirols zu Ausgang des Mittelalters und die Ursachen des Bauernkrieges (Abhandlungen zur Mittleren und Neueren Geschichte 4, Berlin - Leipzig 1908) Hermann WOPFNER (Hg.), Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Deutschtirol 1525. 1. Teil: Quellen zur Vorgeschichte des Bauernkriegs. Beschwerdeartikel aus den Jahren 1519-1525 (Acta Tirolensia 3/1, Innsbruck 1908) WÜLCKER - VLRCK Planitz Martin WLLTTE, Zur Geschichte Kärntens in den ersten zwei Jahrhunderten habsburgischer Herrschaft, in: Carinthia 1 125 (1935) S. 11-82 Constant von WURZBACH, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Bd. 9 (Wien 1863) Franciscus ZAK, Dignitäten und Kapitel in den ehemaligen Kollegiatstiften der Diözese St. Pölten (St. Pölten 1955) Johann Heinrich ZEDLER, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 9 (Halle - Leipzig 1735) Hartmann Joseph ZEIßIG, Der Ausschuß-Landtag der gesammten österreichischen Erblande zu Innsbruck 1518, in: Archiv für österreichische Geschichte 13 (1854) S. 201-316

499

Gedruckte und maschinschriftliche Quellen und Literatur

Ignaz ZIBERMAYR, Das Oberösterreichische Landesarchiv in Linz (Linz 31950) Gianni ZLPPEL, L'impegno culturale, giuridico e umanistico di Bernardo Clesio, alla luce delle note autografe, conservate nella Biblioteca Comunale di Trento, in: La biblioteca del cardinale Bernardo Clesio (Trento 1985) S. 11-55 Ivan von ZOLGER, Der Hofstaat des Hauses Osterreich (Wiener staatswissenschaftliche Studien 14, Wien-Leipzig 1917) Wolfgang ZORN, Humanismus und Wirtschaftsleben nördlich der Alpen, in: Humanismus und Ökonomie S. 31-60 Cronica de Dom Francesillo de ZUNIGA, criado privado, bienquisto y predicador del emperador Carlos V, in: Biblioteca de autores españoles desde la formación del lenguaje hasta nuestros dias, tom. 36: Curiosidades bibliográficas (Madrid 1950) S. 9-62

500

Taf. 2: Hochgrab und Epitaph von Gonzalo de Salamanca (+ 23. November 1521) und dessen Gemahlin Maria Sainz aus Valladolid (f 3. Juli 1501) in San Lesmes, Burgos (Foto: Nicolás Castrillo Benito, Burgos); zu S. 121.

Taf. 3: Medaille 1533, Entwurf von Ulrich Ursentaler. Rectoseite mit Porträt Salamancas (Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett, Inv.-Nr. 14.383bß), Umschrift wie S. 137, Anm. 183.

Taf. 4: Wie Taf. 3, Versoseite. Inschrift wie S. 137, Anm. 183.

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„ÄAr „ v .V /,> Osorio FrayAlvaro Auersperg (?), nobilis 51187

Achey • Auxy Adler Andreas, Sekretär 102 Adler Philipp, Financier 90376, 268f, 308342, 310, 317, 405 60 Aeneas Sylvius (Piccolomini) 30, 57 206 Afrika 126, 127121, 366, 387f Afritz (0) 446, 448 Aguilar Alonso de 41 128 • Juan de 41 128 Luis Fernandez Manrique, Marqués de 39, 41 Pedro Fernández Manrique, Bischof von Ciudad Rodrigo 39182, 41 128 Alava, Provinz 127 Albrecht II. (V.), König 428 Aleander Girolamo, Kardinal, Nuntius III 3 2 , 143, 209f, 407, 415 Alexander III., Papst 23 Alfons VI., König von Kastilien 12181 Alfons XI., König von Kastilien und León 127 Almadén, Quecksilberbergwerk 364—367 Almeria, Bischof von -> Parra Altkirch, Herrschaft 442 Altmanshuser Michael, Pfarrer 297 206 Ambolodi Michiel de, capitaine 43 139 Amerika (Neue Welt) 129,414 Andlau Hans von 408 77 Angerer von Angerburg Dr. Gregor, Bischof von Wiener Neustadt, Chronist 107f, 283, 290 170 Angulo, Diener 147-149 Anna von Ungarn, Gemahlin Erzherzog Ferdinands 168, 20f, 29, 71f, 187, 207, 241, 246f, 272, 275 106 , 280f, 288, 291, 313267, 325, 404, 409, 4354

• Hans von 416 106 Augsburg 2025, 29, 84340, 125109, 131155, 151-153, 156, 262, 268, 314262, 355423, 363, 395 7 ' 10 396f, 405f, 417 • Generallandtag 1525/26 78, 111, 142, 155f, 158f, 163, 169f, 177f, 183, 279, 281, 301 219 Hofkanzleiordnung 1526 86 • Reichstag 1530 417 • Sankt Ulrich und Afra 69265, 190321 Augsburger Regiment 68f, 278 Aurach, Obervogt von 258 Aussee, Salzproduktion (- amt) 357f, 44642 Außerfern Ernberg Austria Casa de (Domus Austrie, Haus Österreich, Habsburger) 27, 58, 78,

*) Das Register enthält Namen von Personen, Geschlechtern, Nationalitäten, geographischtopographischen Bezeichnungen sowie Kombinationen von diesen mit Sachbegriffen. Anmerkungen (hochgestellt) wurden nur dann berücksichtigt, wenn das jeweilige Schlagwort nicht schon im Text enthalten und damit durch die Seitenangabe erfaßt ist. Nicht aufgenommen wurden: „Deutschland" bzw. („Römisch-deutsches) Reich", „Ferdinand Erzherzog", („Inner-, Nieder-, Ober-, Vorder-) Osterreich", „Salamanca Gabriel, Schatzmeistergeneral" sowie jene Personen, die nur in der Stammtafel genannt werden. Mit (F) bzw. (O) wurden jene Lokalitäten versehen, die den Fürstenbergischen Herrschaften bzw. der Kärntner Grafschaft Ortenburg zuzurechnen sind.

501

Register

81, 92, 94, 112f, 11766, 124, 126, 143, 159, 168f, 171, 174, 176,183,190, 200-202, 207, 216, 218f, 221f, 228f, 261-264, 268, 288, 298, 305, 308f, 311f, 314, 336, 347, 349f, 369, 372, 378 498 , 380, 389, 393f, 397, 403, 407, 412, 415, 418, 426, 428, 431, 443 33 , 447, 450, 454 Auxy (Achey) Charles d', Sr de Luxembourg, Oberststallmeister 41 126 , 43, 45 Aventin (Johann Turmair) 24 Avila 38, 130149; Bischof von -«• Ruiz Avila Franciscus de, Türsteher 39111, 48 Ayala, Familie 126f, 130,133, 337 • Andrés de 233 168 • Diego Lopez de 38 107 , 127 • Francisca de 114, 116, 118, 211 • Garcia de 127 123 • Gregorio de 127, 336-339, 391, 405 62 Isabel de 116 (Dayala) Jehan de, Page 48 • J u a n de 127 • Pedro de 127 123 Pero Lopez de 127 Ayala - de Witte, Handelshaus 336 359 Azcot (Dascutia, de Scotia) Pedro de, Kammerdiener 47, 51, 55

Beaurain Roeux Beccaria (Bercharia, Bacqueria) Lancilottus de, nobilis 48, 51 190 , 56, 60, 65 • Mattes de 48 Becham Andre, Kanzlist 84 340 Beckmann Otto 101 413 Behaim Bernhard, Münzmeister 342 Hans, Sekretär, Zolleinnehmer 82, 155265, 343 • Thomas, Münzmeister 342 379 , 343f, g47396

Béjar 119 Béjar Maria de 337 366 Beifort 402; ->• Mörsperg Belgrad, Fall von (1521) 18 Bembo Pietro 108 12 Bercharia Beccaria Berg (Vorderösterreich) 191 391 Bergen (Berghes, Berghem) Jean von 40, 42 Maximilian von, Herr von Zevenberghen 4011, 68f Bern 450 Bernaldino, maestro (mayor cabeco judio) 133 171 Bernhardin, Knecht 147f Besançon Erzdiözese 50 184 • Mühlen zu 450 Besserer Dr. Georg, Kammerprokurator 71, 73 Beurren Beaurain • Roeulx Bianca Maria (Sforza), Kaiserin 20 Biedermannsdorf (Niederösterreich) 438 Biringuccio Vannuccio, Gelehrter 365f Biscaya 11766 Biurre ->• Egmont Blamont (F) 450 Blaurer Ambrosius 125 107 Bleiberg (Kärnten) 363 Blindenmarkt (Plindtenmarckt), Hospital 408, 411, 437 Bloix (Blois) Guillaume, Sr de Doustienne, Stallknappe 48, 51, 56 Bludenz 191 391 Boccalini Traiano 33 Böhmen 18f, 22 34 , 34, 55, 78f, 92, 99, 117, 190383, 223, 242, 319, 367, 377 493 , 394, 396 Bötsch Georg, Landrat 75 Boisot Didier, maître de la chambre aux deniers 39114, 43-45

Bacqueria • Beccaria Baden (-Durlach), Elisabeth Marktgräfin von 136180, 406 67 , 410, 413 Ernst Markgraf von 409 Maria Jakobäa von 406 67 • Philipp Markgraf von 156, 208 471 , 304 Balbi (recte Accellini, Azalini) Girolamo, Bischof von Gurk, Diplomat 25, 28, 60-62, 115, 131,193, 216-218, 22 4574,576^ 242, 257, 294, 362 452 , 429 Baidung Hieronymus „Pius", Kanzler 75f Balleman Jan, Diener 43 138 Bannissiis Jacob de 69, 208 Baptista, Diener 147f Barcelona 138f Bartholinus Riccardus, Dichter 23-25 Basel 154, 243, 350 406 , 409, 451 61 Baskenland Alava Baumgartner -»• Paumgartner Bayern 23, 40 119 ,180,191, 205, 295, 377493, 417; —* Ernst Herzog von; Ludwig X. Herzog von; Wilhelm IV. Herzog von

