Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) - bewundert, beneidet, umstritten [Reprint 2019 ed.] 9783110852912, 9783110113501


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German Pages 246 [248] Year 1989

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VORWORT
INHALT
VOM GEIST DER AUFKLÄRUNG
FRIEDRICH JUSTIN BERTUCH
ABBILDUNGEN
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
WERKKATALOG (AUSWAHL)
BIBLIOGRAPHIE
BILDNACHWEIS
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Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) - bewundert, beneidet, umstritten [Reprint 2019 ed.]
 9783110852912, 9783110113501

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Siglinde Hohenstein Friedrich Justin Bertuch (1747 - 1822)

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Siglinde Hohenstein

FRIEDRICH JUSTIN BERTUCH (1747-1822) - bewundert, beneidet, umstritten Ubersetzer mit Verdiensten. Dichter ohne Talent. In Weimar kluger Verwalter der fürstlichen Privatschatulle, erfolgreicher Herausgeber und Verleger, Freund Goethes. Ein Kapitalist und Philanthrop der Aufklärung.

WALTER DE GRUYTER BERLIN NEW YORK 1989

Abbildung auf dem Einband: Luftschifferei. Die Montgolfière (Ausschnitte) Aus Friedrich Justin Bertuchs „Bilderbuch für Kinder", Weimar 1 7 9 8 - 1 8 3 0 . Bd. 4, Tafel XLIII, No 7 9

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der Deutschen

Bibliothek

Hohenstein, Siglinde: Friedrich Justin Bertuch : (1747 - 1822) - bewundert, beneidet, umstritten ; Ubersetzer mit Verdiensten, Dichter ohne Talent, in Weimar kluger Verwalter der fürstlichen Privatschatulle, erfolgreicher Herausgeber und Verleger, Freund Goethes, ein Kapitalist und Philanthrop der Aufklärung / Siglinde Hohenstein. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1989 ISBN 3 - 1 1 - 0 1 1 3 5 0 - 3

© Copyright 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz: Edeltraut Tannebaum, Mainz Reproarbeiten: Stadtplanungsamt Mainz Druck: H. Heenemann GmbH & Co., Berlin Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin

Meinen Kindern Sabine und Stephan

VORWORT

Friedrich Justin Bertuch, der bedeutende Weimarer Verleger der Goethezeit, gibt uns Aufschluß über eine Epoche, der wir die Grundlagen unseres Denkens und gesamtgesellschaftlichen Lebens zu verdanken haben. Mit seinem verlegerischen Wirken tritt die deutsche Verlagsgeschichte in eine Phase, die noch heute andauert. Bei dem Versuch, sein Leben und Wirken nachzuvollziehen, werden wir auf die europäische Aufklärung des 18. Jahrhunderts als eine Epoche verwiesen, in der das bürgerliche Individuum autonom wurde und das Bewußtsein global. Bedingt durch gesellschaftliche Umwälzungen, technische Errungenschaften und beginnende Industrialisierung sowie entsprechend veränderte ökonomische Verhältnisse formten sich Persönlichkeiten aus, die sich in das Kräftespiel zwischen den weit auseinandergerückten Polen der Selbstsucht und hoher humanitärer Ideale je nach Talent, Kraft und Vermögen einschalteten. Es entstand ein neuer freier Unternehmertypus, von dem der weitere Verlauf auch der Verlagsgeschichte eindrucksvoll geprägt wurde und dem Bertuch zuzuordnen ist. Bertuch war ein Selfmademan, der den ihm ursprünglich gesteckten Rahmen sprengte. Weimar, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte, war zu seiner Zeit ein großes Dorf und dennoch Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens. Während andere „von der Wolle" lebten, wie er in einer Denkschrift an den Fürsten sagte, arrangierte er erfolgreich seine über das Verlegerische und die Landesgrenzen weit hinausgreifenden Geschäfte. Dabei stand er den bedeutendsten Zeitgenossen, deren reicher Nachbar er war, nahe. Wieland förderte ihn von Jugend an, hielt ihn vorübergehend für einen begabten Dichter und beneidete ihn von Herzen um seine kommerziellen Erfolge. Goethe nannte ihn einschränkend seinen ,Jugend- und Altersgenossen", in den dazwischenliegenden 30 Jahren bestand ein lediglich höflicher Verkehr. Der große Dichter nahm Bertuchs auf den materiellen Fortschritt und den „Wohlstand der Nationen" gerichtetes Streben, in dem er die Macht des Geldes verbunden mit der geistigen Mittelmäßigkeit des „practischen Menschen" am Werk sah, mit Besorgnis für die Zukunft wahr. Schiller schüttete seinen Spott über die „merkantilische Seele" aus, nahm Bertuch aber gelegentlich als eine Art Pri-

vatbankier für Kleinkredite in Anspruch und fand den Umgang nicht unangenehm. Herder hegte für Bertuch abgrundtiefe Verachtung - beide haßten einander „wie die Schlange und der Menschensohn" (Schiller) —, um aber dennoch geschäftlichen und privaten Verkehr zu pflegen. Bertuch, der reichste Bürger Weimars, blieb gelassen, war je nachdem ehrerbietig, höflich, geschmeidig wie ein Diplomat, freundlich und korrekt, ohne je ein Fürstenknecht zu sein. Am Ende seiner Laufbahn als Verwalter der fürstlichen Privatschatulle sagte er triumphierend: „Ich bin nun ein freyer Mann, und kann nun mir, meinen Geschäften und Freunden leben." Liebe zu seiner Frau und zur Natur waren ihm Ausgleich für sein sonst nur auf das Nützliche und Zweckhafte gerichtete Leben. Als Richtschnur des Handelns wählte Bertuch die „gesunde Vernunft". Er glaubte — darin ganz Kind seiner Zeit —, daß mit ihrer zu erwartenden allgemeinen Anwendung das Unheil in der Welt ein Ende lande. Die vorliegende Monographie bedurfte einer langen Vorbereitungszeit. Unerwartete Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung der Bertuchschen Werke, die verstreut in vielen Bibliotheken schlummern. Viel zu danken habe ich in dieser Hinsicht vor allem dem Goethe-Museum in Düsseldorf und der Stadtbibliothek in Mainz, die mir ihre Bestände für die Durchsicht und Reproduktion überließen, aber auch vielen anderen Bibliotheken, die im Werkkatalog genannt sind. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Hanebutt-Benz, Direktorin des Mainzer Gutenberg-Museums, für die großzügige Unterstützung bei der Herstellung des Satzes und vor allem meiner Kollegin Frau Edeltraut Tannebaum, ohne deren unermüdliche Mitarbeit diese Veröffentlichung nicht zustande gekommen wäre. Es bleibt zu hoffen, daß die Persönlichkeit Bertuchs im Rahmen ihrer Epoche zu lebendiger Anschauung kommt, daß Denkanstöße gegeben werden können und daß die Vermittlung unseres kostbarsten abendländischen Gedankenguts — die Menschen zur Mündigkeit zu führen — wenigstens ansatzweise gelingt. Siglinde Hohenstein Mainz, Dezember 1987

VII

INHALT

VORWORT VOM GEIST DER AUFKLÄRUNG Philosophie Aufklärung als Prozeß Philosophien des 18. Jahrhunderts Die Materialisten „Zurück zur Natur" Die deutschen Aufklärer Die Spiritualisten Abseits von der Vernunft Die ästhetische Dimension

Ökonomie Adel und Bürgertum im Frühkapitalismus Wirtschaftstheorien des 18. Jahrhunderts

FRIEDRICH JUSTIN BERTUCH Weimar, der deutsche Parnaß Bertuchs Leben Kindheit und Jugend Universität Hofmeister Bertuch Der freie Schriftsteller Staatsdienst und Stadtverwaltung Der Literat (nach 1775) Der Herausgeber und Verleger Der freie Unternehmer Förderer der Wissenschaften, Meister vom Stuhl der Freimaurerloge, deutscher Ordensritter Der Privatmann Bertuch und seine Zeitgenossen

Bertuchs Werke (Auswahl)

VII l 1 1 6 7 8 8 9 11 12

13 13 17

27 27 31 31 32 33 36 42 45 49 76 83 86

99

Vorbemerkung Dichtung

99 99

Lyrik Dramen, Libretti

99 103

Übersetzungen Sachliteratur Herausgegebene Werke

105 112 128

Anhang

150

Briefe

150

Anmerkungen

153 IX

ABBILDUNGEN

167

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

211

WERKKATALOG (AUSWAHL)

214

BIBLIOGRAPHIE

222

BILDNACHWEIS

236

VOM GEIST DER AUFKLÄRUNG

Philosophie Da der Verstand dasjenige ist, wodurch sich der Mensch über alle anderen sinnlichen Wesen erhebt, und was allein ihm seine Überlegenheit und seine Herrschaft über sie verleiht, so ist er sicherlich ein Gegenstand, der schon um seines hohen Adels willen die Mühe einer Untersuchung lohnt. (...) so bin ich überzeugt, daß alles Licht, das wir auf unseren Geist fallen lassen, jede Einsicht, die wir in unserem eigenen Verstand gewinnen können, für uns nicht nur sehr anregend, sondern auch gewinnbringend sein wird (...). John Locke (1632-1704) (1)

Alles ist gut, wenn es aus den Händen des Urhebers der Dinge kömmt: alles artet unter den Händen des Menschen aus. (...) Alle unsere Weisheit besteht in knechtischen Vorurtheilen: alle unsere Gebräuche sind nur Unterwerfung, Marter und Zwang. Der bürgerliche Mensch wird geboren, lebet und stirbt in der Sclaverey. Bey seiner Geburt heftet man ihn in eine Windel; bey seinem Tode nagelt man ihn in einen Sarg; so lange er die menschlische Gestalt behält, ist er durch unsere Einrichtungen gefesselt. Jean-Jacques Rousseau (1714-1778) (2)

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. (...) zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit (...). Immanuel Kant (1724-1804) (3)

Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno (1895-1973; 1903-1969) (4)

Friedrich Justin Bertuch verstand sich selbst, wie viele seiner Zeitgenossen, ausdrücklich als einen Mann der Aufklärung. Er distanzierte sich jedoch von dem Begriff „Aufklärung", den er durch „gesunde Vernunft" ersetzt haben wollte: „Aufklärung setzt immer, nach dem gewöhnlichen Schprachgebrauche Wahrheit und richtige Verbindung der Begriffe voraus, und ist also überhaupt richtige Einsicht der wahren Verhältnisse der Dinge zu unserer Bestimmung, und bey dem einzelnen Menschen, richtige Kenntniß seines persönlichen Wirkungskreises in seiner wahren Verbindung mit dem Ganzen, dessen Theil er ist. Und was ist dies anderns als — gesunde Vernunft? Hier ist mein Synonim; und ich hoffe man wird es nicht verwerflich finden (...). Mit diesem einzigen Schritte hat dann alles Unheil auf einmal ein Ende." (5) In seinen Erklärungen darüber, was Aufklärung n i c h t ist und worauf noch näher eingegangen wird, nahm er nicht nur Abstand von einem Modewort, sondern nivellierte auf ein ihm zuträgliches Maß, was ihn dennoch zutiefst geprägt hatte: der Geist einer Epoche, die durch eine verwirrende Vielfalt und von gegensätzlichen Strömungen gekennzeichnet war, befreiend und in sich selbst widersprüchlich. Bertuch spricht bezeichnenderweise von einem Begriff, während sich Aufklärung in unserem heutigen Bewußtsein als ein Prozeß darstellt, dem bestimmte Strukturen zugrunde liegen.

Aufklärung als Prozeß Epochen der Aufklärung hat es seit Beginn der geschichtlichen Zeit wiederholt gegeben. In die historische Zeit trat der Mensch schon als ein Ich ein, dem alles andere —Mitmensch und Natur — ein Gegenüber war. Dualität kennzeichnete die Denkstruktur. Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse regelten die zwischenmenschlichen Bezie-

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hungen, Kampf war eine wesentliche Grundbedingung des Daseins. Natur als Wildnis löste Angst aus und mußte dennoch, um Not abzuwenden, bezwungen werden. Zum Draußen wurde auch die eigene Triebnatur, die gleichfalls zu beherrschen und deren Ansprüche zu verdrängen der Mensch mühsam gelernt hatte. Das Ringen um die Kultur spiegelt sich im Mythos eindrucksvoll wider. Ungeheuer sind die Personifikationen des Draußen, das im Gegensatz zur Kultur grenzenlos ist, Allgewalt ohne Normen besitzt und jenseits von Gut und Böse steht. Das Streben nach Glück, das im Einssein mit der Natur, im Verschmelzen mit dem anderen und in der Selbstvergessenheit zu finden ist, bleibt unerfüllt. Angst und Sehnsucht fallen zunehmend der Verdrängung anheim und müssen entsprechend kompensiert werden. Zu widerstehen hat der Kulturheros der betörenden Stimme der Natur als Sirenengesang und zu besiegen die Mächte der Finsternis, um nicht zurückzufallen in Blindheit. Im Mythos erdichteten sich die Menschen zwar den verlorengegangenen Zusammenhang eines allumfassenden Seins und ihre Einbergung in das Ganze, aber das bloß Erdichtete konnte keinen Bestand haben. Die verlorengegangene Identität von Mensch und Natur ließ sich durch Vorstellungskraft nicht mehr herstellen. Phasen der Aufklärung trieben den Prozeß der Erhellung des Draußen zunehmend voran. Zugleich weitete sich der Ichbereich des Menschen im Bewußtsein seiner selbst, seiner Stärke und Möglichkeiten fortschreitend aus. Noch spärlich leuchtete das Licht der Vernunft in der Frühzeit der Geschichte, es läßt sich vor allem in Zeugnissen des Unglaubens und der Jenseitsverleugnung nachweisen (6), so im „Gespräch des Lebensmüden mit seiner Seele" in der ägyptischen Dichtung des 3. Jahrtausends v. Chr. Rationalismus taucht schon in der babylonischen Götterlehre auf. Im alten China richtete Konfuzius menschliches Streben auf Nützlichkeit. Glauben rechtfertigte sich ihm dadurch, daß er zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung beitrug. Buddhistische Aufklärer hat es auch in Indien, mit Verleugnung von Jenseits und Unsterblichkeit, gegeben. Vor allem und greifbarer begegnen uns aber Aufklärungsprozesse in der abendländischen Antike. Den Griechen wurde der Mensch Mittelpunkt und Maß aller Dinge. Er bedachte sein Denken und formte es zum Instrument aus, mit dem er das Draußen zugleich erkennen und bezwingen konnte. Verstand und Vernunft, Rationalität und Logik,

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schließlich Wissenschaft wurden entwickelt. An die Stelle mythischer Seinszusammenhänge traten Kenntnisse über die Natur. Im gleichen Ausmaß, mit der sie sich erweiterten, verblaßte und entvölkerte sich der Himmel. Wissen trat an die Stelle der Einbildungskraft, Philosophie an die Stelle des Mythos. In Piatons Ideen wurden Götter zu abstrakten Wesenheiten. Xenophanes leugnete die Götter ganz, reduzierte den allumspannenden Himmel auf Projektionen des Menschlich-Allzumenschlichen, über das er seinen Spott ausgoß. Natur entzauberte sich zu Materie, die in Zahl, Maß und Regel faßbar wurde, nicht mehr Sinn vermittelte, sondern Nutzen versprach. „Der Mythos geht in die Aufklärung über und die Natur in blinde Objektivität" (7). Im Mythos selbst veränderten sich die Götter. Eros, ursprünglich unmittelbar nach dem Chaos und vor allem Seienden geboren und bei Piaton zur Urkraft alles Lebendigen vergeistigt, versinnlichte sich zur gestalt- und zügellosen Sexualgottheit, um sich dann zu spielerischen Eroten und schließlich zum kindlichen Begleiter der Venus oder gar zum Putto zu verharmlosen. Immerhin blieb er anwesend und um das Sinnliche besorgt. Die geschliffene Ratio der Römer formte vor allem Staatswesen, Gesetzgebung und Kriegsführung zu tragenden, ausgleichenden und bezwingenden Mächten aus, zugeschnitten auf eine Gesellschaft, die sich anders nicht mehr organisieren ließ. Im „Ich, Kaiser und Gott" der Cäsaren gipfelte die Autarkie des antiken Individuums, was entsprechend ausgeprägte Formen von Herrschaft und Knechtschaft zur Folge hatte. Innere und äußere Not der Menschen nahmen darüber ein Ausmaß an, das weder rational noch mit den alten Glaubensvorstellungen zu kompensieren war. Das Christentum stellte - um den Preis der Sinnlichkeit und des diesseitigen Lebens als Selbstwert — die Gleichheit aller Menschen jenseits von irdischer Herrschaft her. Die Liebe Gottes und die der Menschen zum eigenen Ich und zum Nächsten wurden zentraler Glaubensinhalt mit dem Versprechen („furchtet euch nicht") der Erlösung. Die antike Aufklärung wirkte auf den islamischen Bereich ein, beeinflußte von daher das Judentum und über Spanien und Italien das europäische Mittelalter seit dem 12. Jahrhundert (8). Der „neue Weg" der Scholastik begann Glauben und Vernunft zu trennen, Unglaube griff um sich, und Na-

tur und Vernunft wurden seit dem 14. Jahrhundert zum Mittelpunkt freigeistigen Denkens. Erst der Humanismus (14.-16. Jahrhundert) stellte den Zusammenhang mit der antiken Aufklärung bewußt wieder her. Er definierte sich selbst als „neuzeitlich". Dem Individuum wurde seine Vorrangstellung, die es im Mittelalter eingebüßt hatte, zurückgegeben, wodurch sowohl die Entstehung eines persönlichen Glaubens als auch purer Rationalismus mit entsprechendem Unglauben begünstigt und die Wege für eine neue Naturbezogenheit und Sinnlichkeit geebnet wurden. Das alles setzte schließlich dem mittelalterlichen Denken ein Ende. Die Reformation trat der um sich greifenden Verweltlichung entgegen, aber indem sie den Einzelmenschen in unmittelbare Beziehung zu Gott setzte, förderte sie den Individuationsprozeß noch mehr und trug gleichzeitig zur Zersplitterung der kirchlichen Einheit und zur Begünstigung der Sektenbildungen bei. Glaube wurde auch nicht mehr unbedingt mit Christentum gleichgesetzt, und Erasmus konnte ausrufen: „Heiliger Sokrates, bete für uns!" (9) An die Stelle göttlicher Vorsehung trat ein neues Geschichtsbewußtsein. Auch Staat und Recht wurden dem götdichen Gesetz entzogen. Macchiavelli minderte die Religion zu einer für den Staat nützlichen Einrichtung herab. Die Staatsform selbst wurde als von Menschen machbar erkannt. Zahl, Regel und Zweck traten als bewußt gehandhabte Herrschaftsinstrumente in Erscheinung. Im 17. Jahrhundert, dem Zeitalter des Barock, griff das Freidenkertum trotz Gegenreformation um sich, zunächst nur unter Außenseitern (Philosophen, Ärzten, Sternkundigen). Unglaube und Aberglaube waren heillos vermischt und füllten die vom Glauben entleerten Seelenräume — vor allem das Denken und Fühlen des mehr oder weniger heimatlosen, desillusionierten, wachen, ungebundenen und rohen Volkes, der Soldaten und der Frauen in ihrem Gefolge, der Schelme und Strolche. Schließlich setzte sich der Vernunftglaube bei den Etablierten durch und ergriff am Ende auch die Frauen. Allenthalben trat Bibelkritik auf und rüttelte am christlichen Offenbarungsglauben. Damit geriet die Kompensierung der verdrängten Urangst vor dem Draußen ins Wanken, und die Wiederkehr des Verdrängten gebar Ungeheuerliches an Zauberei, Hexenwahn, Inquisition und entsprechenden Qualen, als sei keine Zeit vergangen seit der Vorzeit mit ihren irrationalen Schrekken. Vernunft und Verstand stellten sich dem als

ein Licht entgegen und traten in den Dienst der Humanität. Wissenschaft und Technik begannen sich zu entfalten, es gelangen bewunderungswürdige Erfindungen wie das Fernglas und das Mikroskop, die die Grenzen des menschlichen Wahrnehmungsvermögens sprengten. Aus dem zentralen Erdkreis, über dem der Schöpfer thronte, wurde endgültig der Erdball als ein Stern unter Sternen, ein Trabant der Sonne. Auch die Bedeutung des subjektiven Standorts auf der Erde schwand dahin, die geographische Erschließung des Globus gelang etwa zur Hälfte, und zugleich eröffneten sich — unter dem alten Vorzeichen des Herrschaftsdenkens gegenüber Mitmensch und Natur — ungeahnte Möglichkeiten der Ausbeutung. Die Zivilisierten erfaßte Zuversicht. Was ihren eigenen Lebensbereich betraf, begannen sie an Menschlichkeit und Fortschritt als Folge planmäßigen Experimentierens zu glauben. Die Entschleierung der Natur als Materie war in greifbare Nähe gerückt, verdrängte erneut die Angst — diesmal bis zur Wahrnehmungslosigkeit — und stärkte das Selbstbewußtsein bis zur Uberhebung. Bildungshunger und Wissensdurst wuchsen und trieben den Fortschritt weiter voran. Mit ihnen wuchsen die Entfremdungsprozesse und das Unbehagen an der Kultur. Die unerfüllte Sehnsucht nach Daseinsfülle und Identität drückte sich in zunehmender Kritik am Bestehenden aus. Revolutionäre Utopien entstanden aus der Verbindung von Kultur- und Gesellschaftskritik. Dem entsprach das Bewußtsein von persönlichem Glücksstreben und Fortschrittsglauben, die man sich als von den Quellen der Natur gespeist und mit dem Allgemeinwohl im Einklang ausdachte. Daß derartig sanktioniertes Glücksstreben auch der Selbstsüchtigkeit Vorschub leistete, blieb nicht aus und wurde entsprechend angeprangert Alle Strömungen dieses Zeitalters entfalteten sich unabhängig von einer ihnen zugrunde liegenden oder sie zusammenfassenden Philosophie.

Die Philosophen des 17. Jahrhunderts erfaßten jeweils nur Teilaspekte des sich umwälzenden Denkens. Noch war ihnen der christliche Offenbarungsglaube Ausgangspunkt ihrer Überlegungen, aber sie forderten, wie R e n é Descartes (1596-1650) mit seinem „Cogito ergo sum", Kritik und Vernunftsgewißheit auch als Stützen der Religion, was den Unglauben weiter förderte. B a r u c h d e S p i n o z a (1632-1677)radikalisierte das Denken bis zur Abkehr von der monotheistischen Religion und bereitete mit seiner Forderung

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nach einer streng wissenschaftlichen Untersuchung der Bibel das Ende jeglichen Glaubens vor. Der pragmatisch denkende Engländer T h o m a s H o b b e s (1588-1679) verfiel dem Vernunftglauben vollends und verfolgte mit Verstandeskälte die Zertrümmerung des Überlieferten. Die englischen Deisten schufen die Vorstellung von einer „natürlichen Religion", die sie aus einem den Menschen aller Zeiten und Kulturen eingeborenen Instinkt ableiteten. Damit trugen auch sie zur Zersetzung des christlichen Offenbarungsglaubens bei, den sie relativierten. Folgenreich für die Aufklärung des 18. Jahrhunderts wurde aber vor allem das Denken von J o h n L o c k e (1632-1704) und von G o t t f r i e d W i l h e l m L e i b n i z (1646-1716) (10). Locke brachte System ins Innere des Menschen. Die Seele war ihm im Anfangsstadium ein unbeschriebenes Blatt, in das sich die Erfahrungen erst eingraben mußten. Erfahrungen setzten sich nach seiner Vorstellung aus zeitlich vorangehenden Sinneswahrnehmungen und dann erst folgenden Reflexionen zusammen. Die Beobachtungen des Geistes, der seine eigenen Vorstellungen reflektiert, führen zur Erkenntnis entweder intuitiv oder logisch folgernd. Erkenntnis ist die größte Erleuchtung und festeste Gewißheit, die dem Menschen möglich ist. Damit ist weder die Gottesvorstellung noch die Moral eingeboren. Grundtriebkraft aller inneren Vorgänge ist das Streben nach Glück. Handeln entspringt der Willensfreiheit. Daher forderte Locke das Recht jedes Einzelnen auf persönliche Freiheit und politisch die Demokratie. Mit der Vorrangstellung, die Locke den Sinneswahrnehmungen einräumte, bewirkte er zweierlei: Menschliches Fühlen und irrationale Seelenbereiche gerieten ins Blickfeld der Untersuchung, und der materialistischen Erklärung aller Seelenvorgänge (etwa über die Nervenzellen) wurde der Weg bereitet. In Lockes Denken sind also sowohl die Negierung des reinen Vernunftglaubens als auch der pure Rationalismus angelegt. Leibniz hingegen blieb im Denken wesentlich metaphysisch und war von der Harmonie der Welt tief überzeugt. Das Weltganze setzte sich ihm aus fensterlosen Monaden zusammen, jede selbsttätig funktionierend und zugleich im Verborgenen gesteuert. Im Zusammenwirken aller gleicht das Ganze einer riesigen, vollendeten Maschine. Sie dient, von der obersten aller Monaden in Betrieb gesetzt, der Absicht, die beste aller Welten zu verwirklichen.

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So war denn im barocken Zeitalter der Boden vorbereitet, auf dem die eigentliche Aufklärung des 18. Jahrhunderts gedieh. Erst dieser Epoche gelang der letzte große Sprung in die Verstandeshelle. Das Individuum radikalisierte die eigene Position, wurde zum „Selbstdenker" und vor allem sich selbst Objekt und Mittelpunkt der Betrachtung. Damit geriet zugleich die Kultur ins Blickfeld der Untersuchung, wurde als von Zwangs- und Herrschaftsstrukturen durchsetzt erkannt und der Natur als der großen Lehrmeisterin gegenübergestellt. Zusammenfassende Leitideen entstanden, und das Jahrhundert begriff sich als das „philosophische Zeitalter". Schließlich überdachte Aufklärung sich selbst, um sich als fragwürdig zu erkennen und sich quasi in der doppelten Reflexion zu überfliegen. An dieser Stelle wollen wir Friedrich Justin Bertuchs eigene Gedanken über die Aufklärung einschalten. Bertuch stammte aus „aufgeklärtem" Hause und hatte eine entsprechende Bildung genossen. Er stand mit den überragendsten Geistern der Zeit in unmittelbarer Verbindung. Es gelang ihm, sich ihnen gegenüber, die ihn eher ablehnten als akzeptierten, zu behaupten. Es scheint sogar, als sei er faktisch unangreifbar gewesen. Er formulierte im „Journal des Luxus und der Moden" (11), was Aufklärung n i c h t ist: „Lassen Sie uns nur den Begriff des Wortes Aufklärung rein und philosophisch richtig bestimmen. Aufklärung ist also 1) nicht Gelehrsamkeit, nicht ausgebreitete Bekanntschaft mit der physischen, moralischen, politischen und gelehrten Welt; kurz, nicht Vielwisserey; 2) nicht Verfeinerung unserer Empfindung und Einbildungskraft, unsers Geschmacks, unserer Sitten, oder des Tons unserer Lebensart; 3) nicht Neuerungssucht, oder Prätension gleichgültige Dinge in neue Formen zu gießen, da sie vorher wenigstens eben so gut waren; 4) nicht Empörungsgeist, der nur Länder in Flammen setzen, im Wirbel der Anarchie rauben, und einen Despotismus von anderer Art einführen will (...)." Bertuch schlägt, wie eingangs zitiert, vor, den Begriff „Aufklärung" durch „gesunde Vernunft" zu ersetzen, womit denn alles Unheil ein Ende hätte. Im äußersten Gegensatz dazu stehen folgende Gedanken von S c h i l l e r (12): „(...) der Moderne (...) führe uns nicht rückwärts in unsre Kindheit, um uns mit den kostbarsten Erwerbungen des Verstandes eine Ruhe erkaufen zu lassen, die nicht länger dauern kann als der Schlaf unserer Geistes-

kräfte; sondern führe uns vorwärts zu unserer Mündigkeit (...). Er mache sich die Aufgabe einer Idylle, welche jene Hirtenunschuld auch in Subjekten der Kultur unter allen Bedingungen des rüstigsten feurigsten Lebens, des ausgebreitetsten Denkens, der raffiniertesten Kunst, der höchsten gesellschaftlichen Verfeinerung ausführt, welche, mit einem Wort, den Menschen, der nun einmal nicht mehr nach A r k a d i e n zurückkann, bis nach E1 y s i u m führt. Der Begriff dieser Idylle ist der Begriff (...) einer zur höchsten sittlichen Würde hinaufgeläuterten Natur, kurz, er ist kein andrer als das Ideal der Schönheit, auf das wirkliche Leben angewendet." Bertuch und Schiller sind Geister verschiedenen Ranges, und es mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen, ihr Denken zu konfrontieren, zumal Bertuchs Gedanken in einem Modejournal und Schillers in philosophisch-ästhetischen Schriften erschienen. Aber Bertuch war gebildet und informiert genug, um sich aus dem Denken seiner Zeit das herauszuholen, was ihm angemessen schien, worin er sich mit vielen Zeitgenossen einig wußte, was bis heute noch für bürgerliches Denken bezeichnend ist und nach wie vor unser reales Leben steuert. Gewiß hatte er recht damit, sich gegen die mehr oder weniger seichten oder verstiegenen Auswüchse aufgeklärten Selbstverständnisses zu wenden. Doch was er negierte, war Grundsätzliches. Er wandte sich gegen die progressiven philosophischen Strömungen seiner Zeit. Darin sah er sich mit dem größten Teil seines Lesepublikums einig, sonst hätte er es nicht in seinem Journal veröffentlicht. Wenn wir die beiden zitierten Texte aufmerksam lesen, fallt auf, daß er so ziemlich alles verneinte, was Schiller von dem „Modernen" forderte — es war ihm suspekt. Was Schiller die kostbarsten Errungenschaften des Verstandes und ausgebreitetes Denken nennt, denunziert Bertuch als Vielwisserei. Was Schiller als Kultur bis in raffinierteste Kunst und höchste gesellschaftliche Verfeinerung weiterentfaltet sehen möchte, stellt Bertuch lapidar und ohne nähere Begründung in Frage. Fortschreitendes Bewußtsein und entsprechende neue Lebensformen läßt er zur Neuerungssucht gerinnen, demgegenüber er das Bestehende als ebenso gut oder besser verteidigt. Schillers revolutionären Sprung in Freiheit und Schönheit verstand er vielleicht gar nicht; denn was er als drohenden Anarchismus und Schreckensherrschaft bezeichnete, bezieht sich wohl auf die politische Ebene. Damit erweist er sich als ein Aufgeklärter,

der alles Wesentliche, das die bürgerlichen Grenzen des Denkens und Wollens sprengen würde, diffamiert. Immerhin gibt es zwischen Schillers und Bertuchs Denken auch grundsätzlich Gemeinsames: Der Glaube an ein Ende allen Unheils dank der Vernunft und der Optimismus, daß die menschliche Natur an sich fähig sei, das Eigenund Gemeinwohl in Ubereinstimmung zu bringen. Schiller dachte sich jedoch die Überwindung des „Gleichgewichts des Schlimmen" (13) als in einem fortschreitenden Bewußtseinsprozeß gewonnenen revolutionären Sprung in eine höhere Dimension, auf allen Ebenen umstürzlerisch, in eine von Zwang und Herrschaft freie, höhere Kultur, in welcher Geist und Sinnlichkeit, Ich und Natur sich im Schönen vereinen. Bertuchs Fortschrittsglaube bewegte sich hingegen auf dem Boden der vorgegebenen Realität, die für ihn die Würde der Natur hatte, was ihre Unveränderbarkeit betrifft, an der er nicht zweifeln wollte. Daher schien ihm das bewährte Alte vertrauenserweckender zu sein als das Neue, das ihn erschreckte und auf das er regressiv reagierte. Er war nicht nur eine konservative Natur, sondern die Verkörperung unreflektierten Bürgertums, das das eigene Denken nicht überdachte. Diese Haltung teilte er mit vielen aufgeklärten „Selbstdenkern". Wenn Nachbarn und Zeitgenossen wie Schiller und Herder, die mit Bertuch persönlichen und noch lieber zu ihrem Vorteil geschäftlichen Umgang pflegten, ihn angriffen, so doch nicht in seiner Denkfähigkeit — sie sprachen ihm den Adel der Seele ab. Dieses harte Urteil ist angesichts des Ringens großer Geister um die Wahrheit verständlich und will doch nicht recht auf Bertuch passen. Bertuch hat mit Anstand sein privates und geschäftlich erfolgreiches Leben geführt, das Streben der Genies, die ihn umgaben, auf seine Weise gefördert, auf Feindseligkeit statt mit Haß oder Rachsucht versöhnlich reagiert und freiwilligen Verzicht, aus nicht ganz freiwilliger Einsicht in das Mittelmaß seines Talents, auf kreative künstlerische Produktivität geleistet. Seine Gelassenheit und das Einwandfreie seines Betragens, so diplomatisch und aufgesetzt sie gewesen sein mögen, lassen eher auf einen Charakter schließen, dem der Zeitgeist Erfolge zugespielt hatte, die er unter anderen Bedingungen vielleicht nicht hätte erzielen können, was man ihm aber nicht persönlich anlasten darf. Wenn der Geist einer Epoche die Profilierung einer Persönlichkeit wie seine derart begünstigt, daß der Erfolg nicht ausbleibt und nur

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höchste Ansprüche etwas daran auszusetzen finden, dann ist es die Mühe wert, ausführlicher darauf einzugehen. In Menschen wie ihm floß das Denken der Zeit auf eine spezifische Weise zusammen und schuf ein Muster, das auch noch auf das heutige Bürgertum paßt.

Philosophien des 18. Jahrhunderts Die Epoche der Aufklärung im üblichen Sprachgebrauch umfaßt etwa den Zeitraum zwischen der „glorreichen Revolution" 1688 bzw. der Begründung der konstitutionellen Monarchie 1689 in England und der französischen Revolution 1789. Die philosophischen Strömungen dieser Zeit waren vielfaltig, untereinander oft divergierend und auch immanent von Widersprüchen durchsetzt. Dennoch erkennen wir Grundnenner, auf die alles aufklärerische Denken paßt. Das Licht der Vernunft, endlich vollends entfacht und vom Glauben an den Fortschritt mit dem Endziel von Freiheit und Glück durchdrungen, strahlt mächtig bis in unsere Tage herüber. Glaubenskraft an sich, uns Heutigen weitgehend verlorengegangen, war noch vorhanden. Vor allem glaubte das Individuum an das von Natur aus Gute im Menschen, an seine Autonomie und volle Selbstverantwortlichkeit. Nur noch lose mit dem Jenseits verknüpft, weitete sich sein Bewußtsein zum Menschheitsdenken, humanisierte sich vollends und wurde global. Die weißen Flecken auf der Landkarte hatten sich weiter vermindert, der Globus wurde systematisch vermessen, man trat mit wissenschaftlicher Genauigkeit an die Erforschung außereuropäischer Gebiete heran. Es wurde eine Fülle neuer Kenntnisse über fremde Völker und Kulturen, über ihre Bodenschätze und ihre Pflanzen- und Tierwelt gewonnen. Mit Befriedigung nahm man das Vorhandensein sowohl anderer hoher und alter Kulturen wie die der Chinesen als auch der „Wilden in ihrer Unschuld" wahr, die man um des Einfachen und Natürlichen willen, von denen man sich selbst so weit entfernt sah, liebte. Verstandeshelle wurde als Stärke und Freiheit des Geistes erlebt. In ihrem klaren und kalten Licht versuchte man Ich und Welt vollends zu enträtseln und mit rationalen Methoden zu bewältigen. Mit der Ratio als Waffe des Geistes trat man der Wildnis draußen und im Innern entgegen und damit der uralten Angst vor der grenzen- und normenlosen Allgewalt der Natur. Das Individuum war Ausgangspunkt und Zen-

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trum des Denkens. Ihm wurde alles zum Objekt, auch das Selbst, dessen Unergründlichkeit sich jedoch im gleichen Maße verflüchtigte, in dem sich das Sein auf Materie reduzierte. Das Irrationale, dem Verstand unerreichbar, blieb weitgehend unbedacht und rückte erst den Romantikern — und im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zunehmend — in den Brennpunkt des Interesses. Erfaßt wurde jedoch das Ausmaß an Selbst- und Naturentfremdung, unter der der Zivilisierte litt. Geschichtsbewußtsein bildete sich aus und gab Aufschluß über Prozesse, die die Menschheit durchlaufen hatte. Die Kultur selbst entschlüsselte sich als ein Prozeß, der das „Gleichgewicht des Schlimmen" in Gang gesetzt und nach Kräften ausbalanciert hatte. Die Sehnsucht der Menschen nach Glück wurde reflektiert, als Triebkraft der Seele erkannt und als Glücksstreben mit dem Recht auf Erfüllung allem menschlichen Wünschen und Wollen zugrunde gelegt. Der Glaube an das ursprünglich Gute der Menschennatur schloß ein, daß der Mensch zugleich fähig sei, das eigene Wohl mit dem allgemeinen in Übereinstimmung bringen zu können. Hoffnung auf einen glücklichen Endzustand und Fortschrittsglaube beseelten das Zeitalter und erfüllten jene Glücklichen mit einem Optimismus, der uns Heutigen versagt ist. Die Menschen glaubten, festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Angst vor dem Draußen als Natur schien gebannt. Von der Wildnis der Seele, die seit Urzeiten der Verdrängung anheimgefallen war und am Kulturprozeß nicht teilgenommen hatte, wußte man wenig. Man wollte sich aber der Fesseln, die Odysseus auf seiner Irrfahrt an den Mast des Schiffes banden, endlich endedigen. Gewaltig schallte der Ruf „zurück zur Natur" durch das Jahrhundert. Zurück nach Arkadien, in die Schäferidylle, träumte man sich, weil Natur ergründbar schien, nicht mehr länger bedrohlich, sondern dem Menschen dienstbar zu machen. Doch auch dabei blieb das Denken nicht stehen. Als Vernunft sich schließlich selbst reflektierte und kritischer Untersuchung anheimfiel, war das Ende der Aufklärung gekommen. Dialektisches Denken verwarf die regressive Einbergung vollends und warf die Sehnsucht nach dem Einssein in Allem in eine von Menschen vollziehbare, in der Idee begriffene Zukunft. An die Stelle Arkadiens trat die Utopie des Elysiums.

Die Materialisten Lockes Sensualismus — von D a v i d Hume (1711-1776) ausgebaut und vollends vom christlichen Offenbarungsglauben gelöst (Vermischte Schriften. Bd 1-4. Hamburg und Leipzig 1754-56) — übte zusammen mit den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in England den weitreichendsten Einfluß auf die kontinentale Aufklärung aus. Insbesondere übernahmen und radikalisierten die französischen Philosophen die sensualistischen Grundgedanken und mit ihnen Lockes Losungsworte „Freiheit und Gleichheit". Beinahe grotesk mutet uns das Widerspiel der Meinungen an und hält uns doch den Spiegel vor, in dem wir unser eigenes, immer noch unabgeklärtes Denken erkennen. Purer Materialismus bildete sich aus: G e o r g e s B u f f o n (1707-1788) begriff Natur als riesigen Organismus, der sich aus Molekülen und organischen Teilchen zusammensetzt und ständig neue und sich differenzierende Verbindungen hervorbringt (Histoire naturelle, générale et particulière. T. 1-36. Paris 1749-88). J u l i e n Offray d e L a m e t t r i e (1709-1751) spann Gedanken von geradezu gespenstischer Modernität. Die Seele seiner „Maschine Mensch" ist etwas Körperliches, Denken ist eine Funktion des Gehirns mit seinen Windungen. Entsprechend ist die Moral. Lust treibt den Menschen an und ist im Grunde Sinnlichkeit. Sie erhöht sich in der Sympathie für andere, wodurch allein Einklang des privaten und öffentlichen Interesses möglich ist. Der Kriminelle und Sünder, der die Unlust in der Welt vermehrt, ist ein Kranker und bedarf des Arztes an Stelle des Richters oder Priesters (Histoire naturelle de 1' âme. Den Haag 1745; L'homme machine. Leiden 1748). Der Titel L'homme machine hat bis heute an Aktualität nichts eingebüßt. P i e r r e J e a n G e o r g e C a b a n i s (1757-1808)spezifizierte den körperlichen Ursprung der Geistestätigkeiten, Gedanken wurden zu Absonderungen des Gehirns (Rapports du physique et du moral de l'homme. T. 1.2. Paris 1802). Ganz im Gegensatz dazu stand das Denken von J e a n Baptiste R o b i n e t (1735-1820), der vorstellende Kräfte an die Stelle körperlicher Atome setzte (De la nature. Amsterdam 1761). Gespalten in seinen Auffassungen war E t i e n n e Bonnot de C o n d i 11 a c (1715-1780), dem Ich und Welt letztlich zum Rechenexempel gerieten. Vielleicht ließ es sich mit einer derartigen Philosophie nicht

leben, Condillac blieb jedenfalls als guter Katholik seinem Glauben treu (Oeuvres complètes. T. 1-23. Paris 1798). Den körperlichen Ursprung der Seele bezweifelte auch C h a r l e s d e Bonnet (1720-1793) nicht, aber er versuchte den Sensualismus mit dem christlichen Offenbarungsglauben zu versöhnen, indem er das materielle Sein eine spirituelle Wesenskette nach Graden der Vollkommenheit und über den Menschen hinausreichend durchziehen ließ (Essai analytique sur les facultés de l'âme. T. 1. 2. Kopenhagen 1760). Zu den materialistisch denkenden und sich auf Locke stützenden Intellektuellen zählten auch die französischen Enzyklopädisten. Die Fülle der Kenntnisse verlangte nach einer vernunftgemäßen Zusammenfassung und Verbreitung zum Wohle aller. Außerdem drängte der uneingeschränkte Stolz auf die der Menschheit so überaus nützlichen Errungenschaften zur Selbstdarstellung. Die Bestandsaufnahme aufgeklärten Wissens erschien, von J e a n - B a p t i s t e d'Alembert (1717-1783) und D e n i s D i d e r o t (17131784) herausgegeben, als „Enzyklopädie der Wissenschaften, Künste und Gewerbe" (Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des metiers. T. 1-28. Paris 1751-72; Supplément. T. 1-5. Amsterdam 1776-77; Table analytique. T. 1. 2. Paris 1780). Mitarbeiter waren Montesquieu, Voltaire, Quesnay, Turgot, von Holbach, Melchior Grimm und Rousseau. Das Reallexikon wurde vorbildlich für alle künftigen Veröffentlichungen dieser Art. Einige Autoren trieben den Materialismus bis zum Äußersten voran. Sie reduzierten alles Sein auf bloße Materie und Bewegung, die blinden Naturgesetzen unterliegen, und auf ein Ich, das gleichfalls blind von Selbstliebe und Streben nach Glück angetrieben wird und dessen Moral lediglich auf praktischem Nutzen, zu dem auch das Allgemeinwohl zählt, aus ist ( D i e t r i c h v o n H o l b a c h , 1723-1789). Die Verbreitung solcher Gedanken trug wesentlich zur französischen Revolution bei. Selbstliebe derartig als bloßes egoistisches Streben definiert und zum Grundtrieb menschlichen Handelns erklärt, sprengte die alten Herrschaftsstrukturen. Es machte aber auch die Forderung nach einer dem Egoismus gegensteuernden und dem Allgemeinwohl verpflichteten staatlichen Gesetzgebung notwendig ( C l a u d e Adrien H e l v é t i u s , 1715-1771. Oeuvres complètes. T. 1-5. London 1780-81), die zugleich die Naturrechte aller Individuen zu gewährleisten hatte. Aus der Allgemeingültigkeit der Naturgesetze, dem

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auch das Ich unterliegt, leiteten sich umstürzlerische Grundgedanken ab, die die Autorität der absolut Herrschenden untergruben.

„Zurück zur Natur" Den kalten Gedankengebäuden, mit blanker Vernünftigkeit geschaffen, setzte J e a n - J a c q u e s R o u s s e a u (1712-1778) das Gefühl entgegen und schuf damit eine Alternative zum um sich greifenden materialistischen Denken (Oeuvres complètes. Hrsg. von V. D. Musset-Pathay. T. 1-22. 1823-24). Sein Ruf „Zurück zur Natur" fand ungeheuren Widerhall und muß als Antwort auf die Selbstentfremdung und dauernde Anspannung gesehen werden, der die Menschen — nicht zuletzt durch die Einengung des Geistes auf die Ratio, das Mechanische und Rechenhafte — anheimgefallen waren. Mit der bewunderungswürdigen Zuversicht des Jahrhunderts trieb Rousseau das Denken entgegen dem auf Wissen und Können bauenden Fortschrittsglauben zu einem am anderen Ende liegenden Äußersten. Dem durch den Kulturprozeß deformierten Menschen setzte er dessen als vollkommen gedachten Naturzustand als allgemeine Richtschnur entgegen. Gesellschaftskritik wurde damit zur Kulturkritik, die seitdem Mittelpunkt philosophischen Denkens geworden ist. Vor allem prangerte er das Eigentum als Ursache der allgemeinen Entartung an. „Der erste, der ein Stück Land einzäunte, dann zu sagen sich anmaßte, 'Das gehört mir!' und Leute fand, die einfaltig genug waren, es zu glauben, wurde der wahre Begründer der bürgerlichen Gesellschaft." (14) Damit weitete er den Begriff des Bürgerlichen strukturell aus und begriff die gegebenen Verhältnisse als dem Kulturweg der Menschheit von dessen Beginn an immanent. Aus dem Eigentum leitete er alle Ungleichheit und Ungerechtigkeit ab — Arme und Reiche, Starke und Schwache, Herren und Knechte werden zu Gegensatzpaaren, die im Widerspruch zu einer natürlichen Gesellschaftsordnung stehen, in der alle Menschen frei und gleich sind. Das Kind vor der Zwangskultur in Schutz zu nehmen, wird zur einzigen und vornehmsten Aufgabe jeder Erziehung. Der Elan und die Leidenschaft, mit denen Rousseau seine Auffassungen vortrug, und ein allgemein herrschendes Bedürfnis nach Negation der kalten Verstandeswelt rissen die Zeitgenossen hin. Seine grundlegenden Gedanken — Rousseau vermochte sich deren Konsequenzen nur unzurei-

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chend vorzustellen, blieb auch in Widersprüchen befangen — gewannen noch im gleichen Jahrhundert im Sturm und Drang und Geniekult, in der französischen Revolution und in den Philosophien vor allem von Herder, Fichte und Kant weiterreichende Bedeutung.

Die deutschen Aufklärer Im Unterschied zur französischen war die deutsche Aufklärung wesentlich von Leibniz bestimmt. In dessen Nachfolge wurde insbesondere der Mathematiker und Philosoph C h r i s t i a n v o n W o l f f (1679-1754) zum Apostel der Vernünftigkeit. Er stellte als erster eine Verbindung aufgeklärten Denkens zu Konfuzius her. Die Titel seiner Essays beginnen alle mit „Vernünfftige Gedancken von (...)". Die Pedanterie und Rubrizierungswut seiner Nachfolger, die das Vernunftdenken zu Tode ritten, wurden zunehmend als „entbehrlich" (Goethe) empfunden und wichen einer für die breitere Schicht der Gebildeten genießbareren Popularphilosophie des „gesunden Menschenverstands". Wolff hatte 107 schreibende Schüler, meist Lehrstuhlinhaber (15), die für Verbreitung seiner Lehren sorgten. Er lehnte das englische und französische Freidenkertum weitgehend ab, verteidigte aber das Recht der Vernunft gegenüber blindem Glauben. Sein System der Wissenschaften trug mit deutscher Gründlichkeit Wesentliches zum methodischen und logisch sauberen Denken bei. Auch ihm setzte sich die Welt aus materiellen Korpuskeln zusammen, denen er aber unkörperliche, aufs Jenseits verweisende Atome zugrunde legte. Erkenntnis wird aufsteigend von der Empfindung bis zum Verstand und schließlich aus der Vernunft gewonnen, was aber Offenbarung nicht ausschließt, die oberhalb jeder Vernunft steht und der Seele Unsterblichkeit garantiert. Harmoniebedürfnis kennzeichnete Wolfis Denken über die Moral und lieferte der deutschen Bürgertugend das Grundmuster. Wohlbegründet fließen Recht und Sittlichkeit zusammen. Väterlich regieren die Herrschenden über dem Volk als großem Kind und garantieren die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Kunst dient der Erheiterung der Seelen und darf nicht etwa zu deren Verderbnis beitragen, weswegen auch der Kirchgang zu empfehlen ist. Zum vornehmsten Ziel aller moralischen Bemühungen wird der beständige Fortschritt erklärt, der nicht vom Streben nach Glück, son-

dern nach Vollkommenheit bewegt wird. Bemerkenswert ist Wolfis soziales Denken, das Forderungen erhebt, die weit über seine Zeit hinausweisen. Die Gegner der Wolffschen Lehren nahmen vor allem an der pedantisch durchgeführten rationalen Beweisführung Anstoß, weniger an der metaphysischen Position. Alles in allem zeichneten sich die deutschen Aufklärer dadurch aus, daß sie jeder Radikalisierung des Denkens abhold waren und versuchten, das bewährte Alte mit dem Neuen zu verbinden. Der Faden zum Jenseits, zwar dünner geworden, wurde nicht durchschnitten. Bürgerliches Sicherheitsbedürfnis und Vorsicht, die sich Freiheit des Denkens nur innerhalb angemessen erscheinender Grenzen gestatteten, kommen vor allem bei den Popularphilosophen zum Vorschein. Zu diesen zählen u. a. Karl Friedrich Bahrdt, Johann Georg Sulzer, Georg Christian Lichtenberg, Johann Georg Heinrich Feder, Christoph Meiners, Dietrich Tiedemann, Christian Carve, Friedrich Nicolai, Johann August Eberhard, Karl Philipp Moritz, Herrmann Samuel Reimarius. Sie mixten die kühnen Gedankenkonstruktionen und Kenntnisse der Epoche zu leicht verdaulicher Geistesnahrung und mit Vorliebe unter Aspekten der Zweckdienlichkeit, entsprechend verdünnt und nutzbar. Im Ringen um bürgerliches Selbstbewußtsein, Freiheit und „Selbstdenkerei" — den Mächtigen naturgemäß ein Greuel — mochten sie sich wohl einem König gleich wähnen, behielten aber doch zuinnerst „immerdar eine gewisse knechtische Ehrfurcht vor allem, was fürstlich war" (16) bei — und das nicht nur aus ökonomischen Gründen. Jedenfalls blieb ihr Denken widersprüchlich, insbesondere entflochten sie nicht die unselige Verquickung von Wissen und Macht, und zum Uberdenken des eigenen Denkens vermochten sie nicht zu gelangen. Zutiefst ichsüchtig, mochten sie es aber auch mit der Religion nicht verderben. Sie gaben sich alle einer ziemlich äußerlichen Gottesvorstellung hin, die Gottes Güte mit Vorliebe in den kleinsten Dingen wirksam sah und „so etwas wie eine Stein-, Pflanzen-, Fischund Insekten-Theologie" (17) darstellte. Auf Popularphilosophie herabzusehen, besteht für uns Heutige angesichts unserer Medien dennoch keine Veranlassung. Es war das große Verdienst jener Leute, eine Zeit des absoluten Herrschertums, der Leibeigenschaft, des Aberglaubens und Hexenwahns, der Unmündigkeit und Unwissenheit mit Gedanken der Toleranz, Liberalität und Vernünf-

tigkeit „flächendeckend" durchtränkt zu haben. Der halbwegs gebildete Durchschnittsbürger hatte es damals schwer, sich im Strudel der Meinungen zurechtzufinden. Er fischte sich heraus, was ihm angenehm und nützlich schien, sein Selbstbewußtsein stärkte und seine Seelenruhe nicht gefährdete. Der ihm noch innewohnende Glaubensrest verlieh ausreichenden Halt, und mit dem Vernunftdenken ließ es sich recht gut leben und vor allem — unter entsprechenden Umständen — erfolgreich arbeiten. Der allgemeine Optimismus gab Auftrieb, und das persönliche Glücks- und Erfolgsstreben stellte sich moralisch in angenehmer Übereinstimmung mit dem Allgemeinwohl dar. Wir gehen gewiß nicht fehl, wenn wir Bertuchs Denken in diesem Umkreis ansiedeln. In seinem „Journal des Luxus und der Moden" trägt er selbst zu noch weitergehender Popularisierung aufklärerischen Gedankengutes bei. Seine „gesunde Vernunft" und sein „gesunder Menschenverstand" zeugen von gleichem Maßhalten und nehmen dem aufklärerischen Denken die Brisanz und Schärfe, mit denen ein guter Bürger und erfolgreicher Unternehmer ja auch beim besten Willen nicht hätte ruhig leben, arbeiten und schlafen können. So blitzt denn im Journal allenthalben der neue Unternehmer-Geist auf, der merkantile Aspekt an passender und unpassender Stelle und das auf bloße Nützlichkeit gerichtete Denken.

Die Spiritualisten Der Bürger von damals schwamm nicht nur mit dem Strom des puren Vernunftdenkens, sondern war auch in Gegenströmungen geworfen, die sich schon seit Descartes „ich denke, also bin ich" zunehmend ausgebildet hatten. Gemeint ist hier nicht die christliche Frömmigkeit, die sich alles in allem mit der Vernünftigkeit gut vertrug. Es ist von den Denkern die Rede, die sich gegen die einseitige, rationale Vernünftigkeit im Erkennen von Ich, Welt und Natur sträubten. Vorausgesetzt wurde gleichfalls ein autonomes Individuum, und akzeptiert wurden die verstandesmäßig gewonnenen Kenntnisse, die aber nicht befriedigten. Der Blick richtete sich aufs Unerkannte und das vom Verstand Unerkennbare — ins Innere der Seele, ins Dunkle und analog dazu auch ins Dunkel der Vergangenheit, auf die Anfange des Menschheitswegs. Traum, Zufall und Widersinn, Unwillkürlichkeit menschlichen Verhaltens, die Widerspiegelungen

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einer verborgenen Wirklichkeit im materiellen Bereich wurden Gegenstand der Betrachtung. Der helle Verstand war um Wachsamkeit bemüht, damit sich keine neuen Wahnvorstellungen einschleichen konnten. Auf dem Weg ins eigene Dunkel spottete man über sich selbst und andere, wenn der alte Aberglaube und Angst Fuß fassen wollten. Spott an sich, der das Denken des 18. Jahrhunderts überaus geistreich durchzog, setzte eine Objektivität voraus, die man auch der eigenen Irrationalität gegenüber zu bewahren trachtete, die sich bei den Romantikern zu einer Ironie steigerte, welche der Realität als Ganzem galt und zur Grundstimmung der Seele wurde. Freunde Lavaters erlaubten sich den Scherz, dem Meister Menschenbilder mit irreführenden Vorinformationen vorzulegen, die er denn auch prompt mißdeutete. Dennoch erhielt die Psychologie als Wissenschaft ihre ersten Grundlagen, wenn auch methodisch noch keinen sicheren Boden. Die Dinge zwischen Himmel und Erde, die die Vernunft nicht erreichen konnte, wurden ins Licht des Bewußtseins gezogen. Mutig wagten sich die Menschen dem Draußen der Seele zu nähern, indem sie Phänomene der Verdrängung — Ängste, Schrecken und Leidenschaften — zu durchdringen versuchten. Mit G i a m b a t t i s t a V i c o (1668-1744)setzte Erkenntniskritik ein (Tutte le opere. Hrsg. von F. Flora. Mailand 1957ff.). Alles Seiende - Natur und Mensch — ist letztlich unergründlich. Vom Menschen selbst erschaffen und durchschaubar ist jedoch die historische Welt. Auf dieser Grundlage begründete Vico eine geisteswissenschaftliche Methode, die die „Entwicklung der menschlichen Dinge" und ihre gesetzmäßig verlaufende Dynamik in den Mittelpunkt der Betrachtung stellte. Menschliche Geschichte verläuft in Stufen, die von einem tierischen Urzustand über die Götter- und Heroenwelt zur heutigen Menschheit führen, um am Ende in eine neue Barbarei einzumünden. Die wenigen Uberlebenden am Ende der Geschichte beginnen den Kreislauf von neuem. E m a n u e l S w e d e n b o r g (1688-1772) sah die Gottgleichheit des Menschen jenseits der Körperlichkeit angelegt. Die Wahrnehmung der Geistes- und Geisterwelt vollzieht sich nur, indem der Mensch sich verinnerlicht. Swedenborg übte großen Einfluß auf die deutschen Romantiker aus (Werke. Hrsg. von I. Tafel. Bd 1-21. Lateinisch und deutsch. Tübingen 1823-42). Auf dem Weg der Verinnerlichung stieß F r i e d r i c h Chris t o p h O e t i n g e r ( 1 7 0 2 - 1 7 8 2 ) bis zur Mystik

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Jakob Böhmes vor. Erfühltes Leben und Bewegen treten an die Stelle von Denken und Sein (Ausgewählte Werke. Hrsg. von J. Roessle. Metzingen 1961 und 1965). J u s t u s M o s e r (1720-1792) setzte rationalen Schlußfolgerungen die aus der unmittelbaren Anschauung gewonnene Erkenntnis entgegen. Historisches Geschehen wird durch menschliche Bildungskräfte hervorgebracht und vollzieht sich analog zu organischem Wachstum (Sämdiche Werke. Hrsg. von F. Nicolai. Bd 1-8. Berlin 1798). Auch für J o h a n n Georg Hamann (1730-1788) war die aus der Anschauung gewonnene Erkenntnis der nur verstandesmäßigen Wahrheitsfindung überlegen. An die Stelle des vernunftgemäßen Wissens, daß man nichts weiß, tritt der Glaube als übergeordneter Erkenntniszustand. Mit seinen Vorstellungen verknüpfte Hamann Wort und Sprache. Natur als Schöpfung und die Bibel als Wort Gottes sind gleichermaßen „ablesbar". Damit ist Sinnlichkeit als Natur, insbesondere das Geschlechdiche, gleichfalls ein Erkennen (Sämtliche Werke. Hist. krit. Ausg. Hrsg. von J. Nadler. Bd 1-6. Wien 194957). J o h a n n Gottfried Herder (1744-1803) stellte die Sprache vollends in den Mittelpunkt des Denkens. Das Sein als das Sinnlichste ist ein nicht zu zergliedernder Begriff. Die tönende, handelnde, sich regende Natur ist der Ursprung des Sprechens. Verstand ist an Sprache gebunden und von sekundärer Bedeutung. Herders Vorstellung vom Weg der Geschichte war zeitgemäß optimistisch und legte ihm Zeugnis für fortschreitende Humanität ab. Eine aufsteigende Stufenleiter führt vom goldenen zum eigenen großartigen Zeitalter, das ihm letzten Endes Inbegriff europäischer Herrschaftsbestimmung war. Wenn er auch Kritik am Handelsgeist und dessen Folgen und insbesondere an Bertuchs geschäftlichem Wirken in Weimar übte, erkannte er doch nicht die Widersprüchlichkeit, die dem linearen Fortschrittsglauben durchgängig immanent ist (was ihn mit Bertuch verband). Wahrscheinlich gerieten gerade deshalb beide so heftig aneinander (Sämtliche Werke. Hrsg. von E. Suphan. Bd 1-33. Berlin 1877-1913). J o h a n n K a s p a r L a v a t e r (1741-1801) sann sowohl der Offenbarungsgläubigkeit als auch aufklärerischer Weltverherrlichung nach, wobei er Systematisierung und abstrakte Begrifflichkeit ablehnte. Beobachtung und Gefühl waren die Grundlagen seiner physiologischen Studien, wobei er dem Individuellen, dessen Inneres und Äußeres er als einander entspre-

chend definierte, vor jeder Typisierung den Vorzug gab (Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe. Bd 1-4. Leipzig und Winterthur 1775-78). Für L o u i s - C l a u d e de Saint-Martin (1743-1803) vermochte allein der mystische Weg die Verbindung des Ichs mit der Gottheit herzustellen (Máximes et pensées. Ausgew. von R. Amadou. Paris 1963). Im Nachvollzug der Gedanken, die das 18. Jahrhundert bewegten, erscheint es uns folgerichtig, daß sich das verdrängte Innere der Menschen schließlich im „Sturm und Drang" Bahn brach. Der anarchische Bereich der Seele wurde als die ersehnte eigentliche Natur des Ichs und als Quelle menschlicher Kreativität im Geniekult exzessiv gefeiert. Auch über die Stürmer und Dränger, die die eigene innere Wildnis wuchern ließen, ergoß sich die Spotdust der Zeitgenossen. „Plimplamplasko, der hohe Geist" (18) kommt uns bekannt vor. Er reitet als langhaariges Genie durch die Lande, trägt Haar und Bart im Wildwuchs, bevorzugt an Stelle normaler Kleidung einen groben Kittel und nimmt statt üblicher Speise Rohkost, Kartoffeln und Milch zu sich. Seine Sprache ist unflätig, und schon als Kind zeichnete er sich gegenüber seinen schwachen Eltern durch Ungehorsamkeit und entartetes Benehmen aus. In der Schule fiel er ebenso unangenehm auf wie in der Akademie. Aber seine verkrachte Existenz wird schließlich gerettet, indem ihn eine gute Fee zuletzt doch noch das Arbeiten für den Lebensunterhalt lehrt. Der kultivierte Stürmer und Dränger hingegen verzehrte sich in Weltschmerz. Ihm ist, wie Werthern, überhaupt nicht zu helfen, er geht zugrunde. Diese „Spontis" des 18. Jahrhunderts waren also antiautoritär, huldigten einem gefühlsmäßigen Subjektivismus und lehnten das Leistungsprinzip wie überhaupt jede Einschränkung ihrer Individualität vollkommen ab. Wenn sie sich nicht selbst umbrachten, vereinsamten sie, „verkamen", gingen ins Ausland oder schwenkten schließlich in ruhigere Bahnen ein, wurden Klassiker oder verinnerlichten sich zu Romantikern und stimmten dann mit Goethe überein: „Sag an, wieviel bist du von anderen unterschieden! Erkenne dich, leb' mit der Welt in Frieden!" Das alles — jugendlicher Aufruhr und bürgerliche Abwehrhaltung — mutet uns heute keineswegs mehr komisch an. Damals blieb der Sturm und Drang ein Intermezzo und war doch der Ausgangspunkt einer Jugendbewegung, die noch immer — mit Unterbrechungen — andauert.

Bertuch verfiel diesem Irrweg nicht einmal vorübergehend, er schloß sich den Spöttern an (19). In seinen frühen Weimarer Jahren, als er mit dem Herzog unter einem Dach lebte, war er von Stürmern und Drängern umgeben. Das wilde Treiben war ihm verhaßt, er konnte in Unvernunft und Maßlosigkeit keinen tieferen Sinn erkennen. „Die Genies rasen" schrieb er ironisch einem Freund, und beinahe wäre er vor Arger an einem Gallenfieber gestorben (20). Es berührte ihn unmittelbar, wenn die jungen Wilden den gleichfalls jungen Herzog zu Ausgaben hinrissen, die im Mißverhältnis zu dessen Einnahmen standen; Bertuch hatte als Schatullenverwalter die undankbare Aufgabe, für die Ausgewogenheit der Kasse zu sorgen. Das war die Zeit, in der er und Goethe recht gut befreundet waren und einander duzten.

Abseits von der Vernunft Von jeher befand sich in der unmittelbaren Nachbarschaft der Aufklärung die Regression. Die Aufklärer des 18. Jahrhunderts standen fast durchweg in einem merkwürdigen Widerspruch von Progressivität und Einbindung in überkommenes Herrschaftsdenken und ins Christentum. Auch Bertuch blieb dem Aristokratischen und dem alten Glauben zugewandt, befürwortete zwar eine Beteiligung des höheren Bürgertums an den Regierungsgeschäften und war in religiösen Angelegenheiten tolerant, hielt aber im Wesentlichen an der alten Ordnung fest. Auch die Nostalgie blühte gern im Verein mit aufgeklärtem Denken. So verwundert es nicht, daß sich die schon Mitte des 18. Jahrhunderts beginnende romantische Bewegung rückgewandten Strömungen öffnete und der Altvätersitte huldigte. Das Freidenkertum traf auch in sonst aufgeklärten Kreisen auf heftigen Widerstand, vor allem kirchlichen, zumal die Gotteshäuser zunehmend leerer wurden. Der Kampf wurde insbesondere in Mainz schriftstellerisch durch das „Religionsjournal" (1776) eingeleitet. Die Herrschenden blieben begreiflicherweise lieber beim Alten und mit ihnen alle diejenigen, die an der Herrschaft partizipieren oder sie selbst in die Hand bekommen wollten. Ein vulgäres Freidenkertum begann sich zwar im Volk, insbesondere auch auf dem Lande — lange bevor Religion als Opium des Volkes definiert wurde — auszubreiten, erreichte aber die meisten noch nicht. Gleichzeitig und keineswegs nur im Verborgenen oder unter

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den Ungebildeteten trieb der Aberglaube obskure Blüten. Zudem war das esoterische Wissen und mit ihm Okkultismus und Alchemie noch nicht dem Vergessen anheimgefallen (Goethes „Hexeneinmaleins"). Der Verstandeshelle stand eine Vorliebe fürs Geheimnisvolle gegenüber, dem vor allem die Gebildeten huldigten, die Geheimbünden beitraten und auch Scharlatanen wie Cagliostro aufsaßen. Seit 1717 traten die Freimaurerlogen in Erscheinung, in denen zunächst ein mit der Vernunft begründeter und vernünftig wirkender Weltenbaumeister - auf alte Rituale zurückgreifend — verehrt wurde. Bald verirrte sich jedoch das Freimaurertum, von der Oberschicht darin mitgetragen, in Systemen wie die „schottischen" und „ägyptischen" und in die Rosenkreuzerei. Erst später fand es zu den ursprünglichen humanitären Idealen zurück. Der Vernunftmensch Bertuch war für Aberglauben nicht anfallig. Das bewährte Alte war jedoch auch ihm stets lieber als unerprobte (insbesondere geschäftsgefährdende) Neuerungen. 1776 wurde er in die Freimaurerloge Amalia aufgenommen und erhielt bald höhere Grade. Auch in Weimar war zu dieser Zeit das Logenleben verworren und konnte sich auf kein System einigen, so daß Bertuch 1782 als Redner die Einstellung der Logenarbeit beantragte. Zwei Jahrzehnte später hatte er sich wieder ganz in den Dienst einer nunmehr einigen Loge gestellt, in die inzwischen auch der Erbprinz Karl Friedrich aufgenommen worden war. Bertuch war ein engagierter Befürworter der deutschen Freimaurerei.

Die ästhetische Dimension Bertuch hatte Geschmack. Er baute sich ein nobles Bürgerhaus, dessen Klassizität auch Schiller bewunderte. Mit dem Fürsten von Weimar hatte er ein großes Grundstück getauscht, in das er unter anderem, mit zeitgemäßer Freude an der Landschaftsgärtnerei, eine weitgehend selbstentworfene Parkanlage integrierte. An diesem Wäldchen läßt sich sein ästhetisches Empfinden ablesen. Auf kleinstem Raum konnte man sich acht bis zehn Minuten lang ergehen, ohne daß sich dem Auge eine Perspektive wiederholte. Wohlhabend und selbstbewußt geworden, empfand Bertuch wie die meisten Bürger seiner Zeit das Bedürfnis, es dem Adel wenigstens im Kleinen gleichzutun. Dennoch nahm sich die Bertuchsche Miniaturausgabe ari12

stokratischer Prachtentfaltung in Weimar, wo auch das Fürsdiche kleiner ausfiel als anderswo, für seine Nachbarn statdich genug aus. Dabei gelang es Bertuch — ganz im Sinne gesunder Vernunft—, das allgemeine mit dem eigenen Wohl, das Angenehme mit dem Nützlichen auch auf seinem Grundstück auf bezeichnende Weise zu verbinden. Er verpachtete einen guten Teil des Geländes an kleingärtnerisch tätige Mitbürger, was ihm 6 % Zinsen im Jahr brachte und zugleich das Vergnügen bereitete, fröhlich tätige Zeitgenossen um sich zu sehen (21). Bertuchs Ästhetik blieb an Zwecke gebunden und erschöpfte sich im Geschmackvollen. Schönheit blieb im Rahmen wie sein Denken, dessen Grenzen umso schärfer hervortraten, je umstürzlerischer die Gedanken seiner großen Weimarer Nachbarn und anderer Zeitgenossen wurden. I m m a n u e l K a n t (1724-1804)zertrümmerte mit seiner Kritik der reinen Vernunft und Urteilskraft die aufklärerische Selbstherrlichkeit. Was — unter seinem Einfluß stehend — die großen Weimarer unter der ästhetischen Dimension verstanden und daß das Schöne jenseits von Zweck und Nutzen sich selber selig sei (Goethe) — davon wußte Bertuch kein Lied zu singen. Subtile Geister wie M o s e s Mendelss o h n (1729-1786) nahmen vorweg, was in der Nachfolge Kants als Verheißung an den Horizonten des sich weiter entfaltenden menschlichen Bewußtseins erschien: die ästhetische Dimension, in der das Ich und das Draußen, Geist und Sinnlichkeit, alles Polare an sich im Schönen zusammenfließen und auch Kunst und Leben keine Gegensätze bilden. Damit fänden auch Herrschaft und Knechtschaft, Zwang und Entfremdung ein Ende. Mendelssohn löste das Schöne aus dem Bereich des Begehrens und der Zweckhaftigkeit (Gesamte Schriften. Hrsg. von G. B. Mendelssohn. Bd 1-7. Leipzig 1843-45). F r i e d r i c h S c h i l l e r (1759-1805) blieb es vorbehalten, in seinen ästhetischen Schriften sowohl das Bestehende im Ausmaß seines Schreckens darzustellen als auch auf die realen Möglichkeiten einer Veränderung hinzuweisen. Nur auf der Basis des Errungenen und auf dem Weg fortschreitender Kultur gelangt der Mensch in den Uberfluß, der die Stillung aller Begierden gewährt. Die befriedigten Triebkräfte kommen zur Ruhe, der Mensch wird frei. Es ist eine „Ordnung der Fülle" vorauszusetzen, die nur über den Kulturweg zu erreichen ist. Der homo faber mutiert, wenn ihm nichts Notwendiges mehr zu tun bleibt, zum homo ludens. Durch den „revo-

lutionären" Sprung des Bewußtseins in die ästhetische Dimension erweitert sich der Genuß am Ich und an der Welt, was Bedürfnisbefriedigung voraussetzt. Alles zweckhafte Streben an sich kommt zur Ruhe. Phantasie, nicht länger ans Notwendige gebunden, beginnt frei von Zwecken zu blühen und erweist sich als realitätsverändernde Kraft. Auch der Formtrieb — der gleichfalls von Zwecken befreite Erfindungsgeist — wird frei und gibt der Phantasie Gestalt. Im Spieltrieb, der den homo ludens bewegt, wird die Phantasie zum gestalteten Schein, Ich und Welt werden schön. Das utopische Reich der Freiheit und Schönheit definierte Schiller als Elysium (22). Heute, 200 Jahre später, starren wir auf von Menschenhand erfundene Vernichtungs- und Uberwachungsapparaturen als Früchte des Fortschritts wie unsere Ahnen in der Steinzeit auf Dämonen, die doch nun ganz offensichtlich nur in der Menschenbrust wohnen. Die Angst ist die gleiche wie in der Vorzeit, keine Aufklärung vermochte sie aufzulösen. Menschenwerke sind an die Stelle der gefürchteten, unerkannten Wildnis draußen getreten, die heute weitgehend vernichtet ist. Natur selbst ist uns als Materie wissenschaftlich transparent geworden und letzten Endes in ihrer Substanz als unvernichtbar erkannt. Was wir in unserem blinden Drang nach Herrschaft über die Natur zerstören können, ist Natur als Voraussetzung unserer eigenen Existenz und in der Fülle ihrer Erscheinungen, die Merkmal unserer Seele ist. Auch Art und Weise der Herrschaft ist strukturell erkannt als Antwort auf die Verdrängung der Angst vor dem Draußen, als Uberkompensierung, als Omnipotenz — Symptome menschlicher Ohnmachtsgefühle gegenüber der Allgewalt der Natur. Aufklärung als Prozeß hat bewirkt, daß Natur außen ihren Schrecken verlor. Herrschaft in diesem Sinne ist überflüssig geworden. Aber nun wirkt sie fort und fort und weiß trotz aller Aufgeklärtheit nichts vom Draußen als Wildnis der eigenen Seele, deren von der Angst verdrängter Teil so blind wie am Anfang ist, am Kulturprozeß keinen Anteil hat und gegen jede Vernunft und Aufklärung zum einzig denkbaren Auslöser des Vernichtungspotentials geworden ist. Utopische „Uberflieger" waren die großen Denker am Ende der Aufklärung, nachdem sie - in doppelter Reflexion — das eigene Denken überdacht hatten. Nicht von ungefähr lernte die Menschheit zu gleicher Zeit das Fliegen. Es erfüllte sich ein uralter Traum, der auch in Bertuchs „Bilderbuch für Kin-

der" beredten Ausdruck fand: „Der 21ste November 1783 war der in der Geschichte ewig merkwürdige Tag, an welchem die Herrn Pilatre de Rozier und der Marquis d'Arlandes im Schlosse la Muette vor einer unbeschreiblichen Menge Menschen mit einem Luftballon aufstiegen. (...) Unsere Leser werden vielleicht glauben, daß lauter Jubel der Menge von Zuschauern die Auffahrt der Luftschiffer begleitete; allein man irrt sich; tiefe feierliche Stille, ein Ausdruck theils der Aengstlichkeit über die Gefahr, theils des hohen Erstaunens über die Kühnheit des menschlichen Geistes herrschte über der ganzen Versammlung" (23). Hier gelangte Bertuch mit den Zeitgenossen an die Stelle, wo auch seinem aufgeklärten Geist Flügel wachsen wollten, wo aber sein Kommentator Funke — mit Sicherheit in Bertuchs Sinne - fortfuhr: „ (...) Irgend einen nützlichen Gebrauch hat bereits die französische Nation von der Erfindung der Luftschifferei gemacht, indem sie dieselbe während des Revolutionskrieges zur Auskundschaftung der feindlichen Stellungen anwendete" (24). So kündigte sich denn das neue, das industrielle Zeitalter mit seiner atemberaubenden Technologie auch in Bertuchscher Sicht widersprüchlich an. Es ist die gleiche Widersprüchlichkeit, die den fortschreitenden Aufklärungsprozeß seit der frühgeschichtlichen Zeit durchzieht und die nicht im Prozeß des Fortschritts auflösbar erscheint, sondern nur strukturell.

Ökonomie Adel und Bürgertum im Frühkapitalismus Friedrich Justin Bertuch galt über seinen engeren Lebens- und Wirkungsbereich hinaus uneingeschränkt als erfolgreicher Unternehmer und genoß — bewundert oder beneidet — hohes Ansehen. Er war ein gebildeter Handelsmann, zugleich schöngeistig und „merkantilisch" denkend — ein Aufgeklärter, der den Geist der Zeit verkörperte und zugleich für sich zu nutzen verstand. Die Zeiten waren ihm günstig. Dem jungen Bertuch, der aus schlichtem Bürgerhause stammte, früh verwaist und mittellos war, gelang es in kurzer Zeit, zu Wohlstand und in die Oberschicht zu gelangen. Sich der gesellschaftlichen Strukturen bewußt, benannte er in seinem

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„Journal des Luxus und der Moden" die vier hauptsächlichen oberen Klassen: den Adel, die Staalsdiener, die Kaufleute und die „Rentierer" (25). Bürgerstolz schwang mit, wenn er den Zerfall der Adelswirtschaft mit der Bedeutung des Kapitals in Zusammenhang brachte, das zunehmend in bürgerliche Hände geriet. „In dem Handel ist unleugbar in den neuern Zeiten ein sehr großes Vermögen erworben (...)" (26), sagte er und stufte die sehr reichen und gebildeten Kaufleute in die oberste Gesellschaftsklasse ein. Um ihn recht zu verstehen, muß vergegenwärtigt werden, daß die absolutistische französische Adelsherrschaft mit ihrem glanzvollen Holleben im 18. Jahrhundert sichtbar verkam und mit der Revolution ihr Ende fand. Im Deutschland des jungen Bertuchs wurde an vielen Höfen noch absolut, wenn auch in seltsamem Widerspruch von Macht und Aufgeklärtheit, regiert. Die Territorialherren befanden sich entweder — wie Preußen — in Vorherrschaftskämpfen auf nationaler Ebene oder lavierten — wie Sachsen-Weimar — im Windschatten der Mächtigeren. Grundbesitz und Leibeigenschaft, die einstmals die wirtschaftlichen Grundlagen der ritterlichen Feudalherren gebildet hatten, vermochten im Verlauf des Jahrhunderts das höfische Leben auch dann nicht mehr zu finanzieren, wenn aufgrund der Größe der Ländereien, der Zahl der abhängig Arbeitenden, der verbesserten Bodenkultur und der steigenden Preise ein Uberschuß und damit Kapital erwirtschaftet wurde. Bertuch wies darauf hin, daß der bemittelte Adel mit diesem Kapital zwar weitere Ländereien vorteilhaft zu erwerben vermochte, sich aber auch der Abwicklung anderer Geschäfte zuzuwenden gezwungen sah oder sich mit reichen Bürgerlichen verheiratete. Er sah mit der Teilnahme an Handelsunternehmungen und den neuen Allianzen eine Schwächung des Ansehens verknüpft, da das Volk den Adel seiner Geburt wegen verehrte (27). Mit der Zentrierung der Macht hatten sich längst schon die ökonomischen Verhältnisse verändert. Die Größe der Territorien erforderte eine zunehmende Institutionalisierung der Herrschaft. Der sich vergrößernde Staatsapparat mit entsprechend wachsender Zahl von Staatsdienern, Heerhaltung und Kriegsführung sowie Repräsentation verschlang Unsummen. Die Herrscher brauchten vor allem Geld, das heißt: auch bürgerliches Kapital. Wenn hohe Amter dann mit wohlhabenden Bürgerlichen besetzt wurden, waren diese der ärmeren adligen Staatsdienerschaft sowohl an Einfluß als

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auch in der gehörigen Repräsentation überlegen. Bertuch, der 1775 in den Staatsdienst eintrat, zählte nach kurzer Zeit zu diesen und konnte sich also mehrfach berechtigt zur Oberklasse rechnen. Geldwirtschaft setzt die über den Eigenbedarf hinausgehende Herstellung von Waren und deren Vertrieb voraus. Ein steigendes Bedürfnis nach Gebrauchs- und Luxusgütern sowohl für die adlige Hofhaltung als auch für immer größere Menschenmengen in den Städten hatte sich schon seit dem Mittelalter entwickelt. Fortschreitende Arbeitsteilung, das heißt vor allem ein sich mehr und mehr differenzierendes Handwerk, waren die Folge. Manufakturen entstanden, das alte Zunftwesen begann zu verfallen. Den Handelsherren wuchs größer werdende Bedeutung zu. Die Bildung von Machtzentren und Höfen hatte ja erst die Voraussetzung für die Städtebildung geschaffen, hatte den Bürgern zu den notwendigen Schutz- und Existenzbedingungen verholfen, die die Geldwirtschaft in Gang setzten. Damit wurden Gelderwerb und Arbeit zur Basis des wirtschaftlichen Lebens. Der Bürger konnte Kapital bilden, und damit geriet der Adel mit seinem Kapitalbedarf in Abhängigkeit zum Bürgertum, von dessen Erwerbsfleiß der Geldstrom in Bewegung gehalten wurde. Arbeit, über Jahrtausende von der Machtausübung streng getrennt, bekam eine für das gesamtgesellschaftliche Leben umwälzende Bedeutung. Daher hielt auch Bertuch von den „Rentierern" nicht viel. Von Zinsen aus Kapitalien ohne Arbeit zu leben schien ihm überdies in den meisten Fällen ein unsicheres Geschäft geworden zu sein. Er hatte einen weiten Horizont, sein stolzer Bürgerblick erfaßte auch das von Adelsherrschaft freie Amerika, und er veröffentlichte Benjamin Franklins Gedanken „Über Luxus, Müßiggang und Kunstfleiß" (28) — ein hohes Lied auf die Bürgertugenden Strebsamkeit und Erwerbssinn, Fleiß und Sparsamkeit, vor allem eben auch auf die Arbeit als eigentlicher Quelle des Reichtums —, weil sie ihm aus der Seele sprachen. Dem steigenden Bedürfnis nach Luxus —, das heißt nach nicht notwendigen Gebrauchsgütern —, war Franklin nicht abgeneigt und sah darin eine Triebfeder der Staatsökonomie. Bertuch teilte seine Meinung. Trotz der gegenwärtigen Aufstiegstendenzen und verheißungsvoller Zukunftsperspektiven sah sich das Bürgertum durchaus in Abhängigkeit von der Adelsherrschaft. Wenn der Adel auch einen Kapitalbedarf hatte, der die eigenen Möglichkeiten überstieg, so behauptete er doch seinen Machtan-

spruch, den er allerdings nun eher zu verteidigen bzw. zu erzwingen hatte. Die absolute Herrschaft selbst stellte ja schon eine in sich ambivalente Form der Machtausübung dar, so überwältigend sie auch in Erscheinung trat. Die Macht wurde absolut, weil es anders nicht mehr lief, der Apparat wuchs entsprechend. Steuereintreibung und Monopole wurden unter verstärktem Druck erzwungen. Fürstliche Privilegienwirtschaft engte den fleißigen Bürger ein und trieb ihn sowohl zur Konkurrenz unter seinesgleichen als auch zum Opportunismus gegenüber den Herrschenden. Zudem waren die aufwendig geführten Hofhaltungen der Fürsten eine wichtige Einnahmequelle für die Produkte des Bürgerfleißes. Im 18. Jahrhundert führte jedenfalls kein Weg am Hofe vorbei, um Erfolg zu haben. Auch Bertuch war so klug, sich dieser zwingenden Notwendigkeit zu fügen. Wir verstehen es im Nachhinein gut, daß sich der 26jährige Bertuch 1773 endgültig in der Residenzstadt Weimar niederließ. Zwar mag die Tatsache, daß er dort aufgewachsen war, eine große Rolle gespielt haben, aber es gab einen Moment in seinem Leben, wo er seine Heimatstadt um der Geschäfte willen wieder verlassen hätte (29). Vor allem über den Prinzenerzieher Wieland, dessen Freundschaft er sich schon während seiner Studienjahre gesichert hatte, gewann er Zutritt zum Hofe und wurde bereits mit 28 Jahren, 1775, Finanzberater, Geheimsekretär und Schatzmeister (Scatolier) des jungen Herzogs Karl August. „Diese ganze Sache hat sich gemacht, ohne dass ich ein Wort darum verloren habe" (30), schrieb er an einen Freund, was umso mehr auf seinen Ruf als Finanzier und auf hintergründiges Wirken verweist. Jedenfalls wußte er die vorgefundenen Verhältnisse richtig einzuschätzen und vermochte eine entsprechende Erfolgsstrategie zu betreiben. Das ist bemerkenswert. Voraussetzung war dafür gewiß sein nüchterner, aufgeklärter und aufs Nützliche gerichteter Verstand. Bertuch verfügte jedoch darüber hinaus über Begabungen, die wesentlich mit dazu beigetragen haben, so schnell in Amt und Würden zu gelangen. Um sie zu würdigen, muß ein weiterer Aspekt, der Licht auf die Zeitverhältnisse wirft, berücksichtigt werden. Die Grenzen, die der Absolutismus vor allem in Deutschland dem aufstrebenden Bürgertum setzte, bewirkten einen Verinnerlichungsprozeß. Zur geistigen Bildung — ursprünglich an den Klerus gebunden, dann zunehmend verweltlicht und an den Fürstenhöfen gepflegt und erwünscht — hatte der

Bürger ungehinderten Zugang. Seine Bildung vertiefte und erweiterte sich. Die Inhalte des Denkens, vom Geist der Aufklärung ergriffen, stellten an sich schon die bestehende Ordnung in Frage, rüttelten an den Fundamenten der Machtverhältnisse und führten zu Kenntnissen, Fertigkeiten und schließlich technischen Errungenschaften, die den Fürsten nützlich und notwendig waren, aber wie der neue Stellenwert der Arbeit das wirtschaftliche Gefüge, von dem deren Vormachtstellung abhing, sprengten. Hingegen besaß der Adel eine hohe und feine höfische Kultur, die dem Bürger fehlte. Er war tonangebend im Prozeß der Zivilisierung (31) und zugleich Schützer, Förderer und Konsument der bürgerlichen Kulturgüter, insbesondere der schönen Künste, die der Herrschaft Glanz gaben und Prestigegewinn brachten. Es war die große Zeit des Schlösserbauens und des aufwendigsten Hoflebens. Höfische Feinheit und Etikette, die für die gehörigen Distanzen sorgte, wurden umso mehr gepflegt, je bedrohter sich der Adel in seiner Vormachtstellung fühlte. Die feinen Höfe bildeten den Fond, vor dem sich bürgerliche Bildung und Kultur entfalteten, an dem sich der Gebildete orientierte und durch den er auch sein finanzielles Auskommen fand. Umgekehrt wurde auch der Adel vom Drang nach Bildung ergriffen. Zugleich fein und gebildet zu sein, wurde das Ideal beider Klassen, und im allgemeinen versuchte man wenigstens den Anschein dessen zu erwecken, was ohne Anstrengung nicht zu erringen war. Im Verlauf dieses Kultivierungsprozesses war der Adel, von Ausnahmen abgesehen, letzten Endes im Nachteil, weil wie auf den bürgerlichen Erwerbsfleiß, so auch auf das vom Bürger schwer erarbeitete Bildungsgut angewiesen. Mit der Wertschätzung höherer Bildung wuchs auch das Ansehen der Gelehrten und Künstler, deren Erkenntniskraft und Kreativität zunehmend als Werte an sich gefeiert wurden. Der reiche Bürger tat es schließlich auch darin dem Adel gleich, daß er sich eine eigene kleine Hofhaltung schuf, seinerseits gern Gelehrte und Künstler um sich versammelte und Mäzen wurde.

Der Werdegang des jungen Bertuch läßt sich mit den genannten Konstellationen erklären. Aus aufgeklärtem Bürgerhaus stammend, besuchte Bertuch das Gymnasium in Weimar und eignete sich danach Universitätsbildung an. So ganz selbstverständlich war das nicht. Wenn auch die fürstliche Schulordnung, Bertuchs Begabung und sein familiärer Hintergrund den Besuch des Gymnasiums,

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an dem er sich durch Fleiß, Beharrlichkeit und körperliche Gewandtheit ausgezeichnet haben soll (32), erklären, wäre von seinem späteren kaufmännischen Werdegang her gesehen auch eine andere Fortbildung angemessen gewesen. Bertuch entschloß sich aber aus guten Gründen zum Universitätsbesuch und damit für die dem Bürger höchste zugängliche Bildungsstätte. Er studierte in Jena Theologie und Jura, befaßte sich jedoch auch mit Literatur und Naturgeschichte. Das Gedankengut der Aufklärung wurde ihm aus erster Quelle vermittelt Auf ein Abschlußexamen verzichtete er. Während seiner Studienzeit knüpfte er Verbindungen, die ihm später überaus nützlich waren, insbesondere die zu Wieland (33). Auch zum Adel fand er Zugang. Dessen Feinheit und Etikette, die er lebenslang bewunderte, eignete er sich im Hause des Ludwig Heinrich Freiherrn Bachoff von Echt an, einem ehemaligen Gesandten in Madrid, Regensburg und Dresden, der auf einem seiner Güter bei Altenburg lebte. Der Freiherr war seinerseits bildungsbeflissen, besaß eine umfangreiche Bibliothek und dichtete selbst. In seinem Zirkel nahm Bertuch bald eine vertrautere und bevorzugte Stellung ein. Finanziell gab ihm Herr von Echt durch die Vergabe der Hauslehrerstelle Rückhalt, Bertuch wurde Erzieher der beiden Söhne. Darüber hinaus und persönlicher fanden sich beide über der Dichtkunst. Bertuch griff willig auf, was ihm der Freiherr an Anregungen und Möglichkeiten bot und pflegte nun auch seinerseits intensiv literarische Neigungen. Die ersten Zeugnisse seines Talents veröffentlichte er in dieser Zeit in Altenburg. Noch weitreichender wirkten sich Herrn von Echts Kenntnisse und Vorliebe für die spanische Literatur auf Bertuchs Werdegang aus. Uberaus selbstdiszipliniert und gelehrig erlernte Bertuch vom Freiherrn in kürzester Zeit die spanische Sprache und vermochte dessen Liebe zu Cervantes anhand der Lektüre des Don Quijote in „Götternächten" (34) mitzuvollziehen. Über der Anstrengung erkrankte er schwer und büßte die Sehkraft des rechten Auges ein. Seine unter schmerzlicher Selbstzucht erweiterten schöngeistigen Kenntnisse und Fertigkeiten trugen in Weimar Früchte. Der gesellschaftliche Nutzen seines Altenburger Aufenthaltes lag nicht nur im Schliff, den er sich im Umgang mit der Adelswelt erwarb. Seine Position im Hause erleichterte ihm auch den weiteren Ausbau seines Freundschafts- und Beziehungsnetzes. Er nahm mit einflußreichen Männern aus der Kulturszene Verbindung auf. Wohl präpariert, ge-

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schmeidig geworden und bereits profiliert kehrte er 1773 nach Weimar zurück und faßte sogleich als feinsinniger und gewandter Schöngeist am Hofe Fuß. Der Herzog und seine Mutter waren begierig auf den Umgang mit Gebildeten wie ihn, und Wieland tat das Seine. Bertuch konnte noch im gleichen Jahr am Hoftheater sein Trauerspiel „Elfride" aufführen lassen, nun auch mit dem Leiter der Truppe Abel Seyler eng befreundet. Seinem Status als freier Schriftsteller, der ein gewisses Ansehen garantierte, tat es keinen Abbruch, daß er sich vorläufig in einer kleinen Wohnung einmietete. Was an Repräsentation fehlte, ersetzte der Geist. Bertuch pflegte in seiner „Philosophenhütte" bereits eine eigene Geselligkeit von Niveau (35). Sein Bekanntenkreis erweiterte sich erheblich, er begann in der höheren bürgerlichen Gesellschaft eine herausragende Rolle zu spielen und klug mitzumischen. Gleichzeitig arbeitete er fleißig an der Übersetzung des Don Quijote. Das brachte ihm weitere Anerkennung und stärkte seinen Ruf als profunder Literaturkenner. Ein geistreicher Habenichts oder selbstgenügsamer Poet zu sein, war einem gebildeten Weltmann wie Bertuch gewiß kein Ideal. Wohlhabend zu werden, muß ihm sogar ein leidenschaftliches Bedürfnis gewesen sein; denn wie anders ließe es sich erklären, daß er aufgrund bereits herausragender kommerzieller Fähigkeiten schon zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Weimar, 28jährig, in den Staatsdienst als Finanzier berufen wurde. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits als ein auch geschäftlich Erfolgreicher ausgezeichnet. Um das zu verstehen, muß erneut auf die ökonomischen Verhältnisse der Zeit verwiesen werden. Bertuchs Start fiel, wie gesagt, in eine Aufstiegsphase des Bürgertums. Das Wachstum von Wohlstand und Bildung stärkte bürgerliches Selbstbewußtsein und verhalf zu Einfluß und Macht. Der wirtschaftliche Erfolg hing außer von der Ergatterung herrschaftlicher Privilegien und vom Erwerbsfleiß vor allem vom Marktanteil ab, den es zu erringen galt. Das Streben drängte nach Uberwindung aller Einschränkungen vor allem auch durch Landesgrenzen, die es in Deutschland reichlich gab, es drängte nach wirtschaftlicher Liberalität. Dabei wurde Konkurrenzverhalten eine Grundvoraussetzung des Erfolgs. Das war moralisch sanktioniert: Für Luther war die Arbeit „heiliges Werk", und Calvin verstieg sich zu der Wertung, im Erfolg mittels wirtschaftlichen Wettbewerbs ein Zeichen götüichen Segens zu sehen. Forderungen

nach freiem Handel und Abbau der fürstlichen Privilegienwirtschaft, die doch selbst auf Kapitalvermehrung zielte und auf Bürgerfleiß angewiesen war, wurden immer nachdrücklicher erhoben und konnten auf Dauer nicht unerfüllt bleiben. Der Kampf um die Macht wurde erstmals statt mit kriegerischer Gewalt bewußt in der subtileren Form wirtschaftlichen Drucks ausgetragen. Uber die neue unblutige Form der Gewaltanwendung war sich der weitblickende Handelsherr Bertuch im Klaren, er wollte sie vor allem nicht durch Revolution gestört wissen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit des zerrissenen Deutschlands von den Großmächten beklagte er zutiefst und sprach von einer neuen wirtschaftlichen Leibeigenschaft, die durch Frankreich und England drohte (36), von „einer wahren Sklavenkette" und von Deutschland als einer „zinßbare(n) Colonie" (37). Er erkannte damit die wirtschaftliche Notwendigkeit der nationalistischen Bestrebungen, die er je nach der politischen Lage mehr oder weniger unterstützte (38) — auch durch Waffenhandel mit den Preußen — , an.

Wirtschaftstheorien des 18. Jahrhunderts Das philosophische Zeitalter brachte eine Wirtschaftswissenschaft hervor, die auch für den ökonomischen Bereich des Lebens eine vernünftige Erklärung fand und sich auf die Wirtschaftsgesetzgebung auswirkte. Bei aller philosophischen Bildung hinterfragten die meisten Wirtschaftstheoretiker den Zeitgeist nicht. Das Vorgefundene erschien ihnen „natürlich". „Acker und Weide sind die beiden Brüste Frankreichs" (39). Dieses Zitat faßte die Gedanken der französischen Physiokraten bildhaft zusammen. Zu ihnen zählten vor allem F r a n ç o i s Q u e s n a y (1694-1774) als Begründer der Schule, R i c h a r d C a n t i l l o n (um 1680-1734) und A n n e - R o b e r t - J a c q u e s T u r g o t , Baron de l'Aulne (1727-1781). In der Agrarwi rischaft sahen sie die eigendiche Quelle des Reichtums, im erarbeiteten Uberschuß den bestimmenden Faktor für den Umfang der gesamten übrigen wirtschaftlichen Tätigkeit. Dennoch wurden nicht einfach mehr Landbesitz und Reichtum, sondern durch den Landbesitz erwirtschaftetes Kapital und Reichtum gleichgesetzt. Das entsprach nur noch bedingt der feudalistischen Gleichsetzung von Bodenbesitz und Reichtum, berücksichtigte weit mehr die Notwendigkeit der

Geldwirtschaft, d. h. der Marktwirtschaft. Diesen physiokratischen Gedankengängen stand Bertuch skeptisch gegenüber. Weltweit wie das Denken waren auch die Handelsbeziehungen geworden. Die europäische Bevölkerungszahl stieg seit dem 16. Jahrhundert trotz Rückschlägen erheblich an (um 1600: ca. 95 Mill., um 1800: ca. 188 Mill.) (40). Auch die Zahl der Städte und ihre Einwohnerzahl nahmen erheblich zu (Paris um 1600: 180 000, um 1800: 640 670 000; London um 1600: 250 000, um 1800: 865 000 Einwohner) (41). Die Ernährungsmöglichkeiten durch das umliegende Land konnten auch nicht durch verbesserte landwirtschaftliche Produktionsmethoden und Vermehrung der abhängig Arbeitenden oder Erhöhung von deren Produktivität entsprechend erweitert werden. Entbehrliche Luxusgüter wandelten sich in Massenbedarf, der die Erweiterung und Intensivierung der Marktwirtschaft mächtig ankurbelte. „Indem sich das Verhältnis sowohl nach der Menge wie nach der Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse zugunsten der M a r k t w i r t s c h a f t verschob, ergab sich aus der Vermehrung gewerblicher und kaufmännischer Tätigkeit und der dazu erforderlichen Kapitalien eben die Veränderung, die gemeinhin als der Durchbruch des Kapitalismus angesehen wird" (42). In diesem Sinne erweist sich Bertuch als ein Frühkapitalist, und das in einem Umfeld, das progressivem wirtschaftlichen Denken nicht aufgeschlossen war. Er war, selbst kontinental gesehen, ein Pionier. Innereuropäisch waren die neuen Bedürfnisse nicht mehr zu befriedigen, der lokale und kontinentale Markt weitete sich zum Weltmarkt aus. Die außereuropäische Kolonisierung schritt fort. Die Welt wurde (noch ohne Deutschlands Beteiligung) aufgeteilt. England war aufgrund seiner besonderen historischen Verhältnisse dem Kontinent voraus und hatte den Kapitalismus eher als andere Länder ausgebildet. Im 18. Jahrhundert hatte es seine glorreiche Revolution bereits hinter sich, die feudalen Klassen waren entmachtet, und der Liberalisierung stand zumindest ökonomisch nichts mehr im Wege. Es expandierte wirtschaftlich nicht zuletzt dank der überseeischen Gebiete, entsprechender Kapitalkraft und unter Verwertung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse und technischen Errungenschaften früher und ausgreifender als andere Länder. Schon Locke und Hume wurden in ihrem Denken dieser Situation gerecht. Zunächst drang das Kapital auch in England in die 17

Landwirtschaft ein, Bauern- und Gemeindeland gerieten in immer weniger Hände. Diesen Prozeß beurteilte Bertuch als einen für die Zukunft weniger bedeutsamen Faktor (vgl. 25). Das freie Bauerntum und der ländliche Mittelstand verschwanden, statt dessen strukturierten sich die Klassen der Grundbesitzer, Pächter und Landarbeiter. Einströmendes Kapital und Mehrwert schufen Gewinne vor allem durch vergrößerte Flächen, neu geregelten Anbau und Düngung. Auch die technische Verbesserung der landwirtschaftlichen Geräte erzielte eine Produktivitätssteigerung. Etwas später stieg die gewerbliche Produktion an (von 1700 bis 1760 um 60 %) (43). Handel und Manufaktur konkurrierten dank des Kapitals die Zünfte nieder, insbesondere auf den Sektoren der Textilindustrie, des Kohlebergbaus und der Eisenindustrie. Die Bourgeoisie löste sich von der handwerklichen Basis und organisierte die Produktion um des Kapitalgewinns willen. In den Manufakturen bildeten sich Formen der Arbeitsteilung mit allen bekannten Vor- und Nachteilen aus. Das schuf neue soziale Probleme, die es in Deutschland zur Zeit Bertuchs noch nicht oder nur ansatzweise gab. Durch Kolonialkriege besaß England schließlich ganz Indien, Australien und vorübergehend einen großen Teil Nordamerikas. Die Ausplünderung der Kolonien, wozu auch der Sklavenhandel zählte, wirkte sich auf das Außenhandelsvolumen aus, dessen „gebrauchswertmäßige, stoffliche Struktur (...) ganz auf die Bedürfnisse der Manufakturen abgestimmt" war (44). Gehandelt wurde mit jeder möglichen Art von Waren, nach denen Nachfrage bestand oder zu wecken war, was wiederum auf die Produktion rückwirkte. Vor allem durch den Uberseehandel wurden riesige Profite erzielt, während die Regierung durch Kriegsführung ebenso riesige Staatsschulden anhäufte, die letzten Endes auf das Volk abgewälzt wurden. Bertuch erkannte klar die Progressivität des englischen Wirtschaftssystems, bewunderte vor allem auch die technische Fortschrittlichkeit, die sich auf die Preisgestaltung auswirkte, und die unbegrenzte Vielfalt dessen, womit man uneingeschränkt Handel trieb und Kapital bildete. Gleiche Progressivität, wenn auch eingeengt durch die gegebenen Verhältnisse, kennzeichnete seine eigenen wirtschaftlichen Unternehmungen. Es faszinierte ihn zu handeln mit allem, was möglich war. Als Ware schien ihm nichts zu gering, wenn Produktion und Absatz gewährleistet waren. Das

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hochgeistige Weimar übte herbe Kritik (45), es verstand Bertuch nicht. Wahrscheinlich hatte es wenig oder gar keine Ahnung von den gesamtwirtschaftlichen Umwälzungen, die das neue industrielle und eigentliche kapitalistische Zeitalter einleiteten. Es verschlief oder verträumte die ökonomischen Prozesse, die längst in Gang gesetzt waren und schließlich über das politische und auch kulturelle Leben entscheidenden Einfluß gewannen. Es besaß keine Vorstellung von dem neuen Unternehmertypus, der sich herauszubilden begann und zu dem Bertuch — darin weitgehend verkannt - zweifellos zählte. Das, Journal des Luxus und der Moden" vermittelt uns ein anschauliches Bild Bertuchscher Fortschrittlichkeit. Mit Liebe, ja mit besonderer Vorliebe stellte er darin die neuesten technischen Verbesserungen vor allem im häuslichen Bereich und englischer Herkunft vor, für deren Nachbau er Pläne veröffentlichte, Verkaufsadressen angab oder deren Ankauf er über sein Comptoir vermittelte. Seine Begeisterung für englische Fußwärmer, Patentwaschmaschinen und vieles andere war überschwenglich (46), aber die englische „Sklavenkette" ließ ihn auch ironisch werden wie bei der Beschreibung eines Gurkenschneiders: „ 0 empfange doch, geliebtes, menschenfreundliches England, Teutschlands herzlichen, wärmsten Dank, für diese göttliche Erfindung, sowie für alle Wohlthaten die du ihm, vorzüglich jetzt, so edel und reichlich erzeigst!" (47) Er versäumte nicht, auch auf die großen technischen Errungenschaften, deren praktische Anwendung in England und die deutsche Rückständigkeit hinzuweisen. Gasbeleuchtung, Dampfheizung, Eisenstraßen und viele Maschinen wurden zum Teil sehr ausführlich beschrieben (48). Der Leser wurde über Zweck und Nutzen der Neuerungen sowohl fürs Einzel- als auch Allgemeinwohl genauestens aufgeklärt. Der Gesundheit förderlich und der Bequemlichkeit dienlich zu sein — das versah das jeweilige Produkt, das „den Stempel der Zweckmäsigkeit und Gemeinnützigkeit, so wie die meisten Englischen Erfindungen, an sich trägt (...)" (49), mit dem Gütezeichen der aufgeklärten Humanität. Was die kommerzielle Seite der Neuerungen betraf, erwies sich Bertuch als voller Durchblicker, der auch den Erfindungsgeist richtig einzuschätzen wußte. Wiederum ist der Gurkenschneider der Stein des Anstoßes: „Um (...) ein neues P a t e n t - M e u b l e zu liefern, erfand der speculirende Engländer den neuen G u r k e n - S c h n e i d e r , und schickte ihn

aus bloßer Menschenliebe auch gleich nagel neu Teutschland zu." (50) In solchen Sätzen kommt nicht nur Konkurrenzdenken, sondern auch Kritik an einem überflüssigen Gebrauchsgut zum Ausdruck, das ihm „unvernünftig" erschien, obwohl er doch sonst dem Luxus nicht abgeneigt war. Wahrscheinlich war Arbeitserleichterung dieser Art in der deutschen Küche noch nicht gefragt. Auch der erwachte bürgerliche Verschönerungssinn im Stil der neuen Zeit, aufs schöne Heim gerichtet, lag Bertuch am Herzen. Zugleich unterhaltend und belehrend wies er im Journal unermüdlich auf ausländische Formen und Erfindungen hin. Unter mannigfaltigen Gesichtspunkten über den Wert der Dinge zu unterrichten, gelang ihm vorzüglich. Auch beim Mobiliar preist er die Engländer vor den Franzosen: „In der That kamen die Engländer durch das gründliche Studium der Alten, und die geschmackvolle Anwendung die sie davon in allen Zweigen ihrer Technologie zu machen wußten, zuerst dahin, das Ameublement durchaus zu verbessern, und es theils schöner, theils zweckmäßiger zu machen. Wie höchst wichtig und einträglich dieß schon seit geraumer Zeit für ihre Fabriken und Künstler war und noch ist, weiß jedermann." (51) Hier wird nicht nur der moderne Klassizismus gepriesen, sondern es wird auch die neue bürgerliche Ästhetik, die das Schöne mit dem Nützlichen und Einträglichen verquickte, deutlich. Dem Zweck-, insbesondere dem Warencharakter des Schönen stand auch moralisch nichts entgegen. Mit der Werbung für die schöne Ware wurde zugleich deren Fortschrittlichkeit gefeiert, und jeder Fortschritt diente dem Endziel menschlichen Strebens: der Glückseligkeit. Uber aller Bewunderung fürs englische Wirtschaftssystem und Warenangebot verlor Bertuch niemals Produktion und Handel im eigenen Umfeld aus dem Auge. Wo immer sich etwas im Lande tat, wies er darauf hin, war es die Errichtung einer neuen Steingutfabrik in Berlin (52) oder die Erfindung einer bequemen Reiseteemaschine durch Herrn Hofkupferschmied Pflug in Jena (53). Bertuch erkannte die Vordringlichkeit der Befreiung von wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Das deutsche Transportwesen und Straßensystem war zu seiner Zeit verglichen mit den englischen Verhältnissen noch vorsintflutlich, was Industrie und Handel sehr erschwerte. Bertuch ließ im Journal Herrn von Bader dessen neuestes Werk ankündigen: „Neues System der fortschaffenden Mechanik, zur Erleichterung des Transports aller Waa-

ren und Producte, zur Belebung des Handels und Gewerbefleißes, zur Beförderung des innern Verkehrs und des Nationalwohlstandes aller Länder." (54) Im verschlafenen Weimar liefen zur Goethezeit gelegentlich noch die Schweine durch die Gassen, die abends nur spärlich beleuchtet waren. Bertuch ließ es sich angelegen sein, in seinem Journal Dr. Accums vortreffliches Werk über das Gaslicht, das er auch Sachsen als Straßenbeleuchtung dringlich empfahl, teilweise abzudrucken (und natürlich auf dessen Erscheinen im Verlag seines Industrie-Comptoirs gebührlich hinzuweisen) (55). Uber die Ursachen des Reichtums der Nationen war er zeitgemäß im Bilde und sah seine vornehmste Aufgabe darin, die Industrie auch in Deutschland und insbesondere in seinem lokalen Bereich zu beleben. Seine Programme stützten sich auf grundsätzliche Überlegungen der Zeit. Der Merkantilismus des 18. Jahrhunderts fand in verschiedenen Thesen, die auf dem philosophischen Gedankengut der Aufklärung, insbesondere auf Locke und Hume gründeten, Ausdruck. A d a m S m i t h (1723-1790) faßt die ökonomischen Tendenzen des Zeitalters in seinem Hauptwerk „Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen" zusammen (An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. Bd 1-5. London 1776) (56). Smith hatte auf einer Reise zum Kontinent mit den französischen Aufklärern Voltaire, Helvetius und d'Alembert Kontakt aufgenommen und war auch mit den Physiokraten Quesnay und Turgot in Verbindung getreten. Mit David Hume war er eng befreundet. Vom Geist der Aufklärung durchdrungen und durch den Umgang mit Londoner Geschäftsleuten, Politikern und Wissenschaftlern auch unmittelbar mit dem politischen und wirtschaftlichen Leben vertraut, vermochte er ein grundlegendes ökonomisches Werk ganz im Sinne seiner Epoche zu schreiben, das bis heute aufschlußreich geblieben ist und in dem wir auch unsere eigenen wirtschaftlichen Grundlagen wiedererkennen. Der Erfolg seiner Veröffentlichung war durchschlagend und weltweit. Um 1800 lagen dänische, holländische, französische, deutsche (1776-78), italienische, spanische und russische Übersetzungen vor. Der Widerhall des Buches erklärt sich daraus, daß Smith nicht nur alle wesentlichen ökonomischen Fragen der Zeit aufgriff, sondern im Sinne des aufstrebenden Bürgertums beantwortete. Optimismus, Menschenliebe und Glauben an das Gute in

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der Menschennatur prägen sein Werk, das eine Fülle von Gedanken und Fakten geistreich zusammenfaßt. Wenn dazu auch historische Überlegungen herangezogen werden, so bestimmt Smith den eigenen Standort jedoch nicht im Prozeß der Geschichte. Die kapitalistische Wirtschaftsordnung scheint ihm naturgegeben, besitzt sozusagen Ewigkeitscharakter und befindet sich in schönster Ubereinstimmung mit der Menschennatur, dem Staat, ja dem Universum. Ihrer Eigengesetzlichkeit freien Lauf zu lassen im „Laisser-faire, laisseraller" ist wünschenswert. Das egoistische Streben des Individuums mit dem Endziel der Glückseligkeit hält auch das Wirtschaftsleben in Gang. „Nicht von dem Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von ihrer Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Humanität, sondern an ihren Egoismus und sprechen nie von unsern Bedürfnissen, sondern von ihrem Vorteil." (57) Die wohlwollenden Absichten der Gottheit erfüllen sich dadurch, daß das Eigeninteresse mit dem des Allgemeinwohls zusammenfällt, da der Mensch glücklicherweise außer von egoistischen auch von altruistischen Affekten bewegt wird. Klugheit und Gerechtigkeit bewirken Rücksichtsnahme auf das Glücksstreben der anderen und die Wohlfahrt des Ganzen.

lichkeit." (59) Im gleichen Zusammenhang weist Smith auf den Zeitfaktor hin. Nicht nur Trödelei, Trägheit und Nachlässigkeit beeinträchtigen den zeitlichen Ablauf produktiver Arbeit, sondern auch die an mehreren Orten ausgeführten verschiedenen Tätigkeiten (z.B. zugleich Feldarbeit und Weberei). Arbeitserleichterung und "Verringerung wird durch Maschinen erreicht. So naiv uns heute der Glaube an das eigentliche Gute der Menschennatur als Gewährleistung allgemeinen moralischen Handelns anmutet, so verblüffend widersprüchlich erscheint uns aufgeklärte Menschenliebe im Zusammenhang mit der Versachlichung der Arbeit als bloßem Mittel zum Zweck des Profits und der Rente. Der bürgerlichen Egozentrik entging die Armut nicht, die man gleichfalls „natürlich" fand, aber weitgehend blind blieb sie für die Art und das Ausmaß neuer Mißstände, die sich in England als Kehrseite der Industrialisierung und des Profitstrebens längst schon herausgebildet hatten. Beschränkung der Lehrlingsarbeit auf 12 Stunden täglich (erster Versuch 1802) und Arbeitsverbot für Kinder unter neun Jahren (1819, praktisch unwirksam) waren als Gesetze noch nicht in Sicht. Die „soziale Frage" des Industriearbeiters existierte im bürgerlichen Bewußtsein nicht.