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Register

Pierre, Rat, maître de la chambre aux deniers 39 114 , 45 Boisrond Bouron Boiteux Jehan, Kammerdiener 47 Boldù Nicolo 152 244 Bologna 291 • Universität 133 168 Bomerer Gregor 86 349 Bonauides (Venavides, Venafides) Don Rodrigo de, Hofkaplan 46 Bonomo Ludovico 216Î 524 • Pietro, Großkanzler 163, 23, 42 131 , 59 221 , 61, 69, 71f, 87f, 100, 208, 216f, 223, 298, 313 257 Bontanus Johannes, Kammerdiener 51 Borja (Bortois) Dr. Cosmas de, protochirurgus 49, 55 Bosnien 362 Boubaix Philippe de, capitaine 40 Bourbon Charles III. Duc de, Connétable 49 178 , 196, 373 Bourguignon (F) 450, 453 Guillaume de, Sekretär 82 Bouron (Boisrond, Bouran, Bousron) Jehan de, Kammerherr 41 123 , 47, 51, 55, 364 Bouton Claude de, Sr de Corbaron, Oberststallmeister, Obersthofmeister, Gesandter 32, 45, 48, 53, 60f, 106e, 1079, 215f, 241 Jan, Kammerdiener 48 Boyse * Bueso Bozen, Landtag 1525 179 Brandenburg, Markgrafen von 307; Kasimir Brandisser Anton, Hofrat 76 Braunschweig Heinrich d. J . Braunwarter Erasmus, Krainer Vizedom 90 375 , 225 578 , 364, 376 490 Bredam Charles de Bourgogne, Sr de - et Lovergham, Diplomat 59, 187, 193 3 ", 195, 210 486 , 211, 215, 299 212 , 415, 429 25 Bregenz 191 391 Bregilles (Prysellis) Jean de, Sekretär 52, 82, 145, 239, 244 Breisgau 402 Brescia Giovanni Pietro da, Trompeter 49 Brixen 108", 109; Bischofs Sprentz Brognart Michiel, Kammerdiener 47

Bruck an der Leitha, Herrschaft 215 518 Bruck an der Mur, Landtag 1519 278 118 Bruck Arnold von, Musiker 22 Brügge 89 3 6 2 ,124, 125 1 0 6 ,126, 128,143, 149, 253, 332, 336 359 Augustinerkirche 122 • Konsulat 119f, 122f, 127 129 , 134, 138, 432 Brüssel 127 • Teilungsverträge 1522 16, 73, 75, 81f, 90, 140-145,190-192, 248, 266, 273, 276, 292, 302f, 306, 308 339 , 317, 321, 327, 356, 378 498 , 380, 384, 388, 417, 421 Brunner Hieronymus, Rat 69 Brunstatt (Elsaß) 163 309 , 442, 444f, 449 Bueso (Boyse, Buesso) Juan, Hofkaplan 46, 50, 214 507 Bullinger Heinrich 125 107 Burgau (Vorderösterreich) 191 391 Burger (?), Diener 147f Burgio, Giovanni Antonio Pulleone, Baron, Nuntius 6 1 227 , 2 1 8 6 3 6 Burgo Andreas da, Diplomat 48 215 , 94 393 , 184 3 5 1 ,186 3 6 0 , 216, 218f, 231 614 , 243, 332 337 , 395, 441 26 • Angelo Maria 428, 430 Burgos, Stadt und Provinz 12, 35, 110, 113f, 116, 118, 119-121, 123f, 128-134, 136f, 149, 215, 253, 332, 336 359 , 337f, 351, 413, 416 106 , 420, 433; -Arroyal, Olmos Albos • San Augustin 136 180 • San Ildefonso 121 San Lesmes (mit Kapelle Santa Cruz) 121 81 , 427 Burgund (Niederlande) 15, 20f, 25f, 29 65 , 34, 38 107 , 39 112 , 40 117 ' 118 , 41 129 , 42 130 ' 131 , 44f, 49 176 , 50, 54, 56f, 60, 63, 65, 68, 77, 79, 94-96, 98,105f, 119, 128, 200-202, 207, 215f, 219, 252f, 255f, 262, 264, 286f, 305f, 309, 311, 322, 327, 338f, 349f, 381, 389f, 394f, 405 60 , 413f, 426, 441, 448 45 , 451 61 , 452 64 ; ->• Ostindiengesellschaft Burkhart Benedikt 359 Cabecja, Payo Gömez de la, und Sohn Diego 130 146 Cadet Jehan, Page 48

503

Register

231-234, 241, 25530, 258f, 283144, 332337, 357429, 362452, 364, 369f, 407, 416, 44125, 447, 455 Cobos Francisco de los, Staatssekretär 124", 398, 445 Cognac, Liga von (1526 Mai 22) 374 Colin Mathieu, Page 48 Concha de la, Familie 11867 • Maria, Amme 117f Contarmi Carlo, venezianischer Orator 17f, 2758, 2964, 3280, 60222, 62f, 124, 15 1 239 ,152, 153253, 155f, 18 1342, 188369, 22 0542,543'560, 230, 277111, 286156, 377f, 415 Gasparo, venezianischer Orator 77, 95, 142206,143, 276111 • Giovanni Francesco 152244, 40771 • Lorenzo 277111 Conti Antonio de', Gesandter 192395 Copernicus Nicolaus 351 Cordoba Luis Fernández, Duque de Sessa, Diplomat 48171 Pedro de, Oberststallmeister, Diplomat 1923, 32, 47f, 51f, 60f, 158f, 194, 211, 242f, 246, 294, 334 Cornelius, unehelicher Sohn Maximilians I. 207f Cornu Petrus, Türsteher 51 Costilla Bartolome de, Hofkleriker 47 Courteville Jean de, sommelier de corps 42 Cristóbal de Santo Tis, Fray 136180 Croisilles, le jeusne sieur de, panetier 41123, 42 Croy Antoine Sempy Charles de, Prince de Chimay 42130, 45, 140197'198, 241 Ferry Roeulx Philippe de, Herzog von Arscot 42130 Cunnen Peter von der, Jagdknecht 49 Cusano Tommaso, Unternehmer 366 Cuvelrie (Cuvelerye) Jehan de, Hofkaplan 47 Cypern, König von Jakob Cyrene Serna

Calatrava, Orden 35, 37 Campeggio Lorenzo, Legat 61227, 186357, 396f Carranza N., Hofmeister 114 Carvajal Isabel de, aya 34, 38 Castaner Franciscus, Notar 423 Castelalt - • Kastlalt Castell Héctor de, Kammer- und Pfennigmeister 47 Castillejo Alonso de (?), Sekretär 39111, 213604 • Cristóbal, Dichter, Sekretär 30, 46152, 51186, 93,102, III 29 ' 31 , 211-214, 39718, 40772, 415 • Juan 214504 • Pedro 2 1 4504 Castro, Familie (Burgos) 127 Juan de, nobilis 51189, 364 Catania, Bischof von -*• Guzmán Diego Celtis Konrad 23f Chaireddin Barbarossa 397 Chapelle Claude de la, contrerolleur 239f Chastel Du Chastel Chätelot, Herrschaft (F) 450, 453 Chiévres, Guillaume de Croy, Sr de, Großkanzler 39, 40120, 41Í130, 60, 11867, 138,142,144, 269, 445 Chimay Prince de Croy Charles Chindaswind, westgotischer König 135177 Christian II., König von Dänemark 187367, 201437 Christoph, Herzog von Württemberg 275106, 454 Cilli, Grafschaft 223, 446 Cisneros Francisco Jiménez, Kardinal 37-39, 11767, 127 Ciudad Rodrigo 213; Bischof von ->Aguilar Clemens VII., Papst 50183, 61, 62234, 124, 131158, 194406, 195, 221554, 229, 296-298, 370f, 374 Clémont, Herrschaft (F) 450, 453 Cles, Familie 232 • Balthasar von, Gesandter 75, 242, 246 Bernhard von, Bischof von Trient, Präsident des Geheimen Rates 7,12, 28, 30, 56, 58, 62236'237, 64, 65251, 69, 73288, 85, 86349, 88, 92385, 95, 98, 100,151f, 157, 160, 180333, 182, 184351, 187f, 194, 199, 207, 209, 211, 217530, 218f,

Dänemark 246; Christian II., Isabella Dantiscus (von Höfen) Johannes, Gesandter 230606 Dascutia Azcot

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Register

Eisenerz, Maut 40563, 44642 Eitzing, Familie, Michael und Ulrich von 435f Elsaß 377, 397, 402f, 409, 418, 442, 449, 454; -> Oberelsaß Landvogt Rappoltstein Emershofen Georg von 437, 444 Emmersdorf (Niederösterreich) 400 Ems Marx Sittich von 39612 Engelhartszell, Zoll(amt) 90376, 145, 155, 215518, 241, 257, 405, 4379, 44642 England 62236, 89 362 ,119, 122, 138, 221, 367, 394f, 40560, 406; • Heinrich VIII. Enns, Stadt 66 Ensisheim, Stadt und Regierungsbehörden 69, 76f, 89, 146, 255266, 401-403, 408 Erasmus von Rotterdam 21,199, 209, 220, 243, 322 Ernberg im Außerfern, Gericht, Pflege, Burghut 146, 253, 263, 324, 329, 359, 439-449, 455 Ernst, Erzherzog 449 Ernst Herzog von Bayern, Administrator von Passau 11552 Eßlingen 181, 186 Münzordnung (1524 November 10) 347-349 Estoban, Herrschaft (F) 450, 453 Etriveres (?), nobilis 51188, 56

Daso François, Stallknappe 48 Dassel Bastei von 40667 Dattenried (Delle), Herrschaft im Elsaß 402 Decius Hieronymus, Gesandter, Baumeister 153, 209481, 2 1 0485, 220, 376490 Delle Dattenried Dennemarche Hanns de, Page 48 Diaz Tamaya Isabel 113 Diemer Jörg, Registrator 84 Dietl Hans, Zeugmeister 163309 Dietrichstein Siegmund von, Statthalter 32, 62236, 72, 73287, 84340, 217, 222f, 39718 Doffhus ( O f f u t ) Nicolas, capitaine 50 Dôle, Parlament 450 Donauwörth, Pflegschaft 311 Dornberg Erasmus von, Kommissar, Gesandter 72f, 304 Douvrin Adrien de, sommelier de corps 42 Dragon Gerard, Page 48 Drau 376 Du Chastel Hector, Kammermeister 60, 239, 241, 246, 255 Jean, nobilis 51188 Dueñas Pedro de 3697 Dukel Jehan, dit Tyrol, Herold 49 Durtailler Andrien, Kammerknappe 47 Ebersperger Leopold, Fleischhackersohn 203450 Eberstein, Familie 208, 441 Bernhard Graf d.Ä., Hofmeister 187367, 440 • Bernhard Graf d.J., Domherr 208471, 409 • Christoph Graf, nobilis 51187, 188367 • Elisabeth Gräfin 146,187367, 408, 427, 440-442 • Wilhelm Graf 45162 Eck Georg von, Hauptmann von Görz 403f Eck Leonhard von, Rat 70270'271, 131254-255 Eger, Bischof von ->• Szalkay Eggenburg ->• Gars Egmont Floris, Graf von Büren (Ms. de Biurre) 116 Ehingen (Vorderösterreich) 191391 Eich Johann, Bischof von Eichstätt 30 Eidgenossen Schweiz

Fabri Dr. Johann, Bischof von Wien 61, 87,103 420 , III 3 3 , 151,153253, 182f, 209f, 219-222, 227, 232, 395, 447 Fabri (de Fonte Romano) Nikolaus, Hofkaplan 46152, 50 Faerette • Pfirt Fajardo Pedro, marqués de los Velez 43137 Falkenstein (Niederösterreich) 377493 Falkenstein (O) 399 Falkenstein Siegmund von 75 Feistritz, Amt und Landgericht (O) 222, 446 Feldkirch 191391 Fels (Vels) Leonhard von, Landeshauptmann 31, 51, 232, 243, 397, 407 Ferdinand der Katholische, König von Aragon 24, 35f, 40116,114, 12183 87, 12290, 133171, 291, 293185, 414 Fernberger Johann, Sekretär 82f, 86, 90, 91377, 229

505

Register

Froilaz (.Fruela) Vigil 120f 81 Frundsberg Jörg von 75 Fuchs von Ebenhofen Conrad, Gesandter 367 Fuchs von Fuchsberg Christoph 74f, 217, 362 452 Degen 75 Fürer Christoph, Wirtschaftstheoretiker 343-346, 350, 378 497 Fürstenberg, Herrschaften und Verträge 146,154, 183, 196411, 237, 402, 418, 437, 449-455 Bona Gräfin 451 • Friedrich Graf 417 • Wilhelm Graf 196411, 258, 417, 450 Fugger, Handelshaus 43 132 , 90, 91 377 ,152, 154,16 lf, 166, 179, 181f, 184, 204 455 , 231 612 , 233, 246, 249, 255, 258, 269, 273, 290, 293, 299, 303, 305, 307, 309, 314-326, 328, 330 329 , 331-337, 338 372 , 342f, 352, 355-363, 365, 367f, 377, 386-389, 391, 394-398, 405, 407, 439 • Anton 215 518 , 335 351 ' 352 , 336, 338, 39611, 409 • Jacob 90 376 , 241, 246, 308, 317, 323, 328, 356f • Ulrich 323 301 , 329 Fuggerau (Kärnten), Hüttenwerk 363 Fulda, Fürstabt von Henneberg Funk, Handelshaus 331

Firmian Bartholomäus von, Hofrat 75 Jörg von, Hofrat, Hauptmann der Grafschaft Ortenburg 74, 76, 203, 236, 441 25 , 444, 448 Niklas von, Hauptmann der Grafschaft Ortenburg 448 Flagy Herr von, chevalier dhonneur 441 26 Flandern 44,123, 261, 441 Flegi madama de 441 Fonseca (Fontexna), nobilis 51 189 Forchtenstein 448 46 Foret Michelot, Page 48 Forz (Forcz, Sforz) Dr. Dominicus Adam, Leibarzt 43, 49, 52 Franken, Kriegsvolk in 247 Frankfurt Peter von, Hofdichter 305 Frankfurter Dr. Jakob, Kommissar 309, 3 1 0

248

Frankopan Bernhardin 4 8 m Christoph (Krsto, Christoffel von Grabaten) 32, 48, 61, 89 3 6 2 ,194 Frankreich 27, 43 132 , 114, 119,121, 142206, 196, 290f, 296, 349, 367, 371, 373, 382, 389, 408; -> Franz I., Ludwig XII., Ludwig XIV. Frantz Friedrich, Kommissar 309, 310 248 , 395 7 Franz I., König von Frankreich 371 Freiburg im Aargau, Religionsdisputation 1526 221 Freiburg im Breisgau, Universität 209 Freienstein (Niederösterreich), Herrschaft 142, 146, 197422, 224 576 , 404, 413", 423, 435-437, 444f, 449 64 , 453 Freienstein (Steiermark) ->• Sankt Peter Frenot Jean, archier caplan 47 Fresach (O) 446,448 Friaul 279 121 ; Rentmeister ->• Gendorf Friedberg (bei Augsburg) 406 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 23 Friedrich III., Kaiser 174, 313, 376f, 417, 429, 431 Friedrich, Pfalzgraf 70 272 , 202 444 , 204, 332 Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen 202B, 59 219 , 6 1 228 , 68, 70268-275, 110, III 2 7 , 131167, 186 361 , 204, 205 458 , 232 617 , 255, 345 Friedrich, Herzog von Württemberg 455 73 Friesland (Frize) 305; Gouverneur Roggendorf

Gabriel, Knecht 147f Gaismair Michael, Bauernführer 109, 362 451 Galicien (Spanien) 113, 12187 GamizAlonso de, Sekretär 214 504 Gamp Dr. Viktor 198 426 Gars — Eggenburg (Niederösterreich), Pfarre 50 184 Gassner Lucas 262 Gattinara Mercurino Arborio, Großkanzler 9, 25, 57 204 , 80 318 , 81f, 87, lOlf, 143f, 229 597 , 230, 269, 372 478 , 373f, 425f, 427, 452 64 Geldern 41 124 Gendorf, Amt (O) 447 Gendorf Leonhard von, Rentmeister 376, 380 Gent 40118, 42 130

506

Register

Grünburg, Schloß (O) 446, 448 Guenyot Pierre, Hofkleriker 46 Guevara Diego de, Clavero des Ordens von Calatrava 37 Guicciardini Francesco 412 Gurk, Bischof von ->• Hoyos Salamanca Antonius, Balbi Untervogtei 404, 455 Guzmán, Familie 35 Diego Ramírez de, Bischof von Catania 34f Diego Ramírez de, d. J., Edelknappe 35 Gonzalo de, Erzpriester 35, 37 Gonzalo de, Señor de Tbral 3594 Gonzalo Nuñez, ayo Erzherzog Ferdinands, Comendador mayor des Ordens von Calatrava 37f • Martin de, Kammerherr 2858, 38, 55f, 213504, 215509 Pero Nuñez de, Clavero des Ordens von Calatrava, ayo y governador des Hofstaates Erzherzog Ferdinands 35 Ramiro Nuñez, comunero 37f • Sancha 3696

Hofkanzleiordnung 1522 81 Genua 372f, 375, 377f Georg, Herzog von Sachsen 2026, 70276, 202444, 204, 243, 246, 258f, 299, 305-309, 314, 332339, 345, 384 Georg, Graf von Württemberg 241, 246 Gerat Michiel, Landsknecht 50 Gerler Ofert (?), Kanzlist 84340 Geumann Johann, Großmeister des St. Georgs-Ordens 61 Gienger Georg, Vizekanzler 64248 Gillis Michiel, Agent 58, 105, 159,193 Giuliani Pietro de', Sekretär 27f, 85,102, 193 Glapion Jean, Beichtvater 113, 143f Gmunden, Salzamt 44542 Goclenius Conradus 220549 Görz, Grafschaft (Hauptmannschaft) 47158, 223, 334346, 336, 403f, 40560, 409, 44333 Leonhard Graf, Pfalzgraf in Kärnten 190382

Goldenstein (O) 309, 399, 446, 448 Gorrevod Laurent de, Admiral von Flandern 44 Gossart Jan, gen. Mabuse, Maler 122 Gossembrot Georg, Schatzmeistergeneral 100409, 262, 268, 298, 324, 331, 439, 44642 Grabaten (Kroatien) Frankopan Gradisca 115,121, 433f Gran (Esztergom) 125,143 • Erzbistum 201 Granada, Ausweisungserlaß 1492 132 • Domkapitel 42131; • Revellis Erzbischof von -* Rojas Grandner Andreas, Fugger-Faktor 290169 Granges (F) 402, 450, 452f Granvelle Nicolas Perrenot, Staatssekretär 213502 Grassis Antonio de 430 Graz 200, 312 • Landtage 1521 und 1526 279, 283 Greifenberg, Herrschaft (O) 399 Greiffenstein Hans, Sekretär 83339, 84 „Greshamsches Gesetz" 350, 386 Großkirchheim, Herrschaft (O) 399, 446, 448 Grünbach (Niederösterreich, am Schneeberg?) 438

Haarlem 336369 Habsburger Austria Casa de Hackenay Nikasius, Sekretär 252 Hadrian VI., Papst 216524, 294-298, 371, 384 Hämerl Sebastian, Sekretär 91 Hag Balthasar, Türsteher 48 Hagenau, Zinsmeisteramt 210486 Hailfingen Wendel von 402 Hall in Tirol (Münzstätte, Salzpfanne) 152246, 161, 318, 320, 340f, 352, 356426, 361, 375, 377f, 440 • Fugger-Faktorei 355 Münzmeister Behaim Salzmeister Zott Haller Wolf, Fugger-Faktor 315-317 Hallstatt 375, 377 Hanau Grafen von 450 Hannart Jehan, Herr von Liedekerke, Vizekanzler 28, 58, 69266, 70272, 74, 81f, 105, 187364, 194, 211, 216, 230, 228f, 230603, 233, 268, 311, 426 Hanneton Paul, Diener 43138 Hans, ayde de portier 43138

507

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• königliches Gestüt 48170 Hinquart(s) (Hinckart, Inkart) Jan 43, 51, 55f Hippolite, Diener 43138 Hirschl, Jude 313 Höchstetter, Handelshaus 258, 273, 317274, 318f, 325, 331, 346, 356425, 357, 359, 362-269, 386, 39612 • Ambrosius 325, 365 Hölzl Blasius, Kammerrat 267, 317274, 327, 39925 Hörmann Jörg, Fugger-Faktor 334346 Hofer Georg, nobilis 51187 Hoffmann Eva Maria 226, 407 von Grünpüchl Hans, Schatzmeistergeneral 64f, 84340, 111, 160297, 2 1 5518, 226, 229, 265, 319286, 3945, 397, 404-407 Hofheim Philipp, nobilis 51187 Hofmann Hans, Sekretär 84, 91 Hohengeroldseck Gangolf von 401f Holzel Georg, Türsteher 51 Honfleur (Onaflor), Hafen 12183 Houffalise François de Mérode, Sr de

Hardegg Hans Graf von 61 • Julius Graf von 40980 Harrach Lienhart (Leonhard), Kanzler 62236, 71f, 73287, 86, 88f, 102,160, 199, 208, 214, 222561, 3945 Hartitsch Dietrich von, Hauptmann von Ottenburg 40034, 405, 435 Haslauer Rudolf, Präzeptor des Cornelius 208469 Hauser, Familie (Stillfried, Niederösterreich) 227 Hausmannstetter Georg, Propst von Klosterneuburg 67,198f Hayden Thomas van der, Sekretär 181 Hazart Josse, Page 48 Heidelberg 242 • Armbrustschießen 1524 2965 • Universität 209 Heinrich VIII., König von England 49176, 138f, 395, 433 Heinrich IV., König von Kastilien 12183, 127 Heinrich d. J., Herzog von BraunschweigWolffenbüttel 189, 243, 317f, 397 Held Matthias, Reichsvizekanzler 398, 40767 Hemricourt (Emericourt) Henri de, Hofmeister, Gesandter 32, 48, 51-53, 141, 215, 239, 242, 293112 Henneberg, Familie 43 lf Berthold von, Erzbischof von Mainz, Erzkanzler 68 • Burkhart Graf 304 Johann von, Erzkanzler, Fürstabt von Fulda 431 Henyon Pierre de, Page 48 Herberstein Bernhard von 428 • Georg von 60, 71280, 153261, 224, 242, 245, 258f, 27083, 428, 447 • Siegmund von 60-62, 72f, 194, 209484, 223-225, 242, 428 • Wilhelm 147, 197, 428 Hericourt, Herrschaft (F) 404, 450, 453f, 45573 Herrada * Rada Herwart, Handelshaus 324 Herzogenburg, Ungeld zu 443 Hespart Jhann von, Furier 49 Hessen Philipp Landgraf Himberg 438