Im wirtschaftlichen Wettbewerb den Konkurrenten mit allen Mitteln überflügeln zu wollen, ist notwendig, schließt aber Fair play nicht aus, und der tugendhafte Mann ist jederzeit bereit und fähig, das persönliche Interesse dem größeren, allgemeinen zu opfern (58). Vor diesem Hintergrund untersuchte Smith methodisch die Eigengesetzlichkeiten der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Arbeit und Kapital stehen im Mittelpunkt seiner Untersuchungen. Arbeit ist die einzige und eigentliche Quelle des Reichtums, da sie Gebrauchswerte produziert. Arbeitskraft ist heiliges Eigentum. Produktiv ist Arbeit, wenn sie über den Eigenbedarf hinaus einen über den Markt tauschbaren Mehrwert erzielt. Der Warenpreis richtet sich außer nach der aufgewendeten Arbeit auch nach der gesamtgesellschaftlichen, die in der Zirkulationssphäre der Ware geleistet wird. Arbeitsteilung erhöht die Produktivität und bringt den erwünschten Güterzuwachs. „Weil die Arbeitsteilung jedermanns Tätigkeit auf einfache Handgriffe reduziert und diese zur einzigen Beschäftigung des Arbeiters in seinem Leben macht, erhöht sie notwendigerweise in sehr starkem Ausmaß dessen Geschick-

Bei aller Warmherzigkeit blieben Adam Smith die Seelen der Arbeiter fremd, aber das war ja auch bei vielen Sozialisten des späteren 19. Jahrhunderts der Fall. Uns Heutigen ist der Widerspruch von Mitleid und der Erbarmungslosigkeit, mit der die Monotonie der Arbeit als wünschenswert sogar sehr ausführlich beschrieben wird, schwer begreiflich (60). Der Bürger von damals empfand als Träger der Wirtschaft offenbar als „natürliche" Gesetzmäßigkeit, was ihm allein gemäß und nützlich war. Wir müssen um der Objektivität willen begreifen, daß Arbeitsfleiß und Kapitalvorrat das gesamtwirtschaftliche Leben in Gang hielten. Der freie Wettbewerb schien die bestmögliche Verteilung des Reichtums der Nationen zu sichern. Daß es möglich sein würde, mit der Zeit die wachsenden Bedürfnisse des Arbeiters zu befriedigen und ihn am allgemeinen Wohlstand teilhaben zu lassen, hat sich ja denn auch und nicht zuletzt wiederum zugunsten des mobilen Kapitals als realisierbar erwiesen. Auch der Gedanke, daß sich der freie Wettbewerb unter den Nationen schließlich zum Vorteil a l l e r Menschen auswirken würde, ist noch heute — trotz des Hungers in der Welt und der

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„neuen Armut" in den Industrieländern — lebendig. Gleichfalls in die Lebenszeit Bertuchs fallen Veröffentlichungen von D a v i d R i c a r d o (17721823). Ricardo traf 1799 zufällig auf das Werk von Adam Smith, das ihn faszinierte und ihn bewog, sich ökonomischen Studien zu widmen. Er gilt als der eigentliche Begründer der klassischen Nationalökonomie (Hauptwerk: On the principles of political economy and taxation. London 1817) (61). Vorbei ist es mit der philosophischen, ja metaphysischen Reflexion gesamtwirtschaftlicher Verhältnisse. Ungetrübt von Vorstellungen einer natürlichen Ordnung und Harmonie ergründete der reiche Börsenmakler die nationalökonomischen Gesetze rein verstandesmäßig und orientierte sich an den Fakten. Die Schwerpunkte seiner Untersuchungen zeugen von dem nunmehr absolutvorherrschenden Interesse am mobilen Kapital. Grundbesitz und Rente sieht Ricardo als gegeben an. Er definiert die Interessen der Grundherren, die ohne Arbeit Renten einnehmen, als stets denen der anderen Klassen — der Unternehmer und Arbeiter - entgegengesetzt. Im Interesse der Unternehmer fordert er die Einfuhr von Agrarprodukten aus günstigeren Produktionsgebieten. Mit dem fallenden Getreidepreis fallen auch die Löhne der Arbeiter, wodurch die Gewinne der Unternehmer steigen, was im Interesse der Gesamtwirtschaft auch wünschenswert ist. Den Arbeitslohn sieht Ricardo nämlich notwendigerweise — aufgrund der vorgefundenen Verhältnisse — lediglich geringfügig ums Existenzminimum bewegt. Diese Selbstregulierung des Arbeitslohns wird damit erklärt, daß mit steigendem Lohn mehr Nachwuchs versorgt werden kann und damit mehr Arbeitskräfte heranwachsen, was wiederum den Arbeitslohn nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage sinken läßt. U n t e r dem Existenzminimum verhindert der Mangel am Notwendigsten die Aufzucht größeren Nachwuchses, Arbeitskräfte werden rarer, der Arbeitslohn steigt usw. Die durch die Einfuhr der Agrarprodukte rückläufigen Erträge der Landwirtschaft gleichen sich zum Wohl des Ganzen durch Ausweitung der Märkte, das heißt durch steigenden Export der Gewerbeerzeugnisse aus. Bei zunehmender Produktion und freier Konkurrenz ist dennoch eine wachsende Profitrate nicht gesichert, weil die Preise zur Annäherung an die Produktionskosten tendieren. Eine pessimistische Beurteilung gesamtwirtschaftlicher Abläufe kennzeichnet also Ricardos Werk, auch was Fortschritt

und Zukunft, was das künftige Wohl aller betrifft. Ricardo gehörte nicht mehr zu den aufgeklärten Optimisten des 18. Jahrhunderts. Er selbst, sehr reich, war Philantrop, tat viel Gutes und hätte den Arbeitern ein besseres Los gewünscht. Er ahnte nicht, daß seine Gedanken bald einem rücksichtslos die eigenen Interessen verfolgenden Unternehmertum die geistigen Waffen liefern (62) und zugleich den Boden für umstürzlerische soziale Bewegungen bereiten würden. Karl Marx stützte sich 2 5 Jahre später auf seine Überlegungen. Adam Smiths und David Ricardos Gedankengänge wurzelten in den materialistischen und sensualistischen Philosophien des 18. Jahrhunderts. An den Gegenströmungen der Aufklärung hatten sie insofern teil, als sie historische Überlegungen in ihre Theorien einbezogen, ohne allerdings den eigenen Standort im geschichtlichen Prozeß zu reflektieren. Jean-Jacques Rousseau war kein Nationalökonom, aber er dachte im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang auch über eine „natürliche" Wirtschaftsordnung nach. Er rüttelte an den Fundamenten der gegebenen Verhältnisse, insbesondere am Privateigentum, dem er die Würde der Naturgegebenheit absprach. In seinem „Gesellschaftsvertrag" (Du contrat social, ou principes du droit politique. Amsterdam 1763) (63) wird postuliert: „(...) alle Menschen sind übrigens einander gleich und frey geboren (...)" (64). Das Recht des Stärkeren ist unrechtmäßige Gewalt. Nur in der gesellschaftlichen Vereinigung kann der Mensch überleben. Um die Vereinigung der Kräfte entsprechend der eigentlichen Menschennatur zu gestalten, bedarf es eines Gesellschaftsvertrags. Jeder überläßt der Gesellschaft, die ein moralischer Körper ist, seine Rechte im gleichen Maße. Endzweck des Vertrags ist der allgemeine Nutzen. An der Stelle des besonderen Willens einzelner steht der allgemeine Wille, der auf Gleichheit zielt. Das Volk selbst herrscht, was Oberherrschaft ausschließt. Das höchste Wohl als Endzweck der Gesetzgebung ist die Freiheit des Menschen. Ohne Gleichheit kann keine Freiheit bestehen. Wirtschaftlich gesehen erarbeiten sich die Menschen eines Landes das Notwendige aus den natürlichen Gegebenheiten: Auf fruchtbarem Boden treiben sie Ackerbau, auf unfruchtbarem Land wird der Mangel durch die Herstellung von Dingen, durch „Fleiß und Künste" (65), ausgeglichen. Am Meer treibt man Handel und Seefahrt, und falls die Ufer zu steil sind, „so bleiben die Menschen wilde Fischfresser, und leben dabey ruhiger, vielleicht auch besser, und ge-

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wiß glückseliger." (66) Die natürlichen gegebenen Umstände sind in Ubereinstimmung mit den Gesetzen. Reichtum und Armut haben wie Krieg und Frieden keine Berechtigung und ebensowenig Patriotismus. „Diese beiden Wörter Vaterland und Bürger müssen aus den modernen Sprachen ausgemerzt werden" (67) — Rousseau setzt ein weltweites Zusammenspiel der Kräfte voraus. Eigentum des Einzelnen gibt es in dieser natürlichen Ordnung nicht. „Der Mensch (...), er sei, was er wolle, kann der Gesellschaft nichts anderes geben als sich selbst, denn seine anderen Güter gehören ihr ohnehin." (68) Der Mensch schuldet der Gesellschaft, in der er notgedrungen auf Kosten anderer lebt, Arbeit.,Arbeiten ist also eine unerläßliche Pflicht des Menschen innerhalb der Gesellschaft." (69) Rousseau ahnte noch nichts davon, daß Arbeit dank technischer Errungenschaften dereinst rar und als ein Recht gefordert würde. Im Gegensatz zu den Pragmatikern der Nationalökonomie ist er sich der Selbstentfremdung bewußt, die die einseitige Tätigkeit mit sich bringt und das Ganze der menschlichen Persönlichkeit zerstört. Er geht insbesondere auf die Handarbeit ein. Der Mensch „muß wie ein Bauer arbeiten und wie ein Philosoph denken (...)" (70). Handarbeit und geistige Arbeit müssen sich zu gegenseitiger Entspannung dienen. Die Trennung von Kopf und Hand entspricht nicht der Menschennatur. Ihr Auseinanderfallen, die dadurch bedingte Vereinseitigung und damit die Selbstentfremdung des Menschen mit allen seinen deformierenden Folgen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen mit fundamentaler Zivilisationskritik Gegenstand des „Diskurses" (Foucault. 71) vor allem der Künstler der englischen Art & Craft-Bewegung, von der es die Jugendstilkünstler des Kontinents übernahmen und ins 20. Jahrhundert hineintrugen. Der Künstlermensch, nun meist im Zusammenhang mit einer kommunistischen Gesellschaft gedacht, wurde zum Inbegriff des „neuen Menschen", den schon Schiller als homo ludens spezifiziert hatte. Die Rechtsgleichheit der Menschen in der bestehenden bürgerlichen Gesellschaft nennt Rosseau „trügerisch und eitel, (...) weil die öffentliche Macht dem Starken hilft, um den Schwachen zu unterdrücken (...). Woraus folgt, daß die oberen Stände, die von sich behaupten, den anderen nützlich zu sein, in Wirklichkeit auf Kosten der anderen nur an sich denken." (72) Auch auf Rousseau — wie auf Smith und Ricardo —

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gründeten ökonomische Strömungen, die in der Zukunft große Umwälzungen herbeigeführt haben. Noch im gleichen Jahrhundert lösten revolutionäre Bewegungen, unter den Schlagworten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", politische Umstürze und strukturelle Umdenkungsprozesse aus. Sie negierten Oberherrschaft als Abweichung von der eigentlichen, dem Menschen natürlichen Gesellschaftsordnung. Den pragmatisch, vernünftig und rational ausgedachten Wirtschaftstheorien der Aufklärung standen Utopien gegenüber, die der Sehnsucht nach grundlegenden Veränderungen der sozialökonomischen Verhältnisse Ausdruck gaben. Wirtschaftliche Not und Elend, Unfreiheit und Ungerechtigkeit waren der Kultur von jeher immanent und riefen den Wunsch nach einer besseren Welt und die Hoffnung auf Verwirklichung der Träume hervor. Seit es menschliche Geschichte gibt, hatte die Utopie die Funktion, den Sehnsüchten nach Verbesserung oder Veränderung des Bestehenden wenigstens eine erdachte Gestalt als Ausgleich für gegenwärtiges Leid zu geben. Erst seit Beginn der Neuzeit drückte sich in den Utopien eine revolutionäre Kritik am Bestehenden aus, und zugleich mit dem erwachten Fortschrittsglauben wuchs die Zuversicht, daß das Erdachte auch machbar sei. Auf Freiheit und Gerechtigkeit ausgerichtet waren die Ideen des Thomas Morus (Utopia. 1516). Thomas Campanella erträumte sich einen gerechten, klassenlosen Sonnenstaat (Civitas solis. 1623), der aber noch streng hierarchisch geordnet war. Die Kommune der Wiedertäufer in Münster, 1535 grausam vernichtet, versuchte ihr „Königreich Zion" praktisch zu verwirklichen und schuf in der kurzen Zeit ihres Bestehens u. a. das Privateigentum ab. Mit den religiösen Sektenbildungen im Gefolge der Reformation setzte im 17. Jahrhundert eine wahre Flut von Sozialutopien, denen die Rückbesinnung auf die urchristliche Gemeinde gemeinsam war, ein. Ihre grundlegenden Forderungen waren Gleichberechtigung der Menschen, Aufhebung des Privateigentums, Abschaffung kirchlicher und gesellschaftlicher Zwänge und Ablehnung des Krieges und der Gewalt. Vor allem in Amerika, wo die Bedingungen günstig waren, versuchten etwa seit Mitte des 17. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert hinein radikal-religiöse Auswanderergruppen ihre Ideen zu verwirklichen. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts lösten sich die Sozialutopien aus dem religiösen Zusammenhang, flössen oftmals mit der

Philosophie zusammen, wurden selbst sozusagen „vernünftig" und verstandesmäßig begründbar. Ihre Realisierung schien nur eine Frage fortschreitender Aufklärung und Entwicklung zu sein. Die Vorstellungen Rousseaus von der „natürlichen Ordnung" stellten ja selbst eine aufgeklärte Utopie dar, die dem Unbehagen an der modernen Zivilisation entsprang. Uber allem aufgeklärten Denken und hoffnungsvollen Glauben an eine erreichbar erscheinende menschliche Glückseligkeit nahmen aber die einmal in Gang gesetzten ökonomischen Kräfte ihren Lauf. Das liberal-kapitalistische Wirtschaftsgefüge, der Prozeß der Technisierung und Industrialisierung hatten bereits ein Ausmaß erreicht, das das Leben und Bewußtsein der Menschen zu prägen begann. In gewisser Weise drohte der vehemente zivilisatorische Fortschritt auf allen Lebensgebieten schon damals zu eskalieren. Das Gleichgewicht des Schlimmen, wie es Schiller postulierte (73), geriet in Grade des Schwankens, die in Extremen zum Ausdruck kamen. Zunehmend einseitigere Versachlichung war eines der Phänomene, das aufzeigt, wie sich der Mensch von damals gegenüber den blinden Kräften, die ihn bewegten, zu behaupten versuchte. Das kam der Wissenschaft zugute — auch der Ricardos, wie wir sahen —, die nun, im 19. Jahrhundert, ins Zeitalter alles Seitherige in Frage stellender, neuer Entdeckungen trat. Mit dem fortschreitenden Individualisierungsprozeß und der Demokratisierung des Lebens gingen Selbstentfremdungsprozesse Hand in Hand. Augenfällig traten die beginnende Vermassung in den großen Ballungszentren und ein neuer Klassengegensatz — Bourgeoisie und Proletariat — in Erscheinung. Dem wachsenden Wohlstand des Bürgertums, das sich in immer härtere Konkurrenzkämpfe und neue Formen der Ausbeutung verstrickte, stand eine zunehmende Verelendung des Proletariats in den Städten und auf dem Lande gegenüber. Mit dem materialistischer werdenden Denken und der Versachlichung setzte ein Abbau der Glaubenskräfte an sich, die die „Selbstdenker" des 18. Jahrhunderts noch beseelt hatten, ein. Auch die eingefleischtesten Atheisten der Aufklärungsepoche glaubten ja noch, nämlich an die segensreichen Auswirkungen der Vernünftigkeit. Aber auch der Abfall von der Religion wurde nun allgemeiner und griff auf die Arbeiterschaft über (74). Sinn und Zweck des Daseins veräußerten sich entsprechend, und Demoralisierungserscheinungen traten auf, die das Leben ingesamt härter werden ließen. Zu-

gleich verstärkten sich aber auch die Verinnerlichungstendenzen bis in die irrationalen Bereiche der Seele hinein. Zugleich bildete sich ein gleichsam glaubensloser Humanismus mit entsprechender Ethik. Das Wesen des Menschen wurde neu definiert. Gegenüber Vernunft und Verstand wurden die Triebkräfte als die das Dasein eigentlich bestimmenden erkannt, die ja auch dem Wirtschaftsleben seine vorwärtstreibenden Impulse im Streben und Kämpfen gaben. Im gleichen Maß, wie sich das vordem durch den Verstand Verdrängte oder Gebändigte Bahn brach, gerannen die Verstandeskräfte zum Kalkül. Künstlerischen Ausdruck fanden alle diese Extreme bereits um 1800 im Kollossalen oder Phantastischen wie in den Architekturen des Friedrich Gilly und den Visionen von William Blake. Entsprechend allen genannten Phänomenen sahen zeitgenössische Sozialutopien aus, die in äußerstem Gegensatz zu Theorien wie denen eines Ricardo standen. C h a r l e s F o u r i e r (1772-1837)war,gezwungenermaßen, Handlungsreisender in Lyon, er kannte also Selbstentfremdung aus eigenem Erleben, und ihn ließen die „Armut, der Mangel an Arbeit, die Erfolge der Schurken, Piraterie zur See sowie der damals übliche Sklavenfang (...) die moderne Zivilisation als Umkehrung der natürlichen Ordnung erscheinen." (75) Sein utopisches Gesellschaftssystem — das glücklicherweise auch kosmisch mit einem für die Menschen günstigeren Klima beglückt wird - wurzelt zwar im Gedankengut der Aufklärung, trägt aber deutlich die Züge der neuen Zeit, auch die der ökonomischen Ordnung (Théorie des quatre mouvements et des destinées générales. Leipzig/Lyon 1808). Wir finden darin das zuvor Genannte eindrucksvoll widergespiegelt. Gigantisch, phantastisch und perfekt baute er seine Ideen, ließ aber auch eine gute Portion Wirklichkeitssinn walten (76). Ein geradezu buchhalterisches Kalkül durchzieht das Ganze und suggerierte Machbarkeit, die er unter allen Umständen — vergebens — durchzuführen trachtete. Das Individuum hat zentrale Bedeutung, sein Wesen wird nicht von der Vernunft, sondern von seinen zwölf Leidenschaften bestimmt, deren Freisetzung die zivilisatorischen Deformierungen beseitigt. Vor allem die sozialen Leidenschaften — Streidust, Schmetterlings- oder Veränderungstrieb und Begeisterung — drängen zur ständigen Verbesserung der neuen Welt. Gruppenkonkurrenz und "Solidarität schaffen ein Spannungsfeld, in dem sich eine permanente Höherentwicklung des Systems voll-

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zieht. Alles andere ist Organisationssache und dient der Entfaltung der Leidenschaften. Das Privateigentum, in Aktien aufgeteilt, bleibt erhalten und dient dem Gemeinwohl. Der Gewinn wird jährlich in Relation zum investierten Kapital, zur in Lohn vergoltenen geleisteten Arbeit und für besondere Leistungen verteilt. Wohnung, Nahrung und Kleidung zahlt jeder selbst. Die Arbeit dient der Lust, muß abwechslungsreich sein und sollte nicht länger als zwei Stunden täglich verrichtet werden. Jeder kann in mehreren Berufen tätig sein. Gelebt und gearbeitet wird in kleinen Genossenschaften. Die Behausungen sind schloßähnlich, äußerst bequeme Gebäude, die mit allen Finessen die Widrigkeiten des Lebens wie Kälte und Regen auf dem Wege zu den Orten der Arbeit, des Lernens und des Vergnügens ausschalten. Obwohl sich Fourier um Finanzierungshilfe nacheinander an die Minister Napoleons, der Bourbonen und der Juli-Monarchie wandte, da seiner Meinung nach die Pläne auf alle Regierungsformen paßten, blieb die Realisierung seiner Ideen Nachfolgenden überlassen. Sie scheiterten auf Dauer an Kapitalmangel, Organisationsfehlern, unbedachter Auswahl der Teilnehmer und zu großer Anpassung an die Realität. Die Kraft der Faszination ging verloren (77). Zwischen den extremen Positionen eines Ricardo und Fourier stehen empirische Utopien, zu deren bekanntesten die des H e n r i d e SaintS i m o n (1760-1825) zählt. Saint-Simon war Aristokrat, nahm am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil und wäre beinahe während der französischen Revolution hingerichtet worden. Er spekulierte erfolgreich mit Land, verlor seine Gewinne wieder und lebte während der letzten 20 Jahre seines Lebens in Armut. Noch ganz vom Geist der Aufklärung geprägt, stützte er sich auf Adam Smiths Überlegungen. Er teilte dessen Optimismus und übertrug ihn auf die fortgeschrittenen Verhältnisse der Industriegesellschaft, die er mit den Prinzipien des Urchristentums verbinden wollte (Du système industriel. 1821 ; Le nouveau christianisme. 1825). In seinem liberalen, genossenschaftlich gegliederten System gibt es nur klar erkennbare wirtschaftliche Funktionen. Arbeiter, Bauern, Künstler, Wissenschaftler, Unternehmer und Bankiers haben die gleichen Rechte in einer Art Wirtschaftsrat. Dieser hat Kontrollfunktion, koordiniert sämtliche produktionsfördernden Tätigkeiten und sorgt unter Beibehaltung des Privateigentums für vollkommene Gerechtigkeit. Mit diesem

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technokratischen „Industriesystem" wird der Staat überflüssig, und die Herrschaft des Menschen über den Menschen hebt sich auf (78). Saint-Simons Ideen wirkten sowohl auf die Positivisten als auch auf Marx ein. R o b e r t O w e n (1771-1858), ein reicher Selfmademan, war der erste Unternehmer, der das Elend der Arbeiter erkannte und lebenslang zu mildern versuchte. Die Menschen hielt er bei verschiedenen Anlagen für gleich geboren und durch Umwelt und Erziehung geprägt. In seinen Werken (u. a. A new view of society. Edinburgh 1826) entwarf er ein Gesellschaftssystem ähnlich dem Fouriers. Sein pragmatischer Verstand und sein Reichtum ermöglichten ihm entsprechende sozialreformerische Versuche. Er kaufte 1799 eine Baumwollspinnerei mit einer Arbeitersiedlung und führte mit großem Erfolg die Beteiligung der Arbeiter am Gewinn, höhere Lohnzahlungen, Arbeitsschutz, verkürzte Arbeitszeit und humanere Wohn- und Erziehungsverhältnisse durch (Report to the County of Lanark of a plan for relieving public distress. Glasgow 1821). Mit der Gründung der „New Harmony Community of Equality" in Amerika radikalisierte er seine Versuche bis zur völligen Gleichheit aller in der Verwaltung und Geschäftsführung der Produktiv- und Konsumgenossenschaften. Der Zins, in dem Owen die eigentliche Ursache des wirtschaftlichen Elends sah, wurde abgeschafft und eine Tauschbank eröffnet. Auf Dauer scheiterte das Experiment aus ähnlichen Gründen wie das der Fourier-Nachfolger und weil das von den Mitgliedern der Kommune eingebrachte Vermögen jederzeit beim Ausstieg wieder zurückgegeben werden mußte. Aber Owen erzielte Erfolge, die für die Zukunft beispielhaft wurden: Er schuf die erste Kinderkrippe, den ersten Kindergarten, die erste Gewerbeschule, die erste Schule mit Selbstverwaltung, die gemeinsame Schulerziehung von Jungen und Mädchen und die erste öffentliche Bücherei (79). Im englischen Parlament setzte er erste soziale Gesetze durch („Moral and Health Act", 1802; Kinderschutzgesetz, 1819, in der Praxis noch lange ohne Erfolg). Daß ein Industrieller zugleich Sozialreformer sein konnte, wirft ein Licht auf den neuen Unternehmertypus der Zeit. Es bildete sich das Ideal heraus, ein Unternehmen unter den äußerst harten Bedingungen des liberal-kapitalistischen Wettbewerbs erfolgreich zu leiten und zugleich auf der Grundlage einer ebenfalls neu definierten Humanität soziale Verantwortung für die abhängig Arbeitenden

zu übernehmen — nicht als Gleicher unter Gleichen, sondern von patriarchalischen Prinzipien geleitet. Das bot natürlich in der Breite keine Gewähr für eine die Klassengegensätze ausgleichende Gerechtigkeit. Das Bewußtsein der eigenen Klassenzugehörigkeit bildete sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts voll heraus. Das Bürgertum solidarisierte sich ebenso wie die Arbeiterschaft, Gewerkschaften (seit 1829) wurden gegründet, der Sozialismus als Bewegung entstand. Kampf kennzeichnete seitdem das Verhältnis beider Klassen zueinander, gestreikt wurde in England zunehmend seit 1802 (80). Mit Sicherheit hat der gebildete Bertuch alle wichtigen Wirtschaftstheorien seiner Zeit gekannt. „Für allen Extremen, bewahr uns lieber Gott!" (81) — dieser Stoßseufzer, der innersten Uberzeugung entsprungen, schloß jeglicherlei utopische Anwandlungen aus. Bertuch war auf geschäftsgefährdende Überlegungen nicht gut zu sprechen. Dafür hatte er umso fester das weite Feld seiner wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten im Auge. Weimar lebte zu seiner Zeit vom Luxus des Hofes und, wie er selbst sagte, im Wesentlichen von der Wolle (82). Noch 1830 gab es nur 19 Bäcker, 11 Maurer, 6 Glaser, 4 Gärtner, 4 Gerber, 7 Seifensieder und 4 Strumpfwirker (83). Nicht nur Weimar, ganz Deutschland war ökonomisch rückständig. Umso eindrucksvoller hebt sich davon ein Handelsherr ab, der, wie wir schon gesehen haben, das weltwirtschaftliche Ganze im Blickfeld hatte, in diesem weiten Rahmen die deutsche Situation klar erkannte und auch den lokalen Bereich entsprechend einzuordnen wußte. Das zeugt von konzeptioneller Denkkraft. Mit dem physiokratischen Merkantilismus, der der Landwirtschaft die Priorität zuwies, hatte Bertuch nichts mehr im Sinn. Hingegen verband ihn mit Adam Smith das progressive kapitalistische Denken und der aufklärerische Geist, die „gesunde Vernunft", die bürgerliches Bewußtsein nicht weiter reflektierte. Auf dieser Basis Glück und Reichtum der Nationen anzustreben, schien ihm ein Akt praktischer Weisheit zu sein. Wie Smith hegte er die beruhigende Gewißheit, daß sich das eigene und allgemeine Wohl bei vernünftiger Handhabung der Möglichkeiten und im Rahmen der gegebenen „natürlichen" Wirtschaftsordnung letzten Endes in glücklicher Ubereinstimmung befinden. Um diese Ubereinstimmung war er stets besorgt, indem er seine Unternehmungen ethisch zu untermauern liebte. In seiner lukrativen Kunstblumen-Manufaktur

beschäftigte er zeitweise 50 Bürgerstöchter nicht etwa nur um der Produktion willen, sondern um diesen Gelegenheit zu heilsamer Beschäftigung zu geben (84). Schiller bemerkte in anderem Zusammenhang mit leichtem Hohn das Bertuchsche Gemisch von Philanthrophie und Kommerz (85). Bertuch war kein Idealist, sondern auch in seiner Menschenfreundlichkeit ein Pragmatiker. So richtete er seinen Arbeiterinnen eine Lohnsparkasse ein, indem er einen Teil des Verdienstes zinsgünstig anlegte, damit zur Erziehung kleiner Kapitalisten beitrug und das Geld fürs Gedeihen des Ganzen zirkulieren ließ (86). Naturgemäß hatte Bertuch bei seinen Unternehmungen vor allem die „Local-Nützlichkeit und Local-Würksamkeit" (87) im Sinn. Er sah die großen Zusammenhänge und appellierte an den „wannen Patriotismus" der „Fürsten, Großen und Reichen" (88), weil er die Notwendigkeit umfassender, n a t i o n a l e r Konkurrenz gegenüber dem Ausland erkannt hatte. Im weimarischen Landesteil gab es 126 Güter, die Triftrechte besaßen und Frondienste forderten, aber nur 17 °/o des Grund und Bodens ausmachten. Kirche und Schule besaßen 4 °/o, die Bauern 79 %. Die Bewirtschaftung war rückständig, der Ertrag dürftig. In Apolda gab es eine aufblühende Strumpffabrik, in Ilmenau Bergbau. In Weimar war nur das Druckerei- und Kunstgewerbe nennenswert. In diese Wirtschaftsstruktur griff Bertuch erfolgreich ein. Er fand ein Bindeglied zwischen den lokalen und nationalen Belangen, das ihm auch persönlich zum Nutzen gereichte: die Industrie-Institute. „Desto zuversichtlicher mache ich jetzt unser Publicum auf ein unfehlbares Mittel, die Teutsche Industrie zu beleben, und Nahrung und Wohlstand unter uns zu verbreiten, aufmerksam; und dieß sind die Landes-IndustrieInstitute" (89). Er definierte sie als gemeinnützige öffentliche oder private Anstalten, deren Aufgabe es ist, vor allem die Industrie und Wirtschaft der Provinz zu fördern. Zur Bewältigung dieser Aufgabe stellte er ein Programm auf, das er in Frageform sinngemäß wie folgt formulierte: 1. Welche Naturprodukte hat unsere Provinz, die neu oder besser zu bearbeiten und zu nutzen wären? 2. Welche Bedürfnisse und welche Gebrauchs- und Luxusgüter gibt es? 3. Können wir einiges davon selbst fabrizieren oder daran gelangen? 4. Welches Arbeitspotential steht zur Verfügung und wie könnte es verbessert und unterstützt werden? 5. Wie verhelfen wir den Produzierenden zu Wohlstand, Unternehmungsgeist und Absatz ihrer Fabrikate? (90)

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Bertiich hatte also die Lektion der modernen Nationalökonomie gut gelernt. Er schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß sich bei richtiger Anwendung seines Konzepts das Vaterland vom englischen Joch befreien könne, „(...) und ich fordere jeden teutschen Biedermann auf, dieß warm zu beherzigen (...)" (91). Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und gründete 1791 sein Landes-Industrie-Comptoir. In ihm vereinigte er seine zahlreichen Unternehmungen und bot außer Verlagsprodukten mannigfaltige Waren an — künstliche Blumen, Spielwaren, Kunstblätter, Fliesen, Kachelöfen, optische und physikalische Geräte und vieles andere mehr. Er betrieb Import- und Exportgeschäfte in vergleichsweise großem Stil, widmete sich aber auch Unternehmungen, die den Rahmen dieses Instituts sprengten. Um seiner Geschäfte willen erwarb er 1795 die würzburgische Staatsangehörigkeit und erhielt ein fürstbischöfliches Privileg „zur Aufsuchung von Steinund Braunkohlen, Eisen und anderen Metallen sowie auch Ton und andere Erdarten" (92). Er betrieb Waffenhandel für die preußische Armee nach Mainz. Die Pläne für eine Bankgründung in Mannheim, der Versuch, Salzwerke in Frankreich zu erwerben und Landspekulationen in Amerika zeugen von der Grenzenlosigkeit seines Unternehmungsgeistes, dem nur ungünstige Umstände den Erfolg versagten. Eine verborgene Leidenschaft — teilweise mit seiner ursprünglichen Armut zu erklären — trieb ihn zu immer größerem Gelderwerb. Konkurrenzverhalten, das Adam Smith mit seinem Fair play in die gehörigen Grenzen verwies, war Bertuch natürlich und bereitete ihm offenbar wenig Skrupel. In seinen „Gedanken über den Buchhandel" (1774) (93) entwarf er den Plan eines modernen Verlags unter Wielands Leitung, wofür er den Fürsten um ein Darlehen anging. Der Weimarer Hofbuchhändler Hoffmann stand diesem Plan natürlich im Wege. „Aber was soll aus Hoffmannen werden? Dieser ist einmal da und hat das Monopolium (...)." Ihn am Geschäft teilhaben zu lassen, verwirft Bertuch mit dem Hinweis auf dessen Unfähigkeit und schließt seine Gedanken: „Beßer wäre es aber immer, wenn Hoffmann zur Aufgabe seiner Handlung gebracht, und anderswo gebraucht werden könnte." (94) Ein unschöner Zug kommt zum Vorschein, die Kehrseite des kapitalistischen Unternehmertums. Dies zeigt sich bei Bertuch auch auf sozialem Gebiet. Bertuchs Menschenfreundlichkeit dem arbeitenden Volk gegenüber klingt durchsichtig und verrät

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das Kalkül, sie läßt zumindest auf vorherrschend rationale und rechnerische Verstandeskräfte schließen. Darin steht er dem Denken Ricardos näher, dessen Werk nicht mehr wie das von Adam Smith von Wärme und tiefer Humanität durchdrungen ist. Daß Bertuch Ricardos Abneigung gegen Renten aus Grundbesitz teilte, ist wahrscheinlich, Renten aus Kapitalien fand er jedenfalls verwerflich. Zu leben ohne zu arbeiten war ihm — im Widerspruch zu seiner Hochachtung vor adliger Lebensart — suspekt, und so sah auch seine Armenfürsorge aus. Den Weimarern standen zu seiner Zeit weder Revolution noch Massenverelendung ins Haus. Es gab noch keine „soziale Frage", wohl aber Arme. Bertuch wirkte als Staatsbeamter im Armenwesen mit, wurde später Stadtrat, dann Stadtältester, sodaß ihm Gemeinsinn nicht fremd war, „obwohl schwer zu trennen ist, in welchen Fällen das Wirken für die Stadt sich vorteilhaft auf die Geschäfte und in welchen Fällen sich die Geschäfte vorteilhaft für das Gemeinwesen auswirkten (...)" (95). In Bertuchs anonym erschienener Schrift „Wie versorgt ein kleiner Staat am besten seine Armen und steuert der Betteley?" (Dessau 1782) entschlüsselt sich uns ein fragwürdiges soziales Unternehmerdenken, das die Einrichtung von Armen-Asylen zweckhaft mit der Notwendigkeit einer industriellen Reservearmee begründet: „Möglichst höchster Wohlstand eines Staats ist, wenn in ihm die möglichst größte Zahl der Menschen lebt und ihr Auskommen hat (...). Nach dem hat jeder Staat, groß oder klein, auch ARME und MUSS sie haben (...). Kein Staat kann ohne Arme seine Produkten verarbeiten, mit Nutzen Fabriken, Ackerbau und Manufacturen haben, noch diese die Concurrenz anderer aushalten, wenn Mangel an Armen im Lande das Arbeitslohn zu hoch treibt (...). Alle Fabrikanten und Kaufleute sind also äußerst dafür, daß der Arbeiter in Noth und Krankheit einen Zufluchtsort hat, der ihn hindert entweder den Lohn zu steigern, auszuwandern, oder vor Hunger und Elend zu sterben" (96). Der „Konzernstratege" Bertuch „zahlte seinen Leuten nicht eben Hungerlöhne, zog aber aus ihrer Lohnarbeit kräftigen Profit. Bei den Großen des Weimarer Musenhofes war sicherlich dies ein Grund, zu Bertuch Distanz zu halten" (97). Mit den großen humanitären Idealen seines Zeitalters hatte das Wirken des Handelsherrn nichts zu tun.

FRIEDRICH JUSTIN BERTUCH Weimar, der deutsche Parnaß Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) verbrachte fast sein ganzes Leben in Weimar, wo er geboren war und wovon er sich auch in der Kindheit und Jugend nicht weit entfernt hatte. Das kleine Herzogtum Sachsen-Weimar, 1485 aus der Teilung der wettiner Länder hervorgegangen, bestand zu seiner Zeit aus vier Landesteilen: den Herzogtümern Weimar, Eisenach und Jena und dem Amt Ilmenau. Was die innere Verwaltung anging, so kochte jeder Landesteil weitgehend sein eigenes Süppchen, Weimar besaß lediglich die Oberaufsicht, der eine Zentrierung nur unvollkommen gelang. Thüringen war in Kleinstaaten zersplittert und wurde von ungefähr 30 Fürsten regiert, die fast alle miteinander verwandt waren. Die Landkarte glich einem Flickenteppich (98). Schon seit Beginn seiner Existenz bewegte sich Weimar im Windschatten größerer Mächte, zur Zeit Bertuchs in dem Preußens, das in schweren Machtkämpfen um nationale Vorherrschaft rang. 1772 bestand die Weimarer Armee, die durch ein Kriegsministerium mit allem Drum und Dran verwaltet wurde, aus 600 Mann. Von Beginn an war die weimarische Hofhaltung wie allenthalben üblich aufwendig und kam dem Land nicht zugute. Soldatenspiel, Jagd und Bauwut hatten längst zu Verschuldung und Steuerlast geführt, als die junge Herzogin Anna Amalia die Regentschaft übernahm. Nicht daß es hier vorher keine Kultur gegeben hätte, aber eine bewußte Förderung der Künste wurde erst durch diese Fürstin in Gang gesetzt. Sie hatte 16jährig den 18jährigen Ernst August Konstantin von Sachsen-Weimar geheiratet Und gebar die Söhne Karl August und Konstantin. Nach 2jähriger Ehe wurde sie Witwe und regierte bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Karl August 1775. Als Tochter des Herzogs Karl I. von Braunschweig und einer Schwester Friedrichs des Großen war sie Luxus und Kulturförderung gewöhnt. Sie war selbst — wie viele Adlige ihrer Zeit, die darin mit dem aufstrebenden Bürgertum wetteiferten — bildungsbeflissen und dilettierte in den verschiedensten Künsten. Anna Amalie war eine lebens- und sinnenfrohe Rokokodame von vergleichsweise freiem Wesen, die alles Übersinnliche kalt ließ.

Schiller charakterisierte sie härter: „Ihr Geist ist äußerst borniert, nichts interessiert sie, als was mit Sinnlichkeit zusammenhängt." (99) Dabei war sie so klug, sich Hilfe und Rat der tüchtigsten und geistreichsten Männer, die verfügbar waren, zu sichern. Während der ersten Zeit ihrer Regentschaft waren die Zustände im Lande besonders schlecht. Fremde, vor allem preußische Truppen durchzogen das Land, das darüber verarmte. Ein schon während der kurzen Ehejahre gegründetes Hoftheater konnte nicht aufrechterhalten werden, aber immerhin gründete die Fürstin ein Hoforchester, das zunächst aus acht Bläsern bestand. Es wurde seit 1761 im wesentlichen von Ernst Wilhelm Wolf betreut, dessen spätere Frau Karoline Benda Hofsängerin war. Erst ab 1767 holte Anna Amalia wieder Schauspielertruppen an den Hof, darunter die berühmte von Heinrich Gottfried Koch. Wolf und Koch trugen das Unternehmen und taten sich besonders mit Singspielen hervor. 1771 bot die Herzogin der Seylerschen Truppe ihr Theater an. Abel Seyler, Direktor der Truppe, war ursprünglich Kaufmann in Hamburg gewesen. Zu dieser Zeit hatte das Theater im Ostflügel der Residenz Platz für etwa 22 Musiker im vertieften Orchester und 100 Zuschauer. Bühne und Zuschauerraum waren etwa gleich groß. Das „Parterre" bestand aus sieben Bänken ohne Lehnen. Seitlich und hinten war auf Holzsäulen ein „Rang" aufgebaut, wo sich hinten in der Mitte die Hofloge und seitlich auf der Bühne zwei weitere Logen befanden. Platz war für 30 Adlige auf dem Rang und 70 Bürgerliche im Parterre. Der Eintritt war frei (100). Mit Seyler lebte die üppige Friederike Hensel zusammen, die als erste Schauspielerin engagiert war, während sich ihr Liebhaber auf der Bühne vor allem mit dummdreisten Dienerrollen begnügen mußte. Erster und hervorragender Schauspieler war Konrad Ekhof. Ein Ballett, das sehr beliebt war, gab es auch. Die Herzogin beteiligte sich an der Theaterarbeit leitend und beratend. Gepflegt wurde nicht nur, aber doch vorwiegend die französische oder französisierende Kunst. Das änderte sich grundlegend, als bald ein Zustrom deutscher „literati" einsetzte. Mit der Berufung Wielands, der die Schlußphase der literarischen Erziehung des Thronfolgers übernahm, gewann Weimar bemerkenswerte kulturelle Bedeutung. Christoph Martin Wieland (1733-1813) war seinem Selbstverständnis nach Weltbürger, Verfechter feiner Sitten und um die Harmonie von Ver-

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nunft und Sinnlichkeit bemüht. Er zählte zu den wenigen auch in Frankreich beachteten und angesehenen deutschen Rokokodichtern. Seine künstlichen, allegorischen Traumwelten waren von meist in Liebe entbrannten antiken, mittelalterlichen und orientalischen Gestalten, von Schäferinnen und Schäfern anmutig bevölkert. Witz, Spott und Frivolität des Jahrhunderts kamen in einer leicht und flüssig gewordenen deutschen Sprache anmutig zum Vorschein und mit ihnen auch ein sich ewig in Tugenden und Lastern ergehender Moralismus, der den jungen Goethe nervte. Oft spielte in Wielands Dichtungen ein Philosoph hinein, der Gelegenheit zur Darstellung des eigenen Denkens über Gott und die Welt gab. Wieland huldigte nach anfanglich engem, introvertiert-pietistischem lutherischen Katechismusglauben einer gemäßigten Aufklärung und „liebenswürdiger Vernünftigkeit" (101), was sich bei näherem Hinsehen als widersprüchlicher philosophischer Mischmasch erweist. Dabei stellte er weder den alten Glauben noch die bestehende absolutistische Herrschaft ernsthaft in Frage, was ihm die Ablehnung der jungen, aufsässigen Dichtergeneration eintrug. Deren jenseits von zweckhafter Vernünftigkeit sich bewegendes Denken, das sich der zivilisatorischen Zwänge zu entledigen trachtete, war ihm fremd. Weitaus bedenklicher schien ihm die neue deutsch-nationale Begeisterung, die dem eigenen humanitären Weltbürgertum konträr war und ihn für den Fortschritt der Menschheit fürchten ließ. Soweit die jungen Stürmer und Dränger, wie Goethe und Boie, seine Kreise tangierten, wußte er sie leicht und liebenswürdig zu entwaffnen. Er war ein Weltmann, dem es auch nicht schwer fiel, das Wohlwollen eines deutschen Kleinfürsten zu gewinnen — die Großen zogen französische Geister vor. Anna Amalia mochte ihn sofort und bot ihm Amt, Heimat und Besoldung an. So blieb er, zog Karl von Knebel als Erzieher des Prinzen Konstantin nach Weimar (1774), durch Knebels Mitwirkung wurde Goethe gewonnen (1775), Goethe brachte Herder herbei (1776), und schließlich gesellte sich Schiller dazu (1787 zum erstenmal). Hinzu kamen Heinrich Christian Boie, der zum Göttinger Dichter-„Hain" gehörte, Wilhelm Gleim und viele andere, die sich zumindest besuchsweise längere Zeit in Weimar aufhielten. Unter den bildenden Künstlern ragte der Maler Georg Melchior Kraus, der wie Goethe aus Frankfurt kam, hervor. Als Bertuch 1773 nach Studienjahren in Jena und

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Hauslehrertätigkeit bei Altenburg als freier Schriftsteller nach Weimar zurückkehrte, zählten alle zuvor Genannten bereits zu seinem Kreis, vorab Wieland, oder sie wurden bald einbezogen. Bertuchs Ortswechsel fiel in die Zeit des bevorstehenden Regierungswechsels. Am 3. September 1775 sollte Karl August die Staatsgeschäfte übernehmen. Die Parteienwirtschaft blühte. Es fiel Bertuch nicht schwer, sich auf das schillernde Intrigenspiel und die sich ständig umformierenden Lager, auf Anna Amalias Umkreis und zugleich auf den jugendlichen Regenten und seinen Anhang einzustellen. Einen Tag nach dem Regierungswechsel ernannte Karl August den jungen Bertuch zu seinem Scatolier. Karl August, dessen Mutter — wie selbst Schiller einräumte — ungezwungener als die meisten ihrer Höflinge war, wurde aufgeklärt erzogen. Mit der neuen Humanität war dem jungen Fürsten im Unterschied zu seinen Vorfahren Verantwortlichkeit für das Glück seiner Untertanen zugefallen. Diese einschränkende Veränderung herrscherlichen Selbstverständnisses bewirkte zusammen mit dem Bildungsrückstand und Kapitalmangel gegenüber dem aufstrebenden Bürgertum einen Wandel im Lebens- und Regierungsstil. Die Regenten gaben sich nun gern bescheiden wie Friedrich der Große, der neben seinem Prunkbett in einem Feldbett schlief, oder auch wie Karl August, der das Unbequeme liebte und in einem abgetragenen Mantel lediglich zweispännig in einer kaum gefederten Kutsche fuhr (102). Als Heranwachsender sehnte er seine Unabhängigkeit herbei und wünschte mit 18 Jahren zu heiraten. „Wie man eben Fürstinnen vermält" (Anna Amalia), fiel die Wahl auf Luise von Hessen-Darmstadt, deren Schwestern mit dem russischen Thronfolger Paul und dem preußischen Kronprinzen Friedrich-Wilhelm verheiratet wurden. Endlich durfte Karl August zwecks Brautschau zusammen mit seinem Bruder Konstantin und dessen Erzieher Karl Ludwig von Knebel eine Bildungsreise unternehmen, die ihn über Frankfurt, Mainz, Karlsruhe und Straßburg nach Paris führte. In Frankfurt besuchte von Knebel Goethe, den bereits berühmten Dichter des „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" (1773). Der Erbprinz war von seiner Braut angetan, von Goethe jedoch fasziniert. Auf der Rückreise begegnete er ihm ein zweitesmal und lud ihn nach Weimar ein, wo weder die Höflinge noch Wieland auf weitere Genies erpicht waren.

Goethe wurde 1775 in Weimar als „Naturgenie" und als Günstling des jungen Fürsten von vielen mit offenen Armen aufgenommen. „Dieser junge feurige Herr Doktor — denn so hieß er damals — brachte eine wunderbare Revolution in diesem Orte hervor, der bisher ziemlich philisterhaft gewesen war und nun plötzlich genialisiert wurde". (Dr. Christoph Wilhelm Hufeland. 103) Bertuch verhielt sich zunächst reserviert. Seine kluge Angepaßtheit und sein kalkulierender Verstand basierten auf dem Herkömmlichen, dem sich der Sturm und Drang widersetzte. Am Hofe begann ein ziemlich wildes Leben „nahe am Halsbrechen" (Goethe zu Eckermann). Den jungen Herzog hatte der Geist des Aufruhrs ergriffen, aber er erschöpfte sich in ausschweifendem aristokratischen Zeitvertreib — ein besessener Jäger und Reiter, der sich trinkfester gab, als er war. So sehr er Goethe bewunderte, bis zu den tieferen Gründen anarchischen Denkens vermochte er ihm nicht zu folgen. Goethe war ihm geistig unendlich überlegen, stürzte sich zwar eine Zeitlang mit „chamäleonartiger Anpassungsfähigkeit" (104) ins Vergnügen, sah aber bald tiefer und erkannte das fürstliche Treiben als innerlich zutiefst zerrissenes, düsteres Ungestüm. „(...) Noch ist, bei tiefer Neigung für das Wahre, / Ihm Irrtum eine Leidenschaft. / Der Vorwitz lockt ihn in die Weite, / Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Weg zu schmal; / Der Unfall lauert an der Seite / Und stürzt ihn in den Arm der Qual. / Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung / Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus, / Und von unmutiger Bewegung / Ruht er unmutig wieder aus. / Und düster wild an heitern Tagen, / Unbändig, ohne froh zu sein, / Schläft er an Seel' und Leib verwundet und zerschlagen, / Auf einem harten Lager ein (...)." („Ilmenau", 1783) Rückblickend würdigte Goethe im Gespräch mit Eckermann Karl Augusts Persönlichkeit jenseits vom Sturm und Drang der Jugendjahre und im Rahmen dessen, was dem Herzog möglich war. „Er war ein Mensch aus dem Ganzen (...). Er hatte die Gabe Geister und Charaktere zu unterscheiden und Jeden an seinen Platz zu stellen. (...) Er war größer als seine Umgebung." Karl August schloß sich Goethe innig an. Aus Wissensdrang vertiefte er sich mit ihm in Gespräche über Kunst und Natur, „und es war nicht selten, daß wir nebeneinander auf meinem Sofa einschliefen." (Goethe. 105) Bertuchs Amtszeit begann also mit dem Toben des Sturm und Drangs am Weimarer Hof. Als jungem

Schatzmeister machte ihm vor allem die Kostspieligkeit des Treibens zu schaffen. Notgedrungen wurde er in den Kreis der höfisch abgesegneten „Spontis" hineingezogen, aber sein eigenes Sinnen und Trachten ging in andere Richtung. Er bereitete den Boden vor, die Kultur Weimars zu vermarkten (106). Sehr bald war er in deren Kapitalisierung, von der auch die Schriftsteller profitierten, seiner Zeit weit voraus. Die Stadt Weimar, in der Bertuch ökonomisch überaus weitsichtig und erfolgreich wirkte, Goethe seine Persönlichkeit entfaltete und Schiller nach den Sternen griff, war 1773 eine kleine Residenzstadt mit 5 0 0 0 oder 6 0 0 0 Einwohnern, eher ein großes Dorf (107). Innerhalb der Stadtmauer nahm der Schloßkomplex gut ein Drittel der Fläche ein. Vor der Stadt lagen die Sommerpaläste Ettersberg, Belvedere und das kleine Tiefurt. Es gab einige Kirchen und etwa 6 0 0 bis 7 0 0 Häuser. Der Fremde, der sich auf miserablen Landstraßen einem der vier Stadttore näherte, wurde registriert, Fußgänger und Fuhrwerke hatten Zoll zu entrichten. Die meist engen und gewundenen Gassen waren mit Kopfsteinen gepflastert, es gab den Renaissancemarktplatz und einige öffentliche Gebäude, die beiden vornehmen Gasthöfe „Zum Erbprinz" und „Zum Elephant" und im übrigen vorwiegend ärmliche, niedrige Häuser mit Stroh- oder Schindeldächern. Kühe und Schweine derer, die nebenbei ein wenig Landwirtschaft trieben, verunreinigten die Straßen, deren Kanalisation dürftig war. Nachts war es stockdunkel, und den Kutschen lief ein Diener mit Fackel voraus. Die Stimme des Nachtwächters, der stündlich die Zeit ausrief, war über die ganze Stadt zu hören. Die vornehme Welt promenierte auf dem „Stern" und der „Esplanade". Einen Park gab es erst seit den 80er Jahren. Alles in allem entsprach das Bild dem vieler kleiner Residenzstädte, obwohl 1775 Hauptpalast samt Theater ausgebrannt waren und erst 1803 in neuem Glanz erstrahlten. Außer der herzoglichen Familie bewohnten ziemlich viele Adlige — gesellschaftlich und wirtschaftlich vom Hof abhängig — die Stadt. Die höchsten Staatsdiener, stets von einem Lakaien begleitet, ließen sich selten blicken und wurden ehrerbietig gegrüßt. An Würde taten es ihnen die bürgerliche Geistlichkeit, die Juristen und Arzte gleich, die wie sie reichlich gepuderte Beutelperücken trugen. Das Volk setzte sich aus dem Bürgertum, dem Handwerker- und Bauernstand zusammen. Es unterlag in der Lebensführung, abgesehen von den

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finanziellen Mitteln, gewissen Einschränkungen: Noch 1778 sorgte eine neue Kleiderordnung für die Unterscheidung der niederen Stände von der Herrschaft. Die Ausgaben bei Familienfesten wurden begrenzt. Kredit durfte nicht über zehn Taler betragen, und auch dem sonntäglichen Besuch der Kneipen waren Grenzen gesetzt. Schützenfeste und Tanz sorgten für Abwechslung. Es gab ungefähr 100 Arme, die von Almosen lebten und deren teilweise zum Himmel schreiendes Elend weitgehend ignoriert wurde. Insgesamt waren die Weimarer Bürger recht zufrieden. Die herzogliche Familie führte ein abgehobenes Leben und wurde von fern bewundert. Strikt war die Trennung zwischen „Hoffähigen" und anderen, wobei Rang und Titel den Ausschlag gaben. Die Etikette sorgte für Abstand, wurde allerdings von Anna Amalia weniger ernst genommen. Schiller, obwohl mit einer Adligen verheiratet, wurde lange vom Hof nicht offiziell eingeladen, und auch Goethe blieb sechs Monate lang von der fürstlichen Tafel ausgeschlossen. Beim Mittwochsdiner der Herzogin durften allerdings mehrere „Schöngeister" zugegen sein. Umgekehrt gründeten die untitulierten höheren Beamten, Literaten und Akademiker bewußt exklusiv gehaltene Clubs, von denen der Adel ausgeschlossen wurde, unter anderem die „Mittwochsgesellschaft", zu der auch nicht jeder Bürgerliche Zutritt hatte. In der Freimaurerloge „Amalia" sorgte die Kostspieligkeit, die mit hohen Amtern verbunden war, für entsprechende Auslese. Es grassierte eine absurde Titelsucht, von der auch der Hofrat Wieland, der Geheime Rat Goethe und der Vizepräsident Herder nicht frei waren. Immerhin durchzog ein einigendes Band von meist oberflächlicher Kulturbeflissenheit die adlige und bürgerliche Gesellschaft, es wimmelte von Kunstamateuren. Vor allem blühte jedoch der Klatsch.

Ökonomisch sah es in Weimar, als Bertuch seine Laulbahn begann, recht trübe aus. Der Handel war unbedeutend. In den Memoiren des Karl von Lynker (108) werden nur drei Läden erwähnt: Der Kaufmann Paulsen auf dem Markt war Hoflieferant und handelte mit feinen Tuchen, goldenen und silbernen Glanztressen, Gold- und Silberwaren u. ä. Monsieur Gambus vertrieb Parfümerieund Schminkwaren, und da war noch das Stichlingsche Tuchgeschäft. Außerdem gab es natürlich Bäcker, Metzger, Krämer und Apotheker. Gewerbebetriebe wie Schustereien, Schreinereien, Schneidereien fertigten die notwendigen Ge-

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brauchsgüter an. Das Druckereigewerbe war seit langem ansässig. Alte Kleidungsstücke gab es am „Trödeltor". Noch 5 0 Jahre nach Bertuchs Start setzte sich die erwachsene Bevölkerung Weimars beruflich folgendermaßen zusammen: Uber ein Drittel waren Dienstboten oder Gelegenheitsarbeiter, zwei Fünftel Kaufleute und Handwerker (davon über die Hälfte selbständig), ein Viertel Staatsund Stadtbeamte und Akademiker (109). Über die Einkommensverhältnisse der Zeit wissen wir nicht viel, da staatliche Erkundigungen über den Privatbereich der Bürger damals noch verpönt waren. Es existiert jedoch eine „Schätzungsrolle für die Stadt Weimar im Jahre 1 8 2 0 " (110). Von den Staatsbeamten verdienten elf Personen über 2 0 0 0 Taler jährlich (Goethe als Geheimer Rat und Staatsminister 3 100 Taler), 1 4 7 5 Personen unter 100 Taler. Abgesehen von diesen Beamten und den Grundbesitzern können wir drei Einkommensklassen rekonstruieren: Es verdienten im Jahr unter 2 0 0 Taler vor allem die Handwerksgesellen (2 171 Personen), zwischen 2 0 0 und 6 0 0 Talern vor allem die Handwerksmeister (430 Personen), über 6 0 0 Taler erfolgreiche Akademiker, Bankiers, Industrielle, Gastwirte und Kaufleute (114 Personen). Zur obersten Einkommensklasse zählten zwei Bankiers, die aus der Verschwendungssucht der Höflinge Gewinn zogen. Sehr bald gehörte auch Bertuch zu den Höchstverdienenden. Dennoch und trotz seines Amtes blieb er am Hofe eine Randfigur und aufs bürgerliche Leben beschränkt. Das zeigte sich auch in seiner Mitarbeit bei Liebhaberaufführungen, an denen er sich gern als Schauspieler, Souffleur und bei den Inszenierungen beteiligte. Während Goethe als Nachfolger des Grafen Putbus das adlige Liebhabertheater leitete, stand Bertuch der bürgerlichen Gruppe vor (111). Liebte Bertuch seine Heimatstadt? Ihn ärgerten die „kleinen, schlecht gebauten Häuser und ängstlichen Gassen" seiner „häßlichen Vaterstadt" (112), zu deren äußerem Bild, Ruhm und Wohlstand er auf seine Weise so viel beigetragen hat. Sie setzte ihm Grenzen, und einmal hätte er sie um großer Geschäfte willen beinahe verlassen.

Bertuchs Leben Kindheit und Jugend Friedrich Johann Justinus Bertuch wurde am 30. September 1747 um 18 Uhr in Weimar geboren. Die Sterne standen offenbar auch ihm, der im Zeichen der Waage das Licht der Welt erblickte, günSÜg " Vergleichsweise günstig, an bürgerlichen Verhältnissen gemessen, war der Familienhintergrund. Der Vater Justinus Bertuch (1718-1752) war Garnisonsarzt im Dienst des Herzogs Ernst August Konstantin in Weimar, die Mutter Christina Rosina Maria Bertuch, verwitwete Slevoigt (1713-1762), war eine Tochter des Weimarer Amtsmanns und Stadtrichters Johann Ehrenfried Bürger und der Dorothea Rosina Kromayer (113). Die Eltern starben, als Friedrich Justin, wie sich Bertuch nannte, noch ein Knabe war. Zuerst starb der Vater, woran sich Bertuch erinnern konnte, am „Blutsturz" (14. Juni 1752. 114). Das brachte Veränderung in das Leben des Kindes, zumal die Mutter wieder heiratete. Ihr dritter Ehemann, der Pfarrer Johann Gottlieb Haensche, wirkte in Cospeda bei Jena, wo also Bertuch den größeren Teil seiner bewußten Kindheit verlebte (115). Zeitgenossen galt er als „ein fröhlicher Knabe von lebhaftem Geist", „Pfarrers Fritze" genannt und von der Dorfjugend geliebt (116). Offenbar genoß er auch fürstliches Wohlwollen. Es existiert ein Kinderbild von ihm, das wohl von Anna Amalia selbst zwischen 1753 und 1755 gemalt wurde und ihn als hübschen, zarten und wachen Knaben zeigt (117). Bertuch liebte seinen Stiefvater, der am 2. Juni 1762 starb. Am 12. November des gleichen Jahres verlor er auch die Mutter (118). Früh verwaist zu sein, war in jener Zeit nicht selten, und wie in guten Familien üblich, nahmen sich die nächsten Verwandten des Knaben an. Friedrich Justin fand bei seinem Oheim Gottfried Mathias Ludwig Schrön ein neues Zuhause. Von Bertuchs Vorfahren wissen wir wenig (119). Der Name Bertuch ist in thüringischen Urkunden seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Eine Linie führt von Tennstedt aus zum Weimarer Zweig. Es hat nicht ganz überzeugende Versuche gegeben, diese Linie mit dem Adelsgeschlecht derer von Bertouch, einer Brabanter Dynastie, zu verknüpfen. Nach Deutschland versprengte Mitglieder sollen in wohlhabenden, wenn auch verbürgerlichten

Verhältnissen unter dem Namen Bertuch in und um Tennstedt gelebt haben (120). Die Neigung Bürgerlicher, sich eine adlige Herkunft herbeizusehnen, ist keine Seltenheit. Fest steht, daß die Familie Bertuch gebildet war, und das nachweislich seit dem 16. Jahrhundert. Der Gelehrte Justinus Bertuch (geboren am 8. Mai 1564 in Tennstedt, gestorben am 27. August 1626 in Schulpforta) war der Berühmteste der Sippe. 1590 war er in Leipzig Magister und poeta laureatus, 1593 Conrektor und 1601 bis 1616 Rektor des berühmten Gymnasiums Schulpforta. Er schrieb eine lateinische Geschichte der Fürstenschule in Pforta („Chronikon von Bortense, opera et studio M. Justini Bertuchii Tenstadienses ejusdem Monasterii Rectoris. Lipsiae 1612". Deutsche Ausgabe: „M. Justini Bertuchii Taennstadiens. P. L. C. und weyland Rectoris an der Schul-Pforta Teutsches Pfortisches Chronikon von Jo. Martinus Schamelius. Leipzig 1734"). Die direkten Vorfahren waren Ratsherren und Kämmerer. Einer, unseres Friedrich Justins Großvater Justinus Bertuch (1677-1747), war Pastor in Buttelstedt bei Weimar. Auch Bertuchs mütterliche Vorfahren waren gebildete Leute, unter denen der in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkende Schulmann und Superintendent Johannes Krohmayer hervorragte (121). Die Familien hingen dem landesfürstlich verordneten evangelischen Glauben an. Es waren honorige Leute, nicht arm und nicht reich. Sie zählten zu den höhergestellten Bürgerlichen, die Literatur und Wissenschaft pflegten, im 18. Jahrhundert selbstverständlich französisch sprachen und eine gewisse Lebensart besaßen. „Hoffähig" waren sie nicht, genossen aber die Achtung der Mitbürger, die untertänige Ehrerbietung der niederen Stände und ein angemessenes Gran fürstlicher Huld. Ihr Leben verlief in geordneten Bahnen, die zwar provinziell abgesteckt waren, in denen sich aber der Geist der Aufklärung ungehindert ausbreitete. Bertuch war 15 Jahre alt, als er — verwaist und mittellos — von seinem Oheim in Obhut genommen wurde. Gottfried Mathias Ludwig Schrön gehörte als Weimarer Rat an der Landschaftskasse der mittleren Klasse an (122). Er gab die seit 1757 aus einem Blatt bestehende Lokalzeitung „Weimarische Anzeigen", die zweimal wöchentlich erschien, heraus (123). Schrön war ein aufgeklärter Kopf, das Milieu war intellektuell und dem traditionellen Hang der Familie zu Literatur und Wissenschaft förderlich. Bertuch wuchs „in der Luft gesunden Fortschritts und tätigen Gemeinsinns"

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heran (124). Er besuchte das Weimarer Gymnasium, das zu diesem Zeitpunkt ziemlich verrottet war. Insbesondere ließen Zucht und Leistung der Lehrer und Schüler zu wünschen übrig. Eine vom Landesherrn erlassene „Schul- und GymnasiumsOrdnung für das Fürstenthum Weimar" vom 17. April 1733, die aber nicht eingehalten wurde, versuchte den Lehrbetrieb zu reglementieren (125). Nach dieser Verordnung wurde der Besuch des Gymnasiums für alle Landeskinder, die Anstellung und Beförderung erwarteten, verbindlich. Durch anständige Kleidung und „conduite" hatten sich die Schüler von den Nicht-Gymnasiasten zu unterscheiden. Nur wer vier Jahre die Prima besucht und das 18. Jahr erreicht hatte, durfte zur Universität gehen. Den klassischen Fächern (darunter außer Griechisch, Latein und Hebräisch auch Unterricht in Deutsch) wurden dem Zeitalter der Aufklärung und des Absolutismus entsprechende neue hinzugefügt wie Französisch und Italienisch, Unterricht über L. von Seckendorfs „Teutscher Fürsten-Staat" (Jena 1720) und J. Chr. Dithmars „Einleitung in die Oeconomische-Policey-Und Cameral-Wissenschaften" (Frankfurt an der Oder 1731). Dazu gab es Anleitung zu allerhand „mechanischen Arbeiten", Botanisieren und Unterricht im Fechten, Reiten und Tanzen. Insbesondere sollten aber die Schüler zum „Selbstdenken" erzogen werden. Die Lockerung der Zucht ließ sich dadurch nicht aufhalten, das Treiben der Primaner, „deren arme Seelen (...) auf eine horrende Art in des Teufels Stricke verwickelt waren" (126), erschien — an herkömmlichen Maßstäben gemessen — skandalös. Der junge Bertuch widerstand offenbar den Lockungen der bösen Buben. Zeitgenossen rühmen: „Schon auf der Schule zeichnete er sich durch Kunstsinn und selbst Kunstgeschicklichkeit aus." (127) „Auf der dortigen Schule (...) soll er sich durch körperliche Gewandtheit, vorzüglich im Fechten, ausgezeichnet haben." (128) Mit 17 Jahren hielt er bei einer Feier eine lateinische Rede über die Frage „welches das höchste Gut sey" (129). Bertuchs so positiv beurteilte Entwicklung wird auch Anna Amalia, die stets ein landesmütterliches Auge auf die heranwachsenden Gymnasiasten hatte, nicht entgangen sein. Später berichtete Bertuch, daß er als Schüler in Liebe zu einem Mädchen entbrannte, darüber zum andächtigen Schwärmer geworden sei und sowohl aus Glaubensinbrunst als auch aus Gründen schnellster Existenzabsicherung zwecks Ehestandsgründung der Theologie zugestrebt hätte (130). Ber-

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tuch verließ das Gymnasium mit Auszeichnung. Disziplin und Willenskraft, Unbeirrbarkeit, Klugheit und Schöngeistigkeit, körperliche Gewandtheit, seelenvolle Verinnerlichung und kommunikatives Verhalten — im jungen Bertuch zeichnet sich uns schon der spätere ab, der viele Talente, viele Gesichter hatte.

Universität 1765 bis 1769 studierte Bertuch an der Landesuniversität in Jena. Wie er es sich vorgenommen hatte, begann er mit dem Theologiestudium. Dazu werden ihn wohl nicht nur Glaube und Liebe gedrängt haben. Theologie war das Studium der Unbemittelten, Bertuch hatte mit Armut zu kämpfen wie all jene „Prediger- und Schullehrersöhne, die größtenteils aus dem dörflichen Pfarr- und Schulhause kamen und bei den geringen Geldeinnahmen ihrer Väter sich schlecht und recht mit Hilfe von Stipendien durchschlugen und von den Vergünstigungen Gebrauch machten, die ihnen das Konvikt von Jena bot." (131) Zudem hatte er sich nach einigen Kanzelpredigten als für den Pastorenberuf ungeeignet erkannt (132). Nachdem sich auch noch der Gegenstand seiner Liebe anderweitig verheiratet hatte, wechselte er zum Jurastudium über, was ihm offenbar nur die Vernunft eingegeben hatte. Seine Neigung gehörte der Literatur und Naturgeschichte. Zeitgenossen berichten von seinem „schnell ergreifenden und leicht auffassenden Geist", der „seine Erholung in dem Studium der ältern und neuern Poesie" suchte (133). „Mit entschiedener Vorliebe, ja mit Leidenschaft pflegte er in den Erholungsstunden sich mit der Naturgeschichte zu beschäftigen, und damals schon sammelte er Pflanzen, Mineralien u.s.w., was für seine spätem wissenschaftlichen Bestrebungen von keinem geringen Einfluß gewesen ist." (134) Außerdem dichtete er selbst (135). Der Student Bertuch stellt sich uns als ein Individualist dar, der nicht bereit war, seine persönlichen Interessen, Wünsche und Ziele einem herkömmlichen Werdegang zu opfern. Er schlug einen selbsterdachten Weg ein. Am üblichen rohen, liederlichen und kostspieligen Studentenleben nahm er schon aus Geldmangel nicht teil. Daraus erwuchsen ihm keine Anpassungsschwierigkeiten, die ihn ernsthaft beeinträchtigt hätten. Schon seit Kindheitstagen erfreute er sich ja guter zwischen-

menschlicher Beziehungen und brauchte nur weiter er selbst zu sein, um sich einen aufsein Können, Wollen und Vermögen zugeschnittenen Umkreis selbst bilden zu können. So ganz ohne schmerzliche Entsagung mag der Verzicht aufs ausgelassene Treiben der anderen nicht gewesen sein. Im Nachhinein sieht es so aus, als habe er schon damals einen Lebensentwurf besessen, der nicht von selbstvergessenem Streben nach Höherem, sondern, auf Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit gerichtet, von heftigem Verlangen nach Geld und Ansehen geprägt war. Anschluß an Gleichgesinnte fand er durch den Beitritt zur „Deutschen Gesellschaft", einer Vereinigungjunger Akademiker zur Pflege der nationalen Kultur (136). Zu Professoren und Kommilitonen hatte er gute Kontakte. Es hat sich ein Poesiealbum erhalten, in dem ihm Lehrer und Mitstudierende empfindsam ihre Freundschaft versichern (137). Sein engster Studienfreund Slevoigt war der Sohn des Wildmeisters Traugott Friedemann Slevoigt aus Waldeck bei Bürgel in der Nähe Jenas. Seine Schwester Karoline (geb. 1751) wurde bald Bertuchs Braut. Die herbeigesehnte Ehe war für die Verwirklichung der Zukunftspläne und die Zielstrebigkeit des Handelns ein großer Ansporn, aber Bertuch griff hoch — bis zur Hochzeit mußten beide noch viele Jahre warten. Nahe stand Bertuch auch der Kommilitone Ernst August Schmidt, der nachmalig Kanzlist in Weimar wurde und sehr gelehrt war. Bedeutsam war die Freundschaft zu Heinrich Christian Boie, den Bertuch später in einem Brief an Johann Wilhelm Ludwig Gleim (vom 24.10.1774) als seinen ältesten akademischen Freund bezeichnete (138). Boie (1744-1806) studierte 1764 bis 1767 in Jena Rechtswissenschaften, war als großer Literaturkenner Anreger und Förderer dichterischer Talente und außergewöhnlich kommunikativ. Verbindungen herzustellen, war ihm eine Leidenschaft, und damit wurde er zu einem für arme Schriftsteller überaus nützlichen und zunehmend einflußreichen Mann. Er stand dem Göttinger „Hain" nahe, zu dem unter anderem die Dichter Hölty, Voß und die Brüder Stollberg gehörten. Mit Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797) gab er den Göttinger „Musenalmanach" heraus (1770), dessen Vorbereitung noch in Bertuchs Studienzeit fiel. Boie und der „Hain" verehrten Klopstock, waren deutschnational bewegt und Wieland spinnefeind. Bei aller Ubereinstimmung und Freundschaft hinderte das Bertuch nicht, mit Erstlingswerken im Stil des

Meisters bei Wieland vorzusprechen. Er besuchte den berühmten Dichter gegen Ende seines Studiums in Erfurt (139). Irgendwann machte er in Jena auch die für ihn außerordentlich wichtige Bekanntschaft des Freiherrn Ludwig Heinrich Bachoff von Echt. Dieser adlige Herr gab den Ausschlag, daß Bertuch 1769 seine Studien ohne Examina abbrach. Der Student drang in die höchsten Kreise vor, trotz Armut und umso überzeugender dank eigener Fähigkeiten, die zu dieser Zeit eine hohe Geltung hatten.

Hofmeister Bertuch Auf der bürgerlichen Erfolgsleiter führte, wie wir gesehen haben, kein Weg an der Aristokratie vorbei. Keine Karriere war — direkt oder indirekt — ohne die Gunst der herrschenden Klasse denkbar und kein Zutritt zum Hof ohne entsprechende Verbindungen. Das traf in besonderem Maße auf die Domäne der Kunst und Literatur zu, deren Hervorbringer meistens bürgerliche Habenichtse waren. Nun bot sich dem 22jährigen Bertuch die Gelegenheit, mit einem Adligen, der seine Liebe zur Literatur teilte, in Beziehung zu treten. Er hatte einen Mäzen gefunden. Freiherr von Echt offerierte dem Unbemittelten und noch Unbekannten Brot, Amt und Bleibe. Bertuch wurde 1769 Hofmeister, das heißt Hauslehrer der beiden wohlerzogenen Söhne auf Gut Dobitschen bei Altenburg (140). Uber Bertuchs pädagogische Tätigkeit wissen wir nichts. Freiherr Ludwig Heinrich Bachoff von Echt (1725-1792) war ein sehr vornehmer und vielseitig gebildeter Herr. Er war Sohn eines kaiserlichen Rats und sächsisch-herzoglichen Kanzlers. Von 1742 bis 1745 hatte er in Leipzig studiert. Als dänischer Geheimer Rat und Gesandter war er in Madrid, Regensburg und Dresden gewesen (141). Noch keine 50 Jahre alt, lebte er als Pensionär bei reichlich bemessener Freizeit mit seiner Frau, einer Gräfin Moltke, und den beiden Söhnen auf seinen Gütern Romschütz und Dobitschen. Im Diplomatenhaushalt herrschten feinste Sitten, im Umgangston war man auf heitere Ausgeglichenheit bedacht. Herr von Echt besaß eine bemerkenswerte Bibliothek, insbesondere eine erlesene Sammlung spanischer Klassiker, denen seine Vorliebe galt. Von seiner Zeit in Madrid her war er des Spanischen mächtig und hatte sich eine große Neigung für jenes Land und seine Dichtung bewahrt. Sein

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Hang zur Poesie schlug sich auch in eigenen Gedichten, insbesondere geistlichen Liedern, nieder (142). Nicht daß er ein hochgeistiger Mensch gewesen wäre, aber er labte sich an der Kunst und war ein feiner Kenner. Sein Wissen mäzenatisch auszubreiten und — mit gebührender Unterwürfigkeit, wie wir von vielen nachmals berühmten Hauslehrern wissen — begierig angehört zu werden, machte ihm offenbar Freude; denn er opferte dafür viel Zeit. Umgekehrt war Bertuch auf die Erweiterung seiner Kenntnisse und Entfaltung seiner Fähigkeiten erpicht. Er war sogar zu äußersten Anstrengungen bereit. Zu jener Zeit müssen Bertuchs Pläne bereits feste Umrisse besessen haben, oder ein höherer Instinkt hat den jungen Mann geleitet; denn was immer er auf Dobitschen tat, es erwies sich als zukunftsträchtig und selbst en detail für viele Jahre brauchbar. Seinem Enthusiasmus für alles Neue, das der Freiherr ihm vermittelte und das er mit „beweglichem Geist" ergriff, hielt sein kühler Verstand die Waage. Alles Angeeignete wußte er optimal umzumünzen. Er profitierte auf Dobitschen vielfach. Insbesondere leitete er seine Laufbahn als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber ein, benutzte die erstklassige Adresse und die eigene gefestigtere Position zum Ausbau nützlicher Beziehungen und eignete sich adlige Etikette und weltgewandtes Auftreten an. Auf die literarische Produktion dieser Zeit wird in einem gesonderten Kapitel näher eingegangen, hier interessiert nur das Biographische. Der genius loci und des Freiherrn Einflußmöglichkeiten beflügelten Bertuch, seine poetischen Versuche auszubauen und zu veröffentlichen. Wes Geistes Kind er war, tritt nun deutlicher in Erscheinung. Vielleicht hat er an sein eigenes dichterisches Talent geglaubt, berufen war er nicht. Er schlug konservative Stilrichtungen ein und orientierte sich am Anerkannten, bereits Veraltenden. Alle Werke erschienen in Altenburg bei Richter, wo auch Herr von Echt veröffentlichte: „Copien für meine Freunde" (1770, nur teilweise von Bertuch. Werkkat. Nr 1. Bertuchs Werke I), „Wiegenliederchen" (1772. Werkkat. Nr 2. Bertuchs Werke II, III), „Das Mährchen vom Bilboquet" (1772. Werkkat. Nr 3. Bertuchs Werke IV). Die Kritik war teilweise vernichtend, und Bertuch mußte die saure Erfahrung verarbeiten, daß, wer immer einen Fuß in die Öffentlichkeit stellt, sogleich jemanden provoziert daraufzutreten. Wieland und Weiße waren von der dichterischen Verwandtschaft der Ber-

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tuchschen Werke mit den ihrigen offenbar derartig geblendet, daß sie den Autor für talentiert hielten. Sie hatten zudem beide unter der Kritik der nachwachsenden Schriftstellergeneration zu leiden und mögen über die eigene Vorbildlichkeit doppelt glücklich gewesen sein. Auf die Dauer erfolgreicher war Bertuch als Übersetzer. Was ihm an Kreativität fehlte, fiel in diesem Genre weniger ins Gewicht. Französisch und Englisch waren ihm kein Problem. So konnte er bereits 1771, natürlich in Altenburg, „Heinrich und Emma" nach Priors nußbraunem Mädchen veröffentlichen. 1772 folgte „Der Schauspieler" nach dem Französischen des St. Albine, gleichfalls in Altenburg erschienen. Mit diesen Übersetzungen waren noch keine Lorbeeren zu verdienen, aber es war doch ein weiterer Schritt in die Literaturszene getan. Den großen Wurf verdankte er des Freiherrn besonderer Liebe zu Cervantes. Herr von Echt erschloß ihm eine neue Welt. Bertuch spricht von „Götternächten", während denen er in das Genre eindrang. Bei aller Begeisterung sah er klar, daß der deutsche Büchermarkt für die europäischen Klassiker längst reif geworden war. Die italienische und englische Literatur, insbesondere Shakespeare, war bereits erfolgreich erschlossen. Bertuch erkannte die spanische Literatur als Marktlücke. An Gleim schrieb er 1774: „Ich habe es geschworen, schon vor 5 Jahren geschworen, die Manen meines Lieblings Cervantes zu versöhnen und dem liebenswürdigen Thor, Don Quixote, den Bettler Mantel abzunehmen (...)" (143). Er machte sich unverzüglich ans Werk, um die Spanier zu gegebener Zeit dem deutschen Publikum präsentieren zu können. Durch einen Gichtanfall zur Untätigkeit gezwungen, brachte Herr von Echt seinem Hofmeister anhand der Lektüre des „Don Quijote" das Spanische bei. „Der Eifer und die Beharrlichkeit, womit Bertuch sich darin zu vervollkommnen suchte, hatte keine Grenzen. Oft bis spät in die Nacht las und übersetzte er Spanisch, und jede Erholungsstunde war diesen Bestrebungen gewidmet." (144) In sechs Wochen soll er durch den „angestrengtesten Fleis" (145) die Sprache erlernt haben. Hier gibt er ein Beispiel für das Verhalten des aufstrebenden Bürgertums. Schonungslos gegen sich selbst, vom Ehrgeiz angetrieben, rang er sich Höchstleistungen ab. Viel später berichtete er, daß die Einbuße der Sehkraft seines rechten Auges das Lehrgeld fürs Spanische gewesen sei (146). Bertuch nutzte zugleich, um der besseren Übersetzung

willen, die Kenntnisse des freiherrlichen Kammerdieners, der seinem Herrn schon in Spanien gedient hatte und Leben und Treiben des niederen spanischen Volkes zu beschreiben wußte. Er bereitete schon zu diesem Zeitpunkt die Neuübersetzung des „Don Quijote" vor, die er in Weimar systematisch in Angriff nahm, 1775 bis 1777 veröffendichte und mit 2 000 Talern honoriert bekam. Zustande kamen auf Dobitschen schon die Übersetzungen der „25 Lieder nach dem Spanischen des Villegas" (erschienen im „Teutschen Merkur" 1774), der „Geschichte des berühmten Predigers Bruders Gerundio von Capazas" (Leipzig 1773) aus dem Englischen und „Ines de Castro", ein Trauerspiel nach Houdard de la Motte (Leipzig 1773). Bertuch hielt sich also nicht unbedingt ans Original. Daß es ihm mehr um die Vermittlung der spanischen Literatur in der Marktlücke als um deren sachgerechte Übersetzung aus dem Urtext ging, wird hier schon offensichdich. Uberanstrengung, schlechtes Licht und starker Kaffeegenuß führten außer zur Beeinträchtigung des Augenlichts zu heftigen Fieberanfallen. Selbst das war nützlich; denn Bertuch konnte die Beziehung zu Herrn von Echt zwanglos aus Gesundheitsgründen lösen und sich 1773 in Weimar in die Arbeit stürzen. Für die Zeit der Rückkehr und des Neubeginns hatte Bertuch auch anderweitig vorgesorgt. In seinem Nachlaß läßt sich Briefwechsel zwischen 1769 und 1772 nur mit sieben Personen nachweisen (147). Für uns sind vor allem die Kontakte zu Wieland und Weiße interessant. Christian Felix Weiße (1726-1804) ist der Verfasser meist rührender, gefälliger und moralisierender Rokokodichtungen, die Bertuch in seinen „Wiegenliederchen" nachempfand. Der Kontakt zu Wieland intensivierte sich und ging weit über den Rahmen schriftstellerischer Mentorschaft hinaus. Die beiden verband bei allem sozialen und geistigen Gefalle und dem Altersunterschied (14 Jahre) so manches. Vorab die Meisterschaft in der Berechnung des eigenen Vorteils. Wieland hatte es wie Bertuch nicht leicht gehabt und betrieb notgedrungen fast sein ganzes Leben lang eine ähnliche Erfolgsstrategie. Seinem Genie waren Launenhaftigkeit und beinahe Gleichgültigkeit gegenüber dem Buchhandel beigegeben. Die berufliche Karriere hatte er ausschließlich seinen schriftstellerischen Erfolgen zu verdanken. Seine Dichtung fand beim Adel und Bürgertum gleich großen Anklang und war für den Buchhandel ein

bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Der Dichter profitierte davon und gewann Einfluß. Dennoch strebte er heftig und das schon lebenslang nach literarischer Unabhängigkeit (148). Zu der Zeit, als Bertuch mit Wieland in Beziehung trat, war unter den deutschen Autoren eine Emanzipationsbewegung in Gang gekommen. Daß die Verleger die Autoren drückten, wurde dieser Bewegung insbesondere durch Gleim in den Kopf gesetzt (149), und es fehlte in der Tat ein verbindliches Verlags- und Urheberrecht. Wieland selbst konnte sich an und für sich nicht beklagen, aber zur Unabhängigkeit reichte es nicht, zumal ihm eine extrem kinderreiche Familie vorschwebte. Die Bewegung wurde durch ein dichtes Beziehungsnetz zusammengehalten. Der ganze Wielandsche Kreis, der sehr groß war, gehörte dazu, auch Weiße. Für Bertuchs Zukunftspläne — die freie Schriftstellerei, was sonst — waren die AutorenSelbstverlagsbestrebungen und der Kontakt zu Wieland äußerst wichtig. Klug und souverän setzte er die Hebel genau an der richtigen Stelle an. Nachdem er es geschafft hatte, Wieland für seine poetischen Versuche zu erwärmen, muß es ein Leichtes gewesen sein, die beiderseitigen Autoreninteressen zu koordinieren. Es besteht, wie die Dinge dann liefen, kein Zweifel, daß er Wieland sehr bald von seinen besonderen Qualitäten überzeugte — von Unternehmungsgeist und Weitsicht, von seinem Organisationstalent, seinem rechneri• sehen Verstand und einer kaufmännischen Nüchternheit, die sich keine emotionalen Abschweifungen gestattete. Anders ist der weitere Verlauf der Beziehung nicht zu erklären. Wieland begann seine Schäfchen dadurch ins Trockene zu bringen, daß er 1772 bei einem Jahresgehalt von 1000 Gulden in Weimar Prinzenerzieher wurde, was ihm nach relativ kurzer Amtszeit eine Pension von 600 Gulden einbrachte (150). Bertuch profitierte von diesem Schritt in jeder Weise, und er hielt in diesem Jahr die Zukunftsfaden wohl schon ziemlich fest in der Hand. Mit Wieland war offenbar alles weitere, das ihm seine Existenz in Weimar zu sichern half, abgesprochen. Was ihm an schriftstellerischem Talent fehlte, ersetzte er durch äußersten Fleiß und durch geschickte Auswahl und Verarbeitung fremden literarischen Materials. Verächtlich hat Goethe vermerkt, daß sich Bertuch „mit fremden Federn" schmücke, worauf noch einmal eingegangen wird. Abgerundet wurden, wie schon gesagt, Bertuchs Startgrundlagen in Dobitschen durch den gesell-

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schaftlichen Schliff, den ihm der adlige Diplomatenhaushalt vermittelte. Bertuch gewann mehr als die Beherrschung internationaler Etikette. Er lernte nicht nur mit Hoch und Niedrig formvollendet und geschmeidig umzugehen, sondern das, wie ein Zeitgenosse vermerkt, mit „Freiheit und Liebenswürdigkeit (...) auf eine so feine und doch von allem Eigendünkel befreite Weise (...), daß er als ein junger Mann gelten konnte, der sich ziemlich weit in der Welt versucht und umgesehen." (151) Auch das Weltmännische und Verbindliche hatte er mit Wieland gemeinsam. Die Zeit war reif, Wieland wartete, Bertuch kehrte 1773 als freier Schriftsteller nach Weimar zurück.

Der freie Schriftsteller Bertuch war 26 Jahre alt, als er 1773 in Weimar eintraf. Ob er gern zurückkehrte? Er hatte wie so viele — selbst Wieland — keine Wahl. Sein Status war klar: Er kam als erster freier Schriftsteller in die kleine Stadt, zwar ohne Vermögen, mit abgebrochenem Studium, angegriffener Gesundheit und noch alleinstehend, aber mit familiärem Fond und als Literat kein Unbekannter mehr. Als kluger und gewandter Schöngeist durfte von vornherein auf Resonanz hoffen. Gewicht erhielt seine Position vor allem durch die Protektion Wielands, was ihn in den Bereich der fürstlichen Gnadensonne rückte. Der Hof nahm den gebildeten und gewandten jungen Mann dann auch sehr bald huldvoll auf, und damit öffneten sich ihm zugleich vele bürgerliche Türen. Das Terrain war günstig. In Weimar begann „der Geist für Literatur und Kunst sich auf die entschiedenste und vielversprechendste Weise zu regen (...)" (152). Es bildeten sich unter den Intellektuellen und Künstlern erste Gruppierungen möglichst mit Bezug zum Hofe aus, ohne den auch hier eben nichts lief. Gegenseitige Sympathie und Nützlichkeitserwägungen waren zeitgemäß untrennbar miteinander verflochten, das l'art pour l'art der Freundschaft wurde in Weimar noch nicht propagiert und hätte Bertuch, wie seine weitere Laufbahn zeigt, eh nichts bedeutet. Zunächst zog Bertuch in ein Eckhaus am Lindenberg in der Nähe des Jakobtors (153). Im Erdgeschoß befand sich ein Trödelkramladen, der sogleich in die Zukunftsplanung einbezogen wurde. „Hier belauschte er die Käufer, die sich vorzüglich an Markttagen zahlreich einzustellen pflegten, und

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notirte sich manche sprichwörtliche Redensart, die er da brauchen konnte, wo es galt, die spanischen Proverbien des Sancho Pansa durch ähnliche deutsche wiederzugeben (...)" (154). Die Bleibe war Bertuchs Kassenstand entsprechend bescheiden, wurde zur „Philosophenhütte" hochstilisiert und zum Treffpunkt eines ausgesuchten Freundeskreises. Bertuch schloß sich eng an den Schauspieldirektor Abel Seyler und dessen Frau Friederike an. Sie sahen sich fast täglich. Mit von der Partie waren vor allem der berühmte Schauspieler Konrad Ekhof und der Hofkapellmeister Ernst Wilhelm Wolf und dessen Frau, die sich im Gegensatz zu dem Kapellmeister Schweitzer und dessen Vokalistin der besonderen Gunst der Herzogin Anna Amalia erfreuten (155). Das waren für einen sich mühselig hocharbeitenden jungen Mann wichtige Leute, die für weitere Querverbindungen sorgten. Das herzogliche Theater bot jungen Talenten Gelegenheit zur Darbietung entsprechender Werke, insbesondere an den drei im Herbst zu feiernden fürstlichen Geburtstagen. Bertuch huldigte im Jahr seiner Rückkehr gleich dreimal. Am 4. September 1773 wurde anläßlich des erbprinzlichen Geburtstags (3. 9.) sein Trauerspiel „Elfride", das sich eng ans englische Vorbild anlehnte, von der Seylerschen Truppe erfolgreich uraufgeführt (Werkkat. Nr 9. Bertuchs Werke XI), einen Monat später ehrte er den Prinzen Konstantin mit dem Trauerspiel „Ines de Castro" nach Houdard de la Motte und dem Pantomim-Ballett „Scipio" (156) (Werkkat. Nr 7. Bertuchs Werke IX). Zum Bertuchschen Freundeskreis zählten sehr bald auch viele „literati": der von Bertuch „antik" genannte Karl August Musäus (17351787), der ihm schon seit der Dobitscher Zeit bekannte Weiße und Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797), der zusammen mit Boie den Göttinger „Musenalmanach" herausgab. Bertuch lud Gotter am 16. Juli 1773 in seine Wohnung ein (157). Bald lernte er auch den Buchhändler und mutigen Verfechter der Aufklärung Friedrich Nicolai (1733-1811) kennen, der den „Sturm und Drang" sarkastisch bespöttelte. Hinzu kamen vor allem die Freundschaften zu Gleim (seit 1774) und — wieder auflebend — zu Boie, der eifrig für weitere Beziehungen sorgte. Auch zum Adel und damit zum internen höfischen Gefüge knüpfte er engere Beziehungen: zu dem Kammerherrn von Kalb, dem Kammeijunker von Einsiedel und dem Erzieher des Prinzen Konstantin von Knebel. Der im Bertuch-Nachlaß erhaltene Briefwechsel aus die-

ser Zeit ist bereits sehr umfangreich (158). Bertuch pflegte seine Beziehungen aufmerksam, emotional distanziert und sehr diplomatisch, was sich insbesondere bei Fehden der Freunde untereinander und bei Hofintrigen bewähren sollte. Mit Herrn von Echt stand er weiterhin in Verbindung (bis mindestens 1787), wie sich überhaupt seine Beziehungen als langdauernd erwiesen und sich durch faires und verbindliches Verhalten seinerseits auszeichneten. Aufschlußreich ist der Gewinn, den Bertuch aus der Freundschaft mit Abel Seyler zog. Abgesehen von den gemeinsamen Theaterinteressen verband die beiden vor allem das Kommerzielle. Seyler hatte als Kaufmann in Hamburg bankrott gemacht, dann zog er lange als Schauspieldirektor durch die Lande, ehe er sich in Weimar etablierte. Er führte Bertuch in die ökonomischen Grundwissenschaften ein und vermittelte ihm, durch seine Laufbahn gewitzt, gute buchhalterische Kenntnisse. Wir dürfen davon ausgehen, daß sich, gründlich wie er war, Bertuch auch unabhängig von ihm ein profundes und ökonomisch zeitgemäßes Wissen aneignete (159). Diese Kenntnisse verwertete er schon jetzt und weit über das Normalmaß eines Schriftstellers hinaus. Zunächst schöpfte er noch aus dem Fundus seiner Schriftstellerei, den er geschickt erweiterte und der ihm nicht nur übers Theater die Verbindung zum Hofe verschaffte, sondern ihm auch die Mitarbeit als Autor an Wielands „Teutschem Merkur" sicherte. Mit der literarischen Verarbeitung der französischen Literatur kam er dem konservativen Geschmack der guten Gesellschaft entgegen, mit der bürgerlich-moralischen Richtung aus England deren Hang zu Neuem. Er konnte als ein sprachgewandter, dem Lesepublikum gefälliger Autor gelten. Die spanische Literatur füllte, wie gesagt, eine Marktlücke und wurde zu seiner ureigensten Domäne. Da auf seine Werke gesondert eingegangen wird, sei hier nur darauf hingewiesen, daß er außer „Elfride" und „Scipio" für das Weimarer Theater noch das lyrische Monodrama „Polyxena" (Werkkat. Nr 8. Bertuchs Werke X) schrieb, dazu einige Gedichte (u. a. „An Fanny" und „An eine Quelle". Werkkat. Nr 5. Bertuchs Werke VI, VII) und stark an Wieland orientiert „Der Sprödenspiegel oder Theobald und Laurette" (Werkkat. Nr 4. Bertuchs Werke V) (alles zuletzt genannte 1774 in Wielands „Teutschem Merkur" erschienen). Dramen und Gedichte gab Bertuch auch als Ubersetzer nach den gleichen Gesichtspunkten wie die eigenen

Werke, aber in größerer Zahl heraus: u. a. die komische Oper „Das große Loos" von K. S. Favarts aus dem Französischen (Weimar 1774, die Musik von Wolf), die in Gotha von der Seylerschen Truppe ohne Erfolg aufgeführt wurde. Vor allem begann er mit der Veröffentlichung seiner spanischen Ubersetzungen, was allenthalben begeisterte Zustimmung fand. Für „Weltliteratur" war die Zeit gekommen. Aus dem vorhandenen Fundus ließ er jetzt zwei bereits erwähnte Werke erscheinen: die „Geschichte des berühmten Predigers Bruders Gerundio von Campazas" von Juan Isla nach einer englischen Ausgabe (Leipzig 1773. Werkkat. Nr 10. Bertuchs Werke XII) und die „ 2 5 Lieder nach dem Spanischen des Villegas" („Teutscher Merkur" 1774. Werkkat. Nr 11. Bertuchs Werke XIII). Der große Wurf war die Übersetzung des „Don Quijote", die er nun intensiv in Angriff nahm und im Dezember 1774 im „Teutschen Merkur" ankündigte. Ermutigung fand er bei Wieland, Musäus und dem Bibliothekar K. E. Schmidt, mit dem zusammen er den Cervantes las. Bertuch griff als erster deutscher Übersetzer unmittelbar auf das spanische Original zurück, benutzte allerdings auch einen französischen und einen deutschen Text. Der „Don Quijote" war längst ein Lieblingsbuch der Aufklärung geworden, aber seine Verehrer wie Lessing, Gerstenberg und Lichtenberg konnten nur auf unzulängliche Übersetzungen zurückgreifen. Insofern war die Bertuchsche Unternehmung ein literarisches Ereignis. Von allen Unzulänglichkeiten abgesehen, auf die wir gesondert eingehen werden — „Er drang in einen schönen Garten hinein, zählte die Blumen und achtete dagegen auf ihre Farbe und auf ihren Duft nicht" (160) —, reichte die unmittelbare Wirkung dieser Übersetzung bis ins 20. Jahrhundert hinein (161) (Werkkat. Nr 12-16. Bertuchs Werke XIV). Schon die Arbeit an der Übersetzung gab Bertuch eine Aura des Besonderen. Unerhört fleißig werkelte er an diesem Meilenstein seiner Laufbahn. „Die meisten meiner Tage sind jetzt alle einander gleich; nämlich früh um 5 Uhr stehe ich auf und setze mich mit meinem lieben Ritter an den Schreibtisch und sitze da, die Essenszeit ausgenommen, bis Abends 6 Uhr. Da steht mein Gaul vor der Thüre, den besteige ich und reite bis gegen 8 Uhr oder gehe mit unseres lieben Wieland Familie spazieren. Um 8 Uhr esse ich ein wenig kalt und schreibe noch bis 10 Uhr Briefe." (162) Die am Abend geführte Korrespondenz betraf

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meist Angelegenheiten des „Teutschen Merkur" (zuerst: „Deutscher Merkur". Werkkat. Nr 30. Bertuchs Werke XXVII), an dem Bertuch sogleich mitarbeitete. Wieland hatte sich für seine monatlich erscheinende Literaturzeitschrift den „Mercure de France" zum Vorbild genommen. Es war ein Selbstverlagsunternehmen, und ihm schwebte damit mehreres vor: Zusammen mit seinem Gehalt bzw. der Pension als Prinzenerzieher und den Einnahmen aus der Zeitschrift wollte er endlich als finanziell unabhängiger Schriftsteller leben können, seine eigenen Schriften unter Umgehung der Nachteile eines fremden Verlags verbreiten und für deren gesicherten Vertrieb sorgen. Friedrich Heinrich Jacobi, der Mitgründer des Blattes, brachte es auf eine noch einfachere Formel, für ihn reichte der Götterbote Mercurius auf dem Titelblatt „nach dem Beutel mit Gold, den er noch nicht hat" (163). Sein „monatliches Fabrikwesen" (164) baute Wieland auf der Basis persönlich-freundschaftlicher Beziehungen auf, so wurde auch Bertuch sein Autor. Sein bester Mitarbeiter war er selbst. Was ihm nicht genehm war, insbesondere die Gegenaufklärung und natürlich das Geniewesen, wurde verdammt. Nur die Großen der neuen Bewegung wie Goethe rezensierte er positiv, um sie für sich einzunehmen. Gewonnen wurden durch seine Art interner Zensur möglichst viele Einflußreiche und vor allem auch die gute Gesellschaft, auf deren Ton und Moral der Merkur die größte Rücksicht nahm — und das alles, wenn es sein mußte, auch gegen die eigenen Mitarbeiter. So fand er eine Menge Abonnenten, aber auch Gegnerschaft wie die Nicolais, der die Bedeutung des Merkurs entsprechend einschränkte. Fehden gab es unter anderem auch mit Jacobi, Boie und dem Göttinger „Hain" und mit dem Kreis um Goethe. Das gab Bertuch Gelegenheit, sich als Wielands Kampfgenosse zu bewähren. Bertuch teilte im Grunde Wielands Standpunkt gegenüber der neuen Dichtergeneration und war im Umgang mit Einflußreichen und Lesern ebenso berechnend wie der Freund. Dessen Launen begegnete er mit Gelassenheit, Liebenswürdigkeit und Geduld. Er blieb ihm Freund und ließ ihn niemals im Stich. Dabei führte er die Auseinandersetzungen mit Wielands Kritikern unter Vermeidung von Polarisierungen offen und klug, verdarb sich selbst keine der Beziehungen und kam letzten Endes in allen Fehden zu seinen Gunsten davon. Der Göttinger „Musenalmanach" für 1775 erschien mit heftigen Angriffen gegen Wieland.

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Boie, mit dessen deutsch-nationalem Denken Bertuch, wie wir noch sehen werden, schon aus ökonomischen Gründen sympathisierte, bemerkte mit einigem Recht, daß im Merkur alles auf einen französischen Ton gestimmt sei. Außerdem wart er Wieland vor, „die schöne Idee einer deutschen Nachahmung des 'Mercure de France' verdorben" zu haben (165). Bertuch stellte Boie zur Rede. An Gleim schrieb er am 24. Oktober 1774: „Er ist mein ältester akademischer Freund, aber diese That macht ihn in meinen Augen ehrlos. Ich habe es ihm trocken geschrieben" (166). Boie, weniger rigoros als die „Hain"-Bündler, distanzierte sich vom „Musenalmanach", versicherte, daß alles ein Mißverständnis sei, daß er Wieland liebe und verehre und gab schließlich das Konkurrenzblatt „Deutsches Museum" heraus. So waren Integrität, Freundschaft und Eigeninteresse nach allen Seiten gewahrt. Nicolai nahm in der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek" (1774, Bd 21,1) ironisch Anstoß an der Einseitigkeit des Merkurs und schränkte dessen Bedeutung auf Wielands Freundes- und Verehrerkreis ein. Später (1778, Bd 25, I) wurde seine Kritik vernichtend. Im Streit mit Nicolai jonglierte Bertuch als Vermittler und versprach in einem Brief an Campe vom 3. Juli 1775, „die Sache en question bey einer andern Gelegenheit wieder ins Gleiche zu bringen". Am 5. August erklärte er, daß man in Weimar Nicolais Angriffe gelassen erwarte. Zugleich prophezeite er laut — und falsch, wie sich herausstellte —, daß beide starke und edle Männer seien, so daß der Kampf bald ein Ende haben werde (167). Kaufmännisch stand dem in dieser Hinsicht unfähigen Wieland zunächst Abel Seyler zur Seite, der aber schon vor Mai 1774 von seinem ihm inzwischen überlegenen Schüler Bertuch ersetzt wurde (168). Bertuch führte von Ende 1773 bis 1 7 7 6 wohl fast allein den gesamten kommerziellen Briefwechsel und trat dadurch mit einer großen Zahl auch für ihn selbst nützlicher Leute in Verbindung. Er leistete dem Merkur organisatorisch und finanziell gute Dienste. Wahrscheinlich hat er die Verlegung des Drucks von Halberstadt nach Weimar, die die Expedition vereinfachte, und den Verkauf des Blattes an den „Teufel" Hoffmann vom 2. Jahrgang an angeregt. Durch den Verkauf entging Wieland den Nachdruckdrohungen der Buchhändler, die der Selbstverlagsidee natürlich feindselig gegenüberstanden. Der Verkauf verhalf Wieland zu einer ansehnlichen Jahresrente. Ber-

tuch blieb dem Merkur kaufmännisch auf Dauer unentbehrlich. Die eigene Schriftstellerei begann Bertuch in gleichem Maße, wie er sich kommerziell erfolgreich betätigte, aufzugeben. Einem wichtigen Bereich seiner Produktion setzte in der Nacht vom 5. zum 6. Mai der Schloßbrand, dem auch das Theater zum Opfer fiel, ein Ende. Bertuch konnte „Polyxena" nur noch im Merkur erscheinen lassen. Wieland bezeichnete noch am 9. August 1802 in einem Brief an seinen Sohn Ludwig die freie Schriftstellerei als „das elendeste, ungewisseste und verächtlichste Handwerk, das ein Mensch treiben kann — der sicherste Weg im Hospital zu sterben." (169) Für einen Bertuch war die Lohnschriftstellerei letzten Endes nur ein Sprungbrett für lukrativere Tätigkeiten. Zudem mögen ihm schon jetzt Zweifel am eigenen Talent gekommen sein, das auch Wieland nicht mehr allzu hoch einschätzte. Er hielt ihn bestenfalls für einen gefälligen Erfolgsautor. Die übrige, weit herbere Kritik hatte Bertuch wohl die Freude an der eigenen Dichtkunst vollends verleidet; „(...) und schafft einer von uns was, woran er sonst Freude gehabt hat, so tadelt und verspottets ihm der Andere so lange, bis dem Meister selbst für seinem Wercke eckelt" (Bertuch. 170). Die Beziehungen zu Wieland wurden schon lange von dem gemeinsamen Interesse an der Selbstverlagsidee getragen. Der Merkur trat für die Idee ein und polemisierte heftig gegen Nachdruck und Zensur. Wieland hatte die Literaturzeitschrift und ihr ursprüngliches Programm geradezu umfunktioniert und in den Dienst der eigenen Autorschaft und literarischen Richtung gestellt. Daß es ihn dennoch kränkte, seinen „Oberen" im Merkur veröffentlichen zu müssen, steht auf einem anderen Blatt (171). Bertuch jedenfalls, der sich schriftstellerisch quasi als Anfänger in Wielands Fahrwasser bewegte, profitierte von der Zeitschrift. Davon unabhängig verfolgte er die Selbstverlagsidee für seinen „Don Quijote", von dem er sich einen großen finanziellen Gewinn versprach. Die kaufmännische Mitarbeit am Merkur hatte ihm Gelegenheitgegeben, seine kommerziellen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und zu entwickeln. Sein Blick für die Abschätzung literarischen und finanziellen Erfolgs hatte sich geschärft. Es verwundert nicht, daß die beiden Männer den Plan für eine Weimarer Verlagsbuchhandlung ausheckten, in der zugleich die Verwirklichung selbstverlegerischer Interessen und weit darüber hinausgehender Unternehmergewinn zu erwarten waren. Ber-

tuch schrieb am 7. November 1774 an Gleim: „Wieland und ich wir haben beyde, wenn uns Gott leben läßt, fest beschlossen, hier in Weimar, unter dem Schutz und mit Unterstützung unseres jungen vortrefflichen Fürsten, eine große Buchhandlung zu errichten, die besten Schriftsteller Teutschlands durch höhere Bezahlung ihrer Werke mit uns zu verbinden, der großen Buchhändler-Rotte dadurch das Gleichgewicht zu halten, und folglich dieselben zu nöthigen gerechter und billiger gegen verdienstvolle Gelehrte zu seyn, die sie jetzt als ihre Tagelöhner halten und bezahlen." (172) Vorsorglich bat er Vater Gleim um künftige Schriften. Das war wahrhaftig ein eleganter Übergang vom puren Selbstverlagsgedanken zum fortschrittlichen Verlagsunternehmertum. Der Plan ist uns erhalten als „Gedanken über den Buchhandel", erschienen 1774, verfaßt von Friedrich Justin Bertuch (173). In klarer Diktion und logischer Gliederung, sachbezogen, mit dem eigenen und allgemeinen Wohl vor Augen und an den künftigen Fürsten gerichtet, legt der nun 27jährige Bertuch ein Konzept zur Gründung eines Verlags in Weimar vor. Er entwickelt Gedankengänge und eine Strategie, die er überzeugend zu begründen weiß. „Eine der bekanntesten Wahrheiten ist es, daß der Buchhandel unter allen Arten des Handels noch bis jetzt die reichste und einträglichste, sowohl für den Buchhändler selbst, als für den Staat, worin er bis zu einer gewißen Höhe gebracht blühet, sey." (174) Bertuch führt dem Fürsten den Buchhandel mit der gesamten dazugehörigen Industrie (Papiermühle, Druckereien, Schriftgießereien und Stempelschneidereien, Buchbinderei, Werkstätten mit Zeichnern, Kupferstechern, Formschneidern und Plattenschneidern) als Quelle künftigen Weimarer Reichtums vor Augen, demgegenüber sich die einzige bisherige Weimarer Handelsware Wolle als überaus dürftig darstellt. Er denkt an ein großes, klug eingerichtetes Unternehmen, das in den Händen der Gelehrten selbst liegt. Den Vorteil einer solchen Lösung beweist er mit einer detaillierten Kostenaufrechnung. Ein solches Unternehmen erweist sich danach zugleich den Gelehrten, der Literatur und dem Staat nützlicher als das traditionelle Verlagswesen. Dem Fürsten nimmt Bertuch jedes weitere Nachdenken ab und beweist, daß Weimar der richtige Ort, Hofrat Wieland als Leiter der richtige Mann und der Fürst selbst der einzig richtige Geldgeber ist. „Am besten wäre es, wenn der Landesherr die Gnade hätte, dieß neue große

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und nützliche Institut, mit einem Darlehen von etlichen tausend Thalern auf etliche Jahre ohne Zinsen zu unterstützen, und sich dafür das Warenlager hypothecieren zu laßen." (175) Dann liefert er dem Fürsten auch noch den Finanzierungsplan: Da ein Fond für den künftigen Schloßbau gesammelt würde, der sonst brachläge, solle er das Geld diesem entnehmen. Uber den mit fürstlichem Privileg ausgestatteten Weimarer Verleger Hoffmann, jenem alten Bekannten und „Teufel", entscheidet Bertuch gleich mit: „Er werde also ein Bücherkrämer, (...) oder noch besser: Er verschwände ganz" (176). Als Verlagsartikel schlägt er gute, neue und stets gangbare Ware vor. Von sich selbst spricht Bertuch nicht direkt, bezeichnet aber den Merkur, den er schon halb in die Hand genommen hatte, als stärkste Stütze der Handlung. Wenn er Wieland hervorhebt, dann mit keiner Silbe als Kaufmann, als der er sich ja selbst so markant darstellt. Wieland liefert den „großen Rahmen, Kenntniße und Wissenschaften", das Beziehungsnetz zum ganzen gelehrten Deutschland und natürlich die eigenen erfolgssicheren Schriften - Bertuch das kommerzielle Know how. So hätte, wenn der Plan vom Fürsten akzeptiert worden wäre, Bertuch ohne Eigenkapital geschäftlicher Leiter eines großen Unternehmens werden können. Folgerichtig realisierte er später, nachdem er über Eigenkapital verfügte, seine Vorstellungen in einem eigenen Unternehmen, den Autoren gegenüber dann allerdings entsprechend des Eigeninteresses weniger großzügig. Kalkül und Kälte der Bertuchschen Überlegungen verfehlten indes trotz der fürstlichen Ablehnung ihre Wirkung nicht. Bertuch hatte als nationalökonomisch und unternehmerisch weitblickender Finanzmann überzeugt. Der von uns vorerst nur vermutete geheime Gedanke Bertudis, sich unter Umständen verlegerisch unabhängig von Wieland und der Selbstverlagsidee zu betätigen, kommt in einer anderen Veröffentlichung Bertuchs zum Vorschein. Darin faßt er bereits andere Handelsgüter als Bücher ins Auge. Gleichfalls im Planungsjahr vor dem Regierungswechsel, das offenbar mächtigen Auftrieb gab, formulierte Bertuch als Denkschrift an die Fürstin den „Entwurf einer mit wenigen Mitteln hier zu errichtenden freien Zeichenschule" (Weimar 1774. 177) (Werkkat. Nr 23. Bertuchs Werke XXII). Er dachte dabei keineswegs an adligen und bildungsbürgerlichen Zeitvertreib, sondern an die Entwicklung des Kunstgewerbes und des Handels

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mit Luxusgütern. Der Plan realisierte sich zwei Jahre später, und Bertuch zog daraus über sein Landes-Industrie-Comptoir erheblichen Gewinn. Zu jener Zeit hatte er den Maler Georg Melchior Kraus kennengelernt und befreundete sich mit ihm. Sie planten, das beiderseitige Interesse fest im Auge, gemeinsam, was Aufbau und Leitung des künftigen Kunstinstituts betraf (178). In der Nähe von Weimar machte Bertuch eine Kupferstichpresse ausfindig. Kraus versprach, sich in Frankfurt um Subscribenten für den „Don Quijote" zu bemühen. In Frankfurt, wo Kraus auch Goethe von Bertuch erzählte, reichte er sein Bertuchporträt herum und wurde wegen des Kontaktes allgemein beneidet. Bertuchs Image wirkte bereits in die Ferne. Zu gleicher Zeit nannte Korona Schröter, die bedeutende Mimin, Bertuch „einen großen Dichter und gelehrten Mann" (179). Respektloser bemerkte ein Zeitgenosse: „Er übersetzt Bücher und stopft Vögel aus" (180), umso erstaunter wird er über die sensationelle Entwicklung der Bertuchschen Karriere gewesen sein. Mit dem Hofleben direkt hatte Bertuch nur am Rande zu tun, hielt aber durch Wieland und seine übrigen Hofbekanntschaften so manchen Faden in der Hand. Leider war die herzogliche Familie kurz vor dem Regierungswechsel in zwei Lager gespalten. Der Partei Anna Amalias mit dem Minister von Fritsch stand die der „aufgehenden Sonne", der künftige Regent Karl August mit dem Grafen Goertz, gegenüber. Das war für Wieland eine vertrackte Situation. Bei allem launenhaften Hin und Her war er seiner Herrin tief verpflichtet Mit Goertz, einem fein berechnenden Kopf, verband ihn im Grunde nichts, mit dem Prinzen alles. Er schwenkte selbstverständlich zur Partei Karl Augusts über, von dessen Regentschaft er sich wie jedermann viel versprach. Der Erbprinz stand aber nicht nur unter dem Einfluß des angeblich nur nach Geld und Macht gierigen Grafen Goertz, sondern neigte sich in ketzerischem Gegensatz zu seinem Erzieher Wieland deutsch-nationalem Denken, Klopstock und der jenem so verhaßten Avantgarde zu. Zudem befreundete er sich auch noch mit Goethe. Mit der Herzogin sah sich denn Wieland nach seiner Pensionierung, abgesehen von der Dankbarkeit, menschlich und im Denken mehr als mit dem Prinzen verbunden, dessen Wohlwollen er aber brauchte. Versöhnung der Gegensätze war dringend geboten und nur über den Abgang des Grafen zu erreichen, auf den Wieland denn auch hinarbeitete. Bertuch knüpfte seine Fä-

den gleichfalls in beide Richtungen. Er schloß sich klugerweise Wielands Balanceakten an und nahm gegen Goertz Partei, wenigstens privat. In einem Brief an Gleim vom 27. Juni 1775 nannte er den Edelmann „einen Feind der Herzogin Mutter und der jungen Herzogin, und (...) einen Mann, der neben der Sucht, sich zu bereichern, keine geringere Absicht hat, als hinter der Scene selber Herzog zu seyn." (181) Wieland und er wollten schon aus Verzweiflung über die ausweglos erscheinende Situation mit dem „Teutschen Merkur" nach Halberstadt ziehen — „Eher will ich Gassenfeger werden, als einem Schurken dienen" (Bertuch. 182) —, als Goertz plötzlich (am 1. Juli) als Geheimer Rat mit dem Titel Exzellenz und 1 500 Talern Jahresgehalt (lebenslänglich) verabschiedet wurde. Damit war der Weg für weniger diffizile Positionskämpfe, an denen Bertuch jedoch keinen Anteil zu nehmen brauchte, frei. Er überzeugte nun auf zurückhaltende Weise. Uns Heutigen tritt Bertuch als ein ohne Umwege auf seine Ziele lossteuernder, unternehmerischer Mann entgegen, durchblickend, klar und rigoros — ein dynamischer Typus, der sich auch durch Mißerfolge nicht mehr beugen ließ. Sein Wirken entfaltete sich zwischen 1773 und 1775 in der ganzen Breite seiner Möglichkeiten. Es waren Jahre der Fundamentierung, in denen er mit strenger Selbstzucht und erstaunlicher Leistungsfähigkeit eine glänzende Laufbahn vorbereitete. Vieles davon fand im Verborgenen statt, Bertuchs Zukunftspläne reiften still heran, und die einfädelnden Künste blieben weitgehend unbemerkt. Bei geschmeidigem und zurückhaltendem Wesen, das man bescheiden nannte, vermochte er je nach Absicht und glücklichem Umstand seine Umgebung zu beeinflussen und den Lauf der Welt zu seinen Gunsten zu steuern. Scheinbar ohne sein Zutun gelang ihm der Sprung in ein hohes Hofamt. Er wurde am 4. September 1774, einen Tag nach dem Regierungswechsel, Karl Augusts Geheimsekretär und Verwalter der Privatschatulle (Scatolier). „Diese ganze Sache hat sich gemacht, ohne daß ich ein Wort darum verloren habe" (183). Es sieht so aus, als wäre Bertuch von jenem brennenden Ehrgeiz besessen gewesen, der nach Unabhängigkeit, Geltung und Reichtum Verlangen hat. Das Geistige als ein Wert an sich, ohne Zweck und Nutzen, bedeutete ihm nichts. Weder Erkenntnislust noch Schönheitsdurst konnten ihn je selbstvergessen mitreißen und von der Bahn der Vernunft weglocken. Eindimensional und zur Hinter-

fragung des eigenen Bewußtseins nicht willens oder fähig, blieb seine Klugheit berechnend. Das ewige „Eine-Hand-wäscht-die-andere" entbehrte der Daseinsfülle und auch der Lebenslust, es blieb monoton. Darüber wurde er ernst und kühl. Manches Mal drohte sein „leicht beweglicher und unruhiger Geist" das klug berechnende Denken zu durchkreuzen, aber um ihn in Schranken zu halten, hatte er zu seinem Glück die Braut und spätere Frau (184). Auf das Glück, das dem Zeitalter der Aufklärung als höchstes Ziel allen menschlichen Strebens galt, mußte er lange warten. Zudem war er, wie er selbst sagte, „gar nicht gewohnt, ein wahres Glück mit dem größten Teil der Menschen auf einerlei Wegen zu suchen." (185) Er fand es im bürgerlichen Rahmen bei seinem „Mädchen", das im Slevoigtschen Försterhaus ebenso vernünftig wie er auf die Voraussetzungen zur Heirat, Sicherheit der Existenz und eine entsprechende gesellschaftliche Position wartete. Bertuchs Minnedienste tragen liebenswerte Züge. Er pflegte sein Verlöbnis sorgfaltig und als weltmännischer Kavalier. In der Gegend von Waldeck in Richtung des alten Klosters Thalbürgel ließ er für seine Braut Wege und künstliche Sitze an Orten bauen, von denen aus man eine schöne Aussicht hatte (186). Später zeigte er Goethe auf einem Ritt nach Waldeck diese Gartenanlagen, die der Dichter dem Fürsten beschreibt: „Bertuch hat mit seinem Mägdlein Rasen und Moosbänke und Hüttgen und Plätzgen angelegt, die sehr romantisch sind (...)" (187). Selbst das kam Bertuch, wie wir sehen werden, beruflich zugute. Im Nachlaß hat sich ein einziger Brief des jungen Mädchens an den Bräutigam erhalten. Der zeigt uns, daß Bertuch für schöne Brautgeschenke, die sich „täglich häufen" und für Frauengeschmack und -Vorlieben einen Nerv hatte. „Empfangen Sie hier also den besten Knicks (...) vor das überschickte schöne Band, welches in der Tat Beweiß ist, das auch Herren einen guten Geschmack in Frauenzimmer Putz haben können. Nicht wenikger dancke ich Ihnen auch recht sehr vor die überschickten Noten, Filettmanschetten und Mappen" (188). In der Liebe zu seiner Braut und nur darin fand Bertuch den Ausgleich für sein weitgehend von der Vernunft und dem Kalkül bestimmtes übriges Leben. Einem Freund sagte er, „er könne Gott nicht genug danken, daß er ihn d i e habe finden lassen, die sein Leben erst zum Leben gemacht (...) habe." (189) Im Jahre 1775 war Bertuch, 27jährig, bereits eine nicht nur in Weimar beachtete Persönlichkeit. Als

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Schriftsteller und begabter Geschäftsmann hatte er sich vor allem über Wieland und den „Teutschen Merkur" einen Namen gemacht. Er besaß nüchterne Weltkenntnis und Lebensart. Seine Verlobung gab ihm menschliche Verankerung und erwärmte sein im Ganzen gesehen ernstes und überaus diszipliniert geführtes Leben. Noch war er ein verhältnismäßig armer Mann, der sich zudem als Literat selbst überschätzte, aber klug und weitblickend hatte er die Weichen für die Zukunft bereits mehrgleisig gestellt und verfügte über ein entsprechendes Beziehungssystem. Wir können auf dieser Grundlage die Bahnen, in die ihn Wünschen und Wollen trieben, einzeln verfolgen. Die Wirkungsbereiche stellen sich dann als breit aufgefächert dar: Bertuch im Staatsdienst und in öffentlichen Amtern der Stadtverwaltung, als Literat, als Herausgeber und Verleger und schließlich als vom Büchermarkt unabhängiger Unternehmer, der sich Geschäften widmete, die den vorgegebenen Rahmen sprengten. BeachÜich ist auch der breite und einflußreiche Tätigkeitsbereich in wissenschaftlichen Gesellschaften und in der Loge. Davon hebt sich sein Privatleben ab, das er zurückgezogen führte und pflegte.