41

124

Hoyos, Familie 126,130,135 Alonso 114 Gómez, comunero 114 • Juan (d. Ä.) 114 Juan (d. J., Johann Freiherr von Stixenstein), Gouverneur von Triest und Gradisca 115, 135177, 33 7366, 33 9373, 40877, 409 Hoyos Salamanca, Familie 329, 337 • Antonius, Bischof von Gurk 42131, 89, 115, 208472, 216-218 Hühnersberg, Herrschaft (O) 399, 446, 448 Hungerspach Simon von, Schatzmeistergeneral 25223, 262, 268f Hurtenberg (Ortenburg?), Grafschaft 44846 Hutten Ulrich von 322 Ibiza 372 Idria, Quecksilberbergwerk 62237, 90, 233, 258, 318, 325, 363-370, 404, 409, 445, 455 Inkart ->• Hinquart(s) Innsbruck (Stadt und Regierungsbehör-

508

Register

• •

den) 16f, 61227, 66, 68f, 73288, 74f, 83334, 84, 90, 101,146, 151-155,161, 167,182-184, 200, 206460, 209, 230604, 240, 251, 25325, 254f, 261f, 265-267, 273, 276, 280, 299, 305, 310247, 316, 325, 337, 342, 360, 379, 39716, 448 Haus „Zum Burgriesen" 19, 151 Landtag 1523 73, 107,169, 184, 237, 280, 284, 299, 358, 382 Landtag 1525 111, 161, 164f, 177, 3 4 9

Kammerer Dietrich, Bischof von Wiener Neustadt 61 Kantz Hans, Vizekanzler 84 Karl V., Kaiser 24, 2548, 36-41, 44f, 49178, 51186, 57204, 58, 60, 70, 71277, 73288, 81, 83334, 89f, 94, 102, 105,109-113, 11867, 120, 126f, 129,139f, 142-144, 156-159,168, 174,189-193, 196-201, 207, 209- 211, 222, 228-230, 248, 261, 263, 268, 278, 281f, 289-293, 299f, 302f, 205f, 307239, 309-317, 320, 323, 325312, 327, 334-336, 347, 349, 356, 360, 369, 37lf, 374f, 376491, 380f, 384, 387, 390, 395, 397f, 403, 40767, 408, 413, 420, 423f, 427f, 429, 431, 433, 43710, 445, 452f Karl der Kühne, Herzog von Burgund

403

Inzersdorf (Niederösterreich), Zehenten zu 438 Ioricys (?) Nicolaus, panetier 49 Iphofer Wenndl, Stallknappe 48 Iran ->• Persien Irland 40, 42 Isabella, Königin von Kastilien 34f, 47168, 48163, 11767, 12183,12290, 129 Isabella, Gemahlin Karls V. 291, 449 Isabella, Gemahlin -» Christians II. von Dänemark 187367, 201 Isenheim 402 Istrien 376 Italien 16, 48166, 81f, 96, 110, 119, 122, 125f, 131, 152,166, 168, 196, 206, 219, 293, 311, 364, 371-378, 395-398 Ivan Anton von 437

94391, 286, 310, 454 Karlsbach (Niederösterreich), Schloß und Herrschaft 142,146, 226, 404, 409, 423, 435-437, 444f, 453 Karlstetten (Niederösterreich), Ungeld zu 443 Karolinger, Hausmeier 9 Kasimir, Markgraf von Brandenburg 29, 74, 308239, 380, 435 Kastilien 40116, 41, 43138, 97, 113, 119f, 122, 127,131f, 140, 213, 250, 280, 337, 353, 398, 412, 426, 428, 433; Alfons VI., Alfons XI., Heinrich IV., Isabella, Juan, Juana Kastlalt Franz von 206460, 26146 Katholische Könige 34f, 80, 118, 122, 126, 349, 385; Ferdinand der Katholische, Isabella Kaufmann Dr. Johann 73 Kaufmann Kilian 40035 Kerschbaum (Niederösterreich) 438 Keutschacher Wolf 399 Khevenhüller, Familie 226 • Augustin 226

Jacob der lange, Straßenräuber 140 Jagiellonen 288; ->• Sigismund I. Jakob (V.), König von Cypern 61227 Japan 366 Jehan maistre (= Maestre Juan?), Knappe 48 Jenbach (Tirol), Bergwerk 361 Jörger von Tollet Wolfgang, Landeshauptmann 72, 224573 Jonas Dr. Jakob, Vizekanzler 64248 Juan, Prinz (+ 1497) 3592 Juana (la loca), Königin von Kastilien 35f, 189, 292 Julius II., Papst 371

Bernhard, Hauptmann und Vizedom von Ortenburg 226 Christoph, Stallmeister, Hauptmann von Ortenburg 147f, 226, 409 Siegmund, Hauptmann von Ortenburg 226 Khuen von Belasy Dr. Matthaeus, Vizekanzler 84 Kiemseer Georg, Vizedom 108, 141, 156,

Kärnten 82,102, 146,153255, 190382, 224676, 232, 279121, 363, 399f, 403, 410f, 417, 449 Erbkämmererwürde 404, 449 Vizedomamt 245 Kalabrien 292

509

Register

202445, 204, 226, 25020, 25943, 342379, 352, 3943, 415103, 44845 Kirchberg (Vorderösterreich) 191391 Kirchhofer Wolfgang, Bürgermeister 197 Kirchmair Georg, Chronist 7, 80319, 107, 10811, 109, 186, 283f Kirchmüllner Georg 1063, 185 Kitzbühel 11552, 377 Klamm (Niederösterreich), Feste 224576, 4378 Klosterneuburg, Chorherrenstift Hausmannstetter Kölner Mark 347f Konstantinopel 61227 Konstanz, Domkapitel 229 Krain 82,126, 224676, 279121 • Vizedomamt 241, 257; Braunwarter Krell Hans, „Fürstenmaler" 2231 Krems a. d. Donau, Landtag 1521 263 Kreuzberg (Gailberg, O) 447 Kroatien 27, 32, 48171, 194f, 294, 384, 419 Kufstein 167, 377 Kundl (Tirol), Hütten- und Schmelzwerk 324 Kunigl Kaspar, nobilis 51187, 100408 Kurz Sebastian, Fugger-Faktor 335351

Landser im Elsaß, Herrschaft 397, 403, 409 Landskron im Elsaß, Schloß 403 Lang Matthaeus, Kardinal, Erzbischof von Salzburg 24, 28, 60, 68, 69265, 85, 108, 11552, 224576, 231, 445 Lannoy Charles, Sr de Maingoval et Sancelles, Vizekönig von Neapel 38107, 371, 373 Philippe de, Sr de Molembais 41f, 60f Lantene (Lantenie, Lantenega) Pierre de, nobilis 48, 51188, 56, 60 Lascano Martin, Söldnerführer 125 Las Cosas ->• Lazcano Laso de Castilla Petrus, panetier 49, 51189, 55 Latere Juan de, Kammerdiener 48 Latour (de la Ihre) Antonius de 56 Nicolas de, Stallknappe 49, 51187 Lattre Chirion de, Page 48 (Latere) Nicolas de, Furier 49 Lattrin (Latring) Ioannes de, Kammerdiener 48, 51, 55 Laubenberg Hans Caspar von 75 Laude Petrus de 66252, 69266, 26 1 46 Laudeghem Frater Livinus 12392 Lauffner Lienhart, Mautverwalter 67257 Lazcano Juan Lopez de Lazano y Manrique, VII senor de la Casa solar y Palacio de, capitarne général (Las Cosas, Le Scave) 40f Le Faul Purquin, cheuaucheur ordinaire 49 LeHavre 12183 Lekirch (Liquerque, Likerke) virgo 1079, 216 Leo X., Papst 42131, 371, 372470, 374 Leon 37, 12181, 122, 127 Leopold III. der Heilige, Markgraf 296197 Leopoldt (Leupoldt) Mag. Hans, Sekretär 84, 155264 Le Scave Lazcano Lessacher Tal (O) 309, 399 Lichtenau (Niederösterreich) 438 Liechtenstein Christoph Philipp von 74f Paul von, Schatzmeistergeneral 268, 309, 331 Lifur Gays von, Jagdknecht 49 Lille, Chambre des Comptes 254

Laas (Krain), Schloß 47159 Lachaulx Charles Poupet, Sr de, Diplomat 37 Laibach, Bischof von -> Rauber • Zoll zu 44642 LalaingAntoine de, Graf von Hoogstraeten 41122 • Philippe de 41122, 42 Lalamand (Lalemand?), Knappe 48 Lalemand Jean, Staatssekretär 80318, 81f, 106, 212, 229, 372, 376, 452 Lamberg Hans von, Kammerrat 72, 73287, 264, 364 Melchior von, Obersthofmarschall 64

248

Lamberger Balthasar, Domherr 11552 Laming Christoph, nobilis 51187 Lamparter Dr. Gregor, Kanzler 61, 70, 89, 305 • Hans 305 Lanay Barbara, Hofdame 4354 Landeck Hans Friedrich, Vogt 409 Landsberg, Gerichtsbezirk 152

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Lille (Grafschaft Burgund) -» L'Isle-sur-leDoubs Linz an der Donau 16, 19, 82328, 90 • Landtag 1521 263 Liquerque Lekirch L'Isle-sur-le-Doubs (Lille) (F) 154, 404, 409, 450f, 45263, 453 Lissabon, Casa de India 366 Locher Johann (recte Johann Rott), Prediger 28 Löble Johann, Pfennigmeister, FuggerFaktor 150, 151238, 220548, 334 Logos seigneur 142f Logroño 119 Corregidor von Saravia Logschau Georg von, Diplomat 435 Lombardei Mailand Longepierre Herren von 402, 451f Christoph von 453 Loquinghen Nicolas de, Stallknappe 49 Losenstein Jörg von, Hofrichter 66 Losenstein-Turnier, Linz 1521 206 Lucas Johann 90376 Ludovico il Moro, Herzog von Mailand 68 Ludwig XII., König von Frankreich 371 Ludwig XIV., König von Frankreich 31 Ludwig II., König von Ungarn 55201, 59221, 95393, 436 Ludwig X., Herzog von Bayern 191393 Lusignan Eugen von, Prinz von Cypern 61 Luther Martin (Lutheraner) 23f, 108, 209, 2 10485, 220, 322 Lutzenburg Nikolaus von, Hofdichter 305 Luxembourg Charles Auxy Jean, Sr de Ville, premier chambellain 39116 Ysabeau de, bâtarde de Haubourdin 41122 Luzern 450