Staatsdienst und Stadtverwaltung Am 3. September 1775 übernahm Karl August, 18jährig, die Regierungsgeschäfte, am 3. Oktober heiratete er Prinzessin Luise, Tochter des Landgrafen von Hessen-Darmstadt, am 7. November traf Goethe, ohne den der Herzog schon bald nicht mehr „schwimmen und waten" konnte (190), ein. Freiheitsdurst und Ehrgeiz hatten von dem jungen Fürsten Besitz ergriffen. Es begann ein geselliges, wildes Leben, und der Verwaltungsapparat wurde, unter dem Vorzeichen hochfliegender Pläne, verjüngt Der „Rechtskandidat" Bertuch genoß die fürstliche Huld der ersten Stunde, er wurde einen Tag nach dem Regierungswechsel — am 4. September — Karl Augusts Geheimsekretär. Sein Einkommen betrug 300 Taler im Jahr, und er wohnte zunächst mit dem Fürsten unter einem Dach. Quartier, Licht und Feuer waren frei, Essen hatte der Fürst aus dem Vertrag gestrichen. Als Geheimer Sekretär übernahm Bertuch eine ganze Reihe von Aufgaben: Ordnungsgemäß zu führen hatte er vor allem die fürstliche Privatschatulle, aber auch die Handbibliothek sowie die Kupferstich-, Gemäldeund Antikensammlung. Bei der wöchentlichen Au-

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dienz mußte er das Protokoll erstellen, und zudem hatte er alle ihm überantwortete Korrespondenz zu erledigen. Dafür gewann er nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch Geltung; denn um der Fürstengunst willen hatte man auf ihn Rücksicht zu nehmen. Bertuch nannte es denn auch „ein Glück für mich" (191). Am 24. April 1776 erhielt er den Titel Herzoglicher Rat, den er selbst als „Schelle und Franze" (192) ironisierte, obwohl er ihm das Heiraten (am 28. April) ermöglichte. Am 26. Juli erhielt er das Weimarer Bürgerrecht und war somit endgültig etabliert. Das Glück blieb nicht ungetrübt. Infolge des neuen und kostspieligen Hoflebens sah sich der junge Finanzier vor schwierige Aufgaben gestellt. Man schlug in jeder Weise über die Stränge, und zu Bertuchs Leidwesen war der Genie-Kult mit unverhältnismäßig hohen und nicht nur in seinen Augen unnützen Ausgaben verbunden. Das Hofleben geriet in Unordnung. „Das Ganze teilt sich jetzt in zwei Horden, von denen jene des Herzogs die geräuschvolle, die andere die ruhige ist. In der ersten rennt, jagt, schreit, hetzpeitscht und galoppiert man (...). Die zweite langweilt sich meistens (...)" (von Seckendorf. 193). Bertuch steckte ohne Begeisterungin der ersten. Alle mußten im „Wertherfrack" einhergehen, der aus blauer Jacke und gelben Nankinghosen bestand. Wer kein Geld dafür hatte, bekam auf Fürstenkosten einen angefertigt. Oft stellte sich in dieser Kostümierung „der Herzog mit Goethen stundenlang auf den Markt und knallte mit ihm um die Wette mit einer abscheulichgroßen Parforce-Karbatsche. Niemand kann diese Periode besser beschreiben als Bertuch, der dabei abscheulich mystifiziert und einmal so geärgert wurde, daß er bald an einem Gallenfieber gestorben wäre" (Böttiger. 194). Das war leider nicht alles, was Bertuch erdulden mußte. Er, den sie — teilweise wohl mit Recht - „Philister" und „Spießbürger" nannten, hatte ein fürsdiches Zechgelage auf seiner Stube zu beklagen, zu dessen Zweck ein paar Aschenkrüge aus einem Urnengrab zu Pokalen umfunktioniert wurden. Am Ende wurden alle Gläser aus dem Fenster geworfen. Gymnasialdirektor Karl August Böttiger, der allerdings zur Übertreibung neigte, weiß darüber hinaus zu berichten, daß der Fürst im Frühling 1776 das junge Paar Bertuch in dessen Wohnung besuchte, die Spiegel zerschlagen wollte, die Bücher zerriß und die ganze Einrichtung spießig nannte. Zudem soll er Bertuch als Kuppler verdingt und die geliebte Schauspielerin Korona Schröter bei den so überaus bür-

gerlichen Bertuchs einquartiert haben (195), worüber Frau Karoline noch lange errötete. Bertuch mußte jedenfalls dicke Kröten schlucken. Er selbst sprach vorsichtig vom „schrecklichen Arger in Amtsgeschäften" als Ursache seiner schweren Erkrankung und gab seiner Unlust, „die Genies zu füttern und zu kleiden", ironisch Ausdruck (196). Die Ausgaben gingen freilich weit übers Füttern und Kleiden hinaus. Schon 1775 mußte Bertuch um Aufstockung des Budgets von 12 000 auf 16 000 Taler bitten, wovon 1776 Goethe 1 200, Wieland 400 Taler erhielten. Hinzu kamen die fürstliche Reisekasse, Künstlerhonorare und die Befriedigung von Bittsteller-Gesuchen. Der junge Bertuch, an Sparsamkeit und Entsagung gewöhnt, mußte es sich gefallen lassen, als kleinlich auch da zu gelten, wo er kaufmännisch ordendich war. Das war umso schwerer zu ertragen, als er nun einmal zu Karl Augusts engstem Kreis gehörte, in den er nicht recht paßte. Der engste Kreis um den jungen Herzog setzte sich aus Goethe, Johann August von Kalb und Bertuchs Freund Karl von Knebel zusammen. Goethe schloß Freundschaft mit Wieland und mit Bertuchs Freund Georg Melchior Kraus, dem Frankfurter Maler. Hinzu kamen die jungen Edelleute Friedrich von Einsiedel, Moritz von Wedel, Franz von Seckendorff und Siegmund von SeckendorffAbendar. Bertuch war immer mit im Bunde. Zugleich genoß er die Gunst der Herzogin Amalie, nicht zuletzt wohl wegen seiner Vernünftigkeit. Der Kreis verschaffte ihm durchaus auch Freuden. Es waren ja Freunde darunter, und mit Goethe schloß er Brüderschaft, die beiden fanden sich in der gemeinsamen Liebe zur Natur und Gartenkunst. Das Verhältnis trübte sich aber bald ein, man ging schließlich wieder zum „Sie" über und hatte nur noch dienstlich miteinander zu tun. Bertuchs Freundschaften waren umso dauerhafter, je enger die gemeinsamen Geschäftsinteressen wurden. Hand in Hand mit Kraus entwickelte sich der, wie schon gesagt, bereits 1774 gefaßte Plan, eine Zeichenschule zu gründen. Was Bertuch damit bezweckte, stellte sich erstspäter in vollem Umfang heraus. Nunmehr im Staatsdienst, konnte er auf deren Eröffnung konkret hinarbeiten, indem er Kostenvoranschläge erstellte und auf geeignete Räume und Lehrkräfte hinwies. Es war sein Verdienst, das Interesse der dilettierenden Hofgesellschaft auf das Projekt gelenkt zu haben. 1776 wurde die Schule unter Leitung des Freundes Kraus eröffnet. Auf Bertuchs Empfehlung hin war der

Unterricht gebührenfrei und zielte auf Teilnahme von Handwerkern, Lehrlingen und Schulkindern zusammen mit deren Eltern, Hofleuten und Dienern. 1881 war Bertuchs Plan, Geschmackserziehung des Bürgertums und Förderung des Kunsthandwerks anzustreben, weitgehend realisiert. Goethe hatte die Oberaufsicht über diese philanthropische Anstalt übernommen, aus der Bertuch dann unerhörtes Kapital zu schlagen wußte. Mit Karl Augusts allmählich wachsender Reife vergingen die anfänglichen Widerwärtigkeiten, denen sich Bertuch ausgeliefert sah. Zugleich weiteten sich aber dank der nun einsetzenden Vernünftigkeit des Regenten die Amtsgeschäfte aus und brachten neuen Ärger. Zunehmend und verständlicherweise immer vordergründiger um wachsenden Wohlstand seines Landes bemüht, bürdete der Fürst Bertuch laufend neue Aufgaben und Verantwortung auf. 1882 wurde Bertuch Administrator einer von der fürstlichen Kammer erworbenen Porzellanfabrik in Ilmenau. Der Vorbesitzer, den er zur Abzahlung einer Teilschuld verpflichtet hatte, suchte 1883 das Weite und nahm seine Handwerker mit, um in Rußland eine neue Manufaktur zu gründen. Als Bertuch 1885 immer noch optimistisch von künftiger Rentabilität durch den Export kleiner „Türkenköppgen" sprach, kamen Zweifel auf. Goethe forderte eine genaue Inventarliste und Bilanzrechnung an, was das Ende der Administrationstätigkeit zur Folge hatte. Großer Arger kam später, als der wieder aufgetauchte Vorbesitzer Bertuch der Bestechung und der Absicht persönlicher Bereicherung bezichtigte. Mit großen Geschäften wachsen bekanntlich die Anfechtungen, so daß Mißtrauen am Platze war. Mühsam konnte Bertuch die Anschuldigungen entkräften. Aber noch weiter dehnte sich der Handlungsspielraum des Hofbeamten Bertuch durch die Auswirkungen politischer Geschehnisse aus. Im Versailler Frieden von 1783 hatten die Vereinigten Staaten von Amerika die Unabhängigkeit erhalten. Wirtschaftliche Beziehungen zwischen dem Kurfürstentum Sachsen und der Neuen Welt anzubahnen, ging auf einen Plan Bertuchs zurück (197). Für den Export boten sich Weimarer und Eisenacher Tuche, Ilmenauer Porzellan und Glas und Strumpf- und Wirkwaren aus Apolda an. Als Karl Augusts Kommissionär verwickelte sich Bertuch in diese Angelegenheit, über deren weiteren Verlauf wir nichts wissen. Unterlagen ruhen wahrscheinlich noch in den entsprechenden Archiven. Darüber hinaus hatte sich der herzogliche Rat

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auch in diplomatischer Mission zu betätigen. Der Herzog segelte in jener politischen Strömung, die auf das Zustandekommen eines deutschen Fürstenbundes unter preußischer Führung und gegen das Haus Habsburg gerichtet hinauslief. Bertuch hatte die entsprechende geheime Korrespondenz zu führen. Um der kaiserlichen Spionage zu entgehen, führte er den Briefwechsel unter dem Schutz verschiedener Kaufmannssiegel und der Deckadresse seines „Journals des Luxus und der Moden". So weit war es nun gekommen: Er konnte mit Hilfe eigener Unternehmen dem Herzog Dienste anbieten. Karl August ernannte ihn dafür im März 1785 zum Legationsrat. Wir werden immer deutlicher erkennen, wie Bertuchs private unternehmerische und analoge politische Interessen mit denen des Fürsten zusammenliefen, um schließlich folgerichtig in demokratische, dem Regenten weniger genehme Bahnen einzumünden. Bertuchs Amtsgeschäfte umfaßten auch künstlerische Bereiche. Am 5. März 1787 erhielt der Legationsrat die finanzielle Oberleitung der Arbeiten am Weimarer Schloßpark, die er neun Jahre lang durchführte. Damit trat er nun in engere Beziehung zum Herzog und zu Goethe, aber der Verkehr war kühl. Bertuch besaß recht gute botanische Kenntnisse und hatte sich eingehender mit englischen Gärten befaßt, was allen Beteiligten zustatten kam. Er besorgte fremdländische Gewächse vor allem aus Amerika und besaß durch seine eigene Gartenanlage Erfahrungen, die er zur Verfügung stellen konnte. Nicht das Ästhetische war seine Aufgabe, sondern er war angewiesen, Rechnungen zu prüfen, Arbeitsleistung zu kontrollieren und dafür zu sorgen, daß die von den Dorfschaften gestellten Fronarbeiter gebührlich behandelt wurden. Auch die Aufsicht über das im Park anfallende Bauwesen lag ihm ob. Inzwischen hatten seine privaten Geschäfte einen Umfang erreicht, der ihn bewog, am 9. Juli 1796 seinen Abschied aus dem Staatsdienst zu erbitten, was am nächsten Tag gewährt wurde. Dem Entschluß waren viele Enttäuschungen und die üblichen Demütigungen, die mit einem Hofamt verbunden waren, vorausgegangen. Hinzu kam, daß Bertuch mit dem ehemaligen Kammerpräsidenten August von Kalb, der in Ungnade gefallen war, größere Unternehmungen begonnen hatte. Als man ihm nahe legte, sich von Kalb zu distanzieren, gab er der eigenen Entlassung den Vorzug. Als Grund nannte er den Rückzug in ein „stilles Privatleben" (198). Dem Freund und Mitarbeiter Profes-

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sor Schütz in Jena berichtete er die ganze Entlassungsaktion als eine chirurgische Operation. „Der Schnitt, mit entschlossener Hand geführt, hat nicht einmal geblutet, die Wunde wird hoffendich heilen (...). Mein Schritt frappirt alle Welt. Alle wünschen mir Glück dazu, sagen, ich sey ein guther Schachspieler und habe meine Parthie gewonnen, und mehrere beneiden mich, dieß nicht auch thun zu können. (...) Ich bin nun ein freyer Mann und kann nun mir, meinen Geschäften und Freunden leben." (199) Statt einem stillen Privatleben widmete er sich mit ganzer Kraft seinen ausgedehnten Geschäften. Das Hofleben hatte ihn aufs Äußerste geschliffen, er wußte nun mit Einflußreichen und Mächtigen umzugehen und doch, wenn es darauf ankam, selbst den Ton anzugeben. Ein rechter Hofmann war er nicht geworden und schon gar nicht servil oder gar ein Günstling. Er hatte aus Sicherheitsgründen nach dem Amt gestrebt, blieb aber im Innersten distanziert. Sehr bald und quasi unter der Hand entwickelte er sich zu einem bedeutenden Unternehmer, wußte die Vorteile seiner Position privat zu nutzen und großen, vom Hofe unabhängigen Wohlstand zu erringen. Von fürstlichem Mutwillen oft betroffen und gekränkt, war er kühl und bei aller Gewandtheit beinahe maskenhaft verschlossen geworden. Er hielt auf Abstand auch später, wenn er am Hofe erscheinen mußte. Wo andere sich drängten, gab er sich bescheiden. Es war jene stolze Bescheidenheit, die der reiche Bürger sich auch seinem Fürsten gegenüber längst leisten konnte, ohne aus der Gnade zu fallen. Es war ein neuer, ein bürgerlicher Stil, der sich von der Untertänigkeit nicht nur der Hofschranzen wohltuend abhob. Dahinter verbarg sich ein Demokrat, der mit dem Absolutismus nichts mehr im Sinn hatte. Bertuch hatte politisch, wie wir aus vielen seiner Äußerungen und Handlungsweisen entnehmen können, das Mitbestimmungsrecht der Bürger an der Regierung im Auge. Deren wachsenden Einfluß leitete er vor allem von der ökonomischen Gesamtsituation ab und übte ihn selbst nach Kräften aus. Frühzeitig pflegte er Kontakte zu den literarischen deutsch-nationalen Kreisen in Göttingen. Als freier Unternehmer erkannte er natürlich die Einschränkungen, denen Manufaktur und Handel durch fürstliche Privilegienwirtschaft und Vielstaaterei mit ihren Währungs- und Zollschwierigkeiten unterworfen waren und gegenüber den großen Nationalstaaten als Konkurrenten ins Hintertreffen geraten ließen. Heute würden wir Ber-

tuch einen National-Liberalen nennen. Seit er 1776 das Weimarer Bürgerrecht erhalten hatte, war er um das städtische Gemeinwohl bemüht. Die im Weimarer Archiv erhaltenen persönlichen Unterlagen Bertuchs weisen als Wirksamkeiten in kommunalen Angelegenheiten das Armenwesen und Feuerlöschwesen, Bausachen, Friedhöfe, Ratsplantagen, Einquartierungen, Klassifizierung der Häuser, Nachtwächterwesen und Sammlungsstücke (1606-1703) von 1775 bis 1821 nach (vgl. 137, darin S. 61). Revolutionär zu sein, gab es in Sachsen-Weimar keine Veranlassung. Bei aller fürstlichen Willkür konnte von nach damaligen Maßstäben gemessenem, die Untertanen entwürdigendem Despotismus keine Rede sein, das Land erhielt 1816 als erster deutscher Staat eine Verfassung. Um 1810 wurde Bertuch vom Fürsten gedrängt, ein hohes städtisches Amt zu übernehmen. Dem begegnete er mit der Forderung nach der Polizeigewalt als höchstmöglicher bürgerlicher Macht, mit der er sich Handlungsfreiheiten gegenüber den vorgesetzten Landesministerien sichern wollte. Begeistert war er in jener Zeit der napoleonischen Fremdherrschaft von einer Amtsübernahme nicht. Mit der Einführung einer neuen Gemeindeordnung im Sinne des Freiherrn von Stein sah er aber Voraussetzungen für die Verwirklichung national-liberaler Ideen gegeben und übernahm das Amt eines der beiden Stadtältesten, das die Bürgerschaft ihm mit überwältigender Mehrheit angetragen hatte. „Leider habe ich dabey auch ein öffentliches Amt übernehmen müssen (...)" (200), schrieb er an Böttiger, aber auf seine Veranlassung hin wurde eine Medizinalbehörde gegründet, der dann sein Schwiegersohn Ludwig Friedrich von Froriep vorstand. Er war nun einmal ein unverbesserlicher Kalkulator, der keinen Vorteil ausließ. Sein „leider" war nur halbwahr. Von 1820 bis zu seinem Tode wirkte er am Ausbau einer Landesbaumschule mit, wobei er noch einmal die Freude genoß, seine Liebe zur Botanik und Gartenkunst zum Wohle aller ausleben zu können. Gegen Ende seines Lebens erweiterte er seinen Einfluß auf öffentliche Angelegenheiten. Für die Reformierung der Kuranlagen in Frankenhausen am Kyffhäuser und in Tennstedt erhielt er die Ehrenbürgerrechte. Höchste Anerkennung genoß er schließlich durch das Angebot, Abgeordneter im Landtag zu werden. Er lehnte aus Altersgründen ab. Als Philantrop im Sinne der Aufklärung trat er offiziell auch im sozialen Bereich hervor. Während

der Befreiungskriege leitete er ein Lazarett. 1815 konnte er über ausländische Freunde für die Kriegsopfer einen erheblichen Geldbetrag aus England beschaffen. Seine Vorstellungen von Armenfürsorge trugen, wie schon an anderer Stelle besprochen, den Stempel der künftigen neuen Klassengesellschaft. Vom Bürgertum, um dessen Machtanteil an der Regierung er besorgt war, sonderte er das entstehende Proletariat ab, dessen Wohl ihm aus gesamtgesellschaftlichen Erwägungen mit dem Existenzminimum ausreichend gewährleistet schien. Es arm zu halten, hielt er ebenso für notwendig, wie es zu (selbstentfremdender) Arbeit zu erziehen. Arbeitskräfte in ausreichendem Maße zur Verfügung zu haben, erschien ihm als unabdingbare Voraussetzung für die fortschreitende Industrialisierung. Folgerichtig verteilte er lt. Proklamation (201) die insgesamt 2 350 Pfund Sterling, die Weimar nach den napoleonischen Kriegen um die Jahreswende 1814/15 aus London erhalten hatte, vorwiegend an den durch den Krieg verwaisten Nachwuchs und an die Geistlichkeit und Lehrer, die diesen entsprechend zu erziehen hatten und „die mit Gottes Hülfe allein des Staates Wohlfahrt sicher stellen können." (202) Bertuchs Gemeinsinn fiel im Geist „vernünftiger" Aufklärung mit dem Eigennutz in eins. Es ist schier unmöglich zu trennen, „in welchen Fällen das Wirken für die Stadt sich vorteilhaft für die Geschäfte und in welchen Fällen sich die Geschäfte vorteilhaft für das Gemeinwesen auswirkten, ist doch die gewöhnlichste Legitimation für Unternehmergeist, daß Arbeitsplätze geschaffen, der Fortschritt begünstigt, relativ hohe persönliche Steuern gezahlt werden, kurz, daß der Unternehmer sich in der Rolle der Klasse gefallt, die den 'Wohlstand der Nation' begründet." (203) In diesem Sinne hat Bertuch am Rad der Geschichte mitgedreht und seine öffentliche Wirksamkeit verstanden.

Der Literat (nach 1775) Bertuchs Laufbahn als freier Schriftsteller, die wir bis zu seinem Eintritt in des Herzogs Dienste (1775) bereits verfolgt haben, stellt sich als kühner Entschluß dar. Sein „beweglicher Geist" umfaßte, was sein Fortkommen betraf, zuerst die Dichtung, die zu seiner Zeit in Deutschland eine neue Qualität und hohes Ansehen gewonnen hatte. Aber eine

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Laufbahn daraus zu machen, war schwierig. Wer dichtete, war in den meisten Fällen auf andere Einkünfte als seine Autorenhonorare angewiesen und stand in irgendwessen Diensten. Bertuch wußte das, stellte sich seine freie Schriftstellerkarriere frühzeitig im Zusammenhang mit Selbstverlagsideen vor und hatte mit Wieland, dem es bei allem Erfolg erst durch seine Pension als ehemaliger Prinzenerzieher besser ging, entsprechende Pläne ausgeheckt und auszuführen begonnen, als er sein Amt antrat. Dabei stellt er sich uns bereits als geschäftlich hochbegabt und weitsichtig dar. Als D i c h t e r reichte es lediglich zum Epigonen. Was an Kreativität fehlte, ersetzten Einfühlungsvermögen und Kalkül. Bertuch dichtete, was gängig war, orientierte sich an konservativen, bereits renommierten Vorbildern und arbeitete für Zwekke, die von vornherein einen gewissen Erfolg versprachen. Angelehnt an Wieland, Weiße, Gleim und Schiebeier, hing er der bereits veraltenden Anakreontik und der Romanzendichtung mit Neigung zur Nachdichtung an. In Wielands im Selbstverlag herausgegebenen „Teutschem Merkur" füllte er manche Autorenlücke. Das Forum war ihm sicher; denn redaktionell und in der Geschäftsführung machte er sich dem in dieser Richtung unfähigen Wieland zunehmend unentbehrlicher. Auch seine dramatischen Dichtungen waren nicht ins Blaue hinein geschrieben, erschienen gleichfalls im Merkur oder bereicherten zugleich das Repertoire des Hoftheaters. Als mit dem Schloßbrand das Weimarer Theaterleben ein vorläufiges Ende fand, beendete Bertuch seine dramatische Produktion, wenn auch das Trauerspiel „Elfride" noch viele Jahre auf anderen deutschen Bühnen erschien. Daß Dichten für den aufstrebenden Bertuch einer gewissen Neigung entsprach, dürfen wir ihm glauben, aber dennoch steht fest, daß die Zahl seiner Werke mit der Amtsübernahme und wachsendem persönlichen Wohlstand rapide sank. Es erschienen nur noch wenige Gedichte wie der „Geist der Liebe" (1777. Werkkat. Nr 6. Bertuchs Werke VIII), „Die Unsichtbaren" und „Die Gnomen" (1814). Soweit möglich, legte er bereits Geschriebenes neu auf: „Elfride", das ihm noch Tantiemen brachte, 1789, „Polyxena" 1793. Die Freude am Dichten, die ihm vielleicht bei allem anderweitigen Engagement und Interesse geblieben wäre, vergällten ihm die Kritiker. „Und schafft einer von uns was, woran er sonst Freude gehabt hat, so tadelt und verspottets ihm der Andere (...)" (204).

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Aber zunächst trat Bertuch noch überaus erfolgreich als U b e r s e t z e r hervor. Er beherrschte außer dem Französischen dank unerhörtem Fleiß das Spanische, war auch des Englischen mächtig und parlierte italienisch. Wie schon erwähnt, verdankte er die Kenntnis der spanischen Sprache und Literatur seinem ersten Dienstherrn, dem Freiherrn von Echt. Die Marktlücke erkannte er frühzeitig selbst und füllte sie nach Kräften. Noch 1775, kurz nach Amtsantritt, erschien die Ubersetzung des „Don Quijote" von Cervantes (Werkkat. Nr 12-16. Bertuchs Werke XIV). Die Resonanz war wie erwartet positiv und brachte großen Gewinn — fast das Siebenfache seines Jahresgehalts, nämlich 2 000 Taler. Bertuchs Ubersetzung unterschied sich von allen zeitgenössischen dadurch, daß sie sich direkt am Original orientierte, ohne freilich dessen Tiefgründigkeit zu erfassen. Das war vielleicht nicht einmal Unvermögen, sondern gewollt; denn der derbe und volkstümliche Zug, den Bertuch der großen Dichtung gab, entsprach nicht unbedingt seiner eigenen Natur, wohl aber der einer breiteren Leserschaft. Er wurde durch die Ubersetzungen von Tieck und Soltau bald korrigiert, blieb aber für zwei weitere Übersetzungen (anonym 1837, von Will Vesper 1912) und damit bis ins 20. Jahrhundert hinein vorbildlich. Angeregt hat Bertuchs Übersetzung viele und dazu beigetragen, Cervantes in den Brennpunkt des Interesses zu rücken. Seinen Vorsprung und Ruf als profunden Kenner der spanischen Literatur nutzte Bertuch meisterhaft aus. 1782 erschienen in Dessau in der Buchhandlung der Gelehrten, an der er beteiligt war, seine „Altspanischen Romanzen". Mit eigenen Ubersetzungen gab er teils in Dessau, teils in Weimar 1780-82 das „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur" heraus (Werkkat. Nr 31. Bertuchs Werke XV). „Die literarischen Fabeln des Don Thomas de Yriarte" erschienen im April und Juli 1784 im „Teutschen Merkur", dessen Mitbesitzer er inzwischen geworden war. Spanische und französische Kenntnisse verbanden sich in Bourgoings „(...) Neue Reise durch Spanien (...)" (Jena 1790. Werkkat. Nr 19). Schließlich bearbeitete Bertuch ein Handbuch der spanischen Sprache (Leipzig 1790. Werkkat. Nr 24). Als letzte seiner bemerkenswerteren Übersetzungen erschien „Cagliostro in Warschau" aus dem Französischen (Straßburg 1786. Werkkat. Nr 20. Bertuchs Werke IXX), ein Werk, das noch im 20. Jahrhundert neu aufgelegt wurde. Es entsprach

Bertuchs eigenem rationalistisch aufgeklärten Denken; denn es entlarvte den Magier als Scharlatan. Nach dem „Don Quijote" nahm Bertuch, wie man sieht, nichts Vergleichbares mehr in Angriff. Er ließ wie die Dichtung auch die Ubersetzung fallen. Damit war aber seine Schriftstellerkarriere keineswegs beendet, als S a c h a u t o r wurde er von nun an äußerst produktiv. Worte und Gedanken flössen ihm nach wie vor leicht aus der Feder, aber nun auf Themen verschoben, die aufs praktische Leben gerichtet waren und Gott und die Welt „vernünftig", das heißt bei Bertuch pragmatisch im Rahmen seines letzten Endes auf persönlichen Vorteil gerichteten Denkens reflektierten. Das geschah sowohl monographisch als auch in zahlreichen Aufsätzen, die er in meist selbst herausgegebenen und verlegten Magazinen und Zeitungen veröffentlichte. Sie legen nicht nur Zeugnis für seine Wohlinformiertheit und das breite Spektrum seiner eigentlichen Interessen ab, sondern es wird auch der Grundnenner sichtbar, auf den Leben und Werk gebracht werden können und der uns sein Handeln erst verständlich macht. Aus der großen Fülle können hier nur Beispiele genannt werden, die die Linie erkennbar werden lassen, auf der er sich bewegte, und die auf eine Zukunft hinweisen, die noch immer unsere eigene Gegenwart ist. Dabei dürfen Bertuchs Denkschriften nicht vergessen werden. Sie dienten naturgemäß konkreten Zwecken, und wohl deshalb tritt in ihnen die besondere Fähigkeit zu logischem und konzeptionellem Denken, verbunden mit strategischen Überlegungen, am stärksten hervor. Ihre nüchterne Klarheit, die auch sprachlich zum Ausdruck kommt, gibt uns den Schlüssel für seine eminente Begabung in die Hand: zu erkennen was, vordergründig real, i s t und konkret n ü t z l i c h ist und um eine sich durch Technik, Industrialisierung und ein neues ökonomisches Denken umstrukturierende Welt in den Griff zu bekommen. Seine erste Denkschrift dieser Art wurde bereits erwähnt. Es war die an den Fürsten gerichtete Abhandlung, wie man eine staadich subventionierte Buchhandlung unter Ausschaltung der eingesessenen privilegierten Konkurrenz nutzbringend für alle in Richtung Monopolisierung gründen könne. Beinahe beliebig mögen folgende Veröffentlichungen herausgegriffen werden, die sich aus jenen Zeittendenzen heraus erklären lassen, die als Geist der Aufklärung eingangs zusammengefaßt wurden

und von denen Bertuch seine spezifische „Vernünftigkeit" ableitete. Bertuch verlor, worüber er auch immer schrieb und darin im Einklang mit der Philosophie der Zeit, nie das allgemeine Wohl aus den Augen. Er war ein bürgerlicher Moralist, der damit den Eigennutz, der durch das als natürlich erkannte Streben des Individuums nach Glück abgesegnet war, rechtfertigte oder auch kaschierte. Seine Vorstellung von Glück war handfest, sie trug vornehmlich materialistische Züge. Sie erschöpfte sich in der Vorstellung von Zweck und Nutzen innerhalb eines eingeschränkten bürgerlichen Denkens, das auf Ansehen, Macht und Geld zielte. Uber den humanitären, sozialen Bereich hatte sich Bertuch frühzeitig Gedanken gemacht. Die Armut der breiten Masse beschäftigte ihn, und menschlichem Elend gegenüber war er nicht verschlossen. Es gibt ein Zeugnis persönlicher Betroffenheit, die Bertuch angesichts eines Justizverfahrens im Stadium der Tortur erlebte und so beschrieb, daß eine literarische Verwendung vermutet werden darf. „Ich saß in des Landsknechts Stube, während der Inquisit im letzten Verhör war. Herz, wie war Dir da? Du schlugest ängstlich und stark vor dem Schmerz der Folter, die ein Mensch leiden sollte. Die Menge der neugierigen Gesichter um Dich her ärgerte Dich." Der Angeklagte leugnete, „(...) Aber war es ein überführter Verbrecher? Und meine Neugierde ist nicht befriedigt? Thut nichts. Es war ein Mensch - und ich bin froh, daß ich ihn nicht leiden sah." (205) Das ist nicht nur gerecht in Bezug auf Tortur v o r der Verurteilung gedacht, sondern auch tiefsinnig im Hinblick auf die eigene von Neugier bewegte, mitleidende Empfindung. 1782 erschien in Leipzig und Dessau anonym Bertuchs Schrift „Wie versorgt ein kleiner Staat seine Armen und steuert der Betteley?" (Werkkat. Nr 22. Bertuchs Werke XXI) Präzise entwickelt Bertuch darin seine Gedankengänge auf der Grundlage gegebener wirtschaftlicher Verhältnisse. Dem „gemeinsten Handwerker, Tagelöhner und Gesinde" als Angehörigen einer „dem Staats-Cörper so unentbehrlichen Classe Menschen" muß aus Preis- und Konkurrenzgründen im Handel „einer Nation gegen die andere" (S. 9) auf keinen Fall mehr als die „tägliche Nothdurft" (S. 8), den Alten Almosen, den Waisen Pflege und Unterricht und den Kranken Hospitalbehandlung gesichert werden. Damit „der ganze herrliche Mechanismus" nicht stocke (S. 7), müssen in Zeiten der Arbeitslo-

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sigkeit die Arbeitsfähigen in Arbeitshäusern, unter Aufsicht und Vormundschaft gestellt, vor dem Absinken zu Bettlern und arbeitsscheuem Gesindel bewahrt werden. Für unverbesserliche Müßiggänger ist das Zuchthaus unter Aufsicht eines Werkund Zuchtmeisters, „da Arbeit und Zuchthaus einerley Zwek haben" (S. 17), zuständig. Die „Fabrikanten und Kaufleute, die durch Hülfe der Arbeiter reich geworden" (S. 9), sind aufgefordert, diese karitativen Einrichtungen zu fördern. Alles in allem stellt sich also Bertuchs „sozialer" Vorschlag nach damaligem bürgerlichen Selbstverständnis zugleich als human und ökonomisch notwendig dar. Auch im künstlerischen Bereich weiß der Ökonom ein gewichtiges Wort mitzureden. Bertuchs „Beschreibung der herzogl. freyen Zeichenschule in Weimar" (erschienen in der „Monatsschrift der Akademie der Künste und mechan. Wissenschaften zu Berlin", Bd 3, 1. Stck, Kap. VIII, Berlin 1789, S. 35ff.) (Werkkat. Nr 23. Bertuchs Werke XXII) gibt Aufbau und Funktion jenes bereits erwähnten Instituts wieder, zu dessen Gründung Bertuch schon 1774 in einer Denkschrift an die Herzogin angeregt und das er in Bahnen gelenkt hatte, die Weimars und seine eigenen Interessen koordinierten. Ohne auf die künstlerische Seite einer solchen Einrichtung, die er sogar im Vergleich mit den großen Akademien als bedeutungslos abtut, einzugehen, betont er deren wirtschaftliche Zweckmäßigkeit. Er faßt seinen Standpunkt zusammen: „Ich bin gewiß, daß mehr dergleichen freye Zeichenschulen (...) gar bald die öffentliche Erziehung merklich verbessern und sonderlich dem Kunstfleiße unsrer teutschen Handwerker, Fabriken und Manufacturen einen ganz neuen Schwung geben, und sie zu tüchtigen Rivalen der Englischen und Französischen, denen wir noch jetzt zollen, machen würden." (S. 40f.) Zu ästhetischen Fragen seiner Zeit nahm Bertuch mehrmals Stellung. Als Beispiel wählen wir die Darlegung seiner Meinung zur Typographie. In dem Aufsatz „Uber den typographischen Luxus mit Hinsicht auf die neue Ausgabe von Wielands Sämmdichen Werken", Weimar 1793 (206), bejaht er, wie auch auf anderen Lebensgebieten, den Luxus. „Freilich hat auch dieß seine Gränzen" (207). Reform auf dem Feld der Typographie hält er zwar für notwendig, guter Geschmack und Sauberkeit sollen zum Maßstab für das Druckwesen werden, aber unnötig erscheint ihm der Aufwand bei Büchern des täglichen Gebrauchs, weil er „ge-

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meinnützige Werke mit Unrecht vertheuert" (208). Völlig klar scheint ihm die Rückständigkeit Deutschlands auf dem Gebiet der Schriftgestaltung. Die Langsamkeit der Reformen erklärt er durch den notwendigen Abbau der „gotischen Typen", dieser „eckigte (n) schnörkelreiche(n) Mönchsschrift" (209), der „häßlichen Runen" (210), die der typographischen Schönheit so abträglich seien. Unter anderem hebt er die Bodoni hervor und gedenkt Herrn Ungers in Berlin, der eine schöne Antiqua, aber auch eine neue Fraktur herausgegeben hatte. Unger selbst beklagte sich über Bertuchs Äußerungen, er wirft Bertuch Inkonsequenz in Bezug auf das „Journal des Luxus und der Moden" vor, das in der „Mönchsschrift", an die das Publikum, um das es sich hier drehte, gewöhnt war, gedruckt wurde (211). Er wies Bertuch zudem ein Fehlurteil nach. Dieser sah die Fraktur auch als technisch überholt an und hielt die „gradlinigte Form (...) für das Messer des Holzschneiders leichter zu verfertigen (...)" (212), was Unger fachmännisch widerlegte. In der letzten Anmerkung seines Aufsatzes über Typographie weist Bertuch auf sein „Bilderbuch für Kinder" hin, das in der Antiqua gesetzt ist. Er erklärt das als pädagogische Maßnahme, um schon in der Kinderstube die lateinische Schrift zur Gewohnheit werden zu lassen. Der Mehrsprachigkeit des Werks kam die Antiqua entgegen — ein Gesichtspunkt, den Bertuch gewiß nicht außer acht ließ. Was den typographischen Luxus betrifft, so begrüßte ihn Bertuch rückhaldos für die Gesamtausgaben deutscher Dichter, die er als „National-Monumente" (213) bezeichnete. Daß ihm Wielands Gesamtwerk, das bei Göschen in Leipzig erschien, besonders am Herzen lag, ist verständlich. Wieland war ein bedeutender Dichter, seit langem sein Freund und Geschäftspartner, und an Göschens Firma war er finanziell beteiligt. Göschen legte im Unterschied zu Bertuch größten Wert auf typographische Schönheit. Bertuchs literarisches Spektrum ist breit und bei näherem Hinsehen doch auf einen Grundnenner zu bringen. Dem wachsenden Interesse der Zeit an der „Naturgeschichte" wird er in der Schrift „Über die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen (...)" (Weimar 1799. Werkkat Nr 29. Bertuchs Werke XXV) auf seine uns nun schon hinlänglich bekannte Weise gerecht. Es handelt sich um Plan und Ankündigung mehrerer entsprechender Publikationen. Bertuch gibt seinen lobenswerten Ab-

sichten gleich im ersten Satz der Einleitung Ausdruck: „Niemand läugnet zwar mehr den allgemein-wichtigen Einfluß, den Kenntniß der Naturgeschichte auf Landwirthschaft, Manufacturen, Handel, Künste und Gewerke, Staats- und Privatwirthschaft hat. (...) Naturgeschichte ist noch nicht das, was sie eigentlich seyn soll, und sie n u t z t der Welt noch viel zu wenig, wenn sie nur als große Wißenschaft, in den Händen und Bibliotheken der Gelehrten bleibt, und nicht ins gemeine Leben übergeht (...)". Die praktische Anwendung will er durch Popularisierung des Stoffes fördern und legt ein 11-Punkte-Programm (S 5f.) vor, das mit der „Beförderung der Erkenntniß Gottes aus seinen herrlichen Werken der Natur (...)" beginnt und mit dem Hinweis auf die „vortreffliche Gelegenheit" endet, den Kindern zugleich „Angenehme und ausbildende Unterhaltung und Beschäftigung" unter anderem durch naturhistorische Bilderbücher, entsprechende Erzählungen und Märchen — alles Publikationen, die nun in seinem Verlag erschienen - zu geben. Dabei dachte er an einfachere Lehrhefte für Schüler und Lehrlinge der Dorfund Bürgerschulen, entsprechend erweiterte für Gymnasiasten und Lehrerseminare und an reichhaltigere Handbücher für Lehrer und interessierte Laien. Was er als Beispiel künftiger Veröffentlichungen anbietet, stammte weitgehend aus seinem in Heften erscheinenden „Bilderbuch für Kinder", auf dessen von Funke verfaßte Kommentarbände er ausdrücklich hinweist, oder wurde umgekehrt dem Bilderbuch einverleibt. Das Echo entsprach übrigens nicht den Erwartungen, der großartige Plan kam nicht zustande. Bertuchs literarische Absichten sind, wie schon in den wenigen genannten Veröffentlichungen deutlich wird, aufs eigene, recht eindimensional gesehene Wohl und zugleich auf praktischen Nutzen aller gerichtet. Dies ist der Grundnenner, auf den er alles bringt. Deshalb vermochte er im Einzelnen immer zugleich das Ganze im Auge zu behalten, das für ihn letztlich ökonomischer Natur war. Für seine Zeit auf dieser Ebene äußerst progressiv, erkannte er, wohin das gesamtgesellschaftliche Geschehen steuerte, und er bewegte, was in seiner Macht lag, in e i n e Richtung. Mit unerhörter Konsequenz vermochte er die Fülle der Themen, die er aufgriff, in seine Blickrichtung zu zwingen und sie untereinander und mit seinen unternehmerischen Zielen „wie die verschiedenen Räder einer Uhr" (214) zu vernetzen. Ausgreifender und in weit größerem Maße meinungsbildend als in sei-

nen selbstverfaßten Schriften wirkte er als Herausgeber der verschiedensten Publikationen.

Der Herausgeber und Verleger Bertuchs herausgeberische Tätigkeit ist weitgehend mit seiner verlegerischen verknüpft und wird deswegen zusammenhängend behandelt. Praktische Verlagsarbeit begann mit Wielands „Teutschem Mercur" (Werkkat. Nr 30. Bertuchs Werke XXVII). Wir sahen, wie Bertuch an dieser Literaturzeitung nicht nur als Autor, sondern auch redaktionell und kaufmännisch mitwirkte, wie er den ursprünglich fürs Kommerzielle zuständigen und gerissenen Abel Seyler an Wissen und Weitblick überflügelte und Wieland bald unentbehrlich wurde. 1775 führte er fast die ganze Korrespondenz, und zwar neben seiner zwölfstündigen Übersetzungsarbeit am „Don Quijote" abends zwischen 8 und 10 Uhr. Schließlich besaß er allein den vollen kaufmännischen Uberblick. Am Beispiel dieser Mitarbeit läßt sich Bertuchs Werdegang vom armen Literaten zum großen Verlagsherrn ablesen, und es ist zu bedenken, daß diese Entwicklung über lange Zeit neben dem Hofamt ablief. Wieland war eine Künstlernatur mit Allüren, im Grunde wollte er ein möglichst freies Leben als Dichter und ein bequemes im großen Familienkreis führen. Kaufmännisch und organisatorisch war er nicht nur unbegabt, sondern auch desinteressiert. Von Anfang an hatte er Schwierigkeiten, sein monatlich erscheinendes Blatt mit Beiträgen konservativen Zuschnitts zu füllen, die ihm und seiner Selbstdarstellung dienlich waren. Infolge seiner Launenhaftigkeit gab es häufig Streitereien im kleinen Mitarbeiterkreis, die Bertuch meistens elegant umsegeln konnte, zumal der Dichter sich schnell wieder versöhnte. 1782 war Wieland derartig in Nöten, daß er mit Bertuch einen Teilhabervertrag abschloß. Dafür erhielt dieser ein Drittel des Reingewinns. Wenn Bertuch auch nicht als Mitherausgeber auf dem Titelblatt erschien, so nahm er doch Einfluß auf den Inhalt. Er griff als ein bereits erfahrener Unternehmer, der ein Konzept besitzt, ein. Der Betrieb wurde rationalisiert, um die Kosten zu senken, und mit Hilfe eines neuen Mitarbeiterstabs veränderte und aktualisierte sich auch das literarische Programm. So wie sich Bertuch vom Dichter zum Sachautor gewandelt hatte, erging es auch dem Merkur. Zunehmend flössen ökonomische, technologische, philo-

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sophische, naturgeschichtliche und geographische Beiträge ein. Bertuch knüpfte zahlreiche Kontakte mit darüber hocherfreuten, beruflich unterbezahlten Gelehrten, was sich wiederum segensreich für seine weiteren, ganz ihm eigenen Unternehmen auswirkte. Wieland sah sich redaktionell an die Wand gedrückt und litt zudem an dem entgangenen Drittel Reingewinn. Bertuchs wachsender Wohlstand wurde ihm zum Stachel. Bertuch organisierte inzwischen eigene große Publikationen und schied, ehe sich Wielands Aversionen bis zum Äußersten steigern konnten, 1 7 8 6 freiwillig aus. 1803 — Bertuch war ein großer, selbst in jener schlechten Zeit der napoleonischen Herrschaft kaum wankender Unternehmer geworden — hatte der Merkur endgültig abgewirtschaftet. Wieland legte das Blatt erleichtert ganz in Bertuchs Hände. Von nun an wurde der Merkur im Industrie-Comptoir verlegt und diente mittels des beigelegten Intelligenzblatts vor allem der Eigenwerbung des Verlags. Bertuch zeigte sich dem alten Wieland gegenüber halbwegs generös, indem er ihm 100 Taler im Jahr quasi für nichts gab (Böttiger hatte 150 Taler vorgeschlagen) und überließ ihm weiterhin als Herausgeber allein das Titelblatt. Inhaltlich schwenkte er in einen neuen Kurs ein. Er beließ es in Grenzen bei der Poesie, reicherte das Programm mit Ubersetzungen an und öffnete es schließlich einem hochgelehrten, langweiligen Briefwechsel, der die Abonnentenzahl erheblich schrumpfen ließ. Vielleicht hätte er sich überwunden und das Blatt Wieland zuliebe, wie es viele Freunde wollten, geruhsam weiterlaufen lassen, aber der Dichter winkte ab, er hatte selbst alles Interesse verloren. 1 8 1 0 war Schluß. Bertuch konnte dem Merkur nie ein markantes Profil geben. Das wird deutlich, wenn wir seine eigenen Blätter betrachten. Wir haben weit vorgegriffen und müssen noch einmal zum Anfang der Bertuchschen Verlegerlaufbahn zurückkehren. Wieland und Bertuch hatten sich von Beginn ihrer Zusammenarbeit an der Idee des Selbstverlags verschrieben. Die SelbstverlagsBewegung jener Zeit war ein typisches Phänomen der Aufklärung. Schreib- und Lesewut kennzeichneten das Jahrhundert, die informatorische und meinungsbildende Funktion des Gedruckten hatte einen ersten Höchststand erreicht. Das Ansehen der Autoren wuchs, und die literarische Produktion stellte einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Die im Gang befindlichen ökonomischen Umwälzungen hatten auch den Buchhandel ergrif-

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fen. Das neue Denken in Kapital führte nicht nur zu verstärkter Konkurrenz und entsprechender Preiskalkulation, sondern wirkte auch auf die Autoren ein. Ihre emanzipatorischen Bestrebungen betrafen vor allem das Honorar. Unter den Humanisten des 16. Jahrhunderts hatte es noch Bedenken gegeben, überhaupt Honorar zu fordern, Luther lehnte es ganz ab. Davon konnte längst keine Rede mehr sein. Die Autoren-Selbstverlage des 18. Jahrhunderts waren von Einzelpersonen oder kollektiv gegründet worden. Leibniz' Vorschlag einer Subskriptions-Gesellschaft (1715/16), Klopstocks „Gelehrte nrepublik" (1774), Lessings, Schillers und vieler anderer Bemühungen stellten Versuche dar, einen angemessenen Eigengewinn zu erzielen. Die „literati" polemisierten teilweise mit äußerster Schärfe, hielten dem Buchhandel Betrug und Ausbeutung vor und mußten sich umgekehrt den Vorwurf kaufmännischer und herstellerischer Unzulänglichkeit und dazu ihren Kapitalmangel, der das verlegerische Risiko nicht abfangen konnte, vorwerfen lassen. Philipp Erasmus Reich drohte gar mit einer „Republik der Buchhändler", die die Produkte der Selbstverlage auf der Stelle schöner, gekonnter und billiger nachdrucken würde. Auf Bertuch trafen diese Vorwürfe schon 1 7 7 4 nicht mehr zu. Am 7. November jenes Jahres schrieb er an Gleim: „(...) Wieland und ich, wir haben beyde fest beschlossen, hier in Weimar eine große Buchhandlung zu errichten, die besten Schriftsteller Teutschlands durch höhere Bezahlung ihrer Werke mit uns zu verbinden (...)" (215). In seiner bereits erwähnten Denkschrift „Gedanken über den Buchhandel" (1774) sagt er: „Einige Gelehrte müßten selbst Buchhändler werden. Nicht alle; (...) dazu hat nicht ein jeder Vermögen genug (...) nur Einige berühmte Gelehrte müßen in Teutschland (...) große Buchhändler werden (...)", ihre eigenen Werke und die anderer verlegen und „die letzteren beßer bezahlen" (216). Er denkt an eine Verdoppelung des Autorenhonorars. Hier tritt er schon mehr als Verleger denn als Autor auf und nimmt im Ansatz Monopolbestrebungen in den Selbstverlagsgedanken hinein. Dem Plan war keine Zukunft beschieden. Später beteiligte sich Bertuch an einem Selbstverlags-Projekt in Dessau. Dort war 1781 die „Buchhandlung der Gelehrten" gegründet worden, der eine „Verlagskasse für Künstler und Gelehrte" angeschlossen war. Die Buchhandlung übernahm nur „General-Commis" von vermögenden Selbstverlegern. Es gab keinen

Kredit. Hingegen legte eine Gesellschaft „begüterter Actionärs" (217), zu denen auch Bertuch und aufsein Betreiben hin Wieland zählten, unbemittelten Literaten Verlags- und Honorarkosten vor und gaben Kredit oder Vorschuß ohne Einschränkung der literarischen Eigentumsrechte. Je nach Höhe und Art der Unterstützung erhielt der Autor bis zu 55 °/o des Ladenpreises. Wurde das Werk mangels Nachfrage zur Makulatur erklärt, erhielt der Autor 88 1/3 % des Erlöses. Eine zweite Auflage konnte er nach Belieben der Gesellschaft oder einem Buchhändler übergeben. Aber allzu bald nur schieden die begüterten Actionärs „mit wechselseitigem Schaden auseinander" (Goethe. 218). Wieland, den Bertuch zur Beteiligung gedrängt und der zu diesem Zeitpunkt gerade wieder sein Drittel Reingewinn aus dem Merkur zu zahlen hatte, war erbost, das an sich schon kriselnde Verhältnis kühlte weiter ab. Bertuch steckte den Verlust klaglos weg, er konnte sich kaufmännisches Risiko bereits leisten. In der Gelehrtenbuchhandlung erschienen seine Schrift „Wie versorgt ein kleiner Staat am besten seine Armen und steuert der Betteley?" (1782) und das „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur" (Bd 3. 1782. Bd 1 und 2 erschienen bei Hoffmann in Weimar), das er im Rahmen seiner Vermarktung der spanischen Dichtung herausgab. Bei Bertuch liefen schon damals viele Geschälte nebeneinander, und es dauerte nicht mehr lange, bis er mit einem Schlag als bedeutender deutscher Verleger hervortrat. Während der Zeit seiner Teilhaberschaft am Merkur (1782-86) bereitete er die Herausgabe zweier eigener Periodika vor: Die „Allgemeine Literatur-Zeitung" (1708-1849, in Bertuchs Hand bis 1808) und das „Journal des Luxus und der Moden" (1786-1827). Im Falle der A.L.Z. kamen ihm seit der Universitätszeit gepflegte Beziehungen zu akademischen Kreisen, die er als Mitherausgeber des Merkur und im Rahmen seiner literarischen Programmumstellung erheblich ausgebaut hatte, zugute. Zudem war er von Kindheit an mit dem Zeitungswesen durch seinen Oheim Rat Schrön vertraut. Schrön gab seit 1757 die „Weimarischen Anzeigen" (gegr. 1755), ab 1775 als „Weimarische Wöchentliche Anzeigen", heraus (219). Daß Bertuch sich sogleich der Herausgabe und Verlegung von Zeitungen und Zeitschriften zuwandte, hatte noch einen anderen Grund als den Erfahrungsschatz auf diesem Sektor. Schröns Wochenblatt war ein sogenanntes Intelligenzblatt. Intelligenzblätter hatten über Pa-

ris (1633), London (1637), Hamburg (1673), Frankfurt (1722) und Berlin (1727) 1734 schließlich auch den Weg nach Weimar gefunden. Die frühen Blätter hatten einen ausschließlich bürgerlich-praktischen Charakter, sie enthielten Privatanzeigen, vermittelten kommerzielle Nachrichten und wurden in allen Bevölkerungskreisen gelesen. In Deutschland bemächtigten sich die Fürsten der Blätter und benutzten sie für amtliche Anzeigen. Alle die Obrigkeit betreffenden Nachrichten wie Gesetze und Verordnungen, Amtsangelegenheiten aller Art, behördliche Personalangelegenheiten und solche, die das Hofleben betrafen, wurden durch einen Zensor gefiltert, der auch den übrigen Inhalt überwachte. In Weimar war das erste Intelligenzblatt eine Fürstengründung und wurde in der Ankündigung eine „Policey- und CommercienGazette" genannt (220). Verkaufsangebote betrafen Einzelstücke, die ein Besitzer loswerden wollte. Einzige Neuware waren Bücher. Die Bücheranzeigen sprengten den einheimischen Bedarf bei weitem, dienten dem Blatt als „Kundenwerbung nach auswärts" und dem Interesse des anzeigenden Verlegers (221). Stellenangebote kamen von aufstrebenden Orten, wo in den neuen Manufakturen Mangel an entsprechenden Arbeitskräften herrschte. Mit fortschreitender Aufklärung verlangten die Leser nach erweiterten Informationen. Die Intelligenzblätter entwickelten sich zu einer Mischung von Anzeigen- und politischem Nachrichtenblatt und moralischer Wochenschrift. Schröns Zeitung wurde mit Lotterieanzeigen bereichert und pries auch ausländische Waren, die die Weimarer Geschäftsleute zu verkaufen hatten, an. Seit 1770 erschienen unter der Rubrik „Neue Bücher" ganze Listen des Hofbuchhändlers Hoffmann. Vorherrschend waren die amtlichen Anzeigen. Bertuch erkannte frühzeitig und in vollem Umfang die Bedeutung dieser und aller anderen Zeitungen und Zeitschriften für das in Gang kommende neue Wirtschaftssystem. Er legte seinen beiden ersten Periodika Intelligenzblätter bei, die ausgesprochene Reklameschriften im modernen Sinn waren. Sie enthielten in- und ausländische Geschäftsanzeigen und warben vor allem für die eigenen Produkte — für Bücher in der A.L.Z., für alle erdenkliche Handelsware im „Journal des Luxus und der Moden". Dadurch erhöhten sie die Einnahmen aus den eigentlichen Organen beträchtlich. Mehrere Leute nahmen für sich in Anspruch, Urheber der ,Allgemeinen Literatur-Zeitung" zu

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sein, nach eigenem Zeugnis war es Bertuch selbst, der den Plan im Juni 1784 faßte (222). Auf Grund genauer Kenntnis des weiten Feldes der deutschen Literaturzeitungen fiel der Entschluß auf ein gelehrtes Rezensionsorgan. Bertuch konkurrierte damit gegen Nicolais „Allgemeine Deutsche Bibliothek" in Berlin und die „Göttingischen Gelehrten Anzeigen". „Das gemeinschaftliche Ey" (223) wurde zunächst mit dem Jenaer Professor für Poesie und Beredsamkeit Christian Gottfried Schütz (1747-1832) ausgebrütet. Für Schütz begann ein neuer Lebensabschnitt, er hatte als ordentlicher Professor zuerst nur 120, dann 300 Taler im Jahr verdient und gelangte nun zu einigem Wohlstand. Als Gelehrter war er hochgeschätzt und besaß zudem eine konziliante Wesensart. Bertuch überzeugte Wieland, sich als Mitgesellschafter mit ihm die Kosten zu teilen, während Schütz seine Gelehrsamkeit und Beziehungen einbringen und als Redakteur mit weitreichenden Befugnissen wirken sollte. Bereits im September wurde das Blatt im Merkur angekündigt, im November waren 100 Mitarbeiter engagiert, und am 3. Januar 1785 erschien die erste Nummer. Bis dahin war Wieland aus der Teilhaberschaft schon wieder ausgeschieden, er hatte Skrupel bekommen. Zum einen fürchtete er um seinen Merkur, zum anderen um sein Geld, und hinzu kam das gerade auszuzahlende Drittel (fast 400 Reichstaler). Es kam zum Streit, sogar Bertuch war erbost und schrieb an Schütz: „Der Mann muss würklich Anfälle von Delirio haben" (224). Wie meistens lenkte Wieland ein und bereute wenig später, von dem sich vorteilhaft entwickelnden Unternehmen Abstand genommen zu haben. Die A.L.Z. (Werkkat. Nr 32. Bertuchs Werke XXVIII) erschien täglich sechsmal in der Woche, hatte 4-8 Seiten Umfang und war seit 1807 mit einem Intelligenzblatt versehen. Der Erscheinungsort war Jena, Bertuchs Quelle der Gelehrsamkeit. Sensationell war seinerzeit der Druck in einer Antiqua statt in der gewohnten Fraktur. Der Ruf der Zeitung verbreitete sich schnell über ganz Deutschland und darüber hinaus. Nach zwei Jahren gab es über 2 000 Abonnenten. Am Anfang herrschte noch Mangel an Beiträgen, Bertuch schrieb fleißig mit und benutzte das Blatt für seinen nun energischer geführten Kampf gegen den Nachdruck. Im Vorbericht der ersten Nummer wurde den Lesern Objektivität der gelehrten Rezensenten garantiert und damit auch die Unterlassung jeglicher Vetternwirtschaft. Die Objektivität

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erweist sich bei näherem Hinsehen als trügerisch. Das Blatt verfolgt einseitig eine rationalistischklassizistische Richtung. Den progressiven, die gegebene Realität in Frage stellenden Strömungen wird nicht der mindeste Dienst erwiesen. Trotz des zunehmend einsickernden Kantianismus — Kant war es ja, der die Grundlagen der Aufklärung zertrümmert hatte — rezensierte das Blatt an den hohen Zielen des deutschen Idealismus vorbei. Schiller, der sich anfangs täuschen ließ, erkannte, daß sich das Journal letzten Endes nur um die Publikumsgunst drehte. Die Romantiker, die auf Bertuchs Grundnenner nicht paßten, gingen schließlich zum offenen Gegenangriff über. Schelling erklärte die A.L.Z. „für das zurückgebliebenste, verrottetste Institut, für eine Herberge aller niedrigen Tendenzen (...)" (225). Der von Bertuch beabsichtigte Kurs bedurfte nur gelegentlicher direkter Reglementierung. Vor grenzüberschreitenden Denkrichtungen machten die 1 500 akademischen Mitarbeiter, die Schütz schließlich zusammenbekam, wie von selbst Halt. Sie erwiesen sich wie die Herausgeber und das angesprochene Publikum als von der gleichen „gesunden Vernunft" geleitet, die, wie anfangs zitiert, Bertuchs Denken bewegte. Der gute Ton wird schon im Vorbericht der ersten Nummer garantiert, der Tenor des Blattes ist honett und meistens ziemlich vornehm. Ein bezeichnender Opportunismus kommt zum Vorschein. Gleich die zweite Nummer wurde Friedrich dem Großen geweiht, wofür sich Friedrich Wilhelm II. per Handschreiben bedankte und um direkte Zusendung bat Das änderte sich schlagartig, als sich mit der herannahenden französischen Revolution der preußische König aus verständlichen Gründen der gegenaufklärerischen Bewegung anschloß. Das Blatt geriet 1788 mit seiner rational-aufklärerischen Tendenz in Konflikt mit der preußischen Zensur, worauf wir noch zu sprechen kommen. 1803 kam es in Jena als Folge von Meinungsstreitigkeiten zur Abwanderung vieler professoraler Mitarbeiter an die Universität Halle. Bertuch fürchtete um seine gelehrten Quellen und leitete das Blatt gleichfalls nach Halle um. Goethe und sein Kreis wollten die Jenaer Universität jedoch stützen, der große Dichter hatte zudem von der Redaktion eine naturwissenschaftliche Abhandlung abgelehnt bekommen und neigte seinerseits der romantischen Bewegung zu. Das an sich schon distanzierte Verhältnis zu Bertuch kühlte weiter ab, man siezte sich längst wieder, und schließlich rief Goethe ein Konkurrenzblatt ins Leben: Die ,Je-

naer Allgemeine Literatur-Zeitung", die bis 1841 bestand (Brockhaus führte sie als „Neue Jenaische Literaturzeitung" bis 1848 weiter). Befürchtete Einbußen blieben aus. Inzwischen verschlechterten sich in Deutschland unter der napoleonischen Herrschaft die Zustände auch für den Buchhandel. Bertuch klagte über Kapitalmangel und schied 1806 als Teilhaber aus der A.L.Z. aus. Bertuch wußte, was uns nicht wundert, den wohlorganisierten Riesenapparat zweifach zu nutzen. Anstelle des ursprünglich geplanten Registers der A.L.Z. entstand ein,Allgemeines Repertorium der Literatur" in acht Bänden, erschienen zwischen 1793 und 1807 zunächst in der Expedition der Literaturzeitung, dann im Industrie-Comptoir (226). Verantwortlicher Bibliograph war der noch junge, sehr fähige Johann Samuel Ersch, später Professor für Geographie und Statistik an der Universität Halle. Seine Arbeitsstelle war im Rahmen der A.L.Z.-Redaktion geschaffen worden. Was zwecks Auswahl und Rezension, herbeigeschafft von den 100 ständigen und den 1 500 korrespondierenden, akademischen Mitarbeitern, über den Tisch der Redaktion ging, wurde zugleich bibliographisch ausgewertet, in der Hauptsache die periodische Literatur des In- und Auslandes. Ersch arbeitete mit einem Gehilfen und Studenten, wurde nicht schlecht bezahlt, aber von Bertuch ständig unter Termindruck gesetzt. Bei der Übernahme des Repertoriums ins Industrie-Comptoir (1795), nach Erscheinen der ersten Serie, straffte Bertuch den Apparat, d. h. er machte das Unternehmen auf Kosten seiner Mitarbeiter rentabler. Erschs Bezüge schrumpften zum Nebenverdienst, so daß er sich seinen Lebensunterhalt anderweitig verdienen mußte. Die Weiterführung des Repertoriums mit nur noch zwei zeitweise engagierten Mitarbeitern überlastete den äußerst fähigen Mann derartig, daß er — oft krank vor Überanstrengung — an Bertuch die verzweifelte Bitte richtete, ihn nicht „durchs zweyte Repertorium frühzeitig ins Grab zu stürzen" (ebd.). Nachdem er seine Professur bekommen hatte und Bibliothekar der Universitätsbibliothek in Halle war, wurde er von Bertuch unabhängiger. Dieser gab ihm eine Redakteurstelle in der A.L.Z., und entsprechend mager im Umfang fiel die dritte Serie des Repertoriums aus. Mit dem Ausscheiden Bertuchs aus der A.L.Z. starb auch das Repertorium dahin. Eine geplante vierte Serie konnte nicht mehr erscheinen. Wir müssen erneut in die 80er Jahre zurückkehren. 1786 erschien Bertuchs „Journal des Luxus

und der Moden" (Werkkat. Nr 33, 34. Bertuchs Werke IXXX). Dieses mit Kupferstichen illustrierte Journal war bemüht, auf allen Lebensgebieten — Mode vorangestellt — up to date zu sein und vor allem den Damen Weltstadt-Flair zu vermitteln. Der Blick war auf Paris und zunehmend auf England gerichtet. Das Blatt wandte sich an ein breites, neugieriges, meist oberflächlich wißbegieriges Publikum, daher war der Widerhall noch größer als der der A.L.Z. Bertuch stieß auch hier in eine Marktlücke vor: ein deutsches Mode- bzw. Frauenjournal dieses Zuschnitts gab es nicht. Bis dahin war das Genre fest in französischer Hand gewesen. Sogenannte Kostümbücher hatte es bereits im 16. und 17. Jahrhundert gegeben, die erste Modezeitung im heutigen Sinne war aber erst der „Mercure galant" (ab 1672). In Deutschland kam das erste Modeblatt 1758 in Erfurt heraus. Bertuch erfaßte komplex, welche Bedürfnisse auf diesem Sektor bestanden bzw. geweckt werden konnten. Die Doppelfunktion der Presse als Informationsträger und Manipulationsinstrument, als „heimliche Verführung" (227), tritt in seinem „Journal des Luxus und der Moden" bereits auf die uns heute hinlänglich bekannte Weise hervor. Bertuch kündigte das Blatt in seiner A.L.Z. an und hatte am 1. Januar 1786 dem Redakteur Schütz als Rezensenten entsprechende verlegerische Anweisungen gegeben: ,Alles kommt drauf an dass es jetzt schnell bekannt und dem Publico in einem interessanten Lichte gezeigt wird. (...) Vergessen Sie dabei nicht Rücksicht auf unsern ganzen Plan, von dem das Journal nur ein Stück ist, zu nehmen." (228) Hier wird uns also zukünftiges Wirken als bewußt programmiert, als „ganzer Plan" greifbar. Das Modejournal erschien von 1786 bis 1827 in monatlichen Heften. Es nannte sich zuerst „Journal der Moden", ab 1787 ,Journal des Luxus und der Moden", ab 1813 „Journal für Luxus, Mode und Gegenstände der Kunst" und ab 1816 „Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode". Unter Schütz hieß es schließlich (1827) „Journal für Literatur, Kunst und geselliges Leben". Ausgestattet war es normalerweise mit jeweils zwei kolorierten Kupferstichen und einer unkolorierten Kupfertafel. Herausgeber waren Bertuch und Georg Melchior Kraus, der für den Bildteil verantwortlich war. Bertuch leitete die Redaktion zunächst selbst, übergab sie dann 1790 Karl August Böttiger, 1804 seinem Sohn Karl und schließlich wechselnden Redakteuren wie Stephan Schütz. Der jährliche Reingewinn betrug in der ersten Zeit bereits 1 700

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Taler, die sich Bertuch und Kraus teilten. Gedruckt wurde bei Gädicke in der dem angesprochenen Publikum geläufigen Fraktur, Kommissionsverlag war die Ettlangersche Buchhandlung in Gotha. 1791 ging alles auf das Industrie-Comptoir über. Ein solches Unternehmen war nicht aus dem Handgelenk geschaffen worden. Informanten besaß Bertuch dank seines Beziehungsnetzes in allen europäischen Zentren, darüber hinaus in Amerika und sogar in den wichtigsten Kolonialstädten. Hauptquelle war das „Cabinet des Modes" in Paris (ab 1785 erschienen), aus dem auch kräftig „abgekupfert" wurde. Bertuchs Kupferstichproduktion, die ein kleines Heer von Stechern und Kolorateuren voraussetzte, war bestens organisiert, auch für weitere Werke. Das verweist uns auf die Weimarer Zeichenschule und deren Direktor Kraus. Der Maler Georg Melchior Kraus ( 1 7 3 3 - 1 8 2 7 ) war ein Frankfurter Gastwirtssohn, hatte bei dem Kasseler Hofmaler Heinrich Tischbein d. A. (229) studiert und ging gern und häufig auf Reisen, u. a. nach Paris und in die Schweiz. In Frankfurt hatte er Goethe Unterricht gegeben. In Weimar traf er wohl schon 1773 mit dem jungen Bertuch zusammen, der erste freundschaftliche Briefwechsel ist erst 1 7 7 4 nachweisbar (230). Kraus war es wohl, der Bertuch den Anstoß gab, 1774 in einer Denkschrift der Herzogin Anna Amalia die Gründung einer Zeichenschule vorzuschlagen (Werkkat. Nr 23. Bertuchs Werke XXII). Er war bereits 1767 an der Gründung einer entsprechenden Schule in Frankfurt beteiligt gewesen. Das Bedürfnis der Zeit nach Zeichenschulen war dilettantisch-geselliger Art und beschränkte sich auf die höheren Kreise. So auch in Weimar, wo mit der Gründung des Instituts 1 7 7 6 im Fürstenhaus ein entsprechender Raum eingerichtet wurde. Bertuchs Plan verweist aber auf handfestere, ökonomisch orientierte Funktionen der Anstalt: Diese sollte, von der Fürstin finanziert, unentgeltlich Schülern aus allen Ständen und Altersklassen zur Verfügung stehen. Als eigentliches Unterrichtsziel nennt Bertuch die Hebung des allgemeinen Geschmacksniveaus und die Entwicklung künsderischer Fähigkeiten vor allem der Lehrlinge, Gesellen und Handwerksmeister. Zugleich legte er einen Plan für die praktische Ausführung vor, der nichts ausläßt. Die Stellung des Direktors wird fest umrissen und ganz auf Kraus zugeschnitten. Die Arbeitsplatzbeschreibung enthält den für Bertuchs spätere Unternehmungen bedeutsamen Satz: „Die Vor-

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lage-Zeichnungen wird der Direkteur meist selbst verfertigen" (231), was natürlich außer dem Stil auch den Bildinhalt einschloß und nicht nur auf Kraus, sondern auch auf andere Lehrkräfte zutraf, deren spätere Veröffentlichungen (außer von Georg Melchior Kraus auch von Konrad Horny, 1 7 6 4 - 1 8 0 7 ; Theodor Maximilian Georg Goetz, 1 7 7 9 - 1 8 5 3 ; August von Rode, 1 7 5 1 - 1 8 3 7 u. a.) dann selbstverständlich von Bertuch verlegt wurden (Werkkat. Nr 53-58). Kraus wurde wie geplant mit der Gründung — unter Goethes Oberaufsicht — Direktor. Bertuchs Konzept setzte sich erst 1780 voll durch. Einen Hinweis aufsein hintergründiges Mitwirken gibt die Übersiedlung des Naturalienkabinetts der Schule nach Jena (1781), wo gelehrte Naturforscher späteren Bertuchschen Unternehmungen ihrem Fach entsprechende Dienste erwiesen. Es hängt zweifellos mit diesen Unternehmungen zusammen, daß 1788, gleichfalls unter Kraus, weitere Zeichenschulen in Jena und Eisenach gegründet wurden (232). Die Weiterentwicklung der Schule und der Bertuchschen Unternehmungen weisen zahlreiche Querverbindungen und Parallelen auf, und zwar ganz im Sinne der Denkschrift. Von Eisenach aus wurde Unterricht im Fabrikdorf Ruhla eingerichtet, und das natürlich überhaupt nicht mehr für schöngeistige Dilettanten. „Es wurden Abnehmer erzogen und Produzenten, und es wurde so in einem beschränkten Bezirk die Grundlage geschaffen für das Erscheinen von Werken wie Bertuchs Bilderbuch und verwandte Dinge" (233). Welche Dinge außer Buchillustrationen, werden wir noch sehen. Dem handfesten ökonomischen Hintergrund der philanthropischen Anstalt mit ihrem meist unbemittelten Schülerkreis aus der arbeitenden Bevölkerung entsprach die innere Gliederung, in der durch Preis- und Amterverteilungen zweckmäßige Hierarchien geschaffen wurden. Hervorragende Lehrer wie Kraus und seit 1789 Johann Heinrich Lips (1758-1817), die beide enge Verlagsmitarbeiter wurden, erklären das hohe Niveau vieler Illustrationen in Bertuchs Werken. Um die Handwerker ihrer Tradition zu entfremden und der einfachen — darin der Massenproduktion günstigen — englischen Geschmacksrichtung, dem klassizistischen Stil und einer neuen Ikonographie zuzuführen, gab es auch theoretischen Unterricht teils von Kraus selbst, teils von Fachleuten wie Professor Kästner, der über Mythologie und Altertum Vorlesungen hielt. Die Schulleitung führte kaum Schriftverkehr, das meiste wurde „mündlich und

reibungslos" (234) erledigt — kein Wunder, da man sich einig war und Bertuch als der große Macher im Hintergrund vielversprechende Aussichten zum Wohle aller eröffnete und realisierte. Goethe, dem vor allem die Kunst selbst am Herzen lag, wußte die aufs Ökonomische übergreifende Bedeutung der Schule als ein Institut, das „mit dem Land, (...) mit dem Publikum seiner Nation, mit dem Jahrhundert" zusammenhängt, wohl einzuschätzen (235). Ihm ging es aber um die Vermittlung von künstlerischem Können und Kennerschaft, und mit Genugtuung stellte er fest, daß „unzweifelhaft in den Bürgerhäusern ebenso wie in Hofkreisen ein schöner Durchschnitt in der Liebhabermalerei und Zeichenkunst erreicht" wurde (ebd.). Die Vermarktung der Kunst als Massenware nahm er mit Mißbehagen wahr. Obwohl es bedeutende Schüler wie Kaspar David Friedrich gab, war der Unterricht nicht auf die Förderung begabter Künstler eingestellt, man arbeitete wie geplant nach Vorlagen von guter Qualität im „antikischen Geschmack", häufig direkt antike Vorbilder kopierend (so in „Contourblätter zur Übung für junge Zeichner und Kupferstecher gesammelt und gestochen von Theod. Goetz", Weimar 1808. Werkkat. Nr 56). Kraus vermittelte den entsprechenden Schülern und Hilfslehrern, zum Wettbewerb untereinander angehalten, Aufträge und Verdienst. Bertuch ließ nicht nur Buchillustrationen stechen und kolorieren, sondern auch Einzelblätter und ganze Folgen, die sein Industrie-Comptoir vertrieb. Wenn wir nun zu seinem „Journal des Luxus und der Moden" zurückkehren, können wir die Bedeutung der Zeichenschule erst richtig und im vollen Umfang ermessen. In der Einleitung des 1. Heftes, Januar 1786, weist Bertuch auf eine „kaufmännische Einrichtung und Correspondenz" hin, die sowohl Firmeninserate für das beigelegte Intelligenzblatt als auch Aufträge des Publikums für im Heft erscheinende Modewaren und anderes entgegennimmt. Für Mode, Möbel, technische Erfindungen etc. bietet er Zeichnungen und Modelle zum Nachschneidern und -bauen an. Auf sein komplettes Warenangebot im Intelligenzblatt wird im nächsten Kapitel eingegangen. Das Modejournal zeigt Tendenzen, die auch noch für unsere heutigen Frauenzeitschriften kennzeichnend sind. Bertuch mußte in jener Zeit den Luxus, der vorher nur wenigen zugänglich war, noch rechtfertigen, was er gleich im ersten Heft besorgt. Zugleich beginnt er, das Verlangen nach nicht lebensnotwendigen Gebrauchsgütern, nach

Luxus also, in bislang zum Verzicht erzogenen breiteren Kreisen zu wecken und zu steigern. Die heute noch zunehmende wirtschaftliche Bedeutung „überflüssiger" Konsumgüter war erkannt. Die Aufklärung der Damen auf dem Modesektor und auf allen anderen Lebensgebieten nach Kräften und in dem Publikum angemessener Oberflächlichkeit zu fördern, gelang ihm ausgezeichnet. Er richtete sich vor allem an die Frauen des gehobeneren Mittelstandes. Der Akzent lag auf Mode, die besonders gefragt war. Auch der Gesellschaftsklatsch vor allem aus den von Bürgerlichen bis heute so hochgeschätzten Adelskreisen wurde gepflegt und interessierte auch die Damen niederer Stände, die in Lesezirkeln Gelegenheit hatten, sich preiswert zu informieren. Trotz noch bestehender Kleiderordnungen gaben der billige Kattun und Bertuchs Schnittmuster Möglichkeiten der Nachahmung, was dazu beitrug, die Standesunterschiede im Habitus zu verwischen. Außer über Mode und Tratsch referierte das Journal unter anderem über gutes Benehmen, Schönheitsund Gesundheitspflege, Hygiene, Kunst und das schöne Heim, über Kulturgeschichte und Reisen in ferne Länder, über Ökonomie, Politik (zu gegebener Zeit deutsch-nationalen Zuschnitts) und über technische Erfindungen vor allem mit Blick auf das fortschrittliche England. Dargeboten wurde also der ganze Regenbogen, der noch heute für Frauenzeitschriften typisch ist. Bertuchs verlegerische Glanzleistung fand im hochgeistigen Weimar geteiltes Echo. Wenn Herder und Wieland sich über Modejournale im allgemeinen oder auch direkt über Bertuchs Journal negativ äußerten, dann galt ihre Kritik gewiß zu Recht einer fragwürdigen, flachen und menschliches Streben — aus verlegerischem Eigennutz — fehlleitenden Lektüre, aber es hatte auch weniger edle, private Hintergründe. Bertuch hatte sich, wie es der Lauf der Welt ist, mit seinen beiden erfolgreichen Unternehmungen zugleich Bewunderer und Neider geschaffen und war innerhalb weniger Jahre ein sehr reicher Mann geworden. Wir wollen einen Blick auf seinen Reichtum werfen. Als erste größere Einnahme verbuchte Bertuch offenbar die 2 000 Taler, die er für seine Übersetzung des „Don Quijote" (1775-77) erhalten hatte. Für diese Summe mußte seinerzeit so mancher ordentliche Professor an der Universität neun bis zehn Jahre lang arbeiten. Dazu kamen sein Beamtengehalt, das Entgelt für die Mitarbeit am Merkur und Honorare für eigene Veröffentlichungen.

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1778 erwarb er als Pächter den herzoglichen Baumgarten und kaufte weiteres Gelände zusammen mit einer alten Schleifmühle, in der er später Papier und Farben für die Zeichenschule und die eigenen Betriebe herstellen ließ. Erhebliche Einnahmen brachte ihm das „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur" (ab 1780), womit er den Bau seines neuen Hauses begann. Das erste Gebäude war bereits 1782 fertig und diente teilweise als Fabrik, worauf wir im nächsten Kapitel zu sprechen kommen. Gleichzeitig begann er das an Wieland zehrende Drittel Reingewinn am Merkur einzunehmen und wagte sich an mehrere Unternehmungen außerhalb der Verlagssphäre. 1784 wurde er stiller Teilhaber bei Göschen in Leipzig, wo 1787-91 die erste Goetheausgabe erschien. Georg Joachim Göschen (1752-1828) stammte aus Bremen. Nach einer Buchhändlerlehre wurde er Gehilfe bei dem Verleger Siegfried Leberecht Crusius in Leipzig, wo er Ende der 70er Jahre mit einflußreichen Menschen bekannt geworden war. Zu seinem Kreis zählte auch Bertuch. Wohl auf dessen Vorschlag hin ging er als Geschäftsführer an die „Verlagskasse der Gelehrten" in Dessau, die der schon erwähnten „Buchhandlung der Gelehrten" angeschlossen war. Zu einem jener „begüterten Actionärs", die dort das Sagen hatten, gehörte Bertuch. Göschen kehrte nach Leipzig zurück, um 1782 ein eigenes Geschäft zu gründen. Christian Gottfried Körner, Schillers zartfühlender und treuer Freund, schoß ihm 3 000 Taler für die Unternehmensgründung vor. Bertuch half mit der Übergabe seiner in Dessau verlegten Werke (die Gelehrtenbuchhandlung war inzwischen eingegangen) und gab damit der „G. J. Göschenschen Verlagsbuchhandlung" ersten Glanz. Über Körner konnte Göschen Schiller als Autor gewinnen, und seine „Autorenjagd" in Weimar führte ihm u. a. Wieland und Hufeland zu. Bertuch übergab ihm den Vertrieb des Merkur, in dem dann Göschens Publikationen jährlich angezeigt und besprochen wurden. Die Zusammenarbeit mit Bertuch wurde dadurch gekrönt, daß dieser ihm Goethe als Autor zuführte. Bis 1791 lag dann Goethes Gesamtausgabe in acht Bänden vor. Auch das war nur durch finanzielle Beteiligung Bertuchs möglich. Göschen schuldete ihm schließlich 2 000 Taler, 15 % Zinsen und 600 Taler für die Abtretung der Verlagsrechte. Darüber hinaus nahm die „merkantilische Seele" auch innigen Anteil an Göschens Brautwerbung. Es ging um,Jette", Henriette Heun, Tochter 56

aus gutem und wohlhabendem Hause (Eheschließung 1788). Noch 1789 war Göschen von Bertuch finanziell völlig abhängig, und dieser forderte nunmehr ungehalten die rückständigen Zahlungen an. Göschen verschaffte sich anderweitig Kredite, kündigte 1791 das Ende der „Kompagniegeschäfte" an und war 1792 endlich zu seiner Erleichterung „Herr seines eigenen Handels" (236). 1785 vermehrten die erheblichen Einnahmen aus der A.L.Z. Bertuchs Wohlstand. Bereits 1786 besaß er eine eigene Kupferdruckerei mit fünf Pressen und eine Kunstanstalt mit Illuminiererei, in der zahlreiche Zeichner, Kupferstecher und andere Arbeiter beschäftigt wurden, die zunächst vor allem an der Ausstattung des „Journals des Luxus und der Moden" arbeiteten. Das Blatt lieferte die Voraussetzungen für eine Expedition, die diverse Waren vertrieb. Ein großer Teil des Inhalts und der beigefügte Anzeigenteil des Intelligenzblattes stellten eine einzige, grandiose Reklame für diese Expedition, die erheblichen Lagerraums bedurfte, dar. 1791 faßte Bertuch nach Erweiterung seiner Baulichkeiten alle Firmen, darunter unter anderem nun auch eine Buchbinderei, in einem Industrie-Comptoir zusammen. Uns interessiert an dieser Stelle der Verlag des Industrie-Comptoirs. Grundstock waren Bertuchs eigene literarische Arbeiten, die A.L.Z., das „Journal des Luxus und der Moden" und sein „Bilderbuch für Kinder", das ab 1790 erschien. Daß Bertuch den Hauptakzent auf einen Verlag legte, der weniger einbrachte als der Warenhandel großen Stils, geschah nicht ganz freiwillig. Handel mit allem, was möglich war, zu treiben — eine frühkapitalistische Auffassung, die Adam Smith empfohlen hatte —, stieß im geistigen Zentrum Deutschlands als eines gebildeten Menschen unwürdig auf heftigen Widerstand. Bertuch selbst fand überhaupt nichts dabei, Handel mit Büchern und diversen Bedarfsartikeln unter einem Dach zu vereinen. Dem Druck des Umfelds mußte er jedoch, da er keine nennenswerte Unterstützung für seine Intentionen fand, nachgeben. Im wesentlichen konzentrierte er sich nun auf das Verlagswesen, wenigstens nach außen; denn andere, zum Teil große Geschäfte liefen weiterhin. Entgegen seiner Vorstellung von der Funktion eines Industrie-Comptoirs, worauf später eingegangen wird, baute er in seiner Bittschrift an den Fürsten um ein Privileg möglicher Kritik und Mißgunst dahingehend vor, daß er die unwürdige Handelsware und den Umfang des Verlagsgeschäfts herunterspielte.

Er versicherte, daß seine Geschäfte hauptsächlich in den „bisherigen kleinen Verlags-Unternehmungen und Kunsthandel bestehen". Dem kapitalbedürftigen Fürsten machte er sich in Hinblick auf die nun einmal nicht wegzuleugnende Handelsware mit dem Hinweis geneigt, daß es sein vornehmster Zweck sei, „unsern Activ-Handel zu befördern" und „Geld für zu versendende Landes-Waren herein zu ziehen" (237). Der Fürst erteilte das Privileg für ein „Industrie-Comptoir" und segnete es 1802 mit dem Namen „Landes-IndustrieComptoir" ab. Bertuch baute sein Haus zu einem großen und prächtigen Gebäudekomplex aus, was ihm weitere Bewunderer und Neider bescherte. In seinem Antrag an den Fürsten vom 12. November 1800 wegen der „concession einer Buchdruckerey" kann er nun sagen, daß er den „neuen, ziemlich großen Hausbau bloß in der Absicht unternommen habe, um die beträchtlichen Verlagsgeschäfte meiner Handlung besser zusammenzufassen und nützlicher betreiben zu können" (238). Der stellenweise für Weimarer Verhältnisse beinahe fürsdiche Zuschnitt des Anwesens bedurfte offenbar einer beschwichtigenden Geste. Weitsichtig erkannte der Verleger, daß es im Wettbewerb mit anderen Verlagen und mit der zunehmenden Differenzierung der Wissenschaften zweckmäßiger sei, sich zu spezialisieren. Seine geographischen Veröffentlichungen und Landkarten, die er um Unterrichtsgegenstände wie Globen erweiterte, erfreuten sich ihrer Qualität wegen — wofür ihm inhaltlich seine Gelehrten und technisch hervorragende Angestellte bürgten — großer Nachfrage. Er baute das geographische Programm von 1891 an laufend aus, faßte es schließlich straffer zusammen und sonderte 1804 vom Verlag das „Geographische Institut" ab (239). Die Herstellung geographischer und insbesondere kartographischer Publikationen war aufwendig und erforderte ein leistungsfähiges Potential, das sich Bertuch nach und nach zu beschaffen wußte. Den Grundstock bildete die bereits erwähnte Kupferdruckerei, hinzu kam 1803 eine Buchdruckerei mit sechs Buchdruckpressen, schließlich verpflichtete er sich die Schriftgießerei Walbaum (bald nach 1803) und errichtete 1819 eine Steindruckerei mit drei Pressen. Aus dem Senefelder Umkreis in München holte er sich den Lithographen Anton Falger (in Weimar 1819-21), der Erfahrung in der Herstellung von Landkarten hatte. Mit diesem Potential trat er in Konkurrenz zu den großen deutschen Zentren der Kartographie in

Berlin, Wien, Nürnberg und Augsburg, denen er durchaus standzuhalten vermochte. Das konnte nur dadurch gelingen, daß Bertuch die Herstellung kartographischer Erzeugnisse fast ausschließlich an einem Ort konzentrierte, nämlich im eigenen Anwesen, was in jener Zeit eher eine Ausnahme war. Der große, an seinen übrigen Publikationen arbeitende Wissenschaftlerstab sicherte ihm auch die notwendigen wissenschaftlichen Experten als Mitarbeiter, darunter den Statistiker August Friedrich Wilhelm Crome (1753-1833, Lehrer am Dessauer Philanthropin, dann Professor in Gießen), den Karthographen und Typographen Franz Ludwig Güssefeld (1744-1808), den Geographen Adam Christian Gaspari (1752-1830), den Astronomen und Geodäten Franz Xaver Freiherr von Zach (1754-1831), den Astronomen und Leiter der Seeberger Sternwarte Bernhard August von Lindenau (1779-1854) und viele andere. Besonders fruchtbar war die Freundschaft zwischen Gaspari und Bertuch. Schon 1791 veröffentlichte Bertuch dessen Schrift „Über den methodischen Unterricht in der Geographie und die zweckmäßigsten Hilfsmittel dazu", die in fünf Auflagen erschien und die Grundlage für den Plan bildete, ein geographisches Institut zu gründen. Auch hier also wird die unternehmerische Weitsicht Bertuchs greifbar. Bei der Gründung des Instituts, 13 Jahre nach Gasparis denkwürdiger erster Veröffentlichung im Industrie-Comptoir, sprach Bertuch davon, daß 12 Jahre zuvor sein Entschluß zur Gründung gefaßt worden sei, während Gaspari später ausdrücklich sagte: „(...) das Institut, zu dem ich den Plan entwarf' (240). Jedenfalls waren Gasparis Grundgedanken über den Geographieunterricht verlegerisch vielversprechend: Dieser Unterricht sollte in drei Kursen ablaufen, wobei neben entsprechenden Geographiebüchern Karten als wichtigstes Hilfsmittel genannt wurden. Bücher und Atlanten erschienen prompt, 1892 der Erste Kursus, 1893 der Zweite. Bertuch gab viele Neuauflagen heraus. Gaspari hatte eine glückliche Hand, was die Popularisierung seines Faches betraf. Er „wirkte als Popularisator der Erd- und Staatenkunde auf weite Kreise" (Friedrich Ratzel. 241), trug damit natürlich ganz wesentlich zur Vermarktung seiner Schriften bei und konnte zudem - ganz wie sein Verleger und Freund Bertuch - für sich in Anspruch nehmen, zur Hebung der allgemeinen Bildung und Aufklärung beizutragen. 1797 erschienen die ersten Blätter eines gleichfalls von ihm geplanten Hand-Atlasses und der erste

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Band des „Vollständigen Handbuches der Erdbeschreibung", die dann 1804 komplett (das Handbuch in fünf Bänden) vorlagen. 1798 erschien ein von Güssefeld entworfener kleiner Erdglobus für beide Kurse (Durchmesser 4 Zoll = 10 cm), der durch einen ebenso großen Himmelsglobus ergänzt wurde. Ein Holzkästchen diente zugleich als Gestell. Wir sehen schon an diesen wenigen Beispielen, daß das Geographische Institut lange vorgeplant war, ehe Bertuch es dann buchmäßig abtrennte. Inzwischen, 1796, hatte er sein Hofamt niedergelegt und sich ausschließlich seinen Unternehmen gewidmet. Er gründete zwei Filialen, die eine 1801 in Rudolstadt, die andere 1804 in Halle (Societätsbuchhandlung). Seine wichtigsten Mitarbeiter außer Kraus waren die Kupferstecher Theodor Maximilian Georg Goetz (auch Goetze, 17791853), dessen „Galerie merkwürdiger und interessanter origineller und komischer Menschen der herzoglichen Residenzstadt Weimar" von Goethe verboten wurde, und Karl August Schwerdtgeburth (1785-1878), der ab 1805 für Bertuch arbeitete. Bertuch holte außerdem, wie bereits erwähnt, den bedeutenden Schriftgießer Johann Gebhard Justus Erich Walbaum (1768-1837) 1803 nach Weimar, gab ihm große Aufträge und führte mit dessen berühmter Antiqua seinen Kampf gegen die Fraktur weiter. Das Verlagsprogramm dehnte sich mächtig aus. Jährlich erschien ein „Wissenschaftlich geordnetes Verzeichniß der Verlagswerke des G. H. S. pr. Landes-IndustrieComptoirs und des Geographischen Instituts zu Weimar" (Werkkat. Nr 51). Bertuchs Sohn Karl (1777-1815), der in Jena Kunstgeschichte, Geographie und Naturwissenschaften studiert hatte, trat 1800 aktiv in den Verlag ein und übernahm unter anderem die Redaktion des „Journals des Luxus und der Moden". Nach seinem Tod wurde Bertuchs Schwiegersohn, der Medizinprofessor Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847), Bertuchs Stütze und führte die Betriebe auch nach dessen Tod weiter. 1832 trug er sich mit Verkaufsabsichten. Unternehmer zu sein, wurde ihm zur Last, zumal sich die wirtschaftlichen Verhältnisse zunehmend und umwälzend änderten. Die industrielle Revolution erfaßte weite Bereiche, es bildete sich ein großer Markt mit entsprechender Konkurrenz. Das Transportwesen strukturierte sich völlig um. Froriep bat 1844 seinen Sohn Robert, der gleichfalls Mediziner war, seine Hochschullaufbahn aufzugeben und die Leitung der rapide

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zurückgehenden Geschäfte zu übernehmen. Robert Froriep (1804-1861) zögerte. Am 20. Mai 1844 schreibt er dem Vater: „Denn es graut mir doch gründlich vor einer Selbstleitung (...)." „Du hast Dich der Handlung aufgeopfert, ich soll es auch" (242). Trotzdem gelang es ihm nach der Geschäftsübernahme 1845, dem Verlag einen neuen Aufschwung zu geben. Hohe Kredite waren dazu erforderlich. Als das veränderte Verlagsprogramm mit dem Akzent auf medizinischer Fachliteratur bestens lief, konnte er, was er von vornherein beabsichtigt hatte, den Betrieb mit Gewinn für sich und seine Schwester verkaufen. Er behielt die Grundstücke und Gebäude, die Unternehmen gingen 1855 in den Besitz seines Geschäftsführers Ludwig Denicke, der vorher Cottas Geschäftsführer gewesen war, über. Der Betrieb hieß nun „Landes-Industrie-Comptoir, mit einer Buchdruckerei, geographischer und lithographischer Anstalt, Kupferdruckerei und Verlagsbuchhandlung". Vor 1861 wurden die beiden Buchhändler Voigt und Günther aus Leipzig, bald danach der Literat Dr. F. H. Arndt Inhaber. Letzterer nannte das Unternehmen nicht mehr Landes-Industrie-Comptoir, sondern „Geographisches Institut". Unter Voigt und Günther fand das Landes-Industrie-Comptoir Anschluß an das neue technische Zeitalter. Durch Verstählung der Kupferplatten wurde die Zahl der Drucke verfünffacht. Die weitere Entwicklung der Lithographie machte nun auch Massenauflagen in der Kardiographie möglich, seit 1869 in 32 statt vordem acht Farben. Aber mit Großbetrieben konnte die Weimarer Firma bald nicht mehr konkurrieren, ihre Produkte waren zu teuer geworden. Voigt und Günther nahmen sehr bald Reiseführer in ihr Programm auf. Dank der Eisenbahn und des Dampfschiffverkehrs war zu verreisen für breitere Schichten überhaupt erst möglich geworden, und entsprechend stieg die Nachfrage nach dieser Buchgattung. 1865 schied Günther aus, der Ingenieur-Leutnant a. D. Carl Gräf wurde Teilhaber, aber 1868 war auch diese Ara beendet. Unter Arndt erlebte der große Handatlas, dessen erste Blätter 1797 erschienen waren, seine 49. Auflage und fand jetzt erst internationale Anerkennung. Arndt benannte seine Firma um in „Geographisches Institut F. H. Arndt" und überführte einen Teil des Unternehmens nach Leipzig, das Zentrum des druckgraphischen Gewerbes und seit 1871 auch der Kardiographie geworden war. Öffentliche Würdigung fanden die bedeutenden Kartographen erst spät. In der vierten Auflage von

Pierers Universallexikon (Altenburg 1857) werden endlich auch 14 deutsche Karthographen genannt, wovon mehr als die Hälfte in Weimar gewirkt hatten. 1882 verließ Arndt samt Firma Weimar. Im Adreßbuch findet sich jedoch weiter der Betrieb „Geographisches Institut" als Landkarten- und Globenverlag. 1883 übernahm eine Commandit-Gesellschaft mit den persönlich haftenden Gesellschaftern Hermann Weißbach und Wilhelm Merz das Unternehmen, das nun „Geographisches Institut, Landkarten- und Globen-Verlag" hieß. Weifibach versuchte, das Geschäft zu beleben und wie das Bibliographische Institut und insbesondere Reclam Pfennigheftchen und billige Karten herauszugeben. Er fand einen tüchtigen Geographen in Julius Iwan Kettler, der Merz bald ersetzte. Kettler mußte nach Weißbachs Tod 1889 eine übernommene Bürgschaft einlösen und konnte den Betrieb, der sich recht gut erholt hatte, nicht mehr lange halten. 1885 war die Reihe „Geographische Universalbibliothek" in Anlehnung an Reclams Universalbibliothek begonnen worden. 1886 erschien ein Staatshandbuch als kleinstes Buch Deutschlands ( 5 x 7 cm), das sich allerdings nur einer einzigen Auflage erfreute. 1891 ist Kettler als Alleininhaber nachweisbar, er firmierte sein Unternehmen bald als „Geographisches Institut Weimar und Wien". In Wien gab er bei Holzel Hefte der „Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie" heraus. Schon 1892 mußte Kettler in Hannover die Leitung des Statistischen Amtes übernehmen, um seine Bürgschaft weiter abzahlen zu können. Die Geschäfte in Weimar führte Otto Weise weiter. Unter dem Namen „Geographisches Institut, Landkarten- und Globen verlag" existierte der Verlag unter verschiedenen Besitzern weiter, immer noch auf einer Bahn, für die Bertuch die Weichen gestellt hatte und unter einem Namen, der seine Firmenbenennung in etwa fortführte. Erst 1903 führte der letzte Besitzer Max Wedekind das Unternehmen, in die Teichgasse 12 verlegt, als „Verlag, Buch- und Steindruckerei" in die Bedeutungslosigkeit. 1905 wird der Betrieb zum letzten Mal im Adreßbuch erwähnt. Nach diesem Vorgriff müssen wir zurück zu der Zeit um 1790, als die A.L.Z. und das Modejournal bestens liefen. Mit der Gründung des Verlags des Industrie-Comptoirs kam Bertuch mit zwei Problemen in unmittelbare Berührung, die dem Buchhandel jener Zeit schwer zu schaffen mach-

ten: dem N a c h d r u c k und der Z e n s u r . Beide waren äußerst geschäftsschädigend. Der räuberische Nachdruck brachte im 18. Jahrhundert die notwendigerweise schärfere Kalkulation der Verleger ins Wanken. Niedere Auflagen bei hohen Preisen waren die Folge und berührten auch die Autorenhonorare. Das Grundproblem ist alt, es existierte schon in der Antike. Im 16. Jahrhundert war Luther, dessen Neues Testament zu vier Fünfteln (von weit über 100 000 Exemplaren) nachgedruckt wurde, darüber wegen der zusätzlichen Verbreitung seiner Schriften noch froh. Zwar gab es auch im 18. Jahrhundert Autoren wie der Freiherr von Knigge, die sich des Nachdrucks wegen der größeren Verbreitung ihres Gedankenguts erfreuten, aber die meisten waren dagegen eingestellt. Die Sorge um Textentstellung war berechtigter als je. Der allgemeine Lesehunger hatte zu großer Nachfrage und hastiger, schludriger Herstellung geführt, und oft kannte die Raffgier der Nachdrucker in dieser Hinsicht keine Grenzen. Andererseits fand die nachgedruckte Literatur und damit aufklärerisches Gedankengut zu billigen Preisen über Hausierer auch auf dem Land Verbreitung. Die deutsche Literatur wurde gerade durch die berüchtigten Wiener Nachdrucker in Osterreich bekannt. Die Einstellung der Fürsten war teilweise positiv wegen der zusätzlichen Einnahmen aus Privilegien. Das Problem verschärfte sich noch, als im Zuge der ökonomischen Umwälzungen der bis dahin übliche Tauschverkehr unter den Buchhändlern zugunsten des Geldverkehrs verfiel. Bestrebungen der Leipziger Buchhändler in Richtung Geldverkehr beantworteten die Reichsdrucker mit systematischem Nachdruck. Zentren waren Württemberg und Wien. Davon war auch Bertuch schon mit seiner Don Quijote-Ubersetzung betroffen und als Verleger erst recht Um 1800 war es mit dem Tauschverkehr vorbei, aber der Nachdruck blühte nach wie vor. Immerhin gab es um diese Zeit bereits fürstliche Statuten, die ihn für ungesetzlich erklärten, und der Leipziger Messe waren die Produkte der Nachdrucker nun gänzlich verschlossen. Bertuch führte den Kampf mit teilweise scharf formulierten Aufsätzen in seinen Journalen und wirkte an den kollektiven Bestrebungen der Buchhändler entscheidend mit Eine Gesamtvertretung des deutschen Buchhandels sah schon ein kursächsisches Mandat von 1773 vor. Es forderte die Buchhändler auf, „Deputirte" zu wählen: drei sächsische, zwei Leipziger und einen aus einer anderen kursächsischen Stadt

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dazu sechs fremde aus anderen Ländern und Reichsstädten, die die Messe besuchten. Sie sollten „das gemeinschaftliche Beste des Buchhandels besorgen" (243) und als Gutachter und Berater dienen. Daraus wurde nicht viel. Bis 1810 hatte der Leipziger Buchhandel trotz vieler Bemühungen immer noch keine eigene Organisation, weder eine Innung wie die Handwerker, noch eine Vertretung wie die Kaufleute. Bertuch gehörte zu denen, die auf eine gemeinsame Interessenvertretung hinarbeiteten, wenn auch ohne Überstürzung. 1811 kam es zur Wahl der „Deputirten des Buchhandels zu Leipzig", auf königlichen Befehl von der Bücher-Kommission angeordnet und vom Magistrat bestätigt (244). Vorsitzender war der Leipziger Buchhändler Paul Gotthelf Kummer, dem Johann Ambrosius Barth und Carl Friedrich Enoch Richter zur Seite standen. Die „Verwaltung der Deputation war eine ziemlich patriarchalische" (245). Bertuch agierte klug im Hintergrund, in gewisser Weise gegen die Interessen dieser drei Leipziger Händler. Friedrich Christoph Perthes (1772-1843), Hamburgs erster reiner Sortimentsbuchhändler, zeichnet verantwortlich für ein Schreiben (datiert: Jubilatemeße 1811) an den König von Sachsen. Mitunterzeichner sind ohne den Namen Bertuch das LandesIndustrie-Comptoir in Weimar und namentlich Campe und Cotta. Perthes brachte den drei Leipziger Deputierten nicht gerade Wohlwollen entgegen, und auch umgekehrt bestand kein Grund zum Beifall. Perthes forderte nämlich mit den Unterzeichnenden strengere Bestimmungen von oben. Den Leipziger Buchhändlern sollte die Zwangsjakke unter anderem durch verschärfte sächsische Zensur in Richtung der kaiserlich-französischen Auffassung angelegt werden (246), womit die unter französischer Oberherrschaft arbeitenden Buchhändler „freiere Athemluft" erhielten (247). Das geschah denn auch 1812. Die nächste Deputierten-Wahl fand auf der Jubilatemesse 1814 „nach der glücklichen Wiederbefreyung Teutschlands" (248) statt. Nun ließ sich auch Bertuch von 80 deutschen Buchhändlern wählen. Er erscheint auf der Liste an letzter Stelle der insgesamt sechs Deputierten, außer Cotta der einzige nicht in Leipzig ansässige Buchhändler. Als Amt erhielt er das Sekretariat der Gesellschaft. Die drei an erster Stelle genannten Deputierten Kummer, Vogel (als Nachfolger des verstorbenen Barth) und Richter ersuchten Bertuch und Cotta um „Besorgung der Angelegenheiten der Buchhändler Deutschlands bey dem

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Congreß in Wien" (249). Bertuch ließ sich wegen Unwohlseins entschuldigen und schickte seinen Sohn Karl mit Cotta im September 1814 auf die Reise, um beim Fürsten Metternich vorstellig zu werden. Schon vorher war eine „Denkschrift über den Büchernachdruck; zugleich Bittschrift um Bewürkung eines teutschen Reichsgesetzes gegen denselben (...)" (250) verfaßt und an die deutschen Fürsten und Kongreßmitglieder verteilt worden. Die Denkschrift wurde im jeweils umgekehrten Sinn satirisch nachgedruckt. Karl Bertuch und Cotta erreichten die Formulierung eines Artikels 8 d in der „Deutschen Bundesacte" des Inhalts, daß sich die neue Bundesversammlung mit Pressefreiheit und Nachdruck befassen würde. Karl führte ein Tagebuch vom Wiener Kongreß (251). Für die Gegenseite bedeutete die Bundesakte eine Niederlage. Die Befürworter des Nachdrucks waren ebenfalls mit Gutachten aktiv geworden. Bemerkenswert ist die Druckschrift „Die Krisis des deutschen Buchhandels, herbeigeführt durch deutsche Buchhändler. Oder abgedrungene Beleuchtung der 'Denkschrift über den Büchernachdruck'" (ohne Verfasserangabe, 1815). Verleger war der berühmt-berüchtigte Nachdrucker Johann Jakob Mäcken aus Reudingen. Den Gegnern des Nachdrucks, voran den Leipziger Deputierten, wird außer „unersättlicher H a b s u c h t und verfolgendem R e i c h t u m " vorgeworfen, die Krisis des deutschen Buchhandels durch unbillige Steigerung der Bücherpreise herbeigeführt zu haben. Daher sei der Nachdruck für das Publikum ein „wohlthätiges Mittel zur Erhaltung einer Concurrenz" (252). „Die Bitterkeit des Tons" wurde vom Ober-Censurcollegium in Wien in Schutz genommen. Eine nachdruckfreundliche Tendenz kann im übrigen bei den gekrönten Häuptern Süddeutschlands festgestellt werden, insbesondere bei dem König Friedrich II. von Württemberg. Ein von diesem am 15. Februar 1815 „gegen den BücherNachdruck" erlassenes Rescript war derartig abgefaßt, daß Friedrich Perthes behaupten konnte, in Württemberg sei der Nachdruck „gesetzlich erlaubt". Bertuch verfaßte nach dem Wiener Kongreß eine Vollmacht für Cotta, auf dem Deutschen Bundestag in Frankfurt und anderswo für die Angelegenheiten der deutschen Buchhändler tätig zu werden. Der Erfolg entsprach den Hoffnungen nicht. Bertuch forderte übrigens schon in diesem Jahr, die Autorenrechte über den Tod hinaus zu schützen, um die Kinder der Autoren und die Verleger vor der Plünderung der „Aas-Geyer" zu be-

wahren (253). 1817 wurde endlich der erste Versuch unternommen, einen mit festen Statuten versehenen Verein innerhalb des deutschen Gesamtbuchhandels zu gründen. Anlaß gaben zwei Veröffentlichungen (254). In Bertuchs „Allgemeinem typographischen Monats-Bericht für Teutschland" (Februar-Heft 1817 vom Landes-Industrie-Comptoir gratis in 5 000 Exemplaren ausgegeben) wurde unter der stehenden Rubrik „Offene NachdruckerFehde" ein Aufruf des Inhalts veröffentlicht, daß sich die deutschen Buchhändler gegenseitig das Wort geben sollten, alle Verbindungen mit Nachdruckern und deren Händlern aufzugeben. Vorher, 1816, hatte Bertuch einen Aufsatz von A. G. Eberhard zugeschickt bekommen, der von einer derartigen gegenseitigen Versprechung dreier Hallischer Buchhändler berichtete. Bertuch riet seinen Mitdeputierten zur Zurückhaltung, bis sich der Verein in Halle selbst konsolidiert hätte. Dann erst sollten sich die Deputierten beim Bundestag und sächsischen Hof für eine derartige Abmachung einsetzen. Das war den anderen zu vorsichtig. Der „Wahlausschuß der Teutschen Buchhändler", wie sich der Verein seit 1817 nannte, erarbeitete 1819 einen entsprechenden Entwurf und richtete 1821 ein Memorandum direkt an den Bundestag. Es wurden auch erste Vorschläge für eine Preisbindung formuliert und 1822 ein Komitee zur Unterstützung verarmter Buchhändler und ihrer Angehörigen gegründet. Bertuchs abwartende Haltung erwies sich als berechtigt, große Erfolge waren noch nicht zu erreichen. Aber der sich nun neu statuierende „Wahlausschuß der Buchhändler" gab den ersten Anstoß zur Gründung des „Börsenvereins des Deutschen Buchhandels" (1826), der ab 1834 das Börsenblatt herausgab. Bertuch fiel also nicht nur eine wichtige Rolle im Kampf für das Urheberrecht, sondern auch in den Vereinigungsbestrebungen des deutschen Buchhandels zu. Erst 1827 und 1829 schloß Preußen mit 31 Staaten des Deutschen Bundes Verträge ab, die gegenseitigen Rechtsschutz bezüglich des Nachdrucks gewährleisteten. 1835 wurde von der Bundesversammlung ein Verbot des Nachdrucks im Bundesgebiet beschlossen. Zugleich wurde das schriftstellerische Eigentum grundsätzlich abgesichert. Es begann der Ausbau der urheber- und verlagsrechtlichen Bestimmungen. Auch Württemberg verabschiedete 1836 ein provisorisches Gesetz gegen den Büchernachdruck, dem 1838 ein endgültiges folgte, das eine Schutzfrist von zehn Jahren vorsah. Bertuch hatte

1817 eine Schutzfrist von 30 Jahren nach dem Tode des Verfassers vorgeschlagen, und die gleiche Frist nannte auch der Börsenverein 1834. 1816 war sogar eine Frist von 50 Jahren genannt worden, was erst 1934 für das deutsche Reich realisiert wurde. Daß im Zeitalter der Aufklärung die absolute Herrschaft mit ihren selbstdenkenden Untertanen und insbesondere mit ihren Schriftstellern und Verlegern in Konflikte geriet, ist evident. Pressezensur war an der Tagesordnung. Es gab kaum einen Literaten und Verleger, der nicht auch zur Anonymität Zuflucht genommen hätte. Die radikalen Denker der Zeit (und oft auch ihre Verleger) veröffentlichten in der Regel anonym oder ließen ihre Werke im fortschritdicheren Ausland drucken. Der letztgenannte Ausweg bot sich im zerteilten Deutschland an, wo die Lager gespalten waren und immer irgendwo veröffentlicht werden konnte, was anderswo verboten war. Die „Preßpolicey" verstärkte ihre Aktivitäten, nachdem das Gespenst der französischen Revolution auftauchte, aber auch der Kampf um Pressefreiheit wurde schärfer. Auf der Leipziger Messe war der Zensor natürlich immer dabei, und was politisch anstößig war, wurde requiriert. Mit dem überwältigenden Einfluß Frankreichs in napoleonischer Zeit begann die Zensur lebensgefährlich zu werden. Die schon erwähnte Verschärfung der Pressegesetze durch die königl. sächsische Regierung 1812 führte zu einer eigens eingerichteten Zensur für alle Bücher politischen und historischen, geographischen und statistischen Inhalts, die sich in irgendeiner Weise mit den Jahren um 1789 befaßten. Bertuch hielt sich in dieser Zeit aus der Diskussion weitgehend heraus und unterstützte eher die Koordinierung deutscher und französischer Zensurrichtlinien. Ihm war an einem möglichst reibungslosen Ablauf seiner Geschäfte gelegen; denn die Zeiten waren schlecht. Zudem wußte er, wohin die Gesamtentwicklung wie von selbst steuerte: zur Beteiligung des Bürgertums an der Macht und zur deutschnationalen Einigung in einer konstitutionellen Monarchie preußischer Provenienz. Bei aller Vorsicht geriet er dennoch mit der Obrigkeit in Konflikt. Die Spedition der A.L.Z. besorgten außer preußischen, kurfürstlich sächsischen und fürstlich sächsischen Postämtern die kaiserlichen Reichspostämter in Jena und Gotha, in Bremen und in den Reichsstädten Hamburg, Köln, Nürnberg und Frankfurt sowie die kaiserlich-königlichen Haupt-

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postämter in Prag und Wien (255). Am 13. Juni 1787 referierte die A.L.Z. unter der Rubrik „Rechtsgelahrtheit" über eine Abhandlung des Frankfurter Magistrats, die gewisse Gepflogenheiten des Reichspostgeneralats kritisch untersuchte. Das hatte ein Speditionsverbot der A.L.Z. durch die kaiserlichen Reichspostämter zur Folge. Der Mitherausgeber Schütz entschuldigte sich gebührlich bei dem obersten Postherrn Fürst von Thum und Taxis, appellierte an dessen Großmut, bot sich selbst als Alleinverantwortlicher an und bat darum, die A.L.Z. nicht als Ganzes zu verdammen. Zudem wies er „in tiefster Devotion" auf den erheblichen Verlust an Porto hin, der der Reichspost auf Dauer entstünde, und auf die zu erwartenden Klagen und Forderungen der Abonnenten, die sich an die Postämter wenden würden. Außerdem drohte er verschleiert mit einer völligen Umleitung der Verlagsexpedition auf die preußischen und sächsischen Amter. Dem hielt der kaiserliche Posthalter nicht stand und hob das Verbot zwei Monate später mit der Auflage eines Widerrufs der Rezension auf. Daraufhin wurde Bertuch aktiv. Er trat mit S. H. Durchlaucht von Baden und dem Kurfürsten von Mainz Friedrich Karl von Erthal — beide Reichsfürsten — in Briefwechsel. Diese stellten sich, zumal die Herausgeber den Widerruf akzeptierten, hinter die A.L.Z. und bereiteten ihrem obersten Dienstherrn Unbehagen. Erthal huldigte „in besonderer Weise den Ideen der Aufklärung" (256). Unter seinem Schutz hatte sich in Mainz eine Lesegesellschaft gegründet, die sich nun beschwerdeführend wegen des Verbots der A.L.Z. an den Kurfürsten wandte. Dieser legte programmgemäß im Oktober 1787, als das Verbot schon aufgehoben war, bei der kaiserlichen Postleitung Beschwerde ein. Dort reagierte man indigniert, worauf der Kurfürst zwar dem Verbot „ärgerlicher und unzulässiger Schriften" zustimmte, aber im übrigen auf seinem Standpunkt beharrte. Bertuch hatte die Großen aufeinander gehetzt, „viel Staub aufgewirbelt und Federn in Bewegung gesetzt" (257) in eine Richtung, die seinen eigenen Vorstellungen entsprach. Auch mit Preußen kollidierte die A.L.Z., und zwar wegen ihrer rationalistisch-aufklärerischen Tendenz. 1792 sollte sie auf Anordnung Friedrich Wilhelms II. wegen „Anpreisungen sogenannter chimerischer Menschenrechte" und weil sie „Frechheiten gegen die im hiesigen Lande gemachte Einrichtungen" verbreitet habe (258) verboten werden. Der König war mit seinen Günstlingen ange-

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sichts des Revolutionsgespenstes der Gegenaufklärung anheimgefallen. Aber das gesamte Staatsministerium, klüger als er, setzte sich für die Zeitung ein, und Friedrich Wilhelm beugte sich dem Druck. Er gab bei Strafe der Konfiskation und des Verbots die Zeitung frei und die Anweisung, daß in der A.L.Z. Unzulässiges nicht mehr gedruckt werden dürfe, da es „S. M. bekannt ist, daß die Directeurs derselben äußerst gefährliche und übelgesinnte Leute sind" (259). Bertuch, Schütz und Hufeland wurden vom Hofmeister in Halle verwarnt, nichts für den preußischen Staat Nachteiliges aufzunehmen und „in hiesigen Landen vorsichtig zu Werke zu gehen" (260). Das lag auch nicht in Bertuchs Art und Interesse. Dank berechneten Wohlverhaltens war die A.L.Z. nach den Befreiungskriegen völlig zensurfrei. In Sachsen-Weimar war das Journal von Beginn an zensurfrei gewesen, wenn auch der Fürst den Herausgebern für schwierige Fälle den Geheimrat Voigt zur Verfügung stellte. Als die Zeit politisch reif war, wurde Bertuch mit der Herausgabe entsprechender Periodika aktiv. Darauf wird an gegebener Stelle hingewiesen. Wir wenden uns erneut zurück, um Bertuchs verlegerischen Werdegang weiterzuverfolgen. Um 1790 waren die A.L.Z. und das, Journal des Luxus und der Moden" bestens angelaufen. Nicht nur mit Schütz, auch mit Kraus hatte Bertuch einen „ganzen Plan" ausgeheckt. Dazu gehörte der Taschenkalender „Pandora" (Werkkat. Nr 35. Bertuchs Werke XXX), der parallel zum Modejournal laufen sollte und sich an den wohlhabenderen und versnobteren Kreis seiner Leser und Leserinnen wandte. In der Aufmachung und inhaltlich wollte er ein anspruchsvolles „jou-jou des Dames" sein und war auch entsprechend teuer. Zwölf von Kraus selbst gezeichnete, fein gestochene und illuminierte Kupferstiche begleiteten die monatlichen Kalenderseiten. Bertuchs kalkulierender Verstand hatte sich diesmal verrechnet, das Taschenbüchlein erschien nur dreimal. Zum Plan gehörte aber ein weit monumentaleres Unternehmen, das Bertuch den Verlust leicht verschmerzen ließ: Das „Bilderbuch für Kinder". Bertuch gab dieser Prachtausgabe eines Kinderbuchs den Titel „Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gesto-

chen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (...)". Ab Band 2 erschien dazu ein französischer Nebentitel (Werkkat. Nr 25. Bertuchs Werke XXIII). Das Werk wurde ab 1790 herausgegeben und lag erst 1830 nach seinem Tod mit zwölf Bänden komplett vor. 24 Kommentarbände erschienen von 1798 bis 1833 als „Ausführlicher Text zu Bertuch's Bilderbuche", verfaßt von Karl Philipp Funke (1752-1807), nach dessen Tod von einer Gesellschaft von Gelehrten (Werkkat. Nr 26. Bertuchs Werke XXIV). Bertuch war hauptsächlicher Autor der ersten Bände des Bilderbuchs, aber zweifellos waren, vor allem später, außer seinem Sohn Karl viele Mitarbeiter am Werk, so daß er auf dem französischen Titelblatt mit Recht als Redakteur bezeichnet wurde. Bis auf einen ersten Band und fünf zusammengefaßte Bände erschien das Werk ab der Ausgabe von 1792 im Industrie-Comptoir. Es stellt, wie wir sehen werden, vor allem eine v e r l e g e r i s c h e Glanzleistung dar und wird deshalb an dieser Stelle behandelt. Das Bilderbuch enthält 1 185 kolorierte, für minderbemitteltere Leser unkolorierte Kupferstiche und erschien heftweise. Unter der Leitung von Kraus und Johann Heinrich Lips (1758-1817), der 1789 durch Goethe ins Direktorium der Weimarer Zeichenschule berufen wurde, arbeiteten mehrere Künstler und Stecher ausschließlich für Bertuch. Wir werden also wiederum auf das fruchtbare Zusammenwirken Bertuchs mit diesem Institut verwiesen. Kraus und Lips garantierten eine annähernd gleichbleibend hohe Qualität der ca. 6 000 Einzelstiche, die noch heute das Auge entzücken. Das Werk gehört zur Kategorie des bebilderten Sachbuchs mit einem Nachschlageschlüssel. „Natur, (...) Künste und Wissenschaften" sollen kindgemäß, das heißt bei Bertuch zugleich unterhaltend und belehrend, vermittelt werden. Das geschieht in jener populärwissenschaftlichen Form, die für das ausgehende 18. Jahrhundert in Deutschland, auch in der Philosophie, bezeichnend ist. Aufklärung wird verdünnt vor allem einer oberflächlich aufnahmebereiten bürgerlichen Mittelschicht vermittelt. Dabei geraten die humanitären Ideale des Zeitalters zunehmend zugunsten naturwissenschaftlicher Kenntnisse und technischer Errungenschaften in Vergessenheit. Den neuen Wissensstand enzyklopädisch auch dem Kind zu vermitteln, hatte sich Bertuch zur Aufgabe gesetzt. Er bot die Welt in Bildern namentlich ein-

deutig, kosmopolitisch mehrsprachig, substantiell oberflächlich kommentiert und nachschlagbar an. Die Reihenfolge war absichtlich unsystematisch und bunt gemischt. Das sollte dem kindlichen Drang nach Abwechslung gerecht werden, wie Bertuch ausdrücklich im Vorwort betont. Damit und auch in anderer Hinsicht hebt er sein Werk positiv von zeitgenössischen pädagogischen Veröffentlichungen ab. Er erwähnt in seiner Einleitung Locke, gelehrte Männer des Dessauer Philanthropin, den „Orbis pictus" des Comenius bzw. dessen überreiche Nachfolge. Das wohl meistgelesene Buch der schönen Literatur jener Zeit war Daniel Defoes „Robinson Crusoe", das 1719 erschien und bereits 1720 ins Deutsche übersetzt wurde. Ursprünglich ein Roman für Erwachsene, hatte es, entsprechend bearbeitet, Eingang in die deutsche Kinderstube gefunden. Defoe war ein mitmenschlich denkender Schriftsteller, der vor allem auch politische und soziale Schriften veröffentlichte. Zu verfolgen, wie Robinson, ein Hochzivilisierter, in die Wildnis verschlagen wird und zu sich selbst und zur Natur zurückfindet, stillte ersatzweise ein weit verbreitetes Verlangen. Leidvoll erlebte zivilisatorische Zwänge im Verein mit fortschreitender Aufklärung ließen die Menschen nach Ursprünglichkeit und humanitären Idealen suchen. Persönliche Glückseligkeit im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft wurde Ziel allen Strebens. Die verlorengegangene Unschuld entdeckte man nicht nur bei den Wilden, sondern vor allem in der Kindheit. Den Eigenwert des Kindes zu erkennen, auf seine Eigenart einzugehen und durch Erziehung einem neuen Menschenideal zum Durchbruch zu verhelfen, wurde oberstes Gebot aller pädagogischen Bemühungen. Dazu gehörte vor allem die Erziehung zum „Selbstdenken", zur Emanzipation auch von kirchlich-doktrinärer Bevormundung. Nach Ansätzen im Humanismus war es zuerst John Locke, der diesen menschenfreundlichen Bemühungen um das Kind programmatischen Ausdruck verlieh, z. B. in „Herrn Johann Locks Unterricht von Erziehung der Kinder (...)" (Leipzig 1708). Er forderte als erster, das Kind sich frei entwickeln zu lassen und individuell nach natürlichen Grundsätzen zu erziehen. Sein Erziehungskonzept war allerdings nur auf den jungen Gentleman zugeschnitten. Jean-Jacques Rousseau radikalisierte die Einstellung zum Kind. Um der Natur und Eigenart seines Zöglings Emile willen in „Emil, ou De l'Education (...)" (Amsterdam 1762) forderte er eine zwang-

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freie Erziehung zur Glückseligkeit und im Hinblick auf eine neue Gesellschaft, die er sich herrschaftsfrei und klassenlos vorstellte. Deutsche Pädagogen griffen Rousseaus Gedankengut mit Begeisterung auf und versuchten es auf ermäßigte Weise zu realisieren. Johann Bernhard Basedow (1724-1790), der 1770 sein „Elementarbuch für die Jugend und ihre Freunde in gesitteten Ständen", 1774 als prächtig illustriertes „Elementarwerk" (Chodowiecki hatte vier Jahre an den Bildern gearbeitet) herausgab, gründete 1774 in Dessau die Erziehungsanstalt Philanthropin, in der später auch Joachim Heinrich Campe wirkte. Eine ähnliche Institution hatte Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811) 1784 in Schnepfenthal gegründet. Begeisterung für das Wesen des Kindes und warme Teilnahme an seinem Leben kennzeichneten die Bemühungen dieser Gelehrten. Basedow hatte als Autor zunächst nur an Schulbücher gedacht, dann aber auch an freie Lektüre, „lauter unschuldige, lehrreiche und doch muntere Stücke". Damit und durch das schlechte Vorbild seiner eigenen, höchst unvollkommenen Schriften regte er ungewollt zu fragwürdiger pädagogischer Schriftstellerei an. Auch Christian Felix Weiße (1726-1804) fühlte sich berufen. Seine Kinderzeitschrift „Kinderfreund" (1775-84) zeugt von dem unseligen Drang, ständig kindlichen „Fehlern" zu Leibe zu rücken. Ein anderer „Kinderfreund", ein Lesebuch für Landschulen (ab 1776), stammt aus der Feder des Freiherrn Eberhard von Rochow (1734-1805 erschienen), dessen Verdienst es wurde, sich auch den Arbeiter- und Bauernkindern zuzuwenden. Der erfolgreichste Jugendschriftsteller der Zeit war Joachim Heinrich Campe (1746-1818). Er war Pädagoge, Sprachforscher und Verleger, wirkte im Geiste der Aufklärung und politisch für die Demokratie. Auch er war von dem Optimismus getragen, den Menschen seiner Natur nach für gut zu halten. Dem Kinde, der eigentlichen Menschennatur weniger entfremdet als der Erwachsene, wandte er eine von Hoffnung getragene Aufmerksamkeit zu. Manches von Campes Ideen hat sich seitdem verwirklichen lassen, aber das Wesentliche daran, die Utopie eines heilen Menschengeschlechts, der Glaube daran, daß es möglich sei, erzieherisch im Sinne der Aufklärung ans Ziel zu gelangen, ist neuen Zweifeln gewichen (vgl. 265). 1778 gründete Campe in Hamburg eine kleine Erziehungsgemeinde, die nicht größer als eine Familie sein sollte, und zog mit ihr aufs Land. Dieser Kinderfamilie setzte er

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ein unvergeßliches Denkmal mit seinem „Robinson der Jüngere" (1779-80 erschienen. 261). Ausbildung des Geistes und des Herzens mit handwerklicher Arbeit zu verbinden, war das Ziel seines ganzheitlichen Erziehungskonzepts. Sein Robinson hatte von allen seinen Schriften den größten Erfolg. Schon Rousseau hatte auf die Bearbeitungsmöglichkeit für die Jugend hingewiesen. Campe „verbesserte" das Original in der Schreibart, schneiderte es für das sittliche Empfinden der Kinder zurecht und wollte im wesentlichen beweisen, daß sich Robinson ohne Werkzeug, nur mit dem Verstand und den Händen, zu helfen wußte. Seine Bearbeitung entstand unter dem Einfluß von Gesprächen mit Kindern seines Hamburger Philanthropins. Die erste Auflage erschien, wie erwähnt, 1779, die von Ludwig Richter illustrierte 40. Auflage 1848 anläßlich Campes 100. Geburtstag. Uber sein Werk sagte der Autor: „Dies ist das wahre Luftschloß dieses glücklichen Alters, worin man keine andere Glückseligkeit kennt, als das Nothwendige und die Freiheit" (S. XI). Campes „Kleine Kinderbibliothek" (1782-93) will auf eine liebenswert kindgemäße Weise vor allem zur Tugendhaftigkeit hinführen. Sie ist die erste ihrer Art und enthält unter anderem Aufsätze, Theaterstücke, Gedichte, Fabeln und Liedertexte verschiedener Autoren, auch von Campe selbst. Bertuchs weißes Lämmchen aus seinen „Wiegenliederchen für die kleine Gräfin von G." (Werkkat. Nr 2. Bertuchs Werke II, III) findet sich ebenfalls darunter. Die Kinderbibliothek sollte verständlich, lehrreich und unterhaltend und den verschiedenen Altersstufen angemessen sein (bis zum 7., 10. und ab dem 12. Jahr). Um in den Kindern wahre Menschenliebe und das Bedürfnis nach dem Guten und Edlen zu wecken, schildert Campe in seiner „Sittenlehre" zuerst die liebenswürdigen, dann nach und nach die schlechteren Seiten der Seele, die sich aber schließlich bessert. Der Fassungskraft und dem sittlichen Bedürfnis des Kindes angepaßt wurde das „Sittenbüchlein für die katholische Jugend" (1793). Die neuen Tugenden der Aufklärung — Toleranz und Selbstgenügsamkeit — kommen aufs Liebenswürdigste zum Vorschein. Als Beispiel sei zitiert: „Wo er einen Unglücklichen fand, es mochte ein Christ, ein Jude oder ein Thürke seyn, da nahm er seiner sich recht herzlich an, suchte ihn zu trösten und ihm zu helfen. Er ist ein Mensch, sagt er, und ich bin auch ein Mensch, das ist genug" (S. 2).

Salzmann, um auf den dritten großen Pädagogen zu kommen, dachte mit Wärme vor allem auch an die ärmeren Kinder. Ums Haar hätte er einen weiteren Schritt vorwärts getan: Er plädierte für eine eigene Kindersprache, eine Kindermundart. Es blieb bei der Anregung. Sein „Moralisches Elementarbuch nebst einer Anleitung zum nuetzlichen Gebrauch desselben" (1785), das er selbst ins Englische übersetzte, ähnelt dem Basedows und wurde gleichfalls von Chodowiecki illustriert. Der Autor bezeichnet im Vorwort das Werk als eine moralische Erzählung, die für 6-8jährige Kinder bestimmt ist. „Gute Gesinnung" will erwecken, die er nicht von der Religion, sondern von richtiger Erkenntnis ableitet. Sein Bemühen um sinnliche Darstellung soll die Einbildungskraft und die Empfindung des Kindes anreizen. Uber Gefühle des Vergnügens und Mißvergnügens soll sich das Gute oder Verwerfliche vermitteln. Salzmann läßt Hinweise auf den Wert der Obrigkeit als dem kindlichen Lebenskreis fremd bewußt wegfallen und warnt vor autoritärem Auftreten. Ausdrücklich und mit Bedauern verzichtete er — mit Rücksicht auf das Publikum — auf die sexuelle Aufklärung des Kindes. Er empfiehlt, die Kupferstiche seines Elementarbuches auszuschneiden und auf Pappe aufzukleben. Die Werke der Philanthropisten wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts wiederholt aufgelegt, Basedows Werk sogar noch einmal 1909. Bertuch stand den Philanthropisten nahe. Wenn er sie kritisierte, dann als Insider. Im Wesentlichen — an das Kind kindgemäß heranzutreten — stimmte er mit ihnen überein. Damit erklärt er nicht nur das thematisch gemischte Angebot seines Bilderbuchs, sondern auch die Einfachheit des Textes und den Aufbau seiner Tafeln — entweder e i n Bild oder e i n e Art von Gegenständen im Gegensatz zu Basedows Abbildungen. Auch er will das Kind belehren, aber nicht über Tugend und überhaupt nicht über ein Ideal. Ihm geht es um Sachen und Sachverhalte auch da, wo der Mensch Gegenstand der Betrachtung ist. Was er vermitteln will, soll durch „gute und richtige Bilder und Figuren" anschaulich gemacht und dadurch dem Kinde leichter begreifbar werden. Er erwähnt als Vorläufer den „famosen O r b i s pictus" des „alten C o m e n i u s", der „noch roh" mit dem Unterricht durchs Auge begann. Johann Arnos Comenius (1592-1670) war einer der einflußreichsten Pädagogen des 17. Jahrhunderts. Sein „Orbis sensualium pictus" (erschienen

1658) ist ein Schulbuch, ein bebildertes deutsch-lateinisches Lehrbuch für Kinder, das weite Verbreitung und Nachahmung fand. Darin zielte er auf die Einheit von Bild, Name der Sache und deren Beschreibung in kindlicher Form, damit „in der Schul kein Marter, sondern eitel Wollust" herrsche und das Kind sich im Dialog mit dem Lehrer geistig entfalte. Das zweisprachige Werk — wobei zu bedenken ist, daß Latein die universale Sprache jener Zeit war — gilt als Ausgangspunkt aller späteren Sach-, Bild- und Sprachwörterbücher für Kinder. Seine Wirkung hält bis heute an. In der Vorrede seines Buches sagt Comenius von einer vollkommenen „Kunst-Lehre" für junge Menschen: „(...) staet und faest wird sie seyn (...) wann die Sinnbare Sachen den Sinnen recht vorgestellet werden, damit man sie mit dem Verstand ergreiffen koenne (...). Es ist aber nichts in dem Verstand, wo es nicht zuvor im Sinn gewesen." Das Werk wurde bereits 1659 ins Englische übersetzt und hat auch auf Lockes sensualistische Auffassungen großen Einfluß ausgeübt. Comenius will kindgerecht lehren und über die Sinne die „beschwerliche Kopfmarterung der insgemein-gebraechlichen Buchstabirung" vermeiden. Aus der freudigen Lebenszuversicht des Humanismus heraus glaubte er an die Fähigkeit des Menschen, schon im Diesseits zu Lust und Weisheit gelangen zu können. Zwischen Gott am Anfang und Erlösung am Ende der Zeiten entfaltet er kein Jammertal mehr, sondern ein Wissensspektrum, das Natur und Mensch umfaßt. Im Grunde strebt er pädagogisch eine Utopie an: die des schon im Diesseits heilen, befriedeten, erleuchteten Menschen. Insofern ist er der Stammvater aller Pädagogen, die sich von der Erziehung letztlich das Heil der Menschheit versprechen. Comenius stellte Gestaltungsprinzipien des BildText-Buches für Kinder auf, die noch immer Gültigkeit haben: 1. Genaue Sachbezeichnung. 2. Eindeutige, klar abgrenzende Benennung. 3. Sprachlich prägnante, für Kinder faßliche Erklärung. 4. Sinnvolle Ordnung des dargebotenen Wissens (262). Gott an den Anfang und das Ende alles Wissenswerten zu setzen, stellt eine überschaubare, ganzheitliche Weltordnung dar. Sie erschien noch 1881 in der „Welt in Bildern. (Orbis pictus)", die Chrisdieb Gotthold Hottinger herausgab. Das Verhältnis von Text und Bild hat sich aber nun zugunsten des Bildes verschoben. 155 Abbildungen, lediglich mit kurzen Unterschriften versehen, stehen 4 0 Seiten erklärendem Text am Ende des

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Werks gegenüber. Die Bilder bieten dem Kind jedoch weniger optische Reize als zuvor. Sie stellen — verglichen mit Comenius' und Bertuchs Darstellungen — die Wirklichkeit doppelt reproduziert und entsprechend verfremdet dar und bedürfen zudem der Erklärung durch Erwachsene. Es sind, bezeichend für das fortgeschrittene 19. Jahrhundert, Reproduktionen nach Werken alter Meister. Das sinnlich Greifbare der bildlichen Darstellung ist verlorengegangen. Dafür ist aber wenigstens das Ordnunsprinzip noch immer das alte: Am Anfang der Schöpfer als heilige Dreifaltigkeit nach Michelangelo (S. 5), am Ende die „Zu Gott" von einem Engel emporgetragene Seele nach Kaulbach bzw. zur Auswahl das „Jüngste Gericht" wiederum nach Michelangelo (S. 160). Dazwischen die Schöpfung, „Das Geschaffene". Dies stellt sich nun völlig nach dem Wissensstand der Zeit systematisiert und entsprechend abstrakt mit Buchstaben und Zahlen gegliedert dar, um Ordnung ins chaotische Kindergehirn zu bringen. Der unbewußten Natur A (Naturgesetze: Geometrie; Naturkräfte: Physik, Meteorologie, Chemie; Erdentwicklung; Pflanzen; Tiere) steht die bewußte Natur B gegenüber, letztere als der Mensch I. als Einzelner, II. in der Gesellschaft, III. in der Geschichte. Gleichwertig folgen C. „Die Erzeugnisse der Erde im Dienste des Menschen" und D. „Handel mit den Erzeugnisen der Erde und Verkehr". Welt ist nicht nur durchgängig klassifiziert, sondern entzaubert. Gewiß kam es auch Bertuch auf die „Realien" an, scheinbar mehr noch als Hottinger, denn mit Gott am Anfang und Ende der Zeiten hatte er nichts im Sinn. Seiner bereits nüchternen Weltbetrachtung setzte er dem Kinde und dem Absatz auf dem Büchermarkt zuliebe aber noch Grenzen: Das Sonderbare und Merkwürdige sollte die Aufmerksamkeit fesseln, da die aufs Naturwissenschaftliche und Technische reduzierte Sache das Kind ermüdet. In der Form folgt dem Comenius ein Werk von Jacob Eberhard Gailer (1792-1850): „Neuer Orbis pictus für die Jugend" (1832). Hier tritt uns ein Autor entgegen, der als eines seiner Vorbilder Bertuchs Bilderbuch erwähnt. Gailer war ein schwäbischer Pädagoge. Seine Kinder-Enzyklopädie stellt die hervorragendste Bearbeitung des Orbis sensualium pictus von Comenius dar. Er beginnt seine „Einladung" mit den Worten: „Komm her, Knabe, lerne verständig seyn!" Wenn er sich auch auf Basedow, Campe und Salzmann beruft, verwendet er doch eher Bertuchsche Materialien. Die universale Ordnung des Comenius wird bei ihm

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nur noch in etwa beibehalten und stark säkularisiert. Seine pädagogischen Bemühungen unterscheiden sich erheblich von denen der Philanthropisten. Er strebt einseitiger die Förderung der Verstandeskräfte und die Vermittlung von faktischen Kenntnissen, insbesondere auf naturwissenschaftlichem und technischem Gebiet, an. Im Unterschied zu Bertuchs Bilderbuch, das im Grunde „amüsiren" will, wird im neuen Orbis pictus strenge Sachlichkeit in belehrendem Ton gepflegt. Bild und Text stehen wie in Bertuchs Bilderbuch in ausgewogenem Verhältnis, auch die Auswahl der „Realien" hat insofern Ähnlichkeit, als bevorzugt Dinge gezeigt werden, denen die Kinder jener Zeit sonst nicht begegneten. Wie dort konnte auch hier das lesekundige Kind mit dem Buch allein umgehen. Gemeinsam ist auch die Mehrsprachigkeit. Insgesamt ist der Charakter des Buchs jedoch grundverschieden. „Die dreigeteilten Seiten fordern mit der Dreisprachigkeit von sich aus zu mechanischem Auswendiglernen von Vokabeln und Satzgefügen auf. Ein freudlos strenger Charakter eignet diesem Wörter-, Lehr- und Nachschlagebuch." (263) Eine weitere Spielart des alten Orbis pictus stellt „Die Welt in Bildern. Orbis pictus. Bilderbuch zur Anschauung und Belehrung" (erschienen 1868) von C. F. Lauckhard dar (264). Es ist ein Anschauungsbuch mit erzählenden Texten. Jede Tafel beinhaltet ein Thema, auf das sechs bis acht Einzelbilder assoziativ Bezug nehmen. Die sachlichen Erklärungen werden durch kleine moralisierende Geschichten einprägsam. Aber die Zuordnung von Bild und Text geschieht nun nicht mehr durch Gegenüberstellung, sondern durch Numerierung. Das Kind wird zum Nachschlagen veranlaßt und dabei immer wieder auf ein komplexes Thema verwiesen, auf eine Ganzheit als Bildtafel, zu der die „Realien" in Beziehung stehen. Der Stoffaufbau hat nichts mehr mit Comenius' göttlicher Weltordnung, aber auch nichts mit wissenschaftlichen Klassifizierungssystemen zu tun. Im Zentrum steht die Position des Kindes, und Welt erschließt sich von ihm aus, vom Nahen zum Entfernten — beginnend mit seiner nächsten Umgebung, fortschreitend zur Tierwelt in ihren Beziehungen zum Menschen, dann die Menschen in ihren Beziehungen untereinander und ihre Berufe, die Pflanzenwelt und am Ende das Ausland. Weder kosmologisch noch eigentlich kosmopolitisch ist diese Welt, sie ist enger und kleiner geworden und darin von Comenius und der Aufklärung

des 18. Jahrhunderts gleich weit entfernt. Dennoch werden wir auf Bertuch und die Philanthropisten zurückverwiesen. Welt als Gegenüber war jenen Gelehrten längst zur Regel geworden. Aber Basedow ging in seinem Elementarwerk bereits von der Sicht des Kindes aus und unterlegte der Fülle des Stoffs ein pädagogisches Ordnungsprinzip, worin ihm Lauckhard folgte. Bei Basedow war das entsprechende Nachschlagesystem noch so kompliziert, daß es von Erwachsenen durchgeführt oder von größeren Kindern mühsam eingeübt werden mußte, damit sich die Gliederung erschloß. Lauckhard brachte durch einfache Numerierung das Kind selbst zum Blättern. Kehren wir zu Bertuchs Bilderbuch zurück. Wiederum fällt die Zusammenhanglosigkeit des willkürlich aneinandergereihten Stoffes auf. Kindliche Umwelt ist ganz außer acht gelassen, „Natur und Kunst" sind ein aufgesplittertes, vereinzelt gesehenes und versachlichtes Gegenüber. Die Fülle der „Realien" stellt sich ohne immanente Ordnung, die dem Kind eine Richtschnur gegeben hätte, dar. Ordnung ins bilderreiche Chaos zu bringen, wird nicht dem Kind, sondern dem Erzieher in die Hand gegeben, und zwar in Form eines mechanischen Schlüssels zum Nachschlagen. Text und Bild sind numeriert, das Register ist ohne pädagogische Absichten nach gängigen Gebieten wie vierfüßige Tiere, Vögel, Fische, Pflanzen, Rosen oder als Sammelsurium vermischte Gegenstände aufgeteilt. Daß den Kindern, für die das Register gar nicht gedacht ist, das reine Amüsement vorbehalten bleibt, wird offensichtlich. Welt soll von ihnen mit Vergnügen quasi konsumiert werden. Dieses dem „pädagogischen Zeitalter" unwürdig erscheinende Motiv bloßer Unterhaltung und lakonischer Erklärung mußte Bertuch auf Drängen des Publikums fallenlassen. Er tat das mit einer zusätzlichen Publikation - Karl Philipp Funkes „Ausführlicher Text zu Bertuchs Bilderbuche für Kinder" (Werkkat. Nr 26. Bertuchs Werke XXIV) - , die in 24 Bänden von 1798 bis 1833 erschien. Funkes Kommentare sind nach Sachgebieten geordnet und mit Inhaltsverzeichnis und Verweisungen ausgestattet. Ein alphabetisches Register für jeweils zwei Bände erleichtert die Orientierung und Auffindung des Gesuchten. Das Nachschlagesystem wurde damit derartig kompliziert, daß bei dem Versuch, es zu benutzen, dem Kind die Freude vergehen mußte, falls es überhaupt durchblickte. Das entsprach im Grunde nicht den Absichten des Autors, Bertuch hatte in dem, was er verfolgte, in gewisser Weise gar kein

System nötig. Seinem Bilderbuch liegt bereits eine „Ideologie" zugrunde. Bei aller naturgeschichdichen Objektivität — soweit es sich um diesen Bereich handelt — werden die Dinge unterschwellig gewertet, werden an ihrer Nützlichkeit für den Menschen gemessen, und wo die nicht ersichtlich ist, wird der Gegenstand der Betrachtung „merkwürdig", „sonderbar" oder je nachdem „giftig", „gefährlich" oder auch „lächerlich" genannt. Mit fortschreitender Bandzahl tritt folgerichtig die künsdich geschaffene Welt, die Technik, mehr hervor. Der Tenor der Erklärung kann angenehm nüchtern bleiben, braucht gar nicht belehrend oder liebevoll kindlich zu sein. Die Fülle der Welt ist vorsortiert und beschränkt sich auf das unterschwellig Erwünschte. Wenn es nur gefällt — das genügt und läßt auch die hohe Qualität der Bilder und ihren bezaubernden Reiz in einem neuen Licht erscheinen. Sie sprechen für sich und fesseln. Bertuchs Realienbuch erfüllt dabei alle Kriterien, die schon Comenius' „Orbis pictus" ausgezeichnet haben: Die Dinge werden eindeutig benannt und voneinander abgegrenzt. Der Kommentar ist prägnant und kindgemäß. Dem Lateinischen als damaliger Weltsprache entspricht hier das Französische als kosmopolitisches Idiom. Bertuchs Bilderbuch ist diesseitig global, wo jenes universal ins Jenseits eingebunden war. Von einer pädagogischen Utopie, die neuzeidiches Wissen ganzheitlich einbinden will, kann allerdings bei Bertuch keine Rede mehr sein. Worum es ging, decken Funkes Kommentare auf: Aufklärung über Tatsachen wird zur Waffe gegen feudale und klerikale Herrschaft zugunsten einer bürgerlichen Ideologie. Dabei sympathisierte Funke — im Gegensatz zu Bertuch, der nüchtern und weitblickend die im Werden begriffenen neuen Herrschaftsstrukturen erkannte — mit den Idealen der französischen Revolution. Seine Einstellung gegenüber Obrigkeiten, sein Engagement für Freiheit, Gerechtigkeit und Humanität waren radikaler und wärmer als die seines Brotherrn. Das macht sich in den Kommentarbänden nach seinem Tod bemerkbar. Die nachfolgenden gelehrten Herausgeber blicken, wenn auch selbst noch rückständig, fasziniert auf England, wo sich großbürgerliche Herrschaft der neuen technischen und naturwissenschafdichen Errungenschaften überaus erfolgreich bediente. Wir können sagen, daß sich Bertuchs Anschauungsbuch ansatzweise mit den heutigen, für Kinder bestimmten Konversationslexika vergleichen läßt. Wenn wir uns diese betrachten, fällt auf, wie

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groß die Nachwirkung der Anschauungs- und Realienbücher des 18. Jahrhunderts geblieben ist. Wir greifen zwei Kategorien heraus: Die nach Sachgebieten geordnete Enzyklopädie und das alphabetisch geordnete Lexikon. Herbert Pothorn stellte als Autor und Illustrator „Knaurs Kinderbuch in Farben" (1961) zusammen. Er beruft sich in der Einleitung auf Comenius' „Orbis pictus" und auf Vorgänger, die als erste Bücher veröffentlichten, in denen, wie er sagt, „alles drin sein sollte, was es auf der Welt gab und was die Menschen wußten. So ein Buch heißt eine Enzyklopädie" (S. 8). Der Autor grenzt dann sein Werk von alphabetischen Lexika ab. Sein Buch will kindgemäß eine „Reise vom Bekannten ins Unbekannte, vom Nahen ins Weite" sein. Darin steht es nicht Bertuchs Bilderbuch, sondern den Philanthropisten nahe. Es beginnt mit „Haus und Stadt", „Haus und Stadt" beginnt mit „Zu Hause" und endet mit „Hafen". Zweites Kapitel ist „Das Land", es beginnt mit „Auf dem Dorf" und endet mit „Europa". Dann kommen die Tiere, mit den Haustieren beginnend, und die Pflanzen, die mit den Beerenfrüchten anfangen, an die Reihe. Es folgen die Kapitel „Geschichte, Geographie und Himmelskunde", die mit der Weltraumfahrt endet und damit zum Menschen zurückführt. Sport und Spiel bilden den Abschluß. Am Ende wird ein alphabetisches Register angefügt, das die Einzelheiten auffindbar macht und zugleich auf den pädagogisch gewollten Zusammenhang rückverweist. Die Welt wird kindgemäß einfach, aber hinterfragend dargestellt. „Film und Fernsehen", um ein aktuelles Beispiel zu nennen, gehört in den großen Zusammenhang „Haus und Stadt". Der Text beginnt: „Seit es den Film und das Fernsehen gibt, haben die Menschen das Geschichtenerzählen verlernt (...) und reden nicht mehr miteinander. (...) Mit Vernunft und Maß angewendet, sind das aber ganz wunderbare Einrichtungen (...)" (S. 39). Hier wird Einzelwissen quasi in Bertuchscher Fülle und Fortschrittlichkeit, aber noch immer wie bei Basedow in einen vom Kind her (wie es der Erwachsene zu verstehen glaubt) gesehenen Gesamtzusammenhang eingebaut, wollen Text und Bild immer noch zugleich lebendig unterhalten und belehren. „Die Kinderwelt von A bis Z", herausgegeben von Richard Bamberger, Fritz Brunner und Fritz Westphal (1956), zwingt die Welt zwar ins Alphabet, aber die einzelnen Stichworte werden vom Standort des Kindes aus erläutert. „Bakterien" (S. 29) beginnt: „Komm einem Kind, das Keuchhusten

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hat, nicht zu nahe!" Der Erklärung der Bakterie wird eine weitere Belehrung angehängt: „Merke also: Vor dem Essen Hände waschen!" Wir bemerken also immer noch die Erziehung zur Tugend, das Bemühen, kindliche „Fehler" auszumerzen. Die Erwachsenenwelt liefert, worin ein Widerspruch steckt, bei aller Liebe zur Eigenart des Kindes, ihre eigenen Maßstäbe unreflektiert. In der heutigen Pädagogik gibt es Tendenzen, das Phänomen „Kindheit" kritisch zu hinterfragen. Der Abstand zwischen Erwachsenen und Kindern hat sich verringert. Gefesselt von der gleichen Medienlandschaft, ebnen sich die Unterschiede in der Weltaneigung und Selbstbehauptung der Großen und der Kleinen immer mehr ein. „Und wenn die Alten — wie es manchmal scheint — im doppelten Sinn des Wortes nichts mehr zu sagen haben und die Unterschiede im Arbeits- und Freizeitverhalten von Erwachsenen und Kindern immer mehr sich nivellieren, dann darf man spekulieren über Tendenzen der Liquidierung von Kindheit (...) oder gar über das Ende der Erziehung" (Wingendorf. 265). Wenn wir jetzt noch einmal zu Bertuchs Bilderbuch zurückkehren, müssen wir feststellen, daß sich dessen pädagogische Bemühungen in Grenzen halten. Die gewisse Penetranz belehrender Unterhaltung hat Bertuch seinen kleinen Lesern erspart. Sein Bilderchaos kam in der Tat dem anarchischen Trieb des Kindes nach Abwechslung entgegen. Leider hielt er seine löbliche Absicht selber nicht durch. Seitenlange Folgen etwa von Rosen, Insekten usw. entsprangen wohl eher dem jeweiligen Vorrat an Kupfertafeln und den gerade zur Verfügung stehenden Vorlagen, von denen abgekupfert und abgeschrieben wurde. Wir können an derartig langweiligen Häufungen geradezu ein Stück Verlagsgeschichte ablesen, können feststellen, wann Mineralogen, gleichzeitig für andere Zwecke als das Bilderbuch, zur Mitarbeit gewonnen wurden, nämlich dann, wenn sich Mineralien an Mineralien und nicht gerade zum Amüsement der Kinder aneinanderreihen. War man schon mal bei den Chinesen oder Türken angelangt, dann gründlich, das „Unternehmen Bilderbuch" (266) zu organisieren war offenbar nicht einfach. Dennoch: Es muß den Kindern, zumal sie sich das Nachschlagen sparen konnten, großes Vergnügen bereitet haben, was wiederum dem Verleger zugute kam. Das Fortsetzungwerk wurde zu einer weiteren Säule des Unternehmens.

Bertuch beteiligte sich mit zahlreichen anderen Veröffentlichungen an der aufklärerisch-pädagogischen Bewegung seiner Zeit (267). Dabei bediente er sich vor allem Mitarbeitern aus der Schule Basedows. Funke, der Erziehungsrat und Seminarinspektor in Dessau war, fungierte nicht nur als Bilderbuchkommentator, sondern vor allem als Bertuchs „pädagogischer Ideenschöpfer" (268). Mit seiner Hilfe erschienen mehrere entsprechende Journale, von denen sich nur Relikte im Weimarer Bertuch-Nachlaß erhalten haben (269). Es verwundert uns nicht, daß Bertuch sich außerdem an die Ausschlachtung des Bilderbuchmaterials begab. 1799 erschien im Industrie-Comptoir „Ueber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke" (Werkkat. Nr 29. Bertuchs Werke XXV). Darin empfiehlt er die Popularisierung der von ihm so sehr geliebten Naturgeschichte, damit sie der Welt „ n u t z t" , statt b l o s s e W i s s e n s c h a f t " zu bleiben. Um wissenschaftliche Erkenntnisse ins gemeine Leben hineinzutragen, stellt er ein Programm auf. Das reicht von warmen Herzensgefühlen verbunden mit besserer Moral, wahrer Kultur und echter Aufklärung über die Tötung allen Aberglaubens und Vorurteils in Land- und Gartenbau, Viehzucht, technischem Gewerbe etc. bis zur „höheren Benutzung" einheimischer Naturprodukte über und unter der Erde. Seine praktischen Vorschläge beziehen auch volkserzieherische Maßnahmen zwecks Wohlverhaltens des gemeinen Mannes durch die Obrigkeit ein. Folgsamkeit, guter Wille und Beförderung der Zufriedenheit werden als Garanten einer florierenden Industrie erkannt. Punkt 11 weist schließlich auf die Notwendigkeit populärer naturhistorischer Bilderbücher hin (S. 6). Bertuch denkt dabei an Lehrstoff für Dorf- und Bürgerschulen, Gymnasien und Lehrer-Seminarien, also an einen großen Abnehmerkreis aus dem Schulbereich. Die „nöthigen Werke", aber auch Naturalien als Anschauungsmaterial wird er selbst in Kürze anbieten. Er macht nicht nur auf sein „Bilderbuch für Kinder" als vorbereitendes Werk aufmerksam, sondern weist auf die Bedeutung einer naturforschenden Gesellschaft in Jena unter Leitung seines Freundes Professor Batsch, Professor der Naturgeschichte, und eine entsprechende Vereinigung für Mineralogie unter Leitung des Herrn Professor Lenz hin, „für welche ich mich aus Gründen sehr warm interesire" (S. 24). Glücklicherweise ist auch

gerade Bewicks „History of British Birds" mit zahlreichen Holzstichen in London erschienen (S. 27f.), auf die praktische Bedeutung der Vogelwelt für die Ungezieferbekämpfung hatte Bertuch in Punkt 6 seines Programms hingewiesen. Mineralien und Vögel treten jedenfalls von da an im Bilderbuch gehäuft auf und sollen gleichzeitig den angekündigten Veröffendichungen für Lehrer und Schüler zugute kommen. Schon in den beigefügten Probetafeln zu diesen neuen Werken finden wir Einzelkupfer des Bilderbuchs wieder. Schauen wir uns dann die Veröffentlichung „Tafeln der allgemeinen Naturgeschichte nach ihren drey Reichen (...)", herausgegeben von Friedrich Justin Bertuch (1801. Werkkat. Nr 48) näher an, sehen wir die Jenaer Mitarbeiter eindrucksvoll am Werk. Was für das Tafelwerk geplant war — beispielsweise unter der Gattung „Schaafe" — taucht dann unter „Schaafe verschiedener Art" auch im Bilderbuch, wenn auch aus Herstellungsgründen seitenverkehrt, auf (Bd 2. No 27). Das Gleiche geschieht mit Versteinerungen im Tafelwerk und Bilderbuch (Bd 5. Vermischte Gegenstände LII). Der verlegerisch großartig angelegte Plan, der auf einen breiten Abnehmerkreis mit ständigem Bedarf spekulierte, ließ sich im vorgesehenen Umfang mangels Nachfrage nicht realisieren. Immerhin kam es zum Angebot von Naturalien-Modellen aus Wachs wie verschiedenen Apfel- und Kartoffelsorten. Von hier aus gesehen wird verständlich, warum im Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs alles mögliche an praktisch angewandter Naturwissenschaft erschien: Etwa der „Versuch einer Monographie der Kartoffeln (...)" von Karl Wilhelm Ernst Putsche, herausgegeben von Friedrich Justin Bertuch (Weimar 1819. Werkkat. Nr 50) oder „Verbesserte Zubereitung des Flachses und Hanfes ohne Röste, durch Hilfe der Christianschen Brech-Maschine" von J. Rothstein, gleichfalls von Bertuch herausgegeben (Weimar 1819. Werkkat. Nr 42. Bertuchs Werke XXXVI). Der Bauplan der Maschine lag bei. Bertuch weitete also sein Verlagsprogramm erheblich aus. Außer einem Gartenmagazin gab er auch Hefte über die verschiedensten Rosenarten, die er auch selbst auf seinem Gelände anpflanzte, heraus. Sie konnten bei ihm besichtigt und — auch über Inserate in seinen entsprechenden Periodika — gekauft werden. Seine Baumschule, auf einer vorder Stadt gelegenen Anhöhe angepflanzt, nutzte er auch pädagogisch im Sinne seiner Absichten. Dort wurden Zöglinge des Lehrerseminars in der Baumzucht unterrichtet, um dieses Wissen später auf

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dem Land verbreiten zu können. Seminaristen und deren Lehrkräfte gehörten zu dem Leserkreis, die er wiederholt in Vorworten seiner Publikationen ansprach, zumal sie im Laufe der Zeit durch ihren Unterricht zukünftige Leser bzw. Konsumenten heranbilden würden. Ehe wir auf die weitere Ausdehnung des Verlagsprogramms eingehen, soll zunächst noch sein verlegerischer Werdegang nach Erscheinungsbeginn des Bilderbuchs weiterverfolgt werden. Mit dem Modejournal, der A.L.Z. und dem Bilderbuch war der amtierende Hofbeamte Bertuch mehr als ausgelastet. Um seiner Geschäfte willen ließ er sich — pro forma um sich ins stille Privatleben zurückzuziehen — 1896 vom Fürsten suspendieren. Zu dieser Zeit waren weitere Periodika angelaufen, und es standen größere Projekte ins Haus. 1797 entwarf er für den Freiherrn von Erdmannsdorf in Dessau den Plan für eine chalkographische Gesellschaft mit 100 zahlbaren Aktien und fünf Freiaktien. Die Leitung übernahmen Erdmannsdorf und Graf Waldersee. In dem Unternehmen wollte man gute Kupferstecher in Dessau vereinigen und von ihnen klassische Bilder nachstechen lassen (vgl. August von Rode, der in Dessau wirkte. Werkkat. Nr 58). Bertuch nahm diese Gesellschaft, an der er Teil hatte, mit Daueraufträgen für seine Unternehmungen in Anspruch, weil seine eigenen entsprechenden Einrichtungen nicht ausreichten. Die ausgedehnten Geschäfte konnte er nun allein kaum mehr bewältigen. Sein Sohn Karl schloß 1800 in Jena seine Studien so weit ab, daß er ins väterliche Unternehmen einsteigen konnte. Er übernahm nicht nur die Redaktion des „Bilderbuchs für Kinder", das zum einträglichsten Werk des Verlags geworden war, sondern wurde außerdem in „allen Stücken" (270) der Adjutant des Vaters, erhielt pro Heft Bilderbuch 50 Taler, dazu Kost, Logie, Bedienung usw. im Hause und für den Fall der Heirat ausreichenden Wohnraum. Zu dem, was Bertuch unter „arbeiten" verstand, mußte der Sohn erst erzogen werden, der Vater hatte für dessen „genialische" Art zu arbeiten nichts übrig. „Bey uns kommt alles darauf an, exakt und pünktlich Wort zu halten und unsern Verlag gut, schnell und ordendich zu liefern und dazu müssen wir täglich mechanisch, exakt arbeiten." Das tat er selbst in fast unvorstellbarem Ausmaß. Da er mit seinem Modejournal nun schon einmal die große Welt ins Auge gefaßt hatte, gründete er 1798 dazu eine Art Gegenstück: „London und Pa-

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ris" (Werkkat. Nr 36. Bertuchs Werke XXXI). Als Redakteur setzte er Karl August Böttiger ein, ausländische Korrespondenten standen bereits durch das Modejournal zur Verfügung. Das neue illustrierte Blatt erschien alle sechs Wochen als ein „Magazin für die gebildeten Kreise des In- und Auslandes", für die es laut Ankündigung „vergnügen, scherzen, erzählen, was heute in Paris, gestern in London zu sehen war" und sich „vor der Politik als vor einer Sphinx" hüten wollte (Bd 1. S. 7). Letzteres gelang ihm nicht. Durch die napoleonische Herrschaft waren die Karikaturen der aufgeklärten französischen und englischen Künstler ins politische Fahrwasser geraten, indem sie freimütige Kritik an den sozialen, wirtschaftlichen und literarischen Zuständen beider Länder übten. 1804 gaben eine Karikatur, die die Knebelung der französischen Presse zum Gegenstand hatte, und eine andere, die Talleyrands Angriffsplan gegen die englische Flotte verspottete, Anlaß zu allerhöchstem Eingreifen. Napoleon verbot das Blatt auch in Weimar. Durch die Verlegung nach Halle, wo Bertuch soeben seine zweite Niederlassung gegründet hatte, wurde es „vom preußischen Adler (...) unter Schutz genommen" (Bertuch an Böttiger. 271). Um diese Zeit übernahm Karl Bertuch die Redaktion. Als nach der Niederlage Preußens auch Halle unsicher wurde, erschien das Blatt ab 1808 in Rudolstadt, wo Karl die Filiale des Landes-IndustrieComptoirs leitete. Politische Gründe waren auch für die mehrmalige Titeländerung maßgebend: 1811 „Paris, Wien und London", 1812 „Paris und Wien", 1815 „London, Paris und Wien". Im gleichen Jahr stellte das Blatt, nach knapp 26 Jahren, sein Erscheinen ein, mit der Restauration erlosch das Interesse des Publikums am politischen Leben. Es hatte höhere Auflagen als das Modejournal erreicht und darf von uns also als die vierte Säule des Verlags angesehen werden. Bereits 1790 hatte Bertuch begonnen, eine umfangreiche Sammlung von Märchen, Sagen, Ritterromanen und Feengeschichten „theils wirklich arabischen Ursprungs, theils ein moderner Zweig europäischer Literatur, auf orientalischen Zweig gepfropft" (272) herauszugeben, „Die Blaue Bibliothek aller Nationen" (Werkkat. Nr 37. Bertuchs Werke XXXII). Bis 1800 erschienen zwölf Bände. Sie wurden zum Vorläufer für einige spätere deutsche Verlagsunternehmen ähnlicher Art. Dieser Linie der zeitgenössischen Kinderliteratur, die sein Bilderbuch gänzlich außer acht gelassen hatte, folgten weitere Veröffentlichungen wie die

„Moralische Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder (...)" nach Monget, von seinem Freund Musäus übersetzt und bearbeitet (Gotha 1794. Werkkat. Nr 46). Es handelt sich um kleine Erzählungen „für Kinder im zartesten Alter" (Bertuch im Vorwort S. III). Als die Herrschaft Napoleons in Deutschland das wirtschaftliche Leben lähmte, konnte Bertuch sein Unternehmen vor bedrohlichen Einbußen bewahren. Allerdings war auch er vom Ausland weitgehend abgeschnitten. Politisch war er Parteigänger seines Fürsten und setzte wie dieser auf einen künftigen deutschen Nationalstaat unter preußischer Führung, er selbst allein schon wegen der ökonomischen Notwendigkeit. Dem zunehmenden Interesse der Leser an ökonomischen Publikationen wurde er mehrfach gerecht. 1803 erwarb er das „Magazin der Handels- und Gewerbekunde" (erschienen ab 1784 in Gotha), auch wenn es sich einstweilen nicht entwickeln konnte. Um 1805 hielt er die Zeit für gekommen, sich der Kriegswirren zu seinem eigenen geschäftlichen Vorteil zu bedienen. Er schwenkte ins (vorerst neutrale) politische Zeitschriftenwesen ein. Von Christian David Voß ließ er „Die Zeiten oder Archiv für die neueste Staatengeschichte" (Werkkat. Nr 43) herausgeben und mit Landkarten der verschiedenen Kriegsschauplätze ausstatten. Unter Wahrung strengster Objektivität wurden darin u. a. Kriegsberichte, Bulletins und Aufrufe der preußischen und französischen Armee und die jeweilige Feldzugentwicklung besprochen. Geplant und angekündigt war „alles, was zur Kenntniss des innern Zustandes und der Schicksale der Staaten gehört und auf dieselben Einfluss und Beziehung hat" (273), darunter auch das jeweils Neueste in den Rubriken „Regenten und Höf e " und „Staatsverfassung und Verwaltung (...)". Informationen über das Hofleben, vormals ein Tabuthema, erfreuten sich größter Beliebtheit. Auch alles die Verfassung und Verwaltung Betreffende wurde in dieser Zeit des Umbruchs vom Lesepublikum begierig aufgegriffen, zumal der Herausgeber ausdrücklich eine kritische, konstruktive Stellungnahme versprach. Diese fiel allerdings unter dem Druck der Zensur äußerst zurückhaltend aus. Die Berichterstattung erfolgte betont sachlich und in epischer Breite, ohne Partei zu ergreifen und um jeden Anstoß zu vermeiden. „Diese vorsichtige und umsichtige Handlungsweise entspricht ganz dem Bild, das man sich von Bertuch in der Zeit der poli-

tischen Um- und Neuordnung unter Napoleon machen mußte." (Busch. 274) Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt verlegte Bertuch auch diese Zeitschrift in sein Hallisches Comptoir. Da Weimar 1806 zum preußischen Hauptquartier avancierte, erlebte das Geographische Institut mit seinen hervorragenden Landkarten einen Boom, „mein Comptoir sieht oft aus wie das General Stabs Bureau, weil Offiziere und Feldjäger sich drängen, um Charten zu holen" (Bertuch an Schütz. 275). Bertuch setzte zu früh auf Preußens Sieg, er veröffentlichte den Kriegsaufruf des preußischen Oberbefehlshabers insofern zur falschen Zeit, als die Franzosen Weimar besetzten. Am 14. Oktober 1806 mußte er fliehen. Der Sohn konnte die Stellung im Hause oft nur mit dem Säbel in der Hand, aber glücklicherweise auch mit der Hilfe des bei ihm einquartierten, wohlwollenden französischen Generals Verdier halten, während der Vater in Klein-Fahnern bei Gotha eine klägliche Zuflucht fand. Durchziehenden französischen Marodeuren entging er mit Mühe und Not. Als er am 22. Oktober zurückkehrte, hatte sein alter Freund und Mitarbeiter Georg Melchior Kraus durch rohe Mißhandlung französischer Plünderer das Leben verloren. Aber wo andere verzweifelten, schöpfte Bertuch — vier Wochen später — „sogar Hoffnung, daß wir noch diesen Sturm zu unserm Vortheil benutzen sollen" (Bertuch an Schütz. 276). Das tat er, indem er dem zunächst zögernden Herzog ein Darlehen in Höhe von 2 000 Talern abknöpfte mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß er 300 Weimarer Untertanen zu ernähren hätte. Trotz der schlechten Zeiten konnte er diese Zahl bis 1811 auf 450 erhöhen, und zwar bei einem auszuzahlenden Wochenlohn von insgesamt 500 Talern (277). Gegen Ende aller Kriegswirren zeigte Bertuch seine patriotische und demokratische Gesinnung deutlicher, wobei er zunächst dem Sohn das Wort überließ. Dieser stellte nach der Besichtigung des Schlachtfeldes von Leipzig fest, daß nun ein „Wendepunkt der neueren Geschichte eingetreten sei" (278) (vgl. Werkkat. Nr 69). Am 3. Januar 1814 schrieb er: „Der Himmel verleihe uns dann eine auf Volksmajestät gegründete Constitution" (ebd.), womit er auch der Gesinnung des Vaters Ausdruck gab. Bertuch trat nun, nach dem Sieg der Preußen und dem Friedensschluß, offen als patriotischer Demokrat auf. Zwischen 1813 und 1815, der Zeit der sogenannten Befreiungskriege, erlebte Deutschland einen vorläufig letzten Aufschwung der politischen Pres-

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se, Bertuch übernahm die journalistische Führung der progressiv-nationalen Bewegung. Den Anfang machte er ab Januar 1814 mit der „Nemesis. Zeitschrift für Politik und Geschichte" (WerkkaL Nr 44). Angeregt und herausgegeben wurde sie von Professor Heinrich Luden, der in Jena die patriotisch bewegte Studentenschaft förderte. Bertuch hatte sich zuvor die Zustimmung der Weimarer Regierung gesichert. Das brachte ihn erneut in Gegnerschaft zu Goethe, der für derartige Zeitschriften nichts übrig hatte und nur unnötige Verwicklungen voraussah, aber vergebens intervenierte. Luden wollte den Dichter sogar zur Mitarbeit gewinnen. Bei diesem Versuch, in Goethes Haus, entwickelte sich ein Gespräch, das er später veröffentlichte (279): „Im Monate November 1813 befand ich mich in Weimar, um mit Bertuch, welcher den Verlag meiner Nemesis übernommen hatte, die nöthigen' Verabredungen zu treffen. Bertuch wünschte, daß ich mit den Herren geheimen Rathen Voigt und Goethe über unser Unternehmen sprechen möchte, er selbst zwar hatte schon bei den Ministern angezeigt, was im Werke war, und Keiner von Beiden hatte eine Bedenklichkeit geäußert; indeß hielt er dafür, daß es doch angemessen wäre, daß ich auch mit ihnen darüber spräche, damit sie, bei möglichen Schwierigkeiten, sich nicht ungeneigt beweisen, sondern uns nöthigen Falles, soweit als möglich, vertreten möchten. Ich konnte oder wollte nicht recht begreifen, wie mir jemals nach der Befreiung Teutschlands von dem Joche der Fremden eine solche ministerielle Protection nöthig werden könnte, gab aber Bertuch's größerer Erfahrung nach. Also ging ich noch vor Mittag zu dem geheimen Rath Voigt. Der alte Herr (...) empfing mich mit der größten Heiterkeit und dem größten Wohlwollen. Er (...) lobte das Unternehmen sehr, das wir vorhatten. (...) Indeß rieth er mir Vorsicht an, da der Gang der Dinge doch immer ungewiß sei, und versprach mir alle Erleichterung, die von ihm abhinge." Nach Tisch ging Luden zu Goethe. „Haben Sie denn schon mit Bertuch wirklich abgeschlossen, und steht Ihr Entschluß unwiderruflich fest?" fragte Goethe. Als Luden bejahte, schwieg er und wurde sehr ernst. Er wies dann darauf hin, daß die Regierung es sich gar nicht erlauben könne, einer derartigen Zeitschriftengründung entgegenzutreten, „und sollten Sie sich jemals verleiten lassen, über die Schnur hinauszugehen, so wird Bertuch, der sich auf solche Dinge versteht, sie schon (...) freundlich erinnern." Goethe kannte also seine Pappenheimer. Er fuhr

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fort: „Hätten Sie mich aber, ehe Sie sich verbindlich gemacht hatten, vertraulich um meine Meinung gefragt, so würde ich Ihnen gewiß das ganze Unternehmen widerrathen und Sie aufgefordert haben, bei Ihren gelehrten geschichtlichen Arbeiten zu bleiben, (...) die Welt ihren Gang gehen zu lassen und sich nicht in die Zwiste der Könige zu mischen, in welchen doch niemals auf Ihre und meine Stimme gehört werden wird." Luden war verletzt und hielt entgegen, „daß der deutsche Michel bisher nur für sich selbst gesorgt, sein eigenes Steckenpferd geritten, alsdann seinen Klos gegessen und sich behaglich den Mund abgewischt hat, unbekümmert um das gemeine Wesen (...)". Goethe warnte daraufhin, „in dieser wunderlichen und furchtbaren Zeit ein Journal herauszugeben, ein politisches Journal. (...) Sie werden Alles gegen sich haben, was groß und vornehm in der Welt ist, denn Sie werden die Hütten vertreten gegen die Paläste und die Sache der Schwachen führen gegen die Hand der Starken. (...) Da ich dieses Alles ganz klar voraussehe, so bin ich allerdings bedenklich. Ich möchte unserm fürstlichen Hause (...) keine Unannehmlichkeiten bereiten, ich möchte unser Gouvernement, das nicht über 100 000 Bayonette zu verfügen hat, in keine verdrießlichen Verhandlungen verwickelt sehen (...)." Er fährt dann, nachdem er über das deutsche Volk im Wesentlichen bittere Worte gefunden hat, fort: „Sie sprechen von dem Erwachen, der Erhebung des teutschen Volkes und meinen, dieses Volk werde sich nicht wieder entreißen lassen, was es errungen (...) hat, nämlich die Freiheit. Ist denn wirklich das Volk erwacht? (...) Und ist denn jede Bewegung eine Erhebung? Erhebt sich, wer gewaltsam aufgestöbert wird?" Auf Einwände Ludens hin wurde Goethe schärfer. Am Ende, mit Tränen in den Augen, kam Luden auf den eigendichen Grund seines Besuchs zu sprechen: „Ich wollte Ew. Excellenz bitten, mein Journal doch mit einigen, wenigstens mit einem Beitrag zu beehren." — „Ich danke Ihnen", fiel Goethe ein, „daß Sie es nicht gethan haben." Während Bertuch ansetzte, mit einer politischen Presse auf der Woge des Patriotismus einem deutschen Nationalstaat und der Mitwirkung des Bürgertums an der Macht Vorschub zu leisten, empfand Goethe bei dem Gedanken an das deutsche Volk, „das (...) so miserabel im Ganzen ist", bitteren Schmerz. „Eine Vergleichung des teutschen Volkes mit anderen Völkern erregt uns peinliche Gefühle (...)". Luden wagte für die Nachwelt gar nicht alles aufzuschreiben, was Goethe ihm in dieser Hinsicht

noch gesagt hatte, aber jedenfalls muß es weit vom Denken Bertuchs entfernt gewesen sein. In der Wissenschaft und Kunst allein fand der Dichter die Schwingen, mit denen er abhob; „denn Wissenschaft und Kunst gehören der Welt an und vor ihnen verschwinden die Schranken der Nationalität". Bertuch und Luden ließen sich durch solche Gedanken nicht hindern und gingen ans Werk. Unter Ludens Mitarbeitern befanden sich der militärische Berater des Herzogs, Oberst von Müffling, und der Begründer des deutschen Strafrechts Anselm von Feuerbach. Derartig abgefedert, wollte Bertuch die „schwere und harte Zangengeburth" der „Teutschen Constitution" erleichtern helfen (280). Das war ganz und gar nicht im Sinne der weiterhin absolut Herrschenden, die sich ihrerseits neu zu formieren begannen. Bertuch und Luden gehörten zu den gemäßigten Demokraten und fanden einen gangbaren Mittelweg, „ohne dem Despotismus das Wort zu reden" (281). Schon im November 1813 kündigte Bertuch die neue Zeitschrift an. Geschäftstüchtig und rücksichtslos setzte er sich über berechtigte Interessen seines Herausgebers hinweg. Wie aus zwei Briefen Ludens an Goethe hervorgeht (282), hatte Bertuch Notizen Ludens ohne dessen Einverständnis als Ankündigung drucken lassen und zudem eigenmächtig in die Titelgebung der Zeitschrift eingegriffen. Auch die Honorarfrage wurde nicht so delikat gelöst, wie Luden es sich gewünscht hatte. Schließlich mußte sich der Herausgeber damit abfinden, auch von Bertuch selbst verfaßte Artikel oder solche, die der Verleger „zusammenschleppt", aufzunehmen. Im Februar 1814 erschien Heft 1 der „Nemesis", die für die Begründung eines „aecht teutschen Volksgeistes", „für das Glück des Vaterlandes und für die Freiheit der Welt" wirken wollte. Während im Band 1 ein patriotisch kämpferischer Ton gegenüber der Fremdherrschaft der Franzosen angeschlagen wurde, traten dann Themen wie bürgerliche Grundrechte, Pressefreiheit und politische Neuordnung Europas in den Vordergrund, Bertuchsche Themen also, derentwegen er die Zeitschrift ja verlegte. In der „Nemesis" nicht verwendbares Material über Verfassungsfragen gab Anlaß zur Gründung eines weiteren Blattes: „Allgemeines Staatsverfassungs-Archiv. Zeitschrift für Theorie und Praxis gemäßigter Regierungsformen". Nun wurden die gekrönten Häupter wach, die liberal-demokratische Weimarer Presse erregte in Berlin, Wien und Petersburg Mißtrauen. 1817 erschien in Weimar ein Petersburger Abgesandter

des Zaren, August von Kotzebue, um die beargwöhnten journalistischen Aktivitäten aus nächster Nähe zu beobachten. Als Kotzebue erfuhr, daß sein Bericht an den Zaren über die für den Absolutismus bedrohlichen Verhältnisse an den deutschen Universitäten in der „Nemesis" abgedruckt werden sollte, klagte er bei der Weimarer Regierung auf „bewußt unerlaubten Vordruck. Feststellung der Herkunft des entwendeten Berichts und Bestrafung des Entwenders" (283). Bertuch hatte mitseiner Vorsicht wieder einmal Recht behalten, er hatte nämlich seinen Herausgeber Luden vor einer Veröffentlichung gewarnt. Beide bekamen vom Weimarer Kriminalgericht den Prozeß gemacht, der für Luden mit 60 Talern Geldstrafe, für Bertuch gerade so mit Freispruch endete. Die „Nemesis" hatte „in mühsamem, schwankenden Fortschritt erst allmählich (...) sich zu einem festeren Standpunkt durchgerungen und, als sie diesen nicht mehr zu behaupten vermochte, 1818 vor der Katastrophe der Pressefreiheit freiwillig ihr Leben geendet" (Ehrentreich. 284). Der vorsichtig agierenden „Nemesis" stellte Bertuch 1817 eine deutsch-liberale Tageszeitung, das „Oppositions-Blatt. Weimarische Zeitung" (Werkkat. Nr 45. Bertuchs Werke XXXVII) zur Seite. Im Mai 1816 hatte Karl August seinem Land die erste Verfassung Deutschlands und mit ihr die Pressefreiheit beschert. Die Haltung der Regierung gegenüber liberal-demokratischen Bestrebungen Bertuchscher Prägung war tolerant. Die Zeitung sagte sowohl den Anhängern des Despotismus und Aristokratismus als auch den „Neuerungssüchtigen und den systematischen Luftbaumeistern" (285) den Kampf an. Mit den Letzteren war, wie wir heute sagen würden, der linke Flügel der deutschen demokratischen Bewegung gemeint. Diese Bewegung spielte in gemäßigter Form wider, was sich im Prozeß der französischen Revolution zwischen dem Sturm auf die Bastille 1789 und nach dem Tod des Jakobiners Robespierre 1794 herauskristallisiert hatte: Drei Parteien hatten sich als Jünger Jean-Jacques Rousseaus auf die Losung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" geeinigt, meinten aber nicht dasselbe. Ein konservativer Flügel strebte die konstitutionelle Monarchie mit eingeschränkten Rechten des Königs an. Ihm standen als linker Flügel die Jakobiner gegenüber, die die revolutionären Grundsätze auf „alles, was Menschenantlitz trägt", also auch auf die unteren Volksschichten und die Sklaven in den Kolonien, angewandt wissen wollten. Sie setzten die Republik 73

als Staatsform durch. In der Mitte manövrierten die Girondisten, die sich vor allem als Vertreter des dritten Standes, des kapitalkräftigen Besitzbürgertums verstanden, sich gegen die Besitzlosen abgrenzten und i h r e Freiheit im Sinn hatten. Als sich Napoleon, von ihnen bestens beraten, an die Spitze des Staates stellte, kam der dritte Stand voll zum Zug. Die Bank von Frankreich wurde gegründet, Steuern flössen aus den richtigen Taschen in die gewünschten Kanäle, die Staatsrente stieg, der Code civil trat in Kraft, die Zölle, die Börse und das Schulwesen wurden wunschgemäß neu geordnet, und wenn auch die Pressefreiheit verlorenging, so war doch das lähmende Feudalsystem beseitigt, die Menschenrechte schienen gesichert und auch das kapitalistische Eigentum, das zur Grundlage des Reichtums der Nation so notwendig war. Das neue industrielle Zeitalter konnte nun auch in Frankreich, in Konkurrenz zu England, beginnen. Die demokratische Bewegung in Deutschland war sich aus nationalökonomischen Gründen einig in der patriotischen Gesinnung, am Nationalstaat führte angesichts der europäischen Machtverhältnisse kein Weg vorbei. Der rechte demokratische Flügel — dem man Bertuch zurechnen darf — wußte noch am ehesten, wo der Weg hinführen sollte: Zur gemäßigten konstitutionellen Monarchie. Er hatte vor allem anderen das Ökonomische und die internationale Konkurrenzfähigkeit im Auge, eben jenen „Wohlstand der Nation", den Adam Smith meinte. Der linke Flügel war, wie seitdem üblich, gespalten. Die Radikalen, insbesondere die deutschen Jakobiner, hielten am Bürgerstaat und den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit für alle und an den humanitären Idealen des Zeitalters fest. Aus dieser Ecke kam die entschiedenste Kritik an Friedrich Justin Bertuch als der Personifizierung einer neuen, kapitalistischen Herrschaft der Großbourgeoisie, wie sie in England durch die neureichen „Fabricanten" vorexerziert wurde. Andreas Georg Friedrich Rebmann (1768-1824) gab in Paris als Emigrant seinen „Obskuranten-Almanach" heraus, der nur in drei Jahrgängen erschien (1798, 1799 und 1800). Es handelte sich nicht etwa um einen Almanach der Obskuranten, jener reaktionären Verfechter des Feudalismus, sondern um einen jakobinischen Almanach. Rebmann faßte „den antihumanistischen Geist des bürgerlichen England in dem Satz zusammen: 'Der Krämergeist des neuen Karthago triumphiert'. Die englischen 'Nabobs' wollten die ganze Welt unter das Joch ihrer Preiskuranten zwingen, und sie ließen die

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'Blüten der Kultur' verfallen, weil sie kein Börsengeschäft ist." (286). Im Kapitel III unter „Literarische Fehden" des Almanachs von 1801 nimmt Rebmann Bertuchs Wirken unter die Lupe: „Der reichste Pfründenbesitzer in der deutschen Gelehrtenrepublik ist wohl jetzt Herr Bertuch. Ihm gehören einmal die ergiebigen Domänen der Allgemeinen Literatur-Zeitung, des Modejournals und des Journals London und Paris; nebenbei e r i n d ü s t r i e r t er sich fast Fürstentümer —" (287), womit Rebmann satirisch die Verlagsprodukte meint, mit denen es Herrn Bertuch nur ums Geld des Publikums ginge und die er wie Aktien ansähe. „Wie ein Aktieninhaber, so lauere Herr Bertuch auf die Dividende" (ebd.). Was in seiner A.L.Z. rezensiert würde, gehöre Verlagen, die mit seinem eine merkantile Interessengemeinschaft bildeten. Alles andere würde spät oder „frostig" besprochen bzw. nur am Rande erwähnt. So sei es Campe, Knigge, Cramer und Forster ergangen, Campes Beiträge zur Ausbildung der deutschen Sprache habe er „kalt gemordet". Bertuch sähe nur auf den „Flor seiner Anstalt" und verleugne um des Absatzes willen Wahrheit und Recht. Bertuch hatte bereits frühzeitig — 1793 im Modejournal — die Notwendigkeit der deutschen Einheit vom Ökonomischen her entwickelt, repräsentierte den von der Kapitalkraft des Bürgertums getragenen wirtschaftlichen Fortschritt und hatte damit und durch seine Bewunderung für die englischen Verhältnisse seine Position bestimmt. Hier liegen die eigentlichen Gründe, warum Männer wie Herder, Schiller und Goethe ihn ablehnten, sie vermißten an seiner „merkantilischen Seele" und in seinen Gedanken die höherwertigen Eigenschaften und Ideen, denen sie selbst anhingen. Während für Herder mit der französischen Revolution das Weltreich der Humanität beginnt und Klopstock und Hölderlin das Geschehen uneingeschränkt hymnisch feiern, sondieren Goethe und Schiller, die gleichfalls enthusiastische Anteilnahme zeigen, was sich in Frankreich ereignet. An den Grundfesten des Staates darf „von unten" nicht gerüttelt werden. Sie schließen sich darin Kant an, der Rebellion gegen die Staatsgewalt das „höchste und stralbarste Verbrechen" nennt und der Meinung ist, daß auch einem gewalttätigen Staatsoberhaupt gegenüber „dem Untertan kein Widerstand als Gegengewalt erlaubt bleibt." (288) Während dieser zuschauende, ja sogar eingeschränkte Enthusiasmus für Bertuch gerade noch hingehen mochte,

hatte er für radikalere Ansichten kein Verständnis. Es wundert uns also nicht, daß er sich von den „systematischen Luftbaumeistern" distanzierte. Angeregt und geführt wurde sein „OppositionsBlatt" von dem Journalisten Johann Baptist Pfeilschifter, dem sich bald der junge Wieland zugesellte. Ihrem Selbstverständnis nach sahen diese Männer endlich „die Würde der freyen Mittheilung der Gedanken" gewährleistet und versprachen zugleich, sich selbst zu zensieren — „selbst eine Censur" um der „Wahrheit" und „Sitte" willen auszuüben (289) —, d. h. sie wollten sogleich ihre liberal-demokratischen Auffassungen, kaum im Ansatz realisiert, zementieren und sich als linientreu ausweisen. Leider vertrugen sich die beiden Redakteure nicht. Ludwig Wieland blieb etwas länger auf seinem Posten, ging dann aber auch, weil ihm Bertuch in Geldsachen zu genau war. Eine kurze Weile hatte er noch mit dem Jenaer Professor Friedrich Ludwig Lindner zusammengearbeitet, der aber von Luden für einen französischen Spion gehalten wurde. Erst mit dem Juristen Friedrich August Rüder war die Redaktion wie gewünscht besetzt. Rüder, ein vernünftig und nüchtern denkender Mann, von dem keine Abweichung zu befürchten war, „weiß nicht nur die Schiffsleute in schönster Ordnung zu halten, sondern auch zu den Leuten im Hafen die traulichste Sprache zu reden" (290). Daran konnte sich Bertuch aber nur kurze Zeit erfreuen. Sein fortschrittliches Denken ging der Reaktion in Wien, Berlin und Petersburg zu weit, im November 1818 bekam er einen weimarischen Zensor in die Redaktion gesetzt. Im März hatte er seinem alten Vertrauten Schütz noch geschrieben: „Halten Sie fest an der Wahrheit und guten Sache der Preßfreiheit, mein Bester!" (291) Angesichts der Schwierigkeiten übergab er seinem Schwiegersohn Ludwig Friedrich von Froriep das Journal, das aufgrund der Karlsbader Beschlüsse noch im gleichen Monat verboten wurde. Sein Ziel, einer neuen Gesellschaftsordnung, die vor allem dem materiellen Fortschritt und dem „Wohlstand der Nationen" diente, zum Durchbruch zu verhelfen, erreichte er nicht mehr. Noch ehe er 1822 starb, begann Deutschland erzreaktionären, gegenaulklärerischen Strömungen anheimzufallen. Mit Blick auf dieses Ziel war er schon früh, nachdem er sich konsolidiert hatte, über sich selbst und seine bloß egoistischen Interessen hinausgewachsen. Um 1800 besaß Bertuchs Verlag vier hervorragende Einnahmequellen. Die Auflagen des Bilder-

buchs betrugen 3 000, des Blattes „London und Paris" 1 250, des Modejournals 1 200 und der „Geographischen Ephemeriden" 800 Exemplare (292). Auf dieser Grundlage ließ es sich ins Große wirken. Was auf das Modejournal mit seinen vermischten Aufsätzen und das Bilderbuch mit seiner gewollten Unsystematik zutrifft, läßt sich auch auf sein Verlagsprogramm übertragen. Worauf es ihm ankam, durfte vielerlei Gestalt haben, wenn es nur dem Forlschritt, wie er ihn verstand, diente. Analog der Abzweigung des Geographischen Instituts vom Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs wollen wir auch seine vermischten und geographischen Veröffendichungen getrennt halten. Insgesamt gab Bertuch über 2 000 Bände heraus (293). So versteht es sich von selbst, daß wir uns auf Beispiele beschränken müssen. Im gemischten Programm war Bertuchs liebstes Kind die praktisch angewandte Naturwissenschaft. Dazu gehörte alles, was sich über der Erde an- und unter ihr abbauen ließ (Werkkat. Nr 29,41,42,50. Bertuchs Werke XXXV, XXXVI). Gartenbau betrieb er selbst mit besonderer Vorliebe, und an den Bodenschätzen hatte er, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, gleichfalls mehr als literarisches Interesse. Selbstverständlich wurde auch die Tierwelt bzw. Viehhaltung und -zucht berücksichtigt. Nach 1800 traten dann zunehmend rein wissenschaftliche Werke in den Vordergrund, insbesondere naturwissenschaftliche und durch den Schwiegersohn medizinische, aber auch nationalökonomische, politische und historische Schriften. Auch die bildende Kunst kam zur Darstellung (Werkkat. Nr 53-58). Bertuch tat viel dafür, sein Publikum geschmacklich zu erziehen und mit dem neuen, antikisch-klassizistischen Stil vertraut zu machen. Wie schon besprochen, fand er diesen Stil nicht nur schöner, sondern nach eigener Aussage wegen seiner Einfachheit auch für die industrielle Fertigung geeigneter. Auf seinen Handel mit Werken der bildenden Kunst wird im folgenden Kapitel eingegangen. Die Poesie erschien im Verlag nur noch am Rande, etwas häufiger in Ubersetzungen. Auf der Novitätenliste stand auch praktische Allerweltskost wie Taschenbücher und Kalender, darunter immerwährende und solche, die fürs Kontor bestimmt waren (Monatbericht IX des Modejournals. H. 12. 1810. Vgl. Werkkat. Nr 59). Eine seiner erfolgreichsten geographischen Veröffentlichungen waren Reisebeschreibungen, die zu den beliebtesten Büchern des Zeitalters gehörten. Mit ihnen stillte der meist redlich im Lande verhar-

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rende Bürger sein Fernweh und seinen Hunger nach dem Unbekannten. Die „Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" erschien in 50 Bänden von 1800 bis 1814, als „Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" in weiteren 50 Bänden von 1815 bis 1829 (Werkkat. Nr 40. Bertuchs Werke XXXIV). Länder- und völkerkundliche Einzelausgaben wurden in Fülle angeboten. Bertuch beschäftigte für sein Geographisches Institut zahlreiche Fachautoren, mit denen er persönlich korrespondierte. Mit ihrer Hilfe gab er auch die „Geographischen Ephemeriden" (Werkkat. Nr 38. Bertuchs Werke XXXIII) mit einer Auflage von 800 Exemplaren heraus. Mit Hilfe hochqualifizierter Stecher wurden Karten hergestellt, die wegen ihrer vorzüglichen Qualität großen Absatz auch im Kriege, wie wir gesehen haben, fanden (Werkkat. Nr 64). Der Gasparische Handatlas wurde auch verkleinert „für Zeitungsleser und Bürgerschulen" angeboten (Monatsbericht IX des Modejournals. H. 12.1810). Himmels-und Erdkugeln ergänzten das große Sortiment. Ein neuer Himmelsglobus wies 3 500 Sterne auf und kostete mit Gestell 35, ein Erdglobus mit Mahagoniständer 40 Taler. Zu letzterem wurde ein meteorologisches Planetarium „in einem säubern Kästchen" für 10 Taler angeboten (Modejournal ebd.). Die Bücherlisten in Bertuchs Intelligenzblättern und in dem regelmäßig herausgegebenen Verlagsverzeichnis (vgl. Werkkat. Nr 51) stellen sich uns, wenn man sie unter dem Aspekt der Bertuchschen „Ideologie" betrachtet, nicht länger als bloßes Sammelsurium dar. Bertuchs „beweglicher Geist" hatte sich der Fülle der Welt, die gerade entdeckt wurde, bemächtigt, gestattete sich, darin scheinbar grenzenlos zu schweifen und war doch zugleich durch konzeptionelle Denkkräfte in Schach gehalten. Wir können, welches Werk wir auch in die Hand nehmen, sicher sein, darin die ihn bewegenden Grundgedanken zu finden. Es kam ihm nicht auf die Mittel als Selbstzweck, sondern auf seine weitgespannten, in die Zukunft führenden Ziele an, die ihm seine großen Zeitgenossen als zu niedrig verübelten. Goethe hatte den ihm wesensfremden Menschentypus, der auf Bertuch paßt, in dessen Bedeutung für die Zukunft erkannt: „Eigentlich ist es das Jahrhundert (...) für leicht fassende, praktische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind." (294) Er ging noch weiter:

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„ (...) wir werden, mit vielleicht noch wenigen, die letzten sein einer Epoche, die sobald nicht wiederkehrt" (Goethe an Zelter, ebd.). Was Bertuch zuinnerst wollte, war im Grunde das unreflektierte, am Höchsten gemessen kleine, egoistische Glück des emporstrebenden Bürgers, der nichts als Sicherheit, Wohlstand und Einfluß sucht. „Entsetzlich behaglicher Laps" (Goethe über Bertuch in seinem Tagebuch vom 19. Januar 1780) — das ist ein schwerwiegendes Urteil, das der Künstlermensch über den Handelsherrn fällt. Bertuchs Koordinatensystem sah anders aus. 100 Jahre später geboren, wäre er Herr eines großen Mischkonzerns geworden. Er steuerte Unternehmungen, die weit über den Rahmen des „Schiffchens", wie er nach 1800 seinen Verlag nannte, hinausgingen.

Der freie Unternehmer Mit Geld sorgsam umzugehen, hatte Bertuch früh gelernt. Als Student war er arm wie eine Kirchenmaus. Als er 1773 nach Weimar zurückkehrte, wird er schon nicht mehr gänzlich mittellos gewesen sein. Auf Gut Dobitschen erfreute er sich neben dem seinerzeit niedrigen Hauslehrergehalt erster Autorenhonorare, die sich nun zusammenkleckerten. Dazu kam das Entgelt für die redaktionelle Mitarbeit am Merkur. Aus dem Schneider war er zwei Jahre später, 1775, als er fürsdicher Schatullenverwalter wurde und bald darauf 2 000 Taler Honorar für die Ubersetzung des „Don Quijote" einnahm (dafür mußte damals ein Handwerksgeselle über 20 Jahre arbeiten). Seine ungewöhnliche kaufmännische Begabung war schon frühzeitig auch anderen aufgefallen; denn nur so ist zu erklären, daß Wieland den 28jährigen dem jungen Herzog empfehlen konnte. Praktische kommerzielle Grundkenntnisse hatte Bertuch, wie schon erwähnt, der Theaterdirektor Abel Seyler vermittelt, aber die beiden Denkschriften von 1774 - über die Gründung einer Zeichenschule und eines Selbstverlagsunternehmens — lassen nicht auf einen Scholaren, sondern bereits auf eine Persönlichkeit mit ausgeprägtem, kalkulierendem Verstand und auch theoretisch erarbeitetem nationalökonomischen Weitblick schließen. Schon die Entdeckung der spanischen Literatur als Marktlücke stellte eine unternehmerische Glanzleistung dar, die sich in reichem Maße bezahlt machte. Wir können in etwa nachvollziehen, wie Bertuch

mit seinem ersten größeren Kapital arbeitete. Er begann mit Immobilien. Auf ein Gesuch vom 8. März 1777 hin erhielt er den etwa 20 Morgen großen fürstlichen Baumgarten für 200 Taler in Erbpacht (bei 14 Talern jährlicher Pacht). Er schreibt an Merck, daß das Grundstück einen Teich, einen Bach, eine Hütte und Blumen- und Gemüsegärten habe und von einer Mauer umgeben sei. Dazu erwarb er 1778 benachbartes eigenes Gelände und eine darauf befindliche alte Schleifmühle. Sie diente ihm bald, zur Beruhigung der protestierenden Weimarer Müller, der Herstellung von Papier und feinen Ölen für Farben, womit er die von ihm mit ins Leben gerufene Zeichenschule und später die eigenen Werkstätten belieferte. 1779 kaufte er einen Garten am Schweinemarkt und weiteres Gelände am Baumgarten (295). Nun begann er offenbar im größeren Stil zu spekulieren, zeigte sich risikofreudig und beteiligte sich unter anderem als Aktionär an der Buchhandlung der Gelehrten. Als ihm sein „Magazin für Spanische und Portugiesische Literatur" weitere erhebliche Einnahmen brachte, begann er am Baumgarten einen Neubau (den Nordflügel des späteren großartigen Gebäudekomplexes). Offenbar schon vor Fertigstellung hatte er in seinem Sommerhaus, das sich auf dem erworbenen Gelände befand, eine Fabrik für künstliche Blumen eingerichtet, eine „Entreprise meiner Frau" (296). Aus Raummangel arbeiteten dort vorerst zehn Mädchen vier Tage in der Woche und waren zunächst noch am Üben. „Ihre Arbeyten haben sich (...) unendlich verbessert und ich hoffe, sie sollen endlich den besten Pariser Arbeyten von dieser Art zur Seite stehen" (ebd.); „sobald aber meine Mansarde im Sommerhause, welches ich jetzt ausbaue, fertig ist, (...) so ist der Zuschnitt auf 50 gemacht", fährt Bertuch fort, was bereits 1782 der Fall war. 1783 erbat er ein fürstliches Privileg für zehn Jahre. Die „leider unbeschäftigten Mädchen der mittleren Classen" heilsamer Arbeit zuzuführen, gab seinem Unternehmen einen philanthropischen Anstrich, die Fabrik wurde eine von Fremden gern besuchte Sehenswürdigkeit der Stadt. Geleitet wurde sie außer von Bertuchs junger Frau auch von der Schwägerin Auguste Slevoigt. Zum „thätigen Ameisenhaufen" (ebd.) gehörte Christiane Vulpius, Goethes spätere Frau. Bertuch lieferte mit seiner weiblichen Belegschaft — die seine Fortschrittlichkeit auch auf dem heiklen Gebiet der Frauenemanzipation beweist — der Weimarer Gesellschaft reichlich Gesprächsstoff. Ein Durch-

reisender, der eigentlich eine Töchterschule erwartet hatte, wußte zu berichten, nachdem die Jungfer Schwägerin ihn in die Fabrik hineingeführt hatte: „Etliche und 20 mannbare StaatsJungfrauen saßen da — und machten Blumen auf italiänische Art. (...) Freilich, sagte sie, stehe es dahin, ob dieß guthe Weiber und Mütter würden. Die Mädchen antworteten mit einem losen Gelächter (...) und sind nicht etwa solche, die zu Putzmacherinnen bestimmt sind, sondern mehrere würklich von Stand" (297). Diesen achtbaren jungen Damen richtete Bertuch eine Lohnsparkasse ein, in der ein Teil des Verdienstes verzinslich angelegt wurde. Die Blumen fanden in ganz Deutschland reißenden Absatz, auch Goethes Mutter in Frankfurt gehörte zu den Kundinnen. Wer weiß, wie weit ihn dieses florierende Unternehmen darin bestärkt hatte, aus „dem Hang zum Putz" (298) noch weit mehr Kapital zu schlagen. Als Bertuch 1786 sein „Journal des Luxus und der Moden" herausgab, bot er im beigelegten Intelligenzblatt nicht nur seine künstlichen Blumen an. Er richtete eine Art Warenhaus ein, in dem es alles mögliche zu kaufen gab, worüber in seinem Modeblatt referiert wurde oder was extra annonciert war. Bertuch fand nichts dabei, mit allem zu handeln, wonach Bedarf bestand oder zu wecken war. Das war nationalökonomisch gesehen fortschrittlich gedacht und wurde in England längst vorexerziert. Nachdem er in der Einleitung zum ersten Band den Luxus an sich sanktioniert und das Konzept des Journals erläutert hatte, fahrt er fort: „So viel ein fliegendes Blatt von allen diesen Gegenständen in dem engen Räume, das es faßt, sagen kann, werden wir auch liefern" und bietet dafür seine „ k a u f m ä n n i s c h e E i n r i c h t u n g und C o r r e s p o n d e n z" an. 1. erbietet diese sich „daher nicht allein jedem Künstler und jeder Mode-Waaren Fabrik oder Handlung" gegen Inseratgebühren ihre Neuigkeiten und Preise bekanntzumachen, sondern 2. alle Aufträge „von Waaren der Mode und des Geschmacks, aus Frankreich, England, Italien und Teutschland" aus erster Hand gegen die „gewöhnliche kaufmännische C om i s s . P r o v i s i o n , zu übernehmen, und (...) zu besorgen" und 3. von den Kupfern eine „Zeichnung im Großen, oder ein Model nach Maasstabe" zu liefern (S. 12ff.). Letzteres brachte ihn vorübergehend in Konflikte mit den ursprünglichen Herstellern. Im ersten Heft des Intelligenzblattes zum ersten Band des Modejournals werden gleich zu Anfang eine Flöten- und Harfenuhr, dann vom

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Weimarer Hof-Juwelier Uhren, Dosen, Schmuck und Schnallen aus Gold und Silber mit und ohne Perlen und Brillanten annonciert. Es folgen Tapeten, feine Papiere und natürlich auch das reichhaltige Sortiment der „Fürstl. privil. Blumenfabrik zu Weimar" (S. XHIf.), das auch Damenkörbchen und -beutel sowie kleine portable Arbeitstischchen anzubieten hat. Im Intelligenzblatt Nr 5 des gleichen Bandes tauchen Angebote von optischen und physikalischen Geräten auf, dazu aus England Silberwaren und Klaviere, in Nr 7 erscheint ein umfangreiches Möbelangebot, in Nr 12 Meißner Porzellan, und zwischendurch tauchen immer wieder Kupferstiche, vorläufig noch von auswärts, auf. Im zweiten Jahrgang finden wir Porzellan der „Fürstl. Sächs.-Weimar. Fabrik" in Ilmenau, darunter jene „Türcken-Köppgen", mit deren Absatz der Staatsbeamte Bertuch die Ilmenauer Produktion rentabilisieren wollte (es handelte sich wohl um Pfeifenköpfe). Spiegel, mechanische und optische „Kunstsachen" (darunter „Die witzige Tirolerin; antwortet von selbst auf die Fragen welche man sich erwählt" für 1 Taler und 12 Groschen und Guckkästen), „Spielzeuge für beyderlei Geschlecht" und „nützliche Sachen" wie Schreibzeuge und eine „Pariser ökonomische Lampe zum Lesen". Das Angebot, das uns interessante kulturgeschichtliche Einblicke gewährt, war nahezu grenzenlos, und an allem verdiente Bertuch mit. Er hatte verstanden, wie man das Zeitschriftenwesen mit den ökonomischen Erfordernissen der Zeit verknüpfen konnte. Das Journal als belehrendes und unterhaltendes Mittel diente Reklamezwecken. Ziel des Handelsherrn war nicht nur, die einmal erkannten Einnahmequellen zum eigenen Vorteil bis zum letzten auszuschöpfen, sondern sich damit in das gesamte Wirtschaftsleben nach Kräften einzuschalten, den Geldfluß in Gang zu halten und die einheimische Industrie anzukurbeln. Nämlich darauf angesprochen, daß er der auswärtigen Konkurrenz in die Tasche arbeiten würde, erklärte er, daß er im Gegenteil den einheimischen Handwerkern Anreize zum Nachbauen schaffen, ihnen dafür preiswertes Material aus erster Hand besorgen und sich des Vertriebs der Erzeugnisse bei Bezahlung auch der ersten mißratenen Probestücke annehmen würde. In dieser Hinsicht war von besonderer Bedeutung, was Bertuch an weimarischer Kunst anzubieten hatte und uns wiederum auf die Zeichenschule verweist. In seinen Katalogen und Warenlagern erscheinen bald die Kunstwerke der einheimischen Maler und Kupferste-

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cher und insbesondere die des Hofbildhauers Martin Gottlieb Klauer (1742-1801. Werkkat. Nr 52). Gleich im ersten Heft des Intelligenzblattes zum ersten Jahrgang des Modejournals annonciert Bertuch „Gypse des Herrn HofBildhauers K1 a u e r zu Weimar" (S. Vf.). Ganze Figuren meist nach antikem Vorbild wie die „Venus Medicea", Büsten von Zeitgenossen (darunter neben Voltaire, Goethe, Wieland, Lavater usw. auch die von Bertuch) und Basreliefs zu vielerlei Dekorationszwecken sind zu „billigsten Preisen" zu haben und werden in sicherer Verpackung nach nah und fern versandt. Hier wird wiederum ein Teil von Bertuchs „ganzem Plan" sichtbar. Goethe hatte Klauer zur Porträtkunst angeregt und auf die Verewigung der großen Zeitgenossen hingewirkt. Bertuch animierte den Künstler zur Massenproduktion. Die Beziehung zwischen ihm und Klauer vertiefte sich zu beiderseitigem großen Nutzen. Klauer lieferte auf Bestellung Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Vasen und Kamine, Fliesen, Kacheln, Grabmäler usw. In der Nähe von Weimar fand er eine gute Tonerde und konnte daraufhin die englischen Erzeugnisse in Kunstbackstein durch eigene bessere und billigere ersetzen. 1789 richtete er eine keramische Werkstätte ein und überließ Bertuchs Kontor den Vertrieb (299). Den Handel mit Kunstwerken mochte das hochgeistige Weimar noch tolerieren, bei „blechernen Kaffeekannen" (300) hörte das Verständnis auf. Bertuch sah sich massiven Angriffen ausgesetzt, was ihn aber vorläufig noch nicht berührte. Sein „großer Plan" beinhaltete die Gründung eines Industrie-Comptoirs, das „sich's zum einzigen Zweck macht, teils die Naturreichtümer der Provinz aufzusuchen und ihre Kultur zu befördern, teils den Kunstfleiß ihrer Einwohner zu beleben, zu leiten und zu vervollkommnen" (301). Bertuch beschreibt in einer Denkschrift vom 28.3.1791 an den Fürsten seine künftige Anstalt als „ein öffentliches kaufmännisches Commissions-Comptoir (...), in welchem jeder einheimische Künstler, Fabrikant und Handwerker die Muster seiner Fabrikate aufstellen, sie durch dasselbe außer Landes vertreiben (...) und von demselben richtige Zahlung und Sicherheit für seine Lieferung haben kann" (302). In diplomatischer Formulierung erbittet er das Privileg für eine Institution, in der seine „kleinen Verlagsunternehmungen und Kunsthandel bestehen werden" (303), mit der er den „ActivHandel" befördern und Geld für zu versendende Landesware hereinziehen, Waren für den hiesigen

Detailhandel für bares Geld kommen lassen und also auch den bisherigen „Passiv-Handel" befördern wird. Das Privileg wurde 1791 gewährt. In seinem neuen „Industrie-Comptoir" betrieb Bertuch nicht nur seine Kommissionsgeschäfte, sondern er gliederte auch seine Papier- und Farbenproduktionsstätte ein. Was ihm dabei vor Augen stand, veröffentlichte er 1793 im Modejournal und 1814 ein zweites Mal: „Uber die Wichtigkeit der Landes-Industrie-Institute für Teutschland". Sein kaufmännisches Glaubensbekenntnis gipfelt in dem Satz: „Privatnutzen und persönliches Interesse ist die Zauberrute, die hier Wunder tut (...)". Bertuch folgte also, über welche Kanäle auch immer, den Gedankengängen von Adam Smith, der im egoistischen Streben des Individuums nach Glück den eigendichen Motor für ein Wirtschaftssystem sah, das alle — die Armen mit ihrem Existenzminimum ausgenommen — zum Wohlstand führen würde. Mit Handel im Großen zu wirtschaften, war man zu Bertuchs Zeit in Weimar nicht gewohnt. Goethe jedoch wußte es zu beurteilen. In „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung" findet sich eine Stelle, die auf Bertuch paßt: „Ich konnte dir nicht zumuten, in einem Laden mit der Elle zu messen, mit der Waage zu wägen; laß uns das durch unsere Handelsdiener nebenher betreiben und geselle dich hergegen zu mir, um durch alle Art voii Spedition und Speculation einen Teil des Geldes und Wohlbefindens an uns zu reißen, das in der Welt seinen notwendigen Kreislauf führet. Wirf einen Blick auf alle natürliche und künstliche Produkte aller Weltteile, siehe, wie sie wechselweise zur Notdurft geworden sind; welch eine angenehme geistreiche Sorgfalt ist es, was (...) gesucht wird, (...) leicht und schnell zu schaffen (...) und den Vorteil jedes Augenblicks dieser großen Zirkulation zu genießen." (304) Goethe fährt fort: „Aber freilich muß man erst in dieser Zunft Genosse werden, das dir wohl schwerlich an diesem Ort geschehen kann" (ebd.). Auswärts in die Zunft der Großunternehmer einzusteigen und alle Art Spekulation und Spedition zu betreiben, schickte sich Bertuch um 1782 herum an. Mit wieviel Gewinn und Verlust, spielte bei dieser Größenordnung, die Maßstäbe setzte, Verbindungen im Großen herstellte und Profilierung ermöglichte, eine eher untergeordnete Rolle. Bertuch war seit jungen Jahren mit Johann August von Kalb befreundet. Seinerzeit war Kalb des jugendlichen Herzogs lebenslustiger Kammeijunker

gewesen, der dann zum Kammerpräsidenten und Finanzminister avancierte. Sein steiler Aufstieg fand wegen unregelmäßiger Amtsführung 1782 ein Ende. Immer in Geldnot, drängte es den Aristokraten zu allerlei Geschäften, die weit über den in Weimar gesteckten Rahmen hinausgriffen. Dazu bedurfte von Kalb Bertuchs kaufmännischen Rates und Beistands, während dieser daraufspannte, seinerseits über den adligen Freund in die Sphäre großer Unternehmungen zu gelangen. Das erste, das Kalb zusammen mit Bertuch und einem Amerikaner namens Thomson plante, ist im Jahr 1789 zu verfolgen. Es ging um die Gründung einer Pfalzbayrischen Staatsbank in Mannheim mit Filialen in München und Düsseldorf. Ihr sollten — nach englischem Muster — eine Feuerversicherung und ein Leihhaus angeschlossen werden. Als Leiter war Bertuch vorgesehen. Dieser Plan gedieh nicht bis zur Ausführung, weil sich der Minister des Kurfürsten Karl Theodor von PfalzBayern dagegen stemmte. Zwei Jahre später, 1791, bemühten sich von Kalb und Bertuch zusammen mit einem Grafen Leopold Beust und anderen Unternehmern um die französischen Salzwerke in Nancy und Chateau-Salins. Entsprechende Denkschriften und Angebote fanden bei der französischen Regierung Gehör. Bertuch, dem weimarischen Umfeld bereits entwachsen, bereitete seinen Umzug vor. Seine Aussichten schienen glänzend, fürs erste 2 000 bis 3 000 Taler jährlich (etwa das Gehalt eines Staatsministers). Die politischen Ereignisse — der Koalitionskrieg gegen Osterreich und Preußen brach aus, Ludwig XVI. mußte fliehen — machten alles zunichte. 1793 besuchte Bertuch Herrn von Kalb auf dessen Gütern in Franken und lernte Bad Kissingen kennen. Dieser wenig beachtete und heruntergekommene Badeort weckte neue Pläne. Bertuch bereitete deren Verwirklichung sorgfältig vor. In seinem Modejournal ließ er den Aufsatz „Etwas über den Kissinger Gesundbrunnen", von dem Bergrat Bucholtz verfaßt, erscheinen. Über den Domdechanten von Zobel reichte er dem Fürstbischof von Würzburg, Franz Ludwig von Erthal, die Denkschrift „Ideen eines Kurgastes über Verbesserung und Emporhebung der beiden Bäder Kissingen und Boklet" ein (Bertuch wußte, daß sich der hohe Herr mehr für Boklet interessierte). Eine angebliche Gesellschaft, die nur aus ihm selbst bestand, bot 5 000 Gulden mehr Pacht als seither üblich an. Das bewog den Kurfürsten, umgehend nach Kis-

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singen zu fahren, um Bertuchs Bekanntschaft zu machen. Er ließ sich überzeugen, zumal Bertuch „die beiden Hände des Fürsten" (305), den Leibarzt Marcus und den Geheimen Referendarius Seiferth, für seine Pläne gewonnen hatte. Lange Verhandlungen zogen sich bis 1795 hin. Später wurde Bertuch bescheinigt, daß er dem Bistum durch die Ertragserhöhung des Kissinger Salinenwesens ersprießliche Dienste geleistet habe (306). Im gleichen Jahre beschloß Bertuch, für die preußische Armee Waffen, Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke kommissionsweise nach Mainz zu liefern. Der in preußischen Heeresdiensten stehende Freiherr Ludwig von Hendrich vermittelte den Einkauf, der Kammerdiener Johann Christian Venus den Verkauf, und Bertuch übernahm die Buchführung. Das Gründungskapital betrug 1 000 Taler, wovon Bertuch 500 übernahm (307). Von Kalb hatte inzwischen sein Augenmerk auf die Bodenschätze im Würzburger Land gerichtet. Um besser an diese Sache heranzukommen, wechselte Bertuch im Februar 1797 die Staatsbürgerschaft. Er erhielt daraufhin ein Privileg für die Erschließung von Stein- und Braunkohle, Eisen und anderen Metallen, Ton und anderen Erden im ganzen Gebiet des Bistums. Diese große Unternehmung geriet ebenfalls in die Kriegswirbel der Zeit, Würzburg kapitulierte vor den Franzosen. Mit Diplomatie brachte Bertuch dennoch seine Geschäfte ins Rollen und begann mit den Bohrungen (308). Der Ertrag war nach Menge und Qualität nicht überwältigend, es gab Vertriebsschwierigkeiten, Bertuch konnte sich infolge seiner übrigen Berge von Arbeit nicht selbst um diese Unternehmungen kümmern, und Kalb durfte „sich im Würzburgischen nicht recht sehen lassen" (309). Der Ruf des Aristokraten war nun allenthalben nicht der beste. In Weimar legte man Bertuch nahe, sich von ihm zu distanzieren, was dieser umso leichter ablehnen konnte, als er seinen Staatsdienst 1796 quittiert hatte. Gleichfalls 1797 erwarb Bertuch ein Salzwerk bei Cronach, erschloß außerdem eine Saline bei Neustadt an der Saale und pachtete die Salzwerke Clemenshall in Offenau am Neckar. Salzgeschäfte betrieb Bertuch von nun an erfolgreich sein ganzes Leben lang. 1796 hatte Bertuch seinen Blick auch aufs ferne Amerika gerichtet. Er wirkte an der Gründung einer Gesellschaft, die Landspekulationen betreiben wollte, mit. Seine unternehmerischen Absichten hatten also wahrlich globale Ausmaße angenommen. Teilweise waren es die Zeitverhältnisse, die

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sich seinem Tatendrang entgegenstellten, teilweise verursachten ihm diese großen Geschäfte erhebliche Verluste. Mit Erstaunen stellte sein Schwiegersohn Ludwig Friedrich von Froriep fest, daß Bertuch diese Verluste nicht nur verschmerzte, sondern sie „mit bedeutendem Schaden" fortsetzte, „wenn es ihm sehr nützlich erschien" (310). Mit ihnen erkaufte er sich tiefe Einblicke in das gesamtwirtschaftliche Gefüge und allerhöchste Verbindungen, sein ökonomisches Denken erreichte dadurch Dimensionen, die in Weimar undurchschaubar wurden. Wenn wir ein Bertuchporträt von 1795 betrachten (311), fällt der Ausdruck spöttischer Überlegenheit und Ungebundenheit auf. Aus einem Mann, der „weiß, was er will", ist einer, der „will, was er weiß" geworden (Heinemann. 312). Er wollte nun doch in Weimar bleiben. Der deutsche Parnaß, auf dem Geld ja auch eine Rolle spielte, hatte sich zwar von ihm distanziert, dafür hatte Bertuch kommerziell weimarische Maßstäbe weit hinter sich gelassen. Er war, von den Grundherren abgesehen, der reichste Mann des Fürstentums geworden. Sein Sohn gab das Vermögen mit 40 000 Gulden an. Mittelsmänner führten die auswärtigen Geschäfte. Da er seiner Vaterstadt nicht den Rücken kehren konnte oder wollte, gab er dem Druck der verständnislosen Umwelt nach. Er verzichtete darauf, die Musenstadt weiterhin mit einem Gemischtwaren-Kommissionsbetrieb zu entweihen, beschränkte diesen nur noch auf Kunstgegenstände und konzentrierte sich ganz aufs Verlagswesen. Um 1800 hören die entsprechenden Annoncen in seinen Intelligenzblättern auf. An dieser Stelle soll der rein k o m m e r z i e l 1 e Teil seines Verlagsunternehmens besprochen werden. Bertuch interessierte sich für seine ihn kritisierende Umwelt — den Fürsten eingeschlossen — bald nur noch aus geschäftlicher Sicht. Mit beachtenswerter Konsequenz ging er seinen Weg und baute den Verlag aus. Die Verhältnisse hatten sich für ihn umgekehrt: Der Herzog sah sich nun auf das Wirken eines Mannes angewiesen, der einen guten Teil seiner Untertanen ernährte. Er konnte ihm nichts mehr ohne Bedenken abschlagen. Auch wenn Goethe aus „allerhöchster" Position heraus hemmend auf Bertuchs Unternehmungen einwirken wollte, hatte er selten Erfolg. Als erstes vergrößerte Bertuch, wie schon erwähnt, sein Anwesen erheblich. Den Zeitgenossen stach vor allem der prächtige Mittelbau — mit Bienenkorb und Füllhorn als Symbolen von Arbeit und

Glück — ins Auge. Die Halle im Innern prunkte, mit viel Gips, im antikischen Stil. Unter Einbeziehung des Vorhandenen entstand ein fast 90 Meter langer, symmetrisch gegliederter Komplex an der Straße „Am Baumgarten". Das sieht, weil so wohlgefügt ergänzt, ganz nach eigener, langer Vorplanungaus. Weitere Gebäude umschlossen Innenhöfe und beherbergten Manufakturen, Gewächshäuser, Remisen und Ställe. Das solideste Hofgebäude beherbergte wohl die Druck-Pressen, die wegen der Erschütterungen besondere Anforderungen an die Stabilität des Gebäudes stellten (313). Für 400 Taler erwarb Bertuch die Steine der abgerissenen Türme des Jakobtors für sein solides Grundmauerwerk. Er nahm eine Hypothek von 3 500 Talern auf, eine Kleinigkeit gemessen am Gesamtwert, der 1802 mit 27 225 plus 8 000 Talern für den Garten bemessen wurde. Im November 1800 erbat sich Bertuch vom Fürsten die „Concession einer Buchdruckerey". Er betonte, „in 9 Druckereyen an verschiedenen Orten" drucken zu müssen, wodurch „eine ziemliche Summe Geld aus dem Lande" fließe und womit er hier „manchen nützlichen Arbeiter ernähren" könnte (314). Beim Bau seines neuen Hauses habe er auf die Einrichtung einer „Buchdruckerey von einigen Preßen" sowie „einer Kupfer Druckerey von wenigstens 6 Preßen (...) Rücksicht genommen" (315). Mit dem Hinweis, daß „die hiesige Stadt bekanntlich zu keiner anderen Art von Landesindustrie als zur artistischen und literarischen geeignet ist", findet er nicht ohne ironischen Unterton Worte, die seine Unternehmen als von außen eingeschränkt dastehen lassen. Nachdem der Fürst das Erbetene gewährt und das Handelsinstitut zum „LandesIndustrie-Comptoir" erhoben hatte, begannen die Verlagsgeschäfte zum großen Nutzen Weimars erst richtig zu florieren. Bertuch gab, außer Tausenden von gelehrten Autoren inner- und außerhalb der Stadt, gegen 280 Künstlern, Kupferstechern, Setzern, Druckern, Illuminierern und auch Lithographen (nachdem er schließlich auch eine Lithographieanstalt betrieb) Brot. Nach 1808 beschäftigte er über 450 Menschen. Hinzu kamen Heimarbeit, Lohnaufträge und Kommissionen. Zeitweilig zahlte Bertuch jährlich 27 000 Taler Gehälter. Zusammen mit den Angehörigen seiner Arbeitnehmer ernährte er wohl ein gutes Sechstel der Weimarer Bevölkerung. Die Gehälter bewegten sich für damalige Verhältnisse im üblichen Rahmen. Kupferstecher für einfache Arbeiten erhielten 1 1/2 bis 2 Taler Wo-

chenlohn, unter 100 Taler im Jahr verdienten Boten, Kopisten und Handlungsdiener, 100 bis 200 Taler Schriftsetzer-, Buchdrucker- und Kupferstechergesellen (316). 300 bis 600 Taler erhielten nur drei Kupferstecher, ein Steingraveur, ein Schriftgießer und ein Buchdrucker. Mit seinen Herausgebern gab es wegen der Honorare öfter Diskussionen, Bertuch neigte dazu, gelegentlich deren Interessen aus den Augen zu verlieren. Das traf sogar auf seinen Freund Kraus zu (317). Wer nicht korrekt wirtschaftete, wurde — wie z. B. Schütz und der junge Wieland — streng gerügt. 1820 versteuerten Bertuch und sein Schwiegersohn 6 000 Taler im Jahr, die doppelte Summe wie der Weimarer Bankier Ulimann bzw. von Goethes Staatsministergehalt (ein Student konnte um diese Zeit notdürftig von 200 Talern im Jahr leben). 1807 berichtete Bertuch dem Kanzler von Müller, als er ihn um ein Darlehen anging, er hätte ohne den Krieg „auf 170-180 000 Taler sichere Einnahmen in der Michaelismesse rechnen" können (318) — eine für Weimarer Verhältnisse unerhörte Summe. Am damaligen Weltmaßstab gemessen, waren Bertuchs geschäftliche Größenordnungen allerdings unbedeutend. Jede kleine, geschäftlich belebte Pariser Straßenzeile setzte das gleiche um, von den englischen „Nabobs" ganz zu schweigen. Vielleicht war es auch das, was Bertuch bewog, in Weimar zu bleiben: in einer kleinen, durch das geistige Leben geadelten Stadt kommerziell der Größte zu sein. Unter den deutschen Buchhändlern seiner Zeit war Bertuch nicht der einzige, der sich über seinen Sektor hinaus unternehmerisch und darin erfolgreich betätigte. Johann Friedrich Cotta (eigentlich Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf, 1764-1832) war Inhaber der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Tübingen und durch seine persönlichen Beziehungen vor allem zu Goethe und Schiller der bedeutendste Verleger der deutschen zeitgenössischen Literatur. Auch er vermehrte sein Vermögen beträchtlich durch geschäftliche Unternehmungen völlig anderer Art, u. a. durch die Schiffahrt. Bertuch hebt sich von diesem gewiß hochbedeutenden Mann dadurch ab, daß er, was immer er tat, bewußt und systematisch auf ein Wirtschaftssystem und eine entsprechende politische Umstrukturierung liberal-demokratischer Prägung mit dem Ziel der Herrschaft des Besitzbürgertums hinarbeitete. Bertuchs Art der Menschenführung ist uns durch seinen ehemaligen Buchbinder und den späteren

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Kommunalpolitiker Adam Henß (1780-1856) überliefert. Wie nicht anders zu erwarten, war Bertuch „gleichsam ein Patriarch unter den Arbeitern" (319), der sich bis ins Privatleben hinein um jeden und alles kümmerte. Er dirigierte sein kleines Imperium mit fester Hand selbst, verstand es aber auch, zu seiner Entlastung Sohn, Schwiegersohn und fähige Mitarbeiter einzusetzen. Daß er herrisch und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht mit denen umsprang, die von ihm abhängig waren, ist anzunehmen, es entsprach dem Führungsstil der Zeit. Sein kalkulierender Verstand ließ ihn jedoch ohne Rücksicht auf Untergebene rigoroser und früher als andere zu innerbetrieblichen Rationalisierungsmaßnahmen ganz im Sinne Adam Smith' (vgl. Anm. 60) greifen. Wer bei der Arbeit Fehler machte, mußte Bußgeld zahlen. Uber diese Strafgelder wurde genau Buch geführt, und sie wurden entweder vom wöchendichen Vorschuß oder von der vierteljährlichen Abrechnung abgezogen. Besonders übel erging es seinen jungen Stechern, die von erfahrenen, zu „Lehrmeistern" erhobenen für ganz bestimmte Aufgaben herangebildet wurden. Sie mußten ihrem Lehrmeister Geld für die Benutzung des Arbeitsplatzes zahlen und waren bei ihm, natürlich gleichfalls gegen Entgelt, in „Kost und Logis". Die Frau des Lehrmeisters versorgte sie auch mit Kleidung, wofür ein fester Betrag gefordert wurde. Da der Lohn für alle diese Verpflichtungen nicht ausreichte, mußte noch andere Arbeit gesucht werden, die die Freizeit ausfüllte. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse vor allem im Winter waren Augenkrankheiten die Folge. 1813 hatte Bertuch 24 Frauen (von insgesamt 36 Arbeitskräften) als Illuminiererinnen beschäftigt, auch hierin seiner Zeit voraus und gewiß finanziell zu seinem Vorteil. Der hierarchische Aufbau des Betriebs war der Hackordnung förderlich. So mancher gute Handwerker verließ die Firma, weil ihm einer, der ihm vorgesetzt war, das Leben versauerte (320). Zu denen, deren Wohlverhalten belohnt wurde, gehörte der Buchbinder Adam Henß, der 1805 engagiert wurde. Er wurde, wie gesagt, später Kommunalpolitiker und konnte mit Berechtigung sagen: „Ich kann nicht umhin, eines lange verstorbenen Ehrenmannes zu gedenken, dem ich bezüglich meiner bürgerlichen Existenz nicht mehr wie alles zu verdanken habe. Es war der sel(ige) Legationsrat Bertuch, er war gleichsam ein Patriarch beym Landes-Industrie-Comptoir" (321). Der Vorgänger von Henß, Buchbinder Jungmann, hat-

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te sich offenbar ein gewisses Maß persönlicher Freiheit bewahrt. Er meldete sich, ohne seinem Chef Bescheid zu geben, zur Ablegung der Meisterprüfung an, woraufhin er entlassen wurde (ebd.) Angestellte und Handwerker der Firma, an denen Bertuch aus kaufmännischen Erwägungen viel lag, wußte er zu binden, indem er deren Abhängigkeit verfestigte. „Er war so glücklich, in Gädicke seinen Mann zu finden und gewann ihn dadurch für immer, daß er ihn zu seinem Associé machte, auch zu seiner Verheiratung Vorschub that." Der Familiengründung seiner guten Arbeitskräfte Vorschub zu leisten, war offenbar eine seiner Maßnahmen. Er „fixierte den braven Kupferstecher Stark in seinem Hause auch durch eine Verheirathung" (beide Zit. Böttiger. 322). „Seine Sorgfalt für Personen, die in seinen Diensten (...) standen, erstreckte sich nicht selten bis in die größten Einzelheiten. (...) Er erwarb sich dadurch (...) Ansprüche auf Erkenndichkeit, und zartfühlende gemüthliche Charaktere fühlten sich angespornt zu verdoppeltem Eifer in den ihnen übertragenen Geschäften." (Döring. 323) Wie Bertuch mit seinen Autoren umsprang, haben wir schon gesehen. Überheblich und gänzlich der Macht des Geldes ergeben, schätzte er die Arbeit des Verlegers allemal höher als die des Autors ein, der ja meist ein armer Schlucker war (324). Mit Hilfe seiner Leute und kraft seiner kaufmännischen Denkungsart, die ihn nie im Stich ließ, stand bis zu seinem Tode 1822 das Landes-Industrie-Comptoir mit seinen beiden Filialen in Rudolstadt (1801) und Halle (ab 1804) und dem äußerst soliden Geographischen Institut auf sicheren Fundamenten. Auf dem Sektor von Geographie und Karthographie war Weimar in allen Ländern Deutschlands der führende Verlag geworden. Bertuch hatte Filialen in Leipzig, Dessau, Jena, Rudolstadt, Wien und München gegründet. Das Geschäft hatte sich gelohnt. Das eingesetzte Kapital konnte jährlich mit 15 bis 16% verzinst werden. Auch sein Schwiegersohn Froriep leitete das Unternehmen zeitgemäß patriarchalisch weiter. Die Erlangung des Bürgerrechts bedurfte noch seiner Fürsprache. Als einer der Kupferstecher, der bereits 25 Jahre im Industrie-Comptoir arbeitende Theodor Maximilian Götz, bei einem Säugetier eine Zehe zweimal hintereinander übersah, wurde er von Froriep fristlos entlassen. Zwei Jahre später fragte er an, ob er erneut bei Froriep arbeiten könne. Dieser sagte ihm, er hege zwar keinen Groll mehr, sei aber nach wie vor im Recht. Seinen Mit-

arbeitern stellte Froriep die Wohnung zur Verfügung, in Verträgen wurde auch die Heizung erwähnt. Ein Fall ist bekannt (Brief von Carl Friedrich Stapf vom 3 . 1 1 . 1 8 2 6 , Bertuch-Archiv 3490), daß allerdings Tür, Doppelfenster und Ofen selbst gestellt werden mußten, was zugleich ein Licht auf den Zustand des Wohnraums wirft. Bertuch war kein kleinlicher oder engstirniger Unternehmer, keine bornierte Krämerseele. Verluste steckte er leicht weg. Bis über sein 50stes Lebensjahr hinaus war er sogar ziemlich risikofreudig, um dann allerdings mit größerer Vorsicht zu agieren. Es gibt kein Zeugnis dafür, daß er beim Geldverdienen kaltherziger als damals üblich vorgegangen sei. Selbst seine uns heute unmenschlich anmutende „Armenfürsorge" bewegte sich im üblichen Rahmen. Bertuch sprach mit macchiavellistischer Unverblümtheit aus, worauf seiner Meinung nach das gesamtgesellschaftliche Leben zusteuerte — auf eine Drei-Klassen-Gesellschaft mit einer darbenden Unterschicht, die er um des Wohlstands der anderen willen besitzlos und abhängig wissen wollte. Daß diese nicht mehr verhungern würde, schien genug. In Weimar hatte sich ihm das Problem städtischen Massenelends bzw. -aufruhrs nicht gestellt, aber daß er von den englischen Slums und Streiks gehört hatte und diese Entwicklung zu deuten wußte, ist bei seiner Wohlinformiertheit mit Sicherheit anzunehmen. Zudem gab es auch in seinem Umfeld Andersdenkende vor allem aus den Reihen der Romantiker, mit denen er denn auch verlegerisch nichts zu schaffen haben wollte, die er in der A. L.Z. befehdete und später, zusammen mit Idealisten und Utopisten, als politische „Luftbaumeister" abtat. Er war ein reiner Vertreter des neuen Unternehmertyps, wie ihn das aufkommende frühkapitalistische Industriezeitalter auszuprägen begann, in Deutschland ein Prototyp, in Weimar von den großen Geistern aus tieferer Einsicht abgelehnt, von anderen unverstanden. Er war schon aus damaliger Sicht eine umstrittene Persönlichkeit, die man nur des wirtschaftlichen Erfolgs wegen bewunderte oder beneidete.

Förderer der Wissenschaften, Meister vom Stuhl der Freimaurerloge, deutscher Ordensritter Von einem gewissen Zeitpunkt an (etwa um 1800) in great isolation von seiner Umgebung abgeho-

ben, legte sich Bertuch eine, wie man es heute gern nennt, „Charaktermaske" zu und begann beeindruckende, respektheischende Züge anzunehmen. Eine gewisse Undurchdringlichkeit des Ausdrucks in seinen so verschiedenen Porträts mag darauf zurückzuführen sein. Er war für Repräsentation und Direktorate reif geworden. Sein ökonomisches Weltbild hing eng mit wissenschaftlichem Fortschritt zusammen, und dessen praktische Anwendung sah er unmittelbar mit Ertragssteigerungen der Produktion, an der ihm gelegen war, verknüpft. Er förderte die Wissenschaften nicht um ihres Selbstzwecks, sondern um des Wohlstands und Glücks der „Laien" willen (325). So diente nicht nur der größere Teil seines Verlagsprogramms diesem Ziel, sondern Bertuch war auch „mehrerer gelehrter Gesellschaften Mitglied" (326) und seit 1806 Ehrendoktor der Universität Halle. Schon als Student war er der „Deutschen Gesellschaft" beigetreten, in denen junge Akademiker nationale Kultur pflegten, und blieb lange korrespondierendes Mitglied. 1788 wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft der Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin ausgezeichnet, 1792 war er als „Eugenius" Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina geworden (327). Der „Weltöffentlichkeit" warum 1800 sein Name besser bekannt als der Goethes. Um 1800 erscheint Bertuch auf dem Titelblatt seines Bilderbuchs für Kinder als Mitglied der „Rom. Kaiserl. Akademie der Naturforscher", der „Königl. Preuß. Akademie der Künste und mechan. Wissensch, zu Berlin", der „Chur-Maynzer Akademie nützl. Wissensch. zu Erfurt", der „Freyen Oekonomisch. Gesellschaft zu St. Petersburg", der „Leipziger oekonom. Societät", der „Naturforschenden und mineralog. Gesellschaft zu Jena", der „Westphälischen naturforschenden Gesellschaft zu Brockhausen" und als korrespondierendes Mitglied der „Teutschen Gesellschaft zu New York". Alle genannten Vereinigungen lagen auf der gleichen Linie, und Bertuch war zweifellos ein hochgeschätztes Mitglied. Er holte sich Tausende von Autoren aus diesem Bereich für seine Buchproduktion und öffnete ihnen auch die Spalten seiner Journale. Als der „Teutsche Merkur" eh nur noch ein Randdasein führte, durften die akademischen Autoren sogar mit jenem schon erwähnten langweiligen, gelehrten Briefwechsel an die Öffentlichkeit treten, der dem Blatt, da für „Laien" uninteressant, endgültig den Garaus machte.

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Die Jenaer Universität hielt sich Bertuch gegenüber auffallend zurück. Wahrscheinlich hatte Goethe, dessen ministerialer Aufsicht die Universität unterstand, dabei die Hand im Spiel. Die Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften in Erfurt beschäftigte sich unter der Statthalterschaft des Freiherrn von Dalberg zunehmend mit praktischen und nützlichen Fragen. Nur wer sich durch ein gelehrtes Werk ausgezeichnet hatte, durfte Mitglied werden. Bertuch wurde bereits 1778, Goethe erst 1811 aufgenommen. Diese Akademie wurde vor allem für die Volkswirtschaft bedeutsam und arbeitete also ganz in Bertuchs Sinn. Sie propagierte frühzeitig den Ersatz der menschlichen Arbeitskraft durch Maschinen „zum sittlichen Heil der Menschheit" (328). Ihre durch die Kriegsereignisse notwendig gewordene Neueinrichtung konstituierte sich am 11. Juli 1816 unter Bertuchs Direktorat. Bertuch entwarf auch die Statuten und erweiterte die Mitgliedschaft durch Aufnahme von „geschickten Künstlern und denkenden Landwirten" (329). Zu diesen Statuten sagte er: „Unsere Verfassung muß höchst einfach und frey seyn (...). Will der König und die Minister nichts für uns thun — nun, so haben wir ihnen nicht zu dancken und könnens der Welt laut sagen." (330) 1818 stellte er dem preußischen Staat entsprechende Forderungen: Postfreiheit für die Direktoren, 100 Taler Jahresgehalt für den ständigen Sekretär, 300 Taler als jährliche Prämie für eine von der Akademie gestellte Preisfrage und für Forschungsaufträge, 500 Taler Zuschuß für den Druck der Akademieschriften, für Bücher und wissenschaftliche Instrumente. Sehr interessant ist die Preisfrage von 1817: „Welchen Einfluß hat der Befreiungskrieg der Jahre 1813 bis 15 auf die Entwicklung der Menschheit in ihrer reinen Idee geäußert? (...)." Es sollte beantwortet werden, ob man sich der Idee angenähert oder von ihr entfernt habe und wie sich progressives und regressives Verhalten einzelner Länder auf das bürgerliche Leben auswirkten. Diese Fragestellung zeugt von dem hohen politischen Reifegrad und Durchblick der Verantwortlichen, aber leider hatten „die meisten Einsender den Sinn der Frage gar nicht erfaßt" (331). Bertuchs Hauptinteresse galt von jeher der Botanik. Er stand mit fachwissenschaftlichen Kreisen bis nach Amerika und Petersburg in Verbindung. 1810 wurde er korrespondierendes Mitglied der „Hortocultural Society of London", 1820 Ehren-

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mitglied der „Botanischen Gesellschaft" in Regensburg. Die für ihn so fruchtbare Zusammenarbeit mit akademischen Kreisen führte Bertuch ebensowenig zum erstrebten Ziel wie seine politische Verlagstätigkeit. Auch auf diesem für die fernere Zukunft bedeutungsvollsten Sektor würgte die antiaufklärerische Reaktion die Förderung ab. Dennoch konnte der wachsende Einfluß des Bürgertums gegenüber den veralteten Feudalstrukturen nicht aufgehalten werden. Bertuch sah der ihm unerwünschten Entwicklung von oben zu: „Man thut jetzt in Berlin so viel alberne Schritte zum Nachtheil der Wissenschaften (...), daß ich gar nicht einsehe, warum unsere Akademie fernerhin thätig seyn soll" (332). Auch in der Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin versuchte Bertuch am Rädchen zu drehen. 1804 empfahl er den Historiker Johannes von Müller als Präsidenten. Dieser hatte schon früh am nationalstaadichen Gedanken im Bertuchschen Sinne mitgewirkt und sich um das Zustandekommen des deutschen Fürstenbundes unter preußischer Führung bemüht. Bertuch schrieb damals an Christoph Wilhelm Hufeland: „Sie wissen, was ich in meinem Leben that, that ich stets aus Uberzeugung mit Feuer und ganzer Seele und es gelang fast immer" (333). Das dürfen wir ihm glauben. Auch als Freimaurer und Mitglied der Loge Amalia in Weimar verfolgte Bertuch die gleichen Ziele. Als junger Student der Jenaer Universität hatte er reichlich Gelegenheit, das Logenleben zu beobachten. Jena war „lebhafter Tummelplatz für freimaurerische Reformer" (334). Eine Welle der Freimaurerei hatte seit 1738, als Friedrich der Große der Loge beitrat und der Papst seinen Bannfluch aussprach, Deutschland überschwemmt. Neben den bürgerlichen Logen bildeten sich sog. „akademische Logen" und „Universitätsorden" aus, von denen sich um 1770 die „Studentenorden" abzweigten. Mitglied einer der „akademischen Orden" in Jena — der Loge zum rothen Stein im Orden der Harmonie — war Bertuchs Freund Boie, der bereits 1767 in den Listen auftaucht (335) und 1769 im Göttinger „Hain" und am „Musenalmanach" in patriotischer Richtung wirkte. Der Name Bertuch kommt in keiner dieser zeitgenössischen Mitgliederlisten vor (336). Der „Orden der Harmonie" ist bezeichnend für den Geist der deutschen Freimaurerei. Er leitete sich namentlich von Leibnizens prästabilierter Harmo-

nie ab. Darin findet die Auffassung Ausdruck, daß Seele und Körper zwar voneinander getrennte Substanzen sind, aber keines abgesondert vom anderen vorkomme außer in Gott, der über allem Stoff steht. Gott als Weltenbaumeister hat vorherbestimmt, daß alle Substanzen in Harmonie zueinander stehen, daß sie „prästabiliert" sind. Das wirkt sich im Menschen auf sittlicher Ebene dahingehend aus, daß wahres und dauerndes Glück nur im beständigen Fortschreiten zur Vollkommenheit Hegt. „Jeder Mensch trägt durch seine eigene Harmonie und Menschenliebe seinen Teil zu der großen Weltharmonie bei" (337). Die Loge zum rothen Stein fiel trotz ihrer idealen Ziele, die sie mit anderen teilte, schon in Bertuchs Studentenzeit behördlicher Aufsicht anheim. Studentische Unterwanderung und Abkapselung hatten dahin geführt, daß die staatliche Überwachung nicht mehr funktionierte, die absolutistische Herrschaft befürchtete nicht zu Unrecht Widerspenstigkeit und Rebellion. Wenn man solchen Orden vor allem Verführung junger Leute zur Verschwendungssucht, „Sauferei", „Verbummelung" und Sittenlosigkeit vorwarf, fürchtete man noch mehr ihre Neigung zu den Ideen, die schließlich zur französischen Revolution führten, weg von den Vaterländern zum Weltbürgertum und zur Volksfreiheit. Schließlich bezichtigte man sie offen der „Jakobinerei". Herzog Karl August von Weimar bejahte die energische Verfolgung und Bekämpfung. Von ihm eingesetzte Spione waren in den neunziger Jahren in Jena an der Tagesordnung. Universitätsbehörden, Lehrkörper und Regierung wirkten zusammen, und es mußte sogar militärische Hilfe in Anspruch genommen werden. Der studentische Underground hatte derartige Ausmaße angenommen, daß sich die Oberhäupter der deutschen Vaterländer ausnahmsweise zusammenfanden und sich zu „gänzlicher und sicherer Vernichtung dieser schädlichen Verbindungen" anschickten. Karl August war einer der Wortführer. Er hatte nicht nur in Jena, sondern sogar in Weimar durch störende Studentenumtriebe seine Last. Aber der Kampf wurde erfolglos geführt. Es gab bald so viele „Schuldige", daß man mit ihrer Entfernung den Ruf der Universitäten geschädigt hätte. Die unter dem Eindruck der Ereignisse zunehmende Politisierung und Militanz der Studentenorden führte zu Spaltungen und teilweise zur völligen Entfremdung vom Freimaurertum. Es ist nicht anzunehmen, daß Bertuch je die Unklugheit besessen hätte, sich obrigkeitsfeindli-

chen Geheimbünden anzuschließen. Wenn er auch mit manchen der Ideen sympathisierte, so hatte er als Student allein schon das Geld zum „Saufen" nicht. Ihm lagen jedenfalls die bürgerlichen Logen näher. Auch diese durchliefen Entwicklungsprozesse, die eng mit den geistigen Strömungen des Zeitalters verquickt waren. Die erste Großloge war 1717 in England gegründet worden und wesentlich vom Freidenkertum und Antiklerikalismus geprägt. Esoterische Einflüsse hingen mit dem parallel laufenden gegenaufklärerischen, antirationalistischen Prozeß als Folge religiösen Glaubensverlustes zusammen. Kabbalistik und Rosenkreuzerei erlebten quasi als Ersatzbefriedigung für Religion eine neue Blütezeit. Im Logenleben stand u. a. die „ägyptische" Spielart einer „schottischen" gegenüber, und es bildeten sich die verschiedensten Mischsysteme aus. Den irrationalen Strömungen des Zeitalters stand Bertuch von Jugend an ablehnend gegenüber. Daß der Diplomat und Weltmann Freiherr von Echt, der angesehenes Mitglied der Altenburger Loge war, Bertuch ein Beispiel für irrationale Denkrichtungen gegeben hätte, ist nicht auszuschließen. Erfolg hätte er damit bei seinem jungen Hofmeister jedenfalls nicht gehabt. Kurze Zeit nach Eintritt in den Staatsdienst wurde Bertuch, am 30. 12. 1776, durch den Staatsminister von Fritsch (d. Ä.) in die Loge Amalia aufgenommen. Am 23. Januar 1777 erhielt er bereits den 2. und 3. Grad. Die Mitglieder der Weimarer Loge hatten alle hohe Stellungen inne und genossen Schutz und Teilnahme des Fürsten. Maurische Feste waren gesellschaftliche Ereignisse und wurden im Palais gefeiert. Da man mit jedem Grad steigende Rezeptionsgelder zu zahlen hatte, ergab sich eine standesgemäße Auslese von selbst. Bertuch war jedenfalls damals schon in der Lage mitzuhalten. Aber auch in der Amalia herrschten Wirrwarr und Uneinigkeit. „Man beabsichtigte dazumal in der Maurerei noch mancherlei mystische Zwecke" (Lyncker. 338) und saß auch Schwindlern auf. Nach fünfjähriger Tätigkeit kam Bertuch zu der Einsicht, daß die Loge „bei den derzeitigen Bewegungen den Frieden nicht behaupten könne, ohne den der Zweck des Instituts nicht bestehen kann" (339). Als Bruder Redner beantragte er am Johannisfest 1782 die Einstellung der Logenarbeit bis zu einem der nächsten Convente. Die von ihm beabsichtigte Einigung wurde nicht erzielt, die Loge blieb 2 6 Jahre geschlossen. Das ersparte dem Her-

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zog Arger, den Mitgliedern Zwietracht und Bertuch viel sonst unnütz vertane Zeit. Von reformatorischen Tätigkeiten hören wir erst wieder 1801. Friedrich Ludwig Schröder, dessen Logenarbeit Herder hoch schätzte, bewirkte, daß auf Schloß Allstedt bei Sangerhausen eine Loge Karl August eröffnet wurde. Ende 1807 erbat der Meister vom Stuhl Krackow die Erlaubnis, „eine Art Deputationsloge in Jena zu errichten", 1808 schlug er vor, den dortigen „Winkelmaurern" eine eigene Konstitution zu geben. Das mißfiel Goethe, der statt dessen die Wiedererweckung der Loge Amalia vorschlug. Der Herzog beauftragte Bertuch, mit der Hamburger Großloge entsprechende Verhandlungen aufzunehmen, dieser korrespondierte daraufhin mit Schröder in Hamburg. Als Stiftungstag wurde der 24. Oktober 1808, der Geburtstag Anna Amalias, festgesetzt. Bertuch wurde Meister vom Stuhl. Schröder war hocherfreut darüber, „daß die Wahl der Brüder auf Sie gefallen ist, indem Sie mit dem Geiste unserer Arbeit bekannt sind" (340). Alle bedeutenden Männer Weimars waren in der Loge vereinigt, 1809 ließ sich auch der 76jährige Wieland aufnehmen. Es ging nun um die Reform einer d e u t s c h e n Freimaurerei unabhängig von der französischen. Das konnte nur in Bertuchs Sinne sein. Warum er, der Gewissenhafte, den Mitgliedern die Hamburger Cirkel-Correspondenz vorenthielt, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht ermittelt werden. Es dürfen andere Gründe als Arbeitsüberlastung angenommen werden. Bertuch mußte den Hammer an Ridel, der Geheimer Kammerrat war, abgeben. 1813 gab er „Gesänge für Freimaurer zum Gebrauche aller teutschen Logen" heraus (Werkkat. Nr 47). Bis 1820 wirkte Bertuch als deputierter Meister in der Loge weiter. Schließlich wurde Bertuch auch noch deutscher Ordensritter. Neustifter der Bruderschaft war der Herzog, Hauptpflicht der Ritter war Bestätigung vaterländischer Gesinnung. In den Satzungen heißt es: „Ein jedes Mitglied des Ordens soll, nach Massgabe seines Standpunktes, dahin wirken, dass vaterländische Gesinnung, dass Teutsche Art und Kunst, Vervollkommnung der gesellschaftlichen Einrichtungen in Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege sich immer weiter entwickeln, und dass auf eine gründliche und des Ernstes des teutschen National Charakters würdige Weise sich Licht und Wahrheit verbreiten" (341). Bertuch bekam im Januar 1816 den „Orden der Wachsamkeit oder weißen Edelfalken" verliehen. An Bötti-

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ger schreibt er: „Auch auf meiner Brust hat sich einer niedergelassen, der mir Freude macht, weil er mir das Zeugnis giebt, dass ich ein ächter Teutscher Ritter bin" (342). Nur fünf Bürgerliche hatten diesen Orden erhalten. Wir wissen nicht, wie weit Bertuch in die Zukunft blickte. Als Aufgeklärter dachte er bei allem Nationalismus weltbürgerlich und plädierte für Wirtschaftsliberalität. Wenn er sein Wirken in seinen Ehrenämtern, in der Logenarbeit und als „Ritter" in den Dienst eines künftigen deutschen Nationalstaates stellte, wird er im Hinblick auf das weit fortgeschrittene England auch schon imperialistischen Gedankengängen gefolgt sein; denn diese haben viel mit globalem Denken und mit jenem grenzenlosen selbstsüchtigen Streben, das Bertuch als Motor des neuen Wirtschaftssystems und „Wohlstands der Nationen" bezeichnete und an dessen segensreiche Auswirkungen für alle er glaubte, zu tun.