Maestre Juan, menestril de harpa 35 Mahrenfels (Istrien) 225 Maier Jurig, Trompeter 49, 305 Maigen (Niederösterreich), Pfarre 50184 Mailand, Herzogtum (Lombardei) 16, 24, 29, 108, 113-115,136, 157, 173, 195, 275106, 370-379, 384, 423, 432f; Ludovico il Moro, Sforza Mainz, Erzbischof von ->• Henneberg Erzkanzleramt 81 Maius (Meiger; Meyer) Johannes, Sekretär 87, 91,210 Malabar-Küste 366 Malbiz Benedikt 304 Maldonado Beatrix 12187 Maler Hans, Maler 21 Malines (Mecheln) 138, 395 Mallorca, Bischof von ->• Rojas Maltitz Ulrich von 44230 Malvenda (-Cartagena, -Santamaria), Familie 121, 12289, 128, 133 • Alonso de 128132, 133 Gabriel Salamanca Malvenda • Isabel de 128, 133 Mandl Felix, Sekretär 83, 91 Mandl Dr. Georg, Hofrat 73 Mannges • Maugis Mannsdorfer Hans, Hauptmann der Grafschaft Ortenburg 448 Mansfeld, Silberbergbau 362454 Handelsgesellschaft Thüringen • Albrecht Graf 345 Mansreytter Jehan, nobilis 48 Manuel Don Juan, Rat 35, 426 Marano 376 Marche Olivier de la 94391 Margarethe, Erzherzogin, Statthalterin der Niederlande 40118, 42130, 45, 47156, 66252, 68263, 105, 138f, 187364, 22 8596, 230601, 26146, 280131, 302, 305230, 310, 39716, 45161 Margarethe von Parma, natürliche Tochter Karls V. 129 Maria, Königin von Ungarn, Statthalterin der Niederlande 43135, 98, 124, 227, 25326, 288, 291, 44126 Maria Theresia, Kaiserin 9, 348 Maria Wörth (Kärnten), Propstei 115 Markersdorf (Niederösterreich), Landgericht 443

Mabuse Gossart Machland Grafschaft (?) 448 Macke, gentilhomme 241 Madrid 186362 Madrid Diego de, tañedor de rabel 35 Madrutz Gaudenz von, Geheimer Rat 245, 25530, 407 Mähren 78 Maes (Moes) Josse, Gehilfe des Furiers 49

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Martinuzzi Georg, Kardinal 143208 Martyr Petrus, Theologe 41130, 43137, 45145, 126121 Maßmünster Melchior von, Stadthauptmann 140199, 189, 443f Maugis (Mannges, Mausts) Alexander, Barbier 48, 51 Mauro Giovanni Antonio, Unternehmer 366 Maut an der Maut (O) 44642 Maximilian I., Kaiser 9,15, 17, 20, 22-26, 28, 3384, 42f132, 45, 51186, 58, 60, 62237, 64-66, 68-70, 72, 76-80, 83334, 85-87, 90-94, 95393, 96, 98-101,102 413 ,105, 112, 11552, 137f, 167-169, 174f, 177, 190f, 200, 203, 206f, 222f, 22 4575, 225678, 231, 243, 25223, 253f, 261, 263, 265, 268£, 271, 276, 278, 280, 282, 284f, 287, 289, 296197, 299f, 302, 307239, 309f, 311, 313-315, 317, 320f, 323-325, 327315, 340, 342, 354, 363f, 376f, 379f, 382, 384, 386, 430f, 436, 439, 443, 445 Maximilian (II.), Erzherzog 11766, 126,

Merzedarier, Orden 38110 Mesta, Organisation 11974 Meyer > Maius Micault Jean, Kammermeister 25326 Milano Pietro Francesco und Battista da, Trompeter 49 Millstatt, Sankt Georgsorden 400, 417; Großmeister Geumann, Prantner Mingoval Lannoy Mistelbach, Pfarre 46152 Miuttini, Familie (Gradisca) 433 Mödling, Pfarre 50184 Mömpelgard 450 Mörsperg (Morsperg), Herren von 402 Jakob von 402 und Beifort Hans von 89 Mohäcs, Schlacht bei (1526 August 20) 9, 15, 1816, 22, 94f, 99, 228, 278, 288, 374, 421 Molembais Lannoy Molins (Melin, Molyn) Jehan de, Kammerherr 47, 51 Moncada Ugo de, Gesandter 374 Montagu, Herren von 451 Montaing Jehan de, Stallknappe 49 Montfort, Grafen von 439 Magdalena von 190 Montmorency Philippe de, panetier 49 Montron, Herrschaft (F) 450, 452f Morbeckh Charles de, Truchseß 55 Morone Girolamo, Staatskanzler 173,178 Morsperg Mörsperg Mortagne (Normandie) 138f Moskau -» Rußland Muelich Christoph, Fugger-Faktor 293, 334 Müllner zu Radaun Wolfgang 141, 445 München, Hofstaat 95397 Münster in Westfalen (Monster), Täuferreich 40667 Mürztal, Ämter im 313 Mürzzuschlag, Landtag 1508 67 Muet Jehan le, Page 48

143, 214507, 299212 Mazuelo, Familie 127 • Catalina de 127129 • Ciarade 113 Mecheln -> Malines Mecklenburg 2965 Albrecht Herzog von 2649 Medina del Campo 120, 130 Meiger Maius Meinhardus (?), nobilis 51187 Melin Molins Melk, Ungeld zu 400 Mendoza Diego de 426 Meneses Alonso, Kämmerer, Fürschneider, Diplomat 28, 32, 47158, 49, 51189, 211, 214506, 372 Bernardin, panetier, Diplomat 32, 49, 51'189 56 Meran 47162 • Landtage 1487 und 1525 66, 164f, 183 • Münzstätte 340 Mercado Alonso de, nobilis 3698, 48, 60 Fernando de, despensero 3698 Francisco, Corregidor 3698 Merklin Balthasar, Propst zu Waldkirch 70272, 204, 229

Nachtenhover Laurenz, Kammerdiener 48 Narbello Petrus, Speisenankündiger 51 Nassau Heinrich Graf von 426 Nauclerus Johannes 23 Naumburg 345

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Oiararte Petrus de, Diener 46152 Olmos Albos (Burgos) 134 Onaflor Honfleur Oran, Expedition gegen 129 Orio Lorenzo d', venezianischer Orator 2129, 131159, 142, 186, 339, 415103 Ortenau 416-418 Ortenberg (Bayern) Grafen von C,ältere Grafen von Ortenburg") Moritz, Ulrich und Wilhelm 417f Ortenberg, Schloß (Elsaß, F) 416, 418 Ortenburg, Landvogtei (F) 417 Ortenburg, alte Kärntner Grafen von 446, 455 Ortenburg (Kärnten), Grafschaft und Salamanca-Deszendenz 108, 136, 143, 147232,153f, 155, 160, 168320, 223, 226, 368, 393, 399f, 402-405, 409-413, 423, 427, 432f, 437, 444, 447-449, 454 • Anna Gräfin -> Schaumburg • Bernhard Graf von 337368, 408, 43813, 454 • Elisabeth Gräfin 409 • Ernfridt Graf von 409, 43813 • Ernst Graf von 409, 43813 • Ferdinand Graf von 108, 147229, 226, 337368, 407f, 43813 • Gabriel Graf von 409 Kunigunde Gräfin 409 Hauptmann von Firmian, Mannsdorfer Osnabrück Hans von, Silberkämmerer 147f Osorio FrayAlvaro, Bischof von Astorga 34f • Maria 3594 Pero Alvarez, Conde de Trastämara 3594 Ostermayr Joachim, Buchhalter 264f Ostindiengesellschaft, niederländische 366 Ottenstein (Niederösterreich), Feste 90 Otto von Freising 24 Ovid 24

Navarra 124" Neapel, Stadt und Königreich 261, 291, 293f, 334, 371f, 376490, 396 Jahresrente aus, „Konto" 11,153264, 154f, 189, 245, 249f, 290170, 291-294, 319, 326, 328, 332-339, 352f, 364, 383, 388, 391, 404f, 409, 419118, 442, 452 Necker Jobst, Verleger 84840 Neidecker (?), Diener 147f Nellenburg 191391 Neuberg (Steiermark) 225678 Neuchätel (Neuenburg), Herrschaft (F) 450, 453 Elisabeth von 451 Neuhaus Michael von 190 Neulengbach (Niederösterreich), Pfarre 46153 Neumann Wilhelm, Handelsherr 364f Neumarkt an der Ybbs 39927, 400, 44951 Neusohl, Silberbergbau 362454 Nicola Philip de, Sekretär 81, 102 Niederlande Burgund Nördlingen, Bürgermeister und Stadt 1063, 185, 246, 327315 Nogarola Leonhard Graf, Mundschenk, Gesandter 32, 49, 51190, 55 Nürnberg 2025, 242f, 25020, 268, 311, 313, 343, 347, 446 • Reichstag 1522/23 48171, 71,100 • Reichstag 1524 61230, 105, 220 Nuz Hans, Sekretär 83339, 84 Nyeuela Jehan de, Hofmarschall 49 Oberdrauburg, Schloß und Markt 447 • Hospital (Armenhaus) 408, 411 • Maut 44642 Oberelsaß, Landvogtei 160, 401-404 Oberfalkenstein, Schloß (O) 446, 448 Oberlausitz 215509 Obermoschel 366465 Obervellach (O) 399 Obritzberg (Obrazberg, Niederösterreich), Vogtei 443 Ochsenberg, Schlacht am (1535 Juni 11) 40667 Odenburg, Hauptmann von Hartitsch Oder Hans, Sekretär 84 Oeder Hans, Salzamtmann 342379 Oder Wolfgang, nobilis 51187 Offut - Locher Rottal Georg von, Hauptmann des niederösterreichischen Regiments 67, 265, 313 Rottenstein, Schloß bei ->• Spittal 399 Rounde Rondel Roys (Ruiz?) Bernardus, nobilis 51189 Rudisen Riedisheim Rudolf II., Kaiser 43813 Ruiz Fray Francisco, Bischof von Avila 38107 Rußland (Moskau) 137, 191f, 194f, 221, 223, 428 ->• Vasilij III. Rustem Pascha, Chronist 125109 Rye Claude François de 45573 Sachs Hans, Sekretär 91382 Sachsen 2966, 32, 228594, 236, 302, 306, 308, 318, 344f, 362; > Friedrich der Weise, Georg Sadoleto Giacopo, Staatssekretär 6 1227, 10812, 195408, 2 18536 Sailer Gereon, Stadtarzt 125108