Der Privatmann Bertuch und seine Zeitgenossen Was für ein Mensch Bertuch wohl in seiner Jugend war, haben wir bis 1775zu ergründen versucht. Es gibt mehrere Zeugnisse aus der Weimarer „Geniezeit", die wir an den Anfang dieses Kapitels stellen wollen, weil es uns den noch jungen fürstlichen Schatullenverwalter trotz seiner Sorgen in heiterer Gesellschaft zeigt. Zuvor wollen wir sehen, was Goethe in „Dichtung und Wahrheit" über Bertuch zu erzählen weiß (20. Buch. 343): „Unter seinen (Kraus') Zeichnungen fanden sich mehrere bezüglich auf die Wald- und Berggegend um Bürgel. Ein wackerer Forstmann hatte daselbst, vielleicht mehr seinen anmutigen Töchtern als sich selbst zuliebe, rauhgestaltete Felspartien, Gebüsch und Waldstrecken durch Brücken, Geländer und sanfte Pfade gesellig wandelbar gemacht; man sah die Frauenzimmer in weißen Kleidern auf anmutigen Wegen, nicht ohne Begleitung. An dem einen jungen Manne sollte man Bertuch erkennen, dessen ernste Absichten auf die Alteste nicht geleugnet wurden, und Kraus nahm nicht übel, wenn man einen zweiten jungen Mann auf ihn und seine aufkeimende Neigung für die Schwester zu beziehen wagte. Bertuch, als Zögling Wielands, hatte sich in Kenntnissen und Tätigkeit dergestalt hervorgetan, daß er, als Geheimsekretär des Herzogs schon angestellt, das Allerbeste für die Zukunft erwarten ließ." Bertuch erfreute sich also der Wertschätzung seiner höfischen Umgebung, und in der älte-

sten anmutigen Tochter des Wildmeisters erkennen wir seine Braut wieder, an der er mit ganzer Seele hing. Als der Herzog Weihnachten 1775 anstandshalber den Hof in Gotha besuchen mußte, vergnügte sich seine junge Mannschaft mit Ritten durch die Wälder, in denen sie sich frei wie Räuber und Vagabunden fühlte. Goethe, Kalb, Einsiedel und Bertuch kehrten bei dieser Gelegenheit gern im Waldecker Forsthaus ein, vielleicht von Bertuchs Sehnsucht geleitet und weil das Haus der Braut ihnen jederzeit offen stand. Auch am Heiligen Abend fielen sie dort ein. Goethe schrieb dem Herzog, der so gern die Etikette mit durchbrochen hätte, einen lustigen Weihnachtsbrief: „Nach Tisch rammelten sich Crugantino und Basko (344), nachdem wir vorher unsre Imagination spazierengeritten hatten wie's seyn möchte wenn wir Spitzbuben und Vagabunden wären, und um das natürlich vorzustellen, die Kleider gewechselt hatten. Krause war auch gekommen und sah in Bertuchs weißem Tressen Rocke und einer alten Peroucke des Wildmeisters wie ein verdorbener Landschreiber, Einsiedel in meinem Frack mit blauem Krägelgen wie ein verspielt Bürschgen, und ich in Kalbs blauem Rock mit gelben Knöpfen rothem Kragen, und vertrotteltem Kreuz und Schnurrbart wie ein Capital-Spitzbube aus" (345). An diesen ausgelassenen Weihnachtstagen schlössen Goethe und Bertuch das voreilige Bündnis einer brüderlichen Geistesverwandtschaft, das sich auf die gemeinsame Liebe zur Natur und Gartenkunst glaubte stützen zu können. Sie duzten einander, und Bertuch zeigte dem Freund stolz seine landschaftsgärtnerischen Ergebnisse, die Goethe dem Herzog im gleichen Weihnachtsbrief mit warmen Worten schilderte, jene „Rasen und Moosbänke und Hüttgen und Plätzgen" fürs Mägdlein, die wir schon erwähnt haben und die in „Dichtung und Wahrheit" dem Schwiegervater zugeschrieben werden. Einen Monat später, am 24. Januar 1776, sehen wir Bertuch auf der Bühne des provisorischen fürstlichen Liebhabertheaters stehen. Er spielte in der Komödie „Ein Postzug", in der ein Pferdenarr seine Braut gegen vier Schecken verhökert, und in dem französischen Singspiel „Das Milchmädchen" mit. Derartige Aufführungen waren gesellschaftliche Ereignisse, an denen sich der junge Hofbeamte von jetzt an zu beteiligen hatte — schöne Nichtigkeiten, die auch zur Last werden konnten, wie man an Goethe, dem eigentlichen Leiter des Liebhabertheaters, sieht. Dieser überließ so manches Mal

Bertuch die Arbeit an den Inszenierungen. Freundschaft verband Bertuch mit Korona Schröter, dem Star der Bühne, die er „Crönchen" und die ihn ihren „lieben Bruder Fritz" nannte (346). Offenbar bedeutete das Theater für Bertuch noch längere Zeit eine angenehme Liebhaberei. Im Tiefurter und Ettersburger Schloß übernahm er bei den fürstlichen Liebhaberaufführungen, in denen ja auch der Adel schauspielerte, die Rolle des Souffleurs und als Mitspieler bemerkenswerterweise meist komische Rollen. Er war ja ein geistreicher und lebhafter junger Mann, der, wie wir aus seinen Briefen entnehmen dürfen, über Witz und Ironie verfügte. Um engere Freundschaften zu pflegen, blieb ihm wenig Zeit. Nebeneinander liefen das Hofamt, das ihn zu mancherlei Umgang verpflichtete, die Arbeit für Wielands Merkur und seine eigene schriftstellerische Tätigkeit. Sein Arbeitspensum muß enorm gewesen sein, schätzungsweise bis zu einem doppelten 8-Stunden-Tag. Selbst Mahlzeiten wurden zur Pflicht statt zur Pause, was man aus Goethes Tagebüchern entnehmen kann, oder sie dienten der Pflege nützlicher Beziehungen, weil sonst die Zeit fehlte. Daß er abends zwischen 8 und 10 Uhr ausritt oder spazierenging — etwa mit Wielands Familie - hat er selbst berichtet (347), und dann gab es ja die Braut, auf deren ständigen Umgang er einstweilen noch verzichten mußte. Das alles setzte große Disziplin voraus, und wir können davon ausgehen, daß er auch mit Energie und Zeit höchst ökonomisch umging. Getrübt wurde Bertuchs Leben vor allem durch den Ubermut der Stürmer und Dränger am Hofe, in dessen Kreis er nicht paßte. Wir haben schon jenes Gelage in seiner Stube erwähnt und andere ihn entnervende Begebenheiten, auch seine Sorge als Kassenverwalter infolge fürstlicher Verschwendungssucht. In dieser Hinsicht war für ihn auch das Theaterleben keine reine Freude. Er hat alle Rechnungen, die er aus der herzoglichen Privatschatulle zu zahlen hatte, sorgfältig aufbewahrt und uns damit zu einem Einblick in die hohen Kosten, die Ausstattung und aufwendige Kostümierung verschlangen, verholfen. Wenn wir uns sein Porträt aus jener Zeit, ein Ölbild im Wittumspalast, betrachten, blickt uns ein waches, angespanntes Gesicht entgegen, das mimisch an sich hält und dessen äußerst verhaltenes Lächeln nicht nur junge Würde, sondern schon wissende Distanz ausdrückt. Er stand dem Hof nicht wirklich nahe, sondern blieb der Bürgerliche, dem von den durchweg

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adlig besetzten Zentralbehörden und auch vom engeren fürstlichen Umkreis eine Randrolle zugewiesen war, z. B. die eines „Maitre de plaisir", der ganz spät noch den Befehl erhielt, den Küchenwagen auszurüsten (348). Das alles mag ihn nicht nur verletzt, sondern mit zu seinen hochgesteckten ehrgeizigen Zielen angetrieben haben. Alles zusammen genommen, hatte sich aber Bertuchs gesellschaftliche Position durch Amt, Geselligkeit und ausgewählten Umgang gefestigt. Aus dem Außenseiter war ein allgemein angesehener junger Mann geworden, der dank des feinen Diplomatenhaushalts seines ersten Arbeitgebers geradezu weltmännische Lebensart besaß und bei den meisten als hochgebildet und vielseitig begabt galt. Zudem sah er sich nun auch — und über seine Anstellung am Hofe schon weit hinausgehend — finanziell gut ausgestattet Nachdem er herzoglicher Rat geworden war, konnte er endlich guten Gewissens heiraten. Die Trauung mit Karoline Slevoigt (1751-1810) fand — vom Freund Goethe, der an diesem Tag in Weimar war, im Tagebuch unerwähnt — in Waldeck statt. Gleim hätte Trauzeuge sein sollen, aber Bertuch mußte die Hochzeit überstürzen. Seine Schwiegermutter lag schwer krank darnieder und sollte auf Anraten des fürsdichen Leibarztes Christoph Wilhelm Hufeland schnellstens in ärztliche Obhut nach Weimar gebracht werden. „Ich muß also mit meiner Hochzeit eilen, sie den 28. in aller Stille vollziehen und gleich darauf unsere liebe Kranke mit hieher nehmen" (349). Der junge, noch einfache Hausstand wurde in einer Wohnung am Erfurter Tor gegründet (350). Vom Zeitpunkt seiner Heirat an zerfiel Bertuchs Leben in einen sorgfältig gehüteten privaten Lebensbereich, dessen uns weitgehend unbekanntes Zentrum Frau Karoline war, und in seine berufliche Wirkungssphäre. Während diese sich grandios auf die beschriebene Weise auffächerte und weitete, bildeten Ehe bzw. Familie Bertuchs ruhenden Pol bis zu seinem Tode. Die Ehe, die mit dem Tod der Frau endete, dauerte 34 Jahre. Wenn Bertuch seine eigennützigen beruflichen Interessen verfolgte — was auch dann der Fall war, wenn er für andere sorgte —, dann galten sie immer auch dem Wohl seiner Familie. Von Bertuchs Ehefrau war kein Bild aufzutreiben, nur ein einziger Brief an den Ehemann (von 1773) scheint sich erhalten zu haben (351). Beider Neigung zueinander war schon in Bertuchs Studienjahren, also vor 1769, entstanden. Karoline war 25 Jahre alt, als sie im ei-

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genen Hausstand zu wirken begann, keine blutjunge Frau mehr, aber nach Goethes Zeugnis anmutig und nach dem wenigen, was wir wissen, höchst adrett, gewandt und wohlgesittet. Bertuch und seine junge Frau schränkten sich zunächst ein, nicht nur räumlich, sondern wohl auch, was das „ameublement" anging. Der Herzog und Goethe besuchten das frischgebackene Ehepaar immerhin gleich am ersten Abend des Einzugs, und da soll es gewesen sein, daß der Fürst die Spiegel zerschlagen wollte, Bücher zerriß und die ganze Einrichtung spießbürgerlich schalt (so der zur Übertreibung neigende Böttiger. 352). Selbst wenn es nicht ganz so schlimm gelaufen war, muß doch schon eine Gereiztheit bestanden haben, die sich gegen Grundsätzliches in Bertuchs Verhalten und Wesen richtete — wahrscheinlich gegen seine eher buchhalterische Natur, gegen seine philiströse bürgerliche Art. Was Bertuch unter „vernünftig" verstand, wohin auch Härte und Not seines jungen Lebens ihn gesteuert hatten, vertrug sich nicht mit jenem gegen eingrenzende Zwänge rebellierenden Ungestüm materiell und gesellschaftlich bevorzugter Menschen und auch nicht mit deren hochgespannten, von Goethes Genius getragenen Idealen. Das junge Ehepaar begann den gemeinsamen Lebensweg mit großen Sorgen. Nicht nur, daß Karoline eine schwerkranke Mutter zu betreuen hatte, Bertuch selbst wurde vier Wochen nach der Hochzeit ans Krankenbett gefesselt. Hier begegnet er uns zum zweitenmal als schwerkranker Mann. Gewiß spielte dabei die größte Rolle, daß er sich ein Äußerstes an Arbeitsleistung abverlangte, daß nichts Lässiges seinen unerhörten Tatendrang und Ehrgeiz dämmte. Einen Teil seines Augenlichts hatte er schon in jungen Jahren dem Spanischen geopfert, ohne es je bereut zu haben, und wir erleben es auch später nicht, daß er anders als notgedrungen auf seine schwankende Gesundheit Rücksicht genommen hätte. Das bürgerliche Arbeitsethos sanktionierte ihm den Raubbau, den er mit seinem Körper trieb, und der Erfolg segnete ihn ab. Bei dem Stand der damaligen Medizin mußte man um sein Leben bangen, aber dank der Pflege Hufelands und Karolines wurde er wieder gesund. Als Ursache der Krankheit gab Bertuch seinem Freund Gleim gegenüber andeutungsweise „schrecklichen Ärger in Amtgeschäften" an. Er habe „die gantze Masse von Gift immer nach und nach eingeschluckt", bis sie „auf einmal wirkend wurde" (353). Was er zu ertragen gehabt hatte, muß scheußlich gewesen sein, nach Wielands

Zeugnis wurde er am Hofe „abscheulich mystifiziert (...)" (ebd.). Nach der Genesung wurde das Verhältnis zum Herzog nicht besser. Die Freundin Korona Schröter fand, als sie 1776 nach Weimar übersiedelte, bei Bertuchs ein vorübergehendes Zuhause. Der Herzog war ihr häufiger Gast, so daß Bertuch im vertratschten Weimar als Kuppler beredet wurde. Frau Karoline gelang es, alle Besucher des Hauses durch bloße Mimik von Korona Schröter abzuschrecken, was den Herzog verstimmte. Goethe hatte bei der delikaten Angelegenheit seine Hand im Spiel, und Frau Karoline konnte ihm noch Jahre danach nicht begegnen, ohne zu erröten (so Böttiger. 354). Fest steht, daß die geschwisterliche Beziehung zwischen Bertuch und der großen Schauspielerin sich zwar abkühlte, aber nicht abriß. Uber Karoline erfahren wir noch, daß sie den jungen Ehemann vom Eintritt in die Freimaurerloge abhalten wollte. Sie „war sehr gegen diese Ordensverbindung, weil der Mann nichts vor der Frau geheimhalten müsse" (Böttiger. 355), aber der junge Ehegatte ließ sich bei aller zärtlichen Liebe nicht hindern. Am 27. Dezember 1777 wurde den Eheleuten der Sohn Karl, am 20. Mai 1779 die Tochter Charlotte geboren. Die Wohnung wurde zu klein. Auf dem 1778 erworbenen Gelände des Baumgartens oder dem hinzugekauften benachbarten Grundstück gab es ein kleines Sommerhaus, das Ausweichmöglichkeiten bot. Aufschlußreich für Karolines Charakter ist es, daß sie auf die Idee kam, darin die Anfange einer Fabrik für künstliche Blumen unterzubringen. Im Drang nach Wohlstand zogen die Eheleute offenbar an einem Strang. Aber auch aus anderen unternehmerischen Gründen war es notwendig geworden, an einen Neubau zu denken. 1780 begann Bertuch, das Gartenhaus zur Villa auszubauen. Diese Villa fiel so großartig aus, daß es wohl auch von allerhöchster Stelle daran nichts mehr auszusetzen gab. Das Haus war von ausgedehnten Gartenanlagen umgeben. 1775 hatte Goethe im damals noch als Baumgarten benutzten, sumpfigen Gelände einen Schlittschuhteich fürstlichen Zuschnitts anlegen lassen, den Bertuch in seinen Park integrierte. In der Gartenkunst war er seit seiner Bräutigamszeit geübt, von Amts wegen besaß er nicht nur die Oberaufsicht über die herzoglichen Gärten, sondern war auch an der Leitung der Weimarer Parkerweiterung beteiligt, kannte sich in der Botanik bestens aus und wußte seltene Pflanzen von weither — auch von Amerika — zu beschaffen. Schiller wußte in einem Brief vom

18./19. August 1787 an Körner über Bertuchs Park und Villa zu berichten: „Bertuchen habe ich kürzlich besucht. Er wohnt vor dem Thore und hat ohnstreitig in ganz Weimar das schönste Haus. Es ist mit Geschmack gebaut und recht vortrefflich moeublirt, hat zugleich, weil es doch eigentlich nur ein Landhaus seyn soll, einen recht geschmackvollen Anstrich von Ländlichkeit. Nebenan ist ein Garten, nicht viel größer als der Japanische, der unter 75 Pächter vertheilt ist, welche 1-2 Thaler jährlich für ihr Pläzchen erlegen. Die Idee ist recht artig, und das ökonomische ist auch dabei nicht vergessen. Auf diese Art ist ewiges Gewimmel arbeitender Menschen zu sehen, welches einen fröhlichen Anblick gibt. Besäße es einer, so wäre der Garten oft leer. An dem Ende des Gartens ist eine Anlage zum Vergnügen, die Bertuchs Geschmack wirklich Ehre macht. Durch ein wildes buschreiches Wäldchen, das vielleicht nicht größer als der Raum ist, den das Japanische P a1 a i s einnimmt, ist ein Spazierweg angelegt, der 8 biß 10 Minuten dauert, weil er sich in Labyrinthen um sich herumschlingt. Man wird wirklich getäuscht, als ob man in einer weidäuftigern Parthie wäre, und einige gutgewählte Anlagen und Abwechselungen machen diesen Schattengang äuserst angenehm. Eine Grotte, die ihm zufälligerweise das Gewölb einer Brücke über einen jezt vertrockneten Bach dargeboten hat, ist sehr benutzt. Hier hat er einen großen Theil des D. Q u i x o t e dictiert. Die Bertuchs müssen in der Welt doch überall Glück haben. Dieser Garten, gestand er mir selbst, verzinst sich ihm zu 6 p r o C e n t und dabei hat er das reine Vergnügen umsonst!" (356) Wir sehen, daß Bertuch in seinem Privatleben das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden wußte. An diesem schönen Ort bauten nun die Bertuchs gemeinsam am „Glück", wie Schiller ihr zielstrebiges und erfolgreiches Wirken nannte, weiter. Frau Karoline leitete zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Auguste, die nun auch im Hause lebte, die Blumenfabrik, Bertuch ging seinen sich mächtig ausweitenden Geschäften nach. Wenn wir auf ein Bildnis aus dieser Zeit schauen — ob Klauers Büste und Gipsrelief oder Oswald Mays Porträt nach einer Zeichnung von Kraus — sehen wir einen frei blickenden, selbstsicheren Mann, der sich seiner „Superiorität" bewußt ist und „weiß, was er will" (Heinemann. 357). Ehe wir uns seiner nun erst richtig einsetzenden häuslichen Geselligkeit zuwenden, wollen wir einen Blick auf Bertuchs bedeutendste Zeitgenossen

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werfen um zu sehen, wie sie zu ihm standen. Vorab Schiller, der sowohl bewundernde als auch sarkastische Worte über ihn fand. Der Dichter lebte wirtschaftlich nicht in besonders günstigen Verhältnissen. Im Denken war er ein revolutionärer, utopischer Idealist, der am Bestehenden rüttelte. Im gesamtgesellschaftlichen Gefüge sah er die zivilisierte Menschheit im wesenüichen in zwei Gruppen zerfallen, in eine verrottete Ober- und eine verkrüppelte Unterschicht. Eine bemerkenswert zwiespältige Einstellung besaß er zu den sogenannten Realisten. In dieses Spannungsfeld seiner Weltsicht ordnete er auch Bertuch (und gewiß unter die Realisten) ein. Er nahm dessen finanzielle Hilfe mehrmals in Anspruch. Einem Brief an ihn vom 22. Oktober 1788 (358) entnehmen wir, daß er sich von ihm bereits im Voijahr Geld habe vorschießen lassen und ihn nun binnen höchstens acht Tagen erneut um 100 Reichstaler bitten wolle. „Sie werden sagen, liebster Freund, daß es nicht gut sey, unsereinem einen Gefallen zu erweisen, weil man so unverschämt ist und wieder kömmt. Was Sie aber auch sagen mögen, so kenne ich Ihre Güte, worauf ich jetzt also frischweg lossündigen will." Beiläufig bietet er einen Beitrag für das Modejournal an, „vielleicht ein Mittel, Ihnen 300 Käufer mehr zu verschaffen". Am 16. September 1789 bittet Schiller GotÜieb Hufeland, ihm 16 Carolin vorzuschießen. „Können Sie es aber nicht, so muß ich mich an Bertuch halten" (359). Als er so gern seinem Lottchen eine angenehme Existenz als Ehefrau bereiten wollte, rechnete er Körner am 28. September 1789 vor, daß er außer Honorar von Göschen „Vorschüsse von der Mutter und etwas fixes vom Herzoge, das mir B e r t u c h vorschießen muß" (360), zu erwarten habe. Mit Erleichterung teilte er Körner dann am 6. Januar 1790 mit, daß er mit Bertuch „in gar keiner Geldabhängigkeit" mehr stehe (361). Später, als seine Verhältnisse „angenehm und gut" geworden waren (362), erwähnte er Bertuch in seinem Briefwechsel kaum mehr. Als er ihm 1804 für eine übermittelte Nachricht zu danken hatte, formulierte er sein Schreiben außerordentlich förmlich und kühl (363). Bertuch war für Schiller ein zuverlässiger Helfer in finanzieller Not gewesen, eine Art Privatbankier für Kleinkredite. Der Dichter fühlte sich dadurch keineswegs zu freundschaftlicher Haltung verpflichtet, er machte sich im Gegenteil ein Vergnügen daraus, die „merkantilische Seele" (364) in die Irre zu führen und den Beweis ihrer Blindheit und Beschränktheit zu erbringen. Bei ei-

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nem „Clubb mußte ich Bertuchs Gast seyn", berichtete er. „Ich machte mir die Lust ihn auf sein Steckenpferd zu setzen und verbreitete mich (...) mit einer Art Begeisterung über C o m m e r c e s p e c u l a t i o n e n . Er wurde warm und machte mir große Confidencen (...). Ich sprach mit soviel Achtung von dem Handel dass ich ihn bald ganz weg hatte und er mir am Ende einfiel, ob ich, stelle Dir vor! ich! nicht Lust hätte mich in eine solche C a r r i e r e einzulassen. Als wir auseinandergiengen, drückte er mir die Hand und sagte: Es freue ihn, daß wir einander nun hätten kennen lernen! Der Mann bildet sich ein, daß wir Berührungspunkte hätten und denkt mich auf einer neuen Seite betreten zu haben." Zynisch fahrt er fort, daß er Bertuchs Bekanntschaft nie ganz aufgeben würde, um unter Umständen von „seiner Thätigkeit, seinem Handelsgeist und seinem Glücke" profitieren zu können (365). Der arme Bertuch hingegen machte sich über Schiller auf seine Art teilnahmsvolle Gedanken und wollte ihn sogar vorteilhaft verheiraten. „Vergebs ihm der Himmel, dass ihn seine Freundschaft so weit führte", lautete Schillers Stoßseufzer (366). Da der Dichter so gar keine höheren Erwartungen in den Handelsherrn setzte, war ihm sein Umgang nicht einmal unangenehm. Er sah ihn häufig; denn Weimar war klein, und die Gesellschaften zirkulierten schnell reihum. Bertuch und Frau Karoline, „welche im Umgang recht sehr genießbar sind" (367), wurden von ihm sogar regelmäßig besucht, und ein Freund erfuhr, „daß unter allen hiesigen Menschen Bertuch mir noch beinahe der liebste ist, weil ich über gewisse Dinge bei ihm schon im voraus resigniere und alles finde, was ich bei ihm suche" (an Huber. 368). Schiller war im Unterschied zu Goethe für Bertuchs eigentliche, im Ökonomischen liegende Bedeutung, was die weitere Zukunft der zivilisierten Menschheit betraf, blind. Als er merkte, daß dessen literarische Unternehmungen seinen eigenen idealen Zielen entgegenwirkten, wandte er sich ab. Was er ursprünglich als Bertuchs „Glück" bezeichnet hatte, wird er wohl später als Kalkül und persönliche Leistung haben erkennen müssen, aber Menschen „unter dem eisernen Scepter der Vernunft" mochte er erst recht nicht leiden (369). Wir verdanken Schillers Unbefangenheit, über seine Weimarer Mitbürger spöttisch herzuziehen, die witzigsten Zeugnisse über das außerordentlich schlechte Verhältnis zwischen Bertuch und Herder. Herder vermißte bei Bertuch nicht nur jedes höhere geistige Streben, sondern lastete ihm verle-

gerische Verantwortungslosigkeit gegenüber einer nur allzuleicht verführbaren breiten Leserschaft zum bloßen Zweck persönlicher Bereicherung an. Seine Angriffe gegen das Modejournal waren qualifiziert, und die Tendenzen der A.L.Z. erkannte er klar als dem geistigen Fortschritt feindlich. Die Abneigung war gegenseitig. Schiller, der Herders Denken hoch schätzte und gern mit ihm umging, registrierte mit heiterem Spott das MenschlichAllzumenschliche des beiderseitigen Hasses — Beleidigtsein, Neid und opportunistischen Verkehr miteinander. Dem Freund Körner weiß er zu berichten, daß „Bertuch und Herder (...) einander wie die Schlange und des Menschensohn" hassen, womit er natürlich Bertuchs auf die Menschheit losgelassenen Verführungskünste und Herders entsprechende Erlösungsabsichten meinte. „Bei Herdern geht es soweit daß sich alle seine Züge verändern sollen, wenn Bertuchs Name genannt wird. Aber auch der geschmeidige Bertuch ist an dieser einzigen Stelle sterblich und fühlt etwas höchstseltenes - Leidenschaft" (370). Lessing gegenüber äußerte der „gelbsüchtige" Herder (so Bertuch), daß alles, was Bertuch beginne, auf Spekulation hinauslaufe, auf bloße Geschäftemacherei (371). Vorübergehend, im Zusammenhang mit der Gelehrtenbuchhandlung in Dessau als eines Autorenselbstverlagsunternehmens, entwickelte sich die Beziehung allerdings beinahe zur Freundschaft, aber als Kant zum innigen Vergnügen Bertuchs Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit in der A.L.Z. zerpflückte, schien der Bruch endgültig. Umso erstaunter registrierte Schiller den Besuch Herders im Bertuchschen Hause, beim „artigen Männchen", wie Karoline Herder den Widersacher des Gatten gelegendich nannte: „Gestern waren wir bei Bertuch. Stelle Dir vor und erstaune mit mir — H e r d e r war auch da, Herder, der, wie Du weißt, sonst vor ihm ausgespieen hat; alsdann Bode, Voigt, Wieland, Schmidt, Knebel, Krause und ich. Dieselbe Gesellschaft ist heute Abend bei Wieland" (an Körner. 372). Bertuchs und Wielands frühe Interessengemeinschaft trug freundschaftliche Züge. Wieland verhätschelte Bertuch wie einen Sohn, und dieser verehrte ihn als seinen Mentor. Überschwenglich, wie es seine Gewohnheit war, nannte Wieland Gleim gegenüber 1774 sein Protektionskind den „redlichsten, gutherzigsten Mann, den Gottes Boden trägt" (373). Bertuch hatte Wielands Launenhaftigkeit zu tragen, was er ohne Murren tat. Gleim

schrieb er: „Wielands Launen sind Wolken an einem hellen Sommerhimmel (...) nie nimmt sein Herz Theil dran, welches gewiss eins der besten ist, das Gott einem Sterblichen gab" (374). Nach Bertuchs Eintritt in den Staatsdienst und angesichts der wachsenden geschäftlichen Erfolge kühlte sich Wielands Enthusiasmus ab. Was das Modejournal betraf, das er „auf die Eitelkeit, Frivolität und Anekdotensucht unseres Publikums fundiert" sah, befand er, daß sich derartige von den Lastern und Torheiten des Zeitalters profitierende Unternehmungen für einen Mann von Ehre nicht schickten. Den Bau der neuen Villa verfolgte er ausgesprochen neidisch. „Sonderbar ist's, daß der ehrliche Cervantes, der in seinem undankbaren Vaterlande fast Hungers starb, einem Deutschen, einer thüringischen Heringsnase, ein Haus erbauen mußte" (375). „Der versteht, wo Barthel den Most holt", erklärte Wieland in Hinblick auf das Magazin der spanischen und portugiesischen Literatur, dem der ganze Segen zu verdanken war. „Die lieben Teutschen (...) finden es nicht zu viel, ihm für sein Magazin jährlich 4 Reichsthaler zu geben und er verkauft 1 500 Exemplare" (376). Schließlich sah sich der Ärmste sogar auf seinen ehemaligen Schützling angewiesen, zahlte ihm für dessen Hilfe in der Not, als der „Teutsche Merkur" unterzugehen drohte, zähneknirschend ein Drittel Reingewinn im Jahr und mußte dann noch froh sein, daß Bertuch ihm das vollends zur Bürde gewordene Blatt abnahm und 100 Taler Pension aussetzte. Wielands Blick blieb auch später, was Bertuch betraf, vor allem aufs Finanzielle gerichtet. „Er hat mich beschwatzt, an der dessauer gelehrten Buchhandlung Teil zu nehmen, und ich habe bare 1 000 Taler dabei verloren, worüber er mir nie eine Rechnung vorgelegt hat. Die Idee zur 'Allg. Lit.-Zeit.' ist eigentlich die meinige. Ich hatte damals von meiner Schwiegermutter Einiges geerbt; das sollte wuchern, und so kauften wir Mauken die Pressen. Zwei Billetts, die ich und Schütz einander gleich in der ersten Woche übel nahmen, brachte die Trennung hervor. Auch wollte ich nicht u m s o n s t an dem Gewinn teilnehmen. Bertuch machte gerade nur so viel Gegenvorstellungen, als die Höflichkeit forderte" (377). Gelegendich übermannte auch Bertuch der Zorn. Schütz gegenüber beschimpfte er Wieland als schwach, kindisch und stolz, als einen Menschen, „der nicht einen Gran Festigkeit im Charakter hat, morgen nicht mehr will, was er heute heiß wünschte, morgen in die Hölle schmeißt, was er gestern in

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den Himmel erhob - kurz, ein Poet" (378), womit wir nun auch wissen, was Bertuch von Dichtern im allgemeinen hielt. Die Versöhnung folgte dem Streit jeweils auf dem Fuße, und so ging es zwischen den beiden ewig auf und ab, ohne daß sich das Verhältnis auflöste. Sie besuchten einander, soweit Bertuch dafür Zeit hatte, und Wieland konnte sich bis zu seinem Tod des ehemaligen Schützlings Dankbarkeit erfreuen. Schließlich wurde er sogar in Bertuchs Haus aufgebahrt und mit gebührendem Aufwand unter die Erde gebracht. Bertuch und sein Sohn wollten auch Schillers Leichnam einen würdigen Abschied im Rahmen einer „kleinen" Totenfeier angedeihen lassen, aber Karl Bertuch mußte berichten, er habe „meistens taube Ohren gefunden, sodass es unterbleiben musste" (379). Goethes Verhältnis zu Bertuch war von Beginn an ungleichgewichtig durch des Dichters unendliche geistige und auch — als Sohn reicher Eltern und engster Freund des Fürsten — wirtschaftliche und gesellschaftliche Überlegenheit. Es spricht für Bertuchs Bedeutung, daß das Genie und der Handelsherr in gewisser Weise zu Antipoden wurden. Kein anderer wußte das so genau wie Goethe selbst. Als die beiden jungen Männer durch ihre Beziehung zum Hofe noch ständigen geselligen Umgang miteinander hatten, fühlte Goethe, daß Bertuchs Liebe zur Natur und Gartenkunst der seinen nahe kam. Nur darauf beruhte die frühe Annäherung. Bertuch hingegen wollte oder konnte offensichtlich nicht begreifen, was es mit dem Sturm und Drang, den Goethe in das fürstliche Leben hineintrug, auf sich hatte. Selbst seinen Vertrauten gegenüber verhielt er sich in dieser Hinsich einsilbig. Gleim schrieb 1776: „Mags nicht wissen, warum sie keine Sylbe von Goethe sagen, dass er noch dort ist, vielleicht dort bleibt, dass er dem Herzog in einen Bauer sich verstellt und ihn in Knittelversen regieren gelehrt hat" (380). Dieses Schweigen vier Wochen nach der Verbrüderung läßt schon auf kluge Reserve und Distanz schließen. Warum sich die Beziehung offenbar sehr bald abkühlte, ist nicht schwer zu begreifen. Für Goethe war Bertuch nicht nur uninteressant und in jeder Weise entbehrlich, sondern gelegendich auch ein Ärgernis. 1780 war die Distanz zum „entsetzlich behaglichen Laps" (wie Goethe Bertuch in seinem Tagebucheintrag vom 19. Januar 1780 bezeichnet), bei ständigem Umgang im Amt, vollkommen, man siezte sich wieder und wahrte die Höflichkeit.

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Lavater gegenüber äußerte Goethe: „Sey höflich gegen den Mann, doch nicht zu gut" (381). Es kam bald zu Konflikten. Goethe mußte erfahren, daß Bertuchs aufs materiell Nützliche gerichtete Streben außer großem wirtschafdichen Erfolg auch Einfluß auf den Lauf der Dinge gewann, die ihm selbst auf so entgegengesetzte Weise am Herzen lagen. Der Staatsminister konnte den Legationsrat in Schach halten, aber nicht den reichen Handelsherrn. Dessen erste große Publikationen lehnte er weitgehend ab. Das Modejournal stufte er trotz gelegentlicher Mitarbeit als insgesamt verwerflich ein. „Und was das Allerschlimmste bleibt, / Gar mancher kommt vom Lesen der Journale" (382). Buhlen um die Gunst des Publikums — „Solch ein Ragout, es muß Euch glücken; / Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht" (ebd.) — war für ihn Niedrigkeit. Daß Bertuch es wagte, in seine eigenen Bemühungen um das Schöne, das „sich selbst selig" ist, einzugreifen, mußte ihn zu endgültiger Ablehnung treiben. Gelegentlich ließ der Verleger es zu, das Weimarer Theater in seinem Journal zu kritisieren. Einer derartigen Veröffentlichung, anläßlich der Aufführung von A. W. Schlegels „Ion", von Böttiger verfaßt, trat Goethe einmal sogar autokratisch und ultimativ entgegen, ehe sie erschien. Bertuch gab nach. Goethe lehnte Böttiger, mit dem sich Bertuch gut verstand, aus tiefster Seele ab. Böttiger galt auch anderen Zeitgenossen als im Grunde geistloser Vielwisser und schamloser Schmeichler, der die Mitmenschen zu seinem Vorteil auszunutzen trachtete. Jedenfalls hatte er eine scharfe Zunge, der nichts heilig war und vor der keiner sicher sein konnte. Auch in der Zeichenschule sah Goethe seine Bemühungen durch Bertuch gestört, dessen merkantilischer Einfluß sich, was das Kunstschaffen betraf, oft als stärker erwies. Künsder wie Klauer und Kraus, die Goethe nur im Dienst an der Schönheit sehen wollte, ließen sich um des Mammons willen und durch Bertuch verführt zur handwerklichen Massenproduktion herab. Ausgerechnet Böttiger konnte sich unter Bertuchs verlegerischer Obhut über antike Kunstwerke äußern, ohne dazu berufen zu sein (Werkkat. Nr 57). Aber auch auf wissenschaftlichem Gebiet entstand Konfliktstoff. Akademische Kreise erwiesen Bertuch Ehrungen, die sie Goethe vorenthielten, und auch das hatte etwas mit der Macht und dem Einfluß des reichen Verlegers zu tun, aber auch mit der Einstellung dem wissenschaftlichen Fortschritt gegenüber. Beide Männer nahmen regen Anteil daran, aber während sich der ei-

ne ganz auf die praktische Anwendbarkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zum materiellen Wohl der Zeitgenossen konzentrierte, sah der andere „in der Organisation des Granits die göttliche Dreieinigkeit, die nur durch ein Mysterium geklärt werden konnte" (so Böttiger über Goethe. 383), welches Zitat allein schon genügt hätte, Goethes Abneigung gegen Böttiger zu erklären. Goethe mußte erleben, daß seine geistigen Bemühungen um eine ganzheitliche Naturerkenntnis sowohl an den Universitäten als auch bei den Obrigkeiten schon infolge ihrer materiellen Nutzlosigkeit auf weniger Echo stießen, als Bertuchs verlegerische Bemühungen etwa um die Kartoffelzucht. Dabei wußte er doch, daß es mit Bertuchs Gelehrsamkeit nicht weit her war. Der größte Vorwurf, den er ihm machte, war der des geistigen Diebstahls. 1821 nannte er dem Kanzler Friedrich von Müller gegenüber Bertuch „den größten Virtuosen im Aneignen fremder Federn" (384). Leider hatte er damit recht. Wie es mit kreativer Eigenleistung bei Bertuchs Dichtungen aussah, haben wir schon gesehen. Aber auch seine sachbezogene schriftstellerische Tätigkeit ist in dieser Hinsicht zwielichtig. Sein Mitarbeiter Heinrich Döring findet dafür schonende Umschreibungen. Er spricht vom „Auffinden irgendeiner glücklichen Idee", von „Förderung so manches Wissenswertem", von „geistreicher Compilation interessanter Gegenstände". Als er Bertuchs lobenswerte Eigenschaft, Autoren anzuregen, erwähnt, fügt er hinzu, daß er „auch einen Teil ihres Ruhmes sich anzueignen pflegte, wodurch jene sich natürlich benachteiligt fühlten; er ging dabei von der durchaus falschen Idee aus, daß er um den Erfolgeines literarischen Unternehmens, bloß weil es durch seine Hände gegangen war, gleiche Verdienste mit dem dabei interessierten Schriftsteller habe. Dies gab zu manchen Kränkungen und Zwistigkeiten mit Gelehrten und Schriftstellern Anlaß" (385). In der Praxis sah das z. B. so aus, daß sich Bertuch mit aufs Titelblatt setzte oder gar noch weiter ging und den eigentlichen Autor oder Herausgeber nicht nannte. Diesen Zug beschreibt auch der Schwiegersohn Froriep, der die Kränkungen, die die Autoren zu erleiden hatten, aus Solidarität mit dem Schwiegervater als „lustig" bezeichnet und von deren „Schriftstellereitelkeit" spricht (386). Immerhin habe Bertuch dabei „in der Regel" (387) nicht an den Gewinn gedacht. Manchmal offenbar doch; denn in Geldsachen war er selbst in Kleinigkeiten sehr genau.

Goethe stand mit seiner Meinung über Bertuchs geistige Kapazität jedenfalls nicht allein da. Selbst in der bereits 1822 in Leipzig erschienenen „Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste (...)", herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber, die Bertuch persönlich genau kannten, wird dieser Mangel erwähnt: „An dem, was noch unter seinem Namen erschienen ist, hat er wol nur sehr geringen Anteil (...)" (Th. 9. S. 247). Der Grund, warum die Universität Jena, die Goethes Oberaufsicht unterstand, Bertuch keine Avancen machte, mag durchaus auch in dessen mangelnder wissenschaftlicher Qualifikation zu suchen sein. Zu offenen Gegenspielern wurden Goethe und Bertuch im Zusammenhang mit der A.L.Z. Goethe versuchte unter Einsetzung allerhöchster Autorität am 13. 5. 1803 auf den Inhalt des Blattes Einfluß zu nehmen. Er ersuchte Bertuch — „nicht ohne höheres Mitwissen" (388), wie er drohend sagte —, nichts gegen die Universität Jena und insbesondere gegen das botanische Institut und dessen Leiter Professor Schelvers Gerichtetes zu veröffentlichen. Gleichzeitig bot er eine Rezension des Schelversschen Programms an. Bertuch wich in Bezug auf die Universität geschickt aus und lehnte Goethes Besprechung mit Hinweis auf die Statuten des Blattes, keine Gefalligkeitsmanuskripte zu dulden, unverfroren ab. Außerdem wies er selbstbewußt auf seine unternehmerische Freiheit hin, das Journal in Jena oder anderswo ganz nach eigenem Belieben erscheinen lassen zu können. Wie es zum sog. Literatur-Zeitungskrieg und zur Gründung eines Goetheschen Konkurrenzblattes kam, wurde schon besprochen. Die beiden Männer sahen sich daraufhin fast ein Jahr nicht mehr. Am deutlichsten wird uns der Unterschied zwischen den beiden in Bezug auf ihre politische Einstellung. Einig waren sie sich in der Ablehnung der radikalen Ideen der französischen Revolution, soweit das breite Volk an der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit uneingeschränkt teilhaben sollte. Aber das aus eigener Kraft hochkommende und zur politischen Mitbestimmung drängende Bürgertum, der dritte Stand, verursachte Goethe gleichfalls tiefes Unbehagen. Was er daran auszusetzen hatte, war nicht nur die ausschlaggebende Macht des Geldes, sondern die geistige Mittelmäßigkeit, die Herrschaft beschränkter Naturen, wie er sie in Bertuch personifiziert sah. Er sprach diesen „leicht fassenden, praktischen Menschen" den Adel des Geistes und der Seele ab.

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Ein gewisser Verkehr riß zwischen Goethe und Bertuch niemals ab. Abgesehen davon, daß Goethe seine Gesamtausgabe Göschen, dessen Teilhaber Bertuch war, anvertraute, ließ er 1789 seinen Römischen Carneval durch Bertuch veröffentlichen. Bertuch beteiligte sich selbstverständlich auch an der von Goethe 1791 gegründeten gelehrten Freitagsgesellschaft, die sich bei der Herzogin Anna Amalia versammelte. Die Kriegsereignisse und der Tod von Kraus führten sie vorübergehend wieder enger zusammen. Goethe lud die Familie Bertuch im November 1806 zu Tisch ein, aber daß sich daraus eine neue Bindung ergeben hätte, ist nicht nachzuweisen. Wir hören von gemeinsamer Arbeit in der Loge ab 1808, aber darüber hinausgehend wurde Bertuchs Name von Goethe kaum mehr erwähnt. Bertuch reagierte auf Goethe geschmeidig, sah sich mehrmals zur Nachgiebigkeit gezwungen und zeigte gelegentlich auch einmal die Zähne. Durch Goethes und Schillers Xenien fühlte er sich in seiner Wohlanständigkeit verletzt. Daß Poeten es wagen konnten, „mit solch einer Büberey öffentlich" aufzutreten, war ihm „unbegreiflich" (389). Die beiden Dichter hatten ihn nicht einmal persönlich angegriffen, sondern lediglich die ungeschriebenen Gesetze des Vertuschens von Unzulänglichkeiten der Zeitgenossen und Zustände verletzt, auf die sich auch Bertuch angewiesen sah. „Pfuy ist das nicht ein Boxing match und eine Dreckwerferey Partie die G. u. S. angefangen haben" (an Schütz. 390). Der Empörung läßt er die Sätze folgen: „Apropos, Lieber im Vertrauen! Ich höre Schl(egel) soll den W i l h . M e i s t e r recensieren. (...) diess bitte ich Sie wenigstens, lassen Sie uns ja darauf sehen, dass der Posaunenton in dieser Recension nicht zu stark und zu auffallend wird" (391). An Gleim schrieb er, daß die Xenien ihn veranlaßt hätten, den Musen zu entsagen (392). Von Dichtern hatte er ja, wie wir anläßlich der Gründung der A.L.Z. und seines Argers über Wieland gesehen haben, schon vorher nichts mehr gehalten. Im Grunde ordnete er auch sie unter die nutzlosen „Luftbaumeister" ein. Später versagte auch er sich jede Kritik und hüllte sich schließlich über Goethe ganz in Schweigen. Unabhängig von der Meinung, die sich die großen Zeitgenossen gebildet hatten, war Bertuchs gesellschaftliche Position in Weimar nach 1782 vollends gesichert. Die Familie besaß mit der neuen Villa einen repräsentativen Rahmen, führte ein bequemes Leben und pflegte reihum mit fast allen, die Rang und Namen hatten, geselligen Umgang. Bertuchs

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weitläufige Beziehungen brachten vor allem einen ausgedehnten, geschäftlich bedingten Verkehr mit sich, der für Weimarer Verhältnisse ungewöhnlich war. Der Bertuchsche Zirkel war aber offenbar nicht immer erlesen. „Am vorigen Sontag war ich zu Bertuch zu einem sehr weitläuftigen S o u p e e r geladen, wo ich mich unter einer höchst abgeschmackten Menschenklasse, den Räthen und Räthinnen von Weimar, sehr übel berathen fand. In einer solchen Dürre des Geistes war Bertuch für mich ein wohlthuendes Wesen und das ist viel gesagt" (378). Frau Karoline wußte ihrem Schwiegersohn gelegendich amüsant von ihrem gesellschaftlichen Leben zu berichten. Sehr witzig beschreibt sie den Besuch der Familie Brentano in Weimar und insbesondere die exzentrische Bettina: „(...) die erste Novemberwoche (1807) hatten wir einen Teil der Brentanoschen Familie hier, die wir einige Male bey der Schopenhauern sahen. Die eine Schwester von Gemens, Bedina ist der Mühe werth, auf einen Abend zu sehen; ein Mädchen, die als Courier in Mannskleidern von Frankfurt nach Berlin reißt, die den Sommer statt unter Bäumen, auf den Bäumen mit ihrem Strick Zeug sitzt und arbeitet; wenn sie in das Sprechen kömmt, ist es wie ein aufgezogenes Uhrwerck, daß fort schnurrt, bis es abgelaufen ist Für Goethe hatte sie eine unendliche Zärtlichkeit, so daß sie bey ihrer Abreise noch den glücklichen weimarischen Boden geküßt hat, der ihn trägt, dann bey Arnim in den Wagen steigt, sich für seine Frau ausgibt und trosdos davonfährt" (394). Das Ehepaar Bertuch muß sehr umgänglich gewesen sein, wie auch Schiller wiederholt bemerkte. Gottfried August Bürger war mehrmals Gast im Hause und spricht in einem Dankesbrief an Karoline (Oktober 1789) von der „Güte (...), die ich in ihrem Hause genossen habe" (395). Justus Mosers Tochter Jenny war von Bertuch geradezu hingerissen. „Kan ich dafür, das mir das Andenken an Sie sogar bis in Lintorf verfolgt und nicht gleich erlöscht, wie das meinige bey Ihnen; kan ich dafür, das Sie mich auf den ersten Blick zutrauen einflösten" (ebd.). Bürger stand dem patriotisch gesinnten Göttinger „Hain" nahe, und Moser beeinflußte entscheidend die Entwicklung des deutschen Nationalgefühls. Auch im Privadeben hielt sich Bertuch an seine Linie. In dieser Sphäre gediehen seine beiden Kinder nach Wunsch, und das Familienleben entfaltete sich lange ungetrübt. Sohn Karl studierte in Jena Kunstgeschichte, Geographie und Naturwissenschaft. Mit 23 Jahren trat er ins väterliche Geschäft

ein. Bertuch schloß mit ihm einen regelrechten Vertrag ab, er hielt, was das Entgelt betraf, auch im Familienkreis auf strenge Ordnung. Karl war offenbar ein wenig „genialisch" und bedurfte anfangs, wie schon erwähnt, der Ermahnung zu strikter Arbeit. Das Ehepaar Bertuch, das den ersten Stock des Hauses bewohnte, wies dem Sohn vereinbarungsgemäß zunächst das Parterre zu. Karl konnte 1803 eine Bildungsreise nach Paris unternehmen. Dort gewann er — darin ganz der Vater — einflußreiche Gelehrte zu Freunden. Den Winter 1 8 0 5 / 0 6 verbrachte er in Wien. 1807 heiratete er Henriette Feder aus Dessau und bezog mit ihr die ihm gleich anfangs für den Fall der Verheiratung versprochene größere Wohnung im Hause. Karl muß geistreich und gewandt gewesen sein, der Vater konnte ihn bedenkenlos in diplomatischer Mission zum Wiener Kongreß und zu dem Fürsten Metternich schicken. Auf das literarische Niveau der Journale, die er übernahm, übte er positiven Einfluß aus. Tochter Charlotte machte eine gesellschaftlich ausgezeichnete Partie. 1801 heiratete sie den renommierten Mediziner Ludwig Friedrich von Froriep. 1804 gebar sie Bertuchs erstes Enkelkind. Eine große und offenbar glückliche Familie, zu der noch immer auch Auguste Slevoigt zählte, wohnte nun unter einem Dach. Froriep war Professor der Heilkunde in Jena, Halle, Berlin und Tübingen gewesen. Dann lebte er als Leibarzt Friedrichs I. von Württemberg, der ihn in den Adelsstand erhob, in Stuttgart, wo er auch die Leitung über das Medizinalwesen des Landes hatte. Mit seiner Heirat gab er alles auf und trat in entsprechende Dienste Karl Augusts. Als Bertuch altersschwach wurde und weil sein einziger Sohn gestorben war, übergab er dem Schwiegersohn die Leitung seiner Geschäfte bis auf die Redaktion einiger Periodika. Froriep mag aufgrund seines Werdegangs Probleme mit seinem Unternehmerdasein gehabt haben, Bertuch war aber offenbar zufrieden und soll ein „sorgenloses, fröhliches Alter" (Döring) genossen haben (396). Die Villa hatte sich um diese Zeit dem schon beschriebenen Gebäudekomplex aufs Schönste eingefügt. Bienenkorb und Füllhorn zierten das mittlere Portal. Die Ameise wurde Wappentier, Merkurs Flügelhut und Äskulaps Schlangenstab wiesen auf Handel und Heilkunst hin — Handel im allgemeinen ist klar, aber bedeutete Äskulaps Stab medizinische Literatur, Gesundheit oder die Sphäre des Schwiegersohns? Antiken von Klauer schmückten Foyer und Treppenhaus in reinstem

klassizistischen Stil, Gips vom laufenden Meter. Das Ganze signalisierte großbürgerliche Lebensart. Alles lief im wesentlichen nach Wunsch. Bertuch fand bei allem Übermaß an Arbeit noch Zeit, Liebhabereien zu frönen, vor allem sich gärtnerisch in seinen Anlagen zu betätigen und sogar über seine „Jagd" im Gartengelände genau und umständlich Buch zu führen. Vögel hatte er ja schon als junger Mann am Jakobstor ausgestopft, was er nun mit den geschossenen und sauber registrierten Mardern, Kaninchen und Krähen anfing, entzieht sich unserer Kenntnis. Buch führte er auch über seine Pflanzungen und die Enten im Teich (397). Wirklich zu klagen hatte er über seine Gesundheit. Böttiger schildert Bertuchs Leidensweg: „Von jener letzten Periode seines Hofmeisterlebens hatte Bertuch Anfälle einer schrecklichen Migräne, und bei einem äußerst reizbaren Nervensysteme gichtische und podagrische Zufalle, die ihm auch oft Strangurie verursachen. Dies hat ihn frühzeitig zum Selbstarzt gemacht und er geht seit mehreren Jahren ganz in Wolle auf die Haut eingewickelt. Daher (...) der häufige Gebrauch von Gleichnissen und Bildern aus der Pathologie und Diätetik für geistige und moralische Gegenstände" (393). Vielleicht wählte er deshalb als Emblem den Äskulapstab. Im Sommer 1790, also mitten in seinen weitausgreifenden Geschälten, überfiel Bertuch ein schweres Nervenfieber, an dem er beinahe gestorben wäre. 1791 konnte er wegen seines Augenleidens längere Zeit nicht arbeiten. Seine Gicht zwang ihn zu möglichst jährlicher Badekur und schließlich zu ständiger Schonung. Der Krieg, der Europa heimsuchte, ging auch an der Familie Bertuch nicht vorüber. Anfang Oktober 1806, als Weimar preußisches Hauptquartier geworden war, schwamm Bertuch auf einer Woge patriotischer Begeisterung. „Gestern und heute zogen 8 Regimenter hier durch. Einquartierung reißt nicht ab, morgen wieder die Garde" (399). Offiziere und Feldjäger kauften seine Landkarten wie warme Semmeln. „Die Stimmung der Armee und des Volkes ist herrlich" (ebd.), Bertuch druckte den Kriegsaufruf des Oberbefehlshabers, der dann aber die Schlacht bei Jena verlor. Weimar war den Franzosen preisgegeben. Bertuch fürchtete Strafverfolgung, floh und überließ seinem Sohn den Schutz des Hauses. Zum Glück war in dem vornehmen Anwesen ein französischer General einquartiert worden, den Karl sich gewiß leicht geneigt machen konnte, und man darf annehmen, daßje-

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nes kultivierte Einvernehmen herrschte, das keine Grenzen kennt. Jedenfalls half der General, das Haus vor französischen Marodeuren in Schutz zu nehmen. Dieses Glück hatte Georg Melchior Kraus nicht. Der Greis wurde von Plünderern schwer verletzt und von Nachbarn ins Bertuchsche Haus gebracht, wo er starb. Bertuchs Flucht war beschwerlich. Ein kleines Tagebuch unterrichtet uns darüber, wie Bertuch mitten in das Chaos fliehender Menschen gerät, wie er „mit blutendem Herzen" über Weimar roten Feuerschein sieht. Unterwegs nimmt er einen verwundeten preußischen Leutnant Arnim in seinen Wagen. Erst beim zweiten Versuch findet sich eine Zuflucht in dem Dorf Kleinzabern bei Gotha, das umkämpft wird. Bertuch wendet sich an französische Soldaten um Beistand und erfährt zwar, wie es um Weimar, aber nicht, wie es um Familie und Besitz steht. „Gott, welche Nachricht! (...) Es war, als stürzten Berge über mich her. Meine Füße trugen mich nicht mehr. Beynahe unterlag ich meiner Angst" (400). Er hatte keine Kleider wechseln, kaum essen und schlafen können, so daß er in dem kleinen Bauernhaus zusammenbrach. Endlich erhielt er durch einen Boten, den er nach Weimar geschickt hatte, die Nachricht, daß mit der Familie alles in Ordnung sei. Er floh weiter nach Gotha und verbarg sich im Haus eines befreundeten Arztes, bis er nach acht Fluchttagen wieder nach Weimar zurückkehren konnte. Kurze Zeit später sehen wir ihn nicht nur erholt, sondern mit neuer Zuversicht erfüllt. „Nur Muth, lieber Freund und den Kopf nicht verlohren — wie die Preußen bey ihrer Flucht von Jena und Auerstädt", schreibt er 1807 an Böttiger. „Wir müssen ohne Murren jetzt nehmen, was kommt und daraus mit Klugheit machen was wir können. Das ist meine ganze Philosophie für den Moment" (401). Da die politischen Zustände sich nicht besserten, fühlte er sich nun manchmal sogar lebensmüde und sehnte sich nach der „Wanderung von diesem unruhigen Planeten, der mir nicht eine taube Nuß mehr werth ist, in ein beßres Land" (402). Bertuch war seit etwa 1800 nicht mehr der zuversichtlich ins Grenzenlose vorwärtsstrebende Mann. Selbstbescheidung lag schon in dem Entschluß, sich auf Weimar und den Verlag zu reduzieren. Seit den politisch bedingten Geschehnissen 1806 tauchte in seinen Äußerungen Resignation auf. Der Verlag wurde für ihn zu einem den äußeren Ereignissen ausgelieferten und gefährdeten „Schiffchen". Bertuch war schon lange nicht

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mehr der Mensch, der „will, was er weiß", als ihn dann der erste große Schicksalsschlag traf. Während er sich mit Mühe der Kriegsnot entgegenstellte, starb am 17. Dezember 1810 seine Frau. Uber das Ausmaß der Bedeutung, die Karoline Bertuch im Leben ihres Mannes besaß, liegen so gut wie keine Zeugnisse vor. Bertuch hütete seine Liebesbeziehung offenbar als den innersten Bereich seines Daseins, der ihm der einzig ruhende Pol in seiner sonst nur nach ewigem Tatendrang dürstenden und von der Vernunft beherrschten Seele war. Karoline hatte, wie er selbst sagte, „sein Leben erst zum Leben gemacht" (vgl. 189). Wie bei egozentrischen, ausgeprägt patriarchalischen Männern häufig, ersetzte die liebende, sich hingebend aufopfernde Frau die verlorengegangene lebendige Fülle der eigenen Seele. Insofern waren die Eheleute eins und der Verlust unersetzlich. Karoline sah sich — wie der verdrängte Urquell im Innersten des Gatten — eingeschlossen, sie war im wesentlichen begrenzt auf den Kreis mütterlicher und großmütterlicher Freuden und Leiden. Ihr Tod traf Bertuch an der Wurzel. „Es ist, als wenn mir alle Lebenskraft entgangen wäre. Geschäfte und Arbeit, sonst meine Freude und mein einziger Genuß, eckelten mich seit einiger Zeit und schienen mir oft unüberwindlich" (403). Indem er dem persönlichen Glück entsagen mußte, versuchte er, sein selbstsüchtiges Streben, das er dank der Philosophie seines Jahrhunderts immer zu legitimieren verstanden hatte, zu überwinden. Er raffte sich zu neuer, die persönlichen Belange übersteigender Tätigkeit auf. „Noch kann ich, noch will ich arbeiten, um Gutes zu schaffen!" (404) Am 5. Oktober 1815, kurz nach der Rückkehr vom Wiener Kongreß, starb ihm dann auch noch der Sohn, ohne einen Erben zu hinterlassen. Damit verlor Bertuch das wesentlichste persönliche Motiv, das ihn zu rastloser Tätigkeit getrieben hatte: die Aussicht auf das Weiterleben eigenen Wollens im unmittelbaren Nachfahren. „Die Stütze meines Lebens ist gebrochen; alle meine Freuden sind dahin und alle meine Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, die er erhalten und ausführen sollte, sind mit ihm zu Grabe getragen" (405). Gutes zu tun wurde Bertuch nun zum „wünschenswerten Beruf' (406). Er übernahm weit mehr als früher öffendiche Pflichten und arbeitete nun erst konzentriert auf große, der Allgemeinheit dienende Ziele hin, insbesondere auf die politische Mitbestimmung des Bürgertums. Alter und Krankheit begannen ihn schließlich einzuengen. Er lebte per-

sönlich zurückgezogener als zuvor. Tochter Charlotte hatte ihm im Todesjahr seines Sohnes einen zweiten Enkel geboren, insofern entbehrte er der Nachkommen nicht. Der Schwiegersohn wurde ihm jetzt zu seiner einzigen Stütze. Den Haushalt führte Auguste, die Schwester der Frau. Auch die Witwe Karls blieb im Hause wohnen, Bertuch sah sich weiterhin in den Kreis einer zusammenhaltenden Familie eingebunden. Er durfte noch eine politisch hoffnungsvolle, kämpferische Phase durchleben, in der wir ihn wie zuvor selbstbewußt und gelassen agieren sehen. Der Mitarbeiter Johann Gotdieb Gruber hat uns eine Charakterisierung Bertuchs hinterlassen: „Ein gewisser Gleichmuth verliefe ihn fast nie, und zweierlei diente gewiß sehr, ihm denselben theils innerlich, theils wenigstens äußerlich zu erhalten. Er betrieb nämlich seine Spekulationen mit einer Art von poetischem Interesse, und führte sie aus mit der Klugheit eines Diplomaten, zu welchem ihm wol keine der erforderlichen Eigenschaften abging, am wenigsten aber die Kunst, den günstigen Augenblick zu erwarten, die Umstände zu benutzen und die Personen zu behandeln, und für seine Zwecke zu gewinnen (...). Die Wirkungen von dem, was er begonnen, erstreckten sich über sein Leben hinaus (...)" (407). Als sich 1820 die reaktionären Kräfte noch einmal durchgesetzt hatten, sah er seine politischen Ziele in weite Ferne gerückt. 1821 mußte er dann auch noch den Tod der Schwägerin Auguste Slevoigt erleben, aber ihm blieb angesichts des eigenen nahenden Endes die Arbeit ein Halt. Dem alten Freund Böttiger schreibt er im Januar 1821: „Freund Heyn komme früher oder später - er findet mich bereit zu folgen, ohne Murren, ohne Reue; aber auf meinem Schilde und mit den Waffen in der Hand will ich sterben wie ein braver Krieger; darum arbeite ich auch noch täglich 8-10 Stunden an meinem Schreibe Tische und leite und redigire noch 8 Journ(ale) und periodische Wercke. Sie sehen daraus, daß ich meinem literarischen Geburtshelfer Amte treu bleibe" (408). Er bereitete sich in seinem Garten zwischen den Denkmälern der Weimarer Geistesgrößen, den Büsten von Wieland, Herder, Schiller und Goethe, sein Grab neben dem seiner Frau vor. Bis zum Ende blieb Bertuch sich selbst treu, er arbeitete seinen eigenen Unternehmungen hingegeben im Glauben, daß es zum Wohle aller geschähe. Gleich weit entfernt von der Sehnsucht der Romantiker nach dem „Einssein mit dem All" und den Visionen des deutschen Idealismus von einem

neuen Menschen, ließ er sich von der praktischen Vernunft leiten. Dabei begriff er sich als ein um seine Autarkie kämpfendes Individuum, dem die Welt ein Gegenüber und der Tod ein Ende ist. Er war ein moderner Zivilisierter, wie ihn schon JeanJacques Rousseau begriffen hatte: ein im Zaum gehaltener, eindimensionaler, bürgerlicher Mensch, der Ich und Welt, wie sie vorgegeben sind, als unabänderlich hinnimmt. Ohne zu hinterfragen, schien ihm gewiß, daß zweckhafte Vernunft Fortschritt in Richtung von Wohlstand und Freiheit herbeizaubern würde. Er selbst hatte aus der Armut herausgefunden und war kein Fürstenknecht geworden. Weiter abzuheben, war ihm nicht vergönnt. Wenn sein lineares Denken in Zweck und Nutzen auch eindimensional blieb, so suchte sich sein lebendiges, in Schach gehaltenes Selbst doch Wege ins Grenzenlose, ins verdrängte Draußen. Bertuch fand diese wie viele seiner Zeitgenossen in der Liebe und in der Natur. Die auf Selbstverwirklichung verzichtende, hingebend liebende Frau symbolisierte ihm die Ganzheit und unendliche Tiefe der eigenen verschlossenen Seele, sie machte „sein Leben erst zum Leben" (vgl. 189). Das erklärt die tiefe Trauer, die er nach ihrem Tode empfand. In der Natur suchte er das Zyklische und Überdauernde. Das erklärt uns die beinahe besessene Liebe vor allem zur Pflanzenwelt und insbesondere zu den „geliebten Bäumen", die er „ahndungsvoll gepflanzt" hatte (409). Aber selbst da, wo er sich weitete, blieb er vernunftgesteuert. Liebe als Leidenschaft und Natur als Wildnis blieben ihm ebenso fremd wie abgehobener Schönheitsdurst. Sein Streben war auf Sicherheit gerichtet. Entkräftet starb Bertuch am 6. April 1822. Goethe hatte an der Grabrede, die der Kanzler von Müller hielt, entscheidend mitformuliert (410). „Denn es strebt der bessere Mensch mitten im Wechsel des Irdischen ein Bleibendes zu ergreifen, ein Ewiges festzuhalten; um die Urne seiner Geliebten schlingt er den Kranz der Unsterblichkeit (...), unter den Blumen und Sträuchern, die er mit zarter Liebe und Sorgfalt gepflegt, (...) hatte er sich längst die friedliche Ruhestätte bereitet." Gewürdigt wurde — zwischen die beiden Unendlichkeiten Liebe und Natur, die in Grabstätten zum Vorschein kommen, gestellt — die rastlose Tätigkeit eines einzelnen, ehemals unbemittelten Mannes („nicht etwa durch ein Gemeinwesen oder durch Hilfe reichen Erbteils" war er etwas geworden) von überragender Willens- und Tatkraft, der es für sich und

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andere zu etwas gebracht hatte: „Diese freien weiten Gartenräume (...), jene hohen stattlichen Gebäude, umsichtig verbundene Werkstätten, in denen Hunderte unserer Mitbürger nützlichste Ausbildung ihrer Kräfte und gesicherten Lebensunterhalt finden (...). Und von wie kleinen Anfängen ging das Alles aus, welche Schwierigkeiten mußten überwunden, welche feindlichen Gegenwirkungen bekämpft werden!" Auch Bertuchs fundamentales Interesse am wissenschaftlichen Fortschritt und an nationalen Belangen finden Würdigung: „(...) jeden neuen Lebenskeim im Gebiete des Wissens verstand er aufs Zweckmäßigste auszubilden (...). Wie blitzte sein heiteres Auge noch im Greisenalter auf, wenn er neue nützliche Entdeckungen vernahm oder wenn es Förderung und Beratung vaterländischer Wohlfahrt galt!" So läßt Goethe — denn vom Kanzler Müller stammten diese aufs Wesentliche zielenden Worte gewiß nicht — nach Bertuchs Lebensende eine bürgerliche Persönlichkeitsstruktur zum Vorschein kommen, die er für lange Zeit das Schicksal der Menschheit steuern sieht, zumindest für das ganze 19. Jahrhundert. Für die künftige Machtelite blieb auch die Armut — diese Wildnis innerhalb der menschlichen Gesellschaft - ein verdrängtes Draußen.

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Bertuchs Werke (Auswahl)

Dichtung

Lyrik Vorbemerkung Wes Geistes Kind ein Mensch war, läßt sich vor allem an seinen hinterlassenen Werken erkennen. Friedrich Justin Bertuch trat zunächst mit D i c h t u n g e n und U b e r s e t z u n g e n hervor.Nach seinem Eintritt in den Staatsdienst 1775 und als er selbst Verleger war, bevorzugte er als Verfasser S a c h l i t e r a t u r . Auf seine h e r a u s g e g e b e n e n W e r k e bzw. solche, die er mitgegründet hatte, übte er inhaltlich oft unmittelbaren Einfluß aus und trat darin auch als Autor in Erscheinung. In den folgenden Abschnitten sollen, ohne Anspruch auf literaturwissenschaftlich fundierte Textkritik, Publikationen vorgestellt werden, die für Bertuchs literarisches Wirken bezeichnend sind. Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung der Bertuchschen Werke. Um daran interessierten Lesern die Suche zu erleichtern, wird die jeweilige Bibliothek angegeben, deren Exemplar in dieser Veröffendichung benutzt wurde. So manche Publikation Bertuchs war unauffindbar oder nicht zugänglich. Das erklärt die Unvollständigkeit der getroffenen Auswahl aber nur zum Teil. Die Fülle des noch unbearbeiteten Stoffes konnte in dem hier gesteckten Rahmen gar nicht ausgeschöpft werden, obwohl sich gerade dadurch noch tiefere Einblicke in eine Epoche hätten ableiten lassen, die sich im Umbruch befand und das moderne Weltbild bis heute geprägt hat Die nachfolgend besprochenen Werke und der der Bibliographie vorangestellte Werkkatalog enthalten, von einer Ausnahme abgesehen, nur Titel, die entliehen und durchgesehen werden konnten. Das trifft auch auf die zum Vergleich herangezogenen Werke fremder Autoren außerhalb des Bertuchschen Wirkungsbereiches zu (411).

I. (Friedrich Justin Bertuch und andere:) Copien fiir meine Freunde. (Altenburg: Richter?) 1771. 134 S. Oktav. (Benutztes Exemplar: Universitätsbibliothek Jena.) Der vorliegende Sammelband gilt als Bertuchs erste Veröffendichung. Er enthält nach einem Vorwort im ersten Teil Lyrik, Romanzen in Versform (darunter „Romanze, an Augusten, fürs Ciavier". S. 27-30) und in Prosa, eine „Paraphrase der eilften Ode des Anacreon" (S. 42), „Die Erfindung der Zeichenkunst. Ein prosaisch Gedicht in drey Gesängen" (nach Sandrart S. 43-61) und eine Ode (S. 62-67). Als zweiter Teil folgen Briefe, die meist mit Nachdichtungen in Prosa kombiniert sind: Zwei Idyllen (S. 82-103), die Reflexionen „Von der dichterischen Einbildungskraft" (S. 104-111), einen Brief an den Freund „S..." (S. 112-118) und „Ueber Sappho und Anacreon" (S. 119-134). In der Vorrede beruft sich der Autor auf Horaz, der „den meisten meiner Scherze die Geburtstagshülfe geleistet" hat. Bertuch lehnt sich in Inhalt und Form an die Rokokodichtung, vor allem an die Anakreontiker, an und bewegt sich, je nachdem

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tändelnd oder hymnisch und immer ums Geistreiche bemüht, in der antikisierenden Manier der Zeit. Der Lyrik fehlt jede Dichte: „Denn jüngst, als mich der Liebe Qual / Noch spät zu Chloen trieb, / zu Chloen, die sonst allemal / Kalt für die Liebe blieb,/ Da hat sie mich, — Dank sey dirs, Nacht, / Zum erstenmal geküßt; / Nun sag mir, Freund, ob nicht die Nacht / Auch unsre Freundin Ist?" („Die Nacht". S. 9f.) Von solchen Reimen hebt sich u. a. das „Lied eines jungen Barden" (S. 20ff.) ab, das sich in der germanischen Götterwelt bewegt, auf andere Vorbilder verweist und wohl von einem anderen Autor ist. In den Briefen wird langatmig vorzugsweise über antike Dichtung, die in Prosa nachempfunden und ausschnittweise wiedergegeben wird, reflektiert. Da sich darin der Autor mit „ B " bezeichnet, dürfen wir annehmen, daß es sich um Bertuch handelt. Für uns ist der dritte Brief „Mein bester S..." (S. 112ff.), der recht persönlich ist, aufschlußreich. Es ist von einem „Lottchen" die Rede, die den Autor mit Gesang von seiner Hypochondrie zu befreien weiß. „Kein Lied, keine zärtliche Idylle, keine burleske Romanze will mir mehr glücken (...), will nichts als philosophiren" (S. 114). Dann spricht Bertuch von dem Entwurf seines Lebensplans, der je nach dem Grundtemperament eines Menschen verschieden ausfällt. „Ich denke mir einen Menschen, (aber, leider! muß ich ihn mir nur denken) dem das Schicksal die völlige Freyheit gegeben hätte, sich, ohne Rücksicht auf alle äußere Gegenstände, sondern ganz nach seinem Ideal, den Plan seiner künftigen Lebensart zu entwerfen" (S. 115); „als Sklav seines Temperaments" (S. 117) würde sich der „Sanguineus" ein heiteres, schmerzloses Leben wünschen, dem „Cholerico" würde Cäsar und ein vor ihm „im Staube liegendes Volk" das Modell sein, und der „Melancholicus" wäre ein reicher Geizhals. Für sich selbst - und er wiederholt, wenn „das Schicksal mir Freyheit gelassen hätte" (S. 117) - denkt er sich einen „reizenden Plan", den er nicht näher beschreibt und der „leider! nur ein frommer Wunsch ist. —" (S. 118) Daß Bertuch sich in jener Zeit seiner Hauslehrertätigkeit mit einem ausgeklügelten Lebensplan befaßt hatte und die Weichen für seine Zukunft berechnend zu stellen begann, war nach allem, was er dann realisierte, zu vermuten. Hier wird es greifbar, daß ihn nach seinem Selbstverständnis äußere Notwendigkeiten auf seine Bahn gebracht hatten, auch auf die des Dichters; denn von poetischer Kraft und Kreativität ist in seinem ersten Werk nichts zu spüren.

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II. (Friedrich Justin Bertuch:) Wiegerdiederchen an die kleine Gräfinn von G. Altenburg: Richter 1772. Bertuch ließ seine „Wiegenliederchen an die kleine Gräfinn von G.", die uns nicht zugänglich waren, anonym erscheinen. Einer dieser Verse war bis ins 20. Jahrhundert hinein in vieler Munde: „Ein junges Lämmgen, weiss wie Schnee, / Gieng einst mit auf die Weyde, / Und sprang muthwillig in dem Klee / Mit ausgelassner Freude." Vorbild für die Wiegenlieder war die deutsche Rokokodichtung von Christoph Martin Wieland (1733-1813) und Christian Felix Weiße (1726-1804). Insbesondere orientierte sich Bertuch an den Kinderliedern von Weiße, der mit seiner gefällig moralisierenden Zeitschrift „Der Kinderfreund" einen großen Leserkreis erfreute. Zwei Lieder sind Umarbeitungen nach dem Spanier Villegas und nach Catull. Im Prolog brachte Bertuch Komplimente an Wieland unter. Begründete Aussicht auf das Wohlwollen beider Dichter durfte er schon deshalb hegen, weil diese zu veralten begannen und eher daraufgefaßt waren, von der nachfolgenden Generation herb kritisiert zu werden. Bertuchs Briefwechsel mit Wieland ist im Weimarer Archiv ab 1772, mit Weiße ab 1771 nachweisbar. Beide Dichter schränkten ihren Enthusiasmus für das neue Talent später allerdings ein. Der 25jährige Bertuch startete seine dichterische Laufbahn als ein Konservativer. Er hatte als Poet weder mit dem Sturm und Drang noch — trotz seiner Freundschaft zu Boie — mit dem patriotisch eingestimmten Göttinger „Hain", in dem sich ein studentischer Kreis gerade von der französisierenden, empfindsamen oder aufklärerischen Poesie befreite, etwas zu tun. Das kritische Publikum, naturgemäß eine Minderheit, beurteilte die Wiegenliederchen weniger positiv als die beiden Mentoren. Der Rezensent der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek" (412) beginnt mit Tibulls „Est nobis voluisse satis" („Es genügt uns, gewollt zu haben") und fährt fort: „Gewollt hat der V. freylich wohl gute Gedichte machen; (...) so seys daran genug! Aber geworden sind sies gewiss nicht; und taugen auch darum nicht einmal zu Wiegenliedern, weil die Verse so hart und holpricht sind, dass sie (...) das arme Kind aus dem Schlafe wecken werden." Es gelang Bertuch dennoch, sie mehrfach unterzubringen. Das Lämmlein taucht in Campes „Kleiner Kinderbibliothek" (vgl. Bertuchs Leben. Der Her-

ausgeber und Verleger) auf, und vertont wurden die Verse vom Freund Ernst Wilhelm Wolf herausgegeben, worauf wir im folgenden eingehen.

III. Ernst Wilhelm Wolf (u. Friedrich Justin Bertuch): Wiegenliederchen fiir deutsche Ammen, mit Melodien begleitet von Ernst Wilhelm Wolf, Herzoglich SachsenWeimarischem Capellmeister. (Text von Friedrich Justin Bertuch.) Riga: Johann Friedrich Hartknoch 1775. 23 S. mit Notenst. Oktav. (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Ernst Wilhelm Wolf (1735-1792), mit dem Bertuch seit seiner Rückkehr nach Weimar (1773) befreundet war, vertonte die „Wiegenliederchen" (10 Gedichte). Ob die Verse in Zahl und Reihenfolge der Ausgabe von 1772 entsprechen, konnte nicht ermittelt werden. In der „Nachricht", die Wolf seinem Liederheft voranstellt, wird auf Bertuch als Verfasser und auf dessen Altenburger Veröffentlichung ausdrücklich hingewiesen. Das vorliegende Liederbuch zeigt die Melodien auf der linken, die Texte auf der rechten Buchseite. Wolf will sein kleines Werk wegen der gefällig moralisierenden Verse als Beitrag zur pädagogischen Literatur der Zeit gewertet wissen. Bertuch folgte nicht nur seinem Vorbild Weiße, sondern den Bemühungen vieler Pädagogen des Zeitalters, die sich auf diese Weise um eine weitgehend säkularisierte Erziehung zur Sittlichkeit bemühten. Wolf sagt: „Immer leichter behält das Kind eine Warnung, oder Moral, wenn man sie unter einem leichten gefallenden Bilde mit in die Seele flößt. Ich glaubte dieß bey gegenwärtigen Liederchen zu finden; wenn sie durch einige kleine Veränderungen allgemeiner gemacht würden. Vielleicht, dachte ich, geben sie, mit leichten Melodien begleitet, einen angenehmen Beytrag zu unsern Erziehungsschriften (...)". Es handelt sich bei Bertuchs zehn Gedichten um meist vierzeilige Verse von drei bis sieben Strophen. Die Titel sind einfach und oft an eine „Lilly" (wohl die kleine Gräfin) gerichtet: „Die Kindheit", „An den Schlaf", „Der Schmetterling", „Die Rose", „An die Schutzgeister", „Die milchweiße

Maus", „Das Lämmchen", „Das Wiegenband", „Das Vogelnest" und „Die Taube". Die Erziehung zur Sittlichkeit hält sich in Grenzen und bleibt meist auf die letzte Strophe beschränkt. Der schöne Schmetterling gibt Anlaß zu der Belehrung, sich mit Verdiensten statt mit äußerem Putz zu schmücken (S. 9). Das junge Röschen symbolisiert kindliche Unschuld, die man sich bewahren muß (S. 11). Auch das unvorsichtig über Stock und Stein springende Lämmchen dient zur Warnung: „O lieben, muntern Kinder! schreibt / Tief in die jungen Herzen: / 'Die Freuden, die man übertreibt, / 'Die Freuden werden Schmerzen.'" (S. 17) Bei allem nostalgischen Reiz lesen sich Bertuchs Verse in der Tat, wie der zeitgenössische Kritiker sagte, holperig, lyrische Kreativität war Bertuch nicht gegeben. „Kind! nicht von ungefähr umschlingt / Dich itzt das Wiegenband. / So eng zog es nur vorsichtsvoll / Um dich der Amme Hand" („Das Wiegenband", S. 19). Wie in dieser Strophe findet auch in den anderen Gedichten die einschränkende und einengende, auf Sicherheit und Vorsicht hinauslaufende bürgerliche Erziehung und Moral bezeichnenden Ausdruck.

IV. (Friedrich Justin Bertuch:) Das Mährchen vom Bilboquet. Altenburg: Richter 1772. 4 0 S. mit Kupierst. Oktav. (Benutztes Exemplar: Bibliothek der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.) Eine ironisch-komische Romanze legte Bertuch mit seinem „Mährchen vom Bilboquet" vor. Der kleine Oktavband ist von reizender Aufmachung. Gestochene Vignetten, die die spielerische Welt der Amoretten zum Inhalt haben, verleihen ihm einen gefälligen Zauber. Was die Verse betrifft, greift Bertuch im Prolog vorsichtshalber zur Selbstironie. „(...) Ist's gut, so schläfert's ein, und hat / Die beste Wirkung für den Kranken. — / Ihr gähnet schon? — 0 bravo! das ist schön! / Kaum kann ich mich genug bedanken. / So bald, und zum Prolog, hätt ich mirs nicht versehn. / Nur hin aufs Canapee, — und nun? — / Nichts mehr, — ich wünsche wohl zu ruhn." Dann folgt, in gleicher Gedichtform, eine Liebesgeschichte, die Zeus höchstpersönlich eingefädelt hat. Er läßt Merkur in Paris unter anderem ein Bilboquet (das ist ein Kugelfanger) einkaufen, der Amor instand setzt, die Tochter 101

des edlen Don Rodrigo mit Don Ramirez von Salamanca zusammenzuführen. Stilistische Vorbilder waren für Bertuch in diesem Fall Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) und Daniel Schiebeier (1741-1771) mit ihren launigen Rokokoromanzen. Der Rezensent der Allgemeinen Deutschen Bibliothek (413) bescheinigt dem Verfasser nicht nur die einschläfernde Wirkung, sondern auch den übernommenen Romanzenton, „und wann er künftig seiner launenhaften Sprache mehr Erfindung und bessern Stoff unterlegt, so kann er uns Schieblern wieder ersetzen." Schiebeier war gerade erst, noch jung, gestorben. Er hatte u. a. in Göttingen studiert, sprach spanisch und befaßte sich mit Cervantes „Don Quijote", wahrscheinlich gab es über Boie einen Draht zwischen ihm und Bertuch.

V. Friedrich Justin Bertuch: Der Sprödenspiegel oder Theobald und Laurette. Th. I. In: Der Teutsche Merkur. Des Siebenten Bandes Erstes Stück. Julius 1774. Th. II. (Dass. ...) Drittes Stück. September 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. St. 1. S. 5-34. St. 3. S. 268-286. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Der Sprödenspiegel von Bertuch, in 184 vierzeiligen Versen wielandisierend abgefaßt, handelt vom edlen Ritter Theobald und seiner kaltherzigen Dame Laurette. In drei Gesängen läuft ein Seelenund Schauerdrama mit Happy-End ab. Das Werk erschien in zwei Nummern des Merkur, an spannender Stelle durch „Fortsetzung folgt" unterbrochen, und ist mit „B-ch." unterzeichnet. Im ersten Gesang wird zuerst Theobalds heiße Liebe, dann angesichts der Hartherzigkeit der Angebeteten seine kalte Wut geschildert. Um seine Schmerzen zu vergessen, will Theobald in ein fernes Land reiten, gelangt aber nur in einen nahegelegenen Wald. Der zweite Gesang beschreibt seine tiefe Melancholie, aus der ihn eines Freitags ein Abenteuer herausreißt. Nackt und schön springt ihm eine von zwei Hunden und einem Reiter gehetzte junge Frau entgegen. „Herr Theobald, den Ritterpflicht / Zu Jungfraun-Schutz bestimmte, / Ersah' sobald nicht die Geschieht, / Als er vor Zorn ergrimmte." 102

(Th. I. S. 29) Doch der fremde Ritter belehrt ihn, daß es ihm mit diesem Weibe wie jenem mit Laurette ergangen sei und daß er sich ihretwegen entleibt habe. „Nur kurz war ihr Triumph; denn bald / Nach mir starb auch die Spröde, / Und ward verdammt, daß hier im Wald' / Ich immerfort sie tödte." (Th. I. S. 32) Darauf vollzieht er die Hinrichtung, Ritter Theobald erstarrt, Fortsetzung folgt. Im dritten Gesang stellt sich unser Ritter als hoffnungsfroh dar, es war ihm eine Idee gekommen. Eines Freitags bereitet er für seine ritterlichen Freunde und die Damen, darunter Laurette, ein Bankett im Walde vor. Alsbald erscheint das arme Mädchen händeringend und wird umgebracht. Alle entsetzen sich, insbesondere Laurette, der das Gewissen mächtig schlägt. Sie geht in sich und gibt ihrem Theobald Herz und Hand. „Dieß war das frohe Ende dann / Von unsers Ritters Schmause. / Beglückt zog er als Bräutigam, / Und sie als Braut nach Hause." (Th. II. S. 286) Dieser arg heruntergeleierten Geschichte gibt es nichts hinzuzufügen.

VI. Friedrich Justin Bertuch: An Fanny und Nänie, auf ein zerbrochenes PastellGemählde. An das Frl. v. G. In: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1774. Des Sechsten Bandes Erstes Stück. April 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774.1. Poesien. S. 5-6 u. 7-8. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) In launiger Rokoko-Manier schmiedet Bertuch seine Verse. „An Fanny" hat fünf vierzeilige Strophen, „Nänie" sechs. Zwei Kostproben mögen genügen: „Sieh' Fanny, an der Rose hier / Zween klare Tropfen hängen; / Sieh' wie sie sympathetisch sich / Zu ihrem Busen drängen." (S. 5) „Weint Musen, Grazien und Amoretten, / Nanettens Bild — ist hin! 0 weinet mit, Sylphiden, Zephyretten, / Das schöne Bild ist hin!" (S. 8) Die Gedichte sind mit „B-ch." unterzeichnet.

VII. Friedrich Justin Bertuch: An eine Quelle und Daphnis, an den Schlaf. In: Der Teutsche Merkur. Des Siebenten Bandes Zweytes Stück. August 1774. (Hrsg. von

Christoph Martin Wieland.) Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. I. S. 138-140 u. 140-141. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Bertuchs Gedicht „An eine Quelle", das aus neun vierzeiligen Strophen besteht, merkt man das Geschmiedete und Gewerkelte an. Es leidet wie alle seine Verse an der Flachheit der Bildersprache. Aber in den einfach gebauten Reimen kommt doch ein inniges, echt empfundenes Naturgefühl zum Vorschein. „Du rieselst, liebe kleine Quelle, / Noch immer von der Felsenwand / Herab? Und die krystallne Welle / Wäscht deines Beckens Silbersand?" (S. 138) „Daphnis, an den Schlaf entstand nach „einem Gemälde des Boucher, in welchem ein Mädchen an der Brust eines jungen Menschen, unter einem blühenden Baum, schläft." (S. 140) Das Gedicht ist an eine Lally gerichtet. In sechs vierzeiligen Versen trifft Bertuch nicht ohne Witz einen zärtlich-tändelnden Ton. „Schlage sanfter zärtlich Herze, / Klopfe stiller, sympathetisch Blut, / Da, umflattert von der Schaar der Scherze, / Lally jetzt an meinem Busen ruht." (S. 141) Wenn Bertuch auch im Dilettantismus stecken blieb und wir seinen Mangel an Originalität zu beklagen haben, so rühren doch die Empfindsamkeit und die offenbare Freude am Reimen. Beide Gedichte sind mit „B-ch." unterzeichnet

VIII. Friedrich Justin Bertuch: Geist der Liebe. In: Der Teutsche Merkur vom Jahr 1 777. (...) Erstes Vierteljahr. Januar 1777. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: (Verlag der Gesellschaft) 1777. S. 20. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Anstelle der üblichen Vierzeiler wählte Bertuch (der auch hier mit „B-ch." unterzeichnet) für sein Gedicht „Geist der Liebe" einen differenzierteren Aufbau. Drei Verse werden aus je drei, vier und sechs Zeilen gebildet. Das Gedicht beginnt mit dem Geist der Liebe im Kosmischen, besingt dann die Natur als Tier- und Pflanzenwelt und endet bei ei-

nem Mädchen, das „ein Veilchen auf der Wiese stand" singt. Hier kommt ein profanisierter theologischer Zug der Aufklärung zum Vorschein, der das Göttliche in der Natur suchte. Mit diesem Gedicht endete Bertuchs Laufbahn als professioneller Lyriker. Nur gelegendich widmete er sich auch später noch der Dichtkunst (vgl. Bertuchs Leben. Der freie Schriftsteller).

Dramen, Libretti

IX. Friedrich Justin Bertuch: Scipio, ein heroisches Pantomim-Ballet. In: Der Teutsche Merkur, des dritten Bandes Zweytes Stück. Augustus 1773. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: Verlag der Gesellschaft 1773. VII. S. 202-208. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Der junge freie Schriftsteller Bertuch mußte sehen, wie er am Hofe Fuß fassen konnte. Unterstützt von Wieland und von seinen Freunden vom Theater (u. a. Abel Seyler) ermutigt, schrieb er mehrere dramatische Dichtungen. Die Werke deutscher Autoren zu fördern, gehörte zu den Ambitionen der Herzogin, und junge Talente waren bei entsprechender Empfehlung hochwillkommen. Wir können davon ausgehen, daß Bertuch weniger aus künsderischem Antrieb seine Dramen und Libretti schrieb, als vielmehr um seines Fortkommens willen die sich ihm bietenden Chancen wahrzunehmen gezwungen war. „Scipio" wurde für ein höfisches Publikum geschrieben. Held des Balletts ist Scipio Africanus, der 24jährig für Rom Neukarthago in Spanien erobert hatte. Unter seinen Gefangenen befindet sich eine überaus schöne Dame von guter Geburt, die mit einem gleichfalls gefangenen keltisch-iberischen Prinzen verlobt ist. Der Römer schenkt diesem die Braut und beiden die Freiheit. Von den beglückten Eltern angebotene Geschenke schlägt Scipio aus, aber weiter bedrängt, gibt er die Präsente dem jungen Paar als Morgengabe. „Diese heldenmüthige Mäßigung macht einen Scipio nicht weniger glänzend, als seine größten Siege und unsterblichen Thaten" (S. 203). Die Szenen werden in zwei Aufzügen knapp, platt und derartig pauschal beschrie-

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ben, daß den Schauspielern der denkbar größte mimische Freiraum bleibt. Alles ist vom Edelsten: „Sein Herz schwankt. Er fühlt die Gefahr der Verführung, die ihm süsse Reize drohen; und doch — widerspricht sein heißes jugendliches Blut der Stimme der Vernunft", die natürlich siegt ( S. 204)-. Das war hoffähig. Anläßlich des Geburtstages des Prinzen Konstantin (18. 9.) wurde das Ballett am Weimarer Theater 1773 aufgeführt. Unterzeichnet ist „Scipio" mit „B.".

X. Friedrich Justin Bertuch: Polyxena. Ein lyrisches Monodrama. In: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1774. Des Achten Bandes Erstes Stück. October 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. S. 64-72. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Friedrich Justin Bertuch stellte mit „Polyxena" (mit „B-ch." unterzeichnet) eine Dichtung vor, die von Anton Schweitzer (1737-1787), Kapellmeister der Seylerschen Truppe, vertont wurde und für das Weimarer Theater bestimmt war. 1776 erschien ein Sonderdruck, 1793 eine neue Auflage, was auf eine gewisse Nachfrage hinweist (414). Polyxena war die schöne Tochter des Königs Priamos von Troja und der Hecuba. Sie und Achill liebten einander, und der Vater war, wenn auch nur aus politischen Gründen — um den Preis des Friedens mit den Griechen —, mit der Vermählung einverstanden, die im Tempel des Apoll stattfand. Paris, Polyxenas Bruder, tötete den Achill, worüber die Braut untröstlich war. Als der Vater sie nun mit Menelaos vermählen wollte, floh sie zu Achills Grab und endeibte sich. Dieses letzte Ereignis ist Bertuchs Thema, das er ergreifend in einem erfreulich kurzen Monolog darzustellen bemüht war. Seine Verse sind wie üblich ohne Dichte und bleiben banal: „Wo find ich dich, geliebte Asche? / In welchem Hayn? Auf welcher Flur? / Auf daß ich dich, wie ich es schwur, / Mit treuer Liebe Thränen wasche" (S. 67). Mit diesem Melodram trat Bertuch „mit Wieland in die Schranken, dessen Singspiele sich damals vieler Gunst zu erfreuen hatten" (Döring. 415). Der Schloßbrand im Mai 1774 zerstörte so manche „angenehme Hoffnungen auf die weimarische

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Bühne (...), die nun auf einmal verschwunden war" (Bode. 416), auch „Polyxena" konnte nicht mehr aufgeführt werden, Bertuch blieb nur der literarische Ruhm.

XI. (Friedrich Justin Bertuch:) Elfride. Trauerspiel in drey Aufzügen. Zum erstenmal aufgefiihrt auf dem Hoftheater zu Weimar, am 4ten Sept. 1773. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1778. 96 S. Oktav. (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Mit dem Trauerspiel „Elfride" erntete Bertuch als Bühnenautor seinen größten Erfolg. Das literarisch unbedeutende Stück traf den Geschmack eines Publikums, auf dessen Beifall es ihm ankam. Der Stoff war keine eigene Erfindung. In seinem Vorwort „Dem Leser" (dat. 29. 4. 1775) sagt Bertuch, daß er ihn zwar David Hume's Geschichte von England entnommen, sich aber dichterische Freiheiten erlaubt habe. Selbst darin konnte er auf ein Vorbild zurückgreifen, 20 Jahre zuvor hatte William Mason, der gleichfalls genannt wird, dasselbe getan (417). Die Tragödie spielt um 950. König Edgar von England will die schöne und reiche Tochter des Grafen Olgar heiraten. Sein Vertrauter, Graf Atelwold, soll die Verbindung knüpfen. Aber Atelwold verliebt sich über alle Maßen in die junge Grafentochter, schildert sie dem König als äußerst häßlich und heiratet sie selbst Als Grund für die Heirat gibt er den Reichtum der Braut an. Um sie vor den Augen des Königs zu verbergen, schiebt er die angebliche Häßlichkeit seiner Frau vor, die ein Erscheinen am Hofe unmöglich mache. Aber sein Feind Dunstan, Abt von Glastenbury, deckt — wobei er den Ehrgeiz von Atelwolds Schwiegervater Graf Olgar weckt — die List auf. Es kommt zum Zweikampf mit dem König, Atelwold stirbt, und Elfride tötet sich neben der Leiche des Gemahls. Dieser letzte Auftritt der Heldin findet ohne Worte statt: „Da sie ihren Gemahl erblickt, prallt sie erschrokken zurück. Sie fallt auf ihn, umarmt ihn nochmals, reißt sich aber wieder los. In der äußersten Verzweiflung irrt sie nochmals im Zimmer umher. Sie kommt wieder an das Ruhebett, und bleibt tiefsinnig stehen. Nun zieht sie den Dolch, den sie Atelwolden aus der Hand riß, hervor, betrachtet

ihn lächelnd, küßt ihn mit Inbrunst, blickt seufzend gen Himmel, und ersticht sich. Sie sinkt am Bette nieder, der Dolch fällt zu ihren Füßen hin" (2. Aufzug, 11. Auftritt. S. 95). Kritisch gesehen schier ungenießbar sind nicht nur die Dialoge — eine eingeschobene Ballade, die Elfride „mit äußerst sanfter Begleitung des Orchesters" singt (1. Aufzug, 5. Auftritt, Ausgabe von 1789. 418) und die ebenso tragisch wie das Stück endet, mutet uns geradezu komisch an: „Nun hat sie Busen voll und Schoos, / Und ach! nun ward ihr Schmerz zu groß; / Sie goß die liebe Bürd' hinab; / Liegt, sprach sie, seyd mein sanftes Grab! / und sank dahin — ein stilles Ach, / voll Lieb' und Leid, ihr Herz zerbrach." In dieser gefühlsaufwendigen Tragödie traten acht Personen in zwei Aufzügen auf. Die Seylersche Gesellschaft bemühte sich um „altbrittische Kleidung" (Vorwort). Die Rolle des Grafen Olgar war für Konrad Ekhof (1720-1778), den bedeutendsten Schauspieler der Truppe, bestimmt. Die Uraufführung fand auf der Weimarer Bühne anläßlich des Geburtstages des Erbprinzen statt und fand den Beifall der Zuschauer. Wieland, dem Bertuch letzdich diesen Einstieg ins Hoftheater zu verdanken hatte, war entzückt. Er schrieb dem Freiherrn von Gebler nach Wien, das Drama — „ein wahres Meisterstück" (419) — auf der k. k. Bühne aufführen zu lassen. Weiße reagierte kritischer: „Die Sprache (...) bedarf noch zuviel Verbesserung. (...) Die Leidenschaft ergießt sich sehr in Worten (...)" (420). „Elfride" wurde häufig auch außerhalb Weimars aufgeführt. Um 1826 gehörte das Stück offenbar noch zum Repertoire mehrerer deutscher Bühnen. Der Zeitgenosse Heinrich Döring nennt Darmstadt, Prag und Danzig, wo er das Drama selbst (um 1802) gesehen habe (421). Bertuch ließ die Tragödie mehrfach drucken, zum erstenmal 1775 (422). 1789 erschien eine Neubearbeitung (Berlin, Königl. Preuß. Akadem. Kunst- u. Buchhandlung). Im erweiterten Vorwort wird auf einen 15jährigen Erfolg des Stückes „auf unsren teutschen Bühnen" hingewiesen. Mit der Überarbeitung wollte Bertuch seinem Werk „möglichste Vollendung" geben, wozu auch eine sanftere Musik als üblich beitragen sollte. Diese stammte von Edeling, der Klavierauszugerschien gleichfalls 1789 in Berlin. Eine holländische Übersetzung erschien 1778 in Amsterdam (423). Bertuchs gesellschaftliche und literarische Position wurde durch die erfolgreiche Aufführung dieses Stückes gefestigt, am Hof war er seitdem akzeptiert.

Übersetzungen

XII. (José Francisco de Isla:) Geschichte des berühmten Predigers Bruder Gerundio von Campazas sonst Gerundio Zotes in zwey Bänden. Aus dem Englischen. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1. 2. Leipzig: Engelhard Benjamin Schwickert 1773. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main.) Bertuch war während seiner Hauslehrertätigkeit von seinem Dienstherrn, dem Freiherrn Ludwig Heinrich Bachoff von Echt, auf die spanische Literatur aufmerksam gemacht worden (vgl. Bertuchs Leben. Hofmeister Bertuch). Er erlernte in kurzer Zeit unter äußerster Anspannung seiner Kräfte die spanische Sprache und hatte Gelegenheit, sich in der reichhaltigen Bibliothek des Freiherrn Einblick in die iberischen Werke zu verschaffen. Dabei wurde ihm klar, daß die spanische und portugiesische Literatur im Gegensatz zur französischen, englischen und italienischen in Deutschland noch weitgehend unbekannt war. Er erkannte, daß für Weltliteratur ein breites Interesse bestand und ein entsprechender Absatz auch für ins Deutsche übersetzte spanische Werke zu erwarten war. Systematisch begann er diese Marktlücke zu füllen. Bei aller fragwürdigen Qualität haben seine Übersetzungen entscheidend zur Verbreitung der spanischen Literatur in Deutschland beigetragen und Anstöße für authentischere Übersetzungen gegeben. Bertuch selbst gelangte darüber zum ersehnten Wohlstand. 1773 trat er mit seiner ersten umfangreichen Übersetzung, der „Geschichte des berühmten Predigers Bruder Gerundio von Campazas (...)" (fast 800 Seiten) an die Öffentlichkeit. Er arbeitete zu dieser Zeit schon länger an der Übersetzung des „Don Quijote", zum Teil unmittelbar aus dem Spanischen. Mit Bruder Gerundio machte er es sich leichter, er benutzte eine englische Ausgabe, offenbar stand ihm eine spanische gar nicht zur Verfügung. José Francisco de Isla (1703-1781. Pseudonym: Salazar) hatte sein Meisterwerk „Fray Gerundio" 1758 in drei Bänden (verkürzt) veröffentlicht. Er war Jesuit, verließ seinen Orden und schrieb sein Buch im Einverständnis mit der Inquisition als

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brillante Satire auf die spanischen Kanzelredner und gewisse Zustände innerhalb der Kirche. Auf Betreiben einiger Bischöfe fiel er dann doch der Zensur zum Opfer und konnte den zweiten Teil des Werks in Spanien nicht mehr veröffentlichen. Durch die Einziehung der gedrucken Exemplare waren die in Spanien bereits veröffendichten Bände rar geworden. Ein Freund brachte ein Exemplar und das Manuskript des zweiten Teils nach England, wo es übersetzt wurde. Mit diesen Informationen rechtfertigt Bertuch im Vorwort zum ersten Band, eine englische Vorlage statt des spanischen Originals benutzt zu haben. Er kannte wohl nur spanische Leseproben aus England, die er mit der englischen Ubersetzung verglich und fiir gut befand: „(...) so hat der Engländer treu, und wo es das Genie seiner Sprache litte, auch wörtlich übersetzt Ich halte diese kleine Anmerkung für nöthig, um bey meinen Lesern einer ungünstigen Meinung (...) zuvorzukommen" (S. Vllf.). Den von englischen Ubersetzern vorgenommenen Kürzungen fügte er weitere hinzu. Döring weiß zu berichten, daß Wieland ihn zu dieser Arbeit angeregt und der freiherrliche Kammerdiener ihn durch seine Kenntnisse spanischer und insbesondere klösterlicher Sitten unterstützt habe (424). Döring erwähnt eine neue Ausgabe des übersetzten Romans von 1777, offenbar fand das Werk gute Aufnahme.

ne Ubersetzung stellt einen kleinen Auszug aus den „Cantilenas" dieses Gedichtbandes dar. Am Ende zitiert er in seiner Einführung Velasquez' Urteil über Villegas' Verse: „Man bewundert in seinen Gedichten den Geist des Horaz, die Lieblichkeit des Anakreon, die Feinheit des Tibull, die Urbanität des Properz, und den Genie des Theokrit, die Natur nach dem Leben zu schildern" (S. 241). Trotzdem traut sich Bertuch mit seinen frisch erworbenen Spanischkenntnissen an die Übersetzung heran, wenn auch nur in Prosa, „um ihnen nicht gar zu viel zu rauben" (S. 241). Das gelang ihm trotzdem. Er wählte 25 Lieder aus, die vom Geist und der Schönheit des Originals wenig ahnen lassen. Weiße fand sie „nicht unangenehm" (425). Ihr Verdienst ist, ein größeres Publikum mit ihrer Existenz vertraut gemacht zu haben.

XIV. Miguel d e Cervantes S a a v e d r a : Leben

und Thaten des weisen Junkers xote von Mancha.

Don

Neue Ausgabe,

Urschriffi des Cervantes,

nebst der

Qui-

aus der Fortset-

zung des Avellaneda.

In sechs Bänden

Friedr.

T h . 1 - 6 . W e i m a r u.

Just. Bertuch.

von

Leipzig: Fritschische B u c h h a n d l u n g 1 7 7 5 - 7 7 . Mit Kupierst, n a c h Daniel C h o d o wiecki, g e s t v o n Daniel Berger. Oktav.

XIII. Friedrich Justin B e r t u c h :

über Don Estevan nen lyrischen schließend:

Manuel

Versuch

de Villegas,

Dichter

der Spanier.

Liederchen

des

ei-

Zweytes

Stück. Februar

1774.

Villegas. Bandes

(Hrsg. von

Christoph Martin Wieland.) Weimar: Carl L u d o l f H o f f m a n n 1 7 7 4 . IV. S. 2 3 7 - 2 4 1 u. S. 2 4 2 - 2 5 6 . Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Bertuch (unterzeichnet mit „B.-ch.") stellt seiner Übersetzung der „Liederchen des Villegas" eine Einführung voran. Er macht mit dem Dichter und seinem Werk bekannt und geht dann ausführlicher auf dessen Gedichtband „Eroticas" (1618) ein. Sei-

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1777.)

An-

D e u t s c h von Friedrich Justin Bertuch. In:

Der Teutsche Merkur. Des Fünßen

(Th. 1 / 2 . 1 7 7 5 ; T h . 3 / 4 . 1 7 7 7 ; T h . 5 / 6 .

(Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Bertuch hatte im Verlauf seiner spanischen Studien frühzeitig die Notwendigkeit einer neuen deutschen Don Quijote-Übersetzung erkannt. Als ihm sein Brotherr Freiherr Bachoff von Echt die spanische Sprache beibrachte, diente der Don Quijote als erstes Lesebuch. 1774 schrieb Bertuch an Gleim, daß er den Übersetzungsplan schon fünf Jahre zuvor, also 1769, gefaßt habe und daß er gedenke, dem Cervantes den Bettlermantel abzunehmen, „(...) in welchem er seit mehr als 26 Jahren schon in Teutschland herumzieht" (426). Mit dem Bettlermantel meinte er vielleicht eine Übersetzung von 1743 (427). Cervantes Dichtung war 1605-15 erschienen, der Ritter von der traurigen

Gestalt wurde auch in Deutschland schnell berühmt. Schon 1613 tauchte er in einem Maskenspiel in Heidelberg auf, 1617 erschien die erste deutsche Ubersetzung eines Stückes aus dem Roman nach einer französischen Vorlage (428). Die erste bedeutende deutsche Ubersetzung nach dem Original stammt von Pahsch Basteln von der Sohle (Cöthen 1621? Frankfurt und Hof-Geismar 1648 und Frankfurt 1669. 429) und umfaßte nur Kap. 1-22 und die Hälfte von Kap. 23. Ab der ersten v o l l s t ä n d i g e n deutschen Ausgabe (Genf 1682) wurden ausschließlich französische Ubersetzungen als Vorlagen verwendet. Am bekanntesten war eine anonyme Übersetzung, die 1734 in Leipzig bei Caspar Fritsch erschien (weitere Ausgaben 1753 und 1767). Gleichfalls in Leipzig erschien 1767 eine Auswahl. Die genannten Ubersetzungen (die in der angefügten Biographie genau zitiert sind) und vor allem die französischen Bearbeitungen verbreiteten die Kenntnis vom Don Quijote derartig schnell, daß schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Einfluß auf die deutsche Literatur festzustellen ist. Als Figur eines bis zur Lächerlichkeit und im Ubermaß von einer Idee besessenen Ritters taucht das Vorbild Don Quijote häufig, wenn auch nicht gerade tiefsinnig interpretiert, auf, auch in Bertuchs unmittelbarer Umgebung bei Musäus (Grandison, II) und Wieland (Don Sylvio von Rosalva). Die eigentliche Bedeutung des Romans hatten Geister wie Lessing und Lichtenberg erkannt. Da eine gewissenhafte Übertragung direkt aus dem Spanischen fehlte, konnte sich Bertuch einer großen Nachfrage sicher sein. Darin bestärkten ihn Wieland und vor allem der Weimarer Bibliothekar Ernst August Schmid, mit dem er Cervantes-Studien betrieb. Als freier Schriftsteller in Weimar (ab 1773) widmete er sich ganz der Übersetzung, die schließlich seine Zeit und Kraft fast voll in Anspruch nahm, nämlich 10 Stunden am Tag neben seiner Tätigkeit für den „Teutschen Merkur" (430). Er gab sein Werk in sechs Teilen heraus, die ersten beiden 1775, die anderen 1777 (bei Fritsch in Weimar und Leipzig). Auffallend ist die schöne Aufmachung, insbesondere durch die Illustrationen nach Chodowiecki. Auch der Verleger versprach sich guten Gewinn. Die räuberischen Nachdrucker ließen nicht lange auf sich warten, bei Schmieder in Karlsruhe erschien das Werk ab 1777 (Werkkat. Nr 14). Fritsch gab 1780 einen Neudruck der Bertuchschen Übersetzung heraus (Werkkat. Nr 13), dem der Nachdruck von Schmieder auf dem Fuße (1785. Werkkat. Nr 15)

folgte. Ein weiterer Nachdruck der Neuauflage erschien 1798 bei Haas in Wien und Prag (Werkkat. Nr 16). Wenn Bertuch auch der erste deutsche Übersetzer des gesamten Don Quijote war, der sich am Original orientierte, so erlaubte er sich doch tiefe Eingriffe in das Werk. In seiner Einleitung übt er Kritik an Cervantes „langen Episoden und eingestreueten Novelen. (...) Wir zwar werden ungeduldig, wenn wir uns durch eine vier Bogen lange fade und langweilige Liebesgeschichte hindurchwinden. (...) Für uns sind es also immer Fehler. Diesen nun so viel wie möglich abzuhelfen, habe ich die meisten Episoden (...) abgekürzt" (S. XV). Er verbesserte also Cervantes großes Werk und kommt möglicher Kritik ironisch zuvor: „Sollte es aber jemand, wider Vermuthen, für einen Verlust halten, den weise ich ganz ruhig zur vorigen Übersetzung des Don Quixote, wo er alle diese Herrlichkeiten wörtlich und weitläuftig zu seiner Erbauung finden kann." (S. XVI) Auch in seinen Anmerkungen rechtfertigt er die Kürzungen. Ganze Kapitel werden erbarmungslos geopfert. Die Gedichte sind noch stärker betroffen. „Cervantes ist hier sehr freigebig in Liedern gewesen, (...) er läßt den unbekannten Sänger gleich ihrer zween in einem Atem singen" (431). Die Form des Kunstwerks als ein unteilbares Ganzes interessiert ihn nicht. Wir entnehmen der literaturwissenschaftlichen Veröffentlichung von Bettina Kronacher folgende Kritik an den Details (432): Bertuch vereinfacht den Satzbau und nimmt ihm den beabsichtigten ruhigen Fluß zugunsten eines lebhaften Handlungsablaufs, was natürlich eine unbedarftere Leserschaft weniger langweilt. Im Wortschatz entfernt er sich von der ursprünglichen Feinheit zugunsten des Lächerlichen, Komischen und volkstümlich Derben, das von jeher in der Breite Anklang fand. Die Gedichte sind, was uns nach der Lektüre von Bertuchs selbstverfaßten nicht wundert, metrisch und sprachlich völlig mißlungen. „Fremde Federn" (so Goethe über Bertuch) müssen auch hier herhalten. Pahsch Basteis Ausgabe liefert Kürzungen und viele Ausdrücke, Le Sage's Übersetzung ins Französische ist gleichfalls für viele Beschneidungen und für die Verbäuerlichung des Sancho zuständig, und Wielands „Don Sylvio von Rosalva" liefert die freie Metrik und den gröberen Pedrillo als Vorbild des Bertuchschen Sancho. Bertuchs Einleitung, die Cervantes Leben und Werk kurz beschreibt, ist gleichfalls keine Eigenleistung, sondern fast gänzlich der unzureichenden Cervantes-Biographie

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des Don Gregorio Mayäns y Siscar (1738) entnommen. Die literarischen Zeitschriften reagierten in den Erscheinungsjahren auf Bertuchs Ubersetzung überhaupt nicht. Dennoch war die Wirkung, wie von Bertuch beabsichtigt, groß. Die Klassiker und Romantiker kannten den Don Quijote vor allem aus Bertuchs Werk, was August Wilhelm von Schlegel anerkennt. „Nicht der Trieb nach exakter Forschung, nicht der unbefangene Überblick über alle Vorzüge und Schwächen der fremden Litteratur machen den Wert der spanischen Studien Bertuchs aus. Er war ein bloßer Dilettant, aber dank seiner Dolmetscherrolle hat er (...) eine nicht geringe historische Bedeutung erlangt. An ihn wandten sich auch die größten deutschen Schriftsteller, um etwas über Spanien zu vernehmen. Er hat mit seinen Arbeiten zur Kenntnis der spanischen Litteratur den Romantikern den Weg gebahnt". (Farinelli. 433) Die genannten Unzulänglichkeiten — Popularisierung durch Verkürzung zugunsten von mehr Aktion und die lustige Derbheit der Sprache — sicherten zwar den von Bertuch angestrebten Erfolg, machten aber nun erst recht neue Übersetzungen nach dem Original notwendig. Diese wurden von Ludwig Tieck (1799) und Dietrich Wilhelm Soltau (1800) völlig unbeeinflußt von Bertuchs Werk durchgeführt und brachten, stilistisch eng am Original, den gesamten Text. Aber Bertuchs Übersetzung blieb gerade wegen ihrer popularisierten Form eine lange Nachfolge beschieden. Eine anonyme Übertragung von 1837-38 folgte ihr, wenn auch ausführlicher, teilweise wörtlich und benutzte auch Bertuchs Anmerkungen. Heinrich Heine schrieb die Einleitung. Diese Übersetzung erneuerte Will Vesper 1912. Er kehrte zu Bertuchs gekürzter Ausgabe zurück und gab dessen derber Sprache eine vollendet burleske Form (alle genannten Übersetzungen siehe Bibliographie). Bertuch erreichte mit seiner Übersetzung, was er angestrebt hatte. Er galt in breiten Kreisen von nun an als profunder Kenner der spanischen Literatur und legte mit den Einnahmen — 2 000 Taler Honorar, ein Vielfaches seines Jahresgehalts als herzoglicher Rat - den Grundstock für seinen künftigen Wohlstand. Kompetente Leser reagierten auf Bertuchs „Don Quixote" weniger positiv und bestätigen unser heutiges Urteil: „Ohne Hilfe der französischen Ubersetzung, so wie der vergessenen früheren teutschen (Lpz. 1734) hat er nicht gearbeitet, manche Auslassungen sich gestattet und das

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Ganze mehr zusammengerückt; eben dadurch aber erhielt er den Beifall der damaligen Lesewelt nur um so mehr, wie der schnelle Absatz und das seiner Manier von den Beurtheilern ertheilte Lob beweisen" (434).

XV. Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur; herausgegeben von F. J. Bertuch. Bd 1. 2. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1780. Bd 3. Dessau u. Leipzig: Buchhandlung der Gelehrten 1782. Mit 3 Kupierst, u. 1 Karte. Oktav. (Benutzte Exemplare: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.) Bertuch tritt in seinem „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur" als Herausgeber und teilweise auch als Übersetzer hervor. Die iberische Marktlücke füllte er außer mit seiner „Don Quixote"-Übersetzung vor allem mit diesem Magazin. In seiner Vorrede zum ersten Band (dat. 29.12. 1779) betont er, daß die portugiesische und spanische Dichtung „so fremd, so unbekannt" sei, „daß wir sogar Vorurtheile dawider haben" (S. IV). Diese will er mit seinem Magazin „durch Proben und Thatsachen" (S. V) beseitigen helfen. In für ihn typischer Manier will er die Publikumsgunst erringen: „Suche also weder Plan noch chronologische oder wissenschaftliche Folge und Ordnung drinn, lieber Leser" (S. V). Er kündigt an, kleinere Werke evtl. ganz und von größeren nur Bruchstükke zu veröffentlichen sowie „interessante Nachrichten von beyden Nationen, und allem, was sie angeht" (S. VI). „Gefallen sie dem Publiko, schöpft es Unterhaltung und Vergnügen daraus" und lernt es gerechter darüber zu urteilen, „so haben wir alles erreicht was wir wünschten" (S. VI). Bertuch machte es sich also als Herausgeber leicht. Auch was die Übersetzung betrifft, äußert er sich einschränkend. Es wird weder Wörtlichkeit angestrebt noch „Periode auf Periode unsers Originals" wiedergegeben. Zu große Genauigkeit wirke trokken und langweilig. „Umarbeiten muß man ihn (den Schriftsteller) freylich nicht ganz", aber ihn doch „dem Geschmacke der Nation angenehm machen" (S. VII). Wie das auszusehen hat, stellt er einem „gewissen Gefühl" anheim. Da er offenbar

selbst gar nicht so viel spanische und portugiesische Literatur vorrätig hat, wie er herauszugeben gedenkt, bittet er schließlich die Leser um entsprechende Beiträge und um verkäufliche Buchangebote. Seine ziemlich fadenscheinige Argumentation läuft darauf hinaus, daß er beim Publikum vor allem ankommen und Nachfrage wecken will. Dem eigentlich Künsderischen der Werke will oder kann er gar nicht gerecht werden. Wir finden im Magazin Werke oder Auszüge von Qavijo, Quevedo, Lope de Vega, Camoes, Quita und Ferreira, dazu Volksromanzen, eine Biographie Lope de Vegas und Fragmente aus der portugiesischen Geschichte und Literatur. Gerade indem er die iberische Literatur einem breiteren, vergleichsweise seichten und rohen Publikumsgeschmack anpaßte, trug er zu seiner Zeit wesendich zu deren Popularität bei. Er schmückte sich nicht nur mit fremden Federn, sondern ließ diese auch noch sträflich zerrupfen. Mitarbeiter am Magazin waren u. a. Zanthier und S. von Seckendorf, es gab aber auch außer Bertuch und diesen beiden noch andere Ubersetzer. Wieland ließ sich in einem Brief vom 16. 4. 1780 an Merck über die Qualität der Übersetzungen aus: „Das Lustigste ist, dass er an den 2 ersten Bänden, die schon heraus sind, und über 2 Alphabet halten, kaum 5-6 Bogen selbst gemacht hat. Einem an Seel und Leib höchst armseligen Lohnübersetzer, der ihm die Gatomachie und das erbauliche Leben des Gran Tacamo von Quevedo, zusammen 24 Bogen (freilich schlecht genug) übersetzt hat, gibt er 10 Pfund summa summarum für seine saure Arbeit, und er selbst streicht deductis deducendis für jeden Band 1 000 Thaler in den Sack. Denn die lieben Teutschen (Gott segne sie!), die sich in den Kopf gesetzt haben, dass er ein classischer Schriftsteller und das Ideal eines vollkommenen Ubersetzers sei, finden es nicht zu viel, ihm für sein Magazin jährlich 4 Reichsthaler zu geben; und er verkauft 1 500 Exemplare" (435). Von den drei Bänden ließ Bertuch die ersten beiden beim „buchhändlerischen Teufel" (Bertuch. 436) Hoffmann in Weimar erscheinen, den dritten Band in der Buchhandlung der Gelehrten in Leipzig und Dessau. Diese Buchhandlung war, wie schon erwähnt, ein Selbstverlagsunternehmen, an dem Bertuch entscheidend beteiligt war. Hier ließ er dem Magazin noch weitere Werke aus dem Spanischen folgen. In der Vermarktung der iberischen Literatur war Bertuch ein Meister, das Magazin und die „Don Quixote"-Übersetzung machten ihn zum reichen Mann. Die Zeit war, wie schon gesagt,

für Weltliteratur reif geworden, und zudem hatte das Erdbeben von Lissabon 1755 die Aufmerksamkeit auch auf Portugal gerichtet. Das Interesse des Publikums, das sich Bertuch so schlau geneigt zu machen verstand, war jedenfalls groß. Finanziell brachte das Magazin derartig viel ein, daß Bertuch damit sein neues großes Haus, in dem er dann seine Unternehmungen zum „Industrie-Comptoir" zusammenfassen konnte, zu bauen begann. Nicht ohne Neid schrieb Wieland in dem erwähnten Brief: „Bertuch baut sich bloss mit dem, was ihm sein spanisches Magazin in Einem Jahr einträgt, ein schönes neues Haus in seinem Garten. D e r versteht, wo Bartel den Most holt" (437).

XVI. Manual de la lengua española. Oder Handbuch der Spanischen Sprache, fiir Airfänger, welche dieselbe erlernen wollen; herausgegeben von F. J. Bertuch. Eine Sammlung Übungsstücke aus den besten Spanischen Prosaisten und Dichtern. Leipzig: Schwickert 1790. XIV, 531 S. Oktav. (Benutztes Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.) Wie zu erwarten, sieht Bertuch in seinem „Handbuch der Spanischen Sprache" eine notwendige Ergänzung zu seinen vorhergegangenen Bemühungen um die spanische Literatur. So weist er denn in der „Einleitung" auf sein „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur" von 1780 hin und auf dessen Zweck, das „teutsche Publikum auf den Werth der Spanischen und Portugiesischen Literatur aufmerksam zu machen, und die Liebhaber der Musen zu reizen, Spanisch zu lernen" (S. III). Mit Hilfe „eines hiesigen gelehrten Freundes und Mitgehülfen" (S. VI), dessen Namen er nicht nennt, gibt er in seinem Handbuch in einem Band eine Sammlung von Übungsstücken für Anfänger heraus und verweist auf die spanische Grammatik des Direktors Bahrd von Schulpforta als Lernhilfe. Die Zusammenstellung der Übungsstücke war für ihn problemlos zu bewältigen. Der Band ist in „Parte prosaica" und „Parte poética" unterteilt. „Bruchstücke (...) angenehmen und interessanten Inhalts" (S. VII) und Proben von spanischen Gedichten, nach Gattungen geordnet, sind meistens den bereits veröffentlichten Werken

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entnommen. Die Rolle eines „literarischen Geburtshelfers" (438) gedenkt Bertuch auf dem Gebiet der spanischen Literatur nun erst recht — „wenn das Handbuch erst der Spanischen Literatur in Teutschland viel Liebhaber und Verehrer erworben" — auszubauen. Er verspricht weitere Veröffentlichungen, „denn die Liebe zu den Spanischen Musen wird mich hoffentlich bis an mein Ende begleiten" (S. VIII). Dem war nicht so. Bertuch löste sich auch als Herausgeber und Verleger von der Dichtkunst, nicht zuletzt wegen herber Kritik von außen, so gut wie ganz und bevorzugte zunehmend praxisbezogene Sachthemen.

XVII. Jean-François Marmontel: Ueberdie dramatische Dichtkunst. Vom Herrn Marmontel. Aus dem Französischen. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1. Leipzig: Schwickert 1774. 106 S. Oktav. (Benutztes Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München.) Bertuch übersetzte mehr Werke aus dem Französischen als aus dem Spanischen. Die französische Kultur war den Deutschen des 18. Jahrhunderts vorbildlich, und fast jeder deutsche Gebildete beherrschte die französische Sprache. Der Schriftsteller Jean-François Marmontel (1723-1799) war vor allem durch seine Tragödien, Romane und Memoiren bekanntgeworden. Er war u. a. auch Mitarbeiter an der „Encyclopédie". Bei dem großen Interesse, das die Deutschen für Bühnenwerke und das Theater hegten, durfte Bertuch auf rege Nachfrage hoffen, wenn er Marmontels Werk über die dramatische Dichtkunst für ein breiteres Publikum in der Landessprache herausgab. Er hatte, 1773 nach Weimar zurückgekehrt und „von au fiten gereizt" (439), selbst große Ambitionen als Bühnenautor und bewegte sich in Schauspielerkreisen. Mit der Ubersetzung eines „Handbuchs", wie er Marmontels Werk nennt, konnte er sich zudem als gelehrter Kenner der dramatischen Dichtkunst profilieren. Was Marmontel beabsichtigt hatte - auch bis dahin am Theater uninteressierte Leute mit einer „Sammlung der besten tragischen, komischen und lyrischen Stücken vom französischen Theater" (Marmontel. S. IV) bekanntzumachen — wird von

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Bertuch in seinem „Vorbericht des teutschen Ubersetzers" auf für ihn bezeichnende Weise modifiziert. Marmontel hatte sein Werk mit Kupferstichen und Vignetten reich geschmückt, Bertuch verzichtete auf die „typographische Pracht" (S. V). Es „gemeinnütziger zu machen, war mein Zweck; da der hohe Preiß des Originals (denn jeder Band kostet 24 l i v r e s ) manchen weniger reichen Liebhaber vom Ankaufe desselben abzuschrecken, mich vermuthen ließ" (S. V). Die Gemeinnützigkeit seiner schriftstellerischen Bemühungen im Vorwort ausdrücklich hervorzuheben, wurde Bertuch seitdem zur Gepflogenheit. Er verspricht im Vorbericht zwei weitere Bände, die aber nicht zustande kamen. Offenbar war das Echo nicht wie erwartet. „Deutscher Leser, hüte dich vor der Uebersetzung der Marmontelschen dramatischen Dichtkunst, die kürzlich zu Leipzig bey Schwickert herauskam! Seichter hat selbst nie ein Franzose geplaudert, als dieser Mann da vom Drama herabharanguirt ... Und diess Gewäsche kann Bertuch anhören? Kanns noch dazu seinen Landsleuten in deutscher Sprach' empfehlen?" (Schubart in der „Deutschen Chronik". St. 12. 9. 2. 1775. 440)

XVIII. (Verf. anonym:) Reise des Herrn von M... nach China, in den Jahren 1773 und 1774. Aus der noch ungedruckten französ. Handschrift seiner Briefe. (Ohne Verfasserangabe. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) In: Der Teutsche Merkur vom Jahr 1775. Erstes Vierteljahr. Januar 1775. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Weimar: (Verlag der Gesellschaft) 1775. III. S. 66-83. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Das Gedankengut der Aufklärung wurde den Deutschen vor allem über die französische Literatur vermittelt. Wieland, einer der Verfechter des neuen weltbürgerlichen Denkens, regte Bertuch zu der vorliegenden Ubersetzung für den „Teutschen Merkur" an. In einem Nachsatz zur „Reise des Herrn von M... nach China" dankt er dem ungenannten französischen Verfasser für die Druckerlaubnis. Die dem Zeitalter eigene Mischung aus Bemühung um Sachlichkeit und

menschlicher Wärme hat Bertuch ausgezeichnet wiedergegeben, es lag ihm näher als die Poesie. Der Inhalt ist typisch für eine aufgeklärte Humanität Herr von M... berichtet in einem Brief vom 3. Juni 1773 seiner Schwester in Lothringen von einer Isle de France aus, einer französischen Kolonie auf halbem Wege nach China. Er ist 8 000 Meilen von zu Hause entfernt und hat eine fünfmonatige Fahrt hinter sich. Er beschreibt nüchtern die Gefahren der Schiffsreise und sein Glück. Auf der Fahrt ums Kap der guten Hoffnung in die „Indischen Gewässer" (S. 72) gab er einem aus China zurückkehrenden Schiff die Post nach Frankreich mit. Der mit „Handlungsspekulationen" (S. 82) beschäftigte Autor erweist sich als vorurteilsloser Beobachter, der über Tatsachen aufklären will. Er raubt der Schwester die Illusion, in ein Land der Unschuld gelangt zu sein. Seine Schilderung des Koloniallebens in der kleinen Stadt jener Insel ist äußerst negativ. Gepeinigten Negersklaven stellt er faule, wollüstige und harte europäische und noch schlimmere kreolische Damen gegenüber. Dabei bewundert der Handelsherr die schwarze Schönheit der „Asiatischen Negressen" (S. 78), fügt aber mit Galanterie hinzu, daß er „(...) im Grunde des Herzens (...) doch der Haut unserer Europäerinnen" treu bleibe (S. 78). Abfallig urteilt er über die in Frankreich gescheiterten Existenzen, die in der Kolonie liederlich und betrügerisch ihr Unwesen treiben mit dem einzigen Ziel, sich zu bereichern. Die das Zeitalter bewegende Idee ursprünglicher Unschuld der Wilden findet er auf dem Lande, wo die der Mutter Natur nahen, einfältigen und aufrichtigen Eingeborenen die Felder bewässern, Mais, Korn und Kaffeebäume ziehen und ohne Wartung Ananas und Bananen ernten. Am Ende wendet sich der liebenswürdige Verfasser mit warmem Interesse den Daheimgebliebenen zu. Er kündigt Chinatee und -tassen an und endet mit der Mitteilung, daß er im September, also nach achtmonatiger Reise, im fernen Osten eintreffen wird. Derartige Beiträge waren ganz nach Wielands Herzen. Er richtete sich damit an ein Publikum, das im Zeitalter der Entdeckungen Reisebeschreibungen verschlang, sich gern aufklären ließ und den prikkelnden Reiz der Schilderung gefahrvoller Abenteuer fern von der Zivilisation genoß.

XIX. (Verf. anonym:) Cagliostro in Warschau oder Nachricht und Tagebuch des Grafen Moszynski über desselben magische und alchimistische Operationen in Warschau im Jahre 1780, gefiihrt von einem Augenzeugen. Aus dem französischen Manuskript übersetzt und mit Anmerkungen erläutert 1786. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) In: Der Schwarzkünstler Cagliostro. Nach zeitgenössischen Berichten herausgegeben von F. v. Oppeln-Bronikowski. T. 2. Dresden: Carl Reissner (1922). S. 133-166. Oktav. (SerapisBücher.)

(Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Leider war Bertuchs Übersetzung des „Cagliostro in Warschau", die 1786 in Straßburg erschien, nur in einer Ausgabe von 1922 greifbar. Immerhin zeigt sich daran, daß ein Werk Bertuchs die Zeit überdauerte. Der wundertätige Alchimist, Geisterbeschwörer und Freimaurer Alexander Graf von Cagliostro alias Guiseppe Balsamo (1743-1795) aus Palermo war im Zeitalter der Aufklärung in aller Munde. Bertuch konnte mit einer hochinteressierten Leserschaft rechnen. Viele Menschen, auch aus der Oberschicht, neigten dazu, dem Scharlatan Glauben zu schenken. Es war, als ob der allgemeine Glaubensverlust innerhalb der Religion eine Leere hinterließ, die der Aberglaube füllte. Andererseits galt der Kampf der Aufklärung vor allem dem Aberglauben als Inbegriff der Verfinsterung des Geistes, dem man die Verstandeshelle als eine Fakkel entgegenhielt. Das entsprach vollkommen Bertuchs Denkungsart. Bertuch wies in vielen Veröffendichungen auf den Aberglauben als Fortschrittshemmnis insbesondere für die praktisch angewendete Naturgeschichte hin. Das von einem Unbekannten verfaßte französische Manuskript lag ihm. „Cagliostro in Warschau" behandelt eine Episode aus dem Leben des Wundermanns und enthüllt dessen Zauberkräfte als Schwindel. In seiner „Nachricht", die er der Ubersetzung voranstellt, beteuert Bertuch, daß er das „französische Original dieses authentischen Manuskripts aus der Hand eines verehrungswürdigen Freundes" (S.

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135) erhalten habe. Er zitiert den Autor, der ihm aus der Seele spricht: „Genug, alle die hier wörtlich angegebenen Facta sind wörtlich wahr und können täglich mit Augenzeugen erwiesen werden. Vielleicht geschieht durch deren Bekanntmachung der Wahrheit ein wichtiger Dienst, und das Publikum vergleicht mehrere ähnliche Fälle und lernt doch endlich, ein näheres und höchst nötiges Resultat daraus ziehen" (S. 135f.). Bertuch desillusioniert seine Leser zusätzlich mit seinen nüchternen Anmerkungen. Er schildert darin den Ablauf der jeweiligen Tricks und weist, was Materieumwandlungen betrifft, naturwissenschaftlich nachvollziehbare chemische Prozesse nach, die jeden Vernunftbegabten ein für allemal überzeugen müssen. Auch in Weimar war Cagliostro Gesprächsthema. Goethe hatte bereits 1781 über Lavater einen persönlichen Eindruck von dem Scharlatan gewonnen und gereizt auf das Treiben des „Nichtswürdigen" reagiert. Auf seiner Italienreise hatte er die Bekanntschaft mit Cagliostros verarmter Schwester in Palermo gesucht und diese auch später noch mit Geldsendungen unterstützt Böttiger weiß von einer Zusammenkunft des Gelehrten-Vereins am 23. Marz 1792 in Weimar zu berichten, bei der Goethe die Anwesenden mit der Schilderung seines Erlebnisses in Palermo überraschte (441). Goethe begann offenbar schon während der italienischen Reise das Thema Cagliostro für eine Opera buffa „Die Mystifizierten" zu bearbeiten, was in Weimar allgemein bekannt war. In seinem Lustspiel „Groß-Cophta" von 1791 bleibt von dem dämonischen spiritus rector nur noch ein lächerlich „schlechter Komödiant", der in einer demoralisierten Gesellschaft „im Trüben fischt", übrig (Migge. 442). Bertuch griff also einen Stoff auf, mit dem sich in seinem nächsten Umkreis sogar mehrere Menschen gleichzeitig befaßten (an der Musik zu der Opera buffa arbeiteten nacheinander Philipp Christoph Kayser und Johann Friedrich Reichardt. Ebd.).

Sachliteratur

XX. Friedrich Justin Bertuch: Proben aus des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens Werken, zu Behuf einer neuen Ausgabe derselben ausgestellet von F. J. Bertuch. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 112

1778. 14 ungez. Bl. mit 1 Kupierst, von Georg Melchior Kraus. Oktav (Quart). (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf An ton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Diese Veröffentlichung ist die Vorankündigung eines geplanten Werks mit Leseproben, dient aber gleichzeitig der Marktforschung. Bertuch wollte damit aus Kalkulationsgründen das Risiko, keinen ausreichenden Absatz zu finden, herabsetzen und zugleich effektive Werbung betreiben. Nach seinem großen Erfolg mit der „Don-Quixote"-Ubersetzung hatte sich Bertuch zweifellos überlegt, wo weitere Marktlücken füllbar schienen. Er war mit den literarischen Zeitströmungen bestens vertraut und glaubte nun sein Publikum zu kennen. Die Rückbesinnung auf die eigene deutsche Vergangenheit war gerade in Gang gekommen. Das Volkstümliche und das Mittelalter lagen sozusagen im Trend, und eine kernige Sprache begann als Ausdruck von Ursprünglichkeit zu gefallen. Des Meistersängers Hans Sachsens Dichtungen boten sich also an, neu herausgegeben zu werden. Schon im April 1776 war Hans Sachs im „Teutschen Merkur" von Goethe und Wieland „das herrliche und verdiente Ehrendenkmal errichtet" worden (Bertuch. S. 2 der „Proben aus des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens Werken"), aber Bertuch hielt eine Leseprobe und Vorankündigung, außer im Merkur (Mai und Oktober 1778), als Sonderdruck für notwendig. Den Proben aus Hans Sachs' Werken stellt er eine „Frage an das teutsche Publikum über die Erhaltung der poetischen Werke des alten teutschen MeisterSängers Hans Sachsens" (dat. 1. 5. 1778) voran. Nostalgie und literarische Denkmalspflege werden damit jedem patriotisch gesinnten Leser als moralische Verpflichtung einsuggeriert. Geschickt legt Bertuch die Mahnung dem allseits berühmten Wieland in den Mund: „Denn es ist lang genug, daß Teutschland seinen Dichter, und wir Andern alle unsern Meister verkannt haben; (sagte Wieland.)" (S. 2). Dann informiert Bertuch darüber, daß Hans Sachs' Werke rar und wenn zu finden, „oft zerrißen und defekt" seien. Ein vollständiges Exemplar hatte er selbst trotz achtjähriger Bemühungen nicht auftreiben können. Er steigert sich zu dem Satz, „daß Hans Sachsens Werke ihrem Untergange sehr nahe sind; und (...) vielleicht in nicht langer Zeit gar nicht mehr seyn werden." (S. 2) Dahin gelangt,

rührt er ans patriotische Gewissen. „Sollen uns einmal unsere späteren Urenkel der Sünde zeihen, daß wir unsern E n n i u s untergehen, und seine Werke (...) dahinsterben ließen? Sollen uns unsre Nachbarn, Engländer und Franzosen, die jedes Bruchstückgen ihrer älteren poetischen Literatur mit größter Sorgfalt aufsuchen, sammeln, bewahren und in hohen Ehren halten, länger hierin beschauen? (...) nein Ihr Teutschen, (...) Ihr habt, so wie ich, unser Vaterland zu lieb" (S. 2f.). Bertuchs Absichten als Herausgeber und Verleger sind die Edelsten, „ohne Hoffnung einiger Belohnung oder Gewinnes" will er die dreijährige Arbeit auf sich nehmen. Er denkt an eine Ausgabe im Selbstverlag und weiß diesen den Lesern als selbstlose Unternehmung hinzustellen. „Da ich nun Last und Kosten des Verlags ganz allein übernehmen muß, so verdiene ich, glaub ich, um so mehr sicher gestellt und durch Subscription und Pränumeration unterstützt zu werden" (S. 3). Nachdem Bertuch Hans Sachsens umfangreiches Werk in Zahlen dargestellt hat (u. a. 197 Schwänke, 272 weltliche Historien, 64 Fastnachtsspiele, 107 geistliche und 144 vermischte Gedichte), kündigt er die neue Ausgabe an: „Des teutschen Meister-Sängers Hans Sachsens Werke, in einer neuen Ausgabe, mit erläuternden Noten, acht Bände in Groß Quarto" (S. 3). Anschließend folgt ein wohldurchdachtes und aufschlußreiches 12 PunkteProgramm. Dieses beinhaltet zunächst Hinweise auf die typographische Gestaltung (Papier, eine neue Schrift, in jedem Band ein Titelkupfer von Georg Melchior Kraus), die Aufteilung der Bände und die Kürzungen, ohne die das Ganze unnötig umfangreich und verteuert würde. Bertuch verbürgt sich nun ausdrücklich, daß an der charakteristischen Sprache und Orthographie des Autors „nicht das geringste verschnitzelt oder verneuert" werde. Punkt 8 bis 10 sind den Preisen und den Lieferungs- und Subskriptionsterminen gewidmet. Jeder Band soll nur einen Reichstaler (Subskriptionspreis) kosten bei Zahlung in drei Raten, Bertuch hatte also eine Art Volksausgabe im Sinn. Die Lieferung der acht Bände soll innerhalb von drei Jahren erfolgen. In Punkt 10 bietet er an, daß der Name der „Edlen (...), die aus Patriotismus und Liebe zu den Musen, mein Unternehmen unterstützen", im ersten Band als „Ehren-Denkmal" eingedruckt wird (S. 4). In Punkt 12 verspricht er eine Prämie: Für neun Subskriptionen gibt es ein Freiexemplar oder 10 °/o Rabatt. Die Fracht ist bis Hamburg, Leipzig, Frankfurt am

Main und Nürnberg frei. Den berüchtigten Nachdruckern gilt der Schluß der Ankündigung: „Und nun noch ein Wörtgen an euch, Piraten Teutschlands, sonst Nachdrucker genannt. Hier ist wieder ein Werklein von 21 Alphabeten, auf das ihr Jagd machen könnet, wenns euch beliebt. Ich geb's euch freywillig Preiß. Tastet's an wenn ihr könnet; denn ich verschanze es mit keiner einzigen allerhöchsten und allergnädigsten Freyheit oder Privilegio" (S. 4). In dieser Vorankündigung eines Werks stellt sich uns Bertuch als exzellenter Verleger dar. Sein kalkulierender Verstand ließ ihn nichts vergessen und psychologisch alle Register ziehen, um die Leser zum Kauf zu reizen. Die Appelle an Eitelkeit und Gewissen verhallten dennoch ungehört. 5 000 Besteller, die zur Deckung der Unkosten notwendig gewesen wären, kamen nicht zusammen. Bertuch mußte am 4. Februar 1779 bekennen, „daß Teutschlands Gleichgültigkeit und schlaffe Unthätigkeit für seine alte Literatur mich einer dreißigjährigen Mühe überhebt. Auch guth, so sagt ich und trug die disjecta membra meines lieben Alten, die ich wieder in einen Leib sammeln wollte, wieder in den Bücherschrank und seitdem lese ich sein 'Narrennest' und die 'Klag der Göttin Musä über Teutschland' mit tieferem Sinn und hellerem Anschaun" (443). In der Tat hätte ihm der produktive Hans Sachs für 30 Jahre Stoff gegeben, aber mit der Begeisterung für nationale Literatur war es in Deutschland um 1780 noch nicht weit her. Nachdem Bertuch das erkannt hatte, wandte er sich wieder unverzüglich seinen Spaniern zu und gab statt Hans Sachsens Werke das „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur", das ihm ein Vermögen einbrachte, heraus.

XXL Friedrich Justin Bertuch: Wie versorgt ein kleiner Staat am besten seine Armen und steuert der Betteley ?Ein möglicher Versuch. Laden-Preis 8 Groschen. (Von Friedrich Justin Bertuch.) Leipzig u. Dessau: Buchhandlung der Gelehrten 1782. 4 8 S. Oktav. (Benutzte Exemplare: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden.) 113

Auf dem ersten Höhepunkt seines Erfolgs als Unternehmer gab Bertuch die vorliegende Schrift anonym heraus. Er verlegte sie in der Buchhandlung der Gelehrten, dem Selbstverlagsunternehmen, an dem er als Aktionär beteiligt war. Einleitend polemisiert er gegen die unzulängliche Armenfiirsorge in kleinen Staaten und gegen die Flut entsprechender Abhandlungen, die „die wohlthätigen mitleidigen und menschenfreundlichen Herren" an der Realität vorbei geschrieben haben. Ihnen stellt er eine versachlichte Theorie der Armenfiirsorge gegenüber, die auf die gesamtökonomischen Verhältnisse des beginnenden kapitalistischen, industriellen Zeitalters zugeschnitten ist. Bertuch muß Kenntnis von Schriften progressiver nationalökonomischer Denker wie Adam Smith gehabt haben. Wahrscheinlich war ihm die deutsche Ubersetzung „Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichthuemern von Adam Smith", 1776 und 1778 in Leipzig erschienen, bekannt Auch was er sonst an ökonomischen Gedankengängen veröffentlichte, zeigt ihn auf der Höhe der Zeit Seine Theorie faßt er in vier Hauptsätzen zusammen: I. Es muß verhindert werden, daß Arme im Staate zu Bettlern werden. Das setzt ein staatliches Armen-Direktorium voraus. II. Bettler müssen versorgt werden, 1. lebenslang durch Almosen, wenn sie krank, kraftlos und unvermögend sind, 2. wenn sie nur vorübergehend krank sind, bis zur Gesundung im Siechenhaus, 3. wenn sie noch arbeiten können und wollen, im Arbeitshaus oder auch außerhalb, und wenn sie nicht arbeiten wollen, im Zuchthaus. 4. Arme Waisen finden Pflege und Erziehung im Waisen-Institut, Unterricht in der Armenschule. III. Eine Armenkasse muß durch einen staatlichen Fond so eingerichtet und verwaltet werden, daß weder dem Staat noch irgendeiner Klasse von Menschen Nachteile entstehen. „Hier haben Sie das ganze innere TriebWerk, lieber Freund. Acht Räder in der Maschine, davon keins wesentlich fehlen darf, ohne daß der ganze herrliche Mechanismus stocke (...)" (S. 7). Der ganze herrliche Mechanismus — das sind die gesamtökonomischen Verhältnisse, die Bertuch vollkommen, auch im Hinblick auf ihren weiteren Verlauf, überschaute. Anschließend geht er mit rationaler Erbarmungslosigkeit auf die acht genannten Punkte ein. Zu I. Armen-Direktorium: Bertuch definiert den Unterschied zwischen Armen und Bettlern. Der Arme verdient sich durch tägliche Arbeit nichts als die tägliche Notdurft, der Bettler

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schafft nicht einmal das. Unter Armen versteht Bertuch die Masse der arbeitenden Bevölkerung, unter Bettlern das, was wir heute Sozialhilfeempfänger nennen. „Möglichst höchster Wohlstand eines Staats ist, wenn in ihm die möglichst größte Zahl der Menschen lebt und ihr Auskommen hat (...). Nach dem hat jeder Staat, groß oder klein, auch A r m e , und m u ß sie haben. Sie sind zu seinem Wohlstande, zu seinem Erwerb, zum Ueber- oder wenigstens zum Gleichgewichte des Handels einer Nation gegen die andere so unentbehrlich nothwendig (...). Kein Staat kann ohne Arme seine Produkten verarbeiten, mit Nutzen Fabriken, Ackerbau und Manufacturen haben, noch die Concurrenz anderer aushalten, wenn Mangel an Armen im Lande das Arbeitslohn zu hoch treibt" (S. 8f.). Bertuch vertritt den Standpunkt, daß eine möglichst große Zahl armer Arbeitender für eine möglichst große, im Umlauf befindliche Kapitalssumme in den Händen weniger aus Konkurrenzgründen und zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Ganzen einer Nation notwendig ist. Die Armenfürsorge soll den Mangel an Arbeitskräften beheben helfen. Bertuch gibt als Vorbilder zwei „Hospitäler" in Lyon an, die in Not geratenen Arbeitern Unterhalt und Bleibe geben. „Alle Fabrikanten und Kaufleute sind also äußerst dafür, daß der Arbeiter in Noth und Krankheit einen Zufluchtsort h a t der ihn hindert entweder den Lohn zu steigern, auszuwandern, oder vor Hunger und Elend zu sterben. Die Verwalter aber sind alle Fabrikanten und Kaufleute, die durch Hülfe der Arbeiter reich geworden" (S. 9). Diese „hart am Bettler-Strande" Hinsegelnden brauchen natürlich „einen w a c h s a m e n Aufseher und(...) V o r m u n d " (S. 10), der sie vor dem Absinken bewahrt. Anschließend schlägt Bertuch die personelle Mindestbesetzung eines Armen-Direktoriums vom Direktor bis zum Krankenwärter vor, darunter auch einen Armen-Pädagogen, der gleichzeitig für Schule und Gottesdienst zuständig ist Zu II. Almosenspende. Richtige Prüfung des Anspruchs auf Almosen-Unterstützung und die Garantie, daß das Existenzminimum der Empfänger gesichert wird, ist „der Geist aller Armen-Institute" (S. 19). Da heißt es wachsam sein, um nicht durch „eigne Weichherzigkeit" auf Betrügereien seitens der Armen hereinzufallen (S. 19). Almosen erhält der Arme nur vorübergehend (bis er wieder arbeiten kann), der Bettler dauernd, falls er arbeitsunfähig und alleinstehend ist. Hat er Familie mit heranwachsenden Kindern, braucht er Almo-

sen nur periodisch, da diese einspringen können. Er bekommt die Almosen allerdings nicht in bar, sondern in Naturalien, damit er sich nicht etwa statt Brot und Holz Kaffee und Branntwein kauft. Die Bettler müssen unbedingt registriert werden. Wer periodisch oder dauernd Almosen empfängt, „darf sich auch nicht mehr schämen" (S. 23). Eine Bettlerliste muß alle Vierteljahr öffentlich ausgehängt werden. Zu III. Siechhaus. Diese menschenfreundliche Einrichtung steht nach Bertuchs Vorstellungen nur vorübergehend kranken Alleinstehenden offen, die zu Hause keine Wartung haben. Von ihr hebt sich das Hospital ab, das Unheilbaren bis zum Lebensende Aufenthalt gewährt („Tolle, Melancholiker, Epileptische u. s. w. Und abgelebte Bettler") (S. 26). Zu IV. Arbeitshaus. Hier hinein gehört der arbeitsfähige und arbeitswillige Bettler. Seine Aufgabe ist, die Landesprodukte zu verarbeiten, was auch in Heimarbeit geschehen kann, wobei dann die Vorräte des Arbeitshauses in die Wohnungen gegeben werden. „Diefis ist ein höchst wichtiger Zweig (...) und eins der wirksamsten Mittel die Landes-Industrie zu beleben, denn die Hände jeden Kindes vom sechsten oder siebenten Jahr an, so wie des kraftlosen Greiwes können dadurch nützlich beschäftigt werden. Spinnen oder Strikken kann die schwächste Hand, und der elendste Krüppel. Sie fühlen aber auch, lieber Freund, wie sehr eben dadurch die Geschäfte des Arbeitshauses ins Große gehen" (S. 29f.). Bei derartig billigen Arbeitskräften rät Bertuch davon ab, das Unternehmen Arbeitshaus an Privatunternehmer zu verpachten, die Konkurrenz für die anderen Manufakturisten im Lande wäre zu groß und brächte die Zirkulation des Ganzen zum Stocken. Zu V. Zuchthaus. In dieser Institution werden nur „grobe Missethäter, und Verbrecher" (S. 33) untergebracht, entweder lebenslänglich oder auf Zeit. Hier bricht Bertuchs aufgeklärte Humanität durch: „Für diese, welche eigentlich Ketten tragen und wahre Züchdinge sind, gehören die schwersten und härtesten Arbeiten, welche Menschenkraft thun kann, jedoch ohne Marter und mit hinlänglicher Nahrung" (S. 33). Ein „Zwangs-Saal" ist für Besserungsfähige bestimmt: „Vagabunden, liederliches Gesindel, frevelnde Taugenichtse, Vollzapfen, die nur Unfug treiben und dergleichen Leute" (S. 34). Sie tragen keine Ketten und werden „allenfalls mit Schlägen zur Arbeit streng angehalten". Es muß auf äußerste Reinlichkeit gesehen werden, „damit es, aus Mangel derselben, nicht eine lebenslange Marterkammer und Mordgrube

dieser Elenden, die nur in Sicherheit kommen sollen, wird" (S. 35). Zu VI. Waisen-Intitut. Der arme, elternlose Nachwuchs liegt Bertuch besonders am Herzen. Er schlägt Privatverköstigung vor und will die Waisenkinder „an arme rechtschaffene Bürger-Familien, jedes jährlich ohngefähr zu zwanzig Thaler" (S. 36), verteilt sehen, aber möglichst nicht in den Dörfern. Mit deren Kindern sollen die Waisen die Armenschule besuchen. VII. Armenschule. Um ein nützlicher Bürger zu werden, braucht das Kind der Armen und der Bettler Unterricht. Da das an sich geringe Schulgeld für manche unerschwinglich ist, müssen „Freyschulen" eingerichtet werden. Die Armenschule kann zugleich „das beste Seminarium abgeben, worinnen gute Landschulmeister sich bilden" (S. 39). Die Eltern müssen gezwungen werden, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Dieser Zwang schien seinerzeit offensichtlich notwendig, da die Kinder der Armen zum Broterwerb der Familie beitragen mußten und während der Schulstunden als Arbeitskräfte ausfielen. Von einer Verteilung der Kinder auf dem Lande rät Bertuch ab. Zu VIII. Armenkasse. Die Hauptsache der Armenfürsorge ist ein ausreichender und sicherer Fond, den der Staat zu beschaffen hat. Dabei muß verhindert werden, daß es zu Steuererhöhung oder durch Verpachtung der Arbeitshäuser an freie Unternehmer zu unerwünschter Konkurrenz für die vorhandene Landesindustrie kommt — beides würde den herrlichen Mechanismus des Ganzen ins Stokken bringen. Bertuch schlägt vor, die Fonds der vorhandenen Wohltätigkeitsanstalten zusammenzuwerfen, da sich mit einer größeren Kapitalsumme effektiver arbeiten ließe. Schließlich rechnet er auf, daß der Landesherr eines kleinen Staates bei guter Verwaltung eines ausreichenden Fonds 4°/o im Jahr Gewinn erzielen könnte. Dann regt er noch zu Sammelaktionen (u. a. zu einer „Armen-Lotterie") und zur Gründung eines Leihhauses an. Letzteres soll vom Armen-Direktorium eingerichtet werden, in Not geratenen Armen Geld gegen billige Zinsen leihen und als Pfand auch fertige Arbeit annehmen. Damit soll verhindert werden, daß die Armen Wucherern in die Hände fallen und an den Bettelstab geraten. Am Schluß gedenkt Bertuch auffallend kurz der Witwen, wohl weil sie im ganzen herrlichen Mechanismus keine nennenswerte Funktion mehr haben. Er beendet sein Werk mit den Worten „und sagen Sie nur wieder, ob Ihr Menschenherz nichts dabey fühlt?" (S. 48) Bertuch geht in seiner Schrift pragmatisch vor. Er

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will die Armenfürsorge für das wirtschaftliche Ganze eines kleinen Staates nutzbar machen und die Armen vor dem Hungertod bewahren. Die hohen humanitären Ideale seines Zeitalters läßt er bewußt außer acht. Es geht ihm um die wirtschaftliche „Circulation" zum Nutzen aller, aber das heißt bei ihm, daß die Notdurft der Armen mit der Sicherung des Existenzminimums gestillt ist. Die arbeitsfähigen Armen und Bettler, die auf Almosen angewiesen sind, werden als potentielle billige Arbeitskräfte gesehen, die nicht verhungern dürfen. Die Zahl der Armen muß so groß wie möglich sein, damit kein Mangel an ihnen herrsche, der die Löhne hochtreiben würde. Diese kalkulierende Verstandeskälte, nur notdürftig kaschiert, war im 18. Jahrhundert gewiß kein Einzelfall, aber es gab genügend andere Vorstellungen über die Möglichkeit, Armut zu beseitigen, von der Forderung nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" abgesehen (vgl. das Kap. Ökonomie). Was Bertuch, der im Armenwesen der Stadt Weimar aktiv tätig war, mitzuverantworten hatte, stieß bei anderen auf herbe Kritik. Zu seiner Zeit hielt sich die Zahl der Armen als Almosenempfänger gottlob in Grenzen (1786 waren es 102) (444), aber sie wurde von Einheimischen und Besuchern durchaus zur Kenntnis genommen. Es wurde von Einrichtungen berichtet, in denen „eine grenzenlose Vernachlässigung und Unreinlichkeit (...) herrschte, und die alten Weiber auf bloßem Stroh lagen und die elendeste Nahrung bekamen. Das Konsistorium, dem die Oberaufsicht oblag, hatte sich nie darum bekümmert — es waren nicht einmal Ofen vorhanden, die Unglücklichen im Winter vor Kälte zu schützen" (Charlotte von Ahlefeld. 445). Uber das Elend im Weimarer Waisenhaus im Hungerjahr 1818 berichtete Johannes Falk: „(...) viele Knaben, noch vor einem Jahr blühend und gesund, hatten nun ein bleiches, ausgezehrtes Aussehen. Witwen sah ich in dieser Zeit, die ihr mit Kleie dürftig zusammengehaltenes Brot mit dem Löffel essen mußten" (446). Falk empfand Mideid und half persönlich, wo die Institution versagte. Wie es Bertuch damit hielt, wissen wir nicht. Vielleicht gab es keinen ausreichenden Fond, der sich angemessen verwalten ließ. Als Arbeitgeber beschäftigte er viele Menschen, unter anderem auch in Heimarbeit. Sie erhielten die damals übliche Bezahlung, das heißt: Ein guter Teil von ihnen zählte zu den notwendigerweise Armen, denen das Existenzminimum genügen mußte.

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XXII. Friedrich Justin Bertuch: Beschreibung der herzogt, freyen Zeichenschule in Weimar von Herrn Legationsrath Bertuch. In: Monats-Schriß der Akademie der Künste und mechan. Wissenschafien zu Berlin. Bd 3. St. 1. Berlin: Königl. Preuß. Akademische Kunst- und Buchhandlung 1789. VIII. S. 35-41. Quart. (Benutztes Exemplar: Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt.) Als Bertuch die vorliegende Abhandlung veröffentlichte, hatte er gerade begonnen, die Weimarer Zeichenschule für seine beiden großen verlegerischen Unternehmungen, das , Journal des Luxus und der Moden" und das „Bilderbuch für Kinder", im großen Stil zu nutzen. Mit dem Direktor der Schule Georg Melchior Kraus gab er das Modeheft mit Kupfertafeln heraus, und Kraus war auch für den Bildteil des Kinderbuchs, der schließlich bei 12 Bänden etwa 6 000 Einzelkupfer umfaßte, verantwortlich. Schon 1774 hatte Bertuch, wohl auf Anregung von Kraus hin, eine Denkschrift an die Fürstin Amalie formuliert, die zur Gründung einer Zeichenschule führen sollte. Auf diese Schrift griff Bertuch mit vorliegender Abhandlung zurück. Er war gerade mit der Ehrenmitgliedschaft der Berliner Akademie der Künste und mechan. Wissenschaften ausgezeichnet worden (1788), in deren Monatsschrift er nun seinen Aufsatz veröffentlichte. In lakonischer Kürze beschreibt er das Weimarer Institut in Aufbau und Zweck als vorbildlich auch für die anderen „teutschen Fürsten in ihren Residenzen" (S. 40). Die Zeichenschule ist eine Stiftung des Herzogs Karl August (seit 1776), der alle Kosten trägt. Der Unterricht ist frei. Das Institut dient folgenden Zwecken: Unterricht im Zeichnen für Handwerker und Lehrlinge ab dem 10. Lebensjahr, um deren Arbeiten zu verbessern und zu deren Geschmackserziehung beizutragen. An zweiter Stelle nennt Bertuch Jugendliche und Erwachsene beiderlei Geschlechts, die sich aus Liebe zur Kunst im Zeichnen unterrichten lassen wollen. Fortgeschrittene Begabte können sich weiter ausbilden lassen. Den Handwerkern und Lehrlingen wird Unterricht in Geometrie und freiem Zeichnen abends erteilt, für männliche ältere Begabte und junge Künstler gibt es besonderen

Unterricht nach Gips und Natur. Nach der Erlernung der Anfangsgründe der Zeichenkunst kann jeder Schüler auf ein besonderes Genre übergehen wie Blumen, Landschaft, Figuren usw. Bertuch erwähnt nicht, daß nach von den lehrenden Künstlern angefertigten Vorlagen gearbeitet wurde, die auf kommerzialisierbare Zwecke hin entworfen wurden. Auf diese Zwecke waren auch die einzelnen Genres ausgerichtet, und die Spezialisierung auf bestimmte Sujets lief, wie wir noch sehen werden, auf Massenproduktion und Arbeitsteilung hinaus. Bertuch zählt das Personal der freien Zeichenschule auf: Die Geheimen Räte Schnauss und Goethe (in dieser Reihenfolge) führen die Oberaufsicht, Kraus ist Direktor. Lehrer sind Professor Kaestner (Theorie), der Maler Johann Ernst Heinsius und der Hofbildhauer Martin Klauer. Dazu kommen zwei Unterlehrer und zwei ordentliche Lehrer für die mathematischen Wissenschaften. Jährlich findet eine Ausstellung statt, in der auch fremde Kunstliebhaber ihre Arbeiten zeigen können. Unter den Schülern werden die „fähigsten und geschicktesten (...), welche sich im letzten Jahre besonders auszeichneten", mit Prämien in Form silberner Medaillen beglückt — „zur Aufmunterung ihres Fleisses. (...) Die Zahl der männlichen Eleven ist fast immer über 100, der weiblichen zwischen 50 und 70, bisher gewesen, und man spürt auffallend, welchen wesentlichen Nutzen diess Institut für Stadt und Land hat" (S. 40). Ein ähnliches Institut ist vom Herzog in Eisenach gegründet worden. Bertuch empfiehlt schließlich die Gründung derartiger Schulen in ganz Deutschland, da sie — bei geringem Kostenaufwand und richtiger Wahl des Direktors — „gar bald die öffentliche Erziehung merklich verbessern und sonderlich dem Kunstfleisse unsrer teutschen Handwerker, Fabriken und Manufacturen einen ganz neuen Schwung geben, und sie zu mächtigen Rivalen der Englischen und Französischen, denen wir noch jetzt zollen, machen würden" (S. 40f.). Bertuch arbeitete außer mit Kraus auch mit den anderen Lehrern der Schule, die davon wirtschaftlich profitierten, eng zusammen. Er regte diese auch zur Herstellung von künstlerischen Massenprodukten an, insbesondere wirkte er auf Klauer ein, der Güsse von Architekturdekorationen, antiken Skulpturen und zeitgenössischen Porträtbüsten in einer eigenen Werkstatt herstellte. Bertuch betrieb dafür in seinem Intelligenzblatt, das er dem

Modejournal beifügte, und mit einem gesonderten Prospekt („Beschreibung und Verzeichnis der Torevtica-Waare der Klauerschen Kunst-Fabrik zu Weimar", hrsg. von Martin Gottlieb Klauer und dem Industrie-Comptoir in Weimar. H. 1.2. Weimar 1800. Werkkat. Nr 52) die Werbung und steuerte den Verkauf über sein Industrie-Comptoir. Die Vorlagen, die die Künstler herstellten, wurden entweder direkt von ihnen verkauft oder liefen über das Industrie-Comptoir. Als Beispiele seien folgende Veröffentlichungen genannt: „Uebungen für Zeichen-Schüler als Fortsetzung des ABC des Zeichners von G. M. Kraus", H. 1-3, Weimar o. J. „National-Trachten verschiedener Völker. Gesammelt und herausgegeben von G. M. Kraus", H. 1-4, Weimar 1797. „Kleine Landschaften zum Nachzeichnen für Anfänger von C. Horny", H. 1-5, Weimar 1890. „Contour-Blätter zur Übung für junge Zeichner und Kupferstecher gesammelt und gestochen von Theod. Goetz", Weimar 1808. Kraus' „Nationaltrachten" und die Schriften von Horny und Goetz erschienen sowohl im Selbstverlag als auch im Industrie-Comptoir (Werkkat. Nr 53-56). Die Veröffendichungen der Lehrkräfte der Zeichenschule vermittelten, auf Nachfrage bzw. Absatz ausgerichtet, den neuen klassizistischen Stil, der sich nach Bertuchs Auffassung wegen seiner Einfachheit leichter in Massenprodukte umsetzen ließ. Der Erweckung klassizistischen Geschmacks dienten auch von der Zeichenschule unabhängige Veröffentlichungen des Industrie-Comptoirs, die sich mit der Kunst der Antike befassen, z. B. „Griechische Vasengemälde. Mit archäologischen und artistischen Erläuterungen der Originalkupfer", hrsg. von C. A. Böttiger, Weimar 1798 (Werkkat. Nr 57). Römische Architektur hat die folgende Publikation des Industrie-Comptoirs zum Inhalt: „Choix de peintures antiques empruntées de l'Ouvrage du Comte de Caylus tiré à peu d'exemplaires et accompagnées d'Explications par Mr. Auguste de Rode", H. 1-3, Weimar 1805 (Werkkat. Nr 58). Mit der Geschmackserziehung der Leser und der Dilettanten, die an der Kunstschule Unterricht genossen, wurden, wie Bertuch es sah, künftige Abnehmer präpariert. Ursprünglich war die Weimarer Zeichenschule wie alle ähnlichen Institute vor allem für Liebhaber der Künste gedacht, aber Bertuch und Kraus, der dabei stets auf hohe Qualität achtete, hatten sie allmählich fast völlig umfunktioniert. Während Goethe die Kunst und das Schöne im Auge hatte, 117

bekümmerte sich Bertuch im Hintergrund und darin im Einverständnis mit den Künstlern um die Verindustrialisierung der Kunstprodukte und um deren Vermarktung. Es gibt so gut wie keinen Schriftwechsel darüber; was es zu bereden gab, fand offensichdich mündlich statt. Die Künstler vergaben für Bertuch Aufträge an ihre Schüler, unter denen eine gewisse Hierarchie geschaffen wurde, zum Teil in Heimarbeit; denn selbst der um 1800 erweiterte Bertuchsche Betrieb reichte für den Bedarf an Stechern und Illuminatoren nicht aus. Das einzige, was die Eleven selbst bezahlen mußten, war das Zeichenmaterial und Papier. Auch das wurde ihnen über Bertuchs IndustrieComptoir geliefert. Bei diesen Vorteilen lag es nahe, daß Bertuch die freie Zeichenschule nicht als Ausbildungsstätte für Künstler betrachtet haben wollte. Er beschließt seinen Beitrag mit dem Satz: „Die grösseren Kunst- und Mahler-Akademien bleiben, als Sterne der ersten Größe, wie billig den Königen und Kaisern, welche sie gehörig unterstützen können, überlassen; und behalten das Vorrecht die Wiege grosser Künstler zu seyn" (S. 41).

XXIII. Friedrich Justin Bertuch: Bilderbuch fiir Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pßanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen ivissenschafilichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet, von F. J. Bertuch (...). (Französischer Nebentitel:) Porte-feuille des Enfans Mélange intéressant d'Animaux, Plantes, Fleurs, Fruits, Minéraux, Costumes, Antiquités et autres Objets instructifs et amusants pour la Jeunesse; choisis et gravés sur les meilleurs originaux, avec de courtes Explications scientifiques et proportionnées à l'entendement d'un Enfant. Rédigé par F. J. Bertuch. Versch. Aufl. Bd 1-12. Weimar: Industrie118

Comptoir (ab 1803: Landes-IndustrieComptoir) 1792-1830. Mit 1 1 8 5 je nach Ausg. kol. oder nichtkol. Kupierst. Quart. (In 237 Einzellieferungen. Erklärungen in deutsch und französisch, ab Lieferung 61 auch in englisch und französisch.) Bd 1 erschien unter gleichem Titel ohne den Namen Bertuch und ohne das französische Titelblatt schon einmal 1790: Weimar: Expedition des Journals des Luxus und der Moden und Gotha : in Commission der Ettingerischen Buchhandlung 1790, wo weitere vier Bände, zusammengefaßt zu fünf Bänden und dem Erbprinzen Karl Friedrich zugeeignet, bis 1810 erschienen (447. Vgl. Werkkat. Nr 25). (Benutzte Exemplare: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Stadtbibliothek Mainz. Ingeborg Edle von Rennenkampff geb. von Harnier, Flensburg.) Friedrich Justin Bertuch wird in den ersten fünf Bänden des Bilderbuchs als Autor genannt. Ihm folgt in den Bänden 6 bis 8 Karl Bertuch. Ab Band 9, nach dessen Tod, erscheint auf dem deutschen Titelblatt kein Autor mehr. Das französische Titelblatt (ab Band 2) besagt „Rédigé par F. J. Bertuch", bzw. „(...) Carl Bertuch", ab Band 9 „(...) Mr. Bertuch". Die genauen, z. T. abweichenden Titel der einzelnen Bände sind dem Werkkat. Nr 25 zu entnehmen. Mit der Prachtausgabe seines „Bilderbuchs für Kinder" sprengte Bertuch den üblichen Rahmen der pädagogischen Literatur seiner Zeit. Nach Konzept, Umfang und Ausstattung läßt sich kein anderes Werk mit dieser Ausgabe vergleichen. Das 18. Jahrhundert sah sich zur Zusammenfassung und Systematisierung der Kenntnisse gedrängt, die die Menschen sich erworben hatten. Große Enzyklopädien entstanden und versuchten das ganze Wissensspektrum geordnet auszubreiten. Bertuch erkannte die Notwendigkeit, auch Kinder über die Fülle faktischen Wissens zu informieren. Sein Bilderbuch stellt von daher gesehen eine Kinderenzyklopädie dar. Die Einordnung des Werks innerhalb der Kinderliteratur des 18. Jahrhunderts und deren Einfluß bis heute wurde bereits ausführlich besprochen (vgl. das Kap. Bertuchs

Leben. Der Herausgeber und Verleger). Das „Unternehmen Bilderbuch" (448) setzte eine verlegerische Vorplanung voraus, auf die im genannten Kapitel ebenfalls schon eingegangen wurde. Angekündigt wurde das Werk 1789, ein Jahr vor Erscheinen, im „Journal des Luxus und der Moden". Bertuch wandte sich an den gleichen Abnehmerkreis, das heißt vor allem an das aufstrebende Bürgertum und die Oberschicht. Er bot das Werk zweisprachig (deutsch und französisch) an, in den Bildlegenden ab 1802 auch viersprachig (deutsch, französisch, englisch, italienisch). Die Vielsprachigkeit wurde allerdings nicht konsequent durchgeführt (449). Sie entsprach dem Ausbildungsstand der Kinder vermögender Eltern und förderte zudem den Absatz auch im Ausland. Wie gefragt das Werk über die Landesgrenzen hinaus war, zeigt die Tatsache, daß es ab 1805 durch die Brüder Kapetanaki in Weimar ins Neugriechische übersetzt wurde (450). Um einen laufenden Absatz zu sichern und auch aus Herstellungsgründen wurde das Werk in Einzelheften geliefert. 20 Hefte (geplant waren dafür 100 Seiten mit 100 Tafeln) ergaben einen Band, zu dem ein Titelblatt erhäldich war. Diese Titelblätter wurden vorrätig gehalten und stimmen in der Angabe des Erscheinungsjahrs nicht immer mit entsprechenden Jahreszahlen im Inhalt überein. Es gab zwei Ausgaben: eine mit kolorierten, eine preiswertere mit unkolorierten Kupferstichen für „mittelmäßig bemittelte Eltern". Die kolorierte Ausgabe wurde nur auf Bestellung geliefert. Die höchste bekannte Auflage betrug 1808 3 000 Exemplare (451). Das Einzelheit hatte einen starken roten Umschlag, enthielt fünf Tafeln und kostete koloriert einen halben Taler und vier Groschen, unkoloriert die Hälfte. Der Preis für das Gesamtwerk betrug 123 Taler und 98 Groschen ohne Buchbinderkosten (452). Damit war es für die Masse der Bevölkerung unerschwinglich (ein normaler Handwerker hätte dafür fast zwei Jahresgehälter aufbringen müssen). Die Kinder- und Jugendliteratur des ausgehenden „pädagogischen Zeitalters" kam nur einer Minderheit der Heranwachsenden zugute. Insgesamt gesehen stellte sie eine „gefallige Verpackung von Frömmigkeit«- und Leistungsidolen, Ansporn zur Tüchtigkeit und guter Gesinnung" (Schenda. 453) dar und vertrat damit die Interessen des nach Herrschaft strebenden Besitzbürgertums. Dem weitaus größten Teil der Kinder blieb diese Literatur schon deshalb verschlossen, weil ihre Familie

zu arm war, um sie sich leisten zu können. Ihr Lesestoff waren nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Elementarschulen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts Fibel und andere Schulbücher, Katechismen und Bibel. Adel und Großbürgertum hielten sich weiterhin Hauslehrer. Wenn man bedenkt, daß Bertuch von seinen 3 000 Exemplaren knapp die Hälfte verkaufte, so blieben auch nicht viele minderbemittelte Bürger übrig, die sich die unkolorierten Bände leisteten. Die Kinder der Armen, d. h. der weitaus meisten Menschen besaßen nicht einmal ein eigenes Bett, geschweige denn sonstigen Raum. In den Städten war es schlimmer als auf dem Lande, aber auch die armen Dorfkinder mußten aus Not und bis zur Ausbeutung ihrer Kräfte mitarbeiten. Um 1850 waren in einigen Teilen Deutschlands mehr als die Hälfte Waisen oder Halbwaisen (454). Während die mit Wohlstand gesegneten Kinder in den Palästen und Bürgerhäusern nun mehr Eigen- und Schonraum als zuvor bekamen, dadurch aber doch auch in zunehmende Hilflosigkeit und Abhängigkeit von den Erwachsenen gerieten und einer Disziplin und Zwangserziehung unterworfen wurden, die als Merkmal der Zivilisiertheit verstanden wurde, unterschieden sich die armen Kinder in ihrer Not von der Erwachsenenwelt in den Hütten nur wenig. Sie waren auch der nun verstärkt einsetzenden Geschlechtstrennung weniger ausgesetzt, Jungen und Mädchen mußten gleichermaßen schwer arbeiten. Für das nach Unabhängigkeit strebende Bürgertum typisch war die Erziehung der Mädchen ausschließlich zur Gattin, Hausfrau und Mutter im Rahmen einer rigorosen patriarchalischen Familienstruktur, die es in dieser Ausformung wegen der spezifischen Arbeiten von Mann und Frau auf dem Lande nicht gab. So finden wir in Campes „Kinderfreuden. Ein angenehmes Bilderbuch für die Jugend" den Absatz: „Rauschende Spiele passen für die weibliche Jugend nicht. Sittsame Häuslichkeit, Fleiß und möglichste Kenntnis aller wirtschaftlichen Arbeiten, das sind die Grundlagen, worauf sie ihr künftiges Glück bauen müssen. Was könnte sie darauf besser vorbereiten als das Spiel mit ihrer Puppe?" (455) Die Puppe als das Spiegelbild des Kindes wird von Campe ebenfalls bezeichnend definiert als „kleines, hilfloses Wesen", das nun das Kind in der Welt der bürgerlichen Familie, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Kleinfamilie entwickelte, wurde. Bertuchs Bilderbuch wurde in den adligen und bürgerlichen Kinderstuben von Jungen und Mad-

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chen gleichermaßen genossen. Es verzichtete, darin weitblickender als die Philanthropisten, auf dieDarstellung von Steckenpferd- und Puppenwelt und wollte statt zur Tugend zu erziehen die kleinen Leser amüsieren, fesseln und mit einer Welt vertraut machen, die im Umbruch begriffen war und deren neue Erfordernisse Bertuch wie nur wenige klar erkannte. Auch ihm war es selbstverständlich, daß die Kinder der Armen von dem, was er vermitteln wollte, ausgeschlossen blieben. Arme m u ß es wegen des ganzen herrlichen Mechanismus' geben — das war, wie wir an anderer Stelle sahen, Bertuchs sozialer Ausgangspunkt. Die Kinder dieser Armen verdienten sich zu seiner Zeit ab dem 6. Lebensjahr einen wesentlichen Teil, ab dem 13. ihren vollen Lebensunterhalt Das fanden auch Pädagogen wie Pestalozzi und Salzmann ganz selbstverständlich (456). In den Waisenhäusern fand neben etwas Rechnen, Lesen, Schreiben, Beten und Singen religiöser Lieder gewerblicher Unterricht im Weben, Spinnen, Stricken, Waschen, Gerben usw. statt, aber vor allem wurde wie in der Erwachsenenwelt gearbeitet, und zwar so hart, daß viele Kinder dabei starben (ebd.). Ihr Arbeitstag umfaßte bis zu 14 Stunden bei schlechter Ernährung. Sie wurden an Fabrikanten vermietet, und wenn sie abends wie erschlagen zurückkamen, blieb ihnen aus Erschöpfung nur noch das Schlaflager, das sie sich zu mehreren teilen mußten. In dieser Welt war kein Raum für ein Bilderbuch. Erst 1839 trat in Preußen der erste Arbeitsschutz für Kinder in Kraft, zumal man die Gefahren früher Gesundheitsschäden für die Tauglichkeit der zukünftigen Soldaten erkannt hatte. Regelmäßige Arbeit in Fabriken und Bergwerken durfte nun erst von Neunjährigen gefordert werden, 1853 von Zwölfjährigen. Ein Bilderbuch wie das von Bertuch hätte aber, selbst wenn es erschwinglich gewesen wäre und die Kinder der Armen entsprechenden Freiraum und Zeit gehabt hätten, auch wegen deren erheblichen Bildungsrückstands wenig vermitteln können. Kaum 10 °/o der geplagten Kleinen lernten richtig lesen und schreiben (457), weil sie entweder aus Not in Fabriken, Werkstätten und auf dem Feld arbeiten mußten und der Schule meist fernblieben oder weil die Lehrer in den Elementarschulen zu schlecht ausgebildet waren. Zudem kostete der Schulbesuch Geld und war daher für viele unerschwinglich. Diese Zustände waren noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts allgemein. Bertuch wandte sich mit dem Bilderbuch wie 120

selbstverständlich an Jungen u n d Mädchen. Zu den Forderungen der französischen Revolution gehörte auch das Recht der Frauen auf Bildung. Die Mehrzahl der Bürgermädchen konnte bereits um 1750 lesen und schreiben. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten privaten höheren Madchenschulen, die bis zu 100 Gulden im Monat kosteten und in denen der Handarbeits- und Französischunterricht dominierte. Immerhin erzogen Institute wie das Philanthropin Schnepfenthal gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Mädchen zu „denkenden Hausfrauen" (458) und erteilten ihnen außer in den klassischen weiblichen Fächern Unterricht vor allem in Naturkunde, Physik, Weltwirtschaft und kaufmännischem Rechnen. Diese Töchterschulen waren natürlich den Armen verschlossen. Aber Bertuch wandte sich ja auch nicht an diese, sondern an die Töchter der Bürger und Adligen, die für seine Themenauswahl gebildet genug waren, und darin mit den Buben Schritt halten konnten, „während die weitaus größere Zahl der Kinder (...) kaum je ein Bilderbuch zu Gesicht bekam" (Hilzinger. 459). Bertuch empfahl den Eltern und Erziehern die heftweise Ubergabe an Kinder als „aufmunternde und belohnende Geschenke" für ihr Wohlverhalten zum ständigen Blättern, zum Illuminieren, Ausschneiden und Aufkleben. Eine ähnliche Empfehlung hatte schon Basedow seinem „Elementarwerk" mit auf den Weg gegeben, bei Bertuch als Verleger spielte dabei gewiß auch der Gedanke des Verkonsumierens und Anreizens zum erneuten Kauf zwecks Sammeins eine Rolle. Die „successiven Lieferungen" nach der Art unserer Comics sollten den Genuß erhöhen und hatten zudem den Vorteil, „successiv" und gemäß dem Erscheinungstermin hergestellt werden zu können. Die zwölf Bände enthalten 1 185 Illustrationen, die sich aus ca. 6 000 Einzelstichen zusammensetzen. Für den Bildteil verantwortlich war der hervorragende Künstler und Direktor der Weimarer Zeichenschule Georg Melchior Kraus, der zusammen mit Johann Heinrich Lips die Aufsicht über eine Reihe von Stechern und Illuminatoren führte, die in Bertuchs Diensten arbeiteten oder von ihm Aufträge in Heimarbeit bekamen. Über die Bedeutung der Zeichenschule als Ausbildungsstätte für Handwerker und als eine Institution, die der Geschmackserziehung auch von Laien diente, wurde bereits berichtet. Bertuch stand über diese Schule ein Potential an Künstlern zur Verfügung, das spä-

ter um hervorragende Stecher auch von außerhalb erweitert wurde. Bertuch ließ das Bilderbuch in einer Antiqua drukken. Diese Letter, die der Vielsprachigkeit entgegenkam, war damals in Deutschland noch ungewöhnlich. Bertuch gibt in der Vorrede zum Bilderbuch an, damit eine pädagogische Absicht zu verfolgen, nämlich die Kinder frühzeitig an diese Schrift zu gewöhnen, um sich endlich von der Fraktur zu trennen. „Ich selbst habe mit Fleiße mein Bilderbuch für Kinder mit lateinischen Lettern drucken lassen, um, wie ich mich in der Einleitung dazu erkläret habe, die Abschaffung der deutschen Lettern durch die Kinderstube am sichersten zu befördern zu helfen", schreibt Bertuch im , Journal des Luxus und der Moden" vom 10. November 1793 in seiner Abhandlung „Uber den typographischen Luxus mit Hinsicht auf die neue Ausgabe von Wielands sämtlichen Werken". Im nächsten Heft des Journals folgt „Mein Votum über lateinische und teutsche Lettern, als typographische Mode betrachtet". Er erweist sich in beiden Veröffentlichungen als Kenner der Materie. Aber „Bertuch engagierte sich nicht nur als literarischer Kommentator der Typographie, sondern als tatkräftiger, einsatzfreudiger Unternehmer" (Willberg. 460). Er holte 1803 den Schriftgießer Johann Gebhard Just Erich Walbaum (1768-1837) nach Weimar und finanzierte ihm die Gründung einer Schriftgießerei. Schriftgießer waren damals zugleich Schriftschneider und Schriftkünstler. Um Walbaums willen brach Bertuch einen Vertrag mit dem Jenaer Schriftgießer J. C. L. Prillwitz, der die Schriften für die Wieland-Ausgabe bei Göschen geschaffen hatte. Jedenfalls kam nun mit Walbaum der wohl bedeutendste Schriftkünsder Deutschlands nach Weimar und begab sich für längere Zeit in Abhängigkeit zu Bertuch. Seine Antiqua und Kursiv, „Die Walbaum" genannt, „ist die einzige in Deutschland gestaltete Schrift der Epoche, die heute noch lebendig ist" (ebd.). In England (Baskerville), in Italien (Bodoni) und in Frankreich (Didot) waren neue Formen einer klassizistischen Antiqua gestaltet worden, die auch in Deutschland gefragt waren. Es brach wegen der Fraktur, der „deutschen Schrift", ein Streit aus. Die Antiqua wurde vormals nur für lateinische und wissenschaftliche Texte benutzt, nun ging es um die Einführung der „französischen Lettern", wie die neuen Schriften in Deutschland hießen, auch für andere Texte. Bertuch trat entschieden für die Antiqua ein. Er wählte für die Allgemeine Litera-

tur-Zeitung lateinische Lettern und schreibt am 3. Januar 1785 in der ersten Nummer: „Oder solle wohl noch jemand glauben, daß unsere eckichten und hökerichten deutschen Buchstaben schöner aussähen, als die runde und simple lateinische Schrift?" Im genannten „Votum über lateinische und teutsche Lettern", das in seinem Modejournal erschien, spricht er die Hoffnung aus, „daß Teutschland endlich auch so glücklich seyn werde, (...) seine häßliche Mönchsschrift loszuwerden". Während er den Lesern seines popularistischen Modejournals aus guten Gründen die ungewohnte Antiqua ersparte, ließ er das Bilderbuch für Kinder „mit Fleiße mit lateinischen Lettern drucken", um damit einen pädagogischen Beitrag zum angestrebten Umerziehungsprozeß zu leisten. Er hielt die neuen Lettern nicht nur für schöner und besser, sondern als „simple" Schrift auch für leichter machbar, was ihm Walbaum allerdings widerlegte.' Daß er auch dabei wirtschaftliche Absichten verfolgte, dürfen wir schon deshalb annehmen, weil er das Bilderbuch viersprachig geplant hatte. Sein kosmopolitisches Denken hielt es für wünschenswert, durch die gleiche Schrift „mit den anderen abendländischen Nationen von Europa in Einklang zu treten" (so im genannten „Votum über lateinische und teutsche Lettern"), aber der wachsende deutsche Nationalismus entschied den Schriftenstreit dann doch wieder zugunsten der Fraktur. Das Bilderbuch erschien dennoch bis zu seinem Abschluß 1830 in der Antiqua, und letztlich gab die weitere Entwicklung Bertuch recht Auch auf diesem Feld erwies er sich als eine weitblickende, fortschrittlich denkende Persönlichkeit. Wiederholt äußerte sich Bertuch kritisch über „typographischen Luxus". Er lehnte ihn für anspruchslosere Literatur ab und argumentierte auch zugunsten einfacher Ausgaben des Preises wegen, der um der Verbreitung der Bücher willen möglichst niedrig gehalten werden müsse. Hingegen forderte er typographische Schönheit und Qualität für die klassischen Schriftsteller, deren Ausgaben er als Literaturdenkmäler, Jahrhunderte überdauernd, betrachtet wissen wollte. Unter seinen eigenen Publikationen befindet sich kein einziges buchkünstlerisch bedeutendes Werk. Auch sein „Bilderbuch für Kinder" läßt typographisch viel zu wünschen übrig. Die ersten Bände sind in verschiedenen Lettern gesetzt, zuerst in einer älteren, dann in einer neuen „französischen" Antiqua, die wahrscheinlich von Prillwitz in Jena gegossen 121

wurde (461). Walbaums Schriften finden hingegen keine Verwendung. Während die unter Kraus' Oberleitung entstandenen Kupferstiche sorgfaltig gedruckt sind, ist die Druckqualität der Textseiten miserabel, „einmal wie gehaucht, dann gequetscht und verschmiert, einmal zu viel, einmal zu wenig Farbe" (ebd.). Der Satz ist äußerst nachlässig behandelt, mal ohne Durchschuß, mal überreichlich durchschossen und dabei ohne auf den Satzspiegel zu achten und sogar verschieden auf derselben Seite. Auch die Überschriften sind uneinheitlich mal luftig, mal gequetscht gesetzt, in verschiedenen Graden und Schriften mal auf Mitte, mal auf Spaltenbreite auseinandergezogen mit Löchern und absurden Trennungen, jedenfalls schludrig, und das über 30 Jahre lang. „Mag sein, daß der Grund für die aufgeführten Mängel in der Erscheinungsweise (...) in Einzellieferungen zu suchen ist, also darin, daß das Werk nicht als Ganzes entstand und überschaut werden konnte. Es erschien — satztechnisch gesehen — wohl nicht einmal in kontinuierlicher Reihenfolge, wie die Verschränkung verschiedener Schriften in den ersten Bänden vermuten läßt. Demnach interpretierten — abhängig vom Wechsel der Setzer (...) — verschiedene Setzer'Handschriften' das anfängliche Konzept unterschiedlich, oder infolge schlechter Ausbildung waren sie einfach nicht in der Lage, genügend zu differenzieren, 'verfischten' ihre Setzkästen, ergänzten 'verfischte', defekte Buchstaben durch unpassende Schriften u. ä." (462). Durch entsprechende Beaufsichtigung seitens des Verlegers hätte sich diese nachlässige Typographie verbessern lassen. An Kennerschaft fehlte es Bertuch nicht und auch nicht an Durchsetzungsvermögen, so daß wir annehmen dürfen, daß ihm daran nichts lag. „Merkantilisch" gesehen war das Unternehmen Bilderbuch auch ohne Anspruch auf typographische Schönheit ein Erfolg. In der Vorrede zum ersten Band des Bilderbuchs gibt Bertuch „Plan, Ankündigung und Vorbericht" des Werks programmatisch bekannt. Die Kinder zu „amüsiren" (S. 5) soll zugleich Nutzen bringen, soll das Bilderbuch für die Kinderstube unentbehrlich machen wie „die Wiege, die Puppe oder das Steckenpferd" (S. 1) und ihnen das „ r i c h t i g e B i l d " von der Welt geben. Der Text soll die Bilder lediglich unterstützen. Deshalb wird auf gut gestochene, schön und richtig gezeichnete Kupfer der größte Wert gelegt, „weil nichts wichtiger ist, als das Auge des Kindes, gleich vom Anfange an, nur an wahre Darstellung der Gegenstände, richti122

ge Verhältnisse, Eindrücke und Begriffe, die es der Seele geben kann, und an schöne Formen und guten Geschmack zu gewöhnen" (S. 2). Um die Fülle der dargestellten Wirklichkeit im Einzelnen zugleich schön und genau wiederzugeben, bedarf es mehrerer Künstler, das heißt auch mehrerer Vorlagen, „einer grossen Menge Werke, deren man jedes für das vollkommenste in diesem oder jenem Fache hält" und die „zusammengetragen und sorgfältig kopirt werden" (S. 2). Auf einer Tafel darf nicht zu viel und nur was zusammenhängt, zueinander in den richtigen Größenverhältnissen, erscheinen. Die Verteilung von Text auf der rechten und Bild auf der linken Seite erklärt Bertuch, obwohl dafür vor allem technische Gründe maßgebend waren, kindgerecht und praktisch: Da die kleinen Leser mit der rechten Hand tätiger als mit der linken seien, würde das Bild auf der linken Seite geschont, und der rechte Zeigefinger könne wie gewohnt den Zeilen beim Ablesen besser folgen, ohne die Abbildung zu verdecken. Als unmittelbares Vorbild gibt Bertuch das „Portefeuille des Enfans" von Cochin (Paris 1789) an, das allerdings „nichts weniger als fehlerfrey" sei. Was Bertuch „das vollkommenste in diesem und jenem Fache" nennt, ist einer Liste, die sich im Weimarer Bertuch-Archiv befindet, zu entnehmen. Diese Auswahl ist qualitativ sehr gemischt und wurde keineswegs nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten getroffen (463). Wenn möglich, griff er auf im Industrie-Comptoir erschienene Werke zurück. Gern benutzte er allerdings auch spezielle Sammelwerke wie „The History of British Birds" von T. Bewick, die er auch als Vorlage für ein geplantes Unterrichtswerk über aufs praktische Leben bezogene Naturgeschichte erwähnt. Die Zusammenstellung der Bilder wird von Bertuch als bewußt unsystematisch bezeichnet. Es sollen „Realien" gezeigt werden, die das Weltbild erweitern helfen, aber vor allem der Unterhaltung des Kindes, das seinem Wesen nach sprunghaft ist, dienen. Daher soll das Bilderbuch „sehr wenig und nicht gelehrten Text haben; denn das Kind liest und studiert ja sein Bilderbuch nicht, sondern will sich nur damit amüsiren. Der richtige Nähme und eine kurze, den Verstandes-Kräften des Kindes angemessene, Erklärung des auf dem Kupfer vorgestellten Gegenstandes; dieß ist Text genug" (S. 3). Bertuch kritisiert die „bisherigen Orbis-pictusMacher" (S. 3) dahingehend, daß sie zu viel Bekanntes und Alltägliches bieten. Er hingegen verspricht, vor allem „fremde" und „seltene" Gegen-

stände zu zeigen, offenbar um Übersättigung und Monotonie als Folge der Überfülle von Bildeindrücken vorzubeugen. Die reproduzierte Wirklichkeit bedurfte also schon damals des Sensationellen und Außergewöhnlichen, um eine möglichst permanente Spannung aufrechtzuerhalten. Trotz des beabsichtigten kindgemäßen Mischmaschs in der Abfolge der Gegenstände besitzt das Werk Handbuchcharakter mittels eines Registers, um „(ließ bilderreiche Chaos doch für den Lehrer (...) und den, der in der Folge etwas darin nachschlagen wollte, nur auf irgend eine Art in Ordnung und Folge zu halten" (S. 6). Diesem Register können wir die Gliederung in folgende Abteilungen entnehmen: I. Säugethiere, II. Vögel, III. Fische, IV. Amphibien, V. Insekten, VI. Würmer, VII. Pflanzen, VIII. Früchte, IX. Rosen, X. Trachten, XI. Alterthümer, XII. Corallen, XIII. Chonchilien, XIV. Vermischte Gegenstände (464). Diese Sammelbegriffe stehen mit der entsprechenden Nummer auf der Bildtafel. Auf der Textseite steht oben links gleichfalls der Sammelbegriff mit Nummer, rechts die Bezeichnung des Bildbandes und eine fortlaufende Zählung der Abbildungen. Die derart mechanisierte Nachschlagbarkeit war für Kinder allerdings weniger geeignet, was auch nicht notwendig war, denn die Bilder sprechen in ihrer Klarheit und Eindeutigkeit für sich. Wenn wir uns den Inhalt der zwölf Bände im Einzelnen betrachten, zeigt sich, daß Bertuch oft nicht hält, was er verspricht Seitenlangen Folgen naturgeschichtlicher Darstellungen von Pflanzen, Insekten, Fischen etc. stehen, insbesondere in den ersten Bänden, vergleichsweise selten z. B. die „vermischten Gegenstände" gegenüber. Wenn „giftige", „gefährliche", „seltene", „sonderbare" und „merkwürdige" Pflanzen und Tiere auch für stärkere Fesselung des Interesses sorgen, kommt es vor, daß sich denn auch z. B. Nationaltrachten seitenlang hinziehen (Bd 8. Nr 89-100). Im Gegensatz zu Bertuchs Einsicht, daß das Kind „mit seiner lebhaften Imagination von einem Gegenstand zum anderen" springt und er ihm „Freude und Zeitvertreib" bereiten will, wird es durch ganze Folgen, etwa von Rosensorten, überfordert und gelangweilt. Auch die Menge der Kupferstiche ist erdrückend. Aber es bleibt genug. Des Kindes „Lust am Buch ist seine Lust an der Welt, die es (auch) durch das Buch entdeckt Welche Abenteuer gibt es da! Ebenbilder der Dinge auf dem Papier. Merkwürdige Fische, Vögel und Reptilien, Gegenstände, Landschaften, fremde Menschen, 'Rares und Wun-

derbares', Aufregendes und Exotisches, zart koloriert, bestechend genau bis ins Detail. Das Bilderbuch entbirgt dem Kind die Welt: ist seine Höhle, sein Baumhaus und seine Schatzkammer, ist Korvette und Walfischfänger, Wigwam und Wüste, Urwald, Nordpol, die Wohnung der Grönländer, der Berg Sinai, die Taucherglocke auf dem Meeresgrund und die Luft- und Lustreise mit dem Ballon, kurz, eine Wurzel für Welterfahrungen." (Gröger. 465) Die Kinder werden zum Fragen angeregt. „Das 'Hinterfragen' dessen, was man nicht versteht, führt hinter die sichtbaren Dinge, führt ein in die Welt des Geistes." (Ebd.) Was die Bildinterpretation betrifft, kommen bezeichnende Widersprüche zum Vorschein. Das Außerachtlassen humanitärer Aspekte zugunsten der Sachinformation tritt bei Schilderungen von Eingeborenen oder Fronarbeit so manches Mal unangenehm in Erscheinung. Es lag nicht in der Absicht des Autors, Ideale zu vermitteln, sondern Realitäten, wobei deren Nutzen, wenn irgend möglich, hervorgehoben wurde. Die Erziehung zur Tugend, die in anderen vergleichbaren Werken der Zeit bis zur Penetranz betrieben wurde, blieb den kleinen Lesern des Bertuchschen Bilderbuchs allerdings erspart. Sie war, wie Bertuch sein Bilderbuch sah, auch gar nicht nötig. Was materiellen Zweck und Nutzen für die Menschen hat, rückt mit fortschreitender Bandzahl vor allem unter „Vermischten Gegenständen" in Gestalt technischer Errungenschaften zunehmend in den Vordergrund, wobei es dann vorkommt, daß die Tretmühle in England als erstrebenswert erscheint (Bd X. Nr 69). Ebensowenig erzieht Bertuch das Kind zum Staatsbürger oder zur Religion, und auch Geschichtsbewußtsein wird so gut wie nicht vermittelt Worauf es ihm ankommt, bedarf nicht ausdrücklicher Abhängigkeit von Kirche und Staat und muß im Prozeß der Geschichte nicht hinterfragt werden. An antiker Mythologie und Kunst war Bertuch nicht vorrangig aus rein historischen Gründen, die ihn kaum interessierten, gelegen. Für die neuen Bildinhalte Verständnis zu wecken und Geschmackserziehung am Stilistischen zu betreiben, erschien ihm nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen wünschenswert. Kunst als Handelsware bedurfte einer dafür aufgeschlossenen Käuferschicht, und zudem begann sich der „moderne" Stil, damals der Klassizismus, in seiner Einfachheit auf industrielle Machbarkeit, auf Massenproduktion, die er ja selbst in seinem Industrie-Comptoir vertrieb, einzupendeln. In diesem Sinne hatte er 123

sich mehrfach im Modejournal und auch im Zusammenhang mit der klassizistischen Antiqua geäußert. Der nahezu vollständigen Entdeckung des Globus und fremder Völker und Kulturen wird Bertuch in zahlreichen Darstellungen von Landschaften, Menschen und deren Werken gerecht. Bei aller kosmopolitischen Attitüde bleibt das Weltbild dabei europazentriert. Bemerkt wird auch hier das Merkwürdige und Andersartige, der eigene Standort liefert ohne Hinterfragung den Maßstab. Am deutlichsten wird die Tendenz, die der Bertuchschen Weltsicht zugrunde liegt, wenn sich die technischen Darstellungen zu häufen beginnen. Schon zu seinen Lebzeiten kündigte sich damit die industrielle Revolution an, die sich dann in den letzten Bänden vor allem in der Dampfmaschine als umwälzend neuem Energiespender darstellt Mit Dampfwagen, Dampfschiffen und Eisenbahn (ab Bd 9. 1816) beginnt das technische Zeitalter voll in Erscheinung zu treten. Im Text zu einem neuen Dampfboot (Bd 9. Nr 10) wird die Dampfmaschine als „eine der wichtigsten Erfindungen, deren Folgen sich noch gar nicht berechnen lassen", bezeichnet Wenn man diese Bilder in Beziehung zum damaligen Stand der Technik in England setzt, dokumentiert sich darin allerdings eher Deutschlands Rückständigkeit, die Bertuch tief bedauerte und der er nach Kräften abzuhelfen wünschte. Bertuch konnte sich von seinem Blickwinkel aus die ungeordnete Fülle der Realien leisten; denn hinter der Unsystematik steht eine „Ideologie". Aufklärung über Mensch und Natur, wie er sie gesehen haben wollte, stellt an sich schon ein „System" dar, eine auf direkten oder möglichen praktischen Nutzen bezogene Wirklichkeit Das weit umfassendere neue Denken des Zeitalters wird reduziert und verdünnt vermittelt. Es wird dem „natürlichen" Bedürfnis der kleinen Leserschaft angepaßt und damit eingängig gemacht Erziehung zur Wahrheit als Selbstwert und als ein Komplexes ist gar nicht beabsichtigt. Lineares Fortschrittsdenken will das Kind für eine im Wesentlichen auf Faktenwissen und materiellen Wohlstand fixierte neue Welt präparieren. Rationale Informationen werden mit irrationalen Mitteln transportiert und fesseln das Kind im wahrsten Sinne des Wortes. Bertuch hatte die Macht des Bildes im vollen Ausmaß erkannt Die Bilder sind es, die dem Kinderbuch seinen Zauber geben. Der große Wert, den Bertuch auf die Qualität der Bilder legte, wird von daher gesehen erst verständlich. Das zeigt uns, wie 124

weit er Einblick in ein neues Zeitalter, das doch erst im Werden begriffen war, gewonnen hatte — in der Visualisierung der Realität, die schließlich zum Bildschirm führte, war er seiner Zeit weit voraus. Die Fülle des Wissens über Natur, Mensch und Menschenwerk war unvermittelt schon damals nicht mehr erlebbar und vorstellbar, reproduzierte Wirklichkeit trat an die Stelle eigener Erfahrung und leitete einen Entfremdungsprozeß ein, den wir heute kritisch zu untersuchen begonnen haben. Goethe, der Comenius' „Orbis pictus" — gewiß wegen der Ganzheitlichkeit der Weltsicht — hoch schätzte, hob in Bezug auf Bertuchs Bilderbuch bezeichnenderweise die Leistung der Weimarer Zeichenschule hervor (466). Dem Zauber der Bilder erliegen auch wir, als Anschauungsbuch ist Bertuchs Werk einzigartig geblieben. „Obgleich noch ganz anders geartet als die heutigen Medienkinder, waren die Leser von Bertuchs Bilderbuch schon unterwegs zu jenen." (Wingendorf. 467) Die Kommentare, die Bertuch den Bildern auf der rechten Seite beigegeben hatte, waren eher für die Eltern und Erzieher bestimmt, vor allem jüngere Kinder werden sich ausschließlich an den Kupferstichen vergnügt haben. Dieses so ganz unpädagogisch vermittelte Amüsement war ebenso Absicht wie die Anreizung durch nichtalltägliche Dinge, die das Bilderbuch (neben für das Kind äußerst langweiligen) in ausreichender Menge zeigt. „(...) weitgehender Verzicht auf Barriereerlebnisse, Zeitvertreib statt Aushalten des langen Atems beim Verknüpfen der Vorstellungen" (468) ist bereits „Mediendidaktik" von heute anstelle von wahrer Bildung. Dennoch erweist sich Bertuch als Kinderfreund, und sein Bilderbuch hat Charme. „Diese Bildenzyklopädie beweist in ihrer sorgfaltigen Ausführung, mit welcher Hingabe damals für Kinder gearbeitet wurde. (...) Eines rettet selbst den altmodischsten, befangensten Werken dieser Epoche das Interesse: die Illustration. Diese entzog sich der Kontrolle der philanthropischen Theorie, und schnell haben über die Köpfe der Pädagogen hinweg Künsder und Kinder sich verständigt" (Walter Benjamin. 469) Das wußte Bertuch. Das Bildmaterial des Bilderbuchs wurde in anderen Veröffentlichungen ausgewertet. Nachdrucke — verändert und gekürzt — hat es mehrfach gegeben (470). Als Beispiel sei der von B. Ph. Bauer in Wien verlegte genannt (Werkkat. Nr 27). Sie zeigen, wie gefragt das Werk seinerzeit war. Von den Zeitgenossen wurde aber die lakonische Kürze der

Texte, mit denen Bertuch seine Bilder erklärte, als nicht ausreichend empfunden. Bis mindestens zum sechsten Band stammen diese Texte offenbar von ihm selbst und zeigen seine „compilierende" Manier, die für seine popularisierten gelehrten Darstellungen typisch ist (471). Wohl auf Drängen von außen ließ Bertuch den Begleittext in 24 Bänden von Karl Philipp Funke, einem Dessauer Pädagogen, kommentieren.

XXIV. Karl Philipp Funke: Ausfiihrlicher Text zu Bertuchs Bilderbuche fiir Kinder. Ein Commentarfiir Eltern und Lehrer, welche sich jenes Werks bei dem Unterricht ihrer Kinder und Schüler bedienen wollen. Verfasset von C. Ph. Funke. Bd 1-24. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1805: Landes-Industrie-Comptoir) 1798-1833. Oktav. Bd 11: ohne Verf. Bd 12 u. 13: (Dass....) Funke; nach dessen Tode fortgesetzt von einer Gesellschaft von Gelehrten und herausgegeben von Carl Bertuch. Bd 14-16: (Dass...) Funke, nach dessen Tode mit mehreren Mitarbeiternfortgesetzt von Carl Bertuch. Bd 17-24: (Dass...) Funke; nach dessen Tode fortgesetzt von mehreren Gelehrten. (Benutztes Exemplar: Ingeborg Edle von Rennenkampff geb. von Harnier, Flensburg.) Bertuch entschloß sich, von außen gedrängt, sein „Bilderbuch fiir Kinder" durch 24 Kommentarbände zu ergänzen. Die kurzen Texte, die er seinen Bildern zur Seite gestellt hatte, reichten Eltern und Pädagogen offenbar nicht aus, um den Kindern befriedigende Erklärungen geben zu können. Bertuch selbst hätte seinen Zweck, das Kind mit den Bildern zu unterhalten - denn es „liest und studiert ja sein Bilderbuch nicht" (Vorwort zum Bilderbuch) — mit dem, was er an Text anbot, erfüllt gesehen. 1796 wandte er sich an den Pädagogen Karl Philipp Funke, der in Dessau als Erziehungsrat und Seminarinspektor wirkte. Funke arbeitete im Geiste Basedows und des Dessauer Philanthropins,

das 1793 im Zusammenhang mit der Entwicklung, die die französische Revolution genommen hatte, geschlossen worden war (472). In seinem „Vorbericht" zu den Kommentarbänden (Bd 1) bezeichnet Bertuch Funke als „einen Schriftsteller, (...) dessen vorzügliche Gabe im populären Vortrage wissenschaftlicher Gegenstände das Publikum längst schon kennt und schätzt (...)" (S. VI). Funke war bereits mit Natur- und Realschullexika hervorgetreten. Durch ihn wurde Bertuchs Bilderbuch zum Unterrichtswerk. Das Gedankengut der Aufklärung kommt in den Kommentarbänden deutlicher zum Vorschein als im Bilderbuch. Humanitäre Ideale der Zeit finden, wo es Funke möglich erscheint, Ausdruck. Funke sympathisierte mit den Grundgedanken der französischen Revolution und stand der Despoten- und Priesterherrschaft mit äußerster Ablehnung gegenüber. Das kommt in seinen Kommentaren aber aus verständlichen Gründen nur gelegendich zum Vorschein. Artur Koch hat entsprechende Stellen bereits zusammengetragen (473): Funke spricht von „der im Kampf für die Freiheit begriffenen und enthusiasmierten französischen Nation". Den altägyptischen Priestern bescheinigt er „heilige Betrügereien". Die „empörende Anmaßung" eines katholischen Geistlichen wird ausführlich beschrieben (474). Menschenraub und Sklavenhandel vor allem in den englischen Kolonien werden angeprangert, Funke schildert das schreckliche Schicksal der „armen, schwarzen Brüder" und findet auch mitfühlende Worte für den sizilianischen „gedrückten Landmann" und die armen Spitzenklöpplerinnen und -näherinnen in Brüssel. Im Ganzen gesehen hält er sich — arm und auf die Einnahmen aus den Kommentarbänden angewiesen — mit derartigen Kommentaren zurück. Nach seinem Tod verschwinden diese Betrachtungsweisen aus den Kommentarbänden vollständig. In den Vordergrund treten zunehmend versachlichte Beiträge zu englischen Errungenschaften auf den Gebieten der Technik und der Naturwissenschaft. Bertuch spricht im Vorbericht zu den Kommentarbänden die Hoffnungaus, daß „Liebe und Eifer für die Naturgeschichte noch allgemeiner" würden „und das Vorurtheil der Schwierigkeit des Studiums derselben vernichten (...)" (S. VHf.). Dann weist er wie üblich auf weitere geplante Publikationen hin, die „zur Erleichterung dieses so wichtigen als angenehmen Studiums" beitragen sollen. Er meinte damit u. a. seine „Tafeln der allgemeinen 125

Naturgeschichte" (Weimar 1801. Werkkat. Nr 48), die er 1799 mit der Veröffendichung „Ueber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen (...)"* angekündigt hatte.

XXV. Friedrich Justin Bertuch. Ueber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzufiihren; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke; von F. J. Bertuch, (...). Weimar: Industrie-Comptoir 1799. 38 S. mit 3 kol. Kupfertaf. Quart. (Benutztes Exemplar: Lippische Landesbibliothek Detmold.) Das vorliegende Werk ist als Ankündigung einer später erscheinenden Anzahl naturkundlicher pädagogischer Publikationen gedacht In der Einführung als Kap. I weist Bertuch auf die praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Notwendigkeit der Popularisierung des Stoffes hin. In Kap. II grenzt er sein angekündigtes Werk von in anderen Verlagen herausgegebenen, vergleichbaren Büchern ab, die er als „zu gelehrt" oder „zu confus" bezeichnet (S. 8). Der herrschenden Konfusion soll vor allem durch eine richtige und deutsche Nomenklatur begegnet werden. Außerdem wendet sich Bertuch gegen die bloß verstandesmäßig erfaßte Naturgeschichte zugunsten von deren „Versinnlichung (...) durch gute Abbildungen (...) oder durch Naturalien" (S. 10). Dabei knüpft er an Comenius an, worauf, im Zusammenhang mit dem „Bilderbuch für Kinder", bereits näher eingegangen wurde. Nachdem er den Mangel an guten Lehr- und Handbüchern insbesondere für die Schüler aus den unteren Volksklassen beklagt hat, schließt er mit dem Satz: „Wollten doch die Väter und Regenten der Völker die Wahrheit recht warm beherzigen, daß eine der sichersten Stütze und Grundpfeiler ihrer Thronen in guten Schulmeister-Seminarien, Dorf- und Bürgerschulen steht!" (S. 14) Sein reformerischer Geist hatte dabei durchaus das Ende der a b s o l u t regierenden „Thronen" im Auge. Kap. III dient der Hervorhebung der geplanten Werke durch Hinweis auf die deutsche Nomenklatur und Charakteristik der 126

„drey Naturreiche" Mineralien, Pflanzen und Tiere als eines einfachen, vom bloßen Augenschein ausgehenden Klassifikationssystems, das er ausdrücklich und positiv von dem (in Wahrheit doch so profunderen) des Linné abhebt. Hervorgehoben werden auch die guten Abbildungen. Diese haben es ihm besonders angetan, da er ihre Herstellung bestens organisiert hatte, und sie blenden uns noch heute durch Akribie, Farbigkeit und naiven Charme. Da sein Plan auf populäre Unterrichtung angewiesen war, appelliert er an die Fürsten, Naturkundeunterricht allenthalben einzuführen. Weil ohne eine gewisse Sachkenntnis schon zu seiner Zeit nichts mehr lief, betont er die Notwendigkeit, naturforschende Gesellschaften zu gründen, die den Bereich außerhalb der Grundlagenforschung auch durch Ehrenmitglieder (wie ihn) — deren Interessen eher auf die praktische Verwertbarkeit der Forschung zielen würden — schirmherrlich abdecken könnten. Dem Hinweis auf die Notwendigkeit entsprechender Naturaliensammlungen ließ er selbst die Tat folgen. Er vertrieb unter anderem Modelle von verschiedenen Kartoffelsorten aus Wachs. Kap. IV nimmt direkt auf das „Bilderbuch für Kinder" Bezug, nämlich als „vorbereitendes Werk" (S. 26). Dabei verhehlt er nicht die segensreiche Auswirkung der Weimarer freien Zeichenschule, die ihm für die Herstellung der Kupferstiche eine ausreichende Zahl von jungen Künstlern zur Verfügung stellt. Er sagt, daß er bereits vorhandenes Abbildungsmaterial des Bilderbuchs verwenden würde und kündigt neues vor allem von Mineralien an, was dann wiederum dem Bilderbuch zugute kam. Dabei stützt er sich nach eigenem Zeugnis auf die Originale des herzoglichen Museums und auf die Naturaliensammlung der Naturforschenden und Mineralogischen Gesellschaft in Jena, deren Ehrenmitgliedschaft er besaß. Die Werbeschrift, auf die er schon im Vorwort zu Funkes Kommentarbänden hingewiesen hatte, schließt mit der Ankündigung der vier geplanten Werke und mit einigen Probetafeln. Diese Veröffendichung haben wir deshalb ausführlicher besprochen, weil sie uns Einblick in Bertuchs Planung und Durchblick gewährt. Praktische Anwendung und Popularisierung der „Naturgeschichte" sind für Bertuch im Hinblick auf den Nutzen Mittel, um in der breiteren Masse der Produzierenden das Interesse für moderne Methoden im Land-, Garten- und Bergbau, in Viehzucht und im technischen Gewerbe zu wecken. Fördern will er entsprechende Kenntnisse „durch Grün-

dung wahrer Religion (...), wahrer Cultur, und ächter Aufklärung des Volks." Und das durch „Verbannung aller schädliche Vorurtheile" und durch „Tötung alles Aberglaubens, der noch so allmächtig die niedere Volksklaßen beherrscht" (S. 5). Aufklärung ist ihm wie immer vor allem Mittel zum Zweck wirtschaftlichen Nutzens.

XXVI. Friedrich Justin Bertuch: Briefe an einen Freund über die Anlage Englischer Gärten. (Vom Hrn. Leg. Rath Bertuch.) In: Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträgefiiralle Theile des praktischen Gartenwesens. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1. 1804. St. 1. 2. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1804. Landschafts-Gartenkunst S. 12-18, S. 62-64. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Quart. (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Bertuch ließ, nachdem er ein vielbeschäftigter Unternehmer geworden war, so manches unter seinem Namen laufen, was er nicht selbst geschrieben oder herausgegeben hatte. Das sah auf dem Gebiet der Gartenkunst und -kultur etwas anders aus. Hier war er persönlich engagiert, besaß Erfahrung und eine Kennerschaft, die allerdings laienhaft blieb. Sein materielles Zweck-und Fortschrittsdenken vergaß er darüber nicht, aber er äußerte sich nicht wie sonst als Sachautor lakonisch oder kalt berechnend. Bertuch hatte von Jugend an eine innige Beziehung zur Gartengestaltung. Landschaftsgärtnerei betrieb er schon seiner Verlobten zuliebe, wie uns Goethe überliefert hat. Seine eigenen Gartenanlagen, sumpfigem Gelände abgerungen, fanden Schillers Bewunderung. Auch am Weimarer Park war er beteiligt, wenn auch nicht gestalterisch, so doch aufgrund großer Erfahrung. Er gab dem englischen Gartenstil, der Natur und Kunst zwanglos zu verbinden suchte, gegenüber dem herkömmlichen den Vorzug. In seinem „Garten-Magazin" richtete er eine Abteilung „Landschafts-Gärtnerei" ein, zu der er gleich im ersten Heft zwei eigene Beiträge beisteuerte. Er kleidet sie in Briefform, an einen interessierten Freund gerichtet, dem er Rat und Belehrung zuteil werden

läßt Der Freund ist Engländer, was Bertuch zum Anlaß nimmt, sich von den Regeln der englischen Gartenkunst zu distanzieren. Er versteht sich demgegenüber als Praktiker, der allein die Natur als seine Meisterin anerkennt, läßt alle „Theorie und Vorschrift" beiseite und will wie üblich lediglich „Bruchstücke, einzelne Bemerkungen, practische Winke oder kleine Anweisungen" (S. 13) in loser Folge geben. Er beginnt mit der Lösung des Rätsels, wie England es geschafft hat, „die Fesseln der Symetrie, des Richtscheids, der Schnur und Scheere, und der Französischen Putz-Kunst abzuwerfen, und bloß eine regelfreie verschönerte Landschaft (...) zur Norm seiner Gärten und Parks zu machen." (S. 13) Vorbild waren die Chinesen und die Römer, jene durch ihre verschönerte Landschaft, diese durch ihre Baukunst in einer schönen Landschaft. Der neue Stil entstand, nachdem der „Ostindische Handel mit C h i n a s Künsten (...) bekannter worden war, und bis es (...) zur Mode-Sitte wurde, n a c h I t a l i e n zu r e i s e n " (S. 14), um dort die antike Kunst zu studieren und zu sammeln. Was China betrifft, weist Bertuch auf den Garten des Seeh-Ma-Kouang hin, über den es literarische Zeugnisse gibt. Die Landhäuser der Chinesen findet er „grotesk", den römischen Gartenbau „sehr vernachlässigt" (S. 15). So übernahmen denn die Engländer mit gutem Grund die Gärten von den Chinesen und die Landhäuser von den Römern. Dieser versimplifizierenden, aber eingängigen Erklärung eines epochalen Stilwandels läßt Bertuch einige Seiten weiter etwas zugleich Schönes und Praktikables folgen: Den „Rosenmantel" (S. 17f.). Der Rosenmantel ist eine „der lieblichsten Partien in Englischen Gartenanlagen" (S. 17), ein „Rosen-Espalier", eine Art rosenumwachsener, nach oben offener Gesellschaftsplatz, eine Naturnische. In der Beschreibung der Anlage wird Bertuch genau: Ein angenehmer Platz wird „von hintenzu durch eine Pflanzung von Nadelholz oder ein anderes Bosquet" (S. 17) abgeschirmt. In einen davor gezogenen Halbkreis wird ein Holzspalier aus Säulchen und Querlatten in Erde gesetzt und weiß gestrichen. Zwischen die Säulchen pflanzt man Rosen von der Sorte „Tapeten-Rose", welchen Namen Bertuch der Blume in seiner „Rosen-Sammlung" gegeben hat (S. 17). In seinem Garten hatte er ein Sortiment von 52 Rosenarten gesammelt, „alle sorgfältig malen, auch mehrere davon in seinem B i l d e r b u c h e f ü r K i n d e r sehr treu abbilden lassen, kurz sich seitfast 28 Jahren ein eignes Studium aus der Rose gemacht Es

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wäre daher zu wünschen, daß dieser warme Liebhaber und Beobachter der Rose uns eine Monographie seiner Lieblingsblume schenken möchte" (E. F. C. Netto. Jg. 2, 1805 des Garten-Magazins, Anm. S. 266. Die gewünschte Monographie erschien später im Landes-Industrie-Comptoir). Diese Tapetenrose zieht man fein ausgebreitet an den Staketen entlang. Der innere Raum des Halbkreises wird „schön mit Sande geebnet (...), mit einigen halbrunden Kanapees und Tischgen besetzt (...), so ist er einer der angenehmsten Sammelplätze einer Gesellschaft zum Frühstück oder des Abends zum Thee." (S. 17) Ein zauberhaft feiner Kupferstich macht seinen Vorschlag noch verlockender. Ein Heft später, im 2. Stück, taucht das chinesische Gedicht des Seeh-Ma-Kouang ins Deutsche übersetzt „nach Pat. L i b o t im II. Bande der M é moire C o n c e r n , les Chinois" (S. 54) — mit Bertuchs Namen (als Ubersetzer?) unterzeichnet — auf. Im gleichen 2. Stück des ersten Bandes folgt der 2. Brief „Wahl und Benutzung des Terrains" (S. 62-64). Nachdem Bertuch sich gründlich über die planierten Flächen barokker Gärten als „Schneiderscherz und Kunstgärtnerspas" ausgelassen hat, wendet er sich den gegenwärtigen Gärtnern zu, die nun erst recht „eine Menge verwirrtes, widersinniges Zeug und alberne Streiche unter der Firma -Englischer Garten" fabrizieren (S. 63). Ihnen stellt er den englischen Gartenkünstler Kent entgegen. Er schildert dem Freund, an den er den Brief richtet, begeistert die wahre Schönheit englischer Gartenkunst: „(...) der Garten wurde eine verschönerte Landschaft", die „dem wollusttrunkenem Auge aber volle Freiheit ließ (...), so glich nun durchaus kein englischer Garten mehr dem andern; jeder hatte seine individuelle Form und Details, die ihm seine Lage, Terrain und Eigenheiten der Natur gab, und der Gartenkünstler wählte nun eben so klug die Mittel zur Ausführung seiner Bildnerei, als die kluge und geschmackvolle Schöne ihren Putz für ihre eigene Gestalt und individuellen Reize." (S. 63f.) Wer eine solche Anlage haben will, „muß Geschmack, Vermögen, kein zu beschränktes und von der Natur selbst verwahrlostes Terrain, und mehrere gute Muster mit Sinn für die Sache gesehen haben." (S. 64) Schließlich empfiehlt Bertuch „Gärtnergeduld". „Die Natur erkennt und gehorcht keinem, und bestraft immer richtig die ihr angethane Gewalt Sie will nur zweckmäßig geleitet und unterstützt, nicht gemeistert noch gezwungen seyn." (S.

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64) Zweck der „Deklamation" war, das Publikum auf die neue Gartenkunst und das „Garten-Magazin" einzustimmen. Eine diesbezügliche praktische Empfehlung läßt Bertuch im 3. Stück des ersten Bandes folgen. Er beschreibt mit Akribie eine „eiserne Gartenwalze" als ein für englische Anlagen „sehr nöthiges Werkzeug" (S. 137). Im 5. Stück (S. 19 lf.) folgt nur noch der kurze Auszugeines Briefes über „Charakteristik der Garten-Baukunst". Im Gegensatz zur „Civilbaukunst" kennt diese keine bestimmten Regeln, sie kann im Stil griechisch, römisch, gotisch, mohrisch, türkisch, persisch, indisch, chinesisch, englisch, russisch und romantisch sein, wenn sie nur „malerische Formen" hat. Vorbild sind auch hier die Engländer. Mit den beiden Briefen und dem Auszug hatte Bertuch das Thema offenbar erschöpft, es folgen aus seiner Feder keine entsprechenden weiteren Aufsätze mehr.

Herausgegebene Werke

XXVII. Der Deutsche Merkur. (Ab Jg. 2. 1774:) Der Teutsche Merkur. (Ab Jg. 17. 1790:) Der Neue Teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland (ab 1791 genannt) (1883-86 u. 1803-10 hrsg. zus. mit Friedrich Justin Bertuch). Dazu ab 1803: Intelligenzblatt des Neuen Teutschen Merkur. Weimar: Verlag der Gesellschaft (1774: Carl Ludolf Hoffmann. 1799-1802: Gebr. Gädicke. 1803-10: Landes-Industrie-Comptoir) 1773-1810. Oktav. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Bertuch hatte als Autor, Redakteur und Geschäftspartner von Beginn an großen Anteil am „Teutschen Merkur". Einige Zeit (1783-86 und 180310) war er Mitherausgeber, wenn auch Wieland weiterhin allein auf dem Titel erschien. 1773 begann Wieland den Merkur im Selbstverlag herauszugeben. Es handelte sich um eine Zeitschrift, die die verschiedensten Gattungen originaler belletristischer Literatur veröffentlichte, Bücher anzeigte und besprach sowie über das Zeitgeschehen und über neue Erfindungen berichtete.

Sie erschien zunächst vierteljährlich, ab 1775 monatlich und hatte zu Beginn mehr als 2 500 Abonnenten. Es gab in Deutschland zahlreiche Konkurrenzblätter. 1773 sah sich Wieland der Kritik jüngerer Zeitgenossen ausgesetzt, vornehmlich der des Sturm und Drangs (wie Goethe) und des patriotisch gestimmten Göttinger „Hains". Man warf ihm seine Neigung zur Popularisierung und vor allem Prinzipienlosigkeit vor. Andererseits war er der populärste vorklassische deutsche Autor und Vertreter des allgemein herrschenden belletristischen Geschmacks, so daß er sich der Publikumsgunst sicher sein konnte. In der Vorrede zum ersten Heft bezog er sich auf den „Mercure de France" (wenn auch nicht als erster deutscher Herausgeber, viele andere hatten sich dieses Blatt gleichfalls zum Vorbild genommen), was „(...) einigen Patrioten ein wenig anstößig" sein mochte (Wieland. Bd 1. S. VI). Der aufgeklärte Weltbürger sah den Titel seiner Zeitschrift ausdrücklich mit Deutschland, Frankreich und der Antike verknüpft. Ein Programm im Sinne der deutsch-national Bewegten und anderer Rebellen besaß er nicht, auch keine übergreifende Idee, aber auf seine verbindliche Art steuerte er den ideologisch bewegten Strömungen bewußt aufklärerisch und liberal entgegen. Wohl mit Recht warf man ihm sein „Programm" als literarischen Mischmasch vor. Der junge Goethe sprach vom „Trödelkrämer" (475), erkannte aber später die Liberalität des Blattes an und das Verdienst, zum Ansehen Weimars als geistigem Zentrum Deutschlands wesendich beigetragen zu haben. Der verlegerisch und redaktionell unerfahrene Wieland hatte von Anfang an mit entsprechenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Wie weit Bertuch ihn zu Beginn unterstützte, wurde schon besprochen. Außer der Feindschaft von außen gab es auch Spannungen innerhalb des kleinen Mitarbeiterstabs. Die Beschaffung von Beiträgen bereitete Schwierigkeiten. Bertuch teilte sich die Autorschaft mit vorwiegend älteren Dichtern wie Gleim, so daß von Beginn an „der Kontakt mit dem lyrischen Fortschritt fehlt." (Wahl. 476) Er half „wielandisierend" Lücken füllen und unterstrich damit die veralteten Tendenzen. Inhaltlich bedeutsam waren nur Wielands eigene Werke, die er ab dem 2. Jahrgang veröffentlichte und die er auch künftig alle im Merkur erscheinen zu lassen versprach (477). Ab 1776 ging es literarisch aufwärts. Goethe, Herder, Klinger und Lenz, Bürger und die

Brüder Stollberg arbeiteten mit, und mit Johann Heinrich Merck gewann Wieland einen Kritiker von Rang, der zudem die bildende Kunst mit einbezog. In dieser Zeit wuchs proportional zu seiner nachlassenden Autorentätigkeit Bertuchs geschäftliches Wirken hinter den Kulissen. Bertuch allein besaß offenbar den vollen kaufmännischen Uberblick und hatte genau die Zahl der „Collecteurs und Subscribenten" (478) im Auge. Er erfaßte sowohl die konkurrenzbedingten Schwachstellen Leipzig, Berlin und Wien als auch die Schwerpunkte Hamburg, Miltau, Basel und Kopenhagen. Nach London gingen zwei, nach Paris fünf Exemplare. 1782 geriet Wieland erneut in redaktionelle Schwierigkeiten. Er konnte sich inzwischen nur noch auf Merck und Herder als Autoren stützen, bangte um jede Nummer und legte schließlich das Schicksal der Zeitschrift (am 6.10.1782) verzweifelt in Bertuchs Hände. Anfang 1783 war das Blatt gemeinsames Eigentum, Bertuch wurde Teilhaber und Mitherausgeber und kassierte ein Drittel des Reingewinns. 1783 gab es nur noch 1 500 Abonnenten. Bertuch versprach, den gegenwärtigen Stand zu halten und lenkte den Merkur „zu einer ruhigeren, dem Urprogramm entfremdeten Ära hinüber" (Wahl. 479). Das erreichte er durch Aktualisierung des Inhalts, veränderten Mitarbeiterstab und Kostensenkung des Vertriebs. Zunehmend wurden unter anderem naturwissenschaftliche und geographische Beiträge veröffendicht. Wieland erschlaffte als Redakteur zusehends; denn derartige Inhalte waren ihm wesensfremd. 1796 übernahm Karl August Böttiger die Redaktion und funktionierte die Zeitschrift zu einem „gelehrtantiquarischen Organ" um (Wilke. 480). Leider gab es nur noch 1 000 Abonnenten. Wieland war nicht nur die Redaktion entglitten, er vertrug auch einen gleichberechtigten Teilhaber schlecht, und das ihm entgangene Drittel des Reingewinns wurde ihm angesichts Bertuchs wachsendem Wohlstand zunehmend zum Stachel. 1786 trat Bertuch aus der Teilhaberschaft aus. Mit ihm verschwanden die meisten Mitarbeiter und das „gelehrt-antiquarische" Konzept. Mit dem Nachfolger Karl Leonhard Reinhard ergriff der „Kantianismus", trotz Wielands persönlicher Abneigung, vom Merkur Besitz, und es tauchte Studentenlyrik auf. Jean Paul bemühte sich vergebens um Mitarbeit, aber Schiller kam hinzu. Das literarische Niveau hob sich insgesamt, und die Autoren gehörten nun einer jüngeren Generation an. Schiller spekulierte

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bereits mit der Teilhaberschaft und 1 000 Talern Reinverdienst im Jahr, aber 1788 fand er „den armen Merkur in Todesnöten" (481). Es gab nun noch weniger Abonnenten, aber trotzdem wurde mit Schiller beschlossen, 1790 gemeinsam den „Neuen Teutschen Merkur" herauszugeben. Die Zusammenarbeit war nicht von Dauer, Bertuch sprang zum drittenmal helfend ein. Wieland erschien zwar weiterhin allein auf dem Titel, aber Bertuch übernahm nun — von 1803 bis 1810 — vollends das Organ und verlegte es in seinem Industrie-Comptoir. Die „merkantilische Seele" (Schiller an Körner. 482) hatte sich die Rentabilität genau ausgerechnet und versuchte sie durch Gehaltsund Autorenhonorarkürzungen zu sichern. Die Tendenz des Blattes wurde erneut verändert Zuvor hatte sie sich unter dem Eindruck der französischen Revolution politisiert. Wielands Beiträge aus dieser Phase spiegeln anfängliche Begeisterung, dann enttäuschte Ablehnung und schließlich Hinwendung zur konstitutionellen Monarchie wider. Nun versandete der Inhalt des Merkurs mit Lyrik, vermischten Aufsätzen und einem gelehrten und langweiligen Briefwechsel. 1810 war es so weit, Wieland lehnte ein „Wiederauflebenlassen des armen Lazarus" dankend ab. Der Merkur starb sang- und klanglos.

XXVIII. Allgemeine

Literatur-Zeitung vom Jahre (...). (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Christian Gottfried Schütz; 1808-24 hrsg. von Christian Gottfried Schütz; 1824-49 hrsg. von gleichzeitig acht von Schütz ausgewählten Hrsg.) Dazu ab 1787: Intelligenzblatt u. Ergänzungsblätter. Jena (ab 1824: Schwetzschke & Sohn) u. Leipzig: Churf. (ab 1803: Königl.) sächs. Zeitungsexpedition 17851849. Quart. (Benutztes Exemplar: Stadtbibliothek Mainz.) Die Allgemeine Literatur-Zeitung wurde 1775 bis 1808 gemeinsam von Friedrich Justin Bertuch und Christian Gottfried Schütz (1747-1832) herausgegeben. Sie ist ein gelehrtes Rezensionsblatt. 1785 bis 1803 erschien sie in Jena und Leipzig, ab 1803 in Halle. Infolge der politischen Ereignisse wäre in 130

Halle das Erscheinen des Blattes beinahe eingestellt worden; denn die Universität wurde vorübergehend von den Franzosen geschlossen. Darüber hinaus warf Bertuch seinem Mitherausgeber 1808 Schluderwirtschaft vor (483) und schied am 30. August aus der Teilhaberschaft aus. Schütz wurde alleiniger Besitzer. 1824 verkaufte er die Verlagsrechte an die Firma Schwetzschke & Sohn, blieb aber Redakteur. Er sicherte sich acht Gelehrte als Herausgeber, die das Blatt nach seinem Tode (1832) weiterführten. Nach einem letzten kurzen Aufschwung stellte die A.L.Z. 1849 ihr Erscheinen ein. Die A.L.Z. erschien täglich außer am Sonntag. Im Unterschied zu anderen entsprechenden Zeitungen, die als Kleinoktav und in der Fraktur herauskamen, hatte sie Medianquartformat und war in einer Antiqua gedruckt Der Versand war posttäglich, wöchendich oder monadich. Ein Jahrgang hatte 312 Nummern mit je vier bis acht Quartseiten und kostete sechs, mit Porto acht Taler, zahlbar Anfang Dezember oder in zwei Raten (der Wochenverdienst eines normal eingestuften Kupferstechers im Industrie-Comptoir betrug 1802 eineinhalb bis zwei Taler). Ein Index wurde halbjährlich geliefert mit dem Anspruch, den bleibenden Wert des Journals zu erhöhen. Die Preise stiegen allmählich bis zuletzt auf 12 bzw. 15 Taler. Ab 1787 lag zweimal wöchentlich ein Intelligenzblatt bei. Die Auflage betrug zu Beginn 600, Ende 1775 1 100, 1787 2 000, 1803 2 750 Exemplare. Dann folgte der Abstieg: 1806 2 300,1808 1 500 Exemplare (484). Bertuch bezeichnete sich als eigendichen Urheber der A.L.Z., was von Böttiger bestätigt wurde. Schütz' Sohn sprach von einer gemeinsamen Gründung durch seinen Vater und Bertuch. Als erster Anreger wurde auch der Gymnasialdirektor Stroht genannt Goethe steuerte eine weitere Version bei. Er führte die Gründung auf das Vorbild der im Abstieg begriffenen „Jenaischen Gelehrten Anzeigen" (seit 1749 erschienen), die den „Göttinger Gelehrten Anzeigen" glichen, zurück. In Schütz sah er den einflußreichen Literaturkenner, in Bertuch den ständig auf neue Erwerbsquellen scharfen Geschäftsmann am Werk. Schiller nannte Schütz, Wieland und Bertuch als gemeinsame Urheber (485). Fest steht, daß Bertuch, Wieland und Schütz gemeinsame Pläne ausheckten, die beiden erstgenannten als Kapitalgeber, Schütz als Teilhaber, der profunde Kenntnisse und akademische Beziehungen einbrachte. Bertuch war und blieb geschäftlich die treibende Kraft, von der

Schütz letztlich abhängig war. Wieland schied bereits vor Erscheinen aus (vgl. Kap. Bertuchs Leben. Der Herausgeber und Verleger). Bertuch übergab Schütz die Leitung der Redaktion und stattete ihn mit weitreichenden Befugnissen aus. Schütz hatte als Professor für Poesie und Beredsamkeit beste Kontakte zu akademischen Kreisen, er war verbindlich und liebenswürdig und gewann leicht eine große Zahl von Mitarbeitern. Seine engsten waren Gotllieb Hufeland, Johann Samuel Ersch und Heinrich Eberhard Gottlob Paulus. Schließlich arbeitete ein ganzes Heer von Gelehrten für die Zeitung, darunter auch Wieland, Goethe, Schiller, Fichte und Wilhelm von Humboldt. Die Gelehrten erhielten in der ersten Zeit zehn Taler pro Quartbogen, die bedeutenderen dann 15, schließlich 20 Taler. Für die Spätzeit liegen noch keine Zahlen vor. Vereinzelt gab es am Anfang auch Geldprämien. Ausnehmend hoch bezahlt wurde der Mitarbeiter Paulus, gelehrter Theologe und Kirchenrat. Schütz wurde vom armen Professor (mit zunächst 120, dann 300 Talern Gehalt) zum wohlhabenden Mann (486). Die lobenswerten Absichten der Herausgeber entnehmen wir dem Vorbericht des ersten Heftes vom 3. Januar 1785. Es wird verkündet, daß eine große und respektable Gesellschaft der würdigsten in- und ausländischen Gelehrten ihre Mitarbeit zugesichert hätten. Noch standen sie nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Nicht junge Männer, sondern nur bewährte mit Verdiensten seien als Rezensenten von Veröffendichungen aus ihrem Fachbereich jederzeit erwünscht. Die Rezensenten müßten anonym bleiben, damit, „der sich n i c h t n e n n t , blos E i n e S t i m m e aus dem Publikum seyn solle" (487). Damit war der Redakteur allein für den Inhalt verantwortlich. Als erstes Gebot wird Unparteilichkeit genannt. Keiner darf sich selbst rezensieren oder sich von freundschafdichen Rücksichten leiten lassen. Das nahmen die Herausgeber selbst nicht gerade genau. Abgesehen davon, daß Bertuch der Gedanke kam, die A.L.Z. in der A.L.Z. besprechen zu lassen (488), wurden sogar mit Vorliebe solche Bücher wohlwollend rezensiert, die aus Bertuchs Unternehmensbereich und Freundeskreis kamen, wie z. B. in den beiden ersten Bänden von 1876 „Cagliostro in Warschau" und Kraus' „ABC des Zeichnens". Es war den Herausgebern eine Selbstverständlichkeit, das Wohl des Bertuchschen Verlags stets im Auge zu haben, auch in den Bücheranzeigen der Intelligenzblätter. Als zweites Gebot

wird die Wahrung des guten Tons genannt — freimütig und weder schmeichlerisch noch grob. Wahrheitsliebe gelte es mit „sichere(r), gefällige(r) Urbanität" zu verbinden (489). Das ließ sich leider auch nicht durchhalten. Zugesichert wird, daß alles, was auf der Leipziger Messe erscheint, durchgesehen und kein nennenswertes Buch des In- und Auslandes den Rezensenten entgehen würde. Das war undurchführbar. Anfangs gab es eher Schwierigkeiten, das Blatt zu füllen. Die Herausgeber schrieben eifrig mit und hatten vorsichtigerweise angekündigt, daß die Abhandlungen zunächst ausführlicher ausfallen müßten, um die Tendenz des Blattes gebührlich zu verdeutlichen. Wenn das erst einmal dem Publikum geläufig sei, könne man sich kürzer fassen. Der Kurs der Zeitung entsprach, was die Objektivität betraf, keineswegs der Ankündigung. Schütz war als philosophischer Rezensent tonangebend und mit Bertuch in der Grundmeinung einig. Er pflegte, wie schon in anderem Zusammenhang gesagt, eine einseitig rationalistisch-klassizistische Richtung. Den lebendigen Geist der Gegenwart sah er vor allem in Kants System am Werk. Er begriff dieses System, darin auch mit seinen theologischen Mitarbeitern einig, als eine reine Lehre, die nicht verunstaltet werden durfte. Kant selbst rezensierte gleich zu Anfang Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" derartig, daß die A.L.Z. fortan in Herders Haus nicht mehr geduldet wurde (490). Der „konstruktive" Idealismus im Gegensatz zu Kants „transzendentalem" wird in der A.L.Z. als „dialektischer Schein" (491) offen bekämpft. Alle historisch-naturphilosophischen Strömungen und insbesondere die Romantiker fallen tadelnder Kritik anheim. Schiller empfahl in aller Einfalt der A.L.Z. August Wilhelm Schlegel als Mitarbeiter. Als dessen Bruder Friedrich Schlegel auf kühneres Vorgehen weg von der rationalistisch-klassizistischen Richtung drängte, schwenkte Schütz auf Gegenkurs. Er stellte A. W. Schlegel als Mitarbeiter kalt. Dieser distanzierte sich daraufhin von dem „heruntergekommenen Geist des Institutes" und sagte sich von dem „fortschritthindernden Organ" los. Schelling hielt sich nun auch nicht mehr zurück und beschimpfte das Blatt als „das zurückgebliebenste" und einen „von Pöbeleien, von Gemeinheit und Schlechtigkeit wimmelnden Abgrund" (492). Schütz, der zunächst noch mühsam den guten Ton zu wahren versuchte, konterte mit der Aufwärmung des Gerüchts, Schel-

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ling habe durch naturphilosophisch fundierte Kurpfuscherei den Tod der Stieftochter herbeigeführt. Im aufflackernden Atheismusstreit ergriff auch Fichte gegen die A.L.Z., die wie die ganze Richtung, die sie vertrat, an der christlichen Offenbarung nicht gerüttelt haben wollte, Partei. Wir sehen also, wie Bertuchs „gesunde Vernunft" (die im 1. Kap. dieser Veröffentlichung genauer definiert wurde) den Kurs bestimmte. Sie hatte ihn nicht nur die passenden Mitarbeiter finden, sondern auch die Publikumsgunst suchen lassen, was schließlich auch Schiller enttäuscht erkannte. Schiller genoß bis zum Schluß in der A.L.Z. hohe Verehrung, was nicht erstaunlich ist. Als Dichter blieb er Klassiker, politisch äußerte er sich sowohl gegen Despotismus wie gegen Revolution, und wo er selbst utopisch-revolutionär war, handelte es sich im Wesendichen „nur" um das Ästhetische. Das durchschaute er wohl, und er bezeichnete Goethe gegenüber die A.L.Z. sarkastisch als eine Fabrik „alten literarischen Zahnpulvers" (493). Zu den Radikalen jener Zeit gehörte der deutsche Jakobiner Andreas Georg Friedrich Rebmann (1768-1824), der in seinem „Obscuranten-Almanach auf das Jahr 1801" mit Bertuch und seinen wichtigsten Periodika abrechnete, darunter auch mit der A.L.Z. „Aber wie ein unreiner Geist schwebt Herr Bertuch über den Wassern der A. Lit. Zeit; der Standpunkt des Schacherns ist der einzige, den er sich dabey ins Auge gefaßt hat (...), und schaltet und waltet mit der ganzen Literatur nach seinem mächtigen Wohlgefallen" (S. 190f.). „Man kann sagen, wie der Rechenmeister Pitt seine Nation, so besteche der Calculator Bertuch die gelehrte Welt" (S. 191). „Ueber dies feine Partheywesen kam es auch hie und da zu bittern Erinnerungen (...) wer die genaue Verbindung des I n h a b e r s des Indüstriekomptoirs zu Weimar mit der Expedition der A. Lit. Zeit kenne (es schwebt über beyde Ein Herr! und Meister), den dürfe es nicht befremden, wenn er Schriften aus demselben immer so zeitig und vortheilhaft beurtheilt finde (...). Aber durch solche T h a t s a c h e n läßtsich der gewaltige Industriant nicht irre machen, und steuert mit eiserner Stirne auf seiner begonnenen Judenfahrth immer weiter" (S. 164ff.). „Dagegen liegt es im Handelsgeiste des Bertuchianums, eilles mit schonungsloser Partheylichkeit vorzuführen, was den Hohen dieser Erde nicht behagt, und mit einem Urtheil zu begleiten, wodurch man sich die Gunst derselben und den Wucherflor des Instituts auszubedingen vermag" (S. 166). Dennoch, trotz

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aller Gegnerschaft: Eine nach Geld und Macht strebende bürgerliche Bildungselite begann die allgemeine Denkrichtung zu ihren Gunsten und auf breiter Ebene zu lenken. Von hier an datiert die noch immer gegenwärtige Polarisierung in progressives, zu kritischer Diktatur drängendes (wie Fr. Schlegel es vorexerzierte. 494) und bürgerlich konservatives Denken, das zunehmend Einfluß über die Medien gewann. Ganz so glatt ging es seinerzeit noch nicht ab, es entbrannte 1803 ein „Litteraturzeitungskrieg" (495). Aber der Erfolg rechtfertigte Bertuchs Bemühungen. Der seinem Kurs entsprechende Leserkreis wuchs. Wie die Beziehung zur Aristokratie aussah, wie die bürgerliche, zur politischen Mitbestimmung drängende Grundtendenz der A.L.Z. in Konflikte mit der Zensur geriet wurde bereits erwähnt (Kap. Bertuchs Leben. Der Herausgeber und Verleger). Der in jener Zeit oft scharf geführte Meinungsstreit hatte auch die Professoren der Universität Jena entzweit. Ein Teil wanderte ab. Goethe, längst nicht mehr gut auf Bertuch zu sprechen und gleichfalls der romantischen Bewegung zugeneigt scheute kein Druckmittel, um Bertuch zur Räson zu bringen. Er ersuchte ihn, in der A.L.Z. nichts gegen die Jenaer Universität Gerichtetes „ohne höheres Mitwissen" (496) zu veröffentlichen. Bertuch konnte sich vornehm auf die Unparteilichkeit der Rezensenten berufen, schlängelte sich in seinem Antwortschreiben an einer Meinungskonfrontation vorbei und betrieb gleichzeitig und insgeheim den Umzug der A.L.Z. nach Halle. Als Goethe davon erfuhr, gründete er mit Hilfe des besten Redakteurs der A.L.Z., dem gelehrten Philologen Professor Heinrich Karl Abraham Eichstätt, ein Gegenunternehmen: die fast titelgleiche ,Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung". Alle Autoren, die mit Bertuchs A.L.Z. verfeindet waren, strömten zum neuen Journal. Den größten Streit gab es, weil sich das Blatt quasi als Nachfolgerin des Bertuchschen darstellte und die Hallische A.L.Z. wie eine Neugründung dastand. Aber die von Bertuch befürchtete Einbuße durch das Konkurrenzblatt blieb im Ganzen gesehen aus. Die neue Jenaische A.L.Z. fand mit zunächst 1 500 Exemplaren nicht gerade reißenden Absatz, konnte sich aber steigern (497). Schließlich existierten beide Blätter noch jahrzehntelang bei etwa gleichem stetigen Rückgang der Abonnentenzahl nebeneinander weiter. Goethes Blatt bestand bis 1841 (als „Neue Jenaische Allgemeine LiteraturZeitung" bei Brockhaus bis 1848). Es wandelte

sich von einem für progressive Strömungen offenen Journal zum erzkonservativen, während Bertrichs A.L.Z. durch die politische Entwicklung in Richtung bürgerlicher Mitbestimmung fortschrittlicher wurde (Nachfolgeblatt war „Literarisches Zentralblatt für Deutschland", das bis in unser Jahrhundert hinein existierte).