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Salamanca, Stadt 121181, 130145, 136 180 „Schule von" 351 Salamanca (Burgos), Familie 112-123, 125 105 ,133-137, 144, 208, 215, 332, 335, 337 • Alonso de (+ 1494/95) 128 Alonso de (1518 escribano público) 130 Alonso de (Bruder des Schatzmeistergenerals) 114, 122f, 128f, 134, 219, 332, 423, 426, 433 Alonso (comunero) 130 149 • Alphonsus 120 81 Anna (Tochter des Schatzmeistergenerals) 123 Antonius -> Hoyos Salamanca • Brutius 12081 Consalvus (Gonzalo) sen. und iun. 12081 • Cristoforo (Gradisca) 121,433 • Cristoforo Orazio (Gradisca) 433 44 • Diego, Kaplan 121, 133 169 • Diego 122 89 • Diego Garcia (+ 1438) 120f, 124, 127 130 (?), 432f Diego Gonzáles 129 Francisca Ayala Francisco, el licenciado (Bruder des Schatzmeistergenerals) 113f, 123, 127-131,136, 423, 426, 432f Francisco de, Rat, Hauptmann (Vetter des Schatzmeistergenerals) 47 158 , 48, 51 189 , 56, 60, 65,121-126, 130, 147, 158, 208, 214, 227 (?) Francisco (comunero) 130 149 • Francisco García (+1472) 120f, 432 García de (comunero) 130 149 • García de (+ 1567) 128f Garcia de (Sohn des Francisco licenciado) 113 • García (+1510) 12181 Gerónimo ->• Jerónimo • Gonzalo (+ 1521) 12 1 81 , 33 1 333 (?) Gonzalo de, mailändischer Senator 108 Gonzalo García (Stammvater) 120, 12181 Gonzalo Rodríguez (Vater des Schatzmeistergenerals) 116 Gonzalo Rodríguez (mailändischer Senator 1641) 136

Ines 114 Isabel de 128 132 Jerónimo 129,131,134 Johannes Fridericus 120 81 J u a n (Jhan) de, Söldnerführer 56, 12289, 125106, 126116 • Juan, Schiffskapitän 121, 129 142 (?) J u a n (Conquistador) 130 J u a n Rodriguez de (mailändischer Senator) 136 • Maestro de 12289, 208 Michel (irrig für Gabriel, Schatzmeistergeneral) 7,107 • Miguel de (+1571) 128 • Niccolò (Gradisca) 126,433 • Pedro (Konsul in Brügge, + 1529) 122-124, 128, 134, 138, 143f, 332, 336-338, 424, 427, 433f • Pedro „der Gute" (+ vor 1524) 121, 12290, 124, 433f Pedro (1517 Conquistador in Sto Domingo) 130 Pedro (vecino von Medina del Campo) 130 Pedro (Fernando), Gesandter 124, 194f, 208, 227 (?) Pero Alonso (comunero) 130 149 Sigismund (I.) (Gradisca) 433 • Sigismund (II.) (Gradisca) 433 Salamanca Malvenda, Familie 332 • Gabriel de 128 Salamanca Ortenburg (Deszendenz des Schatzmeistergenerals) Ortenburg Salamanca Polanco Diego de, Prior 127f 130 Salamanca Villena Fernando, Einnehmer in Neapel 290 170 , 292, 327 314 , 333 344 , 334, 338, 442 30 , 452 67 Salamanca Villena Francisco de, Einnehmer in Neapel 292 181 , 334, 420 Salazar, Familie 117, 126,130,133, 337 • Andrés de 117 • Antonio de 136 • bachiller 47 158 • Beraldino 114,116, 126 121 • Fernandode 127 121 • J u a n de, converso (?) 117, 127121, 133 167 • Julian de 11766 • Lope Garcia de 11766 • •

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• Ochoade 11766 • Pedro (Perucho) de 127121 • Pero Gonzáles de 11766 Salinas, Grafen von 114 Salinas, Familie (des Martín de S.) 127 • Martin de, Sollicitator Erzherzog Ferdinands bei Karl V. 7, 32, 47, 57204, 59, 73, 74290, 89, 92, 99,106, llOf, 113f, 116f, 122, 134,143212, 158, 186354-362, 293399, 196412, 202445, 206f, 208471, 211-216, 218533, 228f, 230601, 234, 242, 280, 332336, 334, 367, 370, 372, 374, 376, 395, 39718, 39820, 407, 412f, 415f, 419116, 426, 428, 44125, 44846, 449, 451, 45264 Salm Niklas Graf d.Ä. 156, 200432, 242 Niklas Graf d. J., Oberstkämmerer 49, 51187, 55 Salzburg 75, 89363, 11552, 200432, 365, 377, 45574 Erzbistum 189; Lang Sánchez Alonso, Marchese di Grottula, Generalthesaurar 293, 334 • Dr. Gabriel, Theologe, Sekretär 93, 334, 45162 Sankt Georgs-Orden Millstatt Sankt Peter Freienstein (Steiermark)

Sbrulius Ricardus, Hofhistoriograph 23, 25, 49 Scalant (Salamanca?) 40 Schad Hans Philipp, Stallknappe 49 Schad Dr. Johann 258 Schantz Cuntz 40667 Schaumburg (Schaunberg), Reichsgrafen 226 Anna, geb. Gräfin von Ortenburg 214, 409 • und Oberwallsee Wolfgang 214f609, 409 Schelkingen (Vorderösterreich) 191391 Schepper Cornelius Duplicius, Diplomat 108, 222, 39718, 40770 Scheurl Christoph 101413 Schimay -* Chimay Croy Charles Schio (Venetien) 366 Schladming, Bergwerk 204 Schlesien 78 Schlettstatt 208, 268 Schmidtperger Niklas, Sekretär 91 Schmiechen (bei Augsburg), Fuggersitz 152-154 Schneitpeck Dr. Johann, Kanzler 67, 71f, 88,100,124 101 , 188370, 197-199, 209483, 227f Schönegg an der Ybbs, Schloß und Herrschaft 140f, 146, 444, 453f Schomburg (Xomburg) Anna von 215509 Schrott Johann, Verleger 24 Schubinger Augustin, Sackpfeifer 49 Schurff Wilhelm, Kammerrat 74, 267 Schwaben 181, 191391 Schwäbischer Bund 180, 2429, 246, 275106, 290, 303, 316 Schwarz Matthäus, Buchhalter 255 Schwarz Wolfgang, Gewerke (Idria) 90376 Schwarzenberg Christoph von 190382 Schwaz in Tirol 152246, 241 Bergknappen, Hüttenwerk, Wechsel 161, 168, 181, 217530, 301, 320, 324, 345, 348, 354, 357428'434, 358f, 36 2454, 363 Schweidnitz 25 Schweis Alexander, Sekretär 230 Schweiz (Eidgenossen) 230, 316, 450 Scovaert Jehan, capitaine 49 Scutia de -* Azcot Seefeld in Tirol 187367

224576

Sankt Petersburg, Eremitage 122 Sankt Veit, Münzstätte 340 Santa Cruz, Antonio y herederos de García de - y Alonso de Salamanca, Handelsfirma 128 Santa Gadea Alonso de 123, 336-339, 391, 40562, 409 Santander 39, 41128, 43, 11867, 138 Santiago, Orden, Peregrinado 11766, 119 Santiago de los Caballeros (Dominikan. Rep.) 130 Santo Domingo (Dominikan. Rep.) 130 Sanzacho spagnolo Spinch Saravia Alonso de, Regidor (Valladolid) bzw. Corregidor (Logroño) 3698 Saurer Barbi 147229 Saurer Laurenz, Vizedom 1710, 1923, 2548, 67, 147229, 226, 25020, 282138, 312256, 313 Save 376 Sbardellato Agostino, Bischof von Waitzen/Vác 125109

517

Register

Segovia 11767, 130 Sempy, Antoine de Croy Sr de, Großkämmerer, Diplomat 40-42, 47, 51f, 60, 140198, 215, 239, 241-243 Jacob de Croy Sr de, Mundschenk 55 Sender Clemens, Chronist 29 64 , 137 181 Serbien 362 Serna (Seregna, Cyrene) Gabriel de la, Stallknappe, nobilis 48, 51 189 , 56 Serntein Cyprian von, Hofkanzler 61, 68, 70, 73 288 , 74f, 84, 151, 20 3 448 , 231 612 , 279 121 , 283, 315 267 , 317 274 , 357 429 Serralonga, Herren von 430 Sforz • Forcz Sforza Francesco, Herzog von Mailand 371, 373f, 375, 378 Sickingen Franz von 282 138 , 310 Siebenbürgen 378 498 Siebenbürger Dr. Martin 197f Siegmund von Tirol, Erzherzog 20 24 , 84, 174, 340 Siena Giovanni Francesco da, Trompeter 49 Sigismund I., König von Polen 194 404 , 230 606 , 231, 428 21 , 435 Silberberg Hans von, Kommissar, Gesandter 245f, 395, 420, 447 Siliceo J u a n Martinez, Erzbischof von Toledo 133 167 Singkmoser Hans, Registrator 83, 91 Sizilien 372 Sommereck, Amt (O) 447 Sonnenburg 163, 165, 191 391 Spalatin Georg 182 Spanien, Spanier 7, 15, 20f, 26f, 29, 34, 39, 41 129 , 43 137 , 44f, 50, 54, 56-60, 63, 65f, 74, 79f, 82, 86, 92 386 , 96-99, 105-107, HOf, 117f, 122, 131, 135177, 137,139, 157f, 176,186, 191394, 193 3 ", 194, 196411, 197, 199, 200 445 , 203, 206, 211-215, 219, 222, 228f, 233f, 238, 242, 250, 256, 262, 280, 291-294, 3062SO, 349-351-372, 375, 378, 383, 393, 397, 401 36 , 408, 413, 415f, 419 116 , 423f, 426, 428-430, 433, 441, 444, 449 • Comuneros 27f, 37f, 47 158 , 77, 97, 114, 11766, 119, 126121, 127, 130f, 197 Spaur Hillprand von, Hofrat 76 Spechpach (Speckpach) Henricus de, nobilis 49, 51 187

Speet Laurens, Kammerknappe 47 Speth Dietrich, Söldnerführer 108 Speyer, Reichstag 1529 417 Spiegel Dr. Jakob, Sekretär 23f, 30, 83, 91, 102, 103 420 , 208-211, 221, 451 62 Spiess Heinrich, nobilis 51187, 60 Spinch, sanzacho spagnolo (?) 32 Spittal an der Drau, Schloß 409f, 413, 427 18 Hospital, Armenhaus 408, 411 • Maut 447 Sprentz Sebastian, Bischof von Brixen 182, 232, 294 Stabius Johannes 22 Stadlau, Donauüberfuhr 438 Stadler Christoph, nobilis 51 187 Starhemberg, Schloß 245 Erasmus von 215,509 Steiermark 82, 153265, 224 576 , 279 121 , 280, 283 Stein in Krain 380 500 Stein (bei Oberdrauburg) (O) 446f Stekl Stökl Stella Martin 125 109 Sternberg, Schloß und Herrschaft (O) 446 Stillfried (Niederösterreich), Herrschaft 227 Stixenstein • Hoyos J u a n d. J. Stockenboi, Amt (O) 222, 446 Stökl, Handelshaus 329, 342, 357f, 362 • (Stekl) Hans 241, 330 330 , 358f Stoss Peter, Sekretär 83, 91 Straicher Caspar, Kanzlist 84 340 Straßburg 24, 208, 450 • Bistum 417 Strein von Schwarzenau Reichart 147227, 352, 409 80 , 415 103 , 4247, 427 16 , 437 8 ' 9 Strobl Bartholomäus, Sekretär 83, 91 Stubenberg, Amt (O) 448 Stubenvoll Wolfgang 438 13 Sturzer Vielmo (Truchsess ?) 62 236 Süleyman I., Sultan 92 385 Sulz Rudolf d. J. Graf, nobilis, Statthalter 31, 51 187 , 75, 297 206 Sundgau 443 Surg von Surgenstein Hans, nobilis, Hauptmann 51 187 , 60, 65 Sutor Mag. Veit, Sekretär 83 Symandres Desiderius de, Sekretär 93, 240