IXXX. Journal der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Bd 1. Jg. 1786. Dazu: Intelligenzblatt (mtl.), Gesamtregister. Weimar: Expedition dieses Journals u. Gotha: Ettingersche Buchhandlung 1786. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav. Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. (Ab Bd 22. Jg. 1807: Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 2-27. Jg. 1787-1812. Dazu: Intelligenzblatt (mtl.), Gesamtregister (jährl.), ab 1805 Monatsbericht des Landes-Industrie-Comptoirs u. des Geographischen Instituts. Weimar: Expedition dieses Journals u. Gotha: Ettingersche Buchhandlung (ab Bd 7: Industrie-Comptoir, ab Bd 18: Landes-Industrie-Comptoir) 1787-1812. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav. Journalfiir Luxus, Mode und Gegenstände der Kunst. Hrsg. von Carl Bertuch. (Ab Okt. 1815: Hrsg. von Heinrich Döring.) Bd 28-30. Jg. 1813-15. Dazu: Intelligenzblatt (mtl.), Monatsbericht des Landes-Industrie-Comptoirs u. des Geographischen Instituts sowie Gesamtregister (jährl.). Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1813-15. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav. Journal fiir Literatur, Kunst, Luxus und Mode. (Hrsg. von Heinrich Döring, ab 1825 hrsg. von Stephan Schütz.) Bd 3141. Jg. 1816-26. Dazu: Intelligenzblatt

(mtl.), Monatsbericht des Landes-Industrie-Comptoirs u. des Geographischen Instituts sowie Gesamtregister (jährl.). Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 181626. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav.

Journal fiir Literatur, Kunst und geselliges Leben. Hrsg. von Stephan Schütz. Bd 42. Jg. 1827. Dazu: Intelligenzblatt (mtl.), Gesamtregister (jährl.). Weimar: LandesIndustrie-Comptoir 1827. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav. (Benutzte Exemplare: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Universitätsbibliothek Marburg. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden.) Das , Journal des Luxus und der Moden", wie es über 26 Jahre lang hieß und unter welchem Titel es auch heute noch fast wie ein geflügeltes Wort bekannt ist (so als Untertitel der heutigen deutschen Zeitschrift „Transatlantik") wurde von 1786 bis 1806 von Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus herausgegeben. Wenn auch danach Bertuchs Sohn Karl und nach dessen Tod Heinrich Döring und Stephan Schütz die Herausgeber waren, so hielt doch Bertuch bis zu seinem Lebensende die Hand darüber. Das Journal war eine der Säulen seiner Unternehmen. Erst fünf Jahre nach seinem Tod wurde das Erscheinen eingestellt Zwar wurde das Blatt von den Zeitgenossen das „Modejournal" genannt, aber es sprengte den Rahmen einer illustrierten Modezeitung. Es war eher eine Art Damenblatt, den heutigen Frauenzeitschriften vergleichbar, aber in gewisser Weise kulturell anspruchsvoller und hauptsächlich für die aufstrebende bürgerliche Mittelschicht bestimmt. Selbstverständlich wurde es auch von Kleinbürgerinnen, vor allem über Lesezirkel, und von Aristokratinnen und Männern gelesen. Der Inhalt informierte leicht verständlich und weltläufig über alles, was „in" war und alle Welt - jedenfalls im von Bertuch gesteckten Rahmen — interessierte (vgl. Kap. Bertuchs Leben. Der Herausgeber und Verleger). Das Journal erschien monatlich mit einem Inhaltsverzeichnis und erhielt jährlich wegen der Fülle

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des Stoffes ein Gesamtregister. Gleichfalls monatlich war ein Intelligenzblatt, ab 1805 um einen Monatsbericht des Landes-Industrie-Comptoirs erweitert, beigelegt. Der Preis betrug vier Taler, 1823 acht Taler. Format und Druck blieben dem Charakter des Blattes und dem angesprochenen Leserkreis entsprechend im gängigen Rahmen: Oktav und Fraktur. Jedem Heft waren meist zwei kolorierte Kupferstiche und eine unkolorierte Kupfertafel beigegeben. Das Blatt kam erwartungsgemäß an, es wird ein Reingewinn von jährlich 1 700 Talern genannt, die Bertuch und Kraus sich teilten. Erheblicher war der Gewinn aus einer dem Blatt angeschlossenen Expedition, die fast alles, was besprochen wurde und verkäuflich war, entweder direkt vertrieb, in Auftrag nahm oder Pläne und Modelle der besprochenen Gegenstände anzubieten hatte. Das Intelligenzblatt war ein reiner Anzeigenteil, in dem Bücherlisten vor allem des Industrie-Comptoirs erschienen, Stiche und Kunstwerke angeboten wurden und in den Anfangsjahren Firmen des In- und Auslandes auch mit nicht im Journal besprochenen Gebrauchsbzw. Luxusgütern inserierten. Die Organisation einer solchen Unternehmung war aufwendig. Wie schon besprochen, waren für den Bildteil entsprechende Einrichtungen und Arbeitskräfte, die in Beziehung zur Weimarer Zeichenschule standen, notwendig. Der Frankfurter Maler Georg Melchior Kraus war als Herausgeber für die Illustrationen verantwortlich. Als Leiter der Zeichenschule war er in der Lage, an Lehrlinge, Gesellen und Handwerksmeister, die zu seinen Schülern gehörten, Aufträge für die Bertuchschen Werke zu erteilen. Die gleichbleibend hohe Qualität der Kupferstiche ist ihm zu verdanken. Einige Tafeln stammen von seiner Hand. Die Kolorierung, oft in Heimarbeit hergestellt, läßt allerdings oft, vor allem in den ersten Bänden, zu wünschen übrig. Uber die literarischen Mitarbeiter des Journals wissen wir wenig. Bertuch besorgte — neben dem Hofamt — die Auswahl des Stoffes und schrieb auch vieles selbst. Selten steuerte, was er normalerweise auch gar nicht anstrebte, ein bedeutender Schriftsteller einen Beitrag bei. Um zu würdigen, was Bertuch über den unmittelbaren persönlichen Nutzen hinaus mit seinem Journal bezweckte, müssen wir nach seinen Grundgedanken fragen. Er hatte erkannt, daß die Zivilisation einen Stand erreicht hatte, der im Menschen schlummernde Bedürfnisse in bis dahin ungeahntem Umfang und auf spezi-

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fische Weise zu stillen vermochte. Der Hang zum schönen Schein und zur Bequemlichkeit war auf breiterer Ebene vermarktbar geworden. Seine Aufklärung zielte auf die Weckung von machbar gewordenen Bedürfnissen und deren Befriedigung auch durch nicht lebensnotwendige Gebrauchsgüter, durch Luxusgüter also, wie sie das neue Zeitalter anzubieten hatte. Sie zielte auf die Erziehung von Konsumenten und darauf, Luxus auch in breiteren Schichten zur Gewohnheit werden zu lassen. Auch wir sind, wenn wir das Journal durchblättern, fasziniert von dem, was damals geschah und was es so alles zu kaufen gab. Lassen wir ihn selbst sagen, was er sich dachte: In seiner Einleitung zum ersten Band nimmt er als erstes den Luxus unter die Lupe. Das Journal will „Chronik von einem Hauptzweige d e s W o h l l e b e n s , und der a n g e n e h m e n Sinnlichkeiten sein." (S. 3) Die Wahrheit über den Luxus sucht Bertuch in der Mitte zweier zeitgenössischer ökonomischer Standpunkte. „Luxus, sagt der Anhänger des physiokratischen Systems, ist die Pest der Staaten! Er verschwendet den r e i n e n Ert r a g zu u n f r u c h t b a r e n Ausgaben; hindert die R e p r o d u c t i o n ; entnervt die physikalischen Kräfte der Nation; lößt alles Gefühl für Moralität und Ehre auf; zerrüttet den Wohlstand der Familien, und liefert dem Staate Schaaren von Bettlern; — Luxus, sagt der Finanzier und Technolog, ist die reichste Quelle für den Staat; der allmächtige Hebel für die I n d u s t r i e , und das kräftigste Triebwerk der C i r c u l a t i o n . Er verwischt alle Spuren der Barbarey in den Sitten; schafft Künste, Wissenschaften, Handel und Gewerbe; vermehrt die Population und die Kräfte des Staats, und bewürkt Genuß und Glück des Lebens! —" (S. 3) Seine angekündigte Mitte findet Bertuch, indem er den Begriff Luxus dreiteilt — in „W o h 1 1 e b e n", „ H o c h l e b e n " und „U e p p i g k e i t". Wohlleben ist für alle da, deren elementare Lebensbedürfnisse gestillt sind. Wir haben an anderer Stelle gesehen, daß Bertuch der breiten Masse der arbeitenden Bevölkerung nur das Existenzminimum zubilligte, sie ist vom Luxus ausgeschlossen und m u ß um des Ganzen willen arm bleiben. Für die anderen aber ist Wohlleben „gewissermaßen Pflichtgegen den Staat (...)" (S. 5). Hochleben bleibt den Vornehmen und Reichen vorbehalten. Sie „ziehen das Geld der Nation gewaltsam an sich" und müssen es daher um der „Circulation" willen wieder ausgeben, „m ü s s e n" hochleben (S. 6). Wohl- und Hochleben als Luxus

ist „mit dem jetzigen polizirten Zustande der Welt innigst verwebt (...) . Es ist ein Axiom, so wahr als irgend ein mathematisches, daß da, wo v i e l e leben sollen, m e h r e r e w o h l und e i n z e l n e h o c h l e b e n müssen (...)" (S. 6). Wer allerdings über seine Verhältnisse lebt, läßt den wohlberechtigten Luxus zur „Ueppigkeit" ausarten (S. 7). Die drei Stände - Kaufmann, Handwerker und Gesinde — hält er zwar in Bezug auf Üppigkeit am gefährdetsten, will aber von Prachtgesetzen und Kleiderordnungen nichts mehr wissen. Man muß diese Menschen eben über den richtigen und falschen Gebrauch des Luxus aufklären. Dazu trägt auch die Förderung des Geschmacks und der schönen Künste bei. Am Beispiel der amerikanischen Wilden weist er auf den tief in der Menschennatur verwurzelten „Wunsch zu gefallen, und sich auszuzeichnen" hin (S. 11). Je aufgeklärter die Menschen, desto verfeinerter sind ihre Moden. Damit wieder in die Nähe des Modejournals gelangt, fahrt Bertuch fort: „Durst nach Neuheit (...) Hang zur Singularität, und meistens Speculation der Manufackturen machen sie (die Mode) unbeständig und schnell wechselnd." (S. 11) An dieser Stelle schwenkt er dann auf sein „fliegendes Blatt" (S. 12), wie er das Journal nennt, um und kündigt als zu behandelnde Gegenstände Kleidung, Putz, Schmuck, Nippes, Ameublement, Tisch- und Trinkgeschirre, Equipage, Häuser- und Zimmereinrichtung und Verzierung sowie Garten- und Landhäuser an. Er weist auf seine kaufmännische Einrichtung und Korrespondenz hin, wo alles Gewünschte in Auftrag genommen werden kann. Dieser Freimut läßt uns nichts zu hinterfragen übrig. Das ursprüngliche Programm erweiterte und veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte. Wir greifen mit einer gewissen Beliebigkeit zwei Hefte heraus — von 1803 und 1810 —, die uns zeigen, daß Mode nicht mehr an erster Stelle steht. Das Mai-Heft 1803 beginnt mit Merkwürdigkeiten aus Rom und fahrt mit „Fragmenten aus Paris" fort. In beiden Artikeln wird der Hunger nach sonderbaren und merkwürdigen Neuigkeiten gestillt. Auch der Gesellschaftstratsch kommt nicht zu kurz. Auf dem Höhepunkt der französischen Herrschaft steht das Haus Bonaparte im Mittelpunkt des Interesses. Napoleon will sich von Madame trennen. Hinweise auf Lektüre und einzelne Wissenschaften stillen oberflächlich ein gewisses Bildungsbedürfnis. Auf Kunst wird vor allem im Rahmen kultureller Ereignisse wie die Dresdner Kunstausstellung hinge-

wiesen. Was den deutschen Adel bewegt, wird an repräsentativen Hoffeierlichkeiten aufgezeigt. Luftschifferei in Berlin erhält eine besondere Note dadurch, daß sich „Garnerin wirklich mit seiner liebenswürdigen kleinen Frau" in die Lüfte erhob. Unvermittelt geht man dann zur Sache über: was es zu kaufen gibt an Stoffen, Hüten, Schuhen usw. oder an Gerätschaften und „Ameublement", in diesem Fall ein Damensattel und einen Wandleuchter, die beide abgebildet sind. Eine Damenrobe „à la prêtresse" und das neueste französische Herrennegligé vervollständigen den Bildteil. Das Intelligenzblatt hat sich vorwiegend auf Bücherlisten insbesondere des Industrie-Comptoirs kapriziert. Im Dezember-Heft 1810 sehen wir die Künste im Vordergrund, Karl Bertuch versuchte das Niveau zu heben. Rußland rückt in den Blickpunkt, und zwar mit einer vollständigen Auflistung des Hofstaats der beiden Kaiserinnen, beginnend mit der Ober-Hofmeisterin und beim letzten „HofFräulein" endend. Das Intelligenzblatt zeigt nun ausschließlich Bücher fremder, wenn auch Bertuch geschäftlich nahestehender Verlage an, ist aber (seit 1805) um einen „Monats-Bericht des H. S. privil. Landes-Industrie-Comptoirs und des Geographischen Instituts zu Weimar (...)" erweitert worden. Darin werden ausschließlich verlagseigene Bücher angezeigt. Schon Böttiger hatte 1790 eine Programmänderung vorgenommen, Reisen und Kunst, vor allem das Theater treten in den Vordergrund. Goethes „Das Römische Karneval" eröffnet den Band. Das kam dadurch zustande, daß Bertuch die erste Auflage dieses Werks, die Goethe ihm anvertraute, sehr klein gehalten hatte und eine zweite nicht wagen mochte. Böttiger begann dann bald, das Weimarer Theater unter die Lupe zu nehmen. Er nahm sich „Ion" von Schlegel, einen der Bertuch und seinem Kreis so verhaßten Romantiker, aufs Korn. Nachdem Goethe Wind von dem Manuskript bekommen hatte, versuchte er zensorischen Druck auszuüben, drohte mit des Herzogs Ungnade und zwang Bertuch zum Nachgeben. Das Manuskript wurde zurückgezogen. Karl Bertuch übernahm die Redaktion 1804. Seine Bemühungen, das Journal mit wertvollen literarischen Beiträgen im Niveau anzuheben und es zu einem „Vereinigungspunkt der deutschen Kunstbestrebungen" zu machen, gelangen nicht. Nach allem bisher Gesagten verwundert es nicht, daß sich Goethe, Herder und Wieland — jeder hatte eigene Gründe, mit Bertuch unzuf rieden zu sein — 135

negativ über das „Journal des Luxus und der Moden" äußerten (alle folgenden Zitate 498): „Verderbliche Modejournale, die durch stets veränderten Aufwand den häuslichen Wohlstand untergraben, und wie sie das Gemüth eitel machen (...)" (Herder). Das Journal ist „auf die Eitelkeit, Frivolität und Anekdotensucht unseres Publikums fundiert. Aber welcher Mann von Gefühl und Ehre wird von den Lastern und Torheiten seines Zeitalters leben wollen?" (Wieland an seinen Sohn) Goethe schreibt an Schiller, es sei, „als wenn alles Geistreiche diesen feuerfarbenen Einband (des Journals) flöhe", und in den „Xenien" heißt es von dem Blatt herabsetzend „du bist ewig des Beyfalls gewiß". Mit Rücksicht auf Bertuchs großzügige Honorare waren Goethe und Herder allerdings zu gelegentlicher Mitarbeit bereit. In die Schußlinie der Weimarer Geistesgrößen mit ihren hohen, menschheitsbeglückenden Idealen zu geraten, ließ Bertuch kalt. Er bestimmte nicht nur durch die getroffene Auswahl der Gegenstände, was seiner Meinung nach schön, zweckmäßig und vernünftig war, sondern veröffendichte ohne Rücksicht auf jene Männer eigene Beiträge über Themen, die ihm wichtig waren und die er auf seine Weise dargestellt wissen wollte — über die Landes-IndustrieInstitute, über die deutsche Typographie oder auch über den Begriff der Aufklärung und über die französische Revolution, die er verabscheute. Er vertrat eine fortschrittliche Denkungsart anderer Natur als die der Großen von Weimar. Sie kam erst im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zur vollen Entfaltung und wurde in ihrem Ausmaß und ihrer Zukunftsträchtigkeit von den meisten gar nicht verstanden. Daß er den Weg, den er die zivilisierte Menschheit einschlagen sah, in seinem Sinne nach Kräften mitbestimmen wollte, liefert uns den Schlüssel auch für sein Modejournal. Kühl und rechnerisch betrieb er eine leidenschaftslose Wirtschaftspolitik großen Stils, und das auch mit Hilfe seiner Damenzeitschrift, die er dadurch gerechtfertigt sah, daß sie ihm selbst, dem Herzog und dem Land nützte. Daß der von Bertuch eingeschlagene Kurs nicht unbedingt in eine bessere Zukunft führen .würde, war den tiefer Denkenden allerdings klar und gibt ihrer Kritik nachträglich Gewicht.

XXX. Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden aller Völker fiir das Jahr 1787. (Hrsg.) von F. J. Bertuch und G. M. Kraus, (Dass....) 1788 (Dass....) 1789. 136

Weimar u. Leipzig: G. J. Göschen 178789. Mit je 12 teilw. kol. Kupierst, nach Georg Melchior Kraus, Karten u. Notenbl. Oktav. (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Als Bertuch und Kraus den kleinen Taschenkalender „Pandora" herausgaben, war das „Journal des Luxus und der Moden" gerade erfolgreich angelaufen. Sie hatten frühzeitig an dieses als dem Journal parallel laufendes und für den „hochlebenderen" Teil des Leserkreises bestimmtes Werk gedacht. Ausführlich angekündigt wurde das Bändchen im Intelligenzblatt Nr 7 vom Juli 1786 (S. LVff.) „Auf das Journal muß, nach unserm Plane, der K a l e n d e r folgen." Dem „Schmetterlingsleben" des Journals, „das im Grunde nichts mehr als eine Zeitung ist und seyn soll", wird der Taschenkalender als von bleibendem Wert gegenübergestellt Wie versprochen, erschien das anspruchsvolle Bändchen: „neue Schriften, schönes Papier und Druck, (...) von unsern besten Künstlern gestochenen Kupfern nebst einer Charte, saubere Illumination (...) und feiner Band." Dem Niveau der „aufgeklärteren Leser und Leserinnen, die gern den Geist der Zeit beobachten", angemessen, kostete es je nach Einband (gewöhnlich in Leder oder in Seide) zwei bzw. fünf Taler. Kraus' Kupfer sind „von ausgewählter Composition und delikaterem Colorit" als im Journal üblich, vom Meister selbst gezeichnet und mit großer Sorgfalt gestochen und illuminiert. Inhaldich beginnt das Taschenbüchlein mit monatlichen Kalenderblättern, denen jeweils ein Kupfer — Trachten aller Nationen der Erde, ein im Industrie-Comptoir und auch von Kraus selbst mehrfach ausgeschlachtetes Thema — gegenübergestellt ist. Es folgt ein wenig Astronomie, und im ersten Band „Pandora. Ein mythologisches Mährchen, statt Einleitung." Pandora, die „Allbegabte der Götter", wird als „das schönste und passendste Symbol von Luxus und Mode" gefeiert. Den Abschluß bilden kleine Abhandlungen, „Kabinet-Stücke von guter Hand", über „Luxus, Mode und verfeinertes Wohlleben b e y a l l e n V ö l k e r n der E r d e", und schließlich „Allgemeine Bemerkungen über das Spiel" mit auszufüllenden kalendarischen Listen über Gewinn und Verlust. Den weitläufigen, globalen Aspekten entspricht die beige-

fügte Weltkarte im Jahrgang 1787, die nur noch wenige weiße Flecken aufweist. Hauptmitarbeiter des Kalenders war H. A. 0 . Reichard aus Gotha, Herausgeber der „011a Potrida". Im Jahrgang 1789 erscheint Schillers Gedicht „Die berühmte Frau". Der Verleger war Göschen, mit dem Bertuch Teilhaberschaft verband. Mit seiner Parellelerscheinung für den wohlhabenderen Teil seiner Leserschaft hatte der kühl kalkulierende Bertuch diesmal kein Glück. Er stellte das Erscheinen des Kalenders nach drei Jahrgängen ein.

XXXI. London und Paris. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1-12. Weimar: Industrie-Comptoir 1798-1803. Bd 1320. Halle: Neue Societäts-, Buch- und Kunsthandlung 1804-07. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. London und Paris. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 21-24. Rudolstadt: Hof-, Buchund Kunsthandlung 1808-10. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. Paris, Wien und London. Ein fortgehendes Panorama dieser drei Hauptstädte. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 1. 2. Rudolstadt: Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1811. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. Paris und Wien. Ein fortgehendes Panorama dieser beiden Hauptstädte. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 3-5. Rudolstadt: Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1812-13. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. London, Paris und Wien. (Hrsg. von Carl Bertuch.) (Bd 6.) St. 1. Rudolstadt: Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1815. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. (Benutztes Exemplar: Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt.) Die Zeitschrift „London und Paris" „(...) schließt (...) sich schwesterlich an's Journal des Luxus und der Moden an, zu dem sie gleichsam den zweyten, ausländischen Theil macht, und das weiter ausführt, was dort nur angedeutet werden konnte" (Bd 1. St. 1. S. 9), erklärt Bertuch in „Plan und

Ankündigung", die er dem ersten Band voranstellt. Er gibt sich kosmopolitisch. Die beiden Weltstädte werden als Zentren des Globus gefeiert, was in ihnen geschieht, wird als „Schläge (...) in Philadelphia und Calcutta", in den „Provinzen und Colonien" wahrgenommen (S. 3ff.) — der Leser soll sich sogleich an die beiden Mittelpunkte angeschlossen und weltweit eingebunden sehen. Angesichts mehrerer Konkurrenzblätter stellt Bertuch fest: „Das papierne Zeitalter erstickt fast unter allen Journalen und Zeitungsblättern" (S. 3), aber es kommt eben auf die Qualität an, und in dieser Hinsicht hebt sich sein Blatt, wie ausdrücklich versichert wird, höchst vorteilhaft vor allem von der französischen Konkurrenz ab. Im Gegensatz zum Modejournal war „London und Paris" eine wechselvolle Geschichte beschieden, was schon den verschiedenen Titeln und Erscheinungsorten abzulesen ist. Von 1798 bis 1810 blieb es bei „London und Paris" (24 Bände, Jg. 1809 fiel aus). 1803 kam es zum Eklat, obwohl sich Bertuch „vor der Politik als vor einer Sphinx" hüten wollte (S. 7). Das Blatt wurde wegen einer englischen Karikatur, die die Knebelung der französischen Presse darstellte (Bd 12. St. 15), auf Druck der französischen Regierung in Weimar verboten und nach Halle verlegt. Karl Bertuch, der 1808 die Herausgabe übernommen hatte, benannte das Journal aus guten Gründen in „Paris, Wien und London" um und begann mit einer neuen Zählung. 1812-13 heißt der Titel „Paris und Wien" (Jg. 1814 fiel aus). 1815 erschien nur noch ein Stück als „London, Paris und Wien" (Bd 30 als Bd 6 der neuen Zählung). Der Grund für den häufigen Wechsel liegt in den politischen Geschehnissen jener bewegten Zeit. Frankreich und England befanden sich, vom Waffenstillstand nach dem Frieden von Amiens abgesehen (1803), in ständigem Krieg. Das wirkte sich auf die Nachrichtenvermittlung aus, Bertuch war während des spanischen Feldzugs von seinen Londoner Korrespondenten abgeschnitten. „Der Krieg zwischen Frankreich und England hat auch die literarischen Erzeugnisse der meerbeherrschenden Insel uns entzogen" (Bd 21. St. 3). Eine Quelle aus zweiter Hand floß spärlich in Paris (499), der Artikel „London" erscheint nun unregelmäßig. Im 7. Stück des 22. Bandes wird nur noch „Paris" bedacht, später müssen langweilige Schilderungen des englischen Parlaments- und Clubwesens (letzteres aus einer Pariser Zeitschrift abgeschrieben. Ebd.) herhalten. Schließlich fällt „London" der Festlandssperre vollends zum

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Opfer, und es wird „Wien" dazugenommen. Als 1815, „nach Befreiung Teutschlands vom Tyrannenjoche" (St. 1), London wieder auftaucht, wird eine „aus Originalquelle fließende Materialsammlung" (St. 1) versprochen, aber es blieb beim ersten Stück. Es mag, als das Erscheinen des Blattes eingestellt wurde, eine Rolle gespielt haben, daß Karl Bertuch starb. Entscheidender war gewiß, daß die Leser, die zuvor den wechselvollen Verlauf des politischen Geschehens mit großer Anteilnahme verfolgt hatten, das Interesse verloren, die Zeitschrift hatte sich überlebt. Bei Gründung des Journals spekulierte Bertuch auf das gegebene große Interesse der Leser am Zeitgeschehen. Er verspricht Originalaufsätze, Aktualität und Wahrhaftigkeit in unterhaltender Form — „blos vergnügen, scherzen, erzählen" (S. 7). Geliefert wurden pro Band zwischen 350 und 450 Druckseiten. Auf diese Seiten werden anfanglich „Paris" und „London" etwa gleichmäßig verteilt. Der Jahrgang 1807 hat dann wegen der Festlandssperre 92 Seiten „Paris" und 14 Seiten „London". Ellen Riggert hat die Bände im Einzelnen untersucht (vgl. Anm. 499). Die Berichte über die beiden Hauptstädte setzen sich aus kleineren Artikeln in bunter Folge ohne einheitliche Linie zusammen, Bertuch machte es sich also auch hier als Herausgeber einfach. Die Sprache ist ungezwungen, teils lakonisch, teils witzig plaudernd, teilweise werden Zwiegespräche simuliert wegen der Verlebendigung. Jedem Bericht sind bis zu zwei Beilagen hinzugefügt, meistens englische Karikaturen, wie sie in London massenhaft erschienen. Die Bände 1 bis 20 enthalten 145 Karikaturen, meist farbige Kupferstiche, davon 98 innen- und außenpolitischen Inhalts und 47 Spottbilder auf englische Sitten. Der Zeichner James Gillrey (auch Gilrey, Gilroy, Gilray) lieferte mit Sicherheit 75 signierte Vorlagen, wahrscheinlich wesentlich mehr. Diese Karikaturen werden im Journaltext vorsichtshalber kritisiert, ihre „schamlose Freiheit" wird scheinheilig verurteilt. Hauptkorrespondent in London war Christian Hüttner. Auch Campe arbeitete mit. Die politische Berichterstattung war betont objektiv, „wie sich der Volksgeist bei Kriegsund Friedensbegebenheiten, bei Wahlen und Zurüstungen, bei Siegen und Niederlagen charakteristisch ausdrückt" (Bd 1. S. 7). Anders die Karikaturen, durch die denn auch die Zeitschrift der französischen Zensur anheimfiel. Der deutsche Jakobiner Rebmann sagte in seinem „ObscurantenAlmanach auf das Jahr 1801", der „Chevalier d'In-

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dustrie" wolle „nur den merkantilisch-politischen Zweck (...) erreichen: Einschmeichelung und Absatz bey der vornehmen Welt" (S. 169). Zudem wirft Rebmann Bertuch Parteilichkeit vor, „nun ist überhaupt an der Themse alles Gold was glänzt, weil es das Industriekomtoir so will, so zu fügen und zu schildern und zu redigieren weiß!" (S. 183) „Aber wo bleibt Licht und Recht und Wahrheit bey solchen Bertuchspekulationen, und was soll daraus am Ende noch werden?" (S. 186) Bertuch wandte sich an einen breiten Leserkreis, dem er angenehme Unterhaltung bot. Das Kriegselend in Europa durfte den Optimismus, den das Blatt ausstrahlte, nicht dämpfen, es wurde geschickt umsegelt. Die Auflagenhöhe war zeitweise, für Bertuchsche Verhältnisse, enorm, mit 1 250 Exemplaren (1808) übertraf sie die des Modejournals. „London und Paris" war weithin bekannt. Nicht nur das Modejournal wies ständig daraufhin, auch zeitgenössische Schriftsteller erwähnten es häufig. Ludwig Tieck machte aus seiner Abneigung kein Hehl (500), das Journal war durch und durch unromantisch. Im ganzen gesehen handelt es sich bei diesem Blatt, was den Inhalt betrifft, um ,,'Miscellen', d. h. buntes Allerlei, wie es dem Wesen einer Unterhaltungsschrift" (Riggert. 501) entspricht. Die Art der Berichterstattung macht es für uns dennoch zu einem Zeitdokument von unschätzbarem Wert

XXXII. Die Blaue Bibliothek aller Nationen. (Hrsg. von Christian Friedrich Wilhelm Jacobs u. Friedrich Justin Bertuch.) B d 1-12. Gotha: Ettingersche Buchhandlung (Bd 10-12: Weimar: LandesIndustrie-Comptoir) 1790-1800. Oktav. (Bd 1-6. 1790; Bd 7-9. 1791; Bd 10. 1796; B d 11. 1797; B d 12. 1800.) (Benutztes Exemplar: Hessische Landesbibliothek Wiesbaden.) Bertuch befand sich mit der Herausgabe des vorliegenden Sammelwerks „Die Blaue Bibliothek aller Nationen" literarisch im Trend, Märchen und Sagen erfreuten sich wachsender Nachfrage, und „Blaue Bibliotheken" gab es noch durch das ganze 19. Jahrhundert. Die Entdeckung dieser Schätze

im Zeitalter der Aufklärung vollzog sich außerhalb der materialistischen und rationalistischen Strömungen im Zusammenhang mit der beginnenden Ausformung der verschiedenen Disziplinen der Geisteswissenschaften. Geschichte als Prozeß schloß auch die Vorgeschichte ein, in der man sich den Motivschatz weltweit entstanden dachte. Auch den geistigen Strömungen jenes Jahrhunderts, die in die irrationalen Bereiche der menschlichen Seele einzudringen versuchten, waren Märchen und Sagen eine Quelle der Erkenntnis und ein Zeugnis der intuitiv gewonnenen Weisheit der Völker. Es waren vor allem die deutschen Romantiker, die sich dieses Bereichs annahmen. Bertuch hatte an und für sich für diese Tendenzen wenig übrig. Er bezeichnete „Die Blaue Bibliothek aller Nationen" in seiner „Ankündigung" (Bd 1) als ein gewagtes Unternehmen, da sich das Publikum „auf sogenannte Journal-Lectüre geworfen" habe (S. 1), insbesondere auf politische und das in einem „f a 1 s e h e n Aufklärungs- und Reformen-Drange". Mit letzterem meinte er die Grundgedanken der französischen Revolution, die in den Köpfen der Leser spukten. „Indessen so wenig auch bey solch einer allgemeinen Stimmung der Köpfe thunlich ist, gerade gegen den Strom zu schwimmen, so ist doch wenigstens ein Versuch möglich, das zu erhalten, was wir schon haben, und dem verwöhnten Kinde ein nüzlicheres, wenigstens unschädlicheres, Spielzeug in die Hände zu geben." (S. 2) Nach dieser Unmündigkeitserklärung, was das breite Publikum angeht, sieht sich der Leser der Blauen Bibliothek allerdings noch angenehm von der Masse der Törichten, die nicht zur „Blauen Bibliothek" greifen, abgehoben. Bertuch spielt dann auf die Leichtgläubigkeit der den UnterhaltungsJournalen verfallenen Leserschar an, auf deren Versessenheit auf die „sogenannten g e h e i m e n W i s s e n s c h a f t e n", was ihm „beweißt wie hungrig wir nach dem Wunderbaren sind" (S. 3). Daß alle Nationen einen Schatz an „Wundermährchen, Sagen und abentheuerlichen Erzählungen" (S. 3) besitzen, entspringt dieser Begierde. Bertuch weist auf die französische Bezeichnung für diese Literaturgattung „La Bibliotheque bleue" hin, der er seine Benennung „Blaue Bibliothek" entlehnt hat Angekündigt wird dann die „Blaue Bibliothek" als fortlaufendes Werk, das Wundermärchen, Sagen und abenteuerliche Erzählungen aller Völker, „mit Geschmack übersetzt, bearbeitet und redigiert" (S. 8), enthält. Es soll schließlich eine voll-

ständige Sammlung aller guten Feenmärchen, aller alten Volks- und Ritterromane, aller abenteuerlichen komischen Romane, „Poßen, Schnurren und Phantasien" (S. 9) darstellen. Bertuch verspricht jährlich sechs Bände mit je einem Titelkupfer in steifem, blauem Umschlag zu liefern. Er bietet seine Sammlung als „zweimonatliches Journal" (S. 9) mit Abonnement auf ein Jahr (d. h. sechs Bände) an. Jeder Band ist auch einzeln zu haben. Sechs Bände kosten den Abonnenten fünf Reichstaler. Wer bei Lieferung des dritten Bandes noch nicht gezahlt hat, erhält den vierten Band nicht. Ohne Abonnement kosten sechs Bände einen Reichstaler und sechs Groschen. Zum Jahresende muß bei Lieferung des fünften Bandes gekündigt werden, andernfalls läuft das Abonnement ein weiteres Jahr. „Diese strenge Genauigkeit kann allein auf beyden Seiten Klagen und Verdruß verhindern" (S. 10). Bertuch nennt weder sich selbst als Autor der,Ankündigung" noch sich und Jacobs als Herausgeber, „ich habe jezt Ursach und Lust hinter dem Vorhang zu bleiben" (S. 11). Was die Lieferungen der Bände und das Ausmaß der Sammlung betrifft, hielt er sich an das Angekündigte nicht Anschließend weist Bertuch auf das Inhaltliche hin, zunächst auf die Weltgeschichte aller Völker als Wurzel der Märchen. „Bekanndich ist die älteste Geschichte aller Völker Fabel und Poesie" (S. I). Er vergleicht die Gesamtheit der Gattung mit einem Baum, von dem er als Herausgeber einzelne Zweige abbricht. Der erste Zweig ist eher ein dicker Ast, über vier Bände bleibt es entgegen der Ankündigung ausschließlich bei Feenmärchen, wobei zwischen Volks- und Kunstmärchen nicht unterschieden wird und auch keine weitere Gruppierung erfolgt. Ab Band 5 tauchen die Märchen „der Tausend und einen Nacht" auf, die sich bis Band 8 ausdehnen. Die Bände 9 und 10 kehren wieder zu den Feenmärchen zurück, Band 11 und 12 bringen arabische und persische Märchen. Die auch für den damaligen Wissensstand der Märchenforschung unsachgemäße Minimalgliederung des Stoffes bedingt die Disproportioniertheit der an sich ansehnlichen Sammlung, die zudem bedenkenlos aus Quellen zweiter Hand schöpft.

XXXIII. Allgemeine Geographische Ephemeriden. Verfasset von einer Gesellschaft von Gelehrten. Mit Charten und Kupfern. Hrsg. von F. von Zach. (Ab Jg. 3:) Hrsg. von 139

Adam Christian Gaspari u. Friedrich Justin Bertuch. (Ab Jg. 13:) Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. Jg. 1-19 ( = Bd 1-51). Dazu ab 1812: Allgemeiner typographischer Monatsbericht fiir Teutschland. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1802 LandesIndustrie-Comptoir) 1798-1824. Mit Kupierst, u. Karten. Oktav. (Benutztes Exemplar: Hessische Landesbibliothek Wiesbaden.) Die ,Allgemeinen Geographischen Ephemeriden", von Bertuch A.G.E. abgekürzt, erschienen 26 Jahre lang, seit 1817 als „Neue Allgemeine Geographische Ephemeriden". Monadich wurde ein Stück geliefert, sechs Stücke ergaben einen Band, jährlich erschienen also zwei Bände. 1808 betrug die Auflage 800 Exemplare (502), womit das Werk, hinter dem „Bilderbuch für Kinder" (3 000 Exemplare), „London und Paris" (1 200) und dem Journal des Luxus und der Moden" (1 200) an vierter Stelle, zu den erfolgreichsten Verlagsunternehmungen Bertuchs zählte. Im Zeitalter der Entdeckungen, des Beginns weltweiter Verknüpfungen und der Vermessung des Globus kam der Geographie eine besondere Bedeutung auch für interessierte Laien zu. Bertuch verstand es, in den Geographischen Ephemeriden Wissenschaftlichkeit und Allgemeinverständlichkeit durch Mischung und Wahl der Beiträge zu verbinden. Auch hier hatte er, wie beim Bilderbuch und Modejournal, einen „ganzen Plan" im Sinn, nämlich sich diesem Werk anschließende geographische Veröffentlichungen, die sich als Erweiterungen und Spezifizierungen des Inhalts der Geographischen Ephemeriden ausweisen und dabei, wenn irgend möglich, bloße Auszüge aus dem bereits Vorhandenen sein sollten. Dank seiner hervorragenden Beziehungen zu akademischen Kreisen, was sich schon für die Allgemeine LiteraturZeitung mit ca. 2 000 Mitarbeitern höchst vorteilhaft ausgewirkt hatte, standen ihm Gelehrte zur Verfügung, die sich vor allem als Rezensenten, aber auch mit höchst trockenen, streng akademischen Abhandlungen beteiligten. Karten und Kupfer wurden in gewohnter Qualität jedem Stück zur Veranschaulichung des Inhalts beigegeben. Mit Adam Christian Gaspari (1752-1830) hatte er einen Herausgeber gefunden, der sich als Fach-

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mann bereits mit bedeutenden Veröffendichungen hervorgetan hatte. Schon 1800 wollte Bertuch mit der Realisierung seines „ganzen Plans" beginnen. Aber da das Publikum das ,Allgemeine Jahrbuch der Geographie und Statistik" von Gaspari „nicht durch einen hinreichenden Debit unterstützte", wurde das Erscheinen dieses Werkes eingestellt (Vorbericht zu Bd 7. 1801. S. II). Ilm die „unentbehrlichsten" Artikel dennoch zu veröffendichen, erweiterte Bertuch die A.G.E. um Übersichten von geographischen Veränderungen in allen Ländern, um statistische Tabellen über alle Staaten und um Übersichten der gesammelten geographisch-statistischen Listen jeweils des Vorjahres. Das stellte wissenschaftlich zweifellos eine Bereicherung dar, war aber für den Normalleser, auf den es Bertuch ja auch ankam, nicht gerade unterhaltend. Bertuch sieht sich daher zu der kühnen Behauptung genötigt: „Auf diese Art bekommt das Publikum durch diese systematische Sammlung gleichsam den Geist aller der neuesten Reisen, und einen wahren Schatz interessanter geographisch statistischer Nachrichten und Berichtigungen, die jedem Liebhaber der Erd- und Völkerkunde unentbehrlich sind" (S. IV). Insgesamt blieb der Inhalt der Ephemeriden fesselnd genug. Die A.G.E. sind einfach und gekonnt gegliedert. Daß Bertuch an der Konzeption den Hauptanteil hatte, ist zu diesem Zeitpunkt bereits zu bezweifeln. Er ließ sich zwar als Herausgeber nennen und gab Anstöße, überließ jedoch zunehmend die eigendiche Leistung anderen, was ihm zum Teil scharfe Kritik eintrug. Jedes Stück enthält fünf Abschnitte: Abhandlungen, Bücher-Rezensionen, Vermischte Nachrichten, die Kupfertafeln und für Text und Bilder je ein Inhaltsverzeichnis. Halbjährig, am Ende des sechsten Stückes bzw. eines Bandes, erscheint ein Register. Die Abhandlungen sind für das breite Publikum das Interessanteste. Sie bringen ein abwechslungsreiches Vielerlei, das nicht nur geographischer Natur ist. Im siebenten Band von 1801 beginnen sie wie versprochen mit den neuesten geographischen Veränderungen, in diesem Fall in Frankreich. Aus aktuellem Anlaß wird ausführlich auf die dortige Verschiebung der Machtverhältnisse und die neue Konstitution (S. lff.), ausdrücklich als die vierte seit Bestehen der Republik bezeichnet, eingegangen. Berichtet wird von der Neueinteilung des Gebiets der französischen Republik in Europa in Departements und Gemeindebezirke, von der Form der Wahlen und der gesetzgebenden Gewalt und von der Gesamt-

struktur der neuen Regierungsform durch die neue Konstitution. Durch diese „Constitution, welche so viele wichtige Puncte (...) übergeht, (...) ist Frankreich offenbar wieder in eine Monarchie verwandelt worden (...). Der erste Consul ist Monarch, ist Großherr. (...) Ob diess für Frankreich ein Glück oder Unglück sey, ist hier der Ort nicht zu untersuchen." (S. 6f.) Der Kupferstich neben dem Titel zeigt „N. Bonaparte Oberkonsul der Republik Frankreich". Der Tenor entsprach Bertuchs Denkungsart, das Revolutionsgespenst begann sich zu verflüchtigen, aber ob daraus Gutes entstehen würde, wird verständlicherweise offengelassen. Eine solche Meldung, die das Ende der Volksherrschaft signalisierte, ließ Bertuch sich auch in einem geographischen Fachblatt nicht entgehen. Unter „Abhandlungen" erscheinen vor allem die Reisebeschreibungen, der lebendigste Teil des Gesamtinhalts. Sie werden in unterschiedlichster Form gebracht. In zwei Briefen (dat. 1805) des Kapitäns Clarke wird z. B. die „Reise auf dem Missuri bis zum stillen Meer" beschrieben. Clark hatte sich an der Entdeckung des Inneren Nordamerikas bis zur Küste des Stillen Ozeans beteiligt (Bd 7. S. 355ff.). Auch Tagebuchauszüge berichten von fernen Ländern: „Tagebuch des Schiffes Friedrich von Calcutta auf seiner letzten Reise von Nangasaki nach Japan, im Jahre 1803. Nachrichten über die Inseln Lekeo oder Lieukieu." (Bd 32. S. 19ff.) Der Leser erhält Informationen über die genaue Ortsbestimmung, über Anbau, Tierhaltung, Bodenschätze und Maschinenbau (Mühlen), über Sitten und Bekleidung der Eingeborenen, über die geologische Beschaffenheit der Inseln, den Fischfang und Bootsbau. Unter den Abhandlungen nehmen die Aufsätze einen breiten Raum ein. Beiträge von allgemeinem Interesse wie „Ueber die Hinduer, ihre Sitten und Meinungen" (Bd 31. S. 3ff.) oder „Nachricht von der Völkerschaft der Sindjer. Zusammengetragen aus arabischen Schriftstellern von Professor Stephan Quatremere" (Bd 39. S. 3ff.) aus dem Französischen wechseln mit spezialwissenschaftlichen, die nur für die Fachwelt interessant sind, ab. So enthält eine „Reise nach Pello", von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben, nur aufgelistete Berechnungen (Bd 9. S. 3ff.). Meistens handelt es sich bei den Abhandlungen um Texte aus dem Französischen und Englischen, die bereits abgedruckt waren, „aus guten Quellen", wie Bertuch das nennt (Vorbericht Bd 7. S. II). Es gibt aber auch Originalbeiträge deutscher Fachgelehrter, die sich meist

mit Detailforschung befassen, so über die Teilung Westpreußens 1807 in Form einer Auflistung und Statistik der Kreise, die im Tilsiter Frieden westpreußisch bzw. warschauisch geworden sind (Bd 29. S. 3ff.). In der Abhandlung „Historisch geographisch-statistische Beschreibung des zu Südpreussen gehörigen, unter der Posenschen Krieges- und Domänen-Kammer stehenden Metzerischen Kreises" erfährt der Leser Statistisches über alles mögliche, über Einwohnerklassen (holländische Kolonisten, Teutschkatholiken, Stockpohlen, Evangelisch-Lutherische), über Hauptnahrung, Anzahl der Feuerstellen, Privilegienrechte usw. und kann sich auch auf ein Verzeichnis „sämtlicher Orte mit Wirthen" seinen Reim machen (Bd 8. S. 23ff.). Zeitweise werden in den A.G.E. die Abhandlungen immer kürzer und die Rezensionen länger. Im Ganzen gesehen stellen die Ephemeriden aber doch eine bedeutende Sammlung geographischen Wissens dar, für uns Heutige eine kulturhistorische Fundgrube von großer Bedeutung. Trotz anfänglichen Mißerfolgs konnte Bertuch die A.G.E. vielfach auswerten, so mit der „Sammlung aller bekannten geographischen Ortsbestimmungen zum Gebrauche der Geographie-Freunde gesammelt von A. Stieler und F. W. Streit und aus den Allgemeinen Geographischen Ephemeriden besonders abgedruckt und herausgegeben von Dr. F. J. Bertuch" (Bd 1. 2. Weimar 1811-13. Werkkat. Nr 39). Ohne bestimmte Ordnung werden die einzelnen Länder aneinander gereiht, innerhalb der Länder erscheinen die Orte mit der genauen Angabe der Längen-und Breitengrade alphabetisch. Durch Nachträge, Ergänzungen und Berichtigungen will Bertuch sich „der Vollständigkeit und Zuverlässigkeit einer solchen Sammlung" nähern (Vorwort Bd 1. S. 7). Das Werk lag auch in einer Ausgabe des Geographischen Instituts vor. Die nachfolgend besprochenen „Reisebeschreibungen" und die A.G.E. bildeten den Auftakt zu einer Fülle geographischer Veröffentlichungen. Daraus entwickelte Bertuch eine Spezialabteilung, die er vom Landes-Industrie-Comptoir als Geographisches Institut abzweigte und die bis in unser Jahrhundert hinein seinem Verlag, wenn auch nicht mehr in Familienbesitz, Bestand gab.

XXXIV. Neue Bibliothek der ivichtigsten Reisebeschreibungen zur Erweiterung der Erd- und Völkerkunde; in Verbindung mit einigen anderen Gelehrten gesammelt und 141

herausgegeben von Dr. F. J. Bertuch (...). Zweite Hälfte der ersten Centurie. Bd 1-50. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1815-29. Mit Kupfertaf. und Karten. Oktav. (Benutzte Exemplare: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Hessische Landesbibliothek Fulda.) Bertuch hatte im Jahre 1800 den ins quantitativ Unbegrenzte vorstoßenden Plan zu einer Reisebibliothek entworfen, um „mehr systematische Ordnung in die Literatur der Reisen zu bringen, und ihre Resultate und Ausbeute der Kenntnisse für die Länder- und Völkerkunde nützlicher und der Wissenschaft dienlicher zu machen" (Vorwort zu Bd 1 der obengenannten zweiten Hälfte der Centurie. S. III). 1815 lagen 50 Bände dieser „Bibliothek der neuesten und wichtigsten Reisebeschreibungen und geographischen Nachrichten zur Erweiterung der Erdkunde" (503), die Bertuch nun als „Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" mit weiteren 50 Bänden fortsetzen wollte, vor. Dieses grandiose Unternehmen ließ sich tatsächlich, über seinen Tod hinaus, realisieren. Auf das Publikum, das die erste Partie der Reisebeschreibungen „mit seinem Beifall beehrt" hatte (ebd. S. III), konnte Bertuch bauen. „Das Studium der Erdbeschreibung wird von Tage zu Tage wichtiger" (S. IV). Im Laufe der Zeit hatte er zahlreiche geographische Veröffentlichungen verlegt, wollte aber die „Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" in Verbindung mit den „Allgemeinen Geographischen Ephemeriden" gesehen wissen, „mit welchen sie so zu sagen Hand in Hand geht." Er hoffte mit Recht, damit „für die Nachwelt eine schätzbare geographische Schatzkammer (...) und unsern Zeitgenossen eine sehr unterhaltende und nützliche Leetüre" zu liefern (S. IV). _ Der für eine breite Leserschaft interessanteste Teil der Ephemeriden, die Auszüge aus Reisebeschreibungen unter ,Abhandlungen", erscheint nun jeweils in vollständiger Ausgabe. Jeder Band enthält einen oder auch zwei Reiseberichte, manchmal umfaßt ein Bericht auch zwei Bände. Zum Beispiel kommt nun jener Nordamerika bereisende Kapitän Qarke, dessen Tagebuch-Auszüge wir bei der Besprechung der Ephemeriden erwähnt haben, ungekürzt zu Wort (Bd 2. 1815). Sein „Tagebuch 142

einer Entdeckungs-Reise durch Nord-America, von der Mündung des Missurian bis zum Einfluß der Columbia in den stillen Ocean, gemacht in den Jahren 1804, 1805 und 1806, auf Befehl der Regierung der Vereinigten Staaten, von den beiden Capitäns Lewis und Q a r k e " (übersetzt von Ph. Ch. Weyland. Weimar 1814) umfaßt 362 Seiten, enthält eine Karte und füllt damit über die Hälfte des zweiten Bandes. Anschließend folgt im gleichen Band , J a c o b Morier's Reise durch Persien, Armenien und Klein-Asien nach Constantinopel in den Jahren 1808 und 1809" (aus dem Englischen im Auszug übersetzt und gleichfalls mit einer Reisekarte versehen. Weimar 1815). In der Zusammenstellung der Reisebeschreibungen ist allerdings keine Systematik erkennbar. Der erste Band (1815) beginnt mit einer „Reise durch die Insel Island im Sommer 1810 von Sir Georg Steuart Mackenzie" (nach der 2. Ausg. aus dem Englischen. Weimar 1815). Band 9 enthält den ersten Teil der „Geschichte der Englischen Gesandtschaft an den Hof von Kabul im Jahre 1808, nebst ausführlichen Nachrichten über das Königreich Kabul, den dazu gehörigen Ländern und Völkerschaften, von Mountstuart Elphinstone" (aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Friedrich Rühs. Weimar 1817). Band 7 bringt zwei französische Übersetzungen: „Neue Reise nach Tunis von Thomas Maggill im Jahr 1811 herausgegeben, nach der, mit Anmerkungen bereicherten Französischen Uebersetzung, (Paris 1815) bearbeitet von Martin Heinrich Schilling" (Weimar 1816. S. 3-186) und „Ali Bey's el Abassi Reisen in Afrika und Asien in den Jahren 1803 bis 1807. Aus dem Französischen. Erste Abtheilung. Die Staaten der Berberey enthaltend" (Weimar 1816. S. 3-238, also mit neuer Seitenzählung beginnend). Band 50 (1829, sieben Jahre nach Bertuchs Tod erschienen) bringt „Ein Winter in Lappland und Schweden. Von Arthur de Capell Brook e " (aus dem Englischen. Weimar 1829). Es handelt sich bei der „Neuen Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" also um ein Sammelwerk, das vor allem aus der schier unerschöpflichen Quelle der englischen und französischen Reiseliteratur schöpft. Darin kommt auch die Rückständigkeit Deutschlands gegenüber den Kolonialmächten, die den Globus in Besitz nahmen, zum Ausdruck, originale deutsche Reiseliteratur war noch rar. Die Leser jenes Zeitalters folgten mit Spannung und Staunen den Schilderungen dessen, was es auf der Welt gab, was anders als das Gewohnte

war, mit Abenteuer und Wagnis verbunden und von Menschen erlebt und beschrieben, die sich voller Mut oder auch Begierde auf den Weg ins Ungewisse und Unbekannte begeben hatten. Das zu verfolgen und nachzuvollziehen bedeutete für den Bürger in seiner Eingegrenztheitmehr als Stillung des Wissensdurstes, es glich den Mangel an eigenen Erlebnismöglichkeiten aus, vermittelte Spannung, und darauf beruhte letztlich der Erfolg derartiger Veröffendichungen. Die Reisebeschreibungen übernahmen Funktionen, die auch die heutigen Medien noch ausüben, um uns nun allerdings eher den Anreiz zu Pauschalreisen mit ihren eingeschränkten Erlebnismöglichkeiten zu geben. Ob diese „Zweite Hälfte der ersten Centurie" noch weitergeführt wurde, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht ermittelt werden (504). Aber auch 100 Bände stellen eine verlegerische Glanzleistung dar. Nach eigenem Zeugnis übernahm Bertuch die Redaktion der „Neuen Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" selbst: „(...) nachdem (...) Das Publicum aber die Fortsetzung derselben wünschet und verlangt, habe ich mich, meines Alters ungeachtet, entschlossen die Redaction derselben allein zu übernehmen (...)" (Bd 1. S. IV).

XXXV. Allgemeines Teutsches GartenMagazin oder gemeinnützige Beiträge fiir alle Theile des praktischen Gartenwesens. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 18 ( = Bd 1-8). Weimar: Landes-IndustrieComptoir 1804-11. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Quart. (Benutztes Exemplar: Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung.) Auf Bertuchs Neigung zur Gartenkunst und zur praktisch angewandten und auf allgemeinen materiellen Fortschritt bedachten Naturgeschichte, wie er es nennt, wurde schon mehrmals hingewiesen. Die Vorteile einer Zeitschrift mit dem geliebten Gartenwesen zu verbinden, lag nahe und versprach zudem bei der Versessenheit der Leser auf Journale aller Art Erfolg. In „Plan und Ankündigung" (Jg. 1. 1804. S. 3ff.) nennt denn Bertuch als Herausgeber auch sein Blatt eine „gemeinnützige Zeitschrift", weil eben die praktisch angewandte

Naturgeschichte immer auch dem Allgemeinwohl dient. Derartige Magazine wuchsen gerade „wie Pilze aus dem Boden (...) wobei immer eine die andere abschreibt" (S. 3), was ein besseres Journal wie sein angekündigtes nur umso notwendiger macht. Plan und Zweck des Garten-Magazins ist, „alle Zweige des gesamten Teutschen Gartenwesens zu umfassen", um „einen hellen Überblick und practischen Leitfaden zu liefern." Als Mitarbeiter konnte Bertuch „aufgeklärte Naturforscher", die zugleich „practische Gärtner" sind, gewinnen: „Sprengel, Seidel, Schoch, Sickler, Christ, Reichert, v. Efien, Bertuch, Wendland, Wedel, Dietrich" (S. 3). Bertuch beteiligte sich also auch als Autor (vgl. Bertuchs Werke XXVI), später zog er sich allerdings von der aktiven Beteiligung im Journal zurück. Das Blatt wurde im Aufbau gut vorbereitet. Geplant wurden elf stehende Rubriken: I. Landschafts-Gartenkunst oder sog. Englische Anlagen und Behandlung der dazugehörigen Pflanzen. Zu diesem Thema, das ihm am Herzen lag, lieferte Bertuch gleich anfangs Beiträge. II. Garten-Baukunst. Auch dazu hat er sich geäußert. III. Treib- und Gewächshaus-Gärtnerei. IV. Blumisterei (Blumenzucht, bei der lt. Bertuch Moden und Bizarrerien eine Rolle spielen). V. Gemüsesorten. VI. Obstkultur. Mit dieser so ganz aufs praktische Leben bezogenen Rubrik will Bertuch den zu 20 Bänden angewachsenen „Teutschen ObstGärtner" fortsetzen und ablösen. VII. Ökonomische Gärtnerei, d. h. „Landes-Industrie und SchulSeminarien-Gärten" sowie „Forstbaumschulen und Plantagen". VIII. Garten-Botanik als einer der „Aufklärung und Verbesserung der Teutschen Gartenkunst" dienende „höhere Wissenschaft". IX. Samenbau, Sämerei- und Pflanzenhandel, die der genauen Kenntnis und auch der Aufdeckung der Betrügereien im Garten wesen dienen sollen. X. Garten-Literatur als bloße Titelangaben „aller neuen Teutschen, Englischen, Französischen, Italienischen, Holländischen, Dänischen, Schwedischen und Russischen Schriften". Hier übertreibt Bertuch wie gewohnt. XI. Garten-Miscellen — also Vermischtes —, die „in keine der obigen Rubriken passen". Jede Rubrik hat einen eigenen Redakteur, so dafe nichts „schon allgemein Bekanntes und Triviales, oder wohl gar Unrichtiges darunter seyn wird." (S. 4) Dem Magazin werden pro Stück mehrere Kupfertafeln beigegeben, anfangs meist je zwei kolorierte und eine schwarze, später, mit Preiserhöhung verbunden, mehr. Monadich erscheint ein Heft mit 143

Inhaltsverzeichnis, pro Jahrgang sind es also 12 Stück. Am Ende des Jahres wird ein Gesamtregister geliefert. Das Jahresabonnement kostet sechs Reichstaler. Jedem Stück wird ein Intelligenzblatt beigelegt. Es enthält "1. Gartenhandels- Baumschulen- Samen- Blumen- Zwiebeln- und Pflanzen-Verzeichnisse" (S. 5), 2. Anzeigen von neu erschienenen Gartenschriften, 3. Stellenangebote und -gesuche aus dem Gärtnerbereich, 4. Anzeigen „wegen Garten-Instrumenten und Werkzeugen". Technische Neuheiten unterstützte Bertuch auf allen Gebieten, um die Industrialisierung im darin rückständigen Deutschland vorwärtszutreiben. Derartige Erfindungen im Gartenwesen besprach er im Magazin gern selbst und stellte sie als unumgängliche Anschaffung dar (vgl. Bertuchs Werke XXVI). Vermischte Anzeigen kann jedermann aulgeben, die Spaltenzeile in Petit-Schrift kostet „8 Pfennig Sächsisch". Jede Anzeige muß auf einem gesonderten Blatt deutlich geschrieben und „franco" sein und durch eine Buchhandlung oder ein anderes Handelshaus, das „die Inserationsgebühren berichtiget", eingeschickt werden. Auf Sammelbestellungen gibt es Rabatt (auf fünf Abonnements ein Freiexemplar oder 20 %). Diese strengen Vorschriften hatte Bertuch bei seinen ersten Zeitschriften noch nicht eingeführt, offenbar hätte er inzwischen schlechte Erfahrungen gemacht Alles in allem entspricht, was er beabsichtigte, den heutigen Gartenmagazinen und -katalogen. Das erste Heft des ersten Jahrgangs beginnt mit einem Gartenkalender, den er allerdings in seinem 11 Punkte-Programm nicht erwähnt hat. Die vorgesehenen Rubriken erscheinen nicht in jedem Heft, aber im Laufe eines Jahres kommen doch fast alle an die Reihe. Am seltensten taucht die Sparte VII, „Ökonomische Gärtnerei" auf, hiermit war es offenbar noch nicht weit her. Die Kupfertafeln sind von gewohnter Qualität, die unkolorierten — meist Gartenarchitektur und -grundrisse — von außergewöhnlicher Feinheit. Um die Pflanzen, die fast alle koloriert sind, möglichst in Originalgröße bringen zu können, wurde für die Tafeln das Quart-Format gewählt, manche Tafeln sind aus dem gleichen Grund größer und entsprechend gefaltet In den Intelligenzblättern erscheinen nicht nur Garten-Intelligenzen (darin am umfangreichsten die Pflanzen- und Samenangebote ähnlich wie in unseren heutigen Gärtnerei-Katalogen), sondern auch „Vermischte Anzeigen", die mit dem Gartenwesen nichts zu tun haben. Bei den Letzte-

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ren handelt es sich um Bücheranzeigen des Landes-Industrie-Comptoirs, des Geographischen Instituts und fremder Verlage, ingesamt hält sich hier Bertuchs Eigenwerbung in Grenzen. Mit der Idee eines „Stellenmarkts" war Bertuch seiner Zeit voraus. Man suchte und fand einander offenbar noch weitgehend auf konventionelle Art. Dem 12. Intelligenzblatt des Jahrgangs 1811 wurde ein Zettel beigelegt. Die durch die Zeitereignisse erfolgte „Sperrung aller Zeitschriften" nötigt danach den Herausgeber, das Gartenmagazin „auf einige Zeit auszusetzen". Der eigentliche Grund lag offenbar im mangelnden Absatz; denn es wird um Erneuerung des Abonnements gebeten; „nur davon allein kann und wird unser Entschluß, wegen Fortsetzung dieser Zeitschrift abhängen." Offenbar meldeten sich zu wenig Interessenten; denn Bertuch stellte das Erscheinen ein.

XXXVI. J. Rothstein: Verbesserte Zubereitung des Flachses und Hanfes ohne Röste, durch Hülfe der Christianschen Brech-Maschine; nebst praktischen Bemerkungen über deren Behandlung, und alle für Teutsche Land- und Haußivirthschaß, Fabriken, Gewerbe und den Staat daraus hervorgehende wichtige Vortheile. Bearbeitet von J. Rothstein und herausgegeben von Dr. F. J. Bertuch. Erster Heft enthaltend die Brech-Maschine, die neue Flachs-Rüffel, und das doppelte Spinn-Rad. Mit 7 KupferTafeln. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1819. Quart. (Magazin des teutschen Flachs- und Hanf-Baues und Bereitung. H. 1.) (Benutztes Exemplar: Lippische Landesbibliothek Detmold.) Wie ernst es Bertuch mit der „practisch angewandten Naturgeschichte" war, soll an Hand der vorliegenden Schrift gezeigt werden. Bertuch veröffentlichte sie drei Jahre vor seinem Tode und widmete sie „Snr. Majestät dem Könige von Preußen Friedrich Wilhelm III." Dem König wird, von Rothstein unterzeichnet, zu Füßen gelegt, was „einen der wichtigsten Gegenstände des Landbaues und Ge-

werbefleißes" betrifft. „Der Flachs- und Hanf-Bau und die wichtige Verbesserung desselben wird den einheimischen Gewerbefleiß ungemein befördern, da er die besten Mittel darbietet, den großen Bedürfnissen, die das Ausland uns zur Gewohnheit machte, zu begegnen; und fremde ausländische Stoffe durch inländische zu ersetzen." Im „Vorbericht des Herausgebers" weist Bertuch auf die in mehreren deutschen Zeitschriften verbreitete Nachricht von einer englischen und französischen Erfindung hin, die die „Röste" des Flachses und Hanfes im Wasser vermeidet (d. h. eine unerwünschte Verfärbung verhindert). Geschickt entkräftet er den offenbar häufig geäußerten Vorwurf, daß der Norden Deutschlands technisch dem Süden unterlegen sei. Das Königlich Preußische Ministerium habe doch bereits 1817 von der „Cartyschen Raffinir-Maschine" Modelle anfertigen lassen, und auch die preußische Regierung in Erfurt und die Königlich Preußische Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften habe sich diesem wichtigen Gegenstand gewidmet. Was Bertuch ausführlich beschreiben läßt, ist ein für die Textilindustrie offenbar wichtiger Apparat. Bertuch unterstreicht den Anteil, den er selbst an allen Bemühungen um diese Maschine hat und zitiert dann eine entsprechende Leseranfrage im ,pilgern. Anzeiger der Teutschen" vom 28. 11. 1817. Der Direktor der Berliner Akademie hatte ihn veranlaßt, diese Anfrage nach der Maschine öffentlich zu beantworten. In dieser Antwort kündigte er die hier vorliegende Veröffentlichung an. In Paris war eine von Herrn Christian verfaßte Schrift über die „Brech-Maschine" erschienen. Die Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften forderte den Erfurter Fabrikanten Rothstein auf, die französischen Instruktionen zu bearbeiten, mit entsprechenden Kupfern in Druck zu geben und die Maschine nachzubauen. Dafür hatte man ein Modell aus Frankreich kommen und ausstellen lassen. Bertuch übernahm es, die Gedanken und Vorschläge des Herrn Rothstein „zum gemeinen Besten für Teutschland, unter meiner Leitung, drukken zu lassen; welches nun auch im gegenwärtigen Hefte geschehen ist." (S. III) Bertuch tut sich wichtig, da alles so hochoffiziell eingeleitet wurde. Er war nicht nur Mitglied der Berliner Akademie, sondern hatte auch beste Beziehungen zu Erfurt, dessen Universität ihm den Doktorhut gegeben hatte. Er weitet das eigentliche Thema aus und erläutert, daß dem Einsatz der Maschine mühselige Vorarbeit vorausginge. Es werden weitere deut-

sche Erfindungen erwähnt, die den gesamten Arbeitsprozeß erleichtern, nämlich das „Rüffelgestell" und das „Doppelspinnrad", die gleich mitbesprochen werden. Damit nicht genug. Andere Verbesserungen stehen ins Haus, so daß es notwendig wird, diese zu sammeln und zu veröffendichen. Ein „periodisches Magazin des teutschen Flachs- und Hanf-Baues und Bereitung, in allen Zweigen; (...) unter Hrn. Rothsteins Redaction, und meiner Leitung" wird in einzelnen Heften diese Aufgabe übernehmen. „Ich hoffe, daß diese gemeinnützige Unternehmung allen Teutschen Patrioten und vaterländischen Gewerbefleiß liebenden Männern willkommen seyn, und sich ihrer Unterstützung erfreuen werde." (S. IV) Die vorliegende Veröffentlichung ist also Heft 1 dieses angekündigten Magazins. Bertuch hatte mit seiner Auffassung, die Naturgeschichte nicht als Selbstzweck zu betreiben, sondern aufs praktische Leben zu beziehen, recht behalten. Das technisch rückständige Deutschland begann nun endlich, durch allerhöchste Unterstützung gefördert, mit der systematischen Industrialisierung. Das Heft gibt uns Aufschluß über den damaligen Stand der Technik in Deutschland und über die Schwierigkeiten, mit denen die Maschinenbauer noch zu kämpfen hatten. In 14 Abschnitten geht der Verfasser ausführlich darauf ein. Er beginnt mit der Bedienung der Maschine, offenbar für viele Menschen noch eine Hemmschwelle. Als Material schlägt er Gußeisen und Holz vor. Der 5. Abschnitt behandelt „Sehr einfache Maschinen von Holz und wie man solche baut" (S. 77). Auf Vorzüge und Vorteile der Maschine für die Landwirtschaft, die Fabriken und das Gewerbe im Textilbereich sowie für den Haushalt und „unsre Teutsche Hausfrau" (S. 78) wird vom 9. bis zum 11. Abschnitt eingehend hingewiesen. Viel Aufklärung war in Deutschland noch vonnöten. Den Hausfrauen wird bei aller fortschrittlichen Attitüde das Spinnen des Leinengarns zu Hause empfohlen, nicht nur zum Eigenbedarf, sondern auch als Nebenerwerbsquelle und natürlich mit verbesserten Spinnrädern. „Diese haben viele Vorzüge (...), sind solid gebaut, und doch zierlich." (S. 53) Der damit erzielbare wöchentliche Verdienst wird genau vorgerechnet, „doch muß ich hierbei bemerken, daß solches auf Spinn-Rädern mit 2 Spulen geschieht. Es sind diese von der Erfindung des Herrn Hofmechanicus Schröder zu Gotha, und bei ihrer Entstehung von dem Herrn Pfarrer zu Kleinfahnern schon 1794 im November-Hefte des Journals des

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Luxus und der Moden beschrieben worden." (S. 52) Daß das Leinengarn nun dank der Brech-Maschine weißer als zuvor ist, wird als Anreiz miterwähnt. Bertuch hat zur Förderung der Landesindustrie viele derartige Schriften herausgegeben. Erwähnt sei an dieser Stelle der „Versuch einer Monographie der Kartoffeln oder ausführliche Beschreibung der Kartoffeln, nach ihrer Geschichte, Charakteristik, Cultur und Anwendung in Teutschland. Bearbeitet von Carl Wilhelm Ernst Putsche" (Weimar 1819. Werkkat. Nr 50), der Prediger zu Wenigen-Jena und korrespondierendes Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften war. Bertuch hatte die darin beschriebenen 33 Kartoffelarten durch einen geschicken Künstler nachbilden und in Wachs gießen lassen, um „auf diese Art, für wohlhabende Liebhaber, ein eigenes, sehr interessantes K a r t o f f e l - C a b i n e t herzustellen" (Vorbericht S. 7). Die Berliner Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften, deren Direktor er inzwischen geworden war, wünschte, „diesen wichtigen Gegenstand ausführlich und für den Teutschen Landbau und Gewerbefleiß umfassend von uns bearbeitet zu sehen." Die KartoffelMonographie war dem Großherzog Karl August zugeeignet.

XXXVII. Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1817-20. Dazu: Beilage zum Oppositionsblatte. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1817-20. Quart. (Benutztes Exemplar: Universitäts-Bibliothek Tübingen.) Das „Oppositions-Blatt" ist eine politische Tageszeitung, die Bertuch nach der Befreiung Deutschlands von der napoleonischen Herrschaft herausgab. Weit früher schon hatte er seine politische Linie gefunden. Beteiligung des Bürgertums an der Macht erschien ihm aufgrund zunehmend bürgerlichen Kapitals ebenso folgerichtig wie die, gleichfalls aus ökonomischen Gründen, Ausbildung eines deutschen Nationalstaates. Wirtschaftsliberalität war für ihn die Voraussetzung, den Konkurrenzkampf innerhalb Deutschlands und zwischen den Nationen erfolgreich führen zu können. Einen deutschen Nationalstaat stellte er sich als

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konstitutionelle Monarchie unter preußischer Führung vor. Die Grundgedanken der französischen Revolution als einer reinen Volksherrschaft lehnte er ab. Der Glaube, daß nur im freien Spiel der Kräfte egoistisches Streben und Förderung des Allgemeinwohls in eins fallen würden, ließ ihn alle radikalen politischen Vorstellungen seiner Zeit als gefahrlich und die hohen humanitären Ideale als Hirngespinste abtun. Sein Begriff von Freiheit, auch als Pressefreiheit, leitete sich von diesen Grundgedanken ab. Dennoch geriet er mit seinem „Oppositionsblatt" in ständige Konflikte mit der Obrigkeit, die immer noch absolutistischer war, als er es sich vorgestellt hatte. Die großen, durch Napoleon herbeigeführten Konflikte in Europa berührten Weimar zunächst nicht. Erst gegen Ende der Ära geriet das kleine Land in den Strudel der politischen Ereignisse. Napoleons Aufstieg wurde in Weimar widersprüchlich aufgenommen. Die Einschränkung der staatlichen Freiheit empfand man einerseits als unerträglich, andererseits griff eine Franzosenschwärmerei um sich. Der Herzog Karl August war hingegen eindeutig deutscher Patriot, sah die Lösung im Zusammenschluß aller deutschen Staaten und segelte im Windschatten Preußens. Bertuch teilte diese Auffassung vollkommen und ließ sich bei seiner nüchternen und sachlichen Denkungsart niemals zur Verehrung Napoleons hinreißen. Aber der Weimarer Kleinstaat war machtlos und fiel der Fremdherrschaft anheim. 1806 trat er dem deutschen Rheinbund bei. Bertuchs politisches und kaufmännisches Interesse läßt sich beim Oppositionsblatt schwer trennen, die allgemeine Aufmerksamkeit des Publikums war auf die politischen Geschehnisse gerichtet und der Absatz gesichert, so daß Kalkulation immer im Spiel war. Bertuch gründete bereits 1 8 0 5 seine erste politische Zeitschrift: „Die Zeiten'oder Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik", herausgegeben von Christian Daniel Voß (Werkkat. Nr 43). Darin wurden, auf pro Nummer zwischen etwa 120 bis 140 Seiten, die Zeitgeschehnisse dokumentarisch dargestellt (französische und preußische Proklamationen, Verlauf der Feldzüge, Stand der Armeen usw.). Bertuch ließ dazu entsprechende Karten herstellen. Das Blatt, noch in einem Jahr politischen Friedens (jedenfalls in Weimar) gegründet, weist einige bemerkenswerte Neuerungen auf. Unter der Rubrik „Regenten und Höfe" wird berichtet was der Herausgeber (und nicht mehr der Hof selbst) für geeignet hält. Unter

„Staatsverfassung und Verwaltung im Allgemeinen" werden „alle Maaßregeln, Verfügungen und Einrichtungen zur Sicherung und Verbesserung der bestehenden Staatsverfassungen und Administrationen" nicht nur dargestellt, sondern auf Vorund Nachteile hinterfragt, d. h. konstruktiv kritisiert. Voß verspricht dabei Unparteilichkeit und Wahrheitsliebe, „zugleich aber auch Behutsamkeit und Bescheidenheit". „Die nüchtern referierende Form der Stoffdarbietung und das weitgehende Fehlen des wirklichen Raisonnements dürfte — im Wesentlichen — ein Ergebnis der Bedrückung durch die Zensur gewesen sein." (505) Die Interpretation soll dabei dem Leser überlassen bleiben, was im Klartext heifit, daß auf Sachlichkeit ausgewichen wird, wo Zensur Grenzen setzt. Immerhin trug Bertuch mit seiner Zeitung trotz aller Vorsicht zur Politisierung einer breiteren Leserschaft bei. Schon 1806 war es mit der politischen Publizistik in Weimar vorbei. Bertuch verlegte das Blatt vorsichtshalber nach Halle. Unter napoleonischer Herrschaft wurde der Rheinbund nach französischem Muster gegründet. Im Oktober wurde Weimar Kriegsschauplatz, im Dezember erhielt es im Vertrag von Posen seinen Frieden: „Der Beitritt zum Rheinbunde sichert Uns alle Vortheile desselben und insbesondere den vollen Genuß aller Souveränitätsrechte, in dem Umfange und Einschluß Unsrer Lande zu, und Wir werden unter dem mächtigen Schutze, Sr. kaiserlich königlichen Majestät darinnen nur neue Mittel suchen und finden für das Wohl Unsrer geliebten Unterthanen desto sicherer und ungestörter wirken zu können (...)" (506). 1810 wurde durch Dekret Napoleons die Zensur offiziell eingeführt. Zuvor hatte Bertuch Zensur schon bei seinem Blatt „London und Paris" erfahren und hielt sich seitdem mit politischen Veröffentlichungen zurück. Im Dezember 1806 hatte der Herzog Karl August einen 44 Punkte-Plan ausarbeiten lassen, der in Punkt 36 die „Errichtung einer politischen Zeitung, etwa bei Bertuch" für wünschenswert hält (507). Bertuch weist diesen Wunsch dem Kanzler von tylüller gegenüber entschieden zurück. Er zählt die ökonomischen und politischen Schwierigkeiten auf und betont, er sei nur „ein bloßer Privatmann, der es nicht wagen kann", eine solche Unternehmung zu beginnen. Für den Fall, daß die von ihm genannten „Schwierigkeiten beseitigt (...) und Serenissimus ein solches Institut unter seiner höchsten Autorität etablieren wollen (...)", sei er bereit, „Druck und alles Mechanische dabei

(durch meine Pressen) besorgen zu lassen" (508). Karl August sah zu diesem Zeitpunkt im Unterschied zu Bertuch noch nicht klar, wie tiefgreifend Napoleon in die Souveränitätsrechte eines deutschen Staates eingreifen würde. Er mußte später einsehen, daß der Druck der französischen Zensurbehörden viel zu stark für eine einigermaßen unabhängige politische Zeitung gewesen wäre. Im Februar 1809 erließ auf Druck von oben Karl August die Anweisung, „daß auch in den Herzoglichen Landen jeder Zeitungsschreiber, (...) der einen Artikel aufnimmt, der nicht dem Sinne des politischen Interesses des erhabenen Protektors und der konföderierten Staaten angemessen ist, (...) sein desfallsiges Privilegium verlieren und daß folglich die von ihm verlegte Zeitschrift unterdrückt werden soll (...)" (509). Das hatte sich Bertuch also aus Vorsicht und Weitblick erspart. 1809 wurde die Zensur auf jegliche Meinungsäußerung ausgedehnt und erreichte ihren Gipfel mit dem französischen Bücherdekret Politisch hatten sich alle Journale am „Moniteur officiel" zu orientieren. Bertuch war sich natürlich auch über die anderen zeitbedingten Schwierigkeiten für den Buchhandel als Ganzes im klaren. Der stark eingeschränkte Handel, das durch den Krieg zerstörte Straßennetz, die hohen Fracht- und (infolge der Papierknappheit) Materialkosten, die nachlassende Leselust und Inflation verringerten den Umsatz der Verlage um die Hälfte. Bertuch wußte sich, stets über den Stand der Dinge auf dem Laufenden, gut mit seinen von der Zensur nicht betroffenen Veröffentlichungen und mit den Produkten des Geographischen Instituts zu helfen, bis der politische Umschwung kam. Mit den Befreiungskriegen schlug die allgemeine Stimmung um, man empfand patriotisch und betonte Deutschtum. Bertuch schloß sich mit gleichgesinnten Männern in Weimar und Jena zusammen (510) und schuf eine politische Presse von weitreichender Bedeutung. Er wartete damit bis 1814 und gründete zunächst die „Nemesis. Zeitschrift für Politik und Geschichte", herausgegeben von Heinrich Luden (Weimar 1814-18. Werkkat. Nr 44). Als Ziel verfolgte diese Zeitung „des Vaterlands Ehre und Recht und aller Teutschen Einigkeit und gesetzmäßige Freiheit (...), nachher wandte sie sich mehr auf das Innere, auf Neugestaltung des Vaterlandes, auf Verfassung und Gesetz." (Luden. 511) Über Ludens Verhandlungen und Gespräche mit dem Minister von Voigt

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und Goethe wurde bereits berichtet (siehe das Kap. Bertuchs Leben. Der Herausgeber und Verleger). Im Kampf der Hütten gegen die Paläste erlag Luden, wie Goethe es vorausgesagt hatte. Der reaktionären Wende konnte er nicht standhalten. 1816 verkündete der Herzog Karl August die Freiheit der Presse. Die Regierung sicherte sich gegen Mißbrauch durch eine zusätzliche Bekanntmachung vom 3. 5. 1817 ab. In dieser Zeit gründete Bertuch sein „Oppositions-Blatt", das politische Konflikte heraufbeschwor. 1816 hatte sich Bertuch ein großherzogliches Privileg verschafft und seine politische Tageszeitung angekündigt. Anreger zur Gründung war der Schweizer Journalist Johann Baptist Pfeilschifter. Bertuch hatte sich sogleich von Pfeilschifters Vorschlag, in Weimar eine politische Zeitung zu etablieren, angetan gezeigt, aber Titel und Plan des Projektes nach eigenen Vorstellungen abgeändert. In ganz Deutschland wurde das Erscheinen seiner liberalen politischen Zeitung begrüßt, es gab noch kein Konkurrenzblatt. Redakteure wurden Pfeilschifter und Ludwig Wieland, der Sohn des Dichters. Bertuch sicherte sich dank seiner ausgezeichneten Beziehungen einen großen Korrespondentenkreis, der bis Nord- und Südamerika reichte. Sein Schwiegersohn Froriep unterstützte ihn. Am 1. Januar 1817 erschien die erste Nummer. Die Zeitung umfaßte vier Seiten im Quartformat, oft wurde eine Beilage von vier bis acht Seiten zugefügt. Diese Beilage diente zugleich als Intelligenzblatt mit Anzeigen des Buch- und Kunsthandels. Kupfer und Karten veranschaulichten gelegendich den Inhalt. Die Zeitung wurde außer sonntags täglich geliefert, drei Monate bildeten einen Band mit Register. Sie konnte auch monatlich broschürt erworben werden. Finanziell war sie ein enormer Erfolg. Sie kostete 2 1/2 Taler pro Vierteljahr, 1817 betrug die Auflage 1 250, 1818 ca. 3 000 Exemplare. Nach den Karlsbader Beschlüssen ging die Auflagenhöhe zurück, das politische Interesse des Publikums erlahmte. Auch die Anzeigen in den Beilagen brachten gutes Geld. Jede Beilage hatte etwa 150 Zeilen Annoncen, jede Zeile kostete einen Groschen. 1817 lieferte Bertuch 78, 1818 111, 1819 115 Beilagen. Die Jahreseinnahmen aus den Anzeigen betrugen also etwa 600 Taler (512).,volles in allem war das 'Oppositionsblatt' eine melkende Kuh für den Verleger, wenn man bedenkt, wie gering damals die Honorare für die Redakteure und Korrespondenten, und die techni-

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schen Kosten waren" (Körner. 513). Luden z. B. erhielt für die Redaküon der „Nemesis" 2 0 0 Taler im Jahr. Mit diesen Einnahmen gehörte das Oppositionsblatt zu den einträglichsten Bertuchschen Unternehmungen. Während seines Erscheinens war die Zeitung ständig drohenden Verboten und Unterdrückungen ausgesetzt, die Bertuch schon aus wirtschaftlichen Gründen schnell rückgängig zu machen versuchte. „Er und Froriep hätten sich andernfalls nicht so eifrig bemüht" (Körner. 514). Den Titel führte die Zeitung „in Beziehung auf den Egoismus, welcher in dem Felde der Politik wie der Literatur - in den neuesten Zeiten unter den verschiedenartigsten Formen, mehr wie jemals, und in einem für jeden Unbefangenen unerträglichen Grade herrschend zu werden sucht" (Beilage Nr 1 vom 1. 1. 1817). Drei Hauptrubriken sollten den Inhalt gliedern: 1. Neuigkeiten in Bezug auf Politik und Literatur. 2. Raisonnement und Opposition in Politik und Literatur. 3. Unterhaltungs-Gegenstände, d. h. Schilderungen des Lebens und Verkehrs in verschiedenen Ländern (ä la „London und Paris"), Entdeckungen (ä la „Allgemeine Geographische Ephemeriden" und „Reisebeschreibungen") und biographische Notizen. Dieser Plan wurde nicht eingehalten, die Literatur kam zu kurz, und die Politik überwog bei weitem. Anordnung und Gliederung des Stoffes waren klar und übersichtlich. Der schnelle Uberblick wurde durch vorgesetzte Schlagworte erleichtert. Die Zeitung setzte sich für liberale Forderungen im Sinne der Bertuchschen „Ideologie" ein, für Pressefreiheit und Verfassung, und sie betrieb eine gesamtdeutsche Politik. Dabei stand sie im Gegensatz zu radikalen Bestrebungen im Sinne der französischen Revolution, aber auch zu den erzreaktionären Tendenzen der Wiener Deutschlandpolitik, in deren Fahrwasser Preußen geraten war. Letzteres führte zu erheblichen Konflikten. Die erste Beschwerde (11.6. 1817) kam vom preußischen Polizeiminister Fürst Wittgenstein, Bertuch wurde vom Großherzog Karl August lediglich verwarnt. Dabei übte Bertuch bereits weitgehend Selbstzensur, „um jener Freiheit nicht unwürdig zu erscheinen" (Ankündigung des Oppositionsblatts). Am 19. 11. 1817 erhielt er den zweiten Verweis von der Obrigkeit. Die durch einen Redaktionswechsel erhoffte Ruhe (Pfeilschifter ging, Friedrich Ludwig Lindner trat an dessen Stelle, Wieland ging im Dezember 1817) hielt nicht an, obwohl sich nun Bertuch mit seinem Schwiegersohn die Redaktionsarbeit teilte. Ein Artikel vom 12. 11. 1817 hatte den

Mißbrauch der Polizeigewalt in vielen Ländern getadelt und in einer Fußnote die betroffenen Bürger zum Protest gegen Zensur aufgefordert. Daran nahm die dänische Regierung Anstoß. Karl August kündigte dieser zur Beruhigung harte Strafmaßnahmen an, aber die Weimarische Landesregierung verzichtete darauf. Eine Anfrage des Frankfurter Polizei-Amtes wurde von der Landesregierung mit Hinweis auf die weimarische Pressefreiheit gleichfalls abschlägig beschieden. Schlimmer war eine österreichische Beschwerde. Der österreichische Gesandte warf dem Oppositionsblatt Verleumdung der Staatsverfassung Österreichs, Schmähung des Volkes, Aufruf zur Empörung vor und forderte strengste Bestrafung (515). Stein des Anstoßes war ein Beitrag in der Nr 266 vom 12.11.1817 bezüglich der Abhängigkeit der österreichischen Landstände von der Regierung. Das verstieß gegen die weimarische Presseverordnung und hatte ein Verbot des Oppositionsblattes zur Folge. Nach kurzer Unterbrechung konnte Bertuch, der die Schuld auf Wieland schob, weiter veröffendichen. Die richterliche Untersuchung wurde niedergeschlagen.

Fürst Metternich derartig, daß er seine unumschränkte Macht ausspielte. Der Weimarer Hof tat entsetzt, der Großherzog unterband das weitere Erscheinen des Oppositionsblattes. Es erschien noch eine Nummer am 27. 11. 1820 mit einem letzten Wort ans Publikum: „Die Redaktion legt die Feder ruhig und mit Bewußtsein nieder: nur das Gute nach bester Überzeugung gewollt und die Ausführung desselben nur auf gesetzmäßigen Wegen gewünscht zu haben." Die beiden Aufsätze hatten die Weimarer Zensur ungehindert passiert, die Erzreaktion hatte aus Angst vor Umsturz überreagiert. Bertuch stellte seine politisch-publizistische Tätigkeit ein. Am Ende seines Lebens sah er, was er politisch gewollt hatte, in weite Ferne gerückt.

Alle diese Beschwerden verhalfen der Zeitung zu noch mehr Bewunderern, aber Bertuch steuerte nun doch einen vorsichtigeren Kurs. Am Jahresbeginn 1818 teilte er seinen Lesern mit, daß das Oppositionsblatt zwar die Zustände verbessern, aber „Fürsten und Regierungen ehren" wolle, „ohne sie durch Schmeicheleien zu beleidigen" (516). Ein neuer Redakteur, Friedrich August Rüder, hielt nun einen Kurs ein, der Beschwerden von oben vermied. Aber als Luden mit der „Nemesis" in zensorische Schwierigkeiten geriet, ergriff das Oppositionsblatt mutig für ihn Partei. 1819 wurde ein gutes Jahr, einige Konkurrenzblätter, die inzwischen entstanden waren — darunter Wielands „Der Patriot" — waren eingegangen. Als die Karlsbader Beschlüsse der liberalen Presse ein vorläufiges Ende bereiteten, brachten Bertuch und Rüder äußerst vorsichtige Kommentare heraus. Trotzdem stolperte Rüder schließlich mit zwei Überschriften in einen letzten großen Skandal. Diese lauteten: „Was sind die I n s t i t u t i o n s s o c i a l e s , denen der C o m i t é Direct e u r der fünf mächtigsten Souverains Erhaltung zugesichert hat?" (9. 10. 1820) und „Was sind die I n s t i t u t i o n s s o c i a l e s , denen der C o m i t é D i r e c t e u r entgegenwirken will?" (10. 11. 1820) Titel und Bezeichnung „Comité Directeur" beleidigten den obersten Erzreaktionär

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Anhang

Briefe

Die folgenden Briefe schrieb Friedrich Justin Bertuch am 24.9.1776 und 26.3.1781 an Karl Ludwig von Knebel. Sie wurden zur Erstveröffentlichung freundlicherweise vom Goethe-Museum Düsseldorf, in dessen Besitz sie sich befinden, zur Verfügung gestellt. Chodowiecky, einer der bedeutendsten deutschen Druckgraphiker seiner Zeit, hatte Bertuchs Don Quixote mit Kupferstichen ausgestattet. Er war zum Zeitpunkt der hier vorliegenden Briefe bereits 50 bzw. 55 Jahre alt, lebte in Berlin und war dort hochangesehenes Mitglied der Akademie, deren Direktor er 1797 wurde. Karl Ludwig von Knebel, ein liebenswerter Herr, war durch Vermittlung Wielands Erzieher des Prinzen Konstantin von Sachsen-Weimar und auf gleichem Wege frühzeitig mit Bertuch bekannt gemacht worden. Er war der diskrete Empfanger so mancher Briefe, u. a. auch von Goethe, in denen Weimarer Miseren beklagt wurden. Bertuch konnte mit ihm ziemlich offen korrespondieren. Unser Brief zeigt jedoch bei aller Freundschaft jene gewisse Förmlichkeit und Distanz, die den Bürger vom Adligen trennte, wobei sich der schon erfolgreiche Handelsherr glänzend darauf verstand, zugleich bürgerliches Selbstbewußtsein zum Ausdruck zu bringen. Es ist in den drei Briefen von Kunst und Kommerz die Rede, von Staatsdienerschaft, Geschäftsbeziehungen und Freundschaft. Bertuch, der „Schatten" eines Fürsten, weiß zugleich höflich und verbindlich, liebenswürdig und sachlich-nüchtern seinen Adressaten begreiflich zu machen, was er auf dem Herzen hat und das „auf eine so feine und doch von allem Eigendünkel befreite Weise (...), daß er als ein junger Mann gelten konnte, der sich ziemlich weit in der Welt versucht und umgesehen" (vgl. Anm. 151).

Brief an D. N. Chodowiecky. Weimar, 24.9.1766: Bertuch. Weimar den 24 Sept(ember) 1776. Wir wollen's einander herzlich gern verzeyhen, lieber, bester Chodowiecky, daß wir faule

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Briefschreiber sind, denn ich glaube, wir haben beyde nicht über den Ueberfluß müßiger Stunden zu klagen: Sie bey Gschäfften der Kunst, und ich als treuer Schatten eines Fürsten. Seit meinem letz(t)en Briefe an Sie im März, bin ich Ehemann worden, bin an einem pleuritischen Gallenfieber im Rachen des Todtes gewesen, wieder genesen, noch als ein halb Krancker mit meinem Herzog 6 Wochen verreißt gewesen, wieder hier in Geschäfte gestürzt worden, kurz wie ein Volant umgeflogen. Sie können dencken, bester Freund, daß bey solchen Unruhen kein Augenblick für meinen armen Ritter übrig blieb. Ja ich war so todt für meine Privat Geschäfte, daß ich sogar vergaß Ihnen ein Exemplar der 2 Ersten Bände zu schicken. Verzeyhen Sie mir's! Hier ist es; nehmen Sie's als Freund für Ihre Handbibliothek. Schande wär's mir, wenn Sie's erkaufen mußten. Izt bin ich nun, den guten Göttern sey dank, so ziemlich wieder Herr meiner Zeit, die ich ganz der Vollendung meines Don Quixote widme, so daß ich den Rest davon auf kommende Ostern völlig zu liefern gewiß gedenke. Sie haben mir also durch die Abdrücke der 3 letz(t)en Platten große Freude gemacht. Sie sind ganz Leben und Natur. Wenn ich nur einen guten Kupferdrucker hier hätte! Das ist mein großes Anliegen. Mein jetziger druckt mir bald zu schwarz bald zu blaß. Doch Geduld. Wollten Sie nun so gütig seyn bester Freund, und diese 3 letzten Platten sowohl als die zum 3ten Theile (die Sie, meines Wißens, mir auch noch nicht eingeschickt haben) H(errn) Mylius unter meiner Addresse mit nach Leipzig geben, und ihn bitten, daß er sie da an unsren Hofbuchhändler Hoffmann abgäbe, so geschähe mir eine große Gefälligkeit. Ist H(err) Mylius aber schon abgereist, so schicken Sie mir sie nur durch die Post. Für diese letzten Platten, die ich Ihnen noch schuldig bin, will ich Ihnen dann gleich in der Meße durch H(errn) Fritsch an H(errn) Mylius / nach Abzug des 1 Louis d'or für Göthens Zeichnung, an H(errn) Kraus / 17 Louis d'or auszahlen laßen. Göthe, Wieland und Freund Kraus grüßen Sie herzlich. Alle sind, so wie ich, Ihre warmen Freunde. Wir wünschen alle Sie einmal ein Paar Wochen bey uns und unter uns zu haben. Machen Sie uns doch die Freude und kommen Sie einmal. Quartier haben Sie bey mir; versteht sich: denn ich glaube die nächsten Ansprüche an Sie zu haben. Tausend Dank für Göthes Kopf. Er ist brav. Nur an der Oberlippe scheint er mir was Fremdes bekommen zu haben.

Leben Sie wohl, Bester! Hier noch einen allteutschen Handdruck von Ihrem Bertuch.

Brief an D. N. Chodowiecky. Weimar, 26. 3. 1781: Weimar d. 26 M(ä)rts. 1781. Lange, lange her ist's, mein Theuerster Herr und Freund, daß wir einander nichts gesagt haben. Gewiß nicht Mangel von Hochachtung und Freundschaft, sondern überhäufte Geschäfte und Zerstreuungen die Amt und Lage mit sich bringen, waren meinerseits und hoffentlich auch Ihrer-Seits, daran Schuld. Der Faden war nur aufgehängt; desto leichter kann er nun wieder geknüpft werden. Mancherley veranlaßt jezt mein Briefchen; Kunstliebhaberey besonders. Sie kennen den Herzog, meinen gnädigsten Herrn, persönlich. Er war damals schon, als er Sie in Berlin besuchte Kunstliebhaber und Verehrer, und ist es jetzt noch weit mehr. Er hat, mit Auftrag seines gnädigsten Grußes an Sie, mir zugleich befohlen, 1., Sie um ein Paar Handzeichnungen für ihn zu bitten. Wählen Sie sich dazu welch Sujet Sie wollen; und melden Sie mir gütigst, bey Uebersendung derselben, die Preiße. 2., Wünschte ich für des Herzogs KupferSammlung Ihre Wercke komplet zu haben. Haben Sie noch gute Abdrücke von allen Ihren Platten vorräthig, so machen Sie mir ein vollständiges Oeuvre von sich, und melden Sie mir auch davon den genauesten Preiß. 3., Erhielt ich gestern beiliegenden Catalogue einer Kupfer Aucktion in Berlin, die leider heute schon angeht. Herrliche und treffliche Sachen sind drinn, das ist wahr. Da man aber nicht Alles auf einmal haben kann, so möcht ich doch gern nur etliche Meister in des Herzogs Sammlung daraus kompletiren. Dieße sind Albr. Dürer, Jacques Callot, Lucas von Leyden, und Rembrand; die übrigen will ich dießmal fahren laßen. Was ich von diesen Meistern roth vorgestrichen habe, ist theils gar noch nicht, oder doch nicht in schönen Abdrucken oder ungezweifelten Originalen da. Da es nun aber beym Kupferkauffen gerade wie beym Pferdehandel ist, und man selbst sehen, Kenner seyn, und die Augen aufthun muß, wenn man sich nicht betrügen will, so nehme ich, in Serenissimi Nahmen, meine Zuflucht zu Ihnen. Könnten und wollten Sie

diese Comissionen selbst gütigst übernehmen, so würden Sie Sr. Durchl. eine sehr angenehme Gefälligkeit erzeigen. Vielleicht gehen Sie als Künstler ohnedieß in diese Aucktion. Leiden es aber Zeit und Geschäfte bey Ihnen nicht, so haben Sie ja wohl einen andern zuverläßigen und ehrlichen Kunstliebhaber, von dem man sicher ist, daß er gute Abdrücke nicht austauscht, oder sich andrer Vortheile bedient, dem Sie diesen Auftrag thun könnten. Da ich die Blätter nicht gesehen habe kann ich auch gar keine bestimmte Preiße geben. Alles kommt auf ihre Beschaffenheit an. Bey guten Drucken können Sie immer bis 8, 12-16 Th(aler) od. 1 L(ouidor) und bey HauptBlättern noch höher gehen. Ich überlaße es Ihnen alles selbst. Findet aber ein Blatt zu häufige Liebhaber und wollte zu hoch weggehen, so laßen wir es fahren. Verzeihen Sie Freund diese Mühe. Befehlen Sie über mich in allem worinn ich Ihnen hier dienen kann, und Sie sollen stets den wärmsten und aufrichtigsten Freund und Diener an mir finden. F. J. Bertuch. N. S. Verzeihen Sie daß mein Briefchen aus 2 Blättern besteht. Ich wurde erst, da ich umwenden wollte gewahr, daß ich auf ein einzelnes geschrieben hatte.

Brief an C. L. von Knebel. Weimar, 20. 10. 1782: Weimar d(en) 20 Oct 1782. Wies kam daß ich Ihnen, liebster Knebel, länger als ich sollte und wollte nicht schrieb, weiß ich selbst nicht. Mein Herz war nicht Schuld daran; das wißen Sie wohl; aber vielleicht wohl ein büsgen Grießgram über tausenderley Sachen die, wie Sie wißen, in Weimar nach ganz andren Grundsätzen als sonst in der Welt, oder vielmehr nach gar keinen, gehen. Ueber alle unsrer hiesigen Unruhen wollte ich Ihnen nichts schreiben, weil Kalb Sie Ihnen beßer und ausführlicher erzählen konnte; und ich froh war, wenn ich an all das Zeug nur ein Paar Stunden nicht dencken durfte. Dann kam eine Reise nach Deßau, und das Rad meiner häußlichen und merkantilen Geschäfte dazu, das mich umtrieb; und so verschlich ein Posttag auf dem andren. Heute vor 14 Tagen, da mich Ihr Freund H(err) v. Schöning / ein wackrer Mann / besuchte, überfiel mich an seiner Seite so heftig ein Flüßlieber daß ich mich noch damit schleppe, und Ihnen würklich als ein Halb Leib und Seelen-Krancker

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schreibe. Können Sie nach alldem wohl noch mit mir zancken Lieber? Hier kommt der 3te T(heil) meines Sp(anischen) Magazines, liebster Freund; (wovon jedoch der wenigste Theil mein gehört) und noch ein klein statistisches Ding, wovon aber faßt Niemand weiß, daß ich sein Vater bin. Es war eine Abhandlung für den Merkur. Meine Romanzen werden erst gegen Ostern fertig, weil ich unter all den heurigen Unruhen nicht viel, am wenigsten aber gut arbeiten konnte. Dies Span(ische) und Port(ugiesische) Theater, das ich diese Meße angefangen habe, ist nichts mehr als nur ein besonderer Abdruck des dramatischen Theils vom Magazine. Kraus, der sich Ihnen freundlichst empfiehlt, ist fleißig, macht viel, macht Handzeichnungen hat aber von radierten Blättern nichts weiter herausgegeben; sonst sollten Sies haben. Aber warum nur immer Produckte von uns? Und nie was von Ihnen? Schicken Sie uns doch einmal was von sich — für den Merkur — oder auch nur für uns wenns nicht kommunicabel ist. Ihre Muse ist doch nicht ewig unfruchtbar? Tausend Danck für Ihr Theilnehmen an unsrer Industrie. Mit unsrer kleinen Blumenfabrick gehts so gut, daß uns nichts als die überhäuften Bestellungen in Verlegenheit setzen. Ebendieß hat die kleine Sendung an Sie aufgehalten, Lieber; welches Sie verzeyhen werden. Sie bestellten 1 dekorirte Laterne und 1 Paar Wandleuchter. Beydes sind PapierArbeiten, und an diese hats wegen der überhäuften seidnen BlumenArbeiten bisher nicht kommen können. Die Leuchter wären nun zwar fertig aber die Laterne noch nicht. Jene ohne diese zu schicken machte doppeltes Porto. Haben Sie also nur noch eine kleine Geduld, Freund, und dann erhalten Sie beydes zusammen. Aber vor Weyhnachten sind neue Bestellungen anzunehmen ganz unmöglich. Adieu liebster Knebel! Behalten Sie lieb Ihren Bertuch

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Anmerkungen

18) Hans Hoffmann: Das Menschenbild der deutschen Geniezeit. Idee und Gestalt. Augsburg 1949. S. 6f.

1) John L o c k e : Versuch über den menschlichen Verstand. Hrsg. u. deutsche Ubers, von C. Winckler. B d 1. Leipzig 1913. (Philos. Bibl. 75) B u c h 1. Kap. 1. S. 19-22. Zit. nach Karl Vorländer: Philosophie der Neuzeit. Die Aufklärung. Geschichte der Philosophie 5. Mit Quellentexten. Reinbeck bei H a m b u r g 1 9 6 7 . (Rowohlts dtsch. Enzyklopädie. 2 8 1 / 2 8 2 . ) S. 129. 2) J e a n - J a c q u e s Rousseau: Aemil oder von der Erziehung. Deutsch. (Ubers, o. N.) Frankfurt am Main u. Leipzig 1762. B u c h 1, S. 1-2 u. 4 - 1 7 . Zit. nach Vorländer, a. a. 0 . S. 2 1 1 . 3) Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift. Bd 4 . Berlin 1784. S. 4 8 1 . Zit. nach: Was ist Aufklärung? Beitr. aus der Berlinischen Monatsschrift. Hrsg. von Norbert Hinske. Darmstadt 1 9 7 3 . S. 4 5 2 .

19) Vgl. Journal des L u x u s und der Moden, a. a. 0 . B d 1, Hanau 1 9 6 7 , S. 364ff. 2 0 ) Wilhelm Feldmann: Friedrich Justin Bertuch. Ein Beitrag zur Geschichte der Goethezeit. Mit der R e d e des Kanzlers von Müller auf Bertuch. Saarbrücken 1902. S. 9. Paul Kaiser: Das Haus a m Baumgarten. T . 1: Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „ a m B a u m g a r t e n " und die Wirksamkeit seines LandesIndustrie-Comptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgesch. u. Naturkunde. Hrsg. vom Stadtmus. Weimar. H. 33.) S. 10. 2 1 ) Feldmann, a. a. O. S. 18. 2 2 ) Vgl. Anm. 12. 2 3 ) Karl Philipp Funke: Ausführlicher T e x t zu Bertuchs Bil-

4) Max Horkheimer u. T h e o d o r W. Adorno: Dialektik der

derbuche für Kinder. Ein Commentar für Eltern und Lehrer,

Aufklärung. Frankfurt a m Main 1969. (Fischer Taschenbuch.

welche sich jenes Werks beim Unterrichte ihrer Kinder und

6 1 4 4 . ) S. 7.

Schüler bedienen wollen. B d 8. Weimar 1 8 0 4 . S. 2 4 9 .

5) Friedrich Justin Bertuch: Vorschlag das Mode-Wort, Aufklärung, abzuschaffen. In: Journal des L u x u s und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Weimar 1786ff. Teilnachdr. aus B d 1 - 4 0 ( 1 7 8 6 - 1 8 2 5 ) . Bd 1. Hanau 1967. S. 3 0 8 .

2 4 ) Funke, a. a. O. S. 2 5 7 . 2 5 ) (Ohne Verf.:) Aus welcher Quelle wird der jetzige L u x u s in den obern Klassen bestritten? In: Journal des L u x u s und der Moden, a. a. 0 . Bd 2, Hanau 1968, S. 16ff.

6) Fritz Valjavec: Geschichte der abendländischen Aufklä-

26) Journal des L u x u s und der Moden, a. a. O. B d 2, Hanau

rung. Wien u. München 1961. S. 13f.

1 9 6 8 , S. 2 3 .

7) Horkheimer u. Adorno, a. a. 0 . S. 12.

2 7 ) Journal des L u x u s und der Moden, a. a. 0 . B d 2, H a n a u 1 9 6 8 , S. 18.

8) Valjavec, a. a. O. S. 15. 2 8 ) Benjamin Franklin: Ueber Luxus, Müßiggang und Kunst9) Valjavec, a. a. O. S. 46ff.

fleiß. In: Journal des L u x u s und der Moden, a. a. O. B d 1, Hanau 1 9 6 7 , S. 55ff.

10) Vorländer, a. a. O. S. lOff. u. S. 78. Valjavec, a. a. 0 .

S.

107f. u. 137ff.

2 9 ) 1 7 9 1 , nachdem er die Pacht der Salzwerke in Nancy eingeleitet hatte. Feldmann, a. a. 0 . S. 2 7 .

11) Bertuch, Mode-Wort Aufklärung, a. a. 0 . S. 3 0 7 . 30) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 7. 12) Friedrich Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung. In: Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Bd 5 : Erzählungen. Theoretische Schriften. Unter: Philosophisch-ästhetische Schriften. Hrsg. von Gerhard Fricke u. Herbert G. Göpfert. 2. Aufl. München 1975. S. 750f.

3 1 ) Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. B d 1. 2. B d 2 : Wandlungen der Gesellschaft. Entwurf zu einer T h e o r i e der Zivilisation. 8. Aufl. Frankfurt a m Main 1982. (suhrkamp taschenbuch Wissenschaft. 159.) S. 4 1 1 ff.

13) Friedrich Schiller: Uber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Brief 1-27. In: Friedrich

3 2 ) Feldmann, a. a. 0 . S. 1.

Schiller: Sämtliche Werke. B d 5, a. a. O. 5. Brief, S. 5 8 1 . 3 3 ) Feldmann, a. a. O. S. 3. 14) Zit. nach Vorländer, a. a. 0 . S. 70f. 3 4 ) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 3. 15) Vorländer, a. a. 0 . S. 88. 3 5 ) Feldmann, a. a. 0 . S. 3ff. 16) Heinrich Zschokke: Hans Dampf in allen Gassen. Frankfurt a m Main 1980. (Insel-Taschenbuch. 443.) S. 113. 17) Vorländer, a. a. 0 . S. 9 5 .

3 6 ) Friedrich Justin Bertuch: Ueber die Wichtigkeit der L a n des-Industrie-Institute für Teutschland. In: Journal des L u x u s und der Moden, a. a. 0 . Bd 1, Hanau 1 9 6 7 , S. 8 1 . Hrsg. von

153

Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus. Bd 8. Jg. 1793, H. 8. 9. Weimar: Industrie-Comptoir 1793.

55) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 4, Hanau 1970, S. 156ff.

37) Aufforderung an Teutschland. An die Herausgeber d. J. d. M. In: Journal des Luxus und der Moden, a. a. O. Bd 1, Hanau 1967, S. 86.

56) Deutsch von Peter Thal, a. a. 0 . Außerdem deutsche Teilübers. von August Skalweit nach Max Stirner (1846): Adam Smith: Die Theorie des Außenhandels. Inquiry into the nature and causes oftheWealthof Nations. Bd4. Ch. 1-3.1776. Hrsg. von August Skalweil. Frankfurt am Main 1946. (Sozialökonomische Texte. H. 1.)

38) Das kommt vor allem in seinem 39 Jahre lang erschienenen Modejournal zum Vorschein. 39) Zit. nach Paul Bairoch: Die Landwirtschaft und die Industrielle Revolution 1700-1914. In: Die Industrielle Revolution. Stuttgart u. New York 1976. (Europäische Wirtschaftsgeschichte. Hrsg. von Carlo M. Cipolla. Deutsche Ausg. hrsg. von K. Borchardt. Bd 3.) S. 306.

57) Zit. nach der Ubers, von Skalweit, a. a. 0 . H. 1, S. 10.

40) Hans Hausherr: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit vom Ende des 14. bis zur Höhe des 19. Jahrhunderts. 3. Aufl. Köln u. Graz 1960. S. 142.

60) Adam Smith demonstriert den Gewinn durch Arbeitsteilung am Beispiel eines Nadelmachers, der bei größtem Fleiß 800 bis 1000 Nadeln täglich herstellt. Er beschreibt dann die Zerlegung des Arbeitsvorgangs in verschiedene Operationen, die, arbeitsteilig vorgenommen, weit größere Stückzahlen — nämlich über 2 300 - ergeben, und fahrt fort: „(...) die Geschicklichkeit des Menschen, der sein Leben lang weiter nichts getan hat, als sie zu verrichten, ist gewöhnlich noch bedeutend stärker ausgeprägt." Nach der Übers, von Thal, a. a. O. S. 14.

41) Hausherr, a. a. 0 . S. 144. 42) Hausherr, a. a. 0 . S. 147. 43) Adam Smith: Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen. Bd 1-3. Vorw. u. deutsch von Peter T h a l . B d l . B e r l i n l 9 6 3 . (Ökonomische Studientexte. Hrsg. von Gerhard Bondi. Bd 3.) S. XI. 44) Smith. Vorw. von Thal, a. a. O. S. XIII. 45) Feldmann, a. a. 0 . S. 24. 46) Journal des Luxus und der Moden, a. a. O. Bd 1, Hanau 1967, S. 253ff. Bertuch spricht von „Foot-Warmer" und „Portable Washing-Mill". Englische Wörter dieser Art kommen in Mode. 47) Journal des Luxus und der Moden, a. a. O. Bd 2, Hanau 1968, S. 186. 48) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 4, Hanau 1970, S. 156ff. 49) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 1, Hanau 1967, S. 254.

58) Nach der Übers, von Skalweit, a. a. O. H. 1, S. 10. 59) Zit. nach der Übers, von Thal, a. a. 0 . S. 13f.

61) David Ricardo's Grundgesetze der Volkswirtschaft und Besteuerung. Aus dem Englischen übersetzt von Edw. Baumstark. Leipzig 1837. Außerdem Teilübers. von August Skalweit nach Baumstark: David Ricardo: Wert, Rente, Lohn und Profit. On the principies of política] economy and taxation. Ch. 1 -6. Hrsg. von August Skalweit. Frankfurt am Main 1946. (Sozialökonomische Texte. H. 4.) 62) Übers, von Skalweit, a. a. O. H. 4, S. lOf. 63) Jean-Jacques Rousseau: Der Gesellschaftsvertrag. Deutsch von Hermann Denhardt u. Werner Bahner. Einl. von Werner Bahner. Frankfurt am Main 1978. (Röderberg-Taschenbuch. 65.) Außerdem Teilabdr.: Vorländer, a. a. O. S. 216ff. 64) Zit. nach Vorländer, a. a. O. S. 116. In Bezug auf Freiheit und Gleichheit betont Rousseau immer wieder, daß der bloße Unterschied zwischen Mensch und Mensch nicht groß genug ist, um die Menschen voneinander abhängig zu machen. 65) Zit. nach Vorländer, a. a. O. S. 220.

50) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 2, Hanau 1968, S. 185. 51) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 1, Hanau 1967, S. 248.

66) Zit. nach Vorländer, a. a. O. S. 220.

52) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 2, Hanau 1968, S. 193ff.

67) Jean-Jacques Rousseau: Emile ou de l'éducation. Bd 1-4. Amsterdam 1762. Jean-Jacques Rousseau: Emil oder Über die Erziehung. Vollständige Ausgabe. In neuer deutscher Fassung besorgt von Ludwig Schmidts. 5. Aufl. Paderborn, München, Wien u. Zürich 1981. (Uni-Taschenbücher. 115.) S. 13.

53) Journal des Luxus und der Moden, a. a. 0 . Bd 2, Hanau 1968, S. 203f.

68) Zit. nach der Übers, von Schmidts, Jean-Jacques Rousseau, a. a. O. S. 193.

54) Journal des Luxus und der Moden, a. a. O. Bd 4, Hanau 1970, S. 189.

69) Zit. nach der Übers, von Schmidts, Jean-Jacques Rousseau, a. a. O. S. 193.

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70) Zit. nach der Übers, von Schmidts, Jean-Jacques Rousseau, a. a. O. S. 202.

88) Bertuch, Landes-Industrie-Institute, a. a. O. S. 82. 89) Bertuch, Landes-Industrie-Institute, a. a. 0 . S. 82.

71) Jürg Altwegg u. Aurel Schmidt: Französische Denker der Gegenwart. Zwanzig Porträts. Orig.-Ausg. München 1987. (Beck'sche Reihe; 325.) S. 79f.

90) Bertuch, Landes-Industrie-Institute, a. a. 0 . S. 83. 91) Bertuch, Landes-Industrie-Institute, a. a. 0 . S. 84.

72) Zit. nach der Ubers, von Schmidts, Jean-Jacques Rousseau, a. a. 0 . S. 240.

92) Zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 33.

73) Friedrich Schiller: Uber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, a. a. 0 . 5. Brief, S. 581.

93) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. 0 . Sp. 1797ff.

74) Valjavec, a. a. 0 . S. 348ff.

94) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. 0 . Sp. 1805.

75) Reinhard Feld: Beispiele von Ansätzen alternativer Ökonomie: Utopische Gesellschaftsbilder am Beispiel Fouriers. Deutschland nach dem Scheitern der 48er Revolution. Die Kollektive im spanischen Bürgerkrieg. In: Texte zur Kollektivbewegung. Die Geschichte alternativer Projekte von 1800 bis 1975. Hrsg. von Jan Peters. Berlin 1980. S. 79. 76) Feld, a. a. O. S. 79f. 77) Feld, a. a. O. S. 84f. 78) Donald Winch: Das Aufkommen der Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft 1750-1870. In: Die Industrielle Revolution, a. a. O. S. 361f. 79) Lutz Jung: Ideengeschichte sozialer Utopien. Historischer Uberblick über die Arbeitslosenselbsthilfen in den USA von 1929 bis 1939. In: Texte zur Kollektivbewegung, a. a. O. S. 36.

95) Zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 68. 96) Zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 69. 97) Dietrich Kreidt: Der Kapitalist und die Dichterfürsten. In: Memo. Das Magazin von heute über das Leben von gestern. Nr 6. Juni 1981. S. 18 u. S. 14. 98) Walter H. Bruford: Kultur und Gesellschaft im klassischen Weimar 1775-1806. Göttingen 1966. S. 21. 99) Zit. nach Bruford, a. a. 0 . S. 25. 100) Wilhelm Bode: Der weimarische Musenhof 1756-1781. Berlin 1918. S. 72f. 101) Bruford, a. a. O. S. 40.

80) 1811 und 1812 kam es zu Aufständen in den Industriegebieten Nord- und Nordwestenglands, 1819 zu einem blutigen Massaker in Peterloo. J.-F. Bergier: Das Industriebürgertum und die Entstehung der Arbeiterklasse 1700-1914. In: Die Industrielle Revolution, a. a. O. S. 288f.

102) So Goethe zu Eckermann über Karl August im Jahre 1775. Vgl. : Das klassische Weimar. Texte und Zeugnisse. Hrsg. von Heinrich Pleticha. München 1983. (dtv. 2935.) S. 54f.

81) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 9.

104) Bruford, a. a. O. S. 82.

82) Friedrich Justin Bertuch: Gedanken über den Buchhandel (1774). Bearb. von A. Plott. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Hrsg. von der Histor. Komm, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V. Bd 7. Frankfurt am Main 1967. Sp. 1799. 83) Artur Koch: Ein noch kaum bekanntes Beispiel bürgerlicher Erziehungs- und Bildungspraxis im Gefolge des Philanthropismus. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich Schiller-Universität Jena. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe. Bd 22. Jena 1973. S. 720. 84) Feldmann, a. a. 0 . S. 23.

103) Zit. nach Bruford, a. a. O. S. 82.

105) Zit. nach Pleticha, a. a. 0 . S. 53f. 106) Vgl. Bruford, a. a. O. S. 182. 107) Angaben im wesentlichen nach Bruford, a. a. O. S. 62ff. Dort ausführliche Bibliographie S. 415. 108) Pleticha, a. a. O. S. 20f. 109) Bruford, a. a. O. S. 65. 110) Bruford, a. a. 0 . S. 68ff. 111) Bruford, a. a. O. S. 86 u. S. 282.

85) Feldmann, a. a. O. S. 18.

112) Zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 6.

86) Kaiser, a. a. O. S. 20.

113) Über Bertuchs und der Familie biographische Daten herrschte in der Literatur Wirrwarr. Dem bereitete Heinemann durch genaue Recherchen weitgehend ein Ende. AI-

87) Bertuch, Landes-Industrie-Institute, a. a. O. S. 83.

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brecht von Heinemann: Ein Kaufmann der Goethezeit. Friedrich Johann Justin Bertuchs Leben und Werk. Weimar 1955. In Bezugauf den Namender Mutter vgl. S. 14undS. 183, Anm. zu S. 13. An Heinemann orientiert sich (weniger ausführlich) Gustav Bohadti: Friedrich Johann Justin Bertuch. Berlin u. Stuttgart 1970. (Sonderdr. der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei AG.) S. 15. Auf Tag und Stunde genaue Angaben wurden direkt aus Kirchenbüchern von HansDieter Bertuch, einem direkten Nachfahren Bertuchs, ermittelt und dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. 114) So Bohadti, a. a. 0 . S. 15. Abweichend davon 1751 : Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Hist. Komm, der Bayer. Akad. der Wiss. Bd 2. Berlin 1955. S. 171. Die Todesursache erwähnt bereits Heinrich Döring: Friedrich Justin Bertuch. In: Zeitgenossen. Biographien und Charakteristiken. N. R. Bd 5. H. 19. Leipzig 1826. S. 79. 115) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 14. 116) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 14. 117) Ölgemälde, oval, 50 x 40 cm, Kaiser, a. a. O. S. 106, Abb. S. 5. 118) Beide Todesdaten Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 14.

128) Döring, a. a. 0 . S. 79. 129) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 15. 130) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 15. 131) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 16. 132) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 16. 133) Ersch und Gruber, a. a. 0 . S. 245. 134) Döring, a. a. 0 . S. 79. 135) Feldmann, a. a. 0 . S. 3. 136) Bertuch blieb auch nach dem Studium korrespondierendes Mitglied. Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 16. 137) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 15. Das Album befindet sich im Bertuch-Nachlaß des Goethe- und Schillerarchivs in Weimar, bezeichnet als: Stammbuch 1767 (48 BL). Vgl.: Goethe- und Schiller-Archiv. Bestandsverzeichnis. Bearb. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1961. S. 63. 138) Feldmann, a. a. O. S. 4.

119) H. K. Meyer: Die Vorfahren des Friedrich Justinus Bertuch (1747-1822). In: Die Thüringer Sippe. Beil. zum Thüringer Fähnlein 2. 136. S. 83-86. (Weitere bibliogr. Angaben konnten wegen fehlenden Titeibl, nicht ermittelt werden.) Meyer stellt die in der Bertuch-Literatur unterschiedlichen genealogischen Angaben anhand von Kirchenbüchern richtig. 120) Franz Collischon: (Aufzeichnungen über die Familie Bertuch.) Unveröff. Mskr. (maschr.) Frankfurt am Main 1936. Vorh. im Gutenberg-Mus. Mainz, Bibliothek. 8 ungez. Bl.

139) Feldmann, a. a. 0 . S. 3. 140) Freiherr von Echt lebte zuerst auf seinem Gut in Romschütz, dann in Dobitschen. In der Literatur wird meist Dobitschen als Bertuchs Aufenthaltsort genannt. Döring, a. a. 0 . Anm. auf S. 80. 141) Döring, a. a. 0 . , Anm. auf S. 80. 142) Döring, a. a. 0., Anm. auf S. 80.

121) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 14. 122) In der Literatur wird Schrön häufig als Bruder der Mutter, einer geb. Bürger, bezeichnet. Der Widerspruch der Namen und das genaue Verwandtschaftsverhältnis konnte im Rahmen dieser Veröffentlichung nicht geklärt werden.

143) Feldmann, a. a. 0 . S. 71. 144) Döring a. a. O. S. 80f. 145) Ersch und Gruber, a. a. 0 . S. 245.

123) Bruford, a. a. O. S. 282.

146) Döring, a. a. 0 . S. 81.

124) Zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 4.

126) Krumbholz, a. a. O. S. 67f.

147) Friedrich Wilhelm Doli (seit 1771), Johann Eustach von Schlitz gen. von Goerts (seit 1768, also schon in Jena), Johann Friedrich Herel (1768-87), E. F. Lenz (seit 1770), Christian Heinrich Rost (seit 1772), Christian Friedrich Scherff (seit 1768, also auch schon in Jena), Christian Felix Weiße (seit 1771), Christoph Martin Wieland (seit 1772). Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, a. a. O. S. 51-67. Leider fehlte die Zeit, in den Briefwechsel Einsicht zu nehmen.

127) Johann Samuel Ersch u. Johann Gottfried Gruber (Hrsg.) : Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern bearbeitet und herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber, Th. 9. Leipzig 1822. S. 245.

148) Wolfgang von Ungem-Sternberg: Chr. M. Wieland und das Verlagswesen seiner Zeit. Studien zur Entstehung des freien Schriftstellertums in Deutschland. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, a. a. 0 . Bd 14, Frankfurt am Main 1974, Sp. 1266.

125) Paul Krumbholz: Geschichte des Weimarischen Schulwesens. (Monumenta Germaniae Paedagogica. Begr. von Karl Kehrbach. Hrsg. von der Ges. für deutsche Erziehungs- u. Schulgeschichte. Bd 71.) Berlin 1934. S. 53ff.

156

149) Ungern-Sternberg, a. a. 0 . Sp. 1419, Anm. 561. 150) Bruford, a. a. 0 . S. 27.

169) Ludwig Geiger: Aus All-Weimar. Mittheilungen von Zeitgenossen nebst Skizzen und Ausführungen. Berlin 1897.S.29.

151) Döring, a. a. O. S. 81.

170) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 29.

152) Döring, a. a. 0 . S. 81.

171) Unger-Sternberg, a. a. O. Sp. 1371.

153) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 20.

172) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 20. Vgl. auch Bode, Der weimarische Musenhof, a. a. 0 . S. 138.

154) Döring, a. a. 0 . S. 82f. 155) Bode, Der weimarische Musenhof, a. a. 0 . S. 128. 156) Bode, Der weimarische Musenhof, a. a. 0 . S. 130. 157) Feldmann, a. a. 0 . S. 3. 158) Der im Bertuch-Nachlaß erhaltene Briefwechsel zwischen 1773 und 1775 umfaßt insgesamt 46 Empfanger bzw. Sender, wovon hier nur einige genannt seien: Ludwig Heinrich Bachoff von Echt (1771-87), Johann Joachim Christian Bode (1773-78), Joachim Heinrich Campe (1775-78), Daniel Nikolaus Chodowiecki (1775-76), Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1775-99), Friedrich Wilhelm Gotter (1773-80), August von Kalb (1775-1805), Karl Ludwig von Knebel (1773-1807), Georg Melchior Kraus (1774-95), Johann Kaspar Lavater (1773-80), Christian Friedrich Nicolai (1773-78), Philipp Erasmus Reich (1774-80), Christian Felix Weiße (1771-88), Christoph Martin Wieland (1772-1809). Die Einsichtnahme in den Briefwechsel dieser Zeit könnte wohl noch so manchen Aufschluß über Bertuchs Aktivitäten geben. Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, a. a. 0 . S. 51-63. 159) Hans Wahl: Geschichte des Teutschen Merkur. Ein Beitrag zur Geschichte des Journalismus im achtzehnten Jahrhundert. (Palaestra. Untersuchungen und Texte aus der deutschen und englischen Philologie. Hrsg. von Alois Brandl, Gustav Roethe u. Erich Schmi.li. 127.) Berlin 1914. S. 57. 160) Arturo Farinelli, zit. mich I-Vldmann, a. a. 0 . S. 73. 161) Bettina Kronacher: Bermeli» Don Quijote-Ubersetzung unter Einbeziehung der ihm nächstfolgenden Übersetzungen von Tieck und Soltau. Diss. der Ludwig-Maximilian-Univers. München. München 1924. Ausz. S. 2. 162) Zit. nach Heinemann, Hin Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 25. 163) Zit. nach Wahl, a. a. O. S. 19. 164) Zit. nach Wahl, a. a. 0 . S. 15. 165) Zit. nach Wahl, a. a. 0 . S. 83. 166) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 4f.

173) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. O. Sp. 1799-1805. 174) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. 0 . Sp. 1799. 175) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. O. Sp. 1804. 176) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. O. Sp. 1805. 177) Kaiser, a. a. 0 . S. 10. 178) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 31. 179) Zit. nach Heinemann, Ei n Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 38. 180) Zit. nach Bode, Der weimarische Musenhof, a. a. 0 . S. 107. 181) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 6. 182) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 6. 183) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 7. 184) Döring, a. a. 0 . S. 85. 185) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 21. 186) Döring, a. a. 0 . S. 85. 187) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 33. 188) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 23. Brief vom 19. 7. 1773. 189) Döring, a. a. 0 . S. 85. Döring war ein Zeitgenosse Bertuchs. Die zitierte Textstelle lautet insgesamt: „(...) er (Bertuch) könne Gott nicht genug danken, daß er ihn d i e habe finden lassen, die sein Leben ihm erst zum Leben gemacht, ihn in Noth und Leid getröstet, und seinen leicht beweglichen, unruhigen Geist in gemäßigten Schranken gehalten habe."

167) Feldmann, a. a. 0 . S. 3. 168) Wahl, a. a. O. S. 22.

190) Wilhelm Bode: Karl August von Weimar. Jugendjahre. Berlin 1913. S. 273.

157

191) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 35. 192) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 34. 193) Zit. nach Bode, Karl August, a. a. 0 . S. 305. 194) Zit. nach Bode, Karl August, a. a. 0 . S. 325. 195) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 37. 196) Zit. nach Heinemann, Ei n Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 36f. 197) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 85. 198) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 89. 199) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 90. 200) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 141. 201) Kaiser, a. a. 0 . Abb. S. 70. 202) Kaiser, a. a. 0 . Abb. S. 70. 203) Holtzauer, zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 68. 204) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 29. Der Abschied von den Musen mu6 Bertuch auch vom Finanziellen her betrübt haben. Seine Schriftstellereinkünfte betrugen in den 80er Jahren immerhin 2 5 0 0 Taler im Jahr. Schillers entsprechende Einkünfte zu dieser Zeit beliefen sich a u f 4 0 0 - 6 0 0 , Goethes auf 1 500-2 0 0 0 Taler. Vgl. Hans Jürgen Haferkorn: Der freie Schriftsteller. Eine literatur-soziologische Studie über seine Entstehung und Lage in Deutschland zwischen 1750 und 1800. In: Arohiv für Geschichte des Buchwesens, a. a. 0 . Bd 5, Frankfurt am Main 1965, Sp. 694. 205) Zit. nach Heinemann, ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 44. 206) In: Typographie und Bibliophilie. Aufsätze und Vorträge über die Kunst des Buchdrucks aus zwei Jahrhunderten. Ausgew. u. erläut. von Richard von Sichowsky u. Hermann Riemann. Hamburg 1971. S. 30-34. 207) Typographie und Bibliophilie, a. a. 0 . S. 30. 208) Typographie und Bibliophilie, a. a. O. S. 30. 209) Typographie und Bibliophilie, a. a. 0 . S. 32.

212) Moritz, Die neue Ceeilia, a. a. 0 . S. 7. 213) Typographie und Bibliophilie, a. a. O. S. 33. 214) Friedrich Justin Bertuch: Uber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke; (...) . Weimar 1799. S. 29. 215) Zit. nach Plott, Vorw. zu: Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. O. Sp. 1797. 216) Bertuch, Gedanken über den Buchhandel, a. a. 0 . Sp. 1801. 217) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 21. 218) Zit. nach Feldmann, a. a. O. Sp. 22. 219) Fritz Körner: Das Zeitungswesen in Weimar (17341849). Ein Beitrag zur Zeilungsgeschichte. Leipzig 1920. (Abhandlungen aus dem Inst, für Zeitungskunde an der Univers. Leipzig. Hrsg. von Karl Bücher. Bd. 1. H. 2.) S. 43. 220) Zit. nach Körner, a. a. 0 . S. 16. 221) Körner, a. a. O. S. 26. 222) Walther Schönfuß: Das erste Jahrzehnt der Allgemeinen Literatur-Zeitung. Diss. der Univers. Leipzig. Dresden 1914. S. 5ff. Feldmann, a. a. O. S. 46. 223) Zit. nach Schönfufs, a. a. 0 . S. 8. 224) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 79. 225) Zit. nach Elfriede Naumann: Die Allgemeine Literaturzeitung und ihre Stellung zur Literatur in den Jahren von 1804 bis 1832. Diss. der Univers. Halle-Wittenberg. Halle 1934. S. 5. In dieser Veröffentlichung wird auf den Kurs der A.L.Z. und die zeitgenössische Kritik am Inhalt des Journals ausführlich eingegangen. 226) Siegfried Seifert: Der Bertuch-Nachlaß als Quelle für kultur- und literaturgeschichtliche Forschungen. Das Beispiel des „Allgemeinen Repertoriums der Literatur 1 7 8 5 - 1 8 0 0 . " In: 100 Jahre Goethe- und Schiller-Archiv. Wissenschaftliches Kolloquium, Weimar 1985. Weimar 1987. (In Vorbereitung.) 227) Christina Kröll: Heimliche Verführung. Ein Modejournal 1786-1827. Eine Ausstellung des Goethe-Museums Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. 21. April bis 20. August 1978. Katalog. Hrsg. von Jörn Göres. Düsseldorf 1978.

210) Typographie und Bibliophilie, a. a. O. S. 32.

228) Zit. nach Werner Schmidt, a. a. 0 . S. 10.

211) K. Philipp Moritz: Die neue Ceeilia. Zweite Probe neuveränderter deutscher Druckschrift. Berlin 1794. (Nachricht des Verlegers.) Typographisches Faks. In: Berühmte Druckschriften. Hrsg. von G. A. E. Bogeng. 1. Die Unger-Fraktur. Heidelberg 1922. S. 6.

229) Eberhard Schenk zu Schweinsberg: Georg Melchior Kraus. Weimar 1930. (Schriften der Goethe-Gesellschaft. Hrsg. von Julius Petersen u. Julius Wahle. Bd 43.) S. 9.

158

230) Goethe und Schiller-Archiv Weimar, a. a. O. S. 56.

231) Zit. nach Schwei Asberg, a. a. 0 . S. 19. 232) Schweinsberg, a. a. 0 . S. 20. 233) Schweinsberg, a. a. 0 . S. 21.

den Büchernachdruck aus dem Jahre 1815. In: GutenbergJahrbuch 1968. Begr. u. hrsg. von Alois Ruppel. Bd 37. Mainz 1968. S. 257ff.

236) Das Leben Georg Joachim Göschens von seinem Enkel Viscount Goschen. Bd 1. 2. Dtsch. Leipzig 1905.

253) Zit. nach dem Brief Bertuchs vom 26. 6. 1814 an Hartknoch, mitgeteilt von G. Legerlotz. In: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels, a. a. O. Bd 8, Leipzig 1883, S. 3 2 9 . Bertuch forderte eine Schutzfrist von mindestens 30 Jahren, so bei Hans Widmann: Die Beschimpfung der Reutlinger Nachdrucker durch Christian August Vulpius (...). In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Hrsg. von der Hist. Komm, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V. Bd 13. Frankfurt am Main 1974. Anm. 74. Sp. 1565.

237) Zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 34.

254) F. H. Meyer, a. a. 0 . Bd. 8, Leipzig 1883, S. 197f.

238) Zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 43.

255) Rudolf Freytag: Das Speditionsverbot der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im Jahre 1787 (...). In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik. Jg. 65, H. 4. Leipzig 1928. S. 89ff.

234) Schweinsberg, a. a. 0 . S. 24. 235) Zit. nach Schweinsberg, a. a. O. S. 2 2 u. nach Walter Scheidig: Die Weimarer Malerschule des 19. Jahrhunderts. Erfurt 1950. S. 11.

239) Helmut Arnhold: Das Geographische Institut zu Weimar. Wissenschaft und Industrie. Weimar 1984. (Tradition und Gegenwart. Weimarer Schriften. Hrsg. von der Stand. Komm. Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar u. des Kreistages Weimar-Land in Zusammenarbeit mit dem Stadtmus. Weimar. H. 11.) Der folgende Text über das Geographische Institut stützt sich weitgehend auf diese Veröffentlichung. 240) Zit. nach Arnhold, a. a. 0 . S. 8. 241) Zit. nach Arnhold, a. a. O. S. 10. 242) Zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 86. Ulrich Schlegelberger: RobertFroriep (1084-1861). Leben und Wirken. Diss. der Univ. Halle-Wittenberg 1963. 243) Zit. nach F. Hermann Meyer: Mittheilungen zur inneren Geschichte des Deutschen Buchhandels von 1811-1848. In: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. Hrsg. von der Hist. Comm. des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. N. F. Bd 8. Leipzig 1883. S. 165. 244) F. H. Meyer, a. a. 0 . Bd 8, Leipzig 1883, S. 165f. 245) F. H. Meyer, a. a. O. Bd 8, Leipzig 1883, S. 173. 246) Perthes' Brief hrsg. von F. H. Meyer, a. a. 0 . Bd 7, Leipzig 1882, S. 243-249. 247) Albrecht Kirchhoff : Zu den Anfängen der Thätigkeit der Leipziger Buchhandlungs-Deputirten. (Anstreben des Concessionswesens.) In: Archiv lür Geschichte des deutschen Buchhandels, a. a. 0 . Bd 18, l^ipzig 1896, S. 233. 248) Zit. nach F. H. Meyer, a. a. 0 . Bd 8, Leipzig 1883, S. 194. 249) Zit. nach F. H. Meyer, a. a. 0 . Bd 8, Leipzig 1883, S. 195. 250) Zit. nach F. H. Meyer, a. a. O. Bd 8, Leipzig 1883, S. 195. 251) Carl Bertuchs Tagebuch vom Wiener Kongreß. Hrsg. von Hermann von Egloffstein. Berlin 1916. 252) Die folgenden Zit. aus Hans Widmann: „Die Krisis des deutschen Buchhandels". Bemerkungen zu einer Apologie für

256) Freytag, a. a. 0 . S. 100. 257) Freytag, a. a. O. S. 103. 258) Erstes Zit. nach Sibylle Obenaus: Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Entwurf einer Gesamtdarstellung. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, a. a. O. Bd 14, Frankfurt am Main 1974, Sp. 30. Zweites Zit. nach Franz Busch: Vom freien Geistesverkehr. Bertuchs politisch-publizistische Unternehmungen 1805-1819. Exkurs in: Siglinde Hohenstein. Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) — bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 163. 259) Zit. nach Obenaus, a. a. O. Sp. 30. 260) Zit. nach Obenaus, a. a. O. Sp. 30. 261) Irene Dyhrenfurth: Geschichte des deutschen Jugendbuches. Mit einem Beitrag über die Entwicklung nach 1945 von Margarete Diercks. Zürich u. Freiburg 1967. S. 44f. 262) Margarete Diercks: Vom Bilderbuch zum Arbeitsbuch. Reutlingen 1965. S. 16. Die Auswahl der Werke, die in der Nachfolge des Orbis pictus von Comenius betrachtet werden, ist dieser Veröffentlichung entnommen. 263) Diercks, Vom Bilderbuch zum Arbeitsbuch, a. a. 0 . S. 22. 264) Diercks, Vom Bilderbuch zum Arbeitsbuch, a. a. 0 . S. 23ff. 265) Karl-Heinz Wingendorf: Das Kind im Spiegel des Bertuchschen Bilderbuchs. Exkurs in: Siglinde Hohenstein: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) - bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 220. 266) Artur Koch: Ein „Orbis pictus" der Goethezeit. Friedrich Justin Bertuch und sein Bilderbuch für Kinder. Weimar 1975. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde. Hrsg. vom Stadtmus. Weimar. H. 26.) S. 8.

159

267) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 8f. 268) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 8. 269) Vgl. die (auch statistische) Auflistung der Veröffentlichungen des Landes-Industrie-Comptoirs bei Kaiser, a.a.O. S. 74f. 270) Beide Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 92 u. 117. 271) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 131. 272) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 119. 273) Zit. nach Busch, a. a. O. S. 165. Auf S. 164ff. wird näher auf die „Zeiten" eingegangen. 274) Busch, a. a. 0 . S. 166.

288) Immanuel Kant: Über den Gemeinspruch. In: Berliner Monatszeitschrift. Sept. 1793. S. 254. 289) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 154. 290) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 155. 291) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 156. 292) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 118. W. Wolkenhauer: Berühmte Geographen, Naturforscher und Reisende. Friedrich Justin Bertuch. In: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. Hrsg. von Friedrich Umlauft. Jg. 21, H. 1. Wien, Pest u. Leipzig 1899. S. 38ff. Helmut Amhold: Das Geographische Institut zu Weimar. Wissenschaft und Industrie. Weimar 1984. (Tradition und Gegenwart Weimarer Schriften. Hrsg. von der Ständ. Komm. Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar u. des Kreistages WeimarLand in Zusammenarbeit mit dem Stadtmus. Weimar. H. 11.)

275) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 133.

293) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. O. S. 4.

276) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 136.

294) Zit. nach Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 28.

277) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 137.

295) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 41 u. Kaiser, a. a. 0 . S. 102.

278) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 143.

296) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 48.

279) Diese Veröffentlichung ist vollständig abgedruckt bei Wolfgang Platt: Deutsche Träume oder der Schrecken der Freiheit. Aufbruch ins 19. Jahrhundert. Düsseldorf u. Wien 1981. S. 350-358.

297) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 50.

280) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 150.

298) Bertuch in „Pandora", zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 62. 299) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 98.

281) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 150.

300) Feldmann, a. a. O. S. 24.

282) Busch, a. a. O. S. 172. Da auch der Inhalt der Briefe an Goethe.

301) Zit. nach Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 5.

283) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 152.

302) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 94.

284) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 153.

303) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 94.

285) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 154.

304) Johann Wolfjgang Goethe: Wilhelm Meisters theatralische Sendung. Buch 2. Kap. 8. dtv-Gesamtausgabe Bd 14. München 1962. S. 98.

286) Zit. nach Hedwig Voegt: Die deutsche jakobinische Literatur und Publizistik 1789-1800. Berlin 1955. S. 63.

305) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 28.

287) Zit. nach Voegt, a. a. 0 . S. 64f., da auch die unmittelbar folgenden Zitate.

306) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 102.

160

307) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 101.

331) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 162.

308) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 102.

332) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 162f.

309) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 102.

333) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 163.

310) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 103.

334) Otto Götze: Die Jenaer akademischen Logen und Studentenorden des XVIII. Jahrhunderts. Jena 1932. S. 3.

311) Von C. Gutbein, abgebildet bei Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . zw. S. 32 u. 33. Das gleiche Porträt wird von Kaiser, a. a. 0 . Abb. S. 2, Text dazu auf S. 106, Christoph Philipp Gutbier zugewiesen.

335) Götze, a. a. 0 . S. 6.

312) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 104. 313) Kaiser, a. a. O. S. 45. Arnhold, a. a. O. S. 7. 314) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 106. 315) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 105f.

336) Vgl. Götze, a. a. 0 . S. 215ff. 337) Zit. nach Götze, a. a. 0 . S. 8. 338) Pleticha, Das klassische Weimar, a. a. 0 . S. 108. 339) Zit. nach Hugo W. Wernekke: Friedrich Justin Bertuch. In: Hamburger Zirkel-Correspondenz Nr 169. November 1900. Hamburg 1900. S. 70. 340) Zit. nach Wernekke, a. a. 0 . S. 70f. 341) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 43.

316) Bruford, a. a. O. Anhang 1 nach S. 388.

342) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 43.

317) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 70f.

343) Johann Wolfgang Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. T. 4. Buch 20. dtv-Gesamtausgabe Bd 24. München 1962. S. 300f.

318) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 136.

344) Gestalten aus Claudine von Villa bella.

319) Zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 48.

345) Zit. nach Schweinsberg, a. a. 0 . S. 14.

320) Amhold, a. a. 0 . S. lOff.

346) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 38.

321) Zit. nach Arnhold, a. a. 0 . S. 19. 322) Zit. nach Arnhold, a. a. 0 . S. 21.

347) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 25.

323) Döring, a. a. O. S. 91f.

348) Johannes Falk, zit. nach Pleticha, Das klassische W eimar, a. a. 0 . S. 86.

324) Ein entsprechender Brief Gasparis zit. bei Arnhold, Anm. 68, S. 45.

349) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 34.

325) Amhold, a. a. 0 . S. 20f.

350) Kaiser, a. a. 0 . S. 102.

326) Zit. nach Kaiser, a. a. O. S. 59.

351) Das Verzeichnis des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar gibt einen Brief Karolines an Bertuch von 1773 und einen Brief von Bertuch an Karoline von 1803 an. Goethe- und Schiller-Archiv, a. a. 0 . S. 65 u. 61.

327) Kaiser, a. a. 0 . S. 102. 328) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 160. 329) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 160. 330) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 161.

352) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 37. Bertuch soll es ihm selbst mündlich berichtet haben. 353) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 36. 354) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 37.

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355) Karl August Böttiger: Bertuch. In: Nachdr. der Ausg.: Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl Aug. Böttigers handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger. Bd 1. Leipzig 1838. Frankfurt am Main 1972. S. 269f.

382) Johann Wolfgang Goethe: Faust. Eine Tragödie. Vorspiel. dtv-Gesamtausgabe Bd 9. München 1962. S. 9.

356) Schillers Briefe. Hrsg. u. mit Anm. versehen von Fritz Jonas. Kritische Gesamtausg. Bd 1. Stuttgart, Leipzig, Berlin u. Wien 1892. S. 388ff.

384) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 173.

357) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 104. 358) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 2, (...) 1893, S. 134f. 359) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 2, (...) 1893, S. 336f. 360) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 2, (...) 1893, S. 426. 361) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 3, (...) 1894, S. 5. 362) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 6, (...) 1896, S. 349. 363) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 7, (...) 1896, S. 152. 364) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 2, (...) 1893, S. 20. 365) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 1, (...) 1892, S. 405f. 366) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 2, (...) 1893, S. 163.

383) Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen, a. a. 0 . S. 22.

385) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 174. 386) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 175. 387) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 176. 388) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 86. 389) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 52. 390) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 52. 391) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 52. 392) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 52. 393) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 1, (...) 1892, S. 412.

367) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 1, (...) 1892, S. 424.

394) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 129.

368) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 1, (...) 1892, S. 412.

395) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 12.

369) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 1, (...) 1892, S. 405.

396) Wolfgang Herbst: Ludwig Friedrich Froriep (17791847). Leben und Wirken. Diss. der Univ. Halle-Wittenberg 1961. Paul Kaiser: Ludwig Friedrich Froriep und Robert Froriep. Gedenkrede zu ihrem 200. und 175. Geburtstag im Jahre 1979. Weimar 1981. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde. Hrsg. vom Stadtmus. Weimar. H. 38.)

370) Schillers Briefe, a. a. 0 . Bd 1, (...) 1892, S. 400f. 371) Feldmann, a. a. 0 . S. 55f. 372) Schillers Briefe, a. a. O. Bd 2, (...) 1893, S. 62. 373) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 48. 374) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 48.

397) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 128.

375) Zit. nach Pleticha, Das klassische Weimar, a. a. O. S. 198.

398) Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen, a. a. 0 . S. 269.

376) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 169.

399) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 133.

377) Zit. nach Pleticha, Das klassische Weimar, a. a. 0 . S. 198.

400) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 135.

378) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 53. 379) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 58. 380) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 50. 381) Zit. nach Feldmann, a. a. O. S. 51.

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401) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 137. 402) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 138. 403) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 139.

404) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 139.

429) Kronacher, a. a. 0 . S. lf. 430) Vgl. Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S.

405) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 125. 406) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 140. 407) Ersch und Gruber, a. a. O. S. 246f. 408) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 164. 409) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 146. 410) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 179ff. 411) Das erste umfassende Werkverzeichnis stammt von Feldmann, a. a. 0 . S. 107ff. Seine bibliographischen Angaben sind nicht immer zuverlässig.

25. 431) Zit. nach Kronacher, a. a. 0 . S. 10. 432) Kronacher, a. a. 0 . S. l l f f . 433) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 76. 434) Ersch und Gruber, a. a. 0 . S. 245. 435) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 74f. 436) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 22. 437) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 74. 438) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 29.

412) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 62.

439) So der Zeitgenosse Gruber. Ersch und Gruber (erschienen 1822), a. a. 0 . S. 245.

413) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 63.

440) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 69f.

414) Feldmann, a. a. 0 . S. 63f.

441) Böttiger, a. a. 0 . S. 42ff.

415) Döring, a. a. O. S. 84.

442) Walther Migge: Nachw. zu: Johann Wolfgang Goethe. Weimarer Dramen. T. 2. dtv-Gesamtausgabe Bd 11. München 1963. S. 310.

416) Bode, Der weimarische Musenhof, a. a. 0 . S. 140. 417) William Masons „Elfrida" erschien 1751 und wurde 1772 zum erstenmal aufgeführt. Derselbe Stoff wird darin in einem Aufzug behandelt, Elfrida geht am Ende ins Kloster. Es hat noch mehrere Elfride-Dramen gegeben (vgl. Feldmann, a. a. 0 . S. 64).

443) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 42. 444) Bruford, a. a. 0 . S. 62. 445) Zit. nach Pleticha, Das klassische Weimar, a. a. O. S. 37.

418) Feldmann, a. a. 0 . S. 65. 419) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 67. 420) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 68. 421) Döring, a. a. 0 . S. 83. 422) Feldmann, a. a. 0 . S. 64. 423) Vgl. Feldmann, a. a. 0 . S. 64f. 424) Döring, a. a. 0 . S. 81f. 425) Zit. nach Feldmann, a. a. 0 . S. 71. 426) Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 25. 427) Kronacher, a. a. 0 . S. 5. 428) Kronacher, a. a. 0 . S. 1.

446) Zit. nach Pleticha, Das klassische Weimar, a. a. 0 . S. 37. 447) Der 1. Band von 1792 wurde nicht als 2. Auflage bezeichnet. Vgl.: Erich Strohbach: Alte deutsche Kinderbücher. Sammlung Dr. Strohbach. Ausstellungskat, der Stadtbibliothek Paderborn vom 30.9. - 28. 10.1978. Paderborn 1978. S. 35ff. Theodor Brüggemann (in Zusammenarbeit mit HansHeino Ewers): Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur. Von 1750 bis 1800. Stuttgart 1982. Sp. 400. Heinz Wegehaupt unter Mitarbeit von Edith Fichtner: Alte deutsche Kinderbücher. Bibliographie 1507-1850. Zugleich Bestandsverzeichnis der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin. Hamburg 1979. S. 28ff. 448) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 9. 449) Briiggemann, a. a. 0 . Sp. 394. 450) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 11. 451) Werner Schmidt: Friedrich Justin Bertuch. Bilderbuch für Kinder. Kommentar im Insel-Verlag zum Nachdr. d. Ausg.

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Bd 1. 2. Weimar o. J. u. 1795. Leipzig 1977. Ausg. Frankfurt am Main 1977. S. 9.

474) Bd 8, vgl. Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 16.

452) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 14. Strohbach, a. a. 0 . S. 35.

475) Zit. nach Wahl, a. a. 0 . S. 81.

453) Zit. nach Sonja Hilzinger: Bilderbuch, Puppe und Stekkenpferd. Zur Sozialgeschichte der Kindheit von 1750 bis 1850. Exkurs in: Siglinde Hohenstein: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) - bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 122. 454) Hilzinger, a. a. O. S. 201. 455) Zit. nach Hilzinger, a. a. 0 . S. 203.

476) Wahl, a. a. 0 . S. 52. 477) Vgl. Jürgen Wilke: Literarische Zeitschriften des 18. Jahrhunderts (1688-1789). T. 2: Repertorium. Stuttgart 1978. (Sammlung Metzler. M 175.) S. 137f. 478) Zit. nach Wahl, a. a. 0 . S. 23. 479) Wahl, a. a. 0 . S. 99. 480) Wilke, a. a. 0 . S. 140.

456) Hilzinger, a. a. O. S. 204. 457) Hilzinger, a. a. O. S. 206.

481) Zit. nach Wahl, a. a. O. S. 175. 482) Zit. nach Wahl, a. a. 0 . S. 149.

458) Zit. nach Hilzinger, a. a. 0 . S. 211. 483) Naumann, a. a. 0 . S. 8. 459) Hilzinger, a. a. O. S. 213. 460) Hans Peter Willberg: Bertuch und die Typographie. Exkurs in: Siglinde Hohenstein: Friedrich Justin Bertuch (17471822) - bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 216.

484) Alle Zahlenangaben lt. Obenaus, a. a. O. Sp. 15ff. 485) Schönfuß, a. a. O. S. 7. 486) Alle Zahlenangaben lt. Obenaus, a. a. O. Sp. 20f.

461) Willberg, a. a. 0 . S. 218.

487) Zit. nach Schönfuß, a. a. 0 . S. 14.

462) Willberg, a. a. O. S. 219.

488) Schönfuß, a. a. 0 . S. 51.

463) Vgl. die Liste bei Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 12.

489) Zit. nach Schönfuß, a. a. 0 . S. 15.

464) Vgl. im einzelnen Brüggemann, a. a. 0 . Sp. 397ff. 465) Claus Gröger: Das Sachbilderbuch - ein Schauplatz der sichtbaren Welt. Exkurs in: Siglinde Hohenstein: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) - bewundert, beneidet umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 187.

490) Feldmann, a. a. O. S. 81f. 491) Naumann, a. a. 0 . S. 8. 492) Alle Zit. nach Naumann, a. a. O. S. 5. 493) Zit. nach Naumann, a. a. 0 . S. 6.

466) Brüggemann, a. a. O. Sp. 401.

494) Obenaus, a. a. 0 . Sp. 11.

467) Karl-Heinz Wingendorf: Das Kind im Spiegel des Bertuchschen Bilderbuchs. Exkurs in: Siglinde Hohenstein: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) - bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 220.

495) Feldmann, a. a. 0 . S. 86ff. 496) Feldmann, a. a. 0 . S. 86. 497) Obenaus, a. a. 0 . Sp. 16.

468) Wingendorf, a. a. 0 . S. 221. 469) Zit. nach Wingendorf, a. a. 0 . S. 222. 470) Brüggemann, a. a. O. Sp. 400f. Strohbach, a. a. 0 . S. 35ff. 471) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 15. 472) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. 0 . S. 15. 473) Koch, Ein „Orbis pictus" der Goethezeit, a. a. O. S. 16ff.

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498) Alle Zit. nach Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. 0 . S. 71f. 499) Ellen Riggert: Die Zeitschrift „London und Paris" als Quelle englischer Zeitverhältnisse um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts. (London im Spiegel ausländischer Berichterstattung.) Diss. der Univers. Göttingen. Göttingen 1934. S. 10. 500) Riggert, a. a. O. S. 14. 501) Riggert, a. a. O. S. 95f.

502) Heinemann, Ein Kaufmann der Goethezeit, a. a. O. S. 118.

503) Titel zit. nach Kaiser, a. a. 0 . S. 54. Diese ersten 50 Bände konnten leider nicht eingesehen werden. 504) Kaiser nennt als letztes Erscheinungsjahr 1835. Kaiser, a. a. O. S. 54. 505) Busch, a. a. 0 . S. 165. 506) Zit. nach Busch, a. a. 0 . S. 167. 507) Zit. nach Busch, a. a. 0 . S. 167f. 508) Zit. nach Busch, a. a. 0 . S. 168. 509) Zit. nach Busch, a. a. 0 . S. 169. 510) Körner, a. a. 0 . S. 101. 511) Zit. nach Körner, a. a. O. S. 103f. 512) Alle Zahlenangaben nach Körner, a. a. O. S. 114. 513) Körner, a. a. 0 . S. 115. 514) Körner, a. a. O. S. 115. 515) Körner, a. a. O. S. 124. 516) Zit. nach Körner, a. a. O. S. 126.

ABBILDUNGEN

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I S ichts erregte wohl yon jeher mehr die Bewunderung der Menfchen, und zugleich den Wunfeh der Nachahmung, als der Flug der Vögel. Schon im früheften Alterthume erzählen uns mehrere Sagen, machte man Verfuche, durch Icünltüehc Flügel, die man an Armen und Füfsen beteiligte, fich von der Erde zu erheben, und in einem leichtern Riemente nach Gefallen herumzufchweben. Doch alle Verfuche waren zu klein, und fielen deswegen unglücklich aus. Es kam darauf an, eine Marchine zn erfinden, deren Gewicht in Verbindung mit dem daran bereinigten menfchlichen Körper geringer ley , als das Gewicht der lie umgebenden attnol^hiiiifchcn I.uft, die folglich leichter wäre, und in die Luft Biege. Die erßen glücklichen Verfuche dierer Art machten in Frankreich im .lahr 1782 die Gebrüder Montgaljicrs. Sie nahmen nämlich eine groise hohle Marchine vonTaítent in Gellalt einer Kugel, verdünnten durch angebranntes l'apier und Stroh die Luft, und l'o flieg die Kugel wirklich von fclbft in die Höhe. Montgolfi er vergrüiserte nun Teine Taffentkugel, (l'ig. r.) umgab fic mit einer Gallerie in doren Mitte fleh der Feuerheerd (a)jbefand, und nun machte am ai. November 1733 Pilaire, ile Rosier die eiite grafie Luitreife damit. Diele Art von Luitballons durch erhitzte Luft

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gehoben , erhielt von ihrem Erfinder den Namen Montgolßere. Die zweite Art, nrier den Aeroftat(.fïg;. 3.) erfand gleichfalb im Jahr 1783 Charles, I'roielTor der Phyfik in Paris. Er füllte niimlich eine Tafleulkugel von 26 Fufe im Durchmefler verraittelft einer Vorrrichtung (! ) mit brennbarer leichter Luft, die in Tonnen ausEifenfeilfpänen und Schwefeliaure entwikkelt, und dami durch die grofse Rühre in den Billon geleitet wurde. Ein Schiffchen wurde mit feidenen Schnüren daran beteiligt, und To flieg der Erfinder glücklich damit in die Hohe. Soll der Ballon fich fenken, fo öffnet man auf der Seite eine Klappe, und lüfst nach und nach die fehwerere atmorphärirche Luft hereinJringen. Bei der Mor.tgolJ"ere bewirkt man es dadurch, dais mail das Feuer langfam abgehen läfst. — Sollte der Ballon in der Luft verunglücken , fo kann lieh der Luflfchiffer durch den Fallfchirm (fig. 3.) retten , den Blanchard , ein berühmter Luf:fegler , erfand. Er heßeht aus einem liarken ferien Zeucho, welches hohl über einige Reife gefpannt wird, der Luflfchiffer felbft fitzt in mehreren TiaghKndem, welche mit Stricken an dein oberen Theile beteiligt find. Die Luft die fich unter dìefc.u grufsen Regenfchirme rängt, verhindert das fclincllo Fallen des Schirms, und macht, dais er nur allinahlig herabrinkt.

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1) Porträt Friedrich Justin Bertuch. Kupferstich, 10,5 x 16,5 cm, vermutlich von Karl August Schwerdgeburth. Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / Goethe-Nationalmuseum, Weimar. Abb. 2) Porträt. Friedrich Justin Bertuch. Kinderbildnis. Ölgemälde, oval 40 x 52 cm, vermutlich von der Herzogin Anna Amalia. Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / Goethe-Nationalmuseum, Weimar. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines Landes-Industrie-Comptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.) S. 106. Abb. 3) Porträt. Friedrich Justin Bertuch. Ölgemälde, von Georgöswald May, 1779. Wittums-Palais, Weimar. Aus: Wahl, Hans: Das Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia. Leipzig, o. J. S. 18. Abb. 4) Porträt. Friedrich Justin Bertuch. Pastell, vermutlich von Johann Christoph Philipp ,Gutbier, um 1796. Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / Goethe-Nationalmuseum, Weimar. Aus: Kaiser, Paul:" Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines LandesIndustrie-Comptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Städtmuseum Weimar. H. 32.) S. 106. (Vgl. in dieser Veröff. das Kap. Bertuchs Leben. Anm. 301.) Abb. 5) Büste. Friedrich Justin Bertuch. Von Martin Gottlieb Klauer, vor 1800. Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / Zentralbibliothek, Weimar. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines Landes-Industrie-Comptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.) S. 107. Abb. 6) Gipsrelief. Friedrich Justin Bertuch. H. 23 cm, von Gottlieb Martin Klauer, vor 1800. Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / GoetheNationalmuseum, Weimar. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines Landes-IndustrieComptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.). S. 32. Abb. 7) Porträt. Friedrich Justin Bertuch. Ölgemälde, 47 x 39,5 cm, von Friedrich August Tischbein, 1796. Gleimhaus zu Halberstadt. Aus: Bohadti, Gustav: Friedrich Johann Justin Bertuch. Berlin und Stuttgart 1970. (Sonderdr. der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei AG.) Titelbild S. 5. Abb. 8) Porträt. Friedrich Justin Bertuch. Kupferstich von Carl August Schwerdgeburth, um 1817. Staatliche Kunstsamm-

lung, Weimar. Aus: Bohadti, Gustav: Friedrich Johann Justin Bertuch. Berlin und Stuttgart 1970. (Sonderdr. der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei AG.) S. 37. Abb. 9) Friedrich Justin Bertuchs Exlibris. Kupferstich, 8 x 6,5 cm. Auch im Text dieser Veröff. vor dem Kapitel: Friedrich Justin Bertuchs Werke. Goethe-Museum Düsseldorf Antonund-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Abb. 10) Ansicht der Stadt Weimar. Kupferstich. Aus: Bode, Wilhelm: Damals in Weimar. 3. Aufl. Weimar 1912. S. 2. Abb. 11) Plan der Stadt Weimar. Aus: Bode. Wilhelm: Damals in Weimar. 3. Aufl. Weimar 1912. S. 9. Abb. 12) Siegel des Fürstlich Sächsischen privilegierten Industriecomptoirs (auf einem Wechsel vom 4. Oktober 1802). Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur / Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar. Bertuch-Nachlaß I, 674. Abb. 13) Blick von Norden auf das Bertuchhaus und die 1825 eröffnete Bürgerschule in der heutigen Karl-LiebknechtStraße. Stadtmuseum Weimar. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines Landes-IndustrieComptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.) S. 107. Abb. 14) Eingangshalle des Bertuchhauses, Karl-LiebknechtStraße 7. Stadtmuseum Weimar. Abb. 15) Treppenaufgang in der Eingangshalle des Bertuchhauses, Karl-Liebknecht-Straße 7. Stadtmuseum Weimar. Abb. 16) Blick von Westen über den Teich des Baumgartens zum Bertuchhaus. Stadtmuseum Weimar. Abb. 17) Lageplan des Baumgartens mit den Gebäuden an der heutigen Schwansee- und Karl-Liebknecht-Straße. Kupferstich, 24 x 18 cm, um 1830. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines Landes-IndustrieComptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.) S. 107. Abb. 18) Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847) mit Frau Charlotte geb. Bertuch (1779-1839) und Tochter Emma C. (1815-1872). Ölgemälde, um 1835. Original im Besitz von Werner Froriep. Stadtmuseum Weimar. Aus: Kaiser, Paul: Das Haus am Baumgarten. T. 1. Friedrich Justin Bertuch, sein Haus „am Baumgarten" und die Wirksamkeit seines LandesIndustrie-Comptoirs. Weimar 1980. (Weimarer Schriften zur Heimatgeschichte und Naturkunde, hrsg. vom Stadtmuseum Weimar. H. 32.) S. 106. Wiegenliederchen für deutsche Ammen, mit Melodien begleitet von Ernst Wilhelm Wolf, Herzoglich Sachsen-Weimarischem Capellmeister. (Text von Friedrich Justin Bertuch.) Ri-

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ga 1775. Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-KatharinaKippenberg-Stiftung:

Abb. 31) Titelblatt. Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 1. Januar 1774. Weimar 1774. Stadtbibliothek Mainz.

Abb. 19) Titelblatt. Abb. 20) „Das Wiegenband". S. 18f. Abb. 21) Textseite. Friedrich Justin Bertuch: Nänie, auf ein zerbrochenes Pastell-Gemählde. An das Frl. v. G. Aus: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 6. St. 1. April 1774. Weimar 1774. S. 7. Stadtbibliothek Mainz. Abb. 22) Textseite. Friedrich Justin Bertuch: Scipio, ein heroisches Pantomim-Balett. Aus: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd. 3. St. 2. August 1773. Weimar 1773. S. 202. Stadtbibliothek Mainz. Abb. 23) Textseite. Friedrich Justin Bertuch: Versuch über Don Estevan de Villegas, einen lyrischen Dichter der Spanier. Aus: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 2. Februar 1774. Weimar 1774. S. 237. Stadtbibliothek Mainz. Abb. 24) Textseite. Friedrich Justin Bertuch: Liederchen des Villegas. Erstes Liedchen. An Don Bernadino Fernandez de Velasco, Connetable von Castilicn. Aus: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 2. Februar 1774. Weimar 1774. S. 242. Stadtbibliothek Mainz. Miguel de Cervantes Saavedra: Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. Th. 1-6. Weimar und Leipzig 1775-77. Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Abb. 25) Titelblatt. Th. 1. Abb. 26) Illustration nach Daniel Nikolaus Chodowiecky, gestochen von Daniel Berger. Th. 1. Bei S. 106. Abb. 27) Titelblatt mit Titelkupfer nach Daniel Nikolaus Chodowiecky. Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. Bd 1. Weimar 1780. Bd 3. Dessau und Leipzig 1782. Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Ki ppe n berg-Stiftung. Abb. 28) Titelblatt mit Titelkupfer nach Georg Melchior Kraus. Friedrich Justin Bertuch: Proben aus des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens Werken. Weimar 1778. GoetheMuseum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Abb. 29) Titelblatt. Friedrich Justin Bertuch: Über die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke. Weimar 1799. Lippische Landesbibliothek Detmold. Abb. 30) Titelblatt. Der Deutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 1. St. 1. Januar 1773. Weimar 1773. Stadtbibliothek Mainz.

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Abb. 32) Titelblatt. Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 7. St. 1. Juli 1774. Weimar 1774. Stadtbibliothek Mainz. Abb. 33) Titelblatt. Der neue Teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland (u. Friedrich Justin Bertuch). Bd 1. St. 1. Januar 1803. Weimar 1803. Stadtbibliothek Mainz.

Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus. Weimar 1787-1827. Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Abb. 34) Titelblatt. Bd 1. Jg. 1786. Abb. 35) Titelblatt. Bd 2. Jg. 1787. Abb. 36) Modekupfer. Bd 28. Jg. 1813. Taf. 19. Abb. 37) Modekupfer. Bd 1. Jg. 1786. Taf. 24. Abb. 38) Neujahrsgruß. Titelkupfer. Bd 8. Jg. 1793. Abb. 39) Modekupfer. Bd 8. Jg. 1793. Taf. 10. Abb. 40) Reichverziertes Bett. Bd 29. Jg. 1814. Taf. 24. Abb. 41) Modekupfer. Bd 29. Jg. 1814. Taf. 20. Abb. 42) Bordüren. Bd 2. Jg. 1787. Taf. 14. Abb. 43) Blumenständer mit Vogelkäfig. Bd 28. Jg. 1813. Taf. 3. Abb. 44) Kutschen. Bd 28. Jg. 1813. Taf. 27. Abb. 45) Notenstich. Bd 28. Jg. 1813. Zu S. 176. Friedrich Justin Bertuch: Bilderbuch für Kinder. Weimar 1798-1830. Stadtbibliothek Mainz: Abb. 46) Titelblatt. Bd 1. 2. Aufl. 1801. Abb. 47) Vierfüssige Thiere aus heissen Ländern. Bd 1. No 1. 2. Aufl. 1801. Abb. 48) Ursprung und Ausbildung der Baukunst. Bd 1. No 39. 2. Aufl. 1801. Abb. 49) Fabelhafte Thiere. Bd 1. No 58. 2. Aufl. 1801. Abb. 50) Schiffe, und zwar das Linien-Schiff. Bd 1. No 81. 2. Aufl. 1801. Abb. 51) Pflanzen aus heissen Ländern. Bd 2. No 8. 1803. Abb. 52) Schaafe verschiedener Art. Bd 2. No 27. 1803.

Abb. 53) Floh und Laus. Bd 2. No 60. 1803. Abb. 54) Rosen-Sorten. Bd 4. No 15. 1802. Abb. 55) Telegraphen. Bd 4. No 55. 1802. Abb. 56) Luftschifferei. Bd 4. No 79. 1802. Abb. 57) Luftschifferei (Ausschnitt). Bd 4. Nr 79. 1802. Abb. 58) Fische von sonderbarer Gestalt. Bd 5. No 3. 1805. Abb. 59) Gottheiten der Criechen und Römer. Bd 5. No 34. 1805. Abb. 60) Der goldbrüstige Trompeten-Vogel. Bd 7. No 37.

1810. Abb. 61) Türkische National-Trachten. Bd 7. No 78. 1805. Abb. 62) Merkwürdige Städte am Rhein. Bd 8. No 37. 1813. Abb. 63) Ansicht des Berges Athos. Bd 8. No 66. 1813. Abb. 64) Das Gefühl; oder Darstellung der menschlichen Haut. Bd 8. No 77. 1813. Abb. 65) Wein-Sorten. Bd 8. No 85. 1813. Abb. 66) Das Dampfboot. Bd 9. No 10. 1816. Abb. 67) Eisenbahnen und Dampfwagen. Bd 9. No 20. 1816. Abb. 68) Die Taucherglocke. Bd 10. No 50. 1821. Abb. 69) Das Diorama. Bd 12. No 23. 1830. Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1-8. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1804-11. Goethe-Museum Düsseldorf Antonund-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Abb. 70) Titelblatt. Jg. 1. 1804. Abb. 71) Rosenmantel; Melonen Kürbis. Jg. 1. 1804. Taf. 13. Abb. 72) Plan eines großen Kinder-Gartens. Jg. 6 . 1 8 0 9 . Taf. 1. Abb. 73) Sonnen- und Regenschirm; Eckige Glas-Glocke. Jg. 6. 1809. Taf. 41.

WERKKATALOG (AUSWAHL)

6. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

Dichtung

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) 1. Vierteljahr. Januar-März 1777. Weimar: (Verlag der Gesellschaft) 1777. Oktav. (Darin Januar 1777.1. Friedrich Justin Bertuch: Geistder Liebe. S. 20.)

1. Friedrich Justin Bertuch

(Siehe Bertuchs Werke VIII.)

Copienfür meine Freunde. (Friedrich Justin Bertuch u. a.) (Altenburg: Richter) 1771. 134 S. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke I.)

2. Ernst Wilhelm Wolf (1735-1792) (Komp.). Friedrich Justin Bertuch (Verf.)

WiegenUederchen für deutsche Ammen, mit Melodien begleitet von Ernst Wilhelm Wolf, Herzoglich Sachsen-Weimarischem Capellmeister. (Text von Friedrich Justin Bertuch.) Riga: Johann Friedrich Hartknoch 1775. 23 S. mit Notenst. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke II. III.)

7. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 3. St. 1-3. Juli-September 1773. Weimar: Verlag der Gesellschaft 1773. Oktav. (Darin St. 2. August 1773. VII.: Friedrich Justin Bertuch: Scipio, ein heroisches Pantomim-Ballett. S. 202-208.) (Siehe Bertuchs Werke IX.)

8. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

Das Mährchen vom Bilboquet. (Von Friedrich Justin Bertuch.) Altenburg: Richter 1772. 40 S. mit Kupierst. Oktav.

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 8. St. 1-3. Oktober-Dezember 1774. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. Oktav. (Darin St. 1. Oktober 1774. II.: Friedrich Justin Bertuch: Polyxena. Ein lyrisches Monodrama. S. 64-72.)

(Siehe Bertuchs Werke IV.)

(Siehe Bertuchs Werke X.)

4. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

9. Friedrich Justin Bertuch

3. Friedrich Justin Bertuch

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 7. St. 1-3. Juli-September 1774. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. Oktav. (Darin St. 1. Juli 1774.1.: Friedrich Justin Bertuch: DerSprödenspiegel oder Theobald und Laurette. S. 5-34. Fortges. St. 3. September 1774. II. S. 268-286. St. 2. August 1774.1: Friedrich Justin Bertuch: An eine Quelle u. Daphnis, an den Schlaf. 5. 138-140 u. 140-141.)

Elfride. Trauerspiel in drey Aufzügen. Zum erstenmal aufgeführt auf dem Hoftheater zu Weimar, am 4ten Sept. 1773. (Von Friedrich Justin Bertuch.) Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1778. 96 S. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XI.)

Übersetzungen

(Siehe Bertuchs Werke V. VII.)

10. J o s é Francisco de Isla (1703-1781). Friedrich Justin Bertuch (Ubers.)

5. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

Geschichte des berühmten Predigers Bruder Gerundw von Campazas sonst Gerundio Zotes in zwey Bänden. Aus dem Englischen. (Von José Francisco de Isla. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1. 2. Leipzig: Engelhard Benjamin Schwikkert. 1773. Oktav.

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 6. St. 1-3. April-Juni 1774. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. Oktav. (Darin St. 1. April 1774.1. Poesien: Friedrich Justin Bertuch: An Fanny. S. 5-6 u. Nänie, auf ein zerbrochenes Pastell-Gemählde. An das Frl. v. G. S. 7-8.) (Siehe Bertuchs Werke VI.)

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(Siehe Bertuchs Werke XII.)

11. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch

Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 1-3. Januar-März 1774. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1774. Oktav. (DarinSt. 2. Februar 1774. IV.: Friedrich Justin Bertuch: Versuch über Don Estevan Manuel de Villegas, einen lyrischen Dichter der Spanier. S. 237-241. Liederchen des Villegas. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. S. 242-256.)

16. Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616). Friedrich Justin Bertuch (Übers.) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha von Friedr. Just. Bertuch. (Von Miguel de Cervantes Saavedra.) Th. 1-6. Wien u. Prag: Franz Haas 1798. MitKupferst. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XIV.)

(Siehe Bertuchs Werke XIII.)

12. Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616). Friedrich Justin Bertuch (Ubers.) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrifft des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. In sechs Bänden, von Friedr. Just. Bertuch. Th. 1-6. Weimar u. Leipzig: Fritschische Buchhandlung 1775-77. Mit Kupierst, nach Daniel Nikolaus Chodowiecki, gest. von Daniel Berger. Oktav. (Th. 1. 2. 1775; Th. 3-6. 1777.) (Siehe Bertuchs Werke XIV.)

13. Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616). Friedrich Justin Bertuch (Ubers.) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von la Mancha. Aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. Insechs Bänden. vonF. J. Bertuch. 2. Ausg. Th. 16. Leipzig: Caspar Fritsch 1780-81. Mit Kupierst, nach Daniel Nikolaus Chodowiecki, gest. von Daniel Berger. Oktav. (Th. 1-3. 1780; Th. 4-6. 1781.) (Siehe Bertuchs Werke XIV.)

14. Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616). Friedrich Justin Bertuch (Übers.) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe. (Von Miguel de Cervantes Saavedra. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1-6. Carlsruhe: Schmiederische Buchhandlung 1777-78. Mit Kupierst. Oktav. (Th. 1-3. 1777; Th. 4-6. 1778.) (Siehe Bertuchs Werke XIV.)

17. Christoph Martin Wieland (1733-1813) (Hrsg.). Friedrich Justin Bertuch (Übers.) Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) 1. Vierteljahr. Januar-März 1775. Weimar: (Verlag der Gesellschaft) 1775. Oktav. (Darin Januar 1775. III. : Reise des Herrn von M... nach China, in den Jahren 1773 und 1774. Aus der noch ungedruckten französ. Handschrift seiner Briefe. Ohne Veriasserangabe. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. S. 66-83.) (Siehe Bertuchs Werke XVIII.)

18. Jean-François Marmontel (1723-1799). Friedrich Justin Bertuch (Übers.) Uber die dramatische Dichtkunst. Vom Herrn Marmontel. Aus dem Französischen. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1. Leipzig: Schwickert 1774. 106 S. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XVII.)

19. Jean-François de Bourgoing (1745-1811). Albrecht Christoph Kayser (1755-1823) und Friedrich Justin Bertuch (Übers.) Des Herrn Ritters von Bourgoing Neue Reise durch Spanien vom Jahr 1782 bis 1788, oder vollständige Uebersicht des gegenwärtigen Zustandes dieser Monarchie in allen ihren verschiedenen Zweigen. Aus dem Französischen. Deutsch von Albrecht Christoph Kayser u. Friedrich Justin Bertuch. Bd 1.2. Jena: Johann Michael Mauke 1789. Oktav.

20. (Verf. anonym.) Friedrich Justin Bertuch (Übers.)

Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. In sechs Bänden, von Friedr. Just. Bertuch. Th. 1-6. Carlsruhe: Schmiederische Buchhandlung 1785-86. Mit Kupierst. Oktav.

Cagliostro in Warschau oder Nachricht und Tagebuch des Grafen Moszynski über desselben magische und alchimistische Operationen in Warschau im Jahre 1780, geführt voneinem Augenzeugen. Aus dem französischen Manuskript übersetzt und mit Anmerkungen erläutert 1786. (Von Friedrich Justin Bertuch.) In: Der Schwarzkünstler Cagliostro. Nach zeitgenössischen BerichtenherausgegebenvonFriedrichv. Oppeln-Bronikowski.T. 2. Dresden: Carl Reissner 1922. S. 133-166. Oktav. (Serapis-Bücher.)

(Siehe Bertuchs Werke XIV.)

(Siehe Bertuchs Werke XIX.)

15. Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616). Friedrich Justin Bertuch (Übers.)

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Sachliteratur 21. Friedrich Justin Bertuch Proben aus des alten teutschen Meislersängers Hans Sachsens Werken, zu Behuf einer neuen Ausgabe derselben ausgestellt von F. J. Bertuch. Weimar: Carl Ludolf Hoffmann 1778. 14 ungez. Bl. mit 1 Kupierst, von Georg Melchior Kraus. Oktav (Quart). (Siehe Bertuchs Werke XX.)

22. Friedrich Justin Bertuch Wie versorgt ein kleiner Staat am besten seine Armen und steuert der Betteley? Ein möglicher Versuch. Laden-Preis 8 Groschen. (Von Friedrich Justin Bertuch.) Leipzig u. Dessau: Buchhandlung der Gelehrten 1782. 48 S. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXI.)

23. Monats-Schrift der Akademie der Künste Monats-Schrift der Akademie der Künste und median. Wissenschaften zuBerlin. Bd 3. St. 1. Berlin: Königl. Preuß. Akademische Kunst-und Buchhandlung 1789. Quart. (Darin Kap. VIII.: Beschreibung der herzogt, freyen Zeiclienscliule in Weimar von Herrn Legationsrath Bertuch. S. 35-41.) (Siehe Bertuchs Werke XXII.)

24. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg. und teilw. Übers.) Manual de la lengua espanola. Oder Handbuch der Spanischen Sprache, für Anfänger, welche dieselbe erlernen wollen; herausgegeben von F. J. Bertuch. Eine Sammlung Uebungsstücke aus den besten Spanischen Prosaisten und Dichtern. Leipzig: Schwickert 1790. XIV, 531 S. Oktav.

Industrie-Comptoir) 1792-1830. Mit 1185 kol. Kupfertaf. Quart. Bd 1: (Dass. ohne französischen Nebentitel) (...) 2. Aufl. (...) 1801. Bd 2: (Dass.) Mélange interessant (...) 2. Aufl.(?) (...) 1803. Bd 3: (Dass.) (...) begleitet. Dritter Band. Seiner Durchlaucht dem Prinzen Carl Bernhard zu Sachsen- Weimar und Eisenach zugeeignet von F. J. Bertuch, (...) d'un Enfant. Volume Troisième. Dédié Son Altesse Serenissime Monseigneur le Prince Charles Bernard de Saxe-Weimar et Eisenach. (...) 1798. Bd 4: (Dass.) (...) 1802. Bd 5: (Dass.) (...) 1805. Bd 6: (Dass.) (...) Erklärung begleitet, von Carl Bertuch (...) Rédigé par Charles Bertuch (...) 1807. Bd 7: (Dass.) (...) Erklärung begleitet, von Carl Bertuch (...)Rédigépar Charles Bertuch, (...) 1810. Bd 8: (Dass.) (...) Erklärung begleitet, von Carl Bertuch (...) Rédigé par Charles Bertuch, f...) 1813. Bd 9: Bertuch's Bilderbuchfiir Kinder enthaltend (...) Erklärung begleitet. (Kein Hrsg. genannt.) (...) Rédigé par Mr. Bertuch, (...) 1816. Bd 10: Bertuch's Bilderbuch für Kinder; enthaltend (...) Erklärung begleitet. (Kein Hrsg. genannt.) (...) Rédigé par Mr. Bertuch. (...) 1821. Bd 11 : Bertuch's Bilderbuchfür Kinder; enthaltend (...) Erklärung begleitet. (Kein Hrsg. genannt.) (...) Rédigé par Mr. Bertuch. (...) 1824. Bd 12: Bertuch's Bilderbuch enthaltend (...) wissenschaftlichen und populären Erklärung begleitet. (Kein Hrsg. genannt.) (...) originaux, avec de courtes Explications. Rédigé par Mr. Bertuch. (...) 1830. (Siehe Bertuchs Werke XXIII.)

26. Karl Philipp Funke (1752-1807) Ausführlicher Text zu Bertuchs Bilderbuche fur Kinder. Ein Commentar für Eltern und Lehrer, welche sich jenes Werks bei dem Unterricht ihrer Kinder und Schüler bedienen wollen. Verfasset von C. Ph. Funke. Bd 1-24. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1805: Landes-Industrie-Comptoir) 1798-1833. Oktav. Bd 11 : ohne Verf. Bd 12 u. 13: (Dass....) Funke; nach dessen Tode forgesetzt von einer Gesellschaft von Gelehrten und herausgegeben von Carl Bertuch. Bd 14-16: (Dass....) Funke, nach dessen Tode mit mehreren Mitarbeitern fortgesetzt von Carl Bertuch. Bd 17-24: (Dass....) Funke; nach dessen Tode fortgesetzt von mehreren Gelehrten.

(Siehe Bertuchs Werke XVI.) (Siehe Bertuchs Werke XXIV.) 25. Friedrich Justin Bertuch 27. Friedrich Justin Bertuch Bilderbuch ßir Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet, von F. J. Bertuch, (...). (Französischer Nebentitel:) Porte-feuille des Enfans Melange intéressant d'Animaux, Plantes, Fleurs, Fruits, Minéraux, Costumes, Antiquités et autres Objets instruetiß et amusants pour la Jeunesse; choisis et gravés sur les meilleurs originaux, avec de courtes Explications scientifiques et proportionnées à l'entendement d'un Enfant. Rédigé par F. J. Bertuch. Versch. Aufl. Bd 1-12. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1803: Landes-

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Bilderbuch zum Nutzen und Vergnügen der Jugend, enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständem aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen und den Verstandeskräften der Jugend angemessenen Erklärung begleitet. Zusammengetragen von F. J. Bertuch (...). (Französischer Nebentitel:) Porte-feuille instructif et amusant pour la jeunesse. Mélange intéressant d'Animaux, Plantes, Fleurs, Fruits, Minéraux, Costumes, Antiquités et autres objets instructifs et amusans pour la jeunesse; choisis et gravés sur les meilleurs originaux, avec de courtes explications scientifiques et

proportionnées a l'entendement de la Jeunesse. Rédigé par F. J. Bertuch (...). Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. (Bd 15-20 hrsg. von Cari Bertuch:) (Dass....) Zusammengetragen von Cari Bertuch (...). Aufl. Bd 1-20. (Jeweils 2 Bde in 1 Bd.) Wien: B. Ph. Bauer 1808. Mit zahlr. kol. Kupfertaf. Quart.

Hoffmann 1780. Bd 3. Dessau u. Leipzig: Buchhandlung der Gelehrten 1782. Mit 3 Kupierst, u. 1 Karte. Oktav.

(Siehe Bertuchs Werke XXIII.)

32. Friedrich Justin Bertuch und Christian Gottfried Schütz (1747-1832) (Hrsg.)

28. Friedrich Justin Bertuch Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet. Seiner Durchlaucht dem Herrn Erbprinzen Carl Friedrich, zu Sachsen Weimar und Eisenach zugeeignet, Erster Band. (Dass. ...) Zweyter Band. Ihro Durchlaucht der Prinzessin Caroline Louise zu SachsenWeimar und Eisenach, zugeeignet von F. J. Bertuch. Nachdr. der Ausg. Weimar: Industrie-Comptoir o. J. u. 1795. Mit zahlr. Kupfertaf. Leipzig: Edition Leipzig 1977. Quart. Dazu: Werner Schmidt: Bertuchs Bilderbuch fur Kinder. Kommentar. Deutsch, französisch, englisch, italienisch. Leipzig: Edition Leipzig 1977. 75 S. Quart. (Siehe Bertuchs Werke XXIII.) 29. Friedrich Justin Bertuch Uber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke; von F. J. Bertuch (...). Weimar: Industrie-Comptoir 1799. 38 S. mit 3 kol. Kupfertaf. Quart. (Siehe Bertuchs Werke XXV.)

Herausgegebene Werke 30. Christoph Martin Wieland (1733-1813) und Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Der Deutsche Merkur. (Ab Jg. 2.1774:) Der Teutsche Merkur. (Ab Jg. 17. 1790:) Der Neue Teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland (ab 1791 genannt) (1783-86 u. 1803-10 hrsg. zus. mit Friedrich Justin Bertuch). Dazu ab Intelligenzblatt des Neuen Teutschen Merkur. Weimar: Verlag der Gesellschaft (1774: Carl Ludolf Hoffmann. 1799-1802: Gebr. Gädicke. 1803-10: Landes-Industrie-Comptoir) 1773-1819. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXVII.) 31. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur; herausgegeben von F. J. Bertuch. Bd 1. 2. Weimar: Carl Ludolf

(Siehe Bertuchs Werke XV.)

Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre (...). (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Christian Gottfried Schütz; 1808-24 hrsg. von Christian Gottfried Schütz; 1824-49 hrsg. von gleichzeitig acht von Schütz ausgewählten Hrsg.) Dazu ab 1787: Intelligenzblatt u. Ergänzungsblätter. Jena (ab 1804: Halle): Expedition dieser Zeitung (ab 1824: Schwetzschke & Sohn) u. Leipzig: Churf. (ab 1803: Königl.) sächs. Zeitungsexpedition 1785-1849. Quart. (Siehe Bertuchs Werke XXVIII.)

33. Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus (1733-1806) (Hrsg.) Journal der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Bd 1. Jg. 1786. Weimar: Expedition dieses Journals u. Gotha: Ettingersche Buchhandlung 1786. Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. (Ab Bd 22. Jg. 1807: Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 2-27. Jg. 1787-1812. Weimar: Expedition dieses Journals u. Gotha: Ettingersche Buchhandlung (ab Bd 7: Industrie-Comptoir, ab Bd 18: Landes-Industrie-Comptoir) 1787-1812. Journal für Luxus, Mode und Gegenstände der Kunst. Hrsg. von Carl Bertuch. (Ab Okt. 1815: Hrsg. von Heinrich Döring.) Bd 28-30. Jg. 1813-15. Weimar: LandesIndustrie-Comptoir 1813-15. Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode. (Hrsg. von Heinrich Döring, ab 1825 hrsg. von Stephan Schütz.) Bd 31-41. Jg. 1816-26. Weimar: LandesIndustrie-Comptoir 1816-26. Journal fiir Literatur, Kunst und geselliges Leben. Hrsg. von Stephan Schütz. Bd 42. Jg. 1827. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1827. Dazu (Bd 1-42. Jg. 1786-1827) Intelligenzblatt (mtl.), Gesamtregister (jährl.) u. (Bd 20-42, Jg. 1805-27) Monatsbericht des Landes-IndustrieComptoirs und des Geographischen Instituts. Mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke IXXX.)

34. Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus (1733-1806) (Hrsg.) Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von F. J. Bertuch und G. M. Kraus. Teilnachdr. der Ausg. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1803: Landes-Industrie-Comptoir) 1786-1825. Bd 14. Hanau: Müller & Kiepenheuer (1967-70). Oktav. Bd 1. Teilnachdr. aus d. Bdn 1-10 (1786-1795). 1967. Bd 2. Teilnachdr. aus d. Bdn 11-20(1796-1805). 1968. Bd 3. Teilnachdr. aus d. Bdn 21-30 (1806-1815). 1969. Bd 4. Teilnachdr. aus d. Bdn 31-40 (1816-1825). 1970. (Siehe Bertuchs Werke IXXX.)

217

35. Friedrich J u s t i n Bertuch u n d G e o r g Melchior K r a u s (1733-1806) (Hrsg.)

Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden aller Völker; für das Jahr 1787. von F. J. Bertuch u. G. M. Kraus. Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden fiir das Jahr 1788. (Dass. ...) 1789. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus.) Weimar u. Leipzig: G. J. Göschen 1787-89. Mit teilw. kol. Kupierst, nach Georg Melchior Kraus, Karten, Notenst. mit Choreographie. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXX.)

36. F r i e d r i c h J u s t i n B e r t u c h (Hrsg.)

London und Paris. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1 12. Weimar: Industrie-Comptoir 1798-1803. Bd 13-20 Halle: Neue Societäts-, Buch- und Kunsthandlung 1804-07. London und Paris. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 21-24. Rudolstadt: Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1808-10. Paris, Wien und London. Ein fortgehendes Panorama dieser drei Hauptstädte. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd. 1. 2. Rudolstadt: Hof-, Buchund Kunsthandlung 1811. Paris und Wien. Ein fortgehendes Panorama dieser beiden Hauptstädte. (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 3-5. Rudolstadt. Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1812-13. London, Paris und Wien. (Hrsg. von Carl Bertuch.) (Bd 6.) St. 1. Rudolstadt: Hof-, Buch- und Kunsthandlung 1815. mit teilw. kol. Kupierst. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXXI.)

3 7 . Christian F r i e d r i c h Wilhelm J a c o b s (1764-1847) und Friedrich J u s t i n B e r t u c h (Hrsg.)

Die Blaue Bibliothek aller Nationen. (Hrsg. von Christian Friedrich Wilhelm Jacobs u. Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1 12. Gotha: Ettingersche Buchhandlung (Bd 10-12: Weimar: Landes-Industrie-Comptoir) 1790-1800. Oktav. (Bd 1-6. 1790; Bd 7-9. 1791; Bd 10. 1796; Bd 11. 1797; Bd 12. 1800.)

3 9 . Adolf Stieler (1775-1836) u n d F r i e d r i c h Wilhelm Streit (bis 1839 in Berlin) (Verf.). F r i e d r i c h J u s t i n Bertuch (Hrsg.)

Sammlung aller bekannten geographischen Ortsbestimmungen zum Gebrauche der Geographie-Freunde gesammelt von A. Stieler und F. W. Streit und aus den Allgemeinen Geographischen Ephemeriden besonders abgedruckt und herausgegeben vonF.J.Bertuch.Bd 1.2. (in 1 Bd.) Weimar: Landes-IndustrieComptoir 1811-13. Oktav. (Bd 1 . 1 8 1 1 . Europa und Einiges von Asien. Bd 2. 1813. Asien, Afrika, Amerika, Australien und noch Nachträge zu Europa und den übrigen Welttheilen.) (Siehe Bertuchs Werke XXXIII.)

4 0 . F r i e d r i c h J u s t i n Bertuch (Hrsg.)

Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen zur Erweiterung der Erd- und Völkerkunde; in Verbindung mit einigen anderen Gelehrten gesammelt und herausgegeben von Dr. F. J. Bertuch (...). Zweite Hälfte der ersten Centurie. Bd 1-50. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1815-29. Mit Kupfertaf. u. Karten. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXXIV.)

4 1 . F r i e d r i c h J u s t i n Bertuch (Hrsg.)

Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1-8. (— Bd 1-8). Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1804-11. Mit teilw. kol. Kupfertaf. Quart. (DarinJg. 1. 1804. St. 1: Friedrich Justin Bertuch: Briefeaneinen Freund über die Anlage Englischer Gärten. (Vom Hm. Leg. Rath Bertuch.) 1. Brief. S. 12-18 . Der Rosenmantel. S. 17-18. St. 2.: Briefe an einen Freund über die Anlage Englischer Gärten. 2. Brief. S. 62-64.) (Siehe Bertuchs Werke XXVI u. XXXV.)

(Siehe Bertuchs Werke XXXII.)

4 2 . J . Rothstein (Verf.). F r i e d r i c h J u s t i n B e r t u c h (Hrsg.) 38. F r a n z Xaver v o n Zach ( 1 7 5 4 - 1 8 3 1 ) (Hrsg.). A d a m Christian Gaspari ( 1 7 5 2 - 1 8 3 0 ) und Friedrich J u s t i n Bertuch (Hrsg.)

Allgemeine Geographische Ephemeriden. Verfasset von einer Gesellschaft von Gelehrten. Mit Charten und Kupfern. (Hrsg. von F. von Zach. (Ab Jg. 3:) Hrsg. von Adam Christian Gaspari u. Friedrich Justin Bertuch.) (Ab Jg. 13:) Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. Jg. 1-19 ( - Bd 1-51.) Dazu ab 1812: Allgemeiner typographischer Monatsbericht für Teutschland. Weimar: Industrie-Comptoir (ab 1802: Landes-Industrie-Comptoir) 1798-1824. Mit Kupierst, u. Karten. Oktav.

Verbesserte Zubereitung des Flachses und Hanfes ohne Röste, durch Hülfe der Christianschen Brech-Maschirte; nebst practischen Bemerkungen über deren Behandlung, und alle für Teutsche Land- und Haußwirthschaft, Fabriken, Gewerbe und den Staat daraus hervorgehende wichtige Vortheile. Bearbeitet von J. Rothstein und herausgegeben von Dr. F. J. Bertuch. Erster Heft enthaltend die Brech-Maschine, die neue Flachs-Rüffel, und das doppelte Spinn-Rad (...). Weimar: Landes-IndustrieComptoir 1819. 78 S. mit 7 Kupfertaf. Oktav. (Magazin des teutschen Flachs- und Hanf-Baues und Bereitung. H. 1.)

(Siehe Bertuchs Werke XXXIII.)

(Siehe Bertuchs Werke XXXVI.)

218

43. Christian Daniel Voss (1761-1821) (Hrsg.) Die Zeiten oder Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik. Hrsg. von Christian Daniel Voss. Bd 1-64. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir (Bd 64. 1820: Leipzig: Johann Georg Mittler) 1805-20. Mit Kupierst, u. Karten. Oktav. (Siehe Bertuehs Werke XXXVII.)

49. Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) (Verf.). Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Dr. C. W. Hufelands (...) nölhige Erinnerung an die Bäder und ihre Wiedereinführung in Teutschland; nebst einer Anweisung zu ihrem Gebrauche und bequemen Einrichtung derselben in den Wohnhäusern. Herausgegeben von F. J. Bertuch. Mit einem Kupfer. Weimar: Industrie-Comptoir 1801.47 S. mit 1 Kupfertaf. Oktav.

44. Heinrich Luden (1780 - 1847) (Hrsg.)

50. Carl Wilhelm Ernst Putsche (Verf.). Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.)

Nemesis. Zeitschriftfür Politik und Geschichte. Hrsg. von Heinrich Luden. Bd 1-12. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1814-18. Mit Kupierst, u. Karten. Oktav.

Versuch einer Monographie der Kartoffeln oder ausfuhrliche Beschreibung der Kartoffeln, nach ihrer Geschichte, Charakteristik, Cultur und Anwendung in Teutschland. Bearbeitet von Carl Wilhelm Putsche. Herausgegeben von Friedrich Justin Bertuch. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1819. X, 158 S. mit teilw. kol. Kupfertaf. Oktav.

(Siehe Bertuehs Werke XXXVII.)

(Siehe Bertuehs Werke XXXVI.) 45. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1817-20. Dazu: Beilage zum Oppositions-Blatte. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1817-20. Quart.

Industrie-Comptoir und Geographisches Institut

(Siehe Bertuehs Werke XXXVII.)

Wissenschafllich-geordnetes Verzeichniss der Verlags-Werke des Grossherzogl. Sächs. privil. Landes-Industrie-Comptoirs und des Geographischen Instituts zu Weimar bis in die Mitte des Jahres 1817. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Weimar: (Landes-Industrie-Comptoir) 1817. 34 S. Quart.

46. Johann Karl August Musäus (1735-1785) (Übers.). Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Moralische Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder. Nach dem Französischen des Herrn Mangel, von J. C. Musäus. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Gotha: Carl Wilhelm Ettinger 1794. 132 S. mit Kupfervignetten. Oktav.

47. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Gesänge für Freimaurer zum Gebrauche aller Teutschen Logen. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Weimar 1813. VIII, 306 S. Oktav.

51. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.)

52. Martin Gottlieb Klauer (1742-1801) und IndustrieComptoir Weimar (Hrsg.) Beschreibung und Verzeichnis der Torevtica-Waare der Klauerschen Kunst-Fabrik zu Weimar. (Hrsg. von Martin Gottlieb Klauer u. d. Industrie-Comptoir in Weimar.) H. 1.2. Weimar: Industrie-Comptoir (... welches auch die Haupt-Commission dieser Waaren hat) 1800. 6 ungez. Bl. mit 16 Kupfertaf. Quart. (H. 1.4ungez. Bl. mitTaf. I-VIII; H. 2.2 ungez. Bl. mitTaf. IXXVII.) (Siehe Bertuehs Werke XXII.)

48. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.) Tafeln der allgemeinen Naturgeschuhte nach ihren drey Reichen. Nebst vollständiger Enumeration aller bisjetzt bekannten Natur-Körper, und synoptischer llebersicht ihrer Kennzeichen. Herausgegeben von Friedr. Just. Bertuch (...). Gewächs-Reich. Erster Theil. (Dass. ...) Mineral-Reich. Erster Theil. (Dass. ...) Thier-Reich. Erster Theil. (3 Bde.) Weimar: Industrie-Comptoir 1801. Quart. (Siehe Bertuehs Werke XXV.)

Kunst 53. Georg Melchior Kraus (1733-1806) Hebungen für Zeichen-Schüler als Fortsetzung des ABC des Zeichners von G. M. Kraus. Neue wohlfeilere Ausgabe. H. 1-3. (3 Einzelh.) Weimar: Landes-Industrie-Comptoir o. J. 18 Kupfertaf. Oktav. (H. 1. Taf. 1-6; H. 2. Taf. 7-12; H. 3. Taf. 13-18.) (Siehe Bertuehs Werke XXII.)

219

54. Georg Melchior Kraus (1733-1806) Natwnal-Trachten verschiedener Völker. Gesammelt und herausgegeben von G. M. Kraus. H. 1-4. ( i Einzelh.) Weimar: Selbstverl. u. Industrie-Comptoir 1797. 16 kol. Kupfertal. Quart. (In jedem H. 1 S. mit 4 kol. Kupferlal.)

Literatur 59. Johannes Daniel Falk (1768-1826) (Hrsg.) Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire. Herausgegeben von J. D. Falk. Sechster Jahrgang. Mit einem Kupfer. Weimar: Industrie-Comptoir 1802. XVI, 344 S. mit 1 Kupferst. Oktav.

(Siehe Bertuchs Werke XXII.)

(J. D. Falks neueste Kleine Schriften. Bd 2.)

55. Konrad Horny (1764-1807)

60. Gottfried August Bürger (1747-1794). Theophil Friedrich Ehrmann (1762-?) (Hrsg.)

Kleine Landschaften zum Nachzeichneil für Anfanger von C. Homy. H. 1-5 (5 Einzelh.). Weimar: (Selbstverl, u.) LandesIndustrie-Comptoir (1890). 24 Kupfertal'. Oktav. (H. 1.6 Kupfertaf.; H. 2 . 6 Kupiertal.; H. 3 . 4 Kupferlal.; H. 4. 4 Kupfertaf.; H. 5. 4 Kupfertaf. nach Kobell.)

Briefe von Gottfried August Bürger an Marianne Ehrmann. Ein merkwürdiger Beitrag zur Geschichte der letzten Lebensjahre des Dichters. Mit einer historischen Einleitung herausgegeben von Theophil Friedrich Ehrmann. Weimar: Industrie-Comptoir 1802. 67 S. Oktav.

(Siehe Bertuchs Werke XXII.)

Naturgeschichte 61. August Johann Georg Karl Batsch (1761-1802) 56. Theodor Maximilian Georg Goetz (1779-1853) Contour-Blätter zur Uebungfiir junge Zeichner und Kupferstecher gesammelt und gestochen von Theod. Goetz. H. 1. Weimar: (Selbstverl, u.) Landes-Industric-Comptoir (1808). 9 Kupfertaf. Quart. (8 Kupfertaf. nach Antiken. 1 Kupfertal. nach einer Madonna von Lucas Cranach.) (Siehe Bertuchs Werke XXII.)

Botanikfur Frauenzimmer und Pflanzenliebhaber welche keine Gelehrten sind von D. Aug.Joh. Ge. Carl Batsch Professor zu Jena. Mit Kupfern. Weimar: Industrie-Comptoir 1795.184S. mit 4 Kupfertaf. Oktav.

62. August Johann Georg Karl Batsch (1761-1802) Taschenbuch für topographische Excursionen in die umliegende Gegend von Jena. Entworfen von A.J.G. C. Batsch Professor zu Jena. Mit zwey Karten. Weimar: Industrie-Comptoir 1800. 253 S. mit 2 Kupfertaf. Oktav.

57. Karl August Böttiger (1760-1835) (Hrsg.) Griechische Vasengemälde. Mit archäologischen und artistischen Erläuterungen der Originalkupfer. Herausgegeben von C. A. Böttiger. Bd. 1. H. 1-3. (Bd 1. H. 1.2.:) Weimar: IndustrieComptoir 1798. (Bd 1. H. 3.:) Magdeburg: Georg Christ. Keil 1800. Mit Kupfertaf. Oktav. (Siehe Bertuchs Werke XXII.)

58. August von Rode (1751-1837)

de Caylus tiré à peu d'exemplaires et accompagnées d'Explications par Mr. Auguste de Rode. H. 1-3. Weimar: Bureau d'industrie 1805. 4 Titelbl. 23 kol. Kupfertaf. Fol. (H. 1.: La Pyramide de Cajus Cestius a Rome et ses peintures antiques. 8 Taf. H. 2.: Les Thermes de Titus a Rome. 5 Tal. H. 3.: Les Thermes de Constantin a Rome. 10 Taf.) (Siehe Bertuchs Werke XXII.)

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Geographie und Kardiographie 63. Franz Ludwig Güssefeld (1744-1808) (Kartograph). Geographisches Institut Weimar (Hrsg.) Plan des Herzoglichen Parks bey Weimar. Thro Kaiserl. Hoheit der Frau Erbprinzessin Maria Paulowna zu Sachsen-Weimar und Eisenach unterthänigst zugeeignet von dem Geographischen Institute zu Weimar. Nebenkarte: Plan der Gegend zwischen Weimar Belvedere und Tieffurth aufgenommen von F. L. Güssefeld. Weimar: Geographisches Institut 1808. Nachdr. als Plakat der Ausst.: 180 Jahre geographisches Institut zu Weimar. Sonderausst. im Bertuchhaus. 16.12. 1 9 8 4 - 2 8 . 3 . 1 9 8 5 . Weimar: Stadtmuseum Weimar 1984. 57 x 77,5 cm.

64. Franz Ludwig Güssefeld (1744-1808) (Kartograph) Post Charte von Teutschland neu entworfen und berichtiget von F. L. Güssefeld. (Französischer Nebentitel:) Carte itinéraire de l'allemagne dresser par F. L. Güssefeld. Weimar: IndustrieComptoir 1802. 63 x 82 cm.

65. Geographisches Institut Weimar (Hrsg.)

70. Karl Horn (1794-1879)

Repertorium aller Oerter und anderer Gegenstände in der topographisch-militärischen Charte von Teutschland in 204 Blättern. (Hrsg. vom Geographischen Institut Weimar.) Abth. 1-4. (in 4 Bdn.) Weimar: Geographisches Institut 1812-13. Oktav.

Rede am Grabe des Herrn Landkammer-Raths Carl Bertuch am 7. October 1815 gehalten (...) vom Herrn Stifts-Prediger Horn. (Weimar: Landes-lndustrie-Comptoir 1815.) 16 S. Oktav.

Abth. 1.1812.: Erste Abtheilung. Nordöstliches Viertel, welches die Sectionen des beiliegenden Tableau 's No. I. enthält. Mit dem TableauNo. I. Abth. 2.1812.: Zweyte Abtheilung. Südöstliches Viertel, welche die Sectionen des beiliegenden Tableau s No. II. enthält. Mit dem Tableau No. II. Abth. 3.1813.: Dritte Abtheilung. Nordwestliches Viertel, welches die Sectionen des beiliegenden Tableau s No. III. enthält. Mit dem Tableau No. III. Abth. 4. 1813.: Vierte Äbtheilung. Südwestliches Viertel, welches die Sectionen des beiliegenden Tableau 's No. IV. enthält. Mit dem Tableau No. IV.

66. F. W. Benicken (1783-nach 1829) (Kartograph) Historischer Hand-Atlas zur Versinnlichung der Allgemeinen Geschichte aller Völker und Staaten Nebst Zeitrechnungstafeln über die alte, mittlere, neuere, und neueste Geschichte. Von F. W. Benicken. Weimar: Landes-lndustrie-Comptoir 1824. Titelbl. 15 Karten. 1 Nebenkarte. Fol.

Diverses 67. Beschreibung der Feierlichkeiten Beschreibung der Feierlichkeiten welche bei Anwesenheit von Ihro Majestäten der Kaiser Alexander und Napoleon und mehrerer gekrönten Häupter in Weimar und Jena am 6ten und 7ten October 1808 von Sr. Durchlaucht dem Herzoge Carl August von Sachsen-Weimar veranstaltet wurden. Nebst einem Uberblicke Ihrer merkwürdigen Zusammenkunft in Erfurt. (Französischer Nebentitel:) Description des Fêtes donnés à leur Maj. les Empereurs Napoléon et Alexandre à plusieur autres Têtes couronnés le 6. et 7. Octobre 1808 à Weimar et à Jena par S. A.S. Charles Auguste Duc de Saxe-Weimar. Accompagnée d'un Aperçu de leur mémorable Entrevue à Erfort. Mit 5 grossen colorirten und schwarzen Kupfertafeln. Weimar: Landes-lndustrieComptoir (Bureau d'Industrie) 1809. 24 S. mit 5 teilw. kol. Kupfertaf. Fol.

Karl Bertuch 68. Karl Bertuch (1777-1815) Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien im Winter 1805 bis 1806. von Carl Bertuch. H. 1.2. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1808. Mit Titelkupfer. Oktav.

69. Karl Bertuch (1777-1815) Die Kapelle der Eintracht auf dem Schlachtfehle von Leipzig. Ein Versuch von Carl Bertuch. Wien: Carl Schaumburg et Comp. u. Weimar: Landes-lndustrie-Comptoir 1814. 4 ungez. Bl. mit 1 Kupfertaf. Quart.

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BIBLIOGRAPHIE Gesamtverzeichnis d'Alembert, Jean-Baptiste u. Diderot, Denis (Hrsg.) : Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des metiers. Bd 1-28. Paris 1751-72; Supplément Bd 1-5. Amsterdam 1776-77; Table analytique. Bd 1. 2. Paris 1780. Altwegg, Jürg u. Schmidt, Aurel: Französische Denker der Gegenwart. Zwanzig Porträts. Orig.-Ausg. München 1987. (Beck'sche Reihe; 325.) Archiv für Geschichte des Buchwesens. Hrsg. von der Histor. Komm, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V. Bd 5. 7. 13. 14. Frankfurt am Main 1967-74. (Bd 5. 1965; Bd 7. 1967; Bd 13. 1973; Bd 14. 1974.) Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. Hrsg. von der Hist. Comm. des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. N. F. Bd 7.8. 18. Leipzig (Bd 7) 1882,(Bd 8) 1883,(Bdl8) 1896. Arnhold, Helmut: Das Geographische Institut zu Weimar. Wissenschaft und Industrie. Weimar 1984. (Tradition und Gegenwart. Weimarer Schriften. Hrsg. von der Stand. Komm. Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar u. des Kreistages Weimar-Land in Zusammenarbeit mit dem Stadtmus. Weimar. H. 11.) Aufforderung an Teutschland. An die Herausgeber d. J. d. M. In: Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Weimar 1786ff. Teilnachdr. aus Bd 1-40 (1786-1825). Bd 1, Hanau 1967. S. 86.

richte der Jugend, von Anfang, bis ins academische Alter, Zur Belehrung der Eltern, Schullehrer und Hofmeister, zum Nutzen eines jeden Lesers, die Erkenntniß zu vervollkommnen. In Verbindung mit einer Sammlung von Kupferstichen, und mit französischer und lateinischer Uebersetzung dieses Werks. (Dass....) zweyterBand. (Dass....) Dritter Band. (Dass....) Vierter Band. Bd 1-4. Dessau u. Leipzig 1774. Basedow, Johann Bernhard: Kupfersammlung in J. B. Basedows Elementarwerke für die Jugend und ihre Freunde. Erste Lieferung in 59 Tafeln. Zweyte Lieferung 47 Tafeln von L bis XCVI. Französischer u. lateinischer Nebentitel. Berlin, Dessau u. Leipzig 1774. Mit 46 Kupfertaf. nach Daniel Nikolaus Chodowiecki. (Basedow, Johann Bernhard:) Kupfertafeln zum Elementarbuche, für die Jugend und ihre Eltern und Freunde in gesitteten Ständen. Erster Band in LIII. Tafeln. Altona u. Bremen 1770. Mit 49 Kupfertaf. nach Daniel Nikolaus Chodowiecki. Batsch, August Johann Georg Karl: Botanik für Frauenzimmer und Pflanzenliebhaber welche keine Gelehrten sind (...). Weimar 1795. Batsch, August Johann Georg Karl: Taschenbuch für topographische Excursionen in die umliegende Gegend von Jena (...). Weimar 1800. Baumstark, Edward (Ubers.): David Ricardo's Grundgesetze der Volkswirtschaft und Besteuerung. Aus dem Englischen übersetzt von Edward Baumstark. Leipzig 1837. Baumstark, Edward (Ubers.): David Ricardo: Wert, Rente, Lohn und Profit. On the principies of political economy and taxation. Ch. 1-6. Aus dem Englischen übersetzt von Edward Baumstark. Leipzig 1837. Hrsg. u. Teilübers. von August Skalweit. Frankfurt am Main 1946. (Sozialökonomische Texte. H. 4.)

Aus den Hartknoch'schen Geschäftspapieren. Mitgeteilt von G. Lagerlotz. In: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. Hrsg. von der Hist. Comm. des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. N. F. Bd 8. Leipzig 1883. S. 328f. (Darin: Bertuch, Friedrich Justin: Brief an Hartknoch vom 26. 6. 1814.)

Benicken, F. W. (Kartograph): Historischer Hand-Atlas zur Versinnlichung der Allgemeinen Geschichte aller Völker und Staaten Nebst Zeitrechnungstafeln über alte, mittlere, neuere, und neueste Geschichte. Weimar 1824.

Aus welcher Quelle wird der jetzige Luxus in den obem Klassen bestritten? In: Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Weimar 1786ff. Teilnachdr. aus Bd 1-40 (1786-1825). Bd 2. Hanau 1968. S. 16ff.

Bergier, J.-F.: Das Industriebürgertum und die Entstehung der Arbeiterklasse 1700-1914. In: Die Industrielle Revolution. Stuttgart u. New York 1976. (Europäische Wirtschaftsgeschichte. Hrsg. von Carlo M. Cipolla. Deutsche Ausg. hrsg. von K. Borchardt. Bd 3.)

Bairoch, Paul: Die Landwirtschaft und die Industrielle Revolution 1700-1914. In : Die Industrielle Revolution. Stuttgart u. New York 1976. (Europäische Wirtschaftsgeschichte. Hrsg. von Carlo M. Cipolla. Deutsche Ausg. hrsg. von K. Borchardt. Bd 3.) S. 297ff.

Bertuch, Carl: Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien im Winter 1805 bis 1806 (...). H. 1.2. Weimar 1808.

Bamberger, Richard; Brunner, Fritz; Westphal, Fritz (Hrsg.) u. Führing, Maximilian (Mithrsg.) : Die Kinderwelt von A bis Z. 3. verb. Aufl. Reutlingen u. Wien 1956.

Bertuch, Carl: (...) Tagebuch vom Wiener Kongreß. Hrsg. von Hermann von Egloffstein. Berlin 1916.

Basedow, Johann Bernhard: Des Elementarwerks Erster Band. Ein geordneter Vorrat aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unter-

222

Bertuch, Carl: Die Kapelle der Eintracht auf dem Schlachtfelde von Leipzig (...). Wien u. Weimar 1814.

(Bertuch, Friedrich Justin u. a. Hrsg.:) Allgemeine Geographische Ephemeriden (...). Hrsg. von F. von Zach. (Ab Jg. 3:) Hrsg. von Adam Christian Gaspari u. Friedrich Justin Bertuch. (Ab

Jg. 13:) Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. Jg. 1-19 ( = Bd 151). Dazu ab 1812: Allgemeiner Typographischer Monatsbericht K r Teutschland. Weimar 1798-1824. (Bertuch, Friedrich Justin u. Schütz, Christian Gottfried. Hrsg.:) Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre (...). (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Christian Gottfried Schütz, 1808-24 von Christian Gottfried Schütz, 1824-49 von gleichzeitig acht Hrsg.) Dazu ab 1787: Intelligenzblatt u. Ergänzungsblätter. Jena (ab 1804: Halle) u. Leipzig 1785-1849. (Bertuch, Friedrich Justin. Hrsg.:) Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. Jg. 1-8 (— Bd 1-8). Weimar 180411. Bertuch, Friedrich Justin: An eine Quelle. In: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 7. St. 2. August 1774. Weimar 1774. I. S. 138-140. Bertuch, Friedrich Justin: An Fanny. In: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 6. St. 1. April 1774. Weimar 1774. I. Poesien. S. 5-6. Bertuch, Friedrich Justin: Beschreibung der herzogl. freyen Zeichenschule in Weimar (...). In: Monats-Schrift der Akademie der Künste und mechan. Wissenschaften zu Berlin. Bd 3. St. 1. Berlin 1789. VIII. S. 35-41. Bertuch, Friedrich Justin: Bilderbuch für Kinder (...). Mit französischem Nebentitel. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. (Bd 6-8 hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 1-12. Weimar (1790) 1792-1830. Bertuch, Friedrich Justin: Bilderbuch für Kinder (...). Bd 1.2. Nachdr. der Ausg. Weimar o. J. u. 1795. Leipzig 1977. Dazu: Schmidt, Werner: Bertuchs Bilderbuch für Kinder. Kommentar. Leipzig 1977. Bertuch, Friedrich Justin: Bilderbuch zum Nutzen und Vergnügen der Jugend (...). Mit französischem Nebentitel. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch. (Bd 15-20 hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 1-20. Wien 1808. Bertuch, Friedrich Justin: Briefe an einen Freund über die Anlage Englischer Gärten. (...) In: Allgemeines Teutsches Garten-Magazin (...). (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch). Jg. 1. 1804. St. 1.2. Weimar 1804. Landschafts-Gartenkunst S. 1218 u. S. 62-64. (Bertuch, Friedrich Justin. Ubers. Verf. anonym:) Cagliostro in Warschau (...). Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. In: Der Schwarzkünstler Cagliostro. Nach zeitgenössischen Berichten hrsg. von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. T. 2. Dresden 1922. S. 133-166. (Serapis-Bücher.) (Bertuch, Friedrich Justin u. a.:) Copien für meine Freunde. (Altenburg) 1771. Bertuch, Friedrich Justin: Daphnis, an den Schlaf. In: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 7. St. 2. August 1774. Weimar 1774. I. S. 140-141.

(Bertuch, Friedrich Justin:) Das Mährchen vom Bilboquet. Altenburg 1772. (Bertuch, Friedrich Justin u. Wieland, Christoph Martin. Hrsg.:) Der Deutsche Merkur. (Ab Jg. 2.1774) Der Teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland (ab 1791 genannt, 1783-86 zus. mit Friedrich Justin Bertuch). Jg. 1-16. 1773-89. Weimar 1773-89. Der Neue teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland (1803-10 zus. mit Friedrich Justin Bertuch). Jg. 17-38. 1790-1810. Dazu ab 1803: Intelligenzblatt. Weimar 1790-1810. Bertuch, Friedrich Justin: Der Rosenmantel. In: Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. (Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch.) Jg. 1. 1804. Weimar 1804. St. 1. S. 17-18. Bertuch, Friedrich Justin: Der Sprödenspiegel oder Theobald und Laurette. Th. I. In: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd. 7. St. 1. Juli 1774. Th. II. In: (Dass....) St. 3. September 1774. Weimar 1774. St. 1. S. 5-45. St. 3 S. 268-286. Bertuch, Friedrich Justin u. Kayser, Albrecht Christoph (Ubers.). Bourgoing, Jean-François de: Des Herrn Ritters von Bourgoing Neue Reise durch Spanien vom Jahr 1782 bis 1788, oder vollständige Uebersicht des gegenwärtigen Zustandes dieser Monarchie in allen ihren verschiedenen Zweigen. Aus dem Französischen. Deutsch von Albrecht Christoph Kayser u. Friedrich Justin Bertuch. Bd 1.2. Jena 1789. (Bertuch, Friedrich Justin u. Jacobs, Christian Friedrich. Hrsg.:) Die Blaue Bibliothek aller Nationen. Bd 1-12. (Bd 1-9) Gotha,(Bd 10-12) Weimar 1790-1800. (Bd 1 - 6 . 1 7 9 0 ; B d 7 - 9 . 1791; Bd 10. 1796; Bd 11. 1797; Bd 12. 1800.) Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Dr. C. W. Hufelands (...) nöthige Erinnerung an die Bäder und ihre Wiedereinführung in Teutschland; nebst einer Anweisung zu ihrem Gebrauche und bequemen Einrichtung derselben in den Wohnhäusern. Weimar 1801. (Bertuch, Friedrich Justin:) Elfride. Trauerspiel in drey Aufzügen. (...) Weimar 1778. Bertuch, Friedrich Justin: Gedanken über den Buchhandel (1774). Bearb. von A. Plott. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Hrsg. von der Histor. Komm, des Börsenvereins des deutschen Buchhandels e. V. Bd 7. Frankfurt am Main 1967, Sp. 1797ff. Bertuch, Friedrich Justin: Geist der Liebe. In: Der Teutsche Merkur vom Jahr 1777. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) 1. Vierteljahr. Januar 1777. Weimar 1777. S. 20. (Bertuch, Friedrich Justin. Hrsg.:) Gesänge für Freimaurer zum Gebrauche aller Teutschen Logen. Weimar 1813. (Bertuch, Friedrich Justin, Ubers. Isla, José Francisco de:) Geschichte des berühmten Predigers Bruder Gerundio von Campazas sonst Gerundio Zotes in zwey Bänden. Aus dem Fjiglischen. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Bd 1.2. Leipzig 1773.

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Beituch, Friedrich Justin u. Kraus, Georg Melchior (Hrsg.): Journal der Moden. Bd. 1. Jg. 1786. Journal des Luxus und der Moden. Bd 2-27. Jg. 1787-1812. (Ab Bd 22: Hrsg. von Carl Bertuch.) Weimar u. Gotha 1786-1812. Journal für Luxus, Mode und Gegenstände der Kunst. Hrsg. von Carl Bertuch (Ab Bd 30. 10. Okt. 1815: Hrsg. von Heinrich Döring.) Bd 28-30. Jg. 1813-15. Weimar 1813-15. Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode. (Hrsg. von Heinrich Döring, ab 1825 hrsg. von Stephan Schütz.) Bd 31-41. Jg. 1816-26. Weimar 1816.26. Journal für Literatur, Kunst und geselliges Leben. Hrsg. von Stephan Schütz. Bd 42. Jg. 1827. Weimar 1827. Dazu: Intelligenzblatt (mtl.) u. Gesamtreg. (jährl.). 1805-26 Monatsbericht des Landes-Industrie-Comptoirs u. des Geographischen Instituts. Bertuch, Friedrich Justin u. Kraus, Georg Melchior (Hrsg.): Journal des Luxus und der Moden. Weimar 1786ff. Teilnachdr. aus Bd 1-40 (1786-1825). Bd 1-4. Hanau (1967-70). Bertuch, Friedrich Justin (Übers.) (Cervantes Saavedra, Miguel de): Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha (...). Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. Th. 16. Wien u. Prag 1798. (Bertuch, Friedrich Justin, Ubers. Cervantes Saavedra, Miguel de:) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1-6. Carlsruhe 1777-78. Bertuch, Friedrich Justin (Ubers.). Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrifft des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda (...). Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. Th. 1-6. Weimar u. Leipzig 1775-77. Bertuch, Friedrich Justin (Übers.). Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von la Mancha. Aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda (...). Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. 2. Ausg. Th. 1-6. Leipzig 1780-81. Bertuch, Friedrich Justin (Übers.). Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda (...). Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. Th. 1-6. Carlsruhe 1785-86. Bertuch, Friedrich Justin: Liederchen des Villegas. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. In: DerTeutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 2. Februar 1774. Weimar 1774. IV. S. 242-256. (Bertuch, Friedrich Justin. Hrsg.:) London und Paris. Bd 1-24. (Ab Bd 21: Hrsg. von Carl Bertuch.) (Bd 1 -12:) Weimar 17981803. (Bd 13-20:) Halle 1804-07. (Bd 21-24:) Rudolstadt 1808-10. Paris, Wien und London (...). (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 1.2. Rudolstadt 1811. Paris und Wien (...). (Hrsg. von Carl Bertuch.) Bd 3-5. Rudolstadt 1812-13. London, Parisund Wien (Hrsg. von Carl Bertuch.) (Bd 6.) St. 1. Rudolstadt 1815. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur (...). Bd 1.2. Weimar 1780. Bd 3. Dessau u. Leipzig 1782.

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Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.) : Manual de la lengua española. Oder Handbuch der Spanischen Sprache, für Anfanger, welche dieselbe erlernen wollen (...). Eine Sammlung Übungsstücke aus den besten Spanischen Prosaisten und Dichtern. Leipzig 1790. (Bertuch, Friedrich Justin. Hrsg.) Musäus, Johann Karl August: Moralische Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder. Nach dem Französischen des Herrn Monget, von J. C. Musäus. Gotha 1794. Bertuch, Friedrich Justin: Nänie, auf ein zerbrochenes PastellGemählde. An das Frl. v. G. In : Der Teutsche Merkur vom Jahre 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 6. St. 1. April 1774. Weimar 1774. I. Poesien. S. 7-8. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.) : Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen zur Erweiterung der Erd- und Völkerkunde (...). Bd 1-50. Weimar 1815-29. (Bertuch, Friedrich Justin. Hrsg. :) Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung. Jg. 1817-20. Dazu: Beilage zum Oppositionsblatte. Weimar 1817-20. Bertuch, Friedrich Justin u. Kraus, Georg Melchior (Hrsg.): Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden aller Völker; für das Jahr 1787 (...). Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden für das Jahr 1788. (Dass....) 1789. Weimar u. Leipzig 1787-89. Bertuch, Friedrich Justin: Polyxena. Ein lyrisches Monodrama. In: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1774. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 8. St. 1. Oktober 1774. Weimar 1774. S. 64-72. Bertuch, Friedrich Justin: Proben aus des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens Werken (...). Weimar 1778. Bertuch, Friedrich Justin (Übers. Verf. anonym): Reise des Herrn von M... nach China, in den Jahren 1773 und 1774. Aus der noch ungedruckten französ. Handschrift seiner Briefe. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch. In: DerTeutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) 1. Vierteljahr. Jan. 1775. Weimar 1775. III. S. 66-83. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.). Stieler, Adolf u. Streit, Friedrich Wilhelm: Sammlung aller bekannten geographischen Ortsbestimmungen zum Gebrauche der Geographie-Freunde (...). Bd 1.2. Weimar 1811-13. Bertuch, Friedrich Justin: Scipio, ein heroisches PantomimBallet. In: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 3. St. 2. August 1773. Weimar 1773. VII. S. 202208. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.) : Tafeln der allgemeinen Naturgeschichte nach ihren drey Reichen (...). Gewächs-Reich. Th. 1. Mineral-Reich. Th. 1. Thier-Reich. Th. 1. (3 Bde.) Weimar 1801. Bertuch, Friedrich Justin (Übers.). Marmontel, Jean-François: Über die dramatische Dichtkunst (...). Aus dem Französischen. (Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1. Leipzig 1774.

Bertuch, Friedrich Justin: Über die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen und in das practische Leben einzuführen; nebst Plan und Ankündigung einer Folge dahin abzweckender Werke (...). Weimar 1799. Bertuch, Friedrich Justin: Ueber die Wichtigkeit der Landesindustrie-Institute für Teutschland. In: Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Bd 8. Jg. 1793. H. 8. 9. Weimar 1793. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.). Rothstein, J.: Verbesserte Zubereitung des Flachses und Hanfes ohne Röste, durch Hülfe derChristianschenBrech-Maschine (...). Weimar 1819. Magazin des teutschen Flachs- und Hanfbaues und Bereitung. H. 1.)

Bode, Wilhelm: Der weimarische Musenhof 1756-1781. Berlin 1918. Bode, Wilhelm: Karl August von Weimar. Jugendjahre. Berlin 1913. Böttiger, Karl August: Bertuch. In: Nachdr. der Ausg.: Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl Aug. Böttigers handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger. Bd 1. Leipzig 1838. Frankfurt am Main 1972. S. 264ff. Böttiger, Karl August (Hrsg.): Griechische Vasengemälde (...). Bd 1. H. 1. 2. Weimar 1798. H. 3. Magdeburg 1800.

Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.). Putsche, Carl Wilhelm Ernst: Versuch einer Monographie der Kartoffel (...). Weimar 1819.

Bohadti, Gustav: Friedrieh Johann Justin Bertuch. Berlin u. Stuttgart 1970. (Sonderdr. der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei AG.)

Bertuch, Friedrich Justin: Versuch über Don Estevan Manuel de Villegas, einen lyrischen Dichter der Spanier. In: Der Teutsche Merkur. (Hrsg. von Christoph Martin Wieland.) Bd 5. St. 2. Februar 1774. Weimar 1774. IV. S. 237-241.

Bonnet, Charles de: Betrachtung über die Natur vom Herrn Karl Bonnet nach der neuesten sehr vermehrten Auflage in dessen sämmtliche Werken herausgegeben von Johann Daniel Titius. 4. Aufl. Bd 1. 2. Leipzig 1783.

Bertuch, Friedrich Justin: Vorschlag das Mode-Wort, Aufklärung, abzuschaffen. In: Journal des Luxus und der Moden. Hrsg. von Friedrich Justin Bertuch u. Georg Melchior Kraus. Weimar 1786ff. Teilnachdr. aus Bd 1-40 (1786-1825). Bd 1. Hanau 1967. S. 305ff.

Bonnet, Charles de: Essai analytique sur les facultés de l'âme. T. 1. 2. Kopenhagen 1760.

(Bertuch, Friedrich Justin:) Wiegenliederchen an die kleine Gräfinn von G. Altenburg 1772. (Bertuch, Friedrich Justin u.) Wolf, Ernst Wilhelm: Wiegenliederchen für deutsche Ammen, mit Melodien begleitet von Ernst Wilhelm Wolf (...). (Text von Friedrich Justin Bertuch.) Riga 1775. (Bertuch, Friedrich Justin:) Wie versorgt ein kleiner Staat am besten seine Armen und steuert der Betteley? (...). Leipzig u. Dessau 1782. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Wissenschaftlich-geordnetes Verzeichnis der Verlags-Werke des Grossherzogl. Sachs, privil. Landes-Industrie-Comptoirs und des Geographischen Instituts zu Weimar bis in die Mitte des Jahres 1817. Weimar 1817. Beschreibung der Feierlichkeiten welche bei Anwesenheit von Ihro Majestäten der Kaiser Alexander und Napoleon und mehreren gekrönten Häuptern in Weimar und Jena am 6ten und 7ten October 1808 von Sr. Durchlaucht dem Herzoge Carl August von Sachsen-Weimar veranstaltet wurden. Nebst einem Uberblicke Ihrer merkwürdigen Zusammenkunft in Erfurt. Mit französischem Nebentitel. Weimar 1809. Bewick, Thomas (Hrsg.): History of British birds. The figures engraved on wood by T. Bewick. Vol. I. Containing the history and description of land birds. (Dass....) Vol. II. Containing the history and description of water birds. Newcastle 1797-1804. (Vol. I. 1797; Vol. 2. 1804.)

Bourgoing, Jean-François de: Des Herrn Ritters Bourgoing Neue Reise durch Spanien vom Jahr 1782 bis 1788, oder vollständige Uebersicht des gegenwärtigen Zuslandes dieser Monarchie in allen ihren verschiedenen Zweigen. Aus dem Französischen. Deutsch von Albrecht Christoph Kayser u. Friedrich Justin Bertuch. Bd 1. 2. Jena 1789. Brüggemann, Theodor, in Zusammenarbeit mit Hans-Heino Ewers: Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur. Von 1750 bis 1800. Stuttgart 1982. Bruford, Walter H.: Kultur und Gesellschaft im klassischen Weimar 1775-1806. Göttingen 1966. Bürger, Gottfried August: Briefe von Gottfried August Bürger an Marianne Ehrmann (...). Hrsg. von Theophil Friedrich Ehrmann. Weimar 1802. Buffon, Georges: Histoire naturelle générale et particulière (...). T. 1-36. Paris 1749-88. Busch, Franz: Vom freien Geistesverkehr. Bertuchs politischpublizistische Unternehmungen 1805-1819. In: Hohenstein, Siglinde: Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) - bewundert, beneidet, umstritten. Katalog. Mainz 1985. S. 162-181. Cabanis, Pierre Jean George: Rapports du physique et du moral de l'homme (...). Nouv. ed. T. 1. 2. Paris 1855. Cagliostro in Warschau (...). (Verf. anonym. Deutsch von Friedrich Justin Bertuch.) In: Der Schwarzkünstler Cagliostro. Nach zeitgenössischen Berichten hrsg. von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. T. 2. Dresden 1922. S. 133-166. (Serapis-Bücher.)

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Campe, Joachim Heinrich: Kleine Kinderbibliothek (...). Th. 1-18. Wolfenbüttel u. Braunschweig 1782ff.

Aufl.Berlin 1830-32. (Bd 1 . 1 8 3 1 ; B d 2 . 1 8 3 2 ; B d 3 . 1 8 3 0 ; B d 4. 1830.)

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Ein Lesebuch für Kinder (...). 58. Aufl. Nachdr. der Ausg. Braunschweig 1860. Th. 1. 2. (In 1 Bd.) Bibliogr. u. Nachw. von Reinhard Stach. Dortmund 1978. Mit 4 6 Ulustr. in Holzst. nach Zeichn. von Ludwig Richter sowie 24 Robinsonaden. (Die bibliophilen Taschenbücher. Nr. 55.)

Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von la Mancha. Aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. In sechs Bänden, von F. J. Bertuch. 2. Ausg. Th. 1-6. Leipzig 1780-81. Mit Kupierst. nach Daniel Nikolaus Chodowiecki. (Th. 1-3. 1780; Th. 4-6. 1781.)

Campe, Joachim Heinrich: Sittenbüchlein für die katholische Jugend. Nebst angehängter Anleitung zur Sittsamkeit. Innsbruck 1793.

(Cervantes Saavedra, Miguel de:) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe. (Übers, von Friedrich Justin Bertuch.) Th. 1-6. Carlsruhe 1777-78. (Th. 1-3. 1777; Th. 4-6. 1778.)

Cantillon, Richard: Abhandlung über die Natur des Handels im allgemeinen (...). Nach der französischen Ausg. von 1775 (Essai sur la nature du commerce en général). Deutsch von Hella Hayek. Einl., Anm. u. hrsg. von Friedrich August Hayek. Jena 1931. (Sammlung sozialwissenschaftlicher Meister. Bd 25.) Carl Bertuchs Tagebuch vom Wiener Kongreß. Hrsg. von Hermann von Egloffstein. Berlin 1916. Cervantes Saavedra, Miguel de: Der sinnreiche Junker Don Quijote von la Mancha von Miguel de Cervantes de Saavedra. Aus dem Spanischen übersetzt mit dem Leben des M. Cervantes Saavedra nach Viardot und einer Einleitung von Heinrich Heine. (Ubers, anonym.) Stuttgart 1837-38. Cervantes Saavedra, Miguel de: Der sinnreiche Junker Don Quixote von la Mancha von Miguel Cervantes de Saavedra. Aus dem Spanischen übersetzt durch Dietrich Wilhelm Soltau. Th. 1-8. Wien 1826. (Classische Cabinets-Bibliothek oder Sammlung auserlesener Werke der deutschen und Fremd-Literatur. Bd 79-86.) Cervantes Saavedra, Miguel de: Des berühmten Ritters, Don Quixote von Mancha, Lustige und sinnreiche Geschichte, abgefasset von Miguel Cervantes Saavedra. (Ubers, anonym.) Th. 1. 2. Leipzig 1734. Mit Kupierst. (Cervantes Saavedra, Miguel de:) Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland / Auß Hispanischer Spraach in hochteutsche obersetzt. Franckfurt / In VerlegungThomae MatthiaeGötzen. 1648. (2.Titeibl.:) Erster Theil Der abentheuerlichen Geschichte des scharpffsinnigen Lehns- und Rittersassen / Juncker Harnisches auß Fleckenland / Auß dem Spanischen ins Hochteutsche versetzt Durch Pahsch Basteln von der Sohle. HoffGeifimar / Gedruckt bey Salomon Schadewitz. Im Jahr 1648. Neudr. Hamburg: Staatsund Universitätsbibliothek 1928. (Festschrift für die XXI. Neuphilologenversammlung in Hamburg.) Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Taten des scharfsinnigen Junkers Don Quijote. In der anonymen Übertragung von 1837 unter Benutzung der Übertragungen von Soltau und Tieck, herausgegeben von Will Vesper. München 1912. III. von Gustav Doré. Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quijote von la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra übersetzt von Ludwig Tieck. Bd 1-4. 3. verb.

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Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des Weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrifft des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda (...). Übers, von Friedrich Justin Bertuch. Th. 1-6. Weimar u. Leipzig 1775-77. Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Thaten des Weisen Junkers Don Quixote von Mancha. Neue Ausgabe, aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda. In sechs Bänden, von Friedr. Just. Bertuch. Th. 1-4. Carlsruhe 1785. (Cervantes Saavedra, Miguel de:) Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha von Friedr. Just. Bertuch. Th. 1-6. Wien u. Prag 1798. Collischon, Franz: (Aufzeichnungen über die Familie Bertuch.) Unveröff. Mskr. (maschr.) Frankfurt am Main 1936. Vorh. im Gutenberg-Mus. Mainz. Bibliothek. 8 ungez. Bl. Comenius, Johann Arnos: Joh. Arnos Commenii, orbis sensualium pictus. Hoc est, omnium fundamentalium in mundo rerum & in vita actionum pictura & nomenclatura. Die sichtbare Welt. Das ist aller vornemsten Welt-Dinge und Lebensverrichtungen Vorbildung und Benahmung. Nachdr. d. Ausg. Nürnberg 1658. Nachw. von Heiner Höfener. Dortmund 1978. Mit zahlr. Holzschn. (Paulus Creutzberger zugeschrieben.) (Die bibliophilen Taschenbücher. Nr. 30.) Condillac, Etienne Bonnot de: Oeuvres complètes (...). T. 1-23. Paris 1798. Condillac, Etienne Bonnot de: Ouevres complètes (...). T. 1-10. Paris 1821-22. Das Bilderbuch. Geschichte und Entwicklung des Bilderbuchs in Deutschland von den Anfangen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Klaus Doderer und Helmut Müller. 2. Aufl. Weinheim u. Basel 1974. Das klassische Weimar. Texte und Zeugnisse. Hrsg. von Heinrich Pleticha. München 1983. (dtv. 2935.) David Ricardo's Grundgesetze der Volkswirtschaft und Besteuerung. Aus dem Englischen übers, von Edward Baumstark. Leipzig 1837.

Defoe, Daniel: Des Welt-berühmten Engelländers Robinson Crusoe Leben Und gantz ungemeine Begebenheiten, Insonderheit Da er acht und zwantzig Jahre lang auf einer unbewohnten Insul bey dem Einfluß des grossen Strohms Oroonoko auf der Americanischen Küste, gelebet hat. Von ihm selbst in Englischer Sprache beschrieben Nunmehro aber um seiner Fürtrefflichkeit willen ins Teutsche übersetzt und mit artigen Kupfern gezieret. T h . 1. Frankfurt u. Leipzig 1720. (Dass. ... Begebenheiten.) Anderer Theil / Welcher dessen Rückreise nach seiner Insul / und seine aufs neue gethane Reisen, auf welchen sich viele wundersame und lesenswürdige Fata mit ihm zugetragen / in sich hält; Von ihm selbst beschrieben / und um seiner Fürtrefflichkeit willen / aus dem Englischen und Französischen ins Teutsche übersetzet / Mit säubern Kupfern. T h . 2. Nürnberg 1 7 2 0 .

Falk, Johannes Daniel (Hrsg.): Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire (...). Jg. 6. Weimar 1802. Feld, Reinhard: Beispiele von Ansätzen alternativer Ökonomie: Utopische Gesellschaftsbilder am Beispiel Fouriers. Deutschland nach dem Scheitern der 4 8 e r Revolution. Die Kollektive im spanischen Bürgerkrieg. In: Texte zur Kollektivbewegung. Die Geschichte alternativer Projekte von 1 8 0 0 bis 1975. Hrsg. von Jan Peters. Berlin 1980. S. 79ff. Feldmann, Wilhelm: Friedrich Justin Bertuch. Ein Beitrag zur Geschichte der Goethezeit. Mit der Rede des Kanzlers von Müller auf Bertuch. Saarbrücken 1902. Fink, Fritz: Friedrich Johann Justin Bertuch. Der Schöpfer des Weimarer

Landes-Industrie-Comptoirs

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Diercks, Margarete: Vom Bilderbuch zum Arbeitsbuch. Reutlingen 1 9 6 5 .

Fink, Fritz: Nebenfiguren der klassischen Zeit in Weimar. Wei-

Doderer, Klaus u. Müller, Helmut (Hrsg.): Das Bilderbuch. Geschichte und Entwicklung des Bilderbuchs in Deutschland von den Anlangen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Klaus Doderer und Helmut Müller. 2. Aufl. Weinheim u. Basel 1974.

Fink, Fritz: Zur Geschichte des Buchhandels in der Stadt Weimar. Weimar 1933. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar. In Verbindung mit einer Anzahl von Mitarbeitern hrsg. von Fritz Fink. H. 32.)

Döring, Heinrich: Friedrich Justin Bertuch. In: Zeitgenossen.

Fourier, Charles: Oeuvres complètes. T . 2 - 5 . Théorie de l'unité universelle. Vol. 1-4. 2. Ed. Paris 1 8 4 1 - 4 3 .

Biographien und Charakteristiken. N. R. Bd 5. H. 19. Leipzig

Fink. H. 3 5 / 3 6 . Weimar 1 9 3 4 . (Persönlichkeiten des klassischen Weimar. H. 1.)

mar 1935. S. l l f f .

1826. S. 77ff. Fourier, Charles: Théorie des quatre mouvements et des destiDyhrenfurth, Irene: Geschichte des deutschen Jugendbuches. Mit einem Beitrag über die Entwicklung nach 1 9 4 5 von Margarete Diercks. Zürich u. Freiburg 1 9 6 7 .

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BILDNACHWEIS

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GOETHE

Begegnungen und Gespräche Herausgegeben von Ernst Grumach f und Renate Grumach ca. 15 Bände Bereits erschienen:

Band 1: 1 7 4 9 - 1 7 7 6 Groß-Oktav. XVIII, 511 Seiten. 1963. Ganzleinen DM 132,— ISBN 3 11 005141 9

Band II: 1 7 7 7 - 1 7 8 5 Groß-Oktav. IV, 596 Seiten. 1966. Ganzleinen DM 1 5 0 , ISBN 3 11 005142 7

Band III: 1 7 8 6 - 1 7 9 2 Groß-Oktav. IV, 581 Seiten. 1977. Ganzleinen DM 178,— ISBN 3 11 006836 2

Band IV: 1 7 9 3 - 1 7 9 9 Groß-Oktav. IV, 605 Seiten. 1980. Ganzleinen DM 225, — ISBN 3 11 008105 9

Band V: 1 8 0 0 - 1 8 0 5 Groß-Oktav. IV, 754 Seiten. 1985. Ganzleinen DM 3 2 4 , ISBN 3 11 010164 5 Die Zeugnisse der Zeitgenossen werden mit den Selbstzeugnissen Goethes vereint (was nicht zuletzt den großen Umfang des Werkes bedingt), so daß das Ganze eine lückenlose Dokumentensammlung für Goethes Lebensweg darstellen wird. Dabei ist nicht zu verkennen, daß hier ein Desideratum allerersten Ranges erfüllt wird, eine Vorarbeit für alle biographische Beschäftigung mit Goethe. Es ist möglich oder es wird doch durch diese editorische Arbeit möglich werden, den Lebensweg Goethes bis in die Stunden hinein zu verfolgen, nicht allein durch Zahlen und Ereignisse, sondern durch lebendige Eindrücke, wie sie sich Goethe selbst und den Zeitgenossen darboten . . . Daß hier aber der Schlüssel zu Goethes Biographie gegeben wird, ist ein literarisches Ereignis von hohem Rang. Für die Goetheforschung, aber auch für die Beschäftigung des Literaturfreundes mit der außergewöhnlichsten Gestalt unserer Literatur wird Grumachs Werk nicht zu entbehren sein. Die Barke, Frankfurt/M. Preisänderungen vorbehalten

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ILSE GRAHAM

Goethe - Schauen und Glauben Groß-Oktav. XII, 627 Seiten. 1988. Ganzleinen DM 218,— ISBN 3 11 011335 X Versuch, die gängige Formel von Goethe als dem Dichter-Wissenschaftler zu präzisieren und durch konkrete Nachweise zu unterbauen. Beispielhaft werden Goethes entomologische Forschungen herangezogen, die bislang noch unbekannte Gehaltschichten in Goethes Dichtung freilegen.

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Goethe: Portrait of the Artist Large-octavo. X, 381 pages. 1977. Cloth DM 101,— ISBN 3 11 006928 8 This study centres on eleven of Goethe's major works, and for their elucidation draws on a broad spectrum of his other writings, including aesthetic and scientific treatises as well as autobiographical and critical works. It has been written with a double aim: each of the individual readings can and does stand as a re-interpretation of the work concerned. At the same time, a composite picture is built up to make visible the unique contour of this poet's artistic physiognomy.

Goethe und die Antike — Eine Sammlung — Herausgegeben von Ernst Grumach. Mit einem Nachwort von Wolfgang Schadewaldt. 2 Bände. Groß-Oktav. XV, 1092 Seiten, 17 Tafeln. 1949 Ganzleinen DM 1 0 9 , - ISBN 3 11 003211 7

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