518

Register

Szalkay Ladislaus, Bischof von Eger 58215, 95393 Szydtowiecki Christoph, polnischer Kanzler 59221, 95393, 194, 231

Luis de, Mundschenk, Diplomat 32, 49, 51189, 211 Francisco, compaignon de guerre 49176 Transsilvanus Maximiiianus, Sekretär 81, 230, 426 Trapp Karl von 180333 Trastämara, Dynastie 126f, 26250 Trautson Hans von, Obersthofmarschall

Tamilen 366 Tarvis, ZoU 369, 44642 Tauber Caspar 203 Taxis'sche Post 242 Tellez GironAlonso 37 Tenerifa 114 Termonde (Taremonde, Tenremonde) Jean, Sr de Bornival, maistre de l'artillerie 41129

64f

248

Treitzsauerwein (von Ehrentreitz) Marx, Sekretär 22, 60, 71-73, 84, 90, 101, 141, 222, 224577, 164f, 364, 438 Trentino 199430 Trient 16,98,231,364 Bischof von Cles Bernhard • Domstift 208472 Triest 27, 102,115, 209, 216, 337368, 376, 388 Bischof von ->• Bonomo • Domstift 2 1 6524 Truchsess von Waldburg, Wilhelm, Obersthofmeister 55, 62236 (?), 181 Truchsess von Waldhausen Hans, Burghauptmann 403 Trumer Hans, maistre de la chambre aux deniers 244, 246 Tübingen 157 • Universität 209, 221 „Türkenterz" (kirchliche Terz für Türkenabwehr) 294-298 Tumbfass Lienhardt, Kanzlist 84340 Tunstall Cuthbert, englischer Gesandter 60224 Thre * Latour Tweng, Amt (O) 446 Tyrnau 125109

Teubler Andreas, Kammerrat 267 Thannheim, Gericht 439 Thaur, Gericht 163 Theinstetten (bei Ybbs) 442, 444f Thierstein Grafen von 442 Thoubar Tovar Thüringen, Mansfeldische Handelsgesellschaft 344 Thun Friedrich von 70275 Siegmund von 75 Thum Franz von 404 Tiepolo Niccolö, venezianischer Orator 118, 186, 277111, 40769 Tiffen (Kärnten) 216524 Tirol 16, 75-77, 84f, 90, 101, 105, 107, 109, 111, 142206, 143f, 146, 153-155, 166-170, 178,180, 182, 184, 193 3 ", 196, 201, 206, 217, 220f, 230, 232, 267, 270, 273f, 278, 281f, 284, 293, 299f, 308f, 315, 319, 322f, 342, 349403, 354-358, 360-363, 366, 372f, 375, 382, 384, 388, 436®, 449; ->• Siegmund • Bauernerhebung 108, 161-164, 173, 175, 178f, 190, 200f, 232, 236, 275106, 298, 354, 361, 411 • Kelleramt 47161 Regierungsbehörden Innsbruck Toledo 130, 214506, 374 • Domkapitel 133167 • Edikt von (1525 Mai 13) 369 Erzbischof von -> Siliceo Tolmein, Herrschaft 190 Toro 130 Tovar, Familie 38108 (Thoubar) Alonso (Alfonsus) 56

Udine 23 Ulloa Hans (Juan) de, Kammerdiener 48 Ulrich Herzog von Württemberg 450, 453f Ungarn 12,18f, 2129, 22, 27, 32, 34, 55, 59221, 60227, 73, 78f, 92, 95393, 98f, 117, 124-126, 188368, 190, 195, 201, 223, 227f, 242, 278, 283, 312, 316, 319, 367, 396, 435, 44125; Ludwig II., Maria Ungnad Andreas von 399 Johann von, Oberststallmeister 55 Ursentaler Ulrich 137, 347396 Ursinus Velius Caspar, Hofhistoriograph 25, III 33 ,186 358 , 221, 40664

519

Register

Uskoken 126 Utz, Kellermeister 147f

Vogt Panthaleon, Sekretär 83, 91 Vordernberg, Maut zu 44642

Vadian (von Watt) Joachim 24 Valdés Alonso, Sekretär 87, 102 Valenciennes 138f • Domkapitel 47155 Valladolid 34f, 3698, 106, 113,130 Valois, Dynastie 450 Vargas Francisco de, Schatzmeister 250 Varillas De las, Geschlecht 121 81 ,136 180 Vasilij III., Zar 191 Vaut (Vayt) Dr. Johann 60, 74 Vega Garcilaso (d. Ä.) de la, Rat, Comendador mayor von León 35, 36 % • Garcilaso (d. J.) de la, Dichter 36 % , 213 Velasco Pedro Fernández de, Vizekönig von León 127 Velazque (Velasque) Augustin de, Mundschenk 49, 56 Veldenz, Grafen von 366465 Veleta Jehan de, Stallknappe 49 Vels Fels Venavides (Venafides) Bonauides Venedig 27, 29, 32, 58, 62236, 105, 126, 140, 142206,168, 188369, 190389, 191-195, 203, 216, 217530, 231, 232615, 236, 242, 246, 255, 276, 285f, 290f, 309f, 318, 333f, 337368, 364f, 376f, 378, 380, 384, 388 • Fondaco de'Tedeschi 365 Oratoren -»• Contarmi, Orio, Tiepolo Venetien (Terraferma) 363, 372, 376 Verdmann • Widmann Vernal Diego, Regidor von Valladolid 35 Verona 366 Verre (Veyre) Filiberto de, Grandmaître d'hôtel 42130 Vicenza 17, 366 Villach 364 Villinger Jacob, Schatzmeistergeneral 60, 68, 70, 196, 204, 208, 252f, 261, 268f, 271f, 282138, 290170, 305, 308-311, 314f, 324305, 331, 364460, 379, 381f, 391, 399, 445, 448f Vital Laurent, Sekretär 39, 40116, 41, 42131, 43f Vlissingen 40 Vösendorf, Zehenten 438

Waldenburger (Waldenbourg) Veit, Sekretär, Taxator 83, 91 Waldkirch Merklin Wallop John, englischer Gesandter 395 Warda Emerick de, Stallknappe 49 Waxenberg, Herrschaft 90 Weichselberger Hans, Kommissar 25530 Weilheim 153f Weißenburg, Pflegschaft 311 Weißenhorn (Vorderösterreich) 191391 Weißenstein (O) 446 Weisspriach Hans von 435 Wels, Vizedomamt 241, 257, 27291 Welser, Familie 315266, 331, 39612, 398 • Bartholomäus 330330, 3957 Weltzli Ulrich, Kanzler 100409 Werdenberg Felix Graf von 196411, 397, 451 Werthern Dr. Dietrich von, Gesandter 2026, 70 276 ,185, 202444, 204, 269, 306, 232 Weser Dr. Peter 40877 Wichsenstein Philipp von 73 Widmann Dr. Beatus, Hofrat, Kanzler 60, 76, 84, 306f, 308, 327 Wien 16-18, 32, 50, 68f, 97400, 115, 197f, 200, 203, 213, 222, 342f, 347, 379, 407 • Bistum, Bischof von 67, 216; -» Fabri, Revellis • Domkapitel 42131, 46152'153, 50183'184, 89

364

Münzstätte, Hausgenossen 340f, 342, 352 Postmeister 3943 Schatzgewölbe 16f • Stadtordnung 1526 18 • Vizedomamt 240f, 245, 257, 272, 435 Wiener Mark 341, 346f, 348402 Wiener Neudorf 438 Wiener Neustadt 16-18, 71f, 198, 200, 331, 436 Bischof von Kammerer • Fürstentreffen 1523 16f, 19f, 59221, 61, 95393, 100, 194, 217, 231, 278 Georgskapelle 46152 • Gericht 1522 8,17, 71, 96, 197, 200, 227, 236, 435f

520

Register

Württemberg 76310, 85, 87, 98, 101, 108, 144,155, 182, 190f, 246-248, 275106, 278, 299f, 316, 401f, 450, 452, 454f; -»• Friedrich Herzog von, Christoph Herzog von, Georg Graf von, Ulrich Herzog von



Hauptmannschaft 160,201,400, 403—405, 443f; • Maßmünster • Landtag 1523 300 • Rechenkammer 240f, 257, 435 Wieser Ämter (0) 446,448 Wilhelm IV., Herzog von Bayern 70270, 131154'155, 191393, 406 Wimpfeling Jakob 208f Winckelhofer Dr. Heinrich, Kanzler 76310, 101, 45162 Windberg, Schloß (Niederösterreich) 400 Winden Apollonia von 437 Windensche Lehen 146, 237, 435, 437f, 444 Winklern (O), Maut 447 Wisinger Andreas, Sekretär 83,91 Witl Hans, Sekretär 91382 Witte Cristina de 336359 Wittelsbacher 55199 Wittenberg 125 Wladislaw II., König von Ungarn und Böhmen 288 Wolff von Wolffsthal Balthasar, Schatzmeister 59, 74, 105, III 2 7 , 186361, 232617, 268, 305, 311f, 314, 331 Heinrich, Schatzmeister 268, 311 Wolfiramstorff Gieorg von, Jägermeister 49 Wolfstein Mag. Albert von 60 Wolkenstein, Freiherren von 399 • Michael von 68, 75, 267, 279, 44125 Wolsey Thomas, Kardinal 138f, 395 Worms 43137, 60224, 198, 290168 • Reichstag 1521 45145, 227, 356 • Teilungsvertrag 1521 16, 71, 81f, 140f, 144,190f, 239, 266,302f, 305,317



Maria Jacobea von 189, 243

Wullenstätten (Vorderösterreich) 191391 Xomburg -*• Schomburg Ybbs 4367, 439 • Maut von 141, 147, 226, 40562, 436, 444 Yspertal, Freigericht 400 Zápolya Jan, Woiwode 39612 Zaragoza, Diözese 46152 Zeitz 345 Zevenberghen Bergen Ziegler Jakob 23f, 220 • Nikolaus, Vizekanzler 60, 68, 70, 81, 204 Zimmern, Grafen von 416f Zollern Joachim Graf 304 Zott Johann, Kammerrat, Salzmeister 217, 267, 309, 310248, 362452, 39611, 44022 Hieronymus, Bergmeister 342379 Zuñiga Francés de, Hofnarr, Chronist 37100, 38110 Zwettl, Propstei S. Salvator 211488, 3 1 3 Zwölfaxing (bei Wien) 438

521

Postscriptum des Herausgebers

Wenn der zweite Band erst jetzt nach vollen zehn Jahren dem ersten folgt, so hat dies viele Gründe. Die Verzögerung begann damit, daß das Manuskript in seiner Erstfassung mit dem Ersuchen, den Druck durch Unterstützung zu ermöglichen, beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung eingereicht, diesem als zu umfangreich und in einzelnen Details zu ausführlich erschien, weshalb Kürzungen, Umstellungen und eine Straffung angeraten wurden, obwohl der Wert der vorliegenden Arbeit nicht zuletzt gerade auch darin liegt, daß das umfangreiche Quellenmaterial, das der Autor aufzuspüren und heranzuziehen vermocht hat, mit entsprechender Ausführlichkeit dargeboten wird. Wer sonst, wenn nicht er, wäre in der Lage gewesen, diese mühsame und undankbare Forschung durch Jahre mit gleicher Quellenkenntnis und Gewissenhaftigkeit zu betreiben. Die vom Forschungsfonds geäußerten Vorschläge, Anregungen und Wünsche kamen insoferne zur Unzeit, als der Autor damals ernsthaft erkrankt war. So schien ihm die Kraft zu fehlen, das Manuskript nochmals durchzuarbeiten, weshalb er vorschlug, dieses, einfach so wie es war, im Haus-, Hofund Staatsarchiv zu hinterlegen. Damit aber konnte der Unterfertigte als Herausgeber aus vielen Gründen nicht einverstanden sein, weshalb er, damit das Werk nicht ein Torso bliebe, es auf sich nahm, das Manuskript durchzusehen, um dem vorgebrachten Anraten des Fonds entgegenzukommen, so weit dieses überhaupt als gerechtfertigt und sinnvoll angesehen werden konnte. Da nun aber auch der Herausgeber gegen schwere Krankheit nicht gefeit war und ist, blieb das erst zu einem Teil von ihm durchgesehene und behutsam revidierte Manuskript gleich eigenen, fast fertiggestellten Arbeiten vorerst einmal recht lange liegen. In diesem Zusammenhang sei zweierlei gesagt: Im heutigen Wissenschafts- und Forschungs-„Betrieb" scheint das Kreatürliche unseres Menschseins nicht mehr zu zählen, so daß selbst bei Festveranstaltungen anläßlich von Jubiläen die Redner sich durch innere Kälte auszeichnen und demnach kein Wort darüber verlieren, daß in der Wissenschaft immer schon und auch heute noch Bedeutsames trotz Krankheit und in Uberwindung erschwerender physischer Bedingungen geleistet wurde und geleistet wird, ein Umstand, der ernsthaft zu bedenken und wohl auch entsprechend zu würdigen wäre. Der Mensch scheint selbst in den geistigen Bereichen wenig oder nichts mehr zu zählen, obwohl Wissenschaft und Forschung ohne den Men523

Postscriptum des Herausgebers

sehen in seinen geistigen Anspannungen und den von ihm trotz Gebrechen erbrachten Leistungen undenkbar sind. Aber wer schon von denen, die auch in der Wissenschaft „betriebsorientiert" denken, Erfolgszahlen sehen wollen und Evaluierung als Allheilmittel ansehen, ist bereit, menschlich zu fühlen, obwohl gerade in der Wissenschaft „pfleglich" mit den Menschen umgegangen werden müßte, die befähigt und zugleich vom Grundsatz her ernsthaft leistungsbereit sind, die der Wissenschaft im Beruf leben und über diesen hinaus sich der Wissenschaft und Forschung verpflichtet fühlen. Auch heute - und das ist der zweite Punkt, der angesprochen sei - sind Arbeiten, wie die vorliegende, unentbehrlich, und zwar gerade deshalb, weil sie auf exaktem Quellenstudium beruhen und in archivalischen Quellen fundiert sind. Die historischen Analytiker mögen, von der Soziologie her beeinflußt, über die Sinnhaftigkeit der von ihnen erfundenen Begriffe streiten „Konfessionalisierung" ist einer dieser mehr Verwirrung als Einsicht stiftenden Begriffe - , die historische Wissenschaft bedarf eines Fundamentes an Wissen um Fakten, und sie hat denen zu danken, die diese erforschen und in ihren Arbeiten auswerten und exakt zitieren. Als „Datenfuchserei" wird dies heute mancherorts abgetan. Der Unterfertigte bekennt, in seinen eigenen Arbeiten so ein „Datenfuchser" zu sein, und weil er ein solcher nicht ohne Stolz ist, weiß er, wieviel von den Quellen her überhaupt erst zu ergründen und zu erforschen wäre, ehe an Deutungen, Analysen und Begriffsbildungen herangegangen werden dürfte. Dies gilt nicht zuletzt für die Zeit Ferdinands I. Da es in der Geschichte als Wissenschaft nicht um Moral und Dämonisierung geht, sondern um Erkenntnis, um Verstehen und Erklären, muß als Grundvoraussetzung dafür der Faktenbestand in aller Breite offen gelegt werden. Gerade die vorliegende Arbeit ist dafür ein aussagekräftiger Beleg. Gerhard Rill hat durch seine Forschung in wesentlichen Punkten eine neue Sichtweise eröffnet, bisherige Vorurteile revidiert, Ferdinands Generalschatzmeister Gabriel de Salamanca in die von ihm erforschte und dargelegte finanzielle Gesamtsituation eingefügt und damit wesentliche neue Verständnismöglichkeiten eröffnet. Indem Gerhard Rill die großen Zusammenhänge mit ihren Verästelungen im Kleinen darstellt, hat er eine wesentliche Grundlage geschaffen, die künftig vielen Historikern zugute kommen wird, da sie auf dieser werden aufbauen können. Deshalb war es ja auch so schwer, Striche, Kürzungen und Umstellungen im Manuskript vorzunehmen. Wenn der Aufbau der Arbeit in dem einen oder anderen Abschnitt nicht so geschlossen erscheint, wie es wünschenswert wäre, so nur deshalb, weil — um die Finanzierung des Druckes und damit das Erscheinen des Bandes zu retten - so weit vertretbar, das eine und andere in den Anhang verbannt wurde, was ursprünglich im Haupttext eingegliedert war. 524

Postscriptum des Herausgebers

Als die undankbare und mühsame Arbeit der Durchsicht endlich getan war, stellten sich neue Schwierigkeiten und damit abermals Verzögerungen ein. Das Manuskript lag - ganz abgesehen von den handschriftlichen Einfügungen, Umstellungen und notwendigen Umnummerierungen - von Beginn an in Schreibmaschinschrift vor, eine Form, die in der Zwischenzeit als völlig veraltert und überholt angesehen wird. Der Verlag verlangte daher kategorisch eine computergerechte, druckreife Reinschrift plus Diskette, die weder der Autor noch der Herausgeber - ganz abgesehen von den fehlenden technischen und maschinellen Voraussetzungen — herzustellen in der Lage waren und solches ihnen auch nicht zugemutet werden konnte. An den erforderlichen Mitteln für die Reinschrift des schwer lesbar gewordenen Manuskriptes schien das Erscheinen abermals zu scheitern, alle Arbeit und alle Bemühungen umsonst gewesen zu sein. Wie schwer es ist, heute einen Sponsor zu finden, vor allem dann, wenn man selbst zum „Altenteil" gerechnet wird, hat der Herausgeber leidvoll erfahren, der zur Kenntnis nehmen mußte, daß Versprochenes nicht stets auch gehalten wird. Dem Zeitgeist angepaßte „Events" moderner Un-Kultur zu fördern, ist sicherlich spektakulärer als das Erscheinen eines wissenschaftlichen Buches zu ermöglichen, doch während das eine morgen schon überholt, veraltert und vergessen ist, hat das andere Bestand, hat dieses andere bleibenden kulturellen Wert. Doch das scheint heute wenig zu zählen. Umso aufrichtiger ist der Dank an Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic, die sogleich Verständnis für die ihr unterbreitete prekäre Sachlage aufbrachte. Über ihren Antrag hat die Steiermärkische Landesregierung die Gewährung eines Förderungsbeitrages beschlossen, der ermöglichte, mit der Reinschrift zu beginnen. Ebenso möchte der Unterfertigte, und zwar auch im Namen des Autors, Herrn Direktor Mag. Dr. Günther Witamwas dafür danken, daß die Grazer Wechselseitige Versicherung AG einen Förderungsbeitrag zur Verfügung stellte, der es schließlich ermöglichte, das Manuskript dem Verlag in der von ihm geforderten druckreifen Form zu übergeben. Schließlich sei auch der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in den gemeinsamen Dank des Herausgebers und des Autors eingeschlossen. Eine Voraussetzung, daß der zweite Band — ohne diesen hinge der erste in der Luft - erscheinen konnte, war jedoch auch, daß Herr Hofrat Dr. Gerhard Rill, Direktor des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives der Jahre 1987 bis 1991, selbst wiederum Freude an seiner Arbeit fand und seinerseits energisch mithalf, daß diese nunmehr im Druck erscheint. Dafür sei ihm, dem Freund und Forscher, mit Herzlichkeit ganz persönlich ein Danke gesagt. Vor 500 Jahren, am 10. März 1503 wurde Ferdinand I. in Alcalá de Henares geboren, er, der zu den bedeutsamsten Herrschern Österreichs und zu den größten Fürsten seines Hauses zählt, gleichwohl in unverdienter Weise 525

Postscriptum des Herausgebers

weniger bekannt als manch anderer. Das internationale Gedenken vor drei Jahren an seinen Bruder Karl V. anläßlich dessen Geburtstages ließe es als angemessen erscheinen, daß Ferdinand I. heuer seiner historischen und kulturellen Bedeutung gemäß mit gleichem internationalem Aufsehen gewürdigt wird. Je länger und je tiefer sich der Unterfertigte mit Ferdinand I. beschäftigt, desto dringlicher erscheint ihm ein zentraler Forschungsschwerpunkt, der die vielen Seiten in seinem Wirken zu erfassen und darzustellen hätte. Von dem Jubiläum unabhängig hat sich Gerhard Rill vor Jahren dem Thema „Fürst und Hof in Osterreich" zugewandt und sich ihm lange Zeit intensiv gewidmet. Es ist reiner, wenn auch ein schöner Zufall, daß nach all den oben geschilderten Verzögerungen mit dem nunmehr erscheinenden, so wichtigen zweiten Band gerade heuer Rills Werk geschlossen vorliegt. Graz, 10. März 2003

Berthold Sutter

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Skizze zu S. 247f:

Relation der